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Full text of "Pädagogische Blätter"

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ici^crifdicii  fntliol.  C^r^icfiiiutv^ucrciue. 


Inritrr  ia t) r 9 a n ri* 

10.  ,v>cft. 

in  ftarf  je  ben  I.  unb  15,  eine»  jeben  Monat«.) 


3ug, 

mb  tfjpebition  üoh  3  3W-  iöluufcf>i. 

1895. 


Pädagogische  Blätter 

Verein  katholischer  Lehrer  und  Schulmänner, 

Schweiz,  Schweizerische  katholische  Erziehungsvereins 


Google 


*  „^»eij.  Orr$ie$ungefreunbeS"  unb  ber  „tpäbttgög.  ölonateff  rift". 


unb  be*  ff  meiüeriff  en  fattjol.  (£r$ie^ung4*ereiu£. 


«lug,  1.  Januar  1895.  J£  L 


2.  Jahrgang. 


91  ebaf  tionSl  ommiffton : 

t«  erainarbirtftorrn:  J.  I  *un|,  t>tfct  ir4,  üujtrn ;      S^umqartntT,  ^ug;  tic  hc$n\  $<rrn:  f>r.  .irltol. 
fwf..  Qbur ;  See  »raj.  ?|arttt,  *«ra,  tt.  et.  «adra  unb  $ert  teurer  »Ml  In  «tftfdb,  Ort. 
'  "  n i f  n  bu  n  Ä  f  n  Rnt  an  £emtnarbtr«fUr  8 a u m 8 a r t n e t  jn  riebt««. 

Abonnement: 

l^Uba  wtiitUd)  2  mal  Je  ben  1.  unb  15.  b«f  Wonati  unb  roftet  I5bi(l<a  fot  »ctetnimltaUcbtt  4  %t.\ 
■*  ^aatlfantitattn  3  St.;  für  XitfthnitaUcDtr  5  gr.  P  t  f(  c  l  (  u  n  g  c  n  bdm  ScrlCflCT:  3.  W. 
^"t»l,  »u^bruder,  3u«.  —  3nferaU  »<tbcn  btt  $«llt»«iU  mit  10  St».  baeAtut. 

Rottes  reichen  £egen  gum  neuen  §a$tr! 

TOit  biefem  ©rufee  beginnen  bie  Sßäbag.  Rätter  i&ren  jtwiten  3ar)rgang! 
fr  gilt  bor  allein  iljren  roerten  fiefern,  ftreunben  nnb  Mitarbeitern ;  er  gilt 
&r  auf  ber  guten  ©af  e,  ber  ju  bienen  fte  fif  jur  $flif  t  gemalt  Ijaben, 
P  Injtefyiint]  unb  SBilbung  unferer  Ib.  3ugenb  für  ©ott  unb  93aterlanb. 
Pir  fönnen  e§  und  nif  t  Derljeljfen,  bau  bie  f  riftlife  (Srjiefjung  mit  großen 
linbernifjeu  $u  fämpfen  r)at.  $er  ©eifl  beS  Nationalismus  unb  beS  Döfligen 
kglnubenS  greift  immer  meljr  um  fif  unb  fierft  afle  SSerljäftniffe  beS 
(rntüfen  fiebenS,  ja  teilroeife  felbft  beS  fjäuSlifen  CebenS  an.  Die 
itmefle  3{itrif  *ung,  ofren  paffte  ©üter  ©elb  unb  @ut,  SBequemlif  feit 
Vergnügen,  ©enufc  unb  ©f  raufenlofigfeit  naf  aQen  Stiftungen  finb, 
|prrfdt)t  große  unb  einflußreif  e  Greife  beS  fokalen  ÖebenS.  Ta  bürfen 
pr  feine  Opfer  unb  feine  *0lür)e  freuen,  um  bie  friftlife  3ugenb  gegen 
fcje  unfjeilDoOen  ßinflüffe  5 1 1  ff üfcen  unb  müffen  baljer  bie  ©runbfäjw  ber 
WMfen  @rjie!)ung  hofhalten  unb  flberafl  mannhaft  für  fie  einfielen. 
t«4  ober  unfern  ©tanb  nof  ff  roieriger  maf  t,  ba§  ift  ber  traurige  Umftanb, 
Kl  geroiffe  Stiftungen  beS  politiffen  ßebenS  jielberoufet  barauf  ausgeben, 
■1  friftlifen  ©eift  aus  ben  öffentlichen  Sfulen  unb  Dem  öffentlichen 
fckn  überhaupt  immer  nufr  ju  Derbrängen.  3»bife^e  unb  3toilbeerbigung 
kfcffl  fie  bereits  errungen ;  bie  3iDil|"f  nie  ift  nun  iljr  näf  fteS  3iel.  3ebe 
Äuftfion  fofl  aus  ber  öffentlichen  drjieljung  oerbannt  merben,  eine  fon- 
ober  «flerroeltSreligiou  in  biefelbe  eiujieljen.    5)a5  ifi  einer  it)rec 


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^rogrammpunfte.  Mudj  in  biefer  folgenftfmeren  ©djulfrage  muffen  bie 
^ßäbag.  SBlätter  ©teflung.  nehmen ;  biefe  ift  ifmen  oorgejeic&net  in  bfn  Orunb» 
Prinzipien  ber  fatf)olifd)en  ^äbagogif.  Die  (onfeffionelle  S^ule  ift  unfer 
3beal;  in  if)r  aflein  erbliden  mir  bie  ©emäbj  unb  JBürgfajaft  für  bie  6r- 
Haltung  ber  dniftlia>n  9Migion  unb  baburd)  ber  rf)riftli#en  ©eftttung  unb 
$ilbung  in  unferm  Ib.  Eaterlanbe.  Die  fonfeffion§tofe  ©a)ule  betrauten 
mir  al5  ein  Unglürf  für  bie  flinber  unb  bie  ©dmle,  für  bie  Familien  unb 
ben  ©taat,  meil  fie  baS  religiöfe  Ceben  Derfla^t  unb  üerfümmert  unb  ben 
religiöfen  3nbifferenti§mu8  pflegt,  ber  gemöljnlid)  mit  bem  Sfcrmerfen  jeber 
^Religion,  mit  bem  üöfligen  Unglauben  eubet.  Darauf  entftefyen  33errofjung  ber 
3ugenb  unb  beS  SSolfeö;  bie  Regierten  unb  ßeibenfdjaften  Ijaben  (einen 
Damm  meljr,  ber  fie  jurücfljält,  unb  bredjen  ftürmifa}  (jeroor,  ba8  Softer 
mirb  immer  freier  unb  aQgemeiner,  unb  um  baS  ®lüd  unb  ben  ^rieben, 
bie  SQBoljtfatjrt  Don  ftamilie,  ©emeinbe  unb  Staat  ift  e3  gefdfoeljen.  ©oldje 
f$rüd)tf  jeitigt  bie  tonfeffion§lofe  ©d)iile  überaü,  mo  fie  eingeführt  roorben. 
Wegen  fi*  müffen  mir  baljer  einen  energi)c$en  Jlampf  führen.  3"bem  mir  bie* 
tfmn,  arbeiten  mir  am  Söoljle  unfereS  93olfe§  unb  SanbeS  unb  ermatten  mir 
iljm  feinen  $rifili$en  ßtjarafter.  —  9fod)  naa)  einer  anbem  SBejiefyung 
ift  bie  ©a)ulfrage  eine  brennenbe  gemorben.  53iele  ©dmlfreife  ftreben  nach 
ßentralifation  im  ©cfcutmefen  unb  fef>eit  in  einer  53unbe§fduile  ober  ©dnoei« 
jerifctyen  SJollSfdmle  it>r  3beal.  (53  ju  Dermirflia>n,  arbeiten  fie  feit  Sauren, 
unb  eS  läßt  fi<h  nid)t  leugnen,  bafc  ber  Sntfa>ib  Dom  4.  9toD.  Derfl.  3-  iljuen 
neue  Hoffnung  für  baS  ©elingen  beSfelben  gegeben  Ijat.  Wud)  nad)  biefer 
©eite  ber  ©a>ilfrage  müffen  bie  $äb.r33l.  ©teOung  nehmen,  ©ie  merben 
fic^  aud)  in  biefer  ftrage  bon  ©runbföfcen  leiten  laffeu,  bie  baS  2BobJ  unb 
bie  (Spaltung  ber  a)rifilid)en  ©dmle  am  fräftigften  förbern.  Wad)  $unbe$: 
gefefc  gehört  bie  ©dmle  ben  Kantonen  unb  e§  mirb  niemanb  leugnen  fönnen, 
bafe  fie  am  beften  im  ftanbe  finb,  ba§  ©dmlmefen  ben  inbiDibueflen  93er* 
t)ä(tniffen  gemäß  auSjugeftalten  unb  ju  förbem,  fofem  fie  it>re  bieSbejüglicfc 
große  unb  heilige  Aufgabe  erfüllen.  Dic§  fn'nbert  aber  nic^t,  baß  bie  fan* 
tonalen  (SrjieljungSbeljörben  einauber  näher  treten  unb  nad)  Derfchiebeneu 
Mißlungen  r)iit  ju  gemeinfamen  Vorgehen  fict>  bie  ftaub  reichen.  3m  ©egen» 
teil  mürbe  barauS  ein  großer  ©eminn  für  bie  ©dmle  ermartjfen.  Die  fatljol. 
ßontone  j.  JB.  tonnten  fict>  ganj  leid)t  auf  gemeiniame  Lehrmittel  Oereinigen, 
moburch  e§  möglich  mürbe,  biefelben  fel>r  billig  ben  Schulen  abzugeben,  ßbenfaj 
liefje  fid)  mehr  Einheit  bezüglich  Sdmlorgonifation  unb  ßefyrerbilbumi 
erreichen,  ©ei  ber  heutigen  Semeguug  be§  5$olte§,  fpejiefl  ber  arbeitendem 
klaffen,  märe  eine  foldje  gegenfeitige  Herftänbiguug  oon  großem  Vorteil  null 
mürbe  manage  Übelftänbe  f)eben.  9iaft}  biefer  ©eite  t)tu  Anregung  ju  gebenJ 
ift  befonber^  nud)  eine  feböne  Aufgabe  uufere^  SJereinSlebenS,  ber  ja  |eimrl 


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Wofür  nod)  auf  interfantonalem  33oben  ftef)t  unb  in  bem  fif  barjer  bie 
^börben,  Ö^ret  unb  ©fulfreunbe  ber  öerff  iebenen  Äantone  jum  gemein« 
jamen  SBirfeu  bie  #anb  reiben. 

Unb  wie  DieleS  bleibt  ju  ttmn  auf  bem  ©ebiete  ber  3ugenberjiel)ung 
aufeerljalb  ber  ©fule?  3Bie  roiftig  ift  bie  ^ugenbleftüre  ?  2öie  mistig  bie 
leiblif  e  entroicflung  ber  3«g*nb,  roie  bebeutungSoofl  bie  IjäuSlif  e  (Srjieljung,  bie 
Weitung  be*  Familienlebens,  beS  33erl)ältuiffe8  t»on  £au$  unb  ©fule,  flirf  e 
unb  Schule  unb  wie  folgenff  roer  bie  reiigiöje  unb  intefleftuefle  ftortbilbung  ber 
Sefrer,  bie  SBerbefferung  itjrer  finanziellen  ©tellung!  -  2öelf  ein  reifes  ©ebiet 
ber  Arbeit  eröffnet  fif  ba  ben  $äb.  331. !  ©ie  merben  naf  allen  Stiftungen 
Ijin  bie  Wugen  offen  unb  für  alles  ein  marmeS  unb  opferroitlige«  |)erj  Ijaben, 
roaS  jum  SBo^le  ber  Grjieljung  im  allgemeinen,  ber  ©fule  unb  beS  Seljrer» 
itonbeS  inSbefonbere  gereift,  ©ie  boffen  aber  bei  il>rer  Arbeit  auf  fräftige 
llnterjtüjumg  bon  Seite  iljrer  ©efinnungSgenoffen  foroofy  burf  jaljlreif  e§ 
Abonnieren  als  burf  ßinfenben  t>on  roiffenff  aftlif  en  Arbeiten  ober  mefn- 
lofalen  9laf  rif  ten.  WDeS,  roaS  unferm  gemeinfamen  Q\tU  frommt,  unb  roenn 
f§  auf  nur  einige  menige  3*iIe"  wären,  furje  ^otijen  auS  bem  ©f  ufleben 
ober  ber  Seitüre  je.  ift  roiOfommen. 

©o  mögen  benn  bie  ?ßäb.  $1.  mieber  mutig  fnnauS  ger)en  unb  allüberall 
im  Ib.  33ater(anbe  anflopfen,  iljre  ©f  ritte  fetbft  ju  guten  ^freunben  im 
flusianbe  (enfen  unb  aOfeitig  gut  aufgenommen  merben!  Dafür  merben 
jie  if>rer  Aufgabe  allfeitig  geroiffenljaft  naf  jufommen  unb  bie  ßefer  fo  gut 
all  möglif  ju  bef riebigen  fif  bemühen.  Wöge  ©otteS  ©egen  fie  begleiten 
unb  ifjnen  Reifen,  ifjre  roiftige  Aufgabe  treu  ju  erfüllen!  Wit  ©ott  unb 
für  ©ott  jum  53eften  ber  lieben  3ugenb  unb  ber  3 u ' 11  n f *  unfereS 
lieben  SJaterlanbeS,  fei  it)r  fiofungSmort!  H.  B. 

JHe  formafen  Stufen  fo*  3lnferrid)tt0. 

(H.  B.) 

Die  Wet&obe  ift  ameifelloS  eines  ber  mif  tigften,  meil  mirifamften,  innern 
Wittel  beS  Unterrif teS.  Die  Seiten  finb  gottlob  borbei,  melfe  ofme  mettjo- 
oijfe  Durf  bilbung  beS  ße&rerS  in  ber  ©fule  auSfommen  $u  fönnen  meinten, 
aber  auf  jene,  melfe  bie  Wett)obe  als  ba§  3^  unb  ^»oe  ötler  ©f  ul= 
i^tigfeit  rjinfteHten  unb  aüen  ßrnfteS  naf  einer  objeftiuen  Wetfjobe  fuf  ten, 
bie  ber  ßet)rer  fif  nur  anzueignen  brauste,  um  ein  oollfoinmener  Selker 
ui  fein.  Die  3öa^eit  liegt  auf  ba  in  ber  Witte  unb  ift  in  bem  ©afce 
ßuSgefprofen:  „Die  Wetfjobe  ift  ein  Wittel;  ba§  Wittel  aber  mufj 
bem  3roede  bienen."  6iu  Öeljrer  ot)ue  Wetljobe,  ber  nur  ber  augenblicflifen 
1'oune.  bem  Einfall  folgt;  ber  ben  ganzen  Verlauf  be§  Unterrif  teS  bem  3"fau< 
überlast,  ber  ba  meint,  auf  bie  Wetljobe  fomme  eS  nift  an,  ober:  jeber 


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ift  ftch  felbft  Wetfjobe,  —  fjanbelt  ebenfo  unpäbagogifch  nl§  ber  anbere  Öftrer, 
ber  bie  *Dcethobe  wie  eine  Schablone  gebraust  unb  fie  auf  öden  Unterrichte 
ftoff  in  gleitet  Seife  anwenbet,  ob  fte  paffe  ober  nicht.  Die  3Retl>obc  ift 
freiließ  auch  bura)  bie  ^krfönlichfeit  beS  ÖehrerS  mitbebingt,  ebenfo  burdj  bie 
inbibibuellen  33erhältnif[e  ber  Schule  unb  burch  ben  eigenartigen  (Sfjarafter 
beS  UnterrichtSftoffeS ;  am  ftärfften  unb  entfdjiebenften  aber  ift  fie  beeinflußt 
burch  baS  Seelenleben  be§  JlinbeS.  Die  pfochologifchen  <8efi<htSpunfte  finb 
bei  ber  ftrage,  wie  ber  UnterrichtSfloff  ben  ftinbern  mitgeteilt  werben  mttffe, 
inaBgebenb.  Diefe  Sahrheit  in  ein  befonbereS  2id)t  gefegt  ju  fyiUn,  if»  un« 
beftritten  ein  5*erbienfi  ber  4>erbart-3i Herfen  9ciajtung  in  ber  ^übagogif. 
DieS geWa^borjügHa^bur^  bie  fiefcrebon  benformalen  Stufen  beS  Unter- 
richtes. Das  Sefen  biefer  ßehre  ift  nia>t  neu;  fa>n  bie  alte  Schule 
beobachtete  Tie  in  ber  $rajiS.  ©a>n  ArifloteleS  betonte  ben  ©a&:  Der  2Öeg 
jur  SrfenntniS  geht  burch  bie  Sinne,  unb  ber  hl-  %f)oma$  Don  Aquin  führte 
baS  ^rinjip  beS  weitem  aus  (Siet)e  Art.  Wr.  22,  St.  705).  (SomeniuS  unb 
Selbiger  beobachteten  bie  gleiten  ©runbfä&e  unb  betonten  bie  Anfchauung, 
ebenfo  ^eftalojji  unb  feine  ganje  Schule.  Senn  biefe  Sßäbagogen  öom 
93or$eigen  beS  ©egenftanbeS,  Don  $efprechung,  ßinprägung  unb  33ermenbung  be* 
UnterrichtSftoffeS  fpredjen,  fo  gehen  fi*  im  großen  ©anjen  ben  gleiten  5Beg, 
ben  uns  bie  formalen  Stufen  bor^eidtjnen.  Diefe  bilben  Daher  in  ber  %t}a\ 
ben  jenigen  $eil  ber  3ifl*tfo)en  UnterrichtSmethobif,  melier  „in  ben  ^errfa^enben 
CehrDerfahren  am  meiften  AnfnüpfungSpunftc  finbet."  $rofjbem  aber  lotjnt 
e$  ftch  ber  TOtihe,  biefetben  einer  eingehenben  ©tubie  $u  unterwerfen;  benn 
fte  werfen  fo  Diel  8i$t  auf  ben  pfoa)ifa)en  ©ang  beS  ÖernprojeffeS,  auf  bie 
^ätigfeit  ber  Seele  beim  (Srfaffen  beS  UnterrichtSftoffeS,  baß  bereu  Kenntnis 
jebe  ßehrttjätigfeit  neu  befruchten  wirb  unb  baljer  ber  Schule  ben  größten 
Wufcen  bietet.  Sir  folgen  in  unferer  $efpredjung  ber  bereits  früher  an« 
gezeigten  Schrift :  bie  formalen  ©tufen  beS  Unterrichtes,  Don  ©eminarbireftor 
Dr.  2h-  Siget,  werben  uns  aber  in  ber  Ausführung  jiemlich  frei  bewegen. 

I. 

Sßor  allem  ein  2öort  über  ben  Warnen :  formale  ©tufen.  tiefer  Warne 
fommt  ihnen  ju,  roeil  Tie  auf  feinen  beftiinmten  UnterrichtSftoff  SRücf ficht  nehmen, 
im  ©egenteil  bei  jebem  ©toff  in  Sejug  auf  bie  Art  ber  Darbietung  beSfelben 
angewenbet  werben  fönnen.  ©ie  betreffen  nur  bie  ftorm  ber  Darbietung 
beS  Stoffes,  nicht  ben  3nholt;  Doch  wäre  eS  anberfeitS  burchauS  irrig,  fie 
als  etwas  nur  äußerliches,  rein  formelles  aufjufaffen,  als  eine  gorm,  bie, 
wenn  fie  ihre  Abficht  erfüllt  i)a\,  in  Stüde  jerfchlagen  werben  bürfte,  wie 
bie  ^oriu  beim  ©locfenguffe.  So  äußerlich  ober  formell  fie  ben  einzelnen 
UnterrichtSftoffen  gegenüber  fich  oerhält,  fo  innerlich  unb  wefentlich  ift  fie 


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in  Vegug  auf  baS  Auffaffen  beS  jeweiligen  Unterrtcf)t$ftoffe8  ober  baS  Seinen, 
weil  fie  fich  gang  an  bi<  Pfo<W<S*n  ©efejje  anfchliejjt,  welche  jebem  8ernen 
ju  ©runbe  liegen.  3eber  Unterricht  wirb  baljer,  berou&t  ober  unbewufet  ben 
©ang  ber  formalen  Stufen  gehen  müffen,  wenn  er  pföctjologifch  fein  will. 
$agu  gwingt  ihn  baS  Seelenleben  beS  &inbeS.  Die  formalen  Stufen  beS 
Unterrichtes  ftnb  pfbchtfche  Stufen  unb  batjer  imtiefjten  Innern  beS  ÄinbeS 
begränbet.  tiefer  92ame  märe  baljer  bem  erftern  unbebingt  borgugieljen,  ba 
jener  leicht  gu  falfct)en  Auffaffungen  führen  fönnte.  Überhaupt  fajeint  und 
bie  #erbart=3iu«f4K  Sct)ule  in  ber  Wamengebung  nict)t  gtücflirf)  geraefen  gu 
jein;  ba*  ift  auch  ein  ©runb,  ba&  mana>  an  unb  für  fich  redt)t  gute  $been 
fia)  nid)t  recht  einbürgern  rooflen. 

3ebe  gielbemujjte  Arbeit,  alfo  auch  jeber  gielbewujjte  Unterricht  bebarf  einer 
(orgfältigen  Vorbereitung.  @S  mufe  alle«  Material  gehörig  gubereitet  fein, 
bejfen  man  fia)  bei  ber  Durchführung  bebienen  mujj.  2Ber  ohne  Vorbereitung 
an  bie  Arbeit  geht,  bem  mangelt  bei  ber  Ausführung  balb  bieS,  balb  jenes, 
er  ftofct  ba  unb  bort  auf  unüort)ergefehene  unb  unerwartete  Schmierigfeiten,  gu 
beren  ßöfung  ihm  bielfach  bie  geeigneten  Wittel  fehlen,  er  arbeitet  eben  auf 
ßfratetoohl  hin,  überlögt  fich  bem  3ufaD\  53ei  »eniger  bebeutenben  Arbeiten 
mag  man  baS  entfd)ulbigen,  obmohl  eS  auch  ba  nicht  weife  unb  flug  ift; 
bei  wichtigen  unb  bebeutungSboflen  Arbeiten  aber  ben  ©ang  unb  Erfolg 
berfelben  bem  3«föÜ  überlaffen,  ift  ein  fy'xtyn  grofeer  Unbernunft  unb  ©e- 
miffenlofigfeit.  Das  gilt  gang  befonberS  oon  ben  ergiehenben  ^hätigfeiten, 
too  eS  fich  um  bie  Vilbung  bon  unfterblichen  Seeleu  hanbelt.  Daher  bie 
gebietertfct)e  ftorberung  ber  ^äbagogif  an  bie  unterridjtenbe  ^erfönlid)feit : 
Bereite  bi<h  auf  jebe  UnterrichtSftunbe  fomofjl  bezüglich  Stoff  als 
Wethobc  auf's  gewiffenhaftefte  oor.  9cur  fo  tann  ber  Unterricht  mit 
Erfolg  gefrönt  fein. 

91  ber  biefe  Vorbereitung  t)at  eine  anbere  gur  notwenbigen  Vorau§fefcung. 
Der  Sfr)rer  mufj  genau  wijfen,  was  er  in  jebem  ^ach  unb  in  jeber  Unterrichte 
fiunbe  ben  Äinbern  geben  ober  bermitteln  will.  (5S  mujj  infolge  bejfen  batjer 
baS  gange  3ahreSpenfum  eines  jeben  gacheS  auf  bie  einzelnen  ßeftionen  berteilt 
wrben;  baS  i(t  bie  ©lieberung  beS  UnterrichtSftoffeS  auf  bie  ÜRonate,  Bochen 
unb  $age  beS  Schuljahres.  Dabura)  entfteht  ber  StoffoerteiliingS«  ober 
Stufenplan,  auch  ßeftionSplan  geheigen.  (5r  ift  ber  ©runbrijj  für  Das 
geijhge  ©ebäube,  baS  ber  gehrer  im  Saufe  beS  Schuljahres  aufrichten  fod. 
Da  iß  feine  gange  Arbeit  unb  Aufgabe  borgegeichnet,  unb  ein  berufstreuer 
frtjter  wirb  fich  biejer  9Rüt)e  nicht  entziehen,  fonbern  mit  Sifer  fie  boflgiehen, 
weil  eS  ihm  eben  baran  liegt,  fein  3«!  gu  erreichen.  Vebor  man  ein  ©ebäube 
(unb  roär'S  auch  nur  eine  #ütte)  errichten  lägt,  berlangt  man  Pom  Vaumeijter 
ynauen  $lan,  gut  orientierenbe  3etcfniung.   BaS  würbe  man  bon  einem 


-     6  - 


SBaumeifler  fagen,  bcr  ohne  $lan  unb  Berechnung,  ohne  Detaillierten  ©runbrifc  au 
bie  Aufführung  eines  ©ebäubeS  ginge?  $räfe  ihn  nicht  Der  Vorwurf  beS 
Seit^tfinnc«,  unb  mürbe  bann  nicht  alles  mit  föedjt  über  ihn  fpottcu,  wenn 
eS  Derfehlt  h«auSfäme!  —  Der  ßefjrer  mache  bie  Wnmenbung  auf  fid). 
(5S  fann  Daher  nicht  genug  ©ewid)t  Darauf  gelegt  werben,  baß  Don  jebem 
ßehrer  ein  folcher  Stufenplau  für  jebeS  ftad),  ba§  er  ju  erteilen  hat,  angelegt 
merbe ,  unb  baS  gilt  nicht  nur  für  bie  primär«  fonbern  auch  für  bie  Sefunbar* 
unb  ^ö^ern  Spulen.  3ebe8  ©lieb  beS  Stufenplanes  aber  fofl  ein  in  fid) 
jufammenhängenbeS  ©an je  ausmalen  unb  baS  eine  fofl  mit  bem  anbern  logijd) 
Derfnüpft  fein,  fo  baft  afle  Öeftionen  jui  einanber  fief)  Derbalten  roie  Glinge 
einer  Pette,  Don  benen  ber  eine  immer  in  ben  anbern  hineingreift,  ber  eine 
ben  anbern  untrennbar  fefthält.  Diefe  innige  Verfettung  ber  einzelnen  ©lieber 
beS  UuterrichtSftoffeS  ift  mof)l  baS  fräf  tigfte  Wittel ,  ben  Erfolg  be§  Unterrichtes 
ju  garantieren,  aber  fie  ergibt  ftch  nur  aus  ber  (Srfteflung  eineS  guten  Stufen^ 
planes.  (Sin  fola>S  ©lieb,  baS  an  unb  für  fid)  ein  ©anjeS,  aber  mit 
allen  anbern  ©liebern  logifch  Derlnüpft  ober  Derfettet  ift,  ^eiB^  nun  nach 
4>erbart«3ifl«  «ine  methobifdje  Einheit.  Sie  ift  ber  Stoff,  ju  beffen 
Dollftänbiger  Durcharbeitung  unb  Betfjätigung  ber  ©ang  ber  formalen  Stufen 
notwenbig  ift.  Sie  bebeutet  „ein  Abfegen,  eine  ^aufe  in  ber  geiftigen  Fütterung 
beS  Schülers,  $um  Qmtdt,  ihm,  ehe  eine  neue  5Wahl$eit  aufgetragen  wirb,  baS 
bisher  bargebotene  nach  allen  Dichtungen  anzueignen  unb  ju  fichern,  Daraus 
$u  machen,  maS  Daraus  ju  machen  ift,  &nochenfubftanj  ber  Begriffe,  wo  fia) 
baS  Material  baju  Dorfinbet,  Sehnegcflecht  ber  mancherlei  Äff Ovationen,  wo 
jenes  mangelt."  Der  Umfang  ber  methobifchen  Einheit  ift  um  fo  Heiner,  je 
Meiner  bie  ©eifteSfraft  ber  Schüler,  unb  wächst  mit  bem  heranreifen  beS 
©eifteS.  33ei  ber  SBeftimmung  ber  methobifchen  Einheit  finb  alfo  nicht  miffen* 
fchaftliche  ©rünbe  mafegebenb,  fonbern  methobifche,  biftiert  Don  ber  ftaffungS* 
fraft  beSÄinbeS;  baher  ber  «Warne.  6S  ift  nicht  notwenbig,  ba{j  fie  in  einer 
Stunbe  oberßettion  Doflftänbig  burchgeführt  werbe;  eS  wirb  bei  manchen  foldjen 
„Einheiten"  ober  ^enfen  jwei  unb  noch  ntehr  Stuuben  brausen,  immerhin 
aber  trachte  man  barnach,  biefelben  fo  einjurichten,  bajj  ihre  Behanblung  nicht 
afljulange  fich  auSbehnt,  bamit  bie  ßiuber  ju  neuem  Stoffe  fortfehreiten 
tönnen  unb  fo  ihre  Öernfreube,  ihr  Sntereffe  erhalten  bleibe. 

BeDor  man  jur  Söehanblung  ber  methobifchen  Einheit  übergeht,  mufe  ben 
Schülern  ber  Inhalt  berfelben  in  turjen,  Haren  Söorten  angefünbet  werben,  bamit 
fie  wiffen,  um  maS  eS  fich  &f'm  Unterrichte  hanbelt.  ($S  ift  baS  bie  3iclan* 
gäbe.  „Sie  fofl  ben  Schüler  in  ben  ©ebanfenfreiS  beriefen,  ber  für  bic 
Aufnahme  beS  9teuen  überhaupt  ober  beS  in  ber  gegebenen  Stunbe  ju  behau* 
belnben  MbfdmittS  beS  Weuen  am  günfligften  ift.  £>ie$u  ift  feincSmegS  bic 
ftereotppe  formet:  „feilte  wollen  wir"  notwenbig,  fonbern  baju  genügt  häufig 


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69  48?  AA  A  30 

-    7  — 


bie  (Erinnerung  an  ba«  in  ber  oorauSgegangenen  Stunbe  burchgenommeue 
^lenfurn  uub  bie  Anfünbigung,  baß  man  ben  ftaben  ber  (Srjählung  ober  be§ 
Einüben«  einer  Stechen  oporatiou  ic.  ba  roieber  aufnehmen  wolle,  wo  er  baS  letjte 
Utol  abgebrochen  roorben  fei."  Durd)  bie  3iflön(jQbc  betommt  ber  Unterricht 
eine  beftimmte  9tid)tung ;  ohne  fie  geht  er  für  bie  Äinber  menigften«  in«  blaue. 
Dcuy*  wirb  ber  (luge  öehrer  es  nie  unterlagen,'  in  paffenben  ©orten  auf  ba« 
$\tl  hinjuweifen,  baS  man  gemeinsam  mit  einanber  erreichen  wolle.  2ehrer 
unb  Schüler  finb  bie  geiftigen  2Öanberer;  beibe  niüffen  fi<h  bem  3ie(t>untte 
jubemegen,  wenn  fie  ihn  erreichen  wollen;  ber  Schüler  wirb  e«  aber  nur  bann 
freubig  tfmn,  toenn  er  weift,  wohin  e«  geht. 

$amit  mären  bie  michtigften  Vorbereitungen  auf  ben  Unterricht  gefdphen. 
£a$  s£enfum  ift  burch  bie  methobifche  Einheit  feftgefefct;  ba«  $u  erftrebenbe 
3iel  ift  angegeben.  9tun  r>»Bt  e3  Dorwärt«  gehen.       (ftortfefcung  folgt.) 


Qu*  mietjf rifdjc  Wirken  bee  Jebrere  außerhalb  ber  Sd)ule. 

(«ach  ei"«  Äonfercnjarbeit  oon  Giemen«  ftrei,  Sfbrl.,  (Hnftebeln.) 

9ßorto:  Sud  bem  üeben  unb  für  ba«  2cben! 

9flein2öirfeniftStücfwerf!  $5iefe«  ©efiünbni«  möge  folgenbe  lüden* 
hafte,  mehr  tljefenartige  Arbeit  eröffnen;  eS  mag  auch  <*m  getreueren  bie 
Gefühle  miebergeben,  bie  mich  &ei  öiefec  Ausarbeitung  befeelten.  3<h  frage 
mich  nun  erften«: 

I.  Jpat  ber  8er)rer  eine  ^flicht,  außer  ber  Schule  erjieherifch  $u 

mirfen. 

3<r)  antworte  mit  einem  entfehiebenen,  überjeugungSDoflen  3a  unb  be= 
grünbe  baSfelbe  alfo:  biefe  Pflicht  ift  eine  folche  Don  ©efefce«  wegen  — 
ex  jastitia  —  unb  eine  folche  aus  ÖerufSliebe  unb  93eruf«treue  — 
ex  earitate.  35 on  ®efe^e3  roegen  ift  bei  und  im  Ät.  SchWDj  ber  Seljrer 
gebuuben,  ein  wachjame«  Auge  aufjer  ber  Schule  auf  bie  3ugenb  ju  hoben. 
$ie  gefefclicr)e  Untertage  für  eine  folche  ftaatliche  ^orberung  liegi  in  ber 
„amtlichen  Sammlung  aller  geltenben  ©efefce  unb  33erorbnugen 
über  ba«  Schulmefen  be§  #t«.  S cl) ro p j , "  neu  ebiert  1893,  niebergelegt. 
$afelbft  ift  u.  a.  eine  „Verorbnung  über  Schulorbnung  unb  Schul- 
au cht"  enthalten,  bie  au§  bem  3ahre  1880  flammt  unb  ftd)  auf  bie  §§  39 
unb  98  ber  (ntt.  Schulorganifation  ftityt,  unb  bie  laut  Artilel  40  „in*j*bem 
Sdmflofal  öffentlich  onjufchlagen  unb  bei  Anfang  be«  Schuljahre«  unb 
jetoeilen  nach  oen  fSrftien  Don  bem  Seljrer  Derlefen  unb  erflört  werben  fofl." 
$iefe  33erorbnung  fcheint  nun  leiber  Dielfach  nicht  gemnnt  ju  fein,  wirb  fie 
boch  \o  oft  mißachtet.    Unb  boch  enthält  fie  bortreffliche  33efer)le  unb  2öinfe 


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na$  ber  SRityung  ber  er^ie^etif^ett  ßer)rtljätig!eit  aufeerljalb  ber  ©<$ule. 
3^  rofije  nut  auf  btc  Hrt.  12,  14  unb  17  &in,  bic  baS  SBcr^aiten  auf 
bcn  Aborten,  bei  ©<f)ulbefua>n  unb  auf  bem  fteimroege  regeln,  bann  auf 
bie  «rt.  20,  21,  22,  23  unb  24,  roela>  bie  Haltung  in  ber  £ir<$e,  auf 
bem  2Bege  jur  unb  bon  ber  flira>,  auf  bem  ftriebljofe  u.  f  ro.  berühren, 
enblia)  auf  bie  %rt.  25—35,  bie  oorab  baS  üercmügungSfütyige  flinb  betreffen. 
$tefe  SSerorbnung  f>at  ©efe^eSfraft  unb  binbet  jebem  fantonalen  ße$rer 
unjroeibeutig  bie  $fti$t  ber  ßrjieljung  aufeer&alb  ber  6$u(e  auf.  2Öer  in 
unferm  flanton  als  ßeljrer  bie  erjieljerifc&e  ße&rt&ätigfeit  aufeer  ber  ©$ule 
nicfjt  anerfennen  unb  Oorab  —  roaS  noc§  roia)tiger  ift  —  nia)t  Üben  ipifl, 
ber  fefct  ft$  aufeer  bie  ©djulgefetje  beä  ÄantonS,  unb  bem  fann  ber  r).  ($r* 
jierjimgSrat  laut  tHrt.  36  ber  „3nftruttion  für  bie  ßeljrer  unb  ßeljrerinnen" 
Don  1880  „roegen  9tacr)lilffigfeit  unb  9tia)tbea$tung  ber  ©ä)ul» 
Derorbnungen  unb  Seifungen  ber  6d)ulber)örben"  ba8  patent  ent* 
jieljen.  Unb  roenn  ber  r).  (5r$iel)ungSrat  bis  Ijeute  baS  nic^t  tljat,  fo  mar 
er  uns  ße&rern  gegenüber  gnäbiger,  als  mir  burdnoegS  armen  Altern  gegen- 
über, beren  ßinber  aus  purer  91  ot  bann  unb  mann  oon  ber  Salute  roeg-- 
blieben.  9Ufo  nur  immer  (onfequent!  $ie  gleite  SJerorbnung  giebt  aber 
bem  ßeljrer  au$  baS  9üd)t)ct)tt>ert  in  bie  Jpanb,  um  ben  bej.  ftricften  SBeferjIen 
grünblidj  9taa)aä)tung  ju  üerfa^affen ;  fic  bietet  ganj  greifbare  ©trafbeftimmungen, 
laut  melden  u.  a.  im  ©otteSbienfte  fer)lbaren  Äinbern  eine  Strafe  im  ©a)ul« 
jimmer  geroibmet  roerben  fofl,  üon  beren  HuSljänbigung  —  man  $Öre  unb 
ftaune  —  bie  ©a)ultabeUe  9loti$  nehmen  foll.  So  Ijat  alfo  ber  \).  SrjiefcungS» 
rat  beS  ©tanbeS  ©(fcroijj  f$on  1880  ben  ßebrer  ex  justitia  jur  erjie^erif(t;en 
21>ätigfeit  aufeer  ber  ©d&ule  angehalten,  ja  bireft  üerpflid)tet  bei  ^atenteutjug 
„ofcne  ein  9ce<$t  auf  finanzielle  Gntfajäbigung,"  roaS  in  grunbfä|lirf) 
jiemlia)  glei<$  fa>rfer  SBeife  bie  3entral|a)ulpflege  ber  ©tabt  3üri<$  ben 
18.  3uni  1894,  bie  ©dmlpflege  ber  ©tabt  ßujern  im  Ottober  1894  unb 
bie  (Srjie&ungSbefjörben  ber  ©tabt  53afel  fajon  etroaS  früher  ebenfalls 
b,odf>obrigfeitlid)  fejt  ju  ftellen  fi$  bemüßigt  fanben.  #ierauS  mag  benn 
oorab  ber  junge  ßerjrer  erfefjen,  ba§  alle  jene  Hnfiajten  ins  ©ebiet  ber 
orbinären  ©c&roabronage  gehören,  bie  ba  eine  erjie^erifa)e  $l)ätigfeit  beS 
ßetjrerS  aufeer  ber  ©d)ule  ins  perfönlia)e  belieben  jebeS  Sinjelnen  fefcen  wollen; 
fie  ift  unb  bleibt  eine  ^fli<f|t  oon  ©efefceS  roegen.  — 

2tjut  aber  ber  ßebrer  nur,  roaS  baS  ©efefc  auf  bem  2öege  beS  SBefeljleS 
Don  u)m  forbert,  bann  ift  er  fa)led>troeg  ein  Arbeiter,  ber  feines  ßoljneS 
luert  ift;  aber  ein  ßebrer  ift  er  bann  nod)  n\ä)t.  3eber  ©taatSangefteflte 
t)at  gefetjlicfje  formen  ju  beachten,  beren  91ufcerad)tfe£ung  ifjn  ber  ©teile 
oerluftig  madjen  fann,  ba  ber  s-8ud)ftabe  beS  ©efejjeS  bieS  gemattet,  ja  üor- 
fdjrcibt.   $er  Warne  „ßefjrer"  ift  aber  ein  (Sfjrentitel ;  in  il)m  ift  ungemein 


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mehr  enthalten,  at«  in  bem  jebeS  ©taatSangeftellten ;  in  ihm  liegt  auch  bie 
§r$iehung  inbegriffen,  ift  bocb  bem  ßebrer  baS  ebelfte  ©efäöpf  ber  ©Höpfling 
jur  HuSbilbung  anüertraut.  ©er  barum  fieljrer  ift,  meil  ©ott  eS  nnO,  unb 
folange  er  will,  ber  mirtt  auch  erjieberifch  aujjer  ber  ©dmle  ex  caritate, 
b  h-  aus  SerufSliebe  unb  SBeruf Streu er  aus  Siebe  jumÄinbe.  Daraus 
refuitiert  bie  yflxty  ber  erjieljeriföen  Sehrthätigfeit  aufeer  ber  ©$ule  in 
itoetter  Stnie;  fie  ifl  eine  §fjrenfad)e  unb  ftempelt  in  ben  Bugen  beS 
noch  nicht  ganj  tum  (Seifte  ber  3etfefcung  angefränfelteu  93olfeS  ben  Seljrer 
fo  recht  jum  eigentlichen  93olf8er$ieher  unb  macht  tt)n  beliebt,  mätjrenb 
ber  nur  unterrittytenbe  Ccfjret  eben  immer  fröftelnb  ber  —  £>err  2et)rer  fjeifrt 
unb  bem  eigentlichen  Solle  nie  and  £erj  roächft.  —  9lber  noch  mehr! 
Unfere  3fit  W  (ine  ^eriobe  materieller,  ftingenber  ©üter;  fie  rennet  meift 
mit  metallenen,  feiten  mit  geiftigen  2öorten.  931inbe3  Raichen  nach  ^Reichtum 
unb  (Senufi  unb  eine  einfeitige  33erfianbe3fu(tur  roaren  aber  noct)  nie  bie 
Xräger  mat)rt)aft  nationaler  unb  chriftlicher  Srjiehung.  Das  bemeist  baS 
tyrifleifchf  3eMfllter  w  ©riechenlanb  unb  baS  Sluguflinifche  in  9?om  nictpt 
toeniger  als  baS  ber  (SnjtyflQpäbifiten  unb  ber  beutfdpn  Schöngeister  beS 
Dorigen  3ahrhunbertS.  Ober  roarum  gingen  Mtljen  unb  9tom  ©runbe; 
roarum  fanf  baS  franjöftfche  Königtum  unb  rifj  bie  beutf(t)en  ^ürftentümer 
nath  ftch»  als  bie  Silbung  florierte  unb  ber  SRammon  feine  Orgien  feierte? 
Weiterhin  ift  unfere  3*ü  leicht»,  fchnefilebig  unb  fet)r  genufefüchtig.  Daher 
liegt  bie  heutige  ftauSerjiebung  arg  barnieber;  baher  nimmt  bie  3unahme 
ber  inneren  Verrohung  ber  jungen  Seilte  mit  ber  Abnahme  ihres  fiNli<h ' 
religiöfen  ©ehalteS  einen  ftürmifchen  Bettlauf  auf ;  baher  hat  jroifchen  Altern 
unb  ftinbern  ein  SkrhältniS  Pa$  gegriffen,  baS  einem  ßanbeSunglücf  fo 
ähnlich  fieht,  als  ein  <Si  bem  anbem,  unb  baS  ber  ©chule  in  gar 
beutlicher  ©praaV  bie  (SrjiebungSthätigfeit  außerhalb  ber  obli- 
gaten ©chulftunben  jumeift.  2Han  mag  fo(a)e  bemühenbe  $batfachen  Oer» 
tleiftem  unb  befchönigen;  aus  berSBelt  gefchafft  finbfie  baburch  nicht;  man 
mag  auch  oie  roohlfüngenbe  ^)r)rafe  ber  elterlichen  ©elbftänbigfeit  noch  fo 
oielfagenb  im  SRunbe  führen:  bie  ©chule  hat  boch  gerabe  im  §inblid 
auf  bie  3 ei t läge  eine  hl-  Wicht,  auch  außer  bem  ©chuljimmer  mit  aOen 
nur  benfbaren  Mitteln  erjieherifch  ju  mirfen,  unb  baS  um  fo  mehr,  ba  noch 
eine  $u  humane  99unbe§gefe£gebung  burch  ben  @he»,  ©chul«  unb  $ugenb= 
Slrtifel  jur  SJerlotterung  ber  ^ugenb  getoaltfam  betträgt.  —  $ei  biefer 
angebeuteten  $auSerjiet)ung  fehlt  unb  fällt  baS  &inb  heute  oft  unb  arg  unb 
nachhaltig.  ftühlt  eS  nun,  bafj  roenigftenS  ber  Ser)rer  noch  ein  toachfam 
9luge  auf  fein  ^Betragen  außer  ber  ©chule  hat,  bafo  er  ein  Stecht  unb  eine 
Wia)t  ju  bej.  Ginfehreiten  beftyt;  bann  nimmt  eS  fia)  mehr  jufammen  unb 
tommt  fehr  oft  förperlia)  unb  ftttlich  beffer,  minbeftenS  weniger  oerborben,  ins 


-     10  - 

Jünglings»  unb  WanneSalter  hinein.  So  fann  bfr  Celjrer  ben  flinbern 
eine  feelenüolle  3ugeub,  bem  ^aterlanbe  moralifcf)  ftarfe  Bürger  unb  fid)  felbft 
ber  fommenben  Öenerntiou  Danf  unb  ber  fünftigen  Altern  Wartung  erroerben. 
2öenn  mir  oft  nid)t  in  bem  Slnferjen  ftef)en,  in  bem  mir  oermöge  unserer 
Ifyätigfeit  glauben  fielen  ju  foflen,  fo  bebeufen  mir  roof)l,  baß  bie  un§ 
anüertrauten  Äinber  eben  meifi  aud)  mieber  Altern  merben  unb  erft  bann 
unferer  erjief>erifa>n  Söirtfamfeit  Stiftung  unb  Sebeutung  red)t  erlernten 
unb  an  ber  £anb  biefeS  ^aßfiabe«  un§  bann  aalten  lernen,  ober  aber  — 
aud)  niety.  —  Unb  enblid)  muß  ja  bie  6djule  erjief)en,  ba8  ift  ifjre  $aupt* 
aufgäbe,  Der  Erfolg  biefer  erjieljerifdjen  Iljätigfeit  jeigt  fid)  gaiij  Dorneljmlic$ 
außerhalb  ber  Schule.  93on  bem  Erfolge  unferer  unterridjtlidjen  tljätigfeit 
geben  nun  bie  9tefruten^rüfungen  3eugniS,  unD  Don  bem  unterer  erjieljerifdjen 
Söirffamfeit  foflen  mir  feine  töed)enfd)aft  rooflen  ?  Steljt  etmo  bie  erjiel)erifef)e 
$f)ätigfeit  hinter  ber  unterrid)tlic&en  ?  9(ie  unb  nimmer;  benn  fie  foH 
in  ber  3$olfSfd)ule  bominieren.  Drum  muß  ber  2ef)rer  aud)  außer  ber 
Sdjule  er$iel)eriid)  mirfen  unb  fid)  mit  ben  Altern  inS  (SinDerneljmen  fetjen.  So 
bilbet  fid)  jene  notroenöige  5)rüde  jroifa)en  Salute  unb  ßlternfjauS,  beren 
Dafein  fo  fiele  Süden  ber  erjieljerifaVn  Cefjrtljatigfeit  fjeilbringenb  auszufüllen 
üermag;  unb  fo  geminnt  ber  Sefjrer  nad)  unb  nad)  einen  tljunlid)u* 
uerläffigeu  (Sinblid  in  ben  (Srfolg  ober  Mißerfolg  feiner  gefammten  (SrjielntngS* 
tljätigfeit.  —  GS  muß  alfo  ber  Seljrer.  um  ben  erften  %<\l  fummarifd)  ju 
faffen,  außer  ber  Sdmle  erjiefjeu,  meil  baS  6efe£,  unter  bem  er  fiefjt,  eS 
forbert;  ber  rechte  Öefjrer  erjieljt  aber  aud).  meil  fein  ©emiffen  ifjn  antreibt 
aus  Wartung  uor  feinem  fjofyen  Flinte,  aus  9tüdfid)t  auf  bie  3fMage,  unb 
um  fid)  Dom  (Srfolge  feiner  (Sefammt^^ätigfeit  ein  getreues  iBilb  $u 
machen.  —  treten  mir  nun  in  eine  roeitere  $rage. 

II.    2öeld)e  (tinbernijfe  treten  ber  erjieljerifdjen  tfjatigfeit  beS 

SefjrerS  in  ben  5ö3eg? 

3d)  feige ; 

1.  Die  eigene  58equemlid)feit  unb  ein  üorgeblidjeS  9ted)tS« 
bemußtffiu.  Der  Wietling  finbet,  eS  fei  genug,  menn  er  ben  falten  Unterrichts* 
plan  uad)  Gräften  in  bie  ©irflidjfeit  überfetjt  ljabe;  menn  er  alfo,  um  ein 
triüialeS,  aber  nid)t  lanbSfrembeS  sBort  ju  gebrauten,  ©ftnfe  geftopft 
hat.  Söeiter  fügt  er,  eine  erjief)erifd)e  ^ätigfeit  außer  ber  Schule  fei  ein 
Eingriff  in  bie  9ted)te  beS  (HternfjaufeS.  Unb  bod)  türmen  unb  ftrafen  mir, 
meil  ber  Sanier  feinen  Pflichten  in  intetleftueOer  9tid)tnng  nidjt  nad)getonnnen. 
.ftaben  mir  nun  ein  9tecfjt  311  legerem  93orgef)en,  —  unb  mir  Ijaben  eS  —  fo 
finben  mir  bie  Pflicht  ber  fcrjiefnmg  aufcer  ber  £djule  nur  um  ein  paar 
Linien  oon  jenen  9ied)ten  meg  in  erjief)ungSrätlid)en  53erorbnungen  aufgefa)rieben. 


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-  11 


Unferc  ftecfysffrupel  finb  alfo  nur  ein  fauler  9lu§mua)S  einer  rec^t  menfcf)* 
liefen  unb  internationalen  58equemlichfeit.  — 

2.  Die  Stimmung  ber  Sltern  unb  Sehörben.  (SS  ift  richtig, 
eine  er^ieherifche  $()ätigfeit  außer  ber  Salute  bringt  oft  Unannehmlichkeiten ; 
aber  93erbruf$  im  3ntereffe  treuer  Pflichterfüllung  ift  eine  ergiebige  Ouefle 
be$  ©egen§  unb  be£  inneren  IrofteS.  Übrigen«  fümmern  mir  unS  in  maud)' 
anbern  fingen  ni^t  gar  feljr  um  bie  Spraye  ber  Ottern  unb  ber  ©ehörben, 
roeil  jene  Dinge  uns  —  paffen.  (5§  ift  roahr,  e§  foQte  bie  im  I.  Seile  be* 
rührte  erjiefmngSrätlidje  SBerorbnung  Don  Qtü  ju  3"*  m  oen  politifctyit 
flattern  audjugäroeife  ben  Altern  nahe  gelegt  unb  e8  foQte  bei  biefem  91nlaffe 
beS  CeljrerS  bej.  Pflichten  unb  9ted)te  in8  93oll§beroufjtfein  gerüdt  roerben; 
allein  man  macht'3  ja  auch  ohne  biefe  Unterftüfcung.  Unb  üielleicht  ginge  es 
wie  mit  ber  fefyr  feriöfen  uub  wohlgemeinten  SSerorbuung  für  bie  (Sinfiebler 
Dorf  faulen ;  baS  Ding  ftünbe  auf  bem  Rapier  unb  — .  3mmerfnn  möchte 
ich  einer  ^ublifation  ber  ftraftfteflen  bezüglicher  93erorbnung  in  öffentlichen 
Organen  ba§  2Bort  reben;  benn  fie  böte  bem  Seljrer  einen  gemiffen  £)alt. 
33e$.  be§  SdjimpfenS  über  bie  entfpred)enbe  Stjätigfeit  be§  ßeljrerS  (jabe  ich 
bie  Überzeugung  gewonnen,  baB  gemiffe  Ceute  eben  aud)  ©efprächäftoff  für 
bie  langen  SBinterabenbe  t)abeu  muffen  unb  eS  gar  oft  rooljltfjuenb  finben,  roenn 
Tie  burd)  ba§  S3efritelu  ber  Celjrer  it)re  eigenen  £>anbluugen  ber  Äritif  entjiefjen 
fönnen.  —  Drum  laffen  mir  foldje  Sachen  „berfurren",  mie  B.  H.  nach  ber 
nieberfchmetternben  9heberlage  Don  1882  fagte,  unb  bann  eben  im  33unbe§* 
ratefcffel  blieb.  2Ufo  Klugheit,  aber  nur  nicht  üor  lauter  Klugheit  erjieherifche 
Irägr^it.  - 

3.  Die  Umgebung.  Die  „Wachfolge  Ghrifti"  fagt  irgenbmo:  „Wein 
Sohn,  bein  größter  fjreinb  bift  bu  felbft,  b.  h  bein  fiarrfinnigeS  unb  gleich s 
giltige«  3<h."  Sie  l>at  »echt.  Unb  fo  finb  wir  felbft  auch  oft  ba§  gröfete 
£>emmni§  unferer  erjieljerifchen  3lr>ätigfeit  aufeer  ber  Schule.  Da  roenbe  ich 
mich  an  meine  lieben  jungen  floflegen.  Sie  finb  ball  ibealeu  SkrufSeiferS 
aus  bem  Sehrerfeminar  getreten  mit  bem  feften  93orfafce ,  auch  <*uBf  r  ber  Schule 
erjieherifch  hn  toirfen.  Da  tarn  mie  ein  föeif  ber  (Sgoi3mu3  unb  bie  bleich-- 
gültigfeit  Don  uns  Gilten,  fchalt  fie  gebauten  unb  entmutigte  fie.  Öeiber 
merft  es  manch  *mtx  nW>  Ö0H  unferc  ©leichgiltigfeit  neibifch  auf  feine 
(Erfolge  unb  auf  bie  ihm  Don  Soll  unb  33ef)örben  geworbene  Dichtung  fchaute,  unb 
ba  biefelbe  ftch  nicht  31t  gleichem  (Sifcr  aufzuraffen  uermochte,  barum  ihn  belädjelte 
unb  Don  feinem  $hun  abroenbig  machte.  So  ift  au§  manchem  ibealen  Sämänner 
im  guten  Sinn  be§  2öorte§  ein  ^blfgma  gemorben,  unb  Sdmlb  baran  mar 
unfer  üäterlid)e§  Vorgehen,  ba§  bem  angehenben  jungen  2er)rer  neben  einem 
entmutigenben  unb  entnerüenben  33eifpiele  auch  noch  ben  nodten  Spott  reichte. 
Seifpiele  reißen  aber  mit.   Drum,  junger  fieljrer,  fage  mit  bem  hl-  #ÖI»9 


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Heinrich,  menn  man  bid)  bei  ber  (Srjiehuug  aufjer  ber  Schule  befpötteln  roifl, 
„hier  bin  ich  nicht  Staatsbeamter,  fonbern  93ater"  unb  holte  feft  an  ben  im 
ßeljrerfeminar  gehaltenen  chrißlichen  Sehreribealen ;  fie  ^tnb  beffere  Seitfierne 
als  ber  tollegiale  ($h*flei'j  im  ©erounbe  beS  Dorfichtigen  WentorS.  — 

III. 2öorauf  foll  biefe  er^ie^erifd^e ^^ätigfeit  beSßefjrerS  außerhalb 

bet  Schule  fid)  einreden? 

1.  9luf  ben  ©ang  jur  unb  Don  bec  Schule.  (SS  ifl  unb  bleibt 
ein  Sfanbal,  roenn  bie  Sdmlfinber  auf  ihrem  Schultoege  anjtänbigen  (5rroach= 
fenen  jum  Ärgernis  gereichen,  hingegen  fruchtet  aber  fodegialeS  Samentieren, 
unb  roenn  eS  noch  [o  gemein  ja  m  gefacht*  nichts.  Steter  Stopfen  nur  t)ö^lt 
ben  Stein.  Drum  h«fct  eS  pofttit)  unb  tonfequent  eingreifen,  perfönlich  beob* 
aalten  unb  fdjiefelich  energifa)  [trafen.  Der  2öeg  $ur  $öfle  ifl  mit  guten 
SJorfäfcen  gepflajlert,  brum  gehanbelt  unb  nicht  blofc  moralifiert.  $orab 
ftonfequenj;  fie  allein  verbürgt  bem  Cetjrer  einen  enblichen  Sieg  über  jugenbliche 
2eia)tfertigfeit,  anererbte  öengelhaftigteit  unb  anerzogene  Ungezogenheit.  — 

2.  %u\  ben  ©ang  in«  unb  Dom  Schulzimmer.  9Ran  (acht  unter 
Kollegen  ob  biefem  Verlangen.  Unb  boa)  berliert  fich  ber  ©efchmad  eines 
©efäffeS  nur  mübjam  mehr,  wenn  in  bemfelben  einmal  Petroleum  gemefen 
ift.  So  bleibt  auch  ber  Schüler  ziemlich  ficher  ein  JBengel  auf  bem  £eimmege 
aus  ber  Schule,  menn  er  auf  bem  SBege  ins  Schulzimmer  einer  mar.  Drum 
fei  ber  ßefjrer  ber  erfte  im  S<hu Ijimmer,  (äffe  leinen  Schüler  mit  ber  flopf» 
bebedung  unb  (ärmenb  ins  Schulzimmer  treten.  (SS  finb  baS  ßleinigteiten, 
aber  fie  legen  ben  ©runb  zum  ©eifte  ber  Schule. 

3.  91  uf  ben  Spielplan  Das  Spiel  fei  Erholung,  biefe  aber  ftärfenbe 
Nahrung  für  2eib  unb  Seele.  Das  ift  fie  aber  nicht,  menn  ftuSgelaffenlpit 
babei  bie  erfte  Violine  fpielt.  Ougenb  aber  ift  immer  3ugenb,  menn  fie  triebt 
beobachtet  ift.  Drum  fei  ber  Sehrer  minbeftenS  ein  machfamet  Beobachter  ber 
tinblichen  Bewegungen  oorab  in  ber  $aufe;  ba  lernt  er  ohnehin  ben  ©eift 
feiner  Pinber  am  juberläffigften  fennen.  — 

4.  vÄuf  bie  Äirdje.  Die  ftirche  ifl  ©otteS  £)auS;  ba  h"l$e  9*uhe 
unb  ©otteSbemustfein.  Cchrte  bod)  GhrifluS,  fonft  allzeit  milbe,  baS  mit 
bem  Stride  in  ber  $anb.  2öenn  aber  irgenbmo  2Dorte  nur  „flingenbeS 
6rj  unb  tönenbe  ScheüV,  fo  gilt  baS  hier;  ba  hilft  nur  baS  perfänlichc 
Bcifpiel.  3e  mehr  Opfer  ein  Befehl  Dom  Äinbe  forbert,  um  fo  notroenbiger 
wirb  baS  aneifernbe  Beifpiel  abfeite  beS  Sefehlenben.  Das  jeigen  uns  gcrabe 
bie  hohen  OTilitärS  bei  gorec^ouren.  ©egen  Crbnung  unb  echtes  ©laubenS» 
leben  in  ber  £ird>e  tritt  aber  ber  böfe  fteinb  am  nachhaltigen  auf,  meil 
biefer  Ort  unb  bie  ba  gepflegten  flnbachtSübungen  feinem  treiben  bie  flinber 
am  ficherften  abtrünnig  macht,  fllfo  mufe  aua)  ein  flinb,  baS  h»«  bie  9ttahn- 


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ungen  beS  SehrerS  befolgen  will,  bie  empfinblichften  Opfer  bringen.  $arum 
finb  2öorte,  menn  auch  falbungSüoü"  unb  lonfequent  mieberholt,  ^jlen« 
»eifer  im  Sturmminbe,  roährenb  Der  täglich  mit  ganzer  Hnbacht  unb  felbftloS 
prüftiaierenbe  Sehrer  ber  ftüfcenbe  Stamm  beS  jungen  Säumten«,  ober,  um 
mich  in  ber  Sprache  eines  beliebten  Märchens  auSjubrüden,  baS  golbene 
Sanofi  auf  bem  fop  nicht  erreichbaren  Serge  ift,  baS  ben  ftrebfamen  SQÖanberer 
unmtbrrfifr)licr)  lodt.  9ln  ben  betenben  Sehrer  ranft  fich  ber  junge 
Epbeu.  — 

5.  91  uf  bie  ©äffe  unb  bie  öffentlichen  bürgerlichen  fteiertaQe. 
$oli&ij)  braucht  ber  Sehrer  nicht  ju  fein,  ba&u  ift  fein  Seruf  jti  heilig- 
Sobalb  er  aber  nur  fnopp  ben  ©uchfiaben  beS  ©efe^eö  erfüllt  unb  nicht  auch 
ber  Stimme  beS  JöerufSgemiff  enS  folgt,  ift  er  halt  boch  $oli$ijl,  „nichts 
mehr  nach  nrinber,"  roie  ein  2Beihnad}t5gebid)t  fo  finnig  fagt.  Drum  mache 
er  bann  unb  mann  bie  Ütunbe  auf  ber  ©äffe,  flechte  gewonnene  Erfahrungen 
in  ben  Unterricht  unb  oerfehre  mit  meitblidenben  Männern.  Weiterhin  frage 
er  nach  Warft»  unb  ftaftnaajtstogen  nach  ber  ^h^tigfeit  ber  Äinber,  unb  er 
TDtrb  allerlei  erfahren,  maS  ihm  minbeftenS  SBinfe  bietet  für  fein  erjieherifcf)e5 
SBirfen.  Ein  fola)*«  Nachfragen  macht  ben  Äinbern  auch  balb  Hflr,  bajj  fie 
[ich  in  aajt  nehmen  mfiffen.  Schon  manch  beetenbenber  Vornan  ^af  eben  an 
jolchen  Sagen  feinen  fogen.  unfähigen  Anfang  genommen.  60  fommt 
jenes  Steinchen  ins  »oflen ;  fo  wirb  jenes  leife  $lätfa>rn  jur  2Be0e,  moburch 
fchliefetich  eine  helle  befruchtenbe  SBemegung  entfteht.  — 

6.  Huf  bie  Sertüre.  2öir  machen  bie  Äinber  mit  ben  ©iftpflanjen 
betannt.  2öir  geben  ein  gro&eS  ©elb  für  HnfchauungSmittel  afler  9trt  aus, 
um  bie  flinber  bie  $inge  ja  recht  Mar  unb  beftimmt  erfennen  &u  (offen.  §ut 
ab  üor  biefem  Eifer!  Er  ifl  ja  ein  ftinb  ber  mobernen  Schule,  nur  fannte 
ihn  baS  Mittelalter  fchon  in  feinem  Unterrichte.  SGBelcheS  iji  aber  baS  Der* 
heerenbfie  unb  fchmeichelnbjie  ©ift  für  unfere  ftinber,  baS  heimlich  all  unfer 
rrji<herifch  SBirfen  anbohrt,  beeinträchtigt,  borübergehenb  lähmt  unb  oft  ganj 
erfHtft?  S)aS  ifi  eine  unftttliche  Seitüre ;  baS  finb  fitttenlofe  ober  minbeftenS 
anrüchige  Silber;  baS  ftnb  jene  fdjleichenben  flnittetoerfe,  bubiöfen  ©ebichtdjen 
unb  zweifelhaften  ©affenhauer,  mie  fie  namentlich  unfere  ßnaben  als  häusliches 
Erbteil  mitunter  auf  Aborten  bereinigen,  unb  roomit  fie  in  geheimen  ßouöen» 
titeln  einanber  bereichern.  ES  finb  jmar  nur  SBorte,  aber  SCBorte  gebären  oft 
Ifmten.  Sin  ©ift  ift  aud)  bie  Settüre  auf  Dielen  Süchereinbänben,  mie 
maua>e  SageS»,  befletriftifd)e»,  friminaliflifche»  unb  Wobeblätter  eS  bieten. 
9lud)  haben  bie  ftinber  noch  recht  oft  alten  Schunb  aus  UrgrofeoaterS  Sibliothef, 
ber  nach  @ugen  Sue  unb  jSmil  3°la  riecht.  55a  trete  ber  Sehrer  unter 
Umftönbeu  burch  baS  Wittel  ber  53erjörbe  ein  unb  mirte  pofitiü  burch  Empfehlung 
guter  Seitüre,  mie  fie  $.      fpottbiHig  unb  Derr)ältni8mäfiig  gebiegen  in  ber 


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93olf8*  unb  3ugenbbibliotr)ef  bon  (Sberle,  Äidenbadj  u.  Gomp.  (per  9änb$en 
8  9ip.  bei  Waffenbejug)  ju  fjnben  ift ;  nie  aber  empfehle  ober  berteile  er 
(Sjemplare  be$  „93eretn3  guter  ©djriften",  bet  unter  bem  ^atronate  be§ 
„Sc^meij.  ÖebrerDerereinS"  fteljt;  eö  feljlt  ir)nen  bte  Äroft  ppfitiben  (SlaubenS 
unb  boljer  bienen  fte  nur  jur  5$erflacr)ung  be§  religiöfen  2ebeu§. 

7.  auf  ben  Umgang.  Wa#  biefer  Stiftung  fu(t>c  ber  2et)rer  borab 
be§  ÄinbeS  Nnf)änglici)feit  fi<$  ju  erobern,  fei  ifmt  2ef)rer  unb  SJater,  unb 
foflte  e§  biSroeilen  aud)  ein  finanzielles  Opfer  foften.  <So  fd)afft  er  ftd> 
jene  Stellung,  in  ber  er  als  JRntgeber  erfolgreid)  arbeiten  fann.  Unb  ift 
ein  pofitibeS  gingreifen  nötig,  fo  renne  er  feine  ü?üdfict)ten ;  ein  fefter  ©ajnitt 
in«  faule  ftleifrt)  wirb  ifjm  tjier  am  meifier.  ber$iet)en.  — ' 

IV.  5Öie  Ijat  biefe  erjieljerifaV  iljättgfeit  außer  ber  ©ctjule  bor 

fid)  su  get)en? 

Die  9lrt  beS  5Borget)enS  ift  eine  inbirelte  unb  eine  birefte.  3n 
birefter  Stiftung  fei  folgenbeS  bemerft: 

1.  Der  2et)rer  ftubiere  borerft  genau  bie  bej.  einfct)lägige  fantonale 
Sdmlgefefcgebung.  3n  it)r  liegt  fpejiell  in  unferem  ßantoue  Diel  erjielje» 
rifdje  2BeiSf)eit  »erborgen,  bie  unfer  ^flia^tenbemufetjein  roieber  aufrüttelt  unb 
maurf)  einen  aus  einem  ^olijiften  roieber  ju  einem  öerjrer  ju  ma<$rn  Dermag. 
@ine  ät)nlid)e  gunbgrube  root)ltr)uenber,  bie  ($rjiet)ung  bef$tagenber  ©ebanfen 
enthält  aud)  unfere  (Sinfiebler  Dorffdwl*93erorbnung,  beren  Stubium  fet)r 
mir! jam  unb  t)eilfam  ift.  Unb  wo  ber  Öftrer  biefe  ©d>ulgefetjgebung  nidjt 
ftubieren  unb  nid&t  anroeuben  min,  ba  laffe  in  (ftotteS  tarnen  bie  geiftlia>e 
unb  roeltlidfe  Sduilbefyörbe  baS  fonftante  Samentieren  enbltct)  einmal  bleiben 
unb  maa^e  tum  brm  Oiea^te  iljrer  amtlidjeu  Wittel  ©ebraud) ;  beim  bor  bem 
©efefce  finb  ja  alle  gleid),  fagt  ber  bon  bielen  fo  gefeierte  Liberalismus. 

2.  Der  2et)rer  bringe  baS  Warfantefle  biefer  ©dmlgefefcgebung  ben 
flinbern  tbiebert)olt  jum  SerouBtfein.  Da§  fann  gefdjetjen,  menn  er  bei  Qfet)l= 
tritten  bie  übertretenen  Paragraphen  oorlieSt,  erläutert,  einfd&ärft  unb  abf^reiben 
läfet,  unb  menn  er  bie  ganje  Sd)ulgefebgebung  in  guter  SluSroaljl  unb  paf* 
fenber  3uiammenftefluug  im  2luffatiunterrid)te  bejubeln  Iftfct.  9öir  turnen 
oft  täglict)  (ober  faft  täglict)),  ot)ne  baß  baS  ©efetj  eS  borfct)reibt,  roeil  mir  ben 
©dniler  mit  ber  r)ofjen  fanitarifdjen  SEJebeutung  biefe«  ftafyS  bertraut  madjen 
wollen;  maruin  foD  nun  aber  ber  6d)üler  mit  ben  Wittein  einer  guten 
<5rjiet)ung  nid)t  befannt  roerben?  (Sine  päbagogifaV  ©röfee  fagt:  „MeS  get)t 
burtt)  bie  6inne  jum  freien  ein."  Darum  gebraute  ber  ßetjrer  bod)  ein» 
mal  aud)  biefe  6{t)ulgefe^gebung  als  Diftier«,  ©ebäct)tniS»,  2efe*  unb  9luf» 
fatjinbung,  nur  bann  get)en  bie  einzelnen  Nrtifel  und)  unb  nad>  in  ftteifd) 
unb  Sölut  über  unb  bringen  ftrüd)te.    K«petitio  est  mnter  studiorum, 


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aber  au<$  6«  bct  Erjiefjung.  2Btr  bringen  ben  SRcfruten  in  guter  Abficht 
recht  oft  bie  vielfach  erbärmlich  garten  Strofbejiimmungen  in  Erinnerung, 
roarum  finb  mir  bod)  fo  jchweigjam  in  Sachen  ber  Erhebung,  unb  in  Seiten 
ber  Erziehung  aufter  ber  Schule  erft  rec^t?  Soll  etroa  in  ben  93olf§|chulen  ber 
Unterricht  bominieren?  tRatur r ec^tl icf>  märe  ba§  nicht  geftattet ;  ftaots* 
rechtlich  fann  e$  nicht  fein,  ober  bie  flnarchiftengefefce  neueften  Stotiim« 
wären  ber  ÄulminotionSpuntt  be3  2öiberjpruch§t>oflen. 

3.  3)er  Sefjrer  oerfehre  in  Angelegenheit  ber  ihm  anoertrauten  ßinber 
oiel  mit  ben  Altern,  ber  ©eiftlichfeit  unb  einer  pflichtberouftten  Schufbefjörbe. 

4.  $er  2et)rer  lerne  getotffe  AnfammluugSpuufte,  ßieblingSplä^chen  ber 
Sugenb,  in  feiner  ©egenb  fennen,  forfche  noch,  welche  Alters*  unb  ©ejchlechtS» 
gruppen  fich  bo  einfinben,  roelche  Spiele  getrieben  unb  welche  Steöen  geführt 
roerben.  Ein  31t  lärmenbeS  Spiel  bebarf  ber  Einfchränfung  burch  flug  an* 
gebrachte  Mahnungen,  Anfammlungen  beiber  ©efthlechter  bebürfen  ber  mach* 
famen  Beobachtung,  ^eimtic^e  3ufammenfünfte,  wie  in  Ställen,  SÖälbern  ic. 
»erlangen  entfdnebeneS  Gingreifen. 

5.  $er  Sehrer  l)alte  auf  bie  ßinber,  bie  ihm  fchon  in  ber  Schule 
Voeifelhafter  Watur  finb,  aufter  ber  Schule  ein  befonberS  roachfameS  Auge. 
$aburd}  ersieht  er  ohne  befonbere  TOür)e  am  roirffamflen. 

6.  £>anbe(t  eS  fich  um  bie  ^Beurteilung  Don  Fehltritten  aufcer  ber 
Schule,  fo  bergejfe  ber  Öehrer  nie,  jmifchen  wahrhaft  Süubhaftem  unb  blofe 
©engelhaftem  $u  unterjeheiben.  deicht  jeber  9)cuttDifle  ift  ein  3fiaV»  innerer 
Sfcrborbenheit,  bie  Temperamente  fpielen  ba  n>irf|am  mit.  $rum  prüfe  ber 
&h«*  öorerft  allerlei,  fonbiere,  ftubiere  auch  bie  Altern  ber  ftinber  unb  auch 
bie  ^äudlic^e  Umgebung.  So  lernt  er  ben  Eljarafter  ber  ßinber  unb  mich 
ben  aijoralter  ber  Don  ihnen  begangenen  ,§anbluugen  am  juDer» 
läffigßen  fennen. 

7.  ES  hatte  ber  Seljrer  wöchentlich  münbliche  denfuren  —  jumal  in 
Oberflaffen  —  mit  furjen  paefenbeu  Ermahnungen,  bei  benen  er  namentlich 
baS  betragen  aufter  ber  Schule  in  Erwägung  jief)t  unb  in  fchmerwiegenben 
fällen  ein  Serhanbein  mit  ®eijtli<hfeit  unb  Eltern  in  AuSficht  {teilt.  - 
$urch  biefe  Eenfuren,  bie  ein  mit  lebenbigem  Sfeuec  erzähltes  @efchichtcf)en 
objchlieBen  mag,  roirb  ber  Eifer  im  ©uten  mach  erhalten,  finb  bie  ßeiben-- 
fchaften  ber  ßinDer  beftänbig  bebroht  unb  erhält  fich  aufolgc  ber  fteteu 
Repetitio,  biefer  ÜJcutter  ber  BeiStjeit,  ein  gejunber  ©eift  in  ber  Schule, 
üorab  ber  ©eift  ber  lebenskräftigen  Orbnung,  ben  bie  Schüler  bann  allgemach 
auch  auf  Die  Strafte  mitnehmen. 

8.  $er  gauje  Unterricht  arbeite  ber  Erziehung  aufter  ber  Schule  in  bie 
£änbe.  $aS  thut  er,  wenn  in  ftragen  im0  (£rflärung,en  ber  2eü,rer  als  Wann 
beS  ÖlaubenS  unb  beS  guten  93eifpieleS  fta)  jeigt;  menn  er  ben  ibealen 


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Stoffen,  roie  borab  bem  biblifaVn  föejd)ic^t§unterri^tc  unb  bem  motalütfcn 
Unterrichte  be$  8efebua)e3,  tljun(i$ß  biet  3«*  einräumt  unb  fie  mit  ben  3«*" 
berljältnijfen  unb  $age§erf$einungen  in  lebenbige  $erbinbung  fe$t,  unb  mentt 
er  babura)  au$  ^fertigteiteu  f^afft,  bura)  meiere  bie  ©filier  ba*  mora« 
lifdje  3ie!  be«  flflenfdjen  ju  erteilen  im  ftanbe  fein  toerben. 

3n  biref  t  er  Nietung  mirft  ber  Seljrer  fäon  bei  Beobachtung  oon^unft  3, 4, 
5, 6 unb  bann  aber  roofjl  ambeften  bur«h  feinperfönltche«  öeifpiel;  benn  auf 
itm  unb  feine  gamilie  flauen  aller  Hugen  beurtcilenb.  —  Die  Ouinteffenj 
feiner  bej.  Haltung  liegt  wobt  in  bem  ©afce:  „Der  Öehrer  lebe  mit 
feiner  gamilie  ben  ©djulfinbern  baS  ßeben  eine«  benfenben 
(Sbriften  bor/'  3a)  beute  mir,  ba8  geflieht  too^l  am  eljeften,  raenn  er 
ftetS  an  ©onn*  unb  SBerftagen  mit  ihnen  bie  Äirdje  befugt  unb  bafelbjt 
gotteöberoufjt  anroefenb  ift ;  roenn  er  perfönlicb  nur  ©Triften  wahrhaft  fireb* 
lief)  treuer  unb  roiffenfa)aftliaj  t)a(tbarer  Tutoren  lieft  unb  empfiehlt;  menn 
er  burdj  anfprud)8lofeS  Sföefen  unb  burch  fittlid)  tabeflofen  Sharatter  ftd) 
auszeichnet  unb  in  pofitifcher  Beziehung  ofjne  fyixty  unb  Säbel  jemeilen  auf 
bem  öoben  fatboltfcher  ©runbfäfclichfeit  ftet)t.  Senn  er  bie  Witgliebfchaft 
Don  Vereinen  meibet,  bie  mit  ben  3n>ttfen  ber  ©chule  unb  mit  feinem  Berufe 
unberträglitb  finb,  unb  menn  er  enblidj  ein  anjiehenbeS  Familienleben  führt. 
(Sine  fötale  Haltung  begegnet  taufenb  £)emmniffen,  aber  eben  barunter  arbeitet 
ber  Sefjrer  ftänbig  an  feiner  eigenen  gfortbilbung  unb  moralif$en  SSeröofl- 
fommnung.  Unb  bamit  biefe$  fein  aufrichtig  ©treben  Erfolg  tjabe,  bete  er 
täglich  um  beS  göttlichen  ftinberfreuubeÄ  unentbehrlichen  SBeiftanb,  arbeite  nur 
ju  ©otte£  &t)xt,  ot)ne  fich  ju  fuchen,  unb  ttyue  aüeS  nach  ben  ©runb* 
fäfcen  be§  fattjol.  CehrerbereineS  mit  ©ott,  für  ©ott  unb  Durch  ©aü 
jum  heften  ber  3ugenb.  ©o  roirft  er  für  Saterfanb  unb  ftirebe  unb  er)ieb,t 
wirtlich  nicht  nur  in,  fonbern  auch  aufeer  ber  ©chule. 


bie  bem  2ef)rerfianbe  im  ©arten  ber  (Srjiefmnfl  blühen. 

(ttonferenjarbeit  öon  ßebrej  3of.  ©ebonenberger  in  llgnact).) 

Grfte  9iofe. 

„Der  fromme  ©laube  ber  tfinber  jum  Sc r)rer." 

2Bic  un«  ber  ©laube  aufrecht  bält 
3n  allen  Sagen  btefer  SBelt, 
Unb  toie  ber  (SJläub'ge  auftoärtS  fcr)aut 
3u  ©ott  unb  feft  auf  ihn  oertraut, 
Senn  ihm  ©efatjr  bcS  ßcbens  brobt, 
SBenn  SSngft  ihn  quÄlt  unb  bitt'rc  9tot; 


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<3o  übrrlä&t  ba«  fd)mad)e  Shnb 

@id)  jenen,  bie  ba  Partei  finb 

Unb  unter  beren  #ut  unb  <SdE»iIb 

2)oS  SWnb  ftd)  loobl  unb  ftd)er  fü&lt. 

Unb  toie  bei  SRenfd),  in  Staub  gebürft, 

3n  ©Ott  fein  3beal  «Wirft, 

3Ba«  fcilig  unb  toa«  gut,  auf  i&n  bejiebt, 

3n  ibm  ben  Urquell  alle«  Stofetn*  fiefct, 

3bn  ofö  ben  bodtften  §errn  erfennt, 

3bn  linblid)  .©djöpfer"  „»ater"  nennt 

Unb  eifrig  fud)t  fd)on  bi«  auf  (Jrben 

Dem  llrbilb  äbnlid)er  ju  »erben: 

©o  unterteilet  aud)  ba«  fdjmadje  Ätnb 

8id)  jenen,  bie  ibm  überlegen  ftnb, 

5>ie  leiblid)  e«  unb  geiftig  überragen, 

3Iuf  biefe  b'rum  bie  Äinber  übertragen 

Unb  motten  in  ifyten  öerföpert  feb'n 

Sin  ba«,  toa«  unter  Xugenb  fte  oerfteb'n. 

Unb  »er  mag  toobl  bem  Rotten,  lieben  kleinen 

$affenb  unb  geeignet  btffür  erfd)etnen, 

2Ben  toirb  ibr  3artgefübl  gum  ©eften  jü$len, 

Unb  »en  tum  Präger  beB  ®uten  erwägen  ? 

2Uer  wirb  in  jenen  jarten  Äinberaugen 

Hm  ftdjerften  unb  beften  baju  taugen 

ftür  ibr  ßeben,  fdjulblo«  unb  rein, 

Sa«  Ädjte  3beal  ju  fein? 

$ie  ©abl  entfd)iebeit  auf  ben  ße&rer  f&Ut, 

$cnn  i&n,  ben  teuren,  lieben  ßebrer,  t>ält 

$a»  «Hnb  für  gut,  unfehlbar ; 

2Ba«  er,  ber  Öftrer,  fbridjt,  ift  toabr, 

Unb  tt>a«  er  toift  unb  na«  er  tbut, 

3ft  in  be«  Äinbe«  Äuge  gut; 

Senn  er  gehört  ja  nid)t  jn  benen, 

2>ie  firaucbeln  je  unb  faUen  fönnnen. 

ÜUernt  anbre  aud)  oom  ©uten  metd)en, 

$>er  ßebrer  ift  nid)t  ifjre«gletd)cn ; 

SBcrgeffen  anb're  aud)  ber  $ftid)t, 

$er  ßebrer  fann  unb  tbut  ba«  nid)t, 

Mein,  erfdjeint  bem  Äinb  al«  SWann, 

S)er  aae«,  nur  nid)t  fehlen  fann; 

Unb  mäbntn  manage  ficr)  aud)  gröfter, 

Xer  ßebrer  ift  bod)  meitau«  beffer, 

31«  alle  anberen  9Wenfd)en  ftnb. 

So  benft,  fo  füblt  unb  glaubt  ba«  Äinb 

Son  feinem  lieben,  guten  ßebrer, 

Unb  al«  fein  innigfter  Serefyrer 

Umfränit  e«  fein  teure«  Söilb 

SWit  »lumenarten,  sart  unb  müb, 

Unb  fafet  be«  teuren  ßebrer«  Wanten 


-    18  - 


SBoff  @$rfurd)t  iu  be*  $er)en8  Stammen.  — 
Unb  biefcT  ©laube  tft*«  unb  beffen  aRad)t, 
2Ba§  eine*  2ebre«  »eifpiet  mirlfam  madjt, 
SBoburd)  fein  SEBirfen  leicht  wirb  unb  gelingt, 
2Boburd)  e8  für  bie  ?D?enfd)beit  ©egen  bringt. 
3a,  biefer  ©laube  ift'8.  ber  bielfad)  nüfct, 
Äuf  ben  al«  ©runb  fid)  bic  Chrjte&ung  ftüfct 
Unb  i&r  Erfolg  jutn  attergröfeten  Xeil, 
©orale  ber  ganjen  <Dienfd)&eit  ©lücf  unb  ©eil. 
O  mödjtc  biefen  ©tauben  niemanb  lähmen, 
3bn  gar  ben  flinbern  aus  bein  fersen  nehmen, 
2>a  er  bem  Üebrcrflanb  al8  eine  9tofe  blüf)t, 
SBic  faum  ba8  Dlenfdjenauge  eine  fd)ön'rc  flebf. 

Zweite  töofc. 

„$)ie  Jpoffnung  be8  Öftrer«  auf  eine  eroige  Vergeltung  im 
Gimmel  unb  bajj  auf  ben  ©eifl  ©efäete«  unberroe$li<$  fei." 

SBer  f>at  too&l  in  getoiffen  ©tunben 

9Hd)t  aud)  fd)on  tiefen  ©djmerj  empfunben? 

3>e8  ße&rcrB  fcaupt  ftcf)  oftmal  trübe  fenft, 

2Benn  er  bei  Stanbeß  s$fltcfjten  überbenft, 

Unb  ftofyl  nid)t  o&ne  tiefen  unb  geredeten  ©runb 

(£ntftrömt  bi8roei(en  eine  fttage  feinem  URunb. 

Xod)  ctroa«  ift,  loa«  ir)n  ftet8  fd)üfcenb  Ijält, 

$>afe  flnfenb  er  nid)t  in  Serjtoeiflung  fällt, 

©8  ift  ba8  rröftenb  Bort,  ba8  alfo  r>ei&t: 

„2öa8  au«gefäet  wirb  in  Gfjrifti  ©eift 

Unb  auf  ben  (Mrunb  be8  aWcnfa)engeifte8  fallt, 

6id)  en>ig  feft  unb  unoertoe8Iid)  balt." 

(S8  ift  bie  Hoffnung,  bafe  für  feine  aJlübe 

3lnn  bereinft  bort  bie  ©iegc8palmc  blübe, 

$>afe  für  fein  Sebcn8lo8,  ba8  trübe,  barte, 

3m  Gimmel  tym  ein  angenei?m're8  warte, 

Daft  jene  flörner,  bie  er  feiner  3*it 

3m  ©arten  ©otteB  gläubig  auSgeftreut, 

©ebeiben  unb  bereinft  in  ben  fpäten  Xageu 

$od)gcn>adMcn,  reidjlid)  5rüd)te  tragen. 

Die  §offnun5i,  bie  ba  aufredet  tjaltet, 

3>a8  trübe  fieben  frob  geftaltet, 

Die  für  ben  Unbanf  biefer  SBelt 

Uns  §immel8lobn  in  2lu8fid)t  ftcflt, 

Sie  nenne  eine  3lofc  id), 

©ie  blütje  unb  entfalte  ftd), 

©enäfjrt  burd)  inn'rc  ©laubenBfraft, 

Sroft  ber  ganjen  2cbrerfd)aft.  töortfefeuiifl  folflt.) 


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-  19 


(A.  E.  in  A.) 

fflenn  mir  bie  Qrute  fragen,  roaS  ße  fid)  rotinfcljen,  jo  erhalten  mir 
faß  überall  als  Antwort :  jeitliche«  unb  eroiges  ©lütf.  3a,  glüdlich  möchten 
roohl  alle  fein,  aOe  möchten  e8  gut  hoben,  möchten  angelegen  unb  grojj  »erben, 
möchten  eine  leiste  SBefchäftigung  hoben  unb  ©etb,  roofjin  ftc  nur  fangen. 
Daö  afle$  fannß  bu  haben,  bu  fonnfl  bein  zeitliche«  ©lüdf  machen  ^ienieben 
unb  barob  gleichzeitig  ben  5öeg  in  bie  eroige  £)eimat  ßnben;  aber  e8  iß 
wichtig,  rote  bu  eS  anßeüeß.  Du  mußt  ben  regten  SBeruf  bir  roählen  unb  bann 
macht  ß$  bie  Sache  leicht.  SBichtig,  boppelt  rostig  iß  für  jeben  bie  Berufswahl. 

2öir  ßnb  alle  $ur  ewigen  ©lüdfeligfeit  beßimmt.  fcber  neben  bein 
neigen  3\eit  Ijaben  roir  auch  eine  beßimmte  zeitliche  Aufgabe  ju  erfüllen. 
6in  jeber  fat  in  einem  beßimmten  ßreife  ju  arbeiten  unb  ju  roirfen  für 
fuh,  8familie,  Qemeinbe  unb  ©taat.  Diefe  ÖebcnSaufgaben  in  engerm  Greife 
Reißen  mir  gemeinltch  SBeruf. 

3ß  *5  nötig,  ßth  einen  Seruf  $u  rodeten  ?  3a !  68  erhellt  bie«  f(ar 
aus  ben  göttlichen  9tu§fprüchen.  „3m  ©chroeijje  betne8  2Ingeßcf)te$  foflß  bu 
bein  SBrob  eften!"  SJor  bem  Süubenfafle  hat  bie  (5rbe  afleS  in  ungeahnter 
Bchönljeit  unb  §tifle  $ert>orgebra$t.  9IDe8  roar  SReichtum  unb  ©chönheit; 
iberaO  roar  bracht  unb  $euli4)feit.  Die  Arbeit  roar  nicht  mit  9Hübigtett  unb 
Bbfpannung  berbunben;  ße  roat  fjfreube  unb  ©enufe.  9ta$bem  bie  6rbe 
oerßua)t  roar,  fehrte  ße  jurüd  in  einen  3ufta"°  bft  Unboflfommenhcit.  Sie 
braute  nicht  mehr  bie  ^fttfle  ber  §rU$te  tyxüoi.  Durch  Arbeit,  Wü^c  unb 
Schweife  rnufete  ße  gelungen  roerben,  bem  5Wenfa)en  bie  nötigen  Littel 
jum  Unterhalte  ju  geben.  Die  Arbeit  rourbe  bem  <Dienfä>n  jur  unabweisbaren 
Wicht,  «ber  in  ber  Arbeit  lag  urtb  liegt  ber  Segen;  burch  bie  Arbeit 
wirb  ber  9Henf<h  gleichfam  entfünbigt,  unb  bie  @rbe  roirb  baburch  roieber 
tinigermnfeen  jurüdgefütjrt  in  ben  frühem  3ußanb.  3m  ©chmeifee  beineS 
angeflehte«  foflß  bu  bein  53rob  efien.  Die  Arbeit,  ber  Beruf  iß  bem 
SRenßhen  jur  Pflicht  geworben. 

3m  neuen  ^eßamente  zeigt  uns  ba§  ©leiajni8  Don  ben  Talenten  ebenfo 
Mar,  bafe  ber  3Reufd)  mit  feinen  f}ä()igfeiten,  förperlichen  unb  geißigen, 
muchern  fofl.  Qfünf  Talente  hflß  bu  befommen  unb  noch  fünf  geroouneu ;  gehe 
ein  in  ben  ^rieben.  Du  h^ß  bein  Statent  bergraben.  TZc^mt  ihm  auch 
biefe*  no<h!  ©o  iß  bem  3Heufd)en  burch  göttliche  33orf$rift  bie  Arbeit  jur 
unabweisbaren  Pflicht  gemalt.  Die  Arbeit  tanu  aber  nicht  eine  ungeregelte, 
auf  alle  möglichen  Sphären  fich  erßrecfeube  fein,  fonbern  fie  tanu  ßch  nur 
innert  einem  begrenzten  flreife  beroegen.  6S  iß  bie  SBahl  eine«  CebenS» 
bfruff«  nötig. 


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2lud)  ba§  tägliche  Seben  jeigt  bie  Wotroenbigfeit,  einen  beftimmten  33eruf 
ju  roählen.  Der  menfd)liche  2t\b  t)at  beftimmte  53ebürfniffe,  ot)ne  beren  <5r* 
füflung  er  bem  $obe  anheimfällt.  25} ir  nennen :  Wahrung,  Pleibung.  Obbacb. 
Ohne  9iü^tung  fonnft  bu  nicht  (eben ;  ot)ne  ftleibung  unb  Obbacr)  btft  bu 
btr  Ungunfi  ber  SBitterung  preisgegeben,  fäflft  in  Jfranffjeit  unb  balbigen 
$ob.  Die  ©roßjat)!  ber  Wengen  muß  fich  ober  biefe  Bebtirfniffe  felbfi 
üerfchaffen  burct)  förperliche  unb  geiftige  Arbeit  9luS  ©runb  unb  ©oben 
heraus  müffen  burch  Arbeit  biefe  Littel  errungen  werben.  ©ct)au  ben 
Müßiggänger  an !  @r  lebt  auf  Popen  ber  anberu  unb  wirb  fo  genriffermaßen 
ein  Dieb  am  ©emeingute.  ©chau  bie  Familie  an,  bie  nicht  mer)r  in  be- 
ftimmten BerufSfreifen  arbeitet !  ©ie  fommt  fet)r  balb  in  Sirmut,  ßlenb  unb 
9lot  unb  fällt  ben  anbem  jur  Saft.  MerbingS  giebt  eS  Öeute,  bie  Don 
ihren  93orfat)ren  einen  folgen  Papitalftocf  ererbten,  mit  bem  [\t  ot)ne  eigenen 
Beruf  leben  fönnen.  3<h  erinnere  an  bie  borneljmeu  Müßiggänger.  ©ar 
oft  aber  leben  auch  bieje  ©lücfstinber  einem  beftimmten  Berufe.  Unb  auch 
fie  ftnb  nicht  fict)er  bor  ben  ©dalägen  beS  ©d>iclfals.  Das  fieben  jeigt  un§, 
baß  mannet  heute  reich,  morgen  arm  ift.  6»  ift  beStjalb  niemanb  bon  ber 
Arbeit  aufgenommen,  unb  geftattet  er  fich  bieje  9luSnat)me  f elber,  fo  Derfet)tt 
er  fich  miber  göttliches  unb  fittlictjeS  ©efet}.  3um  eigenen  ßebenS* 
unterhalte  ift  ber  Beruf  notmenbig. 

Der  Menfch  ift  aber  nicht  nur  als  (Sinaelroefen  auf  biefe  2Belt  hingefteOt; 
nein,  mir  alle  bilben  eine  große  Bölferfainilie ;  mir  finb  ©lieber,  Seile, 
beS  gefamten  BolteS.  Der  Menfa)  ift  auch  ein  gefeafchaftlicheS  SBefen.  3eber 
einzelne  fofl  beitragen  jum  9Bot)lc  ber  ©efamtt)eit,  ber  Familie,  ber  ©emeinbe 
unb  beS  ©taateS.  Diefe  Bölferfainilie  in  ihrem  SIBirfeu  ift  einem  großen 
Uhrroerfe  ju  Dergleichen.  2öir  bilben  bie  3ähne,  bie  SRäber,  baS  Xrtcbrocrf, 
3eiger  jc.  Da  muß  alles  in  befter  Orbnung  in  einanber  greifen ;  jebe  Pleinig* 
feit  unb  Unfa)einbarfeit  geminnt  für  baS  ©an^e  eine  hohe  Bebeutung,  ^iCft 
bie  Aufgabe  erfüllen  ober  oereiteln.  Pein  Ecenfdj,  unb  märe  er  noch  \° 
unfcheinbar,  ift  bebeutungSloS  für  baS  ©efamtroohl.  Seber  t)at  eine  beftimmte 
Aufgabe  ju  übernehmen  unb  Don  ber  ßöfung  ber  Sinjelauf  gaben  hängt  ber 
©ang  beS  gefamten  PunftroerfeS,  baS  2öor)l  beS  (Siujelnen,  ber  Familie  unb 
beS©taciteS  ab.  Äeiner  achte  fich  ju  gering  ober  überflüffig.  jeber  hol  eine 
beftimmte  ©teile  auszufüllen. 

Damit  bie  Aufgabe  ber  Bölferfainilie  nach  ben  Abfielen  beS  ©cr)öpfer3 
erfüllt  roerbe,  muß  fich  jeber  einen  Beruf  wählen  unb  benfelben  ausüben. 
Daß  babei  bie  BerufSarten  unb  BerufSaufgaben  fehr  oerfchieben  fich  geftalten,  iß 
gar  nicht  auffällig,  fonbern  faft  felbflnerftänblich,  unb  baß  niete  im  gleichen 
Berufe  mirfen  müffen,  ift  ebenfo  begreiflich.    (H  gibt  mohl  t)5^ere  unb 


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-    21  - 


niebrre  ©erufSarten,  aber  nirfjt  mistige  unb  bebeutuugSlofe.  %üt 
haben  mit^umirten  jur  fiöfung  ber  ©efamtaufgabe. 

„©et)  tymut  unb  jät)le  bie  ©terne,"  fbracr)  ©ott  Abraham  unb  et 
nergüch  bie  glänjenben  fiichler  am  ^immel  mit  feinen  92ad)fommen.  $)a5 
SHenfchengefchlecht  üergleicht  fich  fetjr  jutreffenb  mit  ber  ©ternenmelt.  $)a 
haben  mir  bie  ftirjterne,  bie  ^eflgtänjenben  ©onnen.  Um  biefe  freifen  bie 
Planeten.  Unb  (entere  metben  begleitet  bon  ihren  Trabanten.  $urch  baS 
ganje  Spßem  aber  eilen  faft  ohne  Siegel  unb  ©efefc  bie  33agabunben  be* 
Sternenhimmels,  bie  Äometen.  2We  roanbeln  hoch  an  ber  himmlifchen  öanb- 
Mb*  i^re  2Bege,  feines  frört  ben  anbern.  2öa«  nüfcen  fte?  ©ie  geben 
3*ugni«  Don  ber  ftflmadjt  ©otte«.  ©o  ^aben  bie  9Renf$en,  ho<h  unb  niebtig 
ihre  Aufgaben  ju  erfüllen,  deiner  ift  bebeutungSlo«  \  afle  hoben  mityumirfen, 
bomit  ba«  fieben  in  fünfter  Harmonie  unb  S5oflenbung  feinen  ©ang  nehme. 
$ie  einjelnen  fieben««  unb  93eruf Streife  freuten  fict)  nicht,  fie  ergänzen  fidt). 

2Bir  fefjen  auS  obigen  Ausführungen  f tat:  flu«  göttlichem  unb  fitt* 
lidjem  ©efefce  get)t  &frt»or,  bafj  jeber  Blenfch  eine  beftimmte 
Lebensaufgabe  $u  erfüllen  r)ot,  unb  Daju  ift  nötig  bie  2öar)l 
unb  Ausübung  eines  Berufes. 

£>aben  mir  bie  Wotmenbigfeit  eine«  Berufes  nachgewiefen,  fo  »oflen 
mir  nun  auet)  jeigen,  tnaS  bei  ber  Berufswahl  $u  beachten  fei,  bamit  ber 
richtige  Beruf  gemäht  roerbe. 

3QBtr  haben  einleitenb  fd)on  bemerft,  bafe  bon  ber  Berufswahl  in  ben 
meiften  fällen  ba«  zeitliche  unb  eroige  ©lüd  abhänge.  $)ie  Berufswahl  ift 
alfo  einer  ber  roirhtigften  Momente  im  ganzen  fieben.  2Bot)l  unb  2öeb,e, 
ftlüd  unb  Unglüd  fmb  bebingt  buret)  biefen  ©abritt.  Sie  biet  ßleub  unb 
9tot,  Kummer  unb  forgenboOe  9tää)te  haben  ihre  Urfact)en  in  berfeljlter 
Berufswahl !  Unb  burch  ba«  ©ducffal  ber  Äinber  ift  in  ber  Siegel  auch 
Dasjenige  ber  Altern  beftimmt.  2Bie  bie  flinber  ausfallen,  fo  haben  e« 
gewöhnlich  auch  bie  Altern. 

3m  allgemeinen  fällt  bie  Berufsmahl  ins  jüngere  Hilter  (3ugenbalter). 
On  ber  Siegel  ttirb  fidt)  einer  auch  "ur  für  einen  Beruf  unb  nicht  gleich' 
Jfitig  für  mehrere  entfcheibeit.  $)er  Übergang  bon  einem  in  ben  anbern  fann 
ja  im  fpätern  2Uter  oorfommen,  roirb  aber  nicht  Kegel,  fonbern  Ausnahme  fein. 

$er  Beruf  roerbe  nach  Den  berlietjenen  Talenten  gewählt, 
tiefer  ©a|  ift  immer  unb  überall  feft juhalten .  3n  ber  natürlichen  Anlage 
ift  jebem  ber  SBeruf  oorgejeichnet.  $iefe  müffen  nun  aber  junächft  richtig 
ertannt  werben.  2)er  ^Jlenfd)  hat  förderliche  unb  geiftige  Anlagen.  $ie 
ttynjajen  gähigfeiten  fpringen  bem  funbigen  Beobachter  leicht  in  bie  flugen. 
torpertraft,  ©emanbtheit,  SRuStelgelenfigleit,  gefunbe«,  ftharfeS  Auge,  ©ehör, 
&fd)macf,  ©erua)  ic,  bie  Äraft  ber  ©inne  unb  be«  flörperS  überhaupt  werben  bon 


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intelligenten  (Sltern  crtauut.  *)Uu\)  bie  griffigen  (Sigenfchaften  werben  ft<h 
balb  anzeigen.  £ertoorragenb  fcharfer  33erftanb,  tiefe«  ©emüt,  SöiflenSflctrte 
ober  »fchmäche,  ©efthicf  unb  ©inn  für  aunft,  für  ©ewerbe,  ©anbei  ic.  jeigen 
ftch  föon  in  ben  Sugenbjahren ;  man  mufe  nur  oorurteilSfrei  beobachten, 
©inb  alle  biefe  Anlagen  erfannt,  fo  wirb  bie  Berufswahl  leicht.  (Sinen 
förperlichen  ©chwächling  roirb  man  nicht  ein  fchwereS  £anbwerf  erlernen 
laffen  j.  59.  Stauhanbwerf;  einen  Kiefen  let)rt  man  nicht  baS  ©chneiber* 
hanbwerl;  ben  ©emütSmenfchen  macht  mau  nicht  jum  Kaufmann  unb  ben 
SBtflenSfchmacheu  nicht  junt  SBerfmeijter.  — 

2Difl  man  biefe  natürlichen  Srä^igfeiten  erfennen,  fo  beachte  man  baS 
flinbbeim  Spiele,  bei  jeinen  Arbeiten  unb  feinen  ©efprächen  unb 
sHfeinung8äufeerungen.  Dem  Äinbe  ift  ein  fogenannter  ShätigfeitStrieb 
angeboren.  Diefe  Shätigfeit  ift  gar  nicht«  anberS,  als  bie  Äußerung  beS 
Talente«.  DaS  latent  rotd  unb  muß  fich  äufeern,  unb  baS  geflieht  beim 
ßinbe  im  Spiel,  beim  (Srwachfenen  in  feiner  freien,  felbftgewählten  Btfchäf» 
tigung.  3m  ftinbe  fchon  erfennji  Du  ben  jufünftigen  JpanbelSmann.  Der 
flleine  fonbiert  feine  Wüffe,  Aepfel,  9Rünjen  unb  Iaufenbfaä>u.  (Sr  ift 
barauf  bebaut,  feinen  Beftyjtanb  ju  met)ren.  (5r  treibt  ©anbei:  Äauf  unb 
%a\i\$,  ift  fparfam,  pünftlict),  beredjnenb,  fogar  fchlau  unb  h^^lo«.  Du 
erfennft  ben  Canbmirt.  Der  Äleine  fammelt  bie  Samen,  befteflt  feine 
©ärtlein,  hält  AuSfaat,  jätet  unb  martet  bie  dritte  ab.  Du  fiehft  bie  ju» 
tünftige  forgenbe  ©auSfrau.  Die  ßleine  fammelt  Vorräte,  focht  unb  flicft, 
loafcht,  regiert  ba«  (Mefinbe,  jchaufelt  unb  fleibet  bie  Äinber  u.  f.  w.  Da 
jefyen  mir  auch  ben  überlegenen  ©inn,  ben  fcharfen  93erftanb  unb  eifemen 
SBiflen,  ber  alle  beherrfcht,  ferner  ben  ©olbaten,  ben  ^riefter,  ben  ßet)rer. 

6«  liegt  ein  tiefer  ©inn  im  ©piele  ber  ffinber.  ©ar  oft  ift 
barin  ihre  3"to"ft  twrgebilbet.  ©o  läßt  auch  ber  Dichter  ben  3«ren  fagen: 
„(Sinfi  fpielt  ich  mit  flrone  unb  ©cepter,  mit  ftugel  unb  ©tein."  eitern 
unb  Seljrer  foflen  bed^atb  ihre  flinber  beim  ©piel  unb  in  ihren  Arbeiten  genau 
beobachten. 

©ei  ber  Berufswahl  ihrer  tfinber  foflen  fich  bie  Altern  nicht  boii 
ihrem  ©inne  unb  ben  ©efüt)len  beS  ©toljeS  leiten  laffen  unb  bem 
flinbe  ben  Beruf  üorfdjreiben.  (58  ift  etwa«  2Bat>re§  baran:  Die  Äinber 
finb  in  ber  Siege  am  größten.  2Belche  Butter  ummebt  nicht  bie  3ufunft 
ihres  ÄinbeS  mit  ©lanj,  Reichtum,  ($t)re  unb  Wacht.  3a,  etwa«  ©ro&e* 
mu&  er  werben,  ber  Meine ;  baS  93aterr)au«,  baS  heimatliche  Dorf,  baS  alle« 
ift  ju  Hein  unb  gering  für  ihn;  er  mufe  eS  beffer  hoben,  ©elige  träume! 
Aber  biefe  träume  werben  gar  oft  jur  fijen  3bee.  Der  $unge  foO  etwa* 
©rojjeS  werben,  ho*  fl&er  baS  3eufi  nW  bajti  unb  Oerfehlt  feinen  Söeruf. 
Altern,  lafet  Such  nicht  Oom  (Sigenfinn  unb  ©toi}  leiten  bei  ber  Berufswahl 


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—    23  - 


euerer  ftinber;  prüfet  ihre  Neigungen  unb  Anlagen.  Ecancher  33ater  glaubt, 
ber  ©ohn  fofle  in  je  inen  Beruf  eintreten.  $«  mürbe  fi<h  °o§  fl«  leicht 
machen.  Alle«  finbet  fich  bor:  ba«  ©efajäft,  ba«  ©erzeug,  bie  ©ebäulich« 
Urteilen,  tfunbfdjaft  ic.  ©eljr  oft  hot  ber  ©oljn  auc^  bie  ^ä^igteit  für 
ba«  Däterliche  (SJemcrbe  geerbt;  ^at  er  ba«  aber  nicht,  fo  [od  man  ihn  nidu* 
ju  einem  Berufe  nötigen,  in  bem  er  fieh  nie  jurecht  finben  mürbe. 

Bielfach  get)t  heute  ba«  Streben  ber  Altern  batjin,  ihre  Äinber  flubieren 

laffen.    ©ie  betrachten  ba«  ©tubium  oI§  ben  bequemfien  2öeg  ju  Amt, 

(5E>re  unb  Bermögen.    §3  gibt  aber  ^eute  mehr  (Slenb  unb  9cot  unter  ben 

©elecjrten  al«  Ungelehrten.    STie  roiffenfa)aft(i$en  Berufe  finb  überfüllt,  unb 

nur  ein  ausgezeichnete«  latent  ringt  ftdt)  burch,  roätjrenb  TOittelmäßigtetten 

berfümmern  unb  an«  Hungertuch  tommen.   Die  2BeIt  t)at  Ueberfluß  an 

ftubterten  Seuten,  aber  fanget  an  foliben  $anbroerfem,  ©efchäfsleuten,  ßanb* 

mitten.    6«  gelte  al«  SRegel,  baß  nur  ber  jenige,  melier  b,eroorragenbe, 

ausgezeichnete  Talente  Ijat,  flubieren  folt.    Mittelmäßige  Talente 

haben  gemö^nüdt)  ein  große«  ©efehief  für  gewerbliche  ©aa>n,  &anbroerf, 

£anbel.  flunft,  Öanbroirtfchaft  u.  bglaj.    6«  ift  ein  ©runbirrtum  ber  3eit, 

baß  man  glaubt,  bie  förderliche  Arbeit  fonne  gemein  fein,  fie  entmürbige  ben 

9Renfa>n,  mäljrenb  geiftige  Befestigung  nobel  fei.  Äeine  Arbeit,  fofem  fte 

ehrlich  ift,  fann  gemein  unb  entroürbigenb  fein.    Der  ©ot)n  ©otte«  felber 

hat  bie  Arbeit,  bie  ganj  gewöhnliche  Arbeit,  geabelt.   ©ein  ^ßflegeoater  mar 

ein  3«nmermann;  ber  ©ottmenfeh  felber  half  bei  ber  3»ntmerarbeit ;  bie 

göttliche  TOutter  beforgte  bie  $au«gefchäfte  unb  betrieb  £anbarbeit.  Die 

Apofiel  ernährten  fia)  Don  ber  Arbeit  ihrer  §änbe.    Die  Arbeit  ift  geabelt. 

Aua)  bie  neuere  3eit  ehrt  unb  achtet  bie  Arbeit.  Der  Dichter  ©dnHer  fingt : 

„Arbeit  ift  beS  SRenfcben  3ierbe, 
6<gen  ift  ber  SRflbe  $rei«; 
©hrt  ben  Äöntg  feine  SBürbe, 
@h«t  un«  ber  §anbe  ftteiß." 

Wan  betrachte  alfo  (einen  Beruf  als  entroürbigenb;  ber  Arbeiter  im 
blauen  #emb  ift  mert,  roa«  ber  ftönig  im  ^urpurmantel. 

3öir  möchten  raten,  baß  man  ba«  §anbroerf  unb  bie  lanbmirtfehaftliche 
^ejehäftigung  mehr  ju  (Ihren  jietjen  foflte.  ©erabe  bie  (entere  ift  förperlich 
fehr  gefunb  unb  geißig  anregenb.  Der  beftänbige  Umgang  mit  ber  ftatur 
leitet  an  $um  Denten  unb  führt  hin  $u  ©ott.  Durch  ben  Acf erbau  mürbe 
öa~  TOenfchengefchlecht  gefittigt  unb  (ultioiert.  Serne  man  biefe  Befestigung 
toieber  lieb  unb  mert  geminnen. 

Bei  ber  2öat)l  be«  Berufe«  mirb  jebenfafl«  auch  barauf  $u  achten  fein, 
ob  ber  Beruf  lohnenb,  ber  ©efunbheit  zuträglich  unb  bem  ©eelen- 
$etl  förberlich  fei.   Wicht  alle  Beifügungen  ftnb  gleich  befahlt.  Der 


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-  24 


Beruf  fofl,  alle  Bebingungen  oorauSgefefct,  beii  3Hann  unb  feine  ftamilie 
auSreichenb  ernähren.  5)ie  neuem  (Srfinbungen,  mie  SRafchinen,  baS  «n« 
Käufen  Dom  Kapital  ^aben  Diele  ©eföäfie  unb  Berufe  unrentabel  gemalt ; 
gewaltige  Beränberungen  fmb  innert  50  Sohren  vorgegangen.  Hfle  biefe 
Berhältniffe  wirb  man  in  Betracht  jietjen  müffen  bei  ber  BerufSroaljl.  ferner 
ift  barauf  $u  achten,  bafc  bei  Ausübung  beS  Berufe«  bie  ®efunbr)eit  nicht 
untergraben  werbe.  S3ie  Statiftif  jeigt  und,  melden  (Sinflufe  bie  Berufsarten 
auf  (Skfunbheit  unb  SebenSbauer  b,aben.  $er  Beruf  foQ  nicht  gefät)rli£t) 
fein  für  baS  Seelenheil.  fcfle  biefe  Umjtänbe  finb  bei  ber  BerufSmahl  ju 
berütffidjtigen. 

SBir  fönnten  fcr)lieBlid)  noä)  fragen,  wer  bei  ber  Berufswahl  minoirfen 
fofl.  $ie  berufenden  unb  berechtigten  ^Ratgeber  beS  JtinbeS  finb  bie  Altern. 
Sie  haben  baS  natürliche  Anrecht  auf  ba§  &inb  unb  nehmen  an  feinem 
©lücf  unb  Unglttd  innigen  Anteil.  Sie  foflen  aber,  mie  mir  eben  ,gefet)en, 
nur  beratenb  unb  nicht  befehlcnb  mitmirten.  ferner  toirb  aud)  bie 
Meinung  ber  Sehrer  unb  Seelforger  ferner  mit  inS  ©ewtcht  fallen,  ba  eS 
ihnen  möglich  mar,  bie  Einlage  be§  $inbe$  beffer  ju  ertennen  als  felbft  bie 
Altern.  Bei  einem  fo  wichtigen  Schritte  wirb  ber  gläubige  Gfyrift  ferner 
3uflucht  nehmen  jum  ©ebete  unb  bie  §ilfe  Don  oben  erflehen.  $er  Bater 
im  §immel  broben,  ber  bir  alles  gegeben,  mirb  bir  auch  bie  nötige  (Sinftch* 
Derleihen,  wenn  bu  ihn  (inblich  barum  bitteft,  bafj  bu  ben  rechten  2Beg 
finbeß. 

2Bir  haben  gefehen,  bafe  ein  Beruf  für  jedermann  eine  Pflicht  ift,  unb 
mir  hoben  auch  fl^eigt,  mie  man  ben  richtigen  Beruf  finben  !ann.  933ir 
möchten  (Sltern  unb  Äinber  ernftlich  ermahnen,  biefe  Jöinfe  wohl  ju  beachten. 
$ie  Berufsmahl  ift  entfcheibenb  für  baS  ganje  Seben.  Nation  bängt  baS 
zeitliche  unb  ewige  ©lücf  Don  ^erfonen  unb  Familien  ab.  Unfer  aufrichtig^« 
SBunfch  geht  bahin,  es  möchten  afle  benjenigen  Beruf  roählen,  ber,  mie  ber 
dichter  fagt,  r)infü^rt  burch  ein  2anb  Doli  (achenber  Auen,  hin  an  bie 
Sonnenbahn  ber  Sugenb  unb  enbli<f)  in  baS  reiche  öanb  ber  Sngel  unb 
ewigen  (Srnten. 


m*  ersieht  man  bie  IWäbdjen  jur  ütltfamkrit  ? 

H.  R.  in  8. 

SRotto:   tJromm,  bemütig,  rein  unb  jart. 
$ie  ßrjiehung  ber  SJtäbdjen  ift  ber  fofftein  im  ^unbamente  beS  menfa> 
liehen  ©lücfe§  unb  jroar  ein  fixerer,  wenn  ihre  (5rjiet)er  unb  Erzieherinnen  fie 
lehren:  „®ott  ertennen,  ihn  lieben,  ihm  Dienen,  um  baburch  ewig  feiig  ju 
werben  unb  aud)  anbere  jur  Seligfeit  ju  führen";  alfo  für  ben  Gimmel 


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-    25  - 


haben  mir  Seherinnen  unfere  Schülerinnen  ju  erziehen  unb  uns  felbft  baburch 
ben  (nmmel  ju  fidlem. 

Unter  ben  Xugenben,  welche  bie  ffinber  fich  bur$  gute  (Erziehung  an» 
eignen,  ift  bie  Sittfamfeit  eine  ber  mid)tigfien.  Die  *ERäbcben  befonberS  fiub 
berufen,  biejelbe  mit  §eftigfeit  bem  93olfe  ju  magren,  Sie  ift  baS  Diabem 
be?  5Näbchen8,  bie  §immel8blume,  bie  baSfelbe  weit  hi>h*r  fteflt,  als  bie  höchften 
(Srbengüter  es  fteden  fonnten. 

Sittfamieit  ober  (Sfyrbarleit  in  ben  Sitten,  alfo  gute  Sitten  finb  und 
burc$  ©ebote  (Botted  befohlen,  unb  ber  £>eifanb  üerheijjt:  „Selig,  bie  eines 
reinen  4>er$en8  finb,  benn  [\<  werben  ©ott  anbauen."  Die  §eilige  Schrift 
jagt  ferner:  „guere  Sittfamleit  fei  öden  2Wenfd)en  belannt;  benn  ber  §err 
iji  rta&e;  adeS  gefa>h«  mohlanftänbig." 

Die  Sittfamfeit  nun  iji  eine  Sugenb,  bie  baS  Äufeere  beS  SRäbchenS  jiert  in 
grfdjeinung,  Haltung,  93lid,  (Beberbe,  Söort  unb  £>anblung. 

Sie  barf  aber  nicht  nur  Angewöhnung  feiner  Umgangsformen  fein, 
fonbern  mufe  ihren  Äern  im  ©erjen  ^aben,  alfo  töufeerung  eines  unfchulbigen 
©efenS  fein,  fonji  iji  fu  Sa>tn  unb  $rug.  Wan  lernt  oft  flüchte  Wenjchen, 
ohne  befonbere  ©eifteSbilbung,  rennen,  bie  nie  in  feingebilbeten  Äreifen  ji<h 
bewegt  faben  unb  bocr)  bie  bejten  Sitten  jeigen  ;  bie  Feinheit  beS  fcerjenS 
giebt  ihnen  ihr  jmangloS  fchöneS  benehmen. 

Jöenben  wir  bie  richtigen  Wittel  an,  unfere  <D2äbd)en  ju  folch  äajter 
Sittfamleit  ju  erziehen.  Religion  bergöttlicht  baS  $erj  beS  ftinbeS,  bewaffnet 
e§  gegen  2eiDenfcf>aft,  führt  eS  unüerfeljrt  burdj  bie  Stürme  beS  SebenS. 
$eten  wir  baljer  um  ©otteS  (Erleuchtung  jur  Erteilung  eines  guten  9idtßion& 
unterrichtet  unb  bereiten  wir  uns  tüchtig  barauf  Dor.  Anleitungen  (neju 
geben  w$)irfchf elber,  Jrnecht  u.  a.  Der  Religionsunterricht  muß  grünblia), 
mit  ©efütjl  unb  Überzeugung  erteilt  werben,  Damit  baS  ftinb  it)n  nicht  nur 
Derfte^e  unb  lerne,  fonbern  auf  ben  2öeg  ber  ©ebote  05otte5  geleitet,  nach  be* 
ftimmten,  chriftlichen  ©runbfä&en  lebe,  feine  ©efüljle  unb  SBegierben  bem 
göttlichen  ©efej^e  unterwerfe,  fia)  alfo  nicht  etwa  nach  augenblidlichen  Verhält - 
niffen  unb  Umftönben  richte,  fonbern  in  inniger  Siebe  ju  ©ott  fiaj  jeberjeit 
fage:  „3cf>  will  Dernefjmen,  was  ©ott  ju  mir  rebet  in  meinem  £>er$en.M 

65  müffen  aber  ade  Unterrichtsfächer,  bie  ganje  Sapulbilbung  mit 
bem  {Religionsunterricht  in  innigfte  Sejiehung  gefegt  werben,  was  nur  in 
fonfeffioneden  Spulen  möglich;  benn  in  jeber  Schulftunbe  t)a&en  wir  nicht 
nur  ju  unterrichten,  fonbern  auch  bu  «rjieften.  SÖerfen  wir  ein  recht  lebhaftes 
Anbenfen  an  ©otteS  Allgegenwart  unb  Allwiffenheit  im  Räbchen, 
fowie  baS  erf>ebcnbe  Ehrgefühl  ber  2öürbe  eines  ßinbcS  ©otteS. 
bemühen  mir  uns,  bie  linbliche  Einfalt  hwinaubilben  jur  lebenskräftigen, 
wiberftanbSfähiflen  Sugenb  ber  Sittfamleit,  bie  als  Pförtnerin  beS  £>erjena 


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-    26  - 

bic  ©otteSfurdjt  frforcn,  woraus  bie  ©eroiffenfjaftigfe it  entftoringt 
bereu  gru^t  ba$  reine  ©eroijfen  ift,  ein  beftänbigeS  ftreubenmal,  ein  §itnmel 
im  £erjen,  ein  Wnfer  im  ©turnt.  6d)on  Heine  fjebjer  gegen  bie  Sittfamfeit 
ftören  jene$  ©lüd.  (Sin  roljeS  2öort,  eine  unanftänbige  ©eberbe  ift  genug, 
bie  ©cfyamfyaftigfeit  beS  5RäbaVn8  ju  beriefen.  Pflegen  mir  biefe  jarte 
iugenb  in  ben  9Häbcr;en;  ue  ijt  bie  £üterin  ber  ©ittfamfeit,  ber  £>ort  ber 
Uufa^ulb.  kennen  mir  bie  3$erle£ung  berfelben  ni$t  nur  Unfo}idli4>teit  bor 
ben  Wengen,  fonbern  bireft  eine  ©ünbe,  93eleibigung  ©otteS;  le&tere  53e» 
jeid>nung  ift  bie  ridjtiae  unb  mirft  beffer,  al$  erftere,  mit  ber  man  bie  ©<tymaa)en 
letd)t  nod)  fd)roäd)er  machen  fönnte.  $rei)b,eit,  ©djatnlofigfeit  finb  ein  £>in» 
megfetyen  über  ba$  Urteil  aller  Qsblen,  ein  93ernidjten  ber  2Bot)fanftänbtgteit, 
ein  betrügen  beS  innern  9iid)ter§.  ©eroöljnen  mir  bie  3Räbd)en  an©elbft» 
be fyerfa*>ung,  (Sntfagung,  33efd>ränfung  ber  55egierben ;  lehren  mir  fteftreube 
finben  an  Söenigem  unb  gmar  an  (Sblein,  Unfd)ulbigem.  ')  Soffen 
mir  fie  erfennen,  bafe  nur  foldje  ftreuben  bauembe  ljerjlic&e  £)eiterfeit  bringen, 
bie  ber  ©trafjlenglanj  einer  reinen  Seele  ift  unb  finftereg,  f$lei$enbe§ 
Sefen  bertreibt.  SWjuluftigeS  Befen  an  <ötäbd>en  mirb  Don  ber  2üelt 
fo  gern  entfdmlbigt  unb  trägt  boa)  ©efaljr  für  bie  ©ittfamteit  in  fi$. 
galten  mir  fie  an,  na$  bem  2öof)lgefallen  ©otteS,  guter  Altern 
unb  Eorgefefcten,  fomie  überhaupt  ebler  9Renfd)en  ju  ftreben,  ftatt  na<$ 
bemjenigen  ber  Wenge,  ©leidjgültigfeit  im  ©eneljmen  gegen  erftere  ift  ein 
beleioigenber,  fjäfelic&er,  bie  ©ittenlofigfeit  förbernber  (Stjarafterjug.  Siebe  ju 
ben  (Sltem,  Mnf)äuglid)feit  an  bie  ganjegamilie  finb  2riebfebern  für 
bie  9Jiäbcr)en  jit  ehrbarem  betragen  unb  eräugen  ein  aufrißt  ige«,  offene«, 
roafjrljeitSliebenbeS  Siefen,  baS  bie  ©ittfamfeit  fo  fe&r  maljren  r>i(ft  unb 
SJerfteflung,  2ift  unb  ©bifcftnbigfeit  fern  f>ält.  Sie  Sugenb  &at  ifjre  kämpfe, 
ifjtc  Prüfungen ;  barurn  Ijat  ba$  Wäbtfcen  G&arafterfeftigleit  ofjne  jegli^e 
Wenfa)enfurcbt  nötig,  um  feine  ©ittenrein&eit  ju  bemalen  unb  SBerfjängniffen 
unerf4)roden,  bod)  meife  entgegenzutreten,  be8  ©lüdeS  fid)  mürbig  ju  matten, 
aber  bemütig  unb  ftarfmütig  eS  $u  tragen,  menn  2Bünfd)e  nia)t  erfüllt  merben.4) 

(©djtufe  folgt) 


Sutern.  (Äorr )  Dienftag,  ben  11.  Dejember  berfdjieb  in  bjer  Ijodjro. 
£>err  Sojef  3gna$  Stölln,  gemefener  (5f)orf)err  unb  &ufto§  beS  Iöbl.  ßoQegiat« 
ftifteS  im  $)of  unb  roähjenb  breiunbbierjig  3ab,ren  s$rofeffor  beS  ©ümnafium« 

0  3.  2?-  an  ©otteSbicnft,  an  anbern  religiösen  Übungen,  an  £Bof)ltbun,  an 
oerebelnbcni  (Wang  unb  Vlufif,  an  crbauertbem  üefcn,  S9etrad)tung  ber  9tatur, 
cbler  Wefctttöaft  u.  f.  n>. 

J)  Seftcr,  guter  Garafter  ift  «in  ftels,  an  weitem  gcftronbetc  «dnffe  lanben 
unb  anftürmenbe  fc^cttern. 


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-    27  - 


in  ßujern.  ©eboren  &u  SBaütuil  im  ^ahre  1806  hätte  er  feine  ©nmnafial* 
fiubien  ju  39ern,  fünfter  uitb  Sutern,  bie  afabemifchen  &u  iübiugen,  3)iünd)en 
uiib  ©ießen  gemalt.  Jpr.  9?öfln  feiig  roar  ein  Wann  oon  großer  allgemeiner 
öilbung,  ein  fetjr  grünblicher  flenner  ber  alten  ©prägen  unb  ein  tüchtiger, 
geroiffenhafter  Celjrer,  ber  jroar  mit  Strenge,  aber  auch  erfolgceict)  feines 
Gimtes  roaltete.  Seine  Eigenart  im  2ef)ramt  foroohl  roie  in  feinem  (^^aratter 
überhaupt  roerben  ihn  banemb  im  Mnbenfen  feiner  zahlreichen  Schüler  erhalten. 
$r.  9?öQp  betätigte  ftc^  auch  mit  Erfolg  auf  fchriftfteflerifcf)em  ©ebtete.  R.  I.  P. 

St.  ©olle«.  (Äorr.)  3n  ber  „Oflfchroeij"  macht  ein  älterer  ^äbagoge 
ben  3$orfd)lag,  eS  foQten  ftatt  eines  bierten  ßurfeS  bie  CehraintSfanbibaten  ju 
tüchtigen  ^raftifern,  iue[rf;e  als  ßrjieher  unb  ßehrer  int  betuäbrt  fiabni, 
für  einige  3*'*  als  ©ehilfen  eingeftedt  roerben,  roo  fie  auch  angeleitet  roerben 
müfeten  ju  ihrer  eigenen  gortbilbung,  roie  Tie  fich  neben  ber  Schule  paffenb 
mad)t.  3)a8  gäbe  ben  jungen  auch  bälber  einen  richtigen,  praltifchen  „fturS." 
tyxt  Selbfifortbilbung  foflten  periobifche  flurfe  unb  ßonturSprüfungen  am 
Seminar  förbern  unb  regulieren.  —  (58  Ijat  biefer  SBorfchlag  geroiß  feine 
fdjönen  2id)tfeiten  unb  es  mürbe  biefer  5Beg,  foroeit  unS  befannt,  in  einigen 
Äantonen  teilroeife  betreten,  fo  in  8ujem  unb  ^freiburg.  Wber  eS  liegen 
bod)  fernere  SBebenteu  gegen  ihn  bor.  (Sin  folcher  älterer  Sefyrer,  bem  ber 
junge  ßeljrer  übergeben  mürbe,  müßte  bor  allem  ein  roahrer  SRufterlehrer  fein, 
foroohl  roaS  ßeben,  als  roaS  SBiffeu  unb  Wethobe  anbetrifft!  gerner  bürfte 
jtoifdjen  feinem  2Birfen  unb  ben  metlrobifchen  ©runbfä&en  beS  Seminars  feine 
Disharmonie  befielen,  bie  ^ßrajis  müßte  fich  in  allem  als  SRealifterung  ber 
Theorie  bewähren;  baS  93erhältniS  jroifchen  Weifter  unb  ßehrling  müfete  genau 
geregelt  merben  K.  Senn  baS  ibeale  fiefjrerleben  überall  ju  finben  märe,  bann 
freilich  märe  ein  folcher  praltifcher  flurS  geroiß  oon  ^öa^ftem  Wujjen.  9lber 
baS  ßeben  tritt  auch  in  Öehrerfreifen  meift  im  5öerftagSgeroanbe  auf  unb 
trägt  allerlei,  mehr  ober  roeniger  fd)öne,  Äleiber.  —  (Sin  bierter  JRurS  fönnte 
bie  Seminarbilbung  einheitlicher  abfd)liefjen  unb  fönnte,  ja  müßte  ber  obigem 
Vorfdjlage  ju  ©runbe  liegenben  3b«  unbebingt  infofern  Rechnung  tragen,  als 
auf  bie  praftifchen  Übungen  ba§  größte  ©eroicht  gelegt  mürbe.  Seine  9luf= 
gäbe  läge  nict>t  in  ber  drroeiterung  beS  Unterrid)t3ftoffeS,  fonbern  in  beffen 
Vertiefung  unb  in  ber  Tineignung  praftifcher  ftertigfeit  im  Übertragen  ber 
i^eoric  in  bie  $raji8.  —  TllSbann  mirb  fich  jeber  junge  2et)ret  in  ben 
lofalen  $erhältniffen  feiner  Schule  leicht  jurecht  finben.  $Ran  hat  auch  roof)l 
ju  beachten,  bafc  jebe  Schule  ein  eigenes  ©epräge  t)ai  unb  baher  überall 
bie  inbibueflen  Skrhältniffe  ins  Euge  ju  faffen  finb.  (Sine  gute  SJerbinbung 
Don  Ih^orie  unb  ^rarjs  mirb  ba  ber  befte  Celjrer  fein  unb  biefe  mürbe  ein 
oierter  ScminarfurS  beffer  Oermitteln  als  ein  nur  praftifcher  flurS.  — 

Snimiiv  $)en  12.  Dejember  oerfammelte  fich  bie  ßebrerfchaft  ber 
Ward)  ju  ihrer  orbentlichen  fjerbftfonferenj  in  TUtenborf,  roohin  ^>r.  Canb*- 
ammann  2Binet,  (Fhef  beS  (SrjiehungSbepartementS,  in  freunblichfter  SBeife 
eingeladen  hotte.  Tic  33erhaublungen  fauben  im  Sd)u(haufe  ftatt,  unb  bie 
Äonferenj  roar  nicht  nur  oon  fämtlichen  Sehrern  beS  JfreifeS  Ward),  fonbern 
auch  bon  mehreren  @r>rengöften  befucht. 

^achbem  ber  §od)ro.  ^err  tQonferenj*5Jorftanb,  Pfarrer  guch§,  einen 
flücfblid  auf  bie  michtigften  Gegebenheiten  in  unferem  Schulroefen  feit  ber 


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-    23  - 


te&ten  Sehreroerfammlung  getuorfen  unb  uns  mitgeteilt  hatte,  bajj  ber  \)ot)t 
flantonSrat  ben  jährlichen  Beitrag  an  bie  2ehrer*9llterSiaffe  Don  1000  9fr. 
auf  1500  $r.  erhöht  habe,  folgte  bon  ben  £>erren  Seljrern  &arl  ftiftler  in 
JReidjenburg  unb  3of*Ph  9lppert  in  5Bangen  bie  Verlefung  beS  MuffajjeS  über 
baS  ^emn:  „58ie  finb  bie  Sfepetitionen  anließen,  bamit  fie  für  ben 
Schüler  nu^bringenb  finb?"  $ie  beiben  bor  trefflichen  Referate  mürben  Don 
ben  Herren  2et)rem  töauchenftein  in  Sachen  unb  Nobler  im  Vorbertrjal  fefjr 
günftig  beurteilt,  unb  bie  lebhafte  $i$fuffion  fügte  noch  bie  eine  unb  bie 
anbere  6rgänjung  t)in^u. 

Wü  bem  münblicr)en  Referat,  meines  folgenbermaßen  lautete:  „9luf 
roelaje  Waugelhaftigfeiten  im  Keinen  ftö&t  man  in  ber  Stefrutenfchule,  unb 
mie  fönnten  biefelben  gehoben  werben  ?"  mar  ber  oben  genannte  £)r.  Sehrer 
Weldnor  Nobler  in  Vorberttjal  betraut.  $)erfelbe  mieS  bei  ben  einzelnen 
^Rechnungsarten  bie  gewöhnlich  Dorfommenben  gehler  nach,  wie  er  fte  au« 
eigener  Erfahrung  in  ber  9teirutenfd)ule  wahrgenommen,  unb  gab  roie  ein 
guter  9lr$t,  ber  bie  Jfranffjeit  richtig  erfannt,  jebeSmal  auch  baS  geeignetfJe 
Heilmittel  an.  ©ein  Vortrag  fanb  großen  Veifaü*.  $ie  praftifche  Sehrübung 
„$ie  $iDifion  mit  ^eitmalbrü^en"  unterblieb,  roeil  ber  mit  biefer  Aufgabe 
beorberte  $err  Cetjrer  flarl  Xtyiltx  unferen  ÄonferenjfreiS  Derlaffen  r)at,  um 
fid)  als  ©efunbarlehrer  auSjubilben. 

3um  ©d/luffe  beS  offiziellen  Teiles  erftattete  $x.  2et)rer  ßafpar  Nobler 
in  ©chübelbach  Beriet  über  ben  VermögenSbeftanb  ber  Sehrer-WlterSfaffa,  roeld>e 
im  laufenben  3afjre  eine  Vermehrung  Don  223  gr.  unb  eine  ©efamt« 
fumme  Don  41,000  gr.  Vermögen  auf  meist. 

@S  folgte  nun  ber  gemütliche  im  freunblichen  £eim  beS  |)errn 
Sanbammann  Söinet,  ber  in  feinem  ^oafte  fagte,  bafe  er  fid)  fdjon  lange  auf 
biefen  $ag  gefreut  habe  unb  fi$  nirgenbS  fo  heimifd)  fühle,  als  unter  ©eines- 
gleichen, in  ber  Witte  feiner  Ib.  Seljrer.  fyotyxo.  $>r.  £anonituS  ^Jfifter 
toaftierte  auf  ben  hochberbienten  ($h*f  beS  (SrjiehungSbepartementS,  £yerrn 
SfegierungSratr)  2Öinet,  ber  feiner  Siebe  $u  ben  Seljrern  burch  bie  heutige 
gaftfreunbliche,  Dortreff  liehe  ^Bewirtung  mie  f<f)on  öfters  WuSbrud  gegeben  höbe. 

§err  ©efunbarlehrer  Vieler  in  Sachen  brachte  feinen  $oafl  ber 
unerfchütterlichen  Veruntreue  eines  SefjrerS,  mie  fie  unS  im  £>rn.  (SrjiehungS» 
bireftor,  Sanbammann  SGÖinet,  jo  fchön  entgegentritt,  ber  Don  ber  ^ßife  auf 
als  ^rimarlehrer,  ©efunbarlehrer  unb  ©eminarlehrer  gebient  unb  in  auf* 
opfember  2öeife  jefct  noch  ben  töefruten  ©dmle  hält.  £o<hm.  $err  ©chul« 
iufpeftor  Pfarrer  guchS  brachte  baS  £>och  bem  guten  (SinDerftänbniS  jroifd)en 
ihm  unb  ber  Sehrerfdmft,  bem  er  nicht  jum  minbeften  bie  guten  Otefultate 
ber  ©chulen  in  ber  Ward)  auftreibe. 

Unb  ju  guter  Sefct  gab  £>od)ro.  .§err  Pfarrer  ßattanD  ben  Seffern  einen 
©rufe  mit  nach  £>Qu)e  ihtf  grauen,  roelche  baS  3hrigc  baju  beitragen, 
bem  Sehrer  bie  ferneren  VerufSpflichten  ju  erleichtern  unb  ju  Derfüjjen,  bie 
9to)en  flreuen  auf  ben  $ornenpfab  beS  ©dmlmeifterS. 

3RH  ben  loaften  roechfelten  aufs  angenehmfte  ßlaDierfpiel  unb  ©efangS- 
Dorträge  ab  unb  machten  mit  ben  übrigen  gaftoren  ben  flouferenjtag  ju 
einem  fet)r  genuRrcidjcn.  laji  berfelbe  für  bie  ©dmle  unb  baS  praltifche 
öeben  auch  r«ia^e"  ^e9e"  bringe,  baS  gebe  ©Ott !  flg. 


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-    20  - 


Uri.  $er  Bericht  über  bie  primär«  unb  Sefunbarfchulen  be«  ÄantonS 
pro  Schuljahr  1Ä93/94  betont  mit  Stecht,  um  ba$  Schulroefen  ju  b'ben, 
bie  ßinfübrung  ber  obligatorifdjen  Sommerfchule  menigftenS  für  bie  3 
untem  Älaffen,  unb  on  ©teile  ber  $Bod>enfrf)ule  Verlängerung  ber  MtagS* 
fcfmle  um  roenigftenS  einen  SEÖintcr,  ebenfo  roünfcht  er,  bafj  bie  Knaben  nach 
beut  Austritt  au3  ber  WDtagSfchule  noch  einige  3ab,re  im  Sinter  eine  gort« 
bi(bung«fd)u!e  ober  menigftenS  mit  ben  9tefruten  beu  Borunterricht  befugen 
f otlten,  „bamit  fte  nicht  in  lurjer  Qt\i  roieber  alles  Dergeffen  tonnten,  mos 
fie  in  ber  $(lltagdfchule  gelernt  hoben."  ^ferner  betlogt  er  als  JpeininniS 
ben  Unberftanb  unb  bie  ©leicbgültigfeit  Dieler  Altern.  „$)ie  3flW  Derer'  D'e 
beute  noch  ben  9hifcen  unb  Segen  einer  guten,  chrifllid)  geleiteten  BottSfchufe 
ni<t»t  ju  fchäfcen  troffen,  ift  gröfeer,  als  mou  meinen  fönte."  Stoj*  auch  bie 
topograpfjiiien  Bertjältniffe  ungünftig  auf  baS  urnerifnje  Schulroefen  ein« 
roirfen,  glauben  mir  bem  bereiten  Bericbjerftatter  gerne.  584  ftinber  Ratten 
einen  Sdmlroeg  bon  über  V«  biß  1  Stunbe,  318  einen  folgen  oon  über 
1  Stunbe  biö  2  unb  2*/s  Stunben.  $)aju  tommt  au$  ber  Umftanb  ber 
überDölferten  Schulen;  14  Spulen  jd^len  60—70  äinber,  2  übet  100, 
„baS  finb  jammere  Schulen,  befonberS  wenn  fte,  roie  baS  bei  einigen  ber  ftafl 
ift,  afle  6  Äurfe  umfaffen."  2Bie  anberSroo  flogt  auch  ber  Urner  Schul> 
infpeftor  über  berfcb,iebene  Beurteilung  ber  Wbfeujen  Don  ©eile  be8  ÖerjrerS 
unb  mahnt  fte  an  treue  Befolgung  ber  bezüglichen  Berorbnungen.  —  Ueber 
bie  £el)rerf$aft  (27  &hrer,  28  Öer)rerinuen)  lautet  baS  Urteil  im  aügemeinen 
recht  günftig.  „Sie  gelten  nicht  bloß  bie  borgefchriebene  3fi*  geroiffenhaft 
Schule,  fie  bereiteten  fi$  auch  täglich  unb  eruftlich  auf  bie  Sdmle  bor  ;  es 
mar  tr)nen  nid/t  genug,  Schule  ju  galten,  fie  giengen  auch  planmäßig  unb 
jielbetoufct  ooran;  fie  folgten  bewährten  metrjobifchen  ©runbfä&en  unb  füm* 
merten  fich  nicht  blofe  um  bie  Unterroeifung,  fonberu  ebenfo  eifrig  um  bie 
gute,  folibe,  chriftliche  (Srjieljung  ber  ftinber;  fte  gelten  aud)  auf  3"d)t< 
Orbuung  unb  2lnf!anb,  unb  gaben  auf  ba§  Betragen  ber  ftiuber  aa)t  mie 
in,  fo  aufeer  ber  Scfmle.  ^a)  bebaure  feljr,  bafj  ich  nicht  auch  allen  2er)reru 
mie  aflen  Seherinnen  meine  bofle  3ufr>f^en^e'*  auSfpredjen  tarnt.  2Öenn  e§ 
unter  ben  2et)rern  fötale  gibt,  bie  bon  ^arteilicfyteit  reben,  fo  t)aben  biefe, 
um  nicht  mehr  ju  fagen,  roofyl  am  menigften  Urfache.  Statt  biet  pläbieren 
märe  beffer,  peinig  ftubieren.  „2Öär)renb  bon  ben  $an$jabr»  unb  tStanjtag* 
faulen  gefagt  metben  tann,  bafe  fte  fo  jiemlicb  auf  ber  &öhe  auSroärtiger 
Spulen  flehen,  fo  fönnen  natürlich  bie  $albjahr=  unb  £mlbtag$fchulen  nicht 
fonfurrieren.  $ie  flrbeitSfchulen  für  TOba>n  follte  an  aßen  Spulen  Obligo* 
torifch  eingeführt  fein;  eS  galten  folche  nur  15  Schulen;  auch,  bezüglich 
ftfl'aug*  unb  3fioV"unterria^t  läjjt  ber  Beriet  burchblicfen,  bafe  noa^  manches 
beffer  mecben  foQte.  Turnunterricht  rourbe  an  21  ©a^ulorten  gegeben,  boa) 
fehlen,  mie  anberämo,  noch  bielfaa)  bie  geeigneten  ^urnplä^e  unb  Cotale  unb 
Turngeräte.  —  Sefunbarfchuleu  5ät)(t  ber  Äfanton  5  mit  62  Sd)ütcrn  unb 
6  Cebrfräften.  W\t  »echt  betlagt  ber  Berichterstatter  beu  Langel  au  ber 
gemtinfehten  grequen^;  benu  gerabe  bie  ©efunbarfchulen  tragen  jur  aflge« 
meinen  BolfSbilbung  ungemein  üiele«  bei.  Unter  ben  Befchlüffen  be3  fwfrn 
6rjiehung«rate4  h^ben  mir  herbor: 

1.  Sämtliche  ©emeinbefchulräte  merben  aufgeforbert,  bon  ihren  Straf» 


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-    SO  - 


fompetenjen  ©ebrauch  511  machen  unb  erft,  roenn  ihre  Strafen  jum  jmeiten 
ÜJtal  fruchtlos  geblieben  finb,  bie  betreffenben  &ef>lbaren  an  ben  Strafric^* 
ter  ju  übermeifen. 

2.  Wn  ben  Schulrat  Don  Sififon  wirb  bie  frühere  Slufforberung  §ur 
unbebingt  notmenbigen  beffern  Einrichtung  beS  Schul^immerS  erneuert. 
Derfelbe  wirb  auch  aflen  ErnfteS  jur  fofortigen  Slnfte  llung  eineS  fähigen 
Turnlehrers  auf  gefordert. 

3.  Von  ben  ©emeinben  2Baj|en  roirb  bie  genaue  Einhaltung  ber  ge* 
fejjlicb,  Dorgefchriebenen  Turnftunben  Derlangt. 

4.  füglich  ber  le&teS  3ah*  anbefohlenen  Vergrößerung  ber  Ääu  m* 
lithteit  für  bie  Unterteile  in  Vriften  unb  bie  Oberfdjule  in  2Baf* 
jen  mirb  Don  ben  betreffenben  Schulräten  beförberlichft  Verität  über  ben  ba» 
herigen  Vollzug  eingeforbert. 

5.  $ie  ©emeinbe  ©urtneflen  mirb  angeroiefen,  ^hrfid^tüc^  ber  hö<hß  not* 
menbigen  91  nft  eilung  einer  jroeiten  ßeijr traft  innert  jroei  Monaten  eine 
beftimmte  3ufic^erung  abzugeben. 

6.  ©ejtüfct  auf  bie  roieberljolt  erteilte  9(ufforberung  jur  ftnftellung 
einer  meitern  2  ehr  traft  mirb  bie  ©emeinbe  ©ö|*chenen  jur  Verichterftah 
tung  barüber  aufgeforbert,  ob  unb  in  mela>r  SEßeife  fie  ihrer  bahertgen  Pflicht 
nnchgelommen  fei. 

7.  $ie  ©emeinbe  Unterf  dachen  fo0  über  ben  Vollzug  ber  lefcteS  3aljr 
geforberten  9?euanfa)affung  üon  Sa)ulbänfen  beförberlichft  Bericht  er« 
ftatten. 

8.  3n  Anbetracht  ihrer  unbefriebigenben  Seiftungen  merben  brei  fietjrer 
jur  Prüfung  einberufen;  ferner  bat  ein  lefcteS  3abj  neu  ins  Amt  ge- 
tretener fiehrer,  ber  nur  ein  ^roDiforium  beftyt,  bie  Patentprüfung  ju 
beftehen. 

9.  Es  finb  alle  Mbfenjen,  auch  alle,  bie  Don  Äranfheiten  herrühren, 
ju  Derjeichnen. 

10.  Sämtliche  Schulräte  merben  ermahnt,  bafür  ju  forgeu,  baR  beim 
Turnunterricht  bie  gefefclich  Dorgefchriebenen  Stunben  «inge- 
halten  merben. 

11.  £ie  ©emeinben  merben  eingelaben,  ba,  mo  eS  noch  nicht  gefcheljen 
ift,  menn  möglich  Don  ber  Dierten  fllaffe  an,  Arbeit  «faulen  für  bie 
9Rä  beben  einzuführen. 

12.  $ie  ©emeinoen  merben  eingelaben,  mo  immer  möglich,  Sommer» 
fchulen  einzuführen. 

$>iefe  Vefcblüffe  jeigen,  baß  bie  farttonalen  Vefjörben  ernft  an  ber 
SchulDerbefferung  arbeiten!  Stögen  fie  fich  burch  nichts  abfehreefen  laffen! 
Wutig  DormärtS  auf  ber  betretenen  Vafm  —  unb  eS  mirb  nach  "»b  nach 
beffer  merben. 

3ufl.  $ie  Seftion  3U9  beS  Vereins  tath.  ßeljrer  unb  Schul* 
männer  ber  Schmeij  Derjammelte  fich  ^onnerftag  beu  27.  Dezember  in 
3ug.  Trattanben  mciren:  bie  S<b"lgdunbbeit3pflege,  Don  $>errn  fiehrer 
feiler  in  Wiebermil,  eine  päbagogüa>  Arbeit  über  ein  Kapitel,  boS  immer 
noch  5"  wenig  Veachtuug  finbet,  fobann:  bie  beutfehen  Schulmeifter  in  3»g. 
Don  §errn  ßebrer  9lj<hmanben  in  fytx,  ein  gerichtlich«  Er,fur8,  ber  uns 


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-  31 


bie  ganje  Steide  ber  S^uÜe^rer  an  ben  beutf<$en  ©acuten  3uQ$  Dorfübjte 
unb  ba&er  einen  frönen  Seitrag  jur  lugerifd&en  ©d)ulgefd)ic$te  lieferte. 
$ie  SBerfammlung  mar  jafjlreicfc  befugt  unb  nafnn  einen  lpdrft  befriebigenben 
Verlauf.  W\i  größtem  3ntereffe  folgten  bie  flnroefenben  ben  beiben  Referaten. 
SBeibe  Arbeiten  roerben  in  ben  ^äbag.  SBlättern  erf feinen  unb  ba&er  Der= 
$id)ten  mir  auf  eine  Inhaltsangabe. 

—  3n  Wenzingen  rourbe  Dom  !atr)o(.  Männer-  unb  Arbeiter* 
üerein  eine  ©uppenanftalt  für  ©d&ulfinber  gegrünbet.  $iefe§  roof)l= 
tr)ätige  3nfiitut  gereift  bem  Vereine  jur  großen  Qfyxe  unb  ber  l.  3ugenb 
ganj  gereift  $u  SBoljle  unb  ©ebenen.  2Bir  ameifeln  borum  ni#t,  ban  bie 
©eroor)ner  ber  ©emeinbe  bem  mit  Dielen  Opfern  unb  Sdnuierigfeiten  ju  ftanbe 
gefommenen  2öerfe  fräftige  Unterffüfcung  unb  DofleS  Vertrauen  fäenfen  merben. 

—  Oberägeri  befdjlofj  in  einer  aatjlreidf)  Derfammelten  Äira^gemeinbe 
einmütig  $rfieü*ung  einer  neuen  Äappelle  in  §afelmatt,  bem  Orte  ber 
Sü}lad)t  am  Vorgarten,  über  ben  nad)  ben  Ausführungen  Don  £>errn  Sanb- 
tw&rfjauptmann  39ürfli  in  3ürid)  (©ief/e  3ug.  WeujafjrSblatt  1895)  fein  be= 
grünbfter  Smttftl  mefjr  obwalten  fann. 


^ädagogifd)*  &\ttetatut  urtb  2t^tmitteU 

Son  ber  flibliotbef  (er  fatb.  ^aDaaoflif  ift  jflngft  ber  fiebente  93anb  crfd)icnen. 
$crfelbe  trägt  ben  Xitel:  Äarbinal  3obanne8  $>ominiciS  ftrsieljungSlebre 
unb  bie  übrigen  päbapogifdjcn  Stiftungen  3talien 8  im  15. 3at)rbunbert. 

—  Der  Sartbäufer  sJMfoIau8  Äempf)  u"b  f eins  Sdjrtft:  Über  ba8  redete 
3iel  unb  bie  redete  Drbnung  beS  Untcrrid)t8.  Uberfefct  unb  mit  biograpbtfdKit 
Einleitungen  oerfeben  oon  P.  Auguftin  SRöfcler  C.  88.  R.  fjrciburg,  Berber. 
354  8r.  9«.  3.  60.  —  $a8  feb,r  ge^altooHe  Surf)  jerfäflt,  rote  fd)on  au*  bem  Ittel 
erntfnlidi,  in  jroei  Abteilungen,  beren  erfte  fid)  mit  ben  italicnifdjen  SBäbagogcn  be* 
i ''.  ^ a Ii rb unbert 8  befdjäftigt,  tuäljrcub  bie  jroette  bie  feit  langem  öcrfdroHene  päba* 
gogifdje  Arbeit  eines  beutfd)en,  bcaro.  öfterreidjifdicn  SeartbäufcrS  an8  2id)t  jiebt. 

Unter  ben  s43äbagogcn  bc8  15.  3aqrbunbcrt8  räumt  9töfcler  in  feinem  ©udj  mit 
fficdjt  bem  flarbinal  $ominici  (1357—1419)  ben  erften  unb  bebcutenbften  $lafc 
ein ,  einmal  roeil  beffen  erflieberifdje  $f)ätigfcit  bislang  nod)  n-  in  roenig  befannt  mar 

—  feine  @d)rift  „Untcrroeifung  über  bie  (*räict)ung  ber  Stinber"  (au8  bem  3talienifd)cn 
überfe^r,)  erfäjeint  aum  erften  Ettal  in  $eutfd)lanb  —  unb  jobann,  roeil  ©ominici, 
toie  fem  anberer  Sßäbagog  jener  (*pod)e,  gegenüber  ber  eiufeitigeu  9tid)tung  mandjev 
fcumaniften  auf '8  fräftigfte  für  eine  roiffcnfdjaftlidje  unb  jugleidj  djriftlidje 
(h-jiefjung  eintritt-  2Bir  fönnen  an  biefer  (Stelle  nid)t  be8  näbern  auf  $ominici8 
r)öd)ft  intereffante  GrsiebungSlebre  eingeben,  ©ic  ift  c8  rool)l  roert,  bafj  bie  „^äba* 
goflifetjen  Blätter*  berfelben  gelcgentlid)  eine  eingebenbe  SBürbigung  ju  teil  roerben 
lafjcn.  Anfdjliefeenb  an  bie  Abtjanblung  bc8  SarbinalS  Domintci  gibt  fobaim  ber 
auf  btefem  (Gebiete  trefflid)  orientierte  fterr  3?erfaffer  eine  uberfidjt  ber  übrigen 
päbagogifd)en  ßeiftungen  be8  15.  3abrbunoert8,  ärjnlid)  roie  ftc  ßerr  Seminarbireftor 
5.  5.  Äunj  im  erften  «anbe  ber  päbagogifd)en  »ibliotbef  für  ba8  16.  Sabrbunbcrt 
entworfen  bat.  SHoreHi,  S?ergeriu*,  Stf torin  oon  fteltre  unb  beffen  Sdjüler  (5 orrer 
unb  ^erotti,  Wuarino  oon  Verona,  iöarbaro,  T^ilclf Toti,  fieonarbo  SBruni,  Albertt, 
3t)ani,  ^almiert,  $atriji,  ^or^tn,  üßolt^iano  roerben  mit  Angabc  ber  roidjtigften 
biograpbtfcben  Xaten  nad)  ihrer  päbagogifdjen  unb  Üterargefd)id)tlid)en  ^ebeutung 
geroürbigt  unb  djarafterifiert.  93on  ber  Sefpredjung  beS  $apbeu8  SegiuS,  beffen 
(^Tjlebung8lebre  nad)  i)iö8ler8  Urteil  unter  ben  päbagogifdien  Eeiftungen  bc8  15. 3abr- 
()unbert#  unbeftritten  ber  erfte  $la^  gebührt,  fonnte  Umgang  genommen  roerben, 
toeil  biefelbe  im  jroeiten  S3anbc  ber  *$äbag.  ^ibltot lief "  jur  Darftellung  gefommen. 

3n  ber  jroeiteu  Abteilung  unfereS  35ud)e8  mad)t  un8  .^odjro.  fer.  P.  9tb81cr 
junädjft  mit  bem  ßeben  unb  ben  €d)riften  be8  ÄartbäuferS  9tifolau8  Slcmpb 


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-    32  - 


n  397— 1497)  ftonoentual  be«  fflofter«  Laming  in  9Hcbcr5ftcrreid),  bcfannt,  eine* 
3Nanne«,  ber,  tote  ein  älterer  Biograph,  bc«felben  fagt,  an  Ofrömmigfeit  unb  (Hclchr 
famfeit  311  ben  berühmteften  Bannern  be«  15.  3ahrt)unbert«  gehörte,  hierauf  folgt 
beffen  ftbbanblung  „Uber  ba«  rechte  3iel  unb  bie  rechte  Orbnung  be«  Unterrichte«" 
teil«  im  2ßortIaut  (au«  bem  ßateinifcheu),  teil«  auäjüglid).  Jcemph«  Schrift  bietet 
nicht  nur  fulturgefchichtlidje*  3ntcrrcffe,  fonbern  ift  auch  inhaltlid)  beleprenb  unb 
bebenigeu«toert,  inbem  fie  oor  aQem  ba«  lefetc  3iel  unb  ben  (5-nbjiuecf  be«  theo- 
logifebeu  ©tubium«  betont. 

ffiie  febon  au«  biefer  fnappen  Uberfid)t  erhellt,  birgt  ber  flebente  Sanb  ber 
„$äbag.  ©ibUotbef  ein  auBerorbcntlidj  reiche»  Material,  ba»  niebt  nur  ßiebt  über 
bie  päbaflogifcben  Strömungen  unb  Seftrebungcn  ber  Soneit  oerbreitet,  fonbern  auch 
treffliche  bioaftifebe  unb  päbagogifcbe  ©runbfäfee  unb  Behren  o ermittelt,  bie  Reg 
neben  benjenigeu  ber  „mobernen"  SPäbagogif  recht  mohl  jeigen  bürfen.  Durchaus 
sutreffenb  ift  ba«  Urteil,  welche«  ber  podno.  Serfajfer  in  feiner  Sorrebe  »itiert: 
w2Jiand)cr  päbagogifcbe  £>ero«,  ber  heutzutage  mit  fetner  neuen  SJcethobe  ftd)  breit 
macht,  mürbe  oiclleicbl  befebeibener  auftreten,  menn  er  müßte,  baß  ba«  $robuft 
feine«  Sdjarffinn«  febon  lange  oor  feiner  GJeburt  einmal  erbaebt,  erprobt  unb  oer= 
«effen  roorben  fei."  —  3Höge  ba«  Sud)  *RÖ8ler«  einen  recht  |ablreicqen  iMerrrei* 
unb  bamit  bie  mohloerbiente  Slnerfcnnung  finben!  ft.  21.  &opp. 

$a«  ^uQcrifdje  Dceujabrdblatt  für  ba*  3ahjr  1895,  b>rau8gegcben  oon  ber 
gemcinnuötgcn  ftefellfcbaft  be«  Äanton«  3ug,  (47  ©t.,  gr.  8«  $ret«  ftr.  1.  50, 
Sudjhanblung  Slnbertocrt,  3«8)  enthält  einen  bödjft  intereffanten  2luffa&:  ©in 
©cntmal  am  SJlorgartcn,  au*  ber  ^Jeber  oon  Äarl  Sürflt,  melcher  über 
ben  genauen  IMatj  ber  Sd)lad)t  am  Vorgarten  auf  überjeugenbe  SBeife  orientiert 
unb  ju  ©rgebniffen  fährt,  bie  jeben  Vctjrcr  intcreffieren  müifcii.  Son  biefer  erften 
3rreiheit«fd)lad)t  hing  bie  weitere  ©nttoidTung  ber  (Jibgenoffcnfdjaft  ab;  fie  toax 
bie  Sluttaufe  berfelbcn.  ©8  muß  baher  bem  ßegrer,  ber  bie  3ufl«nb  in  bie 
Sehroeijcrgcfcbidjtc  einführen  mill,  baran  gelegen  fein,  ben  Äinbem  einen  recht 
Haren  unb  anfdjanlidjcn  Segriff  oon  berfelbcn  ju  geben;  fie  ftedt  bie  Srrieg8* 
tüd)tigfeit  unb  fluge  Ihttfdjloffenbeit  ber  ©rünber  unferer  5reir)ctt  fo  ganj  in«  rechte 
Üidjt.  2)te  beigegebenc  Situation«fartc  trägt  jur  notroenbigen  Scranfcbaulicquug 
toefentlich  bei.  —  SBeitere  wichtige  Sirbetten  be«  SReujabrblattc«  ftnb:  Über  ben 
jHlfohol  unb  feine  folgen,  oon  Dr.  fcürlimann,  praft.  Ärst  in  Untcrägcri,  unb 
Uber  bie  Littel  jur  Sefämpfung  be«  2üfoholi«mu«,  oon  Dr.  (f.  äruolb, 
Srantonöarjt.  —  25er  ßehrer,  ber  feine  Aufgabe  nicht  auf  bie  oier  SBänbe  be« 
Sdjuljimmer«  bcfdjränft,  fonbern,  oon  cblem  3beali«mu«  getragen,  auch  auf  bie 
Silbung  be«  Solfe«  eintoirfen  mill,  ift  neben  bem  (Seiftlidjen  unb  $frjt  ber  berufenfte 
Streiter  für  bie  gute  Sache  fotoohl  buret)  Belehrung  be«  Solle«  in  Sorträgen  unb 
Wefprächcn  al«  Durch  ba«  eigene  gute  Scifpiel.  SMc  beiben  tHuffäbc  überzeugen 
ihn  mit  ben  unanfechtbarften  ©rünben  oon  ber  Sd)äblicf)feit  be«  SUfobol«  ttnb 
«iaeu  ihm  bie  Littel  jur  erfolgreichen  Sefämpfung  biefer  $cft  unferer  3ctt.  —  Drei 
©ebichtc  oon  ftrl.  3iabefla  ffaifer  unb  bie  ©grentafel  am  ©chluffe  Ttnb  3euflcn, 
baR  in  3ug  ber  ©inn  für  bie  eblen  ftünfte  unb  für  gemeinnützige  ÜBerfc  ntebt 
auögeftorben  ift.  Wur  ungern  oermtffen  mir  bie  3ahrc8chronif.  ©te  foHtc  nächfte« 
3ahr  nachgeholt  unb  in  3ufunft  mieber  regelmäßig  fortgefcöt  merben;  benn  fie 
bilbet  eine  fehönc  Erinnerungstafel  an  bie  oergangenen  Sage  unb  hat  aud?  für 
bie  3ufunft  mert.  Ii  B. 

©offinc=?lnöq9bc  bon  Berber  in  f?reifcurg  i.  ©r.,  in  ber  ©dnuciä  ju  beliehen  burch 
(Sbcrle  u.  SHicfettbadj,  Ginftebcln  —  ift  eine  ber  fchönften  ausgaben  biefeS  fo  oor* 
jüglichen  Solf8buche«.  Sie  fchlicftt  üd)  möglidtft  nahe  au  ba«  Original  an,  enthält 
eine  fdjöne  3ahl  oorjüglidier  Silber  jur  Scranfchaulidjung  be«  Stoffe«,  einen 
beutlidjen  3)rucf  unb  ift  überhaupt  muftcrlwft  auSgeftattct.  SBir  fennett  feine 
Slu«gabe,  bie  fo  prattifd)  unb  fo  fchön  eingerichtet  unb  fo  reid)haltig  ift,  mic  bie 
oorlicgcnbe  unb  empfehlen  batjer  ba«  Sud)  allen  unfern  ßefern  auf«  befte.  (£« 
eignet  fief)  aud)  fehr  gut  für  Neujahr«-  unb  öod)geit«gefd)cnfe.  ©er  Sßrei« 
(qebunben  in  ftarfent  Jöunbleberbattb  mit  reichem  ©olbtitel  ^r.  3.  75)  ift  ein  fe&r 
billiger  gu  nennen. 


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11 


9erfd)ie*ette** 

Sin*  oer  Säule.  *®in  393(5  Sdjüfce  Tagte  biefer  tage,  er  ge&c  bcSwegeu  nldjt 
meljr  gerne  in  bie  ©djule,  well,  wenn  er  einen  Söudjftaben  fenne,  ber  ßeljrer  U)tn 
immer  wieber  einen  neuen  oorfdjreibe. 

Wlumeulefe  anc  brutfefirn  '.'Inf in nm. 

1.  3n  §f.  &at  iid)  aud)  eine  Sttufif  eingebilbet  (ftatt  „gebilbet.") 

2.  5üie  SNcnfdjcn  wobnen  tu  Käufern,  oon  fid)  felbft  gebaut.  .  .  3)er  äffe  h,at 
gar  feinen  ißerftanb  unb  gar  feine  Steligton,  wäbjreub  ber  flttenfd)  alle  biefe  (Sigen* 
tümer  bcüyt. 

8.  $ie  Börner  wählten  jefct  einen  ftelbljerrn,  weldjer  c«  oerftattb,  ben  Äartljagcrn 
unfdjäblid)  3U  werben  (ftabiu*  (Sunctator  ift  gemeint). 

4.  Wad)  ben  2)urgunber!ricgcn  tjenfte  mann  jeben  ©djioeijer,  ber  einen  Stricf 
wert  war. 

5.  $a»  ©eläute  ber  Wlocfen  f>atte  aud)  mein  lieblidje»  fcerj  jur  Nnbadjt  gcbrad)t. 

6.  $a»  Söaffcr  war  balb  ftiA,  balb  beraufdjenb. 

7.  Uber  ben  Slbbrud)  ber  Stabtmauer  in  3-*  3n  neuerer  3«t  ift  biefclbe  (b|e 
gmaucr)  für  ben  »veinb  ganj  nufeloft  geworben.  (^ortfr|una  fe(«t) 

$rieffnften  ber  üHebaftion. 

g.  Erhalten;  öeröffcntlidjung  beginnt  mit  nädtfter  Kummer.  —  91.  in  33.  fam 
leiber  11  fpftt  für  biefe  Kummer;  fann  fpäter  SBerwenbung  finben.  —  SB.  in  (3. 
ba*  nädhfte  Wal.   91.  in  SB.   SBeften  Xanf,  wirb  balb  erfd)eiuen. 


iMtferate. 


(viulnbuug  i»W  "JlbüiiHcmcHt  auf  bn* 

„Ittitfwnu  fiir  yäbaQagiht' 

58."3abrnang. 

Xao  .SRagaun  für  ^äbagogif"  ift  baS  fatfwlifdte  ©cpulblatt  für  bie  SMöjefe 
enburg  unb  (rrjbiojcfe  ^retburg.       erfepeint  jäprlid)  in  52  Süodjcnuummeru, 
Vitteraturblattcrn,  4  Duartalbeften  mit  »Dcufifbcilagen  unb  ber  (MrattSbcigabe 
}>™riä  ber  Solf&fdmk."   $ret«  pro  ©emefter  3  3H.   SlUc  2Mtd)banblungeu  unb 
iicMiaintaltcu  nehmen  Stellungen  entgegen.    3al)lrcid)eti  neuen  Abonnement* 
fttjcn  entgegen 

bte  ©rpebition:  bie  9tcbaftton: 

*JH.  ÄupferfdjmiD'faK  ©eminarlebrcr  tfaifter. 

tfndjbanölunfl  in  Spätlingen.  Pfarrer  Dr.  ft.  H.  fteuer. 


.*>crbcrfrbc  ^crlag^biiH&lnng,  iyrcibitro  im  SöreiGgau. 


Soeben  ift  erfdiieneu  unb  burch  alle  SBucppanblungeu  ju  bejiepen: 

*BtUitotf|Cf  Der  fatlialtfdictt  ^äDaflOfttf.  iöegrünbct  unter  SPttt« 
wirtung  oon  @ep.  sJiat  Dr.  S.  Äeller,  SÖeibbifdjof  Dr.  «ncdjt,  ©eiftl.  Mat 
Dr.  m.  :H  olf  lü  unb  herausgegeben  uon  fi.  i.  Mttnj,  Xireftor  be«  lujcrnifdhu 
BeprcrfeminarS  in  fttfcfird). 

VII.  3*nnb:  Änröinnl  ^obanttcö  rominiciä  (friiebungälebrc  unb  bie 
übrigen  päbagogifdjeu  Veiftuugcn  Stalten*  im  15.  gaprfmnbert.  —  Ter 
Roribäufer  Wifolaa?  ftemph  uno  feine  «duift:  lieber  bae  rertjte  3**1  unb 
Dir  rcdjte  Crounua  bf*  UuicrrtdMü.  —  llbcrfefet  unb  mit  biograpbifdjen 
(rinlettuttgen  perfekt  oon  P.  2lug.  ÜRöSler  ('.  8S.  R.  gr.  8°.  (XVI.  unb 
:r»4  6.)   M.  3.  60;  geb.  in  ipalbfranj  mit  9totfdmitt  M.  5.  40. 

Sieben  ber  58aub=2lu8gabc  ber  „SMbliotpef  ber  fatpolifdjen  ^äbagogtf" 
beftebt  eine  Aufgabe  in  Lieferungen  A  80  Pf.  $a«  Jlbonncment  barauf  fann 
jeberieit  begonnen  werben.  Cyttt' aitöfüljrliditi  ^rofpeft  ücht  auf  SBunfd)  gratis 
unb  franto  ju  Tieuftcu. 


IJnkpgifdjr  Blüte, 


Wext  iniflttftß 
M  „£4)Dei|.  ^rticbu^frr nnDc*"  unb  5er  „$ft»flflOfl.  ÜRoiat«f(*rifr". 

bra  Hrrriii*  katljol.  Tclircr  uiih  Sdjulmünnfr 

bfr  Sdjroru 

unb  bca  fd)iuci.^rrifd)tn  fntfjol.  ($r,vef)utißdwcinö. 


3.  £eft. 

(ifrrfduint  2  9ogen  ftarf  je  ben  1.  unb  1&.  rhu«  jebtn  SWonatS.) 


3ug, 

Drucf  unb  (tgpebition  uou  3.  3M.  »lunfcfti. 
1895. 


1.  $fe  formalen  6tnfcn  be&  Uuterrfrftteä.  (SBon  H.  B.)  (gortfcfcung.) 

2.  tteitrage  jir  Ü3efdli(fite  be«  nrnerifdjen  3mnln>cfen$.  (SJon  QJottfr.  Äb=C?ga., 

$rofeffor  in  aitbotf.)   (ftortfefcung.)  »v» 

3.  lieber  neibliitye  (Srjteljuiifl.  (fa.)  

4.  Die  ßereftttafeit  in  ber  Sflnle.  J.  B.,  äe&rer  in  R.)  ■  • 

5.  tldjt  Wofen,  Die  Dem  SJebrer  im  harten  ber  Grjiebnna  blübcn.  (tfon* 

ferenjarbett  üon  fielet  Soj.  <Sd)önenber8er  in  Ugnadj.)  .  . 

6.  Statiftiffl^  an«  ben  latb.  «aniancn  bom  «Infana  ber  !)0er  $abre. 

«5.  frei,  Sfbrl.  in  6.)  (@*Iub.)  

7.  ^abaaoaiffte  ttttnofftan   im 

8.  Wbaaoatffftc  Siitetatnr  unb  ücbrmiltel  % 

9.  «rieftoften  ber  Webaftion. 
io.  3nferate. 


i 


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läkpgtfo)* 

btö  „Sttjmrij.  «nie^ungÄfrettnbe«"  unb  ber  „Vibugog.  9Nonai§Mrt|t". 
unb  beä  f et) meiner ifd} eu  fatf)ol.  Gr^iebungäuereinö. 


3« 


ug,  !.  ftebruar  1895.         JK?  3. 


2.  Saljraanfl. 


JRebafttonßfommifHon: 

t  cmhwtWKftewn:  3M  Jhtut.  $l&Nt<b.  8«jent;  $.  tkumflartnet,  ^ug;  öic  boc&».  Acrrn:  £>r.  £ribel. 
f«t.  *rof.,  «bur ;  8»  tnj,  Wärter,  «et«,  *t.  et  «allra  unb  $m  «tbret  ffilppi  In  «rftfelb,  Ort. 
I«  «inf«BbB*8«n  flnb  an  2 tmtnatbitdtor  8« mngltl «et  }«  rt$tra. 

Abonnement: 

f*dm  m.natlt*  2  mal  |e  b«n  1.  unb  15.  bei  IRoutl  unb  roftet  | 


?tbT4«t*f<»nbib4tai  3"gr.;  fflr  Sf<btTnitaUtbtr 
afibi,  SuAtrutf«,  3ug.  -  3nfctate 


aU  unb  rofict  übtll*  f*r  Smlnlmttalfebet  4  St.; 
6  gr.    t3(ftcUtt«gcn  beim  ©erleget:  3.  HR. 
blc  «(tUirite  mit  10  «p.  batdjnrt. 


3>ie  formalen  Stufen  5eö  3lntemd}te6. 

in. 

$at  ber  ßeljrer  btirc^  feine  analötifdje  Sljätigfeit  ben  ©tanbpunft  be« 
(ennen  gelernt,  bie  anfnüpfenben  93orfleflungen  in  ba«  Stauufjtfein 
(  ©eifie«  gerufen,  ben  53oben  für  ben  Empfang  be§  Weuen  oüfeitig 
bereitet,  fo  fann  er  nun  fröljlid)  jur  Mitteilung  be§  neuen  ©toffeS  geljen ; 
borf  fifl>r  fein,  bafj  er  feine  leere  Arbeit  berriefcten  rnirb.  6r  betritt 
nit  bie  jrwite  formale  ©tufe,  bie  ber  ©totiit>efc  ober  ber  Darbietung, 
t  berfäfjrt  er  na$  allen  ©efe&en  einer  gefunben  ÜJletljobif.  <5r  [ablägt 

&brroeg  ein,  ber  bem  SerljältniS  beS  flinbeS  jum  ©toffe  angepaßt  ift; 
gebt  Dom  33efonbern  jum  Allgemeinen,  bom  einzelnen  jum  ©an$en,  roenn 
e§  öefonbere  unb  (Sinjelne  ben  Äinbern  ba§  S9efannte  ift;  er  ger)t  ben 
jefebrten  2Beg,  roenu  bie  ©egenftänbe  im  ©anjen  benfelben  befannt  finb, 
£infid)t  inS  Qjinjelne  aber  maugelt.  3n  gleicher  SBeife  folgt  er  audj  ber 
t^obe,  meiere  ber  Stoff  unb  ba§  33erf)ältni§  ber  Äinber  511  iljm  anroeifen. 

pofitiDen  Stoffen  t>erfär)rt  er  afroamatif^ :  @efd)id)te  trägt  er  bor,  neue 
f)ftaben  jeigt  er  au  ber  $afel,  neue  Übungen  im  Sturnen  maa)t  er  bor, 
ibe  Sorte  fpridjt  er  bor,  bie  ©egenftänbe  im  AnfdjaungS»  unb  natur* 
>lid)en  Ilnterria^te  legt  er  in  natura  ober  in  SBilbern  unb  Lobelien  oor 

jeigt  ©erlauf  unb  ©efetje  Don  9iaturerfd)einungen  am  (Sfcperimente ; 
*r  ©eograptjie  fu$t  er  burd)  ^Beitreibungen,  33ergleidmngen ,  33orjeigen 

$efprecf)ert  Qeograpfn'fc&er  SBilber  riajtige  35orfteflungen  ju  roeefen.  3n 


-    66  - 


ben  Denffächern  greift  er  jur  h«uriftifchen  Sehrform.  Den  ©ebanfengang 
unb  bie  fielen  einer  (Srjäljliing  entroicfelt  er  burch  ^euriftif^e  fragen,  Dir 
©efefce  in  ber  Sprachlehre  unb  im  Rechnen  läfet  er  bie  Äinber  au$  ben 
99eifpielen  fud)en;  bie  ©obengeftalt,  fttima,  öefchäftigung  ber  Seroohner, 
ftruchtbarleit  beS  SanbeS  ic.  läfet  er  fo  Diel  als  möglich  auS  ber  ftarte  lefen. 
Dorgemaehte  Übungen  in  ben  tedmifcben  fächern  läßt  er  Don  ben  Äinberu 
befprechen  ic.  2Ba8  er  afroamatifch  Dorgeführt  bot.  wirb  fofort  jnm  SBehuff 
ber  Vertiefung  unb  oQfeitiger  geiftiger  (Srfoffung  t>ruriftifdr>  burchbef  prochen, 
um  fo  baS  ftinb  jur  möglichen  Selbfttbütigfeit  ju  Deranlaffen.  So  ergänzen 
unb  Durchgingen  fich  %troamatif  unb  ^euriftif  in  aflen  ^fächern,  um  bie 
Aufnahme  unb  baS  VerftänbniS  beS  UnterrichtSftoffeS  bei  ben  &inbern  ju 
Dermittetn.  —  93ei  jeber  Mitteilung  roirb  ber  jielberoufete  Sehrer  auf  eine 
gute  Orbnung  bringen ,  in  ber  fich  Seil  für  Seil  logifch  miteinanber  Dertnüpfen 
unb  baS  eine  ©lieb  lüdenloS  an  baS  anbere  fid)  anreiht.  Daburd)  f freitet  ber 
©ang  beS  Unterrichtes  $unft  für  ^unft  DorroärtS,  bis  ber  gan$e  Stoff  buraV 
gearbeitet  unb  Don  ben  Äinbern  erfaßt  ift.  3e  grünblicher  man  babei  Derfäfni 
je  mehr  man  immer  auf  bie  gaffmigSfraft  ber  Äinber  töüdficht  nimmt,  je 
mehr  man  bei  jebem  einzelnen  Seile  fich  Dergeroiffert ,  ob  bie  Äinber  rjaben 
folgen  fönnen,  bei  jebem  Hbfdmitte  baS  SBefprochene  rochmalS  jufammenfafjen 
läfet,  bamit  nichts  Derloren  geht,  befto  jotiber  unb  fruchtbarer  ift  bie  Unterrichte 
thätigfeit,  befto  größer  ber  ©eroinn  ber  Unterrid)tsftunbe.  Sangfam,  aber 
ftetig  unb  fid>er  —  biefe  brei  SBorte  fönnen  Dom  ßeljrer  in  ber  $rimar* 
fdjule  nicht  genug  berüdfichtigt  werben. 

3ft  nun  eine  Kenntnis  mitgeteilt ,  mie  Tie  bem  Öehrer  burch  bie  methobifcb« 
Einheit  ober  baS  UnterrichtSpenfum  an  bie  #aub  gegeben  roorben,  fo  gcr>t 
man  $u  einem  jroeiten,  Dritten,  Dierten  jc.  Stoffe  beSfelben  ftacbeS  ober  foeifri 
über  unb  Derfährt  überall  nach  benfelben  ©runbfäjjen  716er  bie  einzelnen 
ßenntniffe  bürfen  nicht  ifoliert,  abgetrennt  Don  einanber  baftehen,  fie  muffen 
fich  organifch  ju  einer  ^ör)ern  Einheit  mit  einanber  Derbinben.  DaS  führt 
nun  baS  SÖiffen  ju  einer  höh*™  Stufe.  WuS  ben  gleichartigen  unb  Dermanbtfn 
UnterrichtSftoffen  finbet  ba§  ffinb  mit  £ilfe  beS  Lehrer«  ihre  Unterfchiebi 
unb  ihre  Whnlichfeiten  unb  jioar  uor^ügltcr)  burch  bie  Shätigteit  ber  anfehaulichen 
unb  benfenben  5$ergleichung.  Daburch  fomint  es  &ur  2öahruehmung  Don  ben 
biefen  Dingen  gemeinfameu  unb  fie  unterfrfjeibenben  9Jtcrfmalen  unb  in  ber 
3ufamtneufaffiutg  beS  ©eineinfameu  $um  Segriffe,  ber  höchften  SöiffenSform. 

^Begriffe  bilbet  jroar  ber  ©eift  beS  ßinbeS  fchon  Dor  ber  Schulzeit  unb  aurt) 
roäljrenb  berfelbeu  burch  &'e  Derfchiebeuen  unb  Dielgeftaltigeu  2Bahrnehmungcii. 
bie  eS  im  ßaufe  ber  Saljre  macht,  ©eoor  eS  in  bic  Schule  lommt,  ^ot  et 
Don  ben  eS  umgebenben  Dingen  eine  9trt  WflgemeinDorfteflung  ober  begrifflich« 
Storfteflung  fich  grübet.    Wber  meil  fie  gleichfam  unbetoujjt  ftch  gebilbet, 


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ifl  fic  bem  Stinkt  ntc^t  flar;  e«  fann  feine  rechte  9fed)en[(haft  bon  berfelben 
geben.  Solche  Don  felbft  ficb  bilbenbe  Begriffe  nennt  mau  pfnd)ii"a)e  begriffe, 
©ie  bilben  eine  wichtige  Borftufe  ber  eigentlichen  ober  logifdtjen  begriffe  unb 
bet  £e$rer  hat  in  ihnen  ba«  {Rohmaterial  ju  feinem  geiftigen  ©ebäube,  ba« 
er  burch  feinen  Unterricht  errichten  miß.    2öenn  ba«  Pinb  ben  Birnbaum, 
Apfels  3lwtf(h9fn'  UI,b  ftirfchbaum,  bie  ianne,  Siehe,  Such«  k.  mit  bem 
aemetnfamen  tarnen  Saum  belegt,  fo  jeigt  e§  Damit,  bafj  ad  biefe  (Sinjel^ 
Dorfleflungen  in  feinem  (Seifte  bereits  ju  einer  ©emeinborfteflung  berwachfen 
finb;  wenn  ich  e«  aber  nun  genau  nach  bem  Inhalte  De«  Begriffes  Baum, 
D.  i.  nach  ben  wefentlichen  digenfehaften  beSfelben  frage,  ober  wenn  ich  *ine 
genaue  Angabe  be«  Umfange«  berlange,  fo  wirb  feine  Antwort  nach  Reiben 
Sichtungen  hin  wohl  mangelhaft,  ungenau  unb  unDoOftänbig  fein.  6rft 
buwh  aufmerlfame«  Bergleichen,  burch  3ufammenftellen  "nb  genaue«  Über« 
benfen  mirb  e«  $ur  ßlarljeit  unb  ^räjifion  gelangen.    6«  fleht  nun  genau 
jene  Wertmale,  bie  allen  Bäumen  jufommen,  unb  jene,  mela>  ben  einjdnen 
Baumen  julommen,  unb  e«  fafjt  jene  jum  Begriffe  Baum  jufammen  unb 
fa>ibet  biefe  bon  ihm  au«  unb  jählt  "««  aß*  Wtonjen,  benen  biefe  ungemein« 
borfteflung  jufommt  $ur  ©attung  ber  Bäume,  raährenb  e«  ade  anberen,  bei 
oenen  ba«  eine  ober  anbere  Eterfmal  fehlt,  wie  j.  B.  ben  ©trauch,  bon  ihm 
fern  tyttt   $)urch  bie  Auffaffung  ber  Ginjelwahrnehmungen  unb  burch  bie 
oergleichenbe  3l'f^nimenfteflung  berfelben  fteigt  eö  jum  Begriffe  empor,  alfo 
auf  bem  SBege  ber  Snbuftion,  um  bann  bon  ber  2öarte  be«  Begriffe« 
au«  ba«  ganje  ©ebiet  ju  überfchauen  unb  mit  bem  Blicfe  be«  Berftonbe«  ju 
beherrfchen,  b.  i.  bon  ihm  au«  bie  einzelnen  ©egenflänbe  ju  beurteilen  unb 
ju  flaffifijiereu.    3m  Begriffe  r)ot  baher  ber  ÜJlenfch  einen  r)ö^eru  Staub« 
punft  gewonnen,  bon  bem  au«  ba«  ganje  2öiffen«gebiet  Orbnung  unb 
Einheit  gewinnt,  einen  richtigen  unb  fruchtbaren  Abfchlup  befommt.  f5für)re 
tofjer  bie  Schüler  ju  richtigen  Begriffen  bei  allen  Äenntniffen,  bie  bu  ihnen 
mitteilft,  ba«  ift  eine  bebeutungöbofle  ftorberung  ber  5Retljobif ;  ober  mit  anbern 
Sorten:  ©ehe  bon  ber  Anfdjauung  $um  Begriffe,  bon  bem  flonfreten  $um 
b [traft en,  bom  Befonbern  $um  ungemeinen,  bom  Beifpiel  jur  Siegel,  uon 
ben  6injelerfcr)einungen  ju  ben  ihnen  §u  ©runbe  liegenben  ©efefcen.  $)er  2Beg 
ift  immer  ber  gleiche:  Anf^auung  einer  SReih*  gleichartiger  ©egenftänbe, 
Skrajeidmug  ihrer  ^L^nlic^teiten  unb  Berfchiebenheiten,  3ufantmfnfaffung  be« 
USieichartigen  unb  Aufteilung  be«  Begriffe«  unb  enblich  Beurteilung  ber 
feegenftänbe  bon  bem  fo  gewonnenen  geiftigen  ©tanbpunfte  au«.  9iachbem  ber 
kctjüler  Dom  Beionbern  $um  Allgemeinen  emporgeftiegen  ift,  fteigt  er  bom 
Allgemeinen  mieber  $um  Befonbern  h«ab,  aber  mit  gereiftem  ©eifte,  mit 
Kiner  fytyzn  Anfchauung«meife.    3n  biefem  ©ange  bon  Unten  nach  Cben 
Itnb  bann  bon  Oben  nach  Unten  liegt  bie  Dritte  unb  bierte  formale  ©tufe, 


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bie  bet  31  jf oratio«  uub  beS  Sufremö.  3<  beffer  uub  grünblicher  bir 
erftrn  jroei  Stufen  burchgefüfjrt  mürben,  um  jo  leichter  bilben  ftd)  biefe,  um 
fo  roeniger  Schroierigfeiten  begegnet  ber  Seljrer  bei  ihrer  $ehanbtung;  benn 
fie  bieten  bein  ftinbe  nicht  neue  Stoffe,  ober  führen  e3  jum  vertieften  unb 
äufammenfaffenben  $erftänbni§  be3  Gelernten.  $)aher  ift  ber  Stufe  bet 
Wnalnfe  unb  Sönthefe  bie  gröfete  Wufmerffamfeit  ju^umenben.  Sinb  auf 
ber  I.  unb  II.  Stufe  bie  33  orfte  düngen  Don  ben  unterrichtlichen  ©egenftänben 
flor  unb  beutlich  ^ergefteQt,  fo  braucht  bie  III.  unb  IV.  Stufe,  bie  ©e^ 
minnung  be§  ©leichartigen  unb  Ungleichartigen  uub  bie  3ufamro<nfo.ffim9 
be§  erftern  nur  noch  menig  '$t'it. 

$ie  Wffojiation  fiebert  ben  Söefij}  ber  geroonnenen  ftenntniffe.  inbem 
fie  bie  Söorfteflungeu  nach  ihrer  inueru  95erroanbtfchaft  oerfettet.  Sie  ift 
batjer  eine  ber  beften  Stüjjen  beS  ©ebächtniffeS.  Wicht  minber  fommt  bem 
©ebächtniffe  bie  5ßergleia^ung  ber  geroonnenen  93orfteflungen  unb  ftenntniffe 
jur  Jj)ilfe.  „Sie  finb  Wffojiationen  ber  Hnfdjouungen  unb  niebern  Begriffe 
na^  loflifajen,  b.  i.  it>r  ©efen  treffenben  ©efichtSpunften.  Unter  bem  ©e= 
fichtSpuntte  ber  Warber^ihnliehteit  oerfnüpfen  mir  bie  SJorfieflungen  oon 
3lti3,  Sifcfcotter,  3obet;  unter  bem  ©efichtSpuntte  ber  frleifdmafjrung  unb 
entfprea>nben  3ahnbilbungen  bie  ganje  9ceib,e  brr  Wnfchauungen,  roeldje  in 
ben  Begriffen  Harber-,  £nnbe*,  ßatjengefchlecht  enthalten  finb.  $er  begriff 
Srofertour^el  üerfnüpft  Schneeglöcllein,  Ceberblümchen ;  ber  Begriff  ^fahlrourjel 
2Beinftocf  uub  Sauerborn.  3ebe  biefer  Borftellungen  fann  aber  nach  ben 
Kategorien  Blüte,  Stengel,  Wufcen  :c.  mieber  neue  Berbinbungen  eingeben. 
So  erroächß  au§  fyiitl  unD  @»n  ichlag  ein  ©ebaufengeroebe,  in  roelchem  ba? 
(Sinjelne  feften  $>alt  geroinnt.  $a§  eine  2öort  SBurjel  üermag  bie  Bor 
fteflungen  Don  tt)ren  Unterarten  unt  ben  befprod)enen  Snbioibuen,  ba§  eint 
2Öort  f$le ifchfreffer  ein  ganjeS  ,$eer  oon  Borfteflungen  gu  erroerfen."  So 
hat  bie  9lffo$iation  eine  gewaltige  Bebeutung  für  bie  Solibitöt  be3  Unter» 
rid)te§;  fie  „orbnet  ben  Befift,  fiebert  ihn,  macht  ihn  bifponibel." 

$ie  ^rucht  ber  91ffo$iation  ift  bann  ber  begriff.  Sie  fällt  ohne 
grofee  Sfcülje  bem  Öernenben  in  ben  Schoos,  roeun  er  angeleitet  roorben  ifr, 
bie  91  ff ojiationcu  möglichft  felbfttljrttig  unb  felbftbenfeub  ju  machen;  benn  fie 
ift  ba§  fliefultat  berfelben.  ©ebe  ich  Dann  no(^  Dfm  Dur(h  Ableitung  geroonnenen 
begrifflichen  Material  bie  fachroiffenfehaftliche  $orm,  fo  hob*  i<h  bie  IV.  Stufe, 
bie  be3  Softem  §  mit  ben  Jcmberu  erreicht.  1)ie  flenntniffe  tyibtn  eine 
prdjife  3»fnmmenfaffung  erhalten,  haben  fich  in  eine  genaue  gorm  frtoftaflifiert, 
ju  einem  einheitlichen  ©anjen  juinmmengefuuben  unb  fo  einen  logifchen 
TOchlufe  gewonnen. 

freilich  roirb  man  auf  ber  Stufe  ber  ^rimacfchule  oon  eigentlich 
logifchen  Gegriffen  oielfach  abftrahieren  muffen.    flWan  roirb  fia)  sufrieben 


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geben,  roenn  bie  flinber  möqltc^ft  beutliche  unb  flare  pfbchifche  ©egriffe 
geroinnen;  bie  logiföe  flbftrattion  roirb  fic^  bann  in  ben  h-%™  Spulen 
bei  reiferem  Denfen  unb  ausgebreiteter  Ämntnifffn  nicht  ferner  machen, 
immerhin  muß  auch  in  ber  SJoltSfchule  in  jebem  einzelnen  (Miete  bie  begriffliche 
iöilbung  foroeit  geführt  merben,  als  bie  Denftraft  beS  JlinbeS  geftattet,  unb 
nach  mancher  .Richtung  fann  felbft  $u  logtfc^en  Gegriffen  fortgeschritten  merben. 
GS  begreift  fich  nach  bem  bisher  ©efagten  leicht,  bafc  nicht  in  jeber  Öeftion 
alle  Dier  bisher  betrachteten  formalen  Stufen  burrfjgefüljrt  merben  fönuen. 
Die  erften  jmei  freilich  merben  bei  feiner  UnterrichtSleltion  fehlen;  bie  ledern 
jroei  fommen  jebod)  erft  recht  jur  ©eltung  nach  Durchnahme  einer  «fteifje 
gleichartiger  Stoffe,  fei  cS,  bafe  fie  hef)  in  ein  unb  bemfelben  f$act)e  üorfinben 
ober  in  oerfchiebenen  fächern  liegen.  Sie  finb  baS  Sfefultat  ber  jufammen* 
faffenben  ^h^^igteit  beim  Unterrichte,  roelche  nie  genug  betont  merben  fann. 
Die  erften  &mei  Stufen  beroegeu  fich  auf  0fm  öoben  ber  Ttnfchauung,  bie 
lebten  gmet  auf  bem  5Boben  ber  5BegriffSb  Übung.  So  oerläuft  bie  Unterrid)t§- 
lettion  nach  bisheriger  Darfteüung  in  ben  4  Stufen:  Wnalüfe  unb  Sun« 
thefe,  melche  ber  2fnfd)auung  bienen  unb  Wffojiation  unb  Stiftern, 
roelche  ber  -Begriff Sbilbung  bienen;  ober  in  beutfeher  Benennung:  1)  3Jor* 
bereitung,  2)  Darbietung,  3)  SBerfnüpfung  unb  4)  3ulQinme»* 
faffung.  Diefe  beutfehen  SluSbrüde,  mie  fie  bon  Dr.  Stein  borgefchlagen 
roorben,  jeigen  bem  Öeljrer  beutlich,  baft  er  mit  ben  formalen  Stufen  auf 
einem  ihm  feineSrocgS  unbefannten  Jöoben  fteht,  jonbem  bajj  er  in  feinem 
praftifchen  Sirten  im  grofeeu  ©anjen  eben  biejen  2öeg  gegangen  ift;  ebenjo 
jeigt  ihm  ein  ©lief  in  bie  nicht  herbartianifcheu  Lehrbücher  ber  EJethobif, 
ba&  fie  mit  etroaS  anbern  SBotten  ungefähr  ben  gleiten  Stufengaug  beim 
Unterrichte  oerlangen.  Der  Unterricht  foü  immer  oon  ber  Wnfchauung  aus* 
gehen  unb  fpäter  junt  '«Begriffe  einporfteigen,  baS  ift  ein  Sa&,  ber  allgemein 
anertannt  ift,  er  fagt  aber  bem  Söefen  naa)  baSfelbe,  roaS  3-Dfr  ,nit  feine» 
formalen  Stufen  roiü.  immerhin  fann  biefer  Safc  nie  genug  roieberljolt 
werben,  unb  eine  alte  Sache  in  neuer  gorm  erregt  baö  3ntereffe  lieber  aufs 
neue.  —  ^Betrachten  mir  noch  bie  V.  Stufe,  roelche  3-0«  Wettjobc  nennt, 
Ür.  iRein  aber  Slnroenbung,  unb  jeigen  roir  bann  bie  praftifa>  Durch» 
führung  ber  formalen  Stufen  an  einem  SÖeifpiele.  (Schluß  folgt.) 


Beiträge  nir  (ßrrdjidjte  bcö  urnerifdjen  Sdjultutftm 

(®ottfr.  Hb»©gg,  ^rofeffor  in  Hltborf.) 
(Sortfefeung.) 

1 558  begegnet  unS  ein  anberer  Schulmeifter,  ber  nebft  bem  Schulhalten 
noch  baS  ehrfame  ©laferhanbroerf  betrieb.  3n  ben  Spitalrecfmuugen  ^ei^t 
e$  aus  bem  3ahre  15t50 :  „Stein  me  öfe  gän  bem  f alecr>  Schulmeifter 


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ba*  (Sr  in  jmegen  garten  ba*  59  onb  60  3ar  bie  pfänfler  3m  alten  fpital 
gebüßt  ljat  $utt  1  gl.  39  jj.  3  a."  ©a>n  Oor&er,  ©ommer  1559,  finbet 
ft<$  bie  tRotij:  Stern  me  ofe  gän  bem  fallerg  Oon  ein  2Balbt  glafe  pfänfter 
3n  Zürnen  fpittal  3n  bet  flüdm  fommer  önb  au**  1  ©1.  5  fe.  Unb  no$mul§ 
1562  3.  Wooember:  bem  falerrb  für  2  3are  glafen  5  gl.  2  fe. 

Werhoürbigertoeife  mürbe  im  Wai  be*felben  3afre*  au$  ein  SanbfS- 
f$ufle$rer  in'*  Canbredn"  aufgenommen :  „1562  £einric&  Gunratt,  Sd)ul- 
meijter  au  SHtorff  ift  ba*  8anbred)t  gefa>nft"  unb  im  gleiten  3aljre  ift  nod)  üor 
i$m  oon  einem  3afob  Ärum  (Ärüm)  bie  9rebe  •):  „$ff  ©onntag  ben  18.  (5 
0  m)  Sag  3ennet  Canbtmann  3nt  fcoff  onnb  ein  gfefner  Statt  off  bem  9tattljü& 
oerfampt  anno  1562.  —  93nnb  alf  ben  ba  einer  oon  ©ant  ©allen  genannt 
3acob  Ärüm  (u  unb  ü  finb  oft  oermed)felt.)  3men  roeflen  üergünftigm 
3m  Canb  ein  fd&uD"  ju  Gaben.  95nb  bie  tüttfa)en  f#ul  je  lernen.  93ff 
ftn  beger  f)ant  mine  Herren  ein  monett  üermilgett  ba*  er  fa)nl  Gaben  möge 
3m  borff  olber  Sanbt  3me  gfeflig  jefin.  Oüdj  finb  oerorbnett  jroüfä)*n 
bem  alten  ©djulmeifter  onb  bem  nüroen,  fo  jefc  fünftig  froüüaften  ber  alt t 
ju  flüllen  begärtt  je  Ijüfen  ounb  finb  oerorbnett  ©efelmeifter  3umbrunnen 
Omb  Gomifarü,  (Canböogt)  SSünttiner  mit  3me  ab$efljomen."  9lu*  biefer 
©teile  fc&eint  Ijerüorjugeljen,  bafe  aflmäljtid)  aud)  in  ben  Sanbgemeinben  Spulen 
entftanben;  bod&  läfet  ftd)  taum  benfen,  bafe  fie  |  ununterbrochen  fortgeführt 
morben  feien,  $afür  gibt  uu*  ba*  3flfjfjeitbu$  oon  ©ilenen  ben  33*- 
roei*;  inbem  bei  einer  3o^jeitftiftung  oon  1631  bem  ©djulmeijter  5 
ausgerichtet  werben  mit  ber  Semerfung,  „fo  lein  ©dmlmeifler  bem  #ir($en» 
üogt."  2öer  aber  biefer  „altt"  2eb,rer  mar,  ift  unfiaVr,  ob  2Beibmann  ober 
ein  anberer.  „8ralerow  fann*  nid)t  fein,  benn  er  mar  am  3.  9ioO.  1562  noc$  in 
9Utborf.  tS*  märe  nlfo  110$  ein  üierter  bageroefen,  ober  bann  lebte  2öeibmann 
nod).  3u  beachten  ift  ber  2lu*brud:  „bie  tüttf$e  fd&ul."  Shunt  mar 
offenbar  ©ulbinfdfulmeijler,  mäljrenb  Gunratt  SanbeSfdjulmeifter  ober 
Seljrer  ber  lateinifeben  ©djule'2)  gemefen  ift.  ©a%  ift  ebenfalls  ber 
Weinung,  bajj  lateinifa)er  ©dmlmeifler  im  ©egenfafc  jum  ©ulbinfäuU 
meijter  gebraust  morben  fei 

©a>n  1568  finbet  fict)  im  ßlb.  mieber  ein  neuer  3ugenbbilbner : 
„2Jff  obemelten  (iag,  Etai)  ©eba ftian  (Smf>artt,  ©a)ulmeifter  ju  flltorff 
mit  ber  befa>ibentjeitt,  2Ö0l  er  in  unferm  Sanbt  ljufeljeblia)  monett,  ©0  er 
aber  ü&  bem  ßanbt  $üd)t,  ^att  er  ftn  ßanbtred)t  oua)  oerlorn,  onb  ift  ib,m 
ba*  fianbtredjl  ouaj  gefäenft  morben."  „6r  mar  oon  ftruburg  oft  bem  bro&göro," 

')  Annuale  I. 

*)  Stammt  im  17.  3af)rbunbert  oft  uor  unb  fdjon  im  16.  3abrbmtbert  in  ber 
©c^ulorbnung  oon  1579.  6.  baröber  Dorn  bei  SSürgler. 
»)  ©eite  295. 


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ogt  baS  21b.  Don  £)ier  ift  bet  3"fa&  3"  merfrn,  bafe  baS  Sanbredjt 
wt  jo  lange  gelte  als  (Smfjartt  im  Öanbe  Uri  rooljne;  offenbar  rüljrt  er  batyer, 
WB  anbere  53.  feine  Vorgänger  roieber  roegge$ogen.  (Sunratt  ift  benn  aua) 
n  leinem  ©terbeDerjeirt^niS  $u  finben,  ebenfo  roenig  6mt)artt,  &rum  unb 
frleri)."  68  roirb  it)nen  eben  über  furj  ober  lang  in  unferm  2änba>n  ju 
ng  getoorben  fein. 

„9)iatr)iS  ßiener  (alias  Äüener)  Don  ©ermifdnDtjl  mit  WtotljiS  Dnb 
)an§s  finen  fiinen"  mürbe  1576  ins  8anbred)t  aufgenommen-  33ei  Set),  ftnbet 
id)  aua)  obgenannte  Älaufel  bejüglid)  93erluft  beS  Öanbrea^teS,  im  §afle  er 
oegjöge.  JhienerS  Warne  ftet)t  in  faft  allen  $obtenrobeln.  (£r  ftarb  fd)on  na$  fer)c 
urjer  3«t,  benn  1579  bei  in  ßrafttreten  ber  neuen  ©4)ulorbnung  ift 
t  üReuttylin  f#on  Sa^ulmeifter.  5Jon  je£t  an  beginnt  eine  neue  (Spo$e 
cn  Scfyulroefen  Don  Uri,  benn  in  ber  neuen  Sdjulorbnung  ift  alles  auf's 
Sknauefie  beftimmt  *) :  ©dmlbebörbe ,  tfefjrer ,  feine  ^ßflia)ten  unb  tRedjte. 
s^utyeit,  £ebrgegenflänbe  u.  f.  ro.  „93Dt"  mar  Don  Gulgen.  „93ff  ben  erften 
suntag  im  3Kepen  1580  fjat  ein  ganjje  CanbtSgemeinbt  ju  Teglingen,  ben 
>ptt  9leua)lin,  ©ö)ulmeifter  ju  Wltorff  3«  'inem  ßanbtmann  Dffgenonn  in 
önn  onb  gßattt  mie  anbere  juuor  angenommen/'  fteiutyin  ift  fonft  nirgenbS 
roä&nt  unb  übrigens  fa>u  im  folgenben  3atyre  bura)  eine  tüchtige  ßraft 
rie&t. 

„$ff  ben  3.  tag  «Wegen  1581  Ijatt  ein  ganfce  SanbtSgmeinbt  ju  53e^ 
ingen  ben  roor)lgelertten  rjer  SobanneS  ftieue  ber  fieben  freien  fünften 
in  meifter,  Don  5Bin$borff  DR  ber  ©erf^aft  #oaynberg  Goftan&er  93ifiumbS 
ilrtig  ber  3iN  S^ulmeifter  ju  Slltorff  ju  einem  Öanbtman  angenommen 
5nb  ^me  oft  gutten  reblia)en  orfaa>n  oud)  }u  ßereu  Dnb  gfaflen  feines 
Beltren  be3  grmürbigen  Jperen  .£>et  33atfcafer  WturerS,  2öid)bifa>ff  }u  Goftanfc 
öli$  2anMred)t  gefa)en!t."  9lud)  er  ift  faum  f)ier  geftorben,  ba  er  in  feinem 
BajeidmiS  $u  (inben  ift.  9luS  bem  9?ad)folgenben  fa^eint  mir  fogar  mit 
ieinlia)er  2Bar)rf3)einlid)teit  ju  folgern,  bafe  er  nur  turje  3*it  baS  53rot 
inferer  gnäbigen  Herren  gegeffen.  Sdjon  feine  ©eleljrfamfeit  läfet  baS  Der» 
nuten.  63  finb  übrigens  nad)  SBÖeibman  bis  1598  in  Eitorf  nod)  3  6d)ul= 
wifter  geftorben,  bie  nur  in  ben  ^otenregiftern  ber  SBruberfdjaften  figu» 
ieren,  aber  nie  in  gleia)er  Reihenfolge.   3l)w  Manien  finb: 

Öörg  Cueller,  Elatb.  ^opperer,  geftorben  Dor  1588*)  unb  %lt* 
an  ber  $fau.  Sie  gefagt  folgen  fie  fict)  nidn"  in  ber  gleiten  Orbnung.  SBalb 
't  ber  le^te  ber  erfte,  balb  ber  mittlere.  Dafe  aQe  6a)u(meifter  in  bie  eine 
kr  anbere,  felbft  in  mehrere  33ruberfö)aften  eintraten,  ift  leia)t  begreiflidj. 

•)  ©.  n.  S(bfd)nüt. 
*)  Sd)ü^cnbrubcrfd)aft 

! 
l 

I 

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-    72  - 


2Ber  bamalS  feine  SReligiöfttät  nic^t  burd)  fein  SBeifpiel  auf  biefe  ober  ein« 
oiibere  SBeife  befunbete,  fam  leicht  in  ben  ÜBerbactyt,  ein  Abtrünniger  ju  fei*. 
Qrolgenber  SSorfatt  wirb  biefe  55ef)auptung  befräftigen. 

©in  Annuale  er$ät)tt:  „1561.  9.  9Jtär$.  Sin  gfdjrifft  fo  gfdjrieben  3» 
ber  ftüayntaffel  3ft  worben.   AIS  wie  t)tnadt)  üolgett. 

URarttiS  (Anniversarium)  $>er  Äila)er  onub  fui  tfoctyin. 
936  Zieffer  nobt,  fct)lacf)t  bpfaffen  ju  tob, 
5Bnnb  los  frjetn  2Ründj  ntt  leben. 
®ö  nfifcentbS  nütt,  mitt  irem  gitt 
tettcnb«  S3nnfe  au*  Derberben. ') 
©ift  als  fromm  als  icb,  fo  fd)rieb  bin  namen  onnber  mid): 

(flilcr)er  s«  Altorff.) 

93nnb  fol  l)er  Öanbammann  (Arnoltt)  foflid)er  gfdjrifft  nachfragen,  wer 
ber  mödjie  fm  ber  foflidje  gf^rift  tyan  t)abe,  tmnb  ben  ©igeriflen,  ben 
©cfculmetfier  ßrfaren,  ob  fo  3n  ber  3itt  fo  baS  gfct)riben  3f*.  3n  ber 
ftildjen  olber  off  bem  frittlwff  befünben,  nnnb  gefed)en,  antjeigen  foflenbt 
önnb  bem  9lad)  miber  an  minen  tjerren  fürbrac^t  werben."  Ob  ber  ©cfculbige 
entbedt  worben,  ift  nacfyjer  nid)t  angegeben. 

Eon  jefct  an  finben  mir  alle  Sc&ulmeifter  genauer  ermähnt,  fo  bafe  wir 
menigftenS  über  bie  $auer  it)rer  AmtStt)ätigfeit  jiemliaj  fixere  Anf>altSpun!t< 
gewinnen.  Auffallen  mufe  jeljt  fdjon  bie  üerr)ältnijjmä&ig  grofee  Qaty  ber 
Set)rer,  nämlid)  minbeftenS  16  in  ungefähr  100  Saljren,  üon  benen  nur  bi< 
$>älfte  in  Altbor f  geftorben.  (5$  finb  ferner  burdjmeg  „üBlänbifd)  Sanbt^ 
lütten";  fein  einiger  geborner  Urner.  $ann  ift  ju  beachten,  bafe  bie  Schuir 
aflmäfjlidj  ic)ren  prot>iforifd)en  ©tjarafter  üerliert  unb  fefie  ^orm  unb  ©efklt 
annimmt,  bafe  man  überbieS  bie  SJerbienfte  beS  ©d)ulmeifterS  nad)  ifjrem 
maljren  SQÖerte  ju  roürbigen  wufete.  $a$  teuere  err)eflt  aus  ber  ©djenfung 
beS  SanbredjteS,  um  weld)eS  fiel)  oerbiente  Männer  bewarben,  unb  baS  t>cr= 
Ijältnifemäfeig  feiten  j.  58.  ben  Familien,  beren  93äter  im  Kriege  mit  ben 
tJeinben  Uri'S  gefallen,  gefd)enft  würbe.  9hir  wer  grofee  Herbienfte  um  Uri 
t)atte  ober  eine  $aje  Don  5-- 1500  ©l.  bejatjlte,  würbe  ins  2anbred)t  auf; 
genommen.  Alfo  t)at  bie  6t)re,  ein  Sanbmann  $u  werben,  baS  Äquivalent 
für  bie  dielen  5Rür)en  unb  ben  Meinen  $et)alt  gebilbet.  $Rerfmtirbig  ift  nod), 
bafe  fein  einziger  Sanbfdrjulmeifter  im  2lb.  oerjeidntet  ift,  fonbern  nur  jene 
bon  Altborf.  —  (5s  fct)eint  aber,  bafe  bie  £>erren  Cet)rer  mit  biefer  (Sfjre, 
Urner  ju  werben,  nid)t  üoflauf  befriebigt  waren,  benn  Diele  oerliefecn  baS 
2anb,  um  fi$  anberSwo  einen  beffern  Serbienft  $u  fud)en.  ©länjenb  waren 
bie  ©et)alte  freilid)  ni#t,  befonberS  für  einen  ftamilienoater. *) 

')  $a8  u.  äbnlidje  ©prücblein  nmren  bamalS  lanbläuftg  unb  ünben  fid)  audi 
in  3anfen,  ©efd)icr)te  bed  beutfeben  3Jolfe3  Vi.  ©.  178. 
»)  ©.  II.  Abfdjnitt. 


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-    73  - 

UmS  3a&t  1598  folgt  Ulria)  S3runnenf)ofer  als  ber  lefcte,  ber  int 
51b.  öerjeidmet  ift.  „2lnno  $)omini  1G01  28arb  an  ber  nadjgemeinbt  of 
bnn  JRatbjtfe  $uo  einem  Sanbtmann  angenommenen  SMrid)  Sörunnenfjofer  oon 
gtaperfömot  fampt  finen  ftinben  ift  S<$uolmeifter  aMjie  juo  ^tltorff. "  $rft 
nad)  3jäljriger  ^ältgfeit  mürbe  et  in§  ßanbrectyt  aufgenommen,  mäfjrenb 
anbere  in  fürjerer  Qt'\i  biefer  (Sfjre  teilhaftig  mürben.  $)ie  Urner  üerlangteu 
alfo  erft  ju  fet)en,  roa§  ber  Heuling  leifte,  e^e  fie  il)n  belohnen  moflten.  93runnen» 
b,ofer  mar  oerljeiratet,  unb  „Sein  6^1ic()e§auBfrott)"  bjefc  „^Barbara  Römerin  '). 
55on  feinen  ßinbern  fennen  mir  3,  Salome,3)  feine  £od)ter  (ftarb  1C20) 
unb  U(riäV')  „Kaplan  be8  ©obtäljaufi  Sttigfjaufen"  „bd  allen  Ijadl.  Ingeln." 
€in  gmeiter  Solm  5Bafa)in  Tl.  33runnbofer  roirb  in  ber  ^Intoni  $3ruberf$afi 
ermähnt  (gegrünbet  1502)  neben  bem  ©eiftlidjen  Ulrid).  $er  alte  Brunnen* 
Ijofer  ftarb  1G224)  unb  furje  3fi*  nadlet  (1029  ober  1630  ftarb  au$ 
fein  Soljn  Ulridj5.)  3m  3al)re  1708  5.  $uli  mürbe  im  großen  &nopf 
be§  ftirdjturmS  $u  Wltborf  eine  Urfunbe  Don  1607  8.  9Iug.  gefunben,  als 
beren  ©Treiber  fia}  U.  5Brunnt}ofer  „im  9.  |ar)r  fa^uljlmr.  aflfue  juo  Wltorff" 
befennt. 6)  $arin  ftebj  fur$  folgenbeS :  3"  bwf«  3^«*  galt  1  Wütt  fernen 
9  gl.;  Joggen  6  gl.  20  fe;  1  5öein  8—10  fe  bei  ben  Säumern, 
bei  Den  «Birten  12  fe  ber  befte;  1  Stein  „NnUjen"  20  fe;  1  <pfunb  #ä$ 
1  93a$en;  1  §albjieger  2  gl.  —  @S  folgen  Angaben  über  ©emi<$t  unb 
©elbroerte.  örunn^ofer  fließt  biefe  3ulammenftfDun9:  »l  Urnerfdnlliug 
=  6  angfter  merS  mo&l  fann,  bem  giltS  etroaS  aufmecf)fel,  bann  bei)  Dielen 
leutfjen  bie  Untrüm  gar  mäd)tig  regieret."  — 

Sein  tRact)f olger  mar  3acob  $fjroärenbolb  ($roeren=  unb  3^ären» 
bolb).  6r  ift  laut  S^ulorbnung  üon  1625  refp.  1635  7)  eo  ipso  ßanbmami 
unb  ba^er  im  21b.  nid)t  ermähnt;  bagegen  nennt  if)it  ber  %ufnal)ine=9tobel  ber 
^rieflerfongregation;  „1626  3ac.  Itnoärenbolb  ber  3itt  S^uolmeifter  in  Wtorff 
unb  Slmalia  Stocflin  fiti  6f)egemaa>l."  Zi).  ift  ein  3ud«9<!i4)^4)t- ")  unb 
oafe  un|er  9)tann  ein  3"g«  nw,  »errät  nioljl  aud}  ber  Umftanb,  bafe  er  eine 
3ugerin  jur  ftrau  ljatte.  $a  bie  ©djülerjaljl  grofe  mar,  rourbe  iljm  1625 
ein  ^ßroüifor  bemifligt.  *)  Ob  aber  einer  angefteflt  mürbe,  ift  jroeifelljaft,  ba 
einem  fpäteru  Seljrer  1656  neuerbingS  aufgetragen  mirb,  „ficfy  um  bie  preuU 
für  $u  üerfed}en."    53on  ba  an  r)at  fie  bann  audj  beftänbig  gebauert  bis  in 

')  Lüfter  unb  SRüller  unb  Viitonincr. 

*)  driftet  unb  3Rfitter  »ruberfd)aft,  Xotenrobd.  ©rutucrt  1657. 

/         n         m  m  n  w  n  » 

)         m  m  n  n  tt  #»» 

*)  Srtrd^enbud)  oon  Slltborf.  1635. 

)  H  tt  tt  tt 

•)      Leuw  ütEifon. 

•)  ©.  ©.  d-  33.  Jö.  Seite  302  unb  Äir$cnbu#. 


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-    74  - 


unfer  3at)rl)unbert.  Zf).  flarb  anno  1630.  3m  3al)re  üorljer  mar  (Sonrab 
%f).  (jeftorben  (roatyrfdjeinlid)  fein  ©oljn.) 

9tur  Für 3e^  fat  Dan"  f'n  ^erbinanb  Jf> aller  ©d)ule  gehalten, 
dufter  feinem  tarnen  ift  über  ifjn  nidjtS  betannt,  felbft  fein  iobe8jal)r  ift 
unbefiimmt.  (5r  ftarb  jmifd)en  1636  —  1639,  ungefähr  3-  bon  Pfarrer 
tJrünbt,  beim  er  ift  balb  oor,  balb  na$  ifjm  eingetragen. 

©d)on  1639  rourbe  roieber  ein  neuer  fieljrer  gemäht. ')  @r  mar  ein 
2öallifer  Cb  aber  3of).  Philipp  93ogel  (alias  Vogler),  ber  um  1643 
in  bie  Kongregation  ber  ^riefter  aufgenommen  mürbe,  ober  ein  anberer,  ift 
ungemife.  Seine  Ojfjefrau  &atf).  Salaterin,  eine  Urnerin,  ftarb  oor  i(jm. 
6r  t)atte  aua)  einen  ©oljn  Philipp,  Kaplan  ber  ©djmib.  $frunb,  melier  1649 
geftorben  ift.  Sange  blieb  er  ni$t  im  Minte,  benn  nod>  bor  bem  3ab,re  1650 
mar  $eter  Witter  ©dmlmeifter  „atlbie".  Mucb,  oon  biefem  ift  ber  Warne 
baS  einige,  maS  mir  gefunben  haben.  Derfelbe  roirb  im  $otenrobel  ber 
Barbara  53ruberfapaft  unmittelbar  noa)  nad)  ©eb.  ^eregrin  '$mt)<x  ein» 
gereift.  6§  ift  mir  gelungen,  baS  bisher  unbefannte *)  $obe*jal)t 
3mper'§  $u  finben.  ßr  ftarb  ben  15.  frebr.  1661,  b.  f>.  an  biefem  Sage 
mürbe  er  laut  ©terbebu<$  I.  begraben.  Stüter  mufc  aber  fdmn  oor  1650 
nid)t  mel)r  als  ©cfytlmeifter  fungiert  (jaben,  benn  Don  ba  an  trug  ein  anberer 
Dolle  38  3afjre  bie  53erantroortlia^feit  für  bie  ©<$ule. 

SJom  3a^re  1648  (gnbe)  an  flehen  uns  ©terbebüdjer  I.  II.  III.  jur 
Verfügung,  morin  meber  93ogel  noch  Witter  angeführt  ftnb.  Webft  biefer 
Quelle  gibt  eS  nod)  anbere,  bie  ba  unb  bort  Wotijen  über  ©dmle  unb  fieljrer 
enthalten,  j.  53.  bie  <$f>e»  unb  Taufbücher  au«  biefer  3eit.  ©ie  bieten  uns 
Material  ju  einer  tHrt  ftamilienchromf,  benn  fie  enthalten  bie  roia)tigften 
9Jcarffteine  aus  bem  öeben  unferer  Schulmänner. 

1650  tritt  (Smanuel  Dietmann,  provisor  scholae  als  3fU9e  M 
einer  £)och$eit  auf;  1651  31.  9lpril  erfdjeint  er  felbft  als  £)och$eiter  mit 
Wnna  Sttaria  39ugli,  einer  Wltborferin.  Die  ($he  mar  mit  10  #inbern  ge* 
fegnet.  ©einen  älteften  Sohn  erjog  er  jum  Sefjrer  (f.  unten)  unb  ben 
jüngften  ließ  er  Ideologie  ftubieren  (i.  unten.)  Die  ältefte  Tochter  ßlifabeth 
heiratete  einen  3<>h-  3ob.  Steiner,  unb  Dietmann  erlebte  bie  ^reube,  ©rofe» 
üater  £it  merbeu.  53iS  jum  %ai)xe  1656  lebte  fein  alter  33ater  ^frauj  (Smauuel 
bei  ihm.  3m  übrigen  ift  oon  feiner  fjfamilie  nichts  für  un§  oon  3ntereffe. 
3ebenfa03  erjog  er  feine  Jfinber  ju  guten  (griffen  unb  rüftele  fie  auch  mit 
ben  Äenntniffen  au§,  melaje  fie  befähigten,  it>ren  ÖebenSunterhalt  gut  $u  Oer« 
bieneu.    Dietmann  mar  feljr  religiös,  benn  er  mar  Witglieb  oon  fafl  aßen 

')  ©Iciehjeitig  nmrbc  ben  Sßrieftern  oerboten  Unterricht  ju  geben;  auch,  aQe 
9lebenfd)ulen  mürben  unterfagt  1639.  (S.  II.  Slbfcbnitt.) 

2)  @.  »ntrein  6.  Ä.:  @.  %  3roöer  oon  (Solbad)  1880.  ©ette  165. 


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Sruberfdjaften  unb  in  ber  ©tubengefeflfcbaft  jum  ©traufeen  1666  fogar 
„©tubenbogt",  eine  (Sbre,  bie  beroeifl,  bafe  er  geadjtet  unb  beliebt  mar.  3m 
28appfnbud>  fat  tr  roie  jeber  ©tubenbogt  fein  Sappen  unb  barunter  fte^t 
fein  ©ablfprud),  ber  tym  alle  (Sfcre  mad)t,  meil  er  ben  roa&ren  ^äbagogen 
Dcrrät.   $et  ©prua)  lautet: 

„®im  Seforer  ift'S  ein  flcine  efcr, 

ber  ftd)  nit  fcalt  nad)  feiner  2ebr. 

fei  Hnbt,  toann  $u  bie  Äbtaber  ftraffft, 

(Segen  S>tr  felbft  fei  febr  ernftbafft."  — 

2Bie  er  in  ber  ©<&ule  gemirft  unb  im  Qeben  gemefen,  läßt  fia)  aus 
biefem  trefflichen  ©orte  erfennen.  —  @r  Ijatte  eine  grofce  ©a)ülerjabl,  baber 
rourbe  iljm  1656  erlaubt,  einen  ^ßrobifor  anjuflellen.  $erfelbe  ftanb  unter 
feiner  «uffic&t  unb  $atte  bie  TOG-fctytyen  ju  unreinsten,  roäbrenb  $ietmann 
Oberlehrer  mar.  Äafp.  §umulrr  ift  ber  erfte  ^robifor,  ber  un§  1664  19.  V. 
begegnet  mit  einem  3aljrge&alt  öon  25  gl.  unb  fleinern  „^refenjen."  $>ie 
Orgel  mürbe  fä)on  fett  ber  älteften  3«*  bon  einem  eigenen  Crganiften  be» 
Dient.1)  35er  ältefle  befannte  ift  93r&  Öa)fli  1564,  ber  im  ©pitat  bie 
„Crgefliftenfiuben"  bemobnte,  ein  anberer  au3  jener  3"*  t>ei^t  Ecarti  $enrid). 
3ur  3eit  Xirtmann«  fdjlugeu  ©eb.  Don  2öeil  (geft.  ju  ©tanö  1658  als 
©a)ulmeifter  unb  Organifl)  1661—68  Öanbfdjreiber  ^ßaul  Jänner  mit  einem 
3abrge|jalt  oon  50  gl.,  fpäter  20  gl.  bie  Orgel.  $ann  folgte  SBaltljer 
©colar.  ein  ($eiftlid>er  (f  1709  im  *Ölai).  dagegen  mufete  ber  ©dmlmeifter 
mit  4  armen  6a)ülern  fingen.  3)afÜr  erfnelt  er  70—90  gl.  unb  jeber 
2d)ülrr  6  gl.  $)er  ftantorbienft  mar  bon  ber  ©djulorbnung  borgefcbrieben. 
©ein  (Se^alt  mar  ber  gefetylicfye  100  gl.  (eoent.  50  gl.)  W\i  biefem  Coljn 
Döre  er  nun  taum  im  ©tanbe  gemefen,  feine  ja^lreidje  Familie  anftänbig  $u 
tleiben  unb  ju  nähren;  er  fuajtc  baf)er  nod)  nebenbei  ©elb  311  üerbienen. 
©0  f dnrieb  er  3.  53.  1670  ein  neues  ©efangbucb  unb  erhielt  bafür  11  gl. 
2obn.  (5r  führte  berfdjiebene  2itel:  Subimoberator  unb  fiubimagifler  unb 
mar  natürlich  „gno&  beS  SanötrecbtS."  3n  ben  legten  3abren  uuterftü^te 
i^n  ber  ältefte  ©ofjn  „9lntoni"  im  fcbroierigen  Wmte  unb  erfefcte  il)n  1687 
ganj.  Äurj  bor  bem  ^obe  beS  oerbienftoofleu  SugenblebrerS  Derbeiratete  fia) 
Slnton.  Bin  WeujabrStage  1688  entfd/lief  33ater  $ietmann.  33on  if)in  fagt 
baö  ©terbebua):  „D.  Emanuel  Dietmann,  Ludimagister  Altorffii, 
Pnefectus  Cougregationis :  Cum  ipso  multa  tarn  ecclesise  quam  seola? 
sona ;  extincta  sunt." l) 

©ein  Nachfolger  3oh-  Wnt.  dietmann  mürbe  1653  5.  VII.  geboren, 
©eine  grau  mar  eine  «Maria  Anna  Söipfli.    ©a>n  3  Saljre  nach  Antritt 

')  SRttunter  tbaten  e«  bie  Sßrooiforen  al«  WuSbülfe.  Über  bie  ^rooiforen 
f.  unten.  — 

2)  Sollte  »ob!  beifeen:  multi . . .  eoni  extinoti  sunt. 


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[eines  Slmte*  folgte  et  feinem  3toter  in*  ®rab,  eine  Söitroe  unb  mehrere 
flinber  Innterlaffenb  1691  22.  IX. 

211*  (Srfafe  trat  fein  33ruber3ofueTietmann  ben  fdmwrigen  Soften 
an.  Gr  roar  ber  ^Benjamin  in  feiner  ftamilie  geb.  14.  9toD.  1669.  @r 
mar  ^riefter  unb  Derliefe  ba*  «int  fdron  1692,  um  eine  tfaplaneipfrünb* 
in  Bürgeln  austreten,  roo  er  Gnbe  be*  17.  ober  Anfang  be*  18.  Sarjr* 
Rimberts  ftarb.    9luf  biefe*  eble  Treigeflirn  folgt  enblicr)  ber  erfte  Urner: 

3of).  2eon.  SJumott.  ber  aber  fa>n  nacr)  5  Sauren  plö&lidj  ftarb. 
Obiit  morte  inopina,  apoplexia  tactus  Joannes  Leon.  Burnoit,  Scho- 
larum  inferioruin  Magister  1696  12.  XI.  ,,llnterfcr)ufler)rer''  roirb  er  offen- 
bar im  ©egenfaD  ju  ben  „Sateinfduiflelu-ern''  genannt.  Tie  2ateinfa)ule  roar 
ungefähr  feit  Witte  be*  17.  Mrfmnbert*  Don  ber  5Nolf*fdmle  getrennt.  ») 
Ter  erfte  ^rofeffor,  ben  id)  gefunben,  mar  R.  D.  Dr.  £>an*  ^ter  3mf)of  1668 
Kaplan  ber  GrioeD'fa^en  ^frunb.  Tie  Öefjrer  ber  2ateinfcf)ule  finb  überall 
professor  rudirnentoruni,  grammatices,  syntaxeos,  rhet.  ober  äfynlid) 
genannt,  burnoit  Ijatte  fidj  1690  mit  War.  Wagb.  Sartor  »erheiratet  unb 
mar  5ßater  mehrerer  tfinber.  3u  (Sngelberg  lebte  ein  öruber  Don  iljm  al* 
tflofterljerr.  Tie  Familie  ber  ©ebr.  33urnott  roar  1620  in*  ßanbred>t  auf* 
genommen  roorben,  ebenfo  bie  ber  töingolb."5)  Tie  erftern  roofmten  roatjrfdjein* 
lief)  in  ber  ©emeinbe  Sd)attborf.  Selber  läßt  fia)  über  ba*  erfte  Öanbe*finb, 
ba*  ben  Celjrberuf  in  feiner  £)eimat  ausübte,  nia)t§  roeiter  erbringen. 

Tie  brürfenbe  93ürbe  get)t  nun  auf  bie  jugenblicfyen  Schultern  oon 
3a  tob  Gf)riftopl)  21  uf  ber  Wur  (alias  maur)  einen  Sctyroöjer  über,  ber 
im  Hilter  oon  faum  20  Sohren  bie  (Srjie^ung  ber  Sugenb  Wltborf*  übernimmt. 
6r  fuajte  fid}  benn  aud)  eine  Scfjronjerin  al*  2eben§gefäf)rrin  unb  fnelt  mit 
Slnua  Üflaria  2öäbcr  Don  ßü*nacf)t  in  il)rem  £>eimat*orte  £ocf)jeit.  Sein 
Warne  fommt  oft  bor  mit  ben  üblichen  Titeln:  Subimagifter,  Subimerator  unb 
Sa>lard)a.  6r  roar  fet)r  mufifalifd)  unb  befafe  eine  roo&lflingenbe  Stimme, 
bagegen  roar  fein  Äörper  bie  SBeute  dieler  tfrantyeiteu.  Über  ben  Streit, 
ben  er  mit  3af.  Reeller,  Sdjulmeifter  Don  Sa^roüj  fatte,  ift  nic&t*  (Senauere* 
ju  ermitteln.  *)  6*  roirb  fict)  um  nid)t§  fet)r  2Bid)tige*  gefjanbelt  fjaben, 
fonft  fetten  bie  §erren  unb  Obern  Don  3ug  1717  ber  Sacfce  geroife  auf 
beu  ©runb  foinmen  rooflen.  9toct)bem  Wuf  ber  Wur  roä&renb  26  Sauren  bie 
Stelle  Derfeljen,  ftarb  er  an  Sdnuinbfud)!  im  Hilter  Don  45  $aljren  ben 
9.  Tej.  1721  *),  mehrere  SUaifeu  tjiuterlaffenb.  Seine  grau  roar  ifnn  fdron 
ein  3ol)t  Dörfer  in  bie  (Sroigteit  DorauSgegangen. 

')  ©.  Ii.  Hbfdjmtt. 
*)  ©.  unten. 

3)  $äb.  Blätter  18«.M.   19.  ©eite  601  unb  602. 

*)  1721.  9.  XII.  Duniinub  Jacobu»  Christopherus  auf  der  maur,  Ludimurator 


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feine  Stelle  mätjlte  man  mit  Stimmenmehrheit  Den  nobilis 
et  doctissimus  R.  D.  Joannes  Seb.  (foQtr  Ijeifeen  Seb.  Wnt.)  föingolb. 
5ton  jefct  an  begegnen  mir  lauter  ein$rimifd)en  93orftef)ern  ber  Sd&ule.  Seb. 
9lnt  ,  benn  fo  wirb  er  überall  geheißen,  ausgenommen  im  untenfte^eubcn 
Gitat,  mar  ein  Slltborfer,  Soljn  beS  gfrj.  ftlor,  unb  ber  War.  (51.  Straumetjer, 
geb.  1698  ben  28.  3uni.  ©ein  SSater  (f  1743  im  Alter  Don  71  3a$«ii) 
mar  fSaftor  (Schaffner)  unb  hatte  eine  jahlreidje  Familie.  Srofcbem  lieft  er  feinen 
töltefien  juibieren,  bieHeidjt  mit  ber  Unterjiü&ung  beS  geifilidjen  SdjmogerS 
3of.  tSlox.  Straumefter,  Pfarrer  in  ^taborf  (1697  (SanonicuS  in  93ifä)of$efl.) 
Seine  Stubien  luirb  er  in  Hltborf  begonnen  unb.  in  ber  Qfrembe  (Wailanb) 
Doüenbft  haben.  3m  jugenblichen  Hilter  Don  237«  3afjren  tritt  er  als  Weo* 
preSpftter  feine  Stelle  an  unb  fd)on  2  3ab,re  fpäter  1723  rourbe  unter  feiner 
ßeitung  ein  Don  ib,m  üerfafcteS  Stücf :  StoS  ßeben  beS  (I.  Wartin  aufgeführt. ') 
Webftbem  mar  er  ein  Wufitfreunb,  unb  nachbem  er  1730  bie  Sd)ule  feinem 
jüngern  Sruber  abgetreten,  beforgte  er  einige  3a!jre  ben  Orgelbienft.  3» 
ÄingolbS  3e^(n,  fd)on  1728,  mürbe  in  ber  ftird)e  mufijtert,  benn  in  ben 
JRedmungen  figurieren  auch  ©eigenfaiten ,  1735  mürbe  Seb.  Slnton  ^farr^elfer. 
%l$  fo(d)er  holte  er  bie  ßird)enregifter  $u  führen.  3hro  hflt  man  nort)  einige 
intereffante  Wotijen  ju  berbanfen.  Wachbem  er  baS  9lmt  20  3a^re  Derfeljeh, 
tuählte  man  ihn  jum  Pfarrer  Don  flltborf  1755.  $en  lUluguft  1778  fanf 
(Somiffar  SRingolb  80  Saljre  a(t  iu'S  ©rab  nach  einem  Seben  Dotier  Wübe, 
aber  auch  großer  SSerbienfte.  (ftorlfefeung  folgt.) 


(fa.) 

6in  ftunbgang  burdf)  unfere  fdmjeijerifdjen  Wäbcheninftitute  erroedt  in 
uns  bie  Befürchtung,  bafe  man  faß  unbermerft  ba  unb  bort  einer  falfdjen 
Widjtung  in  ber  SMlbung  beS  weiblichen  ©efd)lechteS  firt)  nähert.  Sir  hoben 
uns  jroar  noch  lange  nicht  $u  jener  Oberflächlichfeit  erniebrigt,  mie  mir  fie 
in  unferm  f  üblichen  unb  meftlidjen  92ad)barftaate  nicht  feiten  finben.  9lber 
baS  3beal  ber  ftrau,  bie  ber  ßngel  in  ber  f^rcimilte,  bie  §üterin  ber  Sitten 
fein  foO,  tritt  in  ihrer  Srjiehung  unb  33ilbung  boch  oft  in  ben  Qintergumb. 
3n  ben  #änben  ber  grau  liegen  bie  ttoofe  ber  Wenfcben.  $ie  ftrau 
begleitet  ben  Wann  bis  $uin  törabe;  ib,r  ift  bie  Sorge  für  bie  garten 
JRiime  anüertraut,  meiere  einft  bie  framilie,  bie  (ftefellfchaft,  bie  Wation 

per  26  annoa  Altorffcnsis  Juventutm,  mutdee*  docHsnimus ,  voce  tercanora  pneditus, 
variis  morboram  incommodia .  proeipue  thisi«  vexatun  tandem  obiit  retatis  suip  45, 
in  cujus  locum  pluribus  communitatis  altortfenst*  votig  suffectiiB  fuit  adm.  R. 
nobilift  et  doctissimus  D.  D.  Joannes  Sebast.  Ringold. 

')  €ic^c  II.  3U)fd)iiitt. 


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bilben  foflen;  fie  ifl  bir  SJer)errf$erin  ber  jarten,  unfd^ulbigett  Äinberr/eraen, 
roie  ber  aufgeregten,  unbeugfamen  ©emüter.  Sie  erfdjliefjt  bie  erfieren  ben 
füfjeflen  unb  Ijeiligften  ©efü^Ini,  beugt  bie  jroeiten  nir  ©üte  unb  SRilbe. 
$ie  ftrau,  tuelc^e  bie  Seelenftärfe  mit  itjrer  natürlichen  Scfyniegfamfeit 
unb  3Ärtli^'fit  Derbiubet,  bermag  bie  ßeibeu  Der  Unglüdlidjen  $u  milbern; 
fie,  meiere  bie  2Birffamfeit  beS  «BeifpielS  mit  ber  Milbe  beS  SBorteS  Dereinigt, 
Dermag  ben  Srrenben  uir  9feue  uirüdjurufen,  im  #er$en,  baS  Don  Sä)ulb 
unb  Uugliid  niebergebrücft  ift,  ben  roo&ltljuenben  Strahl  ber  Hoffnung  lenkten 
ju  laffen.  $ie  ftrau  alfo  muß  erjogen  roerben,  um  felbft  roieber  erjier)en 
ju  fönnen ;  fie  muß  eb(e  unb  großmütige  ©efüljle  befifcen,  um  pf  ben  £*r jen 
einzugießen,  bie  iljrer  Objotge  anvertraut  fhib;  fte  muß  unbejc^otten  fein, 
um  ber  ©efeflfcfcaft  eble  Männer;  ftarf  unb  mutig,  um  bem  SJaterlanbe  tapfere 
SSerteibiger  ju  geben;  fif  »wfe  W  unb  unerfd)ütterlid)  in  tyren  6nf$lüjfen 
fein,  um  bie  Gljaranere  ni  bilben,  welche  ber  gütigen  ©efeOfdjaft  fo  fer)r 
festen.  - 

3)ie  Sitten  ber  grau  foflen  einfaa)  unb  rein  fein;  tljre  f$freube  fei  bie 
Arbeit,  bie  Crbnung  beS  £>au$roefen3,  bie  ßrjie^ung  ber  ftinber  unb  iljre 
ganje  Siebe  fofl  fid)  im  Heiligtum  ber  Familie  bereinigen.  So  fange  Glötia, 
bie  roüften  £offreuben  flie^enb,  bie  ruljige  grei^eit  ber  tyäuSlia)en  Mauern 
auffudjte,  fo  lange  Virginia  iljr  Jpaupt  unter  baS  £)enferbeil  legte,  um  itjre 
$oufd)f)eit  511  üerteibigen,  fo  lange  Sufretia  bie  SBofle  fpann  unb  Cornelia 
aDe  iljre  2Bonne  in  ber  (Srjieljung  iljrer  ftinber  faub:  fo  lauge  mar  Ütom 
bie  große,  unerfcr)ütterlid)e  Säule  ber  5Öelt,  bie  fd)redli#e  unbefiegte  £>err* 
fdjerin,  bei  beren  Warnen  33ölfcr  unb  Wationen  gitterten.  316er  als  an  bie 
Stelle  ber  Dieinljeit  unb  (Sinfactyljeit  ber  meiblictyn  Sitten  bie  $rad)t  unb 
$ern)eid)tidjung  traten,  berfctyroanben  au#  bie  ftarfen  unb  großmütigen  ©e« 
füf)le  beS  Mannes.  SUSbalb  jog  in  Wom  ber  ftttlt^e  unb  politifa>  3erfaü" 
ein  unb  baS  gemaltige  Weia)  mürbe  eine  SBeute  ber  Barbaren. 

Die  moberue  (Srjieljung  ber  jungen  $o$ter  grünbet  fi$  nur  afljuljäufig 
auf  $rai$t,  2öeic$lid)feit  unb  eitle  ftußerlidtfeiten.  3fl  bie  Softer  reidj, 
fo  finb  leiber  bie  Altern  oft  bie  erften,  meiere  iljren  G&arofter  berberben. 
flaum  öffnet  baS  flinb  bie  Hugen,  fo  mirb  eS  mit  ber  järtlicfjflen  Sorgfalt 
umgeben.  Sd)on  träumt  man  fid)  feine  glänjenbe  3ufunft,  fietjt  eS  als  lieb« 
lid)eS  Mäbd&en,  als  elegantes  fträulein,  als  glüdliaje  Eraut.  Me  bie  «einen 
$Öünfd)e  unb  Saunen  biefeS  „6ngelS"  finb  unöerle&li#e  ©efefce.  ffaum  befuajt 
baS  Mäba>n  jum  erften  Male  bie  Scrnile,  fo  ift  audj  fa>n  baS  ganje  ^ro* 
gramm  feiner  Aibling  feftgefe&t:  tflabier,  Malen,  lanjen  11.  f.  m.  Dann 
muH  uufer  lÖd)terd)en  bie  Ijöljere  Mäbdjenfduile  ober  ein  r)Ör)ere§  Mäbc&en* 
inftitut  befudjen,  um  ba  altgriednfcr)e  ©efd)id)te  unb  r)5t)rre  Mattjematif  ju 
ftubieren.  —  2Öir  finb  gemiß  bie  erften,  mela)e  einer  beffern  unb  weitem 


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WuSbilbung  beS  weiblichen  (5Jefi)lecf)te8  baS  ©ort  reben,  ober  erweitere  man 
brn  Preis  nicht  bis  ju  Demjenigen  beS  WanneS.  ^)ic  natürliche  Crbnung 
brr  $inge  läfet  fich  einmal  nicht  umftür$en.  (55  ift  aber  eine  anerfannte 
I^atfaa^e,  bafe  baS  t)eim(iä^e  Streben,  baS  innerfte  Verlangen  be§  weiblichen 
4>er$enS  ftetS  nach  einem  lieben  Greife  geht,  in  meinem  eS  feiner  natürlichen 
©enbung  genügen  fann,  nach  ber  Familie.  3"  tiefer  Wiffion  muß  bie  grau 
bor  allem  fyerangebilbet  werben,  auch  bie  reiche,  oornebme  $)ame.  $)enn  auch 
bei  ihr  bermögen  griechische  ©efd)ichte  unb  höh?"  Wathematif  bie  häuslichen 
Sugenben  nicht  ju  erfefcen,  bie  allein  ein  glücflicheS  £au8»  unb  Familienleben 
ju  grünben  unb  ju  erhalten  im  ftanbe  finb. 

Der  berühmte  englifche  ^fbchologe  James  Cricton  Browne  behauptete 
in  einem  Vortrage  beS  berfloffenen  3abre5,  baß  bie  materiellen  Gräfte  ber 
grauen  fi<h  in  ber  geiftigen  ^^ättgfeit,  ber  fie  jefct  unterworfen  werben,  nicht 
erhalten  fönnen.  91fle  Bemühungen,  bie  mau  bisher  machte,  um  bie  gleiche 
ftöhe  ber  geiftigen  Gräfte  ber  grau  unb  beS  Cannes  fefljufteflen,  fallen  bahin 
angefichtS  ber  phhftologifchen  %Waty  ber  Begebenheit  in  ber  Bilbung 
unb  gunftion  beS  ©efjirneS  ber  grau  unb  beS  Cannes.  Weht,  bafe  baS 
©ehirn  ber  grau  weniger  fchäfcbar  fei,  aber  eS  erreicht  feine  boDjläubige 
ßntwicflung  in  anberer  $inficht,  als  Dasjenige  beS  Cannes.  (5s  ift  nicht 
bloße  SRebenSart,  fonbern  eine  pftochologifehe  $hatfaa>,  baß  ber  Wann  einen 
feflern  SBilleu,  größere  Energie,  höhern  UnternebmungSgeift  hat  als  bie  grau. 
Cefctere  h'nflegen  ift  liftiger,  auSbauernber,  ruhiger.  $iefe  geiftige  Berfcbiebem 
heit  mufe  auch  eine  wesentliche  Berfctjiebenheit  in  ber  (5rjiehung  ber  beiben 
Giefölechter  beftimmen.  $ie  Bemühung,  ben  Weibchen  biefelbe  Bilbung  unb 
ßrjiehung  wie  ben  Anaben  ju  geben,  fann  größtenteils  nur  $u  einer  berhäng« 
niSbollen  Ausartung  jener  (Sigenfchaften  führen,  welche  bem  BJeibe  eigen  finb. 
Browne  befugte  bie  3öglinge  einer  englifchen  höhern  $öcbterfchule  unb  fanb 
ihren  ©efunbheitSjuftanb  bebauernSmert.  Bon  187  Wäbchen  litten  137  an 
häufigen  unb  chronifchen  Äopffchmerjen,  37  waren  furjfia)tig  unb  4  litten 
au  BeitStanj..  $ie  organifchen  IRerbenleiben  finben  fich  jetjt  Diel  häufiger 
bei  ben  Wännern  als  bei  ben  grauen;  aber  Browne  zweifelt  nicht  baran, 
bafe  fie  fid)  biet  flärfer  auch  bei  ben  grauen  entmideln  werben,  fobalb  fie 
burch  angeftrengte  ©eifteSarbeit  in  ben  tfampf  um  bie  ßrjflenj  hineingezogen 
werben.  Unb  unglüdtlict)  nennt  er  bie  Generation,  bie  bon  folgen  grauen 
flammt,  ßine  grau  bon  fold)  einfeitiger,  geiziger  SluSbilbung  wirb  fieherlich 
auch  nidr>t  im  ftanbe  fein,  baS  §auS  ihres  ©atten  mit  fo  biel  ^oefie  unb 
gamilienglücf  jii  erfüllen,  wie  ftr  eS  einft  als  Braut  fich  geträumt. 

gür  baS  Wäbchen  beS  WittelftaubeS  uub  beS  Armen  ift  Wohl  bie  ©efabr 
einer  übertriebenen  geiftigen  Bilbung  unb  einer  Berbilbung  nicht  fo  groß, 
«ber  anberfettS  ift  eS  für  baS  arme  Wäbajen  weit  wichtiger  als  für  baS 


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reid>e,  bafe  au$  bei  feiner  bfirftigeu  Öilbung  baS  unb  baS  ßooS  feiner 
3uhtnft  genau  in'»  Wuge  gefafet  werbe.  (SS  ifl  für  baSfelbe  doppelt  notmenbig, 
bafe  eS  bei  QtWen  an  alles  gewöhnt  tocrbe ,  toa§  bje  £>anbf>abiutg  eines  ge* 
orbneten  JpauSmefenS  betrifft,  nämlid)  Crbnung  unb  9reinlid)teit  im  $auft 
unb  ade  bie  wertooßcu  fünfte  ber  Wabel,  meiere  fo  tjotje  33ebeutung  hat  in 
einem  £)aufe,  wo  ©parfamfeit  im  5Jerbrau<hen  bem  mangelnben  ßrmerbe 
nat^^elfen  mufe. 

Wit  ber  geiftigen  33ilbung  in  ber  ©<hule  foflte  beSljalb  menigflenS 
gleiten  Stritt  galten  bie  ^äuSli^e  SluSbilbuug,  meiere  bie  Butter  bem 
TObchen  erteilen  fönnte  in  ben  fctmlfreien  ©tunbeu  DoS  if!  aber  felbji 
einer  Wutter,  bie  ben  beften  2öiflen  baju  bat.  oft  ganj  unmöglich  aus  bem 
einfachen  ©runbe,  weil  infolge  ber  Dielen  Hausaufgaben  feine  freien  ©tunben 
mehr  übrig  bleiben,  ©o  nüfclich  unb  oft  notmenbig  alfo  mäßige  Hausaufgaben 
für  bie  Knaben  namentlich  in  ©täbten  finb,  fo  DerhängntSDofl  fönnen  biefelben 
für  bie  häusliche  <Sr^ie^ung  ber  <Dläb<hen  werben,  Denn  biefe  foflten  gerabe 
burd?  baS  tätige  Witwirteu  mit  ber  Wutter  unb  ben  ©n>eftern  in  ben 
^ausarbeiten  biefe  IjäuSliaV  Söilbung  fid)  prattifet)  erwerben.  2öir  haben 
aflerbingS  bie  flrbeitfdmlen,  bie  gewifj  SBortrefflicheS  lelften.  Bber  bie  Tochter 
finbet  fidr>  oiel  leichter  jurecht,  erfennt  eS  als  ihre  natürliche  Aufgabe,  wenn 
fie  an  ber  $anb  ber  «Kutter  balb  bie  ©emttfe  reinigt,  balb  bie  Wbenbfuppe 
focht  unb  ben  $ifch  berft,  je$t  ben  eigenen  jerriffenen  töoef  när)t,  bann  roieber 
ben  bur<h(öd)erten  ©trumpf  flief t. 

fyai  aber  unfer  *Öiäbcheu  mährenb  ber  ganjen  ber  ^rimarfc^ule 
baS  &öpfcf)en  nur  in  Stirer  unb  £>efte  fjineingefteeft,  fo  ift  eS  inbeffen  13, 
14  3aljre  alt  geworben,  ohne  jene  Siebe  jum  $auSmefen,  bie  ©ewoljnheit 
juv  Orbnuug  unb  9teinlichfeit  gewonnen  ui  b^aben,  jene  Neigung  unb  £>in« 
gäbe  jum  häuslichen  Ceben,  welche  ben  Hern  einer  erfahrenen  J^auSfrau,  einer 
braoen  ftontilienmutter  bilben.  3Boflte  auch  bie  SWutter  ba?  Dfabchen  nach 
Austritt  aus  ber  ©chule  in  biefe  Arbeiten  einführen,  bie  Neigung  beS  Töchter* 
chenS  r)at  fdjon  eine  anbere  Dichtung  genommen  unb  wirb  fich  nur  fdjmer 
auf  ben  2öeg  ber  füllen  ^äuSlia^feit  leiten  laffen.  Die  englifd^en  $au8(jal* 
tungSfchulen  finb  Dielfach  aus  biefem  Übelftanbe  b,erüorgegangen.  Der  £)au3= 
holtungSunterricht  bilbet  in  allen  TObchenfchulen  (SnglanbS  eine  ber  wichtigen 
ßehrbiSjiplinen  unb  teilt  fi<h  m  (xmn  tljeoretifdjen  unb  prnftifchen  Seil, 
(öfterer  wirb  unter  bem  tarnen  „Domestic  Economy"  entweber  in  ben 
©tunbenplan  eingefügt  ober  unmittelbar  mit  ber  ^rarjS  Derbunben.  ©egen» 
ftanb  ber  Unterweifung  finb:  1)  bie  Kenntnis  ber  Nahrungsmittel  unb  wie 
fie  gut  ju  lochen  finb;  2)  bie  Kenntnis  beS  paffenbften  Materials  für  flleibung, 
unb  wie  einfache  ©tütte  am  beften  ui  Dcrfertigen  finb;  3)  bie  ÄenntniS  Don 
Der  beften  unb  biHigften  Erwärmung,  Reinigung  unb  fiüftung  ber  Söohnung 


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unb  beS  btflen  Materials  für  Söäfdje;  4)  bie  PenntniS  ber  ©efunbfcitSregetn 
unb  iljrer  Slmoenbung,  foroie  bie  tätige  39e&anblung  beS  ßranfenjimmerS, 
iwim  jemanb  Iranf  ift,  enblip  5)  bie  flenntniS  beS  (Selbe*,  »ie  eS  ju  öer= 
bienen,  auszugeben  unb  ju  jparen  ift.  9)on  ben  neuern  ©pulljäufern  in 
Gnglanb  fct  jebeS  feine  Püpe.  gfür  bie  Altern  ©pulen  ift  für  je  3  bis  4 
berfelben  im  SRittelpunfte  i&reS  33ejirtS  eine  Äüpe  erfteflt.  $iefe  fluten 
ftnb  afle  nap  bemfelben  3Rufter  eingeriptet,  21  gufe  lang,  18  gufe  breit 
unb  enthalten  einen  DemonjrrationStifp,  einen  ©aSofen,  einen  Soft,  einen 
Snrtptetifp,  eine  ©peuerbanf,  mehrere  ©tränte,  einen  Slbmafpraum  unb 
bie  einfachen  Äüpengerflte,  aujjerbem  ©pulbänfe  für  20  ©Hüterinnen.  Seber 
ÄurS  Ijat  20  bis  22  ßettionen,  unb  bie  Spulerinnen  ftnb  berpfliptet,  Dom 
10.  bis  13.  3a$re  teilzunehmen.  6S  ift  SJorfprift,  bafe  nur  folpe  ©peifen 
getobt  toerben  bürfen,  bie  auf  ben  $ifp  beS  fogenannten  Keinen  WanneS 
tommeu.  JÖiptige  9)fajjregeln  merben  in  ein  33üplein  eingetragen,  gieren 
rooljl  aup  auf  tafeln  in  großem  Drud  bie  ßiipeuroänbe.  tiefer  flopunter* 
ript  in  ben  englifcr)en  ©emeinbefpulen  batiert  bom  3at)te  1875.  ©eitler 
faben  ftp  aup  in  ben  fjöfyern  Greifen  bie  ftnfipten  über  tfopen  unb  $auS- 
fjaltungSTOejm  geänbert.  ©elbft  für  eine  .ftnuSfrau  ber  fyöfjern  ©tänbe  gilt 
t§  feilte  nipt  meljr  für  „shocking",  tueun  |ie  ftp  perfönlip  um  $>auS^nlt, 
ifrüpe  unb  fteder  tümmert. 

Diefer  Äopunterript  bermag  rooljl  ^elfenb  $u  roirfen,  aber  baS  freubige 
3u|ammenn)irfeu  mit  ber  Butter  im  füllen,  frieblipen  framilienfreife  bermag 
aup  biefer  nipt  ju  erfefcen.  <5r  mirb  ben  SHäbpen  f^ttigleit  im  Popen 
ixrfpaffen,  aber  bie  ftreube  unb  Siebe,  bicfe  ftertigfeit  im  (jäuSlipen  Greife 
ausüben,  fetyt  immer  nop. 

2öenn  mir  unfere  TObpen  in  ben  ©pulbänfen  bor  unS  Ijaben,  foflten 
mir  eigentlip  nipt  nur  ben  gegenwärtigen  flugenblitf,  fonbern  aup  iljre 
3ulunft  ins  fcuge  faffen,  roo  fie  einft  als  £>auSmütter  mirfen  «erben,  öou 
beren  Grjieljung  baS  2Boljl  unb  2Be&  beS  jufünftigen  ©efplepteS  abfängt, 
tön  einzige«  grofeeS  3iel  fofl  unS  ba  borfpmeben,  baS  3'tel.  aus  biefen  TObpen 
grauen  tjeranjubilben  mit  einer  grofjeu  ©eele,  mit  eblen  großmütigen  ©e* 
Tüllen,  grauen,  melpe  bie  Arbeit,  bie  Orbnung,  bie  3wtücfgejogen^eit  unb 
ben  guten  Fortgang  in  ber  ftamilie  lieben  unb  it)re  ganje  Sljättgfeit  bou 
toliber  SReligiöfltöt  burpbringen  laffen.  3)ie  grau  bcbarf  in  jeber  Sage, 
nap  toetpem  Q\<U  immer  iljr  ©treben  geljt,  einer  guten  (Srjieljung.  $ie 
Phifif,  baS  Walen,  baS  ©tiefen  ftnb  oortrefflipe  Dinge,  wenn  fie  bie  5Be* 
glfiter  ftnb  ber  ©erabljeit  ber  ©eele,  ber  ftejligfeit  beS  (SljnrafterS,  ber  Siebe 
}nt  3urücfgejogetpeit  unb  IjäuSlipen  33efpäftigung  unb  eine§  tiefen  fittlip« 
religiösen  ©inneS. 


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Die  <S>erecfjtiflftett  in  5er  Scfjufe. 

(J.  B.,  8<&rer  in  R.) 

6in  jeber  Seljrer,  luelc^er  mit  Cufl  unb  ßiebe  fein  Amt  ergreift,  wirb 
fid)  monier  löblichen  Sfcugenben  befleißen,  ber  Sreue  unb  ©eroiffen&aftigfeit 
in  feiner  Hrbeit,  ber  Siebe,  ber  Eingebung  unb  beS  SQBofjlmolIenS  gegen  feine 
©d)üler;  aber  je  ibealer  er  fo  feine  Stellung  als  €rjier)er  ber  Sugenb  auffafet. 
um  fo  leidster  roirb  er  eS  überfe&en,  bofe  audj  Die  ©ere^tigfeit  ju  ben 
moratifdjen  Hnforberungeu  feine«  Berufe«  gehört.  9Wnn  fa>elgt  gar  leuty 
in  feiner  SRacfctfüHe  unb  greift  bobei  fo  gerne  in  baS  ©ebiet  ber  bäterlia>n 
©etoalt  über,  man  lägt  fo  oft  feiner  ungezügelten  Saune  freien  Spielraum, 
balb  in  ©bafe  unb  ©<$erj,  balb  in  9lu8brüa)en  beS  3orneS,  roaS  bie  Äinber 
DteOeid^t  roo&l  ju  tragen  bermögen,  roaS  aber  Äefpeft  bor  ber  anbertrauten 
3ugenb  oerbieten  foDte;  benn  bie  ©dfculjugenb  ift  junäcf)ft  nid)t  bem  Öftrer  Her- 
geben, fonbern  ber  ©dmle,  einer  auf  ©efe$  unb  Orbnung  gegrünbeten  Hnftalt, 
reo  auf  beiben  Seiten  ^flid)ten  unb  9Hea)te  finb.  $)iefe  geringe  Haftung  bor 
9?ecf)t  unb  Orbnung  unb  bie  Neigung  $um  fubjeftiben  belieben  aber  führen 
jur  ttngeredjftigfeit  unb  Sßarteilid)feit.  $)aS  ©ebot  ber  9tad)ftenliebe  bedangt 
bie  9l#tung  beS  Wählten  unb  bie  ©eredjtigfett  gegen  jebrrmann.  "Denn  ber 
w9läa)fte"  ift  jeber  SRfnfö  oljnf  Unterfa^ieb.  ,Suum  cuique  tribuere, 
neminem  laedere!"  —  „Gebern  baS  ©eine!"  iji  ber  ©runbfafc  ber  a^rift* 
lia^en  @erea)tigfeit,  mela)e  neben  #lug&eit,  ÜHäjjigfeit  unb  ©tarfmut  aU 
ftarbinaltugenb  unter  ben  SHoraltugenben  tjerborragt. 

5>ie  Seele  ber  ©ere$tigteit  aber  ift  bie  Unparteilidjfeit.  Der 
Sugenb,  ber  3ar*^f^  unb  persönlichen  9(nmut  eines  ßinbeS  gehört  nidjt  eine 
befonbere  ©unfl,  ein  fpejiefleS  ?Borre$t  auf  Soften  bon  ältern,  DieQeidjt 
meniger  beanlagten.  ©ein  Sleifr,  feine  ftortjdiritte,  fein  Setragen  finb  eS, 
roelaV  eine  befonbere  Stellung  berbienen  SBenn  mir  anberS  Ijanbeln. 
arbeiten  mir  ni$t3  meniger  als  am  ©lüde  ber  Äinber:  auf  ber  einen  ©fite 
ermeden  mir  9tod>läffigfeit,  Unluft  am  Serneu,  9Ri&trauen,  5Jeraa)tung,  felbft 
$afe  gegen  ben  2er)rer,  bie  ©a)u(e  unb  bie  9ttitfdjüler ;  auf  ber  anbcrn  ©fite 
©tolj,  £>oa)mut,  GigenbÜnfel,  %xo$,  unb  auf  beiben  ©fiten  oft  eine  l)äglia> 
§iferfu#t.  <5S  ift  ein  Irrtum,  bie  tfinber  unfähig  ju  fjalten,  bie  JBfmeg* 
grünbe  unfereS  fcanbelnS  $n  erfennen,  im  ©egenteil  finben  ftf  nm  $u  leic&t 
bie  ©rünbe,  bie  ©efü&le,  bie  uns  leiten,  befonberS  bei  gntffyibungen,  n*la)e 
fie  felbft  betreffen.  (Hn  flinb,  baS  fi$  ungerecht  befanbelt  fflfyt,  bifOfia^t 
in  einer  ©ad>e,  bie  im«  lä^erlia^  erfahrnen  mag,  f>al  babei  ein  nia)t  meniger 
fa}merjlia>S  ©efüljl,  als  mir  felber,  menn  mir  uns  in  unfern  &etligfifn 
Sutereffen  beleibigt  unb  berieft  glauben,  ©o  fc&en  mir  alfo,  mie  fa)on  baS 
ßinb  mit  jener  Smpfiublidtfeit  unb  jenem  ©crjarffinu  auSgejlattet  ift,  roe(d)e 
nötig  finb,  um  Ungerecfctigfeit  ju  füllen  unb  ju  mürbigen.    Um  nun  im 


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ftinbe  eine  ebenfo  lebhafte  Smpftnbfamfeit  für  ba«  ©ute  entflammen,  ift 
gewi&  eine  ber  erflen  Kegeln,  eine  peinliche  unb  fich  immer  gleich  bleibenbe 
Unparteilichfeit  jn  beobachten.  -  @S  möchte  alfo  nicht  überflüffig  erfahrnen, 
einige  ftäfle  ju  beleuchten,  bei  benen  nur  bie  Beachtung  ber  ftreugften  <8e= 
rechtigfeit  ben  für  bie  Sdmle  erwarteten  ftufcen  unb  Vorteil  bringt. 

3n  ben  Schuljeugniffen  wirb  am  (Snbe  jebe«  SRonat«  unb 
am  6nbe  be«  3at)re3  über  ftleife,  Sortfdjritte  unb  betragen  ber  Schüler 
ein  Urteil  abgegeben.  $amit  biefe  Genfuren  bei  ben  Schülern  unb 
ihren  Altern  eine  uubebingte  ftnerfennung  finben,  worauf  ja  allein  üjr 
Söert  beruht,  if)  ju  ihrer  9lbfaffung  bie  größte  Sorgfalt  unb  rücf fict)t§» 
lojefte  ©emhtigfeit  nötig;  benn  bie  ^eugniffe  ftnb  gleichfam  eine  „mittel* 
bare*  Unterrebung  mit  ben  Altern  über  ba«  Verhalten  unb  Arbeiten  ihrer 
ftinber  in  ber  Schule,  bie  Mithilfe  berfelben  in  ber  (Srjieljung  bejroetfenb. 
9hm  if)  e«  freilich  feine  (eichte  Sache,  bie  Schüler  einer  ftlaffe  in  allen 
r\ä<hem  nach  ben  4  ober  5  (Braben  ber  3tugni«nummern  abjufiufen,  ba  geifiige 
ßräfte  fich  einmal  nicht  äußerlich  meffen  unb  abwägen  (äffen;  aber  mir 
haben  feine  SBatjl,  benn  gerabe  biefe  bergleidjenbe  ^Beurteilung  gibt  ben 
Altern  ein  Wittel,  in  bie  Begabung  unb  $üd)tigfeit  ihrer  ßinber  bie  rechte 
ßinficht  ju  gewinnen.  So  peinlich  un«  nun  auch  juweilen  bie  Sntfcheibung 
roerben  wirb,  fo  machen  wir  uns  boch  an  bie  Arbeit!  2öir  fuchen  borerft  jene 
6a)üler  hcrauft,  welche  ben  $)urchfchnitt3ftanbpunft  erreichen,  alfo  bie  Normal« 
nummer  oerbient  haben ,  um  Don  ba  au«  bie  übrigen  abjuftufen.  Sine  Schwierig» 
feit  aber  treffen  wir  fchon  hier  wieber :  woher  nehmen  wir  ben  ÜWafeftab  jur  6r« 
mittlung  be«  Wormalflanbpuiifte«  ?  2öobj  gibt  un«  ber  öehrplan  ba«  3ahre«jiel 
an,  nicht  aber  ba«  3«fl  fut  bie  3">ifchenftufen  —  9lun  gibt  e«  aber  zweierlei 
2ehter,  folche  bie  leicht  unb  folche,  bie  fchwer  ju  beliebigen  finb;  ba«  wäre  an 
unb  für  fieb  nicht«  Schlimme«,  aber  unüberfteigbar  wirb  bie  JNuft,  fobalb  fittlicbe 
Schwächen  babei  mitfprechen :  bie  erftern  neigen  jur  fchmächlichen  ©utmütigfeit 
unb  öequemlichfeit,  bie  ledern  brüefen  bie  Hummern  abfichtlich  h*«tb,  um 
baburch  i"  brohen  unb  noch  größere  Hnftrengungen  ber  Schüler  $u  erzwingen. 
Stabe  aber  toerben  beim  Schüler  nicht  ben  gemünzten  Srfolg  hoben.  3m 
einen  wie  im  anbern  OfaO  wirb  er  ua'chläfftg  unb  unfleifeig,  er  ergibt  ftch 
bem  dolce  far  niente,  entweber  weil  er  ftet«  feine  „guten  9toten"  fpt, 
obgleich  «  «dB»  bafe  er  noch  mehr  t>ätte  leiften  fönnen,  ober  weil  er  [\tty, 
bofc  er  beim  größten  ftleife  unb  bem  beftmöglichen  ftortfehritt  nicht  eine  ßenfur 
erhalten,  wie  er  fte  ficherlich  berbient  hQt*>  infolge  beffeu  entfällt  ihm 
ber  2Rut  unb  er  läßt  alle«  gehen,  wie«  geht.  Oft  beriefet  man  in  biefer  55e» 
u'etjung  bie  ©eredjtigfeit  au«  woljlwoflenber  ftbficht:  mau  will  ben  fleißigen, 
aber  unbegabten  Schüler  nicht  bemütigen  unb  entmutigen,  barum  erhöht  man 
feine  Hummer,  ben  Unflei&igen,  aber  begabten  fefet  man  tyxab,  um  ihn  nicht 


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-    84  - 


im  Seichtfinn  ju  beftärfen  ober  übermütig  &u  machen,  ober  auch,  man  rotfl 
ihn  baburd)  betrafen.  @«  ließen  fich  ba  ©rünbc  pro  unb  contra  anführen, 
aber  jebenfafl«  müffen  mir  nidu"  immer  bireft  ergeben  moOen,  fonbern  auch 
auf  bie  erjiebenbe  flraft  ber  2öaijrf)rit  vertrauen.  ©etoife  ift,  bafe  burd)  jene 
föüdficht  ba«  entQfflenflffc^te  $iel  erreicht  roerbeu  tann.  $er  Unbegabte  roirb 
in  eine  gefährlify  Sicherheit  genriegt,  ber  begabte  burd)  ba«  Jöeroufetfem, 
ntc^t  ju  [einem  Dollen  Stecht  gefommen  git  fein,  gefränft  unb  verbittert.  3Bie 
bie  ßenfuren  ber  einzelnen  Säct)er,  fo  finb  auch  bie  aOgemeinen  vielerlei 
SJerfehrtheiten  ausgefegt,  fo  $.  33.  bie  im  betrage»,  roenn  man  meint,  ber 
Schüler  t>erbiene  niemal«  bie  befte  Wote  nach  bem  leichtfertigen  Safce,  3ugenb 
habe  feine  $ugenb,  ebenfo  menu  man  fid)  fcf)eut,  bie  oerbiente  Genfur  au«ju« 
teilen,  inbem  man  glaubt,  öom  Schüler  betrogen  ju  fein  refp.  bafe  man  ben 
Sa^üler  nicht  in  an  feinem  %\)U\\  unb  ßaifen  beauflagen  fönue  unb  e«  nicht 
anzunehmen  fei,  bafe  er  immer  unb  überall  ein  DollftänbigeS  SBorbilb  ber 
^ugenb  fei.  2tber  päbagogifdje  Erfahrung  lehrt,  bafe  unoerbtente«  Vertrauen 
unb  2ob  oft  befebämt  unb  beffert,  toäbrenb  unöerbiente«  Wifetrauen  unb 
ungerechter  $abel  in  ber  Äegel  »erbittert  unb  fchabet.  (Sbenfo  ift  e«  gefehlt, 
bie  (Senfur  be§  ^leifee«  ungebührlich  herabjufefcen,  roenn  bie  Stiftungen  infolge 
fdjroocher  Begabung  nur  gering  roaren;  benn  baburd)  nimmt  man  bem 
Schmalen  feinen  legten  ^roft.  (Snolicr)  fcr)eibe  man  dorn  ftleifee  forgfältig 
bie  ftufmerffamfeit  au«. 

Sei  Belohnung  unb  33eftrafung  foll  ebenfafl«  bei  allen  Schülern 
ber  gleite  Etafeftab  angelegt  werben.  2Öir  roiffen,  bafe  Strafen  unb  33e* 
lohnungen  fehr  eingefchränft  werben  foflen ;  mau  mache  fie  mögliche  überflüffig. 
5)a8  ©ute  ift  ja'ba«  ^flichtmäfeige,  ba«  fich  Don  felbft  33erftehenbe.  9flan 
lohne  nicht,  too  ba«  ftinb  nur  feine  Pflicht  unb  Scbulbigfeit  gethan  bot 
ober  roa«  ©efchenf  ber  Watur  ober  SSMrfung  be«  3»»f«H«  ift;  man  beftrafe 
nicht,  roa«  unoerfchulbete  Schmähe  jur  Quelle  bat.  3ft  aber  eine  Belohnung 
angezeigt  ober  eine  ©träfe  notroeubig,  fo  enthalte  man  fich  jeber  parteilichst : 
einfeitiger  33egünftigung  ober  einfeitiger  Strenge.  Stolent,  ©enie,  angenehme 
33ilbung,  ©efäfligfeit  ber  äufeern  ^erfon  berechtigen  ju  feinen  befonbern 
Wnfprüdjeu  auf  Belohnungen.  53ei*  ©eftrafung  roirb  ebenfafl«  ftreuge  (Se* 
rechtigfeit  oerlangt.  $ie  Beftrafuug  ift  fchou  ber  gönn  nach  Wt 
richterlicher  ^hiltigfeit,  bei  bem  e«  fich  ßrforfchung  einer  Schulb  unb  um 
23eftimmung  eine«  Strafinafee«  ^nitbrlt.  2öirb  fie  aber  bei  ben  »ergebenen 
Schülern  oerfchieben  angeroenbet,  alfo'  nicht  nach  bem  gleichen  Siecht,  fo  erhält 
fie  ba«  9lu«feben  ber  SBilltür  unb  ber  Sm-aunei,  rooburch  ber  fiehrer  b*rab* 
geroürbigt  unb  bem  3ögling  Wrgerni«  gegeben  roirb.  eine  befonbere  ©efahr 
jum  Straucheln  liegt  für  ben  Sehrer  bariu,  bafe  er  Wnlläger,  dichter  unb 
Stoflftreder  oft  in  einer  ^erfon  ift.    33efonber§  gern  reifet  ihn  ber  3orn  ju 


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-    85  - 


ungerechtem  §anbeln  fort.  Strafen,  bie  üom  3orne  biftiert  ftnb,  tragen  nur 
ju  oft  ben  Stempel  launenhafter  SÖMOtitr  an  fid),  inbem  fie  balb  in  gar 
tcinem  3Jerhältni§  unb  teiner  SBejiehung  ju  bem  93erget)en  flehen,  balb  bie 
23ürbe  ber  Äinber  ober  bie  Weckte  beS  JpaufeS  mißachten.  $)ie3  (entere  ift 
ganj  befonberS  bebauerlich,  roeil  bie  Altern  leiber  in  ber  JRegel  nicht  ben 
SÄut  b,aben,  fich  offen  unb  bireft  ju  bettagen,  au3  furcht  it)re  ßinber  baburct) 
ber  Äache  au§jufe|eu,  bafür  aber  gefdjäftig  ftnb.  bie  Achtung  ber  Salute 
unb  be5  ganzen  ßef/rerftanbeS  burch  ihre  Hieben  beim  ^ublitum  $u  unter- 
graben. —  Daher  für  ben  öeljrer  bie  Pflicht,  gerecht  ju  t)anbeln,  benn  baS 
föefüN  für  ©erechtigfeit  regt  fich  im  tfinbe  fc^on  frühe  unb  wirb  mit  ber 
ii<h  bilbenben  Vernunft  immer  firtrfer. 

§3  ift  biefe  ftorberung  an  bie  Schule,  geregt  $u  fein,  jubem  ebenfalls  wichtig, 
toeil  baburdj  bem  Schüler  ein  SSorbilb  gegeben  roirb,  bamit  er  erfehe,  roie 
ieine  fpätere  Stellung  in  ber  Familie  fein  fofl,  alfo  bie  SBejiet)ung  ju  ben 
onbern  framiliengliebern  unb  bann  auch  $u  ben  9lebenmenfa)eu  überhaupt. 
63  fofl  ihn  bie  Schule  h«burch  gemeinen  an  bie  Achtung  öor  ben  Hechten 
ber  Mafien,  unb  geroip  ift  ba  baS  öeifpiel  bie  befte  Unterroeifung  unb  ber 
bejte  Unterricht.  2öenn  man  ©erlangt,  bafj  bie  Äinber  bie  %ugenb  lieben, 
fo  fofl  man  ihnen  erft  geigen,  roie  fchön  fie  ift ;  roenn  man  öerlangt,  bafe  fie 
gerecht  unb  unparteüfeh  feien,  fo  fofl  man  eS  erft  mit  ihnen  felber  auch  fein ; 
roifl  man  ihnen  Achtung  öor  ben  anbern  etnftöften,  fo  achte  man  borerft 
aua)      unD  ih*c  SRfthte. 

63  ift  ja  auch  befonberS  ba3  fthriftentum,  welches  bie  ©erechtigfeit  $u 
einer  $ugenb  erhoben  hat.  „Ellies  roa*  ihr  rooflt,  baS  euch  2eute  thun, 
baS  thut  ihnen  auch!"  —  ein  ©runbfafc,  melther  hinführt  jur  fünften  aller 
Xugenben,  jur  chriftlicheu  Siebe:  „53ei  ber  ©erechtigfeit  root)nt  zugleich  auch 
jegliche  Sugenb." 

„@ut  ift  jeber,  o  Sohn,  welcher  ©erechtigfeit  übt!" 


bic  bem  Sehrerttonbe  im  ©arten  ber  (Srjicr)unci  blühen 

(«onferenjarbeit  t>on  ßebrer  3of.  ©chönenberger  in  Ujnad).) 

Pnftc  «Hofe. 

„Die  höh«  6htf,  Sehrer  unb  (Srjieher  ber  chriftlichen  3"9enb 

fein  ju  fönnen." 

Der  ßebrer  hat  bie  fyoeberbabene  (iljre, 

3u  »Wen  bura)  fein  ©eifptel  unb  burch  iköre, 

3m  fchonen,  grofccn  ©otteSgarten 

Der  Blumen  ebler  Hrt  ju  märten. 


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-    8fi  - 


3um  ©ärtner  Ijat  tyn  felbft  getollt, 

$um  ©eelenb,fiter  angefteUt, 

3utn  Birten  feiner  Unfdjulb  ftcrbc 

Der  $err  be»  Rimmels  unb  ber  ©rbe. 

Da  bat  er  Blumen  ju  bcqicfecn, 

Dafe  i^rc  $reld)c  fid)  crfc^Iicfeen 

Dem  ©trabj  ber  ero'gen  (Snabcnfonne 

3ur  (Sngelfreub  unb  §immel«roonne. 

Da  fann  er  Seelen  l)üten  unb  betoad)en, 

Unb  alle  fromm  unb  tugenbftaft  fic  machen, 

Wlit  ©ottc8furd)t  unb  2Bei«&cit  gieren, 

©ie  b,in  ju  Ujrem  ©Töpfer  führen. 

Da  fann  er  roarm  unb  ernft  üerrid)ten 

De»  guten  Birten  füfee  Wdjten, 

ftann  ba  ädjte  fcirtenforgfalt  üben, 

ftann  ba»  anoertraute  ©d)äflcin  Heben 

Unb  fann,  rote  roabje  §irten  tf>un, 

Stet»  road)enb  ifjm  jur  ©eit  rub/n, 

Dag  e»  red)t  willig  folgen  lerne, 

©id)  gar  nie  oon  ber  $erb'  entferne, 

Dag  e»  aud)  niemal»  fid)  oerirre 

Unb  nie  ben  rechten  Sßfab  oerliere, 

Dag  e»  au»  biefe»  SRflbJal»  Seibe 

©inft  fteige  ju  be»  Rimmels  ftreubc. 

SBen  follte  biefc  G&rc  nid)t  crfrcu'nV 

Unb  »er  nod)  wollte  nid)t  gern  Beßrer  fein, 

211S  foldjer  bicr  an  ®otte»ftatt 

Dura)  ßeljre  roirten  unb  burd)  Dbat, 

9iad)  ©orfd)rift  feine»  ero'gen  $tTrn: 

©tet*  eifrig,  freubig,  willig,  gern? 

3ft  biefe  ©bre  eine  töofe  nid)t, 

Der'»  nie  an  ®lanj  unb  nie  an  $rad)t  gebridjt, 

Unb  beren  halber  Slublict  bod)  beglüeft, 

De«  wahren  ßebrer«  fcers  unb  Bug'  entjücft? 

Scripte  SRofe. 

„Der  Stofi  be»  innern  SetuufeHeinS  bc»  2ef>rer3,  feine  ^flid^ten 

nad)  flräften  erfüllt  §u  ^aben." 

2Bo&l  baft  bu  nad)  biefem  Öeben 

Dem  Gimmel  »edjenfdjaft  ju  geben, 

Sie  bu  al»  3ned)t  gefdjaltet, 

SBie  bu  bein  Ämt  oertoaltet, 

Sie  bie  Dalente  Du  oerroenbet, 

Da»  aufgerragne  SBerf  ooffenbet; 

Dod)  biefe»  foH  bid)  nid)t  crfdjrecfen, 

Wd)t  fturdjt  unb  ftleinmut  in  bir  toeefen, 

Der  ©d)öpfer  weife  am  beften,  roer  bu  bift, 

Unb  ba&  ber  9Renfd)  nod)  lang  fein  ©ngcl  ift 


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SBenn  oon  ben  ©amenförncrn  allen 

$id)t  fogleid)  reife  Qrüd)te  faden, 

$>ie  ftrud)!,  fie  fann  ftd)  fpäter  nod)  geftalten 

2)  urd)  ©orte«  Segen  unb  fein  mädjtig  SBalten. 
$aft  bu  gewirrt  nad)  bein«  Straft, 

©ebadjt,  gerungen  unb  gefdjafft, 
§aft  bu  al«  2Renfd)  geliebt,  gelebt, 
als  (Sfyrift  gebulbet  unb  geftrebt; 
§aft  bu  bed  Sfinbes  ©Inn  nad)  Oben 
S3om  3tbifd)en  ju  (Sott  gehoben, 
^>aft  bu  gelebrt  ba&  Äinblein:  lieben 
Unb  in  ber  Sugenb  fid)  ju  üben, 
§aft  bu'S  gelehrt,  auf  ©Ott  oertrauen, 
?luf  Ifen,  ben  lieben  Söatcr  flauen; 
#aft  bu'8  gewöhnt  oon  fceraen  beten, 
58or  feinen  ©djopfer  (jinjutreten 
$oH  ©brfurd)t,  Einfalt,  fttnblid)feit, 
3u  banfen  ifcm  mit  3nnigtcit; 
fcaft  bu'*  geübt  aud)  3efu  ebren 
Unb  gern  auf  feine  ©orte  boren; 
£aft  bu  gebradjt  bem  flinbe  bei, 
2Ba8  e&  aud)  anbem  fdjulbig  fei, 
Unb  jebe  Straft  bu  angeregt, 
3Wit  ©mit  begoffen  unb  gepflegt, 
©cnäbrt,  geioedt  unb  aufgewogen, 
©eftärft,  jur  Ibätigfeit  betoogen; 
$)ann  fabre  frob,  getroft  unb  Leiter 
3n  betner  ffiirffamfett  nur  rocitcr, 
©eru&igt  barfft  rütfroarts  bilden, 
©etroft  bem  3iele  näljer  rürfen; 
$u  fannft  mit  ruhigem  ©emiffen 
3m  Xobc  einft  bein  «uge  fdjliefeen, 
Unb  barfft  bid)  jene«  ßofme«  fTeuen, 

3)  en  ©Ott  oerbeifeen  feinen  freuen. 
3ft  baft  nid>t  eine  SRofe  tounberfd)ftn  ? 

3n  weldjem  ©arten  ftebt  man  fold)t  ftefc'n? 
X\t  $rad)t,  o  fie  ift  junt  ©ntjüden! 
O,  tradjte  ßefjrer,  fie  ju  pflüdfen! 
O,  m5d)tcft  bu  ibr  treuer  SBärter  fein, 
Unb  mög  ibr  «nblitf  etoig  S>i<b  erfreu'n! 


9lur  bic  Sieligion  fann  ben  3Renfd)en  roaljr&aft  bilben,  ibm  einen  roabren 
Sert  oerleiben,  iljn  beglüden  unb  in  Wot  unb  Xob  ibn  tröften. 


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5tattfttfd)C6  au*  Den  katl).  Jftaittonrn  oom  Änfang  irr 

9Ö0fr  «laljre. 

(&.  ftret,  ©fbrL  in  <S.) 
(©djlufe.) 

4.  3m  1891  berauSgobten  für  bie  ©efunbarfdfulen: 

bcr  ftanton         bte  ©emeinben  per  ©filier 

3fr.                  ftr.  $r. 

Uri                        1,600                1,980  48 

<5d)XDty                    3,354              18,712  72 

Obroalben                   —                 1,000  59 

Wbroolben                  -                 1,000  13 

Sujern                   40,196              35,000  67 

3ufl                        7,200              18,650  147 

ftreiburg                 25,400              50,000  197 

Steffin                   42,600              17,000  77 

2öafli§                     —                 —  - 

5.  2tom  TOittelf^ulroefen  mit  9lnfd)lufe  nu  bo«  afabemifaV 
©tubium  im  3of)re  1892  fri  folgenbeS  angeführt: 

©djulen              ©djüler  Sichrer 

Uri                         1                   49  6 

©cfytma                     2                  557  48 

Obroolbcn                  1                 243  17 

fiujern                      1                  334  34 

grriburg                    1                  283  32 

3ug                        1                  119  14 

SÜJaai«                      1                    90  18 

Steffin                      1                  123  19 

6.  9)?ittel)cf)uien  oljne  Slnfctylufc  an  baS  atabemifc&e  ©tubium: 

©djulen              ©djulcr  fieljrcr 

Uti                          —                   -  - 

©cfyül)}                     —                   —  - 

Obmalben                   1                    84  12 

Wbwalben                  1                  100  9 

Cujcrn                      2                   119  13 

ftreiburg                   —                  —  — 

3ug                        —                  -  - 

$effin                       3                  264  25 

SööfliS                       2                   200  23 

7.  3n  ©adje»  ber  gewerblichen  unb  inbuftrietlen  SSerufSbilDung 
Reifet  e§  Dom  3af)re  1892: 

€4ulrn                 «ubt>e«tUn  fantpiiaUt  9Iatux  »uiibt»fub»fntien 

8t.  3t. 

Uri                   1                           59  50 

©a>öj              2                       2,813  1,195 

Obroolben           3                      1,729  900 

9<ibtt>olben          2                      1,432  650 


-    89    -  . 


£$uUn 

2ubocnt(on  fantcnaltt 

:  flatut 

3?unbc8fut>r{tition 

Oll.» 

1 

1,651 

800 

Ciijern 

1 

10,247 

4,691 

tfreiDurg 

6 

23,181 

8,100 

tollt» 

Sellin 

16 

36,511 

9,000 

8.  Sie 

$ortbilbung3fa)ulen  weifen  folgenbe  Tabellen  auf: 

frcituifligcn  Cfjaraiterö 

obliaatorifd)er  Statur 

Spulen 

©djülcr 

Gäulen 

6d)üler 

Uli 

1 

39 

2 

116 

Cbroalben 

1 

59 

18 

593 

Wibroatben 

3 

156 

Sutern 

1 

81 

74 

1,717 

3»9 

3 

52 

Biburg 

6 

125 

257 

3,133 

Sefftn 

15 

716 

SBaüis 

9.  Stetrutenfurfe  finben  fid)  in 

Uti  mit  244  Saliern  3ug  mit  205  ©Gütern 

©cfyttya        «318      „  frreiburg  „  947 

Cbroalben     «124      „  Steffin  „  458 

Bibroalben     „     93      „  BafliS  „  769 
Sutern  791 

10.  ©efamtauSgaben  be5  Staates  unb  ber  ©emeinbenfür  baS 


exjjulroefen  im  3aljre  1891 : 


flantott 

©emeinben 

per  ftopf 

3fr. 

8*. 

fr. 

Uri 

22,331 

41,544 

3„ 

Sa)roö$ 

9,535 

189,132 

Cbroalben 

16,700 

52,403 

Wbroalben 

11,529 

42,000 

2ujern 

458,068 

412,500 

K 

3ug 

43,252 

130,720 

U 

ftreiburg 

246,601 

355,000 

ieffin 

293,300 

332,000 

SatüS 

97,961 

270,000 

3* 

3)er  freunblic&e  Sefer  mag  biefe  Tabellen  ftubieren.  Söegleitenb  feien 
nod)  einige  analoge  ^emerfungen  über  @laru§,  einem  ©ebirgStanton,  angebracht, 
um  baS  Stubium  biefer  troÄenen  3a#en  ftudjtbringenber  ju  gestalten.  3n 
©laruS  trifft  e£  auf  einen  primär  leerer  burrf)fdjmtt(i$  59  Sd)ü(er;  per 
Qopf  ber  33et)ölferung  oerauSgabte  ber  ftanton  1891  fürS  ^rimarfcfmlroefen 
ftr.  9,9 ;  ein  ©efunbarf Etiler  totnint  bie  ©larner  auf  249  ftr.  ju  flehen ;  im 
3af?re  1891  gaben  Staat  unb  ©emeinbe  per  ßopf  ber  33eöölferung  für 
baS  llnterric^tsroefen  12„  $r.  au«.    3o*>fr«  fl<&™  i«  beuten!  — 


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-    90  - 


(nbgcnoffcufrtjaf  r.  Die  grage  ber  öunbeSfuboention  für  bic  93olfSfcfcute 
nrirb  immer  afuter  unb  jroar  DefonDerS  burd)  baS  Drängen  ber  jentraliflifd) 
gefilmten  Cebjerfreife.  Stuf  bie  bereits  berichtete  nble&nenbe  Haltung  bc§ 
33unbeSrateS  mürbe  eine  Delegation  an  benfelben  gemäht,  (Dr.  Heller,  Direttor 
balliger  unb  Cebjer  (ftafj)  meiere  fia)  bei  ben  SöunbeSräten  ©djenf  unb 
£)aufer  über  ben  ©taub  ber  9ingelegenbeit  orientieren  unb  bie  ^Örberung 
berielben  befürmorten  foflten.  neueften  9tad)ricf)ten  foQ  fief)  iöunberrat 

Sebent  in  eingebenbfter  5öeife  mit  bem  ©tubium  ber  Dorliegenben  t$rage 
befd^äftigen  unb  ade  gegen  [ein  betannteS  ^rojeft  erbobenen  53ebenfen  in  Gr* 
mägung  jieften.  Daburd)  ^offt  er  einen  5öeg  unb  eine  ftorm  jii  finben, 
meiere  feinerlei  politifaV  ober  religiöse  öebenfeu  mefjr  erroeden  fönnen  unb 
bie  SHealifierung  Des  ^oftulateS  in  nofjer  3ufunft  5U  fiebern.  £>err  93unbeSrat 
©djenf  fofl  entfd)loffen  fein,  nod)  in  ber  erften  $älfte  DiefeS  Sto&reS  bem 
33unbeSrate  feine  neuen  93orfd)läge  ju  unterbreiten  unb  benjelben  ju  Deranlaffen, 
baju  beftimmte  Stellung  ju  nehmen.  —  2Bir  finb  gefpannt  barauf,  wie  j)err 
33unbe§rat  ©djent  bie  fonfeffionellen  33eDenlen  berürffid)tigt  unb  roie  er 
ben  fantonolen  SRedjten  auf  bie  93otf8fdmle  9iecf)nung  trägt.  ($8  muß 
bie  SöunDeSfubDention  einen  rein  finanziellen  (S^arafter  befommen  unb 
jeben  Politiken  unb  antifonfeffioneflen  SBeigefdmiad  Derlieren,  roenn  fie  bie 
Schule  als  fold)e  fyeben  unb  biefe  ntc^t  einer  Partei,  ber  bie  pofitiD*d)riftlid)e 
(Srjiefjung  unb  bie  fantonate  SouDeränität  im  2öege  ftelit,  ausliefern  mifl. 
Wur  fo  tann  eine  SJerftänbigung  unter  ben  Derfdjiebenen  Greifen  unfereS 
polittfdjen  öebenS  möglich  merben.  Übrigens  brängt  baS  ©dmjeijeroolt 
Durchaus  nid)t  auf  58unbeSfubüention  für  bie  58olfSfd)ule,  unb  roaS  DiefeS  rotfl, 
barauf  fommt  es  fdnMeBlid)  an,  unb  nieijt  auf  Das,  roaS  einzelne  Sefrertreife  unb 
^Jolitifer  moflen.  Die  Äantone  finb  eifrigft  bemüht,  Don  fid>  aus  baS 
©a^ulroefen  §u  ^eben.  Daß  baS  58oltSfdnilroefeu  nid&t  überall  auf  gleicher 
.frö^e  ftebj,  ift  ni$t  ju  DermeiDen  in  einem  2anb  Don  fo  üielgeftaltigen  SBer- 
Ijältniffen.  tute  baS  unferige  fit  hat.  Wit  allen  ftinanjen  mirb  man  ba  nie 
GHeidjfjeit  fjeroorbringen.  Um  $u  beroetfen,  baß  baS  tantonale  Sdjulmefen 
niitt  genüge,  fdjraubt  man  bie  ftorberungen  für  baSfelbe  möglidtft  hod)  unb 
beurteilt  baS  ^rimarfd)ulroefen  ber  Kantone  Don  Diefen  au§.  Dafc  unter 
folgen  93orauSfefcuugen  nur  bie  am  günftigften  fituierten  Äantone  genügen 
fönnen,  ift  tlar.  3ubem  ftreidjt  man  ju  fein:  immer  nur  bie  ftenntniffe  unb 
ftertigfeiten  b.eroor  unb  beamtet  ju  roenig.  Dafe  baS  er$iefjli#e  Moment 
für  ein  StaatSrooljl  meit  mistiger  ift.  DaS  ^oftulat  Dom  „genügenben 
^3rimarfd)ulunterrid)t"  ift  eben  febj  elaftifdj,  unb  beoor  ber  Stab  über  baS 
tantonale  ©djulmefen  gebrodicn  merben  barf,  foflte  man  boefy  über  biefeS 
Kriterium  etroela^eS  (SinoerftänDni*  fyaben,  fonft  tämpft  man  mit  bem  2öinb. 
Die  ftorDerung  einer  8 jährigen  9llltagSfd)ule  für  bie  ganje  Sdnoeij 
gef)t  entfa^ieben  jii  f)od),  bieS  um  fo  mef)t,  ba  man  ju  gleicher  3<\t  aud) 
oerlangt,  baB  bie  ©dmlpflicbt  erft  mit  bem  angetretenen  7.  MlterSjafjr  be-- 
ginneu  Dürfe.  (Sine  folcr)e  ^orberung  berüeffi^tigt  Die  prattifa^en  2ebenS* 
beDürfniffe  unfereS  ißolfeS  ju  meuig  6S  mürDe  feb,r  fruchtbar  fein,  roenu 
bie  Derfa^ieDeneu  ße^rerDereine  Die  ($ra9c  über  ben  „genügenben"  primär* 
Unterricht  jum  ©egenftaube  einläBliajer  ©tubien  unb  öefprea^ungen  machen 


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-    91  - 


mürben;  ebenfo  werben  auch  bie  fonionafen  Schulbeljörbeu  mit  biefer  &rage 
ficb  befaffen  müffen.  Ter  gegenseitige  ©ebanfenauStaufcb,  roirb  Älärung 
bringen  unb  bie  Unforberungen  nach  aDen  Seiten  auf  baS  richtige,  unfern 
'Berbältniffen  entfprechenbe  5Rqb  Ijerabfejjen.  ($3  märe  biefeS  Stubium  für 
bie  Hebung  unfereS  SchulroefenS  uon  höchftem  Wufcen  nnb  fjätte  bann 
möglicher  5Beife  auch  bie  ftoiQt,  bafe  fid)  bie  Cefjrpläne  in  ben  berfchiebeuen 
Äantonen  etwas  gleichartiger  geftalten  mürben,  roaS  bei  ber  fortroäbrenben 
ein«  unb  EuSroanberung  nur  roünfchenSroert  märe.  2öir  tönen  bamit  bie 
berechtigte  xÄnfd)auung  an,  baß  fich  eine  natürliche,  aflen  3eitDert>ältniffen 
angepaßte  Schuloerbejferung  bon  unten  auf,  roenn  auch  etroaS  langsamer,  fo 
um  fo  fieserer  burcharbeiten  mirb,  als  menn  fi*  öon  oben  fjftab  aufgejroungeu 
iuirb.  lio  (Sntroidlung  mufe  bon  3nnen  ausgehen,  menn  fie  ijaltbar  fein 
fofl.  2öie  ber  Saum  bon  3afjr  ju  Saty  in  bie  ^)öt)e  unb  Dicfe  roächft,  fo 
roirb  auch  bei  93aum  beS  fehroeijeriferjen  Scf)ulmefeuS  bei  forgfamer  Pflege 
burch  bie  berufenen  Greife  bon  3öb*  ju  3oh*  immer  mehr  fich  entfalten 
unb  ausmachten. 

—  (Porr.)  93om  h-  SunbeSrate  ift  angefünbiget,  baß  in  ben  90ger 
fahren  noch  [Amtliche  SBolfSfctjulen  auf  ihren  Turnunterricht  e t b  = 
genöffifch  unterfucht  roerben  foDen.  Schreiber  bieS  erlaubt  fich  fin*  leichte 
Anregung.  2öir  haben  in  legten  fahren  SJerfchiebeneS  Don  Seite  beS 
SBunbeSrateS  erfahren,  baS  im  Schulroefen  feine  ftonfrquen&rn  höben  fann. 
ift  bie  3uff"bung  ber  in  ben  Kantonen  im  Öebraudjf  befinblichen  Schul- 
bücher geforbert  roorben ;  eS  finbet  eine  jährliche  3nfpeftion  unferer  geroerblichen 
ftortbilbungSfchulen  fiatt ;  eS  ift  eibgenöffifche  3 nfpefl i oti  beS  Turnunterrichtes 
an  uuferen  ßehrerfeminarien  —  prioaten  unb  ftaatlichen  GtjaranerS  —  in 
%u§ficbt  gefteflt ;  eS  finb  in  ben  TO i tä r lurien  bie  Lehrer  auf  ihre  methobifche 
unb  praftifche  Turnbefähigung  oon  TOitärS  geprüft  unb  bann  bereits  auch 
ju  einer  eibgenöf fifchen  Straffchulc  beorbert  morben.  ftür  tjeute  nur 
biefe  Thatfactjen !  (Genügen  biefe  nicht,  um  folgern  Verlangen  mit  Söorficht 
ju  begegnen  ?  SBäre  eS  nicht  am  ^ßla^e,  bafe  bie  fonferoatioe  graftion  ber 
SunbeSberfammlung  unb  bie  fonferoatioen  Cehreroereine  bie  5  rage  ermägen 
mürben,  mie  meit  folgen  5°roerun9fn  °e§  33nnbeSrateS  ergebenft  miflfahrt 
roerben  bürfe,  ober  ob  eS  nicht  an  ber  3"*  M  bu  gebieten  ?  —  (91  ift 
eben  fchon  lange  gefagt,  atfo  —  — !  Web.) 

Sern.  (Äorr.)  2Öir  f)abm  nun  ein  neues  Schulgefe|,  baS  unferem 
$olfe  gerabeju  riefige  Mehrausgaben  für  baS  Schulroefen  auferlegt.  $aS 
neue  ©efet}  i|t  mit  £)ilfe  ber  chrijhiSgläubigen  Elemente  unfereS  flantonS 
angenommen  roorben.  Unb  biefe  fonft  oon  unferer  Cehrerfchaft  nicht  jouberlich 
gehätfchelten  Elemente  ftimmten  für  baS  ©efe£,  in  ber  Hoffnung,  ben  brauen, 
pflichtgetreuen  Sehrern  ihren  fargeu  ©ehalt  erhöhen  $u  fönnen.  —  Wun  aber 
müffen  bie  wirtlich  ärmlich  befolbeteu  Sekret  unb  Lehrerinnen  noch  vottc 
brei  3at)re  auf  ihre  roohlberbiente  unb  rooblberectjtigte  58efolbungSerhöl)uug 
warten.  Dafür  aber  erhalten  bie  ohnehin  nicht  mager  befolbeteu  Schul* 
infpeltoren  fofort  eine  üofle  Viertels»  bis  DrittelS«(Srhöhung  itjreS  bisherigen 
®et)alteS,  mährenb  bon  biefer  Gehaltserhöhung  baS  gauje  ©ejeft 
lein  ©ort  fagt.   bisher  gab  man  für  bie  Tljätigfeit  ber  Schul» 


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-    92  - 


infpeftoren  gr.  36,700  auS;  Don  nun  an  Hnb  (out  Vefchlufe  beS  (Sro&en 
RateS  Dom  19.  Wooember  1894  Reffte  ftr.  49,900  befiimmt.  - 

2Beitert)iu  faben  alle  aufrichtigen  ftreunbe  ber  VoIfSfdmle  erroartet,  baß 
bif  fog.  ©djul*,  auc^  VollSfonobe  gf^et^en,  mit  neuen  Kompetenzen 
auSgeftattet  werbe,  um  nicht  ein  fünftel  9cab  am  28agen  511  bleiben,  fonbern 
um  lebenSfräftig  unb  juclberoujjt  in  unfer  oielfact)  lenbenlahmeS  ©djulroefen 
einzugreifen  Ucan  täufdjte  fict).  3"  ©act)en  ber  Unterrict)tSplctne,  ber 
Lehrmittel,  ber  Verteilung  ber  ©tipenbien,  ber  ©chulorbnung 
u.  a.  mistiger  $inge  tjat  biefe  ©önobe  gar  feinen  mafcgebenben  ßinflufc. 
3n  all  biefen  wichtigen  frragen  entfdjeibet  bie  Allmacht  unfereS  (SrjierjungS* 
DireftorS,  unb  bie  ©Dnobe  i|"t  jum  3afagen,  ober  jum  ftummen  Vetounbern 
mehr  ober  minber  grofjer  Mißgriffe  unfereS  (5rjiehung8r$)ireftor8  berurteilt. 

©0  r)at  eS  unfer  ©rofee  Äat  nun  nachträglich,  nachbem  baS  neue 
©chulgefefc  Dom  Volte  angenommen  roorben,  befcrjloffen.  Unb  jroar  ftub  biefe 
Vefcbjüffe  erft  roärjrenb  ber  (5jroßraUft|ung,  in  ber  fie  bet)anbelt  ronrben, 
ausgeteilt  roorben,  obrootjl  baS  Reglement  eine  Verteilung  minbeftenS  10  %aqt 
bor  bei.  Vehanblung  forbert.    Natürlich  ift  baS  abfichtSloS  gefeiten!  — 

—  Vern.  $ie  Patentprüfungen  für  ©efunbarlehrer  beginnen  ben 
11.  Wär*  in  ber  ^ochfajule. 

—  3n  Äonol fingen  ift  eine  ©parfaffe  für  ©chüler  mit  Kärtchen* 
unb  9Jlarfenfdflem  ins  Leben  gerufen  roorben,  ebenfo  in  Oberburg. 

—  $)ie  ^ribat^lementarfctjule  im  SBaifenhaufe  in  Vurgborf  foll 
laut  Vefdjlup  ber  juftänbigen  Vehörben  allmälig  eingeben.  9ln  biefer  ©d)ule 
rotrften  ju  Vlnfang  beS  3ar)rt)unbert8  ^eftalo^i,  fpäter  ftröbel,  SRibbenborf, 
Sangentt)al. 

8afel.  3n  Vafel  ^iclt  £>err  ©efunbarlehrer  20.  28ei&  auS  Vülach 
(3ürid))  einen  Vortrag  über  bie  Aufgabe  ber  ©chule  im  Kampfe  gegen 
ben  Pilfor) oliSmu 8.  $)ie  gorberungen  beS  Referenten  gipfelten  in  folgenben 
3beicn:  1.  3)ie  ©dmle  ertennt  im  WlfoholiSmuS  einen  ber  ^attnöcfigfteit 
§einbe  ber  förperlidjen  unb  geiftigen  (Sntroicfluug  be§  9)tenfchen,  unb  ba  auch 
bie  3ugenb  gefät)rbet  ift,  fo  üerpflichtet  fie  fid),  gegen  benfelben  anjulämpfen. 
2.  ©ie  betrautet  eS  beSrjalb  als  it)re  Hauptaufgabe,  mit  boQer  ©bmpatbie 
bie  Vejtrebungen  ber  MbjHnenj  ju  unterftityen.  3.  pr  alle  Stufen  beS 
Unterrichts  bient  ihr  als  Kampfmittel  bie  Velehrung.  4.  2luf  ber  Stufe 
ber  ftortbilbungSfchule  erfolgt  in  einer  ©efunbljeitS*  unb  WahrungSmitteOehre 
ausführliche  Velehrung  über  eintägige  tfroQ*"-  5-  Um  in  ber  Let)rerfchaft 
3nteref)e  ju  erroeefen,  foll  fc^oit  in  ben  LehrerbilbungSanftalten  mit  allem 
9Zad)brucf  Muftlärung  erfolgen  6.  bell  Lehrerbibliothefen  foflen  alle 
roichtigen  Üöerfe  über  ben  WfoholiSmuS  üorhauben  fein.  7.  ^für  Lehrer  unb 
Lehrerinnen,  bie  ber  Wbftinenj  r)ulbtgen  roollen,  foll  ein  Vunb  gefchaffeu 
roerben  jur  Vereinigung. 

©enf  hat  bie  ^rimarfchulhäufer  mit  $ouchenbäbem  berfehen,  bie  täglich 
Don  je  140  Kinbern  beulet  roerben  fönnen. 

St.  Watten.  $m  ©eminarbireftor  Dr.  2öiget  hat  einen  ehrenooflen 
Ruf  als  Reftor  ber  KantouSfchulc  in  Irogen  erhalten  unb  angenommen. 
XaS  ©eminar  in  Rorfchach  erleibet  burd)  ben  Söeggang  biefeS  tüchtigen 
©chulmanneS  unb  ©elehrten  einen  großen  Verluft. 


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-  öS  - 


Sd)öiiJ5.  (florr.F.)  3n  SBollerau  hat  ^)r.  ße^rer  X^ciler  auf  feine 
Schulfielle,  bie  berfelbe  feit  einer  9teif>e  Don  fahren  jut  beften  3ufcicbenr>cit 
Don  Bolf  unb  körben  inne  gehabt,  refigniert,  um  bie  rebaftionefle  unb 
tedjnifaje  fieitung  be§  tonferbatiben  „£öfner  BolfSblatt"  ju  übernehmen. 
$em  fcheibenoen  Oberlehrer  ein  roarmeS  „©lücf  auf!"  für  feine  neue  Caufbafm 
unb  ein  t)er§li(r;e§  „BergeltS  ®ott!"  für  feine  bisherige  Schulthätigteit !  — 

Xer  ©emeinberat  hat  nun  ber  jüngfthiu  oerfammelten  Äirchgemeinbe 
ben  lobenswerten  Antrag  gefteflt,  ben  Serjrergahalt  (influfioe  Organiftenbienft) 
auf  ftr.  1700,  ebentueü  ohne  Organiftenbienft  auf  ftr.  1200  ju  erhöhen, 
roaS  ohne  ©egenrebe  angenommen  mürbe  $er  fchöne  Befchlufe  ehrt  bie 
Scmchtbc  SBoflerau  fer)r,  jumol  fie  erft  in  lefcter  3«t  ein  tief  in  ihre  ©elb* 
mittel  eingreifenbeS  fchöneS  Schulaus  erfteflt  hat.  — 

Das  neue  V.  Schulbuch,  für  bie  6.  unb  7.  ^rimarflaffe  beregnet,  roirb 
bis  jum  ^Beginne  beS  Schuljahres  1895/1896  erfteflt;  mit  bemfelben  mären 
bann  fämmtliche  Jhirfe  unferer  7furfigen  ^ßrimarfchule  üoflftänbig  mit  neu 
bearbeiteten  Schulbüchern  berfehen.  'Dann  fäme  bie  SHeihe  an  bie  Sefunbar* 
fchule,  bie  oorberhanb  noch  immer  ßehrbücher  anberer  Äantone  ober  gar 
anberer  Staaten  ju  benufcen  hat.  Ob  nach  biefer  Sichtung  nicht  ein  gemein» 
jameS  Vorgehen  mit  einigen  fatholifchen  ftantonen  möglich  unb  moh( 
auch  erfolgreicher  märe?  Ober  ob  nicht  ber  tat!).  Sehreroerein  eine  ftoininifftou 
oon  Schulmännern  befteüen  füllte .  bie  borerfl  ein  Sefunbarfchulbuch  im 
(Sntrourfe  erftedeu  unb  benfelbeu  bann  Vertretern  fatlj.  ftantonSfchulbehörben 
jur  Begutachtung  borlegen  foöte?  —  (Sine  Anregung,  bie  ber  (Srmägung 
oiefleicht  mert  ift.  —  (Sogar  fehr!  Sieb.) 

SchaffhAwfcw-  3n  töomfen  berfchieb  am  25.  Dejember  t».  3.  ber 
Senior  ber  fchaffhauferifchen  fiehrerfchaft,  fyxx  ©eorg  Stoll,  nach  Inngen 
unb  ferneren  ßeiben.  Bereit«  51  3ah«  ftnnb  er  mit  bollern  fterjen  im 
Schulbienfie.  911S  bie  ©loden  bie  3ugenb  jur  ßhüftbaumfeier  in  bie  Kirche 
riefen,  ba  ging  er  —  ber  fonft  auch  immer  mit  freubiger  Seele  baran  teil* 
genommen  —  jur  ^^riflfeier  in  bie  einigen  hintmlifchen  fallen.  „6r  mar 
ein  2  ehr  er,"  biefe  SBorte  SRochomS  auf  bem  ©rnbbenfmale  3uliuS  Bruns 
baffen  auch  für  ben  Beworbenen.  (Sr  ift  auf  bem  gelbe  ber  6h*e  geftorben. 
tiefe§  gelb  mar  bie  Schule,  bie  (Srjiehung  ber  3ugenb.  ftront  motlte  er 
bod)  noch  nnter  feinen  Schülern  fein;  benn  bort  mar  er  baheim.  9ld)t  läge 
t>or  feinem  $obe  fafc  er  noch  ^or  feineu  Schülern  unb  unterrichtete  fie, 
obgleich  er  totmübe  unb  ferner  franf  mar.  Sefct  mirb  er  aber  im  3eufeitS 
ben  2ofm  für  fein  treues  Söirfen  erhalten.  Der  £)err  habe  ihn  feiig !  (©.  %) 

£efftn.  Die  SJlutter  beS  am  11.  September  1890  getöteten  Staats* 
rateS  Cuigi  fRoffi  hat  in  (Sapolago  3 um  9lnbenfen  an  ihren  uuglüdlichen 
Sohn  ein  ßinberafpl  gegrünbet  unb  nach  allen  mobernen  ©efunbheitSüorfchriften 
einrichten  laffen.    6hrf  ber  ßblen! 

Sttrtd).  Der  ÄantouSrat  bemifligte  40,000  gr.  für  ben  Bau  eines 
neuen  SchulhaufeS  am  Stidfmfe  unb  90,000  ftr.  für  ein  neues  SchulhnuS 
beim  Seminar,  fieserer  flrebit  mürbe  gegenüber  einem  Anträge  bewilligt, 
welcher  EuSbilbung  ber  ^rimarlehrer  au  ber  ÄantonSfcrmle  Derlongte. 

Deutfdjlanb.  (tforr.  -  z.)  jpicr  bei  uns  fteht  jefct  alles  unter  bem  3<»chen 
ber  Umfturjborlage.  Die  Stellung  ber  Parteien  311  berfel6en  finb  berfchieben. 


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■ 


-    94  - 

2Bic  f$on  fo  oft  Nötigt  auch  bieSmal  bie  ßnfcheibung  Dom  3f"tnini  ob. 
Tie  roichtigften  SReben  über  ben  Entwurf  hielten  jtoei  Witglieber  ber 
Ainftion,  bie  Wbgeorbneten  Gröber  unb  Spahn.  (Irftcrer  geißelte  befonberS 
ben  Ilmflur}  ber  Don  oben,  ber  Don  Der  Wittel«  unb  .podjl'cbule  ausgebt, 
unb  tuit  glauben,  e§  bürftc  auch  bie  Öefer  ber  ^äbagogifeben  Blätter 
iutereifiereu,  baS  jmuptfädjlidrfie,  toa§  er  über  biefen  ^unft  gefprochen,  b^ier 
im  Wortlaute  ju  lefen: 

„2öarum  roäb,lt  uufere  Vorlage  eine  folche  Häufung  Don  (Srforberniffen 
ber  Strafbarfeit:  1)  „befchimpfenbe  gorm",  2)  „in  einer  ben  öffentlichen 
^rieben  ftörenben  23ei)e"  unb  noch,  boju  3)  „öffentlich"  ?  Sie  wählt  biefe 
Häufung  Don  ^botbeftaubSmerf  malen,  um  bie  beutfehen  liberalen  ^rofefforen 
auszunehmen.  $BaS  gewöhnliche  gemeine  teilte  im  Üöolfe,  in  Söcrfammlungen. 
in  iörofdn'lreu  fagen,  ba§  ift  gefährlich  unb  mufe  beftraft  werben;  maS  aber 
ein  beutfeher  ^rofeffor  auf  ber  £ocbjdmle,  auf  bem  ßatfjeber  Dor  £mnberten 
Don  wißbegierigen  jungen  beuten  borträgt,  bie  bann  im  Sebeu  Draußen  in 
ein  Dar  fahren  einflußreiche,  b,obe  Stellen  einnehmen,  baS  ift  ungefährlich, 
mufj  frei  fein  —  bie  freie  beutfehe  Söiffenfchaft  Derlangt  baS.  Unb  mert* 
mürbig,  bie  Vorlage  tommt  an  nicht  roeniger  als  brei  ©teilen  auf  bie 
„28iffenfd)aft"  ju  fpredjen,  roelc^e  unbeftraft  bleiben  müffe;  fie  muß  ty'iüo* 
Angft  fyabtn  Dor  ben  beutfehen  ^ßrofefforen.  Diefer  Scbuty  ber  beutfehen 
^rofefforen  ift  meines  ßrnchtenS  DoDftänbig  unjmecfmäfjig  unb  ungerecht. 
Gr  ift  unjwecfmäßig.  Denn  raie  wollen  Sie  ben  Seilten  beS  gemeinen  Golfes 
eS  Derbieten,  baSfelbe  ju  fagen  unb  ju  treiben,  was  bie  ^rofefforen  in  ihren 
£)öriäleu  ober  in  ihren  gelehrten  SBerfen,  in  gelehrten  Vorträgen,  in  öffentlichen 
3krfammluugeu  u.  f.  m.  Dorbringeu  unb  tfum?!  Die  Männer  auS  bem 
Arbeiterftanbe,  bie  fid)  burch  ihr  Talent  emporgearbeitet  fyabtn  unb  bie, 
beraufcht  Dom  Nimbus  ber  beutfehen  2Biffeufa^aft,  DertrauenSDoü*  ©lauben 
fcr)enfen  ben  fogenannten  „feftftehenben  @rgebniffen"  —  bie  befanntlieb  mit 
jebem  ^rofeffor  roieber  wechfeln  —  bie  finb  nicht  ben  -hunbertfien  Seil  fo 
fdmlbig,  nric  jene  beutfehen  ^rofefioren,  welche  biefelben  Cehren,  bie  jene 
Arbeiterführer  beim  23oIf  Derbreiten,  fdwn  feit  ^ahwhnten  als  roiffenfchaftlich 
feftftehenb  in  ihren  ipörfälen  unb  Schriften  bezeichnen.  DaS  ift  ein  2lMber* 
finn,  menn  Sie  oben  baS  geftatteu,  waS  Sie  unten  Derbieten.  TaS  ift  auch 
ungerecht.  Denn  bie  größere  Gefahr  liegt  gar  nicht  in  bem  I reiben  unten, 
fonbern  in  bem  treiben  oben.  DaS  SBeifpiel.  baS  Don  oben  gegeben  wirb, 
bie  angebliche  9Biffen)d)aft,  bie  Don  oben  Derbreitet  wirb,  ift  Diel  Derführerifcher, 
al§  waS  ber  Wann  beS  gemeinen  Golfes  Diefleicht  in  einer  ziemlich  ungelenfien, 
berben  ober  leibenfehaftlichen  unb  rohen  $orm  Dorträgt.  2BaS  fo  ein  ^rofeffor 
mit  einem  ganjen  2Öuft  Don  Zitaten  unb  einem  ganjen  £>eumagen  Doli  Mn- 
merfungen  oorträgt  ober  bruefen  läßt,  baS  imponiert  bem  Deutfchen  mehr,  als 
maS  ein  einfacher  Wann  bloß  aus  feiner  perfönlichen  Erfahrung  h^nuS  als 
bie  (Srgebniffe  feiner  SebenSweiSfjeit  Dorbringt.  Auf  welcher  Seite  ift  ba  bie 
größere  ©chulb :  bei  ben  Wännern,  bie  auSgerüflet  finb  ober  toenigftenS  auS- 
gerüftet  fein  tönnten  mit  bem  SÖiffen  Don  allen  Sahrhunberten,  °ie  ou>  C>l^f- " 
mittel  aller  $ibliotb,efen  jur  Verfügung  haben,  ober  bei  ben  Scannern,  bie 
eben  in  einer  f  deichten  SolfSfcbule  unterrichtet  roorben  finb  unb  im  guten, 
ehrlichen  ©lauben  an  bie  angeblich  tuifienfehaftüchen  ftorfduingSergebniffe  fich 
ineführen  laffen? 


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-    95  - 


3d)  roeiß  recht  roor)l,  ber  iperr  StaatSfefretär  toirb  mir  fagr n :  derartige 
fielen  Dor  ©tubierenben  uub  Vorträge  bor  gewählten  ©efeflfdjaften  bon 
hochgebilbeten  Herren  unb  dornen  finb  nicht  bon  friebenftörenber  Watur,  baS 
fidert  nid>t  fo  ohne  roeitereS  in  bie  unteren  Schichten  ber  ©efeüfchaft  hinab, 
unb  folange  ba  unten  nicht  (5kfa^r  broht,  (önneu  mir  eS  Da  oben  aushalten. 
Weine  Herren,  bem  holte  ich  entgegen,  Dafe  geraDe  biefe  gelehrten  SÖJerfe  unb 
Vorträge  baS  ^Irfenal  bitben  für  bie  $erren  Don  ber  Sojialbemofratie,  unb 
baS  nicht  bloß  burch  bie  immer  roachfenbe  3a^t  ber  acaDemifch  gebilbeten 
SociaIbemo(raten,  an  welchen  bie  jefcigen  gü^rer  freiließ  (eine  grojje  greuDe 
haben,  aber  baS  roirb  fid)  fchon  finben,  fonbern  auch  burch  bie  $euu$ung 
biefer  geteerten  ©driften  in  ftrbeiterfreijen.  3$  höbe  t)ter  3.  5ö.  ein  ©Triften« 
DerjeichniS  ber  'Wuchhanblung  beS  SBorroärtS  Dom  3uli  1  »94 ;  ba  finben  Sie 
eine  ganje  ^tti^at)!  Don  gelehrten  SBerfen,  namentlich  auch  bie  2öer(e  beS 
^rofeffofS  £aedel.  feine  „natürliche  Schöpf  ungSgefchichte,"  feine  „9lnthropogenie," 
unb  anbere  ©rößen,  jum  Stubium  für  baS  SJolt  empfohlen,  ©tauben  Sie 
Doch  ja  nid)!,  baß  Sie  eine  Scrjeiberoanb  Riehen  fönnen  $roifn)en  ben  ho<h 
oben  auf  bem  Katheber  baS  $0«  Dergiftenben  ^rofefforen  uub  Denen,  bie 
unten  bie  praftifa)en  (Sonfequenjen  ziehen,  roeil  fie  110$  mebr  Öeben  unb 
Wut  t)aben  roie  bie  ^ßrofefforen !  Jpat  boch  nicht  umfonft  ber  SojialDemofrat 
Dr.  SRübt  einmal  naa)  3(^uugdberia^teu  gejagt:  „$aS,  roaS  id)  ^ier  Dortrage 
unb  lerere,  höbe  ich  gelernt  bei  ben  bom  Staate  bejahten  ^rofefforeu."  91(1 
bem  gegenüber  roieberljole  ich  bie  ftrage:  Oft  *S  gerecht,  oben  Straffreiheit 
ju  gemäßen  unb  unten  mit  ftreugen  Strafen  einjuichreiten? 

Weine  Herren,  als  am  11.  Wai  1878  ber  Klempnergefefle  £)öbel  unter 
ben  Sinben  ^ier  baS  Attentat  auf  ben  beworbenen  Kaifer  2öilt)elm  Derübte, 
hat  ber  Kaifer  im  StaatSminifterium  erflärt:  eS  fei  Aufgabe  ber  Regierung, 
baf)in  ju  roirten,  baß  bie  reDotutionären  ßlemente  nict)t  bie  Oberhanb  ge» 
tuinnen;  jeber  Winifter  müffe  baS  Seinige  thun;  inSbefoubere  fomme  eS 
Darauf  an,  baß  bem  93otfe  nicht  bie  Religion  Derloreu  gec)c ;  bieS  $u  Derhütcu, 
fei  jefct  bie  r>auptfäa^lia)fte  Aufgabe.  3n  biefem  3ahre  mar  eS  roieber  ber 
Kaifer.  ber  in  Königsberg  bie  Carole  ausgab:  „Kampf  für  Religion,  Sitte 
unb  Crbnung."  Weine  Herren,  mir  folgen  biefem  Stufe  gern  unb  auS 
bonfter  Überzeugung ;  roaS  mir  aber  Derlaugen,  ift,  bafe  mau  uufere  gebunbeuen 
§änbe  frei  mache,  um  in  biefem  Kampfe  uufere  ganje  Kraft  einfetten 
tonnen,  baß  man  unfere  Orben  frei  mache,  bie  auch  mitfämpfen  in  bem 
Kampfe  für  bie  Religion  —  Denn  auch  Die  geiftigen  Schlachten  fann  man 
nia)t  mit  gebunbenem  31rme  fchlagen. 

9loch  immer  glaubt  man  mit  einem  unertlärlichen  Wißtrauen  bie  fath- 
Kirche  unb  ihre  Orben  behaubeln  511  müffen,  noch  immer  hat  mau  eS  Der» 
fäumt,  in  ben  Schuten,  Don  ber  3$ol(Sfd)ule  bis  jur  Jpochfdwle  hinauf,  in 
aOen  Birten  biefer  Schulen  baS  Shtiftentum  fo  ju  betonen,  roie  eS  bie  beiben 
fluifer  Derlangt  hoben.  2BaS  fofl  eS  r)ei^enr  wenn  in  Diefer  Richtung  fo 
Diel,  roaS  auch  ohne  ©efefceSänberung  gefchehen  fönnte,  forttoähwnb  nicht 
(icjdjieht,  roenn  man,  um  nur  eines  anzuführen,  ber  poluifchen  ÖeDöKerung 
noa)  hf,1*f  Dorenthält,  ben  Religionsunterricht  in  ihrer  Wutterfprache  ju 
Wommen  —  ?  2öie  fofl  ben  ba  bie  Religion  in  ben  £>er$en  ber  Kinber 
gepflegt  werben  (önneu,  roenn  fie  ihnen  in  einer  Spraye  gelehrt  roerben  mufe, 


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bie  fie  nid)t  berftehen?  Unb  wenn  mir  h««  bie  33orf<hläge  lefen  jum  ©djufc 
gegen  Angriffe  auf  bie  ftamilie,  6r)e  —  ja,  teer  hat  benn  eigentlich  mer)r 
ju  ber  Sjerrüttung  ber  chriftlichen  (5^e  beigetragen  als  gerabe  ber  ©taat 
burd)  bie  Einführung  ber  obligatorifchen  ^tütte^e  ? 

SS  mögen  übrigens  töe}efce  erbaut  werben,  meldte  man  will,  noch  fo 
gerecht  gebaute  unb  gut  formulierte  ©efefceSbeftimmungen  —  fie  allein  werben 
im*  nicht*  nützen,  folange  baS  5*oll  nicht  oon  innen  h«auS  einen  anberen 
(Sfeift  roieber  betommt,  ben  chrift liehen  ©eijt. 

Weine  ^erreu,  gerabe  an  biefem  fünfte  ift  eS,  mo  bie  Kirche  ifjtf 
Jflraft  einfe^en  tatin.  Die  Äirche  allein  unb  nicht  ber  ©taut  unb  bejfen 
(Kefefcgebung  ift  eS,  welche  bie  höhern  ©täube  mieber  jurürfführen  fann  &ur 
Erfüllung  beS  ©otteSgebotS  ber  Wächftenliebe.  3dj  fpreche  eS  als  meine 
Überzeugung  auS:  was  für  ben  einzelnen  Wienichen  gilt,  baS  gilt  auch  für 
bie  Mfer,  eS  gibt  fein  #eil  aufeer  in  3efuS  GhriftuS."  - 

Das  finb  eines  fatholifchen  Staatsmannes  roürbige  ©orte!  «Möchten 
fie  nur  überall  beachtet  werben!  — 

Jßrtftaaoaifdte  fiitteratur  tut*  £ef)tmittd. 

Der  raftlofc  unb  praftiiaV  Stebaftor  $ctnr.  Äetter  hat  neneften*  ein  „$a*b- 
büdjleti  der  fatb.  treffe"  beutfeher  ©praebe  herausgegeben.  ItHegcnBb.  1895.  ©clbfr 
oerl.  n.  8°.  80  ©.  l  9Jf.  20.  (Ss  enthält  in  l<>  «bfehnitten  febr  genaue  i*cr= 
*cicbntffc  ber  fathol.  polit.  unb  fird)l.-polit.  3<itungen  beutfeher  3>wgc,  ber  ffadV 
jeitfehriften,  fatr).  flalcnbcr,  Urcfwereine,  3eitungS=.ftorrefponbcnjen,  Feuilletons: 
unb  tflicb£S=2lgcnturen,  ferner  ber  «nftalten  für  ftcrftellung  oon  Slutotgpien  unb 
3inf*?löungcii,  fomie  ber  fatf).  (Jeuitlctow  unb  Scalcnbcr^Scbrtftftellcr.  ÄüeS  ift  furj 
unb  bünbig,  tlar  unb  übcrftebtltd)  bargeftettt.  Ungcnauigfeitcn  bebeutenber  8rt  finb 
unS  nicht  aufgefallen.  Da«  mit  großem  SrletB  abgefa&te  ©ebrifteben  ift  für  fftt- 
baftcure,  Serleger  unb  ©cbriftftcücr,  fowie  für  baS  „inferierenbe  unb  litteratur 
frcunbl.  Sßublifum"  ein  fct>r  fcbäöenSmertcS  ^ülfSmittcl  unb  oerbient  bie  märmftc 
Empfehlung.  $.  n.  *. 

Ts übrer  durch  bie  ?ebr*  itub  (fcrjtcbnnß$=3nftitute  der  Sättel*,  (3n  beutfeher, 
franj.  unb  engl.  Sprache.)  §erauSgegcben  oon  ^rof.  3-  3.  ©äff er  unb  8.  £>ctn. 
3ürich,  1895.  (5äf.  ©ebmibt,  XLIII  unb  44  ©.  gr.  8«  (GJratiB).  äuerft  finben 
mir  eine  lurje  ^Beantwortung  ber  fragen:  „SBarurn  werben  fo  Diele  iunge  2eute 
mit  Vorliebe  in  febmeia.  3nftttutc  gefdutft?  SBelehe  2lnftalt  foll  gewählt  werben? 
2SaS  für  Sanieren  ftchen  Knaben  (unb  IHäbcben)  offen?"  Dann  folgen  Ort«» 
bcfcbreibungcn  unb  bie  3«Wmmcn|tellung  ber  3nftitute  nach  ihren  Manien  unb 
itorftebern,  bod)  finb  nur  bie  erwähnt,  welche  3nferate  in  ben  „Rubrer"  haben 
cinrüefen  laffen.  Sott  ben  blühcnben  änftaltcn  in  Diffentis,  ßtnfiebcln,  Engelbercj, 
ftreiburg,  ©amen,  ©chwoj,  ©tanj  unb  ©t.  ÜWorife  wirb  feine  ©Übe  gefagt.  Somit 
ift  biefer  „frübrer"  fehr  unoollftänbig,  maS  feinen  SBert  bebeutenb  oeringert. 

.£>.  11.  R.,  3*. 

3aufrritrte  ©rbttctacrilcqe  Gartenlaube.  1895.  Drucf  nnb  Verlag  o.  3-  2Bir$, 
«Jrfintngcu.  SBöchenthch  l  fceft,  16  ©  —  «Preis  2  gr.  10  (St»,  per  Ouartal 
(incl.  Nachnahmegebühr).  —  ©ebon  ber  Ittel,  ber  unS  an  bie  fird)cnfcinblid)( 
Üetpjtaer  „(Gartenlaube"  erinnert,  feheint  uns  nicht  gerabe  glüeflich  gewählt,  allein 
aud)  ber  3 n halt  ift  nicht  empfehlenswert.  CbS  überhaupt  paffenb  war,  ein 
neues  Untcrncnmen  mit  „Silbern  aus  bem  ©onbcrbnnbSfnege"  %u  beginnen?  ©in 
„äd)t  fchwei}erifcheS  Unternehmen  (unb  als  folcheS  will  ia  bie  „fcbio.  ©artenlaubc* 
laut  SJSrofpcft  gelten)  foHtc  eher  tjeroorheben,  was  uns  ©chweijtr  eint  unb  nur 

mit  2?orficht  erwähnen,  was  uuS  trennte.   Der  erwähnte  8luffa^  „«Uber  * 

oon  £>äbcrlin*©cbaltcgger  jeugt  oon  geringem  lUrftänbniS  für  bie  bamaltge 
L'age  ber  Slatholifcn  unb  fehetnt  eher  eine  Kompilation  auS  liberalen  blättern, 
benn  eine  ruhige,  objeftioe  (Mcfd)id)tsbarftellung.  ©oldje  ©djrtftcn  fbnnen  unferer 
Ubcrjeugung  nadj  nicht  jur  Hebung  ber  SolfSbtlbung  bienen.        ^.  *l  ». 


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S3ricffafiett  bfr  üRcbnftion. 

Dr.  J.  Schw.  R.  —  (galten,  beften  $anf,  rotrb  uädjftcn*  fommen;  — 
Dr.  H.  $rof.  Fr.  —  $)ie  ^ufenbung  3&rer  ro.  Scbrift  Ijat  int*  febr  gefreut;  beften 
Janf.  —  Die  $äb.  331.  werben  baöon  gehörig  Wotij  ne&men.  —  Die  werten  Öefer 
ber  $äb.  33L  ftnb  erfudjt,  auf  2t.  27.,  2.  ßinie  oon  oben  ju  lefen  ftatt :  „au  $em, 
SRiinfter  unb  ßujent"  —  .ju  ©eromünfter  unb  ^ujeru."  —  J.  T.  in  E.  3m 
Siebte  ber  Sonne  tft  fidjerer  >u  geben,  al«  beim  bloßen  ©terneulidjte!  —  35er 
Serfaffer  be«  Hrtifel*:  Latein  al«  Mbtmgämittel,  s$äb.  0t  t  pag.  483  ff  möge 
ietne  genaue  Äbreffc  angeben:  er  bat  und)  etwa«  au  gut.  —  g.  @d)tdcn  Sie  mir 
immerbin  bie  ftatift.  3ufantntcnftettung  oon  3-  Hergleidmng ;  bte  angejeigten 
SIrbettcn  würben  unferc  fiefer  fetjr  tntcrcfftcrcu.  — 


|u  ftvatt. 


aus  brm  ^ruef  unb  Verlan,  oon 

Crtcbrtdj  0  dj  u  1 1 1)  c  Ii  in  Büridj, 

\u  begeben  burd)  alle  33ud)f)anb(una,cn. 

^H'ibliriicr  \>ntibnrbrit<?iinttrTirtit. 

3tntfler,  Seltne.  £cr  tueiblidjc  leunbarbfiiflunterrimt.  (£in  ßeitfaben  für  2te 
beitftlebrerinnen,  SWitgliebcr  oon  2 dmlbe börbett  unb  ftraucnfommiffiouen.  &rfte* 
foeft.  3Hit  je  54  Figuren  im  Irrte  unb  l  litbograpbifdjen  -Jafrl  jjr.  2.  — . 
Aweites  fceft.   Wü  5«  Figuren.  tfr.  2.  — . 

dritte»  $cft  mit  in  Figuren  unb  2  Xafeln.   gr.  8°.  br.  $r.  3.  60. 

 Ärbcttfi<fdjulbri<i)lcin,  entbaltenb  Strumpfrcgcln,  SJlaBöerbältniffe,  Zdinitu 

mufter,  t^licfrcgeln  k.  ,^um  ®elbftunterrid)t  für  bte  2d)ülennncn.  2JHt  80 
Figuren,  gr.  8*.  br. 

JUciifciibacb,  (Slifabetb,  Cber^rbeitdlebrertu.  «rbcitfmulfunbc.  6nftematifa) 
georbneter  üeibfaben  für  einen  metbobifdjen  c diulmitcrricbt  in  ben  weiblichen 
Jpanbarbciten.  I  leil.  Stbnls  Uiitrrrirbf*  und  t£r|iebuna.*fiwDe  für  Arbeite 
fdwle*.   sJJiit  fcolafdmitten  im  £ejte.  5.  «uflage.  8°.  br.  ftr.  I.  60. 

 II.  letl.  flrbciitffunDc  für  edwlc  uno  £>autf   3Wit  ftoljfdjnitten  im  lejte. 

4.  Äuflage.   8°.   br.  $r.  2.  40. 

 iJcbrplan  UDb  Jcattdjieinuif  jur  flrbciüfdjulfiinbc.    l'iii  ^oUidmitteu  im 

Xetfe.  3.  Auflage.  8°.  br.  $r.  —  80. 

Iitrn  l'cfjriitiitel. 

Xiaaeler,  3-,  Xuminfpcftor.  tiirnfdjulc  für  ftnaben  unb  SWäbdjen.  lafcbcn; 

forraat    L  leiL  S)a8  lumen  für  bie  (Slcmentarflaffen.  8.  2lufl.   §r.  2. — . 
SJon  3-  3-  #ait*toirtb  burdiaefebene  9lu«gabc  mit  Porträt,  gr.  2.  50. 

II.  Xcil  m  m  iWealflaffen.  5.  umgearbeitete  Hufl.  ftr.  2.  — . 
 flnlntnng  jum  lurnen  mit  bem  (fifenitib.   SJWt  48  ftiguren.  Xafdfren-- 

format.  $rr.  2.  — . 

♦Ctfleidimie  bie  r$umf*ule  für  iftnaben  unb  3Räbd)en"  ift  auai  btefer  2ert= 

faben  idineD  beliebt  unb  oielfad)  eingefübrt  morben. 

Guide  poar  les  exerrices  de  gymniistique  a'vec  la  barro  de  fer.  Traduotion 

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bifi  20.  3abre.   2.  2Iuflage.   Xafdjcnformat.  50  <£tö. 


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•      •  • 
Reicher, 
und  schöner 
Mildei  sclunuck. 


£ro  .fcLniinr:  I 


Mariatio  «lelcctat!  3UI 

tt)Cit)itiiiiu^  Derjiditel  bei*  oor« 
(irqrntx  fünfte  £eft  auf  einen  in 
beri'diiebeiuu  rtortfefcnnani  pi  brin- 
aniben  ^rotten  iKoman,  bringt  ba» 
für  ober  nid)t  weniger  all  brei 
fleinere  fefjelnbe  WoneHen.  bic  |ii 
ben  bfften  it>rer  91  rt  adnnen.  v?lud) 
brr  utuin.e  3>il  be*  2eytf?  \\\  non 
piidenber  t$rifd)C  biirrbmeljt,  belehrt 
ohne  }ti  id)iilmeiftern  imb  miterl)i11t 
ohne  oberf(iiil)lid)  )tl  werben.  Tritt 
iiiiil)  bei  benorftrbenben  ftnict)inn$= 
3»'it  bnrd)^nrt  unbilMlb  Wediiinna, 
a,etriia,en  wirb  —  wer  will  e$  t»er= 
argen  ?  Ötfft  bod)  felbft  ber  ernfte 
Vt)tura.  beni  ©otl  be»?  Sacfpnd  eine 
Stallte  errichten! 


3um  greife  non  50  llfg. 
inonutfidj  ein  Itarßcs  3fotto-J&eft 


'  3ltuetrfe.r'rea.  batboliacbca/amilienblatt . 


IPcrlaii  non  Beinum*  &  (!:o. 
iE i ii fi rD r I n .  Kltilbstjut  foaln. 

§u  kilvu  in  je&ct  ^uchbanNnnq. 


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Ic*  „e*a>ci|.  <£rjiebimft4freiii*c*"  nab  ber  „Wbaaofl.  «Wonatäfdjrift". 


Je«  Verein*  katljol.  feljrer  unb  5d)ulmänner 

5er  Sdjroeh 

nnb  bcä  )cf)tt»ci,}crifd)cn  fatfyol.  ($r$ie()un()3*ereiit$. 


,3n>ritrr  laljrpang. 

4.  «>eft. 

(<5rf*etnt  2  »ogen  ftarf  je  ben  1.  unb  15.  etncB  icben  SWonot«/) 


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$rud  unb  (JiDebition  üon  3-  9R.  »lunfdji. 
1895. 


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1.  $le  formalen  6nife«  bei  Unterste«.  (9Son  H.  B.)    .  97 

2.  $eiiräae  }nr  $efa)iajte  bc*  urneriföeR  Scbultoefeid.  (2Jon  Öottfr.  Slfc&gß, 


$rofeffor  in  «liborf.)  OJortfc&unß.)  104 

3.  (giiiaeä  aber  die  ^ortbtlftnnn  Der  Vebrer  Öon  J.  A.  D.,  $rof.  in  ftr.)     i  iü 

4.  Unterrifttibriefe.  (Son  4.  Seh.,  £cf.*2e&rcr  in  Z.)  .114 

5.  $on  ort  <fcr|ie!junfi  Der  Wäbdiei  auf  bem  ttanbe.  (iöon  Dr.  3oh.  ©d)ti>en* 

bintonn  in  91.)   H6 

6.  „5)ie  $albjobrf<b«leH"  tSraubünbe«*.  («on  $fr.  St.  in  TM  Jet.  «raub.)  119 

7.  flpbotiSwen  über  GrjiebiiBa..  (Ii.  B.)   121 

8.  $äbaßoaif$c  ftmrifftsM  ........  .122 

9.  $äbaaoftiMc  Kttteratnr  nnb  2ebrmMel   127 

10.  »erfftiebeae*   127 

u.  (Ein  Denfmal  für  Den  Besco,  den  Sluoftel  ber  3"flenD  ...  128 
12.  »cifdjicDcnc*.  . 

id.  «rief f aßen  ber  ftebattion 
u.  Onferaic. 


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er  er 

Bereinigung 

bee  „Schrot i].  Gniefjungöfreunbeö"  unb  ber  „ftöbogog.  9tonat8fd)Hft". 

bis  !Ffpriii9  fcaflj.  Xrfjtw  unb  JUiuImiimtcr  btr  Sdntmj 

unb  bc*  fdjmei$erifd)en  fnttjol.  ($rjticf)uugöDerein£. 


15.  ftebruar  1895.  4. 


2.  £at)r0*ng. 


Rebattionftfontmiffion: 

Tu  £  nalnarcitffteTcn:  g.  I  Xu*),  tt&rircb,  ?ujtrn ;      ^aomqaTtnrt,  3»«;  6lt  iiccb»f .  $trtn:  Dr.  grlbol. 
ctfT,  i- r c f . ,  u  tur ;  icc  »e«|,  Pfarrer,  hij,  ft t.  it  (Sailen  unb  $m  Sekret  Olpfll  In  ffrftfclt,  Uri. 
Die  (I I  «f  cn  bu  n |  c  n  flnb  an  £  tminarbtrtttcr  SB  a u  in  1 1 1 1  n c t  )U  rlcbto». 

Abonnement: 

Jtlcbrlnt  mcnatlicb  2  mal  |<  ben  I.  unb  1&.  l>t»  Wo  not«  unb  taflet  liljrltd)  für  StrctatmUflfitbcr  4  gt.; 
fit  («bramtlfanbibatcn  3  gr.;  für  9n$tmUa,Utb<r  6  gr.  ?  <  ft  r  1 1  u  n  a  t  n  bdm  SctKqct:  3.  Vi. 
r*  !  u  n  (  4  i ,  Bn$bnioTcT,  3uj|.  —  Unterau  »ctbrn  bic  l! f 1 1 1 \t i !f  mit  10  »p.  btt t*net . 


2)ie  formalen  Stufen  5cs  3Iitterridjfe0. 

(II.  B.) 

IV. 

ftntipfe  ben  neuen  ©toff  an  ben  alten,  ben  Äinbern  bereits  belannten, 
otlie  Don  ber  Wnfchauung  511m  Segriff,  511m  2Biffen,  jutn  tiefern  unb  aflfeitigen 
6rfQf|en  beSfelben  über,  ergebe  bann  aber baS  Söiffen  jutn  können,  jur 
Jertigfeit,  bamit  eS  fotuor)!  bleibenbeS,  als  fruchtbares  Eigentum  berffinber  merbe, 
über  baS  He  frei  ju  Derfiigen  Dermögen,  fo  oft  fie  eS  brausen  —  baS  finb 
bie  §auptfäfce  eines  jeben  foliben  Unterrichtes,  unb  alle  anberen  tnett)obifcf)en 
Örunbfäjje  flehen  in  it)rfm  Dienfte.  2öenu  bie  Wtethobif  ben  Safc  auffteüt: 
Unterrichte  inbiDibuell,  fo  roifl  fie  bamit  nichts  anbereS  lagen,  a(S: 
ffnüpfe  ben  Unterricht  an  baS  an,  roaS  formal  unb  material  im 
Äinbe  bereits  Dorhanben  ift,  formal,  b.  i.  in  93ejug  auf  bie  Äraft 
unb  SReife  beS  ©eifteS,  bamit  bu  nicht  |U  hoch  geh^.  nietet  über  bie  ßöpfe 
ftmueg  unterrichte^,  nicht  ui  Diel  borauSfffceft,  beun  bu  roürbeft  Don  ben 
flinbern  nicht  Derftanben,  bein  Unterricht  müfete  nbfehrerfen  unb  langweilig 
werben,  5rn<ht<  fönnteft  bu  feine  ernten;  —  aber  auch  nicht  ju  tief  barfft 
bu  gehen;  benn  ba  mürbe  bein  Unterricht  nicht  anregen,  nid)t  meiter  bilben, 
baS  5öachStum  beS  ©eifteS  nicht  beförberu.  3)ein  Unterricht  mufe  ba  ein- 
greifen, roo  baS  ftinb  in  feiner  geiftigen  Gntroirflung  eben  fteht,  mit  anbern 
©orten.  Der  Cebjer  muj?  ben  formalen  Stanbpunft  beS  ftinbeS  fennen  unb 
berücf fichtigen.    Hber  auch  ben  material en  Stanbpunft  muft  er  beachten, 


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b.  i.  er  mufe  bei  feinem  Unterrichte  immer  bie  oom  Äinbe  bereits  gewonnenen 

flenntniffe  im  Sluge  ^oben;  maS  bie  JKnber  bereits  wiffen,  barf  nicht  mehr 

©egenftanb  beS  Unterrichtes  werben,  wohl  aber  in  fortwäljrenbe  ge* 

legentliaV  SBerweubung  fommen;  es  mufe  ferner  ber  ©oben  werben,  ouf 

bem  fich  bie  noch  ju  gewinnenden  Äenntniffe  aufbauen.    (58  wirb  in  biefer 

59ejiehui:cj  in  unfern  «Spulen  mehr  gefegt,  als  man  meint,  befonberS  ba, 

wo  fiel)  mehrere  ßehrer  in  bie  Sd>ule  teilen.  <Dtan  frägt  fich  Diel  ju  wenig : 

auf  welcher  Stufe  fteht  baS  ftinb  nun  feiner  geifiigen  fteife  nach,  was  weife 

e8  anfangs,  über  meiere  ßeuntniffe  oerfügt  eS  nun  frei  unb  felbftftänbig  ? 

9Ufo  oon  meinem  fünfte  aus  mufe  id)  nun  baS  Äinb  weiter  führen?  Wan 

aaltet  auch  ju  wenig  auf  ben  ßebrmeg  unb  Sehrgang,  ben  baS  ftinb  im 

bisherigen  Unterrichte  einschlagen  gewöhnt  worben.    Sin  neuer  Sehrer  in 

einer  obern  Älaffe  reifet  eS  auf  einmal,  ohne  Vermittlung,  auS  feinem  ge= 

wohnten  2öege  h^auS  in  ganj  neue,  ungewohnte  ©eleife.    #ein  SBunber, 

wenn  baS  ßinb  anfangs  ftrauchelt  unb  rect>t  ungefchidt  thut.    @5  geht  eine 

3eit,  bis  eS  fich  an  bie  neue  Wettjobe  gewöhnt  hat;  währenb  biefer  3"* 

aber  bot  ber  ßefjrer  (inen  recht  ungünftigen  @inbrurf  Oon  ihm  befommen,  tonnte 

baS  ftinb  nicht  recht  fennen  lernen,  weil  eS  fi<h  nic^t  natürlich  geben  tonnte, 

unb  eS  werben  öiefleicht  2öoct)en  oorübergehen,  bis  biefer  (Sinbrud  oerwifcht 

ift  unb  Cehrer  unb  Schüler  einanber  oerftehen!    2Beld)  ein  Serluft  an  QtW 

unb  3Jlühe  unb  geifiiger  Äraft  ift  ba  ju  betlagen,  unb  wie  leicht  hätte  er 

oermieben  werben  fönnen,  wenn  bie  oerfchiebenen  Lehrer  mehr  §anb  in  Jj)anb 

gearbeit  hätten,  wenn  Tie  mehr  ouf  einanber  gefchaut  hätten.   $ie  Oer« 

fchiebenen  2et)rer  mehrflaffiger  Schulen  müffen  baher  einanber 

oft  befugen,  einanber  in  ber  fiehrtljätigfeit  beobachten,  fich  in 

ftonferenjen  namentlich  in  methobifcher  53ejieh«ng  mit  einanber 

befprechen  unb  fich  über  baS  ßehroerfaljren  nach  allen  Dichtungen 

oerftänbigen.    Da  fann  ber  Sa&  nicht  genug  betont  werben: 

(Hn$  mufe  in  baS  anbrre  greifen, 

®in8  burd)8  anbere  blüben  unb  reifen.  — 

Senn  bie  Wetbobif  weiter  betont:  Unterrichte  intereffant,  fo  weife 

Tie  aus  ber  ^födwlogie,  bafe  Sntereffe  für  einen  ©egenftanb  nur  ba  erwacht, 

wo  biefer  irgendwelche  Vermaubtfchaft  in  ben  ßenntniffen  unb  geiftigeu  9ln> 

fchauungen  beS  tfinbeS  oorfinbet.    2öo  Cbjelt  unb  Sub|ett  einanber  gan^ 

fremb,  wo  alfo  jwifchen  beiben  gar  feine  ©erührungSpunfte  fich  ootfinben, 

ba  fann  fein  Sntereffe  entftefjen.    3öaS  will  baS  flinb  mit  ben  chinejifchen 

Schriftlichen  anfangen,  was  mit  ben  SGßerfen  einer  freinben  Sprache?  — 

Nber  fragen  mir  weiter :  waS  fott  eS  mit  ben  ©orten :  Weer,  ßöwe,  $alme. 

Gebern,  Söüfte  :c.  anfangen,  wenn  man  auS  feinen  fleuntniffen  unb  (Erfahrungen 

nicht  diejenigen  t)erauSfucr>t,  bie  mit  benfelben  irgenb  welche  $hnlu$teit,  i*9fnb 


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meiere  ©erroanbtfchaft  ^oben?  9lur  baburch,  bafe  i$  bie  Äinber  an  33e- 
fannte*  erinnere,  bafe  ich  baö  Unbefannte  mit  biejem  SBefannten  Dergleidje 
unb  bie  Stterfmale  beS  Unbefannten  auf  ba«  ©efannte  Übertroge,  bin  ich  im 
jlonbe,  in  ben  Äinbern  SBorjteflungen  ju  ermecfen,  bie  ber  2öirflichfeit 
iwnigftenS  ber  #auptfache  nach  entfpredjen.  $&ue  ich  baS  nicht,  fo  machen 
fic$  bie  flinber  bie  furiofeflen  $orfleflungen,  bie  oft  gerobe  baS  ©egenteil 
Don  bem  finb,  roa§  fie  fein  follten.  3n  biefer  SBejiehung  barf  man  nie  $u 
Diel  DorauSiefcen,  fonbern  wirb  b  e  r  Cebrer  am  beften  fahren,  ber  bei  jebem 
neuen  begriffe  immer  unb  immer  fich  Dergeroiffert.  ma§  ba§  Äinb  barunter  Derfteljt. 
Die  Erfahrung  beroeiSt,  baß  oft  bie  einfachen  Sachen  im  Äinbe  ganj  falfche 
Storfteflungen  erroecft  haben  föunen.  9113  3nfpeftor  fjatte  ich  oft  Gelegenheit, 
bie«  ju  beobachten.  So  fragte  ich  einmal  ein  ftinb,  baS  ben  Sa&  gelefen 
hatte,  ßaifer  Wibrecht  fei  burch  Johann  Don  Schwaben  gefaflen,  „bem  er 
feine  (Srblaube  Dorrnthicit,"  ma§  ba§  t)et^en  rooOe:  er  hat  ihm  feine  (Srblanbe 
„Dorenthatten"?  Ohne  langet  3°9ecn  anttoortete  baS  ffinb,  er  h°*  ihm 
bie  (Srblanbe  „Dorgchalten."  Offenbar  h°^e  fi<h  öa§  ^'nö  ^er  bie  graufe 
Sljat  3ohflnnS  in  feinem  Reifte  zurechtzulegen  geflieht.  Da  e§  baS  SBort 
„Dorenthalten"  nicht  Derftanb.  mohl  aber  ba§  2Bort  „Dorhalten",  e§  mohl 
}ubem  fchon  oft  beobachtet  fyailt,  boft  e§  gerne  Streit  unb  #änbel  giebt, 
roenn  einer  bem  anbern  etmaS  „Dorljält"  —  fo  glaubte  eS  ben  Sdjfüffel  511m 
UBerftänbniS  ber  ganzen  Sachlage  gefunben  ju  höben,  mar  fogar  ftolj  auf 
feine  (SeifteSthat ;  baher  mar  eS  mit  feiner  Slntmort  fo  rafch  bereit.  Der  Unter- 
richt t)atU  fälfchlich  DorauSgefefct,  bafe  ber  begriff  „Dorenthalten"  bem  ßinbe 
be!annt  fei.  —  9?ur  bann  geht  man  ficher  Dorroärtä,  menn  man 
immer  unb  immer  fich  mieber  erfunbigt  nach  unD  5öeife, 

roie  fi<h  bie  Äinber  bie  Sache  in  ihrem  ©eifle  zurechtlegen.  Da§ 
gilt  befonberS  bei  allen  gefchichtlichen  Stoffen,  aber  auch  bei  ben  geographif<f)en 
unb  naturfunblichen ;  auch  ber  ÜteligionSlehrer  mirb  fich  mit  Wutjen  DeS 
öftern  nad>  ben  3}orfieflungen  umfehen,  welche  bie  JRinber  Don  bem  erflärten 
ökgenftanbe  gemacht  hoben.  (5r  mirb  ba  unb  bort  noch  i"  forrigieren  unb 
ui  ergänzt  finben.  9Ran  fchliefce  baher  immer  an  ba§  JBefannte  an,  gehe 
dou  ihm  au8  meiter  unb  erforfche  genau,  ma$  bem  ßinbe  befannt  fei. 

Sßknn  bie  Wethobif  enblich  ferner  fagt:  Unterrichte  hnmionifd), 
fo  toiO  fie  mieber  nichts  anbereS,  als  bofe  ber  UnterrichtSftoff  feine  SBurjeln 
ljinetnfenfe  in  baS  gan$e  ©eifteSleben  be«  JRinbeS,  in  feine  (SrfeuntniSfraft, 
in  fein  gdhlen  unb  SBoflen,  bamit  fo  berfelbe  DoÜftänbigeS  Eigentum  be§* 
felben  merbe,  gleichfam  in  fein  f$lei|'ch  unb  331ut  übergehe.  2Ba8  nur  ober« 
flächlich  erfaßt  mirb,  Derliert  fich  l?icht  lieber,  meil  eS  nicht  in  ben  ©eift 
hineinragt.  2öa8  bie  ftinber  nur  für  bie  Stunbe  unb  für  ben  Sehrer  (erneu, 
Ijat  feineu  feften  SJoben,  baS  ift  nach  ber  Stunbe  fchnefl  mieber  Derflogen. 


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5Öir  ftehfu  bo  auch  bor  bem  Sd)lü[fel  einer  ©dmlerfcheinung,  Uber  bie  jeber 
Öe^rer  ein  &(agelieb  anftimmen  fonn.  2Barum  Dergejjen  unfere  Schüler  jo 
Diel?  Sie  oft  t)ört  man  bie  Sorte:  Du  b,a[t  eS  boch  baS  lefcte  9Ral  jo 
gut  getonnt,  jefct  weifet  eS  jdwn  nicht  mehr!  —  ^aS  ftinb  fyat  bie  Sache 
nur  fchueO  für  bie  Schule  gelernt,  um  eine  gute  9lote  ju  erhalten,  nicht 
gefabelt  ju  werben  —  aber  eS  ^at  fie  nid)t  in  fich  aufgenommen.  Da§ 
©elernte  mar  nur  ein  ©ewanb,  baS  man  wegwirft,  an  ben  klaget  hängt, 
wenn  man  eS  nid)t  mehr  brauet.  63  wirb  heutzutage  entfchieben  ju 
Diel  für  bie  Schule  unb  ben  Sefjrer  gelernt,  teiber  ju  wenig  aber 
für  fich  felbft  unb  für  baS  Seben!  —  Dafe  baju  bie  Überbürbung 
mit  UnterrichtSfloff  befonberS  an  ben  Wittelfdmlen  unb  fpejiefl  an  ben 
ftealgmnnafien  unb  ben  Sehrerfeminaricn  üieleS  beiträgt,  fann  wohl  nid>t 
geleugnet  werben;  bajj  aber  auch  ber  Sehrer  oft  felbft  baran  fä)uU>  iß,  mufe 
ebenfalls  augegeben  werben.  <5r  barf  fich  ittd>t  jufrieben  geben,  wenn  bie 
ftinber  fdjon  etwa«  richtig  unb  geläufig  aufgefagt  b,aben,  fonbern  er  muß 
fich  auch  genau  fragen,  in  wie  weit  eS  Don  ben  flinbern  erfaftt  unb  Derftanben 
morben,  unb  ob  eS  auch  Ginbrud  auf  bie  ganje  ©eifteSrichtung,  auf  ©efühl 
unb  SÖMflen  gemalt  höbe.  9lur  Seben  fleugt  Seben ;  Daher  mufc  jebem  Stoff 
burch  bie  Hrt  ber  SJeljanblung  warme«  Seben  eingehaucht  werben,  wenn  er 
ber  flinber  Seben*  für  jefct  unb  bie  3ufunft  fräftig  geftalten  fofl. 

2öir  fd)etnen  ba  üon  unferem  $hema  etwas  abgegangen  $u  fein,  boch 
hangen  biefe  ©ebnnfen  enger  mit  bemfelben  jufammen,  als  ber  erfle  33lid 
fagen  möchte;  benn  gerabe  burch  53ead)tung  ber  in  ihnen  (iegenben  2Binfe 
wirb  baS  933 i ff en  jum  ffönnen,  baS  tote  $Biffen  ju  einem  (ebenbigen,  baS 
objcftiDe  ju  einem  fubjeftiDen,  baS  mit  bem  ganzen  Sein  unb  Seben  bc? 
PinbeS  fich  aufs  innigfte  Derbinbet.  Senn  bie  UnterridjtSftoffe  in  bie  fllnber» 
feele  r)irteinroac^feii  unb  barin  lebenbigeS  Eigentum  werben  f ollen,  fo  muffen 
bie  angeführten  ©runbfäfce  in  fräfttgfler  2öeife  angemenbet  werben.  9lber 
eS  finb  baju  nodt)  jwei  anbere  $f)ätigfeitcn  üon  uiier(äBüd>er  Wotwenbigfeit : 
bie  2Öieberf)olung  unb  bie  Übung. 

Durch  bie  Sieberholung  wirb  baS  (Gelernte  immer  beffer  bem  (SebächtmS 
unb  bem  55erftänbniS  eingeprägt.  Der  erfte  Ginbrud  eines  ©egenftanbeS. 
beffen  erfle  Aufnahme  alfo,  ift  immer  mef)r  ober  weniger  mangelhaft.  Der 
(Seift  b,at  baS  natürliche  Söeftrebeu,  ilm  immer  juerfl  noch  ben  £>ouptmerf* 
malen,  nach  ben  ct>arafteriftifcfjeii  ßigenf haften,  burch  bie  er  fia)  Don  anberu 
Dingen  unterfcheibet,  aufjufaffen.  (B  liegt  ihm  baran,  ben  ©egenftanb  als 
einen  neuen  ju  behalten.  6r  macht  eS  wie  ber  Waler,  ber  auf  feiner  Äünftler* 
reife  Derfchicbene  iutereffante  Objette,  (SonbfchaftSbilber,  »uinen,  Käufer, 
WenfchcnlDpen)  ju  ©efichte  befommt.  3n  wenigen  Strichen  Dertraut  er  fie 
feinem  SUbum  an,  in  einer  furjen  Sfijje  fixiert  er  ben  gewonnenen  £aupt- 


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—    101  — 


einbrud,  erjl  fpäter,  roenn  iljm  meljr  SRufee  £U  ©ebote  fte&t,  arbeitet  er  bie 
tnhoorfenen  Umriffe  (Schemata)  aud.  Vorläufig  begnügt  er  fiel)  mit  ber 
§ouptfaa)e.  —  2Benn  mir  jum  erften  ©hie  einen  ©egenftanb,  t)etBc  er  93aum, 
£aud,  8anbfd>aft,  ©emälbe  ober  roie  immer,  fefjen,  fo  roerben  mir  ir)n  bei 
§auptfa$e  naeb  ganj  gut  unb  richtig  fc&ilbern  fönnen.  Sobalb  man  und 
aber  nadp  (Sintberten  biefer  ober  jener  9lrt  fragt,  bleiben  mir  bie  Wntroort 
•djulbig;  mir  fönnen  und  berfelben  uidjt  meljr  War  erinnern,  Ijaben  anbere 
ganj  überfein,  Derroecbfeln  einige  mit  einanber  k.  Um  aud)  in  biefer  9Ri$tung, 
um  ai[o  allfettig  flaren  Wuffdjfojj  geben  $u  fönnen,  bebürfen  mir  roieber* 
Holter  Hnftl&auung.  58ei  jebet  Söieberfjolung  prägt  ftd>  bad  Schema  fefter 
ein,  füOt  ed  fia)  mit  ben  oerfd/iebenen  Details,  mirb  ed  alfo  oofltommener, 
unb  entbedt  man  neue  (Sinjelljeiteu,  neue  Seiten.  $abur$  fliegt  ber  ©egenftanb 
na$  unb  naa)  in  feiner  ©an^eit,  in  feiner  Totalität  in  ben  ©eifl  bed 
fctnenben  ein,  mir  roerben  bedfelben  üöflig  $>err  unb  9Reifter  —  £err  bed 
Stoffe*.  6«  bleibt  baljer  immer  roaljr:  Itepetitio  est  mater  studiorura, 
unb  eine  6<$ule,  meiere  bie  Söiebertjolung  md)t  audgiebig  pflegt,  ober  roegen 
stoffüberfüflung  uiajt  gehörig  pflegen  (ann,  bie  baljer  immer  oorroärtd  eilen 
muß,  mirb  iljr  Unterriebtdjiel  nie  erreichen  unb  arbeitet  ber  93ergefelic$teit 
unb  OberfIäa)lid)!eit  in  bie  #anb. 

ftreili($  barf  bie  2Bieberl)olung  nict)t  eine  rein  mea^anifdje  fein,  bie  rein 
nur  bcä  Wlte  mieberfaut,  fonbern  fie  fofl,  roie  bad  bie  obigen  pf»a>logifc$en 
Erörterungen  genugfam  anbeuten,  im  $ieufte  ber  Vertiefung  unb  (Srgänjung 
beS  Stoffes  ftetjen.  3ebe  SBieberljolung  fofl  ein  oertieftered  unb  aflfeitigered 
Erfaffen  bed  ©egenftanbed  anbafynen,  bann  mirb  fie  ben  Äinbern  nie  lang» 
roeilig,  erroedt  im  ©egenteile  in  ibnen  meffr  fiernluft  unb  geroöfjnt  fie  an 
@rünblia)feit  unb  ©enauigfeit  beim  fiernen,  —  ein  großer  ©eroinu  für  bad 
ganje  fpätere  Seben. 

3Rit  ber  SBieberljolung  £>anb  in  £>anb  geljt  bie  Übung;  fte  ift  im 
®runbe  genommen  nur  eine  befonbere  3lrt  berfelben,  inbem  fie  bad  ©elernte 
jut  praftifc^en  93erroenbung  fiifjrt.  Sine  gute  SBieberljolung  arbeitet  ber 
Übung  fräftig  üor,  mae^t  ben  SBiffendftoff  für  afle  §äfle,  in  benen  man  bed- 
ielten bebarf,  bifponibel  unb  beroirtt,  bafc  mir  über  iljn  mit  fieic&tigfeit  Oer* 
fügen,  o$ne  SRübe  in  feinem  ©ebiete  und  bemegen.  $ie  Übnng  fteigert 
otefc  2ei$tigfeit  $ur  ftertigfeit  unb  fteljt  fo  re<f)t  im  $)ienfie  bed  Cernend 
fürs  fieben,  inbem  fie  bad  ©elernte  ooOftänbig  unb  aflfeitig  Dermenbbar 
nuufy.  $ad  SBiffen  mirb  ein  geiftiged  Kapital,  bad  %a%  für  $ag  feine 
3»nfen  trägt,  oljne  bafe  mir  und  befonberer  Wnftrengung  Eingeben  müffen. 

©ei  biefen  Übungen  gebt  man  Don  leichtern  flnroenbungen  bed  ©elernten 
aus,  jteigt  aber  ftufenroeife  ju  immer  fdrtoierigeren  Aufgaben  empor,  um 
tos  ftinb  immer  me$r  jur  ooflen  freien  Serfügung  über  ben  ©toff  ju  ergeben. 


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-    102  - 

Wicht  an  einem  SJeifpiele  nut  übt  fich  bet  ©toff  dodfläub tg  ein, 
fonbern  nur  an  Dielen  unb  Derfchiebenartigen.  9tur  io  roirb  bem 
Äinbe  bie  93erfuchung  genommen,  baS  Gelernte  als  reine  ©chablone  §u  ge* 
brausen ;  eS  mufe  immer  felbftänbig  arbeiten ;  jebeS  neue  Seifpiel  repräsentiert 
fiel)  if>m  in  neuer  ftorm  unb  forbert  feine  Denttraft  träftig  heraus. 

$ie  freie  Serroenbbarfeit  beS  ©toffeS,  biefe  fchöne  ftrucht  foüber  Bieber- 
holung  unb  Übung,  bringt  aber  noch  einen  roeitern  grofeen  Vorteil  für  baS 
menfehliche  Söiffen  mit  fich  —  nämlich  bie  einheitliche  unb  b.armonif(^e 
3ufammenfaffung  beS  gefamten  2Öif  fenSgebieteS.  $ie  einjelnen 
ßenntniffe  unb  ftäajer  bleiben  nic^t  ifoliect,  fonbern  fchliejjen  fich  ju  einer 
einheitlichen  ^Raffe  jufammen.  3ur  Durchführung  eines  ifjemaS  j.  au* 
ber  SReltgionSlehre  ftet)en  mir  bie  ftruntniffe  auch  auS  aflen  übrigen  t$ä$ern 
jur  freien  Verfügung,  aus  ben  ©prachroiffenfehaften ,  ber  Waturfunbe,  ber 
<Diatt)ematif,  ber  Sitteratur,  ber  (Sefdjidjte  unb  Geographie,  ber  #ulturgef  deichte, 
ber  eigenen  Lebenserfahrungen,  ber  gemannten  Öettttre,  ben  gehörten  Sieben  unb 
Gefprädfen  :c.  3ch  überbaue  baS  Ganje  unb  greife  jebeSmal  nach  bem,  roaS 
ich  im  uorliegenben  §oQe  notroenbig  brause.  $aS  tjeißt  man  frei  über 
fein  2Biffen  Der  fügen,  Doflftänbiger  £)err  beSfelben  fein.  Um  bie  ftinber 
311  biefer  ©tufe  beS  5Biffen§  ju  führen,  fofl  ber  Sefjrer  bei  $ehanblung  bes 
einen  ftacheS  immer  unb  immer,  fo  oft  fid)  ungezwungene  Gelegenheit  baju 
bietet,  in  bie  anbern  ftächer  hinübergreifen  unb  bie  bort  bereits  gewonnenen  ftennt* 
niffe  in  ben  $ienft  beS  eben  ju  erteilenben  Unterrichtes  fteflen.  *Dian  bebanbelt 
j.  58.  ein  Sefeftüd.  $a$fe(be  giebt  oftmals  Gelegenheit,  in  baS  Gebiet  ber 
SleligionSlehre,  ber  Gefdnchte,  ber  Geographie  ber  Waturtuube  2c.  überzugreifen, 
um  eS  jum  Döllen  SBerftänbniS  ju  bringen.  SBefonberS  ftarl  mattet  fich  biefe 
tfonjentration  ber  Unterrichtsfächer  im  fluffafce  geltenb,  ber  baher  roie 
fein  anbereS  gad)  nachweist,  in  roie  weit  bie  flinber  über  ihr  in  ben  Der* 
fchiebenen  fächern  gewonnenes  2öiffen  frei  Derfügen.  $ie  Wotroenbigteit  ber 
$erfteflung  eines  folgen  einheitlichen  frei  Derfügbaren  SBiffenS  meist  aber  auch 
auf  bie  Wotroenbigfeit  unb  Storjüglichfeit  be«  ©öftemS  ber  Staffen  lehr  er 
hin.  SBenn  berfelbe  Cetjrer  bie  flinber  in  allen  fächern  unterrichtet  unb 
befonberS  bann,  roenn  er  bieS  mehrere  Sahre  hinburch  thun  fann,  toenn 
er  alfo  mit  feiner  Älaffe  einige  3ahre  nacheinander  fleigt,  bann  roirb  eS  ihm 
mit  fieichtigfeit  möglich,  ein  folch  einheitliches  SBijfen  in  ben  Äinbern  anju« 
bahnen,  bie  Derfchiebenen  JRenntniffe  nach  oQen  Dichtungen  mit  einanber  ju 
Derbinben.  Sine  fotehe  ©chuleinrichtung  müßte  auch  bie  größte  ©otibität  beS 
Unterrichtes  jur  ftolge  paben  unb  roäre  baher  für  bie  geiftige  ©Übung  ber 
3ugenb  ein  unfaßbarer  Geroinn.  (Sine  3ftfplitteruug  ber  Sehrfräfte  hat  gern 
eine  3"f  Pliening  beS  ÜBiffenS  jur  ^olge,  inbem  bie  Öehrer  ber  einzelnen 
Rächer  fajt  au§|'chlief|lich  nur  auf  ihrem  Gebiete  fich  bemegen,  als  ob  baSfelbe 
allein  im  ©a)ulplan  läge,  unb  um  bie  anbern  ftch  nichts  befümmern,  als  ob 


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-  103 


fte  burct)  unüberfteigbare  (Srenjen  getrennt  wären.  2öenn  bie  Sd)üler  nid)t 
felbfi  biefe  ©renje  überfct)reiten  fönnen,  werben  fie  nie  }tt  einem  einheitlichen 
ffiiffen  tommen,  immer  beföräntt,  befangen  in  einzelnen  Greifen  ftd)  beroegen. 
Diefe  ©eifteSttjat  (ann  aber  nur  Don  Schülern  mit  bereits  gereiften  ©eijto- 
fräften  ausgeführt  werben;  batjer  ift  ein  3tact)lebrfufteni  erft  in  ben  ^Ö^ern 
Schulen  anmenbbar;  für  bie  ^rimarfchule  ift  eS  Durchaus  Derberblich,  für 
Sefunbarfd)ulen  unb  Untergnmnafium  fofl  eS  nur  in  befct)ränfter  2Beife  an-- 
gewenbet  werben,  inbem  man  bie  ftächer  in  bie  #änbe  jweter  §auptlet)rer  legt 
unb  babei  bie  am  meiften  Derwanbten  gäct)er  beifammenläßt.  Dabei  müffen 
beibe  8et)rer  immerhin  noct)  in  gutem  (SinDerftärbniS  mit  einanber  arbeiten 
unb  ba&er  it)re  Wnftctjten  unb  Erfahrungen  übet  UnterrichtSftoff  unb  2Rett)obe 
unb  über  bie  irinber  öfters  gegenfeitig  auStaufdjen.  Ein  ßlaffenlehrer  mit 
einem  ober  jmei  Hilfslehrern  toürbe  freilich  auch  ba  baS  ibealere  fein,  aber  weil 
bann  ju  Diele  3fäcr)er,  jedenfalls  Religion,  Deutfch,  ©efctjichte ,  Geographie 
unb  «Raturfunbe,  ba  fie  im  Wuffafce  ihren  eintgenben  «Dlittelpunft  hoben, 
in  eine  §anb  gelegt  werben  mußten,  fo  wäre  ju  fürchten,  baß  biefe  für  eine 
fruchtbare  Bewältigung  beS  Stoffes  nicht  ausreißen  würbe  unb  baher  ber 
grünblu^e  Unterricht  Schaben  litte. 

Um  alfo  baS  2Biffen  jum  können,  b.  i.  jum  Dollen  unb  freien  geiftigen 
Eigentum  ber  ßinber  ju  erheben,  fo  baß  eS  bie  ffinber  einerfeitS  gebrauchen 
tonnen,  wo  fie  eS  bebürfen,  unb  baß  eS  anberfeits  baS  ganje  Kenten  unb 
ihun  ber  Äinber  beherrfcht,  nicht  als  totes  Kapital  in  ihnen  liegt,  fonbern 
frlbft  lebenSfräftig  ihr  Seben  burchbringt,  —  ift  nicht  nur  eine  gute  SJtetljobe 
notwenbig,  fonbern  ebenfo  fet)r  eine  naturgemäße  Organifation  beS  ganjen 
Sa)uIwefenS.  Hua)  bie  Sd)ulgefe&gebung  muß  bie  pfochologifcbe  (Sntwicflung 
beS  ftinbeS  genau  berücfftchtigen.  Aber  gerabe  ba  geben  Dielfach  nur  äußere 
©rünbe  (finanzielle,  örtliche  unb  perfönlidhe  Berhältniffe)  ben  WuSfchlag  für  bie 
folgenfa)werjien  Schuleinrichtungen,  weil  fte  gar  oft  Den  befteu  Einfielen 
unüberfteigbare  $inberniffe  in  ben  2Beg  legen.  3mmerhin  aber  follte  in 
ollen  fSfäOen  baS  Mögliche  gethan  werben,  um  bie  Grabung  beS  2öiffenS 
jum  können  möglichfl  ju  erleichtern  unb  ju  ftchern.  Denn  baß  biefe  Um« 
roanbiung  beS  SöiffenS  inS  Äönnen  Dor  ftch  gehe,  baDon  ^ängt  ber  2Bert 
beS  Unterrichtes  für  baS  flinb  fowohl,  als  für  baS  gefeflfchaftlia>  Öeben 
ab.  flur  unter  biefer  ©ebingung  arbeitet  bie  Schule  für  baS  ßeben,  unb 
ift  fte  eine  SilbungSftätte  in  beS  SöorteS  DoOftem  Sinne.  «Wögen  biefe  3eilen 
taju  beitragen,  baß  ber  Unterricht  immer  mirffamer  für  baS  Seben 
werbe  unb  fo  jum  2öot)le  beS  Einzeln,  wie  ber  ftamilie,  beS  Staates  unb 
öer  Pira)e  immer  fräftiger  beitrage!  —  Daß  biefeS  gefcr)er)e,  baju  !ann 
eine  richtige  fcnmenbung  ber  formalen  Stufen  beim  Unterrichte  Don  großem 
Pütjen  fein.  —  Die  Durchführung  berfelben  an  einem  ©eifpiele  wirb  uns  bieS 
t>a§  näajfte  9Hal  jeigen. 


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-    104  - 


llefträge  jur  C6efd)itf)te  bts  urneri|*d)en  Sdjulroffena.1) 

(©ottfr.  »b*@flg,  $rofeffor  in  SCltborf.) 
(ftortfefcung.) 

SBon  1730  an  begegnet  und  Garl  $rj.  3of.  töingolb  als  Seljrer, 
33ruber  feines  Vorgängers.  ($r  mar  ben  13.  9cob.  1706  geboren.  Seine 
tjfrau  hiejj  2Raria  SRarg.  £elena  3"^«o.  §r  ftarb  fa>n  nad)  12)ör)riger 
3$ätigfeit  febre  maligna  consumptus  13.  Sept.  1742  mit  $interlaffung 
einer  metjrtöpfigen  Qfaimlie.*) 

3föm  folgte  fein  jüngerer  93ruber  SuftuS  $lor.  »ingolb,  Subfactor, 
geb.  ben  8.  $ebr.  1714.  Derfelbe  oerfaf)  bie  Sd)u(e  23  3af>re,  trofcbem  er 
föroinbfüa^tig  mar.  Seinem  Söirfen  bereitete  ein  S^lagflufe  ein  jäljeS  dnbe 
1765,  8.  2Rai.  er  befa&  eine  finberreia)e  3fami(ie,  für  bie  jeboch,  mie 
für  jene  feines  altern  ©ruber«,  ber  WItefte  fo  gut  als  möglich  geforgt  fjaben 
roirb,  um  fie  bor  bitterer  9cot  ju  fchütyen.  3öer  märe  im  ftanbe,  bie  Opfer 
unb  *Dcühen  biefer  brei  SBrüber  für  bie  Schule  ju  fct)ä^en  unb  ihre  Verbienfte 
recht  ju  mürbigen1?  2öie  Diel  ©ute§  mag  ihnen  2Utborf  ju  Derbanten  fyaben, 
tfjnen,  ben  3  Dietmann  unb  allen  Sehreru  ?  ©ott  toirb  eS  ihnen  gelohnt  haben. 

■Den  ®ebrübern  Stingolb  reiht  fidt)  ber  f)o$ro.  £err  (Sari  3 of .  ftlufer 
an.  @S  ift  ber  jmeite  (Seiftlidje  in  ber  langen  föeihe  ber  Schulmänner, 
ßlufer  mar  ben  6.  Cttober  1730  geboren  als  Sohn  beS  Florian  unb  ber 
Apollonia  SRegli.  32  lange  arbeitsreiche  3at)re  ftanb  er  ber  SBolfSfchule  an 
feinem  Heimatorte  bor  unb  mar  gleichzeitig  Kantor.  ftlufer  ftarb  nach  Mob 
3tägiger  flranfheit  ben  29.  3uli  1797.  Von  ihm  berietet  baS  Sterbebucb, 
er  habe  fein  munus  laboriosum  cum  laude  t>erfft)en  unb  fei  viribus  adhuc 
robustus  beS  iobeS  SBeute  gemorben. 

fluffaflenb  ift  bie  lange  MmtSbauer  einzelner  jebenfaOS  ferngefunber, 
robufter  Öehrer.  Sährenb  in  frühem  3«ten  bie  Öehrer  jum  Schaben  ber 
StolfSfchule  oft  roechfelten,  (babei  fpielte  aflerbingS  ber  $ob  bie  Hauptrolle) 
fo  bajj  innert  einem  3eitraume  oon  etmaS  über  100  fahren  1472  bis  1581 
14  2e$rer  nachroeiSbnr  an  ber  Schule  bon  Wtborf  roirften,  fo  fefjen  mir  in 
bem  boppelt  fo  langen  3eitabf<hnitt  1581  bis  1797  ebenfalls  nur  14, 
morunter  5  mit  jufammen  139  fahren  angeftrengter  ^r)ätigfrit :  33runn!jofer 
nfit  21,  $ietmann,  ber  Elte,  mit  38,  Hufbermauer  mit  25,  ftlor.  Äingolb 
mit  23  unb  ftlufer  mit  32  Sauren.  Wicht  biefelbe  WuSbauer  Ratten  bie 
Unterleder  ober  ^robiforen,  oon  benen  tytt  bie  tarnen  folgen: 

•)  Äorrettur  »u  §cft  3,  ©eite  74.  fcbtoärenbolb  mürbe  1629  ©äulmeifter 
in  3ug  unb  ftarb  Dort  1633.  —  ÖaHer  toar  fein  9tad)f0lgcr  in  3ug,  ftarb  aber 
f$on  1633  ben  11.  Oftober.  (®efL  Mitteilung  oon  «.  »fd>roanben,  Segrer  in  3ug.) 

*)  $farrbelfer  IRingolb  nennt  ihn  „frater  meus  amantiMimu»m  im  ©terbebu$. 


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—    105  - 
ßafpar  {mmgler  1664  bis  ? 

©eb.  ^eregrinuS  gebier  (geb.  1655,  ein  tyithenfinb  Don  ©eneral  3n>öer) 
1687  bis  ?    1692  mar  er  no<h  ^roDifor,  1699  rourbe  er  ©igrift. 

granj  $urrer  bis  ju  feinem  $obe  1697,  30.  Nug. 

^roDifor  Wattli  1697  bis  » 

3ot).  3of,  3acober,  ein  ©larner,  1701  unb  1702  bis  ? 

NnbreaS  ©töpfer  1704  bis  1706,  20.  9lug.  (an  ©a>>lnbfu<ht  f).  §r 

mar  mit  Wpofl.  3mh00ff  feit  1705  Derr)eiratet.  Slufbermauer,  fein  (Soll  ege, 

mar  $raujeuge. 

3ot).  fieon.  ©täbelin  Don  ©$tt»)j  1708  bis  1729.  ©ein  ©oljn  StaDib 
ging  in  bie  Öateinfchule ;  feine  ftrau  War.  9lnna  llfcidr)  flarb  1 728  Don 
einer  jaljlreithen  Familie  meg. 

3ot>.  3ac.  Eelroenga  (Benwengha)  1729  bis  1744  (an  ©dnoinbju$t 
geftorben.)   Verheiratet  mie  fafl  afle  feiner  Vorgänger  unb  9la<hf olger. 

3oh-  ©teffen  3of.  fieonti  3mhof  fa^on  1740  ^roDifor  genannt,  1756 
©tubenDogt  ber  ©riefen,  1766  geftorben. 

3o.  War.  Wattli  1773.  ©eine  grau  War.  fluna  Surfet  ftarb  1785. 
6r  felbft  lebte  anno  1805  noct)  (ober  bann  mar  eS  ein  anberer  ^3ro» 
Difor  Wattli)  lt.  3afob8bruberfa)aft. 

R.  D.  ÄemigiuS  58ict.  3of.  ©tulj,  ^roDifor  $u  Wtoorf;  geftorben  1800 
als  (Sljorherr  311  SifchofSjeO. 

^roDifor  Wattn  1805. 

^roDifor  flämpf  no<h  1823  ermähnt,  fottte  feines  Rollens  bamals  enthoben 
roerben,  ba  er  jum  2et)rer  ganj  untauglich  geworben.  (5r  mar  f$ou 
lange  ^roDifor  unb  jmar  mie  eS  im  ©(hulprotofoU  (1823)  Reifet  „jum 
Ärgernis"  ber  3ugenb  unb  ju  Deren  ©djjaben. 

^rooifor  Alois  2Balbner,  1827  unb  noaj  unter  ©<hulmeifier  Bürgi. 

Aufgehoben  tourbe  bie  ^roDiforfteüe  1846,  als  bie  Warienbrüber  aus 
^ranlreich  bie  ©chule  übernahmen,  $afe  biefeS  33erjeiä)niS  ber  Unterleder 
lüdenrjaft  ifi,  fieht  jebetmann ;  aber  baS  läßt  fid>  leirf>t  barauS  ertlären,  bajj 
DiefeS  Ämt  mehr  als  9iebenfad)e  betrachtet  mürbe,  baherrührenb,  bafe  bie 
9ejat)(ung  (höchftenS  50  gl.)  fet)c  gering  unb  ein  £auptermerb  für  biefe 
3ugenbbi(bner  ©ache  ber  Wotmenbigfeit  mar.  $ie  meiften  ^ßvooiforen  jogen 
Daher  mieber  fort,  um  eine  (oljnrnbere  ©teile  ju  Derfehen;  anbere  Derfafjeu 
nod)  baS  Amt  eines  Organiften  (j.  *B.  ©täbelin)  unb  WufiflehrerS  u.  f.  m. 
3n  ber  ©$ute  fyciUtn  fie  bie  %$(£*©chü$en  unter  ihrem  ftommanbo  unb 
fhiubeu  felbft  unter  Wufficht  beS  Oberlehrers.  Seither  mar  ihre  Bildung 
{ebenfalls  nia)t;  eS  genügte  meift  bie  ars  scribendi  et  legendi.  Wufif 


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-    106  - 


mar  erwünfcht,  ba  in  Wltborf  bie  figurierten  ftmter  fdjon  1725  (eine  Selten» 
heit  waren  unb  1728  (Seigenfeiten  in  ber  Äirchenrechnung  als  HuSgabepofien, 
rote  fa>n  bemerft,  Dorfontmen. 

Weit  ßlufer  fdjlie&t  Die  «Reihe  ber  Sebwr  beS  18.  3ahrhunbertS.  6S 
beginnt  eine  ganj  neue  ^eriobe  im  gefamten  Sdmlleben  ber  Schmeiß  unb  ber 
Snnerfäroeij  iuSbefonbere. 

W\t  ber  franjÖffifct)en  Steöolution  unb  ber  Unterjochung  ber  Urfchwfij 
beginnt  fpejiell  für  Uri  eine  flette  fc^roerer  Prüfungen  unb  öeiben.  Jhieg 
unb  Aufruhr  im  eigenen  Öanbe;  ber  (Einfall  unb  SJurcr^ug  frember 
jaulen ;  bie  SluSplünberung  unb  93ranbfa>fcuug  bon  5anb  unb  33ewolmer  hinter» 
liejjen  fchrecfliche  Spuren.  9We  3roeige  ber  3nbuftrie  unb  beS  (JrwerbS  lagen 
barnieber.  1$)er  ßanbmaun  fatj  feine  gelber  öermüftet,  feine  33iehh<*be  Der* 
nietet,  feine  Saaten  §u  ©runbe  gerietet.  "Sie  Familien  litten  bittere  9?ot; 
ba  fehlte  ber  (Smährer,  bort  öermifete  man  bie  Söf)ne,  fie  waren  im  ftampfe 
für  Freiheit  unb  SJoterlanb  gefallen,  —  ein  Strafgericht  unb  SchicffalSfehlug, 
wie  eS  Uri  üorbem  nie  gefetjen  unb  erlebt  tyiUt,  noch  jemals  mieber  erleben 
möge.  SBäljrenb  nun  Stege  unb  Söege  unficher,  junger,  €lenb,  Äranlheit 
unb  %öt>  baS  $Joll  b,eimfitfhten ;  mäljrenb  Wngft  unb  Scheden  baS  2anb 
erfüllte ;  milber  Patriotismus  unb  rofye  ©ewalt  mit  einanber  um  bie  Jperrfdjaft 
rangen:  toie  ^ätte  ba  eine  Schule  ein  erfreuliches  $3ilb  jeigen  fönnen? 
immerhin  beftanb  biefelbe  noct),  geleitet  oon  R.  D.  3 ob.  Unt.  Auheim  unb 
feinem  ©et)ülfen  bem  ^roDijor.  3J?ut)eim  mar  ber  Sohn  3ofephS  unb  ber 
Unna  SRaria  ftranjoni;  geboren  in  Wltborf  im  $af)tt  1768.  9laa)  5Be- 
enbigung  feiner  trjeologifchen  Stubien  rourbe  er  Äaplan  in  9Jfeien,  roo  er  jebenfaHS 
Schule  gehalten  ha*-  3m  £>etbft  1797  fiebelte  er  als  tfuftoS  unb  Kaplan 
ber  ßiebfrauenpfrunb  noch  Bltborf  über  unb  übernahm  ba  bie  üermaiSte  Schule. 
$aran  roirfte  er  36  3ahre  fegenSreich-  2öäf)renb  feine  flmtsthätigfeit  noch 
unter  ber  alten  eljrwürbigen  Orbnung  begann,  mujjte  er  fich  boch  |<hon  1798 
nach  ber  r)e(t»ett^fn  Äonftitution  richten,  beffen  „ÜJcinifterium  für  Äünjte 
unb  SBiffenfchaften"  er  1799  benn  auch  bie  nahezu  60  fragen  beantwortete. ') 
daraus  entnehmen  mir,  bafe  er  20  tfnaben  $u  unterrichten  t)atte  unb  jmar 
im  Sefen,  Schreiben,  Rechnen  unb  in  ben  SlnfangSgrünben  ber  lateinifchen 
unb  beutfehen  Sprache. 2)  täglich  mujjte  er  4  Stunben  geben.  $aju  war 
er  Crganift.  ($aS  2lmt  beS  Kantoren  war  in  biefer  3eit  auf  bie  ^robiforen 
übergegangen;  ein  ^rooifor  als  ßantor  wirft  bielerorts  jefct  noch  in 
Wrt  unb  Sdm%)  pr  alle  feine  3Rüt)e  unb  Arbeiten  in  Schule  unb  flirebe 
bejog  er  217  ©ulben  (behalt.  2öie  grofc  biefelben  ju  einer  3«t  n>o  baS 
2anb  in  wilbem  Aufruhr  loberte,  gewefen  finb,  fönnen  wir  unS  foum  cor« 

')  ©.  II  Slbfcbmtt.  ©djulprotofou*  be.8  »t«.  SBalbftätte  1799,  »unbe&ardjio. 
2)  Sllfo  noch  immer  ber  S)oppcld)arafter. 


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-    107  - 


flfOfn.  9tnno  1804  trat  bann  bie  ßentrulfcrjulfomiffion  ins  fieben  unb 
reorganifierte  bie  6ct)ule »)  metjr  jur  ftreube  ber  Wjrer  als  bet  ©dniler 
unb  be«  gefammten  SBolfe«.  1833  bantte  bann  TOurjeim  als  $rimarlet)rer 
ab  unb  rourbe  Sßrofeffor  ber  1.  fiateinflaffe.  Sdjon  1831')  warb  bie 
Trennung  ber  ^Jrincipien  bon  ber  SßolfSfa^ule  borgenommen,  wie  baS  ^rototott 
ber  3<rfot>Sbruberfdjaft  überliefert,  $5ie  ©emeinbe  ging  bie  SBruberfd>aft 
nämlid)  um  einen  Beitrag  für  ben  8et)rer  an,  bem  burdj  biefe  Trennung 
50  gl.  Dom  ©etjalt  wegfielen.  9Hur)eitn  überatjm  1833  biefe  ©teile  mit 
ganzen  50  gl.  Sefolbung.  @rft  1841  mufete  er  feine  6dmltr)ätigteit  auf* 
geben  tnrgen  $unet)tuenber  ^IterSfdnoäay.  5Nef)rece  Wale  rourbe  feine  @$u(e 
Don  ber  (£ent.'Sd)iil .*$tom.  gelobt  unb  it)m  für  feine  Erfolge  ber  geb(ir)renbe 
$ant  auSgefprodjen. 5l)  6r  ftarb  ^betagt  ben  10.  Wob.  1846.  <D?ufjeim 
t)atte  45  3ar;re  Schule  gehalten,  mittun  fein  ganzes  Ceben  ber  ($rjier)uug 
unb  bem  Unterrichte  ber  Sugenb  feine?  Heimatorte?  geroibmet  unb  jroar 
unter  ben  aller fa)roierigften  3krr)ältniffen. 

(§S  mögen  jum  ©a)luffe  nod)  fur$  bie  Waa^folger  <Dcuf)eimS  erroärmt 
werben.  3n  ben  3at)ren  1833  bis  1846  roirften  an  ber  8a>le  HltborfS 
iüct>t  weniger  als  fünf  2et)rer,  lauter  ©eiftlidje.    3b,re  Warnen  finb: 

R.  D.  ^afpar  93ürgi  bon  Nrtb  (etwa  8  bis  10  3arjre.) 
Pater  Ascanius  0.  C.  (ganj  furje  3eit.) 

Pater  Theodosius  0.  C.  (Anfangs  ber  40iger  3of)re.)  6r  ift  ber 
©rünber  beS  ^rimarfd|ulfonbe8  bon  Slltborf.  Seit  1839  war  eine 
SReal*  ober  Setunbarfdmle  eröffnet  worbeu,  ber  P.  Theodosius  oom 
27.  Wob.  1842  bis  15.  gebr.  1843  Dorftanb.  Gr  mufete  fie  aber  ab« 
geben,  weil  bie  ^rimarfa^ule  barunter  gelitten  Ijat,  wie  er  felber  behaup- 
tete. 3n  ber  &$ule  fyielt  er  ftrenge  $)iS$iplin  unb  freute  fiefj  nid)t,  Don 
ber  £>afelrute  bernünftigen  ©ebrau#  ju  machen.  ($r  war  nod)  im 
Oftober  1844  an  ber  ©$u(e  ttjätig. 

R.  D.  ©er ig,  fpäter  Pfarrer  Don  Seeborf.  ßr  ertranf  1854  in  bem  SReujj* 
tanal,  ber  bamalS  gerabe  im  Sau  begriffen  war. 

R.  D.  3mfanger  (nur  1  3at)r)  würbe  ^3farrr)err  Don  Untcrf(t>äc^eit  unb 
mittelen,   f  1859  VIII. 

3m  3a^te  1846  am  1.  Oft.  famen  bann  bie  Elarienbrüber  *) 
ber  Societe  de  Marie  (©efeflfo^aft  SWariä)  aus  frranfreia),  wo  fie  ptyrcic$e 
Spulen  unb  Poüegien  leiten. 

•)  ©.  II.  Äbfdwttt. 

3)  ©oüte  roor)l  1833  beifeen;  tnbem  SBürgt,  ber  als  @a)ulmctfter  in  biefer 
Rotij  genannt  wirb,  erft  nad)  SRutjetm,  alfo  1833  fccljrer  würbe. 

*)  $rotofott  ber  6ent.  ©dmlfontmiffton  feit  1804. 

4)  2>en  Hnnalen  ber  SRarienbrüber  ift  ber  folgenbe  ®erid)t  entnommen. 


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©rünber  unb  erfter  Direftor  ihrer  neuen  Wieberlaffung  mar  $r.  WiQatl 
WiUmann.  Die  Sd)ule  beftanb  au«  jroei  Abteilungen,  mel^e  SBittmann 
unb  Arnolb  2Öitter«hein  leiteten.  3hnen  war  ein  AmtSbruber  Ambro«  91. 
als  tfoa)  2C.  beigegeben.  9tad>  6  SBo^en  mufjte  SBittmann  nad>  ftranlreich 
jurüdfehren,  unb  ihn  erfefcte  ftr.  AtrbreaS  SReöer  Don  1846  bis  #erbft 
1858.  6r  lebt  noch  ^eute  in  $ranf  reich-  Da«  roichtigfte  Sreigni«  roäljrenb 
feiner  Amtsbauer  mar  ber  SonberbunbSfrieg,  moburcb,  bie  Schulbrttber  jeboct) 
m$t  im  geringen  geftört  mürben.  Anno  1849  mürbe  noch  eine  3.  Ab- 
teilung eingeführt  unb  bab/r  ber  Äoch  burch  einen  öehrbruber  Seraphim 
töoth  erfe&t.  Unter  Gebers  Direftion  gelten  Schule:  Dom.  ©runner 
1849-50.  ©eorg  ©eift  mußte  it)n  bolb  erfefcen.  3of.  »abat  1850-52; 
9*.  Amberg.  2BolfIi8berg  unb  ©ernoarb  ®ut,  legerer  0.  $oc$borf  £t.  Sujern, 
mürbe  fpäter  ßeljrer  in  $orm. 

Der  3.  Direftor  $x.  Stephan  2öinne  öon  Oberehnheim,  ßlfaB,  fam  mm 
5)iainj  unb  trat  feine  Stelle  1858  an.  1883  feierte  er  in  biefer  Stellung 
fein  25  jährige«  Jubiläum.  Die  freier,  öon  feinen  alten  Schülern  gläujenb 
Deranftaltet  unb  begangen ,  gab  et)renbe§  3fUflm^  für  bie  Siebe  unb  Danfbarfeit 
ber  ©emeinbe  mie  ber  Schüler.  91ict)t  lange  na$fyer  begann  jeboct)  für  it)n 
eine  ^eriobe  be«  Kampfes  gegen  bie  neuen  Schulbehörben  unb  beren  93orget)en, 
in  ba§  fia)  ber  im  Schulfache  ergraute  Tlann  eben  nicht  leicht  fügen  fonnte. 
Diefe  unangenehme  Situation  bauerte  bis  ju  feiner  im  Sept.  1888  erfolgten 
93erfe$ung  nach  ©elfort,  mo  er  1894  ftarb.  5öäf)renb  feiner  30jährigen 
AmtSbauer  mürbe  eine  4.  Abteilung  errietet.  Unter  ir)m  hielten  Schule  bie 
£>.:  93ed  Wart;  Heeder  Äarl;  SJofina  3of.;  ©raun  töafael;  53üa)elo 
(je&t  Stider  in  Altftätten);  ©urg  Ant.;  ©nufc  3.33.;  4>eiin  #afp.  3of.; 
Ml  Saber;  3mmerfajnitt  Aubr.;  fllofc  Dom.  (1873  unb  feit  1883); 
tfopocfto  Abalb;  2inbenfel§  ©al.;  Cef)!  AI.;  Kölner  fr;  SRubloff;  Sa}all 
AI.;  Stemel  fiubmig;  Schöpfer  3of.;  Dornberger  fr;  SBehrle  ßafpar; 
2öolfli«berg  3.  unb  3ipfel  3of.  Je. 

Am  29.  Sept.  1888  folgte  $erm  Winne  $r.  Gafpar  3of.  §eim, 
fa>n  feit  1870  Sefjrer  in  Altborf.  ©leid)  bei  feinem  Antritte  mürbe  ba« 
^aranelflaffenfofiem  aufgehoben  unb  6  Abteilungen  gemalt.  W\t  ihm 
arbeiteten  $err  C«car  Öebmann,  fr  föohner,  ein  Appenzeller1)  unb  D.  Älofc; 
bann  £err  C«roalb  Alfons  3of.  «ihn  unb  sulefct  öerr  fterb.  §offtetter. 
Seit  bem  fcerbft  1894  ift  #err  £eim  nach  ©raj  abgegangen  al«  Direftor 
ber  Sd)olaftiter  unb  tu«  Dura)  £>errn  Dominif  fflofc  erfe&t.  <$r  roirfte 
fc^on  1873  an  biefig«  unb  bann  feit  1883  bi«  fcute.    Wöge  ©Ott 

ihm  feine  ©nabe  unb  feinen  Segen  recht  reichlich  fpenben,  bamit  ba«  fdm>ierige. 
gebulbftärtenbe  Amt  ihn  nicht  öerjagen  laffe,  unb  bamit  er  noct)  lange  feine 

')  SBcrfaffer  ber  Annalcn. 


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-    100  - 


ftoflegen  #errn  fto&ner,  flnbr.  3mmerfd)itt  unb  $0%  Alois  33erberi<$  in 
iliren  9Rüf)en  unterftüfce  uub  fte  \\a$  iljreu  „fd)ulia>n"  Arbeiten  erweitere. 

©o  Ijaben  mir  benn  bie  Öefjrer  WtborfS  bon  1472  bis  1894  (ernten 
gelernt ;  eine  flattlia)e  SReifje,  bie  fi<r)  ba  bura)  4  3afjrfjunberte  IjinburdtöiebJ, 
fo  berf$ieben  an  IBilbung  roie  an  (Straffer,  bo$  Männer  einer  ©eftnnung 
unb  eines  3*f^:  Wänner,  bie  fcr)on  bie  Urahnen  ber  (ebenbigen  ©eneration 
in  ber  ntinriutyen  SReligion,  in  ben  gleiten  SöiffenSjioeigen  unterridjtet,  bie 
ilmen  bie  ©runbfäfse  be§  fiebenS  foroie  bie  jum  Sebnt  nötigen  ftenntnifje 
beigebrodjt,  Wänner,  toetc^e  für  geringen  Entgelt  baS  (Sbelfte,  Vefte 
boten:  iljre  gan$e  2ebenS(raft,  iljr  ganjeS  Söiffen,  iljre  ganje 
Siebe.  —  2öer  arbeitet  meljr  an  ber  (Srjieljung  ber  Äinber:  ßltertt  ober 
Cefyrer?  $ie  fcntroort  ift  f^roierig.  Vielerorts  entf#ieben  bie  Öefctern,  menn 
au$  nia^t  bei  allen  il)ren  ©rfjüleru.  2öie  Diele  Ottern  forgen  leiber  nur  für 
ben  Körper  iljrer  anbertrauteu  JHeinobien,  als  hätten  bie  JJinber  (eine  Seelen 
unb  überlaffen  eS  bem  Seljrer  gänjlid),  baS  geiftige  (religiöfe  uub  moruliföe) 
Clement  im  Äinbe  ju  bilben !  68  ift  Ijier  ni$t  ber  Ort,  biefen  ©ebanlen 
weiter  auöjufpinnen ;  aber  nur  mit  SWülje  gelingt  eS,  weitere  S8enierfungen 
barüber  ju  unterbrüden,  befonberS  mit  SRürffic&t  barauf,  bafe  ber  Unberftanb 
ber  Altern  im  Verein  mit  ber  ßnergielofigfeit  beS  ©d&ul*  unb  (Srjiel)ung§* 
rateS  bielerorts  oft  bie  ©fytlb  tragen,  bafe  mancher  fiefntr  nid)t  leiftet  unb 
erreicht,  toaS  er  bei  oflfeitiger  Unterflüjumg  leiflen  unb  erreichen  mürbe;  bafj 
mana>  gute  Anlage,  ja  Talente  berlümmern  unb  berberben,  bie  bei  3"fantmen* 
Wirten  aller  3  (SrjieljungSfaftoren,  ber  Altern,  Veljörben  unb  beS  öeljrerS 
ji$  Ijerrlid)  entaridelt  bitten,  ßein  2Öunber,  menn  ba  unb  bort  ein  ßeljrer 
erlahmt  im  gifer  unb  bon  fia)  bie  Verantroortlic&feit  auf  anbere  ©d)ttltern 
mäljt.  2Ber  ftrger,  Verbrufe,  Etttlje  unb  Arbeit,  ßnttäu  Iptingen  aller  9lrt 
unb  bon  allen  ©eiten,  $>inberniffe  jogar,  bie  fd)led)te  Vejabjung  unb  fjäufige 
9tal)rungSforgen  eines  tfeljrerS  fennt;  mer  ferner  ben  ©egen  ber  *ZBirffamfeit 
eines  tüchtigen,  guten  fieljrerS  in  einer  ©emeinbe  ju  überfein  bermag,  ber 
mujs  aitd)  miffen,  bafe  (eine  Dantbarfeit,  (eine  6t)re  311  fjo$  bemeffen  ift  für 
ben  Präger  ber  ftuttur.  —  ©etoifj  Ijaben  bie  Cefjrer  91ttborfS  ouc^  i&re 
Mängel  gehabt,  bem  einen  mag  es  an  ben  nötigen  ftenntniffen,  bem  anbern 
an  (Bebulb,  einem  brttten  an  Energie  gefeh.lt  ljoben,  aber  baS  alles  mit  ben 
Sa^uflaflen  in  eine  VJagfdjal*  gelegt  unb  geroogen,  miegt  nidjts.  9Bol)l 
mögen  iljnen  att$  mitunter  ftreuben  geblüht  Gaben,  menn  fte  fallen  iljre 
©aalen  aufgeben,  menn  Tie  iljrer  ©dn'iler  Stonfborteit,  beS  Volles  Streben, 
fte  ju  lohnen,  erfannten.  $aS  maren  fiia)tbun(te  ber  $t(tibe,  $rofi  tu  ben 
töglia)  fta^  erneuernben  TOü^en,  53alfam  für  biele  gefa)(agene  Söunben.  — 
®ott  ^at  iljnen  afleS  gelohnt.  —  (tSfortfcfeung  folgt.) 


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-    110  - 


(Einiges  fiber  bie  Fortbildung  btr  Teurer. 

(»on  J.  A.  D.,  ßc&rer  in  $r.) 
I. 

5)ie  33ilbung  bejeidmet  ba§  ftefultat,  weld)e$  burd)  ba§  Silben  erteilt 
iß.  ^ebet,  brr  aus  einem  rofyen  3ufwn0f  fytauS  ju  einer  gewiffen  SBofl» 
tommenf)eit  gelangt  ift,  legt  ft$  SBilbung  bei.  Sie  ift  aber  au$  felber  bei  bei 
fteten  (Sntmidlung  ju  f)öf)eren  Stufen  tfcätig;  baljer  ift  bie  ©Übung  be« 
9ttenfdjeu  nie  abgesoffen,  nie  bollenbet,  fie  birgt  eine  potentielle  Uncnblidtfeit 
in  fid).  —  T>ie  Silbung  ift  aber  aud)  eine  unumgängliche  Utotwenbigfeit  für 
jeben  9Renfa>n,  oljne  Ausnahme. 

$ie  SluSgefkltung  be§  <Üienfd)en  umfaßt  aber  ben  gaujen  «ERenfc^en  in 
feinem  torpedieren  unb  geiftigen  Sein,  fo  wie  er  in  feiner  auSgefproa>nen 
(Sigentümlidtfeit  au§  ber  Jpanb  be§  Sa)öpfer8  fcerborgegangen.  Sie  umfafet 
ifjn  in  feiner  SebenSfteflung ,  in  feinem  33erufe  unb  Stanbe,  worin  ilm  bie 
Stotff  Innig  gefegt ;  beim  gerabe  in  biefen  5Berl>ältniffen,  in  biefem  93erufe  foll 
er  feine  £>eiligfcit  unb  feine  Seligteit  bewirten.  $iefe  tiefe,  cfriftlidK  2Bafcr- 
Ijeit  wirb  in  il)rem  ganjen  Umfange  motjl  Don  wenigen  SMenfaVn  gefaxt; 
aber  ba§  33olt  hat  fic  boa*>  mit  einem  richtigen,  natürlichen  ©efühl  junt 
WuSbrude  gebraut.  „3nt  ßeben  lernt  man  nie  au§;w  ja,  mir  lernen,  fo 
lauge  mir  leben;  unfere  ftortbilbung  fchreitet,  ober  follte  menigftenS  weiter 
fdjreiteu,  ob  immer  <m  unferem  £)eile,  ba$  hängt  oon  un§  ab.  —  2öa»  ^ier 
bon  allen  5Wenfa)en  gilt,  hat  für  ben  Öefyrer  eine  befonbere  öebeutung.  S)a§ 
liegt  im  SBefen  feines  Berufes,  ber  gerabe  bilbenb  unb  geftaltenb  auf  Die 
^ugenb  einmirfen  fofl ;  baS  liegt  in  ben  eigentümlichen  unb  fchmierigen  3ta> 
hältniffen,  unter  beuen  er  bie  Amtspflichten  ju  erfüllen  hol-  Unb  menn  in 
einem  Stanbe  biefe  ^ortbtlbung  eine  aüfeitige,  ben  ganzen  9Jlenfcheu  in  allen 
feinen  ^Beziehungen  umfaffenbe  fein  mufe,  bann  ift  eS  beim  Sedier  ber  gafl. 
(5r  fofl  aus  fich  jene  ^ßerfönlichfeit  aflmälig  fdjaffen,  bie  in  fid)  bie  geftaltenbe 
ßraft  für  bie  Sugenb  trägt. 

Ungefähr  mit  20  3fl^en,  oft  nuc^  fdjon  borljer,  tritt  ber  junge  fieljrer, 
nad)  einer  Seminarjeit  bon  höchßenft  bier  3aljren  —  au  Dielen  Orten  leiber 
bon  nur  brei  Satyrn  —  in  bie  $raji§  l)inau§.  9JJit  feinem  patent  in  ber 
lafdje  unb  bie  3utunft  Doli  9Jofen  feljenb,  glaubt  er,  ein  gemalter  9Hann 
ju  fein,  obgleich  fein  patent,  unb  follte  eS  bie  f)öd)fte  9tote  aufweifen, 
motjl  nicht  bie  ©arantie  leiften  fann  für  grünblid)e  ftenntniffe  in  ollen  im 
Schulprogramm  eingeführten  Stoffen.  6$  ift  bielmer)r  ein  3«'9n'S,  »öS  eine 
gewiffe  3ntefligenj  De«  Ganbibaten  aufweist  unb  fonftatiert,  bafe  er  fähig  fei, 
bon  nun  an  fid)  einer  ernften  perfönlid>en  Arbeit  wibmen  ju  tönnen.  könnte 
eS  wot)l  anberS  fein?   9tein,  beim  bie  Vorbereitung  jum  fie&rerberufe  ift 


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-  111  - 

bafür  511  turj  unb  e*  mürbe  ftch  bet  junge  9ttann  gefährliche  Sflufionen 
machen,  n*"n  fr  glauben  würbe,  bafe  feine  ffenntniffe  ihm  für  feine  ganje 
2aufbar)n  ausreißen  würbe.  Sin  folcher  Sahn  fönnte  auch  wirtlich  entftehen, 
wenn  ber  neugebaefene  Öehrer  ben  fchmeichelnben  Sorten  Don  bieten  fogenannten 
»ohlmeinenben  ^erfonen,  bie  bem  Unterrichte  ganj  fremb  finb,  einige  Wuf» 
mertiamleit  fchenlen  mürbe.  $a  hört  man  oft  fagen:  2öaS  braucht  ein 
Sefjrer  fo  Diel  ju  ftubieren,  ber  ift  ja  gefcheibt  genug,  um  bie  ffinber  ein 
SiSchen  fiefen,  Schreiben  unb  Steinen  $u  (ehren,  unb  read  braucht  man 
mehr?  Unfere  33äter  unb  (SrofeDäter  höben  nicht  einmal  fo  Diel  geformt 
unb  finb  auch  burdt)  bie  Seit  gefommen.  —  Solche  unb  ähnliche  OTebenSarlen 
finb  oft  angethan,  ben  ffamm  be§  jungen  2ef)rerS  fchmellen  511  machen  uub 
ihn  ju  beranlaffen,  fich  mit  feinem  2öi|fen  aufrieben  ju  geben  $er  Cefjrer 
foO  aber  miffen,  bafe  mir  jetjt  anbere  QtWtn  unb  anbere  Söerhältniffe  haben 
als  nur  Dor  50  fahren,  unb  bafe  bie  fokale  Umwälzung  au  bie  h^anwachfenbeu 
Generationen  gefteigerte  9lnforberungen  fteflt;  barum  barf  (einem  Sefjrer  ber 
t£ortfchritt,  ber  fich  um  $n  Dofljieht,  fremb  fein.  Q?r  mufe  mit  ber  3f't 
laufen  unb  ba§  9leue,  fomeit  e§  feineu  SBeruf  unb  feine  Stellung  angeht, 
ftubieren.  $er  fieljrer  ift  atfo  feinen  Schülern  unb  ber  ganzen  föefedfchaft 
gegenüber  fdjulbig,  fo  Diel  al§  möglich  ben  ff  reis  feiner  ffenntniffe  $u  er- 
meitern  unb  fich  'm  Schämte  $u  DerDollfommnen.  $)er  angehenbe  Seljrer 
barf  fich  nie  al«  gemachter  SRamt  Dorfommen,  fonbern  mufe  fich  beffen  be» 
roufet  fein,  bafe  ihm  noch  <)<"  $i?te§  fehlt.  @§  gehen  ihm  nicht  nur  noch 
Diele  wichtige  ffenntniffe  ab,  fonbern  auch  ElenfchenfenntniS  uub  Erfahrung; 
baher  ift  raftlofeS  Sortarbeiten  an  bem  Ausbau  feiner  93eruf§bilbung  uu* 
bebingt  notmenbig: 

„JRaftloß  mufet  bu  üoroärtS  ftreben, 
Site  emiübet  ftcUe  fteb'n, 

SSiQft  bu  bie  Ißottenbung  feb'n."  (z^iatr.) 

33om  Seminar  in8  brattifche  Seben  getreten,  mirb  ber  Seljrer  fojufagen 
idbttänbig.  ©r  mufe  felber  benfen,  felber  hanbeln  unb  gerabe  bie  eigene 
Arbeit  ohne  $ilfe  unb  Unterjtüjmng  förbert  bie  geiftige  ff raft ;  benu  teufen 
lernt  man  nur  burch  eigenes  benfen,  meniger  burch  3wrbenfen  be$  ßefjrerS 
unb  ftachbenfen  als  Schüler.  W\t  bem  felbftänbigen  Kenten  erblicft  mau 
auch  bie  Mängel  unb  Süden  an  feinen  geiftigen  SBorrälen,  uub  bie  2uft 
uim  Semen,  ber  %x\tb  jur  ^ortbtlbung  erwacht. 

liefen  $rieb  ju  erweden,  barauf  foflte  aber  auch  ber  ganje  Seminar* 
Unterricht  angelegt  werben.  ßr  gehört  jum  SöertDoflften,  ma§  mau  ben 
Seminariften  mit  ins  2eben  geben  (ann.  2>er  ^ortbilbungStrieb  ift  e§, 
welcher  ben  Cebjer  Dor  bem  „33er fanern  unb  Sßerftmpeln"  bewahrt,  ihn  einiger- 
maßen über  Dem  9tiDeau  be?  Mtüglichen  hält  unb  feinem  ©eifte  bie  jugeublirhe 
$rtf<hf  gibt.    Ober  foüte  ba§  ©egenteil  ba3  Wichtige  fein?    Wein,  bie  Gr- 


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fabjrung  lehrt  eS,  bafe  Derjenige  Öftrer  ein  armfeliger  ift,  ber  mit  bin  S9ilbuna,§» 
bruchftüden  unb  SBiffenSreften  au§  feiner  ©eminarjeit  zeitlebens  auS&utomraen 
glaubt  unb  fich  allein  bem  golbenfcheinenben  $aum  be§  £eben§genuffeS  §u» 
wenbet.  —  ^für  beu  Sehrer  gilt  gang  befonberS  baS  ©prtchmort :  „WafT  ich ,  fo 
roft  ich!"  5Bei  jebem  haften  fühlt  er  feine  trüget  erlahmen  unb  ben  *01ut  fmfen, 
beim  „bie  Öehrlufl  fällt  mit  bei  Cernluft  "  hingegen  bei  jeber  Eroberung  aus 
ber  päbagogifchen  ©iffenfchaft  fühlt  er  neue  Segeifterung  unb  ffraft,  nette 
Eingabe  an  feinen  Seruf,  unb  neue  3ugenb  fühlt  er  in  fich,  wenn  and) 
fdjon  ber  jerftörenbe  3ahn  ber  3"*  anfängt,  feine  ©puren  jurüd  ju  laffen. 
W\t  neuem  errungenem  Söiffen  fühlt  er  fid)  innerlich  üerebelt  unb  mm  neuein 
geflärft  jur  weiteren  ftortbilbung.  gemäfe  einem  päbagogifchen  SluSfpruche: 
„«Die  größten  WJeifter  finb  biejenigen,  welche  nie  aufhören,  ©etiler  $u  fein." 

Der  Cehrer  mufe  fid)  unauSgefefct  fortbilben,  um  fich  für  feinen  $eruf 
tüchtig  au  erhalten;  benn  er  let>rt  nur  fo  lange  tüchtig,  als  er  felber  tüchtig 
mitternt;  er  lehrt  nur  fo  lange  tu  jugenblidjer  Srifdje,  als  er  ben  jungen 
regfamen  ©eift  in  fich  311  erhalten  weife.  „(Sin  Sehrer  ift  nur  fo  lange 
tüchtig,  $u  lehren,  als  er  felber  täglich  lernt,  ftängt  ber  ©eif!  erft  an 
ju  ftagnieren,  fo  fann  er  einem  anbern  ©eifle  feinen  frifchen  3uflufe  fl**» 
unb  biefer  trinft  aus  bem  Seiche,  ftatt  aus  ber  Quelle."    (Xb-  «molbt.) 

$)amit  ift  nun  gefagt,  bafe  ber  Seljrer  mehr  miffen  mufj,  als  was 
er  ju  lehren  !)at;  ja,  um  wenig  gut  ju  lehren,  mufe  man  biel  wiffen.  — 

Wber  nicht  nur  baS  9Jcafe  beS  2öiffenS  gibt  bem  Öehrer  bie  Süchtigfeit 
in  feineu  Flinte,  fonbern  bie  ©rünblichteit  ber  ftenntniffe  ift  erforberlidj.  um 
ben  Unterricht  mit  um  fo  befferm  (Srfolg  erteilen  $u  fönnen.  ©a)on  für  fid) 
felber  fyat  eine  ©adje,  bie  man  nur  oberflächlich  tennt,  feinen  ober  geringen 
2Bert,  unb  foQ  mau  fie  anbern  mitteilen  fönnen,  mufe  fie  flar  unb  fiä)er 
fein,  benn  bie  Älarfjeit  ber  Darlegung  hängt  ab  Don  bem  tiefen  Siffen  beS 
ObjefteS  felbft. 

9Ufo  eine  folibe  SerufSbilbung  fofl  ber  Sefjrer  erftreben  unb  fid)  nicht 
behängen  mit  erborgten  füttern  aus  allen  möglichen  SBiffenSgebieten,  maS 
ihn  leicht  «tr  ©elbflüberfchä&ung  unb  2Bid)tigthuerei  führen  fann,  welche 
jebcn  gebilbeten  Eiann  abftöfet.  —  3'  wehr  ber  ßefjrer  burdj  fein  unauSae* 
festes  ©treben  einen  gewiffen  ©chaj*  Don  tfenutniffen  auffpeia>rt,  befto  mehr 
befennt  er  auch  feine  wahre  2öürbe,  um  fo  mehr  Derfkht  er  bie  SBebeutung 
feiner  ©teflung,  um  fo  mehr  flöfet  er  3"trauen  feinen  Pinbern  unb  feinen 
Witmenfchen  ein,  unb  um  fo  größere  Achtung  unb  Siebe  geniefet  er  beim  93otfe. 

$ie  ftortbifbung  fchüfct  ben  Cefjrer  auch  9*9™  fittficfte  3Serirrungen, 
Äüdfchritte  unb  «Berfinfen  in  bie  ©toffmelt.  fluch  hier  rächt  fich  bitter  bie 
93emachläffigung  ber  ftortbilbung.  ©öthe  fagt :  ßinmal  für  allemal  gilt  baS 
©prüchlein  ber  alten:  „2öer  nicht  oormärtS  geht,  ber  geht  jurüd,  fo  bleibt 


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es."  2Ber  ni$t  DorWärt«  getjt  ouf  bem  2öege  ber  SJolHommenfait  in  jitt» 
Udler  93ejietmng,  ge^t  aurüd,  wie  bei  jebet  anbem  Saa>;  ber  ©tiflftanb  ift 
in  jeber  tBfjietjung  IRüdföritt.  (Sin  jeber  Setjrer,  ber  auf  feinen  Lorbeeren 
auSjurutjen  gebeult,  ber  fid)  auf  bie  faule  f)aut  legt  unb  fudjt,  nur  irgenbmie 
bie  ©^ulftunben  umzubringen,  getjt  jurüd.  $er  Heine  ©d)afc  Don  Äennt» 
niffen  Derminbert  ber  Unterriajt  wirb  IjanbwerfSmäfeig  unb  entbehrt  ber 
Anregung  unb  be3  (SrfolgeS.  $alb  wirb  bie  ©a)ule  bem  geijtlofen  2aglöt)ner 
jur  fiajl;  Denn  „ein  ßrjieljer  ot)ne  3beal,  ift  ein  blojjer  $aglöt)ner\  (Jtont). 
6t  tritt  als  ©rieSgram  unter  feine  ©a)üler,  unb  überbrufe,  Ungebulb, 
Unjufriebenfjeit,  3^^eu^^  unö  $etgnügung8fu$t  teuren  ein.  (Sbenfo  mirb 
rt  aud)  ber  95erfiifjrung  Don  Wufeen  ttict)t  met)r  wiberfteljen  fönnen  unb  ba8 
§nbe  Dom  Siebe  ift,  bafe  er  fid)  einer  jügeflofen  ©innli^feit  Eingibt,  —  unb  aus 
ift  e«  mit  feiner  Autorität,  bem  guten  Warnen  unb  ber  Wartung  Dor  ben  Äinbern 
unb  bem  SBolfe.  — 

2Öenn  ber  Cetjrer  aber  naa)  immer  gefegnetet  2Birffamfeit  ftreben  will, 
fo  ift  e3  nidjt  genügenb,  bafe  er  eine  grünblicrje  wi|fenfd)aftlid)e  SBilbung  be» 
fi&e,  fonbern  bie  ©elbfterjietjung  mufj  er  a(§  TOittelpunft  feine«  ©treben§ 
jf&en.  6r  mufe  Dor  aflem  au§  felber  ein  tiidjtiger  Genfer)  unb  fittlia)er 
§r)aratter  fein,  roenn  er  auc&  anbem  $u  biefem  3^*  Dertjelfen  miß;  benn 
bura)  ba*  59eifDiel  wirft  ein  fieser  Diel  mäd&tiger,  als  bur<$  ba§  SCßort. 
So  wie  alfo  ber  fiebrer  feine  €d)üler  bilben  unb  geftalten  möd)te,  fo,  ja 
no<&  Diel  DortreffIia)er  mufe  er  fid)  felbjt  jeigen,  benn  bie  Sitten  ber  Sefjrer 
prägen  fid)  leidet  in  ben  6d)ülern  ab,  wie  bie  3üge  ber  Altern  in  ben 
@efid)tern  ber  ßinber.  „©efityle  erregen  unb  ben  (Sntfdjlujj  $u  Jöeftrebungen 
fntroideln  unb  $t)aten  ermeden  unb  ben  Gtjarafter  bilben  fann  nur  ber, 
weiter  biefe  geiftigen  ©titer  in  fid)  jur  $errfd)aft  gebraut  t)at,  tein  anberer." 

(<Ctcftertt)cg.) 

«15  fertiger  ftttlia>t  Geratter  tritt  fein  junger  Mann  in'S  Seben 

6r  mu&  aber  einer  werben.   $iefe§  gefct)ier)t  nur  auf  bem  Söege  be«  fteten 

Singen«  mit  fict)  felbft,  benn  ein  ©prud)  fagt: 

SGBer  nidjt  lernt  in  jungen  lagen, 
3u  feinen  2Bünfd)en  Stein  ju  fagen, 
Unb  feinen  2BiKen  ftetS  bejatjt, 
35er  ift  fid)  felbft  ber  fd)limmfte  fteinb. 
$er  f fiüt  fid)  an  mit  SBort  unb  2 bat, 
Unb  bringt  fid)  um,  beoor  er'd  meint! 

5)a8  Q\tl  ber  (Srjieljung  in  ben  jüngern  3at)ren,  ber  (Snbjwed  aOer 

Leitung  feiten«  ber  93orgefefcten  ift  99efät)igung  jur  Selbfterjie^ung.  $iefe« 

3iel  erreic&t  man  aber  niö)t  in  einem  «ugenblid,  ot)ne  *Dtür)e  unb  in 

finem  Seben  Doli  9lu§fcfjmeifungen.  tiefem  3»*k  fommt  man  immer  nütjer  nur 

auf  bem  2Bege  et)rlia)er  unb  treuer  Arbeit,  mitten  im  Beben  jtetjenö.  „2Ber 


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ein  fbier  9Renf4l  merben  tt>ifl ,  banft  einem  engen  Preis  ni#t  biefeS  (Ufte 
©ut ;  SBaterlanb  unb  Söelt  mufe  auf  ir)n  mirfen ;  ffiuljm  unb  Säbel  mufe  er 
ertragen  lernen;  fi<$  unb  anbere  loitb  er  gejmungen,  red)t  &u  fennen;  tyn 
wiegt  nia}t  bie  ßinfamfeit  meljr  f<$meia>lnb  ein;  e«  roill  ber  fteinb,  eS  barf 
ber  greunb  nid)t  fronen.  Dann  übt  ber  Jüngling  ftreitenb  feine  Prüfte, 
füflt,  tt>a§  er  ift,  unb  füljlt  fi<$  balb  ein  Wann.  (Sin  ßljaratter  bilbet  fi* 
in  betn  Strom  ber  2Belt."  (®ött>c.)  (ftortfefcung  folgt.) 

^Knterrtc^tößrtefe. 

(»on  J.  8ch.,  @ef.*ß.  in  Z.) 

2.  »rief:  Über  baä  Äartcntefeu. 
Siebet  College! 

Die  ßrflärung  be§  @rabne$e§  Ijat  alfo  deinen  Beifall  gefunben,  unb 
fctjoii  fommt  ber  Appetit  nodj  meljr,  inbem  Du  nichts  ©eringereS  bedangt , 
als  eine  furje,  feiert  oerjlänblicrje  Anleitung  jum  Partenlefen.  3$  miß 
menigftenS  berfuaVn,  biefem  2Öunfa>  ju  entfpreayn. 

beantworten  mir  alfo  juerft  bie  ftrage,  ma§  man  unter  „Partenlefen" 
öerftefje.  2Ber  ein  93u$  fdforeibt,  ber  Reffet  feine  ©ebanfen  glei^fam  an 
ba8  Rapier,  er  übermittelt  fie  bem  ßefer  burd)  fonoentionefle  fy'xtyn,  buraj 
bie  23ud)ftaben.  Der  öefer  mufe  nun  biefe  3eid>en  fennen  gelernt  Ijaben,  et 
muB  ferner  bie  toten  33ucf)ftaben  mieber  51t  befeelen  roiffen  unb  in  feinem 
©eifte  bie  gleiten  ©ebanfen  ermeden  fönnen,  melrfie  ber  Sdjriftftefler  r>atte; 
je  beffer  ber  ßefer  in  ben  ©eift  be§  ©^riftftfflerS  einbringen  fann,  beflo 
bejfer  fann  er  lefen.  Der  gleite  geiftige  Vorgang  gefaxt  nun  beim  Parten« 
(efen.  Der  Partograplj  ober  Partenjeidjner  fjot  bur$  beftimmte  3"$*"  bie 
5Beyct)affen^ett  eines  SanbeS  barjufteflen  gefudjt,  unb  ber  Parteitiefer  fall  nun 
biefe  3fi<ty*n  oerfteljen  lernen,  feine  ^pt)antofie  foü  baS  3Jilb  mieber  umfetjen 
fönnen  in  bie  28irflia)feit.  Die  Pimft  be3  PartenlefenS  beftünbe  alfo  barin, 
bure^  nufmerffame«  SBetradjteu  ber  Parte  fid>  oll  ba§  oorfteflen  311  fönnen 
unb  gleia)fam  in  ber  2öirflid)feit  %\\  flauen,  ma§  ber  Parten jeia^ner  bilblicf) 
bargefteHt  f>at. 

2ÖiH  man  alfo  eine  Parte  lefen,  fo  mujj  man  erftenS  bie  3f'^fn 
gleidjfam  bie  33ua)flaben  ber  Parte,  berfteljen.  *D?an  fod  miffen,  mie  ber 
tfarienjeietyner  Stäbte  unb  Dörfer,  fteftnugen,  Scfyöffer,  Plöfter,  Äuinen, 
93abeorte,  Straften  unb  Sifenbaljneu,  ©renjen,  $äffe,  33a*#e,  Sflttffe,  Seen, 
$eid)e,  Sümpfe,  38afferfäfle  u.  f.  tu.  bargefteüt  tjat.  ferner  foll  man  miffen, 
mie  bie  Unebenheiten  ber  (SrboberflrtaV  öeranf4>aulirt)t  merben;  mau  foQ  bie 
ßbene  Dom  ©ebirge,  jleile  Wbljänge  bon  fanfter  Neigung  be«  (Srbboben* 
unterfa^eiben  lernen.  Diefe  erfte  $f)ätigfeit  nennen  mir  ba§  91  uff  offen  be§ 
Parten  bilbeS.  Doa)  bei  biefen  toten  58ucf)ftaben  foD  ber  Partenlefer  nio)t 


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flehen  bleiben,  er  fofl  jur  jweiten  ^dttgfrit  übergeben,  §um  übertragen, 
b.  b«  er  fofl  bie  3*^"  in  bie  2öirfliä)feit  übertragen,  er  jofl  ftdfo  aOe 
geograpbifcben  Objefte  in  ber  natürlichen  ©röfie  unb  5Be )c^aff entert  benfen. 
(5r  mufe  fttb  beraubt  werben,  bafj  afle  ®egcnftänbe  in  Derfleinertem  Wlafr 
ftabe  bargefteflt  finb,  mufe  nia^t  nur  3c^fn  u"b  SBörter,  Cinien,  ftaxbm 
unb  ©erraffen  feiner  $Ijautafte  einprägen,  fonbern  ben  fügten  2öalb  unb 
ben  fonnigen  £ügel,  ben  belebten  ftlufj  unb  See,  ba§  Hochgebirge  in  feiner 
jliOen  Etajeflät,  baS  bon  tätigen  <D*enfa>n  bemobnte  Pulturlanb,  furj  afle 
Objefte  at«  wirflid)  erjftierenb  fid>  Dorfteflen. 

SJerwanbt  mit  bem  Übertragen  ift  bie  britte  £$ätig!fit  beim  Partenlefen, 
baS  Determinieren.  Mudj  bie  befte  Parte  ift  immer  no$  ein  unboflfommeneS 
Slbbilb  be«  bargefteflten  2anbe§.  Mieles  fann  ber  Partenjeicbner  gar  ni$t 
borfteflen,  biele«  nur  anbeuten.  Die  Unüoflftänbigfeit  ber  Parte  wirb  um  fo 
größer,  je  «einer  ber  Wafeftab  ift,  ober  mit  anbern  SBorten,  ein  wie  biet 
gröfeereS  ©ebiet  auf  fteinem  SRaume  bargefteflt  werben  fofl.  SBäbrenb  auf 
ber  topograpbifd>en  Parte  bie  einzelnen  ©ebäube,  bie  ftufjwege.  bie  Üteit*  unb 
Saumbfabe,  bie  Sra^rfrrafien,  Sädje  unb  $eid)e,  bie  begebenen  Kulturen, 
wie  ©ärten,  Äeblanb,  2Balb  ic,  bie  S9e§irfö-  unb  ©emeinbegrenjen ,  bie 
geringen  ?fnfd)meflungen  beS  C5rbboben§,  Heine  ^eläpartien,  ßrbfdjlipfe  unb 
93öf jungen,  Dämme  unb  (Sinfdmitte  noo*>  grapbifd)  bargefteflt  werben  fönnen, 
mufj  ber  3<i<bner  bei  einem  Heineren  Wafeftabe  Diel  Detail  weglajfen,  er  mufe 
generalifieren.  Seim  ©eneralifieren  mufe  ba§  weniger  2Öict)tige  bem  5?e» 
beutfameren  ^Jlafc  madjen,  bie  3et(^nltr(9  wirb  ungenauer,  au$  berfdjiebenen 
©erggipfeln  wirb  nur  ein  33erg,  Heine  Krümmungen  ber  ftlüffe  werben  nirfjt 
mefjr  bargefteflt  2c.  2Ba3  nun  ber  Partenjeidjner  burdj  ba§  ©eneralifieren 
weggetaffen,  ba§  mufe  Dom  .Qartenlefer  wieber  ergänzt,  ^in^iigebodbt  werben. 
DiefeS  £)in$ubenffn  berjenigeu  5Werlmale,  bie  wobt  bei  bem  9laturobjefte, 
nidjt  aber  bei  ber  bilblia>n  Darfteflung  öorlommen,  nennt  man  eben  baS 
Determinieren. 

6§  fönnte  nun  bier  ber  (Sinmanb  gemalt  werben,  ba§  Determinieren 
fei  für  bie  Sattler  $u  ferner,  unb  wenn  man  ricbjig  beterminieren  wolle, 
fo  mfiffe  man  ja  bie  ©egenb  fdjon  fennen.  Darauf  erwiebere  idj  folgenbeS: 
Wan  beginnt  ba§  Partenlefen  an  einer  Parte  ber  eigenen  Heimat.  Da  bietet 
boeb  baS  Determinieren  feine  Sa*)mierigfeiten.  2Öenn  bann  bie  6<büler  einen 
^ügel  ober  SBerg  ber  £eimat,  einen  f^lufe  unb  ©ee,  eine  6$lua)t,  ein  $bol, 
eine  Gbene  juerft  in  ber  9tatur  unb  bann  auf  ber  Parte  aufmetffam 
betrautet,  toenn  fie  b»«  Waturobjeft  unb  Partenbilb  mit  einanber  beeglicben 
baben,  fo  werben  fie  ft<b  M<b<  Objefte  autb  borfteflen  fönnen,  wenn  ibnen 
bie  Parte  eine  ©egenb  jeigt,  bie  fie  nic&t  au§  eigener  Viiftauung  fennen. 
wirb  freilia)  babei  noa)  Diele  irrige  93orfteflungen  geben;   aber  bann  ift 


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ja  tt>iebcr  ber  2et)rer  ba,  ber  bureb  Sor^etgen  Don  SBUbern,  burc^  SBergleichung 
unb  ©ehilberung  in  ben  Schülern  richtige  ^^antafierDorftcOungen  ertoeefen 
fofl.  SBeim  ßartenlefen,  wie  überhaupt  beim  ganzen  ©eographieunterricht, 
merben  nicht  an  ben  ©crjüler,  mohl  aber  an  ben  8et)rer  jiemlicr)  fyoty  9ln» 
forberungen  gefteüt.  Cefoterer  foQ  nicht  nur  bie  &arte  genau  rennen,  fonbern 
auch  buret)  SMidjer  ftc^  über  bie  SBcf^affenl)ett  ber  einzelnen  Öänber  genau  in» 
formiert  hoben.  Seim  Unterrichte  felbft  ift  jtuar  bie  Äarte  bie  Hauptfach  e; 
an  ber  ffarle  mufe  ber  ©djüler  unterrichtet  merben,  baö  2er)rbucr)  fei  nur  ein 
Notbehelf,  ein  9fachfcr)lagemittel,  ber  2et)rer  aber  barf  fict)  mit  bem  Stubium 
ber  ffarte  allein  nicht  begnügen,  er  mufe  au8  Öeljrbüchern,  9Jeifebef<hreibungen, 
^achfehriften,  93eranfcr)aulicr)ung§mitteln  aflfeitige  grünbliche  Äenntniffe  gefcf)öpft 
haben,  fonft  wirb  er  bie  Schüler  irre  führen,  ftatt  fie  jn  leiten.  91m  beften 
freilich  ijt  e$,  wenn  ber  ßet)rer  Diel  gereist  ift;  bann  mirb  er  nicht  nur  bie 
bereisten  Cänber,  fonbern  auch  anbere  beffer  betreiben  unb  Sefchreibuugen 
beffer  Derfteljen  fönnen.  $a§  SReifen  foftet  jroar  (Selb,  unb  an  biefem  h«ben 
bie  Öef>rer  in  ber  9*egel  feinen  Überfluß;  aber  fönnte  ba  nicht  erma«  geholfen 
merben  ?  3<h  möchte  nur  auf  (SineS  Anbeuten.  9ttan  gibt  ganjen  Spulen 
auf  (Sifenbatmen  unb  $ampffct)iffen  ga^rermclfeigHng.  $a§  ift  recht  fct)ön; 
aber  marum  gemährt  man  nicht  auet)  ben  ®eograpr)ieler)rern  folcf)e  ober  notb 
größere  Erleichterungen  auf  Steifen,  bie  fie  in  ben  Serien  im  Sntereffe  be§ 
Unterrichtes  unternehmen  möchten?  Da  märe  e§  am  ^(a£e,  ju  „fchenfen."  — 
W\i  bem  28unfcr)e,  e§  möchten  überhaupt  ©emeinben,  Jfrantone  unb 
5Öunb  (erfchrief  nicht!)  bie  ftrebfamen  fytytx  finanjiell  beffer  unterfingen, 
miD  ich  für  ^eute  fchliefien.   ßebe  roohU 


$on  5er  (fniehunj  ber  Jltabd)en  auf  bem  fanbe. 

(3Son  Dr.  3ot).  6d)tt>cnbtmann  in  SR.) 

Älagen  gegen  unfere  moberne  $öchterer$iehung  auf  bem  Öanbe  —  unb 

Don  biefer  fprechen  mir  ^ter  —  begegnet  man  überall.    (5§  mirb  ui  Diel 

gelehrt  unb  ju  menig  erlogen,  ju  Diel  „SÖiffenfchaft  unb  fchöne  fünfte"  ge* 

trieben  unb  ju  menig  auf  33ilbung  be§  JperjenS  unb  (SharatterS  flefetjen . 

Daher  Diel  Halbheiten,  Diel  Oberflächlichfeit,  (Sinbilbung  ftatt  ($ebiegenr)eit, 

äußerer  Schein  ftatt  lüchtigfeit.  <So  fyat  jener  ©atnrifer  nicht  ganj  unrecht, 

menn  er  mit  grofjer  Übertreibung  in  fchalfljafter  Söeife  fingt : 

„Um  bie  febnurrenbe  ©pinbel  brrt>t  fidj  fein  ftaben, 

Unb  grlittcrjeug  füllet  bie  Duftigen  ßaben. 

6ie  fammelt  im  peinlid)  geglätteten  Sdjrcin 

9iur  fcbJmmernbeS  3eug,  ntebt  febneetgen  &in, 

3n  Äüche  unb  fletter  fetjaltet  bic  3Ragb, 

Um  «inber  unb  Äammer  toitb  toenig  gefragt.* 


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$ir  Töchter  roerben  ^eute  Dielfach  nur  äufjerlid)  für  feinere  ßebenSart 
borbereitet ;  fie  lernen  ein  buntes  Allerlei,  aber  für  bie  ftrengerc  Slnforberung 
De«  CehenS  erhalten  fie  fein  SerftänbniS  unb  feine  WuSbauer.  5)ie  mobern 
organtftevten  $öct)terfchulen,  in  benen  mef/r  unterrichtet  als  erlogen  toirb, 
unb  bie  Deshalb  auch  feine  feften  SebenSgrunbfäfce  einflößen  fönnen,  finb 
feine  Wittel,  ben  grauen  jene  $ilbung  $u  geben,  baß  fie  ihre  fociale 
Stellung  ganj  §u  erfüllen  öermögen.  Sie  bilben  nur  IreibhauSpflanjen, 
bie  jeber  fcharfe  Suftjug  im  ©ebenen  ftört,  unb  bie  ben  Ginbrücfen  ber 
raupen  unerbittlichen  2Birflidt)feit  machtlos  gegenüber  ftehen.  man  fcr)icft  bie 
iöa)ter  (fagt  Äörner)  in  eine  höhere  Söchterfchule,  lä&t  fie  mit  leichtem  gintife 
filier  franjöfifa)en  Gonoeriation  überreichen,  um  fie  ball»  unb  falonfät)ig  ju 
machen,  breffiert  fie,  um  ein  tfloDierftücf  herunter  $u  flimpern,  ein  eingepaufteS 
Sieb  in  ber  $ljeegefeflfa)aft  Dorjutragen,  unb  voilä  tont!  So  wirb  bie 
gefamte  feinere  S3ilbung  unferer  9touerntöd)ter  meiftenS  nur  ein  fläglicheS 
®emif<h  Don  leeren  Lebensarten,  conbentionellen  Sanieren  unb  berfchieben* 
ortigen  Abfällen  etlicher  fünfte,  2öiffenfa)aften  unb  Spraken;  fie  fdjeint 
bann  borjugSroeife,  roie  Wittes  äufeert,  ba$u  beftimmt  $u  fein,  allerlei  ©e« 
brect)en  beS  SeibeS  unb  ©eifteS,  baS  anfprua)5boüe  SBefen,  bie  ßeere  unb  ben 
Unfrieben  beS  ©emüteS  $u  berhüflen. 

SS  ift  geroifj,  bie  heutige  ^enfionatSerjiehung  gibt  ben  $3auerntöchtero 
feinere  Sitten,  ©efthmacf,  SJerftanb ;  allein  eS  ift  auct)  eine  naturnotroenbige 
$olge  babon,  bafj  bie  £>aut  auf  ber  3un9e  feiner,  bte  $änbe  meiner  unb 
alle  Sinne  in  bem  ©rabe  jarter  roerben,  als  ftdj  feine  §fähigfeiten  Dermehren. 
(SS  ift  eine  fet)r  roahrfcheinliche  ftolge,  bafj  ber  S3erftanb,  melier  bie  2Biffenfct)aft 
Imnt  unb  liebt,  fict)  ungern  mit  Erfahrungen  in  ber  ßüd)e  abgeben  werbe. 
Unb  enblict)  muß  biejenige  Softer  fct)on  einen  fet)r  hohen  ©rab  bon  Vernunft 
befi&en,  welche  bei  einem  feinen  ©efct)macfe  unb  einer  borjügtichen  (ginficht  ihre 
ebleren  unb  jartern  ©lieber  nicht  in  alle  bie  fraufen,  gehacften,  gezierten,  frifierten 
unb  namenlofen  füllen  fleiben  foü,  mobura)  fo  Diele  ju  einer  orbentlichen 
(KtuSarbeit  ungefaßt  werben.  SBenn  eine  $erfon  bon  bornehmem  Stanbe 
fi<h  Dergleichen  erlaubt,  geht  eS  noch  an;  ber  alte  Sauer  benft,  fie  fei  jum 
^üügang  prioilegiert.  Sei  SRenfchengebenfen  ^at  man  aber  roenigftenS  fein 
Tempel,  bafe  in  folchen  Dornehmen  Haushaltungen  etroaS  beträchtliches  erübrigt 
rootben  ift.  Hflein  roenn  ber  jweite  Mang  oem  erften,  ber  britte  bem  ^weiten 
unb  fo  bis  in  bie  unterften  SBolfSfchichten  in  biefer  fomifchen  Wolle  folgt,  fo 
muH  bie  baoon  abljängenbe  £)auSl)altung  julefct  jene  SQÖenbung  auch  nehmen. 
$ie  ^enfionatSbilbung  i)at  für  bie  33auerntöd)ter  grofee  Nachteile,  bie  oft  bie 
Vorteile  meit  überwiegen.  Unter  ber  genauen  JpauSorbnung,  bie  f)\tx  fein 
mu|  unb  ber  fteten  93eauffichtigung  entroicfelt  fich  baS  SBauernmäbchen  weniger 
frei  als  unter  bem  ftuge  ber  ©lutter  $u  #aufe.   Manche  erfüQt  in  ber 


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3:öd)terfd)ule  ihre  Pflichten,  (Sebete,  Arbeiten  mehr  gewohnheitsmäßig  unb 
qu3  äußeren,  flott  au§  eigenem  Antriebe;  fic  (omntt  mit  Der  Seit  nicht  in 
33erührung  unb  ijt  baburdj  managen  kämpfen  überhoben .  $)a  tann  e3  bann 
roofjl  fommen,  bajj  e8  fpäter,  frei  geworben,  fidt)  teiltet  geben  läßt  unb  ben 
ßodungen  ber  Seit  weniger  Siberftanb  leiftet.  3m  ^ßenfionat  geht  alles 
fo  glatt  ab,  ba§  2eben  fliegt  forgloS  Dabin,  ohne  Unbequemlichkeit,  o^iie 
raub,e3  Sort,  felbft  nötige  Äügen  werben  in  fdwnenber  9lrt  erteilt.  Unb 
nun  fommt  es  nad)  £)aufe,  um  mit  ber  ^ßrofa  be3  CebenS  ju  rennen.  Sirb  e4 
ben  nüchternen  Sinn  ber  Butter  unb  ihren  ©runbfafc:  $ie  Arbeit,  biefe  Pflicht 
jebefi  2Renfchen,  womit  ©ott  bie  Seit  gefegnet,  giebt  und  ein  wahres  unb  Dauer« 
bafteS  Vergnügen,  üerflefjen  ?  So  finb  bie  ^enfionate  weniger  für  bie  Dcäbd)en 
Dom  Canbe.  Selbfi  auf  bie  ©efaljr  hin,  für  ein  gebaut  gebolten  311  werben, 
fagen  wir:  S)a3  befte  ^enfionat  für  uujere  ©auerntödjter  ift  auch 
beute  noch  baS  d)ri|tliO)e  gutgefübrte  (SlterntjauS  $)ie  3Rutter, 
welche  bie  @b<  als  eine  §oü)fä)ule  beS  Opfers  unb  ber  Selbftentäufeerung 
bejog,  mit  flarem  Jöewufetfein  unb  feftem  Siflen  ber  $flid)t  entgegenging, 
bem  (Srnfte  beS  fiebenS  befonnen  unb  orbnenb  juDorfam,  fte  follte  nid)t  im 
ftanbe  fein,  redjtfchaffene  d)riftlid)e  $öd)ter  Don  gutem  £>er$en,  gefunber 
Vernunft,  einem  lebhaften,  bod)  eingebogenen  Se|en,  mutige,  fit'x^t  §au§« 
bälterinuen,  reinlid)e,  Derftänbige  ftöd)innen  unb  aufmertfame  (Gärtnerinnen 
ju  erjie&en?  ©emifj. 

WflerbingS  b^at  bie  $auemtod)ter  bamit  weniger  fdjöne  (Srjiehung  als 
praftifd)e  2ebenSanfd)auung  gewonnen.  $od)  biefc  fogenannte  fd)öne  Srjietmng 
ift  ja  f)öd)ftenS  eine  gfrifur  ber  gefunben  Vernunft,  unb  eS  ift  lächerliche  ^orbeit, 
eber  an  Die  grifur,  als  an  bie  Sinnen  $um  £embe  ju  benfen.  Senn  ber 
Cujus  ben  Überfluß  jum  ©runbe  hat,  fo  ift  er  anftänbig,  unb  er  tann  auch 
bem  Staate  nüfylid)  fein.  Allein  ba,  wo  er  auf  ftoften  DeS  9iotwenbigen  ge* 
fud)t  wirb,  wo  bie  Seele  nod)  Ittangel  an  ben  notbürftigften  2Öa^rbeiten  leibet 
unb  fid)  bennod)  mit  einem  ohnmächtigen  Sd)wunge  $ur  $afef  ber  höheren 
SeiSfjeit  ergeben  will,  wo  unfere  $Öd)ter  franjöfifd)  unb  englifd)  plauberu 
foflen,  ob,ne  bie  geringfte  ^l^eorie  ober  ^rajfis  Don  ber  ipau3b,altung  ju  haben, 
ba  ift  biefer  ßujuS  ber  fd)önen  SBilbung  ber  Seele  be§  9J?äbd)enS  nid)tS  als 
ein  prächtiges  (Slenb.  2)er  ©eifl  wirb  Oer  jär  teil,  gefd)»uücf)t,  üerwöhnt.  6S 
tommt  ein  &fe(  gegen  alltägliche,  häusliche  Pflichten.  9Jlit  einem  Sorte, 
biefe  moberne  53ilbung  ber  33auerntö<bter  »erführt  bie  (Sinbilbung  gutherziger 
unb  leichtgläubiger  ftinber  ju  Hoffnungen,  bie  nur  ber  heutige  Womanenfd)rift* 
[teOer  mit  ad  feiner  3^uberei  funftmäBig  erfüllen  tann.  "5)arum  ift  es  unfer 
Sunfd),  es  möchte  bei  ber  SBilbung  ber  93auerntöd)ter  wieber  mehr  auf  baS 
ßeben  gefeljeu  werben.  (58  jeigt  fi<h  gwabe  h^r  öei  ber  ©ilbung  ber  9Häbd)en 
auf  bem  Canbe,  bafe  bie  einfache  fd)lichte  grjiehung  bie  2öd)ter  flüger,  thä* 


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tiger,  überlegener,  me$r  jum  £errn  bes  Bebend,  unb  barum  au#  für  ba3 
bau3li($e  Öeben  geeigneter  unb  gtüdlictyr  mad)t,  als  bie  meid)lid)e  tyiffiöität 
ber  fogenannten  fdjöuen  (Srjiefjung  ober  mobernen  Söeltbilbung.  *) 


, ßit  ^albjaljrfdjulf n"?  d&raubünbena. 

OBon  Pfarrer  St.  in  T.,  fft.  ©raub.) 

* 

3$  erlaube  mir,  auf  eine  Arbeit  ber  531."  in  ben  $eften  23  unb 
24  (1894)  jurürfjufommen,  obfdjon  mir  mit  unfern  „flattern"  glüdlia}  ind 
3al)r  1895  $erübergefegelt  finb.  Me3  fcfyueigt,  nadjbem  $err  Beßrer  H.  in  W., 
flt.  6t.  ©allen,  fein  begrünbeteS,  fdjarfes  Urteil  über  bie  „£>albjal)tf Ovulen"  ge* 
fällt  (at.  3n  ber  roilben  ©ebirgSbeimat  ber  ^palbjaljrfdwleu  regt  fid)  enblid) 
eine  tJeber,  roela^e  roenigftcuS  einen  Sid)tftral)l  in  jenes  büftere  Sa)ulgemälbe 
werfen  niodjtc.  Tiefe  Jeber  fod  aber  mdit  in  ben  roeltbetonnten  fduDarjen 
9lbgrunb  tauten ,  um  ben  Traden  Reißer  ^ßolemit  auf^umecfen.  Gm  frieblictyer 
2Öed)fel  ber  Weinungen  jur  gegenfeitigen  (Srgänjung  ber  Arbeiten  fei  unb 
bleibe  uufcre  $euife. 

9ll§  ©raubünbner  fteüe  id)  nur  eine  §rage: 

Siebt  bie  Snttt>irflung  ber  i<olf «fd)ule  in  unferem  ftanton  f o  koett 
Vtriirf,  baß  fie  ben  „alten  ftrcb«fd)aben"  ytr  3rtian  trägt?    92ctn ! 

1)  2)er  ©nfc  bes  Ser)rertage8  in  3ür'^  'ann  *n  f«n«  allgemeinfteu 
Raffung  (eine  (Geltung  Ijaben,  roesfyalb  geroijj  üiele  mafyre  ©djulfreunbe  bem» 
felben  nuty  unbebingt  beipflichten  werben.  $)ie  §albjab,rf$ule  in  ©raubünben 
muß  eine  %od>ter  ber  9tatur  genannt  roerben.  $5enn  jeber  gebtlbete  Wann 
roeiß,  öaB  bie  geiftige  unb  forperlute  9lu§bilbung  beS  SSolfeS  unter  ben 
mächtigen,  Dom  8d)5pfer  gewollten  Sinflüffen  ber  Watur  fteljt.  2Bo  aber  bie 

')  ffiir  baben  biefe  9trbeit  al«6timmung«bilb  Dieler  Streife  unoerfürjt  auf* 
genommen,  obmobl  bie  äu«jüt)rungen  berfelben  ftd)  nid)t  überall  mit  unfern  (£r* 
fabrungen  unb  SInfdiauungcn  beden.  2Ba«  ber  oerchrte  ^erfaffer  fa^t#  mag  iebenf all« 
für  fog.  aufgcllärte  s4$enftonate,  urie  jolcbc  Diele  in  ber  ©cftfdjroety  unb  tn  3fran(< 
reidj  unb  aua?  in  größern  beutfeben  Stäbten  fia)  befinben,  Dolle  ©eltung  baben  ; 
auf  unfere  Fatbol.  Jöd)icrpenfionate  paßt  jebodj  man  die  2lu«ffib,rung  nicfjt. 
2Bir  rennen  Diele  Xodjtcr  au«  bem  i'iittd-  unb  JBauernftanbe,  bie  au«  bem  eitu 
ober  jmeijäbrigen  S3cfud>  eine«  (atb.  Xöa)terpenitonat«  ben  größten  Siufcen  mit  ins 
lieben  nahmen;  fie  (amen  frömmer,  gefttteter  nrieber  nadi  .§aufe,  mit  Dermehrtcr 
unb  Derftänbtgerer  6d)affen«freube,  mtt  größerer  Biebe  )u  ben  CSitern,  mit  größerem 
$tfer,  an  tr>rer  eigenen  iUeroolIfommnung  unb  berjentgen  ber  jungem  ©efdnuifter 
*u  arbeiten,  fo  baß  bie  9u«lagen  bie  fdjönften  ftinfen  brauten.  @troa8  mebr  Sil 
bung  unb  ^Inftanb  tbut  aueb  einer  aewöhnlirfien  Familie  gut,  unb  bie  ^rau  unb 
Kurier  ift  bod)  bie  Seele  be3  5anitlienleben8.  3mmerbin  aber  (ann  niajt  genug 
betont  toerben,  baß  bie  2öd)terpenfionate  nebft  ber  RtttöcL  ©r;tcbung  ba«  größte 
Hnuidjt  auf  bie  praf tif a)c  ?lu«bilbung  legen  tollen,  unb  baß  ber  (vi n flu h  eined 
¥c nüonat es  für  bie  glüdttd)e  @)eftaltun0  be«  ,vamilten  unb  fogialen  Beben«  um  fo 
flrößer  ift,  je  mehr  bie«  gefaneht.  —  ©rjiebung  für«  Beben,  —  fei  immer  mebr  bie 
teoife  unterer  fatr>ot.  löd^terinftitute;  ba«  madjt  fie  *u  @egen«anftaltenl  — 


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9totur  in  i&ren  äufeeren  6rfd&einungen  bem  menfd&licfcen  (»efe&e  bie  2öeg« 
meift,  ba  fefct  fic  au$  iljre  Scbjranfen.  DeSfjalb  fübjt  man  unfereS  (SracfctenS 
im  ganjen  ßanton  nirgend  baS  JöebürfniS,  bic  §albjal)rjcf)iile  jur 
3a&reSfc$ule  $u  ermeitern.    (Sine  folc^e  frrage  erjfliert  ni$t. 

Mlfo  ifl  ber  „foebSfdjaben"  boa)  ba?  Die  ipalbjaljrfd>ulen  finb  ba  ; 
bafj  aber  ber  ftrebsfdjaben  fo  bebauernSroert  fei,  fann  niemanb  zugeben,  ber 
unfer  regeS  Aufleben  in  ©raubttitben  tennt.  3$  bin  nid}t  in  ber  Sage, 
bie  „ Tabellen  ber  SRefrutenprüfungen"  unter  meine  93rifle  $u  nehmen.  So 
Diel  miffen  mir  bennod},  bafj  unfere  SRefruten  feineSroegS  aus  bem  testen  ber 
Stämme  £)etoetienS  fommen.  3fbenfab*S  ftnb  obige  Tabellen  feine  über  ade 
3toeife(  erhabene  9fid)tfdmur.  Wi\  um  fo  mefyr  Si$erljeit  greifen  mir  nad) 
einer  flattlid)en  93rofd)üre  bon  ca.  125  Seiten:  „3afjre$berid)t  beS  bünb* 
nerifd)en  ßeljreroereinS."  Drei  3<*l)rgänge  beSfelben  liegen  teils  auf  meinem 
-Xij$e,  teils  en  gros  in  meinem  ©ebädjtniS.  Die  9erid)te  geigen  tlar  genug, 
bafe  bie  ße^rerfa^aft  unermübliety  naa)  immer  meljr  93oflfommenljeit  in  ber  Srfmle 
firebt.  Die  #ebung  ber  SJolfSfdmle,  baS  if)  ber  belebenbe  §mud),  melier  gerabe 
gegenwärtig  Don  $ljal  ju  %$al  baS  allgemeine  3nterefje  medt  unb  t)ebt. 
3m  Äapitel  „tfonferenjt&ätigteit"  finben  mir  bie  intereffanteften  Referate; 
miffenf$aftlia>  unb  praftifdje  Sljemate,  roela>  afle  auf  biefeS  einige  3kl 
Einarbeiten. 

6S  fann  nic&t  Aufgabe  biefer  Arbeit  fein,  auf  bie  Littel  im  einzelnen 
einzutreten.  Mudj  in  unferm  ßanton  machen  politifc&e  unb  lonfefftonefle 
ftaftoren  einen  bemü&enben  (Sinbrud  auf  ben  unparteiifä>n  Stfculfreunb. 
Die  fa)ulfeinbli#en  ©emeinben,  ober  mie  Selker  H.  in  W.  fdnribt  ,,2kr» 
blenbete  (Sltern  unb  taue  Sa)ulräte"  bUrften  üerfjältniSmäjjig  feiten  ju  treffen 
fein.  9lamentlia)  bie  fieberen  roerben,  menn  fie  fjarte  ßöpfe  jeigen,  öon  ben 
ausgezeichneten  Sa^ulinfpeftoren  naa)  ßfjur  benunjiert.  Das  löbl.  ($rjieb,ung§» 
Departement  l)at  einen  neuen  aOgemein  oerbinbliaVn  Öeljrplan  heraus- 
gegeben. 3"  bemfelben  befunbet  fid)  leiber  baS  SBefireben,  bie  Hnforberungen 
an  bie  Sa^ule  Ijoa)  ju  fd&rauben.  Diefe  Senben^  bürfte  moljl  mit  meljr 
3?ect)t  als  bie  £>albjal)rfdwle  felbft  unfer  „alte  ÄrebSfdfaben"  fein.  Dagegen 
lenne  i$  Ijeröorragenbe  Scfyilinfpeftoren,  meiere  ibre  Spulen  esaminieren 
nati)  bem  alten  ©runbfa^e :  „non  multa,  sed  multum"  „nia)t  SKeleS,  aber 
©riiiibltct)e§. "  2ßaS  bu  leljrft,  baS  mad>e  jum  geiftigen,  bleibenben  Eigentum 
ber  Schüler ;  fo  ungefähr  lautet  immer  it)re  Elalmung  an  bie  #erren  2eb>er. 

5öeim  SSolfe  felbft  ftebm  bie  Sefjrer  in  fjofjer  We&tung,  ja  fie  üben 
öielerorts  einen  bebeutenben  Sinflufj  auf  baS  2tolfSleben  aus.  3nfolgebeffen 
nimmt  au$  bie  Schule  felbft  bie  gebü&renbe  Stellung  bei  ben  bürgern  ein. 
Sotoeit  meine  PenntniS  gefjt,  $örte  i$  öon  feinem  8eb,rer,  ber  um  ein 


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„Stüd  faftigeu  ©ped\  „ein  Dufcenb  ßier",  „Srbäpfel"  feinen  anfälligen 
3orn  befänf  tigen  ließe.  Wein !  in  ©raubünben  ift  ber  SBeruf  bet  SßolfSbilbner 
übet  fola>  Dinge  ergaben. 

2)  Seines  ift  baS  ffiefultat  ber  aflfeitigen  $f)ätigfeit?  Belkes  bie 
Ofiuc^i  ber  §albjaf>rfdmlen  ?  33or  4  Sagten  im  Sommer  Ijatte  id)  bie  Gfjre, 
mit  bem  £errn  föebaftor  beS  „Saterlanb"  eine  $our  burd>  bie  ©erge  meiner 
Ib.  |)eimot  ju  machen.  $n  einem  SUpentljale  trafen  mir  Drei  flinber  beim 
2Bilb&euen  befa)äftigt.  Wein  £err  Begleiter  bemunberte  erftaunt  (wie  es 
ber  „©täbtler"  M  ift)  biefe  in  pfle  ber  ©efunbbeit  unb  Äraft  blü&euben 
©eftalten:  „Solche  Äinber  fieljt  man  nirgenbS  in  ßujcrn." 

5)iefeS  ©ejtänDniS  roerbe  id)  nie  bergeffen.  „Mens  sana  in  corpore 
sauo"  „6in  gefunber  ©eift  im  gefunben  Äörpet."  ffiie  ber  Körper,  fo  ift 
aua)  ber  ©eift  beim  93ünbneroolfe  Ijerrlid)  entmicfelt  unb  auSgebilbet,  meüeidjt 
meljr  als  in  ben  3nbuftriefantonen  mit  afl  iljren  Sa^reSfa^ulen. 

©raubünben  fteflt  tüchtige  Männer  in  jebem  Berufe  Ijöljerer  SMlbung. 
§S  gibt  ©emeinben,  mela)e  6  —  8  ^ßriefter,  #rjte,  9lbbofaten,  Staatsmänner 
jä&len.  Die  erften  93orf)aflen  jum  Tempel  ber  2Biffenfa)aft  ftnb  aber  bie 
^3rtmarfa}ulen.  9li$t  feiten  finb  eS  ©raubünbner  Stubenten,  meiere  mit 
relatitxr  Öeia^tigfeit  aus  ber  (jalbjäfjrlidjen  ©d)ule  in  bie  II.  ©omnafialflaffe 
eintreten,  DorauSgefeju"  natürlich,  bafi  fte  genügenben  ißrioatunterridjt  im 
Sateinifd^n  genoffen  fyaben.  ^Bieber  ein  3^'^"/  b°&  93erftänbniS  unb  2(uf* 
faffung  trofc  ber  £>albjaljrfdmle  nia)t  fo  meit  jurüdbleiben.  wie  öeljrcr  H. 
in  W.  mit  einem  ßitate  anbeuteu  moüte.  Unfere  ©tubenten  mad)en  mit 
tljren  3fU9n>ffen  unferer  ©$ule  (Sljrf,  inbem  fie  fo  fd>ön  bafteljen,  wie  bie 
Sürgerföfjne  anberer  ftantone.  9Raa)en  mir  eine  2öanberung  burd)  bie 
Stäbte  SuropaS  unb  HmerifaS,  fo  finben  mir  unterneljmungSfäf)ige  ©rau* 
bünbner  in  allen  SBrana>n  ber  ©efa^äfte.  ©inb  au$  biefe  im  „Wegen  ju« 
fälligen  ©lüde«  nafj  gemorben?"  Wein!  TOit  ©otteS  ©egen  $aben  tl>re 
Xalente  unb  Arbeiten  ben  2Boljlftanb  in  baS  #au8  gebraut. 


(II.  B.) 
1. 

Die  Grjiefyung  unferer  Sorfafyren  legte  befonberS  auf  brei  fünfte 
grofeeS  @emia)t,  erftenS  auf  eine  reidje  allgemeine  öilbung,  meldje  auf 
frönen  3bealen  rufyte  unb  nad)  bereit  Sermirflidmng  ftrebte,  jroeitenS  auf  eine 
parf  ausgeprägte  inbioibuelle  (Sntroidlung  ber  einzelnen  ^erfönlidjteiten 
unb  brüten*  auf  bie  fräftige  £erau5bilbung  eines  feften  fittlia^-religiöfen. 
G^arafterS,  beffenfiauterfeit  unb  Unbefledt&eit  man  ängftlia)  ju bemalen  [ud)te 


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Die  gütige  (Srjieljuug  bro&t  einem  fad)männifä>n  ©pejialiftentum 
ju  Derfaflen,  bem  eine  f)ö&ere  ^bealität  mangelt,  ber  bürolratifdjen  Uni- 
formierung, roela>  bie  Talente  unb  ^nbiüibualitäten  in  genau  Dorgefdjriebene 
formen  jroängt,  ber  Unbeftänbigfeit  unb  ßljaralterlofigfeit.  bie  baö 
$anMn  unb  Zfyun  ni$t  nad)  feften  (Srunbffifccn  regelt,  fonbern  nur  nad) 
OpportunitätSgrünben  unb  batyer  Dom  2Bed)fel  ber  iageSmeinung  ganj  be« 
f)errf$t  wirb. 

2. 

Die  äöiffenftfaft  ber  ^äbagogit  i[t  nia)ts  aubereS  als  ber  foftematifd) 
georbnete  unb  urfädjlid)  begrünbete  Inbegriff  ber  reichten  grfo^rungen  unb 
ber  ftefultate  beS  tieften  Deutens,  roeld)e  bie  beften  Männer  unb  grauen 
Dom  Altertum  bis  auf  unfere  3"*  gemalt,  gefammelt  unb  erprobt  Ijaben. 
Die  (Srfa&rung  unb  baS  Denfen  befi  (Sinjelnen  ift  ftets  eng  unb  befa)ränft; 
Söiffenfajaft  ift  6rfaf>rung  unb  Denfen  ber  ganzen  Söelt.  28er  ba&er  SEÖiffen- 
fdjaft  fid)  aneignet,  lebt  fia)  in  bie  Grfaljrung  unb  baS  Denten  ber  ganzen 
Seit  hinein.  2Öaf)re  2Öiffenfd)aft  ift  Sljeorie  unb  $rariS  in  &armonifd)er 
SJerbinbung.  Die  $b<orif  entroidelt  fia)  aus  ber  ^raris,  biefe  aber  roirb 
burd)  bie  ^Ijeorie  immer  roieber  Derjüngt.  (£in  IReifter  ber  2öijfenfa)aft 
roirb  nur,  roer  jfcljeorie  unb  ^ßraris  in  fia)  Dereinigt.  — 

3. 

2öer  erjiefyeu  roifl,  mufj  über  baS  3*fl  °er  @tyi*ljung  im  Haren  fein. 
Der  ftünftler  muH  roiffen,  rooju  er  feinen  Stoff  bearbeiten  roifl ;  eS  mujj  tym 
ein  beutliaVS  9ttufterbilb  Dorfdmjebeu.  Die  (5r$ieljung  ift  bie  Äunft  ber 
fünfte;  ber  (Srjieljer  mufj  baljer  eine  beutlidp  3bee  Dom  l)öd)ften  3"((  ber 
ßr^iebung  fjaben,  b.  I).  es  tnuft  iljm  ein  beutlidjeS  OTufterbtlb  Don  bem  $ilbe 
DorfdNoeben,  ju  bem  er  feinen  3öflling  d^ftaUeit  roifl.  3Jon  tym  Ijängt  als« 
bann  bie  ganje  erjieljerifdje  Hjätigfeit  ab.  2öer  giebt  tljm  biefeS  9Wufterbilb? 
Das  Denfen  beS  3Renf$en  Dor  GljriftuS  unb  aufcerfyalb  beS  <&tjrißentuinS 
roar  unb  ift  nid)t  im  ftanbe,  es  flar  unb  beutlid)  ju  erfa)auen;  bafyer  geljen 
bie  Mnfidjten  fet)r  auSeinanber.  Öott  oflein  fann  bem  (Srjie&er  biefeS  93ilb 
jeigen;  nur  ber  Sdjöpfer  teunt  3^  imb  3wd  ]t\nt$  ©efa^öpfeS  bofl  unb 
ganj.  $n  GljriftuS  ift  biefeS  3beal,  biejes  *Dlufterbilb  perfönlid)  ber 
3)ieufd)f)eit  erfd/ieuen.  „2öir  Ijaben  feine  $errlid)feit  gefehlt,  eine  £)err(ia)feit 
als  beS  ßingebornen  Dom  SJater,  Doli  ©nabe  unb  Soweit."    (3o&.  l.  14.) 


(Sibflcuoffcufdjaft.  £)err  SöunbeSrat  Sdjenf  fpfft,  nad)  feinem  Vortrag 
in  ber  flommiffiou  ber  fdjroeij.  gemeinnüfcigen  ©efeflfa^aft  in  3ut<4»  bnr> 
bie  Suboeiitionen  ber  HolfSfdmle  nod)  im  Saufe  beS  3a^reS  ifjatfacfye  roerbe. 
„Das  mü|te  in  ber  SUkife  gefa)efjen,  bafr  alle,  ©ro|  unb  Älein,  fteubigen 


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-    123  - 


£>er$en§  boran  teil  nehmen  tönntn;  eS  berfteljt  fi$  bon  felbfl,  ba§  bie 
Sache  auf  ba8  politifay  neutrale  ©ebiet  ber  phhfifchen  unb  intefleftueflen 
ßqiehung  gefteüt  roerben  mufe  $)a  liegt  ber  ©ebante  näher,  ber  Vunb 
foQ  für  baS  leibliche  2öofjl  beS  ÄinbeS  S3orforgc  treffen,  um  fie  für  ben 
Unterriehl  empfänglich  ju  machen  unb  ju  einem  gefunben  unb  Iräftigen 
(fkidjlecbj  &eraniubilben.  5Rit  anbern  Höorten :  $ie  (Sibgenoffenfchaft  mürbe 
ihr  £>auptaugenmert  auf  bie  auSreichenbe  Verpflegung  unb  ßleibung  ber 
Sc^ulfinber  ruhten."  2Bie  auS  ber  Antwort  ber  bemotratifchsfreifinnigen 
Partei  an  bie  Aborbnung  beS  (SentraloorftonbeS  beS  ©chro.  2.  V.  h?tborgeht,  f>äl t 
man  bort  ein  ju  heftige«  drängen  auf  Söfung  ber  ftrage  untunlich-  S)a8  @r* 
gebni«  ber  Vefprechung  biefer  Aborbnung  mit  ben  VunbeSräten  ©chenf  unb 
£aufer  am  26.  Januar  gipfelt  nach  ber  6<hro.  tt.  3.  in  ben  Sä&en:  1)  $ie 
fjunbeöberfaffuug  [fliegt  eine  ©ubbentionierung  ber  VolfSfchule  nicht  and; 
2)  63  liegt  in  ber  Aufgabe  beS  VunbeS,  für  bie  ftörberung  beS  VolfSerjiebungS» 
roejenS  einzutreten;  —  S)  Sine  finan^ieQe  Unterfinning  ber  VoltSjcbule  roirb 
bebingt  burch  bie  §erftellung  beS  finanziellen  (SleichgeroichteS  im  VunbeSbubget. 
4)  (58  ift  ju  erroarten,  baß  biefeS,  bon  unborljergefehenen  (Sreigniffeu  nbije- 
fehen,  früher  eintreten  roirb,  als  man  bisher  hoffen  burfte.  5)  Unterbeffeu 
ift  bie  Angelegenheit  junädrft  im  ©ajofee  beS  VunbeSrateS  unb  ber  VunbeS- 
berfammlung  ju  behanbeln  unb  gefefclich  ju  normieren.  6)  $ie  freier  beS 
150.  Öeburt8tage8  fönnte  in  feiner  pnfjenbern  SQÖeife  begangen  roerben,  als 
bura)  bie  Verroirtlichung  ber  ^eftalojjifa^en  3been  mit  £)ilfe  beS  SunbeS.  — 

Verglich  ber  geplanten  3nfpeftion  beS  Turnens  im  ©ebiete  ber 
ganzen  6ibgenoffenf$aft  labet  ber  VunbeSrat  bie  flantone  ein: 

1)  ben  $urn*  Unterricht  in  allen  b,öbern  VolfSfchuleu  bis  (Snbe  beS 
3a^reS  1895  ben  bunbeSrätlidjen  Vorfchriften  boflftänbig  entfprechenb  burch' 
Zuführen  unb  auf  ben  genannten  3*itbunft  über  bie  Ausführung  betaillierten 
Stricht  z"  erftotten. 

3n  ben  fahren  1895  unb  1896  foO  eine  möglichft  umfajfenbe  3n- 
fpettion  beS  $urn»  Unterrichtes  in  ben  2Jlittelfcf>ulen  burch  Orgaue  beS  VuubeS 
angeorbnet  roerben. 

2)  bie  erforberlid>en  ^Haftnahmen  ju  treffen,  baß 

a)  in  allen  ^rimarfchul*©emeinben ,  in  melden  bis  jefct  noch  (ein  Xum* 
Unterricht  erteilt  roorben  ift,  berfelbe  bis  6nbe  beS  3of>reS  1896  ein* 
gefü&rt  roerbe; 

b.  allerfpätefieuS  innerhalb  gleicher  grift  in  allen  ©emeinben,  in  roela>n 
ber  ^ßrimarfchul»  Unterricht  noa)  begebenen  Dichtungen  noch  juroünfcheu 
übrig  lägt,  fucceffibe  jebe  irgenb  mögliche  Verbefferung  burchgeführt  roerbe, 
ebenfalls  mit  Verpflichtung  ju  betaillierter  Verichterftattung  über  bie 
Ausführung  auf  ben  genannten  3c'tPun^- 

9?ach  Eingang  ber  ^Berichte  über  Vollziehung  ber  uorfter)rnbeji  Reifungen 
beS  VunbeSrateS  [oll,  bom  3ahre  1897  an  beginneub,  eine  3nfpeftion  beS 
^rimarfdwl«  Unterrichtes  ber  ftantone  burch  Organe  Des  VunbeS  angeorbnet 
werben. 

Aargan.  Aar  au.  £>err  Oberlehrer  ^eqog  feierte  fein  50jährigeS 
l'ehrerjubiläum  in  oder  ©tiHe.  ^öffentlich  roirb  bie  ©dmlbehörbe  boch  ein 
3<ia)«i  $tttym  haben,  bafe  fie  berbiente  ßehrer  ju  roürbigen  roeife. 


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-    124  - 

C bmalbcn.  poäjto.  $ttt  ftantonalfchulinfpeftor  ^ßfr.  Omlin  in  Sac&feln 
hat  aus  ©ffunböeitSrücffic^ten  feine  $emiffion  eingegeben.  9Ul  feine  Stelle 
rourbe  ber  frühere  Schulinfpeftor  £od)ro.  $r.  Äommiffar  b.  9lh ,  Pfarrer  in 
ßeruS  roieber  gemäht.  (Sin  tüchtiger  Sdmlmann  löst  ben  anbern  ab ;  benn 
ihren  eifrigen  SBemüfmngen  ifi  eS  ju  berbanfen,  bafe  baS  Schulroefen  ObroalbenS 
eine  fo  erjrenbolle  Stellung  im  fd)roei§erifa>n  Schulroefen  einnimmt,  TOgen 
fie  noch  recht  lange  roirfen  fönnen! 

St.  ©allen.  *  Unfere  Sehrer-UnterftüfcungSfaffa  üerfügt  über  ein  Ka- 
pital bon  runb  600,000  ftr.  hieraus  bejieheu  nun  erftenS  Sefjrer,  bie  40 
bis  50  $ar)re  ihre  ftänbigeu  ^Beiträge  uon  70  $r.  jährlich  geliefert,  in  ihren 
alten  Jagen  600  fy.  ^enfion  per  3at)r.  3roe'tfnS  erhalten  2öitroen  Don 
2et)reru  200  eoent.  300  %x.  drittens  genießen  jene  bie  bofle  s#enfion,  meiere 
nach  lurjer  3*'*  bem  2er)rerberufe  entfagen,  alfo  nur  roenige  Seiträge  ent» 
richteten  unb  bielleicht  bann  einträglichere  Stellen  übernahmen.  6S  geht  nun 
eine  leife  33eroeguug  burchS  ßanb,  bafe  bie  ^enfion  biefer  3.  Älaffe  §u 
©unfteu  ber  erften  2  klaffen  um  etroaS  gefchmälert  roerbe,  jumal  600  $r. 
(eoent.  30o)  bod)  jum  Sterben  ju  biel  unb  jum  Seben  ju  roenig  fei.  (5§ 
ift  ju  hoffen,  ba§  biefe  berechtigte  öeroegung  Sellen  roerfe,  anljaltenb  Soben 
faffe  unb  in  ben  mafjgebenbften  Greifen  geneigtes  Ohr  finbe.  — 

-  2öie  bie  le&te  Kummer  ber  „^äbag.  Wärter"  mitteilen,  broht  bem 
Äanton  St.  ©allen  ein  fernerer  93erluft.  $err  Seminarbireftor  Dr.  Ityobot 
SBiget  fct)eibet  bon  <Ücariaberg,  um  baS  JReftorat  ber  ßantonSfchule  in  trogen 
$u  übernehmen. 

Schreiber  bieS  hörte  fct)on  bor  einiger  3«t,  bafc  ö«  jetzige  Seiter  unfereS 
Seminars  fich  in  feiner  Stellung  nicht  mehr  behaglich  fühle;  aber  nichts 
befioroeniger  fam  biefe  ftunbe  ber  ft.  gaQifccjen  Ser/rerfctjaft  unermartet.  £ert 
Dr.  SBiget  hQt  roährenb  feiner  3'/«jährigeu  Söirffamfeit  eS  berftanben,  baS 
9lnfer)en  beS  Seminars,  namentlich  Dpi  0(11  fonferbatiben  Elementen,  ju  beben. 
9iie  mürben  klagen  über  tonfefftonede  "flnflänbe  laut.  Unb  baS  roifl  in  einem 
pari  tätige  n  unb  jubem  politifch  erregbaren  Äauton  fchon  etmaS  bebeuteu. 
$)aS  Sob,  gemiffenhafte  Joleranj  geübt  $u  haben,  roirb  baher  bem  fcheibenben 
Seminarbireftor  bon  iölättern  aller  ^arteifchattierungeu  ungefchmälert  erteilt. 
£>err  Dr.  SZBiget  geniefet  aflerfeitS  ben  Ruf  eines  hochtalentierten,  roiffenfchaftlich 
tüchtig  gebilbeten  Schulmanne«.  2öenn  auch  baS  ©roS  unferer  Sehrerfdjaft 
nicht  auf  baS  Softem  ber  £Krbart"3itterfchen  ^ßäbagogil  blinblings  fchroört, 
fo  erblidte  fie  boct)  in  ihm  einen  ber  tüchtigften  unb  befonnenern  Vertreter 
biefer  Stiftung. 

$ie  ©rünbe,  bie  ben  Seiter  unfereS  Seminars  bewogen,  feine  ^efignation 
einzureichen,  fiub  uns  unbefannt.  (Sben)o  f>errfc^t  tiefes  $unfel  über  beffen 
Nachfolger.  2öir  glauben,  nichts  Unerhörtes  ju  forbern,  roenn  mir  auf  biefen 
^often  einmal  einen  gläubigen  .Qatt>lilen  gefteHt  roiffen  roollten,  ben  bis 
je&t  fünf  „proteftantifche,  freifinnige  Herren"  innegehabt  haben,  freilich  roirb 
man  ba  roieber  bon  „itichtbrauchbarem  «t>oISc"  prebigen  unb  uns  brei*  unb 
bierfach  berfichern  rooflen,  baft  folcheS  nur  im  liberalen  Säger  }U  finben  fei. 
2öir  fennen  biefe  ^i)ta\t  unb  roiffen  fie  auch  auf  ihren  innern  2öert  ju  fct)ä&en. 


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125  - 


2Bir  liegen  ober  audj  in  unfere  oberjle  (SrjiefyungSbebörbe  ba§  üoflfte 
3utraurn  unb  glauben,  biefelbe  werbe  feine  Stritte  unterlaffen,  einen  mürbigen 
unb  beiben  ßonfeffionen  genefjmen  *Rad)folger  auf  biefen  griffen  Soften  $u  finben. 

53i3  irgeub  eine  Womination  auftauet,  lä&t  man  bie  Angelegenheit  ibren 
rubigen  ©ang  ge&en.  ©oflte,  miber  Erwarten,  eine  ^Jerfönliibjeit  auf  biefen 
ferneren  unb  öerantmortimgSDoflen  Soften  gefteflt  werben  moflen,  bie  nid)t  ba§ 
geringjle  3utraucn  für  eine  tolerante  Ceitung  befäfee,  fo  finbet  man  in  ©afluS 
Sanben  no<b  genug  jtreitbore  SRäuner,  bie  bagegen  ein  gemityigeS  93eto  eiu^ 
legen  mürben. 

SBir  finb  im  ^Begriffe,  ein  oierjä^rigeS  Seminarftubium  einzuführen. 
Die  6ntfd)eibung  hierüber  bängt  nid)t  jum  geringften  ieile  baöon  ab,  roer 
in  aflernäcbfter  Qt'xi  auf  WariabergS  pöbelt  beS  ©cepter  fa)mingen  mirb. 
Docb  für  ^eute  genug  ljieüon.    ©eben  mir  ju  etroaS  anberm  über. 

Der  9tegierung8rat  ljat  für  bie  (Stellung  eine«  2efebuct)e§  für  bie 
7.  ^rimarflaffe  eine  flonfurrenj  unter  ben  ft.  gafli|"cf>en  Sebrern  eröffnet  unb 
bafür  einen  ftrebit  öon  700  ftr.  für  Prämien  ausgefegt.  (SinlieferungStermin 
1.  9Rai  1896.  9M3  anbin  mürbe  für  biefe  ©dmlflufe  au  Dielen  (Spulen 
ßberbarb  III.  3>it  benutzt,  ©eroifo  mirb  e§  nur  afifeitig  begrüßt  merben, 
menn  au$  biefe  Äloffe  ein  bie  2*err)ältniffe  unfereS  flantonä  mebr  berürf* 
fidjtigenbe«  fiefebud)  erhält.  Wad)  SrfteUung  beSfelben  mirb  aud)  ein  neues 
ßrgänjungSfdnilbua)  —  fdmn  lange  gemünfdjt  unb  erfebnt  —  ba$  2id>t  ber 
2Belt  erbliden  unb  ^ernoc^  bie  Umarbeitung  be§  2efebud>e3  für  bie  6.  Älaffe 
begonnen  merben.  Die  oerebrteu  Sefer  feben  alfo,  bafj  ein  frifd)er,  fa^neibiger 
unb  arbeitsfroljer  3"9  burdj  unfer  Sdjulmeien  jieljt.  „Stiflftanb  ift  9tüd» 
f abritt."  ftür  bie  (Srjiebuug  uuferer  teuren  flinberfcr)ar  barf  (ein  Opfer  jii 
grofi,  (eine  Arbeit  ju  [djmer  fein.  (Sine  tüdftige  ©eifteS*  unb  JperjenSb Übung 
if»  ba§  rjödrfte  @ut,  baö  eitern  ibren  ßinbern  binterlaffen  (önnen.  Hub  biefer 
(oftbare  Erbteil  fdjeint  gegenmärtig  um  fo  mertöoder,  ba  bie  [ojialen  SBerljältniffe 
immer  ernfter  fta)  geflalten,  ba  es  in  ben  breiten  ©a)id)ten  unferer  $e* 
Dölferung  gäljrt  unb  brobelt  mie  in  einer  £>ejen(üdje  unb  Rimberte  unb 
^aufenbe  ibr  §eil  nur  no$  in  einer  afle§  oernid)tenben  Anar$ie  erbliden; 
ba  bie  berblenbete  Waffe  unb  ibre  Rubrer  nid)t  feben  moflen,  bafe  Worgen* 
Dämmerung  fcbönerer  5age  nur  $u  erboffen  finb  in  ber  SRüdfefjr  jum  gläubig» 
frommen  6b,riftentum.  p. 

—  3m  näd)ften  grü^ling  mirb  in  ber  ©tobt  St.  ©allen  ein  3al)re5- 
(ur§  für  Äinbergärtnerinnen  eröffnet;  bie  Leitung  ift  ben  &br(räften 
be3  ftäbtijdjen  ÄinbergartenS  ungeteilt,  mäbrenb  ber  Storftanö  De§  Sd>meij. 
ÄinbergartenoereinS  eine  Art  Auffid»"  unb  Kontrolle  fübjt  unb  bie  3*ugniffe 
unter jeidjnet,  bie  auf  eine  Prüfung  bin  ben  3>ilnebmerinnen  be§  ffurfeS 
auSgefieOt  merben. 

&djm%.  Brunnen.  —  m.  3n  ^ter  geljt  man  mit  bem  ©ebanfen 
um,  bie  bis  anbin  mit  ber  ftaplanetyfrünbe  oerbunben  gemefene  ©efunbar» 
fdjule  unabhängig  ju  ma$en  unb  unter  einen  meltlia^en  Sebrer  ju  ftedeu. 
5BieIe  mittern  in  bem  an  ficb,  b,armlofen  Vorgänge  ein  6tüc(  Dolitifa^er 
©djulgefa^ia^te  im  (leinen.  69  fafet  biefe  Anfügt  um  fo  (eia^ter  öoben,  meil 
ber  ©ebanfe  öon  einer  ©eite* ausgebt,  bie  biö  anb,in  ber  religiöfen  6eite 
beS  Unterriöjte«  ni#t  gerabe  33ater|ielle  oerfe^en,  unb  meil  bie  fcerren 


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-    126  - 

ber  ©ottljarbbaljn  fi$  einfluferei<$  unter  ben  neuen  ©rünbern  einfinben. 
©arten  mir  ab.  —  Das  gebeimnisoofle  Duntel  beginnt  bereits  burdj)fic&iig 
ju  merben.  — 

—  F.  Ter  SReg.»9tat  beantragt  bem  näefcfibin  jufammentretenben 
ßantonSrate,  bie  Sogenannte  Strafrelrutenfa^ule,  bie  ben  24.  Hug.  1893 
mit  proDiforifd)em  @baratter  befcfyloffen  mürbe,  aud)  für  bie  16  Straffdjüler 
Dom  ^»erbfte  1894  mieber  aufreajt  ju  fjalteti.  ßs  foflten  fomit  biefe  16 
99urfa)en,  beren  DurcbfdmittSnote  über  15  eDent.  19  mar,  nod)  biefeS  3atyr 
eine  brcimöd)entlid)e  Straff<bulf  für  iljre  im  abgelaufenen  $erbfte  eroberten 
Woten  burcbmad&en.  Die  Äoften  für  Überma^uug  unb  Unterricht  mürbe  ber 
ftanton,  bie  für  ben  Unterhalt  ber  Schüler  bie  bej.  (Semeinbe  übernehmen. 
(5rjief)ung§*  unb  <D(ilitär>Departement  hätten  bie  Leitung  unb  Slufficbt.  3n 
biefem  Sinne  fofl  fid)  bie  Webrjahl  ber  Sdnilbebörben  unb  Sebrer  geäußert 
haben,  Don  beneu  baS  (SrjiebungSbepartement  bezügliche  (Srfuubigungen  ein- 
gebogen  fyai.  —  Schreiber  bie§  ffüt  nur  ben  einen  SBunfcb,  eS  möchte  erftlid) 
bie  neue  Sduilorganifation  oom  b-  ßantonSrate  enblicb  burebberaten  unb 
erlebigt  unb  bann  auch  überall  gebanbbabt  merben,  bann  roirbS  mobt 
beffern.  Sobann  meint  er  unmafigeblicb,  menn  biefe  Straffdnile  roirflieb 
beibehalten  fein  fofl,  fo  märe  e§  gut,  man  träfe  juftänbigen  Orte«  9ln» 
orbnungen,  bafe  fold)e  ftrafpfliebtige  gelben  fdjon  Dor  ben  eibgen.  9tefruten* 
Prüfungen  auSfinbig  gemalt  mürben,  unb  bafe  fie  bann  ibre  Straffchule 
aud)  oo  r  biefen  Prüfungen  ju  befielen  bätten,  auf  baji  ber  Erfolg  beS 
ungemöhnlid)en  Strafmittels  bem  Kantone  in  ben  eibgen.  ftefultaten  noch  311 
gute  fäme.  GS  müfete  mohl  bem  b-  ßantonSrate  niebt  fo  90113  unlösbar 
erfahrnen,  eine  berartige  Bnorbnung  mit  gefefclia>r  Unterlage  inS  Seben 
ju  rufen.  — 

Saabt.  DaS  fieiebenbegäugnis  oon  £rn.  $rof.  Secretan,  Öebrer  ber 
^ßbilofopbif  ber  Unioerfität  in  Öaufanne,  mar  großartig.  Sein  Seftrebeu 
ging  babin,  ^f)ilofopf)ie  unb  ebriftlicben  (Glaube  mit  einanber  511  Dereinigen. 
2ÖaS  er  in  feineu  philofopfufcheu  Schriften  moflte,  übte  er  aud)  praftifcb  aus. 
inbem  er  jeben  Sonntag  in  bie  ßir$e  ging,  um  ba  fittlicbe  ffrafr  unb 
$ugenb  am  ftufee  beS  ftreujeS  ju  fudjen  —  ein  93emeiS  mebr,  bafe  ganje 
unb  grünblia>  ©Übung  311  Ötott  fübrt.  Gtanje  ©elebrte,  tiefe  unb  grünblidje 
Denier  finb  jumeift  fromm,  bemütig  unb  gläubig;  bie  £albbilbung  nur 
ma(bt  ^oajmütig,  obfprecbenb  unb  ungläubig. 

£iirid|.  Der  SurnfurS  für  2ebrer  auS  ben  SRefrutenf^ulen  Don  1893 
unb  94  finbet  Dom  IG.  9(pri(  bis  1.  Wai  in  3^"$  ftaW. 

—  3n  9tr.  39  jmeiteS  Wbenbblatt  tritt  ein  fforrefponbent  ber  „bleuen 
3ürd)er  3*ö  "  in  mobltbuenber  unb  oerftäubiger  SBeife  gegen  ben 
Sonntags* Unter rid)t  in  ben  ©emerbefdmlen  aller  Wrt  auf,  meil  berfelbe 
bie  jungen  Seilte  eigentlich  Derfübre,  „ben  Sonntag  ui  allem  anberen  ju 
Dermenben,  nur  niebt  ju  bem,  moju  er  beftimmt  ift,"  meil  er  bie  jungen 
Seilte  baju  erjiebt.  „fpäter  teilnabmSloS  an  ben  SBeflrebungen  ber  Äircbe 
Dor überzugeben."  Der  fterr  finbet  als  eine  £auptfacbe,  bafe  „bie  3ugenb  frfte 
religiöS-fittlicbe  ©runbfäfce  ins  Seben  bringe."    6S  taget!  — 

Dcutfrijlaub.  3n  Wüncben  ftarb  ben  3.  O^bruar  im  Hilter  Don  G3  $abren 
bie  berühmte  tat^.  Dichterin  Emilie  91  in gS eis,  bie  %od)ttt  beS  für  bie 


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2Bieberbctebung  rcligiöfen  ÖebenS  in  93niern  fo  berühmten  Dr.  3otj  9iep.  Don 
SHingSei*.  9tebfi  bet  4bänbigen  SBiograpfjte  iljre*  SkterS  fei.  gab  fie  manc&e 
9Bünbd>en  (prtfc^er  unb  bramatifaVr  ÖJfbi^te  Ijcrau*,  bie  Meibenben  2Öert  fyaben 
unb  \u  ben  fünften  SBerfen  ber  neuem  ^Joefie  gehören.    R.  I.  P. 

«racriftt.  fluf  ben  IS.  ftebruar  1895  fäat  ber  lOOfte  ©eburtMag 
be$  ureigen  9lmerifaner§  ©eorge  ^eabobü.  3n  jeber  Schule  beS  SübenS 
mitb  biejer  Sag  gefeiert.  £ier  einige  ^otijen  über  ifjn.  (5r  mar  ber  Sofm 
mä&ig  begüterter  Altern,  erhielt  nur  eine  geroöfjnlia>  Scfyilbilbung  unb  mar 
fd)on  mit  bem  11.  3afyre  auf  [icb,  angeroiefen.  9lnfängtid}  mar  er  in  bem 
Saben  feines  Ctjeim*.  bann  Partner  Don  bem  93efif$er  eine§  großen  Schnitt- 
n>arengefd)äfte$;  fo  üerbiente  er  nad)  unb  nadj  riefig.  Seiner  SSaterftabt 
fc^enfte  er  Vf4  Millionen  §r.  für  eine  f^reibibliot^ef,  Baltimore  noa)  mel)r. 
3n  Baltimore  ftiftete  er  mit  l'/2  Win.  $r  ba*  ^eabobt)--3nftitut,  bem  er 
bann  balb  noa)  3«/t  Will.  $r.  fünfte.  $ie  <5}efd)cnfe  Don  50-250,000  frr., 
bie  er  mac&te,  fönnen  nict)t  aufgellt  werben;  fif  fiub  ju  jab,(rei^.  3n 
Sonbon  ließ  er  für  12'/t  Will.  §r.  ?lrbeitermo^nungen  errieten.  t$i\T  @r* 
jie^uug^mede  im  ©üben  9?orbamerita§  fe|te  er  1 71/«  Will.  ftr.  au§.  3m 
($km$en  fjat  er  50  Will,  ftr.  für  rootjlttjütige  3wetfe  gegeben.  Seinen  3$er* 
toanbten  hinterließ  er  immerhin  uod)  25  Will.  §r.  Qsr  ftarb  am  4.  s)fo= 
Dember  1869  unb  ift  ber  (Sinnige,  ber  aufjerfjalb  (Suglanb  geboren  ift,  unb 
bo$  eine  ©rabjlätte  im  Söeftminfter  in  fionbou  tjat.  — 


$ä*a00ßifd)e  £itttratttr  unb  Sefpr mittel. 

3n  6 ^ur  erfdjeint  (b.  ©udjbruderet  2p r edier,  SMeli  u.  $?ornaucr)  ein  $aftoral= 
llttt  für  bic  SDiöscfc.  $rei*  2  ftr.  ©«  enthält  in  latcinifdjer  ©pradje  ba*  ©reue 
be*  Iii.  Sater*  2eo  XIII.  für  ben  herein  ber  Iii.  Sfamilie,  bann  in  beutfdjcr  ©pracbe 
ein  Sdnreiben  be*  fyodjiüürbigften  SBifdjof*  oon  CStjur  über  bie  t£infüb,rung  bc* 
neuen  Diöftciaitfate  dii&iim«,  mcl d\ei  fia)  in  grünbtidicr  SBcifc  über  bie  Wotrocnbigfcit 
ber  Erteilung  bc*  9teligion$untcrriä)tc*  erfleht,  cnblid)  uerfdjiebcuc  Mitteilungen 
über  bic  ^ublifation  bc*  Xribcntinum*  in  Der  ©dnoeij.  2>te  5Iu«ftattung  ift  reeftt 

Ibcorie  unb  $rari«  M  6f!nnHarf4u(iiHterrta)te0.  IV.fccft.  Orcbr'fdje  «ud> 
banblung  in  St.  ©allen.  Sßrei*  1.  25.  oniiait :  SJcrbanblungcn  ber  ft.  gaflifd)eu 
€efunbarlcbrerfonfcrenä  an  ber  SJerfammluna.  in  :>!  in- inert,  1893.  —  2)er  ©cfd)id)t« 
unterrid)t  auf  ber  Sefunbarfdmlftufc;  jtoci  Unterrid)t*bcifptcle  uon  ©.  SÖigct.  — 
ßerjrbud)  für  bic  erfte  Stufe  ber  ©cfuubarfdjulcu.  —  :Hcd)nung;  —  Xageäorbnung 
für  bie  Äonfercnj  1894,  2Ritglieberoerjcid)ni*  unb  Statuten.  2Bir  »nerben  fpäter 
auf  bie  fcauptftoffe  juriidtomnicn  unb  begnügen  im*  bafjer  Porlauftg  mit  biefer 

&erfd)iebette£« 

Schreibmaterialien  and  alten  Reiten-  Tie  erften  Schriften  mürben  auf  Stein 
gefebrieben,  fo  aud)  bie  10  ©ebote  ®otte* ;  bic  ©efc&e  (SJrtccbenlanbs  auf  breieefige 
eberne  Xafcln  eingegraben.  $ic  ©efefee  9tom8  waren  auf  12  platten  oon  (*rj, 
Elfenbein  ober  fyoU  gefebrieben.  $ic  alten  Urfuuben  7\-ranfreid)ö  mürben  auf 
Silberplatten  gewidmet.  Montfaucon  fanb  in  Moni  ein  $ud),  mcidic*  au*  fo 
munberPoQ  büungefrbnittencm  Marmor  beftanb,  bnft  man  bie  Blätter  mit  fciaitig- 
feit  umtoenben  (onnte.  ftlcante*,  ber  arme,  aber  'leimae  Sdn'ilcr  be*  $bitofopbcu 
3eno  fcbrtcb  bic  ßebren  feine*  Meifter*  auf  3Rufd)eln  »»b  Od)fengebcin  nieber ; 
$ltniu*  er bl t ,  baß  man  in  ben  älteften  Reiten  auf  $almblätter  unb  8aumriubcu 
idirieb.  Die  Birmanen  fdjrciben  reebt  jicrlid)  auf  l^ötmurablättcr ;  bie  «uajftabcn 
»erben  öergolbet  ober  emaittiert  unb  bie  9tänber  reid)  ucrjiert  mit  Blumen  unb 


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ürachtooff  qcmalttn  Sögeln.  $te  ©cfcfee  6olon«  ftfjnttt  man  auf  lange,  oiererfige 
$ol&fd)ränfe  ein,  welche  fid)  um  iljre  are  breiten,  um  alle  oier  Seiten  lefen  ju 
tötinen.  Äud)  jjifdjhäute  brauste  man  jutn  Schreiben.  23eim  aroßen  iBranbe  311 
ftonftatitinopel  im  5.  3f)rh.  ging  eine  äbfdjrift  ber  31iabe  unb  Cbnffe  Horner»  gu 
©runbe,  bte  in  GJolbbudiftaben  auf  bie  innere  §autfeitc  einer  ©anlange  gefdjrieben 
mar  unb  aufgerollt  eine  Sänge  oott  100'  hatte.  Ta->  Pergament  ift  ebenfall«  fe&r 
alt.  Sönia.  vumeneft  von  ^ergainu«  foU  e8  erfunben  haben.  $>ic  größte  Hbnltchf  c if 
mit  bem  neuen  $apier  hatte  ber  fchon  in  alten  Reiten  jum  Schreiben  öermenbrte 
unb  aus  bem  ägnotifdjen  Sdjtlf,  bem  $appro«,  hcracftellte  ©djreibftoff.  Huch  unter 
iiinnenpapier  foU  eine  morgenlönbifd)c  6rfinbung  lein. 

(Ein  feite netf  $ucb.  Xer  fatirifdje  Xbeaterintenbent  9?aref<*>fiit  in  St.  5Beter«= 
burg  mar  in  ben  merjuger  fahren  ber  ertlärte  Liebling  be«  ruffid)en  S^aiferd.  Zroty 
ber  (Großmut  feine«  aWascnad  aber  befanb  er  ftdj  fortwäbrenb  in  ®elbocrlegenl)eit. 
(Stuft  hatte  9tarefd)fiu  eine  Sammlung  feiner  Bonmots  ljeraudgegeben  unb  bafl 
fteft  feinem  b.  @önner  gemibmet.  $)er  flaifer  liefe  hierauf  ein  SBurf)  herftellen, 
beffen  Blätter  au«  1000  Stubclnoten  beftanb  unb  ließ  btcfeS  Such  9carefdiftn  über- 
reichen. „9iun  gefällt  bir  mein  2ßerf,"  fragte  ber  Garant  anbem  Xag  beim  tfrüf)« 
ftütf  feinen  ©ünftling,  als  oon  beffen  SBtbfammlung  bie  Sehe  mar.  „©8  iutereffiert 
mid)  fo  ungemein,"  mar  bie  Slnttoort,  „baft  id)  ben  folgenben  Xcil  mit  Selutfucht 
erwarte."  Xer  3af  lächelte  unb  am  folgenben  lag  erhielt  ber  3ntcnbent  abermals 
ein  fo  foftbareö  »ud),  auf  beffen  iHftcffeite  bie  tnbaltäfdjmeren  ©orte  ju  lefen 
waren:  3wciter  unb  lefeter  »anb. 


Ein  Denkmal  für  Don  Boseo, 

den  Apostel  der  Jugend. 

Unter  der  Zahl  der  Männer,  die  in  nnserm  Jahrhunderte  sich 
grosse  Verdienste  um  die  Menschheit  erworben  haben,  gebührt  un- 
streitig eine  hervorragende  Stelle  dem  italienischen  Priester  Don 
Johannes  Bosco,  dem  grossen  Apostel  der  Jugend.  Bei  seinem  Tode, 
im  Jahre  1888,  zählten  die  von  ihm  gegründeten  und  in  mehreren 
Staaten  Europas  und  Amerikas  zerstreuten  salesianischen  Schulen  und 
Kollegien  an  dreihunderttausend  Zöglinge.  Die  von  ihm  gestiftete 
„Fromme  Salesianisehe  Gesellschaft"'  erweiterte  und  vermehrte  seine 
Gründungen  und  setzte  sich  bereits  auch  noch  in  Afrika  und  Asien 
fest. 

Dem  in  so  hohem  Maasse  verdienten  Apostel  will  man  nun  in 
Castelnuovo  d'Asti,  seinem  Geburtsorte  in  Piemont,  ein  ihm  würdiges 
Denkmal  errichten.  Dieses  Denkmal  soll  in  einer  Statue  und  einem 
salesianischen  Knaben-Institute  bestehen,  zu  welchem  Zwecke  wir  uns 
an  die  Grossherzigkeit  aller  edelgesinnten  Menschenfreunde  wenden. 

Die  Schul-,  Studier-  und  Schlafzimmer  werden  die  Namen  der 
hervorragendsten  Wohlthäter  oder  auch  der  Länder  führen,  welche 
die  beträchtlichsten  Beiträge  gespendet.  Ebenso  beabsichtigt  man  eine 
hübsche  Kapelle  und  einen  Saal  für  Fest-Akademien  zu  bauen,  vor- 
ausgesetzt, dass  eine  namhaftere  Schenkung  gemacht  wird.  ') 

')  Die  Redaktion  der  Pädag.  Blätter  ist  gerne  bereit,  für  dieses  Unternehmen, 
das  gewiss  von  jedem  kathol.  Schulfreunde  begrünst  wird,  Heiträge  aufzunehmen 
und  nach  Turin  zu  senden.  Sie  wird  das  Resultat  der  Sammlung  später  veröffent- 
lichen. 


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Tic  «tjincfifctjcn  Xufrbc  mürben  fcbon  fct)r  frühe  erfunben  (nad)  Singabc  bc$ 
üferjen  (HefchidjtMdjrcibcrS  t»on  £icn=Ifchcn  in  ber  Glitte  bc*  3.  3al)rtaufcnb« 
(Sbr.)  ;  bie  ftaugenförmige  X>arftcllung  fam  im  8.  3aljr&unbert  oor  l$hr.  auf ; 
r.  3at)rhunbert  mürbe  btc  gfabrifation  geregelt  unb  unter  ftaatlidje  Sluffidjt 
11t.  9U*  Rohmaterial  mürbe  abrocd)felnb  ber  :Kitn  oon  Xannenholj,  ^ilnnojeroö- 
,  (5rböl,  (Mranatmurjelrinbe  unb  anberer  brennbarer  Subftanjcn  burdjprobtcrt. 

f  ehxfte  Stufe  fott  fdjon  an  fid)  ben  3Jiof(hu*gcrud)  beft^en,  ber  für  bie  lufcbc 
d>jienb  ift;  ben  fdjledjten  «Sorten  mirb  er  burd)  befonbern  3ufa&  oon  ÜDiofdjue 
lt.  Äußer  bem  SRoft  tommt  bie  fehmarje  ftarbc  beS  £intenfifd)cS,  alfo  bie 
ia,  mit  jur  öermenbung;  baber  ber  feine  braune  Ion,  melcben  gute  £ufd)c 

beftfcen.  Gh,eu*SH*Souen,  ein  beroorragenber  lufchfabrifant  be«  14.  3ahr* 
bertö  hinterließ  eine  ausführliche  58efd)rcibung  feiner  ftabrifattonSmeifc.  Xar 

rterroenbete  er  ein  fette*  £>l  aud  ben  Samen  ber  Dryandra  cordata,  melcbc« 
tnäd>ft  mit  allerlei  mobiriecbcnben.f>öl3eru  ermannte,  auf  Vvlafchen  abjog  unb  lagern 
£)ie  eigentliche  föußeraeugung  ging  bann  mittelft  fochten  oor  fieb,  mobei 

in  firme  Sämocben  gefüllte  Dl  babureb  ftet«  fall  erhalten  mürbe,  baß  bie 
üjcöen  in  SCBaffer  geftettt  mürben.  Wl\t  gleicher  Sorgfalt  mürbe  ber  Nuß  oor 
\itg  unb  Staub  bemahrt-  91$  $inbcmittct  oermenbete  er  Seim,  bem  noch  einige 
beigemifcht   roaren.  $icie  flttifdmng  rourbc  gefnetet,  burch  ein  Sieb  gebrüeft 

}H  Äugeln  geformt,  welche  mieber  in  fteinernen  Dörfern  fo  lange  bearbeitet 
i'iti,  biö  bie  tfWaffe  uoliin  buftil  unb  gleichmäßig  gemorben,  morauf  biefelbe 
:It,  in  Stäbe  geformt,  gehämmert  unb  in  bie  &ol,normen  gepreßt  mürben.  $a$ 
cfnen  erfolgte  mitteilt  Trifebcr,  rroefener  9teiöftrobafd)e,  meldjc  eine  ftarfc  Saug* 
cifeit   befifct.   (Sin  langfame*  Xrocfnen  mürbe  leicht  jur  Fäulnis  be*  ttcimcä 

iur  3"fefrung  ber  Sujche  führen.  

iBrieffaften  ber  fflebaftton. 

v  Ff.  O— L.  —  „SöerufSfreube"  —  3)ie  freuen  fid)  fdjon  barauf.  — 
h  off  entlieh  mieber  aanj  bergefteßt !  2.  Xetl  ermünfebt;  roenn  immer  möglich, 
tabren !  —  T-  E-  ®«  haben  mit  3bren  (Sinfcnbungen  ganj  SRecht;  aber  ^ßolcmif 
meiner  Slatur  jumiber.  Arbeiten  mir  pofitio;  ba8  ift  ber  befte  Stampf.  $>a8 
rcilien  roabr:  ber  natürliche  Öercinigungäpunft  für  f atholüche  Lehrer  ift  ber 
olifdbe  iiebreroerein!  —  iBejüglid)  R.  liegen  bie  öcrbcUtniffe  eben  gan^  eigen» 
lieb,  fo  bafe  mir  bie  in  bem  angeführten  #itat  berührte  Scbmicrigfcit  flar  liegt.  — 
[).  L.  in  R.  —  Gl.  in  Soh.  —  SkrgeltB  Gott  für  bie  frbl.  GJabe  für  ba«  Sem.  — 
<*rr^alteti;  ba«  nädjfte  2Wal!  —  F.  X.  in  H.  dito;  freute  mich  fehr;  fortfefren! 

gufcvait.  

3m  3)rucf  unb  Verlag  bon  8?*  Zd)ulU)ef\  in  ;\ütid)  ift  [oeben 
)ienen  unb  in  aflen  ^uch^anblungen  \u  hoben : 

Sodann  flctnrtd)  jDe^alo^t. 

SRaci)  fttnem  öeben,  SBirlen  unb  feiner  53ebeutung 

bargefteQt  oon  , 
IB.  ^anfer. 
9Wit  bem  Portrait  ^cftalo^i?- 

8°  br.  «rfte  fiiefemng  $ret«  ^r.  1.  20. 

3>iefe  neue  ©iographie  be^  großen  ^äbagogen  befdjränft  fid)  uid)t  nur  auf 

DarfteQung  be8  Beben*  unb  ffltrfcnS  $ieftaumiö,  fonbern  oerfucht,  um  auch 
Ad)  über .  ben  ftreitf  ber  Uebrer  hinaus  3ntere|fe  ju  ermecten,  burebmeg  ben 
i^uß  fei^e®  gefamten  Seinft  unb  ©irtenö  auf  bie  (^eftaltung  beö  ©cifteölcbenö 

oer  Kultur  ber  @cb»ei)  unb  Tcutjchlaub^  nachgumeifen. 

3ic  erfebeint  in  oter  auf  einanber  folgenben  ßieferuugen  sunt  greife  unb  im 
äuge  beÄ  erften. 


qu8  bem  £rud  unb  Verlag  oon 

IFriefrvidf  0 d| u 1 1 lf c ß  in  |ittrid), 

ju  be^ie^en  bur$  aüe  $ud$anblungen. 

SBciblidjer  §n«barbeitSnntemt$t. 

2trirflcrf  Seltne.   Ter  rocIblfOK  £jnbarbeitäuuterri(fjt.   (£tn  ßeitfabeu  für 
Deit$lebrerinnen,  9Jiitglieber  oon  <2d)ulbe fjörben  unb  tfrauenfommtffionen.  § 
fteft.   2J!it  je  54  Figuren  im  Xertc  unb  i  litbograpbifdjen  £afel 
Aroeitc«  fceft.   9JW  58  Figuren, 
dritte«  $eft  mit  Hl  ftiguren  unb  2  lafeln.   gr.  8°.  br. 

  2lrbcit0f<l)utt)ü(Dlcin,  enttjaltenb  etrumpfregeln,  3Jla&ocrf)ältnifTe,  3dj: 

mufter,  ftlkfregeln  2c.  3um  Selbftunterricbt  für  bi<  £<bülertnnen.  SRii 
Figuren,  gr.  8°.  br. 

SBtiffmbadt,  ©lifabetlj,  Dber=Hrbeit«lebrerin.    flrbritfdwliunbc.  ©öftema 
ßeorbneter  Ueibfabcn  für  einen  metrjobifdjen  Sdnilunterridjt  in  ben  roeibü 
Jpanbarbeiten.  I  Xeil.  irtmh,  llmrn  trtm-   unb  (£r§i  InirnvjriiiiDc  fflr  vi: 
fdinlCB.   3Mt  fcolafdmitten  im  Xcr/te.   5.  Auflage.  8°.   br.  8r.  LI 

 II.  SeiL  *rbrii$!unbc  für  sdmle  unb  $an*  SWit  fcoltfainitien  im  Z< 

4.  «uflage.  8°.  br.  $r.  2. 

 i»fbrvlon  unb  »atcdjiämuä  jur  flrbcitäfAnlfiMbc.    2Rit  ^oljfcbntrtcii 

Zttft.  3.  «uftoge.  8°.  br.  3fr.  - 

£KC««£cfyr«ttttef. 

Stander,  3.,  Xurninfpeftor.  Xiirufdjulc  für  Irnaben  unb  2fläbeöen.  lafd 

format.  I.  Zt\l  $a&  Zürnen  für  bie  (Slcmentarflaffcn.  8.  Äufl  Sr.  2 
9?on  3.     $au*ttitrtb  burdjgefefjene  Ausgabe  mit  Porträt,  m.  K. 

II.  Zeil  „  ,  H  SUcalflaffen.  5.  umgearbeitete  Kuß.  fr  8. 
 Hnlfitnn«  |nm  Zürnen  mit  bem  (fifenftib.  2»tt  48  Figuren.  SCofi 

format.  ffr.  U 

*<9leitfw>ie  bie  „Xurnfdnile  für  ffnaben  unb  97läbd)en"  ift  auä  biefer  9 

faben  fermefl  beliebt  unb  oielfad)  eingeführt  morben. 
 Guide  pour  les  exercices  de  gymnastique  ayec  la  barre  de  fer.  Traduct 

de  H.  Oobat.  $r.  2. 

Xnrnftfcnle  für  den  militärifdicn  ^oruntcrridjt  ber  febmeijerif^en  3ugenb  uom 

bis  20.  3a^re.  2.  »uflage.  Zafd>enformat.  50  Ö 


Offene  tfeljrcrltfUe. 


3n  ftolge  föeftgnation  ift  bie  CberlcbrerfteUe  in  Söoüeran,  oerbunbrn  1 
Orgelbicuft  unb  9tefrutcn4lntrrrid)t,  oafattt  geworben  unb  btd^alb  neu  3U  bc?eD 
hierauf  iWefleftierenbe  belieben  ftcf»  innert  14  lagen  a  dato  unter  Öeilaflt  « 
patent  unb  ^eugniffeu  bejüglicrj  bisheriger  L'eiftungen  beim  ^räfibenten  bc*  3* 
ratbe«,  fterrn  ftantonSrat  S.  ^aajmann  in  SHollerau,  anjumclben. 

»Ittollcrau,  ben  6.  ftebruar  1895. 

3m  Auftrage  be»  ©djulratce: 
£ic  Wnncinbefnn$lei. 

1^3s-  ANZEIGE.  I^F 

Jnncr^afb  fror  nacfyffrn  14  la^c  n>iro  bie  ÜRad)ua(mic  f 
oic  ,/#ähiiUHÜfd)en  Blätter"  erhoben  5)ic  verebrten  2lb«mncnl 
finr  höfliebft  erfitd>t,  birfr((vii  iMmftlid)  rin^tlofen. 


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JIiil>ap!ji|tl)r  llöttrr. 


tBereintßitttfl 

MS4»ri|  (£r^e(iUBn«frt«»bcö"  unb  »er  „tyi&apfl.  Wonatäf  Grift". 


bes  Vereins  lutl)ol.  Ityrer  uni  Sdjulmämier 

5er  Sdjroeit 

uttb  be*  frfjttJfi^crifdjfu  fatyol.  (£r*tcf|unfl*t>crciue. 


5.  fcfft. 

(drf  geint  2  »ogen  fiarf  je  ben  1.  unb  15.  eine«  iebttt  SHonat«.) 


S)rutf  uub  (*jpcbiiion  öon  3-  3».  «luufdji. 
1895. 


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1.  Otbanfcn  hei  tf)ri|iU(brii  Grjicbcrä  *nm  fleatim  »er  61.  ftaiieiielf.  (H.  B.)  129 

2.  Oeilräfle  jir  (9cfa)t<btt  be?  arnerifqei  Sftulioefti*  (Von  ©ortfr.  Mb=G:fla, 

SJkofeffor  in  «Itborf.)  (3rortfefcung.)   132 

3.  (SioiaeS  über  Hie  ftortbilbuia.  Irr  tfebrer.  (frortfefeunfl.)  (Von  J.  A.  D„ 

$rof.  in  3fr.)   142 

4.  3aiffeR0  achter  Oaib  bm*  $aftoc.  (fa.)   u<J 

5.  $rafiifa>e  2)iinbfäbraaa.  ber  formale«  State«  as  eiiem  tietfriet  all  bei 

biblifdjen  mmtt.  (H.  B.)   152 

fi.  *abafloflif<fte  ftuabfftaa                                                   .  i* 

7.  $*bta9fltf*e  tfucratar  «ab  Scbrmtrtel   ieo 

8.  ««fdjiCÖCICfl                                                                                    .  160 

 <*-K  <fr-  


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nhpix  i  f iffg  3Whv. 

bee  „Sdjmeij.  drjiciungöfreunbe*"  unb  ber  „qföbagog.  3Honai«förifi". 

bis  Sirrin*  Kfttfi.  Irfjiw  unb  jl^uImSnntp  bw  jSdfNit} 

unb  bc$  ftf|toci^cri(rf)C!t  failjol.  (£r$ie()ungöt>erein$. 

3ttj|,  1.  TOrj  1895".     ~j     JK?  5.     ||   2.  *a)r|aii|. 

9tcbaftion8lommiffion: 

t«k  £cwhurtitcflcrtn:  ft.  l*unj,  t^Kt*.  tujem ;  Eaunmartnef,  3u«;  Me  bc$».  $tcrn:  t>r.  Jttfcel. 
^fef.  fttl,  ät>ur ;  8<e  »«i,  ?farm,  fer«,  Jtt.  ct.  «aOcn  unb  $m  «cbm  TOipfli  in  «rftfe  Ib,  ürt. 
DU  «t«t«nbu«g  c»  ftnb  m  *  cmtiMibircrter  Sau  mgartncr  }u  d*tm. 

abonnemcnt: 

*«4,<ini  metuJlicb  2  mal  {(  ben  I.  unb  15.  bd  VtvttaM  unb  tefut  IftbrlUt  fftt  ScrcIrtmittjUebtr  4  gt.; 
f'JT  t(bramt«ranbtt>»tcii  3  Jr.;  fftr  ?Jicf>tinitflHebcr  5  &r.  *  e fl « (tu  n  1 1  n  betrn  ««tte««:  3.  V). 
tliaf^t,  B«4bru<f<r,  3ug.  —  3n[ct<Uc  »erben  bie  fictitjeil«  mit  10  Rp.  bete^nel. 

  —    —  —  -  i—^-sg-ge 

&ebaitft*n  5ee  c^riftf.  örjteljerö  jum  ^Beginn 

5er  Ijf.  3Fttftenjeit. 

(H.  B.) 

Die  gcrfluföoolle n ,  jerflreuenbcn  Sage  ber  ftaföingäjeit  finb  toorüber; 
mit  bem  2lföcrmittroo(t)  beginnt  fid)  ber  *5riifl  be$  ScbenS  roieber  nifi^r  geltenb 
ju  imföcn,  unb  e$  ift  gut  fo.  greuben  finb  Wittel  jur  Abzäunung  be$  ©eifte« 
unb  foibcn,  mit  WaR  unb  in  (Sljren  genoffen,  itjre  8ercd)tigung.  ©ic  finb 
«quidenbe  Raufen  im  regelmäßigen  Öaufe  be8  99cruf3=  unb  $age8lebcn§; 
ober  fie  bürfen  nic^t  ju  lauge  bauern.  fonfl  berurfan>n  fie  überbruß  ober 
Wirten  entträftenb.  Dem  (Seift  be§  Wengen  ift  regelmäßige  $t)ätigfeit  93e« 
bürfni*,  unb  je  ebler  et  beanlagt  ift.  befto  meljr  erfreut  iljn  ernfte  ©eföäfti» 
gung,  unb  mit  Energie  uub  ftonfcquetu,  legt  er  fid)  alle  Entbehrungen  unb 
Wulfen  auf,  roeföe  i^m  311  feiner  fteteu  gortbilbung  notroenbig  erföchten. 
Sine  folibe  ©eijieSbilbung  ift  of)ite  Wbtötung  gor  nid)t  möglid). 
Silbung  umfafet  aber  ein  Doppelte«.  $efit>  ber  für  ben  $eruf  unb  ba$  2e* 
ben  nottDenbigen  £enutniffe  unb  $kfifc  ber  jur  Durchführung  uub  Verwirf- 
Iia)ung  berfelben  uotroenbigen  Söhlens-  uub  l^atfraft.  Riffen  allein  ift 
nia)t  «Übung.  Sehr  beider jenSioert  brüdt  fid)  hierüber  P.  ■%  Söeifc  ')  aus. 
.liefen  ©afc"  fagt  er,  „foü"te  man  uuferm  ©eföled)te  tuoljl  mit  glüfcenben 
Sudjftaben  auf  bie  ©time  unb  bie  beibeu  $anbfläd)eH  brennen.  SBcnn 
mon  if)tn  bie  3rrlcfjre  nföt  aus  bem  ^erjen  reißt,  ba&  2öiffen  aDeä  ift, 

')  «pol.  3.  pag.  600. 


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fo  tf)  nid&t«  geft&e&en  unb  totrb  nidfot«  erreicht.  Wein,  Siffen  ift  ni$t 
alle«.  JBiffen  allein  ift  fogar  feljr  wenig.  2Biffen  ift  aflerbing«  39ebingung 
unb  Anfang  aOe«  (Suten,  unb  barum  ift  e«  61.  $flt$t  be«  Wenf<$en,  fi$ 
ba«  rechte  Sötffen  ju  erwerben.  Aber  roenn  er  aud)  alles  SBiffen  Ijat.  fo 
fjat  er  bod)  bloß  ben  (Srunb  gelegt  unb  bie  erfte  Söebingung  ber  SJilbung 
erfüllt.  ßrft  mufe  id)  wiffen,  roa«  id)  foll  unb  roobin  ic$  jtreben  mufe, 
fonft  fann  id)  nic^t  beginnen.  9lber  bann  muß  i#  wollen,  wa§  i$  weif; 
unb  tljuu,  wa«  id)  will,  ba«  gibt  einen  gangen  Wenigen.  6in  bloßer 
JBerftanbeSmenfd)  ift  nid)t  einmal  ein  falber,  fr  ift  blofe  ein  $rittel«menfd). 
^a«  gilt  felbfi  in  öejug  auf  bie  Silbung  be«  (Seifte«.  33om  blofjen  Söiffen 
wirb  ni$t  einmal  ber  (Seift  berebelt.  3war  ift  e«  richtig:  bie  Barett 
ma<$t  ben  ©eift  frei;  aber  niajt  bie  2Baf)rf)eit,  bie  er  blofe  erfenut,  fonbern 
nur  bie  er  übt.  3a,  bamit  er  fie  nur  überhaupt  redjt  erfennt,  mufe  er  fie 
üben,  ^arum  ift  unb  bleibt  bie  3ud)t  be«  (Seifte«  burd)  %f)a\ 
unb  Überminbung  nidjt  blofe  bie  Sollenbung,  fonbern  au$  bie 
^orbebingung  ber  ©eij»e«bilbung.  3d)ou  im  gewöhnlichen  Seben 
geigt  fidj  ba«;  3t™"9  unb  Wot  fiub  fet>r  häufig  ein  mächtige«  Wittel  ber 
<Seifte«fchärfung.  2öie  Diele  bebeutenbe  Wänner  mären  ba«  nicht  gcroorben, 
hätten  fie  nicht  eine  fo  harte  Schule  be«  geben«  burchyemad)t !  2Bte  mancher 
hätte  ein  großer  (Seift  roerben  !önnen,  hätte  er  e«  fieb  nicht  fo  bequem  unb 
leicht  gemalt!  Um  mie  Diel  mehr  gilt  ba«  bon  bem  Streben  nach  bem 
3iele,  in  bem  ber  (Seift  feine  f)6d)fte  $tafienbung  finbet !  $öa«  hilft  ba  alle« 
ilMfieii,  wenn  einer  bamit  nicht  ernft  macht,  (£rnfl  nicht  mit  wohlfeilen  Söorten. 
fonbern  mit  boflenbetem  Öeben!  3ft  ba«  Silbung  be«  (Seifte«,  menn  einer 
weife,  ma«  ihm  jur  (Jljre,  gur  Pflicht  jum  $>eile  ift,  unb  menn  er  feig  ober 
falb  babon  jurüdtritt,  fobalb  er  bon  feinem  Söiffen  Semeife  geben  fofl? 
Unb  n>er  jählt  bie  armen  Opfer  be«  ftleifaV«,  bereu  (Seift,  fo  fa)ön  er  be- 
gonnen fatte  fieb  $u  entfalten,  erlahmt  ift  mitten  auf  bem  28ege  unb  afle 
feine  @rrungenfd)aften  ehrlo«  mieber  prei«gab,  weil  ber  Wange!  au  Übung 
unb  Übertoinbung  ihm  erft  bie  iRraft  unb  fcbliefelid)  ba«  Öeben  raubte !  So 
lange  er  bie  Pämpfe  be«  (Seifte«  mibrr  ba«  ftleifd)  fd)(ug,  ftieg  er  an 
Schärfe  unb  Qrfolg  täglich  höher  empor.  %\  bem  läge  aber,  ba  er  ber 
Schmeichelei,  ber  Sinnlid)feit  erlag,  erreichte  ihn  ba«  Sdjidfal,  ba«  $)annibal« 
im  ftriege  unbefiegte«  fteer  in  ftapua  entnerDte.  3n  eine  Derborbene  Seele 
gebt  bie  Sei«fjeit  nic^t  ein  unb  wohnt  nid)1  in  einem  Ceibe,  ber  Sünben 
unb  Softem  untertänig  ift.  „$ie  Steinzeit  be«  £erjen«,  bie  &euf$ljett 
ber  Sinne,  bie  Wbtötung,  bie  SeibftDerläugnung  be«  innern  wie 
be«  äufeern  Wenfchen,  unb  alle  bie  ferneren  kämpfe,  o^ne  meiere 
ber  Übermut  be«  ^leifdje«  nicr>t  gebänbigt,  unb  bie  ^errfa^aft 
be«  (Seifte«  über  bie  finnlia)en  triebe  ber  berborbenen  9latur 


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nun  einmal  nicht  getua^rt  »erben  fann,  finb  unerläßliche  Littel 
$nr  wahren  ©Übung  beS  ©eifted."  So  iji  f$on  Dom  rein  natürlichen 
Stanbpunfte  aus  mahre  ©eifteSbilbung  ohne  Wbtötung  unb  Selbftbeljerrf<hung 
gar  nicht  möglich.  Unb  wenn  mir  [o  Diel  oberflächlichen  Sinn  in  unferer 
.mobernen"  2Belt  erbliden,  fo  Diel  f>ot)l^ttt  beS  ©eifteS  unb  ßeerheit  beS 
$>erjenS.  fo  Diel  Schroäche  unb  Unbeftänbigfeit  beS  SöiflenS,  fo  tontmt  e3 
jumeifl  baljer,  ba&  man  fid)  ber  SJergnÜgungSfucht  unb  3erftreutheit  ju  fel)r 
bingiebt.  ©eniefeen  unb  nur  geniefeen,  baS  ift  baS  ÖofungSmort  |o  Dieler 
gefeflfchaftlichen  Stoffen ;  Opfer  bringen,  Selbftentfagung  üben,  fia)  felbft, 
feine  Regierten  unb  feinen  SBiUen  unter  bie  ©otmäfeigfeit  ber  Vernunft  unb 
ber  »eligion  beugen  —  baDor  fcheut  man  jurüd,  Dor  folgen  «nforberungen 
erfdjridt  ber  genufefüchtige  Wenfdj!  Unb  bod)  ift  beren  Erfüllung  baS  bringenbfte 
SJebürfniS,  roenn  baS  ftamilien«  unb  Staatsleben,  roie  baS  beS  3nbiDibuum8 
ein  normale^  unb  glüdlicheS  fein  ober  werben  fofl.  9ln  ernjie  Arbeit,  an 
3elbftüberminbung,  an  Opferfinn  fofl  batjer  bie  Grjiehung  bie  3ugenb  ge- 
meinen unb  t)ieju  fann  auch  bie  Schule  teils  burch  Belehrung,  teils  burch 
Übung  ein  2Befentlicb.eS  beitragen.  Die  t)l.  ftaftenjeit  bietet  ^ieju  Dortrefflich 
©elegenfceit.  Der  ßehrer  Derlange  ba  mehr  als  fonft  ernfte§  benehmen  unb 
ernfte  Arbeit,  roeife  b,in  auf  ben  ©eift  ber  SBufce,  ber  in  biefen  $agen  bie 
Äirche  befeelt  unb  auf  bie  Wotroenbigfeit  ber  Söufce  auch  Don  unferer  Seite, 
um  getreue  Sanier  (Sljrifti  ju  fein  unb  für  uufere  Dielen  Sünben  unb  §fet)ler 
genug  ju  ttmn,  unb  jeige  ihnen,  bafe  eines  ber  beflen  Wittel,  SBujje  ju  tljun, 
bie  genaue  Erfüllung  aller  53erufSpfIia)ten  fomot)l  in  ber  Sdmle  als  ju  f)aufe 
unb  in  ber  Äirche  fei. 

$)er  6t)rift  b.at  aber  nicht  nur  ein  natürliches  ßeben,  fonbern  aud)  ein 
übernatürliches,  ba$  ihm  in  ber  hl.  Saufe  gegeben  mürbe  unb  burdj  ben 
roürbigen  Empfang  ber  %[.  Satramente,  burd)  baS  ©ebet,  burch  ben  33efu<h 
beS  ©otteSbirnfleS,  burd>  bie  gute  Weinung  fortroöfyrenb  erhalten  unb  geftärft 
nuro.  *DiefeS  übernatürliche  ßeben  ift  ber  $efi$  ber  ftinbfchaft  ©otteS 
in  ber  hfiügmachenben  ©uabe.  9tber  auch  biefcS  fann  nur  Durch  fort- 
mäörenbe  9lbtötung  unb  Selbf)beb,errfct)ung  erhalten  merben.  Die  93er* 
fudwngen  nahen  fchou  ber  3ugenb  Sag  für  Sag  unb  oft  unter  ben  Derlodenbften 
Okjtalten.  Die  böfe  Segierlicbjeit  im  Onuern,  Die  böfen  Aameraben,  fchlechte 
Süa>r  unb  Silber,  ber  böfe  ©eift,  ber  fo  Dielfach  in  ber  Jöelt  h«rf<ht,  unb 
ber  Satan  felbft,  „ber  umhergeht  roie  ein  brüflenber  ßöroe  unb  fucht,  wen 
fr  Derfölinge"  finb  täglich  mieberfehrenbe  ©efahren  für  bie  Uufdmlb  unb 
Sittenreinheit  beS  ÄinbeS,  für  feinen  ©lauben  unb  feine  Sugenb.  (£S  (ann 
fte  nur  uberminben  burch  getreue  unb  fräftige  Witroirfung  mit  ber  göttlichen 
Gmabe.  Diefe  Witmirfung  fe&t  aber  ben  ©eift  ber  «btötung,  ber  Selbft- 
bebrnfchung  DorauS.    So  hängt  alfo  aud}  bie  Erhaltung  beS  über- 


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natürlid&en  fieben«  unb  baburd)  ba8  ©lüd  für  bif  (Sroigfeit  Don 
ber  Wbtötung  ab  —  eine  neue  unb  bringenbe  Hufforberung  an  bfn  §r« 
jiefcr,  in  ben  Äinbern  Don  früt)cfter  Ougenb  auf  Den  ©eift  ber  $tbtötung 
unb  ©elbftbeljerrfc&ung  ju  pflegen.  „$aä  jptmuiefreicf>  (eibet  ©eroalt,  unb 
nur  bie  ©eroalt  gebrauten,  reiften  e§  an  fi$",  jagt  ber  göttliche  £>eilanb. 
*&iefe  ©eroalt  ift  eben  bie  ftraft  ber  €>elbfibel)errid)iing,  roeld^e  aDe  Gräfte 
be§  ÖeibeS  unb  ©eifieS  bem  ©efefce  ©otteS,  roie  es  in  Vernunft  unb  Offen» 
barung  liegt,  bienftbar  ma#t  unb  alles  Dermeibel,  roa3  bemfelben  entgegen  ift. 

Söoflen  roir  bof)er  ein  geiftig  unb  fittlid)  ftarfe«,  religiöfeä  ©ef$le$t 
fceranjiefjen,  bann  müffen  roir  bie  3ugenb  frül)  frfron  bor  ber  ©enufefuaV 
beroaljren,  fie  gewönnen,  Opfer  ju  bringen  in  SRüdfidjt  auf  ftd)  felbft,  in 
9füdfid)t  auf  bie  Altern  unb  ba§  Familienleben,  in  9tüdfid)t  auf  ben  Serfebr 
mit  ben  9Ritmenf$en,  in  SRüdfia^t  auf  ba§  ganje  SdiuHeben  unb  ba*  fpätere 
ftaatlidje  ßeben,  aber  aud)  ganj  befonberS  in  9tüdfid)t  auf  ©ott  unb  feine 
(I.  ßirdje,  roela^  lefctere  (Srroägung  baS  leitenbe  SWotio  audj  für  bie  übrige 
9tüdfid)ten  fein  mufe.  Me§  roegeu  ©ott  unb  für  ©ott!  $a3  rnufc  bie 
DeDife  beS  jungen  ©ef$led)te$  roerben!  $)ann  fjaben  roir  für  bie  3ufunft 
nichts  511  füra^ten!  Dann  baben  roir  aber  aud)  bem  IBaterlanb  ben  bejten 
®ienft  geleiftet  unb  roar)rf)aft  im  Dienfte  ©otteö  unb  ju  uuferm  eigenen 
©eelenglüde  gelebt  unb  gearbeitet.  Fiat! 


beiträgt  w  <&rrd)idt>te  brs  urnerifdirn  Sdjulwrfrns. 

(©ottfr.  »b^gg,  ^rofeffor  in  »Itborf.) 
(ftortfcfcung.) 

II.  Sd)ulorbnungen. 

I.  SdjuUgrbnnng  burd)  ein  tUtl)  Ju  orj  j&ngrnommrn  onnb  beftät 
morbrn  uff  brn  18  Ug  $eccmbrifj  £nno  löT^cn.1) 

9famlic&  be§  erften  fo  f>att  ber  ©ajulmenfier  9tytt  9teüc$lin  Don  Sulgen 
bie  S$ul  ju  uerfea>n,  Dnnb  bie  Sugent  mit  allem  flijj  Dnnb  ernft  3*M}tnen, 
Derfprod>en,  roie  ban  3me  oua)  jöla>  £dml  Don  einer  Oberf&eit  jugefagt 
roorben,  ^ierumb  fofl  ime  für  fin  Sarlofm,  Dß  beS  SannbtSfedefl  all  fron- 
faften  Dnnb  3ebe  froufaften  befonnber§  alroegeu  jroen&ig  9Jlün&  gulbin  $e 
40     für  ein  gl.  geredinet,  geben  roerben. 

6§  fofl  ouä)  ffjein  ßatinifdjer  6a)ulmeifter  nebent  3me  ©(fculljalten 
no$  lernnen,  ban  aflein  bie  gulbin  Sdmlmeifter  bie  felben  finbt  l>arin  bor« 
behalten,  Dnnb  Don  3me  Sdmlmeifter  3»g*toiK"- 

Temnad)  roeflid)  fdwler  fo  3n  bie  Sdwl  ganbt  Dnnb  fiatin  lerenb,  baß 
fb  anfadjeubt  exponieren,  fol  3eber  all  froufaften  jroen^ig  fd&iflig  fdmflon, 

')  Mmmannbud). 


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onnb  3»en  angfter  ßuftergelt  geben,  befliß  bann  mm  Cotin  ober  tütfd) 
läßen  onnb  förgben  lernen,  eS  feöen  ßnaben  ober  $öa)ter.  6ofl  3ebe  perfoii, 
Don  3eber  fronfaften  3ea>n  fdnUig  fa^utlon,  onnb  3roen  angfter  Guftergelt, 
bem  ©tfculmeifter  Onuerjogenlia}  geben,  onnb  ben  föullon,  fo  balbt  einer 
anfaßt  in  bie  fc^ul  gon  Oerfaflen  baben. 

$er  ©$ulmeifter  fofl  oud)  man  er  fc^ul  ljalt  alroegen  am  Worgent  frü, 
onnb  fliffig  br;  ben  fabulieren  fin,  bie  oud)  mit  aflem  flife  onnb  ernft  lernen, 
berglicfc  oud)  bie  gefäng,  roie  es  eine  oon  ben  Ijarju  oerorbnetten  SBifitatoref 
beuol$en  mtirt,  onnb  3nfonberljeit  bie  fabulier  bafe  gfang  onnb  SWufica 
lernen  offentcjalb  onnb  bnuerljinbert  3rer  gemo^nlia^en  Onnb  Orbentlid>en 
Seftionen,  alji  9iamlid)  an  firtagen,  ober  anberer  bequemlid)  3M  (5r  fod 
ouä)  bie  %uctore$,  fo  bem  alten  loaren  (Satf)oIöfcf)en  glouben,  glndjförmig 
onnb  ber  3ugent  Wnnemlid),  Oud)  ben  33ifitatore8  gfeQig,  fic^  mit  bücfjet 
oerfedjen,  onnb  ber  3ugent  oorläften  onnb  lernen,  Oud)  alle  tag  man  nit 
firtag  ift,  6$ul  galten,  bod)  man  ein  ganfce  motten  bafe  fljein  firtag  bei 
toua^en  ift.  Wag  ber  ©dmlmeifler  felbiger  toua)en  am  bonftag  naa)  bem 
einen  ben  fauleren  beS  tag«  orlob  laffen.  @lict)9fall8  an  einem  firabent, 
oud)  orlob  geben  onnb  nit  roitter. 

3tem  ber  Sdjulmeifter  i|t  oud)  fd)ulbig,  firtag  onnb  roerdjtag,  ba3 
G&or  mit  fingen  3U  uerfeeben,  ba  gipt  man  3me  bon  Sebent  Wmpt  jefingen 
4  fe,  oorbeljalten  man  ber  filier  3nen  etliche  ernpter  an  fefttagen  ^fingen 
f)ieö,  bauon  tyein  lof)n  merr,  3ft  er  fold)e  Smpter  oergeben«  onnb  otjne  loljn 
jffingen  fa^ulbig.  Duo)  Oorbet)alten  bie  gejagten  3arjit,  mie  bie  geftifft  jinb, 
ben  lofjn  geben  werben. 

3tem  bie  Salutier  föflen  oud)  bem  Sdjulmcifter  geljorfam  [in,  ade  firtag 
Dnnb  Däft,  3«ber  ftn  Gljorljempt  in  ber  Pilsen  angaben,  ben  fummer  ein 
3eber  fin  flran£  tragen  berglid)fn  an  Werktagen,  melier  e«  oermag  in  ber 
flildjen  ein  rodl)  ')  angaben  bau  melier  ©ctjuQer  eS  nit  tt)ut,  bie  fod  ber 
Sa)ulmeifter  mit  ber  Hutten  ©troffen. 

6«  fofl  ou$  ber  ©a)ulmeifter  alle  tag  bnnb  3«  menigiften  am 
onberen  tag,  Sebem  ©okulier  ein  oorgfefcrifft  3emaa>n  oerbunben  fin,  Oua) 
bie  3pt  flojfig  lernen  onnb  3eigen  bamit  fo  mögen  lernen  fc&rbben,  Sllfo 
ba«  bie  S$uler  bie  gefd)rifften  alle  tag  naefc  altem  brud)  bem  fa)ulmeifter 
boa)  nit  minber  ban  brj  fitmien  jum  mall  fedjen  laffen,  onnb  bie  fo  brieff 
la^ben  ein  brieff  jum  tag  3roeü  mall  ab$efi$röben  fa>lbig  fin,  befgliayn 
joflen  bie  Beulet  an  firtagen  ünnb  firabenben  almegen  naa)  ber  bef^er  ein 
3*ber  fine  gef(t)rifften  bem  ©a^ulmeifier  3«5«Öe»  fc^utbig  fin. 

»)  Mit  bei  ©dj.,  ttoburd)  bort  ber  Sinn  m$t  rct$t  flar  ift. 


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©o  föflen  ourf)  bie  ©<$uflet  fidj  3u  allen  götli($en  gmpterm  &  fpc 
glia)  ju  9Jtäji,  üßefpct,  SRettp,  ©alui,  roo  müglicb,  bafe  fp  Don  3tcn  Altern 
nit  bctfumpt  etmafe  Df3f"#ten  fidj  beflißen.  ban  meiner  nit  3"  folgen 
gotli<$cn  einpteren  gatt  wie  Objtott.  $nnb  Jtyein  tedjtmefftge  Dtfaa)  fjatt 
ben  jofl  ber  ©c^ulmeifter  barumb  flraffen. 

3tcm  fo  föflen  bie  ©dmler  fia)  in  bic  fd)ul  3egan  fl^ffen,  Wamliaj 
fumec  3ptr)  Don  ©antt  Ngat&a  tag  &in  bis  an  Sant  2Ria>t8  tag  am  morgent 
ftüc.  3a  bic  in  bcr  etften  Seftion,  Dmb  bic  Dicrtc  ftunbt  Dnnb  bic  anbeten 
fo  3ung  Dmb  bic  fünfte  in  bcr  fdml  fin.  (Arn  »anb :  bo$  fol  bct  ©($ulmeificr 
3ncn  nit  $u  gefat  fin  man  fj  bie  ftunbt  überfea)enbt.)  ban  man  fo  uaa}  ben 
göttlichen  emptern  bct  feigen  m äffen  ben  3ntbiB  3*  tftnn  bc  mibet  Dfgclaffcn,  ©od 
ban  3*&ct  fdmfler  roibctnmb  Dmb  bie  nünttc  ftunbt  3n  bic  fctyul  gan,  Dnnb  batin 
bife  nadj  mittag  blpben  S5nnb  Dor  bem  cd  eins  fa)(ea)t  biß  na$  Dcfpet  mibet 
3n  bct  f$ul  fin,  ba§  ban  ein  3fber  3rocpinal  betört  fin  fofl  Dnnb  ban 
naa)  SRicfcaeflj  bpfj  an  ©antt  Wgatya  tag,  foflen  bie  ©dmlet,  fo  bet  erflen 
fiection  fmbt,  am  motgen  um  Dmb  bic  fünffe,  Dnnb  bie  anbeten  fo  3ung 
bot  ben  fed)fen,  ban  oua)  man  fo  bfgelaffen,  nae§  bem  3ntbiB  not  ben 
3ec^ncn,  bis  Dmb  bie  3roölffe,  bau  mibet  Dmb  bafe  ein,  bife  man  Dcfpet  lütt, 
almegen  in  bct  fa)ufl  fin,  Dnnb  man  fp  metben  bfgetaffen.  ©öden  fp  ge- 
fttadS  f>eim  gan,  Dnnb  fäajen  ob  fp  ba&eimen  3c^u»  °9  ©traff  bc§  ©dwl« 
meiftetä. 

9U&  ban  oud)  ctman  bngc&otfam  ©cr)utet,  fo  fia)  nit  ©ttaffen  (äffen, 
Dnnb  Don  3ren  bitten  ju  3>)tten  mütt  Kuggen  gehalten,  bem  ©a^ulmeijiet 
fp  3<  ©troffen  nit  roeaen  Detttagen.  3ft  angefea>n  roeflid)  bem  ©a)ul- 
meificr.  3n  bic  Öcet  metben  beuoufyn,  bic  ein  ©dmlmcifier  gebiitenbet 
gcftaltt  foO  ©ttaffen.  meflia)  ban  3mc  fjierumb  etmafe  mibet  brieffeS, 
fpe  mit  motten  obet  merftjen  zufügte,  ©oll  er  get&an  baben.  HflS  über 
ftiben,  fonberS  ob  bau  etlidj  mclten  Dctmeinnen  $et  ©a)u[mciftet  bic  3ren, 
Dnbiflia)ct  geftalt  gefttafft,  bie  mögen  fötales  ben  Detotbnettcn  tBpfttatore* 
clagen  roeflidj  föden  gmatt  Ijaben  ijetin  gebütlia)«  infea>n  3^^«"  bnD  ab* 
fd)affen  e&  nit  met  befehlen  föfle. 

($8  föflen  ou$  bie  fdmflet  ben  mintet  bie  ftuben  3e&fifcfn  Dnnb 
jeliec&teten,  nacf>  bem  alten  brud>,  $>otj  Dnnb  tferjjen  tragen,  obet  mic  e$ 
Don  ben  33ifttatore3  beuoldjen  mitt  fdjulbig  fin. 

3tcm  bct  ©dmtmeifier  fofl  oua)  Sttyin  %xm  fc&ufler  Mnnemmen,  ober 
bic  figen  beuor  ben  Derorbncttcnn  prefentiert,  oudj  geajaminiert  Dnnb  etloupt. 
bo$  nit  mefjer  ban  fttnff  angenommen  metben  föflen,  betglid)  einet  möa)te 
fta)  fo  bntugentlia),  Dn3ü#tig,  Dnnb  Dnget)otfam  etjeigen,  obet  fünft  bebua^te, 
fo  lang  bje  gemefen,  S)afe  bic  Dctotbnctcn  föflid)  alrocgen  mögen  Drlouben 


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-    135  - 


önnb  oon  ßanbt  föidljen,  weflid)  fdnifler  jöflfn  berftanben  werben,  bie  rrnib 
bös  ttlmufeen  ganbt  ober  fingenbt. 

3Beflic^  9km  fdnifler  berufft  werben,  jöflen  ütnb  3ren  gebürtigen  Ion, 
bie  brünenben  fterfeen,  oor  bem  £od)mürbigen  ©acrament  fingenbe  tragen, 
bb  bermibnng  be4  fionbtS 

3tem  mrOtc^  fauler  ber  ©c&ulmeifter  berorbnet,  föflen  föulbig  fin  ben 
priefteren,  ©an  fb  bie  Ijeflig  9Häfe  polten  3e  afltarbienen,  boa)  föflen  fb  nit 
in  ©acraftin  gan.  Oua)  be«  wed)fel5  nüfeit  beloben,  bj  ©troff  be§  ©$ul» 
meiperS  berglid)  föfleut  fn  ouc&  nit  in  baö  gloglmfj  gon  ober  einer  werbe 
oon  bem  ©igeriften,  pfiffen  3e  lütten  berufft,  Dnnb  befonberS  toan  bie 
«rmen  fdmfler,  oon  Dem  ©igerften  berufft  werben,  föflen  bie  3me  lütten  3* ^elffett 
idmlbig  fin.  boa)  foll  ber  ©igerift  ben  ©ä)ulmeifter  beuor  fjierumb  anfügen. 

SBnnb  finbt  ljierumb  3"  5}ifitatore§  oerorbnet,  93ier,  9lamlid)  t)er  $>ea)an 
$rjarrr)err  3"  Hltorff.  Reinritt)  $>eifl  r)er  <Dlartj  W.  frümeffer,  {louptman 
brofb  33üntiner  onnb  £wuptmau  ©eboftian  Banner,  weflid)  fia)  alwegen. 
3wen  Dnnb  Qmtn,  alwucfjen  ein  tag  3*  bifitieren  abtfjeiflen,  onnb  alfo  bmb 
gan  fofle  welken  ban  etwas  befcr)merlicr)S  begegnet,  für  bie  anbern  beibt 
bringen,  bie  bau  mit  ein  anberen  barine  3f&ön°len,  bnnb  gebürlid)§  infedjen 
3etrjunbt  föflen  gwalt  Gaben.  @§  föflen  oud)  alle  bier  üifitoreS  afl  fronfafieu, 
fi$  an  einem  glegnen  tag  3ulamen  fÜ9<n»  bamit  ber  f$ul  geredjtigtfyeit  in 
übung  u.  geljorfam  gebraut  werbt,  bnub  mit  ein  anberen,  mafe  be§  OrttS 
3u  uertjanblen  onb  Orbnung  3«  fle&eu  üonnötten  fin  würt,  oertjanblen  föflen. 

Dat.  ut  supra. 

II.  jSrbnmtg  von  1635.*) 
©o^ulmeifter. 

Der  ©a^ulmeifter  mit  feinem  ©efang 

er  fofl  an8martr)en  oon  Anfang. 

3n  Ämtern  3e't  roie  &  falt 

ber  flirren  JBrauct)  unb  Orbnung  fetjn 

bie  ©d)üler  in  3"$*  unb  guter  2et)r 

fofl  afljeit  ferm  i&r  Cberljerr 

in  feinem  S3eruf,  in  allem  geflifeen 

wo  Langel  ifl,  gewaltig  brauf  gfajmifeen 

reia)  unb  armen  WemanbS  fronen 

©ott  wirb  ii)n  barum  im  Gimmel  belohnen 

wann  es  ifnre  Altern  nia)t  wollen  leiben 

•)  SHrdjenbutft,  ben  15.  9loo.  J635  ooflenbet,  iebod)  finb  nod)  Jöerorbmingen 
Don  fpäterer  3«t  barin.  Sin  tfjremplar  t>at  bie  fttrd)e,  eine«,  b.  einen  £eil, 
$r.  $fr.  «.  Bettler  in  atttngfjaufen.   Diefe  Angaben  finb  Unterm  entnommen. 


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-    136  - 

foO  er  fte  aus  ber  Sdjul  t&un  treiben 
unb  fte  tljun  roeifen  »riebet  Ijeim 
jo  bie  nicfy  rooflen  geljorfam  fein. 

$)ie  4  armen  Schüler. 

23ier  arme  Sc&üler,  rote  Dor  ermelbt 

Dom  Sctyulmeifter  roerben  fte  befteOt 

bomtt  im  (Sl)or  im  Reifen  fingen 

unb  anbere  Sdjulbienft  Doflbringen 

babon  ^aben  fic  iljre  Stipenben 

au$  Wufe  unb  $rob  im  Spithal  nehmen 

baju  no#  onbft  Sad)  unb  ©oben 

bie  fia)  tljun  täglid)  jutragen. 

5Beld>e  mit  f£lei3  gebienet  t)anb 

oft  beförbert  roerben  jum  ^riefterftonb 

bod)  fofltentS  an  St.  Mitlaufen  $ag 

Sdmlnarren  feDn,  roie'S  ©'fafc  Dermng. 

$er  lateinifd)  Scjjulmeifler. 

2öirb  Don  ber  Obrigteit  ber  Wngeljenben  ;$ugenb  ju  lehren  befielt,  unb 
angenommen,  roie  aua)  geurlaubet,  baoon  fjat  er  33eljau8ung  unb  ©arten 
unb  ©I.  100  baar  ©elb  Don  gemeinem  Sanbt,  namlid)  £U  §ronfaften  umb 
Don  Setfelmftr. :  ©l.  25.  Söon  ben  Sdmlern  l)at  er  befonberS  f^ronfofiengelb, 
roie  aud)  2öinter§jeit  etroaS  £>olj  unb  fterjen,  fo  man  im  Umgang  ju  ©a)ul 
treit,  ober  ein  genambteS  ©elb  barfür  laut  Derorbneten  Scfiulljerrn,  bie  ein 
auffegen  ber  Sd)ulorbnung  unb  Seljr  foflent  galten. 

Altern  er  ift  ©nofi  beö  2anbred)t8,  roie  ein  (Sinfaufter  £anbmann  Joint 
ben  ftinberu,  fo  in  folgern  Dienft  (Styliten  erbosen,  oon  ber  &ir$en  bat 
fein  täglify  SBelofjnung,  Don  ben  ©eftiften  Saljrjeiten,  laut  3af)r$eit  33ua)$. 
3Jon  übrigen  £)au§jaljrjeiten,  ©räbten,  Siebenben  u.  30gift  fjat  er  fein  gefegt 
93elot/nung,  bann  roaS  man  ifmie  Don  eimmal  jum  anbern  für  fein  USroorten 
mitteilt  je  mefjr  je  lieber.  Wn  Skuberf haften,  ^a^eiten,  u.  Stuben 
©efeflfdjaften  Ijalt  man  ifm  geroöfmlid),  roie  ein  ^riefter,  —  3tem  an  £oa> 
jeiten  fyat  er  fein  Waffljeit,  fonften  fofl  er  fambt  feinen  Sdmlern  bie  Äird)en 
mit  bem  ©efang  Derfprea>n.  —  3tem  bei)  allen  ßmbtern,  SBeöpern,  SRettenen. 
faluenen  u.  tfreujgängen  fid)  bei)  3eiten  fleifeig  finben  lafeeu,  u.  uSroart&en, 
roie  au$  feine  übergebene  Sdmler,  in  3u<t>*  9utff  2e^r,  u.  ^utäfi  ©otte* 
jie^en,  unb  galten,  Don  St.  3atobS  SÖruberfa^aft  r)at  er  ba3  ^rül^mcB  frep- 
tag  Wbent  ju  [m%tn,  ift  fein  ßofm  fe.  6.  — 

flnno  1639  Sonntag  ben  13.  October  al«  man  ben  lateinif^en  Sa)ul= 
meifter  uS  2öafliö  angenommen,  £anb  gemeine  Äila)genoffen  für  gut  unb 


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ratfjfam  angefetjen,  ba*  fürfyn  fein  ^rifflet  nott)  nebet  Sd&ulen  follen  gebulbet 
»erben,  für  ange&enbe  3ugenb  bon  $u  ber  orbelict)en  gemeinen  Sdml  bamit 
bie  3ug«tb  in  gleicher  ßet)r  unb  $i«ciplin  fenent  gehalten  merben. 

$>er  Firmen  <Sf)orfd)ul  ernamfet  ber  ^farrt)err  unb  ber  Sdjulrjerr. 

3>eren  Crbinari  Dier  foflen  fegn,  bie  fermb  berbunben  in  allen  flirren 
gmtern,  JBefper,  Wettin,  SalDe,  ^rojeffionen  unb  ftreu&gängen  beijuroofinen, 
unb  bep,  bem  99udj  im  Gr)or  Reifen  baS  ©'fang  öerfect)en,  unb  in  ber  S(t)ul 
bep,  ben  Keinen  Sd)ulern  baS  ^roDifor  Kmt  oerfed)en,  fi*  foOent  aud)  bem 
$fant)errn  unb  Sa")u(mftr.  in  gebürjrenben  Saasen  getjorfammen,  bie  Sie 
©'malt  fyanbt  an^unämen  roie  oua),  fo  fie  ficfj  nit  roof>l  fjaltenb,  beurlauben, 
ju  folgern  $ienft  foO  man  DorauS  unb  ab  bequemme  Caubfiuber  barju 
annehmen. 

£>ergegen  fjaben  flr  ben  partum  Freitag  unb  SamStag  Dor  ben  Käufern 
umä  }u  fingen,  roie  aud>  auf  1)1.  3  Königen  Sag  unb  ^feft  mit  bem  Sternen 
umä  $u  fingen,  unb  baö  gute  3aljr  eingeben.  Stein  taut  5lrmenleutt)en 
freptag  ©rob  SRobet  jebe  fronfaften  ©I.  1.  —  Unb  an  befonberbaren  ©rübten 
toirb  it)nen  ju  QtxUn  ein  genantes,  buodjsljalber  ift  eS  fein  $flia)t,  mann 
fie  aber  baS  rjl.  Satrament  my»  bem  ftafmeu  begleitljenb,  t)aben  biefetbigen 
benbt  Don  jeber  $erfon  fe.  5.  —  *) 

3tem,  fo  Sie  gar  arm  unb  mangelhaft  unb  es  ifmen  geliebt,  mögeub 
fie  beS  gleiten,  baS  2Wuo§  im  Spital  reiben,  unb  foO  man  itjnen  aua)  itjr 
gebütjrenbeS  Spengbrob  geben  unb  enttfjeilen.  3tem,  an  ben  befonberbaren 
©ruber,  Unb  ©'feflfdfaften ,  3a^rjeiten  unb  ^>oct)^eilen  roerbent  fie  mit 
Speifung,  ober  ein  genannt  ©elb  barfür  befolbet.  Diu*  ober  wenig,  nad) 
jebefeen  Vermögen,  je  mefjr  je  lieber. 

Unb  lefctlidjen,  fo  fie  fid)  befleijjenb  befonberbaren  Riiibetn  obliegenb 
ju  let)rnen,  Ijaben  fie  2Bo(t)en  Wähler  unb  roerbent  meljrtfjeil  gefürberet, 
mann  fie  fein  ein  jticfjtigen  einjognen  2Banbel  führen,  geflifjen  in  bem 
Stubiren,  bienftig  gottSfiirrf)tig  unb  fromm  aufregt  jum  ^riefterlia>n  Stanbt 
gefürbert,  roie  bann  ber  $aglid}  flugenfdjein  mit  fitfj  bringt,  unb  beffen 
3eugnife  gibt. 

III.  4o4obrrhettltd)e  «erorbttung.    1805.  *) 

1.  €3  fofl  Don  Anfang  2öintermonatr)§  bis  @nbe  31prifl§  täglid)  (Sonn» 
unb  ©röfeere  fteprtäge,  roie  auctj  ber  Donnerstag  ausgenommen)  bie  übrige 
3eit  tüöcf^entlicf)  roenigftenö  jroepmat  Sdml  gehalten  unb  baju  Dorjüglid) 
jene  ftepertäge  benufct  werben,  an  benen  bie  Arbeit  erlaubt  ift. 

0  $etjlt  bei  ©dj. 

')  Die  1.  6d)ulorbnung  oon  157»  f.  ©cfdndjtSfrcuiib  XXXIII.  ganj  abgebrutft; 
ober  au*  6d).'8  Cmette,  —  $tefe  b>r  fteljt  im  ©djulprotofoß.. 


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-    138  - 

2.  $ie  Heitern  foHen  tt>rf  <3c^uffät)igen  Äinber  in  bie  ©#ul  fchiden,  unb 
bie  $orf@ericht  follen  über  biefe  Befolgung  mähbar  fein,  fluch  bie  f>f>. 
Pfarrer  ftnb  erfuc^t  bie  JNnber  nicht  jur  Kommunion  ju  lafjen,  beoor 
Sie  bie  Schule  fleiffig  befugen  unb  tuenigften«  ©ebrudteS  lefen  lönnen. 

3.  Jßünfcht  bie  tu.  tu.  Oberigleit,  bafe  jebe  Dorffchaft  ein  bequemes  ©  $  ul- 
hau  3  fich  uerfchaffe,  unb  ba§  ber  ftleiS  ber  Äinber  mit  Öefe&en,  Ghrrn- 
jeichen  unb  Gremien  belohnt  tuerbe. 

4.  (5$  foll  bciö  ©ebruefte  uor  bem  ©efchriebenen  gelehrt  tuerben. 

5.  $)ie  tu.  tu.  Oberigfeit  tuüufcht,  ba§  3n  jeber  ©emeinbe  alle  ftinber  unent> 
gelblich  bie  Schule  befugen  fönnett ;  unterbeffen  befielt  Sie  foldje  ^Infialten 
ju  treffen  bafc  tueuigfteug  bie  9lrme  ftinber  unentgelblich  gelehrt  werben. 

6«  $ie  $orfgerichte  jeuer  ©emeinbe,  tuo  bie  Schule  nicht  für  9lDe  unentgeltich 
eingerichtet  ift,  foDeit  bie  Entrichtung  be3  SchulgelbeS  monatlich  nach 
befünben  Eintreiben. 

7.  65  fofl  au^  jeber  Pfarrer  mit  einem  uom  refbeftiuen  $orfgerid)t  $u 
ernennenben  Subjeft  über  eine  ^orffctnile  motten,  unb  bie  bie3fafl$ 
nötige,  ober  nüfcliche  SSorfteDungeit  ber  C.  S.  C. ')  eingeben. 

8.  6$  ift  benen  Heitern  uuterfagt,  bem  Schullehrer,  ba«  Sdmhuefen 
betreffenb  einjurebeu;  ^nfofern  6r  1tad>  SBerorbnung  ber  C.  S.  C. 
hanbelt. 

^Pfftdt>teu  unb  Sigenfchaften  ber  Schullehrer. 

1.  93or  allen  fingen  fofl  ber  Schullehrer  ein  re$tfd)affener,  Gtotte8fürchtiger 
Wann  fepn;  ber  ben  ßinbern  aller  Orten  mit  bem  Seifbiel  ber  3u$t, 
(5^rbarfeit,  (Gottesfurcht  unb  guten  Sanieren  oorangetjt  unb  bem  e$  an- 
gelegen ift,  bafi  bie  Äinber  Diel  gutes  lernen,  ju  magren  Triften,  tuor)l- 
gefitteteu  Wenfchen  unb  nüfclichen  Bürgern  gebilbet  roerben. 

2.  6r  fofle  baljer  fotuohl  felbft,  als  au  ben  feinigen,  afle$,  tuaö  ben  Jhnbern 
anflöftig  fetin  möchte,  in  Weben,  unb  f)anbtungen  uerhütten,  unb  fid)  be3 
Schimpfend  unb  ftlua)en§  unb  aller  Grobheiten  enthalten,  auch  in  feinem 
§aufe  SReinlichfeit  unb  gute  Orbnung  beobachten. 

3.  6r  fofl  tuohl,  unb  Stegefmäfftg  fchreiben,  unb  (efen,  auch  53rief  auffegen, 
unb  ziemlich  tuohl  tuaS  bie  $älle  im  gemeinen  Seben  erheifchen,  rechnen 
fönnen,  fich  auch  hierüber,  tuo  eö  bie  S.  C.  bedangt,  ber  "ißrüffung  unter- 
tuerfen. 

4.  6r  fofle  bie  ßinber  nicht  nur  in  ber  Schule  utr  Orbnung  halten,  fonbern 
auch  beforgt  feon,  bafe  fie  ui  §aufe,  in  ber  #ir<he,  unb  auf  ©äffen,  unb 
Straffen  artig,  gehorfom,  unb  eingejogen,  fluch  gegen  jeberman  höflich 
unb  bieuftfertig  finb. 

')  heiM  Central-Schul-Commibwon. 


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5.  (gr  fofl  aud)  ni^t  ein  flinb  befonberS  betagten  ober  hintanfefcen,  noch 
ein  anbereS  aus  natürlicher  Vorliebe  ben  anbern  borjiehen  unb  Wachficht 
gegen  beffen  ffrhl«  haben,  fonbern  gegen  ade  ftinber  ©erecht  unb  ©ütig  fetm. 

6.  $)ie  fehlerhaften  ftinber  fofl  er  mit  ^3efct)eibfnr)cit ,  unb  (iebenbem  ($rnfl, 
nicht  mit  Schmähworten,  ober  im  3orne  betrafen.  <5r  fofl  fich  auch 
niehmals  folcher  Schläge  bedienen,  bie  ben  jarten  Ptnbern  nachteilig  fein 
fönnten;  Überhaupt  barf  er  nur  bei  folgen  Äinbern,  bie  (ein  6r)rgefü^( 
haben,  ftreiche  gebrauchen,  unb  jroar  nur  bann,  reo  unb  fobiel  eS  bie  9cotr) 
erfobert.  Gröbere  unb  unberbefferliche  fehler  fofl  er  bem  Pfarrer  unb 
Srhulinfpector  anzeigen. 

7.  Soll  er  monathlich,  ober  nach  ©utbefinben  beS  Pfarrers,  bem  Pfarrer 
eine  Xabefle,  in  rodlet  ber  tägliche  Sdjulbefud),  3rleiS  uitb  ^Betragen  ber 
Scr)ulfinber  orbentlid)  aufgezeichnet  ift,  eingeben,  9tuch  befonberS  fd)öne 
legten  ber  ftinber  bemerten.  —  (SS  toirb  3hm  au(h  °er  Pfarrer  eine 
genaue  Sifte  ber  fdmlfähigen  ftinber  einhänbigen. 

8.  9cocr)  eine  SBemerlung:  ber  2et)rer  fofle  nicht  meinen,  bie  Äiuber  fegen 
enoachfene  Seute,  fonbern  eS  fegen  uumünbige  Äinber  bie  man  mit  ©ebult, 
Siebe  unb  Qfreunbl ichfeit  behanbelu  muß.  2Ber  nicht  ziemlich  mohl  fich 
felbft  befiegen  tann,  wirb  niemals  für  ßinber  ein  guter  Serjrer  fetm ;  [o 
wirb  befonberS  in  Veftraffung  berfelben  leicht  aujfer  bie  Sdjranfeu  tretten  — 
bieSfaflö  ein  $aar  fiehre: 

a.  Den  ffinbern  fofle  man  auroeil  toenig  bebeutenbe  fytyn,  überfein, 
bamit  nicht  burcr)  ju  bieleS  Straffen  ber  Wujjen  ber  3M)t<9u»9  flQ«i 
jerfliefje.  — 

b.  «Wann  fofl  niemals  in  ber  Jpi&e  ber  Kiffers  ftraffen,  roeil  bie  Straffe 
leicht  unbefonnen  fein  formte ;  auch  «"h*  ba  baS  $erj  beS  Strafbaren  - 
in  Währung  ifl,  benn  ba  mürbe  ber  Strafbare  jur  nitylichen  33ufe- 
annähme  unfähig  fet)n. 

c.  $>ie  Strafe  fofl  nicht  t>ärter  fein  als  baS  Verbrechen,  unb  ber  Ver- 
brecher berbient,  auch  nidr>t  gröfoer  als  bie  ju  bejtoedenbe  JBefferung 
erfobert,  bamit  bie  Siebe  nicht  berlefct  roerbe. 

d.  9cid>t  3°*n,  ober  Srtibftnu,  fonbern  bie  roeife  Siebe  fofl  ben  Straffenben 
leiten;  benn  fo  roirb  bauerhaft  Vefferung  erjroedet. 

Sehr^rt  unb  ßehtfächer. 
(SanbbemcrfHng:  3ft  auf  bie  Xabcflc  ju  f<r)reiben.) 

1.  $amit  ber  Unterricht  jroedmäfeiger  gegeben  werben  tonnen,  foflen  bie 
#inber  in  3  §aupfflaffen  eingeteilt  »erben. 

3ur  erfreu  Waffe  gehören  bie  ftinber,  welche  baS  ABC  lernen. 
Sie  bleiben  in  biefer  91 ;  bis  fie  baS  ABC  roie  eS  auf  bem  Normal 


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-    140  - 


ABC  33tott  ift,  mot)!  miffen  unb  jeben  einigen  93ucbftaben  mohl  lennen 
unb  üon  jebem  anbern  jhm  ähnlichen  untertreiben  tonnen. 

3ur  jmeitcn  geböten  jene,  roelchc  buchftabteren,  Sie  bjkiben  in  btefer, 
bis  fie  ade  nicht  unb  ein»  unb  mehrfilbigben  Söörter,  [onbfrn  ba§  ganjc 
Wormalbtichlein  geläuffig  unb  regelmäßig  buchftabieren  auch  bic  ein*  unb 
mehrfilbigen  Wörter  Riefen  roiffen.  5Bie  auch  foHen  fie  bie  baS  Schreiben 
unb  baS  Heine  SinmaleinS  ju  lernen  angefangen  fyaben. 

$)ic  Äinber  ber  britten  &laffe  üben  fich  im  auSroenbig  buchftabieren 
unb  im  leffen: 

1.  brS  WormalbüchleinS, 

2.  beS  f(.  ÄatecbiSmuS  üon  ftonftanj  unb  beS  ftate^j.  Don  St.  Urban, 
meldje  fie  oerfterje  unb  auSroenbig  lernen  tollen, 

3.  beS  CefebuchS  Don  6t.  Urban, 

4.  Much  2  mahl  in  ber  2Üoa>e  f ollen  fie  fich  in  ßefung  beS  ©ef  ergebenen 
üben,  roobet)  aber  311  forgen,  bafc  3hnen  uicr)t  fehlerhafte  Schriften 
in  bie  §>änbe  gegeben,  ober  roenigftenS  bie  fehler  üom  Ce^rer  angenierft 
merben.  —  SJeim  Cefen  foQen  alle  ßinber  ber  nemlichcn  ßlaffe  gleich 
SSücher  oor  fid)  fyabm  unb  alle  auf  Dasjenige,  roaS  oon  einem  gelefen 
wirb  fleißig  anfmerfen. 

5.  Sie  folleu  auch  in  Rechnungen,  bie  fürs  gemeine  ßeben  nü&licr)  ober 
notrocnbig  finb,  unb  in  leisten  ^luffä^en  geübt  merben. 

6.  (Hm  ftanb:  bieS  wirb  iiic^t  auf  bie  Tabelle  gefd/rieben.)  Übrigens 
haben  in  Dem  Unterrichte  bie  Schullehrer  nach  jenen  iReglen  fich  ju 
richten,  bie  in  bem  oorgefchriebenen  fichrbüchlein  enthalten  finb,  bamit 
aber  ben  tfinbem  baS  um  fo  leichter  unb  üerfiänblicher,  b>mit  um 
fo  nü&licher  merben,  fo  müffen  auch  bic  ftinber  auf  bie  erflärten 
Siegeln  unb  auf  ben  Inhalt  beS  gelefjenen  aufmerffam  gemacht  unb 
burch  fchicfliche  fragen  geprüft  merben. 

93efonberS  haben  bie  Schullehrer  $u  forgen,  baß  bie  ftinber  im 
Neffen  bie  2öorte  recht  auSfprechen,  unb  regelmöjfig  mit  ber  Stimme 
abfegen  lehrnen. 

5ür  bie  Äinber. 

1.  So  es  bisher  üblich  war  ^  Sag  2  mfll  ^4ul  iu  ha^fn»  f°Q  M( 
Orbnuug  fortgefefct  merben,  an  ben  übrigen  Ortfchaften  aber  foOe 
menigftens  3  Stunbe  ununterbrochen  Schule  feön. 

2.  2Bo  eS  bie  OrtSumftänbe  erlauben,  fofle  bie  Schule  gleich  auf  hl-  3Rt!l? 
(mela>er  bie  ßinber  fooiel  möglich  mit  einanber  in  3h«n  beftimmten 
Stühlen  beimohnen  unb  oon  bannen  paarmeife  in  bie  Schule  jiehcn 
müffen)  gehalten  merben.    2öo  aber  biefeS  nicht  füglich  öcfM™  fa««» 


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141  - 


roirb  e§  ben  $farrr)errn  unb  Sa^ufinfpeftoreu  jebeS  OrtS  iiberlafffn, 
bie  ben  Umftänben  angemeffenfle  3"*  iu  beftimmen. 

3.  (91m  Stanb:  biefer  unb  bie  übrigen  fünften  werben  auf  bie  $abefl 
getrieben.)  Wfle  S$u((inber  muffen  fleißig  unb  genau  jur  beftimmten 
3eit  in  ber  Salute  erfreuten.  935er  fpätt  fomint  ober  gar  ausbleibt 
mu§  bie  Urfad)  bem  ßetyrer  anzeigen,  roelaV  biefer  auf^eidmen  roirb  um 
hierüber  bie  nähere  iBeroanbniS  beb  ben  Altern  einrieben  unb  bie  er 
forderlichen  Woferegeln  nehmen  ju  fönnen. 

4.  Äinb  mu§  geroafdjen  unb  gefämmt,  fauber  unb  efjrbat  angefteibet 
erfäeinen  unb  afle«,  roa$  e$  in  ber  Semite  uöttjig  fjatt,  mitbringen. 

5.  Die  Sdmle  roirb  aljeit  mit  einem  furjen,  unb  andächtigen  ©ebetb.  ange* 
fangen,  unb  befcbjoffen.  SBer  ju  fpät  fommt,  foQ  bieS  ©ebetl)  im  Stillen 
anbätf)tig  oerricf)ten. 

6.  $te9  <&ebetfj  fofl  fetjr  Sangfain,  unb  mit  (auter  beutlicher  Stimme  jebeSmafl 
Don  bemjenige  Äinbe  borgebetfyet  roerben ,  baS  am  Dort)erger)enden  Jage 
ba§  fleiftigfte  unb  artigfte  gemeiert  ift.  — 

7.  3n  ber  Schule  mu§  afleS  ftifl,  unb  ruhig  fedn.  3Ber  fdjioäjt  unb  an» 
bere  ftötjrt  mu8  auS  ber  5Banf  tjeraug  unb  an  einen  befonbern  Orte  flehen. 

8.  We  fofl  mehr  al*  ein  &inb  hinausgehen  unb  biefe§  fofl  unberjüglich  jum 
Seemen  jurticttommen. 

9.  Qum  ßffen  ift  roät)renb  ber  Schule  leine  3<i\. 

1 0.  fteineS  barf  baS  anbere  falfchlicr)  ober  bo^after  Seife  dertlageu  ober  der« 
fchroärjen.  ©er  e3  thut,  fofl  bie  ©traf  be§  MIerS  tragen,  ben  e$  an« 
bem  gebietet  ^at.  Doch  mu$  jede«  bem  fiehrer  anzeigen,  roaS  e§  in  ber 
Schule,  auf  bem  Schuiroege  ungebührliche«  fied)t,  ober  r)ört,  nicht  au8 
freinbfeligfeit  ober  Schadenfreude,  fonbem  um  da§  fehlende  ßind  511  beffern. 

11.  Dem  Schuflehrer  muS  jede»  Äinb  willigen  ©erjorfam  unb  bie  fchuldige 
(S&rerbietung  erjeigen ,  auch  Denfelben  bie  5Baf>rtjeit  fagen ,  unb  fid)  bor 
jeber  2üge  hüte". 

12.  «Ria)  nur  in,  fonbem  auch  auffer  ber  Schule  foflen  fich  bie  flinder  fittfam 
unb  eingejogen  aufführen,  Sie  foflen  auf  bem  Schulweg  unb  ÄirdjWffj, 
ouf  ©äffen  unb  Straffen  nicht  lärmen  unb  noch  biet  weniger  rauffen  unb 
fc&lugen,  am  flflerroenigften  aber  anbere  Seilte  befdnmpfen,  auSfpielen,  be» 
farbigen  ober  auf  eine  anbere  Slrt  beleibigen,  fonbem  gegen  afle  fiel)  als 
roohlgefittete  Pinber  unb  befonderS  gegen  Wte  ehrerbietig,  gegen  ilrme 
mitleibig,  gegen  $rembe  höflich  unb  bienftfertig  erzeigen. 

9et  §an$  ben  Altern  §ilf,  unb  @t^ox]amt  ben  ©efdmnftetn  Siebe, 
unb  33ertraulia)feit  erroeifeen,  ben  Dienftbott)en  ..unb  $au§genoffen  mit  $e« 
fa)eiben^eit  unb  2Ut)lung  begegnen. 


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Vei  Den  ©ottedbienfieii  ftcb  an  Sonn,  unb  f^iertagen  ju  rechter 
3eit  fid)  in  bem  Schule  #aufee  Derfammeln,  Don  bannen  $aar,  unb  tyiar 
jur  ftirdje  unb  ba  jebe«  an  feinen  angeroiffenen  Ort  flehen,  ben  ^re- 
bigten,  unb  Gfjrifienleljte  aufmerffam,  unb  ber  bX  Weffe  unb  übrigen  hl- 
Verrichtungen  anbäcbtig  beiroobnen. 

$n  ber  Sdjulc  fofl  jebeS  flinb  an  bem  Ort  fifcen,  ben  t$  fid)  burd) 
feinen  ffleiß  unb  Vetragen  erworben,  unb  3bm  ber  ßet)rer  angeroiefen 
r)ot ;  mer  aber  ju  fpätt  fommt,  fifct  unten  au. 

0.  A.  M.  D.  G. 

(ftortfe&unfl  folgt.) 


(finiges  über  bif  iFortbilbung  brr  Teurer. 

(SBon  J.  A.  D.,  ficht«  in  $r.) 
II. 

Stauen  mir  uns  nach  ben  QrortbilbungSmitteln  um.  bereit  ftitb  Diele  üor- 
Rauben,  ich  begnüge  mich  aber  mit  ber  9luff üf»rnng  unb  furzen  21u$einanber> 
fefyung  ber  roicbtigften. 

1.  Vorbereitung  auf  ben  Unterricht.  3m  erften  Stugenblid  mürbe  man 
glauben,  bafe  bie  Vorbereitung  auf  jebe  ßeftion  lebiglicb  ber  ©chule  ihren 
91u&en  bringen  mürbe.  Sie  bringt  aber  forootjl  bem  Cetjrer  als  ber  Schule 
einen  grofeen  Vorteil  unb  ift  als  frortbilbungSmittel  fet>r  ju  betonen;  benn 
bie  Vorbereitung  jmingt  ben  2et)rer,  immer  meiter  in  ben  UntericbtSfloff 
einzubringen.  Schon  Gomeniu?  fagt:  „2Öer  anbere  belehrt,  bilbet  ftch  felbft, 
unb  jroar  nicht  allein,  meil  er  burd)  SöieberboUing  bie  aufgenommenen  Vegriffe 
in  fidr)  befejtigt,  fonbern  meil  er  ©elegenbeit  finbet,  tiefer  in  bie  Sache  ein» 
jubringen. *  Um  aber  ben  richtigen  9in$fn  baDon  ju  jieljen,  foflten  bie  Vor» 
bereitungen  fchriflli<h  ausgeführt  merben,  benn  bie  ?bätigfeit  mit  ber  fteber 
bitoet  met}r,  ba  fie  ein  ernftereS  Wadjbenfen  unb  ein  genauere«  Wufmcrfen  auf 
frorm  unb  3nt)alt  erforbert.  Sie  gibt  ber  Darfbflung  bie  möglicbfte  JWarbeit, 
reelle  auf  ben  münblichen  SluSbrud  Sinflufe  ausübt,  unb  foldje  Vorbereitungen 
finb  eS  gerabe,  meld)e  JRüdblid,  Überficht  unb  Vergleidjung  am  leichteften  unb 
unb  fruchtbaren  machen. 

$auptfä<fyto)  für  bie  Spraye  finb  bie  fchriftlid)en  Vorbereitungen  Don 
gröfetem  ttufccn.  Dabei  mirb  ber  Stil  gebilbet  unb  ber  fprad>ltr^e  HuSbrud 
gemanbter.  ßefler  fagt  Darüber:  „Wein  Set)rer,  ber  eS  mit  fid^  felbft  unb 
feiner  Sct)ule  gut  meint,  foDte  einen  Sag  ohne  Öinie,  b.  b-  obne  irgenb  eine 
Seibftübung  im  fdniftlichen  ©ebanlenauSbrude  hingab™  laffcii  unb  foOte  fie 
nur  eine  Vorbereitung  für  ben  Unterricht  fein.  $ür  ben  güuftigen  Erfolg 
feines  fprachlid)en  Unterrichtes  märe  mir  bann  meniger  bange." 


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-    143  - 


Verfäume  jebfr  Stirer  ferner  ja  bie  fogenannte  9la<hbereitung  nicht. 
Sie  ift  für  ifjn  ein  notwenbigeS  ^ortbitbungSmittet ;  beun  nur  in  ernfier 
Prüfung  feine*  ^agetuerfeS  lernt  er  fid^  felbft,  feine  ^efyfer  unb  Schwächen 
fennen  unb  erwirbt  fich  bie  nötige  6infic$t  unb  Jfraft,  öftrer  abzulegen  unb 
TOifegriffe  311  oermeiben: 

„Niemals  laffe  ben  Schlummer  bu  nolj'n  ben  ermattenben  Augen, 
<5fK  ba»  31jitn  Don  jeglichem  iag  bn  breimal  geprüft  r)aft.  — 

2BaS  tt>at  ich?    2öorin  fehlt  icf>?   Verfäumt  ich  eine  ber  Pflichten? 

Alles  Don  Dorn  bis  julefct  burchgeh'  unb  begingcjf  bu  ^re^er, 

f$ür)re  fie  bir  ju  ©emüt;  bo<h  ber  löblichen  ,$anblung  freue  bicf>." 

(Sßitbagora«.) 

2.  Wach  ben  Vorbereitungen  foinmt  erf)  baS  wirkliche  Srlbftuöium, 
nämlich  baS  Stubium  $mecf  Dienlicher  Schriften  unb  Viicher.  @ute  93tict)er 
rrfe^en  bie  ©efeQfdjflft,  meldte  namentlich  beut  öefjrer  auf  bem  Sanbe  mangelt. 
Sie  finb  ober  foflten  roenigftenS  ihm  wahre  ^freuube  fein,  ohne  bafe  er 
beS^alb  gelungen  märe,  ben  $itel  eines  VücherwurmeS  eigentlich  ju  Derbienen. 
Die  Vttdjer  Derfchaffen  ihm  eble  Vergnügungen,  mehren  ben  Schat>  feines 
SBiffenS,  bie  $ttd)tigfeit  beS  VerufeS  unb  erteilen  ihm  in  3u>eifeln  unb  Ver* 
legenfjeiten  guten  9tot. 

SBelche  Schriften  unb  Vücher  fod  ber  Seigrer  tefen  unb  flubieren? 

A.  Der  neu  aus  bem  Seminar  getretene  Sef)rer  fofl  juerft  feine  «DMhobif* 
unb  ^übagogifljefte  jutn  Vorfa>in  nehmen  unb  bie  gelernten  —  auch  fdwn 
loieber  Dergeffenen  —  Sachen  rentieren,  Denn  repetitio  est  mater  studiorum. 
Damit  wirb  baS  fa>n  einmal  ©elernte  um  fo  fefler  in  feinem  ©ebächtnis  fifcen. 
DaS  fei  baS  erfte  ^riDatftubiumS  eines  jungen  ßeljrerS.  (SS  foinmt  aber  leiber 
oft  oor,  bafe  bie  Arbeits*,  $äbagogif-  unb  TOetfwbifhefte  nach  Voüenbung  beS 
Seminars,  im  unberechtigten  Vemufetfein  beS  Donenbenlen  SchulmeifterS,  in 
einen  Fintel  geworfen  unb  nur  bann  t>ieOeict>t  Dom  Staube  befreit  werben, 
wenn  aflfäOiger  SBeife  eine  Arbeit  für  bie  flonferenj  ju  liefern  ift. 

B.  ferner  ift  bem  ßehrer  ein  forgfältigeS,  weiteres  Stubium  ber  Wethobif 
unb  ^(Tbagogit  notwenbig,  beim  er  fofl  fich  in  ber  fdnoeren  ftunf)  beS  Unter« 
richte«  unb  ber  (Srjiehung  Derüollfommuen.  Vorab  foü  bie  ÜHettjobif  ihn  be* 
fchaftigen.  AIS  Seminarift  ift  ihm  jwar  fchon  ein  ßeljrDerfahren  wo()l  einge- 
prägt unb  ihm  in  ber  TOufterfchule  fogar  (Gelegenheit  gegeben  worben,  bie  %tyox\t 
auf  bie  ^ßrariS  &u  übertragen.  DaS  Verfahren  ift  aber  noch  lange  nicht  iu'S 
ftleifch  unb  Vlut  übergegangen,  unb  nicht  feiten  geflieht  eS,  bafo  höuptfächlich 
ber  junge  fiehrer  mit  feineu  methobifchen  fteuntniffeu  in  baS  3rahrnwffer  ber 
Äonfufton  geriet,  in  einen  Schienbrian.  6r  treibt  fein  ^anbwerf  geiftloS, 
tnc djanifd) ,  ja  fogar  einmal  auf  biefe,  ein  anbermal  auf  eine  anbere  SBeife. 
Itz  Erfolg  bleibt  Dabei  natürlich  aus.  Dartiber  wirb  nun  ber  Öehrer  über- 


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brüffig,  beflagt  bie  Einrichtung  beS  SchulhaufeS,  bir  SRenge  ber  Stüter,  Rettert 
über  bie  geringe  Befähigung  uub  Vorbereitung  berfelben,  fritifiert  im  ^eiligen 
3om  bie  Mängel  ber  Schulbücher,  fc^tmpft  über  bie  ®röfee  unD  Schroierigfeit 
beS  oorgefchriebeuen  CehrftoffeS;  aber  in  feiner  Sntrüftung  über  bie  öermeinten 
Mängel  [einer  Umgebung  ift  er  baDon  entfernt,  au  fi<h  unb  «■  l«W 
oerfehlte  5Jtethobe  ju  benfen;  barum  foQte  fich  jeber  2et)rer  fotgenben  HuS« 
fpruch  DiefterroegS  moljt  merfen:  „Die  Sehrmethobe  ift  eben  fo  mistig,  wie 
ber  Cehrftoff,  oa3  2öie  ebenfo  mistig,  roie  baS  2öaS.  Die  tfraft  beS  ÖehrerS 
liegt  in  feiner  <Dcethobe.M 

SöaS  bie  Wichten  über  ben  2Öert  ber  oerfchiebenen  Werben  anbelangt, 
halte  ich  bafür,  baß  bie  im  Seminar  beigebrachte  OJiethobe  jemeilen  roeiter 
ftubiert  unb  im  praftifchen  Sdmlhaften  angemenbet  merbeu  foflte.  Tamil  ift 
aber  nicht  gefagt,  bafi  man  aubern  Verfahren  (eine  Wufmerfiamfeit  fcheufen 
foflte.  9)lan  prüfe  alles  unb  behalte  baS  $efic,  aber  eine  £>auptrid)tuug  muß 
oorherrfchen ,  roeim  man  auch  berfuchSmeife  bie  9lnfichten  feiner  metljobifcheu 
Wntipobeu  einer  NJkobe  untergehen  will,  Seben  lag  hingegen  mit  ben  ftinbern 
nach  einer  anberu  TOet^obe  ererjiereu,  ift  üom  Übet.  Die  Sd)üler  werben 
baburd)  oermirrt,  fie  finb  nie  barjeim,  roiffen  nicht,  mo  ber  5er)rer  mit  feinem 
emigen  s$röbelu  Winand  toifl ;  baburd)  tuirb  ber  Erfolg  beS  Unterrichtes  felbft» 
Derftanblid)  ein  uln  geringer  fein. 

C.  Der  Cefyrer  fofl  fich  and)  nach  Wöglichfeit  in  aubern  fächern  auSbilben, 
als  a)  in  ber  Stetig ion.  (Sin  fc^öneS  ftelb  ber  SluSbilbung  ift  hiev  bie  &irchen= 
gefdjidjte.  6inc  33erüoflftiinbigung  beS  in  biefem  ftaaV  im  Seminar  erteilten 
Unterrichtet  mürbe  bem  Cet)rer  gar  ntct)t  fchaben.  9Jlan  fofl  ja  nicht 
meinen,  biefeS  Stubium  gehöre  nur  jur  WuSfchmürfung  ber  ©elehrfamfeit 
eines  Geologen;  benu  ein  Öet)rer  ohne  ftenntnijfe  ber  Sieligion,  ohne  d)rift» 
liehen  Sinn  mirb  in  feiner  ^rartS  unter  ber  ^ugenb  mehr  Unheil  anrieten 
als  ©uteS  ftiften.  b)  Die  profane  ©ef d)id)te  foflte  auch  nicht  öernachläffigt 
merbeu.  vuniptfäihlui)  bie  baterläubifche  Öefduchte  Derbieut  ein  eingehenbeS 
Stubium.1)  c)  9tuf  bem  ©ebiete  ber  Geographie  foflte  man  roenigftenS  ben 
immer  neuen  ßntbeduugeu  nicht  ganj  fremb  fein.  Die  jefct  in  einem  hohen 
förabe  eutmidelte  ßarteufunbe  bürfte  bem  Öetjrer  auch  nicht  ganj  unbefannt 
bleiben ;  namentlich  bie  3<id)nungen  öon  GroquiS  fiub  für  ben  geographischen 
Unterricht  fehr  üon  Wufceu  k.  £>ier  finb  bie  ßefjrer,  bie  OffijierSfdmten 
burdjgemacht.  uuftreitig  im  grofeen  Vorteil,  d)  3n  ber  Butter fp räche  foflen 

•)  ftür  bie  i'chrer  (Üraubünben«  machen  wir  befonber«  auf  folgenbc  SBerfe 
aufmcrffam : 

1.  Die  (i$efd)td)tc  ©raubüuben«  in  ihren  ftauptäitgcu  oon  Dr.  %  6.  Planta. 

2.  ©eorg  3enatfch,  ein  »citrag  |UI  ©efdnd)te  ber  fcüubncr  JBirren  oon  Dr.  &rnft 

ftaftrr. 

3.  Die  (!hituc Ijuug  bes  Jreiftaateä  ber  brei  ^üiibc  unb  [ein  x.8erbällni$  jur  alten 
(ftbßenoffenfc^aft  oon  fBilhdm  ^lattner. 


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I 


-    145  - 


einem  jeben,  ber  flnfpruch  ouf  SBilbung  macht,  roenigftenS  bie  hauptfächlid}fleu 
fcenfmftler  Mannt  fein,  borum  müffcn  als  ßettüre  bie  beften  @r$eugniffe  aus 
brr  9totionaQitteratur  auSgeroählt  werben,  bie  oft  beliebten,  aber  feilten, 
©eifi  unb  ^>erj  tötenben  föomane  foQen  aber  bei  Seite  bleiben  $afe  bie 
ftachbilbung  guter  Wufter  eine  öortrefflidje  Übung  ift,  Derfteht  fid)  Don  felbft. 

91  n  biefer  Steüe  fei  uns  erlaubt,  ben  romanifchen  Cehrern  einen  ((einen 
2Öinl  ju  geben.  Oft  fyört  man  klagen  über  ben  Langel  an  romanifdjer 
Sitteratur,  unb  roenn  mau  biefen  Stoßfeuf jern  auf  ben  $runb  geht,  befunben 
fie  aud)  in  ber  3fjat  eine  boflftänbige  UnfenntniS  benannter  Qitteratur.  2öie 
tft  biefem  ^Hanget  abzuhelfen?  @S  Derfteht  fich  Don  felbft,  bafe  bie  beften 
Srjeugniffe  nicht  auf  ben  WrbeitStifd)  eines  jeben  fliegen,  roie  eS  bei  ber 
nberflutenben  Sthunblitteratur  ber  ftafl  ift,  barum  fofl  man  fi$  bie  5Jlühe 
nehmen,  fich  aufeer  feiner  nächfien  Umgebung  umjufe^en.  Vielleicht  nicht 
gerabe  jum  Überfluß  erlauben  mir  uns  auf  ein  bar  neue  Probufte  ber 
romanifchen  Sitteratur  aufmertfam  ju  macheu.  3eber  2ef>rer  feunt,  roenigftenS 
bem  Hainen  nach.  baS  3ahrf>u<h<  herausgegeben  Don  ber  rom.  ©efeflfehaft. 
Xer  Derfchtebenartige  3nfjat  ift  feljr  gebiegen,  auch  menu  bie  Derfd)iebenen 
Xialefte  nid)t  einem  jeben  gefallen  foQten.  ferner  ift  bie  rhätoromanifche 
Shrejiomatbie,  herausgegeben  Don  Jperru  9lat  '9lat  Dr.  ^ecurtinS,  ein  magrer 
Schafc  für  bie  romanifche  $*eüölferung,  bie  roenigftenS  in  (einen  ftreisbibliotljefen 
fehlen  fällte.  $ie  intereffanten  Lieferungen,  bereit  Ausgabe  fogar  ber 
$unb  unterftityt,  finb  geroijj  nid)t  nur  barum  erfd)ienen,  um  ben  Philologen 
ober  ionftigeii  fremben  UniDerfitätS-Profefforen  $u  jeigen,  bafe  utifere  Sprache 
oon  einem  Derborbrueu  Catein  abftamme,  ober  bafe  fie  fogar  etruSfifdje 
Elemente  enthalte,  nein,  biefe  (Shreftomathie  ift  in  erfter  Linie  für  baS  rom.  5Jol( 
befHmmt.  *55a  muffen  bie  Lehrer  mit  gutem  93eifpiel  Dorangehen,  fie  roenigftenS 
lefen  unb  trauten,  auch  bem  weniger  gebilbeten  53ol(e  betannt  ju  machen. 

e)  $ür  ben  naturfunblidjen  Unterricht  (ann  ein  fleifeiger  Lehrer  $er-- 
anichaulichungSmittel  h^beif Raffen,  Diele  baoou  jelber  bereiten  unb  fammeln, 
roaS  für  ihn  eine  fehr  roertDoüe  prarjs  ift.  f)  Stoß  bie  SJcufit  auch  jur 
Sereblung  beS  £erjenS  beiträgt,  braucht  nicht  ermähnt  $u  roerben.  9tur  mufc 
ein  mufifalifd)  gebilbeter  Lehrer  fich  roohl  in  acht  nehmen,  fie  nicht  nur  jum 
3eitoertreib  ju  gebrauchen  ober  als  9Wagb  einer  niebem  Sinnlichfeit  h«ab-- 
juroürbigen.  $aS  Streben  unb  ber  ftleifc  beS  LehrerS  mufe  bahin  gerichtet 
fein,  fein  mufi(afche5  Talent  im  $ienfle  beS  (glichen  unb  weltlichen 
fangeS  üben,  g)  ftier  erlauben  mir  unS  noch  auf  einen  anbern  3roeifl 
ber  f^ortbilbung  aufmertfam  ju  machen.  93ol(Sroirtfchaftlid)e  unb  politifche 
fragen  regen  oft  bie  (SJeifter  auf.  Won  fieht  grofee  Übelftänbe,  man  fucht 
naa)  Mitteln,  biefe  ju  befeitigen  unb  eben  in  ben  Wittein  gehen  bie  Anflehten 
oft  fe^r  roeit  auSeinanber.  $a  mujj  ber  Lehrer,  ber  mitten  in  biefem  treiben 


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-    146  - 


ftd)  befinbet  unb  in  unmittelbarer  Berührung  mit  bfm  SBolfe  fieljt,  bur$ 
ftortbilbung  —  Cefen  Don  3tiH$nfttn*  Stubium  entfpre#enber  93üo>r  — 
ficfc  felbft  eine  Höre  (Sinjidjt  oerfdwffen,  um  nötigenfalls  mit  »at  unb  $hat 
beifteljen  ju  tönncn;  beim  ein  gutes  2öort  jur  regten  3<i*  behütet  dot 
mausern  Derfeljlten  Stritte,  ber  ju  fpät  eingefetjen  mirb  unb  bann  nur  tief 
bereut  werben  fann. 

3.  Um  Obiges  ju  erreichen  ift  ein  britteS  JBilbungSmittel  fet>r  ju 
empfehlen,  nämlid)  ber  Umgang  mit  gebildeten,  reifen  Männern,  «11$ 
in  53ejug  auf  bie  ©<f)ule  ift  ber  Umgang  mit  tüchtigen  WmtSgenoffen,  fomeit 
bie  totalen  SJerljältniffe  es  ermöglichen,  ju  Dflegen,  benn  in  ber  6dmle  eines 
erfahrenen  9Weifterö  mirb  ber  junge  Seljrer  meit  fdjneller  unb  fixerer  lernen 
als  au§  SüaVrn.  $t  jünger  ein  Seljrer  ift,  befto  mehr  mu&  er  9iat  flicken; 
bie  Skfcheibenfjeit  foll  $m  flar  machen,  baß  er  noch  DirleS  ju  lernen  bat  unb 
noa^  DieleS  beffer  machen  mttffe.  W\\  $anf  f  ollen  aflfäflige  Äritifen  Don 
tüchtigen  Männern  über  feine  Salute  angenommen  werben.  @r  fofl  ftd) 
nicht  für  unfehlbar  Ratten  unb  fi<h  fclbft  genügen  rooflen.    (6<hlu6  folgt.) 


^aiiflene  ad)ter  ßmi  i>urd)  fättox. 

(fa.) 

Schon  bei  $efpred)ung  beS  VII.  33anbeS  tonnten  mir  ben  Warnen  ^ßaftor 
nicht  Don  Demjenigen  feines  großen  CetjrerS  3anfjen  trennen.  (53  befiätigt 
fich  in  immer  Ijeruorragenberer  SBeife,  bafe  Oanffen  in  feinem  Sdjüler  auch 
ben  richtigen  Nachfolger  gefunben  r)at.  ©djon  bie  Neuauflagen  beS  3anffeu» 
fcf)en  ©efchichtSroerfeS  burch  ^aftor,  welche  burdwuS  feine  blofeen  ffißieber* 
Wbörüdfe  finb,  beroeifen  eS.  $ie  (Srforfchung  ber  9teformationSgefdnd)te  ift  feit 
SanffenS  Stob  nidyt  flehen  geblieben.  3ebe3  Sah*  bringt  neues  Material  unb 
neue  ßrgebniffe ;  biefe  in  baS  3anffeufd)e  2öcrf  hineinarbeiten  unb  eS  baburd) 
auf  ber  £öh<  ju  galten,  ift  iine  OTCitje,  bie  aüerbingS  menig  beamtet  mirb, 
bie  aber  beSmegen  nicht  weniger  oerbienftlich  ift.  Durch  feine  fo  innige 
tBerbinbung  mit  feinem  großen  Weifter  erfährt  ^3aftor  jiemlich  baS  gleite 
£008  ber  ftritif  wie  3anffen.  *Diefc  hat  aflerbingS,  namentlich  feit  ber  9lb* 
rechnung  3anffenS  mit  feinen  „Äritiferu"  eine  Diel  ruhigere,  wiffenfö)aftlid>ere 
"5ßftraa)tungSweife  angenommen  als  früher.  3">ar  r>at  nod)  unlängft  ein 
Dr.  ^anijja  auf  bir  ftenfterfdjeiben  beS  £rn.  £erber  unb  ben  Äopf  beS 
^rofeffor  ^aftor  als  geeignete  Objette  für  fajlagenbe  Beweisführungen  auf. 
mertfam  gemalt;  aber*  felbft  im  proteftautifdjen  Cuger  werben  fola>  ©efühlS* 
auwanblungen  b,Öcb,ftenS  als  „unfreiuriQige- Scher  je"  behanbelt.  $er  7.  93anb, 
Don  ^aftor  herausgegeben  unb  teilweife  Don  ifnn  felbft  gerieben,  mürbe 
wohlwoflenb  aufgeiwmmen.    6in  ©leides  barf  ber  achte  öanb  erwarten. 


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147  - 


Dofe  er  bei  „Verausgabe  unb  (Srgänaung"  beSfelben  nact)  benfelben  ©runb- 
fäfcen  oerfa^reu  ift,  bir  er  im  93orroorte  jum  fiebenten  SJanbe  bargelegt  hatte, 
jeigt  un3  ber  erfte  ©lief.  ^ietätDoü  bat  er  baS  5Jlanuffript  [eine«  grofjen 
EfeifierS  gefdjont  unb  geroiffenbaft  bezeichnet,  roaS  er  Dom  Eigenen  binju* 
gefügt  ^at.  Unb  beffen  ift  nicht  menig.  Über  70  SBerfe  finb  bon  ^aftor 
neu  b«angejogen  roorben;  jablreid)  finb  feine  Wnmerfungen  unb  $roei  über 
100  leiten  umfaffeube  Äapitel  rübren  DoUftänbig  bon  feiner  #anb  ber. 

Sanften  f^at  im  erften  Sanbe  bie  allgemeinen  3llftänbe  DeutfchlanbS 
beim  Ausgange  beS  Mittelalters  in  einer  Don  ber  früfjern  fluffciffungSroeife 
Durchaus  Derfdjiebenen  Art  gefd)ilbert.  3m  Seiten  £auptteile  ($anb  2—5) 
fanb  baS  9ceformatiouSjabrbunbert  Don  8utt)er  bis  jum  30jär)rigen  Kriege 
d)ronologifcb  feine  Dacftcfluug.  Der  achte  Sknb  nun  fchliefet  ben  britten 
$Kiuptteit  ab,  roorin  uns  eine  rüdblicfenbe  fulturbifbrifche  Betrachtung  ber* 
felben  tyriobe  geboten  roirb.  (5*  foll  biefe  baS  SBilb  ber  SBorgäuge  auf 
politifchem  unb  retigiöfem  (Gebiete  ergänzen  unb  eine  Doflftänbige  (Srflärung 
ber  folgenben  flataftrophe  bieten.  Damit  ift  auch  bie  alte  Sage,  bafj  bie 
Deformation  bie  Qrtöfung  auS  mittelalterlichen  Barbarei  bebeute,  grünblicb 
jerftört.  Statt  Sluff Enning  baben  mir  in  ftunft  unb  33ottS(itteratur  einen 
gräulichen  Verfall  erfahren  muffen.  SBäfjrenb  bann  im  fiebenten  53anbe 
(Schule  unb  53ilbung)  bocf>  roieber  einige  Cicbtbilber  fid)  einmifchen,  finben  mir 
im  Dorliegeuben  aalten  99anbe,  auf  ooltemirtfchaftlichem,  gefeflfehaftlichem  unb 
religiö$=fittlid)em  Gkbiete  red)t  troftlofe  3llftÄnbe.  freilich  in  3ei^^umen  beS 
WiebergangeS  tritt  baS  noeb  Dorbanbene  ©ute  unb  Schöne  Dor  bem  über« 
roiegeuben  tBöfen  unb  fiebrigen  in  ben  Jpiubergrunb.  3anffen  unb  ^aftor 
fueben  übrigens  aueb  bie  Sichtfeiten  beS  16.  ^ahrhnnbertS  baburd)  jur  (Geltung 
m  bringen,  büH  fie  ben  erfcfyütteruben  klagen  auch  auS  bem  proteftantifcheu 
Sager  gegen  ben  allgemeinen  Verfall  ihr  gebührenbeS  Stecht  einräumen.  Denn 
gerabe  bierin  liegt  boeh  eine  geroiffe  Äeaftion  beS  fittli<h*religiöfen  ©eifteS 
ber  3eila,enoffen. 

3n  ber  erften  $älfte  beS  XVI.  SabrhnnbestS  nimmt  Deutfd)lanb  noch 
eine  bebeutenbe  Stellung  ein  Wber  mit  ber  politifd)en  Wuflöfung,  mit  bem 
Sinfen  ber  geiftigen  unb  fittlichen  3uftä»be  bereitet  fich  in  ber  jroeiten 
$äifte  febon  ber  roirtfehaftliche  9tuiu  Dor.  Damit  gehen  oflerbingS  noch 
onbere  Sbatfocben  $ano  in  £anb.  Der  3ahrjehnte  bauernbe  nieberlänbifche 
flrieg  öerhinbert  größtenteils  ben  überfeeifcheu  WuSfuhrljanbel  Don  9corbbeutfa> 
lanb.  Der  Sunbjofl  GbriftianS  III.,  ber  für  ben  ftönig  ju  einer  eigentlichen 
„©olbgrube"  mürbe,  gab  ben  alten  berühmten  ^anfaftäbten  ben  SobeSftofe. 
Schon  Dorber  hatten  in  Schroeben  Äanjg  ©uftaD  Söafa  unb  in  ßnglanb 
Gbuarb  VI.  ben  #onfeaten  alle  ihre  hertömmliehen  5reir>eitfii  genommen. 
Die  £anbelSpolitil  ber  9lorb*  unb  Oftfeefloaten  machte  fich  immer  mehr 


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-  148 


üon  ber  fo  geflächten  #<mfa  lo«.  Gnglanb  oerftonb  au«  bem  Soll-  unb 
2lbgaben»#riege  ber  §anfaftäbte  gegen  einanber  ben  meiften  Wufcen  ju  Rieben, 
fo  bafe  einjig  ber  nieberfächfifaV  ßrei«  ben  2öert  ber  englifa>n  SBaren  binnen 
50  Sauren  auf  32  Millionen  berechnete,  bie  au8  bem  Steide  gingen.  So 
tonnte  ein  alte«  „Sieb  ber  beulten  $anfa"  fingen: 

„iöorjeiten  mart  ihr  §änfe 

Jöcrübmet  mit  ber  Zfyat, 

Scfct  Jagt  man,  feto  ihr  ©änfc, 

SJon  fd}led)ter  X^at  unb  9tat." 
1)er  iiilänbifcf)e  Warft  litt  großen  Stäben  bur$  ben  groben  Unfug,  ben 
man  mit  3°H'  un0  9Wonopolroirtf4>aft  trieb,   Schamlofer  SBua^er  unb  fapi> 
talifa>  tyu$fcfn*eitungen  roaren  an  ber  $age8orbnung.  <Dton  glaubt  fidj  in  bie 
3eit  ber  franjöfifc^en  Äupferringe  unb  be§  ^anamafchminbel«  oerfefct.  3roar 
ftanben  bie  firchliche  Öerjre  Dom  Eigentum  unb  beffen  ßrmerbung  burch 
„mertfchaffenbe  Arbeit",  bie  ©ebote  unb  Serbote  über  3inS  unb  SBudjer 
immer  noch  in  Äraft,  ja  felbft  bie  9leicb$gefeftgebung  erfannte  bie  reinen 
$ar(et)en3jin[en  nicht  an.   2hur)  Öuttjer  ftanb  in  biefen  öolfßroirtf  ertlichen 
Vln[(r)auungen  ganj  auf  Seite  ber  flirre.   WichtSbefloroeniger  nahmen  felbft 
gefeierte  Geologen  ben  2Öuct)er  in  S<hufc,  unb  allgemein  finD  bie  klagen 
über  bie  befcf)nitteuen  uub  unbefcr)nitteuen  3uben.    3Öirfung  unb  UrfaaV 
ju  gleicher  3«t  mar  rjiebei  ba«  gäujlich  öerrottete  TOnjroefen,  mobei  offene 
ober  Derfdjleierte  ftalfchmüiijerei  t)or)er  Obrigteiten  bie  ßrone  bildete.  $ie 
fleinen  9ceich§|iänbe  befähigten  fid>  namentlich  mit  bem  Brechen  unb 
fduneljen  guter  grober  Sorten  in  |*cr)led)te  Sorten.    $ie  geringwertigen 
£albbafcen,  ©roftt)en  unb  Pfennige  mürben  „magen»  unb  fafrmeife"  nach 
ber  ftranlfurtermejfe  unb  ganje  £>äring3tonnen  geringhaltiger  Pfennige  in  bie 
öfterreichifchen  ßrblanbe  eingeführt.  TOit  bem  Söerfaü*  be§  Wlünjmefen«  ftanb 
in  engem  3ufammenhang  ber  Verfall  ber  SBergmerfe.    (Sine  Sagfafcung  $u 
Baben  (Schroeij)  ertlärte  be«t)alb  15S5:  „eine  mit  ben  9ceic$«münjeu  gleich* 
mertige  TOnje  }u  prägen  fei  unmöglich  au§  Langel  be«  Silber«,  meil  bie 
bei  ihnen  öor  3c«*f»  geroefenen  Bergmerfe  alle  ober  boch  ju  met)rerem  Seil 
in  Abgang  geraten"  feien,   '©er  brauuia)n>eigifci)e  Öergrat  ©eorg  Sngelt)art 
Cötmeife  füt)rt  12  $aupturfacheii  be«  Verfall«  an,  mobei  Untauglichfeit  unb 
Betrttglicbfeit  ber  SBergbeamten  nicht  bie  lefcte  Stelle  einnahmen.   Wit  bem 
Sinfeu  be«  einft  fo  ergiebigen  Bergbaues  ging  auch  bie  2Vrf<t)limmerung  ber 
öage  ber  Bergarbeiter  #anb  in  #anb.    $ie  klagen  über  Xrugfoftem,  9Ser= 
längerung  ber  Schicht,  2or)nbrucf  bei  fteigenben  greifen  mürben  im  16.  3ar>r* 
Rimbert  mit  mehr  Siecht  erhoben  als  heute. 

Uuabroenbbar  DoQjierjt  fictj  unter  biefen  Serrjältniffen  ber  Verfall  be« 
beutfcfjen  ©emerbe«.  Bon  ber  Ausfuhr  mitrbe  e«  immer  mehr  abgefdmitten ; 
im  Innern,  eingefchränft  burch  unfinnige  lerritorialjöfle,  blieb  e«  auf  bie 


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I 

-    149  - 

lutyfk  jtöbttföe  £unbföaft  «nb  ouf  einen  Bauernftanb  angemiefen,  bem 
infolge  ber  berfjeerenben  innern  ßriege  jcbe  ßauffraft  genommen  war.  Die 
3ün|te  Derfnöchern  in  ©elbftfucht;  bie  finfi  blühenben,  lebenSfräftigen  ©efellen* 
mbänbe  löfen  fi<h  auf,  nicht  am  wenigfien  infolge  ber  firdjlic&en  Neuerung, 
inbem  burch  Hbföaffung  ber  mit  ihnen  aufs  engfte  üerbunbeuen  rechlichen 
Sruberfchaften  ber  religiös»  fütliclje  £>alt  ihnen  entjogen  würbe,  traurige 
Silber  hartnäcfiger  ©treitigfeiten  jwifchen  SJteiftern  unb  ©efellen  entrollen 
ji<$  öor  unferem  ©eifteSauge 

©ein  befieS  innlänbifcheS  Slbfafcgebiet  aber  Derlor  baS  ©ewerbe  im 
Sctuernfianb,  beffen  Sd/icffal  in  ben  meiften  ©egenben  burdt)  ben  grojjen 
Sauernfrieg  befiegelt  mar.  DaS  bluttriefenbe  %at)i  1525  öffnete  bie  Pforte, 
burch  meldte  bie  üofle  Seibeigen fd^aft  hereinbrach.  Bon  ber  Witfchulb  an 
bei  Pnechtuug  unb  ^rotetarifierung  beS  wichtigfien  WährftanbeS  finb  bie 
nrugläubigen  Geologen  nicht  ganj  freisprechen.  Namentlich  Sulher  unb 
^elanchthon  trifft  eine  gro&e  Beantwortung.  Setyterer  fchrieb,  feitenS  ber 
Sauern  jei  es  „ein  ftreöel  unb  ©eroalt,  bafe  fie  nicht  wollen  (eibeigen  fein", 
benn  e$  fei  wiöer  baS  Soangelium  unb  höbe  „ feinen  Schein."  „3a,  eS 
roäre  oon  91öten,  bafe  ein  folch  roilb,  ungezogen  Bolf,  als  3>utfchen  finb, 
nod)  toeniger  Freiheit  hötte,  benn  eS  f)ai.M  Cutter  fchrieb  in  feinen  $rebigten 
über  baS  erfte  Buch  9MofeS:  „©efinbe  unb  Dienftleute  mürben  am  heften 
toieber  einer  £eibeigenfcr)aft  unterworfen,  roie  fie  bei  ben  3uben  oorhanbeu 
geroefen  fei."  flein  SlÖunber,  roenn  burch  baS  Beifpiel  ber  Reformatoren  auf- 
gemuntert ber  3urift  örnft  Gothmann  bie  Behauptung  auffteflte:  Schon  bie 
Xfyitfache,  bafe  einer  ein  Bauer  ift,  genügt  jum  Beroeife  feiner  Seibeigenfchaft. 
T)ie  Silber,  burch  welche  unS  ^auffen  bie  Freiheit  entwirft,  welche  baS 
16. 3ahrhunbert  bem  Bauernftaiibe  namentlich  in  ben  norb»  unb  oftbeutfchen 
Territorien  gebraut  fyai,  finb  wahrhaft  fchauberetregenb.  Die  wiflfürlichen 
ftronbienfie  werben  geftcigert,  bie  ftreijügigfeit  ber  Bauern  »erboten,  ber 
3roongSgefinbebienft  unb  baS  „Bauernlegen"  legalifiert.  „3f&unb  ift  bie 
3eit,  ba  ber  Bauer  meint."  3"  ben  neunjiger  fahren  brachen  Deshalb  ernfte 
äuffiänbe  ber  gequälten  Bauern  in  Ober»  unb  9lieberöfterreich  aus.  ^tQetii 
fie  tourben  niebergemorfen  unb  blieben  nun  ihren  ©utSherren  preisgegeben, 
beten  unbefchränfte  Sagbrechte  Tie  DoflenbS  jur  Berjweiflung  trieb.  „Das 
©ilb  ift  unzählig  öorljanben",  bie  §irfche  weibeten  wie  jahmeS  Bieh  auf 
ben  ftcfern.  Den  Bauern  aber  mar  ftrenge  verboten,  3öu™  um  ihre  SBiefen 
unb  ftder  ju  jiehen  ober  baS  2öilb  burch  #unbe  bon  benfelben  abzuhalten. 
Bilbjagb  würbe  in  nicht  wenigen  ftürftentümem  mit  bem  Sobe  befhaft. 
Äit  bem  „3agbteufel"  oerbanb  fich  in  biefen  fürftlichen  3agbwüterichen  oft 
iogar  ber  „Blutteufel",  inbem  fie  arme  Bauern  in  bie  £aut  eines  erlegten 
&trf<hen  ober  eines  anbern  SEÖilb  einnähten  unb  Don  ben  fcunben  jerrei&en 


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-    150  - 


liefern  ober  [\t  fonjl  ju  Hobt  h*&ten.  flu  oem  2öilbfd)aben  tarnen  nod)  brüdenbe 
3agbfrohnben,  unb  bie  Ärone  beS  ganaen  graufamen  SöftemS  bilbete  eine 
3agbgefefcgebung,  bif  auS  ber  Verachtung  beS  menfchlichen  ÖebenS  entfprang. 

gin  Vilb  faft  ofme  jeben  Cichtblid  ift  bif  Säuberung  beS  dürften»  unb 
$>ofleben3  jener  3«*-  $ie  ©eftaltung  ber  Hofhaltung  rourbe  immer  groß1 
artiger,  roährenb  ber  materiefle  Söoljlftanb  immer  tiefer  jant.  25er  Kleiber- 
Prunf,  bie  £)offeftlichfeiten,  bie  $ochjeit$'9lu8ftattimgen,  bie  fteierlicr)feiten  bei 
Slittbertaufen  unb  Vermählungen  finb  nicht  mefjt  bfofe  ein  oornehmer  Cujus, 
fonbern  ber  SluSbrud  eines  roüften  ©enufelebenS.  SBotjin  man  in  ben  oberften 
Greifen  blidt,  trifft  man  geiftige  Veröbung,  protyenhafte  Verfctrtoenbung,  grobe 
Sinnlichfeit,  Our  allem  ein  DiefyifcheS  Saufen.  3)ie  Irunffuc^t  en  treidelt  ( 
\\ä)  fo  red>t  jum  ftationallafter.  Selbft  l^oitj^efteüte  grauen  oerfielen  bem 
Softer  unb  trunffüdjtige  Vifctjöfe  gereiften  bem  Volte  jum  größten  Wrgerniffe« 
$ie  religiöfe  Neuerung  borf  auch  gierten  oou  Sd)ulb  nict)t  freigefprochen 
»erben:  bie  Verhöhnung  beS  ^aftengeboteS  unb  ber  guten  2Berfe  überhaupt 
mufete  baS  Volt  bem  Saufteufel  unb  ber  Völlerei  in  bie  Wune  treiben. 
Veim  blofeen  Printen  blieben  aber  biefe  fürftlichen  Säufer  nicht,  fonbern 
gingen  natürlich  ju  Unzucht,  Prügeleien  unb  3oteu  über,  meiere  bif 
entfprechenbe  SBürje  ihrer  „ftorten  Grünte"  bilbeten. 

(Sin  foldjeS  ^überleben  brachte  notroenbig  Unorbnung  in  bie  CanbSDer1 
roaltung  unb  fpejieü  in  bie  ^inanperroaltung,  woraus  bann  Steuerbrud  unb 
fonftige  *Dcaftregeln  toflfter  %x\  heroorgingen,  gipfelnb  in  ber  „©olbmacherei," 
burd>  bie  monomer  ^fürft  jum  Marren  unb  Vettler  geroorbeu  ift.  Sägen  nicht 
bie  fchlagenbften  Vemeife  Oor,  mir  fönnten  es  faft  nicht  glauben,  baß  beutfd)f 
dürften  bura)  MlchDmiften  unb  anbere  ©harlatane  fid)  fo  h^einlegen  ließen, 
bafe  baS  Schminblerpaar  ^ß^tlipp  Sömmering  unb  Wnna  3\($Ux  <*m  4>°ff 
beS  gelehrten  §erjog8  3uliu3  Don  Vraunfchroeig  3  3ah"  lang  ihr  Der» 
brecherifcheS  treiben  fortlegen  tonnten.  $ie  30  Millionen  ©ulben  Staats» 
fchulb,  welche  tfaifer  9?ubolf  II.  bei  feinem  $obe  ^interüeB,  laffen  fich 
einem  guten  Seile  auf  feine  ehemifehen  Jüchen  unb  feine  200  Wldmmiften 
jurüdführen.  Äein  SBunber,  menn  oerfd)iebene  dürften  auf  Strafeenraub 
unb  ftalfchmünjerei  oerfielen,  um  ihre  zerrütteten  ginanjen  roieber  tjerjufieflen. 

Da«  oben  gegebene  Veifpiel  rourbe  natürlich  unten  fleifeig  nachgeahmt. 
$ie  Säuberung  beS  SebenS  beS  WbelS  roie  beS  Vürger»  unb  Vauernftanbe« 
jeigt  Deshalb  manche  entfprechenbe,  menn  auch  mobifi^ierte*  3»9ei  9canfl  unb 
Staub  bringen  roohl  Untertriebe  in  ben  ©etränfen  mit  fich,  aber  bie  milbe 
fieibenfehaft  ift  überafl  gleich  Buch  bie  „Vürger  unb  Vauern-Vantette",  bie 
„Sein-  unb  Vierfünfte",  bie  „ein  fw<h  einträglich  ©eichäft"  bilbeten,  jeigen 
Don  berfelben  raffinierten  ©enufefucht,  roie  fie  an  ben  §öfen  r)errf<^te.  3n 
erfchredenbem  Elafee  nahm  namentlich  ber  Vranntroeingenufe  ju;  in  ber 


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—    151  - 


Stabt  3mi(fou  gab  eS  im  3ohre  1600  nicht  meniger  nl«  34  Eranntmein« 
brennereien.  Die  $u&  unb  Etobefucht  ift  fbeufo  allgemein.  9Jtan  fönnte 
fte  eine  ftortfe&ung  ber  ähnlichen  Ecifeftänbe  bc§  "JftittelalterS  nennen,  ba§ 
roie  baS  16. 3af>rhunbert  ju  Dufcenben  feine  ltic^t  befolgten  „Äleiberorbnungen" 
erliefe.  »efonberS  abfcheulich  müffen  bie  „^Uberhofen"  unb  „©änfebäuche" 
gemefen  fein,  womit  bie  ftattlichen  beutfdjen  SRänner  fich  entfteflten.  3öaö 
über  3anffen  Don  ben  biden,  gelben,  geborgten  ober  erfauften  Haarflechten 
ber  grauen  fogt,  bon  ihrem  „f leinen  famtenen  §üt(etn",  bon  bem  „©drniinfen, 
Sttmmalen  unb  informieren  bon  allerlei  fremben  färben-  fann  als  ein 
treffliche»  Kapitel  gegen  bie  mobernen  ftrauenmoben  gelten. 

Reben  ben  rein  öfonomifchen  Urformen  mad)t  ftcr)  bie  traurige  Söirtung 
ber  Reformation  auch  auf  bem  ©ebiete  beö  ArmenroefenS  geltenb.  3Ran  fyai 
bis  in  bie  neuefte  3e>1  hinein  baö  Mittelalter  ganj  irrtümlicher  5öeife  be* 
ja)ulbigt,  bafe  e3  feine  geregelte  Armenpflege  befeffen,  ja  ben  Settel  bura) 
DernunftlofeS  Almofengeben  förmlich  gejüchtet  r)abe.  Das*  auSgeljenbe  Littel« 
alter  hat  jafjlreiche  oortreffliche  ArmemOrbnungen  aufyumeifen,  bie  beften 
roohl  bie  Wieberlanbe,  roo  fte  fich  enge  an  bie  Spitäler  anfchloffen.  Allen 
(Stallungen  ber  Rotleibenben  fud)te  man  Rechnung  ju  tragen.  3n  managen 
Spitälern  "33.  aud>  in  ^freiburg  unb  Sutern  mürben  ^ßfrüubeu  für  ^rrfinnige 
getauft  ober  fogar  eigene  Käufer  gebaut.  Die  Abfchiebe  bieler  Reichstage 
j.  9.  $u  Sinbau  1497,  ju  ftreiburg  1498,  ju  Augsburg  1500  enthalten 
Stimmungen,  bafe  bie  Regierungen  „jeber  Stabt  unb  Gommun  ihre  Armen 
felbji  ernähre  unb  unterhalte."  Diefe  Armen* Orbnungen  ffliitn  gegenüber 
jenen  beS  16.  3ah*hunbertS  ben  großen  Vorteil,  baß  fte  über  ben  unerfd}öpflid)en 
Schafc  einer  ununterbrochenen  chriftlichen  SBohltljätigfeit  berfügen  tonnten. 
$afe  biefe  reiche  Quelle  unter  ber  ^errfdmft  ber  neuen  ßeljre  belegte,  hut 
niemanb  lauter  als  fiutfjer  felbft  beflagt.  Die  guten  2öerfe  ftanben  eben 
nicht  mehr  in  Achtung.  Gleichzeitig  mürben  in  fchamlofer  2Beife  bie  ftirchen- 
guter,  meiere  bie  grofeartigften  öffentlichen  Armen*ftonbS  bilbeten,  geplünbert. 
Slber  mie  "heute  noch,  fo  fling  eS  auch  bamalS :  „Das  roeggenommene  fllofter- 
unb  tfirchengut"  mar  fchnefl  „jerfiäubet."  2BaS  bie  unfelige  ©laubenS« 
neuerung  übrig  gelaffen,  baS  bernichtete  auch  o"f  bem  ©ebtete  ber  Armen- 
oerforgung  ber  Dreißigjährige  Ärieg,  Oer  nur  noch  ftnen  Bruchteil  ber 
ehemaligen  SBeoölferung  in  junger  unb  ßlenb  übrig  liefe.  Dann  aber  —  nach 
W.  &"*8  unb  SJciferoachS  jeigte  fia)  bie  Ecaffenarmut  in  ber  fchredlichften 
©eftall,  bertreten  bura)  große  organifierte  Räuberbanben  unb  ©ettletjüge, 
bie  nach  Saufenben  Ahlten. 

Diefer  Seil  beS  achten  93anbeS  bilbet  eine  jufammenhängenbe  Darfteflunng. 
Star  nun  folgenbe  Abfchnitt  über  baS  §ejenroefen  trägt  mehr  ben  dtyxxalUx 
einer  felbftänbigen  Sonographie,  bie  ich  baS  nächfte  «Mal  fixieren  möchte. 

(©(hlufe  folgt.) 


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152  - 


Praktifdjf  jBurdjführung  irr  formalen  Stufen 

an  einem  »eifptel  aud  ber  bibltfdjen  ©efdjtdjie. 

(H.  B.) 

3iclflBttobc:  2Bir  fommcn  freute  iur@rjäbjung  oom  ©türm  auf  bem  Wlttxt . 
roic  berfetbc  bie  3ünger  beB  fcerrn  in  groß«  ©efaf)r  braute,  wie  ober  ber  liebe 
§eilanb  fie  aus  berfdben  befreite. 

1.  flnaltoje  ober  Vorbereitung,  a)  3Bn8  Gaben  mir  in  bert  legten 
Stunben  beljanbelt?  (Die  ©leidmiffe  beS  £errn);  n>o  ^at  ber  göttliche 
#eilanb  biefelben  gelehrt?  (v31m  See  ©enefaretfj);  roaS  t&at  er,  um  Don  bem 
3Jolfe  beffer  gefe^en  unb  Derftanben  $u  werben?  (@r  flieg  in  ein  Sc&ifflein 
unb  lehrte  bom  Skiffe  aus);  mann  fjaben  mir  Dom  See  ©enefarett)  fetjon 
etroaS  gehört?  ($ei  ber  ©efdjirt^te  bom  reiben  ftifa^fang);  mie  Reifet  ber 
See  ©enefaretb,  aud>?  (©aliläifd)e«  ©teer);  marum  fann  er  fo  genannt 
merben?  (er  ifi  febj  groß;  3  Stb.  breit,  6  Stb.  lang);  auf  meinem  Sfteere 
fanb  alfo  ber  Sturm  ftatt,  Don  bem  unfere  (Srjä&Iung  tyanbelt? 

b)  2öer  bon  (Sucb,  ^at  fa)on  einen  Sturm  erlebt?  2Öa8  Ijat  er  auf  bem 
ßanb  Derurfadjt?  (an  Säumen,  Käufern?);  mer  f)at  fa)on  auf  beu  See 
IjinauSgeföaut ,  roenn  eS  [türmte?  2öaS  &abt  i^r  ba  gefe&en?  ffiie  ift  e« 
bem  Sd)ifflein  gegangen,  ba8  auf  bem  See  mar?  2öie  mar  es  roo&l  bem 
Sa^iffer  ui  ©tute,  al«  er  fo  mit  ben  SBeüen  tämbfen  mußte?  2Bie  Diel  mal 
länger  unb  breiter  ifi  ber  See  ©enefaretb,  als  ber  3u9(rf"?  28fl3  t)atte 
bieS  in  33e$ug  auf  Die  SCÖeOen  jur  §o(ge?  Der  See  ©enefaretfj  mirb  oft 
Don  fefyr  heftigen  Stürmen  t)eimge|udj}i,  meldte  steter  b,olje  2ßeflen  Der« 
urfafyn  unb  jebem  Sd)ifflein,  baS  Don  einem  folgen  Sturm  übeeraf$t  mirb,  mit 
Untergang  Drosen.  $n  einen  folgen  furdjtbaren  Sturm  fam  aud>  ba«  Sa)ifflein 
ber  jünger  3efu.   3$  min  eud)  nun  Die  ©efcbjajte  ersten. 

2.  Süntljeje  ober  Darbietung.  Der  liebe  £eilanb  blatte,  mie  t^t  nun 
mißt,  Diele  Stunben  longbaö  SSolf  belehrt  unb  mar  bafyer  reajt  mübe  gemorben. 
Dab,er  moflte  er  ftcf>  Dom  3$olte  entfernen,  um  an  einem  einfamen  Orte 
etmaS  auSjuruljen.  Da£  fonnte  er  aber  nur,  menu  er  an  baS  gegenüber« 
liegenbe  Ufer  beS  SeeS  fid>  begab,  ba  ib,m  bie  ßeute  nic^t  jafjlreia)  Dorthin 
folgen  tonnten,    (£r  fprad)  bafjier  $u  [einen  Jüngern:  „Raffet  un§  über  ba3 

fahren."  So  ruberten  bie  jünger  baS  Sdu'fflein,  in  baS  3ffu$  gefttegen 
mar,  Dom  Ufer  meg  in  bie  % iefe  beS  ©teereS  IjinauS ;  mehrere  anbere  Sa^ifflcin 
folgten  nad).  3efu§  befaub  fid>  auf  bem  ^unterteil  be§  Sd)iffe8  unb  f ablief 
Dor  ©tübigfeit  balb  ein.  fie  fdjon  meit  auf  bem  ©teere  brausen  mareit, 
erljob  fid)  plöjjlid)  ein  großer  Sturm,  fo  baß  ba§  Sdüfflein  mit  SBeflen  bebedt 
mürbe.  Die  jünger  mürben  baljer  mit  großem  Sdfreden  erfüllt  unb  fürchteten, 
auf  bem  ©teere  umjufommen.  3n  biefer  Wngft  traten  fie  ju  3efuS  b,inju, 
medten  it)n  auf  unb  fpracb,en:  „©err!  $ilf  und,  mir  geljen  ju  ©runbe." 
Da  fpraej)  3efuS  ju  ib,nen:  „5Ba8  feib  i^r  [o  fura^tfam,  i$r  kleingläubigen?" 
Dann  ftanb  er  auf,  gebot  bem  2öinbe  unb  bem  ©teere:  „Sdmwige,  Der- 
ftumme!"  Da  r)örte  ber  2Binb  auf  unb  eS  mürbe  eine  große  Stille.  2Belc$ 
einen  (Sinbrud  mußte  ba8  auf  alle  ma$en,  bie  e«  fab,en!  Sie  Dermunberten 
fia^  feb,r  unb  jpractien  erftaunt  ^u  einanber:  „20er  ift  boa)  biefer,  baß  ib^m 
fogar  bie  2Binbe  unb  ba8  ©teer  geb>ra)en?w  — 


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—    153  - 


TOadjen  wir  ba  eine  (leine  ^toufe  unb  blicfen  mir  im  (Seifte  auf  ben 
lieben  $eilanb  Ijin,  bei  fo  mächtig  unb  fo  gütig  an  feinen  Jüngern  fic& 
erwies  unb  ebenfo  an  und  ttjun  wirb,  wenn  mir  feine  treuen  jünger,  fowie 
feine  guten  kinber  finb.  —  (<Dton  mufe  ben  (Sinbrurf  etwas  fortwirten  laffen, 
ben  bie  gut  unb  anfdjaulicb,  warm  unb  lebeubig  Dorgetraqene  (Srjäblung  in 
®eifl  unb  §er&  ber  kinber  fjerDorbrad)te.  Sofortiger  Übergang  jum  Sefen 
unb  Qrtlären  mürbe  itjn  Dermtfayn.  Wudj  bafür  muß  geforgt  werben,  baß 
ber  QHnbrud  möglicr)ft  fonfrete,  ber  kinber  ßeben  berüfcrenbe  3form  gewinne. 
Grfmniiiiffe ,  bie  nid)t  tebenbig  ins  (SkfüfylSleben  ber  kinber  hineinwur^eln, 
gefcn  fc&nefl  wieber  borüber  unb  ftnb  oljne  ftrud)t  für  Den  Jöiflen  unb  baS 
braftiföV  fieben.  —  9?a<$  ber  furjen  ftiHen  (Srwägung  beS  ®ef)örten  wirb  baS 
Vud)  Dom  Sefcrer  nnb  Don  ben  Sdjülern  geöffnet.  (Sinige  ©$üler  lefen  bie 
ßrjä&lung  abfcfcnittmeife  naaV,  in  ber  Unter«  unb  SRittelftufe  unb  bei  fa^wie* 
rigen  Stüden  felbft  auf  ber  Oberflufe  würbe  ber  Seljrer  fie  juerfl  nocb,  felbft 
gut  bortefen.  $>ann  beginnt  bie  ertlärenbe  Vefpred)ung,  wäljrenb  welker  bie 
Sucher  jwar  offen  bleiben,  bie  kinber  aber  ifjre  ftugen  auf  ben  Öftrer  ridjten 
unb  nur  bann  in  baS  Vuc$,  wenn  ber  Öefyrer  eS  befiehlt ;  benn  bie  ($efd)icf)te 
ift  nun  ben  4>auptmomenten  na$  burd)  bie  (Srjäbjung  unb  baS  Sefen  Don  ben 
ßinbern  aufgefaßt,  $ie  Vertiefung  umfafet  juerft  bie  Vermittlung  einer 
Doflftänbigen  SatfcfenntniS  unb  ber  in  ibjr  liegenben  Setjren.  Von  ber 
ffiorterflärung  (ann  l)ier  Umgang  genommen  werben,  ba  bie  Wnalbfe  nad) 
biefer  Ütia^tung  boflftönbig  öorgearbeitet  §ot.) 

a)  2Ba3  für  ^ßerfonen  treten  in  biefer  (Sraäbjung  auf?  QefuS, 
bie  jünger  im  S$ifflein  3efu;  Das  Volt  in  ben  anbern  6$ifflein.)  2öaS 
ift  oon  ben  Jüngern  erjäljlt?  was  üon  3efuS?  was  Dom  Volte?  2BaS  bemirfte 
ber  Sturm  in  ben  Büngern? 

b)  (5s  ift  bod)  etwa§  Natürliches,  in  großer  <3efaf)r  ju  erfa^rerfen! 
'Barum  fabelt  fie  ber  liebe  £ei(anb  bennod)?  *0lit  was  für  ^Borten  tabelt 
er  fie?  VJarum  nennt  er  fie  kleingläubige?  Vei  was  für  Slnläffen  t>at  ber 
l.  $>eilanb  fdwn  gezeigt,  bafe  in  tym  eine  Ijöijere  Wad)t  liege,  als  ber  gemö&nlidje 
SReufcrj  fie  befifct?  (Teilung  beS  38  jährigen  ftranfen ;  Sotenerwetfung  beS 
Jünglings  bon  9?ain;  Teilung  beS  knedjteS  beS  Hauptmanns,  beS  ®id)ts 
brühigen,  wunberbarer  §fifd)fang,  £>ocfyeit  $u  kana.)  2BaS  hätten  baljer  bie 
flpoftel  in  ber  ©efatyr  benten  follen?  2BaS  tljat  3efuS  bem  Sturm  unb  bem 
tobenben  Vkffer  gegenüber?  VJaS  gefd)ar)  auf  fein  Söort?  3n  weiter  kraft 
f)at  er  bte)"e8  Doflbrad)t  ?  kann  ein  gewöhnlicher  OTenfd)  mit  eigener  kraft 
au$  fo  etwas  bewirten?  2öie  nennt  man  eine  $f>at,  wela>  nid)t  burd) 
natürliche  kräfte  boQbraa^t  werben  tann?  2öir  haben  fa)on  Diele  fol$e  $baten 
tennen  gelernt.  2Ber  nur  tann  foldje  VJunbert^aten  Don  fid)  aus  bewirten? 
2Öa§  ift  olfo  ^efuS?  9lber  3efuS  würbe  ja  auch  mübe,  er  fchlief  Dor  ÜJlübigteit 
ein?  2öaS  für  eine  9latur  ^at  alfo  ^lefuS  noctj  nebft  ber  göttlicben  9?atur? 
SBBie  Diele  Naturen  ftnb  alfo  in  3efu8?  2öie  wirb  beSwegen  3efuS  aud) 
genannt?  (®ottmenfa^.)  2Bie  fragten  fi$  bie  Seute,  als  fie  bie  2öunber» 
tbat  3efu  fa^en  ober  babon  t)örteu?  SffiaS  für  eine  Antwort  hätten  fie  fi<$ 
geben  follen?  2öa8  hätten  fie  in  ftolge  beffen  t^un  foden?  (*n  3efuS 
glauben.)  2BaS  wollen  wir  baljer  tb.un?  3a  wir  wollen  an  3efuS  glauben; 
er  ift  ber  ©err  Rimmels  unb  ber  <5rbe,  er  ifi  ©Ott,  aus  Siebe  $u  uns  «Wenfa) 


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geworben,  ber  ©ottmenfd),  unfer  §filanb  unb  ßrlöfer!  3"  biefem  Rauben 
rooflen  mir  leben  unb  fterben.  — 

c)  2ÖaS  traten  bie  jünger,  als  fte  in  ber  ©efabr  fdjroebten?  Sie 
beteten  fie  ju  3efu8?  9GÖa§  tfyat  3<f"5  auf  baS  ©ebet  ber  jünger  ljin? 
2Ba8  muffen  mir  in  ben  ©rfabren  t&un?  3n  roa«  für  ©efabren  (önnen 
mir  fommen?  (be3  2eibeS  unb  ber  Seele.)  kennet  mir  ©efaljren  für  bn« 
leibliche  Ceben;  für  bie  Seele!  2tteld)e$  finb  bie  fd)limmern  ©efafjren?  2BaS 
für  ein  fdjöneS  furjeS  ©ebetlein  fönneu  mir  in  folgen  ©efaljreu  Df trieften  ? 
Hüffen  mir  nur  beten,  menn  mir  in  ©efafyr  finb?  Sffiie  lefjrt  und  ber 
1.  fieilanb  im  SJater  unfer  in  $ejug  auf  bie  iöerfudjung  beten?  2Öir  müffert 
alfo  fd)on  bor  ben  Serfucbungen  unb  ©efafjren  beten,  mir  müffen  täglich 
beten.    „3br  foflt  aO>it  beten."  - 

d)  Vlber  roufetr  benn  ber  1.  $>eilanb  nid)t,  baß  ba3  Sdjifflein  in  ©efafjr 
fei?  SBarum  bat  er  ben  Sturm  nidjt  Derfnnbert?  (Prüfung.)  9Barum  ^aif 
er  erft,  als  bic  jünger  ibm  bie  9tot  (tagten  unb  il)n  um  §ülfe  baten? 
(9?otroenbigfeit  be$  ©ebeteS.)  Der  1.  £)ei(aub  meife  aQe§,  aber  er  roifl.  bafe 
mir  iiict)t  nur  au  ifm  glauben,  fonberu  biefen  ©tauben  aud)  betätigen. 
Dies  tfnm  mir  befonberS  im  ©ebete.  2Benn  mir  beten,  befennen  mir  unfern 
©lauben  an  ©ott  unb  unfer  Vertrauen  auf  it>n.  DaS  ©ebet  ift  für  bie 
Seligfeit  ebenfo  uotmenbig  al§  ber  ©taube.    2öer  glaubt,  betet  aud)! 

e)  Mit  ma§  rjaben  mir  früher  (beim  reichen  ftifebfang)  baS  Sa^ifflein 
^etri  Derglidjeu?  (TO  ber  tfira>  G&rifii.)  2Ber  befinbet  fid)  in  biefem 
Sd)iffleiu?  $Rit  melden  Söorten  fjat  3*fu§  erflärt,  bafj  er  immer  bei  feiner 
tfirdje  fein  molle?  („3d)  bin  aOe  $age  bei  eud),  bis  anS  (Snbe  ber  SOBelt.") 
2öer  leitet  biefe»  Sdjifflein  auf  unfid)tbare  3Beife?  SBer  auf  fia^tbare  Söeife? 
$ttelay$  finb  bie  Stürme,  meiere  gegen  biefe»  Sa^ifflein  fid)  erbeben?  (3Jer* 
folgungeu,  3"W)rf",  Unglauben.)  Die  £ird)e  l)at  immer  fola)e  Stürme  ju 
befifben;  roa§  müffen  mir  baljer  für  bie  &ira>  trjun?  3a  mir  roollen  redjt 
oft  für  bie  ftirdje  unb  für  baS  Cberbaupt  berfelben  beten,  ba$  gefällt  beut 
1.  £>eilanb  gar  fefyr.  2Ba»  für  einen  iroft  Ijat  uns  ber  1.  Jpeilanb  bejügtia^ 
ber  Grljoltung  feiner  Äirdje  gegeben?  („Die  Pforten  ber  $ölle  roerben  fie 
nirfjt  übermältigen.")  SBarum  läßt  er  aber  biefe  Stürme  511?  (Prüfung 
unb  Cduterung )  2Öa8  bemirft  ein  Sturm  in  öejug  auf  bie  ©efunbrjeit  ber 
fiuft?  So  reinigen  aud)  biefe  Stürme  bie  &ird)e.  ©ott  fann  aud)  ba§ 
Jööfe  jur  Söeförberung  be§  ©uten  gebrauten.  3b»i  mujj  afle«  bienen;  ber 
©ute  bient  it)m  mit  freubigem  Söiflen;  ber  $öfe  mufe  iljm  bienen  roiber 
feinen  SDifleii.  9lud)  ber  Sturm  auf  bem  Weere  biente  jur  93erljerrlia)ung  3efu. 
(Woc&malige  3u|ammenfaffung  ber  einzelnen  fünfte.)  —  Dann  folgt: 

3.  Die  Wffojiation  ober  5ßerfnüpfung.  (Die  neugemonnen  Vorfiel« 
(ungen  müffen  mit  ben  alten,  früher  gemonneuen  in  enge  SBerbinbung  gebraut 
merben;  bamit  entftebt  ein  roa^reß  2öad)8tum  be8  ©eifleS  (55  fjat  biefe»  naef) 
brei  3tid)tnngen  ju  gefa^e^eu :  a)  in  Öejug  auf  3efu,  b)  in  Skjug  auf  bie  3ünger 
unb  c)  in  $e&ug  auf  baS  3Jolf.) 

a)  91  IS  roa§  bot  fieb  3efu  in  unferer  @efc$id)te  geoffenbart  V  («IS  ©ott« 
menfd)  unb  als  aümädjtiger  unb  barmherziger  Reifer  in  ber  9^ot.)  3n  melden 
bi&b«  bebanbeiten  ©efa)ia)ten  r)at  er  fi$  aud)  öl3  ©Ott  geoffenbart  ? 
(^odjjeit  ju  ffana;  am  3afob8brunnen  offenbart  er  ber  Samaritanerin  bie 


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-    155  - 


gebfimen  Sünben;  er  feilte  bie  Srfjroiegermutter  be4  ^etruS;  er  treibt  bie 
böfen  ©elfter  au$;  fyeilt  ben  @id)tbrüd)igen,  beu  9Iu3fä|}igen,  ben  ftnedjt  be$ 
£>auptmann€,  ben  Jüngling  bon  9laim  erroedt  er  fogar  bom  Stöbe,  ber 
f  ünbigen  TOagbalena  üergiebt  er  bie  Sünben,  bem  Simon  bedt  er  bie  ge* 
bnmflen  ©ebanfen  auf,  tjetlt  ben  38jdr)rigcn  Tanten  unb  offenbart  fidj  ben 
3uben  at«  Soljn  ©otte*.)  —  3n  roela)en  erklungen  tritt  befonberS  aud} 
bie  menfml.  Watur  farüor?  (3efu$  ift  a(3  ©ajt  beim  f)o^eit3mat)le  $u 
Äana;  ein  &eil.  3orn  ergreift  ifjn  bei  ber  Reinigung  be3  Tempel«;  mübe 
iejjte  er  am  3afob3brunncn  nieber,  fdjidte  feine  jünger  in  bie  Stabt, 
um  Speife  ju  fyoten  unb  begehrte  Don  ber  Samaritanerin  $u  trinfen;  er 
rourbe  beim  ftnblid  ber  iötttroe,  bie  it)ren  einzigen  Sotjn  berloren  ljatte,  bon 
SWitleib  gerührt;  freut  fia),  roenn  er  ©tauben  finbet;  läßt  fi#  bon  Simon 
ju  einem  ©aftmabje  eintaben;  let>ct  unb  roanbelt  roie  ein  Genfer)  unter  ben 
3uben!)  -  3n  ir*l<$en  ©efcfcia)ten  jeigt  er  fi<$  als  Reifer  in  leiblia^er  Wot ; 
in  melden  al$  Reifer  in  geiftiger  9iot ;   alö  Grlöfer  bon  ben  Sünben?  — 

b)  2Bie  geigten  fitb,  bei  beu  befproa)enen  (Sreigniffen  bie  Wpoftel  unb 
jünger  bem  göttlichen  £eilaube  gegenüber?  (Sei  ber  Berufung ;  bei  beu 
üerfdjiebenen  2Buubern;  bei  ben  Setyroorträgen ;  irjr  ©taube  roud)$  immer  meljr.) 

c)  Sie  igten  fidj  bie  3uben  Sefu  gegenüber?  (@in  %e\i  glaubte 
an  iljn.  anbete  liejjen  eS  bei  ber  toten  Serounberuug  bleiben;  ein  auberer 
Seit  trat  fogar  feinblid)  auf.)  SBie  roaren  bie  ^ffarifär  unb  Sdjriftgelefjrten 
gefinnt?  Qn  93ejug  auf  beibe  fragen  ruft  ber  ßefjrer  einige  fjierauf  bejüglidfe 
2^atfacf)en  in  bie  Erinnerung  jurüd.  So  fdjliefet  fid)  baS  Weue  organifd) 
an  baS  Mite  an,  erweitert  biefeS  unb  frifd)t  e3  auf  unb  fo  üerfa^miljt  afleö  ju 
einem  einf>eitlia)en  ©anjen,  rooju  befonberS  aud)  bie  folgenbe  Stufe  mithilft.) 

4.  Da3  Softem,  ober  bie  3"famme nfaffung.  a)  2öa§  für  (Sigen* 
jrfjaften  offenbaren  fia)  an  3efuS  in  ber  r)eute  befjanbelteu  ©efdndjte:  ber 
Sturm  auf  bem  SReere?  (ber  fieljrer  fdjreibt  fie  an  bie  $afel.)  UBa*  für 
anbere  ßigenfdjaften  tjaben  mir  früher  )d)on  tenueu  gelernt?  —  (So  Der« 
Doflftänbigt  fid)  ba8  Gfjarafterbitb  3efu  mit  jeber  (Srjäljlung ;  3efuS  erfdjeiut 
ben  tfinbern  immer  eljrroürbiger  unb  liebenSroürbiger  unb  tritt  bem  (inblidjcn 
§erjen  immer  uätjer.)  —  b)  2Beld)e  ßefjren  liegen  in  ber  tjeutigen  ßrjäfjlung? 
($er  fieljrer  idjreibt  aud)  biefe  in  furjen  Sä&en  unb  möglid&ft  an  ben  ©ort» 
laut  be$  ßatecbjSmuS  angeleimt  an  bie  Safel,  bie  ftijierung  au  ber  Safe! 
ift  bie  befie  Vierung  im  ©ebäd)tni9.)  1)  3efu8  ift  roafyrer  ©ott  unb  magrer 
^ERenfcr) ;  in  itjm  finb  jroei  Naturen,  bie  götttid)e,  meil  er  ©ott  ift  unb  bie 
menfd)lia>,  roeil  er  SRenfd)  ift.  Sieibe  finb  in  ber  einen  ^ßerfon  ß^rifti 
unjertrennlid)  bereinigt.  —  2)  $a§  ©ebet  ift  jur  Seligfeit  notroenbig;  mir 
muffen  in  allen  Anliegen  be§  2eibe§  unb  ber  Seele  unfere  3ufluct>t  ju  3efu« 
nehmen.  Sir  muffen  mit  Vertrauen  unb  mit  Wnbodjt  beten,  ©ott  oerläßt 
bie  Seinen  nid)t !  -  3)  2Bir  müffen  au,%  für  bie  Ijl.  Äira^e  beten.  3efu« 
ift  aflejeit  als  ba3  unfia^tbare  Oberhaupt  in  feiner  ftira^e.  kuü)  bie  größten 
Sturme  bermögen  nia^ts  gegen  fie.  4)  ©ott  roenbet  bie  Stürme  in  feiner 
ftird)e  ju  feiner  33erfjerrlid)ung  unb  ^ur  ^Reinigung  berfelben  an.  5)  9(ud) 
bie  Verfügungen  gegen  unfere  Seele  fönnen  und  nia^ts  fa)aben,  menn  mir 
in  ber  ©egemoart  3efu  roanbeln  unb  $u  i^m  unfere  3«^"^  nehmen.  Sie 
bienen  bann  ju  unferer  Läuterung  unb  Stärfung  unb  jur  Sßerme^rung  unferer 


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-    156  - 


IBerbieufte.  Söelcf)e  bereits  behanbelten  Srjäbjungen  haben  un«  ähnliche 
fielen  gegeben? 

5.  SMethobe  ober  SJerroenbung.  Die  inte! (eltuelte  93erroenbung 
fonn  oerfehieben  auftreten :  a)  als  Auffafc  (Wacherjählung;  Gharatterbilb  3efu ; 
3ujanunenfleQung  ber  Cehren,  ©ergleidmng  mit  anbern  Srjäblungen  ic ) 
b)  als  münbliche  Söieberholung,  c)  als  SeroeiSmittel  für  ben  ÄateehiSinuS» 
untetricht  d)  als  Stoff  bei  Ermahnungen  unb  Aufmunterungen  jum  (Stauben 
uub  jum  IBertrauen.  Die  moralifche  3)erroenbung  liegt  befonberS  in  einer 
paffenben  Wutyauroenbung,  etroa  roie  folgt :  a)  SDBir  motten  3efum  recht  lieb 
haben  unb  immer  bei  ihm  bleiben,  und  nie  bureh  eine  fernere  Sünbe  Don  ihm 
trennen.  Senn  mir  bei  ö*f»8  finb,  haben  mir  nidjts  ju  fürchten,  auch  menn  bie 
Stürme  unb  ©efoljren  noch  fo  grofe  mären.  3*f«*  ift  unfer  ©Ott  unb  unfer 
allmächtige  Reifer  unb  ßrbarmcr.  3hm  rooflen  mir  leben  unb  fterben.  ihm 
angehören  in  Qüi  uub  (Sroigteit!  —  Ober  b)  Siebe  ftinber!  Dtrgeffet  bie 
heutige  ©ejchid)te  nie  in  eurem  öeben.  Au  euch  aQe  merben  Stürme  aller 
Art  herantreten,  ©efahren  beS  fieibeS,  ©efafjren  ber  Seele!  Aber  fürchtet 
euch  nicht.  SBerlaffet  nur  3efuS  nicht,  fonbern  bleibet  bei  ihm  unb  nehmet 
init  IBertrauen  bie  3"  find""  i^m.  33etet  mit  ben  Apofteln:  $err  hilf  unS, 
fonft  geben  mir  ju  (Örunbe.  Unb  roie  er  ben  Apofteln  geholfen,  fo  roirb  er 
auch  euej)  Reifen.    2Ber  auf  ©ott  Dertraut,  ber  r)at  motjl  gebaut. 

3e  uad)  Umftänben  fönnen  auch  anbere  fünfte  aus  ber  (Srjähluug 
herausgegriffen  merben;  bie  Ütufcanroenbung  t)at  fid)  aber  befonberS  an  bie 
geiftigen  SBebürfniffe  ber  ßinber  anjufehliefjen.  (5S  ift  gut,  bann  uub  mann 
auf  biefelbe  jurüd  ju  fommeu,  befonberS  bei  Anläffeu,  für  bie  fie  gemacht 
murDe.  ^n  ihr  liegt  bie  unmittelbare  praltifche  $rud)t  beS  ^Religionsunterrichtes. 

(SS  ift  $um  Sehluffe  faum  nötig  $u  bemerten,  bafe  biefe  Ausführung 
nur  eine  Sfijje  ift,  bie  ben  2Öeg  jeid)net,  ben  man  eben  jur  Erreichung 
eines  grünblidjen  unb  fruchtbaren  Unterrichte«  JU  gehen  f)ai  uub  baß  fie  für 
bie  Oberftufe  berechnet  ift.  ßrfenntniS',  ©efühlS-  unb  2Biflen8lraft  merben 
burch  eine  folche  SBehanblung  in  gleich  vorteilhafter  Seife  angeregt  unb  baS 
Söiffen  üermag  fich  fo  jum  können,  jur  ^ßrajiS  $u  geftalten.  6S  ift  roahr, 
man  mirb  etroaS  langfatner  DormärtS  fommen.  Aber  roaS  nityen  unoerbaute 
Speifen?  9<ur  roaS  in  f^Ieifc^  unb  SÖIut  übergeht,  nährt;  nur  maS  Don 
ber  gaujen  Seele  erfafet  mirb,  ha*  Hiahre  ©eßaltungSfraft  für  fie  unb  ift 
boher  geiftigeS  Kapital,  baS  fürs  ganje  tyben  3>nf<n  trflfl*-  — 

2Benn  mir  3"t  finben,  merben  mir  fpäter  bie  Anmenbung  ber  formalen 
Stufen  auch  noch  an  SÖeifpielen  auS  anbern  fächern  geigen.  Der  fleißige 
uub  DorroärtSftrebcube  ßehrer  mirb  fid}  aber  fchon  an  ber  §anb  beS  obigen 
SeifpielS  auch  in  anbern  ©ebicten  jureeht  finben.  2öir  finb  überzeugt,  bafc 
eine  fluge,  jeben  einzelnen  Stoff  unb  ben  Stanb  ber  klaffen  roohl 
berechneube  Anmenbung  berfelben  unferm  Schulunterrichte  Don  grofeem 
Vorteile  mürbe.  —   

<$i*flenoffenfff}aft.  (£orr.  -  f.)  Da«  eibgenöffifehe  ftatiftifche  53ureau 
labet  bie  jehroeij.  Lehrer  ein,  ihm  AuStunft  ju  erteilen  über  3°^  fämtlichcr 
Schüler  ber  Ortfchaft,  3ahl  per  Waffe,  Schulroeg,  Seltenheit  ber  2öege, 


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-    157  - 

SJetfflummS  roegen  Ungangbarfeit  ber  SBege,  ungenügenbe  6rnät)rung  unb 
Befleibung,  ©uppenanftalten  unb  bergleid)en ;  ^ßrioatroofjltljätigfeit,  Serab» 
folgung  Don  JlleibungSfiüden,  93efd)afffnt)eit  bet  Littel,  bie  baju  berroenbet 
werben,  @(t)ulfparfaffe,  (Jinflufe  biefer  Unterftüfcungen  auf  ben  gefunbt)eitlia)en 
3uf!onb  ber  Äinber,  auf  errjöfjte  2ld)tfamfeit  ber  ßinber  märjrenb  be§  Unter* 
richte»  unb  auf  bir  intefleftuefle  (Sntroidlung  ber  Äinber.  —  2Boju  biefe 
Unterftu^ung?  ©tetjt  fie  im  3ntereffe  ber  fd)Weijerif d)en  CanbeSauSftellung 
in  ®enf  ober  in  bemjenigen  ber  Unterftüfmng  ber  ^rtmarfc^ute  burdj  ben 
9unb?  ©ie  wirb  wofjt  beiben  3roert*en  bienen  unb  fann  fpäter  aud),  bei 
gelegener  3e'*»  (Sinfütjrnng  ber  S8unbe*fcr)ule  benufct  werben.  —  Win 
auffäHigften  erfa)eint  aber  bie  böllige  Umgebung  ber  .fantonalen  53e« 
börben.  5BiSr)er  war  e$  fouft  Übung,  bei  Unterfud)ungeu  bon  allgemeinem 
dntereffe  ft$  an  bie  ÄantonSregierungeu  $u  menben  unb  biefe  $u  erfudjeii, 
bie  notroenbigen  Wnorbnungen  &u  treffen,  um  bie  gefleflten  §ragefct)ema  ju 
beantroorten.  9luf  biefem  SBege  ift  aud)  aflein  eine  gehörige  Kontrolle  möglich 
unb  roerben  bie  5Bet)örben  beS  ÄantonS  ins  nötige  3utereffe  gebogen.  2Barum 
läßt  mau.  bie  fantonalen  33er)öben  auf  ber  Seite  ftefjen?  9Ran  ^ä(t  fonft  im 
ßaatliaVn  ßebeu  fefjr  auf  einen  georbneten  ^nftanjengang ;  warum  tjat  man 
it)n  bjer  ni<r)t  beamtet?  —  2Bir  meinen,  bie  fantonalen  $el)öröen  bürften  in 
biefem  Qfalle  itjre  ©ouberänitätSredjte  roat)ren  unb  menigftenS  um  tttiffcfyufi 
betreff  beS  SBorgetjenS  nactjfucrjcn. 

fiujeru.  $ie  am  20.  ftebruar  in  ©$üpfr)eim  berfammelte  2er)rer« 
fonferenj  beS  HmteS  (Sntlebud)  fprad)  ftcb,  für  eine  angemeffene  Herltiugerung 
ber  ©d)ul$eit  auS.  2öär)renb  fie  bie  (Sinfürjrung  eines  5.  ©ommerfurfeS  in 
Wnbetradjt  ber  lanbroirtf^aftlia^en  5ßcrl)ältniffe  itic^t  befürworten  fann,  begrübt 
fie  bagegen  bie  Erweiterung  beS  1.  ©ommerfurfeS  ju  einem  @aiijjat)rfiir<? 
unb  bie  Erweiterung  ber  ftortbilbungS«  unb  Sietrutenfdjule  um  je  einen  ShirS, 
um  fo  bie  öüde  im  SBilbungSgauge  beS  r)«annja^|enben  Jünglings  jroifajen 
bfin  14.  unb  20.  3at)re  etwas  auszufüllen. 

9iod>  ©djluji  ber  offijteflen  SJerljanbluugen  fjielt  ©dmlinfpeftor  Sfdwpp, 
^räfibent  beS  herein«  fattwl.  Ser)rer  unb  ©d)ulmänner  ber  ©dnoeij  einen 
gebiegenen  Vortrag  über  bie  Seubenjen  biefe«  iBereinS;  er  füt)rte  au«,  bafe 
biefer  feine  politischen  Qwtdt  Oerfolge,  bagegen  aber  ftd)  ganj  bem  s2Bot>le 
ber  ©cfjule  roibme.  6S  rourbe  nun  fofott  jur  ©rünbuug  einer  ©eftion 
ge|<$ritten,  ber  ft$  met)r  als  40  3Rttg(ieber  anfd)loffen.  Floreat  et  crescat! ') 

—  $en  14.  Februar  abljin  oerfammelte  fid)  in  $)i£fird)  bie  ©eftion 
be§  %mte§  Jpodjborf  beS  SöereinS  fatlj.  2et)rer  unb  ©dwlmänner  ber  ©djmeij. 
5cebft  oielen  2et)rern  fanb  fidr)  aud)  eine  grofce  Wnjaljl  ©eiftlidjer  unb  (&rofj* 
räte  ein.  $en  «eigen  bet  IBorträge  eröffnete  $err  2eb,rer  »run  in  55aami( 
mit  einem  »eferate  über  bie  Wad^t  beS  3Kutter t)erje n§  auf  bem  ©e* 
biete  ber  Äinbererjiec)ung.  3n  flie&enber,  fa)öner  ©praa^e  jeigte  ber 
§trr  ^Referent  bie  eminente  öebeutung  ber  Butter  als  ßr^ie^erin. 

$od)ro.  $err  tyoxtytt  ßlmiger  in  ^)ot)enrain  jeigte  in  r)umorifiifdt) 
gewürztem  Vortrage  ben  großen  llnterfcbieb  in  ber  Ausübung  beS  Strafrea^teS 
in  ^kinS  unb  ©a^ule  bon  einft  unb  jefct.    3U  biefer  ?lnberung  ^abe  bie 

')  2>er  Driginalberidjt  fam  letber  ettoa»  a«  fpat ;  er  folgt  in  nädjfter  Kummer. 


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neue  BunbeSDerfaffung  DieleS  beigetragen.  Die  Wüte  fönne  man  jebocfc  nicfrt 
ganj  entfernen;  Tie  fei  mit  TObe  gepart  unb  üorfic^ttg  angeroenbet  ein  bor- 
treffliche«  3u*tmtttel. 

3n  an&iefjenber  ftorm  unb  begetftertem  Vortrage  beljanbelte  unfer  geehrte» 
$ereinSpräfibium  $)ocbro.  $>err  Kaplan  unb  3nfpettor  Wrnolb  bie  Saterlands» 
liebe.  $n  feinen  Ausführungen  jeigte  er  an  Zitaten,  baß  bie  fogenannten 
Sbealmenfcben  (©öttje,  Üeffing,  Schopenhauer,  flant.)  feine  93aterlanb8liebe 
lehrten,  bafe  bie  heutige  Strömung  biefelbe  ganj  *u  berroifchen  fuche.  Darum 
miiffe  jeber  roobre  Patriot  für  bie  2öecfung  ber  SaterlanbSliebe  mit  SDort 
unb  $hat  einfteheu 

Den  Herren  Referenten  mürbe  Don  ber  SBerfammlung  für  bie  gebiegenen 
Vorträge  ber  mohloerbiente  Danf  auSgef  proeben 

„Racb  gethaner  Arbeit  läßt  fiaj  gut  ruhen",  bauten  auch  bie  33erfammelten 
unb  oerlebten  noch  einige  gemütliche  Äugenblicte  bei  einanber.  5)?ou  frbjeb  mit 
bem  JBeroufetfein,  einen  lehr»  unb  genußreichen  Nachmittag  hinter  fict)  $u  hoben. 
*uf  Sßieberfehen  im  £>«bfte !  j.  b.,  l. 

—  Sutern.  3m  £>erbfte  finbet  bafelbft  bie  3abre$Derfammlung  be§ 
5Jerbanbe5  fdnüeij.  3«$«!*  unb  ©eroerbefebuflebrer  ftatt.  9118  $>aupttraftanbum 
mürbe  beftimmt:  Der  3**4* nunterricht  an  ber  SJolfSf  chule.  Da*  Referat 
hierüber  übernahm  £)err  $rof.  ^upifofer  in  6t.  ©allen.  Sämtlich*  fetyroei* 
jerifaje  (SrjiehungSbireftoren  roerben  jur  Serfammlung  eingelaben  roerben. 

St.  (hatten.  (—  p.  — )  Unterm  12.  ^febr.  erließ  ber  RegierungSrat 
ein  neues,  fofort  in  &raft  tretenbeS  Regulatio  über  bie  93er  roen bung  ber 
Staatsbeiträge  an  bie  ftonbe  unb  RechnungSbefijite  ber  SBolfS» 
l'chulcn.  3ur  Äufnung  ber  fleinereu  Schulfonbe  faDen  20  bis  25  ^rojente 
beS  oom  großen  Rate  für  bie  Äufnung  ber  Schulfonbe  unb  Decfung  ber 
RechnungSbefijite  bemilligten  ÄrebiteS  Derroenbet  roerben.  Räch  Dem  RegulatiD 
boin  2.  Dej.  1890  erhielten  bis  jefct  auch  oif  Jpalbjobrfcbulen  mit  weniger 
als  15,000  $r.  gonbfopital  einen  Beitrag  bon  200  bis  600  $r.,  melier 
fofort  bem  ftonbe  einverleiben  mar.  3fjM  roifl  man  bö^frn  Orts  biefen 
^albjahrfchulen  an  ben  # ragen  gehen.  Daß  man  barauf  hi'^ielt,  Diefelben 
auf  ben  2lu8fterbe-(5tat  ju  fteüen,  berührt  uns  nicht  unangenehm,  roenn  mir 
auch  nicht  ju  optimiftifch  finb,  biejelben  in  furjer  3"*  öon  ber  9i(bflä$e 
oerfchmuuben 

Doch  fofl  man  nicht  glauben,  bafe  mit  biefem  Regulatiü  bie  SchuU 
gemeinben  erheblich  entlaftet  roerben,  biefe  alles  nun  aus  $apa  Staats  ©elb* 
beute!  bejahten  fönneu.  Sdmlgemeiuben  mit  roeniger  als  40  Rappen  Schul* 
[teuer  oom  £)unbert  unb  einem  Steuerfapital  bis  auf  200,000  fy.  haben 
50  rt/0,  folche  mit  200.000  bis  300,000  75,7,„  unb  fola)e  mit  300,000 
bis  5»)0,000  fix.  Steuerfapital  100"/o  beS  StaatSbeitrageS  jur  gonbäufnung 
ju  leiften.  75  bis  80  °  0  beS  anfangs  ermähnten,  Dom  ©rofeen  Rate  be« 
roiQigten  ÄrebiteS  finb,  jur  Erleichterung  ber  bö<i)ft  befeuerten  Schulgemeinben 
an  bie  jährlichen  RedjnungSbefijite  berfelben  abzugeben,  roelcfjer  Beitrag 
800  QFr.  per  Schule  unb  4,500  ftr.  im  ®anjen  nicht  überfteigen  barf. 
Schulgemeinbcn,  welche  ihr  Sct)ulroefen  Dernachläffigen,  tonnen  teilroeife  ober 
ganj  Don  ber  StaatSunterflü|mng  auSgefchloffeu  roerben.  Die  ©ejirfsjcbulräte 
roerben  beauftragt,  auf  aflfäflig  Dorhaubene  „ßrüppelfchulen"  ein  roachfameS 


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91uge  ju  polten  unb  fie  jum  Wnfchluffe  an  eine  benachbarte  Scf)u(gemeinbe 
ju  bewegen.  Dafe  nun  beSmegen  in  unferm  flanlon  ein  neucS  Morgenrot 
für  unfere  „SthulDerfchmeljer"  anbrechen  werbe,  Dennögen  mir  nicht  einjufeljen. 
3Bir  haben  Diesbezüglich  nicht  gerabe  bie  rofigften  Erfahrungen  gemacht,  unb 
roo  bieje  nicht  adfeitig  gemünfd)t  mirb,  roo  man  nicht  fühlt,  ju  jchroach  als 
Präger  eines  SchulroefenS  fein,  ba  merbeu  auch  rabifale  £>eißfporne  nicht 
nach  ihrem  belieben  fchatten  unb  malten  tönnen.  Die  Arbeit  auf  bicfem 
(gebiete  ift  eine  Reifte  unb  mirb,  je  länger  je  mehr,  ju  einer  folgen,  mo 
man  fich  g<w  leicht  bie  fettiger  Derbrennen  fönnte.  — 

Die  Staatsbeiträge  für  bie  SRealfdmlen  merben  hauptfächlich  $ur  <Dcinberung 
ber  Defizite  Dermenbet.  Sei  ber  fteftfefoung  berfelben  fommeu  als  Einnahmen 
nur  bie  3'nK  ber  Dorbanbenen  ftonbe  unb  bie  Schulgelber,  als  Ausgaben 
nur  bie  Sehrergebalte  in  Betracht.  9Jn  bie  fid)  fo  ergebenben  Defizite  zaf)lt 
ber  Staat  bie  £)älfte.  9lur  foSche  Stealfchuleu  haben  Vlitfpriict)  auf  Staats* 
Unterfinning,  roelche  Don  fantonSangehörigen  bürgern  höchftenS  20  §r.  Schul« 
gelb  beziehen.  Daburdj  fällte  eS  auch  unbemittelten  möglich  merben,  biefe 
Sdmlftufe  abfolDieren  tonnen. 

Sin  bie  ftortbilbungSfchuleu,  bie  fid)  immer  größerer  ^Beliebtheit  erfreuen, 
leiftet  ber  Staat  ebenfalls  Beiträge  unb  jmar,  foferu  bieö  ber  Dcrfügbare 
ffrebit  geftattet,  75  9fp.  per  2ebrftunbe  bis  ju  einem  Warunum  bon  2,500  ftr. 

Söenn  man  ben  großen  92u$eit,  ben  biefe  Sdmlftufe  511  triften  im 
flanbe  ift,  in  Betracht  jieht  unb  bebend,  bajj  ber  Staatsbeitrag  meiftenortS 
bie  einzige  Einnahmequelle  ber  ^fortbilbungSfchudehrer  ift,  fo  mirb  mau  nicht 
ju  ber  Überzeugung  tominen  tönnen,  baß  ihre  Wüben  unb  Arbeiten  „föniglidj" 
befahlt  feien.  Doch,  mir  miffen  ja,  bafe  uufer  Schaffen  ein  ibealeS  ift  unb 
baß  bie  ibealen  53erufSarten  ben  Söenigfteu  golbgefpidte  99örfen  ermerben. 
DfSroegen  mirb  baS  53anner  roahrer  Wenfrhenbilbung  bennorh  h«*h  gefchmungen 
unb  auf  ©otteSlohn  in  ber  einigen  §eimat  fchöneren  Sluen  gehofft. 

3«g.  Die  3ftÖl'"6e  beS  ^enfionatcS  unb  beS  2er)rerfeminarS  führten 
in  ben  Derfloffenen  ftafcbingStagen  baS  Drama  auf:  Der  Erbe  D.  Erbbolm. 
Drama  mit  ©efang  in  5  Aufzügen  Don  Erich  Schmibt;  für  Schultheater 
bearbeitet  Don  Scettor  ifeifer.  Inhalt  beS  Stüdes:  Cstar,  ber  Sohn  beS 
fr.  3t-  gtftür$ten  unb  in  ber  Verbannung  geftorbeneu  (trafen  D.  Erbholm, 
hült  fieb  mit  feinem  ftreunbe  Olaf  ^eljrfon,  bem  Sohne  beS  53urgmartS 
als  ?Raler  in  Italien  auf.  Die  Unfdmlb  beS  ©rafen  foinmt  an  ben  Sag. 
OSfar  mirb  jurtiefgerufen  unb  bittet  feinen  ftreunb,  ber  ihn  heimlich  beneibet, 
ihn  ju  begleiten,  Mnläjjlich  eines  Schiffbruchs  auf  ber  £>eimfehr  fommt  Olaf 
in  ben  $efi$  ber  Rapiere  OSfarS.  3u  ber  Weinung,  biefer  fei  Derunglüdt, 
bejchtiejjt  er,  fich  für  ben  (Strafen  auszugeben.  OSfar  hat  fich  auch  gerettet 
unb  entgeht  einem  3RorbDerfuchS  Olafs.  Diefer  tritt  als  ber  rechtmäßige 
tirbe  ber  ©raffdtjaft  auf  unb  roeife  baS  Söolf  ju  betören.  Ein  alter  Diener 
aber  ertennt  OSfar.  Schon  miQ  ber  ftöuig  im  Reichstag  $ur  58elehnung  Olafs 
l'chreiteu,  als  OSfar  erfcheint  unb  Olaf  beS  ^Betrüge*  jeiljt.  Wach  einer  milb 
bewegten  Scene  labet  ber  ftönig  beibe  Nebenbuhler  binnen  9JconatSfrift  Dor 
fein  Bericht.  —  Umfonft  Derfudft  ber  9lbt  Don  Obenfee  Dor  ber  Si&ung,  bem 
Schulbigeu  ein  ©eftäubuiS  zu  entloden.  DaS  ©ericht  beginnt.  Olafs  be« 
ftoa)ene  3<"fl<n  »"ben  Dermorfen.    Allein  ber  fchlaue  Olaf  fann  auch  J^ei 


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-    160  - 


3fugnifff  OsfatS  entfräften.  Qsnblich  aber  roirb  fr  Don  feinem  allen  bltnben 
Safer  erfannt  unb  baburch  jugleid)  be*  Unrecht*  überroiefen.  Oöfar  roirb 
feierlich  belehnt  unb  bittet  um  ©nabe  für  feinen  ehemaligen  Qfreuub.  Der 
flönig  roifl  fid)  nid)t  erweichen  (äffen.  Schließlich  finbet  ber  9lbt  eine  Söjung, 
welche  bie  5öürbe  be§  ßönigö  roaf)rt  unb  bie  3bee  ber  SBufee  unb  Süfmung 
mit  jener  ber  ©nabe  Dereinigt.  Einige  t)üb)'a^e  ©efangpartien  Derleihen 
bem  auf  einer  roahren  Gegebenheit  beruhenben  Stüde  befonbern  Dteij.  —  Da$u 
famen  nod)  ba*  ßuftjpiel  „3ncognito"  oon  6t) r.  Wen,  —  eine  Drollige 
(Spifobe  aus  bem  ßeben  einer  beutfdjen  ßleinftabt,  unb  eine  turje  gninnaftifche 
^robuftion.  —  Wögen  bie  3ö^linge  bie  bebeutungSDofle  2et)re  nie  Der« 
geffen,  bafe  ba*  Softer  eine  abfd)üffige  53at)n  ift,  auf  ber  jeber,  ber  [\t  betritt 
unb  nia^t  noch  rechtzeitig  umlebrt,  immer  tiefer  in*  Jßerberben  ftiirjt  unb  elenb 
}U  ©imibe  geht.  Daher  roiberftehe  ben  Anfängen:  principiis  obsta.  — 


jpädagogifdK  i?tticratur  ttn*  VcbrmiUcL 

1)  Xa->  bic*jäbriae  ^afteamanDat  Sr.  ©nabcn  bc*  bochtuürbtaftcn  §rn.  Öeoti* 
barb,  Stfdjof  oon  Safcl=2ugano,  bebanbelt  ba*  bödn't  jettqemäfje  £h"na:  Sie  ®r* 

iehung  ber  heranmacht  cnbcn  3ugenb.  —  ©*  ftnb  ba  golbene  SBortc,  welche 
er  hodjtüürbiflffe  Sifcbof  feinen  Di&scfanen  prüft,  bie  Don  allen,  befonber*  aber 
allen  ©r^ebern  auf*  tiefftc  beberjigt  »u  werben  oerbienen.  Der  l.  Dcil  befprid)t 
bic  Arbeit  ber  (Srjiebung,  ber  2.  bte  Arbeiter  felbft.  „Die  ganjc  Aufgabe  unb 
bie  flanke  »rbeit  ber  (S-ratebung  beftebt  barin,  baß  bie  jugenblicben  Seelen  burd) 
ba*  Dreifache  Sanb  bc*  (Glaubend,  ber  Siebe  unb  ber  ©ttabe  mit  ihrem  bimmlifeben 
Söräutigam  oereinigt  bleiben  unb  im  Verlaufe  bc*  ßeben*  in  biefer  Sereinigung 
immer  mehr  fid)  befeftigen."  218  Arbeiter  werben  befonber*  hervorgehoben  bie 
Seclforger,  bic  ©Item  unb  bic  djriftUcbcn  (Sraicbungaocrcine,  unb  unter  btefen  mieber 
befonber*  bic  SWarianifcbc  ftongregation  unb  bie  3üngling*öcrcinc.  — 

2)  Dorff  unb  qeiftine  (Betränfe,  im  Sichte  ber  Grfabruna,  ©efunbrjett  unb  Solf** 
woblfofjrt  oon  H.  91.  3Wing,  «rat  unb  9cattonalrat.  ÜWit  Sfiibaug:  Bereitung 
einiger  alfoholfrcicr  (Srfrifdmngfcmtttel.  ©amen,  Sclbftocrlag  bc*  Scrfaffcr*,  Drncf 
3.  ÜWüaer,  1895.  $ret*  30  ist«. ;  in  Partien  billiger.  Der  Reinertrag  wirb  ber 
©rünbung  einer  Drinferheilanftalt  flewibmet.  —  Die  40  Seiten  umfaffenbe  Srofcbüre 
oerbtent  ba*  3ntcrcffc  unb  bie  Hufmerffamfeit  aller,  bic  cS  mit  fid)  unb  mit  bem  SBohle 
be*  Softe*  gut  meinen,  befonber*  aber  oder  @rMct)cr  unb  öebrer,  bereu  Aufgabe  e*  ja 
ift,  bte  3uacnb  oor  allem,  »a*  ftörper  unb  ©eift  oerberben  fann,  \n  »amen  unb 
}uräd)uhalten  mtb  fic  über  ba*  ju  bclebrcn,  ma*  ihnen  juträglid)  ift.  ©«  lieat 
eine*  ber  wiebtigften  Staphel  ber  ®efunbbcit*lcbrc  in  ber  Schrift,  ba*  mir  ber 
roerbenben  (Generation  nicht  oorcntbalten  bürfen,  ba«  aber  audj  fruchtbarer  Stoff  für 
Sortrage  in  teraiebung**,  $Ptu«=,  Scatbolifen  unb  anbern  gemetniiü&Jgen  Seremen 
bietet  unb  ba  unb  bort  otcl  ©tttc*  ftiften  tann.  SEÖenn  mir  aueb  nicht  ber  Anficht 
ftnb,  bafj  ade  Üefer  SWitgliebcr  ber  ftbftiitcnj  werben,  fo  wirb  bic  Schrift  immerbin 
ben  großen  ©eminn  hcroorbriuaen,  bafe  fic  überall  fräftig  jur  Duaeub  ber  SJtänigfett 
anfpornt,  eine  £ugenb,  bic  jeber  9Wenfcb  oor  ©ott  unb  feinem  ©emiffen  üben  mufi 
unb  bte  er  fid)  unb  ber  mcnfd)licbcn  ©efellfcbaft  fcbulbia  ift.  SRöge  baber  ba* 
Srfjriftlcin  in  ben  »citeften  Greifen  gclcfen  werben  unb  befonber*  unter  bem  Solfe 
groftc  Verbreitung  ftuben! 


»erfd)ieDened. 

Gin  Söimöcrrinö  ift  ber  8jährige  Sioltntft  £>ub ermann,  ber  in  SBien  attf^ 
trat  unb  unter  anberm  9Jtar  s^rud)*  erfte*  Siolinronjert  in  meifterbafter  Üöcife 
au*menbig  fpiclte. 


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gtt  ftvntt. 


 ftrrberftfac  ^erlag^banHiitiq,  tfreibura  int  ©rci*gau. 

©oeben  tfl  erfc^ienen  unb  burd)  alle  Sudtfanblungen  }u  beateften: 

«brtfj  ber  t>ciit)ä)cn  NationaUVittc tatuv.  yjoift  ©.  «cnatcr 
loa  Wcbroadj  01  üoijrrcn  Untcrrt(fjt*nnftaltcn  unb  ittr  Sclbftbclcbruna  be* 
arbeitet,  gr.  8«  (X.  u.  286  ©.)  M.  2.  20;  geb.  in  Storno,  mit  $>ccfenpreffung 
M.  2.  90.  —  grübet  ift  erfdjienen:  ttritaier.  (*>  ,  Wcfdiirfite  Der  Deurftbeu 
iHattoitahVttttratur  91ebft  fursgefafetei  iJJoetif.  ^für  ©dmle  unb  ©elbft* 
bele&rung.  2Rit  einem  £itelbilb,  nieten  groben  unb  einem  ©loffar.  Neunte, 
oermebrtc  unb  öerbefferte  Auflage,  gr.  8°.  (C1V,  69*  ©.  u.  eine  Xabefle.) 
M.  6 ;  geb.  in  fcalbf ran \  JA.  8. 

A*c U"cr,  Dr.fc,  TcntW)C*  VcU  tut*  SBUX>  uiflobudl  für  böbere 
©cbulen,  inSbefonbere  für  bie  oberen  SNaffen  böberer  Xöcr)terfefjuleu  unb 
meiblidjer  ©raiebungsanftalten.  $reiae&nte  Auflage.  2Jht  einem  ©tabl= 
nid)  unb  einem  ßidjtbrud.  gr.  8°.  (XVi  u.  408  ©.)  M.  3.  20;  geb.  in  fcalb; 
lebet  mit  ©olbtitel  M.  3.  70. 


£e§xftefte 

an  ber  ^rtnatfcfunbnrirtinlc  in  Brunnen. 

mirb  auf  Snfang  9Wai  biefe*  3abre«  für  bie  oben  ermäbnte  ©djule  ein 
oateniicrter  Sefnibarlebrer,  Iatb>lifd)er  ftonfeffion  gefugt.    £ic  »nfteUungS; 
bebtngungen  Hnb  bei  Unterjeidjnetcm  $u  ücrnebmen,  mcldicr  audj  bie  Slnutclbungen 
auf  biefe  ©teile  bie  15.  2Härj  b.  3.  entgegennebmen  mirb. 
Brunnen,  ben  15.  ftebruar  1895. 

$er  ^räfibent  ber  ©djulf  omtniff  ion: 
(5K6065  3.)  ü.  üürlimann 


Offene  CeljrerflfUe. 

X)ic  mit  tommenber  Dftcrjeit  infolge  austritt  oafant  toerbenbe  ©teile 
eine*  Vcürcr^  an  bic  llnterfdjule  |n  ftotbfreuj  babier,  nebft  freier  2Bobnung 
(2  3immex)  mit  1200  SJr.  botiert,  mirb  anmit  nur  Sicberbcfeöung  auögefdjrieben. 
3Refleftanten  auf  biefe  ßcb^rerftelle  wollen  ibre  bejüglirfjen  Hnmclbungen  unter  J8ei= 
fdjluh  ihrer  ©tubien*  unb  ©ittenjeugniffe,  ßebrpatcnt,  ebentueU  tjeugniffe  über 
biaberige  ßeljrtbätigfcit  bi«  ben  15  tRqt\  nädn'tbtn  febriftlid)  bem  §crrn  Sd)ul= 
fommtfffonSpräfibenten  Äcllcr  in  OtorbfreilL  lufldjer  über  bie  Obliegenheiten 
be»  betreffenben  fiebrer*  nähere  8ufftfjlflffc  erteilt,  einreiben, 
ftifft,  ben  16.  ftebruar  1895. 

91u«  Auftrag  ber  ©djulf ommiffion: 
£)a*  ^Iftunriat. 


§djrotf?cnfd)c*  fcljrcrfcmtttat 

$a$  neue  6tb.n(jtt^t  beginnt  am  7.  Sttat  nättytyin.  ^nmelbungen 
fwb  bis  16.  Bbril  an  ben  $ircftor  *u  rieten. 

1 808   H  380  Lz  <§U  Zern i na rt>i vc t tt on. 


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I 

I 


I 


Unterhaltender 
interessanter 
Text: 

Romane 

NoveUen 
Dorfgeschichten 
Humoresken 
Belsen 
Geschichtliche* 
Kunst 
Technik 

Für  die  Fraue- 
und  Kinder 

— 

Wonatsschm 

Zeitereignisse 
•      •  • 
Reicher, 
und  schöner 
Bilderschmuck. 


Hf  Drr  «djacllc  jum  ^ata- 
ßfl  Dtcfc"  ift  ber  Xitel  eine*  in 
hohem  Wrabc  u>anncnbcn  Nomone* 
Don  3.  tfbhor,  ber  in  bem  üorlicgrn^ 
ben  $efti  beginnt  nnb  mit  nod)  jmei 
flcincrcn  ftODfßen  ben  cr^ählenben 
Xcil  in  brillanter  Söetfe  ausstattet, 
^anl  itriebrich  führt  uns  uad)  bem 
alten  :)lom,  aber  nicht  etma,  tun  uns 
mit  ben  oft  gelegnen  Schilberungen 
non  i*aun>crfcn  u.  i.  tu.  311  langtoei* 
len,  fonbern  um  uns  einen  SHid  thnn 
*u  I off en  in  bii  ^eoölferung  ber  emi- 
gen  Stabt,  bie  unter  ber  fteber  befc 
Tutore  förmlid)  /"ylcifeh  unbüBliit  ge^ 
luinnt.  $rof  Xr.  tfcllcr,  ber  2?car= 
heiter  von  Ifdiubi*  „Xicrlcbeit  ber 
Mptltttrtt*,  Maubert  über  bie  Qcttt* 
fcn.  .9lettC  Brüden",  „Xie  bentfdien 
ftlafüfcr",  „König  ft-ran*  II.  oou  Ne- 
apel" —  ba*  mären  noch  einige  loci: 
tere  Xitel  be?  prächtig  au*gcftatte= 
ten  .s>eiteo. 


i 
I 


3um  Greife  DOtl  50  Jlfg. 
momüfidi  ein  |larfie$  3K>fi<K$eft 


3llu*trievtfi.  hatboliöcbeajfamilienblat! . 


lPerlao.  nun  Beinum*  &  Co. 

fiiifirDrlii,  &Baia»t)ut  ftöln. 

3"  haben  in  je&er  3ud?(?anMuttg. 


H)UiiM/)nnii)ii)^| 


-4^»  »»» 


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! 


► 


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pkgfljifdje  glatter. 


bei  „S(tioci|.  <Erjlet>UHR*frciiB&e$"  unt  ber  „WaflOß.  9Woiat«f<Wft". 


des  Vereins  katyoL  feljrer  unft  Sdjulmänncr 

itx  Sd)n>et? 

unb  bcd  irtjweijerifdien  faffpol.  @r*tel>uitfl«ttettina. 


Jlisrttrr  ,iil)rgang. 

f>.  #eft. 

(&rfäeint  2  »oflcn  ftarf  |e  ben  1.  unb  15.  eines  ieben  SWonata.) 


3ufl, 

$>ru<f  unb  (Sjpebition  Don  3.  SR.  »lunfdn. 
1895. 


1 

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»tut 

1.  ttettrffle  jur  ©cfaMMe  M  urncrifdjcn  Sdwloefei*  (93on  öoitft.  9b>@flfl, 

gJrofcffor  in  SÜtborf.)  (3rortfe&ung.)  161 

2.  3«r  SNerbobi!  De«  ^u^altunn^untcrriditcd.  (5ßon  W.  Wiek,  Sßrof.  in  3ng )  ito 

3.  Untcrrubtäbriffe.  (Son  J.  Soh.,  Sft.=C.  in  Z.)  176 

4.  3>nffen£i  achter  «anß  bjjrd)  ^oftor.  (fa.)  180 

5.  ^äbafloflifdjt  WiinDfdjau  184 

6.  $*bagofltfd)C  JJltterttir  Mab  Sriruittel  192 

7.  ©erffliebtae« 

8.  »rifffaftei  ber  ttelatlion 

9.  3«fctatr 


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bee  „<Sd|iDti$.  «rjteljungdfreunbe*"  unb  ber  „$öbagog.  WonotöfdfHft". 

bfs  ^rrrins  Köffu  JbljriF  unb  Sdinlmannrr  for  Sdmmi 

unb  bc^  i'd)tüci^crij(i)cu  f ntl>ol .  Orryefjungöuereins. 


3tti},  15.  Wärj  1895.  6.  2.  $al)rgang. 


9?ebaftion8fommiffion: 

rif  2rm<Mrbtrtfiortn:  ,t.  *  ffum,  $ifcftrd), 8u)ern ;  Baumgartner,  }ufi;  tit  tcc&n>.  $trrn:  Dr.  Jrtbal. 
*ofrr,  «rcf.,  «ijur ;  ttc  »enj.  Dfarrer,  er«,  «t.  £l.  «all  tu  unb  $ert  Stbm  BtpKt  tn  «rftfe»,  Ort. 
tlt  »l«f»ntungf «  Hub  m  'cmvnarbtrtrtcr  » a u m 9 a r l »er  )u  riebt™. 

Abonnement: 

»rfd>ctot  menatUa)  2  mal  i«  btn  1.  unb  15.  bei  Vtonall  «nb  fcfut  |ibtll*  für  BtrctnlmltaUcbrr  4  %t.t. 
tfr  «(braauiranbibatai  3  3r.;  fflr  Ätd)tmitaUtbfr  5  gr.  5  eflt  Hungen  brlm  ©erltaer:  3.  W. 
ClunUt,  guajbruttcr,  3ufl.  -  3nftrat«  »trbm  btt  fctUjeile  mit  10  »».  btrtftnrt.  

Beiträge  mr  <&tfd)id)te  fcce  urnmrdjfii  SdjuhotrenB. 

(©ottfr.  Äb*©gg,  ^rofeffor  in  «Itborf.) 
(frortfefeung.) 

3u  biefen  S<$ulorbnungen  biirften  einige  Erörterungen  am  ^lafce  fein. 
%it  mfta)tigfte  $riebfeber,  fatb>lifa)e  ©djulen  einjuri^ten,  mar  ba8  (Soncil 
oon  Orient,  unb  ben  fiärfflen  6iuflufe  ouf  biefelben  Rattert  bie  93efd)lüfje  be8 
&>ncil§  unb  infolgebeffen  bie  fatf)olifd)en  ©eiftlidjen.  $a$  Goncil  blatte  ben 
13.  ^ejember  1545  begonnen  unb  mar  ben  4.  Styember  1563  gefd&loffen 
roorben.  6<$on  ben  13.  3uli  1565  Ijaben  bie  9iäte  beS  33ifa>f«  in  ©üben 
ben  7  fatf).  Orten  eröffnet,  baß  „um  ba§  Goncil  oon  Orient  ju  erfüllen, 
bie  in  Abgang  gefommenen  Spulen  fjergeftellt  werben  foflen."  (©egeffer 
R.  0.  4.  2,377.)')  2)ie  ©eiftliajen  bemühen  fia)  bafrr  fe&r  um  bie  ©dnilcn, 
iDäb.renb  bie  roeltlia>  Obrigfeit  nid)t8  ober  fefjr  menig  tb>t.  9iad)bem  im 
gleiten  %afyt  (1565)  bie  GonälSbefölüffe  in  Sujern  burefc  bie  fat^.  S^roeij 
offiziell  angenommen  morben  rooren,  eröffnete  Partus  ©ittid),  33ifd)of  Don 
Gonflanj2)  bafelbft  ben  I.September  1567  eine  feierliche  6ünobe,  moran 

■)  2>a8  unb  ba«  ftolgenbe  f.  ®.  fr  28.  6.  113. 

2)  2Rarcu8  Sittid),  geb.  1533  in  &of)enem«  in  Vorarlberg,  roibmete  fid)  juerft 
bem  RriegSbanbtoerfe,  trat  bann  in  ben  geiftlidicn  ©taub  ein,  geigte  biplomatifaje 
tfeaabung,  toirfte  im  Auftrage  $iu$  IV*.  beim  beutfd)en  Sraifer  fterbinanb  mit 
Erfolg  für  bie  ftortfefcunfj  be&  Kouciia  oon  Iricnt  (1560).  (£r  woqnte  bemfelben 
als  päpftlidper  Delegat  bei,  mürbe  1562  SMfdjof  oon  donftanj,  fpäter  (F^irbinal  unb 
ftarb  1595  in  5Rom.  JBon  feinen  retdjen  (S-infunften  oermenbete  er  einen  bebeutenben 
leil  |ur  ijexanbilbung  be8  Äleru«    3.  3Jiartn.  »Hb.  1895  9h.  49. 


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162  - 


ffämmerer  fy.  §ail,  Pfarrer  Don  9((tborf,  teilnahm.  Die  ©ei'chlüffe  bei 
(£onftanjerfnnobe,  bie  Schule  betreffenb,  finb  folgenbe: 

Tit.  IV.  Cap.  I.  (n.  Conc.  Trid.  sess.  5.  c.  4.)  de  scolis  privatis  seu 
particularibus  (fol.  14  pag.  1):  pnuciljr,  mir  muffen  üorjüglich  bafür 
beforgt  fein,  baß  bie  3ugenb  unferer  SMöjefe  Dom  jugenblichen  Wlter  an 
fowohl  in  ben  SBerfeu  chriftlicher  ftrömmigfcit  unb  guter  Sitten  als  in 
ben  Anfängen  ber  2Biffenfd)aften  erlogen  unb  unterrichtet  werbe.  $)enn 
an  bieten  Orten,  wo  bieS  burd)  bie  Sorgloftgfeit  ber  Altern  ober  bura)  bie 
9?aa)läffigfeit  ber  Seljörbe»»  unb  Pfarrer  unterblieb  unb  mifcachtet  würbe, 
f>at  bei  bieten  baS  ©Öfe  an  (Sinflufc  gewonnen,  tiefer  $unft  bedangt 
alfo  ben  Unterricht  im  allgemeinen. 

Cap.  II.  Derlangt  bie  Errichtung  oon  ^rioatfchulen  in  fllöfiern  unb  Stiften. 

Cap.  III.  oerlangt,  bafe  Pfarrer  ju  Stabt  unb  5anb  bie  ^ßrioatfchulen  be- 
tätigen unb  bafür  bie  weltlichen  körben  in  Wnjpruch  nehmen. 

Cap.  IV.  hanbelt  Don  ben  Sefjrfädjern  in  ben  Schulen,  als  Dom  (Stauben, 
Don  ben  10  Geboten  ic. 

Cap.  V.  hanbelt  über  ben  Religionsunterricht  armer  ftnaben  unb  bie  Trennung 
ber  Räbchen  unb  ftnaben  in  ber  Schule. 

Cap.  VI.  2Bo  (eine  Schule  unb  (ein  ßubimagifter  ift,  unb  fein  ßinfommen 
begeht,  foQcn  bie  ftapläne  Schule  halten,  ober  biefer  mit  ihrem  6in» 
tommen  ju  §ilfe  fommen.  2öo  fein  Kaplan  ift,  forge  ber  Pfarrer, 
bafe  ber  Sigrifi,  welcher  toenn  möglict)  lebig  fei,  Schule  unb  ©haften- 
lehre  ^altc. 

Cap.  VII.   5)ie  5)efane  foflen  bie  Schule  bifttieren. 

Cap.  VIII.  Slfle  Schulen  f  ollen  miteinanber  in  ber  ßeljre  übereinftimmen. f) 

$(uf  ©runb  obiger  (Sonftitutionen  Derlangen  auch  bie  $)ecreta  ber  $)iöjefan« 
Spnobe  (promulg.  1G09  20.  Oft.,  betätigt  1730),  eS  follen  $u  Stabt  unb 
fianb  öffentliche  Schulen,  beutfch  unb  lat.  für  bie  Sugenb  beiber  ©efchtedfter 
gehalten  werben.  $ie  geiftl.  unb  toeltl.  Obern  werben  fobann  ermahnt,  bie 
befteheuben  Schulen  ju  erhalten,  bie  eingegangeneu  hrcjuftellen,  neue  $u 
grünben.  ferner  werben  ben  Scfmlmeifiern  ihre  Pflichten  au§  #«3  gelegt, 
fo  auch,  bafc  mau  in  beutfcheu  Schulen  bie  ©efdjlechter  trenne,  $er  Pfarrer 
unb  bie  weltl.  ©ehörbe  foHeu  bie  Schulen  fleißig  bifitieren. 

Sicher  ift  bie  erfte  uritertfct>e  Schulorbnung  infolge  obiger  ^efchlüffe 
entftanben  unb  jwar  wie  in  anbern  fath.  ftantonen,  j.  JB.  öujern,  mit  $ilfe 
ber  angefehenfteu  ©eiftlichen  unb  zweifelsohne  auf  bereu  ^eranlaffung.  £>ail. 
ber  als  Äämmercr  beS  IV  SöalbftättertapitelS  au  ber  Gonftanjerfonobe  teil« 
nahm,  ift  bann  auch  öarin  als  erfter  ÜBifitator  genannt. 

«)  6.  @.  fr  33.  ©.  288. 


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-    163  - 


Um  ba§  HerftäubniS  ber  punfto  Orthographie  unb  Snterpunftion  etroa§ 
freigehaltenen  Schulorbnung  ju  erleichtern,  rooOeit  mir  bie  £)auptpuntte 
toiebergeben,  welche  uns  „öom  Sharalter  ber  Schule  unb  bereu  ^hbjiognomie 
ein  Silo  \u  geben  uermögen." 

S)ie  Schulbehörbe  mürbe  gebilbet  bou  4  33ifitutoren,  bereu  Obliegenheit 
e4  mar,  wöchentlich  abroechSlungSmeife  (je  2)  Schulbesuch  unnachen.  Sie 
hatten  ferner  bie  Sehrmittel  ju  beftiinmen,  über  bie  SchulbiSjiplin  ju  macheu 
unb  bie  „armen  Schüler"  auSuiroählen.  Der  ^farrherr  Don  Altborf  gehörte 
Don  AmtSmegen  $u  ben  üier  93erorbneten,  bie  übrigen  brei  mürben  bon  ber 
Obrigfeit  geroählt. 

$eS  SdjulmeifterS  pflichten  unb  fechte  begehen  [ich  forooljl  auf 
bie  Schule  als  auch  auf  bie  Äirche.  9113  Öeljrer  unb  (Srjieljer  ^atte  er 
mit  §rnft  unb  frleijj  $eutfch  unb  ßatein  lejen  unb  treiben  ju  lehren  unb 
bie  flinber  in  guter  3itdr)t  unb  Orbnung  ui  halten;  ba$u  mufcte  er  bie 
AnfangSgrünbe  beS  Cateinifchen  böseren.  9IIS  Kantor  mar  eS  feine  Pflicht, 
bei  Ämtern,  ©egräbniffen,  ^rojeffionen  u.  f.  m.  ju  fingen,  babei  rourbe  er 
oon  ben  Dier  „armen  Schulern"  unterfttifct.  —  gür  ben  Schulbienfl  bejog 
er  80  gl.  bou  ber  Obrigfeit ;  für  ben  ftirchenbienft  aber  bie  ^refenjen,  welche 
eine  ^>öt)e  bon  80  bis  110  gl.  jährlich  erreichten.1)  $er  Schuflohn  mürbe 
noch  «höht  burch  baS  Schulgelb  jebeS  einzelnen  Schülers.  Sateinfchüler 
bezahlten  jebe  gronfaften  20  fe.,  bie  anbern  nur  10  fe.  Vielleicht  fä)ien  ber 
OWgteit  biefer  feineSroegS  geringe  ©ehalt  beS  ÖehrerS  ju  grofe,  ba  in  ber 
£auSorbnung  bon  1625  ber  obrigfeitliche  Sohn  nur  mehr  50  gl.  beträgt. 
1635  hatte  er  fich  jeboch  wieber  oerboppelt.  *)  Uöenn  mir  miffen,  bafe  1  gl. 
Don  bamalS  ungefähr  baS  5»fache  beS  nominellen  SöerteS  nach  heutigem  ©elbe 
hatte  (alfo  bem  Berte  bon  8  bis  10  $r.  gleichfommt),  fogar  jeitmeife  baS 
8*  bis  10-  unb  mehrfache,  fo  tönnen  mir  bie  finanzielle  SteDung  be« 
Damaligen  ßehrerflanbeS  eine  gute  nennen;  ja  eine  beffere  als  bie  fehr 
oieler  Sehrer  ber  ©egenmart.  Srofcbem  mar  ein  Webenberbienft  für  Öehrer 
mit  großer  Familie  angenehm,  ja  notmenbig.  Unb  bafe  eS  finberreiche  fiehrer 
in  Ultborf  gab,  haben  mir  im  I.  %t'\\  nir  ©enüge  gezeigt. 

klaffen  gab  es  in  ber  bamaligen  Schule  feine,  boch  müffen  mir  an- 
nehmen, bajj  jroei  Abteilungen  beftauben  hoben:  nämlich  tin*  ftt*  bie 
lat.  Sprache  unb  eine  anbere  für  bie  91 33(5» Schlügen.  Räbchen  unb 
Änaben  maren  ferner  nach  bem  ©efdjlechte  getrennt,  ohne  aber  Plaffen  ju 
bilben;  bo<h  barf  man  mit  ©runb  annehmen,  bafe  auch  un*fr  ben  An- 
fängern, ober  mie  mir  h*ute  jagen  ^rimarfchülern,  gemiffe  flafjenähnliche 
Stufen  naa)  SMafegabe  ihrer  flenutnifje  ejiftierten. 

*)  ßt.  3abrjcitbud)  unb  ftirchettredniungebud). 
*)  ©.  oom  2.  8d)ulorbnung  au»  bem  ftircbenbiid) 


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Die  ©$ul$eit  begann  für  bie  ©ommerfa)ule  am  ©t.  Hgatfotag  unb 
Wo*  am  ©t.  Wf!«tog.  (5.  gebr.  bis  29.  ©ept );  füt  bie  SBinterSjeit 
ben  29.  ©ept.  unb  bauertf  bis  $um  5.  ftebr.  §reif  $agf  roaren  ber  Donnerstag 
unb  ©amStag*Wactjmittag,  falls  fein  fteiertag  in  bie  $öoa>  fiel.  3mn  eigent* 
liefen  Serien  ift  nia)t  bie  SRebe. 

Die  tägliaV  ©a)ul$eit  umfaßte  ettoa  7  ©tunben.  ©$ufe  mürbe 
in  ber  ©ommerSjeit  bon  4  Ubr  beS  Borgens  bis  jutn  ©otteSbienft  (für 
bie  jttngern  ©agiler  bon  5  Ubr  an),  bann  roieber  Don  9  Ur)r  bis  Wittag 
unb  bon  1  Uljr  bis  jur  93efper  gehalten.  2öititerSjett  bauerte  bie  S^ule 
bon  5  (ebent.  C)  Ut}r  inorgenS  bis  $um  ©otteSbienft,  bann  bon  10  bis 
12  Ut)r  unb  oon  1  bis  3  Ut)r.  93iel  ©tunben  für  bie  «einen  fieute  unb 
für  ben  Celjrer. 

911?  Cefyrgegenftänbe  werben  genannt  Satein,  ferner  betitlet;  unb 
latein  Iefen  unb  fd)reiben,  beSg(ei$en  ©efang  unb  neben  ben  orbentlicfjen 
Settionen  Wiifif. 

9lud)  über  bie  Sefjrmetfjobe  finben  mir  ftnfyaltSpunfte  barin,  bafe  ber 
Öetjrer  gehalten  roar,  bie  SluftoreS  bornilefen  unb  ju  erflären,  baß  er  täglia} 
ober  jeben  anbern  5ag  jebem  ©dniler  borja^reiben  unb  bie  Aufgaben  alle 
$age  nad)fer)en  nutzte.  $ebe  Aufgabe  foflte  aber  minbefienS  3  Linien  järjlen. 
Diejenigen,  meld)e  Briefe  fdjrieben,  bitten  einen  SÖrief  jum  2ag  2  mal  ju 
copieren.  ©elbft  bon  Hausaufgaben  f$etnt  bie  Webe  ju  fein,  menn  eS  beißt, 
bafe  bie  Stüter  it>re  Arbeiten  au  Feiertagen  unb  ©amStagen  bem  ©d)ulmeifier 
ju  jeigen  fdmlbig  feien. 

93e£Üglid)  ber  ©alliier  galten  $3eftimmungen  für  &ir$e,  ©tt)ule  unb 
£>auS.  ©ie  mußten  mefebieuen,  läuten  Reifen  unb  jeben  ©otteSbienft  befugen. 
Sßier  babon  maren  ©tjorjänger,  meldje  für  itjre  Seiftungen  geringe  6ntf4Ktbigung 
befameu.  ©ie  mürben  aus  ben  beften,  aber  ärmften  ©cr)ü(ern  ausgemalt- 
en ber  ©dmle  batten  fie  nebft  bem  Cefen  unb  ©^reiben  noctj  anbere  53er« 
ridftungen.  ©ie  mußten  nrtmlid)  £olj  unb  ßerjen  bringen,  um  baS  ßofal 
w3elid)teren  unb  Qttytytn".   3»  •Pm,le  iofittn  [\t  auszuhelfen  ftfculbig  fein. 

Die  ©a^ulbiSciplin  fa>int  ftrenge  gebanbljabt  roorben  311  fein,  mie 
aus  allen  ©dmlorbnungen  berborgebt.  Der  ©toef  fpielte  babei  eine  mistige 
»olle,  unb  roaS  berfelbe  bei  böfen  tBuben  ui$t  bermod&te,  beroirfte  bie  #aft 
im  „$ürmli." 

©0  erfdjeint  unS  benn  bie  erfte  ©ct)ulorbuung  als  ein  moljlbur(f)ba$teS, 
georbneteS  ©efefc,  in  meinem  aderbingS,  mol)l  mit  3tüdfid)t  auf  bie  $e« 
ftimmuiigen  beS  Gou$ilS  unb  bie  immer  meiter  um  fiefj  greifenbe  ©InubenS« 
fpaltung,  bie  WeligionSübungen  gan$  befonberS  betont  finb,  mär)renb  bie  ele* 
mentaren  ©cbulfäct)er  mebr  in  ben  ^intergrunb  treten.  $on  ©ctyulfreuben 
rebet  bie  Orbnung  niebt,  bod>  merben  mir  fpäter  fe&en,  bafe  bie  ©filier 


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WtborfS  m$t  fo  gait)  freubenloS  jafjrau«  jahrein  fortarbeiten  mufeten.  3ftnen 
wie  brm  ©djulmeifter  mar  mitunter  eine  angenehme  Abmed)«lung  geboten.  — 
SoDiel  möge  genügen  über  Die  roia^tigfte  Quelle  bet  alten  ©$ule  be* 
Öanbefl  Uri. 

3m  Anfd)lufie  Daran  folgen  einige  Söorfommniffe  auö  bem  ©a}ul= 
leben.  6$  unterliegt  feinem  3roeifel,  bafc  ber  ©c&ulmeifter  Don  Damals  ein 
iefcr  geplagter  IRann  mar ;  &atte  er  boa)  neben  bem  Schreib«  unb  8efeunterria)t 
nod)  Anfangägrünbe  ber  lateinifdjen  unb  beutföen  ©praa)e  $u  erteilen;  (lefctere 
freilia)  nur  infofern  fie  jur  Erlernung  be§  SateinifaVn  nötig  maren.)  $>aju 
tarnen  no$  TOufif-  unb  (SJefangSunterric&t  unb  bie  öeforgung  [einer  firc$lia>u 
$flid)ten.  6r  mußte  Anteil  nehmen  an  Segräbniffen  unb  ^ßrojeffionen,  rooljl 
üuo)  ben  Slofenfranj  Dorbeten  :c  2öie  märe  es  tym  möglia)  gemefen,  aDeS 
ju  beforgen  ofcne  irgenoroeld&e  $ilfe?  ©o  mußten  ifjm  benn  bie  armen, 
fleißigen  <5$orf($Üler  bie  Anfänger  inS  A5B©  einführen,  fie  abhören  unb 
möglid)fl  förbern.  Sebent!  man  aber,  bafe  alle  ©$üler  in  einem  3immer 
Schule  Ratten,  fo  begreift  man,  bafe  trofc  biefer  (5rlei<$terung  bie  Untermeifung 
noa)  feljr  befc&merlic&  mar.  2öenn  aber  ber  Seljrer  unb  bie  „  armen  ©acuter " 
am  meifteu  Arbeit  bitten,  fo  gab  e8  für  fie  bo$  aud)  3«*™  b«  ftreube. 
6inem  uralten  ©ebraua^e  gemäfc  gingen  am  Ijl.  Abeub  arme  fieute  in  ben 
Straßen  fingen,  um  babura)  bie  flJtilbtljätigfeit  ber  beffern  ©tänbe  ju  ©aben 
unb  Almofen  ju  Deranlaffen.  Männer,  SBeiber  unb  Äinber  fangen  (unb 
fingen  no$  fyeute  am  30ri^nacr)t§abenb)  fromme  Sieber.  AIS  eine  befonbere 
Segimfügung  mar  bo§  aua)  ben  armen  Gljorfnaben  unb  iljrem  ©efangmeifter 
erlaubt.  $>a8  (Selb  unb  bie  ©penben,  meiere  fie  auf  biefe  Seife  fammelten, 
waren  ein  Entgelt  für  iljre  Wfyen  unb  $ienfte  für  bie  SBerljerrlidjung  beS 
©otteSbienfteS.  5)iefe  ©itte  fd)eint  aber  ausgeartet  $u  Ijaben,  benn  1555 
am  unfdmlbigen  MfinbliueutagM  beflimmte  ber  9tat:  „93ff  bis  f)ürig  3ar  ift 
Dff  ben  £>el3  Abeut  ju  fingen  bD,  5  $funb  buS  oerbotteu  oorbeljalten  ben 
faulem",  roäljrenb  eS  bie  frühem  3al)re  allen  erlaubt  mar.  92od)  1554 
r)atte  ber  9tat  „  1  f$ar  Don  mannen.  1  fa)ar  oon  ^ung  Änaben  bnb  1  f$ar 
bon  roijbcren"  bie  Erlaubnis  erteilt.  S)ie  ©eftimmung  Don  1555  mieberfwlt 
ftö)  in  ben  folgenben  3al)ren ;  jebo$  roirb  fte  roieber  auf  TOnner  ausgebest, 
nur  ben  „ntöberen"  blieb  es  Derboten.  1559,  S.  XII  Reifet  eS  nämlid): 
»Als  Don  roegen  beS  fingeS  am  $)elfabelt,  3ft  erfenntt  baS  nieman  fofle  finge 
ben  allein  ber  ©$u(meifter  Dnnb  bie  ©dmfler  oua)  bie  fbiflütt  Dnnb  nebent 
jua>n  ein  fdjar  mit  Änaben  ober  männern."1) 


')  Annuale.  ©.  2.  ©diulorbnung  ö.  1635.  $arnad)  mußten  bie  armen  Scfjuler 
am  8t.  9Hcolau&tag  aua)  5dwlnarren  fein  unb  am  3  ftönipentag  unb  SBeibnarfjten 
ftreüag  unb  ©amitag  »umäftngen*  unb  bai  gute  3a$r  etnjie^en.  — 


-  i  m  - 

(Sine  anbere  Abwechslung  in«  eintönige  SchuHeben  brachten  Derfötebene 
^heateraufführungen.  wobei  bie  fiubierenbe  $ugenb,  (wenn  aucfc  nicht 
immer),  mitmirfte.  3ebenfaflS  mar  bamals  wie  noch  tyuU  ber  Öftrer  eine 
#auptperfon  bei  folgen  geierlichteiten.  Schon  Anfangs  beS  IG.  3ahrbunbert3 
1512  gab  e*  ein  Urner  Spiel  Dom  2öilbelm  %tH  „<5in  büpfä  fpr>l  gehalten 
ju  Urt>  in  bet  eabgnofefchaft  Don  bem  Söilhelm  %f)tütw  ihrem  (anbtinann 
unb  erften  epbtgnoffen." ')  $a3  Daterlänbijche  Schaufpiel  erlebte  Derfd)iebene  Auf* 
lagen,  So  erfctjien  .ein  Seüenfpiel  Don  3afob  »uef  1545  in  3üriaj.  Auf 
ben  Sitein  Don  5  ober  6  Ausgaben,  welche  man  Don  biejem  Stüde  fennt, 
nämlich  aus  ben  3a$ren  1579,  1648,  1698,  1740  unb  1765  ifl  jebeSmal 
bemerft  „gehalten  in  Uri)",  woraus  fia)  Übrigend  taum  fließen  läßt,  e«  fei 
biefer  %tü  jebeSmal  eben  in  bieten  3af)ren  ju  Altborf  gefpielt  morben.  *) 
3mmerhin  mag  er  öfter  gefpielt  werben  fein.  9tebfl  biefem  patriotifdjen 
Stoffe  mürben  noch  aubere  jur  $)arfteflung  gebraut.  1723  ben  9.  unb  12. 
£erbfimonat  gelangte  ,,9?ifcboff  SRartinuS"  ein  Don  Seb.  Wut.  IRingolb,  bem  ba> 
maligen  Scbulmeifler  DerfafeteS  3aftigeS  Sa)aufpiel  jur  Aufführung.  $er  gan$e 
Sitel  lautet:  „2WartinuS  99ifchoff  mirb  als  ein  irbifa>nuhn  aber  himmlifcber 
Solbat  in  beB  Original»@pbgnöfeifa)en  StanbtS  Uro  .£>aupt°$(eden  Altorff  ate 
$u  neuer  $anf  unb  ^ßrob  gegen  feinem  ÖanbtS*  unb  ftledenS*^atron ,  auff 
öffentlichem  Ztyaixo  Don  ber  ftubierenben  3ug<nb  Dorgefleflt  ben  9.  unb  12. 
^erbftmonat  1723.  3ug  (2eonti  Scbäfl),  8  S.  4".  Argumentum  -  Über- 
fielt unb  ^erfonen.  3  Afte.  Modulos  composuit  R.  D.  Seb.  Ant.  ftingolb. 
inferiorum  Scholasticus."  10  anbere  ©eifiliche  t)attert  bie  Hauptrollen. 
9lebflbem  finb  62  ^erfonen  genannt,  babei  Diele  aüegorifa^e,  aud)  (Sngel  unb 
Teufel,  Worio,  mntbologifdje  Figuren.  Sine  anbere  ju  Uri  gefpielte  Qomöbie 
if)  baS  „florierenbe  Uri  1745."  :l)  Aufeer  biefen  finb  jebenfaflS  auch  folc&e 
Stüde  aufgeführt  roorben,  meld)e  39.  Don  Urnern  Derfafet,  bie  aufeer  ßanbe« 
wohnten,  anberwärts  fdwn  gegeben  roorben  roaren,  fo  j.  in  Samen  1601 
unb  (Sinfiebeln  1682. 4)  Aber  nicht  nur  in  Altborf,  fonbern  auch  in  Urfern 
würben  Stüde  aufgeführt,  fo  anno  1751,  „$ermenegi(bM  Dom  3umborfer» 
faplan  ftranj  SRenner:  w$)aS  2Begen  bem  Äatholifch,  ßnthoubten  ^ßrin&en 
£att)olifch  gemachte  Königreich  $ifpania.  Sorgeftedt  in  bem  Stanb  hofft  unb 
©lorreichen  Wortjr  halben  ober  Spanifchen  Krön  (Srben  #ermenegilb.  @£r)i6iect 
Don  ber  ftubierenben  3ugenb  unb  Einwohnern  3n  bem  #aubtborff  ju  Urferen 
anno  1751."  *)  —  3u  ben  Aufführungen  nahm  man  firchliche  Ornamente; 

•)  fcänblifer  I.  6.  ©.  41Ö. 
')  ©.  fr  XXIII.  ©.  229  u.  f. 
3)  2L  a.  O. 
*)  6.  IIL  Slbfchnitt. 

s)  Stach  einem  mir  jur  SSenufcung  übergcbeneit  SDianusfript  öon  A.  Denier  über 
Dalmer  au«  Uri,  bie  litterarifch  ober  funffcferifd)  th&tig  gewefen. 


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-    167  — 


bo<h  mürbe  e§  1635  berboten,  „für  hin  ffinrtlrp  Ornaten  an  hl-  3  Königen 
Mbenb,  am  Um$ug,  noch  (Somöbien  brauet  merben,  ohne  ber  7  3Rann  jur 
Picken  anSbrüdliche  3u,a&un9  unb  Qrlaubuifs"  ')  9lu8  biefem  93erbot  gefjt 
b/rbor,  bafj  Umjüge  unb  Gomöbien  nicht  511  ben  Seltenheiten  gehörten. 

2öenben  mir  11118  ju  einem  anbern  roeniger  erfreulichen  Silbe,  meines  fo 
recht  anfehaulich  ben  Safc  berorift :  nil  novi  sub  sole.  $er  gute  Schulmeifter 
mürbe  feinen  »üben  Schülern  nicht  immer  TOeifier ;  ba8  bemeifen  met)rete  ÄatS« 
bficfyüjfe.  3Bie  überall  übten  auch  auf  bie  urneri|d)en  $bc»befliffenen  bie  §rüchte 
be3  £>erbfte5  große  9lnjiehung8fraft  aus,  unb  fo  jogen  fie  benn  gar  unternet)> 
mungdluftig  au8  in  bie  Obftgärten  ber  ftadjbarn  unb  Dltinberten  bie  Säume 
unb  Dcrurfachten  grofeen  Stäben.  $at)er  mürbe  ber  Äuf  „ObSbieben  wegen" 
in  ben  &ira>n  häufig  Derlefen.  1554  mürbe  bann  auch  ein  junger  Steint, 
Sohn  Don  3oft  ^fifler  bor  ben  Rat  jitiert  unb  ba  abgemanbelt  „ernft  roegen." 
1562  3.  IX.  mürben  2  Suben  in  ben  „froroen  $ürn"  geroorfen  megen  Obft» 
rreoelS  unb  SaumfchänbenS ;  nach  anbern  SJerbädjtigen  fat)nbete  man.  2öer 
„ftrifp"  fiaty  ,  t)atte  eine  Bufce  bon  10  fe,  mer  9cu§  unb  „fleften"  (flafta» 
nien)  fcrunterfchlug,  eine  fold>e  bon  Vi  gl.  bis  10  $funb  ju  bejahen.  5>e8> 
g!eia>n  gab  e8  ©elbftrafen  für  fola>,  roela)e  für  frembe  „öbffel,  boren  bnb 
ber  glichen"  eine  Vorliebe  Rotten.  2Ber  eine  Süße  nicht  bejahte,  oerfiel  bem 
.turn",  fo  obige  „böf  buben."  Ob  biefe  ©trafen  gemirft  ^aben,  mufe 
bejmeifelt  werben.  $8  mirb  biefe  Strenge  h<Wen8  jene  2öirfung  erhielt 
baben,  ba&  bie  Buben  itjre  6r.Debitioneu  etroaS  fdjlauer  ausführten.  91u§ 
ber  SQDelt  gefdwfft  ift  biefe  Untugenb  noch  heute  nicht,  mie  jebermann  Diefleicht 
üu8  eigener  3ugenberfat)rung  mot)l  roeiß. 

Die  öffentliche  Schule  9l(tborf8  mürbe  beeinträchtigt  burch  bie  9lebenf<hulen, 
welche  bon  meltlichen  (©ulbin«)  Schulmeiftern  ober  bon  ^rieftern  gehalten 
würben.  Um  biefem  Übelftanbe  abzuhelfen,  mürbe  1639  jebe  9cebenfchule 
oerboten.  „3hme  (bem  grühmeffer  ober  Reifer)  unb  anbern  ffaplänen  ober 
t*lfern  fofl  nit  jugelaffen  merben  nebenbt  bem  Orbiuari  Schulmeifter  Schul 
ui  halten,  ba8  ihm  möchte  $u  roieber  fein,  in  9lnfechung  feine  Schüler  ^temit 
fluch  {>oleftarrig  gemalt  mürben,  mie  ein  $orfgemeinbt  anno  1639  ihm 
Besprochen,  jeboch  mirb  root)l  Don  nött)en  feon  nadt)  glegner  ihnn  mit 
einem  „bequemmen  ^rooifor  ju  Derfechen."  $)a8  ift  ba8  ©rabgeläute  b«c 
©ulbinfchulmeifter  gemefen;  jeboch  möchte  man  bejmeifeln,  bafe  ftch  biefelben 
fo  fchnell  ergeben  fyabtn.  60  finben  mir  in  einem  Spannbrief  ber  Siebfrauen 
Wrunb  Don  1735  noch  bie  Semerfung:  „9.  <Dlit  bemme  finbet  man  oua), 
bafe  ba8  pfruonbthaufe  fein  fchuolhauS  febn  fofl,  alfo  berfambte  SBerorbnete 
(7  Kann)  £>erren  ft<h  Dorbehalten  ju  bi8bonieren."    TOglichermeife  betraf 

')  SrirdjenbuO). 


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ba8  aber  bie  2ateinfc$ule,  wo  bie  Herren  ^rofefforen  no$  in  unferem  3o^r^ 
fjunbert  in  ifjren  ©o&nungen  Unterricht  erteilten.  Ob  aus  Raummangel  im 
S($ulf)üu8  ober  au§  Sequemlicbjeit  ift  beut  Serfaffer  ntct)t  befannt. 

2i$tblide  im  Öeben  be«  Sa^ulmeifterS  waren  bie  3aljr$eitfn  ber  Sruber* 
fd&aften.  @r  (unb  oft  aud)  feine  4  <£b,orfnaben)  nal)m  ftets  teil  an  ben  barauf* 
folgenben  TObJern.  So  erhielt  er  ba3  „3»nbife«  ober  ElorgenmabJ"  bei  ber 
$eflenbruberfd>aft  (gejtiftet  1501),  bei  ben  3afobiuern  u.  a.  m. .  ferner  an 
£>o<f^eiten  unb  ben  (Sffcn  ber  fog.  StnbengefeQfa^aften.  Überbie«  forgte  bie 
flirre  für  ir)n  babura),  bafe  jie  i&m  Don  jeber  geßifteten  Saljrjett  ein  be« 
flimmteß  Sßrefent  gab,  unb  bajj  fie  iljm  Sdjreiberarbeiten  jubelt,  fo  burfte  j  $3. 
nur  bura)  i^n  ins  Urbarbua}  gefa^rieben  werben. 

ftonbe  unb  Stipenbien. 

Sejüglia)  ber  ftonbe  fei  furj  gefagt,  baß  noa)  1799  nur  Silenen  mit 
200  01.  Sd&ulfonb  ermähnt  ift.  ')  3"  ttltborf  fteuerten  Äiraje.  Unter  ty. 
ÄreujfapeQe,  Spital  unb  Jßruberfdjaften  bei  an  bie  Auslagen  für  bie  »efol» 
bung  be«  2eb,rer8  fowobj,  als  an  bie  ffoflen  ber  Solei nfdjule.  $en  Der&ältni«* 
mäßig  tleinften  Seitrag  lieferte  ber  Staat  mit  feinen  10  gl.  obrigfeitlic&en 
Sdmflolm  für  jebe  ©emeinbe,  bie  eine  Schule  befaß,  Bnno  1662  &at  bie 
flirdje  40  gl.  3a$rlo(jn  an  ben  S$ulmei|ter  ju  jab>n  übernommen  nebfl 
ben  ©ebtt&ren  für  bie  $ienjle  be8  ße^rerö  als  Kantor.  $on  1666  bejahte  fie 
bem  ^rofeffor  an  ber  Sateinfdmte  |ä^rli<$  50  gl.  S5on  1699  an  gab  fi« 
3  gl.  an  bie  Sd)ulprämien,  bie  in  biefem  3aljre  jum  erften  Wale  ermähnt 
finb.  Später  flieg  ber  Seitrag.  Um  nic&t  ju  weitläufig  $u  werben,  wollen 
wir  nur  no$  lurj  erwähnen,  waS  bie  Sruberfc&aften  geleijtet.  2Btr  b^eben 
befonberS  3  tjerbor:  bie  ber  Straujjen,  bie  ber  ©riefen  unb  bie  3ofob3« 
bruberfdjaft.  $a§  ©efeflftf>aft8bud)  ber  erjien  r)at  in  feinen  Statuten  (batiert 
Don  1618)  folgenbe  Stimmungen:  „3.  31rt.  (33on  ben  £>elfeten  jum  9ceu* 
jaljr)  3tem  ben  fpidüten,  Dnb  faulem,  foQ  nadj  altem  brauch  jeber  part 
3ween  bafcen  geljelfet  werben. "  $)er  4.  Wrt.  beftimmt  bem  Sa^ulmeifter 
20  jj  „^refenfc"  für  2  gefungene  ^rnter.  5.  %rt.  „68  fofl  aud)  auf 
felbigen  tag  (Sonntag  bor  £errenfaftnaa)t)  anftatt  ber  Suppen  fo  Dormagen 
an  bem  jafjrjit  ben  fa)uolern  Snb  fdjuoler  TOeDbtlenen  geben  worben  burd) 
unfern  35ogt ,  ifyien  10  bedjer  noblen  Dnb  für  10  fj  brob  in  bie  fd)uol 
gefa)idt  aufe  Dnferm  Stuben  Sedel,  3°^  unl)  flfben  werben. "  tiefer  Slrtifel 
würbe  1623  wieber  abgeänbert:  „SoQ  fürt)in  wieberumb  naety  bem  alten 
braud),  Suppen  Dnb  jwo  2Jlajj  wein  geben  werben."  ^ferner  1652,  als 
bie  ©efeflfdjaft  f<$le$t  bei  #affe  war,  Derorbnete  fte :  „3um  fünfften,  bieweil 


•)  fcurrer  3- :  bie  ©djulen  ber  Urtantonc  i.  3. 1799. 


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man  jäfyrltd)  an  bem  jaljr  tyeii  im  braucf)  gehabt,  ben  fdjülern  in  bie  ©djul 
ritt  Suppen  mit  2  mafe  2Bein  geben,  (jatt  man  für  gut  funben  bafe  man 
rrftt  bein  ©a^Hlineifler  reben  fofle,  bafc  er  fidj  befeen  entjiefjen  roolte,  mit  an 
ftp  tt  gebung^  eine«  fUbernen  efcren  3fi$enS  iWid)  ben  fdjutern  3U  ber» 
bifputieren,  tpte  bie  Herren  $um  alten  ©rt)fen."  Wfo  jdjon  1652  eine 
9lrt  Prämie.  SJlit  obigem  ©tat  ijl  aud)  gefaßt,  tüa§  bie  ©riefen  geleifkt. 
@troa«  genauer  finb  bie  Skiträge  ber  3afobiner  beftimmt.  ©ie  jleuerten 
*bei  an  bie  Prämien  erft  3  gl.  bann  13  gl.  für  bie  primär«  unb  ebenfoüiel 
für  bie  2ateinfd)ute.  (Sbenfo  gaben  fie  Seitröge  an  ben  Scfjuöoljn  bi«  26  gl. 
nod?  in  unferm  3abrbunbert  unb  unterflü&ten  nebenbei  ©tubierenbe  mit 
natjm^aften  Summen. 

Staat  unb  $rtoate  untersten  bie  ärmern  ©tubenten  mit  ©elb  unb 
»ealien.  Bit  ift  ba«  3nfMut  ber  „flofttage."  $ie  ©eifilia>n,  ba«  ftapu. 
jiner-  unb  ba«  ftrauenflofter,  ferner  ber  ©pitat  unb  ja^lreid)e  begüterte  ^ßriöat« 
familien  gaben  ben  fleißigen  ©tjmnafiaften  unentgeltliche  ffoft  an  gemiffen 
lagen,  wie  ba«  fjier  unb  anber«roo  nocfc  je|t  ©itte  ift.  Billiger  für  un« 
finb  aber  bie  ftreipläfce  in  fremben  fiänbern.  ©a)on  im  16.  3afjrbunöert 
beftanben  minbeflen«  jroet  fold)e,  nämlid)  ein  f ranjöfif d)er  unb  ein  ita« 
lienifd)er.  Qfolgenbe  ÄatS«  unb  2anb§gemeiubebefd)lüffe  geben  un«  über 
ben  erfteren  «uSfunft.  1553.  1.  VIII.  „fcouptman  fetter  3oufl)  feiigen 
fun,  ben  plafc  off  ber  fa)ul  ju  $ari«  bergönnen,  fo  (Srfi  £an«  ©runiger 
nit  mebr  baljin  roelt,  unb  nit  mer  gfinnet  ju  ftubieren,  wie  bann  oogt  3oua) 
3m  namen  be«  fun«  gebetten  &at,  Urft  baljin  3"ne  $u  fanden,  man  $an« 
ben  $la&  übergebenn  rourbt.  (Hm  ftanb:)  ba«  jaljrgelt  $u  ^ari«  bem 
3ungen  3oud)en  oerlia>n,  ju  ftubieren."  ') 

„9lnno  1595  ben  28.  Weljen.  £err  ©tatbalter  ©bjler.  95nb  ein 
3  fad>er  Sanbtgraatlj  bj  ßtjben  tünt  fampt  ben  Öanbtlütljen.  3"  bem  9faatl)ufi 
Oerfampt.  —  ©o  ban  oud)  3ft  ou^  ^"}ug  befdjedjen  ber  ©tubentenpläfcen 
falber  wie  Sang  einer  biefelbigen,  9}ad)bem  einem  berfelbig  3ugef)elt  roürt, 
9?u$en  möge,  onb  bierogfl  oud)  off  einer  9lad)gmeinbt  2(nno  1593  georbnet 
bj  ein  jeber  fölcbe  pläfc  oier  ^ar  Sanng  3n$aben  onnb  Wufcen  möge,  fo  faft 
man  e§  bg  bem  felbigen  2tnfeaVn  onnb  Hrtigdet  oerblieben,  onnb  toouer  ein 
plafj  ßibig  roürt,  fol  er  oon  einer  Sannbtg:  olbt  92a$gmeinbf  bargeben  werben, 
Onnb  tag  juuor  3n  ben  ftildjbörenen  öfe  fljünbt  SQBerben;  bamit  ein 
3eber  barumb  piten  möge.*)  (ftortfefcung  folgt.) 


')  xlnnuale. 
J)  »mmanbud). 


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Sur  UtetljoMk  bts  Sudjljaltungauntfrridjtfa 

an  bcr  primär«  nnb  Sefunbarfdjule,  mit  öeriidfidjtiaunfl 
bcr  j>raftifd}cn  &mt&t  unb  ber  Borbcrctluna,  auf  höhere  Spulen. 

(»antonalc  ßcfjrtrtonfcrenj.  Referat  oon  W.  Wiek.,  $rofeffortn  3ug, 

14.  9loO.  1894.) 

Senn  wir  t>on  ben  Ajiomen  jeglicher  SWethobe  abfehen,  infofern  fte 
bie  »erüdfichtigung  beS  SefenS  beS  ju  behanbelnben  Stoffe«,  beS  Alters* 
unb  brr  Keife  bec  Stüter,  ber  jur  Verfügung  fteljenben  3*M»  b*s  orbnungS« 
mäßigen  9lu3cjehen8  Dom  Sefannten  u.  f.  f.  betreffen,  fo  finben  mir  als  bie 
5JMhobe  im  Allgemeinen  beeinfluffenben  Umftänbe  befonberS: 

1.  Die  ^ßerfon  beS  Unterrichtenben  unb  bie  ihm  jur  Verfügung 
fteljenben  Hilfsmittel; 

2.  Die  einzelne  Schulftufe. 

Sfcjüglich  ber  unterrichtenben  ^erfon  ift  befonberS  ju  merfen,  bafc  bei 
Stubiengang  bcrfclben  in  oerfchiebener  £inficht  auf  bie  2)Mhobe  entfeheibenb 
einwirft. 

3n  erper  Cinie  fommt  eS  Darauf  an,  mie  mir  baS  betreffen  be 
ftacb,  gelernt  h°ben.  Sir  betätigen  gerne,  faft  unberoufjter  Seife  mit 
jäher  AuSbaner  baran  fefthaltenb,  bie  ÜRetfjoDe,  bie  mir  paffiD  als  Qernenbe 
in  und  aufgenommen  hoben.  DiefeS  blinbe  Ofefir)a(ten  an  ber  hergebrachten 
SSehanblungSroeife ,  in  metdfyer  baS  „5BeharrungSDer  mögen"  einen  jeben, 
roenigftenS  eine  3<it  lang,  f eft  gebannt  hält,  bauert  um  fo  länger,  je  meniger 
ber  genoffene  Unterricht  grünblich,  je  mehr  baS  eigene  grienten  mechanifch 
mar,  meil  eS  uns  in  biefem  ftafle  befonberS  ferner  roirb,  auf  bie  Unzulänglichkeit 
ber  Wethobe  aufmerffam  ju  merben.  ©S  bebarf  aber,  um  aus  einem  Übel- 
ftanb  h«au§jufoinmen,  nicht  nur  ber  (SrfenntniS  beSfelben,  fonbern  auch  öe§ 
guten  Sillens  unb  ber  Zfyat  (Srfennen,  Solleu  unb  Zfyun:  baS  finb 
ber  guten  Dinge  brei,  bic  man  nicht  afljuhäufig  bei  einanber  finbet,  unb 
barum  bleibt  eS  fo  oft  beim  Alten,  reo  etroaS  WeueS  beffer  augebracht  märe. 

Weht  minber  gefährlich  mirtt  freilich  baS  anbere  (Sjtrem,  bie  Unftätigfeit. 
3n  biefe  Derfaflen  befonberS  jene  häufig,  bie  jahrelang,  fo  ju  fagen  inftinrt- 
mäßig,  ohne  Erfolg,  nach  «ner  eingerourjelten  Etethobe  unterrichtet  haben. 
Der  £rfenntniS  beS  EtifcerfolgeS  folgt  bann  ein  fieberhaftes  Suchen  naa) 
„Neuheiten",  unb  eine  jegliche  Dieloerfprechenbe  gteilaine  mirb  als  Orafelfpruch 
genommen,  aber  nur  um  bie  neue  „ßrrungenfehaft"  nach  'urie*  3*"  wieber 
gegen  eine  anbere  auSjutaufchen. 

©erabe  im  SuchhaltungSunterricht  finben  fich  bie  beiben  ßjtreme  fehr 
oft,  inbem  baS  eine  burch  bie  häufifl  fchoblonenhafte  Auffaffung  groBgejogru 
roirb,  roährenb  baS  anbere  in  ben  zahlreichen  „neu  erfunbenen  Stiftemen  "  feine 


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^afjrung  finbet.  <Dton  trete  alfo  nicht  ohne  barüber  nachjubenlen,  nod) 
weniger  aber  mit  betautster  ©leichgültigfeit,  bie  in  ber  „©eringfügigteit"  (!) 
ber  Sache  ihre  Berechtigung  ju  finben  fud)t,  pebantifct)  in  bie  gleiten  ffoiB- 
ftapfen.  bie  unfer  ßehrmeifter  gegangen,  man  werfe  aber  auch  nt^t  bie  her- 
gebrachte SRethobe  weg,  Mob  um  einem  marttfdr)reirrif(^ett  ßharlatan  &u 
folgen  —  dq3  Derlangt  fcfcon  bie  Pietät.  —  5Ran  prüfe  baö  Eigene  unb  ba3 
Sfrembe,  unb  behalte  Don  beiben  nur  ba§  Öute,  bo§  fid)  als  foldjeS  im 
Unterricht,  nicht  bloß  burch  tt)eoretifa)e  Erörterungen,  erprobt  hat. 

$)er  Stubiengang  ift  aber  auch  in  anberer  $inficht  Don  Bebeutung, 
infofern  e4  nämlich  Darauf  antommt,  ma8  für  anbere  f^äc|)er  ber  be* 
treffenbe  Sefyrer  nod)  befonberS  gelernt  bat.  Buchhaltung8unterrid)t 
j.  B.  tann  fein  Cetjrer  fruchtbringenb  erteilen,  wenn  ihm  nicht  genügenbe 
ftenntniffe  au«  ber  $anbel8lehre  $ur  Seite  fteben.  tiefer  Umftanb  foflte  im 
allgemeinen  bei  3uteilung  ber  ^fäd^rr  an  bie  Cehrer  me&r  berüdfichtigt  werben, 
gegenüber  jener  unhaltbaren  Sucht  nach  Ausgleichung  ber  Stunbenjahl  ber 
einzelnen  2ef)rrr. 

€ben|o  beeinflußt  bie  SJiethobe  überhaupt  ber  Umftanb,  welche  anbere 
Rächer  ber  betreffenbe  ßeljrer  noch  lehrt.  $ie  Buchhaltung  foflte 
immer  bem  gleichen  2et)rer  jugeteilt  werben,  bem  ber  »ect)nungSunterricht 
obliegt. 

ferner  bebarf  ber  ßetjrer,  um  auf  ber  $öt)e  feiner  Aufgabe  ju  bleiben, 
auf  biefem  fo  manigfaltigen  ©ebiete  auch  «ne  reiche  unb  Dielfeitige 
Citteratur,  bie  nicht  nur  bie  SuchhaltungSmerfe  als  folche,  fonbern  auch 
bie  b*r  einfchlägigen  ftächer:  ^Rechnen,  Porrefponbenj,  BoltewirtfchaftSleljre 
u.  f.  f.  umfaffen  fofl.  Aber  fchon  bie  Buct)füf)rung8werfe  allein  fi»b  fet)r 
teuer,  einmal  wegen  be5  foftfpieligen  5abelIenfa^eS,  bann  auch,  weil  eS  wenig 
gewillenhaften  Autoren  fo  (rieht  wirb,  bei  ben  geringfügigsten  ^formoeränberungen 
ftch  ben  Schein  großer  Originalität  &u  Derfchaffen,  bie  befahlt  werben  will. 
Mancher  Cehrer  fehreeft  bei  feinem  befcheibenen  ©ehalt  Dur  folch  teuren  An* 
fchaffungen  juuüd  unb  fommt  beShalb  in  biefem  ^fach  nicht  DormärtS.  65 
wäre  hMlft  wünfchenSwert,  baß  bei  9teuanfchaffungen  für  Sehrerbibliottjefen 
Die  Suchhaltung  gebührenb  berüeffichtigt  würbe,  ^n  biefer  £>infi<ht  wären 
befonberS  ju  empfehlen: 

j  Schär  unb  Sangenfcheibt :  flaufm.  Unterri4)t«ftunben,  ober 
'  \  Schär:  2eh*buch  ber  Buchhaltung. 

2)  §ügli:  $ie  Bu<hhaltung8fofteme  unb  Buchhaltung$formen. 

(  Bon  ber  @ol|:  $ic  lanbwirtfehaftliche  Buchführung,  ober 

3)  |  Dr.  ftraemer:  $)ie  lanbwirtfehaftliche  Buchführung  (boppelt). 
!  Äigert«$aa8 :  $ie  lanbwirtfehaftliche  Buchführung  (einfach). 


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4)  Schiebe'Obermann :  Buchführung  (faufmännifö). 

5)  Schrott:  Cebrbucb  ber  Staat«oerecbnungSfunbe. 

6)  % rempenau :  $ra!t.  Buchführung  für  Tetailgefchäfte. 

7)  «ücailänber:  Budtf.  für  frortbilbung«*  unb  ftrauenarbeit«f  Ovulen. 

8)  #eob:  ©werblich  Buchführung. 

9)  Säger:  Beiträge  jur  ©efcbichte  ber  Toppelbuchhaltung. 

10)  Scubifc:  Wett/ob.  Anleitung  jum  Selbftunterricht  in  ber  boppelten 
Buchhaltung. 

3m  Übrigen  oe-rroeife  ich  auf  bie  bie3bejüg(.  Au«fefcungen  in  ben  $äbag. 
blättern  1894.  (3ur  «öletbobit  be«  Buchhaltung«  Unterrichte«.  4.  ßitteratur.) 

Tie  3ftettjobe  im  aOgemeinen  roirb  ferner  roefentlich  beinfmfet  burch  ben 
3roed  ber  Schule  unb  bie  befonbere  Sdwlftufe.  Anber«  mufj  ber  Unterricht 
erteilt  werben  an  ber  f^Fa ule  al«  an  ber  altgemeinen,  anber«  an  ber 
oorbereitenben  al«  an  ber  abfcbliefeenben.  So  lange  nur  ber  eine  ober 
anbere  3mecf  allein  herantritt,  roie  bie«  bei  ber  primär«- ,  f^ortbilbung«*,  (auf> 
männifrhen  unb  gewerblichen  t$ad)jrf)u!e,  foroie  beim  ©ömnafium  unb  Sechuifum 
ber^afl  ift,  (anu  bie  Unterrict)tdmftr)obe  leicht  biejem  einen  3^  ft<b  anpafjen. 
2Bo  aber  bie  beiben  3n>ecfe  Dereint  auftreten,  roie  bei  ber  Sefunbarfrbule  unb 
unferen  brcigliebrigen  &anton«|cbulen ,  roo  $u  ben  oorbereitenben  ©tymnafial- 
unb  technifcben  Abteilungen  noch  «ine  abfcbliesenbe  faufmännifche  hinzutritt, 
ift  eS  theoretifch  eine  Unmöglicbteit ,  eine  beiben  Stiftungen  entfprechenbe 
Hi  et  höbe  überhaupt  aufstellen.  Tenn  e«  tommt  f)Ubt\  nicht  nur  ber  für 
bie  einzelnen  Beruf«arten  oerfchiebene  Umfang  be«  Stoffe«  in  Betraft,  fonbern 
bie  BebanblungSroeije  felbft  ^at  fich  ben  befonberen  Bebürfniffen  an^upaffen. 
(Sin  jebe«  berartige  Berquiden  Oerfchiebener  3ntereffen  unb  Abfielen  burch 
gemeinjamen  Unterricht  füllte  baher  möglichft  üermieben  roerben.  ftür  ba« 
in  ^frage  foinmenbe  ftach  fällt  biefer  übelftanb  an  ben  ftantonSfchulen  roeg, 
ba  bie  Schüler  ber  fauf mann if eben  Abteilung  faft  burchgehenb«  allein  Unterricht 
barin  erhalten.  AnberS  aber  Derhält  eS  fi<h  bei  ber  Sefunbarfchule.  Tiefe 
fenbet  einen  %(\[  ihrer  Schüler  an  bie  höh*«'*  Anftalten,  einen  anbern,  größeren, 
in«  praftijche  ßeben.  Alle  aber  ohne  Ausnahme  bebürfen  ber  Buchhaltung. 
Ter  Unterricht  hat  alfo  beiben  Dichtungen  Rechnung  ju  tragen.  Tie«  geflieht 
gewöhnlich,  roenn  überhaupt  ber  oerfchiebene  3roecf  biefer  Schulflufe  in  ernftliche 
Betrachtung  gebogen  roirb,  baburch,  bajj  man  in  ben  gemeinfamen  fächern 
blofe  bie  in«  prattijche  Ceben  übertreteube  ^ehrjahl  ber  Schüler  in«  Auge 
fapt  unb  ben  boppelten  3">ed  erreicht  ju  hoben  glaubt,  roenn  man  bie  anbern 
noch  mit  einigen  befonbern  jachem  befcheert.  2Ba«  nun  aber  oon  einem 
pebantifch  theoretifchen  Stanbpuntt  au«  unjuläfftg  erfcheint,  ij!  e«  nicht  immer 
auch  nach  prattifchen  ©efiftspunften.  6«  fommt  ba  fehr  auf  ba«  ftaa)  au 
Bei  oielen,  befonber«  jenen  bie  leicht  naf  ber  concentrifchen  SRethobe  unterrichtet 


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wetben  fönnen,  Ijat  biefe  Wuffaffung  nicht«  flehen  fich,  inbem  ouf  biefe  SBeife 
Derjenige,  melier  in«  Sehen  übertritt,  ein  für  feine  Bcrhältniffe  genügenbe«. 
in  großen  3H*n  gehaltenes,  abgerunbete«  Bilb  in  fich  aufnimmt,  ba«  Derjenige, 
ber  einen  höheren  Beruf  ergreift,  ljerno4  feinen  befonberen  3roetfen  entfpreajenb 
weiter  ausführen  fann.  ©ei  anbern  fächern,  j.  B.  Steinen,  Spraken,  märe 
e«  jeboct)  mit  M&fät  auf  ben  fpäteren  Unterrieht  Don  Borteil,  wenn  bie 
©efunbarfrhule  bloß  ba«  gunbament,  biefe«  aber  in  feiner  ganjen  Au«behnung 
legen  mürbe,  tyber  auch  bei  biefen  fächern  fann  ber  Seljrer  notwenbiger« 
meife  nur  eine  Äiehtung  in«  Auge  faffen  unb  jwar  bie  be«  praftifchen  Seben«, 
um  fo  mehr,  weil  jene,  bie  meiter  ftubieren,  fpäter  leichter  ©elegenljeit  t)ab<n, 
etwelche  Süden  auszufüllen. 

$ie  Buchhaltung  gehört  jur  erfien  Weihe  üon  fächern,  fo  baß  bie  mir 
gepeilte  5tt)efe  bohin  abgefürjt  merben  f Stinte :  „2Bie  fofl  ber  Buchhaltung«« 
Unterricht  an  ber  primär-  unb  ©efunbarfchule  erteilt  merben,  tun  ben  An- 
forberungen  be«  praftifchen  Sebent  ju  genügen?"  2Benn  bie  Sefunbarfchule 
ba*  3"!  berfolgt,  jenen  Beruf«arten  gerecht  ju  merben,  melche  bie  ©chüler 
bei  ihrem  Austritt  in  ber  Sieget  ergreifen,  fo  t)at  fie  auch  in  richtiger  SBeife 
für  tjötjere  Sehranftalten  öorgearbeitet,  meil  ber  bie«be$ügliche  Unterricht  bort 
notmenbiger  3Beife  auf  bie  Kenntnis  ber  Suchhaltung  jener  Beruf«arten  fich 
ftü|en  muß. 

3m  golgenben  möchte  ich  Derfuct>en,  au  $)anb  einer  tReifje  Don  ©runb« 
fäjjen  einige  Anregung  ju  geben,  ^freilich  erfcf)etnen  nicht  alle  $eile  gleichmäßig 
abgerunbet,  einmal,  meil  bie  9tichtig!eit  unb  Bebeutung  einzelner  ©runbfäfce 
mehr  auf  ber  §anb  liegt,  bann  aber,  meil  mehrere  in  ben  „^ßäbag.  Blättern" 
bereit«  befprochen,  mährenb  ich  einet  BMebertjolung  möglichft  au«  bem  SBege 
gehen  wollte.  9lach  Befpreehung  biefer  ©runbfäfce  mag  mefleicht  eine  fttrje 
fubjeftibe  ßntwieflung  eine«  Sehrgange«  manche«  flarer  machen. 

1)  $er  förfolg  bleibt  oft  hinter  ben  Erwartungen  jurtttf,  meil 
3  werf  unb  Bebeutung  ber  Buchhaltung  511  wenig  erfannt  werben. 

BMr  haben  einen  boppelten  3n>ed  ju  unterfcheiben :  $er  nähere  liegt 
barin,  bafe  ber  Buchhaltenbe  beabsichtigt,  über  ba«  ^Rechnung«» 
oerhättni«  mit  anbern  ^erfonen,  bie  mit  ihm  in  Bertehr  treten, 
jeberjeit  Klarheit  ju  fja&en.  (Sine  Buchführung,  bie  biefen  3wd  Ju 
erreichen  fucht,  würbe  wohl  ein  jeber  nicht  gleichgültige  Wenfch  einrichten, 
auch  wenn  lein  gefe^lieher  3n>«n9  D0i"  Dorhanben  märe.  $ie  ftorm  felbft 
ift  freilich  Wr  oft  eine  primitioe.  9coch  t)eute  frifcen  bie  Analphabeten  in 
oielen  ©egenben  Italien«,  mie  3o"«*ö  bemerft,  biefe  Aufzeichnungen  einfach 
in  ^oljftücfe  ein.  —  Um  ben  tfrebit  ju  erhalten  unb  51t  erhöhen,  bebarf  c« 
oor  allem  einer  georbtteten  Buchführung  über  biefe  ftrcbitoerhältniffe.  $ie 
Wotwenbigfeit  fola>r  Aufzeichnungen  liegt  für  jeberman  berart  auf  ber  $anb 


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-    174  - 

unb  fjat  fich  im  Saufe  einet  langen  3*tt  fo  fehr  eingebürgert,  bajj  niete  aud) 
jefct  nod)  hierin  bie  Hauptaufgabe,  ober  felbft  ben  einzigen  Qmtd  °pr  Buch* 
baltung  erbliden.  Das  ftnb  inSbefonDere  jene,  bie  Don  ber  Doppelten  BuaV 
Gattung  nit^ts  wiffen  wollen,  benn  bie  einfache  genügt  biefem  $mtd,  Gbfr 
aud)  nur  biefem. 

Die  (Sntroidluug  beS  burch  ben  heutigen  Khrebitoerteljr  mäklig  angeregten 
$>anbels  b,at  aber  ber  Buchhaltung  noch  ein  anbereS  3«!  gefterft.  SJlit  bem 
2öa$ien  beS  tfrebitDerfehrS  geigten  fich  aud?  immer  mehr  bie  fehleren  folgen 
ungeregelter  Berhältniffe  beSfetben,  weshalb  ber  ©taat  burch  gefefcfiche  58^ 
ftimmungen  fie  ju  orbnen  begann.  Die  unerläfeliche  ©runblage  georbneter 
flrebilDerhältntffe  ift  bie  genaue  Kenntnis  ber  Vermögenslage  beS  Ärebit» 
ne^menben  unb  Deshalb  matten  eS  ihm  bie  ©efefce  jur  Pflicht,  eine  Buch» 
holtung  ju  führen,  bie  ihm  nicht  nur  fluffchlufe  über  bie  ©chulbDerhältnijfe 
mit  anbern  ^erfoneu  gemährt,  fonbern  bie  eS  ihm  auch  ermöglicht,  ben  ©tanb 
feine*  Vermögen«  fennen  $u  lernen,  bamit  er  gefefclich  baju  angehalten  werten 
fann,  ben  genoffenen  flrebit  mit  biefem  in  ginflang  ju  bringen.  Diefe 
gefefclichen  Veftimmungeu  foüen  bem  ©chüler  Mar  gemalt  werben,  einmal 
erfiety  er  Daraus,  baß  baS  Buchführen  nicht  bem  freien  BMHen  beS  ginjeluen 
anheimgefteüt  ift,  fonbern,  baß  eS  in  befttmmten  fällen  gefefclich  »erlangt 
wirb,  bann  mirb  er  aufmerffam  auf  ben  SBert  unb  bie  Bebeutung,  welche 
ber  ©taat  bemfelben  beilegt,  fomie  auf  bie  Dienfte,  welche  orbnungSgemäß 
geführte  Bücher  oor  ©ericht  ju  leiften  Dermögen.  Diefc  Dienfte  finb  natürlich 
abhängig  Don  ber  Art  ihrer  Phrung  ""b  bem  baraufgegrünbeten  h&&*rn 
ober  geringem  3»*fauen,  baS  fie  ermeden.  Die  Bücher  finb  ber  ©piegel  beS 
Buchhalters.  68  bürfte  nicht  ferner  faden  ©efuubarfchülern  bie  bieSbejüglichen 
wenigen  Wrtifel  beS  fchweijerifchen  Oblig.  SHedjteS  §u  erflären  unb  ber  Sehr» 
mürbe  gut  thun,  bei  Dorfommenber  ©leichgültigleit  ben  ©chüler  gelegentlich 
mieberum  barauf  hinjuweifen. 

Der  ©taat  fchreibt  nicht  Dor,  roie  man  Buch  führen  muffe,  ba  bei  ber 
großen  Berfchiebenheit  ber  Bebürfniffe  eine  einheitliche  9lorm  nicht  Durchführbar 
märe,  aber  er  begnügt  fid)  auch  nicht,  bafe  man  Buch  führe,  fonbern  Derbiubet 
mit  feinen  Borfchtiften  bie  beftimmte  9lbfict)t,  ben  Buchführenben  ju  jmingen, 
fich  über  feine  Vermögenslage  ju  orientieren,  meit  er  biefe  Kenntnis  als 
notmenbige  ©runblage  einer  richtigen  unb  rechtlichen  ©efchäftSführung  erfennt. 
<£r  muß  baher,  roie  ber  Buchführenbe  felbft,  ein  t)ot)ed  ^ntereffe  Daran  haben, 
baß  bie  ^Buchführung  fo  eingerichtet  wrrbe,  baft  ein  genaues,  ^uverläffiges 
$ilb  ber  9rrmögrn*lage  mögUdjft  leidjt  unb  tnögUd)fl  )u  jrber  3ert  baraue 
gefdjöpft  nierbrn  könne,  bamit  ber  jßucrjführrnbe  and)  jeber  £eit  ben 
ganzen  betrieb  unb  jeben  einzelnen  bebrutenbrren  (Sefchäfleabfd)lu(j  barnad) 
einzurichten  oermöge,  um  fo  fi<h  unb  anbere  Dor  jenem  ©chaDen  ju  bewahren, 


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-    175  - 

bff  oft  auS  ber  UnfenntniS  ber  Vermögenslage  öerurfacht  werben  fann.  $aS 
ift  ber  SBifle  beS  ©efefceS  unb  baS  Sntereffe  beS  ^tn^elnen.  $a  bie  einfach 
Buchführung  biefeu  3n>ed  nicht  unter  oDen  Umflüuben  erreicht  unb  jroar  oft 
bei  anfcheinenb  fleineren  (Befchäften  nid>t,  fo  genügt  eS  nicht  ju  fagen :  2Öo$u 
boppelte  Buchhaltung,  bie  einfache  reicht  fchon  auS !  $aS  ift  für  ben  einzelnen 
$afl  ftii  unterfuchen  Webt  bloße  Liebhaberei  ift  e§,  bte  und  bei  ber  WuSmahl 
beS  SöftemeS  leiten  barf:  biefeS  Bemufetfein  mujj  ber  ©duller  aus  bem 
Unterricht  gewinnen. 

6«  toirb  leicht  fein,  itjin  auch  einen  begriff  oon  ber  hohen  toirt» 
fchaftlichen  Bebeutung  ber  Buchführung  beizubringen,  liefen  3n>ecf  im 
Unterricht  ju  erreichen  ^at  man  aflerbingS  üerfduebene  9öege  eingefchlagen. 
3ct>  tann  eS  hier  nicht  unterlaffen,  beifpielShalber  auf  eine  bieSbejügliche  Stelle 
bei  Blanc:  „^rattifche  Buchhaltung/  hinsuweifen,  welches  SHJerf  immer  noch 
in  ben  flatalogen  figuriert.  „Wacht  eS  euch  bw  Wegel,"  fagt  er,  „ade«, 
ma§  ihr  berbient  unb  alles,  was  ihr  ausgebt,  geroijfenhaft  auf juf abreiben  


wenn  ihr  einen  bummen  Streich  macht,  ber  euch  teuer  $u  jtehen  fommt.  habt 
ben  <Dhtt,  eS  in  euer  Buch  einzutragen.  Söelche  Sehten  ftnb  nicht  in  Angaben, 
wie  bie  folgenben,  enthalten: 


Bejafjlt  für  %nfauf  bon  £au§gewiten,  jum  ßrfafc  berjenigen, 

bte  ich  in 

meinem  3orne  jerfchlagen  

5.  60 

Verloren  10  iaglöhne  in  ftolge  bon  SQÖunben,  bie  ich  in  einer 

ii 

15.  - 

Gerichtlich  gebttfet  für  Schläge,  bie  ich  im  Streit  unb  »aufäße 

ii 

30.  - 

6 inen  $rojef$  berloren  

w 

160.  - 

OrDnungSbufte  bor  Bericht  

ii 

6.  - 

Den  blauen  Wonlag  gefeiert  

ii 

8.  - 

Weine  Uhr  berloren  

M 

23.  - 

tJrür  3  3äge  beS  WüjjigangeS  eingebüßt  . 

II 

6.  - 

Weine  ipüte  nach  ber  neuen  Wobe  utngeäubert  . 

II 

18.  —  " 

Bei  einem  Derartigen  (ikjchäftdbetrieb,  roo  Keffer  unb  Schlüger  ba3  Wo» 
biliar,  Wüfciggang  baS  ftehenbe»,  3orn  baS  roflenbe  Kapital  unb  ber  Slbooiat 
ben  ©efchäftsfüljrer  ausmachen,  foflte  man  fonji  meinen,  baS  Umänbern  ber 
$üte  foflte  nichts  foften.  Unb  auch  ein  3°cn,  ber  bloß  5  ftr.  60  foftet,  ift 
ein  StifuS,  ben  fich  jebermann  erlauben  tann.  6$  fehlt  alfo  blofe  noch  bie 
(SrtragSberethnung  eines  $a|6enbiebeS  ober  bie  Spefenuote  eines  BraubftiflerS, 
für  Oerbrauchte  3ünbböljche  n  unb  Oktroi,  $er  Überfefce  r,  Seminarlehrer  Schueiber, 
mochte  biefe  päbagogifche  Blütenlefe  ber  ftubierenben  3ugenb  nicht  boreuthalten. 
„5ür  BfjirtS«,  Sefunbar»  unb  Obrrfchuleu,  foroie  Snftitute,"  fagt  er,  wer> 
fliert  unfere«  SBijfeuS  noch  feine  ähnliche  Schrift  unb  mir  hoffen  alfo,  bie  oor* 


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-    1?6  - 


tiegenbe  Arbeit  roerbe  in  ben  genannten  Wrtltolten  eingeführt  roerben  unt  treffliche 
$ienfte  Ifijten."  hoffentlich  ohne  Qnfc^oungdiintertic^t !  2luf  ©eite  1 1  bringt 
er  ben  Wufterfafc  ^erüor :  „3eber  Kaufmann  ift  DerpfUchtet,  ein  Journal  &u 
halten",  inbem  er  nicht  roufcte,  bafj  in  ^frantretc^  ba3  Journal  geboten  ift,  bei 
und  aber  nicht,  fo  bafj  a(fo  biefe  urfprttnglich  richtige  ©teile  in  ber  Überfe^ung 
falfch  mürbe.  Sie  Ijaben  b,ier  eines  au3  ben  Dielen  SBerfen,  bie  jeigen , 
roie  felbft  ©uchbaltungMehrer1)  erbärmliches  5Jiacf)roerf  jufammen- 
fchreiben,  unb  roenn  ©ie  bomit  Gloors  geiftreiche  3nftruftionen  jufamtnen* 
halten:  „©abreibe  obige  {Rechnung  ab  mit  vHnberung  ber  ©ummen",  fo  er» 
feljen  ©ie  ferner,  mie  felbft  gute  39üd)iein,  mie  ber  3äl)ringer,  in  trauriger  SEÖeife 
entfteflt  merben,  afleS,  weil  bei  biefen  beuten  bie  Buchhaltung  nach  Kamerun 
fpajieren  gegangen,  <Dton  tonnte  noch  zahlreiche  berartige  ^raftätlein  Dom 
33ud)(jattungSfDort  anführen,  bie  aQe  3fU9f  °°f"r  Pnb,  baß  ber  betreffende 
Slutor  unb  Sehrer  nur  Deshalb  fo  ergöfclid)  fchrieb,  roeil  ihm  bie  öebeutung 
unb  ba«  Söefen  ber  Buchhaltung  nicht  Har  maren. 

ÖMüdlichermeife  gibt  einem  jebeu  bie  eigene  Vernunft  b,in(änglic^e?  Dia* 
terial,  um  jebermann  bie  höh«  roirtfehaftliche  Bebeutung  Der  Buchhaltung  Der» 
fiänblich  ju  machen,  ohne  biefe  ©eifter  beS  abfehreefenben  BeifpielS  herauf* 
jubefchtDören.  Sir  bürfen  in  ber  ©$ule  nicht  unterlaffen,  bei  jeber  Gelegenheit 
barauf  iHrtjuroeifen,  bamit  ber  ©chüler  ganj  burcfjbrungen  Don  ber  Wot- 
roenbigfeit  unb  bem  Wu&en  berfelben,  ihr  fletS  mehr  flufmerffamfeit,  Ber* 
ftänbniS  unb  Siebe  entgegen  bringe. 

_  (grortfefcung  folgt.) 

^tntevrtc^tö6rtcfe. 

(Hon  J.  8ch.,  @ct.«&  in  Z.) 
3.  »rief.   Über  ba*  Äartenlefen. 

(frodfefcunfl.) 
Sieber  College! 

2Bät)renb  mir  im  testen  ©riefe  Dom  Söefen  be§  ftartenlefenS  gefprochen 
haben,  roofleu  mir  heute  Unteraichen  nad>  melier  9Hetr)obe  bie  primär  [chüler 
am  beften  in  baS  BerftänbniS  ber  Parte  eingeführt  merben  fönnen.  Um  mir 
ober  nicht  ben  Hnfdjein  $u  geben,  als  ob  ict)  etroaS  WeueS  (ehre,  mifl  ich 
biejenigen  Jmuptforberungen  oorauSfchicfeu,  meldr)e  SBiffenfdjaft  unb  ^ätmgogif 
an  ben  ©eographieunterricht  fteflen.  ©ie  lauten  nach  ©eiftbeef  (Wethobif  beS 
Unterricht«  in  ©eograpljie,  ©efchichi*  unb  beutfeher  ©praa>  für  BolfS«  unb 
Wittelfchulen,  bei  .frerber,  Srreiburfl) : 

')  «nmerfung:  2)a8  möcftte  id)  betonen,  ba  ja  gelegentlich  audb  ettoa  ein 
Scfircibtcbrcr  ein  „neues  ©nc&baltutiflMm'tein''  als  Sdjretböorlage  ju  erfinben  fich 
rcblid)  bemüht. 


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-   177  - 


„1.  (Sintritnng  in  bie  ßrbhtrbe  burch  eine  aflfeitige,  auf  9lnf<hauung  fi<h 
grünbtnbr  fteimatlunbe  mit  Anleitung  jum  Berftänbni*  brr  Porten. 

2.  Betonung  brr  phhfifalifchen  ©eographie. 

3.  "Äufbou  be*  Unterricht*,  foroeit  er  nicht  fteimattunbe  tft,  auf  ©lobu* 
unb  Parten. 

4.  Einführung  in  ben  uriächlichen  3Mf<iminenhang  D«  (\fo<jrapr)tf(^en  (kr- 
fcheimmgen  nach  Wtöglichfeit. 

5.  Söedung  bcr  Selbftthätigteit  ber  Schüler." 

Glicht  imitonft  roirb  fner  in  erfter  Öinie  bie  fyt imntfunbe  ermähnt. 
Sir  fotl  bem  eigentlichen  geographifchen  Unterrichte,  alfo  auch  bem  Partenlefen 
unbebingt  Dorau*gehen.  Der  *Hnfchauung*uuterricht,  ber  an  ber  unterften 
Ptaffe  brr  Bolt*fchule  im  Schutjiminer  beginnt,  fofl  ou*gebehnt  werben. 
Vlan  fü^rr  bie  Pinber  in*  ftreie  unb  lehre  fie  ba  ben  2öohnort  unb  «bie 
ntt^fte  Umgebung,  bie  näheren  Ortfchafteu.  $ttgel  unb  Berge,  ©eroüffer  unb 
Berfehr*roege  fennen,  mache  fie  aufmerffam  auf  bie  Derfchiebenen  Pulturen 
unb  auf  bie  Bejchäftigung  ber  Einroofmer.  Die  Stüter  fotleii  unter  TOit- 
hilfe  be*  V*r^rer4  Weffungen.  Berechnungen  unb  Schäpingen  Dornehmen, 
baiuit  fie  eine  toutrete  Borfieflung  Don  einem  Kilometer  betommen,  fie  foflen 
fnti  nach  beu  £immel*gegenbcn  orientieren  tonnen,  foflen  beobachten,  baf$  bie 
Sonne  nicht  immer  am  gleiten  fünfte  be*  ftorijonte*  auf»  unb  untergeht, 
baß  fie  im  Sommer  einen  größeren  Bogen  befchreibt,  aber  fürjere  Statten 
wirft,  al«  im  hinter.  Selbft  Belehrungen  über  2öinb  unb  SBetter  liegen 
nicht  ganj  außer  bcm  Bereite  biefer  Schulftufe,  nur  barf  man  anfangs  ben 
Pinberu  nicht  ju  Diel  erflären,  fonberu  muß  fie  mehr  beobachten  (äffen. 
6rft  nach  unb  nach  mache  man  aufinerfiam  auf  beu  urfächlichen  3»f<»nmen« 
hang  Dieter  Dinge,  frage  j.  B.  tuarum  bcr  Bach  ober  ftlujj  hier  feine  Dichtung 
änbere,  jeihoeilig  anfchroefle,  f)itx  langfamer,  bort  fchnefler  fließe,  roarum  ber 
Berg  f.  g.  Äunfen  jeige,  geroiffe  Bäume  unb  Sträucher  am  häufigften  am 
Bache  Dorfominen  u.  f.  ro.  —  Söirb  biefer  WnfchauungSunterricht  an  ben 
unterften  brri  ober  Dier  Pfaffen  ber  BolfSictmle  richtig  betrieben,  fo  bleiben 
(Sbene,  £ttgel  unb  Berg,  guß,  Abhang  unb  ©ipfel  be*  Berge«,  fanfte  unb 
fteile  Ebbadmng.  Pamm,  JHücfen,  Sönjferfcheibe,  Schlucht  unb  %tyal,  Sängen» 
unb  Seitenthäler,  fteheube  unb  fliefeenbe  ©eroäffer,  Ouefle,  3»flüffe,  HKmbung, 
rechte*  unb  linfe*  Ufer,  Bett,  Sauf,  ©efäfle,  Prümmung,  2BeQ>,  Strubel, 
Safferfafl,  Dämme  unb  Panäle,  $nfeln,  Canbjungen  unb  £>albinfe(n,  BJinbe 
unb  ^ieberfchläge,  Berfehr*roege,  Entfernungen  unb  WuSbehnungen,  2öerte 
ber  ftatur  unb  ber  Wenfchenhaub,  ipimmelserfcheinungen,  £)ori$out,  Söelt« 
cjegenbai  —  nicht  etwa  nur  leere  Btortc,  fonbem  fie  merben  ju  tonfreten 
Borfteflungen.    2Bc!<h  eine  Wenge  beletjrenben  Stoffe*  liegt  nicht  in  biefen 


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-    178  - 

Dingen!  unb  bobfi  bleiben  ©riß  unb  flörper  frifch  unb  gefunb,  unb 
f.  g.  fterienDerforgungen  brauchen  nicht  ba«  Gleichgewicht  ber  flräfte  wieber 
herzufteden,  nicht  wieber  ju  fufjnen,  wa«  eine  übertriebene  Schulwut  gefünbigt 
hat.  Son  biefem  ©efichtSpuntte  tutrb  auch  bie  3entral!^ulpflfgf  ber  Stabt 
3ürid)  ausgegangen  fein,  wenn  fie  in  ihrem  ©efchfift«berichte  für  1893 
fdjre ifxn  fann:  „3n  2Bürbigung  ber  Sebeutuug  Don  Daturmanberungen  für 
ba«  Phbfifd>e  unb  geiftige  2öohl  ber  Schüler  mürbe  bie  £efjrerf$aft  ber 
primär«  unb  Sefunbarfchule  ermäßigt,  wäfjrenb  be«  Sommerhalbjahre« 
minbefteu«  jroeimal  monatlich  U nterrid)t« zweden  bienenbe  92aturwanberungeu 
auszuführen,  bejiefyungdroeife  ben  htimat*  unb  naiurfunbli^en  Unterricht, 
fo  weit  e«  bie  Serhältniffe  geftatten,  in«  §reie  ju  Derlegen." 

#ann  nun  in  biefer  Sache  be«  ©uten  nicht  311  Diel  gefcfjefyen  ?  freilich, 
befonber«  wenn  biefe  2ßauberungeu  nicht  nach  einem  tuof)lburd)bachten  ^ßlane 
gesehen,  wenn  fie  nicht  in  ben  Dienft  and)  ber  übrigen  froher.  befonber« 
be«  Sprachunterrichte«,  fpejieO  be«  Deutzen  %ufja|}e$  treten,  menn  baburch 
bie  Di«ciplin  gelodert  unb  bie  ernfte  Arbeit  Dernachläffigt  mirb.  3$  tenne 
einen  ße&rer,  ber  feine  Schüler  überall  Ijerumfüfjrt,  unb  ber  Tie  in  ber  Schule 
felbft  amüfiert  mit  Dingen,  bie  einige  Stodmerfe  meiter  hinauf  gehören, 
kommen  bann  bie  Schüler  wirf  lieh  hinauf,  fo  finb  fie  beim  Unterrichte  in 
©cographie  unb  ftaturtunbe  ganz  anfteüig,  leiften  aber  im  Keinen  unb  im 
beutfa)en  Huffafce  blutwenig  unb  finb  fich  überhaupt  nidn*  gewohnt  zu  arbeiten.  — 

Huf  ber  anbern  Seite  fenue  id)  Schüler,  welche  nie  beobachten  gelernt 
haben.  Diefe  flehen  im  ©eographieunterrichte  Dor  einer  ftorte,  wie  Dor  ben 
4>ieroglDphen  eine«  ägöptifdjen  CbeliSfen,  unb  ba  fie  bann  bod)  etwa«  raiffen 
möchten,  fo  lernen  fie  bi«  in  bie  oberflen  klaffen  ber  Wittelfchulen  hinauf  ba« 
geographifche  ^enfum  jebe«mal  au«  bem  Suche  auSroenbig.  Solche  Schüler 
werben  fpäter,  trofc  ber  beften  Wethobe,  nie  mehr  gute  ßartenlefer,  nicht  allein 
beömegen,  weil  man  feine  3eit  mehr  bat,  ben  oerfäumten  9lnfchauung«unterricht 
nachzuholen,  fonbern  auch  befonber«  be«halb,  weil  ihnen  bie  fonfretefcuffaffung 
fehlt,  ba  fie  bie  entfernten  Dinge  nicht  mit  Denjenigen  ber  eigenen  §eimat  Oer« 
gleichen.  —  3$  h^e  Dir  hi«  jw«i  @xtreme  Dorgeführt,  ba«  Richtige  liegt 
nun,  wie  Sobia«  ffiitt  fagen  würbe,  fo  h»bfch  in  ber  Witte.  Elan  führe  bie 
Schüler  häufig  in«  greie  unb  laffe  fie  t)ier  ungezwungen  beobachten,  bann  aber 
nötige  man  fit  i"  ber  Schule  wieber  511  ernfter  Arbeit  nach  einem  zielbewußten 
^3lone,  laffe  fie  nach  jebem  Spaziergange  etwa«  Don  bem  ^Beobachteten  in  ganz 
furzen  Huffäfcchen  Derarbeiten.  Da«  eine  Wal  wirb  ber  Sauf,  eine«  Sache« 
betrieben,  ein  anbetet  Wal  werben  bie  $Bege  unb  Straßen  notiert,  bie  Dom 
Wohnorte  au«  in  Derfdnebenen  Dichtungen  nach  ben  nächften  Crtfchaften  führen, 
wiebmim  werben  bie  Serge  ober  £>ügel  aufgezählt,  wie  fie  Don  einem  nahen 
HuSfichtSpunfte  au«  fta)tbar  finb  u.  f.  w.  — 


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-    179  - 


Docfc  genug  bon  ber  £etmatfunbe !  2$  l>abe  abfiel  id)  fo  eingeljenb 
bon  berfelben  gefbroc$en»  roeil  Tie  eben  eine  notroenbige  Vorbereitung  jum 
Jtortenlefen  ift.  3m  ftolgenben  fann  i$  mW>  für^fr  Jaffen,  fc^on  beSroegen, 
weil  Du  im  Cefrbuay  für  bie  bierte  ^rimarttaffe  bon  töüegg  unter  beut 
Xitel  „$<imatfunbeM  eine  gute  ginffifpung  in  baS  93erftänbni3  ber  Äarte 
fabelt  SBom  ©runbblan  eine«  ©<$ulfjaufe5  unb  ©dmlgelänbeS  auSgef>enb 
roirb  bort  bem  Sc&üler  bie  nd^fte  Umgebung  ber  ©rf>ult)au9liegenfdr)aft#  baS 
$oifgelänbe  unb  baS  $&algelänbe  borgefüfjrt.  Der  ©$üler  fofl  bann  baS 
eigene  3$itffkni*.  feine  nähere  unb  weitere  Umgebung  befa^reiben  unb  gtap^tfrtj 
tarflellen.  iRiiegg  tönnte  nun  freilid)  ben  ßeljrer  berleiten,  ftatt  bom  eigenen 
Heimatorte,  ebenfalls  bom  ibealen  Dorfe  Daberg  auSjuge^en,  unb  baS  märe 
gefehlt;  benn  baS  friefee  ja,  bom  Unbetonnten  jum  ^efannten  borroärtS  breiten. 
3<|  benfe  mir  bie  SaaV  fo  :  Diefer  Mf^nitt  beS  ÖefebuaVS  mirb  ni$t  als  Cefe» 
ftoff  bebanbelt,  fouberu  er  biene  nur  als  Wufter.  Du  jeia>eft  alfo  juerft  bein 
eigenes  Sdmljiinmer.  Dabei  ift  feine  einget>enbe  (Srflärung  beS  berjüngten 
9)toBftabe$  nötig.  Du  fagft  einfach,  ba&  jebe  2inie,  jebe  Entfernung  auf  bem  * 
Rapiere  j.  38.  50  mal  fürjer  roerben  inüjfe,  als  fie  in  3Birfid)feit  ift.  3ft 
beijpielSroeife  baS  Sdjuljimmer  10,*  m  ■-  1050  cm  lang,  fp  beträgt  nad) 
obigem  Wnfcftabe  bie  ßänge  ber  3e'4|iu"rt  21  cm.  s$eim  3eid)nen  brauet 
ber  Sa^üler  außer  bem  öleiftifte  feine  anberen  3nftruinente  als  einen  SBinfel 
unb  ein  floate*  Lineal  mit  9Wiflimeterteilung,  roie  fie  bie  Sttafeftäbefabtif  bon 
3-  Siegrift  u.  (Sie.  in  ©djafffjaufeu  in  fefyr  fauberer  Arbeit  liefert,  Die 
(Begenftänbe  im  ©ajuljimmer,  roie  Sänfe,  ^ult,  Sifdj,  Ofen,  ©cfjranf,  be* 
fommen  auf  ber  3?i$nu"d  ebenfalls  ir)ren  ^Jlafc,  unb  man  fann  babei  bie 
£>öben  biefer  ßkgenflänbe  in  3of)l(n  angeben,  um  bie  §d)ü(er  je^t  fc&on  an 
bie  VuSbef)ming  rmcb  oben  ju  erinnern.  Tarauf  roirb  ber  ^31on  beS  ganzen 
StodroerfeS  ober  ber  ®runbplan  beS  £>aufeS  im  gleiten  9Raf}j)abe  gejeidjfnet. 
Sei  ber  3fi$nuil9  De$  ©WplafceS,  ©djulgartenS  :c.  mad)t  man  aufmertfam 
auf  bie  fonbentioneflen  3<\tyn,  mit  Df«e»  ©ebäube,  Säume,  Jfreden,  ©renjen, 
ftafnilrafien  unb  ftuüroege  bargefteOt  roerben. 

6S  frägt  fidr)  nun  no$,  roie  unb  bon  roem  biefe  3fi<$n"n9*n  f)ergefiellt 
roerben  foflen,  ob  bom  Seljrer  allein  ober  aud)  bon  ben  ©djülern.  Darüber 
geben  bie  Weinungen  (unb  bieüeid)t  no$  mefjr  bie  ^rajiS)  auSeinanber.  TOeine 
tiaene  $nfid>t  hierüber  roerbe  id)  Dir  er|t  im  nädfften  ©riefe  mitteilen,  benn 
ber  gegenwärtige  ift  of>nef)in  fdron  jiemlia^  lange,  biellei$t  fogar  langroeilig 
geworben,  unb  Du  ljaft  uuterbeffen  Gelegenheit,  Uber  bie  ©ad>e  felbft  na$ju* 
tonfen  unb  Deine  eigene  «Meinung  mir  mitzuteilen. 

3n  ber  grroartung,  bafe  ÖefctereS  balb  gefd>ef>e,  grüfct 

Dein  (JoUcgf. 


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^anflTetid  ad)trr  öanö  burd)  |teRor. 

(fa.) 

SBeDor  3anffen  $ur  ^ebanDlung  Des  £>erenroefen$  übergebt,  jiebt  rr  au» 
Den  (Srgebniffen  bfr  llnterfudmng  ber  $nttur}uftänbe  im  16.  ^afyrfyunbrrt 
foroobj  auf  proteftantifaVm  als  fatbolifcbem  Gebiete  baS  Refüme.  §5  ift  ein 
tiefbunfleS  53tlb  ber  „allgemeinen  fittliaVreligiöfen  Vermilberung",  roie  er 
biefen  9tbfdjmitt  betitelt.  UöQinger  bat  als  ber  erfte  bie  traajföen  3udr^^n^r 
niffe  ber  Reformatoren  fetbft  gegen  baS  ReformationS*9)lärd)en  inS  Qrelb  ge» 
fübrt.  Sin  falbes  3abrfwnbert  fyat  e$  nun  grbraudjt,  bis  Heb  bie  Über* 
jeugung  bura^gebrongen,  bis  bie  bertömmlicbe  proteftantifdje  Wuffaffung  inS 
$erj  getroffen  mar  unb  ^auffen  ben  Sieg  baoon  tragen  tonnte.  2Öenn  aber 
je  eine  gefd)id)tlid)e  ^IjatfaaV  feftgefteOt  mürbe,  bann  babeu  bie  Reformatoren 
felbft  unb  ibre  Schüler  burd)  ibre  fdnteibenbe  Verurteilung  beS  eigenen  SBerfeS 
bie  Sefyauptung  3anffeu£  bemiefen.  ^mnbertftiltigeS  ßa^o  finbet  ber  Ver« 
jmeiflungSruf  2utber§  bei  feinen  3e»*9fn°ftfn  fomobl  als  Racbfolgern,  bei  ben 
Männern  afler  ©tänbe,  bei  Geologen  unb  3uriflen,  bei  ©dml«  unb  Staats« 
männern.  Sie  gefleben  e§  offen  ein.  baß  bie  SBurjel  beS  VerberbnifjeS  bie 
lutfjerif$e  Rea)tfertigungSlebre  fei.  tyiftor  fd)ont  aber  aud)  bie  Dielen  roenig* 
ftenS  äufcerlicb  fatbolifd>  gebliebenen  ©egenbeu  nid)t.  Leiber  fanben  fic^  ba 
Tutjenbe  Don  geiftlicben  5Bürbeträgern,  bie  burd)  einen  unmürbigen  ©anbei  unb 
DeflagenSmerte  6cr)roüd)e  ber  Neuerung  in  bie  £änbe  arbeiteten.  (Sin  ganj  außer = 
geroötmlia>r  ^rieftermangel,  meiner  feit  ber  politifaVtircbliayn  Resolution 
eingetreten  mar,  beförberte  baS  Verberben.  Srübe,  traurige  Söeflen  trug  bie 
Deformation  befonberS  in  bie  öfterreidufeben  Canbe  binüber,  roo  Die  abfa>u 
li(be  Unfittlid)feit  in  Älöftern  unb  Stiften  in  erfd)redeubem  9RaBe  um  ficb 
griff.  3a  ber  feiige  sJJetruS  GauifiuS,  geroiB  ein  genauer  flenner  ber  bortigen 
3uftänbe,  ertlärte:  faum  noeb  einfiel  ber  SöeOölterung  fei  „roirflid)  fatr)o* 
ttfö."  TOit  berfelben  Offenheit  geftebt  ^aftor,  bafe  au$  bie  Gegenreformation 
nur  ftridjmeife  eine  grüubliay  unb  bauembe  Vcfferung  gebraut  Ijabe. 

tiefer  allgemeine  3<rfaH  bilbete  ein  fnirtjtbareS  ftelb.  auf  meinem  Ver< 
brea>n  aller  Hrt  üppig  empornweberteu,  bie  ibrerfeits  aflmäbHg  jum  Teufels« 
mabn  unb  £>ejenglauben  fübrten,  mie  oud)  bie  bamolige  kriminal  jufti*  als 
(»runblage  beS  ©ericbtSDerfabren*  bei  Den  uaebberigen  tyejenprojeffen  erachtet 
werben  fann.  So  bilbet  baS  Kapitel:  „3unabme  ber  Verbrenn  —  kriminal* 
jufHj"  bie  Einleitung  jur  SBefjanblung  beS  eigentlichen  ^ejenmefenS.  ^aftor 
bat  ba  eine  fcbmerjlifbe  beS  ($Jef(bi^tf(breiberS  erfüllt,  auf  bie  ©a>uB* 
Hoheiten  ber  Tortur  einzugeben  unb  ju  jeigrn,  mie  biefe  teuflifebe  Quälerei 
jum  Range  einer  ftttnft,  jum  ©egenftanbe  edler  Neugier  unb  entmenfcfyfn 
Vergnügens  geworben  mar.  Xer  ÄrebS)*a)aben  beS  Damaligen  ^eojeffeS  mar 


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-    181  - 


bte  ftolter,  bie  aÜerbingS  feine  ßrfinbung  ber  WeformationSjeit,  fonbern  aus 
bem  Mittelalter  Ijerübergenommeu  ift.  Aber  bie  crfd>redenbe  3""Q^f 
Sittenlofigfeit,  bie  93eftiolitöt  —  möd}te  i$  fagen  ~  ber  Serbien  unb  bie 
bamit  berbunbene  „tBeftioliftfrunfl"  ber  ©ere(&tigteit3pflege  mufe  notmenbiger» 
roeife  mit  ber  neuen  Celjre  in  Eerbinbung  gebraut  werben.  35er  ©egenfafc 
ber  Damaligen  Jfriminalftatifiiten  ju  benjenigen  ber  fatljolifd)en  3«t  tritt  in 
auffaflenber  JBeife  Sage.  GS  fehlte  aflerbingö  nid>t  an  einer  entgegen» 
gelegen  Strömung,  au«  ber  im  16.  3aljr&unbert  ber  berühmte  fpanifdje 
Jpumanij!  unb  Geologe  Subroig  5MbeS  als  ber  erfte  mit  grofeem  9tod)brude 
gegen  bie  Holter  auftrat.  100  3al>re  nad>  it>m  fam  3<H>anneS  ©rebiuS, 
proteftantifa)er  ^ßrebiger  in  #oÜanb.  Aber  bieje  bereinjelten  Stimmen  Der- 
honten  fnufyloS. 

3nbem  Öutljer  ben  freien  SBiflen  beS  9Jtenfd)en  leugnete,  mufete  er  ben 

Xeufel  für  aüeS  33ö)'e  Derantroortiid)  magert.  %m  ganzen  geiftigen  Seben  beS 

Reformators  fpielt  beSfyalb  biefer  Untjolb  eine  überaus  mistige  SRofle,  unb 

baS  $ämonifä)e  lebte  fia)  ganj  in  ben  ©eift  ber  ^rebiger  unb  baburdj  in 

baS  SBolfSleben  hinein.  AOerbingS  fjatte  Aberglaube  unb  ^ejenmaljn  f$on 

bor  ber  Deformation  feften  ftufe  gefafet.  Aber  ftatt  ifjn  auszurotten,  rourbe 

berfelbe  burd>  bie  Neigung  jum  Aberglauben,  meldje  ber  neuen  fiefjre  eigen 

loar,  ju  jener  fd)auerlid)en  Sigentümlid)teit  beS  £>ejen«  unb  SeufelSglaubenS 

auSgebilbet,  melden  ben  Ausgang  beS  XVI.  3nf)rljunbertS  a^aratteriftert. 

$3  ift  ein  roüfter  Stoff,  ben  3<"»ff(»  ba  in  6  Kapiteln,  bie  jufammen  200 

Seiten  umfaffen,  be^aubelu  mufe.  2öenn  mir  biefe  fdjauerlidjen  3uftänDf* 

biefe  infamen  ^rojeffe  burd)gef)en,  begreifen  mir  bie  roeljmütige  Ä läge  beS 

eblrn  @rfct)ict^tfct)reibcr»,  bie  er  üor  Verausgabe  beS  V.  $anbeS,  in  melaVm 

er  bie  ^auber=,  Teufel*  unb  £)fjen*2itteratur  beS  16.  unb  17.  SofyrljuiibertS 

fd)on  trotte  burdjgeb,en  muffen,  an  bie  frerjogin  bon  Söraganja  rid>tete: 

„$a  bin  td)  toteber !  aber  fragt  mid)  nid)t, 
3n  n>eld)em  ßanb  id)  biefed  Sab*  getoefen. 
Wir  graut  unb  fdjauert!  Sdjrecfltd)  $fimmerlid)t  1 
©in  §er«ibeer  raufdjt  fytt  auf  3aubcrbefen! 
$ann  3angcn,  Ueffeln,  Scbraubcn,  $od)gertd)t 
Unb  ©djeiterbaufen  —  ofcne  Qreberlefert  — 
Unb  bleidj  unb  ftarr  baS  SJolf  runbum  im  Srreife: 
C  grofecr  Gimmel!  eine  graufe  Steife." ') 

3uerft  bietet  uns  3anffen  fummarifd)  bie  bogmatif$e  ©runblage  unb 
bie  $rarjS  beS  frühem  Wittelalters.  6r  finbet  im  bamaligen  Aberglauben 
einen  SReft  ber  ^eibnifö)sgermanif^en  JBorfteflungen.  Die  mittelalterliaV  @eift- 
lidjfeit  benimmt  fid)  bemfelben  gegenüber  feljr  berftänbig.  Söäljrenb  roeltlia)e 
@efe$büd>er,  mie  ber  Saufen-  unb  ©djmabenfpiegel  beS  13.  Sa^r^unbertS, 

~»)l$oljanne»  3anffen.  ©in  ßebenSbilb  entworfen  oon  ßubtoig  $aftor. 


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-    182  - 


bie  3fiu6fret  mit  bem  geuertobe  bebrofjen,  befcr)ränften  fid}  bie  firdjlidjeu 
SBe&örben  auf  bloft  Disziplinare  Mljnbung.  3Q§lrf»^  Qetftli<^e  S^riftfirdtr 
traten  bem  33olt3abergtauben  energifd)  entgegen  unb  betämpften  ben  ©tauben 
an  Söu^fi  "nb  als  fünDt)aft.  ^Jrojeffe  merben  feiten  ermähnt,  unb 
$ubem  liegt  beten  ftütjrun^  ganj  in  ben  £änben  ber  tueltlicfjen  Stifter.  $)er 
ftejenprojefe  fann  alfo  nkfct  mit  bem  3nquifitionSprojef*  jufaminengemorfen 
werben,  menn  aud)  erfterer,  nacf>  ben  Mitteilungen  beS  $)ominifanerS  Cannes 
^tber  aus  ber  3eit  beS  SaSler  flonjilS,  fd)on  im  Anfange  beS  15.  3at)r* 
foinbertS  fafi  in  allen  ©räufln  auSgebitbet  mar,  toie  iljn  bie  fpätere  3*** 
aufmeiSt.  $>er  £>ejenprojeB  mar  alfo  längft  ba,  beüor  bie  53ufle  „Summis 
desiderantes  affectibus"  1484  erfdjien,  roomit  ^apft  Snnojenj  VIII.  bie 
flompetenj  ber  beibeu  3nquifitoren,  $einri<$  3"ftitoriS  unb  3atob  Sprenger, 
bei  i&rem  iöorgeljen  gegen  bie  3auberei  in  6<r)ufc  nafjm.  3ubem  ift  bie 
33ufle  burct)auS  ni$t  eine  bogmatifct)e  (5ntfd)eibung  über  baS  §er,enroefen. ') 
$)ie  SBuOe  mag  aflerbingS  bie  fterenDerfofgung  infofern  beförbert  ljaben,  al§ 
fie  bie  3nqui|itoren  ju  ernftem  SBorgeljen  ermunterte,  aber  bafe  bie  „ blutige 
^ejenberfolgung"  auf  fie  aurüa>füf>ren  fei,  ift  abfolut  unmaf>r.  ©erabe 
©eiftlia>  maren  e$,  roelc&e  bem  £ejenglauben  unb  bamit  aud)  ben  beiben 
3nquifitoren  entgegentraten,  moburd)  biefe  ficf>  oeranlafet  fat)en,  ben  berüct). 
tigten  „Jpejen&ammer"  $u  fdjreiben.  Obgleia)  biefe«  2Berf  als  ^riüatfajrift 
feine"  gefefclid>e  flraft  in  ber  flirre  erlangte,  mürbe  es  bo<$  bie  „Duelle 
unfägli(r)en  Unr>fii«."  $anffen  oerurteilt  Den  „Jpejenfjammer"  in  gebüljrenber 
2Beife,  fütjrt  aber  beffen  tyatfäa)lid)en  (Sinflufe  auf  ein  nötiges  SRafe  jurüd. 
gs  mufe  gemife  überrafdjen,  bafe  biefeS  SBudi  60  3aljre  fnnburcr;  (1520—1580) 
feine  meitere  Auflage  erlebte,  bann  aber  gerabe  Don  proteflantifd>er  Seite  mit 
Vorliebe  Derbreitet  mürbe. 

liefet  jcf)auerlia)e  3auber»  unb  $egeumaf}n  fanb  übrigens  einen  fruchtbaren 
s#äf)rboben  in  ber  üppig  au frfjtucQenben  ^eufelSlitteratur  unb  in  einer  ^flut 
anberer  abergläubifcfyer  ©Triften,  ©emifj  t)at  biefer  Scfyunb  manches  3öeib 
in  feiner  eigenen  ßinbilbung  jnr  §eje  gemacht,  mäfjrenb  auf  ber  anbern  Seite 
Diele  megen  ber  $>ejerei  Wngeflagte  roirflid)  Dermorfene  ^erfonen  maren,  bie 
fid)  ber  fä)merften  Sittenoerbrea)en  fdmlbig  gemalt  Ratten ,  mie  benn  oft 
6f)ebrua)S*  unb  UnjuctytS^rojeffe  unter  ber  £>anb  ber  Stid&ter  fid)  in  §e$en« 
projeffe  Dermanbelten.  $ür  meit  größer  aber  r)ält  3anffen  bie  Qaty  ber  mir!« 
liefen  Opfer,  ber  Somnambulen,  (Spileptifcfcen  unb  jenen,  bie  reiner  2lber» 
glaube,  ipabfuctjt  9leib,  9caa)gier  bem  fteuertobe  überlieferte. 

W\t  befonberer  91ufmerffamteit  oerfolgt  3anffen  im  feisten  ftapitel  bie 
grofee  litterarifa>  Gontrooerfe,  bie  im  16.  3al)rljunbert  über  bie  ^ejenoerfolgung 

')  Slu8fül)rHd)  bc&anbelt  bic  @adjc  mein  ocrcljrtcr  ftreunb  ^aaer  in  ben  fat&o* 
lifdjcn  e^JDftjcrblärtem,  3a^rgan0  1892  (8.  3af)rgang).  6,  222  ff. 


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-    183  — 


ii$  entfpann.  3113  beren  TOittetpunft  bebt  er  mit  Stecht  ben  Hebten  2eib» 
fltit  3oljann  SÖeber  ^eroor,  ben  3auffen  als  ftatljoliten,  ^ßaftor  hingegen  a(§ 
bei  *Dtittelpartei  angefyörenb,  bezeichnet.  2öeuer§  ©d)rift  „De  pnestigiis 
cuemonum"  machte  große«  Auffeben,  erlebte  jafjlreiche  Ausgaben  unb  Über- 
jungen  unb  bat  flauer  oielerorts  bem  Unroefen  im  ©ejenprojefe  roenigflenS 
in  etroaS  gefteuert.  3m  ©anjen  fanb  VJeder  auf  proteftantifcher  Seite  mehr 
SBiberfpruch  als  auf  fatljolifcher  ^t\\t,  roo  er  ben  erften  litterarifchen  (Segner 
trft  26  3a^re  nach  bem  ßrfdjeinen  feines  VucheS  fanb.  Unterftüfcung  fanb 
er  auf  beiben  ©eiteu,  auf  proteftantifcher  ©eite  bei  Söitefinb,  (Sroich  unb 
Öobelmann,  auf  fattjolifcher  ©eite  namentlich  bei  (Kornelius  ßooS,  beffen  noch 
ungebrurfte  ©<hrift  über  bie  roatjre  unb  falfche  SWagie  noch  roeit  über  2Beöer 
hinausging,  ber  aber  fchon  bor  $rudlegung  ju  einem  Möglichen  SBiberruf  ge* 
uoungen  mürbe.  $aftor  ^at  hierüber  nach  ben  gorfa^ungen  beS  AmerifanerS 
Sur  intereffante,  in  ^eutfc^fanb  noch  menig  betannte  Mitteilungen  beigefügt. 
$er  Trierer  Seiljbifchof  $eter  VinSfelb  unb  ftranj  Agrifola,  Pfarrer  ju 
Sittarb,  finb  im  16.  Sabrlmnbert  bie  einigen  beutfchen  fat^olif^en  ©eift» 
lidjen,  roeldp  bie  #ejenoerfolgung  litterarifch  öerteibigt  haben.  $ie  faiholifay 
Äonjel  bat  fid)  Don  ber  ^ejenbefcerei  bis  tief  ins  17.  3ahrhunbert  hinein 
ganj  frei  gehalten,  roäbrenb  bie  proteftantifay  bielfach  jur  Aufreijung  mifj» 
brauet  mürbe. 

Leiber  ^atte  2öeöer8  unb  feiner  Anhänger  Auftreten  uid)t  ben  geroünfchten 
Erfolg.  $)aS  jeigeu  bie  beiben  legten  Kapitel,  roelche  ber  $ejen&erfolgung 
tinerfeits  in  tat^o(ifd)en  unb  fonfeffioneü  gemifchten,  anberfeitS  in  proteftan« 
tilgen  Gebieten  feit  bem  legten  drittel  beS  16.  3ah?hunbert3  gemibmet  finb. 
63  ift  bie  ^ßeriobe,  mo  in  ber  aQgemeinen  3Raffenberfo(gung  unb  ben  Jpejen» 
bränben  jenes  furchtbare  $)rama  aufgeführt  mirb  „mit  bem  an  3ammer,  33er» 
jroeiflungSf jenen  unb  6lenb  auf  ber  einen,  unb  Aberglauben,  Unfinn  unb 
Barbarei  auf  ber  anbern  Seite  taum  etmaS  in  ber  ©efef/ichte  beS  beutfchen 
IMfeS  berglichen  merben  tann."  3n  fatholifchen  (Gebieten  fanb  faft  burch» 
gcljenbs  bie  Verfolgung  erft  gegen  (Snbe  DeS  3al)rf)unbertS  in  gröjjerm  5Waß- 
fiabe  Aufnahme,  ßeiber  machte  hierbei  baS  fatholifcfje  Sutern  eine  unrüb,m- 
Wfy  Ausnahme,  ba  in  ben  3ah«n  1562—1572  nicht  meniger  als  491  ^et= 
fönen  bort  megen  Spejerei  in  Untersuchung  gebogen,  bon  benen  jebod)  nur 
62  Eingerichtet,  bie  aubern  mieber  freigelaffeu  mürben.  Am  fur$tbarfien 
nutete  bie  Verfolgung  im  jtoeiten  ^a^r^e^nt  beS  17.  ^a^rr)unbert§ ,  roo  fte 
in  ben  ViStümern  ^Bamberg  unb  SGBürjburg  Heinere  Dörfer  ganj  auSmorbett 
unb  einer  ber  berrufenften  „<Dcalefi$meifier",  Valtbafar  SRofc,  innerhalb  2  fahren 
205  $e|en  namentlich  aufzählt,  bie  oerbrannt  mürben.  @in  entfe|ltchf* 
®emifch  bon  VoSheit  unb  SÖafmfinn  enthüllt  bie  Sdjilberung  biefer  ^eriobe. 
2ia)tpunfte  btlben  bie  Kegungen  ber  Vernunft  unb  9Jcenfchlichfeit  in  einzelnen 


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-    184  - 


ConbeSteile n ,  ber  #elbenmut  f iniget  Opfer  be§  5Bobn§,  bie  auch  burctj  b* 
raffinierteren  Wadern  ntc^t  jur  Anflöge  bon  „SWitfdmlbigen"  bewogen  werben 
tonnten.  60  mürbe  bie  braoe  ftrouenroirtin  Waria  |)oflin  oon  9cörblin$en 
5(5  Wal  gefoltert  ofmc  anbere  ju  befdjulbigen  (Sin  ßtchpunft  bitbet  aud) 
bie  Gattung  ber  3efuiten,  inbem  nadnoetebar  ein  einziger  beutfctjtr  3efvit 
@eorg  Saferer,  jur  Verfolgung  aufforberte,  roäfjrenb  bie  beiben  bfbeutenbjten 
3efuitentt)eologen  jener  Q<H,  $aul  Qamnann  unb  31bam  Banner,  burdj  iljten 
ßampf  gegen  bie  ^ejenpro^effe  bie  roürbigen  Vorläufer  be§  eblen  $riebricr> 
Spee  mürben,  beffen  litterarifrbe  2t)ätigfcit  aber  erft  im  folgenben  53a nbe  jur 
SBebanblung  tommen  fofl  9Iucb  proteftantifdje  (Shtenmänner,  roie  ber  Theologe 
SWebfart,  roerben  im  unerfchrocfenen  ftampfe  gegen  ben  berbredjerifcben  Unfinn 
©enofjen  ber  3efuiten. 

3m  übrigen  ifk  ber  fcbfchlufe  t>c*  aalten  EanbeS  eine  troftlofe  öeftüre ; 
mir  finb  r>ifr  in  ber  liefe  be§  ^bgrunbeS  angelangt,  au«  bem  ba«  ©otte*« 
geriet  beS  breifeigjäbrigen  Kriege«  emporftieg.  $ie  Sdnlberung  biefer  Äata« 
[tropfe  roirb  ben  3n^alt  beö  9ten  BanbeS  bilben. 


"gäbciQOQifcfye  "güunöfd^au. 

CHbgenoffenfrtiaft.  $ie  Delegicrtenoerfammlung  be§  ©dnoeij.  fiebrer» 
DercinS  in  93ern  bef£r)toß,  eine  erneute  Eingabe  an  bie  h  93unbe8berfammlung 
im  Sinne  ber  befdrberlid>en  9lnhaubnahme  ber  ÜWotiou  @urti  ju  richten  unb 
ju  biefem  3roecfe  m't  Dem  Storftanbe  ber  Societe  pedagogkpie  de  la 
Suisse  romande,  ber  freiftnnigen  Partei  ber  ©djroeij,  bem  fchrocij.  ©rütli« 
oerein  unb  ben  fortfchrittlichcn  tantonalen  ^arteioereinigungeu  in  Söerbinbung 
ju  fefcen.  —  (53  fofl  alfo  mit  allen  Rebeln  an  ber  3<ntraltfierung  beS  Schul* 
roefenS  gearbeitet  roerben. 

—  $ie  ftänberätl.  Äommiffion  betr.  beruflicher  SBilbung  beä  toeibli^en 
©cfd)lechteS  beantragt  einftimmig  JöunbcSfubbentian  für  afle  bie  frörberung 
biefer  iuSbilbung  bejroedenben  Unternehmungen  unb  Mnftalten  burch  ben 
93unb. 

Kargau.  $ie  inbioibueflen  Prüfungen  foflen  laut  Wuorbnung  beS  6r» 
jiehungSrateä  auch  in  3"*»nft  fortbauern;  jubem  foflen  bie  Schüler  ber 
oberflen  ©emeinbefdnilen  in  ber  SJatcrlanbStunbc  rticrjt  nur  über  baS  le|tc 
3ab,reSpenfum  geprüft  werben,  fonbern  über  ben  gefamten  «Stoff  beS  bater- 
lanbSfunblichen  Unterrichtes. 

—  $em  SRegierungSrat  roirb  beantragt,  bie  fonfeffioneflen  Spulen  in 
5Birmen5borf,  ©ebenftorf  unb  SöttrenloS  ju  berfchmetyen. 

$ew.  $>er  ©emeinberat  ber  Stabt  Sern  feblägt  bie  Errichtung  einer 
^weiten  ÜBorfteherftefle  au  ber  fläbtifdjen  Sefunbarfchule  oor.  Der  eine  95or- 
[tet)er  r>ättr  ba§  Seminar  unb  bie  anbern  höb,eru  klaffen  (ipanbelS«  unb 
ftortbilbungStlaffen),  ber  anbere  bie  eigentliche  Sefunbarfchule  unter  fi$- 


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-    185  - 

»ttfeüanb.  3»  Stotbenflub  befäfofe  bie  ©emeinbe,  bie  9Jepetirrf^u(e 
in  eine  ^Mlbtagöf^ule  jm  oerroanbeln,  im  Sinter  mit  6,  im  Sommer  mit 
3'  Sctjulhalbtagen.  —  9t  ei  nach  ge^t  an  einen  neuen  SdnilrjauSbau. 

fingern,  (florr.)  Wittrood)  ben  20  gebr.  tagte  in  Sd)üpfheim 
eine  Verfammlung  ber  Öebrer  unb  Scrnilfreunbe  beS  WmteS  (Sntlebucb,  meiere 
CO  Teilnehmer  jäblte. 

I.  £aupttraftanbum  mar  bie  ftrage:  Über  bie  Verlängerung  ber 
Scbuljeit,  bie  ein  wichtiger  Teil  bei  ber  fteuiiion  uniereS  (SrjiehungSgefefceS 
bilbet.  Unter  bem  ^räfibium  beS  ^od)ro.  £rn.  3n|"pe!tor  Pfarrer  ^Jeter 
rourbe  bie  tfonferenj  eröffnet,  ber  aud)  baS  ftauptreferat  hielt.  Sein  Vortrag 
beleuchtete  ungefähr  folgenbe  fünfte: 

A.  $ochro.  Jpr.  3nfpe!tor  v#eter  fnüpft  feine  Mitteilungen  an  baS  Pro- 
gramm ber  fantoualen  Sebrerfonferenj  oom  3abre  1893  in  @i$enba$: 
frauptreferent :  $r.  grjiebungSrat  @rni ;  Korreferent  £r.  Direttor  Vacbmann. 
Die  meiften  Cebrer  unferefi  ftantonS  roerben  fid)  ber  barin  aufgehellten  Tbefen 
nod)  erinnern,  roeSbalb  ich  fie  t)ier  nicht  mehr  anführe.  3ubalt  beS  Referates : 

a.  Die  6infüljrung  eines  5.  SommerturfeS,  b.  b-  bie  (Srraeiterung  be§ 
5.  Schuljahres  \u  einem  3or)reöfurfe  ift  angefichts  ber  agrifolen  Verbältniffe 
beS  ÄantonS  unb  fpejiefl  beS  WmteS  Sntlebudj  nicht  ratfam,  benn  man 
mürbe  beim  Volle  auf  $u  großen  Siberftanb  flofeen  unb  fo  auf  biefe  Seife 
bem  ®anjen  mehr  fdjaben  als  nüfcen. 

b.  Dagegen  begrüßen  mir  febr  bie  Erweiterung  beS  erften  ScbulfurfeS 
ju  einem  3«^te«furfc.  mit  anbem  Sorten:  Die  Anfänger  muffen  auch  im 
Sinter  bie  Schule  regelmäßig  befugen.  Daburcb  mürben  bie  Anfänger 
VebeutenbeS  gewinnen,  fie  mürben  baS  im  Sommer  mftyfam  (Gelernte  nicht 
nur  nicht  roieber  Dergeffen,  fonberu  ba§|"elbe  grünblicher,  aflfeitiger  lernen 
unb  oerfteben  unb  baburd)  eine  gelegenere  törunblage  für  fpätere  §t\\tn 
erroerben.  Der  WnfcbauungSunterricbt.  ber  im  erften  SommerturS  fo  ftief» 
mütterlich  bebaubelt  merbeu  mufe,  fäme  beffer  jur  (Geltung,  ferner  ift  e$ 
für  Diele  Altern  eine  Sobltbat,  roenn  fie  roäbrenb  beS  TageS  it>re  ^lagegeifter 
ber  Obr/ut  beS  SebrerS  anDertrauen  (önnen. 

Dagegen  fteüen  fich  biefem  projefte  nicht  unbebeuteube  Jpiubemiffe  in 
ben  Seg  ©erabe  für  unfere  Öegenb  roerben  biefelben  am  größten  fein. 
Die  Vergfdjulen  erbalten  im  ftrengen  Sinter  nicht  einmal  bie  größern  Schüler, 
gefdnueige  bann  bie  7jäbrigeu  ßinber.  Docb  bie  Erfahrung  lehrt  Dielfach, 
baß  bie  3a^l  ber  Wengen  bei  ben  oberu  Älaffen  größer  ift,  als  bei  ben 
untern.  So  guter  Sille  berrfd)t,  roirb,  mit  WuSnabme  ber  ftürmtfdjen 
Sitterung,  ber  Sdjulbefuch  ber  {Meinen  ein  fleißiger  fein.  Vefanntlich  t)aben 
bie  Anfänger,  liebeooDe  Vefjanblnng  DorauSgefe&t,  mehr  ftreube  am  Serneu 
als  bie  3ugenb  in  ben  glegeljabren. 

gerner  mirb  mit  fteebt  auch  betont,  bie  flinber  feien  ba  noch  ju  roeuig 
geifiig  unb  förperlid)  entroidelt,  um  ben  Mnforberungen  ber  Schule  Stanb 
balten  ju  fönneu.  Docb  ^ier  roirb  roieberum  ein  roabrer  ffrebsfebabeu  unferer 
Sdjnle  berührt.  Die  Äinber  treten  ju  frübe  in  bie  Schule  ein.  Unfer 
ErjiebuugSgefetj  erlaubt  nach  §  11,  baß  ein  &inb  nach  erfülltem  fechten 
HlterSjabr  angenommen  roerben  fönne.    DaS  gerabe  ift  ber  rounbe  puntt. 


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-    186  - 


Die  ißofljiefjungSDerorbnung  föreibt  jwar  bor,  ba&  bie  Sejirteinfpeftoren 
entfa>iben  tönnen  über  Wufnafjme  ober  Wicbtaufnabme,  wenn  fi$  ein  ftinb 
jum  Eintritt  melbet,  melaV$  am  15.  Ottober  beS  laufenben  3aljre$  ba§ 
Siebente  3(lter$jafjr  nid)t  erreicht  fyat.  2üot)lDerftanben,  unfere  Spulen  beginnen 
im  3Rai  unb  fomit  müfete  ein  Äinb,  audr)  of)ne  Vergünfiigung  biefer  ftlaufel, 
f)öd)ften3  etwa  6 Vi  3aljre  alt  [ein,  um  aufgenommen  werben  ju  müffen. 
Das  tft  aber  entfdjieben  nod)  ju  früfje ;  oor  bem  erfüllten  ftebenten  SllterSjaljre 
foQte  unter  (einen  Umflänben  ein  Äinb  angenommen  werben.  WuS  jener 
Vergünftigung  wirb  ein  üfed)t  gemalt.  $aben  Altern  ein  talentDoHeS 
©öfcndjen.  fo  mufi  baS  in  möglicher  ftrülje  mit  Semen  geplagt  werben,  fie 
wollen  baS  Äinb  nid>i  Äinb  fein  (äffen,  eS  foDte  möglidjfi*  frür)  biet  lernen, 
bomit  eS  früljjeitig  aus  ber  Salute  enttaffen  werben  fönne.  ©ie  wollen 
batnit  glänzen  unb  fid)  grofetfmn,  otjne  ju  bebenten,  bafe  fte  bem  ftinbe  ba? 
SBefte  rauben,  maS  eS  Ijat :  bie  (Befunbljeit.  daraus  entftefjen  bie  S$wäd)tingf, 
bie  nie  rec&t  gefunb  unb  nie  rect)t  franf  finb.  Da  haben  wir  aud>  bie 
Urfadje,  warum  fo  »tele  Schüler  in  ben  obern  Älaffen  nid)t  me$r  DormärtS 
foniwen. 

■ 

($in  nid)t  unbcbeuteubeS  £)inberniS,  wobt  baS  größte,  ift  ber  fanget 
an  $la$  unb  bie  bamit  oerbunbenen  finanziellen  ©ä)wierigfeiten.  Vielerorts, 
namentlid)  in  ©efamtfd)ulen.  finb  bie  ©a^uljimmer  ohnehin  fd)on  flein  unb 
bura^  3uwa$3  würbe  baS  Übel  nod)  größer.  Dodj  glaubt  ^oä)w.  $r.  ßan« 
tonaltdmlinfpeftor  kirnet  in  folgen  fällen  ein  HuSfunftSmittel  gefunben  ju 
baben,  wenn  er  Dorfajlägt,  Dafe  jeben  Sag  eine  Älaffe  ju  #aufe  bleiben  folle, 
fo  baß  jebe  klaffe  bann  nur  me&r  4  Sage  in  ber  2öoa>  ©$ule  Ijätte. 
[W\i  ben  meiften  Cebrern  ftimmt  aud)  ber  Äorrefponbent  biefem  Antrage 
nidjt  bei,  ba  er,  wie  fjodjro.  $r.  $nfpeftor  sJkter  felbft  jugibt,  auf  bie  Dauer 
nirf)t  burd)füf)rbar  wäre  unb  metjr  9Jad)teil  als  Vorteil  bringen  würbe,  inbem 
für  jeben  Sag  ein  anberer  ©tunbenplan  gefjaubfyabt  werben  müjjte.)  @§ 
wäre  alfo  fein  anbereS  ^Wittel,  als  neue  Totalitäten  ber^ufieflen,  meld>e  aller» 
bingS  bebeuienbe  Soften  Derurfadjen  würben,  Sbenfo  mttfeten  ba  unb  bort 
wegen  Überüölferung  bie  Spulen  getrennt  unb  neue  Se^rfräfte  angeftellt 
werben,  wieberum  WehrauSlagen ! 

Doa)  bürfen  wir  nid)t  afljufeljr  bor  allen  finanziellen  Opfern  $urüd< 
fd)reden,  ein  ^ortfdjritt  oerlangt  aud)  feine  Opfer,  gibt  aber  baS  angewenbete 
53etriebStopital  famt  großen  3mf<"  wieber  jurüd.  <3erabe  wir  dntlebucfyer 
follen  Don  folgen  Opfern,  bie  bie  ©dmle  forbert,  nidjt  jurüdfdjreden  unb 
warum  ?  1.  Die  Gutlebudjer  flehen  mit  ben  Spulen  no<$  jurürf;  2.  ©e$r 
Diele  finb  genötigt,  in  ber  ftrembe  iljr  Vrot  ju  fuä>n,  unb  ba  ttmt  gute 
©(T/ulbilbung  boppelt  not. 

c.  Die  5ortbilbungSfa)ule,  wie  wir  fie  fjaben,  Derbient  iljren  tarnen 
nia^t,  [\t  ift  fjötfiftenS  SBieber^olungSfa^ule.  Dod)  tönnen  wir  rjter  oorber^anb 
tiict)t  Diel  tfwn.  fa^on  bie  je^ige  feieber^olungSfddule  erregt  Diel  böfe£  S31ut. 

d.  Dagegen  bebarf  bie  SRefrutenfdjule  einer  grünblia>n  Verbefferung. 
92e^men  wir  un§  fjieriu  ben  Danton  Obwalben  jum  Vorbilb,  ber  ä^nlia^c 
53obenoer^ältniffe  b^t  wie  (Sntlebud)  unb  bod)  immer  in  ben  erften  Äei^en 
ber  ftontone  fie^t.  40  Stunben  ftnb  wenig,  ein  jweiter  9letrutenfur8  im 
18.  3af)t  foHte  eingeführt  werben.  3eber  Rurs  foflte  wenigftenS  40  ©tunben 


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-    187  - 


bouem.  Die  9tefruten  fielen  ja  unter  militärifaVr  Huffid)t,  bic  Disziplin 
iji  al(o  leid)t  ju  Ijanb&aben,  unb  bie  Onfpeftoren  foflen  nacf)  bem  33eifpiele 
bei  Cbroalbner  biefe  Schule  aud)  befugen.  Mlitbjn  hätten  mir  nur  bas 
17.  3o^r  olme  ©dwle. 

B.  Die  DiSfuffion  rourbe  fe&r  nuSgenü&t.  Die  lwrf)m.  ^nfpef* 
toren  3*n,mftmann  bon  ©d)üpffjeim,  9fteinr)arb  Don  &ntUbud)  unb  Pfarrer 
Sfteier  Don  $a$le  unterftüjjten  ben  £)ru.  Referenten  in  ben  meiflen  fünften, 
lwben  nur  ba  ober  bort  ©djmierigfeiten  fjeroor,  erfterer  bejtiglicty  Der  s«Refruten* 
faulen,  Äeinljarb  wegen  ^ßunft  b. 

$>r.  Selker  ©lanjmann  unterflüfct  bie  Anträge  cbetifaOö,  ^auptfäc^tic^ 
bejügli^  gintritt,  fteflt  aber  bejüglia)  Austritt  ben  Antrag:  Der  Stüter 
foü  entroeber  ben  7.  ,tfur8  burd)gemad)t  ober  ba§  15.  WlterSjaljr  erreicht 
tjaben.  Daburd)  mürbe  monier  ftaulenjer  \ux  Arbeit  augetrieben  toerben. 
Die  5ortbilbung§fcf)ule  f oO  auf  2  3af>re  auSgebefmt  werben  unb  jebe§  3ab,r 
ju  40  ^agen. 

#r.  ©roferat  ^ortmann,  g|dwljmatt,  für)rt  ©rünbe  an,  warum  wir 
\\ixM  ftnb:  1.  weil  bie  6dwljeit  §tt  wenig  ausgenützt  wirb  (Wbfenjen, 
Urfacfcen:  örtliche  93erfcältniffe,  SBe&anblimg  ber  ßinber.)  2.  weil  wir  Der* 
ljältniSmäfeig  ju  lurje  ©dmljeit  tjaben.  gine  Erweiterung  ber  ©djuljeit  wäre 
angezeigt,  bod)  bürfen  Staat  unb  (Semeinbe  nid)t  \u  rtarf  in  Wnfprud)  ge= 
nommen  werben,  aud)  foü  man  fid)  hierin  uict)t  überftürjen.  Der  Antrag 
©lanjmaun  wirb  unterftüjjt;  bie  ftortbilbungSfdwle  foflte  aud)  auf  ba§ 
17»  9Uter§jaljr  au§g,ebe()nt  unb  fo  ein  33inbeglieb  ^roifrf)en  primär*  unb 
9tefrutnM"c&ule  gefd)affen  werben. 

$r.  Öe^rer  ^ortmann,  gjdwljmatt ,  wiberlegt  ben  Vorwurf  feines 
SBorrebners  betreff  ber  SBeljaublung  ber  Äinber  unb  oerlangt  Dor  allem  meljc 
©dmljeit,  wenn  beffere  9tefuitate  erhielt  werben  foflen.  Gr  rügt  ebenfalls 
ben  JU  frühen  Eintritt  unb  ftellt  unter  anberm  ben  Wutrag,  bafe  bei  größerer 
SlbfenjenjabJ  (100,  unentjd).  50)  ein  ©traflurS  abgehalten  werben  follte. 
ßbenjo  münfdjt  er  eine  SrgänjungSidjule  für  ben  5.,  6.  unb  7.  ftur§  im 
©ommer.  Der  Austritt  aus  ^rimar=,  ftortbilbungS»  unb  Äefrutenfdmle 
foflte  Don  einer  Prüfung  abhängig  gemad)t  werben. 

3t>n  unterjtüfct  auc$  fieljrer  gelber,  810(11. 

29egen  borgerütfter  3eit  würbe  nact)  3ftünbiger  Debatte  jur  Wbflimmung 
folgenber  liefen  gefdjritten: 

^ßeter:   1.  Die  gütige  WmtStonferenj  münftfct  Verlängerung  ber  ©duiljeit. 

2.  gin  5.  ©ommerfurö  ift  oorbertjanb  nic^t  ratfam. 

3  Der  1.  ÄurS  fofl  jii  einem  SafyreSfurS  erweitert  werben. 

4.  gintritt  7.  MterSjajjr  erfüllt, 
©lanjmann:  1.  Austritt:  nad)  7  Äurfen  ober  15.  9Uter8jar)r. 

2.  Die  ftortbilbungSfdmle  2  Safere  k  40  Sage, 
^ortmann:  1.  Skrijinberung  ber  Verfügung  ber  ©dmljeit  burdj  jpätern 
gintritt.   Wad^olung  bes  Skrfäumten. 

2.  Sei  grofeer  2lbfenaenjar)l  ©traffur*. 

3.  SrgänjungSfurS  im  ©ommer  für  5.,  0.  unb  7.  fllaffe  (abgelehnt). 

©emeinfam:  WuSbeljmmg  ber  ftetrutenfdmle  auf  2  ^a^re. 

( 3dUufe  folgt.) 


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-    188  - 


—  (ßorr.—  r)  Die  Bemerfung  in  ber  legten  Kummer  ber  ^Söbag.  591.  be« 
jiiglid)  ber  Umgebogen  be«  eibg.  ftatift.  Biireau«  an  bie  fdnoeij.  Sebrerfdjaft 
Deranlaßt  mirfj,  bie  Mitteilung  }u  machen,  Dafo  unjer  h-  Sr$iel)ung«rat  fdjon 
am  14.  Februar  fic^  um  Wuffdjluf;  an  ba«  eibg.  ftatift.  Bureau  roanbte,  ni$t 
ofme  ju  betonen,  baß  man  in  ^tfunfl  in  ätjnlic$en  Fällen  fic&  an  ir)n  al«  • 
bie  Dermittelnbe  Ber/örbe  jroifd)en  Bunb  unb  flanton  roenben  möchte.  2öie 
mir  mitgeteilt  mürbe,  lautete  bie  «ntroort  be«  eibg.  ftatift.  Bureau«  balun,  bafe 
man  ba«  Material  ju  einer  Arbeit  über  Unterftüfcung  ber  ©djuljugenb  burd) 
Berabfolgung  Don  #leibung«gegenftänben  unb  Lebensmitteln  für  ba«  ftatift. 
3abrbu4  1895  brause.  Tie  Frage  über  Unterftüjjung  ber  Sdjulfinber  werbe 
$war  nuct)  im  Formular,  ba«  ber  Aufarbeitung  ber  fdjweij.  UnterridjtSftatiftil 
ju  ©runbe  liegt,  berührt,  aber  nid)t  fo  eiulä&lid),  wie  fie  ba«  Mrbud)  bringen 
möchte.  Man  bnbe  feiue«weg«  bie  Slbfidjt  gebabt,  bie  fantonale  Autorität  $u 
umgeben,  fonbern  wollte  ben  fant.  Beerben  nid)t  unnötigerweife  Mii&e  Der- 
urfadjen.  Die  Beantwortung  ber  gefteDten  %xa%m  liege  übrigen«  im  freien 
(Srmeffen  ber  9lbreffaten.  —  Diefe  Antwort  wirb  gewiß  tt)re  berupigenbe 
SEBirfung  nid)t  DerHlen.  Da  aber  bie  eingebenden  Fragebogen  immerhin 
ftatiftifdje«  Material  werocu  miiffen,  fo  möd)te  e«  für  bic  fantonalen  Bepörben 
angezeigt  erfahrnen,  iid)  in  biefelben  einen  (Sinblid  geftatteu  \u  (äffen,  um 
allfällige  Irrtümer  richtig  fteüen  unb  UnDollftänbige«  ergänzen  ju  tonnen. 
(S«  muß  bie«  um  fo  rne^r  oerlangt  werben,  ba  mau  weife,  welch,  weitgeb/nbe 
Folgerungen  oft  au«  ftatiftifd)en  Tabellen  gemalt  werben  Die  fantonale  Ron- 
trolle  liegt  aber  aud)  im  ^ntereffe  be«  Statiftifer«,  ba  er  baburd)  größere 
©id)ertjeit  bejüglid)  ber  sJfid)tigfeit  feine«  Material«  gewinnt.  3"°em  barf 
um  Iii  bemertt  werben,  baß  e«  manchem  Lehrer  ferner  fallen  mag,  fämtlicbe 
Ftageu  Don  fid)  au«  richtig  unb  DoÜftänbig  genug  $u  beantworten,  um  ein 
flare«  unb  jutreffenbe«  Bilb  in  Bejug  auf  bie  ganje  «Sachlage  $u  ermöglichen. 
Die  fantonale  Kontrolle  maa^t  ba«  Material  erft  mertDoü*  unb  brauchbar.  — 

—  (Äorr.)  ©roßrat  Dr.  Budjcr  nannte  ben  9lrt.  27  ber  Bunbe«- 
Derfaffung  ein  „3uwel\  weil  er  bie  $onfef jionSlofigfeit  ber  ©a^ule 
f orber e.  Der  Manu  ftefjt  fpät  auf.  —  Man  brauet  nur  bie  Berrjanblungen 
im  National*  unb  Stänberat  1872  unb  1874  über  biefen  9lrtitel  nad)$ulefeu, 
fo  wirb  mau  fofort  ertennen,  baß  bie  tonfeffionSlofe  Sdmle  Dom  Wrtitrl  burd)- 
au«  nid)t  notwenbig  Derlangt  wirb;  er  wiQ  nur,  bafe  jebe  öffentliche  primär* 
fcfjule  allen  fttnbern  offen  ftefye  unb  feine«  in  feinen  fonfeffioneflen  ©efübjen 
Derlctjt  werbe.  Diefer  F°rberung  tann  aber  aud)  eine  c^riftltc^  fonfe|Twnefle 
Srfjule  uad;fommen  unb  if)re  Erfüllung  ift  fogar  eine  ^orberung  ber  d)rifilcr;en 
Solera^.  <Rad)  ben  Grlebniffen  ber  legten  3ab,re  foflte  ein  Staatsmann, 
bem  ba«  2Üol)l  be«  Bolfe«  über  ade«  getjeu  fofl,  wenigften«  fo  Diel  gelernt 
haben,  bafe  bie  tonfeffionSlofc  Schule  uid)t  $ur  fcebung  be«  BoltSmobJe«  unb 
ber  ©ittlidjfeit  eine«  ßanbe«  beitrage. 

Derfelbe  £>err  glaubte  aud)  einen  Antrag  auf  Sntfernuug  Don  Martb'« 
Scb,weijergefa^ia^te  au«  ben  bortigen  5  Aulen  bringen  $u  miiffen.  weil  fie  Dar- 
teilut  fei.  9©ir  raten  bem  £)errn,  bie  Derja^iebeuen  Sa^wei^ergefcbta^teu  \u 
bura^geben,  bie  in  ben  Kantonen  3üti4>.  Bern  u.  f.  f.  gebraust  werben,  unb 
biefelben  auf  bie  $arteilid)teit  ju  prüfen.  Gr  roirb  finben,  baß  bie  6a>weijer^ 
gef^ia^te  Don  Martt)  ben  Bergleid)  ru^ig  aushalten  barf,  bafe  fie  fogar  in 


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* 


-    189  - 

5Bfjug  auf  Objeftibität  weit  über  betreiben  flef>t.  Aud)  bif  2.  3.  fat 
f.  3-  ba«  Cefebudj  feine«  toleranten  ©barafter«  megen  gelobt  unb  empfohlen. 

9tib»aiben.  F.  Die  ©efeHidjaft  ber  @rfparni*faffe  Don  Wibroalben  bat  in 
großmütigfler  ©eife  au»  bem  SReingeroinn  ber  1 894er  iHeaVumg  nebft  1 0()0  ftr. 
au  ben  ftanton«fpital  fotgeube  berrlid)e  Dargebungen  m  Sc^ut^roecfeit  befebjoffen, 
an  Die  PuabenfefunDarfdmle  Stau»  1000  Jvr.,  au  bie  TObcbenfefuitbarfdwle 
©tan«  300  gfc,  an  bie  ©efunbarfdmle  $hiod)«  000  fix ..  au  Die  ©efunbar* 
fajule  $erfenrieb  000  $r.(  an  bie  3eictmung«!cf)ule  ©tan«  300  $r.,  an  bie 
3ei$nung«fcbute  öuod)«  120  gl.,  an  bie  Arbeit«fitulen  in  WiDroalben  (Stau« 
ausgenommen)  für  Arbeitaftoff  an  arme  Sdjülerinnen  600  gr ,  flu  bie  fflein- 
tinberfdmle  ©tan«  100  ftr.,  jur  Abtragung  ber  ©d)ul()au«baufd)ulbeu  (Suneten 
200  $r..  an  SebramtS-ffanbibateu  100  $r.  6bre  biefer  eblen  ©e|eüfd)aft 
magrer  $Jaterlanb«=  unb  9J(enjd)enfreunbe.  — 

Der  erfte  ©djülberidjt  unfere«  ©dmliufpeftor«,  fyodni).  £)rn.  Pfarrer  3)lättler 
Don  £*rgiSmQl,  eine«  beioäbrteu  ©djulmanne«,  ift  unter  ber  treffe  unb  fanu 
jeben  Augenblia*  erfahrnen.  3»t  Seforerfreifen  erwartet  man  ifm  mit  großer 
Spannung. 

Sd)iu»),v  (i.)  Die  1)  Regierung  befctyofe,  ieueu  Ce hxnn  au«  bem  ffantone, 
bie  ben  Diesjährigen  fdmxij.  $urnle(jrer*$ilbuug«fur«  in  ©t.  ©allen 
befugen,  einen  fantonalen  Beitrag  oon  2  f$r.  per  lag  ju  Derabreia>n.  — 

Die  ©uppenanftalt  am  &anton«l>auptorte  roirtt  auf  ben  ©dmlbefud) 
red)t  mobjttjuenb.  9Webr  al«  100  ftinber  genießen  biefe  s2Öot>lt^at.  ffiie  man 
dort,  fümmert  fid)  audj  bie  juftänbige  tantonate  55et)örbf  um  ba«  motjltfjätige 
3npitut  ber  WitagSfuppe  unb  b,at  bereit«  bej  Anregungen  genwdj>t,  um  e« 
\u  DeraQgemeinem,  mo  immer  beffen  Wotroenbigfeit  nadjroetebflr.  — 

i$\ix  bie  ©teile  eine«  üöärter«  im  Dorffc&ulbaufe  ©djrooj  baben  fid) 
md)t  weniger  ot«  42  5Seroerber  augemelbet.  — 

3m  ÄantonSrate,  ber  ben  11.  jufammentrat,  (am  in  erfter  ßinie  bie 

9lefrutenftrafi$ule  jur  ©pracbe.  Dieselbe  rairb  aud)  bie«  3<>bt  fortbefteben. 
911«  12.  Iraftanbum  figuriert  anä)  „Abänberung  ber  ©d)u  lorganifa* 
Holl,  Gntrourf  be«  (SrjieljungS*  unb  NegierungSrate«."  SBermutlid) 
roirb  biefe«  Sraftanbum  minbeften«  511m  brüten  9flale  —  Derfdwbeu  merben. 

Uri.  (Au«  $ofpentljal.)  JBieberuin  babeu  mir  einen  ber  heften 
au«  ber  alten  ©arbe  ju  ©rabe  getragen.  Am  20.  Februar  ftarb  t|ter  £>err 
alt  Jfriminalgeri$t«präTtbent  unb  Öefyrer  ftribolhi  ftegti.  Der  frühere 
Cefyrer  unb  Organift  Kolumban  SRußi  in  Anbermatt,  ber  nod)  a(«  90jäb3 
riger  unb  ültefler  ©dmlmeifter  ber  ©djroeij  lebt,  bilbete  gegen  ein  &br* 
gelb  Don  120  ©ulben  ben  Jlnaben  ftribolin  SRegli  in  jrori  ober  in  jroei 
unb  einem  falben  3<»b"  „bafj  er  iu  §ofpentfjal  al«  ein  anftäubiger  Organift 
auftreten  tonnte.1"  Cberiuftruftor  be«  Öebrer«  uub  ©duUer«  mar  aber  be» 
fonber«  5l)alamiiuimi  f^fran^  *Diaria  sJ?ager.  Derfelbe  mar  uuijt  uur  ein 
tii$tiger  ^Qlufifer,  fonbem  aud)  fo  Haffifd)  gebilbet,  baß  er  Den  über  bie  Cberalp 
tommenben  Diö$efanbifd)of  an  ber  ©renje  in  lateinifdjer  Anrebe  begrüßte. 

©djon  in  jungen  Rubren  mürbe  fieb,rer  9fegli  ^u  uerfa^iebeneu  IBeamtungen 
berangeiogen.  3n  ber  ©emeinbe  mar  er  mehrere  3abre  ^räfibeut ;  im  %\)alt 
mürbe  er  naa>  einanber  gütfprea),  2b,alfa)reiber  unb  Sfyilrat.  3m  3o^re  1858 


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-    190  - 

trat  er  in«  Äriminalgeridjt  unb  gehörte  bemfelben  oftne  Unterbrua}  30  3abw 
an.  Die  lefeten  7  Saftre  babon  mar  er  ^räfibent  btefer  Seftörbe.  Gnblid) 
juoang  ihn  rin  bartnädige«  Wugenleiben  unb  junebmenbe  Nerböfität,  ben  ft. 
tfanbrat  um  feine  (Sntlaffung  jui  bitten.  tfebrer  Stegli  jeid)nete  fid)  in  feiner 
amttieften  Sftätigteit  au«  burd)  fänefle«  HuffaffungSbermögen,  burd)  reaV  bolf«« 
tümlicfte  SBerebtfamleit,  unb  bamit  berbanb  fieft  eine  iftm  ganj  eigene  ftlugfteit, 
ftäben  ju  finben,  mo  anbere  nichts  entbedten. 

9ܧ  Seftrer  Ütegli  im  Hilter  fefton  borgerütft  mar,  ergriff  iftn  ein  fteftige« 
Nerbenfieber ;  feitfter  bat  er  fid)  nie  mieber  ganj  erbott.  3m  Saftre  1887 
mufete  er  fid)  DöOig  jurüdjieben.  Äörperlid)  blieb  er  gebrochen,  ben  ftar  ben« 
feuben  ©eift  beroabrte  er  aber  bi§  in  bie  legten  $age.  (5r  lebte  82  3aftre. 
62  3aftre  mar  er  Organift  unb  60  Saftre  öftrer.  Die  ©emeinbe  ^ofpentftal 
beroie«  bei  ber  $eerbigung  bureft  aufeerorbentlid)e  leilnaftme.  bafe  fie  bie  großen 
$erbienfte  be§  eblen  Wanne«  banfbar  mürbige.  Die  ftirdje  tiefe  bem  Orga» 
uiften  unb  bie  ©(buk  bem  Ceftrer  eine«  Äranj  mit  paffenber  SBibmung  auf 
ba«  fri)d)e  ©rab  legen.  Wöge  nun  ber  göttliaV  ßinberfrunb  bem  braben, 
teurem  Ceftrer  felbft  emiger  Coftn  fein.    6r  rufte  im  ^rieben! 

3üri(ft.  Ter  GrjiebungSrat  erläßt  folgenbe«  tfrei«f(ftreiben  an  bie 
Sdjulpflegen,  5Be$irt«fd)ulpflegen,  Seminar-  unb  Sefunbarlebrer  in  $ejug  auf 
bie  Nebenbeftftäftigung  ber  2ebrer,  ba«aud)  in  meitern  Reifen  SBeadjtung 
oerbient:  „Durd)  bie  3riennium«berid)terfiattung,  fomie  anbermeitige  W\t* 
teilungen  ift  feftgefteflt,  baß  eine  gröfeere  3<*W  öon  Öefttern  fidft  aufeer  iftrer 
tfebrtftätigfeit  nod)  Nebenberufen  be$ieftung«roeite  =Befd)äftigungen  mibmet. 

Dem  6r$ieftung«rate  furo  nun  in  le&ler  3«*  «nifle  fjäfle  befannt  ge« 
roorben,  roeldje  al«  anflößig  erfdjeinen  müffen.  6r  ftai  baber  58eranlaffung 
genommen,  an  <vanb  be«  gefammelten  Waterial«  bie  ffrrage  einer  einläfelidjen 
Prüfung  ju  unterroerfen.  911«  leitenbe  ©efirf)t«punfte  mürben  babei  aufgehellt : 

Die  §§  297  unb  298  be«  Unterricftt«gefe&e3  fcftließen  Nebenberufe  ber 
Öeftrer,  fofern  biefelben  nieftt  bon  bornefterein  als  ber  Stellung  be«  Öeftrer« 
unangemeifen  erfa^einen,  prinjipiefl  nieftt  au«,  treffen  jebod)  ^orforge  bafür, 
baß  bie  6d)iile  barunter  nid)t  fd)aben  leibe.  @«  ift  in*  (Srmeffen  ber  Se« 
*irf«fcftulpflegen  beno.  be«  §rjieftung«rate«  gefteflt,  be^üglic^e  Waßnaftmen  unb 
fcntidjeibe  }ti  treffen 

Der  Ceftrer  unferer  3Jolf«fd)ule  bat  eine  ibeale  Wiffion  übernommen, 
unb  nur  bann,  menn  er  bom  ©eroufjtfein  ber  ftoften  Aufgaben  feine«  ^Berufe« 
burd)brungen  ift,  mirb  er  feine  ^flid)ten  in  bollern  Umfange  erfüllen. 

Nun  mirb  aber  nidjt  beftrttteu  werben  fönnen,  baft  bei  jeber  Neben- 
beffftäftigung  roenigften«  bie  ©efaftr  nabeliegt,  baft  ber  Setreffenbe  bon  feinen 
eigentlicften  unb  näcftften  ^flicftten  meftr  ober  weniger  abgezogen  mirb.  Die« 
ift  in  ber  9tegel  aud)  bann  ber  ftaU,  menn  in  erfter  öinie  bie  ©attin  ober 
ein  anbere«  ftamilienglieb  ber  Nebenbefiftäftigung  obliegt.  5tor  allem  au« 
gilt  bie«  oon  ben  Nebenbefa^äftigungen,  melcfte  rein  be«  materiellen  ßrroerbe« 
megen  unb  jmar  al«  förmlicfte  Nebenberufe  betrieben  merben  unb  eine  fort« 
gefegte,  ja  ^äglia^e  Setftätigung  erforbern.  2öo  aber  ber  6rmerb«finn  bie 
alleinige  $riebfeber  jur  Übetnaftme  anberroeitiger  Sefcftäftigung  6ilbet,  ba 
mufe  mit  unabroeisbarer  Äonfequen^  bie  ibeale,  ben  aeftten  ^äbagogen  Kernt« 
jeieftnenbe  ^egeifterung  für  ben  ßieftrerberuf  ^urüdtreten,  menn  nieftt  ganj 


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oerfcbwinben.  Äommt  bann  noch  hin$u.  bafe  bcr  öftrer  fidj  burdj  feinen 
Nebenberuf  gemiffermaffen  in  ein  prioateS  ^bhrmgigfeitSDerhältniS  begibt,  roie 
j.  53.  als  Spelulant,  Ärämer,  £>anbel§mann,  SEBirt,  fo  barf  bie§  ohne  weiteres 
als  mit  ber  2öürbe  beS  (SrjieherS  unüereinbar  bezeichnet  werben. 

Solche  f^äflc  finb  nicht  geeignet,  baS  91nfer>en  ber  Betreffenbeu  im 
befonbern  unb  beS  StanbeS  im  allgemeinen  )u  förbern. 

Schließlich  ift  ein  weiteres  Moment  nicht  oufcer  acht  511  (offen:  baS 
fokale.  Die  ironfurrenz  auf  aflen  (Gebieten  menfehlicher  (SrmerbSthätigteit 
ift  ljeutjutage  ju  einer  $ör)e  gebieten,  baß  bie  Eriftenjmöglichfeit  für  bie 
Schwäche™  immer  mehr  bebroljt  erfc^eint.  Daraus  ergiebt  fid)  bie  moralifche 
Pflicht  für  jeben,  ber  über  ein  genügenbeS,  roenii  auch  befcheibeneS  Einfommen 
berfügt,  bor  oflem  aus  für  bie  Beamten  unb  Angepeilten  beS  (ftemeinmefenS, 
biefe  ftonturreuj  nicht  obne  9tot  Dermehren  511  Reifen. 

Der  fiefjrerftonb ,  bem  in  feiner  großen  *Dcehr$af)l  baS  3fU9n'5  auSge^ 
jeidjneter  Pflichterfüllung  erteilt  werben  borf,  bat  ein  Anregt  borouf,  baß 
Don  Seiten  ber  oberften  SrjiehungSbehörbe  beftef)enbeu  WciBbräuchen  energifch 
gefteuert  roerbe. 

ÜJtit  SRüdficht  auf  biefe  Erwägungen  ljat  ber  ErjiehungSrat  be« 
fchloffen: 

1.  Die  Sdnilpfleger  unb  bie  Setjrer  merben  eingelaben,  für  biejeuigen 
auBeromtltaVn  Beschäftigungen,  für  treibe  bie  er$iefjung3rätlid)e  BewiOigung 
noch  nicht  eingeholt  ift,  bie  Genehmigung  bis  Enbe  Sttärj  nachsuchen. 

2.  3n  benjenigen  ftäQen,  mo  bie  Betreibung  eines  ©efchäfteS  neben  bem 
ßefjrerberuf  anftößig  wirft  unb  nirt>t  )U  rechtfertigen  ift.  roirb  ben  betreffenbeu 
fiebern  unter  #inwet$  auf  §  §  297  unb  298  beS  UnterrichtSgefefceS  unterlagt, 
bu§  @efchäft  weiter  )ii  betreiben  be,uo.  wirb  au  t» ie Felben  bie  9lufforberung 
erloffen,  auf  Schlufe  beS  Schuljahres  oon  ihrer  2ef)rerftefle  jurüdjutreten  ober 
ihr  6rwerbgefchäft  aufzugeben. 

3.  3n  ben  ftäflen,  wo  baS  ©efd)äft  nicht  auf  eigenen,  fonbem  eöentuefl 
unter  auberm  (j.  59.  grauen»)  Hainen  betrieben  wirb,  haben  bie  Schulpfleger 
bie  betreffenbeu  Cebjer  einjulaben,  über  ihre  außeramtliche  Shätigfeit  ber  6r> 
jiehungSbireftiou  bis  gnbe  Wärj  1895  genauen  Bericht  }il  erfiatten. 

4.  Die  Schulpflegen  (influfioe  BejirfSfdnilpflegen)  finb  berpflichtet ,  bie 
(SrjiehungSbireftion  Don  oflen  in  Sachen  irgenbwie  bejleheuben  TOiBbräucheu 
Mitteilung  |H  machen. 

2öir  geben  ben  Schulbehörben  unb  Cehrern  bon  biefen  Schluf.nahmen 
ÄenntniS  in  ber  beftimmten  Erwartung,  bafe  benfelben  9cact)achtung  oerfchafft 
roerbe. 

—  Den  16.  ftebr.  ftarb  in  ßüSnacht  Seminarbireftor  Dr.  2öett- 
ftein.  Seit  1874  war  er  am  Seminar  tfjätig,  juerft  als  Öehrer  ber  9latur* 
funbe  unb  feit  1875  al«  Direltor.  Bon  1881*  an  war  er  auch  Witglieb  beS 
(SrjielwngSrateS.  ftür  bie  metr)obifct)e  Berbefferung  beS  naturfunblichen  Unter« 
richte*  hat  er  fich  unbeftrittene  Berbienfte  erworben.  Die  ©ettftein'fchen  Ta- 
bellen finb  in  ben  meiften  Sefunbarfchulen  eingeführt. 


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$ä*a000ifd>e  t'ittrratttr  unh  l'rfirmittcl. 

JWoUitünDiae  Satediefei  für  Die  untere  klaffe  ber  rat ij.  $ol!«fcbulc.  3uflleicb 
ein  93eitrag  aur  Sfatedjetif  W\t  einem  Bnbang:  Der  erftc  58eid)tuuterricbt.  2ion 
1M.  3Ran,  Igeol.  ßic.  $fr.  in  ©djwöräfird),  $>iöjefe  ^Ottenburg.  9.  neue  burd)- 
gcf ebene  Huflage.  Srciburg  iW-,  fcerberfdje  33crlag«banblung,  1H95.  $rei*  2W.  3; 
geb.  9W.  4.  50. 

$ie  Äatedjefen  oon  3Rat)  finb  fo  befannt,  ba&  fie  (einer  befonberu  (^mpfehluna, 
mebr  bebürfen;  alle,  bie  fie  in  ibjem  Unterrichte  gebraueben,  ftnb  ooH  be«  ßobe« 
über  beren  Sorjüglidjfeit  unb  praftiid)cn  Stuben  Durch  grftnblidje  Durd)« 
arbeitung  berfelben  wirb  ber  fonft  fo  fdjtoicrige  snfangSunterridjt  in  ber  Religion«; 
lebre  leid)t  werben  unb  beu  Äinbern  ba«  bodjftc  ^ntereffe  beibringen,  fo  bafe  bie 
Religion«ftuuben  ihnen  gu  ben  liebften  Unterrid)t«ftunbcn  geboren.  iEBir  haben 
biefe  Iliatiactic  fd)on  öfter«  au«  eigener  Änfebauung  beobaebten  fonnen. 

Trutftöc*  l'cfc  unö  ^ilounaebud)  für  Iwbere  edjulen,  in*befonbere  für  bie 
oberen  klaffen  böberer  IÖd)tcrfd)ulen  unb  weiblicher  (SrjiebungÄanftalten.  heraus- 
gegeben oon  Dr.  ß.  «cllner.  I».  Kufl.  3JNt  einem  ©tablftich,  (bl.  Giifabct)  unb 
einem  Üicfjtbrucf  (ba«  lebte  Wbenbmabl  o.  ßeonarbo  b.  Sinei),  ftreiburg  i.  ö. 
$erbcrf<be  Serlag«banblung.  $rci«  SRI  3.  20;  geb.  W.  3.  70.  —  (Sin  au* 
gejeidwete«  ßcfebud),  ba«  immer  nod)  auf  ber  £>öbe  ber  $eit  ftefjt  unb  baber 
immer  neue  Auflagen  erlebt.  3Bir  roü&ten  für  böb/re  fatbol.  Iöd)terfd)ulen  (ein 
befferc«  unb  bilbenberce  ßefcbud). 

„ÜNctnr  Üorfäfic  bei  Der  crften  beilifitu  Kommunion."  Verlag  üon  3  ob,- 
tfalf  III.  in  3Wauu. 

(5«  ift  ba«  ein  liebe«  unb  nüblidjc«  Gkfcbeur  für  Srinber,  bie  §ur  erften  heiligen 
Kommunion  gehen,  welche«  auf  jwei  blättern  in  Xuobcj  febr  jwecfmä&ige  Vorläge 
ür  ba«  ßeben  eine«  Srtube«  nach  ber  bciligen  föommnnion  enthält.  Die  Blätter 
önnen  in  iebeS  (Gebetbuch,  gelegt  werben,  um  ba«  ftinb  an  bie  tjeiliafte  Jpanblung 
feine«  ßeben«  \u  erinnern  unb  bie  erbabenen  IHnbrücfe  berfelben  ju  bewahren.  Ter 
$rei«  berfelben  ift  ein  auBerorbentlicb  geringer  unb  für  wenige«  ÖJelb  (100  Stücf 
gegen  (Sinfenbung  oon  80  $f.  franfo)  lonnen  fid)  Scelforger,  ßehrer  unb  »nftalt«- 
oorfteber  .Rimberte  oon  %cmplaren  anfd)affeu  unb  vir  Serteilung  bringen.  —  2Bir 
bemerfeu  nod),  bafe  ein  Zt'\\  ber  Reinerträge«  jum  heften  armer  ©rft  =  ($ommuni* 
canten  oermenbet  wirb. 

ÜMblioarapbic  Der  fdjtocijcriidjfn  Rüftig  fdjreiten  bie  Arbeiten 

an  ber  Bibliographie  ber  fcbwciaerifcbcn  ßanbe«funbe  Oonoärt«.  (Sin  erheblicher 
Zeil  be«  gangen,  grofe  angelegten,  nationalen  SBerfe«  liegt  bereit«  in  12  ftaScüeln 
im  Tnicff  oor.  X ic  erfebieneuen  .frefte  befd)Iageu  bie  bibliograpbifeben  Vorarbeiten, 
einfdjliefelid)  ber  Äataloge  ber  SBibliotbcfcn  ber  Sdjweu  (Serfaffer  Sßrof.  Dr.  Wraf), 
bie  fianbc«oermeffung  unb  bie  harten,  Relief«  unb  Panoramen  ber  ©duoeis  (be- 
arbeite! oom  eibgenöfftfeben  topogr.  ®ureau,  rebigiert  von  SJJrof.  (iJraf,  —  3  ^efte), 
bie  ftauna  ber  italicuifcbeu  «Scfjtucij  ($rof.  Dr.  s&.  üienticd)ia,  €omo),  bie  Krcbiteftur, 
$lafti(  unb  SWalerei  Dr.  8.  fcänbde),  bie  öanbmirtfd)aft  (4  fcefte,  Srof.  «nberegg 
unb  Dr.  (£.  »nberegg),  ba«  jjorfttoefeu  (bearbeitet  oom  eibg.  Oberforftinfpeftorat), 
9J?afe  unb  ©etoiebt  Ri«,  $ircftor  ber  eibg.  ©icbftätte),  ba«  SJandoefen,  Scrfid)er* 
ungötoefen  unb  bie  $)anbel«ftatiftif  (Xireftor  2B.  ©peifer,  Xirettor  3. 3  Äummer  unb 
Dr.  Z.  Heering,  (ibef  ber  eibgen.  $>anbel«ftatiftif),  bie  d)riftfatbolifd>e  Äonfefftou  in 
ber  8d)Wcij  (Dr.  ßaudjert),  bie  fatbolifd)--tl)eologifd)c  ßhtcratur  be«  »i«tum« 
»afel  (^farer  ß-  9i.  ©cbmiblin.) 

3m  25mcf  befmben  fid)  bie  hefte  über  fceralbif  (Serfaffer  t  3».  Xripet),  über 
©djubbauten  (eibgen.  Oberforftinfpeftorat),  ^oftmefen  (eibgen.  OberpoftbireftioiO, 
unb  Xelcgrapbenmefen  (3nfpeftor  ?lbrejol). 

Um  fo  mebr  Slncrfennung  mufe  beut  prompten  ftortfdjreiten  ber  Sibliograpbie 
gejoQt  toerben,  al«  bie  ^Mitarbeiter  fid)  freiwillig  unb  uneigennützig  ber  grofteu 
Arbeit  unterzogen  baben  unb  ben  einzigen  L'obn  im  Tauf  be«  Saterlanbe«  finben- 
Die«  gilt  aud)  oon  ber  tfentralfommifnon,  bie  ba«  ©anje  leitet.  2Öir  machen  unfere 
ßefer,  befonber«  bie  91mt«fteHen  unb  ^üd)erfreuube,  au«brücf(i(b  auf  ba«  fd)&ne 
unb  praftifdje  SBerf  aufmerffam.  Da«felbe  raun  burdj  jebe  SudjtjanDlung  br^ 
jogen  werben 


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3terf<f)te*ette*. 

Der  1)1.  lüalcr  8eo  XIII.  ,uim  franjofifaVit  Sojialbemofraten  Staue  über  SBtf  fem 
idjaft  unb  SRetigion:  „Die  SBtffenfc^aft  mufj  bic  Dienerin  (sottcS  fein  unb 
mc  fann  es  fein,  olmc  Don  ilircr  Unabbängigfeit  unb  Sürbe  etwas  einzubüßen. 

wäre  Unrecht,  wenn  nur,  gang  abgefeben  oon  ben  rein  intcfleftuellcn  ©enug= 
ifmungen,  bie  fte  und  öcrfdjafft,  md)t  anerteunen  wollten,  bafj  aus  ben  Laboratorien 
'dbon  unaäfjltgc  28obltbaten  für  bie  ÜDlenfdjfjcit  beroorgegangen  ftnb  unb  noch  täglid) 
^troorgepen,  unb  bau  man  ber  SBiffcnfdjaft  ganz  bebeutenbc,  glütflid&e  UmgeitaU 
lungen  bcS  fokalen  ßcbenS  gu  oerbanfen  liai  Und,  ben  Dienern  ©otteS,  aud) 
btn  fübrenben  Üaicn,  fommt  bie  Aufgabe  jtt,  biefe  neuen  2Bof)ltfjaten  unter  ben 
Enterbten  §u  oerbreiien  unb  ihnen  bis  in  bie  tiefftc  Dkfc  ber  Ieibenben  2Jlaffe 
(Hngang  zu  üerfebaffen.-  „Slber,  t)L  Satcr,  baS  ift  ia  Sozialismus."  „©etoiß", 
antioprtetc  ber  v43apft,  wcS  ift  baS  eine  Seite  ber  foxialen  jfrage." 

Uber  ben  Sozialismus  fprad)  ber  fU.  Sater:  „SBenn  Sie  unter  Sozialismus 
bie  Serfudje  oerftefjen,  bie  gemalt  werben,  um  in  progreffioer,  fluger  unb  oer- 
niinftiger  SSeife  bie  Sage  ber  unglücflidjen  klaffen  au  oerbeffem;  wenn  Sie  biefeS 
Boxt  auf  ade  ftnftreugungen  anwenben,  um  in  bie  Regierung  ber  9Jlcnfd)en  metjr 
rtereebtigfeit  einzuführen,  bann  antworte  idb  3fmen,  ba&  man  fein  eblcrcS  SBert 
Dtrfolgen  fann.  Da«  war  baS  SBcrf  bcS  Ctyriftentums,  mcldjeS  eine  Hera  ber 
ililbe,  bcS  erbarmenS  unb  ber  wahren  iBrüberltdjfcit  |u  einer  3"t  eröffnete,  wo 
ba»  graufe  §eibentum  unbcfdjränfter  fcerrfdjcr  war. 

#lumemefe  au*  öcinirijcn  Vluffafccn. 

8.  8luS  einem  9ieujah,rSmunfd)  an  bie  ÜJhttter:  • 

»Sie  ftnb  meine  ^urtudit,  meine  Hoffnung  unb  mein  %Ht&.  Hein  Sobn  bat 
eine  zärtlichere  9Ruttcr,  feiner  fann  aber  aud)  folcr>e  SJhtttergüte  empfinben,  als  iäV 

9.  ©in  anbertr  febretbt  feinem  ©ruber: 

„3cf)  werbe  Dir  treu  fein  oon  nun  an  bis  in  tfmigfeit."   (<$ortfcfcung  folgt.) 

$rieffaften  ber  Wcbnftton. 

jr.  DaS  Seftc,  waS  über  ^eftaloui  erfcf)iencn  ift,  ift  baS  4bänbige  2Berf  oon 
$.  ffiolf:  3ur  «iograpbte  $cftatozztS,  ein  Seitrag  jur  ©cfdtfcbtc  ber  SolfS; 
rrjiefjung.  SBintertpur,  Drucf  uub  Serlag  oon  Sleulcr-ftauSpeer  u.  i > i c.  Watt 
erhält  jefet  baS  ganze  2Bcrf  um  ben  billigen  Sßreis  oon  15  §fr.  ©cgen* 
luärtig  crfcfjeint  eine  Siograpbie  oon  2B.  ftapfer:  ^einrieb  ^cftaUojäi;  nad)  feinem 
Bebes«  SBirfen  unb  fetner  Sebeutuug  bargcftellt.  Set  ftriebrid)  Sd)ultf)e&,  3ürid). 
föne  gute  unb  hin  aefaftte  Siograptjie  ftnben  Sic  aua)  in  ÄcünerS  ßebensbilbern 
unb  in  founziferS  ©efaiebte  ber  fcfjweijertfcbeit  Solfsfdjulc,  II.  Sanb.  3m  I.  Sanb 
bcS  gleiten  SBerfeS  rinben  Sie  aua)  baS  SBcfcntlicbftc  über  ty.  9Hoarb.  eine 
grdfeere  felbftänbige  ©iograpfne  fenne  ia)  nidjt. 


$n  fr  r  ntc. 


5)oS  neue  Sdjulialjr  beginnt  am  7.  3ttai  nä^ft^in.  Slmnelbungen 
unb  bis  16.  süpril  an  ben  Direftor  \u  richten. 

1808   H386Lz  ^cmtnarDtrcftioiu 


^riefmarüen 


ScfonberS  alte  Sa)Weiäcrmarfen  oon  1843—64,  einzeln  ober  auf  ^ouoerts, 
auf  gjoftfarten,  ^aebnabmen,  8Inweifungen  :c. ;  aud)  ganjc  «IbumS  fauft  §u  guten 
greifen. 

3tt»etfei*«3eber,  St.  hatten. 


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fterberfche  «erlaa*battMung,  tfreibnra  im  i8rei«gau. 


©ocben  ift  erfahrnen  unb  burd)  alle  Sudibanblungen  *u  bejieben: 
#cllcr,  Dr.  3.  » J  (HebädftnUiafcl  für  bie  fatöoUfdje  Seulingen*, 
■ebft  tancüorbniinQ  für  (fcftfommuiilantrn.  dritte,  oermebrte  Änf- 
lofle.   mit  Hpprobation  be«  bod)».  §errn  ©rjbifdiof*  t>on  Jretburg.  24°. 

(IV  u.  48  3.)  20  5ßf.;  geb.  in  Jöalbletnmanb  25  $f. 

JttUtter,  Dr.  i'ofc  iBlatter.  «pabagogifebe  3eitbetra(btungen  unb  9tat- 
febläge.  Wefammclt  unb  georbnet  oon  Ä.  Dörgen.  TO  $mei  Schriftproben. 
8»  (XVIII  u.  358  3.)  SR.  2.  40;  geb.  ht  Seimoanb  mit  3totfd)iiüt  Tl.  8.  50 
—  grübet  ift  crfd)ienen:  Vckn^blaftcr.  Erinnerungen  au«  ber  3d)ulmeli. 
Till  bem  tHlbc  be«  *erf affer«.  Zweite,  ergänjte  Sluftage.  8°.  (XII 
u.  618  3.)  9».  4;  geb.  in  ßetnmanb  Tl.  5.  20. 

Ärtcr,  %  ö.,  $ie  .ftöfliriifcit*.  3manjig  .ttonfereiucn,  beu  3ögling,en 
be$  IBifcböflidicn  ffonoifte«  ju  Üuremburg  gebaltcn.  Shcrte,  nerbefferte 
Huflage.   12°.  (Vlll  n.  204  ©.)  Tl.  1 ;  geb.  in  fceinmanb  Tl.  1.  50. 


@mpfe$C<men>erte  <4fe§rßüc§er 

aus  bem  $rud  unb  Verlag  Don 

frtebrirf)  5djnltl|cff  in  Büridj, 

ju  blieben  burd)  alle  58ud)fjanblungen. 

$£etbliri)cr  .\Snubarbeit£uutcrrich,t. 

£rrtcf  ler,  Seltne.  $er  toetblitbe  $jnbarbefidnnterri<bt.  <5in  ßeitfaben  fftr  Är* 
beit*Icl)rerinnen,  HRitglieber  uon  Stbulbebörbcn  unb  ftrauentonimifnonen.  Srfte» 
fceft.  3Wit  ie  54  $iauren  im  tejte  unb  1  litbograpbifd>w  tafel  ftr.  2-  — • 
Smeite«  $eft.   Tlit  58  ftiguren.  A-r.  2.  — . 

^Dritte«  $eft  mit  tu  Figuren  unb  2  tafeln,  gr.  8°.  br.  ftr.  3.  60. 

 9Irbcit4f(buibü(blttu,  cntbaltenb  Strumpf  regeln,  3Rafoerbä(tniffe,  3dbnüt- 

mufter,  ftltctregeln  ic.  Sunt  Selbftuntcrrid)t  für  bie  ©djülennncn.  9Wit  80 
Figuren,  gr.  8°.  br. 

H*ciffenb<id>,  ©lifabetb,  Ober=9lrbeit«lcbreriu.    flrbeilfcbut!nBbc.  Spftcmatifdj 
georbneter  üeibfaben  für  einen  mettjobifdjeit  3cbulunterrtcbt  in  ben  roeibliebcn 
fcanbarbeiten.  I  Seil.  6cbuh  HBterridU«*  nnb  <£r§ifb»nii*riin&e  fftr  Arbeit« 
frtjnlen.  3Wtt  $olaf<&nitten  im  terte.  5.  Slujlage.  8°.  br.         3fr.  1.  60. 

 II.  teil,  arbfitäfun&e  für  2<bulc  iinD  $aw*  Tlit  .§oläfdmitten  im  texte. 

4.  Auflage.  8°.  br.  $r.  2.  40. 

 ttebrpla»  unb  Sratecbitfmn*  jnr  «rbeitäfduiiriinbf.    Tlit  fcoljfcbiütten  im 

Seite.  3.  «uflage.  8°.  br.  Brr.  -  80. 

Xuru  ücf)rmittcl. 

ttifigelcr,  3-,  Xurniufpeftor.  turnfajulc  für  ttnabeu  unb  TWäbcbcn.  tafeben: 
format.  I.  teil.  $a«  turnen  für  bie  (Slementarflaffen.  8.  5Iufl.  jj$r.  2.  — . 

Söon  3-  3  £di!*ttiir!b  burdjgefebene  «u«gabe  mit  Porträt,  gr.  2.  50. 
II.  teil    „     m        ff        ffleaUtaffen.  5.  umgearbeitete  HuflL  $r-  2.  — . 

 Anleitung  jbbi  turnen  mit  bem  «ifenftab.  Tlit  48  Figuren,  tafdjen 

format.  r^r.  2.  — . 

*©leid)U)ic  bie  „turnfcbule  für  Knaben  unb  Wäbcben"  ift  aud)  biefer  2cü» 

fabeu  |d)ne(I  beliebt  unb  oiclfad)  eingeführt  morben. 
—  —  Guide  potir  les  exercices  de  gymnastiquo  are.c  la  barre  de  fer.  Traduction 

de  H.  Oobat.  8fr.  2.  — . 

turuftbwle  für  ben  militäriftbcn  ÖorunterTiajt  ber  fdimcijerifdjcn  3»geub  uom  10. 
bi«  20.  oabre.  2.  Auflage.   tafd)cnformat.  50  6te. 


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ptapgifrf)f  Blatter* 

^tcrcittiflitttß 


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bw  Vereins  kutljol.  Jeljrer  unö  Schulmänner 

&er  Sd)infi? 

util»  be*  fd)tt>ci$frifd)en  fat^ol.  C^r^te^ititsdnerctit^. 


^nriirr  .3 a I) r ci a ii ti. 

7.  fcfft. 

(»rf*ci«t  2  ©ogett  ftorf  Je  beu  1.  unb  15.  ciiieft  jeben  SWonat«.) 


3ug, 

$ru<f  unb  (fgpcbitton  uon  3  3R.  SMuiifdjt. 

1895. 


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1.  »eitrige  }bc  (öcfdMte  bc*  oracrifdjcn  5dpulrocfc«(5  Cöon  CBottfr.  «bs($gg, 

$rofeffor  in  Bltborf.)  (3rortfc$ung.i   l'J3 

2.  ßnr  SRetbobU  bc*  «MMaltuRataRicrtitfuct.  (»on  w.  Wiek,  $rof.  in  3ug.)  202 

3.  (£iniac*  äber  bic  ftoribiibiiRfl  ber  &brcr.  (Sdjlufe.)  (2*on  J.  a.  ü., 

$rof.  in  fr.)   2W 

4.  löor  brn  (fcramen    (*on  H.      fcebrer  in  O.)   211 

5.  VafcQflaaifite  Siunbfdjau   .  216 

6.  $*bfl«Ofltfd>e  flitcratflc  osb  Sebrmittrt   224 

9.  3ifeiate. 


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Vereinigung 

m  „«Bdjiofi).  Grjieljungöfreunbeö"  unb  ber  „^öbagog.  9Xaitftt6f4rtfi". 
unb  be«  fdjroeiserifdjeu  fatfjol.  <$r$iel)itng$t>erein3. 


3ttg,  1.  «pril  1895.  M  7.  2.  ^l)r0an9 


StebaltionSfommiffion: 

iXr  ctcmiwarbirrf toten:  9.  IJhint,  Sujem;     Vaumgartner,  ^na;  Mc  Qa$».  $arn:  t>T.  gribal. 

Safer.  *tef.,  «tut ;  ?ea  e«j,  W«ner,  »er«,  Stt.  €t.  «allen  unb  $ert  *e*tet  ©H>fll  tn  (ftflfclb,  UtL 
de  f  I  «f«a  »n«fl  c  «  ftnb  m  £mtnar«lrertot  Doumprtict  |*  rt$ten. 

Abonnement: 

<?ifd>etal  manatKö)  2  mal  lf  bcn  1.  unb  15.  bei  Kanal«  unb  taflet  |Ur(l4  fir  «etehUmit« Hebet  4  %t. ; 
<üt  «ebramtlfanottattn  3  gr.;  für  SMjtmUoUtbef  5  fcr.  Beftttlunaen  beim  Berleflet:  3.  VI. 
9U«Ta)t,  Bu&crurfrr,  ju«.  —  3nfcratc  »etben  bie  Uetitjciit  mit  10  »n.  beted)«C 


Sfiträgr  lur  <&ffd)itf)te  brB  urnerifd)fn  Sdjuliuffen*. 

(©ottfr.  »b*©flfl,  Sßrofeffor  in  2Utborf.) 
(ftortfe&ung.) 

$nno  1695  brföfofe  bie  ÖanbSgetneinbe,  bafe  bie  ©tipenbien  .»betoor 
man  fte  bargibt  orbentlid)  auSgefünbt  werben."  $a8felbe  würbe  oerorbnet 
anno  1708.  1G99  bedangt  e  fie,  ba§  ftrnn$öfif4)e  ©tipenbium  foBe  4  3aljre 
nuRct  CanbeS  genoffen  werben  tönnen  (1742)  unb  1765,  bajj  bie  ©tipenbieu 
auf  bie  ^nofeainmenen"  verteilt  „bnb  burd)  töätlj  unb  Canblütlj  bargeben 
roerben."  1775  „baf  baf  er  fte  franj.  ©tipenbium  bon  1  ßanbtratlj  93er- 
gtben  toerbe,  bmb  badfelbe  einem  }U  conferieren", ')  ber  einen  befonbern 
3»orifl  ber  Hftebijin  erlernen  foflte.  9lu8  bem  legten  (Sitat  fd)eint  berbor» 
mgefyen,  baß  $ari3  bon  ^ebi^iuern  befugt  würbe.  $er  9tat  gab  aurf) 
l*orfd)üffe  an  ©tubierenbe,  bie  fie,  wenn  fte  H)K  ©tubien  beenbigt  fjatten, 
jurüdjaüjen  mußten.  Sir  Iefen  im  ftnnuafe  $.  93.  1554  26.  III. 
»$ff  Stil  ttntboni  SHatljiS,  be§  £>an8  <OTatlji8  3n  ber  mur  feligen  fun,  bat 
man  3me  breb  Ar.3)  (fronen)  ju  fampt  ben  $meb  flr.,  fo  man  3m  fern 
für  gefegt,  bf  beS  ÖanbSfedel  gelid>en,  bamit  6r  ju  priefterlia>r  Stürbe, 
ber  leer  fceflerba«  naa^fommen  mög,  bnb  fo  6r  ^riefter  murbt,  fol  er  bie 

•)  «To.  O. 

*)  l  ßouiSbor  =  3rr.  22.  86,  l  Syrier  -  ftr.  4.  24,  l  «frone  =  $r.  3.  8t, 
l  9tfin*gulben  -  $r.  2.  20  (?)  wirb  aud)  fär  bie  gen>öblid)en  ©l.  oon  l  $r.  90  ober 
!'ür  Uri  unb  ©dm«»  l  Jr.  76  ßenonnt.  l  «a^en  =  14,*  (it&.  (18  <Si«.),  l  ©d)iU 
«n«  (B)  -  4,»  (4,>)  6t«.  2C 


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-    194  - 

felbigen  mieber  erlegen  :c."  6$  Ijerrfdjte  ferner  bie  Sitte  ober  Unfitte,  ben 
ifyeologieflubierenben  ^ßfrünben  $u  berleiljeu,  au3  beten  ßinfünften  fte  tfjre 
Stubien  beenbigen  tonnten.  1556  mürbe  baS  aber  Dom  9tat  »erboten,  nad>= 
bem  berfelbe  naa)  betn  „Segern  gemeiner  9ta$burf$aft  bon  9)rni8"  nod) 
eine  „$Bal,  fo  fo  t»ff  Glericum  Solennem  6in  fun  Womerp  3anoni  getljan, 
bejlät,  bocd  min  £>errn  an  Qr  ©erea^tigfeit  one  föaben."  S)em  betreffenden 
flanbibaten  mürbe  aber  ein  (Syamen  bor  „9tat  unb  Äila^err"  aufgebunben. 

$er  fdjlimme  3"^"°/  in  meinem  ber  bj.  Äarl  ©orromäu«  ftirdje 
unb  Scfcule  auf  feiner  SifitationSreife  traf  (1570),  oeranlafete  ü)n,  auf 
Wittel  unb  SBege  nir  ©efferung  berfelben  ju  benfen.  3ur  $ebung  unb 
ftörberung  ber  tb,eologifa}en  Stubien  grflnbete  er  1579  in  Etoilanb  ba§ 
Collegiura  helveticum  ober  Borromäura,  mo  cirta  40—50  fä)meijerifd)e 
3öglinge  unentgeltlia)  Pflege  unb  Unteniajt  erhielten.  $a8  ift  aber  m#t 
ber  einige  italienifdje  ftreiblafc  gemefen.  $a  bie  Uniberfitäten  ^abia  unb 
Bologna  biet  bequemer  ju  erreichen  maren  unb  näfjer  lagen  als  ^ari*» 
maren  biefelben  bon  Urnern  au<$  mit  Vorliebe  befugt  unb  blatte  bie  Äegierung 
au(b,  bort  für  Erleichterung  ber  Stubierenben  geforgt.  <£§  bejtanb  nämli$ 
1  ftreiblafc  in  $abia  unb  Wailanb,  ba§  fogenannte  fönigliaVfbanifa>  <Sti- 
benbium,  mela^eS  in  ben  3af)ren  1588  bis  1605  bon  11  Urnern  benufct 
mürbe.  Wbgefeljen  babon,  bafe  jebenfaflö  bie  fatlj.  SilbuugSanflalten  ber 
©djroeij  befonberS  bie  #(6fter  bie  Stubenten  billig  berpflegten,  b,at  Uri  31t  Anfang 
be§  19.  3af)rl)unbert3  an  bie  ^fleiftigjien  nodj  anfel)n(i$e  ©elbbeträge  be^af)lt. 
§8  egifiierten  bamalS  folgenbe  Stibenbien:  baS  a  ^ro'fd^e  (Summe  ?); 
baS  tßflntenerifdje *)  10 — 12  Souidbor  jäfyrlid);  1  Stibenbium  bon  50  gl.; 
1  anbereS  bon  2—4  ÖouiSbor  (für  Anfänger  im  Satein)  unb  eines  bon 
30.;  baS  ber  barmherzigen  53rüber  k.  gfttr  bie  Semerber  maren  genaue 
93orf$riften  aufgefteflt  j.  SB.  bejüglid)  ber  f$iü)igfeiten,  Ort  be*  StubiumS 
unb  Erfolg  ber  "Stubien  2e.5)  Um  bie  Stubeuten,  fei  eS  für  ben  geiftüaVn 
ober  roeltlidjen  Stanb  511  unterftü^en,  ftiftete  $err  (Sonft.  Siegmart  2900  gl. 
(1826)  unb  ju  „Seljuf  ber  Sdmljlen  im  8anb"  na$m  man  4  ftnfäBige 
inS  2anbrea)t  auf.  Sie  bejahten  bafür  4600  gl.,  mobon  bie  eine  £>älfte 
ber  6.  S.  (£.,  bie  anbere  ben  fianbfcfyuleu  jugemiefen  mürben  (1813). A) 
Über  bie  ipölje  ber  gegenwärtigen  Qfonbe  berichtet  eingeljenb  £err  Canb* 
ammann  ©.  Wfuljeim  im  94.  fteujabjrSblatt  ber  £>iUf8gefeQfa)aft  in  3üria) 
1894.  Darnach,  ejiftieren  ot>ne  ber  $iöjefanf  oub  im  Setrage  bon  77,000  $r. 
für  Geologen:  ein  2Beitjnac$t«fonb  für  arme  SdmUinber  in  Hltborf 

')  ©eftiftet  öoh  (Sari  ^üntener,  beut  legten  urnerifd^en  S^orberni  in  ©cro« 
münftcr. 

')  ©d^ulprotorofl  Don  1804. 

*)  filb.  üon  Uri. 


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-    195  - 

(12450  fr.),  ein  gleitet  für  bie  ©$u(finber  ber  ©emeinben  ©ilenen 
(6000  frr.),  »ürglen  (3000  fr.)  unb  ©Biringen  (3000  3fr.),  ein  $onb 
für  §rjieljung  armer,  oerroaljrloSter  Äinber  im  ffiaifenfcaufe  Hltborf 
(20,000  fr.);  ber  6|furfion8fonb  für  arme  ©flulfinber  in  Nltborf 
(2000  fjr.),  bie  fanlonale  3ugenbbibliot(jef  (3000  3fr.)  unb  ber  primär  - 
f$ulfonb  für  bie  Spulen  im  53ejirf  Uri  103,645  fr.  (1892). «)  $aju 
bat  tjeute  jebe  ©emeinbe  einen  ©#ulfonb.  (Sbenfo  ejijliert  ein  foldjer 
für  bie  Äantonflf<$ule  25,692  fr.  frigen  mir  nod)  ben  allgemeinen 
(18,644  fr.)  unb  3Wuljeim'f<$en  ©tiöenbienfonb  (8200  fr.)  bei,  fo 
erhalten  mir  bie  Überzeugung,  baß  im  fteinen  armen  Sänbajen  Uri  (früher  roie 
je$t)  foroo$l  für  $rimarfa)ü!er  a(*  für  3öglinge  f)öt)erer  SilbungSanfialten 
unb  für  fr($jtubierenbe  immerhin  gut  geforgt  ift. 

$ateinfa)ulen. 

Solare  beftanben  jmei,  eine  in  flltborf,  bie  anbere  in  Wnbermatt.  überbieS 
gab  e*  in  #ofbentfyil*)  eine  3eit  taug  3  Öateinflaffen.  darüber,  weil  Dom  6$u(« 
tjerrn  gelitten  unb  nur  furje  3eit  bejteljenb,  mirb  bei  ben  Öanbf^ulen  gefymbelt. 
TOerfmÜrbigerroeife  tjanbeli  bie  bortige  ©d)ulorbnung  eigentlia)  ineljr  t>on  ber 
Satein«  als  tvon  ber  ^rimarfdjule  (1726).  Huä)  fte  wirb  bei  ben  Sanbf$ulen 
befpro^en.  ©e&en  mir  un«  atfo  bie  gröjjern  2ateinf<$ulen  nä&er  an.  $ie 
erflere  mar  lange  3eit  mit  ber  93olf8f<$ute  Derfa)moljen  (©.  I.  Hbf<$nitt.) 
6rfl  um  bie  Witte  be*  17.  3aljrljunbert$  ftnben  mir  bie  Trennung  t>ou>gen, 
jebo#  fo,  bafc  aud)  bamal«  noa)  bis  1833  bie  Anfangsgründe  im  Öateinifajen 
toom  ©a)ulmeifter  gelehrt  merben  mufeten.  6§  feinen  anfangs  nur  2  Waffen 
ober  Abteilungen  gemefen  $u  fein,  unb  erft  als  bie  ©a)üler  biefelben  abfofoiert 
Ratten,  rourbe  bie  Syntaxin  min.  et  maj.  unb  noa)  etmaS  ipäter  bie  Äb>torif 
gelehrt.  (Segen  §nbe  beS  17.  3afcrl)unbertS  finben  mir  benn  aua)  ^rofefforen 
ber  ©tontaj  unb  nod&  fbäter  ber  SR&etorif.  (58  mögen  Ijier  bie  tarnen  ber 
Satetnletjrer  folgen,  bie  id)  in  ben  mir  jur  Verfügung  geflanbenen  Quellen 
aufgefunben. H) 

1666  bis  1670  (bieHeiaV  aud)  länger)  mirfte  R.  D.  Dr.  £anS  3m$off. 

ertoäljnt  bie  ftiraVnrea^nung,  laut  melier  iljm  bie  ftira)e  einen 
^abrlo^n  Don  50  gl.  bejahte.  Ob  er  Don  1670  an  nod}  ©djule  $ielt  ober 
pa)  mit  ben  (Sinfünften  ber  ßrioeflifdjen  ^frunb  begnügte,  mar  ni#t  $u 
ermitteln.  ($>a$  (entere  ijt  faum  anzunehmen.)  ($r  mürbe  1684,  ben 
3.  ?Rot>.  $farrfrlfer  unb  jtarb  1693. 

•)  m<t  «Wu&etarfdje  Stiftungen. 

*)  ©ogar  in  «tttngbaufen  mürben  lt.  ©eri^t  oon  1799  bie  latcinifaVn  Anfang«* 
grünbe  gelehrt. 

*)  S)ie  tü<fent)afte  8lufjäf)lung  fdjliefct  mit  bem  19.  3abrbunbert,  ba  fie  fonft 
lü  lang  toürbe. 


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Seit  1669  mar  R.  D.  3o&.  3ac.  Billeter  ^rofrffor.  er  bejog 

Don  ber  ftiraje  ben  2ot)n  (65  gl.),  fctjeint  alfo  9?act)folger  3mf)off3  gcroefen 
}U  fein,  ba  berfelbe  nacr)  1670  ntc^t  metjr  ermähnt  ift.  9JIS  3Ritg(ieb  bft 
©tubengefeflfd&aft  ber  ©traufcen  unb  (Briefen  beremigte  er  fid)  1675  burcr) 
einen  lateiniföen  ©t>ru<$  untrr  feinem  SBappen,  roelays  auf  blauem  ©runbe 
einen  aufrea)tfler)enben,  bedenben  £)unb  jeigt.  3n  ber  erften  Hälfte  1690 
ift  er  naa)  ftgeri  gebogen,  roo  er  Pfarrer  unb  ©ertar  rourbe,  eine  Scroti  if 
fa)rieb  unb  bis  ju  feinem  tobe  (1712)  fegenSreia)  tjjätig  mar. 

«Bon  1690  bis  1709  erfe&te  it)n  R.  D.  3ob.  %oi).  Kott),  bon  Unter» 
malben.   (Sr  erlag  bem  Werbenfieber  ben  24.  III.  1709. 

©leicfoeitig  (oon  1697  bis  1738,  XI.  21.)  mar  R.  D.  Dr.  3ot). 
ftranj  Kegli,  9lot.  apoft.,  2et)rer  ber  1.  unb  II.  ©pntaj.  Ob  biefe  fllaffen 
(ober  Älaffe?)  erfi  jefct  errietet  mürben,  roiffen  mir  nia)t.  6r  arbeitete 
„über  30  3aljre"  ')  auf  bem  ©ebiete  beS  Unterria^teS ;  gegen  fein  (Snbe  f^eint 
er  ftä)  aber  ber  berbienten  Ütut)e  Eingegeben  ju  tjaben. 

Sein  College  R.  D.  Garl  3 oft  3'graggr  n  leitete  als  %u$folger  bon 
$rof.  »ott)  bon  1709  bis  1720  bie  I.  unb  II.  ©rammatif;  bann  roätjlte 
man  it)n  jum  ^farrtjelfer.    Sein  $ob  erfolgte  1734,  ben  22.  $ej. 

3rjn  erfefcte  bon  1720  bis  1728  R.  D.  $tart.  2eon.  ©iSler. 

©ein  9la<$foIger  R.  D.  3ofj.  ^ß^il.  TOoria  $erger  ftarb  fcfcon  1735 
an  ©d)minbfud)t. 

1707  ift  R.  D.  3ot).  Welö).  ©iSler  in  ber  8t.  fcntoni  $ruberfa)aft 
„©ä)ult)err"  genannt,  unb  nod)  1735  mirb  er  als  ßetjrer  ber  I.  unb 
II.  ©rammatif  im  Saufbud)  ermähnt.  Ob  er  früher  Slljetorit  bojierte,  if) 
nid)t  finbbar  geroefen.  §S  läfet  fid>  ferner  nicfjt  augeben,  roie  lange  er  bie 
©teile  oerfetjen  t)at.    gbenforoenig  ift  baS  möglia)  bon 

R.  D.  ©eb.  Ceon.  Gremel,  ber  jmar  nur  ßubimagifler  genannt  ift, 
aber  offenbar  an  ber  ßateinföule  tbätig  mar,  ba  bie  ©ctjulmeifter  in  jener 
3eit  lürfenloS  nacbgemiefen  finb.  (©.  I.  Wbfa>itt.)  ©reioel  mar  ©ot)n  beS 
gratis  unb  ber  «.  JBatb.  flefli,  geb.  ju  «Itborf  6.  Wob.  1695  gefiorben  ju 
ßujern  1758. 

Ungefähr  in  biefe  3«t  fällt  bie  SBirffamfeit  beS  ^rofefforS  R.  D.  3of. 
ßeon.  Suff  er  1698.   ©eftorben  ift  berfelbe  nadj  1732. 

Um  1745  mirb  R.  D.  3«c.  Hnt.  Segler  als  ©a^ultjerr  angeführt, 
©atjrfajeinlia)  blieb  er  feinein  Berufe  treu,  bis  tyn  1755  bie  Bürger  jum 
^farrljelfer  mähten.    6r  ftarb  1759  ben  10.  III. 

©eit  ungefähr  1767  mirlt  R.  1).  3of.  91nt.  Surfet  (öurcarb)  als 
5?et>rer  bft  9irjetorit.    2Öenn  auct)  biSt)er  fein  anberer  ^rofeffor  biefer  klaffe 

')  Xotenbud). 


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-    107  - 

ern>äf)ni  ift,  fo  barf  mau  bennod)  nicht  annehmen,  e9  fei  9*t>ctoctf  früher 
nicht  gelehrt  morben.  furchet  ift  ben  7.  3(uguft  1709  in  9Utborf  geboren 
als  Sohn  beS  Anton  unb  ber  Sufanna  höchster.  (St  muß  eine  eijerne 
Ponftitutton  gehabt  fyaben;  benn  „fernere  ftälle  unb  Frontseiten  tonnten 
feinem  Seben  foum  ein  6nbe  bereiten",  jagt  baS  Sterbebuch  1794  unb 
nennt  ihn  überbieS  vir  emeritissimus. 

gtroa*  früher  ol5  er  ift  R.  D.  3of.  «nt.  3mhof  erwähnt  (1763) 
at«  ßeljrer  ber  ©rammatif.   W8  folget  mar  er  noch  1776  t&ätig. 

AIS  Simtajlehr«  arbeitete  R.  D.  3ob.  Ant.  ©Triften  bon  ca.  1777 
bis  1803  an  ber  WuSbilbung  ber  jungen  Urner. 

<Dcit  ihm  toirtte  R.  D.  $ranj  Sern,  Schmieb,  ber  1803  jiarb  unb 
ehemaliger  ^ßrofeffor  ber  fltyetorif  genannt  mirb. 

$)amit  fchliefeen  mir  bie  töeihe,  um  bie  Arbeit  nicht  unnötig  ju  ber« 
längern.  2Bir  glauben  genügeub  nachgemiefen  ju  ^aben,  bafe  bie  noch 
beftehenbe  ÄantonSfchule  ein  eljrroürbigeS  Sitter  aufmeift,  ja  bafe  ihre  be« 
j$eibenen  Anfänge  mit  benen  ber  93olf8fchule  ^ujammenfaflen.  Sie  hat 
aflerbingS  33eränberungen  erlitten,  inbem  jum  öflaffigen  ©gmnafium  anfangs 
ber  30er  3aljre  noch  eine  9leal»  ober  Sefunbarfchule  trat,  #eute  ijt  fie 
3tlaffig,  unb  fie  mie  baS  befleljenbe  ©ömnafium  genügen  für  bie  ©ebürfniffe 
be§  PantonS  unb  für  Stubenten,  bie  ftubieren  rooflen,  bofljtänbig.  $ie  alte 
2ateinfö)ule  hotte  4  Abteilungen :  ^rincipia,  9tubimenta,  Sontaj  unb  9tyetorit. 
gür  bie  legten  3  roaren  ^rofejforen  angefteflt,  für  bie  1.  ber  Schulmeifier. 
Über  bie  9Jcetf>obe  unb  ben  fiehrplan  früherer  Sa^unberte  ift  uns  nichts 
betannt.  dagegen  tennen  mir  baS  ftlaffenjiel  (refp.  bie  geforberten  ffenntniffe), 
meines  erreicht  merben  mufjte,  um  fteigen  $u  tönnen.  $iefe  Söerorbnung 
flammt  au«  bem  3a$re  1805:  ') 

„a.  Ilm  in  bie  II.  ^ßrincipi  $u  tommen  fofl  ber  Stüter  miffen, 
$ictanbo  ju  fcfyreiben,  ziemlich  gut  rennen,  beutfdj  unb  lateinifdj  &u 
lejjen,  beclinieren,  conjugieren,  unb  3n  ^riftent^um  nicht  menig 
unterrichtet  fein,  unb  in  ber  §erbftfßrttfung  bon  S<hulherrn 
tauglia)  erfunben  merben. 
b.  3n  ber  II.  ^rincipi  Schulbücher:  Solothurner  ^rincipi  mit 
Brauers  deinem  tfatljechiStnuS  unb  Sechner  Arithmetic  fortzufahren, 
auch  Schmei^ergefchichte  mie  in  Solothurn.  2Bürjburger  beutfche 
©rammatit  angerathen.  —  Söie  30  &eff*w  unb  fchmehrere  praftifche 
Kegel  Übung  bie  Schüller  oerfertigen,  um  fo  leichter  mirb  ber  3ugang 
in  bie  JRubiment  fein. 


')  Scfjulprotofoa. 


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-    198  - 


c  fflubiment  inib  ©rammatif:  So(otr).  ^ßrincipi  unD  größere  33röber. 
^ßraltifche  Übungen  unb  theoretifche  Kenntnis  bn  Regeln,  *DiünblicheS 
Überfein  aus  bei  ^ßrirtcip  unb  33rÖber,  SerhnerS  91ritf)metif,  3RüflerS 
Cefebudj  ber  Ungemeinen  ©efchithte,  größere  (£atf)ecr)i§mu§  Don  Grauer, 
SMctionari  ber  fleinere  Sajetler  angeraten,  Waturgefajichte  unb  ©eographie. 
tibfrjejjung  ex  latino  in  grammatica  ex  germanico. 

d.  Qfür  bie  SDntaj:  Praeterea  adhuc  (entere  Brief  Don  (Sicero,  rote 
auct)  SHrgtl.  Bliter  machen,  roenig  Wrgumenter,  ober  Diel  SSerfiotten 
beutfcf>  unb  lateinifch. 

e.  ftumanitaet.  Triumphe  ber  »eligion,  Seiner,  Virgil,  SJlütter  att- 
gemeine  ©efchictjte,  9toturgefdnct)te,  ©eographie,  (Sicero  salutae  orationes, 
fcnfangSgrünbe  ber  Bohlrebenheit,  compositiones,  versus  et  sepius 
Chriae  lat.  et  germanicae. 

3n  ftnbermatt  nahm  bie  Sateinfctjute  ihren  Anfang  mit  ber  &apujiner= 
^ßaftoration.  $ie  flapujiner  tarnen  jirfa  1665  in«  Urferntal.  $ie  ©e- 
roohner  t)atten  Dörfer  ihren  Pfarrer  beim  SMfchof  Don  <St)ur  unb  ftürftabt 
Don  $ifenti$  betätigen  ju  laffen,  unb  baS  gefiel  ihnen  nicht.  $aher  rotteten 
[ie  nach  1665  feinen  Pfarrer  met)r,  fonbern  liefen  Äapujiner  tommen.  *) 
(Srft  je|t  nahm  baS  Schulroefen  fefte  ftoxm  an  unb  befam  feinen  ganzen 
Wuffct)roung.  $a§  Don  2  ^atreS  geleitete  ©hmnaftum  (^5.  ^rofeffor  t)ielt 
obere  ^rtmarfd)ule  unb  ^ßrincipien;  3n|truftor  bie  Sateinflaffen)  blühte 
bis  in  bie  fünfziger  3af)U  biefeS  3a^rr)unberiS  unb  ^atte  6  ftlaffen.  9luS 
biefer  Schule  gingen  ebenfalls  roie  aus  ber  SlltborfS  eine  ftattliche  Sceifje 
2Belt«  unb  OrbenSgeifilicher  —  unb  gebilbeter  Öaten  t)erDor,  Don  benen 
Diele  nia)t  nur  fefjr  gut  Satein  ju  lefen  Derfiunben,  fonbern  es  auch  flaffifch 
fprachen.  Namentlich  OrbenSgeiftliche,  felbft  $)ignitäten  ftnben  mir  eine  be« 
trächtliche  Mnjahl  in  allen  aufgehobenen  unb  noch  ejijtierenben  #löjiern  unb 
Stiften  ber  Schmeiß  Seit  1850  mar  es  fein  SöebttrfniS  mehr,  in  Urfertt 
ein  ©rnnnaftum  }u  unterhalten,  roeil  bereit  unb  jroar  gute  genügenb  in  ber 
9Jftr)e  finb,  unb  root)l  auch,  roeil  bie  flapujiner  it)re  Seute  fonft  brausten 
unb  unfere  3«t  m*hr  realijtifct)  gefinnt  ift.  So  finben  roir  Don  ba  ab  nur 
me^r  einen  ^ßrofeffor,  ber  eine  Sefunbar-  unb  nach  Umftänben  fjort« 
bilbungsfchule  l>ält- 

ßanbfchulen. 

2Benn  %  £>erger  in  feiner  „@ef  Richte  beS  urnerifcr)en  Schul  roefenS" 
bie  2  3ar)rr)unberte  (baS  17.  unb  18.)  mit  ber  Behauptung:  „$on  h<" 

')  @o  erzählt  SRormann  im  „§anbbud?  ber  £änber*  iß  öl t er =  unb  ©taatenfunbe 
II,  2.  Hamburg,  1796.  JÖunbeSaicbio.  Stach  ber  qefl.  Mitteilung  oon  fclban 
Murer,  jegenroartig  Supcrior  in  81nbermatt,  bätte  bie  >4$aftoration  1688  begonnen. 
Obige  angaben  über  bie  ßateinfehute  ftnb  feinem  Berichte  entnommen. 


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an  (1605)  Derlaffen  uns  bie  urfunblichen  33elege  über  baS  ©chulmefen  beS 
ftantonS  be§  ©änjli^cn  bis  jum  beginne  beS  19.  3ahrhunbertS",  glaubt 
übe rbrüd e n  ju  I5nneu ,  jo  möchte  man  fafl  be^roe ifeln ,  bafe  er  nach  folgen 
biegen  eifrig  gefuct)t  habe.  Seiner  gleich  barauffolgenben  Hnficht,  eS  fei 
jebenfaQS  (aum  mehr  als  Religionsunterricht  erteilt  worben  bon  ber  Seelforg» 
geifllichieit,  unb  eS  müffe  baS  ©a)ulmefen  in  Uri  auf  fefjr  niebriger  Stufe 
geßanben  haben,  mufe  gleichfalls  entgegengetreten  werben  unb  jmar  aus 
folgenben  ©rünben.  §:ir  ^tltborf  haben  mir  oben  ben  regelmäßigen,  gefeilter) 
geregelten  Fortgang  ber  ©cbule  naä)gewiefen,  eS  tonnten  alfo  nur  bie  8anb» 
gemeinten  als  auf  jo  primitioer  Stufe  ftehenb  gemeint  fein.  9lun  aber  hat 
man  in  ben  ^3farrara)ioen  binreichenbe  93elege,  welche  beweifen,  bafj  gerabe 
}U  Anfang  beS  17.  3af)r&unbert8  in  ber  2Jlehrjahl  ber  fianbgemeinben  bie 
Spulen  fa>n  beftanben  haben  unb  einen  erfreulichen  Sluffchwung  nahmen, 
unb  bafe  ©eifiliche  unb  Weltliche  um  fte  beforgt  roaren. 

DaS  Seifpiel  WtborfS  wirfte  ftc^erltc^  auf  bie  ©emeinben  unb  jmar  in 
erfter  Sinie  auf  bie  nächftliegenben.  fluch  ber  jähefte  Anhänger  am  Alten 
mufrie  Den  Wufcen  ber  ©a)ule  AltborfS  erfennen  unb  wünfa>n,  bafe  feine 
flinber  ebenfalls  ben  nötigen  Unterricht  erhalten.  <5in  anberer  mächtiger 
Antrieb,  ©chulen  einzurichten,  roaren  bie  JBefchlüffe  beS  ftonjils  unb  ber 
©pnobe.  TOit  welchem  Gifer  bie  ©eiftlichen  in  Uri  an  beren  Durchführung 
bezüglich  ber  Schule  arbeiteten,  beweist  bie  ©chulorbnung  oon  1579.  ©ie 
bilbete  für  bie  fianbgemeinben  ein  dufter,  nach  welchem  fie  fich  bei  ber 
©rünbung  ihrer  ©chulen  richten  tonnten.  2Bir  bürfen  behaupten,  bafc 
gegen  €nbe  beS  16.  ^ahrfjunbertS  in  fehr  Dielen  ja  ben  meiften 
gröjjern  Sanbgemeinben  ©djulen  errietet  worben  finb;  beim  bie 
lotcnberjeichniffe ')  führen  gleich  ju  Anfang  DeS  17.  ^aljrhunbertS  fa)on  ber» 
fwrbene  ©<hu(meifler  an. 

Die  erfle  9toiij,  bafj  ein  ©chulmeifter  aufs  fianb  jieljt,  batiert  bon 
1562.  Damals  würbe  3a!ob  Ärum  erlaubt  im  Dorfe  ober  auf  bem 
Sanbe  Schule  halten,  gleichzeitig  wollte  ber  alte  Sehrer  bon  flltborf 
naa)  Sri  fielen.4)  Dafe  ein  ^ugenbbilbner  Don  flltborf  fortzieht,  ijt  nicht 
Dereinjelt  Dorgefommen.  ©0  jog  $eter  Stiiter")  nach  ©cbattborf,  wo  er 
1661,  ben  12.  April  „in  ber  *Ra<ht  unberfehenS  Don  fonberbahrem  Anliegen, 
bem  er  unberworfen  war,  gählingS  erftetft  worben,  unb  tobt  Düben,  fonft 
guten  frommen  SEBanbelS  unb  SebenS."  —  Der  erfle  ©chulmeijier  ©chattborfs, 

')  Die  $farrbfid)er  (Dauf=  ©be*  unb  ©terbebüdjer)  ber  meiften  ©emeinben 
reichen  leiber  ntd)t  bi»  in«  16.  3af)rf)unbert  jurüef,  mancherorts  nicht  einmal  bis 
ins  17.  3&D. 

*)  ©.  I.  »bfchnitt. 

*)  6. 1.  Hbfcfjnitt.  Diefe  SRotij  oerbanfe  id)  $od)tt>.  6r.  3W.  ©tSler,  $farrbelfer 
in  ©chattborf.  Leiber  erhielt  ich  fie  «rft,  nachbem  ber  I.  abfdjnttt  fdjon  gebrueft  ttmr. 


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ber  im  Sterbebud)  (1606  angefangen)  berjeidjnet  ift,  fjiefs  Qoren)  ^Meitljer, 
geft.  29.  Oftober  1646  „lebigen  StanbS."  Huf  iljn  folgte  bitter.  SMefe 
beiben  finb  bie  erften  ge|'cf)id)llicf)  oerbürgten  S<f)ul(efjrfr  biefer  ©emeinbe. 

Die  große  Pfarrei  SBürgeln  füljrt  ben  älteften  Qefyrer  in  bem  5)ruberfa)aftö* 
bud)  ber  SBürger  an.   Darnad)  ift  fcerfelbe,  „3olj.  SUbärtlj,  ber  3itt  Sctjul- 
$err"  amifctyn  1600  unb  1616  (oor  $eter  ©iSler,  Äitter  unb  SanbeSljauptman) 
geftorben.   Seine  9todt)folger  tjiefeen  @eorg  Widmet  unb  §anS  $eter  39attfa>ggr 
beibe  bor  1650  geftorben.   Die  JBefolbung  mar  gering.    Sie  betrug  60  gl. 
oon  ber  Äird&e  unb  10  gl.  bom  Staate.   3m  Spannbriefe  beS  SeljrerS  bon 
1792  ift  feine  Arbeit  in  14  §§  genau  beftimmt.    12  §§  enthalten  btc 
SJorföriften  für  ben  ftirtfcenbienft,  §  13  unb  14  jene  für  bie  Schule.  Darin 
ift  bem  Öeljrer  befohlen,  auf  Martini  bie  Sdjule  auSjufünben  unb  fo  lange 
Salute  ju  Ratten,  bis  er  feine  Sdjüler  meljr  f>abe.    Der  Unterricht  fatte 
um  6  Uljr  morgens  ju  beginnen  unb  bauerte  bon  6—8  Ul)r  unb  bon 
12—2  Ityr.    Säglia)  mufete  ein  Äinb  3  Engfter  Scfculgelb  bejahen  unb 
ein  Soweit  $>olj')  bringen,    fttir  bie  nötige  Beleuchtung  fatten  bie  Scpler 
ebenfall«  ju  forgen.   SBoflte  ein  flir<$genoj?  feine  Äinber  baS  ganje  Saljr 
in  bie  Sdt)ule  fc&iden,  fo  mufete  ber  fie^rer  felbft  einem  einigen  Äinbc 
Unterricht  geben,   ©ab  er  Stofanj,  fo  mufcte  er  ber  Äira>  20  fj  SJufee 
bejahen.   3m  galle  er  feine  $flic$t  berfäumte,  fonnte  er  fofort  entlaffen 
»erben;  gemifj  r)art  für  ben  2Rann,  ber  überbieS  afle  ^aljre  um  biefen 
Dienft  bitten  mu^te.'1) 

3n  (Srjlfelb  mar  3o&.  Sandel  fa>n  1637  Scfyilmeifter  (f  1679. 
6.  IV.);  bo$  ift  er  niä)t  ber  erfte,  ba  taut  3d^qeitbua)  anno  1635  17.  VI. 
bei  einem  fird)ti$en  <$ebädt)tnis,  tt>elcr)eS  flmbroS  Snrer  geftiftet  hat,  bem 
©c^ulmeifter,  „fo  einer  ift",  4  fj  ^ßrefenj  ausgeworfen  finb.  9lu<h  ba  ift 
nodt)  ein  Spannjebbel  bor^anben  bon  1759,  7.  I.  Derfelbe  enthält  folgenbe 
Beftimmungen :  1.  Der  SebenSmanbel  mufjte  ejemptarifd)  fein.  2.  „f£ur$t 
©otteS  aOer  SöeiSljeit  Anfang. H  Orgeln  unb  ftngen  unb  bie  ftinber  beauf* 
fi^tigen,  3.  Orgel  f$tie|en  unb  für  fie  f$ürforge  tragen,  mar  beS  CehrerS 
Pflicht.  4.  Sd)ulbauer  bom  1.  Wob.  bis  *Ötoi,  täglich  nach  ber  TOrffe  bis 
2  Uhr.  ($r  mufjte  baS  Schreiben,  Sefen  unb  Steinen  „nach  noth  burft" 
felbft  lehren.  Sdjulgelb  3  Hngfter  unb  ein  Soweit.  9lrme  ftinber  un« 
entgeltlich-  5.  SBaren  im  „Sam$3n"  (ftrübjing)  nur  5—6  Äinber,  fo  bitrfte 
er  Safanj  machen.  Verlangten  aber  bie  Altern,  bafe  Schule  gehalten  merbe, 
fo  mußten  \\t  bem  Selker  11  —  12  fj  täglich  bellen,  frür  biefen  2ot)n 
mujjte  er  au<h  im  Sommer  Unterricht  erteilen.  6.  Obrigleitlic&er  8oljn  10  gl. 

')  9iodj  vor  etwa  15  3abren  fpielte  ba»  „©ajeit  §ol}"  in  Bürgeln  feine  {Rotte. 
3)  aWttgeteüt  bon  $oä)to.  §rn.  ©ommifear  ©ISlet,  Pfarrer  in  ©Orgeln. 


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-    201  - 


unb  für  baS  „Etonbatlefen  2  gl.  10  fe.  7—14.  JBefthnmungen  für  ben 
ftirdjen  $ienft,  bafür  fioljn  total  90  bi«  100  gl.  14.  flfljäfrlia)  t)ottt  er, 
nrie  bie  <SkifUi$en  umS  Hmt  ju  bitten.  Grjlfelb  baute  1607  ob  bem  tßfarr- 
fyofgarten  ein  ©djutyauS  mit  neuer  ßinric&tung,  unb  Ijeute  befifct  eS  baS 
l'ajönfte  ©^ulfauS  im  ganjen  ßanton.  *)  5Bor  1807  toar  in  ber  &lu§  in 
einem  ^ribatbauS  ©a)ule  gehalten  roorben. 2) 

Die  ältejte  Sä)ulorbnung  oom  ßanbe,  bie  mir  gefunden,  i|t  bie  ber 
®emeinbe  Silenen.  Sie  ijt  gerabe  100  3atjre  jünger,  als  bie  Don  ttltborf, 
nämliö}  Dom  %c$xt  1679.  Sie  möge  unberfürjt  f)ier  folgen:  Spanu^ebbel 
be§  ©<$ulmeifler8. 

1.  fofl  er  alle  fonn*  u.  feüertäg  baf  ambt  in  ber  fira>n  fingen  db  orgelen* 
plagen  ober  roo  ber  gottefbienft  gehalten  roirb. 

2.  fofl  er  aQen  proceffionen  bnb  creüfcgängen  beiwohnen,  bb  abroartfjen, 
»ie  eS  ber  braudj  ift. 

3.  fofl  er  f$ulbig  fein  bon  Martini  bis  Ulanen  ober  folang  bie  fäjubj« 
tinber  fommen  fa)u&I  ju  galten  bb  foe  lehren  roaf  gut[  er  (an  in 
realer  Orbnung. 

4.  fofl  er  fo  uiel  j  tird)en  gan  als  mögltdr)  r  fonberli$  aber  am  Montag 
für  ftifter  unb  gutfjarter  beS  gottft)auf  bitten  unb  aflermegen  Reifen 
mifenen. 

5.  fofl  er  aflroegen  bem  Hofenfranj,  SBefper  u.  Iinberle$r  beiroofjnen  bnb  gut 
adjtung  auf  feine  ©cfyultinber  b,aben. 

6.  roo  er  ju  fjauf  ift  bei  ber  näa)ften  Kraben,  fappeflen  ben  SRofentranj 
Ratten.   (Sinfommen : 

S5on  ben  gnäbigen  Herren  12  gl.  20  fe. 
53on  ßircfje  unb  3afyrgeiten  62  „  15  „ 

3tem  fo  brot  in  (ira^en  (ombt  bon  fd)  20  aflermegen  2  fc.  (3m 
ganzen  machte  eS.etma  5  (Bulben  per  3ab,r.) 

Tin  gräbt,  7.  30  ober  an  IjauSiarjrjeiten  fo  man  begehrt  ein  Wmt  ju 
fingen  unb  orgeflen  fä)lagen,  fofl  man  bafür  geben  fa)ulbig  [ein  5  fc. 

3tem  bon  einem  fa)uljllinb  alle  2Boa)en  3  fe  für  6  Sag  1  ba&en, 
mic  gefoflt. 

3tem  alle  Sag  ein  fä)eit  bon  jebem  finb,  SinterSjeit  ober  fo  lang 
man  &eifct. 

91lfo  ift  ftnno  1679  gemaä)t  morben  bon  £>w.  Käthen  bnb  (Stlid) 
ausgeflogen  $ird)Qeiu>ifen ,  ift  orbentliä)  abge|a)rieben  burd)  mia)  3o&.  3ac. 
gebier,  beS  SRatfjS.'* 

*)  ftad)  Äuf  jeidmungen  oon  fcod)».  Pfarrer  gurter  in  (Srftfelb, 
*)  3-  2)urrer:  ©djulen  ber  Urfdjtoeij  1799. 


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-    202  - 


Wnno  1630  würben  6  3af)r$eiten  gegiftet,  roorin  ber  ©ajulmeiiier  mit 
'■ßrefenjen  bebarf)t  ift.  1631  ftiftete  flbam  $ittli  ab  ©urtnefl  fit  ein  ©ebäcf)tni§, 
mobei  bem  fietjrer  5  fj.  ausgefegt  finb  mit  ber  &emerhing  „fo  fein  ©c$u(meifier, 
bem  &irc$enDogt. "  3tlfo  mar  bor  1631  biefer  Soften  mitunter  bafant.  $>a8  fettefte 
^ßrefent  für  ben  ©d&ulmeißer  ftiftete  1641  ©eneral  3ro^r  nämlid)  Vs  gl-, 
moljl  baS  gröfete  im  ganzen  ßanbe  Uri.  3n  ben  ju  ©ilenen  geljörenben 
tfaplaneien  unb  in  tleinern  Orten  mürben  bie  ©acuten  freiließ  erft  fpäter  einge« 
füljrt,  bod>  immerhin  beftanben  fdwn  im  18. 3aljr$unbert  foldje  in  ©urtnellen, 
Triften  unb  Wmfteg.  $er  „©pannjebul"  be§  ftodjro.  £>rn.  Kaplan  Don 
@ur titelten  Derpflid)tet  itjn  1718  in  §  4  ©a)ule  ju  Ratten  bi$  wingänb§ 
9lpri(ett,  meilen  bie  6$u&l  gar  uu&liaV'  Dafür  mirb  „i&me  rooa)entlia}  Don 
iebem  föutytinb  1  bafcen  bejaht  unb  geben ;  bo$  fofl  er  mit  armen  (inberen 
ein  befajeibenljeit  im  lo$n  machen  Dnb  um  gottejmiflen  lehren."  3n  Triften 
rourbe  bie  flaplanei  etroa  1782  (?)  errietet  unb  maf>rfa>inlic$  mit  i&r  bie 
©a)ule.  Wacb,  bem  „©pannaebul"  Dom  26.  IX.  1784,  §4.  „fod  $err  Gaplan, 
meil  bie  ©ajul  f>Öa)ft  notmenbig  Dom  1 .  ©onntag  im  Hboent  bi$  auf  Ojtern 
fd)ur)lr)n(ten  unb  foQ  i&m  Don  1  iebem  ©a)ulfinb  Vi  B  jum  ma$l  bejaht 
tuerben,  mit  armen  finberen  fofl  er  befa)eibenljeit  brausen  ober  ben  Coljn 
Don  ©ott  erroarten."1)  StlS  ©ü)uljimmer  Diente  eine  Cammer.  §ä$et 
roaren:  Cefen,  Äedjnen  (obligatorifa))  unb  ©^reiben  (roer  rooflte.)  Über 
bie  ©$ute  WmftegS  i ft  mir  nichts  Urfunblia>8  borgelegen,  boa)  ijl  eö  mefjr 
als  ron^rfct>fhilt(^r  baft  bie  größte  Filiale  Don  ©ilenen  ait$  fo  gut  mie 
Triften  unb  ©urtneflen  ityre  ©ajule  Ijatte.  (ftortfefcung  folgt) 


Jur  ittetbobik  brs  $ud)l)altung6unterrid)te9 

an  ber  primär-  unb  @efuubarfd)iilc,  mit  öeriitffidjtifliutp, 
ber  praftifdjen  &mdt  unb  ber  Borbereitung  auf  Mere  Spulen. 

(8rortfefcung.) 

2)  $er  geringe  (Srfolg  mirb  oft  oerarfadjt  burdj  bie  einfeit  ige 
3(uffaffung  M  3mt(fe$  bcS  8urf)l)altuitgeuntcrrttt)te$.  $ie  ©ctyule  fo(I 
ben  ©djuler  in  ben  ©tanb  fefcen,  fpäter  in  aflen  fokalen  Stellungen,  meiere 
er  ber  genoffenen  ©djulbilbung  jufolge  mutmafelia}  einnehmen  fönnte,  eine 
feinen  33erljältnifjen  entfprea>nbe  9uä)fyaltung  führen  ju  fönnen.  Starin 
liegt  bie  praftifdje  ^Ibftc^t  be§  Unterrichte«.  @r  Ijat  aber  aua)  einen  formal 
bilbenben  Qnxd,  unb  nur  menn  beibe  in«  5Huge  gefaßt  roerben,  mirb  er  Don 
ßrfolg  gefrönt  fein. 

')  9tad)  SrirdjenbüdVnt,  bic  mir  $od)W.  $err  ©(fculinfpeftor  ».  $urrcr  jur 
öinftc^t  oorgelegt  &at. 


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-    203  - 


„2Begen  ber  93erfchiebenartig(ett  ber  roirtfchaftlichfn  Bfbürfnifff",  fagfn 
bielf,  „muß  bie  Buchhaltung  im  Sfbfit  braußfn  gefernt  tofrbfn."  91(3  Schul* 
fach  hat  ftf  tioc^  ifmfn  borjugsnwiff  bfn  3toec(,  °en  Stiller  an  9ieinlich(eit 
unb  Ordnungsliebe  511  gewöhnen,  Sparfam(eit  unb  9techtlich(eit  in  ihm  ju 
förbrrn  unb  ihm  einige  Einleitung  ju  geben.  $a8  größte  Slugenmerl  wirb 
babei  barauf  gerietet,  baß  ber  Schüler  hübfch  fchreibe,  (einen  Buchftaben 
iu  Diel  auf  eine  3«k  Wk»  *urJ  auf  1)08  rein  formelle.  BJenn  es  richtig 
ift.  baß  bie  Buchhaltung  fa)on  aus  biefen  ©rünben  eine  Stelle  im  ßehrplan 
toerbiente,  fo  bflrfen  mir  boch  nicht  bergeffen,  baß  baS  öeben  an  baS  Qfort- 
fommen  beS  Ginjelnen  fo  biele  Anforderungen  fleflt,  baß  man  bon  ber 
©efamtheit  nicht  ein  felbftänbigeS  (Erlernen  ber  Buchhaltung  »erlangen  (ann. 
$er  Schüler  muß  fdwn  mit  einem  genügenben  Eiaß  pofitioer  ffenntniffe  in 
ber  Buchhaltung  ins  Seben  hinaustreten,  fonft  lägt  er  eben,  meil  er  fie  nicht 
richtig  beruhen  gelernt  hat,  biejelbe  fpäter  außer  Acht  unb  wirft  fo  mit 
eigener  §anb  feinem  guten  $ort(ommen  einen  ^emmfchuf)  ^iii. 

Andern  fchwebt  nur  ber  praftifche,  aÜerbingS  eigentümlich  aufgefaßte 
3roed  bor  Augen  unb  baS  iß  ein  §auptgrunb,  marum  bie  richtige  SDiet^obe 
fich  fo  (angfam  Bat)n  bricht.  $>aß  ein  ^ridatmann  Buchhaltung  treibe, 
wagt  man  nicht  borauSjufefcen ;  baß  ber  größere  leil  ber  Öanbwirte  (eine 
33üct)er  fu^rt,  ift  be(annt ;  baß  £anbwer(er  unb  Krämer  fi<h  mit  notbürftigen 
Aufzeichnungen  ber  Sd)ulbberhtt(tniffe  meift  begnügen,  meiß  jebermann. 
Sine  durchgebildete  Buchführung,  fagt  man  fich,  finbet  man  alfo  nur  beim 
Kaufmann.  $ie  (aufmännifa)c  Buchführung  ift  baher  in  bie  Schulen  ein» 
jufüjjren.  tiefer  ©efichtspuntt  fährt  fomit  jur  Schablone  unb  jum  britten 
©runbfafc : 

3)  $cr  Buchhaltuitgäunterricrjt  verlangt  $ietfeittgfett.  Schulen,  auf 
beren  Bän(en  Schüler  fifcen,  bie  fpäter  einen  miffenfehaftlichen  Beruf  ergreifen 
unb  in  biefer  Stellung  eine  tüchtige  ^ßridatbuchhaltung  ju  führen  imftanbe 
fein  follen,  neben  folchen,  bie  nachher  als  £)anbmerter,  Kräuter,  Qanbwirte, 
Beamte  ganj  Derfchiebeue  fojiale  Steflungen  einnehmen  unb  in  biefer  Oer* 
fchiebenen  roirtfehaftlichen  (SrwfrbSthätigfeit  bon  einer  entfprechenben  Buch» 
füt)rung§form  geleitet  werben  foOen,  folche  Schulen  höben  (ein  Stecht,  alle 
Schüler  fchablonfnhaft  burch  ben  Sehrgang  eines  SöarengefchäfteS  ober  ©e» 
roerbeS  r^inburd)  ju  fchleppen,  ohne  ju  geigen,  maS  ber  behanbelten  Betriebsart 
charatteriftifch,  maS  anbern  Betrieben  eigen  ift.  6S  barf  bieS  um  fo  weniger 
geschehen,  ba  fich,  bie  roirtfehaftliche  ßrmerbSthätigfeit  fpäter  feiten  in  rein 
tfipifcher  fjrorm  jeigt,  fonbern  fehr  häufig  berfefrtebene  (5rmerb3arten  (ombiniert 
auftreten,  wodurch  auch  «ne  Kombination  ber  buchholt,  formen  berurfacht 
wirb.  Diefe  ift  aber  nur  bann  ausführbar,  menn  bie  ßJrunbformen  Der- 
fanden  find.  6S  ift  eben  durchaus  nia)t  wahr,  baß  man  fia)  in  einer  jeben 


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-    204  - 


<itefd)äftSart  leicht  jurect)t  finbet,  wenn  man  fidj  in  eine  <iff)örig,  ^tneinge» 
arbeitet  hat.  DaS  ift  nur  bann  ber  t$aü\  wenn  man  im  Unterricht  unter« 
[Reiben  gelernt  hat,  maS  ber  Buchführung  in  aflen  $ä0en  eigen  ift  unb  roa§ 
in  berfelben  burch  ben  befonbern  ftafl  bebingt  ift.  $aß  mufe  gelernt  jein. 
60  wenig  mir  burch  eiufeitig  ausgewählte  SRechnungSbeifpiele  rennen  lernen, 
fo  wenig  fönnen  wir  bie  Buchhaltung  oerflrljen,  wenn  wir  nur  ein  <Dtufier 
fennen  gelernt  haben.  (Srjogen  in  biefer  BehanblungSweife,  finbet  e$  fpäter 
berjenige,  auf  beffen  Bebürfniffe  leine  Äüdficht  genommen  würbe,  fo  j.  33. 
ber  ^rioatmann,  ffityi  unnüfc,  Buch  JU  führen.  Söifl  abet  einer,  biefem 
einfeitigen  SMobefl  folge nb ,  fich  eine  Buchführung  anlegen,  fo  pajjt  e£  nicht 
unb  falls  er  berfelben  gar  nicht  entbehren  tann,  fo  wirb  fte  ihm  bod)  jum 
notweubigen  Übel,  bem  man  fo  oft  als  möglich  ausweicht.  5>iefe  Bielfeitigfeit 
oerlangt  aflerbingS: 

4)  Wehr  Seit,  wenigftenS  2  wödjentliihc  Unterrid}i*{iint*en.  tiefes 
Begehren  ift  um  fo  mehr  gerechtfertigt,  als  ber  BuchhaltungSunterridjt  auch 
anberweitig  Dielfache  Süden  im  Siffen  ber  Schüler  auszufüllen  hat.  3mmer» 
hin  läfct  fic&  auch  bei  ber  jefct  oerfügbaren  3eit  üiel  mehr  erreichen,  in 
tfejug  auf  ba»  ^tnrinbriirl)m  ber  oerfd^tebeuen  jlerufaarten,  wenn  nur 
bie  <Sefd)äft8gänae  karj  gewählt  werben.  §S  liegt  barin  nicht  nur  3eit» 
gewinn,  fonbern  man  erreicht  baburch  auch  gröfeere  ßlarheit.  $er  Schüler 
hat  baS  Mugenmerf  nicht  nur  auf  ben  einzelnen  ©efchäftSDorfafl  )u  richten, 
fonbern  inSbefonbere  auch  auf  baS  Softem.  DiefeS  tritt  ihm  in  feiner  SBefen* 
heit  um  fo  beutlicher  öor  klugen,  je  weniger  wir  ihm  burch  eine  Unmaffe 
oon  ©efchäftSDorfäHen  bie  gebrängte  Überficht  rauben,  freilich  müffen  wir 
bem  Schüler  auch  hi"«i<henbe  Gelegenheit  oerfcr)affen,  fich  $u  üben  in  ber 
fcrfaffung  unb  Starfteüung  beS  einzelnen  ©efchäftSborfafleS.  $>a  wir  bieS 
nur  burch  Vorführen  einer  fteihe  oon  gleichen  unb  ähnlichen,  einfachen  unb 
jufammengefefcten  fällen  thun  fönnen,  in  ber  2öeife,  ba$  ber  GefchäftSoorfafl 
als  folcher  feine  ganje  Wufmerffamfeit  in  Slnfpruch  nehme,  fo  folgt  barauS 
ber  fünfte  Grunbfafc: 

5)  $ie  beiben  Elemente  ber  Buchhaltung,  @efd)äft*twrfatt  unb 
Softem,  ftnb  im  Unterricht  anfänglich  auöeinanbcr  $u  halten. 

3<h  fenne  fein  Schulbub,  baS  biefer  Wnforberung  entgegenfommt.  (Einige 
Seiifäben  für  ben  Selbftunterricht  fcheinen  bieSbej.  einen  Anlauf  nehmen  $u 
woOen.  Gewöhnlich  fommt  juerfi  eine  'Jlufjäfjlung  ber  nötigen  Bücher,  bann  eine 
Anleitung,  wie  biefelben  ju  führen  feien.  $er  Schüler  foD  aber  nicht  ben  ©e- 
jd;äftSoorfafl ,  refp.  bie  ganje  $arfteflung  feinet  ÖefchäfteS,  nach  ium  bornc« 
herein  in  beftimmter  ftotm  gegebenen  Büchern  jufammenfteflen  lernen,  fonbern 
umgefehrt,  bie  Bücher  fpäter  feinem  ©efchäfte  anpaffen  fönnen.  3uk[*  m"B 
er  bie  ©efchäftSoorfäQe  in  ihrer  großen  SRannigfaltigteit  fennen  gelernt  haben; 


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-   20r>  - 


juerfl  mufe  er  biefe  auf  bie  wenigen  ©runbformen  aurüdftt&ren  fönnrn,  Damit 
er  nad)^fr  bem  ©Aftern  unb  ber  SBu$l)altung«form  ungeftört  [eine  2lufmerf« 
fomfeit  fö>nfen  fonn.  $)ie  SJilbung  beö  9u$img*fa$ed  bilbet  babei  ba§  ber« 
mittelnbe  ©lieb. 

©obalb  ber  $3udrt)altungSunterria)t  aus  bem  engen  Futteral  ber  ©tba^ 
blone  IjerauSgejogen  roirb,  fleUt  er  an  ben  ©filier  bebenienbe  Hnforberungen, 
rote  jeber  Unterri^t,  ber  auf  SBergleic&ung  beruht.  Staburd)  geljt  aflerbingS 
ein  Diel  gerühmter  Sorjug  mancher  ©bßeme  berloren,  nämlia)  ber,  bie  99urt> 
Haltung  nad)  ber  „neuen,  praftifa>n  Anleitung"  ob,ne  bie  geringfte  SRülje 
ju  erlernen,  2Bir  tommen  ba  roieber  jur  alten  2Bal)rf)eit :  $ie  Wenigen  brauchen 
ju  Diele  Superlative,  bie  befonberS  ba  unpaffenb  finb,  roo  [elbft  ber  Positiv 
fiberS  3iel  binauSfajiefee»  mürbe,  wie  bieS  r)irr  ber  gfafl  ift.  $ie  öu^altung 
lernt  man  ftetS,  na$  jeber  Wetbobe,  nur  mit  bieler  9Wülje.  ©ie  bedangt  bom 
©a^üler  grofeen  t$U\%,  beftänbige  Wufmerffamfeit  unb  fefct  bieleS  borauS.  ßinen 
»eitern  ©runb  beS  geringen  (SrfolgeS  erbliden  mir  bnljer  im  frolgenben: 

6)  $en  ®d)ülern  fefplcu  oft  bte  nötigen  $orfemttm{fe,  inSbefoubere 
im  töedjneit  unb  iu  ber  Slbfaffmtg  ber  Srfjriftfrtirfc. 

Saft  in  ber  ©rammatif  bie  Siegel,  ba§  ijt  beim  SRedjnen  bie  Ofotmel ;  roaS 
im  ©praa)f!ubium  bie  ÜbungSßüde,  meldte  meijt  bie  borangefteflte  Sfegel  — 
aber  au<$  nur  biefe  —  betreffen,  finb  beim  Otedjnen  bie  Aufgaben.  „©d)au 
bie  oben  fteljenbe  Formel  an  unb  fefce  bie  gegebenen  Söerte  ein,"  ba§  ift 
fet)r  oft  Das  9te$ept,  Da§  ber  ©djüler  bei  21uflöfung  ber  Aufgaben  fo  fi$er 
anmenben  (ann,  mie  ber  Mpottjefer  be§  WrjteS  falligrapbif^eS  9Weifterfttid. 
3n  ber  SBu^altung  werben  feljr  Derfa)iebene  Siedlungen  gelöst,  ber  ©a)üler 
ift  aber  fe$r  häufig  nia)t  fäfjig,  felbjtänbig  $u  rennen,  ©o  berliert  man 
einerfeitS  biet  für  ben  33ucf)l)altungSunterri#t  beftimmte  fyW,  anbernfeitS  mirb 
burd)  bie  nötigroerbenben  (Srtlärungeu  bie  Hufmertfamfeit  bon  Der  33ud}baltung 
abgelentt.  &fytlid)  fielen  bie  Sßerfjaltnifff  bejüglidj  ber  ÄenntniS  ber  ©dnift« 
flüde,  bie  im  93ud)!)a(tung$unterri$t  immer  unb  immer  mieber  borfommen. 
Der  $ucf)f)altung§lef>rer  fofl  ni$t  erft  jeigen  muffen,  mie  bie  ©djriftftüde 
abjufaffen  finb.  6r  foll  bem  ©$üler  ben  3u|ammen^ang  ber  Äorrefponbenj., 
wie  fte  einen  @Jej4>äft$betrieb,  bon  ber  ©rünbung  bis  junt  9lbfc$luf$  ifluftriert, 
Dor  klugen  führen.  ftier  fommt  meit  meniger  baS  formelle,  als  bielnieljr 
ber  3n^alt  unb  jmar  nia)t  ber  eines  einzelnen  ©dniftftüdeS  allein,  fonbern 
De*  ganzen  ©4)riftenroec&felS  in  59etraa)t.  $aS  anbere  foQ  ber  ©djüler 
f$on  in  ben  SBua)ljaltung8unterria)t  mitbringen. 

7)  Dem  Unterritit  feljlt  meift  and)  bte  nötige  ©runblage:  baä 
gerfränbmd  für  bte  $anptfäa)luf>fteu  ©rfdjetmHigen  im  wirtfajaftlidieii 
2ebett.  93ebor  mir  an  ben  eigentl.  Seljrftoff  herantreten,  geben  mir  bem  ©djtiler 
einen  furjen  Überblid  über  ben  ÄreiSlauf  ber  ©üter :  »e^probuttion,  gabri« 


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fation,  Umfafo,  JBerbraua),  unter  fteter  93erüdfi<htigung  ber  burch  bte  Arbeit 
bebingten  2Bertoeränberung  berfelben  unb  ber  Aufgabe,  meiere  brr  33ua)haltung 
jufällt,  biefc  SöertDeränberung  jiffernmä&ig  feftyufteflen.  ©elbftoerftänbli<h  tbun 
mir  ba«  ni<ht  in  f$orm  eines  tbeoretif<b  troefen  gehaltenen  3frag>  unb  Antwort« 
fpieleS,  fonbern  an  &anb  oon  praftifa)en  SJeifpielen,  mela)e  bem  ©d)üler  bte 
bauptfä(bli#en  wirtfc&aftl.  Sfjatigfeiten  unb  bie  babei  beteiligten  ^erfonen, 
bte  SSerfe^rSeiitrtöjtungert,  §anbel«gebräucbe  u.  f.  f.  in  grojjen  3ügen  öorfübren. 
Dabei  gebt  man  Don  jenem  betrieb  au«,  melier  ben  ©Gütern  am  nädnlen 
liegt,  bei  2anbf$ulen  Oon  ber  Sanbwirtfchaft,  bei  ftäbtiftyn  oom  tfleinbanbel 
unb  ©ewerbe,  befpredje  Ijernad)  bie  anbern,  unb  [teile  bie  gegenfeitigen  $e$ie« 
buugen  berfelben  feft.  6$  ift  eine  grbfünbe  im  93u(hhaltung5«Unterricht,  bafe 
man  glaubt  3eit  ju  öerfchwenben,  wenn  man  nicht  gleich  in  ber  erften  ©tunbe 
ein  halbes  Dufcenb  ©efchäftSöorfäHe  in  fämtliche  Sücber  einträgt.  5)a8  $ferb, 
ba§  beim  ÜBettrennen  im  erflen  Anlauf  ben  größten  ©prung  ausführt,  fommt 
in  ber  Äegel  nicht  juerft  an  baS  3W  ©Etiler  bleiben  in  ber  9uc$$al* 
tung  febr  oft  jururf,  weil  ihnen  bie  aHereinfacbflcn  begriffe  über  bie  Hrt  be« 
©efcbäftSbetriebeS  fehlen. 

8)  Otiten  »eiteren  Vorteil  bietet  bte  gcbuljrcnbe  Seriicffidjtigung 
ber  ^ttlfSwiffcufdjaften.  Sielen  fcheint  gerabe  baS  ©egenteil  ber  fjfafl  ju  fein, 
©o  fagtftlemid)  in  feinem  ffatecbiSmuS  ber  faufmännifeben  Buchführung:  „$öie 
in  aQen  meinen  SBücbern  oermieb  ich  nach  TOglichfeit  einen  Aufenthalt  bei 
allen  fonft  in  bie  Buchführung  mein*  ober  weniger  eingreifenben  £ilf8miffen» 
febaften,  wie  Hritbmetif,  2Bea)felred)t  u.  f.  f.  Der  Sernenbe  fofl  ^ier  lebiglid) 
ben  Organismus  ber  Suct)fiir)rung  fennen  lernen  ober  bod)  Antworten  auf 
einzelne  ^fragen  finben  unb  barf  baber  nicht  burch  anbere  ßebrftoffe  abgelenft 
werben,  ^ttr  bie  Belehrung  in  folgen  Ofäflen  gibt  e5  ja  anbere  ßebrbücber.* 
2öenn  bariu  ein  Bornig  liegen  würbe,  fo  bitten  ibn  nabeju  fämtliche  Tutoren 
erreicht,  benn  entweber  bringen  fie  nur  trocfene§  53nct)r)altuiig§-TOatcrial  allein 
ober  bann  im  Anhang  ntfammenhangloä  einige  ©efa^äftdauffä^e,  ^Dlünjtabeflcn, 
Rechnungen,  gefefclicbe  Borfchriften,  Börfenregeln,  waS  9lfle5  fiUjlicf)  weggelaffen 
werben  fann.  wenn  e8  in  biefer  ftorni  Dorgefübrt  wirb. 

SBenn  wir  jebeS  §ach  für  fieb  betrauten  unb  oon  ben  anbeut  berwanbten 
abfchüefeen,  fo  machen  wir  babureb  bem  ©cbttler  baS  Berfleben  fdjwer.  ©o 
wenig  wir  ba§  ©pen'alifieren,  baS  in  feinem  mobernen  öftrem  einen  Raufen 
oon  Detailfcbriften  beroorbringt,  unter  bem  bie  grofeen,  allgemeinen  ©eftd)t§= 
punfte  begraben  werben,  auch  f$on  in  bie  BolfS»  unb  3OTittelfd)u(e  hinein- 
tragen bürfen,  fo  wenig  wirb  ber  BolfSfcbüler  gewinnen,  wenn  wir  ihm  ein 
fnöd)erne$  BucbbaltungSgerüfte  jur  ©chau  fteden,  Oon  bem  man  9Warf 
unb  Pusteln  entfernt,  weil  fie  nicht  nun  ftnodpn  gehören.  9Ba3  fich  gegen* 
feitig  ergänzt  unb  erläutert,  mujj  ber  ©d)üler  aua)  unter  biefem  ©efia)t«punlte 


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207 


fennen  lernen,  fonfl  wirb  fein  Äopf  ju  einem  UJlufeum,  in  bem  feine  Orbnung 
berrfdjt.  Die  §itfSmiffenf<haften  mfljfen  mir  in  ber  ^Buchhaltung,  wie  in 
jebem  anbern  Unterricht,  mit  ^ineinjie^en.  9hir  auf  baS  „Söie?"  fommt  es 
an.  Wicht  a(ö  totes  ftnhängfri,  fonbern  eben  ba,  wo  eS  ber  3ufammenfyina, 
erforbert  ober  roo  eS  bie  beffere  ßrflärung  eines  SBegriffeS  notroenbig  macht. 
6§  märe  &ier  inSbefonbere  bie  florrefponbenj  511  ermähnen,  roelche  bie  ©runb« 
läge  ber  Eintragungen  bilbet,  auf  meiner  bie  gefchebene  Buchung  Dorgemertt 
roirb,  roährenb  umgelernt  bie  Bücher  auf  biefelbe  Söejug  nehmen.  Euch  foQ 
ber  ©$üler  j.  59.  bie  rechtliche  33ebeutung  beS  SBedrfelS  unD  ben  ilnterfchieb 
$mifchen  ffiechfel-,  ©chulbfchein*  unb  99u<hforberung  fennen  u.  f.  f.  „3u  roenig 
unb  ju  Diel,  üerbirbt  alles  Spiel."  3n  biefer  93ejiet)ung  geflieht  aber  im 
bieSbejüglichen  Unterricht  entfcf)ieben  et)er  311  menig  als  511  biel.  DaS  bisher 
©efagte,  fomie  baS  Befen  ber  Buchhaltung  felbp  febon  begrünbet  ben  9ten 
Örunbfafc : 

9)  Der  $ud)f|alfitng3iittrerrtd}t  ift  mehr  uaä)  oben  ju  oerlegen. 
Die  ^rimarfchule  geroinnt  baburch  3eit,  bie  fie  in  nüfclicher  Seife  für  baS 
Rechnen,  inSbefonbere  ba§  kopfrechnen  u.  f.  f.  bermenben  fann,  rooburch  bie 
ermähnten  Übelftänbe  ungenügenber  Borfenntniffe  wegfallen.  Der  ©djttler 
muji  eine  gemiffe  Keife  im  Denfen  erlangt  haben,  beüor  er  an  ben  BuchbaltungS« 
Unterricht  herantreten  fann.  Diefe  Äeife  fann  er  burchfehnittlich  in  ben 
obern  Ataffen  ber  ^rimarfchule  noch  nicht  haben.  3"bem  lehrt  bie  Erfahrung, 
bafc  jene  bie  Buchhaltung  grönblia^er  berßehen,  bie  juerft  bie  doppelte  unb 
erß  mubbft  bie  einfache  erlernt  haben.  SBoflte  man  biefer  Beobachtung 
Stec^nung  tragen,  müßte  ber  Unterricht  fdr)on  auS  biefem  (Brunbe  meiter  nach 
oben  getragen  merben,  nicht  roeil  bie  boppelte  fernerer  ift  als  bie  einfache, 
fonbern,  toeil  bei  berfelben  ein  blofe  mechanifcbeS  Arbeiten  abfolut  auSgefchloffen 
ift,  roährenb  eS  bei  ber  einfanden  fcheinbar  möglich  ift. 

10)  Der  befoubere  @barafter  ber  Sd)ule  ift  fo  oiel  als  möglich  jn 
berücfftdjtigen.  DaS  (abliefet  oie  oerlangte  Sielfeitigleit  nicr)t  aus.  3efct 
geflieht  baS  jumeift  nur  bei  ber  tJfacbfcbule,  9Han  fhreitet  ftdj  um  einfache 
unb  boppelte  Buchhaltung  r)erum,  auf  maS  man  aber  befonberS  aufmertfam 
fein  foflte,  als  ben  bebeutenbften  ©efchäftSgang  jenen  aujufefjen,  ber  ben  Schülern 
am  nächften  liegt,  barauf  legt  man  menig  ®emicr)t.  Suchen  mir  j.  53.  einen 
Seitfaben,  ber  befonberS  für  TObdjenfdjulen  geeignet  märe,  fo  ftnben  mir 
fclbji  mit  ber  „oerbefferten"  Diogeneslaterne  nichts.  Die  meiften  Sehrbücher 
merben  biefeS  BebürfniffeS  nicht  einmal  im  theoretifchen  $eile  geroahr.  %6er 
auch  felbft  9Railänber  glaubt  bemfelben  Rechnung  ju  tragen  bureb  &inf$a(tuug 
eines  HufgabenleljrgangeS  für  ein  2BeiBroarengefchäft,  baS  nach  bem  gleichen 
SRufter  ber  (aufmännifchen  einfachen  Buchhaltung  behanbelt  merben  fofl,  roie 
ber  oor^ergehenbe  (&fcbäftSgang.  ber  ein  6olonia(marengefa)äft  en  gros  unb 


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208 


en  detail  betrifft.  —  6$  fommt  ferner  im  ßeben  fo  oft  cor,  bafe  ein  9ln= 
gefteflter  9tebenberbienfte  j.  9.  Agenturen  ^at.  3öürbe  mic^  jemanb  nach 
einer  ^tffür  beregneten  Anleitung  fragen,  fo  tönnte  ich  ihm  nichts  anbereS 
ermiebern  als  „(Sott  Cob  unb  Dant,  bafe  ich  (eine  tyibt,  fo  bleibt  mir 
baS  unnüfce  ©uchen  erfpart.  probier  eS  felber,  eine  paffenbe  §orm  ju  wählen," 
2öir  finben  jwar  Büä>r  genug,  bie  ben  Titel  „^rtoatbucbbaltung"  ffl^ren. 
Aber  Titel  unb  3ntjalt  [\nh  oft  nicht  miteinanber  berfchwägert.  Das  gleite 
gilt  auch  in  Bejug  auf  bie  Janbwirtfchoftlichen  Buchführungen",  bie  meifi 
ju  febr  an  baS  laufmännifcbe  Büreau  erinnern,  ^unft  3  unb  9  fönnen 
ba^er  uifammengefaBt  werben:  Die  ©toffauSmabl  mufe  für  bie  häufiger 
»orfommenben  Berufsarten  eine  reifere  fein,  inbem  ftugleicb  bie  in- 
bioibuellen  Oeigentümlicbfeiten  berfelben  üoll  jur  Geltung  foinmen, 
bod)  barf  fie  aud>  nicht  einfeitig  fein. 

2Bie  bieS  im  ßeben  fo  oft  üorfommt,  bat  man  biefen  OTittelmeg  über- 
fprungen  unb  ifl  auf  ben  Gebanfen  gefommen,  nicht  blofe  bie  Schule  in  ber 
Gefamtbeit  fonbern  fetbft  bie  iubibibueHen  Bebürfniffe  beS  Schülers  im  Unter- 
riebt fetbft  burcbgehenbS  ju  berüefftebtigen.  6o  fagt  Sachner  in  feinen  Sehr« 
beften :  „Der  Erfolg  jebeS  Unterrichtes  hängt  eng  mit  ber  2uft  beS  Schülers 
an  bem  Bortragftüde  «ifammen  .  .  .  2öenn  mir  nun  glauben,  ein  Wittel, 
baS  Sntereffe  an  ber  gewerblichen  Buchführung  ju  förbern,  in  ber  Pflege  beS 
(Sinjel-  ober  Gruppenunterrichtes  ju  befifcen,  fo  gehen  mir  babei  bon  ber  An- 
nahme aus,  bafe  jeber  fajon  bem  Berufsleben  angeljörenbe  Saxler,  baS  maS 
mit  feiner  Belästigung  in  engeren  Begehungen  fiebt,  lieber  treiben  wirb,  als 
anbere  ihm  ferner  liegenbe  Arbeiten,  bap  alfo  beifpielSroeife  ein  Tifchler  ben 
Gang  ber  Buchführung  feines  Gehöftes  mit  fefjr  biel  mehr  Aufmerffamfeit 
oerfolgen  wirb,  als  jenen  eines  anbern  Berufes."  3U  biefem  3wecf  rät  er, 
bie  Schüler  in  ©nippen  ju  teilen  unb  für  fta)  ui  befestigen.  Um  bieS 
ermöglichen,  foO  ber  ßeljrer  beS  DiltierenS  ber  Gefd)äft§Dorfclfle  burch  Sachner'S 
Meftc  enthoben  werben,  fo  bafe  er  unmittelbar  mit  bem  Gruppenunterricht 
beginnen  fann.  (2öo  eS  angeht,  mag  er  allgemeine  (Srflärungen  geben.)  ©enn 
nun  bon  anberer  Seite  biefeS  ^ßrinjip  üerallgemeinert  werben  wiQ,  fo  beweist 
baS  biel  UnfenntniS,  ba  eS  in  ber  ^JrarjS  nicht  einmal  für  gewerbliche  Spulen, 
gefchweige  benn  für  anbere,  Durchgeführt  werben  fann.  Die  boflflänbige  Tren- 
nung btr  einzelnen  Gruppen  wirb  aus  praftiferjen  finanziellen  Grünbrn  niebt 
möglich  fein.  2Bie  man  bie  einzelnen  Gruppen  neben  einanber  unterrichten 
fann,  leuchtet  mir  nicht  ein,  ba  Art  unb  ftnjaljl  ber  Büd^r,  bie  boch  befprodjen 
werben  müffen,  berfchieben  fmb.  ßinen  2Binf  aber  geben  uns  Sad)ner'S  Be- 
mühungen. SDenn  eS  nicht  möglich  ifl  im  Unterricht  bie  inbibibu eilen 
Bebürfniffe  ju  berücf fichtigen,  fo  fönnen  wir  bieS  bei  Erteilung  ber 

Aufgaben  thun  unb  jwar  inSbefonbere  an  ber  ftortbilbungSfchule. 

 (8rortfefrung  folgt) 


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-    209  - 


(jftnigtg  über  btc  /ortbilbuitjj  ber  Jeljrrr. 

CaSon  J.  A.  D.,  Sdjrer  in  8fr.) 
(6<hlu&.) 

4.  ßin  weitere«  unb  fehr  roid)Hge§  ^ortbilbungdmittel  ftnb  bie  Kon« 
ferenjen.  $iefe,  im  rechten  ©eifte  geführt,  trogen  jum  erften  roefentlich 
boju  bfi,  bie  Verbinbuitg  ber  Celjrer  initeinanber  unb  ber  ©dmle  $u  ihren  Vor» 
gefegten  ju  üermitteln  unb  einer  fegenSreichen  ^^ötigfeit  ju  üerhelfen. 
3um  jroeiten  ftnb  fie  bortreffliche  VelehrungSmittel.  Um  aber  ben  richtigen 
Wu^en  barauS  511  jiehen,  müffen  felbftberftänblich  %fftma\t  au§  bem  ©ebiete 
ber  Sdmle  gerodet  merben.  $iefe8  ©ebiet  ift  ja  [0  groß,  baft  man  glauben 
foüte,  megen  beS  Stoffes  nie  in  Verlegenheit  tommen  ju  müffen,  unb  boctj 
icheint  bie§  fu*  unb  ba  ber  ^fafl  $11  fein.  2Benn  auf  einer  Konferenz  baS 
^henta  bllx  Vetjanblung  fommt:  „28a§  ift  ©ott",  roie  e8  thatfächlicf)  bor* 
gelommen  ift,  fo  lann  man  311m  oorauS  beurteilen,  mit  meinem  9?ufcen  bie 
2ehrer  auSeinanber  gehen.  %ich  unferer  Anficht  bringen  bie  Konferenzen 
mit  ^robeleftionen  berbunben  ben  größten  Wufcen.  Daju  [\nt  mehr  bie 
Ärei§«  ober  ©pejialfonferenjeu  geeignet,  too  (eine  ju  gro&e  Anzahl  bon 
Seljrern  fich  jufaminen  finbet.  2Bir  tenneu  Greife,  roo  fötale  fchon  mit  bem 
größten  Wujjen  eingeführt  ftnb.  $a  lernt  man  am  beften  bon  ben  anbern, 
roie  man  Schule  halten  fofl  unb  roie  man  eS  nicht  machen  mufo.  3n  ber 
bem  »eferat  folgenben  ^iSfuffion  roerben  alSbann  in  friebliä>r  unb  rooljl» 
mcinenber  Söeife  bie  Cehrprobe  befprodjen,  bie  gehler  in  foflegialer  ©üte  gerügt 
unb  ba«  mufterhafte  Verfahren  h«borger)oben  unb  für  firt)  felber  al«  Veifpiel 
mit  ^fimgrnommrii.  Solche  Konferenzen  bringen  mehr  Stuften,  als  halb* 
WgigeS  £erumfchroefeln  an  nichtStaugenben  Zty\tn. 

Sehr  ju  empfehlen  finb  mit  ben  Konferenzen  berbunbene  fiefebereine. 
S§  befifct  je&t  faft  jebe  KreiSfonferenj  eine  Vibliothef,  bie  fogar  bom  Staate 
in  pfcuniärer  Vejiehung  unterftüfct  ift,  roie  j.  V.  in  ©raubünben.  $a  ift  bem 
Lehrer  bie  Venujwng  umfangreicher  unb  foftfpieliger  Söerfe,  bie  er  ber 
Äoften  roegen  fa>uen  roürbe  ficf>  anjufchaffen ,  jugängliö)  gemacht.  Barum 
lönnten  nicht  auch  päbogogifche  ^itfchriften  bom  ßefebereine  auS  gehalten 
roerben,  um  bie  Koften  ju  erfparen? 

2Öo  ferner  (oflegialifche  ©efiunung  unb  Siebe  zur  ftortbilbung  hmfchi, 
flehen  ober  foflten  gegenfeitig  bie  Vücherfammlung  ber  Kollegen  jur  Verfügung 
fabelt.  S©o  enblich  ber  ^farrgeiftliche  fich  un*  bie  Schute  unb  2Beiterbilbung 
öeS  SetjrerS  betümmert,  unb  roo  ©eiftliche  unb  Seljrer  einig  gehen,  flehen 
bie  Bücher  brt  erftern  bem  fiehrer  natürlich  in  f?h?  betbanfenSroerter  2öeife 
uir  Verfügung.  9Jlan  fief)t  alfo,  baß  Vüchermaterial  jnr  Söeiterbilbung 
otjne  grofeen  tlufroanb  bou  ©elb  hfrbeigefa)afft  roerben  (ann,  roenn  guter 
©ifle  unb  (Sinigfeit  nicht  berbannt  roerben.  — 


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-    210  - 


III. 

Die  ftortbilbung  bcr  Sefcrer  beruht  alfo  bielfad)  auf  bet  ßeftüre  aus 
guten  93üa>ru  unb  3*it^riftrn.  «Rur  muß  bie  fieftüre  richtig  ausgewählt 
unb  jmedmäfeig  betrieben  roerben.  $ie  SBeflrebungen  berer  fann  man  aber 
weniger  toben,  weld)e  plan--  unb  regellos  bon  einer  Settüre  jur  anbern  übtx- 
gef>en,  bie  berfrt)iebenartigften  Übungen  narl)  ber  wed)felnben  Saune  borne&mfn. 
2Benn  e*  biefleid)t  fola)e  Setjrer  gibt,  bie  ein  Derartiges  Verfahren  als  im 
Dienfte  bet  gortbilbung  erad)ten,  fo  finb  Tie  auf  bem  §oljweg.  Sinen  folgen 
ftleifc  nennt  man  gefcfjäftigen  Etüfeigang,  ber  roeber  baS  (Semüt  befriebigen 
fann,  nod)  bie  gortbilbung  förbert.  §r  oerurfacbj  im  ©egenteil  bem  ßefjrer 
grofee  unb  unnötige  Ausgaben,  fütjrt  ifjn  ju  jener  Öefefudjt,  meldte  un« 
befd)äftigten  fträuleinS  eigen  ift  unb  als  blofeer  3^itt)ertreib  angefetjen  wirb, 
weldjer  aud)  ber  redeten  ©eifleSarbeit  entgegen  wirft,  fyxntx  rairb  burd)  bie 
3Mefleferei  baS  3ntereffe  für  ernfte  ©tubien  gelähmt  unb  julefct  Überbrufe 
au  ber  geiftigen  ftortbilbung  berurfad)t.  $atjer  fofl  in  feinem  Qfadje  baS 
oberflätfjlidje  Cefen  beS  einen  ober  anbern  33ud)e§  oorfommen ;  benn  bie  ©Übung 
förbert  nur  bie  mieberfjolte  Durdmafjme  beSfelben  mit  ftrenger  Slufmertfamfeit 
unb  grünblid)er  ftorfdmng.  2Benn  ein  Sud)  gelefen  ift,  foOte  man  im  ftanbe 
fein,  ftd)  über  ben  ^nr)a(t  9red)enfd)aft  ju  geben  unb  namentlid)  ftd)  ber 
©teilen,  bie  einem  (er)rreid)er  unb  nüt}lid)er  Dorfommen,  belaufet  fein.  Um 
biefeS  3ift  Su  «reiben,  foflte  ber  aflbetannte,  nü^lictjc,  aber  roenig  befolgte 
(Srunbfaf)  in  ftnwenbung  gebraut  werben :  „3öer  lernt,  lerne  mit  ber  t^eber 
in  ber  $anb."  Darum  fofl,  nod)bem  ein  9lbfd)nitt  gelefen,  über  ben  3ntyalt 
eine  Überfd)rift  gemalt  roerben,  b.  f).  man  fofl  einen  Wbfdjnitt  in  einen 
ober  in  mehrere  furje  ©ä&e  jufammenfaffen.  91uct)  fann  man  ftd)  ßefefrüd)te 
erfteflen,  merfen  unb  in  ein  befonbereS  #eft  eintragen.  Auf  biefe  2öeife  wirb 
baS  empfangene  ©ut  in  eigenes  SSefifctum  umgewanbelt.  Senn  man  aber 
ein  oon  ®ott  begnabigteS  ©ebäa)lniS  befifct,  fann  man  bie  ©ad)e  moljl  ein« 
feiger  anfteflen.  9tad)bem  ein  Tluffafc  ober  ein  ganjeS  33ud)  gelefen,  gebe 
man  baS  3nbalt§Derjeia)ni§  Sorgfältig  burcr)  unb  reprobujiere  im  ®ebäd)tni« 
noeü,  einmal  $unft  für  ^unft  ben  ganzen  3nt)alt.  Wan  Ijüte  fia)  jebod), 
feiner  ^ntefligeuj  ju  biel  anjubertraiieu  unb  gebraute  forgfältig  bie  Wittel, 
bie  ju  einem  gewiffen  9cefultate  führen. 

5öie  oiel  3eit  fofl  nun  ber  ße^rer  für  feine  ^rtoatftubien  anwenbeu '? 
J£>ier  ift  rootjl  ferner,  beftimmte  ©renken  ju  jieljen,  inbem  bie  oerfd)ieben- 
artigften  5Jerl)ältniffe  obwalten.  Wand)e  ßefjrer  fönnen  nur  für  bie  ©d)ule 
leben,  anbere  müffen  ju  pefimiären  Webenbefcfyiftigungen  greifen,  um  ein 
anftftnbigeS  Düfein  friften  ju  fönnen.  Don  Bosco,  ber  grofee  ^ilantljrop, 
batte  in  feine  ©tatuten  aufgenommen,  bafc  feine  Sefjrer  wenigflenS  brei 
©tunben  täglid)  bem  ©elbftubium  obliegen  müffen.  Giner  Verallgemeinerung 


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-    211  - 


biefer  SBorfärift  möd&te  moljl  ni<$t  ba«  Bort  reben  unb  jwar  au8  ben 
angeführten  ©rünben.  fei  aber  bocf>  erlaubt,  eine  allgemeine  Kegel  auf» 
aufteilen.  3eber  ßeljrer,  bem  feine  ftortbilbung,  ber  gfortfä^ritt  feiner  ©ä)ule 
unb  ba«  Söoljl  feiner  Mitbürger  am  ^erjen  liegen,  fofl  im  $ura)f($nitt 
memgften«  eine  bis  anbertyalb  ©tunben  tägliä)  feinem  ^ßrtoatftubium  obliegen. 
3e  weiter  biefeä  Minimum  au£gebetjnt  wirb,  befto  mefjr  tonnen  mir  ben 
betreffenben  ße&rer  beglüdmünfä>n. 

* 

Beginne  nur  immer  frifö  bomit,  mit  jebem  Sä)rilt  weiter  wädjfi  bie 
Sreube  unb  ber  ©enufj ;  eß  wirb  aflmäljlig  au§  Arbeit  eine  (Srfrif$ung  unb 
geiftige  (Sr&ebung.  „Die  ©tubien  loden  burd)  fiä)  f elber  bie  ©eijler  an  unb 
reiften  aOe  burrt)  iljre  Süfcigfeit  ju  fid)  fjir.." 

©ebe  ftdt)  alfo  feiner  mit  bem  ©tanbpunfte  geiftiger  unb  filtlidjer  93ofl» 
lommenljeit,  auf  bem  er  eben  fteljt,  juf rieben,  Srmedt  ber  2el)rer  unb  befjält 
er  baS  t&atfräftige  Verlangen  no#  roafyter  SBeiterbilbung  in  jeber  £>infid)t,  fo 
wirb  ifttn  biefe  audj  $u  teil,  benn  „£>in  fommt  ni$t,  wer  bie  Seiter  madjte, 
fonbeni  wer  fie  befteigt."  (Öeffing.)  Der  ßeljrer  Ijat  burdj  feine  ©elbftubien 
nud)  bie  fcfyönfien  Littel  gegen  bie  Sangemeile.  Wud}  baß  einzige  Wittel,  einen 
9Renf$en  waljrlfaft  glürtlicf)  ju  madjeu,  feljrt  ein,  nämlid)  ber  riebe  be3 
£>er$en§.  3ufrif0en  ift  alSbann  ber  Sefyrer  in  ber  befdjeibenften  Stellung; 
bie  Ungebulb  unb  bie  Unjufrieben^eit,  (Sigenf^aften,  bie  man  oft  nirf}t  mit  Un* 
recf)t  bem  ßefjrer  bormirft,  merbeu  üerfd&minben.  9lua)  ber  $)anf  unb  bie  Söert« 
|d)ä  funig  Don  ©eiten  feiner  ©djüler,  ber  Altern,  SJorgefefcten  unb  aller  ber» 
nftnftigen  9Renfa)en  werben  iljm  ju  teil. 

Erfüllt  alfo  ber  ßeljrer  feine  W^ten,  au#  was  bie  ftortbilbung  an« 
belangt,  fo  wirb  er  ni#t  fo  balb  wegen  geringen  Unjufömmlid)feiten  ober  eine« 
geringen  materiellen  ©eminnS  wegen  feiner  ga^ne  untreu  werben;  er  wirb 
auS&arren,  fo  lange  feine  Gräfte  e§  erlauben  im  eblen  Berufe  ber  3ugenb» 
bilbung,  unb  julefct  erfüllen  fl<$  n«  $™  2Borte,  bie  einem  magren 
Sugenbfreunbe  gebühren : 

mQ:t  bat  geftrebt  unb  geftritten, 

$?at  aud)  geirrt  unb  gelitten, 

ftber  bis  juint  ©rabefiranbe 

93Ueb  er  treu  bem  ßeljrtrftanbe.*  — 


95on  8.      ßefcrer  in  O. 

2Benn  ber  ftrfiljling  mit  feinem  Vogelfang,  SBiefengrün,  ©lumenbuft 
unb  feiner  f£arbenprad)t  ßinjug  bält  unb  ben  eifigen  Worbwinb  jum  Sanbe 
^inauS  jagt  —  bann  f}errf$t  auä)  in  unferm  ©ä)ul$immer  ein  gar  emftge* 


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-    212  - 


Dtütjren  unb  Staffen.  $8  ift  wie  an  einem  ©amftag  Wac&mittag,  wo  bie 
reinliche  unb  orbnungSliebenbe  £au8frau  ibr  flüa>ngef<t|irr  fa>uert,  bamit 
ber  naf>e  Sonntag  fiaj  labe  an  bem  ©piegelblanf  beS  mäbrenb  bet  2öoaV 
gebrausten  HrbeitSmaterialS. 

flucti  beS  CebrerS  «Sonntag  —  Don  Dielen  freilid)  nid)t  511  biejem  töange 
erboben  —  rfidt  tjeran  —  baS  gramen.  $>amit  aud)  bei  biejem  ftfjfc  ficb 
bie  Salute  in  oorteilfjaftem  ßicbt  jeigen  fann,  regt  ber  geftrenge  S^ulmeifter 
feine  £>änbe  mit  erneutem  gleifee.  $a  unb  bort  wirb  gefeilt,  t)ie  unb  ba 
eine  Ciide  auSgebeffert,  EerfäumteS  naajgebolt,  WaajgebolteS  ergänzt  unb 
DerDollftänbigt.  Repetitio  est  mater  studiorum.  —  tiefer  gemife  aflerfeitS 
als  ejiflenjberedjtigt  anerfannte  ©a|  Derleifjt  ber  oielfad)  müfjfamen  Arbeit 
beS  Sehers  unb  (SrjiefjerS  neue  Schwunghaft. 

Unb  bod)  glauben  mir,  bafe  er  in  ber  3eit  Dor  ben  Dramen  nur  atlju 
ftarf  betont,  it)m  in  einem  aflju  grofeeu  Umfange  nachgelebt  wirb.  53ou  ibr, 
ber  2Bieberf)olung,  erwartet  oielerortS  monier  Seljrer  nur  ad^u  Diel  £eil. 
©emife  roirb  fie  mannen  prunfen  (äffen,  feinem  £et)rta(ente  werben  fd)meid)el* 
fjafte  Pomplimente  gesollt  werben.  Aber,  ob  alles  ©olb  ift,  was  ba  am 
gegebenen  $age  gtünjt  —  ein  gewiffentjafter  ^Beobachter  wirb  baS  eble  Dletafl 
Dom  uneblen  balb  untertreiben  fönnen.  "Ser  ©rofeteil,  ber  in  baS  innere 
be§  ©etriebeS  nic^t  mit  gleicher  ©ebfd)ärfe  511  Dürfen  Dermag,  läßt  fid)  Dom 
©lanje  blenben,  wähnt  ©olb  ju  fefjen  unb  fyai  nur  Weffing  Dor  fid). 

gfir  ben  2et)rer  ift  e$  Derlorfenb,  biefen  28eg  einjufdjlagen.  (5r  fann 
fia)  monier  forgenooflen  ©tunben  mäbrenb  beS  3af>reS  entheben;  ein  par 
SÖodjen  tüchtig  gepauft  unb  gebriflt  — ,  unb  am  ^rüfungStag  läufts  wie  am 
©djnürchen. 

(Sin  gewiffenfjafter  Arbeiter  auf  bem  frönen,  wenn  auch  geitweife  bornen> 
Dollen  f^elbe  ber  3ugenbbi(bung  wirb  nie  311  folgen  Wittein  greifen,  fich  mit 
($det  unb  9lbfd)eu  Don  ihnen  wenben.  6r  weift,  bafe  eS  ftrenger  Arbeit  unb 
jäher  fluSbauer  bebarf,  wenn  er  feine  5berufSpfIichten  nach  Sßiffen  unb  ©e* 
wiffen  treu  erfüllen  will.  $)a3  3'e'»  welches  er  mit  feineu  Sattlern  erreichen 
will,  fleht  ihm  mährenb  beS  Schuljahres  immer  lebenbig  Dor  klugen;  (angfam, 
Schritt  um  Stritt,  forgfältig  auf  baS  Vorhergegangene  aufbauenb,  bie 
Derfdjiebeu  laufenben  gäben  innig  unb  inniger  Derfnüpfenb,  bis  ein  Dauerhaftes 
©ewebe  entftauben  ift,  fteuert  er  bemfelbeu  ju.  Unb  trittft  bu  Dor  bem 
Gramen  in  feine  Sdmlftube,  fo  finbeft  bu  nichts  Don  bem  Mafien  unb  3agen, 
Don  ber  namenlofen  Rauferei,  welcbe  geeignet  ift,  bie  Schüler  ju  Derwirren 
unb  ihnen  jebe  ßuft  ju  felbftänbigem  Suchen  unb  ginben  ju  rauben.  S)er 
ganje  Dielräbrige  Scbulfarreu  rollt  im  gewöhnlichen  WtltagSgeleife  einher  nach 
ber  belannten  $eDife:  ßangfam,  rubig,  aber  fia>r.  ^r  Seljrer  wirb  mit 
feinem  SBorte  auf  bie  in  fo  unb  fo  Diel  2öoa)eu  ftattfinbenbe  Prüfung  auf* 


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-    213  - 


mtrtfam  matten,  lächerlich  würbe  eS  ihn  bebünfen,  burch  biefeS  Littel  bas 
3ntereffe  bet  ftinber  erhalten  ju  fönnen.  (5r  roeife,  molnn  er  fich  menben 
hat,  worauf  er  fein  £>auptaugenmerf  richten  muß,  um  Sebenbigleit  unb 
Hufmerffamleit  in  bie  9täume  be§  ©clwljiminerS  ju  pflanzen.  2tm  5Borabenb 
teilt  er  feinen  @$ülern  mit:  borgen  berlangt  man  Don  und  Kechenfchaft 
über  bie  roäljrenb  beS  ^a^red  geleistete  Arbeit.  SQBir  fürchten  uns  nicht ;  mit 
friföem  2Wut  unb  frohem  <8inn  fommen  mir  jur  Prüfung.  Saut  unb 
beutlich  antwortet  jeber  auf  bie  fragen  beS  (JraminatorS.  Unb  ift  baS 
(Sramen  Dorbei,  fo  ruhen  mir  gerne  Don  unferer  Arbeit  einige  $age  aus,  unb 
nndjfjer  fangen  mir  baS  neue  3ahr  mit  neuer  3"betfiö)t  miebet  an. 

(Sine  fold>e  ©djule  mufe  baS  ^)erj  eines  jeben,  bem  baS  2Bot}I  ber 
heranmachfenben  3ugenb  etwas  gilt,  erfreuen. 

Unb  fällt  baS  Sjamen  auch  nic^i  ganj  nach  SÖBunfcf}  aus,  ber  Öeljrer  ift 
beruhigt,  er  meife,  bafe  er  feines  Amtes  geroiffenljaft  gemattet  &<it.  $iefe  innere 
53efriebigung  gilt  ihm  mehr,  macht  ihn  glüeflicher  als  bie  (£itel!eit  fchmeichelnber 
Cobrebnerei.  ©tili  unb  geräufajloS  ift  fein  2Bir!en,  ebenfo  ftifl  möchte  er  bie 
3früa)te  beSfelben  reifen  feljen. 

2BaS  mir  über  bie  Äepetitionen  fagen  moflen,  Hefte  fi<h  in  folgenbe  2öorte 
faffen : 

SBaue  auf  folibem  ^unbamente  langfam,  aber  mit  rechtem  ÜRateriale  auf, 
roirber t)ote  fleißig  mährenb  beS  3ab.reS  —  monatliche  Otepetitionen 
mann  empfohlen  —  bann  braudjft  bu  Dor  bem  Gjamen  beiner  ©dniler  ©e* 
bädjtnis  nicht  in  unerlaubter  SBeife  in  Wnfpruch  $u  nehmen.  ©anj  f$id(ia) 
unb  gewife  nufcbringenb  ift  am  (Snbe  beS  ©chuljahreS  eine  ©eneralrepetition, 
eine  ^)eer|a)au  über  bie  getane  3af)re$arbeit.  9lber  biefe  Dofljielje  fia)  nach  be» 
ftimmten  @efia)tspunften ,  bebinge  eine  neue  Verarbeitung  beS  Stoffes  burch 
bie  ©chüler.  60  bleibt  baS  3ntereffe  wad),  ber  SJorfteflungSinhalt  mirb  nach 
allen  ©eiten  p&lung  erhalten,  bie  geiftige  Rraft  ber  3&günge  wächst,  baS 
gewonnene  SBiffen  mirb  jum  jeberjeit  frei  berfügbaren  ßigentume.  Unb  biefeS 
Sewu&tfein  ber  Äraft  ift  ber  Vrennpunlt,  aus  meiern  Strafen  in  baS  2BiflenS« 
leben  gelangen.  —  3>aS  ift  ber  2öeg  jur  Gharafterbilbung. 

Ob  bie  (Sjamen  gänzlich  abjufdjaffen  ober  beizubehalten  feien,  ift  eine 
in  neuerer  fy\t  oft  biSfutierte  Streitfrage,  hierüber  finb  bie  ^Infic^ten  unferer 
Se&rerfc&aft  geteilt.  S5on  Dielen  Derbammt  unb  als  nichtSnufcigeS  3nftitut 
aus  früheren  3«*f"  fi"em  balbigen  WuSfierben  anheimgemünfeht ,  finben  fi< 
ebenfo  marine  Verfechter  unb  ^Befürworter.  2öenn  mir  auch  jugeben,  bafe  bie- 
felben  mancherorts  ausgeartet  unb  ju  einer  ecfelhaften  ^ßebanterie  herunter* 
gefüllten  finb,  fo  möchten  mir  ihnen  boch  nicht  jebe  $afein§6erechtigung  ab» 
fpiechen.    92ur  müffen  fie  auf  gefunbere  SBalmen  gelenft  werben. 


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-    214  - 


©ttnföenSmert,  ja  energtfch  511  forbern  ift  nach  unferer  Anficht,  bafc 
bie  Sajation  ber  Schule  unb  beS  ßefjrerS  nicht  Dom  3Rcf u I täte 
beS  ©samenS  abfange,  nicht  Don  ihm  biftiert  roerbe. 

©äljrenb  beS  3ahreS  ift  beut  3nfpeftor  genug  Gelegenheit  geboten,  fid) 
über  ben  Stanb  ber  Schule  orientieren,  unb  maS  bie  ^Beurteilung  ber 
metljobifchen  ^ähigteit  beS  fichrerS  anbelangt,  wirb  baS  Sgamen  faum  ber 
richtige  3«tbunft  fein,  mo  ber  ^nfpettor  biefelben  am  beutlichften  ju  ®efta)t 
betommen  fann.  $a8  Sehroerfahren  ift  ein  anbercS,  wenn  JReprobuftion 
befannter  Segriffe  erhielt  werben  urifl,  als  wenn  eS  fid>  barum  hanbelt, 
bem  Äinbe  auf  naturgemäßem  2Bege  neue  Segriffe  beizubringen. 

(Sin  jeber  Schulmann  tann  aus  Erfahrung  bezeigen,  baß  ber  NuSfafl 
einer  Prüfung  öon  fo  bieten,  zufälligen  Momenten  abhängig  ift,  baß 
mir  eS  als  gerabeju  ungerecht  Derbammen  müffen,  wenn  nur  baS  Äefultat 
biefer  Prüfung  Schule  unb  ßehrer  tariert. 

Sehr  ju  begrüßen  märe  beSljalb  eine  93erorbnung  —  mie  fie  unfereS 
SQBiffenS  Solotfmrn  befi^t  —  roelche  ben  3nfpeftor  berpflichtet,  bie  ifjm  jur 
Beobachtung  unterfteOten  ©Ovulen  monatlich  ju  befugen.  So,  unb  nur  fo, 
ift  eS  bemfelben  möglich,  über  ben  Stanb  ber  Schule  in  phtyifcher,  intedettuefler 
unb  moraüfdpr  Jpinfid)t,  über  ben  £eljrgeift,  ber  in  berfelben  tjerrfct)t#  über 
$ef)ler,  roelche  bem  ©ebeihen  ^inberlia)  in  ben  2Öeg  treten,  ein  annähernb 
richtiges  Urteil  ju  fällen.  So  ift  er  im  ftanbe,  ein  reichhaltiges  Material 
ZU  fammeln,  welches  ihn  befähigt,  feine  gegebenen  HuSfagen  mit  %t)atfa<t)tn 
5U  erhärten.  $)er  anbere  urteilt  oberflächlich,  ungerecht  nnb  roirb  fich  auch 
bor  ber  Jfritif  nicht  zu  Derteibigen  roiffen.  Uns  fchmebt  immer  Dor  Äugen, 
ber  ßyamentag  fofle  ber  ernflen  Jahresarbeit  einen  mürbigen  Äbfchluß  Der« 
leihen,  inbem  er  ju  einer  2lrt  Schlußfeier  mit  Mlamation  unb  ©efang 
geßaltet  roirb,  alfo  auf  bie  amtliche  Saration  feinen  Einfluß  ausübt.  — 

§S  fei  uns  geftattet,  baS  im  flanton  St.  (Sailen  übliche  ©erfahren  punfto 
Prüfungen  ju  ffijjieren:  3eber  politifche  SBejirf  befifct  einen  SejirtSfchulrat 
Don  roenigfienS  3  Witgliebern.  tiefer  übt  Slufftcht  über  Schule,  Öehrer  unb 
OrtSfchulräte  unb  erftattet  ber  Oberbehörbe,  bem  ßrjiehungSrate,  bieSbejüg» 
liehen  Bericht.  3eber  SezirtSfchulrat  befugt  feine  ihm  zugeteilten  Schulen 
jährlich  menigftenS  zwei  mal  unb  bezieht  bafür  ein  Saggelb  Don  5  gr.  unb 
»eifeentfehäbigung.  53iS  SRitte  ÜWärz  t>at  ber  fiehrer  zu  Rauben  beS  Shirts« 
fchulrateS  einen  fa)rift(ichen  Sehrbericht  auszuarbeiten,  ber  ben  3"fbeftor  über 
ben  behanbelten  Stoff  gehörig  orientiert.  9hm  fagt  bie  fchriftliche  Prüfung : 
31uffa$  unb  Söfung  einiger  (circa  4)  9technungSaufgaben.  $ie  2Bohl  ber  Auf» 
fa^themata  fleht  bem  3nfpeftor  zu.  SRechnungSaufgaben  roerben  ben  Schülern 
gebrudt  (ä  la  SRefrutenprüfung)  zufleffcflt,  finb  alfo  für  ben  ganzen  flanton 


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txrbinb(ic$.  63  werben  $roei  Ausgaben  beforgt :  a)  für  ©anajahrfdjuten,  b)'  für 
3d}ulen  mit  bertürjter  Schulzeit. 

liefet  Qlobus  gefällt  uns  im  ganzen  nicht  übel,  er  bringt  etroaS  Einheit 
in  baS  tprüfungSöerfa^ren ;  felbftüerftänblich  tann  aber  fo  bie  ^nbioibualitüt 
ein«  ©djule  nicht  in  ganj  gebührenbem  ÜRafee  berüdfichtigt  »erben.  3mmerhin 
jieh«u  mir  biefeS  Verfahren  einem  folgen,  roo  Saune  unb  VMOfür,  oft  fogar 
ntx$  etma3  anbereS,  baS  mir  lieber  nicht  anführen,  bie  Aufgaben  {teilen, 
roeit  bor.  9tur  motten  mir  roünfchen,  ba&  auch  überall  gleich  »erfahren 
werbe;  nach  unferer  Wnftcht  ift  eS  ungerecht,  menn  ber  eine  2ehrer  bie 
ftujfa$tt)emate  unb  ÄechnungSaufgaben  bor  ber  Prüfung  mit  ben  Schülern 
befpredjen  barf,  ein  anberer  aber  ben  SRunb  fein  ftifle  ju  galten  hat.  ©leicheS 
ffe<$t  für  alle! 

$ft  fchriftlichen  Prüfung  folgt  bie  münbtiche,  an  welcher  ber  VejirlS- 
l'^ulrat  ebenfalls  teil  $u  nehmen  hat-  ©eroife  roirb  nicht  ju  biet  bedangt, 
wenn  man  forbert,  fdjriftliche  unb  münbliche  Prüfung  bürfe  nicht  an  bemjelben 
§albtaa,e  flattfiuben.  $a8  ^iefee  benn  boch  ben  jugenblichen  ©eift  empfinblich 
mattraitiren. 

^luS  ben  nun  bei  €>d)ulbefucc)en  unb  Prüfungen  erhaltenen  Einbrüden 
tariert  ber  Vejirtefchulrat  ©dmle  unb  Sehter,  arbeitet  einen  Qgamenbericfyt 
qu3  ju  §anben  beS  CeljrerS.  Seiber  fyai  biefer  Vericht  ben  Qre^ler,  ba|  er 
gewöhnlich  ein  Viertetjahr  £U  fpät  an  bie  genannte  Wbreffe  gelangt. 

3um  ©djluffe  motten  mir  auf  eine  Übung  einiger  VejirfSfchulratS- 
loflegien  aufmerffam  mad/en,  meiere  auch  an  anbern  Orten  Nachahmung 
berbient. 

91m  Vorabenb  be§  EjamenS  erhält  ber  Cehrer  einen  ^rüfungSplan 
(Stoffbeßimmung  für  jebeS  einzelne  gach).  früher  beftimmte  ber  3nfpettor 
ben  ^rtifungSftoff  jeroeilen,  menn  baS  betreffenbe  $ach  an  bie  fteihe  fam. 
$em  Sehr«  auch  nic^t  bie  3eit  bon  einigen  Minuten  jur  Vorbereitung 
gegeben.  5Jun  jagte  man  fi<h,  roenn  roährenb  beS  Lahres  fietS  pünftliche  Vor« 
bereitung  geforbert  roirb,  macht  eS  einen  bemür)<nben  Ginbrucf,  menn  gerabe 
am  (gramen,  unter  ben  fcufpijien  bes  3nfpeftor8,  biefe  gemifc  berechtigte  gorber» 
ungen  mit  ffrüfeen  getreten  roirb.  $e§halb  alfo  roirb  burdj  3"f*nbung  *>e« 
GjornenplaneS  bem  Sehrer  bie  TOglichfeit  geboten,  auch  an  biefem  Hage  baö 
6<huljimmer  borbereitet  ju  betreten.  SCÖir  empfehlen  biefen  SJiobuS  auch 
Sehern  unb  ^nfpeftoren  anberer  Vejirte  $u  gelegentlicher  Einführung  aufs 
oftte. 


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Eibgen  off  cnfcfjaft.  (ßorr.  -  r.)  Die  Umgebung  ber  Äautone  burc£  ba§ 
eibgenöffifche  ftatiftifche  93ureau,  baS  leinen  Fragebogen  bireft  an  bie  Seljrer  ber 
öerfdjiebenen  Kantone  Derfanbte,  bat  nicht  nur  im  Danton  Sutern .  fonbern 
auch  in  Derfdnebenen  anbern  ßantonen  ber  Schroeij  Unjufrifbeii^eit  fjeröot- 
gerufen.  Das  Saterlanb  berietet: 

3m  „Wibroalber  93oli8blatt"  macht  $x.  Don  Wb,  barauf  aufmerffam, 
bafj  ba§  ja  ber  reinfte  ScbulDogt  fei,  roelchem  man  im  3abjc  1882  bie  11) uro 
geroiefen  habe.  Dem  ftatifiifchen  5Jureau  unb  ben  53unbe§organen  überhaupt 
fomme  baS  Stecht  ju  einer  folgen  Unterfuchung  gar  nictjt  vi,  unb  jebenfaü*3 
hätten  jte  fic^  in  erjter  ßinie  an  bie  Sdmlräte  unb  SrjiebungSbeböroen  unb 
nicht  bireft  an  bie  2ef)rer  flu  roenben.  „WcüJS  für  ungut",  f abliefet  ber 
immer  IjumorDoUe  2öeltüberblider ;  „aber  fjier  fagen  mir  mit  aller  (Sntfchieben- 
t>eit :  „„»tji,  gang  mer  ab  ber  93Dge!"" 

9luch  in  ber  melfct)cn  Schroeij  hat  fich  gegen  baS  Vorgeben  beS  ftatiflifctjen 
58ureauS  Cppofilion  erhoben.  5Bor  einigen  2agen  berrichtete  ber  „WouDeflifte 
5Bauboi§",  ber  Staatsrat  oon  SöafliS  tjabe  feinerfeitS  bie  Öebrer  eingelaben, 
(eine  bi reffen  Mitteilungen  nach  Sern  gelangen  ju  laffen,  ba  man  ticr 
nicht  über  bie  tantonalen  3nftanjen  fyätte  funroegfchreiien  foflen.  DaS  roaa&i» 
(änbifaje  Organ  felbfi  fügt  bei:  „Der  Staatsrat  Don  SBalliS  ift  im 
JRecht.   Die  Zfyatfafy,  gegen  bie  er  proteftiert,  jeigt  abermals,  roie  un- 
geniert man  in  Sern  oft  mit  ben  ßantonen  umgebt.    9ln  geroiffen  Steden 
finbet  man  es  ganj  natürlich,  biefelben  bloße  Stattbaltereien,  ja  als  minbere», 
ju  beljanbeln.    3n  2öaabt  Ijiitte  baS  3irfular  beS  ftatiflifdjen  SBureauS 
nicf)t  nur  nicht  über  ben  ftopf  ber  ÄantouSregierungeu  (jmroeg  erlaffen 
roerben  foQen,  fonbern  eS  mar  an  bie  ©emeinben  \u  rieten,  Don  melden 
bie  Schulen  abfangen.    Der  Öeljrer  ift  ein  bureb,  bie  Munizipalitäten  unb 
bie  Schulräte  ernannter  '«Beamter.     Sache  biefer  SBebÖrben  ift  eS  alfo, 
fragen,  roie  bie  Dom  ftatiftifchen  -Bureau  geftellten,  $u  beantworten." 

Sluch  in  ben  „©larner  Wachrichten"  läfet  fich  eine  tabelnbe  Stimme  über 
baS  $)ineinregieren  beS  SBunbeS  in  baS  fantonale  Schulroefen  hören: 

„Der  l)ohc  fchroe^erifcht  SBunbeSrat  hat  ben  totgeglaubteu  eibgenöffifcheu 
Sd)u(Dogt  burdf)  baS  Mebium  ber  eibgen.  $urnfommiffion  jum  Seben  erroedt. 
3m  3a|re  1895  foflen  jirfa  ein  Dufcenb  eibgenöffifche  Surninfpeftoren, 
beren  Warnen  bereits  befannt  gegeben  finb,  bie  fchroeijerifchen  Sehrerfeminare 
abfilmen  unb  beren  ßöfllmge  auf  baS  Surnen  prüfen.  3m  folgenben  3aljr 
ioflen  bie  föeal-  unb  Sefunbarfchulen  unb  im  3a^r  1897  fämtliche  primär- 
faulen  beS  lieben  SchroeijerlanbeS,  jirfa  8000  au  Saty  burd)  SBunbeSorgane, 
fogenannte  ®urm>,  Sauf»  unb  Äletterfpione  auSfpioniert  roerbeu,  beren  eS 
l)ier  roob,l  ein  par  £)unbert  erforbern  bürfte.  9lber  roir  benfen,  fo  fd>nefl 
fdne&en  bie  ^rennen  Dorf)  ni$t.  Sollten  bie  ÄantonSregierungen  roirflicb 
nid)t  ben  Mut  haben,  ben  Herren  in  Sern  unter  ber  £>anb  nahe  ^u  legen,  baß 
fie  ]\\  biefem  Vorgehen  nicht  berechtigt  finb,  fo  bürfte  eS  im  Sd&roeijerlanb 
noch  b,unberte  Don  Scf)ulbef)örben  unb  aua)  2eb,rern  geben,  bie  bem  eibgen. 
Sdmlinfpeftor  einfach  bie  lljüre  roeifen  roerben.  Der  öunbeSrat  roirb  eben 
mit  Äecht  bie  Erfahrung  machen  müffen,  baß  fich  nicht  aQeS  in  fo  brutaler 


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SBeife  beljanbeln  läfet,  rote  rocilanb  bie  gutmütigen  —  bereiten  eytra  geprüften 
unb  ju  leicht  befunbeuen  Sebrerrefruten ,  roelcrje  ficr),  roie  bie  jii  bummen 
6d)roQjerrefruten,  in  bie  ©troffolonie  nad)  Gajenne  fanden  loffen." 

—  Anfang«  biefeö  3abre8  erließ  bie  ftommiffion  für  Pflege  beS  üater* 
länbifcben  «Sinne«  ber  ©dnoeijer.  (gemeinnützigen  ©efefÜ^aft  an  bie  fcmtonalen 
SraieijungSbireftionen  ein  ^irfnlar,  inbeiu  fie  aufmunterte,  bie  jroei  Silber 
bf5  iellbentmals  unb  be»  ^ßeftalo^ibenf matS  für  bie  ©dmlen  ju 
befdjaffen,  unb  fteflte  einen  fer>r  rebujierten  ^3rci«  für  bie  beiben  Silber 
in  21u§fid)t. 

—  $er  interfantonale  Cetjrertag  in  Ölten  bot  nad)  längerer  1)iS« 
fuffion  ben  Antrag  ©ajj  angenommen,  melier  Don  ber  eibgen.  öcrjörbc 
befinitioe  grlebigung  ber  Lotion  Gurti,  aufgebaut  auf  bem  Programm 
Seffent,  mit  3ub«fi#t  unb  Vertrauen  erroartel  —  ebenfo  einen  3u[a£« 
antrag:  baS  (Sentralfomitee  möge  erforberlia^en  jvail»  eine  93olt3beroegung 
anftreben.   $)i§fuffion  fofl  eine  belebte  geroefen  fein. 

$ie  rabifalen  „Wrgauer  Waty."  bemerfen  über  biefe  ganje  JBeroegung: 
„2Bir  erbliden  in  ber  Agitation  ber  2et)ier  nur  ein  nufclofeö  9Kanöüer. 
^ßolitifdje  unb  finanzielle  ©rünbe  fpredjeu  jur  Qtii  9fÖen  0fn  beförberlia^en 
ßrlafe  eines  $unbe§befd)luffe§  betr.  ©ubbentionierung  ber  33oltefd)ule. "  —  3n 
ber  5Jefa)ränfung  jeige  ficr;  ber  Sfleifter. 

—  3uc  93erboDftänbigiing  beS  9lftenmaterial§  ü6er  ba§  fct)roeij.  Sdml* 
roefen  laffen  mir  ben  Fragebogen  beS  eibg.  flatiftiföen  5JüreauS  an  bie  titl. 
2ebrerfcb,aft  ber  fd>roeij.  ^riinarfc&ulen  roörtlid)  folgen : 

1.  Sßrimarfcbule  in  ÄmtSbcjirf  

2.  Aabl  ber  ©djüler  unb  ©cbülerinnen  am  Anfange  be«  3abre8  1895:  .... 

3.  $)urd)fcbmMirf>e  3af)l  ber  »inber  per  Waffe  .... 

4.  $ie  größte  Entfernung  oom  SBobnorte  ber  Scbulfinber  bi&  jur  ©ajule  beträgt: 
km  ober  SBegftunben  

5.  vJlnsal)[  ber  2 dinier,  lucldie  Dom  elterlichen  §aufe  bi->  m  ©djule  über  l  2öeg= 
ftunbe  jurücfyulegen  baben:  .... 

6.  «nja^l  ber  Sdjüler,  we(d)e  oom  elterlichen  ftaufe  bi&  jur  ©d)ulc  über  V,,  aber 
unter  l  SBegftunbe  jurürfjulcgen  haben:  

7.  SBefinbcn  fich  in  3b«m  Scbulbcjirfc  2Bege  (fpcjiea  im  Sinter),  tuclcrje  für  ftinber 
fehmer  gangbar  finb:  .... 

8.  Sie  Diele  Sfinber  oerfäumen  aeitWcifc  biefen  Sinter  bie  <Scbule  in  ftotge  ber 
Witterung  unb  wegen  ber  Ungangbartcit  ber  Segc?  .... 

9.  Ste  Diele  flinber  oerfäumen  jeitroeife  biefen  Sinter  bie  ©cf)ule  wegen  maugel= 
hafter  ©etlcibungV  .... 

10.  Sie  oiele  Äinber  oerfäumen  jeitroeife  biefen  SBinter  bie  Schule  wegen  ffran!« 
heit,  bie  man  ber  mangelhaften  ©rnäbjung  unb  pflege  auftreiben  muß?  .  .  .  . 

11.  3ft  bei  3bnen  bie  Einrichtung  getroffen,  baß  bei  fchlecfjter  Sitterung  weit  ent* 
fernt  wobnenbe  SHnber  über  Wittag  in  ber  ©djule  bleiben  tonnen?  .... 

Senn  ja, 

a)  Sic  oiele  ftinber  benüfcen  biefe  ©elegenbeit  in  gegenwärtiger  3eit?  .  .  .  . 

b)  Selche  ßofalität  wirb  ben  Äinbern  jum  9JKttag«mahl  angemtefen?  .  .  .  . 

c)  flu»  was  befielt  ber  ftauptfachc  nach  ba«  Wittagdmabl,  oaft  ben  Sliubern 
oon  Mmn'e  ans  mitgegeben  wirb?  .... 

S2Bie  oiele  fttnber  bnngen  ungenügeube  Slabrung  oon  §aufc  mit  8  .... 
eftebt  in  3brer  Drtfdjaft  eine  Holföfücbc,  in  welcber  bie  »inber  w  aWittag 
fpeifen  (önnen?  .... 

2Bie  oiele  benü^cn  biefelbe?  .... 
13.  3ft  in  3b«r  Schule  »orforge  getroffen,  ben  armen  Äinbern  Spcifen  unent. 
gcltliä)  ju  oerabfolgen?  .... 


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-    218  — 


23enn  ja, 

a)  SBerbeu  biefclbcu  baß  ganje  3a&r  fcinburd)  ober  nur  im  SSBintcr  oerab> 
folgt?  .... 

b)  3lu8  roaS  brftebj  bic  Skrpflcpung?  .... 

c)  28ic  oiele  ftinber  werben  biefen  SBinter  fo  oerpflegt?  .... 

14.  Sterben  ärmere  ftinber  oon  SßrtoatfamiÜen  p  Xifdje  gelaben?  ....  fBie 
oiele  ftinber?  .... 

15.  3ft  in  3brer  3d)ule  Sprforge  getroffen,  bic  armen  ftinber  mit  ftletbungaftürfcn 
ju  ocrfef)cn?  

2Benn  ja, 

a)  2BclO)e  ftlcibung&ftfide  werben  oerabfolgt  unb  in  melier  3abrc«jeit  oor* 
nclnnlid)?  .... 

b)  2Bic  oiele  ftinber  erhielten  biefen  SBinter  eine  berartige  Unterftüfeung  ?  .  .  .  . 

16.  SBon  toem  ünb  auf  meiere  2öcife  werben  bie  notwenbigen  finanziellen  ^Wittel  für 
bie  Reifung  unb  bie  SBefleibung  ber  armen  ftinber  bestritten  (<$emembebel)5rbe, 
fcofalf  onbS,  ftotlefteii,  roor>Itr>attge  ©cfcflfd&aften,  einzelne  $rioaten  ?c.)  ?  .  .  .  . 

(iffienn  in  iöejug  auf  ftrage  16  gebrudtc  33ertd)te  Dorbanbnt 
fein  füllten,  möäjtcn  wir  göfltd)  um  3"fcnbung  ber  legten  2—3 
berfetben  gebeten  fjaben  ) 

17.  93emcrfen  ©ie,  baft  burd)  bie  Serabfolgung  oon  ©peifen  unb  SBefleibung  bie 
©djuloerfäumniffe  abnehmen?  —  iöemerfen  ©ie  beS  ferneren,  bafj  Mefe 
2lrt  ber  Unterftüfeung  auf  ben  gefunbljeitlidjcn  3uftanb  ber  ftinber, 
ebenfo  auf  eine  err)ö^tc  Ädjtfamfeit  ber  ©dplter  wäbrenb  beS  Unter- 
ridjt»,  ja  fogar  auf  bie  intellcftuelle  dhitwidflung  ber  ftinber  eine 
günftige  Sßirhing  ausübt?  Uber  biefe  oier  fünfte  bitten  wir  ©ie,  un«  3&re 
xMitfidjt  ju  äugern.  3nt  ftattc  in  3brer  ©djule  feine  9tafc,rung  unb  (eine  ftlet- 
bung  oerabfolgt  werben,  eradjten  ©ie  oon  biefem  ©tanbpunfte  auB  als  wün* 
tcfjntswert,  bai  eine  folaje  Unterftüeung  ftattfänbe?  .... 

18.  SBJeitere  bieSbejüglidK  »emerfungen  bcö  «erufcterftatter« :  

(Saturn,  Ort  ber  ^rtmarfäule,  Unterfajrift.) 
Oft  in  3*rer  Sajnlc  eine  ©falfparfaffe  etBfltfäbrt?  .... 

93ern.  (ftorr.  —  i.)  3»  ber  SeftionSfifcung  93ern*Stabt  beS  bernifdjett 
CebjerbereinS  Dom  2.  gebruar  fam  au$  bie  §rage  betreffenb  Wnfölufe  beS 
bernifdjen  CeljrerDcreinS  an  ben  föroeij  ßeljrerberein  bor.  Über  fie  referierte 
©dmlbireftor  Balfiger.  <5r  jeigte,  bafe  bie  Q\cU  oer  beiben  Vereine  einanber 
nid)t  auSfdjliejjen,  aber  bod)  insofern  berfäieben  fmb,  als  bet  bernifdje  fiebrer' 
berein  bie  öfonomifdje  unb  fojiale  Sbefferfteflung  beS  CefcrerS  im  Sluge  Ijabe, 
roäbrenb  ber  fdjroeij.  Seljrerberein  nif|t  f^ulpolitifc&e  Qmtdt  ber* 
folge,  bie  in  ber  $ertoirf(i$ung  einer  fonfef  fionSlofen  SJunbeS« 
f$uie  gipfeln.  -  3)aS  ift  einmal  ein  offenes  ©efiänbniS,  für  baS  mir  bem 
£>errn  Referenten  beftenS  banfen  2Btr  geben  eS  aud)  Den  f at^olif c^ert 
5Witgliebern  beS  fefnoeij.  CefjrerüereinS  511  befjer^igen,  bie  noeb,  auf  pofitibem 
religiöfen  iöoben  fielen.  "SaS  ©eflänbniS  ift  um  fo  roertbofler,  als  eS  bon 
einem  Wanne  tommt,  ber  als  berborragenbeS  SRitglieb  beS  f<$roei$.  2e$rer* 
bereinS  beffen  $enben$en  genau  (ennt. 

—  «Rad)  bem  OrganifationSentmurf  beS  ©emeinberateS  für  €infüf>rung 
ber  5ortbilbungS)a^ule  in  ber  ©tabt  33ern  fofl  ber  ©<$ulbefu#  für  alle 
3üngliuge  bis  unb  mit  bem  jurürfgelegten  17.  MlterSjaljr  obligatorif(t)  werben, 
^tfpenfiert  ift  nur,  roer  eine  tjö^ere  Se^ranflalt  ober  bie  geroerblia^e  gort* 
bilbungSfa^ule  befugt  ober  in  ben  obligatorif4)en  t$ä$ern:  Öefen,  %uffa^, 
SSu^altung,  Rennen,  praftifdje  Raumlehre,  ©efa^io^te,  ©eograb^ie,  3Jatet« 
(anbSfunbe  eine  genügenbe  Prüfung  befielt.  — 


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1 


-    219  - 


SSnfel.  (&orr.)  3n  ber  ftaftnncht  fpiette  ^ter  ju  Sanbe  bie  Verhöhnung 
ber  taty.  ©eiftliehfeit  unb  fat^.  3eremouien  roieber  einmal  eine  Hauptrolle. 
Der  Äatrjoliknöerein  befchlojj  nun  in  jahlreid)  befugter  Verfammlung  fin« 
ftimmig,  etrafflage  einzulegen.  —  %xo§  ber  Dielen  unb  gut  organifiecteii 
Spulen  fehlt  e3  ba  no<|  bebeutenb  an  roahrer  Vilbung! 

Wciif.  «Dir  fd)n)et)ertfd)e  frnbeftatt&ftetlaug  in  (Senf  1896  Ijat  baS 
Programm  unb  Reglement  über  ©ruppe  17:  (Srjiehung,  Unterricht  :c. 
folgenbermafeen  feftgeftellt  : 

JlUgrrarinr  ."B  r  fr  immun  am. 

Art.  1.  —  Da«  (Sentraltomitee  gemährt  ber  ©ruppe  17  einen  gebeeften 
Raum  öon  2000  m2  ©runbfläd)e.  Aujjerbem  trägt  e§  an  bie  befonbern 
Äofleu  ber  SdhulauSfteUung  iuSgefammt  60,000  ftr.  bei.  Die  Stiftungen 
ber  Auweiler  fmb  in  biefer  Summe  nidjt  inbegriffen.  W\i  ben  60,000  $r. 
ftnb  ju  befreiten:  1.  Die  Ausgaben  beS  58unbe§,  ber  ßantone  unb  ber 
"  ©emeinben  —  in  ihrer  (Sigenfchaft  al§  Auweiler  —  für  Transport,  Auf= 
fteflung,  Au§fd)mücfung,  Jifche;  geueroerficherung ;  Steinigung;  Unterhalt  unb 
Verzögerung  ber  Angefteüten  (Art.  10-13,  18  unb  21  be§  allgemeinen 
Reglements);  2.  ein  Beitrag  Don  30,000  $r.  im  OTajimum  an  bie  Soften 
ber  ©tatifli!  (f.  Anhang);  3.  anbere  Ausgaben,  meiere  bie  engere  Pommiffion 
ber  ©ruppe  17  unter  Verftänbigung  mit  bem  (Sentraltomitee  im  ^utereffe 
ber  SdHilauSfteflung  für  nötig  hält;  4.  roeun  möglich  bie  flofteu  ber  im 
Anhang  Dorgefeljenen  Sonographien.  Die  engere  ffommiffion  fteflt  ein 
AuSgabenbubget  auf,  beffeu  ©enehmigung  bem  ;$enmilfomitce  jitfieht-  %iöat* 
lauten  unb  ^ßrioate,  meinte  in  (Gruppe  aufteilen,  finb  fjinfichtlich  ber  Soften, 
bie  fie  ju  tragen  Ijaben,  ben  Veftimmungen  beS  allgemeinen  Reglement* 
(Art.  10-13,  18,  21,  22)  unterworfen. 

Art.  2.  —  Die  Aufteilung  ber  ©ruppe  17  gliebert  fi$  in  brei  Ab> 
teilungen:  I.  Darfteflung  beS  jchmeijerijchen  ^  fjulmefe nS ;  II.  SchulauSrüftung; 
III.  VMjfenfchaftliche  unb  üterarija>e  Arbeiten;  Veröffentlichungen  jeber  Art; 
Arbeiten  ber  roiffenfehaftlichen  Vereine. 

L  DnrftrÜuna  bfö  lümu iirrifmrn  Smiilnu fr tts . 

A.  —  Allgemeine  Einteilung. 
Art.  3.  —  Die  DarfteOung  beS  fchroeijerifchen  ©chulroejenS  umfaßt : 
1.  ©efe&gebung  unb  Organifation  beS  tömeijerifchen  SchulroefenS.  2.  Pinber- 
garten, itteinfinberfdjule.  3.  ^infne^e  Vol§fd)ule,  mit  (Sinfchlujj:  a)  ber 
allgemeinen  ftortbilbungSfchule ;  b)  ber  £anbarbeit9[dnilen  unb  praftifcheu 
£ur|e  (für  beibe  ©efchledjter)  auf  ber  Stufe  ber  Voltefchule.  ferner  ioflen 
hier  $la$  finben:  a)  bie  AuSfleflung  eine«  9Hufterfchul$immer$  (primär* 
fdmlflufe);  b)  bie  VilbungSanftalten  für  Anormotbegabte  (Vlinbe,  Saubftumme, 
Sdm>acr)finnige  it.).  4.  fiebere  unb  höhere  Wittelfchulen :  Sefunbarjchulen ; 
VejirtSfchulen ;  Real=,  3nbuftrie»  unb  ©eroerbefchulen,  foroeit  ledere  nicht  in 
©ruppe  1 S  gehören ;  Progttmuafien,  ©ömnafien ;  (Colleges.  5.  ÖehrerbilbungS» 
anhalten :  a)  Cehrer»  unb  Cehrerinnenfeminarien ;  b)  ftachbilbungSfurje  (#anb« 
arbeit,  3t\<bmn,  turnen,  ic);  c)  permanente  SchulauSfieOungen.  6.  J£>ocf)= 
faulen:  Unioerfitäten.  6ibgenö)fi)che  polotechnifche  Schule,  Afabemien. 
7.  Retrutenprüfungen:  ©raphifche  DarfttHung  ber  ©rgebniffe  ber  Retruten* 
Prüfungen  unb  AuSfteOung  bei  Prüfungsarbeiten  eine«  Jahrgangs.   8.  §u 


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—    220  - 


ftorifche  Abteilung:  ßntroidlung  beS  SdmuuefenS  auS  feinen  Anfängen  bis 
jur  Gkgenroart,  mit  befouberer  Serüdftchtigung  beS  2öirfenS  uitb  ber  $erfön« 
lidtfeit  Don  Stouffeau,  ^eftalojji,  Oedenberg,  <&irarb  nnb  ber  Sthulorganifatoren 
ber  Dreifeigerjabre.  9.  Sehrerthätigteit.  2Biffenj$aft(id)e  Arbeiten,  ^echnifch« 
praftifdje  Arbeiten  im  3ntereffe  ber  UnterrichtSförberung.  #onferenj»9lrbeiten 
uub  Berichte. 

9lrt.  4.  —  Die  Unterabteilung  1  (ökfetjgebirng  unb  Organifation)  um« 
fafjt :  1.  Sammlung  ber  eibgeuöffifchen  unb  fantonalen  Sdjulaften,  als: 
a)  in  Äraft  beftebenbe  ©efefce,  Uierorbnungen,  93efd>lüffe,  Sehrpläne;  b)  Safjre«* 
beriet  ber  fantonalen  (SrjiehungSbirettionen  (1883—95);  c)  2kr$eichnifte 
ber  obligatorifchen  ober  ftaatlicb  empfohlenen  ßehrmittel;  d)  Sammlung  ber 
Formulare  für  bie  3roede  ber  Sdniloerroaltung  unb  Schulauf  ficht.  2.  ftarto« 
grapr)ifd)e  Darfteflung  ber  fantonalen  SdwlDerhältniffe  nach  ben  £>aupt= 
gefidjtSpunften. 

Art.  5.  —  3n  ber  Unterabteilung  2  (Äinbergarten,  ftinberfchule)  ftnben  * 
fich:  Wäne  unb  WobeHe  Der  inneren  ginria^tung ;  Mobiliar. 

Art.  6.  -  2für  bie  Unterabteilungen  3  unb  4  (primär»  unb  Littel« 
jaulen)  roerben  geroünfdjt:  ^ßläne,  Lobelie,  öaurechnungen  für  Sdjulbäufer, 
2urnr)aflen  ic. ;  Mobiliar,  im  befonbern  Schulbänfe;  Sebrpläne  unb  ßet)r* 
mittel;  Öeridjte,  Scbulorbuungen,  Schüleröerjeichniffe ;  SBibliothefStataloge, 
fofern  folaV  gebrudt  finb;  Sattlerarbeiten ;  @efdE)i$tliay  !Roti$en  über  bie 
einzelnen  Spulen ,  ftrequenjüberfid)ten ;  aufeerbem  für  $>anbarbeitsfd)ulen : 
Lehrmittel,  SRohftoffe,  2Berf  jeuge ;  5Berichte  Über  bie  gferienfolouien,  ßinberhorte, 
Scbulfüchen,  Sdmlfpattaffen  k. 

Art.  7.  —  Unterabteilung  5  (Setjrerbilbung)  entölt:  $läne  ber  2o* 
falitäten;  Sehrmittel;  SöibliotljefS«  u»b  SammlungSfataloge ;  Angaben  über 
Organifation  ber  ÜbungSfdmlen ;  Sdnilerarbeiten ;  gebrutfte  93eri$e,  Stüter* 
üer$eidjnifje ;  gefd)id)Uiche  Wotijeu,  ftrequenjüberfidjlen. 

Art.  8.  —  3n  Unterabteilung  6  (£>od)f$uten)  foflen  aufliegen:  ^ßläne 
ber  oerjrfuebeuen  roiffenfchaftlichen  3nftitute;  gerichtliche  Wotijen;  grequenj» 
iiberftc^ten ;  Programme  unb  ßeflionSfataloge ;  SammlungSfataloge;  Arbeiten 
ber  Seminare  unb  Moratorien. 

Art.  9.  —  3n  ber  ^iftortfc^en  Abteilung  roirb  jufammengefteflt,  toaS 
auf  bie  (Sntroidlung  beS  SchulroefenS  in  ber  Vergangenheit  53epg  bat.  @in 
befonbereS  Reglement  mirb  fpäter  erfd)einen.  (ftortfefeung  folgt) 

(tyraubiinbeu.  $err  (SrjiehungSbireftor  Sita!  fyai  einen  rettibierten 
UnterrichtSplan  für  bie  bünbnerifcbe  äantonSfchule  ausgearbeitet,  ber 
namentlich  für  Das  (Somnafium  einfchneibenbe  Anberungen  bringen  mürbe, 
inbein  bie  9tealfchule  ade  Schüler  ber  1.  unb  2.  ftlaffe  $u  umf äffen  unb 
baS  ©mnuafium,  aus  fünf  3ahre8furfen  beftefjenb,  erjt  mit  ber  3.  Älaffe  }it 
beginnen  hätte.  Der  ßateinunterricht  märe  alfo  für  bie  jroei  erflen  Sdml» 
jähre  ganj  geftridjen.  —  DaS  ßebrerfeminar  befteht  aus  brei  3ahreSfurfen 
unb  fofl  ebenfalls  mit  ber  3.  klaffe  beginnen.  Dem  mobemen  frembfprad)lid)eu 
Unterricht  roirb  mehr  $c\\  eingeräumt,  mogegen  bie  ftaturroiffenfchafteu  fid) 
mit  bem  bisherigen  begnügen  müßten.  Die  ÄantonSfcfwle  mürbe  aufeer  ben 
genannten  beibeu  Abteilungen  noch  eine  tea)nifd)e  Schule,  eine  lanbroirtfdjaftlidje 
unb  JpanbelSfchule,  fotoie  eine  greif  ächerabteilung  umfaffen. 


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-    22t  - 


Die  erjiefjunQ$fommi[fton  jjat  biefen  (Sutrourf  im  ©anjen  genehmigt 
unb  biefer  roirb  nun  an  bie  Regierung  gelangen.  Da  eine  befonbere  £anbelS= 
unb  lanbroirtfc&aftlia)e  Abteilung  gefdjaffen  roerben  foü\  fo  roirb  bie  Sadje 
aud)  üor  ben  ©rofjen  Rat  fommen. 

Sutern.  Dem  „©dmlblatt"  roirb  aus  Öiijern  bejüglicf)  Verpflegung 
armer  ©c&ulfinber  gefd)rieben:  9US  eine  roarjre  2Bot)(tt>nt  mujj  bie  @r* 
ridjtung  einer  ©uppenanftalt  für  bie  armen  Sdjulfinber  bejeicrmet  roerben. 
Vorn  3.  Dejember  1894  bis  13.  ftebruar  1895  erhielten  bie  ßinber  in  ber 
Äaferne  eine  fräftige  WittagSfuppe  nebft  einem  roärjrfdjaften  etücf  Vrot. 
Die  Slnftalt  rourbe  täglid)  burd)fdmittlid)  oon  380  flinbern  befugt;  bie  be* 
jüglidjen  $ageStoften  belaufen  fidr)  auf  36  ftr.  Von  Witte  Februar  bis 
Witte  Wärj  befamen  bie  ftinber  im  Warialjilf*©ebäube  als  WittagSmafjl 
Wild)  unb  Vrot.  @S  r)at  fid)  babei  an  ber  uermerjrten  ftrequenjjiffer  bie 
JlnitniiV  beflätigt,  bafe  ftinbern  bie  Wil$nar)rung  am  beften  jufagt.  Die 
burd)fd)nittlid)e  &inberjar)l  flieg  auf  460  per  $ag.  @S  rourben  täglid) 
200  ßiter  gefönte  Wild)  unb  46  kg  Vrot  fonfumiert ;  bie  bezüglichen  SageS* 
foften  erreichten  ben  Betrag  Don  ca.  50  gr.  Opferwillige  Damen  feroierten 
bie  armen  Stüter  in  ^uoorfommenber  2öeife,  unb  ein  rütjrigeS  VerpflegungS* 
foinitee  übermalte  alle  bejüglidjen  Slnorbnungen  ftetS  aufs  befte. 

—  (©c$lufj  ber  tforr.  über  bie  fierjrerfonferenj  in  Sdjüpfljeim.) 

II.  Rad)  ©aVuft  beS  1.  ^raftanbumS  ergriff  auf  Wufforberung  be§ 
f)odnt>.  £>rn.  3nfpeftor  ^eterS  fjin  fjocfm).  £r.  Defnu  $fcf)opp  in  ftreiburg, 
roelc^er  aud)  anroefenb  roar,  baS  Söort,  unb  referierte  mit  ungeroörjnlidjer 
Rebuergabe,  Älarfjeit  unb  ©emütlidjfeit  als  ^räfibent  beS  „Vereins  fatr)olifct)er 
öefjrer  unb  ©dmlmänner  ber  SdUDeij*'  über  bie  3öid)tigfeit  eines  fatfjolifdjen 
£et)rererDereinS,  feine  3iele,  feine  9lnfid)ten,  feinen  Stanbpunft.  Der  fatljolifdje 
SetjrerDerein  ift  fein  politifcfcer,  fonbern  einfad)  ein  fatljolifdjer.  @r  ftrebt 
bernünftigen,  gefunben  §ortfd)ritt  auf  d)riftlid)em  Voben  an,  gefjt  in  Dielen 
Vejierjuugen  mit  anbern  Vereinen  £>anb  in  §anb,  Derfa^miljt  fid)  aber  ntcf)t 
mit  itmen  unb  roafjrt  ftetS  feinen  fatt>.  ©tanbpunft.  Der  „V.  fatrj.  2.  u.  Sd)." 
bat  oi ui)  einen  religiöfen  ^rocil  (§S  fe()tt  ber  heutigen  ©eneration  an  <s' bmuf- 
teren,  man  bat  gelehrte,  gebilbete,  fdjlaue,  biplomatifcrje  £eute,  aber  feine  fefte 
CFrjaraftere.  Da  mufe  bie  ©djule  tjelfen ;  heutzutage  roirb  bie  Religion  nur 
merjr  als  Unfjängfel  betrachtet,  fie  burd)Dringt  nict)t  meljr  baS  Sinnen,  9lr» 
beiten  unb  VMrfen  ber  Sd)ule.  Die  6d)ule  t>at  fein  3beal  mer)r,  baS  golbene 
&alb  roirb  allenthalben  Derefjrt,  materialiftifd)e  3oeeu  befeeten  fie  mehr  ober 
weniger,  alles  roirb  erftrebt,  nur  ©ott  nid)t.  tferngefunbeS  VolfSleben  Der* 
langt  3bealiSmuS,  biefer  Derlaugt  Religion. 

Der  fatlj.  Cehrerberein  Derlaugt  aud)  beffere  Spulen,  einige  fotf;.  ftantone 
flehen  oielfadj  r)inter  ben  anbern  jurürf.  2Benn  roir  auf  mer)r  (Srjiehung 
bringen,  fo  foflen  roir  nicrjtSbefioroeniger  aud)  auf  tüchtige  Spulen  bringen. 
Der  Ungelernte  bleibt  unbebingt  jurürf,  baS  ift  Zf)ai)ad)t. 

2Bir  treten  aud)  ein  für  bie  VefferfteQung  ber  ßet)rer:  a.  in  geiftiger 
Vejiefjung.  Religion  unb  V3iffenfcr)aft  foflen  miteinanber  $)anb  in  ^)anb 
ge^en ;  eine  tüchtige  roiffenfa^aftlid)e  Vilbung  t^ut  bem  2et)rer  Rot.  Der 
fat&.  Öet)rert)erein  forgt  für  freubigeS  e^affen,  ^ebt  i^n  aus  ben  fauren 


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-    222  - 


Stunben  (eraud  unb  bereitet  ihm  eine  angenehme  §freube  im  Greife  feinet 
.Qoflegen.  (5r  fpornt  ihn  an  $u  fchriftfteficrifcher  $hätigteit  unb  honoriert 
ihn  anftänbig.  b.  <5r  tritt  auch  ein  für  förderliche  ^efferfteflung  ber  Sekret, 
fudjt  fein  fargeS  (Sinfommen  tuenn  möglich  ju  mehren ,  fpridn"  auch  ein  roatmeS 
2Bort  für  eine  anftänbige  2Uter§Derforgung. 

Nachher  folgte  eine  furje  33efpred)ung  über  (Einrichtung,  Qmtd  unb 
Aufgabe  ber  einzelnen  Seftionen.  Referent  lub  alSbann  fämtliche  Hnroefenbe  jum 
Söeitritte  ein,  bie  in  ttjcen  ©runbfäfcen  mit  benen  beS  SSereinS  übereinftimmen. 

Wit  grofeem  93eifafl  rourbe  biefer  gebiegene  Vortrag  Derbanft.  Selbft 
offene  ©egner  beS  Vereins.  Wtitglieber  be3  „fchroeij.  2el)rerüerein§",  lobten 
biefe  prachtDofle  Äebe.  Um  fo  mein*  fonnte  eS  nachher  befremben,  roenn 
einzelne  bornierte  ©egner  fid)  in  bobjen  ^3r)rafen  über  alles,  maß  tatholtfd) 
Reifet,  ausliefen  unb  mit  biffigem  Spotte  bie  neue  Seftion  befritelten  unb 
jum  ©egenftaube  itjrer  faulen  2Bi$e  machten.  2Bir  laffen  ja  jebem  bie  Freiheit, 
bem  fall),  ober  fdjroeij.  ßehreroereine  beitreten,  nur  fofl  jeber  ben  onbern  in 
5Hu^f  laffen. 

$ki  einer  barrauf  folgenben  Unterfdjriftenfammlung  melbeten  fich  im  gonjen 
39  junt  Beitritte,  barunter  1(5  Cehrer.  6«  ift  jit  erroarten,  ba&  bie  ßa&t 
ber  fiefjrer  noch  zunehme,  roeil  noch  mehrere  nur  aus  furcht  Dor  mächtigen, 
einflußreichen  Kollegen  noch  zauberten,  Da  mehrere  SRitglieber  oerreifen 
mußten,  roeil  ihr  .^eimroeg  roeit  unb  befchroerlich  mar,  mürbe  für  fjeute  Don 
ber  2Öaljl  eines  BorftanbeS  abgefeljen,  um  bann  im  grüljling  biefeS  ©efchäft 
Dorjunehmen. 

So  märe  ber  Benjamin  unfereS  ftantonS  geboren;  möge  ihm  ©otteS 
Borfebung  gefunbeS  Ceben,  SBadjStum  unb  ©ebenen  geben,  bamit  er  fich 
feiner  Brüber  mürbig  jur  Seit  fteflen  fann. 

8t.  hatten.  —  p  — .  Die  Söürfel  finb  gefallen,  ber  neue  Seminar» 
birettor  ift  Don  bem  ferjiehungSrate  gemäht  unb  ber  5RegierungSrat  b,at  bie 
SBaty  beftätigt. 

$err  $rof.  SD.  Don  Hrr.  in  Solotljurn  mirb  mit  Seginn  beS  neuen 
Schuljahres  bie  ßeitung  unfereS  (antonalen  ßehrerfeminarS  übernehmen.  2BaS 
mir  fa>n  in  einer  frühem  Kummer  ber  „$äbag.  Blätter"  roünfchten,  ift  $hat* 
fadt)e  geworben;  St.  ©allen  befiljt  nun  einmal  einen  tatholifchen  Direftor  auf 
bem  Wonte  9Waria.  (£$  mar  ganj  geroifr  nicht  ju  Diel  Derlangt,  als  man  für 
biefen  Soften  einen  ftatbolifen  forberte,  unb  baS  fatholifche  St.  ©oflerüolt,  baS 
bod)  *lh  ber  gefamten  BeDölferung  bilbet,  roirb  biefe  (Sntfcheibung  unferer 
oberften  <$rjielning§behörbe  aüfeitig  begrüben.  2öir  ty%t\\  auch  genug  3utrauen 
jiim  ©eroählten,  bnfe  er  burch  eine  tolerante  Leitung  ficj>  baS  flnfehen  leicht 
erringen  merbe,  baS  fein  Vorgänger  £r.  Dr.  $heobor  Sßiget,  in  fo  reiflichem 
Wafje  befofe.  9)ian  roirb  Don  geroiffer  Seite  tyt  nun  ein  roachfameS  Sluge 
auf  ben  erften  fattjolifdjen  Seminarbireftor  fyabtn,  mirb  feine  erften  Schritte 
weiblich  fommentieren,  aber  —  eS  ift  unfere  fefte  Überzeugung  —  man  roirb 
gerabe  in  jenem  Sager  $ur  (Sinfift  fommen  müffen,  bafe  bie  Befürchtungen 
grunbloS  roaren,  roirb  fehen  bafe  baS  Semirar  auch  unter  ber  neuen  Seitung 
blühen  roirb.  3n  biefer  frohen  Hoffnung  begrübt  bie  ft.  gaüifche  ßehrerfchaft 
ben  ©eroählten  freunblichft,  unb  ohne  groeifel  roirb  berfelbe  in  fur^er  3eit 


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§ühlung  mit  ihr  gefunben  ^aben.  Wöge  e3  frerrn  Don  9lrj  Dergönnt  fein, 
lange  glücflicf)  jum  Sohlt  unfrrrr  truern  3ugenb  in  ©aflu§  Sanben  ju  roirfen? 

—  1)ie  grofjrät  liehe  ßommiffion  ift  in  bie  Beratung  bet  Notlage  über 
Errichtung  eines  Dierten  Seminarturf eingetreten  uub  wirb  ber  biejeS 
Frühjahr  jich  Derfammelnben  oberften  ÖaubSbehörbe  Sericht  u.  Antrag  einbringen. 

$ie  am  29.  $uli  in  Sernetf  tagenbe  Pantonalfouferenj  wirb  bie 
©eminarfrage  einläfelidf  unb  grünblich  prüfen.  Referent  ift  Jperr  Seminar* 
teurer  3.  Borger,  beffen  Arbeit  „bie  jt.  gallifche  Sehrerbilbung, 
ifjr  Verhältnis  jur  Realfchule  unb  ju  ben  ^ö^ern  Ser)ranftalten"  bereits  im 
amtlichen  Schulblatte  ju  erfeheinen  beginnt.  $a§  Korreferat  hat  £>err  SReal» 
teurer  Rüft  in  ©offau  übernommen.  Statutengemäß  haben  fidt)  im  3Hai  bie 
$e$irfSfonferenjen  mit  biefer  Waterie  ju  befaffeu  unb  ihre  ^ßrotofofle  ju 
£anben  beS  Referenten  ju  fteflen 

Sir  glauben  nicht  fehl  ju  gehen,  wenn  mir  annehmen,  baS  ©roS  unferer 
fieljrerfchüft  mürbe  bie  Errichtung  eines  feierten  SeminarfurfeS  freubig  begrüben. 

•Sie  Mnforberungen,  bie  man  an  ben  Sebrer  fteflt,  merben  oon  Sog  ju 
Sag  gröfeer,  ber  2et)rplan  ift  fo  roie  fo  mit  Stoff  überlaben,  bafj  manchem 
Seminariften  bange  merben  mag;  fo  ift  ganj  natürlich,  baß  bie  berufliche 
Silbung  oerna$läffigt  merben  mufj.  3m  3ntereffe  einer  foliberen  päba* 
gogijchen  unb  methobifchen  HuSbilbung  ber  ange^enben  Öftrer  muß  eine 
längere  Stubienjeit  geforbert  merben. 

Sattid.  $ie  Öe^rer  ber  Sejirfe  Srig  unD  ö|tlich  Raron  berfammelten  fid) 
am  29.  3anuar  unter  bem  Sorfifce  it>reS  hochro.  £rn.  SchulinfptftorS  Slmherbt 
ju  ihrer  bieSjährigen  orbentlid)en  flonfereuj.    SerhanblungSgegenftanb  mar: 

Sie  ift  ber  münbliä^e  Unterricht  ju  erteilen  unb  meiere  ©e« 
fahren  finb  babei  ju  oermeiben!  Soju  unb  mie  finb  bie  £)anbbücher  jui 
gebrauten !  2Bie  haben  fia)  bie  beiben  UnterrichtSroeifen  gegenfeitig  311  ergänzen ! 

betreff  beS  erften  fünftes  mürbe  angeführt,  bafi  ber  Unterricht  mit 
guter  Vorbereitung,  anjietjenb,  möglichft  grünblich«  ptaftifa)  unb  paffenb 
unb  mit  mufterbafter  $i8riplin  erteilt  merben  foH.  Seim  jroeiten  fünfte 
mürbe  bemerft :  $er  münbliche  Unterricht  bejiehe  auS  bem  Inhalte  Dcr  £>an0, 
büaVr  ben  Stoff.  $)iefe  gliebern  ober  geben  bem  münblichen  Unterricht 
Den  rechten  Segriff  oon  ber  Sache.  Er  jeige  bie  9lrt  ober  Seife,  mie 
bie  Segriffe  auf  einanber  folgen.  Er  regle  bem  münblichen  Unterrichte 
Den  Sehr*  ober  Stufengang  ober  fei  bie  Stütze  beS  ©ebächtniffeS.  —  Einige 
2ehrft  hatten  baö  ffftma  mit  $leiß  behanbelt,  bei  anbern  liefe  bie  Arbeit  511 
münfehen  übrig.  SiS  Dor  roenigen  3ah"n  roaren  nämlich  in  unferm  Sejirte 
für  ben  ju  behaubelten  ©egenftanb  ein  Referent  unb  ein  Korreferent  befteflt,  bie 
Dom  3nfpettor  ernannt  mürben ;  jefct  haben  aber  fämtliche  fiebrer  baS  %i)t ma 
ju  behanbelu.  $ie  Sehrer  haben  auf  biefe  Seife  ©elegenheit,  ihre  päbagogifchen 
Äenntrtiffe  ober  Erfahrungen  an  ben  Sag  ju  legen,  unb  mancher  ßehrer  ift  ge« 
ndtigt  roenigjtenS,  einmal  im  3ah"  rtma«  über  Sr^iehung  unb  Unterricht 
}u  fchreiben. 

f)ie  $i$lufuon  mar  megen  Dorgerücfter  9)littag3ftunbe  nur  furj.  ^>err 
Onfpeftor  «mh«bt  fprach  bann  noch  einige  manne  Sorte  über  ben  3roed 
be§  fath-  2ehrertxrein3  ber  Schmeij  unb  ermunterte  bie  fi'h"t  ber  le^tjährigen 
gegrünbeten  Seftion  be«  JBereinS  treu  ju  bleiben  unb  ben  fleinen  Seitrag 


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tuiebcr  ju  entrichten,  ftünf  neue  TOglieber  traten  hierauf  bem  Vereine  bei, 
roa§  beroeist,  bafj  unfere  Sebrer  fid)  gerne  bem  jungen  Vereine  anfdtfieBen 
mürben,  roenn  ibnen  Don  ber  regten  Seite  ber  Antrieb  gegeben  würbe, 
.froffenttieb  merben  in  uuferem  beutfa^en  &auton3teite  auf  Anregung  be«  f)o$m. 
$r.  3nfpeftor§  balb  nod)  anbere  Seftionen  entfteben.  ©eroife  bat  man  bie 
fjerrlicbe  Siebe,  bie  £err  3nfpedtor  $ja>pp  an  ber  lefctjäljrigen  aflgemeinen 
ßefyrerfonferenj  in  $)rig  gebalten.  in  ber  er  ben  3roed  be§  5Berein§  unb  bie  Vorteile 
burd)  '<?(nfcr)luH  11 "  benjeiben  fo  flar  unb  beutlid)  hcrrorfiob,  nod)  nutt  Dergeffen. 

^)er  jüreber.  Hircbenrat  erfud)t  bie  (Äemeinbebebörben  um  5Be» 
antroortung  folgenber  fragen  bej.  be§  Sonntag§unterricbte§: 

1.  $eftefcen  in  ber  ©emeiube  töeroerbe«,  $>anbn>erf^  ober  ftortbilbung«« 
fdmlen,  beren  Unterri4>t§ftunbeu  auf  ben  Sonntag  oerlegt  finb?  ober  befugen 
bie  Stiller  ber  ©eineinbe  einen  [otogen  Unterriebt  in  ber  Wacbbargemeinbe  ? 

2.  ftinbet  biefer  Unterricht  am  Vormittag  ftatt?  gleidueitig'  mit  bem 
SRorgengotteSbienft  ? 

3.  2öirb  ber  3*i(bnung3unterricbt  au§fd)tief$lid)  am  Sonntag  erteilt,  ober 
ift  aurt)  in  ber  SBodje  Ötelegentjeit,  bcnfelben  ju  befugen! 

4.  ftiubet  in  ber  ©emeinbe  ober  für  junge  Seute  berfelben  ein  mili* 
tärijcber  53orunterricbt  am  Sonntag  ftatt?  tyinbert  er  bie  Seitnebmer,  ben  ©ottefl- 
bienft  überbaupt  ju  befugen  ober  an  bemfelben  obne  Wübigfeit  teiljunebmen  ? 

5.  2Benn  Durcb  bie  eine  ober  anbere  Art  be»  UnterriebtS  Übelftänbe 
betreffenb  SonntagSrube  unb  3kfucb  be§  (&otte§bienfte$  fid)  ergeben,  boben 
irgenb  roelcbe  Stritte  ftattgefunben,  um  Abbülfe  ju  Raffen  ?  unb  fmb  bie- 
felben  Don  Erfolg  getoefen?   

»JtftagogifdK  Vittcratur  utt*  Lehrmittel. 

5dj ul nc DcttTbl älter.  Icjt  uon  Otto  Sutcrmetfter;  3«d)nung  oon  &.  ©ebri. 
A.  Ausgabe  für  änaben,  B.  für  9Jcäbcbcn.  Sßro  Sammlung  oon  20  Statt  mit 
Umfcblag  ftr.  l.  20;  100  Stücf  6  $r.  ©cm,  ©ebrnib,  ftranfe  unb  (Sie.  —  ©8  ift 
ein  guter  Gebaute,  ber  bureb  biefe  ©cbenfblätter  burebgefübrt  mirb.  ©8  ift  gemife 
am  $lafcc,  baft  bie  au8  ber  ©djule  treteuben  Sfinber  ein  ©ebcnfblatt  an  bie  £a>le 
unb  bic  bortigen  (*r$ief)er  mit  in«  ßeben  crljalten,  ift  boeb  ba8  ®<buü*eben  für 
bicfelben  ein  fo  miebttger  unb  bebeutung8uoüer  ßebcu8abfd)nitt,  unb  liegt  e8  boeb 
in  ber  Watur  be8  SWenfcben,  für  miebtige  (Srcigniffe  irgenb  ein  (SJebenfgetcfieii  ju 
baben  unb  märe  e8  and)  nur  ein  2Bort  im  «Rottäbudjlcin.  $ie  ©prfiebe  öom  betannten 
Xiditcr  (sutcrmetfter  finb  burebmeg  reebt  gebattooH,  toenn  mir  it)ncn  and)  ctroa8 
mebr  pofitiü  cbrtftlicben  Öcift  roiinfeben  möcbten.  Sic  3etd)nnng  jetgt  un8  ben 
ßebrer,  oon  bem  ein  Shtabe  (refp.  SWäbdjcn)  Abfdjieb  nimmt.  Auf  ber  einen  ©eite 
ift  ber  (Eingang  junt  ©cbulbaujc,  auf  ber  anberu  Seite  ba8  $eftalo3)ibentmal; 
in  ber  Umrahmung  finben  fid)  bicömblemc  be8  häuslichen  unb  öffentlichen  («emerbcS, 
ber  SBiffcnfdjaft  unb  ffunft.  Un8  erfdjeint  bie  ganse  ^eiebnun«  ju  tnobern* 
rcaliftifd).  Aucb  feblt  ibr  iebe8  djriftlicbc  (Meprdfle,  »uenn  man  oon  bem  lurm 
ber  2)orffircbe  unb  uom  eibaenöffifeben  Äreuj  abfiebt.  Scbulgebenfblätter  foüten 
ba8  roidjttgfte  (5TMcbunfl8nuttel,  ba8  6tab  unb  ©tüöe  für  bie  bera«»ad)fcnbe 
oUßcnb  ift,  fräftig  hervortreten  laffcn. 

(0cbäd)tni#»Xofel  für  bic  tatrjolifcbe  ©cbuljugenb,  nebft  Xagc8orbnung  für 
(Srftfommuntfanten.  SSon  Dr.  3.  Ant.  fteHer.  8.  oermebrte  Auflage,  ftreiburg  I  Sör. 
.§crbcrfcbc  Üerlag8r)blg.  48  ©t.  ltngeb.  20  gjfg.;  geb.  25  $fg.  —  din  nette* 
&üd)(ein,  ba8  bic  mieptigften  ©Iauben8toabrbeitcn  an  ber  .^anb  ber  Rahlen  oon 
1—14  bem  @ebäcbtni8  be8  Sltnbe8  feft  einprägen  möcbte  unb  batirr  für  bie  9ic= 
Petition  bc8  9teIigion8unterricbte8  gut  oermertet  werben  fann.  —  S)ic  XagcSorbuung 
mirb  allen  &fatcd)cten,  bie  ben  ÖTitfommumfautenunterricbt  leiten  muffen,  midfommeu 
fein.  (Jr  bietet  ir)nen  fcr>öne  SEBinfc  für  bie  Öcfamtcrjicbung  ber  Äinber,  melcbe 
fieb  auf  bie  erfte  bl-  Kommunion  oorbereiten.  3ebcr  Sfatedjet  mirb  biejelben  leiebt 
ben  örtlicben  »crljältniffcn  anpaffen  fönnen. 


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fttfertite. 


Unterhaltender 
interessanter 

Text: 


Romane 

MoveVen 
Dorf  geschieht  e-i 
Humoresken 
Reisen 
Geschichtlich i  { 
Kunst 
Technik 


pvo  Hptfl:  | 

I 


Für  die  Frauen 
und  Kinder 

 »  - 

Monatsschau 

Zeitereignisse 
•      •  • 
Reicher, 
und  schöner 
Bilderschmuck. 


^Äcnn  ^ic  „Alte  unb  )lt\u  Seit" 
fid)  oott  freft  }U  \>eft  ueiflen^ 
ber  Beliebtheit  ju  erfreuen  bat,  f t>  ift 
bae  ber  furecbenbftc  Bciuci«  bafür, 
baH  üc  bem  Bebftrfttll  bes  MtU- 
pubicum*  in  immer  l)öl)crem  Wrabe 
ciitfleflcnsufommett  uerftebt.  CMjre 
SHomanc  unb  NJf oncllcn  feffeln  in 
hobem  Wrabe,  obne  irflenbmie  ben 
guten  Zow  }U  oerietun,  unb  aud)  bie 
ubriaen  sunt  flrofteu  leile  tHuftricr- 
ten  Mrtifel  vereinigen  llnterljaltunq 
unb  ftetetyniitfl  in  einer  ^orni,  bie 
fo  reebt  bajit  geeignet  ift,  ben  ijefer 
feftjubaltcn.  2>ie  flrouc  »l'ianni^fal^ 
tiflfeit  ber  bebanbelteu  (ycfleuftanbc 
eublidi  bietet  bie  Wemäljr  bafür, 
baft  bic  >}eitjcbrift  jebem  Staube 
ettuafc  bietet,  luaS  fein  Jintereffc 
befonber«  in  Slufprudi  nimmt. 


TflgjHfiftfl"" 


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£wn  Excite  ron  50  Jlfg. 
monatCtd)  ein  ftarßes  §ft>flo-<$efi 


3llu?trtevteÄ ,  hatbohftcbcÄtfamilicnbIatt . 


©erlag  oon  Bcnniur  & 

finfirbrln,  SHalDöliut  fco  In. 

fyafrcn  in  jefret  ^ncbbanMunq. 


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Ü  S  B  35 


>>nii«  Don  SWott,  Antiquariat  in  3tanä. 

^ebeutenbe  $rei8ermäfeigun{j. 


I.  3cric. 

12  ©djriften  jufammen  2  8r.  50  &ts. 
ffrfcr  3-  Silber  au8  meinem  Dagcbudje.  Örin  offene«  SBort  über  Drcnnunfc 
ber  ©d)ulc  oon  ber  Strebe.  23irfenfelb  1865;  br.  —  fcirfdier,  93eforgniffe  bin* 
firfjtlid)  ber  3roecfmämgfeit  unfere*  McligiouSunterrtdjteS.  ftreib.  1863;  br.  — 
Snrdji  ,V3-  (2Beibbifcbof).  gut  SJerftänbigung  in  ber  Sdjulreformf rage,  ftür 
frreunbc  be«  S?oIfÄfd)ulmefcn*.  »freib  isos;  br.  --  seftuhtreit,  ber  babtfdje.  &uö 
ber  3eitfdjrift:  „Der  fcatbolif."  Wainj  1865;  br.  —  iHolfii«,  Dr.  Der  Partei* 
ftanbbunft  nnb  ba«  ^flüger'fcbc  fiefebud).  Äbmebj,  GrTgäujung  unb  (Erläuterung, 
ftreib.  1868;  br.  —  Sdjneuiolü,  edjuloircftor.  (Hinge  Söortc  über  btc  3ugenb- 
erjiebun«.  9iad)  ben  Öcfjrcu  be8  oon  P.  l'aforüuirf,  i^ifdiof  Duuanlonp  u.  P.  ftelir. 
ftreib.  1880;  br.  -  5dmcun>lii,  8d)iiI5ircrtor.  Einige  2ßortc  über  bic  r^ riftli(f»r 
Familie.  Wad)  P.  Äclir,  P.  VfncorDauc  unb  *W.  Doublet,  ftreib.  1882;  br.  — 
Smulunrm,  Der  neue  in  iBaben.  ftreib.  1866;  br.  —  Stannel,  $br  Die  armra 
©diulfcbioeftern  au*  dauern.  Söürjb.  1873;  br.  —  «Hafer,  (£.  (8.  3)  $>ic 
diriitlidic  ftinbrrer jiebnng,  ein  .^auptmittet  gegen  bie  Öjcbredien  ber  gegen- 
wärtigen *jcit.  &tjtcrn  18M).  (?.  —  Stfcocnier,  £>.  Die  Literatur  unb  bie  djnftlicbc 
3ugenbbilbung.  ftranff.  1868;  br.  —  Seil,  Der  it.  Die  moberne  bcutfd)e 
»olfSfdiule.   ftreib.  1867;  br. 

II.  3crtc 

12  (gdjriften  gufammen  (ftatt  neu  16  ftr.  70  tft«.)  nur  3  ftr  75  Stf. 

Wooeniuiillcr,  ft.  tHutoeifung  $ur  Erteilung  beS  9teligionSuntcrrid)tc& 
bei  ftinbern  oon  5  bis  7  CUbjen.  jjreib.  1856;  br.  —  ftagelinfcn,  Dr.  Sfo  «1. 
Die  moberne  (Erhebung  unb  itjrc  folgen.  ftrauff.  I868;  br.  —  tfnedjt,  ft.  3- 
(2Beil)bifd)of).  Dafdjenbud)  für  ^ebrer  unb  OrtMdiulräte.  2.  oerm.  Kurtage, 
ftreib.  1874.  «.  -  Kncdjt,  3  (©eiljbifdiof).  Die  Srüditc  ber  babifdjen  ©diut* 
reform  unb  ber  neue  (MefefocSenttourf  über  jioongtfmcife  (*infül)rung  ber  gc  = 
mifdjten  Sebule.  ftreib.  1876;  br.  —  Ücliiminn,  *».  $ie  liberalen  Sdiul 
meifter  auf  bem  l'ebrertag  in  Wünd)en.  Sürftb.  1872;  br.  —  tfeümann,  Ä.  $tc 
ftreibeit  be«  Untcrridjtä  unb  bie  f  onf  effi  onslofe  2taatSfd)ule.  2Bür&* 
bürg  1877;  br.  —  Vufat«,  ^of.  Der  SdiuljU'ang,  ein  Stücf  moberner  Dttrannei. 
Öanb«b.  1865;  br.  —  Mair,  (T  Die  ftreibeit  be*  UnterridmS  eine  ftorberung 
ber  Vernunft,  ber  (Mercdjtigfeit  unb  bc$  («etuiffen*.  2öürjb.  1876;  br.  iHolfu*, 
Dr.  £.  ÜBiber  bie  ommunalicbulcu.  SRainj  lB6:i;  br.  —  Lamuna  oor  einer 
brobenbeu  (^cfabr  oon  einem  ebcmaligcn  Sdiulmann,  br.  —  ÜhHnflcr,  3-  (Äommiffar.) 
Die  SolfSbUbling  unb  ^olfsfdiule,  wie  fic  fein  fotlen.  Üu^ern  1841;  br.  — 
^cll,  Dr.  b*.  Die  moberne,  beutfdie  i*olfftfdiult  mit  sHücffid)t  auf  bie  neuefteu 
(Mefe^gebungcn  in  Snbbeutidjlanb.   ftranff.  186S;  br. 


©Iffuc  Cfl)rcr|lfüe. 


Die  ßehrerftelte  au  ber  1  ierf urfigen  Cucrfdjule  in  ^ntbal^inftf Drin  ift  Glitte 
NJWai  mieber  ,^u  befeöcu.  \Hnmelbungen  fiub  an  ben  Unter^eidjneten  ju  abreffieren. 
meld)er  aud)  über  iöebiugungeu  unb  (Mcbalt  Sluefuuft  erteilt. 

^inficöclii,  ben  2.').  Wärj  1  >•<»;>. 

Der  6diulrat8präfibent: 
(C^  304i  )  Dr.  VictitiarM. 


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f otagagifdje  flntt«. 


Oeteittigitttg 

de«  „S*fflci|  (ir|iel>aBfl«frcimW  nnb  »er  „fitaflOfi.  OTonat«f*ctft" 


bee  Vtrrins  katljoL  frljrrr  uitb  Sdjulntäniifr 

Her  Sdjrodi 

unb  beö  fc^mci^crifrf>cu  fatfjol.  Srüteljuntfäticreind. 


3  rar it er  3* ^rtitn 9. 

8.  $eft. 

«£rf*eint  2  Sogen  florf  je  ben  1.  unb  15.  eine«  jeben  Vtonats.) 


Drutf  unb  (fjpcbUion  tton  3-  SR-  ©lunfät. 

1895. 


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1 
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$n$aCt. 

itat 

1.  Dflern.   (H.  B.)  •.  .225 

2.  «eiträße  jur  (SefdHdjte  de*  urnccif^en  Sajultocfend  (Sern  (Sortfr.  £b=6gfl, 

tProfeffor  in  Ältborf.)  (ftortfefcung.)  228 

3.  giir  9Reibobif  5e0  $udjbaltnnaäuutcrri<&te£.  (8on  w.  Wiek,  $rof.  in  3ufl)  238 

4.  Unter  rie&t0Dricfc.  (33 on  J.  Sch.,  @ef.=&  in  Z.)  245 

5.  flojt  Molen,  bte  Dem  tfebrer  im  (Satten  Her  Srjiebnng  blähen.  (3Jon 

Sekret  3of.  ©tr)&ncnberflcr  in  Ujnae$.)  248 

6.  $fibaaogifcbe  IHunofebon  250 

7.  fäDaaoßifdje  üirterainr  unb  üebrmirtel  256 

8.  Süercinänaibridiien. 

9.  »rteffaflen  Her  SiebaWöi. 

10.  Onferate. 

-t>   


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♦  ♦ 


Bereinigung 

bf«  „®4nteis.  (IrjiefjttiigSfTeunbeS"  unb  ber  „Vibugog.  Wonatsfdjrift". 

unb  be«  frfjwci^crifrfjeit  fatfjol.  ($r$tel)uugdoereind. 


3ttg,  15.  «Spril  1895. 


M  8. 


2.  Jahrgang. 


:  tu. 


3tebaftion8f  ommiffton: 

Die  ecmtaartircrutcii:  ft.Iffiiiit,  $<feftr$, 8«|mi ;  $ .  »aumqartn«,  *ag;  Me  $l 
«•(«,  Vtef.,  «bur ;  «to  »cm,  W«t«t,  »et»,  *t.  ct.  OaQrn  unb  $tct  8efc,m 
Bit  ii«((i>iit(n  flirt  M  *ewlnarbtttrtor  »  au  mflart«et  |M  ritbtm. 

Abonnement: 

5Tf*cha  menailt*  2  mal  (c  ben  1.  unb  15.  M  Wonati  unb  ttflet  Mrt(<6  fflr  9cicln<initglftbn  4  %x. ; 
fh  «ebraraUfanbibaien  3  Jr.;  fflt  Si*tmUgUcber  b  Jr.  SefteUuaftC"  Mm  B*rte«er:  3».  iM. 
BjMRf4t,  ¥u*bru4tr,  3ua.  -  3n|etate  Kerben  Mc  $etttjeile  mit  10  Äp.  »crt^ncl. 


Cftern  ift  roobj  ba«  freubigfte  fteft,  ba«  bie  9\xfy  feiert.  Wlleluja, 
ba«  ift  ber  beftänbige  Onbelruf,  in  bem  fic$  bie  Ijofje  fteflfreube  ber  ßira> 
unb  aller  if>rer  ©lieber  auöfpridjt;  in  'H  Dereinigt  fie  alle  ©efüljle  unb 
Hffefte  be«  Sobe«  unb  greife«,  beS  ^r^,-  unb  ber  Anbetung,  ber  Siebe 
unb  ber  Eingebung  be«  £erjen«.  £ie  ift  fo  Doli  erhabener  ©ebanfen  unb 
Setracfyungen,  fo  Doli  $erounberung  unb  Staunen,  bajj  fie  umfonft  nad) 
SBorteu  ringt,  alle«  au«jubrütfen,  roa«  fie  innerlia}  erfüllt.  $af>er  bricht 
fie  immer  roieber,  nadjbem  fie  !aum  einen  ©ebanfen  angetönt,  in  ben  Oubdruf 
au«:  Nfleluja.  2öo  fola>  freftfreube  öerrfty,  bebarf  e«  au$  nic&t  Dieler 
Söorte;  baljer  ift  bie  Citurgie  überafl  fo  fur$,  ba«  1)1.  33reüi ergebet  be«  ^riefter« 
ba«  ftirjefie  be«  ganjen  Saljre«;  baljer  fallen  alle  ÄaDitel,  unb  IBerfilel  unb 
alle  #nmnen  weg,  benn  bie  ganje  OftaD  ift  ein  grojjer  3ubell)bmnu3  auf 
ben  Dom  SEobe  auferftanbenen  göttlichen  ßrlöfer.  „$a8  ift  ber  $ag,  ben 
ber  £>err  gemalt;  laßt  un«  frotyoden  unb  freubig  fein  in  i&m",  ba«  ift 
Der  immertoieberfeljrenbe  frreubenruf.  93i§  in«  10.  3aljrljunoert  mar  aud& 
bie  ganje  OfteriDoa>  ein  gebotener  f^eiertag,  unb  bi«  in  bie  neuere  3«* 
feierte  man  menigften«  ben  Montag  unb  $ienjtag  nod>  al«  Ofeiertage.  $ann 
mufcte  bem  realiftifa)en  ©elfte  ber  ©egenmart,  ber  nur  für  bie  (Srbe  Derbienen 
miQ,  aber  ba«  Diel  mistigere  derbienen  für  bie  (Smigfeit  Dergifet,  juerfl  ber 
Feiertag  am  Dienftag  unb  bann  fogar  berjenige  be«  Wontag«  meinen,  fo 


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-    226  - 


bafe  mir  gegenwärtig  gar  feinen  Ofterfeiertag  inetjr  fjaben.  tiefer  2Berftag§= 
geift  fteljt  aber  im  Dollen  ©egenfafce  jur  fteflfreube  ber  R'nty,  unb  e8  ift 
begreiflich,  bafj  ba9  fatljol.  93olf,  ba8  nodj  SBerftänbniS  beS  religiöfen  unb 
firdr)(icr)en  SebenS  tjat,  mieber  nact)  (Sinfefcung  be§  8<ittto9*S  roenigftenS  am 
Montage  fidj  feljnt,  bieS  um  fo  metjr,  ba  tyn  aua)  unfere  proteftantifaVn 
5Jlitd)riften  feiern,  unb  mir  baburd)  (älter  unb  gleiä)gültiger  erfdjeinen  al§  fie. 
$ie  Wadjljeiligtage  finb  jubem  ein  Sdnifc  be3  ^eßtageS  felbfi. 

Unb  mela^e«  ift  ber  Äern  biefer  freftfreube!  —  „(SbiiftuS  ift  roaljr« 
t)aft  auferftanben"  —  biefe  grofce  $fjatjacf)e  ift  ifjre  unoerfieglidje  Ouefle. 
(Sbrtftuö  ift  roatjrl)aft  auferftanben,  mie  er  oorauS  gefagt,  —  mir  finb  atfo  roar)r> 
Ijaft  erlöft,  bie  3)tadjt  ber  £>öfle  ift  roabrtjaft  gebrochen,  ber  %ot  t)at  feinen 
6d)reden  Oerloren,  bie  Pforten  beS  Rimmels  unb  baburd)  ber  emigen  Seligfeit 
fielen  und  offen;  (Sott  ift  mieber  unfer  Söater  unb  Erbteil,  mir  finb 
feine  ftinber  unb  Sieblinge  gemorben!  3öer  foflte  fid)  ba  nid)t  freuen! 
Wfleluja  rufen  mir  baljer  banfbar  mit  ber  flirre.  —  (Sljriftu«  ift  roab,rr)aft  auf« 
erftanben;  —  alfo  ift  er  roat)rl)aft  ©otteS  eroiger  ©ot)n,  find  bem  SBefen 
nac^  mit  bem  ©ater ;  alfo  ift  fein  fy.  SDÖerf  ©otteSroerf,  finb  feine  erhabenen 
2öorte  unb  2eljren  ©otteSroorte,  b,aben  feine  fji.  ©alramente  ©otteSfraft, 
ift  feine  ßird)e  eine  @otte§ftiftung,  ift  fein  2Bort  eroige  unb  untrügliche 
SDÖa^r^eit,  —  alfo  göttlid)e  2öa^beit  aud)  fein  2öort,  baß  bie  Pforten  ber  $öfle 
nid)t5  gegen  bie  &ird)e,  bie  er  auf  ba§  Srmtbament  $etri  gefegt  hat,  Dermöge, 
baB  ber  ©eift  ber  2öar)rheit  bei  feiner  £ird)e  fei,  ber  fie  an  alles  erinnern 
roerbe,  roaS  er  gelehrt  b,abe,  bafc  alfo  feine  ßird)e  nie  in  Strtum  \aütn 
fönne;  alfo  göttliche  2Bar)rfjeit  aud)  ba§  Bort,  bafe  man  auf  bie  £ird)e 
^ören  müffe  mie  auf  ir)n  unb  bafj  roer  bie  ftird)e  oerad)tet,  aud)  ir)n  berad)te. 
„2Ber  eud)  b,öret,  ber  ^öret  mid),  mer  eud)  berad)tet,  ber  oerad)tet  mid) 
unb  roer  mid)  üerad)tet,  berad)tet  ben,  ber  mid)  gefanbt  f)üt" ;  alfo  göttliche 
2Baf>rheit  aud)  ba«  SBort:  „2öer  mid)  oor  ben  <Dlenfd)en  befennt,  ben 
roerbe  id)  aud)  bor  meinem  Stoter  befennen,  ber  im  $>immel  ift,  unb 
toer  mid)  bor  ben  9Renfd)en  berleugnet,  ben  merbe  id)  aud)  oor  bem  95ater 
oerleugnen,  ber  im  Gimmel  ift."  —  So  murmelt  mit  eiferner  togt f cf>e r 
Äonfequenj  bie  ganje  Sicherheit  unfereS  t)ei(igen  ©laubenS  unb  unferer 
t)l.  Hoffnung  in  ber  Zf)a\\aty,  bie  mir  am  ty.  Cfterfefte  feiern,  ^riftud 
ift  auferftanben,  bat)er  muß  roabr  unb  göttlid)  fein  unfer  ©laube,  ift  göttlicher 
ßinfefcung  unfere  fatfrol.  #ird)e,  unb  e§  ift  beSroegen  ganj  unmöglich,  baft 
fie  je  einmal  etroaS  anbere§  let)re,  als  roaS  (5^rijtu§  gelehrt  bat,  ift  ba^er  auc^ 
bie  fatb,olifa^e  ^Religion  bie  einzig  roab,re  Religion !  Sollen  roir  ffat^olifen  und 
in  biefer  oödigen  ©i^|err)eit  unfered  ©laubenS  nidjt  aufria^tig  freuen,  unb 
muffen  mir  ba  nic^t  einftimmen  in  ben  3ubelgefang:  ^Iflcluja,  6r)rijhi«  ift 
roaljrljaft  erflanben!  — 


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-   227  - 

SBir  fatfcol.  Sekret  unb  (grjieljer  ganj  befonberS  motten  uns  freuen; 
beim  unfere  6r$ie&ungStl)ätigfeit,  bie  fid&  auf  unfere  t)l.  SReligion  aufbaut, 
bat  ein  unerf$ütterli$e8  ftunbament,  unb  bie  ©runbfäfce  ber  ^äbagogif,  bie 
mir  befolgen,  fmb  Don  bjmmlifaVr,  ja  göttli^er  Wbftammung ;,  eS  fmb  bie 
ßrunbfäfre  beS  Ijöajflen  (SrjiefjerS,  beS  3beal§  aflcr  (Srjie^er,  beS  ©ottmenfa>n 
GfjrifhiS.  —  SEBtr  fönnten  laa>n  über  bie  ftoljen  ungläubigen  ^äbagogen, 
bie  am  bellen  $age  mit  bem  fa)roaa>u  ßi^tlein  iljreS  SBerftanbeS  nadj  neuen 
pdbagogifdjen  ©ruribjä^en  fucfcen,  mäljrenb  boa)  bie  Sonne  ber  djriftli^en 
SBafcrtyeit  flar  unb  Ijefl  am  9Rittag6$imme(  fteljt  unb  alles  munberbar  be= 
leuchtet  unb  erwärmt;  aber  e3  ift  biefe  $r)atfaa>  fo  traurig,  bafe  fie  unfer 
tieffteS  SHitleib  erregt  unb  uns  in  bittere  Trauer  Derfe&t.  Ratten  mir  baljer  bie 
totbol.  ^äbagogit  immer  unb  überall  f>od>,  fie  ijt  unfere  ljiinmlifa>  pfcrerin 
in  unferer  ganjen  beruflichen  S&ätigfeit,  unb  fie  mirb  berfelben  bie  fegenSrei^fte 
gruajtbarfeit  oerleiljen,  fegen§reicf>  für  bie  Äinber,  bie  mir  eraietjen,  für  bie 
Altern  berfelben,  für  bie  ©emeinbe,  für  ba§  Saterlanb,  fegenSreid)  audj  für 
ben  Gimmel,  ben  mir  bura)  unfer  Birten  beDölfern!  80  giefjen  mir  mafjr* 
fjaft  Oflerfreuben  über  baS  ganje  jeitliaje  unb  emige  ßeben  ber  uns  an« 
mtrauten  Äinbermelt  au«,  aber  au#  über  ba8  ganje  fokale  fieben  in  &irrt> 
unb  ©taat!  3n  biefer  Ofterfreube  murjelt  ade«  (Sute  unb  jebe  $ugenb; 
fie  ift  ber  golbene  ftrüffling  beS  geiftigen  CebenS,  ber  alle  tfraft  mecft  unb 
belebt  nnb  ein  munberbare«  2öad)§tum  in  bemfelben  Ijeroorruft,  baS  neue 
Ceben  mit  (Erjrifto  (vita  nova  cum  Christo),  roie  bie  (SpijJel  ber  fteftmejfe 
Fta)  fo  f<$ön  auSbrüdt,  im  ®egenfafee  jum  öbeu,  ftarren  ßeben  ber  2Belt,  beS 
Egoismus  unb  ber  ©ünbe. 

Die  geier  ber  Ofterfreube  ift  ba&er  t>on  Ijoljem  päbagogifdjem  SÖerte, 
unb  mir  foflen  fie  ben  ftinbern  redjt  flar  maaVn  unb  jum  anljaltenbften 
'&roufjtfetn  bringen.  3)a3  faun  aua)  bei  ber  ©Deutung  ber  Opereier  gefct)er)en . 
Die  §ier  maren  fdjon  im  Altertum  ©tombole  ber  Schöpfung  unb  9luferjtebung ; 
ir)re  9ema(ung  beutet  fomotyl  auf  bie  ^feftfreube  Ijin  als  audj  auf  ben  @e* 
banfen,  bafe  burd)  bie  Wuferfleljung  alles  neu  unb  Ijerrlia)  mirb.  Der  £>err 
ift  auferftanben,  au$  mir  roerben  einftenS  ju  einem  Ar)nlict)en  Jjerrlidjen  &ben 
ouferfte^en,  9HIelu|a.  Solare  ßrmägungen  fofl  man  ben  fttnbern  ins  £>erj 
legen,  roenn  man  ifjnen  Oftereier  fdjenft.  Das  Ijebt  Die  natürli$e  f$rettbe 
beS  &inbe§  ju  einer  ffoljen,  cbriftlidjen  ftreube,  unb  prägt  iljnen  eine  3BQt)rt)eit 
(in,  bie  in  unferer  3"t  um  fo  kräftiger  betont  roerben  mufj,  ba  ber  Un- 
glaube fo  frect)  )e(bft  bie  ^unbamentalma^r^eiten  beS  religiöfen  CebenS  angreift 
unb  babura)  a(le§  ^>ö^ere  im  $>lenfa)enleben  leugnet.  DaS  dr)riftttc^e  Ofterfeft 
ift  ber  lautefte  unb  feierlidjfie  ^Jroteft  gegen  bie  ungläubige  SBeltauffaffung,  unb 
bie  (Spaltung  unb  Verbreitung  ber  d^riftlirtjen  Ofterfreube  ein  fräftigeS  Wittel 
uir  d)riftlia^en  grjie^ung  unb  55ilbung  unferer  lieben  3ugenb.  —  (H.  B.) 
1  ■      ■  _ 

1 

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-    228  - 


Beiträge  jur  &ffd)id)te  fre*  ttntfrifd)fit  Sdjttlroefeit*. 

(@ottfr.  «b*®gg,  $rofeffor  in  Slltborf.) 
(ftortfefcung.) 

Saut  brm  älteften  Sotenregifler  ftarb  in  Staffen  1623,  15.  Styember 
3acob  ©d>neiber  „magifier."  liefet  Beiname  fann  ober  foroorjl  einen  ßeljrer 
als  einen  eljrfamen  $>anbroerfSmeifler  be$eid)nen.  $m  5aufbud)  hingegen  fommt 
ben  20.  Oftober  1(355  3olj.  ^ßeter  ©treSler  „lubimoberator"  als  Taufpate 
Dor  unb  am  23.  ftpril  1661  tritt  als  2kter  auf  3of.  JBumann  „lubimoberator." 
£)ier  mar  ber  Sugeuberjieljer  fletS  au$  Organift.  Sine  ©ajulorbnung  ift 
feine  Dorrjanben,  rooljl  aber  galt  als  fötale  ber  grofiüäterlic$e  3ufPru£$  m 
ßanbbud).  Der  flltejte  nodj  Dorbanbene  ©d)ulmcifter«  unb  Organijien« 
©pannbrief  batiert  Dom  9.  3an.  1828.  —  3u  Söaffen  gehört  bie  Filiale 
SReien,  reo  ftetS  ber  Kaplan  ©d)ule  rjielt  unb  jroar  fa)on  lange  oor  ber 
fran^öfic^en  3nDafion.  *)  $asfelbe  gilt  Don  tööf djenen,  baS  als  3<>0jtation 
auf  tüchtige  ©a^ulbilbung  befonbern  $ebad>t  ju  nehmen  Ijatte. 

33om  7.  bis  inS  12.  3ar)rr)unbert  mürbe  baS  Urferntfcnl  Dom  Älofter 
$iffentiS  auS  paftoriert.  2Öo  aber  bie  Senebiftiner  bie  ©eelforge  falten, 
ba  mar  aud)  für  33olfSunterrid)t  unb  fircfclicben  ©efang  geforgt.  95om 
13.  3a&rr)unbert  an  finben  mir  in  ber  ^aftorotion  abroecbfelnb  2Öelt--  unb 
OrbenSgeiftliay  (Senebiftiner  Don  DiffentiS),  unb  ba  mag  benn  ber  Unterrity 
Derfdjieben  —  ober  jeitioeife  gar  nid>t  —  betrieben  roorben  fein.  $er  erfte 
ftänbige  ©a)ulmeifter  Don  Wnbermatt  feit  ber  Trennung  Don  $>iffentiS  erfc&eint 
1610  jum  erftenmal,  unb  Don  ba  ab  finben  mir  einen  folgen  bei  jebein  neuen 
geftifteten  Soweit  ermähnt  unb  mit  ^räfenj  bebaut.  91udj  finbet  man  aus  biefer 
3eit  Mnflänge  eines  WWen&efte«  für  ben  2ef)rer.  $a8  alte  ©c&ulf/auS, 
toe(a)eS  1856  bem  neuen  meinen  mufete,  fofl  na$  feiner  Bauart  unb  nacb 
ber  Srabition  nod)  weiter  als  bis  1610  jurüdgerei^t  Ijaben.  2öo  aber  ein 
ScfjiiHjauS,  au8fd)liejjlie$  für  ben  Qmtd  beS  Unterrichtes  erfteflt,  angetroffen 
roirb,  ba  mufj  aud)  Schule  gehalten  morben  fein.2) 

„Hm  25.  ©ept.  1669  ift  baS  uralt  $orf  frofpitat  um  ein  ur)r  tagf 
fampt  ber  fapeü  unfer  1.  grauen  ju  puloer  Derbrunnen";  unb  infolge  Deffen 
finb  feine  ältem  Oueflen  als  Don  1670  mebr  Dorljanben.  ©ogar  bie  Äapitah 
briefe  finb  Derbrannt,  roie  fidj  aus  fpäteru  ^rojeffen  ergibt.  JBann  alfo  bie 
bortige  ©$u(e  begonnen,  läjjt  fid>  nid>t  genau  beftimmen;  eS  toerben  mar)r» 
fa)einlie$  bie  ftapläne  ©dmle  gehalten  Ijaben.  $)ie  ftaplanet  mürbe  1448 
errichtet;  ber  ältefte  ©pannbrief  batiert  aber  Don  1672,  allein  barin  ift 
Don  bem  ©trjulunterricty  nia)t  bie  Webe,  roeit  $ofpentljol  fa>n  feinen  eigenen 

•)  9tod)  einem  SBeridjt  üon  bo<tm>.  §rn.  Pfarrer  2Tnt.  ©oumann. 
p.  5ttb.  SWurcr. 


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8<&ulmeifier  fjatte.  Der  erjlgenannte  ©cfculmeijter  i|i  TOartin  ftegli  (geboren 
l.ttob.  1641,  f  15.  De$.  1695),  ber  bei  ber  Saufe  feine«  ©objte«  unb 
flattfolger«  $an«  Gajpar  ben  10.  Wai  1678  citiert  ift.  Da«  erfte  Dorf* 
bud)  (begommen  1688)  enthält  3a&r  für  3aljr  bie  Seftätigung  be«  Sefcrer«. 
Serfelbe  bejog  „fampt  f>olfc  im  ban"  15  ©1.  Dom  Dorf,  5  ®l.  öon  ber 
Äapefle  (für  (S&oral)  unb  Don  jebem  Äinbe  20  fe,  unb  für  ba«  „3W"  «f 
jieajen"  mufete  tym  ein  beftimmter  „93cifäfeM  jäljrlid)  4  ©l.  20  jj.  bellen. 
Die  fremben  „fre&el"  tollten  $>ofpenttjal«  gefunbe  2uft  nic^t  umfonft  atmen. 
Die  Familie  ftegti  bat  circa  100  3ab,re  ba«  ©cfculfcepter  gefdjtoungen  bis 
1764.  Da  ftarb  3ol>.  3oj.  töegli  „am  33erg"  (am  ©ottljarb  ,n>af)rfa>inüd) 
bura)  eine  fiamine  oerfa^üttet.)  ©eine  *Rad)fommen  brauten  e«  nur  no$ 
}um  ©igriften.  Die  Familie  Qei&t  ljeute  noa)  „©igriflenbaljeu."  3m 
19.  3aijrijunbert  [teilte  eine  anbere  ftamilie  SRegli  roüljrenb  80  3ab,ren  bie 
2e&rer.  ')  1713  trat  als  jroeite  Se^rfraft  ber  Sfrü^meffer  in  bie  ©djule. 
Gr  mar  eigentlidb,  über  ben  n>eltlia)en  tfeljrer  gefteflt.  Der  ftrüfyneffer  3oft 
Moni  Mütter  fjatte  mit  3.  3.  »egli  1732  einen  $au«ftreit  roegen  be« 
Singen«  „in  ben  ^eiligen  roienäa^tf ebertage M  u.  a.  m.,  worüber  ein  Dorf* 
geriet  entf^ieb,  bajj  ber  „üffgeria^tete  ©c&ulorbnung"  (bon  1726)  nadjgelebt 
werben  unb  ber  Setjrer  „im  roünter  bie  fct)uo(  frequentiern"  *)  fofle.  Saut 
Spannbrief  bon  1713  unb  ©c&ulorbnung  bon  1726  Ratten  bie  #ofpentf)aler 
bamal«  aui)  eine  fatultatibe  ©ommerfdjjule,  bie  erft  1888  roieber  auflebte. 
3a  e«  ejiftierte  fogar  eine  %rt  ^rogbmnaftum,  au«  meinem  innerhalb  30 
^afyren  minbeften«  16  ^>ofpetttt)aler  jur  Geologie  übergingen,  barunter  aud) 
ber  früher  jitierte  §ranj  9tenner,  Kaplan  in  3um^0Cf  1751 ;  ferner  ber 
lf)alfd)reiber  %o$.  ©eb.  ©dmiib,  ber  bie  ©a^ulorbnung  gefdjrieben  Ijat.  (5r 
ja)rieb  au$  bie  S&algefefce  in  praa^tbofler  goi$if$rr  ©$rift.  Rubere  jogen 
in  frembe  Dienfte,  roo  [u  infolge  iljrer  beffern  ©c&ulung  abänderten;  fo 
mürbe  btr  Urgrofcbater  be«  jefcigen  Pfarrer«  in  $ofptnt$al,  meld)'  lefcterm  i$ 
biefe  tKuffc&lüffe  über  bie  bortige  ©d>ule  berbanfe,  TOajor  in  Neapel.  3n 
ber  2.  £älfte  be«  18.  3al)r&unbert«  fanf  bie  ©cfjule  auf  eine  tiefere  ©tufe 
Ijerab.  Die  #ofpent(jaler-©c$ulorbming  enthält  in  ber  $auptfa$e  folgenbe 
fünfte,  bie  bom  53i|a)of  betätigt  roorben  finb: 

©eil  bie  3ugenb  fia)  „alfo  bermöfjret",  rourbe  bem  ftrüfjmeffer,  Unterria)t 
ju  geben  „Eingebungen",  unb  jmar  mödjte  er  aud)  in  ben  untern  (ateiniföeu 
6a)ulen  tnftruieren. 

1.  Die  ©a)ule  bauerte  ba«  ganje  3a$r.   Die  2Binterf$ule  bauerte  bon 
Anfang  Wobember  bi«  (Snbe  Hpril,  roä&renb  welcher  3eit  ber  ©ü)ul- 

•)  Über  ben  leetoerftorbeneu  3Mb.  SReglt  f.  ^.  6.  ber  „$äbag.  »lätter"  1895 
3. 189. 

*)  2)a*  (^rlanntnid  ejiftiert  noö). 


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meiner  beut  „Saulheim"  aushelfen  mu&te  nach  Änorbnung  unb  33efebl 
beS  ledern.  Der  Öftrer  burftr  nebenbei  (ein  9lmt  „Herrichten"  unfc 
foflte  bie  ftinbet  in  bet  $t\xty  unb  auf  ben  ©äffen  beaufsichtigen. 

2.  Neben  bem  ßaplan  unb  ßeljrer  burfte  niemonb  Schule  galten,  Di» 
Sommerfchule  (üom  SRai  bis  NoDember)  hatte  ber  erdete  aflein  fort» 
jufefeen,  fomohl  für  bie,  welche  nur  lefen  unb  fdjreiben  lernen  wollten, 
als  für  bie  Cateinfdjüler.  Die  Altern  mürben  erinnert,  bafj  fte  ben 
beiben  (Srjiehern  Reifen  foflen. 

3.  ^für  bie  Sateiner  werben  3  ftlajfen  eingerichtet :  Principia,  Hudimenta 
unb  Grammatica;  beren  letzte  aber  „93nberlaffen"  werben  tonnte,  wenn 
alle  3  befefct  waren,  weil  baS  für  ben  „Direftor"  Der  Schule  aflju^ 
befc^iDerlicf)  gewefen  wäre.  WlS  53a  fern,}  war  bie  3*it  Dom  22.  3ufi 
bis  24.  Wuguft  (5  2öochen)  beftimmt.  Boraus  aber  gingen  bie  Steig» 
ejamen  Dor  3  geiftlidjen  unb  2  weltlichen  £erren.  Die  beßen  Schüler 
erhielten  Prämien. 

4.  ^Dic  Schule  begann  im  Söinter  um  V«7  unb  Dauerte  bis  8  Uhr.  Nach- 
mittag bauerte  fie  Don  12  bis  2  Ul)r.  3ur  Sommerzeit  würbe  Don 
'/,9  bis  10  Uhr  unb  Don  1  bis  3  Uhr  unterrichtet. 

5.  Schulgelb  bejahte  jebeS  Äinb  per  ^aljr  2  gl.  Altern  „)o  s.  v. 
ochfeen  hoben"  mufeten  jährlich  ein  „füeberlin",  bie  anbern  2  „Surbenen" 
#olj  bringen.  Dem  Schulmeifter  würbe  für  Schul*  unb  ftirchenbienß 
25  ©1.  gegeben,  aufeer  ben  fliefeenben  ^refenjen  (ber  Schulherr  erhielt 
lt.  feinem  Spannbrief  D.  1713  ebenfalls  einen  Sohn,  ber  aber  nicht 
näher  beftimmt  ift.) 

„So  gefchachen  in  Urfern  3ue  &ofbithaH  ben  30.  IDlaD  91nno  1726. 
Ob  bie  Sateinfchüler  biefeS  Dorfes  benen  Don  flnbermatt  im  ^«aterfptelen 
geholfen,  ift  nicht  ftcher,  boch  annehmbar.  Die  Urfener  „flomebianten"  hatten* 
gar  gut  unb  fpielten  Daher  in  ber  erften  Jpälfte  beS  18.  3ohrhunbertS  oft 
Sheater.  Der  Hat  fpenbete  ihnen  bafär  bis  10  $ha!er  (1  $h-  -  4  $r.  28  58p ) 
unb  fie  tonnten  überbieS  Don  16  Serben  baS  SQBeibgelb  begehen.1)  3n 
föealp  beforgten  2  flapujiner  feit  1735  Seelforge  unb  Schule. 

Sobiel  über  bie  Schulen  im  »eufethal.  Über  flttinghaufen  unb  See; 
Dorf  2C.  höbe  ich  Wne  genauem  Angaben  bejüglich  beS  Alters  ber  Dortigen 
Schulen  ermitteln  fonnen,  trofc  beS  freunblid&en  SutgegenfommenS  bei  be* 
treffenben  ^farrherren,  allein  eS  ift  bie  Annahme  begrünbet,  bafe  bitje 
©emeinben  mit  Den  übrigen  Schritt  gehalten  haben,  unb  baS  um  fo  eher, 
weil  fte  baS  gute  $eifpiel  «ItborfS  unmittelbar  Dor  Bugen  hatten. 

Wachen  wir  noch  einen  Hbflecher  ins  Schächenthal,  wo  bie  Natur  ber 
Schule  ebenfoDiel  ftinberniffe  bereitet,  wie  im  Neufethal.   93on  Bürgeln  mar 

-  -  •  —  — — — 

')  Mitgeteilt  t>on  $od)ti>.  $errn  Pfarrer  ißet.  grüner. 


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ftüljet  bie  Webe;  ober  auch  ©pitingen  blieb  nicht  jutüd.  „1647,  ben 
13.  3anuatii  ftarb  ipanS  Äafpat  (SiSler  diu  aegrotus  et  ©dmlmeifter. " 
2Öäre  et  bet  erjie  gemefcn,  |"o  mürbe  eS  ohne  3roeifel  angemerft  fein;  beim 
bei  Gintragenbe  fe&te  ju  ben  Hainen  ber  35erfiorbenen  feljr  umftänblithe 
58emerfungen.  9Wan  barf  alfo  mit  ©nmb  annehmen,  bafe  eS  in  ©piringen 
roie  anberroärtS  fäon  Anfangs  beS  17.  SaljrhunbcrtS  meltliche  Sebrer  gegeben 
habe,  ©eit  1647  finbet  man  b«  unb  ba  beten  Warnen  im  Sotenbutf). 
9tlS  ©djulhauö  biente  ba§  fog.  „Janj^auS",  roeltheS  feinen  Warnen  baoon 
befommen,  bafe  eS  sumeilen  als  Sanjlofal  bienen  mufete.  Um  bie  Witte  beS 
16.  3ahrhunbertS  mar  eS  auSgebeffert  morben,  Daher  i|t  eS  jedenfalls  älter 
als  bie  ©chule  üon  ©piringen.  1700  ehielt  bie  $farrfir<he  eine  Orgel, 
welche  fortan  bet  fielet  „  plagen "  mujjte.  Dafür  erhielt  et  Heine  ^tejenjen.') 
Die  3ugenb  Don  Unterfangen  ehielt  fe^r  mahrfcheinlich  Dom  jeweiligen 
Kaplan  Unterricht.  Wachbem  eS  aber  1(585  Don  ©piringen  abgefutt  roorben, 
hielt  bet  Pfarrer  ©chule.  Der  erjle  Pfarrer  hiefe  <£arl  3of.  Hrnolb.  Seine 
©emeinbe  johlte  Damals  lt.  Dorhanbenem  Gegiftet  206  Angehörige.  99i3 
1742  maren  alfo  bie  ©eelforger  auch  Sehrer.  Ungefähr  um  biefe  3<it  nmrbe 
eine  Orgel  erfteUt  unb  nun  übernahm  bet  jedesmalige  ^farrb,elfet  ben  ©chul* 
unö  Otgelbienft.  Seitliche  unb  geiftliche  Ocganiften  wedelten  oon  je|t  an 
bis  1875,  roo  baS  neue  ©chulgefefc  2  Öeljrer  forberte.  DaS  neue  ©crmlhauS 
routbe  1858  erbaut  unb  baS  alte  bamals  Derfauft.  Dafe  Unterfd&ächen 
fchulfreunblich  gefinnt  ift,  oerrät  ber  Umftanb,  ba&  bie  flinber  bie  ©chul* 
materialien  gratis  erhalten,  unb  baß  trofcbem  bie  ©emeinbe  leine  ©djul» 
fleuer  hat.*) 

©o  ^aben  mir  benn  bie  ©rofejahl  ber  ©emeinben  burchtoanbert  unb 
unfere  Behauptung  begrünbet  gefunben.  Sir  fcf)liejicn  mit  ber  ftatiftifdjen 
Überfielt  über  bie  SBolfSfchulcu  am  ßnbe  beS  Dorigen  ^ahr^unberts. 
1799  gab  eS  22  ©chuleu  (unb  2  Cateinfchulen)  mit  etma  28  öehrfräften. 
3Jon  bem  fiehrperfonal  beftanb  bie  #älfte  aus  ^rieftern.  ©chulhäufer  gab 
fS  5.  Die  SBefolbung  mar  fe^r  Derfchiebeu.  Der  geringfte  Sohn  mar  baS 
blofte  ©$ulgelb,  ber  ^öchl'te  betrug  222  gl.,  Orgelbienft  inbegriffen  (Anber- 
matt.  Der  Cchrer  in  Hltborf  bejog  217  gl.)  Der  Unterricht  mürbe  oon 
circa  600  ffinbern  befugt.  Schule  mürbe  faft  überall  nur  im  Sinter 
gehalten,  nur  in  5  ©emeinben  auch  m  ©ommer  mit  etma  100  ©ajüleru. 
Die  tägliche  ©chuljeit  fchmanfte  $mifchen  2  unb  6  ©tunben;  gelehrt  mürbe 
an  15  Orten  Cefen  unb  ©abreiben  unb  an  5  meitern  fommt  noch  Wehnen 
bajju;  Don  3  ift  eS  nid)t  befannt.  fllaffenetnteilung  r)atten  10  ©chulen, 
7  leine,  Don  5  unbefannt.   gür  ben  Unterricht  Dermenbete  man  bie  ©t.  Ur» 

•)  2Rttgetdlt  oon  hoch».  $rn.  trottet  »lufer. 
*)  SRitgetcHt  oon  hoch»-  $m.  Pfarrer  Hrnolb. 


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banerfcbulbücher  (GrauerS  ßatfrfjimmi*  (eute  noch),  93orf<hriften,  Briefe  10.; 
an  einigen  wenigen  Orten  beljalf  man  fi<h  ohne  Schulbücher. 

gerabe  glänjenb  lagen  bie  Schuloerhältniffe  im  ßiotnenthal. 
„Der  flapläne  erfte  unb  oorjügli^  93efa)äftigung  ift  büS  Schüttelten", 
fchreibt  Tormann  1796,  „ober  ber  Äfmberunterri^t  im  Sefen,  Schreiben, 
ffiedmen  unb  ber  ©laubenSlehre,  obwohl  fie  eigentlich  Don  MmtSmegen  Daju 
nicht  Derpfltchtet  finb.  3n  grojjeu  unb  weitläufigen  ©emeinben  fommt  ihnen 
auch  ber  Pfarrer  ju  $>ülfe.  3n  ganj  entlegenen  Orten  befdjäftigt  fi<h  ge« 
wöljnlich  nur  ein  Canbmann  bamit.  Die  Spulen  roerben  aber  nur  im 
Sinter  gehalten,  benn  Don  Anfang  beS  ftrüljltngS  bis  in  ben.  ^>erbft  finb 
bie  Äinber  Don  10—14  fahren  jum  &üten  ber  3iegen  beftimmt  .  .  .  . 
DaS  gemeine  95olf  bleibt  ba&er  bo<h  fel>t  unmiffenb,  infonberbeit  weil  weber 
eine  pflichtmäßige  93erbinbli$teit  jur  Aufficht  Don  Seite  ber  Oberen,  no$ 
irgenb  eine  nrirffame  Aufmunterung  ober  Übung  füt  bie  ermaebfene  3ugenb 
fiattfinbet."  Ob  bieS  Urteil  in  feinem  ganzen  Umfange  wahr  ift,  Darf  mit 
Stecht  bezweifelt  werben. 

@S  ejiftierten  gegen  ($nbe  beS  legten  3ahrf}unbertS  weuigftenS  2  höhere 
Öehranftalten  im  giDinentfyal.  Das  Seminar  in  33ollegio,  ba§  fchon 
(£arl  SJorromäuS  errieten  wollte,  erhielt  1622  Don  §rieb.  JBorromäuS  feine 
Döflige  (Einrichtung.  Darin  rourben  5  fiioiner  über  12  3a(jre,  bie  fieb  bem 
geiftlichen  Stanbe  mibmen  rooflten,  frei  unterhalten  unb  unterrichtet;  aber 
aua)  unbere  für  $3e$ar)lung  aufgenommen.  Die  Anftalt  (fte  lag  beim  Dorfe 
^aSquei)  ftanb  unter  Aufficht  beS  tytytn  Seminars  in  Wailanb,  wohin  bie 
Söglinge  nachher  abgingen,  um  ihre  Stubien  ju  Doüenben.  Sie  mürbe  Don 
2  2er)reru  geleitet :  Dom  Äeftor  unb  einem  ßefjrer,  beibe  aus  ber  (SefeUfchaf  t 
ber  Oblaten  Don  Wailanb.  Errichtet  mar  fie  aus  ben  (Siufttnften  beS  auf= 
gehobenen  $pumiliatenorben3.  Sine  2.  Sehranftalt  mürbe  in  ber  2.  Jpälfte 
beS  18.  3ahrhunbert£  ju  ftaibo  in  bem  Äapujinerflofter  errichtet,  bie  jeber 
CtDiner  befuchen  tonnte,  unb  worin  aufjer  im  fiefen,  Schreiben,  9fecr)nen  unb 
in-  ber  (Glaubenslehre,  auch  im  Sateinifchen  Unterricht  erteilt  mürbe. ')  Die 
flapujiner  höben  bat)er  für  bie  Schulen  Uri'S,  fpejieO  Don  Urfern  unb  QiDinen, 
grofje  Skrbienfte. 

Schulbehörbe. 

911S  erfte  Schulbehörbe  ift  aufjufaffen  jene,  roelche  1579  beftimmt  mürbe. 
Dafe  fich  aber  Dor  1800  auch  bie  weltliche  3et)örbe  als  folche  mit  ben 
Spulen  beS  ganjen  SanbeS  befaßt  hat,  9fh*  barauS  tytüox,  baß  jeber  £er)rer 
einen  obrigfeitlichen  Sohn  Don  10  gl.  unb  ein  SJerfünbgelb  Don  2  gl.  20 
bejog.   Das  ift  fchon  burch  bie  Schulorbnung  Don  Stielten  1679  bemiefen; 

•)  Tormann. 


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alfo  mujjte  aud)  Dortjer  ein  Seföluft  gefaxt  morben  [ein,  jeber  Öanbgemeinbe 
bei  ttnfkflung  einer  (weltlichen  ?)  Setjrfraft,  einen  iBcfolbungSbeitrag  Don 
10  gl.  ju  geben.  Sann  bieder  SBefctjluB  gefa&t  morben,  läfet  fid)  nicht 
genau  beftimmen ;  aber  fieser  ift,  bafe  er  noch  $u  Anfang  biefe§  3^^unbert4 
$u  flraft  beftanben  hat.  §r  ift  fojufagen  bie  einzige  Äußerung  ber  Söeljörbc, 
moburch  fte  ein  geroifjeS  3ntereffc  an  ber  ©chule  befunbet,  jeboch  ohne  fich 
irgenbroelche  Stechte  $u  magren,  Smmerhin  ^at  ber  9tat  Don  Uri  bie  2Birt> 
tigteit  einer  guten  ©chulbilbung  ertannt  unb  jur  Erreichung  berfelben  bie 
©emeinbeu  unterftüfct;  ja  fogar  in  ber  gemeinen  SJogtei  SBeflena  gemeiitiam 
mit  ©dmrtfö  unb  Unterroalben  bie  Spulen  bem  Älofter  (Sin Hebeln  übergeben 
1675.  ©omit  hoben  bort  fetjon  Dörfer  ©dmlen  beftanben.  Ob  bamit  bie 
Söoltejdniten  ünb  ba&  ©Dmnafium  gemeint  finb,  ift  nid>t  näher  bezeichnet. 
Ce&tereS,  bie  fogenannte  Stefibenj,  würbe  1782  unb  83  Don  Abt  33eatu3 
neu  aufgeführt.  Darin  mar  ein  ©Dinnafium  mit  6  ftapitularen  unb  einem 
Saienbmber.  Der  ^robft  (1770  mar  53enno  Ab»(Sgg  Don  ©chropj  ^ropft) 
führte  bie  jpau§r)altung ;  ber  jmeite  Sefjrer  (9Jtoberator)  roor)nte  unb  fpeiste 
mit  beu  Stubenten.  Die  übrigen  4  ^ßatre§  maren  ebenfalls  ßeljrer.  (Seiehrt 
mürbe  Humaniora  unb  9thetorif  unb  jmar  unentgeltlich,  ftrembe  mußten 
ein  ftoftgelb  bejahen.  Das  Kollegium  hatte  sJMa$  für  30  Stubenten.  Den 
1.  Ottober  1783  mar  bie  3°hl  °er  Äoftgänger  fünf.  9leben  biefer  Anftalt 
bethätigten  fich  in  ©eflenj  auch  bie  Urfuliuerinnen  auf  bem  ©ebiete  DeS 
Unterrichtes.  Die  fllojterfraueu  gaben  Anleitung  in  meiblia)en  ©<hön--  unb 
£anbarbeiten,  Äeligiöfität,  ©ittlichteit,  unb  roaS  bie  5Jläbd)en  ju  einer  nüjj= 
lid)en  fiebenSart  bilben  tonnte. ') 

6rjt  in  unferm  ^ahrhunbert  bitbete  fich  im  ftanton  Uri  eine  eigentliche 
©d)u(behörbe ;  baS  ift  eines  ber  [ehr  menigen  5Jerbienfte  ber  franjöfifdjen 
fteoolution.  Diefe  (entere  brachte  ein  „Winifterium  für  fünfte  unb  SBiffen- 
fchaften",  beffen  Seitung  am  2.  V.  1798  ber  aus  Srugg  im  Aargau  ge- 
bürtige bisherige  ^ßrofeffor  ber  ^ßt)ilofophi^  unb  Philologie  an  ber  ^tfabemte 
in  53ern  Wibrecht  ©tapfer  übernahm.  Um  ben  ©tanb  ber  fchmeijerifchen  * 
©chulen  tennen  $u  lernen  unb  ju  helfen,  mo  e$  nötig  (unb  es  märe  roohl 
überall  nötig  gemefen),  orbnete  er  einen  Unterfuch  an.  1799  mürben  fämt« 
liehen  Sehrern  an  bie  60  fragen  über  ßotal«,  s£erfonal*,  öfonomifche  35er- 
hältnijfe  unb  über  ben  Unterricht  jur  Serichterftattung  übermittelt.  Die 
Antworten  berfelben  bilben  eine  9teir)e  ftattlicher  93änbe  im  SunbeSarctjio. 
Da5  JBilb,  roclcheS  ber  mir  jur  Durchficht  Dorgelegte  SBanb  über  bie  Urfantone 
gibt,  ift  nicht  erfreulich ;  Dagegen  muß  man  berücffichtigeu,  bafe  ber  Moment 
für  ftatiftifche  Aufnahmen  über  ©chulen  Damals  ber  benfbar  ungünftigfie  mar, 


0  ßeu,  Sefifon  Supplement.  1786. 


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I 


-    234  - 

gaiij  befonberS  für  Uri. l)  —  $ür  jeben  .ffanton  war  ein  ßrjieljungrat  auf» 
gefieOt.  derjenige  Dom  tfanton  Jöalbftätten  (Urfcfroeij  unb  3ug)  Ijatte 
feinen  Sifc  in  SdjroDj.  9ln  feiner  Spifce  fianb  »ebing.  ber  Hnfüfyrer  ber 
Sdnop^er  am  ftotenturm.  Waö)  biefem  Storbilbe  organifierte  man  1804  in 
Uri  eine  ©dmlbeljörbe  mit  bem  etnmS  Dolltönenben  Warnen  Zentral» S4)ul» 
(iommifi on  (CS.  C.).  meiere  Don  1804  bis  1850  in  l&ätigfeit  mar. 

Sie  beftanb  anfangs  aus  8  Mitgliebern,  ben  ^Jfarrljerrn  Don  Mltborf. 
Bürgeln,  Silenen,  Slttingbaufen  unb  (Srflfelb  unb  3  meltlia>n  Herren ;  fpäter 
flieg  bie  3at>l  bis  auf  13  Witglieber.  1838  mar  fie  auf  10,  5  geiftlidfe 
unb  5  meltlidje  Herren  normiert.  '2) 

Diefe  C.  S.  C.  Deriammelte  fiaj  in  ber  erften  3eit  oftmals  jäfjdia)  bis 
15  mal;  Don  1813  bis  1821  jebod)  im  ganjen  nur  10  mal;  Don  1804 
bis  1836  im  ganzen  161  mal  unb  faßte  roätjrenb  biefer  3eit  874  Eefapjfe. 
Watb,  1836  famen  bie  Herren  jäbrlid)  5  bis  6  mal  burnMdmittlidj  jufammen. 
$ie  93efd)iüffe  befafeen  fid)  forooljl  mit  ben  93olfS»  als  ben  Sateinfa^ulen. 

9tad)  Wuffteflung  ber  Sdmlorbnuug  1805 H)  mar  eines  ber  erften  ©e- 
fct)äfte,  (Selb  ju  befdjoffen  unb  bie  ßöljne  ju  ermitteln,  überhaupt  eine  ge^ 
orbnete  33ermaltung  einzurichten.  $)urd)  rüljrenbe  Jöriefe  mürben  bafjer  ©ut* 
t^dter  in  Uri  unb  aufjerfjalb  beS  SänbcfyeuS  um  ^Beiträge  erfu$t.  GS  mürbe 
ferner  genau  ermittelt,  mie  Diel  ßobjt  bie  ßeljrer  belogen  Ratten  unb  Don 
mem  fie  ifjren  TOljegebalt  erhielten.  $)arna#  bejog  ber  Sa)ul(ebrer  216  gl. 
20  jj  (flirre  118  gl.,  SanbeSferfelamt  50  gl.,  Unter  $1.  Äreuj  48  gl.  20  jj); 
ber  ^roDifor  104  gl.  24  f$  (Äirc&e  64  gl.  24  fe,  Unter  1)1.  Äreuj  40  gl.), 
baju  täglid)  2  Portionen  (SrbSmuS  unb  etma?  SBrob  Dom  Spital  unb  zu- 
fällige s#refenjen;  ber  ^Jrofeffor  ber  fllubimenta  unb  ©rammatif  100  gl. 
(Spital  25  gl.,  Unter  fjl.  Äreuj  60,  ftirdje  15  gl.);  ber  ^Srofeffor  ber  gröfeern 
unb  Heitlern  Smitaj  100  gl.  (bj.  Äreuj  75  gl.,  Spital  25  gl.)  unb  enblia) 
ber  s$rofefjor  ber  92t)eiorif  Dom  f)L  Äreuj  50  gl.  unb  jroar  nur  für  bie 
I.  dtyetorit  ober  Humanität ;  baju  Sd)ulge(b  3  gl.  Don  jebem  Sd)üler.  gür 
bic  II.  9?b^orif  erhielt  er  6  gl.  Sdmlgelb  Don  jebem  Stubenten  :c. 

3m  fternern  roanbte  bie  C.  S.  C.  ber  Wuffnung  ber  ScbulfonDe  unb 
©tipenbieu  ib,re  Sorgfalt  ju  unb  ernannte  einen  „Sä)ulDogt\  ber  bie  3»nfen 
einjujieljen  Ijatte.  Um  if>rer  $fH$t«  bie  Spulen  beS  ÖanbeS  ju  übermalen, 
geregt  ju  merbeu,  orbnete  fie  Sdjulinfpettionen  an,  unb  jroar  mürbe  für 
jebe  Schule  ein  eigener  3nfpeftor  befieat.  S&iS  1849  gab  eS  alljä&rlia)  15 

')  $er  töaum  (unb  ber  3wecf  biefer  Sirbett)  aeftattet  e«  ntd)t,  na^er  auf 
biefe  ^eriebte  einzugeben.  3.  2)urrer  bat  ftc  gu  feinem  SBerte  „bte  ©cbulen  ber 
llrfcbrocij  1799",  benu&t. 

3)  Uanbbud)  B.  II.  SSrt  425. 

3)  $te  ©djulorbnung  oon  1838  im  Sanbbud)  B.  II.  ©.  161  tft  faft  wörtlid) 
ßleid). 


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—    235  — 


berfchiebene  Snfbeftoren.  bie  ober  niemals  bie  ©djulen  ihrer  eigenen  ©emeinben 
ju  Difttiereit  Ratten.  Um  eine  einheitliche  öerichterftattung  $u  erroirten,  mürben 
in  ben  30ger  Sagten  gebrudte  3nfpeftion3formulare  ausgegeben,  allein  man 
begnügte  ftd),  bie  fchreienbften  Übelftänbe  hfrouSjurjeben.  ©roßen  flufcen  er» 
rouch$  and  biefen  Sifttationen  ben  ©dmlen  feineSroegS.  6rft  1849  mürbe 
bann  ein  beftänbiger  tant.  ©djulinfpeftor  gemäht  mit  ber  fijen  53e« 
folbung  Don  4  SouiSbor.  $er  erfte.  ber  baS  Amt  Derfah,  mar  #ochro.  £>err 
Pfarrer  Wubr.  Anfänger  Don  Unter  fcfjächcn.  %tx  erfte  Bericht  beSfelben  machte 
einen  fo  günftigen  ßinbrucf,  baß  mau  ihm  als  SBelolwung  2  SouiSbor  ju 
Derabfolgeu  befchlofe.  $erfelbe  roünfcht  einheitliche  fiehrmittef  uub  teilt  bie 
Spulen  beS  ßanbeS  nach  ir)ren  fieiftungen  in  3  JNaffen  ein.  ISbenfo  ermähnt 
er  bie  allgemeinen  Mängel  unb  Übelftänbe,  &u  beren  §ebung  eine  jlommiffion 
Don  3  «Dtitgliebern  ernannt  mürbe.  3)u§  Gutachten  berfelben  Derbreitete  ftd) 
über  ©chulDerfäumniffe,  33erbefferung  ber  Schullotale  einiger  ©emeinben,  gibt 
ben  Celjrern,  ^ßfarrherren  unb  ©emeinbe  *  s.8ehöcbf  n  genaue  Seifungen  unb 
richtet  eine  3uf$tift  an  ben  SRat  um  träftige  Unterftü^ung  a.  'JDaS  ©ut* 
achten  rourbe  angenommen.  $)ie  C.  S.  C.  hotte  auf  bem  Sanbe  mit  großen 
Schmierigfeiten  ju  fämpfen ;  benn  nicht  überall  moflte  man  ihre  gut  gemeinten 
JKäte  Derftehen  unb  ihre  befehlen  befolgen;  eS  beburfte  mitunter  fö)arfer 
«Rügen.  $ie  C.  S.  C.  hotte  mährenb  if>reS  SBeftanbeS  nur  3  ^räfibenten : 
ben  ipochm.  $rn.  $)e  SBaja,  Pfarrer  Don  ftltborf  bis  ju  feinem  $obe  ben 
16.  fluguft  1836,  bann  bis  7.  ftobember  gleichen  3al)reS  ben  #ochro.  $>rn. 
53umann,  ^ßfarrhelfer  Don  fcltborf.  flach  bem  $obe  beSfelben  folgte  ber  #odm). 
#ert  Pfarrer  Don  Wtborf,  3oh-  $eter  ßflmauthaler.  Slfle  brei  hoben  grojje 
5Jerbtenfte  für  baS  umerifche  ©chulroefen.  Xa*  ©cbulprotololl  böte  noch  Diel 
be§  Ontereffanten,  auf  beffen  Angabe  mir  inbeS,  um  nia)t  ju  meitläufig  $u 
merben,  Der$id)ten  muffen. 

9toa)  Annahme  ber  neuen  Serfaffung  Don  1848  trat  1850  an  Stelle 
ber  C.  8.  C.  ber  SrjiehungSrat,  aus  8  SDlitgliebern  beflehenb.  3>r 
tyräfibent  ber  abtretenben  Sefjörbe  übernahm  baS  $räfibium  ber  neuen  für. 
eine  BmtSbauer  Don  4  fahren.  $>er  ©efdjäftSgang  unb  bie  Aufgabe  beS 
E.  R.  mürbe  1853  burch  eine  ©erorbnung  genau  geregelt  unb  beftimint 
1856  mürben  bie  ©onntagS faulen  eingeführt,  bie  bis  jur  Einführung 
ber  neuen  ©chulorbnung  beftanben  (1875),  bann  aber  mürbe  bie  ©onntagS« 
fchule  burch  eine  »epetitionSfchule  erfefct.  1862  rourbe  bef<hloffen,  bie  pro« 
jettierte  ©chulaufifteOung  in  $ern  ju  befchiefen.  ©afür  beroilligte  ber  Slegie» 
rungSrat  100  3fr.  aus  ber  ©taatSfaffe.  Eine  ftänbige  Wage  ber  ©ö)ul» 
infpeftoren  mar  ber  äufjerft  nachläffige  Schulbefuch,  fo  bafe  fich  ber  E.  R. 
genötigt  fah,  1865  eine  fä)arfe  SBerorbnung  ju  erlajfen;  ebenfo  mürbe  eine 
SBerlängerung  unb  Erweiterung  ber  2ehw^nf««nä^  ols  jroedmä&ig  erachtet. 


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-  236 


1866  trifte  man  bic  ©dmlen  in  3  3nfpe!tion$freife  ritt  mit  jr  einem  3n» 
fpeftor.  Staburcb,  unb  burcb,  bir  ermähnten  fdjarfen  SWaferegeln  mürben  grofee 
ftortfdjritte  im  urnerifchen  Schufroefen  ehielt;  am  meiften  mag  aber  baju 
ber  Unterrichtsplan  uon  1866  beigetragen  hoben.  1869  befürroortete  bet 
E.  K.  bie  ©rünbung  Don  Sefunbar faulen  unb  Unterftüjmng  ber  fd)on 
beftehenben. 

SS  ift  und  iiir^t  möglich,  bie  oerbienftöofle  2f)ätigfeit  biefer  Vehörbe 
genauer  barjufkUm,  einerfeits  meil  baS  ^rotofofl  biefer  ^eriobe  fehlt,  anber* 
feits  um,  mir  fchon  oben  bemettt,  nicht  ju  weitläufig  ju  merben.  Sir  inüffen 
und  baljer  mit  ber  ©tijjierung  berfelben  nach  bem  MuSjuge  beS  ^rotofolls 
oon  %  £>erger  begnügen.  $>a3  ^a^r  1874  brachte  mieber  eine  neue  93er« 
faffung  unb  bamit  auch  eine  tei(mei[e  Umgeftaltung  beS  ©djulroefenS.  35ie 
^dmlorbnung  öon  1875,  bie  noch  ju  Stecht  befielt,  gehört  bat/er  noch  nicht 
ber  ©efchichte  an. 

Vergleichen  mir  junt  ©chluffe  biefeS  SlbfcrmitteS  folgenbe  Urteile  über 
Schule  unb  ßrjiehung  in  Uri  mit  ben  angeführten  3hatfact)en.  Tormann 
treibt  1796  in  feiner  (Geographie  (§  10  Uri):  „©elehrfamfeit  unb  fünfte 
„finb  hirr  ebenfo  roenig  in  tfclor,  ober  beinahe  eine  ganj  fettem  6rf Meinung, 
„roie  in  ben  meiften  tatt).  ©chroeijerftaaten ,  in  benen  bie  Verbreitung  ber 
„3luff(ärmtg  in  ben  herrfcr)enben  9leligion8grunbfä&en ,  ber  fortbaurrnbrn 
„28erfheiligfeit,  bem  übermiegenben  (Sinflufe  ber  ^rieflerfchaft  unb  ber  genauen 
„Verbinbung  mit  9tom  fo  große  unb  faft  unüberfteigliche  £inberniffe  finbet. 

„Wit  ben  UnterrichtSanfialten  aller  9lrt  fteht  eS  im  ©anjen 

„traurig.  9ln  MuSbilbuug  beS  ftunftgefchmacfS  unb  Verbreitung  gemein* 
„uütjiger  Äenntniffe  ift  gar  nicht  ju  benlen.  $ie  unb  ba  untersten 
„einige  Mönche,  meiftenS  im  ftlofter  (mo?);  überhaupt  forgt  ber  Pfarrer 
„aufs  bürftigfte  für  ben  Unterriebt  feiner  ^farrgenoffen ,  fo  Die! 
„er  fanu  ober  mag.  3U  berounbern  ift  es  mirflich,  bafe  man  bei  bem 
„gemeinen  Volt  für  Sachen,  bie  baS  gemeine  Seben  betreffen,  noch  fo  Diel 
„gefreuten  Sinn  finbet,  ber  längft  hätte  gan$  berlohren  fepn  müffen,  roenn 
„er  nicht  bem  Sdjroeijer  überhaupt  fo  eigentümlich  märe."  ßr  ermähnt 
bann  noch,  gfbe  auch  aufgetlärte,  thätige  Pfarrer,  manche  gebitbete  Seute, 
im  allgemeinen  aber  ^errfc^e  Unroiffenheit ;  frembe  $ienfte,  Reifen  unb  twrab 
bie  £>eloetifchen  ©efeüfchaften  ju  Clten  unb  Narau  unb  mehrere  anbere  hätten 
auf  bie  tatbolifchen  Orte  ftarfen  bilbenben  (?)  einfmji.  „VeflagenSmürbig  unb 
„traurig  bleibt  inbefe  immer  bie  Sage  beS  gröfeten  im  Volte  meg cn 

„feiner  fo  fehr  bernachläffigten  fittlichen  Vilbung."  Sie 

SBalbftätte  finb  fich  übrigens  bar  in  faft  alle  gleiaV'  fciefeS  Urteil  trägt  bie 
färben  mohl  aflju  bief  auf  unb  fcheint  überbieS  ftarf  tenbentiöS.  ©länjeub 
ftanb  eS  um  bie  Schule  im  legten  3ahrhunbert  feineSroegS,  aber  fo  bürftig 


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unb  traurig  benn  bodj  m$t,  rote  Tormann  f$i(bert,  ber  feine  Angabe  alten 
Qanbj$riften  (ob  aua)  über  Uli  unb  urnerifcfyen  mufe  bejmeifelt  merben)  ent« 
nommen  ju  Ijaben  angibt.  2Öäre  ba§  Urteil  $ur  3*it  ber  franj.  Snbnfion 
gegeben  morben  unb  über  biefe  3*»t  fo  Wnnte  man  eS  efyer  gelten  laffen. 

(Sin  anberer  nia)t  gerabe  gttnjtiger  ftritifer  ift  Dr.  (Slfener  in  feinen: 
„WebijinifaVn  unb  topograpbjfdjen  öemerfungen"  über  Uri  1811.  9luf 
©.  17  fagt  er:  w$ie  EollSfdmlen  fi"b  erft  im  Serben"  unb  ©.  142  unb 
143  fdjreibt  er  etma  folgenbeS:  Wur  jene  genießen  eine  befa^ränfte  ©eifteS- 
bilbung,  bie  ber  Äirdje  ober  bem  Staate  bieneu  foflen ;  ba§  SJolf  aber  mürbe 
ftiftematifö)  ber  JBlinbljeit  übergeben,  infolge  be8  £ungerloljne3  Dermag  fid) 
ber  Seljrerftanb  in  ben  Dörfern  nid»1  aus  feiner  djnrafteriflif^eu  Woljljeit  auf' 
jufyelfen.  $)ie  lateinifdfe  Seljranftalt,  „bie  mir  jetyt  enblirf)  befifceu"  (!), 
genügt  nid»\  e8  follen  bie  $olf£f$u(en  Derbeffert  merben,  um  ba8  SBolf  beffer 
bilben  ju  fönnen.  5)a$u  bcbarf  eS  ju  Dorberft  Sefn-er,  bie  erft  felbft  ju 
erstehen  unb  51t  bilben  finb."  einen  frönen  9lu8fprnd)  tljut  er,  inbem 
er  fagt:  „Söenn  in  unfern  $agen  bie  enfel  ber  gelben  Don  Vorgarten, 
Sempad)  ic.  bie  5)olf3fdmlanfialten  in  beffere  $(ufnaf)me  $11  bringen  fid)  meljr 
anftrengten;  fo  Derbienten  biefe  bann  geroiß  fo  Diele  Sldjtung,  nl§  jene,  bie 
nur  SanbDogteien  eroberten."  $)iefe  einfeitige  2)eiirteiluug  flammt  au§  ber 
fteber  eine§  in  Uri  jmar  moljnenben,  aber  meuig  gearteten  unb  fogar  megen 
SBerleumbung  geridjjtlid)  Derurteilten  Statines.  3)aB  na#  ber  SteDolution  bie 
SBoltSfityule  fdjltmm  geftanben,  ift  ntel)r  als  begreiflich,  bafe  aber  boS  Sßolf  im 
allgemeinen  auf  einer  fo  nieberen  Stufe  ber  (Beiftcsbilbting  ftanb,  ober  baft 
beffen  SBilbung  abfiöjtlid)  Dernadjläffigt  mürbe,  ift  einfnct)  unnxifjr.  $)ie 
Jfraft  foldfer  Urteile  liegt  in  ber  $reiftigfeit,  momit  fie  aufgeteilt  merben, 
nätnlid)  al«  Behauptungen  ofjne  irgenb  meiere  Bemeife. 

W\i  ©attjDerftänbniS  gibt  Dr.  Suffer  in  feiner  ©eograptjie  über  Uri 
1834  Huffdjlufc  über  bie  intefleftueae  Kultur  be5  SanbeS  (S.  (53  unb  04). 
Seine  rufnge  Beurteilung  bilbe  baljer  In'er  ben  flbfdjlufe. 

„Qux  33 ilbung  ber  Spraye  unb  be§  SBerftanbeS  mirb  jefct  mefyr 
„aU  früher  get&an.  3ebe*  $farrborf,  felbft  jebeS  ftilialböridjen  r)at  feine 
„6<$ule.  3n  meiern  ©emeinben  ljaben  ftc^  feit  20  3ar)ren  fdföne  ©d>ul» 
„Käufer  erhoben,  allein  ba  im  ©ommer  bie  2eute  in  ben  fcödjften  Sergen  unb 
„fclpen  motten  müffen,  fo  fann  bie  ©a)ule  leiber  in  ben  meiften  ©emeinben 
„bloS  ben  UBinter  über  gehalten  merben,  unb  ba  nod>  feine  Sonntags« 
„faulen  beftefcen,  mo  bie  jungen  Seilte  bnS  erlernte  üben  unb  fia)  Deroofl- 
„fommnen  tönnten,  fo  mirb  Don  Dielen,  benen  e$  an  eigenem  ftleifc  fe^lt, 
wbaS  Erlernte  mieber  Dergefjen.„  (fcicr  folgt  über  bic  Satcinfauile,  um*  oben 
unter  fiateinfdjulcn  aud)  enthalte»  ift.) 


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„Muf  eintrieb  ber  Dom  3f«*9*Wc  fo  üerförieenen  ©eiftH$en  ift  nun 
„eine  obrigfeitlic$  fanftionierte  6entral»Sd)ul"@ommiffion  ju  Stanbe 
„gefommen,  bie  nun  alle  Schulen  beanf fif^tigt  unb  meljr.  fieben  in  biefel  ben 
„gebraut  Ijat,  obmotjl  ib,t  no$  meljr  (Sifer  unb  $ljätigfeit  ju  mün« 
„fä)en  wäre.1) 

„Hn  mef>rern  Orten  müffen  bie  ©eiftliaVn  felbft  ©<$ule  galten,  ba  bie 
„©emeinben  feinen  eigenen  ©dmlmeifter  ju  befolben  Dermögen;  aua)  ^at  bie 
„Regierung  no#  ni$t  nötig  erachtet,  biefelbe  au«  ben  ©d>ufen  $u  Derbrängen 
„(wie  bie  ^ranjofen),  a(S  ob  Religion  unb  2Öifffnfd>aft  fteinbe  wären,  wa§ 
„bod>  offenbar  gegen  bie  6rf<")ning  oder  3aljrl)unberte  ftreitet.  freilich  bleibt 
„no$  mana)e§  ju  münfa>n  übrig: 

„Wodj  mttffen  bie  flinber  überall  ©cfculgelb  fetbft  bejahen,  weil 
„bie  Seljrer  nur  farg  befolbet  finb. 

„Wodj  finb  au«  gleicher  Urfaa>  lue  unb  ba  fie&rer  angefiellt,  bie 
„biefen  9tamen  nidjt  oerbienen. 

,,92od)  bebürfte  bie  fiel) rmeife,  bie  ©d)ulbüd)er,  überhaupt  bie  gan&e 
„@djuleinricr)tuug,  befonber«  in  einigen  ©emeinben,  monomer  33erbefferuug. 

,,9loa)  ift  felbft  in  9lltborf  teine  beftimmte  Gelegenheit  jur  Srler» 
„nung  frember,  lebenber  Spraken,  Don  *D2ufit  unb  3eidj>nen  gegeben. 

„Die  Regierung  fümmert  fi$  Ieiber  ju  wenig  um  bie  SilbungS» 
„anftaften;  bod)  beffer  nod)  fo,  als  toenn  fie,  wie  hie  unb  ba  anber« 
„wärt«  geflieht,  tr)reu  ßinflufe  bahin  öerwenbete,  ftatt  ben  öanb« 
„mann  in  bem  ihm  9iotbwenbigen  unb  n>ar)rr)af t  92ü$(i$en  ju 
„unterrichten,  ihn  mit  allerlei  £ia(bwiffereQ  Derwirren  unb  }um 
„abgefchmadten,  aufgeblafenen,  mit  fia)  unb  feinem  Staube  unb 
„Berufe  un^ufriebenen  9Henfa)en,  felbft  jum  fflebellen  gegen 
„ßird>e  unb  ©taat  heranziehen  ju  laffen."  (ftortf.  folgt.) 


Jur  illetliobik  örs  t8ud)l)altun90untfrnd)tf8 
011  ber  primär«  nnb  ©ctotibar[d|ule,  mit  Ötnirffidjtigiing 
ber  prattifchen  $mdt  unb  ber  Vorbereitung  auf  l>8i|ere  ©djufeii. 

(ftortfcfcunfl.) 

11)  3m  $urf)halnutg£unterrtd)t  bürfen  bie  Aufgaben  nidjt  weg« 
bleiben.  Solche  werben  feiten  gegeben,  nicht  weil  man  bie  *Rüfrüd)feit  unb 
92otmenbigfeit  berfelbeu  nid)t  einfielt,  fonbern  weil  man  feine  3e'*  bü  ^rer 
Sefprechung  §a\.   Der  Cehrer  fyai  fo  feine  Kontrolle,  ob  ber  Schüler  ba« 

')  Dr.  <£.  3.  ßuffer  war  feit  1823  ©efretär  ber  C.  8.  C.,  1844  bis  1850  war 
er  TOßlieb  berfdben  >mb  bie  1854  SHitalieb  bc*  E.  R. 


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JBefoinbelte  berftonben,  festerer  f>at  feine  ©efegenljeit,  ba§  Erlernte  burcb 
Übung  ju  befefiigen.  Um  biefen  ttbelftanb  ju  befeitigen  gibt  e§  mieberum 
nur  ein  Wittel :  furje  ©efcfcäftSgänge.  $ann  roirb  3^tt  jur  5Jefpre^ung 
ber  Hufgaben  übrig  bleiben.  $ie  3*erbefferung  biefer  felbftänbig  gelösten 
Aufgaben  wirb  ben  ©<$üler  in  ber  Äenntni«  bebeutenb  förbern.  Mber  auch 
bie  Aufgaben  bürfen,  mie  ermähnt,  nicht  föablonenfjaft  werben. 

SBiö  ber  S^üler  ein  einigermaßen  ooflftänbigeS  $ilb  über  bie  ©runb* 
Prinzipien  ber  ^Buchführung  erlangt  fjat,  gebe  man  bemfelben  Stufgaben  au§ 
ber  ßonrefpoubenj.  ©päter  für>re  man  mit  einem  fiefjrgefdjäftSgang  parallel 
einen  9ufgabengefd)äftSgang  burch  unb  fontrofliere  jebe  ©tunbe  ben  au§* 
geführten  $eil  ber  Arbeit.  3tfoflte  man  mit  ben  Aufgaben  bis  jum  ©chluffe 
warten,  fo  erhielten  biefe  mehr  ben  (Stjorafter  einer  ftepetition  unb  man 
fäme  leitet  jur  Überbürbung.  ftinben  fich  t$tf)Ux,  fo  laffe  man  ben  Sattler 
nid)t  rabieren.  *Dcan  jeige  ihm,  —  unb  baS  ift  etwas  2öid)tigeS,  was  bei 
ber  $iftiermethobe  außer  acht  fällt,  —  mie  man  in  ber  ^ßrajiS  bie  fehler 
aller  Hrt  oerbejfert.  $arftellung,  ©djrift,  9teinlichfeit,  ber  fprachfiche  91uS» 
brud  u.  f.  f.  finb  natürlicherweife  gehörig  ju  berürfficf}tigen.  6$  barf  wohl 
auch  ermähnt  werben,  baß,  wenn  ber  ©d)üler  baheim  SöuchhaltungSaufgaben 
löst,  baburch  Dielleicht  auch  im  @lternt}aufe  manage  Anregung  jur  üßerbefferung, 
ober  gar  ber  enblichen  Einführung,  ber  ^auS^älterifcben  ober  gefcfyäftlichen 
Buchführung  gegeben,  roäfyrenfo  anberfeitS  ber  ©djüler  fich  mot)l  et)er  in  feines 
3JaterS  99üd)ern  iKat  unb  Seiehrung  holen  mürbe.  Tatnit  aber  ber  ©chüler 
23uchholtangSaufgaben  $u  löfen  im  ftanbe  fei,  barf  ber  Unterricht  oor  allem 
nitfy  ba«  5empo  beS  ©turmfdnitteS  anfragen  unb  was  befonberS  mistig  ift : 

12)  $er  Seljrer  biftiere  nidjt,  fonberu  er  entroicfle.  6s  märe  3nt* 
Derfehwenbung,  bie  Unhaltbarfeit  ber  Diftiererei  barlegen  511  wollen .  ^^eoretifa^ 
finb  barin  aOe  einig.  3n  ber  ^rarjS  aber  fommt  fie  feljr  häufig  bor.  ($ben 
fo  etnleu$trab  finb  bie  beiben  folgenben  ©runbfäfce: 

13)  $ie  Stoffverteilung  fei  beut  Staubpunft  ber  Sdjule  ent* 
furerheub,  unb 

14)  9tat  get)e  00m  Seilten  jnm  Schweren,  vorn  ©infamen  jum 
äufannuettgefefeteu.  fluch  h'«  flehen  ß4  theoretiföeS  ßrfennen  unb  prat» 
tifcfK*  %ffün  fchroff  gegenüber.  $a  aber  unfer  Slicf  gewöhnlich  baS  $u 
unferen  güßen  fiiegenbe  unbeachtet  läßt,  um  in  einem  meiteren  Greife  unftüt 
umljerjuirren,  bürfen  mir  unS  nicht  oerwunbern,  baß  man  auch  in  ber  $ua> 
Haltung  über  biefe«  augenfäUigjle  ^Jrinjip  jeglichen  Unterrichtes  hinweg  fieljt, 
um  in  weiterer  gfeme  bie  Ceitmottoe  für  ben  Unterricht  ju  fuchen.  $aS 
^rinjip:  „3*om  fieid)ten  jum  ©ö>eren\  betrifft  forno^l  bie  ©efchäftSDorfätte 
olö  fola>,  al»  aua)  bie  9lrt  it)rer  ^arfteOung  im  SuchungSfa^,  bie  fronten 
unb  bie  a5ema>nung,  bie  @runb-  unb  ©ilfsbüc^er,  bie  m  beS  ©efc^äfteS 


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unb  bie  ^urlningSform.  2öie  mir  in  ber  (Geographie  Dan  ber  §eimatfunbe 
ausgehen,  fo  ^ier  Dom  £>aufe,  Don  bfr  ^rioatbuehhaltung,  aus. 

15)  Xtfiotit  ntib  $rari«,  ©rörterungen  unb  SJhifter,  folleti  nicht 
all^ufe^r  »ou  ehtanber  getrennt  »erben.  ©ef>r  oft  gefc^te^t  ba«  in  ßehr* 
bürgern,  roo  übrigens  bie  Überfielt  ber  OTufterbeifpiele  nicht  buraj  arotfehen 
hinein  geftreute  tjjeorefifd>e  Erörterungen  getrübt  merben  barf.  3mmerljin 

roäre  auch  bort  eine  Halbierung  ber  Seite  {  *'  ^,"[j.e  trorteilhaft.  9Ran 

würbe  baburd)  jugleicb,  eine  ^ö^ere  f^olien^ar)!  bei  ben  9Jcufterbüchern  erhalten 
unb  fo  ba$  eroige  $ol.  1  Dermeiben.  3m  Unterrieht,  roo  baS  gefchriebene 
SBilb  be8  ©efajäftSgangeS  burd)  bie  müublic&e  33efprechuug  nicht  geftört  roirb, 
ntüffen  fiel)  beibe  gegenfeitig  ergänzen.  2öa3  fann  roohl  ein  Stüter,  bem 
bie  ©u^rtltung  fremb  ift,  barouS  lernen,  roenn  ir)m  juerft  ©eiten  unb  ©eiten 
über  3">erf  unb  Einrichtung  ber  53üc^er ,  Unterfcbjeb  ber  einfügen  unb 
Doppelten  Buchführung  anbiftiert  roerben,  ohne  bafj  gleichzeitig  auä)  bie  9ln= 
fajanung  in  if>r  SRec^t  tritt.  Unb  Doch  ift  e$  eine  Eiobe,  bie  leiber  nicht  fo 
fehnefl  änbert,  roie  bie  ^arifer  Steilheiten,  ba jj  man  juerft  ba§  ^ofetif^e 
anbiftiert,  bann  bie  $ef#äftSöorfäfle  unb  julefct  bie  Buchungen. 

16)  $er  ©efdjäftäflang  fall  mefa  aU  eine  $eriobe  umf äffen, 
rocuigfteu«  uiitffen  bie  (£rö,ffnung£burf)ungen  roieber  gemacht  merben. 

3)urd)  (Segenüberfteflung  ber  ©chlu&s  unb  9?euer6ffnung£bu$ungen  geroiunt 
ber  8 et) iiier  bie  Überzeugung,  Daß  ber  9lbfchlufe  eine  fingierte  fiiquibation  ift, 
bein  eine  fingierte  9teueröffnung  De§  ©efa^äfteS  folgt.  $er  Slbfchlufe  ift  in 
ber  ^JrarjS  be8  ®efcb,äft3(eben§  unb  in  ber  Ztyoxit  beS  Unterrichte«  etroaS 
fo  roicbJigeS,  baß  er  grünblich  gelernt  roerben  inufe.  3U  biefem  Qxotdt  mufe 
er  bem  ©agitier  aber  auch  roieDerfjolt  oorgefübrt  roerben.  Eine  ©toffoermeljrung 
tritt  hifburch  nid)t  ein,  roenn  roir  an  ©teile  ber  50  Borfdfle  einer  s£eriobe 
je  15  jroeier  3ri*täume  fteflen. 

17)  aWinbeftenS  ein  ©efchäftegang  foU  ftrt)  auf  Übernahme  eine* 
frtjon  beftetjenben  OJefdjöfteS  beziehen.  2öefentliö)  bietet  bie  Buchführung 
in  Bejug  auf  bie  weiteren  Buchungen  aflerbingS  feinen  Untertrieb.  SJcethobifa) 
aber  ift  e3  tum  BMcbJigfeit,  bajj  ber  ©etiler  auch  lerne,  in  eine  gegebene 
©ituotion  fid)  hineinzuarbeiten.  3ubem  bilbet  biefer  (Sang  eine  (Gelegenheit 
ju  Erörterungen,  bie  bem  ©d)üler  ben  ©efcbäftSbetrieb  im  allgemeinen,  foroie 
ba«  SBefen  ber  Buchführung  beffer  ertlären. 

18)  $ie  boppelte  Buchführung  ift  auf  ber  Sehinbarfdutlftufe  buraV 
zunehmen  unb  jroar  ift  roentgfrenö  ein  <&ang  nao)  beiben  ©uftemen  &u 
buchen,  Damit  ber  ©chüler  burch  ©egenüberjleflung  ben  Unterfchieb  in  bem 
Wufroanb  an  Arbeit,  aber  auch  '«  ber  ©enauigleit  unb  ßeicbjigfeit  ber 
»efultatSermittlung  erfieht.   $a«  Borurteil  gegen  bie  Doppelte  fommt  eben 


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jumeift  baher,  bofe  bif fflbe  mct}t  gelernt  ttrirb,  unb  biefeS  (entere  hat  feinen 
Qrunb  barin,  bafj  man  fte  für  fchnriertg  hält,  meines  Vorurteil  ein  auf« 
merlfamer  Unterricht  leidet  berfcheuetjen  bttrfte.  Die  boppelte  ift  logifd), 
fonfequent,  bie  einfüge  ift  Stüchoerf,  beffer  al«  gor  feine,  jumal  fte  ben 
aOgemeinjten  Slnforberungen  genügt. 

liegt  lein  ©runb  bot,  bie  boppelte  Buchführung,  bie  jubem  allein 
fonnalbilbenben  2Bert  tyx\,  auch  jenem  Spület  borjuentfjalten,  bec  biefleidjt 
ipäter  gerne  eine  beffere,  utberlä  feigere  Buchführung  einrichten  möchte.  Daburd), 
baß  an  ber  Sefunbarfchute  meift  nur  bie  einfache  gelehrt  wirb,  jieljt  man 
eben  biefe  unrichtige.  3bee  grofe,  bafe  bie  boppelte  nur  für  ©rofcgefchäfte  unb 
für  fieute  tauge,  bie  biet  3e**  Su  berfchroenben  ^aben,  unb  bie  Schule  brüeft 
biefem  Vorurteil  ben  Stempel  ber  Berechtigung  auf.  6«  wirb  beöfjalb  auf 
basfelbf  Dtelfacr)  fpefuliert.  9We  jene  TOenfdjenbeglücfer,  bie  it)re  9lürnberger= 
trister  in  -  aOen  Tonarten  anpreifen,  füllen  ftch  frf)on  im  Schatten  ber 
boppelten  wie  betjejt.  92ad)  l^rer  H  einfachen  *  unb  „noct)  mehr  bereinf  aalten " 
Buchhaltung  („mit  ben  Borkigen  ber  boppelten"  mögt  9Worgenftern  befdjeiben 
hinzuzufügen),  lernt  ber  Schüler  biefelbe  fpielenb  „felbft  bon  barin  noct)  ganj  un* 
geübten  Sehkräften    nrie  Schallehn  in  feinem  „Wein  unb  Dein*  tröftenb  jubelt. 

Die  Borjüge  ber  boppelten  tonn  bie  einfache  nie  unb  nimmer  erreichen, 
felbft  bann  nicht,  menn  fte  eine  fo  grofee  3ceit)e  bon  $ilf«büct)ern  führt,  bajj 
fte  mehr  Arbeit  erforbert  als  bie  erftere. 

3öa§  in  ber  (9ef  Richte  bie  Biographie,  ba«  ift  f)\n  bie  ^Rechnung«» 
führung.  Sie  fafet  nur  ein  Clement  in«  ftuge.  Der  gefchichtlichen  parallele 
eutfpricht  bie  fombinierte  ^Rechnungsführung,  ober  einfache  Buchführung.  Sie 
bepanbel»  mehrere  Elemente,  bergleicht  fte  unb  fe&t  biefelben  in  gegenfeitige 
Begehung.  6rft  bie  boppelte  Buchhaltung  hält  immer  ©eber  unb  (Smpfänger 
einanber  gegenüber,  mie  bie  roiffenfehaftliche  ©efchichte  Urfaa>  unb  SDirfung; 
erfl  fte  roenbet  toie  biefe.  ihre  2lufnterlfamtcit  ben  fleinften  fingen  $u,  um 
bis  in  bie  geringen  Detail«  hinein  ein  flare«  Bilb  bom  gegenfeitigen  91uf= 
einanberroirfen  aller  Umftänbe  $u  erhalten. 

19)  3n  Ermanglung  eine«  entfpredjeubeu  £ehrbud)e«  (teilt  ber 
2ehrer  bie  9JhnTter  felbft  äufammen.  Die  Schrbüchlein  bon  3ähringer, 
3atob,  Sachner  unb  ba«  Sehrbuch  bon  Schär  mögen  ihm  babei  Stoffmuftcr 
bieten,  bie  er  nach  Den  befprochenen  ©runbfäfcen  auSroätjle  unb  anorbne. 

20)  Die  Einrichtung  ber  Buchhaltung^hefte  berlangt  Befonbere 
ftufmerffamfett.  9m  beften  ift  e«,  fie  getrennt  ju  halten,  mie  biefe«  auch 
bei  ben  fiehrljeften  bon  Worgcnftern,  £)erli$,  Sajaflehn  u.  a.  geflieht.  Der 
Schüler  liniere  bie  £efte  felbft,  bamit  man  berfdjiebene  Schemata  für  biefelbe 
Buchung  benoenben  fann.  (Sntroicfeln  an  ber  Sttanbtafel  bei  Befpredjung 
ber  Einrichtung  ber  Bücher!   Biele  Tutoren  geben  für  ihre  2ehrbüd)er  be» 


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ftimmte  §efte  DerauS,  fo  j.  IB.  StfjaHerjn.  Qaburdj  mufe  im  S$üler  bie 
3bee  ermedt  «erben,  bafe  baS  betreffenbe  $3u$  notmenbigermeife  fo  unb  nidjt 
anberS  eingeria^tet  fein  müffe.  3n  ber  St^at  genügen  folöV  Cxft*  natürlia) 
nur  ba,  wo  bie  betreffenbe  93ua)füt)rung  fi$  bis  ins  Äleinjte  an  bie  gegebene 
Vorlage  anfctyiefjt,  mäljrenb  befonbere  2Bünfa>  beS  2et)rerS,  flnpaffung  on 
bie  befonbern  SBerljältniffe  oft  eine  Anbetung  Derlangen.  Diefe  §efte  entfalten 
oft  auf  bem  $)edelumf$lag  allerlei  ml$(ia>  Wotijen,  nur  nia)t  etroa  folebe, 
bie  bie  99ua)ljaltung  betreffen.  (So  ma$t  Sa^aflefjn  feinen  Schülern  auf 
biefe  Söeife  bie  Mitteilung,  bafe  „beibe  ^ole  oom  21.  3uni  bis  21.  Dejember 
Sag,  unb  Dom  21.  Dejember  bis  21.  Smni  9?aa)t  fjaben."  Gr  r)at  bamit 
in  ber  T&at  bie  geograpt)ifa>n  Se^rbü^er  um  eine  Grfinbung  ergänzt.)  — 
6S  wirb  fogar  gut  fein,  menn  mir  für  ein  93u<b,  gelegentlia)  im  Seljrr)eft 
Derf(b>bene  Schemata  angeben,  bamit  ber  ©agiler  einfe&en  lernt,  wie  mistig 
eS  für  bie  Überfic&t  ift,  eine  für  bie  befonberen  93err}ältniffe  poffenbe  öiniatur 
ju  jieljen. 

Die  #efte  follen  ni#t  fjodj  fein  unb  jroar  megen  ben  §inmeifungen. 
SBenn  mir  notmenbigermeife  furje  ©efa^äftsgänge  mätjlen  müffen,  fo  mürben 
mir  in  ben  einzelnen  $üa>rn  fonft  jemeilen  nur  eine  ober  jroei  Seiten  füflen, 
fo  bafj  man  faft  immer  bie  #inroeifung  „gol.  1"  blatte.  Dem  Sdjüler 
mürbe  eS  babura)  fa^mieriger,  eine  ridjtige  SSorfleHung  oon  ber  Bedeutung  biefer 
3af>len  ju  erb>lten. 

WnberfeitS  fommen  auf  biefe  SBeife  bie  Transporte  häufiger  oor. 
Überträge  machen  ift  $mar  etroaS  leichtes.  3mmerr)in  oerlangt  e§,  befonbtrS 
bei  tabeflarif$er  $orm,  Diel  Slufmerffamfeit,  unb  foü  beStjalb  nia>t  Dernao>läffigt 
merben. 

$?an  laffe  feine  ßinien  offen,  jielje  bie  21bfa)lufjfiriay  nic&t  ju 
nar)e  an  bie  barüber  befinbli$e  3flW  unD  barauf,  bafj  bie  3a$en 

bcutlidj  untereinanber  gefa^rieben  merben,  roobureffbie  %bbition  erleta^tert  mirb. 

Die  Summe  notiere  ber  Stüter  juerfl  mit  33leiflift,  mie  man  baS 
au$  in  ber  ^rajris  tt)ut.  (5rft  menn  bie  ^ßrobe  (bei  ber  Doppelten  Siidjfütjrung 
bie  ^robebilanj)  bie  9tid)tigfeit  berfelben  ergeben,  trage  man  bie  Summe  mit 
Tinte  ein.  GS  ift  nid)t  nötig,  baß  megen  biefer  93leiftiftjaljlen,  bie  Kein 
angemerlt  merben,  Jjernod)  baS  Rapier  mit  bem  tRabiergummi  burd)fftdKrt 
merbe.  Wan  laffe  biefelben  flehen,  mie  bieS  aueb,  in  ber  ^JrajiS  gefdn'efft. 
Sie  finb  ein  3ei,fl"i8  fü*  bie  ©emiffenfjaftigfeit  ber  Arbeit. 

35or  allem  bringe  man  anf  grofce  Ä  einlief  feit,  benn  eine  unfaubm 
93ua)ljaltung  ift  mobj  au$  inbaltlid)  nic^t  „fauber." 

Wau  gemö^ue  ben  Sd&üler  bie  £>inmeifungen  au(t)  mirflid)  bann  ju 
madjen,  menn  bie  Eintragung,  refp.  Übertragung  gefd>iet)t,  unb  laffe  oon  3eit 
ju  3*i*  bie  ftolioangabeu  fontroflieren.  — 


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(Sin  fjerfömmlidjcr  ©ebraud)  fcheint  e$  zu  bedangen,  bafe  im  BuchhaltungS* 
unterrichte«  Die  Xitel  u.  [.  h>.  mit  Stunb^rift  gefct)rieben  merben.  tiefem 
©ebrnuch  mttffen  oft  Schüler  nachfommen,  meldte  bie  9tunbförift  ecfiger 
^reiben,  als  bie  fogen.  beutle.  9Jton  foflte  baDon  abfommen  unb  lernen, 
baS  SBidjtigere  mit  einer  madigen  lateinifchen  Schrift  ljer&orjufjeben.  in 
ber  ^rayiS  bleibt  bem  Bud^alter  in  feltenen  gfäflm  3"*  3if  Triften. 
Die  BucbhaltungShefte  [ollen  eben  nicht  Schreiboorlagen  [ein.  3n  Deutfdjlanb 
mirb  e$  aderbingS,  bei  ber  großen  Bernactjläffigung  biefeS  Unterrichtes  in 
ben  BolfSfdjulen,  roo  man  ihn  [ogar  mit  bem  Deutfdwnterricht  oerbinben  ju 
fönnen  glaubt,  noch  Dielfach  als  ein  Vorteil  angeben,  „bafi  man  burch 
33ii(hführung$befte  bie  SchÖnfdjreibfjefte  entbehrlich  machen  fönne."  3<h  höbe 
ichon  o[t  #efte  gefehen  mit  ben  prächtigen  3'«fchriften,  mit  Titeln  burch 
5—6  Derfcbiebenfarbige  t^ette  hergestellt,  roäljrenb  ber  „minbere"  $ejt  einer 
a[[irifchen  3n[chriftenfammlung  [ehr  roohl  ansehen  mürbe.  SRan  Derlange 
burchmegS  eine  [chöne,  beutliche  Schrift,  aber  feine  falligraphifchen  ftünfteleien. 

21)  3«  $e*"0  auf  bie  Sathauäbrücte  fei  ber  Selker  äußerft  uor< 
fiajtia,.  Bor  allem  bebürfen  fle  einer  grünblichen  Srflärung.  2Öir  bürfen 
nicht  einfach  DorauSfefcen,  bafe  ber  Schüler  z-  SB.  ben  begriff  „  Rechnung " 
berftehe,  toeil  gerabe  biefeS  2Dort  in  ber  Suchhaltung  Derfcfyebenen  Sinn  hat, 
toie  fo  Diele  anbere.  9)tan  gebe  wo  immer  möglich  bie  2öort»  unb  Saa> 
erflärung.  Bor  allem  aber  hüte  [ich  ber  Sefjrer  aOaurafch  neu  eingeführte 
fcuSbrüde  ju  gebrauchen.  <Wan  fagt  z-  53.:  Soll  unb  $aben  i[i  ben  Schülern 
ferner  Derftänblich.  So  lange  eS  fich  um  bie  einfache  Buchführung  hanbelt, 
trifft  biefe  Behauptung  nicht  jit.  Soll  bebeutet  alSbann:  Soll  geben;  §aben  -- 
Soll  hoben.  %a&  3talieni[d)e  ift  aflerbingS  flarer:  Dare  (©eben)  unb 
Avere  (£>aben.)  3n  ber  boppelten  Buchhaltung  aber  hoben  biefe  2öörtct)en 
nicht  immer  bie  gleiche  Bebeutung. 

Soll  bebeutet  in  ben  Äapitalfonten  BermögenSDerminberung,  minus, 
in  ben  Beflanbfonten  BermögenSDermehrung,  plus.  £>aben  bebeutet  in  ben 
ßapitalfonten  pluS,  in  ben  Beftanbfonten  minus.  3n  ben  lederen  läfjt  ficb 
Der  Sinn  ber  beiben  BJörter  leicht  ableiten,  felbft  bei  ben  fogenannten  Saa> 
fönten,  $.  B.  beim  Btorenlonto,  inbem  man  biefelben  perfonifijiert.  Der 
Empfänger  [oll,  b.  h-  [oll  geben  eine  ©egenleiftung,  —  ber  ©eber  hoben, 
b.  h  mufe  hoben  eine  ©egenleiftung.  9lber  auch  bei  ben  grfolgSfonten  ift 
eine  Ableitung  im  «eitern  Sinne  möglich.  BJir  machen  B.  auf  Saren 
einen  ©eroinn  Don  3fr.  50,  ben  mir  ins  £aben  beS  Berluft*  unb  ©eroinnfonto 
rinfteflen.  Denlen  mir  uns  eine  ^erfon,  melche  ben  Erfolg  %\\  fontrodiecen, 
ben  ©eminn  einzuziehen,  ben  Berluft  auszuzahlen  unb  ben  ^Reingewinn  bem 
Eigentümer  cinjuhänbigen  hot,  fo  hot  biefe  ^erfon  obige  50  ^fr.  zu  gut 
(baher  haben)  Dom  Bermalter  beS  BJarenfonto.   Diefer  [oll  bie  50  $r. 


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geben,  baf>er  fc^reibt  er  fte  in  frin  Soll.  $ie  Perfon,  meld>  ben  Srfolg 
oerredmet,  fojulbet  biefe  50  gr.  bem  Principal  (flapitalfonto),  fie  foll  bie 
Summe  geben,  bei  Äapitalfonto  mujj  fie  ljaben.  Unterftüfcen  mir  biefe 
(Srflärungen  burd)  SBudmngen  an  ber  $afel,  jo  wirb  jebet  ben  Sinn  ber 
beiben  Söörter  oerfieljen.  53effere  Ijat  man  bi§  jefct  noc§  feine  gefunben, 
unb  eS  eS  mirb  bieS  aud)  nidjt  möglich  fein,  meil,  menn  man  ber  SBebeutung 
ber  beiben  SÖÖrter  tiefer  auf  ben  ©runb  ger>t,  man  erfieljt,  bafe  eS  rein 
tecfyufaV  SluSbrüde  finb,  bie  als  folcbe  burcr)  beliebige  3*'$**!'  $•  &  + 
unb  —  erfefct  werben  fönnen.  Soll  unb  £aben  laffen  fta)  a6er  leistet  als 
alle  anbern  bem  Sinn  entfpredjenb  ergänzen. 

Sd>alleljn  bilbet  fid)  Diel  ein  auf  fein  „9Rein  unb  Dein."  Söenn  mir 
abfegen  baüon,  bajj  ber  39ud)f)alter  immer  Don  feinem  Stanbpunft  aus  bud&t, 
alfo  fagt:  mein  ©ut&aben,  meine  Sa)ulb,  (nia^t:  meine  Sa)ulb,  beine 
Sd>ulb)  fo  tonnten  mir  biefe  93ejei<$nung  gelten  (offen  bei  ben  fogenannten 
perfönlic&en  flonten,  für  bie  mir  aua)  bie  SJejeieSnung  9iec§nung  unb  ©egen» 
re<r)nung  finben.  Sie  erflärt  fh}  aber  „SWein  unb  $5ein"  j.  93.  beim  SBaren- 
fonto,  überhaupt  bei  jebem  fogenannten  Satfcfonto?  #ier  mü&te  man  mieberum 
anbere  HuSbrüde  t)aben;  mäljrenb  Soll  unb  #aben  fi$  oei  aflen  $eflanbfonien 
leiajt  erführen  laffen.  SQßir  hätten  atfo  ein  äfmlidjeS  33err)ältniS,  mie  menn 
mir  baS  gleid&e  3eid>en  „ : "  in  ber  Proportion  2:6  =  3:9  „ju"  lefen,  märjrenb 
ber  ftranjofe  einfaa>r  */„  =  8/9,  alfo  Proportion  unb  93ru$gleio}ung,  mie 
fie  mefentlia)  baS  @leia>  finb#  aua)  glei$  liest. 

22)  9Wau  erriete  in  ber  Sdjule  gcf^äftämäftig  geführte  SSüaVr, 
bie  man  uon  %af)t  &u  galjr  weiter  füljrt.  StaS  ifl  ber  Wnfc&auungS» 
Unterricht  in  ber  $3uct)r)altung.  tiefer  Punft  ift  in  ben  „Päbag.  ^Blättern" 
bereits  meiter  ausgeführt  morben. 

23)  $te  Surfftaltung  muf?  tyrfifnngSfad)  »erbeu. 

Ber  meint,  fie  fei  beffen  nid&t  fäljig  ober  eS  liege  bieS  nia)t  in  ir)rer 
9iatur,  ber  lefe  bie  fragen  unb  Antworten  in  S<$är  unb  fiangenfc&eibt : 
flaufm.  Unterricr/tSfhinben,  ober  baS  ferjöne  Eücrjtein  Uon  Seubifc,  für  ben 
Selbftunterri<$t  beftimmt.  @ar  mancher  fieljrer  mürbe  biefleiety  bann  biefem 
gacbe  mefjr  Hufmerffamfeit  fdjenfen.  2öenn  id)  au$  ftetS  ber  Meinung  mar. 
bofc  biefe  3tägigen  ipe&jagben,  bie  mir  Prüfung  nennen,  aud)  mä)i  einmal 
ben  Stanb  ber  ftlaffe,  gefdjroeige  beun  Denjenigen  beS  einzelnen  S$ülerS 
erfennen  laffen,  fo  ifl  eS  boct)  eine  $batfüd>e,  bafe  fie  ben  ftleife  beS  Sa)ülerS. 
menn  aud)  ni$t  bei  aflen  baS  ganje  3ar)r  ljinburd),  fo  boa)  einige  3"* 
anfpornen.  3n  biefer  £infi<t)t  mürbe  alfo  au$  eine  $ud)t)altimg3prufung 
oon  Wufcen  fein.  2Bir  fämen  fo  menigftenS  mieberum  mit  33ejug  auf  ein 
Ofodt)  aus  bem  un  geredet  fertigten  Seneljmen  ber  Schule  ^erauS,  f)aupt«  unb 


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-    245  - 


Nebenfächer  511  untertreiben,  toäljrenb  boa)  erft  baS  fpätere  Öeben  bem  einzelnen 
jagt,  roaS  für  ihn  £>aupt=,  tuaS  Nebenfach  fei,  eine  Einrichtung,  bie  bie 
©eifteSrictyung  beS  Schüler«  fef>r  oft  ju  feinem  6a)aben  beeinflußt. 

(6<htufe  folgt.) 


(8on  J.  80h.,  in  Z.) 

4.  ©rief.   Über  ba$  ftartenlefen. 

(ftortfefcung.) 
Sieber  Sollege! 

Du  fcheinft  bir  baS  flartenjeichnen  fer>r  leicht  ju  nehmen,  wenn  Du 
fchreibfl:  „Die  ©cct)e  ift  fet>r  einfach,  *t  macht  bie  3ei<hnungen  an 

ber  SBanbtafel  unb  bie  Schüler  zeichnen  auf  einem  Statte  Rapier  nach-" 
Die  ©a<he  ift  roirflich  einfach,  »enn  man  nur  ben  $lan  beS  ©chuljimmerS, 
beS  ©chulhaufeS  unb  ber  ©chulhauSliegenfchaft  zeichnet;  roiH  man  aber  biefe 
Übungen  auSbehnen  unb  j.  53.  nur  alle  biejenigen  3e^n"n9en  ausführen 
wollen,  welche  ftüegg  öerlangt,  fo  »erben  an  Sehrer  unb  ©chüler  fcr)on  be« 
beutenbe  flnforberungen  gefteOt,  unb  bie  auf  fola>  Übungen  bermenbete  3<" 
muß  bielleicht  9lotwenbigerem  entzogen  werben.  3$  möchte  Dir  baljer  raten, 
in  ber  Schule  nur  bie  oben  ermähnten,  leichteren  3"$"ungen  ausführen  ju 
(äffen.  §afl  Du  bann  3«t  unb  ©efchict  genug,  fo  zeichne  auf  ein  großes 
Sölatt  Rapier  ben  Ortsplan,  auf  ein  anbereS  bie  flarte  ber  ©emeinbe,  was 
Dir  nicht  ad^ufchmer  werben  bürfte,  roenn  Du  bie  entfprechenben  Slätter 
auS  bem  ©iegfriebatlaS  unb  au§  ber  Dufour-^arte  ju  $ülfe  nimmft.  Sine 
jo((he  3fi^nun9  f°nn  forgfältiger  ausgeführt  werben  unb  entfpricht  in  ihrer 
Dränier  mehr  unferen  Sanbtarten,  als  eine  grobe  ftreibenzeichnuug  an  ber 
2öanbtafel;  gubem  braucht  man  fie  nur  einmal  ^erjufteQen,  inbem  man  baS 
gleiche  33latt  fpäter  immer  mieber  berufen  !ann.  9cachbem  biefe  Aartenfti^en 
erllärt  finb,  fann  man  ohne  $ebenlen  jur  eigentlichen  Sanbtarte  übergehen, 
ff  reibe  unb  2Baubtafe(  tcerben  Don  nun  an  nur  borfibergetjenb  benüfct,  um 
}.  53.  bie  Sage  einzelner  Ortfchaften,  üßerjroeigungen  bon  Gebirgszügen,  ^Öer= 
einigung  bon  fjflüffen,  Umriffe  bon  ©ebitgspanoramen,  Profile  ic.  zu  fli^ieren. 
Solche  3ri$nungen  foflten  aber  nicht  bie  ßarte  erfetjen,  fonbern  nur  geroiffe 
Einzelheiten  beffer  herborheben.  2öie  ich  früher  gefagt,  bap  nicht  baS  Such, 
fonbern  bie  ftarte  ber  SRittelpunft  beS  geographifchen  Unterrichtes  fein  fofl, 
fo  mieberhole  ich  &'ft:  Äarte  fei  ber  2Wittelpuntt  beS  geographifchen 
Unterrichtes  unb  nicht  bie  SBanbtafel,  nicht  baS  3eich>ien  ift  bie  £auptfache, 
fonbern  baS  fcnfa}auen  unb  Sefchreiben. 


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-    246  - 


(5S  fönnte  nun  $tcr  bie  ^rage  aufgeworfen  werben,  an  weiden  harten 
baS  Partenlefen  oorjüglich  grübt  werben  foOe,  ob  an  ber  2Banbfarte  ober 
an  ber  £)anbtarte  bei  Stüter.  $)ie  Antwort  wirb  üerfcf)ieben  gegeben  roerben. 
2Reine  eigene  Meinung,  ift  biefe:  93efifc<n  alle  Schüler  bie  gleiche  Parte,  bcn 
gleiten  WtlaS,  fo  unterrichte  man  oorjüglid)  (ich  jage  oorjiiglich,  nicht 
auSfchliefelich)  nad)  biefen  #anbfarten,  fef)lt  aber  bie  Gintjeit,  fo  rufe  man 
jeben  Schüler,  ber  auffagen  jofl,  an  bie  Söanbfarte,  unb  bie  übrigen  haben 
auf  ir)ren  eigenen  #anblarteu  alles  nad>jujeigen.  ginbet  ein  Schüler  etwas 
nicht,  fo  ^at  er  fich  511  melben  unb  fich  baS  nicht  ©efunbene  oon  feinem 
Wachbarn  jeigen  ju  laffen.  9laa)r)er  roirb  fontroOiert  unb  ber  Unaufmertfame 
geftraft.  ©0  erjielt  man  eine  ftrenge  Disziplin,  bie  in  aflen  ienen  fächern 
befonberS  notroenbig  ift,  bei  benen  baS  in  ber  Schule  Eerfäumte  nid)t  bura) 
Hausaufgaben  erfefct  roerben  fann.  —  3fi  nun  bie  BtlaSeinheit  beim  Partenlefen 
münfchenSwert?  ©eroifet  3<h  felbft  bin  freilich  nicht  in  ber  glücflichen  Sage 
biefe  Einheit  burchfüfjren  ju  fönnen.  2Bir  haben  jroar  bie  Unentgeltlichfeit 
ber  Sehrmittel,  ber  Danton  befahlt  bie  SBücher  unb  bie  ©emeinbe  baS  Rapier, 
ber  mitlas  aber  roirb  $u  feinem  oon  beiben  gewählt,  beu  müjfen  [ich  bie 
Schüler  felbft  anfajaffen.  $abei  geht  es  bann  rote  bei  ber  9Robe;  Pinber 
auö  ben  „beffern"  Familien  wollen  nia)t  nur  einen  ferneren  iput  unb  SRocf, 
fonbern  auch  einen  befferen  9ltlaS  befifcen,  roährenb  bie  ärmeren  billig  unb 
f<hled)t  einlaufen.  3t°ingen  fann  man  ba  niemanb ;  benn  bie  93er)örbe  empfiehlt, 
ftatt  ein  Sehrmittel  obligatorifcf)  $u  erflären,  gleich  beren  mehrere.  $)aju 
fommt  noch,  Dflfe  bie  Schüler  fcfjon  aus  ber  ^ßrimarfchule  einen  2ltlaS  mit« 
bringen,  man  fie  alfo  nicht  mehr  Derantaffen  fann,  nur  ben  befonberS 
empfohlenen  ju  faufen.  60  befifcen  roir  benn  bie  fchönfte  SJtufterfammlung 
oon  Atlanten :  Peil  unb  9iiecfe,  Sange,  dichter,  2öettftein,  Bierde  unb  ©äbler, 
Mnbree,  biejenigen  noch  nic^t  gerechnet,  roelche  ber  eine  ober  anbere  Schüler 
oon  feinem  ©rofjoater  geerbt  hat. 

SSeüor  ich  nun  weiter  in  meinen  eigenen  Unterricht  einführe,  möchte 
ich  "0$  betonen,  bajj  baS  Partenlefen  nicht  als  ein  ^enfum  au  betrachten 
ift,  baS  mit  einigen  Stunben  abgethan  roerben  fann,  fonbern  als  eine  3Rethobe, 
nach  immer  unterrichtet  roerben  fofl.  $>ie  Schüler  roerben  alfo  nur  ad* 
mählich  unb  bem  ju  behanbelnben  UnterrichtSftoffe  eutfprechenb  in  baS  SerftänbniS 
ber  Parte  eingeführt.  3uetft  tepetiere  ich  furj  baS  2Bict)tigfte  aus  ber  £)eimat- 
funbe  unb  frage  befonberS  nach  ben  £)immel3gegenben,  nach  D(C  &öhe  ber 
nächften  §ügel  unb  Serge,  nach  Sängen*  unb  Flächenmaßen.  $>ann  müffen 
fich  bie  Schüler  an  ber  Parte  beS  PantonS  orientieren  unb  baS  früher  in 
ber  9iatur  ©efchaute  nun  aua)  an  ber  $>anb  ber  Parte  befchreiben.  darauf 
roirb  bie  (Geographie  ber  Schmeij  repetiert,  aber  ohne  Such,  wobei  auf  bie 
3<ia)en  ber  Parte  ober  bie  „Signaturen",  wie  bie  gelehrten  Seute  fagen, 


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-    247  - 


aufmerffam  gemalt,  eine  eigentliche  $errain»2ehrc  aber  nod)  nicht  gegeben  wirb. 
Wad)  biefert  Sorbereitungen  glaube  ich  bie  Schüler  in  bie  tieferen  ©eljeimniffe 
beS  KartenlefenS  einweihen  $u  bürfen.   3<h  §üna,e  ju  biefem  3">ecfe  ba§ 
Blatt  „SBierwalbftätterfee"  aus  bem  fchweij.  geographifa>n  SBilbermerfe  unb 
bie  Dom  „  Vereine  jur  görberung  beS  ftrembenDerfehr«  am  Sierwalbftätterfee 
unb  Umgebung"  herausgegebene  „JRelief  forte  ber  3*ntralfchweij"  neben  einanber 
an  bie  SBanbtafel.   $ie  Stüter  ertennen  fogleia),  bajj  93itb  unb  Karte  bie 
gleite  ©egenb,  aber  in  Derfthiebener  2Beife  barfteflen.   9hm  werben  9lr,en* 
berg,  Sriftenflod,  Krönlet,  ©eifeberg,  Urirotftod,  Engelbergerrotjtod,  3fentbal, 
SeeliSbcrg,  SRüt&enftein,  SeflSfapeHe,  fljenpra&e,  ©ottharbbahn  auf  bein  Silbe 
gezeigt  unb  auf  ber  Karte  aufgefucht.  Huf  weitere  fragen  finben  bie  befferen 
Schüler  ben  Unterfcbieb  jwifchen  Silb  unb  Karte  ^erau«.   55er  3eiajner  beS 
Silbe«  ^at  bie  ©egenb  fo  bargcfieOt,  wie  er  fie  Don  einem  einigen  Stanb» 
punfte  aus  fah ;  roas  oon  biefem  fünfte  aus  feinem  Sluge  entzogen  tuar,  ift 
auch  auf  bem  Silbe  nicht  ju  fehen.   S)er  näher  liegenöe  Serg  Derbedt  bie 
Dahinter  liegenben  Serge  unb  littet,  unb  auch  bie  SRüdfeite  ber  bargefteflten 
Serge  fann  nietet  fichtbar  fein.   2)ann  erfahrnen  uns  beim  Setradjten  einer 
©egenb  bie  ©egenftänbe  um  fo  gröfeer,  je  näljer  fie  bem  Wuge  liegen,  unb 
fo  mirb  aua>      Silb,  mie  man  fagt,  DerfpeftiDifch.  Wuf  unferem  Silbe  ift 
baS  nat)e  Segelboot  bebeutenb  größer,  als  ba8  entferntere  Dampffctjiff ,  ber 
2Nann  im  Soote  ift  fo  1)0$,  mie  ber  9Rtitfjenf*ein  unb  baS  Segel  fo  hoch  roie 
ber  Sriftenfhxf.   $er  Kartenzeichner  bagegen  benft  fid)  immer  fenfrecht  unb 
in  immer  gleicher  Entfernung  Don  bemjenigeu  ©egenftänbe,  ben  er  zeichnet. 
6r  hat  alfo  unjäljlige  Stanbpunlte.  deswegen  werben  alle  2t)äler  unb  Serge 
unb  Don  letzteren  alle  Abhänge  fichtbar,  aufeer  e§  märe  ein  ffrelSDorfprung 
überhangenb,  unb  zweitens  mirb  nicht  mehr  perfpeltiDifdj) ,  fonbem  alles  im 
gleichen  9Wafejtabe  gezeichnet.   $er  britte  Unterfchieb  befteht  noch  barin,  bap 
auf  bem  Silbe  weniger  generalifiert  wirb  unb  feine  fonDentioneOen  fyifyn 
angeweubet  finb,  eS  erfdjeinen  auf  bemfelben  ade  ©egenftänbe  in  mögliche 
natürlicher  5)arfteflung,  wie  fie  zur  Qt'it  ber  Aufnahme  fidjtbar  waren.  Huf 
unferem  Silbe  fehlt  alfo  weber  bie  natürliche  Färbung  beS  SeeS  unb  ber  ©e» 
oirge,  noch  oaS  fltöne  Slätterbach  ber  nahen  Säume.   9lur  mit  ber  Entfer- 
nung Derfchwinben  bie  Details  allmählich;  bagegen  ift  noch  baS  3uf^0ige 
fühlbar,  wie  bie  Soote,  bie  SBolfen  unb  ber  Stauch  beS  StompffchiffeS.  — 
^öeim  Stubium  ber  Karte  bagegen  mujj  man  übertragen  unb  beterminieren. 
(Sied  naa),        x$  m  3*bruar  barüber  gefchrieben  höbe.)   $)ieS  ift  fchon 
notwenbig  auf  unferer  töelieffarte,  bie  bo<h  großen  Hnfprua)  auf  Mnfchaulich» 
feit  macht,  um  fo  mehr  aber  bei  gewöhnlichen  ßanbfarten.  —  63  wirb  nun 
ben  Schülern  an  Derfchiebenen  Karten  gezeigt,  wie  befto  mehr  generalifiert 
toirb,  je  Meiner  ber  SWafeflab  ber  Karte  iß.  (Sortierung  folgt) 


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—    248  - 


bic  bem  Cc^rcrflanbe  im  ©arten  ber  (Srjte&una  blühen. 

(Äonferenjarbett  bon  ße&rer  3of.  Se&önenberger  in  Ujnad).) 

Siebente  9)ofe. 

„$a8  freunblie^e  unb  aufrichtige  SSerljältni«  ber  ßefjrcr 

unter  einananber." 

2BiU  fl<^  bc8  ßanbeß  SBoljlfabrt  gut  geftalten, 

Wufj  bie  &etDO&ncrfd)aft  ftufammenbatten; 

2Bia  ber  ©emeinbe  @lüct  unb  ffiot)l  gebeten, 

2o  mufe  bte  JBürgerfrfjaft  ftets  einig  fein; 

©ill  bte  ftamllie  ben  SBoblftanb  feft  begrünben, 

©o  müffen  beren  (Blieber  innig  fid)  oerbinben 

3u  einem  ©anjen,  einig  »irlen,  einig  ftreben, 

Unb  ©in»  für  «He,  »Oe  für  ba*  (Sine  leben. 

Söttt  iljr  ©tanb  fid)  geiftig  fc)cben, 

Hüffen  2eb,rer  einig  ftreben; 

SBtfl  er  fid)  gead)tet  feljen, 

Hüffen  fie  jufammen  fteben ; 

SBta  fein  fd)mere8  SBerf  gelingen, 

Hüffen  fie  jufammen  ringen; 

©o U  fein  trübes  ßooö  auf  (Arbeit 

Einmal  nod)  erträglich,  »erben, 

Hüffen,  waren  nod)  fo  üiel, 

Stile  nad)  bent  einen  3W 

$in  fie  bilden  unoermanbt, 

$tn  fie  fteuern  £anb  in  §anb. 

©efd)ie&t  ba»  toirflid)  ftetd  unb  überall? 

<Retn,  biefl  ift  leiber  gar  oft  nid)t  ber  fraß. 

(Sin  ©lief  in  unfer  ßefyrerleben 

5?ann  Ijieüon  beutlid)  3cugni8  geben: 

Siegt  e«  ntd)t  faftifd)  offenbar  am  Sag, 

2Bie  mancher  fid)  entfernt  nidjt  rühren  mag; 

Unb  brängen  Mngelegenbelten  nod)  fo  feftr, 

Unb  mahnen  ernfte  ßebenSfragen  nod)  fo  fdjmer, 

tJeft  einjufte^en  mit  oereintcr  Sfraft 

$ie  ©lieber  ade  in  ber  ßeb,rerfd)aft.  — 

2Bcr  fcat  ein  »uge  nod)  unb  fann  nid)t  fe&en, 

2Bie  ßefcrcr  oft  fid)  ftraett  entgegen  fielen ; 

2Bcr  fann  nid)t  Slnlafj  ftnben  ju  bead)ten, 

2Bie  fie  cinanber  gar  oft  fdjeel  betrachten! 

ftat  nie  ein  ße&rer  ben  Üßerräterfufj  empfangen? 

ftat  (einer  nod)  ben  anbem  fd)m&blUb  hjntrrgangen  ? 

$at  nie  nod)  einer  be8  Äollegen  @lüd  jerftört? 

@inb  ©ad)en  ba»,  bei  ße&rern  unerhört? 

«t'«  (eine  ßebrer,  bie  ben  anbern  fteimlid)  grollen, 

£ie  fte  beflagen  unb  bie  «lagen  nüeberljolen? 


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249  - 


$at  dum  nie  nod)  bie  ©rfcbeinung  ftattgefunben, 

2>afs  3wng  unb  Ält  fcinbfclig  fid)  entgegen  ftunben, 

$)urd)  fteten  Äampf  ibr  ßeben  fid)  oerbttterten, 

llnb  8d)tung  unb  Ärebtt  fo  ftarf  erfd)ütterten, 

$)a&  beibe  nur  nod)  fd)mad)  an  bünnem  gaben  fingen, 

Unb  leiber  nur  ju  bolb  oft  ganj  ju  ©runbc  gingen? 

Unb  tt>enn  an  einer  Sd)ule  jmei  fid)  nid)t  berfteben, 

ffiie  fann  ber  fdjroere  SBagen  bennod)  oorm&rts  gcljeu, 

2Bie  ftebt'8  bann  mit  ber  Sugenb  unb  mit  i&rem  Beben, 

Xie  jur  @r)iebung  man  in  it)re  $anb  gegeben? 

2Bie  ift  ba  an  Srfolg  ber  ffirrtfamfeit  ju  benfen, 

2Bem  fofl  man  ba  Vertrauen  unb  mem  (glauben  fdjenfen? 

2öic  beibe  ficrj  bereiten  SöetrübniS  unb  Öefdjroerben, 

So  mflffen  beibe  aud)  gulefet  oerad)tet  »erben, 

Unb  felbfr  ber  gange  Stanb,  wie  fönnt  e8  anber«  fein, 

«ü|t  unter  tbnen  beiben,  an  &b*'  unb  Hd)tung  ein. 

O,  ba«  finb  Ubelftflnbe  langft  üermfinfd)ter  «rt, 

$ie  ba«  ©ute  fjemmen  unb  brüefen  fd)mer  unb  ^art. 

3>'rum  raffen  mir  unB  auf,  ju  geben  #anb  in  $anb! 

2)ura)  &intracf)t  unb  burd)  Siebe  )U  ebren  unfern  Stanb, 

£urd)  ©intgfeit  im  Streben  bie  ßebrerfdjaft  ju  fdjüfcen, 

Dura)  ein  gemeinfam  «Birten  aud)  allgemein  ju  nfifcen, 

du  förbern  unb  ju  beben,  maB  unfer  SBor>(  bebingt, 

2Ba8  unferm  ©er!  gebeiben,  bem  Banbe  Segen  bringt. 

3a  gegenfeitig  motten  mir  unB  ebren,  adjten, 

Und  jeberjeit  als  Xräger  eine»  SlmtB  betrad)ten, 

3J?itfammen  motten  mir  bie  ßebrerbfirbe  tragen, 

Stets  einig  fein  in  allen  micfyt'gen  ßebenBfragen, 

ftiemal*  ba«  eig'ne  „Od)"  bod)mütig  überfd)a&en, 

(Sar  nie  be«  «nbern  <&f)tt  licbeloB  oerlefcen, 

9liemal«  oergeffen,  baft  ein  3eber  feine  @abe, 

SSBie  aud)  fein  @igentümlid)eö  im  SBirfen  ffabt, 

Daß  alle  anberen  ibr  ©ute&  aud)  beftQen, 

Stticbt  mir  allein  cB  feien,  bie  ber  2Renfd)beit  nüfcen; 

So  moden  mir  und  gegenfeitig  fd)üöen,  beben, 

Stet»  innig  lieben  unb  mie  ©rüber  einig  ftreben. 

„D,  eB  mü&te  fo  ein  ßeben, 
Sold)'  SBerbältntS  unB  erbeben 
Huf  beB  ©lüct«  erbab'nen  $ron, 
Unb  fürmabr  bieuieben  fd)on 
Jfönnten  mir  unB  feiig  fügten, 
Unferß  $ct%tn%  2Bflnfd)e  Ritten; 
Die  SEBelt,  fic  tonnte  fid)  nid)t  mebren, 
du  ad)ten  un8  unb  bod)  ju  ebren, 
Unb  e8  rubte  auf  und  allen 
©orte»  $ulb  unb  SBoblgefatten, 
Sd)on  iefrt  unb  cinft  nad)  biefer  3eit 
Xort  brüben  in  ber  ewigfeii.' 


-    250  - 


$olb,  toie  eine  9tofe#  milb  unb  jart, 
©länget  ein  iöcrbältm«  bicfcr  2trt; 
X'rum  fei'«  un*  emft  baran  gelegen, 
3u  Gegen  a  unb  treu  *u  pflegen. 


Kargau.  Tie  Sa^lufeprÜfungeu  am  Öe fjrerfeminar  in  ^Dettingen  fanben 
ben  8.  unb  9.  Wpril  ftatt.  $em  3aljre$beric$te  ftnb  jroei  intereffante  Arbeiten 
beigegeben.  $)ie  erfte,  öon  fr  Cppl ige r  trägt  ben  ^itel :  (Sin  ©djroamni' 
loger  in  ben  ftalh'dmttcn  Don  33aben  (mit  7  Figuren  jur  93eranfa)au* 
lid)ung);  bie  jroeite  flammt  aus  Der  fteber  beS  £>erru  6eminarbireftor 
3.  ßeller  unb  füljrt  uns  41  Wefrologe  fcfjroeijerifajet  ©c&ulinänner 
aus  ben  legten  jroei  3a$r$unberten  bor.  6ie  bilben  einen  roertooflen  Beitrag 
$ur  ^meijeriic^fn  Sdmlgefajidjte.  (Sine  große  3<ify  biefer  ©drolmünner  roirb 
ben  meiften  fiejem  nod)  unbefonnt  fein.  Um  fo  roertDofler  iß  biefe  fleißige 
Sammlung.  — 

(9enf.  ©d)roeijerifd)e  fianbeSauSftellung:  (ftortfefcung). 
B.  —  SReglementarifdje  33eftimmungen. 

Wrt.  10  —  $)ie  StarfteOung  beS  fdjroeijerifdjen  6<$ulroefenS  roirb  Don 
ber  6ngeren  Äommiffion  für  ©ruppe  17  organifiert.  3>ie  ©egenftänbe, 
meiere  bie  öffentlichen  ©ajulen  auSfteOen,  werben  burtfc  Vermittlung  ber 
fantonalen  (5r$ief)ungSbireftionen  eingeliefert. 

91rt  11.  —  £ie  ^arftellung  DeS  färoeijerifäen  6d)ulroefenS  umfaßt 
bie  Unterrictjtaanfinlten  aller  ©rabe,  Dom  ßinbergarten  bis  jur  £od)fd)ule, 
ausgenommen  Diejenigen  3nftitute,  roeldje  in  anbern  ©ruppen  auSftellen, 
nämlid) :  a)  bie  geroerblidjen  99erufSfd)ulen  unb  almlkte  Vnftalten,  roelcfce  — 
nad)  bem  allgemeinen  Programm  —  ber  ©ruppe  18  ^geteilt  roorben  finb; 
b)  bie  eajulen  für  2anbroirtfa>ft  (©r.  39),  ©artenbau  (©r.  40),  frnrfi* 
rairtfdjaft  (®r.  41),  $otelinbuftrie  (©r.  23),  falls  fie  Don  ben  Äommiffiunen 
ber  genannten  ©ruppen  jur  UuSfteflung  jugelaffen  toerben. 

9lrt.  12.  —  $ie  SluSfteOungSgegenftänbe  roerben  na$  ben  Unterrit&tS- 
ftufen  unb  »jroeden,  melden  fie  bienen,  georbnet;  innerhalb  jeber  Unterab» 
teilung  mirb  bie  WuSfteflung  waä)  ben  Kantonen  organifiert. 

Wrt.  13.  —  Sa^ulauSrüftungSgegenftänbe  roerben  in  ber  Siegel  ber  Haupt- 
abteilung II  jugeroiefen. 

Hrt.  14.  -3n  ber  Unterabteilung  3  (einfache  SBolfSfajule)  mirb  bie 
3Rufterau£ftattung  einer  in  mittleren  (roeber  großftäbtifdjen  nod)  bürftigen) 
3Jerf)ältniffen  arbeitenden  $rimarfd)ule  einljeitlid)  bargefleOt.  Die  baju  Der« 
roenbeten  ©egenftänbe  iniir.cn  fdjroeijerifdjen  UrfprungS  fein  unb  bei  fdjroeijer» 
ifdjen  Spulen,  beren  tarnen  anzugeben  finb,  roirflid)  in  ©ebraud)  fielen; 
bie  ßngere  Äommiffiou  behält  fid)  baS  üRea)t  ber  9luSroaf)l  Dor.  3m  Slufdjluß 
an  DiefeS  ^uflerfd)ulaimmer  roerben  SHufterfammlungen  Don  Unterrid)t*f)ülf3« 
mitteln  aller  9lrt  aufgeteilt. 

91 rt.  15.  —  $ie  $)arftethmg  beS  3}olfS|d)ulroefenS  roirb  ben  fantonalen 
GrjieljungSbirettionen  überlaffen,  unter  ber  S5orauSfe^ung ,  baß  mel)rfaa> 
Euöfteflung  Don  ©leidjartigem  Dermieben  unb  Don  ©4)ulen  berfelben  ©atlung 


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nur  folche  $ur  AuSpeflung  üeranlafct  merben,  meldte  fich  burd)  ihre  Organi« 
fation,  äufeeren  SSerhältniffe  unb  UnterrichtSmethoben  untertreiben. 

Art.  16.  —  $ie  Prioatfdjulen  peilen  mit  ben  Staats«  unb  ©emeinbe* 
faulen  in  ber jeuigen  Abteilung  aus,  für  roelche  fie  angemelbet  finb.  Sie 
unb  in  ber  6tiquettirung  beutlich  als  s^3riöatfcr)ulcn  jii  bezeichnen. 

Art.  17.  —  Senn  eine  Anftalt  mehrere,  in  ber  AuSPellunfl  ber  ©r.  17 
getrennte  UnterridjtSftufen  umfafet,  fo  fann  pe,  um  ihr  eine  einheitliche  $ar- 
pellung  §u  pthern,  berjenigen  Unterabteilung  jugeroiefen  werben,  melier  fie 
bem  Hauptgewicht  ober  Abfchluji  ihrer  päbagogifcr)en  ifjätigfeit  nach  angehören 
mürbe,  $ie  Engere  ftommiffion  behält  fich  in  jebem  einzelnen  ftaüe,  nachbem 
fte  bie  Söünfche  beS  AuSftellerS  angehört,  ben  (Sntfcheib  bor. 

Art.  18.  —  ftür  bie  auSjuftellenben  (Schülerarbeiten  gelten  folgenbe 
JBeftimmungen :  a)  $ie  Schülerarbeiten  tollen  auSfd)liejjlich  baju  bienen,  bie 
OTetr)oben,  roela>e  im  Unterricht  befolgt  merben,  $u  oeranfchaulichen.  b)  Sie 
foflen  mit  Angaben  öerfehen  fein,  melche  eine  Kontrolle  ermöglichen.  Die 
Engere  ßommiffion  behält  ui)  baS  Stecht  oor,  Sßeripfationen  ju  bemerffteOigen. 

c)  bie  Arbeiten  foQen  reinlich  gehalten  unb  (eferlich  gefchrieben  fein.  Sie 
bürfen  in  SReinfchrift  öorliegen.  (5S  ift  münfchenSroert,  bafe  bie  J£)eftc  ber 
auf  einanber  folgenben  3oh^änge  nach  ben  ftädjern  jufammengebunben  merben. 

d)  $ür  baS  gleiche  $ach  unb  bie  gleiche  Ulaffe  genügen  bie  Arbeiten  Oon 
ein  ober  jmei  Schülern,  e)  $ie  ausgepellten  Arbeiten  foUen  Don  einigen  — 
oom  Sehrer  oerfaßten  unb  unterfchriebenen  —  allgemeinen  Erläuterungen  über 
bie  Art  bet  Ausführung  begleitet  fein,  f)  $ie  fchriftlicheu  Arbeiten  finb, 
am  Äopfe  jebeS  £efteS,  mit  folgenben  Angaben  ju  Derfebeu:  1  9!ame  beS 
Schüler«;  2.  ©efammtfchüler$abl  ber  Älaffe;  3.  Saturn  ber  erften  unb  legten 
Arbeit  beS  £>efte§;  4.  ob  Üteinfchrift  oorliegt,  unb,  roenn  lefotereS  ber  $aH. 
ob  bie  Äeinfchrift  oor  ober  nach  ber  Äorreftur  angefertigt  morben  ift.  $ie 
engere  Äommiffion  liefert  bie  gormulore  für  biefe  Angaben,  g)  53ei  ben 
3eichnungen  ift  anzugeben:  1—3  mie  bei  f.  Ob  fie  nach  Vorlage  ober 
SRobtfl,  nach  ber  Watur,  ober  nach  einer  2öanbtafel$eichnung  beS  2et)ter§ 
ausgeführt  morben  finb.  Ins  baju  bepimmte  Formular  ift,  menu  bie  3"$* 
nungen  in  einem  58anbe  (Album)  oereinigt  finb,  an  beffeu  Hopf  anzubringen. 
2Benn  bie  3<idmungen  an  bie  2öanb  befeftigt  toerben,  fo  müffen  pe  numeriert 
fein ;  bie  baju  gehörigen  Formulare  fönnen  aisbann,  fatologäfmlich  jufammen» 
geheftet,  in  ber  !Rät)e  aufgehängt  merben.  h)  Severe  Söeftimmung  fann  auch 
bei  ben  geographifchen  Schülerarbeiten  angemenbet  merben;  biefelben  finb 
im  übrigen  mit  ben  Angaben  f  1—3  ju  oerfehen.  i)  $ie  Arbeiten  f ollen, 
befonbere  93erbältniffe  Oorbehalten,  in  einem  ber  jmei  legten  Schuljahre  oor 
Seginn  ber  SanbeSauSfteflung  entftanben  fein. 

Art.  19.  —  SBon  einer  Prämierung  ber  Schulen  ober  Schülerarbeiten 
roirb  Don  oornherein  abgefeheu.  (Scblufe  folgt.) 

6t.  fallen.  (#prr.)  $ie  ftäbtifche  ÜRealfdmle  hat  feine  AufnahmS* 
Prüfung  mehr  behufs  Übertritt  in  bie  Otealfchule.  (Sine  monatliche  Probezeit 
foü*  bie  Prüfung  erfe^en.  —  $ie  fatf).  ßantouSrealfchule  geht  mit  bem 
Vorgehen  einig;  nur  beljnt  fie  bie  Probezeit  aus.  — 

—  93ej  ©öfter.  Am  ftefte  beS  hl  Sofeph  oerfammelten  fich  bie  fiebrer 
beS  „Untergaper"  ju  ihrer  orbentlia>n  Spe^ialtonferenj  in  Oer  Söirtfchaft 


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$ur  „Srudmühle  in  ßaftbrunn.  Der  Borftatib,  £>err  Cehrcr  Schöbi  eröffnete 
birfelbe  mit  einem  mannen  2öorte  über  bie  SEBichtigleit  eine«  guten  BeifptetS 
Don  ben  (Sltern  unb  fiehrern.  iperr  Center  Äftb,ne  Don  Benfen  fpraa)  fobann 
über  ben  2f)eaterbefud)  Don  Seite  ber  Jtinber  unb  über  baS  iheaterfpielen 
berfetben.  Referent  *f%  ber  Anficht,  ber  X1)tattxbt\\iä)  unb  baS  3$eaterfpielen 
ber  flinber  jei  ohne  jebe  Ausnahme  Dermerflich;  in  ber  barrauffolgenben 
DiStuffion  mochte  fich  bie  Anficht  geltenb,  ber  i^eoterbefu^  fei  ausnahm«* 
meife  unter  ftrenger  Aufficht  ju  geftatten,  menn  baS  betreffend  Stücf  gang 
frei  Don  allen  Sittlichkeit  unb  Religion  Derleftenben  Ausbrüchen  unb  mirf(id) 
moralifchen  Sert  in  fich  ^abe.  €s  ift  bieS  eine  Anficht,  ber  motjl  bie  meifren 
(Srjietjer  beiftimraen  merben  unb  ber  Beachtung  mert  ift.  Da§  ^^eaterfptelfn 
bur<h  Schulfinber  rourbe  nur  bei  Schulanläffen  mit  meifer  dinföräntung 
gutgeheißen.  — 

£>err  Set)rerjubilar  3of.  Wart  in  ©teiner,  ber  fafl  49  3a&re  in 
feiner  £)eimatgemeinbe  roirfte,  r)at  megen  junehmenber  AlterSfchmäche  feine 
SRefignation  eingegeben.  TOgen  bem  pflichtgetreuen  ßrjieher  noch  Diele  forgenfreie 
Lebensjahre  befcbieben  fein. 

3n  Ujnacb,  Seebejirf.  ^at  ficf|  $err  fiebrerjubilar  3.  Schöneuberger 
nach  52jäbriger  $bätigfeit  im  Sdmlbienfte  Don  bemfelben  jurüdgejogen, 
nacbbem  ihm  bie  bantbare  ©emeinbe  Ujnach  eine  jährliche  ^enfionSjuIage 
Don  200  gr.  ju  üerabfolgen  befcbloffen  r>at.  Gin  #och  ber  macfern  ©emeinbe ! 

©OjmD,j.  DaS  Cebererfeminar  in  ScbmDj  hat  feine  Sdjlußprüfungen 
ben  16  unb  17.  April.  (SS  mar  Don  41  3öflHngen  befugt,  Don  Denen  4  ben 
BorfurS,  16  bem  I.,  8  ben  II.  unb  13  bem  III.  ÄurS  angehörten.  Am 
jmetten  ^ßrüfung§tage  finbet  auch  eine  muftfalifdye  Schlußprobuftion  ftatt. 

3ufl.  Söieber  fi"b  bie  ^rüblingSprüfungen  an  ben  öffentlichen  Schuten 
Dorbei.  Soroohl  bie  ftäbtifchen  ^rimarfcbulen  unb  Sefunbarfchulen ,  als  bie 
ÄantonSfdmle  unb  baS  ©nmnafium  t)ctten  in  ben  legten  2Boä)en  ÄeDue  ju 
paffieren.  3eber  aufmerffame  Beobachter  mirb  fagen  müffen,  baß  fie  burch* 
meg  mit  6hren  bageftanben  finb.  Die  Jfriabenfelunbarfchule  unb  bie  ÄantonS* 
l'chute  mit  bem  ftäbtifchen  ©ömnafium  jät)lten  123  Schüler,  Don  Denen  64 
bem  Danton  3ug,  10  bem  Danton  Aargau,  9  bem  ftanton  St.  ©allen,  7  bem 
Äanton  Sutern,  6  bem  Äanton  ScbmDj,  je  2  bem  ftanton  Bafel  unb  ©laruS 
unb  je  1  ben  Äantonen  Appenzell,  ftreiburg,  ^effin  unb  SöafliS,  7  bem 
AuSlanbe  angehörten. 

Dem  3flh«§berichte  ift  eine  höchft  intereffante  Arbeit  Don  f)rn.  ^rofeffor 
28.  B3id  beigegeben:  ©eographifche  Ortsnamen  unb  Sprichmörter; 
ßinfühnnig  in  baS  BerflänbniS  berfelben.  Sie  jeugt  fomohl  Don  großer 
Sachs  unb  ©prachfenntniS  als  auch  t)on  großem  §leifee.  (Sine  längere  (Sin* 
leitung  orientiert  uns  über  bie  Bebeutung  beS  BerftänbniffeS  ber  Ortsnamen 
befonberS  für  bie  flulturgefcbichte  ber  einzelnen  Cänber,  über  bie  (Sntroicflung 
ber  onomatologifchen  HÖiffenfcbaft  unb  über  bie  ber  Arbeit  ju  ©runbe  (iegenben 
©eficbtspunfte.  3m  fpejieOen  $eil  merben  uns  bie  Ortsnamen  unb  Sprich* 
mörter  be§  roinanifchon  Sprachgebietes  unb  jroar  Dorerft  beS  fpanifchen  unb 
Portugiesen  Dorgeführt.  Die  anbern  romanifchen  ßänber  merben  im  näd)ft= 
jährigen  Berichte  folgen.  —  Da  bie  Arbeit  Don  allgemeinem  3ntereffe  ift, 
merben  bie  „^3äb.  531."  in  einem  fpejieflen  ^rtifel  auf  fte  jurüdtommen. 


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Sejüglidt)  bfr  Crganifation  bemerft  ber  Jahresbericht:  „Seit  fahren 
bemühte  man  fich,  bie  Schule  Derart  auSjubauen,  bafe  3nbuftriefdmle  unb 
Cbergmnnafium  je  5  3ahre§furfe  umfaffen,  jemeilS  im  £>erbfi  beginnen  unb 
om  6nbe  beS  SommerfemeflerS  fchliefjen  füllten,  SBereitS  maren  oiele  Vor* 
arbeiten  getroffen,  bereits  hatte  ftd)  bie  Sehrerfchaft  ber  obern  Änftalt  jur 
Übernahme  biefer  ArbeitSDermehrung  bereit  erllärt  unb  fjoffte,  bie  Änberuug 
am  Schluffe  beS  SöinterfemefterS  1894  burchführen  &u  fönnen.  Da  jeigte  fich 
ein  unDerhofter  2Biberftanb,  melier  bie  Angelegenheit  in8  Stoden  braute."  — 
§8  märe  nicht  ofme  Öntereffe  geroefen,  etroaö*  (Genaueres  über  biefen  SBiber- 
fianb  ju  Dernehmen.  Doch  pafet  eben  nicht  afleS  für  bie  Öffentlichkeit. 
Smmerhin  finb  mir  überzeugt,  bafe  bie  ber  SReorganifatiou  entgegenftet)enben 
Schroierigfeiten  leicht  ju  Überminben  fein  roerben,  menn  33ehörben  unb  Cehrer« 
fc$aft  ernftlich  rooflcn.  — 

68  ift  entfchieben  ein  großer  Wifjftanb  an  unfern  fjöfjrro  Spulen,  bafe 
bie  ü^tmöc^entlic^en  Serien  ba8  3c^nljnt)r  fdjon  nach  bem  erftcn  drittel 
frine8  Verlaufes  untertreten.  Stimm  hat  man  recht  begonnen,  fo  fjciftt  eS 
mieber:  £alt!  DaS  bebeutet  Serluft  an  3fit  1,110  Äroft  nnb  erfahrner!  eine 
logifdje  Verteilung  unb  Vehanblung  beS  Se^rftoffeS  ungemein.  Solche  Serien 
^aben  nur  2öert  nach  DoUftänDiger  Durcharbeitung  unb  Veroältigung  beS 
^enfumS  unb  finb  bann  eine  mohlDerbiente  9iur)e  nach  ftrenger  3ahre8arbeit. 
sJiui)t  minber  hinberlich  ift  auch  ber  Umftanb,  bafj  ber  Abfchlufi  be8  Schul' 
jaljreS  an  bem  2Bechfel  be8  CfterfefteS  partipijiert.  Daburcb  mirb  baS 
Schuljahr  balb  länger,  balb  fürjer.  beginnt  balb  in  ber  erften,  balb  in  ber 
jroeiten  Hälfte  be8  Aprils,  balb  erft  anfangs  SJlai.  Der  ju  frühe  beginn 
ift  aua)  für  ben  eintritt  neuer  Schüler  fehr  hinberlich,  ba  bie  Setunbarfdml. 
Prüfungen  bann  an  ben  meiften  Orten  noch  nicht  ftattgefunben  hoben.  Diefe 
^luftuation  ift  auch  für  ben  Unterricht  fehr  ungünftig;  in  einem  m  furzen 
Schuljahr  fanu  ba8  3ahre8penfum  faum  beroältigt  merben.  3«bem  faden 
bie  S4)lujjprüfungen  unb  Schlufefeierlichfeiten  ftetS  in  ba8  (Snbe  ber  haften* 
j^eit;  mo  fich  befonberS  letztere  nicht  recht  entfalten  fönnen.  Dafür  märe  bie 
3eit  am  Schluffe  be8  SommerfemeflerS  Diel  beffer  geeignet.  SRan  fönnte  bann 
auch  bisweilen  ein  Sugenbfeft  bamit  Derbinben.  Die  Schlufeprüfungen  am 
6nbe  beS  SommerfemefterS  hätten  ferner  bie  fegenSoolIe  SBirfung,  baß  auch 
ruährenb  beS  Sommers  beharrlich  unb  ernfi  Don  ben  ßehrern  unb  Schülern 
gearbeitet  mürbe,  mährenb  man  fich  fonft  afljufehr  auf  baS  Söinterfemefter 
oerttöftet.  —  2öa8  uns  aber  nod)  befonberS  midjtig  erfcheint,  ift  bie  Shotfadje, 
Das  faft  alle  fatfjol.  5J?ittelfd)uleii  (auch  Diele  proteftantifche)  ihr  Schuljahr 
im  £)erbft  beginnen.  Diefe  ©leichförmigfeit  bezüglich  beS  SöeginnS  unb 
SchlufjeS  ift  für  bie  ftrequenj  einer  Anftalt  nicht  ohne  Vebentung. 

W\i  biefer  Abänberung  follte  notmenbig  eine  jmeite  £>anb  in  $uinb 
gehen,  ber  Ausbau  unferer  Anftalt  Don  41/»  auf  5  3ahreSturfe.  Daburch 
töhnte  einerfeitS  eine  teilmeife  (Sntlafhmg  ber  Schüler  unb  gleichmäßigere 
Verteilung  beS  Stoffes  ftattfinben  unb  mürbe  unfere  Schulanftalt  enblich 
befinitiD  mit  bem  fechte  ber  eibgenöfficheu  Etaturität  auSgeftattet  merben 
fönnen,  —  ein  Umftanb,  auf  ben  mir  auch  bezüglich  ^requen}  großes  Gkmicht 
legen.  —  Die  fiebjrer  haben  fich  freiroiQig  unb  ho<hhftjig  jur  Übernahme  ber 
babura)  entftehenben  Wehrarbeit  anerboten.   2öir  finb  ber  Anficht,  bajj  biefe 


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lefctere  au$  entfprecheub  honoriert  merben  bürfte,  um  fo  meftr,  bo  bie 
53efolbungen  an  ber  ftantondföufr  unb  am  Obgrjmnafium  immerhin  nicht 
befonberS  glänjenb  ftttb.  Auch  roenn  bie  Errichtung  eines  ooflfiänbigen  fturfeS 
einer  neuen  Sehrfraft  riefe,  fofltcn  mir  nicht  bor  biefem  Ausbau  jurüeffchreefen. 
3e  (leiner  unfer  Danton  ift,  um  fo  gro^er^iger  fofl  er  fich  bei  ber  aflfeitigcn 
AuSgeflaltung  feines  6d}ulroefenS  $eigen.  (Sin  rooblgeorbneteS  ©chulroefcn 
nad)  unten  unb  oben  ift  bie  fchönfte  3i"be  unfereS  herrlichen  CänbchenS. 

2öir  fielen  gegenmärtig  bor  einem  neuen  SßolfSfcfculgefe&e.  Der  h-  9Je« 
gierungSrat  ^at  in  ben  legten  Sagen  in  (Sjtrafifcungen  bie  Sefung  unb 
Beratung  beS  feit  SaljreSfrift  bom  (ScjithtiRgSrate  ausgearbeiteten  (SntrourfeS 
an  bie  £>anb  genommen.  ^>Ur  böte  fid?  bie  befte  Gelegenheit,  aud)  bem  h&h*rn 
©dwlroefen  bie  Aufmertfamfeit  ju  roibmen  unb  fo  unfer  ganjeS  ©djulmefen 
fonfequent  ju  organifieren.  Das  märe  eine  fegenSreiche  Arbeit  ber  gegen* 
märtigeu  SegiSlaturperiobe,  für  bie  ihr  bie  Mit«  unb  9tad>roe(t  Dan!  miffett 
unb  bie  it>r  afle  Ehre  machen  mürbe!  — 

Hm  ^iefigen  Öehrerfeminar  ift  bereit«  mit  lefctem  £erbft  eine  ähnliche 
Keorganifation  burchgefütjrt  roorben,  inbem  eS  auf  4  3a^re  ausgebest  mürbe 
(3  bofle  Qafyxt  unb  baS  SEBinterfemefter),  mit  bem  Oftober  beginnt  unb  6nbe 
3uli  fd)liej?t.  Daher  finbeu  bie  bieSjährigen  Schlujjprüfungen  erft  (Snbe  beS 
SommerfemefterS  ftatt.  Durch  biefe  ^luberung  geminnt  forooljl  bie  theoretische 
als  praftifaVmethobifehe  SBilbung  ber  ?e^ramt8f anbibaten.  (Snbe  Mär$  matten 
5  Äanbibaten  bie  hiefige  Staatsprüfung  für  bie  ^rimarfchule  unb  3  für  bie 
<Sefunbürfa)ute.  ßinet  beftanb  bie  Prüfung  auch  in  föorfdjad).  Drei  berfelben 
erhielten  bereits  Aufteilung,  jmei  im  Danton  Sajm^j  (2BoQerau  unb  Muota« 
thal)  unb  einer  im  Danton  3«g  (Slothtreuj). 

Statten.  Der  6alefianifd)eÄongre&.  Der  erfte  internationale  Pongrefe 
ber  enlefianifajen  Mitarbeiter  unb  Mitarbeiterinnen  am  23.,24.  unb  25.  April 
in  ^Bologna  mirb  auf  baS  glän$rnbfie  jur  Ausführung  fommen.  3eben  iag 
erfolgen  neue  3ufflflfn  ^ftoorragfitber  fatbolifdjer  ^erfönlichfeiten  aus  aflen 
leiten  Italiens  unb  beS  AuSlanbeS.  Die  italienifchen  (5ifenbat)n*®efeQ|'d)often 
gemährten  bereits  für  bie  flongrefjteilnehmer  in  jubortommenber  Seife  50  *.'„ 
^Preisermäßigung.  Die  Äongrefjteilneljmer  teilen  ft$  nach  ber  $ör/e  ihres 
Beitrages  in  3  Älaffen:  a)  Patrone  beS  ÄongrefeeS,  mit  flarten  ju 
15  Öire;  b)  2Öor)lt  hälft  beS  flongrefeeS,  mit  harten  ju  10  Cire; 
c)  ftongrefeiften,  mit  harten  $u  5  Cire.  —  Anfragen  beliebe  man  an  ben 
^riefter  „Michael  9cua.  via  Cottolengo,  32  in  Surin  "  ju  richten,  bem 
gleichfalls  ebelmütige  Jlatholiten,  bie  ben  Äongrefi  ju  unterflüfcen  gebenfen, 
milbe  ©oben  jutommen  laffen  fönnen.  Die  religiöfen  fteierlichiciten  merben 
in  ber  prachtboOen  SBafilifa  beS  fy.  DominifuS  ftattfinben,  melay  baS  herrliche 
©rabmal  biefeS  ^eiligen  birgt,  roährenb  für  bie  Äongrcfe*33erfammlungen  bie 
Äirche  ber  hl-  Katharina  Don  ^Bologna,  bereu  Öeib  fid)  noch  unbermeSt  erhalten 
hat,  befiimmt  ift.  Vier  ßarbinäle  uuo  breifeig  3Mfd)öfe  merben  ben  Pongrefc 
mit  ihrer  ©egenmart  beehren,  ^ür  bie  Vertretung  ber  treffe  ift  aufs  befle 
geforgt. 

—  Montag,  ben  11.  Märj  ftarb  in  Mailanb  im  Alter  Don 
89  fahren  ber  berühmte  fatt).  ©chriftfteller  unb  ©efehichtSfchreiber  Sefare 
6antu.  6ein  #auptmert  ift  bie  ADgemeine  ©cf^ichte,  bie  feit  1837  in  35  93b. 


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erfäien  unb  1879  burch  bie  ®efd)ichte  ber  legten  30  3ahre  ergänzt  murbe. 
Gr  f$rieb  auch  eine  @e[d)ic^te  Italiens,  jar>Ircic^e  (leinere  t)iftor.  Arbeiten, 
polittfch*  ©Triften,  Nomone,  ©ebi^te,  3ugenb»  unb  93olfSfchriften.  Sin  2eben 
Dofi  geiftiger  Arbeit,  aber  auch  doO  3reue  unb  Siebe  j.  hl-  fatlj.  Äirche.  W\i 
$iu8  IX.  unb  2eo  XIII.  mar  Gantu  perfönlich  befreunbet. 

Gantu  mürbe  1804  in  einem  Meinen  Dorfe  bei  Secco,  am  Gomerfee  in 
ber  Sombarbei,  geboren  unb  mar  armer  Seilte  &inb.  6r  machte  feine  Stu* 
bien  unter  bieten  Entbehrungen  in  Wailanb,  bilbete  iid)  jum  (tynnnafiat* 
profeffor  au3  unb  erhielt  als  folcher  eine  ^Infteflung  ^uerft  in  (Somo  unb  bann 
in  Wailanb.  9118  junger  profeffor  mit  ameiunbjmanjig  Sohren  Derlor  er  feinen 
Steter,  mufete  nun  als  ber  ältefte  Sohn  für  ben  Unterhalt  feiner  Butter  unb 
neun  jüngern  ©efdnoifier  forgen  unb  tjat  ba§  reblich  gethan.  Da  fein  ©ehalt 
als  profeffor  ^iefttr  nicht  ausreiste,  fuctjte  unb  fanb  er  in  ber  Schriftfteflerei 
eine  9cahrung8quefle ,  bie  frei  Iid)  anfangs,  ba  fein  9?ame  noch  feinen  fflang 
hatte,  fpärlicb  genug  flofe.  Die  92ot  jmang  ihn  bf§^a(6  \\\  einer  jähen,  im« 
ermübticben  i^ötigfeit,  bie  aber  balb  jur  9lrbeit8freubigfeit  unb  i&m  jur 
jroeiten  9latur  mürbe,  meldjer  er  mie  $opft  Seo  XIII.,  ber  Wrcbäolog  »offi, 
ber  Waler  ^obefli  bis  in»  höchfte  Hilter  treu  blieb.  Obroohl  3taliener  mit 
Seib  unb  Seele,  mujjte  er  bod)  nichts  Don  bem  „Dolce  far  niente"  ober 
„füfeen  9ti$t8ü)un." 

6r  berfafete  juerfl  ^ouptföi^n^  ^ugenb*  unb  93olf3fchriften,  melch* 
in  Italien  balb  fo  OolfStümlich  mürben,  mie  bie  Deutfdjen  (SgibiuS  3ai5  unb 
ßhriftopb,  3ct)mib  unb  unfer  S$meijer  Jeremias  ©otthelf.  2öer  überhaupt 
in  3talien  lefen  gelernt,  t)at  auch  ff  ine  Schriften  gelefen  unb  im  gemütlichen 
Ion«  ber  Unterhaltung  bie  Sehren  ber  Sieligion  unb  ber  $ugenb  in  fid)  auf- 
genommen. —  3m  3ah"  1833  mürbe  er  üon  einem  neibifchen,  hungrigen 
SRomanfchreiber  bei  ber  bamaligen  öfterreichifchen  Regierung  in  ber  Sombarbei 
oerbächtigt,  „et  fei  italicnifch  geftnnt  unb  ein  geheimer  SJolfSaufmiegler."  (Sautu 
mürbe  eine»  Inge»  mährenb  beS  Schulunterrichts  in  ben  (Hang  hin<m$gerufen, 
OfThaftet  unb  in8  UnterfuchungS'@efängnife  abgeführt. 

Die  ßinfamfeit  be8  ©efängniffeS  mar  bem  profeffor  roeniger  peinlich,  als 
ber  Befehl  ber  Sehörbe,  ber  Söärter  bürfe  ihm  roeber  Sucher  noch  $eber  unb 
2inte  nilommen  laffen.  Mein  Gantu  rooflte  arbeiten,  unD  bie  Wot  machte 
ihn  erfinberifch-  6r  bat  ben  SBärter,  ihm  für  gute8  ©elb  roenigftenS  «Schreib* 
papier  ju  geben;  ber  Wann  tt>at  e8,  benu  baoon  ftanb  ja  nichts  in  feinem 
„ allerhöchsten  befehle."  «Run  aber  bie  linte?  Die  bereitete  fid)  (Santa  aus 
ben  Derbrannten  Dochten  ber  Unfchlittferjen  unb  etmaS  2Baffer.  Unb  bie  ^eber? 
Die  flaubte  er  fich,  meil  er  fein  DJceffer  befam,  mit  ben  gähnen  unb  ftinger= 
nägeln  aus  Schmefelhöljchen  jurecht  unb  fchrieb  mit  biefem  Material  ä  la 
iHobinfon  ßmfoe  feinen  gefehi^tlia>politifchen  9foman  „Wargherita  ^ufterla." 
Obmohl  berfelbe  buchftäblich  mit  „Schmefelhötjchen  gefchrieben"  mar, 
fanb  er  boch  feinen  Sefcer,  Druder  unb  Verleger,  unb  murbe  in  mehrere 
Sprachen,  auch  hl  bie  beutfd)*  Sprache,  tiberfetjt  unb  in  aQer  2öelt  gelefen. 

9cach  einem  '^nfjrc  UnterfudjungShaft  murbe  Santu  frcigelaffen,  meil  ihm 
feine  politifche  Schulb  nachgemiefen  merben  fonute,  unb  er  fehrte  311  feiner 
^Profeffur  unb  feiner  miffenfchaftlichen  ^^dtigfett  jurüd.  Sein  ^auptmerf,  bem 
er  nun  alle  feine  Gräfte  roibmete  unb  baS  feinen  ÜJamen  unperblia)  gemacht 


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tyxi,  ift  bie  Storia  universale,  bie  UniDerfalgef  durfte  in  35  33änben,  roel<$< 
Don  Brüljl  in«  Deutle  überfefct  unb  Don  fyfyx  bis  in  bie  nfußt  3«'t  fort« 
gefegt  rourbe.  Daneben  Deröffentlid)te  er  nod)  eine  „©efdnefjte  Italien*", 
foroie  Diejenige  Don  mehreren  italienifetjfit  ©täbten  unb  ^ßroDingen.  6r  bftoifS 
ftets  eine  berounberungSrüürbige  WrbeitStraft,  fo  bafj  er,  roie  einft  ber  Äircfcen- 
leerer  CrigeneS  ber  „biamantene"  genannt  rourbe ;  benn  fein  ©runbfafc  mar 
baS  Sort  SMrgilS:  „Labor  improbus  vincit  omnia,  Unabläffige  Arbeit 
befiegt  afleS."  (Söaterlanb.) 

3n  9lom  fiarb  ben  12.  <Dcär$  P.  3o&ann  8oü*ig,  au«  ber  ©efeu*fe$aft 
3efu  —  aus  St&einpreufjen,  früher  ^rofefjor  ber  orientalifa^en  ©prac&en  am 
töermanifum  unb  an  ber  Unioerfität.  —  (jr  befaß  eine  flaunenSroerte  ©pradj« 
fenntniS ;  er  fprad)  unb  [abrieb  ade  abenblänbifd/en  Spraken  geläufig  unb  ebenfo 
neben  ben  alten  Spraken  baS  flrabifdje ,  6panifd)t,  fe&albäifd&e ,  Äoptifdje, 
?!rmenifa>,  ©an§lritifa>r.  —  2eo  XIII.  erljob  i&n  jum  Äuftoben  ber  Datita« 
nifa>n  Bibliotfjef.    6r  rjieß  nia)t  mit  Unrec&t  ber  „beutfc&e  Wejjofanti." 

tßätaaogifd)*  fiitteratur  tttt*  Lehrmittel. 

silbrl&  ber  teutföen  s)l att onal ütttcra tu r.  üiadi  Brugier  juni  ©ebraud)  an 
dotieren  UntcrricbtSanftalten  unb  jur  ©elbftbelehruug  bearbeitet.  Tvrciburq  i.  S. 
Berber.  1895.  X  unb  286  ©t.  in  gr.  8°  2R.  2.  20;  geb.  2R.  2.  ao.  J)cm  oft  ge-- 
äußerten  2Bunfd)e  nad)  einer  .für  ©cpuljroccfe  im  befonbern  unb  wettern  Serbrettung 
im  allgemeinen"  geeigneten  Bearbeitung  ber  Brugier'fdjen  (Mefebifdhte  ber  beutfebeu 
9tational:£itteratur  ift  bie  Bcrlag$bonblung  naebgetommen.  Ter  §err  SSerfaffer 
fab  fid)  „rocg'en  ausgebe hm er  Berufsarbeit  qegroungen,  ben  fd)on  unternommenen 
SluSjug  feines  Originalwerf  cS,  ber  iroecfmäßtg  fid)  nidjt  nur  gu  einem  flehtenben, 
fonbern  aud)  au  etnem  ergängenbeu  geftalten  mußte,  abjubrcdjen.*  ßr.  3JL 
£>armS  bat  ba*  Begonnene  aufgenommen  unb  mit  großem  Wefdjtd  felbftänbig, 
jeboeb  im  ©inne  bes  Berfaffer«,  fortgeführt.  SBäljrcnb  bie  neueftc  (9.)  Huflage 
beö  DriginalrocrtcS  CII  unb  698  ©.  umfaßt  ift  ber  »bris  ftart  um  bie  fcälfte 
für&er.  Tie  „Sßoetif  ift  mit  Dtedit  roeggclaffen.  Born  Hnfang  bis  jur  6.  $criobe 
(1618—1748)  ift  im  (Manjcn  ber  ÖJang*  berfclbe,  roie  im  großen  fflerle,  immerzu 
mit  manchen  iturjungen  unb  Beränberungen.  fcurdjgretrenbe  Umarbeitung  jetat 
fid)  in  ber  6.  unb  7.  $eriobc.  3>ie  Gruppierung  ift  tlar  unb  übcrficbtlid) ;  Diele 
Didjter  8.  unb  4.  Stange»  unb  mebrere  »Siebter  ber  SJtunbart"  unb  übergangen, 
einzelne  an  auberer  ©teile  eingereiht  als  im  Originalroerf.  Tat ür  finb  im  „Hbriß" 
mehrere  Xid)ter  unb  $id)tertnnen  ermähnt,  roeldje  im  öauptwerf  f etilen,  j.  B. 
5r.  flrerb.  Liener,  Wangiiorer,  ©ubermann,  ©.  Hauptmann,  2.  o.  ftraneois,  3ofaanna 
6pDri.  Bei  ben  biographifd)en  unb  frittfeben  9nitteilungen  finb  bie  l*rgebniffe  ber 
neuern  5orfd)unaen  mit  wlüd  oertoertet.  S)ie  rool)ltbuenbc  SBärme  ber  S)arfteffung 
unb  bie  liehen  @eftd)tSpun!te,  roelcbe  bem  §auptroerfe  fo  große  Stnerlennung  Oer« 
frbafft  haben,  finben  fid)  aud)  im  „ftbriß"  roieber  unb  tragen  mit  baju  bei,  baS 
SQ3crf  beftenS  ju  empfehlen.  —  Qrür  ben  Unterricht  toünfdjt  ber  Unterjeidjnete  eine 
fnappere  Raffung,  größere  JBcidjranfung  auf  bie  wiebtigften  (^rfdjeinungcn  unb  bei 
Befpred)uug  ber  Dramen  nach  fänere  3nlbalt8angaben  unb  bnfilr  (nappe  Unter-- 
fidjten  über  ben  Äufbau  ber  ©tücfe.  —  5lod)  einen  SBunfd)  möibte  tili  einmal 
äuftern,  ber  jroar  nidjt  mit  bem  abriß  fonbern  mit  bem  $auptwerf  in  Beziehung 
ftept,  n  am  lieh  :  bie  liochocrbiente  S3crIagSbanblung  möge  udi  entfd)ließen,  bie  näcbfte 
wDermebrtc  unb  oerbefferte"  Huflage  ber  Brugter'f a)en  ©efcbidjtc  ber  bcutfdjen 
^ationaI«ßiteratnr  in  ber  8Bcife  auSjuftatten,  roie  bie  bei  «elb.  u.  tflafing  er* 
fdiienene  fiteraturgefchichtc  von  Seönig.  Ta->  ungemein  befteebenbe  Außere  beS 
Seönig'fdjen  2BerfeS  bat  bemfelben  rafajen  einaang"  in  Dielen  ftamilicn  oerfebafft 
unb  eS  vi  einem  beliebten  2BeU)na<btSgefd)cnr  für  »tubierenbe  gemacht.  Unb  b od) 
ift  biefeS  Bud)  Dom  fatb- ©tanbpuntte  aus  nicht  empfeblen*roert,  baber  foQte  — 
unb  jroar  je  eber  befto  beffer  —  etroaa  xJll)nIid)eS  auf  ben  fatb-  Büdjcrmarft  fommen. 

  Äctftt,  StcfUr. 


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2?trrfttdn<td)rtd)ttn. 

2>ie  ©cttion  3"0  WH  if>rc  SnWingSocrfammlung  ben  24.  9lpril,  nadunittagä 
2  Uhr  im  JHofcnbcrg  bei  ^ug\  —  Vorträge  über  Aluminium  unb  ©cbulbanffrage. 
Beratungen  über  Örganifation  bc4  SJeretnSfcfteä.  ^Jar)lreief)e  Beteiligung»  ber 
SBercinSmitalicbcr  unb  anberer  ftrcuitbc  ber  d)riftlid)cn  ®d)ule  unb  (rrjiebung 
lehr  erroüntdjt.  ©eftionSoorftonb. 

«rieffaften  ber  föebaftton. 

E.  in  B.  —  $ie  Slrbeit  wirb  oertoertet  werben.  M.  in  Sch.  —  ftür  biefe 
■Jt ummer  leiber  ju  fpät.   g.  Xabellcn  erljalten;  beften  Sauf  — 


^  11  feratc. 


(End  Mmmiu  in  Üten^iken  aargaio, 

einzig  beredjtigtcr  ffabrifant  in  ber  <Sct)roeij  oon  l'argiabt'r*  tmtentierten  lurn^ 
geraten,  empfiehlt  ben  tit.  Sdjulcn,  Sluftalten  unb  Vereinen  feine,  oon  erften  5Su= 
toritäten  rühmlidW  befprodjenen  ^trrns  unb  'ttrufh'tärfcr  unb  Kauteln  mit 
ieften  unb  rebugterbaren  ©eiuidjteu  31t  beocutenb  lierabgefefcten  greifen.  Sßrofpefte 
unb  $Jrei$lifte,  foroic  la.  3eugntffc  oon  «Sdjulmännern  fteljeu  gerne  ju  3>ienften.  . 

gfmpfe^fensroerte  <£e§vf$ixc§ev 

aus  bem  $rurf  unb  Verlag  oon 

4frUbrtd|  Srijultlfcf?  in  3iirtd), 

ju  begeben  burd)  alle  s3ud)hanblungfn. 

Sciblicbcr  ^«nbarbcit^uutcrri^t. 

3rricf  (er,  6eline.  $>er  tDciblidjc  -ö.inbarbctr? unterrirtjt.  ©in  ßeitfaben  für  3Ir= 
beitölebrerinnen,  SWitgliebcr  oon6d)ulbebörben  unb  ftrauenfommifftoneu.  (JrftcS 
fteft.  2Rit  je  54  Figuren  im  Icrte  unb  1  litbograpbifdben  £afel  gr.  2.  — . 
BtoeiteS  §eft.   2JHt  58  Figuren.  ftr.  2.  — . 

drittes  $eft  mit  111  ftiguren  unb  2  Xafeln.  gr.  8°.  br.  §r.  3.  60. 

 «rbcittfajulbiiajlein,  entbaltcnb  Strumpfregelu,  ÜJcafeüerfeältntffe,  ©djnitt* 

mufter,  ftlirfregeln  2c.  3um  ©elbftunterrtd)t  für  bie  ©cbülermnen.  3Rit  80 
Figuren,  gr.  8Ö.  br. 

Skiffctibacb,  eiijabetb,  Dbcr=2lrbett$lehrerin.  Hrbcitfdjultunoe.  ©tjftematifä) 
■    georbneter  ßeitfaben  für  einen  methobtfdjeii  <8dnilunterrid)t  in  ben  meiblicben 

.\?anbarbciten.  I  Xtil  6a)uK  Umcrridjt«;  unD  Griieijungärunbc  für  Ärbeite= 

febnien.  9Wit  §olafd)nittcn  im  Xeftc.  5.  Auflage.  8°.  br.  3fr.  1«  60. 
 II.  £eil.  flrbeitatunbc  für  Säule  unD  #au«.  TO  §oläfdmittcn  tm  Xejtc. 

4.  Auflage.  8«.  br.  %x.  2.  40. 
 l*cbrplan  unb  ftatedjiSmuS  jnr  «rbeitsiajiilfunbc.    3JM  fcoljfdinttten  im 

Seite.  3.  «uflage.  8°.  br.  ftr.  —  80. 

£urH*£ebrmittel. 

?iiggelcr,  3-,  Xurainfpeftor.  Xnrnfdwle  für  Änaben  unb  SWäbdjen. 

format.  t  Seil.  2>aä  Junten  für  bie  ©lemcntarflaffen.  8.  Slufl. 
Son  3.  3.  fcauättitrtb  burdigefebene  Sluägabc  mit  Sßorträi. 

II.  £eil    n     »        m        töealttaffcn.  5.  umgearbeitete  Hüft. 
  Anleitung.  jura  Surnen  mit  Dem  Giienftab.  mt  48  Figuren.  ~%a\&)tn- 

format.  Se«  2.  — . 

♦OJlciebmie  bie  „Surnfcbulc  für  ftnaben  unb  aWäbdjen"  ift  aud>  btefer  Seit* 

faben  fdmcll  beliebt  unb  Dielfad)  eingeführt  morben. 
 Guide  pour  les  exercices  de  gymnastique  avec  la  barre  de  fer.  Traduotion 

de  H.  Gobat.  3fr.  2.  — . 

Xarnfdjnle  ftir  ben  militarii'djcn  iöoruntcriiflt  ber  fdjroeijcrifdjen  3ugenb  oom  10. 
,  bis  20.  3a^re.  2.  aufläge,  a^fdjenformat.  50  <£ts. 


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$mi0  um  SWatt,  Antiquariat  in  @tan«. 


- 

©ebeutenbe  $rei§ermäfeifluna.. 
— sss  $äbagogifd)e  Sibliotljef.  ^ — 

 ~  V 

III.  Serie 

13  ©griffen  jufammen  (ftatt  neu  16  $r.  35  Gt8.)  nur  8  $r.  75  ßt*. 
«1*6,  St.  Shtaben  unb  3JJäbdt)en ?  Sefcrer  unb  Seherinnen?  ober  mobra 
foDen  btc  Altern  ibre  3Jtab*en  in  bie  Sdjule  fdjicfen?  ©äcfingen  1866;  br.  — 
$eitf<brift  be*  fatbol.  GuratHeru«  in  «oben  über  bie  «Reform  bc*  SJolf8f*uI* 
toefen*.  ftreib.  1863;  br.  —  5)eirf4tift  über  ba»  babifcr)c  öolf  Mcbulmcjen 
bon  einer  flohferenj  fatbol.  ©eiftlidjer.  tJrcib.  1862.  —  Shipaiilono,  ttifftpf.  Uber 
ben  SolfäzllnterricH  Hug*b.  1864;  br.  —  $oHitter,  3of.  $ie  gemifdjtt 
@a)ule.  (*in  9Wafmruf  an  bU  ftamilienoätcr.  üabr  1874;  br.  —  Siedl»  ff.  3, 
(äBetbbtfdjof.)  Sie  ßöfung  ber  ©djulfrage.  greib.  1861;  br.  —  ÖMer, 
fei.  Ä.  Uefjrbucb  ber  ttrjiebung  unb  be8  Unterrichts,  ©ine  fbftematifdje 
Tarfteflung  be*  gefamten  fatr)ol.  Üolfsfcrjuüoefen«  für  ©eiftlid)e  unb  &brer. 
SWainj  1861.  <S.  —  fle*t««iunMnnc  jur  Beurteilung  be*  ©efeöe*  über  SöoIf«= 
fcbultoefen  tn  «agem.  8u*  ber  erjbifdibfl.  Denffcbrift.  9teg*b.  1867;  br.  — 
Äpetnfcarpt,  80.  2>ie  moberne,  böb««  IRab ctjenf cbule.  Srrantf.  1884;  br.  — 
SdjQCöinji,  Oitp  tioi.  $>er  Xeufel  al*  ©djulmeifter.  ®twa8  für  Sebrer  unb 
Altern.  SBten  1872;  br.  —  SGnle,  die,  in  it)ren  »ejietjungen  iur  Ätrd)e,  »um 
Staate  unb  jur  ftreibeit.  Söien  1869;  br.  —  BMmU*,  ba»,  in  »oben.  «nd> 
eine  Ecnffcbrift  ftreib.  1861;  br.  —  »JeH,  Dr.  <E.  Uber  bie  Staat8regie  be8 
bffentlicbcn  Unterrid)t8.  Surs.  1864;  br. 

IV.  Serie. 

10  Ȋnbe  jufammen  (jtatt  neu  48  jjfr.  75  &tB.)  nur  10  Qfr. 
$uef<f),  $.  ©.  ^abagogi!  ober  SBiffenfajaft  ber  cfjriftlictjcn  fcrsiefmng 
auf  bem  Stanbpunfte  bc*  fatbol.  ©tauben«.  Bübingen  1851;  br.  —  itbcrtjarö, 
Da*  laljertfebe  ©djulgefefc,  ein  Söort  an  bie  ffamilienoäter  be*  Öanbe*.  ÄegSb. 
1868;  br.  —  ftrtife,  U.S.,  (©.  3.)  fJraftTfd)e  9tatf<bläge  jur  cbriftlid)en 
C^iebung  ber  Sfinber.  fDtain}  1878;  br.  —  Sari,  3.©.  Uber  bte  alten  unb 
bie  neuen  8cbulen.  9ttain»  1846;  br.  —  Setteler,  SB.  <£.  »ob.  CSifdjof.)  Die 
©cfaqren  ber  neuen  ©djulgefetjgebung  für  bie  rcligi &S*fittli<be  ©rjiebung 
ber  ftinber  in  ben  93olf«fcr)ulen.  UTainj  1876;  br.  —  ftpftter,  3-8-  $te  Huf 
gäbe  ber  f atr).  Söolf «fcbule  mit  9türffid)t  auf  bie  Änforbcrungen  ber  ©egentoart. 
2.  brrb.  VufL  ©münb  1852.  (5.  —  üRünrf).  UiiPerfoHerifo«  per  <fcratep«na#= 
Ml  llBterrt(pf#lcbre  für  Sdjulauffeber,  Wetftlicfje,  ßcqrer,  ®rjiet)er  unb  gebilbete 
Altern.  3.  umgearbeitete  unb  oerbefferte  Huf (.  $erau*g.  0.  $.U.  806  mit 
einem  anfange  cntbaltenb  ttioarapbieo  am  Daä  Sttjulmefen  irO  Ptf  ^ußeubcr|lebung 
befptder«  teroienter  Wann  er  bon  Dr.  3.  © .  fctnbl  3  ©be.  »ug§b.  1860;  br.  — 
ettftiier,  ÄPir.  Sie  ftunft  braoe  ftinber  au  erjieben.  Dülmen  1879;  br. 


privat = ^cnfton 

för  ©*üler,  locldbe  bie  Sefunbarfajule,  ba*  ©omnartum  ober  bie  3nbufrrief<buU 
befueben  woOen.  Öeginn  be*  Sdjulialjrc*  am  22.  ÄpriL  Stöbere  «u*funft  ertettt 

3.  @d|3ntnbergerr  Setunbarle&ter  in  3ug. 


Serloj  bei  9n$brii(feret  ^nftcr  in  »Itbotf. 

9?aaer,  Aufgaben  im  fduifllitoei  sMut»  bei  ben  Seftutenprüfungen.  10.  Auflage. 

G-inädprci*  40  JRp.  Scblnffel  bajn  20  di\>. 
iftAflci-,  Aufgaben  im  mttnDUajci  9tc4ncn.  2.  Auflage.  40  SHp. 
??ager*  „Ucüan^ftoff  für  ^oriüilDamwfdjutea"  erfebeint  um  SWitte  Äat  in 

joeiter,  wefentlid)  unoeränöener  «nflage.  (C3r  4073) 


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^  *• 


^  ^      ^       — ~       ~~  — 


* 


Pntapijifdjt  pttrr. 


Stvttnißtstta 

*e«  „S<i»el|.  <£rjicljunA$frciinDc3"  unD  bcr  „W«noß  TOoBatfMrlff 


5rs  Herrin*  hatljoL  leerer  unb  Sd)ulin5nncr 

ber  Sdjroeij 

unb  bcd  fd)tt»ci,^crifd>cn  fot^ol.  (frjietjuitßööcrcins. 


JJmfitfr  f « I) r d a n g. 

0.  $eft. 

(fcrfdjetnt  2  Sogen  [tat!  ie  ben  l.  unb  15.  eines  jeben  SRonat*.) 


3u<i, 

S>rucf  unb  (fjpebition  Don  3-  9W.  Slunfdji. 
1895. 


} 


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reue 

1.  $crbarl  im  5£i<btc  bc«  bl.  Ibomn«  o  ttquin.  (5Bon  8t.  in  X ,  Wraubünbcn.)  257 

2.  3ur  SWcibobtf  bei  WinbbaUimatfitiiicrrtilitc*.  (2*on  W.  Wiek,  Sßrof.  in  3"fl)  2«4 

3.  38cruf*ftciibe.  (Siofc  Sfijjcn  uon  91.      Öcfjrer  in  C)       ...  267 

4.  ©fiiräflc  jur  (öcfdjidnc  bc*  urncriftben  8djuliDc|en3  Cöon  Wotrfr.  Bfc&aa, 

^roftffor  in  «Itborf.)  (grortfe&nnfl.)  273 

5.  aRanntafaltiflctf.  (Son     3-  Anns,  S.^ircftor.)  278 

6.  Wbanogtffte  WuHb(«bau  282 

7.  Wbtaoatfitc  SNtteratir  unb  gebrmittel  288 

8.  Öcrffliebcnca 

9.  CztcfftAei  ber  fflebattton. 

10.  3nferoie. 

0 


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Bereinigung 

btö  „Sdpiofi§.  «riieJu«§«fTettnbf8"  unb  btr  „^abagog.  SMonat8f$rift". 

bis  Jfwfin*  Rafy  Ü^rir  itnh  Jl^ulmanttir  top  ^Anrrij 

nnb  bed  fdj&eijerifrijcn  fatfjol.  (Jr^iefiungauereind. 


3ttg/l."Wai  1895.  M  9.  2.  3«^0an0 


StebaftionSfommtffion: 

Sic  Stmhwrtl  «flöten:  ^.Iftun),  $ttftTa),  Sujcrn ;  Sauniflertnet,  3aj;  bie  bikb».  fterrn:  t>t.  gribel. 
<  o(tr,  VtBf.,  (Hut  ;  8eo  ©enj,  Warne,  «er«,  JH.  et.  SaQen  unb  J>ect  «eieret  fBlpfli  tu  Qrrftfel*.  ttrt. 
Die  t  infenbunge«  ftRb  tn  semtnaxblrericr  8  ■  u  mjat  t  net  |u  rieten. 

Abonnement: 

tfrfarint  monatlid)  2  mal  J<  ten  1.  unb  Ii.  bei  VtonoH  unb  reflet  \k%iü*  für  «eterulmitfllleber  4  %v.\ 
Wf  ttbramtlfanblbaten  3  <fr.;  für  ?it<JjtTnüflU«ber  6  gt.  De  fielt  un  gen  beim  VcrltgtT:  3.  'iV. 
0lnuf$t,  BucbbruCftt,  3tt9-  —  3nfciat<  werben  bie  fletüjeile  mit  10  ftp.  berectmei. 


Slmbatt  im  Ätdjfe  6ee  l}f.  Sfjomcw  *.  Stquiit. 

(Eon  ©t.  in  X.,  ©roubünben.) 

Die  Jhitif  eines  ÄunftmerfeS,  will  ftc  objeftiD  gerecht  werben,  muft  auf 
jenen  ©runblagen  flehen,  welche  mir  formen  ober  ©efet>e  nennen.  Sei  beti 
plaftifchen  Sänften  treten  biefelben  fonfret,  ftnnlidr)  wahrnehmbar  in  ben 
SBerfen  IjerDorragenber  9Jteifter  entgegen.  Sei  ^Beurteilung  wiffenfehaftlicher, 
fpefulatioer  Styfteme  müffeu  mir  in  ben  ©eifteSprobutten  jener  Männer  naaV 
forfchen,  meinte  ber  Gimmel  Don  Qt'ii  ju  3^**  i)«üb|enbet,  um  ba3  Sicht  ber 
SBahrheit  auf  bie  bunflen  Sahnen  ber  menfehlichen  Serirrungen  ju  bringen. 
Wii  9cecf>t  fagt  £err  Steele  (im  w<Shormä<hterM):  „Söo  ganje  ©ebirge  doü* 
ildjter  ©olbabern  flehen,  fua>e  feiner  nach  5Öaf<hgolb  im  ftlufefanb  herum." 
2öenn  auf  bem  ©ebiete  ber  Pirehenmufif,  fo  gilt  bieö  noch  mehr  in  ben 
Stohren  ber  ^t)eo(ogte  ober  $hi(°i°P$e-  2Uf°  ^urücf  ju  ben  Eliten!  — 
2Bof/in  menben  mir  un§?  Der  ^itet  fagt  e§:  3llrücf  jum  tyomaS  Don 
Stqiünl  SDBie  eine  Stabt  auf  h<>h<m  Serge  weithin  fichtbar,  fo  thront  ber 
hl.  Ifjomaä  als  Doftor  augelicus  über  ber  ganzen  Denfermelt.  Die  $ürme 
biefer  geiftigen  Stabt  bitbet  bie  2öei$heit,  bie  Schufcmauer  jur  Abwehr  jebeS 
3rrtume«  bie  §eiligfeit.  Rheologie  unb  ^i(9fopr)ie  be*  Wittelatters  haben 
in  ihm  ben  fcöljepunit  erreich». 

2Sa3  einem  CoinbarbuS,  Wleianber  £>ale8,  einem  WbertuS  magnuS  nicht 
Doflftänbig  gelungen,  baS  ha*  ber  hl.  $h«>mö$  Doflftänbig  erreicht:  bie  %uf« 
jteflung  eines  logifch  einheitlichen,  in  ftch  abgefchtoffenen ,  afle«  umfaffenben 


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Sttfteme«.  „TOit  feinem  uniberfaten  95Ud  unb  feinem  togif$  einfcitfioyn 
Kenten  bemerfte  er  bie  Sc&roäoVn  ber  bisherigen  Sterne ...  So  entftanb 
im  Saufe  ber  OOer  3a^re  beS  13.  3af)rf)imb«tg  feine  „Summa  theo* 
logica*  hierin  fyat  ber  fyl.  $!fjoma§  atle  geiftigen  ^äben  ber  d)rift* 
liefen  Vergangenheit  unb  feiner  3"t  jufammengefafit  unb  in  einen  ftnoten 
berbunben,  jugleidp  aber  audj  bie  £>aereften  unb  pf)i(ofopf)i|d}en  Irrtümer 
ber  3u(unfi  mibertegt.  SBaljrlio},  mir  biirfen  unS  nia)t  rounbern,  menn 
unfer  $apft  2eo  XIII.  fo  fefyr  auf  bo§  Stubium  ber  Styomiftif  fyinbrängt. 
3n  ber  neuepen  HuSgnbe  ber  Summa  finben  mir  bebeutungSbofl  baS  S9ilb 
2eo  XIII.  bem  Sitelbitb  beS  tjt.  Stomas  gegenübergeßeflt.  Dagegen  ift  e3 
als  eine  ÜÄerfroürbigfeit  oon  eminenter  öebeutung  ju  bfjndjnen,  bafe  bie 
calbinifa^e  StaatSuniberfität  bon  Hmfterbam  1894  einen  getjrftufy  für 
tf)omifii^e  ^bilofopie  errietet  $ot.  Der  Dominifaner  ^ater  be  ©root  $at 
biefen  2etjrftu$t  beftiegen. 

Somit  fann  unfere  Arbeit  faum  fefjl  geljen,  roenn  fie  bie  Setjre  fcerbart« 
ber  2e$re  beS  fy.  Doltor'8  objeftib  gegenuberfteflt.  Dem  3n>fde  biefer  3eitfdr)rift 
entfprea>nb  fönnen  nur  jroei  pljilofoptjifaV  DiSciplinen  jur  SpraaV  fommen : 
I.  ^f94otogie  unb  II.  Stfof. 

2Bir  werben  nur  bie  öautrt  tbef  en  oorfübren,  in  rodefwn  bie  beibni 
Si)fteme  einauber  rabifal  gegenüber  flehen. 

I.  $ft)d)o(<>0ie. 

A.  Der  Ijl.  tfjomaä. 

9tadjbem  ber  Dottor  angelicus  in  feiner  Summa  bie  S$öpfuug  ber 
reinen  ©eiftcrtoelt  unb  bann  bie  ber  Äörpermett  betrautet  t)ntf  fa)reitet  er  uor 
gum  TOenf  a)en.  ©anj  natürlich,  ijt  ja  boefc  ber  9Jlenfc$  in  ber  Watur  bie  bofl* 
fommenfte  93erbinbung  bon  ©eifi  unb  ftörper.  9113  folcfce  bereinigt  er  in 
fiefc  afle  Soflfommentjeiten,  roelrt)e  fonft  in  ber  9totur  aerfplittert  (.disperse*) 
fi#  borfinben.   #ier  werben  alfo  au$  mir  einfefcen  müffen. 

Seil  ^erbort  fa)on  beim  ffiefen  ber  Seele  an  unb  für  fidj  unb 
bann  bei  beren  SöerljältniS  $um  Seibe  mit  $ljoma§  im  fdjroffen  ©Iber- 
fpruaV  fleljt,  fo  unterfua>n  mir  a)  bae  Wefrn  ber  Seele. 

1.  8n  unb  für  f  ia).  Die  Seele  ift  jroar  ein  ©eifl  mie  bie  £ngel,  unter- 
fajeibet  fid>  ober  bon  biefen  baburaj,  boß  fte  fajon  in  ibrem  Sefen  anber* 
orgonirtertift,  meil  fie  ftorin  ober  2eben«prinjip  beS  ftörper«  ifi.  Die  Seete  if! 
nt<^t  ber  gonje  «OTenfa).  33Bei(  [\t  ßebenSprinjip  be«  CeibeS  ijt.  mufe  fie  mefentlitf 
oon  biefem  berfdjieben  fein;  benn  feine  Subftanji  lann  fia)  felbft  ba*  Seben 
geben.  Sie  fann  fomit  niemals  mit  bem  Ceibe  ibentifa)  fein.  Daraus  ergibt 
firt)  fa^on,  baß  fie  fubfiftent  ift,  b.  ^.  oua)  obne  ben  ßeib  efiftieren  fann.  — 


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3um  gleiten  ftefultate  gelangen  mir,  roenn  mir  bie  WbftraftionStrjätigfeit 
ober  ba«  abflrafte  Denfen  in«  Wuge  faffen.  $a«  abflrafte  Kenten  fann  ficfj 
o^ne  Körper  boUjieljen.  Die  $ierfeele  j.  SB.  fann  fiä)  niemals  bom  Äon- 
treten,  Sinnlichen,  juni  Abprallen  ergeben,  mei(  fte  mefentliä)  an  ben  Selb 
gebunben  ift  unb  mit  biefem  gu  ©runbe  getjt.  Senn  mir  fagen,  bie  menfcrjlidje 
Seele  fann  abflraft  benfen,  fo  rjeifet  bie«  fo  Diel  al«:  Der  5Ren[^  erfennt 
bnrdj  bie  Seele  Sat)rt)eiten,  bie  notmenbig  unb  allgemein  finb,  m$t  ber 
fmnlia)en  Seit  al«  fola>  erfa>inen.  Dan  jebe  Sirfung  eine  Urfaa>  t)aben 
muft,  erfennt  ber  ©eifl,  miemorjl  bie  finnlifr  (Srfenntni«  biefe  3bee  nidjt 
$u  geben  bermag.  Diefe  fmnliaV  Srtenntni«  Vermittelt  it}m  nur,  ma«  faftifd) 
ift,  ni(t)t  aber  ma«  fein  mufe  unb  nictjt  anber«  fein  fann.  Die  3bee  be« 
ffialjren  unb  ©uten  trägt  ber  (Seift  in  fia),  obf$on  fein  fmnlia>«  JBilb  fie 
barfteflt,  unb  fte  barum  Don  feiner  finnlidjen  ßrfatjrung  abgeleitet  merben 
fann.  —  «18  britter  SBemei«  für  bie  ©eifligteit  unb  batjer  für  bie  mefentlidje 
5Berf(t)iebenr)eit  ber  Seele  Dorn  Seibe  fann  folgenber  Umjianb  gelten :  Sätjrenb 
jebe  förperlia>  Äraft  burdj  längere  Sfjätigfeit  abgefct)rüäcr)t  unb  aufgejefjrt 
mirb,  nimmt  bie  geiftige  Äraft  an  $iefe  unb  Sdjärfe  ju.  $ier  müffen  mir 
einen  Ginmurf  vorbringen,  melden  fetjon  ber  t)l.  $t)oma«  miberlegt  r)at. 
Wan  fagt:  bie  Sd)roäcr)e  unb  Ifranftjeit  be3  Körper«  Ijinbert  Da«  Denfen, 
alfo  ift  bie  Seele  au$  im  Kenten  an  ben  Körper  gebunben,  fomit  nit&t  rein 
griftig.  —  Der  ©runb  biefer  (Srfcrjeinung  liegt  barin,  bafe  ba«  Denfen  bon 
ber  finnlidjen  6rtenntni§tf)ätigfeit  abhängig  ift,  aber  nur  infofern  ba«  Genien 
bie  SBorßeflungen  borau«fefct  unb  biefe  nur  bunt)  bie  finnlidje  @rfenntni«* 
tljätigfeit  bem  ©eifte  jugebra^t  unb  in  entfpredjenber  Seife  zubereitet  merben. 
33er^ält  e«  fldt)  alfo,  fo  mufe  eine  Störung  ber  Sinneättjatigfeit  auet)  eine 
Störung  be«  Kenten«  jur  fjfolge  Ijaben.  tiefer  Ginmurf  t)at  t)ifr  $lafc  ge* 
funben,  meil  er  aud)  für  bie  ^äbagogif  bon  Sid/tigfeit  ift,  unb  im  Sbfteme 
^erbart«  feine  Berechtigung  finbet. 

2.  3n  Serbinbung  mit  bem  Seibe.  9Jtit  bem  fjl.  $c)oma§  fann 
man  naturgemäß  jmei  fragen  auffteflen:  a)  Sa«  ift  bie  Seele  für  ben 
Ceib?   b)  Sa«  ift  ber  Seib  für  bie  Seele? 

Wntroort :  a)  Um  ben  Unterfcfyieb  ber  Seele  bon  ben  (Sngeln  ju  marfieren 
mürbe  bereit«  angebeutet,  baß  fie  2eben3prinjip  be«  Öeibe«  fei.  Dr.  Hippel 
in  feinem  Serie  „©runbfragen  ber  ©egenroart"  ftimmt  boflfiänbig  mit  bem 
t)l.  5t)oma«  überein,  menn  er  fd)reibt:  Dafj  bie  ben  *Dtenfcr)en  belebenbe 
ftraft  etma«  ©eiftige«  ift,  möct)te  f<t)on  barau«  erftc^tttc^  fein,  bafe  felbf)  ber 
bon  it)r  befeelte  fieib  ein  geiftige«  ©epräge  in  fidt)  trägt,  mie  mir  e«  an  feinem 
Üere  ju  entbeden  bermögen.  Der  TOenfa)  erf^eint  un«  al«  ba«  boOtommenfte 
Sefen  auf  ber  ßrbe,  ba«  in  feiner  geiftigen  See(eur)aftigfeit  jugleia)  ein 
überirbifa)e«  barfteflt,  in  beffen  $orm  aua)  feine  ganje  finnlia)eirbifa)e  Seib» 


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260  - 


fraftigfeit  hineingebilbet  ift  u.  f.  to."  Die  Seele  toofynt  aljo  nicht  blofe  im 
Seibe  auf  einem  beftimmten  fünfte  (achte  auf  £)erbart) ;  fte  ift  nicht  bloß 
bie  Veroegerin  be8  Öeibe$  („motor*),  fonbern  fte  ift  ?5form  beSfelben  b.  h- 
brr  2eib  ift  gerabe  burd)  bie  Seele  ba8,  roa«  er  ift  unb  nichts  anbereS. 
folgerichtig  fchliefit  bie  eine  bernünftige  Seele  (.anima  intellectiva")  auch 
bie  begetatibe  Seele  in  fid),  roie  (nach  ben  Borten  beS  ln\  Bornas)  „ba« 
^fünfecf  ba§  Vierecf  in  fich  fchliefit  unb,  ohne  eine  jroeite  ftigur  ju  bilben, 
über  biefeS  hinauSfchreitet."  Wfo  bilbet  bie  Seele  mit  bem  Ceibe  ben  einen 
ganjen  SHenfchen. 

Die  ttntroort  auf  b)  faffen  mir  furj  mit  $ortmamt  (nach  Bornas) ; 
„Der  Seib  felbft  aber  ifl  burch  feine  richtig  ausgeglichene  SinneSthfttigteit 
ein  paffenbe«  2Berfyeug  ber  Seele  inSbefonberS  jur  Vermittlung  ber  Vor* 
ftcnungöbilber  an  baS  Denfen."  W\i  SRer^t  wirb  baher  fo  biet  ©emiajt 
gelegt  auf  ben  HnfchauuugSunterricht.  $Öie  ber  2eib  be«  täglichen  VroteS 
bebarf,  fo  müffeu  au«)  ber  Seele  bie  Elemente  jur  geiftigen  Bearbeitung 
bura)  bie  Sinne  augefübjt  werben. 

b)  $ie  SerUnoermögen.  Diefe  muffen  notroenbig  bou  ber  58efen(jeit 
ber  Seele  felbft  untergeben  werben,  benn  nur  in  (Sott  fallen  2öcfen  unb 
Vermögen  jufammen. 

Bei  ber  Einteilung  ber  Seelenbermögen  wollen  mir  nur  ermähnen,  baß 
ber  fjl.  Bornas  mit  WrifloteleS  5  annimmt,  bon  benen  ba§  begetatibe,  fenfitibe 
((SmpfinbungSbermögen)  unb  motibe  (VemegungSbermögen)  fo  fefjr  ftch  in 
ben  Körper  ergoffen  rjaben,  bafc  fie  an  bemfelben  giften  unb  mit  ihm  ju 
©runbe  gehen  (bie  Seele  ift  ja  SebenSprinjip  beS  2eibe$).  Vluch  baS  Ve-- 
gehrungSbermögen,  aber  nur  ba§  finnliche,  hängt  mit  bem  Seibe  jufammen 
unb  gebt  ben  3öeg  be§  ftteifcheS.  Da§  geizige  VegehrungSbermögen  ift 
ber  2Bille,  ber  nur  bem  ©eifte  angehören  !ann.  ($3  liegt  in  unferer  Auf- 
gabe, nur  ba§  intelleftullc  Vermögen  (ben  Verftanb)  unb  ben  SBillen  ju 
betrachten. 

1.  Der  Verftanb.  SBeil  e$  einen  Doppelten  Verftanb  gibt,  welcher 
bie  2öefeuf)eit  ber  Dinge  als  allgemeine  2Öefenr)citen  benft,  nämlich  ben 
göttlichen  unb  men  faßlichen,  eriftiert  auch  baS  Uniberfale  als  folcheS  im 
göttlichen  unb  menfchlicheu  Verftonbe.  3m  göttlichen  Verftonbe  geht  baS 
Uniberfale,  b.  h-  bie  gemeinfame  Söcfenheit  ber  Dinge  ben  fönjelbingen  borauS. 
Denn  im  göttlichen  Verftonbe  maren  ade  3been  ber  (Sinjelbinge  als  DorbtlbliaV 
Urfachen  bon  ßmigteit  tyx.  3m  menfchlichen  Verftonbe  folgen  bie  3been 
ber  Ginjelbinge  ben  Dingen  felbft  nach,  fie  finb  alfo  nachbilblich ;  fomit  mu§ 
baS  Uniberfale  erft  burch  bie  WbftraftionStbätigfeit  beS  ©eifteS  gemonnen 
werben,   hierin  ift  ber  ^3rojefe  ber  GrfenntniS  bon  bei  finnlichen  §r« 


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fahrung  jur  53e rfta nbe«tr !en n t n i5  (intellectus)  angebeutet.  „Wfle  unfere 
SerftanbfSerfenutniS  beginnt  mit  ben  Sinnen"  —  „incipit  a  sensu.« 

demnach  ift  Da«  erfte  unmittelbare  Objeft  ber  intefleftueQen  Srfenntnte 
Da*  ©innliche.  Huf  bie  Befenbeiten  ber  tötperlidjen  Dinge  geht  alfo  bie 
inteDeftueOe  ßrienntnis  juerft.  Die  torpedieren  Dinge  werben  aus  ben 
äußerlichen  Erlernungen  als  Silber  aufgenommen.  9luS  ben  finnlich  erfannten 
ßrfdKinungen,  welche  ber  Serftaub  jufammenfiellt  unb  orbnet,  fchliefet  er  auf 
bie  SBefenheit  be§  Dingel  felbft.  Huf  gleichem  2öege  gelangt  meine  Seele 
jur  SelbfterfenntniS,  inbem  ich  aus  meinen  Talenten  unb  3rä^igteiten 
auf  bie  ©eiftigleit  meiner  Seele  fchließe  unb  bann  progreffiü  auf  ©ott  felbft. 

3lu3  bem  ©efagten  ergibt  fich  folgenbe«  töefultat:  Die  Sinne  Der- 
halten  fid)  $um  ©egenftanbe  rein  receptiD  b.  h-  in  fich  aufnehmenb, 
inbem  baS  finnliche  Sitb  unmittelbar  aus  ber  Wuffaffung  burch 
bie  Sinne  entfielt.  Der  Serftaub  aber  oer^ält  fich  juerft  aktt», 
inbem  er  jene«  finnliche  Silb  feiner  (onfreten  (Sinjelerfcheinung 
„enttleibet",  unb  fo  ben  allgemeinen  abftraften  Segriff  bilbet.  — 
31u3  ber  finnlichen  (SrfenutniS  entfterjt  alfo  Die  torßelimtg  unb 
aus  ber  SerßanbeSerfenntniS  ber  begriff. 

Seifpiel:  (Sinem  ftinbe  jeigen  mir  einen  Saum;  bann  noch  3,  4  bis 
10  Säume.  @$  merft  fich  bie  gleiten  (Srfcrjeinungen  an  biefen  Räumen, 
ab)trar)iert  bann  Don  biefen  (Srfcheinungen  unb  fommt  fo  jum  ftänbigeu, 
allgemeinen  Segriff  Saum.  —  JpierauS  ergibt  fich  ber  tt)ätige  Serftanb, 
melier  bie  Operation  ober  Hbftrattion  am  Sinnenbilb  gemacht  t)at,  unb 
ber  mögliche  Serftanb,  melier  bie  allgemeinen  Segriffe  bilbet.  Diefet 
Serftanb  toirb  ber  mögliche  genannt,  weil  er  bloße  OTglichfeiten  erfafjen  unb 
alle  möglichen  Urteile  bilben  tann.  So  gelaugt  er  jur  Söaljrheit.  €3  ift 
eine  in  ber  Statur  beS  SerftanbeS  liegenbe  fchon  gegebene  ftäfngleit,  au3  ben 
©runbbegriffen  ©runbfä$e  ju  bilben.  —  3n  biefem  Sinne,  unb  nur  fo 
allein,  fann  Don  einer  5ei Inadine  unferer  Vernunft  an  bem  2ict)te  ©otteö 
bie  9Uebe  fein.  Sterin  allein  liegt  bie  (Sbenbilblichfeit  mit  ber  göttlichen 
Sernunft.  ©ott  fchaut  bie  2öat)rr)eit  unmittelbar  felbft  (intuitiD),  unfer 
Serftanb  bagegen  erfennt  bie  2Dabrb,eit  mittelft  ber  Sinne  auf  bem  2öege 
ber  Schlußfolgerung.  §r  hat  jebod)  bie  (Sbenbilblichfeit  mit  ©ott,  nwil  er 
bie  natürliche  ^äb,igteit  befttjt,  bie  allgemeinen  ©runbfä&e  unb  ba§  UniDerfale 
ju  bilben.  2Bie  ©ott  fann  unfere  Vernunft  roieber  Dom  UniDerfalen  buret) 
baS  btecurfioe  Denfen  auf  bie  ßinjelbinge  hinausgehen,  benn  fonft  märe  ja 
eine  probuftioe  ^Pr)<intofirt^citisfett  nicht  möglich. 

2.  Der  2ßille.  Die  ertennenbe  Seele  betätigt  fich  in  ber  Dichtung 
Don  außen  nach  '"n™»  fofern  fte  nach  ber  oben  befchriebenen  SBeife  ©egen* 
ftänbe  in  fich  aufnimmt  unb  fich  Dorfteüt.  Die  biefer  entgegengefefcte  3:r)ätißleit 


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bon  innen  nad)  aufeen  nennt  man  allgemein  Streben,  ©djon  in  ber  ^flanje 
jeigt  fiö)  btefeS  ©treben,  inbetn  biefelbe  Öid)t,  SBärme,  geucfyigfeit  bedangt . 
jum  2Öad)8tume;  mir  nennen  iljr  ©treben  Naturtrieb,  natürliche  3*nben$ 
na$  bem,  roaS  }u  if>rem  Saa)5tume  bient.  Beim  lier  jteigt  ber  $rieb 
ju  einer  boflfommenern  ©tufe,  inbem  baS  $ier  burd)  bie  ©inne  eine  $er* 
ception  beS  ©uteä  befommt.  Die  foif)  j.  ö.  nimmt  baS  (Smb  neben  bem 
©trolj  weg  unb  läfjt  baS  ©trob  liegen.  (58  mft  bie  nieberfte  ©rufe  beS 
SBegefjrungSbermögenS.  3m  9Renf#en  ift  baS  BegefcrungSbermögen  eine 
eigene  ©eelentraft,  roeil  bem  9flenfd)en  nia)t  nur  bie  ©inne,  fonbern  au$ 
bie  Vernunft  mit  öeroufetfein  baS  ©ute  als  roünfa>nSroert  borftellt  unb  fo 
baS  Söege&ren  roedt.  „DaS  SBege&rungSbermögen  im  allgemeinen  ift  alfo 
jene  ©eelentraft,  oermöge  melier  mir  ein  ©ut,  infofern  e$  als  ©ut  erfannt 
ift,  anftreben  unb  einem  Übel  roiberfireben."  $e  naa)  ben  ©tttern,  roela> 
mir  anftreben,  unterfa>iben  mir  ein  finnlidjeS  ober  niebereS  unb  ein 
geiftigeS  ober  ljöf>ere$  SSege&rungSoermögen.  3m  erjten  gatte  finb  e$  bie 
finnlid>en  ©üter  (©peis  unb  $ranf,  ©<$laf  :c),  im  jmeiten  Salle  bie 
geiftigen  ©üter  ber  35ernunft,  alfo  bie  überfinnlidjen.  Die  ledere  tBer- 
jroeigung  lann  ft$  in  i$rem  $anbeln  felbft  beftimmen  unb  Reifet  2öille. 

Dafe  mir  bom  fmnlia)en  93egeljrungSbermögen  abfegen,  mürbe  bereits 
gefagt.  ©eil  fcerbart  traft  feiner  ©ruubfäfce  bie  2öillen8freiljeit  als  Xäuföung 
unb  ni$t  als  bfoa>logifd>e  2öirflia)feit  barfteOt,  motten  mir  nur  bie  Sillens» 
frciljeit  mit  bem  1)1.  SljomaS  getreu  befinieren  unb  begrünben. 

a)  begriff  ber  2Biflen8freir)eit.  (5r  mufe  in  negatiber  unb  pofitiber 
9iicf)tuncj  beftimmt  merben. 

3n  tr)rer  negatiben  tBeftimmung  ift  bie  SBiflenSfreifjeit  „baS  (Sntfjoben- 
fein  beS  ÜHMflenS  bon  ber  9totroenbigfeit  in  feinem  ©treben  unb  {Kinoeln." 
Der  Söifle  ift  frei  oom  äufoern  Spange,  °-  ^nt  äußere  pitjdjifdje  ober 
moralifd&e  Urf  ad>e  (ann  tr)n  einer  $anb(ung  jmingen,  ofme  feine  eigene 
Determination.  („Liberias  a  coactdone.*)  <5r  ifl  frei  aud)  uon  innerer 
ÜRotroen  big  feit,  b.  Ij.  er  ift  aud)  nia^t  bura)  feine  eigene  9iatur  in  feinem 
£>anbeln  ju  fcinem  beterminiert,  fo  bajs  er  nur  fo  unb  ni$t  anberS  Ijanbeln 
fönntc.    („Liberias  a  necessitate  naturali.") 

„Der  2öifle  ift  bon  fi#  ouS  (a  priori)  meber  überljanpt  im  allgemeinen 
ju  einer  ^ätigteit  beterminiert,  (roie  bie  Oegetatiben  Gräfte,  j.  55.  bie  95er» 
bauung,  Slutlauf)  no$  ift  er  infofern  ju  (Sinem  beftimmt,  bafe  er  im 
gegebenen  Ofade  nur  fo  unb  nidjt  anberS  fyanbeln  (öunte,  als  roie  er  roirflui) 
Imnbelt."  Das  finnlid)e  33egeljrung8bermögen  als  fola)eS  mirb  beftimmt  burdi 
baS  im  gegebenen  §afle  vorgelegte  ©ute.  (2Öenn  eine  gute  ©peife  auf  bem 
Sifdje  tt)rc  bonnes  odeurs  oerbreitet,  gelüftet  es  einem  unroiberfteftia),  un» 
»Diatürlid).) 


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-    2fi3  - 


3n  pof ttioer  Stiftung  ergibt  fi<*>  bie  Definition  ber  Sillensfreiheit 
Don  felbft  aus  bei  negatiDeu,  benn,  ifl  ber  2BiQe  ber  innem  unb  äußern 
.  ftotroenbtgteit  enthoben,  fo  ergibt  fid),  baß  er  in  feinem  Streben  unb  &anbeln 
in  jebem  gegebenen  ftalle  unter  aOen  Umftänben  aroifa>n  93erf<$iebenem 
roät)lfn  tann. 

„S)te  menfölitfc  2öiu*en8frei&eit  ift  fomit  mefentliaj  «Baufreiheit." 
(.Facultas  eligendi.*)  Der  eigentliche  Etittelpunlt  ift  bie  Sohl.  Huf  bie 
3öat)l  folgt  biefymblung  felbtf,  bie  entmeber  burch  ben  2öiflen  felbft  allein, 
ober  unter  bem  beftimmenben  (Sinfluße  beS  Sillens  bon  einer  onbern  ^otenj 
ausgeführt  wirb. 

Selbft  bem  (SrfenntniSDermögen,  meines  in  feiner  $oflfommenbeit,  in 
feinem  9lbel  fo  Ijodj  ftebt  als  ber  Sifle,  tommt  bie  Freiheit  nia)t  $u;  benn 
roa§  mir  irgenbmie  erfahren,  müffen  mir  fennen,  mir  fönnen  biefe  ÄenntniS 
nicht  Derleugnen. 

(53  gibt  aber  f^aftoren,  Don  melden  bie  2Biflen§freif)eit  beeinflußt  roirb, 
oljnt  jemals  jerftört,  aufgehoben  ju  merben.  9ta$  bem  $1.  Xfyomtö  faffen 
mir  bie  einflußübenben  fjaltoren  furj  jufammen :  „®emalt  fann  nur  bie  ftrei» 
heit  beS  äußern  HiteS,  nicht  aber  beS  innern  SiflcnSentfchluffeS  aufgeben.  — 
Die  ^fura)t  mad)t  nur,  baß  man  etroaS  bireft  nicht  ©emoflteS  inbireft 
bod)  frei  mifl.  —  Die  Scibenfchaft  Dermefjrt  in  gemiffem  ©inne  fogar  bie 
Freiheit,  infofem  etroaS  intenfiDer,  leibenf<haftlicher  gemoflt  mirb.  —  Die 
Unmiffenheit  aber  tann  eine  fträfli<h  freiroitlige  ober  nid)t  fein  unb  Danach 
richtet  fi<h  auch  bie  Freiheit  beS  WteS."   (I.  II.  9.  6.  a.  4-8.) 

b.  Irägt  ber  SiHe  biefen  göttlichen  Junten,  biefe  erhabenfle  53oü« 
lommentjeit  in  fich?  @emiß!  (58  mirb  genügen,  an  biefer  ©teile  bie 
fchlagenben  Bemeife  für  bie  ^ötfoaje  ber  Willensfreiheit  nur  anjubeuten. 

1.  2öa8  fagt  unfer  eigenes  93emußtfein  ?  Sir  ftnb  uns  bemußt,  bafe 
mir  und  felbft  beftimmen ;  mir  finb  uns  einer  boppelten  ftlaffe  Don  Sillens» 
alten  bemußt;  mir  überlegen,  beraten,  unterfuhren,  maS  ju  tljun  baS  befle 
fei  —  alfo! 

9la$  §ntfa)luß  maa>n  mir  uns  ©ormürfe  (Neue)  ober  loben  unfern 
(Sntfchluß  —  alfo! 

2.  SaS  bezeugen  gemiffe  äußere  jlfyatfachen  ?  2ob  unb  %atxl,  5öe» 
lohnung  unb  Strafe,  ©efefc  unb  SBerbot  mären  ohne  Freiheit  eitel,  ja  Siber» 
fprüd)e  in  fi<h  felbft  u.  f.  f. 

2((fo  es  gibt  unb  muß  eine  Freiheit  beS  Sillens  geben. 

„ftrei  ift  ber  Ecenfch!"         (Sortierung  folgt.) 


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I 


-    264  - 

<3«r  ^ethobik  bt*  5ud)l)altun0auntfrrid)tfö 

an  ber  primär-  mtb  3c!uubarfc^ule/  mit  ^erßtfjt^tigung 
ber  praftifdjen  $mtdt  unb  ber  Vorbereitung  auf  ffityere  @4ulen. 

24)  $er  ßef)ter  »ermeibe  feine  Gelegenheit,  Hurcauna  unb 
(e^rung  in  biefem  ftadjt  jn  gewinnen.  Staju  biencn  bot  allem,  neben 
ber  $ad)Uttfratur,  bie  inetfjobifcben  päbagogifcben  3<itföiift«i,  ro*""  anber« 
biefelben  richtig  benufct  merben.  Sir  ftnben  borin  längere  Hrtitel  au«  allen 
©ebieten,  bereit  3n>«*  »ft»  «»neu  ©egenftanb  möglich)!  ju  erfcböpfen.  Seit 
fruebtbringenber  aber  fönnten  fie  auSgenüfct  werben,  roenn  ber  öftrer,  bem 
3meifel  lommen  ober  ber  über  ben  einen  ober  onbern  Detailpunft  orientiert 
[ein  möchte,  in  Qrotm  einer  anregenben  Anfrage  in  biefen  fraebiebriften  fic^ 
Belehrung  boten  rooflte,  roa§  ja  nicht  nur  ihm,  fonbem  aua)  anbern  ju  ftatten 
lommen  fönnte.  Senn  mir  im  Untetrttt)t  bie  Erfahrung  machen,  bafj  jeber 
Vortrag  Surfen  läfet  unb  bafe  manchmal  eine  gelegentliche  33emer(ung  tiefer 
bringt  als  eine  brtbftünbige  SRebe,  |o  foQten  mir  und  biejelbe  auch  bezüglich 
ber  fiitteratur  ju  9tu$en  machen,  fragen  unb  9cat  erboten  ift  und  aOen 
oft  üon  92ölcn,  eS  ift  ba3  offen  tiegeube  ©ebeimniä  jeglichen  SBorroärtStommenS. 

9iacbbem  ich  3brc  ©ebulb  febon  fo  lange  in  Wnfprueb  genommen,  ©erben 
Sie  mir  mobl  noch  geflattert,  in  oder  Kürje  einen  ßebrgang  ju  entroirfetn. 
Dabei  febe  idt>  bon  ber  ^Rechnungsführung  ab,  ba  biefelbe  jebe  einzelne  ©attung 
für  fieb  betrachtet. 

Sie  ber  9tuSgangSpuntt  ber  mirtfebafttieben  ^^ätigleit  tn  einem 
gegebenen  Öüterquantum  liegt,  fo  bitbet  bie  ^ufeeiebuung,  3ufammenfteIIung 
unb  Sertfcbä&ung  ber  $eftanbteile  be§  WnfangSbermögeuS,  baö  3ubentar, 
ben  ©runbftein  ber  ^Buchhaltung.   Sir  befpredjen: 

I.  $ie  Eröffnung  ber  6ud)fül)rung : 

a.  (Sinjelne  58ermögenSbeftanbteile.  Sir  betrachten  biefelben  unter 
fleter  (Srroeiterung  unb  Kombination  an  £)anb  folgenber  ^erfonen  unb 
betriebe:  ^rioatmann,  Slngefteflter,  Wngefteflter  mit  9iebenberbienj) 
(ebent.  Äapitalift),  ©rofcbönblung ,  Krämer,  £>anbroerf er ,  £>anbroerter 
mit  Saben,  Sanbroirt,  Jöebörbe.  Die  53eruf Sorten  finb  bi**  nach  °er 
Sdmmrtgteit  ber  SBefpredjung  georbnet.    (Gleichzeitig  erfolgt 

b.  Die  Mufftellung  ber  3nbentarien:  im  ftnbenturbucb  (ÜbungS* 
heft  I.)  Sur  bie  ©chlußinbentarien  ift  jeroeilen  9?aum  offen  $u  (äffen. 

c.  Die  gef etlichen  33eftimmungen  merben  in  bie  Sfcfpredmng  ber* 
flochten. 


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d.  Die  Schriftfiücfe:  3nferate,  ßtrfulare.  Diefe  trage  man  ein  ins 
UbungSheft  91  r.  II.  (#orrefponbenj*#opierbuch.)  Die  oerfchiebenen 
Berufsarten  roerben  roieberum  getrennt  gehalten,  fo  bafj  am  Schluffe 
bie  auf  einen  ©eichäftSgang  bezügliche  ßorrefponbenj  auf  einanber  folgt. 

II.  $te  <5rrd)äflMorfällf.  #iefür  berroenben  roir  baS  2el)rheft.  DieieS 
nimmt  aOe  Srflärungen  auf,  foroeit  eS  nötig  erfcheint,  bafc  fte  fchriftlich 
feflgehalten  roerben.  Der  Öeljrer  gibt  ben  ÖefchäftSborfall  an  unb  bespricht 
ihn.  Der  Schüler  trägt  ihn  ins  &hrheft  ein.  Wact)  beS  SehrerS  Anleitung  macht 
er  ben  barauf  bezüglichen  ©efchäftSauffafc,  ebent.  bie  Rechnung  in  ein 
Aufgabenheft  >nit  ber  Kummer  beS  betreff enben  <MW«borfalIeS.  Wach 
Äorreftur  unb  Befpredmng  btefec  Arbeiten  bittiert  ber  &hrer  bie  entfprecheubeu 
Sttufterbeifpiele,  roela)e  ber  Schüler  inS  &hrheft,  unmittelbar  unter  ben  be» 
treffenben  ©efchäftSborfaH  einträgt.  Der  ßefjrer  begnüge  ftch  aber  nicht,  biefelben 
anjubiftieren,  fonbern  befpreche  fte  gehörig  unb  fucr>e  flürje  unb  5Wannig» 
faltigteit  in  ber  DarfteHung  ät>niic^er  gätte  $u  erreichen.  3nSbefonbere  freute 
er  feine  Aufmerffamleit  auch  ben  gebräuchlichen  Anfügungen.  Darauf  folgt 
bie  Befprechung  ber  Bilbung  ber  Buchungsnote  Der  Schüler  roerbe 
baju  angehalten,  biefelbe  tu  fnapper  $orm  (ohne  baß  man  oon  ben  ber» 
fchiebenen  Büchern  fpricht)  jufammenjufaffen  unb  al«  fola>  unmittelbar  unter 
baS  betreffenbe  Schriftftücf  ins  Aufgabenheft  ju  fchreiben. 

9hm  folgt  ein  jroeiter,  britter  ©efchäftSborfafl,  ber  in  ber 

gleichen  SQÖeife  behanbelt  roirb.  Selbftberftänblich  geben  nicht  alle  jur  Ab» 
faffung  bon  Schriftflücfen  Beranlaffung.  So  finb  alle  wichtigeren  Vorfälle 
ju  behanbeln,  rote  fie  fia)  in  ben  oben  genannten  Berufsarten  jutragen,  bom 
Seichten  jum  Schweren  gehenb,  ohne  auf  ben  3ufammenhang  ber  ©efchäfts* 
fälle  einer  unb  berfelben  Berufsart  ju  achten.  DaS  eine  mal  roirb  ber 
fiehrer  aus  bem  ©efchäftSborfall  bie  Schriftfiücfe  herfteden  (äffen,  baS  aubere 
mal  roirb  er,  befonberS  bei  ber  eingefyenben  ßorrefponbenj,  ben  umgefehrten 
2Beg  berfolgen.   hierauf  folgen 

III.  ßlt  fortlaufenden  Buchungen.  <$S  roerben  für  bie  obigen  Berufs» 
arten  für  je,  jufammenhängenbe  Buchungen  gemacht.  Der  Schüler  trägt 
ben  ©efd£>äft$borfall  ins  ßeljrheft,  macht  bie  Schriftftütfe  h«fju  i"S 
Aufgabenheft.  9cacf)  ßorreftur  berfelben  trägt  er  fie  ins  ftorrefponbenjheft 
ein  (ÜbungSheft  9tr.  II.)  ßingeljenbe  Schriftftütfe  roerben  auf  lofe 
iöogen  gefchrieben,  bie  hernach  gefaltet  unb,  roie  eS  im  ©efchäftSleben  üblich 
ift,  überfchrieben  roerben.  ^ür  biefe  Schriftftütfe  tarnt  ber  Schüler  leicht  fta) 
felbft  eine  Heine  SRappe  herrichten,  befonberS,  wenn  ihm  ber  £anbfertigfeit§» 
Unterricht  ju  £ülfe  fommt. 

Diefe  Etappe  erfefct  ben  Brief»  unb  gatturenregiftrator  (9ir.  III.)  Der 
öehwr  felbft  benufce  für  fia)  in  ber  Schule  bie  Äegiftratoren,  um  ben 


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3d)ülern  bie  33ehanblung  ber  eingehenben  Scfjriftfiücfc  aufc^aulic^  ju  machen, 
^ernad)  bilbet  ber  Schüler  im  Aufgabenheft  bie  ^Buchungsnote.  An  ihre 
Äorreflur  unb  iBefpredjung  fdjltefet  fid)  bie  Erörterung  ber  für  jeben  betrieb 
nötig  merbenben  93  ü  eher  an.  SKefelben  werben  nach  unb  nach,  wie  fie  fta) 
als  notwenbig  erweifen,  eingeführt  unb  getrennt  gehalten.  Anfänglich  mache 
man  bie  Suchungen  föftematifd).  $a8  ^wuptbuch  (§eft  IV)  wirb  alfo 
juerft  jur  53efprea)ung  lommen.  Unter  bie  öuchungSnotij  {abreibt  ber  ©chüler 
ins  Aufgabenheft  ben  33uchungSfa$.  3ft  berfelbe  naa)  ^nr)o(t  unb  $orm 
(Öineatur)  besprochen,  fo  wirb  baS  betreffenbe  Such  eröffnet.  SBeim  britten 
(SefchäftSgang  (Angepeilter  mit  Webenoerbienft)  führe  man  ein©runbbuch: 
baS  Sagbuch  ober  bie  ^rima-9lota  (Jg>efl  V)  ein ;  beim  bierten  ((Srofehanbel) 
trenne  man  es  in  jmei  ©runbbüa^er:  Sagbuch  (§eft  V)  unb  flaffa 
(£eft  VI);  beim  fünften  (fträmer)  trenne  man  baS  eine  ®r  unb  buch  nach 
Kolonnen:  #affabuch«9Remoriale  (#eft  V);  beim  fiebenten  führe  man  bie 
tfaffa  in  Sabellenform  (#eft  VI),  ©obalb  ein  ötong  gebüßt  ift,  freitet 
man  junt 

IV.  ^bfdjluß,  bem  man  ganj  befonbere  Aufmerffamfeit  juwenbet.  9Kan 
tafle  bie  Eröffnungsbuchungen  roieber  machen,  unb  führe  ben  ber  Sdjule 
befonbers  entfprechenben  (SefchäftSgang  noa)  um  eine  ^eriobe  weiter,  inbem 
baS  6a)ema  ber  93üa>r  möglich!*  beränbert  wirb.  Xen  Abfcfrlufc  ber  5Bua> 
Haltung  bilbet  alSbann 

V.  jBte  boppelte  $u<MiliiM0.  Einer  ber  behanbelten  ®efa)äftSgänge 
wirb  nach  amerifanifcher  §orm  gebucht,  was  in  ein  paar  ©tunben  leicht 
311  bewältigen  ift.  £>ernach  trage  man  ben  für  jwei  ^erioben  burchgeführten 
©efchäftSgang  nach  italienifcher  ftorm  ein  (ebent.  auch  unter  Anmenbuna, 
bon  4  ©runbbüchern,  unter  jucceffwer  Einführung  ber  wichtigen  ©ilfS- 
bücher.)  *öcan  ergebe  fich  nicht  in  lange,  jufammenhängenbe  Erörterungen 
über  ben  Unterschieb  einfacher  unb  boppelter  Suchhaltung,  weife  aber  barauf 
hin  bei  ber  Eröffnung,  bei  tBefprechung  beS  SuchungSfafceS  unb  inSbefonbere 
beim  Abrufe. 

$er  Stüter  hat  alfo  ju  führen: 

a.  ein  Aufgabenheft,  baS  in  chronologifcher  Weihenfolge  alle  felbftänbigen 
Aufgaben  in  fid)  aufnimmt,  gleidwiel  ob  auf  Suchhaltung  jelbft  ober 
auf  ftorrefponbenj  bezüglich; 

b.  ein  Sehrheft,  ba§  in  fbftematifcher  %oxm  baS  ©emeinfame  unb 
Sefonbere  ber  berfdnebenen  ^Betriebsarten  einanber  gegenüberfieflenb, 
ben  ÖefchäftSüorfafl,  beffen  fd)ematifche  QarfteHung  unb  bie  barauf 
bezüglichen  3)o!umente  unb  Erklärungen  in  fich  aufnimmt.  ES  fofl  für 
ben  ©dt)üler  eine  Anleitung  bilben,  um  für  jeben  gegebenen  Setrieb 
(foweit  berfelbe  auf  biefer  Stufe  in  Setraa)t  tommen  fann)  bie  paffenbe 


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SudränftungSfotm  finben  ju  fönnen.  Kein  ttjeoretifche  Erörterungen 
werben  möglict)ft  Denn i eben, 
c.  übungS»  ober  Wuflerhefte.  $ür  jebeS  58n<h,  boS  neu  eröffnet 
wirb,  ifi  ein  befonbereS,.  in  chronologifcher  Reihenfolge  nummerierteS 
$eft  ju  führen.  SJon  Vorteil  wirb  eS  fein,  im  jweiten  3aljr  bie 
#efte  beS  erfien  ÄurfeS  weiterzuführen,  ftott  neue  £)efte  anzulegen,  um 
fo  baS  gefamte  Material  überfichtlich  unb  ooflftänbig  beifammen  ju 
haben,  mit  onberen  ©orten,  um  in  ber  Sd)ule  einen  juoerläffigen 
©egweifer  fürs  praftifa)e  Leben  ju  Raffen. 

3um  Schliffe  wieberhole  ich  noch  einmal  ben  gubamentalfafc :  Die 
ÖefchäftSgänge  feien  fur$  —  bie  SRufler  mannigfaltig. 

~g&exuf&fveube. 

(ßofe  ©fijjen  oon  «.      Sehr«  in  O.) 

Söenn  ber  Schüler  bie  Älaffen  ber  33oll3fchulc  burchlaufen  hat/  tritt 
an  bie  Eltern  allgemach  bie  Pflicht  heran,  ihr  flinb  einen  SBeruf  erlernen 
ju  laffen. 

Der  Entfcheib  ber  in  biefem  Momente  gefällt  wirb,  ift  ein  folgenschwerer; 
er  birgt  nicht  feiten  ©lüd  ober  namenlofeS  Unglüdf  in  feinem  Schöße.  Er 
(ann  ben  jungen,  thatenburftigen  Jüngling  feine  Seftimmung  erreichen  laffen, 
er  fann  ihn  ju  einem  brauchbaren  ©liebe  ber  menfehlichen  ©efeUfchaft  macheu, 
ober  aber  ihn  bem  phpfifchen  unb  moralifchen  Ruin  entgegenführen. 

Da&  ber  Etenfch  fich  einen  53eruf  erwählen  foQ,  ift  toohl  felbftoerftänblich. 
2J?it  ben  fich  fteigemben  53ebürfniffen  wirb  ber  SJlenfch,  je  länger  je  mehr 
in  eine  fcbhängigfeitsfteflung  jur  ©efamtheit  gebrängt.  Der  ftampf  umS 
Däfern  wirb,  roie  gar  nicht  ju  leugnen,  Don  2ag  $u  %a%  fd)mieriger  unb 
entfiel.  Unb  ba  ift  eS  Pflicht  beS  Einzelnen,  fich  für  biefen  ßampf  fo  gut 
als  nur  immer  möglich  iu  wappnen. 

3eber  ftede  fia)  ein  3iel/  005  Dcr  ®efamtt)eit  frommt,  morhe  bie 
Erreichung  beSfelben  fi<$  jur  Lebensaufgabe,  arbeite  mit  ädern  Ernft  unb 
Gifer,  unberbroffen,  ungefcheut,  unb  fo  wirb  er  bie  Pflichten  fich  Klbfi  gegen* 
über  unb  gegenüber  ber  menfehlichen  ©efeüfchaft  in  ihrer  engern  unb  weitem 
ßompofition  —  Familie,  Kirche,  Staat  —  gemiffenljaft  unb  treu  erfüllen. 
Unb  wenn  er  einftenS  feine  müben  klugen  fd)liefjt,  wenn  ber  frifche  ®rabe§* 
hügel  über  feinen  irbifchen  Überrefteu  fich  aufwirft,  wirb  bie  Wachwelt  befeuneu 
müffen:  Er  war  ein  guter  9ftenf<h. 

Sehrer  unb  Srjieljer  unfereö  SaterlanbeS !  2öir  haben  und  auch  ein 
3iel  marfiert.  2öir  fiellen  uns  oor  eine  Aufgabe,  beren  Ööfung  ungeheuer 
fa)wierig  ift.  Den  Wenfchen  }u  einem  fittlia)  tüchtigen,  im  praftifct)en  Leben 


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fähigen  ©liebe  fjeranjubilben  —  meläV  Summe  firenger  Arbeit  eS  ^ieju 
bebarf,  ift  naaj  unferet  Wufid)t  ben  roenigflen  belannt,  bie  fidj  jum  Eintritt 
ins  Seminar  anmelben.  3a,  bie  austretenben  SefyramtSlanbibaten  finb  fid) 
beffen  ebenso  wenig  beroujjt.  Sie  träumen,  fidj  ein  Seben  Doller  2Boune, 
fingen  Don  fei* ger,  golb'ner  3"t ;  'b*  3bealiSmuS  läfet  fte  bie  2öelt  mit  iljren 
Derfdjlungenen  unb  Dermorenen  ^ßfaben  nur  aus  ftijfternljötje  betrauten, 
tölütflid).  men  baS  ßeben  nidjt  eines  anbem  belehrt!  9lber  id)  fürchte,  bie 
2Öirfltd)teit  merbe  baS  ^ßljantafiegemälbe  mit  raufjer  $)anb  jerftören.  Unb 
bann  —  ein  (Jjtrem  ruft  bem  anbem.  33eifpiele  Don  enttäufdjten  Sbealifien 
Ijaben  mir  in  ben  fünf  3a^ren  unferer  $öirlfamleit  unter  unfern  Stubien* 
toflegen  genug  gefunben.  9ln  2öunber  brauet  man  gerabe  nietet  ju  benfen, 
menn  nad)  Efafjgabe  ber  genannten  5Bertjältniffe  aus  einem  feurigen  3bealiften 
ein  nüdjtemer  9tralift  roirb. 

6S  mürbe  febr  mal)rfcr)einlid)  ber  £)od}aa)tuug  bor  bem  £cf)rerberuf 
meuig  Eintrag  ttnm.  menn  man  ffyon  im  Seminar,  ftatt  immer  Don  9Horgen= 
röten  ju  träumen,  aua)  ein  roenig  auf  bie  mirflia>  SÖelt  aufmerifam  machen 
mürbe,  2flancr;em  mürben  bittere  (5nttäuf4)ungen  erfpart  unb  mieber  mancher 
mürbe  oieQeic&t  alSbann  freubiger  auf  feine  Stubienjeit  aurüdbliden. 

Unb  meines  ift  bie  $o(ge  biefeS  UmfdmnmgeS?  TOifjftimmung,  Un- 
jufriebenljeit  mit  fid)  felbft  unb  mit  ber  ganjen  2öelt,  53erminberung  ber 
WrbeitSluft  :c.  —  alles  ftattoren,  bie  jebenfalls  ber  Sammle  nidjt  $um  Segen 
gereichen. 

3>aS  fcfjönfte  unb  glütflid)fie  SBirfen  ift  baS,  roo  ber  SEßirfenbe  feiner 
Aufgabe  DoO  unb  ganj  lebt.  $ann  ift  tyin  fein  53eruf  lieb.  (Sr  beginnt  am 
borgen  freubig  feine  Arbeit,  ber  fpäte  9lbenb  finbet  tyn  mieber  bei  betfelben. 
Sein  ganjeS  Sinnen  unb  Sradjten  ift  nur  auf  biefe  feine  Lebensaufgabe 
gerietet. 

93erufSfreube,  §reube  am  ßeljrerberufe  fpejiefl,  ift  ein  unberechenbarer 
Sdjajj.  2Ber  biefe  befifct,  meitt  gerne  bei  ber  ftinberfdjar,  baS  Sdjfuljtmmer 
ift  fein  Heiligtum,  bie  Arbeit  in  bemfelben  fein  UebfteS  Staffen.  2Öem 
bie  JöerufSfreube  fefjlt,  bem  mirb  ber  Wufentfyrit  jroifa^en  ben  Dter  2Bänben 
ber  Sdjulftube  $ur  Dual,  bie  Arbeit  beS  Unterniens  ift  feine  fa^merfte 
SJürbe,  fein  ^örtjfteS  ©ut  finb  bie  —  Serien.  SBir  erachten  eS  batjer  ber 
5Kü^e  mert,  ju  unterfingen,  meld)e  ftaftoren  bie  ftreube  am  Sefjrerberufe 
rauben  unb  mela>  Littel  biefelben  erhalten  unb  fteigern. 

A.  ©cld)e  ftaftoren  hemmen  ober  rauben  bie  9enif8freubtgfcit 

$aS  erfte  unb  .paupterforbernis,  in  feinem  Berufe  glütflid)  ju  roerbni, 
finb  Neigung  unb  Talent. 


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Siebe  gu  einer  ©ort)?  läfet  ba§  3'^  erreichen,  mich  wenn  e8  anfangt 
in  faft  unnahbarer  fjrerne  fte^t.  Siebe  ifit  bie  ^riebfeber,  bie  ade  ^inberniffe 
überwinbet,  aOe  5)?üf)fn  unb  Sorgen  tiein  erfdjeinen  Iäf(t  nnb  ben  *D?enfcheu 
ewig  jung  erhält,  feine  5^or^eit,  ein  Attentat  ift  e§  barom,  wenn  ßltern 
ober  Sormünber  einen  jungen  Wenigen  $um  ©eiftlidjen,  Sehrer  ic.  h<tanbilben 
(äffen  wollen,  ofjne  bafe  ber  Jüngling  hifju  Sufi  unb  Siebe  jeigt,  ober  wenn 
et  fich  gar  nur  mit  SBibermtflen  an  bo§  Stubium  macht.  $ie  grüßte  eine§ 
folgen  3n>flnQc§  ^nt  man  fd>on  oft  reifen  feb,en  —  ein  Qinbe  mit  ©abreden, 
Jammer  unb  (Slenb.  Unb  wer  bie  Verantwortung  trägt  ober  tragen  mufj, 
wenn  burd)  folch'  geroiffenlofe&  unb  unöerftänbigeS  ©efelertum  ein  bielleicht 
ebel  beanlagter  5Kenfä)  auf  gefährliche  93af|nen,  bie  jum  ewigen  Söerberben 
führen,  gerät,  ift  für  und  balb  entfchieben. 

Talent  ift  ebenfo  erforderlich,  um  beim  jefcigen  ftonfurrenjfampfe  begehen 
ju  fönnen.  Mancher,  ber  mit  ©eroalt  einen  miffenfchaftlichen  Seruf  erlernen 
rooflte  ober  mufete,  ift  jeitlebenS  ein  Stümper  geblieben,  roeil  ihm  eben  jur 
Ausübung  be3felben  ber  nötige  „  Spiritus  *  mangelte.  2Öäre  er  biefleicht 
33auer,  Schreiner  ober  Äaminfeger  geworben,  er  hätte  fid)  eine  beffere  ßfiftenj 
erwerben  fönnen  unb  roäre  aufrieben  geroefen.  $enn  baß  ein  geiftig  be* 
fchränlter  Wann,  ber  bon  Stunbe  ju  Stunbe  fehen  mufe,  bafc  er  feinem 
SBerufc  nicht  gemachten  ift,  fich  in  bemfelben  glüdlid)  fühlen  fönne,  möchten 
mir  energifa)  bezweifeln. 

2öir  !ommen  tjxtx  roicber  auf  ba§  Seminar  ju  fprecben.  $er  bie 
Aufnahmeprüfung  glüdlid)  beftanbene  Slfpirant  miifc  in  unferm  ßanton  eine 
breimonatliche  ^robejeit  burchmathen.  2öährenb  berfelben  ober  bocb  menigften§ 
innert  3ahre«frift  foflte  e«  möglich  fein,  fich  f»n  anuähernb  genaue«  $ilb 
bon  ber  HuffaffungSfraft  unb  ber  geiftigen  ©egabung  be§  3ögling8  Derfchaffen 
ju  fönnen.  ©ut,  aber  roarum  behält  man  Seilte  4  3ahre  im  Seminar  — 
bei  dreijährigem  Seminarftubium  —  läßt  jie  brei  Saljre  auf  ber  ^ßraji§ 
um  fie  erft  bann  auf  bie  ©äffe  jit  fteflen,  Seilte,  bon  benen  mein 
wufet*.  bafe  fie  einer  geijtigen  9cuH  auf«  .f>aar  gleichen!  2öäre  e3  nicht 
ehrlicher  geroefen,  bem  betreffenden  einfach  iu  eröffnen :  $u  taugft  nicht  für 
biefen  $eruf,  berlaffe  ben  Stubienfaal  unb  bie  Sebrjimmer  unb  erwähle  bir 
eine  anbere  %rt  ber  SBefchäftigung.  *Ölit  bem  Hantel  ber  Siebe  läjjt  ftch 
nämlich  txn  toret  Schabe!  nicht  auf  ewige  3c'*fU  jubeden. 

©lüdlich,  wem  TOutter  9catur  nebft  einer  gefunben  Seele  auch  fmf» 
fräftigen,  ben  flnjlrengungen  be§  23erufe8  trofcenben  Äörper  befchieb.  2öeld)en 
2Sert  bie8  repräfentiert,  mag  erft  Der  recht  fd)äfcen,  ber  fcfyon  bon  ßranf= 
heiten  h^imgefucht  worben  ift.  Der  Ironie  —  wir  berflehen  barunter  nicht 
ben  Sdmierfranfen ;  benn  ber  wirb  bon  felbft  gezwungen,  ba8  Schuljimnur 
ju  meiben  —  tfl  mifepimmt;  baS  fleinfte  ©eräufa)  fann  ihn  aufregen,  jebe 


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270 


unrichtige  fcntmort  erbittert  t^n  noch  mehr.  2Bir  pflegen  in  folgen  Sagen 
bie  Schüler  ftifle  ju  befcf/äftigen,  Äepetitionen,  Don  benen  man  311m  borau« 
hoffen  fann,  bafe  fte  gut  geben,  ju  galten.  55er  Serluft  an  Qtit,  bie  Ijier 
[djeinbar  berloren  geben  foflte,  ift  nach  unferer  Erfahrung  nicht  bebeutenb, 
unb  bann  ftnb  mir  fiöjer,  bafe  und  nicht  in  Der  Aufregung  ein  unliebfame« 
Sort  ober  eine  ju  harte  Strafe  unterlaufen  mirb. 

^a,  möchte  bocfj  ben  fiehrern  ba«  Schicffal  in  gan&  befonberem  SMafce 
freunblich  entgegenläcbeln !  Sohl  fein  SBeruf  bedangt  ju  feiner  glücflicbfn 
unb  fegen«reicben  Ausübung  ein  Weiteres  ©emüt  unb  frohe  SeelenfHmmung, 
mie  berjenige  be§  (Srjieber«.  Schicffal$icf)lrtgf  in  ber  eigenen  ftamttie,  in 
ftreunbe«-  unb  Bermanbtenfreifen,  fit  nagen  am  ÖebenSmarf;  unb  glttrflicb 
ber,  meiner  brüdenbe  ©efchicfe  be«  ehernen  Schicffal«  mit  ftoifcher  ftitbe  unb 
(hriftficher  Ergebung  ju  tragen  bermag. 

Öfonomifche  Sorgen  —  auch  fte  bergäflen  ben  £ebett«mut  unb  ber* 
fperren  einem  freien  unb  fröhlichen  Schaffen  ben  SBeg.  1000  —  1300  %t. 
3ahre§gehalt  berglichen  mit  ben  üerauSgabten  Summen  mährenb  ber  Stubien» 
$eit,  mit  ber  Wrbeit«laft  unb  Berantroortung  be«  ßebrer«  —  ich  rorife  nicht, 
ma«  ein  gamilienbater  oon  fech«  Äinbem  baju  fagt.  6«  mar  barum  bon 
jeher  ba«  ©eftreben  einftchtiger  Schutmänner,  bie  finanzielle  Sage  be«  Öebrer* 
ßanbe«  $u  b^ben.  Sie  thaten  bie«  im  SBemufetfein,  bafe  ber  Sebrer,  bem 
feine  WabrungSforgen  bie  SchaffenSfreubigfeit  hemmen,  am  erfpriefelichflen  für 
bie  Schule  mirfen  (önne.  Si«  jeboch  ba  ba«  Morgenrot  fchönerer  Sage 
anbricht,  mögen  noch  biete  ©emitterftürme  burch  unfere  ®egenb  fegen.  $i« 
bahin  fe^en  mir  an  Stelle  ber  fehlenben  „pnffränfler" :  3beali«mu«,  Spar^ 
famfeit  unb  ©enügfamfeit. 

Seife  anbeuten  barf  man  eS  fd)on,  baß  mir  holt  auch  ftinber  unferer 
3eit  finb,  unb  benen  geht  befanntlich  ba«  ©eniefeen  leichter  als  ba§  Enthalten. 

Oieju  trägt  ba«  95erein«leben  reblich  feinen  Seil  bei.  ©efang*, 
Sunt-,  UnterhaltungSbereine,  Orchejler  unb  mie  alle  bie  je  Bereinigungen 
bei&en  mögen,  fte  jieljen  bie  Sehrer  00m  Schulhaufe  meg.  (Seht«  auf  ein 
freft  lo«,  bann  helfet  üben,  roieber  üben  unb  nochmal«  üben.  Natürlich  barf 
bie  ^robe  erft  nacht«  beginnen,  unb  mieber  ijt«  natürlich,  bafe  nach  i?ber 
Übung  ber  obligate  Schoppen  nicht  fehlen  barf.  Ob  ber  anbere  borgen 
ben  Schulmeifter  mit  mahrer  greube  unterrichten  fehe,  barüber  finb  ©ebanfen 
aodfrei.  Weht  bafe  mir  ba«  ©utc,  ba«  namentlich  JBilbung  förbernbe  Bereine 
mirlen  fönnen,  berfennen  moüten.  Sir  möchten  nur  bor  bem  „Subiel"  in 
biefen  fingen  marnen  unb  nachbrücflichii  gemarnt  haben  bor  ju  oieler,  an« 
ftrengenber  unb  mit  ber  Schule  in  feiner  Seife  in  Äontatt  ftehenber  hieben« 
befchäftigungen.  Der  Schule  gehören  in  erfter  Cinie  be«  Seljrer«  TOiit>en 
unb  Sorgen,  bie  Soflfraft  feiner  Stärfe. 


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2Öir  finb  nicht  tompetent,  ju  urteilen,  06  ©tunbengeberei  ber  SBerufS« 
freubigteit  Eintrag  tyue  ober  nicht ;  toiffen  nur,  wie  geiftig  frifch  man  noch 
iß  nach  i'ecfjSfiünbigem  ©chulebalten  mit  einer  ftebenflafftgen  ©chule  unb 
jmeifiünbigem  Unterrichte  an  einer  3fortbilbung8fchule !  dagegen  erlauben 
mir  anzuführen,  roa§  Diefterroeg  hierüber  fdjreibt:  „68  ift  ein  fchroereS  9lmt, 
ba§  Sepram!  *  $)a§  roeiB  fogar  jebe  OTutter,  bie  e8  nur  eine  einige  ©tunbe 
oerfucht  (at,  ein  lebensfroh,  gut  organifierte8,  hoffnung8oofle8  ftinb,  nicht 
im  SBudtftabieren  unb  fiautieren  —  benn  bafe  ba8  in  ber  Kegel  nicht  gehen 
will,  ift  leidet  begreiflich  —  fonberu  in  Dingen  ju  unterrichten,  bie  bem 
Äinbe  na^e  liegen  unb  ihm,  roenigften8  auf  lurje  3(it  behagen.  60  Diel 
ift  geroijj,  ba|  ©tunbengeberei  bie  ßuft  unb  SrA^iflleit,  entroidelnb  511  unter- 
richten, auch  int  gt'ftifl  fräftigften  Öftrer  fehr  balb  untergräbt  unb  vernichtet. 
2öie  ift  e8  möglich,  ff$&  ©tunben  hinter  einanber  ba§  ©cfchäft  einer  geiftigen 
tycbamme  ju  oerrichten.  68  ift  nicht  möglich.  2öer  e8  oerfucht  hat,  roeiB, 
roa$  er  barttber  eingebüßt  |at:  bie  Energie,  bie  £eiterfeit  unb  fjrifclje  be3 
(HeifteÄ.  Unb  julefct  geroöhnt  man  fich  fln  formen,  ©chlenbrian  unb  ©e« 
roofmheit,  man  bojiert  ober  engt  bie  ©chüler  in  formen  ein  ober  lehrt 
mechanifa).  Statt  tann  jroar  enbtid)  aflerhanb  unb  üielerlei,  aber  e8  geht 
einem  roie  einem  fteuergaul  ober  ©tubentenflepper  ober  ^oftpferb,  ba$  ben« 
frfben  SBeg  immer  hin  unb  her  ntad)t  unb  jule^t  an  baS  Kraben  geroöhnt 
ift.  68  tarnt  jeben  ©tafl  unb  jeben  ©tein  be8  2Bege8,  e8  oerirrt  fich  nicht, 
wirft  ben  Sagen  nicht  um,  ben  Weiter  nicht  ab,  aber  bie  eble  Statur  be8 
$ferbe8  roirb  bei  ihm  nicht  gefunben.  2Wan  roirb  burch  bie  ©caffe  ber  Sehr- 
ftonben  ein  routinierter,  aber  ein  abgetriebener  Etenfch.  SBiü  man  baher 
einem  ©prtngtnSfelb  ober  mutigen  ©eift  bie  glügel  lähmen,  fo  fpanne  man 
ihn  in  ein  folch«8  ©chuljoch.  6r  roirb  nicht  nur  bie  Genialität,  fonbern 
jufefct  auch  nfle  6igentümli(hfeit  unb  Freiheit  be8  ©eifleS  üerlieren.  6in- 
feitigteit,  Irodenljeit,  ^ebanterie  fmb  naa)  meinem  Bebttnfen  bie  ßigenfchaften, 
benen  jule|t  jeber  geplagte,  mit  ©tunben  überhäufte  ©chulmann  unlerliegen 
mu&.  Darum  entfä)lage  fich  jeber,  roo  unb  roie  er  e8  nur  oermag,  ber 
©tunbengeberei  in  allen  möglichen  fächern,  in  allen  möglichen  Hnftalten 
unb  Käufern,   ©ie  ruiniert  wahrhaftig  ben  ©eift. 

ßtn  ©chriftftetter  fprid>t  bon  geiftiger  ©elbftfchroächung.  §at  biefe8  2Bort 
anber«  einen  ©inn,  fo  glaube  ich,  &a&  man  bie  ©tunbengeberei  mit  biefem 
Kamen  belegen  tann;  benn  fte  führt  utm  geiftigen  Unoermögeu.  —  9118  mettern 
gattor,  ber  bie  8eruf8freube  trüben  tann,  nennen  wir  bie  überfüllten 
Älaffen.  Senn  ein  %t$m  100,  120,  ja  fogar,  roie  uu8  gefagt  rourbe, 
175  Schüler  ju  unterrichten  hat,  fo  ift  fonnentlar,  bafj  er  feine  ©chüler  nicht  auf 
jene  ©tufe  geiftiger  Silbung  bringen  tann,  auf  welche  er  fte  emporhe6en  möchte. 
Sine  immenfe  9lrbeit8lajt  ruht  auf  feinen  Schultern.    6rmübet  Dom  Unterrichte 


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begibt  er  fid)  in  feine  Söoljnftobe,  präpariert  fid)  auf  ben  folgenben  Sag  — 
unb  nun  Reifet  eS:  50—70  unb  nod)  metjr  #efte  forrigieren  6§  wirb 
erlaubt  fein,  tjier  Don  SoftpljuSarbeit  311  fpred)en.  Sinb  bie  Erfolge  biametral 
ju  beS  fieljrerS  Wtib/  unb  Arbeiten,  bann  anner  Äoflege  —  fein  (Seifibub  wirb 
bid)  um  bein  2oo§  bmeiben!  3ft  eS  ben  betreffenben  Sdnilgemeinben  nid)t 
möglid),  eine  jroeite  Cetjrfraft  ju  befolben,  fo  ift  eS  moralifd)e  ^flirt)t  be§ 
Staates,  fjier  finanjieQ  $u  £>ilfe  ju  fommen.  5)enn,  bafc  feine  Liener  in 
furjer  3fi*  förperlictje  ®efunbr)eit  unb  geiftige  t$T\)ä)t  einbüßen,  ftefjt  bod) 
mit  ber  SBefolbung  Derglidjen  im  greOflen  3Öiberfprud)e.  Ober  gilt  Dielleid)! 
bem  Staate  bie  Sorge  um  gute  3u$tftiere  mt&  als  baS  2Bot)l  ber  b/ran* 
roadjfenben  3ugenb  unb  ir)rer  (St^ie^cr  ? 

$afe  bie  Serien  Dielerorts  für  2et)rer  unb  ftinber  ungünftig  berteilt 
finb,  ift  roenigftenS  für  unfere  ©egenb  eine  unleugbare  Stjatfactje.  3m  Sommer, 
bei  geringer  Sdn'ilerjabX  alle  6  3Bod)en  Serien,  im  SBinter,  bei  Doflgepfropften 
JBänfen  Darf  ber  Sdmltoagen  Don  Witte  Oftober  bis  TOitte  91pril  nid)t  metjr 
ftifle  fielen,  (Srleidjtert  atmet  alSbann  ber  Dielgeplagte  Sdjulmeifter  nad) 
bem  ßjamen  auf.  Gnblid)  fommt  aud|  für  it)n  toieber  eine  3*'t»  »0  er 
fid)  als  Wenfd)enfinb  füllen  fann.  Die  Sonne  fd>int  roieber  lieblidjer,  jebeS 
&lümd)en  lächelt  freunblid)  itjm  entgegen,  ber  Sögel  (auteS  jubilieren  tönt 
nod)  einmal  fo  fctjön;  eine  ßuft  ift'S  Sd)ulmeifter  ju  fein.  2Bir  möd)ten 
an  biefer  Stelle  gan$  befonberS  bie  SBeifjnadjtSferien  befürworten.  $>er 
3ubel  ber  ^eftftimmung  ift  fo  roie  fo  nid)t  gerabe  bie  geeignete  DiSpofition 
für  einen  frud)tbringenben  Unferri^t.  2öer  eS  gefüllt  ljot,  mie  root)l  eS 
einem  tt>ut,  in  bem  langen  unb  arbeitsreichen  28interfemefter  einige  iage 
auSjurub.en,  neuen  Wut  unb  neuen  Seljreifer  ju  fd)öpfen,  ber  toürbe  biefe 
fterienjeit  um  feinen  $reiS  meb,r  miffen  föunen. 

Diftermeg  nennt  brei  Wägel  am  Sarge  eines  ÖefjrerS:  Streit  mit 
Kollegen,  3^»ffpa^  mit  ben  unmittelbaren  SBorgef efcten,  Un* 
einigleit  in  ber  ftamilie. 

Streit  um  3been,  ßampf  um  eine  Snd>,  ©egner,  bie  Überzeugung 
gegen  Überzeugung  fe&en  —  bieS  finb  Wittel,  ben  ©eift  $u  fräftigen,  bie 
Söaffen  ju  ftäfjlen.  6in  folct)er  ftampf  fei  jebem  mattem  Wanne  lieb  unb 
roert,  unb  feiner  roirb  ifjn  je  Derfd)mät)en.  9Iber  perfönlid)e  Nörgeleien,  giftige 
33erbfld)tigungen  tfjun  bitter  nxt),  unb  roenn  biefelben  Don  Kollegen  t)errtic)ren. 
bann  ift  ber  SBermut  nod)  einmal  fo  bitter.  SBegreiflid)  iftS,  bafj  jeber  gerne 
Lorbeeren  erntet  —  ein  jeber  Wenfd)  ift  nun  einmal  Sgoifl  —  aber,  bafj 
bie  ßeiftungen  eines  anbern  t)eruntergemad)t  roerben,  um  bie  eigenen  in 
tjetlerem  Sidjte  erftraljlen  ju  laffen,  ift  nieberträctjtig,  alles  et)er  als  foHegialifd). 
Unfer  3beal  ift  barum  immer  eine  ßanbfdjule  geroefen,  an  ber,  bei  nid)t 
aDjn  grofeer  Sd)üler$ab,l  e  i  n  Sefjrer  allein  roirfen  fann.  Sd)on  öfters  traben 


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—   278  - 


mir  ©elegenbett  gehabt,  Uber  foflegialifd&«  SBer&ältniffe  an  ©acuten  mit  mehreren 
£er)rträften  Dinge  gu  Ijören,  bie  nidjtö  meniger  als  erbaulia)  Clingen.  9tüd« 
fiepten  linfS,  9tütffidjten  rechts,  Reibereien  (ier,  Reibereien  bort  —  unb  burä) 
Reibung  entfielt  #i£e,  fteuer. 

ßbenfo  unangenehm  ftnb  3™^!^^  URb  Uneinigfeiten  mit  geiftlidjen 
unb  meltliaVn  Vorgelebten.  2Öo  gegenseitiges  Vertrauen  unb  3"trauen  festen, 
roo  jdjeele  SBlide  unb  giftige  ÜBorte  geroedjfelt  merben,  ba  fann  oon 
erfj>riefclicf)eni  SBirfen  nia)t  meljr  bie  ÜRebe  fein,  ba  fdjroinbet  bie  35erufSfreube. 
Da  gibt  es  ein  fia>re$  Wittel :  tSoxi  t>on  biefer  unmirtbaren  ©teile !  SlnberSmo 
blülj'n  aua)  Srofen. 

Dies  mären  einige  gfattoren,  bie  einem  freien  unb  frötjli$en  2Birfen 
ben  2Beg  ncrrammeln.  Die  $5ilber  jinb  etmaS  berb,  aber  maljr  finb  fte  boa). 
Unb  eine  ©a$e,  ftott  fte  ungeföminft  (erauft  $u  fagen,  mit  SRofen  ju  Der* 
fleijlern  —  baS  mag  ttjun,  mer  8u(t  baju  in  feinem  Vufen  füblt. 

(©ilufe  folgt.) 


£rtträije  jur  (Sefdjidjte  bw  urnerifd)en  Sdjulrocftm 

(®ottfr.  «b»©gg,  ^rofeffor  in  HUborf.) 
(ftortfefrung.) 

m.  Über  ^olfebilbung  feit  (finfüljrung  ber  Spulen; 
SWättwer  ber  Äunft  unb  ©iffenfdjaft. ') 

2Ber  rjeut«  mit  3a$len  ben  SilbungSflanb  eines  StolfeS  in  frühem  3ar)r» 
bunberten  naa)jumeifen  fna)te,  bem  festen  baju  bie  nötigen  Daten.  Damals 
fannte  man  »eber  bie  ©tatiftif  unb  beren  ©ebeutung,  noc^  hatte  man  eine 
flfcnung  bon  töetrutenprtifungen  unb  berg(eiä)en  <£inri<$tungen;  aua)  baS  ©oftem, 
bie  ©umme  ber  Äenntniffe  burä)  3ablen  (9toten)  anjubeuten,  mar  nod>  un« 
be!annt.  DaS  aßeS  ftnb  Dinge,  bie  ber  mobernen  53ureaufratie  unb  eifrigen 
pbagogen  ber  fteujeit  $u  erfinnen  unb  einzuführen  üorbefcalten  blieben.  2Bir 
fjaben  baljer  nur  fbärlia>  Hnr)altSpunfte,  mela>  uns  einen  ©<$fufe  über  bie 
VoltSbilbung  Dorn  16.  3a Wunbert  unb  ben  folgenben  ju  jieljen  geftatten  unb 
tönnen  babei  noa)  ©efaljr  laufen,  $u  i"  fl*fc«  im  Seftteben,  meber  fcfcön  ju 
färben  noa)  ju  übertreiben,  ©o  manä>S  (at  bi«  2öia)tigfeit,  maS  mir 
beute  als  felbftrjerftänbli<b  anfeben  ober  faum  ber  $ea$tung  med  (alten, 
tfopiften  unb  ©Treiber  merben  feiten  )u  ben  ©ebilbeten  ju  rennen  fein, 
fofern  fte  ntd>t  8faä)ftubien  genoffen,  ober  felbftänbige  Arbeiten  $u  liefern 

')  Slufmerffam  flentadjt  öon  OfreunbeSfeite  barauf,  baß  bie  Jfapujincr  ben 
12. 3»ni  1688  (nid)t  tote  Tormann  fagt  1665)  nadj  Urfern  tarnen  unb  jroar  aus 
„l)öd)ft  etjrenooUcn,"  aljo  ganj  anbern  (Mrünben,  als  fte  in  WormannS  «Bert  unb 
in  fceft  7.  ©.  198  angegeben  ftnb,  bitte  idj  ben  Jßefcr  oon  biefer  Äorreftur  ftotij 
}u  nepraen.  D.  Sö. 


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-    274  - 


tmjianbe  ftnb ;  früher  aber  mar  ber  Schre ibcr  at«  gebilbeter  ©tonn  geartet. 
Ber  treiben  unb  Iefen  fonnte,  galt  etroaS  unb  hatte  in  ben  ©fmeinben 
2lnmartfchaft  auf  CSljrenfIfflen. 

§8  fei  r)i«  bemerft,  bajj  mir  t»on  ber  inteGeftuellen  93ilbung,  nicht  ber  beS 
£)erjenS  ju  reben  ^aben,  unb  baß  auf  untere  im  Urnerlanbe  meit  mehr  ge* 
[eben  mürbe  als  auf  bie  erflere.  55a  baS  religiöfe  Moment  in  ben  alten  Schufen 
Dormiegenb  mar,  gereift  nicht  511m  Schaben  ober  gar  $ur  Sct)anbe  beS  JBolfeS. 
fo  blieb  bie  geifiige  JBilbung  jurüef,  roeil  man  Tie  nicht  für  fo  notroenbig 
erachtete  unb  bat)er  nicht  fo  Diel  3*i*  fluf  fie  Dermenbete.  Ü6era0  unb  immer 
hat  bie  Religion  im  Vereine  mit  ber  SBijfenfcbaft  bie  fct)önften  93lüten  fjerüor- 
gebracht,  bie  beften  ^früc^te  gereift.  Unbegreiflich  ^anbetn  aber  jene,  feien  eS 
^äbagogen  ober  Staatsmänner,  meiere  fie  eutmeber  aus  ber  Schule  Derbannen 
ober  ihr  ben  legten  ^ßla£  barin  anmeifen  moflen.  Caffe  man  fie  an  erjier 
©teile,  moljin  jte  gehört;  benn  fie  unb  ihre  Diener  finb  bie  erjlen  ©rflnber, 
Öeiter  unb  f^örberer  ber  Schule.  9Bürbe  man  baran  beulen,  fo  fönnte  man 
nicht,  mie  eS  erjt  fürjlich  Ijier  im  fatr)ol.  Canbe  Uri  noch  gefct)er)en,  mehflagenb 
ausrufen,  es  merbe  ju  Diel  3^'*  auf  9teligion§ler)re  oermenbet  auf  Sofien  anberer 
ftäd)er.  2öer  baS  Dennoch  tr)ut,  macht  fich  ber  Unbanfbarfeit  gegenüber  ber 
etften  Schulfiifterin  fdjulbig  unb  oerrät,  baß  er  ben  ©runbfäfcen  ber  moberneu 
Mufflärung  ^ulbigt.  tiefer  Safc  gilt  aQerbingS  nur  für  jene,  meiere  felbfi 
fo  meit  gebilbet  finb,  baß  fie  über  biefeS  Ztyma  ;ui  reben  berechtigt  finb ; 
nia^t  aber  für  folche,  bie  über  alles  absprechen,  roaS  Äirche  unb  Schule  betrifft 
unb  gerabe  baburch  »erraten,  bafe  fie  ju  menig  9teligionSlehre  unb  Schul- 
bilbung  gehabt  tfabm.  $ie  Religion  ift  unb  bleibt  baS  ftunbament,  roorauf 
gebaut  merben  mu|;  unb  je  foliber  bie  ©runblage,  um  fo  fefter  ber  »au. 

ftefl  fleht  bie  Xhatfadje,  baß  Uri  frü&jeitig  im  ganzen  Sanbe  Schulen 
grünbete.  Damit  fteOte  es  fich  ehrenöofl  in  bie  JReihen  jener  fehroeijeriiehen 
Orte,  melche  fchon  im  16.  ^ohrhimbert  bie  Schulbilbung  bem  gefamten  SSolfe 
zugänglich  machten.  9Utborf  fteht  mit  feiner  Schulgrünbung  Don  1472  fogar  in 
ber  oorberften  9teirje  jener  $auptorte,  mo  nicht  #(ofter=  ober  StiftSfdjulen 
ejiftierten. ')  @S  märe  ungerecht,  rooflte  man  bie  alten  Schulen  mit  ben* 
jenigen  ber  Se&tjeit  Dergleichen.  3ene  befchränften  fich  barauf,  baS  mient« 
behrlichfte  $Rajj  Don  fteuntniffen  ober  beffer  gejagt  ftertigfeiten  bem  jungen 
Urner  beizubringen,  Ratten  aber  noch  mit  meit  grö&ern  Schmierigfeiten  ju 
fämpfen  als  baS  t)eutjutagc  ber  ftafl  ift.  5Benn  bie  3nfpeftoren  immer  unb 

')  «erglelcbe  Dr.  D.  fcunjtfer:  ©efebiebte  ber  febmetj.  $Bol!«fd)ule.  ©ajtouj 
erhielt  feine  ©djule  jtrfa  1469;  Samen  1540;  (SJlaru*  nad)  ber  Deformation 
(Sroingli  bat  roabrenb  feine«  bortigen  Aufenthalte«  ©cbulc  gcbalten  1506—1516, 
aber  mit  feinem  2Bcg&ug  ging  feine  i'ateinfcbule  au  (Snbe.  ©ottfr.  §cer  ©efd). 
be3  b&b-  ©cbultoefen»  in  ©laru«.)  faeiburg  1481;  Würau  1270  :c  Sem,  3ürid), 
Üujcm,  93afel,  ©olot&urn  2c.  hatten  lange  oor  ber  Deformation  ihre  ©ttftSfebulen. 


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immer  über  Diele  9Jbfen$en  flogen,  wenn  fte  bet  großen  Entfernung  Dom 
§cf)uIorie  (^Bürgeln  3 — 4  ©tt>.  1799),  ben  fchlechten  Segen,  ben  ©efofjren 
auf  bem  ©cr)ulroege,  ben  bebeutenben  Soften  für  bie  Altern  unb  bie  ©emeinbe 
bie  ©ctjulb  $umeffen,  baß  ber  ©tanb  einiger  Spulen  nicht  befriebige,  um 
wie  Diel  met)r  Berechtigung  r)oben  ade  biefe  klagen  für  frühere  3"ten,  wo 
bie  Entrichtung  eines  ©cf)u(gelbe§,  mannigfache  Vorurteile  unb  baS  Sehlen 
br$  SchuljroangeS  weitere  #inberniffe  bilbeten.  infolge  beffen  mar  ber 
Schulbefuct)  in  ben  Öanbgemeinben  jelbp  im  Sinter  ein  fpärlicr)er,  nur 
in  Wltborf  unb  Urfern,  roo  bie  S3ert)ältniffe  günftiger  lagen,  gab  eS  jatjlreich 
befugte  Schulen.  $)ie  wenigen  ©ommerfihulen  frifteten  (ebenfalls  ein  fümmer« 
licf/eS  Unfein,  roeil  gar  Diele,  woc)l  bie  meiften  Eltern  it)re  Sprößlinge  mehr 
jum  praftifchen  Seben  erjogeu.  £)a  mußten  bie  Knaben  93iet)  brüten,  in  tjelb 
unb  ©tafl  £anb  anlegen,  bie  5Jtäbchen  fpinnen  unb  im  §auSroefen  ber 
Butter  aushelfen.  SaS  in  einem  Sinter  gelernt  mürbe,  mar  im  näct)fien 
3fl^re  jum  Steil  oergeffen,  roeil  für  bie  jungen  Seute  {eine  Gelegenheit  fier) 
bot,  eS  proftifch  $u  Dermerten.  SMele  befugten  bie  ©ct)ule  nur  einen  Sinter 
lang,  anbere  Dielleicht  jroei;  bann  aber  mar  bie  WuSbilbung  abgefehloffen, 
ausgenommen  für  jene,  roeldfje  ficr)  bem  ^ßriefterftanbe  mibmen  moflten. 

Senn  unfere  jungen  Seute,  bie  boct)  nact)  ihrem  Austritt  aus  ber  ©ct)ule 
Gelegenheit  unb  Wnlaß  ipbtn  ju  (efen  unb  allenfalls  auet)  ju  fct}reiben,  fo 
Diele  ^rojente  beS  ©elernten  mieber  Dergeffen,  baß  fte  bei  ben  9?efruten« 
Prüfungen  bemitleibenSmerte  töefultate  erzielen,  fo  fönnen  mir  uns  benfen, 
roie  jene,  bie  unter  91er)  unb  Set)  fümmer  litt)  lefen  unb  ihre  tarnen  malen 
gelernt,  naa)  ihrem  ©dmlauStritte  aber  nie  eine  3<i\\m$,  feiten  ein  53uch 
ober  einen  ^rief  ju  ®efichte  befommen,  balb  auch  wieber  baS  mühfam  Erlernte 
ganj  unb  gar  Dergeffen  haben. ')  3)aS  mar  ber  fchlimmfte  $afl,  welcher  aflerbingS 
oft  genug  eingetreten  fein  roirb,  jumal  unter  ber  CanbbeDölferung.  2Mel 
lieber  übte  man  fidj  im  Saufen,  Dringen  unb  ©chmingen,  ©teinftoßen  unb 
93ogenfd)ießen.  £>atte  ber  tobeSmutige  ©emSjäger  ein  fct)arfeS  Huge  unb  eine 
fixere  ipanb,  Derfügte  ber  ©olbat  über  einen  ftarfen  9lrm  unb  fchlug  in  ihm  ein 
tapfere«  #erj,  fannte  ber  ftährmann  bie  Setterjeichen  unb  bie  iücfe  beS 
See«,  ber  #irte  bie  faftigen  trieften,  ben  ficherften  Seg ;  bann  pries  er  fi<h 
glücflidr)  unb  wollte  gelehrter  nicht  fein.  SaS  l)cutc  Stinte  unb  geber  bem 
Rapier  anDertrauen,  baS  gab  ber  einfache  Wann  feinem  ©ebächtniS  in  93er» 
Währung,  Welches  ihm,  weil  eS  fiel)  auf  feine  Notizbücher  Derlaffen  tonnte, 
aBerbingS  auch  ungleich  mehr  leiftete,  als  bem  heutigen  ©efchlect)te.  ©ab  eS 
jufäflig  einmal  etwas  ju  fchreiben,  fei  tS  ein  Seftament,  einen  SBrief  unb  brgl. 
nun  fo  mar  ja  ber  ©chulmeifter  ba  ober  ber  fyxx  Pfarrer  ober  im  fchlimmften 

')  ©ergl.  ©ottfr.  §cer:  ©efth.be«  glarn.  «olfSfchulwcfcH«  3ahrbuch  bc«  bW- 
Serein«  bc*  ftt».  ÖlaruS  18.  $eft  @.  21. 


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-    276  — 


5aße  einer  ber  9iat§b>rren.  (Sfjrenroerte  ^luSna^inen,  aber  bo<$  immer  ÄuS- 
naljmen,  gab  eS  immer  unb  in  jeber  ©emeinbe.  9Jlit  ber  3"*  tuirfte  bie 
<Bd?uIe  beffer  unb  burchgreifenber,  aber  anfangs  mar  eS  iljr  unmöglich,  ihren 
3toecf  überall  auch  nur  teilroeife  §u  er  reiben. 

Keffer  als  beim  ßanbDolf  erreichte  fte  i(jn  beim  |>anbel3«  unb 
#anbroerferfianb,  wenn  er  auch  nur  notbürftig  ^Briefe  unb  {Rechnungen, 
überhaupt  ben  brieflichen  ©efchäftSüertehr  beforgen  fonnte.  Obgleich  jefct 
noch  einzelne,  Don  #anbmerfern  ganj  ober  teilroeife  felbft  geführte,  beutlich 
getriebene  9technungSbücher  unb  ^ßrotofofle  ber  3^nfte  unb  öruberfajaften 
Dorhanben  finb  f)  unb  Srieffdjreiben  bei  bem  bamaligen  großen  93erfet)r  über 
ben  ©ottharb  (eine  Seltenheit  mar,  fo  berechtigt  baS  bennoch  nicht  jur 
^nna^me,  als  märe  baS  ©abreiben  bie  ©acf)e  oder  geroefen.  SBie  Diele 
(tyefdjdftSleute  Dermochten  jur  9tot  ir)rert  Flamen  ju  fchreiben,  ©efcbriebeneS  511 
enträtseln  unb  ©ebrucfteS  leiblich  ju  lefen,  roie  noch  Diet  mehr  motten  fidj 
beS  einfachen  ftreu^eS  jur  Unterfchrift,  frember  öligen  jum  2efen  bebient 
f)aben?  2BaS  nun  gar  baS  fd)Öne  ©efebjecht  angebt,  fo  ^atte  baSfelbe  nod) 
weniger  ©chreib«  unb  Öefegelegenheit  als  bie  Herren  ber  ©d)öpfung.  2öie 
ber  modere  ßanbroirt  im  ©tau*  bei  feinem  lieben  Siel)  baS  ©elernte  nicht 
üben  fonnte  unb  Dergafj,  fo  baS  flJlägblein  bei  feinen  Arbeiten  im  §auSroefen.  *) 

(Sinfeitig  märe  meine  Starftellung,  menn  id)  nur  Don  Slnalphabetifien 
unb  folgen,  bie  eS  beinahe  roaren,  reben  roollte.  3«  ifttrer  (Sljre  erhielte  bie 
©chule  aua^  bejjere  unb  feljr  gute  SRefultate.  ©er  einmal  fo  roett  gefomnien 
mar,  baß  er,  fei  eS  auf  Antrieb  ber  Altern,  fei  eS  aus  eigener  3nitiatioe, 
bie  ©cfmle  regelmäßig  befugte,  unb  jroar  mehrere  SSinter  unb  bann  nachh« 
ba§  ©elernte  praftifch  Derroertete,  ber  lernte  nicht  nur  recht  orbentlich  lefen, 
fonbern  meifl  auch  beutlich,  jum  $eil  fogar  recht  föön  fchreiben.  $a8 
beroeifen  manage  Urfunben,  ©ülten,  SBüajer  unb  Briefe  aus  ben  legten  brei 
3ahrhunberten,  befonberS  aber  bie  ^abrjeitbücher.  Manchmal  fommen  freilich 
j.  58.  im  ÄirchenrechnungSbuch  u.  a.  m.  ©Triften  Dor,  melc&e  meb>  entziffert 
als  gelefen  fein  rooflen,  auch  ein  33eroei8,  baß  felbft  ßirchenDögte  noch  mit 
©a>ierigfeiten  fämpften.  $)och  mirb  fi<h  Darüber  niemanb  rounbern,  fie 
maren  eben  in  ber  ©a>ertftt$ruug  meit  beffer  unterrichtet  als  in  ber  fjfeber. 
SDÖenn  man  übrigens  ^cutgittagc  noch  ©Triften  fieb.t,  bie  ber  ©Treiber 
felbfi  faum  mehr  enträtfeln  fann,  menn  ©elehrte,  ©ebilbete  jeber  Weitung, 

*)  €>.  (Einleitung.  —  60  baS  SRedjnunaSbucb  ber  ScbubniaäKrjunft  1565  u.  a. 
an8  bem  16.  unb  17.  3abrbunbert.  —  $)ie  33rubcridmftcn  unterttüfeten  auä)  bie 
»olf&fdnile  bureb,  anfebnlid)e  »citräae.  @.  IL  «bf ebnitt :  ftonbe  unb  ©tipenbten. 

2)  (Sottfr.  £ecr  fagt,  baß  int  ffanton  (£laruS  auf  bie  ©cqulbilbuna.  be«  mtib- 
Hajen  ©efd)lecbtc8  früher  wenig  aefeben  toorben  ((Mefd).  beS  glarn.  ©olfsfcfmltuefen*, 
18.  ^>eft  beS  hift*  Vereins)  unb  eS  baber  ©emeinben  gegeben  b,abe,  wo  ßefen  unb 
Sdireibcn  ben  meiften  grauen  unbetannt  geblieben.  SerflL  S.  22.  3a  felbft  ben 
Wannern  fam  baS  oielfad)  fa)toer  an. 


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-    277  - 


befonberS  ftrjtc,  ba§  ^riüilegium,  fd)led)t  ju  fd)rciben,  ufurpiert  Ijaben,  fo 
ift  cd  unfern  flltoorbem  Derjeibjid),  menn  fie  un8  fafligrapbifd)c  Änadnüffe 
Dererbt  faben,  unb  wenn  fic  fid)  an  leine  ortf)ograp$ifd)e  Regeln  banben. 
Dafür  laffrn  fte  eS  im  fcuSbrud  btr  CBebanfen  an  Deutlid)feit  nid)t  fehlen, 
bamit  fic  ja  rid)tig  Dcrflanben  werben.  3^ce  ©d)riftfprad)e  ift  originell, 
wenn  aud)  mitunter  berb  (eS  mürbe  nichts  umfdjrieben,  e&er  jmeimal  beim 
redjten  tarnen  genannt)  unb  mit  jafjlreid)en  DialeftauSbrüden  gemengt,  unb 
mand)«  ©Treiber  befonben  barin  grofje  ©emanbtljeit.  kleben  bcn  fd)led)ten 
©Triften  meifen  manage  Urfunben,  bie  3a^rjeitbüa^cr  in  erfter  ßinie,  prad> 
ooO  getriebene  Sjemplare  ober  ©teilen  auf.  ©d)on  bie  Steilfieflung 
erleichtert  baS  ßcfen,  mit  Seid)tigfeit  aber  liest  fid)  eine  ©teile  in  got&ifd)er 
Sd)rift,  roie  beren  Diele  im  3o&witbud)  Don  Slltborf  u.  a.  m.  Dorfommeu. 
68  mu&  Äunft  genannt  roerben,  fo  ju  [abreiben,  bafe  bie  ©d)rift  wie  gcbrudt 
erfd)eint.  3ur  3>«b*  Dermenbete  man  oerfdjiebene  hinten  unb  Stoben 
$.  B.  für  3nitialen  unb  bie  Anfänge  einer  Urlunbe.  Bon  ben  ©Treibern 
feien  Iner  folgenbe  ermähnt:  3of>.  Btoltfd)  ßaflon  jum  ©anct  3acob,  ber 
1501  baS  Sab^eitbud)  Don  9lttingf>aufen  getrieben  r)at;  ber  Dominifaner 
3acob  oon  (Sgeri  fd)rieb  1518  bie  3a$rjeitbüd>r  oon  ©djattborf  unb 
©piringen  unb  ber  tätige  8anbfd)reiber  f)ector£ofer  1573  baS  oon  Bürgeln.1) 
Wcrtroürbig  oiele  ©Treiber  (8anbfd)reiber  mai>rfd)einlid))  finb  im  Mnnuale 
oon  1552—1564  genannt;  eS  finb:  3oljann  ©iSler,  3of).  3un*brunnen, 
©eng,  Pürier  (im  ftriege  abroefenb),  SRüSli,  Baltl).  $ofer,  9rod  in  ÖuggariS, 
Süden  ^ßet.  ju  Cioinen,  (Srüniger,  ©amma,  ^ßctrina,  3o^.  Büntiner,  alfo 
ein  DoOe§  Du^enb  in  ebenfoOiel  3af)ren.  Die  @erid)t8urteile  nennen  in  ber 
gleichen  Qtit  nidjt  weniger  als  15  Dcrfd)iebene  tJrürfpred),  meld)e  allerbingS 
meljr  ©elegenfcitäaböofatcn  gemefen  ftnb.  *ÄuS  lauter  „©munber"  fd)rieb  id) 
mir  bie  ftamen  berfelben  auf:  Hauptmann  ^Ruljeim,  tjanbrid)  Suffer,  3ob, 
$um  Brunnen  (©Treiber),  ftrobli  oon  SWenttlen,  Bogt  3ürenfefler,  9JMd)ior 
3umbüfl,  WmbroS  Bünttiner,  Bafdjiau  ©d)eiiler,  ^eter  Ääfe,  ©d)rieber  £>ofer, 
$anS  Opfer,  ©rt)ricber  9tofl,  Barttli  6b,un,  £an8  3afob  oon  Uri  unb  $änbrid) 
Mt  3aud).  —  Sud)  an  ftrjtcn  fdjeint  bamals  fein  Langel  gemefen  $u  fein ; 
fo  „ arteten •  oon  1570  bis  1580  laut  ©pitalred)nungSbud)  SReifier  SRatbjfen, 
Weifler  Balifar  töitter  unb  Soft  Horner. 

Sdjulbilbung  mar  nid)t  nur  ben  angeführten,  fonbern  überhaupt  a0en 
Staatsbeamten,  Pom  Jöeibel  bis  jum  Sanbammann,  eine  ftottoenbigfeit.  2Bir 
lönnen  unS  nid)t  DorfleHen,  mie  \.  B.  Bögte,  3oü*beamte  ober  »id)ter  i&reS  HmteS 
gemaltet  bäiten,  o&ne  über  bie  Äunft  beS  SefenS  unb  ©d)rciben8,  fei  eS  aud)  nur  in 

*)  £00311).  fer.  %  Denier  übergab  mir  ein  äRanuffript  über  ettoa  100  ur« 
nerij^e  ©djriftfteffer  unb  Srflnftler,  roorau»  id)  bicfe  unb  Diele  anbete  Angaben 
entnommen  babe.  3<b  ftatte  t^m  tyn  tyxitiQtn  £anf  ab,  bafe  er  mir  bie  Be» 
nu^ung  fetner  mit  grofeer  Wü^e  gefammelten  ^otijen  geftattete. 


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primitibfter  Seife,  berfügt  ju  traben.  Musnahmen  betätigen  nur  bie  Kegel. 
Sine  ©rofoahl  Don  benfelben  ^atte  übrigen«  gute  ©tubien  gemacht,  fchrieb 
unb  fprach  mehrere  ©prägen,  fo  baß  Tie  als  Gefanbte  an  bie  £)öfe  bon 
dürften  unb  Königen  gefaxt  murben  unb  if)rer  Aufträge  fich  entlebigten. 
©ehr  Diele  Staatsbeamte  roaren  juerft  Offiziere  in  fremben  Dienfien  geroefen 
unb  lernten  ba  bie  fremben  Spraken;  anbere  Ratten  bie  „fdjönen  Söiffen* 
fchaften"  an  ben  Uniberfitäten  ^aris  unb  «Diailanb  ftubtert.  60  giriert 
3fr$.  SJinjen^  ©dnnib  6  ober  7  fjerborragenbe  ©taatSmänner  aus  feinem 
©efchlechte,  bie  alle  im  17.  unb  18.  Sahrljunbert  an  einer  ber  briben  JBilbungS* 
ftätten  ihren  ©tubiengang  abgetroffen  ^aben  (Genealogie  beS  ©ef<hl«hte$ 
©djmib  ab  Urt).)  Die  Hainen  berfelben  finb  eine  3ierbe  ber  Untergefaßte, 
unb  eS  bietet  fich  toeiter  unten  Gelegenheit,  einige  hat>on  anzuführen.  $ür 
bie  OffijierSfteflen  in  fremben  Dienften  mürben  meiftenS  bie  ©öbne  ber  ton« 
angebenben  Familien  auSerforen,  unb  babei  fah  man  fomoljl  auf  persönliche 
2apferfeit  als  nid>t  jum  minbeften  auf  tüchtig  gefdjulte  Öeute.  <5S  mar  bafjer 
eine  6^renfaa>e  für  bie  regierenben  Familien,  auf  bie  HuSbilbung  it)ter  ©ohne 
Sorgfalt  ju  bermenben.  Diefelbe  begann  geroör)nÜdr)  fcr)on  im  Glternhaufe, 
fefcte  fich  in  ben  ©djulen  AltborfS,  ÖujernS,  gelbtirchS  unb  an  tflofierfchulen 
fort,  *)  mürbe  bann  bort  ober,  wie  oben  gefagt,  an  Uniberfttäteu  abgcjc&loffen. 

  (®d)lu&  folgt.) 

^anntgfaCtigee. 

(S3on  8f.  £.  ffunj,  ©em.«Direftor.) 

1.  Sine  erfreuliche  jhinbe  fam  jüngft  aus  <5nglanb.  <5S  ift  Dielleicht 
unfern  fiebern  befannt,  bafe  bon  ben  2öaljlen  ber  ©chool  53oarb  b.  tj.  ber 
©chulfommiffion  bon  Sonbon,  bie  am  22.  9lobember  abr)in  ftattgefunoen 
^at,  bie  Sntfdjeibung  ber  mistigen  §rage  abging,  ob  in  ben  öffentlichen 
ober  ©taatSfchulen  a)riftlid)er  Religionsunterricht  erteilt  roerben  fofle 
ober  nicht.  Die  ipaltung  ber  ftauptftabt  in  biefer  Angelegenheit  mar  bon 
grojjer  SBebeutung  für  baS  ganje  fiaub.  Dem  SntfcheibungStage  ging  eine 
feljr  lebhafte  Agitation  in  ber  treffe  unb  in  öffentlichen  SBerfammlungcn 
DorauS.  Das  AbftimmungSrefultat  ift  ein  hocherfreuliches.  %>n  etmaS  über 
1,600,000  ©timmenben  fprachen  fich  1,512,000  für  ben  chriftlichen  Unterricht 
aus  unb  nur  94,000  für  ^Bermeltlichung  beS  Unterrichtes  ober  für  bie 
fogenannte  fonfejfionSlofe  ober  Saienfdmle ;  baS  ift  in  ber  %$at  eine  großartige 
Wanifeftation  ber  Söeltftabt  Sonbon  für  bie  chrifiliche  EolfSfchule  unb  ein 
nieberfchmetternbeS  SBerbift  über  bie  beftruierenben  SBefirebungen  beS  Sinti« 
chriftentumS  unb  ber  mobemen  ungläubigen  ^äbagogif,  bie  unter  bem  D)ed» 

•)  Die  ©terbebudier  führen  mannen  auswärt«  uerftorbenen  ©tubenten  an.  — 
3toeDer&  Sölmc  ftubterten  bis  1657  in  Sujcnt,  nad)her  in  ßötoen. 


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-    279  - 


tnontel  ber  Neutralität  beS  «Staates  bie  Schule  unb  baS  öffentliche  fieben 
Dollfiänbifl  entchriftlichen  möchten. 

2öie  lange  mag  eS  toohl  noch  gehen,  bis  auch  bei  uns  bie  rücffuhtSlofen 
Verfechter  unb  Veförberer  beS  Sa)end '|ü>n  SchuIprogrammeS,  bie  beut  Schmeijer» 
dolt  mit  afler  ©etoalt  bie  „Schule  ot)ne  ©ott"  aufhängen  möchten,  jur 
Stnftcht  fommen,  baß  fie  auf  bem  poljroege  finb  unb  baß  für  bie  Sa>le 
roie  für  bie  ©efeflfchaft  nur  in  einem  #eil  ju  finben  ift:  in  3efuS  (ShrifluS 
unb  feiner  2Bar)rheit  unb  ©nabe! 

2.  Vor  einem  3ahre  (21.  gebr.  1894)  veröffentlichte  3fuleS  Simon 
im  $igaro  unter  bem  Sitel  „La  defense  sociale*  einen  grofeeS  flufferjen 
errtgenben  Wrtifel,  ber  mit  ben  ©orten  fchloß:  „Panore  societe  malade 
qui  tadresses  au  couperet,  c'est  ä  Dieu  qu'il  faut  revenir* ;  unb 
biefeS  2faljr  fptac^  berfelbe  Staatsmann  in  ber  2ei#enrebe,  bie  er  in  ber 
franjöfifchen  Wabemie  auf  ben  berühmten  Äriminaliften  Äarl  2u!aS  tytlt, 
unter  anberm  fotgenbe  fetjöne  Borte:  „$)ie  toa^re  @r$iehung  r)at  ir)re  VafiS 
in  ber  TOoral,  unb  bie  Woral  fiüfct  fid)  auf  ©ott.  Statt  ÖufaS  hatte,  nachbem 
er  fo  Diele  3at)re  lang  bie  Verbrecher  beobachtet  unb  genau  tennen  gelernt 
hatte,  ben  Wut,  ben  Stegenten  jujurufen:  —  Vergeffet  nicht,  bafe  ber 
"ÄtheiSmuS,  ber  Unglaube,  bie  £>auptquelle  beS  Serbrechens  ift.  — 
DtefeS  ©ort  erflärt  uns  feine  ganje  Änfchauung  über  bie  Srjiehung  .... 
3a,  eS  ifl  nottoenbig,  baß  ber  ÜTlcifter  ben  ©lauben  an  ©ott  in  ben  Vuben 
unb  Söerfftätten  ^ege  unb  pflege,  bafe  ber  Sehrer  in  ber  Schule  feinen  tarnen 
mieberhole  unb  ben  tfinbern  einpräge,  baß  ber  föranfe  fein  Vilb  im  Spital 
bor  %ugen  h<*be,  ber  Bürger  auf  bem  Warfte  unb  im  ©eriajtShauS,  ber 
Solbat  in  ber  tfaferne  unb  auf  bem  6d)lachtfelbe:  ber  ©ebanfe  an  ©ott 
flößt  ihm  ftraft  unb  Wut  ein,  bem  Jobe  unerfchroefen  entgegenzugehen." 
©o  ber  ber  Sinten  beS  franjöfifdhen  Senate«  angehörige  3uleS  Simon;  ber 
Wann,  ber  früher  längere  3*i*  UnterrithtSminifter  mar,  f)ai  boa)  in  feinen 
80  Lebensjahren  etroaS  gefehen  unb  gelernt.  %nberSroo  gibt  eS  Seute,  bie 
haben  3(ugen  unb  fehen  nicht,  Ohren  unb  fyibttn  nicht  (Wart.  8,  18)  unb 
finb  fchon  alt,  aber  fcheinen  noch  wenig  ober  nichts  gelernt  ju  haben. 

3.  Much  ber  italienifche  Senator  Vongtji,  eine  Dielgenannte  liberale 
©röfee,  roiQ  oon  ber  fonfeffionSlofen  Vollziehung,  Don  ber  „Scbule  ohne 
©ottM,  nichts  n)i|fen.  3n  einer  Politiken  9tebe,  bie  er  (üblich  in  Neapel 
ehalten  tyit,  äußerte  er  fi<h  über  bie  Schule  folgenbermafjen : 

„Much  bie  Schule  bebarf  auf  aQen  ihren  Stufen,  ber  niebern,  mittlem 
unb  höh«"»  "ntr  Reform.  $S  ertönt  allgemein  bie  &(age,  bajj  fie  fo,  roie 
fie  eS  jefct  ift,  nicht  erjiet)e.  Mber  man  fieht  nicht,  bafe  etroaS  gethan  »erbe, 
um  biefem  Übelftanbe  abzuhelfen.  91fle  UnterrichtSanftalten  ohne  Ausnahme, 
bie  Uniüerfität,  baS  ©imtnafium,  baS  Öttceum,  bie  technifchen  3njiitute,  bie 


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-    280  - 


23olf§föulf  foflen  erjierjen.  SCDetd^e  Reformen  jebe  btrfer  Änftalten  erforbert, 
bieS  auSeinanberjufefcen  ij!  hier  ntc^t  ber  Ort.  $ür  bie  ffltytn  Spulen 
mag  eS  genügen,  wenn  Sehr-  unb  ßernfretheit  gemährt  wirb,  dagegen  ^at 
bec  ©taat  bie  Pflicht,  barttber  ju  wachen,  bafi  in  ben  mittlem  unb  niebern 
©cf)ulen,  beren  Leitung  unb  SBeforgung  er  fajt  ganj  auf  fta)  genommen  t)at, 
ber  Unterricht  ben  religi&fen  Hnfchauungen  ber  Sürger,  Don  benen  er  bir 
Littel  begeht,  entfpreche.  (Sine  mittlere  ober  eine  93olfSf<hule  ohne  (Bot, 
wie  eS  bie  gegenwärtige  ©taatSfchule  (scuola  officiale)  faft  in  jeber  #tnfiht 
ift,  entfernt  bem  ©ewiffeu  ber  ftamilien  nicht,  fonbern  ijt  in  2öirflitHeit 
eine  ^rannijierung  beSfelben.  #ier  mufe  SBanbel  gefchaffen  toerben  unb  jroar 
nicht  in  ben  Programmen  unb  Skrorbnungen,  fonbern  oor  allem  in  bm 
^erfonen." 

9Ran  fiet)t,  33onghi  ift  in  feinen  ftorberungen  fefjr  befcheiben.  SGSenn 
man  weife,  bajj  Don  ben  mittlem  unb  höhern  UnterridjtSanftalten  3talienS  aller 
unb  jeber  Religionsunterricht  gefe&lich  auSgefajloffen  ift,  fo  foflte  man  weinen, 
es  märe  oor  ädern  in  ben  bezüglichen  ßehrplänen  unb  Sßerorbnungen  eine  Re« 
form  notmenbig.  Denn  fofl  eS  unten  beffer  werben,  fo  mufe  bie  53efferung 
bon  oben  fotnmen.  2BaS  bie  SJoltSfchule  betrifft,  fo  läjjt  jmar  baS  ©a>l- 
gefefc  in  %x\  2  bem  Religionsunterricht  noct)  ein  ©eitentürchen  offen,  inbem 
eS  bejtimmt:  „Die  ©emeinben  roerben  in  ben  oom  probinjialfdmlrat  ju  be« 
ftiinmenben  ©tunben,  $agen  unb  ©renjen  jenen  flinbern,  beren  Altern  e§ 
bedangen,  ben  Religionsunterricht  erteilen  laffen."  Mein  biefe  Eeftimmung 
fommt  bielerortS  einem  Serbote  gleich- 

©onberbar!  Der  Staat  fpielt  fich  als  (£rjiet)er  auf.  ($r  l)at  Äinber 
oor  fich,  ganj  feltene  Ausnahmen  abgerechnet,  aüe  auf  auSbrücflicheS  35er» 
langen  ber  Altern  getauft  unb  TOitglieber  ber  djriftlichen  Äirche  geworben  finb. 
$S  hanbelt  fich  jubem  um  ben  weitaus  wichtigsten  Öehrgegenjtanb  fowohl  für 
bie  3Mlbung  beS  @eifte§  als  für  bie  Srjiehung  beS  §erjenS:  unb  bennoch  ftreu^t 
unb  oerbannt  ber  ©taat  ben  Religionsunterricht  aus  Den  eigentlichen  Qehrge* 
genftänben  ber  ©äjule,  inbem  er  fich  bamit  begnügt,  ihn  lebiglich  ju  bulben 
unb  auch  biefe  Erlaubnis  noch  an  oerfchiebene  2Benn  unb  Uber,  für)  an  8e» 
bingungen  fnübft,  welche  bie  (Erteilung  beSfelben  bielerortS  faitifch  unmöglich 
machen,  befonberS  wenn  bie  Altern  oon  ber  Regierung  ober  oon  tirchenfeinb« 
liehen  *Dtogiflraten  abhängig  finb.  Mrrne  flinber,  armes  SBolf,  benen  man 
©teine  bietet  ftatt  Brot! 

Unb  währenb  ben  ftinbern  in  ben  ©taatsfchulen  baS  übernatürliche,  geijtige 
53rot  borenthalten  wirb,  fehlt  ihren  Sehrern  bielfach  baS  leibliche  Srot.  Sohl 
nirgenbs  finb  bie  93olfSfchuu*ehrer  elenber  befolbet,  als  in  bem  burch  bie  9N> 
bolution  gegrünbeten  unb  burch  bie  Freimaurerei  regierten  3ungitalien.  Daher 
fommt  es  auch,  bajj  alljährlich  biele  ßerjrer  naa)  Hmerifa  auSroanbern,  um  fich 


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-    281  - 

be§  £>unger8  )ii  erwehren,  unb  bafe  bie  ftaatlichen  Sr^reifeminare  Don  3ahr 
$u  3a$t  fchwächer  frequentiert  werben,  wäljrenb  anberfeitS  bie  Lehrerinnen» 
fcminarien  mit  ©pierinnen  überfüllt  finb.  ©o  jählen,  wie  bie  Scuola 
Edmatrice  in  9tom  berietet,  bie  erjteren  nur  1526,  bie  lederen  bagegen 
15284  3*flKnfle.  3<W  ber  SehramtStanbibatinnen  ift  alfo  10  mal  fo 
i     grofe,  al«  biejttiigen  ber  Äanbibaten! 

4.  2Bia  bie  ©ihule  ihre  höchfle  unb  ebeljie  Aufgabe,  bie  ftinber  reli- 
giös ju  erziehen,  erfüllen,  fo  barf  fle  ftü)  nicht  bomit  begnügen,  fie  ein 
paar  ©tunben  wöchentlich  in  ber  Religion  ju  unterrichten.  $et  gefainte 
Unterricht,  baS  ganje  ©chulleben  mujj  Dom  ©eifte  ber  Äeligion 
getragen  unb  burdtjgebrungen  fein,  öon  ihr  feine  fjfifyere  Söeilje  unb 
Sichtung  empfangen,  ©ehr  fchön  unb  jutreffenb  fpredtjen  ftdr)  bie  SBifchöfe 
^PreufjenS  in  ihrer  Denlfchrift  *)  über  bie  93erfaffungSurlunbe  bom 
5.  $)ejember  1848  über  bie  religiöfe  Erziehung  ber  3ugenb  burch  bie  ©a)ule 
aus.  2Bir  teilen  ben  betreffenben  ^ajfuS  hier  mit ;  man  beachte  befonberS  auch 
bie  hohe  flnfchauung  oon  ber  Aufgabe  ber  Schule  überhaupt,  bie  fid>  in  biefen 
wahrhaft  apoftolifchen  Sorten  tunbgibt. 

w$ur<h  bloßen  Unterricht  in  ben  ffieligionSleljren",  fo  fchreiben  bie 
Cberhirten  ber  fatljol.  Äira^e  ^3reufcenS,  „roirb  bie  religiöfe  Erziehung  nicht 
erjielt;  fie  ift  bur<h  biefeS  einfeitige  ^Wittel  allein  unerreichbar.  35er  gefamte 
Unterricht  mufe  fie,  in  SSerbinbung  mit  allen  Erziehungsmitteln,  als  fein 
3iel  Derfolgen.  3^*  finb  nicht  alle  Cehrgegenftflnbe  au  fi<h  erziehlicher  3lrt; 
allein  bie  2Bcife,  in  welcher  fie  beffanbelt  werben,  wenn  fie  fich  auch  nur  °uf 
SBermeibung  beS  für  jarte  ftttliche  unb  fromme  £erjen  Hnftöfeigen  befchränft, 
ift  eS  immer,  unb  bie  meiften  tönneu  unb  müffen  fo  behanbelt  werben, 
baß  bie  &er  3ugenb  für  baS  Eble,  ©ute  unb  ^eilige  aufgefchloffen 

unb  empfänglich  erhalten  werben.  Wicht  eine  blofje  Entwidmung  beS  Denfoer-» 
mögenS  jum  Erwerb  einer  gewiffen  Slnjtefligfeit  unb  fjfertigteit  im  bürgerlichen 
Leben  unb  jur  Erleichterung  in  ©ewinnung  beS  fünftigen  Lebensunterhaltes  ift 
bie  Aufgabe  ber  ©chule,  fonbern  eine  naturgemäße  Entmicflung  beS  ganjen 
geijtigen  SBefenS  in  bem  ftinbe,  namentlich  feiner  h&hern  Anlagen,  aller 
feiner  ©eijteS«  unb  ©eelenträfte,  bura)  bie  eS  ein  ©lieb  ber  überftnnlichen  Seit 
unb  baS  Ebenbilb  ©otteS  ift,  fowie  bie  Reinigung  feines  #er$enS  oon  ber 
natürlichen  SBerlehrtheit  unb  bie  Heiligung  feines  ©emüteS,  bafe  eS  gegen  bie 
©efahren  in  ber  2Belt  fräftig  anfämpfen  unb  fta)  ein  feligeS  Stafein  über  bie 
©renken  beS  Vergänglichen  hinaus  fifhern  fann.  $iefe  Aufgabe  tann  unb  barf 
nicht  bei  unfern  ©<hulen  aufgegeben  werben,  —  unb  fie  werben  bie  fa* 
tholtfdjen  Sifchöfe  auch  niemals  aufgeben!   fteine  Stürme  ber  3eit, 

')  3»w  2«U  abgebrucft  in  ber  „Äatb-  Sehrerjeitung"  oon  Spürten- 
5Uaberborn  1895,  «r.  4. 


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feine  Soweit  unb  2ift  ihrer  fteinbe  unb  (eine  offenen  unb  berßedten  Eingriffe 
Derirrter  ©elfter  ^aben  es  feit  fo  Dielen  Sabrhunberten  Dermo^t,  bet  ßira> 
biefe  grofee  unb  fegen§Dofle  Aufgabe  ju  eutrütfen,  unb  fie  wirb  in  beren  geft- 
haltung  unb  Söfung  auch  fernerhin  feiner  ©eroolt  meinen!  —  6§  ift  eine 
beflagenSwerte  iöerirrung,  baß  ity  manche  baS  3iel  geftedt  haben,  bie  8dwle 
allmählich  ganj  ju  Dermeltlichen,  unb  noch  beflagenSwerter  ift  ihr  Erfolg,  ba 
ihnen  nichts  anDere«  gelingen  fann,  aU  biefelbe  ju  Derwilbern  unb  ju  entfitt» 
liehen,  liefen  Söeftrebungen  treten  bie  33ifööfe  mit  um  fo  entfdueberem  9ta<h» 
brude  entgegen,  als  bie  Verirrten  felbft  einften«  gewiß  $u  befferer  (Sinficht  ge« 
langen  unb  bie  Söerminberung  it)rer  SBerantmortung  banfbar  anerfeunen  werben." 


©ibgenoffenfdjaft.  6d)Wei$.  ^eftalojjifeier.  Saut  bricht  an  ba« 
„^aterlanb"  befchlofe  eine  ßonferenj  in  3üridj  jur  33efprechung  ber  150.  SBieber* 
fet)r  beS  @eburtStage§  ^eftatojji'S  (12.  3an.  1896),  1)  ba5  ^rotofott  ber 
ßouferenj  bcm  eibgenöffifchen  Departement  beS  Snnern  $u  Rauben  ber 
fantonaten  @rjie^ung§bireftionen  $u  übermitteln  mit  Dem  Sffiunfche,  e3  möchte 
eine  ftouferenj  Der  (enteren  Die  gemalten  Anregungen  weiter  prüfen  unD  ben 
tofalen  3Jerhältniffen  entfprecr)enb  jur  Ausführung  bringen,  2)  eS  möchte 
biefe  fteier  ju  einer  allgemein  fchmeijerifchen  fi<h  geftalten  unb  eS  foQe  baljer 
alles  Dermieben  werben,  was  irgenb  welch*  tfreife  unb  namentlich  bie  fatholifchen 
Kantone  Deranlaffen  fönnte,  fich  Don  berfelben  fern  ju  galten.  2)te  geier 
fofle  bat)er  jebeS  fonfeffioneflen  unb  jebeS  politifchen  £>intergrunbe8  entbehren ; 
es  foOe  nicht  ber  Wann,  noch  weniger  ber  ^roteftant,  fonbern  ber  ^ßäbagoge 
^eftalojji,  ober  noch  beffer  fein  erjief>e rifct)eS  SBirfen,  beffen  fegenSretchen  grüßte 
überall  unb  Don  allen  6ibgeno[)en  ofme  llnterfchieb  ber  ftonfeffton  ober  ber 
politifchen  Anfchauung  in  ©djulfachen  anerfannt  werben.  SS  fofl  Daher  auch 
bie  Seier  in  feinerlei  JBejiehung  ju  Art.  27  ber  93unbe8Derfaffung  unb  ber 
befannten  in  biefer  SBejiehung  beftehenben  2öünf<$e  gebraut  werben.  — 

UnS  freut  biefe  Söefchlu&nabme.  9tur  auf  biefem  Stoben  wirb  bie  ^eftalo^i* 
feier  eine  allgemein  fdjweijerifcbe  werben  fönnen;  Dafe  fte  eS  werbe,  ift  auaj 
unfer  $üunfch,  benn  bafe  ^ßeftalojijis  53eftrebungen  gewaltig  förbernb  unb  be> 
lehrenb  in  bie  @ntwiä(ung  beS  mobernen  ©chulwefenS  eingegriffen,  wirb  jeber 
^iibagoge  gern  jugeben  unb  ancrtennt  auch  rüdhaltSloS  bie  aufterfd)wetjeri)cf)c 
Schulwelt  an ;  bafe  $eftalo$ji  ein  Äinb  unfercS  CanbeS  ift,  ein  ©chweijerbürger, 
muß  jeben  Patrioten  freuen,  unb  jebcr  wirb  baher  gerne  teilnehmen  an  feiner 
150.  ©ebächtniSfeier,  fofern  biefelbe  auf  Doflftänbig  neutralen  ©oben  gefieDt  wirb. 

Cttcnf.   ©chweijerifche  CanbeSauSftellung:  (Schluß.) 

II.  jBtfjulAtiflrüfltutig. 

Art.  20.  —  Die  Aufteilung  ber  SchulauSrüflungSgegenftänbe  gliebeit 
ficf>  folgeubermaBen :  1.  ©dnilgebäube.  2.  ©dmlmobiliar.  3.  ©chulbjjgieine 
(befonbere  UJorfehrungen  unD  (Einrichtungen,  UnterfudwngSmittel.)  4.  Allgemeine 
2et)r»  unb  Unterrid)t$hülfSmittel.  5.  SnbiDibueüe  Lehrmittel.  6.  6a)ulutenfüien. 


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- 


%xi.  21.  —  Qtotd  biefer  ^(udfteQuiig  ift,  eine  93ergleia*)ung  beffen  ju 
ermöglichen,  wa§  in  bec  ©djweij  Don  ben  UnterriajtSberwaltungen  unb  bon 
pribater  Seite  für  ©dmlauSrüftuug  getfyan  wirb.  Sie  wirb  enthalten :  a)  ba§ 
bon  ben  ©d)ulbebörben  gelieferte  Watertal,  foweit  e§  ntd)t  in  Hauptabteilung  I 
jur  WuSfteflung  gelangt;  b)  bie  öon  ^ribaten  (frabritanteu  unb  Verlegern) 
eingefanbten  8d)ulau8rüftung§gegenftänbe.  Die  Äommiffion  behält  fid)  ba3 
ÄeaV  bor,  buraj  geeignete  Wafenafrneu  $u  behüten,  bafe  Dubletten  auSgefteflt 
werben. 

2(rt.  22.  —  Die  9lu5fieHung  ber  ^rioaten  beruht,  wie  in  ben  anbern 
©ruppen,  auf  ber  ^nitiatioe  ber  Sntereffenten.  Diefe  werben  bura)  3irtutor 
jur  ^Beteiligung  aufgeforbert  unb  Ijaben  fia)  bor  bem  31.  Ottober  1895 
an^umelben,  inbem  fie  jugleid)  if)r  9laumbebürftni3  be^eidfyneu.  9118  33ebingung 
ber  3»foff""8  flH*#  bafe  bie  ©egenftänbe  fdm)eijerifa>n  UrfprungS  unb  im 
allgemeinen  audfteOungSmert  fmb.  Die  Äommiffion  behält  fid)  baS  SRea)t 
bor,  ©egenftänbe,  bie  biefer  Eebingung  niajt  entfpredjen,  jurütf jumeifen.  3nt 
übrigen  finb  bie  Stimmungen  beS  'Allgemeinen  9teglemeute3  mafjgcbenb. 

3Irt.  23.  —  Die  ^uftrumente  für  miffenfcfcaftlic&e  SSerfuaV  unb  Demon» 
ftrationen  geböten  in  @r.  2,  wenn  fie  bon  iljren  @rftedern  ober  (Srfinberu, 
in  ©r.  17,  wenn  fie  bon  ben  Unterria^tSanfiatten ,  bie  fie  beftyen  unb  berufen, 
au$gefteüt  werben,  ©eograpfyfdje  Parten  tönnen  nur  bann  in  ©r.  1 7  ^ßlafc 
finben,  wenn  fie  bor&ug§weife  für  päbagogifa^e  Qmtdt  beftimmt  fiub. 

%Ärt.  24.  —  Spulen  erhalten  für  bie  bon  i^nen  aufgeteilten  ©ajulauS« 
rüftungögegenftänbe  (eine  greife. 

III-  Viflftitf^afrü^t  nnb  lifffrarlfAr  Jlrbrihn;  *jlfrofrruIi^nn.iftt  afler  Jitt; 
j£rirftfirifltit;  grlfljrff  Sfffllfifyufffii  unb  ifyrt  Jitbtiitn. 
%rt.  25.  —  Die  Organifation  biefer  Unterabteilung  übernimmt  eine  bura) 
ba«  Gentrallomite  gewählte  ©pejialtommiffion  bon  6  Witgliebern,  bie  fia) 
behufs  Orbnung  ber  äufeern  SJerljältniffe  mit  ber  engem  Äommiffion  ins  (Sin* 
Dernefynen  fefcen  wirb.  Sei  WeinungSberfajiebenljeit  entfajeibet  baS  Gentraltomite. 

ftnfjang. 

Art.  26.  —  Die  Äommiffion  für  ©ruppe  17  läßt  auf  bie  2anbeSau§= 
fteQung  Ijin  eine  ©tatiftif  beS  fd)weijerifd)en  ©a^ulwefenS  ausarbeiten  unb 
beröffentlia^en.  Der  ^Jlan  biefeS  2öerfe3  ift  bem  f$weijerifd)en  Departement 
beö  Innern  $u  unterbreiten.  Hufierbem  übernimmt  bie  engere  ßommiffion  — 
wenn  bie  Wittel,  weldje  ibr  oom  Gentralfomite  ober  ben  SBeljörbeu  überwiefen 
werben,  e§  erlauben  —  bie  Herausgabe  einer  ©ammlung  bon  Sonographien 
be3  fd)meijerifa)en  ©djulwefenS. 

Sutern.  Den  G.  Wpril  abfnn  fdjlojj  fia)  in  ©d)ö£.  (flt.  Sutern)  über  einem 
Wanne  bie  ©ruft,  ber  eS  woljl  oerbieut,  Dag  feiner  in  biefem  blatte  (Srwäbnung 
getfyan  werbe;  fyat  bod)  berfelbc  biele  biele  3af)re  treu  bem  Dienfte  ber 
Sdjule  geopfert  unb  war  er  ja  aud)  ein  treue*  Witglieb  beS  Vereins  ftatl). 
Seljrer  unb  ©<$ulmänner  ber  ©eftion  tMlttötjofen.  (S§  ift  bieS  .Iperr  Selker 
unb  #ira)meier  3of.  flunj  bon  ©a)ö$. 

<5r  erblidte  baS  2ia)t  ber  2öelt  am  28.  Wär^  1S28  in  ber  ©emeinbe 
©a)ö^.   6r  war  ba«  ältere  bon  jwei  ©efa)wiftem,  bie  fein  s-öater  Unterliefe. 


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Seine  Scbroefter  fkrb  borigeS  ^afir  in  SöeggiS.  Als  7 jähriger  .Qnabc  befriste 
er  Die  ^rimarfchule.  —  ©eine  SJerufSbilbung ,  wie  aud)  feine  ArbeitSfreube 
auf  bem  (Gebiete  ber  3ugenberjiehuug  r)atte  er  im  alten  ftlofler  6t.  Urban 
mit  feinen  Stubienfreunben  b,orf)n).  $rn.  Pfarrer  ©lanjmann  unb  feinem  im 
borigen  3ah"  ihm  im  $obe  borauSgegangenen  Kollegen  3.  Ambüljl  in  b.ierf 
in  ben  3abren  1843  unb  1844  geholt.  —  3m3ahre  1845  erhielt  er  feine  erfte 
Aufteilung  als  £et)rer  in  ßuthernbab,  (am  hierauf  an  bie  Schule  und)  6berS= 
feden  unb  alsbalb  und)  AlberSmü,  um  bann  balb  Darauf  nach  Schö$  in 
feine  £>eimatSgemeinbe  ju  überftebeln.  1874  Dertam'djtc  Der  Serfiorbene  bie 
Schule  mit  ber  SBermalterftefle  an  ber  3rrenanftalt  beS  ÄlofterS  St.  Urban.  — 
Am  10.  ÜHai  1875  fanb  er  burch  feine  SBeretjelichung  mit  ^3t)ilomena  SJlaier 
bon  Scböfc  eine  treue  SebeuSgefährtin,  bie  ihm  in  allen  Angelegenheiten  beS 
ßebenS  eine  bielbeforgte  ©attin  mar.  3t>re  (5b.e  blieb  finberloS.  $ie  SteUe 
al§  SSerroalter  in  St.  Urban  besagte  im  jeboch  nicht  recht  unb  fo  jog  er  1879 
roieber  midi  Sd)öft,  um  fict)  bon  nun  au  bis  an  fein  ÖebenSenbe  treu  bem  Schul» 
bienfte  $u  raibmen.  Da  er  ftetS  bie  Sparfamfeit  geliebt,  fo  mar  e§  ifmt 
möglich  geworben,  ein  eigenes  £)eim  511  grünben  unb  er  faufte  fid)  ein  ibölifcheS 
fianbgütchen.  (Sr  erroarb  fid)  bie  Achtung  unb  Siebe  aller  feiner  Mitbürger 
unb  fo  rourbe  er  jum  Amte  eine«  ÄirchmeierS  berufen,  roelcheS  Amt  er  gemiffenhaft 
unb  jum  Söeften  ber  Äirchgetneinbe  beforgte.  @r  befleibete  auch  biele  3ab" 
bie  Stelle  eines  SöermalterS,  eines  SBaifenbogteS  unb  $ireItor'S  ber  Armen» 
anftült  feiner  lb.  $>eimat§gemeinbe.  —  $5em  lejjteS  $af)i  berftorbenen  &rn. 
Kollegen  Ambühl.  tuic  auch  £mt.  ßunj  fehlten  nur  noch  eine  furje  Spanne 
3eit,  unb  fie  hätten  miteinauber  baS  golbene  2ef)terjubiläum  feiern  tonnen, 
bon  bem  fie  fo  oft  gefprochen.  —  Einige  iage  nach  2Öeihnachten  fteOte  fich 
beim  Serftorbenen  ein  $erjleiben  ein,  roelcheS  it)n  nicht  mehr  loS  ließ,  bis 
eS  fein  Opfer  geforbert  hatte.  — 

$x.  Äunj  mar  baS  dufter  eines  pflichtgetreuen ,  eifrigen  2er)rerS.  (5r 
mar  aber  auch  ein  braoer  3Wann,  in  beS  SBorteS  tieffter  SBebeutung,  fo  ebel 
im  Umgange,  fo  r)erablaffenb  gegen  jebermann,  unb  roobj  bürfte  man  fagen: 
er  b,atte  feinen  fteinb.  6r  bilbete  nicht  nur  ben  Äopf  ber  Schüler,  fonbern 
auch  $**b  ourch  feine  rooblmeinenben  Öet)ren  unb  fein  mufterbafteS  ©eifpiel. 
(Sin  wahrhaft  finblicheS  ©emüt,  harmlos  ohne  tfalfd),  fröhlich  m*t  bfn  tJftö^Iid^en, 
mitleibig  mit  ben  Armen,  milbthätig,  bon  ächter  unb  mirflicher  ftrömmiglcit 
burchbrungen  unb  geabelt,  melche  ihn  auch  )cnlc  'otHle  un0  fernere  ftranfbeil 
mit  aller  ©ebulb  ertragen  lehrte,  baS  mar  £>r.  Cehrer  3-  ßunj.  —  6r  fiarb, 
68  3ahre  alt  in  ben  Armen  feiner  treuen  ©attin,  bie  ihn  unermtiblich  pflegte 
unb  lag  unb  9totht  nicht  bon  ihm  mich-  $ie  grofje  Teilnahme,  roelaV  fich 
bei  ber  Jöeerbigung  beS  eblen  Cannes  jeigte,  möge  feinen  Angehörigen  ein 
*  mohlthuenber  iroft  fein.  —  2Bir  aber,  bie  mir  ihn  fo  motu*  fannten,  legen 
biefe  feilen  als  ein  befcheibeneS  3eichen  unferer  Achtung  auf  fein  ©rab  unb 
rufen  ihm  ju: 

„SBobl  £ir!  ruh'  im  ^rieben! 
©einen  i.'auf  btenieben 
ftaft  Du,  ©uter,  tooblaelebt. 
$eblicb  baft  35u  nach  SBermögen, 
Schnöber  fritelfcit  entgegen, 
©otte«  Sicht  unb  Wecbt  erftrebt.-  A.  M. 


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285  - 


Obmalben.  ©<$ulberi<$t.  (fa.)  S3ei  Slntofc  ber  »etrutenprüfungen 
ljabe  id>  mi$  mieberljolt  gefragt  —  unb  roo^t  manchem  ber  wetten  Öefer 
mag  e«  fo  ergangen  fein  — :  mie  bringt  Obmalben  bei  feinen  länblidjen 
95erljältnif|en,  bei  bielfadj  meiten  ©dnilgängen  unb  bei  berljältniSmä&ig  ge* 
ringen  ©djulopfern  bennodj  ein  jo  gtinftigeS  JRefultat  $u  fianbe,  bafe  e§  bei 
ber  päbagogifaVn  Prüfung  eine  ber  erften  föangftufen  einnimmt.  3d)  fabe 
beSfjalb  ben  neueften  SBerid^t  Uber  bie  ^rimarfdjulen  ObmalbenS  Don  ©d)ul* 
infpeftor  fiubmig  Omlin,  Pfarrer  in  ©aa^feln  über  bie  ©djuljafnre  1892/93 
unb  1893/94  mit  einiger  Weugierbe  in  bie  #anb  genommen,  mit  fteigenbem 
3ntereffe  gelefen  unb  ben  ©cpffel  jum  Probleme  gefunben. 

9lu3  biefen  fc&lia)ten  blättern  meljt  uns  ein  mariner  #aud>  ebler  93e= 
geifterung,  bie  nui)t  nur  im  fterjen  be§  eblen  flinberfreunbeS,  be§  ©#ul- 
infpeftorS,  befielt.  6r  tjat  bie  ftreube,  biefe  ßiebe  unb  Opferfreubigfeit  gegen 
bie  3d)ule  auf  ber  ganzen  fiinie  bei  allen  Elementen  311  finben,  bie  ju  einer 
gebeif)lic$en  ßntroidlung  be§  ©dmlroefenS  jufammenmirfen  müffen.  ©emeinbe 
unb  ©taat  fjaben  feit  3aljren  (eine  ©elbopfer  gefpart,  neue  ©djulljäufer  unb 
©dmflofale  fyerjufteflen.  3n  wenigen  Monaten  ijält  man  „9lu§jug  aus  ber 
legten  alten,  traurigen  ©djulbarade."  $ie  Sefjrfräfte  mürben  Dermeljrt  unb 
bie  Arbeit  geteilt,  fo  Dan  „bur$f<$nittlid)  nur  meljr  38  ftinber  auf  eine 
©djule  fommen";  bie  Sefyrerbefolbungen  mürben  flberaO  erfjöbj.  <Da8  Minimum 
beträgt  Ijeute  1000  §r.  2Bo$l  ben  glüdli#en  ©riff  aber  tljat  bie  Regierung 
öon  Obmalben,  bajj  fie  bie  2öirtf$aft3tajen,  9"*  6000  §r.  jäfjrlid),  ber 
©djule  jur  $uffnung  be8  ©$ulfonbe§  überlädt.  3n  ben  meiften  ©emeinben 
liefern  bie  Korporationen  baS  §013  jur  Se^eijung  ber  ©<$uflofale  umfonft. 
91n  ni<$ts  rourbe  im  ©erlaufe  öon  20  Sauren  meljr  gegiftet  als  an  bie 
armen  ©$ulfinbet,  mürben  bod>  einjig  im  3a$re  1894  für  OTtttag^f Uppen 
6188  $r.  unb  für  SBefleibung  armer  ©<$ulfinber  fomie  für  «rbeitsftoff  für 
bie  Brbeit8f$ulen  3660  $r.  berauSgabt  unb  im  ©erlaufe  bon  30  3a^ren 
ein  ftonb  oon  91,818  $r.  für  ElittagSfuppe  unb  ©efleibung  armer  ©a>il« 
finber  jufammengelegt. 

6§  ift  ber  ©emeiS  eines  eblen  (SJjaratterS,  menn  ein  93olf  bie  Opfer» 
minigfeit  ber  33eljörben  ju  fdjä^en  meifr.  Xas  Obmalbneröolf  beroeiß  biefen 
Gfjarafter;  e8  geljt  £>anb  in  £>anb  mit  feinen  99eljörben  unb  Regierung  in 
ber  Pflege  unb  pebung  beS  93olf8fdmlmefen8.  $a8  erfennen  mir  au3  bem 
auBerorbentlia)  peinigen  58efua>  ber  ©acuten.  $ie  Slbfenjen  bilben  öielerortS 
eine  faft  unheilbare  2öunbe  unb  ein  arger  £>emmf$ufj  im  93olf8fd)ulroefen. 
Um  fo  moljltyuenber  berührt  e8  und,  menn  aus  ben  bie(gej$mäl)teu  finftern 
Urfantonen  einer  —  Obmalben  —  mit  einem  ©eifpiele  borangeljt,  ba8  mandjen 
fortfa^rittlia^en  ©täbtetanton  in  ben  ©Ratten  fteQt.  ©0  finben  mir  in  ber 
Jmaben'Unter|<$ule  in  ©amen  35°/,,  oljne  Mbfenjen,  in  ber  5J?äba>en- 
9Wittelf($ule  ©amen  44  «/0;  in  ber  «nabem Oberfaule  ©amen  45«/0;  in 
ber  WäbaVn-Oberfajule  ÄernS  38  % ;  i"  ber  3KäbaVn-Wittelfc()uIe  in  ffemS 
47  •/,  unb  in  ber  Unterfa)ule  63  °/o ;  in  ber  ^äbtt)en«Oberfa)ti(e  ©aa^feln 
66  •/( ;  in  ber  gemifd)ten  Unterfd)ule  ©allein  52  °/0 ;  in  ber  Wäbdjen-- 
Oberfa^ule  ßungern  46  «/o  unb  in  ber  TObdjen'Unterfdmle  ßungern  65  "/„ 
ohne  s31bjen.jen.  W\\  'Kedjt  erfennt  aber  ber  [jodjiu.  sjx.  ©c^ulinipeftor  im 
fleißigen  ©a)ulbefua)  bie  erpe  9iote  bem  einfamen  ^ela^tb^al  mit  30  °/0  o^ne 


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Wbfenjen,  roo  geroife  Sturm  unb  ©#neegeftöber  oft  genug  ©runb  gurn 
„Dabeimbleiben"  gäben.  TOit  ftreuben  tonn  er  fonftatieren,  bafe  bie  ©<$uU 
abfenjen  innerhalb  weniger  3abre  um  Die  $älfte  jurücfgegangen  ftnb,  ja: 
„e5  gibt  ©emeinben,  roo  ber  ©duübefud)  taum  inetjr  ein  fleißigerer  fein  fönnte." 
2Benn  bie  ©emeinbe  ©tönrtjl  frehoiQig  für  bie  ftnaben-Oberfdutle  jtott  ber 
9Bieberbolung5fd)ule  mit  nur  240  ©tunben,  roie  es  ba$  bieten  oorfcbreibt, 
einen  roeitern  2öinterfur§  mit  500  ©tunben  eingeführt  Ijat  unb  alle*  mit 
biefer  Einrichtung  jufrieben  ift,  obgleich  in  biefer  ©emeinbe  ein  viertel  ber 
©cbüler  einen  ©cbulroeg  üon  einer  ©tunbe  unD  bürüber  lurücfjulegen  r>at, 
fo  jeigt  ba8  roaljrhaft  »on  grofeem  SBcrftänbniS  unb  Siebe  jur  ©dwle. 

Wnberfeit§  aber  beroeifen  biefe  Umftänbe,  bafe  bie  44  Sefjrfräfte,  bie  an 
ber  obroalbnerifa>n  55otf*f^uIe  (©etunbar*  unb  Äletntinberlebreriu  nicty  in« 
begriffen),  uämlid)  1 1  Sebrer,  30  OrbenSfcbroeflem  unb  3  mrltlicfc  Seherinnen 
ifjren  fyotyn  Öeruf  im  allgemeinen  in  fegen§reicf)er  2öeife  ausüben,  unb  ben 
JNnbern  Siebe  jur  ©d)ule  unb  jum  Semen  beizubringen  roiffen.  #err 
©d>ulinfpeftor  freut  fid)>  baß  er  feinen  lieben  Sef/rern  unb  Seherinnen  biefeS 
2öort  ber  Wnerfennung  unb  ber  3ufr'CDenbeit  auSfpredjen  lann,  baS  fie  in 
ber  garten  fdnoierigen  ©djularbeit  roobl  oerbient  baben.  Wber  im  allgemeinen 
ift  er  mit  Soben  unb  Stürmen  etroaS  fparfam  geroefen.  Die  ruhige  [abliebe 
Darftethmg  ber  3#atfa<fcn  unb  ©chuljuftänbe  finb  übrigens  ba§  fünfte 
Sob  für  Seljrer,  Eeljörben  unb  SJolf. 

(5in  fo  tjarmoniiibeS,  opferfreubigeS  3ufa mm* nmirfen  jmif^en  93olt  unb 
Söebörben  auf  bem  ©ebiete  be$  ^olfSfdjulroefenS,  mufe  bie  berrlicbften  ftrütbte 
zeitigen.  Die  rubmeöroerten  SRetultate  ber  ftefrutenprüfuugen  in  Obroalben 
tonnen  und  bafjer,  in  biefem  Sickte  betrautet,  nic^t  mebr  in  ©tarnten  fejjen. 
Unter  einem  93ölflein,  ba§  bie  ^ot)e  Sebeutung  ber  93olf3bilbung  erfonnt  bat 
unb  fo  boeb  fcbä£t,  ift  e§  eine  bantbare  ja  beneibenStoerte  Aufgabe  auf  bem 
©ebiete  be§  ©cbultoefen*  tbätig  ju  fein. 

9lflerbingS,  nichts  ift  boflfommen  unter  bem  loefelnbeu  9Jlonbe.  £>err 
©djulinfpeftor  felbft  ift  ber  erfte,  ber  mit  allem  ftreimute  manage  rounbe 
Stelle  berührt.  Drei  &ennjei$en  einer  guten  ©djule  jiebt  er  bei  feinen 
Urteilen  in  (Srroägung,  bie  fid)  bafjer  mie  brei  rote  fraben  bureb  feinen  S8erid)t 
^inburcbjiebeu :  bie  äußere  ©dniljucbt,  ber  gute  metfjobifrfje  Unterricht  unb 
bie  6r$iebung  unb  33ilbung  be§  .frerjenö.  Webt  eine  blofee  „Semfabrif  barf 
ibm  bie  ©cf)ule  fein.  Die  Äenntniffe  ber  Jfinber  bürfen  nicht  ein  „troefener. 
geiftlofer  ©ebäcbtniStram"  fein,  ber  ben  ßinbern  „bie  ^reube  am  Semen  unb 
an  ber  ©cbule  oerleibet."  ©emüt  unb  ©efübl  beS  #inbe§  oerlangen  eine 
ganj  oorjüglia^e  Pflege.  „Die  moberue  ©cf)ule  fe&t  ibre  SBilbungSpebel  am 
#opf  beS  #inbe§  an  unb  ba§  ift  eben  grunbüerfeblt.  SRenfchenbilbung  obne 
Gerzens-  unb  <5h<irafterbilbung  ift  ein  $au  obne  gunbament  unb  ein  iBaum, 
bem  bie  treibenbe  unb  näbrenbe  SBurjel  fehlt.  3n  ben  Siefen  beS  ^erjenS 
ruben  bei  jebem  Wenfa^en  bie  beftimmenben  unb  treibenben  fitttieben  Äräfte 
unb  bort  fnüpft  aud)  bie  ma^re  (Sr$iebung  an."  ^n  biefen  menigen  ^Borten 
liegt  baS  ganje  Programm  einer  eblen,  mabrbaft  djnlilidicn  $olt§bilbung. 
3n  meinem  Wa&e  ber  ^)err  3nfpeftor  ber  ©djule  einen  erjieberifcben  Geratter 
jufchreibt,  ge^t  aua)  barauS  Ijeröor,  ba$  er  bie  ©d)ulbi5jiplin  als  erfteS 


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—    287  - 


ftenujeichen  einer  guten  Schule  etfennt,  nämlich  „^ünftlichfeit,  ftufje  unb 
Orbnung,  Steinlichfeit,  Hnftanb  unb  £öfli#eit4" 

2Bie  überall,  fo  fcheint  übrigens  auch  in  Obroalben  baS  ©chmerjenSfinb 
für  Sehrer  unb  Seherinnen  bec  Wuffa£  $u  fein.  Wber  ebenfo  oortrefflich 
möchten  mir  auch  bie  SöMnfe  beS  {jodjm.  .vmi.  ©chulinfpeftorS  nennen,  Ijieriit 
eine  SBefferuug  r>erbeijufü^rett.  §r  roill  jroar  ben  "Sialeft  nir^t  ganj  aus  ber 
Schule  öerbannen,  boch  foQte  ber  ©chüler  gewöhnt  roerben,  „afle  Wntroorten 
unb  jroar  in  einem  ooQftänbigen  ©afce,  in  guter  jchriftbeutfcber  ©prache  ju 
geben."  SBirb  etroaS  gelefen,  fo  foOte  er  baS  ©elefeue  in  fchriftbeutfcher 
©prache  roieber  ersten;  eS  |*ou"te  eine  SBort«  unb  ©a&erflärung  baran 
gefnüpft,  überhaupt  bie  ©pradjlehre  mehr  gepflegt  toerben.  $ie  fehler  in 
ben  fchriftlichen  Übungen  füllten  mit  bem  (Sinjelnen  oor  ber  ganzen  Abteilung 
befprodfjen  roerben.  ©o  mürbe  fia)  ber  ©chüler  aflinählig  f^crtigf eit  unb 
Sicherheit  im  fchriftlichen  91u3brucf  ermerben. 

stauch  9cuhmeSroerteS  unb  manch  trefflichen  SQÖinf  beS  £>errn  ©cbul* 
infpeftor  liejje  ficf>  noch  beifügen.  Doch  genug.  Schreiber  biefeS  fte^t  jroar 
bem  obroalbnerifcben  ©cbulroefen  ferne;  ober  er  glaubte  gegenüber  ben  Dich 
fachen  Wn[chulbigungen  biefe  etjrenrettung  ber  fathotifchen  SBolfSfchule  311 
fchulben.  Obroalben  barf  bamit  ein  neue*  SRubmeSblatt  feiner  l)errlid)en 
£ulturgef  Richte  beifügen.  ©0  lange  ein  58olf  ein  fo  tiefeS  3$er|tünbniS  für 
feine  ^öc^jten  3ntereffen,  für  feine  eigene  (Srjiehung  unb  SBilbung  hat,  ift  eS 
noch  nicht  reif  für  eine  SBunbeSDormunbfchaft  im  ©ajulroefen. 

St.  (Batten.  —  p—  Öeiber  bat  |>err  ^rofeffor  SBalter  Don  9Irr. 
feine  ehrenüolle  Berufung  als  ft.  gaüifcher  ©eminarbirettor  abgelehnt. 
3Bir  tonnten  eS  begreifen,  roenn  feine  greunbe  in  ©olotfjurn  9lnftrengungen 
matten,  bem  brohenben  Skrlufte  borjubeugen,  tjofften  aber  bennod),  ber 
Dcrefjrte  ©eroählte  roerbe  oem  an  ihn  ergangenen  Stufe  golge  leiften,  jumal 
im  flanton  ©t.  ©allen  feine  2öar)l  allfeitig  begrüßt  rourbe. 

Unfer  (SrjiehungSrat  ift  alfo  in  bie  Sage  üerfefct,  fid)  nach  einem 
neuen  ßeiter  auf  5Jcariaberg  umfeljen  31t  müffen.  9tad)  ber  Meinung  bieler 
roären  unter  ben  je&igen  ©eminarlebrern  foldje  ju  finben,  bie  fid)  für  biefen 
öatanten  Soften  eignen  mürben,  nur  müßte  üort)er  bie  ©eminarorbnung 
reüibiert  roerben,  ba  biefelbe  bem  Direftor  ben  Unterricht  in  3)eut[ch  unb 
^äbagogifcb  überbinbet.  $)iefe  53eftimmung  bot  fic^  ganj  ftc^er  überlebt, 
ift  nichts  mehr  unb  nichts  roeniger  als  ein  3°Pf-  SBarum  fann  nicht  auch 
ein  9Jcatbematifer  ober  ein  Sehrer  ber  9caturroiffenfd)aften  ein  öorjüglicber 
$ireftor  [ein,  roie  umgetehrt  ein  guter  SJireftor  unb  tüchtiger  ^5eutfchs  unb 
^äbagogiflehrer  nicht  immer  in  berfelben  ^Serfon  oereint  finb.  $er  Gr» 
iiehungSrat  hat  nun  bie  ©tubienfommiffton  beauftragt,  auf  nächfte  ©ifcung 
eine  9feoi|"ion  ber  ©eminarorbnung  oorjulegen.  Ob  biefe  föeüifion  im 
3ufammenhange  ftehe  mit  bem  oben  Wngebeuteten  (iBefÖrberung  eines  jefcigen 
©eminarlehrerS  jum  $ireftoren)  roiffen  roir  nicht  ganj  beftimmt,  fönnen  roir 
nur  oermuten. 

Die  ft.  gaflifche  ßetjrerfchaft  roirb  auch  «ner  folchen  eoentueflen  2öabl 
ohne  Vorurteil  gegenüberftehen.  Wöge  eS  unferer  ßrjiehungSbehörbe  gelingen, 
auf  biefen  oerantroortungSooflen  unb  fchroicrigen  Soften  einen  Wann  51I  finben, 
ber  beS  3utrauenS  aüer  roürbig  ift  unb  ber  für  ein  fröhliches  gortblüben 
beS  ©eminarS  genügenbe  ©ernähr  bietet. 


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-    288  - 


3«g.  ßefeten  <Drittmo<h,  ben  24.  sJlpril  fanb  auf  bem  herrlich  gelegenen 
SRofenberg  ob  3ug  bif  Verfammlung  ber  Seition  3ug  be*  Vereins  fatholifdjer 
Öftrer  unb  Schulmänner  ber  Schroeij  ftatt.  Schabe,  bafe  baS  Setter  nicht 
ganj  günftig  mar,  maS  manche  TOglieber  unb  Sc^ulfreube  Dom  Vefudtje 
abgehalten  dat.  immerhin  roaren  bie  ©emeinben  Saar,  ßhmn,  §ünenberg, 
<DJenjingen  unb  3U9  Dtrtreten  unb  eine  recht  erfreuliche  Äujahl  Teilnehmer 
erf Lienen.  Wach  ber  Vegrüfeung  burch  baS  ^räftbium,  baS.  anfnüpfenb  an 
bie  rounberherrlich  aufblütjenbe  ftrühltngSnatur,  aud)  für  baS  Schulleben  folch 
boffnungsoofle  StuSblicfe  tt»ünfdr>te,  hielt  §err  Sefunbarlehrer  Staub  in  Saar 
ein  inhaltlich  unb  formell  gleich  ausgezeichnetes  Referat  über  baS  neue 
Metall  Aluminium  unb  führte  und  bie  (gefliehte  feiner  €ntbecfung,  fetner 
©eminnung  bon  beu  erften  Anfängen  bis  in  bie  neuefte  3fit-  fetner  (Sigen« 
ntaftcn,  feiner  gegenwärtigen  unb  jufünftigen  Verroenbung  für  baS  priüate 
unb  öffentliche  Öeben  bor,  alles  zugleich  mit  ber  notmenbigen  Veranfd>au= 
(ichung.  So  mürbe  in  jmei  eraft  ausgeführten  3eu$nungen  bie  ©eminnung 
beS  Aluminium«  in  ber  ftabxxt  in  Heuhaufen,  flt.  Schaff  häufen ,  nach  bem 
£eroult'fchen  ^rojefe  trefflich  ifluftriert.  —  $er  allgemeine  SBeifaQ,  ber  bem 
Referenten  am  Schluffe  feines  Vortrages  gesollt  mürbe,  mag  ihm  eine  Meine 
Belohnung  fein  für  bie  Dielen  2Jcür)en,  benen  er  ftch  bei  feiner  Arbeit  unter* 
pgen  ^at.  —  9cacfjr)er  referierte  Seminarbireftor  Baumgartner  über  ben  Stanb 
ber  Schulbantfrage  ber  ©egenmart.  9iachbem  juerfl  bie  Mnforberungen,  bie 
bie  heutige  3"t  an  f <ne  gute  Schulbant  fteflt,  nach  ber  h&gitinifa)en,  päba« 
gogifchen,  technifchen  unb  finanziellen  Seite  hin  erörtert  raaren,  mürben  bie 
roichtigften  Schulbaniföfteme  ber  Schmeiß  fur$  befprochen  unb  bann  noch  «n 
Vlicf  aufs  SluSlanb  gemorfen.  2öät)renb  ber  Vefprechungen  jirfulierten  bie 
Wbbilbungen  ber  einzelnen  Vanffofteme  unter  ben  3uli>örcrn.  —  $ei°e  Vor» 
träge  merben  mit  ber  3«*  in  ben  „^äb.  blättern"  erfcheinen,  baher  begnügen 
mir  un»  fyier  mit  biefen  aOgemetnen  Slnbeutungen. 

91m  Sehl uife  mürben  noch  bie  Vorbereitungen  auf  bie  ©eneralberfammlung 
unfereS  Vereins  befprochen  unb  bem  SeftionSfomitee  ber  Auftrag  gegeben,  bis 
anfangs  3unt  beftimmte  Vorf abläge  jur  Organifation  beSfelben  Dorjulegen. 

W\i  bem  Veroufjtfein,  einige  lehrreiche  unb  zugleich  gemütliche  Stuuben 
mit  einanber  oerlebt  $u  haben,  Rieben  bie  SJcitglieber.  9luf  balbige« 
28ieberfet)en!  — 


$ä*<s0O0ifd)e  fiitteratur  unb  £ef>rmittel. 

fflnftoBD^btlitlctn  für  Inf  Soll.  Rur§gefa&te  Untertoeifung  über  ba«  anftänbige 


hanblung  ß.  Huer.  175  8t.  $rei*  50  $f.—  Langel  an  .s> ö fi t di f o i t  unb  »nftanb 
benagt  man  oielfad)  bei  ber  beranroadjfenben  3ugcnb.  fehlt  freilief)  niebt  an 
Hmueif  ungen  )u  einem  anftänbigen  8 cnefj men ;  aber  biefe  ftehen  üielfadj  auf  flauj 
realiftifd)em  93oben  unb  nehmen  feine  Miicf fidu  auf  bie  chriftlich*religiöfe  (*rjie&uug. 
Daburch  wirb  ftöfltchfcit  meift  liiaennufe  unb  Selbftfucht.  —  $a*  oorliegenbe 
2Jücf)lein  baut  feine  ßefjren  auf  iiofitiuntiriftlicfiem  sBoben  auf  unb  gibt  fo  ben 
formen  be«  Hnftanbed  unb  ber  £öfüd)feit  einen  religtöfen  unb  §n>ar  d)riftlicben 
'behalt.  3ubem  ift  eö  in  leidet  oerftänbiger  ©pracbe  abgefaßt.  98tr  motten  e« 
allen  försietjern  unb  ßehrern  be8rjalb  beften«  empfehlen.  6*  ift  billig  unb  fdjön 
au*gcftattet. 


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Wumcnlefr  and  brutfdicn  Auffafcei. 
10.  Solche  iöaucrn,  roeldje  .vmhncr  unb  £auben  baben,  freffett  oft  bic  (£rbfeu. 
It.  Sebln»  diu*  ©riefe»:    Auf  balbigc  Antmort  ocr*id)tct      2)cin  W.  91. 

12.  Die  alten  2)cutfd)cn  ucrebrlcit  ftreim  al«  GJÖttin  ber  chrlidjen  fiiebe. 

13,  3n  mürbe  aufgeführt:  Ulrich  VBicfarb.  SJatcrläubifche«  3d)aufpicl  in 
|önf  Atticn. 

U.  ©eint  ^oftplafe  Ünb  bie  ÜBoft,  ba«  Iljeatcr  unb  ba«  iHegicrung«gcb3ube, 
Ivo  alle  £icnftage  ^ietjninrft  abgehalten  loirb. 
15.  Viiii  ber  $Recitation«Jtunbc: 

„$odj  mtfl  er  mir  gönnen  brei  Xagc  3*it» 

St«  ich,  bie  Scfimcfter  oom  (hatten  befreit." 
Au«  ber  „iraumfrau": 

„©«  raufdjt  ihr  ffleib,  bocfi  feiner 

ffiirb  oon  bem  jRaufdje  mad)." 
(ftatt:  „oon  bem  Laufenen  mad).*) 

16  ®in  fogen.  ^robeauffafc  (mörtlid)).  $er  Äonig  ßeopolb  wollte  einmal« 
ber  flaifer  Albret  fein  Siater  befuebeu,  aber  roeun  in  ba«  Sßala«  ging  ber  große 
fcunb  be«  ftaifer«  (taub  an  bic  Ihüre,  unb  lafft  er  nicht  hinein.  ßeopolb  mürbe 
böje  unb  tobte  ber  §unb.  SBenn  aber  ber  Äaifcr  Silbret  hörte  ba«  fein  liebrtdjc 
fcunb  getöbtet  mar,  erfammeltc  er  feine  ganjc  .frof  unb  fagte:  „Sie  meifjen  alle 
ba»  ber  §unb  mir  licblidi  mar,  unb  id)  null  bae  berjenige  meldte  ba«  £mnb  gc* 
tobtet  bat  bürftig  geftraft  fei."  VBenn  ftriebrid)  ber  ©ruber  be«  ßeopolb«  ba« 
borte  lafe  er  ftd)  an  bie  $ühc  feine«  ©ater«  fallen  unb  fagte,  ba«  er  ba«  £unb 
letöMct  habe,  unb  ba»  er  geftraft  roerben  mnfj,  aber  roenn  ßcopolb  ba«  fat)  ging 
rr  bei  fein  Sater  unb  fagte:  «Rein  mein  ©ater  frriebrid)  bat  iqr  fcunb  nicht  ge= 
lobtet  ionbem  id)  habe  c«  getabu."  Der  Stonig  mürbe  gerührt  nnb  fprad)  mit 
tränen  in  bie  Äugen.  „3dj  habe  jmar  eine  gute  ftunb  oerloren  aber  id)  habe 
bie  SBrubcrlicbc  meiner  Söhne  fenne  gelehrt. 

»rieffaften  ber  töebaftiötü 

K.  D.  F.  8.  in  B.  —  Dr.  Sch.  in  R.  —  A.  K.  in  8ch.  —  3bre  merten  Arbeiten 
toerbeu  ©ermenbung  ftnbcn.  —  R.  D.  P.  F.  8.  in  E.  ßeiber  für  biefc  ftumnter  ju 
toät  gefommen;  mirb  in  ber  näd)ften  Kummer  erfd)eincn.  —  R.  D.  J.  Sch.  in  W. 
fceften  Danf!   Sehr  gut  oerroertbar.  — 


fn  femte. 


Verlan  ber  Siitfibnitferei  v>nticr  in  Mltborf. 

??agcr,  Aufgaben  im  fdjrifilidjen  töedjnen  bei  ben  Stefrutenprüfungen.  10.  Auflage. 

tHnjelprei«  40  iHp.   Sd)lü[fel  baju  20  8tp. 
3?agcr,  Aufgaben  im  lunnölidjcu  McajncB.   2.  Auflage.   40  JHp. 
ftager*  „Ucbunaöftoii  für  *  ortbilbuiigefdjulni"  erfdieint  um  Witte  ÜRai  tu 
 jmcitrr,  nidjt  roefentlicb  oeränoerter  Anflüge.  (D$  4073) 

~^wexfeC=^ebex,  &t  Raffen, 

empfiehlt  höflidjft  feine  Sammlungen: 

4t(»lt«i*4t«%  VieDerbndj  für  5djtocijerfdjulcn.  8.  Auflage.  Ausgabe  A  65  SRp. ; 
yviUrTia,  Ausgabe  Ii  95  9ip. 

\  litiMtt*rt  fi*it  *°  l'ieöct  f"r  »>raucnd)orc,  in  furjer  3eit  ftarfoerbreitetc 
*Mfl  III  U  PI  II,  Sammlung;  in  Vcinroonb  1  ftr.  50  Mp. 

&cfymetlextixxQ&-&axxxm£uxiQetx 

für  Sdjulcn  unb  Woturfreuntte. 

tyegcn  ©iufenbung  oon  20  Äp.  in  ^riefmarfett  liefern  mir  franfo  eine  pradjt- 
Dofle,  12  Seiten  ftarlc,  mit  Photographie  illuftrierte  Sd)metterling«^rci«lifte. 

^ic  (vrpcb.  ber  „$nb.  Blätter"  in  ^ufl. 


[pro  flftni:  "~"| 


Unterhaltender 
interessanter 
Text: 

Romane 

Novellen 
Dorfgeschichten 
Humoresken 
fieisen 
Geschichtliches 
Kunst 
Technik 


Für  die  Frauen 
und  Kinder 

Monatsschau 

Zeitereignisse 
•      •  • 
Reicher, 
und  schöner 
Hilderschmuck. 


'Tl  1*  bic  2Bogcn  bc8  d)inefifd)= 
^  japanifchen  ftricgeS  am  l)öcb= 
ften  gingen,  brachte  bie  „Slltc  unb 
9ieuc  äöclt"  bic  mit  fo  meiern  ©ei» 
fall  aufgenommene  SIrtif el  *  <5erie 
über  3apan.  Unb  jefct,  roo  bie 
erften  Wadjriditcn  über  bafc  frieger* 
ifdic  Sotarten  ber  ftranjofen  auf 
SJiabaga&far  eintreffen,  beflinnt  ba« 
oorlicflcnbe  ßfjfl  eine  biefe«  boefr 
intcrcffantcCHlanb  betreffenbe  9teifc= 
fcbilbcrung,  bic  mit  jablrctcbcn  nach 
Criginalpbotograptuen  bercjeftcllten 
CUluürationen  au*a.cftattet  ift.  — 
?luö  bem  reidi  bemcffcncii  nouclIift= 
ifdicn  Zeile  fei  bie  tf-rjähluna  „25  er 
Ruberer"  berorgeboben,  bie  eine 
crgrcifcnbc  l*pifobc  au*  bem  bcrücfc 
tigten  ftabcrfelbtrcibcn  jur  Dar* 
ftenung  bringt.  Der  übrige  Inhalt 
ift  burd)  bie  gemobute  Mannigfaltig* 
feit  ber  bcbanbelnbeu  Stoffe  au*-- 
gejeiebnet. 


Juni  Sfreife  von  50  Hf&. 
momitTidi  ein  flarftcs  ^fofio-^eft 


WteJftiüeWett, 

3llu*tr(evte*.  harboliacbea  Jfamiltenblatl . 


©erlafl  von  Ben;iger  $fe  <£o. 

f  iiifirörln,  tälnlDaljut.  fiöln. 

|    3U  tydben  in  jefcer  8ud?t?anMuttg. 


ii>»im»i!.r 


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pün«,on,i|il)e  Blattet. 


$treiniflttttfl 

dt«  „S*wei|.  «riieN«B«freuBlic«"  im»  Kr  „Wlauo*.  fltMMtlftrifr". 


bre  Verein*  katljol.  Jtlirer  unb  SdjulmÄnner 

■ 

ber  Scroti* 

unb  bcä  fd)ü>ci,scrifd)cn  fatljot.  <£rftiel)unr|£t>ertiit$. 


£rorttrr  .Satyr  gang. 

10.  £eft. 

«irfdjctat  2  Sogen  frarf  je  ben  1.  unb  15.  eine«  jeben  2Wonat8.) 


3uo. 

f)rud  unb  Gjpcbition  oon  3.  J».  «lunfd)i. 

1895. 


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«tut 

1.  ^ctHart  im  SMfltc  Dr6  bl.Sbomn*  t»  Vlquii.  (SJon  6t.  in      (Sraubünben.)  289 

2.  söcrufeftrnbc.  (ßofc  efijjcn  oon  H.      2ct>rcr  in  O.)       ...  2»2 

3.  llBtcrridUMricfc.  («on  J.  8ch.,  ©cf.=2.  in  Z.)   298 

4.  iW  m\tu,  bic  Dein  Vebrcr  im  (garten  der  (&rgtebuaa.  bittbc«.  (öon 

ßt&rer  3of.  ©d)&ncnbcrflfr  in  Ujna<ft.)   301 

5.  2>tc  €<bnle,  ber  Kcbrcr  unb  bic  SRa&iflfftt*faflf.  ($on  3.  in  SB.)  303 
»3.  $ic  frcibnrftif(bc  fReqipnalfiljuIc   :  09 

7.  $ie  öcmfdjcn  eajulmcifter  b.  b-  bie  Ucimorkbrcr  ber  Stadt  3ua,  1460—181)5 

(»on  H.  2lfd)n>anbcn,  ijcfjrer  in  3ug.)   311 

8.  ^abafloaiftöc  Wmbfdtau   .315 

9.  fittmUto  ^ittcratnr  usb  ttebcmittel   318 

10.  gcrfftiebcRe* 
n.  3if eraic. 

 <*-Ä-0  


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gteteinigung 

bt8  „Sajtoeiv  (fqief)ungsfreunbcfl"  unb  ber  „$abagog.  ÜRonatefdjrift". 
unb  bcd  fdjtveifterifdjctt  fatljol.  ($r$te(jmtgdberctn$. 


3ttg,  15.  m\  1895.  Jtf  10«  2.  ^raana 


9ieba!tion8f  ommiffion: 

W«  €cnttnarbiteftorca:  g.I  ftaa),  tytrtrtMatcra;  $.  »autnaartaet,  3««;  Ne  }e4».  $«rn:  ©t.  gri6»I. 
Vef*T,  Vrcf.,  ttljur;  8co  »tnj,  Warm,  ««§,  *t.  £t.  Sadm  unb  $m  Starrt  Wlpflt  tn  ftrftftlb,  ttri. 
DU  ff  iafcabaagta  flu»  an  £emtnarbtr<rtor  Baumgartner  |u  ri$trn. 

Abonnement: 

9Tf4cini  monatll$  2  mal  le  ben  1.  nab  tb.  be«  Monat«  aab  taflet  iaftrQ*  für  BmiMmiiaJltbu  4  j$r.; 
fftt  te&ramtlfanblbaJen  3  gt.;  fftt  ?Ud>tmUgUtber  5  5».  Beftelluagen  Mm  Cerleaer:  3.  SR. 
0(aafc$(,  fcutbbrudtt,  3n8*  —  3nf«tate  rncrbca  bie  'Petltjeile  mit  10  9lp.  btrc&aet. 


jkr&art  im  £id)te  5es  l)t.  Stjoimw  t>.  Slqum. 

OBon  ©t.  in  X.,  ©raubünben.) 

B.  fcerbart  (1770-1841.) 
(ftortfefcunfl.) 

2öir  fjüben  in  ber  Einleitung  furj  gejeigt,  roela>  Stellung  ber  Ijl.  $l)oma3 
im  Mittelalter  unb  überhaupt  in  ber  djriftlictjen  TOlofopljie  einnimmt. ')  Um 
einerfeitS  aua?  §erbart  geregt  $u  merben  unb  anbererfeitS  für  feine  $fnä>logic 
einen  fiebern  9fo3gang5punft  $u  geminnen,  mflffen  mir  fragen: 

SBeldje  Stellung  nimmt  $erbart  in  ber  neuen  beutfcfjen  ^fnlofopljie  ein? 

9lid>t  mat)r,  eine  große,  roeitfidftige  ftrage!  2Bir  (önnen  aber  nur  fo 
Diel  bringen,  al«  abfolut  notmenbig  ift.  SBenn  ber  Seljrer  genügenbe  Söilbung, 
fiuft  unb  3"*  °if  ©efa)td>te  genauer  ju  unterfua^en,  fo  greife  er  na$ 
ber  erflen  beflen  w©efa)i$te  ber  ^ilofopt)ie." 2)  2öifl  un3  jemanb  fo  ber 
trägen  %u3flud)t  befdfyulbigen,  fo  antworten  mir:  „Ttäfyern  ftuffctyufs  gibt 
bie  9?ebaftion".  —  9?un  jur  <Saa)e! 

W\i  bem  $t;ilofopr)en  flant  (geb.  1 724)  beginnt  bie  neuefte  5JMjilofopljie, 
naa)bem  man  freilia)  fct)on  lange  bie  tt)omi[tifct)e  ^fjilofopljte  berleugnet  unb  infolge 
beffen  in  ben  ^3antt)ei8mu8  unb  ©cepticiSmuS  hineingeraten  mar.  &ant 
begann  feineu  „3beali8mu§"  mit  „ber  Jfritil  ber  reinen  Vernunft",  bann 
„ftritif  ber  praltifctjen  Vernunft."   £>egel  enblid)  Irnt  ben  #ant'fd)en  „Sbeal-- 

*)  @cfd>id)te  ber  Wlofopbie  oon  Dr.  ©tötfl. 

*)  3n  $«ft  9Jr.  9,  pag.  2«2,  alinen  unter  a)  ItcS  ftatt  „pf nd)if d>c  ober  moralifdK 
llrfadje"  p&ttfifdje  ober  moralifdje  Urfad)e.  — 


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-    290  - 

iSmuS"  auf  bie  abfurbefie  Spifce  getrieben,  liefen  folgten  noa)  anbete  me$r 
ober  weniger  Dermanbte  ©Dfleme,  bis  enbliä}  bur#  f)erbart  eine  entfe&eibenbe 
»eaftion  gegen  ftant  unb  9to$folger  eintrat.  6r  felbjt  nennt  feine  $$ilofopl)ie 
gegen  ben  3bealiSmuS  „ScealiSmuS."  9llfo  ift  feine  ©teflung  eine  mistige, 
berDorragenbe  in  ber  Sntmirflung  ber  neueften  ^ifofop^tr.  fterbart  Ijat 
eine  grofee  ©#ule  gegründet,  aus  beren  3oft  öon  Vertretern  $ui8<on  3iD« 
unfere  Wufmerffamfeit  Derbient.  3n  einem  furjen  Hbrife  Der  (Stljif  folgen 
wir  gerabe  feinem  2Berte:  „Mgemeine  etfnf." 

$ae  »rfen  ber  £rrlf  1.  an  unb  für  f idr).  —  $ie  tbomiftifa>  $ft$ologie 
bat  uns  bie  ©eiftigfeit  gezeigt,  moburtfc  bie  Seele  wefentlia)  t>om  ßeibe  Derfcfcieben 
ift.  ©olctjeS  ift  aber  in  ber  iperbarfföen  ^bilofopbie  nia^t  möglid),  benn  ber 
erfte  ©runbfafc  berfelben  lautet:  „$)ie  Srfaljrung  unb  nur  bie  ßrfa&rung 
ift  ©runblage  unb  9luSgang&punft  aQer  ^Mjilofopbje."  Durd)  ba»  ©ebiet 
ber  (Srfaljrung  ift  aber  aud)  baS  ©ebiet  ber  Sßbjlofopljie  abgegrenzt.  9tad) 
#erbart  ift  ba§  einzig  mögliche  ^funbament  beS  SöiffenS  Dom  ©ein  bie 
(Fmpfinbung.  daraus  folgt,  bafe  mir  Dom  SQÖefen  beS  ©eienben  feine 
Kenntnis  haben  tönnen;  benu  aufter  ben  ßmpfinbungen  ift  uns  ja  nichts 
gegeben.  $aS  innere  5Befen  ber  Dinge,  ba§  Sein  als  foldjeS  an  unb  für 
fidj,  fann  und  niemals  befannt  merbeu,  fo  bafe  unfer  ©ewufiteS  immer  nur 
ein  formales  ift ;  b.  I).  es  beregnet  nur  Verljältniffe,  o$ne  bie  Verhältnis' 
glieber  an  fid)  ju  tennen.  $)ie  Wetapfjoftf  fann  alfo  nia^t  über  bie  ©renjen 
ber  (Srfafjnmg  binauSge^en.  fragen  wie  nun  £>erbatt  nad)  feiner  fo  begrenzten 
WetapljDfif,  »öS  benn  eigentlich  baS  ginjelbing  fei,  welkes  in  ben  SrfabrungSfreiS 
(ßrnpfinbungSfreiS)  tritt,  fo  antwortet  er: 

„3n  jener  ©emeinfdjaft  beftimmter  Realen  mit  einander 
behauptet  immer  eine  ber  Dielen  Realen  eine  folcfce  Stellung  unter 
ben  anbern,  bafj  alle  iljrerfeits  auf  biefeS  Sine  fyinweifen  unb 
fia)  wie  Labien  ber  ©efamterfa)einung  in  biefer  als  bem  Wittel« 
punft  Dereinigeu.  $iefe  gibt  bann  ben  SBereinigungSpunft  beS 
nielfaa^en  ©feines  ab  unb  bewirft  babura)  bie  Sin^eit  beSfelben; 
fie  Dertritt  fomit  bie  ©teile  ber  „©ubftanj",  mäljrenb  alle  übrigen 
(„Realen")  bie  Urfadje  ber  erfcfceinenben  Werfmale  abgeben  unb 
binmieberum  bura)  ibre  Stellung  (nämlid)  jum  einen  Äealen)  bie 
Urfa$e  finb,  bafe  jenes  Sine  als  bie  „©ubftanj"  erf<beint." 

liefen  alles  fagenben  ©runbfafc  müffen  mir  feftnageln,  aber  au$  näfjer 
unterfingen;  benn  fonft  werben  wir  bie  £>ebart'fa>  $foa>logie  niemals  Der- 
fteben.  giner  jeben  ßrfebeinung,  (5igenfd)aft,  93efonberr)eit,  Söatjrnebmnng  an 
einem  $inge  liegt  eine  eigene  „Neale"  ju  ©runbe.  (3)aljer  „ÄealiSmuS'*). 
So  Diel  Scbein,  fo  Diele  Realen  unb  umgefer)rt!  SBaS  ift  aber  bie  einzelne 
»eale?  —  Sie  ift  eine  einfache  ©ubftanj,  eine  Wonabe,  meiere  ewig  unDer- 


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291  - 


änberlich  in  ihrem  Söefen  berharrt.  DaS  innerfte  eigentliche  Söefen  biefeS 
Seienben  fönnen  wir  nicht  erforfchen,  »eShalb  unfere  Kenntnis  nur  mit  ben 
Skrbältmffen  biefer  Wonaben  unter  einanber  fi<h  befaffen  fann.  Die  einfachen 
Realen,  ndmtict)  fo  öiele  als  e§  Srfcheinungen  gibt,  flehen  in  folgen  Verhält* 
niffen  ju  ber  einen  bcrrfchenben  Skate,  bafi  Tie  mit  einanber  einen  cuncentrierten 
Somplej  bilben,  melden  mir  als  Ding  »abrnehmen,  unb  bie  ©ubftanj  beS 
DingeS  ijl  bie  „6entralreale."  (Da  ift  fie  enblict) !)  flehte  ber  urfprüng* 
liefen  Realen  ift  eine  Subftanj,  fonbem  nur  in  Serbinbung  mit  anbern  Realen 
fann  fte  Trägerin  ber  §rf<heinung  fein.  2BaS  ift  alfo  biefe  einzelne  Reale? 
2öir  ^aben  efi  fa)on  gefagt:  Da  l>ört  bie  philofophifche  ftorfchung  auf,  fie 
hat  ihre  lefcte  (Srenje  erreicht ! 

60  bürfte  »ohl  für  jeben  benfenben  ßefer  bie  $rage  um  baS  2Befen  ber 
Seele  genügenb  borbereitet  fein.  Unfer  3<h  —  alfo  ber  SRenfch  aus  ßeib  unb 
Seele  beflehenb,  ift  ein  beftimmteS  SeienbeS,  ein  beftimmteS  Ding,  »eil  e$  mit 
6igpnfd)aftfH,  Jfräften  u.  f.  m.  erfajeint.  Seil  nun  jebeS  Ding,  »ie  »ir  er» 
flirrt  traben,  aus  einem  Komplexe  einfacher  Realen  befleht,  melche  auch  »fo*** 
feit«  ftch  im  bielfachen  Scheine  offenbaren,  mufe  auch  unfer  ganjeS  3<h  eine 
foCaV  Gruppierung  einfacher  Realen  fein  unb  in  ben  uerfchiebenen  (Sigenfchaften 
rrfcheinen.  5Öer  (ann  ba  noch  ftaunen,  »enn  §erbart  ber  Seele  ben  <$hren- 
plafc  als  „Qentralreale"  juerfennt?  ©etoi&  niemanb!  Sie  ift  bie  eigentliche 
Subftanj  beS  9Jtenfchen;  an  ihr  erft  als  ber  „Gentralrealen"  gewinnen  aQe 
Realen  ihr  bolles  Sein;  in  ihrer  Serbinbung  »irb  jebe  einzelne  —  fagen  »ir 
untergeorbnete  Reale  bie  Trägerin  be§  Scheine*.  2Bo  iß  bie  ©eiftigteit? 
2Bortn  befleht  biefelbe?  9Borin  befteht  bie  »efentliche  fubftantiele  SBerfchieben« 
heit  Der  Seele  Dom  Seibe?  6§  gibt  feine  folche  95erfchiebenheit ,  benn  bie 
Seele  ift  ja  nur  bie  bominierenbe  „Reale"  unter  aOen  „Realen." 

Die  Seele  iß  ein  abfolut  feienbeS,  einfaches,  unteilbares, 
unjerjtör6are$  SBefen.  2BeiI  fie  aber  baS  einfache,  unjerftörbare 
Siefen  ift,  mufe  fie  nach  bem  iobe  e»ig  fortbauern  —  fie  ift 
nn|terttid). 

Unfterblia),  aber  als  (Seift  (^homaS!),  unfterblich  als  Wonabe  (£erbart!). 

2.  3n  IBerbinbung  mit  bem  Seibe.  Sollen  »ir  ben  Pan  ber 
Arbeit  innehalten,  fo  mttffen  »ir  auch  je$t  »ie  jubor  bie  beiben  fragen 
auffieflen:  a)  2öo§  ift  bie  Seele  für  ben  fieib?  b)  2BaS  ift  ber  2eib  für 
bie  Seele? 

a)  Scnige  2Borte  genügen  als  Antwort:  Die  Seele  ift  nid)t  ?rbens- 
prim^tp  beS  fieibeS.  DaS  ift  bie  folemne  ipauptthefe,  »eiche  »ieber  in  einer 
anbern  %1)t\t  ihre  55egrünbung  finbet :  3m  Sereiche  ber  Realen,  b.  h  j»ifa>n 
ben  Realen  unter  fi<h.  gibt  eS  feine  Urfächlichfeit,  fo  bafi  alfo  feine  Reale 
auf  bie  anbere  »irfen  fann  (nämlich  als  Urfoa».    Damit  ift  auch  ber 


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„ßentralrealen"  bie  TOglid)feit  genommen,  als  DegetatioeS  SebenSprinjip  ju 
mirfen.  Das  Öeben  gehört  ber  Woterie  an,  mäljrenb  ber  Seele  nur  baSjenige 
als  Eigenheit  bleibt,  roaS  mir  „geijtige  SRegfamleit"  nennen. 

b)  Der  Öeib  bient  bet  Seele  nur  als  Wohnung,  er  ift  gleidrfam  bie 
3efle  ber  „  Zentral  reale",  wie  ber  unfid&tbare  ßeim  im  ffern  eingetroffen 
ifl  3m  ©efcirne,  unb  jroar  im  Übergange  amifa)en  ©ef)irn  unb  Stüifenmarf 
—  ba  thront  fie,  bie  eine  Erhabene!  Das  Werbenfnflem  ferner  jtefjt 
allein  in  ifjrem  Dienfte  unb  &at  mit  ben  oegetatiben  ftunftionen  be§ 
fieibeS  nichts  ju  fdjaffen.  Der  ßeib  alfo,  um  ein  Öilb  $u  gebrauchen,  iß 
eine  ^flanje,  melcfje  für  fid)  unb  in  fiefc  lebt,  roäljrenb  bie  Seele  mit  bem 
Weroeiifofteme  biefer  ^ßflanje  eingepflanzt  ift.  Der  Ceib  trägt  nidjtS  jur 
(Snrmicfluug  ober  Entfaltung  beS  Seelenlebens  bei  —  eine  Caß  iß  er  unb 
feine  griffe,  fo  ba&  ber  ^ob  einen  roefentliajen  ftuffefnoung  ber  Seele  be* 
grünbet  unb  fie  ju  neuem,  oerjttngtem  ßeben  freiläßt,     (8fortfefcung  folgt.) 


~$ßevuf&fvevtbe. 

(8ofe  Sfig|cn  bon  ».  %,  Scfjrcr  m  O.) 
(S$lu&.) 

B.  Selaje  gaftoren  erhalten  unb  fteigeru  bie  3frenbe  am  fieljrerbentf  e  ? 

3n  einem  fünfte  befifcen  mir  Sdmlmeifter  biet  töfjnlid&reit  mit  ben 
Vrübern  ber  franjöfijrtjen  fteöolution.  Liberte!  Egalite!  Fraternite! 
ertönte  eS  bor  100  3aljren  an  allen  Eden  unb  Enben  ^ranlreidjS.  Unb  biefe 
Carole,  Tie  fjat  iljren  2Beg  gefunben  burd>  ganj  Europa. 

Wild)  uns  ^Bürgern  bon  ber  ^äbagogenjunft  feljlt  es  an  S$lagroörtern 
nid^t.  2Bo  immer  jroei  ober  brei  berfammelt  finb,  Ijufdjt'S  balb  t>on  ge» 
färoä&igen  Sippen !  Mnfctyauiing,  lücfenlofer  ^ortfefuritt,  Konzentration,  gute 
Vorbereitung.  2öo  immer  mir  päbagogifdje  Öitteratur  auffcrjlagen,  begegnen 
mir  ben  gleiten  Sctylagroörtern  mieber.  2öcnn  nur  ber  jeljnte  3>il  Don 
bem  in  bie  2t)at  umgefe^t  mürbe,  maS  buref)  3öort  unb  Schrift  oorgefcrjrieben 
unb  geprebigt  luirb,  bürfte  man  orbent(id)  aufrieben  fein.  8pi£finbigfeit 
unb  ^ebanterk  haben  eS  t)eutigentag$  fo  meit  gebraut,  bafe  man  eS  als 
ein  ©lilcf  betrauten  barf,  menn  no$  „Vulgärpäbagogen"  auf  biefem  irbiföen 
Gimmel  Oegetieren. 

@nte  Vorbereitung!  ©emife  ift  fie  notroenbig  ju  einem  gebeüjlirtVn 
SBirlen,  unb  ebenfo  geroife  fteigert  fie  bie  SöcrufSfreube.  Da§  !önnen  mir  faft 
regelmäßig  beobachten :  betreten  mir  ba«  Sctyuljimmer  gut  oorbereitet,  haben 
mir  ben  Stoff,  ben  mir  ben  Schülern  bieten  moHen,  unS  jum  freien  Der« 
fügbaren  Eigentum  gemalt,  finb  mir  uns  flar,  in  melier  ftorm  mir  benfelben 


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bieten  motten,  bann  bürfen  mir  auf  eine  gefegnete,  frud)tbringenbe  Unterrichts» 
ftunbe  rennen.  3fl  aber  ber  ßetjrer  beS  ©toffeS  [elber  nic^t  $>err,  Ijat  er 
benfelben  metljobifcrj  brac^  liegen  (äffen,  fo  muß  ber  fo  gänjlid)  unoorbereitete 
Ce^rer  ein  ©enie  fein  —  unb  biefe  ftnb  belanntlia)  fe$r  rar  —  ober  Öeljrer 
unb  Sa)üler  jie&en  wenig  ftreube  aus  biefer  Seftion.  Wun  aber  felje  ia) 
bort  einen  floflegen.  3n  fpäter  Hbenbfiunbe  fifct  er  am  ©ajreibtifa)  unb 
arbeitet  feine  Seftion  aus.  6in  ganjeS  ftrag*  unb  SIntmortfpiel  jaubert  er 
auf  ba§  Rapier.  W\t  ängftlid)er  ©ewiffenljaftigteit  forf#t  er  naa)  einer 
britten  unb  oierten  formalen  Stufe;  nirgenbS  will  fie  fia)  Miden  (äffen ; 
6$roeifstropfen  faden  Don  ber  beforgten  ©tirne.  Qsnblid)  get)t  tym  ein  2ia)t 
auf.    „$eurefa!"  ruft  er  freubig  aus. 

©ein  ©e&irn  ift  orbentlia)  mübe  geworben,  ©tebj  nic&t  eine  $robe  in 
qualmerfüflter  Stube  in  'Ausfielt,  wo  fein  ©eift  noeb  meljr  maltraitiert  werben 
tönnte,  fo  liegt  biefer  ©eplagte  balb  in  9)torpr)euS  Firmen.  58ielleid)t  (äffen 
Unfwlbe  Don  träumen  icm  je&t  nia)t  einmal  jur  9tul)e  fommen.  $ie  for-- 
ma(en  Stufen  treiben  mieber  Sctyabernad  mit  iljm.  9lm  borgen  erroadjt  er. 
$er  $opf  ift  i(}m  orbentlid)  fifyüer.  $)ie  ©lode,  tönt  —  fie  tönt  nicr)t  mefjr. 
$er  Sctjulmeifter  iji  bereits  an  ber  Arbeit.  9tun  Ijeiftt'S,  baS  ftrag«  unb 
"ilntmortfpiel  in  9lttion  treten  (äffen.  S$on  bei  ben  erften  fragen  IjapertS ; 
bie  Sa)üler  anttoorten  anberS,  als  ber  Celjrer  fi?  am  9lbenb  fprett)en  (äffen 
wollte.  $ort  ein  fleiner  ÄnirpS  will  fogar  eine  anbere  ^erfpeltioe  eröffnen, 
aber  bie  ftlügel  werben  iljm  gelähmt,  bie  $ljore  oerrammelt;  ein  fol$er 
Seitenbtid  lag  ntct)t  in  ber  ^räparation.  (Snblia)  ift  bie  ßeftion  fertig. 
3lber  eS  ift  anberS  gegangen,  als  erwartet  wuröe,  trofc  biedeia)t  oorrjanbenen 
Unmuts  beffen,  ber  baS  Stfyilfcepter  fdjmingt. 

©ut  oorbereitet  —  unb  bod)  ftiaSfo  gemalt.  Sd)riftlid)e  ^räparationeu 
ftnb  namentlich  bei  fdnoierigern  £ettionen  oon  gutem  unb  tragen  jur  metfjo« 
bifa)en  gfortbilbung  nict)t  wenig  bei ;  aber  fie  bürfen  ni$t  jur  ftarren  Schablone 
werben,  fonft  fönnen  fie  Tantalusqualen  Derurfactjcn. 

2öir  pflegen  feiten  ober  nie  3frag«  unb  Mntmortfpielfabrifant  ju  fein. 
Hm  Wbenb  wirb  baS  &(affenfjeft  in  Orbnung  gebraut,  bie  öeftionen  werben 
überbaut,  über  fctjwierigere  wirb  eine  DiSpofition  gemalt  —  unb  bann 
gönnen  wir  uns  au$  ein  Stünbdjen  ber  Äutye  unb  Srljotung.  $er  fommenbe 
borgen  fieljt  unfern  ©c&ulmeifter  in  ber  Siegel  einen  fleinen  Spajiergang 
matten.  fcuf  einem  fola>n  gewahrt  man,  bafj  fid)  DieleS  ganj  leicht  finben 
läfet,  was  mübjam  aus  93üd)ern  $u  fc&öpfen  heutzutage  ÜJiobe  geworben  ift. 

2Benn  unfere  Seftionen  aud)  nid)t  fünf  formale  Stufen  aufweifen,  fo 
üerurfaty  uns  bieS  feine  ©ewiffenSbiffe. 

»u&ige,  epifaje  SBreite  im  ©efa)ia)tSunterria)t  j.  58.  erfreut  bie  Jttnber 
oiel  me$r,  als  mutante«  $>erau8tonftruieren  ber  ©efa)ia)te  oon  ©eite  ber 


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©chüler.  3m  Steinen  Reifet  es  holt,  Schifte  im  flopf  unb  an  ber  tafet 
löfen.  Wachh«  folgt  bi«  Hnmenbung:  baS  fiöfen  ä^nlid)er  Beifpiele  burö) 
bie  ©Etiler. 

Bir  bitten  bie  bewerten  Sefer,  uns  nid)t  mifeoerfiehen  ju  wollen.  Bor- 
bereitung ift  notroenbig;  aber  ©orge  für  ruhige,  Weitere  Stimmung  möchten 
mir,  als  auch  jur  Vorbereitung  gefyörenb,  betrautet  miffen.  $em  Wugenblid 
bürfen  mir  aua)  etmaS  oertrauen ;  mir  finb  nia)t  ba ju  oerbammt,  immer  uad) 
ÜWajime  ju  (eben:  BaS  man  fchroarj  auf  meiß  befifct,  (ann  man  gettoft 
naa)  §aufe  tragen.  Ratten  mir  und  Diel  mehr  ÖtätheS  Bort  r»or  Vugen :  Docb, 
merbet  ihr  nie  §erj  $u  £>er$en  f^Qffen'  menn  e8  ru4        00!t  g^t. 

Much  ber  gemiffenhaftefte  Seljrer  mirb  oon  3e'1  iu  3*M  erfahren  müffen, 
baß  ber  Seiperberuf  Berbriefelichfeiten  Derjajiebener  %tt  im  (befolge  hat. 
gittere  Erfahrungen  in  unb  au&er  ber  ©a)ule  fönnen  ben  Öeljrer  mifeftimmt, 
jumeilen  faft  me(an$o(if$  machen.  3n  folgen  ©tunben  greifen  mir  gerne 
ju  ben  päbagogifchen  fllaffifern.  92ur  ein  par  ©eifert  aus  Oöerberg§, 
©eilerS,  Redners,  ^fcftalo^is,  DiefterroegS  ober  eines  anbem  großen  ^äbagogen 
2ßerfen  gelefen  —  es  fönnen  4iberrafchenbe  Birtlingen  Xage  treten.  9Jean 
fühlt  ft(^  gehoben,  mieber  neu  begeiftert  für  ben  h*hCfn  Beruf,  man  fpürt 
mieber  ba3  eigentümliche  (StroaS,  baS  ben  (Sr&iefyer  immer  mieber  $ur  unfa)ul= 
bigen  Äinberfeele  hingeht.  OoerbergS  tyxxixty  ©chilberung  beö  fiehramteS, 
©eilerS  gebantenooOe  ©ajreibroeife  in  feinem  Bua)e  „Über  Erziehung  für  Er- 
zieher", Redners  f|erdid}e  Aphorismen  unb  fiebenSblätter ,  ^ejialojjiS  „Öien* 
f)arb  unb  ©ertrub",  feine  grenjenlofe,  aüumfaffenbe  Siebe  jur  flWenfchhfit,  $ijier- 
loegS  (f5R^einifa>  Blätter"  -  unb  feine  blanf  unb  fcharf  gefa)liffenen  Staffen, 
menn  es  ber  Hebung  beS  SehrerjianbeS  gilt  —  haben  und  ftetS  ungleich  größere 
fjfreube  unb  r)öt)ern  ©eminn  gebraut,  als  manage  gerühmte  Berte  ber  neuefien 
päbagogifchen  Sitteratur,  mit  it>ren  oielfaa)  an  Borniertheit  grenjenben  ^orbe« 
rungen.  Wi\  t>«tltger  Anbaut  haben  mir  naa)  einer  folgen  Sefung  bie  9täume 
beS  ©chuljimmerS  betreten.  $er  ftinber  £>erjen  maren  uns  nod)  einmal  fo  teuer. 
$ie  flinber  erfahrnen  uuS  als  bie  tojtbarften  @efa)enle  beS  Rimmels  unb 
nic^t  al§  SRafchinen,  bie  burd)  allerlei  päbagogifa)e  unb  metljobifa>  ^ebanterien 
in  Beroegung  gefegt  merben  foflten. 

Bährenb  beS  ÖefenS  päbagogifd>r  ober  anberer  miffenfd)aft(ia)er  ©Triften 
merben  Wotijen  gemacht,  baS  ©elefene  mirb  mit  ben  eigenen  Erfahrungen 
Oerglichen;  bort  ein  $un!t  regt  ju  reiflichem  «Rachbenfen  an;  Darüber  ließe 
ftd)  ein  Äeferat  für  eine  Äonferenj  fchreiben.  $ie  5)iSfuffion  mürbe  btefen 
ober  jenen  ©toff  in  t)fQere  Beleuchtung  rüden,  baburch  päbagogii'che  Einftcht 
unb  methobifche  2Deiterbilbung  förbern.  $ie  Ausarbeitung  päbagogifcher 
1  Remote  ijt  naa)  unferer  Erfahrung  nia)t  ein  le^teS  Wittel,  bie  Beruf»» 
freubc  ju  erhalten  unb  ju  h<ben.   5)a|  man  fia)  babei  bes  ©prua>S  oon 


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ben  fremben  #ebern,  mit  betten  man  ftc^  nidft  fc$mücfen  borf,  betuuBt  bleiben 
mufe,  brauet  nur  augebeutet  ju  werben.  3eb«  Arbeit  ift  unS  lieb  unb  wert, 
aber  fir  mufe  eigene  ©eifteSarbeit  fein,  ben  Stemel  ber  Originalität  an  ber 
©tirne  tragen.  2iterartfcr)e  SBanbiten  berferjlen  fia)  gegen  baS  Siebente  (Bebot 
fo  gut  a(S  gewör)nlict)e  ©traßenräuber. 

SBiele  ßetjrpläne  berfauern  bem  8et)rer  bie  Arbeit,  inbem  fie  bie  ßlaffen* 
jiele  *u  t)o<$  jleden.  Öaffen  wir  bodj  in  ©otteS  Warnen  flinber  Äinber 
fein  unb  laffen  mir  babon  ab,  aus  unfern  <Slementarfcr)ülern  (jalbe  ©eletjrte 
ju  machen.  SJielerortS  trifft  man  ganj  eigentümliche  Anfielen  über  ben 
3roed  ber  9JolfSf<t)ule.  Da  fofl  ber  ©ajüler,  ber  fünfterjnjätjrige  3unge, 
fa>n  mit  allen  Wittein  ausgerüstet  fein,  bem  £ampf  umS  Dafeirt  tro&ig  bie 
©tirne  bieten  ju  fönnen,  als  ob  für  bie  fpätern  CebenSja&re  jebe  ©eiterbilbung 
bei  %obe$ftrafe  berboten  märe,  Datjer  (ommt  eS  aua),  bafe  in  päbagogifajen 
Greifen  bie  ttberbürbungSfrage  jur  brennenbeu  geworben  ift.  Die  löst  man 
aber  ganj  fieser  nict)t.  wenn  man  immer  neue  UnterrictjtSgebiete  bem  ©d)ul- 
Organismus  einberleiben  roifl.  Sebenfen  mir  bo<t),  bafe  SBielmiffen  noc$  lange 
teine  Silbung  ift,  aber  bie  33ifbung,  unb  ni<t)t  baS  ffiiffen  ben  9Renf$en  abelt. 
Sa[)en  mir  und  batjer  niety  beirren,  arbeiten  mir  mit  aller  9lur)e  am  5Derfe 
ber  3ugenberjiet)ung  borwärtS;  berteilen  mir  ben  ©toff  auf  Monate  unb 
2Bocr)en.  3Öenig,  aber  grünblia)!  Dies  fei  unfere  Sofung.  20  fiefeftücfe, 
inrjaltlia)  unb  fpradjlitt)  richtig  ausgebeutet,  t)eben  bie  ©dniler  geiftig  met)r 
als  200  oberflächlich  behanbelte. 

Der  Unterridjt^tuecf  ift  betonntlift)  ein  boppetter :  ein  materialer  unb  for- 
maler. (SS  wirb  nur  bon  gutem  fein,  menn  man  bei  ber  je  &  igen  3titftrömung 
beti  formalen  3"*°*  etroaS  fct)ärfer  betont.  $>at  benn  bie  ©(t)u(e,  meiere  itjre 
£a)üler  gelehrt  t)at,  bie  Sinne  richtig  ju  gebrauten,  für  bie  Vorgänge  in 
Waiur  unb  ÜJienidjenleben  ein  offenes  Muge  $u  behalten,  nichts  geleiftet? 
©ir  benten  boa)  ja.  Vieler  ©ebädjtniSfram,  biel  bon  bem  eingepfropften 
2öiffen  ift  in  jroei  ober  brei  ^at)ren  fpurloS  berfct)wunben.  Skr  aber  richtig 
beobachten,  benten  gelernt  fjat,  ber  roirb  biefe  gätjigfeiten  nia)t  fo  balb  fctjwiuben 
je^en.  gür  einen  folgen  9Renfct)en  ift  uns  titelt  bange,  menn  er  auet)  über 
ben  alten  3u"$fr"Q  Wn  einiges  ©ort  ju  fagen  weife  unb  bem  bon  ber 
langen  Surafette  nur  bie  roic&tigften  5Berge  mit  Warnen  betannt  finb. 

£at  fo  ber  2er)rer  feine  Pflichten  im  engern  unb  meitern  Greife  erfüllt, 
Ijat  er  fia)  reblia)  bemfit)t,  feine  ganje  ftraft  ber  £>eranbilbung  unferer  3ugenb 
ju  mibmen,  bann  fütjlt  er  autt),  bafe  fein  Schaffen  ein  anftrengenbeS  mar, 
anftrengenb  mie  mot)l  bei  wenigen  SJerufSarten.  Dann  gehört  it)m  auet)  eine 
3eit  ber  <5rt)olung.  Die  Ofetiett^ett  richtig  burd>gelebt,  bann  get)tS  wieber 
mit  neuem  Vlute,  friftt)  unb  fror)  ans  $ageSroerf.  3«  bebauern  finb  jene 
Megen,  meiere  jwei  £albjar)rf Ovulen  leiten  müffen.   3t)nen,  beren  SBirfen 


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biefleid&t  baS  anftrengenfte  ift,  wirb  bie  golbene  ^erirn^cit  unbarmt)eijig 
befdmitten. 

(Sin  glüdliaVS  Familienleben  —  wer  wollte  leugnen,  bafe  in  i&m 
nt$t  ein  mädjtiger  #ebel  jur  SerufS-  unb  ScfcaffenSfreubigfeit  liege.  Wögen 
Stürme  ferner  unb  bang  über  ein  Celjrerljera  ergeben,  mögen  flummer  unb 
Sorge,  Pütjen  unb  Saften  brürfenb  ber  Setyrer«  SBruft  beengen,  $ura)eu 
feinem  Slntlifce  eingraben  —  er  (ommt  inS  traute  Stüb($en,  wo  Orbnung 
unb  5Reinlid}feit  überall  ber  ©attin  gefa)äftige  Hrme  erfennen  laffen.  Sie 
liest  bie  brüdenben  ©efüfjle  an  ber  Stirne  itjreS  (Satten.  eifrigfte« 
SSeftreben  ift  e$  nun,  9tut}e  unb  §>eiterteit  in  bie  gramumbüfierte  Seele  ju 
pflanzen.  TOit  ber  ganjen  Etatfct  i&reS  eblen  SBefeuS,  mit  ber  Siebe  unb 
Iraulia^teit,  mela>  nur  Eigentum  einer  frönen  Seele  ftnb,  mac&t  fie  fu$  an 
irjre  SHiffion.  Sie  fingt  fein  SiebliugSlieb,  brüdt  baS  muntere  flinb  in  feine 
Wrme,  labet  feinen  beften  ftreunb  bnm  ®efu$  ein,  turtum,  fie  läjjt  fein 
Wittel  unberfudjt,  ben  £>arm  tum  itjreS  ©atten  £erj  ju  fa>u#en.  dreimal 
#eil  ifnn,  ber  einen  folgen  Sngel  fein  eigen  nennen  barf.  „$rüdt  tfummer 
ifjn  unb  bittre  9tot,  er  ift  oerforgt."  £ein  Sogis,  unb  mag  es  no#  fo 
angenehm  fein,  bietet  baS,  was  im  ^eiligen  £aine  trauter  §äuSli4>!eit  erblüht. 
Wdrt*  ©elb,  nid>t  »eia^tum  ift  eS,  morauf  be«  FreierS  klugen  bliden  foOen. 
(Sbelfinn  unb  gutes  §erj,  Sparfamfeit  unb  OrbnungSÜebe ,  Ireue  unb 
{$riebli$teit  finb  ©oben,  bie  mit  ©olb  ni#t  aufgewogen  werben. 

Die  Söaljl  beS  SBirlungSfretfeS  ift  nict)t  unbebeutenb  für  ein 
fpätereS  glüdlict)e$  Arbeiten.  UnS  fdjeint,  bafe  man  t)ier  oft  üiel  ju  ober* 
fladjlict)  Ijanbelt.  Sine  ©etjaltSjulage  üon  100,  200  fronten  fann  au§- 
fajlaggebenb  fein,  ben  SÖMrfungSfreiS  ju  Der  legen.  $ftan$er  bat  fid)  ty« 
arg  getäufdjt.  Sctnilfreunbliay  ©efinnung,  %d)tung  oor  bem  Sefyrerftanbe, 
nic^t  afljugrofje  anberweitige  3nanfprud)naljme  be§  SetjrerS,  ruhiges  politifdjeS 
Seben  finb  ftaftoren,  mit  benen  man  ju  rechnen  Ijat,  fofl  bie  58erufSfreube 
nietjt  getrübt  werben.  Übrigens  rjaben  wir  unfern  Stanbpunft  in  biefer 
^rage  fd)on  im  erften  leite  unterer  Arbeit  beleihtet.  2öir  (önnen  nur 
fonftatieren,  baß  fdjon  oiele  2et)rer,  bie  glaubten,  baS  päbogogiicfoe  (llborabo 
fei  nur  in  Stäbten  ober  ftäbtifdjen  Ortfdjaften  $u  finben,  auf's  2anb  hinaus 
fia)  feinten. 

9tid)t  allerorts  finbet  ber  ßefjr er  eine  oerftänbige  Sdjulbeljörbe,  unb 
bod)  tjängt  Don  tt)t  Diel  2Öot)l  unb  $Bef>e  ber  Sattler  unb  iljrer  Setjrer  ab. 
(Sine  Sd&ulbeljörbe  foO  fict)  bewußt  bleiben,  baß  fie  mit  ber  Übernahme  it)reS 
Hintes  fid)  aud)  oerpflidjtet  t)at,  am  Söerfe  ber  3ugeuberjier)ung  mitzuarbeiten. 
9totürlid)  werben  bie  wenigften  CrtSfdjulräte  fompetent  fein,  über  bie  TOettjobc 
beS  ÖetjrerS  ein  unantaftbareS  Urteil  ju  fällen.  3tönen  ift  bie  größte  9Jorfid)t 
anzuraten,  wenn  fie  in  baS  innere  beS  Unterrutysbetriebes  tjineinregieren 


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-    297  - 

wollen;  fie  tönnten  fi$  fonfl  bie  Ringer  berbrenuen.  hingegen  tjaben  bie 
«5d)ulräte  no$  ooflauf  ju  tfjuu ,  wenn  fit  auf  gute  3nftanbl)altung  beS  ©4>ul« 
^aufed,  Reinigung  unb  $eijung  beSfelben,  auf  Einhaltung  ber  Unterrid)ts- 
fhmben,  frühtung  bet  Disziplin  ifct  §auptaugenmerl  tickten ;  bem  &t)rer 
gegenüber  erzeige  bie  ©cbulbetjörbe  Wartung  uub  2Öot)lrooflen,  futfce  aber 
jebo$,  bie  nötige  Autorität  unb  ©elbftänbigfeit  ju  behaupten.  Der  ©ctmlrat 
fei  ftteunb  unb  nufy  9cegent  beS  2et}rerS. 

25om  ©ejirfSftrjulrat  bürften  bie  gleiten  ©efinnungen  ber  Sd&ule  unb 
it)ter  Setjrer  gegenübet  Derlangt  roerben.  2BaS  mir  Don  biefet  SBetjörbe  nod) 
meljr  forbern  bürften,  ift :  größere  Einfielt  in  baS  3nnere  öeS  ©a)ulbetriebeS. 
2öenigfienS  üfrr  bie  $unbamentalfä&e  ber  ^äbagogif  unb  SWetrjobif  foflten 
biefe  Herren  im  Klaren  fein.  Ber  unfere  Scfmlfüljrung  toteren  roifl,  muH 
fta)  noa)  über  etroaS  met)r  auSroeifen  fönnen  als  blojj  über  bie  ben  Oberbefjörben 
genefjme  politifa>  jjarbe.  (Sin  Snfpeftor  fofl  nid)t  nur  bie  f3ret)ler  aufbeden, 
er  fofl  aua)  ben  SBeg  betreiben ,  bie  Witte!  angeben  tonnen,  roie  biefelben 
ju  feilen  finb.  9Jact)  unferer  itnfk&t  bürfte  man  aua)  «dangen,  bafe  bie 
brei  ober  fünf  ©djulräte  eines  SejirteS  einheitlich  berfahren  foflten.  Ob 
bo§  fdjriftlic^e  ßjamen  oor  ober  roät)tenb  beS  münbliajen  abgenommen  roerbe, 
ob  bie  21uf)a$tl)emate  erflärt,  ob  bie  Aufgaben  für  baS  fd>riftliche  Steinen 
mit  ben  Schülern  befprodjen  roerben  bürfen  ober  nicht,  t^at  offenbar  ein 
roenig  Ginfluß  auf  ben  tHuöfoO  ber  Prüfung  unb  fomit  auf  bie  Rogation 
ber  Sajule. 

2öer  ben  $öert  treuer  ftreunbfchaft  fennt,  ber  roirb  zugeben  müfjen,  ba§ 
ein  freunbfcbaftlicr)eS  UJerhältniS  jroifa^en  ben  Kollegen  eines  ^BejirteS,  eines 
ÄonferenjfreifeS,  jroifchen  Wachbarn,  möchten  roir  fagen,  managen  3mpulS  ju 
einem  froren  Staffen  in  fid)  birgt.  3a,  Kollegialität,  echte,  roahre  Kol* 
legialität,  fie  fpornt  ben  Erzieher  ju  mancher  %f)ai.  Der  jüngere  t)olt  fia) 
beim  ältern,  erfahrenem  $äbagogen  9tat,  unb  biefer  erteilt  ihm  bereitrot  11  igft 
9lu3funft.  Erfahrungen  eines  jeben  Einzelnen  roerben  burd)  baS  bittet 
ber  Konferenzen  (Gemeingut  afler.  ^reunDe  befugen  fid)  oon  Qt\t  $u  Qn\. 
3eber  ©dmlbefuch  bietet  neue  Anregung  für  fein  eigenes  Sitten. 

Kollegen  foflenS  galten  roie  gute  trüber,  bie  einanber  treu  beifteljen.  3ebeS 
Unrecht,  baS  bem  einzelnen  ©liebe  jugefügt  roirb,  eS  fofl  oon  ber  ganzen  Kör» 
perfa>aft  empfunben  roerben.  Der  KorpSgeifl,  ber  fofl  roa^fen  unb  blühen, 
fofl  fein  ertjebenb  8anb  fa)lingen  um  alle  Cet)tet  unfeteS  frönen  ©a^roeijet- 
lanbeS. 

2Öir  brechen  biet  mit  unfetn  Ausführungen  ab.  WandjeS  roäre  noch 
beizufügen,  anbereS  zu  ergänzen.  Der  Schreiber  biefer  3«lfn  bittet  um  Wachficht, 
toenn  bie  Arbeit  einer  ftreng  logifchen  Olieberung  entbehrt.  SBoflen  bie  Oer» 
ehrten  Öefet  fie  nut  als  eine  $tua)t  füjjer  SRujjefiunben ,  als  eine  jroanglofe 


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—    298  - 


s.Mneinanberreiftung  einzelner  Stilen  unb  Silber  betrauten  unb  barnadft  be- 
urteilen. 9lld  uuumjtöfelicfte  Dogmen  foflrn  unfere  Säfce  nicftt  gelten  unb  finb 
mir  für  beffere  33eleftrung  banfbar. 

Bleibe  emig  jung!  Diefe  Sorte  eine«  in  feinem  Stftulbienfte  balb  er« 
grauten  Pollegen  ftaben  und  in  lefcter  3«t  immer  roieber  in  bie  Öftren  ge- 
lungen.  3a,  biefer  Debife  moflen  mir  afle  leben. 

Unb  roenn  bem  alfo  geftonbelt  wirb,  roenn  bom  JBoban  bis  jum  Scman, 
oom  3ura  bis  ju  ben  Hlpen  in  unfern  Keiften,  beim  tftatenburftigen  Jüng- 
ling, beim  gereiften  TOanne  wie  beim  fturmerbrobten  Ceftrergreifen  bad  gleitfte 
fteuer  jugenblia>r  SBegeiflerung  glüftt,  bann  barf  2Rama  $elt>etia  getroft  in 
bie3u(unft  bliden.  3ftre  Söftne  roerben,  tro|  überall  anbocftenber  ©efaftren, 
ben  Sinn  für  bad  Scftöne,  Öute  unb  $ble  ni<ftt  berlieren. 


(öon  J.  8ch.,  ©<f.«ß.  in  Z.) 
5.  »rief.   Über  bad  ftartetüefeu. 

(Sortierung.) 

ßieber  Gollege! 

2118  fteinb  langer  Einleitungen  möcftte  icft  bitten,  Dia)  gleicft  roieber 
im  ©eifle  in  mein  ©cftuljimmer  ju  oerfefcen.  33ilb  unb  Parte  ftangen  nocft 
an  ber  ffianbtafel.  Sin  Scftüler  ftat  auf  ber  Parte  foeben  ben  Srienger* 
See  für  ben  3ur<ft(I,(&ee  angefeften;  biefer  fteftler  mirb  iftm  Derjieften,  roeil 
auf  unferer  Parte  Süben  oben,  Horben  unten,  üBeften  reö)td  unb  Oflen 
liutd  ift.  Die  Hidjtung  naa)  Horben  ift  bura)  einen  ^feil  angebeutet.  3ft 
bad  aud)  fo  bei  brn  übrigen  Sanbfarten,  bei  ben  Parten  bed  tttlad?  Hein, 
ba  ift  Horben  überall  oben;  bedftalb  ftaben  mir  bie  Sanblarten  an  bie 
nörblia)e  2öanb  bed  Scftuljimmerd  geftängt.  Hoa)  beffer  fönnen  mir  und 
„orientieren",  wenn  mir  ind  ££reie  geften,  genau  nad)  Horben  fcftauen  unb 
aud)  bie  Parte  in  biefer  Wartung  auf  einen  $ifa)  ober  auf  ben  S&oben  legen. 
So  mirb  bie  Parte  jur  Orientierungdtafel,  bie  gleiten  Ortfa)aften,  Serge  ic. 
liegen  Don  uuferm  Stanbpuntte  aud  auf  ber  Parte  unb  in  ber  Hatur  in 
gleicfter  Stiftung.  Solcfte  Orientierungdübungen  müffen  nicftt  nur  ein« 
mal  gemadjt,  fonbem  im  Sa)ul$immer  unb  im  freien  oon  3"*  bü  3f'* 
mieberftolt  roerben.  Hur  na$  ftäufigen  Übungen  mirb  lein  Stüter  meftr  bie 
Sonne  im  Süben  aufgeften  unb  im  Often  untergeften  Iaffen.  3<ft  (äffe  alfo 
einen  Scftüler  fteraudtreten  unb  frage  iftn :  „3»  roeltfter  Widmung  liegt  Often, 
Süben  itJ  SBoran  ertennt  man  bie  f)iinmel§gegenben  ?  Pönnteft  bu  bie 
*Oiittagdlinie  auf  ben  Söoben  bed  S<ftuljimmerd  jeicftnen?   2öann  jeia)net 


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bie  Sonnt  mit  iften  ©trollt  biefe  Qtnif  ?  (mittags  falb  1  Ut)r.)  Söann 
fteljt  bie  ©onne  genau  im  Often?  (morgens  t)alb  7  Ur)r )  SBann  im  SBefien? 
(abenb*  falb  7  llljr.)  3eige  auf  ber  Parte  TOtttogöünien  unb  Orte,  bic 
ju  gleiä>r  3«l  Wittag  Ijaben!"  —  ®ol<r)e  unb  ät)nli<$e  fragen  »erben 
in  ben  folgenbw  ©htnben  roieber  geflefli.  fciträ)  biefe  furjen  aber  mieber» 
bolten  Übungen  lernen  bie  €$filer  metjr,  als  burtt)  roeitfffcmeifige  Erflärungen. 

3n  ärjnJiaVr  Seife  werben  aua)  bie  Übungen  Uber  ben  SHafeftab 
nriebertjolt.  %n  ber  Banb  r)ängt  bie  Parte  beS  PantonS  3ufl  auS  öem 
©iegfrieb-HtlaS,  alfo  im  SRafeftabe  Don  1 :  25000.  2Ba§  miß  lefctertft  tjeifeen  ? 
©eroöt)nlia}  roirb  biefe  tJrage  niä)t  beantwortet,  ober  bie  SBorroifeigeren  fagen : 
„$er  Panton  3ufl  ift  25000  mal  größer,  als  bie  Parte."  $a3  ganje 
33latt,  auf  bem  fie  gejeia^net  ift,  mifct  ungefähr  einen  Ouabratmeter.  9tun 
aber  finbet  it)r  am  fflanbe  ber  Parte  angegeben,  baß  ber  3ugerfee  38,3  km' 
meffe.  9llfo  ift  fa^on  ber  3u9*rffe  nW  nuc  25000,  fonbern  met)r  als 
38  Millionen  mal  fo  grofe  al«  bie  ganje  Parte.  91uf  roa«  bejiet)t  fitt)  beim 
bie  S5err)ä!tni8ja^  1:25000?  Wicfct  auf  ben  ^äa>nin^a(t,  fonbern  auf 
bie  Entfernungen.  3eber  fünft  ift  Dom  anbern  in  ber  9totur  25000  mal 
roetter  entfernt,  als  auf  ber  Parte.  Gtjarn  liegt  auf  ber  Parte  Don  %rtf) 
55  cm  entfernt;  alfo  ift  ber  3uflerffe  25000  mal  55  cm  =  13750  m 
lang.  3UÖ  Kffl*  fluf  Der  ^arte  Don  ^iö)terSn)il  60  cm,  in  2öirfliä)feit 
alfo  15  km  entfernt.  $ie  Entfernung  beS  9tojjberge§  Don  3U9  beträgt  auf 
ber  Parte  40  cm,  folgliä)  in  ber  Watur  10  km.  Pönnten  mir  alfo  in 
2  guten  ©tunben  auf  ben  Stojjberg  gerjen?  Wein,  baju  brauet  ein  guter 
ftufeflänger  3  V«  ©tunben.  2Bie  tommt  baS?  2Bät)renb  ber  9Beg  Prümmungen 
maä)t  unb  fteigt,  mijjt  ber  ©eometer  nur  bie  Suftlinie.  $)iefe  Sinie  bura> 
mifet  ein  Sögel,  ber  Dom  ©ipfel  be§  ftopbergeS  in  ganj  geraber  Wartung 
gegen  3»&  flb«  immer  magreä)t,  fliegt,  bis  er  fenfred>t  über  ber  ©tabt 
f$webt.  2öir  felbft  Ahmten  eine  foldfre  Sinie  ge&en,  wenn  mir  Don  ber  ©tabt 
au§  in  gang  geraber,  magred)ter  Stiftung  gegen  ben  JRofeberg  einen  Tunnel 
matten,  fo  meit,  bis  mir  fenfredjt  unter  ber  ©pifce  biefe«  SBergeS  mären. 
2öie  bei  ben  fiinien,  fo  Der^ält  eS  ftd)  auct)  f»ei  ben  ftläaVn;  niajt  bie  Hb- 
fange,  nid>t  ber  Hantel  eines  SBergeS  merben  gemeffen  unb  gejei<faet,  fonbern 
ber  ©runbrifj,  bie  magreä)te  ftläaV,  auf  meiner  ber  S?erg  ftet)t.  Ob  au$ 
33erge  abgetragen  unb  Sfaler  ausgefüllt  merben,  baS  Deränbert  ben  Quabrat« 
inl)alt  be«  ßanbeS  nid>t. 

$>ie  ©a)üler  maa>n  nun  aud)  3?läcr)enbere<faungen.  Sie  fcfaeiben  aus 
Rapier  ein  Quabrat  Don  4  cm  ©eitenlänge.  $amit  tönnen  fw  auf  ber  Ponton 
(arte  eine  frlüdje  jubeden,  meld)e  einem  Ouabratlilometer  entfpria)t.  Weben 
brr  PantonSfarte  b^ängt  baS  „Wpenlanb  mit  ben  angrenienben  ©ebieten  Don 
(Sentral-Europa,  bearbeitet  Don  3.  »anbegger.  Oro»^Dbrograpb,ifa)e  Ausgabe. 


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-    300  - 


Wa&jtob  1  :  500,000."  <5s  ift  bieS,  nebenbei  gefagt,  eine  ßarte,  bie  in  bct 
ganzen  Schmeiz  in  (einem  Schulzimmer,  in  meinem  ©eographie  gelehrt  mirb, 
fehlen  foflte.  2Öie  groß  müßte  auf  biejer  flarte  unfer  „Quabratlilometer" 
werben?   @r  betäme  nur  2  min  Seitenlänge. 

9iun  ift  e$  3«t,  au4  an  bie  britte  Dimenfion  ju  erinnern,  an  bie 
WuSbebnung  na  et)  oben.  3u  biefem  Qtotdt  zeige  ich  ben  Schülern  ein 
JRelief  oon  Deutfd)lanb,  auf  bem  auch  noch  bie  WIpen  bargefieflt  finb,  ferner 
„fieuzingerS  tfuroenrelief."  Die  Schüler  fehen  auf  ben  erften  »tief,  baß  bi« 
bie  (Srljebungen  unb  Vertiefungen  in  $öirllichfeit  Dorhanben  finb.  Dura)  roas 
merben  nun  bie  Unebenheiten  ber  (5rboberflrta)e  angebeutet?  Auf  Derfchiebene 
Söeife,  nämlich  burch  fluroen,  Schraffierung,  Schummerung,  ©Öhenfchichten, 
£öhenquoten.  Diefe  Dinge  muffen  ben  Schülern  erflärt  merben.  Die  ©runb» 
läge  ber  $errüin*DarfteHung  bilben  gegenwärtig  bie  £>öhfnluroen,  auch 
Ootijontalfuruen  genannt,  roeil  fie  immer  horizontal  ober  magrecht  laufen. 
Pehmen  mir  mieber  bie  3"fl"<ht  im  jroci  SeranfchaulithuugSmitteln.  Solche  fi«b 
unbebingt  notmenbig,  roenu  bec  ©eographieunterricht  gut  erteilt  merben  foH; 
3eichnungen  an  ber  Söanbtafel  (önnen  fie  ergänzen,  aber  nicht  erfe|en.  3"«f* 
mirb  ein  ßegelmobefl  oorge^eigt.  <£S  fofl  einen  Berg  oon  regelmäßiger 
ßegelform  öorfteflen.  Der  flegel  ift  in  Schichten  Don  gleicher  TOchtigleit 
ober  Dide  jerfchnitten.  Die  Schnittflächen  fmb  äße  magrecht,  folglich  mit 
einanber  parallel.  Der  f entrechte  9lbftanb  ber  Schnittflächen  h"Bt  Schichten* 
höh«  ober  ^iquibiftanj  („©leicher  Wbftanb").  Die  Mantelfläche  einer  Schicht 
nennt  man  3°"*  („©ürtel"),  Schichtenmantel  ober  Schichtenböfchung ;  bie 
Linien,  in  metchen  fich  jmei  3°nen  berühren,  finb  eben  bie  höhenlumn. 
2Öürbe  man  ben  #egel  burch  einen  fenfrechten  Schnitt  in  jroei  gleiche  Seile  jer« 
legen,  fo  fönnte  man  auf  ben  Schnittflächen  ben  ftufriß  ober  baS  Profil 
fehen.  2ÖiÜ  man  ben  ©runbriß  beS  ÄegelS  zeichnen,  fo  nimmt  man  ben 
Stift,  ber  oon  ber  Spifce  bis  jum  TOtelpuntte  ber  ©runbfläche  geht,  alfo  bie 
.pöt)e  be§  ffegelS  angibt,  heraus,  b/bt  jebe  Schicht  einzeln  ab,  legt  fie  auf 
bie  Söaubtafel  unb  umfährt  fie  mit  treibe,  aber  fo,  baß  ade  ftreife  ben 
gleichen  *Dlittelpuntt  betommen,  roaS  mit  £)ülfe  be§  Stiftes  (eicht  ju  beroerf« 
fteOigen  ift.  Diefe  fonjentrifchen  Areife  finb  bie  auf  bie  Qfläche  gezeichneten 
.^öhenfuroen.  („Die  auf  bie  fläche  projizierten  horizontalen"  „horizontal- 
projeftion").  Straffen  nennt  man  bie  Öinien,  roelche  fenfrecht  auf  eine 
Jpöhetituroe  aufgefegt  unb  bis  zut  nädjften  fturoe  gejogen  finb.  Sei 
unferer  regelmäßigen  ftigur  merben  auch  bie  Straffen  regelmäßig,  b.  h-  gleich 
lang,  gleich  biet  unb  gleich  meit  Oon  einanber  entfernt.  Doch  menige  Serge 
finb  fo  regelmäßig  geformt,  unb  fo  mirb  bann  bei  ben  meiften  auch  ber 
©ruubriß  unregelmäßiger.  Sei  geringer  Neigung  finb  bie  fturoen  meit  Dem 
einanber  entfernt;  fie  nähern  fia)  immer  mehr,  je  fteiler  ber  Serg  ift.  SBeit 


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801  — 


abftefjenbe  Purben  merben  bann  burd)  bttnne  unb  weit  bon  einanber  abftetjenbe 
©abraffen  berbunben;  biefe  ©erraffen  werben  um  fo  enger  unb  birfer,  je 
fürjer  fie  finb.  Ebenen  werben  gar  nt$t  jdjraffiert.  $at)er  bie  Kegel: 
3e  jleiler  befio  bunfler,  je  flauer  bejlo  rjeller.  Wan  fleflt  ft$  eben  bor,  bie 
©onnenfirabjen  faden  fenfre$t  auf  baS  Öanb.  SS  werben  alfo  auf  bie 
tjorrijontale  ftlädje  bie  weiften  ©onnenftraljlen  fallen,  auf  bie  {entrechte  gar 
feine;  ba)Wifa)tn  liegen  bie  berfd)iebenen  9tbftufungen.  — 

„Peine  Grflärung  ofjne  barauf  folgenbe  Übung!"  3)iefe  Kegel  wirb 
bon  jebem  §anbwerfer  beobachtet,  ber  einen  2ec)rling  ju  unterweifen  (jat, 
leiber  aber  nidjit  bon  jebftn  ©<$ulmei|ier.  Waagen  mir  alfo  na$  furjer 
ßrflätung  ber  Purben  unb  6$taffeit  wieber  eine  Bleib/  bon  Übungen.  Be* 
ftimmen  wir  auf  ber  topograprjifaVn  Parte,  (welche  Purben  bon  10  m 
^iquibijianj  b,at)  bie  relatibe  ^>6r)e  berfdjiebener  fünfte.  $ann  nehmen  mir 
eine  Parte  $ur  §anb,  meldje  ©djrafren^eicfynuna,  bei  fenfrecr)ter  Be(eu$tung 
6,0t,  („Seljmann'fcfyt  ÜJcetljobe")  unb  laffen  auf  berfelben  Ebenen,  fanfte, 
peile  unb  peilere  9lbr)änge  auffua)en.  fiebere  Übung  tann  nidjt  gut  an  ber 
genannten  „ftelieffarte  ber  S'n^lf^raeij1'  gemalt  merben;  benn  um  baS 
Terrain  reliefartig  ljtrbortreten  ju  (äffen,  menbete  man  (jier  erftenS  bie  fo» 
genannte  franjöfifaV  Lanier  an,  man  lieg  bie  £i$tf)raf}(en  bon  9lorbwe|ten 
Ijer  mit  einem  WeigungSwinfel  bon  45  ©rab  einfallen.  Seilend  b,at  bie 
Parte  in  ber  Breite  einen  Heineren  Wafeftab,  als  in  ber  Sange.  Die  töttdfeite 
ber  Serge  mürbe  berfürjt  unb  infolge  ber  f^iefen  Beleu^turg  bunfler,  als 
bie  bem  Sickte  jugefeljrten  norbweftlidjen  Abgänge.  — 

©$lie|jen  mir  für  fcute!  3m  näa)|ten  Briefe  werbe  i<r)  Dir  meine 
Meinung  mitteilen  Aber  ein  bereits  genanntes  Beranfd&oulidnmgSmittel, 
näinlid)  Über  „ÖeujingerS  Purbenreliefs welche  bu  burd)  bie  BerlagSljanblung 
bon  ©$mib,  ftranfe  u.  6ie.  in  Bern  um  ben  ^SreiS  bon  7  $r.  50  Cts. 
bejieb/n  fannft. 

Jlc^t  "2Üo(Vm, 

bie  bem  Serjrerjtanbe  im  ©arten  ber  (frjie^un^  blühen. 

(Äonferenjarbcit  bon  ßeljrer  3of.  €d)3nenbergcT  in  Ujnad).) 

Hd^tc  fflofe. 

„Die  Öef>rerfonferenjen,  als  Wittel  jur  geiftigen  £>ebung  beS 

Se&rerflanbeS,  fowie  jur  Aufmunterung  ber  fiefjrer  unb  ftörberung 

iDrer  Birffamfeit." 

prin  Wittel,  baS  ben  ßefjrftanb  ßelftiß  f)tbt, 
mit  neuem  2Rut  bie  i?e^rerfd)aft  belebt, 
$>a«  finb  bie  ftonferengen  unf'rer  Xafje,  — 
28er  ftellt  in  oollcm  ©rnft  bicS  n>of)l  in  frage? 


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-  302 


Hem  ©d)Wäd)crn  bieten  fie  ©flegenljeit, 

3u  grünben  f  efter  feine  Iüd)ttgtett; 

Her  ©tarte  fann  ben  ©abwarten  unterftüfcen 

Huid)  feine  SBirffamfeit  if>m  Dielfad)  nüfcen; 

Her  3unge  fiebj  im  Älter  8rüd)te  reifen 

Unb  fann  im  3»«f«l  Meu  $anb  ergreifen; 

Der  Slite  mad)t,  erfahren  unb  an  Iljatcn  reid), 

Gemüt  unb  ®eift  für  gute  dinbrüd*  meid), 

Unb  allen  ift  Gelegenheit  gegeben, 

»ereint  ju  Wirten  unb  oeretnt  ju  ftreben. 

Ha  wirb  bic  Straft,  Dorn  Sirfcn  matt, 

Oeftärft,  erfrifdjt  burd)  9tat  unb  I&at, 

Ha  tawt  baft  fcerj,  ba»  trübe,  Xroft  empfinben, 

Her  angcfpairofc  ®eift  &rfcolung  finben. 

Ha  reid>t  ein  $reunb  bem  anbern  marm  bie  fcaub, 

Ha  wirb  flei'djlungen  feft  ber  (Sintradjt  »anb, 

Ha  wirb  ber  3ugenb  marm  gebadet, 

Wand)  le&rreid)  Kort  bervorgebradtf, 

Ha  fteigt  au*  trautem  »rüberdjor 

Ha«  taute  Öob  |um  fcerrn  empor, 

Unb  ba,  im  »reife  Öleidjgefinnter, 

3um  Brüning  wirb  be«  Scben«  Ämter, 

Hie  Sonne  ift  nirf)t  ju  ermeffen, 

Uub  9Jlüb'  unb  ftummer  ftnb  oergeffen, 

SJerfdjmunben  ift  ber  trübe  ©ajmerj, 

3Mit  Hroft  erfüat  ba«  wunbe  fcerj, 

Unb  oljne  Durren,  oljne  Älagen, 

(«clobt  ber  ßeljrer  ju  ertragen 

He«  widjt'gen  «mte»  f$were  ibürbe 

2Wit  angemejf'ner  SWanneftmürbe, 

3u  tragen  willig  Hag  für  Hag, 

©o  lang  e*  feine  Straft  oermag, 

*i«  feine  fcülle  ftntt  fcinab  jur  ©ruft, 

«i*  ilm  bereinft  ber  fcerr  ^inüberruft, 

2ttof)in  tqm  Xaufenbe  oorangegangen, 

Heu  Arbeitslohn  Dom  fcerrn  ju  empfangen. 

„Hrum  lenlet  fyreunbe,  eure  ©abritte 

3n  ber  Kollegen  teure  Littel 

SBognt  gerne  Konferenzen  bei, 

©tegt  für  fie  ein,  entfd)ieben,  treu, 

©ctjetrjigct  ber  2Borte  ©inn 

Hurd)  euer  ganje*  ßeben  bin: 

,Hurd>  fie  unb  unfer  einig  Walten 

28irb  aufregt  unfer  ©tanb  erhalten. • 

Hrum  nenn'  id)  eine  9tofe  fie, 

©ie  blühe  fort  unb  weite  nie! 


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-    303  - 

2He  Schüfe,  der  £cQrtr  und  die  Ääßtgftritefadje. 

(3.  6«.  in  SB.) 

Der  Sö^rflonfl  1893  ber  „^äbagogifchen  Wconaföfchrifr  braute  im 
11.  unb  12.  $eft  eine  Wbhanblung  unter  bem  %iM:  .Sobrius  esto*  (©ei 
nüchtern),  worin  ein  junger  lebenSluftiger  fieljrer  auf  bie  traurigen  Solgen 
be*  9llfoholgenufJe5  ^inroei§t  unb  $eigt,  wie  ber  Wfoljol,  aua)  wenn  er  nur 
mäfeig  getrunfen  wirb,  fchlimme  förperliche,  gtiftige,  fitttiche  unb 
ötonomifche  folgen  in  33ejug  auf  bie  ^erfon  be8  fiehrerS  ^aben  tann. 
(benannte  31bhaublung  muntert  ben  Sehrer  auf,  gegen  bie  £>errf$aft  be5 
9llfoho(3  unter  bem  SBolfe  ju  tämpfen  unb  bezeichnet  als  SBaffen  &u 
biefem  ftampfe  baS  eigene  Söeif ptel  unb  Seiehrung.  3U  biefem  Kampfe 
forberu  auch  bie  fchmeijerfchen  $ifd)öfe  in  einbringlicher  2Bcife  auf  burch 
bie  Srofchüre:  „55er  Hampf  gegen  ben  Etifebrauä)  geifiiger  ©e« 
tränfe."  SOTahnwort  ber  fehweij.  93ifcf)öfe  an  bie  ©täubigen  ihrer  Diö» 
jefen.  Vertag  Don  fcaffelbrin!  unb  ©jrat  in  6t.  ©allen,  (^reis  30  <£t3. 
20  ßsemplare  5  §r.  100  gjemptare  20  §r.)  ©emife  barf  ber  Cehrer, 
bem  ba*  28ohl  unb  2Beh  beS  SolfeS  am  fcerjen  liegt,  biefem  Kampfe  nicht 
fern  flehen,  unb  e§  foflte  barum  jeber  2ehrer  biefeS  9J?ahnwort  unferer  Ober« 
Birten  nicht  blofj  für  fich  felbft  beherzigen,  fonbern  auch  in  feinem  2Birfung8* 
frei«  möglict)ft  fruchtbringenb  ju  machen  fua>n.  JBefonberS  beherzigenswert 
für  ben  ße^rer  finb  bie  zwei  ftapitel:  „Familie  unb  ©a)ule",  „treffe  uno 
Vereine."  „SBenn  ber  ©chule\  fo  Reifet  eS  im  erfieren  Äapitel,  „ber 
Gfcrafter  einer  erjie^enben  Hnftalt  jufommen  fofl,  fo  mujj  fw  auch  bem 
TOifebrauch  geifiiger  ©etränfe  gegenüber  Stellung  nehmen.  3unäa)fi  barf  fie 
benfelben  bei  ber  ©ehuljugenb  nict)t  begünfligen.  DaS  ift  gegenwärtig  Diel« 
fach  ber  3faII  bei  ben  ftinberfeflen  unb  Äinbfrfpajiergängen.  DaS  oerabreia^te 
Quantum  geifiiger  ©etränfe  mag  noch  fo  befcheiben  fein,  eS  wirb  boa)  als 
ber  $>öhepunft  beS  ©enuffeS  angefeljen.  Die  ftinber  gelangen  ju  ber  Sor- 
pellung,  bafe  bei  einem  magren  SBergntigen  auch  ber  Wfohol  babei  fein  müffe, 
eine  Sorfteflung,  bie  ohne  weitere«  als  unheifooü  für  alle  3u!unft  bezeichnet 
werben  mujj.  Äinberfffle  unb  Ausflüge  innert  gemeffenen  ©renjen  mögen 
immerhin  ftartfinben,  aber  eine  einstige  ^äbagogif  wirb  fich  babei  auf  ben 
Stanbpunft  ber  ftbflinenj  fteHen  unb  bie  ©a)uljugenb  nach  ihren  Äejepten 
bebienen.  6obann  ift  nicht  ju  bezweifeln,  bafe  bie  ©<$ule  »ieleS  thun  fann 
unb  fofl,  um  bie  Äinber  üon  ber  Unmäjjigfeit  abzufajreden,  zur  ©parfamfeit, 
9lüa>tem^eit  unb  ©elbftbeherrfchung  aufzumuntern.  Der  unheimliche  3ug, 
ber  bie  9Jtenfa>n  jum  «Hohol  hingeht,  beruht  jum  guten  Gleite  auf  un« 
richtigen  ©orfleflungen  über  feine  angeblichen  guten  Sirhingen,  unb  auf 
Unfenntni«  über  ba$  SSerberben,  welches  er  anrichtet,  unb  biefen  ^äufchungen 
fann  nicht  früh  flcm,Q  «utgegenfleioirft  werben.  Glicht  aOe§,  ma§  fta)  barüber 


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-    304  - 


fagen  läßt,  pafet  fä>n  in  bie  Schule  unb  für  bie  Äinber,  ober  baS  ^affenbe 
genügt,  um  bei  biefen  eine  Ijetlfame  Söirfung  ^erDor jubringen. M  So  baS 
*Wafmroort  ber  fchmeij.  33ifchöfe.  ($8  mürbe  mir  üor  einiger  3«*  «ne  SBro- 
fcfntre  jugefenbet,  meldte  btefert  ©egenftanb  ziemlich  ausführlich  behanbelt. 
Sie  ift  betitelt:  „$ie  Schule,  ber  ßehrer  unb  bie  SJcä&igleitdfaaV." 
^reiSgefrönte  flbhanblung  Don  ^einric^)  Xrofte,  Sehrer  in  TOe[cr>cbc.  §erau$« 
gegeben  Dom  $eutföen  herein  gegen  ben  9Ri&brauch  geißiger  ©etränfe. 
Ilbesheim  1894.   $reiS  40  $fg.  (10  Stürf  2  W.) 

3m  3uli  1893  förieb  nämlich  ber  „S)eutfche  herein  gegen  ben  9Ri&. 
brauch  geiftiger  ©etränte"  einen  $rei8  Don  300  aus  für  bie  befle  Hnttoort 
auf  bie  ftrage:  „2öa8  fann  bie  Schule  unb  befonberS  ber  Seljrer  jur  Qför» 
berung  ber  9Räfeigteit8fache  thun?"  (£8  gingen  112  Arbeiten  ein,  üon  benen 
bie  genannte  als  bie  bepe  bejeicb.net  mürbe.  66  fei  mir  gemattet,  einige 
©ebanfen  aus  biefer  $rofd)üre  mit  Ergänzungen  oon  meiner  Seite  hier 
mieberjugeben.  Drofie  beantroortet  auf  18  Seiten  bie  ftrage:  3öaS  tann 
bie  Schule  für  bie  9JtäfjigteitSfache  thun?  unb  auf  9  Seiten  bie 
Ofrage:  2Ba8  fann  befonberS  ber  Lehrer  jur  t$örberung  ber  SRäfjig- 
feitsfache  thun? 

L  »a«  fann  bie  Sdjule  für  bie  SWägigfeiidfathe  thun? 

^m  Eingang  meift  $rofte  hin  auf  bie  traurigen  folgen,  bie  ber  W\fc 
brauch  flfiß'flrc  ©etränfe  nach  M  hW-  3"  5)eutf<hlanb  allein  „treibt  ber 
Siunf  jährlich  annähernb  1600  ^ßerfoneu  $um  Selbßmorb,  1300  üerunglüdrn, 
30,000  manbem  ins  3rrent)au8  ober  merben  Miranten,  4200  beutfche 
Männer  gelangen  in  bie  Obhut  ber  ftrbeiterfolonien,  32,000  Derfaden  ber 
Armenpflege  nnb  150,000  bem  Strafgefefce."  Sinb  baS  nicht  erfchrecfenbe 
3ahlen?  2öohl  braucht  ber  Kampf  gegen  uralte  (ftetoofyuheiten  unb  SBor« 
urteile  eines  SSolfeS  Diel  3*it,  üiel  ©ebulb,  biel  AuSbauer;  boa)  eS  honbelt 
fich  um  ein  grojjeS,  ebleS  SBerl,  um  Die  ©emahrung  unb  ©enefung  unb  ba$ 
©lücf  be$  SBolfeS.  2öa8  fou*  alfo  bie  Schule  thun?  Soll  etroa  ber  Schule 
burch  ftnfejmng  befonberer  Stunben  eine  neue  Saft  aufgebürbet  unb  ihre 
^hötigteit  nach  biefer  Sichtung  hm  a"<h  n°<h  jerfbittert  merben?  *Rein, 
aber  gelegentlich  fall  bie  Schule  unb  befonberS  ber  fiehrer  burch  ^Belehrung, 
©emöhnung  unb  Skifpiel  fämpfen  gegen  ben  SJtifjbrauch  geiziger  ©etränfe 
unb  bemfelben  Dorbeugen. 

1.  Religionsunterricht.  Sehr  richtig  bemertt  $rojle:  „$ie  §aupt- 
flachten  im  Kampfe  gegen  bie  $runffud)t  fönnen  im  Religionsunterricht  ge* 
liefert  merben,  ber  ja  üor  allem  baju  berufen  ift,  baS  ftttliche  Verhalten  be* 
Wengen  ju  regeln  unb  in  bie  rechten  ©ahnen  ju  leiten.  Katechismus  unb 
biblifche  ©e^ichte  geben  unS  zahlreiche  Baffen  in  bie  #anb." 


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-    305  - 


3m  Äatea)iSmuSunterria)t  tarnt  bie  Wä&igfeit  geförbert  roerbeu  befonber§ 
in  ber  2eh"  Don  ben  ©eboten  unb  Don  ber  ©ünbe  unb,  möchte  io)  betfügen, 
and)  in  bec  Sehre  Don  ben  fy.  ©aframenten  unb  betn  ©ebete.  9tea)t  oft 
unb  ju  Derfd&iebenen  3cü*n  foflen  bie  ßinber  auf  bie  folgen  ber  Unmäfeigfeit 
aufmerffam  gemalt  toerben.  ©a)on  baS  I.  ©ebot  gibt  @elegent)eit ;  benn  bie 
(I.  ©a)rift  jagt  Dom  Unmäßigen,  fein  ©ott  fei  ber  Baua).  tiefem  bringt 
er  gleirfrfam  Opfer.  Bon  wem  wirb  baS  II.  ©ebot  häufiger  übertreten  bura) 
jornigeS  flu$fprea)en  f)l  Hainen,  bura)  leichtfertiges  ©n)tDören  als  Dom 
Printer?  SBer  entheiligt  mehr  ben  ©onntag  (III.  ©ebot)  bura)  Berfäumung 
beS  ©otteSbienfieS.  Dura)  fünbljafte  Cuftbarfeiten  als  ber  Printer  ?  2Bo  gibt 
es  traurigere  ©jenen  im  Familienleben  (IV.  ©ebot),  n>o  toerben  me^r  bie 
©tanbe«pflia)ten  Demaa)läfftgt,  als  bort,  too  Altern  unb  herantoaa)fenbe  ©öljne 
unb  Töchter  baS  BMrtSljauS  lieben?  3at}lreia)  ftnb  bie  ©ttnben  gegen  baS 
V.  ©ebot,  bie  ihre  Urfaa)e  im  $runfe  f)<\btn.  Vergleiche  obige  ftatiftifa)e 
Angaben  über  bie  folgen  ber  Irunffucht  in  Deutfchlanb.  3m  3at)w  1864 
gingen  in  (Snglanb  60,000  *Dlenfa)en  an  ben  folgen  ber  Srunfjucht  ju 
©runbe.  $ür  baS  3aljr  1889  ftnb  in  $eutfa)lanb  122  ftälle  Don  9Rorb 
unb  2otfa)(ag,  27,000  ^äfle  f dunerer  ftörperberlejMng  bem  ©enui?  griffiger 
(beträntc  }ugefa)rieben  toorben.  2Bie  enge  ferner  bie  ©ünbe  gegen  baS  VI. 
unb  IX.  ©ebot  mit  ber  Unmäjjigfeit  jutfammenhängen,  bttrfte  befannt  fein, 
fluch  &ur  Verlegung  beS  VII.  unb  X.  ©eboteS  bura)  $iebj)aljl,  Betrug, 
leichtfinnige  Berfa)ulbung  führt  baS  Printen,  unb  toenn  eS  toaljr  ift,  bafe  ber 
fllfohol  bie  3un9e  IWt  unb  ben  <Dlenfa)en  jum  ©ehtoä&e*  macht,  fo  ift  leia)t 
einjufehen,  bafe  Sügen  unb  ßhrabfdmeiben  (VIII.  ©ebot)  auch  manchmal 
bem  SUfohol  auf  9tea)nung  ju  fa)reiben  ftnb. 

Sei  ber  ßehre  Don  ber  ©ünbe  gibt  befonberS  bie  fünfte  £auptfünbe 
Anlas,  bie  Belehrung  über  bie  Wüfcigteit  nochmals  jufammen  ju  f äffen. 

Bon  ben  5  ©eboten  ber  &ira)e  unb  ben  hl*  ©aframenten  fagt  Drofte 
nichts,  unb  boch  geben  auch  öu?fe  ©elegenheit,  Dor  ber  $runffua)t  ju  roarnen 
j  53.  beim  hl-  ©aframent  ber  Bufee  als  Heilmittel;  bura)  $)imoeiS  beS 
fchrecflictjen  ©egenfajjeS  ber  llnmäfugfeit  jimt  ©euuffe  beS  ^eiCigften  flltarS« 
laframenteS;  ferner  bei  (Srflärung  beS  ^faßengeboteS,  inbem  man  fta)  früher 
mährenb  ber  ftaflenjeit  aua)  beS  SBeineS  enthielt.  $)afe  baS  ©ebet  als 
UniDerfülmittel  jur  Erlangung  ber  ©nabe  aua)  in  biefem  fünfte  empfohlen 
rocrben  mufi,  Derfteht  fia)  Don  felbft.  ?luf  bie  übernatürliche  ©nabenhilfe 
legt  aber  $rofte,  mie  mir  fa)eint,  ju  roeuig  ©emia)t.  Wir  ift  ein  Beifpiel 
fniS  Slmerifa  befannt  (bura)  bie  „Wonita"),  too  ein  tief  in  bie  2eibenfrt)aft 
beS  ©pielenS  unb  irinfeuS  gefunfener  Wann  firt)  pIMslirt)  belehrte,  als  er 
(eine  $rau  ftatt  fa)impfenb  unb  tlagenb,  mit  ben  ßinbern  für  ihn  betenb 


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fonb.  Sollte  nicht  auch  bei  un$  baS  ©ebet  ber  Äinber  baju  beitragen  fönnen, 
ben  (ieberlic^en  SJater  auf  beffere  Sege  311  bringen? 

3ur  Sßeranfchaulichung,  Begrünbung  unb  fruchtbringenben  flnmenbuiia, 
be*  über  ben  Wifebrauch  griffiger  ©eträufe  ©etehrten  leiffet  bie  btbfifcfte 
©efchichte  gute  $ienfte;  al$  Söeifpiele  Don  UnmäBigfeit :  6t>o.  9?oe,  J£>olo- 
ferne«,  Stoltaffar  unb  £erobe§,  ber  reiche  ^rafjer ;  als  Wuffer  Don  Wäfetgfeü : 
Samfon,  Daniel,  3oh«iine5  ber  läufer,  ßbriffu«  am  Jhreuje.  Die  Don 
$roffe  angeführten  Schriftffellen  ^abe  ich  bura)  folgenbe  erfefct: 

„©eraufcrjet  euch  nicht  mit  ©ein,  worin  WuSfchweifung  liegt."  (SbfjfS.  V,  18. 
„$er  Sein  macht  unfeufch,  unb  bie  ^runtenheit  oufriitjrerifct) ;  roer  immer 
barau  Suff  fyat,  wirb  nicht  meife  werben."  Sprüdm).  20,  1.  „6in  Arbeiter, 
ber  bem  Jrunte  ergeben  iff,  wirb  nicht  reich;  unb  roer  baS  Senige  nicht 
aaltet,  geht  nach  unb  nach  ju  ©runbe.  Sein  unb  Seiber  bringen  ben 
Seifen  jum  Abfall  unb  Strafe  über  ben  SJerffänbigen."  Sir.  31,  35. 
„Sein,  unmäßig  getrunfen,  Derurfacht  Streit,  3°™  unb  Diele  Unfälle." 
Sir.  31,  38.  „Seber  Säufer,  noch  Säfterer,  noch  Ääuber  werben  ba« 
SReich  ©otteS  befijjen."  I.  (Sor.  6,  10.  Diefe  lefcte  SteQe  iff  ganj  befonber$ 
geeignet  jur  Slbfchrecfung.  Sie  oft  fferben  Säufer  unüorbereitet  —  plöfclüt 
mitten  im  Sünberleben! 

3ton  ben  &ird)ent)äteru  fei  nur  einer  angeführt :  5)er  hl-  £>ieronpmu$ 
fchreibt:  „Niemals  roerbe  ich  glauben,  baß  ein  Säufer  teufd)  fei."  £ier  fei 
auch  barauf  ^ingeroiefen,  tote  ber  t)t-  33ater  unb  bie  $if$öfe  ihre  Stimme 
gegen  bie  $runffud)t  erhoben. 

2.  $eutf<h.  Damit  ber  Unterricht  im  DeutfaVu  ber  WäBigfeitSfaaV 
nttfce,  foflte  oor  aQem  baS  ßefebucb,  geeignete  Stüde  enthalten.  Sie  e$ 
hierin  mit  ben  fchweijerifchen  Schulbüchern  fleht,  iff  mir  nicht  befannt.  $>ier 
feien  einige  Sprichwörter  (au§  Droffe)  angeführt,  bie  etwa  SJerwertung 
finben  fönnen:  Jpalt  rechtes  Wafe  in  Spei«  unb  Sranf,  fo  roirff  alt  unb 
feiten  traut.  —  3unge  Printer,  alte  Bettler.  —  Die  Warte  unb  bie  flamte 
machen  manchen  jum  armen  Wanne.  —  $anj  unb  ©elag  finb  be«  Teufel« 
fteiertag.  -  Ser  trinft  ohne  Wafe,  wirb  balb  Sürmerfrafe.  —  Seitere 
©elegenheit  bietet  ber  fluffa&,  j.  58.  über  bie  folgen  ber  Unmä&igfeit. 
Urfachen  ber  Virmut.  Sie  erhält  man  fi<h  gefunb?  Der  Sparfame.  Althen 
be«  SafferS.    (Srflärung  obiger  Sprichwörter. 

3.  Rechnen.  6§  tönnen  Aufgaben  geftellt  werben,  bie  teil«  jur  Spar» 
famfeil  ermahnen,  teil«  burcb  ihre  3ahlf»  auf  bie  folgen  beS  ttlfoholS 
weifen  3.  53.  Seinaub  gibt  täglich  10  föp.  für  Branntwein  au«,  a)  Sie 
Diel  macht  baS  jährlich?  b)  Sie  oiel  kg  ttmbfleifch  a  1  3fr.  50  föunte  er 
bafür  taufen  ?  c)  Sie  Diel  kg  Äartoffeln,  50  kg  ju  5  3f^>  serfdr)net  ?  Sie 
Diele  fiiter  Wilch  a  18  9ip.?   Sie  Diele  Gier  a  9  9ip.? 


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-  307 


4.  ©efdjichte.  $)ie  alten  $eutfchen  Ratten  Neigung  ju  $runf  unb 
Spiel,  ober  gebrannte  ©etränfe  waren  unbefannt,  ebenfo  baS  tägliche 
SM okulieren.  £atl  bei  ©ro&e  war  febr  mäfeig  unb  bod>  ^atte  er  eine 
gemattige  ßörperfraft.  trunfenheit  bulbete  er  um  feinen  ^SreiS  bei  ftdr)  unb 
ben  ©einigen.   92itolau8  t>on  ber  §lüe. 

5.  ©eographie.  3rrenanftalten,  3u<^^^ulcr-  Sonberegger  ^at 
einft  gefogt,  man  [olle  bie  §älfte  ber  2öirtShäufer  aufgeben,  unb  man  fönne 
bie  ©älfte  ber  $uä)U  unb  3rrenhäufer  abraffen.  An  bem  AuSfterben  ber 
Ureinwohner  AmerifaS  [od  baS  tJeuermaffer  (©chnapS)  bie  f>ouptfc^utb  fein. 

6.  92aturgefdjid)te.  Wan  lehre  bie  3ugenb,  ©enuft  an  ber  htrrlid)en 
föotteSfchöpfung  ju  empfinbeu,  bamit  baS  $erj  Dom  eitetn  $anb  ber  3Belt  ab* 
gelenft  werbe  unb  ber  unüergänglidjen  4>errlid)feit  ©otteS  fid)  jumenbe,  bie 
3ugenb  auch  fpäter  bie  Wufeeflunben  Heber  in  Uöalb  unb  §fetb,  bei  SBienen  unb 
Sögeln,  unter  (Botted  freiem  Gimmel,  als  in  bunftigen  #neipftuben  jubringe. 
Qinige  9laturgegenfiänbe  geben  nod)  befonberS  Gelegenheit ,  ber  Wäftigteit 
unb  Abftinenj  baS  Bort  ju  reben,  SB.  28einfloa\  ©erfle,  Joggen,  Obfl, 
Äartoffel.  Wan  jage,  ba&  ber  bur$  (Währung  gebilbete  Alfohol  ein  ©ift 
fei,  baS,  ähnlich  einer  Arjnei,  in  geringen  Wengen  genoffen,  eine  ljeilfame 
SBirfung  haben  fönne,  in  großem  Wengen  bem  ftörper  ^geführt,  Diel  ©(haben 
anriete.  SBei  bem  Unterrichte  über  bem  menfehtichen  Körper  belehre  man  bie 
ftinber  barüber,  wie  man  fid)  bor  tfranfheiten  fd)ttfct,  unb  weife  fntbei  hin  auf  bie 
fdjäblichen  ^folgen  ber  Unmäfoigfeit  unb  befonberS  beS  SBrantmeinS.  SBefonberS 
arbeite  man  Riebet  bem  Aberglauben  entgegen,  als  fei  ber  Alfohol  ein  9lahrung8« 
unb  ©tärfungSmittel.  treffliche  AnljaltSpunfte  unb  auffaDenbe  SBeifpiele 
enthalten  ^iefür  bie  jmei  ©chriftchen:  „Alfohol  in  tieinen  ©oben  ober  Ab= 
ftinenj"  Don  AuguftinuS  Sgger,  Sifthof  oon  ©t.  ©allen.  93erlag  oon  #affelbrinf 
unb  6hrat  in  6t.  ©anen.  $reiS  30  »p.  (20  gjemplare  5  $r.  100  (Ssem* 
plare  20  2fr.)  ferner:  „2)urft  unb  geiftige  ©etränfe  im  Sichte  ber  Erfahrung, 
©efunbheitSlehre  unb  93olf8mohlfahrt  oon  %  A.  Wing,  Arjt  unb  ftationolrat. 
TO  Anhang:  ^Bereitung  einiger  alfoholfreier  SrfrifchungSmittel.  ©amen. 
3m  ©elbftüerlag  beS  SJerfafferS.  ($>er  Reinertrag  roirb  ber  ©rünbung  einer 
trinferheilanftalt  gewibmet.)  $iefeS  Schriftchen  gibt  Anleitung  $ur  Bereitung 
einer  ganjen  Äeitje  oon  alfoholfreien  ©etränten,  worauf  gewiß  auch  fchon 
größere  Schüler,  befonberS  in  ^nflituten  aufmerffam  gemalt  werben  bürfen. 
?(ua)  wei«t  ber  mutige  Äämpfei  gegen  ben  Alfohol  barauf  hin,  wie  baS 
Söafjer  baS  befte  ©etränf  fei;  wie  ber  $urft  burch  Spülen  be*  WunbeS 
unb  be§  Aachens,  fowie  ber  SSorberarme  unb  £)dnbe  mit  foltern  SQBaffer  üiel 
nachhaltiger  befämpft  werbe,  als  bura)  übermäßiges  2öaffertrinfen ;  wie  ^eilfam 
ber  Äat  fei,  wäljrenb  beS  (Iffens  gar  nid)t  ju  triuteu;  wie  eine  träftige, 
einfach  ^bereitete  ^auSmannSfoft  baS  allein  wirtfame  StärfungSmittel  beS 


-    308  - 


menfchlichen  ftörperS  fei,  unb  bafe  bie  fo  üortrcfflic^en  Nahrungsmittel,  bie 
mir  in  Wild)  unb  £äfe  befifcen,  immer  noch  ju  wenig  gefc^ä^t  werten  — 
otleS  Tinge,  auf  meiere  in  ber  9taturgefcf)ichte  hingewiesen  werben  fann. 

7.  (Sefang.  2öenn  man  feine  Cieber  hot,  welche  bie  Wäfeigfeit  loben, 
fo  wähle  man  t>otf)  wenigftenS  feine  folgen,  meiere  ben  9taufch  unb  bit 
geiftigen  ©etränfe  Derljerrlichen. 

8.  $>anbferttgteitSunterricht.  $ür  biefen  fuib  in  managen  Stäbten 
TeutfchlanbS  Schulen  eingerichtet.  ©ewife  ift  bieS  au  begrüßen  unb  mag 
fpäter  mancher  3üngling  unb  Wann  feine  freie  3*'t  mit  Ausübung  beS 
©elernten  (^apparbeiten,  teilte  Wetaflarbeiten  u.  f.  m )  Diel  mißlicher  ju* 
bringen  als  unter  3«hbrübern  im  2ÖirtSl)auS. 

9.  Wäbchenfchulen.  Auch  biffe  bürfen  bem  Äampfe  gegen  ben  Alfoljol 
titelt  ganj  ferne  flehen.  Tie  Wäbchen  müffen  ju  SReinlichfeit  unb  OrbmingSliebe 
angehalten  roerben  unb  bie  nötigen  ffenntniffe  für  Beforgung  beS  $auSwefen5 
($anbarbeitSunterricht,  Äoa>  unb  £>auShaltungSfchulen)  erlangen,  bamit  fit, 
einmal  in  ben  (Shfftonb  getreten,  bem  Wanne  ben  Aufenthalt  im  £)aufe  lieb 
unb  angenehm  machen.  Anleitung  t)ie^u  gibt  ber  „SBegmeifer  jum  häuslichen 
(Slücf  ber  Wäbchen."  herausgegeben  Don  einer  ßommiffion  beS  BerbanbeS 
„Arbeitermohl."  (W.  Glabbach  in  ßeipjig.  Verlag  üon  A.  Wiffarth-  ^SreiS 
75  $f.)  gS  enthält  Belehrungen  über  bie  Beforgung  ber  £>auSarbeit,  ber 
Reibung  unb  Söäicbe,  ber  Nahrung,  ferner  Segeln  für  ©efunbljeit*«  unb 
ÄranfheitSpflege  unb  bei  UnglürfSfällen.  (3m  genannten  Verlag  ift  jum 
gleichen  greife  ju  ^aben :  TaS  häusliche  ©lud.  Boflftänbiger  $)auShaltungS* 
unterricht  für  grauen.)  Tafe  bie  nötigen  ftenntniffe  aOein  nicht  genügen, 
ben  Wann  „baljeim"  ju  behalten,  fonbern  bajj  ein  fanftmütigeS,  Don  mahrer 
ßiebe  befeelteS  Benehmen  ber  frauSfrau  Don  noch  größerer  ©ichtigfeit  ift, 
braucht  roohl  faum  bemertt  ju  werben. 

10.  ftinberfefte.  Betreff  biefer  höbe  ich  bereit«  baS  Wafmmort  ber 
fchmeij.  BifdjÖfe  angeführt. 

2öenn  auch  baS  bisher  ©efagte  nur  für  bie  altern  Schüler  ©eltung 
hat,  fo  fann  man  bod)  auch  i<h°n  bei  ben  fleinern  Darauf  h'nmirfen,  bafe 
fie  geiftige  ©etränfe,  auch  wenn  ihnen  fohhe  Don  unoerftänbigen  ßrwachfenen 
angeboten  werben,  ftehen  laffen,  baii  fie  nicht  nfl$u  gierig  effen  unb  trinfen, 
bafe  fie  bie  9iappeu,  bie  fie  etwa  befommen,  nicht  für  Sedereieu  ausgeben, 
ionbern  ihren  Opferfinn  bamit  bethätigen,  inbem  fie  biefelbeu  5.  B.  in  bie 
^inbheit^efU'BereinSfaffe  legen.  Jpier  fei  auch  »och  bemerft,  bafe  bie  3ugenb 
gewarnt  werben  muß,  einen  Betrunfenen  luctjenb  unb  fpottenb  ju  umjingelu, 
ftatt  ihn  ju  bemitleiben.  Tie  9?eligionSlehre  holte  bie  Äinber  an,  lieber  in 
ber  ©tiUe  für  einen  folgen  ju  beten. 


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—    309  — 


3m  angeführten  SRafjmuort  ber  fc^roeij.  93if<höfe  h«Bt  eS:  „Der  befte 
Erzieher  bei  3ugeub  jur  Rüchterbeit  uub  ^Häjiigfeit  märe  baS  gute  $eifpie( 
ber  Erwach)  enen."  Darum  noa)  einige  Söorte  als  Antwort  auf  bie  jmeite  i$xa§t. 

(©d)lu&  folgt.) 


$\t  fretburgird)e  «fgionalfdjule. 

DaS  freiburgifcbe  Sa)ulgefe£  Dom  ^aljre  1884  t)at  für  bie  obern  ßlaffeu 
ber  SJolfSfchule  in  ben  Stabtgemeinben  ju  ben  gewöhnlichen  Schulfächern 
noch  bie  obligatorifdje  Einführung  folgenber  Rächer  beftimmt: 

9lnfangSgrünbe  ber  Raturmiffenfchaften, 

Buchhaltung, 

flächen»  unb  Äörpermeffung  unb  Berechnung, 
^reihonbjeichnen  unb 

©runbjüge  ber  allgemeinen  ©eograpbje  «nb  ©efdnchte. 

ftür  bie  ßanbgemeinben  mürbe  bie  53eftimmung  getroffen,  bafe  in  ben 
nridjtigften  länblithen  Ortfchoften  für  bie  Schüler  don  einem  ober  mehreren 
augrenjenben  Schulreifen  Oberfaulen  errichtet  werben  fönnen  unb  bap  ber 
Unterricht  barin  üorjugSweife  mit  Ütüdficht  auf  Öanbwirtfchaft  unb 
©ewerbe  erteilt  werben  fofl.   (Wrt  11  unb  134  beS  ©efefceS.) 

ES  finb  biefe  Oberfaulen  alfo  eine  Art  ftortbilbungSfchulen,  bie  auf  bie 
33olfSfd)ule  aufgebaut  finb,  ficr>  organifch  eng  an  biefe  anfchliefjen  unb  im  all« 
gemeinen  nach  bemfelben  Öehrplan  arbeiten.  (Sin  fleiner  Söenbepunft  bilbet  nur 
ber  eintritt  beS  franjöfifchen .  reffe.  beutfä>n  Unterrichts,  bem  in  biefen 
Schulen  ein  angemeffener  $lafc  jugewiefen  ift  (4  bis  5  Stunben  wöchentlich.) 

3in  Saufe  ber  legten  Saljre  finb  nun  bereits  eine  fd)öne  Wnjahl  folcher 
Cberfchulen,  SRegionalfchulen  (ecoles  regionales),  wie  fie  genannt  werben, 
an  öerfchiebenen  Orten  beS  ÄantonS  entftanben,  unb  oie  ftrüdjte  berfelben 
fangen  bereits  langfam  an,  ficr)  bemerfbar  ju  machen  (SRetrutenprüfungen). 
freilich  r>atte  man  bis  je£t  feine  anbere  gefefcliche  Organifation  für  biefelben 
als  bie  wenigen  in  ben  oben  angeführten  9lrt.  11  unb  134  beS  ©efe£e8 
enthaltenen  allgemeinen  SJeftimmungen.  3e  mehr  nun  bie  3^h^  bfefa  Sehnen 
$unahm,  befto  fühlbarer  würbe  auch  DQ3  53ebürfniS  nach  einer  einheitlichen 
für  aQe  Schulen  geltenbeu  Worin,  liefern  SBebürfniS  r)at  nun  bie  ftantouS* 
regierung  entfprochen  burch  Erlaß  eines  Reglements  für  bie  Regional* 
faulen,  baS  am  15.  9)cärj  biefeS  3ahrc$  m  Äroft  getreten  ift.  Die  michtigften 
iBeftimmungen  beSfetben  mögen  hi«  an  ihtem  ^ßlajje  fein. 

35er  3n>frf  biefer  Schulen  ift  bereits  befaunt.  Der  Preis  einer  Regional* 
fchule  umfaßt  alle  ©emeinben,  bie  in  einem  UmfreiS  üon  4  km  um  ben 
Si$  ber  Schule  tytmn  gelegen  finb. 


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-    310  - 


Die  ©emetube,  in  ber  bie  Schule  ihren  Sifr  fat,  liefert  bie  nötigen 
fiofale,  baS  Mobiliar,  bie  Boljnung  beö  SehrerS  unb  einen  paffenben  Äaum 
gut  Errichtung  einer  SBaumfdjule.  93on  ben  anbern  Unfoften  trägt  bet 
Staat  H/a  berfelben,  bie  beteiligten  ©emeinben  */»• 

Das  Unterrichtsprogramm  umfafet  jmei  Schuljahre,  baS  Sä)uljaljr 
minbeftenS  950  unb  höcbftenS  1000  UnterrichtSftunben. 

Die  9(ufficht  führt  ein  Dom  Staatsrate  erwählter  3nfpeftor  unb  eine 
eigens  für  jebe  einzelne  Schule  eingelegte  ftommiffion,  bie  aus  fünf  Wü^ 
gliebern  befielt,  mooon  $wei  bon  ber  SrjiehungSbireftion  bezeichnet  werben. 
DaS  befonbere  Programm  unb  Reglement  ber  Schule  wirb  unter  33orbef)a(t 
ber  Genehmigung  abfeits  ber  (SrjietjungSbireftion  Don  biefer  Äominiffion 
entworfen. 

Der  9tegionau*e1jrer  begeht  eine  jährliche  33efotbung  bon  1500  §r., 
jubem  ^at  er  Hnfprudf}  auf  eine  anftänbige  SBobnung,  fea)S  Ster  Mannen* 
tyolj,  einen  ©emüfegarten  unb  fed)S  2lren  ^flanjlanb. 

Der  Söefud)  ber  SRegionalfdmle  if)  für  aüe  Schüler  obligatori)$,  bie 
bor  erfiiQtem  bierjehnten  WlterSjatjr  baS  Programm  ber  ^ßrimarfchule  abfolbiert 
haben  unb  im  StegionalfcImlfreiS  wohnhaft  [inb.  Die  (Sntlaffung  finbet  erft 
naa)  bem  ooflenbeten  zweiten  Schuljahre  ftatt  unb  wirb  Dom  3nfpeftor  aus* 
gefprochen.  — 

Die  föegionalfchule  ift  alfo  feine  ftachfchule,  aber  auch  Wne  @elefjrten= 
fcf>ule,  fonbern  baS,  was  fie  fein  l'ofl,  eine  erweiterte  SBolfSfchule,  bie  berufen 
ift,  bem  SSolle  eine  öilbung  ju  geben,  wie  fie  baS  gewerbliche  unb  praftifch 
wirtfchaftliche  ßcben  t)eute  forbert,  eine  Silbung,  welche  bie  untern  fllaffen  ber 
höhern  Schulen  (©nmnafium)  oermöge  ihrer  mehr  formalen  SilbungSjwecfe 
nicht  geben  fönnen  unb  auch  Die  einfache  länbliche  SolfSfchule  nicht,  ba  fif 
ju  wenig  umfaffenb  unb  ju  wenig  in  bie  $iefe  arbeiten  fann.  Der  Bauers* 
mann  fann  in  ber  heutigen  3eit,  wo  alles  borwärtS  brängt,  alles  fieberhaft 
thätig  ift  unb  fpefuliert,  nicht  ftiHe  flehen ;  er  muß  im  Kampfe  um'S  Dafein 
feinen  Eiann  fieflen  fönnen,  unb  baS  fann  er  nur,  wenn  er  eine  gehörige  folibe 
Bilbung  hat.  Unb  je  länger,  je  mehr  bedangt  auch  baS  fokale  2eben  in 
©emeinbe  unb  Staat  benfenbe,  urteilsfähige  Bürger.  Wur  eine  gute  Sd)ul« 
bilbung  bietet  bieSbe^üglich  gute  ©ernähr  für  bie  3ufunft. 

Die  erfte  unb  £>auptbebingung  aber  für  baS  ©ebenen  einer  Schule  ift 
unb  bleibt  ein  guter  Cefjrer ;  baS  gilt  ganz  befonberS  auch  für  bie  »egional» 
fchule.  Da  ber  Unterricht  in  berfelben  borjugSweife  mit  Ätidficht  auf  2anb- 
wirtfchaft  unb  ©ewerbe  erteilt  werben  fofl,  foflen  bie  fiehrer  h«ju 
qualifiziert  fein.  2Bir  müffen  2er)rer  hoben,  bie  in  ber  Bewirtfchaftung  beS 
Kobens,  in  ber  Obftbaum*,  Bieh»  unb  Bienenzucht  genügenbe  Äenntnifie 
befifcen,  um  in  biefen  ©ebieten,  foweit  fie  in  ben  Gahmen  ber  Scegionalfchule 


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311  - 


fallen,  unterrichten  ju  fönnen ;  mir  [oflen  8ehrer  haben,  Die  burd)  33efucfj  Don 
SBertflätten,  ftabrifen,  Ausfüllungen,  bura)  ben  Umgang  mit  ©efchäftsleuten 
unb  burch  ein  mit  befonberer  Siebe  betriebenes  ©tubium  Der  betreffenben 
Rächer  auch  mit  ben  3*erfjä(tniffeit  unb  5öebürfniffen  ber  gemerbetreibenben 
33eDölferung  Dertraut  morben  finb.  Unb  biefe  fiehrer  finb  feine  anbere  als 
eifrige,  tüchtige  unb  bewährte  JöolfSfchu  lieber,  roelche  bie  SBilbung,  bie  fie  im 
©eminar  empfangen,  in  lanbroirtfehaftlichen  Surfen  ober  ©dmlen  ergänjt 
unb  erweitert  haben  unb  bie  auch  fähig  finb,  im  Srranjöftfchfn,  refp.  $eutfchen, 
ju  unterrichten.  $aS  9?egulatiD  für  bie  Wegionalfchulen  forbert  benn  auch, 
baß  ber  fiehter  in  fämtlia)en  ©djulfächern  unb  baju  noch  in  Öanbmirtfct)aft 
unb  im  Ortanjöfifa)en  (Deutfchen  für  bie  ^ranjofen)  eine  Prüfung  ablege. 

2öir  fönnen  baS  Seftreben,  bie  Otegionalfchulen  in  ben  gröBern  ßanb- 
gemeinben  einzuführen,  nur  begrüben  unb  unterftüfcen;  benn  mir  finb  überjeugt, 
ba&  fie  für  baS  $olt,  befonberS  für  ben  Öanbroirt  eine  fegenSreidje  Sohl- 
tet finb.  p. 


ßxt  öeutfdjen  öd)ulmet(lfr  b.  I).  Me  ^rimarleljrrr 
ber  jitabt  1460—1895. 

(SSon  «.  «fcbnmnben,  üebrer  in  3ußO 

Senn  mit  ben  beutfehen  ©dmlmeiftern  1400  begonnen  mirb,  fo  fofl  bamit 
nicht  gefagt  fein,  baB  Dörfer  feine  ©chulmeifter  b.ier  ejiftiert  haben.  Wangels 
an  Oueflen  tonnten  biefelben  nicht  roeiter  jurücf  Derfolgt  merben.  1435  Der- 
fanf  mit  ber  Mltftabt  auch  baS  flrchib,  unb  bie  SRatSprotofofle  beginnen  1470. 
Saut  9r$ib  53aar  finben  mir  urfunblich  aber  fchon  1257  ben  27.  9foD.  ^farr* 
rjelfer  unb  ©chulherr  3afob  unb  feineu  Unterfchuhneifter  IRubolf  Don  3U9  als 
3eugeu  in  einem  Don  $efan  ftrnolb  in  9tifch,  bifchöflichem  dichter  entfehiebenen 
©treite  jroifchen  ben  ^farrgenoffen  Don  93aar  unb  Äappel.  •) 

1460  3oh*»ne*  8Ie<?,  1495  Taufpate  feines  GnfelS  Johann  93lefc.  AIS 
tüchtiger  Kalligraph  lieferte  er  bem  ©tabtpfarrer  (Sberharb  laut  iagebuef) 
folgenbe  Arbeiten :  „(Sin  briff  bar  an  bie  namen  ber  l.  heiigen  Derfcfcribeu 
finb  ber  ^eiltum  in  bem  farch  oect)alten  finb,  berfelb  brif  foflet  je 
fchriben  Dnb  je  floriren  2  ^fb. ;  6in  brif  mit  bem  namen  ber  heiigen 
in  ber  eer  bie  altar  gemixt  finb  auch  wmb  2  ^3fb. ;  ein  bermetten  brif  mit 
ber  ablafeurfunbt  beS  Legaten  umb  5  ©#1.;  eine  abfehrift  beS  brifS 
aufe  Gnglanb  5  ©chl. ;  bie  EeSperpfalmen  1  ©l. ;  ein  fequenjionarium 
Don  12  quatemen,  jebe  je  fchriben  Dnb  je  benoten  16 ©eh.;  ein  ganj 

»)  NB.  <£rgänjungen  unb  Berichtigungen  finb  fehr  »ittfommen  unb  foflen 
SJerroertung  finben. 


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-    312  - 


plattet  mit  anbern  $uogef)örben,  barjuo  finb  ton  17  quaternen,  jebe 
juo  15  SajI." 

1493  §an«  *iet?,  ©oljn  be«  Umgenannten.  Wjnlia)  mit  fein  Stoter  beforgte 
er  laut  ©tabtpfr.  gberljarb«  $agebu$  oerfc&iebene  fafligr.  Arbeiten: 
„3tem  ber  nüro  fcfyiolmeifter  &an«  bleuen  fol  fc&riben  juo  3t.  o&roafo 
zc.  ic.  —  baran  fjan  i$  im  gen  11  ©$l.  be«  erften,  barna$  off  mitmuß 
cor  be«  öfter  tag  20  ©#l.;  öff  ben  öfter  tag  30  ©<$!.;  item  15  Sa), 
onb  1  oiertel  fernen,  item  ftner  froroen  15  ©a^l."  — ,  „item  off  fant 
!atr)rtnen  tag  1  ©Ib.  für  fingen  ba«  er  juo  fant  Dferoalb  bif  geljulfen 
&et."  @r  heiratete  1493  eine  Urnerin,  Warnen«  Hnna  Sengler.  SuS 
biefer  (Sfje  entflammten  3ofymn,  1495  in  3ug  getauft,  ein  2.  ©olm, 
1498  in  SBuoa)«  getauft,  ein  3.  ©oljn,  im  ©<$ulljau5  in  3"9  geboren, 
ber  4.  auä)  in  3U8*  Der  5-  in  S3ifa)off3jefl ,  ber  6.  toiebcr  in  3U9* 
ebeufo  bie  folgenben  ftinber  au«  ber  2.  (§fje  mit  (Slifabetlj  planier 
oon  grantfurt.  91u3  biefer  2.  6lje  ift  am  befannteftcn  3^^riad  $lr$, 
ber  1533  ^Bürger  in  Sutern,  bann  ©d()ulmeifter,  (SeridjtSfcfcreiber.  ©roß» 
rat,  !aiferlid)er  unb  päpftliajer  92otar  unb  1549  oon  ftaifer  ftarl  V. 
fogar  in  ben  9tbe(3ftanb  erhoben  mürbe. 

1510  3örg  5tnf  aus  Äonftanj.  •) 

1535  Äafp.  Suter,  einer  fjamilie  oon  Jorgen  entfproffen,  bie  300  Safyt 
mit  ber  ©tabt  3^"$  Sieb  unb  2eib  getragen  unb  feit  bem  alten  3ttn$s 
triege  bei  30  ©liebern  auf  ben  ©d}la$tfelbern  Oerloren  Ijatte,  fab,  fia) 
ßafpar,  beffen  SSater  bei  Cappel  gefallen  mar,  genötigt,  na$  3ll9 
auSjumanbern ,  mo  feine  ftnoerroanbten  lebten.  Denn  feine«  3ktcrS 
©rofcmutter  mar  eine  Äolin,  toeldje  mit  ber  ?lltpabt  ben  4.  TOrj  1435 
oerfunfen  mar.  ©uter  mar  ©djreibcr  unb  ©cl)iilmeifler.  3m  3"ria^biete 
lonren  baniül«  alle  hinter,  ©rf)reiberftellen  unb  ©Ovulen  in  golge  über- 
fluffe«  an  „£)orf)gelel)ttcn",  oon  ber  9luflöfung  ber  ©tifte  unb  ftiöfier 
Ijerrüfjrenb,  Oollftänbig  befe^t,  fo  baß  mancher  fromme,  tapfere  3Rann, 
mie  ©uter  fagt,  außer  Sanbe«  fein  SBrot  fua^en  mufete. 

©uter  oerfajjte  im  Verlaufe  üon  4  Sauren  eine  grojje  ©cfcroeijer* 
a)ronif  oon  1 100  33ogen,  moju  er  27  Gfjronifen  benutze  aber  au$  etma 
300  fronen  =  900  gr.  Unfoften  fatte.  einige  ber  13  Orte,  benen 
er  bie  (Sljronil  jum  ftaufe  anbot,  befa^entten  iljn  jtoar,  allein  getauft 
rourbe  fie  nidu",  ja  3»"$'  f"r  totlfyi  er  jeitleben«  üoü  ©egeijterung 
mar,  mürbigte  iljn  nidfot  einmal  einer  ermunternben  Slntroort. 

genier«  oerfafcte  er  eine  abgetürjte  ©a^meijera^ronil,  (Sfyromt  ber 
©tabt  3ug,  bie  Gfjronif  be«  Cappeler  Kriege«,  ©prüd>e,  £rieg«licber, 

')  Seit  1511  tourbe  ber  fjl.  OJeift  ©pital  in  ber  Slltftabt  a!6  beutle«  ©<&ul* 
bau»  benufct,  ba  in  biefem  3al)rc  ein  neuer  erbaut  murbc. 


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-    313  - 


©riefe,  flud)  fanb  er  fid)  üeranlnfet,  in  frembe  $ienfte  ju  treten.  9t  (« 
SteiSläufer  fiuben  mir  Suter  1544  bei  flarmaguola,  mo  ben  14.  Slpril 
3400  Scfcroeijer  in  franj.  Solbe  über  bie  flaiferliaVn  fiegteu.  Suter 
belang  biefe  S$la#t,  Ijielt  fid)  dm«  bis  1552  mieber  in  3ug  auf, 
jog  neuerbingS  nad)  ^iemont  in  franj.  Solb,  oerlor  1554  bei  ber 
Belagerung  Don  flamerano  baS  Öeben  unb  mürbe  bort  üor  bem  S(tjloB 
am  Berg  begraben. 

1570  3«fob  flttcner,  SBoter  beS  StabtpfarrerS  Söolfgang  SReöer  Don  3ug. 
(Sr  befafe  ben  #of  Opplisbübl,  mar  Senior  ber  ©labt  unb  ftarb  beu 
8.  ftob.  1613. 

1591  3of>ann  §u»1jlcr,  trat  1605  in  bie  2ufaSbruberfa)aft,  ftarb  1608. 
Befolbung:  52  Oilb. ;  freie  2öor)nung,  ©arten,  ^flanjlanb,  10  Sa)l. 
Sa^ulgelb,  1  ßerje  per  ©a^üler  unb  täglicfc  1  flefle  ^abermuS  aus 
bem  Spital. 

1600  $eier  Sdjmib,  ©ulbenfd/reiber ,  beutfdjet  Scf)ul-  unb  SRedjemneifter 
ber  Stabt  3uß- 

1565  ben  1.  $uni  motzte  fict)  Dr.  $eter  Billiger,  Pfarrer,  Mau 
unb  Äommiffar  in  %rt  mit  3afob  BÖdli  oon  Sa^mt^,  ©afluS  £einriaj 
Don  tögeri  unb  ©regor  Sanbolt  t>ou  ©laruS  auf  bie  Weife  nact)  3e* 
rufalem,  fam  in  SRfyobo«  auf  ber  Wüdreife  ben  13.  9toö.  1565  in 
türf.  Stlaoerei,  aus  melier  er  erft  ben  30.  Slpril  1568  erlöst  unb 
ben  15.  9coo.  in  Wrt  mit  Äreuj  unb  ^fa^nen  unter  bem  ©eläute  ber 
©lotfen  roieber  empfangen  mürbe.  Billiger,  geboren  in  Stoot  unb  1581, 
geftoiben  inHrt,  ooflenbete  1570  bie  meitläufige  unb  intereffante  Weife» 
bef$reibung.  3)aS  2JlanuSfript  blieb  unbenufct,  bis  eS  Sdnilmeifter 
Sdjrnib  1603  bei  Wif.  &alt  in  ßonftanj  im  $rud  erfreuten  ließ. 

1(510  »altljafar  ©ermann.  Saut  ftatsprotot.  uom  15.  Sept.  1612  mürbe 
er  megen  Unfleifc  unb  klagen  ber  Bürger  auf  näa)ften  Wartini  feiner 
Stelle  entfefct. 

1617  Sconljarb  3inßflr  S<$reiber,  §aupt  einer  beDeutenben  3ramtlie,  trat 

gleiten  3al)re$  in  bie  CufaSbruberfdjaft. 
1624  3afob  ©ebcr  oon  3ug,  mar  ein  tüchtiger  Ce^rer  unb  fanb  feine 

Wufjeftätte  bei  St.  Csmatb. 
1629  3afob  Jmercnbolb,  oerer)!,  mit  flmalia  Stodlin,  feit  1622  Crgauift 

unb  Scrmlmeifier  in  Hltborf,  ausgezeichneter  G^oralbü^er-Sa^reiber, 

geft.  1633  unb  begraben  bei  St.  Csroalb. 

1633  fterbinanb  fallet,  feit  1629  Organift  unb  Sdnilmeifter  in  Wtborf, 
ftarb  ben  11.  Ott.  gleiten  SatjreS  unb  mürbe  bei  St.  OSmalb  begraben. 

1634  Soljaun  Offener,  ftarb  ben  29.  «Dcär$  1645  unb  fanb  fein  ©rab 
bei  St.  OSmalb. 


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— 1 


—    314  — 

1644  Daniel  Scbmab  —  roegen  Sölten  gegen  ben  Untermeibel  cor  ©e- 
rieht  stiert,  foH  fleißiger  fein,  nur  9?utenftreia>  brauen. 

1  645  1 .  9(prü,  £a£aru#  Strrbautu  aus  bem  93rei§gau,  üorljfr  Schulmeifter 
in  Art,  öerljeiratete  fich  ben  12.  $uni  1645  mit  Otttlia  £>offlettrr, 
mar  auch  ^roöifor,  jog  1646  nach  ^Rellingen. 

1646.2.  3nnt.  Johann  Söolfgang  ftriefhart,  ein  ehrlicher  unb  fleißiger 
sBcann,  führte  bei  St.  OSroalb  bä§  öffentliche  föofenfranjgebet  ein. 
SJon  ben  ftinbern  bet  erflen  t$xau  mürben  2  ©ör)ne  Seltpriefler. 
TO  SJefolbung  ^otte  er  jährlich  16  Wütt  fernen,  12  Softer  ftolj, 
20  ©l.  für  ba$  SBochenbrot,  alle  ftronfaften  5  ©1.,  Spenb  unb  Wufc 
(£ir§brei)  oom  Spital,  öon  jebein  Schüler  2  S3afeen,  2  SBurgernu&en 
in  £>aber  unb  fernen,  Söohnung  unb  ©arten,  bie  Schüler  mufeten 
unentgeltlich  $o!g  tragen.  (fltatSpr.  1646  3um  2.)  1648  mürbe  er 
noch  ^roöifor,  1662  aber  ber  Schule  enthoben,  roohnte  gleichrooljl 
im  Schulhaufe  (alter  Spital,  jefet  Schreiner  SöürgiS  $au$,  nädjft  ber 
Capelle).  Webft  ber  ^roöiforftclle  grünbete  er  nun  eine  ^rioat»2Räbc$en= 
fchule.  Da  aber  fdjon  feit  1657  bie  tflofterfrauen  öon  SRaria  Opferung 
im  alten  ftrübrnefferhauS.  (nächft  bem  alten  Spital,  jefct  Stifrig* 
unb  33ranbenberghauS,  43  n  unb  b)  unb  fpäter  im  tflofter  unent* 
geltlidj  eine  <Dläbchenfchule  unterhielten,  oerbot  it)m  ber  9iat  roiebert)olt 
biefe  Schule,  unb  als  er  nicht  gehorchte,  mürbe  er  einen  Sag  in  ben 
Ztymn  gefieeft.  Seinem  Nachfolger,  Schulmeifter  »Oer,  foOte  er 
bie  Söohnung  räumen  unb  baS  St.  3öolfgang--£au3  begehen ;  es  ift 
bie§  bie  heutige  Äafeme.  2HS  er  nicht  ftolge  leitete,  mürbe  fein 
£au$rat  geroaltthätig  auf  bie  ©äffe  gefteOt. 

W\t  feiner  ^roeiten  $rau,  bie  leiber  feine  t)olbe  ©attiu  mar, 
lebte  er  in  Unf rieben  unb  trennte  fich  Don  ihr;  beSmegen  befahl  ihm 
ber  9fat  jum  ^meiten  mal,  bie  ©attiu  mieber  ju  fich  Su  nehmen, 
roibrigenfafls  fein  Sinfommen  entzogen  merbe ;  auch  bie  Äinber  foOen 
ber  Stiefmutter  gehorchen,  anfonft  fie  oom  Unterroeibel  aus  bem 
£>aufe  gejagt  roerben. 

Stoib  nachher  tarn  er  um  bie  Erlaubnis  ein,  ben  Ausbürgern 
Schule  halten  $u  bilrfen.  ($rft  nach  mehrmaligem  JBitten  mürbe  ihm 
gemährt,  ^atte  jeboch  im  2Öinter  mit  bem  Schulmeifter  Fachmann 
bie  Stube  $u  teilen,  bamit  nicht  unnötig  ftolj  tierbraucht  merben 
miiffe,  maS  ficherlich  feine  beueibenSroerte  Stellung  mar.  (Snblia) 
ben  3.  Woöember  1688  rourbe  er,  74  3ahte  alt  öon  feinem  fummer« 
öoOen  Ceben  erlöst.  (ftortfcfcung  folgt.) 


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315 


Sarnau.  DaS  ©efefc  betreffenb  ber  bürgerlichen  t$ort6i(bung4f$ule  Ift 
mit  17,687  Stimmen  gegen  13,939  angenommen  roorben. 

OJroiibÜHbcn.  (ßorr.)  @in  intcreffanteS  ftinberfängerfeft  hat  am  Ofter-- 
montag,  oom  fünften  2öetter  begünfligt,  in  3lanj  ftattgefunben,  an  welchem 
fich  nicht  roeniger  als  20  Spulen  beteiligten.  $aS  fjeft  rourbe  eröffnet 
burdj  ein  SBegrüfcungSlieb  ber  bereinigten  ©acuten  Don  3fanj,  roorauf  bie 
fteftrebe  beS  $errn  fteaHehrer  3inSli  folgte,  melier  in  berebten  Korten 
ben  3»'d  folcf>er  flinberfefte  barlegte  unb  bie  heutzutage  fo  notroenbige 
fonfeffionefle  ioleranj  empfahl.  3roei  Ätfujf  einigen  uns  afle,  baS  ßreuj, 
an  meinem  unfer  göttlicher  (Srlöfer  fein  Seben  für  und  aufgeopfert,  unb  baS 
roeifee  ftreuj  im  roten  treibe,  bie  Siebe  $u  unferm  rouuberfchöuen,  t>errtic^en 
33aterlanb.  9cad)  bem  roohlgeorbneten  unb  gut  gelungenen  freftjuge  folgte 
ber  Vortrag  ber  aflgemeinen  Öieber  im  geräumigen  Saale  beS  neuen  Sct)ulhQufe$. 

Senn  biefe  lieber  nicht  ganj  bie  jahlreict)en  3»^örer  befriebigt  höben, 
fo  thaten  eS  um  fo  mehr  bie  einzelnen  Seiflungen,  Don  welchen  bie  Schulen 
Don  ttiein,  SrunS  unb  ^lanj  (fatholifche  ^riüatfchule)  befonbern  ©eifaH 
fanben.  $iefeS  gelungene  fteft  bürfte  auberSroo  jur  Wachabmuna,  aufmuntern. 

(Stach  ber  GJafctta  SRomanfcha.) 

3 tl] tu n  v  5)en  8.  TOai  ftarb  in  Schmiß  ber  fyofyw.  flanonifuS  Hieli, 
SReltor  beS  Kollegiums  Waria  #ilf.  ©eboren  ben  18.  Januar  1842  in  33alS, 
fft.  (Sraubünben  machte  er  feine  ®D,mnafial=Stubien  in  Gfmr  unb  Schrot^, 
bie  theologifchen  in  3nnSbrucf  unb  mieber  in  ©hur.  1867  rourbe  er  ^rofeffor 
im  ÄoQegium  in  Schrobj,  1870—77  roarb  er  zugleich  ejternen^räfeft.  1877 
folgte  er  einem  3luf  nach  ftreiburg,  roo  er  7  3ar)re  lang  als  ^rofeffor  am  Ober- 
gDmnafium  roirfte.  1884  rourbe  er  al§  fteftor  nach  Scönroj  berufen,  roo  er 
als  folcher  unb  als  ^rofeffor  bis  ju  feinem  ?obe  bö<hft  fegenSreich  roirfte, 
geliebt  unb  geachtet  foroohl  Don  ben  zahlreichen  Schülern  als  Dom  gefamten 
^rofefforenfoHegium.  Unter  ihm  blühte  baS  Kollegium  neu  empor,  rourbe  bie 
ÄoflegiumSfirche  gefchmacfüoll  renooiert  unb  eine  neue  Orgel  hergeftellt.  Schule 
unb  Kirche  roaren  ihm  inS  £erj  geronchfen ;  für  beibe  forgte  er  mit  91ufopfe= 
rung  feiner  Kräfte.  Wöge  ©ott  bem  tüchtigen  Schulmann,  bem  oortrefflichen 
'Jfeftor  unb  mufterhaften  v#riefter,  ber  fein  ganjeS  Seben  ber  chriftlichen  3ugenb» 
er$ieb,ung  roeihte,  bie  Krone  beS  eroigen  CebenS  geben.  Sei  uns  roirb  er  aber 
in  gefegnetem  9lnbenfen  fortleben  unb  in  ber  (#efct)ichte  beS  Kollegiums  roirb 
fein  9came  ruhmDoOft  eingegraben  bleiben.    R.  I.  P. 

$uß.  Ter  Schulbericht  über  baS  SrjiebungSroefen  beS  KantonS  3ug  pro 
1893/94,  Derfafct.  D  hodm).  Schulin fpeftor  3  Specf ,  Pfarrer  in  Steinhaufen, 
ift  erfchienen.  $aben  bie  frühem  Berichte  nur  baS  VollSfchulroefen  berürffichtigt, 
fo  umfaßt  bagegen  ber  gegenwärtige  baS  ganje  @rjier)ungSroefen  beS  KantonS 
—  roaS  mir  als  eine  glücfliche  Neuerung  anfehen,  ba  Dem  Cefer  baburch  ein 
©efamteinblid  in  baS  (antonale  Schulroefen  ermöglicht  ift.  —  9Jtit  SRecht  De» 
tont  ber  33erid)t  eine  fleißige  Sdmlauffichi  Don  Seite  ber  (ÖemeinbSbehörbe 
unb  einen  fleißigen  Schulbefud)  Don  Seite  ber  Kinber,  foroie  ein  gleichmäßigeres 
Verfahren  in  ^Inroenburg  ber  5?erorbnung  über  baS  Slbfenjenroefen.  93on  ben 
Üttytxn  roirb  eine  möglichfl  gute  Vorbereitung  für  bie  Schule  unb  bie  güt)" 


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-    316  - 


rung  be§  $laffenbucbe§  bedangt.  $em  SRechen»  unb  beulten  Sprachunterricht 
foüteu  iu  unfern  Schulen  noch  größere  9hifmerffamfeit  geteuft  merben.  2lueh 
bie  9J?etbobe  foOle  in  ben  Derfdjiebenen  Stuten  gleichmäßiger  gefmnbhabt  werben. 
Gin  ^ortbilbung§fur§  für  ba$  Rechnen  unb  bie  Sprachlehre  märe  baher  fetjr 
)U  roünfchen.  33on  70  ^ßrimarfchulen  tonnte  28  bie  9?otc  I  unb  35  bie  ftote 
I  a  erteilt  merben ;  7  erhielten  bie  Wote  I  b.  9118  uugenügenb  mürbe  feine 
qualifiziert. 

$ie  3ar>l  ber  Schüler  an  ben  Sefunbarichulen  mäa)$t  in  erfreulicher 
Söeife.  Wn  allen  biefen  Schulen  wirb  gegenwärtig  2ateinunterrid)t  erteilt, 
inbem  nun  auch  mit  berjenigen  in  6^am  ein  Unterghmnaftum  Derbunben  ift. 

$ie  Arbeits»  unb  9fefrutenfehulen  nahmen  ihren  gewöhnlichen  Verlauf. 
$ie  ©efamtjabl  ber  s#rimarfd)üler  belauft  fi$  auf  2804,  bie  ber  Sefunbar« 
fdjüler  auf  224;  bie  ber  ftantoSfchüler  auf  64.  —  Über  bie  ßanton£fcf)u(e 
ift  fa>n  in  einer  frühem  Kummer  ber  $äb.  581.  berietet  roorben.  —  $er  53e* 
ftanb  ber  Sdwlfonbe  hat  um  4704  ftr.  12  @t8.  ^genommen;  alle  ©emeinben 
mit  Ausnahme  Don  9iifd>  bezeigen  einen  3uroach$.  Much  ber  fantonale  Schul« 
fonb  hat  eine  Vermehrung  bon  ö512  ftr.  20  (5tS  aufjuroeifen.  Sr  beträgt  gegen« 
märtig  102,101  $r.  60  Gt8.,  bie  gemeinblichen  t^onbe  aber  belaufen  fia)  auf  bie 
Summe  bon  553,850  ftr.  58  618.  —  Die  Ausgaben  beS  ftantonS  für  ba$ 
Sdjulmefen  betrugen  1893  46,463  ftr.  76  <5t8  ,  bie  ber  (Semeinben  99,168  ftr. 
29  GtS.  9luf  ben  Schüler  trifft  e§  47  §r.  63  <£t8.;  auf  ben  Ginroofmer 
6  ftr.  39  Gt§.  —  «n  bie  Ausgaben  für  baS  Sd)ulmefen  leiftete.ber  JBunb 
einen  Beitrag  Don  1000  gr.;  bie  $ug.  Sparfaffe  einen  folgen  Don  650  $r. 
$ie  (SefamtauSgaben  betragen  147,282  %t.  05  6t«. 

SJiit  großem  frleifee  finb  bie  Derfchiebeneu  Tabellen  beS  Berichtes  ^ufam» 
mengefteüt.  <3Die  Schülerjahl  ber  einzelnen  klaffen  bifferiert  in  ben  einzelnen 
(Semeinben  bebeutenb;  boch  erreicht  unb  überfteigt  fie  ba$  ©fajimum  (60) 
nur  an  einigen  menigen  Schulen  ber  (Semeinben  öaar  unb  ßham.  3)ie  $lb-- 
fenjen  bürfteu  an  einigen  Schulen  noch  bebeutenb  jurüdgehen.  3m  übrigen 
macht  ba§  Schulmefen  burchmeg  einen  günftigeu  Ginbrucf  unb  ift  berart  betroffen, 
baß  bei  aOfeitig  tüchtiger  Arbeit  fd?öne  3tefultate  erhielt  roerben  Dürften.  — 

—  3m  $anton§rate  Dom  29.  Wpril  ftellte  (SrjiehungSrat  Dr.  £>ürlimann 
eine  Lotion  bezüglich  bei  in  ÜReoifion  gefteOten  Schulgefe&eS,  ob  unb  mie 
bie  Beratung  beSfelben  geförbert  merben  fofle.  Sie  mürbe  Don  hodp.  Äeftor 
Reifer  unb  Stabtpräfibent  Dr.  Stablin  untertritt.  $ie  2lntmort  be§  ^räfibenten 
beS  @rjiehung§rate§  mie§  auf  bie  Schmicrigfeiten  hin,  bie  fich  ber  Durchführung 
beöfelben  entgegenfteHen  tonnen;  fie  feien  teils  päbagogifcher  9lrt  (Sdwljeit) 
teils  finanzieller  Watur;  immerhin  merbe  ber  9iegierung§rat  bie  Beratung 
über  ben  erjiehungSrrttlicheu  (Sntmurf  möglichft  beförbern,  bamit  berfelbe 
innerhalb  menigen  Monaten  bem  $anton«rate  Dorgelegt  merben  fönne. 

Italien.  @in  jäher  Schulmann,  ber  in  ganj  Europa  faum  feine* 
gleichen  fiuben  bürfte,  ift  Antonio  Golombo  in  5} a reffe,  (Ciguricn). 
ierfelbe  ift  90  3ahr?  alt  unb  Imt  fürjlict)  baS  70.  3at)r  feiner  Öeljrthätigfeit 
Dollenbet,  roobei  ihm  ber  Unterrichtäminifter  eine  filberne  SRebaifle  Derliet)en  hat. 

—  Kongreß  ber  falefianifchen  Mitarbeiter  in  ^Bologna.  @rfter 
2ag  23.  Wpril.  l)er  Kongreß  mürbe  in  ber  grofcartigften  unb  feierliehfteii 
Seife  mit  einem  ^ontiftfalamte  in  ber  Eafilita  beS  (1.  $)ominiiu3  unter 


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Wtftenj  Don  jufammen  ca.  30  Karbinälen,  (Srjbifdjöfen  unb  S9ifd)öfen  er- 
öffnet. fluSgeroäljltefti'  Mufif  üon  tytläftrina.  Ungeheure  MenjaVn  menge. 
Die  aufs  glänjenbfte  beforierte  Wula  uafjnt  m<S)  bem  Wmte  bie  Kongreß* 
mitglieber  auf.  9lm  Tifäe  ber  Sf)renpräfibentid)üft  faßen  3f)re  (Sminenjen 
bie  Karbinäle  unb  (Srjbijdjöfe  Don  Äaüenna,  Mailanb,  ^ffffl^  unb  Bologna 
unb  ©einet  ©naben  ber  Ijodjro.  £>err  6rjbi|'cf)of  üon  Turin ;  am  Tifcfye  ber 
ruir!üdE)en  ^räfibentfcfjaft  )afe  ber  ©eneraU©uperior  ber  falefiaitifd>eii  Kon- 
gregation Don  Kita,  umgeben  üon  l)ocf)berii&inten  Männern  Italiens  unb 
anberer  Cänber.  6§  fpracf)eu  unter  bem  größten  Öeifafle:  Der  Garbinal 
oon  ^Bologna  Monfignore  3occo1'/  ©arbinal  Mauri  unb  Don  Aua. 
Unjfltyig  finb  bie  3ufiinintUtTgSerflärutigen  in  Briefen  unb  Telegrammen  ans 
allen  Söeltteiten.  9?acf)  ben  Arbeiten  ber  Seftionen  am  9cad)mittag  [prägen 
ber  Marcfyefe  ©affoli  Tomba,  ber  ^rofeffor  an  ber  Uniüerfität  üon  Mobena 
Suigi  Dliüi,  Dr.  Don  ©iulio  Karbens,  Monfignore  T'©erclae3  unb  Kar* 
binat  fterrari. 

3n>eiter  Tag  24.  SlprÜ.  Der  Kongreß  na^m  einen  beton  nberuug§= 
roürbigen  Serlauf.  Die  Arbeit  ber  (Seftionen  rourbe  auf  ganj  proftifcf)e 
Söeife  unter  Teilnahme  üon  tytfonetl  mit  Ijofjet  2fadf)fenntni3  eifrigft  betrieben. 
Sei  ber  ©eneralüerfammlung  fpracfjen  unter  nietjt  enbeu  rooflenbein  Seifalle 
ber  6r$bifd)of  Wmbrofini  über  bie  Spulen,  Don  Prione  über  bie  ©nlefiauifdjeu 
Mitarbeiter,  Don  ftranjeSco  Gerruti  über  ©d)tilbüd)er,  Dr.  Theol.  Don 
©ioüanni  Marenco  über  bie  2Derfe  ber  ©dnoeftern  üon  Maria^ilf  unb  ber 
Sifcfrof  unb  Miffionär  Mfgr.  (Softamagna  über  bie  folefianijcrjen  Mifftonen. 
Die  erfte  Serfammlung  rourbe  gefdjlojfen  burd)  bie  IjinreiBenben  5Öorte  beS 
(SrjbifdrofeS  üon  Turin  unb  bie  Dtebe  beS  33ifct)ofeS  üon.GolIe  b'ßlfa.  3  um 
Kongreß  roaren  noct)  anbere  Prälaten,  r)bt)e  £)errfa>iften  unb  fogar  eine  boa> 
angeferjene  Emilie  üon  Uruguai  gefommen,  unb  roof)itten  bemfelben  ©alefia^ 
nifdje  Mitarbeiter  au§  ftronfreid),  ©partim,  Portugal,  ber  ©cfyueiji,  Belgien, 
ßnglanb,  Öfterreid),  ^aläftina,  Mmerifa  unb  auS  allen  ©egeuben  Italiens  bei. 

ßefcter  Tag  25.  Wpril.  Diefer  Kongreß  bilbete  einen  roafyreu  unb 
glänjenben  Triumpr)  für  Don  33o§co  unb  bie  ©ale)'ianifcf)en  3nftitutionen. 
sihid)  fjeute  fpraa^en  mit  t)or)er  ©elefyrfütnfeit  unb  33ereb|amteit  ausgezeichnete 
Kebner.  Da§  Programm  beS  in  ben  ©eftionen  üorrjer  paffenb  üorberciteten 
©toffeS  rourbe  mit  berounberitSroerter  Crbnung  unb  tQfart>eit  bur.rfjgefüt)rt. 
MitagS» Oratorien,  9teligion§fd)ulen,  Kollegien,  .^ofpije,  ©alefianifaje  5lcferbau- 
Kolonien,  auswärtige  Miffionen,  öefjrbüctyer  für  ©d)ulen,  SolfSfdniften,  für,} 
alle  üon  Don  SoSco  gegriinbeten  ilöerle  tüurben  ba  in  anjieljenber  unb 
überjeugenber  2Beife  erflärt  unb  empfohlen.  Tief  ergreifettb  roar  bie  firrf)lid)e 
©chlußfeierlid)feit  in  ber  Safilifa  beS  DominicuS  mit  ^rebigt,  Te  Deum 
unb  ©egeu.  (Sitten  tro&en  Kunftgenuß  bereitete  uns  nod)  fpät  abenbS  bie 
r*eft-Wabemie  üon  mufifalifchen  unb  poetifa>n  Vorträgen,  meiere  in  ber 
eleftrifcf)  beleuchteten  Wula  beS  KougreffeS  ftattfanb.  33on  ben  üier  antDefenbeu 
Karbinälen  unb  über  breißig  (5rjbi|'4öfen  unb  39ifd)öfen  rool)nten  einige  allen, 
anbete  nur  einigen  Serfammluugen  bei.  Der  Kongreß  glief)  einem  ty.  Konzil. 

Mm  nädjften  Tage  ben  26.  ^Ipril  rourbe  eine  großartige  2ÖaUfabrt  auf 
ben  benachbarten  Scrg  Deila  ©uarbia  üeranftaltet,  toofelbft  [ich  ba§  Heiligtum 
Märiens,  genannt  bie  Mabonna  beS      2utaö,  befinbet. 


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-  318 


31  mcr ifn.  3n  Wamioba,  einer  fanabifchen  ^roDtnj,  roo  früher  bie 
ßatbolifen  bie  Wehr  heil  befafjen,  aber  burd)  ©inroanberung  ber  ^Jroteftanten 
jur  Winberheit  ^erabianfen ,  hotte  bie  üor  furjem  uir  |)errfchaft  gelangte 
ultrn'proteftantifcbe  Regierung  nichts  (SiligereS  \\\  ttnm,  al§  bie  fatholiüten 
Schulen  unb  bie  ßebrfreifjeit  ju  unterbrüefen ,  fo  bafi  bie  fatbolifchen  Altern 
ihre  ftinber  in  bie  proteftantifchen  Spulen  mit  proteftantifchem  9leligion3« 
unterrichte  fchitfeu  foUten.  $aburdj  fiitftanb  unter  ben  ßatholifen  grofee 
Erbitterung;  fie  befchroerten  fidj  üor  ben  oberften  (£ericht§höffn  in  SWanitoba 
unb  ftanaba,  unb  ba  bie  beiben  Urteile  fidj  tüiberfprachen  unb  ernfte  Unruhen 
p  befürchten  roaren,  gelangten  fie  an  ben  f)ö(f)ften  ©ertdjtstjof  be$  brittifc^en 
9tfid)e§  in  Conbon.  Der  ßntfdjeib  fiel  ju  (fünften  ber  ftatholifcu  an*  unb  ber 
3Öilltüratt  ber  Protestant ifdjen  JRegierung  roirb  aufgehoben.  Da§  ift  ftaatS* 
männifche  Klugheit  unb  ©eredjtigteit  jugleich,  bie  bem  brittifchen  ÄeiaV  jut 
@t)re  gereift. 


^äbaflöfltfdK  iMtteratttr  mtb  Lehrmittel. 

üefebuch  für  bie  erftc  Stufe  ber  Setunbarfdiulc.  St.  ©allen,  Ib-  Sürth- 
s$rei8  2  ftr.  (6  unb  mehr  ©remplarc  A  frr.  I.  80.)  —  ©in  Scbulbud),  reich  an 
vwil)iilt  unb  trefftid)  au«geftattet  in  ©ejug  auf  Drud  unb  Rapier,  liegt  und  oor. 

Der erfte 9f bfdmitt :  „framilien*  unb  ©emütsleben.  Sittliche«  unb  reit* 
flibfe*  ßcben",  ift  ber  utnfangreichfte.  ©«  läßt  Rd)  aber  auch  fchr  oiele«  baruntcr 
iubfumnticren.  dufter  ben  Dielen  gutgemäblten  ©ebiditen,  unter  benen  „Äflc«  für 
(Mott"  einen  mürbtgen  ©ingang  jum  Suche  bilbet,  finben  mir  eine  Neibc  trefflicher 
©rjäblungen,  fo  ^itr.  2  Docbterben;  12.  ©'iUiurerdjlaufc  Xaoeri;  17.  ©ine  Ohrfeige 
jju  rechter  3eit  (heißt  ba*  8.  0ebot:  wDu  foüft  nicht  ftehlen*?);  25.  Drei  Dage 
unb  jmctßieber;  36.  Der  treue  Äuedit;  40.  Du  foöft  ben  Feiertag  heiligen,  ©ehr 
feböu  uadi  beut  ßcbett  ftnb  bie  jmd  größeru  Stüde  oon  3obauna  Spnri  Nr.  54  unjt>  55. 

Der  jmeitc  Hbfcbnitt:  „auebcrfccimat4*  —  im  Xert  fclbft  fehlen  bie  Uber* 
fdmften  ber  einzelnen  Slbfdinitte  —  bietet  präditige  Naturfcbilberuugen  unb  ßanb* 
fdiaft*bilber  au«  ber  Dftfdnocü,  tote  Slbfdmitt  IV.  fold)e  au«  ©uropa.  2üic  leben«* 
>oahr  fiub  uidit  j.  ©.  Nr.  62  „Nagaj  unb  $fäfer«w;  73.  „Hm  Satter  ber  Solanum"; 
8«  unb  87.  „ßintbtoerf  unb  ©fdier",  fobann  fo  oielc  Sdrilberungen  au«  oerfehiebenen 
Stäbten  unb  ßänbeni  be«  2lu«lanbe*. 

Die  Stüefe  „sur  «efdjicbte"  bieten  eine  bübfdic  Mnjabl  recht  aujiebenbcr 
unb  gelungener  Silber  ans  Sage  unb  (Mefcbicbte.  Doch  fagen  mir  c*  gleich:  9Hit 
glctdiem  ober  größerm  Stecht,  al«  Obtiffeu«,  (tyflop  unb  Delemacb  au*  bem  troianifdV 
griccbifdien  Sagenfrei*,  geborten  bieber  Nibelungen  unb  (SJubrun.  ©benfo  follte  Nr.  76 
,.  Berftörung  oon  Schmar^enbaeh",  ein  fehr  fdi&ne*  ßefeftüd,  hier  eingereiht  merben. 
iFlbnlid)  bürfteu  oerichiebene  anbere  Nummern  j.  ®.  „ßtnthmerf  unb  ©fcher",  „Nübe= 
jabl  unb  bie  gute  SJcuttcr-  u.  f.  m.  tjier  ihren  ^la^  ftnben. 

Die  Sdiiloerungcn  in  V.  w2lu*  ber  Natur"  fmb  fehr  reichhaltig;  $oefie 
unb  $rofa  bieten  eine  grofjc  3(u8mahl  (Nr.  153  ift  fein  ^orgengebet,  eher  ein 
Worgcnlicb,  toäbrcnb  für  Nr.  154  erfterer  litcl  paßte).  3n  au*gcbehntcm  9WaBf 
ift  bie  Naturgefd)td)te,  etma*  fpärttcher  bie  Naturlehre  oertreten,  bod)  mirb  leitete 
au«  guten  $rünben  iuohl  bem  ßefebud)  für  bie  jroette  Stufe  oorbebalten  fein. 

Einige  Briefe  unb  eine  Sammlung  oon  Nätfeln  unb  fprtcbroortlicben  Neben*= 
arten  bilben  ben  ^Ibfcblufe  bc«  oerbanfcn*ioerten  SBerfe*. 

(Mcben  mir  ben  (Mefamteinbrud,  ben  mir  beim  genauen  Durdilefcn  be«  Suche« 
empfangen,  fo  tonnen  mir  fagen :  e8  mirb  fjier  ein  fcb&ne«  SBerf  für  geringen 
$rei*  geboten,  ©ine  :\ah\  oon  (|adimctnnern  bietet  hier  eine  (Mabc,  bie  in  ber 
ßanb  ctne8  tücbtigcn  ßel>rer8  ein  treffliche*  fiehrmittel  mirb.  9Jtit  großer (Scfchidlicbfeit 
ift  oon  ber  religio*  gemifdUen  ftommiffion  bie  flippe  umfd)if?t,  nad)  ber  einen  ober 
aubern  Seite  hin  an^uftoßen.  ^telleidit  mirb  mandiem  ba»  Sud)  nur  eine  511 
religiöfe  Färbung  baben.  Der  Necenfent  m&dite  befonber*  manche  Stüde,  beren 
Dcnbcnj  eine  laumarmc  ÜDloral  ift,  megmünfehen.   Sluch  oerfchiebene  ©rjählungen, 


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-  319 


wo  tüchtige*  Emporfommen,  behagliche  unb  geachtete  Stellung  al*  3iel  unb  Öofcn  ber 
Tugenb  erfcbcint,  finb  eine  bcbrutenbc  v2lbfd)lag*jablung  an  bic  materielle  Wid)tuug 
fce*  heutigen  3eitgeifte*.  Doch  bierin  werben  aud)  bei  Vertretern  gleid)er  rcligiöfer 
Überzeugung  bie  »nftdjten  au*einanbcr  gehen. 

2Bo  fo  Diel  be*  ©uten  geboten  wirb,  tonnen  einige  tieine  Mängel  unb  Stuft* 
iefeungen,  bie  hier  ungefchnunft  bargelegt  werben  fotlen,  uidjt  in  iöetracf)t  fallen. 
3m  II.  Äbfcfjnttt  miß  c*  gar  uid)t  einleuchten,  baß  fid)  bie  3)arftctluua.en  au«  ber 
£eiutatfunbc  auf  bie  Dftfdjwcij,  3t.  (fallen  unb  ftppengeD  unb  in  gertngem  ÜDlafce 
auf  Stnirgau,  ©laru*  unb  ©raubünben  beidjrärrfcn.  Solitc  bie  übrige  Schweis 
aud)  im  II.  Sefebud)  ju  ihrem  9ted)te  fommen,  fo  hätten  wir  bod)  lieber  eine  ange^ 
meffeue  Verteilung  be*  Stoffe*  in  beiben  Büdjern  gefetjen. 

SBarum  fehlen  im  III.  SIbfdjnitt  gang  unb  gar  Sdjilbcrungen  au*  ber  oater- 
länbiidjcn  ©cfd)id)te,  bie  ein  fo  baufbare*  (Gebiet  ber  ©arftellung  bilbet?  3Rau 
gibt  tuohl  bem  Schüler  einen  eigenen  äbriß  ber  Sd)weiäergcfd)id)tc  in  bie  öanb; 
aber  biefer  tann  ja  ftet*  nur  ein  nacltc*,  bürrc*  (Gerippe  oon  Xhatfad)eu,  Tanten 
unb  3ahrjahlen  fein.  Durch  anjiehenbe  ausführliche  Scbilberungen,  bie  ber  üehrer 
nicht  immer  ju  geben  im  Tvalle  ift,  fbnnte  ba*  tfcfebud)  fo  überall*  Wohltbätig 
unb  anregenb  luirten. 

Bemerfcn  mir  nod),  baß  ber  Slrtifel  über  3*lanb  überholt  ift  —  i*länbifd)c* 
2JJoo*  bilbet  nicht  bie  .üauptnabrunq  ber  Bewohner  u.  f.  m.  (öercjl.  Baumgartner, 
ftorbifebe  fahrten  L  uno  bie  bort  citierte  Üitteratur);  ebenfo  btetet  ber  SIrtifel 
„Shitfucf*  einige  fleine  Unrichtigfeiten,  j.  33.  wirft  ba*  2Seibd)en  feine«weg*  ge= 
fliffentlid)  bie  Eier  anbercr  Vögel  au*  beren  9ceft  (f.  2Ba*mann  in  Stimmen  u»ou 
9Jtoria*2aad>  Bb.  46,  1894,  unb  bie  bafelbft  angeführten  ©ernähr* männer.) 

SEBir  fähen  e*  febr  gerne,  wenn  ben  Briefen  ein  furjer  Unterricht  über  beren 
«biaffung,  (etil  unb  tjorm  beigegeben  wäre.  3n  6—8  Seiten  hätte  fid)  bic*  biu= 
länglid)  erfd)Öpfenb  bchanbeln  laffen,  unb  wir  würben  bafür  gerne  auf  manche 
Stüde  in  frühem  teilen  perjidjtcn.  E*  wäre  überhaupt  münfd)en*wert,  wenn  ber 
Sdjüler  ferne  Äuffaölcbrc  im  Sefebud)  fänbe  nnb  nicht  noch  eine  ÜDleuge  anbercr 
Sücrfc  für  ben  Unterricht  im  Teutleben  benötigte,  SBobltbuenb  ift  c*,  baß  fehwei^ 
jerifebe  Vcrfaffer  fo  ergiebig  ju  Sbjen  gebogen  finb;  c*  wirb  qut  fein,  baß  nicht 
bloß  unfere  eigentlichen  ttlaffifcr  unb  höhern  Vertreter  ber  üttteratur  jur  Vcr* 
Wertung  gelangten.  Ob  aber  nicht  aUjupiclc  Stüde  au*  3eitungcn  unb  3eit; 
f dir if ten  entlehnt  feien?  Beim  Durchgehen  fielen  bem  Stccenfenten  einige  Stellen 
auf,  beren  Stil  ftarf  bialcftifd)  gefärbt  tft  (leiber  ftchen  fie  augcnblieflicb  nicht  311 
©ebote.)  2öenu  fdjon  bie  Rorbbeutfebeu  ttjre  $ropinjtali*mcn  überall  in  bic 
^itteratur  hineinbringen  unb  burd)  ihr  Übergewicht  auch  jur  ©eltunp  bringen  —  fo 
finbet  fid)  im  Buche  an  jwei  Stellen  bie  Verglcid)ung*partifcl  „wie"  ftatt  „al*" 
nad)  einem  ftomparatip  —  fo  bürfen  bod)  wir  Schwerer  ein  ©leidje*  nicht  thuu 
unb  formten  e*  nicht,  weil  an  3af)l  oiel  ju  fdiwadj. 

Etwa*  mehr  (Sebtrfitc  Don  großen  SReiftcrn,  befonber*  Pou  bem  für  biefc 
Stufe  fo  geeigneten  Uljlanb  hätten  wir  gewünfeht.  ®od)  wirb  bie*  wahrfdjeinlid) 
bem  2.  üefebud),  wo  bie  eigentliche  fd)önc  iiitteratur  mehr  berüetnditigt  wirb,  oor= 
behalten  fein. 

Tag  ift  bie  perfönlicbc  Stnfidjt  bc*  Referenten,  ber  inbe*  anbern  Meinungen 
unb  @cfid)t*punften  burebau*  nicht  ihre  Berechtigung  abfprechen  möchte.  Er  hält 
boHauf  bafür,  baß  bei  feinem  anbern  Sdjulbud)  e*  fo  fdjwcr  fei,  aud)  nur  einigen 
ba*  Redete  ju  treffen,  al*  bei  einem  beutfdjen  Sefebud).  P.  F.  S. 

rubrer  burdj  «ehr--  unö  (friicbuiiflt^flnitnltcn.  3>bra-  1895/90.  Mt  einer 
Einleitung:  933a*  foßen  unfere  ftmbcr  werben?  0.  SReft.  $aul  Voigt.  II.  oer- 
befferte  «uftagc.    3Jcar  Ruberer,  Verlag,  Verlin  S.  X  unb  254  S.  in  8°.  3>er 

1.  Xcil  oon  9ieft.  $aul  Voigt  ift  im  ©an}eu  recht  gut  unb  in  mancher  $iu ficht 
febr  belehrenb.  Jit  ber  Einleitung  hätte  aber  ba*  religiöfe  Element  bod)  Veriicf- 
ftd)tigung  uerbient.  9(uch  hätte  bem  „.Sttrehenbieuft"  ein  eigene*  Kapitel  gebührt, 
ftatt  ber  Einreibung  in  9lr.  14  be*  „Sioilbienfte*",  bie  nod)  etwa*  genauer,  aud) 
unter  größerer  fcerDorbebung  ber  L'idjtfciteit,  ausgearbeitet  fein  bürfte.  —  3>cr 

2.  Xeil  ift  febr  unpollftanbig,  ba  er  eben  nur  &nftaltcn  enthält,  welche  gegen 
Bezahlung  von  3nfertion*gebübren  aufgenommen  würben.  So  fehlen  y  B.  bie 
renommierten  Erjiehung*anftalten  Pon  Obcrlahnftein,  Stetten,  St.  Beba  in  Bonn 


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unb  ©t.  Stephan  in  Mug8burg  nebft  oielen  anbern  in  Xeutfcblanb,  Ocfterrcid)  unb 
bcr  ©djweij.  —  ©8  ift  bahcr  >u  wünfcbcn,  bafe  berartigc  ©Triften  nicht  ©adje 
bcr  ©ucbbänbler-.Spcfulation,  fonbern  fo  eingerichtet  werben,  bafe  He  al8  oollftönbigc* 
Wacbfdjlagcbud)  bienen  fönnen,  au*  beut  ftamilienöätcr  unb  anbere,  toetc^en  Die 
©r^iebung  junger  ßentc  obliegt,  9iat  unb  Suffctyufs  köpfen  fönnen. 

Äeifcr,  Stcftcr. 

ücljrhiid)  für  Den  Unterricht  in  Der  doologie.  ftür  ftumnafien,  SRealgmunaften 
unb  «oberen  ßebranftaltcn,  bearbeitet  uon  Dr.  Strafe  unb  Dr.  ßanbois.  2Rtt  222  »b* 
bilbungen.  4.  nach  ben  neuen  ßehrplänen  oerbefferte  Auflage,  ftreiburg  i.  ©r.  §er* 
bcrfdjc  ©crlagshanblung.  346  ©.  gr.  8°.  ÜR.  3.30;  geb.  9H.  3. 70.  —  ©8  ift  eine*  bcr 
beften  ßebrbüchcr,  fomohl  ma8  3ul)alt  unb  metbobifebe  ©ebanblung,  al8  wa8  bie 
»usftattuug  betrifft.  Butan  ift  c8  frei  oon  beut  barwintftifeben  Streben  fo  oicler 
ßchrbüchcr,  ben  SRondjen  unter  ber  Mubrif:  Xicrrcid)  ju  betjanbcln.  —  £>er 
SJtenfeb  wirb  juerft  für  fid)  bcbanbclt  unb  erft  nachher  folgt  bie  foftematifebe  ©t* 
banblung  beö  Xicrrcicbe8.  «ua)  fpracfilicf)  unterfebeibtt  c8  fid)  oorteilbaft  oon  otelcn 
ähnlichen  ©ücqcrn.  2)ie  ©injelbcfcbreibungen  finb  oft  gerabejn  mufterljaft.  X>ie 
3u*uftrationen  ftnb  burfrjtoeg  untabelbaft.  Xa8  ©ud)  fei  ber  ©d)ulwelt  toieber 
beftcnB  empfohlen.  — 

ifofe  Blätter.  Sßäbag.  3eitbetrad)tungcn  unb  Jtatfcbjäge  oon  Dr.  ß.  Stell n er. 
tfiefammelt  unb  georbnet  oon  «.  ®örgcn.  Wlit  jroet  ©djriftprobcn.  jjreiburg 
im  ©reiSgau.  fcerbcrfdjc  ©crlagShanblung.  (XVIJJ,  358.)  SR.  2.  40;  geb.  2R.  8.  50. 

(Sd  mar  ein  glüeflieber  (Vtriff  oom  §errn  ßerauSgeber,  einige  ber  roertooHftcn 
(Mcbanfen  unfere8  großen  fatbol.  ©äbagogeu  Dr.  SceQner  (et,  bte  in  oerfebiebenen 
fleitfehriften  (wie:  @?d)ulfrcunb,  Srattwl.  ©chuljcituna,  9Ronifa,  ftatbol.  ©cbulf unbe, 
©onncr  ßittcraturblatt,  SRonatfcbrtft  für  fathol.  ßebrerinnen)  unb  ©riefen  an 
ftreunben  jerftreut  liegen,  ju  fammeln,  nach.  einheitlichen  (Mcficbtapunrten  ja  orbnen 
unb  einem  weitem  $ublifum  jugänglicb  ju  madjen.  ©8  bilbet  bahcr  ba8  üot- 
licgenbe  ©ud)  ein  b,errlicbc8  Xenfmal  auf  baa  ®rab  be8  eblen  ©d)ulfreuube8,  ba8 
überall  am*8  freubigfte  begrübt  werben  wirb.  £8  enthält  einen  reieben  unb  lehr 
anregenben  ©toff  unb  bietet  bahcr  jebem  ßebrer  unb  ©reicher  eine  rjöcrjft  lehrreiche 
unb  intcreffante  ßeftüre.  Unter  bem  Xitel  „©tanbpunft  unb  Wrunblagcn"  treten 
mehr  allgemeine  pbilofopbifc&späbagogtfdje  Arbeiten  auf;  bcr  2.  Slbfcbnitt:  „©lätter 
für  bie  ©raiehung",  menbet  fid)  mehr  bcr  ©rgictjungSprariB  unb  ber  3.:  „3Rannig= 
faltige  llnterrid)t8winfe",  mehr  ber  SRetbobif  ju;  bcr  4.:  w©rofamen  au8  bem 
ßerjrerlcben"  bat  ben  ßebrer,  oie  ßebrerinn,  bie  Schule,  bie  ßchreroercine,  unb  bcr 
5.:  w©d)ulgefd)id)tlidje  ©lättcr"  bie  ©efdiidjte  ber  ©r^terjung  unb  be8  Untcrrid)tcr 
im  8ugc.  3m  6.  ^bfdjnitt  erfd)cint  w?l(Ierlei"  au8  bem  ©ebietc  ber  ©riieb^unfl, 
be8  Uuterrid)te8  unb  be8  ßcl)rerlebcn8.  Den  ©d)lufj  bilben  .Stellnero  ©rftltng«' 
arbeiten  au*  ben  3abrcn  1832  unb  33.  —  2öir  möchten  ba8  fd)öne  ©ud)  offen 
©rsieberu  unb  bcfonberS  ber  ßehrerwelt  beftenS  empfohlen  haben.  Sic  werben 
barau8  für  il)r  berufliches  SBirfen  unb  ihr  pcrfönlicbcä  ßcben  manchen  wcrtooHcn 
SBint  fdjöpfcn. 

(SefunDlicitdlebrr.  ©in  ßcitfaben  für  ben  Unterricht  in  ben  Sfortbilbung8-- 
fdjulen.  ©on  3 oh-  ^uber,  ßchrer  in  2ßülflingen.  3"rid)  unb  ßctpjig,  ©erlag 
oon  Xh«  ©d)röter.  1895.  116  ©t.  $rci8  3fr.  I.  25.  $>er  I.  Xcil  bchanbelt  bie 
ßchre  oon  ber  (Mefunbheit  im  allgemeinen,  ober:  SBie  fantt  man  gefunb 
bleiben?  Icr  II.  Xeil  enthält  eine  ©egrünbung  unb  ©eleu  ebtung  ber  ötoff ■ 
au8wahl-  ©o  oiel  ßcbrreicbe8  ba8  ©üd)lcin  auch  enthält,  befonbere  in  ben 
Sfapitcln  über  bie  Nahrung,  ßuft  unb  ßicht  unb  Slörperpflcgc,  fo  fönnen  mir 
e8  bod)  wegen  ber  irrcligiofen  Xcnben),  bie  in  ihm  ba  unb  bort  gum  Xurd)* 
brud)«  fommt,  djriftlichen  flehrem  leiber  nicht  empfehlen,  noch  weniger  aber  bcr 
3ugenb,  für  bie  c8  auch  fonft  ntcfjt  paftt.  fflenn  ba8  ©djriftdjcn  allgemeine  Auf- 
nahme finben  foll,  fo  müffen  cinjelnc  Stellen,  wie  ©t.  3,  5,  62  ?c,  unbarmhcniji 
geftrichen  werben.  Namentlich  möchten  wir  bem  feerrn  ©erfaffer  raten,  bie  fjjL  ©ebrift 
entweber  gaiu  unberührt  ju  laffen,  Ttc  alfo  nicht  ju  jiticren,  ober  bann  Rc  juerft 
grüublid)  j»  ftubieren.  Xann  wirb  er  auch  erfennen,  baft  bic  hl-  ©d)rtft  bie 
bett  etwa*  anberä  anficht,  als  ber  ©erfaffer  meint.  — 


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-tut  |  Mfl«-  VI  III  V* 


<viir  aclfbrtc  llimläubiflc.  (Rh  Ungläubiger  befudjtc  eine?  Dagc«  2ltbauafiu« 
rdier,  ben  bcrübmten  Äftronomen.  3nbcm  er  einen  qroßen  unb  fdjöncu  i$[o- 
u-3  oc ->  floftiriiten  Gimmel«  im  Limmer  bemerfte,  ging  er  baranf  ju  unb 
fagte:  „Tie*  ift  ein  präd)ttger  ©lobu«.  SBer  bat  ihn  gemalt  unb  mein  gebört 
er?"  —  ,,2öa«  mürben  Sie  baoon  benfen",  erroieberte  ber  Slfrronom,  „menn  id) 
3bnen  faßte,  bah  er  mir  uidit  aebört,  oon  Wicmanben  gcmad)t  murbc  unb  bier 
nur  burd)  3"Taü*  berfamtf"  —  „Da«",  entgegnete  ber  Ungläubige,  „ift  unmöglidr. 
Sic  madjen  Spaß." 

ffreeber  lädtjelte,  blidte  aber  bann  feinen  öefannten  mit  eruftcr  äWicne  au  unb 
tagte:  „Sie  moOen  nicfit  glauben,  baß  biefer  tleine  ftörper  bureb  bloßen  Zufall 
cntftanb;  trofcbem  behaupten  Sic  iebod),  baß  jene  ftimmelöförpcr,  mit  benen  ber 
(Miobu«  nur  eine  äußerft  geringe  Äbnlidjfeit  bat»  oljne  9*lan  unb  Orbnung  in« 
Dafcin  famen  —  obne  einen  3d)öpfer!- 

Die*  mar  eine  Wuß,  meldte  ber  Ungläubige  uidjt  (naefen  fonute.  (Sr  lab  ein, 
cö  fei  tböridjt  jti  leugnen,  bau  ber  Zufall  einen  oUobu«,  eine  lUjr,  ein  .fcau« 
ober  ein  anbere«  menfdjlidje«  2Bcrf  mad)eu  föune,  unb  boa)  -,u  bebaupteu,  baß  ber 
3ufad  ba«  SBeltaQ  311  erfdjaffen  oermöge.  Der  9Jtaun  mar  ebrlidi  genug,  311  befennen, 
baß  er  auf  bic  cintad)c  ©croej«fübrung  be«  Slftronomen  n i di t ->  hi  antmorten  oer 
möge;  unb  inbem  er  feiner  Überzeugung  uadjgab,  tarn  er  balo  barauf  uir  l£r= 
lenntni«  be«  flllerbödjftcn  unb  murbc  ein  gläubige«  tfinb  ®ottc«.  SBtrb  ber 
Ungläubige,  bem  biefe  feilen  in  bic  .*pänbc  fomiuen,  auf  glcid)e  Sücifc  ebrlidi  gegen 
fid)  felbft  fein?  Unb  miu*  er  bebenfeu,  baß  nur  bic  Xborcn  in  ibjem  .fterjen 
fprcdjen:  „l**  ift  lein  ®ott?" 

Isin  ÜHcdjcnrrcmpcl.  3tl  ber  legten  2Öod)c  battc  id)  ungemein  viel  ÜRcdmungcu 
Ui  bereinigen;  ba  fdjmebtcn  unb  tankten  in  fdjlaflofcu  -stunbeu  ber  Wad)t  bie 
.••Üblen  oor  meinem  ®ciftc  auf  unb  ab.  3n  einer  foldjen  Wadjgrüblcrei  fam  id) 
ba§u,  für  et lidje  Probleme  bie  cinfadjften  ßöfung«formcln  ju  finben.  Dicfc  SBro 
bleme  finb  folgenbe,  für  je  2  Ziffern  (ale  parallele)  ju  finben:  mann  ba«  ^er* 
bältni«  boupelt  jäblt?  ober  31t  vp  3U  */3,  ju  y4  unb  nt        3-  ©•  A  ift  :*6  3abrc 


alt,  B  5  3af)re.  Sann  ift  Ä  oiennal  älter  al«"BV  £Baun  ift  A  brcimal  älter  als 
B  i  mann  ift  A  boppelt  fo  alt  al«  13?  Söann  ift  A  »/,  ober  %  fo  alt  al«  B?  Die 
3ad)e  fann  aber  aud)  anberc  Mmocnbung  Huben,  3.  Jö.  bei  2!lliagcn  oon  2  Metallen 
unb  bei  3)Hfd)uugen  oon  ^flüffigfeitcn. 

Die  $auptfad)e  ift,  baß  bic  Höfling  fo  (eid)t  ift,  baß  jebc«  Äinb  ftc  finben 
fann.  Um  bei  obigem  iöeifpiel  31t  bleiben,  gilt:  A  mirb  (36  3.)  boppelt  fo  alt 
all  B  (5  3.)  in  26  3abjrcn;  benn  62 : 31.  A  mirb  uiermal  fo  alt  al«  B  in  5'/, 
3abren;  benn  4l'/4 : 10%.  A  ift  breimal  fo  alt  al«  B  in  lO'/j  3abren;  benu 
46V, :  15'/,.  A  mirb  2/3  fo  alt  al«  B  in  57  3ö&rcn;  benn  93  : 62.  A  mirb  3/4  fo 
alt  al*  B  in  88  3af)ren;  benn  124  : 93. 

Die  Söfung  gilt  aber  aud)  ganj  gleid)  im  uegatioen  6inuc,  refp.  begüglid)  bc« 
Älter«  nidjt  nur  oormärt«,  fonbern  aud)  rücfmärt«.  Die  A-ormcl  bat  bann  minus 
t'tatt  plus  j.  A  bat  36  3al)re,  B  22  3abre ;  fo  mar  A  boppelt  fo  alt  al«  B  oor 
8  3agren;  benn  28:  ] 4.  A  mar  brcimal  älter  al«  B  oor  15  3abren;  benn  21 :  7. 
mar  Dtermal  älter  al«  B  oor  17V,  3abren;  benn  18% :  4*/,.  Unb  fo  roeitcr. 
3d)  begreife  nun  bie  ftonnelu  nur  teilmeife  unb  babe  fte  burd)  3nbuftion  qt-- 
funben.  —  l£in  ^Brofeffor  ber  NJJfatbcmatif  mirb  oielleidjt  bic  ®üte  baben,  in  einer 
ber  folgenben  Wummern  mir  biefelbcn  genauer  m  erflären.  Die  w$äbag.  Sl." 
merben  aemiß  gerne  aud)  für  fold)c  unb  äbitlidje  Aufragen  bie  Spalten  öffnen  unb 
fic  berücffidjtigen.  (9Hed)t  gern,  b.  Web.)  D. 


Hat  ber  «djulc:  @«  ift  ge(eqcurlid)  0011  ber  lauretanifdjen  Litanei  bie  Webe, 
ein  sdjülcr  mirb  aufgeforbert,  einige  Stellen  barau«  ju  fagen.  iSr  beginnt:  „Du 
2rd)e  beß  Jöunbe«,  bu  Pforte  be«  Gimmel«,  bu  (Hfclturm  *    Factum  est. 

diu  3d)ttljeunnid  m  edjulratcl  oon  ».  W.  16.  3ali  1874.  ».  9t  ift  fdjoit 
7  3abre  al«  Scbreriu  auf  W.  9t.,  Unb  jeigt  2  Li)  febr  Ücbrrcid),  ^Boju  mir  beften« 
Aufrieben  finb  mit  3b*. 


luferittc. 


llflknutf  €ct)rrrfleUe- 

3n  Sfolflc  Stefignation  ift  bie  ficbrerfteüe  au  bei  Mnnbcii  mit  teil  (link  in  (fbau 
auf  beginn  be8  nödiftcn  SBiutcrfcmeftcr«  neu  ju  befefcen  unb  tuitb  bicfrlbc  anrait 
jur  freien  Bewerbung  auägcfdjriebcu. 

Die  Csaf)rc«befolbunfl  beträgt  ftr.  1 4<>o.  — 

äfpiranten,  lucldjc  befähigt  unb,  (9efang-  unb  Xurnunterridjt  311  erteilen, 
werben  beoonugt. 

2d)riftlici)e  Slnmelbungen  in  23egleit  be$  2et)rerpatentc8,  ber  @d)uU  unb  Sitten ■ 
äeuguiffe  nimmt  bi8  ben  lti.  3uni  nädjftfjiu  ba8  ^räftbium  ber  Scbulfommiffton 
entgegen. 

(Sfoam,  ben  16.  2flai  1895. 

Warnen«  bc8  ©inwofynerratcS : 
(O.  D.  335.)  ${e  Äonjlei. 


COffcue  £ft)rerftdlett 

3nfoIge  SReftgnation  be8  Cbcrlcbrertf  unb  Jlblauf  bcB  Snfteflung8ocrtrage8 
be8  ÜHtttcIletorcre  an  ben  tfnabcnfebulen  in  «rtb,  unb  biefe  beiben  Stellen  neu 
}U  befeben. 

Webalt  ftr.  1400.  —  refp.  >yr.  1300.  —  nebft  freier  Söofmung  unb  ©arten. 

Slnmelbungen  fmb  bi8  fuäteften«  (£nbe  SWai  an  ben  ©d)ulrat8präfibentcn 
£>erru  (Emil  l*icM>oru  ju  ridjten.  $)ie  Orbonnaujcu  liegen  auf  ber  ©emeinbr 
fanjlei  gur  (SinftcfiJ  auf. 

»rtb,  ben  2.  Wai  1895. 

$er  Sdjulrat. 


^ertoß  ber  Siirfibnitfcrei  £iifjcr  in  ?(Uborf. 

s7?aner,  Stufgaben  im  fdirifllidjcn  iHcdnicn  bei  ben  ftefrutenprüfungen.  10.  «uflage. 

(SuuclpreiS  40  SRp.   ©rfjluffel  baju  20  9tp. 
9?agcr,  Aufgaben  im  niiinölicSicit  iHcdjn/n.   2.  Auflage.  40  9lp. 
Magere  „Uebnnm?ftoff  für  ftortbtl5unft*f<tjulcn"  erfcfjeint  um  SWttte  4»ai  in 

jtDciter,  nidjt  mefentlid)  ucrönöerter  Auflage.  (Oft  4073) 


$xveifet--lßebev,  &L  Raffen, 

empfiehlt  höfiirfift  feine  Sammlungen: 

fiül  tirtirt  ^cöcrbM*  ',ir  S4»ci|frMpHlea.  8.  aufläge.  Ausgabe  A  65  ftp.; 
ÄjJvlUliUlj  2lu8gabe  B  95  9tp. 

1  1 11  iMirrt  iVit  80  ^föfr  för  rtrflucndjörc,  in  fur^cr  3eit  ftarfperbreitete 
+Al\n  Hl  U  1 1  II,  ©ammlung;  in  ßeinmanb  1  gr.  50  9ip. 

Carl  ftämntm  in  illctnikeit  a*xm), 

cinjig  berechtigter  ftabrtfant  in  ber  Sdjmeiä  uon  l'araiaber  patentierten  Xnnh 
ncratrn,  empfiehlt  ben  tit  Sd)ntcn,  Slnftaltrn  unb  Vereinen  feine,  r»on  erften  %u- 
toritäten  rül)mlid)ft  befproebenen  Firnis  uub  ^ruftttärfer  unb  »auteln  mit 
feften  unb  rebnjierbarcn  ©ewidjten  ju  beocutenb  Ijerabgefefeten  greifen.  "jßrofpcfte 
unb  ÜJJreiälifte,  fomic  Ia.  3cugniffc  dou  £d)ulmänncrn  fteljeu  gerne  ju  $ienften. 


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pkgagifri)t  llätttr, 


gtertiniflitttfl 

Dc$  „eßiocto  (£rjtcl)iinfi$frcuH&c$"  unb  Der  „sJ*<iDnfloa..  3Wonatäfdiri(t". 


bea  Vereins  kat^oU  Jtyrtr  unö  SdjttlmSnncr 

wnb  bei  fdjtoewrtfd)cn  fatfjol.  (SryctjungSüercinö. 


«Bwritrr  laljrjMna. 

11.  fceft. 

(&rfd)eint  2  Cogcn  ftorf  je  ben  1.  unb  15.  einr8  jebnt  SRonat«.) 


Dnid  unb  (*«>cbMon  oon  3.  9W.  »lunfdji. 
1895. 


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StUt 

1.  $crbart  im  IMdjtc  be$  bl.  Xboraa«  b  flqiiin.  (3?ou  8t.  in  X.,  <*$raub.) 

(t^ortfe^una  uub  Sdjlun.)  321 

2.  Sie  «<*ulc,  Der  tfcbrcr  unb  Die  'JttäfMflteittfaibr.  ($ou  3-  &d).  in  2B  ) 

(Schilfe.)      .  .     i  ,  .328 

3.  2ütrb  beutjutaae  Hie  Sdjule,  alä  Witeraieberin  bei  äiibeä,  boin  «Uer* 

baufe  acnflaenb  untcrftii^t  ?  (83cm  (Siemen?  frrct,  Sefunbarle&rer.)  331 

4.  2>ie  Wbftimmunß  über  bie  obliqalorifcbc  «tirfterföiile  im  ftaston  Sarnau 

(CHngefanbt  aus  bem  ftarflau.)  338 

5.  Sie  $rofa  in  bcr  (gr}iebuan  uotroenöiq.  (S3on  Dr.  ©djmeubimann  in 

^Ottenburg,  ftt.  Sujern.)  343 

c.  (gtroaä  über  ben  ÄinberfloiteäbieBft.  (58on  A.  K.)       ....  345 

7.  fäbafioflifme  SHuiibftbau   347 

8.  $tfb8fl0fltföc  £ttter«tnt  unb  SJebrmütel   351 

9.  IV.  St.  «anifdjer  gatboUrentaa.   352 

10.  Serföiebeie* 

11.  3«ferote. 


■ 


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Reinigung 

US  ,,©d>n>fi}.  ßi-iieftungdfreunbee"  unb  ber  „tyibagog.  9Ronats^rift". 

utib  bt$  fd)Weijerifdjen  fatljol.  ©rjieljimflSöerem«. 
3ttg,  1. 3uni  1895.       ]  tU    ]  2.  Mrgang. 


9tebaftion8fommtffton: 

Dl«  SewhiartittftBtfn:  IJhiiij,  $t|ftr$,  iu^tn ;  $.  SrnmacHwr,  3««;  M«  M».  fcerrn:  ©r.  jribtl. 
«.oftr,  $tef.,  ttbur ;  See  ©«4,  W«mt,  *t*i,  Jtt.  £».  Saarn  unb  $m  8«*»«  ■WH  I«  «rW«lb.  Url. 
Dt«  <ü«f«Mbunarn  finb  tu  seratmublrefter  Baumgart««r|ti  rtftten. 

Abonnement: 

eif^dnt  mcnaitl*  2  mal  jt  Kn  1.  unb  15.  M  Wcnat«  unb  feitet  |St>rll4  für  Berti  Mm ttallrber  4  St.; 
für  Vebramtlfantitatcn  S  gr.;  fftt  RtcttmUaUebtf  5  gr.  Befielt  im«,«*  beim  ©erleger:  3.  VI. 
#  lunldji,  Bmbbrutfer,  3ufl-  —  3nferatt  »etbrit  btc  Q«ttl|«il<  mit  10  R».  beregnet. 

—  — ^ — — — ■ — — 

J6cr6art  im  Äidjie  5es  fjf.  Sfjomas  u.  Jlquin. 

(93on  6t.  in  X.,  ©raubünben.) 
B.  ftttbatt  (177C-1841.) 
( jvorn't'Biuiii  unb  ©d)lufe.) 

£eelenoermögen.  £ann  im  £erbart'föeti  ©#eme  überhaupt  bon  ©eelen* 
oermögen  bif  9iebe  fein  ?  #eine§roeg§,  au$  biefe  grage  mu&  alfo  negatio 
beljanbelt  »oerben. 

3ntcreffant  ift  allerbing«,  wie  £erbart  (unb  [eine  ©#ule)  bie  Vorgänge 
unb  $&ätigfeiten  ber  ©eele  ju  erflären  fudjt.  ftreiliä),  roenn  ber  „ffiealiSmuä" 
al«  gtwmgelium  fefouffalten  ift,  müfien  mir  bie'  ^fotfjologie  $erbart8  als 
genial,  geifirei$  anerfennen,  —  ob  aber  ba8  (Soangelium  beS  9ieali§mu§ 
fiöVr  Me? 

$ie  ©c$roierigfeit,  bie  in  ftrage  fteljenbe  Sljeorie  öerftäublicfj  baraujiellen, 
fann  utc^t  oerfannt  toerben,  unb  bo<$  müffen  roirS  einmal  roagen. 

1.  $ie  ©eele  Ijat  gar  feine  Vermögen,  ebenfotoenig  als  jebe  anbere 
„Äeale."  ©ie  &at  feine  Anlagen,  meber  etroaS  ju  empfangen  nod)  §u  pro« 
bujieren.  $er  ©eele  fommt  urfprünglid},  alfo  oon  Watur  aüS,  in  i&rem 
inneren  SBejen  ober  ©ein  fein  ©efü&l,  nod)  eine  58egierbe  $u;  ja  ftc  roeijj 
nia)t8  oon  jtd>  felbf!  unb  aud>  nufyS  oon  anbern  fingen,  —  fein  SBerftanb, 
lein  Setoufetfein!  ») 

')  SRit  3«it  unb  ©elcgenljcit  »erben  toir  in  einer  «rbeit  fpcjicU  auf  beu 
„«erftanb*  ju  fpredjen  fommen. 


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2.  3a,  wie  fleht  e$  Denn  mit  biefer  armen  Seele?  3fi  fle  nicht  fo 
Diel  wert  wie  jebe  anbere  f infame  «Reale?  ©ewifj  boch!  Buch  in  ihrer 
Watur  liegt  wie  bei  allen  anbern  Äealen  eine,  aber  nur  eine  3$ätigteit, 
nämlich  bie  SelbHerljaUung.  --  Die  Selbfterhaltnngen  finb  JBorfteflungen. 
SQßoflen  mir  miffen,  wie  benn  bie  SJorftellungen  entfielen,  fo  gibt  un§  ©erbart 
folgenben  Muffdjlufe : 

„Söerben  nämlich  bie  Sinne  affijiert  unb  fefct  bie  Bewegung 
mittelft  ber  Heroen  jum  ©ebjrn  ficr)  fort,  fo  wirb  bie  Seele 
Don  ben  einfachen  realen  Sefen,  bie  in  ihrer  nächften  Um- 
gebung finb,  burchbrungen;  fie  übt  bann  Selbfiertjaltung 
wiber  bie  Störung,  bie  fie  burd)  jebe  ber  irrigen  total  ober 
partial  entgegengefe&te  Qualität  eines  jeben  anbern  einfachen 
SöefenS  erleiben  mürbe;  unb  jebe  fold)e  Selbfterljaltung  ber 
Seele  ift  eine  SBorflellung."    (Selche  Älarheit  unb  pr)il.  $iefe!) 
Die  Sinne  föunen  Don  ber  mannigfaltigsten  9Uifjenwelt  Diele  Derfchiebene 
unb  auch  mieber  gleichartige  ßinbrüde  erhalten,  mie  ein  jeber  Wenfd)  täg(irf) 
erfährt,   Dem  entfpred)enb  werben  ebenfo  naturnotmenbig  Derfchiebene  ober 
gleichartige  SBorfteflungen  in  ber  Seele  entfielen. 

«Run,  -  Oon  ba  au«  beginnt  eigent(id)  baS  Seelenleben.  Srft  nadjbem 
im  «Dtenfchen  berfd)tebene  35orfteflungen  aufgetreten  finb,  fönnen  bie  feelifchen 
(Srfcheinungen  unb  5t)ätigteiten  ((Srfennen,  Soden  u.  f.  ro.)  ihren  Anfang 
nehmen.  Die  gleichartigen  33orftcDungen  Derfchmeljen  fid)  Dermöge  ber  Mttraction ; 
bie  Derfdnebenen  hemmen  fid)  gegenfeitig  Dermöge  ber  Stepulfion.  Das  ganje 
Seelenleben  ift  alfo  ein  rein  mechanifdjeS,  unb  läfet  fid)  be$t)alb  ber  9tedjnung 
untermerfen,  j.  33.  5  gleichartige  Sßorfteflungen  roerben  3  Don  ihnen  Der» 
fdnebene  93orfteflungen  lammen,  ff  bafe  biefe  in«  Unbemujjtfein  jurüd* 
treten  müffen.  „Die  3ntenfitätSDerhältniffe  ber  SBorfteDungen  laffen  fich  nämlich 
ber  Rechnung  unterwerfen,'  obfchon  bie  einzelnen  3ntenfitäten  nicht  mefebar 
finb.  Die  Rechnung  bient  baju,  bie  ©efefce  beS  SorfteDungSlaufeS  auf  ihren 
erofteit  Stanbpunft  ju  bringen.  Sie  ift  Statif,  infofern  fie  auf  ben  (Snb» 
juftanb  geht,  in  welchem  bie  SSorfteflungen  beharren  fönnen;  3Hecr)anit, 
fofern  fie  bie  jedesmalige  Störte  einer  3Jorfieflung  in  einem  beflimmten  3«tT 
punfte  währenb  beS  SBechfelS  $u  ermitteln  fucht."  Daraus  tonnen  wir 
enblich  Derftehn,  wie  §erbart  baS  «rfürjl  unb  ben  Willen  erflärt. 

1.  2öenn  bie  fchwächere  SBorfteflung  Don  ber  flärferen  gehemmt  wirb, 
fo  mufe  bie  erftere  jurüefweichen  ins  Unbewufetfein.  SBir  hoben  alfo  (eine 
5*orfteflung  biefer  9lrt,  fonbern  nur  ein  gewiffeS  Unbehagen  in  unferer  Seele. 
6S  ift  im  Dunfeln  unferer  Seele  etwas,  ba§  jum  $ewufjtfein  werben  möchte, 
eS  tämpft,  reagiert,  unb  biefeS  etwas  finb  bie  G&rfühlf  (alfo  surüdgebrängte 
SBorfteflungen.) 


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2.  Aber  biefe«  ©efityl  fugt  beftänbig  in«  DoHe  Sewu&tfein  fcrauf« 
jutauaVn.  ©ein  ©treben  naa?  ßlarfait  unb  ©elbjtbewufctfein  nennen  nrit 
Segelten,  unb  wirb  ba«  Segefcren  intenftber  bur#  $Ufe  anberer  gleichartiger 
Sarfieflungen,  fo  wirb  ba«  ®efüt)l  jur  $egierbf. 

3.  ©teigert  fia)  bie  SBegierbe  fo  feljr,  bajj  ft$  bamit  bie  Hoffnung  bet* 
binbet,  als  Ijerrfajenbe,  flare,  gegenwärtige,  bewußte  tBorjleflung  gegen  bie 
Dörfer  fiärfere  SJorfleflung  wieber  aufoulommen  unb  ju  b>rrfa)en  über  ade 
anberen,  fo  bat  bie  ©erie  bn§  Wollt». 

$«  wirb  jeber  ernfte  Cef  er,  weläVr  wirflia)  bie  2B.aljrr)eit  fua)t,  einfefyen, 
bafc  ber  bofle  Segriff  ber  2öillen«freiljeit  tjier  nir$t  b/rauSfontmen  (ann. 
Wur  eine  gretyeit  com  „äußern  3">önge"  läfjt  fi$  int  #erbart'fa>n  ©ofteme 
annehmen;  bie  OFrei^eit  Don  ber  „innem  ftotmenbigfeit*  bagegen  ifl  abfohtt 
unmöglich  (bergl.  $$oma«  bon  Mquin.) 

2Bir  üben  feine  ftritit  über  bie  für*  bargelegte  $ftt$ologie,  no<$  wollen 
wir  eine  moralifa>  95etra#tung  anfallen.  3um  ©d&luffe  foll  nur  ba«  Urteil 
eine«  berühmten  prjilofob&ifaVn  unb  trjeologifajen  ©a)riftftefler§  Ijier  $lafc  finben : 

„Slber  feine  ($erbart8)  me$anifc$e  (Srtenntntolerjre,  feine  atomiftifcfye 
2Beltanfcf)auung  fttljrt  notwenbig  $um  9Nateriali«mu«,  unb  umgeferjrt  fann 
ber  9Rateriali«mu«  feinen  bljilofopfyfdjen  HuSbrutf  nur  in  ben  Wormeln 
§«rbart«  finben."    (Dr.  Hippel:  „©runbftagen.*) 

n.  ww. 

A.  Der  Ijl.  Dljonta«. 

Sperr  ^rof.  $ortmann  (Sutern)  bietet  in  feinem  2öerfe  „Da«  ©bftem 
be3  ffl.  5b,oma§",  einen  gebrängten  unb  bo$  OoUftänbigen  MuSjug  ber 
Mtb>0(ogifa>n  ©umme."  Um  ben  Segriff  ber  ©ittlia)feit  ju  bejiimmen  genügt 
e«,  wenn  wir  au«  genannten  33uaV  einen  furzen  ftbfdjnitt  wörtlia)  fjieljer  fefcen.1) 

„Die  ©üte  unb  ©#le<$tigfeit  ber  Wfte  im  allgemeinen  qu.  18.  —  Da 
bie  ©üte  in  ber  Mtommenbett  be«  ©ein«  befielt,  fo  befielt  aua)  bie  ©üte 
einer  $anblung  barin,  bafe  i^r  alle«  jufommt,  wa«  311  ir)r  gehört.  3"r 
93oflfommenb>it  eine«  Dinge«  gehört  aber,  baft  e«  ba«  SBefentlidje  beftyt; 
it»ren  ft*jififd>en  Grjarafter  aber  befommt  bie  ftanblung  00m  Objelt,  ob  e« 
ein  juläfftge«,  gute«  ober  f$le$te«  fei. 

Dann  ftnb  baju  au$  noa)  gewiffe  flecibenjien  notwenbig:  Die  flcci* 
benjien  ber  £anblung  finb  bie  Umftänbe,  unb  fo  werben  fie  böfe,  wenn  fie 
nidjt  unter  ben  nötigen  Umfiänben  berriajtet  werben.  6nbli<$,  wie  bie  Dinge 
itn-e  oollftänbige  ©üte  erhalten,  inbem  fie  auf  ifjr  3ie(  gerietet  ftnb  unb 

')  ©che  8«  unb  folg.  Die  «ngabc  ber  einzelnen  quacutiones  ift  tuo^l  nicr>t 
notroenbig. 


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-  324 


baSfelbe  erteilen,  fo  Ijängt  bie  ©tite  ber  £>anblung  bor  allem  bon  bem  3»d* 
ab,  baS  fic  ju  erreia>u  fucht.  — 

So  befielt  ein  fpejififcher  Unterfäieb  jmifchen  ©ut  tmb  BöS  in  ber 
menf^li^en  St^ätigteit,  je  nachbem  btefelbe  nach  ben  angegebenen  brei  ©efichtS* 
punften  ber  richtigen  Bernunftorbnung  entfprid&t  ober  nicht."  — 

Die  Bernunftorbnung  ifl  baS  göttliche  ©efefc,  infofern  es  bon  ber 
Vernunft  erfannt  toirb.  Somit  befielt  bie  nohoenbige  Hegel  beS  menfd&lUfcen 
&anbelnS  in  ber  Übereinflimmung  mit  bem  göttlichen  ©efefce. 

galten  mir  biefe  (eitenben  $rin&ipien  ber  $riftlid)en  (Stbif  Aar  bor  Hugen! 

B.  §erbart*3tUer. 

I.  3 u r  Orientierung. 

(Sin  fittlith  guter  Wenfch  ift  jener,  melier  fotgenbe  fünf  3been  in  it>rer 
©efamtheit  befolgt: 

1.  Die  3bee  ber  innern  Freiheit.  2.  Die  3bee  ber  BolHommenhfit. 
8.  Die  3bee  beS  BtohlmoDenS.  4.  Die  3bee  beS  ffiechteS.  5.  Die  3bee 
ber  Sergeltung. 

Diefe  3been  bilben  naa)  3iHer  ben  Mafeftob  für  bie  Beurteilung  ber 
©ittlichfeit.   Um  bieS  ju  erflären,  müffen  mir  meiter  au^^olen. 

DaS  Beflreben  3iü*erS  in  feiner  Gttuf  ■)  get)t  baf)in,  ben  Begriff  ber 
©ittlidjfeit  gan$  bon  ©ott  $u  trennen  —  511  trennen  bon  ben  göttlichen 
©efefcen,  ju  trennen  bon  ben  äußern  Objeften.  Dagegen  fofl  ftch  bie  (Sttyf 
auf  eigenen  fjfufe  fteflen,  inbem  fie  bie  ©ittlichfeit  nur  bon  einem  fubjeftiben 
©efchmacfSurteile  abhängig  macht. 

Der  2Beg,  auf  meinem  $\ütx  bajufbmmt,  ben  Begriff  ber  ©ittlichfeit 
bon  ©Ott  unb  göttlichem  ©efefce  ju  ifolieren,  ift  folgenber: 

1.  Borerft  fiü&t  er  feine  (Stt)if  (ftatt  auf  bie  pjb<f)if$en  Befchaffenrjeiten 
beS  3Kenfa)en,  fein  eroigeS  3^  un0  ouf  °'e  ^^atfad^e  beS  Bemufjt* 
fein 3,  bafe  jeber  9Jtenfch  überall,  roo  ein  £>anbeln  borliegt,  baSfelbe  mit 
9?otmenbigfeit  als  gut  ober  als  böfe  beurteilt.  „Überall,  too  nict)t  mirtlicb 
inbifferente  3l,ft^nbe  ober  Objefte  borliegen,  (nüpfen  mir  an  bie  Betrachtung 
beS  perfönlict)en  ÖebenS  ^räbifate  beS  CobeS  ober  Habels,  ber  Billigung  ober 
Mißbilligung,  beS  Borthens  ober  BermerfenS  (aflgem.  6tt)if.  pag.  3.) 
Dies  ift  ber  erfte  Stritt. 

2.  Der  jmeite  ©abritt,  bie  (Sttnl  ihrer  Objeftibität  £U  entfleiben,  befietjt 
barin,  baf$  3*0«  bon  ber  Wnnarjme  ausgebt,  bie  fittliche  ©uttjeit  beS  2BollenS 
fei  unabhängig  bon  ben  äußern  ©ütern.  „9hir  au  ben  BMflen  ift 
magrer  2Öert  ober  Unmert  gefnüpft ;  aflerbingS  auch  au  baS,  maS  jum  2Befler 
hinftrebt,  j.  B.  ©efühle,  Hegungen  unb  Begebungen."    (1.  c.  pag.  20.) 

')  „Mgcm.  pl)Uofopl)if4e  (*thit",  3iH«- 


I 

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-    325  - 

$)te  Slnnaljme,  ba&  ber  2ötfle  unabhängig  fei  Don  ben  äufeern  Objeften, 
ift  offenbor  falfd),  benu  ber  SBifle  roirb  qualifijiert  unb  fbejifyiert  burd)  ba* 
Objeft,  biefe«  felbft  überträgt  feine  ©utfcit  ober  S$le<Weit  auf  ben  Hillen, 
ber  e$  begehrt. 

3.  3ifler  trennt  bie  ©ittlitbjeit  Don  ben  äufeern  Wotioen  (3iel)  unb 
ma$t  flc  abhängig  oon  ben  SRotioen  be$  SBobJgefallenS  an  geroiffen 
SGÖillenSber&ältniffen. 

2Bir  roiffen,  bafe  bie  WtotiDe  auf  bie  ©ittlidjfeit  ber  Jpanblung  (Sinflufi 
baben,  unb  baß  bie  äußern  Wotioe  oon  größter  Sebeutung  finb  in  ber 
$rifUic&en  (Stbjt.  Qxfltt  unterfdjeibet  ftatt  beffen  eine  abfolute  unb  rela» 
tibe  2Bertfa)äfcung. 

1.  Sei  ber  ab fotuten  SBertfdjäjwng,  roeldje  aflein  bie  roaljre  ifl,  roirb 
baS  ©ute  um  beS  ©uten  roiflen  gefaxt.  55a  aber  ber  SBifle  allein  gut 
ober  böfe  ift,  befielt  baS  abfolut  ©ute  barin,  ba&  baSSÖollen  um  feiner 
felbft  gefa)äj}t  roirb.  (S§  mufc  bafcer  ganj  abgefeljen  werben  Don  ben  @egen= 
ftänben,  auf  roeldje  fid)  ber  JÖtfle  bejief)t.  —  $a§  ©ute  um  be§  ©uten 
roiflen  (abfolut)  tf>un,  tjeißt  etroaS  tfcun,  roeil  biefeS  beftimmte  ©  ollen  an 
fia)  etroaS  ©ute«,  ©tfcöneö  u.  f.  tu.  ift. 

2.  SBei  ber  relatioen  2öertf($äfeung  roirb  etroaS  eines  anbem  roegen, 
atfo  tti^t  feiner  felbft  roiflen  begebt.  „$er  Sifle  barf  nia)t  um  be*  ©e» 
wollten  roiflen  getobt  roerben,  benn  bie«  ift  bie  relatiDe  2öertfa)äjjung  unb 
bura)  fie  bringt  man  ni<$t  jutn  ©efefce,  jur  9iorm  für  ben  2öiflen  Dor,  unb 
man  finbet  folglid)  ben  Wafeftab  nia)t,  inbem  fein  2Bert  erft  gemeffen  werben 
muß,  bamit  er  als  gut  erfannt  roerbe;  man  finbet  rooljl  ©üter,  aber  ni$t 
ba§  @ut  an  fia),  baS  abfolut  2öertbofle  unb  2tor$üglid)e."  (1.  c.  pag.  82.) 

2öenn  jemanb  alfo  roegen  be§  ObjefteS  58.  roegen  ©ott  bie  Xugenb 
liebt,  ober  roegen  ber  ©ebote  etroaS  begehrt,  fo  roäre  bieS  nia)t  fittlid)  gut. 
§8  roäre  bloß  „relatiDe  2Bertf$ä|mng." 

fladj  fcerbart  bilbet  bie  gtytk  einen  Xctl  ber  £f(tl)ftik.  ©egenftanb 
ber  Wftljetif  finb  aber  geroiffe  einfädle,  unroiflfürlid)  gefaflenbe  ober  mifcfaflenbe 
Skrljältniffe.  $>ie  &ljre  Dom  £unftfd)önen  f>at  e$  mit  ber  ^orm,  mit  ben 
33erl)ältmffen  Don  Sinien,  ^färben,  Sönen  u.  f.  ro.  ju  t&un.  $ie  ßtfji!  ober 
©ittlid)feit3lel)re  bagegen  gibt  fi#  mit  ber  Beurteilung  (5öertfd)ä&ung)  Don 
2öillen8Dert)ältniffen  ab. 

Oben  haben  mir  gejagt,  bafe  ber  SBifle  aflein  als  fittlid)  gut  ober 
böfe  ju  betrauten  fei.  $amit  alfo  für  bie  Beurteilung  etroaS  fittlia)  ©uteS 
ober  SöfeS  Dorb,anbeu  fei,  mufe  ein  2öiflenSDerl)ältni«  Dorliegen.  Gin  foldjeS 
befielt  nur  jroifajen  minbeftenS  jroei  SBiflen,  roela^e  a)  in  einer  ^erfon 
ober  b)  in  jroei  ^erfonen  fein  tönnen. 


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-   326  - 

$m  3faQe  a)  faben  wir  btc  $BiQfn9t>eT^ä(tniffe,  meldje  ftattftnben  bei 
ber  „3bee  bct  innern  gfreifteit"  unb  bei  ber  „3b«  ber  $olItommenl}fitM. 
3m  Salle  b)  ermatten  mir  bie  2BilIen8t>erbältniffe  für  bie  „3been  be«  9Bo#« 
motten«,  be8  9cet$te8,  ber  Vergeltung  ober  Silligieit." 

3fi  e«  benn  möglich  bajj  (für  ben  ftafl  a)  jmei  Sitten  in  ber  gleiten 
^erfon  finb?  ©emife,  benn  3ifler  fagt:  „68  ifi  feit  3a$rtaufenben  beobachtete 
$t)atfaa>  ber  innern  Srfa&rung,  bafe  mir  mirflia)  in  einer  $erfon  sroei 
Sitten  finben,  Don  benen  ber  eine  gebietet  (gefefegebenber  Söifle,  <Sinfta)t) 
unb  ber  onbere  folgt  ober  nia)t  folgt  (ba8  niebere  93egel)rurtg8Dennögen). 
$ie  Bitten  geraten  oft  in  ©treit,  inbem  ber  eine  ©enüffe  üerfpric$t  unb 
erlaubt,  ber  anbere  aber  marnt  unb  ©ebote  au8fprid)t.rt 

9lacr)bem  mir  nun  miffen,  in  meinem  gfarjnoaffer  bie  3iflerTf(l^e  (Stljil  ft$ 
bewegt,  fönneu  mir  für}  bie  fünf  urfbrünglidjen  ober  praftifct)en  3been  betrauten. 

II.  $ie  etfjifa)en  3been. 

I.  $ie  3bee  ber  innern  3? rei^c i t.  QBenn  ein  2Bitte  bem  gefe^ 
gebenben  Bitten  (Sinfic&t)  folgt,  fo  erhält  er  ßob,  menn  er  bagegen  r)anbe(t, 
$abel.  $ie  3bee  ber  ttbereinftimmung  unfereS  Bottens  mit  bem  gefetjgebenben 
Hillen  (ßinfit^t)  fytiBt  bie  3bee  ber  innern  ftreiljeit.  Unfere  fttt(icr)e  (innere) 
Qrreitjeit  liegt  nidjt  barin,  bafe  mir  ba8  ©ute  tt)un  ober  unterlagen  fönnen 
(öergl.  ben  t)l.  % t)oma8 !) ,  fonbern  barin,  bafc  mir  unfer  Bollen  bebingung8lo8 
ber  (Sinfia^t  untermerfen.  „3nnere  Sfeei^ett"  nennen  mir  alfo  nidjt  bie 
„©elbftbefiimmung"  (t)l.  $fjomaS)  beS  2Renfct}en  —  bie  ftreitjeit  ber  Ba&l,  fon- 
bern bie  Unabtjängigfeit  bon  ben  SBegierben.  ftrei  ifl  ber  Bitte  nur  bann,  menn 
er  fid)  öon  ben  niebem  Steigungen  lodmadjt  (unrichtig !),  um  fia)  bem  ©uten 
ju  untermerfen  unb  biefem  fortan  ju  bienen.  39eifpie(:  Robert  ifl  bem 
$runfe  ergeben;  man  fieflt  ifjm  baS  93ermerflie$e  biefeS  5afier8  oor,  er  ifi 
überzeugt  öon  beffen  ipäßlidjfeit  unb  betrinlt  fid)  bennoa).  $ier  t)aben  mir 
ein  Bitten8üerljältni8,  nämlid):  $ie  JBegierbe  ju  trinfen  unb  bie  @infi$i, 
baft  e«  r)äj$lid)  fei  (gefefcgebenber  Bitte).  Untermirft  fia)  im  ©egenteile  bie 
SBegierbe  ber  <Stnfiär)t,  fo  ift  bieS  ein  gefattenbeS,  fa)öne5,  ett)ifä)eS  Sillens* 
oerbältniS,  alfo  ftttliaV,  baS  ©egenteil  ein  mifefattenbe«,  unäftljetifa>*  Bitten*- 
berljültnis,  alfo  unfittlidt). 

33ei  ber  etr)ifa)en  Bertf$ä&ung  fällt  alfo  ba«  Objett,  ba«  irinlen,  meg, 
nur  ba«  Biflen§berr)ältni8  (abfolute  Bertfe^äfcung)  fommt  in  Setradjt.  55ejÖge 
fia)  baS  Wo\it>  beS  ©ie$*ntr)alten8  ooin  Printen  auf  ein  äufeereS  Objeft 
j.  ftufcen  unb  Schaben,  2or)n  unb  ©träfe,  (SgoiSmuS,  Subaemontemu*,) 
fo  märe  biefe  £>anblung  indifferent;  be^ie^t  fid)  baS  fflotiü  auf  2uf!  ober 
Unluft,  fo  t)abeu  mir  bie  ftebonif,  Sufiletjre,  (o.  griea).  hedone,  Cup,  35er- 
gnügen)  mas  noä)  fa)limmer  ift. 


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-    327  - 

„flu($  bie  unfelbftänbige  ^Befolgung  frember  CBinfic^t,  felbfl  wenn  fie  gut 
ift,  gefällt  weniger  als  bie  Befolgung  ber  eigenen  teinfiety"  (2öaguer).  -  Wfo 
ift  bie  Befolgung  ber  eigenen  (Sinfic&t  fittlicfc  boHfommener,  beffer  als  ber 
©etjorfam?  --  2ö*r  etwa«  Witt  o&ne  eigenes  Urteil,  bem  fefjlt  ein  mefentliajeS 
grforbernis  jur  fittlid)en  Söürbe,  unb  er  befinbet  fid)  noa)  im  Stanbe  ber 
Unmünbigfeit  (?!) 

2.  Die  $bee  ber  Bollfommenfjeit.  Unter  biefer  3bec  roirb  berftanben: 
l&attraft,  Energie  im  Überroinbeu  Don  ^inberniifen,  foroie  ba3  ©egenteil: 
Übermut,  6d)roä<f)e,  9lad>gibigteit. 

Beifpiele:  Napoleon,  ber  fcfyoadje  Submig  XVI.  —  „Der  2BiHe  fuc^t 
t)ier  ben  gefe$gebenben  2Bitlen  cm  Stärfe  ju  erreichen. "  3ft  j.  33.  ber  gefefc» 
gebenbe  5BiDe  5  ©rab,  ber  nad)  Befriebigung  ftrebenbe  2BiQ*e  nur  l  ober 
2  ©rabe,  fo  ift  biefer  natürlich  fd)roäcr)er. 

Allein  bie  beiben  genannten  3been  ber  „innem  Qrretyeit"  unb  ber 
w33oflfommen^eitw  führen  afleinig  für  fid)  nidjt  notroenbig  jum  fittlid)en 
SBoflen,  benn,  wenn  bie  Sinfidjt  irrt,  jo  irrt  aud)  ber  $öifle.  Sbenfo  fann 
aud)  ber  |Urkr  JBifle  unfittlia)  fein. 

3.  Die  3bee  beS  SÖoljlroollenS.  Bei  biefer  unb  bei  ben  folgenben 
3been  finbet  baS  2Biü*en3öerf)ältm3  jmifa)en  Derfäiebenen  ^erfonen  flatt. 
w2Der  fi<$  an  einen  fremben  EBiHen  felbftloS,  uninterreffiert  Eingibt,  ftellt 
fi$  unter  bie  $bee  be«  2Bo&lrooaenr  (Wädtfenliebe).  Die  uninterreffierte 
©ingabe  an  einen  fremben  2BiHen  ift  baS  töftfjetifdje,  Sittlic&e. 

4.  Die  3b ee  beS  9ced)te§.  „töedjt  ift  Übereinftimmung  mehrerer 
2öiü*en  al3  Siegel  gebaut,  bie  bem  Streite  oorbeugt"  (£>erbart  B.  VIII.  p.  90.) 
Die  fitt(i$e  fjforberung,  ben  Streit  ju  oermeiben  ober  roieber  auszugleiten, 
ift  bie  3bee  be8  ÜRecrjteS;  fie  gebietet  frieblid)  ober  reb(i$  ju  fein. 

5.  Die  3bee  ber  Vergeltung  ober  Billigleit.  Sie  finbet  ftatt, 
wenn  baS  ertoiefene  ©ute  belohnt,  ba§  jugefügte  Übel  beftraft  roirb.  3*  55. 3efuS 
fjeilt  bie  10  WuSfäfcigen  unb  fie  banfen  ni$t  bafür  —  biefeS  mi&fällt  (!) 
unb  ift  batjer  unfittlid)  (!)  Der  @ine  banft,  ma8  fittlia)  ift,  roeil  es  gefällt. 

Raffen  mir  jum  Schiffe  baS  ©anje  jufammen,  fo  ergiebt  fid)  nad) 
3iflerfa)er  gtljif  folgenber  Begriff  ber  Sittli^feit ;  Die  fittlidjen  Urteile  finb 
©efdjmadfacfje,  ©efd>mad3urteile,  eingeroiffeS,  geiftige§  Wohl- 
gefallen an  äfttjetifoVn  WUenoorrlfältniffm.    Ober  roenn  es  fidj 
um  oerbietenbe  Urteile  Danbelt  ein  äft^etif^eS  Wifefallen. 

Elan  fann  alfo  mit  töec&t  fragen :  2öäre  benn  berjenige  niefct  ein  $I)or, 
welker  fi$  aus  ber  Verlegung  folefrr  Urteile  oiel  Unruhe  machte?  —  2Ba8 
Wnnten  mir  üon  einem  Ü)tenfa>n  fagen,  ber  fein  fieben  nia)t  nad)  obigen 
ftttlityn  Urteilen  einrichtet?  §öa)ften*  er  t)anble  gefa)madSmibrig.  -  2Ba3 


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-    828  - 


müfeten  »it  mit  §erbart  fagen  öon  Denjenigen,  bie  in  treuefler  ^Pflichterfüllung 
SBermögen,  ©efunbbrit,  ja  baS  ßeben  fjingeopfert  fjabfn?  S)aS  h*$ft<  2ob 
unb  ©erbienjl  märe:  ©ie  haben  äfihetifch  gefömacfooH  gehanbelt. 

(Sinet  folgen  (Sthif  fehlt  bie  Derpf listen be  Äraft,  fehlen  bie  chrifl* 
liehen  Mibe! 


Die  Sdjufe,  5er  Äe^rer  unb  die  2aaÜigfteifsfacf}e. 

(3-       in  ffi.) 

mm-) 

II.  SBaS  rann  befonbcr«  bet  fieljrer  jnr  Sörbening  ber  9Rä$igfeif6f<"f)c 

ttjun? 

„$)er  Seljrer",  fagt  $)rofle,  „lann  nur  bann  erfolgreich  jur  ^örberung 
ber  SRäfeigfeitSfadje  beitragen,  wenn  er  felbft  beftrebt  ift,  für  feine  6$üler, 
aber  ebenfo  für  ihre  Angehörigen,  ja  für  bie  ganje  ©chulgemeinbe  in 
unb  2öort  baS  ()ell(euct)tfnbe  Vorbilb  eines  entljaltfamen  SöanbelS  ju  geben." 
2öeld)e  Vorteile  hfl*  nic^t  fdjon  baS  nüchterne  mäjjige  Qeben  für  ben  £etjrer 
felbft!  2öie  füfe  ift  baS  tBemufetfein,  feinen  Anteil  ju  fyabtn  an  ber  SJlaffe 
Don  ftlüchen  unb  Seufzern,  bie  täglich  infolge  beS  StrinfeuS  Don  ber  (Srbe 
juin  §imme(  emporfteigen !  20er  nüchtern  lebt,  gewinnt  eine  Diel  beffere 
unb  bauer^aftere  ©efunbheit,  unb  wenn  auch  manche  bei  ihrem  täglichen 
Wittags»  unb  Abenbtrunfe  alt  werben,  fo  ift  boch  biefe  CebenSweife  für  bie 
2Jcef)r$ahl  gewiffermafcen  ein  Selbftmorb.  $er  Nüchterne  ermirbt  femer 
Vermögen.  Steine  eS  aus,  wie  Diel  eS  in  40  fahren  ausmalt  mit  Qin* 
unb  3infeS3in3,  wenn  bu  täglich  auch  nur  30  (5t3.  für  Alfohol  auSgibft. 
$>er  SRäfjige  gewinnt  aua)  eine  9Renge  3eit,  bie  er  nüfclicher  Derwenben 
fann.  $iefe  ber  Nebenarbeit,  ber  Familie,  ber  SöereinSthätigfeit  unb  Settüre 
entzogene  3*ü  ift  wwt  me$r  5U  beflagen,  als  ber  ©elbaufmanb.  Schließlich 
hat  berjenige,  ber  fein  Ofrcuno  beS  AlfoholS  ift,  auch  mehr  Arbeitsluft, 
beren  jeber  fo  fet)t  bebarf;  benn  ein  SJcäfeiger  wirb  nicht  fo  häufig  anbern 
Vergnügungen  nachjagen,  bie  boch  mehr  ober  weniger  mit  bem  Printen  ju» 
fammenhängen.  ©inb  baS  nicht  ©orteile  ber  Gnthaltfamfeit  *  .Aber"  reifet 
eS,  „man  mufe  boch  bie  ©efeüigfeit  pflegen."  3Benn  nur  bie  ©efefligfeit  für 
manchen  nicht  gleichbebeutenb  wäre  mit  Alfoholjmang.  3ft  nicht  manchmal 
bie  ©efelligleit  baS  ©egenteil  Don  Erholung  unD  Anregung?  AOerbingS 
fann,  wer  geiftigen  ©etränfen  nur  feiten  $ufpricht,  in  ben  3luf  eines  Sonber» 
lingS  fommen.  $a8  macht  aber  nicht  Diel,  wenn  er  fich  fonft  gefällig 
unb  menfchenfreunblich  jeigt.  Unb  ift  eS  nicht  beffer,  ein  ©onberling  genannt 
ju  werben,  als  ein  SJcitfdjulbiger  am  Irinferelenb  ju  werben  unb  burch  feine 
SebenSweife  Diele  im  Vöfen  ju  beftärten? 


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Dem  GefefligfeitSbebürfniS  fommt  btc  gütige  3eit  Durch  Bilbung  Don 
allerlei  95 e reinen  entgegen.  2öobl  gibt  Bereinigung  auch  an  fich  fc^mac^en 
Prüften  ©tärfe.  Eber  wie  oft  ftnb  Bereine  ein  $emmfd)uf)  für  baS  Gebeten 
ber  EcafcigleitSfache !  BMe  fd)ön  ift  eine  Bereinigung  oon  Jünglingen  unb 
Bannern,  bie  auch  ofjne  ben  üblichen  Irunf  im  HuStaufche  it>rer  mannig- 
faltigen geiftigen  unb  materieflen  Jntereffen  unb  im  gemeinfamen,  eblen  CebenS* 
genufe  fi<h  gegenfeitig  beglücfen  unb  bereitem  fönnen!  Unter  ber  ßeitung 
be§  ÖehrerS  flehen  meiftenS  bie  GefangDereine.  Damit  biefe  nicht  2rinf» 
oereine  roerben,  benen  ber  Gefang  jur  Webenfache  wirb,  foOert  bie  Übungen 
nicht  im  SöirtÄ^aufe  ftattftnben,  unb  foflen  aud)  nicht  aflju  Diele  ^feftUd^feiteu 
(Geburt§=  unb  Namenstage)  im  2öirt$hau8  gefeiert  roerben.  Sie  Diele 
Sieberbüdjer  Derljerrlichen  fogar  ben  Irunf! 

Bietteicht  finbet  ber  ßeb,rer  auch  b,ie  unb  ba  im  B er f ehre  mit  bem 
Bolle  Gelegenheit,  bie  Mjjigfeitsfache  ju  förbern,  33.  Altern  $u  warnen, 
frf)tDücf)en,  Mutarmen  ftinbern,  um  fie  ju  ftärfen,  alloholifche  Getränte  ju 
oerabreichen.  (Sifern  foflte  man  auch  gegen  bie  Unfitte,  Briefboten,  ^Jolijei- 
bienem  u.  f.  ro.  ©djnaps  ober  anbere  geiftige  Getränfe  unentgeltlich  $u  Der* 
abreichen.  Biele  ftnb  baburch  gtgen  ihren  Söiflen  ju  $runfenbo!ben  geroorben. 
kämpfe  auch  mit  Söort  unb  Schrift  gegen  bas  ^Dcitfdjleppen  fleinerer  unb 
größerer  ftinber  in  bie  2Öirt8häufer,  roo  Geift  unb  Gemüt  Derberbt  unb  ber 
Körper  entnerDt  unb  gefchroächt  roirb  bur<h  bie  genoffenen  Getränfe  unb  bie 
(Sntjieljung  be§  frühzeitigen  ©thlafeS. 

3ur  Belehrung  beS  BolfeS  bienen  befonberS  au$  Bor  träge  unb  Ber* 
breitung  Don  ©Triften.  Einige  ©<hriftchen  fino  bereits  genannt.  Die 
öffentliche  Meinung  muß  hinftcht(i$  beS  ElfoholgenuffeS  umgeftimmt  roerben. 
Jhirje  Ebhanblungen  in  Sofalblättew  mit  fdjlagenben  Beroeifen  aus  ber  ^rarjs 
ber  Erjte  unb  aus  ber  ©tatiftif  fönnten  manches  Gute  toirfen.  einen 
trefflichen  Hrtitel  über  ben  „Wfobolgenuß  bei  ben  Äinbern"  brachte  lefcthin 
bie  „Oflfchroeij''  (in  Wr.  49.)  Die  in  bie  Eugen  faUenbfte  SBirfung,  t>etBt 
eS  bafelbft,  befleht  barin,  bafc  burch  ben  Elfohol  baS  Wachstum  gehemmt 
roirD.  ©obann  führe  ber  frühzeitige  Slltoholgenufc  ju  einer  Äeihe  Don  Ärant« 
heiten,  roelthe  mit  Strümpfen  »erlaufen  (Pflicht,  Gitter,  BeitStanj.)  Euch 
leiben  bie  geiftigen  ftäljigfeiten  unter  bem  Vltoholgemijs,  roeil  baS  Organ 
berfelben,  baS  Gehirn,  am  meiften  angegriffen  roirb.  BefonberS  fcf>äblich 
toirfen  bie  geiftigen  Getränfe  auf  baS  Gebä<htniS  ein.  Dr.  ftrif  antwortet 
auf  bie  ftrage,  roie  lange  benn  bie  flinber  feine  geiftigen  Getränfe  befommen 
foflen:  „Der  Wenfth  bleibt  ein  flinb  fein  Seben  lang,  unb  ie  länger  fie 
ben  Elfoholgenufj  Dermeiben,  befto  beffer  roerben  fie  fich  babei  befinben." 
OebenfaflS  foflte,  roie  er  meint,  etroa  baS  20.  bis  25.  3af)r  erreicht  fein.) 
Um  bem  2ef>rer  ©toff  ju  Belehrungen  $u  geben,  fönnten  aua)  bie  Lehrer* 


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bibliothefen  geeignete  ©Triften  aufnehmen.  §ier  feien  noa)  genannt :  „Einige 
Belehrungen  übet  ben  ©enufe  geiftiger  ©etränfe "  bon  fcugufiin  (Sgger,  Vifchof 
bon  6t.  ©allen;  „La  Ligue  de  la  croix",  fatt).  SBodjenblatt,  erfühlt  in 
VuOe  (greiburg)  ä  1  $r.  per  %aty. 

55er  ßehrer  wenbe  fein  3ntereffe  jenen  $nftituten  unb  Vereinen  ju, 
welche  bie  ©efahren  ber  Verführung  jum  Hlfoholmißbrauch  bertingern :  ftort* 
bilbung«*  unb  $>anbfertigfeit3fchuten,  ©efetlen»  unb  3üngling3bereine,  £au& 
r)altung§*  unb  Pochfctjuleu.  Cb  er  nun  felber  Witglieb  ber  bon  ben  fchwei* 
jerifd)en  5öifct)öfen  gegrünbeten  flbftinentenliga  werben  wolle,  ba§  liegt  in 
feiner  Freiheit.  $öet  ben  Wut  Ijat,  ber  tt)ue  e$.  Sie  jweite  Plaffe  legt 
ja  !eine  großen  Verpflichtungen  auf:  Sief)  bon  gebrannten  Vtaffern  ju  ent* 
galten ;  fict)  jebe  2Bod)e  roenigftenS  einen  iag  geiftiger  ©etränfe  ju  enthalten ; 
Pinbern  feine  folgen  511  berabreia>en ;  niemanben  jum  Printen  ju  nötigen ; 
bie  Wbftinenjbeftrebungen  möglkhft  ju  beförbern  burch  ©ebet,  Verbreitung 
bezüglicher  Schriften  u.  f.  m. 

3um  Sdjluffe  biefer  Wjanblung  fei  noch  eine  Stelle  au8  bem  haften* 
manbat  be$  VifcfwfS  bon  St.  ©allen  für  ba£  3af|r  1895  angeführt:  „Sie 
Sorge  ber  Altern  für  2eib  unb  Seele  ber  Pinber"  ....  „3$  muß  noch 
einen  britten  s$untt  berühren,  ber  mir  fdwn  3aljre  lang  auf  bem  $erjen 
liegt  unb  ben  ict)  nicht  länger  ju  oerfchieben  wage.  Wein  ©ewiffen  brdttgt 
mich,  benfelben  jur  Spraye  ju  bringen,  weil  id)  fonfl  an  ber  leiblichen  unb 
geiftigen  Schäbigung  bieler  unfdjulbiger  Pinber  mitfchulbig  ju  werben  glaubte. 
($8  betrifft  bie  Verabreichung  geiftiger  ©etränfe  an  bie  Pinber.  Vor  wenig 
mehr  al§  einem  Wenfchenalter  mar  e§  noch  eine  Seltenheit,  bajj  bie  Pinber 
folche  ©etränfe  befamen  unb  barum  maren  auch  bie  üblen  ^folgen  fjitbon 

nia)t  bemertbar   Sie  angefehenften  Vertreter  ber  mebijinifcheit 

Söiffeufchaft  auf  biefem  ©ebiete  erftären  mit  aller  Veftimmtheit ,  bafe  geifiige 

©etränfe  auf  bie  Pinber  a(§  ©ift  mirfen  Siefe  langjährigen  Veob* 

achtungen  haben  mid)  ju  ber  Überzeugung  geführt,  unb  ich  bin  bura)  ©eipliche, 
ftrjte  unb  Cetjrer  in  berfelben  bepärft  morben,  baß  bei  einer  großen  3<*h( 
bon  Pinbern  bie  geiftigen  gfähigteiten  burch  ©etränfe  gefchroächt  unb  abgeftumpft 
werben,  unb  bafe  namentlich  ber  Woft  in  biefer  §inftcht  eine  fehr  fchlimme 

SRofle  fpielt,  weil  er  eben  ben  Pinbern  fo  häufig  gereicht  wirb  

Sie  üble  VMrfung  auf  bie  ©eifteSfähigfeiten  ift  bie  jenige,  welche  ich  am  ge- 
naueften  beobachten  fonnte,  aber  nicht  bie  einzige.  63  ift  für  mich  nicht 
zweifelhaft,  baß  nicht  blofe  bie  Senf  fähigfeit,  fonbern  auch  ©emüt  unb  ©efühl 
abgefhunpft  werben,  unb  fo  mit  bem  Unterricht  auch  bie  (Srjiehuug  erfdjmert 
unb  benachteiligt  wirb,  unb  bafe  bei  Dielen  Pinbern  fpätere  nerböfe  Seiben 
fchon  in  biefem  garten  Alter  oerbreitet  werben.  Auch  ift  leicht  einjufeheii, 
oafe  bie  frühe  Angewöhnung  ber  Pinber  an  baS  irinfen  ben  ©runb  legt 


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ju  fpftterer  Unmäfjigfeit  im  ^rinleit.  $>arum  meg  mit  bem  ©lafe,  ba§  für 
bif  Äinber  ©ift  enthält  unb  bafür  f>er  mit  bem  Wilajtruge  unb  ber  gcfunben 
einfachen  ftoft,  mit  toelcfcer  unfere  93äter  gefunb  unb  ftarf  getoorben  finb!" 

Belker  Sekret  wagt  naa)  folgen  ©orten  eine«  erfahrnen  Obersten 
bem  flampfe  gegen  ben  Wfofal  ferne  ju  flehen  ?  fllfo  üoran!  „(Bott  will  e§." 


Wirb  t)futmtagt  ixt  Sdjule,  als  ittiterrieljerin  des  $tnbfat 
oam  (Elternliauft:  gfnügenb  unterftityt? — 

(®on  Siemen*  ftret,  ©efunbarlc&rcr.) 

$a5  oorliegenbe  Steina  mad/t  in  feiner  $  o  r  m  ein  3uflf ftänbntd  mistiger 
*Ratur  an  bie  ®ü)u(e.  $)iefe  ftorm  erflärt  flar,  bafe  bie  £>aupterjieljerin  beS 
ftinbeS  n  i  t  bie  8a)ule  ift.  ©ie  tritt  fomit  einer  öerfeljrten  9Infia)t  unferer 
iage  entgegen.  3$  erinnere  bieSbejüglia)  an  ben  rätfelljaften  ^aH  uou 
Sinftfbeln,  aflroo  am  9.  <Dtoi  ein  (Srftfommunifant  ein  5jäljrige§  ftnäbleiu 
tooljlüberlegt  mit  einer  ganzen  Äeilje  oon  9Rrfferjit<(en  erboste.  ®a)nefl 
waren  nun  einzelne  ftritifer  bei  ber  §anb,  ben  unfeligen  $ad  ber  Sdjule 
aufs  Aerosol)  $u  fa)reiben.  Mein  £>anb  roeg !  $)a§  ift  $u  meit  gegangen.  — 
$iefe  Qform  tritt  aber  au$  einer  jtoeiten  öerfeljrten  unb  ebenfo  verbreiteten 
91nfia)t  entgegen,  $a  erflärte  jüngft  ein  ft.  gaflifd)er  5Realfd)ulrat8»$räfibent 
fyocfjtrabenb,  bie  „^rofperität"  einer  Salute  fei  bie  einige  ^Begleitung  für 
bie  Xljätigteit  Don  Beerben  unb  ße^rern  in  Saasen  ber  6a)ule.  $emgemä& 
fjätte  bie  S^ule  ni<$t§  ju  tljun  für  bie  religiöS-fittliaje  Silbung  beS  fliube« ; 
biefe  %rt  Silbung  ber  3ugenb  (aftet  alfo  einzig  auf  ben  Splittern  beS 
(Sltern^aufed.  $a8  ift  einfeitig  geurteilt  unb  f$retf(i$  iti  feinen  folgen.  — 
Diefen  jmei  t>erler)rfen  unb  bod)  oielfad)  oerbreiteten  9lnfid)ten  tritt  nun 
bie  ftorm  beS  SljemaS  entgegen  unb  fagt  mit  ben  Wten:  In  medio  stat 
virtus.  — 

Wlfo  bie  ©<$ule  ift  eine  SRiteraiefjerin  beS  ßinbeS;  fie  fann  ftcf)  ber 
grjiefjung  nidjt  entflogen,  ober  fie  erfüllt  ifjre  Ijolje  Aufgabe  nur  tjalb; 
aber  i&re  erjieljerifaV  $ljätigfeit  ift  nur  begleitender  unb  erganjenber,  alfo 
fefunbärer  Watur.  ~ 

SQBaS  fönnen  nun  bie  Altern  Ijeute  mit  ftug  unb  fliegt  oon 
ber  ©a)ule  forbern? 

Wlt'me  Antwort  ift  furj,  weil  fie  ja  nur  teihoeife  jur  <5rreia)ung  beS 
mir  gefterften  3\tit&  bient.  3a)  meine,  bie  eitern  fönnen  Oon  ber  Sdmle 
5  Dinge  oerlangen  unb  jtoar: 

1.  Äräftige  Unterftü&ung  in  ber  religiö«--fittlia)en  93ilbung, 
fagt  ja  felbft  GomeniuS:  „$eS  SRenfdfren  3iel  ift  niefy  auf  biefer  6rbe, 
fonbern  eS  liegt  in  ber  (gtoigteit,  in  ©ott ;  barum  fofl  bie  ©a)ule  bie  Äinber 


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anweifen,  (Sott  ju  fuä>n,  ihm  gehorfam  ju  fein  unb  ihn  über  afleS  ju 
lieben,  unb  jmar  oon  3"g<nb  an,  ba  bie  jugenblichen  (Sinbrücfe  am  t)<AU 
barflen  fiiib."  — 

2.  $armonifche  SluSbilbung  aller  grifl igen  unb  teilmeife  au^ 
ber  leiblichen  Gräfte.  gs  fofl  alfo  bie  Schule  ber  Vernunft  unb  bem 
JBerftanbe  ihren  I^ätig(eit3frei4  eröffnen  unb  ihnen  Oielfaa)  ©elegenheit 
geben,  fich  }u  üben;  benn  Vernunft  unb  Skrftanb  finb  im  SHenfehen  roie 
ber  ftunfe  im  Steine ;  er  fä)lägt  nicht,  fonbern  will  herauSgelocft  fein.  $anb 
in  £anb  bamit  fei  fie  tftftig  in  ber  (SemütSbilbung,  um  (Seineinfinn,  <&cfeflig= 
feit  unb  Teilnahme  im  jungen  &erjen  $u  pflanzen,  unb  brittenS  öergeffe  fie 
nicht,  burch  gefunbe  ßuft  unb  Stärfung  ber  Sinne  unb  richtige  flnmenbung 
berfelben  bie  ©efunbheit  ju  förbern  unb  alles  ju  befeitigen,  was  auf 
einzelne  Orgaue  im  befonberen  nachteilig  einroirfen  fönnte.  — 

3.  ftörberung  ber  ^t)araftfrbtlbung.  Die  Schule  beS  (£fjarafter$ 
ift  jwar  baS  fpätere  ßeben ;  aber  früh  Übt  fich,  was  ein  3Weifter  merben  will. 
Daher  forge  ber  ßet)rer  für  fefle,  gute  ©runbfctye,  unb  biete  bem  Schüler 
für  jebeS  ©ebiet  beS  SöoflenS  unb  $>anbelnS  jwecfmäfeige  ©runbfäfce,  bamit 
er  fie  ins  ßeben  mitnehme.  Da$u  ift  ber  Unterricht  in  ber  ^Religion  unb 
©aterlanbsfunbe  fehr  ergiebig;  aber  jebeS  Unterrichtsfach  läfet  fta)  nufcbar 
öermerten.  — 

4.  Sichere  Aneignung  praftifdjer  tfenntniffe  unb  gertigteiten; 
benn  nicht  für  bie  Schule  fonbern  für  baS  Öeben  foü  man  lernen,  fagte 
Seneca.  Drum  foll  Dieftermeg  nicht  {Recht  befommen,  roenn  er  Don  jungen 
3Renfd)en  fagt;  „er  mein  etwas,  aber  er  la nn  nichts."  Die  Schule  biene 
barum  bem  SÖolfSleben,  mit  bem  fie  in  innigem  3ufammenhange  wirfen  muß, 
wenn  fie  ihrer  Aufgabe  gerecht  merben  will.  Sie  t ft  eben  nicht  gefchaf  fen, 
um  für  fich  felbft  ju  wirfen  unb  fich  felbft  \\\  genügen.  Diefer 
©ebanfe  ift  wichtig.  - 

5.  ftörberung  beS  ÖemeinfinneS  unb  ber  ißaterlanbSUebe, 
inbem  ber  Schüler  Kenntnis  befommt  oon  bem  Wufcen  unb  ben  Vorteilen, 
bie  baS  Utoterlanb  ftetS  gu  bringen  bereit  ift,  unb  oon  ben  Opfern,  bie  fchon 
fo  mancher  Patriot  für  basfelbe  gebracht.  So  wirb  er  fürs  fpätere  Seben 
ju  ho<hh«jigen  Z^aitn  minbeftenS  angeregt.  — 

Das  ift  nun  in  aller  Äürje  unb  Wannigfaltigteit  baS  ©ebiet,  auf  bem 
ber  Lehrer  feine  üöirffamfeit  entfalten  mu&;  baS  ift  bie  grofee  Aufgabe, 
welche  bie  Altern  mit  Wed)t  ber  Schule  jutoeifen.  ($3  fei  nun  f)\n  gar  nicht 
unterfucht,  inwiefern  bie  heutige  Schule  biefer  Pflicht  gerecht  wirb  unb  in* 
wiefern  nicht;  baS  gehört  nicht  t>ie^er.  Wber  eine  jweite  ftrage,  bie  haupt- 
füchlich  im  Sfjema  enthalten  ift,  fomme  jur  Erörterung:  2öaS  (ann  bic 
Schule  oon  ben  Altern  forbern?   Od)  fefre  boraus,  bie  Schule  erfüllt 


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—    383  — 


ifcre  Aufgabe  Doli  unb  ganj;  ber  Se&rer  ift  ein  Wann  beS  ©laubenS,  ber 
regen  Arbeit,  ber  $9efa)eiDen$eit,  furj,  ein  Storbilb  für  jung  unb  alt.  $arum 
Ijat  biefe  ©c$ule  au$  ein  9cec&t,  beftimmte  ftorberungen  aus  Elternhaus  ju 
fieflen,  foQ  bie  gemeinfame  erjieljerifaV  Arbeit  t>on  Erfolg  fein.  — 

©cfcule  unb  $au§  foflen  einanber  ergänjenb  unterftit&en;  benn  fie 
&aben  beibe  bie  fernere  ^flia^t  unb  baS  unoeräufeetli<f)e  tRec^t,  bie  Ätinber  ju 
erjie^en.  $)iefe  Erjteljung  ift  aber  ^auptjmecf  ber  $olfSfd)ule.  tiefem 
^>oiiptjtüfrf  fielen  aber  3^i^eift  unb  f oktale  Notlage  fjemmenb  entgegen.  Um 
fo  notroenbiger  iß  jielberouftteS  unb  bereinteS  33orget)en  üon  Schule  unb  JkuiS. 
3"  erjier  Sinie  mu|  bie  ©djule  bie  Dolle  Artung  unb  baS  bolle 
Vertrauen  beS  ElternljaufeS  forbern.  — 

ES  liegt  fel)r  diel  baran,  bafc  bie  Altern  bie  ©dmle  achten  unb  in 
iljrem  Streben  angefügt«  ber  Äinber  mürbigen,  alfo  f^ulfreunblid)  ftnb. 
$er  ©<$ule  Einflufj  auf  bie  flinber  fteigt  mit  bem  Wafee  ber  Meinung  ber 
Altern  bor  ber  ©a>le.  $ie  flinber  werben  in  bem  9Rafec  bie  ©ajule  lieben, 
in  meinem  bie  Eltern  fie  a$ten.  $iefe  Mästung  fpornt  ber  ftinber  gleiR 
unb  ift  ein  trefflia>r  Regulator,  wie  SRolfuS  fagt,  für  iljr  betragen.  Sie 
Derljält  eS  fi$  nun  Diesbezüglich  in  ber  9Birili<$feit?  3d)  fage 
runbweg,  Diele  Altern  erfüllen  i^re  ^flicft  ni#t.  Elan  fleflt  nur  ju  oft 
Dem  ftinbe  bie  ©a)ule  als  etwas  obiöfeS,  partes,  furdftbareS  bar  unb  nimmt 
fo  fd>on  }um  Dorne^erem  bem  Äinbe  bie  fo  nottoenbige  Siebe  unb  Hinneigung 
}it  Seljrer  unb  Salute,  ©o  fommt  benn  ba§  ßinb  mit  fturdjt  unb  3ittern 
jur  S^ule,  unb  jebe  33emegung  beS  SeljrerS  entlodt  bemfelben  fajt  fronen. 
Auf  biefe  SBeife  ftnb  oft  bie  beften  Söorte  unb  Ermahnungen  beS  SefcrerS 
minbeftenS  lange  Qt\t  bergeblid).    Unb  ba  fofl  bie  ©chulerjietjung  gebetyen? 

9(nbere  Eltern  laffen  it)ren  ftinbern  (eine  um  it)te  Aufgaben  $u 
machen,  fagen  ehoa  gar  noa):  „Das  braucht  bit  nicht,  ich  b,abs  auch  nicht 
gelernt  unb  bin  Doch  groB  geworben"  u.  f.  tu.  ©o  erftiden  fie  in  bem 
ftinbe  Suft  unb  Siebe  jur  ©djul»  unb  auch  jur  häuslichen  Arbeit  unb  binbm 
fid)  felbft  eine  Rute,  mit  ber  fie  einfl  Don  ihren  Pinbern  gezüchtigt  merben. 
Unb  ba  fofl  bie  Erjieljung  überhaupt  gebeten?  — 

SBteber  gibt  eS  Eltern,  bie  ob  ber  ©träfe,  bie  bem  Äinbe  geworben, 
lachen,  fia)  über  ben  Sehrer  unb  beffen  Saune  luftig  maa>n  ober  gar  noch 
über  ü>  poltern.  $ie  Mütter  liebfofen  bie  „Engel",  um  ihnen  bie  Strafe 
De§  SeljrerS  ju  Derfüfeen,  trodnen  beren  3tyänen  fogar  burd)  Sedereien 
u.  a.  m.,  anftatt  wie  in  ben  „guten  alten  3«*en"  bie  ©träfe  beS  SehrerS 
baljeim  ju  Derboppeln.  Unb  ba  fofl  bie  Erziehung  ber  ©cfyile  Erfolg  Ijaben? 
Schaue  man  nach  bei  Den  ungeratenen  Alten  unb  borab  auch  in  ben  3"<hK 
3rren«  unb  SBerbefferungSbaufern.  — 


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Siele  roieber  läfiern  bireft  ben  Öeljrer,  bei  ihr  Äinb  geffraft,  unb  motten 
fo  betn  ungeratenen  ftrüchtchen  Wut,  geben  ihm  noch  Äatfchläge  an  bie  $anb, 
roie  e$  ben  Setjrer  ärgern  unb  berbriefjlich  machen  tönne  unb  erjäfclen  obenbrein 
noch  ihre  eigenen  3ugenbftreid>e,  um  ja  ben  Erfolg  jebmeber  firjiehung  lahm 
p  legen.  $a8  tonnen  namentlich  reifere  Emilien  unb  flmtfiperfonen  gar 
gut,  raährenb  boö)  gerabe  Tie  jahrau«  unb  jahrein  über  Unbotmäfeigteit  fingen. 
$a$  iji  eben  noch  ©chiüer  „ber  JBerjtanb  ber  Berftänbigen."  — 

finblid)  bleibt  noch  jene  ftategorie  ju  ermähnen,  bie  ba  jebe  ©djroäche 
be§  2ebrer8  am  SBirtStifche  unb  in  ber  Familie  breit  fßinnt,  babei  aber 
nicht  einmal  leife  af>nt,  bafe  it)re  eigenen  &inber  genau  ber  filtern  ©profeen 
finb  unb  bem  &hrer  unb  ©eelforger  am  meifien  "Ärger  unb  Mngfi  bereiten. 
Jjjueher  gehören  jene  SBeltberbefferer  per  exellence,  bie  meift  auch  ©i|  unb 
Stimme  im  State  fjaben,  (eiber  aber  immer  bergeffen,  bei  ftct)  felbft  juerft 
oetbeffernb  anzufangen,  ©o  mar  e8  übrigen«  311  allen  3<»fc"  unb  &<»  <ifl«n 
großen  3eitfpo<h<n.  — 

©0  untergraben  bie  filtern  ber  ©djule  Haftung,  legen  beö  Sehrer« 
er$iet)erifd)e  5:^ätigfeit  böllig  lahm,  rauben  bem  ftinbe  allen  fiifer  unb  alle 
Siebe  jur  ©ä)ule  unb  fdjaufeln  bie  erften  ©patenftiaV  an  ihrem  eigenen 
(Srabe.  — 

3n  jmeiter  ßinie  mufe  bie  ©chule  bie  allfeitige  Unterßüfcung 
unb  t) il f reiche  Beteiligung  ber  filtern  forbern.  — 

$er  Unterricht  in  ber  ©chule,  unb  wenn  er  auet)  er^iet)enb  ift,  reicht 
nid)t  r)m,  um  ba§  ftinb  für  Gimmel  unb  firbe  tüchtig  au3jurtijten.  „fiine« 
mufe  in«  anbere  greifen,  eines  buref)  ba§  nnbre  blür)n  unb  reifen M  fagt  brum 
tRücfert  fo  fäjön.  3U  D'ffet  Unterftü&ung  abfeite  ber  filtern  gehört  nun 
nicht  blofe  bereu  ©ömpatljie  im  ©orte  für  bie  ©chule  unb  ihre  Beßrebungen 
angefleht«  ber  ftinber,  fonbern  noch  mehr  bie  ©Dmpatfyie  in  2Öort  unb 
2f)at.  $5iefe  jeigt  fich  borab  in  ber  elterlichen  Obforge  für  ben  regele 
mäßigen  ©ä)ulbefuä).  tiefer  regelmäßige  ©ä)ulbefud)  ^at  unterrichtlichen 
unb  erjie^erifd)en  50ert.  fir  forgt,  bafe  ba«  #inb  bem  georbneten,  ftufen» 
mäßigen  Unterrichte  folgen  unb  bie  gen>ttnfä)ten  gortfehritte  machen  tann; 
burd)  beffen  Nichtbeachtung  aber  entftehen  in  ber  geifligen  fintroieflung  be« 
Äinbe«  Süden,  bie  ba«  SBerftänbni«  be«  weitem  Unterrichte«  erfahren  unb 
ein  georbnete«  unb  fixere«  Bormärt«gehen  unmöglich  machen.  ©0  mirb 
manch  ein  Cehrer  ju  einem  Derblenbenben  Unterrichte  getrieben,  ber  grofre 
Kluften  mit  3ünbhöljern  ju  tiberbrüden  fucht,  nur  um  nxnigjten«  ben 
$rttfung«tag  orbentlich  ju  begehen.  $)a«  gilt  namentlich  bort,  roo  geftrenoe 
©chnlbehörben  bie  Slbfenjenjahl  nie  in  t>erglei<henbe  firmägung  jiehen,  loa? 
nicht  blofe  in  Kamerun  oorfommt.  — 


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-    335  - 

$iefe  Schulberfäumniffe  Wirten  aber  aucb  ungünftig  auf  bie  fittlidhe 
Silbung  ber  äinber;  fie  werben  gewöhnt,  baS  Vergnügen  über  bie  Pflicht 
$u  pellen,  unb  »erben  baber  fpäter  nicht  im  ftanbe  fein,  größere  Befchwerbeu 
im  Berufsleben  ju  überwinben,  weil  fi«  in  ber  Schuljeit  nicht  gelernt  haben, 
fteine  £inberniffe  ju  bewältigen.  $aS  ift  bie  Söirfung  beS  unregelmäßigen 
Sa^ulbefucheS  in  fittlicher  Beziehung,  mäbrenb  ber  regelmäßige  baS  £inb  jum 
©eljorfame,  jur  ^ünftlichfeit,  jur  OrbnungSliebe  unb  jur  Wrbeitfamfeit  erjieljt. 

2öie  Mi  eS  nun  bieSbejfiglich  in  2öirtlicf}teit?  flach  ber 
'«Richtung  fünbigen  bie  Altern  ferner  unb  unberantmortlich,  unb  jmar  gebt 
baS  böfe  33eifpiel  öon  oben  aus.  3$  bin  biefer  Sage  mit  ber  Süboflbabn 
burd)  ben  (Bofbauer  Schutt  gefahren.  %a  if)  mir  mein  lieber  früherer  3n- 
fpeftor  unb  €^renprebiger  am  39unbeSfefte  in  Schwrjj  in  ben  Sinn  gefommeu. 
Der  erprobte  Schulmann  meinte  bamalS,  ber  {Roßberg  fei  in  feinen  obern 
Setzten  morfch  unb  lebenSmübe  geworben,  baS  t)a6e  auf  bie  untern  ge- 
mirft  unb  felbige  fdjließlich  jum  Wutfc^en  gebraut,  So  iftä  mit  ben  Schul» 
abfenjen.  $)a  nehmen  bie  deichen  ihre  ßinber  in  ©äber,  weil  eS  ber  §rau 
3ftama  fonft  ju  langmeilig,  behalten  fie  wegen  einer  orbinären  Qfferei  t>on 
ber  Schule  weg,  (äffen  fie  nodj  8—14  Sage  in  ben  Serien,  wenn  fdwn  bie 
Schule  begonnen,  weil  fie  ja  ohnehin  „ftarf"  genug  feien  u.  a.  m.  $a$ 
wirft  anfteefenb  nach  unten,  ruft  ber  Unbotmäßigfeit  unb  namentlich  ber 
ljerrfa>nben  Älage  oon  ben  zweierlei  (Sflen.  — 

$ie  unteren  93olfSflaffen  ahmen  nun  baS  naa),  unterfchäfcen  bie  Sdmle 
in  ihrer  55ebeutung  als  2Riter$ieljerin  be§  £aufeS,  überfein  bie  Tragweite 
unb  flotmenbigfeit  eines  täglichen  Unterrichtszieles  unb  (äffen  ntc^t  feiten 
in  blinber  Nachahmung  biefer  bequemen  Steigen  bie  3"fo"ft  ifa«  ftinber 
außer  acht,  ßrflärlid),  aber  nid)t  entfchulbbar !  —  $iefe  Unterftüfcung  ab 
Seite  ber  Altern  jeigt  fia)  auch  in  ben  Öehrmitteln  unb  in  ber  91  rt 
ber  Öö-fung  ber  Hausaufgaben,  £>infichtlich  ber  ßeljrmittel  ift  es  nun 
einmal  eine  Wotmenbigfeit  eines  gebeifjlichen  Unterrichtes,  baß  bie  Stiller 
basfelbe  Se^rmittel  unb  möglid&fl  biefelbe  Ausgabe  beS  Lehrmittels  höben, 
um  Störungen  ju  bermeiben.  9Ran  mag  nun  über  bic  [ogen.  Unentgeltlichteit 
oerfchiebener  Hnji$t  fein;  aber  foüiel  muß  gffct>fr>en,  baß  ber  Staat  bie 
armen  flinber  nach  biefer  Dichtung  genügenb  unterflüfct,  unb  baß  jebe  Schul* 
bebörbe  bafür  forgt,  baß  miberfpentfige  eitern  bieSbejüglicb  jur  $inficht 
fommen,  wenn  eS  f#ließli$  tyifcn  muß  „thuft  bieS  nicht  willig,  fo  brauch 
i4  Gewalt. M  (Sntweber  berate  ber  Staat  auf  baS  Obligatorium  beS 
Unterrichtes  —  unb  baS  fann  er  nicht  —  ober  er  forge,  baß  bie  Schule  in 
Sachen  ber  genttgenben  Sehrmittel  ohne  Schwierigfeiten  arbeiten  fann.  Hic 
Rhodas,  hic  salta!  $a  fpielt  oft  ber  ©eij,  ber  2rofc  unb  bie  grobe 
^nchläffigfeit  ber  ©tern  eine  große  Stolle.  — 


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-    336  - 

$>er  Hausaufgaben  finb  eS  beim  umfichtigen  Sehrer  menigr,  aber  ftf 
bienfn  jur  Ergänzung  bfö  Unterrichtes,  jur  Einführung  unb  Kmoenbung  beS 
Durchgenommenen  unb  als  SJeförberungSmittel  für  bie  ftttliche  Erziehung, 
ledere«  namentlich  an  inbufhieflen  Orten,  wo  bie  ftugenb  oom  ©affenleben 
abgehalten  merben  foü.  bie  Altern  ergebt  baljer  bie  frorberung,  nicht 
$u  t»erfäumen,  bie  ftinber  nach  ber  Schule  recht  ju  übermachen  unb  bafür 
ju  Jorgen,  bajj  Tie  ihre  Aufgaben  rechtzeitig  unb  orbentlich  aufführen.  Vflein 
„grau  ifl  aQe  $heorie\  hei&t  eS  hier.  $ie  meiften  Altern  beauffichtigen  bie 
tfinber  gar  nicht,  fie  höben  ja  burch  ihre  $ageSarbeit  ben  fauren  Äampf 
um«  Dafein  auSjufechten  unb  abenbS  (ommen  fie  matt  unb  unroirfch  heim, 
um  [ich  halbtot  unb  unjuf rieben  jur  5Rube  au  Ifflen.  flnbere  m  ollen  fich 
nicht  mit  ihren  flinbern  abgeben;  benn  ihnen  ift  eS  mie  ausgemachte  Sache, 
bafe  bie  Schule  für  bie  tfinber  ju  Jorgen  r)at  unb  bamit  bafta.  So  fommen 
bie  tfinber  in  fä)lechte  ©efeflfchaft,  [äugen  bie  böfe  ßufi  unoermerft  ein  unb 
fjaben  mit  ihrer  Schulthätigfeit  mentg  Erfolg.  Diefem  Übelftanbe  foHte 
burch  Einführung  Don  HanbfertigleitSunterricht  —  mo  thunlich  —  unb 
burch  tüchtige  Pflege  eines  mahrhaft  fath.  93ereinSlebenS  abgeholfen  roerben. 
ßatlj.  SBereinSmefen,  treffe  unb  Äan$el  mirfen  in  biefer  öejiehung  burch  ihre 
ernfte,  mohlmoQenbe  unb  unabläffige  ^Belehrung  am  meijten.  — 

$iefe  Unterftüfcung  ab  feite  ber  Eltern  jeigt  fia)  britten* 
in  bem  Verhalten  ber  ftinber  gegen  ben  Sehrer. 

Soll  bie  Schule  als  ÜJciterjieherin  beS  EtternhaufeS  erfolgreich  arbeiten, 
fo  mujj  ber  Sehrer  bei  feinen  Schülern  Autorität  fein  unb  Autorität  pflegen. 
Sie  foflen  ihm  aufs  SBort  glauben,  unb  eS  barf  bei  ihnen  (ein  3n)eif^ 
barüber  entftehen,  ob  er  befähigt  fei,  fie  grünblich  &u  unterrichten.  $)amit 
aber  bie  Schüler  mirflich  biefeS  Vertrauen  jum  Sefjrer  erhalten,  baji  fie 
nid)t  fragen,  ob  er  SRecht  hflbe,  fonbern  blofc,  maS  er  gefagt  hflbe,  baju 
gehört  neben  tüchtiger  $i(bung,  unerfcbütterlichem  Glauben  unb  tabeflofem 
Söanbel  ab  feite  beS  SeljrerS  borab  auch  bie  hilfreiche  SBe teil igung  ber  Eltern. 

$ie  ftinber  lernen  üon  ben  Eltern;  benn  ihr  £erj  ift  mie  SöachS. 
Unb  fo  prägen  fich  Sdmlfreunblithfeit  ober  Schulunfreunblichteit  unoermertt  im 
betragen  beS  ßinbeS  ab.  2Bo  eS  bem  ßinbe  an  Ehrfurcht,  $anfbarteit  unb 
©eljorfam  gegenüber  bem  Ser)rer  fehlt,  ba  tjappert«  beim  Elternhaufe.  $a 
fehlt  eS  baheim  an  ber  ttngemöhnung  unb  Belehrung,  am  guten  Seifpiel 
unb  am  ©ebet,  an  ber  richtigen  Strafe  unb  Belohnung,  biefen  unübertrefflichen 
häuslichen  Hilfsmitteln  einer  chriftlichen  Erjiefmng.  2öo  aber  im  Elternhau|e 
biefe  unentbehrlichen  Hilfsmittel  unbeachtet  ober  miflfürlich  benu|t  merben; 
mo,  mie  bereits  Dielfach  angebeutet,  noch  baS  flrifte  ©egenteil  gethan  mirb: 
fca  arbeitet  eben  baS  Elternhaus  nicht  „hilfreich"  mit  ber  Schule  unb  erfährt 
bann  bie  betrübenbe  SBahrfjeit  beS  SBorteS :  „2Ber  nicht  hören  mifl,  mujj  fühlen." 


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-    337  - 


Unfcre  Mütter  borab  bcrgeffcn  (eiber  fo  oft  ben  finnreichtn  ©bruch: 
„$>afi  bu  ftinber,  fo  (äffe  ihnen  it)ren  Siflen  ntdt)t,  unb  beuge  fie  Don 
3ugenb  an."  Dura)  biefe  mütterliche  9cachgiebigfeit  ent[tet)t  bann  ber  Un» 
geljorfam,  ber  fo  öielfach  bie  Quelle  ber  gröfeten  $erirrungen  wirb.  — 

Dir  95äter  überfein  fo  oft,  bafe  ihre  Unbanfbarfeit  unb  Unbotmäfjigfeit 
gegenüber  geiftlichen  unb  weltlichen  Beerben  üoin  Äinbe  ftiUfchweigenb  be* 
obaÖfitt  unb  erfa&t  wirb,  um  ju  gelegener  ©tunbe  in«  $raftifä)e  überfefct 
ju  werben.  —  Unb  bo(h  bleibt  ber  pftochologifch  unumfiö&liche  ©a&  ewig 
roafjr:  „2Ba3  in  ber  3ug«tb  nur  ein  mechanifcr)e«  §anbeln  au«  guter  ©e« 
roölwung  ift,  wirb  nach  unb  nach  faft  Bebtirfni«  unb  geht  im  f)anbeln  rtacf) 
©runbfdfren  über."  2öa«  ba«  flinb  früher  burch  äufeern  Antrieb  fich  angewöhnt 
hat,  wirb  e«  fpäter  üon  fdbft  unb  au«  «Pflichtgefühl  tljun ;  benn  jung  genant, 
alt  getljan!  Drum  foflen  bie  (Sltern  ber  ©d)ufe  ihre  hilfreiche  Beteiligung 
gerabe  aua)  baburch  geigen,  bafe  fie  bie  flinber  gur  Ghrfuriht,  Danfbarfeit 
unb  gum  (Skhorfame  gegen  ben  Sehrer  anhalten;  fie  thun  ba«  in  ihrem 
eigenen  3ntereffe.  — 

Diefe  Unterftüfcung  geigt  fich  üierten«  in  ber  fogen.  äufeeren 
^rfcheinung  ber  flinber. 

Da§  Elternhaus  berlangt  Don  ber  ©dmle  u.  a.  auch  ^artnoniff^e  9lu8* 
bilbung  ber  leiblichen  ffräfte.  Dem  gegenüber  ijt  gu  betonen,  bajj  bie  Altern 
e$  (eiber  oft  fehr  an  ber  53cit)ülfe  fehlen  laffen,  um  ihre  ftinber  in  ber  Schule 
an  Orbnung,  9iein(ichieit  unb  %nftanb  gu  gemöhnen.  Sin  alte§  2öort  fagt 
mit  Stecht:  »$a(te  bie  Orbnung,  unb  bie  Orbnung  wirb  bi<h  hötten."  Da 
fehlt  e«  aber  baheim  meijt  an  einer  3«itorbnung ,  roa«  auf  ben  Orbnung«* 
finn  ber  Äinber  fehr  farblich  einwirft.  — 

£)infi<htlich  ber  Keinlichfeit  genügt  oft  ein  einziger  ©chulbefudj,  um 
einen  bemühenben  (Sinblicf  in«  Seben  Dieter  Familien  gu  erhalten.  Unb  boch 
heifet  e«:  „»einlichfeit  erhält  ben  Seib,  gieret  ftinb,  Wann  unb  2Beib." 
Diefer  Langel  im  ßlternhaufe  führt  nicht  feiten  bie  fpätere  Unfittlicbfeit 
herbei.  —  3Mele  ftinber  (ommen  mit  einem  eigentlichen  3**f*ötung«triebe 
in  bie  Sa)ule,  weil  baheim  aOeS  geftattet  war,  ohne  ba«  Söort  gu  beobachten : 

.«leiber  foften  ®elb  unb  SKüb; 
Drum  Sftnber,  fdjonet  fie !  — 

9Jnbere  ftinber  wollen  immer  regieren  unb  ha&*n  ^weilen  taufenb 
9lu«reben  im  SBorrate.  Diefe  betueifen,  bafe  eS  baheim  dielleicht  um  „ftom* 
blimfntiererei"  unb  um  ^öfifd>e  Drefjur  fich  hobelte,  baß  man  wohl  etwa 
brofyeub  oom  „SBölinra"  fpraö);  aber  oon  chriftlicher  (Srgieljung  war  (eine 
Siebe,  bon  biblifchen  $eif  Dielen  f)ai  ba«  ftinb  fo  wenig  Dernommen,  wie  rton 
überirbifchen  53eweggrünben  für  fein  $anbe(n.  Da  fehlt  e«  ber  @d)ule  eben 
an  brr  Unterftü&ung  ab  ©eite  ber  eitern.  — 


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I 
I 


-    338  - 

Unb  nun  jum  ©chluffe!  Unfere  3ugenb  frantt  entfdjieben.  $>a§ 
beroeiSt  gerabe  ber  enfe^liche  (Sinfiebler  ftafl  mitten  in  einem  fathol.  93olfe 
unb  auS  (fyriftticfyer  gläubiger  Familie  fyetau$.  $)iefe  ffranfheit  ift  fo  jiemlitf) 
eine  internationale;  fie  murmelt  in  einem  entnerDten  unb  entnerüenben,  in 
einem  glaubenSlofen  unb  materia(iftifd)en  ^eitQeifte,  ber  manches  Elternhaus 
im  ©erlaufe  ber  legten  20  3al)re  unüermertt  arg  eingelullt  hot.  ©egen  bieten 
unterminierenben  3<i*8fift  Wf*  QDfr  3u*ew»aj|er ;  bagegen  brauet  eS 
Don  4>auS  unb  ©chule  baS  ©ejiermeffer  einer  roar)r^oft  fatt)otif c^e n  Er* 
jieljung,  baS  ba  jielbenmBt  unb  rüdfichtSloS  mit  ben  natürlichen  unb  über* 
natürlichen  Erziehungsmitteln  ber  lathol.  flirre  operiert.  Eintracht  nur  unb 
DereinteS,  auf  iat^ol.  33afiS  fufjenbeS  ©Raffen  rettet  unfere  3ugenb  öor  bem 
gän$lid)en  Verfinfen  im  ©umpfe  beS  mobernen  3f^9fiflcd-  $aJu  ift  °&ft 
Dorab  ba«  Elternhaus  berufen;  baSfelbe  ^at  Pflicht  unb  Srieb,  feine  flinber 
$u  beglüden;  auf  ihm  laftet  auch  bie  Dolle  Verantwortung.  $aS  Elternhaus 
t^ut  aber  Dielfach  feine  Pflicht  nicht  mehr,  (ennt  aud)  bie  Verantwortung 
nicht  mehr.  $aS  Elternhaus  —  aud)  baS  fogenante  chriftliche  —  fäjeint 
oft  ju  Dergeffen,  baB  feine  Äinber  als  ©otteSfiuber  für  ©ott  unb  nach 
feinem  Siflen  unb  als  eijriflentinber  für  EfjnftuS  unb  nach  feinem  ©iUen 
erjogen  »erben  müffen,  roie  Äetteler  fo  fchön  fagt:  eS  fcheint  Dielfach  nicht 
mehr  ju  toiffen,  baß  bie  Pflege  beS  eckten  ftamilienfinneS,  baS  gute  Veifpiel 
ber  Altern,  toohlberoachter  Umgang,  bie  Übungen  ber  ^römmigteit  unb  ein 
gutes  58erb,ä(tniS  jtoifchen  ftinbern  unb  Pfarrer  bie  fic^erfie  Vürgfchaft  für 
eine  wahrhaft  gute  3«genb  firtb.  25er  ©eift  beS  ©laubenS  mufc  roieber 
inS  Elternhaus  hinein  unb  brinnen  alle  beherrfchen,  bann  wirb  auch  bo§ 
$auS  als  erfte  ErjiehungSftätte  feiner  Aufgabe  roieber  gemachten  fein  unb 
bie  Schule  an  Äira)e  unb  Staat  roieber  juüerläffige  Bürger  abgeben  unb 
abgeben  fönnen.  —  ©o  mujj  bann  alfo  auch  baS  Elternhaus  inea  culpa 
jagen  unb  fid)  mieber  auf  feine  Pflicht  unb  Verantwortung,  befinnen;  benn 
si  radix  sancta  est,  et  rami  f^ißt  cS  mit  DoHem  Stechte.  — 


flie  ^bftimmung  über  bit  iibligatortfdjc  Sürjerfdjulf 

im  Danton  ^argau. 

(Eingefanbt  au«  bent  Äanton  »argau.) 

Win  oerfloffeneu  28.  Tfpril  fanb  im  Ät.  Wargau  bie  VoltSabfttmmung 
über  ein  ©efefc  „betreffenb  Einführung  ber  obligotorifchen  Vürger» 
fchule"  flatt. 

tiefes  ©efetj  beftimmt,  baB  jebe  ©chulgemeinbe  verpflichtet  ift,  eine 
Vürgeridmle  für  bie  ftnabrn  Dom  16  — 10.  WlterSjahr  ju  errichten  unb  für 
bereit  WuSftattuug  unb  Unterhaltung  ju  forgen.    Der  Unterricht  Dauert  Don 


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-  339 


Anfang  9iobember  bis  (Snbe  9Rärj  mit  wöchentlich  4  Stunben;  er  batf 
nicbj  über  7  Uhr  abenbS  auSgebehnt  roerben.  Die  Unterrichtsfächer  finb 
ßefen  unb  *Äuffafo,  Keinen  unb  93aterlanbSlunbe  (b.  h-  Schroei5er=(&fct)ichte 
unb  (Seograpb»  unb  ©erfaffungStunbe.  2öenn  eine  ©emeiube  unter  10 
Schüler  t>at,  jo  fann  fie  fieb,  einer  «Rachbargemeinbe  anfchliejjen.  Die  3°hl 
brr  Schüler  barf  jebod)  30  titelt  überschreiten,  ßeljrfräfte  finb  auSfdjliefilich 
bie  patentierten  Set)ter  ber  ©emeinbe.  Die  SBefolbung  für  bie  Bürger f et) nie 
beträgt  jährlich  roenigftenS  100  $r.,  rooran  ber  Staat  25— 50M/0  teiftet. 
DieS  bie  roefentli$en  SBeftimmungen  beS  ©efefceS. 

3u  beachten  ift  ferner,  bafe  gemäß  einer  53eftimmung  ber  Staats* 
oerfaffung  borljer  fchon  jebe  ©emeinbe  biefe  33ürgerfcc)ule,  bisher  „bürgerliche 
5ortbilbungSfct)ule"  genannt,  einführen  unb  Dom  JRegierungSrat  als  obli* 
gatorijch  erflären  laffen  tonnte.  (Stroa  bie  §älfte  ber  Schulgemeinben  hatte 
bie«  gett)an.   Sie  hatten  aber  auch  bie  Freiheit,  fie  roieber  aufzuheben. 

3n  ber  «Äbftimmung  am  28.  ^Ipril  nun  mürbe  baS  ©efefc  über  Gin* 
führung  ber  obligatorifcf>eu  SBürgerfcbule  mit  17,707  3a  gegen  14,074  «Rein 
angenommen.  SSerroorfen  haben  bie  tatholifchen  53ejirfe  ©oben,  SBremgarten, 
Caufenburg,  Wuri,  iRr>einfe(ben„  angenommen  afle  reformierten  SBejirle  unb 
baS  mehrheitlich  fatr>oüfc^e  3urja<h,  roeil  bie  hier  hauptfächtich  beebreitete 
„^otfehaff  bafür  eingetreten  mar.  «über  aua)  bie  reformierten,  ganj 
„freifinnigen"  tBejicfe  fteUten  4,644  Wein  ju  ben  14,074  «Rein. 

Die  Haltung  ber  fatholifchen  Sfcjivfe  ober  ber  grofeen  Mehrheit  ber 
tathoIifd)»fonferbatiben  StolfSpartei  mürbe  mohl  nicht  überall  richtig  beurteilt. 
6s  lag  aua)  tatholifch'fonferbatiben  Greifen,  befonberS  benen  ber  höhern  unb 
niebern  ^äbagogif  nahe,  biefe  Haltung  als  Schulfeinblichleit  unb  Dergleichen 
anjufehen.  Das  beranlafet  ben  ginfenber,  in  biefen  blättern  bie  ©rünbe 
anzugeben,  melche  bie  Mehrheit  ber  fatholifcfcfonferDatioen  Rätter  unb 
Führer,  inSbefonberS  bie  tatholifch«  ©eiftlichteit  beroogen,  gegen  baS  ©efefc 
Stellung  ju  nehmen. 

Der  f>auptgrunb  mar  ein  Durchaus  grunbfäfelicher.  2öir  haben  im 
ftt.  ftargau  eine  obligatorische  Schulpflicht  Don  8  Dollen  fahren  für  bie 
©emeinbefchule  unb  jroar  Dom  7.  bis  15.  9llterSjahr.  ipöt)ei  geht  fein 
Ratüon  unb  mohl  fein  fianb  ber  @rbe.  Daneben  ift  bura)  5öejictSs,  ftort» 
bilbungS«,  £>anbroertSfd)ulen  unb  bura)  eine  Ionbroir t h  fcho f tlic^e  2Öinterfct)ule 
teichliche  (Gelegenheit  fceimiüiger  meiterer  f$fortbitbung  geboten.  2Bir 
mußten  uns  alfo  fragen,  ift  eS  prinzipiell  richtig,  ben  ftaat liehen  Sct)uls 
jtoang  auf  brei  weitere  3al)re,  bis  }um  19.  SHterSjahr  auSjubebnen?  Die 
ftinber  gehören  nicht  Dem  Staat,  fonbern  ben  Altern.  Die  Schule  foll  bereu 
Aufgabe,  bie  ^Bilbung  unb  (Srjieljung  ber  3ugenb,  als  bereu  Stelloertreter 
infofern  erfüflen,  als  bie  Altern  eS  nia)t  felbft  ju  thun  Dermögen,  unb  infofern 


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-    340  - 


ifi  ein  ftaatlicher  Schul jmang  gerechtfertigt.  Mber  ein  folc^er  hat  feine 
©renjen  in  ber  allgemein  anertannten  ©eftimmung  ber  ^ßrimarfchule,  ber 
3ugenb  bie  jenigen  ftenntnifje  beizubringen,  meiere  fie  für  baS  Seben  in  ben* 
jenigen  ©erufSarten  bebarf,  bie  feine  höh*«  als  ©emeinbefdmlbilbung  üorau§= 
jc^en.  £ann  baS  eine  achtjährige  Schulpflicht  erreichen?  $er  ©emeiS  if) 
längji  geleitet,  bafc  fogar  Kantone  unb  Qänber  mit  fürjerer  Schulpflicht  baS 
Dermögen.  9Ufo  muß  eS  auch  im  ftargau  möglich  fein,  unb  bann  ifi  eine 
9lu8beljnung  beS  SchuljwangeS  auf  brei  weitere  3ahre  grunbfäfclich  nic^t 
gerechtfertigt.  $)ie  Eltern  haben  ein  größeres  Stecht,  ih*<  Äinber  ju  ihrer 
Verfügung  ju  haben  jur  Arbeit,  jur  Erlernung  eines  ©erufeS,  als  ber 
Staat  ju  einem  unbegrenzten  Sthuljwang.  ©enn  biefer  finbet,  eS  fei  mit 
11  3at)ren  nodf>  nicht  genug,  wo  fofl  bann  baS  enben? 

Erweiterung  unb  (Spaltung  ber  in  ber  Schule  erworbenen  tfenntniffe 
ift  föön  unb  gut;  notwenbig  ifi  eine  tüchtige  ©Übung  unb  Schulung  ber 
3ugenb  —  aber  baS  aOeS  läfet  ftc^  erreichen  auf  bem  SBege  ber  Freiheit 
unb  einer  tüchtig  geleiteten  unb  gut  organijierten  ©emeinbefchule  mit  einem 
ausführbaren  fiehrplane.  ©erabe  baS  aber  fehlt  im  Äanton  Hargau.  Es 
ift  allgemein  anerfannt,  bafe  ber  aargauifaV  Cehrplan  für  bie  ©emeinoefchule 
überlaben  ift  unb  ju  höh«  Wnforberungen  Don  ber  erften  bis  aalten  Plaffe 
hinauf  flellt ;  eS  wirb  baljer  nicht  etwa  bloß  Don  weniger  fähigen  unb  fleißigen, 
fonbern  Don  tüchtigen  unb  fleißigen  Serjrern  unb  anbern  fompetenten  Männern 
Dernünftige  Hbrüftimg  Derlangt,  leiber  ohne  Erfolg.  Staher  rührt  in  erjler 
Sinie  bie  tlägliche  Stellung  beS  RantonS  bei  ben  SRefrutenprüfungen,  unb 
nicht  üon  $u  furjer  Schulzeit  unb  nur  Dom  ©ergeffen  in  ber  3«t  Dom  15. 
bis  19.  2UterSjahr.  Elan  will  ju  Diel  unb  barum  erreicht  man  ju  wenig; 
bie  SRenge  beS  Stoffes  hinbert  bie  grünbliche  Durcharbeitung  beS  *Rotwenbigen. 
Sollen  wir  biefen  f^f^lern  am  ©djulfpftem  baS  Opfer  breier  neuer,  wenn 
auch  befchränfter  Schuljahre  bringen? 

©ei  ©eratung  be3  ©efe$eS  über  bie  ©ürgerfchule  würbe  Don  lonferDattDer 
Seite  ferner  bedangt,  man  fofle  weuigftenS  bezüglich  ber  wöchentlichen  Schul« 
ftuuben  baS  7.  unb  8.  Schuljahr  entlaften,  um  ben  Altern,  befonberS  ber 
lanbwirtfehaftlichen  ©eoölferung  in  biefen  Sohren,  wo  bie  HrbeifStüchtigfeit 
ber  ftinber  mächft  unb  fle  ihrer  bebürfen,  eine  Erleichterung  unb  einen  Erfafc 
für  bie  neue  Saft  ber  ©ürgerfdjule  $u  bieten.  9Ran  fanb,  biefeS  gehöre  nicht 
in  biefeS  ©efetj  hinein,  fonbern  fönne  bei  ©eratung  beS  neuen  Sd)u(ge)eke? 
in  ©etracht  gebogen  werben.  $5afe  eS  gefchehen  wirb,  glaubt  niemanb.  Ebenfo* 
wenig  wollte  man  barauf  eintreten,  bie  obligatorifche  Einführung  ber  ©ürger- 
fchule  burch  Hn  neues  Schulgefej}  ^erbei^ufil^ren,  bamit  ba§  5ßo(f  fehe,  wie 
fich  ba§  ganje  Schulwefen  gehalten  fofle.  9flan  wollte  jwei  ©efefye  nach 
bem  ©ruiibjafc:  Divide  et  impera 


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-    341  - 


SEBtr  haben  enblia)  oben  barauf  biugemiefen,  bafc  jefct  fc^on  jebe  ©emeinbe 
bie  33ürgerfdj}ule  einführen  unb  obligatorifch  erflären  (äffen,  aber  auch  mieber 
aufgeben  fann.  Senn  mir  alfo  bie  Freiheit  höben,  warum  foflen  mir  fie 
mit  bem  3roan8  bertaufchen? 

$)iefe  ©rünbe  hoben  in  erfter  ßinie  bie  Weinfager  auf  fonferOatiDer  unb 
wobJ  auch  rnandje  Don  ben  4000  auf  „freifinniger"  Seite  bewogen,  gegen 
baS  ©efefc  Stellung  ju  nehmen.    Slber  eS  gab  noch  anbete. 

SJcan  ^at  Don  „freifinniger"  Seite  f$on  längft  gefagt  unb  eS  auch  an 
ben  33orDerfammlungen  unb  in  ber  treffe  Dor  ber  Mbftimmung  mieberljolt, 
bie  33ürgerfchule  habe  aua)  ben  3,l>ea*»  bie  Jünglinge  burch  baS  ftach  ber 
5BaterlanbSfunbe  auf  ihre  Stellung  als  tünftige  ftimmfä&ige  Bürger  oor« 
^bereiten,  natürlich  bantit  fie  im  Sinne  beS  „Dereinigten  ftreifinnS"  ftimmen 
unb  mehr  Sicht  in  bie  finftern  fatholifchen  93ejirfe  fomme.  Senn  ber  9re* 
gietungSrat  im  Vorwort  ju  bem  ©efefce  fagt:  „SDie  SJaterlanbStunbe  foü  bem 
Jünglinge  bie  nötige  Segleitung  geben,  obne  wela>  er  bie  (Sfjrenredjte  eines 
freien  SöürgerS  nur  mangelbaft  unb  unbef riebigt  —  fofl  wobJ  Reißen  „un* 
befnebigenb"  —  ausüben  fann"  —  wer  glaubt  wobX  baß  biefe  ©orte  im 
2Jcunbe  einer  mehrheitlich  freifinnigen  Regierung  einen  anbern  Sinn  hüben? 
Set  fann  Don  unfern  meiftenS  „freifinnig"  gebilbeteten  Sehern  eine  anbere, 
auch  nur  burchweg  neutrale  Stellung  in  biefer  öejiehung  erwarten?  Ser 
weift,  roaS  in  biefer  Beziehung  oft  fa^on  in  ©emeinbe»,  bann  in  ber  gort» 
bilbungS»  unb  SBejirfSfdmle  geleistet  wirb,  wirb  biefe  Befürchtungen  nicht 
für  unbegrünbet  galten.  Jn  gelungener  Seife  gab  ein  fompetenter  3Kann 
biefen  Befürchtungen  im  „ftreifd/üfe"  WuSbrud:  „SaS  baS  Dorliegenbe  ©efefc 
betrifft,  fo  fürchte  ich  weniger  baS  ©efefc  als  beffen  Ausführung. 

„3<h  fürchte,  man  werbe  ein  rabilaleS  Öehrmitiel  für  bie  neue  Schule 
einführen,,  worin  bann  unfere  fatholifchen  Jünglinge  mieber  (efen  tönneu,  wie 
alles  §eil  ber  Seit  nur  ber  Deformation  unb  ber  fteoolution  ju  Derbanten 
fei,  unb  mie  gut  ber  Staat  Morgan  baran  getfjan  habe,  fich  mit  bem  ftlofter» 
Dermögen  $u  bereichern  unb  Dergleichen.  ÜKan  beruhige  mich  über  biefen 
$unft,  fonft  muB  ich  „„ftein""  fchreiben. 

„3$  fürchte,  bie  Seljrer  werben,  freiwillig  ober  Don  oben  genötigt,  bie 
jungen  Bürger  ju  rabitalen  Slargauem  „fortbilben",  bamit  bann  enblid) 
auch  bie  greiämter,  Saberbieter  unb  gridthaler  erleuchtete  unb  würbige 
ftinber  ber  Hrgooia  werben.  Stafe  biefer  3roed  angeftrebt  toerben  fode,  beffen 
haben  mich  aufrichtige  SRabifale  Derfia)ert.  9Jcan  beruhige  mia)  barüber, 
fonft  mujj  ich  „„9Jein""  fchreiben. 

3<h  fürchte,  man  werbe  baju  tommen,  ben  Unterricht  in  ber  geplanten 
Schule  auf  bie  Sonntage  Derlegen  ju  woQen,  jwei  Stunben  DormittagS, 
jroet  Stunben  nachmittags.    Ja)  §abt  biefen  Borfchlag  jefct  fa>n  machen 


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-  342 


fyören.  SBer  bon  ben  ^ünglingnt  toirb  bann  no$  ©otteSbienfi  unb  ©t)riften- 
lefyre  befua)en?  9ttan  beruhige  mid)  barüber,  fonft  mufe  ia)  „„Wein""  fa)reiben.- 

$)ie  33efürd)tungen ,  bie  Öürgerfdjjule  toerbe  ben  3n>e(*  «falten,  unfere 
3ungmannfc$nft  für  ben  „fjrreifinn"  einzuölen  unb  fie  bem  religiöfen  Seben 
ju  entjieljen,  betoogen  im  fatf>olifcI)en  SanbeSteil  Säufenbe  tum  ^amitien» 
bätern  jum  Weinfagen.  $ie  ©rünbe  ju  biefen  Befürchtungen  ftnb  bejügli<$ 
beS  erften  fünfte«  bereits  befproa>n;  bejügtid)  beS  ©onntageS  liegen  fit 
im  ©efefce  fetbft  unb  in  unfern  ©dwfoerljättniffen.  Senn  es  im  ©efefce 
Reifet,  Sürgerfdmten  unter  10  Sehlem  fönncn  mit  9la$bargemeinben  eine 
gemeinfame  ©a)ule  errieten,  fo  toirb  eS  unttjunliö)  fein,  ben  Unterricht  auf 
abenb  5— 7  U&r  anjufe&en.  $enn  fcfjon  jefct  gingen  klagen  lanbauf  lanbab, 
toie  biefe  Bürgerfajüler  bie  ^a^tjeit  ju  Waa)tbubenfirei($en  afler  %xt  benufren. 
2Bie  erjt,  toenn  fie  V4-  unb  V«  ftünbige  £>eimtoege  fjaben!  §ür  ben  Unterricht 
am  Sage  reidfjt  bie  freie  3«t  Seljrer  nt$t  au«;  benn  biefe  t)aben  im 
SGBinter  nur  einen  Ijalben  Sag  fajulfrei.  Sie  toerben  fid)  biefe  (SrljolungSjeit 
audj  nid)t  ganj  rauben  (äffen  ober  gar  Dier  ©tunben  ©a)ule  Ijalten  wollen 
Ofrtefyn  inufe  ber  Pfarrer  an  biefem  freien  Ijalben  Sag  ben  fonfefftoneflen 
Unterricht  erteilen  unb  baju  ein  ©dmljimmer  jur  Verfügung  Ijaben.  9Bie 
bann,  too  nur  ein  ©a)ul$immer  oofjanben  ift?  Sterben  bie  ©c$ulbeljörben 
ben  fonfefftoneflen  Unterricht  refpecftieren  unb  bem  Pfarrer  baS  Cofal  (äffen  ? 
2Öenn  ja,  fo  bleibt  nur  no#  ber  ©onntag  ober  ber  Mbenb  für  bie  Bürger* 
föule  übrig.  Öäfet  man  bem  Pfarrer  baS  einige  öofal  nicf>t  —  too  unb 
mann  fo0  er  bann  feinen  fonfefftoneflen  Religionsunterricht  erteilen?  *Dton 
toirb  atfo  auf  ben  ©onntag  greifen  müffen,  unb  bie  ftabrif&erren,  ftaufleute 
unb  £>anbtoerter  toerben  barauf  tjtnbrüngen,  um  bie  Sttnglinge  nicht  ro4t)rent 
ber  Arbeitszeit  in  bie  Bürgerfchule  fdjtden  ju  müffen.  ftinbet  biefe  bann 
am  ©onntag  OormittagS  ftatt,  fo  muß  ber  ©oiteSbiettftbefucfj  barunter  leiben. 
Ober  bann  nimmt  man  ben  Nachmittag.  Da  foflten  bie  Jünglinge  in  bie 
6r)rifteii(et)re  nach  bem  fira)ti$en  ©ebot.  $a8  ©taatSgefefe  aber  anerfannt 
feine  ßfjriftenlefjrpflicht  über  baS  16.  9Hter8jafjr  ljinauS.  SS  fann  feine 
ftrage  fein,  bafe  baS  ©taatSgefetj  entf Reibet.  Ober  toerben  bie  Sefjrer  bi* 
nach  ©chlujj  ber  (Sljriftenletjre  mit  bem  Seginn  ber  Bürgerfcr)ule  )utoarten. 
um  bie  fdfoönfte  3"*  beS  Nachmittages  in  ber  ©djule  jujubringen?  2Derben 
bie  Jünglinge  felbft  ftdt)  am  ©onntag*9ladjmittag,  il>re  einzig  freie  3«t  toäfyrenb 
ber  2Bocf>e,  juerft  eine  ©tunbe  in  bie  ßirdje,  bann  noch  $toei  ©tunben  in 
bie  ©ctjule  oerfügen  tooflen  ?  3tt  Die  ©djule  fann  man  fie  mit  ©trafen 
ätoingen,  in  bie  flira>  nicht.  SBerben  fie  bann  bie  ©dmle  ober  bie  (Sfjriftenlebre 
oerfäumen?   Diefe  grage  ift  balb  beantwortet. 

Bei  einer  $elegiertenberfammlung  ber  fat^olifd)«fonferoatioen  23olfSpartci, 
toelaje  in  Brugg  Oor  ber  Abftimmung  über  baS  ©efe^  ftattfattb,  rourbe  Don 


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geiftlicher  ©fite  allen  fyiei  bargelegten  ©rünben,  roeldje  gegen  baS  (Sefejj  [prägen, 
beu  gruubf  üblichen,  Politiken  unb  teligtöfeit  AuSbrucf  gegeben.  Drei  anroefenbe 
Suriften  jeidmeten  fic  als  Äaffanbrajlimmen,  meinten  man  fehe  flteligionSgefahr, 
roo  (eine  fei,  niemanb  benfe  an  ^nanfprudmahme  beS  Sonntags  für  bie 
39ürgerj$u(e,  unb  roaS  bergleichen  33eruhigungSpulber  unb  optimiftifcheS  Süjj» 
holjroaffer  met)r  mar.  Der  ftebaftor  ber  „tBotfchaft"  fuchte  im  gleiten  Sinne 
doc  unb  nach  ber  Abflimmung  ju  beruhigen  ;  nichtebeftoroeuiger  machte  er 
als  ^räfibent  ber  röinifch»fatholifchen  Sonobe  am  16.  Wai  abtjin  bie  Anregung, 
ber  Sönobalrat  möge  in  einer  Eingabe  an  bie  (SrjiehungSbirettion  bahin 
wirfen,  bafe  ber  Sonntag  roeber  für  bie  Bürger»,  noch  für  $>anbroerferfd>ulen 
in  flnfpnich  genommen  roerben  bürfe.  Alfo  bod)  etroela>  fturcht!  2ÖaS 
biefe  Eingabe  nüjjen  wirb,  rooflen  mir  abmarten.  3m  Aargau  muß  ber 
Optimismus  beim  Siebepunft  angelangt  fein,  menn  man  glaubt,  bie  Staats* 
beerben  roerben  auf  bie  fachliche  Ghnftenlehrpflicht  über  baS  16.  AlterSjahr 
t)inauS  9cüdfia)t  nennen,  Die  ganje  SRüdfichtSnahme  roirb  fict)  auf  bie  3«t 
beS  Öffentlichen  SJormittagSgotteSbienfteS  befct)ränfen.    Qui  vivra  verra! 

Damit  haben  mir  ben  Öefern  Der  „^äbagogifchen  SBlätter"  bie  ©rünbe 
bargelegt,  roelche  bie  grofee  töcet)rt>eit  ber  fatholifchen  33ejirfe  (9274  Wein 
gegen  6183  3a)  bewogen  höben,  baS  Gte)ef}  über  bie  obligatorifche  Bürger» 
fdjule  ju  öerroerfen.  Die  Sefer  biefer  Blätter  finb  baburd)  felbft  imftanbe 
ju  beurteilen,  ob  biefe  Stellungnahme  aus  blofjer  ObftruftionSpolitit  ober 
aus  blofeer  Schul-  unb  SBilbungSfeinblichteit  herging,  ober  ob  biefe  bar^ 
gelegten  ®rünbe  ftichhaltig  roaren.  2Bir  gewärtigen  ihr  Urteil  ruhigen  ©emüteS. 


ßk  J9rafa  in  btr  CEruel)ung  notrombig. 

(93on  Dr.  Sdjrocnbimamt  in  Bonenburg,  Stt.  ßujern.) 

Motto:  «Die  ftinber  fuflent  nid)t     fcnftiglid)  erjogen  »»erben." 

(ttlbt«fct  von  itr)l  1420.) 

Der  alte  ©öthe  fagte  einmal :  Caffet  bie  3ugenb  nur  bei  ihrem  treiben 
unb  bei  ben  Ausbrüchen  ber  guten  %ttur ;  fie  haftet  nicht  lange  .an  falfchen 
3bealen,  baS  Seben  reifet  fie  balb  baoon  loS.  9cun  baS  mar  bie  Weinung 
beS  AltmeiflerS  ©öthe,  baS  SrjiehungSibeal  beS  3ugenbfchänberS  ftouffeau. 
SCÖtr  aber  roiffen  heute,  baß  auch  eigenfinnige  Leugner  ber  ($rbfdm(b  fich  für 
eine  berartige  Grjiehung  juroeilen  „fünftens"  bebanfen.  Doch  eine  Wenge 
Don  ^ßäbagogen  behaupten  auch  icfc*  noch,  roie  ifchotte  in  feiner  Selbft» 
biographie:  fteine  flunft  ift  einfacher  als  bie  (Srjiehung.  Der  Wenfch  ent» 
faltet  fich  bon  felber  roie  jebe  ^flanje  unb  roie  jebeS  Stier  ju  bem,  roaS  er 
feiner  geiftigeu  9toiur  unb  Anlage  nach  werben  (ann.  Das  roifl  fagen: 
Wann  überlaffe  bie  tfinber  ihrer  eigenen  Sntroidlung  unb  führe  fie  fpielenb 
in  biefeS  rauhe  nüchterne  Seben  ein,  roo  es  Ghoraftere  braucht. 


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69  iß  munberbar,  Ijeifjt  es  in  einem  uralten  6$riftflüäe,  tote  wert 
un8  oft  eine  glänjenbe  ^eorie  oerfü&ren  (ann.  Senn  einet  ba«  Saufen 
lernen  foO,  fo  läfet  man  iljn  in  ferneren  ©$u&en  unb  im  gepflügten 
Sanbe  ge§en;  bagegen  foQen  ßinber,  roorauS  ber  ^äbagoge  gro&e  TOnner 
jieljen  min,  alles  fpielenb  faffen.  2ta  gemife,  es  mirb  iljnen  alles  fo  ffife 
unb  fo  leidet  gemalt,  fie  Durchfliegen  ben  ftreid  afler  2Biffenfc^aften,  ober 
bie  fo  beliebt  geworbenen  (Snctyclopäbien,  toeldje  bie  kleinen  auf  ifyren  ÜRoCU 
tuagen  fc^on  fügten,  fo  auSneljmenb,  bafc  man  benfen  foQtc,  ber  römif$e  9teb= 
ner,  melier  feine  ©ruft  erft  3aljre  lang  unter  einer  bleiernen  platte  arbeiten 
liefe,  um  fie  fjernaa)  mit  befto  größerer  3ftad)t  faben  §u  fönnen,  fei  ein  grofeer 
*Rarr  gemefen,  unb  t)ätte  beffet  gett)an,  bie  2öiffenfa)aft  in  einem  Äalenber 
ju  ftubteren.  2Ba§  fömmt  aber  bei  biefem  unferm  mobernen,  fpielenben 
Semen  IjerauS  ?  dürfen  mir  es  fagen  ?  ©üfeeS  ®emäfa>e,  leitete  ^rjantaften 
unb  ein  (eerer  Sunft.  $er  ©eift  bleibt  fa)road),  ber  ßopf  Ijat  roeber 
2Waa)t  noct)  Sauer,  unb  alles  fieljt  fo  hungrig  aus,  roie  bie  fceifee 
Siebe  eine»  oerlebten  ©reifes.  Der  junge  SJtenfa),  ber  fu$  bann  fpäter 
als  ein  ganzer  2Rann  jeigen  foO,  gleist  einem  Kaufmann,  melier  eine 
#anblung  burd>  bie  ganje  SEßelt  anfangen  toifl,  ot)ne  nur  einmal  einen 
mäßigen  Vorrat  bon  s#robuften  ju  fcoben. 

Gtonj  anberS  Derfyllt  es  fty  mit  bem  <Dcenfa)en,  ber,  fo  Diel  es  olme 
9to<t)teil  feiner  SeibeS»  unb  ©eelenfräfte  t)at  gefa>t)en  tonnen,  Don  3ugenb 
auf  ju  einem  eifernen  ftleijje  unb  jur  (Sinfammlung  nüfclict)er  2Bat)rr)eiten 
angeftrengt  mürbe.  3n  bem  Äugenblide,  ba  er  anfängt  fta)  *"  3«fi<n,  beft|t 
er  einen  ganjen  Vorrat  Don  nü&lia)en  Äenntniffen  in  feiner  2Ra#t,  unb  bie 
©emo&n&eit  $at  iljm  eine  jroeite  Watur  jur  Arbeit  gegeben.  (Sine 
28al)r$eit  jeugt  bie  anbere,  unb  bie  Waffe  berfelben  mua)ert  in  feinem  ©eifle 
mit  fortgeljenbem  ©lütf,  mie  Elaler  unb  Silberner  bei  einem  reiben  55a  u» 
l)errn,  ber  alles,  maS  ju  Dem  prächtigen  ©ebäube  geforbert  mirb,  felbft  befi&t 
unb  reidflia)  bejahen  fann. 

(Sinen  fo(a)en  9teia)tum  Don  Söafyrfjeiten  unb  ftenntniffen  mirb  man 
aber  nie  fpielenb  unb  auf  bie  %xt  erlangen,  mie  Diele  ftinber  je|t  erlogen 
merben.  Sie  33orfel)ung  fyat  bem  Dteni'dKn  ni$t3  oljne  große  Arbeit  ju« 
gebaut,  unb  menn  ba§  &inb  quo)  ljunbertmal  meint,  mit  ©trafen  $um  Sernen 
unb  ju  fjertigfeiten  gelungen  toerben  mufj,  fo  ftnb  biefeS  roofjlifyätige  ©trafen 
unb  bie  $t)ränen  mirb  es  feinem  Setjrer  einft  Derbanten. 

2Bo$er  fommen  aber  eigentlich  bief  e  fa(fa)en  ©runbfäjp  in  ber  ßrjieljung? 
93on  bem  $one  unferer  3<^,  nact)  meiern  ber  Selker  ft<$  enrmeber 
einen  groben  ^ebanten  fabelten  la(fen,  ober  mit  bem  ftinbe  fäuberlicfc  oer= 
fahren  mujj.  Sa  ift  tein  moberner  ^ater,  (eine  järtlia>e  SBeltbame  unb 
SNutter,  bie  nia)t  biefen  Xon  fängen.   Der  ße^rer,  melier  enblia)  aua)  bie 


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-    345  - 


Jhinft  ju  frfjmfidjcln  (mit,  unter  Umflänben  um  feiner  Örjftenj  willen  lernen 
mu&,  führt  feine  Untergebenen  fpielenb  ju  ber  ©eföitf liefert,  bou  allen  Dingen 
»i&ifl  au  fprechen  unb  (ein  einziges  aus  bem  ©runbe  ju  Derftefjen.  (Sr  läßt 
fte  bamit  auf  einem  getopften  »oben  tanjen  unb  befümmert  fich  nicht  Darum, 
ob  fie  bereinft  auf  bem  tiefen  ©teinpflafter  ber  raupen  2Birili<hfeit  unb  bem 
grnfle  beS  SebenS  ben  §al8  brechen  werben!  Dem  ©efagten  jufolge  toagen 
mir  jum  Sctyuffe  ben  ©afc:  Der  (Sehorf  am  unb  3roang,  biefe  $rofa  in 
ber  6rjie$ung,  ift  in  unferem  reDolutionären  3eitalter  Don  ber  größten  $e» 
beutung,  unb  bleibt,  trofc  allem  ©eufaen  Dieter  mobemen  Docenten  ber 
^äbagogit,  aua)  t)eute  nod)  eines  ber  bejten,  ja  ber  erften  Erziehungsmittel 
für  $eranbilbung  eine«  ftarfen,  ctjarafterfeften  unb  ganzen  Wengen. 


dtnws  über  ben  ^inbtrgottesbirnfl. 

©eit  met)r  als  jroanjig  Sauren  hatte  ©Treiber  biefer  3*ilfn  (Gelegenheit, 
bem  ftinbergotteSbienfte  aftio  beijuroohnen.  6s  ift  nicht  fo  gar  leicht,  biefen 
©otteSbienfl  fo  ju  geftalten,  bafe  er  bie  flinber  roirfliih  erfaßt  unb  für  baS 
ffleltgiöfe  bilbet.  3U  emem  tüchtigen  Hatect)eten  gehört  nid)t  aflein  gelehrte 
33ilbung;  £>aupterforberniffe  finb  peaftif ct)e  ^üc^tigfeit,  Siebe  unb  <$ebu(b. 
DaS  jeigt  fich  namentlich  bei  ber  Unterroeifung,  burch  bie  ^ßrebigt.  ES  ift  auf« 
faflenb,  bafe  man  ba  gar  oft  bie  päbagogifct)en  ©runbfctye,  bie  fonft  bei  jeDem 
Unterrichte  mafegebenb  finb,  fo  menig  beamtet,  roährenb  mau  in  ber  ©$ute 
bei  ber  geroöfjnti$en  &ate<hefe  fict)  an  bie  pfnehologifchen  2Bar)rheiten  t)ä(t 
unb  bie  ftinber  als  ftinber  behanbelt.  Bie  oft  ift  ber  geiftlidje  Jperr  am 
©onntag,  wenn  er  bie  ftanjel  befteigt  unb  an  bie  ßinber  eine  tyrebigt 
r)ält,  ein  ganj  anberer,  als  am  SBerftag.  3Wit  ber  fira)lia)en  Slintsfleibung 
roechfelt  er  anet)  feinen  »ortrag,  feine  ©pract)e.  3wflr  "bet  er  immer 
noch  beutfdr),  aber  in  foldjer  %oxm,  in  folgen  ©enbungen,  Figuren,  ba&  es 
bie  ftinber  ganj  fremb  anmutet  unb  ooUftänbig  (alt  läfet.  Der  ^rebiger 
fpricht  nicht  bie  »olfsfprache,  er  rebet  in  ber  beutfa^en  »ücherfprache,  in  ber 
©brache  ber  $t)eologie;  er  fefct  flenntniffe,  Erfahrungen  oorauS,  bie  gar 
nicht  Dort)anben  finb;  er  fpricht  jum  erfahrenen  Wann,  ber  bie  ©a)idfale 
beS  SebenS  bereits  f<$on  getoftet  hat,  ntc^t  aber  jum  unmünbigen  ftinDe,  baS 
eine  parte  fräfttge  Nahrung  noch  nicht  erträgt.  2öaS  bem  ©eifte  ganj  fremb 
unb  unbefannt  erfcheint,  maS  in  ber  ©eele  nicht  irgenbroelche  Derroanbtfchaftliche 
^Beziehungen  bereits  fö)on  Dorfinbet,  baS  nrirb  nicht  aufgenommen,  oaS  wirb 
narurnottoenbig  abgeftofeen,  roie  ber  magnetifche  ftorbpol  ben  ©übpol  abftöfet. 
beachten  mir  einmal  baS  »erhalten  ber  flinber  mährenb  einer  folchen  $rebigt. 
bie  nach  ber  »ttct)erfprache  unb  nach  ber  ©pract)e  ber  Sfcljeologie  gehalten 
rourbe.   Die  äußere  Äuhe  (ann  aufrecht  erhalten  werben,  roeil  ber  geftrenge 


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Bufferjer  mit  Strafen  broljt,  3m  übrigen  aber  ift  baS  &inb  nur  bem  ftorper 
naa)  anroefenb;  e~  roitrmt  ftinen  $(atj.  Der  ©eifl  aber  gaufeit  überall  tjer 
unb  Inn.  Das  ftinb  fieljt  jroar  bann  unb  manu  nad)  bem  ^rebiger,  Ijängt 
aber  nur  an  Wufeerlic&ieiten.  6S  bernimmt  Saute,  SBörter  aber  (eine  Sätje, 
feine  ©ebanfen;  es  blicft  auf  bie  ©tola,  baS  Sljorljemb,  ben  Äragen.  auf 
bie  ©eficfctspartien,  eS  blicft  aber  nidjt  in  fein  inneres  unb  läjjt  ficfc  oom 
©ebanfengang  beS  ^rebigerS  nia^t  bewegen,  roeit  eS  eben  bie  frembe  Spraye 
ni$t  berftefjt.  Die  «ftinber  »ermatten  fia)  ber  ^rebigt  gegenüber  rein  paffib, 
fie  laffen  biefelbe  roie  ein  unabroenbbareS  Verhängnis  über  fid|  ergeben,  wie 
ein  fteinidjteS  grbreia)  ben  s#lafcregen  über  fuf)  ergeben  läfet.  Sßon  $rua)t= 
barfeit  feine  8pur.  Das  ttjut  mandjem  ^rebiger  roelje,  roenn  er  nad)  eifriger 
unb  frommer  Vorbereitung  fo  menig  Wufcen  erntet  unb  er  flöget  bie  ftinber  an. 

ftinberprebigten  foUen  !urj  fein,  15  Minuten  bürften  meiftenS  ausreichen. 
Sange  ^rebigten  erroeden  Sangroeile,  Unluft,  Wiijjbeljagen,  Verftimmung  gegen 
ben  ^rebiger.  Die  beften  91bfia)ten  fönnen  ba  ins  ©egenteil  berfer)rt  werben. 
(Sine  Kare,  anfrf)auli$e  SBeljanblung  ift  ein  $)aupterforberni$ ;  ber  3n$alt 
foQ  ber  geiftigen  Steife,  bem  (SrfaljrungSfreiS  ber  Äinber  angepaßt  roerben. 
Jpieju  eignen  fid)  cor  allein  bie  biblifdjen  (Srjäljlungen,  bie  Segenben.  9lber 
bie  JBefjaublungSroeife  ift  aud)  ba  roieber  bie  $auptfadje.  Die  gleiche  6r* 
$af)(ung,  bie  gleiche  Segenbe  (äffen  eine  ganj  berfa)iebene  SetyanbtungSroefe 
$u.  Das  gute  3Jorerjäb,len  ift  eben  eine  ftunft.  Du  fjaft  ben  regten  %on 
getroffen,  roenn  bie  ftinber  red)t  freubig  bir  $ur)or$en,  roenn  fie  gan$  ?lug 
unb  Cfjr  ftnb  unb  gteicbfam  an  beinen  Sippen  Rängen,  könnte  ein  ^rebiger 
in  ben  Äopf  beS  ftinbeS  fnneinfdjauen,  roie  ber  U^rmaa)er  ^ineinfc^aut  in 
baS  funftreidje  (Setriebe  feines  2öerteS,  roie  roürbe  er  fia)  aiuuflagen  Ijaben 
ob  ber  Äonfufion,  bie  er  ba  angeftedt.  3$  ^dtte  ben  göttlichen  §ei(anb 
fer)en  unb  fjören  mögen,  roie  er  bie  kleinen  ju  fid)  rief,  fie  unterrichtete  unb 
in  feine  sürme  fdjloB.  Der  t)at  eS  fürtuat)r  berftanben,  baS  9ieid)  ©otteS 
ben  flinbern  ju  oertünben,  er,  baS  lumen  de  lumine,  unb  bie  ftinber  haben 
fic$erlid)  auch  ben  göttlichen  £eilanb  recht  berftanben.  Ulber  feine  Sehrroeife 
roar  eben  eine  ganj  berfa)iebene,  je  nach  ber  3"höterfa)aft.  W\t  bem  Schrift* 
gelehrten  rebet  er  anberS  als  mit  bem  2öcib  aus  bem  33olle,  mit  feinen  ber* 
trauten  Schülern  anberS  als  mit  bem  §oljenpriefter.  Wicht  blofe  in  feiner 
Sefjre,  auch  in  feiner  Sehrroeife  ift  ber  göttliche  $eitanb  baS  unerreichte  33or* 
bilb  für  aDe  ^äbagogen  unb  OTett)obiter. 

Sta)erlid)  befinben  fid)  in  jeber  tfircfce  einige  ©emälbe;  oiefleicht  bie 
DarfteHung  beS  hl-  ÄreujroegeS.  Auf  bem  Wtar  fielen  Seuchter,  Ölumen* 
ftörfe,  SReliquienfchreine  ic.  SBarum  foüte  ttid>t  jur  WbroechSlung  ein  foldjer 
©egenftanb  in  einer  tfinberprebigt  eingeljenber  bebanbelt  roerbeu.  Qjine  an» 
frauliche  SBe^anblungSroeife  ift  ja  bie  4)auptfaa>e  unb  an  ber  £anb  eines 


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frönen  religtöfen  23ilbe8,  eines  ttrd)lichen  (SegenftanbeS,  einer  biblifdjen  @r« 
äühlung  unb  ßegenbe  laffen  fid)  fo  leitht  unb  jmangloS  retigtöfe  Wahrheiten 
barfteflen  unb  Deranfdjaulichen  in  einer  2Beife,  roie  eS  foitft  fauin  möglich  märe, 
unb  feie  Äinber  finb  ganj  9lug  unb  Ohr ;  fie  benfen  religiös,  füllen  religiös 
unb  ftreben  unb  leben  nad)  ber  erfannten  religiösen  2öahrheit.  ©ie  gemimten 
ben  ftaterfirtfit  Heb  unb  werben  gtaubenSbemunte  unb  glaubenSmarme  ftatlmlifen. 

6in  2Jleifter  in  ber  DarfteflungStunft  mar  ber  feiige  Oüerberg;  auch 
9llban  Stol)  hat  ben  regten  %on  getroffen.  3U  folgen  unb  ähnlichen 
SReiftern  gefje  man  in  bie  ©chule ;  jüngere  Katecheten  mögen  erfahrene  ®eiftfid)e 
befugen.  ©rünblicheS  ©tubium,  Demut  unb  ©ebet  führen  ficherlid)  jum 
3iele,  ju  jener  Wkifterfchaft,  nad)  ber  mir  alle  roenigftens  ftreben  muffen, 
mollen  mir  ben  2ofjn  als  getreue  Vermalter  unfereS  ^eiligen  Hintes  bereinft 
erlangen.  — 

9Ran  halte  mir  biefe  meine  WuSeinanberfefcungen  nicht  für  ungut,  fie 
haben  nur  baS  2öohl  ber  3ugenb  im  Stuge. ')  a.  K. 


CHbgenoffenfdmft.  Den  31.  9J?ai  tagte  in  58ern  bie  9rebattionSfomiffion 
für  bie  eibgenöffifche  ©chulroanbfarte.  911S  Referent  trfd)ien  3ng.  <£elb  Dom 
topographifchen  Bureau.  #od)tü.  Pfarrer  2Öafer  in  Schrot^,  Sierfaffer  ber 
rühmli#  befannten  Schmeijergeographie,  ift  ebenfalls  "Utitglieb  berfelben.  — 

£>err  58unbe8rat  Dr.  6d)enf  hat  bem  SunDeSrate  eine  neue  Vorlage 
über  bie  SubDention  ber  iBolfSfchiile  burd)  ben  93unb  eingebracht.  Cb  fie 
baS  ©lürf  hatte,  jroifd)en  ber  Scilla  unb  Gf)aribbtS  ungefätjrbet  burchjiifommeu, 
mirb  bie  3ufunft  lehren;  Dorläufig  fofl  fie  nod)  ©ebeimniS  bleiben!  — 

^reiburg.  Der  faft  einftimmige  tBefchlufe  bes  ©roßen  9iateS,  bie  philo» 
fopfnfche  ^afuftät  burd)  eine  naturm iffenfchaf tliaVmatfjematifdje  Ab- 
teilung 311  ermeitern,  ift  Don  bem  Öehrförper  unb  ber  ©tubentenfd)aft(  fomie 
Dom  fatf)ol.  Solle  mit  ftreuben  begrübt  morbeu.  Damit  ift  ein  neuer  mistiger 
Schritt  jum  Ausbau  ber  UniDerfität  gefa>hen.  2öir  freuen  uns  barob  um 
fo  me^r,  roeil  bie  neue  Abteilung  and)  für  eine  tattjolifdje  r)öt)ere  9tealfd)ul* 
bilbung  Don  2öi$tigfeit  ift.  3>unge,  talentoofle  ßet)rer,  bie  fid)  ju  Äeal* 
leerem  Ijeranbilben  rooflen,  fiuben  ba  bie  befte  (Gelegenheit,  \\<fy  foroohl  bie 
notmenbige  realiftifche  93ilbung  jn  erroerben  als  jugleid)  auch  in  ber  fran$öfifd)en 
Sprache  theoretifdj  auSjubilben.  TOöge  biefe  Sebeutung  ber  neuen  Schöpfung 
recht  gemürbigt  werben!  — 

•)  SBir  geben  aud)  biefer  Stimme  {Raum;  toer  fdjon  bei  einem  3ugenbgottc8bienft 
orebtgen  mußte,  roeife,  roie  fd>iucr  foroobl  xUn-Muabl  bc*  3toffcS  al«  Die  «cgaublnng 
ift,  ba  man  eben  nidjt  nur  fttnbcr  einer  ttlaffc  oor  fid)  hat,  fonbern  ade  @d)uh 
ftufen,  bei  un8  j.  33.  [ogar  bie  ©d)üler  ber  Äanton8fd)ule,  baneben  nod)  üicle  üv- 
roaebfene.  —  S)er  Hrtifcl  ift  aud)  ein  ^Beitrag  jur  üöfung  ber  ftragc,  ob  überhaupt 
für  st  in  ber,  roeldje  bic  erfte  hl-  Kommunion  empfangen  l)aben,  ein  befonberer 
Oiugenbgottc*bienft  nod)  oom  Wüten  fei.  SBir  glauben  nidjt,  fonbern  halten  bafür, 
baß  bie  3ugenb  öon  ba  an  in  ben  ^farrgotteSbicnft  einzuführen  unb  an  ihn  gn 
geroöhnen  fei.  —  (Die  Sieb.) 


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WrnnOiutbcit.  Die  früher  bfridjtete  ©omnafialreform  mürbe  Dom  9ie« 
gierungSratc  abgelehnt,  Dagegen  foO  bie  lanbmirtfd)aftlid)e  Abteilung  wieber 
in  ber  tfantonSfchule  eingeführt  werben,  am  Seminar  ober  wegfallen. 

St.  Kotten.  —  9U8  Direftor  be§  ße^rerfeminorS  in  ftorföadj  würbe 
gewägt  $>err  ^rofeffor  Dr.  Sucher  in  ßujern,  ein  Wann  Don  reifem  SSiffeu 
unb  eblem  ßharafter.  6r  wirb  jugleid)  ben  Unterricht  in  ber  ^äbagogif 
unb  im  Deutfchen  erteilen.  2öir  roün|d>en  bem  ©ewäljltfn  ©otte«  reiben 
Segen  auf  fein  neueS  SöirfungSfelb !  — 

Der  ©rofje  9lat  ^at  in  erfter  2efung  bie  ©efefceöentwürfe  über  bie 
Örweiterung  ber  äetjrerbilbung  bureb,  einen  4.  &ur§  angenommen.  2öenn 
nun  ba§  93o(!  leinen  Strich  burch  bic  Rechnung  macht,  fo  fann  ber  4.  Seminar- 
für«  mit  nächftem  ftrühling  in§  Ceben  treten. 

tefftn.  3m  Äanton  leffin  ^aben  fich  bie  Cefjrer  ju  einem  fantonalen 
Vereine  ^ufammenget^an,  öorläufig  befonberS  in  ber  %b\\d)\,  it>re  Sage 
finanziell  ju  Derbeffern.  'Die  SefolbungSDerhältniffe  finb  in  ber  $r)at  Derart, 
bafe  mir  ba§  Vorgehen  ber  2et)rer  begreifen,  befommt  Doch  ein  Sehrer  für 
6  5Jconate  Schulzeit  nur  500  ftr.,  ober  wenn  fie  länger  bauert,  600  ftr.  im 
Minimum,  unb  fteigt  bie  3kfolbung  felbft  in  ber  reiben  Stabt  Öugano 
nur  auf  1350  ftr.  Die  Öehrerfcfjaft  gelangte  nun  an  ben  ©rofeen  9iat  mit  einem 
©efudje  um  Erhöhung  beS  Minimum«  unb  broljt  im  abroeifenben  gaüe  mit  einem 
allgemeinen  WuSftanbe.  Das  gäbe  ein  ^ugcnbfeft !  Eber,  ernft  gefprodjen, 
finben  mir  biefe  Drohung  mit  ber  Cebjerwürbe  nicht  recht  bereinbar! 

3ug.  (ßorr.)  Den  15.  Wai  oerfammelte  fich  bie  3ugerifd)e  ßehrerfdjaft 
ju  ihrer  orbentlichen  ftrühlingSfonferenz  in  bem  an  gefef)ichtlichen  (Srinnerungeu 
reiben  58 uo na».  irotj  ungünftiger  Witterung  mar  fie  faft  Dou*zählich  erfchienen. 
Die  einleitenben  2öorte  beS  ßonferenzDorftanbeS,  be3  hoct)w.  SReftorS  Reifer, 
gebauten  befonberS  ber  Sdjulbeftrebungen  auf  eibgenöffifchem  unb  tantonalem 
Jöoben.  3n  öejug  auf  erftere  ftelje  bie  SubDentionöDorlage  beS  SBunbeSrat  Sa)enf 
im  33orbergrunbe,  über  welche  ba§  Sa^mcijerüolf  unb  bie  Sehrerfchaft  fet)r 
geteilter  Mnficbt  fei ;  baß  bie  93olt8fchule  auch  Dom  SBunbe  unterfiü&t  werbe, 
müffe  Don  jebem  ©djulfreunbe  gewünfeht  roerben,  aber  nur  unter  ber  33ebingung, 
bar,  bie  uttliaVreligiöfe  Seite  ber  Schulfrage  einerfeitS  unb  bie  fantonale 
SouDerenität  in  53ejug  auf  ba§  Sdjulroefen  anberfeitö  nicht  oerlejjt  merbe. 
3n  öejug  auf  ba§  neue  fantonale  Scr)ulgefefc  fei  in  legerer  3«t  ein  Stritt 
DerwärtS  gefchehen.  Die  2ehrerfcr)aft  müffe  baSfelbe  »ünföen,  meil  es  be« 
beutenbe  Skrbefferuugen  enthalte,  unb  fie  tt)ue  bieS  ni<ht  nur  „wegen  flingenben 
Örünben"  fonbern  au§  ibealen  5RotiDen,  obwohl  in  unferm  Äantone  auch 
eine  finanzielle  33efferfteOuug  be§  Seb,rer§  in  managen  ©emeinben  uorf)  not' 
menbig  genug  fei.  —  $3efonber§  fei  eS  baS  im  2Burfe  liegenbe  Sa^ulgefe^  geroefen, 
ba§  ijn,  ben  93orfi^enben  bewogen  Ijabe,  ein  Wanbat  in  ben  ÄantonSrat 
anzunehmen.  Da  fyabt  er  am  beften  ©elegent)eit ,  für  bie  Sa)ule  unb  bie 
Seijrerf^aft  einzutreten  unb  if»re  3ntereffen  z"  Derfea^ten.  — 

Da§  ^auptreferat  über  ©ünbung  Don  Sa^ulfparfaffen  hielt  $err 
i'e^rer  Äiftler  Don  53aar.  *D?it  großer  Saa)fenntni8  unb  Söärme  trat  er  für 
ba§  ^nftitut  ber  S$ulfparfaffen  ein,  mied  auf  bie  inbioibu eilen,  fami» 
(iären,  f oktalen  unb  fittlich^religiöfen  Vorteile  bin,  mel$e  e4  im 
©efolge  r)abe,  zeigte,  wie  e§,  1834  Don  ^ranfreid)  ausgegangen,  naa)  unb 


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nad)  fich  nach  Deutfchlanb ,  Belgien,  ber  Schmeij  (1851)  ic.  Derbreitete,  in 
^Belgien  befonberS  an  $rof.  Dr.  Saurent  Don  ©ent,  in  Greußen  an  ben 
Wintern  f^alf  unb  ^uttfammer,  in  Üfterreich  an  ^ßrof.  Dr.  Söeiß  je.  eifrige 
Verfechter  fanb  unb  roie  e$  überall,  roo  e§  eingeführt  roorben,  nur  fegenSreich 
roirfte,  mie  afle  ^Berichte  lauten,  —  bejprad)  bann  bie  Derfd)iebeneu  Birten 
ber  Organifation  (bie  nach  Dr.  Öattrent,  5RarfenfDftem ,  unb  ben  (Sntrourf 
beS  Referenten  felbft,  ben  bie  Öefer  ber  ^äb.  Stätter  aus  einer  lefct  jährigen 
Arbeit  beS  Referenten  bereit?  (ennen)  unb  fteflte  &um  Schilifte  ben  Antrag: 
bie  ßehrerfonferenj  roo0e  befc^ließen,  baf;  bie  ©rünbung  ber  Schulfparfaffen, 
auch  für  ben  Kanton  ;]uc\  roünfchenSroert  fei,  unb  turnt  ihren  Storftanb  Dahin 
rrrirfen,  bafc  bie  juftänbigen  tantonoten  33ebörben  berfelben  fräftige  finanzielle 
Unterftüfcung  jutommen  Inffe. 

Der  Korreferent,  £err  Öeljrer  debiler,  ebenfalls  in  Soor,  betonte  in 
Kürze  bie  ttrichtigften  Siebenten,  bie  ftcf>  gegen  bie  ©rünbung  Don  Schuh 
fparfafien  geltenb  machen  fönnen.  (Söelaftung  bet  Altern,  2öerfen  oon  6b,rgeij 
unb  ©elbfucht,  Verfügung  yt  unreblichem  ©elbermerb,  neue  93elaftung  ber 
Schule  unb  beS  CetjrerS  ic.) 

So  fchlagfertig  fid)  aber  auch  ber  >>rr  Referent  in  (Sntfräftung  biefer 
©egengrünbe  jeigte  unb  fo  roarm  er  für  feine  fcfjöne  3bee  eintrat,  fo  tonnte 
fie,  mie  iut  auS  ber  imdjbcrigen  DiStuffion  ergab,  bie  ßehrerfdjaft  Doch  nicht 
recht  für  aflgemeine  (Einführung  ber  Sdjulfparfaffe  im  Kanton  3»g  begeifiern 
unb  fanb  überhaupt  bie  Angelegenheit  noch  fpruchreif  unb  auch  nic^t 
bringenber  Ratur,  ba  bie  öffentlichen  3nflitute  (Kantonalbanl  unb  Sparfaffa) 
in  allen  ©emeinben  Sammelftellen  errichtet  hätten  unb  Daher  jebermann 
Gelegenheit  genug  geboten  fei,  fein  ©elb  z"  fparen.  Die  Schule  hat  ben 
Sparfinn  ju  roeden  unb  finbet  in  ben  Derfdjiebenen  fächern  Anlajj,  biefe 
nichtige  lugcnb  ber  3ugenb  anS  |)erz  zu  legen.  Won  einigte  fid)  fchliefelid) 
\\\  einem  5Bermittlung§antrage,  ber  Dahin  lautete:  bie  fiehrerfdjaft  roünfcbt, 
c$  möchten  in  einzelnen  ©emeinben  einzelne  Öehrer  DerfuchSroeife  bie  Schul ■ 
fparfaffe  einführen,  unb  ber  Söorftanb  ber  Konferenz  foH  bei  ben  Sehörben 
bahin  mirfen,  bafe  biefen  SBeftrebungen  finanzielle  Unterftütjung  zu  teil  merbe.  — 

DaS  jmeite  $raftanbum  betraf  jmei  Cehrmittel  für  bie  Sefunbarfchulen. 
Tie  in  ber  legten  Konferenz  befteflte  Kommiifion  beantragte  a)  für  bie  Ratur« 
gefliehte  oon  SBoget  biejenige  Don  ^ßlüfe  einzuführen,  möhrenb  bie  Kiwitt  Don 
iogel  beffer  entspreche  unb  baljer  beibehalten  merben  tönne,  unb  b)  für  bie 
geometrifche  Formenlehre  Don  ßgger,  bie  nach  Dielfacher  Beziehung  mangelhaft 
fei,  Dorläufig  fein  anbereS  Ce^rbudt)  einzuführen,  fonbern  fich  eines  Diftanbo 
ju  bebienen,  baS  für  ben  Unterricht  Dorteilljafter  fei;  immerhin  fofle  (Sgger 
noch  geftattet  fein.  SBeibe  Anträge  foflen  ber  fiehrmittelfornmiffton  übermiefen 
tDerben.  —  (Sine  mistige  Anregung  machte  jum  Schluffe  ber  ^räftbent,  ber  ben 
©ebanfeu  ber  Schulfommiffton  Don  Qua,,  ©rünbung  ber  AlterSoerficherung 
für  ßehrer,  ber  Sefjrerfchaft  jum  Stubium  übergab.  Das  märe  bereits  ein 
^ertliches  %tyma  für  bie  näthfte  fiehrerfonferenj. 

Der  jmeite  Seil  oerlief  in  gewohnter  gemütlicher  SÖeife  unb  befunbete 
roieber  Don  neuem  ben  guten  ©eift  unter  ber  3ugerifchen  2ehrer)<haft.  Kr 
geftaltete  fich  j"bem  ju  einer  mohlDerbienten  Ooation  bem  hoch«.  Reltor 
Reifer  gegenüber,  ber  nun  25  Söhre  bie  Konferenz  als  ^räfibent  leitet. 


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$err  Sefunbarlehrer  Schönenberger  fprach  ihm  ben  $)anf  ber  3l'9^ifc^en 
Öefjrerfchaft  für  feine  Ufbeoofle,  fluge  unb  fräftige  Leitung  aus  unb  jugleid) 
ben  9Bunfch,  er  möge  noch  recht  lange  an  ber  Spifce  Der  Cebrerfchaft  bie 
ßonferenjen  leiten  unb  im  ßontonSrate  als  Vertreter  ber  2ehrerfd)aft  für  fie 
unb  bie  Schule  eintreten,  roaS  Der  hodno.  Jubilar  in  warmen  2öorten  oerfpracö, 
unb  oerbantte,  felbft  mit  „flingenber  TOnje",  inbem  er  nicht  nur  baS  „3'nüni" 
für  [amtliche  Teilnehmer  bejahte,  fonbern  noch  100  $r.  in  bie  fie&rer* 
uuterftityungSfaffc  abqab.  —  Gsr  lebe  hod)  unb  lange!  —  W\t  neuer  8e* 
geifterung  für  bie  Schule  fet)rte  man  heim,  befonberS  ba  ber  2öirt  „3»m 
roilben  9Jcamr  eS  fo  trefflich  üerftanb,  bie  (Säfte  $u  bef riebigen  unb  ber 
reichliche  (Shrentuein  bie  ferneren  Schulforgen  leicht  machte. 

ßiirirf).  9luS  3ur'^  fommt  bie  erfreuliche  &unbe,  baß  über  300 
milienoäter  mit  bem  ©efuche  an  bie  bortige  Schulbebörbe  gelangten,  ihre 
ßinber  oom  Söcfuche  beS  biblifchen  @efdud)t§unterrid)te8  in  ben  proteftantifchen 
Schulen  ju  bifpenfieren.  DaS  ift  männliche  ßonfequenj,  unb  mir  ^aben  uns 
frf)on  lange  barob  aufgehalten,  bafe  bie  ftatholifen  auch  in  anbern  Kantonen 
ihre  ßinber  in  einen  fonfeffionSlofen  (!)  biblifchen  ©efchichtSunterricht  fänden 
fönnen  unb  nidjt  üom  93erfoffung9rect)te  (flrt.  49,  2  33unbeSüerfaffung),  baS 
bie  ©laubenS»  unb  ©etoiffenSfreiheit  garantiert,  ©ebrauch  maa^eu.  (5S  ifl 
unmöglich,  bnfe  flil  proteftantifcher  Sehrcr  ben  biblifchen  (SefdnchtSunterricbt 
nach  TatlinEiuiii-r  Wuffaffung  lehre,  wenn  er  nict>t  mit  [ich  in  SOBiberfpruch 
fommen  roifl;  noch  Diel  weniger  fönnen  mir  bieS  Oon  einem  ungläubigen 
Cehrer  crmarten;  fein  Nationalismus  roirb  überall  hinburchfchimmern,  nxnn 
er  fid)  noch  fo  fetjr  in  acht  nimmt;  ftatt  bie  flinber  im  ©laubenSteben  }ti 
ftärfen,  wirb  er  fie  barin  erfchüttern.  Diefe  300  Qramilienoäter  hoben  ben 
ßatbolifen  anberer  Orte,  bie  in  ähnlichen  Schulüerhältniffen  leben,  gezeigt, 
ioa§  fie  ju  tlnin  hoben,  wenn  bie  religiöse  (Srjiebung  ber  3u«genb  ihnen  am 
$>eqen  liegt.  2BiO  ber  Staat  fonfeffionSlofe  Sdmlen,  bann  fofl  er  ben 
Religionsunterricht  (.GatechiSmuS  unb  bibl.  ©efd}ichte)  gan$  ben  ßonfeffionen 
überlaffen  unb  ihnen  jur  Ööfung  biefer  mistigen  Aufgabe  pafjenbe  Räumlich« 
feiten  unb  3eit  gemähreu.  9Bir  hoffen,  baß  3Nn$  liefen  mahrhaft  toleranten 
Stanbpunft  einnehmen,  roie  er  oon  ben  fathol.  Kantonen  ben  proteftantifchen 
ßinbern  gegenüber  fchon  längft  eingenommen  roorben  ift.  SBei  un§  befugen 
auch  proteftantifche  Äinber  bie  Schule ;  aber  nie  roäre  eS  einer  Sdmlbehörbe, 
mochte  fi*  liberal  ober  fonferüatio  fein,  eingefallen,  biefelben  in  ben  SReligionS^ 
Unterricht  jti  beorbnen.  Xie  proteftantifchen  (Slteru  geniefjen  ba  bie 
oollfte  f^rett)eit.  SBenn  fie  ihre  Ätnber  in  ben  ^Religionsunterricht  f ariden 
wollen,  fo  fönnen  fie  e§  tljun,  maS  auch  föou  gefchehen  ift;  in  ber  Kegel 
aber  bleiben  bie  proteftantifchen  Äinber  oon  ber  ÄeligionSftunbe  auS  unb 
fommen  erft  nach  berfelben  in  bie  Schule  unb  baS  ift  baS  wünfchenSwertere. 
5(ie  hot  man  etroa  gar  ein  Äinb  eS  fühlen  (äffen,  bafe  eS  ben  SteligionS- 
unterricht  nicht  befucht;  man  behaubelt  proteftantifche  unb  fatholifche  Äinber 
mit  ber  gleiten  Siebe  unb  $reunblichfeit  unb  $war  in  ben  Schulen  geiftlicher 
unb  meltlicher  Sebrer  unb  Lehrerinnen.  —  $)aS  ift  ächte  ^olcranj!   — r. 

Italien.  $ie  Söerfe  $on  33oSco'§.  fielen  ift  raol)l  ber  9?aine 
beS  italienifihen  v^riefterS  ^on  ©iooanni  99o§co  befannt  fchon  wegen  feiner 
?lnfialten  für  (Jrjiehung  ber  Sugenb,  befonberS  aber  burej)  bie  ©rünbung 


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bet  frommen  Salefiani^en  ©efeflfc&aft,  meldfoe  Kollegien  unb  *Wiffion8flationen 
in  allen  leilen  ber  Seit  r)at. 

3n  bem  großartigen  £eiligtume,  meines  Don  $o§co  ber  feligjien  Jungfrau 
SNaria,  $ilfe  ber  Triften,  errietet  bat  unb  roofelbft  audj  hrutc  ber  Sifc 
[eines  9ta(r)folger8  Don  !0?icr)ael  Äua  ift,  fanben  neulich  )*old)e  große  geierlia> 
feiten  ftott,  meldfoe  oerbienen  ermähnt  ju  roerben. 

s)lm  23.  5Jlai  mar  bie  feierlidje  ßonfecration  eine«  neuen  <5alefianifd)en 
33i|'d)of§,  ber  Dom  fjl.  Sater  jtun  apoftolifd)en  95ilar  oou  SWenbej  unb  Oiuala« 
qui^a  in  ber  Siepublif  (Scuabor  beflimmt  mürbe.  (53  ift  bie§  ber  britte 
Sifdmf,  melden  bie  Salefianer  in  menigen  3at)ren  erhielten. 

«m  24.  3Rai  feierte  man  ba§  fteft  ÜHaria,  $ilfe  ber  G&riften,  unter 
^Beteiligung  Don  2  §rjbif$öfen  unb  mehreren  93ifcf)öfen.  Ungeheuer  mar  ber 
$tnbrang  be§  93olte§,  befonberS  ber  SBaflfaljrer.  WuSgemäbJte  TOufiC-  unb 
CHefangauffüljrungen  mürben  Don  über  300  ©ängern  unb  Wufifern,  größten ■ 
teil?  ßnnben  be§  Oratoriums  geboten. 

Das  $efi  fanb  feinen  9lbfd)luß  burd)  bie  Gentenarfeier  beS  1)1.  Wlipp 
9feri.  6S  roaren  Sage  magren  StriumpIjeS  ju  Gfuren  Ecaria.  Die  Stnftalt, 
meiere  ungefähr  1000  arme  flinber  beherbergt,  üon  benen  einige  ftubieren, 
anbere  eine  Äunft  ober  ein  $vanbmerf  erlernen,  mürbe  in  biefen  Sagen  Don 
Dielen  Dorner)men  ^erfonen  befi#tigt,  meiere  ^ödr>Uc^ft  erftaunten,  mie  ein 
einfacher  ^riefter,  Dom  fattjolifaVn  ©lauben  befeelt  unb  bur#  bie  Wädtftenliebe 
ber  (Gläubigen  unterftüfct,  fo  töroßeS  fjabe  fdjaffen  tonnen. 

Don  33oSco  grttnbete  aud)  bie  ©efeflfdmft  ber  Sa^meftern  Don  $Raria 
(tflf,  beren  3^1  immer  mer)r  mäctjft  unb  nun  fct)on  ungefähr  2000  beträgt, 
foroie  eine  9trt  britten  Orben,  bie  ©efeDfdmft  ber  Mitarbeiter  unb  W\U 
arbeiterinnen,  mel$e  jefct  über  150,000  SJiitglieber  t)at.  233er  fid)  biefer 
©efeflfdmft  anließen  mifl,  möge  fidt>  an  ben  Wa^folger  Don  53o#co'S,  ben 
^priefter  *DMcr}ael  9tua  in  Surin  menben. 

Die  3afl  ber  Jünglinge  unb  Knaben,  meld)e  fidb,  an  ben  Salefiani|*d)en 
(Kollegien,  £mfpijen  unb  Sdjulen  in  Europa,  Slmerifa,  Nfrifa  unb  Wfien  De» 
finben,  beträgt  rjeute  400,000. 


$äfca0O0if<t>e  fiitteratur  utt*  ^erjrmtitd. 

1.  SBetierlem&teii.  Öebiajte  oon  granj  fiebert  »olf«au8gabc.  SÖien. 
Skrlag  be«  ?at&.  ©dmlüerein«  für  Dfterreid)  1894.  137  @.  in  12°.  —  80  Gr.  Hin 
flehte«  *änbd)en,  ba8  nur  47  (SJcbicbtc  enthält,  aber  an  2Bert  mannen  boppclt 
[tarieren  SBanb  bebeutenb  fibertrifft.  3n  ben  4  Abteilungen  (I  „3u  ftauipf  unb 
Zita",  H.  w3n  fgefcr  unb  Staffen",  III.  „W\ä)  erbarmt  be»  SSolfeS",  IV.  „©Ott, 
tfaifer,  öatcrlanb")  begegnen  rmi  eine  SRei&e  ber  ausgcjeidmetften  unb  form- 
ooflcnbetften  ©ebiajte.  Da«  ift  titdit  fabe«  SHebeSgdäufel  ober  Irlirbaftc  Statur 
betradjtung,  fonbertt  frifd)r,  zeitgemäße  ityrif.  97Ht  fübttetn  9Rute  tritt  ber  Dichter 
ber  irrcligtöfen,  liberalen  3eitricbtung  entgegen  unb  greift  fo  fräftig  unb  bannonifd) 
in  bie  Saiten,  baß  eS  einem  in  ber  ©eele  tuoljl  timt .  @id)ert  ift  ein  ünriter  oou 
(^Jotteft  ftnaben,  oon  bem  mir  nod)  manage  feböue  ®abt  hoffen.  Xa->  gebaltoode 
Söerf  fei  aDen  ßefern  ber  $äb.  OL  empfoblen.  «ei  Scböiiingb  in  ^aberborn  ift 
eine  $rad)tau8gabc  biefed  SBerfed  erfebienen,  bie  br.  2  m.  unb  geb.  3  il'J.  60  $f.  toftet 
unb  namentUdi  als  berrlicbe  Vereiterung  ber  (Mefmenflitteratur  bervorgeboben 
ii\  merben  oerbient.  s  ©ebiebten  ftnb  präebtige  mufifalifcfK  ffonipofttionen  beigegeben. 

2.  0.  »öttieber  unb  st  ftinjel,  ©efebiebte  ber  beutfeben  Uittcratur 
unb@pracbe.  ^atte,  SBaifenbau«  1894.  X  unb  174  8.  geb.  l  9W.  80.  $f.  2)iefcü 


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28erf  ift  ein  Anhang  ben  Don  ben  iterfaffern  ljerauSaeflebeneit:  .Dcnlmälern 
ber  altern  beutftpen  üittcratur".  146  Seiten  finb  ber  ßttteraturflefd)id)te,  17  ber 
(9cfd)id)te  ber  beutfdien  Sprache,  6  ber  QJefdjicnte  ber  beutfcfjen  ^erdfunft  unb  3  bem 
forßfältig  aufgearbeiteten  WamenSDerjctcfmi«  petoibmct.  3n  üerf)ältni«mä&ig  wenigen 
Setton  ift  eine  reicfje  ftfille  roertuoüen  Material*  enthalten,  ba&  aufgejeidjnet  burd> 
gearbeitet  ift  unb  bem  l'erjrer  jur  notroenbigen  (Erläuterung,  bem  Sdbülcr  aber  >ur 
Vorbereitung  unb  jRcDetition  bic  öortrefflidiftcn  2lnrjalt»punftc  bietet.  Wllt  Vergnügen 
beben  )uir  foerüor,  baß  bie  3nb,alt«angaben  Ijeruorragcuber  uoetifetjer  SBerfc  möglidhft 
für)  gefafct  ftnb,  luoburdi  bem  ücrftäubni&lofcn  Mbfcnreiben  ooufeiten  ber  ©djülcr 
uorgebeugt  toirb.  dagegen  —  unb  ba8  ift  eine  lucrtoolle  Neuerung,  buraS 
md du-  fidi  ba8  uorliegeuoe  ^ßerf  uon  ä{jnlid)en  uorteilbaft  unterfdjeibet  —  ift  ber 
Aufbau  ber  Dramen  gang  au&gejctdmet  befyaubelt.  Sieben  bieten  Corjügcn 
finben  ftcfi  leiber  aud)  einige  Mängel.  2Bir  ermähnen  nur  bie  Aufnahme  MI 
:titat*  über  SÖolfram*  Stellung  |BX  Scinfie  (©.  24),  bic  ettoa«  ju  ftarfe  Betonung 
ber  ilerbienftc  ßutr/er*  (©.  29),  m^ldjer  geraoeju  „ber  33cgrünbcr  ber  nfcb.  Sdjrift- 
ipradie"  genannt  luirb,  ferner  bie  Ubergeijung  doii  iflbraljam*  a  St.  ßlara'ä  fcaupt 
uierf  (3.  45).  21  n  einigen  anbern  Steilen  fallen  einige  für  ein  Sdiulbud)  weniger 
paffeube  Vudbrücfc  unangenehm  auf.  21ucf>  $dtoc8  Stellung  jum  (Srjriftentum 
tjätte  meljr  betont  werben  bürfen.  — 

3m  übrigen  barf  bafc  *8uch  als  ein  Dorjüglid)e8  2ct)rmittel  bejcidinct  werben. 
Uflögc  eine  Neuauflage  fo  bearbeitet  werben,  bafc  aud)  'atbolifdie  Senilen  üe  cin= 
f  üljren  tonnen.  u.  «tii«,  Jtaut. 


IV.  St.  Gallischer  Katholikentag 

Pfingstmontag,  den  3.  Juni  1895,  in  Bütschwil,  St.  Gallen. 

Programm: 

Sonntag,  den  2.  Juni,  abends  7  Uhr  freie  Zusammenkunft  im 
Saale  z.  Schäfte;  —  Montag,  3.  Juni;  8  Uhr  Hauj)tgottesdienst  mit 
Amt  und  Predigt  (hochw.  Dekan  Wetzel,  Altstätten);  von  10  Uhr 
an  Spezial Versammlungen :  Piusverein  (z.  Schäfte);  Männerverein 
(z.  Rössle);  Erziehungsverein  (z.  Hirschen);  Jünglingsverein  (z.  Löwen); 
Gesellenverein  (z.  Bahnhof).  —  Nachmittags  ]  Uhr:  General- 
versammlung auf  dem  Kirchen  platze:  1)  Begrüssung  durch 
hochw.  Pfarrer  Kellenberg  in  Bütschwil;  2)  Ansprache  Sr.  Gnaden 
dem  hochw.  Bischof  von  St.  Gallen;  3)  Rundschau,  von  Land- 
ammann Kehl;  4)  Uber  den  Genuss  geistiger  Getränke,  von 
Dr.  Nationalrat  Ifang;  5)  Das  kathol.  Vereins wesen,  von  R.  D.Sub- 
regens  Meienberg;  6)  Katholische  Rettungsanstalten  im  Kanton 
St.  Gallen,  vom  Grossratspräsidenten  Dr.  Holestein;  7)  Soziale 
Frage,  von  Dr.  Feigenwinter;  8)  Schlusswort,  von  Bezirksammann 
Schönenberger  in  Kirchberg.  — 

Das  Ist  ein  reichhaltiges  und  zugleich  praktisches  Programm, 
das  gewiss  das  katholische  Volk  nicht  nur  St.  Gallens,  sondern  auch 
anderer  Kantone  interressiert  und  nach  Bütschwil  zum  Festbesuche 
einladet.  Möge  die  Versammlung  eine  recht  zahlreich  besuchte 
werden  und  sich  so  würdig  an  die  frühern  Katholiken  Versammlungen 
anreihen!  „Die  Saat,  die  da  ausgestreut  wird  in  tausend  und  tausend 
gute  und  bereitwillige  Herzen,  wird  aufgehen  und  blühen  und  Früchte 
wahrhaft  katholischen  Bewusstseins  und  Lebens  zeitigen!*  — . 


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5öte  in  früöcrn  Reiten  öic  Sftulraaben  in  Bub  einen  Beamten  toahitca.  8i3 

in  bie  1830er  3 öftre  beftanb  in  3ug  feit  alter«  fter  bie  in  ihrer  Srt  iebcnfaHB 
einzige  Sitte,  baß  bie  Scftulfnaben  ben  Sd)rocmm=3J(eifter  am  t.  Utaifonntag  jn 
mäftlen  Ratten.  $>iefcr  b,atte  bie  $oblcn  unb  Sdnuellen  ber  iöergroege  uitb  Straften 
im  ©emeiubSbanne  ber  Stabt  3ng  in  Orbnung  ju  ftalten,  alfo  bafür  ,u  formen, 
baß  biefelben  niä)t  übcrfdjnjcmmt  mürben.  SJiefeS  Slmt  mufj,  mic  e*  fct)eiut, 
äicmlidj  einträglid)  gemefen  fein.  —  Einige  läge  oor  ber  &mb*gemeinbe  — 
l.  iJiaifountag  —  ging  jeber,  roeldjer  Vi  tu  v-i  btefer  iöcamtung  liatic,  im  Scftulbaufc 
von  Stube  ju  Stube  unb  bat  bie  Sdn'ilcr  für  näcftften  Sonntag  um  ibjre  ©timme. 
^öor  ber  Sdmltürc  braunen  mürben  bic  veftrer  bann  aber  erft  rcdji  ergebenft  erfudrt, 
für  iim  bei  ben  ©üben  ein  empfebjenbe*  2Bort  einlegen  \n  rooßen.  31m  l.  3Wai= 
fonntag  nad)  oollenbetem  ^farrgottcSbicnft  ('/,10  Uhj)  bei  St.  3JHd)ael  crfdjieneu 
bann  im  bortigen  »einkaufe  famtlidje  ^rimarfdjüler.  Unter  Sorfiö  be*  Stabt-- 
roeibelä  in  StanbeSfarbe  mürbe  bei  offenem  toaubmeftr  bie  SBaftl  rafd)  Donogen. 
■Born  9icugemähltcn  Sd)memm*s.lWeiftcr  mürben  hierauf  feine  iffiäljicr  in*  V'eft  (ie^t 
:Kofenberg)  ftinuber  ju  einem  „3nüni"  eingelaben,  bem  aber  gcmöftnlid}  nur  btc 
Ämtern  ftolgc  leifteten  unb  fid)  fdftleunigft  am  betreffenben  Drtc  eiufanben.  I6d 
slNoft,  iörot,  ftäfe,  Muffen  unb  iöirnen  liefe  man  |uh  mofttfdjmccfcn.  .s^ei,  mar 
bau  eine  ßuft,  biefen  jungen  SBäftlern  jusuldjauen!  $abci  murbc  aber  mdjt  ner> 
fleffen,  nad)mittag&  1  Uhr  rechtzeitig  au  ber  tfanbSa/mciube  oberftalb  ^laöroeftrc 
äl*  aufmerfl'amer  3u^örcr  unb  3"ftauer  fid)  einjuunbeu,  um  ba  für  ba«  ipätere 
üolitifdje  ßeben  fid)  norjuberciteu.  «.  a. 


 |n  Ter  nt  e.   

1—2  junge  <^teute, 

meldje  ba*  ^ralienifdie  «lc*ncn  wollen,  finbeu  mäftreub  ben  verbfifcrien  (3uli  bis 
Cftobcr)  bet  einem  ßebrer  in  einem  ftübfdjeu  2)orfc  bei  Lugano  billige  pernio a 
(riebft  Stuuben  auch  in  aubern  ftädtern).  WaftcreS  burd)  Y  Cmuozzi,  profeiwore, 
ColL  S.  Anna,  Koveredo. 


Mokante  CeijterflcUc. 

3n  ftolge  ftefignation  ift  bie  äeftrerftede  an  ber  Knaben  mit  teil  djitic  iniibaiu 
auf  beginn  beö  nädjftcn  Söinterfemcfters  neu  ju  befefcen  unb  mirb  biefclbc  anmit 
uu  freien  Söcroerbuna  auSgefdjrieben. 

$ie  3ab,reftbefoibung  beträgt  ftr.  1400.  — 

»fpiranten,  melcfte  befäbigt  ftnb,  («efang=  unb  Iuruunterrid)t  $u  erteilen, 
roerben  beoonugt. 

Sdjriftlidje  Slnmelbungen  in  $eglcit  be&  Öcftrerpatenteä,  ber  ScbuU  unb  Sitten- 
jeugniffe  nimmt  bi&  ben  lb'.  3nit  nädji'njin  ba«  Spräfibium  ber  Sdjulfommiffiou 
entgegen. 

^aro,  ben  16.  üWai  1895. 

Ramend  be&  ^inmoljuerrate«: 
(O.  2).  336.)  $ie  Sittnjlei. 


(Dfcne  Celjrerptelleii. 

infolge  föefignation  beS  Oberlebrer«  unb  Ablauf  be»  StnftclIunQöuertrageö 
bc«  aHitteUcbrcr«  an  ben  Jrnabenfdjulen  in  «rtft  finb  biefc  beiben  Stetten  neu 
befefcen. 

Weljalt  ^r.  1400.  —  refp.  ftr.  1300.  -  nebft  freier  SBo&nung  unb  (Marten. 

«nmelbungeu  finb  bi«  fpateften»  (£nle  sRat  au  ben  Sdmlratöpräfibeuteu 
.^errn  (gmil  töicbborn  ju  ridjten.  3)ie  Orbonnanjen  liegen  auf  ber  ©emeinbe* 
fanjlci  $ur  ^  infidjt  auf. 

vtrtb,  ben  2. 3»ai  i8yö.  Der  Sdjulrai. 


rf:--  • 


—  •  •  ^mmm  *  •  •  •  •  •  —  -  -  -  -  


m  *♦»  .  _mi  ft^^m         ot         t— ■  tt- 


ptog«gt|"ii)f  glättet?. 


^cveittigttttg 
,64»ei|.  (f  r»ie|iiifl#fteM)c#M  ut  »er  „Wtagtg.  9tosat0fdpriftM. 


brs  Vereins  katljoL  feljrer  unb  Sdjulminner 

Her  jidpiiri? 

unb  bc«  frf)»et$ertfdjttt  faifjol.  <£r$iel}ttng*&erttn6.  , 


Jroritrr  Ji^rgtng. 

13.  £<ft. 

(<6rf4»cint  2  Bugen  ftort  je  ben  1.  unb  15.  eine«  jebcit  SRona«.) 


Drutf  unb  fcjpcbttion  Don  3.  STO.  ©lunfdjt 
18»  5. 


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6«tt( 

1.  $ic  tuleraalionaU  !«tbolif*e  Uiiberfttttt  is  ftreibura  in  bcr  €4»eij 

(»on  R.  0.  Fr.  J.  Fr.  in  B.)   (@d)lu&.)  385 

2.  (BeoArabbififK  Crtfnauru  mb  Suri^mörler.  ((Sinfüljnina.  in  ba«  8er* 

ftänbni«  betfdben.)  (ftortfcfcung.)  388 

3.  fiHton*  tino  .ttörtjerbereiftn (MACH  in  bcr  ^rimarfctinlc.  (SJon  &&r« 

in  SB.,  ftt.  St.  ©allen.)  391 

4.  $a*  neue  Wciafl.  (S3on  ©cf.=&  Staub  in  83.)  398 

5.  ttttbortfmea  ober  SrjicbuHfl.  (H.  B.)  404 

6.  $ie  bcutfdjen  ödjnlmcifter  b.  b  bic  Urimarlebrer  bcr  Slabl  3«B#  I4ß0 — 1895. 

(SSon  SJ.  Hfdjiuanbcn,  Sichrer  in  3ufl.)  (ftorifefeung.)     ...  405 

7.  $abaaogif(fte  {Hunbfdjau   407 

8.  flbaaoatfftc  «itteratnr  uub  gebrmittel   415 

9.  ©erein^narfjridjtcu.   416 

io.  ©crft&iebeic« 

u.  Siferatc. 

 o-a-«*  


i 


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äkuoiti  fife 


IOeteini0ttng 

btS  „Schweif  drjieljungefreunbeS"  unb  fcer  „^äbagog.  SMonat&fdjrift". 

bt*  Tttmm  fcaffj.  £t$r*  unk  #<fjulmSntw  btr  jWfnwtj 

unb  beö  fa)Wetjerifd)ett  fatfjol.  (£rjiehnng3ocreinS. 


3ttg,  1.  3uli  1895. 


M  13. 


2.  SalMÄng. 


errnt  Dt.  Jflbel. 


JRebaf  ttonSf  ommiffton: 

DU  £cmiiurbirtttcrtn:  %.  I  Äum,  ^t^fird?,  ?ujrrn;  $.  Bavmaartnet,  3"fl;  M*  &o<b> 
^•1«,  'Pref.,  ttbur;   8to  SS«nj,  ^farm,  tttrfl,  Jtt.  ei.  ®*atn  unb  $trt  «c&m 
Ol«  ti«fe»ba«gc  r  Rnb  an  i  rminarbttcftcr  Saamiirlttt  ju  ri$ua. 

Abonnement: 

«tfftctiU  tnenottl*  2  mal  |<  ben  i.  um»  15.  be<  <Äonatl  aftb  (oflet  MrO*  für  BtreinlmUjUeb«  4  j$f. ; 
tat  Sckramtlfanbibatrn  3  %t.',  fftt  «RldjtmilaUtbet  &  J».  9cftel(anQC  m  »eint  SctIcoct:  3.  *K. 
»l««Ui.  «u^brudtt,  3««.  —  Snfetalc  »erben  blt  ^etfticitc  mit  10  «p.  b«ic^«et. 


iDir  internationale  katl)otifd)e  «ninerlität  in  Jreiburg 

in  ber  idjmeij. 

(2*on  R.  D.  Fr.  J.  Fr.  in  B.) 
(@4lu6.) 

$er  3roecf  ber  phi!ofophifch*n  ^alultät  ift  ein  breifadjer.  (SrflenS  fofl  bie 
allgemeine  (Stomnafialbilbung  üerttoflftänbigt  werben.  2Benn  bie  jungen  Öeute 
feine  (Gelegenheit  haben,  auf  foldje  2Beife  eine  noch  tiefere  unb  aflgemeinere 
©eifte§bilbung  ju  erlangen  ,  fo  fönnte  eS  öielfach  gehen ,  wie  ber  franjöfifche 
s^^ilologe  ®.  $ari8  Don  feinen  SanbSleuten  fagte :  „3n  ftranfreich  9eht  nwn 
jiir  erfien  (I.  Kommunion,  um  bann  bie  Religion  beifeite  ju  laffen;  man 
befielt  feine  Maturitätsprüfung,  um  mit  ber  2Biffenfa)aft  aufzu- 
hören, unb  man  heiratet,  um  ber  Siebe  ein  6nbe  ju  machen."  Schärf  ung 
be3  Urteils,  SBilbung  beS  ©efehmaefs  unb  Erweiterung  beS  (SeftehtSlreifeS  nannte 
am  15.  9too.  1893  ber  Damalige  Rector  magnificu» ,  Dr.  Sturm,  als 
nicht  ju  unterf chü^enbe  Vorteile  einer  gebiegenen  philofophifcljen  5)itbung. 

3um  ^weiten  will  bie  pfjilofp.  ftafultät  tüchtige  ©nmnafiaflehrer  h«an* 
büben.  „9Wan  hat  an  berfelben  für  biejenigen  Äanbibaten  beS  höfcren 
amtrS,  welche  ftch  nach  öeenbigung  ihrer  Stubien  einen  MuSmeiS  über  ihre 
Sehrbefähigung  unb  erworbenen  ftenntniffe  $u  berfchaffen  wünfehen,  eine  ^rü* 
fung  eingerichtet.  $iefelbe  finbet  in  ber  ^Rehrjaht  ber  Sramenfächer  fowohl  für 
ben  Unterricht  auf  ber  obern  als  auch  fö*  De«  auf  ber  untern  Schulftufe  ftatt  unb 
jerfäflU  in  eine  fchriftliche  unb  eine  münbliche.  $ie  Prüfung  für  bie  obere  Schul* 


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fiufc  fofl  ben  beweis  erbringen,  bafe  ber  Äanbibat  bie  zum  Unterricht  an  ben 
obern  ©ötnnafial«  bfjro.  Sb^ratKoffen  erforberlichen  ffenntuiffe  befi^t ;  bie  für  bie 
untere  Schulftufe  ben  gleiten  ©eweiS  für  ben  Unterricht  an  ben  bier  untern 
©timnafialflaffen  bezm.  an  Sefunbarfchulen.  Das  Diplom  für  lefctgenante 
Schulftufe  erwirbt  man  fi<h  in  i^em  einzelnen  PrüfungSfaa>  auf  ©runb  einer 
ftlaufurarbeit  unb  eines  einftünbigeu  münblichen  ßramenS.  93ei  ber  Prüfung 
für  bie  t)ör)fr«  Schulftufe  tritt  an  ©teile  ber  ßlaufurarbeit  eine  £>au§arbeit 
größern  UmfangS,  zu  beren  Ausarbeitung  ber  ftanbibat  6  SBochen  3ett  be« 
anfpruchen  unb  alle  i^m  zugänglichen  Hilfsmittel  benufcen  barf.  Der  Äanbibat 
hat  bei  Ablieferung  ber  Arbeit  f<hriftli<h  auf  fein  Gh"nmort  ju  erflären,  bafe 
er  biefelbe  ohne  frembe  Beihilfe  abgefaßt  hat.  Senn  baS  gefteHte  2hema  fich 
auf  eine  moberne  Sprache  bezieht,  fo  mufe  eS  in  bicfer  behanbelt  fein,  ebenfo 
roirb  auch  *>ie  münbliche  Prüfung  in  ber  gleichen  Sprache  abgenommen.  Der- 
jenige Äanbibat,  welcher  baS  (Sramen  in  zwei  Prüfungsfächern  für  bie  obere 
Schulftufe  ob.  in  einem  Prüfungsfach  für  bie  obere  unb  zugleich  in  jmeieu 
für  bie  untere  Schulftufe  mit  Erfolg  abgelegt  $at,  erhält  neben  feinen  ent» 
jprechenben  PrüfungSzeugniffen  auf  Serlangen  auch  baS  Diplom  eines  Licen- 
tiaten.  Die  PrüfungSorbnung,  welche  biefe  Sramina  im  einzelnen  regelt, 
hat  ftch  als  praftifch  ermiefen  unb  fanb  auch  in  ber  juftänbigen  treffe  Der- 
ftänbniSüoHe  Anerlennung.  So  fpricht  fich  »ber  fchmeij.  ßrziehungSfreunb", 
baS  Organ  beS  fathol.  Sr^iehuugSbereinS  in  9lr.  25  beS  legten  Jahrganges 
folgenbermafeen  auS:  „(SS  ij!  ein  Sporn  für  manche  junge  TOnner,  biefe 
Sehrbefähigung  fich  S«  ermerben  unb  infolgebejfen  fi<h  auch  grünblicheren 
Stubien  hingeben.  QsS  märe  roohl  feineSmegS  Don  Wachteil,  menn  mancher, 
ber  eine  ©mnnafialprofeffur  befleibet,  juerjt  auch  fich  ein  patent  holen  müßte. 
Die  tatholifchen  Anftalten  mögen  eben  nie  betgeffen,  bafc  es  ty\$t.  tüchtige, 
mifjenfchaftlich  unb  päbagogifch  mohlborbereitete  Männer  an  ben  fyötjmt  Schu^ 
(en  roirfen  ju  laffen.  Sinb  bie  Schulen  fo  befchaffen,  fo  brauchen  mir  bie 
liberale  Äonfurenj  nicht  ju  fürchten.  Wöge  biefe  PrüfungSorbnung  für  Diele 
bon  attueflem  Sfflerte  fein!" 

Der  britte  Qxtxd  ber  philofophifchen  ^fatultät  ift,  bie  £örer  ju  felb* 
ftänbiger  miffenfchaftlicher  Jh^tigfeit  in  ihren  Spezialfächern  anzuleiten.  Dafür 
finb  befonbere  Sßorlefungen  unb  praftifche  Äurfe  angeorbnet. 

An  baS  ©efagte  reiht  ber  93erfaffer  uuferer  Schrift  bie  allgemeinen 
$eflimmungen  über  bie  Erlangung  beS  DoftorgrabeS.  Sobann  lonwnt  er 
auf  bie  balb  z"  errichtenben  ftafultäten,  bie  naturmiffenfehaftliche  unb  bie 
mebijinifche,  ju  fprechen.  Sir  fönnen  uns  nicht  berfagen,  eine  fchftne  unb 
mahre  Stelle  aus  ber  Schrift  t>ier  anzuführen.  Sie  bezieht  fich  auf  bie 
3fitgemäüh«it  mebizinifcheu  .ftochfchule  auf  chriftlichetn  ©oben.  6S 
heißt  S.  16:  „Die  öebürfniffe  ber  fathol.  3ugenb  pnb  grofe  unb  werben 


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auf  bem  ©ebiete  bet  mebijinifchen  Bijfenfchaften  befonberS  lebhaft  empfunben. 
55er  HWaterialiSmuS  frrrföt  tji«  mie  faum  anberSmo.  Bie  Diele  jungen 
2eute  haben  ben  ©lauben  it)rer  Bäter  üerloren,  weil  fte,  nur  unzulänglich  mit 
ben  Baffen  ber  ^ilofopbie  unb  $ialeftif  auSgerüftet,  fi<h  burdj  eine  getiefte 
ttnb  feffelnbe  Darlegung  jener  Derberblia>n  2et)ren  täufchen  liefeen,  bie  an 
ben  meiflen  mebijinifchen  ^afultäten  üorgetragen  werben.  $ie  als  &orDpt)äen 
gefeierten  ißrofefforen  imponieren  oft  ihren  3"&örern  bur<h  bie  Sjoft^eit  unb 
täorffmnige  (?)  (Sntroicttung  ihrer  miffenfehaftlichen  Beobachtungen ;  aber  fo» 
balb  fte  oom  ©ebiete  ber  ^atfaa^en  51t  bem  ber  3been  übergeben,  bleibt 
nur  ihre  äufeere  Sicherheit  bie  nämliche  unb  rodest  jinoeilen  noch  in  Dem 
^ölüfef,  mie  baS  Unlogifche  tt)rer  Behauptungen  junimmt.  (SS  ift  baljer  Don 
unbestrittener  2öid)tigfeit,  ben  gläubigen  jungen  fieuten,  bie  ficr)  Diefem  ©tu* 
btum  roibmen,  t)elfenb  entgegengufommen.  ^reiburg  miß  fein  Berf,  baS  eS 
im  $ienfle  bf3  ©laubenS  unb  ber  Biffenfchaft  unternommen,  nicht  unbeeubigt 
laffen;  eS  mifl  nicht  ohne  weiteres  jugeben,  bafc  man  ben  ©tauben  in  ben 
£>er£en  ertöte  unb  unter  bem  Dedmantel  ber  Biffenfchaft  bie  ©eifter  in  ben 
Wbgrunb  beS  Materialismus  ^inab^ie^e.  3)enn  baS  fjeifet  ja  nichts  anbereS, 
als  ju  @otl  felbft  in  ©egenfafc  treten;  ©laube  unb  Biffenfchaft  fiitb  jwei 
WuBerungen  ber  Babjheit,  unb  bie  Bosheit  ift  ©ott.  ^freiburg  miß  nicht 
3iigeben,  bafe  man  ©ott  ein  ©rab  gräbt,  anftatt  ihm  einen  Tempel  ju  bauen 
im  Sanbe  ber  ©eifier.  2tuch  in  biefem  Unternehmen  mirb  man  eS  nicht 
o^ne  Unterflü&ung  laffen,  unb  fa>n  ijt  ihm  eine  fota)e  $u  teil  ge* 
morben"  (gemeint  ift  bie  Sotter ie). 

©djliefelich  enthält  bie  Schrift  auf  22  leiten  noch  „  einige  offizielle 
H!tenfiücfe\  baS  Breoe  ©r.  #eiligfeit  beS  ^apfteS  an  ©taotSrat  Whon, 
ba§  Breoe  ©r.  #eiligfeit  an  flarbinal  WermiHob  00m  24.  Oftober  1890, 
an  bie  febmeijerifchen  Bifchöfe  00m  3.  Wuguft  1892,  bie  töunbf abreiben  ber 
fchweijerifc&en  Bifööfe  an  bie  ©läubigen  ihrer  Diöjefen  00m  10.  Aug.  1892 
unb  auf  ben  eibgenöfftfehen  Bettag  1894,  $wei  treffen  beS  ^rofefforen» 
foflegiumS  an  ben  $apft  unb  beffen  Antworten  u.  f.  w.  6s  mürbe  fta)  ber 
SJtüh*  lohnen,  eine  (leine  Blumenlefe  aus  biefen  Stttenftücfen  $u  galten,  bie 
alle  eine  aufjerorbentliche  ©mnpathie  unb  Begeiferung  ber  firc^lid^en  Beerben 
für  baS  hoa^michtige  unb  bebeutungSüoOe  Bert  an  ben  Sag  legen.  $0$ 
mir  muffen  fürchten,  unfer  auSjüglicheS  Referat  über  bie  mit  marmer 
geiflemng  gefchriebene  Sonographie  fei  fchon  faft  $u  lang  ausgefallen.  Benn 
mir  einen  einigen  unferer  oerehrten  ßefer  baju  bewogen  hätten,  bie  ©chrift 
felber  lefen  unb  infolgebeffen  ber  fathol.  ^ochfäule  in  ftreiburg  feine  ihat» 
frflftige  Unterftüfcung  Mumenben,  fei  eS  burch  ben  Beitritt  jum  #oa)fchul= 
oereht,  fei  eS  burch  Teilnahme  an  ber  fiotterie,  fo  t)ie(ten  mir  uns  für  bie 
geringe  2Rüh<  reichlich  entfehäbigt. 


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($>eo#vap§\fc§e  &xt&namen  unb  £pvxc§tvörtex. 

(&infiu)rttng  in  baB  Berftänbni«  berfelben.) 
(Sfortfefcung.) 

$a8  VerftänbniS  geograp$ifa)er  dornen  Ipt  naa)  OielfaaVr  £inft$t 
großen  9tu$en.  Vor  allem  fommt  e$  bem  Unterrichte  in  ber  ©eograpftie 
ju  gute.  „DaS  2Ibfa)re<fenbe  fa)einbar  Durchweg  bebeutungSlof er  Orts* 
benennungen  wirb  in  ba§  ©egenteil,  in  etwas  ^öa^ft  91  njieljf  nbeS  Der* 
n>anbelt,  wenn  man  fudjt,  ben  Sernenben  bie  befrcmbenben  ÄuSbrüde, 
fo  weit  als  möglich,  ju  erflären  .  .  .  ©o  iji  eS  z-  V-  burcfyiuS  nicht  fdnoierig, 
bie  ©chüler  in  baS  VerflänbniS  Don  einer  jiemHa)  grofeen  Anzahl  ber  roof)l 
am  meinen  geforsteten  chinefifchen  Benennungen  einzuführen.  Der  Öftrer 
wirb  barauf  hinweifen,  bafc  man  im  $eutfchen  mitunter  einftlbige  SBörter 
ohne  jebe  Veränberung  aneinanderfügt,  wie  9corb-©ee ;  Oft-See ;  2anb-©ee ; 
©ee-2anb;  9teu-©ee-ßanb  unb  bann  fagen,  bajj  im  Ghtnefifchen  ftets  fo 
©erfahren  wirb.  6r  {abreibt  an  bie  Safel  pe  =  9torb ;  tong  =  Oft ;  naii 
=  ©üb;  si  =  2öeft;  baneben  in  einer  jroeiten  ^eibe  king  =  §auprftabt; 
hai  =  SReer.  9ta<h  biefer  Anleitung  finben  nun  bie  ©chüler  felbft  — 
unb  eben  baS  ift  Don  größter  Vebeutung  —  bafj  bie  (Stjinefen  bie 
ftorbljauptflabt  Peking,  bie  ©übhauptftabt  Nanking,  baS  Oftmeer  Tonghai, 
baS  ©übmeer  Nanhai  nennen,  unb  bafe  im  9Weere8füben  bie  3nfel  Hainan 
gelegen  u.  f.  f."  (©.  ©.)  güfjrt  man  bie  tarnen  auf  biefe  SBeife  bor,  be* 
gleitet  t>on  ber  Äealprobe!  fo  mujj  Warne  unb  ©aa>  bem  ©ebächtniS 
bauernb  üerbleiben.  —  „Wach  60« jährigem  ©tubium",  fagte  ber  geniale 
Vflnbifle,  Mtann  idt)  üerfichern,  bajj  burch  ben  Veizug  ber  Wamenfunbe  bie 
©eograpf>ie  an  Vertiefung  unb  Abel  gewinnt."  „(SS  will  mir  fa>inen\ 
bemerft  baju  @gli,  „als  beleuchten  biefe  Junten  freunblich  baS  CHjoaS  geo* 
graphifa>r  tarnen  unb  lajfen  fie  Den  ©chüler  ahnen,  wie  enbloS  baS  ©ebiet 
geographifa>r  gorfchungen  unb  wie  mertDoH  überall  bie  ©praa)fenntniffe 
feien  .  .  .  $tefe  armen  Warnen,  bie  ^piiniuS  als  „nuda  nomina"  öerflagt, 
fie  fönnen  beffereS  werben  als  ©ebächtnisfram. "  —  Aber  auch  für  ba« 
©prachflubium,  fei  eS  in  Äüdfiajt  auf  bie  Vereiterung  beS  ©prachfa>n)eS, 
fei  eS  bezüglich  WuSfprache  unb  Schreibung  unb  bie  ÄenntniS  ber  jefrigen 
unb  frühem  Verbreitung  ber  einzelnen  ©prachgebiete,  bietet  bie  Wamenerflärung 
grofee  Vorteile,  ebenfo  für  eine  Dertieftere  9luffaffung  ber  ®ef  Richte  fomoljl 
in  Vejug  auf  bie  politif$e  ©eftaltung  eines  fianbeS  als  beffen  Pultur^ufianb. 
„©ie  ^eigt  unS,  wie  ber  Wienfeh  allüberall  unb  ju  aüen  3*'t*n  ft<h  an  ben 
Vufen  ber  Butter  (Srbe  angef$miegt,  wie  er  für  ihre  (Stoben  empfänglich, 
wie  er  ein  ©ohn  ber  Umgebung,  ein  ßinb  ber  Wufeenwelt  ijt.  ©ie  zeigt 
unS  aber  aud),  in  welkem  ©rabe  eS  baS  einzelne  Volf,  bie  Qtittpofy  unb 


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felbfl  ber  einzelne  Wann  berftanb,  bie  mannigfaltige  Schönheit,  womit  bie 
Statur  unfern  2öohnfty  auSgeftattet,  ju  mürbigen  unb  roie  mit  ber  tönberung 
ber  (Skfittung  bie  9lrt  ber  Waturbeobachtung  fi<h  änbert,  fur$,  —  wie  bei 
ben  Waturböltern  bie  Waturnamen,  bei  ben  Äulturbölfern  bie  ftulturuamen 
in  ben  9$orbergrunb  bringen.  Widjt  als  ob  bie  3una^me  ber  33i(bung  eine 
Ulb  nähme  ber  tieferen  Waturbeobachtung  abfolut  bebingte.  Die  alten,  fyod)* 
gebilbeten  (Brieden  fyxbtn  und  in  ihren  geograpbjfchen  tarnen,  fomeit  biefe 
eine  gepcherte  ßrflärung  julaffen,  bie  SBeweife  hinterlajjen,  bafc  fie  eS  beffer 
als  tt)te  Wochfommen  berftonben,  bie  Watur  ju  betrauten  unb  bie  a)oraf» 
teriftifchen  Werfmate  onomatologifch  nieber  ju  legen.  68  fcheint  bielmehr, 
ba&  blofe  bie  einfeitige,  materiefle  ober  politifche  Kultur  eS  oergeffe  ober  nicht 
mehr  berftelje,  aus  bem  93ucr)  ber  Watur  ju  lefen,  falls  nicht  praftifche  Wüd« 
fixten  barauf  hinbrängen." 

Die  ÄenntniS  ber  geographifchen  tarnen  ifi  baljer  für  8el)rer  unb 
Schüler  bon  h°hem  3ntereffe  unb  Wufcen.  „freilich  mufj  babei,  abgefeiert 
t>on  bem  Langel  an  3eit,  fftobifeheS  Anlehnen  an  bie  im  Sehrbuch  bor« 
fommenben  tarnen  juin  oorneherein  auSgefd)(offen  fein.  Denn  in  erfter 
fiinie  rietet  fia)  ber  2Bert  eines  Ramend  in  ber  Wamentunbe  nicht  nach  ber 
heutigen  SBebeutung  beS  Orte« ,  fonbern  nach  feinem  mehr  ober  weniger 
<$arafterifHfa)en  ©epräge,  nach  ber  größeren  ober  geringeren  $reue,  mit  ber 
baS  ©ort  bie  ©a<he  erflärt,  wie  fie  jejjt  ift,  ober  roie  fie  roar.  Die  6t« 
flärung  eines  unfeheinbaren  Ortsnamens  tann  oft  bon  ^Öa^ftem  Serie  fein, 
jum  SBerftänbniS  berroanbter  WamenSformen.  ferner  gilt  aua)  Ijiet  baö  alte 
2Bort:  Non  raulta,  sed  multum.  Wicht  bie  leere  überfe|ung  ift  eS, 
bie  befruchtenb  auf  ben  Unterricht  wirft,  fonbern  bie  Seal  probe.  (Snblich 
läfet  ftch,  roie  fa>n  ermähnt,  ein  grofeer  Seil  ber  borfommenben  Warnen,  unb 
jroar  häufig  gerabe  fola)e  ber  wichtigen  Orte  (Berlin  .  .  .,  inSbefonbere 
SBölfemamen)  gar  nicht  ober  nicht  ficher  erflären.  Solche  Warnen  finb  im 
allgemeinen,  aber  nicht  burä)roeg,  aus  bem  Schulunterricht  ferne  ju  galten, 
nicht  Durchweg  roeil  aus  ben  berfdnebenen  (SrflärungSberfuchen,  roenn  fie 
erläuternb  einanber  gegentibergefteHt  roerben.  oft  mehr  Belehrung  herausfliegt, 
als  aus  einem  mohlerflärten  Warnen.  HnberfeitS  barf  wohl  auch  im  reiferen 
©chüler  baS  Sewufjtfein  aufwachen,  bafi  bie  SSiffenfchaft  nicht  ein  blofe 
©egebeneS  ift,  baS  er  poffio  als  bie  $rudt)t  ber  Wühen  anberer  in  fia)  auf- 
nimmt, fonbern  bafe  er  lernt,  um  bie  erworbenen  Äenntniffe  fpäter  felbfitljätig 
jur  SBeiterbilbung  feiner  felbft  unb  feines  3faa>3  &u  berwerten.  Darum  ift 
ba§  Wittel,  baS  biefeS  öewufetfein  anregt,  nicf)t  furjweg  $u  berwerfen. 

Wicht  immer  pa|t  ju  ben  Wertmalen  beS  ObjefteS  ber  Warne,  wie  ihn 
bie  h*ute  noch  berftänbliche  ober  bie  burdt)  gefchichtliche  Urfunben  unb  fpract)(ict)e 
GntmicttungSgefejje  geftü&te  fjform  ber  Wamenforfchung  ^inftetlt.   3n  biefem 


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-    390  - 

Snfle  mirb  ber  9tome  erfl  redjt  intereffant.  2öie  toietmat  führen  un«  bi< 
Oftfttiamen  in  ben  Statten  ber  alten  2öälber,  bie  Ijeute  öerfd)munben. ') 
2öie  oft  jeigen  fie  un8  ben  Alemannen  au  ber  garten  Arbeit  beS  StobenS 
unb  ©d)roenben§,  feinen  $of,  fein  §au5  am  Wieb,  baS  ber  ftleife  unferer 
Stynen  in  fruchtbares  ßanb  umgewanbelt.  *)  2Bie  oft  Ijören  mir  au«  bem 
Warnen  bie  alten  ßlofterglocfen  »)  tönen ;  roie  manchmal  erinnern  fie  un«  an 
bie  iperrfdjaft  frember  SJölfer,  bie  feine  anbern  ©puren  bjnterlaffen,  an  bie 
©rofjtljaten  unferer  93orfat)rer,  an  ®efd)id)te 4)  unb  Sage,  ©ie  jaubern  bie 


*)  jpäuftg  läfet  fid)  fogar  bloß  burd)  bie  Ortenamen  ber  ehemalige  Suftanb 
eine«  (SebieteS  ermitteln;  \o,  um  nur  ein  ©eifpiel  anjnfübren,  im  Sfarftgebiet. 
„(SS  ift  eine  Diel  erörterte  frrage,  ob  ber  Srarft  früher  bitter  betoalbet  mar  ober 
nidii.  SB.  UrbaS  behauptet  baS  Untere,  unb  feine  Änfidtf  mag  fär  bie  oon  ihm 
jum  ©emeifc  angeführten  ©ebiete  beS  Xriefriner  Searfte»  zutreffen.  —  ffienn  mir 
es  unentfdjieben  laffen,  ob  ber  Warne  Crnagora  (Monte  Xegro.  ©d)toarjer  Oers) 
fooiel  bebeute  roie  buntler  SBerg  ober  auf  ben  nadnociSbar  bafelbft  früher  b< 
beutenberen  Salbbeftanb  ftinbeute,  fo  geben  bie  Ortenamen  mandjen  Huffdblufe- 
GS  ift  moiilidi,  bafi  bie  ©olija  febon  oor  ber  33efiebclung  burd)  Grnagoren  malbarm 
mar,  benn  Golija  bebeutet  „WatfteS  Cäebirgc*.  dagegen  meist  ber  Warne  Um 
Grozd  (Urmalb)  auf  einen  Salb  bin,  ber  btS  auf  einen  fleinen  §ain  lOOjähriger, 
meterbiefer  58ud)en  Derfdjrounben  ift."  9W.  94.)  $ic  Ortsnamen,  bic  oon 
23äumcn  unb  SBälbern  hergenommen,  finb  aud)  in  ©riedjenlanb  fet»r  bäufig.  „3>od) 
fdjon  ju  ©traboS  Betten  hatten  bie  33erge  ibre  SBälber  meift  oerloren.  C*rja  ift 
bie  ©tabt  ber  Wu&bäume,  Kyparissi  bie  ber  (Shpreffen,  Platanos  ober  Plataniki  bie 
ber  Platanen.  Überall  finbet  man  Orte,  beren  Warne  nidjt  meb>  gerechtfertigt  ift 
®in  ©chriftfteller  unferer  Xage  bat  mit  »ejug  barauf  gefagt :  „@riechenlanb  tft 
nur  nod)  baS  ©felett  oon  bem,  maS  eS  früher  mar."  (W.j  Unb  unfere  Ortsnamen 
auf  roalb,  eichen,  tann  u.  f.  f.  2Bie  oft  ftöfet  berieniae,  oer  Qrglis  Womina  burdi-- 
blättert,  auf  bie  SBcmertung:  „fo  benannt  nad)  bem  irüljern  2öalbreid)tum." 

3)  6ie  geben  uns  fehr  oft  aud)  einen  gefchichtlicben  (Hnblicf  in  bie  roirtfcbaftliaV 
jovialen  SJcrbältniffe  ber  2lnftebler,  in  t»ie  2lrt  unb  SBcife  ber  Erwerbung  beS 
löeftörecbteS  uub  oer  ßanboerteilung.  „SBährenb  beS  30jährigen  ftriegeS  roaren 
ii i di t  nur  einzelne  (Srunbftücfe,  fonbem  fogar  ganze  ©croanne  berrenloS  gemorben. 
5)ic  SBeftfcftanbSDerhältnifle  mürben  im  3abre  1600  oon  neuem  geregelt  unb  ba« 
nid)t  reflamiertc,  fog.  Caduc-@ut  Dielfad)  fremben  IHnroanberern  uberlaffen.  Bona 
caduca,  bien  caducs  mar  ein  Wed)tSau8brud  für  fo(d)e  Wtter,  bie  bem  ßanbeS* 
ober  ßebcnSherrn  burd)  Felonie  beS  23efifcerS,  burd)  (£rblofigfctt  ober  anbete  Umftänbe 
anbeim  ^elen.  3m  SBrcufdjtbal  aiebt  eS  in  Dielen  @emeinben  Äabufäefcr,  bei 
UHnber&eim,  Är.  ©d)lettftabt,  ein  ^abutaefer,  oieHeid)t  beeinflußt  burd)  ttal.  caduto" 

§>r.  prüfe,  ^Srobc  eines  erfliir.  Scrjctcbn.  elfafe-Iotbr.  Flurnamen.   Programm  ber 
d)ule  ©t.  ©tepban,  ©trafeburg  1894.) 
Unfere  Warnen  8ufeen,  ßüffen,  ßofen  unb  anbere  (fiebe  Dr.  SR.  ®ud\  Ober= 
beutfd)eS  ^lurnamenbud)  unb  Dr.  93ranbftetter,  @f.)  entbalten  8tr)b.  blu^äooS, 
ein  burd)  baS  ßooS  einer  ©ippe  ober  einem  einzelnen  zugefallener  ßanbeSteil. 

SBo  bie  örtlid)en  SerbSltniffe  eS  ratfam  mad)tcn,  tonnte  nämlid),  wie  fidjer 
anjunebmen  ift,  aud)  einem  einzelnen  ein  größeres  ©tücf  Dom  Gemeingut  ju- 
gefdjteben  merben,  morgen  ber  )o  bebadjte  bann  feinen  Anteil  am  (Gemeingut 
batte.  ©o  ift  bie  ßifet,  ein  ^»of  l/\  ©tb.  oon  3onen,  auf  einer  ienaffe  liegenb, 
urfunblid)  „einlu^er  .v?of"  nunica  domuH*  ein  fold)eS  ßooS,  baS  oon  ber  übrigen 
3ttartgenoffenfd)aft  entfernt  unb  beSbalb  einem  einzelnen  ^ugemiefen  mürbe.  $er 
Serfebr  für  ^ubnoerfe  jtoifdjen  3onen  unb  ber  ßi^i  ift  nur  auf  großem  Ummeg 
möglich,  ba  ber  tiefe  &infdmitt  beS  3onenbad)eS  bagmifd)en  liegt"  (^ranbftetter). 
23crgl.  baS  sug.  ßüfei.  —  aHmenb,  $ub,  ©d)uppiffc  (IfdjuoppiS!). 

3)  (Sine  große  9J?enge  oon  Orten  oerbanlt  gciftlid)en  Stiftungen  Öntftcbung 
uub  utm  teil  Warnen  (fünfter,  Bell,  ffappel  —  (Stnfiebcln,  (Sngelberg  —  ÄlofterS). 

4)  35er  2;rieb,  gefd)id)tlid)c  Momente  uon  bober  söebeutung  burd)  äufeerlidje 
SWerfmalc  feft§ubaltcn,  ift  aaen  3eitcn  unb  allen  gefttteten  öölfern  eigen  gemefen. 


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-    391  — 

2B«lt  ljfrauf,  roie  fie  roar,  unb  bilben  baljer  für  (Srblunbe  unb  ®efchiehte 
nicht  nur  ein  wichtiges  Hilfsmittel,  fonbern  in  Dielen  Ställen  gerabeju  bie 
einigt  Cuelle  unferer  6rfenntni3  früherer  3uf*änbf. 

ftür  ba§  (JntbedungSjeitalter  unb  bir  t$orfchung$reifen  ber  9ceu$eit  finb 
fie  eine  berebte  ©efc^i^te.  Sturm  unb  rußige  See  —  Lebensgefahr  unb 
Tan!  für  bie  unberßoffte  Wettung  —  junger  unb  lob;  Überfluß  unb 
ÖcbenSfreube  —  enttäuföte  Hoffnung  als  ^rudjt  bieler  9WüI)en  unb  ©efafjren  — 
Überrafchung  unb  Staunen  cor  ungeahnten  fingen  —  überroältigenber  (Sin» 
brucf;  9toioitat  ber  Vuffaffttfig  —  3önffentt)atcn  unb  frieblicher  £>anbel  — 
<£anf  gegen  bie  ftörberer  ber  Unternehmungen  —  baS  geiftige  Singen  heroor* 
ragenber  Vertreter  ber  fünfte  unb  SQ3iffenf(ßaften  —  bie  $erbienfte  ber 
^D?onar(ßen  unb  Diplomaten  um  Hebung  beS  3krtehrS=  unb  SeeroefenS  — 
(Sier  nach  ßßre  unb  ©olb  —  Eigenlob  unb  ein  roenig  SBufjlerei  um  bie 
©unft  ber  ®rofeen  —  untergegangene  SBölfer  —  ßßarafterjüge  ber  ($in» 
gebornen:  all  biefe  Silber  ueljen  an  uns  borüber,  bon  all  bem  fprechen  in 
buntem  Durcheinander  bie  flippen  unb  ftiffe,  bie  Serge  unb  %fy!iUi,  Stäbte 
unb  Dörfer  —  furj  Weer  unb  2anb  im  fernen  Befien,  um  bie  falten  $ole 
unb  bie  3nfelroelt,  bie  gegen  Sonnenaufgang  liegt. "     (^ortfe^ung  folgt.) 


3Ffädjen  uni  Äötperßeredjnintgen  in  fox  2Primarfdjufe. 

Cöon  ßchrcr     in  SB.,  ftt.  ©t  ©allen.) 

a.  Die  {$läd)enbered}ming. 

34  erinnere  mid)  nod)  bis  ßeute  redjt  lebhaft  folgenber  Aufgaben  in 
ben  ?}[üd)en-  unb  &örperbere4nungen  aus  meiner  $rimarf4»tljeit.  (Sin 
Stubenboben  ift  20 lang.  16 '/4 '  breit;  roie  biele  Q'  mifet  er? 

2ßir  Sa^üler  matten  grofce  klugen  als  ber  Sehrer  mit  fta^tlicßer  ftreube 
bemerfte,  man  müffe  nur  Sänge  unb  breite  mit  einanber  DerDielfacßen.  Muf 
bie  ftrage,  tue r  bie  Iftedmung  m adieu  rooQe,  fdjofjen  aller  Ringer  in  bie  $öf)e. 
34  fpajierte  jur  Söanbtafel  unb  regnete  ba  fo :  Sänge  =  20  '/i ' ;  Sreite  = 
161/*'.  $ie  Stube  mifet  20»/«'  mal  16«//  =  333VB'.  #alt!  ßiefe  eS. 
Du  mufet  □'  icßreiben.  34  berbefferte  mit  einem  nicht  quabratförmigen 
§äu$4en.   2öir  Schüler  hatten  nicht  roenig  Hochmut  —  ich  natürlich  am 

Xa8  befugen  bie  mit  biüoriidien  Darftellungen  gefdjmütften  Sautuerle  ber  älteften 
Seulturoölfer,  bie  Jriumpbbögen  ber  Körner,  furj  alle  jene  Monumente,  bie  mit 
STeil*  unb  ibiograp  Inf  eben  ober  SBortinfdjriften  oon  helbenhaften  Äöntgcn,  rühm* 
reiben  3ügen,  glorreichen  ©d)lad)ten  fbredjen.  Da8  geht  aber  aud)  au8  Dielen 
Ortsnamen  heroor.  .frier  fei  beifpielStocifc  nur  ber  eine  ermähnt:  Iran-charaba 
©tur.v  SRutn«  Beriten«,  ein  beute  nod)  fo  genanntes  ßager,  20  SBerft  mnm.  oon 
Derbent,  am  frufee  Der  ffautafuBfette,  baS  bie  9tefte  bcr  Ärmee  Wabir  ©djab* 
belogen,  nadjbem  btefer  im  3abre  1741  im  (£banat  oon  ftafitumuih  eine  nteber* 
fchmettentbe  SRieberlage  erlitten  hatte.  OL  »b.  56. 


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-    392  - 


meiften  —  als  unfer  2eb>r  erflärte,  fola>  3e>(t)nungen  merben  an  bm 
Stuten  beS  £>auptorte$  (Hppenjefl)  gelöst.  2öir  gelten  eS  mit  ber  SBiffcn- 
jefjaft  unfereS  tb.  <5cr;ulmeifterS,  wie  mit  neuen  £ofen,  überall  geigten  mir 
fie.  —  3n  ber  nädjften  2öoa)e  barauf  ging  e3  fd)on  ju  ben  i^örper- 
bereajnungen. 

3)aS  erfte  SteaVnejemplar  lautete  ungefdtjr  alfo:  Sin  #eujlo(f  ijl  28' 
lang,  14 '  breit  unb  9 '  Ijodj.    2Bie  Diel  mifjt  ber  ipeuftod? 

Söfung:  28'  mal  14'  =  392  mal  9'  =  3528  Ab.'  3n  ftlaftern 
3528:216  =  16«/8  «lf. 

8o  jeigte  uns  ber  2e$rer.  2Bir  roaren  mieber  um  eine  Äunjl  reifer 
unb  beffeu  freuten  mir  uns.  $ie  gepellten  Hufgaben  matten  mir  in  gleia>r 
Hrt  mie  unfer  ÜKeifter.  SJerftanben  tyaben  mir  Don  ben  beiben  9cea}nung§» 
arten  nia)tS. 

Obigem  9?e$ming§gange  fehlte  in  erfter  Sinie  bie  Hnfc&aulic&feit, 
ganj  abgefeljen  Don  ber  total  falf$en  $arfteflung8art.  (SS  gibt  tauin  erroaS 
Wiörigrreo  als  7ormenlel)re  ofyne  ^Lnfdjauung.  3$  fyibe  mir  in  biefen 
3ei(en  bie  Hufgabe  gefteflt,  bie  5Rea}nungen  aus  ber  Äaumleljre  für  bie 
^rimarfdmle  an  $anb  praftif#er  iBeifpiele  $u  befpre$en. 

1.  fteajiimgei  Iber  lie  Sittel, 

3)a  forbere  i#  juerft  Reffen  mit  bem  SReterftab,  nadjbem  juDor  baS 
ÜÖefen  beS  5ttetermaBe§  gehörig  erfläri  mürbe  unb  bie  ©a^üler  baSfelbe  mit 
$opf  unb  £)anb  erfennen.  (<5in  m  langer  ^ßapierftreifen  mirb  Don  ben 
Schülern  in  $egimeter,  Zentimeter  unb  Millimeter  ^erlegt.)  3um  Weffen 
fönnen  in  ber  ©a)ule  bienen:  bie  Sa)ulbänfe,  bie  HuSbeljnutig  beS  B<S)uU 
jimmerS,  feines  33oben8,  feiner  2Bänbe,  $üren,  |5fenfier,  2Banbtafe(,  2anb» 
tarte.  3m  fjreien  fönnen  gemeffen  merben  ber  $urnpla&,  Sdjulgarten, 
Streden  in  Kilometern  (10  mal  einen  100  3fteter  langen  ftaben  nehmen). 
9JJefjübungen  in  freier  9totur  fönnen  gar  nü^(tct)  in  ber  $aufe  Dorgenommen 
merben.  9ii$t  ber  Center,  fonbern  bie  ©$Uler  follen  meffen.  3)a8 
oerfteljt  fidj  Don  felbfi  —  unb  boa)  gefaxt  mefyr  als  genug  baS  ßrifte 
(Gegenteil. 

$ie  Hufgaben  merben  junä^ft  aus  bem  ÜJlafjgebiet  felbfi  genommen. 
Siatürlia).  -  3a  natürlich !    Unb  bo$  gefd&ie&t  eS  nur  feiten.  - 

Hufgaben  mie  folgenbe  liegen  ftd)  Diele  geben: 

1.  Reffet  ben  ©oben  beS  ©äjuljimmerS  unb  gebt  beffen  Umfang  fc&riftlid)  an. 

2.  JBereajnet  ben  Umfang  unfereS  $urnplafce3,  beS  ©djulgartenS. 

39 et  folgen  9Weffungen  treten  ben  ßinbern  bie  ©ebilbe  Don 
3flä$en  immer  fa)ärfer  Dor  Hugen.   (Sin  großer  ©eminn! 


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-    393  - 


2Boü*en  tott  btm  ©runbfajje  ber  91n[<f)aulichfett  öoltflänbig  (Genüge 
leiften,  fo  müffe»  btefr  Atemübungen  ben  Sinienrechnungen  in  ben  Aufgaben» 
hfften  DorauSgeljen,  alfo  fchon  im  btitten  ©chuljafjr  oorgenomtnen  werben. 

2.  9»4eibere4iiougeH  äftcr  Da*  ttefttetf. 

glächen  werben  burch  ftlächen  gemefjen!  Seitenber  <51runbfa&. 
3unä<hft  jfigt  man  betriebene  ftlächenformen,  als  $rei-,  Biers  ®e<h«ecfe  :c. 
6ine  reichhaltige  Begleichung  nach  3aljl  ber  «Seiten  unb  6<fen,  ^Irt  ber 
SBBinfel  gibt  etfteuenben  Stoff  leisten  $enfübungen.  Elan  fefct  auch 
ben  Unterfchieb  jmifchen  Sinie  unb  frläche  feft,  aber  nur  ^infict>tlidt>  ber  Hu$* 
befmung. 

6*  fommen  nun  bie  glächenmafee  an  bie  Steihe.  $)er  Ouabrat- 
meter.  (6in  gleichfeitige«  Äechted  ift  |d/on  bei  bem  Bormeifen  ber  »er» 
fchiebenen  flächen  gtünbUd)  mit  bem  Warnen  „Ouabrat"  fignalifiert  roorben. 
$ ie  ftfnfierfc&eiben  ober  bie  ©etäfelfttflungen  an  ben  ©chulwänben  ftnb,  fofern 
felbe  Ouabratform  fyabtn,  na  he  Hnf$auung§mittel.) 

Tlan  läfct  nun  bie  Sattler  felbß  einen  Quabratmeter  geicfynen  nub 
jroar  an  irgenb  einem  freien  SBinfel  be8  Schuljimmer«.  Sllfo  TOeterflab  unb 
treibe  jur  §anb!  3n  biefe  fläche  werben  bie  Ouabratbejimeter  gezeichnet. 
"5)onn  ^ei|t  e5,  jäljlet  eine  SReitje  folget  f$(äct)en.  —  ö'^e  Ouabrat- 
be&imeter  finb  an  einer  Steide?  Slntro. :  10  dm*.  28ie  Diele  Seihen  [inb: 
10  Reihen.  2Die  Diele  Ouabratbejimeter  h<"  alfo  ein  Quabratmeter?  Ant- 
wort: 10  mal  10  dm*  =  100  dm4. 

9ia$her  laffen  mir  bie  Schüler  ben  Quabratbejimeter  auf  ihren  tafeln 
in  Ouabratcentimeter  jerlegen. 

ÜRe<hnungÄbeiföiele. 

1.  $)er  2tf)m  jeichnet  ft$  Won  üor  ber  Stunbe  ein  SRechtecf,  beffen 
Sänge  5  dm  unb  Breite  2  dm  beträgt,  an  bie  Btonbtafel.  $a  flieht  er  Dom 
SWittelpunft  einer  Seite  ber  Breite  eine  parallele  jur  ©ruublinie  unb  teilt 
fo  bie  frlädje  in  jmei,  oon  je  einem  $ejimeter  Breite  unb  fünf  $ejimeter 
Sänge.  $)iefe  Streifen  «erben  nun  mit  ffatton  oon  1  dm*  abgemeffen 
unb  es  ergiebt  fich  folgenbe  {Rechnung. 

1.  tteihe  jählt  5  dm2. 
f)a§  9ifchtect  h«t  2  fol<h*r  «Reihen  -  2  mal  5  dm2      10  dm». 

Schneiben  mir  baS  auf  ben  Schulfracf  ju,  fo  ergiebt  fich  ungefähr  fotgenbe 
Darfteflung: 

Sänge  5  dm.    Breite  2  dm. 

1  fjtächenreihe  ber  Sänge  nach  =  5  dm2. 

Breite  2  dm,  alfo  2  gfläct)entett)en. 

3nhalt  beö  9techtecf«  =  5  dm»  mal  2-10  dm*. 


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-    394  - 


Nun  hätten  bie  Spület  ä&nlia)e  Beifpiete  auf  i^wn  tafeln  in  3eia> 
nung  unb  SRedjnung  barmftellen.  .63  tonnte  nun  au$  bie  überaus  mistige 
Befpredjung  ber  ftlät&enregel  etn>a  folgenbermafeen  bor  fidr)  geljen: 

BMe  Diel  mifet  fner  bie  Sänge?  (5  dm)  DaS  SKafe  ber  Sänge  beträgt 
5  dm,  alfo  wäre  bie  <Diajjjaf)l  ber  Sänge  5. 

2Öeld)eS  ift  baS  OTa&  ber  Breite?    2  dm.    SJcafoafjl  ber  Breite  2. 

S^aut  auf  unfer  Beifpiel  unb  mir  tjaben  folgenbe  Siegel  für  bie 
ftläc$enberea)nungen : 

9Rafejal)l  ber  ftläay  =  Etafejafjl  ber  Sänge  mal  9RaBjaf)l  ber 
Breite,  ober  einfad)er:  ^Fläc^e  =  Sänge  mal  Breite. 

Aufgabe  2.  Unfer  lurnplafc  mißt  ber  Sänge  nad)  19,8  m  unb  ber 
Breite  nad)  14,2  m.    SBelajen  ^lädjeninljalt  f>at  er? 

Der  eigentlichen  Söfuug  gerjt  üorauS  bie  SSHeberijoIung  ber  ftuf* 
gäbe  unb  bie  fteftftellung  ber  SöfungSart.  ftläaVninfjalt  gleia)  sl>ta^at)( 
ber  Sänge  mal  ^Rafojaljl  ber  Breite. 

©$riftli$e  Ausrechnung  unb  Darftellung. 
Sänge  19,8  m;  Breite  14,2  m. 

3ftäa)e  =  193_.m_ma(  14.2  =  281  mM  dm8  6  cm». 

396 
792 
198 

281,16  m3 

(SS  folgt  nun  bie  annäfjernbe  $robe  mittelft  Sd&äfcung: 
20  m  mal  14     280  ma,  alfo  entfpric&t  baS  9tefultat  ber  Scfyifcung. 
fragen,  roie:  „3ft  ber  ©$ulgarten  größer  als  ber  $urnpla|?"  regen  bie 
Begleichung  an  unb  finb  beSljalb  feljr  51t  empfehlen. 

Weit  biefer  töedmungSart  fommen  mir  freiließ  nicht  fehneO  oorroärts, 
menn  man  fo  erflärt,  beranfehaulicht  unb  oertieft.  3a)  fefye  aber  ben  SQBert 
beS  nötigen  BerftänbniffeS  einer  einzigen  Rechnung  Ijöljer,  als  ganje 
Dufcenb  fchablonenmäjjig  gelöster  aber  tüc^t  oerftanbener  Aufgaben. 

Aufgabe  3.  3U  emen*  Boben  brauet  man  96  platten  oon  2,2  m  Sänge 
unb  0,25  m  Breite.  ©aS  foftet  ber  Boben,  1  m«  ä 
$r.  5,60  9tp.  geregnet? 

Behanblung:  1.  6in  ©d)üler  roieberholt  bie  Aufgabe. 

2.  Das  (Snbjiel  ber  Meinung  mujj  üorauS  beftimmt  »erben, 
(floften  beS  BobenS.) 

3.  6S  folgen  fich: 

a)  bie  ftlächeuberechnung  einer  platte 

(2,2  m  mal  0,25  -  0,55  w)'. 


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-    395  - 

b)  ©eflimmung  ber  ganzen  ©obenfläche 

96  mal  0,55  m2  -  52,8  m2). 
4.  ©erechnUng  ber  Sofien  be«  ©oben«: 

1  m*  fojtet  =  5,60  8fr. 
$er  ©oben  foftet  =  52,8  mal  5,60  $r.  =  gr.  295.68  9?p, 

*5)ie  genaue  Einhaltung  einer  guten  Orbnung  im  ©ebanfengange 
ift  bei  ber  fiöfung  ber  ÄedjnungSbeifpiele  unerläßlich-  $aju  führt  am  heften 
bie  überf  ichtliöje  $arftellung.   9Jcan  begegnet  in  beu  Aufgabenheften, 
welche  Don  ben  Schülern  angefertigt  finb,  nicht  feiten  ber  bloßen  Angabe  be« 
fcnbrefultate«.   Da§  Reifet  man  benn  boch  fein  Rechnen  mit  ©erßanb  unb 
Vernunft.   Weben  ber  StarfteHung  mufe  auch  bie  Ausrechnung  flehen. 
Aufgabe  4.   3u  einem  3immerboben  Don  5,76  m  Sänge  unb  5,04  m 
breite  nimmt  man  quabratförmige  ^arquettafeln  t>on  36  cm 
©eitenlänge.   Sie  Diel  tofiet  ber  ©oben,  roenn  bie  lafel 
mit  1,45  8fr.  bejaht  roirb? 
AI«  Vorübungen  bienen:  a)  ba«  Anformen  eine«  folgen  ^arquet- 
boben«  ober,  wenn  bie«  nicht  möglich,  3«4)n«»fl«n       ber  Sanbtafel. 
b.  Hopfrechnungen  in  leisten  3ahlenoerhältniffen,  roie  j.  58.:  1.  2Bie 
Diele  tyirauettafeln  finb  )U  einem  ©oben  nötig,  ber  eine  ftläche  Don  2700  m 2 
hat,  toenn  eine  Safel  9  dm*  mifet?   2.  gin  Quabratplättchen  mißt  2  dm 
an  ber  Seite;  roie  Diele  foldjer  $lätta>n  brauet  e«  für  einen  ©oben  Don 
80  dm  Sänge  unb  30  dm  ©reite?  u.  f.  n>.  TOtt  »u«  haben  roir  alfo  bie 
$läd)e  be§  ©oben«  511  meffen?  Antwort:  $)iefe  $lä<he  ifl  mit  ber  Stafflädje 
einer  ^ofel  ju  mejfen. 

3uerft  machen  roir  bie  Hcafec  gleichnamig;  am  beften  alle«  ju  cra, 
roir  fönnen  bann  mit  ganzen  3°h^n  rechnen.  Alfo: 
$arfteUung  unb  Söfung: 

Sänge  5,76  m  —  576  cm. 
©reite  7,04  m      504  cm. 
fläche  b.  ©oben«  =  576  cm  mal  504  -     ^  0fr  ^atqt,ettafc(  - 
2304  36  cm  mal  36  = 

2890    1296  cm». 

290304  cm2  (ftopfreebnung) 

Anjahl  ber  Safein  =  290304  cm»  :  1296  cm»  =  224 

2o92   

.3110 

2592 

5184 
5184 


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-    396  - 

1  Safel  foftet  1,45  gr. 
224  $afeln  toften  =  224  mal  1,45  gr.  =  324  gt.  80  Kp. 

1120 

896 
224 

324,80  8fr. 

5Bei  ben  ^ßlanredjnungen  finb  bie  (Srößenberijältniffe  in  berjüngtem 
2Raße  angegeben,  j.  JB.  :  1  :  100;  1  :  500;  1  :  1000.  %oA  roifl  bebeuten: 
1  cra  Sinie  auf  ber  ^lanflädje  fei  auf  bie  roirflia>  glääje  100  mal,  500 
mal  ober  1000  mal  refp.  1  m,  5  m  bejro.  10  m  lang  ju  nehmen,  alfo 
ift  bie  gläa>  be*  planes  nur  4/100;  Vmo  ober  Viooo      toirtüa^en  gläa)e. 

Aufgabe  5:  gür  einen  reetyerfigen  SBauplafc  ftnb  auf  ber  $lanber$etc$nung 
folgenbe  2Raße  angegeben:  Sänge  44  cm,  Vreite  2,8  dm. 
2Bela>S  ift  bie  roirflicbe  gläa>  beS  »auplafce«,  roenn  eine 
Sinie  beS  $lane4  J/ft00  ber  toirflidtjen  Sänge  ift? 

Vorübungen:  a.  Verfeinerungen  unb  Vergrößerungen  Don  Sinien  an  ber 

2öanbtafel  in  oerfä^iebenen  Verljältniffen,  \.  V.  1  m, 
barunter  1  dm,  bann  1  cm ;  in  umgelegter  Reihenfolge 
bie  Vergrößerungen. 

b.  $a8  Vnftauen  foldt)er  $läne. 

c.  $a«  übertragen  fola)er  $läne  in  bie  VMrflictyeit. 
Söfung:  ßänge  ber  $lanfläa)e  =  44  cm.   2öirfli<$e  Sänge 

44  m  mal  5  —  220  m. 

Vreite  ber  $lanfläd>e  28  cm.   2Birm$e  Breite 

28  m  mal  5  =  140  m. 

Der  Vauplafc  mißt  =  220  m  mal  140  =  308  a  =  3  ha  08  a. 

8800   

30800  m* 

£ier  fönnen  fefp  paffenb  bie  SRaßftäbe  unferer  @a)ultarten  befproa)en 
unb  bura)  9?ea)nung  geübt  werben. 

3.  3>ie  8ereta»ifl  lel  3>reied«. 

3eia)ne  an  bie  SBanbtafel  ein  3tea)ted  bon  7  dm  Sänge  unb  3  dm 
Vreite.  halbiere  baSfelbe  burefy  eine  Diagonale.  (58  entfielen  babura)  jtoei 
gleichgroße  Dreiede.  gläaje  be$  3tec$ted8  —  7  dm  mal  3  =  21  dm» 
glätte  eines  DreierfS  —  »/t  Don  21  dm»  —  10'/,  dm» 

TOtt  ftülfe  be$  9rea)tecf8  laffen  fic&  alle  re$troinlligen  Dreiede  fo  be- 
regnen. 3ut  ßntroidlung  ber  gläd)enregel  be8  Dreiedö  laffe  i$  folgenbe 
gigur  jeia)nen  unb  beregnen: 


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-    397  - 


fiänge. 


+  16  cm2. 


3uerf)  betonen  mir  bie  ftlädK  be3  ganjen  9teä)tede$.  ft(ä<f)e  be3 
ganjen  9ted)ted8  =  8  cm1  mal  4  =  32  cm. 

Stauen  tvtr  auf  bie  §igur,  bann  fefjen  n>ir  jmei  92ed)tede.  3n  t»a§ 
ift  ]fbeS  berfelben  jetlegt?   (3n  jmei  gleio}  grofje  $reiede.) 

$reied  a  =  tyt  Dom  9fte$ted  A  =  $reied  at. 

$reied  b  =  Vi  t>on  9te#ted  B  =  $reied  b,. 

ftettyed  A  +  B  =  ganje«  »etyed. 

Vi  »ea>d  A  4-  f/t  B  =  Vi  t>om  ganzen  »eflted. 

$)reied  a  +  $reied  b  =  l/t  bom  ganzen  Ülea^ted. 

$a$  gange  $reied  =  V«  bom  ganjen  Ke<$ted. 
3n  3a^len: 
5tä$e  Dom 

$reied  a  =  3  cm  mol  4  (£öl)e)  =  12_cm2  =  6  cm» 

2  2 

&löa>  bom 

$reied  b  =  5  cm  mol  4  (&5fre)  —  20  cm4  =  10  cm2 

2  ~  2 
©runblinie  be8  ganjen  $reied«  5  cm  -f  3  cm  =  8  cm.   #ölje  4  cm. 
&läa>  be*  ganzen  DreiedS  (5  cm  +  3  cm)  mol  4^8  cm  mal  4  =  16  cm». 

8  unb  4  [tob  bie  ^aMl  t>on  ©runblinie  unb  Jpöfje.  Htfo  fefcen 
mit  ben  anberlefcten  ©c$Iufe[a|>  unfere«  9te$nung8bei|piete3  in  2Borte,  fo 
lautet  berfelbe: 

Den  3fI0$fmnfyilt  be«  $>reied8  Ijaben  mir  gefunben,  inbem  mir  bie 
Wajjjaljl  ber  ©runblinie  mit  berWnfejabl  ber  §öf>e  multiplizierten 
unb  ba*  Ergebnis  Oßrobuft)  mit  2  bioibierten.  S)a*  märe  alfo  bie 
8f!äa)enregel  für  Beregnung  ber  fcreiede,  melaV  furjmeg  nun  fo  lautet: 
f$läa>  be«  $reied8  =  ©runblinie  mal  £>öfc  btoibiert  burdj  jmei. 

2Bir  fragen  nun  bie  ©dföler,  mo  $reiede  in  ber  9totur  ober  an  ben 
©ebäuben  oortommen.   (Daa^giebelpjäoVn,  ©artenbeete  u.  f.  m.) 


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-   398  - 


9te#nunQ§beifpteIe: 
Aufgabe  1 :  (Sin  breiedigeS  ©tüd  Öanb  tft  au  ber  (Srunblinie  16,5  m  brrit 
unb  in  fmtrf^ter  öinie  17,8  m  $oa).   2Bie  Dir!  beträgt  fein 
gläaynin&alt? 

Vorübungen:  a.  3eio)nen  Don  Dreieden,  b.  Äopfre($mmgen  in  Keinen 
3al)leu  j.  8.  ein  Greift!  Don  8  m  Sänge  au  ber  ©runblinie  unb  5  m  »reite 
in  ber  fcöfr,  fat  mela*  gläa*? 

Cöfung:  ©runblinie  =  16,5  m.   §öfc  17,8  m. 

(ftläa>  eines  9lea)tecf8  mit  folgen  Wafeen  = 

16,5  m  mal  17,8  ==  293  m»  7  dm«. ) 
bei  Dreien  =  (16,5  ra  mal  17,8)  :  2  = 

293,70  m»  :  2  =  146,85  m\ 
Um  ja  afleS  5Jlea)ani|a)e  unb  ©a^ablonenmäfrige  bei  bem  ftaumre^nen 
511  meiben,  mufe  man  fid)  ber  (Elemente  meljr  benn  einmal  bebienen.  groben 
burd)  Sctjätjung  unb  ^ergleia^ung  finb  unerläftli<$. 

Aufgabe  2:  $)er  (Siebe!  einei  Sa^eune  bilbet  ein  Dreied  Don  10  m  ©runb- 
linie  unb  7,75  m  ftö&e.  6t  fofl  mit  ^Brettern  berfa)(agen 
tuerben.  2öie  teuer  fommt  ber  IBerfa^lag,  1  m*  a  gfr.  1.  65? 

Cöjung:  ©runblinie  —  10  in.   $ö$e  7,75  m. 

Stöcke  beS  ©iebelS      10  m  mal  7,75  =  77,5  111»  =  38,75  m«. 

2  2 

$>er  9$erfd)lag  (oftet  = 

38,75  mal  1,65  =  63  ftr.  93,75  »p.  =  63  ffr.  94  Wp. 

(Der  Äürje  falber  unterbleibt  bie  Ausführung  ber  TOultiplifation.) 

9lun  mad>e  i$  Ijalt!  Das  genügt  Dofljiänbig  für  bie  ^rimarf4)ule. 
2öer  aber  au$  no<&  einige  metI)obifa>  Erörterungen  Uber  bie  glädjenberecfyiung 
ber  Irapeje  unb  anberet  SJielede  toiO,  möge  es  bem  Dereljrten  fytm  Äebattor 
meiben,  Damit  er  toaS  für  ben  örieffajlen  befommt. 


pae  neue  gefall. 

(*on  6ef.*tt.  ©t.  in  ».) 
6S  finb  nun  gerabe  50  Saljre  tyx,  fettbem  ber  befannte  ©öttinger 
(Ifjemifer  Söötyer  juerji  baS  mit  großen  Opfern  an  3«*  unD  9tfu<ftt< 
9RetaO  Aluminium  unter  §änben  blatte.  dS  waren  aderbingS  nur  brei 
ftörner  Don  jufammen  34  mgr  ©enria^t,  entfprea)enb  einem  Aluminium« 
ftügeUften  Don  3  mm  Dura^mejfer.  Sööfjler  beftimmte  Damit  baS  fpejififa> 
©emitt^t  unb  fanb  baS  neue  SRetaü  aufeergetoöl)nli<$  (eia^t.  Dennon)  Derging 
nrieberum  ein  3ar)r^er)nt,  bis  baS  Aluminium  als  Metall  ber  Seit  jum  erften 
mal  in  ein  $aar  (leinen  Marren  Dorgefü^rt  werben  tonnte.  Auf  ber  ^arifet 


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-    399  - 

SeltauSfleflung  beS  Saures  1855  nämlidj  ftanb  mitten  unter  ben  $ra$t- 
ftücfen  ber  ^orjedonfübrifate  Oon  ©eöreS  ein  fc&mudeS  ©laSfäftdjen.  68 
bürg  einige  Heine  Starren  eines  fttbertuei&en  letalis,  roela>  gleich  foftbaren 
6belfteinen  auf  fchmarjem  ©ammt  gebettet  lagen.  Sie  mag  fidj  biefeS 
WetaU  ^ie^er  oerirrt  haben?  —  fo  ^ätte  jeber  benfen  müffen,  beffeu  93lid 
bie  merfroürbige  Ueberfchrift:  L'argent  de  l'argile  —  baS  ©Über  aus 
Öehm  —  entgangen  märe.  $iefe8  Sort  jagte  aOeS.  Öehm  enthält  %ffon, 
ba«  ©runbmaterial  ad  unferer  Töpfer*  unb  ^orjeflamoaren.  %$on  ift  aber 
auch  eine  ber  häufigflen  Serbinbungen  beS  neuen  SRetalleS  Aluminium. 

Unterbeffen  ijl  aus  ber  foftbaren  Seltenheit  ein  alltägliches  TOetaO*  ge» 
morben.  ftrütjer  für  ©elb  faum  ju  haben,  ift  eS  je&t,  menn  eS  auf  gleite 
Ȋume  ber  Wetafle  anfommt,  billiger  gemorben  als  Wiefel,  3inn  unb  flupfer. 
Sohl  baS  teuerfte  ©efchenf,  baS  je  einem  ßinbe  in  bie  Siege  gelegt  morben 
ift,  mar  jene  Äinberflapper  —  jugleich  baS  erfte  &unftprobuft  aus  Aluminium 
—  mit  ber  $eöille  ben  faiferlidjen  ^rinjen  ßulu  befa>nfte.  £eutjutage 
fönnen  felbp  bie  ftinber  menig  bemittelter  Altern  fich  an  ©pielfad>en  auS 
Aluminium  erfreuen,  mie  überhaupt  Hluminiumgegenftänbe  ber  berfa^iebenften 
%xt  jum  (Semeingut  gemorben  ftnb.  Wicht  mehr  nach  ©rammen,  nach 
Tonnen  bringt  bie  „Slluminiumhtttte"  ber  ©egenmart  baS  einft  als  ©elten* 
heit  angeftaunte  „©Über  aus  8ef)m"  auf  ben  Warft.  Söä^renb  noch  in  ben 
aasiger  3ahren  bie  jährliche  ^ßrobuttion  1800  kg  nicht  ttberftieg,  fo 
rennet  man  tjeute  eine  tägliche  Oon  über  3000  kg.  jährlich  manbern 
je&t  $unberttauj'enbe  oon  Kilogramm  Aluminium  in  ade  möglichen  3nbuftrie» 
Serfftätten,  in  ©ufeftahlfabrifen,  auf  ©chijfsroerften  unb  Millionen  oon  Äilo* 
gramm  Wuminiumfupfer  unb  SKuminiumeifen  in  Wafchiuenfabrifen,  in  @e= 
fchofc«  unb  $orpebo=Serfflätten ,  in  Äunft*  unb  ©chmudläben,  in  Arbeits* 
räume  für  fyäuSIiay  ©egenftänbe.  9l(iiminium  ift  feit  ben  legten  Sauren 
ein  für  jebermann  populäres  ffletafl  gemorben.  68  möge  bafjer  eine  furje 
^ufammenpeflung  beS  SiffenSmerten  über  Aluminium  hier  pa$  finben. 

I.  - 

fragen  mir  uns  oorerft:  aus  melden  natürlichen  SJerbinbungen  geminnt 
man  ba£  Aluminium?  Sir  »erben  bei  bet  öeantmortung  biefer  ftrage  ju« 
gleich  Gelegenheit  fpUn,  ftounrab  ju  beobachten,  roelch  b^roorragenbe  Wolle 
bie  Aluminium -SJerbüibungen  im  £au$halt  ber  Watur,  mie  im  SMenfte  ber 
Went'chhett  ftrts  gefptelt  haben. 

3n  tedmifcher  &inficht  fteljt  unter  ben  Aluminium « Serbinbungen  au 
rrfter  ©tefle  ber  %\)oni).  68  ift  allgemein  befannt,  mie  bie  ©runbtnpen 
ber  ©ebirge  unb  ber  6rbfrufte,  j.  53.  ftelbfpat,  ©neife,  ©limmer,  ©ranit, 

»)  Alj  (804)  3  •  K,  804  +  24  H,  O. 


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-    400  - 


^orphtjr  je.1)  burch  tBertDitterung  übergeben  in  Hcferfrume.  "JtaS  Sajfer 
bringt  in  bie  feinen  ^oren,  Albern  unb  SRiffe  bec  ©efieine.  3m  2Binter, 
»oenn  e6  gefriert,  betont  ti  \\d)  mit  unu>iberfieljli$er  ffraft  au«  unb  roirft 
fprengenb.  3m  ^rühjaht  brodelt  ba«  ©eftein  an  ber  Oberfläche  unb  nicht 
feiten  tief  hinein  ab,  ©chneeroaffer  unb  Regen  fchwemmen  bie  abgebröcfelte 
Sflaffe  fort,  meiere  als  Slcferfrume  fi<h  fammelt;  baju  fommt  ber  a)emifa)e 
ßinflufe  Don  Saffer,  Äohlenfäure  unb  Temperatur  in  Taufenben  bon  3a^ren. 
Diefe  ©efteine  entfalten  aufeer  Aluminium  fiefelfaure«  Valium  ober  Natrium, 
fiebere  roerben  burch  bie  93ertoitterung  gelöst  unb  bienen  ber  ^flanjentoelt 
jur  Nahrung,  baS  fiefelfaure  Aluminium  wirb  frei  unb  bleibt  als  %ipn  im 
Srbboben  jurücf.  ©anj  reiner  %\)on  fann  burch  3ufafc  &°n  fclbfpat  ober 
ßol!  fchmeljbar  gemalt  werben  unb  giebt  ben  ^orjellan.  Söpferthon  enthält 
Diel  Half  unb  gifenojöb,  &hm  ober  3iegelthon  Diel  Stall,  gifenojöb  unb 
©anb.  $er  %tyn  fpielt  bemnach  in  ber  gütigen  SBelt  eine  bebeutfame 
Stolle:  „Ohne  %f)on,  ohne  Aluminium  fönnten  mir  bie  3nbuftrie,  bie  foHof- 
fale  iBaujunahme  gar  nicht  benfen!" 

5)em  %\)or\  fteht  an  SGÖichtigfeit  am  nächften  ber  Hlaun  (lat.  Alumen-) 
melier  in  Der  Statur  in  erftaunlich  Dielen  formen  Dorfommt.  SZBeffen  SUige 
erfreut  fid)  nicr)t  am  ©lanje  unb  ber  färben fchonljeit  ber  orientalifdpn  roten 
SRubinen,  blauen  Saphire,  grünen  ©maragbe,  gelben  2opafe  unb  Dioletten 
Slmnethnfle!  Unb  biefe  herrlichen  Gbelfieine,  nach  Diamant  bie  feurigften, 
bie  mit  befifcen,  toaS  finb  fie?  Wrten  eblem  &otunb,  b.  h-  bie  einfachfte 
nat.  93erbinbung  Don  Aluminium,  melche  man  fennt,  nämlich  Irttflaflifierte 
^honerbe.11)  2)ie  reijenben  färben  Derbanfen  fie  ganj  geringen  3ufQtK"  anberer 
Metalle  ((Sifen,  O'ljrom,  Hobalt  u.  f.  tu  ).  9lm  häufigflen  fommt  frtiital'Ii- 
fierte  $honerDC  DOr  Q^  Äorunb,  Don  welchem  ber  ©mirgel4)  Don  fein« 
froftaflinifcher  Waffe  uns  am  befannteften  ift.  Wach  bem  Diamant  ifi  florunb 

')  ftelbfpat  j.  23.  enthält  11%  aluminium. 

*)  Sllaun  (Xboncrbe)  beftnbet  ftd)  aud)  im  Iii  cm  ober  ßebm  unb  erhielt  ba» 
ber  ben  tarnen  w£bonerbe"  ober  .Älumtna".  5>tefe  93eacid)nung  gab  bann  au* 
bem  au8  berfelben  erhaltenen  Metall  ben  tarnen.  Xic  im  »laun  entbaltene 
Ibonerbe  bat  jwei  wiebtige,  ftcb  ergänjenbc  ©tgenjajafteit.  ©ie  jeigt  gro&e  3}er- 
toanbtfcbaft  ju  beu  Wefpinftf  afern,  befonberÄ  ber  SBofle  unb  Saumtuouc.  $ann 
aber  faßt  fte  au8  ftarbftofflofungen  bie  ftarbflofle  al*  unlßßlicbe  Stoffe  beraub; 
bie  erbaltenen  jjarbnieberfebläge  nennt  man  ftarblacfc  darauf  beruht  bie  Mn* 
menbung  be8  »laun  in  ber  Färberei  (ercl.  Slniltn*  unb  Ifjeerfarben)  unb  $cug= 
brutferet,  infofern  als  bie  fcboncrbe  bie  SJerbinbung  be&  garbftoffe«  mit  ber  ftafer 
»ermittelt,  Söcfannter  ift  bie  SJertoertung  be«  Hlaun  in  ber  ©erberei,  jum  ftlären 
oon  Ölüfftgfeiten,  in  ber  ÜJfebutn. 

8118  auögangöpuntt  jur  i>erfteaung  Don  AU  ()3  (Iboncrbe)  bient  oorwiegenb 
»aurit,  ujclcbe»  gegen  60%  Al;  ü3  enthält.  J)erfelbc  wirb  mit  ®oba  (N^  CO,) 
geglitbt,  ba»  entftanbene  yiarnumaluminat  Na?  Ala  04  mit  SBaffer  au*ge§ogen 
unb  bureb  CO,  serfe^t,  mobur*  man  Al?  0,  erhalt. 

*)  «lumtniumomb  AI,  (),. 

4)  tHfenorn>  unb  fiefclfaurehaltig. 


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-   401  - 


ber  ^örtefie  Körper;  bab>r  btenen  Rubinen  als  Saget  für  UljraeJ&fen,  Smirgel 
unb  Smirgelpapier  jum  Sa)leifen  unb  polieren. 

häufiger  als  reine  $fwnerbe  tommen  Serbinbungen  bon  $b>nerbe  mit 
s2Öaffer  tior ').  3"  ber  Aluminiuminbufirie  rourbe  ber  Saurjt 2)  am  loidjtigften, 
inbem  er  baS  Rohmaterial  für  faft  afle  Aluminiumprojeffe  bilbet.  Qsbenfo 
i[i  ftrbolitb, *),  eine  $oppelDerbinbung  Don  Aluminium  unb  Natrium  mit 
Stuor,  ein  jur  'Darfteflung  Don  gebiegenem  Aluminium  bis  jejjt  unentbefyr» 
tia>§  ®<{tein. 

91  u«  bem  (Betagten  teuftet  bie  ungemein  gro&e  2öid)tigfeit  beS  Alu« 
miniumS  für  bie  3ufanimenfefcung  ber  (Srbrinbe  Dermöge  feiner  überaus 
grofeen  quantitatioen  Verbreitung  *)  in  Derfelben  oljne  weiteres  ein  unb  in 
[einen  zahlreichen  Serbinbungen  [teilt  es  nicht  blofe  eine  Menge  als  anorga« 
nifa>  Stoffe  f)ö$|t  nüfcliajer  Mineralien  bar,  fonbern  liefert  and)  ^aupt» 
[ächlich  jene  Stoffe,  aus  benen  flc^  bie  Acferfrume  bilbet,  reelle  jum  ®e« 
beiden  ber  ^flanjen  notmenbig  ift,  obgleidj  bon  biefen  baS  Aluminium  felbft 
nur  in  gan$  unbebeutenben  Wengen  aufgenommen  nrirb. 

An  Aluminium  ijt  Daher  fein  Mangel.  (SS  fommt  je&t  nur  barauf 
an,  baSfelbe  glei$  bem  §ifen  aus  feinen  Serbinbungen  ju  trennen  unb  jroar 
in  möglich  grofeem  Majjftabe. 

II. 

3m  3a^re  1760  hatte  ^ßrof.  Saron  in  ^3ariS  bunt)  [eine  tfrorf  jungen 
auf  bem  (Gebiete  Der  @hemie  gefunben,  bafo  in  ber  ^onerbe  ein  noch  unbefannteS 
Metall  gebunben  [ei.  Mit  [einen  Dielfadjen,  jebod)  Dergeblichcn  Verfugen,  baS« 
[elbe  aus  [einer  Serbinbung  $u  trennen,  begann  ein  a(l[eitiger  ftampf  ber 
2öiffenfd>oft  mit  ber  Statut,  um  ib,r  baS  neue  Metall  abzuringen,  melier 
Äampf  mit  einer  berounberungSmürbigen  AuSbauer  burd)  faft  anberthalb 
3ahrhunberte  geführt  mürbe  unb  aus  meinem  ber  men[<hli<he  ©eift  enblid) 
fiegreid)  ^eroorgegangen  i[t. 

Um  baS  3<ifyr  1780  gelangte  man  nartj  neuen  (Sntbedungen  in  ber 
(vbetnie*)  511  ber  Anfielt,  ba[j  ftalf,  Saröt,  Strontian  Serbinbungen  Don 
Sauerftoff  mit  nod)  unbetannten  Metaüen,  mit  Calcium,  be$m.  Saröum  unb 
Strontium  feien  unb  baß  auch  3:ljonerbe  als  Serbinbung  Don  Sauerftoff 
mit  einem  unbetannten  Metall  Aluminium  betrachtet  unb  bementfprcdjenb 
AluminiumogDb  genannt  werben  muffe.  6s  ^anbelte  [ich  jefyt  nur  nod) 
barum,  baS  ber  2öelt  Dorjufleflen,  bem  bet  Warne  bereits  gegeben  mar.  $a 

')  XI)onerbeI)t)brate. 

»)  A\2  03  •  2  H,  O  (nad)  be«  Dorfe  „Sanr"  bei  Arle«  benannt). 
*)  Äci)olitf)=(5i&fteiii  (6übflri>nlaiib). 

*)  $rof.  klarte  fdjäfct  ben  Wcnalt  ber  feften  ürbtrufte  an  Aluminium  p 
7,8%,  ben  an  teilen  *u  nur  r>,4G°0. 
%)  Durd)  Saüoififr  unb  trieft Ijleti- 


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402  — 


man  $onerbe  al§  93erbinbung  beS  Aluminium  mit  ©auerfioff  erfannt  Ijatte, 
mar  aud)  ber  2Beg,  ba§  Wetall  ju  erholten,  einigermafeen  angebeutet.  3roifa>n 
ben  Sohren  1780  unb  1820  örrfolgten  nun  eine  grofce  Stttjabl  üon  ©f- 
lebjten  nad)  allen  Damals  benlbaren  TOetboben  ba«  eine  3»rf» 
minium  bom  ©auerftoff  $u  trennen,  Peine  ©elbmittel  unb  feine  ©eiftes» 
arbeit  mürbe  gebeut  —  ober  alles  ofjne  erfolg.  1824  fteQte  ber  beriibmte 
bänifa>  ^^Ofiter  DerSteb  eine  neue  SJerbinbung  au§  ber  Sfomerbe  ber, 
nämlia)  ftluminiuma*)(orib.  *)  Unb  ba  ibm  bie  ftorfe  o)emi[aV  Söermanbt- 
fa>ft  be«  Metalls  Valium  ju  ßblor  bf tonnt  mar,  liefe  er  eine  Pottum* 
tegierung  auf  bie  neue  Serbinbung  einmirfen.  Valium  foflte  fi<b  nun,  in» 
folge  feiner  ftorlen  Affinität,  mit  (Sfjlor  oerbiuben  unb  fo  ba§  Aluminium 
frei  mod^eu.  Ta«  nad)  OerSteb  baruefteflte  9ttuminiumd)lorib  mar  aber 
feucht.  Pottum  jerfe^t  aber  befanntlid)  heftig  ba«  Koffer  unb  bilbet  bamit 
Pattlauge,  meldjc  ftliminuium  angreift  unb  aufloht.  3U  fi^em  SRefultaten 
tont  f»  alfo  nid)t.  Or«teb  teilte  feine  bissigen  Stefultote  unterbefftn  bem 
<$öttinger  P^emifer  5Öör)ter  mit,  melier  feine  früheren  53erfua)e  eifrig  fort« 
fe&te.  3njroifo^en  gelang  e§,  trodene«  ftlumtntumttylorib  t)erjuftfflen  unb  im 
3af)re  1827  erhielt  2ööl)ler  ba«  gefügte  neue  9JJetaH,  allein  nur  in  pult) er- 
förmigem  3uf*onbf.  sJlfle  Semübungen  $Ö.,  ba«  9Huminiumpulüer,  Denn 
aud)  nur  )U  fleiuen  8tüdd)en,  511  oereinigen,  fd)lugen  febl  unb  nodnnal«  Der- 
gingen  faft  jmei  ^abr^ebnte  uuaufbörlidben  dingend,  bis  einige  tleine  Marren 
be«  gefugten  WetaflS  erhalten  mürben.  OerSteb  mag  toor)l  ber  erfte  genxfen 
fein,  melier  Aluminium  juerft  unter  $)änbfn  botte.  $>a«  Serbienft,  juerft. 
menn  aud)  nad)  bemfelbeu  ©runbgebanten ,  baS  Aluminium  bargefteflt,  eS 
al«  foldjeS  erflärt  unb  befdjrieben  ju  b*ben,  gebiert  obne  3roeifel  9öö^cr.2) 

„SÖenn  eS  ober  ju  einer  3nbuftrie  beS  KuminiumS  getommen,  fo 
üerbanfen  mir  bieS  einzig  bem  fran$öfifd)en  Gbemiter  $euri  6a  inte- 
&laUe-$ft>U(c  (1818-1881)  beffen  Harne  in  faft  allen  3roeigen  ber 
(Hernie  unb  Wetallurgie  unfterblid)  bleibt.    $aS  in  ber  ^Ratur  fo  üerbreitete 

')  Mluminiumcblorib  AI  Cl,  toirb  bargeftellt,  inbem  man  einen  Strom  von 
troefenem  CI  über  f leine,  poröfe  au«  AI,  03  unb  Sfoblc  beftetjenbe  ftugeln  leitet, 
meldje  man  jur  SRotglut  erbiet:  AI,  o3  +  3  C  +  <s  Cl      2  AI  Cl3  f  3  CO. 
(Moblenojrpbga«.) 

*)  20.  braute  ba«  Valium  in  einen  ©cbmeljtiegel  unb  biefen  in  einen  jtoetten, 
lüftdjer  bebeutenb  breiter  unb  etwa«  b&ber  mar.  $er  SRaum  gmifajen  beiben 
Ttegelmänben  mürbe  mit  2Uuminiumd)lorib  befdu'dt,  bann  ber  große  Siegel  gebeeft 
unb  erbtet.  Sralium  fd>miljt  bei  «so0,  ba«  tfrjlorib  bei  190°,  jebe«  getrennt  00m 
anbern.  «ei  gefteigerter  §ifce  mirfen  bie  kämpfe  be«  (Splorib«  auf  ba«  gefdjrnoljene 
ttalium,  meldje*  erft  bei  700—800°  ftebet.  Stad)  «ollenbung  ber  SMeaftion  mirb 
ber  Xiegel  abgefüllt  nnb  fein  3npalt,  eine  faUtge  Sd)lao!e  üon  gebilbetem  ftalium 
d)lorib  unb  oon  nod)  unjtcrfeptem  ^llumiuiumcplorib,  mit  oiel  SBaffcr  jerfe^t.  Da* 
SaU  löft  fidi,  unb  ^uruef  bleibt  Aluminium,  ein  grauem  ^uloer.  XurA  Reiben 
im  9Wörfer  tonnte  Sßöbler  c«  ui  fletncn  metaöifajen  2tfld!d)en  oereinigen,  ^a«  ift 
Nobler«  9llumtntuma)lorib^aliumpro3e6.  (n.  ftflf.) 


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-  403 


SHuminium  ber  SRenfchheit  bienflbar  ju  machen,  farj  eine  flluminiuminbuftrie 
im  gropen,  baS  mar  baS  3'^»  treibe«  er  ji<$  gefegt  ^atte  unb  er  hat  baS« 
felbe  tia<^  jahrelanger  rafHofer  Arbeit  erreicht.  * 

Deüifle  fejite  in  SötjlerS  ^rojefe  Natrium  an  ©teile  üon  Valium  unb 
an  Stelle  beS  einfachen  ftluminiumchloribS  eine  $oppelüerbinbung  üon 
Slluminiiiinajtorib  unb  Natriumchlorib,  roeldje  bei  weitem  nid)t  fo  IjbgtoSwpifd) 
unb  flüchtig  ift  wie  AI  Cl8.  WS  fttuBmittel  fügte  er  no<fc  Jfrüolitb,  bei. 
Ta3  (Gemenge  mürbe  in  einem  bieget  auf  ber  Softe  eines  ^(ammofenS  erhifct. 
'Der  ^rojefj  bleibt  alfo  mefentliet)  berfelbe  roie  bei  SCÖöljler.  ^tber  baS  ab* 
i^eic^iebene  9üuminium  fliegt  hier  im  gefdjmoljenen  ftrüolith  $u  einer  einigen 
Waffe  jufammen.  $)iefe  SRetljobe :DeüiüY§  (Wluminium*Natriumchlorib-Natrium» 
^rojefc)  war  üon  1860—1885  ber  einjige  Wuminiumprojefe  im  grofeen. ') 

2BaS  ben  $reiS  beS  Aluminiums  betrifft,  fagt  Nüf,  fo  mar  er  bei 

39*ginn  Don  DeüiuYS  SBerfuchen  gerabeju  ungeheuerlich,    damals  fam  1  kg 

Natrium  auf  naljeju  2000  $r.    33ebenft  man,  baß  jur  #erftellung  üon 

1  kg  Aluminium  3  kg  Natrium,  9-10  kg  beS  ebenfalls  feljr  fofifpieligen 

$oppelchloribS  unb  3—4  kg  Ärüotitb,  üon  Nöthen  waren,  fo  gibt  baS  eine 

3bee  üom  floftenpunft.   Aluminium  mufete  bamalS  im  greife  ben  flönig 

ber  Metalle  um  baS  3roei*  bis  Dreifache  übertreffen.    3m  3ah"  1855 

fan!  ber  $reis  auf  1000  gr.,  1860-1862  auf  ca.  130  ftr.,  üon  ba  an 

aber  nur  noch  unbebeutenb,  fo  bafe  im  3oljre  1887  baS  Kilogramm  auf 

nod)  faft  100  $r.  fam.    1884  lieferte  bie  ftabrif  Aluminium  für  baS 

2öafhington»$entmal  ju  ca.  80  $r.  baS  Kilogramm,    ©inen  neuen  Wuf= 

fd)mung  nahm  5)eüifleS  ^rojefr,  als  (Saftner  in  Nem*?)orf  im  3atjre  1886 

eine  ganj  neue  $arfteflung  üon  Natrium  in  9lmuenbung  brachte.  -)  3" 

Olbburü  bei  Birmingham  bunte  bafjer  1889  baS  kg  breits  ju  40  ftr.  üer* 

fauft  werben.  Nachbem  aber  in  ben  legten  3a^ren  bie  elef trifte  9Uumimim« 

gewinnung  ben  ^JreiS  plö&Iid)  noch  um  80— 90"/,,  rebujierte,  fann  fic^  auch 

bie  üerbefferte  (5ajtner«$eüille  Niethobe  nicht  mehr  galten  unb  eS  mußten 

bann  auch  bie  S3er|ud)e,  bie  chemifcf>en  Nfethoben  beizubehalten,  aufgegeben 

werben,  benn  fte  (önnen  ben  ftouturren£«&ampf  mit  ber  elettrifdpn  $ar* 

fieflungSweife  ber  ©egenwart  nicht  aufnehmen. 

  (rjortfefcung  folgt.) 

•)  Nach  $eoiÜY8  SRetbobe  bereitete  Aluminium  bie  ftabrif  m  Salindres  bei 
Alai»,  ftranfreieb,  bt*  1885  ber  emsige  Muminiuminbuftrieort  Der  SBelt.  $ie 
4!erfud)äfabrif  S)eöiHe8  jn  3aoel  ($an8),  oon  Napoleon  III.  geförbcrt,  probujterte 
per  lag  2  kg,  gu  Salindre«  ftieg  bie  jährlich«  $robuftton  oon  1860—1887  oon 
1000  auf  2042  kg. 

*)  $>urd)  NtbuMon  oon  feftem  sIltjnatron  Na  O  H  mit  ftifenfarbib  Fo  c, : 
3  Na  O  II  +  Fo  C2  -  3  Na  +  Fe  +  CO  +  COa  +  3  H.  <E>ie  HuSbeutc  betrug  90% 
gegen  30%  bei  ^cDitte'*  $rojc&. 


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-    404  — 

(H.  B.) 
4. 

DaS  menf#lia>  teufen  f>at  bie  grage  naa)  bem  3"^  beS  Wenfäen 
unb  baljer  au$  ber  (Srjieljnng  feljr  üerfcfcieben  unb  fi$  oft  roiberfpret&enb 
gelöft.   SJerüljren  roir  bie  roi^tigften  Antworten.) 

Die  erfte  fieljt  in  fia)  felbjl  baS  3iei  aller  grjietjung,  pellt  fuft 
fomit  auf  ben  Stanbpunft  beS  egoiflifaVn  WufcenS;  bie  6rjie$ung  foO  ben 
Wenfa>n  fo  rafd)  als  möglid)  ju  einer  Arbeit,  $u  einem  Sadj  unb  Beruf  ge« 
jdjicft  machen,  bainit  er  felbftänbig  fein  $rot  Oerbienen  unb  ein  eljrliaVS  AuS* 
(ommen  finben  !ann.  tiefer  Stanbpunft  beS  guten  DurdjfommenS  ifi  ein 
roeit  öerbreiteter  unb  tjat  fi$  in  manaVm  6(ternl)aufe  eingebürgert.  Da  f etjl t 
iebeS  ibeale  3**1;  ©eminnfudjt,  9tei$  werben,  ©enießen  unb  SBeftyen,  Dom 
irbifd)en  ©Ute  einen  möglicfyft  großen  Wufcen  jiefyen,  baS  finb  bie  Qitlt  biefer 
ffrjieljung.  Die  fd)lauefte  Selbftfudu"  unb  bie  Ijitrtefte  9tüdfi4)tSloftgfeit  müffen 
bie  folgen  fein.  9ha)t  bie  Sittlidffeit  bilbet  bie  Worm  beS  ßebenS,  fonbem 
ber  einfeitigfte  ßgoiSmuS,  ber  nur  für  fid>  lebt  auf  fidj  fa)aut,  ade  anbern 
9Wenfa)en  unb  bie  gatue  in  feinen  33ereid)  fommenbe  2öelt  nur  in  ben  Dienfl 
feines  Sgo  ftellt.  ©eroiffenljaftigfeit  unb  fokale  5öoljlfaljrt  finb  ba  unbetannte 
begriffe.  Söoljin  mufj  eine  foldje  (Srjieljung  führen?  3UC  Ausbeutung  unb 
llnterbrüdung  beS  Webeumenfcfyen  —  ju  ßug  unb  Srug,  ju  einem  Staub* 
fyftem,  roo  baS  9tea}t  beS  Stärfern  auSfa^laggebenb  ift.  2öenn  fie  au$  feiten 
in  itjrer  ganzen  9tadtfyeit  auftritt,  fo  tann  unb  wirb  fie  bo$  au$  ba  fa>n 
gefiu)rli#,  roo  ber  Srroerb  materieller  ©ttter  unb  baS  eigene  2Öotjl  aflju  ein« 
feitig  in  ben  Sorbergrunb  gefteflt  roirb. 

Die  jroeite  fieljt  im  Staate  baS  3"l  oller  Srjieljung.  So 
lehrten  fd)on  bie  alten  ^erfer,  fo  ^JMato,  fo  ganj  befonberS  bie  Spartaner. 
3n  biefer  rein  politifaVn  Srjieljung  iß  ber  {wuptjroed ,  baS  fttnb  jum 
Staatsbürger  ju  ergeben ,  iljm  fid>  oofl  unb  ganj  ju  unterwerfen,  auSftfcliefe* 
litt)  unb  nur  für  iljn  unb  wegen  iljm  $u  leben.  DaS  Snbioibuum  geljt  im 
Staate  auf,  f>at  fein  3?ed)t  für  fi#,  bem  StaatSjwed  müffen  fit$  aDe  feine 
leiblichen  unb  geiftigen  Gräfte,  alle  feine  Neigungen  unb  #anblungen  anpaffen. 
Alles  gebt  unb  lebt  nacfc  ben  üom  Staate  feftgefefcten  formen.  3ebe  freie 
unb  fetbftänbigt  (Sntwidlung  beS  (SinjelwefenS  ift  ba  unmöglia),  jebe  inbi« 
Dibuelle  f^Frei^ett  Dernid)tet.  eine  fola>  (Srjieljung  müjjte  nun  Kommunismus, 
}um  reinften  Sozialismus  führen. 

Diefe  beiben  Söjteme  fuc&en  ben  SrjieljungSjmed  in  einanber  ganj  ent* 
gegengefefcten  3'd*n.  Dem  erften  ift  baS  (5go  aQeS,  bem  jroeiten  ber  Staat 
ober  bie  Sozietät.  Die  übrigen  Spfleme  neigen  balb  meljr  auf  biefe,  balb  me^r 
auf  bie  anbere  Seite.  Die  einfeitig  realiftifdje  5Ri4)tung  üerfinlt  bem  Wateriali«* 


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-    405  - 

mud  unb  fällt  baburch  bem  €goi«mu«  antjeim;  bie  einfeitig  patriotifche  9ciaV 
tung  nähert  fi<h  bcr  fojialiftifchen.  £>öher  fielen  bie  humaniftifche,  äfthetif  d)e 
unb  moratifche  ober  etf)if<h«  Stiftung.  $ie  erfte  roiH  bem  jungen  SRenfd>n 
eine  tüchtige  alMfaffifa>  Silbung  geben,  bie  jmeite  roifl  ihn  ju  einem  Sfbeal- 
menfchen  ergeben,  in  bem  alle  feine  ftähigfeiten  beratt  Ijarmonifd)  au«gebilbet 
finb,  bafe  et  als  üoflenbeter  9Jlenf<h  bafteht,  als  boflenbete«  Äunfhoerf;  Die 
britte  enblich  null  ihn  jur  Sittlichfeit,  ju  einem  fittlichen  ^arafter  evjiehen, 
jieht  aber  bie  (Srunbfüfce  be«  fittlichen  Seben«  au«  einer  rein  rationaliftifchen 
$$tlofoptye,  ber  jeber  autoritativ  ©runb  fehlt.  <5ine  trodene  93erftonbe«moral 
ift  ba«  <5rgebni«. 

9lfle  biefe  (SrjiehungSftofteme  ^aben  etroa«  2üaf)re§  an  fich,  finb  aber 
einfeitig  unb  ungenügenb;  leine«  erfaßt  ben  ganzen  9Wenfchen,  feine«  beffeit 
oofle  Lebensaufgabe.  $)a«  tt)ut  nur  ba«  chriftlidje  drjiehungSbrinjiö. 
(SS  oerföhnt  ben  Selbftgebanfen  mit  bem  StaatSgebanfen,  inbem  e«  bie  Selbft» 
liebe  unb  bie  9ted>te  be«  Staate«  auf  ba«  redete  2Jcajj  jurüdführt  unb  ben 
3Jcenfchen  als  inbioibuefleS  unb  fojiale«  Söefen  auffafet.  $em  SReali«mu8  unb 
^atriotiämu«  (äftt  e«  innerhalb  beftimmter  Schranfen  oofle«  Stecht  julommen, 
bie  humaniftifche,  äfthetif  che  unb  moralifche  33ilbung  jiefjt  e«  al«  tröftige 
Wittel  herbei  unb  betrachtet  fie  a(8  öerfc^teöenc  Seiten  ber  mcnfchlichcn  5BiU 
bung.  $)iefe  aber  befteht  ihm  in  ber  (Erhebung  be«  jungen  9)lenfchen  jum 
natürlichen  unb  übernatürlichen  (Sbenbilbe  ©otte«,  jum  lebenbigen  Wbbilbe 
be«  Schöpfer«,  al«  toeldje«  er  afle  feine  inbioibueflen,  fokalen  unb  religiöfen 
Pflichten  treu  erfüllt,  baburch  feine  irbifche  unb  etoige  SBeftimmung  erreicht. 
$)a«  chrift(ia)e  SrjiehungSfoftem  allein  ift  allfeitig  unb  natur- 
gemäß 


ßit  bcut(*d)rn  SdjulmeilUr  5.  I).  btr  |}rimarlel)rer 

btr  J&tabt  Pu^  1460—1895. «) 

OBon  a.  Hfdnoanben,  ßtbrer  in  äug.) 
(Sortfefcung.) 

Nachtrag  ju  Seite  313  —  $>eft  10. 

1552  Seat  föinmalbcr,  beutfeher  Schul»  unb  Hechenmeifter  unb  SBürger 
oon  3ug,  jog  1559  am  Dienftag  naa)  Neujahr  nach  Surfee,  n>o  er 
bi«  ju  feinem  Stöbe  (mehr  al«  20  3«hte)  öl«  Schulmeifter  roirfte. 

©olfgang  SWetjet,  ehlicher  Sohn  be«  Schulmeifter*  3af.  5Wer>er  unb  ber 
Hnna  Seife  trat  mit  feinen  jmei  Sanbsleuten  3afob  #ufer  unb 
Johann  ©ugelj  am  27.  Sept.  1582  in  ba§  Kollegium  £>etoetifum 

')  NB.  <£rgän|ungen  unb  Berichtigungen  finb  febr  toUUontmen  unb  follen  SJer» 
roertutiö  finben. 


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-    406  - 

ju  Wailanb  al§  Stiebet  eines  ber  24  ftreipläfce,  bie  bct  8ifa>f 
Don  Äonftanj  für  bie  3*i*  feines  SebenS  im  ipeloetifum  foeben  ge» 
[tiftet  Ijatte.  $ie  flaffifd^e  Suft  unb  SebenSart  fajlug  aber  bem 
21  jährigen  3u9et  "bei  an.  6t  rourbe  ttänllia),  Ijätte  o$ne  ferneren 
©$aben  ber  ©efunbfyeit  nia)t  länger  in  Etailanb  öerroeilen  tönnen 
unb  teerte  roieber  an  bie  ©eftabe  beS  3u9crfee$  jurüd.  Mm  26.  Sluguft 
1588  bitten  Simmann  unb  3fat  oon  3"fl  äarbinal  SorromauS, 
it)ren  Mitbürger  Söolfgang  Wener,  beS  ©c&ulmeifterS  %alob  Wener 
ffjdia>n  ©oljn,  beS  eiblid>en  5Berfprea)enS  ju  entbinben  ober  baSfelbe 
abjuänbern,  ba  Söolfgang  niajt«  beftoroeniger  ^riefter  roerben  rooüe. 
$ie  SMtte  rourbe  gewährt.  SBolfgang  fam  1588  auf  bie  ftreujpfrünbe 
bei  et.  DSroalb.  1589  rourbe  er  ©tabtpfarrer,  refignierte  aber  balb, 
tarn  auf  bie  ©d>roarjmaurerpfrünbe  unb  ftarb  1589  ben  2.  «uguft. 
©ein  23atet  ©d&ulmeifter  3af.  Weger  ftarb  aber  eeft  ben  8.  floo.  1613. 
GJef.  SKittcilung  beS  R.  D.  Stymann  im  ^riefterfeminar  in  Gfwr. 

1606  Baliafar  ©ermann,  53urger  unb  ©ajulmeifter  oon  3ug,  rourbe  1604 
am  $onerStag  nad)  ^ßfingften  ©djulmeifter  in  ©urfee,  aber  gegen 
ben  Sitten  beS  bortigen  SeutpriefterS  unb  beS  bamaligen  ©a)ultljeifeen 
<Dtid)ael  ©dmnber,  mit  benen  er  naa^er  Mnftänbe  Ijatte.  1606  jog 
er  naa)  3ug,  rourbe  aber  1610  auf  «Martini  roegen  Unfleife  unb 
klagen  ber  Jöürger  entlaffen.  6r  $ielt  fid)  bann  roieber  in  ©urfee 
auf,  fc&rieb  1616  baS  Urbar  bec  bortigen  ©t.  Hnna-^frunb,  eine 
DortreffIia)e  falligrapf)if$e  Arbeit  mit  prächtigen  Initialen,  unb 
nennt  fi$  barin  33al$  ©ermann,  geroefener  ©a^ulmeifter  oon  ©urfee. 
©efäHige  SKitteilung  beS  bodj».  §errn  ftuftoS  unb  ©tabtardjioara  Sc<f 
in  ©urfee. 

©d)ulmeifter  $>ai>tb  $amd  Sa>ab  roirb  1645  Seifafe  in  3ug,  jog  aber 
fdron  im  folgenben  3al)re  naa)  33aoen. 

1662  SajaroS  SRüUer,  geb.  15.  Slpril  1638,  ©ofjn  beS  Äonrab  unb  ber 
SJarb.  Sogt,  ein  unermübeter  Wann,  ftarb  lebig  1679.  3&m  rourbe 
befohlen,  bafe  er  ni$t  me&r  SSafanj  (jatte,  als  am  Dienstag  unb 
Donnerstag  nachmittags. 

1679  3uni  beu  23.  §att«jb*ra,  »adjraann,  geb.  1628  ftoo.  23.,  ©o$n 
beS  3of.  ©ottf)arb  unb  ber  Regula  $erbtlin;  rourbe  fyn  bei  ber 
SSaljl  uoa)  ganj  befonberS  befohlen,  bafe  er  nad>  ber  ©djule  ben 
Gfaralgefang  leite,  bie  ©d)üler  jur  Äirdje  füljre,  üor  unb  nad)  bet 
©d)ule  ben  englifa)en  ©rufe  bete  unb  bafür  forge,  bafe  bie  SRefreationen 
ber  flnaben  aufeerljalb  ber  ©tabtmauern  ftattfinben.  1685  beflagte 
er  fia),  bafe  ein  geroiffer  Söalj  Weener  in  ber  Filiale  Oberroit  ©a)ule 


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halte.  'Der  5Rat  aber  entfehieb,  ba  in  Obermil  meiftenS  «Dtabchen,  ber 
2öeg  in  bie  Wäbchenfchule  nach  3ug  gar  roeit,  bet  Sdmlmeifter  ja 
oljnebieS  feine  Schitierinnen  aufnehmen  bflrfe,  möge  Eiefcener  fortfahren, 
jeboch  mit  33efa>ibenfjeit.  ©teilen  SahreS  fiarb  feine  grau  „Don  einer 
Stube  ooü  ftinber  meg."  $a  felbft  baS  Falliment  in  AuSficht 
ftanb,  bat  Söadjmann  um  ©ehaltSerhöhung,  melche  jährlich  mit  1  fruber 
£>olj,  4  guten  ©ulben  unb  für  laufenben  ^aljreS  ejtra  mit  8  ©ulben 
bemifligt  mürbe.  3etjt  fing  er  noch  an,  nebw  ber  Schule  eine 
Weigeret  ju  betreiben.  $e$roegen  jeigte  ihm  ber  Untermeibel  an, 
wenn  er  beS  Wengens  fich  nicht  gänzlich  enthalte,  werbe  fein  $leifa)= 
Dorrat  für  bie  eigentlichen  Wtefcger  Dogelfrei  erllärt.  «Hein  er  feierte 
ftd)  nia^t  an  biefen  Sefeljl.  1686  beu  8.  3uni  mürbe  gellagt, 
Fachmann  gebe  feinen  ßinbern  ein  fchlechteS  93eifpiel,  fyabt  ben  la» 
teinifchen  S<hulmeifter  Reifer  im  3immer  oor  ben  Schülern  gegolten, 
beläftige  bie  Machbaren  mit  meiern  ianjen,  Springen,  Singen  unb 
mit  feinen  üblen  <D?e£ggerüchen,  fyaUt  in  feinem  £)aufe  gefährliche  unb 
öerbächtige  ^ufantnteufünfte  unb  begegne  feinem  Schroager  Secfelmeifier 
£olin  grob.  Auf  bieS  hin  öc9a&  oer  Ammann  ber  Stabt  3"9 
in  hfchft  eigener  ^erfon  ju  biefem  trofcigen  ^ßäbagogen  unb  eröffnete 
ihm,  ba&  er  auf  bie  erfte  Diesbezügliche  &lage  hin  ber  Schule  entfefct 
merbe.  Allein  auch  bieS  fruchtete  nichts.  9113  er  balb  barauf  mieber 
Dor  Äat  zitiert  unb  ihm  baS  Wengen  Derboten  mürbe,  ertlärte  er, 
lieber  bie  Schule  als  Das  Mlefcgen  aufgeben  ju  moQen.  $)er  Unter* 
meibel  mufjte  beSroegen  bie  Schüler  augenblicflich  fortjagen  unb  bie 
Schule  fchliejjen.  $>effenungeachtet  mattete  er  feines  Amtes  noch  ein 
3ahr.  $a  aber  ben  14.  3uni  1687  geflagt  mürbe,  roie  Fachmann 
unb  fein  Sohn,  ber  ^ßartijt,  Knaben,  melche  ihren  Altern  ©elb  ent« 
roenbet,  „Unterfchlupf  gemähren  unb  anbere  fchänbliche  ZtyiUn 
begehen,  baten  beibe  (uiefädig  Dor  9lat,  man  möge  fie  nicht  Don  ber 
Stelle  entfernen.  Allein  jefct  mar  Das  Wafe  Doli!  Öeibe  mürben 
beS  AmteS  entfe&t.  (Sortfc&unQ  folgt.) 

AWtnjefl.  A*9lh.  5>en  16.  3uni  Derfammelte  fich  bie  fantonale  ßehrcr- 
fonferenj  recht  jahlreia)  in  2Balb.  AIS  £>auptthema  tarn  zur  Spraye: 
33eraufchaulichungSmitte(  in  ber  appenjellifchen  ^rimarfchule.  $>er 
Arbeit  DeS  Referenten  lagen  bie  £efen  ju  ©runbe:  1.  Alles  Semen  grünbet 
fich  auf  Apperzeption;  2.  $ie  Apperzeption  oerlangt  unbebingt  roirflidje 
^(nfchauung  Der  Cehrgegenftänbe  in  natura.  Silber,  3eu$nun9cn'  2öorte 
ftnb  als  SeraufchaulichungSgegenftäube  nur  in  fomeit  juläfftg,  als  fie  ft<h 
auf  fa)on  früher  erroorbene  flare  SorfteDungen  ftü&en  fönnen.  AÜer  Unterricht 


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nmfe  in  erfier  ßinie  jKimatfunbe  fein.  3n  ben  obern  klaffen  teilt  fia)  biefelic 
in  bie  einzelnen  3roc'9c  be§  &pra$unterri$te$,  meiere  \\<f)  aber  iärntüd? 
immer  auf  bie  §eimatfunbe  flüfcen  fofleu.  —  Die  Äonferenj  befdjloti  bann 
uod),  bie  2anbe5f4)ul(ommiffioM  $u  erfudjen,  Tie  möchte  bie  i$xa$e  prüfen, 
ob  ba«  üon  §errn  Seljrer  ianner  in  £>erifau  nad)  ber  neuen  ©<$ulroanbfarte 
angefertigte  ÄantonSrelief  Derüielfältigt  werben  fönnte,  um  bafelbe  fobanu  als 
Söeranfa)aulia)ung«mittel  im  ©eograpbjeunterridjt  möglia)ft  Dielen  Spulen  ju* 
gänglid)  mad>en. 

Sern.  Die  b&ilofopfjifcfy;  ^fafultät  iljn  Sern  Ijat  in  tr)rer  legten  ©i&uug 
£>r.  ßefjrer  Wug.  (Srb  au8  {Rheinau,  SHitglieb  ber  „JBurgunbia"  (früher  3&a»n9 
beS  SefyrerfeminarS  in  3ud)»  Sum  Dr.  phil.  magna  cum  laude  promoüiert. 
Seine  Diff  ettation :  „Das  Älofter  Steinau  roäfjrenb  bec  Ijelüetifdfen  töeüolution" 
ift  al§  öorjüglia)  tariert  roorben.  —  #erjlic&e  (Gratulation ! 

©laruS.  Die  (autonale  Seljrer  *  tfonferenj  in  9Wofli5  befyanbelte  ba* 
Steina:  93ebeutung,  ""b  SRetfwbil  be$  ©efangunterria)te8  in  ben  glar* 
nerifdjen  ©acuten.    Die  biSfutierten  Siefen  lauten  roie  folgt: 

1.  Dem  ©efangunterridjt  in  ben  glarnerif$en  ©a)ulen  fommt  bleute  eine 
fyöljere  Sebeutung  toie  früher  ba  er  in  ben  jene  fo  frfyr  beljerr* 
fdjenben  9$erftanbeSunterri($t  angenehme  9lbmea)Slung  bringt  unb  erfter 
gaftor  ift,  ben  Ijeute  im  Webergang  begriffenenen  Soltegefang  neu  ju 
beleben. 

2.  Die  gforberungen  beS  glarnerifoVn  ÖeljrplaneS,  Abteilung  ©efang,  fyaben 
baS  im  ©efangunterridjte  roirflid)  Erreichbare  im  Äuge  unb  entfprec&en 
bem  bura)  bie  Sebeutung  bebingten  Q\tU.  Iber  bennod)  roirb  biefe* 
in  monomer  ©$ule  ntd)t  erreicht.  9lÖjü^rlicr>  einge&enbere  Prüfung  üon 
feiten  beS  Sit.  3nfpettorat8  mürbe  (ebenfalls  bie  befte  SBirfung  er» 
jielen. 

3.  3n  ber  9Jtetl)obe  ^errfc^t  noa)  ntd^t  Uebereinftimmung,  ba  naa)  fegen, 
abfoluter  unb  rationeller  2öeife  unterria^tet  roirb.  (finlpit  foflte  au$ 
r)ter  erftrebt  werben,  inbem  biefer  $u  lieb  unb  ber  Erfahrung  entfpre- 
a)enb  nur  bie  abfolute  9Hetl)obe  jur  Slnroenbuug  fommen  foflte. 

4.  Weben  ber  ?Retljobe  finb  eS  bie  Öeljrmittel,  Sabeflenroert  unb  ßieber» 
bud),  bie  bem  ©efangunterridjte  bie  roaljre  Jöebeutung  ju  geben  ber« 
mögen  unb  beffen  3^  i"  erreichen  Reifen. 

5.  Die  bis  jefct  gebräud>lid)en  Xabeflenroerte  tjaben  fauptfädjlia)  beS  über* 
Dielen  ©toffeS  roegen  $u  feinem  befriebigenben  9iefultat  geführt.  Gin 
joldjeS  mit  #ef<$ränlung  jenes  auf  ein  Minimum,  auf  ba«  in  allen 
©dnilen  (5rreio*|Dare,  roäre  ni  begrüben. 

6.  9ln  ein  Sieberbua)  für  ©a)ulen  finb  folgenbe  Dier  Sorberungen  ju 
fteflen: 

a)  6in  fola>8  barf  roeber  Sfrorie  nod)  metl>obifa>n  ÜbungSftoff  (Xreff* 
Übungen)  enthalten. 

b)  3n  bemfelben  müffen  in  erfter  Öinie  baS  fdjroeijer.  $olf$«  unb  Dor 
allem  baS  $aterlanb3üeb  berüdfia^tigt  fein. 

c)  Die  lieber  foflen  ftufenmäfeig  naa^  bem  ©rab  ber  mufilalifa>n 
unb  teytlia)en  ©a)roierigfeiten  georbnet  fein. 


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d)  Die  $reiSf)öf)e  beS  $ud)e8  fofl  ber  Abgabe  beSfelben  au  beii  aus» 
trctenbfii  ©$üler  nid»"  $tnbrrnb  im  üßege  fielen. 

7.  Dem  Eeftreben  nad)  Hebung  unb  5Befferung  beS  ©dmlgefangeS  in  ber 
©(fyoei}  Derbanfen  bie  fo  jal)lreid)en  Öeljrmittel  i^rc  (Sntfteljung;  3ier= 
fctnebenljeit  in  ben  Auftakten  übet  SHetljobe  unb  Anlage  berfelben  Ratten 
einen  raffen  2Bed)fel  ju  fjotge. 

8.  hieben  9iudftufjl,  bem  obligatorifdjeu  ©efaugSlefjrmittcl  in  ben  ©dmlen 
beS  ftantoitf  ©laruS,  finb  eS  3rociffI§  w$elöetia"  unb  SJteberS  „Sieber- 
ftraufj",  bie  ba§  3ntereffe  ber  glarnerifdfen  fieljrerfdjaft  am  metften 
in  Aufprucfc  nehmen. 

9.  (Singeljenbe  fadjlicfce  9Jergleidmng  berfelben  ju  einanber  unter  fpe$iefler 
5)erüdfidjtung  ber  unter  Stjefe  G  aufgefteflten  ©runbforberungen  giebt 
„3roeifer  entheben  ben  $orjug  bor  „ÜturfftuW"  unb  „Weöer." 

rourbe  alSbann  ein  Äomitee  befteflt,  meines  bie  ganje  Angelegenheit 
nodmials  reiflid)  ju  erwägen  unb  an  bie  nä#fte  ßonferenj  93eria>t  unb  An» 
trag  $u  bringen  $at. 

Sutern.  Die  fantonale  ÖeJjrerfonferenj  finbet  ben  23.  September  in 
2öoljlfwfen  jiatt.  AIS  £aupttl)ema  mürbe  beftimmt:  „2öie  tonn  burd)  bie 
©dmle  bie  Siebe  jur  2anbmirtfa*)aft  gepflegt  unb  beförbert  roerben!" 

St.  (hatten.  grüljtingSfonferen$  ber  öefjrer  Dom  tfeebejirk. 
27.  2Rai  1895. 

Eintöniges  9tegengeplät|d)er  roedte  m\ä)  auS  bem  „füfeen"  borgen* 
fd)laf.  Ungemütlich  ging«  ans  lüften.  ©djledE)te§  SBetter  unb  ein  weiter 
2öeg  nad)  ber  3roei»9tofenftabt,  brunten  am  frönen  ft.  gatlifd)en  Canbeft» 
rointel,  roarteten  meiner.  Das  mar  nichts  für  gute  Stimmung.  Wein 
einjigeS  ©tubium  ging  nur  auf  baS  AuSfud)en  ber  trotfenften  ©trafeenftellen, 
ba mit  i et?  mein  ßleib  fo  arg  nidjt  befa^mutje,  mie  ber  ^ßflafterljanneS  baS 
feine.  Jlaä)  einem  jmeiftünbigen  ^arfc^e  mar  id)  ouf  ber  ©tation  ©.  Da 
traf  id)  etliche  meiner  I.  AmtSgenoffen  unb  aud)  meinen  guten  iperrn  Onfpeftor. 
Der  eben  baljereilenbe  3U9  bradjte  bie  Kollegen  aus  ber  (Sinrofenftabt.  Auf 
ber  furjen  ^af)rt  ftubierte  id)  neue  ©efidjter.  3m  alten  Äonferenjbaufe, 
ber  Örauerei  ©mür^arfa^afl,  angetommen,  traf  man  fd)ou  bie  meiflen 
Äouferenjmitglieber.  Jpänbebrüde,  fältere  unb  märmere,  nebft  trüber-  unb 
AfltagSgrnjjen  mareu  in  erfter  Cinie  ju  haben.  ??a#  einem  fteinen  „3nttni" 
gingS  an  bie  Arbeit.  Das  roeihboQe  „Jpör  unS"  mürbe  als  (SröffnuugSgefang 
gewählt.  Der  frif4)e  x*5utuacf)5  Don  gutem  ©timmaterial  in  ben  Üenören 
^at  unfern  ©6,or  fe^r  gehoben.  —  3n  feinem  (SröffnungSmorte  ftreifte  ber 
J£)ert  ^räfibent  (9?eaQer)rer  SRüegg,  SRapperSwil)  bie  §rage  ber  ft.  gaflifdjen 
Cehrerbilbung  unb  baS  50  *  jährige  Sehrerjubiläum  beS  Jprn.  £offtetter  in 
©chmeriton.  Die  ©aljtgef^äfte  gingen  fchueH  unb  glatt  bor  fid).  3n  f^otije 
Ablehnung  beS  bisherigen  ^räfibenten  mürbe  £>err  Öfd)  in  3oua  als  erftes 
Wütglieb  ber  ftommiffion  gemäht.  3l,,n  Aftuar  mürbe  iperr  galtet  in 
ßfdjenbad)  unb  jum  (Sefangleiter  Jperr  ©ajenf  ebenbafelbft  ertiefen. 

AIS  erfter  JRef ereut  trat  $)oa)m.  #err  ^rof.  ftüf)  in  Ujnad)  auf.  ©ein 
Vortrag:  wuber  bie  erjie^erifd)e  $l)ätigfeit  beS  SehrerS"  mar  eine  Arbeit 
großen  glei^eS. 


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Der  ©eift  unfereS  3«talter$  ift  ber  beS  rofjen  WaterialiSmuS.  6r  tritt 
einer  mahrhaft  guten  Srjiehung  fc^äbigenb  in  ben  3öeg.  DaS  (SlternhauS 
oernad)läffigt  |el)r  oft  bie  (Sruehung.  —  Der  Setter  mujj  ergehen;  benn  er 
ift:  1.  Stefloertreter  ber  (Sltern.  2.  Wenfchenfreunb  unb  (Shrift.  Der 
Cetjrer  fann  ober  nur  bann  mahraft  ergeben,  wenn  er  fich  baS  JBertrauen 
ber  Äinber  erworben.  Da«  ftauptaugenmerf  hat  er  auf  bie  SßiflenSbilbung 
rieten.  9118  förbembe  Wittel  bienen  ihm:  a.  <5ine  gute  Disziplin, 
b.  ^Belohnung  unb  Strafe,  c.  Die  Sdmlfftcher.  ©efchichte  unb  (Geographie, 
d.  Der  SerufSeifer  be§  SeljrerS  felbft.  ©erotffenhafte  Vorbereitung.  Der 
£>err  Siebner  t)atte  ben  Stoff  nach  allen  Seiten  fjin  erfdjjöpft,  barum  mar 
benn  auch  bie  DiSfuffion  eine  feljr  furje. 

£>err  Steafle^rer  Ofterwalber  Don  9iüpper8wil  referierte  fobann  in  Dor* 
jüglidjer  9lrt  unb  2Öeife  über  bie  ft.  gaflifct)e  ßehrerbilbung.  3ebe  ber  Siefen 
beö  Referates  öon  &errn  Seminarlehrer  Borger  würbe  genau  auf  ihren 

Söert  unb  ihre  SluSführbarteit  geprüft.    $b<|e  1.  beS  &errn  9JI  tautet: 

3um  3roetfe  fmec  grünbliajeren,  aflgemeiu'Wiifenfchaftlichen  unb  beruflichen 
SluSbilbung  ber  ^ßrimarlehrer  ift  bie  SeminarbilbungSjeit  oon  3  auf  4  ^aljre 
ju  oerlängern. 

$err  C.  .  .  .  fteflte  eine  gegenteilige  %i)t]t  auf,  nach  beren  Sinn  nicht 
bie  SeminarbilbungSjeit,  wohl  aber  bie  Qaty  oer  SRealfchiilfurff  Don  jwei 
auf  brei  erhöht  werben  müßten. 

$h<!<  2  beS  $rn.  9R.  erhielt  nod)  einen  ßufafe  ""b  lautete  nach  beim 
felben  fo:  Der  bisherige  Sehrplan  ift  Unterrichtsprogramm  beö  4-furfigen 
Seminar^,  bodj  fofl  bie  berufliche  öilbung  Dormiegenb  fein. 

Sef)r  richtig  bemerfte  ber  $x.  Referent,  bafc  bie  Pflege  ber  SRutterfpractjc 
auch  bei  einem  britten  StealfurS  eine  Diel  beffere  fein  fönnte,  als  es  bei  ber 
jefcigen  Seminarjeit  ber  ftafi  fei.  (Sr  betonte  fobann,  bafe  baS  Seminar 
Don  erfter  Stunbe  an  in  jeber  53e$ief)ung  eine  9Rufterfchule  fein  fofl.  Den 
Seminarlehrern  ruft  er  ju:  ®eb,et  mehr  hinaus  in  Dorf*  unb  ßanbfchulen. 
Unb  erft  bie  ©elbfeite;  bringt  bie  etwa  feine  Schmierigfeiten?  Die  eitern 
werben  fid)  Don  nun  au  boppelt  unb  breifad)  bejinnen,  elje  fie  ihre  Söhne 
in  ein  4*furfige8  Seminar  fanden.  Die  beffern  tföpfe  roenben  Ha)  bem 
^oflbienfte  ju.  Da  muß  man  fid)  nicht  fo  lange  quälen  unb  martern  bis 
man  eine  rentablere  Steflung  §ai,  als  etwa  in  einem  abgelegenen  Dörfchen 
für  jährlich  1230  f5fr.  aller  Öeute  ftechttjuer  fein.  Wlan  fpielt  fo  gern  $runipb 
mit  einer  beffern  beruflichen  2luSbilbung.  Talent  macht  tytt  baS  meiflc. 
Wud)  mit  4  Seminarfurfen  werben  bie  Schwachbegabten  nicht  Diel  teiften. 
Der  gegenwärtige  fietjrplan  beS  Seminars  bürfte  hinfichtlid)  beS  SRufif«  unb 
lanbmirtfdjaftlichen  Unterrichtes  eine  bebeutenbe  töebuftion  erfahren.  Die  hier 
gewonnenen  5—7  Stunben  fönnte  man  ber  beruflichen  SSilbung  ftct>er  ganj 
gut  juhalten.  So  ber  £err  Referent !  $n  ber  DiSfuffion  ging  cS  recht  lebhaft 
ui.  SBarm  unb  heftig  würbe  Die  *Dcorgerfd)e  %ty]t  Derteibigt.  3n  ber 
Mftimmung  fiegte  bieie  mit  IS  gegen  14  Stimmen,  welche  ju  ©unfien 
berjenigen  beS  ^errn  O.  .  .  .  fielen. 

Die  britte  %ty\t  beS  fantonalen  Referenten,  welche  lautet :  „Die  4>eran« 
bilbung  ber  ^ßrimarlehrer  ju  tüchtigen  ftortbilbungSfchufleljrern  foll  gebührenbe 
9lufmertfamfeit  gefa>enft  werben",  würbe  ganj  geftrichen.   Die  Seljrer  beS 


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©eebejirfS  pellen  ficf)  bei  (ein  günftigeS  3eu9"^  werben  bie  Cefer  benfen. 
$)ie  lefctjährige  £)erbftfonferen$  stimmte  nämlich  einein  uortrefflidjen  Referate 
bei,  baS  bie  gegenwärtige  Überlabung  ber  ißolfSfchule  ftreng  üerurteilte.  £)a ! 
35a  foü*  man  im  näcbften  ftrübling  roieber  ben  fouft  \n  ferner  belabeuen 
»öeminarroagen  noch  mehr  beladen.  ftür  bie  geroerbliche  ftortbilbungSfchule 
nimmt  man  befonberS  im  3«<hn»n9$fach  ci"™  folgen  Sebrer,  ber  feine 
SJilbung  am  $edmi(mn  gehabt. 

33ei  ber  öierten  iljeje  ging  eS  glatt  ab.  $1)*  Wortlaut  ift:  Das 
Orgelfpiel  ift  fafultatio.  Denjenigen  3ö9Il»9en*  bi*  um  DiSpenfatiou  oom 
Orgelfpiel  nadjfuchen,  foQ  (Gelegenheit  ju  intefioerer  WuSbilbung  in  Biotin« 
unb  Älaüierfpiel  geboten  werben.    (SinDerftanDeu !  hif&  eS  Don  allen  Seiten. 

9iur  bei  ber  %ty\t  ü,  meiere  nämlid)  bie  Beibehaltung  ber  ÄonfurS= 
Prüfung  will,  jroar  nur  mehr  bie  päbagogifcheu  iStifyx,  hieß  eS:  Wein  unb 
bie  ftonferenj  fe^te  an  beren  ©teile  biejenige  ber  fautonalen  Delegierten: 
$)iefelbe  roünfcht  nämlid},  nach  WbfolDierung  beS  3.  ©eminarlurfeS  eine  propo- 
beutifc^e  unb  am  Snbe  beS  4.  ©eminatfurfeS  bie  befinitiDe  Patentprüfung. 
2öoflen  feljen,  roei  ba  TOeifter  roirb.    ©eigentlich  fpäter  etroaS  hierüber. 

©4>nefl  mürben  noch  bie  übrigen  (Öefdjäfte  abgeroidelt.  3wei  ebenfo 
nüfcliche  als  intereff ante  ihemate  mahlte  ficf)  bie  ftonferenj:  1.  3ft  ©eberS 
„Dreijehnlinben"  eine  Nachahmung  ber  ftritbof fage  ?  2.  ©ollen  bie  ©d)üler 
Äonjeptheft  unb  »ein&eft  führen? 

9tun  gingS  $um  obligaten  SNittagSfchmauS,  ber  burch  6hor-  unb  $tit|e(* 
gefänge  geroürjt  werben  foflte.  Den  angenehmften  5llang  hatten  mohl  bie 
Üonferenjgelber.  (StroaS  ift  mir  unb  anbern  Kollegen  fet>r  aufgefallen,  nämlich 
baß  Dom  Äomite  feine  Anregung  gemacht  würbe,  baS  berühmte  ^olenmufeum 
gemeinfam  jm  befugen.  W\\  einer  t)albfrönfigen  Auslage  hatte  man  eine 
jjiftorifcb  fehr  roertDoöe  ©ammluug  betrachten  unb  bie  3*it  weit  beffer,  als 
mit  Raffen  unb  Regeln  auSnufcen  tönnen.  —  H.  i.  w. 

 p-   2Bir  r)eben  aus  bem  fürjüch  erfchienen  flmtsberichte  beS  @r= 

jiehungSbepartementS  über  baS  ©chuljahr  1893/94  folgenbe  Details  h*™or: 

L  SBehörben. 

©ämtliche  iDiitglieber  beS  <5r$iebungSrate5  mürben  wieber  beftätigt. 
Leiber  Derlor  biefe  SBehörbe  $u  <5nbe  beS  ©dfuljahreS  eine  ihrer  beften  Gräfte, 
inbem  fytxt  Heinrich  2Biget,  33ater  beS  nach  trogen  überfiebelten  £>errn 
Dr.  ^h^bor  2öiget,  wegen  geftörter  Öefunbheit  feine  Sfefignation  einreichte, 
©eit  1870  gehörte  berfelbe  ununterbrochen  unferer  oberfteu  (SrjiehungSbehörbe 
an  unb  r)at  fidj  währenb  biefer  3eit  um  bie  Hebung  beS  ©chulwefenS  unfereS 
ftantonS  ganj  bebeutenbe  33erbienfie  ermorben.  ©ein  33olum  galt  im  State 
als  eines  ber  autoritatioften  unb  als  3nfpeftor  unferer  primär--  unb  tReah 
faulen  hat  er  fich  als  erfahrener,  gebiegener  Weifter  ber  ©chule  Siebe  unb 
Achtung  ber  ft.  gaüifchen  Cehrerfchaft  $u  erwerben  gemußt,  bie  ihm  Don 
£>erjen  einen  glücf liehen  SebenSabenb  roünfcht.  8n  feine  ©teile  mürbe  .perr 
Oberftlieutenant  Gunj  in  Äorfchach  gemüht,  ein  Wann,  in  beffen  SBufeu  ein 
toarmeS  £erj  für  bie  ©chule  feblägt. 

?luch  unfere  SejirfS*  unb  CrtSfdmlräte  betunbeten  burch  ihre  5öefud)e 
3ntereffe  an  ber  ^ugeuberjiehung.  töejirfSfchulrätliche  iBifitationen  mürben 
bezeichnet  2065,  ortsfcfmlrätliche  7191.  2öenn  man  auch  mit  biefen  3ahlen 


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aufrieben  [ein  tonn,  ficf)  jufrtcbctt  geben  mufe,  fo  bürfte  bod)  biefen  9eljörben 
ein  intenfiüer  ©dmlbefud)  aufs  märmfte  empfohlen  Horben;  benn  fte  finb 
es,  reelle  bie  ©a)ule  unb  iljie  Sebrer  tarieren.  (Sin  richtiges,  unantaftbareS 
Urteil  über  ben  ©tanb  einer  ©dmle  unb  bie  Seiftungen  beS  SetjrerS  fann 
aber  nur  gefällt  werben,  roenn  bie  $>erren  JBifitatoren  fid>  öfter«  üon  ber 
Arbeit,  bie  in  jeber  ©dmle  geleiftet  wirb,  überzeugen.  Huf  einen  ein-  ober 
jttieiinaligen  ©dmlbefudj  rn»  eine  ©a)ule  richtig  beurteilen  ju  fönnen,  ift 
nad)  uuferer  Hnficbt  tauin  möglid).  Unb  roaS  müffen  mir  üon  einem  9lia)ter 
galten,  ber  \\d)  nid>t  bie  SJcürje  nimmt,  ade  fein  Urteil  beftimmenben  gfattoren 
geroiffenljaft  unb  mit  peinlicher  ©enauigfeit  $u  unterfuc&en? 

IL  33olf3f<$ule. 

3m  abgelaufenen  33erid>t8jar}t  beftanben  im  £t.  St.  ©allen  547  primär», 
32  ©elunbar*  unb  20  ^riüatfdjulen.  9Wit  beginn  beS  neuen  ©tr)iiljaf>re$ 
ftieg  bie  ^In^a^t  ber  ©efunbarfdmlen  auf  33,  inbem  in  ©(bännis  eine  neue 
©efunbarfdmle  gegrüubet  mürbe,  üon  ber  mir  ljoffen,  bafe  fie  bem  SSejirf 
©after  üiel  beS  ©egenSreicbeu  bringen  roerbe.  Die  ©cbülerjabl  be*  JtontonS 
betrug  am  Gnbe  beS  3af>reS  41,246.  gs  ifl  gemife  ein  erfreuliches  3eic$cii. 
bafe  bie  Sejirfsi^ulräte  nur  58  ©acuten  mit  einer  9tote  unter  2  tarieren 
mußten.  Sir  finbeu  eben  no$  an  Dielen  Orten  33er$ä(tniffe,  bie  fia)  roie 
5Meigeroid)te  an  unfere  33olfSfcbule  Rängen,  SJerljclltniffe,  bie  man  aber  aua) 
mit  bem  beften  SBiflen  nicht  aus  bem  2öege  fdjaffen  tann.  ©enug,  roenn 
nur  baS  SNöglicbe  geleiftet  mürbe,  ©eien  mir  aufrieben,  menn  man  fi$ 
überall  beftrebt,  bie  ©dmle  nach  Gräften  heben. 

ftortbilbungSfdmlen  mürben  folgenbe  geführt:  122  allgemeine  ^ort* 
bilbungSfdmlen,  43  für  roeibliche  §anbarbeiten,  10  für  £anbfertigfeit  ber 
ftnaben  unb  3  ©djulgärten. 

Die  Qiiuficbt  bricht  fich  nachgerabe  überall  53a^n,  bafe  biefe  ©a^ulftufe 
für  unfere  angehenben  Jünglinge  unb  Jungfrauen  üon  unberechenbarem  SBerte 
ift.  Die  3tnforberungen,  bie  man  an  einen  SBürger  fteöt,  finb  anbere,  be* 
beutenb  r)ör)ere,  als  ehemals.  2Bomit  nun  tann  benfelben  tübner  unb  tnU 
fdjiebeuer  bie  ©time  geboten  merben,  als  eben  gerabe  mit  einer  tüchtigen 
©eifteS*  unb  #erjenSbilbung,  einer  Bilbung,  bie  frei  ift  üon  allem  ©cheim 
miffen,  üon  fmb>»  Gegriffen  unb  nia)tsfagenben  trafen,  bie  aber  baS  s^ro* 
bu(t  einer  befonnenen,  üernünftigen  (Srjieljung  ift. 

Wrtifel  2  unfereS  ©runbge[efceS  lautet:  „Die  Vufftyt,  Seitung  unb 


Hebung  beS  öffentlichen  Unterrichtes  ift  Sache  beS  ©taateS."  2Bie  ber  ©taat 
biefer  Pflicht  nachgefommeu  ift,  mag  aus  feinen  Ausgaben  für  SBehörben, 
3JolfSfdjulen  unb  höhere  ßehranftalten  erfichtlich  merben: 


2ebrerunterftü|mngSfaffe  .... 

11,980 

9t. 

2UterS$ulagen  

62,100 

n 

91n  ftonbe  unb  Defizite  ber  ^rimarfdjulen  . 

80,000 

n 

9ln  ftonbe  unb  Defizite  ber  ©efuubarfdmlen 

55.000 

i> 

9ln  3rortbilbungSfa<)ulen  .... 

14.810 

n 

Obligatorifcbe  gebrudte  Lehrmittel 

33,421 

ii 

77  Hp. 

©dwlbauSbauten  

50,000 

*» 

©eminar  

55,607 

n 

92  . 

^autonSfa)ule  

161,305 

ff 

85  „ 

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Die  ©efamt'SluSgaben  beS  Staate*  für  ßrjiefjungSrocfen  betrugen  im 
Scr>uljaljr  1893/94  564,545  §r.  52  9tp. 

Wadtfolgenb  feien  nod&  bie  Summen  notiert,  bie  ber  ßanton  St.  ©aflen 
für  ba8  Ißolfsfdmlroefen  berau4gabte: 

gür  Sefunbarfc&ulen      361,527  §r.  55  92p. 

ftür  ^rimarfdmlen  3,807,945  %x.  85  «p. 

Sotal    4,169,473  gr.  40  9tp. 

Bei  einem  nur  flüchtigen  $ura)tefcn  biefer  Qafytn  mirb  man  511  ber 
Überzeugung  fommen  mtiffen,  bafe  ben  9la$fommen  be§  ^eiligen  ©afluS  ber 
Sinn,  baS  SBerflänbniS  für  bie  tjofje  unb  heilige  Wiffton  ber  Schule  nod) 
ni(t)t  entfärounben  ift,  fonbern  bafe  biefelben  biefe  (SrjiebungSftätte  al3  ein 
foftbare«  Äleinob  rjüteu  unb  i^r  burrt)  fräftige  Unterfinning  ju  einem  roeitern 
fröt)lia)en  ^ortbtü^en  bereifen  merbeu.  SBenn  nur  bie  Überzeugung  aflerort« 
Obt)anb  erfjalten  mö$te,  bie  bie  ©runbfefteu  eine«  StoatSroefenS  niajt  in 
ber  3a^  oer  Öetoe^re  unb  Kanonen,  fonbern  in  einer  folibeu  (Srjiefjung  unb 
Bilbung  feiner  Bürger  fudjt.  J£>ier  ftnb  bie  Bebingungen,  mit  benen  ein 
Staat,  eine  Wation  fteigt  unb  fintt,  fjier  finb  bie  ftarten  Söiirjeln  feiner 
Ärcft.  'Darum  flattre  ljo$  ba§  Banner  magrer,  äcfjter  9ttenfa>n-  unb 
(S&rifienbilbung.  $a«  repub(ifanifa>  ^eimattaub  be8  grofeen  ^rftafo^i  fei 
Bahnbrecher  biefer  frönen,  göttlia>n  3bee. 

III.  Setjrer. 

3m  Danton  St.  ©aflen  roirften  im  oerfloffenen  3afjre  folgenbe  Cef)rträf t  e: 

fln  $rimarfd)ulen  537 
„  Sefunbarfdmlen  88 
„  HrbeitSfdmlen  237 

„  ^ribatfcfmlen  68 

930 

5lur  27  ^rimarletjrer  erhielten  eine  Wote  unter  2,  jebenfafl§  ein  3f"9»i3, 
baß  an  ben  meiften  Spulen  bie  Seljrer  ni$t  bem  dolce  t'ar  niente  tjulbigten. 
(Sin  Bejirl8f<$ulrat  fcf>reibt:  Sir  nehmen  nicr)t  Wnftanb,  aud)  bie3  3arjr  ju 
erflören,  bafe  unfere  2et}rerfa)aft  in  Bejug  auf  ßerjrtüc&tigfeit  ju  einem  großen 
^eile,  in  Bejug  auf  ireue  unb  geroiffenljafte  BerufSfjingabe  burd>fdmittlia) 
unb  in  Bejug  auf  irjre  fittlidfe  Haltung  ot)ite  SluSnarjme  unfere  üofle  9ln* 
ertennumj  Der  Dient.  Bom  Staate  rouibeu  an  213  £e(jrer  je  200  %x.  unb 
an  195  fietjrer  je  100  ftr.  WlterSjulagen  anSbejarjlt.  Wn  4  Celjrer,  bie 
ben  10.  fa)roei£erif$en  BilbungSfurS  für  #anbfertigteit8unterrid)t  in  Saufanne 
befugten,  mürben  Beiträge  Don  je  100  %t.  Derabfolgt.  (£rfreulid)ern>eife 
borumentierten  aua)  bic«  3at)r  mieber  einige  ©emeinben  it>re  Sct>ulfreunblia)ieit 
Dura}  Berabfotgung  oon  ©e&altSjulagen  an  tt>re  Cefjrer. 

3>er  unerbittliche  Senfenmaun  raffte  3  Sefunbarleljrer  unb  2  primär* 
lebjer  roeg;  7  ^rimarleljrer  rourben  penfioniert,  6  mit  einer  ooflen  unb 
einer  mit  einer  teilroeifen  ^enfion  bon  300  $r. 

5  ©emeinben  feierten  bie  25jät)rige  2öirffamfeit  itjrer  ßetjrer ;  in  ßalt» 
brunn  fanb  bie  Qfeier  be8  50jär)rigen  SctjuIbienfteS  bon  fierjrer  3.  Steiner 
ftatt.  @in  tjalbeS  3aljrr)unbert  im  $ienfte  ber  3ugenberjieb,uug  —  roeldje 
Summe  ftrenger  Arbeit,  bitterer  (Snttäujc$ungen,  aber  aua)  Stunben  innigfter 


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(SJIüdfeligfeit  unb  SBefriebigung.  2BeloV  freubigeS  Veroufjtfein,  ber  grjieljung 

einer  Generation  [eine  beften  Gräfte  geliehen  511  fjaben.  QsS  ifi  etroaS  Sigen* 

tümlid)eS  um  ein  ädjteS  ÖeJjrerfyerj.    Wögen  Sorgen  unb  Äummer,  Ver* 

briefclid)feiten  unb  Verfennung  baSfelbe  beginnen,  e§  fütjlt  fief)  bod)  mit 

unroiberftef)lid)er  ©etuolt  immer  unb  immer  mieber  jur  un^ufbigen  fttnberfdjar 

^ingejogen.    2öir  föunen  biefe  innere  Vefriebigung  ntc^t  beffer  fe&ilbent  als 

mit  ben  Sorten,  mit  benen  uufer  Vorgänger  fein  Sd)ultagebud&  eröffnete 

unb  meldte  nlfo  lauten: 

.fleitlti  ihr  ben  Staub,  ber  jeber  Jhinft 

Unb  ©iffenfAaft  bie  SBicflc  tft, 

Der  gern  ocrfdjmäljt  be*  ©lüde«  ®unft, 

Unb  befielt  ilikrt  niemanb  ermißt? 

Stcunt  Ü)r  ben  ©tanb,  ber  icbcrtnnnn  — 

.fyoeb  unb  gering  —  ein  Segen  ift, 

Unb  ben  nadifycr  fo  niandicr  SRanu 

3m  Stoljc  unbanlbar  »ergibt? 

Der  eblc  ©taub,  fo  oft  üertannt: 

(*&  ift  ber  fd)öne  ßeljrerftanb. 

öeil  bir,  bu  Staub!  bin  bu  aud)  arm, 

Verrannt,  bu  btft  bod)  rcid)  unb  groft; 

Irägft  bu  aud)  oftnial«  Spott  unb  >t>arm 

In  trägft  bennod)  ein  §immel8loä! 

3ürid).  Die  Sd)ttlfapitel  in  3""$'  Wnbelfiugen,  Weilen  unb  Jorgen 
fpred)en  fiety  für  Verlängerung  ber  Seminarjeit  aus,  teils  um  ein  fwlbe», 
teils  um  ein  ganjeS  3al)r.  Die  ermeiterte  Sdjuljeit  foQe  borjüglid)  für 
pra!tifd)en  Übungen  unb  mettjobifcf)e  WuSbilbung  oerroenbet  werben,  um  bie 
erfteu  4  3af)K  unöerfiirjt  ber  roiffenfd)aftlid)en  Vilbung  obliegen  }n  fönnen. 
Wtii  Webuftion  ber  mödjentlidjen  Stunben$af)l  unb  jperabfe&ung  ber  gädjer- 
jiele  fonnte  man  fid)  nid)t  befreunben. 

Belgien.  DaS  neue  belgifd)e  Sdmfgefefc  fucr)t  ben  ©ünfdjen  ber  fa= 
ttmlifdjen  (Altern  unb  Celjrer  unb  be§  fatfjol.  33olfeS  überhaupt  gerecht  \u 
merben,  bietet  aber  aud)  beut  Cefjrer  bebeutenbe  Sorteile,  fo  eine  CHefyaltS« 
julage  nad)  einer  beftimmten  3e\i  oon  Dienftjar)ren,  bie  Unterftüfcuug  burd) 
Staat  unb  ©emeinbe  im  (SrfranfungSfalle.  burd)  Wnroeifuug  paffenber  2Öofc 
nungen  unb  entfpredjenbe  Vergütungen  u.  f.  f.  2Bid)tig  ift  bie  Veftimmuug, 
Dafc  bie  ftaatlidjen  3»f4»lff  i»  3"to"f*  unt«  n1^"  Spulen,  alfo  Staats« 
faulen  unb  freie  Sdmlen  gleichmäßig  oerteilt  merben  foDen,  mobei  toeniger 
bie  3flW  Der  Schüler,  als  bie  päbagogifcfye  Leitung  ber  Spulen  jut  $e* 
rüdfid)tigung  fommt.  9teu  ift  bie  Verorbnung,  baß  Veroerber  um  Ober» 
lel)rfte(len  erft  eine  beftimmte  2lnjaf)l  Dienftjafjre  als  Unterleder  lunter  ftcf) 
tjaben  müffen.  Die  ^3enfion  toirb  nad)  ben  5  Dieuftjaljren  mit  Ijödtftem 
ßinfommeu  bemeffen.  Die  freien  fat&ol.  Spulen  erhalten  jroar  feine  ^enfion, 
boefy  merben  it)re  mecf)felfeitigen  Verfic$erung§gefeafd)aften  unb  ^JenfionSfaffen 
aud)  ftaatlid)  unterftüfct.  Der  Religionsunterricht  mirb  jroar  inS  Programm 
ber  33olfSfd)iile  aufgenommen,  ift  iebod)  fafultatio,  inbem  bie  Altern  ihre 
ftinber  baran  teilnehmen  (äffen  tonnen  ober  nidt)t.  (Sr  mirb  oon  ber  Seel« 
}orgSgeiftlid)feit  erteilt.  —  Durd)  alles  baS  fud)t  ber  töefefcesentrourf  nach 
unb  nad)  jielbemufet  baS  VollSfc^ulmefen  auf  freiere  unb  d)riftlid)ere  53a^nen 
überjulenfeu.   


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$Afca000if4)e  fiitteratur  uttp  £el)rmittd. 

^äDaqoflif  ober  (£r)iebnig0td)re,  mit  bcfonbcrcr  $crüdftd)tigung  ber  pfnd)o= 
logifcbcn  QJrunblagen  für  Cefjrcr  unb  ßrjicber,  oon  ,v.  Baumgartner,  Zeminar- 
Dtreftor.    dritte,  umgearbeitete  aufläge,  ftreiburg  i.  58r,  .^crbcrfdr>e  »erlag** 

fianbtung.  Tl.  1.80  (8°  VIII.  238.  —  2Bir  lancu  hier  ba8  Sonoort  gur  3.  3luftage 
oroic  einige  SßreBftimmen  jur  flennjeiebnung  be8  23ud)c8  folgen. 

„5)ie  Dritte  äuflagc  (teilt  fiefj  al«  eine  Dttlfacr)  umgearbeitete  unb  roie  mir 
hoffen,  aud)  al8  eine  oerbeffertc  oor.  2Bir  liefeen  un8  bei  ber  Hbfaffung  berfelben 
befonbere  oon  prüft  Heben  @cfid)t8pun!tcn  leiten.  Xaber  bie  neuen  Slbfcbnittc 
über  bie  Quellen  unb  2?ebeutuna.  ber  Sßäbagogif  in  ber  (Einleitung,  bie  Umarbei- 
tung bc8  &bfdmitte8  äber  Segrtff  unb  Aufgabe  ber  iVrjictjung  unb  über  bie  l*r= 
«ebungSfattoren,  mo  mir  bie  (Einteilung  oon  inbioibuellen  unb  fokalen  Öaftoren 
fallen  liefen,  um  eine  einr)eitlicr)e  ©eftaltung  be«  gangen  Untcrrid)t8ftoffe8  ju  ge- 
iu innen;  bafjer  bann  aber  bie  enge  iöerbinbung  ber  $ft)d)ologie  mit  ben  päbago- 

flifchen  (Erörterungen  über  bie  MuSbilbung  ber  einzelnen  ©eclenfräftc.  3ur  beffern 
Interfdjcibung  bc8  pfuchologifdjcn  unb  päbagogifcben  Stoffes  ift  ber  erftere  faft 
burdjweg  burd)  flleiubrucf  auägejeidmet;  mo  oetbc  jebod)  ineiuanber  liegen,  ift  ber 
gemöbnlid)e  Dxwd  beibehalten.  Tiefe  enge  Skrbinbung  oon  $fnd)ologie  unb  tyäba? 
gogif  berücffid)tigt  bcfonocrS  fold)e  ©cbulanftalten,  in  welchen  megen  Langel  an  3<it 
eine  aetrennte  »ehanblung  beiber  midier  nid)t  gut  möglich  ift;  fie  bot  aber  auch 
ben  vorteil,  bafe  bie  päbagogifdjtn  ©efpredjungcn  fieb  unmittelbar  au  bie  pfodjo^ 
logifcben  anfd)licjjen  unb  barauf  aufbauen  tonnen.  2Bo  man  ;U'it  genug  bat,  bie 
•ipjnchologtc  getrennt  unb  aQfeitiger  ju  bebanbeln,  bienen  bie  furgen  pfuehologifdjen 
$inroeifungen  }ur  9iepetition  unb  ©efeftigung  beä  (Gelernten.  Xurcii  biefe  Anlage 
tanu  ba8  »ud)  jubem  auch  für  ftcb  allein  gebraucht  merben.  9ceu  ift  ber  Xnfjaua 
über  bie  ©rjiebung  förperlicb  unb  geiftig  anormaler  ftinber;  er  roiff  ba8  iöud) 
ben  Slnforberungen  oeridjiebcner  ©taaten  anpaffen,  mcldje  eine  löebanblung  biefe« 
<5toffe8  in  ben  yehrerfemtnarien  münfdjeu.  2Benn  mir  ben  Ausführungen  über 
bie  pfudjolog.  Hrrgicbung  bic  Dreiteilung:  Öilbung  bc8  (S*fenntni8=,  ©cfühl«;  unb 
s.lötUcn8üermögeu8,  du  Gkuitbe  legten,  fo  leiteten  un8  mieberum  oorjüglid)  praf= 
tifd)e  9tücffid)ten,  meil  mir  fo  bem  ©efübl8lcben  am  tieften  bie  Slufmcrffamfeit 
fdjeufen  tonnten,  bie  ibm  auf  bem  (Mebictc  ber  ©rjiebung  gebührt.  SBir  rooHten 
bamit  aber  ictne*roeg8  ber  anficht  gegen  übertreten,  bic  nur  jmei  ^runbfräfte  ber 
Seele  annimmt:  (*rfenntni8*  unb  WillcnSüermögcn,  unb  baS  ©efüblSDcrmögcn 
Unterem  unterorbnet.  3m  Gegenteil  betrachten  aud)  wir  bie  ©efühle  al8  beu 
fruchtbaren  »oben  unb  bie  SBunein  unfern  Strebungen.  Srür  unferc  praftifeben 
^meete,  bie  mir  fomobl  in  ber  ^fndiologic  al»  in  biefem  ßebrbudje  im  auge  bauen, 
febien  e«  aber  oorteilhafter,  bie  beiben  Seiten  be8  ©trcbeoermögcnS,  ba8  Sühlen 
unb  Sollen,  in  gefonberten  abfehniten  )U  bebanbeln.  —  Söie  ber  aufmerffame 
ßefer  letdjt  bemerfen  wirb,  haben  mir  bei  biefer  Umarbeitung  aud)  bie  neuere 
päbagogifcbc  üitteratur  jtt  Wate  gebogen,  um  allen  ^orberuugen  ber  Aeit  mbglicbft 
aerecqt  ju  werben,  ^für  bic  frcuubltcbeu  Öefpredjungen,  bie  bem  ^udjc  in  ber 
treffe  ju  teil  mürben,  fprechen  toir  btermit  unfern  beften  Taut  au8;  bie  barin 
enthaltenen  SBinfe  haben  mir  ttnmlidjit  berüeffichtigt.  Wöqt  aud)  biefc  Jieuauf 
läge  gute  Sufnafjme  finben  unb  fid)  in  ben  meiteften  Streifen  (Eingang  uerfdjaffen! 
©o  jtebc  baä  irchrbudt  beim  wiener  bitiaua  in  alle  ®aue  beutjeber  ©pracbe  unb 
trage  träftig  bei  jur  allieittaen  Hebung  unb  iBeförberung  ber  d)nftlid)en  @r}iebung 
iu  öau«  unb  Sdjulc  unb  baburdj  jur  33cglücfung  ber  heben  3ugenb!  Än  gutem 
Bitten  fehlt  <8  ihm  nicht!  SWögc  «Ott  ihm  fräftigfte*  ©ebeihen  geben!- 

8lu8  ben  $re&ftimmen  laffen  mir  nur  jmei  Urteile  folgen,  bie  oon  ^äbagogen 
ganj  entgege^ngefebter  Dichtungen  bertür/ren: 

„  .  .  .  Uberau  jeigt  fid)  eine  tüchtige  pftbaqogifche  2)urd)bilbung,  erjichlicber 
OJeift  unb  folibe  Arbeit;  unb  fror/  müßte  man  in  unterer  fc'n»  wenn  iu  allen 
Catholifcfaen  ßehrerfeminaren,  ja  in  allen  fonfefRoncllcn  ©eminenten  überhaupt  bie 
s3äbagogif  fo  gut  gelehrt  mürbe,  roie  in  bem  Suche  oon  ^Baumgartner." 

»  .  .  .  3«  tiarer  unb  überficbtlidjer  äöeifc  behanbclt  ber  fieitfaben  ba8  siöid) 
tigfte  unb  vJlotrocnbigftc  au8  ber  (iräichungSlebrc  unb  giebt  fo  beut  Üehrcr  ©toff 
unb  Anleitung  pm  eingebenben  ©tubium  ber  wid)tigften  fragen  ber  (Irjiebuug. 
^a8  ganse  Jöudj  ift  oom  d)riftlid)eu  ©eiftc  burdjwebt,  unb  ber  Skrfaffer  tritt  uu8 


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in  faft  jebem  ftapitel  als  ein  Schulmann  entgegen,  ber  felbft  oon  bcr  boben 
Söirbtigfeit  feine«  Amtes  bnrdjbrungen  ift  unb  bcr  borum  aud)  anberc  für  baS* 
felbe  ju  begeiftcrn  oerftcbt."  (Binur  für  *rifti.  «nie&ung,  «mainj  im.  *r.  4.) 

Gbriilu*  als  Vcljrcr  unl  (£riieber.  ©ine  pabagogifd^  =  bibartifdje  Stubie  über 
baS  heilige  (ft>angelium  oon  SeüeruS  SRanc,  0.  8.  Fr.  ftretburg  i.  Sr. 
1895,  §erberfdie  SerlagSbaublung,  SR.  1.80,  geb.  3R.  2.60  (8°  IX.  239).  —  15er 
Serfaffer  bes  oorliegenben  S3ucf)eS  bat  m1i  an  eine  Arbeit  gemaebt,  bie  fdion  längft 
in  ber  d)riftlid)-päbagogifd)cn  2ßelt  gcroünfdjt  mar.  2Bobl  erfdjienen  einzelne  Ikono- 
graphien über  Siefen  (Segenftanb  tn  oerfdjtebenen  3dtfd>riften,  fo  f.  3-  au<b  in 
ben  Stimmen  oon  üWaria  ßaadj;  aber  fie  tonnten  nichts  AbgefcbloffeneS  unb  vod- 
ftänbigcS  bieten;  eS  ift  baber  ber  Serfud),  biefen  St  oft  jufammcnbängenb  unb  in 
möglicbft  aöfeitiger  unb  ooüftänbiger  Sßeife  au  bebanbeln,  febr  \u  begrüben;  et 
füllt  eine  oft  recht  fdjmcnlid)  empfunbene  Sude  in  ber  p&bagogifcben  ßitteratur 
auS.  9Bir  haben  baS  Sudj  mit  großem  Sntereffe  burcbgelefcn  unb  bürfen  DaSfclbe 
als  einen  rcdjt  gelungenen  Scrfucb  $ur  ßöfung  ber  oorliegenben  ftrage  bejeidjnen, 
an  bem  man  feine  oolle  Qreube  baben  tann.  vBenn  fdjon  ba8  ßcben  unb  Surfen 
icbcS  grofjen  päbagogcn  oon  bobem  3ntereffe  für  ben  im  i  eher  ift,  fo  mufj  cS  baS 
Üebcn  3efu,  bes  bödjften  (SrjtcberS  unb  beS  3bcal8  jeber  wahren  (*nicbung,  in 
nod)  toeit  höherem  GJrabc  fein.  Das  Sud)  liefert  nun,  fict)  genau  an  Die  bcÜigen 
Croangelien  aufcblicßcnb,  ben  SerociS,  ba&  alle  Chraieber  >u  SbriftuS  in  bie  Sdjult 
geben  fönnen  unb  foffen,  roenn  fie  ibren  bob<n  Scruf  roabrbaft  fcgenSrctd)  auS= 
führen  rooOen.  (5'S  führt  im  1.  Abidjnitt  uns  (SbriftuS  in  feinem  (frrjtcberberuf 
unb  in  feiner  s#erfönlid)fcit  alo  Vehr  er  unb  (Richer  oor;  im  2.  Äbfcbnirt  bie  Xi 
battif  beS  götttieben  fccilanbcS  (SKetbobe,  ßcbrgang,  ßcbrform,  fiebrmittcl,  i!et)v- 
eifer  x);  im  8.  GfjriftuS  als  lieber  unb  ßebrer  Der  Apojtel  unb  im  4.  als  gött* 
lieben  Srinberfreunb.  So  tritt  in  fdjönen  Silbern  baS  große  herrliche  8Birfen.be* 
göttlichen  .§eilanbc8  als  ßebrer  unb  (*rjicber  oor  unfere  Augen,  unb  mir  »erben 
aufs  neue  begeiftert,  biefem  erhabenen  ßebrmeiftcr  nacbjuabmen  unb  befonberS 
feinen  hoben  Weift  unb  feinen  bl.  CHfcr  uns  möglichst  anzueignen.  Wöge  baS 
Surf); oon  allen  ßebrern  unb  (h^iebern  geiftlicben  unb  »eltlid)cn  StanbcS  ge-- 
lefen  unb  burebftubiert  rocrbcnl  Sie  roerben  reichen  QJeroinn,  roertoottc  Selch 
rungen  unb  Anregungen  für  ibr  fo  oerantroortungSoolleS  2lmt  barauS  fdjöpfen. 

Dr.  Wobt):  $ie  ni Dörr nc  Vit trratur  in  tbren  ttejiebnnqen  ju  Glaube  miö 
Sitte.  Wlarni,  Sfircbbeim  1895.  96  S.  in  ©r.*8°.  Oinc  aans  oorjüglicbc  Schrift. 
Sic  miQ  »bie  heutige  Prefeforruprion  fcbilbern  unb  ben  9}acbmeiS  oerfueben,  ball 
Liberalismus  unb  Sozialismus  fid)  ui  einanber  Oerbalten,  roie  Sater  unb  @obn 
ober  roie  Lehrer  unb  ■schul er.  Tie  9Biffenfd)aft,  roelrhe  bem  Unglaubeu  unb  ben 
mobemen  XageSgöfeen  bient ,  ift  eben  nicht  geeignet  jum  Aufbauen,  fonbern  uun 
sJMebcrreiBen."  5n  3  Abteilungen  (37  Paragraphen)  roirb  ein  fdjaubererregcnbcS, 
leiber  aber  nur  ju  richtiges  Silb  ber  ©eftrebungen  irreligiöser  unb  unftttlicber 
Schriftfteüer  unb  .stünftler  oorgefübrt.  9camcntlid)  bie  II.  Abteilung:  „ßlcbtfcbcue 
Citteraturarocige"  (nämlid)  „l.  bie  ÄolportagesSlomane,  2.  bie  unfittli dien  Schriften 
unb  3.  bie  bem  religiöfen  unb  mebtainifchem  Aberglauben  bienenben  ^reRerjeugniffe*) 
triiit,  roie  nötig  eS  ift,  bafj  bie  Cbrigteiten  unb  chriftlichen  Vereine  folebem  Unfug 
entgegentreten.  Umfaffenbe  2>ctaüfenntniS  unb  reiebe  ©elefenbeit  jeiebnen  biefe 
ungemein  lebrrcid)e  Scbrift  oorteilbaft  aus.  Aud)  »er  in  ber  neuen  Üitteratur 
iiemlid)  beroanbert  ift,  roirb  aus  biefer  Scbrift  oiel  Weites  unb  3ntereffanteS 
lernen.  Seelforger  unb  fiebrer  roerbeu  aufmerlfam  gemacht  auf  bie  (Gefahren, 
rocld)c  bem  Solfe  unb  namentlich  ber  3ugeub  Droben  unb  lernen  eine  :)Kihe  oon 
Schriften  fennen,  auf  roeldje  fie  ein  Auge  haben  müffen,  um  Der  Vergiftung  ihrer 
Untergebenen  entgegen  \u  treten.  2)aS  lebneicbe  Sud)  fei  anmit  beftens  empfohlen. 

  ÄftftT,  SicftOT. 


^ereittdttad)Hd|teit. 

»erfammlung  bcr  eeftion  3na  beS  SereinS  fathol.  8c|iei  unb  Schulmänner 
bcr  Scbroeij,  ^onner^taa  Ich  4.  änli  1895,  in  ber  SHcftauration  Reifer^ auSbeer 
in  3ng;  Seginn  nachmittags  •A4  Urjr.  SerhanblungSgegenftönbe:  l.  Orgonifation 
beS  SereinSfefteS.  2.  Sefprcchung  einiger  neuen  2ef)rmittcl  für  primär»  unb 
Sefunbarfcbulc.  — 

3u  recht  jablreichem  Scfuchc  labet  bie  Witglieber  unb  ftrcunbe  beS  SereineS  ein 

3) er  SBorftanb. 


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$itte  an  bic  fdiroci^.  Üefjrerfdjaft. 

2)cr  Unterjeidmete  arbeitet  an  ber  £>erait«aabe  eine*  fleinen  SBerHcinS, 
«,3ugenbfDiele  für  fdjroet».  93olf «f djulen",  ein  ßeitfaben  für  Spielfurfe  unb 
jum  Selbftgebraud).  3dj  richte  nun  an  alle  tfollcgen,  bie  im  iöefitje  alter 
<3ptellitteratur  fdjroeijcrifdKit  Urfprung*  ftnb  unb  an  ioldic,  bie  an  Orten 
luoonen,  too  icfct  nodi  tnptfdjc  „3ugenb  unb  &olf&fpiele"  im  Wcbraud)  ftnb,  bie 
fyöflidie  2Mtte,  mir  banou  bie  15.  3uli  gütißft  SHittcilung  JU  um  dien. 

)ü.  dtoeifef,  iiebrer,  St.  (Ballen. 


jfocr6ers  glliiffrterfe  gugenfrfcfortffen. 

Soeben  ftnb  in  neuen  flnflaqcn  erfdhjencn  u.  bind)  alle  SBudjbanblungcn  vi  begießen : 

3-leiirior,  »J-i  ~fl*  f leine  ^ramilirnbanpt.  Wad)  bem  ftrannöfifdien  oon 
^b.ßaicud.  Slutorifierte  Überfcfeung.  Sroeitc  ocrbeiferte  aufläge. 
mt  TO  ^nnftr.  öou  Gaftelli.  12°.  (VI  u.  300  €.)  9H.  1.80;  aeb.  in 
.vmlbleiniuanb  mit  farbigem  Umfdilag  3R.  2.  —  ,yiir  Knaben  unb  SRäbdien 
oon  9—12  Satjren  geeignet. 

—  To«  junqe  ^nmilirnbausr.  ftortfefeuna,  ber  (STjablung:  „Tas  Heine 
Jamilienbaupt."  9?ad)  bem  <$ranjöfifd)en  Don  »atent,  Stutori= 
fterte  Ueberfcfcung.  Zweite,  oerbefferte  Sluflage  SWit  77  HUuftrationeii 
oon  G\  »anarb.  12°.  (VIII  u.  H24  ©.)  9JK  1.80;  geb.  in  ftalblcimoanb 
mit  farbigem  Umfdilag  371.  2.  — -  ftür  ftnaben  unb  SJiäbdien  bid  gu  18 
o obren  geeignet. 

$iefe  beiben  iöänbdjen,  meldic  ju  unferer  »Sammlung  illuftrierter 
Sugenbfduiften"  (12  einjeln  läuflidjc  SBäubdicu  I  0t  1.80;  geb.  9t  2) 
gehören,  finb  innerlid)  jufammcnbängenb,  aber  aud)  einzeln  Ocrftänblid). 

o-reiburg  im  »rei&gau.  grrbrrfdjr  Verlagerjanblung. 


m  htvic  Uclmttßctt  in 

COrtlf0(ira)iltte,  3ttttcrpttuhtio!t,  iUurt- 

herausgegeben  Don  ber  ft.  gaflifcfjen  Sefunbarlebrerfonfcrenj.  —  80  9ip 
Slncrfannt  trefflidje*  Vcrjrmittel.    3«  bejicbeu  Don 

11.  rteiger,  6e(iinDarIe()rer  in  Jlanril. 


ttakante  JDfrüubc  in  Ülenjutflien. 

3n  ^olge  Siefignation  roirb  bie  fnefige  SJrofefloren^frÜnoe  jur  SBicbcrbcf  efcung 
au8gefd)rtrben. 

Die  Obliegenheiten  beftebeu  in  2lu8l)ilfe  in  ber  ©eelforge  unb  ©efuubarfdmlc, 
©eforgung  be«  OrganiftenbienfteS  unb  llnterriditgabe  in  JWaöter,  Biotin  unb  (ttefang. 

X)ie  ÜMolbung  beträgt  circa  Kino  3r.  uebft  freier  SBotjnung  unb  Warten. 

Xie  tit.  Scroerber  um  biefe  ©teile  belieben  ihre  9Inmclbungcu  biä  tfnbc  Wonalt« 
bem  Srirdieuratspräfibeiiteu  Iiodiiu.  £>ru.  3Jfarrer  fteaglhi  einjureidieu,  ber  aud) 
311  aüiätlifl  weiterer  ftuäfunftgabc  gerne  bereit  ift. 

Wcnjinaen,  Ät.  3wfl*  *•  3uni  1895.  $ie  Äirdjcnratö  Äanjlci. 


I  'ntci  haltender 
interessanter 
Text: 

Romane 

NoveVen 
Dorfgeschichten 
Humoresken 
Reisen 
Geschichtliches 
Kunst 
Technik 


Für  die  Frauer. 
und  Kinder 

Monatsschau 

Zeitereignisse 
•      •  • 
Reicher, 
und  schöner 
Jiildtrschmuck. 


pro  gali:  1 

I 

I 
I 

I 


^V7  it  biefem  £>efte  beginnt  ber 
fein  burdjbaditc  unb  elegant 
ausgearbeitete  Wornan  „$ie  Sßrio* 
rei",  beffe n  ^crfafjerin  al*  eine  ber 
bcrüorragcnbften  fatbolifehen  Wo* 
üelliftinnen  ftranfreieb*  befannt  ift. 
hieran  reibt  ftch  Uli  Heinere 
fläblung  „Scbufter,  bleib  beim  Beiß" 
oon  Sßaul  ftriebrid),  ber  bei  unferen 
Uefero  längft  febon  al8  gefchäfcter 
llolfMcbriftfteller  eingeführt  ift.  £a« 
SJtärebeu  „^c*  Scblangenfönig* 
Jtrone"  d.  Äarl  Storcf  mirb  alt  unb 
jung  erfreuen.  Sluftcr  ber  mit  einer 
Starte  u.  mehreren  ^Ihiftrationen  oer- 
febenen  Slbbanblung  über  ben  9?orb= 
oftfee'Slanal  ermähnen  mir  noch  bic 
ärttfcl  „Sfal  bem  hoben  Horben"  — 
„$ie  .^anbcl8mcffen  fonft  unb  jefct" 
—  .Ihne  neue  Crntbeefung.  in  ber 
atmojpbärifchen  Üuft"  —  „Über  bie 
beutfeben  Spieltarten"  :c.  $ic  3Hu= 
ftration  ift  oon  gemahnter  9teicb-- 
baltigfeit  unb  (Mebiepenbeit. 


Jum  Greife  von  50  yffl. 
monatftdi  ein  ßarues  äoftCK&eff 


3llu*trievtf  4.  hatböliacbea  Jfatnilienblatt . 


©erlaß  oon  Bender  &  (So. 
lEiiifirürin.  ffilataefyut,  fiöln. 

§U  Inibon  in  jebet  ^nohhanMiinq. 


»lf»fOi<IIHilUll<| 


|.»nii'iumni)i»»; 


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pbagogifdje  glitte. 


$ertini0tttt0 

be«  „6<*»eU.  GrjiebiiBA«freiiiibe$"  unb  der  „^abanofl.  OToiatSfärlff"- 


brs  Vereins  tartljaL  Jeljrer  unb  5d)ulmSniter 

itx  üfymti) 

unb  beä  f$njet$crifd)en  fatljol.  (£r$te(}nnggvereui£. 


Bnritrr  Jahrgang.  4 

14.  £eft. 

(örrjd)eiitt  2  Sogen  (torl  \t  bell  1.  unb  15.  eint»  jeben  3Ronat&.) 


3ua, 

$ru<f  unb  (S-jpebition  öon  3.  9W.  »lunldjt 

1895. 


i 


fr 

!.'.8 


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i.  ©coßratibifdic  Cynaraen  nnb  öurW&mörter.  (einfü^rung  in  ba$  Skr= 


2.  $a*  leuc  TOetotl.  (Eon  @e!.*&  ©taub  in  ».)  (ftortfefcung.)         .  422 

3.  $ad  gefebaft  für  bfe  1.  Stufe  ler  Setnibarfibnle.  (§erau8gegeben  oon 

ber  fantonalcn  ft.  gafliföen  ßefcrertonfercnj.  6t.  ©allen.)  428 

4.  Sflulc  nnl  etjicbuBfl.  (öon  einem  ße&rer^u*  betn  SBaOi«.)  433 

5.  Uftborif  me«  Iber  Crjiebiaii-  (H.  B.)  438 

6.  Sie  beatmen  Sftnlmeifter  b.  b.  bie  $rintarlebrer  ber  Stadt  3ia,  14«0 — 1895 

(Son  21.  «fdjtoanben,  fiefper  in  3"fl-)  (Sfortfefcung.)  .439 

7.  Wboflogifftc  WnibföjQ»  441 

8.  fibtaoatffte  Sttteratar  nnb  üebrtnittel  447 

9.  Oeefftiebenet 

10.  «rleffaßei  ber  Hebattloi. 
u.  diferate. 


ftänbni«  berfelben.)  (ftortfcfeung.) 


417 


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btß  ,,@4»ci}.  ($r)ie^uit|0fnutibc§"  unb  ber  „Vabagog.  WonatsMrift". 

unb  beS  fdjtoeijertfdjen  fot^ol.  ($rätef>uitg«bereinÄ. 
3ttg,  15. 3u(i  1895.      I     M  14.     |  2.  |at>rgang. 

SRebaftionafommtffton: 

Die  €rm(narbiTctlortn:  %.  It*n\,  £tttir<b,  Si)*™;  Baumgartner,  3UA>  brtbtt.  $trrn:  Dt.  Kriftel, 
'iofrr,  *tof„  d«ur;  tto  »tni,  Warm,  It.  et.  (Sailen  unb  $crr  tetrrt  59tj>fH  in  «rftfelb.  Ort. 

f>t«  <K l«fc« »u«a e n  Hub  m  Semtnarblrtficr  »aumaart»ct|«  tUbtc*. 

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fftt  fcbramltranbibairn  3  gt.;  fflt  WAtmitglicbtt  6  gt.  DefteKnugc  n  btim  Ccrlcacr:  3.  Ul. 
8ltsnf<bt,  Cufcbrutftr,  .Jug.  —  3nfcratt  werben  blc  ^"etttjetle  mtt  10  «p.  beregnet. 


^eograp^tfe^e  g>vtenamen  un6  $pvic§tvövtev. 

((Sinfüljrung  in  ba8  »erftanbni«  berfclben.) 
(ftortfefcung.) 

„2Benn  mir  bie  einzelnen  Sprachgebiete  bur$geljen,  fo  finben  mir  neben 
Dielen  gemeinfamen  3u9fn  in  Wamengebung  überall  etroaS  ^Eigenartiges. 
Cängp  ift  e3  befannt,  bajj  bie  geograpfyijäyn  tarnen  üereinjelter  (Sebiete 
öölferpfüdjologifdje  (Sigentümli$feiten  jum  91u§brucf  bringen,  unb  bie 
(Srtüfiterimg  unb  Vertiefung  ber  jungen  onomatologifdjen  2Biffenfd)aft  flempelt 
biefe  ßrfenntniS  immer  meljr  jnm  allgemeinen  ©efefc.  @»n  paar  33ei|piele 
mögen  bieS  flarlegen. 

2)ie  SUlemannen,  beren  ©totj  unb  ftreube  ber  5Befifc  eine»  einzelnen 
£>ofe8,  einer  eigenen,  abgefd)(offeneu  £>eimfiätte  mar,  fjaben  und  in  i&ren  $aljl* 
reichen  patronömifa>n  ')  O.  91.  (auf  ing  unb  ingen)  ba§  Wnbenfen  an  bie 
99eftebelung«roeife  Ijinterlaffen.  Sie  liebten  e§  nid)t,  in  gefcfjloffenen  Dörfern 
ju  leben  unb  liefeen  bie  aQermeiften  ber  bei  53efi Ergreifung  be$  fianbeS  noc§ 
üorfymbenen,  otjneljin  bur$  bie  Kriege  mit  Gäfar  fa>n  bebeutenb  rebujierten 
fe(ti|a)en  Ortfdwften  in  i&rer  Gutroicflung  nid)t  weiter  fommen,  im  ©egenfafc 
$u  i^ren  mefiliö>en  9ia<$barn,  ben  33urgunbern.  $.  TOeöer  fcfti&t  bie  3aty 
ber  feltifa>n  ©o&norte  im  Äanton  3Md)  annäfjernb  auf  2  Stübte  unb 


•)  pater  =  Skier,  onom»  9lame,  patronjmia  ber  SBatername,  Dom  3*ater 
bcrflelciteter  (fctgennauie. 


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100  Ortföaften,  bie  ber  Alemannen  auf  etwa  3000  £>öfc,  100  ©eilet  unb 
b(ofe  20  Dörfer.  (W.)  —  6in  grofeer  Seil  beS  Sanbe«  mar  malbig,  fumpfig 
unb  mit  Biebern  beberft.  Durcb,  tjarte  Arbeit  mußten  meite  ©treden  erft  urbar 
gemalt  merben.  Daran  erinnert  eine  Süfle  Don  Crtönamen:  9?üti,  ©rüt  u.  f. f. 
(77mal  im  ßanton  3ü*id)).   ©djroenbi,  ©djmanb  unb  bamit  jufammen 
Ijängenbe  tarnen  (25mal).    Skanb,  ©toden,  ©djlatt  unb  anbere. 
3n  biefen  tarnen  Ijaben  und  unjere  33orfatjren  ein  fie  eljrenbeS  Xeftament, 
eine  reiche  6rbf$aft  als  7yrnd)t  ber  Arbeit  unb  9lu§bauer  ^interlaffen ,  mie 
fein  anbereS  93olf  ber  (jtfiorifdjen  Qt'it  ein  äfjnlidjeS  3$ermä4)tni§  [einen  9taaV 
(ommen  ju  geben  Dermodjte.    9Bir  finben  jroar  mirf)  außerhalb  be§  atemur: 
niufjeu  ©ebiete5  (Gruppen  Don  Hainen,  bie  auf  bie  Urbarma$ung  jurüdfüljren, 
nirgenbs  aber  merben  fi*  ju  einem  fo  d)arafierifd>en  Werfmal,  mie  in  unferen 
©egenben.  l) 

Die  $3etra$tung  ber  aflemanifdjen  Ortsnamen  jeigt  femer,  bafr  biefelben 
ber  ^luSflufc  einer  aufeerorbentlidj  entroidelteu  9taturbeobaa)tung  finb,  mie 
bieS  nid)t  anber§  jii  erroarten  ift  Don  einem  Söolfe,  baS  fidy  ©runb  unb 
59oben  im  garten  Kampfe  um  bie  (Sjiftenj  gemiffermafcen  felbft  gefc&affen. 
(«Rä^eteS  bei  £>.  Wceoer,  Mitteilungen  ber  antiquarifaVn  ©efeUftfoft  3firiö), 
5Bb.  2.   SlbefonS  öon  Ntj,  ©efd)id)te  beS  Ponton«  ©t.  ©aü*en.  *) 

s2Iber  nid)t  nur  ber  allgemeine  Kultur juftanb,  jelbft  bie  fpejielle 
3eitrid)tung  fommt  in  ben  Ortsnamen  jum  «uSbrud.  „Der  magpatifaV 
ftönig  ©eifa,  ßtjrift  gemorben,  berief  beutfdje  Etiffionäte ,  unb  fein  ©o$n, 
©tepfjan  ber  ^eilige,  DoOenbete  ba§  SBerf,  eine  Nation,  meta>  bi8  §um  Xage 
Dom  2ed)felb  mit  SRaubjügen  bie  Umlänbet  ju  Derroüften  pflegte,  bura)  ftörberung 


')  ©o  um  SBernigerobc  am  Jpan,  ber  ©agc  na*  öon  Sßeringer  gegrünbet, 
bie  Orte,  Raffer  obe,  Wöfa^enrobe,  Hltenrobe,  Darlingerobe,  S3en  jigerobe, 
CHbingerobe  beren  Stätten  burd)  föobung  be8  Sßalbe«  gewonnen  »urben.  Diefe 
2öälber  müffen  fdjon  in  früfaefter  3eit  etma«  HntfebenbeS  gehabt  baben,  barauf 
weifen  bie  um  SBenigerobe  bäuftgen  tjcibnifdjen  93ea.räbni8pläfce  bin.  Die  oben 
genannten  unb  anbere  Orte  bafelbft  würben  meift  auf  Seranlaffung  öon  geiftltcben 
Stiftungen,  Sctöftern  unb  Sfirdjen  gegrünbet.  (A.  W.  1893). 

Unfere  SB  orf  obren  ftnb  mit  iljrem  Stoben  unb  Stoden  bis  meit  in  bie  91lpca= 
tfcäler  qinaufgebrungen,  wo  mir  Ujre  Wieberlaffungcn  mitten  unter  itatienifd)  unb 
labtntfd>rätt)ifd)  flingenben  Ortsnamen  finben.  ©o  treffen  mit  im  obetn  3Rarteu= 
tfcal,  bae  nad)  ben  grofeen  ©letfdiern  bet  Ortlergruppe  hinauf fiilirt,  bie  Orte: 
Sta  9)iarta  in  bet  «Sdjmels,  fcodjegg,  ©taflmie«,  Sdjmibbof,  9Hcber&of,  Oberbof, 
£>eden,  SBalbbof,  ©toda,  Dbal,  (Heben,  töieb,  ©rubbof,  SBreitenfmf,  ftorabof,  3m 
Söerg.  ffarte  9t.  93b.  6.  dbenba:  Die  Dreifpradjenfpifce  (Tab.,  beutfdi, 
italienifd}.)  Pi*  Umbrail  (rom.  ©djirrnfpi^e),  ^a*bornfpi^e,  Val  Vit^lli  (itaL)  - 
stälbertbaL  Hi»  del  Lui,  Crom  )  ©eefpiöe;  Lui  da  Kims  (See).  FuorcU  (rom.) 
glcidjbebeutenb  mie  u  r  f  c  I  fpifce,  Monte  Confinale  (Hai.)  ©nbberg,  Monte  del 
Forno  (Hai.)  -  Ofenberg,  (^eifterfpiöe,  Oorno  dei  tre  Si^nori  (Hai.)  =  3*£erreii= 
fpifee,  Vedretta  Oiumella  (Hai.)  3miaing«glctfdjer,  Vedretta  degli  Drei  (Hai.) 
«  ©irengletfcber. 

a)  3n>ei  ältere  SBcrfe,  bie  aber  immer  nod>  oon  groftem  Sßerte,  ja  gtunblegenb 
für  ba«  6tubtum  ber  aKemanmfd)eu  9tameu  ftnb. 


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-    419  - 

bon  Unfiati,  (Hjrifientum  unb  Stecht  ju  fiiiigen.  ...  $ie  93ölfer  feines 
9teia)e§  traten  in  eine  neue  (SntroitflungSpfjafe  unb  bie  Orte,  welche  ber  an* 
ja  feige  Jaguar  ober  ©lobe  ober  ber  in'S  Sanb  gerufene  fäcf)fi)d)e  ©olonift  ba» 
mal«  unb  fpäter,  unter  ben  Wadnoirfungen  beffelben  (SeifteS,  grünbete,  mürben 
mit  SBorliebe  burd)  fira)lid)e  Warnen  gefdjmüdt.  3.  Don  ßfaplooicS  jüljlte  in 
Ungarn  468  nad)  ^eiligen  benannte  Orte,  !/27  aller,  Daüon  10°/o  mit  bem 
tarnen  be§  $1.  ©eorg ;  nad>  59ifd)öfen,  Ttbten,  ©eiftlia^en,  9Jtöna)en,  (Sinfieb» 
lern  nennen  fi$  127,  nad>  flirren  72  Orte."   (6.  ©.) 

Rubere  ©ebiete  meinen  auf  bie  SBeoba$tung  hin,  bafe  bei  einzelnen  SBÖt« 
fem  oerj^iebtne  geograpljifdK  Werfmale  in  ber  Wamengebung  mel)r  ober  tue* 
nifler  als  bei  anbern  beftimmenb  auf  treten,  ©o  toerroenben  bie  Gljinefen 
in  ihrem  großen  Weich  gerne  tarnen  oon  £immelSgegenben.  5Bon  ihnen  lernten 
befanrrtlid)  bie  Ubenblänber  ben  tfompafe  tennen.  Kein  Weia)  umfafet  jo  roeite 
(Bf biete,  roo  bie  Orientierung  nach  bem  Gimmel  fo  nolroenbig  erfd>int,  roie 
„im  »eia>  ber  Witte"  —  am  Wanbe  beS  OftfontinentS  —  roo  ungeheuere 
fianb«  unb  SBafferfWaVn  jufammenftofeen.  93ei  ben  Deutjajen  finb  biefe  53c- 
jei<hnungen  feiten,  ©ie  waren  eS,  bie  burch  Kombination  ber  #imme!Sgegenben 
ben  Webenroinben  ihre  Warnen  gaben.  —  $ie  Börner,  bie  aussogen,  Völler 
ju  f netten,  nannten  ^roüinjen  unb  ©täbte  meift  nach  SBölfern,  inbem  fie  ben 
©tftbten  auct)  ben  Warnen  ihrer  #errfct)fr  beilegten,  um  ©ieger  unb  SJefiegte 
im  Warnen  ju  oerfetten,  ©o:  Augusta  Taurinorum,  jefct  %ox'mo  ($urin), 
Augutta  Praetoria ,  je&t  Hofta ;  Lutetia  (ober  Civitas)  Parmorum  ($ariS). 
Oft  blieb  fpäter  ber  Sfölfername,  oft  baS  römifctje  Clement.  fluct)  bie  ftlüfee 
fptelten  in  Der  Wamengebung  ber  Äömer  eine  grofee  Wolle,  menn  auch  nicht 
roie  bei  ben  ftranjofen,  bie  ihre  Departemente  faft  burchroeg  nach  ben  ^lüffen 
benannten,  ober  roie  in  Worbamerifa,  roo  feit  bem  Anfang  feiner  Unab» 
hängigfeit  bie  fiänber  meift  ben  Warnen  ber  ftlüffe  annahmen,  granfreid), 
mit  bem  oorjüglichften  ftlufe*  unb  #anal»©öftem  in  (Suropa,  fomie  bie  33er* 
einigten  Staaten  W.*31.  mit  ihren  öielDerjroeigten ,  mächtigen  Söafferroegen 
^aben  in  biefen  ^Bezeichnungen  ihr  tßerftänbniS  für  bie  SBebeutung  biefer 
SBerlehrSftrafeen  an  ben  $ag  gelegt.  3n  ©ibirien  bilben  bie  Qrlüfje  bie 
einzigen  „fianbftrafjen."  2öa8  SBunber,  roeun  biefelben  namengebenb  auf  bie 
längs  berfelben  fich  erhebenben  Orte  mirften.  (SBergl.  ^obol  §1.  ^obolsk 
©tabt  —  9llban,  fllbanek  —  3eniffei,  3eniffei*k  u.  f.  ro.) 

%n  anbern  Orten  finb  eS  befonberS  bie  Ou eilen  unb  ^Brunnen, 
welche  bie  befonbere  ftufmertfamfeit  auf  fi<h  lenfen  unb,  ber  roirtfdjaftlichen 
©orge  hilfreich  entgegentommenb,  ihrer  ho^en  Sebeutung  entfpred)enb  ono« 
matologifa)  tyxtioxixtitn.  3)a8  gilt  befonberS  im  roüften*  unb  fteppenreidpn 
Mfrifa,  im  ©üben  forootjl,  roo  bie  53oeren  jarjlreichen  Orten  ben  Warnen 
»fontein  beilegten,  als  befonberS  in  Algier. 


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„<£l  Bnfor",  bie  reia>  Duelle,  frißt  eine  ©tabt  im  $iftrift  Dran,  wo 
au$  ber  Warne  HnbalufeS  erf<$eint,  weil  bort  bie  erften  bauten  lanbeten. 
bie  oom  fpanif<$en  Nnbafuften  oertrieben  würben.  {%.  W.  1893.) 

3afjlreid)  ftnb  bie  Ortsnamen  auf  Bir  =  (Sifterne,  im  algerifa>tunefifc$en 
©a>ttbeden,  (6.  flarte  9».  35b.  IL),  fowie  biejenigen  auf  Am  -=  Quelle. 
„Le  nom  d'AYn-Touto,  mote  arabes  qui  veulent  dire  ,,Source  du 
Murier"  (=  Quelle  des  Maulbeerbaumes)  et  celui  d'Oued-Touta,  qui 
signifie  „Ru  du  Mürier"  (=  Wassergraben  d.  M.)  sont  assez  commnns 
en  Algerie.  II  n'y  a  donc  aucun  mal  a  les  voir  diminuer  en 
nombre:  chaque  fois  qu'un  d'eux  disparait  c'est  une  confusion  pos- 
sible  de  moins."  (T.  M.  Nouvelles  Geogr.  1894.)  3n  ber  $#at  ftnb 
bie  t^rctngofen  in  ooflem  3u$t  boran,  biefer  Verwirrung  abhelfen,  inbem 
fte  ben  gongen  Stob  itjrer  (Generale  unb  ©eleljrten  in  ben  bortigen  Orts- 
namen einquartieren.  (Wae  9Waljon,  ^afteur,  ©ounob  u.  a.) 

2Benn  Die  geograpljifdjen  Eigennamen  ftulturgrab  unb  ob» 
fpiegeln,  fo  fefyen  wir  in  einem  weitern  Verfolgen,  bafe  fie  felbft  Don  ber 
Eigenart  ber  Kultur  ein  getreues  Vilb  geben. 

2Bir  brauchen  nur  bem  91n3manberungSflrome,  ber  in  ben  Derföiebenjten 
fünften  ber  alten  V)elt  feine  Quellen,  in  9corbamerita  eine  ber  paupt» 
münbungen  Ijat,  $u  folgen  unb  wir  werben  beim  Vetreten  ber  Union  über* 
rafdjt  fein,  ju  fefcen,  wie  ber  $anfee8  fpri^mörtlia)  geworbene  Eigenart  ft# 
in  ben  Ortsnamen  oerförpert  fyat.  ßoSmopolitifaj  ift  bie  Veoölferung,  toSmo* 
politifd)  ftnb  bie  Ortsnamen.  „2luf  einer  Äoute  9cem*9)ort«9llbanto  folgen 
ftd)  im  Vereine  einer  eintägigen  Weife  (nad)  %  E.  1893):  Vabülon  unb 
3eriä>,  ©alem,  Sebanon,  ©ilboa,  Garmel,  (Soften,  SUljenS  unb  $ron  mit 
einer  Eifenba^n  nadfr  ©toraeufe,  Utica  unb  töom,  unb  Ojforb,  Ganterburo, 
©aliSburto,  Söinbfor,  $>ambuglj,  $>übe  ^ar!,  flingfion,  ©laSgom,  Vriftol, 
Durfrun,  Gairo,  Vatlj,  Gambribge  unb  SBaterforb  .  .  .  ÖängS  beS  Erie- 
fanalS:  SBeft  $rob,  «mfterbam,  Äotterbam,  ftranefort,  Utica,  »om,  S?eu 
ßonbon,  ©praeufe,  Santon,  Verlin,  SoonS,  ^almöra,  SRacebonoifle,  ©cio; 
$eru,  Wbion,  3eridu>,  Webina  u.  f.  f.  in  äbnlid>er  ©ruppierung  an  anbern 
Orten.  3n  ber  Zfyat  eine  l>iibfa>  3ufammenfteaung ;  barunter  jerfrreut 
140  2öaffjington,  121  3adfon,  71  3efferfon,  46  Wabifon  unb  anberer 
UnionSpräfibenten  tarnen,  als  ©egenftüd  ju  ben  bonaftifdpn  Vejeia)nungen, 
bie  Englanb  Ijinterlaffen ;  baamifdjen  Ortsnamen  wie  Hat  (§ut),  Rat  (Ratte) 
Bad-Axe  (fd)lea>  fljt),  Bad  Fisch  (f<$led)ter  $ifd>),  Cow-Skin  (fluföaut) 
unb  Smutty-Nose  (fömufcige  Wafe)  unb  anbere.  <5S  gibt  Staaten,  bie  nia)t 
weniger  als  14  fttljen  tyr  eigen  nennen.  9lua)  ©eipio,  WanliuS,  VrutuS, 
©affiuS,  §omer,  Virgil,  Ooib  unb,  last  not  least,  ViSmarf  auf  bem 
sJkgafo*  ber  biplomatifa)en  flunft,  t/aben  baS  ameritanifa^e  Vfirgerrea)t  erlangt. 


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-    421  — 

Sir  feiert  ba  Atomen,  meldhe  bie  ßoloniflen  gegeben.  SJetradjten  mir 
furj  bie  Gntbedernamen ')  unb  jmar  Dorerjt  ebenfalls  auf  einem  foSmopoli» 
tilgen  ©ebiete,  in  ben  artttf d^en  SRegionen.  n>tr  erjt  hinauf  in 

ben  falten  Horben  nach  f$ranj3ofephßanb.  $ie  tarnen  bafelbft  reben 
mit  uns  befonberS  Über  bie  öperrei^ifc^e  3or)"chung8thätigteit  unb  ihre  Pri- 
orität in  ber  9tomengebung :  petermann  ßanb,  flönig  OScar  ßanb 
3i$t)  ßanb,  Nlejanbra  ßanb,  Gap  Sien,  Äronprinj  JRubolpb,  ßanb, 
Silcjef  ßanb,  Äaroinfon  ©unb,  Gap  ©ermania,  ©äulen  Gap,  Gap 
©abermann,  Hohenlohe  3nfel,  Gap  Schröter,  Goburg  3nfeln,  Gap 
93et)m,  Hnbree  3nfel,  Gap  23eurmann,  $raun3nfel,  Gap  93uba»$eft, 
töainer  3nfel,  ©offmann  3nfel,  Garl  fllejanber  ßanb,  Werfer  3nfe(, 
ßinbemann  93ai,  Gap  ©ct)marbb,  Gap  geller,  Süllerjiorf  S3erge, 
Gap  ©öfer,  Älagenfurt  3nfeln,  Gap  ftrantfurt,  §o<hftetter  3nfel, 
Silc^et  3njel,  ßütte  3»H  Gap  ßittrom,  Gap  SBergbauS,  ©ümonn 
©ebirge,  Gap  Brünn,  WorbenSf  jölb  ftjorb,  Gap  Segetljof ,  Gap  ©peel* 
mann,  3Rau  3nfel,  Gap  ftlora,  Gap  EarentS,  Newton  3nfel,  Gaton 
3nfel,  Nachtigallen  ©unb,  Gap  ©rant,  SBruce  3nfel,  ©oofer  3nfel, 
Äichthofen  ©pifre,  Gap  ÄohlfS,  Gap  fjiuine,  Gap  trieft.  3nfel  Siener 
«Reufiabt.  (Äarte  9t.  53b.  5  )  Sie  wenige  Stoturnamen!  $ie  arft. 
(Gebiete  in  ihrer  Ginförmigfeit  bieten  eben  baju  meniger  Gelegenheit.  Slnber* 
feit«  i|t  eS  „fiets  eine  Elarhne  arft.  föeifenber  gemefen,  bie  gemalten  Gnt= 
bedungen  nach  ben  ftörbern  ihrer  Unternehmung  ober  naa)  ihren  Vorgängern 
511  benennen  .  .  .  3<h  betraute  bie  Benennung  ber  einzelnen  Objefte  nad)  ben 
Urhebern  biefer  Gntbecfungen  als  bie  einjig  bauernbe  fjorm  für  unfere  $anf- 
barteit  gegenüber  ben  einer  3bee  gebrauten  Opfern",  fagt  ^roQoppe.  (G.  ©) 
Sir  finben  ba  bmtafrifd>e  tarnen,  femer  folche  Don  fürfilidjen  ^erfonen,  (Gq* 
herjogen),  SRetfenben,  unb  $mar  auch  folgen,  bie  nid)t  arfttfd^e  ©ebiete  er» 
forfa)ten,  aber  auch  tarnen  Don  „©eographen  unb  gor  feiern  bei  ber  ßampe" 
unb  üon  ©täbten.  —  #aum  eines  Äeifenben  ©puren  folgten  fo  Diele  fjorfäer 
Derfcbjebenfien  Nationen,  wie  bem  großen  SRagelhäeS.  $ie  buntefle  moberne 
Wamemoelt  ftnbet  fi<h  baejer,  neben  ©rönlanb,  an  ber  ©übfpi&e  WmerifaS. 

')  ®ie  moberne  SRamengebung  in  ben  „©portSgebieten"  ber  Älpen  unb  8or= 
alpcn  folgt  im  äBefentlicben  berjentgen  ber  neuentbceften  ©ebiete.  $ie  tarnen  be« 
erften  ^cjiotngerB  eine»  bis  bat)in  unbeftiegenen  löerge»,  fomte  foldje  oon  ©elebrten, 
überhaupt  $erfonennamen  finben  befonber»  «nroenbung. 

©0  ».  ©.  in  ber  „böbmtfd)en  ©dnocia"  äBtlbelminenmanb,  fflubolffteitt, 
Warienjelfcn,  $aitltnengrunb,  Gbmunbdgrunb,  Glifabetbfelfen,  Äai* 
ferin  Gltfabetb&öbe,  ßeopolbÄhöbe  —  Äatferweg,  ftaiferauSHcbt,  mit 
einem  jum  Slnbcnfcn  an  baö  filberne  ^beiubiläum  bc«  öfteneidjifcfjcn  «aiferpaareS 
1879  errichteten  ©teinobeli$fen.  (<B.  9t.  5öb.  2.) 

3n  ber  Hont-BIano@ruppe:  Olaoier  de  Pierre  Joseph,  Aiguille  de  Saaaure, 
unb  onbere.  —  (®.  Starte  bei  SHedu«).  »nbere  hieber  gefjörenbc  tarnen  be»  Sllpen* 
gebiete»  im  3a^bud)  beS  fdjtoeij.  Sllpenflnb. 


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-  422 


$a  betteten  rotr  bie  tuifb  gerflüftetc,  gletjcbertetcbe  $ejolation$*3nfel.  bie 
6t>angelifta8»  ober  $)ireftion8-3nfeln,  (od  91  poft o le§ ,  baS  ^formaib 
Pap,  Ping  2öilliam  IV.  8anb,  £mlbinfel  33run$roid,  ©mötlj  Portal, 
Sierra  bei  ftuego  '),  6t.  3neS  3nfel,  (Slarence  3nfel,  Darofon  3nfel, 
SBerg  ©armiento  *),  Pap  $oorn  *),  §ti]$ti  3nfel,  Sailen  3nfel, 
ftranflin  ©unb,  SGBollafton  3nfel,  baS  „falf^e  Pap  #oorn",  Deeeit 
3nfeln,  9camirej  3n|eln  (Äbmiral),  £>ermite  3nfeln,  Pap  $ena$,  Pap 
„of  good  Success"4),  ©tateninfel,  ©paniarb&afen,  9laf  jauljafen 
unb  «gletfcber.  —  Pap  Fairweather*),  ©.©eba|Hanbu($t,Pup  ©.  $au(o, 
Pap  6.  Eiego,  2e  TOaire» Ä)  ©trafee,  <Reto=3nfel,  Wat>arin-3nfel,  3lbe» 
fon|o«3n|el,  93our<$ier*93u|en,  2Boob--3nfeln,  9)ort'*Rin|ier  3nfel,  Pap 
SBÖtlfon,  ©temart  3nM,  99  realer  lüfte,  Sanbfall  3njel,  Pap  biliar, 
fteljon  ©trafee,  Gambribge  3nfel,  #annooer  3nfel,  6onception-©trafee, 
$ort  3nfel,  SRabre  3nfel,  Pap  SrepuntaS  '),  ©t.  «nbreaSbufen, 
m.  ©tote«,  Objtruftion  ©unb,  $i&  Äoo  Pönal,  m.  Darwin,  «Rofe 
$i!  (flafenfpl&e),  HbmirolitätS  ©unb,  Patbarina  ©pifce,  $offef|ion 
$ai,  SMreftionSbai,  Glifabetf)  3n|el,  Wagbalenen  3nfel,  ©ente 
©ranbe»)  55at,  Wlipp  39ai,  3ago  99ai,  ©tobt  $unta  «renaS»). 

9lnber$  toieberum  ijt  bie  9tomengebung  in  ben  Polonien,  j.  95.  in  flu« 
ftralien.  „68  ift  umnöglidj,  in  Huftralien  ben  tarnen  irgenb  eines  frühem 
(Stouberneur8,  eines  ©taatSfefretarS  ber  Polonien,  jelbjl  eine«  UnterftaatSfefretärS 
&u  bergejfen,  [o  bereit  maren  bie  Poloniften,  il)re  $iftritte,  ^lüffe,  <Braf|d)aften, 
©täbte  unb  ©trafen  naaj  ben  ÜWännern  ju  benennen,  bie  fie  regiert  Ratten." 
Ä.  $roflope.  (@.  ©.)  Übertragungen  geograpljifc$er  tarnen  aus  ber  $eimat 
finb  befonberS  f)ier  fe^r  bäufig.  (ftortfc&ung  folgt.) 


3>as*  neue  'jßetatt. 

(»on  ©et.*ß.  et.  in  ».) 
(tfrortfefcung.) 
III. 

$>atte  bie  ölettrijittit  fijon  balb  naa)  ber  ($ntbea*uug  bura)  ©alüant  eine 
Dielfeitige  95ern>enbung  gefunben,  [o  bat  beren  ftnroenbung  in  ben  legten 
3al)rjel)nten  *)  einen  unerwarteten  flufjc&roung  genommen  unb  eS  fcfyint  bie 
(Sleftrijität  füt)re  eine  öollfiänbige  Umroäljung  aller  ted)nifa>n  Sinridjtungen 

•)  jjeuerlanb.  *)  ©panifcber  $orfcbung8reifenber.  *)  9lad)  ber  fcetmat  ber 
t)ollänbtid)en  Crntbecfcr.  *)  Sfcap  be«  guten  ©rfolgeö.  s)  Sd)Önn>ctterfap.  *)  ^orfd» 
ungfcrfifcnber.   7)  $)reifpifeeu,  Drei  Horflebirge.  8)  ©rofec  ßtute.   •)  6anbftufcc 

$ie  übrigen  Warnen  betreffenb  ftebe  ^.  9t.  ©b.  8,  »b.  l  unb  E.  II. 

•)  »efonberS  fett  ber  ©rftnbung  ber  35önamo  *  eleftrif eben  3Rafd)ine  bur<b 
©temenS  unb  ©tjeatfionc. 


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-    423  - 

&erbei.  ttu<$  in  bft  flluminiuminbufirie  machte  bie  (Slefttijität  t^re  umge* 

ftaltenbe  ©«malt  geltenb.  -  Um  baS  Aluminium  mit  §ilfe  elefttifajet  ©ttöme 

auft  feinen  Sßerbinbungen  abjufa)eiben,  finb  betriebene  ftäflf  benfbar. 

dine  etfte  ©eminnung  geföidjt  Dura)  bie  eietttolnfe  bet  ßofung  eines 

BluminiumfalaeS.    Senn  man  Kupfervitriol l)  in  ©äffet  löst  unb  jroei 

$lattnbleä)e  $ineintau$t,  rooDon  baS  eine  mit  bem  negatiDen,  baS  anbete 

mit  bem  pofttiben  $o(  einet  Batterie  in  Eetbinbung  ftety,  fo  [ablägt  ft$  «*» 

bem  negatiben  $ol  fefleS  Äupfet  ab.  fceüifle  Derfue$te  auf  ä&nliäje  Seife 

Aluminium  ju  gewinnen,  allein  umfonft.  3n  ben  legten  Sagten  gelang  jtüar 

biefe  9lrt  bet  dleftrolöfe,  füt  bie  SJtoffenptobuftion  jebotf  eignet  fia)  biefe  Star* 

fteflungStoeife  ni$t.  3mmer$in  benü&t  bie  gabrif  ju  2aconö  (^ilabclpfya) 

biefe  9ltt  ber  ßlefrolDfe,  um  (Sifen  ju  plattiten,  b.  1).  mit  einet  biden  ©a)iä)te 

Don  Aluminium  ju  tibetjie^en.  „3t)re  etfte  Arbeit  galt  bet  $urmfpifce  auf 

bem  SRatljauS  in  $bilabelp$ia.  §S  [abreibt  hierüber  bie  „61efttote$nif$e  3«*' 

förift":  $et  $utm,  1G7  m  h»>d),  befielt  bis  ju  101  m  £öt)e  au«  meinem 

9Jtarmot.   5)ie  folgenben  66  m  ftnb,  mit  9lu8nat)me  bet  11,4  m  Robert 

Skonjeftatue,  roe($c  bie  Kuppel  beS  Quirns  frönt,  aus  ©ufjeifen  aufgebaut. 

Die  einzelnen  Stüde  mürben  etft  in  großen  £)oljtrögen  geteinigt,  bann  $roei= 

mal,  roäfjrenb  24  unb  62  ©tunben,  galDanifa)  betfupfett,  enbliä)  eleftrolbtifdj 

mit  Aluminium  überwogen,  bis  fiä)  eine  gleichmäßige  Seichte  Don  1,M  mm 

Dicfe  gebilbet,  rooju  62  Stunben  etfotbetlirt)  roaten.  $ie  gefamte  ju  übet» 

jier;enbe  ^läcfye  betrug  9600  m*,  entjprea^enb  tunb  40,000  Kilogramm  2Uu= 

minium.  $et  ttbetjug  routbe  nidr)t  poliett,  fonbetn  blieb  matt,  fo  wie  et 

aus  bem  eleftrifc&en  53abe  tarn.  Huf  biefe  Seife  gelang  es,  bet  iutmfpifce 

ein  HuSfehen  ju  geben,  meines,  befonbetS  in  bet  fterne,  Don  bem  beS  meinen 

ÜRarmor  faum  &u  unterfä)eiben  iß. 

©d)on  1807  würbe  ftalium  unb  Natrium  baburdj  gewonnen,  bafe  ein  ©alj 

biefer  9RetaQe  burd)  gewöhnliche  §ifce  gefd)ntol§en  unb  burd)  ben  elettrifdjen  ©trom 

ba$  ftalium  bc$m.  Natrium  abgefdjieben  würbe.  SDlan  nennt  biefe  ©ewinnung 

,&leftrolnfe  auf  gewöhnlich  fcuer*flüf)iflem  SBegc."  $hnltd)  mürbe  aud)  t>erfud)S' 

weife  aluminium  bargefteHt,  muftte  aber  in  ftolge  be«  haften  greife»  be» 

Sauminiumdjtorib»  (oa.  1000  ftr.  per  kg)  balb  wieber  aufgegeben  werben.  2>ie 

•Aluminium*  unb  SRagneflumfabrit"  ju  Hemelingen  (Bremen)  arbeitete  furje  3*it 

nad)  biefer  SRetbobe.  »Seit  1887  ifi  bort  aber  ein  anberer  $rogeft  in  Sfomenbung, 

welc&er  gebeim  gehalten  wirb,  mit  einer  Jdrjrlidjen  $robuftion  öon  ungefähr 
12,000  kg. 

Gine  brüte  SarftellungSmetbobe  beruht  auf  ber  ©leftrolgfe  ber  ßöfung  einer 
9tluniiniumt>erbinbung  in  einem  burd)  gewöhnliche  $ifee  gefchmolgenen  @a(je. 
3m  3ahre  1855  bemerfte  beeide,  bafj  fticfelfäure  (Si  02,  eine  SBerbinbung  Don 
Saucrftoff  mit  bem  Elemente  ©ilicium,  weld)eS  mit  S?otjIc  bejw.  Diamant  f[hn- 
lidjfett  hat)  leicht  in  gefchmoljenem  Katriumfaliumfluorib  Don  habet  Temperatur 

0  ©chwefelfaure*  Shipfer  Cu  804. 


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-    424  - 


fidj  l&St,  ba&  bie  ßöfung  Pfiffig  tote  SBaffer  unb  ein  ßeiter  ber  Weftnjität  ift. 
$urd)  ©leftrolgfe  ber  rotglü&enbcn  ftlüffigfeit  rourbc  am  negativen  $ol  freie* 
©ilkium  abgcfdneben.  ÄIS  er  aber  ftatt  ©iliciumorjb  X&onerbe  (Slluminiutnorto) 
nafym,  blieb  biefe  fd)einbar  unoeränbert.  $arauffjin  fdjroanb  $eoiBe  jebe  Hoffnung, 
burd)  ttleftrolöfe  t>on  2$onerbe,  bie  in  gefdjmoljenem  9tarriuntfluorib  gelöst  fear, 
aluminium  ju  geroinnen.  Sor  wenigen  Saferen  erft  würbe  biefe  3bee  oon  URinet 
roieber  aufgenommen,  allein  eS  blieb  bei  ben  $crfud)en  (n.  Sftüf). 

%m  toid^tigflen  mürbe  bie  bierte  %x\  ber  eleftrifdjen  $arfletlung  beS 
Aluminium  burd^  3«fc&ung  bon  3fronerbe  in  elettrtfc^en  ©d)mel$öfen. 

3n  ber  $>i|e  beS  §od)ofenS  roirb  dijenerj  (mit  Äoljle)  in  feine  Söejlanb* 

teile  jerlegt,  eS  entfielt  ßoljlenfäure  unb  baS  ßifen  mirb  frei. 

2)er  £>od)ofen,  ein  weites  bis  35  m  fjotjeS  Äatnin,  beffen  innerer  9taum  ftd) 
nad)  unten  trichterförmig  oerengt,  wirb  mit  §ol§  unb  ftofjlc  gefüllt  unb  ange- 
jünbet,  bann  weiter  flofele  jugefefet,  bis  ber  größere  Xeil  bc8  3nnem  mit  glüfeen^ 
ben  ftobjen  ftd)  füllt,  darauf  wirb  oon  oben  ein  ®emifd)  oon  Äobje  unb  &ifener} 
aufgefd)üttet  unb  burd)  eigene  ©ebläfe  oon  unten  beiße  Öuft  burd)  ben  Ofen  ge* 
trieben.  Unten  oerbrennt  nun  bie  Äofele  mit  bem  Saucrftoff  ber  Öuft  ju  Stallen« 
faure  (C4).  $>iefc  entroeid)t  nad)  oben  unb  giebt  an  bie  brennenbe  ftoljle  bie  $älfte 
iljreS  ©auerftoffcS  ab  unb  eS  entftefet  Jroljlcnosbb  (CO),  rocldjcS  nad)  oben  fort- 
ftrömenb,  ben  ©auerftoff  beS  ©tfenorbbS  an  fidj  binbet  unb  roieber  9of)lenfäure 
bilbet  unb  auS  bem  Ofen  austritt  (Fea  Os  +  3  CO  2  Fe  +  3  CO,).  S)aS  getrennte 
(Sifen  rüctt  nun  mit  ber  brennenben  Äoljte  tiefer,  fdjmiljt  unb  fällt  auf  ben  ®runb 
beS  OfenS,  aus  beut  eS  oon  3«t  ju  3«t  in  formen  abgelaffen  wirb.  3>aS  ber 
ungefähre  Verlauf  beB  ^odjofenorogcffc«. 

g§  lag  nun  ber  GJebante  feljr  nalje,  auf  äl)nlid)em  Bege  aus  bem 

Wluminiumorjb  (Xljonerbe»Al,  08)  baS  Aluminium  abjufd)eiben.  $ie  SBerfudje 

fdjlugen  jebod)  feljl.  (SineS  blatte  man  nämlid)  überfein,  bafe  Aluminium 

mit  ©auerftoff  eine  äufeerft  fefte  SJerbinbung  Mibe.   3e  fefter  aber  eine 

d)emifd)e  93erbinbung  tft ,  befto  me&r  Bärme  brauet  eS,  um  biefelbe  ju 

trennen.  SSÖä^renb  bie  Bereinigung  bon  1  gr  ©auerftoff  mit  Sifen  ju  §ifen» 

oyjb  faum  4000  Kalorien  erforbert  (baS  b;ei$t  eine  Bärmemenge  mit  metc&er 

4000  gr  Baffer  um  1°C  ermärmt  werben  tonnen),  fo  bebarf  eS  jur  Ste« 

einigung  bon  1  gr  ©auerftoff  mit  AI  8200  Kalorien!  63  ifi  alfo  $ur 

Trennung  bon  SUuminiumojib  boppett  fo  bie!  Bärme  nötig  als  ju  jener 

üon  (Sifenojib.  $iefe  gemaltige  ipifce  fann  aber  in  feinem  £od)ofen  erreicht 

merben.  @rft  ber  eleftrifdje  Strom  lieferte  biefe  Bärmemenge  in  ben  „eleft- 

rifd)en  ©duneljöfen."  9tttf  fd)retbt  über  biefe  neue  unb  bebeutenbe  (Srfinbung: 

„$ie  erfte  3bee  flammt  bon  ben  ©ebrüber  (SoroleS  in  Glebelanb.  baute 

aus  feuerfeften  ©teinen  einen  redjterfigen  Siegel,  ben  fog.  eleftrifc^en  ©4)inelj' 

ofen,  innett  1,70  m  lang,  0,fto  m  breit  unb  0,HO  ra  b,od>,  auf  meldten  ein 

$ecfel  aus  feuerfefter  5Raffe  pafet.  $ie  Snnenroänbe  beS  ^iegtls  ftnb  mit 

ntd)tleitenber  Rofele  befleibet.   9?ect)t§  unb  ItnfS  befittbet      o»  ben  ©etten 

bes  ÄaftenS  eine  Öffnung,  buref)  roeld)e  jroei  JBünbel  runber,  6  ein  bider 


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-    425  - 


imb  1  in  langer  lloljlenftäbe  in  ben  Hegel  Inneinragen,  eine«  Don  redjts, 
ba5  anbere  Don  linte.  3n  einer  metaflifayn  Qofyrn  ^ü^rung  laffen  fie  ftd^ 
beliebig  in  nalje  horizontaler  Stiftung  üerfdjieben,  fo  baß  bie  &ofjtenenben 
in  ber  ÜWitte  be§  OfenS  jur  33erüljrung  gebracht  roerben  fönnen.  9hm  roirb 
ber  Siegel  gefüQt  mit  einem  Öemiid)  Don  30  kg  $ljonerbe,  50  kg  fein 
granulirtem  Tupfer,  15—20  kg  feiner  &of)le  unb  etroaS  #alf,  bamit  in 
ber  £>tye  bie  Äofyle  nid)t  jufammenbarfe. 

$ie  beiben  ßo^len  werben  mit  ben  $olen  einer  gemaltigen  SJmtamo« 
mafdnne  Derbunben,  meld)«,  burdj  300  ^ferbefräfte  getrieben,  einen  eleftrifdjen 
Strom  3000  Ampere  unb  50-60  Stolt  liefert.  Sobalb  man  bie  Pohlen 
etroaö  au§einanberjier)t,  bilbet  fid)  $roifd)en  ibneu  ber  eleftrifdje  i'idjtbogen, 
melier  eine  $\$t  entroirfelt,  mie  mir  fie  burd)  fein  anbereS  bis  je&t  befannteS 
bitter  erreichen  tönnen.  3n  biefer  elef triften  $tye  roirb,  mie  fit$  GoroteS 
auöbrüdt,  ba§  Slluminiumorto  biffoeiirt,  b.  fj.  in  feine  Öeftanbteile,  Aluminium 
unb  Sauerftoff,  jerlegt.  $er  ©auerftoff  Derbinbet  \\d)  mit  ber  £of)le  beS 
®emifd)e§  $u  floblenorjbgaS,  roeld)e§  burd)  eine  Öffnung  im  Dedel  eutroeid)t 
unb  mit  fd)öner  flamme  an  ber  Suft  ju  ftotyenfäuw  Derbrennt,  rooburd) 
ba§  äußerft  giftige  £or;lenojibga3  unfe^äblid)  roirb;  ba§  Aluminium  aber 
oerbinbet  fia)  mit  ben  gefömoljenen  flupferteileben  unb  fammelt  fid)  cid 
flüffige  Regierung  auf  bem  ©oben  be3  Siegels,  cuS  roeldjem  e3  nad)  Sollen« 
bung  be3  ^rojeffeö  burd)  eine  ©eitenöffnung  abgelaufen  unb  in  formen  ge- 
goffen  roerben  fann.  SBäljrenb  be§  ^rojeffeS  muffen  bie  flobjenftäbe  immer 
weiter  fid)  entfernen,  bis  fte  bei  ©cbluß  ungefähr  1  m  $iftanj  ^aben,  bamit 
ber  ele!trifd)e  ©trom  ftetS  gleiten  2öiberfianb  Ijabe  unb  gleite  Jpi&e  liefere." 
$ie§  ber  GoroleS'  ^rojefe. 

Tic  Wluminiumfabrit  in  9leuf)aufen  ( Sdjroeij) ')  arbeitet  nad)  einem 
anbern  Don  bem  betriebenen  grunbfätflid)  Derfd)iebenen  Herfafjren,  ba8  nad) 
feinem  (Srfinber  ber  ^eroult'fay  ^rojeß  genannt  roirb. *)  S)ie  Operation 
ber  ©d)meljung  unb  9lu§fd)eibung  gefdjieljt  in  einem  2igel  au§  harter  gut 

')  3m  Februar  1889  erhielt  bic  w?llumtnium  =  3nbu!tTie  =  8(ftien  =  (Mcfcafd)aft 
9teubanfen"  uom  flanton  6d)affl)aufcn  ba8  Mcd)t,  oberhalb  bc»  5Hf)einfatlc«  per 
©efunbe  20  m3  SQBaffer  (bei  ben  20  m  $aU  4000  5Bf  erbeträfte !)  bem  ftluffc  ju 
entnehmen,  um  mit  biefer  in  ©leftrijität  umgefetjtcn  .Straft  bie  Aluminium  ©erom= 
nung  in  großartigem  üUlaßftabc  §u  betreiben.  Gegenwärtig  benufct  bie  ftabrif 
etwa  bie  välfte  ber  Straft.  Tic  Ülteuaulage  ber  Sabril  umfaßt  brei  Slafimnen, 
jipei  oon  je  600  unb  eine  oon  300  ^ferbefräften.  Sitte  iWafdjincn  lieferte  bie 
Wafd)inenfabrif  in  fcrlifon.  Um  über  bie  (%öße  biefer  2)onamo«  eine  ißorftellung 
iu  fdiarrcti,  utögen  einige  Äugabcn  folgen,  söct  ben  2  großen  sIWafd)incn  bat  ba« 
^agnetgeftefl  einen  $urd)me|fer  oon  3,6  m,  ein  ©emidjt  oon  12000  kg  tfifen  unb 
3000  kg  ftupferroicfluna ;  fte  finb  bis  jeftt  bie  größten  (9leicbftrommafd)inen  ber 
fflelt  unb  liefern  ale  Siormalleiftung  einen  ©trom  oon  1 400  Empore  unb  30  ^olt 
bei  ununterbrochenem  betrieb. 

J)  818  anberrocitige  ^rojeffe  finb  nod)  ju  nennen  btejenigen  oon  9Jiinct  (3fabri( 
Saint-Michel  bei  Eobane,  Saooien)  unb  oon  ftri^mutl),  ($bilabelpb,ia). 


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leitenber  ftofjle.  $)erfelbe  ift  bon  finem  HWaflmantel  umgeben,  in  toelcben 
ber  eleltrifche  Strom  (negatiüer  ^ßol)  geleitet  wirb.  $5ic  Seiten  beS  'ügels 
[)aben  (eine  Öffnung.  9US  pofitiber  ^ßol  reicht  bon  oben  ein  fdjroereö  bicfeS 
Sünbel  aus  Bodenplatten  in  ben  ügel  hinein,  meines  mit  bem  pofüioen 
^3ol  in  ÜBerbinbung  gebraut  wirb.  6«  fte^t  fenlrea^t  unb  fonn  me$anifd) 
leitet  gehoben  unb  gefenft  ro?rben.  $er  ©runb  beS  ligels  ^at  einen  ben 
fontinuirlichen  betrieb  ermöglichenben  MuSlauf,  roelchec  toAfyrenb  be*  ^rojetfeS 
burch  einen  Äohlenftab  üerfchloffen  roirb.  3U|"  beginn  ber  Operation ') 
bringt  man  juerfi  Äupfer  unb  jroar  in  jertleinertem  3uftanbe  in  ben  Bohlen* 
tigel;  XaS  Äohlenbünbel  roirb  hierauf  bem  Tupfer  entgegengebracht,  ber 
Strom  gebt  burch  baS  ßupfer  unb  bringt  baSfelbe  jum  Sa)metjen.  Sobalb 
baS  als  negatiüer  $ol  bienenbe  S3ab  aus  Pfiffigem  Tupfer  Dorhanben  ift, 
bringt  man  auch  $qonerbe  in  baS  ©affin.  $iefelbe  fchmiljt  burch  bie  bon 
ber  überbieten  TOaffe  abgegebene  SBärme  unb  roirb  baburch  leitenb.  9Wan 
hebt  baS  99ünbel  noch  etroaS  b,öt)er  unb  nun  geht  ber  Strom  burch  bie  £$on- 
erbe,  biefelbe  in  ibre  ©eftanbteile  jerlegenb.  2>er  Sauerftoff  geht  an  bie 
floble,  oerbvennt  biefelbe,  fo  bafe  ÄohlenojöbgaS  aus  bem  Ofen  entweicht; 
baS  Aluminium  fcheibet  fich  aiib  feiner  Sauerftoffoerbinbung  unb  geht  an'S 
Tupfer,  fo  bafe  bireft  Aluminium- 53ronje 4)  eräugt  mirb.  2Ran  fpeift  nun 
ben  Ofen  ganj  nacb  bem  ^rortfe^reiten  ber  eleftrolrjtifchen  TOetaflgeroinnung 
meiter  unb  jroar  fontinuirlich  ober  in  3nteroa0en,  forooljl  mit  Tupfer  als 
mit  Stjonerbe.  — 

(Saiten  bie  bis  anfyin  betriebenen  3Wetl)oben  ber  §erfleflung  Don  9Uu* 
miniumlegierungen,  fo  merfen  mir  im  folgenben  noch  einen  furjen  ©lief-  auf 
bie  Darfteilung  Don  SReinaluminium.  $\tx  gehen  bie  bej.  S8crfuct)e 
unb  Ufetfjoben  meit  auSeinanber.  3a,  menn  man  bie  eintägigen  Schriften 
burchgebj,  finbet  man  root)l  SJerfua)e  befchrieben,  bie  praftifchen  $)arfteflung§- 
metrjoben  aber  feheinen  jeber  $abri(  eigentümliche  ju  fein  unb  roerben  in 
ihren  (Sinjelljeiten  geheim  gehalten.  immerhin  fönnen  mir  uns,  ben  £>aupt- 
gebanfen  nach,  ben  JReinaluminiumSprojefe  furj  darlegen. 

Steden  mir  uns  ben  jum  ^ßrojeft  eingerichteten  $erult*Ofeu  nochmals 
üor  klugen.  Hn  Stelle  Don  ftupfer  bringen  mir  ftrtrolith  auf  ben  53oben 
beS  ligelS.  9?achbem  biefer  gefchmol&en  ifi,  roirb  Ifyonerbe  ^inr tngrf cf^üttet, 
roelche  fi<h  m  gefcbmoljenen  ftrnolitb  löft.  Scheinbar  roenigftenS  roirb  nun 
bic  2r)onerbe  jerfe&t,  ber  Sauerftoff  oerbinbet  fich  mit  ber  ßofyle  be§  Pohlen* 
ftabeS  51t  &ot)leno£t)b ,  roelcheS  burch  eine  Öffnung  im  $ede(  entroeicht  unb 
angejünbet  roirb;  baS  Aluminium  fammelt  fich  im  Ärbolitr),  roelcheS  ein 
gutes  ftlufemittel  biefeS  WetalleS  ift,  als  flüffige  Waffe  auf  bem  SBoben  beS 

*)  «uö:  *2>ie  Anlagen  ber  «luminiumfabrif.  Heuhaufen." 
*)  »et  5%  mit  flolbgelba  garbe. 


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Sobalb  bie  3$onerbe  jerfefct  ift  jeigt  fty  fiatt  beS  brennenben  Ojb> 
gafe«  Äauch  unb  bebeutenber  2Biberftanb  im  ©trom,  maS  für  ben  Arbeiter 
eine  Eignung  ift,  neue  $onerbe  mit  etroaS  Äroolith  jujuführen. ') 

„$er  betrieb  ber  #eroult»Ofen  in  «Heuhaufen  macht  auf  ben  erft* 
maligen  93efu<her  einen  großartigen  Sinbrud.  $ie  9ruh*  unb  Sicherheit, 
mit  ber  bie  Anlage  arbeitet,  ift  jiaunenSmert ,  menn  man  bebenft,  baß  es 
2000  $ferbelräfte  finb,  roelche  gegenmärtig  bort  auf  folcb  benlbar  ffeinftem 
töaume  unb  in  folc&er  ©tifle  öor  ben  Augen  beS  ©efchauerS  ihr  gigantifcheS 
©piel  treiben.  Nichts  ift  ba  ju  bemerfen  üon  bem  ®eiöfe  ber  Wafdnnen, 
nichts  bon  bem  Wigen  treiben  ber  bleiben  ©eftalten,  roie  fte  uns  in  anbern 
f>ütten  unb  SBerfftätten  mit  ähnlichem  tfraftüerbrauch  begegnen.  SQßenige 
ßeute  genügen  Ijirr,  um  bie  ungeheure  ftraft  im  309*1  $u  bal^n  •  fiebiglicb 
baS  gleichmäßige  ©chleifen  ber  $miamobürften  ift  eS,  baS  bie  9luhe  beS 
SRaumeS  ftört  unb  allein  bad  (Smporlobern  ber  mächtigen  flammen  aus  ben 
Öfen  giebt  bem  53ilbe  einiges  Öeben.  6rft  jur  3"*  beS  AbfticbeS  weicht 
biefe  einförmige  Stille  einem  beroegtern  treiben.  3)a  aber  ergebt  fiel)  baS 
99ilb  ju  fonft  nie  gefebener  bracht:  einer  Dieltaufenb  fertigen  fiichtquefle 
gleich  übergießen  bie  Waffen  beS  blauglüf)fnben  9WetnfleS  unb  bie  Kiefen» 
eleftroben  ben  bomartigen  5Bau  mit  einer  Lichtfülle,  mie  fie  ber  «Dtenfcb  fo 
blenbenb  fonfl  nicht  ju  fet)en  gerooljnt  ift. 

3eber,  ber  biefeS  großartige  £>d)aufpiel  ber  3«gflung  milber  Naturfraft 
burcb  ben  menfcfclicfjen  (Seift  gefeben,  geht  ^intoeg  mit  bem  ©efüljl,  au  ber 
SBiege  einer  neuen  %e$ml  geftanben  ju  fein,  meiere  berufen  ift,  einer  glänjenben 
3ufunft  entgegenzugehen !" 

W\i  biefen  jüngften  (Srfinbungen  auf  bem  ©ebiete  ber  Aluminium* 
geminnung  ift  nun  auch  ber  $reiS  beS  neuen  letalis  ein  im  Verhältnis  311 
früher  ungewöhnlich  niebriger.  Sei  ^eoifle,  melier  jur  Jperftellung  bon 
Aluminium  (1850—54)  teures  ^t)fortb  unb  Natrium  nötig  hatte,  tarn  1  kg 
Steinaluminium  auf  bie  faft  unglaubliche  ©umme  üon  $irfa  8000  $r.  3efct, 
nach  toum  40  3ohwn  liefert  j.  93.  Heuhaufen  baS  kg  ju  6,25  $r.  $oO 
in  Saint-Michel  beabfichtigt  ba§  kg  ju  5,50  abzugeben,  ftaure  in  fyanl reich 
unb  (SoroleS  in  Amerifa  fmnen  auf  neue  ^rojeffe.  'Der  erftere  hofft  ben 
^ßreiS  eine«  kg  auf  2,25  gr.  herabjufefcen,  mährenb  bie  Amerifaner  glauben, 
baS  kg  fchließlich  für  jirfa  1  gfr.  tiefem  $u  tönnen.  Sollten  fi<h  biefe 
Hoffnungen  ermahren,  fo  mären  bie  Söorte  $eoi(IeS  (1862)  in  Erfüllung 
gegangen,  menn  er  fagte:  „©efdjäbe  eS  eines  SageS,  bnß  man  Littel  unb 
2Bege  auSfinbig  machte,  baS  Aluminium  mit  geringen  Soften  aus  feinem  ($rj, 
ber  5:hon«be,  bem  quantitatto  oerbreitetften  S3eftanbteil  ber  (Srbrinbe,  ab= 
jufchneiben,  fo  mürbe  eS  baS  gemeinfie  aller  Wetafle  werben."    (gfortf.  f.) 

*)  $a8  Srtjolith  fd)eint  nämlich  siemlich  unoeränbert  ju  bleiben. 


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Jrfebud)  für  bie  t.  Stufe  itv  Sfkmibarfdjule.1) 

.herausgegeben  oon  ber  fantonalen  ft.  gaflifdjen  Öebrertonferenj.  ©t.  (Batten. 

Xie  iöicrjttgfeit  bei  ©ache  oerlangt  eS,  bajj  mir  nochmals  auf  biefeS 
Cefebucf)  jurücffommen,  obrool  baSfelbe  fd)on  3.  318,  £eft  10  bon  berufener 
£)anb  eine  eingeljenbe  39efpred)ung  gefunben  tyii.  3Benn  mir  auch  im  großen 
unb  ganzen  mit  ben  bortigen  Ausführungen  einig  gehen,  fo  fwben  mir  uns 
boch  beranlafet,  noch  einige  SBemerfungen  nachtragen,  bie  üiefleicht  bei  einer 
roohl  balb  notmenbig  merbenben  2.  Auflage  im  Sntereffe  beS  JBucheS  berücf« 
|'id)tigt  werben  fönnten. 

SBor  allem  müfjen  auch  mir  fonftatieren,  bafe  ber  ©eifl  beS  Stoves  auf  uns 
einen  rooljltfjuenben  (Sinbrucf  macht  unb  bafe  berfelbe  burdjauS  chrijtlich  ift, 
menn  er  auch  nicht  pofitiu  tjertiortritt.  &S  ift  nicht  nur  forgfältig  afleS  Der» 
mieben,  maS  ein  chrifilicheS  @efüt)l  beriefen  fönnte,  fonbern  es  maef/t  fich  im 
ganjen  33ud)e  eine  chriftliche  ©efinnung  geltenb,  bie  nicht  berfehlen  mirb,  ber 
d)riftlichen  (Srjiebung  unferer  3ugenb  SBorfchub  ju  leiften,  befonberS  bann, 
nxnn  ber  ^Religionsunterricht  baS  Sehrbuch  ebenfalls  ju  Dermerten  fucht  unb 
bei  oerfchiebenen  relig.  2Baf>rljeiten  auf  bie  Seifpiele  unb  ©ebietye  beS  SBucheS 
hinweist.  Staburct)  mirb  baS  Such  in  ben  Augen  beS  ÄinbeS  au«  ber  aQ« 
gemeinen  chriftlichen  ©ptjäre  mehr  in  bie  fonfeffioneOe  ^inübergerütft  unb 
tritt  ber  ^Religionsunterricht  in  nähern  ftontaft  mit  bem  beutfa)en  Unter, 
rietjt  —  ein  Umftanb.  ber  jur  Äonjentration  beS  ßehrftoffeS  unb  baburch 
$ur  gruchtbarfeit  beS  Unterrichts  befonberS  in  ȟefficht  auf  bie  (Srjeugung 
•  Iräftig  mirfenber  ©efinnungen  unb  ©runbfä&e  bebeutenb  beiträgt.  SBir 
möchten  bei  biefer  ®elegent>eit  überhaupt  bie  Anficht  betonen,  bafe  ber  »eli« 
gionSlehrer  möglichft  ftrh  mit  ben  Sehrmittelu  unb  bem  ©ange  ber  Schule 
im  flontaftc  ju  1)aUm  fuct)en  mufe,  um  ben  Unterricht  in  ber  Religion 
in  möglichft  enge  SJerbinbung  mit  bem  ©efamtunterricht  ju  bringen  unb  ba» 
burch  bauerhafter  unb  mirffamer  $u  machen.  3"  8™fe*  3folierung  muji  not« 
menbig  auf  ben  Unterricht  fchäblich  einroirfen.  3n  einer  ©djule  muß  afleS 
$anb  in  £>anb  gehen,  bie  oerfchiebenen  ßeljrer  unb  bie  berfchiebenen  &h** 
ftoffe;  bann  geftattei  fich  ber  Unterricht  $u  einem  (ebenbigen  ©anjen  unb 
mirb  er  fähig,  auf  bie  ©eftaltuna,  beS  CebenS  ber  Schüler  einjumirfen. 

$ie  ftarfe  Betonung  beS  heimatlichen  ©toffe«  berührt  ebenfalls  fehr  an» 
genehm;  befonberS  müffen  bie  oftfehroeijerifchen  ffinber  mit  ftreube  im  93u<he 
lefen,  ba  ihnen  überall  bie  engere  §)eimat  in  fo  frönen  ©chilberungen  unb 
Erzählungen  entgegentritt.  $>ie  AuSmahl  beS  ©toffeS  macht  bas  93tich  auch 
ju  einem  ft.  galliichen  Cef e buche.  Das  ift  für  bie  ©chulen  ©t.  ©aHenS  ein 

')  <£>rucf  unb  Verlag  ber  »udjbrucferei  SBirtb-  1895.  512  ©t.  $rct«  2  $r. 
3n  Partien  oon  loenigftcns  6  Gjemölaren  bire«  beim  SBerlcger  bejogen  ffr.  1.  80. 


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-    429  — 


grofeer  Vorteil;  fofl  ober  ba8  33ud)  au$  in  onbern  Kantonen  Eingang  finben, 
bann  mufo  eS  ein  o Kge mein  fc&meijerifaVS  fiefebud}  merben  unb  bie  fanto« 
nole  ^rärbimg  Derlieren.  So  mie  e3  je$t  öorliegt,  möchte  es  in  ber  3nner- 
unb  2Öeft )cf)tt>eij  ni$t  leitet  eingeführt  werben.  BIS  f$roeijerifd)e$  Cefebud) 
bürfte  eS  bann  aber  bie  ©ubrun--  unb  Wibelungenfage  ganj  meglaffen,  fobaim 
bie  fiefeftüde  jur  grie$ifd)en  unb  römifa>n  @efd)i($te  unb  jur  ©eograpfjie 
ßuropaS  bebeutenb  abfürjen.  $iefe  Stoffe  finb  für  bie  1.  Sefuubarfdjul* 
ßnfe  entfdjieben  fyod)  gegriffen,  unb  eine  eingefyenbe  9el)anb(ung  ber  grie* 
$ijd)en  unb  römifdjen  ©efd&i$te,  namentlich  na#  iljrer  mpt^ologifa^en  Seite, 
gehört  ui$t  Ijieljer,  fonbern  laun  erft  im  Obergömnafium  redjt  gemürbigt 
merben.  Staftir  fönnte  SRanm  ju  einer  gröfeern  Qaty  patriotifa)er  Stoffe  ge« 
monnen  merben. 

9RH  biefer  93finerfung  tüoflen  mir  fofort  eine  anbete  oerbinben.  Un3 
f($eiut  baS  $9u$  biet  $u  großartig  ober  beffer  ju  meitläuiig  angelegt.  55er 
üorliegenbc  Xeil,  ber  nur  für  bie  erfte  Stufe  ber  Sefunbarf$u(e  beregnet 
ift,  umfafet  ooQe  512  Seiten  unb  jmar  58  Cefeftüde  (144  S.)  für  bie  fitt* 
lia^religiöfe  ©Übung,  33  Stüde  (81  S.)  für  bie  §eimatfunbe,  31  (85  S.) 
jur  alten  unb  mittlem  ©efa)ia)te,  30  (69  S.)  jur  ©eograpljie  Europas, 
50  (95  S.)  für  Silber  aus  ber  Waturgefa)id)te.  $a  ift  be«  ©uten  ju  üiel 
geboten,  menn  audj  an  bem  ©runbfafc  feftgeljalten  mirb,  bafj  ni#t  ber  ganje 
3nljalt  eines  £efebuü>8  bura)gearbeitet  merben  mufe,  fonbern  ber  fieljrer  je 
naa)  bem  Stanb  ber  Schule  eine  erttfptf^rnbe  StoffauSroaljl  üorneljmen  fofl. 
©benfo  rotfl  un*  bie  grofee  NuSbeljnung  einiger  fiefeftüde  ni$t  gefallen ,  mie 
53.  9cr.  54,  „2BaS  ber  ©rofemutter  Seljre  bemirfte",  mel#e3  21  Seiten 
umfant  unb  9lr.  55,  „<8om  ^r)i«,  ber  boa)  etmaS  mirb",  ba3  26  Seiten 
umfafet.  $a«  ftnb  Meine  Lobelien,  bie  ben  ftinbern  $um  Cefen  neben  ber 
S<$ule  in  bie  jpanb  gegeben  merben  fönnen;  für  bie  %3efcanblung  in  ber 
Sa>le  finb  fie  ju  umfangreich  $ie  ©ubrunfage  umfajjt  12,  bie  ftibe« 
lungenfage  29  Seiten.  Über  iljre  SBerroenbung  auf  biefer  Stufe  haben  mir 
unS  fcfcon  au«gefproa>en.  Elan  mirb  un«  fagen,  e«  feien  ja  biefe  Stäh- 
lungen in  9(bf$nitte  geteilt  unb  e«  fönne  ein  9bf$nitt  nach  bem  anbern  ge« 
lefen  unb  behanbelt  merben.  ftber  mit  biefer  3erßU(Mun9  wirb  ki  bei 
^ugenb  ba8  3ntereffe  oerfa^minben ;  bie  meiften  ftinber  merben  bie  ©efd)ichte 
in  einem  3U9*  W*n,  ein  511  lange?  Senoeilen  bei  bemfelben  ©egenftanb  mirb 
ihnen  (angmeilig.  $ie  ßrjählungen,  ©efchreibungen,  Slbfjaublungen  u.  eine« 
CefebuajeS  bürfen  nie  $u  lange  fein  unb  inüffen  (eia)t  überfa^aut  unb  ^u« 
fammengefast  merben  tönnen. 

(SS  mifl  uns  quo)  nicht  recht  gefallen,  bafe  man  für  bie  Setunbarfa)ule 
jroei  Sefebüdpr  fa)affen  mifl;  uns  mifl  im  ©egenteil  feinen,  bafe  ein  Sud) 
Doöftänbig  genügen  fönnte,  aua)  bann,  menn  man  breifurftge  Spulen  int  %uge 


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hat,  unb  bafe  e«  nicht  fo  ferner  möglich  märe,  ein  Sefebuch  ju  erflellen,  ba« 
allen  ©tufen  ber  Selunbarfchule  üollftänbig  genügen  bütfte.  Die  S#üler  ber 
Sefunbarfd)ule  müffen  ja  fa>n  eine  Wenge  fpeaieller  fieljrbücher  bellen,  fo 
für  bie  9celigion«lehre,  ©efchidjte,  ©eographie,  Woturfunbe  ic.  $8  ift  baher 
burdjau«  nicht  notroenbig,  bafe  ba«  fiefebuch  bie  nerfrfjiebcnen  ©ebiete  in  ber 
WuSbehnung,  roie  e«  im  ft.  gallifchen  ßefebud)  geflieht,  herbeiziehe;  ber  fidjrer 
ber  betreffenben  5ä4er  mufe  freilief)  $>anbbücher  befifcen,  bie  ihn  genauer  in 
ben  Stoff  ber  ßehrbüdjer  einführen,  bomit  er  Seben  unb  9fnfdjauli$feit  in  ben 
Unterricht  bringen  fann  unb  nach  allen  Stichtungen  bin  $u  ergänzen,  ju 
berichtigen  unb  Mar  $u  fteflen  im  ftanbe  ift.  Da«  ift  aber  Sache  be«  mtinb» 
ticken  Vortrages  unb  e«  ift  $u  roeit  gegangen,  roenn  man  ba«  Sefebuch  on 
feine  Stelle  fe^t.  Daburd)  mufe  ba«felbe  511  realiflifch  unb  ju  umfangreid) 
merben,  felbft  ju  mehreren  93änben  anroad)fen.  Wit  biefem  ©ebanfeu  tommen 
mir  ju  einem  anbern  fünfte  öon  roefentlidjer  JBebeutung. 

Da«  ßefebuet)  mufe  nid)t  bloß  al«  Wittel  ber  Settüre  aufgefaßt  roerben, 
foubern  in  erfter  Öinie  al«  Schulbuch;  aber  auch  nid)t  als  Schulbuch  für  alle 
(5ä$er,  fonbern  in  erfter  fiinie  für  ben  beutfd)en  Unterricht  unb  auch  ba  mieber 
nid)t  nur  al«  Wittel,  bie  irinber  ju  einem  guten  münblichen  ©ebanfenau«* 
brud  ju  führen,  fonbern  ebenfo  feljr  it)nen  Segroeifer  merben  jur  mufter* 
gültigen  fchriftlid)en  Darfteflung  ihrer  ©ebanfen.  Diefe  Aufgabe,  fo  fcheint 
es  un§  roenigften«,  tpi  ba«  ft.  gaDifche  ßefebuch  diel  $u  menig  berüdfichtigt. 

Da«  Öefebud)  macht  un§  ju  fehr  ben  (Sinbrud  eine«  Unterhaltung«buche§, 
ba«  be«  5Bilbenben  unb  (Srhebenben,  be«  Wüfelichen  unb  Söeleljrenben  au«  allen 
(Gebieten  frei(icr>  gar  üiele«  bietet,  aber  e«  hat  ju  menig  ben  Gljaratter  eine« 
Sdjulbud)eS,  ba«  planmäßig  auf  ein  beftimmte«  3iel  Anarbeitet.  6«  ift  flar, 
bafe  ba«  Sefebud)  ber  obern  ^rimarftufen  Silber  au«  ben  SRealfädjern  bringen 
mujj,  ba  e«  auch  nad)  biefer  SRichtnng  ©runblage  be«  Unterrichte«  ju  fein  hat. 
Daher  hat  hier  pofittoe  Witteilung  bon  flenntniffen  au«  ©efchichte,  ©eogra- 
pt)ie  unb  Waturfunbe  üofle  Berechtigung.  Wnber«  Derhält  e«  ftcr)  in  einer  6ö)ule, 
roo  ben  einzelnen  fächern  befonbere  Sehrbücher  ju  ©runbe  gelegt  »erben.  Da 
hat  ba«  Cefebuch  meniger  ©eroicht  auf  Witteilnng  pofittoer  ftenntnifte  ju  legen, 
mufe  bafür  um  fo  mehr  bie  formale  ©eifteSbilbung  betonen,  ba«  roa«  gute  ©r- 
finnung  erzeugt,  $u  einem  eblen  ©horafter  führt,  ben  ©eift  befähigt,  ftd)  fpraa> 
lieh  fomohl  münbltch  al«  fchriftlia)  forreft  unb  fchön  au«jubrüden,  roa«  einem 
eblen  ©ebanleninholt  ju  einer  formell  muflerhaften  Darftellung  üerljilft.  Stwi 
foüen  auch  Pofitiw  Stoffe  au«  bein  ©ebiete  ber  Äealien  in«  Ceiebudj  auf- 
genommen merben,  aber  nicht  fo  faft  ber  mitjuteilenben  Äenntniffe  megen, 
al«  Dielmehr  be«  eblen  ©eifte«  megen,  ber  fie  trägt,  unb  ber  frönen  ftorm 
megen,  in  ber  fie  auftreten.  Die  33 Übung  be«  ©eifte«  nad)  ber  inteflef* 
tueflen,  äfthetifc^cn  unb  moralifchen  Seite  hin  unb  bie  53ilbung  be«  Sprach* 


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Oer  mögend  unb  bet  ©pro  (Je,  fomohl  nach  ber  münblichen  als  fchriftlictjen  91u§* 
brucfötoeife  t)in  —  ba8  tft  unb  bleibt  baS  ^fte  3M  beutfaVn  2efe* 
budjeS  unb  nach  biefem  3W*  hin  mu&  fi<h  forooljl  bie  AuSmahl  als  bio 
Anorbnung  beS  ©toffeS  richten. 

$ei  ber  Auswahl  beS  Stoffes  Dermeibe  man  baS  ju  Diel,  neunte  aber 
folche  Sefeftücfe,  bie  nicht  ju  leicht  finb,  bei  benen  bie  Mitarbeit  beS  2ef>rer§ 
jur  ©eltung  fommen  fann,  welche  baS  ftinb  geiftig  tyben  unb  bei  bem  e$ 
bocb  intefleftueflen  unb  fittlich  *  religiöfen  ©eminn  ju  fcböpfen  Dermag.  $ie 
Anorbnung  fotlte  Den  ©ang  Dom  Seilten  jutn  ©d)roeren  ins  Auge  f äffen 
unb  fo  ben  ©chttler  ftufenmäfeig  bem  Sitit  be§  beutfchen  Unterrichtes  $u* 
führen.  Die  AuSfcfjeibung  beS  ©toffeS  nach  ben  Derfdjiebenen  ©ebieten  em- 
pfiehlt fid)  bat)er  für  baS  fiefebudj  weniger;  um  fo  mer)r  aber  bie  AuSfchei* 
bung  nad)  ber  ©chmierigfeit,  bie  ber  ©toff  ber  Auffaffung  Don  ©eite  beS  ftinbeS 
entgegenbringt,  mag  biefelbe  im  ©ebanfenjufammenbange  ober  in  ber  fpraaV 
ticken  Qrorm  ober  in  beiben  zugleich  liegen,  ©o  erftarft  ber  ©eift  beS  ÄinbeS 
nac^  unb  nact),  unb  baS  Sefebua)  begleitet  unb  beförbert  $ugleicf>  baS  geiftige 
28ach$tum  beSfelben. 

tiefer  ©tufengang  mu$  um  fo  mehr  betont  werben,  ba  ber  ©chüler 
im  ßefebutb,  auch  einen  guten  pb,rer  für  feine  ftiliftifchen  Übungen  b,aben 
mufe.  Aud)  ba  ift  eS  ber  2Beg  Dom  Einfachen  jum  3ufammengefefcten,  Dorn 
deichten  jum  ©ärmeren,  ber  ficher  jum  3iele  führt.  $aS  Sefebua)  enthalte 
für  afle  ©tielarten  SWufterftüde,  aus  benen  ber  ©chüler  ertennen  fann,  roie 
er  bei  ähnlichen  Arbeiten  su  Derfahren  bot  unb  au«  benen  er  mit  #ilfe  ber  ©e» 
fprecbung  beS  SehrerS  eine  einfache  praftifdje  ©tiliftif  ftdr)  ableiten  fann,  bie 
i^m  für  feine  fchriftliche  ifcätigfeit  bie  mid)tigften  Siegeln  an  bie  £>anb  giebt. 

ßefebucb,  bot  baber  auch  in  ganj  Dorjüglicber  SDeife  im  $ienfte  ber 
©tiliftif  unb  be^  Wuffafce*  ju  flehen  unb  mufi  nach  biefer  ©eite  hin  frucht- 
bare Belehrung  unb  Anregung  geben.  $iefe  ©eite  fcheint  im  ft.  gaüifchen 
öefebuch  am  wenigften  jur  ©eltung  ju  fommen. 

3Han  fönnte  bezüglich  ber  Anorbnung  beS  ©toffeS,  wenn  man,  waS  ent* 
fchiebeu  beffer  wäre,  für  bie  ganje  ©efunbarfchule  nur  ein  fiefebuch  erfteflen 
mürbe,  brei  Abteilungen  machen,  woDon  bie  erfte  bie  untere,  bie  jroeite  bie 
mittlere  unb  bie  Dritte  bie  obere  ©tufe  befonberS  berücffiajtigte ,  jebocf)  nicht 
fo  ouSfchliefelich,  ba&  ber  ßeljrer  auf  ber  untern  ©tufe  nicht  fa>n,  menn  er 
eS  angezeigt  finbet,  in  bie  folgenbe  Abteilung  übergreifen  bürfte  unb  umgefehrt. 

3m  ft.  gaüifchen  Sefebua)  tritt  ^oefie  unb  ^ßrofa  nicht  getrennt  auf, 
fonbern  Dermifcht.  §S  läfct  fiap  gegen  biefeS  Vergehen  nicht  Diel  einmenben 
unb  eS  mag  unS  baher  auch  recf>t  fein.  $och  fcheint  unS  aber  eine  Trennung 


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berfetben  mehr  im  3ntereffe  beS  Unterrichtes  ju  liegen,  befonberS  wenn  man 
auf  ben  obern  ©tufen  bie  ©chüler  etmaS  in  bie  ^oetit  unb  ßitteraturgefchiehte 
einführen  möchte.  (Sine  AuSfeheibung  nac^  ben  Dichtungsgattungen  möchte 
olsbnnn  ermünfeht  fein,  $>iefeS  fcbliefet  ja  nicht  aus,  bafe  bet  Öet)rer  im 
Saufe  beS  ftaf)re§  balb  ju  profaifcben,  balb  ju  poetifehen  Stoffen  greifen 
fann  unb  fofl,  unb  bafe  er  jubem  Derroanbte  ßefeftüde  nad)  einanber  bebanbelt, 
menn  ein  poetifebeS  ßefeflüd  $u  einem  profaifcben  pafct.  (5r  fennt  baS  ßefebucb 
nach  allen  ©eiten  unb  wirb  baber  bie  Seftüre  ber  poetifctjen  ©tüde  leid)t 
ba  steiften  bie  profaifct)en  einigelten  fönnen,  mo  fie  natürlich  h»nger)ören. 

@S  finb  uns  eine  grofee  3ahl  Cefebüeber  für  bie  untern  ©tufen  ber 
Üflittelfehulen  unb  für  ©efunbarfdmlen  in  bie  £>änbe  getommen;  feines  bat 
uns  noch  jene  aflfeitige  Befriebigung  gegeben,  bie  mir  beim  fiefebua)  oon 
£einr.  Bone,  I.  Steil  empfanben  unb  immer  noct)  empfinben.  63  if!  Bone 
bis  Ijeute  nod)  nidu"  übertroffen  morben.  $a  ift  Dorn  erften  bis  jum  legten 
fiefefttide  ein  fo  jielberoufeter  (Wang,  eine  fo  üorjügliche  Stufenfolge  für  bie 
Bilbung  beS  münblieben  unb  fchriftlieben  (SJebantenauSbrudeS  ber  ©et)üler  oor» 
Rauben  bafj  eS  beute  «od)  als  muftergültig  baflefjt.  (Sin  Seljrer,  ber  Bone  I.  Steil 
üerftetjt  unb  im  ©inne  unb  ©eift  beS  BerfafferS  311  bebanbeln  roeiji,  mirb 
im  beutfcfyen  Unterrichte  bie  fünften  Stefultate  erzielen.  SÖir  maren  als 
3mfpeftor  öfters  3eu9e'  wie  oorjügliche  Dienfte  biefeS  Sefebueh  bem  Unterrichte 
bietet  unb  meleheS  Sntereffe  für  ben  münblichen  unb  fehriftlichen  ©ebanten* 
auSbrud  eS  in  ben  ©d)ülern  unter  tüet)tiger  Leitung  511  meden  Dermag. 
2Öifl  man  barjer  ein  muftert)afte5  febroeijerifcheS  fiefebud)  für  ©elunbarfd)ulen 
erfteflen,  bann  möge  Dor  allem  Bone  I.  $eil  als  Vorlage  bienen  unb  nach 
feinem  dufter  gearbeitet  roerben.  3d)  jroeifle  alSbann  nid)t,  bafe  ein  fiefebuet) 
bie  treffe  oerlaffen  wirb,  baS  2et)rern  unb  ©trillern  gleich  lieb  ift  unb  ber 
©cr)ule  jum  größten  Wufcen  gereichen  mirb  —  ein  ©cr)ulbuch  in  beS  2öorteS 
ooflftem  ©inn. 

9Jlit  biefen  Ausführungen  mollten  mir  feineSroegS  behaupten,  bafj  bie 
barin  bargelegten  Anflehten  allein  Berechtigung  haben,  aber  mir  mollten  bie 
Öefebuchfrage  nochmals  511m  9caehbenten  aufgeben  unb  bie  Aufmertfamfrit  auf 
einige  anbere  ©efichtSpunfte  lenfen,  bereu  Beachtung  üiefleicht  bod)  ben  beutfehen 
Unterricht  in  unfern  ©ehulen  beförbern  fönnte.  (SS  fcheint  unS  bieS  um  fo 
wichtiger,  ba  man  auch  in  anbem  ffantoneu  (j.  B.  Öujern  unb  ©d)möj)  mit 
grfteQung  eines  ßefebucheS  für  ©e!unbarfchulen  umgeht.  tBenn  bie  ffräfte 
ju  einem  gemeinfamen  2öerf  fieb  einigen  lönnten,  märe  eS  geroiB,  auch  fchon 
Dom  blojj  finanziellen  ©tanbpunft,  fet)r  ju  begrüben,  aber  noch  weit  mehr 
Dorn  päbagogifchen  unb  nationalen.  2öie,  menn  bie  ©eftion  für  ©efunbar* 
lehrer  am  BereinSfefle  ber  fathol.  fietjrer  unb  ©chulmänner  in  3«9  bie 
fiejebuehfrage  jum  ©egenftanb  ihrer  Beratung  machen  mürbe?   UnS  genügt 


e$,  twnn  mir  mit  biefen  3«k"  fräftige  Anregung  ju  neuem  ©tubium  ber 
Sefebuchfrage  gegeben  faben,  benn  fie  tft  beSfelben  root)l  mert  unb  nod)  be» 
bürftig  genug.  H.  B. 


£cftufe  und  ^rgteljtmcj. 

Hon  einem  Scbrer  au«  SBatti«. 

2Ber  fein  Schidfal  gänjlid)  Don  äugern  Umfiänben  abhängig  glaubt,  iß 
in  einem  bebauernSroerten  3"fta"be,  it)m  fehlt  im  ©lud  3uDerficht,  im  Unglütf 
aber  Wut. 

6$  ift  aflerbingS  fd)ön  unb  angenehm,  zeitliche  ©üter  311  beftyen,  b,at 
ja  bie  allmächtige  ©chöpferhanb  alles  jum  Wu&en  unb  heften  gemacht;  allein, 
fo  ja^ä^bar  and)  ber  9?eicf)tum  an  irbifchen  ©ütern  in  gar  mancher  58ejier)ung 
ifl,  wahrhaft  glürflicf)  (ann  er  ben  Wengen  einmal  nicht  machen,  unb 
&cnntuif[e  mit  einer  chriflliche  $3ilbung  finb  ein  meit  größerer  Schaty  für  3"* 
unb  ßtoigfeit  als  afle  ©chäjje  biejer  2öelt.  (Sin  £eibe,  SUeranber  ber  ©rofje, 
pflegte  ju  fagen,  bafe  er  [einem  Öetjrer  SlcifloteleS  noch  mehr  Derbanle  als 
feinem  93ater,  biefem  Derbanfe  er  nur  JReict)  unb  Seben,  jenem  aber  bie 
Äunft,  beibeS  meife  ju  gebrauten. 

Die  jeitlicr)en  ©üter  fönuen  uns  burch  3ufafl  jufominen,  fie  tonnen 
unS  aber  mieber  entriffen  roerben  burch  betrug,  Diebftor)!,  ^euerSbrunft  u.  bgl., 
fie  finb  alfo  fein  bleibenbeS  33efi&tum.  Die  echte  3uf™benheit,  baS  mat)re 
©lüd  eines  *Dtenfd}en  t)ängt  alfo  nict)t  Don  materiellen  Umftänben  ab,  mor)( 
aber  Don  einer  guten  chriftiichen  ©dmlbiibung.  Durch  9teict)tuin  an  irbifdjen 
(Gittern  mirb  ber  tyRenfö  nicht  feiten  ju  ipabfucht,  ^Betrug  unb  Unmenfchlich* 
leiten  Derleitet;  eine  gute,  ajriftlidje  ©cfjulbilbung  aber  fa^ü^t  ir)u  baDor, 
mäßigt  feine  5öünfche  unb  fteOt  itm  mit  Söenigerm  jufrieben.  Srbifdje 
©üter  bloß  machen  ben  Wlenfchen  ftolj,  unerträglich  unb  ungefittet,  eine 
ctjriftlidje  ©dmlbilbung  aber  maa^t  ben  Wenfctjen  Derträglicfjer,  unterhaltender 
unb  angenehmer  in  ©efellfchaft ;  er  roirb  feine  Ceibenfchaften  leichter  bemeiftern, 
ift  berufener  unb  einfichtSDolIer  in  allen  menfehlichen  ißerhältniffen ;  er  ifi 
oerträgliajer,  friebliebenber  unb  nachgiebiger  gegen  anbere  unb  gegen  fia)  felbfl ; 
ja,  er  ift  empfänglicher  gegen  afleS  Schöne  unb  @ble.  Wenn  mir  unS  baher 
bie  ftrage  ftellen,  was  ift  benn  eigentlich  bie  93olfSf(hule  unb  maS  bejroedt  fie, 
fo  fagt  eS  uns  bie  Vernunft  unb  baS  ©efefc  Mar  unb  beutlich:  Die  SBolfS* 
frhule  hol  ben  3med,  baS  £er$  unb  ben  ©eift  beS  ÄinbeS  311  bilben;  aus 
ihm  einen  religiöfen  unb  fittlichen  Wenfchen  unb  guten  SJürger  ju  machen; 
ihm  frühjeitig  OrbiiungSliebe  unb  ftleife  einzupflanzen,  mie  auch  ihm  bie  jum 
Cebeu  nötigen  tfenntniffe  beizubringen,  fllfo  baS  fiinb  geht  nicht  allein  beS» 
l)olb  in  bie  ©a)ule,  um  lefen,  fchreiben,  rechnen  u.  brgl.  zu  lernen,  fonbern 


e$  fofl  auch  noch  lernen,  lote  man  fi<$  anftänbig,  gefeflig,  freunblich  unb 
höflich  gegenüber  anbern  TOenfchen  oerhatten  unb  bf nehmen  fofl,  in  einem 
2Bort,  baS  flinb  foü*  gebilbet,  charalteriftert  roerben.  Die  Schule  ip  bem= 
^ufolge  jener  Ort,  roo  eS  jene  Gharafterbilbung  erhält,  bie  Quelle,  roo  eS 
jene  Äenntniffe  fd)öpft,  roelche  ben  Anforderungen  ber  mobernen  3eit  ent* 
fprechen  f  ollen :  fu  ifl  baS  gunbament,  bie  ©runblage  aller  gebildeten  Stände, 
ja  fie  ift  bie  Wlanjflrttte  ber  SBilbung  für  ben  gemeinen  Bürger,  benn  in 
ihr  roirb  ber  fpätere  Bürger  gebilbet.  3e  beffer  bie  Bürger  einer  ©emeinbe 
gebilbet  finb,  befto  befferer  ftamilienDäter  unb  Söorfteher  roirb  ftch  biefe  ©e* 
meinbe  erfreuen,  befto  letzter  roirb  eS  fein,  it>re  Angehörigen  ju  leiten.  Unb 
rooburch  ^at  Äaifer  Äarl  ber  ©rojje  ben  Söoljlfianb  beS  gfranfenlanbe«  am 
meiften  gefördert?  Antwort:  burch  gute  5ßolfSfchulen.  Unb  in  noch  nicht 
aOproeit  hinter  uns  liegenben  3«*™»  ba  galt  noch  baS  gegebene  Söort  unb 
ber  gegebene  £>anbjcf)(ag;  alfo  tonnte  man  früher,  auch  ohne  gerabe  fo 
Diel  Saluten  unb  SBiffen  *u  beftyen ,  bod)  recht  gut  (eben ;  heutzutage  muß  aber 
alles  jehnfaa)  gefchrieben  fein,  unb  bann  gilts  oft  trojfbem  noa)  nicht.  3h*  werbet 
das  oft  roohl  fchon  felber  erfahren  höben.  $Ber  nicht  felber  lefen,  f abreiben 
unb  rechnen  (ann,  noch  etroaS  aus  ®efchia)te  unb  (Geographie  ju  erzählen 
roeifj,  roirb  teils  hintergangen  uub  betrogen  unb  fann  in  ©efeflfchaften  als 
Tölpel  ben  Schlitten  jiehen.  ferner,  roie  fehr  fehen  eS  heutzutage  bie  Altern 
barauf  ab,  bafj  ihre  Binder  geachtet  unb  refpeftiert  feien;  achten  unb  refpet- 
tieren  aber  tann  man  nur  gebilbete  ^erfonen.   hunderte,  ja  kaufende  t>on 
jungen  beuten  fuchen  heutzutage  Stellen  in  ^rioatfamilien,  in  Röteln  hier 
ju  Sande  unb  im  Auslände,  alles  roifl  Oerbienen,  afleS  roifl  gute  ^lätie  unb 
)ct)öne  ßleiber  höben.  Alle  biefe  roanderluftigen  Söhne  unb  Achter,  fo  fchön 
unb  lebeuSfrifch  fie  auch  immer  auSfeljen  mögen,  roerben,  roenn  fie  bie  Schule  als 
fjaulenjer  oerlaffen,  für  frembe  Sprachen  nur  fchroer  empfänglich  fein  unb 
fönnen  folglich  "u*  för  bie  niebrigften  Stellen  oerroenbet  roerben.  $>a& 
bie  Schule  fernere  Don  2Bichtigteit  fei,  beroeiSt  unS  noch  bie  ^hötfache,  baß 
90  °/„  ber  öeDölferung  ihre  gegenwärtige  Bildung  neben  bem  elterlichen  £auje 
oorjüglich  ber  SolfSfchule  $u  Derbanten  haben.  2öie  tann  eS  baher  möglich  fein, 
bafc  man  fich  h'utjutage  nod)  immer  mit  ber  bummen  AuSrede  begnügt: 
„O,  man  t>at  früher  ohne  Schule  auch  gelebt,  roarum  benn  ^rut^utage  ge< 
rabe  fo  Diel  Auslagen  für  baS  Schulroefen  unb  fo  Diel  Jägerei?"    Auf  bem 
ßrbenrund  leben  Millionen  Binder,  roelche  nie  daS  tölüd  höhen,  eine  SolfSfchuk 
ju  betreten,  bie  aufroachfen  roie  daS  Biet)  unb  roelche  Weilen  roeit  gehen  roürben, 
roenn  ihnen  bie  Gelegenheit  Dergönnt  roäre,  eine  BolfSfchule  ju  befua>n. 
$ie  SBolfSfchule  ift  bie  ©runblage  ber  menfehlichen  Bildung;  baher  beuten 
ber  tluge  Samilienoater,  ber  emfige  Canbmann,  ber  fromme  ^riefier,  ber  ge» 
bilbete  Staatsmann  mit  (Stn-furcht  unb  $anfbarfeit  an  bie  Begebungen 


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tr)reS  ^primarlehrerS  jurüd,  meiner  ben  GJrunbfiem  ihres  praftifdjen  ÖebenS 
gelegt  hat,  unb  bemalen  biefeS  Slnbenfen  on  ir)n  bis  in  bie  legten  ©tunben 
ir)re8  ßebenS. 

©lüdlich  jene  ©emeinben,  jene  ßänber,  meldte  religiös  gebilbete  ^Bürger 
t)aben,  für  rooljr,  ba  ^errj^t  triebe,  Eintracht  unb  ßiebe  nad)  bem  2öab> 
fpruche  unserer  9tyuen.  $amit  aber  eine  folche  (5r$iehung  unb  Vilbung  erhielt 
ruerben  fönne,  bebarf  eS  Derfdjiebener  ftaftoren,  Don  Denen  mir  I)ier  einige 
furj  ermähnen  moQen. 

$er  erfte  unb  roid)tigfte  biefer  f^fattoren  ift  begreiflicherroeife  baS  Jlinb 
fetbft.  ©od  ein  Vilbhauer  fcbjme  gelungene  ©tatuen  ^erfteflen,  fo  bebarf 
e3  Dor  aflem  beS  guten,  gefunben  unb  brauchbaren  ©toffeS;  e§  mag  einer 
in  feinem  ftache  noch  fo  gefreit  unb  auSgebilbet  fein,  roenn  Der  ju  ber= 
orbeitenbe  ©toff  ju  nichts  taugt,  fo  ijt  Des  TOeiflerS  ßunft  Derloren.  ®erabe 
fo  ijt  eS  mit  bem  ftinbe  in  ber  ©djule.  ©oH  ein  Äinb  ju  einem  guten, 
gefreiten  unb  einft  nüfclichen  Wenfchen  umgeroanbett  tüerben,  fo  mufe  eS 
gähigfeiten  befi&en,  bie  2ef)re  in  firf>  aufzunehmen  unb  $u  Derroerten. 
SeDeS  Äinb  im  natürlich  richtigen  Saufe  Der  ©d)öpfung  bringt  biefe  fräh>9* 
feiten  mit  fi<h-  Söder*  Umflänbe  fönneu  aber  im  ftinbe  biefe  ftähigfeiten 
fdm>äd)en  ober  fogar  gätt^tc^  Dermalen?  Antwort,  roenn  bie  eitern  geiftigen 
©etränfen  ergeben  finb;  roenn  fie  Durd)  fehleres,  unDorfi^tigeS  93err)aiten  ober  Ve« 
tjonblung  Dor  ober  nach  ber  ©eburt,  burd)  Vernachläffigung,  ju  langes  Meinlaffen, 
unreinliche  Äteibung  unb  febjechte  Wahrung,  ju  lange  Entbehrung  Don  ©peifen 
unb  bann  Überfüllung;  Durch  geiftige  ©etränfe;  Durch  ©abläge  unb  oft  felbft 
burd)  Verroünfchung  unb  Verachtung  auf  bie  Sntroidlung  beS  ftinbeS  fchäDlid) 
einroirfen.  2Bid)tig  ift  baS  ©traffnftem  ber  Altern.  Söann  ift  ein  ftinb 
ftrafbar  unb  roie  fofl  eS  beftraft  roerben?  6in  Äinb  ift  jtrafbar:  bei  Un« 
ge^orfam,  bei  ßtigen,  bei  SBiberfe&lichfeit,  roenn  eS  etmaS  ju  tljun  ober  ju 
haben  erjroingen  roid;  roenn  eS  obfichtlich  etroaS  Derbirbt;  roenn  e§  gegen 
anbere,  befonberS  gegen  Eltern,  fchlägt  ober  fchlagen  roill;  roenn  eS  abfichtlich  SBöfeS 
thut  an  fich  ober  aubern.  2öann  ift  ein  Äinb  nicht  ftrafbar?  9lntroort?  Veim 
(BeftänbniS  ber 2öor)rt)eit;  roenn  eS  auS  UnDor ficht  etroaS jerfchlägt  ober  jerbricht, 
feine  Kleiber  befchmufct  oDer  befchäbigt;  roenn  eS  hungrig  unb  burflig  nach 
Nahrung  Derlangt  unb  überhaupt  überall  ba,  roo  ihm  auS  purer  UnDorfichtigfeit 
etroaS  paffiert.  3öie  fofl  nun  ein  &inb  beftraft  roerben  ?  Wutroort:  OTit  Vernunft, 
unb  beShalb  nicht  im  3orn»  foubern  mit  Ueberlegung.  Ohrfeigen,  ©chläge  mit 
^füfeen,  ©töcfen  u.  bergl.  finb  faum  ©trafen  für  baS  Vieh,  gefchroeige  Denn  für 
ttinber.  £>at  ein  Äinb  roirflich  ©träfe  Derbient,  fo  ift  je  nach  Sichtigfeit  beS  93er» 
get)enS  bie  erfte  unb  bei  in  Siebe  gut  erlogenen  ftinbern  bie  fdnoerfte  Strafe  (beS 
©efühls)  ein  ernfthafter  Vlid  unb  Vorroüfe  ber  Eltern;  roo  biefeS  aber 
nichts  fruchtet,  Der  (Gebrauch  ber  9iute  auf  ben  Unau$fpred)lichen,  baS  Ejjen  an 


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einem  befonbern  ^läfcaVn,  ©infperren  unb  $au3arrefl.  Wur  uiemal«  Wimpfen 
unb  murren  ober  fogar  fluten  unb  poltern;  nur  ni$t  immer  mit  ©träfe 
broljen  unb  bocb  nie  ober  nur  feiten  ausführen.  ©in  93efebl  ijt  ^inrei^enb, 
ba$  jroeite  Befeblen  wirb  mit  ber  Äute  begleitet  unb  ba«  ftinb  wirb  balb 
fjerauSfinben,  roie  es  fi<$  ju  Debatten  bat,  um  fünftig  ber  unliebfamen  Stute 
ju  entgegen.  ^emerS:  3n  meinem  Hilter  ijt  ein  ftinb  ftraffäbig.  <5§  giebt 
Diele  Altern,  bie  entjdjulbigen  iljre  ftinber  immer  mit  ber  bummen  9!u3rebe: 
„0,  ba§  &inb  ift  nod)  ju  jung,  ba3  fann  e§  noc^  nia^t  Derfte^en".  Unb 
boct)  ift  e§  burdj  jabllofe  öeifpiele  beroiefen,  bafe  flinber  fa)on  in  frü^efter 
3ugenb  öon  bloB  2  bis  3  3abren  e$  ganj  gut  etnfrt)f n  r  wofür  fit  beftroft 
finb  unb  nur  f$ü$tem  ttjun,  roofür  fie  fdjon  einmal  fmb  beftraft  roorben. 
Die  SluSrebe  fola)er  ©Item  ift  baber  falfcb  unb  unrichtig.  53iege  baS  93äum« 
djen,  berroeil  es  notb  jung  ift,  nacbber  ift  e$  ju  fpät. 

9Bir  gelangen  nun  jum  jroeitroidjtigjien  f$aftor  ber  ftinbererjiebung, 
nämlid)  311  ben  ©Item.  2öie  ber  $kium,  fo  bie  ftnid)t,  roie  bie  Altern,  fo 
bie  ftinber.  3m  ©djofee  ber  ©Item  erblitft  baS  Äinb  juerfi  ba$  fiic^t  ber 
2Öelt,  erhält  Don  ifmen:  Wabrung,  ftfeibung  unb  Unterftü$ung.  2fn  ibrer 
£anb  lernt  eS  bie  erfteu  ©abritte,  au8  üjrem  *ötunbe  ftammelt  e$  bie  erften 
2Borte  unb  fieben  t>oQe  3abre  berroeilt  e5  an  ber  ©eite  feiner  ©Itern.  ©§ 
ift  baber  leitet  berftänblid),  baß  ba§  ftinb  nid)t  nur  @r)ara!ter ,  Sitte  unb 
SebenSroeife,  fonbern  felbft  bie  9?atur  feiner  ©Item  angenommen  bat.  Wa$  er» 
füQtem  fiebenten  91(ter3jabre  jebod),  ba  tommt  ber  9Jlarfrf)befebl  für  ben  Eintritt 
in  bie  ©dwle,  unb  roa§  bie  ©Item  ju  fraufe  au  ibrem  Äinbe  ni#t  Derbeffern, 
ibm  nia)t  beibringen  fönnen,  baS  fofl  nun  ber  Sebrer  in  ber  ©cbule  tbun.  Die 
©Item  fanden  fomit  ba3  ftinb  oielfatb  nod)  üoö  ber  tBodt)eit#  üoQ  Ungebor* 
fam,  Doli  Unart  unb  unroiffenb  in  bie  ©djule.  2Benu  e§  aber  au$  fünf 
bis  fea)§  ©tunben  per  %a%  unter  ber  fluffid)t  beS  SeljrerS  berroeilt,  fo  fmb 
ber  ©tunben  immer  uotb  a^tjebn  bis  neunjebn,  roo  es  mieber  bura)  bie 
Saune  unb  bie  2Öinfe  feiner  ©Item  geleitet  roirb.  Wton  begreife  baber  nur, 
meltb  enormen  ©influfe  bie  ©Item  auf  ba«  &inb  ausüben,  unb  roie  fdjroer 
unb  unmöglid)  eS  ift,  ein  fola>S  flino  ju  bilben,  roo  bie  ,©ltern  gegen  alles, 
roaS  in  ber  ©dwle  borgebt,  bem  ftinbe  babeim  ibren  Söiberroiflen ,  ibre 
ÜRifeadnung  jeigen. 

©oD*  alfo  eine  ©dmlbilbung  gebeiben,  fo  foQeu  bie  Altern  nitbt  ben 
ßinbern  ben  2er)rer  als  ein  ScbrecfenSbilb  üot  'Mugen  fteDen  unb  balb  über 
biefeS,  balb  über  jene«  fa)impfen  unb  murren,  fonbern  e§  müffen  uotroenbiger« 
roeife  ©Hern  unb  Cebrer  miteiuanber  roirfen.  Die  ©Itern  müffen  ben  Cebrer 
ju  ^>aufe  unterftüfcen,  ben  Äinbern  91cbtuug  unb  Siebe  ju  ibm  inS  ^>erj 
pflanzen;  ibuen  Dollftänbig  genügenb  $<\i  jum  Semen  laffen,  fie  baju  an» 
treiben,  i^nen  bie  erforberlia^en  Materialien  an  bie  $cmt>  geben;  Dann  ift 


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au$  ber  Setter  feinerffit«  im  ftanbe,  im  ftinbe  Sichtung  unb  Siebe  ju 
feinen  Altern,  ©efchmiftem ,  geifllichen  unb  weltlichen  Obern  mach  ju  rufen; 
cd  ift  bie«  eine  natürliche  unb  eine  übernatürliche  Pflicht  ber  Altern;  eine 
Pflicht,  beren  (SrfüHung  »erlangt:  ba«  Sohl  ber  $ami(ief  ba«  Sohl  ber 
©emeinbe,  ba«  Sohl  beS  Staates,  ja  ©ott  felbft,  unb  jeber  $unriberhanbelnbe 
Skter,  jebe  juwiberhanbelnbe  Butter  übt  einen  Ungehorfam  au«  gegen  ©ott, 
eine  Ungerecfjtigfeit  gegen  ba«  Söaterlanb  unb  bie  ©emeinbe,  }a  befonber« 
gegen  ihr  eigene«  ßinb  felbft;  benn  ba«  fchönfte,  fojtbarfte,  unjerjlörbarfte 
unb  tributfreie  Vermögen  eine«  ftinbe«  für  3*"*  unb  Stoigfeit  ift  unb  bleibt 
eine  gute,  chriftliche  öilbung.  $ie  Ottern  finb  alfo  bie  erjten  unb 
roichtigften  ftaftoren  für  bie  Silbung  unb  ßrjiehung  ihrer  3ugenb.  So 
bie  eitern  mithelfen,  ba  ift  e«  leicht,  ftinber  ju  bilben  unb  oorjubereiten  für 
bo§  fpätere  ßeben.  So  bie  Altern  aber  bagegen  finb,  ba  nüfct  alle«  «Wähnen, 
Grflären,  Sorftetlen;  ba  nüfcen  Drohungen  unb  Strafen  rein  nicht«;  baher 
fommt  es  benn  oft,  bafe  au«  einer  Schule  fo  mancher  ungehobelte  53engel  her- 
borgeht,  ber  bann  Altern  unb  SJorgefe&ten  fpäter  nicht«  al«  Äummer  unb 
^Berbrufe  berurfacht,  fein  §ab  unb  ©ut,  roenn  noch  etroa«  borhanben  ift, 
mit  Saufen,  Äauchen  unb  9licht«thun  oergäubet,  unb  wenn  er  fi<h  bann 
»erheiratet,  grau  unb  ftinber  in«  Ungtücf  fiürjt.  Soher  rühren  alle  bie 
rohen,  ehrlofen,  meifterlofen ,  getoiffenlofen ,  grobhöljigen  ftamilien 
2Dor)er  alle  bie  $iebe,  Strafeenräuber,  öanbiten  unb  TOrber?  Antwort: 
Hu«  jener  ungebilbeten  Schulbanbe,  mit  benen  roeber  ber  fieljrer  in  ber 
Schule,  noch  ber  ^ßriefter  in  ber  <5h«ftenlehre  etroa«  ausrichten  tonnte.  S3or 
welchen  SRenfchen  §abm  fich  Familien,  ©emeinbe  unb  Staat  immer  am 
meiften  ju  fürchten?  Antwort:  5Bor  SWenfchen,  welche  in  ihrer  3ugenb  Sr* 
&iet)ung  unb  33ilbung  mit  ftiifeen  getreten;  ^ßriefter  unb  Srjiefjer  mit  95er= 
achtung  unb  •  ©robheiten  behanbeln.  Selche  SRenfchenflafjen  füllen  ^aupt« 
föchlich  bie  Strafanstalten  unb  Spitäler  an?  Antwort:  9lur  feiten  religiös 
gut  gebilbete  SJtenfdjen? 

Senn  ein  Sohn,  eine  Xochter  ihre  eitern  fertigt,  grob  unb  roh  be» 
haubelt,  fo  ift  bieS  oft  ein  fixeres  3e^en'  bafe  biefe  eitern  bie  9?ute,  bie 
fie  für  ihren  Sohn,  für  ihre  $od)ter  hätten  oerroenben  foOen,  gefpart  haben ; 
bamit  süchtigen  bie  ftinber  ihre  Altern  ;  benn  bie  Stute,  fte  roiH  gebraucht 
fein;  brauchen  bie  Altern  fie  nicht  für  ihre  fiinber,  fo  brauchen  fte  nachher 
bie  Äinber  für  ihre  eitern. 

$)ie  Altern  finb  fomit  bie  erjieher  unb  michtigften  93ilbner  ihrer  Äinber, 
unb  finb  fte  eS  nicht  birett,  fo  finb  fie  es  inbireft  burch  ihte  Unterjtüfcung,  toeldje 
fie  bem  ^riefter  in  ber  ^htiftenlehre  unb  bem  fietjrer  in  ber  Schule  ange» 
beihen  laffen,  unb  e«  ift  feine  Äleinigleit,  biefe  Pflicht  ju  bernachläffigen. 
2öer  bie  flinber  in  ihren  klagen  gegen  erjieljer  unterjlüfct,  toanbelt  auf  bem 


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Srrtoege.  3Sfl  man  jebod)  über  bie  eine  ober  anbere  Sadje  im  3°^^« 
looljl,  bann  erfunbige  man  fid)  bei  bem  betreffenden  ßrjieljer  felbft ;  manchmal 
wirb  man  bann  Saasen  üerneljmen,  roobon  baS  Äinb  ju  jpaufe  gerotfj  nidjtS 
berietet  f)at. 

(Sin  feljr  großer  fytytx  ber  ©Item  befielt  au$  barin,  bajj  fte  i&re 
Slinber  oft  als  biel  gefreiter  beurteilen,  als  fie  eS  roirfliä)  finb  unb  fu$ 
bann  aDju^nefl  ben  blumigen  Hoffnungen  Eingeben:  unfere  ßiitber  werben 
fi$  felbft  iljre  ßenntniffe  unb  Politiken  9lnfta)ten  berfc&affen  fönnen  in 
ber  Politiken  2öelt,  o^ne  fidt)  ju  lange  in  ber  @a)ule  ^erumjuft^leppen. 
Altern,  meldte  iljre  ftinber  bis  in  bie  fpäte  sJtod)t  unter  ftücfcfen  unb  Söölfen 
in  ©täbten,  Dörfern  unb  ^benbftyftuben  Ijerumtaumeln  laffen,  ba  geljt  bie 
©ittlidtfeit  it)rer  Äinber  frül)  bafyab  unb  bie  £)auptfaa>,  baS  gunbament 
ber  eckten  SMlbung,  ift  üerloren.  Öeiber  roirb  eS  in  biefer  9*ejie&ung  öon 
$ag  ju  Jag  fdjlimmer  unb  baS  unter  allen  Nationen.  $)ie  torpediere  unb 
geiftige  (Srjiefjung  unb  HuSbilbung  nimmt  ju  unb  bie  fittlic&e  $ilbung  nimmt 
ab.  $5ie  guten  eitern,  ftolj  auf  bie  ©d>önr)eit  unb  ^ntefligenj  iljrer  Äinber, 
ftellen  fid>  nicf)t  feiten  bor,  niemanb  als  fie  felbft  fjaben  tr)ren  tfinbern  ju 
befehlen,  unb  maS  ber  ßefjrer  in  ber  ©dwle  unb  ber  ^ßriefter  in  ber  (Sr)rifien» 
letyre  bortrage,  fei  nic&t  genug  $u  einer  guten  bürgerlichen  53ilbung. 

3llfo  bie  eitern  finb  felbft  bie  ©a)miebe  an  bem  ©lüde  i$rer  Äinber. 
SHögen  fie  eS  boa)  einfeljen  unb  iljre  Äinber  im  roaf>ren  c()rifilic$en  ©inne 
erjieljen  unb  erjieljen  (äffen  für  Gtott  unb  Stoterlanb.      (6a)lu&  folgt.) 


(H.  B.) 

5. 

llnfere  heutige  ftultur  beruht  auf  einem  breif adjem  Unterbot!.  $)ie  ältefte 

unb  grunblegenbe  ©dHcf>t  ift  bie  beS  flaffifd>en  Altertums,    (Seift  unb  ftotm 

beSfelben  maa^eu  fid)  baljer  in  allen  ^afyrfjunberfen  bis  auf  t)?ute  geltenb. 

$ie  jroeite  ©c&idjt  ift  bie  beS  (SfjriftentumS ;  fein  (Seift  burdjbringt  alle 

ÜBerfjältniffe  beS  fojialen  SebenS  unb  ljat  bie  ^üfjrung  bejüglid)  ber  religiöfen 

unb  fttt(id)en  Wnfajauungen  ber  Äulturmenfa^en  übernommen,  nad)bem  er  fie 

felbft  gebilbet  fritte.   $ie  britte  ©d)id)t  ift  ber  realiftifc&e  Oeift,  ber  fta)  in 

ben  gemaltigen  ßrfinbungen  ber  Weujeit  unb  in  beren  mannigfaltigen  33er» 

menbung  fürs  praftifdje  Seben  offenbart,  bie  UBelt  unb  i&re  Äräfte  bem 

95tenfd)en  bienftbar  madjt.   25er  gef$icfylia>tünftlerifdje  Octft  beS  Altertums, 

ber  religiös* fittlicfye  beS  (Sljri|teutumS  unb  ber  natunoiffenfa^aftlia^-tea^nii^c 
ber  9Ieu$eit  in  fjarmonifd)er  SJerbinbung  unb  5)urd)bringung  bebingen  bie 

roaljre  Äultur,  SMlbung  unb  ©efittung  ber  (Segenmart.   $ebe  Sinfeitigleit 

mufe  auögefa)loffen  bleiben. 


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■ 


-    439  - 

6. 

tytan  fu$t  fo  oft  naa)  bem  „3beole  ber  $erfönli$leit."  Siegt  eS  in 
ber  &atmonifn>n  (SntroicHnng  aller  ©eelenf  räfte  ?  —  in  finem  TOenföen, 
in  bem  gefunber  flörper  unb  gefunber  ©eifl,  beibe  in  äftyetiföer  93e$ieljung 
DoHfornmen,  fia)  üereinen?  —  in  einem  eblen,  üon  etl)ifa>n  ©runbfitfcen 
getragenen  (Sljarafter?  -  in  einem  ba§  §ö#fte  erfaffenben  ©eift  mit  $um 
£>ö4>jien  ftrebenben  SBiflen  ?  —  in  bem  Dom  ©eifte  Gfjrifti  ganj  burd)brungenen 
unb  üon  feinet  2Baf>rl)eit  unb  ©nabe  be&errfdjten  «Wenfd)en?  —  Das  alles 
in  lebenbiger  Bereinigung  maa)t  baS  3beal  ber  $erfönliä)feit  aus. 

7. 

(Sin  3bea(  mufe  ber  3Henf$  tjaben,  wenn  er  na<$  bem  £)öä)fien  ßreben 
urifl.  (SS  iß  ber  fräftige  Sporn,  ber  immer  öorroärtS  treibt,  immer  nad) 
SBerbefferung  unb  S3oflenbung  ruft.  9cur  wenn  ber  (Srjieljer  ein  richtiges 
3beal  bon  ber  $erfönlid)feit  t)at,  (ann  er  ben  $Renfä)en  richtig  erjie^en  unb 
aflen  (Sinfeitigteiten  entgegenarbeiten.  Das  3beal  ber  ^erfönlidjfeit  liegt 
aber  nur  in  (S&riftuS.  <5r  ift  baS  3beal,  in  meinem  baS  ©öttlicbe  unb 
*Dlenfc$liä)e  perfönlia)  fi$  bereinigen,  unb  baS  unS  ein  unaufhörliches,  eifriges 
Streben  oerbürgt.  9cur  ein  unerreichbares  3beal  forbert  ju  unaufhörlicher 
SBerOoOlommnung  auf.  5?ei  jebem  erreichbaren  3>beal  giebt  eS  einmal  ein 
ötenug.  Das  3beat  bee  ^erföntia^feit  tann  nämlich  nicht  nur  in  ber  ©ebanfen* 
roelt,  ober  in  bem  Weich  ber  ^ßfjantafie  liegen,  fonbern  muß,  menn  e§  be§ 
*ERenfchen  ©eift  unb  £erj  erf offen  fofl,  etroaS  2öirflia)e8  fein,  mufj  gelebt 
fyaben  unb  jroar  als  Wenfä);  bei  ß^riftuS  aber  Reifet  eS:  „DaS  2Bort  ift 
t$(eif$  geworben  unb  r)at  unter  uns  geroofynt"  ;  „6t  ift  in  allem  unS  gleich 
geworben,  bie  Btinbe  ausgenommen."  ($r  aQein  tonn  unS  baljer  immer 
jurufen:  „folget  mir  naa)!"  „Sernet  oon  mir."  „2öer  ooflfommen  ift, 
roerbe  noch  üoflfommner,  wer  heilig  ift,  noch  heiliget."  Die  Wachfolge  3efu 
bebingt  ein  ununterbredjeub  fräftigeS  93ortoärt8ftreben,  erzeugt  bie  fegenSrric^fic 
^bealität,  fa)afft  neue  $beale,  bie  ftbbilber  beS  UribealS  finb  unb  bie  it)ren 
Schülern  jurufen  fönnen:  „Seib  meine  Nachfolger,  toie  ich  (Styrifii  9<aa> 
folget  bin."   

ßit  beutfdjm  Sdjulmfiftar  b.  I).  bie  primarleljrer 
btr  jStabt  Zufr  1460—1895. Q 

(93on  «.  Hfdnoanbcn,  ßebttr  in  3«8  )  (ftortfcfcung.) 

1685  SWai  13.   $arl  granj  SRüHer,  mar  auch  lateinifcher  ©djulmeifier, 
päpfilia>r  unb  faiferlia>r  ©eheimfd>reiber,  bat  23.  $eb.  1686  ben 

')  NB.  <£rgänjungcn  unb  »critbtigungen  ftnb  febr  »iflfommcn  unb  fotten  Set* 
Wertung  fuiben. 


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-  440 


9tot  um  2  (Sinter  2Bein,  um  benfelben  mährenb  ber  ^apcii^t  ju 
gebrauchen.    (5r  flarb  im  ©pital  (je&ige«  ©tabtfchulhauS)  1706. 

1688.  Äarl  3tt»lcr,  bojierte  auch  ©rammatit.  ©ein  (Sinfommm  mar 
8  Wütt  fernen,  6  Älafter  $olj,  8  ©l.  Dom  ©pital,  24  @l.  Dom 
©onberfiechenhau«,  Sbohnung,  ©arten  :c.  flud)  rourbe  bei  fetner 
2öahl  am  23.  $ej.  bie  Sebingung  gefteQt,  bafj  er  fein  anbereS  ©e« 
fdt)äft  als  bie  ©chule  betreibe,  unb  roeun  er  reifen  moHe,  juerft  ben 
9tat  um  Erlaubnis  frage.  fluf  Wartini  1691  jog  er  nach  HrleSt/etm 
unb  erhielt  ein  ausgezeichnetes  (SutlaffungSjeugniS. 

1691  Bug.  Ii.  3nmS  3of.  »rtblin,  geb.  11.  geb.  1660,  ©olm  be* 
Äafpar  unb  ber  W.  Serena  Jperfter,  ein  tleijsiger  Wann  unb  Dor^ 
trefflicher  ©Treiber,  hat  teil«  für  fiefc.,  teils  anbern  Diele  WertroürDicjfeiten 
beutfeh  unb  lateinijch  in  ftraftur  gefdjrieben.  (5$  fehlte  auch  nicht  an 
klagen,  bafe  er  ju  Diel  9iebenbefct)äftiguug  treibe.  Hflein  er  fanb  an 
©tabfehreiber  3utlauben,  bem  er  feiner  ©chreibfunft  wegen  unentbehrlich 
geroorben  mar,  einen  roirffamen  SSerteibiger. ')  fjfriblin  mar  auch  «n 
grofeer  ©utthäter  ber  W.  ©.  Capelle,  lief?  baS  33ilD  ber  W.  ©otteS 
unb  beS  bX  Johannes  renobieren,  flarb  1730  ben  11.  9lug.,  70 
3at.re  alt.*) 

1 705  $e$.  24.  R.  D.  3gna$  ©egeftutann  Don  #remgarten,  auch  ^robifor, 
arbeitfamer  Wann,  Dortrefflicher  Ücotenfchreiber,  roohnte  im  ßaufhauS, 
1707  bei  ©t.  DSroalb  begraben. 

1730  Aug.  19.  R.  D.  Äafpar  Solfgang  fteifer,  geb.  1703,  <Rod.  10., 
©ohn  beS  SBolfang  unb  Der  Wagbalena  ^etermann,  einftimmige 
2öahl  gegen  mehrere  Witbemerber,  1 723  Pfarrer  in  Sintthal,  ©laruS. 
mürbe  1734  ^ßrofeffor  ber  ©rammatit.  911S  beutfeher  ©dHilmeifter 
mürbe  er  unter  folgenben  S&ebingungen  gemählt:  6r  foQe  noch  bif 
9ted)nungSfunft  unb  baS  Choral  erlernen,  ben  ^ßroDifor  in  feiner 
Slbmefenljeit  oertreten,  mit  ben  ßnaben  fleifeig.  morgens  in  bie  Weife 
uno  abenbS  in  ben  töofenfranj  gehen,  bie  Änaben  lateinifch  fchreiben 
unb  lefen  lehren  unb  bie  ßinber  flei&ig  in  ber  Capelle  bei  ber  @hrißen« 
lehre  beauffichtigen. 


•)  ©lcid)äeitia  »urbe  auch  geflagt,  ber  latcinifcbe  Schulmeifter  Simon  Wloo* 
befinbe  udi  mehr  im  (Maft&aus  jum  $irfd)cn  alö  in  ber  ©mule,  ber  lateinifd)« 
®d)ulmetftcr  3afob  fcebiacr  fei  unflei&ig  unb  nadjlämg,  sUcuHfleljrer  Slnbrea« 
©toeflin  leifte  menig,  rocit  er  ju  Diel  in«  2ßeinala3  guefe,  unb  Severin  ©retb,  6meU 
erfreue  ftd)  troö  Verbot,  Sfnaben  neben  ben  IRäbdjen  ju  unttrrtdjten.  —  ©djarfc 
Maßregeln  hatte  bie«  gur  golge.  Namentlich  ber  ©retf)  ScheU  mürbe  mit  (Mbftrafc, 
(ftnfpcrren  in  ben  SBürgerturm  unb  gätulidjer  SdjlicHung  ber  ©amle  gebrobj. 
menn  fie  noctj  einmal  ftnaben  mit  ben  sJJ2abd)ett  unterrichte. 

*)  ©dt  1707  mürbe  bic  Unterfdmle  im  ^rootforb,auf<  gehalten. 


a  dv  VjOU 


-    441  - 


1734  Snnill.  R.  D.  Sronj  »lemiflmd  SWütter,  geb.  1711  Woi  5.  @oftit 
be$  <ÖMd)ior  unb  ber  Waria  Patft.  fleifer,  ftarb  1747  3uui  10. 

1747  3unil7.  R.  D.  9JlcId)ior  OdWfllb  S^crf,  Qfb.  1723  geb.  25.  €oftn 
beS  OSronlb  unb  ber  5lnna  Waria  9Roo§,  einftimmig  ermärjU  aß 
$)iafon,  ein  fleiBtger  ©chulmanu,  mar  aud)  au  öerfchiebenen  Orten 
SBitar,  mürbe  1757  ^rofeffor  ber  ©tmtaj,  1705  ÄapitelSjefretär, 
fcheufte  ber  ©t.  OSmalbSfirche  einen  ßelch,  ein  SJiefegemanb  unb  ein 
ftauchfafe,  ftarb  1792  unb  mürbe  im  9einijau8  bei  St.  Michael  beerbigt. 

1757  Ott  8.  R.  D.  gran*  $ofef  8cna,g,  geb.  1731  3uli  31.  ©ohn  beS 
©eorg  unb  ber  Wartina  $raubenberg,  juoor  Söifar  in  SReierStappel, 
guter  Wufifant  unb  gelehrter  $>err,  mürbe  1758  ^rofefior  ber  ©tmtaj, 
1763  ftelbprebiger  in  Neapel  beim  Regiment  Sfchubö  Don  ©larus, 
1781  3War  ber  Filiale  Cbermil,  1793  Kaplan  in  Oberhol  j,  « 
1803  ben  17.  3uni  ftarb. 

1758  9(iig.  4.  R.  D.  Äarl  granj  grett,  geb.  1780  geb.  19.  ©ofm  beS 
ßarl  3rran§  unb  ber  91nna  fflaria  2öeber,  ftubirte  in  Wailanb,  mar 
Jöitar  bei  feinem  Sruber,  Pfarrer  in  Sunttjofen,  1759  Wai  13. 
Äaplan  ju  ©t.  WnbreaS  bei  ßf)am.  (frortfe&ung  folat.) 


eibgcnoffcnfajaft.  SBefanntlich  hat  am  8.  3uni  1893  ber  National* 
rat  bie  Lotion  Gurti  in  Sejug  auf  Mrtifel  27  in  folgenber  Raffung  ange* 
nommen:  „3)er  39unbe§rat  mirb  eingelaben,  ju  untersuchen  unb  barübet  33e= 
rid)t  unb  Antrag  einzubringen,  ob  nicht  $ur  9lu*führung  ber  58eftimmung 
beS  Ert.  27,  melier  genügenben  ^ßrimarunterricbt  oorfchreibt,  unb  nach  SDtafc* 
gäbe  beS  ©tanbeS  ber  ftunbeSfinanjen  bie  Äautone  Dorn  Jöunbc  finanziell 
unterfiü^t  roerben  foü*en."  3n  Ausführung  biefeS  JöefchluffeS  hat  fobann 
99unbe§rat  ©chen!  eine  Vortage  aufgearbeitet,  roelche  einerfeitS  bie  beiben 
gefährlichen  flippen,  an  benen  baS  Programm  ©djenf  am  ftonrabitag  1 882 
f ereiferte ,  möglichft  ju  umgeben  fucf)t,  nämlich  ba$  ©ouueränitätärecht  ber 
Kantone  bezüglich  be§  ©a)u(roefen§  uub  bie  religiöfe  ©eite  be§  ©chulroefenS, 
anbererfeits  aber  auch  bem  5Bunbe  eine  gemiffe  Wufficht  über  bie  ©chule  jii' 
menben  möchte.  3nbem  bie  ©abfrage  ju  einer  ©ubt>ention§frage  umge= 
jlaltet  timrbe,  öerfuchte  man  auf  einen  neutralem  unb  jugänglid>ereru 
SBoben  ju  fteQen.  ©olb  ift  immer  ein  mächtiger  Sodoogel,  unb  e$  braucht 
bereite  ein  gute§  ©tücf  ^ßrin^ipientreue  uub  (tharafterfeftigfeit,  um  bon  feiner 
©irenenfttmme  fich  nicht  berfürjren  $u  (äffen.  Da»  58erfübrerifd)e  ber  ganzen 
Anlage  befonberS  für  arme  Kantone  unb  ©emeiuben  mürbe  auch  fofort  Don 
herDorragenben  Dfil^rctn  ber  föberaliftifchen  Sichtung  erfannt.  9Jtan  fud)te 
batjer  einen  ©egenftofe  auszuführen,  inbein  man  einen  Seil  ber  3<>u>iiinaijmrn 
ber  (Sibgenoffenfchaft  ben  einzelnen  ftantoirätajfen  jufchieben  roollte,  um  biefe 
in  ben  ©tanb  ju  fefcen,  ihrer  Aufgabe  in  JBezug  auf  bie  ©djule  je.  beffer 


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-    442  - 


nachjufommen.  (£§  fröre  bie§  eine  inbirefte  ©ubDentton  bti  S(t)u(e  ge* 
roefen,  wobei  aber  bie  ÄantonSfouDeränität  Döflig  intatt  geblieben  wäre.  Das 
WbftimmungSrefultat  Dom  4.  9ioDember  1894  machte  biefer  ©egenbemegung 
ein  tiefet  ©rab,  au§  bem  fie  fid)  fchroerlid)  roieber  erholen  fann.  tiefer  un« 
ermartete  Ausgang  ber  Wngelegerheit  ermutigte  bie  ftreunbe  ber  öunbeS* 
feilte,  bie  ©chulborlage  ©d)ente  burd)  3uförif*f,t  an  °if  93unbe§behörbe 
unb  bureb,  Neben  in  Derfchiebenen  SBereinSoerfammlungen ,  foroie  burdj  bie 
treffe  ju  beförbern  unb  ju  unterftüt^en.  SSunbeSrat  ©ct)enf  felbft  arbeitete 
[eine  Vorlage  normal  um,  wenn  auch  bie  £auptgebanfen  feflgehalten  mürben. 
9lnt  3.  unb  4.  3uli  hflt  nun  ber  JöunbeSrat  bie  Vorlage  in  Beratung  gebogen 
unb  in  jroei  ©jungen  bet/anbelt.  Sie  mürbe  mehrheitlich  mit  nur  geringen  ^Berän» 
berungeu  angenommen.  2öar  früher  bedangt,  bafe  nicht  nur  bie  Ceiftongen  bon 
Ponton  unb  ©emeinben  infolge  ber  ©ubDentionierung  nicht  geringer  roerben  bür« 
fen,  fonbern  bafe  ftanton  unb  ©emeinben  für  einen  ju  unterftü|enben  Qmd 
menigftenS  ebenfooiel  leiflen  muffen  als  ber  33unb,  —  unb  hatte  ba5  frühere  ^ßro* 
jeft  ein  förmliches  91uffid)t§«  unb  Kontrollrecht  be§  JBunbeS  in  einer  9frt  eibgen. 
©cfmlrateS  Derlangt,  fo  begnügte  fi<h  bie  neue  Vorlage  mit  bem  ÄechnungS* 
auSroeife  ber  tfantone,  ber  bei  Äichtigbefunb  bie  ©enerjmigung  beS  $unbe§* 
roteS  erhält.  93unbe§präfibent  fymp  machte  entfdnebene  Oppofition  Dorn  grunb- 
fä^lidr>en  ©tanbpunfte  auS;  auch  bie  53unbeSräte  fiachenal  unb  9?uffn  foflen 
grunbfäfcliche  ©ebenten  erhoben  hoben.  Die  Vorlage  fiet)t  1 ,200,000  ^ranfen 
jä()rltdr>e  33unbe§)ubDention  für  bie  93olt3f ct)ule  bor,  beginnenb  mit  1897 
unb  einflroeilen  auf  bie  Dauer  bon  fünf  ^afjren.  Die  ßantone  haben  barauf 
Vnfpruct)  nach  *DtoBgabe  ihrer  Öfonomifchen  Situation,  moju  fte  in  brei  ftlaffen 
eingeteilt  merben.  i.  Klaffe  30  6t§.  per  Kopf  ber  53eböttetung  (©enf,  Neuen- 
bürg, öafelftobt,  3ug,  3ürid),  ©laruS).  2.  Klaffe  40  &t§.  3.  Klaffe  50  St«, 
(llri,  Wbmolben,  ©<hrobj,  2DaQi3,  Sefftn).  Die  anbern  Kantone  fallen  in 
bie  2.  klaffe.  Die  ©ubbentionen  bürfen  folgenbe  93erroenbung  finben :  53au  neuer 
©chulhäufer,  SBefolbungSerhöhungen,  (iinfübrung  ber  Unentgeltlichfeit  ber  Sehr- 
mittet,  Kleibung  unb  ©peifung  armer  ©dmlfinber,  Teilung  bon  ©dmlflaffen. 
Die  bisherigen  Seift ungeu  ber  Kantone  unb  ©emeinben  bürfen  nicht  Dermin* 
bert  merben.  Die  Kantone  Reiben  für  bie  ©ubbention  eine  Eingabe  an  ben 
SöunbeSrat  311  machen  mit  ber  Vorlage  entfpredjenber  ^läne,  WuSroeife  k.  Der 
53unbc§rat  prüft  unb  genehmigt  bie  Eingaben.  Wad)  Ablauf  beS  9ce<hnung§» 
jaf)re§  t)aben  fid)  bie  Kantone  über  bie  oon  ihnen  gemalten  Auslagen  aus« 
$umeifen  unb  bann  erfolgt  bie  9luSjahlung  ber  ©uboention.  Der  Gntmurf 
lautet  im  mefentlid)en: 

?lrt.  1.  3um  3lDfa*c  oer  Unterftü^uug  ber  Kantone  in  ber  ihnen  ob« 
liegenben  ©orge  für  genügeuben  ^rimaruuterricr)t  fönnen  benfelben  aus  99unbeS= 
mittein  Beiträge  geleiftet  merben. 

3lrt.  2.  iöunbeSbeiträge  bürfen  nur  für  bie  öffentlichen  ftaatlidjen  v£ri« 
marfchuten  berroenbet  merben  unb  jroar  auSfchliefclich  ju  folgenben  3rofdfn: 
1.  iöau  neuer  ©chulhäufer,  2.  (Srridjtung  neuer  Öet>rfleflen  infolge  Trennung 
großer  ©djultlaffen,  3.  5Jefchaffuug  bon  2et>r»  unb  ^eranf(haultd)ungSmittelu, 
4.  Unentgeltliche  Abgabe  bon  ©chulmaterialien ,  5.  ^erf orgung  bon  ©ct)ul* 
finbern  mab,reub  Der  Sa^uljeit  mit  ©peife  unb  ßleibung,  6.  ^(uSbilbung  Don 
2et)rern,  7.  ^lufbefferung  Don  2er)rerbefolbngen,  8.  (Einrichtung  Don  iurnpla|en. 


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Natürlich  fjat  bie  treffe  fid)  rafdj  ber  Angelegenheit  bemächtigt  unb  mir 
lefen  auch  in  blättern  liberaler  Stiftung  Urteile,  weld)e  ber  Vorlage  feines* 
wegS  günftig  lauten,  fo  in  ben  „(Slarner  Nachrichten",  bem  „  Sdjaffhaufer 
Tageblatt",  ber  „Uteoue",  bem  SRegieruugSorgan  beS  Kantons  ffiaabt.  $aS 
„  Schaff  t)auf  er  Sagblatt"  jagt: 

„SBtr  halten  baS  Sdnilprogramm  für  ein  Stürf  ungefunber  unb  [cf>äb= 
lieber  3*ntralifation,  mit  bem  man  uns  nicht  in  bem  Augeublirf  fommcu 
joflte,  ba  eS  gilt,  bie  notmenbige  unb  t)eilfame  3entralifation  in  ber  Armee, 
im  Stecht,  im  (Sifenbaljuwefen  ju  erringen,  Stredt  ber  58unb  auch  »°<h  feine 
£>anb  über  bie  Sdmle,  unb  baS  tt>ut  er  boef),  wenn  er  [ich  eine  töenehmi* 
gung  ber  (antonalen  Schulrechnungen  oorbefjält  —  maS  bleibt  bann  ben 
Hantonen?  $)aS  5BiSd)en  Scheinfouüeränität  im  TOitärwefen,  baS  föunen  bie 
wantoue  ruhig  abgeben,  aber  mehe  ihnen,  menu  fie  [ich  °a  Dom  (#lan$e  ber 
1,200,000  ftranfen  JBunbeSfuboention  blenben  laffen!  SCÖie  uiele  aber  werben 
bie  ^ßrinjipienfeftigfeit  eines  3emP  bewahren!  6S  ift  ju  berrounbern,  rote 
Diele,  bie  fonft  bie  föberale  ©runblage  unferer  Sibgenoffenfchaft  ängftlich  hüten, 
nach  biefer  Suboention  rufen.  ®anj  naio  fcheinen  uns  jene,  meiere  bie  Sub* 
üention  woQen,  ohne  bafe  ber  53unb  beSwegen  ein  JÖort  in  Sdmlfacf)en  fprechen 
bürfte.  60  lefen  mir  in  ber  „Allgem.  Schmeijerjtg. "  bie  Anficht,  ber  iöuub 
befehle  jejjt  fchon  fo  Diel  in  baS  Schutwefen  |incin  (Turnunterricht),  bafe  er 
auch  befahlen  fofle.  $a  (ehren  mir  ben  Spieß  um  unb  fragen,  roenn  ber 
SSunb  jefct  fchon  befiehlt,  ohne  einen  Kappen  ju  Rahlen,  toie  erft  bann,  menn 
er  befahlt?  $a  nüfcen  alle  «autelen  unb  fchü&enben  23eftimmungen  nichts, 
bie  öogif  ber  STr)atfad)c  wirb  mächtiger  fein,  baS  2Bort:  „5Ber  johlt,  ber  be- 
fiehlt", fein  föecht  behalten,  daneben  erfc^eint  uns  ber  Moment,  mit  ber  Schul» 
uo ringe  ju  erscheinen,  recht  fehlest  gewählt.  (SS  ift  befannt,  warum  nun  auch 
noch  °iefa  Schuloorlage  jum  alten  2öerg  an  bie  Tuntel  fommt:  £)err  33unbeSrat 
Sehen!  mochte  mit  biefem  SBerf  feine  bunbeSrätliche  Caufbalm  abfchliefjen.  $iefe 
greube  wollen  ihm  feine  woflegen  nicht  oerberben.  Auch  mir  gönnen  £erru 
Schenf  einen  glänjenben  Abgang  oon  ber  politifchen  fühlte,  aüeiu  fo  lieb  ift 
er  unS  nicht,  bafe  mir  ihm  juliebe  eine  Vorlage  befürworteten,  bie  unfereS 
(SrachtenS  baS  ÖebenSmarf  ber  wantoue  bebrol)t,  einen  .^emmfehuh  für  anbere 
im  2Burfe  befinbliche  ^rojefte  bilbet  unb  f>eftige  politifche  kämpfe  herauf- 
befchmört." 

Ähnlich  fpricht  fich  bie  „vJleDue"  aus.  Diefelbe  geht  mit  ber  Vorlage 
fdmrf  ins  ©ericht,  fomohl  rebaftionefl  als  burd)  baS  Crgau  ihres  iöunbes* 
ftabt'Worrefponbenten.  5)er  letztere  glaubt,  bie  ftorm,  hinter  welcher  man  bie 
Schulfrage  nun  roieber  aufgenommen,  fei  $mar  im  allgemeinen  bie  befte  oon 
allen,  mit  welchen  man  eS  bisher  üerfud)t.  Aber  in  ber  franjöfifd)en  Schweif 
Dor  allem  beftehe  auf  biefem  (Gebiete  ein  ©efühl  ber  Unruhe  unb  58eforgniS; 
man  wiberftrebc  ff'itx  ber  Ginmifchung  beS  SJuubeS  in  baS  Gebiet  ber  Schule 
unb  jwar  nicht  ohne  Gkunb,  weil  man  oon  bem  iöunbeSfchulmeifter  unb  feinem 
offiziellen  3argon  ein  für  allemal  nichts  miffen  wolle,    (flach  bem  „Saterl. ") 

—  6nbe  3uui  tagte  bie  eibgenöffifche  <»(nturitäts=ßommiffion  unter  bem 
Söorfifc  beS  iöunbeSrat  Söelti.  Sie  53efchlüffe  fotlen  oorläufig  noch  geheim 
gehalten  werben. 


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-    444  - 


gu$eru.  (ftorr.)  Samftag,  ben  6.  3uli,  machte  bie  Sehrerfdjaft  ber 
ftonferenj  (Sntlebud)  einen  Schulbefud)  in  SBilliSau.  SBirtlich,  „roenn  bie 
Apoftel  reifen,  ftrömt  ber  Segen  bom  ^imme(  ^erabM;  faß  gar  ju  febr  be« 
bad)te  uns  Jupiter  ^MubiuS  mit  [einem  „profaifchen"  9laf$.  Dreien  $äba« 
gogen  $ogen  in«  £>interlanb  nach  feiner  Wetropcle  SBifliSau.  Der  Gimmel 
niüd)te  ba  ein  freunblidjereS  ©eficht,  allem  Anfcheine  nach  ftnb  bie  SöilliSauer 
in  feinen  Augen  angenehmer  als  bie  (gnHebucrjer.  Wan  berteilte  fi$  in  bie 
berichiebenen  Schulen,  ber  eine  ging  jti  bem,  ber  anbere  ju  einem  anbern 
floflegen.  Allgemein  matten  biefe  roie  jene  auf  ben  SBefucher  einen  febr 
guten  (Sinbrud.  SefonberS  jroei  Cefjrer  haben  in  ber  mufterbaften  $Kmbhabung 
ber  DiSjiplin,  in  ihrem  ftragefpiel,  in  if)rem  Sortrage,  überhaupt  in  ihrem 
ganjen  Auftreten  als  ßefcrer  baS  einftimmige  2ob  ber  ©efud&er  geerntet.  — 
Das  mar  ein  lehrreicher  Vormittag,  bem  ein  ebenfo  gemütlicher  Nachmittag 
folgen  foOte. 

33on  einem  „Wobren"  gingS  jum  anbern;  bon  SBilliSau  führte  unS 
baS  Dampfrofe  auf  bem  neuen  Schienenftrang  nach  £)uttrotil,  roo  man  eben 
roieber  im  „Wöhren"  einfebrte.  (Sin  Wittageffen  recht  unb  fehlest,  roie  eS 
bem  Sdjulmeifter  roobl  munbet,  -rollte  bem  tnurrenben  Wagen  feinen  Tribut ; 
ein  ebleS  Wafc,  roenn  auch  nicht  fo  reichlich,  roie  baS  „profaifdje"  beS 
WorgenS,  erquidte  bie  bürftenbe  Äct>Ie,  berlieh  bem  Oemüt  eine  ty'iitit 
Stimmung.  Die  jungen  löften  fid),  Sieb  auf  Cieb  folgte,  gelungene  2Öi^e 
fliegen,  ein  reger  WcinungSauStaufch  berlieh  bem  „Sanierte"  ein  Sehen,  baS 
ben  Vieler  fteftlichfeiten  „ebenbürtig"  ift,  blofj  bafe  roir  auf  ber  heimfahrt 
nicht  genötigt  rourben,  bem  jürnenben  Öanbgotte  ju  opfern,  roie  eS  ber  ge- 
ftrenge  WeercSgott  bon  ben  Abgeorbneten  beS  tbeutfchen  Reichstages  auf  ber 
Worbfeefaljrt  forberte. 

(Sin  Spaziergang  brachte  eine  roohlthuenbe  Abwechslung  in  bie  thaten* 
reiche  fteftftimmung ;  baS  Silb  eines  ibtjQifchen  Gebens  umfchroebte  unS. 
Doch  ber  „Wöhr"  fammelte  feine  (Säfte  roieber  ju  einem  Rendez-vous  mit 
ben  roerten  Herren  Kollegen  bon  £)uttronl.  Sie  rourben  freubig  begrüßt  in 
unferer  Witte,  benn  „ob  uns  bie  Serge  fcheiben",  ob  auf  ber  ßanbtarte  ein 
roter  Strich  jroifcheu  ihnen  unb  unS  gebogen  ift,  roir  arbeiten  auf  einem  unb 
bemjelben  ^elbe,  „roir  fitib  eines  iperjenS,  eines  SöluteS,  roir  finb  ein  Soll 
unb  einig  rooflen  roir  hobeln."  Sie  rourben  eingelaben,  bem  (Sntlebuch  bei 
(Gelegenheit  auch  einmal  einen  Se)uch  abjuftatten.  —  ptxx  Sef.»2ehrer  Uli 
bantte  tfür  bie  freunbfchaftlicbe  ßinlabuitg,  roelcher  fie  b>h«  gefolgt,  betonte 
bie  3"i<»"'"fn9<hörigtcit  ber  fchroei^erifchen  Sefjrerfchaft,  bie  eiuanber  immer 
näher  511  treten,  in  freunblicherem  Verhältnis  ju  einanber  ju  leben  bejtrebt 
fei,  unb  berfprach.  ber  freunblichen  (Sinlabung  311  einem  Sefudjje  nach  Sntlebuch 
roenn  möglich  nadjjufoinmeu.  —  (Jiu  anberer  unferer  tfoflegeu  roibmete  einem 
fürjlich  berftorbeueii  braoen  Sebrer  Don  .^uttrotjl  einen  furjen,  aber  fchönen 
Nachruf,  roelchen  ^>err  Btl^xtx  WüHer  bafelbfl  banlenb  erroieberte. 

Tcach  bem  ftlufe  ber  JRebeu  hinüber  unb  herüber  rourbe  ApofloS  Punft 
roieber  gepflegt;  tjeitere  SaterlanbSlieber,  fllabieroorträge,  fomifche  Stüde, 
roo  fogar  AltertumSforfcher  auftraten,  ic.  fttitten  um  bie  Jöette,  roährenb  ber 
ÜÖirt  für  gute  3nftanbrjaltung  ber  fehlen,  3u,19en  uuo  ©emüter  forgle. 
Nur  afljufchneil  roar  bie  fy\t  jum  Aufbruche  ba.   Wach  einem  tyniiijtw 


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-  445 


„öebet  mobX  auf  2öieberfehen",  unter  Schmenfen  ber  £ütte  jum  flbfdjiebe, 
ging«  btimroärts  mit  bem  33en>ufitfetn,  einen  gemütlichen  unb  genußreichen 
'Jag  Deriebt  ju  haben.  T. 

—  (Porr.)  Sonntag  ben  30.  3uni  Derfammelte  [ich  in  3fU"  bie  Settiou 
3BilliSau«3tU  beS  Vereins  tatbot.  ßebrer  unb  Schulmänner  ber  Schweif 
*5)ieielbe  mar  nicht  jnfylreidj  befugt,  unter  anberm  aucb  beSbalb,  roeil  am 
gleichen  $age  Derichiebene  anbere  ^Ünläffe  mehrere  unferer  TOitglieber  in  9ln|prucb 
nahmen.  (SS  ift  bieS  511  bebanern  in  39ejug  auf  baS  jur  ^erbanblung  ge» 
lommene  $rattanbum,  baS  fehr  jeitgemäß  mar,  befonberS  auch,  ba  mir 
öujerner  etmaS  in  Äemfion  beS  (SrjiebungSgefefjeS  machen  „3ft  bie  Plage, 
unjere  93olfSfcbule  fei  überbürbet,  berechtigt  unb  iumieferu?"  Diefe  ftrage 
befyanbelte  in  Warer,  an^iebenber  unb  gründlicher  Söeife  .£>err  Snfpeftor 
3.  59  a  1 1  i  g  in  3r&-  ^ät)er  auf  baS  burchmeg  in  juftimmenber  Sßeife  auf« 
genommene  Referat  einzugehen,  finbe  ich  nicht  Don  uöten,  ba  ich  glaube,  ber 
,^err  iReferent  merbe  bem  allgemeinen  3Bunfche  nach  Drucflegung  beSjdben  in 
biefen  blättern  nachfommen. 

55ei  biefem  flnlaffe  mag  auch  ber  SQßunfch  geäußert  merben,  baß  bie 
iiächfte  SBerfammlung  im  Söinter  etmaS  fleißiger  befugt  werbe,  ba  noch  t>te(e 
allgemein  intereffirenbe  fragen  auf  £öfung  roarten. 

Schmnj.  (Ward).)  „2öo  bie  9llpenrofen  blühen"  .  .,  baS  mar  ber 
allgemeine  Aufruf  an  bie  Cetjrerfcbaft  beS  ßonferenjfreifeS  Ward)  jitr  orbent* 
liehen  SommerDerfammluug.  ^n  frifcher  Morgenluft  mar  eS  ein  herrlich 
SBanbern  ber  romantifch  roilben  %a  entlang;  im  ibnflifch  gelegenen  Dörfchen 
SBorbertffal,  ring«  umgeben  Don  einem  Äranje  ^immelanftrebenber  53erge, 
tagten  unb  rateten  $um  erften  Wale  bie  Weifttr  ber  Schule. 

$>od)m.  £r.  3nfpeftor  $uch@  eröffnete  unb  leitete  bie  $erfammlung.  — 
DaS  erfte  %tyma:  Söert  unb  töiloung  ber  ^hrtnwf'p»  mürbe  Don  allen 
Sehrern  fchriftlich  behanbelt;  jur  58erlefung  tarnen  bie  Arbeiten  ber  £>erreu 
Staucbenftein  Don  Sachen  unb  ftiftler  Don  SReicbenburg.  Die  jmei  ausführlichen 
unb  fich  ergänjenben  Arbeiten  enthielten  im  2öefentlid)en  folgeube  fünfte: 

1.  Die  $ba»tofi<  iP  befonberem  Sinfluffe  auf  ba«  6<hullebeit;  fie 
erleichtert,  ja  ermöglicht  ben  Unterricht,  ju  bem  fie  bie  entfprechenbeu  JBilber 
fchafft;  fie  ift  Don  JBebeutung  für  baS  ©emütSleben,  auch  über  bie  Schule 
hinaus;  baher  fofl  fie 

2.  gehegt  unb  gepflegt  merben  als  ©abe  bes  Rimmels,  befonberS  burch 
leöfnbigen  Unterricht  unb  gute  Silber,  burch  t^ernhaltung  alles  beffen,  maS 
bie  jügel*  unb  regedofe  ^hontafie  auf  Mbmege  geleiten  töntttf.  — 

Die  DiSfuffion  förberte  noch  manch  ©uteS  ju  ^age  unb  allgemein  mar 
man  ber  Anficht,  baß  nicht  bloß  Schauerromane  unb  3nbianergefchichten 
Diel  ÜbleS  ftiften,  fonbern  auch  eine  folche  treffe,  bie  fich  mit  Vorliebe  mit 
bem  WuSmurf  oer  Wenfchheit  befaßt.  $n  biefer  Eichung  fehlt  auch  bie 
SageSprcfje,  bie  oft  Worb»  unb  Schanbthaten  mit  einem  Freimut  Dcröffentlicht, 
ber  gerabeju  anftoßenb  ift. 

DaS  münbliche  Referat  b'flt  Or-  Spieß  Don  Püggen  über  bie 
Wringe!  beim  ©efang*  Unterrichte.  %n  einen  furjen  gefchichtlichen  SRiicfblicf 
anlehnenb,  befprach  er  bie  fehler  in  Sejug  auf  ben  3me<f  im  erjteu  unb  bie  ^fehler 
in  SRücffich*  ber  Wethobe  im  jroeiten  Seile.  Der  $\wd  mirb  ju  roenig  beachtet, 


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-    446  — 


bcnn  ©efang  fofl  fomohl  baS  religiöfe  roie  baS  weltlich*  BolfSlieb  umfaffen. 
Söährenb  baS  erfte  fe^r  fpärlidt)  ober  gar  nidjt  gepflegt  wirb,  wirb  baS  jmeite  auch 
jti  [ehr  bernochläffigt,  ba  mit  bem  $afchen  nach  Beuern  bie  ^ßerle  beS  Bolls* 
liebes  unbeachtet  bleibt  unb  baS  3UTAdfflf^fn  beS  BolfSgefangeS  bebingt. 
$)er  zweite  ^eil  behanbelte  bie  am  fyäufigften  borfommenben  fytytt,  tabelte 
bie  9Jcaugelbaftigfeit  in  ber  Wfetbobe,  wie  auch  bie  Bieljabl  bet  ßefyrmttiel. 
$er  Referent  [teilte  baber  ben  Antrag  auf  Einführung  eines  obligatorifcben 
©efangbucheS  unb  Bezeichnung  ber  alljährlich  einjuübenben  lieber.  —  ?n 
Anbetracht  ber  2Öicf)tigfeit  unb  beS  regen  3ntereffeS,  baS  bem  ©egenftanbe 
entgegengebracht  mürbe,  marb  eine  weitere  Befprechung  biefeS  $h*ma$  auf 
näcbfte  Konferenz  angefe^t. 

Tie  aubern  Angelegenheiten  maren  mehr  interner  9catur,  fo  bafc  er, 
roie  auch  ber  ätDeite  gemütliche  ^eil,  füglid)  bon  bem  Berichterftatter  über- 
gangen werben  fann. 

3n  nädrffer  ßeit  wirb  bie  Seftion  Ward)  beS  BereinS  tathol.  Lehrer 
unb  Schulmänner  ihre  Berfainmlung  holten ;  ein  anerfannt  tüchtiger  ^äbagoge 
hat  feine  3"fa(Jf  hut  C^ltung  eines  Referates  gegeben  unb  barum  hoffen  wir 
auf  zahlreiche  Beteiligung  bon  allen,  bie  mit  Erziehung  unb  Unterricht  fich 
beschäftigen. 

ßug.  6chon  längjt  würbe  oon  ben  (SrjiehungSbehörbeu  ber  Übel« 
ftonb  gerügt,  baß  ber  gewerbliche  Unterricht  au  «Sonntagen  unb  zwar  teils 
fdwu  bormittagS  erteilt  werbe,  ba  baburch  bie  jungen  Seute  leicht  $ur  Ber* 
micblalfigung  ihr«  religiöfen  SonutagSpflid)t  öerleitet  werben.  $5ie  AuS* 
bäubigung  beS  fautonalen  Beitrages  würbe  baher  fchon  längft  an  bie  Be* 
bingung  gefnüfpt,  bafr  ber  Unterricht  nicht  Sonntag  bormittagS  gehalten  unb 
auch  nachmittags  fo  eingerichtet  werbe,  baß  ber  Befucb,  beS  (ItotteSbienfteS 
nicht  barunter  leibe.  3u9ffifl)  würbe  ber  BJunfch  geäußert,  eS  möchte  batun 
gearbeitet  werben,  baß  ber  SonntagSunterricht  überhaupt  wegfalle.  —  3" 
gleicher  5Öeife  äußerte  fid)  einftimmig  ber  fathol.  TOnnerberein.  'Sie  ftrage 
tarn  nun  auch  bor  ben  1).  tfantonSrat.  Derjelbe  fafete  ben  biefe  Behörbe 
ehrenben  Befchlnß,  eS  fofle  ber  SonntagSunterricht  unterlagt  werben,  unb 
genehmigte  ben  ftrebit  für  bie  Anfteflung  eines  2öa uberlehr erS  für  gewerbliches 
3eid)nen,  baiuit  berfelbe  au  ben  uerfchiebenen  ©emeinben  beS  ÄantonS :  3U9» 
Uuterägeri,  Wenzingen,  Baar  unb  6how  ou  je  finem  SBerftngSnachmittage 
ben  Unterricht  erteile.  Durch  biefen  grunbfätjlichen  Befd)lufc  ift  einem  großen 
Übelftanbe  abgeholfen,  .hoffentlich  finbet  man  balb  auch  für  bie  ÜRefruten» 
faulen  einige  freie  Stunben  an  SÖerttagen,  bamit  auch  ba  ber  ben  Seffern 
unb  Schülern  gleich  läf%  SonntagSunterricht  aufhöre.  Wau  fei  tonfequent! 

$cutfd)lanb.  3"  ben  ^fingfttagtn  üerfnminelte  fich  in  ^aberborn 
bie  VI.  ©eneralücriammlung  beS  fatljol.  CehrerberbanbeS  DeutjchlanbS,  bie 
einen  gerabe^u  glänzenben  Verlauf  nahm.  Aus  ben  Dielen  frönen  Befchlüffen 
heben  wir  befonberS  einen  bfröor,  ber  fo  recht  ben  (Srnft  ^eigt,  mit  bem  bie 
BerbanbSmitglieber  ihren  Beruf  auffaffen.  Er  lautet:  ES  wirb  eine  ßom* 
nütfion,  beftehenb  aus  je  einem  Witgliebe  ber  Oerjchiebenen  ^ßrobinzialbereinen 
eingelegt,  welche  bie  Bereine  jum  Stubium  ber  Apologie  beS  EbrifientumS 
anregt,  foweit  baSfelbe  für  bie  eigene  Überzeugung  beS  CehrerS  unb  für  fein 
Söirten  bebeutungSboü*  ift.  Tie  tfommiffion  berichtet  alljährlich  in  ber  ©eneral- 


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447  - 


oerfammlung  Über  ib>  Sfjätigfeü  unb  über  bie  ^^ätigfeit  ber  Vereine  in 
biefer  Stiftung  unb  [teilt  Aufgaben  für  baS  folgenbc  9}erein§jabr.  —  2öid)tig 
ift  auch  ber  Sefcblufe,  melier  bie  Aufarbeitung  einer  ausführlichen  futbol  ^äba» 
gogif  auf  fatt)olifcf>er  ©runblage  in  Angriff  nimmt.  Sine  Äommiffion  bat 
bie  notmcnbigen  Vorarbeiten  ju  treffen :  ^3lan  ber  ©efcf)icbte,  Verteilung  beS 
Arbeit$ftoffe§  unb  einheitliche  3»fal7i'»enPffl»n3  be§  ÜJiaterialS.  Wöge  biefer 
bebeutungSüoOe  Sefd)luB  balb  Zfyat  werben.  — 

$renften.  Die  ^reufeen  haben  fid)  feiner  3*'t  nach  tyttn  Siegen  über 
Öflerreidj  1866  fo  oieleS  auf  bie  ©cbulbilbung  gut  getfjan  unb  fcbrieben  bie 
Erfolge  ibrer  2Daffen  fo  gern  bem  Sdjulmeifter  bon  Saboma  ju.  Sie  haben 
aber  biefe  Verbienfte  ber  ßebrernwlt  nid)t  befonberS  belohnt ,  baben  bort) 
gegenwärtig  in  7  preuBiföfn  Greifen  noch  runb  2200  ßetjrer  unb  200  ßebs 
rerinnen  einen  3abre§geljalt  unter  000  TO.,  1000  ßcljrer  einen  folgen 
jmifcben  6  —  800  *ffl.  Da  barf  man  roobl  Don  einem  preuBifcfjcn  ßehrer* 
elenbe  reben.  — 


$ä*a000if<f)e  Sitttxatut  un*  Lehrmittel. 

Ußcmciac  Ifrjifbunnfllcbrc  für  tat  bot.  ßebrer  nnb  ßehrerinnen-iBilbungS- 
anftalten.  Gearbeitet  oon  3fr.  ©.  SRubolf  ^aßmann,  $rof.  am  $riüat*ßcf)rcr 
fentinar  mit  Off  entlid)feit8red)t  ju  Difis  im  Soralberg.  $rcis  geheftet  l  St.  50  b  ; 
gebunben  2  St.  ^aberborn,  ©rud  unb  Scrlag  oon  ^erbinano  Sdjöningb  ,895. 
(VIII.  155  ©t.)  —  Sorliegenbe  (STjieljungalebrc  ift  eine  Neubearbeitung  beS  £>anb- 
budjes  ber  ©rjiebuna  unb  beS  UnteridjteS  oon  Dr.  $«eb,retn  unb  berücffidjtigt 
bdonbcrä  bie  bfterreid)ifd)en  ©cbulgefeöc.  Sic  jerfällt  in  4  .§auptftncf  c ;  baS 
erftc  tjanbelt  oom  3öflling  unb  ift  eine  fungefa&tc  $fnd)ologic;  baS  zweite  uom 
3med  ber  terjictjuug ;  baS  britte  oom  (£niebiingSocrfabrcn  (Nüttel  nnb  Wrunbfätjc 
ber  t£r$tel)ung,  pbt)tifd)c  unb  pfnctjijdjc  Pflege;  baS  oiertc  oon  ben  (*rjiicbungs 
formen  ((STsietiungSfattorcu  unb  (*ruet)ung*ftätten).  Die  ßel)re  über  bie  (^rjtcbung 
im  engern  ©innc  meist  ftets  auf  bie  bezüglichen  Abfdjnittc  in  ber  ©eelcnleljre 
jurücf.  Der  ganje  ©toff  ift  überficbtlidj  georbnet  unb  ben  3ro*cfcn  beS  ßehrbuebe* 
gemäß  ziemlich  ooUftänbig  bebanbelt.  3n  ber  ©eelcnlebrc  bürften  bie  cinjelnen 
Abfcbnitte  immerhin  nad)  ben  ftauptfcelenfräftcn  cinbeittid)  gruppirt  werben ;  Denfen, 
Glaube,  (Mefüb,!,  Drieb  flehen  toorbinirt  neben  cinanber,  maS  ;n  OTiBocrftänbniffen 
führen  fönnte.  3mifd)en  2Babrnebmung  unb  Anfcbauung  follte  genauer  unterfd)iebeu 
merben,  benn  eine  äütabrncljmung  ift  noeq  lange  feine  Anfdjauung  im  pfncbologifd)en 
Sinne  beS  SBorteS.  Seim  Denfen  ift  bic  ßebre  über  bic  Apperzeption  als  Anmcr- 
fung  bebanbelt;  Tie  gebort  natürlich  in  bie  ßebre  oon  ber  SergriffSbilbung  hinein, 
bilbet  bie  Apperzeption  bod)  («runb  unb  ©oben  ieber  Segriff  Sbilbung,  |ift  fle  bod) 
Sebingung  jebeS  foliben  DenfprojeffeS,  baber  auch  jcbeS  foliben  UuterricbteS.  Dicfe 
Semerfungen  rootleu  jebod)  in  feiner  Sßeife  ben  äßert  beS  Suche«  berunterfetjen; 
bie  angebeuteten  Mängel,  menn  ftc  überhaupt  fo  genannt  merben  fonnen,  fiub  aud) 
Ieid)t  bei  einer  meitern  Auflage  ju  entfernen.  Da8  Sud)  fteljt  auf  pofitio  d)rift- 
Iid)em  Soben  unb  legt  auf  ieber  ©eile  3?ugni3  reidjer  päbagogifd)cr  (Erfahrung  unb 
eine«  feinen  £aftc8  beS  ScrfafferS  ab,  ber  fid)  oor  allen  ertremen  Slnftcrjteti  hütet 
unb  überall  bie  golbene  SHittc  manbert.  6s  fei  baber  baS  Sud)  beftenS  empfohlen. 

Viertel  3abrbudj  beS  tat!).  ßcbrerocrbanbeS  beS  beutfeheu  9ieid)cS.  SercütS« 
jähr  1894.  (VIII  232.)  ßabenpreiS  2  3K.  -  "Kit  grofeem  3ntercffc  baben  mir 
biefeS  oortreffliche  3ahrbud)  burdjgelcfen  unb  baben  un*  fo  reebt  im  ^nnerften  gc= 
freut  an  ber  herrlichen  (Entfaltung  beS  beutfeben  fatl)  ßchreruerbanbcS  unb  feines 
SerciuSlcbenS,  gehören  bodi  bem  Serbanbc  bereits  über  6000  l'cbrcr  an  unb  ift 
nidit  )ti  jmeifcln,  bau  bie  tatt).  ßehrcroereinc,  bie  fid)  bemfelben  noch  nicht  auge* 
fctjloffen  haben,  nicht  mebr  lange  jogern  unb  bemfelben  nod)  loeitcre  3000  bi« 
4000  ßehrer  juführen  merben.  Das  ift  eine  2Wad)t,  mit  ber  man  reebucn  iuub, 
unb  bie,  menn  fie  fo  einig  unb  flug,  mic  bisher,  oorgeht,  oieleS  crreid)en  mirb, 
fomobl  maS  bie  <5nrjtef)ung  ber  3ugenb  felbft,  als  bie  Scfferfteauug  unb  Silbung 
ber  ßehrcr  betrifft. 


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-    448  - 


3)aB  93ucb  führt  un8  juerft  bie  allgemeinen  99eftrcbungen  bc8  8erbanbe8  oor, 
fdjilbert  fobanu  ben  Verlauf  ber  V.  WeneralDerfammlung  ju  Sölainj  unb  bie  Dtel« 
feitige  Ihätigfcit  be8  23erbanb8oorftanbe8,  geht  hierauf  pr  Xfjätigfcit  bcr  3w>«8' 
ueretnc  über,  bie  un8  ein  auregenbe8  ©ilb  oom  innern  SJcreinSlcbcn  oorfübrt.  2)er 
9tbeittif4K  ^roüinjialocreiii  jäblt  38  Drtaoereinc  unb  1403  9Jfitglicber,  ber  SBcfc 
pfjälifche  ^rooinäialocrein  54  Drtöocreinc  unb  1178  s])iitgUeber,  ber  Öehreröercm 
oon  Siesbabcn  24  DrtSoercinc  unb  406  27Htgliebcr,  bcr  Seretn  oon  Tvulba  19 
Ürt8oereine  unb  318  IWtglicbcr,  ber  herein  ber  Sßrooinj  ©achien  12  Ort8öcretne 
unb  225  3Jtitglicbcr,  bic  SMojcfc  £>tlbeei)eim  2  Drtoeretnc  134  2Witglicber,  SBcft- 
preußen  42  OrtSocrcinc  unb  859  flitgliebcr,  bie  3>iöjefe  (£rmelanb  7  Ortsocreinc 
unb  126  3Nttgliebcr,  $rooinj  $ofen  2S  Drt*oereinc  unb  485  <Mitglicbcr,  bcr  fat&. 
t'chreroerein  «atjern  7  .Srrcifcüereine  unb  231  2J?ttgliebcr,  bic  Sßfatä  13  SBeiirtä-- 
uerciue  unb  445  aRitglieber,  ©achten  5  Srmäoereinc  unb  132  Witgltcber,  Reffen 
800  SWitglieber  :c.  Ta*  finb  fchöne  Hoblet,  bic  und  um  fo  mehr  freuen,  ba  mir 
fef)eii ,  baf?  aDe  im  2öacbfen  begriffen  finb  i  r o  y  ber  großen  ©djwierigleiten,  bie 
einjclne  Vereine,  bcf.  ber  banerifdje,  p  befteben  haben.  3ufa»«menflfÖörigfcit  ftäblt 
ben  3Wnt  ber  einzelnen  unb  biefc  (Einheit  auf  bem  feften  iöobcn  fatqolifd)cr  (9runb* 
fäfeltchfeit  macht  ftarf.  —  S)cr  2.  SEcil  enthält  einzelne  oonügliche  Sluffäfec,  bie  aud) 
in  wettern  Öehrerfreifen  gelcjeu  p  werben  oerbtenen:  3ur  GfcM»M>te  bcr  $aba: 
jjogif,  mit  befouberer  !öcrücffichtigung  ber  tatf).  $Päbagogtf ;  bie  SiJcjteljung  prifdjen 
^diule  uab  (HtcrnhauS  unb  Verbcfferung  bcrfclbcn;  bie  SHlbung  in  $>eutfd)lanb 
oor  ben  Sfreujjügcn,  mit  befonberer  ^erüdficfitigung  ber  (Hcmentarbilbnng;  —  bic 
«Übung  be8  Gemütes  in  ber  Solfsfchulc. 

$cn  (Schlug  bilben  einige  Wuäfprüchc  berühmter  Sßäbagogcn,  fowic  ein  3Rücf = 
blief  auf  ba«  golbene  s4Jricftcrjubiläum  bc8  bodwerbicuten  ^äbagogen  Dr.  Hermann 
Molfuä.   3)er  2tnl)ang  enthält  Mcäcufionen  oerfchiebener  SBerfe. 

3>a8  3al)rbud)  fei  fomit  aud)  ben  SRitglicbem  unfercö  „SBerein*  fatb,.  Öebjrer 
unb  ©dmlmänncr  ber  ©dnoeiä"  beftcnS  empfohlen.  Sie  tonnen  oicleö  barau« 
lernen  unb  werben  mandie  fruchtbare  Vluregung  für  unfer  SJercinBlcben  erhalten. 
)öcifpicle  reiften  hin! 

tfrnftc  Woxtc  an  Kitern,  Ücbrer  unb  alle  ffinberfreuiDe.  2.  m%.  u.  „Äinber* 
frhufc".  Von  ftranj  Rattler,  8J.  ftreiburg,  jöerberfdje  Scrlag*hanblung  1895. 
VI.  1.50,  geb.  SR.  2.20.  8°.  XII.  296.  —  2)a8  SBert  ift  eine  populäre  erjiebuug8= 
Icbrc  in  be$  2Bortc8  fehönftem  unb  oollftem  ©inn,  fomohl  in  Vcpg  auf  beu  3n* 
halt  a!8  auf  bie  jpraebliche  Ororm.  3ebcr  (f-rjieber  »trb  e8  mit  ho  hau  9lu£cn  lefen, 
aud)  ber  Uerjrcr;  befonbcrS  aber  möchten  mir  e8  in  jeber  d)riftlidjcn  ffamtlie  feb,cn 
unb  in  ber  £>anb  jebe»  3>ingling8  unb  jeber  Jungfrau,  bte  ftd)  für  ben  rjl.  15-^* 
ftanb  vorbereiten.  3)a8  $ud)  betmnbclt  im  erften  Icil  bte  Sfunft  ber  ftünfte, 
üßefen,  ^JJflidjt  unb  Littel  ber  cbriftlidjcn  (S-rjicIjung  unb  fpridjt  ba  in  ungemein 
anregenber,  warmer  unb  ool'ötümlicber  (Spradjc  oon  bcr  5ßflid)t  bcr  Altern,  ibre 
Srinber  d)riftlid)  ju  erjie^eu,  wie  bie  (Erfüllung  biefer  v3flid)t  febon  oor  ber  &>od)= 
«it  beginnt,  wie  bem  flinbe  fdjon  Pom  (Geburtstage  an  biefclbe  ju  teil  werben 
follc  unb  mic  fie  in  bcr  ^orfdjuljcit  befonberö  im  Gltcrnbaufc  ju  gefdjeben  bat; 
oon  bcr  fjoben  !&eftimmung  ber  .Qinber  unb  wie  biefe  nur  erreicht  werben  !ann,  wenn 
prattifd)e8  («briftentum  bie  Minber  oon  Anfang  an umgiebt,  bie böfen  Iriebe  bei  ihrem 
erften  Anfange  ausgerottet  werben,  bic  Minber  frühzeitig  ju  Wott  gefübrt  werben, 
bic  CHjicrjcr  bcnfelben  mit  einem  guten  iBeifpiel  ooranlcudjtcn,  bc8  $Hnbc8 
gr&Bter  Sdju^,  bie  Unfdntlb,  forgfältig  gegen  aöe  Gefahren  befebüfet  wirb.  Ter 
2.  Seil  bef)nnbelt  bie  fiebtbarni  Bchußcngcl  bcr  Srinber  ober  bic  $armf)enig= 
feit,  weld)c  ade  guten  (^brifteuleute  für  bic  ftinber  haben  muffen,  wobei  in  febr 
feböner  2Beifc  bie  £icbc  be8  göttlidjen  Sjcrjcn  >  aI8  &orbitb  unb  einigcnbe8  S3anb 
aller  ftinberfrcunbe  ^ingeftellt  wirb.  25er  3.  Xeil  ift  eine  geiftoolle  unb  anfd)au* 
liebe  Auslegung  beö  befannteu  fehönen  Siebes  oom  ftinbe,  oon  SH.  iBrcntano.  — 
Ter  ^erfaffer  weie  bem  ©toffe  immer  neue8  £eben  unb  neue8  ^ntereffe  abzuge- 
winnen, fo  baft  bcr  üefer,  ohne  ju  ermüben,  feinen  2Iu8füt)rungen  folgt  unb  oon 
beren  SBahrbcit  burd)bringen  wirb.  Äeiuer  wirb  baöfclbc  au8  bcr  ^>anb  legen, 
ohne  auf8  neue  für  bie  Ziehung  ber  3ugenb  warm  begeiftert  31t  fein,  aber  aud) 
ohne  ben  feften  s<Korfa&  gefaxt  ju  hoben,  alle8  p  ttmn,  um  bcr  t^cranwacbfcnbcn 
J^inbcrwclt  burd)  Süortc  unb  Xbat,  im  «eifpiel  unb  in  bcr  )öeruf8thätigfeit  ein 
ilüoljltbätcr  unb  wahrer  ftinberfreunb  ju  werben.  —  9Rögc  ba8  löud)  eine  recht 
weite  Verbreitung  finben!  (^8  wirb  großen  Segen  fpeuben. 


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bbnernc  töeiqen  tft  bie  ncuefte  förftnbung  auf  muflfalifcbem  (Bebtet.  Sie 
n  oon  einem  §errn  tfubmig  :Hobrmann  ju  ffraufcbmifc  bei  Gödlau  bergcftefft 
foden  jtd)  redjt  brauchbar  ermcifen.   xJhir  ber  cigentlidje  Xonförper  beftebt 
lö  gebranntem  Xbon,  bie  übrigen  Teile  finb  oon  .s>oh  unb  role  bei  beu  fcolj 
rtflen  befdjaffen.   Xodi  tft  ber  Stimmftocf  im  Innern  ber  ©etge  ebenfalte  oon 
tjon;  er  beftebt  an*  jmei  Städen,  ftatt  rote  bei  ben  ftoljgeigen  auo  einem,  ba 
,e  Xtjonbeete  ftärterer  Unterftü&ung  bebarf.   Die  Weige  bat  ein  redjt  gefällige* 
usfeljen,  ift  aber  etwa*  fernerer  ate  bie  Jöoljgeige  (750  Wramm),  bafür  bebeutenb 
Iii  cur.    vorr  iHobrmann  foO  nun  ben  §3erfud)  madjen,  aueb  größere  (SttetäV 
ftrumente,  mie  SJratfdjc  unb  Sello,  bcrjuftcllcn. 

Da*  iltefte  Wad)  Der  2öeit  bilrfte  ber  „l'apyrun  Prwse"  fein,  ber  einen  ber 
rrtnollften  Sd)ä&e  ber  Wationalbibliotbef  in  93ari«  bilbet.  Der  Sßapgru«  rourbe 
m  griffe  tu  einem  Xbebanifcben  Wrabe  entbceft,  ba«  außer  biefem  Öudj  aud)  bie 
turnte  ctneS  üDcitqliebeö  ber  erften  Xbebanifcben  Dtjnaftie  enthielt.  Hütt  ber 
rrfroürbtaen  Schrift  felbft  gebt  aber  ljeroor,  baß  üe  an -3  ber  Regierung  bett 
bnia<&  Aifa  herrührt.  Der  Xitel  ber  Sdjrift  beißt:  „Serorbnungcn  be«  ^Jrafeften 
lattj  —  footer,  ber  unter  9lffa,  ftbnig  be«  Horben«  unb  Süben«,  lebte."  tiefer 
Ra.  lebte  3350  uor  (£br.  (?)  35a*  $ud)  roenbet  üd)  an  bie  höheren  klaffen  unb 
tttjalt  für  bereit  fflebraudj  l'ianmeu  unb  ^eobad)tuugett.  Der  iöerfaffer  erzählt, 
lfe  er  110  3abre  alt  gemorben  unb  alle  (tfunft  unb  Würben  oon  feinem  Äbnige 
rfanren  babe.  (3nfn»-  euteratuibiattet.) 

cUauitlidjc  rdjulcn  in  Moni.)  4öie  mir  ber  KioiliA  cattolica  entnehmen,  giebt 
i  in  iRom  mehr  päpftlidje  mie  Staats«  unb  ftommuualfcbulen.  Die  päpftltdjen 
:d)ulcn,  roelcbe  gemeinrnn  fatbo!ifd)e  Sebylcu  genannt  werben,  fteben  unter  ber 
Verleitung  be«  ttarbinaloifarS,  meldiem  Übermad)ung«fomitee«,  3nfpeftorcn  unb 
ber  200  Direttoren  jur  Seite  fteben.  3n  benfelben  tft  ber  üebrplau  berfelbe  mie 
n  ben  9tegierung«fd)ulcu,  bie  üftetbobe  bafiert  aber  auf  chrntlicheu  Wrunbfäfcen. 
Die  Srnabenfcbulen  laffen  fid)  auf  folgenbc  SBeife  flafnftjteren :  ©ratiSfdjulen  28; 
ablenbe  Schulen  14;  Slbenbfcbulen  13;  fatcdjetifdje  Sdntlcn  8;  (Srruerbefdjulen  4. 
Wäbdjenfdiulen:  (Mrati«fdnilen  50;  jablenbe  Schulen  32;  ©onntagafdntlcn  18; 
stedjetifdje  Scbulen  7.  ferner  giebt  e«  3nbuftrie-  unb  (Seroerbefcbulcn  10;  Örati«-- 
fple  18;  jaljlcnbe  Afple  5;  SÖaifenbäufer  21.  9ln  bobern  ©djulen  —  uon  ben 
ablreidien  geiftlirben  Scminarien  unb  ben  tbeologifdien  Sdjulen  abgefeben  —  jäblt 
tan  in  5Rom  26  3nternate,  bapon  5  für  ftnaben  unb  21  für  ÜJcäbeben  unter  Öeituug 
on  OrbenSfdjmcftern.  Unter  ben  böberen  llntcrricbteanftalten  finb  bie  \}cx\>oi^ 
ngenbften:  ba»  3ftituto  Angclo  9Wai,  ba«  3ftttuto  vJJ?affimo  alle  Xcrtue,  baö  Pari* 
anifebe  Seminar,  bad  (SoUcgio  3.  3ttaria,  batt  3ftituto  teenico  De  3Rerobe,  bad 
tollegio  be'  fctriffimi  auf  ber  i'iaya  bi  Spagna  unb  baS  3ftituto  normale  bi 
5.  Gaterina  für  SWabdjen  mit  200  ©dhülerinnen.  Der  Satifan  oerauSgabte  für 
»tele  ber  obengenannten  Sdjulen  ^unberttaufenbe  oon  ßire.  —  ©o  bält  bie  Ätrd)e 
•ie  «Übung  bed  SolteS  hintan!  (lUag.  f.  $äb.) 


Sricffaftcu  ber  sJicbnftiott. 

9tad)  Sdiiupv  SBantm  fommt  feine  Originaltorrefponben)  uon  ber  fd)önen 
Sefttondüerfammlung  in  SBrunncn?  —  9lad)  <öt.@allen.  2Bäre  c8  nidjt  beffer, 
tUfällige  9erid)tigungen  ober  Ergänzungen  ber  ftenefponbenjeu  unferer  „$äbag. 
Blätter"  ebenfalte  benfelben  anvertrauen,  ftatt  ne  politifcbcn  Leitungen  einyi 
enben?  Sic  mären  bod)  ba  am  heften  am  $la^e.  2Btr  laffen  ben  (Mrunbfa^: 
Audiatur  et  altera  pars  gerne  $ur  Weitung  fommen.  — 


^itferntc. 

Cnrl  ßittnmiit  in  Ülettjtkcn 

einzig  bered)ttgter  tJnbrifattt  in  ber  ©dimeij  uon  Üargtaberä  patentierten  Xnrn* 
Reraien,  empfiehlt  ben  tit.  Schulen,  SInftalten  unb  Vereinen  feine,  Pon  erften  Au- 
toritäten rübmltd)ft  befproebenen  'JIrm:  unb  ^rnftitärfcr  unb  >>autchi  mit 
feften  unb  reoujierbaren  (Vernichten  ju  bebeutenb  berabgefefeten  greifen.  $rofpette 
unb  ^reidlifte,  fomie  Ia.  ^euguific  pon  ©d)ulmännern  fteqen  gerne  }u  Dienften.  ' 


| ie  gitfluffprnfttngett 

am  Jle^rerfemxnar  in  l*ug 

finben  Montag  unb  $ten3tag  ben  22.  unb  23.  >li  ftott 
unb  jtuar  in  folgenber  Orbnung: 

SWontag  oormittag«:  8— 9'/4  2Jlatbematil  m.  R.  u.  I.  u.  U.  8.  9V4— i 
Religion  III.  R.  u.  I.  u.  n.  8.  10— 10'/,  Religion  III.  8.  10'/.— 12  $äbag.  ar. 
SNetfjob.  I.,  U.  u.  in.  8.  9ta$  mittag  8:  2—2%  9Batf)cmatif  III.  8.  2*4-3> 
ftranjöfifd)  III.  R.  u.  L  8.  3«/4— 4  ftranaöfifd)  II.  u.  III.  8.  5-7  2RuftfaIif d; 
&äa)er  I.,  a,  UI.  8. 

SMenStag  öormittagS:  7—8  ©eograpfne  III.  R.  u.  I.  u.  IL  8.  8— 
$eutfd)  III-  R-  u.  I.  u.  n.  8.  9— 9V3  $eutfd)  III.  8.  9'/a-10»/4  ©efdjidjte  IH.  ü 
u.  I.  8.  10y4-ll'/4  ©efd)id)te  II.  u.  III.  8.  ll«/4-12  Sanbroirtfajaft.  »ad 
mittag«:  2— 23/4  9laturgefd)id)tc  ni.  R.  u.  I.  u.  II.  8.  2%— 3",  9iaturlcfcrr 
$$rfU  III.  R.  u.  I.,  II.  u.  IU.  8.  3'/2  4 Vi  SRaturgefd)i$te  unb  (S&crme  ULS. 

Hbenb8  Va5  mufifaltfdic  unb  gnmnaftif^c  ©djlufeprobuftion.  @djlufei»cr 

3u  alei^cr  3rit  finben  aucrj  bie  ©djlufeprüfungen  an  bet  SRcalfdjule  unb  bc 
©umnafialabteilung  be8  spenftonate«  ftatt. 

3u  8ar)lrcid)em  »efuerje  labet  freunbltdjft  ein 

$ie  Tttettton. 


&crbfr*fcJ>e  3Jcrlag«f)aiiMuri(j,  ftreibura.  im  Srci8gau. 


Soeben  ift  erf Lienen  unb  burd)  alle  29udjl)anblungen  ,u  begießen: 

Baumgartner,  ,0.,  <pbaa,oa,if  ober  tSrjiffjurigSlfljre,  mit  befonberer 
©erüdftdjtigung  ber^  pfndjologifcben  ©runblagen  für  ße&rcr  unb  (£rjieber. 
dritte,  umgearbeitete  Hufla^e.  8«    (Vin  u.  238  6.)  3R.  l.  80. 
ftrüjjer  finb  oon  bcmfelben  öerfaffer  erfcf)iencn: 

—  $fodjologic  ober  8eclenlef>re,  mit  befonberer  SJerüdftdjtigung  ber  ©ajulprap* 
für  ßefcrer  unb  ©rsierjer.  dritte,  umgearbeitete  Huflage.  8°.  (VIII 
u.  132  6.)  SR.  l.  20. 

—  SJeitfaDen  der  Unter ri(&t«tebre,  befonbcrS  für  Öefcrcr  unb  bic  e«  »erben 
motten.  3>aju  al«  Slnfmng:  Slbrife  ber  ©entleere.  8°.  (VIII  u.  254  6.) 
m.  l.  80. 

„eilten  trifft  ei  fl*.  bofj  beaeifterte  »atme,  f<b»net  «ttl  unb  tiefe  «Biflmföafta^feü  fe» 
jufa«en  in  emn  $«nb  flnb.  D«i  «bet  ift  bet  gafl  bei  ben  eben  anaefAbtten  «ebtbftdiero.  .  .  / 

(«Üierar.  «njciaer.  «taj  1890.   Kr.  11.) 

Maut,  P.  0.  S.  Fr.,  (ftjriftud  al*  Setjrer  unb  (Riebet,  ©ine 
päbagogtfcbbibaftifäK  <Stubie  über  ba8  Ijctiifle  ©oangelium.  TO  8lppro< 
bation  beö  rjodjnj.  fterrn  &räbüö)ofö  oon  ftreiburg.  8°.  (XII  u.  240  ©.j 
3JM.  80;  geb.  in  ßcinmanb  mit  ©olbtitel  SR.  2.  50. 


tflurio  UebunQtn  in 

(Ovtljorivrtpljic,  jutcv^nuhtioit,  iDort 

.t»erau8gcflcbeu  oon  ber  ft.  aatttfcf)en  ©efuiibarlcbrcrfonfercnj.  —  80  9l> 
Slnerfannt  trefflicbeS  ßcbrmittcl.   3"  begeben  oon 

U.  ©tctßcr,  6elunoarlctyrer  in  ftlawil. 


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Bereinigung 

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|rgan 

fte*  Vereins  katljoL  Jeljrer  unb  Sdjulmänncr 

Her  jSdjmetj 

unb  be#  (d)tDcijerif(^cn  fatfjol.  <£r$te()iiitg£toerein£. 


Bmritrr  Jahrgang. 

15.  £eft. 

(ßrfäeint  2  »ogen  fiorf  i«  ben  1.  unb  15.  eine«  jeben  Donata.) 


3ug, 

fcrutf  unb  l^tpcbition  üon  3.  SR.  iölunjdji. 
1895. 


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gn$att 


1.  ©eoftraabifdje  Ortänameu  unb  Sbrtdj&iörter.  (©infufruna.  in  ba*  8er» 

ftanbni«  berfelben.)  (ftortfefcung.)   449 

2.  neue  WetaO.  (SBon  ©ef.*2.  ©taub  in  SB.)  (3rortfcfcunß  u.  ©djlufe.)  4&5 

3.  64ulc  und  ©r|tebBBfl.  (»on  einem  ßebrer  au«  bem  SBattiB.)  (<Sd)lu&.)  463 

4.  Hpb»ri4men  über  Srjiebuufl.  (H.  B.)   «7 

5.  $K5aß0ßif4e  92unbfdian   46v» 

6.  fNtbaaoflWc  ÜÜteratur  unb  tteprmittef   480 

7.  8erein$BA<$ri(Irteii   480 

8.  SerfftieleRe«. 

9.  3iferale. 

k 

—  4*H«-**  


Digitized  b^G^ogl 


äkpijififi*  3Whv. 

Bereinigung 

bt8  „Sdjwtij.  &r)ie$ung0frrutibfg"  unb  *er  „tpäbagog.  Wonatßfd|rifi". 

unb  M  fd)tt)ci^crifd)cii  fatfjol.  ($r$ief)ung3t>eretn$. 
gttg/  1.  fluguft  1895.     |  15.     j  2  Mrging. 

SRebaltionSfommiffton: 

tXt  ScmiMrMrtrtofcn:  g.  IJhrat,  ttfcNTcft.Swrn;  $■  Baumgartner,  Am«;  We  boft».  ßmn:  Dr.  grtbol. 
Vefrt,  «Prof.,  (tbur;  Sto  »cnj,  ■■Bf arm,  »er«,  «t.  et.  ®a(ltn  unb  $m  «t^r«  StpM  tn  (Stfifelb,  Uli. 
de  <t inten bnngen  Rnb  m  ^emtnarblurtcr  »  a u  m gar  I  »er  |a  rta)ten. 

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erf«dnt  mciuKid)  2  mal  |t  brn  1.  trab  15.  be«  Vtonatl  nnb  fofict  |«*rU4  fftr  9erehi*mttaHeber  4  gr. ; 
ffir  felramtaranbi  taten  3  gr.;  fftr  »febimilaUebtt  5  Jr.  «  e  fi r  (( u  n  ge  n  beim  Uerleaet:  3.  Vt. 
Slnnf*!,  »uebbruitr,  3««.  —  3nfeeate  »erben  ble  tytUjetle  nlt  10  *».  berrdmet. 


(£eoQYap§ifc§e  Qxt&tuxmeti  und  £pvicfytvövteY. 

(©infübruiig  in  bo«  5Berftdnbni8  berfelben.) 
(Sortfefcung.) 

Sine  ganje  Wenge  beutfcfyer  tarnen  begegnen  un3  in  ben  beutfd)en 
93efifcungen  auf  Weu.@uinea,  bie  feit  1885  „tfaifer  SBilfjelm  2anb" 
f>ei§en :  ftriebrid)  28iH)elm§()afen ,  Braun  idjroeig  unb«  33abenfjafen,  Söürten» 
berg=,  Reffen«,  ©ad)fen=,  Waffaubai,  ßaiferin  Wuguftoflufe ,  ©teptjanSort, 
3)eutfd)Ianbf)afen,  5Bi§marf'9lrd)ipel,  33i§marfgebirge,  Branbenburgtüfle  ic.  ic. 
(§5  jeigt  fia)  in  afl  biefen  Wamengebungen,  rote  richtig  $11.  31.  SBeder  im  ad« 
gemeinen  jagt:  „3)ie  Warnen,  je  tiefer  fie  fid)  in  bieSBorjeit  uerfolgen  (äffen,  finb 
um  fo  geioiffer  Don  Werfmalen  bergefommen,  bie  in  ber  Statur  6er  (Begen» 
ftänbe  liegen.  3e  jünger  bie  Warnen  werben,  befto  weniger  finb  fte  burd) 
finnlidje  ßiubrüde  bebingt,  befto  meljr  fprid)t  au3  ifjnen  irgenb  eine  SRüdfidft, 
bie  mit  ber  Watur  wenig  ober  nict)t$  mef)r  51t  tljun  tyat,  fonbern  auf  bie 
fokalen  33erf>ältniffe  fnnmeift."  (6.  <£) 

„$er  (Srfa&rungSfafc ,  bafe  mit  fortfdjreitenber  ftultur  bie  Waturnamen 
föroinben,  fyat  aber  au$  in  feiner  Umfefjrung  bie  öoflfte  ©eltung,  ba8  beroeifen 
5.  bie  ftaprjollänber,  bie,  ein  tfulturbolt  im  ©üben  Mfrifa'8  jum 
Waturtoolt  roerbenb,  if)re  Warnen  mit  Vorliebe  ber  Tierwelt  unb  bem  Söaffer, 
bem  3äger  unb  Womabenleben  entnommen  fjaben,  fo  j.  33.  in  ©rofe*  Warna» 
quatanb:  Sandfontän  (Sanbbrunneu),  Grootfontyn  (©rofebrunnen).  3n 
ber  Papfolonie  Anisfontrin,  Modderfontein,  Koeberg,  Vogelklip, 


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450  - 


Büffelfluss,  Ort  Bontekoe,  Springbokfontein,  (D.  9t.  59b.  6). 
Elandspruit,  Webenflufc  beS  (Srocobile  9tioer.  3n  frühem  Sohren  fanbcn 
ficb  bir  (Slanbe  ^ter  in  beerben  Don  $aufenben.  *Wan  jagte  fie  bafelbft, 
inbent  man  fie  in  ben  t£Iufe  hineintrieb,  ber  Don  beiben  Seiten  mit  ßeuten 
befejjt  mar,  unb  fie  bann  herauSjog,  wenn  fte  ertrunfen  waren.  DaS  Jfrofobil 
ift  beute  noch  in  beiben  ftlüffen  l)äufig.  (D.  W.  9b.  8).  5Bie  bie  ©olb* 
felber  in  Hmerifa  unb  Wuftralien,  fo  gaben  fyier  bie  diamanten  53eranlaffung 
£U  bieten  geographifchen  Warnen.  Spektakel-Miue  (ftapfolonie).  — 
(D.  91.  53b.  6).  Welgevonden  =  SBohlgefunben,  garin  im  SranSoaalftaat, 
Diflrift  „SOßaterberg"  (5Bafferberg),  23  teilen  Dorn  Wblftrom,  als  öffentliche^ 
©olbfelb  erflärt.  Sie  ftöftt  an  bie  f$arm:  „Ente  Geluk"  =  erfleS  ©lüd. 
(D.  9t.  53b.  6.)  daneben  finben  mir  oft  ben  Warnen,  de  Jager  (ber  3äger). 
(D.  9t.  53b.  1). 

©o  fetjen  mir  allüberall  djaralteriftifch  ^erüortretenbe  Werfmale  ber  einzelnen 
SSÖlfer  unb  geograpbifa>n  (gebiete,  auS  benen  inSbefonberS  ber  5unbamentalfa| 
ber  Wamenfunbe  hert>otgef)t,  bafe  nämlich  ein  Sott  in  feiner  Äinbljeit  Wann« 
namen,  bei  fpäterer  (Sntroidlung  tfulturnamen  giebt,  unb  bafe  biefe  ber  Shiltur- 
richtung  fonform  finb. 

Dafe  un8  bie  Warnen  jum  ettmograpbjfa}en  gü^rer  merben  fönnen,  brauet 
nad)  bem  ©efagten  (aum  nod>  ermähnt  ju  merben. 

9Iber  felbft,  menn  mir  innerhalb  eines  SanbeS  bie  Ortsnamen  Dergleichen, 
finben  mir  fetjr  t)äufig  höchfi  intereffante  Wamengruppen,  meiere  bie  Eigenart 
eines  tleinen  ©ebieteS  jum  HuSbrud  bringen. 

©o  erinnern  j.  53. 5ot)(reict)e  Warnen  ber  9Rarfd)en  baran,  bafe  fie  aus 
Wurthhöfen  Ijertoorgegangen.  HOurtf),  2öortt),  5Berft  u.  f.  f.  finb  Warnen 
fünftliä>r  $ügel.  Diefelben  mürben  fo  h<"h  aufgebaut,  ba&  fie  6011  ben 
Sturmfluten  nicht  überfebroemmt  mürben  unb  für  2Bol)nung,  Scheune  unb 
5JiebftaQ  Waum  gemährten.  Wodj  jefct  finb  auf  ben  fog.  $>afligen  (=  niebrige, 
uneingebeid)te  fricftfdr)e  3nfeln)  bie  £>öfe  auf  Söurthen  erbaut:  SBotjnungen 
auf  ber  See.  Die  3krfolgung  biefer  Warnen  führt  jiemlia)  meit  inS  SMnnenlanb 
hinein,  in  baS  „Hiemanien  beS  WeereS",  baS  gleiji  unb  9luSbauer  ben 
*DceereSarmeu  entriffen  unb  jn  einer  ber  frudftbarften  tfulturftätten  umgefebaffen 
bat.  (Cübingmorth  im  ßanb  fabeln,  2öörben,  glebermurth,  §emmerrourtb. 
^oppenmurth,  (SbemaunSrourth ,  SBufenmurtb,  Srennemurth  in  Dithmarfchen. 
OlbenSmorth  unb  5öi&morth  bei  Hönningen),  Wudt}  baS  Sanb  SBurften  unb 
bie  ©urftfriefen  Derbanfen  moljl  bem  llmftanb  ben  Warnen,  baf$  fw  urfprttnglich 
auf  SOÖurtljen  gemohnt  hüben.  (D.  W.  53b.  8). 

Die  zahlreichen  Dörfer  auf  goo  (beutfeb,  ©au)  bafelbft  geben  3eugntS 
Don  ber  ffiruppierung  ber  53ölfer:  ^riefen,  ©ad>fen,  ffrranfen.    Die  lefctem, 


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451  - 


ttwlty  gegen  ben  ©üb«  toorgerüdt  maren,  bebectten  mit  ihren  goo'S  baS 
ganje  füblic^e  #oflanb.  (9t.)  Sergl.  auch  bif  jahlreia)en  Orte  auf  »bam, 
•bijf,  *8tuiS,  Ohmden),  fomie  bie  Ortsnamen  »mörtl),  «merb,  derber,  mürber, 
bafelbft  unb  anbermärtS. 

§5  barf  uns  aua)  ni#t  rounbern,  wenn  gerabe  in  ber  Umgebung  bon 
sBeltftäbten  jene  tarnen  ^äufig  finb,  meiere  einen  Meinen  Ott  bezeichnen, 
$.  SB.  um  ^JariS  eine  gemaltige  Wenge  Ortsnamen  auf  ville,  baS  roofjt  jur 
3*it  ber  9tomengebung  ben  tat.  Segriff  villa  =  fianbljauS,  ttanbfijj  h°tte, 
unb  um  bie  alte  ©rofeftabt  Söien  bie  grofje  Wenge  bon  Ortsnamen  auf 
borf,  jo  ßang»(Snjer8borf,  ©tammerSborf,  ©treberSborf,  ©eraSborf,  SeblerSborf 
(Sttarfgrafneuftebl),  KaaSborf,  Stufcenborf,  ftloriSborf,  ©roBs6njer8borf,  ©d)ma- 
borf,  KaifereberSborf ,  StiebermannSborf,  9Jeuborf,  ©ittenborf,  ^SurferSborf, 
^era)tholb$borf,  9tygerSborf,  Söfenborf,  3njerSborf,  £>üttelborf,  ©taaSborf, 
Kahlenbergerborf,  afle  in  unmittelbarer  9?ät)e  ber  £auptflabt.  ©.  Karte  bei 
SRecluS.  kleben  biefen  22  Ortsnamen  auf  „borf  führt  bie  Karte  nur  25 
anbere  tarnen  auf,  mit  Ausnahme  ber  eigentlichen  SorjläW 

2Bem  finb  nicht  auch  bei  Setrachtung  einer  Karte  Düringens  bie  bieten 
„leben"  aufgefallen:  HfdjerSleben,  ©aterSleben,  «feieben,  SanSleben,  mietleben, 
6i8leben  unb  biele  anbere.  görflemann  führt  über  160  alte  Seifpiele  an. 
$er  Warne  ift  üiel  umftritten  morben  (f.  6.  ©.  ©.  90  u.  107;  6.  II  ©.  531); 
nxujrfayinlia)  bebeutet  er  „9to<$lafe,  6rbe". 

©ehr  häufig  jeigt  fich  ferner  in  ben  Ortsnamen  fleinerer  9täume  eine 
gemiffe  Segrif  fsoermanbtfchaf t.  ©0  begegnen  mir  in  ber  Wabe  Srügge'S 
ben  Orten  Westcapelle,  Rsunscapelle,  Oostkerke,  (fird)e)#  Coolferfe,  Moerkerke, 
Vive  Chapelle;  auf  ber  3nfel  Söalcheren:  Westkapelle,  Oomburg,  Ostkapelle, 
Serooskerke,  Grijpskerke,  Koudekerke  (Kalte  Kirche).  Sei  bem  ©eebab 
Domburg  fanb  man  1647  im  Weere  bie  9tef)e  eines  ber  OrtSgöttiu  Weljalemia 
gemeinten  Tempels,  bon  bem  man  Stüde  mit  3nfa)riften  enthob.  (9t.) 

3m  ?)ofemitethal  in  Kalifornien  treten  bie  ftelSmaffen  oft  fuppelförmig 
auf.  5)ie  Ortsnamen  entfprechen  biefem  architeftonifeben  Sau.  $)  0  m  mehr* 
tnalS  bortommenb,  jeigt  baS  Sorbanbenfein  mehrerer  fötaler  ftelSfuppen  an. 
$ie  ^^Ürpfetlfr  bilben  beim  Eingang  ins  $bol  [El,  Capitan  =  ber  £aupt« 
mann  im  Horben  unb]  bie  KathedralfeUen  im  ©üben.  Kuf  ber  Worbfeite 
folgen  weiter  bie  3  Sriiber,  ber  Norddom,  auf  ber  ©übfeite  bie  fpifce  ©ruppe 
ber  Kathedraltürme,  ber  2öächterfelfen  (Sentinel  Rock).  3n  ber  liefe  beS 
ZfaltS  bie  feltfam  halbierte  höh*  Kuppelform  beS  $alf-$om  =  Halbdom. 
Stafelbft  ber  Breidal-Veü-Fall  -  Srautfa)leierfafl,  ber  192  m  frei  herabfällt 
unb  bie  91  m  feines  roeitern  SöegeS  in  einer  SReihe  ^errücfyer  KaStaben 
über  Srümmerroert  ooüenbet.    $er  2Öinb  treibt  oft  ben  oben  frei  faüenben 


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-    45*  - 


%t\\,  ber  in  fcbneeroeifeen  ©taub  aufgetöft  ift,  jur  Seite,  fo  bofc  fr  roie  ein 
Soleier  am  garten  greifen  binroebt.  ($.  ».  93b.  1.)- 

©o  feben  mir,  bafe  bie  Ortsnamen  allüberall  OrtSbefdjaffenbeit,  (Sbarafter 
ber  JBebölferung  ober  ber  namengebenben  ßntbeder,  ©efcbi^te  unb  Sage 
mieberfpiegeln.  „3n  ber  geogwpfjifdjen  Nomenclatur  eine«  jeben  SanbeS  .  .  . 
fommt  bie  $erritolialgef($id)te  jum  WuSbrud.  bliebt  nur  bie  Nationalitäten, 
mel$e  beftimmt  begrenzte  leite  ber  (Srboberfläay  jefct  inne  tjoben,  fonbern 
aud)  bie  Hölter,  meiere  auf  beinjetben  93oben  im  Verlauf  ber  3eit  SBobnfitj 
ober  ^>errfcf)aft  aufgefcblagen  Ratten,  ober  aua)  Hölter,  roeld>e  auf  bie  je« 
meiligen  CanbeSbemobner  beberrfebenben,  ^t&ilifatiori  ober  blofe  Sitten  Der« 
breitenben  (Sinflufe  ausgeübt  tyibtn,  ferner  bie  Nationalität  ber  (Sntbeder 
ober  6rforfd)er,  meldte  jur  Namengebung  Dörfer  unbefannter  ober  unbenannter 
Sofalitäten  berufen  maren,  fomie  bie  beS  tolonifierenben  Staates  laffen  in 
ben  geograpt)ifd)en  Namen  teils  mefjr  ober  meniger  oermifebte,  teils  unmittelbare 
©puren  ibrer  Sproa)e  erfennen".  (2.  (Sroalb  in 

$er  93erfaffer  gebt  fobann  ju  einjelneu  leitenben  ©rünbfä&en  für  feine 
Arbeit  Uber  unb  berührt  in  erfter  Sinie  bie  oielumftrittene  grage  über  bie 
91u§fpre$meife  ber  geograpbifaVn  Namen.  93ebeutenbe  Tutoren  im  ©ebiete 
ber  ®eograpbie  finb  für  möglid&fte  SJerbeutfdjung  ber  geograpbifa>n  Namen, 
anöere  nid>t  minber  mistige  unb  bebeutenbe  moflen  ben  (Eigennamen  ibren 
frembfpraa^liaVn  ß^orafter  ehalten.  Wit  Necbt  mirb  bemerft,  ba&  übrigens 
ni#t  bie  HuSfpradje  ben  &ern  beS  Namens  bilbe,  fonbem  ber  Begriff  unb 
bie  Grflärung  ber  Saa>  über  ber  ßrflärung  ber  SluSfpracbe  ftebe.  3n  ber 
Witte  jmifa)en  beiöen  (Sjtcemen  bemegt  fia)  bie  im  ©erläge  oon  £irt 
erfdn'enene  „Anleitung  jum  Schreiben  unb  WnSfprea>n  ber  geograpbifdjen 
ftrembnamen",  mela>e  fia}  auf  ff.  oon  Dr.  (Sgli  begutachtete  93ef<blüffe  einigte: 

§  1.  Die  geogr.  Eigennamen  aus  germanifeben  unb  romanifebeu  Sprachen 
erfdjeinen  in  nationaler  Schreibung  unb  mit  nationaler  SluSfpradje. 

3ufa&  a)  931ofee  Cotinifierungen  merben  in  latein,  bejm.  beutfa>r  SBeife 
gelefen,  j.  53.  Virginia,  nic^t  mörbfebinict. 

3ufaj>  b)  (Sine  SluSnabme  macben  bie  feit  3abrb"»berten  allgemein 
eingebürgerten  beutfa>n  Namenformeu,  mie  Nom,  Neapel. 

§  2.  6(aoifa)e  unb  magnarifebe  Namen  merben  ebenfalls  in  nationaler 
Schreibung  unb  mit  nationaler  9lu8fpracbe  gegeben. 

3nfafc  a)  6ine  9lu8nabme  bilben  Namen  mit  biafritifd^en  3e^en,  für 
bie  ber  beutfa^e  Cautmert  eingefefct  mirb,  j.  93.  Fnischka  Glora. 

3ufa&  b)  Sllteingebürgerte  beutfa>  Nebenformen  finb  aud)  b»er  bei- 
zubehalten, j.  93.  $rag,  Söarfajau,  EtoSfau. 


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§  3.   Wanten  aus  anbern  93ölferherben  erhalten: 

a)  bic  Schreibung  nach  beutfchem  Sautmert,  infofern  jene  ju  Jhilturnationen 
mit  eigener  tfitteratur  gehören,  j.  8.  Maissnr,  Jokohama; 

b)  bie  burd»  Entbecfer  unb  flnfiebler  eingebürgerte  Schreibung,  mofern 
fie  litteraturlofen  Böllern  entflammen,  j.  33.  Chile,  Jamaica. 

3ufafc:  Warnen,  bie  bon  einzelnen  EntbecfungSreifenben  ermähnt  finb, 
folgen  ihrer  Autorität,  mit  tljunlichfter  Anlehnung  an  bie  beutle  ©chreibroeife. 

$)a  ber  SSerfaffer  auf  eine  möglichft  richtige  WuSfprache  ber  geographifajen 
Warnen  fflit,  fo  fchicft  er  bie  roichtigften  Regeln  für  biefelbe  öorauS,  führt 
bann  bie  michtigften  ©emeinnamen  auf,  ba  in  ihnen  2anb  unb  Seute  am 
beuttichften  ftch  fpiegeln.  „Die  als  Eigennamen  oermenbeten  9lppellatiba  finb 
bie  Denffteine  jener  altehrmürbigen  3"*™*  wo  .freimat  noch  oaS  bebeutete,  mag 
in  bem  3öorte  liegt :  ben  engen  ftreis,  ein  HeineS  Stücf  2Belt  um  baS  trau» 
liehe  £>eim  tyxum,  baS  jeber  tannte  mie  [eine  befdjeibene  93ehaufung.  Da§ 
SSächlein,  ba«  borüberraufchte,  h»fB  »*ber  39ach"\  ber  §ügel,  ber  anmutig 
barüber  hinroegfehaute,  mar  „„ber  93erg"",  „„bie  ^öhe.""  Erjt  als  ber 
Sölid  ein  weiterer  mürbe,  als  mehrere  Serge,  mehrere  ©emäffer,  in  ben 
©efid)t§freiS  ber  „„fieute""  rüdten,  bie  näher  mit  etnanber  in  53cjiet)ung 
traten,  ba  marb  eS  nötig,  bie  unter jeheibenben  SRertmale  h^au^ugreifen 
unb  onomatologifa)  }u  bezeichnen." 

„Der  Waturmenfd)  belegt  nur  feine  nächflen  Objefte  mit  Warnen,  benen 
ein  charafteriftifa>§  Unterfd)eibung8merlmal  bor  anbern  gleichartigen  fehlt. 
Der  ftlufe,  an  bem  er  mohnt,  ift  baS  SBaffer,  baS  grofce  2Baffer,  baS  ,,„2anb* 
rDaffer""  unb  jeber  Stamm  bezeichnet  ihn  mit  bem  aus  feiner  Sprache 
entlehnten  (Gattungsbegriff,  ber  baher  fehr  häufig  als  Eigenname  auftritt  unb 
für  einen  ©egenfianD  fein*  oerfchiebeu  ift.  „„Der  Ob  heifct  bei  ben  SGBogulen 
%%,  bei  ben  Samojeben  ftolbü,  bie  SGÖolga  bei  ben  üRorbroinen  Whau  (bei 
^tolemäuS  Wha),  bei  ben  Sataren  je&t  noch  3bel,  «bei,  mie  im  Mittelalter 
3tel,  3til."w  «Bergl.  feit?  dur,  beuifch  Ha  (fleh)  unb  anbere  Stämme 
(Sur,  Isar  .  .  .)•" 

„Weben  bem  ©affer  ift  es  baS  Welief  ber  Umgebung,  bie  Unter« 
fcheibung  üon  53erg  unb  Zfyal,  bie  frühzeitig  zur  «uffteOung  ber  ®runb* 
bejeichnungen  ber  ^laftif  führt.  Die  nahe  Erhebung  h<'fe*  $ erg,  bie 
£eimat  einer  abgefchloffenen  ^halbfööllerung  ift  ihr  „„tyai,  Vals,  Vallis 
(«©aMS).""  SöaS  baS  «uge  nicht  mit  einem  Jölicf  überfein  tonn,  alfo  baS 
©ebirgSfnftem,  fyai  (einen  allgemeinen  Warnen.  (Dies  ift  ja  noch  heute  ber 
ftafl  beim  ^auptgebirgSjug  ber  öalfanhalbinfel  unb  bei  anbern.) 

Erft  ziemlich  fpät  fonnten  fia)  bie  Warnen  ber  Sänber  unb  2anb» 
maffen  bitben;  bie  fefie  SJorfteOung  oon  ©ochlänbern  unb  3nfeflänbern  ift 
erfl  in  ber  neuern  3eit  in  bie  miffenfehoftliche  ©eographie  eingeführt  morben. 


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Unb  jroar  ift  baS  ganj  erflärlkb,  „,,ba  fclbfl  b«m  geübten  fluge  be§  Sffeifenben 
fold>e  ©efialtungen  entgegen  fönnen,  bi$  feine  roiffenfa)aftliaVn  3"ftrumente 
ifnn  ben  WacfyoeiS  liefern""  (Äuge,  flbfjanbl.).  ^)ie  Erweiterung  be«  £ori« 
jonte*  wirft  in  53ejug  auf  bic  Warnen  nad>  jroei  Seiten  Inn:  $ie  Unter« 
Reibung  berfd)iebener  Objefte  füf)rt  jur  Einfüfjrung  Don  $eftimmung*roörtern 
ober  jur  St^affung  neuer  Gattungsnamen  beljufS  genauerer  Sejeit&nung  ber 
djarafteriftifdKn  «Werfmale  be3  Objefte«.  $>er  roalbreicfce  Serg  roirb  „„SBalb"" 
ober  „„£>art""  genannt  im  Untertrieb  jum  „ „fallen  Serg"";  ber  jerfägte 
Gebirgszug  erhält  ben  Hainen  „„©ierra,  Serra""  jur  Untertreibung  Dom 
„„Müden""  ober  „„Grat.""  $en  ,,„Sa)neeberg""  nennt  ber  flnroo&ner 
„„Wort  Slanc.""  SefonberS  ijt  e$  bie  intenfibe  roirtf($aftlic&e  $bätigfeit, 
roeldje  ber  Bebauung  beS  SobenS  ju  teil  roirb  unb  auf  bie  Seobatfctung  ber 
Serljältniife  lunbrängt,  roelcfce  bie  Erzeugung  begrifft  fäarf  umgrenzter 
Gattungsnamen  bebingt.  „„Weier  roeift  für  ben  Äanton  3ürid)  109  ber- 
fctyebene  $errainbejeic$mingen  naa),  roelcr)e,  fei  eS  für  [\$,  fei  eS  in  3«s 
fammenfe&ungen,  auf  bemfelben  Gebiete  800  mal  oorfommen.  Waljeju-bie  f>älfte 
finb  Segnungen  für  „„9lnr)ö&e"",  „„Serg""  unb  rourben  urfprfinglicfc 
für  ganj  beftimmte  #ör)enformen  gebraust.  Muffaflenb  finb  in  ben  alt« 
fafiilifc&en  3biomen  bie  bieten  fluSbrüde  für  bie  ^Ijbfrognomif  ber  GebirgS* 
maffen.  2)a8  5trabifd)e  unb  $erfifa)e  befifct  einen  merfroürbigen  9tei<$tum 
a^ara(teriftifa)er  Sejeia)nungen  für  Ebenen  Steppen,  SBüfien,  je  nadjoem  fte 
gan$  nadt  ober  mit  Sanb  bebedt  ober  burdj  Bildplatten  unterbrodj<n  fmb, 
ober  lange  3üge  gefefliger  ^ßflanjen  barbieten,  ein  Seroeid  für  ben  linguiftifdjen 
9teid)tum,  melden  ein  inniger  ffontraft  mit  ber  Watur  unb  bie  Sebürfniffe 
beS  mütjeboOeu  WomabenlebenS  Ijaben  Ijerborrufen  fönnen.""    (E.  91.) 

Sei  fyöljerer  Kultur  roerben  bie  2(ppeflat.  immer  roeniger  als  Eigenname 
beruht.  Seim  jurücfgefyeit  ber  ftultur  treten  fie  roeniger  mannigfaltig  auf. 
25ie  MuSbrüde  berfladjen,  bafür  aber  erfefyinen  jene,  bie  fid>  im  6praa)fd?afc 
erhalten,  häufiger  als  Eigennamen. 

„„5)er  Serroenbung  genereller  Sejei$nungen  bietet  eine  beachtenswerte 
93erfdnebenr)eit,  infofern  roir  Mit»  unb  Weugriec$ifc$  bergleia)en.  $ie  Bus« 
brüde  rjaben  ifcre  urfprünglidje  Sa)ärfe  eingebüßt  ...  3m  2Biberfpruc$  mit 
ber  Etymologie  unb  jugleiä)  in  bireftem  Gegenfafc  jum  antifen  6praa>gebraua) 
fann  ber  Warne  Äfrotiri  jebe  Sanbjunge  bejeidmen;  er  finbet  fi$  in  ber 
%fyai  auä)  auf  floate,  fanbige  Sorfprünge  angeroenbet.  $ie  9f6f4>roäe$ung 
d)arafteriftifd>er  Generalnamen,  burrl)  langen  Gebraud),  Älter  unb  litterarifcf^ 
SBiflfür  t)at  übrigens  au$  anberroärts  ftattgefunben.""    (eb.  d.) 

$iefe  9lbfdjroäa)ung  ber  Gattungsnamen  ift  jebod)  nia)t  notroenbig  eine 
golge  be«  3ürüdge^en«  ber  Kultur,  fonbern  fe^r  häufig  blofo  bie  2öirfung 
einer  ^nberung  ber  flulturria)tung.   derjenige,  ber  ba«  ßanb  urbar  inao)t, 


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-    455  - 


muß  natürlidjerroeife  feiner  fortwäljrenben  Veobadjtung  entf&red)enb,  in  ^rlur- 
namen  j.  V.  eine  Diel  größere  9lu§roafj(  hflben,  als  bieS  in  einer  späteren 
3*it  ber  ftafl  fein  fann,  wo  eine  anbete  ftulturrtchtung  bie  bominierenbe  ifi." 

(^rortfe^unß  folgt.) 


Pas  neue  ^ftefaff. 

(Von  6ef.*Ö.  6t.  in  V.) 
(ftortfefeung  unb  @$luft.) 

IV. 

$0$  f<t)on  t)eute  tft  bie  SHuminiuminbujhie  in  boflem  (Sange.  Vermöge 
feiner  (Sigenfchaften  läßt  baS  neue  2Retafl,  tote  wir  im  ftolgenben  noch  fet)ert 
roerben,  eine  öielfeitige  Verarbeitung  ju.  Uber  biefe  Vermenbung  be§  Aluminiums 
al«  reine§  detail,  bejfen  Sigenfchaften  unb  Regierungen  giebt  bie  9Htien»©efefl» 
fct)aft  «Heuhaufen  ausführlichen  Vericht,  auS  welchem  baS  £auptfä(hlichfle  hier 
folgen  möge.  VMr  roerben  barauS  erfet)en,  rote  ein  großem  $db  fi<h  bie 
Wuminiuminbufirie  fa>n  errungen  t>at  unb  noch  erringen  roirb.  §S  roerben 
fieh,  fo  entnehmen  roir  bem  Verichte,  noch  bie  mannigfaltigen  Vermenbungen 
finben,  an  bie  roir  l)eute  nicht  benlen,  fobalb  erft  baS  Vefanntwerben  be§ 
jefcigen  niebrigen  ^reifes  3nbuftrie  unb  ©eroerbe  $u  neuen  Verfugen  anregen 
roirb.  Wußte  boa)  naturgemäß  bisher  ber  hofa  $reiS  beö  TOetaflS  feiner 
Verbreitung  berhältniSmäßig  enge  ©chranfen  fefceu  unb  bie  3eit  hat  erft 
angefangen,  ba,  angelodt  bureh  baS  ©infeu  ber  greife,  ber  eine  ba,  ber  anbere 
bort  in  feiner  fWIen  VJerfjiätte  bie  Vorteile  beS  EcetalleS  für  feine  fbejieHen 
3roede  auSjunü&en  üerfucht.  Viele,  bie  einen  Vorteil  gefunben,  beden  ihn 
ängftlich  mit  bem  ©chleier  beS  ©eheimniffeS  ju ;  mehr  noa)  glauben,  anbere 
bie  flaftanien  auS  bem  fteuer  holen  (äffen  ju  müffen,  unb  roieberum  bei  Dielen 
tft  eS  ©efchäftSttberhäufung  ober  ©leid&gültigfeit,  roelct)e  fte  gegen  alle  Weiter- 
ungen begießt,  bis  auch  burch  bie  Äonlurrenj  gelungen  roerben,  hinter 
ben  Äühnern  nicht  jurtid  ju  bleiben.  60  fommt  eS,  baß  heute  bie  Sifte 
ber  allgemein  befannten  VerroenbungSarten  gerabe  noch  ntcr)t  an  ermübenber 
Sänge  leibet,  immerhin  aber  hat  fchon  jefct  bie  plöjjliay  Preisermäßigung 
ben  VerroertungStreiS  beS  «DtetafleS  geroaltig  erweitert  unb  bie  jefcigen  Ver- 
roenbungSarten genügen,  bem  TOetaQ  eine  fchöne  3ufanft  ju  fichern. 

©0  leicht  ojljbierbar  baS  3WetaO  in  ftarfer  #i&f,  fo  beftänbig  ift  es 
bei  niebrigen  unb  befonberS  bei  gewöhnlichen  Temperaturen,  ©eine  Un- 
öeränberl ichfeit  gegen  Sffig  unb  anbere  organifche  ©äuren  läßt  eS  befonberS 
für  ßüctjengefchirr  geeignet  erfcheinen.  Slfle  bie  gefährlichen  grünfbahnjiehenbcn 
^upfergei'djirre  foflten  auS  ben  Jüchen  berfchwinben  unb  burch  Aluminium* 
gefchine  erfefct  werben.   2Bie  bisher  Jhibfer  ober  3inn,  fo  follte  blindenbes 


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aluminium  Ijfute  ber  ©tolj  jeber  #auSfrau  fein.  ©olche  Gfcfdjirre  fommen 
im  greife  nicht  Diel  höh«  als  fupferne,  betin  fie  wiegen  3 Vi  mal  weniger. 
Gegenüber  irDenen  ©efchirren  (jaben  folaje  aus  Aluminium  ben  gro&en  Vorteil 
ber  Unjerbre^lid^feit,  gegenüber  folgen  au«  3inn  ben  ber  flotteren  ftarbe, 
ber  grö&eren  Seichtigteit  unb  ber  geringeren  Weichheit.  £alt  bearbeitetes 
Aluminium  ift  nicht  nur  meiner  als  3inn,  fonDern  auch  fleifer  unb  härter, 
gegen  ©töfee  unb  ©a)nitte  alfo  iwniger  cmpftuDlich.  Detter,  ©erDierplatten, 
©auciereS  u.  bgl.  laffcn  fia)  fef>r  InUfch  unb  leidjt  aus  Aluminiumblech  h«* 
[teilen,  ftür  biefe  58ermenbung3art  fpricht  aud>  bie  fcolje  fpe^ififcfye  Söärme 
be«  EMails,  infofern  bie  ©eräte  ungemein  lang  mann  bleiben,  ißerftlberte 
Eierbecher  unb  ßierfchüffeln,  roie  fie  häufig  im  £aubel  $u  finben  finb,  merben 
Durch  ben  ©ehroefel  ber  6ier  rafd)  fchroarj,  aus  Aluminium  bleiben  fie  mein. 
Das  ®leia>  gilt  bon  Sefteden,  fiöffeln  unb  (Säbeln,  ©tahl  unb  ©Über 
merben  burch  ben  ©ehroefel  unb  bie  ©äuren  geroiffer  ©peifen  (Obft,  ftifchf  zc.) 
angegriffen,  roäljrenb  Aluminium  böflig  inbiffereut  bagegen  ift. 

3für  alle  93erroeubungen,  bei  betten  organi)'^  ©äuren  im  ©piele  finb, 
hat  fia}  Aluminium  ganj  ausgezeichnet  bewährt,  ©o  ^abett  ftdj  SB.  ßffig* 
trister  aus  Aluminium  rafa)  eingebürgert.  £)ie  Dampfröhren,  Sacuumapbarate 
für  organifa)e  ©äuren  galten  fich  in  Aluminium  biet  beffer  als  in  Blei. 
9tuf  bem  ganzen  ©ebiete  ber  ©äljrungSchemie  bietet  fid)  für  Das  Aluminium 
ein  auSgebefjnteS  ^felb  ber  üßerwenDung.  (Sbenfo  in  ber  Färberei  unb  bem 
3eugbrucf.  (Sine  ausgezeichnete  SSerwenDung  beS  Aluminiums  ift  biejenige 
für  Vertrüge.  Dr.  20.  ©dmlfce  ^at  befanntlid)  in  ber  Öflerreichifchen  3kr- 
fuchSflation  für  Brauerei  unb  3Räl)erei  ben  analDtifehen  53emeiS  geliefert, 
Dafe  fowoht  in  bleifreien  mie  in  bleihaltigen  ©läfern  ber  ©ffchmad  ber  SBiereS 
rafd?  Derfd)lechtert  mirb.  Aua)  faljglafierte  ©teintrüge  finb  naa)  ihm  nidjt 
ohne  (Sinfluft  auf  ben  ©efchmad  beS  SiereS  unb  er  empfiehlt  als  Dorteilftaftefte 
©efäfee  inmenbig  bergolbete  ©übertrüge.  $a  biefe  inbeS  ju  teuer  fommen, 
rät  er  ju  3in"frügen.  Diefe  3>nntrüge  aber  fyaben  ein  Derartiges  @crot$t, 
bafe  if)r  ©ebraud)  ein  unbequemer  mirb.  Aluminium  ift  2,7  mal  letzter 
als  3inn<  tommt  bem  ©über  bjnfieüjliä)  2Biberftanb3fäb,igfeit  Diel  näher,  ift 
Dabei  33  TOat  billiger  unb  befifct  jubem  bie  treffliche  (Sigenfa^aft,  in  gfolge 
feiner  hob^n  fpejififchcn  9Bärme  baS  JBier  länger  frifa)  ju  erhalten. 

$ie  Unempfmblichfeit  gegen  orgauifdje  ©äuren  macht  baS  WetaD  aud) 
fehr  geeignet  für  ftelbflafchen  unb  3agb»  ober  9teifebecher.  (Gegenüber  bftt 
gläfernen  glafchen  hoben  Diejenigen  aus  Aluminium  ben  Vorteil  ber  Un> 
jerbrechlichteit.  2Mele  .£mnberte  foldjer  gläferner  Stichen  merben  jährlich  bei 
ben  Gruppenübungen  jerbrocheu  unb  alle  biefe  ftlafchen  fammt  SJerparfung 
finb  abfolut  mertloS.  Aluminiumflafchen  bagegen,  menn  in  befonberen  Aus* 
nahmSfällen  led  geworben,  behalten  noch  i^""  boflen  Ecetallmert.   Sei  ber 


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Oorjüglithen  ©tredbarfeit  beS  MetafleS  ijt  bie  £>erfteflung  eine  äujjerft  einfache. 
(Siferne  glasen  müfjeu  erft  emailliert  werben,  beim  geringsten  (Sinbrud  löft 
fid)  §mail  loS,  ber  faure  3»balt  ber  ftlafae  greift  baS  ©tfrii  an  unb  ftlafa)e 
wie  ^nbalt  fiub  Derborben.    Sei  Aluminium  ift  ein  (SmaU  überflüffig. 

$ie  ßeidjtigteit  beS  Metalls  ift  ferner  bie  Urfaa>,  bafe  man  es  fajon 
(üngft  teils  ju  £ujuS,  teils  ju  SebarfSartifeln  ber  Derfdjiebenften  Art  Oer- 
roenbet  Ijat.  ©djlüffel  aus  Aluminium  finb  ein  Artifel,  ber  fiä)  rafdj  ad» 
gemeiner  ^Beliebtheit  erfreut  hat.  Aalt  geflankt  ^aben  biefelben  bie  nötige 
^cftigfeit  unb  fiub  als  Maffenartifel  billig  her^uftefycn.  Anbere  Artifel,  bei 
benen  bie  £eia)tigteit  ben  Ausf$(ag  giebt,  finb:  Dperngläfer,  3*rntol)re, 
$irurgifd)e  Apparate,  befonberS  fola)e,  welche  längere  3f't  *m  menfdjlid>en 
ÄÖrper  ju  Derbleiben  haben,  wie  5.  55.  Sanülen  (oergolbet),  ©efleüe  für  3a^n* 
gebiffe  u.  a.  m.  $er  fteinmethaniter  brauet  eS  für  ©piegelfejtanten,  Ane- 
mometer, Teile  Don  ©ad'  unb  ©affermeffern,  Söinbflfigel,  Raffungen  Don 
Wagnetfoftemen,  SBagebalfen,  3e»9(rn  <w  fünften  ^nflrumeuten. 

feinere  Magfiäbe  aus  Aluminium  Deränbern  fia)  nia)t  unter  bem  (Sinfluft 
ber  Sfeua^tigtet  toie  foldje  auS  £)olj,  Sein  ober  ähnlichen  Materialien,  befifyeu 
aber  boa)  bie  Seia)tig(eit  berfelben.  $aS  gegenüber  anbern  MetaQen  größere 
Sßolumen  bei  gleichem  ©eroia^t  ift  befonberS  angenehm  an  ben  Heineren 
©lüden  ber  ©ewichtSfäfce  (0,001—20  g). 

©an$  f)erDorragenb  macht  ftd)  bie  Seichtigfeit  geltenb  bei  Mufitinfirumenten 
toie  trompeten  ^ßofauuen,  SomborbonS  unb  ähnlichen,  lieber  Mufifer,  ber 
auf  bem  Marfaje  ftatt  brei  &i(o  taum  ein  einiges  ju  tragen  b,at,  roirb  ben 
2Bert  beS  Aluminiums  ju  fdjä&en  miffen.  $ie  ßeichtigfeit,  mit  ber  baS 
Aluminium  ju  ben  längften  Stötten  gebrüdt  ober  gebogen  werben  fann,  be» 
günfligt  biefe  Serwenbung,  Desgleichen  ber  ausgezeichnete  Alang  beS  bearbeiteten 
unb  nicht  mehr  gewärmten  Metalls.  Aua)  bie  MetaMeile  ber  trommeln 
gehören  b,ie^er. 

DaS  leiste  Brüden  unb  Qktyn  macht  baS  Metall  auch  geeignet  jur 
©erfteljung  Don  Süchfen,  ©a)ad)teln  unb  $l)nlia)em;  benn  geringes  ©emicht 
ift  für  bie  SJerpadung  oon  (Sonferoen,  ißerbanbfioffen  zc.  Don  b.ob^r  Sebeutung. 
©tärtereS  Slattaluminium  ift  für  bie  Serpadung  Don  ßfwfolabe.  ftäfe,  $h«, 
$abaf  ic.  bem  ©taniol  Dorjujiehen,  nicht  nur  auS  ©efunbheitSrüdfichten, 
fonbern  aua),  weil  es  billiger  ift.  Aluminium  wiegt  au  unb  für  fich  faft 
brei  mal  leichter  als  3inn  unb  fann  nod)  4—5  mal  büuner  gewaljt  werben. 
Aluminium  b«t  bie  ljöd)fte  fpejififaje  freftigfeit  ben  Metallen  unb  ftefn" 
in  biefer  SBejiehung  fogar  nod)  um  ca.  30 170  über  bem  ©u&ftohl-  ©eine 
UJerwenbung  ift  baljer  für  bie  Derfdjiebeufteu  ßuftbaaon*flonftruftionen  em- 
pfehlenswert, benn  alle  Seile,  welche  feine  !>ö^ere  Temperatur  aushalten 
haben  unb  Don  benen  feine  befonbere  Srua)beb.nung  ober  £ärte  Derlangt  wirb, 


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lönnen  Daraus  bei  gleicher  fteftigleit  um  30°/,,  leidster  als  aus  ©ufefiabl, 
um  55"/o  leichter  als  auS  ©djmiebeifen,  um  75w/„  legtet  als  aus  Äupfer 
unb  um  830/w  leid>ter  als  auS  ©u&eifen  gemalt  rocrbeu.  Bieflei<$t  fteljen 
mir  ber  3€'*  nid^t  meljr  fo  fern,  in  ber  [o  mancher  Teil  bon  ßuftbaflon« 
marinen  aus  Aluminium  gefertigt  wirb,  unb  foOte  e&  aua)  ma)t  baS  reine 
Metall  [ein,  roelcfyem  biefe  glänjenbe  3ulunft  beDorfieljt,  fo  mufj  biefelbe  ber 
Aluminium«Bron$e  bittren;  benn  biefe  hat  nädjft  bem  reinen  Aluminium 
unter  aflen  5Retaflen  bei  gleichem  TragDermögen  baS  geringfte  ©eroidjt. 
(Sbenfo  hat  baS  Don  ßuftbaflonmof^inen  ermähnte  aud)  Be$ug  auf  Miniatur* 
mafdjinen  für  ((eine  Solomotoren  roie  'Bogen  mit  Benzinmotoren,  Belocipeb«  k. 

2öir  finb  roeit  entfernt,  ben  Stanbpunlt  jenes  begeifterten  Aluminium» 
DerebrerS  ju  teilen,  melier  fürjlid)  in  englifa>n  Blättern  empfohlen  bat 
ganje  überfeeifaje  Dampfer  aus  Aluminium  ju  bautn,  n>ei(  biefelben  bei 
gleichem  &or)lenOerbraucb  ben  2Beg  jmifö)en  Europa  unb  Amerila  in  breimal 
fürjerer  3<i*  jurürflegen  fönnten  als  jefct.  2öohl  aber  finb  mir  ber  Meinung, 
bafj  falt  geroaljteS  Aluminiumblech  ein  gutes  Baumaterial  für  Heinere  »über* 
boote  märe.  2öir  leimen  nicht  baS  abfolute  ©emi^t  ber  leisten  engten 
Auslegerboote,  lonnen  aber  auS  ben  fpejififchen  ©eroid)ten  unb  ben  julüffigen 
TOiniinalnmnbftärfen  Don  §olj  unb  Aluminium  leicht  beregnen,  bafj  ein  Alu- 
miniumboot minbeftenS  noch  einmal  fo  leicht  fein  muß,  als  ein  folcheS  aus  §olj. 
Die  Unoeränberlidjfeit  beS  Aluminiums  gegen  Baffer  unb  Cuft  ijl  ein  Borteil, 
ber  baS  Aluminium  für  biefe  fyoct)  über  £>olj  fleflt.  f)oljboote  finb  nnd? 
beftimmter  3"t  wertlos,  Alumiuiumboote  behalten  ihren  ungefähren  SRetaQroert. 

Söegen  feiner  großen  Seicfjtigfeit  eignet  fich  baS  Aluminium  ferner  für 
Heinere  CuruSfeuerroaffen.  @S  mirb  niemanb  Daran  beulen  lönuen,  ©efc^it^e 
ober  Kriegs»  ober  ^agbfeuenoaffen  auS  SReinaluminium  ju  machen,  obwohl 
biefelben  bei  gleicher  fjrfftigteit  mie  auS  ®ufjftahl  um  30  °/0  leichter  ausfallen ; 
benn  bagegen  fpricljt  fÜr'S  erfte  ber  Langel  ber  für  biefe  3roetfr  unent- 
behrlichen Dehnung  unb  6(afti$ität  unb  jroeitenS  ift  bie  Abnahme  ber  ftefHgfrit 
mit  fteigenber  Temperatur  beim  Aluminium  eine  berartige,  Dafe  bei  ber 
Temperatur  ber  ^uloergafe  Don  einer  ^eftigleit  überhaupt  leine  Siebe  mehr 
fein  fann.  AuS  festerem  ©runbe  eignet  ftdt)  baS  3Wetafl  auch  nicht  für 
^atrottenbülfen,  eine  BermenbungSart,  bie  megen  ber  großen  Strecfbarleit  unb 
Veict}tigfeit  beS  <DletaflS  eine  fet)r  naheliegenbe  märe. 

©ehr  gut  eignet  fich  baS  Aluminium  für  3tmnt(rftu|rr.  Die  Scbmei« 
jcrifa>e  3nbuftrie*©efeflfchaft  in  Heuhaufen  ^at  eine  grofee  Anjatjl  fola>r 
frlobert<©eiuebre  aus  falt  gefc&miebetem  Aluminium  ausgeführt.  Diefelben 
fteben  an  Ireffficherheit  folgen  auS  ©tat)l  feineSmegS  nach,  finb  aber  breimnl 
leia)ter. 


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§in$e(ne  StruppenauSrüftungSteile  mürben,  roenn  aus  Aluminium  ge- 
fertigt, ben  Prägern  eine  roiflfommene  (Erleichterung  bieten.  2Bir  beulen  fjitx 
junäcfrft  an  bie  «Dcetaflljelme,  roelche  bei  einzelnen  Truppengattungen  ber 
europäifcr)en  Armee  noch  in  (gebrauch  jtnb.  Sin  preuftifcher  (Sarbe  bu  (Sorps* 
ober  bat)rtfcf}er  {)art|a)ier*$)etm  aus  Aluminium,  fdjjtoaä)  berfilbert  unb  Der* 
golbet.  mürbe  ca.  breimal  leichter  jein  als  je£t.  Alle  $efd)!äge,  Spieen  ic. 
ber  fieberhelme  foflten  ans  golbptattiertem  Aluminiumblech  geftanjt  roerben. 
Sanken  aus  falt  gezogenen  Aluminiumröhren  mit  eingegebener  unb  (ad  ein» 
gefthmiebeter  Statyfptye  mürben  bie  Vorteile  ber  Solibibät  unb  ßeiehtigfeit 
beffer  in  fid)  bereinigen  als  folche  aus  $ol$  ober  (Sifen.  SanbeSinfignien 
(Abler,  Söroen  ic.)  aus  bergolbetem  Aluminium  auf  ben  Jahnen  mürben  in 
Orranfreid)  fefron  unter  Napoleon  III.  eingeführt. 

(Sine  gute  Serroenbung  beS  Aluminiums  im  $inblid  auf  feine  Ceichtigfeit 
märe  biejenige  für  ©erippe  bon  Aceumulatorenplatten.  Bei  feiner  ^affibität 
gegen  fonjentrierte  ©alpeterfäure  unb  organifrbe  ©äuren  unb  beren  ©alje 
ift  eS  nicht  unmöglich,  bafe  fi#  ein  geeigneter  glettroldt  htefür  finben  liefee. 

Aufeerbem  gtebt  eS  eine  «Waffe  Artifel,  roelche  im  alltäglichen  Beben 
bura)  ihr  Gewicht  jur  Saft  fallen  unb  pajfenb  aus  Aluminium  gefertigt 
mürben.  2Bir  erinnern  nur  an  bie  neuern  ©alonlampen-Öeflefle  aus  3i"W< 
welche  bon  fehroachen  grauenljänben  oft  taum  mehr  getragen  merben  tönnen. 
Die  unterjten  gufeteile  lönnen  immerhin  aus  3inf  gefertigt  merben,  um  ber 
ßampe  bie  nötige  Stabilität  ju  geben,  ferner  gefrören  friefrer  $olale,  Trinf» 
hörnerbefchläge,  überhaupt  Trinfgefäffe  unb  ftrüge.  Die  grofeen  ßttfier  mürben 
bureh  SBerroenbung  bon  bergolbeten  ober  bermeffingten  Aluminium  «tRöfrren 
gewaltig  leichter  merben,  fönnten  auch  mit  mehr  ßicfrtern  berfefren  merben. 
Telephonempfängerteile  aus  Aluminium  mürben  baS  lange  Sprechen  mit  bem 
Telephon  biet  roeniger  befchroerlieh  machen. 

Aluminium  foflte  bielfach  ba  Bewertung  finben,  mo  man  jefct  ju 
Elfenbein,  Sefluloib,  #orn  ober  ®ummi  greift.  TOit  allen  biefen  Stoffen 
teilt  baS  Aluminium  ben  Vorteil  ber  Seicf>tigfeit,  übertrifft  aber  baS  Elfenbein 
an  SÖifligfeit,  baS  Sefluloib  an  &euerfic§erf)eit,  beibe  nebft  £orn  unb  ©ummi 
an  Solibität.  2Bir  erinnern  beifpielSmeife  nur  an  Äämme.  AuS  Aluminium 
finb  biefelben  billig  Ijerjufteflen  unb  finb  fo  feft,  bafj  ein  Brechen  ber  3infen,  mie 
es  bei  ben  anbern  Materialien  fo  unangenehm  ift,  ju  ben  Unmöglichleiten  gehört. 

Aluminium  foflte  überhaupt  auch  fur  SujuSgegenflänbe  ganj  allgemein 
«in  ßrfotj  für  $0(3,  Elfenbein,  jporn  unb  ähnliches  merben.  Der  £>aupt» 
Dorteil,  ben  eS  in  biefer  $>inficfrt  neben  ber  größeren  Solibität  bietet,  ift 
berjenige  ber  (eichten  Berbielfältigung  ber  ©egenjlänbe  bura)  ©iefjen  ober 
^reffen.  2öir  erinnern  beifpielSmeife  nur  an  Stocf«  unb  ©chirmgriffe. 
Sirtlid)  elegante  unb  lünftlerifefr  auSgeftattete  Artifel  biefer  Art  roerben  ^eute 


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einjeln  für  fi<h  burch  mühfame  franbarbeit  httßefteflt.  $ie  fxrjfrflung  aul 
Aluminium  ermöglicht  ritt  f>übj$f£  OTobett  ohne  gro&e  Soften  in  tauffnb  unb 
jehntaufenb  ©lüden  511  beröielfältigen,  geftattet  beSroegen,  mehr  Soften  auf 
bie  fünfilerifche  HoOenbung  beS  «DcobeHS  oerroenben  unb  macht  bie  ©egen» 
fiänbe  felbft  fjübföer,  ohne  fte  mir  anbere  Wetcifle  ferner  unb  unbequem  §u 
machen.  2öem  babei  bie  Qfarbe  beS  Aluminiums  nicht  gefällt,  bem  bleibt 
cS  unbenommen,  baSfelbe  noch  leicht  ju  bergolben  ober  ju  öerfilbern.  Schirm» 
geftelle  fertige  man  aus  Äöhren. 

Überhaupt  foflte  baS  Aluminium  in  ber  Wetallinbuftrie  unb  befonberS 
im  ßunftgeroerbe  eine  reichliche  SJerroenbung  finben,  foroohl  im  $inblid  auf 
feine  borjügliay  ©iefcbarfeit  unb  SJearbeitungSfähigfeit,  als  auch  befonber? 
beSroegen,  toeil  eS  bei  richtiger  53e^anblung  in  SBejug  auf  bie  garbe  Don  bem 
33  mal  teurem  ogbbierten  Silber  nicht  ju  untertreiben  ift.  &S  fich 
feit  langer  xn  °ie  3Reta(In>areninbuftrie  ein  Sbftem  eingeschlichen,  auf 
baS  fich  mit  ftug  unb  Stecht  baS  geflügelte  2öort  „billig  unb  )d)led)tM  an* 
roenben  läßt.  ÄrhteS  (Stoib  unb  Silber  finb  in  ^folge  ber  allgemeinen 
^euerungSberhältniffe  für  bie  großen  Waffen  beS  SJcittelftanbeS  nicht  mehr 
erfchroingbar,  bie  Subefliere  mittleren  ÄangeS  finb  uerfc^tounben  unb  mit 
übertünchtet  $öare  ift  ber  Warft  überfdjüttet.  Aua)  ade  neuereu  klaffen- 
artitel  beS  SöroncefunftgeroerbeS  tragen  ben  Stempel  ber  Unfolibität  unb  beS 
SchtoinbelS  an  fid).  2öaS  als  cuivre  poli  unb  Dergleichen  in  Xaufenben 
oon  Stüden  unter  bie  teilte  gebracht  roirb,  if)  Scheinroare  unb  nach  3ohr" 
zehnten  mtfcfarbig  unb  wertlos.  2öer  eS  erft  tuagt,  baran  ju  pufcen,  ber 
pufct  balb  ben  legten  Äeft  ber  trügerijdjen  $)ede  toeg  unb  eS  bleibt  it)m 
nichts  als  fäjmufcigeS  3*n'«  4^er  foßte  baS  Aluminium  eine  9tofle  fpielen, 
als  ein  9Jcittelglieb,  baS  nod)  mit  mittelmäßigem  Aufroanb  erfdjtoungen  werben 
fann,  benn  eS  ift  33  mal  billiger  als  Silber  (auf  gleiches  Volumen  belogen). 
3n  altmattiertem  3uftQnDe  bermag  eS  baS  ächte  Silber  t)inftd)tlia)  feiner 
ftarbe  DoOftänbig  &u  erfefcen;  im  polierten  3uftanbe  fann  es  freilich  bie 
polierte  Silberfarbe  nid)t  erreichen,  genügt  aber  auch  fo  immer  noch  mehr, 
als  bie  gegenfeitige  ^reiSbifferenj  gerechtfertigt  erfreuten  ließe,  flalt  gegoßeneS, 
nid)t  roeiter  bearbeitetes  Aluminium  bagegen  f)a\  eine  ganj  fd)öne,  meißc 
Silberfarbe,  ot)tie  ben  bläulichen  Ion  beS  oerarbeiteten  WetaflS.  2)lan  macht 
bei  einem  Vergleich  ber  ^färben  üon  Silber  unb  Aluminium  gewöhnlich  ben 
fteljler,  baß  man  fie  in  frifchem  3ufto,lD<  «nanber  gegenüberfteQt.  9Jcan 
follte  fie  im  gebrauchten  3"fta»be  Dergleichen  unb  mürbe  bann  bie  Alumium* 
gegenftänbe  biel  beffer  auSfehenb  finben  als  biejenigen  tum  Silber.  Aluminium 
übersieht  fich  höd»ftenS  mit  einem  roeißbläulichen  $äut<hen,  baS  burch  SBafa>n 
mit  fehr  oerbünuter  Salj--  ober  ftlußfäure  augenblidlich  befeitigt  merben  fann. 
Silber  bagegen  mirb  bräunlich  bis  fdjmarj  unb  mißfarbig. 


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-    461  - 


3Bie  berechtigt  obige  Betrachtungen  finb,  betoetft  bie  $atfad)e,  baß  heute 
fcfcon  baS  SMattfilber  burd)  baS  Slattaluminium  fajl  DoflfiänDig  DerDrängt 
ift.  $ie  weltberühmten  SQBerfflätlen  in  gürtt)  unb  Dürnberg  Derarbeiten 
thatfächlict)  fafi  nur  mehr  Aluminium  flatt  ©über. 

SBie  in  ber  ©lat!aluiniuium»3nbuflrie  foflte  aud)  in  ber  Sreffenfabrifation 
unb  in  ber  fogen.  leonifctjen  $rahtroarenbranche  baS  ©ilber  burch  Aluminium 
Derbrängt  roerDen.  Geflieht  aud)  anfangs  ein  neues  ©ilbergeroebe  baS  Auge 
beim  SBergleid)  mit  bem  nid)t  |o  roeißen,  etroaS  bläulichen  Aluminiumgeroebe, 
fo  fällt  bod)  ba§  Urteil  ju  ©unften  beS  Aluminium«  auS,  fobalb  bie  ©eroebe 
nac^  längerem  ©ebraucfye  Verglichen  roerben.  Aluminiumgeroebe  finb  uod) 
nach  fielen  fahren  tragbar,  filberne  bagegen  müßen  breimal  fo  oft  erneuert 
roerben.  5Befonoer3  für  DienftauS^eichnungen  nieberer  Beamten  märe  baS 
^Kuminium  roegen  feiner  BiQigfeit  fehr  geeignet.  Gin  gemiffer  ©ilberjufafc 
roürbe  auch  hifr  Die  t$arbe  berjenigen  beS  ©ilberS  ebenbürtig  machen,  ohne 
ben  IkeiS  über  ben  15.  $eil  beS  ©ilberpreifeS  fteigen  ju  lajfen. 

Elan  follte  auch  Derfuchen,  in  ben  bisher  gebräuchlichen  ©ilberfurrogaten 
baS  Wiefel  burch  baS  weisere  Aluminium  ju  erfefcen,  jumal  beibe  im  greife 
heute  fchon  gleich  flehen.  AnberfeitS  giebt  Wiefel  mit  Aluminium  Diel  roeißere 
WetaHe  (fogen.  roeiße  öronjen)  als  mit  #upfer  (Weufilber). 

©ehr  angenehm  mürbe  fi<h  Die  Ceichtigfcit  beS  Aluminium«  bei  Eiünjen 
fühlbar  machen.  $ie  Unannehmlichfeit  beS  flupfergelbeS  in  biefer  9cid)tnng 
fennt  man  in  geroiffen  ©taaten  $ur  ©enüge.  2Dir  h«Den  h«er  fpejied  bie 
©cheibemünjen  im  Auge.  AuS  ©ilber  finb  biefelben  ju  Mein,  mie  bie  Bieber- 
abfehaffung  ber  filbernen  20»^fennigftücfe  im  beutfd)en  {Reich  bemeift,  aus 
Äupfer  unb  Wiefel  aber  werben  fie  ju  groß  unb  ferner,  foll  ber  WetaÜroert 
einigermaßen  bem  TOnjroert  entfpredjen.  $>ier  märe  Aluminium,  fei  eS  rein 
ober  legiert,  als  Wittelglieb  an  feinem  ^lafre.  Auch  in  reinem  3uftanbe 
hätte  eS,  menn  falt  geroaljt  unb  geprägt,  bie  nötige  £ärte.  $er  früher 
erhobene  ßinroanb,  ber  Bert  beS  Aluminiums  fei  ein  ju  mect)fe(nber,  ju  fehr 
oon  ftabrifationSDerbefferungen  abhängiger,  mirb  über  furj  ober  lang  hinfällig, 
benn  ber  Aluminiumpreis  mirb  in  unabfehbarer  3fit  au  einer  ©renjc  an- 
gelangt fein,  bei  ber  ein  3öeiterfinfen  naturgemäß  nicht  mehr  möglich  ift. 

$er  Dorjügliche  fllang  beS  Aluminiums  macht  eS  befonberS  geeignet 
für  ©locfen  unb  ^hn^^-  ^to"  Darf  für  folche  ©locfen  felbftDerftänblich 
nicht  Die  gleichen  ^formen  unb  Waffe  mählen  mie  für  Bronceglorfen,  fonbern 
muß  biefelben  ben  ßlangeigeutümlichteiten  beS  Aluminiums  anpaffen  (Barren* 
form),  ©chalenglocfen  für  eleftrifche  Cäuteroerfe  unb  ^ifchgtorfen  merben  in 
Der  ftälte  auS  Blech  gepaust,  ©timmgabeln  auS  Aluminium  eignen  fid) 
roegen  ihres  geringen  fpejififd)en  ©eroidfteS  befonberS  für  TOeffung  großer 


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ftefäroinbigfeiten,  J.  53.  HnfangSgefäroinbigfeiten  oon  ©eföoffen.  Ungeglüjter 
Wluminiumbraljt  giebt  t»or$ügliä)e  Älaöierfaiten. 

3n  f^ofge  feiner  ©tredbarfeit  läfet  fidj  Aluminium  leidster  ju  bflnnen 
ffiöfjraVn  oljne  Waljt  auSjieljen  als  $Reffing.  9lfle  au«  folgen  Otöbrdjen  ge- 
fertigten Utrnfilien  mie  SMeiflift«  unb  gebeulter,  9ü<$3$en  ic.  finb  au$ 
Aluminium  (eid)ter  ju  fertigen  unb  brausen  bann  nic$t  mefjr  befonberS  r*r« 
nidelt  $u  merben  mie  folc&e  aus  Weffing. 

gfofi  nod&  roertoofler  a(&  in  reinem  3uftanbe  ift  ba§  Aluminium  in  b*n 
Regierungen.  63  ift  ganj  überrafdjenb,  mie  fd)on  bie  geringften  3ufäfof  t»on 
Aluminium  ben  anbern  Wetaüen  einen  ©rab  ber  fteftigfeit  unb  £flrte  gebtn, 
ber  fie  meit  über  ifyren  frühem  2Öert  ergebt,  tiefer  Umftanb  ift  um  fo 
mistiger,  al§  befonberS  bei  ben  SJteffingforten  bie  Meinen  %(uminium}ufüfer 
ben  ^ßreiS  be«  9Wetafle3  nur  unerheblich  fleigern,  ja  benfelben  fogar  Derringern 
in  benjenigen  ftäflen,  in  benen  ba§  Aluminium  in  golge  feiner  fyöfyern  ftefiig' 
feit  gemattet,  bie  Seile  leichter  ju  machen.  $a3  Aluminium  übertrögt  b«i 
Regierungen  f«$on  in  ganj  geringen  3uf<ty*n  feine  SBeftänbigfeit  gegen  ben 
ßinfluB  ber  Atmosphäre,  be«  Söaffer«,  ber  Säure  jc,  giebt  ihnen  prächtige 
Horben  unb  erteilt  ihnen  aufeerbem  nod)  bie  mannigfoltigflen  digenfchaften, 
meldte  (einem  ber  Komponenten  für  fich  jufommen.  SoifibieAlumintum- 
bronce  ba  überall  unübertroffen,  roo  ein  TOaterial  öon  großer  ftefligfeit 
unb  $>ürte,  gepaart  mit  3äJ»gWt  unb  guter  Dehnung  oerlangt  mirb.  Un- 
erreichbar ift  bie  Wluminiumbronce  für  alle  Seile,  meldje  Ijoljem  $rud  ober 
grofeer  Äeibung  auSgefefct  finb  unb  babei  brucr>fid)er  fein  foflen.  Sie  eignet 
fid)  baljer  oorjüglid)  für  3ar)nräber,  3afmftangen,  9Wafchinenteile,  mie  Äolbfn- 
ftangen,  Sriebräber,  $ampf»  unb  Söinbteffel,  ^umpenteile,  Polben.  Ventile  ic.ic. 
33ei  ben  meiften  5Bermenbungen  ber  Aluminium -Regierungen  fpielt  bie  grofee 
SöiberftanbSfäbigleit  gegen  Ojöbation  eine  $>auptroüY  «fle  TOafa)inenteile, 
melaV  in  feuchten  Räumen,  mie  in  JBergmerfen,  Salinen  u.  f.  m.  aufgefteflt 
finb,  foflten  in  ihren  mistigeren  Seilen  au«  Aluminiumbronce  gefertig»  fein, 
ebenfo  $rahtfeile  für  Srüden  unb  Seilbahnen;  flefchläge,  meldte  SBinb  unb 
SÖetter  au«gefe$t  finb.  — 

$)iefe  oorjüglichen  6igenfa>aften  ber  Wluminiumlegierungen,  tt)re  gefügfeit 
bei  fonfi  nie  erreichter  Dehnung,  ihre  §ärte,  ihre  aflgemeine  2Biberftonb§* 
fähigfeit,  ihre  Dorjüglic^e  53earbeitbarfeit  bei  ben  oerfctyebenfien  Temperaturen, 
ihre  (Slafiijilät  unb  ihre  prächtige  garbe  bieten  fidjere  Garantie  bafür,  bajj 
biefelben,  menn  erft  mehr  betannt,  eine  grofee  Äofle  in  ber  Sechnil  fpirlrn 
roerben. 

So  mirb  ba«  Aluminium,  roelche«  auf  ber  (Srbe  quauiitatio  ba«  Der* 
breitetfte  3Retaü  ift,  auch  burch  bie  (Srfinbungen  be«  menfct)lidr>cu  ©eifte»  auf 
faft  aflen  (Gebieten  ber  ^nbuflrie  feine  reichfte  35ermenbung  finben.  ©(aubtf 


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-    463  — 


man  anfänglich,  ba*  neue  Wetafl  roerbe  ba§  (gifen,  ftupfer  unb  Uleffinfl 
berbrängen,  fo  feljen  wir  jefct  ba*  Aluminium  gleicbfam  £)anb  in  $anb  mit 
biefen  bret  Wetallen  ben  Siegedlauf  burch  bie  5Öelt  antreten.  Die  Der* 
meintlia)en  Ronfurrenten  fehen  mir  mit  einanber  im  innigen  JBunbe,  inbem 
fie  gegenfeitig  geeignet  ftnb,  ihre  (Sigenfchaften  ju  berboflfommnen  unb  ihre 
53ebeutung  noch  511  heben.  Da*  Aluminium,  welche*  fa)on  al*  fotdfje*  59ead)tung 
berbient,  nimmt  baljer  auch  Anteil  an  ber  materiellen  unb  ibealen  SBebeutung  ber 
Übrigen  Die  tafle.  Unb  mit  9?ed)t  bürfen  mir  biefe  (Srrungeufcbaft  meuf  glichen 
t£leifje*  al«  eine  ber  gröfeten  unfere*  3ahrt)unbert*  auf  bem  ©ebiete  ber 
Sleftrijität  unb  (Shemie  betrauten. 


SBon  einem  Sekret  au*  SBaUi*. 
(©djlufe.) 

2Bir  gelangen  nun  jum  brittroichtigften  $aftor  ber  Sdjulbilbung  unb  ($r* 
Sie^ung,  nämlich  jum  Sehr  er. 

Stellen  mir  un*  bie  ftrage,  ma*  ijl  beim  eigentlich  ein  Öehrer?  Unb 
bie  ungefähre fcntmort  tautet:  Ginßetjrer  ijt  fein  ©erber,  fein  Spengler  u.  bgl., 
er  if»  8et)rer,  b.  f>.  Bilbner  be*  Wenfct)en,  ber  ßrone  in  ber  Schöpfung  ©otte*. 
dr  ift  fomit  ba*  Berfjeug,  rooburch  bie  menfchliche  ^fto"5*  gebitbet,  bie  Quelle, 
welcher  ber  Wenfcb,  einft  feine  flenntniffe  unb  feinen  guten  ßcben*manbel  in 
^Bereinigung  mit  ben  Altern  unb  ben  unterftü&enben  93orgefefcten  geiftlichen  unb 
weltlichen  Stanbe*  ju  berbanfen  bot.  §r  bebarf  baher  befonberer  geiftiger  unb 
förderlicher,  fokaler  unb  fittlicher  Sigenfchaften.  Gr  bebarf  ber  Äenntniffe  unb 
bfr  ©abe  ber  Wittttuina.  famt  einer  außergewöhnlichen  Portion  ©ebulb.  Gin 
Sehr«  faß  fi<h  femer*  gut  unb  mufterhaft  aufführen ;  ba*  bedangen  bon  ihm 
©efefc  unb  Vernunft.  6r  foü*  feinen  Wut,  feinen  Gifer,  feine  Eebutfamfeit, 
fein  tattoofle*  benehmen  nach  afl*n  Dichtungen  ju  berboppeln  fua>n ;  bcnn  bie 
ihm  Übertragenen  Verpflichtungen  haben  einen  hohen  unb  cblen  3roed  unb  be- 
leuchten mürbebofl  ba*  ihm  aufgeteilte  Diplom.  3nbem  ich  hier  aber  bou 
b«r  SBichtigleit  unb  ben  Pflichten  be*  ßebrer*  rebe,  erlaube  man  mir  auch 
bon  ben  Wittein  ju  fprechen,  beren  ber  Seljrer  bebarf,  um  al*  folcher  auf- 
treten unb  mirfen  ju  fönnen.  6«  giebt  beren  borjüglicb,  brei.  1.  ftinan«' 
jielle:  ©eringe  53e|olbung  berurfacht:  3Bibertoiflen,  Wismut  unb  Unjufrie* 
benbeit.  3ft  ja  jeber  Arbeiter  feines  Sohne*  mert,  um  fo  mehr  ber  Seljrer, 
beffen  Stanb  ihm  feine  folibe  ©efunbheit  unb  (ein  lange*  Seben  berfpricht. 
Durch  fdjlechte  SBefolbung  mufe  fich  ber  ßehrer  nicht  feiten  JBefchäftigungen  un* 
terjieljen,  um  fein  WuSfommen  ju  ermöglichen,  melche  fein  ftnfehen  fdjroächen, 
Kleiber  tragen,  melche  für  einen  Seljrer  nicht  paffen,  fi<h  ©efeüfchaften 


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entziehen,  )u  bencn  [eint  ©egenroart  eigentlich  gehörte.  Sr  mufj  fobann 
2.  feine  ftenntniffe  immer  mehr  $u  erweitern  fuchen,  et  bebarf  alfo  ber  Selbft- 
auSbilbung.  $)aju  muß  er  aber  3"t  haben,  unb  um  3*it  J"  geroinnen,  mufj 
er  feine  ^äuSlic^en  Arbeiten  roenigftenS  teilroeife  burch  anbere  berridjten  (äffen. 
Sin  Sefjrer,  nun  im  ^Beft^c  beS  befinitiben  patentes,  ber  fidt)  ba  fo  leitet  ben 
rofigen  Hoffnungen  ^ingiebt,  für  feinen  Stanb  nun  genug  ftenntnifje  ju  be* 
fifcen,  roirb  nur  aflju  früt)  erfahren  müffen,  bafe  er  gar  feljr  im  3rrtuine  ge* 
roefen.  Sin  ßehrer  bebarf  3.  ber  geizigen  Aufmunterung.  9lid)t  roahr, 
ein  treuer,  baS  nicht  Don  3fM  5U  3fil  roieber  nufgefc^euert  roirb,  erlifdjt,  unb 
roenn  eS  aud)  in  SD1? itte  beS  bejten  $rennftoffe§  fich  befinbet.  60  ift  eS  auch 
mit  einem  Cehrer.  (5r  lebt  ba  fo  int  alltäglichen  2Beltgetümme(.  Sinen  Xag 
gebt  e§  gut,  ben  anbern  roieber  etroaS  fd)lechter ;  über  feine  Pflichten  unb  bie 
3öichtigfeit  feines  Berufes  fjört  er  auch  nur  feiten  mehr  fprecljen,  roirb  er  nicht 
mehr  aufgemuntert.  Mitunter  fefct  er  fict)  ba  auch  fo  ein  Söürmchen  in  ben 
ßopf,  baS  ihn  benfelben  b,ö^er  tragen  macht  als  er  eigentlich  geroadjfen  ift. 
ftummrr  unb  Sorgen  Hab  mehr  ober  minber  feine  alltäglichen  Sefudjer,  be« 
fonberS,  roenn  er  fich  auch  fo  ein  SujuSmöbel  Don  einer  Hausfrau  berfchafft, 
roelche  ihm  fleißig  Dier  mal  per  2öodje  über  £au$mängel  unb  AnftanbSbe^ 
bürfniffe  WiffionSprebigten  halt.  Jhity  mancher  ßefjrer  oergifjt  bann  aflmählig 
feine  Richten,  f«n*  Äenntniffe  fdmnnben  unb  er  ift  bann  mitunter,  mit  einem 
SBorte  gefagt,  nicht  mehr  baS,  roaS  er  eigentlich  fein  foflte;  fyllt  ja  ba«  fdnoarje 
Äleib  niä)t  immer  alles  aus.  ^Manchmal  ift  ba  etroa  fo  ein  ftnopftod}  etroaS 
ju  grofc  unb  $u  roeit,  unb  ba  fann  fich  mitunter  auch  fefjr  leidn"  etroaS  hinein* 
fchleichen,  baS  auch  nicht  grab  fo  recht  in  bie  Schule  pafet. 

«ediere  ber  Öehrer  ben  Wut  alfo  nicht.  3ft  baS  Schulhalten  nic^t  feiten 
mit  bem  fchmärjeften  Unbanfe  berbittcrt;  ift  ber  Sehrer  auch  mandjmal  bie 
3ielfa)eibe  aller  Grobheiten,  fo  bafi  oft  felbft  ber  le&te  Schubnagel  bom  Äofte 
ber  SJerleumbung  unb  Shrabfchneibung  nicht  unbefubelt  bleibt;  roohlan,  tljue 
er  fein  Mögliches  für  bie  liebe  3ugenb.  ©ebet  roirb  ihm  baS  Schidfal  leichter 
machen,  unb  immer  bauert  eS  nicht,  fo  roirb  bann  auch  für  tön  enblich  borf) 
ein  Sag  ber  ftreuben  bämmern.  Unterbeffen  finb  ftrömmigfeit,  Demut,  3urücf« 
gejogenheit  unb  SelbftauSbilbung  bie  fünften  tilgenden,  bie  er  üben  fann. 

Sin  bierter  ftaftor  in  ber  Srjieljung  unb  33ilbung  ber  3fugenb  bilbet 
enblich  bie  Schultommiffion. 

3n  jeber  ©emeinbe  befteht  ein  ScfmlauSfchufj  bon  brei  bis  fünf  W\t* 
gliedern;  biefe  hoben  über  Angelegenheiten  ber  Schule  ihrer  ©emeinbe  ju 
forgen  unb  ju  berfügen,  beren  (Bang  unb  ^fortfchritt  311  prüfen  unb  ju  biefem 
3roecfe  roenigfienS  einmal  beS  9)tonatS  bie  Schule  ju  befuchen.  Sie  foOen 
überroachen  "bie  Aufführung  beS  2eljrerS  unb  ber  Schüler  im  allgemeinen; 
fie  foOen  überroachen  baS  benehmen  ber  Sltern  bei  ihren  Pinbern  unb  gegen» 


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über  ber  Schule  unb  bem  Setter ;  fle  foflen  darüber  machen,  ba&  ©chulgefclj 
unb  €><hulreglement  beobachtet  unb  oofljogen  werben.  $)ie  2Ritglieber  eines 
S^iilouSi^une*  müffen  baher  folgenbe  ßigenfchaften  unb  ^ä^tgteiten  befifcen ; 
fte  itiüffctt  fein:  unabhängig,  felbftänbig,  c^araftfrfefl,  unparteiifch  unb  bon 
9tatur  aus  ^freunbf  beS  ßetjrerS  unb  ber  3ugmb.  Sie  mtiffen  baS  @(fuil« 
gefefc  fennen  unb  felbft  eine  gute,  folibe  Schulbildung  genoffen  haben.  Ober, 
frage  ich,  nie  foflen  fie  benn  2eb,rer  unb  Schule  übermachen,  infbijieren  unb 
richtig  beurteilen  unb  leiten  fömten,  wenn  fte  nicf)t  einmal  fähig  fmb,  fta) 
felbft  ju  leiten?  Ober  wenn  fte  fdwn  bon  9tatur  aus  nicht  greunbe  beS 
Ce^rer§,  ber  Säurt*  ober  ber  3mgenb  finb?  ^fjäten  aber  ßinber,  (Sltern  unb 
Serjrer  immer  ihre  Pflichten,  aisbann  mären  bie  Scbultommifftonen  überflüffig, 
unb  eS  tönnte  nur  bann  unb  mann  ber  ljo$m.  $>r.  Pfarrer  in  ber  Schule 
fo  rec^t  gerne  gefeljen  merben,  meil  er  gewöhnlich  nur  fo  leidste  ^fragen  fteflt 
unb  bann  recht  ^übfc^e  SBilbchen  austeilt,  $a  eS  aber  nun  einmal  in  ber 
9tatur  des  ftinbeS  ba  brinnen  §od\,  unartig,  faul,  meifterloS  unb  miber» 
fpenftig  ju  fein  unb  bem  Lehrer  ben  ©erjorfam  furjweg  aufständen;  ba  eS 
oft  ungebilbeter  unb  befonberS  hölbgebilbeter  Altern  Gebrauch  ift,  ihre  Söhne 
unb  $öchterlein  gegen  alle  Schulorbnung  ju  öerteibigeu,  unb  ba  auch  manches 
Sehrperfonal  mitunter  faul,  träge  unb  unoorfict)tig  mirb  in  Ausübung  feiner 
Pflichten,  fo  mufe  notroenbigerroeife  eine  folche  ßommiffion  beftehen,  um  folchen 
Übelftänben  möglichft  dorjubeugen  burch  Bestrafung  beS  UngeljorfamS  ber 
ßinber  unb  beren  nachläffigen  Altern,  fomie  burch  3""$tawfunfl  «nb 
öäterliche  Ermahnung  beS  fiehrberfonalS  felbft.  (Sine  gute  ©ajulfornmiffion 
ift  alfo  auch  ft«  bon  h&#em  SBerte.  Sie  mirb  behutfam  fein  in  ber  93)or)I 
beS  fiehrperfonalS ;  fie  mirb  beffen  gleiß  unb  @ifer  $u  mürbigen  unb  feine 
Euftorität  in  jeglichem  ftafle  511  fcr)ä&en  miffen;  fie  mirb  eS  nicht  unterlaffen, 
ba«  2er)tberfonal  $u  oerteibigen  ober  in  Siebe  311  ermahnen,  unb  anfällige 
SäMberfefclicbJeit  ber  ftinber  unb  beren  ßltern  ju  beftrafen.  fluch  bei  ber 
3Öahl  einer  Sdnilfommiffion  foflte  man  nur  borfirhtig  ju  SBerfe  gehen,  benn 
eS  giebt  fomoht  im  meltlichen  als  geiftlichen  Stande  ^erfönlichfeiten,  melche 
baS  3*UQ  Ju  borfichtigen  SchultommiffionSinitgliebern  leiber  nicht  an  fich 
haben,  erflere  gewöhnlich  auS  Langel  an  Äenntniffen  unb  Abgang  an  Selbft« 
bilbung,  lefctere  aber  aus  Abgang  ber  baju  erforberlichen  ßigenfchaften. 

SBenn  baher  ein  Sct)ulinfpeltor  finbet,  bafe  biefeS  ober  jenes  Sttitglieb 
be$  SchulauSfdmffeS  für  feine  Stellung  auS  einem  ober  bem  anbern  förunbe 
nicht  gemaajfen  ift,  fo  foflte  er  biefe  Äommiffiou  ohne  9tücfficr)t  auf  Stanb 
ober  IBermanbtfchaft  ju  einer  Umänderung  oerpflichten. 

3Die  mir  aber  nun  gefehen,  fehlt  es  noch  mehr  ober  minber  an  allen, 
welche  an  ber  Bildung  ber  3ugenb  befchäftigt  finb,  unb  (aum  einen  lann  eS 
geben,  ber  fagen  lönnte,  bafe  er  nicht  noa)  gerabe  etroaS  mehr  für  bie  Sa)ule 


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-    466  - 


tfjim  fönnte.  Mfo:  Jcmber,  Altern,  Set)rer  unb  Scr)iilfominiffionen,  mir  aOe 
müffen  und  Don  neuem  aufraffen  unb  mit  frif$em  2Rute  Doranfieuern.  baju 
Derrjelfen  und  nod)  folgenbe  Wittel: 

1.  ftür  <$ltern  öfteres  93eröffentlid)en  beS  SdjiilgefefyeS.  2Doju  Sdjuh 
Derorbmtngtn  unb  9ieg(emente  fdnoarj  auf  meift  in  ©djränfen  unb  Sdjublaben 
aufberoafjren,  toenti  baS  5öolf  fie  nidu"  fennt?  ferner«,  ^keb  igten  bei  ^Beginn 
be§  SdjuljaljreS  über  bie  2Bid)tigfeit  unb  9totroenbigfeit  ber  S$ulbilbung, 
über  bie  ^[lictjten  ber  ©ct)ulfinber  unb  bereu  @(teru  gegenüber  ber  ©c^ule 
unb  bereit  ^Borgefrhten  unb  umgefetjrt.  Xa  roirb  beim  Seginn  ber  ©ajule 
Ijöi^ftenS  Dertünbet,  bafe  an  bem  unb  beut  $age  bann  bie  ©dmle  beginne, 
bafe  bann  afle  ©djulfinber  fleißig  erfreuten  foflen,  unb  bajj  bann  au<$  bie 
ßtjriftenleljre  anfange,  unb  mit  biefer  SJerfünbung  foflen  bann  bie  armen 
TOtterd>en  afle«  roiffen,  roaS  für  ^flict)ten  fi*  ber  Sd)ule  unb  bem  Setjrer' 
perfonal  gegenüber  t)aben.  3n  einem  Wrtifel  ber  „^Jäbag.  ©lätter"  au«  ben 
fdnonjerifa)en  SanbratSprotofoflen  Don  1741  tefen  mir  folgenbeS:  „€S  wirb 
baS  9ttanbat  megen  ber  3ugenb  Dom  3at)re  1636  abgdefen,  eS  fofl  baSfelbe 
mieber  überall  auSgefünbet  unb  bic  Herren  ©*iftücr)en  erinnert  werben,  be? 
megen  ju  prebigen  unb  eitern  unb  ©djulfommiffionen  unb  @$ulmeifier  an 
bie  Erfüllung  ijjrer  ^fliajten  unb  ben  Wufcen  unb  bie  WotroenDigteit  ber 
©ajule  ui  erinnern  u.  f.  ro."  SBenn  alfo  bie  Wotroenbigfeit,  bie  eitern  in 
^rebigten  an  ir)re  ^flid)ten  gegenüber  ber  Sdmle  unb  bem  Öefjrer  ju  erinnern, 
fd>on  Dor  150  3at)ren  fühlbar  geworben  ijt,  roo  bie  Sd)ule  nodj  nia)t, jenen 
enormen  Umfang  unb  jene  2BicbJigteit  tjatte  roie  Ijeute,  marum  foflte  biefe 
W¥  jefet  in  unfern  $agen  nict)t  nodj  Diel  fühlbarer  fein?  Blfo  ^rebigtm 
biefer  Wrt  finb  unbebingt  nottoenbig  für  bie  Altern,  um  baS  2öot)l  ber  ©djule. 
fofte  fie,  roaS  fie  mofle,  ju  beförbern. 

2.  $ür  Sefjrer  eine  finanziell  lnnreid)enbe  Unterftityung. 

3.  fVür  ©d)ulfommiffionen  unb  Sefjrer  fogen.  Setjrerejerjitien  roenigfienS 
afle  5  3at)re  bei  beginn  ber  Schule,  roo  ber  2et)rer  burä)  tüdjtige  e$ad> 
männer  mieber  an  bie  6rrjabent)eit  feines  ©tanbeS  erinnert  unb  jur  Erfüllung 
feiner  ^flidjten  aufgemuntert  mürbe.  2Benn  anrt)  bie  Witglieber  ber  ©ctjul* 
auSfctjüfje,  bie  geroötjnlicb,  mit  ben  ^flidjten  itjreS  ©tanbeS,  beffen  2öid)tigleit 
unb  Wotroenbigfeit  nidjt  befannt  finb,  Dertraut  gemalt  mürben,  mürben 
fie  ftrt)  inetjr  refpeftieren  als  bieS  bis  anrjin  Dielfad)  ber  ^fafl  gemefen; 
benn,  roer  Don  anbern  refpeftiert  merben  roifl,  ber  mufe  juerfit  fiä)  felbft 
refpeftieren.  Xiefe  (Sjerjitien  faßten  bann  obligatorifd)  fein  für  baS 
fämtlid)e  aftiDe  Cetjrperfonal  unb  bie  £>erren  ©duriräte,  roenigfienS  aus* 
naljmSloS  für  afle  ©dmlpräfibenten.  *)  Hemers  märe  uad^  fet)r  münfa^enS* 
roert,  bafe  ein  G&efefceSartitel  hefteten  mürbe,  roonad)  jebeS  ©djulftnb  fia) 

•)  Xa«  ift  \t\)X  ibeal  Qebadrt!  i9tcb.) 


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—   46?  — 

beim  BbenbangeluSläuten  unter  ©träfe  na$  $aufe  begeben  Ijätte.  2öa§ 
nü$te  eS  bein  5Renfd)en,  roenn  er  bie  ganje  Seit  geroänne,  an  feiner 
Seele  aber  fc^aben  litte,  unb  bie  liebe  3ugeub  ift  ja  boa)  alles  roert. 
(Sin  berühmter  englifcfyer  Staatsmann  tt)at  einft  in  einem  Parlamente  ben 
benMrbigen  StuSfprua):  „3fl  eS  bo$  tyunbert  mal  befjer,  ber  Staat  gebe 
metyr  (Selb  aus  für  bie  ©ilbung  [einer  Bürger,  als  bafe  er  naa^ljer  gejroungen 
ift,  um  fo  bieleS  meljr  auszugeben  für  Spitttier  unb  Strafanstalten" ;  benu 
baS  eine  frfjlirfct  baS  anbere  aus.  2Bir  leben  je&t  nia^t  metjr  in  jener  alt* 
r>elDetifct)en  3eit,  roo  bie  9Rorbluft  unb  bie  3agb  auf  Wenigen  unb  ^iere 
bie  grofce  Kode  fpielten;  jene  rud>lofe  3<it  ift  glüdlidjerroeife  borüber,  unb 
roir  leben  in  "Jagen,  roo  ©eruf  unb  9lbfid)t  unfereS  menfd)lidj)en  3)afeinS 
jene  raupen  ^aten  unb  geringen  £>anblungen  überflügeln  unb  fid)  hinauf  - 
fcfjroingen  ju  einer  fyifpm  unb  eblern  CebenSroeife,  nämli$  jur  ©Übung  unb 
SBereolung  beS  $>erjenS  unb  beS  ©eifleS.  $fle  Staaten  unfereS  geliebten 
©cbroeijerlanbeS  Ijaben,  bon  biefem  eblen  ©eifte  burd)brungen,  nac§  Umftänben 
unb  SBerljöltniffen  iljr  5ftöglia)jieS  getrau,  Schule  unb  3ugenb  auf  jenen 
Stanbpunft  $u  fteflen,  ba&  felbe  foroobl  in  förperlia>r  als  geiftiger  fiinfld^t 
ber  3ugenb  anberer  Nationen  gegenübergestellt  werben  fönnen.  98enn  eS  aber 
t>eute  no<$  ben  einen  ober  anbern  Staat  geben  foflte,  ber  eS  meljr  ober 
minber  barauf  abjeben  mürbe,  in  aflju  übertriebener  2öeife  für  materielle 
Angelegenheiten  baS  ©elb  $u  berroenben  unb  ber  EolfSfdmle  nid)t  jenen 
it)r  gebübrenben  Sßorjug  unb  bie  notroenbige  Unterftüfcung  ju  gemäßen, 
fo  märe  ba  no$  eine  gemaltige  fiürfe  in  bem  ©ereblungSgebäube  beS  fcrnuei» 
jerifa>tonferbattoen  ©ereblungSfinneS ! 

Serroenben  mir  uns  alfo  für  baS  2Boljl  ber  3ugenb,  für  ben  SRenfa>n, 
für  ben  ja  alles  gemalt  ift  unb  ber  fa>n  baburd)  bor  allen  übrigen  ©e» 
fööpfen  ben  93or$ug  uerbient.  2öer  bie  3ugenb  bot,  ber  bot  bie  3ufunft. 
SBaterlanb  unb  $ugenb,  fie  finb  ausgegangen  Don  einem  böbern  SÖefen ;  ergeben 
mir  fie  nad>  bem  ©eifte  biefeS  SöefenS  für  ©ott  unb  ©aterlanb  bwa)  eine 
gute,  djrijtliaV  ©olfsfcbule,  unb  alle,  meldte  baran  arbeiten:  Staatsmänner, 
SBorgefefcte,  ^riefter,  2er)rer  unb  eitern  baben  fid)  bann  ein  unerme&lid)  jmS* 
bareS  Kapital  angelegt  für  fi(b  unb  iljre  Wacbfommenfcbaft  aufs  2Bieberfinben 
einft  im  4*imatlanbe  beS  eroigen  ©lüdeS.  (TOg.) 


(H.  B.) 

8. 

<J)ie  SBolfS»,  Seal-  unb  ©bmnafialft^ulen  müffen  bor  ädern  (SrjicbungS* 
faulen  fein,  bürfen  nid)t  nur  t$äd)er  lebren,  fonbern  müffen  bor  allem  er« 
}ieberif(b  roirfen,  b.  i.  bie  Snbibibualität  beS  3bgüngS  aOfeitig  b*ben.  $a= 


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468 


f>er  bürfen  Die  Öeljrer  fi<$  ni<^t  als  ftatytfyttT  betrauten,  fonbmt  fie  mfiffen 
burth  baS  ftaä,  ba«  fu  erteilen,  üor  allem  erjieben.  erhabener  unb  fegen«* 
reia>r  ift  bie  Aufgabe  be«  GrjieljungSlehrerS  als  bie  be«  gadjlehrer«.  Die 
Saajfctiule  fofl  erft  auftreten,  wenn  bie  6rjieljungSfd}ule  i$re  Aufgabe  gelöst 
f>at,  roenn  alfo  eine  fefle  ©runblage  für  bie  Mgemein«  unb  (Sbarafterbilbung 
gelegt  ift;  aber  audj  bann  mu&  ber  Sefrer  in  feinem  gaaV  unb  bur<$  ba«* 
felbe  an  ber  93oflenbung  unb  SBeröoOfominnung  beS  (SbarafterS  be«  3öglingS 
arbeiten.  (Srjieljung  fann  batjer  nie  ganj  t>om  Unterrichte  getrennt  werben. 
Unfere  ^ö^ern  Schule  roirfen  gerabe  Deshalb  öielfach  fo  wenig  erjieherifch, 
weil  bie  einzelnen  Sehrer  ju  einfeitig  nur  bie  Mitteilung  ber  ftachfenntniffe 
betonen. 

9. 

S3eim  Unterrichte  mufe,  wenn  er  erjieljen  fofl,  alle«  jufammen&angen, 
afle  3n>eige  müffen  miteinanber  berbunben  fein,  um  lebenSoofl  Wirten  ju 
(önnen.  3^fpli^^ung  be«  Stoffe«  unb  ber  Seile  be«fe(ben  fann  ni$t  wahr* 
haft  bilbenben  unb  nicht  anhaltenb  erjieljenbett  (Sinflufe  ^aben.  Me  ^rdd^rr 
müffen  Daher  in  einanber  greifen  unb  dorn  gleichen  (Seifte,  Don  ber  gleiten 
Ofofinnung  befeelt  fein.  2Bo  an  einer  Schule  mehrere  ßefjrer  Wirten,  mttjlen 
fie  in  ©ejug  auf  ihre  unterrichtliche  2t)äti(]teit  eine«  (Reifte«  unb  einer 
£erjen«  fein,  baburd)  in  eine  moralifche  ^Jerfon  jufammenfliefjen.  9lur 
fo  (ann  eine  einheitliche  (Sinwirfung  auf  bie  3ö9linge  ftattfinben.  Die  innere 
Öefinnung  ift  aber  innig  Derwadjfen  mit  ber  tfonfeffion;  baher  foHen  bie 
fieljrer  ein  unb  berfelbeu  Schule  aua)  ein  unb  berfelben  ftonfeffion 
angehören. 

10. 

2Die  Derhält  fid)  ba«  Snbioibuum  jum  allgemeinen  3wed  ber  (Srjiebung, 
511  ben  3^ecfen  d.  ftamilie,  Staat  unb  ^ircbe?  £>at  bie  ©efamtheit  allein 
2Bert  ober  hat  aud)  bie  einzelne  3nbiDibualität  ihre  $ebeutung,  ihren  Selbft* 
$med?  Jpat  bie  einzelne  ^erfon  fchon  einen  2öert  an  unb  für  fia),  ober  ge* 
roinnt  fie  biejen  erft  in  ber  ©efamt&eit?  Die  ©eantroortung  biefer  Qfrage  ift 
in  unferer  3fi*  böc^fter  93ebeutung.  Der  ^eibnifa^e  Staat  unb  bie  tjeib« 
nifcbe  ^äbagogif  betrachtete  ba«  3nbiDibuum  mefentlich  a(«  Mittel  jum  ©e* 
famtjroed  unb  majj  ifmt  baher  feinen  perfönlichen  2öert  ju.  Der  heutige  Staat 
ift  auf  bem  beften  Söege,  roieber  in  biefen  alten  3rrtuin  jurüdjufaflen.  Der 
SojialiSmu«  mit  feinem  fchredlichen  flinbe,  bem  9lnarchi«mu«,  ift  in  ba«  an« 
bete  ßjtrem  geraten.  Da«  ^nbioibunm  ^at  allein  SBert  unb  barf  fich  Don 
allen  fokalen  Stauben  unb  SRüdficbten  (o«(öfen.  Da«  Ego  beliebigen  ift  fein 
bödtfte«  ©efefc.  Da«  Ghriftentum  ftebt  aua)  ba  in  ber  golbenen  Mitte.  $« 
Derteibigt  bem  $eibentum  gegenüber  bie  9ted}te  ber  3"bioibualität  unb  bem 
Sozialismus  gegenüber  bie  Stechte  ber  Sozietät,  benn  ba«  ßhriftentum  fa&t 


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-    460  - 

ben  9Jtenfdt)en  als  ein  inbidibueQeS  unb  [oktales  SBefen  $ugleidj  auf.  Ter 
5)ten|d)  hat  Sickte  uub  ^)3flid)ten  als  3nbibibuum,  meiere  ber  Staat  aalten  mujj, 
aber  and]  Strafte  unb  Pflichten  als  TOglieb  beS  Staates,  meldte  baS  3nbi* 
Dibuum  achten  muß.  So  liegt  in  ber  c^rtftttc^fn  ^(uffaffung  allein  ber  Ijar» 
monifche  Ausgleich  jroifchen  ^nbiDibualität  unb  Sozietät  unb  jebei  Wbfafl  Dom 
Gfjriftentum  führt  ju  einem  ber  beiben  (Sjtremen,  inbem  ba(b  bie  inbiüibueQe, 
balb  bie  fokale  Sfite  im  Wenfchen  $u  ftart  betont  wirb. 


Sern.  $en  21.  3uli  fanb  in  ber  93unbeSj!abt  bie  Seerbigung  beS  am 
8.  3uli  jo  tragifch  Derunglüdten  SöunbeSrateS  Dr.  Sehen!  ftatt.  6«  mar  eine 
großartige  Totenfeier,  tute  Sern  mohl  noch  menige  gefehen.  ©eboren  1823 
tourbe  Schenf  1846  ^farroifar  in  Sdjüpfen,  bann  1847  Pfarrer  in  fiauben 
unb  1850  in  Sdjüpfen,  1855  SRegierungSrat  beS  ftantonS  Sern  unb  feit 
1865  3Kitglieb  beS  SBunbeSrateS.  93ierjig  3af)re  lang  ftanb  er  alfo  in  Staats- 
bienften.  3n  ben  Sßorbergrunb  trat  er  befonberS  burch  feine  SchulDorlagen, 
Don  benen  bie  erfte  mit  raffen  Stritten  ber  fogen.  SunbeSfdjule  entgegenging, 
mährenb  bie  le&te,  melche  bie  eibgenöffifchen  Mit  noch  nicht  Derlaffen  hat, 
fich  mit  einer  SunbeSfuboention  für  baS  ^rimarfchulmefen  ber  ßantone  be» 
gnügen  will.  Tic  Anhänger  ber  SunbeSfchule  haben  in  Dr.  Sehen!  ihren 
treueren  unb  mutigften  ^nljrot  Oerloren  unb  trauern  bat)er  mit  Öted)t  an 
feinem  ©rabe.  $)ie  ©eguer  berfelben  aber  miffen,  bafe  bie  3bee  ber  33unbeS« 
fchule  in  jatjlreichen  unb  mächtigen  Greifen  noch  fortlebt  unb  baß  anbere 
Männer  auftreten  werben,  welche  fie  mit  gleicher  Unerf^roden^eit  oerfethten, 
n>ie  Dr.  Sehen!  fei.  Sie  werben  bafyer  ber  ßntwidlung  ber  Schulfrage  mit 
Wufmerffamfeit  folgen  unb  ju  gleicher  3"*  hu  4>oulc  QU"e  Qeipigen  unb 
materieflen  Prüfte  aufbieten,  um  bem  fantonalen  Schulmefen  immer  met)r 
aufzuhelfen.  Tsafe  Dr.  Sebent  ein  mariner  Sdml»  unb  Cehrerfreunb  mar, 
ift  befannt;  mögen  bie  tatholifchen  Staatsmänner  unb  iöefjörbrn  oon  ilmi 
lernen,  mit  Äraft  unb  ^JJiut  unb  unermüblicher  SluSbauer  baS  Sdmlmefen 
,u  heben,  lofte  eS,  maS  eS  roofle.  SGBenn  ba  unb  bort  für  bie  Schule  mehr 
gefchälje,  mürbe  manche  Älage  oerftummen  unb  monier  Cehrer  unb  Schul- 
freunb  roeniger  bunbeSfchulfreunblich  gefinnt  fein.  — 

S3afd.  55er  ©r.  9?at  erliefe  ein  ©efefc  über  bie  Jfteinlinberfdmlen,  baS 
nic^t  unbeutlid)  feine  Spifce  gegen  bie  ^ßrioatfinberanftalten  rietet.  Seine 
£)auptbeftimmungen  lauten: 

55er  Staat  errietet  entfpredjenb  bem  JBfbürfniS  Äleinfinberanftalten,  in 
rodeten  Äinber  im  Dorfchulpflichtigen  Hilter  auf  naturgemäße  unb  rationelle 
2öeije  erlogen  unb  befchäftigt  merben. 

$ie  ftaatliajen  Älei nli n ber anft alten  finb  bem  (SrjiehungSbeparte- 
ment  unterfteOt. 

3ur  Leitung  berfelben  mirb  eine  ßommiffion  beftellt,  welche  Dom  9ie* 
gierungSrat  auf  eine  WmtSbauer  Don  brei  fahren  gemault  mirb. 

3ur  TOroirluug  lönnen  überbieS  für  bie  einzelnen  Wnflalten  burd)  bie 
flommiffton  ftrauenlomiteS  Don  brei  bis  fünf  SJtitgliebern  ernannt  »erben. 


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—    470  - 


Der  Sefucf)  ber  ftaatliä)en  ftleinfinberanflaften  ifl  freiwillig  unb  unent- 
geltlich Slufgeuommen  werben  im  fttefigen  tfanton  mo&nrjafte,  bilbungSfä&ige 
fliuber  Dom  jurüdgelegten  britten  SUterSjatyr  bis  jum  gintritt  in  bie  Primat» 
fajule. 

6rjie!)ungSmittel  unb  SBefdfoäftigungSgegenftänbe  fmb  folgende:  (Stil- 
lungen, iilnföauung  unb  öefprea)ung  Don  ©egenftänben  unb  Silbern,  Sprecj* 
Übungen,  einfache  $)anbarbeiten,  Spiel  unb  ©efang. 

Qfür  jebe  Abteilung  wirb  eine  Öeljreriit  angefteflt;  wenn  bie  fttnberjafy 
40  bauernb  überfteigt,  jo  wirb  ber  Severin  burd>  bie  ftommiffion  eine  ©e* 
Ijilfin  beigegeben  ober  es  wirb  eine  neue  Abteilung  ober  Tlnftalt  errietet 

Sämtliche  Soften  ber  ftaatlidjen  ffleinlinberanfialten  »erben  Dom  Staate 
getragen. 

Die  ^njpeftion  wirb  burct)  ben  @rjiefmng8rat  einem  Setjrer  ober  einer 
Severin  an  ben  öffentlichen  Sct)ulen  ober  einem  aubern  ftad)mann  übertragen. 

3m  IBebürfnidfaOe  tann  ein  befonberer  3ufpeftor  ober  eine  3nfpeftorin 
ernannt  toerben,  mit  einer  jährlichen  JBefolbung  Don  ftr.  3000—5000. 

Die  Seherinnen  unb  ©ehilfinnen  müffen  fi<h  über  eine  genügende  93or- 
bilbung  unb  Befähigung  für  trjren  Beruf  auSmeifen  tonnen. 

Die  Befolbung  ber  Seherinnen  beträgt  #r.  1500  bis  2000,  biejenige 
ber  ©ehilfinnen  $r.  1000  bis  1500  für  baS  3a&r. 

Die  Wufficht  über  bie  prioaten  &(einfinberanj)a(ten  wirb  ber 
#ommiffion  ber  ftaatlichen  ßleinfinberanftalten  übertragen. 

3ur  (Srrichtung  einer  prioaten  ftleintinberanftalt  bebarf  eS  ber  Bemifli- 
gung  beS  SrjiefjungSrateS. 

Die  Bewilligung  ift  au  folgenbe  Bebingungen  getnüpft:  Die  Seherinnen 
müffen  fidj  über  eine  genügenbe  Borbilbung  unb  Befähigung  für  ihren  Be« 
ruf  auSweifen  fönuen.  Die  Äinber  bürfen  nur  in  einer  ihrem  9Uter  ent» 
fprea^enben  SBeife  erlogen  unb  befchäftigt  toerben.  Senn  bie  #inber$at)l 
einer  Abteilung  40  bauernb  überfteigt,  fo  mujj  ber  Severin  eine  ©efjilfin 
beigegeben  ober  eine  neue  Abteilung  gebilbet  werben.  Die  betreffenben  So» 
f alitäten  müffen  ben  Dom  (SrjiefjungSrat  aufjufleflenben  fanitarifaVn  Bor» 
fünften  entfprechen.  Die  Seiter  ber  prioaten  tfleinfinberanftalten  erflatten 
über  beren  ©ang  ber  ftommiffion  ber  ftaatlichen  Äleinfinberanftalten  §u 
£anben  beS  (SrjiehungSrateS  jählichen  Bericht. 

^ßrioate  Äleinfinberanftalten  fönuen  Dom  Staate  Beiträge  erhalten,  fo* 
fern  fie  auf  Erhebung  beS  SdjulgelbeS  Oermten  unb  it>re  Seherinnen  mit 
toenigjtenS      1000  für  baS  3al)r  befolben. 

^kioate  Äleinfinberanftalten,  beren  Seiter  fi<h  roeigem,  ben  oorftehenben 
Beftimmungen  ober  gefe&licl)  berechtigten  Söeifungen  ber  Schulbeljörben  nach- 
kommen, fönnen  Dom  SRegierungSrat  auf  Antrag  beS  SrjiehungSrateS  auf- 
gehoben werben. 

3ur  Ofottfühung  Don  prioaten  Äleintinberanftalten ,  welche  bei  6rlafe 
biefeS  ©efe£e8  bereits  befielen,  bebarf  eS  ber  Bewilligung  beS  SrjiehnngSrateS. 

(^ranbünbcn.  3n  Sörufto  ejiftiert  eine  öffentliche  (att)ol.  OrtSfchule  unb 
baneben  eine  eDaitgelifche  ^ßrioatfdmle.  Einige  proteftantifdje  Bewohner  Don 
Brufio  oerlangten  nun  tro^bem  Aufnahme  ihrer  Äinber  in  bie  latljol.  Schule, 
was  jeboa)  bie  lathol.  Scljulbehörbe  nicht  $ugab.   Sie  returrierten  nun  an 


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bie  Regierung,  bie  ben  (Sntjrfjeib  ber  ©djulbffjörbe  betätigte.  (Sin  SieturS 
an  ben  39unbe£rat  Ijatte  beffern  (Srfolg,  benn  ber  (entere  gab  mit  aQen  gegen 
eine  ©timme  (Diejenige  beS  #rn  SBunbeSpräfibenten  SmP)  °eu  Äeflamanten 
mit  Berufung  auf  §  27  ber  SunbeSberfaffung  recfy.  — 

—  3n  Difentiö  fd>loB  bie  Seljr«  unb  (SrjietmngSanflalt  beS  ÄloflerS 
it)ren  3af)re§furS  bereits  ben  12.  3uli  unb  wirb  ben  neuen  ÄurS  mieber  ben 
25.  September  beginnen.  Die  neu  aufbliifpnbe  Anflaft  Ijatte  im  Derfloffenen 
©ctyuljaljr  72  Stüter,  Don  benen  65  bem  ftt.  ©raubünben,  3  Sutern,  1  Uri, 
1  ©t.  ©allen  unb  2  bem  AuSlanbe  angehören.  12  ^ßrofeffoten  roirfen  an 
berfelben,  Don  benen  11  SRitglieber  be3  ©tifteö  finb.  Die  Anftalt  befielt 
aus  einem  SJorfurS  für  romanifa>  3ögHnge,  einer  SReal»  unb  4  ©ömnafial- 
Waffen,   pflöge  bie  Anftalt  Iräftig  machen  unb  gebeitjen.  — 

fittjetn.  2öaS  lauge  roäljrt,  mirb  enblia)  gut!  Am  25.  3uli  Der« 
fammelte  fid)  bie  ©eftion  beS  Hintes  @ntlebu$  beS  93ereinS  fatt)oL  Seljrer 
unb  ©a)ulmänner  ber  ©cftneij  in  ©a^üpffjeim.  WitglieberjabJ  46.  An» 
nxfenbe  SRitglieber  27.  Sraftanoen:  1.  ©tatutenberatung ;  2.  ffialjl  beS 
93orftanbe8  unb  beS  Delegierten;  3.  Söerfdnebeneö.  $age$präfibent  Pfarrer 
3.  SReintjarb,  Sntlebud). 

1.  Iraftanbum:  ©tatutenberatung;  Artifelroeife ,  olme  bebeutenbe  Ab- 
änberungen  wirb  ber  Sntrourf  angenommen;  ber  Delegierte  ifl  jugleia) 
offizieller  Jfortefponbent  mit  bem  53ereinSorgan.  ©efammtabftimmung :  ein» 
jlimmige  Annahme. 

2.  Sraftanbum:  2Baf>len.  Sorfa^lag:  5  Etitglieber,  3  2e$rer,  1  ©eifl- 
lid>er,  l  2aie.  Aus  jebem  SSejirl  1  Öe^rer.  Angenommen.  —  SRitglieber» 
maljl:  1.  ©el.-2er)rer  ^rojler,  Gntlebua);  2.  Celjrer  gelber,  glü&li;  3.  ßeljrer 
2ötfa>r,  Warbaa);  4.  9tot.»!Hat  ©djmib,  ©<$üpff)eim;  5.  Pfarrer  3.  Kein« 
farb  gntlebua).  ^räfibent:  Pfarrer  Meintjarb.  33t jepräfibent :  9tat.-9fat 
^dmiib.  Aftuar :  3.  Srojler.  floffier :  ßef)rer  gelber.  Gautor :  $rojler. 
Delegierter :  3-  ^rojler,  ©e!.«2ef>rer. 

3.  ^raftanbum:  93erfd)iebeneS.  Öeljrer  Adjermann,  (Sutlebua),  ben  Pfarrer 
Weinfjarb  unterftityt,  ermuntert  bie  Öeljrer  jur  ^eilnafjme  an  ben  fie^rer* 
ejerjitien.  9lat.»9tat  ©ct)mib  ermahnt  bie  TOglieber  $um  treuen  3ufammen» 
galten,  ju  eifriger  3f)ätigteit,  erfuct)t  fie#  fid)  ni$t  Don  geinben  unb  ©pöttern 
abfanden  laffen.  ^räfibent  Pfarrer  föeinljarb  banft  für  bie  Eerfaminlung, 
n>ela)e  oerrät,  bafe  man  3nteref[e  an  ber  ©aaje  Ijat.  ©tepl).  Öötfdjer  ftellt 
ben  Antrag,  jebey  ITiitglieb  foQ  barauf  bebaut  fein,  Üljrenmitglieber  ju  ge» 
roinnen,  roeldje  ber  ©eftionSfaffe  unter  bie  Arme  greifen ;  i&re  ©peuben  foflen 
ber  ©eftionSfaffe  allein  jufaOen,  ba  fie  Don  ©tatuten  rangen  fpärlia)  Dotiert 
roirb.  —  Angenommen.  —  9ta$&er  Appell;  ein  Sieb  fa^lofe  bie  Serfammlung. 
($S  maren  gemütliche  ©tunben,  biefe  eben  Derfloffenen.  *)  T. 

9ltbtt)alben.  Die  Se^r*  unb  6rjief)ung3anflalt  in  ©tanS  be« 
enbigte  ifjr  ©a)uljab,r  ben  24.  3uti  unb  mar  Don  98  Möglingen  befugt,  Don 
benen  88  bem  3nteruate  unb  10  bem  ßjtemate  angehörten.  Die  I.  ©Dm« 
nafialflaffe  mar  Don  19,  bie  II.  Don  18,  bie  III.  Don  22,  bie  IV.  Don  14, 
bie  V.  Don  13  unb  bie  VI.  Don  12  ©djülern  befuajt.  16  3öglinge  maren 

0  3n  metner  legten  Äorrcfponbcng  forrifliere  man  w§üte"  ftatt  .^ütte-,  roaö 
übriflcn*  mo\)l  jebcr  ßefer  |d)on  getljau  Ijobcn  wirb. 


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bürgerlich  t»on  ftibmatben,  19  oon  St.  ©allen,  11  Don  Aargau,  je  9  Don 
Sutern  unb  SdjwDj,  7  Don  Uri,  6  Don  Appenzell,  je  2  Don  93ern,  ©laruS, 
©raubünben,  Cbwalben  unb  2öafli8,  je  1  Don  Sfjurgau,  3"fl  un0  3"rich; 
8  waren  AuSlänber.  $)ie  ilnflalt  blüht  unter  ber  tüchtigen  Seitung  ber 
R.  l\  flapujiner  immer  mehr  auf;  fie  if!  nun  5U  einem  Doflflänbigen  fea}S* 
flaffigen  ©Dmnafium  ausgebaut  unb  mirb  gegenwärtig  Dura)  einen  neuen 
Einbau  erweitert,  teils  um  größere  Sdmlräume  ju  gewinnen,  teils  auch,  um 
noc^  me^r  3öfl""9<  «»8  Snternat  aufnehmen  ju  fönnen.  $a8  nächfte  S<$ul« 
jähr  beginnt  ben  10.  Ottober. 

Obwalben.  (3.  #orr.)  68  mirb  ben  Sefern  ber  „$öo.  591."  gewiß 
nicht  unliebfam  fein,  auch  mieber  einmal  etroaS  aud  bem  frönen  Obroalbner* 
(öubchen      oernehmen.    ^Berichte  baher  über  unfere  fiehrerfonferenjen. 

1.  Samstag,  ben  27.  Cftober  1894  Derfammelten  ftch  bie  obm.  2er)rer  in 
Alpnacht  ju  ihrer  orbentlichen  £erbftfonferenj.  Jpr.  Lehrer  #aaS  ber>anbele 
mit  feinen  Schülern  in  ber  praftifchen  ßeljrübung  baS  %tyma:  „Einführung 
in  bie  ÄenntniS  ber  Öanbtarte"  in  Dorjüglicher  2Beife.  —  Sobann  eröffnete  ber 
^räfibent  beS  SBereinS,  &r.  Sehrer  3oo8  in  Engelberg  bie  oierte  obroalbr. 
Se^rerfonf^renj  burch  eine  inhaltsreiche  Anfprache.  Er  mieS  auf  bie  fchöne 
ifjätigfeit  be*  SßereinS  in  biefer  furjen  3fü  feines  33eflel)enS  hin,  beutete  an, 
maS  in  allen  ftantonen  für  Hebung  beS  SBolffchulmefenS  gethan  werbe  unb  hob 
einige  wefentliche  2Jcängel  h«oor,  bie  unferer  blühenben  obwalbr.  93olf5f<hule  nod) 
anhaften.  Er  nennt  in  erfter  Sinie  bie  SJernachläffigung  beS  ©efangeS.  Es 
füllten  nicht  blofe  auf  ben  obern  Stufen  einige  Sieber  eingebrillt,  fonbern  frfjon 
Don  ber  erften  ßtaffe  an  Stimme  unb  ©efjör  gebilbet  werben.  Ein  fchöner 
©efang  fei  fo  fehr  geeignet,  baS  ©emüt  beS  ÄinbeS  ju  bilben  unb  ber 
Verrohung  entgegen  $u  arbeiten. 

3m  weitern  wirb  bie  fchwache  Seite  beS  AuffafcunterrichteS  betont,  wie 
bieS  bie  Seiflungen  ber  SRefruten  bewiefen. 

#err  Seljrer  Siötheli  in  Sarnen  behanbelt  nun  in  feinem  DortreffIia>n 
9?eferat  ben  „Auffa&  in  ber  SJolfSfchute."  Söarum  bie  Auffäfce  fo  „mager" 
ausfallen,  führt  er  auf  brei  ftaftoren  jurüd. 

1.  $>er  Violett  fpielt  in  ben  obern  Klaffen  eine  ju  grofee  Rolle,  $em 
fchriftbeutfchen  SprachauSbrud  mufe  fowohl  bon  Seite  beS  SetjrerS  als 
ber  Schüler  Diel  mehr  Aufmertfamfeit  gefchenlt  werben,  benn  nur  t)\tx* 
burch  lönnen  lefctere  Sprachgewanbtheit  erlangen. 

2.  ES  wirb  ju  wenig  barauf  gebrungen,  bafe  bie  Schüler  baS  ©elefene 
richtig  Derftehen  unb  mit  eigenen  ©orten  mieberjugeben  wiffen.  $>ie 
ßinber  lefen  ju  wenig,  bcnn  gute  Sefer  finb  in  ber  9tegel  gute  Auffafc* 
|d)reiber.   *Dcan  ruft  baher  ben  3ugenbbibliothefen. 

3.  $)ie  ^h^wate  finb  oft  ben  Einlagen  unb  bem  ©efichtSfreiS  ber  Kinber 
ju  wenig  angepaßt,  Wicht  ade  ©efchäftSauffäfce  unb  Briefe  paffen  in 
bie  SBolfSfchule  hinein. 

$er  Korreferent  $r.  fiehrer  ganger  in  Sarnen  trat  in  feiner  ebenfalls 
üorjüglichen  Arbeit  biefen  Ausführungen  bei  unb  fügte  hin*«,  bafe  auch  bie 
Schulbücher,  ba  boch  bie  Auffäfce  in  ber  £>auptfache  bem  ßefeftoff  berfelben 
entnommen  werben  füllten,  jum  Seil  unjmedmätiige  Aufgaben  enthalten  unb 
in  Söejug  auf  föechtfchreibung  nicht  übereinftimmen. 


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-    473  - 


3n  ber  folgenben  lebjrreid)en  diSfuffion  mar  man  mit  beiben  Referenten 
boflftiinbia,  einDerftauben,  bemerfte  nod)  nebft  anberm,  es  möd)fe  ber  fc^rif t* 
beutle  ©prad)gebraud)  aud)  Don  „Oben"  unb  befonberS  bei  ben  Prüfungen 
angtroenbet  merben. 

£<rr  2et)rer  ganger,  ber  delegierte  ber  ©eftion  Obmalben,  erßattete 
turjen  ©erid)t  über  ben  gelungenen  Verlauf  ber  Serfammlung  !att)ot.  ße^rer 
unb  ©d)ulmänner  in  ©urfee. 

daS  Komitee  mürbe,  nad)bem  eine  ÄeDifion  ber  Statuten  befd)loffen, 
einftimmig  bestätigt  in  ben  $erren  3ooS  als  ^räfibent,  töötljeli  als  Äaffier 
unb  53uct|er  Don  ©ad)feln  als  ^tftuar. 

?Jad)bem  nod)  Derfd)iebene  Angelegenheiten  erlebigt,  forberte  aud)  ber  klagen 
feine  fted)te.  Beim  gemütlid)en  Steile  beehrte  ipr.  ©d)ulinfpettor  ^3fr.  Omliu 
bie  SJerfammlung  burd)  feine  Wnmefenljeit.  2lm  ©d)luffe  feiner  trefflidjen 
2;ifd)rebe  liefe  er  baS  gute  (5inDemer}men  $roifd)en  ©eiftlid)feit  unb  2efjrerfd)aft 
fyodjleben.  ©obann  toaftierte  £)err  3ooS  auf  baS  innige  3utammenmir!en 
Don  Kopf  unb  (Bliebern  b.  t).  beS  SnfpeftorateS  mit  ben  Sefyrern.  AIS 
5rüljling8fonfereu$ort  mürbe  ©ad)feln  beftimmt  unb  jum  Referenten  ber  £>err 
<3d)ulinfpeftor  $fr.  Omlin  ernannt. 

2.  9?ad)  einem  langen  unb  garten  SBinter  fanben  fid)  bie  Öetjrer  Ob» 
malbenS  am  25.  3uni  obr)tn,  einem  r)errlid)en  griibJingStage,  beim  ftattlid)en 
Sd)ulbaufe  in  ©ad) fein  DoQ$äf)lig  ein  unb  begrüßten  fid)  gegenfeitig.  die 
tfonferenj  rourbe  aud)  beehrt  burd)  bie  Wnmefenfjeit  beS  neugemäfjlten  ©d)ul« 
infpeftorS  hod)ro.  £>rn.  Äommiffar  Don  91b,  unb  breier  anberer  greunbe  ber 
3ugenbbilbung,  bie  mit  grofeem  3ntereffe  ben  S3erb,anbluugen  folgten,  ©ta= 
tutengemäft  befud)te  man  juerft  bie  ©d)ule.  Jg>r.  Celjrer  33ud)er  bet)anbe(te 
als  UbungSftoff  mit  ber  6.  klaffe  baS  $rud)red)nen  in  leid)tfaplirt)er  unb 
flarer  JBeife.  ©erabe  biefe  Cefjrübung  unb  bie  Darauf  fotgenbe  ftritit  jeigte, 
rote  Diel  bei  ©d)ulbefud)en  aud)  ein  älterer,  erfahrner  Seljrer  Dom  anbern 
lernen  fann  unb  meld)en  praftifd)en  2öert  biefelben  befonberS  für  jüngere 
Cegrer  haben,  hieran  anfd)liejjenb  hielt  ber  ^räfibent  ein  furjeS,  aber  fräftigeS 
(SröffnungSroort.  @r  fd)i(bert  in  fd)arfen  3üflfn  bie  fteinbe,  meld)e  ber 
päbag.  Jßirffamfeit  beS  SeljrerS  entgegentreten,  bie  Erfahrungen,  bie  berfelbe 
auf  Dem  ©ebiete  ber  Erziehung  unb  beS  Unterrid)tS  mad)t.  die  Konferenzen 
merben  Daher  bem  Sefjrer  jum  SBebürfniS,  inbem  er  ba  im  Vereine  mit 
Männern,  bie  unter  benfelben  Skrhältniffen  bemfelljen  3'fk  juftreben,  fein 
£>erj  auSfd)ütten  fann,  ba  Anregung  ju  freubigem  ©d)affen,  jur  (Srmeiterung 
feiner  Kenntniffe  unb  $ur  93erDoQfommnung  feiner  päbag.  (Sruubfä&e  finbet. 

9lad)bem  baS  ^rotofoll  ber  legten  Konferenz  beriefen,  genehmigt  unb 
bie  Statuten,  meift  nad)  ben  3Jorfd)lägen  beS  Komitees,  reoibiert,  entfpiunt 
fid)  eine  lebhafte  diSfuffion  betreff  Abhaltung  eines  $urnfurfe$  unb  ber  für 
Den  $urnunterrid)t  gefteüten  Anforberungeu.  5Jtan  befd)lofe,  burd)  eine  (Sin* 
gäbe  ben  h-  ErjiehungSrut  ju  erfud)en,  bie  geforberten  00  ©tunbeu  für  ben 
$urnunterrid)t  ermäßigen  ju  moflen.  3m  2öiuter  fann,  in  9lnbetrad)t  unferer 
©ebirgSDerhältniffe  unb  meil  bie  erforberIid)en  Xurnlofale  fehlen,  fein  Unter« 
rid)t  erteilt  merben.  Soll  er  aber  in  bie  günftige,  furj  bemeffene  3ahreSjeit 
oerlegt  merben  unb  foll  bie  Dorgefdjriebene  ©tunbenjaljl  immerhin  eingehalten 
merben,  fo  leiben  unbebingt  bie  übrigen,  gemij}  notroenbigeren  dis^iplinen 


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ber  Schule.    Betreff  beS  abjuhaltenben  TurnfurfeS  roerben  folgenbe  Wünfäe 

\ux  Beachtung  empfohlen:  §ian  möchte 

1.  Ten  nächften  TurnfurS  erft  bann  abmatten,  roenn  baS  Turnreglement 
berart  umgearbeitet,  bafe  eS  bie  neueften  TOitärfommanboS  enthält; 

2.  TaS  ^rogramm  bor  Beginn  beS  ÄurfeS  ben  Teilnehmern  jur  Sinficht 
übermitteln ; 

3.  Tie  Teilnehmer  roät)renb  ber  3"*  beS  fturfeS  gegen  Unfälle  berftc^ern ; 

4.  Ten  Teilnehmern  (Gelegenheit  bieten,  möglichft  üiel  baS  Pomntanbo  felbft 
ju  übernehmen; 

5.  9US  ÜbuugSmaterial  für  einige  Stunben  eine  Abteilung  Schüler  herbei- 
jiehen. 

9cun  erhält  ber  Referent  t)od)w.  £err  $fr.  Omlin,  alt  Schulinfpeftor, 
baS  2öort  über  baS  Thema:  »$ie  TiSaiplinargemalt  beS  SehrerS."  2öir 
laffen  bie  £)auptgebanien  biefer  nach  Inhalt  unb  Tvonn  gleich  gebiegenen  unb 
praftifcheu  Arbeit,  bie  ben  Öefern  ber  „^ßäbag.  Öl/  fidler  roifltommen  fein 
merbeu,  fn>r  folgen.  3m  erften  Teile  betonte  ber  Utebner  bie  "ftotmenbigfeit 
ber  Strafen  forme  Das  iHecht  be§  &hrer$  ju  ftrafen  unb  Pfcte  fia)  Dies- 
bezüglich  auf  bie  ©runbfä&e  unb  MuSfprüche  bewährter  Schulmänner.  §r 
meift  burch  Beobachtung  unb  Erfahrung  nach,  baß  mit  aflju  gelinben  Strafen 
ober  blo§  Mahnungen  ber  3l°ecf  unb  Erfolg  einer  guten  ©rjiehung  nicht 
erreicht  tuirb  unb  fommt  jum  Schluß,  baß  törperliche  ^uchtignugcu  nicht 
entbehrt  roerben  tönnen,  bafe  bie  9tute  in  ber  Schule  fo  notroenbig  ift  als  in 
einer  Familie,  mo  noch  auf  3u$t  1,1,0  Crbnung  gehalten  wirb.  Ceiber  giebt  es 
heutzutage  noch  folche  blinbe  ßltern,  bie  bem  Cerjrer  bie  Vnroenbung  btefeS  leiber 
oft  notmenbigen  (SrjiehungSmittelS  abfprechen  mollert.  Söürbe  bei  unferer  leicht- 
lebigen 3ugenb  bie  9iute  $u  .ftaufe  mehr  angeroenbet,  fönnte  fk  in  ber  Schule 
DieÜeicht  entbehrt  roerben.  freilich  follen  förperliche  Strafen  nur  mit  Borficht 
unb  ©eroiffenhaftigtct  unb  in  DoüftänDiger  tRulje  erteilt  roerben  unb  jroar 
nur  ben  ftnaben,  nie  ben  Räbchen.  Ter  jroeite  Teil  behanbelte  bie  roejent* 
liehen  ©runbfätje,  bie  baS  Veluerperfonal  bei  ßrteilung  ber  Strafe  ju  be- 
achten hat.  Ter  fehr  lehrreiche  Vortrag,  ber  alle  3"^örer  boOjtänbig  befriebigte, 
rourbe  mit  Wcdamation  oerbantt.  Ta  bie  Uhr  fchon  jiemlich  borgerüeft,  rouroe 
auf  Antrag  eines  mohlmeinenben  flilchberren  Don  ber  TiSfuffion  abgefehen. 

Beim  gemütlichen  Seile  im  „Höfeli"  entbot  ber  ^räfibent  bem  ab- 
tretenben  Sdmlinfpeftor  in  begeifterteu  Söorteu  ben  herjlichfien  Tauf  ber 
obmalbn.  i'ehrerfchaft.  SluSgehenD  Don  bem  fchönen  Spruch:  „ffienn  ftreunDe 
auScinanbergehen,  fageu  fie  auf  Söieberfehen",  h°fft  er  ben  treuen  unb  De* 
mährten  ^freunb  ber  Cerjrer  bei  ben  Berfammlungen  berfelben  roieDerjufeben. 
4)r.  $fr.  Cmlin  antmortete,  bafj  ihm  bie  Schute  mährenb  feiner  9lmtSthätigfeit 
als  Sdnilinfpeftor  ans  £>erj  getoachfen  unb  er  ber  i'ebrerfchaft,  bie  fo  fehr 
auf  ihre  ftortbübung  bebaut  fei  unb  mit  großer  Begeiferung  an  Der  Hebung 
beS  obmalbu.  BolfSfdHilroefenS  arbeite,  ftets  ein  mahrer  ftreunb  bleiben  roerbe. 
Jpr.  Stänberat  Btyrj,  ^räfibeut  beS  h-  (SrjiehungSrateS,  jur  3*'*  »n 
unb  hochto.  $x.  ^3fr.  F.  Heinrich  Don  ßngelbeig  jeigten  ihre  Sympathie  für 
unfere  flonferenjen  Durch  telegraphifch  eingefanbte  ©rüye. 

TaS  herannahenbe  Dampf rojj  mahnte  enblich  jum  Aufbruche.  9tun 
„9lDDio",  auf  2i3ieberfehen  im  £)erbft  in  (Sngelberg,  mo  ber  gemütliche  $)err 


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$fr.  P.  Heinrich  jebenfaflS  burct)  einen  geiftreichen  Vortrag  bie  ßonfereuj* 
teilnehmer  erfreuen  wirb.  $S  roar  ein  fdjöner  iag  in  Sudeln.  Wix  Der« 
ließen  ben  heimeligen  Ort,  innerlich  erfreut  Darüber,  an  einer  fleißigen, 
erfprie&Uchen  Arbeit  teilgenommen  ju  haben.  (Sin  onroefenber  ©dmlfreunb 
f treibt  hierüber:  „die  ganje  33erhanblung  uub  Sfcrfammlung  bot  baS  SBilb 
ber  unter  unfern  $)errn  Sehern  roaltenben  geiftigen  föegfamteit,  berufstreuen 
Ibötigfeit  unb  freunbfehaftlichen  Kollegialität." 

®rfjto»tö.  Am  11.  3uni  oerfammelten  fict)  Die  fathol.  ©chulmänner 
ber  ©eftion  ©chroöi«®erfau*£ü&nacht  im  eroig  benfroürbigen  Srunnen,  um 
ba  ju  „roten  unb  ju  tagen." 

9tachbem  iperr  9ftu[iHer)rer  Öüönb,  ^räfibent  ber  ©eftion,  in  furjer, 

marliger  Anrebe  bie  SBerfammlung  eröffnet  r)otte,  fchritt  er  jur  Abroicflung 
beS  ^ßrogrammeS. 

3uerft  beehrte  unS  £)od)ro.  $x.  Pfarrer  Safer  Don  ©chrooj  mit  feinem 
Referate  über  bie  neue,  Dom  $unbe  in  AuSficht  genommene  ©chulroanbfarte. 
#od«ti.  $r.  Referent,  SHitglieb  ber  Don  #r.  93unbeSrat  ©chenf  einberufenen 
Fachmänner  »$h>mmif  fron  beleuchtete  in  feffelnber  SCÖeifc  baS  in  Sachen  rege 
3ntereffe  beS  33unbe3  unb  roufete  burd)  fein  in  ber  %l)a\  Dortrefflich  ent- 
roidelteS  SBilb  bie  Anroefenbeu  Don  ben  fjarmlofen,  uneigennüfcigen  unb  fer)r 
anertennungSroerten  53eftrebungen  unferer  CanbeöDäter  fo  ju  überzeugen,  bafe 
jebenfafls  manch'  unbegrünbet  Vorurteil  Derfchroanb.  ^act)  bem  Dom  topo« 
gtaphifchen  Bureau  feftgefteüten  Programm  foll  bie  ftarte  1897  an  bie 
f$roeijerifa>n  ©acuten  abgegeben  roerben. 

Gegenwärtig  foflen  bereits  bie  mattjematifche  ©runblage  beregnet,  bie 
©chnittpunfte  beS  ©rabne&eS,  foroie  ungefähr  1000  trigonometrifa>  fünfte 
mit  bem  ffoorbinatographen  auf  ben  ©tein  aufgetragen  fein.  $aS  ßurben* 
material  fei  fetjon  jum  I eil  gezeichnet ;  bie  fturoeu  für  baS  "Jtuslonb  roerben 
Don  ben  anbern  ©taaten  bereitroifligft  \uz  Verfügung  gefteflt. 

Statu  bi?  ScebaftionSfommiffion  ihre  Jtorfchläge  für  Neuaufnahme  ober 
Streichung  Don  tarnen  geäußert,  roirb  ber  (Sntrourf  noch  bereinigt,  fobann 
auf  photolithographifchem  SÖege  DerDielfältigt  unb  ben  ßrjiehungSbehörben 
ber  ßantone  jur  durchficht  überfenbet  roerben.  $iefe  lönnen  ebenfalls  ihre 
bieSbeiüglichen  2öünfa>  äußern.  $ie  eingaben  ber  ßantone  roerben  Don 
ber  SRebaltionSfommiffion  nochmals  geprüft  unb  bie  ©chrift  auf  ber  $arte 
feftgeftellt.  Uuterbeffen  füllten  ^eidjiumg  unb  ©raDur  beS  JerrainS  unb 
ber  ©eroäffer  Doflenbet  fein,  bar,  ber  Taut  beginnen  fann. 

tiefer  nicht  minber  lehrreiche  als  unterhaltenbe  Vortrag  rourbe,  roie  er 
es  Derbiente,  begeifternb  applaubiert. 

9iacb,  furjer  aber  lebhafter  $)iSfuffion  folgte  baS  ebenfo  intereffante 
Äeferat :  „Aphorismen  über  bie  ©chöpfung",  gehalten  Don  £rochro.  $>r.  ©eminar» 
bireftor  Dr.  ©töfeel.  AIS  ehemaligen  ©d)üler  beS  berühmten  Aftronomen 
%  ©ecdn"  S.  J.,  führte  uns  £>od>ro.  $>r.  Referent  hinauf  in  bie  ungeheure 
©ternenroelt  unb  jeigte  uns,  bafe  toir  nur  bann  an  Srnft  unb  Söiffenfchaft, 
an  ftüfle  unb  Snnigfeit  beS  ©emüteS,  an  Siebe  unb  Öegeifterung  für  baS 
£ohe,  Erhabene  roachfen,  roenn  roir  ben  ©lauben  jum  gunbamente  unfereS 
SBiffenS  machen. 


-    476  - 


©tcrne 

3n  bcä  ftimmela  ftentc! 

ÜM*  mein  Weift  ben  ftittich  bebt 

Uub  311  eurem  ^rieben  fdjroebl 

vamV  an  Q-ucb,  mein  Seinen 

.V>offenb,  glaubeoott! 

0,  itjr  bolbeu  fdjöncn 

Könnt'  ib,r  täufdjen  roobl?" 
Diefer  JBortrag  bot  ntc^t  nur  für  unfere  roiffenfehaftliche  ^ortbilbung, 
fonbern  auch  für  £)erj  unb  ©emüt  innern  ©er)alt  unb  2öürje  uttb  roirb 
allen  Teilnehmern  noch  lange  im  Anbeuten  bleiben. 

$oä)to.  $x.  Defan  Tfdjopp,  (SentralpräfeS,  beehrte  uns  mit  einem  ©e* 
grüßungStelegramm,  in  bem  er  feine  ftreube  am  ©ebcir)cn  unferer  ©eftton 
auSbrücfte,  roährenb  .v>err  ©efunbarlefjrer  ftrei  Don  (Sinfiebeln  uns  ben  ©ruß 
beS  (SentralfomiteeS,  mie  auch  ber  ©eftiou  ßinfiebeln  entbot.  3n  begeiferten 
Korten  regte  ber  ©preeb/mbe  auch  bie  ©rünbung  eines  tfantonaloerbanbeS 
mit  materiellem  3roecfe,  wie  .£>ebung  unb  jeitgemäße  Umgeftaltung  ber  Seb,rer» 
SllterStaffe  an.  Diefe  Anregung  mürbe  freubig  Don  ben  9lnroefenben  begrüßt, 
it)r  in  einer  längern,  lebhaften  DiSfuffion  aQgemeine  Sbmpathie  befunbet  unb 
baS  Komitee  jur  fdmeflen  Serroirflidmng  biefeS  ©ebanfenS  beorbert. 

Die  ^ertjanblungen,  bie  mit  roenig  Unterbrechung  bon  1—7  Uhr  bauerten, 
mürben  Dom  ^räfibenten,  £>r.  Süönb,  mit  großem  (Sifer  unb  fichtlicfjer  $e« 
geifterung  geleitet.  (Sin  TOglieb  beS  h-  SrjiehungSrateS  in  ber  ^erfon  b*§ 
$)rn  Oberft  Dr.  iRubolf  uon  föebing  beehrte  uns  mit  feiner  Ünmefenbeit. 
(Ir  brachte  am  (Sube  noch  ein  roohlrooflenbeS  $oa)  auf  bie  gefamte  Sehrer« 
fcfjaft  aus. 

Dem  gemütlichen  Teile  fonnte  jum  atigemeinen  öebauern  infolge  Dor* 
gerüefter  3eit  feine  Wufmerffamfeit  met)r  gefchenft  merben.  Dennoch  mar  e$ 
ein  genußreicher,  fchöner  lag  nach  forgenboUem  $$iti|ictiuilt,  unb  mir  glauben 
ben  Jag  mürbig  gefeiert  ju  haben,  rourbe  ja  mieber  ein  neuer  Denfjiein  in 
unfere  £>er$en  gefefct,  ber  uns  rottber  ftäftig  au  unfere  h*hre,  ibeale  Vereins- 
bebife  erinnerte.  Ja,  mögen  bie  Sichter  auch  löfchen,  baS  Sicht  erlifcht  nicht, 
baS  Sid)t  ber  alten  ^beale,  baS  Sicht  ber  iugenb.  ber  SBiffenfchaft  unb 
treuen  ftreunbeSliebe. 

Der  ©eftion  ©chrono  ein  „vivat,  floreat,  crescatu! 

—  Den  30.  3uli  fanb  bie  ©c^luBfeicrfic^Icit  im  löchterpenfionate 
unb  ßehrettnnenfeminot  Styerefiatium  im  löbl.  ©<hroefter»3nftitute  311m 
hl.  flreuj  in  3ngenbob,l  ftatt.  Die  Sehranftalt  rourbe  bon  126  Söflingen 
befugt,  16  (Sjierne  uub  110  interne,  Don  benen  fich  63  im  ^enfionate 
befanben,  bie  übrigen  in  ber  &anbibatur  jur  WuSbilbung  Don  Seherinnen. 
DaS  nächfte  ©dmljabr  beginnt  ben  7.  Oftober.  Die  Inftalt  bejier/t  aus 
einem  5JorbereitungSfurS  für  italienifaje  unb  fran$öfifche  3Ö9^"9C»  au$  3 
föeoltlaffen  unb  3  ©eminarturfen  für  beutfehe  unb  2  ©eminarfurfen  für 
franjöfifche  SebramtSfaubibatinnen.  Die  Dortreffliche  3nflitutSeinrichtung  unb 
Seitung  foroohl  Don  Seite  ber  ehrro.  Direftorin  als  ber  ehrro.  Seherinnen 
garantiert  für  eine  üorjügliche  (Srjiehung  ber  ihnen  anoertrauten  Töchter. 

—  (Siufiebeln.  ( — r)  3U  unferm  größten  Seibroefen  Dernehmen  mir, 
baß  £)r.  Sefunbarlehter  grei  Don  (Sinfiebeln  auf  feine  Sehrftefle  reftgniert  f)a\, 
um  fich  in§  ^ßrioatleben  jurücfjujiehen  unb  als  ©aflroirt  jum  ©torchen  ju 


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-    477  - 


töteten.  Und  tröftet  babet  nur  ber  ©ebanfe,  bafe  bie  tü$tige  gfeber  beS 
bereiten  §errn  utn  fo  eb>r  TOufee  finbet,  ft$  im  Dienfie  ber  Sd)ule  unb 
Srjiejjung  betätigen  unb  bcife  bie  fatljol.  £erren  Seljrer  unb  S(bulfreunbe 
in  QEinfiebeln  ein  gaftliajeS  £>eim  beim  frühem  Äoflegen  finben  werben,  wo 
fie  perfönlic^  ober  mit  Vereinen  unb  bei  Sa^ulfpajiergängen  ftetS  wiflfommen 
ftnb:  £>err  §rei  ljat  bie  fdjöne  ftbfictjt,  feinem  ©aftyaufe  in  borjüglidjer 
2öeife  ein  fat&olifaVS  ©epräge  j»  geben,  was  fe^r  ju  begrüben  ifl. 
$ßenn  $err  fjrei  au$  aus  ber  praftifd)en  SÖirlfamteit  als  fieljrer  [Reibet, 
fo  fo>ibet  er  bod)  ni$t  au«  unferm  Vereine  unb  beffen  Komitee,  wirb  im 
©egenteil  in^  3tifunft  nur  no#  um  fo  eifriger  an  ber  ßrjiebung««  unb 
S^ulfrage  fi<b,  betätigen  fönnen.  — 

Tefftn.  Collegio  Dante  Alighieri  in  öeltinjona.  „@S  l)af 
ju  Diele  Stubienanfialten,  bie  SungenS  wollen  nid)t  mefyr  arbeiten  unb 
werben  ftoftematifa)  ju  fjaullenjern  erlogen."  So  ljört  man  oft  einen  grieS* 
grämigen  ^fyilifter  ober  einen  mit  talentooflen  Söhnen  gefegneten  Sßater 
flogen,  aber  red>t  ($rnft  ift  eS  ibnen  mit  ber  3eremiabe  nidjt,  benn  fie  miffen 
ganj  gut,  baft,  befonberS  in  heutiger  Qt\i,  ©Übung  gröjjern  2Bert  ljat  als 
alte  Dublonen. 

60  entfielen  benn  aud)  fortmäljrenb  neue  3nftitute,  bie  fidj  jur  einigen 
Aufgabe  fteflen,  junge  Ceute  fo  ju  erjif^en  unb  ju  bilben,  bafe  eS  iljnen 
möglich  wirb,  fi$  mit  ber  3fit  tin*  gut?/  ebrenbofle  Stellung  in  ber 
(ftefeflfcbaft  ju  grünben  unb  nüjjlicfye  ©lieber  ber  9Wenfd)f)eit  ju  werben. 

SBaS  immer  ju  wünfcfyen  übrig  blieb,  war,  in  %nbetrarf)t  ber  bieten 
beutfd)en  unb  fran}öfif$en  öffentlichen  unb  pribaten  Stubienanfialten,  eine 
äf)nlia>  in  ber  italienifö^en  Sdjweij.  2öobJ  war  baS  gewife  bieten  in  gutem 
flnbenfen  gebliebene  ftoü"eg  St.  Wnno  in  SRoberebo  ein  treuer  $ort  benen, 
fo  ft$  bie  Spraa^e  »Dante  Alighieri  V  aneignen  woDten.  Den  Wnforber« 
ungen  ber  9ceujeit  entfprad)  eS  nid)t  mel)r,  weil  ju  bef^ränft  in  feinen 
9iäumlid)feiten  unb  bor  allem,  weil  ju  weit  bon  ben  SßerfeljrSjentren  entfernt. 

9lu8  biefen  ©rünben  t)a\  fid)  bie  Direltion  beS  floflegS  St.  Unna  in 
SRoberebo  beranlafet  gefügt,  ein  Änabenpenfionat  in  53eüenj,  ßt.  Seffin  auf 
nädjften  1 .  Oftober  $u  eröffnen. 

Das  Änabeninftitut  , Dante  Alighieri-  erbebt  fid)  in  pracbjbofler 
tfage  an  ber  Strafte  „Stefano  Franscini*,  wenige  Stritte  aufierbalb  ber 
fdjon  an  unb  für  fia)  fo  romantifd)  Eingebetteten  Stabt  Eeflenj. 

Das  mirflid)  ftattlidje  ©ebäube  entfpridn"  allen  Wnforberungen  ber  mo« 
öeruen  ^ßäbagogif  unb  $bgieine.  6S  werben  ffnaben  fdwn  bom  6.  Atters* 
jabre  an  angenommen,  61ementarfd)ulen,  boflftänbigeS  ©nmnafium  unb 
i*orbereitung3furfe  für  3°fl'inge  beutfdjer  unb  fran$öfifd)er  3un9f 
BefonberS  Deutfdjen,  bie  fia)  bem  $)anbel8fad)e,  bem  s$oft-,  (Stfenbafyi*  ober 
Selegrapljenbienf!  ju  wibrnen  gebenfen,  (welken  ja  bie  italieniftbe  Spraye 
jur  Unentbef)rlid)feit  geworben),  ift  baS  neuerriebtete  Snftitut  beftenS  511 
empfehlen.  Unbeforgt  Dürfen  (Sltern  unb  ©ormünber  ibre  ßinber,  bejw.  9ln* 
bertrauten  bem  3nftitut  „Dante  Alighieri*  übergeben,  ba  eS  unter  ber 
altbetodb,rten  Seitung  beS  $errn  ^3rof.  3of.  9lurel  5ini,  bis  anbin  vJ?cftor 
beS  ßofleg  St.  9lnna  in  9toberebo,  in  ben  weiteften  Streifen  befannt,  ftebt. 
6S  werben  auä)  ^enfionäre  angenommen,  meiere  bie  neuerria^tete  fautonale 


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-    478  — 

§anbelsf$ule  &u  befugen  gebenfen.  <5&riftli<$e  ßrjiebung  unb  famifarfS 
ßeben  finb  jugefiö>rt.  $ie  ^enfionSpreife  finb  berbültmSmäfeig  unb  bei  ber 
üorjügliapen  Äoft  iiic^t  ju  &ot&.   (500  gr.  per  ©^uljo^r.) 

Da  bereits  titele  9lnmelbungen  borliegen,  fo  toerben  bie  Aftern  ber 
beulen  Sd)meij  erfud)t,  ft$  fo  fa>iefl  mie  möglich  ju  melben,  falls  fi* 
gebenfen,  ibre  Söfme  ber  Wnftalt  ju  übergeben.  Um  Programme  unb  BuS- 
fünft  menbe  man  fieb  gefäfligft  an  £errn  ^rof.  $of.  $ini,  SReftor  ber  Stubien* 
anftatt  „Dante  Alighieri*  in  ©eDeuj.  flt.  Xeffin.  —  (fc-fl.) 

Uri.  $ie  PantonSfd)ule  mürbe  im  üerfloffenen  Sdjulja&re  Don  44  Sk&ü* 
lern  befugt,  üon  benen  4  bem  VorbereitungSfurS,  26  ben  3  Straff  (äffen 
unb  14  ben  ©tnnnafialflaffen  angehörten.  41  maren  bürgerlid)  öuS  Uri; 
3  aus  aubern  ftantonen.   *I)a$  neue  Sdwljafjr  beginnt  ben  7.  Onober. 

3ug.  (—x.)  $>en  20.,  22.  unb  23.  3uli  fanben  in  ben  ^enfionat*- 
faulen  (Untergümnafium ,  IM  II.,  III.  Äealflaffe,  beutfd)er  SNorlurS  unb 
franj.»itcl.  SJorfurS)  fomie  am  freien  fatt)o(.  fiefjrrrfeminar  bie  Sd)(uBprftfungen 
ftatt,  bie  burrf)meg  einen  red)t  befriebigenben  Verlauf  nahmen  unb  bun§  eine 
gelungene  gttinnaftifa>  unb  mufifalifa>  freier  iljren  96f$lufe  fanben.  $ie 
Wnftalt  mar  oon  101  Sdjülern  befugt,  Don  benen  20  ben  ital.«franjöftf(&en, 

3  ben  Deutzen  VorfurS,  31  bie  Äealfcrmle  unb  baS  Untergpmnaftum. 
34  baS  Seminar  unb  9  bie  ßanton$f$ule  unb  baS  Obergomnaftum  befugten. 

4  3&glinge  gehörten  bem  flt.  3ug,  20  St.  ©aQen,  13  ©raubünben,  11  %ax* 
gau,  9  Sutern,  je  G  3fyurgau  unb  $effin,  4  tfpptngeQ,  je  3  Sdnoüj  unb 
greiburg,  je  2  Bern  unb  SBafel,  je  1  QViud),  Obroalben,  ©laruS,  Solotfnim, 
SBalliS  unb  ©enf  an;  G  Stallen,  4  ftranfreia),  je  1  53aiern  unb  SBüruem* 
berg.  3m  ganjen  maren  alfo  unter  ben  3öglingen  89  Sdjmeijer  unb  12 
WuSlänber.  95on  ben  SeljramtSfanbibaten  flammten  16  aus  bem  ffanton 
St.  ©allen,  5  Sutern,  je  4  "iljurgau  unb  Wargau,  2  Wppenjefl  unb  je  l 
3ug,  Obmalben,  ©laruS,  ftreiburg,  ©raubünben.  — 

"$ne  Hnftalt  fjat  firf)  in  ben  legten  Sauren  na$  innen  unb  aujjen  ganj 
bebeutenb  auSgeftaltet.  9UtS  bielen  ©rtinben  päbagogif$er  unb  mettyobiicber 
9trt  mürbe  mit  biefem  ^rüt)(ing  bie  Seminarabteilung,  oon  ber  einzelne  jttaffen 
bisfat  mebrere  Oräa)er  mebr  allgemeiner  SBilbung  an  ber  ffantonSfdjule  befugten, 
mieber  felbftänbig  gemalt  unb  ganj  in  bie  Wnftalt  aufgenommen,  mie  e$  in 
ben  erften  7  Sauren  iljreS  39eftanbe8  mar.  Swfl1«^  ">urt>f  biefelbe  um  einen 
fturS  ermeitert  unb  umfafet  nun  3  oofle  3öb«  unb  einen  SöinterfurS. 
2)iefe  (Srmeitung  gefd)ar)  im  3ntereffe  ber  befferen  Verarbeitung  beS  Stoffe« 
unb  einer  grünblid&eren  (Sinfüljrung  in  bie  Sdmlpraris.  3"bem  mar  fie  in 
{Rütffiajt  auf  einige  Äantone,  bie  ebenfalls  S'/t  bis  4  Seminarfurfe  rjaben, 
notmenbig,  menn  man  bie  3^glingf  Su  Dfn  borttgen  Staatsprüfungen  ab* 
geben  laffen  moflte.  $)ie  Qsrmeiterung  ber  Seminarbilbung  fleljt  gegenmartig 
auf  ber  ganjen  Öinie  im  SJorbergrunbe  ber  Beratungen  unb  bie  S)ireftiou 
burfte  baber  nid)t  jurütfbleiben,  menn  fie  fid)  auf  ber  £>ölje  ber  Qtlt  galten 
mollte.  $er  gemaltige  Stoff  über  ben  bie  Äanbibaten  bei  ben  berfdnebenen 
Patentprüfungen  Oerfügeu  müffen,  fann  burd)  biefe  WuSbilbung  nun  beffer 
bemältigt  unb  bertiefter  bearbeitet  merben,  obne  bafe  bie  Stüter  511  frt)c 
ermübet  merben  müffen,  baljer  ift  biefer  Sa)ritt  nur  ju  begrüben. 


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479  - 


<D2it  biefer  Umgeftaltung  mürbe  eS  bann  aber  aua)  mögliä),  eine  ein« 
f>eit(iä)tre  Orbnung  in  bie  ftnfialt  511  bringen,  fo  bafe  nun  fämKic^e  Sä)uls 
abteilungeu  beS  ^enfionateS  anfangt  Oftober  beginnen  unb  gegen  ßnbe  3uti 
fötitfeen  fönnen. 

$afe  biefe  (Srmeiterung  aber  anä)  mer)r  finanzielle  Opfer  Verlangt,  ifi 
klar.  $er  3al)reSberia)t  appelliert  barjer  neuerbingS  an  ben  Opferfinn  ber 
<&efinnung6genoffen,  11m  fo  metjr,  als  bie  bieSjäbrige  9rea)mmg  mit  einem 
^afftofalbo  öon  898  $r.  21  GtS.  fa)lojj.  (SS  fodten  jäljrlia)  menigftenS 
6000  Qfr.  für  bie  Wnftalt  fliegen,  »nenn  biefelbe  allen  ifyren  Aufgaben  naa)* 
fommen  fofl  unb  mir  möa)ten  baber  alle  ljodno.  ®eiftlid)en  unb  fatl).  Vereine, 
fomie  aOe  ftreunbe  einer  tüchtigen  fatr)ol.  Se^rerbilbung  bringenbft  erfua)en, 
für  biefelbe  ifjr  Sdjärflein  beizutragen.  Unfere  proteftantifa)en  TOeibgeuoffen 
unterhalten  3  beutfdje  freie  Seljrerfeminarien  unb  fammeln  jäljrlia)  für  bie« 
felben  grojje  Summen ;  märe  eS  nid)t  eine  Staube  für  nnS,  meun  mir  nia)t 
einmal  ein  Seminar  ju  erhalten  bermöä)ten,  baS  jubem  bermöge  feiner  6in* 
glteberung  in  bie  ftnftalt  DerljältniSmäjjig  feljr  menig  foftet?  $)ie  ßr* 
Haltung  unb  r e i et)  1  i et) e  Unterftüt$ung  beS  Seminars  ift  nia)t  nur 
eine  ^Jfli($t,  fonbern  aua)  eine  Gbrenfadje  beS  fatfjol.  Sa)roeizer» 
bolteS.  Senn  alle  Äantone  im  gleiten  Söerrjältniffe  beifteuerten,  mie  ber 
Äanton  3"Ö»  f°  ^re  **m  Seminar  reia)lia)ft  geholfen.  — 

(Sine  anbere  9lrt  ber  Unterftüfcung  beS  Seminars  fann  aua)  bura)  jar)!* 
reiä)e  3ultnbung  Don  3öglingen  au  bie  ^enfionats*  unb  ßantonSfdmle  ge- 
fetjerjen,  benn  babura)  mirb  bie  ^Infinit  immer  mefcr  in  ben  Staub  gefefyt, 
alle  Einrichtungen  unb  9(nfa)nffuugen  ni  treffen,  meldte  ju  einer  g'beif)liä)en 
(Sntmidtung  beS  Seminars  notroenbig  finb.  $Bir  möchten  bei  biefer  ©e^ 
legenljeit  befonberS  aufmerlfam  mart)en  auf  ben  beut f eben  SJorfurS,  mela)er 
edjüler  aufnimmt,  melrt)e  bie  ^rimarfa)ule  noa)  ntd)t  boflftänbig  abfoloiert 
tjaben  ober  nod)  nia)t  fäfug  genug  finb,  in  bie  9teal)dm(e  ober  baS  Unter» 
gömnafuim  überzutreten.  ($r  ift  alfo  eine  fatljol.  ^riüatprimarfä)ule 
unb  möd)te  fatljol.  (Sltern,  meldte  ir)re  JJinber  in  feine  fatljolifd)e  ^rimarfdmle 
fä)iden  fönnen,  bnljer  rea)t  miQfommen  fein.  ftür  baS  Seminar  bient  biefer 
SJorfurS  zugleid)  als  ÜbungSfa)ule. 

$ie  infinit  fterjt  unter  ber  r).  ^roteftion  beS  f)oa)mürbigflen  Stefan* 
biia)of§,  fomie  unter  ber  Oberauffia)t  be§  f)oa)m.  geiftlia)en  Kapitels  beS 
ÄantonS  3"9;  bie  $ireltion  beftebt  aus  ben  ljoa)m.  fReftor  ßeifer,  $irettor 
Baumgartner  unb  ^räfeft  Feienberg,  Warnen,  mela)e  in  unb  oufeer  ber 
Scfjmeiz  einen  guten  fllang  tjaben.  2Bir  möa)ten  baljer  bie  ganze  9Inf)alt 
mleber  bringenbft  ber  boa)m.  @eiftlid)feit,  ber  fatfjol.  Cel)rerfd)aft,  foroic  bem 
fatljol.  Smlfe  empfohlen  Ijaben.  — 

—  (h.)  $en  29.  unb  30.  3uli  beenbigte  baS  $öa)ter=3nftitut  Woria 
Opferung  in  3U9  \t\ntn  3af)reSfurS.  $5ie  Prüfungen  beroiefen,  bafe  baS« 
felbe  feiner  Aufgabe  oofl  unb  ganz  grtuaa)fen  ift  unb  bie  $öa)ter  fomobl 
tbeoretifd)  als  praftifa)  für  tyre  ÖcbenSaufgabe  ^eranzubilben  berftebt.  ^)ie 
r)errlid)en  Srt)riften,  praa)tr>oflen  3pi4)nungen  unb  meiblid)en  ^anbarbeiten 
fomie  bie  ganz  borzügliä)e  Sd)(u^probuftion  finb  Qm^t,  mela)e  Wiifnurfamfeit 
btt  ^lnftolt  auä)  ber  äftljetifdjen  ^luSbilbung  ber  5öö)ter  mibmet.  ^ie  ^err- 
(ic^eii  SRäumlidjfeiten  unb  gefunbe,  praa)toone  Sage  überhaupt  tragen  baS 


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-    480  - 

ifjrige  bei,  ben  ©#önbeit«finn  ber  3öglitige  au  meden.  Stoß  bie  gartje  €r> 
jiefcung  auf  foliben  religiöfen  ©runbfäfcen  beruht,  brauet  md)t  befonberS 
gefagt  ju  werben.  93om  ptaftifcben  Sinne  ber  SlnfialtSleitung  jeugt  und?  ber 
Umjianb,  bafc  audj  bie  6r$iebung§lebre  in  bie  Unterrichtsfächer  eingereiht  unb 
mit  großem  93erfiänbni§  bebanbelt  rourbe.  —  $)ie  ^nflalt  gflfytc  im  Saufe 
be$  JabreS  51  Söcbter,  Don  benen  15  bem  93orfur§  für  ital.-franjöfifd)e 
3öglinge,  16  bem  L,  13  bem  IL  unb  8  bem  III.  ÄealfurS  angehörten. 
$a§  neue  Schul  jafcr  beginnt  ben  15.  Oftober  nädrftfnn.  — 


^aflOflifct)c  fiittiratur  tut*  SthtmUUL 

Qaesta  la  via!  Volf«--  unb  ßanbfcbaftSbilber  au«  £irol  oon  ©eorg  93a um  « 
berger.  ©t.  «allen,  fcaffelbrinf  unb  tf-brat.  1895.  290  ©.  in  8°.  #rei«  bro= 
frfjirrt  4  ftr.  ©ine«  jener  Süeber.  bie  man  fertig  lefen  muß,  nacbbem  mau  einig« 
Seiten  überflogen  bat.  S)er  gciftoolle  SRebaftor  ber  .Oftfrfjmeij"  gicbt  un*  eine 
reijcnbe  ©drilberung  feine«  oorjäbrigcn  tJrcrtenaufentbalte«  im  Inrol.  §enitd)e 
fcanbfd)aft«bilber  medjfeln  mit  getftreteben  58etrarf)tungen  unb  intcreffanten  Streif 
liebtern  auf  religiöfe  unb  wirtfdjaftlitbc  Verbältniffe.  $en  ©ebluß..  btlbet  eine 
prächtige  $arftcUung  be«  ergreifenben  ItolifcfcbaufpieU  in  hieran.  Überall  |eigt 
ftdj  ber  Serfaffcr  al«  felbftbcmußtcr  ©cbmeüer,  al«  feinfiuniger  23eobadjter  unb 
Starfteller  unb  al«  überjeugungStreuer  tfattjolif.  Viele  ©teilen  Bnb  Doli  un- 
ocrruüftlicfjer  Sfomtf,  uiele  Doli  erbabener  Sßoefie,  unb  Aber  allem  rntjt  ber  Sonnen* 
febein  ad)t  fatljoliirtiei  Äuffaffung.  Xct  Vcrfaffer  meiß  fo  farbenprächtig  unb  lebenbig 
au  fcbilbern,  baf)  man  unmiQfürlid)  biugeriffen  wirb,  ras  Vud)  bat  in  jroeifad h rr 
^ejtebung  päbagoqifcben  SBert.  (rtnerfeit«  enthält  es  ungemein  uiel  Se< 
lebrenbe«  unb  anberfett«  giebt  e«  bem  üet^rer,  ber  eine  Serienreife  maü)t,  bebeutfame 
2Binfe,  mie  erba«  Slngenebme  mit  bem  sJiüölid)en  Perbinben  unb  wie  er  in  ber  ärrembe 
beobachten  unb  oerglctcben  fott.  —  2>em  Unterbaltenben  ffbarafter  be«  Vucbe« 
angemeffen,  ift  ber  3til  gemanbt  unb  fließenb,  luetui  aueb  bie  unb  ba  einige  Uneben* 
beiten  bemerkbar  ftnb.  X  ic  2lu8ftattung  ift  fepr  elegant.  W\t  Spannung  leben 
mir  einem  in  Vorbereitung  befinblicben  SBerfe  be«  gleicben  Verfaffer«  entgegen, 
ba«  unter  bem  Xitel :  „Hu 8  fonnigen  lagen"  ÜKeifeffiääen  au«  ber  ©djmeii 
entbalten  wirb.  jwf«.  sttter, 


li^crchtöuadjf  td)ttftt. 

2)a«  (fentralfomitec  fefetc  ffir  unfere  (Scneraluerfammlung  be«  „Verein«  fa= 
tbolifeber  fiebrer  unb  ©cbulmänner  ber  ©cbmeiä"  in  3ug  Montag  unb  SDienftag 
ben  23.  unb  24.  ©eptember  uäcbftbin  feft.  2)en  23.  naebmittag«  2  Ubr  beginnen 
bie  ©eftion«oerfammlungen  l.  ber  ißrimarlebrer  unter  Vorftß  be«  £rn.  ßebrer 
ßodjer  in  «oftau;  2.  ber  ©efunbarlcbrcr  unter  SOorfi^  be«  £>ru.  ©etunbarlebrer 
^rei  in  tfinftebeln;  3.  ber  ©cmtuarlebrer  unter  ^orfiö  oon  ©eminarbireftor 
Baumgartner  in  3ug  unb  4.  ber  iieljrer  an  SWittelfcbulen  ((ypmnafium  unb  böbern 
MeaHdjulen)  unter  23orft^  bc8  $»emt  $rof.  Dr.  ©türm  in  ffreiburg.  Hm  9lbenb 
ift  SeomitecfiBung  unb  ^elegierienoerfammlung.  Xcr  jpauptfefttag  mirb  morgen« 
8  Ubr  mit  2tmt  unb  ^rebigt  eröffnet,  naebber  folgt  bie  ©auptoerfammlung,  beren 
erfter  Xeil  2  größere  Referate  über  toiditige  päbagogtfcbe  Xageäfragen  bringt, 
mäbrenb  ber  jmeitc  bie  gefd)äftlicbeu  Xraftanben  abmtcfelt.  %a*  genauere  $ro-- 
gramm  mirb  pr  reebten  3eit  befannt  gegeben  merben. 

I  er  idmui V  (^ifenbabnoerbanb  bot  auf  (hrfueben  be8  ftomitee«  bin  mieber  bie 
ftabrpreiScrmäBiaung  mic  le^tc«  3abr  für  bie  »Jeftbefucber  gütigft  beroiaigt;  in 
,Sug  fclbft  bat  üd)  bereits  aueb  ba«  ^eftfomitee  lonftituiert,  an  beffen  ©pi^c  ^>en 
L'anbammann  SBeber,  ^räfibent  bc«  fant.  ^rxiebungdrate«  ftebt.  ^)a«felbe  mirb 
e«  fid)  angelegen  fein  laffen,  ben  ©äfteu  ben  ftufentbaU  in  3ug  lieb  unb  angenebm 
ju  macben.  Wöge  bie  bieSjäljrige  öencraloerfammlung  reä)t  jaljlreicb  befudjt 
merben,  unb  mögen  bie  oerebrten  9)Mtglicber  unb  ^reunbe  be«  Verein«  je$t  febon 
bie  3«it  fo  einteilen,  ba&  ibnen  ber  2)efud)  möglid)  mirb.  Fiat! 


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®in  eigenartiges  Stiftern  §ur  Ginoämmunti  (er  Imnff  udjt  wirb  in  $änemarf 
angeroenbet  3cber  SJetrunfene,  bcn  man  auf  ber  6tra&e  antrifft,  wirb  in  einen 
2öagen  gefegt,  jur  2Bad)c  gebracht,  bt8  31t  feiner  Dollen  &rnüd)terung  eingefpcrrt 
unb  bann  unter  fidjcrem  ©eleitc  nad)  ftaufe  gefüfjrt,  bamit  er  nidjt  gletcfj  toieber 
Don  Dorne  anfange,  darauf  »oirb  ber  2Birt,  ber  bem  Irunfenbolbe  baS  lefcte 
(MlaS  S3ier,  ©djnaps  ober  2Bcin  üerfauft  bat,  unter  Slnbrofcung  tum  2 träfe  auf- 
geforbert,  bic  Stötten  für  ben  Iransport  feine«  ttunben  p  bejahen.  3n>ei  3u- 
loiberfjanblungeu  be«  ÜBirteS  füllen  bie  Scfdicfmng  feiner  Wxex-  ober  SBeimnirt* 
l'cnaft  herbei. 


$n  ferat  c. 


,vltiri«  Ucbmtflf n  in 

(Ovtl)Oiunpljic,  Jutrrpnttktioit,  lUort- 

mtb  öntfleljvc. 

herausgegeben  uon  ber  ft.  gaUifdjen  Sefunbarlcbrerfonfercnj.  —  80  Wp. 
31nerfannt  treffliche«  Lehrmittel.   3u  belieben  oon 

II.  Steifler,  SefunDutleljrer  in  ftlamil. 

Collegio  -  Convitto  Dante  Alighieri 

in  Bellinzona  (Svizzera). 

Tie  frühere  Direttion  beS  SroQegiumS  3.  %n\\a  in  iHouerebo  bat  auf  ben 
immer  mieberljolteu  28unfd)  oielcr  eitern  in  3kflituona  eine  nljniidic  aber  größere 
unb  gaiiü  ben  neueften  ftorberitngeu  ber  mobemen  ^äbagogtf  cntfpredjenbe  änftalt 
eröffnet.  DicieS  3nftitut  mit  (Slementar  unb  \Hc alfdjnie,  iSuniiafium,  bcutfdjera 
unb  frauiofifrtjem  $orturfe  bient  atid)  al*  $rnfioi  für  bic  ©djüler  ber  fantonaleu 
£anbelsfd)ule.  -  Capelle  im  fcaufc.  «ßcurtonSprci«  nur  öOO  ftr.  ^rofpefte 
gratis  burd)  bie  Direttion. 


!!$  ixxfxeöetnü 

3)er  Unterseidmete  empfiehlt  ben  tu.  »ofleacR  feinen  foeben  eröffneten,  ganj 
neu  eingerichteten 

(Onltljof  tum  Mordjcit 

beftenS.  Verleibe  ift  oben  im  $orfc.  an  ber  §auptftrafoc  linfs,  in  unmittelbarer 
tfäfje  ber  Sfirdje.  Ebener  (*rbe  geräumiges  Wer*5Hci"tanra«t.  (Mute  Sebienuug 
uad)  jeber  fticfjtung  unb  billige  greife  fiebert  311 

einnebeln,  im  3uli  1895. 

(ii.  3ret*Cdjsner,  j.  3.  6efunborle$rer. 


I 


n>ro  Hupust:  | 


Unterhaltender 
interessanter 
Text?" 

Bcmane 

Novellen 
Dorfgeschichten 
Humoresken 
Reisen 
Geschichtliche 
Kunst 
Technik 


Für  die  Frauen 
und  Kinder 

Monatsschau 

Zeitereignisse 
•      •  • 

Reicher^ 
und  schöner 
Bilderschmuck. 


^Ycbcn  ber  ftortfcfeung'bc8*fpau= 
*  nenben  Moments  „Sie  Priorei" 
enthält  bicfcA  tieft  aroci  föftlichc  fleh 
uere  iRoocflcn  „£urd)ö  Jclepbon", 
von  l'o.Weibegg,  unb  „9hir  ein  2ieb", 
oon  %  3  frolln.  $cm  „800jährigen 
WcbächtniS  bei  Anfang«  ber  Streue 
SÜge"  tuibmet  5Jrof.  Sunt,  Bübingen, 
einen  oorjüglich  orienticrenben  91r= 
tifel,  über  Mehring?  oielbcfprocheneS 
^iphtlKriehcilfcrum  unterrichtet  un& 
I  ein  praft.  9lrj*t,  roährcnb  3>r.  .freinc 
un*  burdi  bie  SJJillioncnftabt  Bonbon 
begleitet  u.crjäljlt,  mic  bie  teilte  bort 
ihr  (Melb  oerbienen.  Söent  e*  bei  biefer 
i.'eftüre  etwa  &u  heift  werben  foQtc, 
bem  empfehlen  mir  bie  | effelnbe  Steifes 
fchilberung  „3m  holjen  Horben",  bie 
uu«  mit  einem  yeluitenpater  quer 
bureb  3*lonb  f  ührt,  tuo  ber  feelenetf; 
rige  s}*rieftcr  bie  einzige  bort  lebeube 
fatb.  Familie  auf  juebt.  Doch  fehlt  ber 
'Hau m,  um  ben  gefamten  reichen  In- 
halt auch  nur  flüchtig  ausbeuten. 


5ttttl  Greife  von  50  |}ffj, 
monatfidi  ein  ßarües  3fofto-i>cff 


3lluetrievtc*.  hatboliacbea  Jfa'milienblatt . 


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Seirtiniguttg 

bc«  „54n>cij.  (£rjid)unfl^«niöe«"  «ab  Her  „Wbaaoft.  3Kouat$M>rift" 


bre  Vereine  katljoL  frljrrr  unb  Sd)ulmimiter 

unb  beS  fi^weijerifd)cn  tatfjol.  ©rjicljuiifldttcrcii!«. 


Irorttrr  ^aljrgang. 

10.  fceft. 

(örf^eint  2  Sogen  ftarf  je  ben  1.  unb  15.  eine«  jeben  9Ronat8.) 


3u8# 

$>nt(f  unb  (*jpebüion  oon  3.  3».  »lunfdjt. 
1895. 


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§nBaCt 


1.  (Scoflranbifcfte  Ortlnamcn  anb  Sbrltfwörtcr.  (©infü&rung  in  ba*  $er> 

ftänbni«  berfclben.)  (ftortfcbung  unb  ©djlufe.)  480 

2.  lieber  fite  Promotion  öcr  £4fller.  ($on  81.      ßeljrer  in  O.)    .     .  48* 

3.  Urfadjen  Der  junebrafUDcn  *lB$«elafTcBbeit  öcr  fier  Sdjutc  caiaflcBcn 

3u(icnli  ubD  Die  BRilid  bageacu.  (3.  6d).,  ßeljrer  in  9U      .     .  494 

4.  <fl9bori#nien  über  «rjicbuBfl.  (H.  B.)   sc» 

s.  Die  üeutfeben  Stbulmeifter  b.  b.  bie  $rimarlc&rer  ber  Stobt  3«fl»  UtiO— 1895. 
(2*on  «.  «fdjmanbcn,  ßc&rcr  in  3ufl.)  (ftortfefcung.)  soo 

6.  Vbbopaiftbe  WmtDfdjaa   s<u 

7.  WfDaaoAWe  ütttcratar  unb  ttebrmitiel   sio 

8.  $rei£an0figreibiiBfi  |ur  ftrage  öeö  $aBbarbcit«BBterri<bi$.  .  .  sn 
'9.  »erfftlebenri. 

10.  3ifer*te. 

—  


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äktetnißung 

bee  ,&d)mtb  GtrjieliunBefreuiibe«"  unb  her  „$äbagog.  iRMatfftyrift". 

bis  Jf*witia  fjttf}.  %$§w  unb  Jl^ttlmHttttir  htr  ßipsm\ 

unb  be$  fdjjroet^erifdjeu  fatfjol.  Grr(yet)una,dt>ereiu$. 


3tt<|,  15.  Bugujt  1895.        J£  16*  2.  ^rgang. 


9tebaftion8t  ommiffion: 


DU  ZrarnarblrtfUrra:  I  Jrunj,  $Jfcrtr<*,  Sujeni;  *auma,artner,  ^ua;  M<  bco>».  $rrrn:  t)t.  £rtb«l. 
?.»|tt,  Urof.,  «bat ;  tco  Srnj,  Pfarrer,  «et«,  «t.  £l.  «aQrn  unb  $«tl  Selm  flBt^pll  lw  «rftftlb,  Utt 
DU  9i«(«iituagcn  M  m  gcmlnarblrcftor  Baumgartner  m  ri<bkn. 

Abonnement: 

Qrfa>ctnl  monatlKb  2  mal  J«  be«  1.  nab  14.  bei  Utensil  mb  fbfUr  i&trtta>  für  ScrctnlmUgticbcr  4  9t.; 
»f  «tiwimtlfanbtbaun  3  &t.;  fflt   9ti4tmitaUcbcr  5  gr.    B  «ft  t II« ft|C  n  tdra  ««rite«:  3- 
SUi|«l,  Du**™*«,  3N-  -  3*f««te  «o«btn  bl<  *<t1i|fik  mü  10  ftp.  bma>*ct. 


<£eo$vap§'xfc§e  Qxtatxamen  und  £pvi<fywöxtev. 

(dinfü&rung  in  ba8  Serftänbnis  berfelben.) 
(Sfortfefeung  unb  6ä)luft.) 

93on  ni4)t  minber  großen  IBebeutung  al§  bte  (Beneralnamen  finb  bif 
roid)tigf}en  53efUmmung3roörter,  bte  jur  53i(bung  ber  Special  na men  93er« 
roenbung  finben.  $iefelben  bejieljen  ft$  meift  auf  (Srö&e,  ©eftatt,  Sage, 
cjarbe  h.  f.  f. 

<£gli  unterjdjeibet  jroei  O^uptfCaffen  üon  ©pejialnamen : 

a)  Waturnamen: 

1.  Warnen  ber  Snljärenj,  nad)  Werf  malen,  meiere  bem  Objeft  infjärieren, 
roefentlid)  inne  rooljnen,  j.  IB.  Isola  bella  =  bie  fa)öne  3nfel,  Tafelberg 
(&oOänb.),  Bahr  el  Abiad  (arab.)  =  meifeer  glujj. 

2.  Warnen  ber  flb&ärenj,  nad)  Werfmalen,  roelaje  bem  Objeft  abfjäriecen, 
äufeerlia}  anhaften,  j.  53.  Jpimalana  (janSf.)  =  ©dmee  (hima)  unb 
5QBo!)nung  (alaya),  Cabo  de  las  Palmas  (fpan.)  =>  tyilmenfap. 

3.  Warnen  ber  Delation,  hergenommen  bon  einem  Wertmal  ber  Umgebung, 
j.  53.  Quqtxbtxü,  (SantonSjlrom. 

b)  Pulturnamen: 

1.  pl)biifd)e   tfultur,  j.  53.  Bagno  =  53ab,  ital.  ein  ©ee. 

2.  ötonomifaV  „      „  „  3«fafüfte  (Nfrifa). 

3.  intelleftudle  „     „  „  Natal,  SBeümaajten. 

4.  morali|d)e     „     „  „  na<$  ftreunbeu,  ftörberem;  Äap  frranllin. 


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-    482  - 

5.  reltgiöfe   flultut,  j.  55.  St.  8oui3. 

6.  politifdje      „      „  „  Ilha  do  Principe  (^rinjeninfel). 

(Sbenfo  toidjtig  ift  in  ber  Wamenfunbe  bie  6iebelung3gef($id)tf. 
Sie  jeigt,  toa§  für  93ölfer,  mann,  wo  unb  unter  melt&en  93ert#lrniffen 
fid)  biefelben  niebergelaffen  unb  melden  Sinflufe  fie  auf  bie  9?amengebung 
fjaben  fonnten. 

Tamit  Ijängt  nodj  jufammen  bie  ßljarafteriftil  ber  Wamengebung 
jenes  $olfe5,  refp.  93ölfer,  welche,  tjerDorgegangen  au§  ben  Derfcfyebenen  SBölfer« 
fünften,  bie  einft  boS  2anb  berooljnten,  bie  heutigen  Herren  beSfelben  fmb. 

©rötere  Sdnnierigfeiten  als  bie  Ortsnamen  bieten  für  bie  Srflärung  bie 
58ölfernamen ;  benn  biefe  reißen  meiften§  inj  tiefße  Altertum  jurüd,  unb 
e§  mürbe  mobj  faum  gelungen  fein,  allgemeine  onomatologifa^e  ©efe|e,  bie 
bei  ber  Sdjaffung  biefer  tarnen  roirften,  abzuleiten,  roenn  nid)t  bie  ©ftfn> 
namen  unciDilifierter  Hölter  genügenbeS  Material  jur  fnftematifdjen  SBertnertung 
bieten  mürben,  f$freitid)  if|  aucb,  bei  dielen  biefer  ©elbftnamen  bie  JBebeutung 
ni$t  metjr  furjmeg  auf  ber  £>anb  liegenb. 

1.  Die  aflgemeinfte  SBebeutung  eines  33olf§namen§  ift  bie  Don  3Reuf$en, 
ü? eute.  Der  ($efid)t§frei§  umfafet  nur  bie  nädjfte  Umgebung.  CanbSleute, 
33olf,  unb  9Rcnf4|tit  fällt  für  bie  ^luffaffung  ber  in  fty  abgesoffenen 
©emeinfdiaft  jufammen. 

Inuit  ober  Inuk,  b.  I).  $)tenfd)en,  ©elbjtname  ber  (Sslimo«, 
Tschiglit,  n  „  „  mm 

im  5Jlarfenjie*©ebiet. 

(Soenfo:  Berber,  Iraonus  (©elbftname  ber  Citauer),  91  om  (S.  9?.  ber 
3igeuner),  Aino  (urforünglid)  $orm  Einso)  Kurilen,  »)  Bantti  (Stolf), 
Khoi-khoin  ober  Khoib  (S.  <R.  ber  Hottentotten)  unb  diele  anbere. 

2.  Die  3$ergleid)ung  mit  ben  nidn"  jur  gleiten  ®enoffenf$aft  ge&örenben 
9tad)baroölfern  fütjrt  jur  Untertreibung  ber  Singebornen,  ©djten, 
oon  ben  ftremben.  Talopoeg  —  ©ötjne  ber  ßrbe  (©.  91.  ber  §ftb,en), 
Arno  Choin  —  edjte  maljre  <D?enfdjen  (ein  anberer  ©.  Ä.  ber  Hottentotten), 
Weniska-sepi  =  eigentliche  2eute,  ©.  %  ber  Snbianer  Don  Öabrabor  im 
©egenfafc  $U  ben  <5§fimo§  (naß  Ggli).    Hau  Khoi*  -  richtige  9)cenf<$en  *) 

*)  „Aino*  (  TOenfch)  tourbe  crft  ju  SBcginn  unfereS  3abrbunbert8  oon  &rufen= 
ftem  in  bie  Sßölferfunbe  eingeführt,  obwohl  bereits  in  einem  1619  ju  Sttüncben 
aebrueften  iBuchc  Nicolai'«  bte  3nfel  3effo  unter  ber  SBcjeidjnung  Aino.moairi  oor* 
fommt.  ©ie  wohnten  and)  auf  ben  Kurilen  (fogenannt  oon  kuni  öolf.)  D.  Ä. 
4. 58b.  —  Der  9iame  Aino  roirb  häufig  aud)  als  Sforruption  be*  iapanifdben 
inu  =  £unb,  bargefteflt.  SRadj  einer  unter  ihnen  erjftierenben  ©age  führen  fie 
ihren  llrfprung,  wie  fo  mandjeS  anbere  33olf,  auf  ein  X i c r ,  einen  §unb,  iurüdf 
©Je  felbft  bezeichnen  mit  Aino  nur  bie  Männer.  1893.)  —  Slud)  bie  ©iljafen 
in  Sibirien  nennen  ftd)  felbft  N ibach     Wenfd).  (D.  9t.  IV.) 

2)  6«  liegt  loobl  in  biefer  SBejeid)nung  ba«  ftolje  ©efübl,  bafe  fie,  bte  fdnoarien. 
mit  beu  Ijeabranucu  Äora  nid)t  möchten  oermcchfelt  werben;  anberfeit«  haben  c* 


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(£)ottentottenfkmm)  5».  53b.  6.  $)aljin  gehört  aud)  her  ©elbfiname  bet 
5Ba§fen,  unfer  Söelfd)  unb  baS  flat>ifü>  Njemetz  (=  flumm),  roomit  bie 
$eutfd)en  be^etd^tiet  roerben. !)  $ie[e  Warnen,  bie  aus  einem  angeborenen 
Hüntel  tyerüorgegangen,  führen  über  jur: 

3.  Älaffe  a)  etjrennamen  für  fid)  felbft,  b)  ©pottnamem  für 
bie  Wad)barn.  3U  Dcn  t^ttxn  gehören  j.  53.  Aniazigh  =  ^xt'it,  (Sble, 
Guaianazes  =  geartete  Ceute,  brafil.  3nbianer.  ©eljr  häufig  finb  bie 
Warnen  ber  jroeiten  %xt :  @Sfimo5,  ba§  geroör)nlict)  Wobjlei fajeff er  gebeutet 
roirb,  Gwu-Daman  =  ©d)mufcmenfd)en ;  fo  nennen  bie  Warna  bie 
93erg  «Samara  (Samara),  roeld)e  iljre  ©prad)e  angenommen  ljaben.  —  Rotten« 
totten,  urfprünglid)  |)otno$,  £>obmobob§,  roeif  fie  bei  it)ren  langen,  mie  aud) 
jefct  nocf)  ju  berneljmen,  ftetS  als  mie  jur  $aftbejeid)nung  „Hotten  tot  um 
Brock  wa"  auSftie&en.  (3).  X.  53b.  6.)  —  Wuge  ermähnt  nad)  Saftren, 
bajj  ein  ©amojebenfiamm  in  ©ibitien  fid)  Irgun,  ba8  ift  alte  *ERenfd)en 
nennt,  roäljrenb  bie  farafonfd)en  ©amojeben,  Dom  Jfranid)fluffe  au3$ieljenb, 
fid)  ßranid)menfd)en,  fpäter  s2lb  1er inen f rf>en  nannten,  roa§  bie  Oftjafen, 
um  fte  bor  afl|a  t)od)gemutem  gluge  ju  warnen,  in  <$än fernen fd)en  um- 
roanbelten. 

4.  Örtliche  53ertjältniffe  [unb  OrtSberänber ung,  refp.  9tu§ein- 
anberget)en  ber  ©tämme]  oeranlaffen  ebenfalls  Wamengebung.  $ie  ©amojeben 
teilen  fid)  in  Pagansej  =  53ud)tbett>ot)ner,  Noho  =  6i§füd)fe,  Pad- 
draggassawö  =  2Balbleute  u.  f.  f.  2Büftenleute  nennt  ftd)  ein  ©tamm 
in  Oftafrifa  (Wanika)  53ebuinen  (Bedawi)  unb  flirgifen  bebeutet  baSfelbe. 
(©d)ultf)eife,  ©l.  93.)  eine  Analogie  ber  Ecarfomanen  fmb  bie  Gonaqua 
ober  Gona-kwa  =  bie  Wnftofeenben,  (nämlid)  an  ben  ©renjflujj  S5aal) 
ober  3ufammenfto Benben,  ein  WiifdjlingSftamm  ber  Hottentotten  unb  ftaffern 
(tfaffer,  Dorn  arab.  2öort  kafir  -  b.  Ungläubige).  W.  53b.  6.)  [Suevi: 
Istävonen,  Ingävonen,  Irminonen].  Die  Warnen  auf  varii  fmb  jüngere 
^Übungen:  Amsivaren  (ftluB  @m§),  Chasuaren  (ftl. §afe),  Markarii  (ÜJlardr)). 

audi  anbcrroärta,  ju  allen  3eiten  bie  ÜJlenfd)en  geliebt,  bie  ganjc  SBclt  auf  fid)  $u 
begeben  unb  ftd)  allein  eine  SBichtigfeit  befoulegen.  Sie  baben,  wie  ber  Ottentahft 
Metnaub  fagt,  ben  SBinfel  ber  ©rbe,  ben  Tie  bewohnten,  für  baö  fcauptftücf  ber 
(Srbe  gehalten.  (Shiua,  ba«  SRctd)  ber  9Jcitte,  ber  53erg  SJteru  in  Snbien,  Eabtjlon 
bei  ben  (Shalbäern,  3erufalem  bei  ben  3ubcn,  Tclplii  bei  ben  ©riceben,  Cu»co  bei 
ben  2Utperuanern  unb  fo  mele  anbere  Orte  bejeiebnen  biefe  au&ertüäbltcn  Zentren 
bet  teTboberftädje. 

')  ,©othifdj  thiuda,  ahd.  deot,  mhd.  diet  bebeutet  öolf,  aber  aud)  SRenfd); 
ba«  gbjetr,  diatisch  ift  beutfd).  Deutfd)  reben  unb  beutfd)  oerfteben  ift  un8  gletd)-- 
bebeutenb  mit  oerftänblid)  unb  offen  reben.  Unfere  flaoifcben  9tad)barn  im  Often 
nennen  un8  bie  Stummen  .  .  .  unfere  felttfcfcen  unb  romantfehen  91ad)barn  haben 
uns  ben  Tanten  (Germanen  gcfd)enft,  toobl  am  beften  nad)  bem  Scblacfatgefang 
unb  ©djladjtflcbeul  ja  beuten,  alfo  bie  Schreier,  ober  poetifeber  int  Sinne  $omer$ 
Mbtc  9tufer  im  Streit."  So  entbebrett  aud)  wir  nid)t  ber  Spottnamen.-  (9tugc  SlbbO 


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Sin  Stamm  ber  $unb§ribbeninbianer  nennt  fid)  Sa-i-satinneh  =  33olf 
bcr  aufgerjenben  Sonne,  be§  OfienS;  ein  Stamm  ber  Tegihah  (=  @in« 
geborne)  Reifet  Omaha1)  (etgentlid)  Unianhan)  —  StromaufroärtS  ®e* 
roanberte.  (®f.  1893.) 

Wuf  ben  Sunbainfeln  fannten  bie  #oflänber  ben  tarnen  Orang- 
utan  —  Söalbmenfd)  (nidjt  Orang-utang,  roa§  „Sdmlbner"  bf beutet.) 
Sie  überfein  biefen  %u§brud  at§  Bosjes-raan  =  93ufd)mann,  unb 
übertrugen  ir)n  auf  ben  fübafrifanifdjen  Stamm,  ben  bie  Hottentotten  Sau- 
kwa4)  -  fefcfjafte§  Sßolt,  bie  #aff<m,  Ba-roa,  ober  Ba-toa  =  „5Jolf 
beS  33ogen§"  nennen. 

5.  häufig  finb  bie  93ölternamen  nadj  Bieren  entftanbeu,  bie  einft  bereit, 
gefürchtet  ober  gejagt  mürben.  9tod)  Spencer  (^rincipien  ber  Sociologie) 
treffen  biefe  Siernamen  bei  3nbianerftämmen  oft  mit  bem  ©tauben  jufammen, 
bon  biefen  Sieren  abjuftammen,  roie  bie  Haidah  Don  ben  #rüt)en,  Tschip- 
pewüh  bon  ben  ijpunben,  bie  Osagen  oon  ben  93ibern,  Stämme  nörblid) 
bom  ÄolumbiafluB  bon  ber  Sifamratte  (Sct)uItr)eiB,  $er  Warne  be4 

im  ?)ofemitetr)aI,  ba8  roegen  feinen  Waturfdjönljeiten  berühmt  ift,  anfangen 
SnbianerfiammeS,  Josemity,  bebeutet  ©riflobär  Et.  1893).  3eber  ber 
roor)l  met)r  als  30  93etfd)uanenftämme  hat  einen  beborjugten  5$erer)rung§* 
gegenftanb,  meiftenS  ein  litt,  nact)  roetdjem  er  fid)  oft  benennt.  Sie  tanjen 
ju  feiner  5ßeret)rung,  roie  ja  ber  Üanj  überhaupt  in  feiner  6ntftet)ung  eine 
£ultb,anblung  ift.  $)ie  Ba-hurutsi  tanjen  ju  61)ren  beS,  ober  „im  Fabian" 

')  (Sin  ©citcnftötf  bap  bilben  bie  Soloni  (Jungufcnftamm)  SBctuobner 
be8  obern  ©trontlauf c«  (mandschur. »olome  »ftromaufrüärtgfaören-;  tuneo». 
»oloki  oberbalb  gelegen.)  3).  9t.  ©b.  4.  —  2>te  Circipener  -  „SBetoobner  kiu 
feitS  ber  Peene",  bte  Riazaner-  ftluftantoobn er,  bie  Chizziner  -  ^rifeber- 
Ijüttenbciuobner,  flau.  Stämme,  btc  oor  bcr  ©crutanificrung^ unb  <£briftianifterung 
int  ßanb  Stargard  (  »Itcnburg)  lebten,  al*  @auflemeinfd)aftcn  ber  Lutizen,  b.  b- 
„Madjfommen"  be*  Lut,  bc«  „SBilben"  ober  Weloteu  =  liefen,  aud)  Wit- 
zen -  „btc  ben  SBöIfen  gleidjen  (9ß.  ftiirjnel,  bie  flaö.  Ortsnamen  in  3)fccflen^ 
burg=Streli&.   Programm  bc«  «nmnaf.  ju  Mcubranbenburg.  1881.) 

*)  Ama-,  Ma-,  Ba-,  int  Sfafferngebiet,  Qua-,  Kwa-,  int  §ottentottengebtct,  un- 
gemein böufig  oorfommcnb,  bebeuten  Stamm,  $o(f.  So  Griqua  Gri-leute, 
nadj  einem  Spanne,  ber  ein  befonbcrcS  2Infeb,cn  gcno&.  Ma-Koaba  ober  Knop- 
neusen  ftnopfnafett,  Ba-kalahara  ftalaljarioolt  (in  ber  SBflftc  unb  am  mitt 
leren  l'impopo).  23on  bem  ntt)tbifd)en  ©rünber  bcr  ftaff emotion  (16.  3abr&.)  foflen 
3  Stbrommlingc  ftammen:  Mpondo,  Tembu,  Krösus,  bafcer  bie  SSölfernamcn  Ama- 
rapondo,  Ama-tembu,  Ama-kaosas.  (5).  JH.  VI.)  2Bie  bie  Grinua,  fo  führen  Der* 
fdjiebcnc  anbere  Stämme  ben  ÜHamen  nad)  SBerfonen  (Häuptlingen).  3n  Gross 
Nama-qua-land :  "Jibrniiam  SöonbelätoartSftamm,  3cib8|tamm,  $aul  (Boliatb^ 
ftamm,  20.  ftranßmannSftamm,  Sfibo  SBitbooiöftamm,  i'lbrntmm  $n>artbooi8ftamm, 
2)icfe  Stämme  bilben  bic  Geikaus,  b.  b-  baS  „JHotc  Solf  im  @egenfab  ^um 
nörbl.  baoon  mobnenben  „Selben  Solf.*  Söei  ben  ifaffern  toerben  aueb  bie 
Kraale  burdjtücg  nadj  ben  Induna»  (Häuptlingen)  benannt.  (Statt).  9Jiiff.  1893.) 
Um  ben  $lural  oon  $eTfoneu,  3$olf,  auSsubrüelen,  ftcllen  bie  Betschuanen  bie 
Silben  ba-,  be-,  ma-,  bei  ben  nörblidjeu  wa-,  ooron.  Mo-tschuan  beifet  ein  ©in- 
3elner;  Be-tschuan  ba«  Jöolf;  Le-tschuan  ba8  Üanb;  Se-tschuan  bie  Sprodje. 

fr.  st.  m.  vi.) 


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(tschuene),  bie  Ba-khatla  im  Khatla  (flffe),  bic  Ba-kwäua  im  kuen» 
(flrofobil),  bie  Ba-tlani  im  glephanten  „tlu",  bic  Ba-maletis  im  Düffel 
(mari),  bie  Ba-tlapiti  im  ftifö.  ($>.  ».  6.  53b.) 

$er  tierifche  WamenSöetter  gilt  bann  bielfach  auch  al«  JBertoanbter,  nnb 
wirb  au§  Achtung  nicht  getötet.  Analogien  finben  fidj  in  Auftralien  unb 
bei  ben  $>aiafen.  Spencer  ift  ber  Anficht,  bafj  ber  Ahnherr  nach  einem 
fötalen  5iere  benannt  roorben  unb  bann  in  ber  Srabition  $u  einem  folgen 
herabgefunfcn  fei.  $)afj  ^erfonennamen  Don  Bieren  fchon  in  früheften  3<iten 
hergenommen  mürben,  beroeifen  bie  2  dürften  ber  *Dtibianiter  Oreb  (Wabe  *) 
unb  Zeeb  (2Öolf)  (Sua)  ber  dichter,  Aap.  VII.  «Ber«  25).  mt)i  al«  unfere 
Familiennamen  Ööroe,  2Bolf  -),  $ua)3  u.  f.  f.  ftnb  bie  ^ieruamen  auch  für 
ara6ifa)e  Stämme  unb  StammeSteüe  nicht.  Spencer  führt  fic  als  (Slannamen 
auf  ben  tarnen  be«  Anführer«  in  ber  5Jorjeit  jurüd.  „ Spottnamen  finb 
auf  biefer  5.  Stufe  weniger  ju  finben.  $iefe  fmb  meift  jüngeren  Datums." 
(Schultheis  m.) 

Sieben  biefen  Wamenmottoen  finb  e§  and)  befonber«  ^erborftea^enbe 
(Sigenfchaften  nnb  (Shatafterjüge,  welche  namenge6enb  mirfen,  fo  wenn 
fich  ein  93olf  „Stäuber"  nennt  ober  roie  bie  ^epohwan«  bie  roa^rfa)einlia)en 
92a$fommen  ber  Ureinwohner  ^ormofaS,  ben  Warnen  „Silbe  ber  ßbene" 
führt.  (Öftecreia).  SWonatSfehrift  für  ben  Orient  1893.)  $erg(.  oben  „Soll 
be§  SBogen8."  $)ie  »ebarier  (Katarer)  =  bie  „Äriegerifchen",  ein  alt- 
ftabifcfter  Stamm  in  TOedlenburg  ($.  ftühnel,  $rog.) 

Waa)  biefen  mehr  allgemeinen  Semerfungeu  geht  ber  SJerfaffer  jur  §5e* 
fprechung  ber  Ortsnamen  be«  rornanifchen  Sprachgebietes  unb  jmar  juerft 
be§  fpanifct)en  unb  Portugiesen  über,  giebt  juerft  bie  toichtigften  Kegeln 
ber  Au«fprache,  befpricht  bann  bie  (Semeinnamen  unb  jeigt  überall,  wie  fich 
ßanb  unb  Ceute  für  ben  ©praajöerftänbigen  fdt)on  im  Warnen  funbgeben. 
So  h"fet  3nfel  im  Spanifchen  la  isla  (plur.  islas),  3nfelct)en  islote  (plur. 
islotes)  ^ortugieftfd}  a  ilha  (plur.  as  ilhas).  So  erflären  fich  leidet  Warnen, 
Wie:  Isla  de  Arenas  (Sanbinfeln).  fllippe  Ijeifct  el  Farallon  (fpanifch), 
o  Farelhao  (port.),  33erg,  monte,  5Bergfette,  cordillera  (cordel  Schnur), 
Sierra  (jadige  Gebirge),  Sergfpifce  Pico,  cerro  (SBergfpifcen  mit  impofantem 
Anblid),  gel«  roca,  *ßafe  puerta  (auch  puerto,  porto),  <fyal  valle,  Schlucht 
rambla,  barranca  (in  horizontaler  Dichtung  laufenb)  Ouelle  fuente,  fon- 
tana,  (port.  fönte)  Stoch,  Flürchen  arroyo  (port.  arroio,  ribeiro) ;  ftlujj, 
Strom  rio,  See  lago,  Wtecr  raar,  ftafen  puerto,  porto  (port.),  ©olf 

')  Der  fl.  luti)tfd)e  (6laücn*)  ©tamm  ber  SBarner  {~  Stäben)  in  2Jtcdlenburg. 
»fihnel,  $rogr.) 

*)  Aud)  Kurd  bebeutet  ffiolf.  3>lc  Kurdon  machen  biefem  Warnen  alle  @fjre. 
Örobe  Öefidjtfyüge  unb  toeit  in'«  ®eftd)t  hinein  getoadjfener  ftruDpiger  öart  ftnb 
iljnen  c^arafiertftiTct)  (ÜHob.  1893). 


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golfo,  bahia,  Vorgebirge  cabo,  promontorio,  punto  (6pifce)  3Rünbnng 
boca  (port.  bocca),  (Sbene  sabaua  (baumlofe  £.),  Llano  (flach),  carapo 
($elb)  campina  (flaches,  pflügbareS  Sanb);  ©artengebiet  Vega  (buerta) 
port.  veiga,  ©umpf  palude,  paular  (port.  paul),  pantano,  marisraa  (6umpf» 
lanb  mit  giftigen  fcuSbünftungen;  SBiefe  prado,  praderia,  3öalb  bosque, 
selve,  6tobt  ciudad,  (port.  cidade)  villa  $orf  lugar,  aldea  ©trafee,  2Beg 
calle,  rua,  Camino,  via  (port.  estado,  rua,  caminho,  via).  (SS  roürbe 
im«  ju  meit  führen,  in  bie  Einzelheiten  ber  Erfüllungen  biefer  mithtigfien 
Geograph  HpeQatioe  einjutreten.  2Btr  wollten  burch  biefe  Arbeit  bie  Seljrer« 
melt  anregen,  ben  geograpb-  Warnen  eine  größere  Hufmertfamfeit  ju  f$enfen, 
ald  eS  bisher  gefa^e^en,  unb  baher  bieSbejügliche  JBerte  ju  ftubieren.  §ieju 
eignet  fi<h  befonberS  nebjt  Dr.  EgliS  großem  SBerfe  „©anjenmiiderS  Erflärung 
geographifcher  Warnen."  3UDfm  ^offen  mir,  ber  £err  Serfaffer  ber  be« 
fprochenen  Arbeit,  $rof.  2B.  SBid,  merbe  biefelbe,  menn  fie  boflenbet  fein 
roirb,  als  (Sanges  feparat  herausgeben  unb  fo  Den  8er)rern  bec  (Geographie 
einen  uortrefflid^n  Führer  für  bie  Erttärung  ber  geographischen  Warnen  in 
bie  §anb  legen.   ES  mürbe  bamit  ber  Schule  ein  großer  5)ienft  ermiefen. 

"jiiBer  bie  "Promotion  6er  g>c§üCer. 

(S3on  81.      ßebrer  in  O.) 

Sonberbar!  Stanben  mir  ba  eine«  StageS  in  bem  ©chuljimmer  einer 
größeren  Ortfchaft.  Unfer  ftuge  fchmeifte  über  bie  einzelnen  Santreifpen  t)in 
unb  mufterte  bie  Arbeit  eine«  jeben  Schülers.  9Rit  ihren  Seiftungen  ift  man 
im  allgemeinen  aufrieben ;  auch  bie  f^üfyrung  bct  $)i§}iplin  gefällt  einem  roohl. 
3Ran  fühlt,  bafe  in  biefen  ftiflen  Räumen  bem  ^eiligen  2öerfe  ber  3ugenb« 
erjiehung  mit  Eifer  unb  Eingabe  gelebt  mirb,  baft  ber  Öe^rer  feine  tyty  unb 
fdjöne  SJliffion  in  mürbiger,  ruhiger  Seife  erfüllen  min. 

Unb  heute!   28el#e  Silber  bieten  ft$  unfern  ©liefen  bar? 

3n  ben  borberften  Söanfreir>en  fifeen  liebe  Äleine,  aus  Deren  jartem  SBlau 
ber  klugen  bie  tinbliche  Unfchulb  h<wroinnenb  fpricht,  $ugen,  bie  uns 
beutlich  unb  marm  ber  eigenen  rofigen  3ugenbjeit  feiige  ^age  in  Erinnerung 
rufen.  Wber  bo<h  merft  man,  bafc  bie  teure  Unfchulb  tyüit  nicht  fo  reü)t 
Reiter  unb  fröhlich  ift,  bafe  fie  ftch  nicht  mit  ganjer  Seele  f)eimifd>  in  biefen 
»äumen  fühlt.  Ein  3ug  ängftliaier  Schüchternheit  geht  bura)  biefe  ffleinften 
ber  deinen  ade:  fie  t)oben  heute  ihren  erften  (Sang  jur  Schule  gemacht, 
borgen  merben  fie  fajon  auftauen,  bem  Öeljrer  oon  S5ater,  SRutter  unb 
©efchmifter  erzählen,  nach  biefem  unb  jenem  Silbe  jeigen,  über  biefen  unb 
jenen  ©egenftanb  fragen  fteflen. 

3n  ber  jmeiten  tflaffe  begegnen  mir  Oettern,  bie  uns  fagen:  3n 
biefen  Wäumen  bin  ich  lein  grembling  mehr.   Ein  Wäba>n  aber  fentt  ba5 


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£>aupt  unb  meint.  $er  Sefjrer  ruft:  dritte  ftfaffe!  Me  ©chüler  biefer 
«Qlaffe  tönnen  in  bie  Diertc  übertreten,  nur  9?.  %  nicht.  3)a  geht  ein  laute« 
flogen  unb  ©djluchjen  an.  $er  ba«fclbe  hervorgerufen,  bittet  um  Äuhe, 
fpenbet  too^I  auch  einige  2Borte  be«  $rofte«,  aber  bie  gefdjlagene  Söunbe 
blutet  bo$. 

$)ie  ^^rtognomien  ber  Oberfchüler  werben  ernftlicher,  Befürchtung  unb 
Erwartung  machen  ba«  #erj  fdmcfler  fragen.  9iur  tye  unb  ba  beobachten 
mir  einen,  ber  mit  federn  ©liefe  unb  mit  ©iegeöjuDerftcht  ber  fommenben 
$inge  mattet. 

gnblich  legt  ber  ßefcrer  bie  Tabelle  bei  feite.  $ie  3ahl  ber  SBeincnben 
hat  fich  noch  um  bier  Dermehrt. 

§«  mar  eine  ©tunbe,  aus  meiner  mir  mit  gemifchten  ©efühlen  trieben, 
bie  unS  einige«  9to$benfen  Derurfaehte  unb  un«  jum  (Sntfchluffe  brache,  bie 
folgenben  3eilen  in  bie  „$äb.  «Blätter"  ju  fchreiben. 

$er  Sag  ber  Promotion  ber  Schüler  ift  Dielfach  für  fiehrer  unb  ©chüler 
einen  Don  jenen,  bie  man  nicht  gerabe  ju  ben  fünften  be«  ©chuflebenS  jählen 
tann.  dr  fnieft  manche  Hoffnungen,  Derrounbet  manche«  ©chülerherj  unb 
bringt  ben  &hrer  nicht  feiten  in  ffonffieft  mit  bem  (Slternhauje.  Wicht  bafj 
roir  glauben,  e«  feien  bie«  bie  einigen  unangenehmen  ©tunben  roäljrenb 
be§  ganzen  ©chuljahrc«.  6«  merben  fiä)  jmifchen  ben  oier  SQÖänben  ber 
©chuljtube  unb  auch  außerhalb  berfelben  im  ©Aufleben  oft  ©cenen  abroideln, 
bie  man  lieber  ungeboren  lie&e,  bie  man  auch  mit  bem  beften  SBiflen  unb 
mit  einer  felbftlofen  Eingabe  an  feinen  frönen  unb  erhabenen  33eruf  nicht 
ferne  holten  fann,  menigften«  fo  lauge  nicht,  al«  unter  ber  ©onne  noch  Un- 
Doflfommene«  öegetiert.  ©ie  gehören  jum  ©chufleben,  mie  ber  ©chatten 
jum  Sichte. 

2öoflten  mir  nur  eine  ©tunbe  ©chatten  Derfcheuchen,  mir  mürben  ben 
3med  lof>en,  ihm  aber  auch  nur  ent(n  3Bfrt  beimeffen,  ber  ihm  anbetraft 
be£  Obigen  jufommen  fönnte.  $ic  ©a$e  roeift  aber  eine  Diel  ernftere  ©eite 
auf,  unb  ber  Oegenjtanb  ift  roicbjig  genug,  bafc  man  ihm  feine  Vufmertfamteit 
fchenft  unb  ihn  näher  bei  Sichte  befchaut. 

Ufan  mirb  aflerfeit«  zugeben,  bafe  bie  ©egenmart  ganj  bebeutenbe 
ftorberungen  an  jebe«  einzelne  ©lieb  ber  menfcr)(tcr)en  ©efeflfehaft  ftedt. 
$ie  gute  alte  3eit,  —  nicht  baß  mir  biefen  %u«brud  bebingung«(o«  annehmen 
möchten,  bie  3(^(n  unb  ihrf  Wenfchen  maren  fdwn  bor  altem  nicht  immer 
gut.  unb  mer  Don  ihr  nur  loben«merte«  ju  erzählen  roeifj,  fennt  entmeber  bie 
(#efdna)te  nicht  ober  ift  ein  ^fyrafeur  —  in  melier  e«  bem  (Sinjelnen  mit 
geringer  3RÜhe  möglich  u>ar,  ft<h  ehrlich  unb  reblich  burdj  bie  SBelt  51t  fchlagen, 
ijt  (eiber  Dorbei.  2tn  ©teDe  DiejeS  ruhigem  Arbeiten«  unb  ©eniefeen«  ift 
ein  enblofe«  Raffen  unb  Sogen  getreten.  §in  ffonfurrenjfampf  ift  entbrannt, 


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-    488  - 

ber  Diele  aus  tyxtm  fttfjen  Schlummer  geroeett  unb  gu  ^aten  angefbornt  fyat. 
Ta§  buntgeftaltete  Sehen  bei  3'$tjeit  bedangt  einen  gefeilten  (&eifi,  ber  mit 
ftarer  (5infia)t  baS  9ci$tige  erfaffen  unb  mit  jäljer  Ausbauet  basjflbe  jur 
Durchführung  bringen  tann.  2Ber  je$t  nicht  lefen  unb  f$reiben  fann,  ber 
ift  nicht  einmal  mehr  ein  falber  9Kann.  $Ufo,  barüber  [oQten  mir  ade  einig 
fein:  (Sine  gute  6$ulbilbung  ift  für  jebe  (Generation  eine  2BoljItf}at  t»on 
eminentem  2öerte  unb  für  bie  jefcige  ift  biefelbe  gerabeju  ein  unentbehrliche* 
bittet,  im  fteten  Äampfe  ber  3ntereffen  ben  richtigen  ?ol  nicht  $u  otrlieren, 
53iebermann  öon  ber  ©oljle  bis  jum  ©Reitet  ju  bleiben. 

flngefichtS  biefer  Umftänbe  erroächft  ber  Salute  bie  Pflicht,  ihren  3ög* 
lingen  2Baffen  in  bie  £anbe  511  geben,  mit  benen  fie  ben  flampf  mutig  unb 
fiegreich  führen  fönnen,  2öaffen,  gefertigt  au«  bem  beflen,  jä^eften  Metall. 

€3  ift  bie«  eine  Aufgabe,  bie  ber  oereinten  Hnftrengung  öon  Familie, 
©chule,  flirre  unb  Staat  bebarf. 

#ieju  ift  auch  erforberlia),  bafe,  wenn  immer  möglich,  ber  ©djüler  alle 
©chulftufen  bura)faufe.  Die  ©teflung  ber  OberKaffen  ift  eine  fola>, 
bafe  Tie  in  ganj  befonberer  SQÖeife  auf  ba«  fpätere  Öeben  öorbereiten;  mir 
erinnern  nur  an  bie  bürgerlichen  ^Rechnungsarten,  «nb  ^Prozentrechnungen, 
praftifche  Äaumtetjre.  Unb  roieberum,  in  melch  flägliche  ©teflungen  gerät 
einer,  ber  ntct)t  imftanbe  ift,  ein  für  je«,  einfache«  Briefchen  richtig  ju  fchreiben; 
unb  roa«  müffen  mir  Don  einem  jungen  #efoetier  galten,  ber  in  feinem 
republifanifdjen  ©taatSroefen  über  bie  roic&tigfien  fragen  ju  entfa)eiben  fat 
unb  bem  ba«  ©ebiet  ber  BerfaffungSfunbe  mit  lauter  böhmifchen  Dörfern 
befäet  ift. 

©ejiemt  e«  fict)  iebem  Bolle,  bafe  bie  Bürger  für  bie  3nfütutionen  it/re* 
Baterlanbe«  ©inn  unb  Berftänbni«  befifcen,  fo  barf  man  biefeö  geroifc  00m 
freien  ©chroeijerüolfe  um  fo  mehr  ermarten.  Die  Freiheit  ift  ein  faßbare« 
3umel,  aber  nur  in  ben  £)änben  einer  Nation,  roela>  biefelbe  ju  fa)ä&cn 
unb  ju  mürbigen  roeife. 

(§8  finb  bie«  Argumente,  bie  ade  gebieterifch  oerlangen,  bafe  unfere 
9ri)üler  auch  bie  Waffen  ber  Oberfaule  abfoloieren  foQten  unb  eS  erbefli 
barau«  $ur  ©enüge,  bafe  9?ia)tbeförberung  einem  S$ulfinbe  bebeutenbe  Wach« 
teile  bringt.  Aufgefallen  ift  und  ba«  Ergebnis  einer  ©tatifii!  über  ^ßro« 
motionSüerhältniffe  ber  bernifdjen  ^ßrimarfchüler.  2Benn  burchfehnittlich  43°/0 
—  Wajimum  74°/0  —  ber  ©chüler  nicht  normal  promooiert  roerben,  fo 
ruft  biefe«  Ergebnis  gemaltigen  Bebenten,  unb  menn  noch  bie  9Rehrjahl  jroci 
bis  brei  Klaffen  jnrücf geblieben  ift,  fo  bermanbelt  fich  ba«  Bebenfen  in  Be« 
forgni«.  2öir  finb  in  bie  €>4>u!berfjültniffe  Bern«  nict)t  eingeroeifjt,  erlauben 
und  alfo  auc^  fein  fflidjteramt  über  bie  gemife  beflagenöroerten  3uftänbe. 
©toff  ju  ernftem  9laa)benfen  bieten  biefe  3af)Un  in  f>üQe  unb  ftüfle. 


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SSÖir  fteflm  uns  in  erfiter  öinic  folgenbe  ftroge: 
Unter  welken  ÖorauSfe  jungen  borf  ein  ©djtUer  in  bie  nädjft* 
folgenbe  t>öl>ere  Älaffe  beförbert  »erben? 

3n  ber  gragefteflung  Ijaben  mir  abfid>tli<$  „näcfcft  folgenbe",  tytyxe 
Waffe  eingefcfcaltet,  um  Don  Dorne&erein  ju  betonen,  bafe  mir  fein  gfreunb 
be$  fogenannten  „ÜberfpringenS"  einer  klaffe  finb.  9Jtan  hört  Don  ättern 
Seuten  nid)t  feiten:  in  bei  britten  klaffe  mar  ia)  meiner  öebtag  nie,  Don 
Der  jmeiten  gelaugte  ich  fofort  in  bie  Dterte.  (Sin  anberer  weife  ficf>  rounber 
was  $u  rühmen,  bafe  er  Don  ber  Dierten  klaffe  fofort  in  bie  fedjfte  Derfefct 
morben  fei.  9ta<$  unferer  9tnfiä)t  unb  (Srfafyrung  ift  e§  unbebingt  not« 
roenbig  —  fofl  ein  3&Ql'nQ  m  g*orbnetem  Stufengange  ju  ben  Altären  be8 
2ßiffen§  unb  ber  53ilbung  hingeführt  roerben  —  bafe  jeber  ©duller  an  bem 
Unterri^töpenfum  ber  Dorfyergefyenben  Älaffe  feine  geiftigen  gäljigfeiten  erprobt 
habe,  um  mit  SSerftänbniS  bem  Unterrichte  ber  ^Ö^ern  Abteilung  folgen  ju 
tönnen,  aud  bemfelben  ben  richtigen  Wufcen  jie^en  £U  fönnen. 

Unferer  Meinung  nach  bürften  bie  SöorauSfe&ungen,  unter  welchen  eine 
Promotion  juläffig  ift,  Dorerft  im  Sehrplan  fua^en  fein.  2ßer  ba§  im  ße^r« 
plan  für  bie  Dierte  klaffe  Dorgefcbricbcne  ^ßenfum  beljerrfcht,  (ann  in  bie  fünfte 
klaffe  übertreten,  wer  über  badfelbe  nicht  frei  unb  felbftftünbig  oerfiigt,  bem 
fehlen  bie  53ebingungen  für  ein  grünblidjed  kurzarbeiten  beS  neuen  Stoffes. 

3)od)  bebarf  biefe  Ototberung  oer  ginfajränfung :  3um  erften  würbe  e$ 
jebenfafls  jehmierig  fein,  enfeheiben  $u  fönnen,  ob  jeber  ©d)üler  allen  $or* 
berungen  be8  SeljrpfaneS  entfprea>e  ober  nicht  —  wer  will  55.  einen  Sftafe» 
fiab  auffteden  für  baS  öefen  ber  britten  ftlaffe  ober  für  ba§  Singen  ber 
fünften  unb  behaupten,  fo  müffen  afle  Äinber  be$  britten  Wurfes  lefen  unb 
ade  beS  fünften  fingen,  um  in  ben  entfpre$enb  b,Ö^ern  ßlaffen  bem  Unterrichte 
in  biefen  beiben  ^fächern  folgen  $u  (önnen  — ;  fobann  gebietet  und  eine  ber 
funbamentalften  ftorberungen  ber  ^ßäbagogif,  auf  bie  SnbiDibualität  ber  ftinber 
9lüdfta)t  $u  nehmen.  3eber  Sehrer  weife  aus  Erfahrung,  bafe  bie  fogenannten 
„Sorgentlaffen"  noch  nicht  auSgeftorben  finb,  klaffen,  bie  auch  ber  ftrebfamfte 
unb  gewiffenhaftefte  Sehrer  nicht  auf  bie  £>öf)e  bringen  fann,  auf  welche  er 
fie  laut  Seijrplau  ergeben  möchte  unD  foflte.  Unb  boch  würbe  ti  uns  un- 
gerecht bunten,  Deswegen  eine  gan$e  ßlaffe  ben  UnterrichtSftoff  be§  DorauS« 
gegangenen  3ahre8  repetieren  ju  laffen.  SBir  möchten  alfo  bie  33ebingungen 
einer  Promotion  nicht  einfeitig  in  ben  Celjrplan  legen,  fonbern  fie  Diel  eher 
im  bura)fdmittlidjen  ©tanbe  einer  Älaffe  fua>n  wollen,  aber  auit,  hier  nicht 
ot)ne  6infd)rän(ung.  95on  ber  Anficht  auSgefjenb,  bafe  Sttutterfprache  unb 
Rechnen  bie  ©runbpfeiler  eines  jeb?n  ^rtmarunterrichtcS  finb,  beförbern 
mir  flinber,  bie  in  biefen  jmei  fächern  geuügenbe  Stiftungen 
auf  weifen,  in  bie  entfprea)enb  höhern  Waffen.  933er  nicht  richtig  aus  bem 


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—    490  - 


33ucf)e  abfd>reiben  tonn,  roirb  ni^t  felbfltinbigc  fchriftliche  Arbeiten  ausfertigen 
tönnen,  roer  im  3l1Weim1imi  öon  100  nicht  fielet  rechnet,  wirb  eS  im  3^^n< 
räum  bis  1000  noch  weniger  tönnen.  2öer  aber  in  ben  iRealien  jurüctfieht, 
wirb  Diel  eher  imfianbe  fein,  oorhanbene  Süden  auszufüllen.  Unb  jubem 
machen  mir  bie  Erfahrung,  baß  Stüter,  meiere  im  fprachlichen  unb  Äechen- 
Unterricht  mangelhafte  ftenntniffe  unb  ftertigteiten  beftfcen,  auch  im  SReal* 
Unterricht  geroör/nlich  fchmache  Seiftungen  ju  tage  förbern.  Unb  roenn  eS  nun 
einmal  9Jcenf<hen  giebt,  bie  es  im  Singen  unb  3<'#wm  nicht  auf  einen 
grünen  3roci9  bringen  tonnen,  fo  jeigt  uns  baS,  bafe  ber  Schöpfer  nicht 
allen  menfehlichen  SÖefen  gleiche  fünftlerifche  Anlagen  unb  gleich  fähige  Or» 
gane  verliehen  hat.  StoflenbS  ungerecht  mürbe  eS  unS  bäumen,  ungenügender 
Stiftungen  in  ben  äunftfächern  roegen  baS  DamofleSfchroert  ber  Nicfjtpromotion 
jehmingen  ju  moflen. 

9luS  bem  ©efagten  läfct  fich  ber  Schlufe  Riehen,  bafe  mir  einer  teil- 
meifen  Promotion  nicht  unfömpathifch  gegmüberflehen. 

2öir  mürben  feinen  ®runb  einfehen,  marum  ein  Schüler  ber  fünften 
JRlnffe  j.  SB.,  ber  im  3e'(hnun9Sun^rr'(^*  Ungenügendes  leiftet,  nicht  am 
3eichnuugSunterrirf)t  ber  4.  klaffe  teilnehmen  bürfte.  Nur  geftatten  mir  eine 
SBieberholung  beS  ^ßenfumS  einer  untern  klaffe  nur  in  Nebenfächern,  hoffen* 
in  jmeien  ober  breien  unb  jroar  aus  bem  ©runbe,  um  bie  Sa)u(e  nicht  jum 
$ummelpla£e  eines  üppigen  NomabenlebenS  machen  ju  mflffen. 

Wuch  möchten  mir  eine  proDiforifche  Promotion  nicht  Derbammen. 
Die  Erfahrung  ^aben  mir  auch  fc^on  gemacht,  bajj  Schüler,  melche  nur  De« 
bingungSroeife  in  eine  ^5r)cre  Älaffe  übertreten  tonnten,  menn  aua)  anfangs 
nicht  DielDerfprechenbe,  fo  fpäter  boch  befriebigenbe  Seiflungen  aufmeifen  tonnten. 

Unb  muß  einem  jungen  (Srbenbürger,  ber  naa)  immer  neuer  Nahrung 
bürftet,  nicht  ade  ftreube  unb  alles  3ntereffe  geraubt  merben,  menn  er  $roei, 
brei  3ar)re  (aug  ben  gleichen  Stoff  —  unb  Diefleicht  noch  'n  &*r  gleichen 
ftorm  —  mieber  JU  tauen  ^at  ? 

Sobann  ift  bie  Vermutung  jebenfads  nicht  über  allen  3*°^!  erhaben, 
bafe  in  Dielen  fällen  ber  Sehrer  geringer  Seiftungeu  feiner  Schüler  roegen  an 
feine  eigene  93ruft  flopfen  barf  unb  fich  fö9fn  muB:  mea  culpa.  £>aben 
mir  es  nie  an  liebeDofler  Nachficht,  an  gehöriger  Vorbereitung,  an  metfjobifch 
richtiger  Durcharbeitung  fehlen  laffen  ?  Jpaben  mir  uuS  nie  SBerflÖfie  gegen  baS 
ftunbamcntalprinjip  ber  9lnfcr)auung  ju  fchulben  tommen  laffen,  ober  ha* 
uns  unfere  eigene  SBequemlichteit  nicht  Herleitet,  2Borte  ftatt  Saasen  ju  bieten, 
ßönnen  mir  eS  bann  unfern  kleinen  oerargen,  menn  fie  aus  einem  SBort« 
fchmafl  über  einen  ©egenftanb  nicht  jur  Wnfdjauung  beS  ©egenftanbeS 
felber  gefoinmeu  finb.   Doch  baDon  fpäter. 


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$iefe  Erwägungen  leiten  uns  hinüber  auf  eine  anbere  ftrage: 

Söoburd)  wirb  bcn  ®d)ülern  bic  Promotion  erleichtert?  Um  in 
biefer  ©ache  $u  einer  befriebigenben  Ööfung  ju  fommen,  bebarf  eS  nicr)t  blofe 
afler  Anfirengung  beS  ßeljrerS,  eines  liebeDoflen  Eingehens  [einerfeitS  in  bie 
ÄinbeSnatur  feiner  ifjm  jur  Erjief)uug  AnDertrauten,  auch  Elternhaus,  ©cmeinbe 
unb  ©taat  müjfen  ju  einem  gegen|eitigen,  ^armonifc^eu  SBirfen  bie  £>anb 
reichen.  2Bo  biefe  oereinte  fflitroirfung  aller  ErjiebungSfaftoren  mangelt, 
erwarte  man  auch  nur  ftrüchte,  bie  unter  einem  [olchen  Gimmel  reifen  (önnen. 

$afc  in  Dielen  fta mitten  in  33ejug  auf  Äinbererjiehung  Diel  unb 
fchwer  gejünbigt  wirb,  ift  eine  2f>at[aa)e,  bie  niemanb  leugnen  fann,  bie  baS 
#erj  eines  jeben  dopten  9WenfchenfreunbeS  mit  SJitterfeit  erfüflen  muH.  2öenn 
man  beobachtet  r  wie  leichtfinnig  Eh*n  gefchloffen  unb  wieber  getöft  werben, 
wenn  man  £inberer$ietjung  in  £)änbe  Don  ßeuten  gelegt  fieljt,  bie  fetbfl  noch 
ber  Erziehung  in  großem  9Äa&e  bebürfen,  fo  begreift  man,  warum  geiftlicf)e 
unb  n>eltlid)e  Obern  mit  ihrer  warnenenben  ©timme  nicht  mehr  jurüd^atten 
fönnen.  2öir  betrauten  eS  nicht  als  unfere  Aufgabe,  über  bie  Äinbererjiehung 
im  Eltemhaufe  ausführlich  ju  fchreiben,  möchten  nur  einige  fünfte,  bie  ju 
unjerer  tHrbeit  in  9ejiehung  fielen,  erwähnen.  SBorerft  ijt  eS  b,eilige  Pflicht 
ber  Eltern,  für  ben  ftörper  ihrer  ßinber  ju  jorgen;  er  ift  baS  3öerfjeug, 
mit  welchem  ber  ©eift  arbeitet.  2Bir  brauchen  nur  an  baS  mens  sana 
in  corpore  sano  ju  erinnern  unb  bie  freunblichen  Öefer  wijfen,  welche  hohe 
Aufgaben  bem  Elternhaufe  aus  biefem  ©afce  ermachjen. 

Einbringenb  gewarnt  [ei  an  biefer  ©teile  Dor  511  [tarier  3nanfpruch» 
nähme  ber  ßinber  jur  JpauSinbujtrie. 

Sir  finb  Durchaus  nicht  ber  Anficht,  bajj  tfinbern  jebe  Arbeit  nach  ber 
<Schuljeit  Derboten  werben  foOte.  @an$  gewife  finb  leichtere  33efchäftiguugen, 
namentlich  im  freien,  nicht  nachteilig ;  fie  halten  ben  tinblichen  (Seift  Don  Dielen 
ißerirrungen  ab  unb  laffen  ihn  bie  Arbeit  lieb  gewinnen.  Mfftggang  ift  aller 
Safter  Anfang.  2öenn  aber  ßinbem  bie  freie  $t'\i  fojufagen  gänzlich  geraubt 
wirb,  wenn  fie  nach  ber  Dielfach  9<ro>fe  ermübenben  Schularbeit  bis  fpät  in 
bie  Wacht  tun«»  am  ftäblertifch  ihre  Augen  malträtieren ,  in  ber  bumpfen 
©tube  ber  2öerfjlatt  ihre  Öungen  Derberben  laffen  müjfen  —  über  Eltern,  bie 
fola>eS  Derlangen,  fällen  wir  ein  hartes  unb  ftrengeS  Urteil. 

ES  ift  ja  freilich  wahr,  bie  Armut  forbert  manches,  was  man  lieber 
ungeforbert  Hefte.  Aber  bafe  Eltern  ihre  ftinber  Phbfifch  unb  intefleftuell  bem 
9tuin  entgegenführen  unb  fo  bie  ßeime  jutn  Söanfrotte  einer  Nation  legen,  ift 
einfach  unDerantmortlicf).  $ie  Eltern  jelber  müfjen  ihre  Anftrengungen  Der- 
boppeln, ihre  Ausgaben  beftmöglichft  einfehränten,  allem  SuruS  miflenSfräftig 
%xo$  bieten,  wenn  nötig,  Dor  ben  $üren  milbtljätiger  Weujcben  anflopfen  — 
aber  am  Ceibe  ihrer  Äinber  [ich  Derfünbigen,  baS  barf  niemals  unb  nirgenbS 


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gefdjeljeii,  ift  Ijtmmelförfifnb.  ftann  nun  ein  Ce^rcr  öon  Äinbem,  bie  in  einer 
folgen  Atmosphäre  leben  müffen,  bedangen,  bafe  fie  mit  boller  Hufmert- 
famteit  bem  Unterrichte  folgen?  $arf  er  eS  mögen,  fie  geringer  Stiftungen 
megen  ju  ftrafen ?  Zf)Mt  er  e$,  mir  mürben  it)n  für  einen  Sarbaren  elenbefter 
©orte  galten.  3Bir  führen  bie  Erörterungen  über  biefen  ^unft  nicht  meiter, 
ein  jeber  Celjrer  roirb  über  folay  betrübenbe  ßrfcheinungen  $u  berichten  roiffen. 

2Ran  ift  bon  geroiffer  Seite  gor  fchneü  bereit,  über  bie  ©d)ule  ben 
©tob  511  brechen,  menn  ein  junger  Sttenfch  ouf  Slbroege  gerät.  @3  mirb  er-- 
loubt  fein,  in  ben  Sumpf  bieler  Familien  auch  einmol  ju  leuchten ;  mon  ftnbet 
olSbonn  %f)atfaty\\,  bie  un«  nur  ju  Deutlich  erflären.  marum  in  Dielen  ftäflen 
alle  Anftrengungen  ber  ©chule  ju  feinem  befriebigenben  3«l*  führen  (önnen. 

2öenn  ba§  GlternbauS  in  erjier  Cinie  um  bie  förberlia>  $fl<9«  be«  ftinbe* 
beforgt  ift,  fid)  bann  ober  aua)  bezüglich  feiner  etjieherifchen  Aufgabe  bon  jeber 
Anflöge  frei  roeifi,  bann  bttrften  bie  meijten  Plageliebet  berflummen.  $ann  märe 
ein  ftunbament  gelegt,  auf  meinem  bie  ©chule  fegen8reich  weiter  bauen  fönnte. 

2Öir  fpinnen  ben  ftatotn  unfereS  $h*ma8  meiter  unb  fragen? 

©ad  b,at  bie  Srfjulc  ju  ihun,  um  ber  9ii(f)tpromotiou  jn  {reuern? 

9}or  ädern  forge  bie  Sd)u(gemeinbe  für  ein  b,efled,  ben  t)pgieintf c^en  2ln« 
forberungen  in  jeber  $)infid)t  entfpreajenbeS  ©chulj immer,  für  ©chulbänfe, 
bie  bem  Schüler  eine  unge^mungene  Körperhaltung  ermöglichen. 

2Benn  man  bie  flogen  Scf)u(f)üu§bauten  ber  neuern  unb  neueften  3e^ 
betrachtet,  menn  e8  einem  in  folgen  ©chuljimmern  anmutet,  als  flehe  man 
an  einem  fchönen  3Raientag  in  ©otteS  hfrrli$er  Statur  —  unb  bann  läjjt  man 
bie  Gebauten  ein  3ahrljunbert  jurücffchroeifen,  benft  an  bie  niebem,  bumpfen 
©chuflofale  bamaliger  3*'*/  an  bie  entfprechenbe  ©eftuljlung  jc.  —  fo  mirb 
man  fich  freubig  fagen  müjfen :  $a  ift  in  beS  freien  ©chmeijerlanbeS  (Sauen 
ba8  Morgenrot  fchönerer  jfcage  angebrochen.  (58  ift,  als  ob  bie  reine,  roür« 
jige  9Upenluft  ins  %\)ai  hinunter  gepilgert  fei,  um  bleiche  2Bangen  ju  röten, 
franfe  ßungen  $u  ftärten.  Unb  nochmals  möchte  man  biefen  ©erggeifi  tyt* 
niebermaflen  fehen,  allüberall  bertünbenb:  Ohne  flnfdjauung  feine  gei« 
ftige  ©efunbheit  ber  tfinber!  &8  ^at  $roar  feit  ^eflalojji«  Sagen  fich 
auch  biefem  fünfte  bebeutenb  gebeffert,  aber  ©ünben  gegen  Diefe«  oberfie 
^rinjip  tommen  immer  noch  bor.  3ft  j.  53.  in  allen  fchroeijerifchen  93olte« 
faulen  baS  WnfchauungSmaterial  für  ben  Unterricht  über  baS  metr.  SRajj  unb 
@eroict)t  borhanbeu? 

$er  Lehrer  merbe  nie  miibe,  bie  Schulräte  für  Wnfchaffung  bon  ©ilbcrn, 
Tabellen,  Lobelien,  Apparaten  it.  ju  beftimmen.  93ei  einem  jährlichen  £rebit 
bon  30  bi§  50  $r.  licfje  fich  »n  2o»fe  ber  Sah"  eine  orbentliche  Samm» 
Iung  geminnen.  $er  Sefjrer  f elber  burchforfche  bie  ©egenb  feiner  3Birtfam^ 
feit  genau  —  jeber  ßanbfchuflehrer  ein  Waturforfcher  —  unb  er  roirb  Eta» 


-  m  - 

tfrial  fitibfn ,  ba*  ihm  gemattet,  feinen  Unterricht  lebenbig  unb  mirffam  ju 
gepalten.  Dann  mirb  in  einer  Schule  nic^t  met)r  über  bie  Affen  ber  neuen 
2Be(t  bojiert  merben,  mäfjrenb  brausen  Schlüffelblümchen  unb  Teilchen  un- 
gefetjen,  unbeachtet  bahinmelfen  mtiffen.  darüber  täufdjen  mir  und  nicht, 
anfchaulich  unterrichten  ober  burch  ben  AnfchauungSunterricht  ©eijt 
unb  ©emüt  beS  ÄinbeS  ju  bilben,  ift  jmeierlei.  UnS  fcheint,  bafe  in  dielen 
Sailen  ber  Mchtpromotion  bie  ßerjrer  einen  großen  ^rojentfafc  ber  Schufb 
ju  tragen  h^en.  2öo  ©orte  jtatt  Sachen  geboten  merben,  fann  man  nicht 
verlangen,  ba|  Schüler  (Sinficht  in  eine  Saa>  erlangen  fönnen.  Der  95fr- 
baliSmuS  ift  ber  Sobfeinb  aller  oernünftigen  ©eifteSbilbung. 

Der  Sehrer  forge  alfo  unbebingt  bafür,  bafj  ben  ftorberungeu  ber  s-ßäba- 
gogi(  unb  5Retr)obif  genüge  geleiftet  toerbe.  6r  mufe  [ich  fletS  bemufet  fein, 
ba&  ber  Grfolg  feines  Unterrichtes  nicht  blo&  Dom  Stoffe  aüein  abhängt, 
fonbern  auch  öon  ber  ftorm,  in  welcher  er  bem  tinblichen  ©eifte  geboten  mirb. 
TOethobifche  Söeiterbilbung  barf  nicht  öernadjlflffigt  werben,  ihr  r>at  ber  Setjrer 
gan$  befonbere  Aufmerffamteit  jujumenben. 

3eber  mnfjre  Srjietje r  mirb  eS  fia)  angelegen  fein  (äffen,  namentlich  ber 
fchmächer  Begabten  in  Siebe  fich  anzunehmen.  Ohne  Siebe  ift  über« 
t)aupt  feine  €rjiet)ung  möglich.  <5S  bebarf  unter  Umftänben  (einer  großen 
9}?üt}e,  bie  ftähigflen  einer  Älaffe  baS  Setjrjiel  erreichen  ju  laffen;  aber  es 
forberl  in  ber  Siegel  ein  fdjöneS  9Ra&  Don  ©ebulb,  Wachficht  unb  AuSbauer, 
um  ade  Schüler  auf  einen  orbentlichen  SBilDungSgrab  511  erheben.  Daran 
erfennt  man  ben  rechten  ßrjicher,  bafj  auch  bie  fchmächem  3ögliuge  freubig 
fich  Su         unD  ^h^^n  melben. 

Unjmeifelrjaft  übt  ber  Staat  ein  2Berf  mahrer  9cäct)flenliebe,  ber  fich  ber 
Schmachfinnigen  in  ganj  befonberer  5Beife  annimmt,  unb  mo  JBebürfniS  öor- 
f>anben,  ift  bie  Errichtung  oon  Spejialflaffen  für  fchmachf innige 
Äinber  fet)r  ju  begrüßen.  Die  normalen  Sdmlflaffen  merben  eine»  steige* 
michteS  entlebigt  unb  bie  t»on  ber  Watur  fpärlich  öeanlagten  erhalten  einen 
ihrer  3nbtoibualität  angepaßten  Unterricht. 

SBenn  ber  Staat  in  ber  Aufhellung  ber  Cetjrjiele  bie  f inbliche  92a» 
tur  grnügenb  berücffichtigt,  bie  ftorberungen  nicht  aflju  hoch  fdjraubt,  bürften 
$räfle  oon  Sieberholung  beS  gleichen  UnterrichtSpenfumS  fettener  merben. 

Abrüflen !  Diefe  Särmtrompete  tönt  fchon  manches  3at)r  unb  man  fönnte 
leicht  in  ben  SRnf  eines  furjfi^tigen  ^ßäbagogen  fommen,  menn  man  nicht  auch 
in  biefen  ©efang  einftimmte.  2Bir  für  uns  möchten  jmar  in  biefer  Angele- 
genheit lieber  einmal  erufte  Schritte  fet)en ;  bann  mürben  mir  5.  93.  enblich 
einmal  ßehrmittel  erhalten,  mie  bie  Stöcflin'fchen  9technungSb*fte,  bie  in  ihrer 
Anlage  auf  bie  @ntmi<f(ung  beS  (inblichen  ©eifteS  gebührenb  ftücfficht  nehmen 
unb  fich  auf  ba«  pra(tif<h  9cotmenbige  befchränteu. 


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3um  Schluffe  fei  tytx  noch  bie  §rage  aufgeroorfen,  mer  über$romo* 
Honen  ju  entleiben  hflbe.  $a$  ft.  gaDifr^r  (SrjiehungSgefefc  räumt 
biefeS  Stecht  ber  OrtSfchulbe  f)örbe  unb  ber  2er)rerfchaft  ein.  Natürlich 
mirb  in  erfter  Sinie  ber  Sekret  ein  richtige«  Urteil  ju  fällen  im  ftanbe  fein, 
ben  DrtSfchuIräten  getrauen  mir  ein  folcheS  erft  ju,  menn  fie  bie  Schule  mebr 
als  jmei  mal  befugt  fyabtn.  3)od)  möchten  mir  btefe  Äompetenj  nicht  in  beS 
öefjrerS  £>anb  aOein  gelegt  miffen.  2Denn  biefer  einen  9iücf1jalt  in  ber  Sani- 
tion  burd)  ben  OrtSfdnilrat  finbet,  ift  er  mancher  Unannehmlichteiten  enthoben, 
©emiffe  ßeute  finb  fd}nefl  bei  ber  £>anb,  menn  eS  gilt,  JBerorbnungen  bes 
CehrerS  abfdjäfcig  ju  befritteln,  bie  gleiten  aber  berftummen  gar  balb,  menn 
fie  fid)  bor  ber  OrtSfdmlbehörbe  $u  rechtfertigen  hoben.  Unter  biefen  ©eftdjts» 
bunften  mirb  ber  ft.  gnflifche  WobnS  als  ber  boflfommen  richtige  bezeichnet 
rnerben  mttffen. 

Unb  nun  jum  Schluffe !  Sollte  ber  eine  ober  anbere  ßeljrer  burd)  biefe 
lüdenfjafte  Arbeit  jum  Stubimn  ber  aufgemorfenen  grage  beranket  merben, 
foflte  fie  baburcb,  nur  einem  einigen  Schüler  nüfelich  roerben.  fo  ift  ber  3">ed 
biefer  3eilen  erreicht  unb  ber  SBerfaffer  für  feine  Arbeit  reichlich  belohnt. 


Krfadjen  ber  junebmenben  ^uagdalTfnbfit  ber  ber  Sdjule 
entladenen  3ugrn5  unb  bie  ^Wittel  bagegen. 

(3.  ©4,  Ücbrcr  in  ».) 
2tter  baS  Verhalten  ber  3ugenb  unferer  3eit  in  ben  erften  3aljren 
nach  ber  Schulentlaffung  beobachtet,  ber  mirb  balb  erfcnnen,  bafc  bei  ei« 
nein  großen  Seil  berfelben  eine  fluSgelaffenheit  geigt,  mie  man  fie  in  früheren 
Seiten  mohl  feiten  beflagen  mufete.  3eugniS  bafür  finb  bie  Dielen  JWagen  ber 
Altern,  Seelforger,  2et)rer,  magrer  3ugenbfreunbe  unb  einficf>tSbofler  Scmohner 
ber  (Siemeinben.  3fU8"i§  finb  auch  bie  oielen  gerichtlichen  Verhandlungen  gegen 
jugendliche  Verbrecher  unb  bie  zahlreiche  Verforgung  berfelben  in  öffentliche 
Straf«  unb  VefferungSanftalten.  Unb  lönnten  mir  bie  Solgen  ber  HuSgelaffen« 
heit  auf  einem  ftatiflifchen  Vüreau  eines  Staates  bezeichnen,  eine  fchrecfenerre« 
genbe  Summe  mürbe  ftch  ba  t)ernu§fte(Ifrt.  $0$  mufi  ich  bemerlen,  Dafi  eS 
unrichtig  ift,  menn  man  jeben  mutroifligen  Streich  als  ben  3l,ftonb  ber  9luS* 
gelafjenheit  bezeichnen  roifl.  9IuSgelaffenhcit  ift  bielmehr  bie  in  berfchiebenen 
Dichtungen  äufeernbe  Ceibenfchaft  unb  baS  Veftreben,  fia)  ben  obliegenben  ^fliaV 
teil  ju  entziehen.  Xennoch  hoben  mir  in  jeber  ©emeinbe  unb  auch  wenn  man 
über  bie  ©renken  berfelben  r)inau§fc^aut ,  ©runb  genug  $uin  Älagen.  9lber 
mit  bloßem  klagen  ift  nichts  gemacht,  mir  müffen  helfen.  Semen  mir  bar  um 
bie  Urfachen  biefer  WuSgelaffenheit  oorerft  fennen,  um  Darnach  unfere  tfampfeS* 
meife  unb  unfer  $>eilberfahren  einzurichten. 


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-    495  - 

$ie  Urfad)en  fmb: 

1.  $)ie  ©efaljren  unb  ©$roädjen  biffeS  WlterS  an  fk&- 

2.  ^rnlfdje  @ruubfä$e  unb  oerfdjiebene  ^ifcgriffe  bei  bcr  Qr^ietjung  in  ber 
früheren  3ugenb. 

3.  Mangelhafte  SBadjfamfeit  unb  Öeitung  ber  ßinber  in  biefem  Alfter. 

4.  SJerfdn'ebene  bebenflidje  $efa)äftigungen  unb  CebenSfteflungen  foldjer 
ftinber. 

1)  $ie  ©efaljren  unb  Scfcroädjen  biefeS  9Uter3  an  firf)  finb  eine  Urfadje 
ber  juneljmenben  fluSgelaffenljeit. 

3n  ber  3eit,  in  melier  bie  Jttnber  nodj  bie  Schule  unb  (Sbriflenle&re 
befugen,  fofl  bie  redete  Sammlung  beS  ©eifteS  gepflegt,  bem  £erjen  für  baS 
fpätere  geben  bie  renkte  Stiftung  gegeben  werben.  3"*  C?rrei<f>ung  biefeS 
3iele8  mufe  bie  (Srjieljung  im  (SlternljauS  fegenSoofl  mithelfen.  W\\  ber 
Gntlafjung  aus  ber  ©d&ule  unb  pflufymäfeigen  (Jfjriftenleljre  aber  beginnt  bie 
3e«t  eine«  Diel  freiem,  ungebunbeneren  gebenS  für  bie  3ugenb,  bie  nun  in 
ben  näc&ften  gebenSjaljren  oon  Dielen  ©efaljren  bebrobj  unb  auf  bie  ^robe 
gefteflt  roirb.  3n  biefer  3eit  fte^t  bie  3ugenb  an  ber  Schwelle  beS  WterS, 
roela>3  ben  (Srunbftein  feftlegt  $um  fünftigen  gebenSgebäube,  e§  no()t  eine 
^eriobe,  wo  in  ber  3Renf(f)eufeele  eiue  geljeimniSüofle  ©äl)rung  beginnt,  wo 
fia)  in  ber  Seele  bis  je^t  nur  leife  gefüllte  triebe  regen,  roo  an  bie  Stelle 
be§  Si$leitenla|fen3  eine  freiere,  felbftujätige  (Sutfcfyeibung  tritt.  3öaS  bie 
5WHe$eit  für  bie  Siebe  unb  ben  $aum,  baS  finb  biefe  3a$rc  für  baS  menfa> 
lia>  geben.  Qieje  3aljre  entfd>eiben  gemöljnlid)  für  ba§  ganje  folgenbe  geben. 
3)a  füfjlt  ber  5Jtenfa^  bie  SBaljrljeit,  bafj  baS  geben  oon  töott  mit  einem 
ffampfe  oerglidjen  roirb.  $>er  Satan,  bie  Seit,  baS  Sf^if^»  bie  geibenfdjaften, 
ber  jugenblidje  geirfyfinn  —  baS  finb  gewaltige,  fdjlaue,  raftlofe  unb  grimmige 
fteinbe,  bie  befonberS  ber  Sugenb  nac^fteflen. 

$>er  $erfua>r  fpiegelt  ber  3ugenb  bor,  als  ob  ber  Wenfcf)  bur#  bie 
Sünbe  gtücflidt)  würbe,  er  erbjfct  bie  (SinbilbungSfraft,  flammt  bie  geibeu* 
fc^aften  an,  fteflt  ben  ©enufe  ber  Sünbe  als  füfe  unb  wünfäjenSroert  bor, 
ben  SBiberjtonb  als  ferner  unb  Ijnrt,  bor  ber  Sünbe  bie  Slerjeibung  leiajt, 
nad)  ber  Sünbe  aber  biefelbe  als  eine  llnmöglid&feit.  3"»"  3*erfud)er  fommt 
bie  SBelt  mit  ujren  gefä&rlia>n  ©runbfä&en  unb  ifjrem  blenbenben  93eifpiel, 
um  baS  jugenblidje  $>erj  $u  t>erfud)en,  eS  ju  berloden,  ju  umftritfen  unb  311 
ücröerben.  Ski  fommt  ifyr  bie  jugenblia)e  UnerfaljrentjeÜ,  iljre  §mpfänglid)feit, 
it)re  SöiBbegierbe,  iljr  feuriger  Sinn  unb  iljr  fefjnenbeS  £erj  311  £ilfe  unb 
roirb  mifebraucbj.  ftein  SBunber  alfo,  roenn  bie  3ugenb  fitb,  fo  oft  t>on  ber 
2Belt  täufa>n  läfet!  —  ^ab«  überfielt  bie  3ugenb  ib,re  eigene  Scbroäaje. 
©ie  überfä^ä^t  ib,re  Äraft,  unterf4|ä|t  aber  bie  (Sefafren,  bie  i^r  brotyen. 


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3n  biefem  Wter  entroicfeln  fi<h  aber  auch  bie  Cetdenfchaften.  Sie  in 
ihren  erflen  Anfängen  $u  erfennen  unb  ju  beWmpfen  tft  don  gröfcter  Söichtigfeit. 

Öeidjtfinn  unb  Ungeftüm  demichten  ber  3ugenb  bie  btfien  Keime.  Die 
3ugenb  ()ört  nicht  mehr  auf  ba3  mahnende  ©eroiffen,  derachtet  9Bornungen 
unb  Drohungen  ber  (Sltern  unb  SJorgefefcten,  erfennt  ben  9tuf  ber  ©nabe 
nicht  mehr,  hüpft  über  bie  Sünden  hinweg,  derfäumt  bie  Teilung  unb  bmft 
nicht  an  ben  <5rnft  be3  2eben§  unb  beffen  en>ige  5Beftimmung.  £>aben  Ober- 
biel t>crfer)rie  (Srjiehung,  böfe  Umgebung,  unheildofle  SSerhältniffe  biefen  ßeicht* 
finn  unb  bie  baburch  entfianbenen  Öeibenfchaften  geweigert  unb  befeßigt,  bann 
giebt  e«  fein  ftttlia>3  Skrberben  mehr,  in  das  fieh  bie  ^ugenb  nicht  ju 
flürjen  dermöchte. 

60  finb  benn  bie  Schmähen  ber  au3  ber  Schule  entlaffenen  3ugenb 
grofe,  unb  dielfach  bie  Gefahren,  bie  einem  frommen,  fittfamen  Seben  entgegen« 
roirfen  unb  e«  gu  leibenfchaftlicher  NuSgelaffenheit  l)inreifeen.  ^reilia^  finb 
biete  Schroächen  unb  ©efaljren  ber  3ugenb  als  folgen  ber  (Srbfünbe  immer 
dorljanben  geroefen,  Tie  tönnen  aber  nur  darum  in  unferer  3*»t  einen  fo  de» 
beutenb  nachteiligen  Einfluß  geroinnen,  roeil,  roie  roir  im  folgenbeu  noch  fehen 
roerben,  biefelben  in  ben  falfa>n  (SrjiehungSgrunbfä&en,  in  ber  mangelhaften 
Erfüllung  ber  6rjie^ung5pflia)t  unb  in  bebenllichen  Stellungen  unb  Se- 
fchäftigungen  ber  3ugenb  reiche  Wahrung  finben.  Altern,  Seelforger,  ßehrer 
unb  aubere  3ugenbfreunbe  foflen  bie  3ugenb  jn  «Bort  unb  Schrift  auf  bie 
genannten  Schroächen  unb  ©efaljren  aufmerffam  machen.  Sie  foflen  bie 
3ugenb  b,inroetfen  auf  bie  Kirche,  bie  afle  übernatürlichen  Heilmittel  enthält, 
bie  don  ©ott  jur  Jpetlung  unb  Kräftigung  beftimmt  finb.  Da8  jugendliche 
£)erj  ift  leicht  empfänglich,  e£  fofl  barum  nicht  aufgegeben,  fonbern  in  Siebe 
unb  Teilnahme  für  ein  religiöS=fittliche§  Seben  geroonnen  roerben.  ÜBelcher 
©ärtner  ober  Canbroirt  pflanzt  feine  jungen  Säume  mehr  au§  ^furcht,  ein 
Sturmroind  fönnte  fie  ihm  jetfnicfen?  (Sr  roitb  dielmehr  Sorge  tragen,  bajj 
bie  Däumchen  Stüfccn  erhalten  unb  an  ihnen  bef eftigt  roerben.  Die  Religion, 
fie  ift  aber  bie  tinjige  Stüfce  ber  Sugenb.  Sie  enthält  bie  Wittel,  dura) 
roelche  bie  Ceidenfchaften  unterdrück  roerben.  3n  ihrem  Schoofte  gedeihen 
afle  jene  Tugenden  glücflich,  roelche  ein  jugenb(iche§  §erj  jieren.  Darum 
muffen  bie  Altern  früh  unb  immerfort  in  ben  Rinderherden  eine  echt  religiöse 
($efinnung  pflegen.  Darum  roirb  auch  ber  fieljrer  nicht  nur  ben  Kindern 
jum  Öeben  nützliche  Kenntniffe  beizubringen  fuchen,  fonbern  er  roirb  e$  als 
feine  größte  Aufgabe  betrachten,  ben  Kinbern  jene  "lugenden,  ©rundfä^e  unb 
©efinnungen  ein^upflanjen,  roelche  ben  geroiffenhaften  Wtenfchen,  guten  35ürger 
unb  frommen  (griffen  aufmachen. 

3eigt  fich  fo  baS  Urderberben  ber  Wenfchen,  bie  (Srbfünbe,  an  welcher 
roir  afle  burch  bie  gemeinfame  Wbfiammung  leiben,  bei  ber  3ugenb  in  fo 


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—   497  - 

Dielen  Schmölen  unb  ©efahren  befonberS  übel  ausgebildet,  fo  ifi  eS  bor  allem 
für  bie  «Itern  bte  bringenbfte  unb  fpifigfic  WW>  baSfelbe  in  feiner  £nt* 
faltung  unb  33efeftigung  ju  oerhinbem;  ihnen  liegt  eS  ob,  burcb,  forgfältige 
Srjiebung.  bie  öerborbene  Watur  zur  ursprünglichen  Steinzeit  ju  ergeben,  ben 
aba/faflenen  (Seift  roieber  mit  (Sott  zu  Oereinen,  baS  jugenblidje  #erz  ihm  ju« 
Zuroenben  unb  mit  [einer  Siebe  ju  burchbringen. 

Dem  gegenüber  finbet  man  aber  bie  traurige  2Baljrljeit,  baß 
2.  bie  june^menbe  HuSgelaffenheit  bei  ber  3ugenb  in  fallen  ©runb* 
fä&en  unb  Wißgriffen  bei  ber  Grabung  eine  fernere  Urfacbe  bot. 

$a  fo  oiele  Altern  unberftönbig  einer  fogenannten  zeitgemäßen  93ilbung 
tjulbigen,  fchlimme  3eitungen  lefen  unb  fogenannte  dufgeflärte  ©runbfäfce  ft<h 
auffänden  laffeu,  überhaupt  ben  Äinbern  ein  fehleres  Seifpiel  geben,  fo 
müffen  natürlich  auch  ihre  ffinber  oon  ben  fluten  beS  3eitgeifteS  mitfort» 
geriffen  merben,  jum  ©a^merje,  aber  auch  aus  ©a)ulb  fötaler  Altern. 

(5in  tief  eingeriffener  §e^ler  ber  neumobifcheu  ßrjie^ung  ift  ber,  bafe 
man  nicht  früh  genug  mit  ber  Erziehung  beS  ftinbeS  anfängt,  mäljrenb  bo<h 
eine  gute  unb  frühzeitige  ßrziehung  ftrengfte  Pflicht  ift.  Diefe  empfiehlt  ©Ott 
felbft  mit  ben  SBorten:  „Senge  ben  Staden  beineS  ©oljneS,  fo  lange  er  noch 
ein  &inb  ift,  fonft  wirb  er  unbeugfam  unb  folgt  bir  fpäter  nicht  mehr. 
Denn  mie  ein  ^ferb  ohne  SBänbigung,  fo  mirb  ein  fich  felbft  überlaffener 
©obn  frech." 

3a  fo  geroin  mie  ber  grünte  zur  ^flamme  auflobert,  menn  er  nicht  jer= 
treten,  mie  baS  Unfraut  baS  §elb  übertouchert,  menn  eS  nicht  als  jarte 
^flanje  ausgerottet,  mie  baS  leiste  lieber  zur  unheilbaren  l^ranf^ett  anmächft, 
menn  eS  nicht  bein  erften  ßntfteljen  gebeilt  mirb,  fo  geroiß  merben  auch  bie 
Unarten  ber  Jfrinber  größer  unb  hortnädiger,  menn  bie  (Sltem  ihnen  nicht 
frühzeitig  mit  Umficbt  unb  2ftaä)t  entgegentreten.  Sticht  minber  aber  foflen 
ftch  bie  Altern  frühzeitig  bie  Pflege  beS  ©uten  im  Äinbertjerzen  angelegen 
fein  laffen.  „Seite  anfangs  ben  Änaben  zunt  2Öege  ber  $ugenb,  ben  er 
manbeln  fofl,  er  mirb  bann  auch,  menn  er  älter  gemorben,  nicht  baoon 
abmeithen,"  fagt  ein  göttlicher  ttuSfprudj. 

Dem  entgegen  hanbeln  fo  oiele  eitern,  melche  fagen:  „Äinber  zum  ®uten 
abrichten,  ift  beS  Wenfa>n  unmürbig;  ich  muß  marten,  bis  Der  SBerftanb 
fommt,  bis  Tie  boOftänbig  einfehen,  mozu  man  [\t  anhält."  Die  bittern 
folgen  biefer  traurigen  SJerblenbung  tönnen  bei  ben  Äinbern  nicht  ausbleiben. 
Die  Erziehung  beS  tinblichen  SöiÜenS  burch  gute  Hngemöbnungen  ((Bebet, 
®tt)oxfam  u.  f.  m.)  muß  gerabe  ber  Anfang  ber  Erziehung  bilben,  Tie 
foDeu  für  baS  jugenblicbe  £erz  ein  Damm  fein;  fehlt  berfelbe,  fo  ergießen 
fich  bie  böfen  ßüfte  über  bie  Seele  ber  Jünglinge  unb  Jungfrauen  unb 


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reiften  alle  belfern  Ginnten,  Überzeugungen  unb  Empfinbungen,  bie  in  guten 
©tunben  eingepflanzt  werben,  fort. 

2öie  bie  Erjieljung  frühzeitig  beginnen  foD,  fo  fott  fie  auch  eine  echt 
religiöfe  fein.  Selber  giebt  eS  ^eutjutage  Diele  Eltern,  bie  bei  ber  Erziehung 
ber  ftinber  nach  bem  ©runbfafte  üerfahren,  bafj  bie  3at)re  ber  ftinbheit  unb 
3ugenb  fid)  nicht  eignen  für  bie  Einbrücfe  ber  {Religion.  9cach  biefem  ©runb* 
fafce  moOert  fie  auch  bie  ©<hule  eingerichtet  haben.  Sie  moQen,  bafe  Der 
Dcenfch  fich  auS  fieb  felbft  entwiette,  b.  b-  bafe  fr  aufmachte,  wie  ein  wilber 
©pröftliug,  ohne  ©ott,  obne  ftenntniS  höherer  Wahrheiten.  Daher  baS 
33e[treben,  ben  Einfluß  ber  fteligion  auf  bie  ©crjule  abjufc^iüäc^en  unb  zu 
ent^ie^en,  bem  fich  Übrigend  afle  für  baS  2Boljl  bec  3ugenb  beforgte  Familien» 
oäter  uub  3ugenbfreunbe  entgegenfefcen  follen.  ©olebe  Eltern  lieben  Dann 
jlatt  einer  religiöfen  Erziehung  eine  folche  für  bie  2Öelt:  9ln(ernung  einer 
feinen  öebenSweife,  bie  ftunft  Vergnügen  ju  bereiten,  &u  gefaOen  unb  31nfehen 
ju  erregen,  bie«  befonberS  in  ben  ^ö^ern  ©tänben;  Erlernung  eines  tüchtigen 
©efchäfteS,  woburch  ber  Lebensunterhalt  gewonnen  wirb,  bie«  ift  bei  mittleren 
unb  ärmern  klaffen  Der  ^unft,  um  ben  fich  alle«  brebj.  Die  Religion 
erfcheint  als  Siebenfache,  als  eine  nufclofe  3"flabe. 

9Jcan  flagt  fo  oft  über  Derfehrte  Eigenliebe  unb  bie  ©innlichfeit  ber 
3ugenb.  ©eitbem  aber  fo  Diele  Eltern  naa)  bem  ©runbfafce  leben :  „©fniefee , 
maS  bu  fannft  unb  foöiel  als  beine  ©efunbljeit  unb  bein  ©elbbeute!  oertrögt  \ 
werben  bie  Äinber  immer  allgemeiner  baoon  angeflecft,  ba  fie  nicht  nur  ein 
SBeifpiel  oor  fia)  hoben,  fonbern  auch  Dielfach  am  Körper  unb  ©eift  Der^ärtelt 
unb  Derwöfmt  werben.  SJlan  gewöhne  baher  bie  ftinber  an  eine  fejte  ©elbfl* 
überwinbung,  Entbaltfamfeit  unb  eine  getoiffe  Abhärtung,  an  eine,  ben  jfräften 
angemeffene  Tlrbeitfamteit ,  an  TOfeigfeit  in  ©peife  unb  £ranf  unb  an  eine 
roeife  Auswahl  unb  ©efchränfung  ber  finblichen  §reuben.  — 

ÜDian  flagt  auch  mit  {Recht  über  bie  zunetunenbe  £>offart  ber  3ugenb. 
2öenn  aber  bie  Eltern  fyreube  hflbfn,  bie  #inber  thöridfn"  aufjupufcen,  fie 
gleichfam  jur  Schau  fteOen,  um  [\t  berounbern  ju  (äffen,  bann  wirb  ihnen 
bamit  ein  bummer  ©toi)  eingepflanzt,  bei  bem  bie  anwachfenbe  ^ugenb  fkh 
frech  "ber  bie  33orfchriften  ©otteS  unb  ber  Äirche,  ber  Eltern  unb  SJorgefefcten 
hinwegfegt,  ben  Wächften  mit  Verachtung  beurteilt  unb  behanbelt  unb  fich 
oermegen  ber  Verfügung  in  ben  Hrm  wirft.  Dem  gegenüber  ift  notwenbig 
ein  einfaches,  gefefcteS  Seben  unb  ©treben. 

Sie  nähren  ferner  Diele  Eltern  bie  $abfucht,  ein  befonberS  Dorherrfa>nbe4 
Übel  unferer  3«*!  Söenn  bie  Eltern  felbjl  bem  TOamon  bienen,  fann  man 
fich  ba  wunbern,  wenn  man  baS  gleiche  Übel  auch  bei  ben  fttnbtrn  trifft? 
©iebt  e*  boch  Diele  Haushaltungen,  wo  bie  ftinber  Sog  für  Sag  nur  gewinn* 


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[üd)tio,e  SRebenSarten  Ijören.  Arbeiten  unb  ©elbberbienen  rotrb  a(S  baS  3M 
be§  5Jlenf^en  fyngefteflt,  jeber  ©eroinn  bejubelt,  jebec  SBerluft  fömerjlifl) 
beflagt,  ber  Sert  eines  9Renfö)en  fafl  einzig  naä)  bem  ©elbbeutel,  fein  3$un 
unb  Waffen  naä)  ber  6rträgli$teit  beurteilt. 

Sie  ganj  anberS  müjjte  e$  fein,  wenn  neben  §Ieifj,  ©parfamteit  unb 
©enügfamleit  eine  ebte  ftreigebigteit  ber  3ugenb  angewöhnt  mürbe!  grei 
unb  offen  geljt  ferner  ber  ©eifl  ber  Öttge  unb  ^folf^it  in  unfern  Sagen 
innrer,  tiefer  Sügengeiß  prebtftt  laut  bie  @leid)giltig!eit  im  ©lauben,  als 
wenn  es  ©ott  gteiä)  märe,  ob  mir  eine  roatyre  ober  eine  falf$e  Slnfidjt  oon 
feinem  Sefen,  feinen  ©orten,  feinem  Siflen  befifcen.  $)em  entgegen  foflen 
bie  (Sltern  bemüht  fein,  fid)  mit  ifjrem  ganjen  #auS  in  Sort  unb  $b,at  als 
treue  Anhänger  Der  tatbot.  ftir$e  ju  jeigen.  Sie  leicht  nimmt  eS  aud)  biefer 
Sügengeift  mit  bem  S)rud)  ber  Verträge,  mit  £eud>lei  unb  SJerleumbung! 
Daburd)  oertiert  aud)  bie  3ugenb  ben  ©inn  für  SDa^r^eit  unb  9led)t,  meit 
manä>  Ottern  folrt>  £>anblungen  toben. 

Um  ßeben  ber  blüljenben  3ugenb  nagt  ferner  baS  Safter  ber  Unjud&t, 
roätjrenb  boä)  bie  fleufd)b>it  it)r  ©d)mucf  fein  foüte!  $ie  eitern  müffen  fid) 
nic&tS  fo  feljr  angelegen  fein  laffen,  als  bafe  bie  flinber  fdjamljaft  unb  feufd) 
erhalten  bleiben. 

Sie  jämmerlid)  finb  enblid)  bie  mädjtigften  ©tüfcen  ber  ßrjieljung  ge= 
(äljmt,  ber  ©eborfam,  bie  §ljrfurd)t,  bie  Siebe  ju  ben  Altern!  3a,  ber 
©eift  ber  3üfleIIofig!ett  unb  31uflefjnung  jtedt  au$  in  ben  ftinbern  unb 
bringt  in  bie  bräoften  Familien.  Allein  roo  liegt  bie  ©djulb?  Siele  Altern 
finb  oon  einem  ftreifjeitsfdjroinbet  angefterft,  ade  SBorgefe&ten,  felbft  unfer 
$>errgo!t,  befonberS  aber  bie  ©eifilidjfeit  unb  audj  bie  Sefjrer  tönnen  eS  ifjnen 
ttidjt  mefyr  red)t  madjen.  WfleS  mirb  fritifiert,  unb  mer  fann  fi$  ba  munbern, 
bafe  bie  ^ftid)t  beS  ©eborfam«  gegen  bie  Altern  oon  Dielen  Äinbern  nidjt 
meb>  erfüllt  mirb? 

Ser  alfo  geljorfame  flinber  erjieb,en  roill,  fei  baber  fetbjt  geljorfam  gegen 
©ott,  feine  flird)e  unb  bie  SJorgefefcten,  gebe  iljnen  bjerin  ein  gutes  SJeifpiel 
unb  fud>  fo  i&re  §fjrfurd)t  unb  Siebe  für  fm)  ju  geroinnen.  Senn  in  ben 
Familien  ber  rea>  ©eift  t)errfct)t,  bie  Altern  ernftlid)  fi$  bemüfjen,  alle 
fd)äblid>n  ßinflüffe  oon  itjren  Äinbern  fernhalten,  bann  müffen  mir  nid)t 
»erjagen  an  ber  »erberbtbeit  ber  3ugenb,  nein,  bann  ift  ber  ©ieg  geroife  unb 
oerbienftreid)  unb  roitb  uns  oon  ©ott  um  fo  etjer  berlietjen,  roenn  bie  Altern 
ben  ©egen  ©otteS,  an  bem  alles  gelegen  ift,  auf  ir)r  <5rjieb,ungSgefd)äft  unb 
auf  iljre  ftiuber  mit  $emut  unb  Vertrauen  herabfielen.      (@d)lufe  folgt.) 


—    500  - 


(H.B.) 

n. 

$ie  3nbibibualität  mufi  in  ber  (Srjietjung  »ooljl  beamtet  unb  gefaxt 
werben,  ©ie  ift  ein  perfönlid)e§  9te$t.  <Die  rttdfidjtslofe  ®lei#maayrei  ijl 
ba§  ^öd^fte  Unre^t.  3*ber  2Rtnf$  unterfa^eibet  fia}  t)on  feinem  SRttmcnfayn 
nnd)  feiner  förperlic^en  unb  geiftigen  Eigenart,  *$aburd)  roifl  ber  Schöpfet 
ba§  3nbibibuum  au5  ber  ©efamtfyeit  herausgeben,  ober  jugleicf)  aud)  nrieber 
bemfelben  in  ber  ©efamtfjeit  beu  iljm  paffenben  Soften  amoeifen,  auf  bem  e4 
ba8  perf&nlid)e  unb  fokale  2Boljl  beförbern  (ann.  $a$  ifl  ber  pft)cfn|'cr)e  ©runt» 
ber  berfcfyiebenen  $9erufSftänbe  unb  bie  Sebingung  $u  jeber  Kultur.  3)iefe  in* 
bibibueflen  Unterfdjiebe  bürfen  ni#t  bur$  eine  nflju  generelle  33eljanblung  Der* 
mifdjt  roerben ,  fonbern  fie  bedangen  aud)  eine  inbibibuede  ßrjieljung.  $ie 
Schule  barf  nie  ju  einer  ©d>ab(one  merbeu,  bie  auf  ade  Sänber  unb  aOe  ©{fyul* 
orte  in  gleitet  Seife  angebaut  wirb ;  ba8  märe  bie  ljdd>fle  Unnatur  unb  müptf 
jebe  Originalität  ertöten.  —  S)ie  ßinerteitjeit  ifl  baljer  burdjauS  berroerflid), 
ni$t  aber  bie  Sinljeit,  inbem  in  aflen  Spulen  ein  unb  berfelbe  Ijötjere  eqie- 
tjerifdje  ©eift  &errfa>n  fofl,  baSfelbe  höhere  6r$iefmng3prinjip,  biefelben  päba- 
gogifd&en  3been,  bie  ben  ßrjiebern  als  fieitftern  bienen.  $)iefe  ein  Vitien 
fjöfyern  3been  6/mmen  bie  inbioibuefle  (Sntroidlung  niü)t,  geben  aber  jebein 
Snbibibuum  bie  Stiftung  nad>  Oben,  ju  tjö&ern  QUltti.  cine  ©onne 
befa>int  afle  SBefen;  jebeS  JBefen  behält  aber  fein  inbibibueHeS  Sein,  fhebt 
aber  bem  ßinen  £i$te  ju,  ba«  e«  belebt  unb  erwärmt.  $a§  ^ßrinjip  ber 
3nbibibualität  erforbert  atfo  93erf<$iebenf>eit  ber  ©djularten,  aber  einfcitlid>teit 
be§  fie  afle  burd&bringenben  (Seifte«.  — 


ßit  bcutfdjnt  Sdjulmeifter  b.  I).  btr  flrimarlrbrer 
Her  StaM  <5ug,  1460—1895.  0 

(8on  «.  Bfdjtoanbcn,  ße&rer  in  3ufl.)  (3rOTtfe^ung.) 

1759  3Rat  19.  R.  D.  SWeldjior  gibel  SBebcr  bon  3ug,  geb.  1731, 
3uli  19.,  ©ofjn  beS  SBerntyarb  unb  ber  9Waria  Sarbara  9Jloo4, 
borfyer  Kaplan  in  Söaflenftabt .  Ijernad)  ^robifor  unb  Kaplan  auf 
ber  6t.  3afob§pfrunb,  1788  ftapitelSfefretär,  1793  ©ejtar,  bergabte 
1789  ju  St.  <mi$ae(  einen  tfeld),  1804  ber  ftapeUe  2  filberne 
Ampeln  unb  2  filberne  TOcfefännlein  famt  platte,  ftarb  3.  $eb.  1805. 

1763  ©ept.  31.  R.  D.  Seat  Staäpar  SRüller  bon  3ug,  einftimmige  2Bar)l 
gegen  7  TOitbemerber,  geb.  1739  Wärj  31.,  ©ofm  be$  3obof  unb 

•)  NB.  irgflnjungen  unb  99ertd)tiQungcH  ftnb  fcljr  »iflfommen  unb  fotten  8er= 
Wertung  finben. 


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—    501  - 


ber  <Dlaria  93arbara  9Roo3,  flubierte  in  SJtoilanb,  fam  1774  auf  bif 
SBeifeenbadjen*  ober  ©t.  ftarlSpfrunb. 

1774  9ttär$  30.  R.  D.  äourab  »ogarb  bon  3ug,  geb.  1744,  ©ol)u 
be«  $eter  Osmalb  unb  ber  9Jtaria  %nna  ßanbtming,  borfjcr  Kaplan 
im  UBaOiS,  1780  ^robifor,  1791  flaplan  JU  ©t.  Solfgang  bei 
6f>am,  ein  tüdjtiger  2Jtufifant. 

1  780  $>e$.  23.  E.  D.  3of.  ^lajibuS  Sloter  bon  3ug,  geb.  1748  TOrj  21. 
fam  1782  auf  bie  6t.  ftarlSpfrunb. 

1782  Wob.  iL  R.  D.  ©eorg  §erftcr  bon  3ug,  geb.  6.  Slpril  1759. 
1791  mürbe  er  noa)  ^ßrooifor.  1798  mujjte  er  baS  ^robiforljauS 
Derlaffen,  meil  e§  ber  9$ermaltung8tammer  beS  ßt§.  Söalbflätten  ein« 
geräumt  rourbe.  Unterbefjen  mürbe  ifym  beS  beutf^en  ©$ulmeifter§ 
SBofjnung  angemiejen.  1800  tonnte  er  fein  ^JfrunbljauS  mieber  be= 
jieljen.  §r  mar  ein  ausgeweiteter  Ba&fänger  unb  ftarb  plöfclia) 
ben  9.  3uli  1831. 

1791  9too.  9.  R.  D.  $of.  ftranj  9Ratf>taS  Sanbtmmg,  (genannt  ©d&neuj* 
ler),  bon  3ug,  geb.  24.  $eb.  1753,  ©o&n  beS  EMajior  unb  ber 
TOara  33arbara  3ten,  bor&er  Äaplan  in  tyumS  unb  Äatea>t  beim 
©$ufcengel  in  3U9>  tüa^tiger  SRufifant  unb  ^äbagog.  $>er  SRat 
gab  i&m  jätjrlid)  1  CouiSbor  megen  feines  feiges  unb  BoljtberljaltenS. 
Sr  flarb  21.  San.  1796. 

1796  3an.  22.  R.  D.  Sieonj  fianbtttrina,,  @ot)n  beS  %o1).  Saptift,  ©ieajen« 
Pfleger  unb  ber  Hnna  ©ped,  mufete  bei  ber  2öa$l  berfprea)en,  un» 
berjügli<$  baS  £ljoral  ju  erlernen,  fleiuer  £err,  ftarb  1830. 

1800  Oft.  30.  R.  D.  Xaber  £ürdjer  oon  SWensingen,  mürbe  bei  ber 
neuen  ©a^ulüerorbnung  an  bie  l.  fit  ermäfclt,  borljer  ßaplan  in 
U./^geri.1)  ßr  mujjte  balb  feine  2öofjnung  im  ©<&ul&aufe  in  ber 
Eltftabt  berlaffen  unb  eine  fola^e  im  ©omnaftum  (JtontonSfc&ule) 
be^ie^en,  meil  beS  beutfa>n  ©tt^ulmeiflerS  £>au§  bem  ßantonSläufer 
beS  ftts.  Shlbftätten  eingeräumt  mürbe.  1812  mürbe  3üra)er  an 
bie  2.  JH.  beförbert,  refignierte  1818,  erhielt  eine  ftttbffr  $an!eSutfunbe 
unb  einen  golbenen  93elof)nungSpfennig  im  SQÖerte  bon  6  flrontljalern, 
mürbe  Kaplan  unb  ©$ulbireftor  in  Sirbon,  fpäter  Äantor  in  Sfretburg 
in  ber  S$roei$,  mo  er  1840  ftarb. 

')  »efolbung:  32  ßouisbor  640  ftr,  freie  SBobnung,  5  fllafter  ©udjenbolj, 
(Marten,  5  SRütt  Äernen,  frei  oon  (Einquartierung  unb  ©teuer,  ©djuljeit:  I.  9ioü. 
(Oftern  2  SBodjen  93afanj)  bis  Tl.  ©eburt;  im  SBtnter  9 — 11  Ufcr,  im  ©ommer 
8— 'aU  Ubr,  ©ommer  unb  2Binter  nachmittags  1—3  Ugr;  im  SBinter  ©ien&tag 
unb  ^Donnerstag  nadjmittagS  Salanj,  im  ©ommer  gangen  Donnerstag  Satanj; 
für  franfe  2el)rer  f ollen  bie  anbern  Öeljrer  ©djule  balten.  1800  mürbe  bte  beutfdje 
edjule  in  2  ftlaffen  mit  ie  3  «bteilungen,  1805  aber  in  3  fflaffen  mit  je  2  2b= 
teilungen  eingeteilt. 


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-    502  - 


1800  R.  D.  Start  3of.  »ranbenberß  bon  3ug,  geb.  1769,  ©o$n  be* 
©olbfajmieb  Marius  ftibel  unb  ber  Unna  Sengg,  tteljrer  ber  2.  fflafc, 
Dörfer  ^räfett  unb  $rof.  ber  9cb>torit,  1812  qSrof.  ber  ©rammatif, 
1818  ßaplan  ju  6t.  flnbreaS  bei  Gfjam,  roo  er  1847  ftarb. ') 

1812  Oft.  12.  1.  Stf.  R.  D.  Damian  »injcgflcr  üon  Saar,  geb.  1788 
3uni  27.,  jlub.  in  ©aar,  3ug  unb  ginfiebeln,  1816  SjJrof.  in  Saar, 
1825  Äaplan  in  grauenfelb,  1828  ^farr&elfer  in  »aar,  1831  3uni  19. 
Pfarrer  bafelbft,  1836  Sejtar,  tüchtiger  5Wuftier,  ftarb  bom  Schlage 
gerührt  22.  TOärj  1866. 

1816  geb.  7.  an  bie  l.Stl.  E.D.  ©eorg  Stabler  bou  3ug,  geb.  1787, 
6oIjn  be£  ÄaSpar,  6a)reiner  unb  ber  9nna  fianbtroing,  1814  Pfarrer 
in  SJlurg,  6t.  ©allen,  1848  Äaplan  ju  6t.  HnbreaS  bei  e&am, 
too  er  1856  ftarb,  juerjl  grofeer  Öiebbaber  ber  Slumen,  fpäter  ber 
Sögel,  roomit  er  £anbel  trieb  unb  fogar  einmal  ju  §f"B  mit  einem 
grofjen  Ääfig  bofl  berf4)iebenartiger  Sögel  naa)  Wailanb  reiste  unb 
bort  teuer  bertaufte. 

1819  ftpril  29.  an  bie  2.  Stf.  R.  D.  gfrana  3*f.  Spect  oon  3ug, 
geb.  1795  Oft.  9.,  1829  naä)  Oberrüti  als  Pfarrer  gerodet,  bon 
ber  aargauifa)en  Regierung  aber  infolge  Hblöfung  ber  ffoflatur  nia)t 
genehmigt,  fam  im  gleiten  3aljre  als  Pfarrer  nad)  Senfen,  rourbe 
$)efan,  Äommiffar  unb  Stomljerr,  ftarb  bafelbft  ben  18.  6ept.  1879. 

1819  —  3.  Stf.  R.  D.  Xaber  Stabfin  bon  3ug,  geb.  1795  OTai  19., 
6ofyn  beS  Xaber  unb  ber  Barbara  Mettin,  ftubierte  in  CanbSfyut, 
reftgnierte  1827  ben  30.  3uni  roegen  Qvoift  mit  ber  6dju(tommiffton 
unb  rourbe  Äanjler  beS  SifdwfS  6aljmann  in  6olotfjurn,  1855 
$farrfjelfer  *u  6t.  Osroalb  in  3ug,  ftarb  16.  fcug.  1867. 

1827  Sept.  28.  3.  Stf.  R.  D.  Äarf  3of.  <£njfer  bon  Sklajroül.  geb.  1776, 
1836  itaplan  unb  fpöter  Pfarrer  in  Hrtt),  roo  er  ben  31.  WSm 
1854  ftarb. 

1829  3>e$.  5.  2.  StU  R.  D.  Äarf  StaSpar  Steifet  bon  3ug,  geb.  1805, 
6ofm  beS  Surlf/arb  unb  ber  ?fnna  griblin,  ftubierte  in  3"9»  Solo» 
tljurn,  Bübingen,  ßujern,  1828  £>auMeljrer  in  Sern,  1830  $rof.  am 
©Dmnafium  in  3ug,  1835  <ßrof.  in  ßujern,  1836  $rof.  ber  Ätjetorif 
unb  ^räfeft  in  3ug,  1850  $rof.  ber  Geologie  unb  1860  <Regen§ 
be§  ^rieflerfeminarS  in  6olotb>rn,  1876  Wegen«  beS  ^riefterfeminar* 
in  fiujern,  ftarb  1878  ben  28.  Wob.  unb  rourbe  in  3ug  begraben. 
Gr  roar  ein  mufterljafter  6djulmann. 

1830  Sept.  25.  —  2.  Stf.  R.  D.  3oadjim  Sd>roeramanu  oon  3ug, 
geb.  1807  $ej.  16.,  Unterprobifor  unb  Kaplan  an  ber  Äofenfranj« 

')  1800  rourbe  bie  beutfd)c  ©$ule  in«  ©omnafium  »erlegt,  roo  fie  bie  1875  blieb. 


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-    5p3  - 


pfrünbe,  tfftgnterte  15.  9tob.  1831.  Pfarrer  in  O./ftgeri,  bann 
Kaplan  in  Oberroil  unb  julefct  1858  Pfarrer  in  (Stjam,  roo  et  ben 
30.  flug.  1860  fiarb. 

1831  3>cj.  17.  -  2.  JH.  540  $r.  unb  SBo^nung.  -  R.  D.  3ot>ann 
Sapi.  ©iblcr  Don  3"9»  9<ö-  1806  3an.  6.,  ©oljn  beS  §einria)  unb 
ber  Wnna  Mnbermatt,  ftubiertr  in  3^9*  ©olotljurn,  ttujern,  Bübingen, 
1833  Off  spater  in  ütom,  1849  ßaplan  auf  ber  ©ä)roar$murerpfrunb 
unb  $rof.  am  ©tnnnafium  in  3U9»  ^863  ©tabtpfarrer,  refignierte 
1881  unb  ftarb  1893  ben  29.  Januar. 

1833  3Rarj  2.  -  2.  SH.  -  R.  D.  Äarl  $aul  Don  Wenzingen,  geboren 
1806,  ©ot)n  be«  Hnton,  ©cfcneiber,  auö  $)eutfa)lanb  eingeroanbert, 
unb  ber  (Slifabetlj  Söiefart,  ftubiette  in  Sutern,  mar  bort  1  3a&r 
Sabenbiener  in  ber  $uc#|anblung  Qralcini,  fe^te  bann  ba3  ©tubium 
roieber  fort,  1840  Kaplan  am  (Srprljerrenflift  in  Sujern,  wo  er  1886 
flacb;  mürbe  in  3U9  begraben. 

1836  «pril  23.  -  3.  —  R.  D.  ttjoraaö  Stocfer  aus  bem  (Srtit, 
Saar,  1837  als  Kaplan  unb  2er)rer  in  SQBaUfnoil,  1845  $rof.  ber 
TOlofopfjie  unb  1848  (5r)orr)err  in  fiujern,  befonberS  berühmt  roegen 
ben  1845  auf  bem  ©ubel  unb  1847  in  ßinfiebeln  gehaltenen  $re> 
bigten,  ftarb  in  fiujern  1890,  Hpril. 

1837  $ej.  16.  -  3.  IM.  -  R.  D.  Sriebrtdj  fienji  oon  SBölflinSroil, 
ftridtr)al,  mußte  ben  10.  Hug.  1839  roegen  unorbentlid)en  ÖebenS 
unb  unbiSjiplinierter  ©e$ule  refigniereu. 

1839  Sept.  28.  —  Oberfdjute.  —  R.  D.  ©smalb  Semarb  «rattbeu* 
berg  oon  3ug,  geb.  1813,  ©ofjn  beS  3afob,  2Bäa)ter,  unb  ber  2Mn* 
jentia  3<W>er,  1845  Kaplan  in  9lifcr),  1857  aplan  ju  ©t.  2öolf. 
gang,  mo  er  ben  8.  9Rai  1861  ftarb. 

1840  Sept.  19.  -  amtteiffyile.  -  R.  D.  $au(  «nion  »trfart  oon 
3ug,  geb.  1816  fteb.  3.  ©oljn  beS  Äafpar,  ©eifenfieber,  unb  ber 
$$erefia  Sranbenberg,  ftubierte  in  3"9»  Sutern,  Bübingen  unb  grei- 
bürg  im  SreiSgau,  1848  Kaplan  in  Oberroil,  1857  ^farrt)elfer  bei 
©t.  TO&ael,  befdjäftigte  fic$  fct>r  oiel  mit  jugerifa)rr  (Befaßte, 
©rünber  beS  2ftufeum§,  Serfaffer  ber  $ug.  ©efc$leä)tSregifier  unb  Dieter 
anberer  Arbeiten,  mürbe  1882  arbeitsunfähig,  ftarb  1893  ben  24.  3a» 
nuar.   3u9ernac^t-  1893  9lr.  8. 

1845  Oft.  —  Oberfaule.  —  R.  D.  SHoiS  Btaub  Don  Wenzingen,  ge» 
boren  1822,  ftubierte  in  ßujern  nnb  SKüna^en,  1848  Kaplan  auf 
ber  ©t.  3alobSpfrunb  unb  ^ßcof.  am  ©tnnnafium,  1851  Kaplan  $u 
©t.  äonrab  unb  $rof.  ber  gHjetoril,  1856  Pfarrer  in  U.^geri,  6r« 
äieljungSrat,  ©ejtar,  1888  Man  unb  bifdjöflidjer  Äommiffar. 

(Sortierung  folgt.) 


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I 


-    504  — 

12fäöagogifc$e  '^Umdfd^au. 

Sern.  5Bei  ber  ßonfurrenjeingabe  für  ein  Cef)  t  mit  tri  im  Äedmrn  murren 
befonber«  bie  Arbeiten  bort  $errn  Stödlin  in  Sieflal,  $erm  %f).  SReinOarb 
(für  bie  ftortbilbungSfa^ulen)  unb  £errn  91.  ^Baumgartner,  Öftrer  in  9Röif$roil 
[pe^ieOer  Anerteunung  geroürbigt.  öfterer  mürbe  auf  ©runb  feiner  ein* 
gelieferten  Arbeit  beauftragt,  bie  9ierf>nung«befte  ber  brei  erjien  @4uijaftte 
ju  erfteflen,  jubem  rourbe  er  um  Überlaffung  feiner  aufgearbeiteten  Äecfonung«* 
tiefte  für  bie  obern  fflaffen  angefrogt.  Unferm  frühem  3ö9li"9f  föc  öicKn 
frönen  (Srfolg  bie  f)er}(id)ften  Gratulationen! 

ftreibnrg.  (Äorrefp.)  $ie  3a^reSprüfungen  be«  $öd)tft->3nftitut« 
Überftorf  fanben  Ijier  in  Anmefenfyeit  einer  ftattlidjen  3u^0terl^flf*  f»fltt- 
befter)enb  au«  Altern  ber  anmefenben  $öd)ter,  au«  Gönnern  be«  3nftitute« 
unb  anbern  Scr)ulfreunben.  $a§  Ergebnis  ber  Seiftungen,  meiere  bie  lefct* 
järjrigen  noa)  übertreffen,  beroie«,  mie  tüchtig  Don  ben  beroäljrten  ßebrfräften 
be«  3uftitute«  einerfeit«,  mie  f$affen«freubig  bon  ben  3^glingfu  anberfeit« 
gearbeitet  mürbe. 

3n  ber  Religion,  93ibel  unb  #iraVnge|d)id)te,  maren  bie  ^o$ter,  mie 
e«  (ünftigen  (Spielerinnen  unb  Seiterinnen  be«  Ijeimif$en  £erbe«  gekernt, 
treffli#  bemanbert.  Qsbenfo  gut  maren  bie  Sbragleijtungen,  unb  jroar  be* 
megten  fia)  bie  beutfa>n  Zittytt  in  ber  franjöfif#en  Spraye  ebenfo  lei$t, 
al«  ob  jte  franjöfifdjer  £>erfunft  mären,  unb  umgeleljrt  bie  Stylingc  fran» 
jöfifa^er  3un9*  im  ^utfa^en.  Aufeer  bem  Wehnen  unb  ben  übrigen  Seljr» 
gegenjiänben  berbienen  befonber«  Ijerborgeljoben  ju  merben  bie  $übfa)en  ftennt* 
niffe  in  ber  (SrjieljungÄleljre,  fomie  in  ber  §au«>  unb  ©artenle&re.  Die 
praltifa)en  Übungen  im  6$neiben  k.  maren  gerabeju  mufterljaft.  $)ie  bor* 
gelegten  #efte  im  Auffafc,  in  ber  33ua)ljaltung  unb  im  3«^nen  legten  3'ugni* 
ab,  bafe  in  Überftorf  bie  praft.  Seite  be«  Seben«  richtig  erfaßt  unb  gemürbigt 
mirb.  @bte  6infa$ljeit,  SBÜrbe  unb  Anftanb,  gefunbe«,  frifa>«,  jufriebene« 
SBefen  berleiljt  benn  aud)  ben  3°0tingen  bon  Überftorf  jenen  Kolben  SReij, 
ben  leine  neumobifdje  Verfeinerung  ifmen  ju  geben  Dermöa)te. 

3n  einem  &meiten  Saale  maren  Die  mäfyrenb  be«  3af)re«  oerfertigten  Ar- 
beiten ouägefteflt,  mobei  in  metljobifd)em  Stufengange  afle  ftrauenr)anbarbeiten 
bon  ben  einfaßten  bi«  ju  ben  feinften  Steife«  unb  Jhmfiftidereieu  bertreten 
maren.  $er  33orfi$enbe  beim  ßjamen.  &od)m.  #err  Pfarrer  Spät,  betonte 
in  ber  furjen,  aber  roürjigen  Sd)luferebe  bie  53ebeutung  be«  3nftitute«  für 
Piroxe  unb  Familie,  mo  mit  au«giebiger  Pflege  ber  ^römmigteit  praftifa^e« 
Süiffcn  unb  Runft  im  frönen  Söunbe  fia)  Dereinigen.  Seim  rei$(id)  befe|ten 
TOtagSmaljle  braute  £err  bon  $ed)termann  einen  gelungenen  ioajt  au« 
auf  bie  SJjeobofianifdjen  Sdnoejlern.  Unter  anberm  l)ob  ber  ljofje  ©aft  ber« 
bor,  baft  ba«  3nfWut,  ba«  in  feinen  Anfängen  mit  man$erlei  Sä^roierigfeiten 
$u  tämpfen  Ijatte,  bura)  bie  SBeljartlia^teit  unb  ben  Opferfinn  ber  Sdnueftern 
ben  erfreulichen  föefultaten  gelangt,  Don  benen  bie  Anmefenben  rjeute  3euge 
feien.  9lamentlid)  aber  Ijob  er  ba«  5ßerbienft  ber  leitenben  Oberin  tjeroor. 
bie  mit  llmficfyt  unb  2öei«l)eit  ba«  ©anje  311  bem  frönen  3MC  g^fü^rt.  Am 
92admiittag  fanb  eine  gelungene  mufifali|d)*beHamatorifd)e  ^ßrobuftion  flatt. 

93on  3a^r  ju  3o^r  ermeitert  fid)  ba«  ^enfionat.  Gegenmärtig  ergebt 
fiä)  hinter  bem  fa)muden  5lirc^letn  ein  Äo^bau,  ber  in  feinem  3nnem  eine 


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-  505 


geräumige  2Ba}cf)tüche  mit  allen  pruftifftjcn  (Einrichtungen  enthält,  eine  SBabe« 
anftalt,  ein  Groden*  unb  Dörrlofal  u.  f.  ro.  Der  s#enfion§prei§  für  baS 
©chuljahr  beträgt  bei  reichlicher,  gefunber  ftoft  blofc  300  $r.  (Sine  beffere 
Gelegenheit,  wo  junge  Töchter  nebjt  Aneignung  ber  franjöfifchen  Sprache 
^gleich  ju  tüchtigen,  genügfamen  unb  retigiöfen  Haushälterinnen  erlogen 
merben  als  in  Überftorf,  läfet  fia)  nicht  leicht  finben.  Das  nächfte  ©chuljahr 
beginnt  anfangs  Oftober.  «Höhere  AuSfunft  erteilt  bie  Oberin  be§  3nftituteS, 
©chroefter  Cornelia  prer.  L.  J. 

Sutern.  Die  fantonale  Sehranflalt  fchlofc  baS  ©chuljahr  ben  28.  3uli. 
©ie  jählte  347  ©chüler,  roooon  194  ben  6  Waffen  ber  ftealfchule,  94  beut 
©ömnafium,  29  bem  ÖDjeum  unb  30  ber  Geologie  angehörten  196  hatten 
ihre  £>eimat  im  Danton  Sutern,  123  in  aubern  Kantonen  unb  28  im  Au§* 
tanb.  Die  9)<ufiffchule  mar  bon  39,  bie  flunftgemerbfchule  bon  141  unb  bie 
gortbilbungSfchule  für  techn.  ^cirfmen  bon  97  ©chülern  6efu$t.  ;}af)lt  mau 
biefe  277  ©dniler  bei  ftachfchulen  §u  ben  obigen,  fo  ergiebt  fich  als  ©efanit« 
jat)l  ber  ©tubierenben  an  ben  höh«n  ©djulen  CujernS  624.  Die  5)caturitätS« 
Prüfung  für  bie  ftealfdjule  rourbe  Don  4,  bie  für  baS  ßbjeum  bon  19  ©<$ü-- 
lern  gemalt  unb  beftanben.  Dem  3ac)reSberichte  ift  eine  ganj  üorjügliche  Ar* 
beit  oon  ^errn  ^Jrof.  6.  SRibeaub  beigegeben:  3u*  ©efd)id)tc  beS  ©alj* 
hanbels  unb  ber  ©aljbegroerfe  in  ber  ©chmeij,  bie  oolle  50  ©eiten 
gr.  8°  umfafet  unb  auch  für  weitere  ffteife  t>on  fyotym  ÜZÖerte  ift.  Daneben 
lommen  noch  3  Heinere  Arbeiten :  eine  Söiographie  beS  6horhm"  u.  v$rof. 
3of.  Sflnaj  9iöllp,  bie  ©elbftbiographie  bon  ^rof.  3of.  Reichen 
fei.  unb  eine  intereffante  Arbeit  über  bie  Programme  ber  r)o^en  Sehr* 
anftalt  in  Sutern.    08.  Dr.  Sucher.) 

Ilm  biefe  ßentralanftalt  beS  ftantonS  Sutern  gruppieren  fich  baS 
£ct)rerf ein inar  in  £)itjhrch  unb  bie  9Jtittelfchulen  in  fünfter,  ©ur» 
fee  unb  Sillifau.  Das  Cehrerfeminar  mürbe  oon  52  ©chülern  befucht, 
.  tooDon  19  ber  1.,  9  ber  II.,  15  ber  III.  unb  9  ber  IV.  fllaffe  angehören  ;  bie 
SRittelfchuie  in  fünfter  jählte  16  ©etunbarfchüler  unb  32  ^rogtimnafiaften. 
Die  ©etunbarfchule  mutant  2,  baS  ^rogbmnafium  4  fflaffen.  Der  3nhre§» 
beriet  enthält  auch  hm*x  9ielrologe,  ben  beS  hochro.  §ran$  ©ibler,  JhiftoS  am 
©tifte  i8ero»<Dcunfler  unb  ^ßräfibent  ber  AuffichtSbeljörbe  ber  Eiittelfchule,  unb 
ben  beS  hochro.  ©tiftSfantorS  3of.  2aupi.  Die  TOittelfchule  in  ©urfee 
rourbe  bon  66  ©chülern  (29  9iealiften  unb  27  ©nmnafiaften)  befugt.  JReal« 
fchule  unb  ©nmnafium  umfaffen  ie  4  Abteilungen.  $rof.  ©erber  erteilte  auch 
Unterricht  in  ben  päbagogifchen  unb  metfjobifchen  fächern,  bie  üdu  3  ©d)ü- 
lern  ber  4.  Stealflaffe  befucr)t  mürbe.  20ir  begrüben  biefeS  Sorgehen  recht  fetjr ; 
beim  bei  ber  bebeutungSDoQen  ©tellung,  meldje  bie  ©chule  unb  bie  ©chulfragen 
in  unferer  3e**  einnehmen,  ift  eS  [ehr  ju  münfchen,  baß  auch  folc^e  ftnabrn 
unb  3ö9lm9f'  °ie  nicht  gerabe  Sehrer  merben  moDen,  aber  fpäter  in  ©emeinbe- 
unb  fantonale  Seamtungen  eintreten,  fich  päbagogifche  unb  methobifche  flennt* 
niffe  Derfdjaffen.  SBenn  bie  Wiitglieber  ber  ©cf)ul*  unb  (SraiehungSbehörben 
etmaS  mehr  folche  befäfeen,  mürbe  unferm  ©chulmeien  ganj  mefentlich  gebient 
fein.  —  Die  3RMclf<hule  in  2Billifau  mar  bon  60  ©chülern  befugt  unb 
mnfajjt  4  Waffen. 


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Wibroalben.  Tu*  Töchterpenfiouat  St.  (Slara  in  Stan§  fchloß 
fein  Schuljahr  ben  9.  sÄuguft.  Die  3°^  &er  3öölinge  belief  fich  auf  52,  bon 
bencn  50  ber  Schroeij,  2  bcm  WuSlanbe  angehörten.  Die  Inftalt  befiehl 
aus  3  9tealflaffen ,  benen  fich  ein  jroeifurfigeS  Sehrerinneufeminar  anföfiefet. 
W\t  ber  Wnftalt  ift  ebenfalls  ein  93orbereitungSfurS  für  nidjtbeutfa>  3°glinge 
berbunben.  Dem  weiblichen  .ftanbarbeitSunterrichte  unb  ber  $au3baltungS^ 
funbe  tbirb  in  aQen  Staffen  bie  forgfältigfte  Wufmerffamteit  geroibmet. 

Cbronlben.  TaS  ©ttmnafium  in  (Jngelberg  mar  bon  83  ^öqliiiaeii 
befugt,  bon  benen  10  ber  L,  18.  ber  II.,  13  ber  III.,  14.  ber  IV.,  12 
ber  V.  unb  10  ber  VI.  klaffe  angehörten.  28  gehörten  bem  ßt.  St.  ©allen, 
10  Öujern,  6  Jrjurgau,  je  5  Ob-  unb  Wibroalben,  je  4  Sdjrob,}  unb  3U9< 
3  toppeiuefl,  2  Uri,  je  1  ©laruS  unb  ©raubünben  an,  5  bem  WuSlanbe. 

Die  tantonale  Cehranftalt  in  ©amen  hatte  230  Schüler,  roobon 
58  föealiften,  140  ©runnaftaften  unb  32  Streiften.  169  roaren  intern,  61 
ejtern;  211  gehören  ber  Scfmxi$  unb  19  bem  WuSlanbe  an.  Dem  3ar)«S* 
beriete  ift  eine  boqügliche  Arbeit  o.  Dr.  P.  SBernarb  9Karia  2ierr)eimer  bc'u 
gegeben:  VI t  1  di t or  ^ a n l  b.  T c f d) roan b c n' -  fünfHerifche  (Sntroictlung, 
bie  geroife  bon  allen  ftunflfreunben  mit  hoh*m  3ntereffe  gelefen  mirb  unb  un§ 
gar  manchen  t)errlic^cn  Ginblicf  in  baS  innere  Seelen*  unb  ©eifteSlebenS  un-- 
fereS  gefeierten  Schroeijer!ünftler§  geftattet.  Dem  langjährigen  ^räfeften  P. 
Rupert  ßeufch  fd.  finb  einige  biographifche  ftotip  geroibmet,  bie  mir  gerne 
$u  einem  größern  Wefrologe  berarbeitet  gefehen  t)ätten. 

—  (Äorr.)  Die  berehrten  Cefer  ber  „^ßäb.  591."  werben  auch  einmal 
gern  etroaS  auS  bem  9J? e  Idjtluil  hören.  Den  9.  3uli  abhin  hat  ber  bod)= 
roürbigfte  ^rälat  be§  StifteS  Sngelberg  ben  9leubau  ber  er)rto.  JBenebiftinerinnen 
in  ^cann  sJ)idd)tl)al  benebijieri,  bie  neue  ftirdje  bem  ©otteSbienfte  geöffnet  unb 
bie  roeiten  9täume  ber  öeroofjnung  übergeben.  (SS  roar  eine  ftifle,  ^eilige 
geier,  bie  jebermann  innig  erbaute. 

Da§  Xöchterpeufionat  hat  mit  höh«  33efriebigung  aller  Teilnehmer 
feine  bieSjährigeit  Scblufcprüfungen  beftanben  DaSfelbe  bietet  nun  bie 
freunblichften  ÜRäume  jur  Aufnahme  alter  unb  neuer  ^ßenfionäre.  ^Qe4  ift 
jroecfmäBig  eingerichtet  unb  entfpricht  ben  beiden  Wnforberungen.  Hfle  totale, 
auch  bie  Schlaff äle  finb  hebbar;  jur  Erholung  bienen  bie  Dielen  Spaziergänge 
in'«  ftreie  unb  hübfdhe,  fchattige  ©artenanlagen  unb  beim  Stegen  eine  gebedte, 
aber  offene  Spielhalle  unb  jum  gemeinfehaftlichen  ©ebete  berfammelt  man 
fich  in  einer  eigenen,  fehr  frönen  &au8fapetle.  Das  ^ßenfionat  <0celchthal 
thut  roirflich  baS  Wöglichfte  für  bie  leibliche  unb  geiftige  Pflege  ber  3öQlinge. 
Wt  feine  ßehrerinnen  höben  bie  ftaatliche  Prüfung  in  Sujern  gemacht  unb 
fich  ba§  erfte  patent  1  berfchafft. 

Dad  ^enfionat  umfaßt  neben  ben  üblichen  ^ßrimarfurfen,  gortbilbungS- 
furfe  in  aQen  theoretifdjen  unb  praftifchen  ^äc^ern,  roelche  eine  Tochter  rennen 
foüte;  e3  roirb  befonberS  ftürfficht  genommen,  fie  $u  befähigen  $um  ^liefen, 
3ufchneiben,  blähen,  Striefen,  3eictjnen,  Söafchen,  SBügeln,  lochen,  in  ©arten- 
unb  befonberS  ©emüfefunbe,  in  ©efunbhcit§=  u.  #ranfenpflege,  in  forgfältiger 
unb  borteilhafter  Rührung  ber  Haushaltung,  inbem  in  allen  biefen  Reichern 
einläßlicher  Unterricht  erteilt  roirb.  6$  erhält  bie  Toaster  auf  Verlangen 
auch  Zuleitung  }u  ben  feinen  unb  feinften  roeiblicfyn  Äunfiarbeiten  unb 


-    507  - 


Unterricht  in  franflöfifcfjer  itnb  itaCienifc^et  Spraye,  in  &labier,  3'^er» 
(ftuitarre  u.  f.  f.  iöct)ter  in  fremben  ©prägen  fönnrn  künftig  bie  beutle 
Sprache  erlernen.  DaS  ^Jenfionat  führt  aucf)  ein  Cehrerinnenfemtnar,  beffeti 
3öglinge  ihre  ftaatlichen  Prüfungen  bisher  mit  MuSjeidmung  beftanben  haben. 
Obenan  ftetjt  aber  bie  Sorge  um  eine  religiöS«fittliche  SJiibung  ber  $öct)ter 
unb  um  5$erbefferung  ihrer  fehlerhaften  Neigungen  unb  (Sharaftermängel. 
Die  Sage  jelber  empfiehlt  ftd).  TOelchthal  ift  ein  romantifcheS  93ergtt)al  mit 
faftigem  Siefengrunbe,  mit  (Wattigen  Sälbern,  lieblichen  9Upen,  ringsum 
herrlichem  ©ebirgSpanorama  unb  reiner  ftärfenber  9tlpenluft.  9Mchthal 
erweitert  fi<h  immer  mehr  ju  einem  beliebten  Kurorte  unb  ift  mit  feiner 
neurefiaurierten  ©nabenfapelle  bie  3uf uc^1  bieler  taufenb  ^ilger.  Sährenb 
ber  ijerienjeit  —  Muguft  unb  erfte  Raffte  beS  September  —  finben  Stöger 
$ur  Erholung  im  ^enfionate  freunblidje  Aufnahme  unb  Pflege.  93iele3  roirb 
heutzutage  für  (Srjieljung  unb  59ilbung  ber  weiblichen  3ugenb  gethan;  firfjer 
barf  bem  ^enftonate  ÜHelchthal  baS  3eugnid  gegeben  «erben,  baß  eS  baS 
TOglichße  ba$u  beitrögt,  ^ßenfionSpreife  finb  fet)r  billig,  ^rofpelte  ftehen 
}U  Dienflen.  Slnmelbungeu  gefchefjen  an  bie  moljlehrw.  Oberin  beS  fllofterS. 
Die  fturfe  beginnen  mit  Dem  7.  Ottober. 

©a)WW$*  DaS  ßoflegium  SRaria  £ilf  jählte  im  berfloffenen  Sct)ul» 
jähre  311  Schüler,  mobon  158  ben  SorbereitungSfurfen,  ben  Ütealflaffen  unb 
3nbufrriefchule,  153  bem  ©ümnafium  unb  bem  pljilofophifchen  ßurfe  auge* 
hörten.  Der  Danton  S<hmö$  ift  mit  70,  bie  übrige  Sdjweij  mit  163,  baS 
HuSlanb  mit  78  3öglingen  bertreten.  246  waren  im  3uternate,  65  im  6j- 
ternate.  Der  3ahreSbericht  gebenft  auch  beS  bieljährigen,  (eiber  ju  früh  ber« 
ftorbeneu  ÄanonituS  unb  9tettorS  Sßieli  in  furjen  Sorten.  Sir  hätten  ihm 
in  bemfelben  einen  einläßlichen  9letrolog  gegönnt,  benn  er  hatte  ihn  wohl  ber» 
bient. 

3iig.  Den  5.  unb  6.  ftuguft  fanben  im  $öd)terpenf  ionate  unb 
Mehrerin neufeminar  in  SJtenjingen  bie  Schlufcrepetitorie  n  ftatt,  bie  biefeS 
3ahr  wegen  großen  baulichen  93eränberungen  bie  Schlufeprüfungen  bertraten. 
Diefelben  nahmen  wie  gewöhnlich  einen  borjüglicheu  Serlauf  unb  enbeten  mit 
einer  trefflich  gelungenen  mufifalifaVbetlamatorifchen  Schlujjprobuttion.  Die 
^Itiftalt  mürbe  im  berfloffenen  3ahre  bon  276  Möglingen  befucht,  barunter 
207  Schweizerinnen  unb  69  9lu8länberiunen.  91m  meiften  3öglinge  lieferte 
ber  Äant.  St.  ©allen  (31),  bann  folgen  Sutern  (24),  3ug  (21),  3ürich  (18), 
Wargau  (16),  Schwtyj  (14),  ^hu^gau  (12),  Solothurn  (11),  SBern,  Seffin, 
Neuenbürg,  ftreiburg,  ©raubünben,  Uuterroalben,  öafeüanb,  Saabt,  Uri, 
WppenjeU,  ©laruS,  Schaffhaufen,  Salles,  ©enf.  45  3ögliuge  befugten  ben 
£)au3haltung3turS,  47  ben  SBorbereitungSfurS,  65  bie  breiflaffige  Siealfchule, 
43  ben  franjöffifchen  ÄurS  unb  76  baS  4futfige  Lehrerinnen« Seminar.  Das 
nächfte  Schuljahr  beginnt  ben  22.  Ottober. 

3lm  19.  bieS  finbet  bie  ©runbfteinlegung  für  bie  neue  Kirche  ftatt,  inbem 
bie  Unterbauten  ihrer  ÜBodenbung  entgegengehen.  Wut  Stage  barauf  mirb  ber 
hodjmürbigfte  53ifdt>of  b.  Skfel  34  Wobijinen  bie  hl  ^rofejj  abnehmen.  Die 
neue  Äirche  mirb  eine  3i«be  für  baS  3nftitut  unb  baS  Dorf  Wenzingen. 

—  Da«  Söchterinftitut  jum  §1.  flreuj  bei  (Sham  fdjloB  fein 
Schuljahr  ben  12.  fluguft  unb  jeigte  fomohl  nach  feinem  Jahresberichte  als 


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nach  ben  Prüfungen,  bajj  eS  feine  ihm  gefteflte  Aufgabe  Doli  unb  ganj  erfüllt 
unb  bie  iödfter  in  bet  Xf)a\  nach  allen  Nietungen  in  baS  piaftifclje  fiebeu 
einführt,  ohne  beren  notroenbige  tfjeoretifc&e  33ilbung  ju  Dernachläffigen.  Die 
Anftalt  mar  Don  130  3öglingen  befugt  aus  aDen  teilen  bet  6#roei$  unb 
aus  bem  AuSlanbe.  Der  gintritt  für  baS  neue  Schuljahr  ift  auf  ben  21.  unb 
22.  Oftober  feftgefefct. 

ÜJaiern.  Die  SUorftänbe  bet  fatholifdjen  SeljrerDereine  in  SSatetn  etlaffen 
eine  dtnldbnng  an  bie  3ftitg(iebet  bet  totljolifchen  CeljrerDereine  DeutfchtanDS, 
bie  auch  für  bie  lathol.  2er)rer  ber  Schmeiß  Don  Öebeutung  ift.  Daher  laffen 
mir  fie  l)ier  wörtlich  folgen,    ©ie  lautet: 

„3n  ber  3eit  Dorn  25.  bis  29.  fluguft  biefeS  3ah"8  tagt  in  ün^en 
bie  42.  ©eneraloerfammlimg  ber  ftatholiten  DeutfchlanbS.  Einen  ber  mich* 
tigfien  ©egenftänbe  ber  bortigen  93erf)anblungen  bilbet  roieberum  bie  chrift-- 
lid)e  Schule. 

Die  d)r  ift  liehe  ©d)ule  in  ihrer  unzertrennlichen  SBcchfelbejüglichfeit  jur 
fokalen  SReformfrage  bietet  allein  fchon  genügenbeS  3ntetefje,  um  bie  tatbolifdjen 
Celjrer  DeutfchlanbS  ju  zahlreicher  Beteiligung  an  bem  tatljolifcfyen  Kongreß 
ju  oeranlaffen.  $r/atfäcblich  befanben  fid)  fatholifd)e  £eljrer  Don  jefjer  im 
©efolge  ber  beutfdjen  Äatholifentage,  unb  Don  ber  Erwägung  auSgeljenb, 
baß  bie  fatholifchen  Seljrer  ju  ben  erftberufenen  93erteibigern  bet  d)rifilichen 
93oltSfchule  gehören,  riefen  bie  tfatljolifenüerfammtungen  roieberholt  fdjlichte 
SJolfSfdmllehrer  auf  bie  JRebnetbütjne  unb  ehrten  baburdh  bie  gefamte  treu» 
fatholifche  2ehrerfd)aft  unfcreS  SSaterlanbeS. 

Der  StolfSfdhullehrer  als  Anmalt  ber  SJefenntniSfchule,  baS  ift  ein  ficht« 
batet  AuSbrud  ber  in  ber  (onfeffioneüen  allgemeinen  93ollSfchule  gefchloffenen 
3krbinbung  beS  Familien«,  fiaatlidjen  unb  fachlichen  SebenS.  2öer  ba  behauptet, 
bie  Sorberungen  bet  SefenntniSfdmle  Dertrügen  fid)  nicr)t  mit  ben  6tonbe> 
interrefjen  bet  fieptet,  bet  untertreibet  nicht,  obet  et  hat  ben  Stanbpunft 
bet  djriftlichen  Erziehung  bereits  Derlaffen  unb  ben  abfchüffigen,  engen  $fab 
bon  Sonberintereffen  unb  =33eftrebungen  betteten,  inbem  et  allgemeine  Sd)uU 
unb  93olfSintereffen  mit  StanbeSfragen  Derroechfclt.  Die  in  ben  Sänberu 
beutfdjer  3un9c  aufblühenden  fotholifchen  2er)rerDereine  geigen  ba»  33emüben, 
bie  fatholifcf>e  beutfdje  ßehrerfchaft  aus  ber  bumpfen  ©adgaffe  jurücf^u^ie^en, 
in  toelche  ber  päbagogifdje  SiabifaliSmuS  einen  $eil  berfelben  gelodt  hat. 
2öie  e5  in  ber  Watur  ihrer  Prinzipien  liegt,  tyerrfdjt  unter  ben  11,000 
Sehrermitgliebern  ber  befter)enben  tatt)olifc^en  Bereinigungen  in  ben  religiös» 
päbagogifdjen  ©runbfragen  ooflfte  Sinigfeit.  Die  greube  ber  ßatrjolifen 
DeutfchlanDS  übet  biefe  Eintracht  bet  fatholifchen  SehrerDereine  untet  fid), 
fomie  übet  beten  mannhaftes  Ehalten  an  ben  ©runbfäjjen  ber  ftirdjc  unb 
beS  gläubigen  58olfeS  offenbarte  fid)  in  erhebenber  Seife  überall,  mo  immer 
fatl)olifa^e  Cehrer  unter  ben  klugen  beS  fatholifchen  Golfes  93erfammlungen 
abhielten.  Solare  freie  3ufammen!ünfte  Angehöriger  fatholifa^er  CehretDeteiue 
fonbeix  ftatt  auf  ben  allgemeinen  #ütf)oIifenfüngtef|en  ju  39odnim,  Danjig, 
Wain^  unb  SBür^burg.  Die  Erinnerung  an  beren  Verlauf  Ijat  aud)  fftutt 
ben  2Bunfd)  gereift,  im  zeitlichen  Anf(t)luffe  au  ben  3)iünd)ener  ^atbolifentag, 
jeboa)  unabhängig  Don  bemfelben,  eine  freie  ißerfammlung  Don  üiitgliebetu 
tatholifchet  SehrerDeteine  beutlet  3unge  }u  Detanftalten.  Die  unterzeichneten 


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93orfifcenben  bcr  latholifchen  ßehrerbeine  SBaicrnS  unb  ber  $falj  laben  ^irmit 
bie  floflegen  unb  Kolleginnen  bcr  fathol.  fielet',  (SrjiefningS*  unb  Scbuloereine 
beutfcher  3unge  ju  jahlreicher  Beteiligung  an  bcr  geplanten  Scrjrerüerfammlung 
in  München  ein.  JRatr)olifa>  Sehrcr,  meinte  außerhalb  fatbolifcher  Bereinigungen 
flehen,  foroie  afle  ©önner  unb  Swinbe  ber  chriftlichen  Sdnile  finb  al§ 
©äftc  mifllommen. 

©efinnungSgenoffen !  Die  Utopien  einer  offenbarungSfeinblidhcn  ^äbagogit 
trugen  bie  ßntjroeiung  in  bie  beutjcbe  ßebrerroelt  unb  reiben  fognr  einen 
grofeen  Zt'ii  ber  fatrjolifchen  ßer)rer  uim  erbitterten  Kampfe  gegen  bie  unter* 
länbifche  fonfeffioneOe  Schule,  bamit  auch  gegen  bie  Kirche  unb  bie  fatholifdje 
Seüölfcrung  fort.  DieS  bat  ba§  Vertrauen  beS  gläubigen  BolfeS  ju  feinen 
Schern  erfct)üttert.  6§  gilt  alfo,  ba§  58anb  be§  Vertrauens  unb  ber  Wartung, 
rofld)e§  ben  ßehrerftanb  mit  bein  Volte  berbinben  fofl,  nicht  loder  werben 
ju  laffen,  fonbern  ftets  fefter  ju  fnüpfen.  (55  tr)nt  not,  baB  fi«h  alle  fatfjolifdjen 
ßebrer  unter  ber  Tvaline  ber  chriftlichen  ^äbagogif  fammcln  unb  im  2d)i\U 
unb  Vereinsleben  jenen  ed)t  tatfjolifctyen  Weift  belennen  unb  betätigen,  ber 
bie  Siebe  $um  Vaterlanbe  511  Oereinigen  meifc  mit  ber  2lnr)änglid)feit  an 
bie  flirre,  unb  bie  eigene  ©loubenSbegeifterung  mit  ber  Sichtung  bor  bem, 
roaS  EnberSbentenben  heilig  ift.  3n  biefem  Sinne  finb  Sie  nach  TOiinc^en 
geloben,  in  biefem  ©eifte  roollen  mir  Verfammlung  galten.  SBiOtommen 
in  München!''1) 

ftranj  £)äberlcin,  ßubmig  &uffe, 

ßebrer  unb  Vorfifcenber  be«  Stat&ol.  ßebrer  unb  Ütorftanb  be«  Serein« 
ßebreroereinS  in  ©atern,  fatool.  ßebrer  ber  ^falj, 

3Wünd)en,  QiabelSbergerfrr.  53/111.  Speter. 

ßfterreid}.  Vorarlberg.  Der  SahreSbcricht  beS  mit  ben  ÖffentlidtfeitS* 
regten  berf ebenen  fatbolifcheu  ^rioahßehrerfeminarS  in  $ifiS  bei  ftelbfirch 
eröffnet  ein  recht  erfreuliches  Vilb  oon  ber  OEntroidlung  biefer  fo  herrlichen 
unb  fegenSreia)  roirtenben  flnflalt.  Sie  rourbe  im  oerfloffenen  Schuljahr  oon 
166  3öglingen  befugt,  bon  benen  26  ben  VorbereitungSfurS,  Ol  ben  IM 
22  bem  IL,  24  bem  III.  unb  33  ben  IV.  £urS  befugten. 

Spanien.  „Sern  im  Süb  ba§  feböne  Spanien!"  Doch  nicht  für  ßcljrer, 
benn  foeben  lefen  mir  in  ber  *9HIg.  Schroeij.  3^tung.M :  9ticht  roeniger  als 
6,260,000  gr.  fct)ulbeu  bie  fpanifa>n  ^roüinjen  il)ren  33olf9fct)uflet)rern  an 
rüdftänbigem  ©e^alt  unb  an  ber  Spi&e  ber  Schulbner  ftefjt  bie  ^ßrobinj 
SHalaga  mit  1,100,000  ftr.  Die  Schulbermaltung  in  Malaga  ift  eine 
gerabeju  ungeheuerliche;  bie  für  bie  ßehrerbcfolbungen  auSgcroorfenen  (Selber 
roerben  berprafet  unb  üerfchleubert,  unb  fo  fann  cS  tommen,  baB  nn  ben 
39ettelftab  gebraute  Schuflehrer  bie  Strafte  burchjieben  unb  baS  öffentliche 
ÜJlitleib  anrufen.  3n  bielen  Ortfcbaftcn  mächft  bie  3ugenb  überhaupt  ohne 
jeben  Schulunterricht  auf,  weil  bie  Ser)rer  bor  junger  nicht  mehr  unterrichten 
fönnen.   3n  anbem  Orten,  unb  jmar  nicht  nur  etma  in  Dörfern,  fonbern 


•)  SBemerfungen:  Die  betr.  Verfaminlung  wirb  abgehalten  »oerben  am  link- 
tau,  lei  27.  flugiift,  oormitiaq^  9  II  Ii  r ,  im  großen  eaale  bc*  fatool-  »nfino 
a.D.  «arerftra&e  7. 

«m  nfimlicben  läge  abeno*  8  Ubr  finbet  im  gleichen  ßofale  eine  gefeUige 
UnterbtUiig  ftatt. 


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au<$  in  ©täbten,  befinben  fic$  bie  Spulen  in  @<$eunen,  in  Äeflern,  ja  felbfi 
in  93iefjftäflen,  ba«  Sebtmaterial  glänjt  burd)  [eine  Mbroefenbeit  nnb  Ijier  unb 
ba  —  e8  ift  baS  tbatfädjlicb  üorgefommen  —  eckten  ber  Center  im  bloßen 
£>embe  im  Sd)uljimmer,  roeil  er  ein  anbeceS  PleibungSftüd  nicbt  me^r  befaß. 

T. 


$ä*aß0ajfrf)t  fiitteratur  un*  £ef>rmittel* 

3.  Stcrdji:  @d)roci}ergefcf>tcf)tc  aum  ©dml'  unb  privat nebrandj.  8.  aufläge 
mit  40  3ttuftrationcn.  Sern.  SB.  »aifcr.  224  ©.  in  8°.  $rei8  g^b.  t.  $r.  20. 
Ein  gut  au«geftattcte8  unb  gut  eingeteiltes  ©ud).  2)afe  ber  Certaffer  „in  ben 
vi ii Ire i die n  fritifeben  fragen,  roeldje  bie  @efd)id)t£f0rf$ung  ber  legten  3abr$ebnte 
aufgeworfen  bat,  überall  ba«  neue  Ergebnis,  roenn  allgemein  als  rtebtig  angefeben, 
in  bie  $arftdlung  aufnahm,"  ift  fcfjr  ui  begrü&eu.  aud)  ben  GJrunbfab:  SBenn 
aber  in  einer  tfrage  noa)  2luftorität  gegen  Sluftorität  ftebt,  bicfelbe  alfo  unauf* 
geflärt  ift,  mar  nie  ba8  patriotifebe  töefübl  unb  33ebürfni8  maBgebenb"  motten 
mir  nidjt  beanftanbeu.  3mmerbin  febeint  e8,  ber  Skrfaffcr  habe  fid)  in  ber  fireben* 
gefd)td)tlid)en  Üittcratur  nicht  gehörig  umgefeben,  fonft  tonnte  er  Seite  24  nidrt 

behaupten :  „$ic  iflifdjöfe  maren  urfprünglid)  bem  5)tanqc  nad)  unter  fidj 

gleid)  gemefen.  ©eit  bem  6.  3abrbunbert  aber  gelaunte  berjentge  ber  SBeltftabt 
iHom  ju  übermächtigem  Einfluß;  er  übte  bie  Oberhoheit  über  anbete  aus  unb 
nabm  ben  Xitel  $apa  ober  Sßapft  b.  Ii.  Sater  an."  ©benio  f bunte  man  au8  ber 
Raffung  jmeier  ©ä$c  auf  ber  gleieben  ©eite  ben  gan§  unriebtigen  ©dilu«  sieben, 
OJregor  VII.  babe  ben  (SÖlibat  eingeführt.  $te  »emerfung  ©eitc  34  über  ben 
lob  ber  ©öbne  fccrjogS  SJercbtolb:  w2Btc  e8  hieß,  Maxen  ftc  oom  burgunbifdjen 
«bei  ober  Don  ber  ©eiftlidjfett  bureb  ®ift  au8  ber  2Beit  geräumt  morben"  nüfct 
bod)  in  einem  ©«bulbucb  nicht  Diel. 

Einfettig  unb  oberfläeblid)  ift  bic  ©emerfung  über  ftriebrieb  II.  ©eite  35.  „fcier 
(in  3talicn)  uerbraebte  er  audj  ben  größten  Xeil  feine«  £ebcn8,  Dielfadj  im  heftigen 
Kampfe  gegen  bie  italicnifcben  ©täbte  unb  ben  $apft  (Mregor  IX.,  mclcber  ben 
ittannfiraljl  gegen  ihn  fd)leubcrte,  feinen  ©qhn  ^einrieb  aur  Empörung  unb  bic 
Weichsfürtten  gum  Ungeborfam  beötc."  ©ci  Söebanblung  ber  ©djladjt  Don  2lrbebo 
(©.  86)  hätten  bie  Jtolin  bod)  eine  Erroäbnug  oerbicut.  $ic  9lcformation8gefcbtcbtc 
ift  im  proteftantifeben  (Seifte  bargeftcHt.  Son  33erroertung  ber  neuern  bebeutenben 
Arbeiten  fatholifeber  5°rfd)cr  jeigt  fid)  feine  ©pur.  SBenn  man  ben  SlblaB  ©•  133 
„ben  9tad)laß  unb  bic  Sicrjeibung  Don  ©ünben"  nannte,  „welche  bic  ^riefter  gegen 
iöcjablung  einer  beftimmten  ©umme  gemährten",  fo  ift  ba8  eine  EntftcQung  ber 
tatholifchen  ßebre  öom  Slblaß.  ©eitc  130  mirb  oom  „undmftlichen  ßebensmanbcl* 
ber  Sßäpfte  unb  ©.  136  oom  „anftö&igen  Heben  ber  GJeiftlichen"  gerebet,  bagegen 
merben  bic  ©cbmäcben  3n>ingli3  mit  ©tittfebmeigen  übergangen.  —  @euug.  &us 
biefen  menigen  5Bcmcrfungen,  benen  fid)  unfdjmcr  noch  öicle  anreiben  liegen,  geht 
beroor,  baß  ba8  99ucb  in  feiner  gcgenroärtigen  Raffung  für  tatholifebe  ©cbulcn 
unb  für  ba8  tatbolifebe  Sott  unbraua^bar  ift.  *«f«,  stttot,  3u8« 

3n  ber  ^erberfebe  «erlag8banblung  in  greiburg  i.  93r.  finb  in  neuen 
Auflagen  erfebienen: 

1.  l'eitfabea  ber  92aturgef(bi(bic  (3o°logie,  ©otanif  unb  Mineralogie).  "#on 
Dr.  93.  SJHüfo,  gteattebrer  in  ©afel.  Wit  otelcn  «bbtlbungen.  6.  nerbefferte  aufläge. 
ft°.  (VIII  204  ©.)   W.  2.  50;  geb.  9Ä.  2.  90. 

2.  2»a«  ^flfliijenret(ft  in  SBort  unb  93ilb,  für  ben  ©ebuluittcrriait  in  ber  9latur= 
gcfd)id)te,  bargeftcHt  öon  Ur.  3W.  Jfraö  unb  Dr.  üanboiS.  215  «bbilbungen. 
8.  uerbeffertc  Auflage.  8°.  (VIII  218  ©.)  SR.  2.  20;  geb.  W.  2.  45. 

3.  ?cr  IVcm'd)  nnb  ba9  Sierreidt  in  Sßort  unb  iöilb  für  ben  ©ebuf unterriebt 
in  ber  9laturgcfd)id)te,  bargeftcHt  »on  Dr.  Sera tj  unb  Dr.  2anboi8.  197  «bbilbungen. 
It.  öerbefferte  Auflage.  (VU  252  ©.)  2)1.  2.  10 ;  geb.  3fl.  2.  45, 

Tie  in  fo  funer  ffrift  fieb  folgenben  Neuauflagen  obiger  Sebrbücber  legen  laut 
genug  3eugni8  für  ibre  Xüdjtigfeit  ab,  fo  baß  fie  einer  fpejicllen  Empfehlung 
faum  mehr  bebürfen.  ©ic  finb  nach  3nbalt  unb  ©praebe  unb  metbobifeber  Durü>» 


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urbetrung  be8  Stoffe«,  ttarf]  Xnuf  unb  2lu8ftattung  mufterfjaft  unb  c«  möchte 
toenig  iMirbüdjer  für  btefe  Stufe  geben,  bic  allen  päbagogifcben  21nforberungen 
in  gleichem  Wlafa  ent)prechen.  2Rögen  fie  baher  in  recht  Dielen  Stauten  (Eingang 
finben!  — 

«oHitönbißf «  »lottfiu«bä<&lcii.  Ter  falb  3ugenb  gewibmet  0.  P.  X.  X.  §aupt. 
Ginfiebeln,  fDrucf  unb  Setlag  oon  ©berle  u.  tticfenbarfi.  256  St.  Sßrci«  l  frr. 
Gin  ganj  oorjüglicfieS  (Sebctbüdjlein  für  bie  3ugenb,  bem  wir  bie  meitefte  23er- 
breituna  toünfcben.  Reicher  3nhalt,  oorjügliche  2lu«ftattung  unb  ungemein  billiger 
$rei*  ftnb  feine  befte  Empfehlung. 

3m  gleiten  Berlage  erfebienen  aii  56.  Söänbchen  oon  „ÜRimm  unb  ltc8"  be« 
Serria«  jnr  lüerbrcitnnq  nuter  fatboWdjrr  $olf*f<triften.  „Du  follft  Sater 
unb  SJlutter  ehren."  „$te  tieine  ftrüthtenoerfäuferin*'  oon  $r.  9JI  23rug. 
3mei  ergreif enbc  Gablungen !  Die  erfte  febilbert  bie  fchrecfliche  ©träfe,  bie  einen 
<2otm  trifft,  ber  bie  $anb  gegen  feine  altern  erhoben.  3n  ber  jtoeiten  drjählung 
leben  mir,  tute  jtoei  ftinber.  jur  3eit  ber  franjöfifcben  Steoolution  oon  iljrem  Sater 
getrennt,  in  tounberbarer  Seife  bemfclbcn  mieber  jugefübrt  werben.  —  $>ic  ganje 
Sammlung  fei  mieber  beften«  empfohlen.  SBir  madjeit  gang  befonber«  unfere 
geiftl.  unb  toeltl.  Lehrer  unb  lieber  auf  biefe  feböne  unb  billige  Sammlung  auf 
merffam;  fic  toerben  burd)  Verbreitung  biefer  ©Triften  oiel  ®ute8  ftiften. 


Preisausschreibung 

zur  Frage  des  Handarbeitsunterrichts. 

In  der  Jahresversammlung  der  Schweizer.  Qemeinnfitzigon  Gesellschaft  zu 
Lugano  (September  1893)  wurde  die  Einführung  (Ur  llaiulartteit  in  der  Schul?  bo- 
handelt  (Reforat  in  der  Schweiz.  Zeitschrift  für  Gemeinnützigkeit  1893,  S.  2(53.  270). 
Di«  Gesellschaft  fand  das  Thema  so  wichtig  und  zeitgeraäss,  das»  sie  ihrer  Bildungs- 
kommissioa  den  Auftrag  erteilte,  diese  Angelegenheit  weiterzuführen  und,  wo 
möglich  in  Fühlung  mit  dem  Vorstand  des  Schweiz.  Verein»  für  Knabenarheits- 
unterricht,  ein  Programm  zu  entwerfen. 

Die  ßildungskommission  hat  Bich,  in  Verbindung  mit  Vertretern  des  letzt- 
genannten Vereins,  in  mehrfachen  Sitzungen  und  Konferenzen  mit  diesem  Gegen- 
stände beschäftigt.  Allseitig  war  man  darüher  einig,  dass  eine  richtige  Lösung 
nur  zu  gewinnen  sei,  wenn  man  die  ganze  Entwicklung  vom  vorschulpflichtigen 
Alter  aus  bis  in  die  reifere  Jugend  einheitlich  ins  Auge  fasse;  nach  unten  habe 
diese  Entwicklung  an  die  manuelle  Spielbeschäftigung,  wie  sie  durch  Spielschule 
und  Kindergarten  organisch  auszubilden  gesucht  werde,  anzuknüpfen,  nach  oben 
in  den  Eingang  zur  Berufslehre  einzumünden. 

Zugleich  sagte  man  sich  aber  auch,  dass  die  richtige  Losung  auf  der  ganzen 
Linie  kaum  in  einem  Anlauf  erhofft  und  erstrebt  werden  könne,  und  dass  es  vor 
»Ilem  gelten  müsse,  Uber  die  richtige  (ieslaltung  des  l'ntrrftaues,  der  manuellen  He. 
schuf tigttngen  beider  Geschlechter  auf  der  elementaren  Schulstufe,  sich  zu  orientieren, 
ein  Gebiet,  das  gegenwärtig  noch  wenig  bebaut  ist;  daraus  mttssten  sich  dann 
von  selbst  bestimmte  Gesichtspunkte  auch  für  die  Weiterführung  der  Handarbeit 
vom  10. — 16.  Altersjahre  herausstellen,  bezüglich  deren  in  den  vielerorts  bestehenden 
und  blühenden  Arbeitskursen  für  Knaben,  wie  in  den  Mädchenarbeitsschulen  vor- 
läufig gesorgt  und  ein  Boden  unmittelbaren  Experimentes  bereits  gegeben  sei. 

Um  nun  zunächst  den  ersten  Teil  der  Aufgabe  wo  möglich  einer  befriedigenden 
Lösung  näher  zu  führen,  stellt  die  Bildungskommission  (mit  Zustimmung  der 
Zentralkommission  der  Schweiz.  Gemeinnützigen  Gesellschaft)  in  Verbindung  mit 
dem  Vorstande  des  Schweiz.  Vereins  für  Knabenarbeit,  die  Preisauf  gälte : 

Wie  ist  der  Handarbeitsunterricht  für  beide  Geschlechter  auf  der  Elementarstufe 
(I.  —  III.  Sehulstufei  als  allgemein  bildeiuier  ntul  erzieherischer  Faktur  in  die  Völki- 
sch nie  einzuführen  utut  in  stofflicher  und  methodischer  Hinsicht  zu  gestalten  f 

Um  eine  fruchtbringende  Lösung  der  Aufgabe  zu  ermöglichen,  wird  es  ge- 
boten sein,  nicht  nur  zu  beachten  was  anderwärt»  auf  diesem  Gebiete  bereits 


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geleistet  worden  ist,  sondern  auch  Rücksicht  zu  nehmen  auf  die  kantonalen  Ver- 
schiedenheiten in  der  Organisation  der  Elementarschule,  auf  die  Ausdehnung  des 
Unterrichts  in  den  weiblichen  Arbeiten,  der  nicht  beschränkt  werden  sollte,  auf 
die  atlfälligen  Modifikationen,  die  sich  ergeben  aus  den  Verhältnissen  in  den 
Städten  und  auf  dem  Lande.  Überdies  werden  mit  in  Berücksichtigung  fallen 
die  Forderungen  der  Schulgesundheitsptiege,  insbesondere  in  Betreff  der  Schulzeit 
und  der  Raumverhältnisse  ( — Unterrichtszimmer  als  Arbeitszimmer?  — );  endlich 
die  pekuniären  Anforderungen  betreffend  Material,  Werkzeuge  u.  s.  w. 

Da  der  Zweck  der  manuellen  Beschäftigung  Übung  von  Auge  und  Hand  ist, 
gehört  auch  die  Frage,  wie  weit  durch  Anregungen  die  nicht  auf  dem  Gebiete 
der  speziellen  Handarbeit  liegen,  z.  B.  duroh  skizzierendes  Nachbilden  von  Lebens- 
formen („Faustzeiohnen",  „malendes  Zeichnen")  dieser  Zweck  unterstützend  ge- 
fördert werden  kann,  in  den  Bereich  der  Aufgabe. 

Ausfiihrungsbestimmungen : 

1.  Es  werden  nur  Personen,  die  in  der  Schweiz  wohnhaft  sind,  zur  Konkurrenz 
zugelassen. 

2.  Der  Text  der  Preisaufgaben  soll  womöglich  den  Umfang  von  S— 4  Druck- 
bogen nicht  überschreiten. 

3.  Das  Preisgericht,  aus  7  Mitgliedern  bestehend,  wird  durch  die  Bildungs- 
kommission  der  Schwoiz.  Gemeinnützigen  Gesellschaft  in  Verbindung  mit  dem 
Vorstand  des  Schweiz.  Vereins  für  Knabenarbeit  bestellt. 

4.  Die  Preisarbeitcn.  in  einer  der  drei  Landessprachen  abgefasst,  von  fremder 
Hand  geschrieben,  sind  verschlossen  und  mit  einem  Motto  verseheu,  unter 
Beilage  eines  gleichfalls  verschlossenen  mit  dem  nämlichen  Motto  flber- 
schriebenen  Couvert,  das  den  Namen  und  Adresse  des  Bewerbers  enthalten 
soll  — ,  bis  späteäteis  31.  Juli  1896  an  den  Präsidenten  des  Preisgerichts, 
Hrn.  Prof.  Beiutel  in  Schaffhausen,  einzusenden. 

5.  Ks  werden  zwei  Preise  ausgesetzt:  I.  Fr.  1000;  IL  Fr.  500.  Sollte  ein  erster 
Preis  nicht  erteilt  werden  können,  so  ist  das  Preisgericht  ermächtigt,  den 
für  denselben  ausgesetzten  Betrag  zur  Prämierung  zweier  oder  mehrerer 
Arbeiten  zu  verwenden. 

Die  Zentralkommission  der  Schweiz.  Gemeinnützigen  Gesellschaft  behält 
sich  das  Recht  vor,  prämierte  Arbeiten  ganz  oder  teilweise  im  Organe  der 
Gesellschaft  zu  veröffentlichen. 

Zürich  und  Bern,  im  Mai  1895. 

Warnen*  der  Bildungskommission 
der  Schweizerischen  Gemeinnützigen  Gesellschaft: 

Dor  Präsident: 
Dr.  P.  Hirtel,  Zirieh  I. 

Der  Aktuar: 
Dr.  0.  Hunciker,  Kfitraaeh-Zürich. 

JSmnens  des  Vorstandes 
des  Schweiz    Vereins  znr  Forderung  des  Knabenarbeitsunterrichts: 

Der  Präsident: 
R.  Schenrer,  Lehrer,  Bern. 
Der  Aktuar: 
Fr.  Leuenberger,  Lehrer,  Bern. 

Das  Preisgericht  ist  zusammengesetzt  aus  den  Herren:  Prof.  H.  Bemlel,  Schaft- 
hansen,  Präsident.  Ii.  Gatt  User,  Seminnrlehrer,  Zürich  VI.  /..  G  Uli  fron,  inspecteur, 
Geneve.  r.  llug,  Lehrer,  Rieabuch-Zürich  V.  //.  Uurni,  Lehrer,  Bern.  C.  Stucki, 
Sekundarlehrer,  Bern.    Dr.  f  .  Weckerle,  Reallehrer,  Basel. 

NB.  Exemplare  dieser  l'reisauschreibung  können  bezogen  werden:  im  Pesta- 
lozzianum  Zürich  und  in  der  Schweiz,  permanenten  Schulausstellung  in  Bern. 


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Serf  drittem*« 

Uitcr  Den  Seiivogei  bcr  Söclt  getanen  ftc^  einige  burd)  befonbere  eigentümlich 
fetten  au».  3>te  flcinfte  bcr  SBelt  bürfte  ein  in  SJtejrtfo  bcrauSgegebeuee  23latt 
„El  Telegrama"  fein,  beffen  ftormat  nur  oier  3oU  im  Quabtat  betragt.  ($tne 
japanifd)e  3eitung  bringt  ben  politifd)en,  ben  ßofal-  unb  Annoncenteil  auf  oerfefjicben 
gefärbten  SBapierblättern.  „Hora  Jucunda"  ift  eine  monatlidj  in  (Sbingburgf)  er* 
fmcincnbe  Leitung  für  ©linbc  mit  erhabener  Sdjrif t,  bie  aud)  oon  SBlinbcn  gefegt 
unb  gebruert  wirb.  3n  Jurin  wirb  eine  3ritung  beniuSgcgcben,  bie  eine  im 
35unfeln  leuefttenbe  ©djrift  befifct.  3"  ^rince  Albert,  chtcr  Meinen  ©tabt  im  norb- 
weftlidjen  (tanaba,  erfdjeint  Wödientlid)  eine  gefduiebene  3citung,  wcldjc  ber  3}cr^ 
leger,  ber  aud)  glcidjgeiiiq  iRcbaftnir  unb  3)ruefer  berfetben  ift,  mit  autograpbüdjcr 
Xtnte  fdjrcibt  unb  oerotelfättigt.  3u  Atben  giebt  e8  ein  2Bod)enblatt,  beffen 
3nbalt  in  Serien  abgefaßt  ift,  n>eld)c  ©onbcrlidjtcit  ftd)  bis  auf  bie  tleinftcn 
Annoncen  erftreeft. 

2>ie  löcrtcHona.  bcr  ^anptforadicn  auf  bcr  (Srbe-  9tad)  üerläBlidjer  Sdjäeung 
werben  bie  §auptfprad)cn  ber  2Belt  oon  f  olgenber  Anjabl  oon  3Jlenfd)en  gefprodjen : 
Gbineftfd)  Don  meljr  al«  400  ^tflionen ;  J^inboftanifcft  oon  mdjr  al«  100,  (5-nglifd) 
oon  faft  100  aWtflionen;  SKuffifd)  oon  72,  $cutfd)  oon  mc&r  als  60  amilionen; 
©panifd)  oon  48,  granaöRfdj  oon  46,  3apanifd)  oon  mein-  als  40,  3talienifd?  oon 
mehr  al»  39  unb  Xürfifd)  oon  etwas  über  25  Millionen. 

Dcntlidj  nno  Tlar.  SMe  „Freimaurer  Steoue"  (Wlai  1895)  fdjreibt:  w®ie  (Sltoil* 
efce  nimmt  bem  $apft  unb  bcr  Äirdjc  bie  Familie. ■  —  „2)cr  f  onf  cffionSlofe 
2aienuntcrrid)t  nimmt  itjnen  bie  bcranroad)fcnbe  (Generation."  —  „2>ie  bürget* 
liehen  2?cgräbniffc  unb  bie  £e iebenoerbrennung  werben  ibnen  aud)  nod)  bie 
legten  Anfprüdje  beim  Xobe  entreißen.  ©o  wirb  ber  ftortfdjrttt  möglidjft  balb 
^ßapft  unb  ftirdje  oernidjtet  baben." 

SHMe  oiel  ein  Scbcrflein  betraut.  3n  einer  ©djulc  unterrid)tete  ber  JSfarrer 
im  £Religion$untcrrid)te  über  Almofcugcbcn  unb  führte  u.  a.  ba8  reid)e  Almofen 
bc§  ^barifäcris  unb  ba&  ©djerflein  ber  armen  2Sitme  al«  Söcifptele  lur  Erläuterung 
an.  Auf  feine  fttaae,  wie  oiel  wobl  ba«  ©dicrflcin  bcr  armen  SBitwc  betragen 
pabc,  gab  eine  ©dntlcrin  ganj  prompt  jur  Antwort:  «12  9Warf  45  Pfennig." 
lieber  btefe  feltfantc  Antwort  befragt,  erflärte  fie:  „3m  ftatedjiSmuS  ftrtjt:  w2)a« 
©djerflein  ber  armen  SBitmc.  aflarf.  12,  45."  (37torfu8  12  Stophel,  45. 93er8.) 


3n  fer  (t t  c. 


Dakatttc  £el)terfteUeu* 

An  ber  JlantonSfdjule  in  3uß  (fant.  4furfige  3nbuftriefd)ule  unb  ftäbtifd)e8 
Dbergpmnafium)  finb  folgenbe  Ücprftellen  auf  rommenbe«  äöinterfemefter  neu  |U 
befefcen: 

1.  SebrfteQe  für  $anbfltffäd)cr,  ^ennrapliic  unb  ^tilicnifdj  euentuca  IvnflUfd). 
Xic  33efolbung  betrögt  %x.  2400  nebft  S^obnungecntfcbäbigung. 

2.  ßebrftefle  für  tcdjnifdje«  unb  ^rtibanbjcidjncn,  baju  SWatbcmattf  an  ber 
1.  Sflaffe  unb  ftaüigrapbic  an  aaen  ftlaffen.  5)ic  23efoIbung  beträgt  %x.  2200—2400. 

ßebrjiel  be«  ItnterridjtcS  für  beibc  «Stetten:  33efä&igung  ber  6d)üler  pm 
Ubertritt  an  Unioerfitäten  unb  polntccbnifcbe  $od)fd)ulen. 

SSewerber  um  bie  ©teilen  werben  eingelaben,  fd)riftlid)e  Anmelbuitgen  unter 
Beilegung  oon  ©tubien^eugniffen  unb  attfädtyen  Andweifcn  über  lebramtlicbe 
Xbättgfeit  bie  nnH  mit  bem  31.  Auguft  bem  C^ruchunadrate  einpreteben.  habere 
Auffcblüffc  fSnnen  beim  ^räfibium  ber  AufftdjtSfoinmiffion  über  bie  Äanton«fd)u!e, 
vru  ©tabtpfarrcr  X.  Utinger,  3ug,  eingeholt  werben. 

3ng,  ben  14.  Auguft  1895. 

Tic  (*nicf)ttn0öfatt3kt. 


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fmtlioürrijc*  gUtftbettpettftomtt 

bei  £f.  "jßidjaet  in  J*ug. 

Unter  ber  t).  ^roteftion  be§  r)oc^mft.  33if(f)of§  üou  9afel'£itgatto. 

(frojfiiiinß  be8  neuen  ©djuliabres  ben  9.  Oftober  Eintritt  ben  1.  Oftober. 
J ■cutfdjcr  Tortur«  (Obere  Stufe  ber  $rimarfd)ule,  töcpetier*  uub  ftortbilbungäfcbulc), 
iHealidjule,  Vcijrcn'eminnr,  &nmnaftuui,  befotibcrcr  ÜJorfnr*  für  f rangöfifeftc  unb 
italienifcfje  ^öflltnfl*  jur  Erlernung  ber  bcutfd)en  Spraye.  —  SjJrofpefte  gratis  unb 
franfo.  ÜNätjere  auffdjlüffe  erteilt 

$tc  $irefttott. 


'  ebb  $efuct)f  == 

ein  jüngerer,  unüereblid)tcr,  patentierter  l'rbrer,  fatbolifebet  ftonfeffion,  an  eine 
^rimar-Ober1d)ule  eine»  fatbolifcben  3nftitute«.  Slnmclbungcn  bt«  8.  September; 
antritt  ber  Stelle  l.  Dftober.  ©id)  ju  ntelben  bei  ber  $fct>aftioti  »er  „tyäD.  «1.  * 


Collegio  -  Convitto :j  Dante  AligMeri 

in  Bellinzona  (Svizzera). 

2>ie  frühere  2)ireltion  beS  Sroffegium«  ©.  Slnna  in  9tooerebo  bot  auf  ben 
immer  nrieberbolten  2Bunfd)  uielcr  Altern  in  Öcttinjona  eine  äbnlidje  aber  größere 
unb  gang  ben  neueften  jjorberungen  ber  mobemen  ifcäbagogif  entfpredjcnbe  Vlnftalt 
eröffnet.  3>icfc«  3nftitut  mit  Elementar-  unb  Wralfdjule,  &Qmaaftam,  öcutfdjcm 
unb  frumofifebem  ü<orfurfc  bient  auch  als  $en|ion  für  bie  Schüler  ber  (antonalen 
#anbel8fd)ule.  —  SrapeUe  im  §aufe.  ^enftonSprei«  nur  500  3r.  ^rofpefte 
gratis  burd)  bie  Xiref tion. 


S)er  Unterjeicbncte  empfiehlt  ben  m.  tfo  liegen  feinen  foeben  eröffneten,  ganj 
neu  eingerichteten 

(Oaltljof  nun  ötorrijcn 

beftenS.  $)erfelbc  ift  oben  im  ©orfe,  an  ber  öauptfrra&e  linf«,  in  unmittelbarer 
Stabe  ber  Seuche.  (Sbcner  (nbe  geräumige*  Vier-Ütcftattrast.  ©utc  ftebienung 
nach  jeber  Dichtung  unb  billige  greife  fiebert  p 

<& tmteDcln,  im  3uli  1895. 

Gl.  greUOth*ner,  j.  3.  Setimbarletjrer. 


tal  fiümmtu  in  Ülenjikcu  (Mwnu 

cinjig  berechtigter  ftabrifant  in  ber  ©djioeig  oon  gargiaoärd  patentierten  Xurn» 
geraten,  empfiehlt  ben  tit  ©cbulen,  Änftalten  unb  Bereinen  feine,  oon  erften  Au- 
toritäten rübmlicbft  befprodieuen  stritt«  unb  3$riiftitärrrr  unb  Kauteln  mit 
feften  unb  rebujicrbaren  (Meiuirfjtcn  ju  bebeutenb  berabgefefeten  greifen,  jßrofpeftc 
unb  Sßrei&lifte,  fomie  la.  ^eugniffc  oon  ©djutinänncrn  fteben  gerne  311  fctenften. 


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pkgagifdje  ptte. 


Bereinigung 

bee  „S*rocii  (Erjicbiiifltffreiiibce"  unb  bcr  „i<QDanoß.  OToiitffiftrtft" 


beö  Vereine  hatljoL  Jeljrer  ityft  üdjulmänner 

ber  Sdjroti* 

unb  bcS  fdjtnriäcrtfffjtn  fatfjol.  (£r5icl)itng$t>eretn3. 


3mrttrr  .8 «l)r gang. 

17.  $<ft. 

(ürrfdjcint  2  Sogen  ftorf  Je  bcn  1.  unb  15.  eine«  ieben  SWonat».) 


Drutf  unb  ti'fpcbüion  oon  3.  9R-  £Mun|d)C 

18»5. 


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?  eil« 

Li.  dam  €4rctblefc=llitterriff»t.  (U.B.)  5is 

2.  j$ut  €djulbanlfrao.c.  (H.  B.)    5t8 

3.  ttkrMütni*  M  mnrt  iura  e^ttlcr  aufrcrbalb  6er  Gäule.  (SSon  3.  $r., 

ßcljrer  w  3ug.)   $24 

4.  3>ie  bentftfica  6<|ufmeifter  b.  b-  bie  $rimarlebrer  5er  «tobt  3ur,  1400—1895 

(öon  ».  Vf^toanbeii,  ßtfyrer  in  3uß.)  (3fortfefcung  unb  Sdjlufe.)  .  530 

5.  ^äbofloflifdje  {Belaufen  au£  btn  SRiuuefänfleru.  (3-       ßebjer  in  91.)  534 

6.  WrtapfltfdK  Muubfftau  538 

7.  ^«bönofltfdjc  ytttfratur  543 

8.  iBereiutuaftrlftteu  544 

9.  3ifer<ite. 

 «fr*-»-«*-  


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be§  ,&ä)mt'q.  (Snielungefreunbre"  unb  ber  „yäbftgog.  aRonatsfärift". 

uub  be«  fdjweijcrifchcn  fatljol.  etjie^unfl«wrein«. 
3110/  1.  September  1895.  |f    Jjt  17,    J  2.  ^rgang. 

SRebafttonSfommiffion: 

TAt  ScminarbiTtfUrrn:  S|.  I  Jtnn|,  $i|Wr<$,  tujern ;  $.  »aumoiartnti,  }ua;  Mc  &•$».  $ctto:  ©r.  $?ib«l. 
Kof«,  f»t«f.,  «bur;  «eo  »014,  Pfarrer,  «er«,  Jtt.  et.  (SaUrn  unb  $m  8<)m  ®»i»f»i  in  »xftfctb,  ttri. 
Die  9  infenbuufttn  ftnb  an  2coilnarbtrtrior  »  auaigatlici  |u  r(<$U». 

Abonnement: 

«rüfednJ  monatlt<fe  2  mal  |t  ben  1.  unb  15.  brt  Vtonatt  unb  fefket  jSbrtkb  fflt  tJewtnlmUAlUber  4  %t.\ 
für  tebramtlfanbibatcn  3  gr.;  für  fttotmitaUcbtr  5  gr.  Siedlungen  bdw  9<rl<ger:  3.  W. 
f>tnnf  $i,  Bu^bruifrr,  3m.  —  SnfctaU  wctbtn  bic  $<ttt|tUe  mü  10  X».  bm$nct. 


|*um  £c§retßrefe*l^nferrict?t. 

(3uflleid)  als  <£infüf>runß  für  ben  ©ebraucn  bc«  neuen  erften  SefebüchleinS  für  ben 

ftanton  3ug.)  II.  B. 

9Iuf  feiner  Schulftufe  ift  ber  Unterri^t  folgenderer  als  auf  ber  erften, 
ber  fog.  ßlementarftufe.  $a  mufe  für  alle  ©ebiete:  für  bie  SReligion,  ba« 
2efen,  ©abreiben,  Keinen,  ben  Shiffafc,  auch  für  bie  SReatien  ber  ®runb 
gelegt,  ba  mufs  ba«  Äinb  in  ba«  Sdntflcben,  in  bie  Schulorbnung  eingeführt, 
ba  mufe  e«  mit  bem  (Seift  unb  ber  9lu«brucf«roeife  ber  Sehriftfprache  befannt 
gemalt  merben.  $ie  erfteu  jroei  bi«  brei  Schuljahre  finb  baher  gerabeju 
Don  funbamentaler  Eebeutung,  unb  beren  richtige  ßeitung  erforbert  eine  tüch- 
tige päbagogifct)e  unb  methobifche  Schulung  auf  Seite  ber  Seljrfraft.  $ie 
3eiten  finb  hoffentlich  borbei,  roo  man  meinte,  auf  ber  Unterftufe  feien  weniger 
tüchtige  Sehkräfte  noch  gerabe  gut  genug,  ftiir  bie  Weinen  ijl  nur  ba«  ©efte 
gut  genug.  6«  $eugte  baher  bon  großer  päbagogifcher  ßinftcht,  wenn  bie 
©euoffenfehaft  be«  hl-  3°fcph  uon  ßalafanj  (geft.  1648)  fchon  im  Anfange 
be«  1 7.  3ahrhunbertS  ben  ©runbfafc  aufteilte,  e«  feien  für  bie  erften  Staffen, 
befonber«  für  l>tc  Firmen,  bie  nicht  lange  bie  Schule  befudjen  fönnen,  bie 
beften  Sehr«  unb  Stechenmeifter  anjufteflen.  SQÖir  beobachten  baher  auch  m 
ber  <3Jefd)ict)te  ber  ^Öbagogit  bie  auffaflenbe  ^r)atfac^e,  roie  eine  ganje  SReihe 
ber  h^röorragenbften  ^ßäbetgogen  fich  einläßlich  mit  ber  (Slementarfchulbilbung 
bekräftigte  unb  für  biefelbe  neue,  öoQfommnere,  ber  ßinbeSnatur  entfpre- 
chmbere  SBege  anzubahnen  fuchte.    9luf  fatholifcher  Seite  nennen  mir  nur 


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-  514 


3of<pf)  D.  flalafanj,  3ean  SBapt.  be  (a  Salle,  Selbiger,  Ooerberg,  P.  (Sirarb, 
Orofer,  auf  proteftantifc$er :  Äatfe,  ftomeniu«,  graute,  ^ßejlalojji,  Menget. 

Unter  ben  (Slementarfäcbern  rourbe  aber  Don  jeljer  bem  2tf)t*  unb  Schreib* 
Unterricht  befonbere  3lufmertfamteit  jugeroenbet.  3afyrfjunberte  lang  fdjmaaV 
tete  berfelbe  in  ben  Letten  ber  $ucbJabier»9Jcetl)obe.  %tofy  be«  Sifer« 
mancher  ^ßäbagogen  gegen  biefelbe  unb  tro£  ber  (Sinfidjt  in  ba«  SBefen  einer 
naturgemäßen  Wetljobe  für  ba«  fiefenlernen  oermoa^te  fit  fiä)  bis  in  ben  9ln^ 
fang  unfere«  Saljrbunbert«  als  9lü*einf)errfaVrin  unb  $grannin  be«  ftinber* 
geijle«  unb  ber  Salute  auf  bem  $f)rone  ju  erhalten,  ja  au  Dielen  Orten  be* 
Rauptet  fie  fidj  Ijeute  nod)  auf  bem  freilid)  nun  morfd)  geroorbenen  Sc$ul: 
fatfyeber  —  nod)  eine  Säule  jeugenb  Don  „Derfctyrounbener  ^ßracfyt;  aud)  biefe, 
fdjon  geborften,  fanu  ftürjen  über  Wacbt."  —  Wu  bie  Warnen  Stepfyaui  unb 
(Brafer  fnüpfen  fic$  bie  bebeutung«Do(Iften  ftortfdjritte  ber  neuen  Dfetfyobe. 
$er  erjlere  brachte  bie  (Sinficfyt  511t  ©eltung,  baß  man  juin  fiefenlernen  nidjt 
bes  iöudjfiabeuuamen«,  fonbern  be«  ©ucijiabenlaute«  bebürfe,  ber  letztere,  baß 
Schreiben  unb  Öefen  unzertrennbar  jufammengetjören  unb  baljer  ber  getrennte 
fiele*  unb  ©cjjreibunterricbj  bem  Dereinigten  Sa)reiblefe*Unt erriet 
meidjen  bobe.  $ie  Ätnber  müffen  fc&reibenb  lefen  lernen.  9luf  bem  ©oben  biefer 
91nfid)t  berufen  alle  feitljer  neu  entftanbenen  Wtetbobcn;  [\t  finb  nur  Der« 
DoQfommnetere  Wu«fübrungen  be§  ©runbfafee«  Don  ©rafer.  9lu#  bie  Normal* 
roörter»9Wetbobe  ift  ityrem  2öefen  nadj  eine  Sd)reiblefe»9Jletljobe.  ÖJrafer« 
Wetyooe  mar  freiließ  no$  nac$  mancher  Seite  ber  SerDoOfornrnnung  ffttyig. 
5ßor  allem  ^atte  fie  au«  ben  frühem  Wiettjobeu  ben  ^eljler  betübergenommen, 
baß  fie  fieb,  ju  lange  mit  bebeutungSlofen  Silben  ab%ab  unb  $u  wenig  fonfret 
Dorging.  liefern  Langel  gegenüber  mar  nun  freiließ  bie  Wormalmörter* 
Etetljobe  ein  bebeutenber  ^  Wormalroort  bezeichnete  ftet«  einen 

fontreten,  ben  Äinbern  metjr  ober  roeniger  betannten  ©egenflanb,  ber  irjneu 
bura>  bie  Sefpredjung  beSfelben,  alfo  burä)  einen  flnfd>auung«*Unterri($t  über 
benfelben  jur  Dollen  flenntui«  fam.  $5ie  ftorberung  aber,  ba«  Wormalroort 
Don  Anfang  an,  fo  mie  e«  liegt,  $um  Sd)reib(efe»Unterriä)t  ju  berroerten, 
mußte  notmenbig  auf  Derfdjtebene  Scbroierigfeiten  flößen.  $ie  erfte  beflanb 
barin,  baß  baSfelbe  große  unb  Heine  SBucbJtaben  jugleidj  bietet,  baß  baber 
bie  Äinber  gelungen  merben,  ba«  große  unb  Heine  9llpt)abet  ju  gleicher 
3eit  ju  lernen.  $aß  bamit  311  Diel  Derlangt  fei,  falj  man  aOfeitig  ein ;  ba- 
ber  fielen  bie  %nbänger  ber  reinen  Wormalroörter=Wetb,obe  auf  ben  ©ebanfen. 
bie  Wormalroörter  mit  {(einen  flnfaugöbudtflaben  311  ia^reiben,  unb  bofften  |'o, 
bie  Sduoierigteit  ju  umgeben.  Sebrer  unb  tfinber  fdjretben  baber  bie  $ing- 
roörter  tiein  unb  machen  fid)  baburd>  eine«  ortbograpljifa)en  fehler«  fa^ulbig ; 
e5  ift  aber  aua)  päbagogifa^  falfa),  ben  Äinbern  etma«  Unrichtige«  borjufüfjren. 
iüir  lonnten  un«  ba^er  mit  biefem  ^lu«mege  nia)t  befreunben,  fonbern  galten 


515 


an  bfm  ©runbfa&e  feft,  bafe  ben  flinbern  bon  Anfang  an  richtige  Sortbilber 
Dor§uführen  finb.  3ebeS  Sortbilb,  baS  bie  Äinber  anbauen,  fchreiben  unb 
U^iri  müffen ,  prägt  fid>  ihrem  ©ebächtniffe  ein,  unb  wie  ferner  ift  eS.  ein- 
gewöhnte f^e^Ier  mieber  abzugewöhnen !  Noch  ein  britter  mistiger  Übel« 
fianb  liegt  in  ber  reinen  9cormaImörter**IJc>thobe.  Die  9?ormalwörter  ent» 
galten  nämlich  Stodjflaben  bon  Derfchiebener  ©<hreibfchmierigfeit  unb  fönnen  baher 
ben  ©tufengang  Dom  Seilten  jum  Seltneren,  Dom  Einfachen  jum  3u[ammen- 
gefefcten  nicht  beobachten.  §S  müffen  jmifchenzeilige,  über»  unb  unter jeilige 
öuehftoben  zugleich  gemalt  werben,  mag  man  bei  ber  MuSwahl  ber  Normal» 
Wörter  noch  fo  forgfältig  berfahren. 

Die  (Sinficht  in  afle  bie  je  Übelflänbe  führte  ju  ber  fogenannten  <öer- 
mittelnben  *0tethobe,  welche  bie  Sorteile  ber  %>rma(mörter*9Rett)obe  f eft - 
ju galten  fucfyt,  ohne  in  ihre  ©Ratten jeiteu  ju  faflen.  2ludj  fie  geht  Don  einem 
fonfreteu  9lormalmorte  aus,  6efprtd>i  baSfelbe  mit  ben  Äinbern  nach  ben 
methobifchen  ©efe^en  beS  WnfchauungS»  Unterrichtes,  bamit  bie  ftinber  baS 
Ding  (enuen,  aber  auch  babei  beobachten  unb  fpredjen  lernen,  ^erlegt  baS 
Sort  in  [eine  Silben  unb  Saute,  um  in  ben  ftinbern  baS  Sautgefühl  zu 
werfen  unb  ihnen  einen  (Sinblicf  in  bie  einzelnen  SBefianbteile  beS  SorteS  ju 
Dermitteln,  was  in  orthographifefrr  Beziehung  fo  wichtig  if),  unb  berbinbet 
enblicf)  bie  Saute  unb  Silben  wieber  jum  Sorte,  um  ben  Äinbern  über  bie 
größte  ©chmierigfeit  beim  Sefen  hinwegzuhelfen,  welche  befanntlid)  in  ber 
richtigen  unb  reichen  5krbinbung  ber  Saute  zur  Silbe  unb  jum  Sorte  be» 
fteht.  Daburd)  lefen  bie  ftinber  im  ftopfe  unb  machen  fie  bie  befte  üBorfdjule 
für  baS  eigentliche  Sefen  DiefeS  flnalpfieren  unb  ©ttntheiifieren  ber  Sorte  finb 
Übungen,  bie  im  Anfange  nicht  genug  betont  werben  fönnen,  aber  auch  fpäter 
öfters  wieberfehren  follen. 

Sährenb  nun  nach  biefen  Dorbereitenben  Sehrtfjätigfeiten  bie  Normal* 
Wörter* Wethobe  baS  ganze  Sort  an  bie  $afel  fchreibt,  greift  bie  Dermittelnbe 
nur  einen  Saut  tytauS  unb  orbnet  biefe  Saute  nach  ber  ©chreibfehmierigfeil, 
53.  in  ber  neuen  jugerifeben  gibel  aus  bem  Wormalroort  „3gel"  t,  „Wufc"  n, 
„<DtauS"  m,  „Uhr"  u,  „Sngel"  e,  M"  ei,  „Gule"  eu  k.  6s  flößt  uns 
jwar  auch  hi«  ei"  nicht  unwichtiges  Siebenten  auf.  Die  hier  gewählten  91n« 
fangSlaute  ber  92ormalwörter  wären  eigentlich  groß  ju  fchreibeu  unb  eS  hätten 
Daher  für  bie  Einübung  ber  fleinen  53uchftaben  beffer  3n=  ober  Auslaute  ge« 
wählt  werben  foflen;  i  hätte  man  aus  bem  Sorte  „Sifcb/,  n  aus  w$anb", 
nt  aus  „Saunt",  u  aus  „$>ut",  c  aus  „Seg",  ei  aus  „©eil",  eu  aus 
„§eu"  2c.  herausheben  fönnen,  unb  wenn  wir  auch  ben  erften  Seil  ber  ftibel 
umzuarbeiten  gehabt  hätten,  würben  wir  biefen  33erfua)  unbebingt  gemalt 
haben,  benn  baburch  würbe  man  jur  Dollflänbigen  Übereinftimmung  mit  ber 
Orthographie  gelommen  fein.  Der  f leine  Äanton  3»g  mu&  jeboch  mit  feinen 


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ginanjen  rennen  unb  fo  unterblieb  botläufig  bie  Stornierung  biefer  3bee, 
unb  mir  troffen  uns,  maS  ben  frjten  Seil  betrifft,  Dollftänbig  an  bie  ftibel 
beS  ÄantonS  ©(hfetij  an.  (58  burftf  bieS  auch  beSmegen  um  fo  eb>r  gethan 
merben,  ba  nur  ein  einjelner  JBuchftabe  an  ber  Safel  erfdjeint  unb  baburcb 
ber  2Biberfpruch  mit  ber  Orthographie  meniger  fiarf  in  bie  Hugen  fällt,  als  es 
bei  ber  9formalmörter*Wethobe  ber  ftall  ifi,  mo  baS  ganjc  2Bort  mit  fleinen 
WnfangSbuthftaben  au  bie  Safel  gef<hrieben  mirb.  3"bem  ift  auch  ju  beachten, 
bafe  ber  WnfangSlaut  bem  Ot)r  beS  &inbe$  leicht  mat)rnehmbar  ijt,  weil  er 
in  ber  ftuSfpradje  ftarf  botoortritt.  3mmerhin  mirb  ber  Sefjrer  gut  ttjun, 
neben  ben  WormalmÖrtern  ber  ftibel  bie  Jdinber  nadt)  anbern  fudjen  ju  (äffen 
unb  jmar  auch  folgen,  mo  ber  }u  betjanbelnoe  Saut  auch  als  3n*  ober  9lu3« 
laut  erfd)eint;  auch  (§igenfchaftSmÖrter  bürfen  gewählt  merben,  foferu  bie 
ftinber  fid)  baoon  eine  33orfteflung  machen  tonnen. 

3)er  einjuübenbe  33uchftabe  mirb  Dom  Seljrer  entmeber  fofort  ganj  an  bie  $afel 
getrieben  unb  bann  nach  feinen  einzelnen  leiten  befprochen  (analütifche*  58er» 
fahren),  ober  aber  Seil  für  Seil  befprodjen  unb  getrieben,  fo  ba&  ber  SBuchftaben 
oor  ben  ftugen  ber  ßinber  entftetjt  (genetifcheS  53crfat)ren).  Weift  merben 
beibe  Cehrmege  miteinanber  üerbunben  merben  mtiffen.  Dajj  ber  Setjrer  Riebet 
fia)  einer  ganj  mufterhafteu  Schrift  befleißen  fofl,  t>erftet)t  fid)  üon  felbft. 
9?ad)  gehöriger  ttnföauung  unb  SBefprechung  beS  33ud)ftaben8  folgt  bann  baS 
fogenannte  ßuft-  unb  Srodenfchrcibeu  öon  Seite  ber  ftinber,  um  Jpanb  unb 
Ringer  in  jene  Semegungen  eiitjuigemöljnen,  bie  beim  ©abreiben  gemalt  merben 
muffen.  £)iebei  fofl  ber  Saft  gebraust  merben.  hierauf  folgt  baS  eigentliche 
Schreiben,  ebenfalls  unter  9Inmenbung  beS  SafteS  (anfangs  auf,  ab  ic,  fpäter 
1,  2  2c).  9Me  ftinber  machen  ju  gleitet  3c\\  biefelben  Sd)reibjüge;  ber 
Seljrer  übermalt  genau  Haltung  beS  flörperS,  ber  ^ftngcr  ic.  unb  bie  Seift* 
ungen,  forrigiert,  mo  eS  notmenbig  mirb,  unb  übt  baS  Sautjeichen  ein,  bis  eS 
orbentlich  get>t.  3n  ftifler  Sefchäftigung  haben  bann  bie  ftinber  ben  einge* 
übten  Saut  meiter  ju  fchreiben,  ir)n  mit  bereits  gelernten  $u  Silben  unb 
SBörtern  ju  oerbinben,  maS  ihnen  ber  Seljrer  burd)  5$orfd)rift  an  ber  Söanbtafel 
ermöglicht  unb  rooju  ihnen  auch  bie  gibel  behilflich  if). 

Wuf  biefe  Seife  merben  nicht  alle,  fonbern  nur  bie  roid&tigflen,  b.  i.  am 
bäufigften  üorfommenben  ©uchffabeu  eingrübt;  alSbann  geht  man  jur  eigentlichen 
Wormalmörter'Wethobe  über,  inbem  ber  Setyrer  nun  ftatt  eines  einjelnen  iBuaV 
ftabenS  baS  ganje  SBort  an  bie  Safel  fchreibt;  er  barf  nun  ot)ne  39ebenfen  bie 
WnfangSbudjflaben  grofc  fct>reiben  unb  fann  flc  auct)  nach  ber  Scb^eibfchmierigfeit 
unbgenetifchen  Stufenfolge  orbnen.  $te  großen  Suchftoben  treten  alfo  auf,  beoor 
alle  (leinen  eingeübt  finb,  unb  mit  bem  Auftreten  ber  groften  ßautjeichen  tritt  bie 
9lormalmörter»Wethobe  in  iljr  ooHeS  9le(ht,  ohne  ju  unpäbagogifd>n  Wittein  grei* 
fen  unb  ben  ßinbern  ju  Diel  auf  einmal  jumutcn  ju  müffen.  W\i  bem  Schreiben 


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ganzer  Dingwörter  fönnen  bic  ßinber  aud)  bereits  angehalten  werben,  über 
ba§  $)ing  (leine  ©äfcchen  m  machen,  Sigenfchaften  unb  i^ätigfeiten  bon 
bemfelben  auSmfagen.  Damit  wirb  betn  9luffa|e  üorgearbeitet  unb  bie  ftinber 
erhalten  Stoff  für  ihre  ftifle  Sefchäftigung  unb  fönnen  baS  im  SlnfchauungS« 
unterrichte  ©eljörte  bereits  fchriftlich  üerwenben.  Die  ^ätigfeit  berfelben  roirb 
mannigfaltiger  unb  regt  ba$  genaue  Seobachten,  Sergleichen  unb  Genien 
fräftig  an. 

Die  neue  3ugerifa>  ftibel  will  bie  Silber  nicht  blofe  als  HuSgangSpuntt 
für  baS  ©chreiblefen  betrachtet  wiffen;  fie  foflen  auch  ©toff  m  flnfchauungö« 
unb  Sprechübungen  fein,  noch  mehr,  [\t  foOen  auch  Anregungen  mr  #erj» 
unb  SiflenSbilbung  geben.  Sie  treten  alfo  in  ben  Eiittelpunft  be«  Deutfch» 
Unterrichtes  auf  ber  Elementarftufe.  DaS  Süchlein  fonnte  natürlich  nur 
Silber  bieten;  e$  ift  babei  aber  nicht  gemeint,  ba&  man  beim  Silbe  flehen 
bleibe';  wo  immer  es  möglich  ift,  unb  baS  ift  faf!  burchmeg  ber  Sali,  —  foflen 
bie  ©egenftänbe  merfl  in  natura  ben  Äinbern  borgeführt  unb  erft  nachher 
im  Silbe  gezeigt  werben ;  wo  bieS  nicht  möglich  ift,  foflen  bie  Äinber  wenig- 
ftenS  auf  baS  Don  ihnen  früher  ©efe&ene  unb  ©eljörte  aufmerffam  gemalt 
»erben,  bamit  bie  alten  Sorfteflungen  mieber  frifdt)  unb  lebenbig  bor  ihre 
Seele  treten. 

3ebem  Silbe  im  erften  Wbfchnitte  entfprieht  hinten  im  ^weiten  9lb» 
fdmitte  eine  Sefdjreibung  unb  eine  (Srjählung.  SDie  erftere  gibt  bem  tterjrer 
©toff  für  ben  Wnfd>auung$unterria)t  über  baS  Wormalmort,  will  ir)m  aber 
burchauS  nicht  bie  Freiheit  nehmen,  benfelben  nach  biefer  ober  jener  ©eitc  hin 
m  ergänzen,  Die  Erjählung  roifl  ben  finnlichen  AufchauungSunterricht  mm 
fittlityn  hinüberführen  unb  in  ben  ftinbern  eine  Sehre,  eine  praftifche  SebenS- 
rege!  entmideln,  bamit  tticr)t  nur  ber  @eift,  fonbern  auch  unb  SBiflcn 
genährt  unb  geftärft  werben  unb  fo  ber  Unterricht  mahrhaft  hawtonifdj  wirfe, 
b.  i.  baS  &inb  nach  a^en  feinen  geiftigen  ©eiten  hin  erfajje  unb  bilbe.  (SS 
bleibt  natürlich  auch  00  0fm  Seljrer  bura)auS  unbenommen,  noch  anbere  fit» 
tigenb  mirfenbe  ©toffe,  bie  mit  bem  9iormalmorte  in  naher  Sejieljung  flehen, 
herbeiziehen. 

Much  bie  fa)önen  Silber  bei  ben  Stählungen  foflen  in  ben  Dienft  beS 
Unterrichtes  treten,  baher  aflfeitig  angejchaut  unb  £>eurifttfcr)  mit  ben  Äinbern 
burchbefprochen  werben,  ©ie  bieten  ©toff  m  einer  Wenge  bie  ftinber  interef* 
fierenben  Seobaa)tungen  unb  Erörterungen. 

Senn  nun  bie  ßinber  bie  mechanifchen  ©chwierigfeiten  beS  SefenS  über« 
wunben  tyibtn,  fo  (efeu  fie  bie  Sefchreibungen  unb  (Stählungen  felbft  unb 
repetieren  fo  m  gleicher  3«t  n>o  fie  baS  Sefen  weiter  üben,  ben  ©toff  beS 
finnlichen  unb  fittlichen  AnfchauungSunterrichteS,  fo  bajj  berfelbe  nun  ihrem 
Reifte  um  fo  fefter  eingeprägt  unb  mm  unberlierbaren  Eigentum  wirb.  SDeil 


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ber  Inhalt  ben  Äinbern  ber  £auptfache  nach  bereits  befonnt  ift,  fo  fann  nun 
auch  bie  gröfete  Kiifmectfamfrit  bem  richtigen  ßefen  jugemenbet  werben,  b.  i. 
bem  mechanifch,  logif unb  äftbetifch  richtigen  2efen.  Wur  bann  lernen 
bie  ftinber  richtig  lefen,  wenn  fie  Don  Anfang  an  gewöhnt  werben,  auf  biefe 
brei  @igen|*d)aften  be5  2efen$  ju  aalten  unb  fie  mit  einanber  ju  Dereinigen. 
§8  ift  burd)au8  bie  Anficht  ju  Derroerfen,  welche  in  ber  Unterfdmle  nur  auf 
baö  mechanijche  2e|en  ©emicbt  legt,  auf  ber  Littel*  unb  Oberftufe  auf  oa§ 
logifa>  unb  erft  ben  ^ö^ern  ©Ovulen  baS  äftbetifcbe  ßejen  überladen  will. 
$iefe  brei  (Sigenfchaften  geboren  unjertrennlich  gufammen  unb  muffen  ba^er 
Don  Anfang  an,  alfo  fobalb  baS  Äinb  jufammenhängenbe  Stüde  liest,  mit* 
einanber  eingeübt  werben. 

2öenn  bie  neue  ftibel  auf  biefe  angegebene  ©eife  benufct  wirb,  wirb  fif 
ju  einem  Wittel,  fa)on  in  ber  (Slementarflaffe  wahrhaft  geiftbilbenb  ju  unter- 
rieten  unb  ben  ftinbcrn  Siebe  unb  ßuft  junt  Cernen  einjuflöfeen  unb  auf 
ihr  ^)erj  unb  ihren  2öiüen  wohltätig  einjuwirfen.  2öenu  bieS  geflieht,  ift 
ber  3wed  biefer  fyütn  erreicht  unb  ihr  Schreiber  überreif  belohnt. 


H.  B. 

Da§  wia^tigfte  Schulgerät  ift  bie  Schulbanf;  fie  ift  für  bie  förderliche 
unb  geijtige  (gntwidelung  be§  ÄinbeS,  für  bie  $i§$iplin  unb  bie  ganje  $bätig« 
feit  ber  Schüler  Don  f)ö#er  33ebeutung.  Sie  muß  baber  jwedentfprechenb 
eingerichtet  werben.  Sefprechen  wir  juerft  bie  91  nf orber ungen  an  eine 
Schulbanf  unb  bann  bie  Derbreitetften  SDfleme. 

$)ie  2(nforberungen  an  eine  Schulbanf  müfjen  Dom  hbgieinifcben ,  pdba* 
gogifdjen,  te$nif$en  unb  finanziellen  Stanbpunfte  aus  gemannt  werben.  Som 
Stanbpunfte  ber  ©efunbljeitspflege  ober  ^ggieine  rnufc  Derlangt 
werben,  bafe  bie  Äinber  bequem  unb  ot)ne  Stäben  it)rer  förderlichen  (Sntmid* 
Iung  ihre  Derjchiebenen  Arbeiten  in  ber  8cf)ulbanf  Derrichten  fönnen.  $)ie 
Sd)ulbanf  barf  feine  ftolterbanf  fein,  fonbern  muß  für  afle  Verrichtungen 
eine  natürliche  Haltung  ber  ßinber  ermöglichen,  jeber  33erfrümmung  ber  2Bir* 
belfäule  ober  Schulter  Dorbeugen,  bie  Ihätigfeit  ber  Derjchiebenen  Organe  be4 
^ÖrperS  nict)t  jtören,  baS  Wuge  möglichft  fronen  unb  eine  aufrechte  Haltung 
erleichtern.  Um  biefe  3wede  ju  erreichen,  müffen  bie  einzelnen  $eile  ber 
Sd)ulbanf  in  beftimmten,  burch  genaue  unb  langjährige  Unterfuchungen,  feft- 
gefegten  Verhältnis  ju  einanber  flehen.  $ie  ^ultplatte  mtife  eine  Steigung 
Don  jirfa  25«  fabtn ;  bie  breite  foD  für  jeben  Schüler  auf  menigftenS  60  cm 

*)  SSortrag  in  ber  ©eftian  3ug  be«  «creme«  fathol.  üebrer  unb  Scbulmänncr 
ber  Schwei)- 


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berechnet  fein;  ber  ©ifc  mufe  nadt)  hinten  etwa?  abfatlett  (10  —  15°)  unb  in 
brr  Dorbern  ftante  gut  abgerunbrt  werben;  auch  bie  Vantlehne  foQ  in  einem 
2Binfe(  Don  etroa  10°  fdjräg  nach  hinten  geneigt  fein  unb  fowofjl  bent  Unter« 
ül§  Cberförper  jur  ©tüfye  bienen,  bat)er  am  beften  Anbringung  Don  ßreuj* 
unb  ©djulterlehnen  ijt.  Von  höchfter  SÖichtigfeit  ift  bann  bie  wagrechte  unb 
fenfredjte  Entfernung  ber  untern  Jtante  ber  ^ultplatte  jur  Dorbern  flante  beS 
©ifcbrerteS.  Die  wagrechte  Entfernung  Reifet  Diftanj,  bie  {entrechte  Differenz 
ES  ift  einleuchtenb,  bafe  bie  Dcrfdtjiebenen  Verfügungen  eine  Derfa)iebene 
Xiftanj  Derlangen,  baS  ©abreiben  eine  aubere  als  ba§  Cefen  ober  baS  3U' 
hören,  Antworten  ic.  Die  ©dmlbanf  mujj  Daher  fo  (onftruiert  werben,  bafe 
bie  Der[d)iebenen  Diftanjen  mit  Öeia^tigfett  b^ergefteOt  werben  fönnen.  DieS 
fann  burch  Vorrichtungen  an  ber  Sßultplatte  gefdjeheu,  inbem  man  biefelbe 
in  $wei  ungleiche-  5ei(e  teilt  unb  ben  Keinen,  Dorberen  2eil  jum  3urücfftappeu 
herfteflt,  ober  bie  ^ifchplatte  felbft  beweglich  madn1,  fo  bajj  man  fte  jurücf» 
ftofcen  unb  mieber  herunterziehen  fann;  es  fann  aber  auch  burch  bie  Veroeg* 
lidjfetl  beS  ©ifcbrttteS  ausgeführt  werben,  wobei  ebenfalls  mieber  oerfchiebene 
©öjleme  Derfua^t  mürben.  Das  5Befte  ift  wohl  bas  ber  $enbel|i&e,  mie  fie 
bie  neuen  ©chulbänfe  an  ber  ©efunbarfchule  in  3"Ö  haben.  —  Die  Diftanj, 
b.  %  bie  {entrechte  Entfernung  ber  Dorbern  Äante  ber  ^ßultplatte  Dom  ©ifc» 
brette  foO  jirfa  V;  ber  Äörperlänge  beS  ftinbeS  betragen,  ©ie  fann  entroeber 
baburdj  ^ergefteOt  werben,  bafe  man  für  bie  DerfdHebenen  (Sröfeen  Derfchiebene 
Vanfnummern  Derfertigen  läfjt,  wie  baS  meiftenS  geflieht,  ober  aber  inbem 
man  Dura}  eine  mechanifche  Einrichtung  baS  ©ifcbrett  höher  ober  tiefer  fteflen 
(ann.  Das  ledere  Verfahren  ift  fa>n  beSwegen  Dorjujiehen,  weil  man  bann 
bie  Vänfe  am  genaueren  ben  Äinbern  anpaffen  unb  jubem  fie  am  ^lafce 
flehen  laffen  fann.  3ebenfafl8  mufe  bafür  geforgt  werben,  bafe  bie  ffinber 
fo  ftfcen  fönnen,  bafe  bie  ©eine  nicht  eine  unnatürliche  Sage  einnehmen  müffen. 
Seim  ©ifcen  foü  ber  Unterfchenlel  mit  bem  Oberfchentel  ungefähr  einen  rechten 
VJinfel  bilben  fönnen.    TOan  fann  auch  Durch  &u&bretter  nachhelfen. 

3n  päbagogifcher  £>inficht  mufc  Derlangt  roerben,  bafe  bie  Äinber 
ihre  ©chutgeräte  bequem  Derforgeu  fönnen ;  Daher  ift  ein  Vü<her=  unb  $afel= 
brett  notwenbig  unb  mufe  ob  ber  ^uttptatte  ein  mit  einer  Vertiefung  Der» 
fefjeneS  ebenes  Vrett  angebracht  fein,  um  Sineal,  Vieiftift  ic.  hinzulegen  unb 
ba§  Sintengefäfe  bequem  unb  Hcher  anzubringen,  ferner  mujj  barauf  ftücf« 
ficfy  genommen  werben,  baß  bie  ftinber  ohne  irgenb  welche  ©törung  ber 
anbern  ftinber  an  ihrem  $la$e  fich  bewegen  unb  benfelben  Derlaffen  fönnen. 
DieS  geflieht  am  beften  bei  jmeipläfcigen  Vänien  unb,  wo  ÄlappDorrichtungen 
am  ^ultbrett  angebracht  finb,  wenn  Einklappen  Dorhanben  ftnb.  Durch« 
getjenbe  Wappen  bringen  $u  grofee  ©törungen.  Vei  mer)rpläfeigen  Vänfen 
müffen  entweber  Eiuaeljifee  angebracht  fein  ober  eS  müffen  ie  jwei  ©ifce 


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burchbrochen  [ein,  fo  bafe  fie  für  (Sin*  unb  Ausgeben  freien  Äaum  geftatten. 
$>abur<h  mirb  eS  auch  bem  Seljrer  leichter  möglich,  ju  jebem  einzelnen  fliubt 
ju  gelangen. 

Sbenfo  fofl  bie  93anf  auch  ben  äftljetifcben  Mnforberungen  entfpre^en 
unb  auf  ben  ©cf>önheit8finn  einmirfen.  (Snblich  mufe  fie  auch  leicht  bt 
Reinigung  beS  ©chuljimmerS  geftatten,  leicht  Derfcbiebbar  fein,  tiefer  ©i« 
forberung  entfpridjt  ebenfalls  bie  $roeipläfcige  ©dfulbanf  am  beften;  mebrpltyigc 
finb  fa)mer  ju  ^anb^aben;  auch  tBänfe  mit  ju  breiten  ^fu^brettern,  bü  fafl 
einem  ftufeboben  gleiten,  bieten  ber  Steinigung  ©chroierigfeit. 

3n  tedjnifcher  §in  ficht  mufj  bie  ©cbulbanf  Dor  allem  folib  fonfhruiert 
fein,  Daher  ftnb  biejenigen  Don  (Sifen  Denen  Don  £)ol$  Dorjujiehen,  Diejenigen 
Don  £>artf)oIj  Denen  Don  iannenljolj.  3ebenfaQ§  foflten  baS  ^ßultblatt  unb 
biejenigen  $eile,  bie  eiferne  6b,arnierungen  hoben,  Don  Jpartljolj  fein.  ©obanu 
mu|  bie  Äonflruftion  möglicbft  einfach  fein,  fo  bafe  jebeS  Kinb  ohne  TOlje 
bie  bemeglichen  Seile  behoben  tann,  unb  fie  mufe  möglicbft  geräuf$(o* 
funttionieren  unb  berart,  bafe  roeber  bie  Kleiber  noch  gar  Körperteile  De* 
ÄinbeS  in  ©efahr  fommen,  eingeflemmt  $u  werben.  3U  komplizierte  öäntt 
taugen  nicht  in  bie  ©dmle  hinein. 

3n  finanzieller  ^nnfidjt  enblicb  foflte  bie  ©chulbanf  möglicbft  billig 
geliefert  merben  fönnen.  £at  man  bis  jetjt  nach  aQen  obigen  ftücfficbteu  recht 
paffenbe  ©chulbänfe  zur  AuSroaht,  fo  muß  Dagegen  bei  ben  meiften  unb  ge- 
rabe  bei  ben  beften  beflagt  merben,  baß  fie  ju  teuer  finb.  ©o  lange  man 
burchfehnittlicb  für  eine  jmeiplä^ige  ©chulbanf  noch  40  ^r.  jaulen  mufc,  fteb,t 
ber  allgemeinen  Einführung  einer  rationellen  ©chulbanf  immer  noch  ein  groM 
ftinberniS  entgegen.  immerhin  ift  bei  uns  bie  Anf Raffung  bebeutenb  erleichtert, 
inbem  ber  Kanton  ben  oierten  Seil  ber  Koften  übernommen  fyat,  jubem  fantt 
ja  bie  ftnfdjaffung  nach  unb  nach  gefa>f>en.  Wocb  tonnte  auf  einen  ^3unft 
aufmertfam  gemalt  merben,  ber  bebeutenbe  Koften  erfparen  mürbe.  SSiele 
ältere  $änte  ließen  ftd)  Ieia)t  umgeftalten  burd)  Anbringung  Don  neuen  $ult* 
platten  unb  neuen  ©ifcen  unb  ©i&letmen;  babura)  tonnten  fämtlicbe  Seiten  * 
unb  föüdteile  ber  noch  in  orbentlichem  3ujtanbe  erhaltenen  «ante  roiebet 
Dermertet  merben.  (58  erjftieren  in  ber  2i)ai  ©chulbanffabrifen,  meiere  auf 
biefen  Umftanb  9tücfft$t  nehmen  unb  zu  alten  53änfen  neue,  rationelle  ©ifc*  liefern. 

durchgehen  mir  noch  bie  michtigften  ©dmlbantfofteme,  Dor  allem  in 
ber  ©chmeij  unb  bann  auch  i«  $eutfchlanb. 

Einfach,  folib  unb  DerbältniSmäfeig  ziemlich  billig,  jubem  ben  meiften 
bereit«  erörterten  flnforberungen  entfprechenb,  ift  bie  fogeuannte  ©t.  ©aller 
©chulbant.  ©ie  ijt  Don  §olj,  beobachtet  bie  richtigen  WafeDcrbältniffe,  hat 
Äücflehnen  unb  ftufjbretter,  ÄlappftürfDorrrichtung,  Safelbalter  unb  $ücber= 
gefteD.  $a8  fllappftüd  tann  als  Sefepult  benufct  merben,  in  Eläbchenfchukn 


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-    521  - 


burch  einen  Stecfnagel  auct)  roagrecht  gemalt  unb  baburch  als  HrbeitStifch 
gebraust  werben.  SBeniger  Dorteilt)aft  ift  eS,  bafe  bab  Älappftücf  beS  ^ulteS 
burchgehenb  ift  unb  alfo  bie  Schüler  berfelben  SBant  bezüglich  SJerroenbuug 
beSfelben  Don  einanbet  abhängig  finb  —  ein  Umftanb,  bem  nicht  fo  ferner 
abhelfen  märe.  (Sine  jroeipläfc'.ge  löanf  tommt  auf  etwa  35  fix.,  eine  üier* 
plä&ige  auf  jirta  50  gfr.  511  flehen.  Sie  mirb  in  6  ©röBennummern  f)er* 
gefleDt. 

Sine  SBerbefferung  hat  |ie  erfahren  burd)  3 oft  mtb  JBürth,  roetc^e  bie 
^ußbretter  roegliejjen,  afle  58änfe  gleich  groß  fonftruierten,  (Sinjelftye  mit 
(Sinjeflehnen  einführten,  meld)e  je  nach  ber  ©röjje  ber  Schüler  mit  feljr  ein* 
fad)er  Vorrichtung  beliebig  gepeilt  roerben  fönnen;  ebeufo  befifct  jeber  Stüter 
fein  (Sinjelpult,  fo  baft  er  feine  Arbeiten  barauf  oerridjten  fann,  ohne  feinen 
9tebenfchttler  irgenbroie  ju  beläftigen.  Die  $ant  mirb  4=,  6»  unb  8=plä|ig 
hergeflellt,  auf  Verlangen  auch  1»  unb  2pläfcig.  Sine  2pläfcige  'Bant  fommt 
auf  etroa  40  ftr.,  eine  4pläfcige  auf  jtrfa  00  gr. 

Starte  Verbreitung  r)at  bie  jürcherifche  Schulbanf  bon  2ßolf  unb 
2Beifj  in  3"*^  gefunben.  Sie  mirb  forooljl  in  £)olj«  als  Sijenfouftruftion 
ausgeführt  unb  in  aajt  ©röfiennummern  angefertigt.  Die  2plä$ige  hölzerne, 
mit  eigener  Stifchplatte,  fommt  auf  jirfa  32  ftr.,  mit  tannener  $ifcf)platte 
auf  29  $r.  ju  fielen ;  bie  3pläfcige  auf  38  (refp.  33),  bie  4plftfcige  auf 
54  (refp.  48).  Der  Sifc  mirb  bemeglid)  unb  unberoeglich  fonftruiert,  im 
feiern  Salle  fteHt  fich  ber  $reis  um  $r.  3.  50  geringer.  Die  Vänfe  in 
Sifenfonftruftion  fommen  2pläfcig  auf  39—42  je  nach  ber  ©röjjeunummer 
ju  ftehen  (3pläfcig  46-50  $r.);  or)ne  ^Inftrtcr)  4  $r.  billiger.  Sie  finb  ben 
höljernen  {ebenfalls  foroofjl  maS  Solibität  unb  gefällige  ftorm,  als  maS  leichtere 
$>anbhabung  betrifft,  Dorjujiehen;  mo  jeboch  eine  ©emeinbe  über  grofjen  Jjpolj« 
befifc  Derfügt,  mirb  fie  am  roohlfeilften  ju  ben  hölzernen  greifen.  Die  Schul* 
bänfe  mit  (Sifenfonftruftion  (©ufjgeftefl)  haben  eine  eigene  Sifchplatte,  ruhen 
auf  S<hroellen,  haben  ßlappoorrichtung  für  jeben  einjelnen  Schüler  unb  be- 
megliche  Si&bretter.  Die  Älappen  fönnen  bura)  Steflhacfen  ju  Öefepulten 
gebraucht  unb  bei  EtäbchenfdMlen  burch  einen  Steflftift  in  horizontale  2age 
gebracht  unb  fo  als  ErbeitStifch  gebraucht  merben.  Sie  ift  eine  SBanl,  melche 
aDen  Mnforberungen  möglichft  ju  entfprechen  fucht.  $n  unferem  Äanton  r)at 
fie  im  Schulaus  in  SBaar  unb  Unterägeri  Eingang  gefunben. 

billig  ift  auch  bie  ferner  Schulbanf  (3.  ^erjig,  Sohn,  Seligenthal); 
fie  ift  oon  Jpolj,  mit  Überlegtifch  unb  Ginjelpult,  in  G  ©rö&en  oerfertigt. 
2ßaS  uns  baoon  am  menigften  gefallen  mirb,  ift  gerabe  ber  Überlegtifch,  meil 
beffen  #anbhabuiig  etmaS  fdnoerfällig  ift  unb  ju  allerlei  Uuannebmlicbfeiteu 
führen  fann.  eine  2plä&ige  Söauf  fommt  nur  auf  25  <$r.,  3plä&ige  auf  32, 
4plä&ige  auf  40  §fr.  ju  flehen. 


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-    522  - 

Sinnreich  ifi  eine  anbere  5Bernerbanf,  genannt  Simpler,  Don  Dr. 
med.  Sctjenf  in  $ern  fonftruiert.  Sei  ihr  fann  j ebe  beliebige  Diftanz 
unb  Differenz  ^ergefteAt  roerben,  ba  bie  ^ultplatte  burch  eine  einfache  93or* 
ridnung  foroorjl  berfa^ieb«  als  üerftellbar  gemalt  ift.  Daher  fonn  jebe  Stanf 
für  jebeS  flinb  bienen  unb  brauet  mon  nur  eine  JBanfgröfee.  Das  Sifcbrett 
ift  ebenfalls  zum  ^tufftappert  eingerichtet.  Öeiber  fommt  bie  $ant  etroaS  t)od) 
ju  ftehen,  eine  2pläfcige  auf  50  $r.  @S  gibt  auch  einpläfcige  JBänfe,  %a- 
milienpult,  baS  fid)  für  ben  ©ebraud)  in  ben  Familien  trefflich  eignet.  GS 
fommt  freilich  auf  roenigftenS  40  ftr.  ju  fter)en,  fann  aber,  mit  befonberer 
3iertid)feit  aufgeführt,  auch  80-100  ftr.  toften.  (Bbreffe:  frrifc  Schenf, 
Eareftrajje  46,  SRatte,  Sern). 

£>obe  SBeadjtung  Derbient  bie  £)bgiei nifdje  Sd)ulbanl,  nad) <S.  SBannerS 
Softem  in  3"nd)  (Sdmlbanlfabrit  ©ouberne  in  33ud)S,  St.  ©allen).  Sie 
hat  fefte  sßultplatte,  aber  bewegliche  Sifce.  fog.  s$enbelfi&e,  für  jeben  Schüler 
einen  befonbern  Sifc,  ber  beim  31ufftehen  beö  Schülers  fich  leicht  jurüeftegt 
unb  fo  ben  notmeubigen  9taum  giebt,  beim  3lbfi$en  ebenfo  (eicht  roieber  nach 
Dom  fich  beroegt.  9tad)  biefem  Softem  finb  bie  neuen  Schulbänfe  an  ber 
Änabenfefunbarfchule  in  3U9  fonftruiert.  Sie  wirb  in  acht  ©röjjennummem 
hergefteOt  unb  jroar  2«,  3«  unb  4pläfcig.  Die  mittlere  ©röfee  fommt  bei 
ber  2plä$igen  JBanf  auf  jirfo  43  $t.  ju  flehen,  bei  ber  3plä$igen  auf  52 
unb  bei  ber  4plä&igen  auf  57  $r.  Muri)  lpläffige  gamilienpulte  roerben 
hergeftellt ;  fie  fommen  je  nach  °fr  ©röfee  auf  44—46  t$x. 

^luch  SRüblingerS  9tormalbanf  (St.  ©aQen)  ift  oder  Beachtung  roert, 
befonberS  in  Schulgemeinben,  bie  über  ^inreici)erit>e  Finanzen  ju  Derfügen 
haben,  ftujjfchemmel,  Sit}  unb  Sehne  finb  Derfteflbar,  fo  bafe  bie  Sknf  ben  ein- 
zelnen Schülern  öollftänbig  angepaßt  merben  fann.  Das  SJanfgeflefl  ift  jierlich 
unb  leicht  ausgeführt ;  brffen  Durchfidjtigfeit  erleichtert  auch  b"  ^ufrechthaltung 
ber  Disziplin.    Sine  2pläfcige  93ant  fommt  auf  52-61  ftr.  ju  ftehen. 

Die  Schinblerifche  Schulbanf  in  SBafel  fommt  wohl  ben  Derfchie« 
benften  91nf  orber  ungen  am  ooQfommenften  nach;  baS  ^ult  fann  auch  ols  Steh* 
pult  (für  3fi<hnf»)  benu|t  roerben.  Der  Si£  ift  beweglich  unD  öerfteDbnr 
^gleich,  ebenfo  ift  baS  frufebrett  üerfteQbar,  fo  bafe  bie  93ant  ber  ©röfee  beS 
ßinbeS  genau  angepaßt  roerben  fann  unb  jum  Stehen,  Styen  unb  4>albfter)en 
eingerichtet  ift.  Die  Äouftrultion  ift  ziemlich  einfach-  6'"*  2pl.  S3anf  fommt 
auf  jirfa  40  &r.  ju  ftehen.  6in  SRufterbanl  fleht  im  fathol.  fiehrerfeminar 
in  3ug  jur  ßinficht. 

3»i  empfehlen  ift  auch  bie  gewöhnliche  SBaSlerbanf ,  roeld)e  ber  hölzernen 
Söant  oon  $Öolf  u.  Söeifc  in  3ürich  ähnlich  ift.  (Sine  2pl.  fommt  je  nach 
ber  ©röfee  auf  30—36  ftr.,  eine  3pl.  auf  45-47  unb  eine  4pl.  auf 
53—55  $r.  zu  ftehen. 


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-    523  — 


9hu$  bie  3olotf)urner  ©an!,  Baal  6lu§,  (9loü'faje  (Sifenwerfe  in 
©olotfjurn)  empfiehlt  fid)  bnxa)  tyre  2JiQigteit  unb  Solibität.  Die  Sabril 
liefert  gewöljnlid)  nur  bie  (Sifenteile,  bie  §ol$teile  tonnen  Don  jebem  Sdjreiner 
oerfertigt  inerben.  Die  ©efamtfoflen  (intl.  Sdjreinerarbeit)  belaufen  fid) 
für  flr.  1-3  auf  29  $r.  70  Gift.;  ^r.  3-5  31  gr.  40,  unb  ttr.  5,  ü 
unb  7  33  $r.  10  (StS. 

SBerfen  wir  nod)  einen  $(id  auf  baS  Muftlanb,  fo  treten  und  befonberft 
3  Birten  Don  Sd)ulbänfeu  entgegen.  1.  Die  Worin  alfdjulbant  ber  gran> 
fentfaler  €$ulbanlfabrif  %  Sidrotf)  u.  Sie.  (SBerlin).  —  Sie  f)at  oiel  Wjn« 
lidjfeit  mit  SBannerft  Softem ;  —  (Sifenlonftruftion,  auf  ©a^meflen  oon  £)ol$, 
Sinket'  unb  $ugleic$  ^enbelfijj.  Die  2pl.  ©auf  fommt  je  naa)  ber  ©röfjen» 
nummer  auf  29—31  SRarf  ju  fielen.  $8  werben  audj  V3änfe  mit  Jpolj- 
fonftruftion  Derfertigt,  toobei  nur  bie  Präger  beS  Sifceft  oon  (Sifen  finb,  eine 
2pl.  23anf  fommt  bann  auf  nur  22—24  Warf. 

2.  Die  61  [äff er  S^ulbanf  (©dmlbanffabrif  6d)öuau  b.  fteibelberg), 
bie  Derfd)iebenarttg  fonftruiert  wirb,  balb  mit  ftlappfoftem,  balb  mit  ^enbel* 
fifc,  balb  beibeft  ^ugleia^ ;  bei  einigen  Jöänfen  ift  felbft  baft  ^ßult  jurüdlegbar, 
um  eine  bequemere  Steinigung  beft  3im,net5  iu  ermöglichen. 

3.  Eigenartig  ift  ber  Si$  bei  ber  &olumbuftbanf  fonftruiert.  $eber 
Sitj  ift  für  fia),  zweiteilig  ober  boppelbemeglid).  ©eim  Sluf flehen  Ijeben  fid) 
bie  jwei  Steile  beS  Si£e§  burd)  eine  einfache  (Sinria^tung  wie  Don  felbft  bös- 
artig in  bie  £>öl)e,  beim  ftieberfigen  legen  fie  fid)  ebenfo  leicht  roieber  rjorijoutal. 
Sie  werben  fowoljl  Don  £olj  als  Qifen  fonftruiert.  (Sine  2p(.  Jöanf  fommt 
auf  19-20  W.  $u  fielen.  —  Die  ©ifce  finb  aua)  einzeln  ju  f>aben  (2  Si&e 
fommen  auf  etwa  7  W.)  ;  baburd)  ift  eft  aud)  ärmeren  Sa^ulgemeinben  er- 
möglicht, fidj  rationelle  Sdjulbrtnle  $u  Derfdjaffen,  inbem  fie  nur  neue  Sifce 
anjufc&affen  Ijaben,  mä&renb  ber  übrige  Seil  ber  $anl  noeb,  weiter  benütjt 
werben  fann,  ober  ljöd>flen3  nur  neue  ^ultplatten  erftcHt  werben  muffen,  fo* 
fern  bie  alten  ju  fdjabljaft  geworben  wären. 

2Wan  bat  nod)  Diele  anbere  Sdmlbanf arten  fonftruiert,  auf  bie  wir  nia)t 
me^r  weiter  eingeben  fönnen.  gür  unfere  Sfcr&ältniffe  werben  fia^  bie  3i\x* 
d>er'fa>  Sin  jelf  läppen  unb  bie  Sanner fa^e  33anf  (^enbelfifce)  am  meiften 
empfehlen;  bie  erftere  fann  im  ©(Qittyau*  in  Jöaar,  bie  jmeite  im  Änaben- 
fdjulfyiuft  in  3ug  eingefeljen  werben.  3mmerf)in  wirb  e3  gut  fein,  oor  jeber 
befinitioen  5Befd)luBfaffung,  wo  e§  fid)  um  2lnfd)affung  neuer  Sdnilbänfe 
fcanbelt,  fid)  aOfeitig  genau  umjufefjen. 


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^erljäffttiö  &cö  Äe^rers  jum  Stüter  aufkrljatß  hex 

Sdjwfc. ') 

(8on  3-  *r.,  ße&rer  in  3ug.) 

2öie  tytxiiä)  tft  ber  Slnblicf  eines  rooljlgepflegten  ©artenS  im  ftrüljlinge, 
roo  alles  grünt  uub  blüt)t ;  roernt  bie  lautropfen  gleich  fdjfimmernben  perlen 
im  ©lanje  ber  Sonnenftrafyen  an  ben  jotten  ^ßflänjlein  erbittern !  SDBie  an* 
genehm  überraföt  un§  ba  bie  9Jcannigfaltigteit  in  Hnorbnung  ber  betriebenen 
33lumen*  unb  ©emüfebeete,  ber  3ifrs  1,1,0  93eerenflräucr;er,  ber  r)errli<$en 
33aumgruppen !  SBie  lieblid)  unb  angenehm  roirb  e§  erft,  roenn  bie  331umen 
uub  ©lüten  iljre  #eld)e  öffnen  unb  bie  frifdjje  ftrüfylingSluft  mit  balfainifdjem 
üß)ol)(geru$e  burd)r)aucr;en !  2öenn  bie  muntern  Sögel  bon  Saum  ju  StrauaV 
f)üpfen  unb  bem  ©djöpfer  naefy  it)rer  SÖeife  ein  ^errlia)e§  Coblieb  anftimmen!  — 
2Bie  ganj  anberS  mutet  e§  un§  aber  in  einem  ©arten  an,  in  bem  feine 
Orbnung  rjerrfcrjt;  in  bem  bie  fünften  93lumen  unb  föftlictyften  ©emüfe 
bom  Unfraut  überwuchert  roerben;  in  bem  99aum  unb  6traud)  ju  einem 
müften  Di<fia)t  öerroaa)fen  fiub,  wo  nur  Elftem  unb  Prägen  ir)re  Hefter 
bauen!  —  3eber  orbnungSliebenbe,  gefunbe  SRenfdj  roirb  ben  erftern  ©arten 
auffua^en  unb  ben  letjtern  meiben. 

©anj  ähnlich  fietyt  e§  im  3ugfnbgarten  unferer  lieben  tfinber  aus. 
Bo  lange  ber  ©arten  gut  gepflegt,  b.  Ij.  bie  $ugenb  gut  erjogen  unb  unter» 
rietet  roirb,  fo  roerben  roir  uns  baran  ju  erfreuen  ^aben  unb  reichliche 
ftrüdjte  einheimfen;  fobalb  ber  ©arten  jeboch  bernadjläffigt,  b.  r).  roenn  bie 
3ugenberjiel)ung  berroahrloSt  roirb,  fo  roerben  auch  roir  nichts  ©uteS  ju 
erroarteu  ^aben.  2Öie  ber  ©arten  einer  unauSgefefcten  ^pflege  unb  Sorgfalt 
bebarf,  fo  bebarf  bie  liebe  3ugenb  einer  noch  biet  forgfältigeren  (Srjiehung.  — 
ftür  ben  ©arten  t)at  in  erper  Sinie  ber  SBefi&er  ju  forgen.  Da  jeboch 
manchem  ©artenbefifcer  bie  ^ieju  erforberlia>  3^1  UW>  mancher  fifh  auf 
bie  flnorbnung  unb  Bebauung  titelt  recht  oerfter)t,  fo  roirb  biefe  Arbeit  ben 
Rauben  eines  fadjlunbigen  ©ärtnerS  übergeben. 

Die  natürlichen  (Srjieher  ber  ihnen  bon  ©ott  gefa>nften  ßinber  finb 
bie  Altern.  (5$  ift  beS^alb  eine  unbebiugte  Pflicht  unb  ein  unberäufjerlia)e$ 
9iecf)t  ber  eitern,  ihre  tfinber  gut  ju  erjie^en.  Die  6dmle  aber  hat  bor 
allem  bie  ^äuSlia^e  (Srjiehung  ju  ergänzen  unb  $u  oeroollfiäubigen,  roe«r>aIb 
baö  elterliche  #auS  mit  ber  Schule  in  unzertrennlicher  Söerbinbung  flehen 
fofl.  Der  ^auptjroerf  ber  ^äuSlia^en  Srjie^ung  befielt  in  3"$*  ""0  ©e» 
roöhmtng  an  ein  gefitteteS  unb  rooljlgeorbueteS  2eben,  roflljrenb  ber  ©dmle 
mehr  ber  eigentliche  Unterricht  übergeben  roirb.    2Öirb  bon  ben  eitern  aber 

')  Duellen:  (Srraictjunaöf rcunb :  ©edjsjefjnter  ^aljrgang.  15-rjiebungölcbre: 
»auniflartiier.  21.  ff.  Obler.  Dr.  (S.  81.  Niccle.   töcal^ncljtlopäbte:  9iolfu« 
unb  ^fiftcr. 


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-    525  - 

biefe  tyflify  öernachläffigt.  fo  ^at  bic  ©chute  ba§  Serfäumte  nachzuholen 
unb  ju  berboflftänbigeu.  <5S  ift  barum  nic^t  nur  Aufgabe  ber  ©$ule  zu 
unterrichten,  fonbern  auch  zu  erziehen.  $a§  ©lüd  ber  flinber  hängt  ja 
nidn"  com  SBielmiffen,  fonbern  fjaupt[äc$H($  bon  einer  guten  6rjie^ung  ab. 
2öie  e§  aber  nicht  genügt,  wenn  ber  Partner  im  ftrütjling  ben  ihm  über* 
gebenen  ©arten  umgräbt,  bttngt,  mit  bem  bellen  ©amen  beftreut,  bie  ©träudjer 
betreibet  unb  bie  33äume  berebelt,  nachher  ben  ©arten  aber  ftroji  unb 
Äälte,  Srocfenheit  unb  Wäffe,  ©türm  unb  2öinb  preiSgiebt,  bie  jungen 
^flanjen  bom  Unfrout  überwuchern,  bie  wilben  3weige  an  ben  oerebelten 
Säumen  warfen  läfet,  fo  genügt  e§  auch  nicht,  wenn  bie  Altern  ihre  ftinber 
mit  bem  6.  ober  7.  3al)re  $ur  ©rtjule  fchicfen  unb  fich  weiter  um  beren  @r» 
Ziehung  nichts  ober  boö)  nur  wenig  mehr  befümmem.  (5§  genügt  auch  nicht, 
wenn  ber  ßefjrer  bie  flinber  in  ber  ©djule  gut  unterrichtet,  außerhalb 
Derfelben  fi<h  um  fic  nicht  mehr  befümmert.  9?ein,  auf  biefe  Söeife  ginge 
ber  gute  Same,  ber  in  ber  ©chule  gelegt  wirb,  außerhalb  berfelben  burch 
bie  üerfdjiebenen  böfen  ßinflüffe  wieoerum  berloren.  2Bie  fdjon  bemerlt,  fjat 
bie  ©d)ule  bie  Erziehung  be§  QtlternljaufeS  zu  ergänzen  unb  oft  fogar  bie 
^fefjler  ber  fjäu$!i$en  Erziehung  ju  berbeffern. 

Daburd)  tritt  ber  Öeljrer  gleichfam  in  bie  ftu&ftapfen  ber  Altern  ein 
unb  wirb  bem  ©chüler 

I.  ein  ©teUvertreter  ber  @(tern  unb  ein  bitterlicher  ftreunb. 

6§  wirb  gegenwärtig  fo  oft  unb  bielfach  über  93erwilberung  unferer 
3ugenb  gefprochen  unb  gefchrieben,  bafj  man  faft  511  ber  Vermutung  gelangen 
möchte,  bafe  tro|  ber  grofeen  Opfer,  bie  gegenwärtig  ber  ©dmle  gebraut 
werben,  biefe  ben  91uforberungeu  nicht  entfpredje,  welche  an  fie  gepeilt  werben 
fönnen  unb  müffen.  (5$  ift  $l)atfad>e,  bafj  jefct  feljr  biel  für  bie  ©dmle 
getljan  wirb.  $a  unb  bort  werben  wahre  ^ßaläfte  Don  ©djulr)äufem  erbaut, 
bequem  eingerichtete  $urnhafleu  erflellt,  herrliche  ©chul*  unb  ©pielgärten 
angelegt,  für  ©efunbheit  unb  JReinlichfeit  bequeme  SBabeeinrichtungen  gefdjaffen, 
bie  beften  Sehrmittel  eingeführt  unb  Dielerorts  fogar  unentgeltlich  berabfolgt. 
3für  arme  ©chüler  wirb  mancherorts  fogar  für  guten  TOtogStifch  geforgt, 
befonberS  jur  2öinter$zeit.  Wuch  für  bie  finanzielle  JBefferfleflung  ber  ßehrer 
ift  mau  ba  unb  bort  $ur  3hat  gefchritten.  Zxofy  allbem  t)ört  man  fort? 
mährenb  bon  ber  Ungezogenheit  unb  SBerrohung  ber  ©chüler.  Söirb  biefe 
bielleicht  burch  bie  ©cf>ule  eingepflanzt  ober  geförbert?  —  3a)  glaube  mit 
SRecht  biefe  ftrage  berneinen  ju  fönnen,  ba  gemife  jeber  2ef)rer  beftrebt  ift, 
feine  ©chüler  ju  gefitteten  9J?enf<hen  ju  bilben. 

$a§  ftauptübel  erblicfe  ich  barin,  bafe  biele  Äiuber  fich  nach  ber  ©chule 
gänzlich  felbft  überlaffen,  Weber  überwacht  noch  richtig  geleitet  werben.  Sie 


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-    526  - 


53eruf3pflichten  beS  StoterS  erheifctyen  oft  längere  Wbmefenheit  Dom  £>aufe. 
WatjrungSforgen  nötigen  mannen  ftamilienDater  Dom  frühen  borgen  bis 
jum  jpäten  'Hbenb  im  SBureau,  in  ber  5Öerfftätte,  in  ber  j$abrif  ober  auf 
bem  §elbe  fernerer  Arbeit  nachzugeben.  9luf  biefe  3Beife  fmb  bie  Äinber 
ben  klugen  manches  gamilienoaterd  ben  größten  ^eil  beS  $age$  gänjlicfj 
entzogen,  ßornmt  ein  falcher  5tater  jur  QsffenSjeit  ober  am  9Ibenb  bann 
ermttbet  nach  £>aufe,  fo  ift  er  froh,  wenn  bie  Jfinber  fi$  balb  roieber  au« 
bem  ©taube  machen,  bamit  er  in  SRuhe  bie  wenige,  freie  3*«t  geniejjen  fann. 

Wandle  Butter  ift,  roie  man  ju  fagen  pflegt,  ans  £auS  gebunben. 
Die  mannigfachen  l)äu$tiö>u  Arbeiten  geftatten  auch  ihr  nur  fetten,  baS  £uuS 
oerlajfen,  um  baS  betragen  ihrer  ftinber  außerhalb  beSfelben  ju  übermalen. 

Dem  Cftjrer  aber  werben  bie  ftinber  Don  ihren  eitern  anDertraut,  bafe 
er  biefftbeu  ftatt  ibrer  unterrichte  unb  erjirhe.  Die  ftinber  fmb  burch  eine 
ganje  ^Ret^c  Don  Sahren,  unb  jmar  gerabe  in  ben  fahren,  n>o  baS  $erj 
beS  Wenfchen  in  fo  Ijo^ein  ®rabe  auf  fremben  (Sinflufe  angewiefen  unb  für 
benfelben  jo  empfänglich  ift,  ben  größten  Seil  beS  SageS  bem  Öeljrer  anheim» 
gegeben,  ber  bann  fo  manche  Gelegenheit  hat,  auf  baS  Äinb  einjumirten. 

80  lauge  ein  ßinb  in  ber  Schule  fifct,  b.  h-  fi<h  unter  ber  fluffiebt 
beS  CehrerS  weiß,  fann  eS  fich  recht  anftänbig  betragen;  fobalb  e«  jeboeb 
ber  Schuljimmerthüre  ben  JRücfen  lehrt,  jeigt  eS  fich  Don  einer  ganj  anbern 
Seite.  2öät)renb  eS  Dorber  in  ber  Schule  ftill  unb  aufmertfam  bagefeffen 
unb  feinen  Pflichten  getreulich  nachgefommen  ift,  fo  fpringt  eS  jefct  lärmenb 
ober  pfeifenb  über  bie  treppen  tynab  aus  bem  Sdmlljaufe,  geht  nichts  be* 
achteub  au  ben  Reuten  Dorüber  ober  biefe  noch  faß  überrennenb.  %uf  ber 
Strafte  werben  bann  rohe  Spiele  aufgeführt,  bie  gewöhnlich  in  3onf  unb  Streit 
ausarten. 

Da  fehlt  es  eben  an  ber  notmenbigen  JBeaufftchtigung  unb  gehörigen 
3u<ht  ber  Schüler.  $öenn  fchon  jemanb  ein  Verbot  erläßt,  baSfelbe  jeboch 
nicht  aufrecht  erhält,  fo  mirb  fich  um  ein  folcheS  Verbot  balb  niemanb  mehr 
befümmern.  So  Derhält  eS  fich  beim  Schüler.  Derfelbe  hört  in  ber  Schule 
Don  (Gottesfurcht  unb  9tächftenliebe ,  Don  ben  Pflichten  gegen  ©ott,  bie  *Dlit* 
menfehen  unb  fich  9lach  ber  Schule  fietjt  unb  hört  er  manchmal  baS 

©egenteil  unb  ahmt  bann  baS  55ö)e  nach,  o&ne  je  ermahnt,  getabelt  ober 
bafür  geftraft  ju  werben.  —  2öie  ein  abgerufener  2öeg,  beffen  betreten 
aber  nach  bem  Qsrlafe  beS  Verbotes  niemals  beftraft  rourbe,  nach  unb  nach 
wieber  häufiger  begangen  mirb,  fo  werben  bie  WuSfchreitungen  ber  Schüler 
junehmen,  roenn  biefe  miffen,  baß  fich  benfelben  niemanb  entgegenfeht  unb 
niemanb  biefelbe  einjubämmen  Jucht.  Das  Verbotene  glauben  fie  balb  als 
wiberrufen  betrachten  ju  bürfen  unb  babei  nimmt  bie  Eerwilberung  immer 
mehr  ju. 


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-    527  - 

Wogegen  hilft  nur  finc  gute  Disziplin  Don  ©fite  be8  ErjieherS.  Die 
£>anbhabung  einer  guten  DiSjiplin  tft  ein  mächtiger  $ebel,  burch  meinen 
e§  bem  Cehrer  möglich  roerben  wirb,  bie  WuSfd/reitungen  unb  Ungezogenheiten 
Don  feinen  ©Gütern  fern  ju  galten  unb  in  ihnen  ben  ©inn  für  ba§  ©ute 
unb  Eble  $u  ftärfen.  SJor  allem  aber  foD  ber  ©dniler  ju  magrer  ©otteSfnrcht 
unb  Ehrfurcht  gegen  bie  eitern,  Cefjrer  unb  ©orgefefcten  angehalten  werben. 
Oft  fehlen  bie  Altern  fefcr  bagegen,  bafe  fie  burct)  eigenes  böfeS  Seifpiel 
Srofc  unb  »efpeftlofigteit  gegen  ßehrer  unb  SJorgefefcte  bei  ihren  ßinbem 
gleicbjam  pflanzen;  anbernfaDS  begeht  mancher  fiefjrer  roieberum  ben  fyf)Ux, 
bafe  er  bie  Pflege  ber  ^recbtetigfett  bei  feinen  Schülern  bernachläfftgt,  inbem 
er  fich  mit  ber  Unterwürfigkeit  gegen  feine  ^erfon  aufrieben  giebt,  obfchon 
er  roeifr,  bafe  biefelbe  auch  anbern  gegenüber  geforbert  roerben  mufj.  2öi(I 
ber  fiehrer  roahre  ^retbietigtett  erroeden,  fo  roirb  er  jebe  llugefchliffenheit 
gegen  ^öl)ergffieate  ^erfonen,  jebe  WiBachtung  ber  Eorgefefcten  unb  jebe 
©eringfchä&ung  älterer  ober  ärmerer  Ceute  ftreuge  rügen,  bie  Altern  aber 
jur  Überzeugung  ju  bringen  fuchen,  bajj  bieleS  baran  liege,  bafe  fie,  foroie 
alle  ißorgefefcten  mit  @t)rerbtetigteit  bchanbelt  roerben  unb  bafj  fie  fich  Efüten 
follen,  £)anb(ungen,  3tnorbnungen,  Ermahnungen  ber  2et)rer  unb  Obrigkeiten 
in  ©egenroart  ihrer  ßinber  ju  bekritteln  ober  311  berurteilen. 

Die  Äinber  mfiffen  auch  ju  Höflichkeit  unb  Wnfianb  angehalten  roerben. 
Sfllofee  ftnfianbsletjre  genügt  nicht.  Die  Äinber  ftnb  beSfjalb  511  geroöhnen 
gegen  Eltern,  gegen  (fteiflliche  unb  Seljrer,  gegen  5ßorgefefcte,  g^gm  frcmbe 
unb  betannte,  befonberS  gegen  alte  ßeute  ehrerbietig,  gegen  ©efchroifter  freunblich 
im  Umgang  mit  ihren  ©efpielen  »erträglich  unb  gegen  jebermann  höflich  ju  fein. 

fluchen,  Cärmen  unb  herumrennen  in  ®affeu,  auf  ©fraßen  ober  anberen 
^lä&en,  bie  bem  Söerfel)r  geöffnet  ftnb,  barf  burchauS  nicht  gebulbet  roerben. 
ftür  Erholung  unb  ©piel  kann  ben  Äinbem  überall  ein  geeigneter  ^ßlafc 
angeroiefen  roerben,  roo  biefelben  frei  ihren  tyiUtn  ©pielen  fia)  Eingeben  unb 
üon  3«*      3f»t  <«"h  beobachtet  roerben  fönnen. 

©obalb  man  bie  ftinber  abgelegenere  Orte  ober  ©chlupfroinfel  auf  fuchen 
läßt,  roirb  bie  2Bahrhaftigleit,  bie  Ehrlichfett,  ber  Wnftanb  unb  bie  ©cham* 
haftigfeit  ber  ©chüler  balb  großen  ©chaben  leiben;  beim  im  Verborgenen 
unb  Dunkeln  gebeizt  ba§  Unkraut  beS  SaflerS  am  üppigften.  —  begegnet 
man  nicht  biftoeiten  fchulpflichtigen  SJuben,  bie  in  einem  EBalbchen  ober  auf 
einer  entlegenen  Anhöhe  ein  §euer  anfteefen,  3^flarrcn  °^ec  ^Q&ak  rauchen, 
oft  fogar  mit  ^utoer  unb  $lei  hantieren,  baburch  fich  felöfl  unb  bem  *Rächften 
grofeen  ©chaben  jufügenb? 

Darf  ber  Celjrer  bieS  ruhig  gefdjehen  laffen,  unb  foll  er  babei  ein  Wuge 
jubrüden? 


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9Äancf>maI  merben  bie  .Gin  ber  bon  iljren  ßltern  fclbft  an  9lafchl)aftigFeit 
geroöljnt,  inbem  biefelben  für  gutes  ©erhalten  ober  für  genaue  Erfüllung  einer 
Pflicht  mit  ©üfeigfeiten  ober  ©elb  belohnt  werben,  meld)'  letzteres  meijl  einem 
3urfer«  ober  Spejereilaben  für  ©d)ledfad)en  ober  gar  für  $abat  ober  einer 
$u$fyanbhtng  für  3nbianer*  ober  9täubergefd>ia)ten  jumanbert.  £at  bie  9tafaV 
baftigfeit  einmal  im  Äinbe  Söurjel  gefafct,  fo  mirb  ba§  ßinb  berfelben  nidr>t 
mehr  miberftefjen  fönnen  unb  fid>  bie  gemünfd)te  ©ad)e  ober  oa§  nötige  ®elb 
bjefür  auf  unreblidje  UBeife  ju  erljafd)en  miffen.  Da  muft  ber  ßebrer  bie  ßiebe 
5ur  Sporfamfeit  ju  ermerfeu  fua>n  unb  burdj  Errichtung  Don  ©rhulfparfaffeu 
biefelbe  $u  ermöglid)en  unb  erhalten  trauten. 

<5§  macht  fid)  biSroeilen  bei  beu  inbern  eine  eigentliche  3erfiörungSlujl 
geltenb,  unb  biclfad)  mirb  frembeS  Eigentum  auf  mutroiOigc  SBeife  befdjäbigt. 
Wicht  feiten  merben  im  Frühjahr  bie  Hefter  unferer  muntern  ©ingbögel  ihrer 
Gier  ober  Weftljoder  beraubt  ober  gar  jerftört.  3m  £>erbfte  merben  bie  2*ögel 
mit  fogenannten  3?ogelfd)lägen  gefangen  unb  nachher  jmifchen  frenfter  ober 
in  fonftige  enge  Käfige  eingefperrt,  mo  fie  ihrer  grei^eit  beraubt  gar  balb  ju 
©runbe  gehen  müffen. 

3ur  3"*  ter  Obftreife  fieht  man  ffnaben  unb  Wäbchen  auf  unb  unter 
SBäumen  ihre  Saferen  ober  mitgebrachten  Äörbe  mit  geraubten  gruc^ten  ooß* 
[topfen. 

60II  ber  ßefjrer  auch  ba  ruhig  jufeljen  unb  fagen?:  „DieS  geht  mid) 
afleS  nichts  an,  ich  fyabe  in  ber  ©dmle  meine  ^flid>t  getljan,  ba§  mar  ge= 
nug  für  biefen  Sag!" 

9lfle  guten  ßeljren  fruä)len  menig,  menn  baS  &inb  nicht  gemöhnt  mirb, 
biefelben  ju  befolgen.  Siegt  nun  bem  Sefjrer  baran,  bie  ihm  anbertrauten 
ßinber  $u  unterrichten  unb  ju  erjieljen,  fo  muft  er  notmenbig  barauf  aalten, 
bafe  feine  Sehren  unb  Untermeifungen  genau  befolgt  merben.  Der  Sehrer  brauet 
beShalb  noch  gar  nicht  ^olijift  ju  merben  unb  nach  ber  Schule  mit  bem 
©totfe  in  ber  Jjpanb  in  ber  ©emeinbe  ^erum  ju  manbern,  um  feljlbare  Schüler 
auSjubüfteln.  3m  (Gegenteil,  bie  Uebermachung  barf  feine  ju  fleinliche  unb 
pfbautifdje  fein.  Sie  fod  Don  ben  ©chülern  jmar  beamtet  fein,  jebod)  ohne  bajj 
ihre  Freiheit  mein*  als  notmenbig  befdjranft  mirb  unb  ohne  bafe  fie  in  ihren 
freien  SBemegungen  baburd}  gehemmt  ober  beläftigt  merben.  Der  Cefjrer  barf 
ben  Schülern  barum  auch  (ein  unberbienteS  Wifjtrauen  jeigeu,  fonbern  fod 
ihnen  Überall  mit  ^reunblidffeit  unb  Vertrauen  entgegenfommen. 

SBenn  an  einem  freien  Wachmittage  ober  MbenbS  nad)  ber  Schule  ber 
Cehrer  einen  Spajiergang  macht,  um  fein  GJeinüt  aufzuheitern,  feinen  ©eift 
ju  ermeitern,  bie  ®efunbheit  ju  förbern  unb  fid)  fo  maljre  Erholung  ju 
fchaffen,  fo  mirb  fid)  ihm  babei  manage  (Gelegenheit  bieten,  ba§  treiben  ber 
flinber  ju  beobachten.  6r  mirb  ba  unb  bort  bie  2Baf)rner)mung  madjen,  baß 


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bie  Äinber  bielfach  feinen  Seiten  unb  Ermahnungen  juwiberhanbeln,  unb  ba£ 
er  fidt)  an  bem  einen  ober  anbem  Äinbe  fefjr  getäufa)t  fyabe.  E«  wirb  biefe 
^Beobachtung  für  ben  erjic^ltc^en  Unterricht  nicht  ohne  Wufcen  bleiben.  Diefe« 
unb  jenes  mufe  gefabelt,  gerügt  unb  im  28ieberholung«fafle  beftraft  werben. 
<5in  gute«  Sßort  am  regten  Ort,  ein  jarter  3Bint  uir  rechten  Qtxt  hat  fchon 
manchem  fytytx  borgebeugt  unb  manchen  SF^^ftriti  berhütet.  3ft  e«  bodj 
beffer,  f^^Ier  ju  oermeiben  fuchen  al«  begangene  erfi  oerbeffern. 

treten  nun  aber  bie  jugenblichen  fte&ler  an  ben  Sag,  fo  muffen  biefe 
roieber  gut  gemacht  werben.  Die«  geflieht  am  befien,  wenn  ber  Sehrer  fich 
mit  ben  Eltern  in'«  Einbernehmen  fetu"  unb  biefetben  auf  ba«  benehmen  ihrer 
ftinber  aufmerffam  macht.  Selbftberftänblich  wirb  ba  borau«gefet}t,  bajj  ben 
(Sltern  felbfl  an  einer  guten  Erziehung  ihrer  Äinber  gelegen  ift.  2öo  biefe« 
nicht  ber  gafl  if»,  wirb  ber  Sehrer  genötigt,  felbft  ermarjnenb,  tabelnb  ober 
ftrafenb  einjufd)reiten. 

Dr.  Äiede  fchreibt  in  feiner  ErjiehungSlehre :  „Die  Sct)ule  aflein  na* 
türlich  bermag  nicht  alle«,  bielmehr  ftreut  fie  ihren  ©amen  in  ben  2Binb, 
wobei  e«  oft  bom  3ufaß<  abhängt,  wie  biet  beSfelben  auf  ba«  gute  Sanb 
unb  nicht  auf  ben  2Beg  fäflt,  roenn  fie  gegen  £au«  unb  Seben  anfämpfen 
mufe.  Die  Erfahrung  lehrt  häufig  genug,  roie  oft  alle  ihre  ÜJcülje  an  ftinbern, 
toelche  ju  $>aufe  feine  ober  eine  fchlechte  Erziehung  geniefjen,  üergeblich  ift. 
D)enn  unftreitig  geht  ber  Same  be«  Sööfen  in  ben  meiften  ftinbern,  befonber« 
aber  in  folgen,  welche  fchlechte«  Seifpiel  ber  Eltern  täglich  bor  klugen  unb 
ba«  ©ift  ber  böfen  Suft  al«  ein  traurige«  Erbteil  in  ihrem  £erjen  ffabtn, 
(eichtet  auf  al«  ber  Same  be«  ©uten.  Die  Schule  roirb  baher  trachten,  auch 
bie  häusliche  Erziehung,  roo  fie  gut  ift,  fi<h  al«  93unbe«genoffin  beiuigefeDen, 
roo  fi*  fehlest  ift,  möglichft  unfehäblich  ju  machen." 

Der  Sehrer  trachte  fobiel  roie  möglich,  mit  ben  Eltern  feiner  Schüler 
auf  gutem  gufee  ju  ftehen  unb  fie  auf  bie  ftehler  ber  ftinber  gehörig  auf» 
inertfam  ju  machen.  Die  ftlagen  be«  Sehrer«  müffen  aber  auf  eine  SBeife  ben 
Eltern  borgebracf>t  werben,  bafe  bie  ftinber  nicht  immer  inerten,  woher  biefe 
rtitjren,  benn  ein  Sehrer,  ber  ju  oft  in'*  Eltemhau«  geht,  um  ju  flogen, 
wirb  balb  bie  Siebe  unb  Achtung  berlieren.  E«  wirb  bem  mohlmeinenben 
Sehrer  fich  Gelegenheit  genug  bieten,  mit  ben  Eltern  ju  berlehren.  $öa« 
münblich  nicht  wohl  möglich,  fann,  wenn  nötfjig,  boa)  fchriftlid)  gefcheljen. 

Da  bie  Eltern  in  einem  biet  innigem  SJerljältnifJe  al«  ber  Sehrer  $u 
ben  Äinbern  flehen,  bie  9latur  ihnen  auch  «in  größere«  »echt  auf  bie  ftinber 
gegeben,  fo  bürfen  fie  fich  in  ©ort  unb  %tfai  manche«  h(rau«nehmen,  wa« 
ber  Sehrer  nicht  thun  fann,  ohne  ju  beriefen  ober  fich  etwa«  bon  feinem  An* 
fehen  $u  bergeben.  So  ift  eine  ju  t)arte  ober  gar  unberbiente  Strafe,  welche 


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Sater  ober  Butter  bofljieht,  balb  wieber  bergeffen,  roährenb  fie  in  bem  JHnbe 
lange  fortfocht,  toenn  fie  bom  Seljrer  boflftredt  roorben  ift. 

Der  Seljrer  jeige  fia)  ben  Äinbern  immer  ofjne  Seibenfdjaft  unb  $ar= 
teilidjfeit,  aber  ftet«  bofl  Söohüooüen,  er  ermahne  mit  mütterlicher  Sief* 
unb  [träfe  mit  bäuerlicher  Strenge,  roenn  eS  fein  muß.  <5r  bermeibe  aber 
5U  grofje  Sertraulichteit  mit  ben  tfinbern,  benn  baburch  mürbe  bie  Autorität 
gefa>ächt,  fobalb  ber  Srnfl  geltenb  gemacht  merben  muß.  $a8  Äinb  muß 
füllen,  bafe  Sob  unb  Säbel,  Belohnung  ober  Strafe  bon  Seite  beö  SeljrerS, 
mie  bon  ben  Ottern,  nur  aus  Siebe  $u  t^in  gefaxt. 

Die  Siebe  ift  fanftmtttig,  gelaffen,  gebulbig,  roohlrooflenb  —  aber  fie  ift 
e§  nach  göttlichen  ©efefcen  unb  SJorbilbern,  nict>t  nach  menfchlicher  Söeiie. 
Sie  fann  folglich  auch  [trafen  unb  milbert  gerne  bie  Strafe,  roo  hö>"  Äüd- 
fidnen  eS  geftatten  ober  rätüct)  erfdjeinen  (äffen ;  afleiu  fie  fjebt  bie  auferlegte 
Strafe  nicht  auf,  menn  fie  jur  93efferung  be3  &inbe§  notroenbig  ift.  $on 
biefem  Grrtfie  mufj  fie  fich  leiten  laffen.  3)a§  $>er$  be3  Schülers  roirb  burcb, 
foldje  erufte  Siebe  nicht  berieft,  bielmeljr  in  ber  Ueber^eugung  geftärft,  baß 
ber  Sehrer  auch  fein  ^reunb  bleibe,  roenn  er  SBerroeife  erteilt  ober  bie  Stute  führt 

„2Bie  ber  Söinjer  bie  roeinenbe  Äebe  befdjueibet,  um  ihr  SQÖachStum  $u 
förbern,  toie  ber  21rjt  bie  bittre  Slrjnei  aufnötigt,  um  ben  fid)  babon  edelnben 
tränten  ju  feilen,  roie  ber  Wenfchcnfreunb  ben  in'S  Söaffer  ©efailenen  nö< 
tigenfaUS  bei  ben  paaren  faßt,  um  ihn  bor  bem  Qjrtrinfen  ju  retten,  fo  mußt 
bu  burd)  Strafe  nur  roefje  tun  rooflen,  um  *u  befferu",  fagt  fo  fa)öu  ftrieb- 
rieb,  GlericuS. 

3a,  roenn  bie  ftinber  fehen,  bafe  ber  Sehrer  jeberjeit  mit  biefem  bäter« 
liehen  2Bohlrooü"en,  it)r  betragen,  it)r  ganjeS  %un  unb  Soffen  übermalt,  fo 
roerben  fie  ihm  it>re  Siebe  unb  Wartung  nicht  berfogen  fönnen  unb  feinen 
guten  Sellen  unb  bitterlichen  Ermahnungen  roiflig  ftolge  leifleu. 

(ftortfcfcung  folgt  ) 


Sir  beutfdjnt  Sdjulmeiftfr  b.  I).  bie  ^rinurlfl)rer 
ber  Stabt  ,3110,  1460—1895. Q 

(5Öon  H.  Hfdjwanben«  Sichrer  in  3"fl) 
(Sortierung  unb  @d)lufe.) 

1848  3an.  -  lluterfdjiile.  -  780  3r.  »efolbuna,  unb  Wohnung.  - 
(9eorg  6rf)tt>cr&maitit  bon  3ug,  geb.  1 827.  Sohn  be3  9Uoi§,  Färber 
am  ^oflblafc  unb  ber  £>elena  Reifer,  hatte  fautn  bie  9*hethorif  beenbet, 
nl§  er  Sehrer  rourbe,  ftarb  6.  Sebtember  1849. 

')  NB.  (hgänjtmgen  uub  «nridjüguHgen  finb  Mr  wiülommen  unb  follen  8er 
Wertung  finben. 


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1848  9Mrj.  -  WütelWuIe.  -  780  8fr.  -  $erorid)  %tttl  *>on 
§ilbi«rifbfn,  ftt.  ßujern,  geb.  1818,  erlieft  feine  Se$rer6ilbung  in 
ben  30er  Sohren  bei  9tietf<$i  im  ©«minor  Waria  $ilf  in  Sujern, 
mttyityt  fidj  mit  3ofefa  Sruttmann  bon  flüSnaajt,  roo  er  oortjer 
Sefrer  mar.  1845  ftreifdjärler,  1847  in  3ug  bei  ben  eibge* 
nöffifa>n  Gruppen  $rot=  unb  ftrucbjlieferant,  bat)er  toon  ben  ©d&ülern 
Srotfelij  genannt.  Surbe  im  Ott.  1848  2et)rer  in  Sujern,  1864 
©ef<$äft§agent  unb  ^rioatfdjreiber,  befa)äftigte  fia)  biet  mit  gaftnadjts* 
litteratur,  tüchtiger  «Dtetljobifer,  jobialer  Wann,  58olf3rebner  unb  33olf3= 
bitter.  Ung(urfüd>  ^famiUenber^ältniffe  berbarbeu  nad)  unb  na$ 
ben  Wann  unb  führten  iljn  ju  häufig  ins  2öirt3&au§.  (£r  ftarb  1889. 

1848  Oft.  —  Obcrfdjule.  -  3of.  »nrlct  bon  »eiaVnburg,  tft.  ©a)müj, 
geb.  1819  Hpril  8.,  oorljer  ßetjrer  in  &ü5nad)t,  grünbete  1852  in 
3ug  eine  ^ribatfa^ule,  t>eref>lid)te  fia)  1857  ben  10.  Oft.  mit  ©enobefa 
^berljarb  Don  SJtafeltrangen ,  St.  ©allen,  mürbe  1859  roieber 
£ebrer  an  ber  Oberfdmle,  1861  ©efunbarleljrer,  ftarb  im  gebruar  1868. 

1848  Wob.  18.  —  9Wittelfd)ulc.  —  %o\tpf)  ©djtirmaun  bon  ©empa<$, 
geb.  1822  Wob.  29.  befugte  baS  ße^rerfeminar  in  ©t.  Urban,  1840 
^rimarle&rer  unb  1844  ©efunbarleljrer  in  ©empaa),  Hebelte  1848 
nad>  3ug,  oerlangte  ben  14.  flpril  1858  bie  Gntlaffung,  rourbe 
©tabtfd>reiber  in  ©empad),  ©aftroirt  jum  „Sßinfelrieb"  unb  töefd)äft3= 
agent,  ftarb  unöerr>iratet  ben  24.  Ott.  1865. 

1849  Oft.  24.  -  Unterfdjule.  -  Jfafob  fieonj  ©tabliii  bon  3»fl  jur 
tfrone,  geb.  3.  ^litguft  1830,  ©ot)n  beS  2eonj  unb  ber  (SertruD 
93udjer,  faum  bie  9tt)etorif  abfolüiert,  mürbe  er  Celjrer,  1858  an 
bie  <0?ittelfa>ile  beförbert,  1862  ben  24.  Wai  geftorben. 

1 852  Oft.  30.  -  Oberfaule.  —  820  gr.  unb  ©o^nuiig  —  R.  D. 
Werolb  $of}enbad)  t»on  Söremgarten,  geb.  1824  TOai  19.,  ftubierte 
in  ©dm>Di  unb  9tom,  1859  Pfarrer  in  $)üttroilen,  Sljurgau,  1882 
^Sfarr^tlfer  in  3"9»  1888  Kaplan  in  SMDmergen,  geftorben  bafelbft 
15.  ttuguft  1894.    (©ielje  3ug.  9to(f>r.  1894  Wr.  67.) 

1858  9Mat  29.  -  Unt€rfd)ulc.  -  840  3r.  otjnc  ^otjiumg  -  3ofcp& 
»ranbenbcrg  bon  3ug,  geb.  1829  Muguft  30.,  ftubierte  in  3"9 
unb  grauenfelb,  mo  er  auct)  im  ®efd>äft  $ebrunner  SBu^rjalter  mar, 
1849  fieser  in  O./Sigeri,  1857  Oberlehrer  in  Sachen,  1870  in 
3ug  an  bie  TOittelfdmle  beförbert,  tüdjtiger  ©djaufpieter  unb  8afj» 
fänger,  ftarb  1877  Wai  25.   1864  =  900  $r.;  1867  =  1000  gt. ») 


•)  1870  nmrbe  bie  SMttelfdmle  in  bie  8.  unb  4  Stoffe  getrennt. 


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-   532  - 


1861  Sept.  28.  -  Oberfaule.  -  900  3fr.         «R.  3r«berf»iel  *on 

6m8,  ©raubünben,  geb.  1837  8ept.  22.,  1863  ©efunbarletjrer  in 
ftagaj,  fpäter  Äeg..©tattr)alter  in  Oelsberg. 
1861  Sept.  28.  -  Wirtelfdutle.  -  880  ffr.  -  tfjoma«  »fitler  Don 
Gf)am  unb  3ug,  geb.  1824  «Diärj  12.,  befugte  nad)  ber  ^rimarfäule 
in  (Sfjam  2  Öateinflaffen  bei  ßaplan  £ftrtimann,  1840—41  fietjrer  in 
($fjam,  bann  mieber  44—49,  49—51  3&glin9  int  ©eminar  ifreuj 
lingen,  52—53  Seljrer  in  ftinfterjee,  53—01  in  (SinFiebeln,  61  in 
3ug,  72  an  ber  Oberfdjule,  83  an  ber  9JlitteIfa)ule. 

1863  Oft.  7.  —  Oberfdjule  —  3frfl«5  löogelfang  Don  Sommiftoil, 
©olotfjurn,  jog  21.  SRärj  1864  nad)  ©laruS. 

1864  Oft.  I.1)  -  5.  SM.  -  1000  3fr.  —  3o^.  Htn^lt  Don  Sif^bad). 
Wargau,  geb.  1841  $ej.  20.,  befugte  bie  ^ej.*©d)ule  2Bot)len  unb 
ba§  2er)rerfeminar  in  Dettingen,  1868  Sefunbarletjrer,  1875  Stubent 
am  ^o(öted)nifum  in  Qünä),  1877  Öefjrer  am  Snftüut  grauenftein 
in  3"8'  nad)ljer  33ejirf8let)rer  in  3,,r5a^- 

1864  Oft.  1.  -  je  5.  unb  6.  SM.  -  1000  3fr.  -  3.  Sdjä^e  Don 
Ailingen,  SBürtemberg,  50g  1872  nad)  Sutern,  mo  er  feittjer  in 
ßofylen  unb  $ier  £>anbet  treibt. 

1868  Sept.  5.  —  je  5.  unb  6.  Stt.  -  1050  gr.  —  »ou  «rr.  Don 
SBangen  Solotfmrn,  1870  Cefjrer  am  Snftitut  ftrauenftein,  1876 
Don  3"9  Derrei§t,  fpäter  ^rof.  in  Irogen. 

1870  Sept.  27.  -  Unterfdjule.  -  1000  3fr.  -  «BUfel«  ©»Her 
Don  3"g*  fleb.  1846  9?oD.  22.,  befugte  bie  primär»  unb  ©efunbarföule 
in  3"fl»  02—65  ba§  ©eminar  in  Seemen  unter  Direttor  ©djinbler, 
65  Se&rer  in  $oMflufern-9iif<ftf  72  TOte!jd)ule  3ug,  75  etdbtf^reiber. 

1870  Sept.  27.  —  je  5.  unb  6.  SM.  -  Gbuarb  Ölattmer  Don  Sägerig. 
Morgan,  geb.  6.  Dej.  1849,  befua>  bie  33ej.  =  ©duile  in  Mellingen 
unb  ba§  Sefjrerjeminar  in  Dettingen,  mürbe  1875  an  bie  Sefunbar^ 
fd)ule  beförbert,  moju  er  [\$>  in  i'aufanue  unb  Neuenbürg  ausbildete. 

1872  Sept.  25.  Unterfdlule.  •)  -  G.  »öOmi  Don  Sfeufiöberg,  geb. 
1843  flug.  8.,  befugte  1858—61  baS  Ce^rerjeminar  in  ©eetoen 
unter  93ud>gger,  1861-65  2ef)rer  in  Söoflerau,  65-67  in  tfü3nad)t. 
67-60  in  53aar,  69-72  in  Gf>am,  72  in  3ug,  73  in  33aar. 

1873  Oft.  15.  —  Unterfdjnle.  —  Hlfreb  Staub  Don  «Wenzingen,  geb. 
1854,  be|ud)te  baS  Celjrerfeminar  ©dmnjj,  50g  1875  als  Wufiflebrer 
in5  2öafli3,  1878  nad)  Sübfranfreid),  mo  er  1883  an  ber  ©d)minb- 
|ud)t  ftarb. 

•)  Cberfd)ule  in  5.  unb  6.  ftlaffe  getrennt. 

')  »efolbung  fänttlicb«  ^rimarlebrcr  1300  ftr. 


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-    533  - 


1875  Btpt  30.  -  (abtocdjfelnb  3.  unb  4.  Äl.)  -  «nbrea*  «füV 
wanben  oon  Siflfon,  Uri,  geb.  19.  San.  1852,  befugte  bic  primär* 
fäule  in  $enW<ben,  SM.  $ietroil  unb  ein  3a&r  Eeairtäfajule  in  SinS, 
3  SM.  ©mnuafium  in  Slltborf,  3  $ar)re  Ce^rerfcminar  in  S$n>ü$, 
1873  Sefjrer  an  bet  ©efamtfdjule  in  <Reuf)eim,  1875  an  bcr  Wittel» 
f$ule  in  3ug. l) 

1875  Sebt.  30.  -  Untcrfdjttlc.  -  ©ottfrieb  3ten  bon  U./%eri,  geb. 
26.  1856,  befugte  bie  primär*  unb  Sefunbarfa)ule  in  U./%eri, 
baS  fieljrerfeminar  in  ©ajwoj. 

1875  Sebt.  30.  —  (abwectjfelnb  5.  unb  6.  Äl.)  —  3of.  Weier  bon 
Gögglingen,  geb.  5.  Ue$.  1838,  be[ua)te  bie  *<Bejirf8fd>ule  in  2öot)len, 
£efjrerfeniinar  Söettingen,  §au8lel)rer  in^ßruutrut,  Sel.»2et)rer  in  Ölten, 
1873  Oberlehrer  in  ^üljnenberg,  erfranfte  im  Oftober  1877,  refig* 
nierte  im  Oftober  1878,  mürbe  in  Gögglingen  ^ortbitbuMgdlefyrer. 

1877  »ufi.  11.  -  (je  3.  unb  4.  Sri.)  -  3afob  Äofler  oon  Obermit, 
Slargau,  geb.  1852,  befugte  bie  53ejirfS[a)ule  in  33remgarten  unb  ba5 
©pmnafium  in  3ufl»  1876  Öeljrer  in  9ietfa)toil  am  33albeggerfee, 
1883  an  bie  5.  unb  6.  klaffe  beförbert,  reftgnierte  1889,  feitljer 
SReflaurateur  unb  1882—95  $ib(iottjefar  in  3ug. *) 

1878  8rtb.  —  (je  5.  unb  6.  Äl.)  —  SlloiS  iBurrtj  oon  Samen,  geb. 
1854,  ftubierte  am  ftoflegium  in  Samen,  Sefjrerfeminar  in  &d)\vt)$, 
1872  fie&rer  in  §ol$äufem*9tifd),  1878  in  3ug,  1878  im  9Hai 
nad)  #ü8naa)t,  1889  (Saftgeber  in  Sa^toänbe  ob  Samen. 

1878  3ftb.r  9Rai  -  (je  5.  unb  6.  Äl.)  -  Sattyafar  @tb(tr  oon  »oot, 
{lubierte  in  SRattjaufen,  Sefunbarletjrer  in  9toot,  na#r)er  2Ueinreifenber. 

1878  Oft.  19.  —  (je  5.  unb  6.  SM.)  —  Memigiu*  Obermatt  Don 
$uoa)$,  befugte  bie  primär-  unb  Sefunbarfäule  in  StanS,  ba§ 
Seljrerfeminar  in  Sd&robj,  1877  Seljrer  in  fle&rfiten,  1878  Serjrer 
in  U./%ri,  1879  im  Oftober  an  bie  1.  fllaffe  berfefct,  berretete  im 
£>erbft  1880  nad)  Hmerifa,  fam  1883  roieber  aurüd,  f eitler  flolbor» 
teur  bei  Senjiger  &  (Sie.  unb  anbern. 

1879  3an.  -  (Unterfdmle  in  2  SM.  getrennt)  -  1.  SM.  3of.  ®ut  bon 
Surfee,  geb.  1853,  befugte  baS  Sefjrerfeminar  in  fcifcfira),  1874 
ßet)rer  in  ftaltbaa),  Surfee,  jog  im  Oftober  1879  naaj  $elfort,  roo 
er  1881  ftarb. 

1879  Oft.  -  (je  5.  unb  6.  Äl.)  -  »alt^afar  &reuler  oon  ©laruS, 
geb.  17.  3uni  1848,  befuebte  bie  $rimarfd)ulc  in  GHaruä,  ftubierte 

»)  1874/75  tourbc  bcr  I5U  au*  faooifcbcm  ©elbe  erbaute  ©pital  für  ein  ©tabt- 
fcbulbau«  umgebaut  unb  oon  ber  ^riruar*  unb  ©cfunbarfdjulc  belogen. 

*)  1877,  $ebr.  11.,  »urbe  bie  »ejolbung  färntlt^er  tyrimarlebrer  auf  1500  gfr. 
erhöbt- 


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-    534  - 


2  3af)re  am  Kollegium  in  ©a>u$,  1  3aljr  in  ftreiburg,  186'  Sefjrcr 
in  £ü8naa)t,  69  in  33aar. 
1880  »uß.  Iß.  -  (je  1.  unb  2.  SM.)  -  3of.  »ranbenbcrfl  bou  3ug. 
geb.  1861  3an.  11.,  ©ofm  beS  1877  ben  25.  Wai  beworbenen 
Sel)rer  SBranbenberg,  befugte  bie  ^rimarf(t)ule  unb  bic  crfte  Satein  ■ 
Haffe  in  3»Ö>  bic  gnxttt  Sateinflafje  in  (Sinfiebeln,  ftubicrte  l  3aljr 
in  ©t.  Worij  im  2öafli§,  befugte  bic  erflc  3nbuftricf<$ule  in  3ug 
unb  baS  Sctyrerfeminar  in  &$m%  im  ©ommer  1880  Sefjrer  in 
Oberteil. 

188»  H*rtl  1(5.  (je  5.  unb  6.  Äl )  -  «toi«  9»oo«  üon  3ug,  geb.  1855, 
befugte  bie  ^rimarfa)ute  in  3"9»  9*eatfdjule  in  Sujern,  ba$  Setyrcr* 
jeminar  in  ©a)n%  bilbete  fidj  roeiterS  au«  in  ©t.  Worij  im  SBalli» 
unb  Cour  fontaine,  ^uerft  Sel)rer  an  ber  Wnftalt  ©onnenberg,  Sutern, 
bann  ©el.=Setjrer  in  JBoüerau  unb  ©iebnen,  Sefjrcr  am  3nftitut  flon* 
forbia  in  3ür»4#  "i  Siberftein,  Hrgau. f) 


and  ben  SRtnnefängern. 

J.  B.,  ßcbrcr  in  R. 
SBefanntlid)  fafjt  man  bie  bie  Ibrifdjen  $)id)ter  ber  SBIütejeit  bet  mljb. 

^idjtfunft  jufammcn  unter  bem  Warnen  Winnefänger,  ba  bie  Wefjrjafjl  ifjrcr 
$ia)tungen  ber  Winne  (©otteSminne,  Söaffenminne,  ^frauenminne)  gilt.  Xc- 

neben  gibt  e§  aber  audj  jatjlreidje  Sieber,  toela^e  bie  Watur  unb  iljre  roea^felnben 

@rfc$cinungen,  baS  Seben  mit  feinen  Seiben  unb  ftreubcn,  bie  iBer^ältniffe  beS 

Staates  unb  ber  ftir$e,  bie  eigenen  39e£ief)ungen  beS  ©ftngerS  ju  fürft!id}cn 

^ßcrfonen  jum  ©egenftanbe  Ijaben;  jafjtreidje  ©prüa)e  bejieljen  [\d)  auf  bas 

meite  (Gebiet  retigiöfer,  fittliajer  ober  fojialer  fragen,    ©o  finben  fia}  beim 

aud)  fjin  unb  mieber  Sieber,  bie  ittd>t  nur  ba§  üßerljältnte  ber  Wenfcfccn  $u 

©ott,  feine  93ef!immung  u.  f.  m.  $um  ©egcnfianb  traben,  fonbern  aud)  bic 

6r$ietjung  ber  3ugenb  im  befonbern  betreffen. 

2Bic  baS  Stjriftentum  baS  beutfdjc  S5olf  mädjtig  burdjbrungen  f)atte,  roie 

afl  fein  ©innen  unb  Kenten,  2öou*cn  unb  ^anbeln  d)riftlid)  geworben,  fo 

fprid)t  fid)  aud)  ©laubenSroärme  unb  ftrömmigfeit  in  ben  Stiftungen  bicfcr 

3eit  au8:  $aö  le&te  3iel  ber  Wenfdjen  ift  ber  emige  93ef i$  ©otte$: 

Sin  Wann  foO  Gf)re  fudjrn  toor)I; 

«ber  für  bie  ©eele  fott 

')  1892  würbe  bie  SÖcfolbung  fämHidjcr  5BrhnarIef)rer  auf  1700  #r.  crqö&t. 

©cblie&litf)  fei  nod»  bemcrft,  bafe  bic  ^rtmorlcbrcr  uon  3ug  bi*  1705  bcm  itoiem, 
bann  bis  1848  bcm  Sßrtefter*  unb  feittjcr  roteber  bcm  ßaienftanbe  angehörten  (au*; 
genommen  $ofeenbad)  1852). 


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@t  au<f)  inatoif(t)en  forgen  gut, 
$aj$  iljn  nidjt  Irin  Uebermut 
Hu»"ef)r  betöre; 

2Benn  er  einftenS  ftbfdneb  nimmt, 
Dafe  e3  auf  bem  2Bege  \ty\  nic^t  ftöre. 

$cr  „ältere"  ©peroogel.  •) 

9lad>  bem  Äuöfprucfce  be8  §ei(anbe$ :  „3Ba8  nüfcte  eS  ben*Ölenfd)en, 
roenn  er  bit  ganje  3öelt  gewänne,  abet  Stäben  an  feiner  Seele 
litte?*  [agt  £einri$  Don  9tuppe  in  einem  Äreujliebe: 
2Bie  eifern  mir  um  ©ut! 
Do$  lafet  mir  taufenb  Cäuber  fein, 
61)'  ic$  fie  ade  tännte,  mär'n  fie  nia)t  meljr  mein, 
Unb  fteben  $ufe  (aug  roirb  mir  bann  nur  jum  ®eroinn. 
9la$  befferem  Soljn  ftrebt  brum  mein  #erj  unb  ©inn. 

Ulria)  Don  ©ingenberg  ermahnt: 

SBobJ  bem,  ber  ba  bebenfet,  roas 
<5r  mar  unb  balb  roirb  fein! 
Der  f#aut  in  ein  betrügtidj  <5Ha«, 
2Ber  folcf>e  SBorpd^t  aaltet  {(ein 
Unb  fia)  nic$t  vorbereitet  auf  baS  ero'ge  Seben, 
Da  niemanb  re<f)t  eS  roiffen  fann,  roie  lang  ifjm  ftrift  gegeben, 
3uerft  gef>t  freilid)  mid)  ba3  an; 
5krgäfe'  iay§  aber,  ift«  boc^  otjne  3roeifel  gut, 

gebenfen  anbre  fieute  bran. 

Der  befte  Se&rer,  biefeS  QUl  ju  erlangen,  ift  baS  ßituy. 

Dem  tfreuje  jiemt  ein  reiner  2Rut 
Unb  feufa)er  93rau#, 
2öoburd)  man  §eit  unb  alles  ®ut 
ßrroirbet  aucfj. 

63  übt  aud)  nia)t  geringe  ßraft 
51m  jungen  Wann, 
Der  ni$t  bie  rechte  6elbfit)errf$aft 
33eroa&ren  fann. 

6r  roill  nt$t,  baß  man  fei 
33om  2Öerf  barunter  frei: 
3BaS  taugts  am  ftleib  allein 
5öenn'3  nid)t  aua)  fofl  am  ©erjen  fein? 

§artmann  d.  8ue. 

•)  3*  aiticrc  meiftenft  imd)  bcr  nt)b.  llcbertragung  „beutfcben  9Rinnegefang8" 
oon  50.  Obermann. 


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Utecht  föön  roirb  bon  jahlreicljen  Dichtern  bic  SBergänglichftit  unb 
tRichtigfeit  alles  3rbifd)en  gefchilbert  unb  barum  bie  SRafjuung.  üon 
biefer  Seit  unb  ihren  ftreuben  H<h  loSjureifeen: 

m$      bie  Seit  alfo  gewöhnt, 
Dajj  fich  mein  ©inn 
©ar  wenig  nur  nach  ihr  noch  fehnt, 
*OTir  jum  ©eminn. 

fcartmaiin  o.  2lue. 
Sic  (oben  alle  biejen  $alm,  ber  ftrucht  nur  trug, 
©d)Ön  mar  ber  lefcte  ©ommer  unb  braute  florn  genug. 
Drum  mar  alle  Seit  auch  frol). 
©ah  je  einer  fchöner  ©trobj 

@S  füllet  nun  bem  reiben  Wann  bie  Steuer  unb  bie  Äifte; 

Doch  biente  eS,  moju  es  foH,  mirb'S  mieber  bann  ju  SRifte. 

6pcrrjogel. 

9118  Pilger  auf  (Srben     jiehn  ja)nefl  mir  bahin. 
3n  ber  ©ünbe  öefchroerben     ba  ^aftet  mein  Sinn, 
Da&  ich  ihn  brau«  nicht  ju  jiehen  üermag. 
Sir  jiehn  eine  ©trajje,     bie  jebem  einft  mirb, 
©ollen  nimmer  eS  laffen,  ju  jaulen  bem  Sirt, 
15er  Diel  uns  geliehen  bisher  mannen  Xag. 

Drum  jaty'it  mir!   Dies  Seben,  eS  fchmiljt  mie  baS  3inn. 

6S  geht  an  ben  Slbenb  beS  fiebenS,  ber  borgen  ift  hin. 

©o  lafet  uns  rechtzeitig  umfehn,  maS  uns  fromme, 

Da&  nicht,  mennS  ju  fpät,  uns  bie  Wacht  mit  ber  ©chulb  überlomme 

Der  oon  ffolmar. 

©djön  fagt  ber  Äanjler  über  „baS  SRenfchenleben" : 
©ein  erjler  Saut  ift  Seinen, 
Sie  er  fein  lefcter  ift, 
3hm  fehlt,  mufc  ich  ba  meinen, 
3ur  greube  jebe  $ri|l. 
3n  9lot,  in  fturcht  unb  Öeibe  - 
©a)mebt  2Benf<henenbe  je: 
Sie  er  bon  hier  einft  fa>ibe 
Unb  mie  eS  bort  ihm  gel)'. 
Ulrich  D.  ©ingenberg  fagt: 

Die  ftreube  freut  gar  lurje  3f»t> 
Die  biefe  Seit  als  befte  reicht. 
Sem  @ott  nach  Sunfdj  ein  ßeben  leiht, 
Tief)  fet)t,  mie  fd^nefl  eS  ihm  entmeicht! 
2Öer  h*ut  in  fyotyn  ^freuben  fchmebt  in  aQen  ©acheu, 


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Storni  über  £>eraen3glüd  t>ieflei<$t  fa>n  morgen  nic^t  meljr  lachen. 
6'ift  eine  9tot  ob  aller  9iot,  bafe  mir  nidjt  benfen  brau: 
3ft  boa)  baS  lefcte  ©ort  fein  anb'reS  alS:  „Der  ift  nun  tot!" 
Dodj,  um  fid)  oon  biefem  &ben  loSjureifcen,  muß  berTOenfd}  tämpfen; 
Das  erfte  aber  ift,  ba&  er  fid)  felbfl  überroinbet. 

SÖaltljer  Don  ber  Sßogefoieibe  fingt: 

Wer  sieht  den  lewen?   wer  sieht  den  risen? 
wer  überwindet  jenen  und  disen? 
Daz  tuot  jener,  der  sicli  selber  twinget 
und  alliu  siniu  lit  iu  huote  bringet 
(Tz  der  wilde  in  staeter  zühte  habe, 
geligeniu  zuht  und  schäme  vor  gesten 
ruugen  wol  eine  wile  erglesten: 
Der  schin  nirat  dräte  iif  und  abe. 

Das  meitere  3**1  aber,  naa)  bem  mir  ftreben,  baS  mir  er« 
fämpfen  follen,  ift  bie  emige  2öaf>rl)eit.  Gin  fef>r  fd)öne$  ©ebid)t  über 
bie  „2Rinne  ber  2Ba&rljeit"  beginnt  mit  ben  Sorten: 

2öer  lulft  mir,  bafj  id)  ben  erfaffe, 
9tad)  bem  mein  £er$  fo  (jeifj  ftd)  feljnt, 

Dajj  er  mid)  nimmermehr  oedaffe? 
3$  £)ab'  mid)  leiber  nxäjt  geroöfynt, 

Dafc  i$  i^n  fletS  behielt  bei  mir. 
SEßie  oft  er  fic&  bem  ^erjen  bietet,  id)  treib'  ifyn  immer  fort  üon  fjier. 

28er  ba  roiQ  bie  2Bat)rl>ctt  mittuen, 
Der  folge  3efu  ©tjrifti  fiefjre,  bann  wirb  ^rieben  er  gewinnen. 

6in  w©ebet  um  ben  \)l  ©eift"  ftfjliefet: 

2Öer  fann  je  ©utcS  oljne  bid>  beginnen  ? 
2BeS  £erj  fann  bid>  mof>l,  ofjne  bid),  |e  minnen? 
2ßer  ift,  £err,  ber  je  ©uteS  leifte 
Dir  ofyie  beine  Äraft  jumeift, 
Die  uns  gegeben  t)ai  bein  ©eift? 
ßrfüfl'  unS  brum,  SQtxt  ©Ott,  mit  jenem  ©eifte! 

Oft  treffen  mir  bie  Warnung  an  bie  Sugenb,  mit  ftteife  unb 
5öeftänbigleit  ju  ftreben: 

2Öoljl  bem,  ber  nun  mirbet  umS  &ben  mit  ftleife, 
2Bo  niemanb  mef)r  ftirbet!  Dort  roirb  itnu  juni  ^reis 
9lad)  feinem  2Bunfd>e,  maS  nimmer  bergest. 

Xrr  von  flolmar. 

(frortjefcung  folgt.) 


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~gäöetQo$\fc§e  "glunöfc^au. 

Illiirgau.  Ten  19.  ^luQitft  berfammelte  fidj  in  Dießen  1)  n  fen  bie 
tlmrgauifchf  Sdmlfnnobe.  Auf  ber  Traftanbentifte  ftanben:  Orthographiefrage, 
©efangmittel,  Steilfchrift.  $n  IBejug  auf  bie  Orthographiefrage  ftcüt 
ber  Referent,  £err  Seminarlehrer  6rni  in  Streuungen,  ben  Antrag:  „bie 
tt)ucgautfcr;e  Sdmlivmobe  ^ält  einftmeilen  an  ben  formen  beS  fdmxij.  Stecht* 
fchreibebüd)leinS  feft  nnb  rietet  baljer  an  baS  tit.  (SrjiehungSbeparteinent  baS 
©efud),  ben  Weubrud  thurgauifcher  Schulbücher  auSfchließlich  in  ber  fchmei* 
$erifd)en  Orthographie  erfolgen  jn  laffen. "  —  Die  DiSfuffion  ging  in  ihren 
iöoten  auseinander  tinb  roid)tige  Stimmen  fpradjen  fic^  entfd)ieben  gegen  bie 
Beibehaltung  einer  eigenen  föroeij.  Orthographie  aus,  fo  befonberS  Schul* 
infpeftor  gopp  unb  ber  33orfianb  beS  (SrjiehungSbepartemeuteS,  Regierung«, 
prafibent  Dr.  tfreis,  meld)  legerer  mit  Stecht  auf  bie  TOacbt  ber  ßitteratur 
unb  treffe  hi»ioie§,  gegen  melche  bie  Schule  nid/t  auffommen  föune,  unö  bie 
23emerfung  hinzufügte:  bie  Sonobe  fönne  mof)l  befd)ließen  unb  ihre  SBünfche 
anbringen,  er  be^itteifle  aber,  ob  bie  Regierung  ihren  58efehluß,  bie  preußifd>e 
Orthographie  einzuführen,  jurüefnehmen  mürbe.  Zxofy  biefen  Borten  rourbe 
ber  Antrag  (Srni'S  mit  großem  Wehr  angenommen. 

3n  Sejug  auf  ben  ©efangunterricht  mürbe  bie  ttieberfammlung  Don 
Stftäublin  als  obtigatorifcheS  Sehrmittel  gemünfeht;  bezüglich  ber  Steilfchrift 
ber  Antrag  be§  2efjrerS  ©ut  in  Arbou  ohne  DiSfuffion  angenommen:  „bie 
thurgauifche  SdjulfQnobe  finbet  bie  ftrage  betreffenb  bie  sJ?ad)theiIe  ber  Schräg* 
fdjrift  unb  bie  93or$iige  ber  Steilfchrift  noch  hn  lDcm9  abgeflärt,  um  tyul< 
)d)ou  einen  befinitiuen  (Sntfcheib  treffen  ju  fönnen.  Sie  ift  bamit  einoer* 
ftanben,  baß  auch  in  unfern  Schuten  meitere  3$erfuche  mit  ber  Steilfchrift 
geftattet  feien;  immerhin  münfeht  fie,  baß  nach  nW  °flju  langer  Qtii  für 
jamtliche  Schulen  unfereS  ftantonS  mieber  eine  einheitliche  Schrift  geforbert 
metbe,  maS  um  fo  notmenbiger  ift,  als  balb  neue  ©chreibborlagen  erfteflt 
merben  müffen." 

St.  (halten.  Der  VII.  fehmeijerifche  SurnlehrerbilbungSfurS  finbet  in 
St.  ©allen  oom  14  Oftober  bis  2.  WoDember  ftatt.  An  ihm  fönnen  fi$ 
Lehrer,  Abiturienten  eines  fdnoeiz.  Seminars,  Oberturner  unb  Vorturner 
fdnüeij.  lurnDereine  beteiligen.  Der  Unterricht  ift  unentgeltlich,  ©emäfc  3$er* 
fügung  beS  eibgen.  WilitärbeparteinenteS  roirb  ben  Teilnehmern  ein  laggelb 
Don  2  gf.  verabreicht.  JturSleiter  finb  bie  Herren  Wichel,  $Öintertr)ut,  unb 
9tietmann,  St.  ©allen. 

Dcutfdjlanb.  Die  42.  ©eneralDerfammlung  ber  Qatholifeu  DeutfchlanbS 
in  Wündjen,  melche  Dom  25.  bis  29.  Auguft  ftattfanb,  mar  eine  impofante 
ftunbgebung  fatholifchen  2ebenS  unb  StrebenS  DeutfchlanbS.  Die  ftefthalle, 
ein  großartiger,  roaf>rhaft  fünftlerifch  Durchgeführter  93au,  faßte  über  6000 
^erfonen  unb  mar  bei  allen  £)auptDerfammlungen  gepfropft  Doli.  §S  mar 
ein  impofanter  Anblid  —  biefe  Waffe  fatholifcher  Wänner,  bie  aufmerffam 
laufchtc  ben  gemaltigen  Borten,  bie  Don  berebtem  Wunbc  auf  ber  Äebnei- 
bühne  floffen,  unb  bie  laut  jujubelte  ben  limlidien  ©ebanfeu  unb  Anregungen, 
bie  ba  in  parfeiibeu,  Dorjüglid)  gemähten  formen  AuSbrud  fanben.  Sir 
merben  auf  einjelne  ißotett  jurüdfommen,  befonberS  auf  biejenigen,  bie  bie 


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Schule  betreffen  unb  bringen  Ijeute  nur  birjrnigen  Anträge,  welche  (Srjiehung 
unb  Sd>ule  im  engem  Sinn  angeben  unb  bie  and)  für  unfere  tiefer  Don 
iöebeutung  finb.    Sie  lauten: 

1.  $)ie  42.  (Seneralberfammlung  ber  Äatholifen  DeutfchlanbS  fpricht  es 
als  münfd)enSwert  aus,  bar,  bie  $>eraubilbung  unb  Unterftüfcung  jugenblicher 
Gräfte,  welche  im  fatholifchen  ©eifte  au  £>ochfd)ulen  ju  lehren  befähigt  unb 
geeignet  mären,  aus  ben  b,iefttr  geftifteten  ftontä  ober  bureh  freimiQige  58ep 
träge  geförbert  roerbe. 

2.  Sie  bringt  in  empfeljlenbe  Erinnerung,  baß  bie  ©örreS*@efeflfchaft, 
meiere  nach  oerfdnebenen  Seiten  tjin  jur  .f)ebung  ber  2öiffenfchaft  i» 
lifchem  ©eifte  föjon  eine  fo  fruchtbare  5;^ätigfeit  entfaltet  hat,  burch  oermehrte 
Witglieber*  unb  ^b,eitne^meriab,I,  burch  Schenfungeu  unb  Öegate  eine  noch 
auSgebefwtere  Unterftü^ung  finbe  \ux  ^naugriffnabme  meiter  gehenber  litera» 
rifcher  Unternehmungen  unb  jur  ftörberung  jugenblid)fr  ilrbeitSfräftc  auf  beu 
Derfd)iebenen  Arbeitsgebieten. 

3.  Sie  tenft  bie  91ufmerffamfeit  ber  beutfd)en  ftatholifen  auf  beu  IV. 
intemationationalen  roiffenfc^aftltc^en  Hatholifenfougrefe,  ber  im  3a^re  1897 
ju  Biburg  in  ber  Schmeiß  ftattfinben  fofl. 

Xer  biefen  tfongrefe  üorbereitenbe  HuSfchufc  gebeult  in  ben  einzelnen  $iö* 
jefen  $)eutfchtonb8  PomiteeS  in'S  Sebeu  }U  rufen,  meinte  ba§  3ntereffe  an 
bem  Äongrejj  in  it)ren  Greifen  oerbreiten  foflen. 

Xemgemäft  empfiehlt  bie  ©eneraloerfammluug,  iuSbefonbere  bie  auf  bie 
33ilbung  biefer  Komitees  Ijinjielenben  Jöeftrebuugen  jenes  üorbereitenben  Aus« 
fdwffeS  \u  unterftüfcen. 

4.  Sie  betont  bie  Wotmeubigfeit,  baß  Ijerborragenb  tüchtige  fatholifche 
junge  ©elehrtc  fich  in  größerer  3^1  ö*§  Di8^fr  0fr  afabemifchen  Saufbahn 
jumenben. 

5.  Sie  empfiehlt  allen  auf  fird)lid)em  53oben  ftet)cnben  fatholifchen  be- 
lehrten mit  ber  ©örreS;©efellfchaft  ^ii^Iung  }U  nehmen. 

6.  3n  Anbetracht  ber  bebauerlicheu  ^t^atfadje,  bafe  auf  fatholifcher  Seite 
noch  mit  Diel  ju  großer  ©leichgültigfeit  unb  Sorglofigteit  bei  Wiioumlil  ber 
3ugenb  =  unb  UnterhaltungSleftüre  Derfahren  mirb,  unb  Deswegen  bie 
nichtfatholifche  Citteratur  in  fatholifchen  Familien  nachweisbar  eine  weit  größere 
Verbreitung  gefunben  r>ot,  als  bie  fatholifche;  fomie  ferner  im  $>inblid  auf 
ben  Derberblichen  Giuflufe,  welchen  bie  nichtfatholifche  3ugf»b=  «"b  SJolfs- 
litteratur  in  33ü<hern,  SBrofd/üren,  illuftrirter  3«tW"ffcn»  föomanbibliothefen 
u.  bgl.  jum  grofeeu  leile  auf  baS  fatholifche  ©laubenSleben  unb  baS  fittliche 
3artgefühl  ausüben,  erachtet  eS  bie  ©eneratoerfammlung  ber  tfatholifen  Xeutfch* 
lanbS : 

a)  als  bie  Pflicht  eines  jeben  fatholifchen  9JcanneS  unb  einer  jeben 
fatholifdjeu  Statt,  fämtliche  UnterhaltungSleftüre  ber  ^flnülie  gemiffenhaft  $u 
übermachen  unb  bei  $efriebigung  alles  5BebürfniffeS,  befonberS  auch  hllx  S5M$a 
nachtSjeit,  fletS  in  erfter  Cinie  bie  in  reichlichem  Etofee  oorhanbene  fatholifche 
Sitteratur  511  beüorjugen  unb  unter  feinen  Umftänben  SBücher  unb  3eit^ 
fchriften  jujulaffen,  welche  gegen  bie  fatfjolifche  Religion  unb  bie  Sitte  üerftoßen; 

h)  als  bie  Pflicht  ber  iöorftefjer  ber  fatholifchen  #naben=  unb  Stäbchen* 
SnfHtute,  fowie  ber  töeligionSlehrer  an  ^ö^ereu  Cehranftalten,  bie  ihnen  an* 


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Dertrauten  Stüter  unb  Spulerinnen  über  bic  Vertjältnifje  in  bfr  mobenitn 
populär'tt>iffenfd)aftlid}en  uub  Untert)altuug5litteratur  forootjt  auf  fatljolifcbem 
als  nid)t  fat^olifct)eiu  Gebiete  eingerjenb  $u  belehren  unb  auf  bie  barauS 
\\<S)  ergebenben  Verpflichtungen  aufmertfam  $u  machen; 

c)  als  bie  Pflicht  eines  jeben  ftatholifen,  innerhalb  jeineS  ÄreifeS  für 
bie  Verbreitung  ber  fa tljolifdjen  Öitteratur  einzutreten. 

7.  Da  baS  ehebalbigfte  3"^nbr(ommrn  einer  freien  latyoliföcn  Uni* 
Derfität  in  Salzburg  im  lebhafteren  ^ntereffe  aud)  ber  &att)olifen,  namentlich 
Sü>$entfchlanbS  gelegen  ift,  wirb  ben  ßattjolifen  DeutfchlanbS  bie  Iräftigfte 
Unterftü&ung  beS  Vereins  für  bie  ©rünbung  unb  Erhaltung  einer  freien 
Iat^o(i)a^en  UniDerfität  ju  Salzburg  roärmftens  empfohlen. 

Öelbfpenben  modelt  Se.  Öjceflenj  bem  hodm)ft.  £>errn  ftürfterjbifchof  Don 
Saljburg  gefenbet  werben. 

8.  Die  42.  ©eneralüerfammlung  ber  ßatholilen  DeutfchlanbS  ertlärt  im 
.£)inblide  auf  bie  religiöfen  unb  fittlichen  (Gefahren,  meldte  bie  mobern--pdba- 
gogifchen  3e"ia^riften  für  ben  fatholifchen  Sehrerftanb  unb  bamit  auch  für 
bie  religiöfe  3ugenberjiehung  in  fich  bergen,  es  als  eine  t/erborragenbe  unb 
jtüingeube  Pflicht  ber  fatholifd)en  &hrperfonen  DeutfchlanbS  fich  Don  jeglicher 
Unteritü&ung  berfelben  fernhalten.  Sie  empfiehlt  ihnen,  foroie  ben  ber 
Schule  naheftehenben  Greifen  bringenb  bie  Unterfiü&ung  unb  Verbreitung  ber 
tattjolijaV  päbagogi  jehen  3uförif*f 

9.  Sie  empfiehlt  ben  fatrjolifchcn  Stubenten  DeutfdjlaubS  ben  Vefuch 
ber  latljoHföen  Uniüerfitftt  ju  fjfreiburg  in  ber  ©rfjroeij. 

Sie  erwartet  Don  bem  2öohlrooHen  unb  ber  Villigfeit  ber  bcutf$eu  Re- 
gierungen, bafe  fic  ber  auf  ber  UniDerfität  ju  Qfreiburg  in  ber  Sdmjeij  $u« 
gebrauten  Stubienjeit  bie  gleite  Wnerfennung  juteil  werben  laffen,  meldje  Tie 
bem  Vefudje  anberer  aufeerbeutj'chen  UntDetfitäten  gewähren. 

10.  3n  ber  Überzeugung  Don  ber  üöia^tigfeit  ber  ct>ciftlid)eti  ^ugenb* 
er$icl)ung  unb  bem  notwenbig  mafegebenben  (Sinfluffe  beS  ßleru$  auf  bie* 
felbe,  fprid)t  fie  bantbar  tt)re  greube  aus  über  bie  päbagogifd/en  flonferenjen 
ber  fatholifchen  ©eiftlichjeit  UnterfranfenS  unb  begrüßt  bie  (Sinrichtung  folcher 
Jronfereitjen  in  allen  greifen  DeutfcfjlanbS  mit  greuben. 

WngeficbjS  ber  eminenten  Sicht  igteit: 

a)  ber  Erhaltung  unferer  djriftlichen  VolfSerjiehung, 

b)  beim  Kampfe  gegen  bie  geifiliche  Schu(auffid)t  unb  bem  Streben  Dieler 
^äbagogen  nad)  „t$achauf  ficht",  Dor^üglich  aber 

c)  im  Sntereffe  ftänbiger  ftortbilbung  unb  Vegeifterung  ber  Öeiftlicben 
für  ihr  IjotjeS  Ämt  in  ber  Sdmle  empfiehlt  bie  GfcneralDerfammlung, 
es  möge  feiteuS  unb  burd)  Vermittlung  ber  ftrdjlidjen  (nicht  ftaatlkhen) 
Vehörben  ben  *  ©fifiUct>en  obligatorifd)  jur  Pflicht  gemacht  ober  boch 
jur  fatultatioen  Vefolgung  nahegelegt  werben,  bafe 

1.  in  jebem  Schulbiftritte  etwa  Diermal  jäbjlid)  päbagogifche  ^ort- 
bilbungSfragen  unter  bem  Vorfifce  beS  3nfpeftorS  abgehalten  toerben 
(2eilneb,mer  alle  (Seitlichen  beS  DiftrittS), 

2.  bafe  ben  fämtlictjen  Diftriltinfpeftoren  empfohlen  werbe,  fich  jährlich 
menigftenS  einmal  nach  Greifen  unter  bem  Vorftye  eines  iperrn  aus 
ihrer  2Ritte  $u  einer  ^auptfonferen^  ju  Dereinigen, 


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3.  bnfj  fämtüdje  Greife  burch  ihre  Veüollmächtigten  einmal  im  3aljre 
tagen. 

12.  Die  42.  ©eneratoerfammlung  ber  Äatholifeu  DeutfchlanbS  empfiehlt 
angelegentliche  unb  mieberholt  bie  ©rünbung  bon  tat^oftfc^en  Lehrer*,  Lehrer* 
innen*  unb  ©chutoereinen,  foroie  ben  3ufaromenfchluB  au"*r  b\t\tz  Vereine  unb 
Verbänbe  jum  Qtotdt  bec  Verteibigung  ber  fattjolifchen  ßrjielmngSgrunbfitye. 

Sie  fpricht  bem  SBirlen  ber  fchon  beftehenben  fatfjolifchen  Lehrer^, 
Lehrerinnen*  unb  ©dmtoereiue  unb  Verbänbe  rüdf)altlofe  Wnerfennung  auS, 
ermuntert  fie  $u  fernerem  treuen  WuSbalten  im  begonnenen  fdmuerigen  2öerfe 
unb  erfucht  bie  JRatholifen  DeutfchlanbS  um  thatfräftige  Untrrßttfcung  biefer 
©ereine. 

13.  ©ie  fpricht  mieberholt  auS,  bafc  behufs  einer  gebeihlichen  ftortent- 
roicflung  beS  nötigen  unb  gottgewollten  VerhältniffeS  ber  JNrche  311  Staat 
unb  Familie  bie  ©dju!»  unb  Lehrerfrage  nur  in  chriftlidjem  ©eifte  gelöst 
merben  tann.  Daher  verurteilt  fie  auf's  entfchiebenfte  bie  ^orberung  ber 
©imultanfchule,  ber  fimultanen  Leljrerbilbung  unb  ber  ganzen  ober  teilroeifen 
93efeitigung  ber  geiftlidjen  ©dmlaufftcht.  Sie  forbert  bie  Erhaltung  beS  fon< 
feffioneflen  EharafterS  ber  ©dmle  unb  bie  SÖaljrung  beS  fird)lichen  SinfluffeS 
auf  bie  ganje  ©dmle. 

©omeit  bie  Witmirfung  ber  ^olf5fft)ufle^rer  an  ber  fluffiajt  unb  Leitung 
ber  ©cfcule  in  fpejiell  te^uifcf>er  33ejiff)ung  üom  Staate  burchgeführt  werben 
roifl,  fotteu  ftetS  bie  fircr>licf)en  Oberbehörben  gehört  unb  tt)re  Vorläge  be* 
rüdfichtigt  merben. 

DaS  9)ecbt  unb  bie  Pflicht  biefer  Vehörben  jur  Erteilung  ber  missio 
canonica  an  SleligionSlehrer  aus  bem  Laienftanbe  roirb  jugleich  befonberS  betont. 

14.  ©ie  fpricht  ftcfj  mit  Sutfchiebenheit  gegen  bie  jur  Qt'it  in  berfajiebenen 
beutfdjen  Länbern  an  ßonfeffiouSfchulen  eingeführten  fimultanen  VolfSfchul- 
lefebücher  auS  unb  beantragt,  bafe  jur  ftörberung  beS  fonfeffionell^riftiia^en 
©eifteS  au  ßonfeffionSfchulen  nur  folche  Lefebücher  eingeführt  merben  foDen, 
melaV  biefem  ©eifte  9techmmg  tragen. 

ferner  legt  fie  aßen  &at(jo(ifen  marm  an'S  $>erj,  bis  jur  Einführung 
folaVr  Lefebüdjer  ben  Einflufe  ber  tonfeffionSlofen  ©dnilbücher  burd)  Verbreitung 
ed)t  chrifilicher  3ugenbfd>riften  möglichft  unfd)äblict)  ju  machen. 

ir».  ©ie  ergebt  gegen  ben  —  leiber  oft  mit  Erfolg  —  gemachten  Ver* 
fud>,  ben  ©tanb  ber  ©eiftlichen  unb  ben  ber  Lehrer  511  eutjmeien,  lauten 
^roteft  unb  brüdt  ben  fehnlichften  Söunfch  aus,  eS  möchten  bie  Zugehörigen 
ber  beiben  hochmichtigeu  ©tänbe  burch  gegenfeitige  Achtung  unb  Liebe  jenes 
fcf)Öne  Verhältnis  ju  erhalten  ober  hetbeijuführeu  fucheu,  baS  bem  heraurooef}' 
fenben  ©efchledjte  allein  jum  ©egen  gereichen  fann. 

16.  ©ie  erblicft,  in  banger  ©orge  um  bie  fittliche  SBohlfaljrt  ber  heran* 
imichfenben  3ugeub,  in  ber  WuSßeflung  unfittlicher  Vilbmerfe,  inSbefonbere  an 
ben  ©chaufenftern  ber  Läben,  fomie  in  ber  Verbreitung  fchmutuger  ober  boch 
bie  ©innlichteit  anregenber  Leftüre  eine  ber  größten  ©cfahreu  jugenblicher 
Unfchulb  unb  forbert  baljer  bie  flatholilen  auf,  mit  allem  Wachbrurfe  für  bie 
©efeitigung  biefer  ©efafjr  einzutreten. 


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17.  ©ie  (Seneratoerfammlung  bejcfyliefet: 

2öir  beutle  ftattjolifen  forbern  roieberholt  jur  Durchführung  ber  Unter« 
richtsfreiljeit  bie  alsbaldige  3l'^|fimg: 

a)  ber  Errichtung  höherer  Don  unfern  33ifehöfen  geleiteter  Sehranftalten, 
beren  93efueh  bem  33efud)e  ber  entfpredjienben  ftafltlidjen  ttnftalten 
ftaatlicherfeitS  gleichgeftellt  roirb; 

b)  ber  (Srridjttmg  einer  freien  fatbolifchen  Dom  ty.  ©tilgte  gutgeheifjenen 
UniDerfität  in  $>eutfcblanb.  roie  folche  in  Belgien,  in  ber  Sehroeij,  in 
ftranfreidf)  unb  in  Ämerifa  befielen. 

18.  Sie  empfiehlt  bie  allfeitige  Unterftü^uug  ber  fatljolifehen  (SrjielmngS» 
Dereine,  foroie  ber  Don  unferent  6,1.  ißater  Öeo  XIII.  fo  roarm  befürworteten 
Vereine  nach  bem  Sßorbilbe  ber  f}(.  ftamilie. 

—  Wnuiftlicr)  beSbeutfchen  ftatbolifentageS  oerfammelten  fidb,  auch  bie  TO  i  t  * 
glieber  ber  f o tt)ol i f c^eii  SebrerDereiue  im  fatrjol.  ßafino.  Der  große 
Saal  mar  gebrängt  Doli  fluch  Öflerreid)  unb  bie  Sebroeij  rooren  ftarf  Der* 
treten.  $er  iWfijjenbe,  $>äberlein  =  TOncben,  eröffnete  bie  93erfammlung 
mit  bem  d)riftfatr)oli|*^en  ©rufte  unb  brachte  alSbann  mehrere  3"ft"nm"nfl** 
^reiben  unb  fchriftlicbe  6ntfd)ulbigungen  ber  (Srjbiitrjöfe  Don  München  unb 
Homberg,  ber  anbern  batyerifcben  $ifd)öfe,  ber  Stabtoertretuug  Münchens, 
Dom  ^räfibenten  beS  öfterreidnfchen  SchutoereinS  Dr.  Schroarj-2öien,  Dom 
Sct)roeijer*(5rjiehungSoerein  k. 

@S  folgte  ein  mit  großem  53eifafl  aufgenommener  Vortrag  beS  CecjrerS 
3m mel« Straubing  über  unfere  Sage,  roorin  baS  ftete  flnroacbfen  beS  Atheismus 
refp.  ber  fogeiiannten  mobernen  tyibagogit  auf  ber  VotfSfchule,  b,erangejogen 
burd)  bic  auf  bem  Stanbpunft  ber  fonfeffionSlofen  Schule  [tebenben  2er)rer 
als  erfte  Ur  fache  beS  ÜberbanbnebmenS  ber  Sittenlofigfeit  bebauert  roirb. 
Webner  fier)t  in  ben  tat  hol.  SeljrerDereinen  ein  Söoflmerf  gegen  biefe  anti- 
fonfeffioneOen  tBeftrebungen  unferer  3e't,  Hub  hofft  auf  balbigen  Eintritt  ber 
Rarität  ber  fathoIijcr)en  SeljrerDereine  mit  ben  gegnerifchen. 

£et)rer  Sattel-SubroigSbafen  referierte  über  baS  'Xb^fl:  Duter- 
länbifc^e  SJebeutung  ber  fatf)oli|"d)eu  SetjrerDereine. "  JHcbner  erbtiefte  als  Ur 
faa>  beS  immer  größer  loerbenben  ^ei|imi§mu§  aller  Stänbe,  bie  ade  nach 
fogen.  Freiheit,  Selbftberrlichfeit  ofmc  flnerfennung  jeglicher  Autorität  bin* 
ftreben  -  ben  jimebmenben  Atheismus,  ber  in  bie  ^ugenb  Derpflanjt  werbe. 
Aufgabe  ber  fall).  CefjrerDereine  fei  eS,  bie  chriftlichen  ^ugenben  ber  93aterlanbS- 
liebe  unb  ber  Siebe  $u  ber  Kirche  toieber  ju  befeftigen,  ^ugenben,  bie  uns 
jti  ben  Siegen  Don  1870  71  geführt  t)aben.  SJebnerS  Ausführungen  gipfeln 
in  bem  Satje:  „Wan  (anu  ein  guter  Äatljolif  fein  unb  jugleicb  ein  aus* 
gezeichneter  5)eutfd)er."  3mn  ©c^Infte  bemerfte  2eb,rer  Sattler,  baß  bie 
fatbol.  SeljrerDereine  in  Deutfdjlaub  nunmehr  ca.  10,000  Witglieber  jäblen. 

Serjrer  Sittart -9lorf)en  bet)anbelte  fobann  ausführlich  baS  Sr^ina: 
„TaS  treuefle  Verhältnis  jiuifcben  ^riefter  unb  Sebrcr."  $aS  treuefte  3u- 
fammenhalten  jroifehen  beiben  fei  bringenb  erforberlicr)  jum  sÄohle  ber  Schule, 
ber  Kirche  unb  be§  IBaterlanbeS.  Üraurig  fei  e§,  baß  ber  Liberalismus  ber 
Sehrer  eine  Pluft  jutuege  gebracht  hflöp-  WifeDerhältniS  jroifchen  ^riefier 
unb  Selker  fei  eine  flaffenbe  2öunbe  am  Organismus  ber  heutigen  Schule, 
welche  nur  burch  (Sinlenfen  in  bie  Bahnen  ber  alten  chriftlichen  ^äbagogif 


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-    548  - 


gereift  roerben  fönne.  $ie  fatl)olifc§en  Ce^rer  mögen  nur  n>afjrfjaft  fat&olifd) 
fein,  fo  twrbe  man  man  balb  fertig  werben  mit  ben  (SmancipationSbeftrebungen 
be$  liberalen  2ef)rertum8.    9teid)licf)er  Beifall  lohnte  beibe  Sortragenbe. 

Dompropft  Dr.  £ron aft  begrüßte  [obann  bie  SJerfammlung  im  Wanten 
be3  @rjbifcf>of§  Don  9Jfünd)en,  biefelbe  utr  (Sinigfeit  matjnenb.  &r  habe  fid) 
über  bie  fyeute  auSgef  proebenen  SÖorte  berjlid)  gefreut,  befouberS  barttber,  bat? 
betont  rourbe,  baß  baS  3^  °<r  ^äbagogif  bie  Wacbfolge  ßbrifti  fei . 

^räfibent  $äberlein  fdfloB  hierauf  bie  SJerfammlung  mit  einem  be- 
geifert aufgenommenen  £od>  ouf  ßaifer,  ^rinj^)?egent  unb  ^apft. 


$ä*a0O<)if<f)t  Vittc ratur  uitb  tfcljr mittel. 

1.  3m  Berlage  oon  (Sberlc  unb  SRicf eubad),  IHnfiebeln  erfebienenoom  he- 
rein jur  Verbreitung  guter  f at r)o(tf <^er  VolfSfcbriften  au«  ber  II.  ©r- 
rie  üoii  Wimm  unb  Ut8  bie  Vänbcbeu  57  unb  58,  61  &U63.  S3önbd)eu  57  enthält 
eine  (*rjäbluuq  mit  bem  Xitel:  §crr  füljre  und  niebt  in  Verfügung.  V. 
siüüb-  Äod).  iöänbcben  58  jioei  (S-rjä^luitgcu :  I  n  follft  ben©ouutag  heiligen 
u.  fcilariu«  (»Tun,  unb  ba&  lefctc  3Jilb  be*  ff  ünftler»  u.  SB.  &od).  ^äitbdjeu 
61,  IHnc  Verirrte;  toiebergefunbeu  auf  bem  Xobbettc,  o.  2B.  öod)  unb  Vänbd). 
62  unb  63  enthalt  Älgerifcbe  (*$ef  ebtebten;  cnäblt  oon  Xljeobor  .Habidjer. 
2Bir  macben  ©eiftliaje  unb  fichrer  auf«  neue  auf  biete  oorjüglidie  Sammlung  oon 
ßriäljlungen  für  ba8  Volt  aufmerffam  unb  roünfcben  ibr  bie  toeitefte  Verbreitung. 
Sic  ftub  Dom  pofüio  cbriftliebcn  CMcifte  burdjtoebt,  fpanueub  gef trieben,  ungemein 
billig  unb  eignen  ftcf)  baber  ganj  gut  ju  (Siebenten  an  bie  au8  ber  Sdjulc  tretenbe 
3ugenb  unb  überbaupt  »ur  üHaffenoerbreitung.  ©ie  toerben  oiel  öJute«  ftiften, 
mo  immer  fie  gelefcn  toerben. 

2.  3n  ber  £>crberfd)en  VerlagSbanblung  in  ^reiburg  i.  Vr.  fommeu  in 
brittcr  Auflage  beraufi:  «eutfebe  Spradjübungen  für  entiuicf  eitere  Sebu 
Icu,  bearbeitet  o.  !H.  ßippert.  1,  Heft.  SW.  0,  25,  II.  Heft,  o,  35.  mx  Ijaben 
fd)on  r n'ihcr  auf  bicfeS  treffliebe  .Hilfsmittel  für  ben  beutfdjen  Unterricht  aufmerffam 
gemalt  unb  lönnen  e«  aud)  iefct  tuieber  beften*  empfel)len.  Der  L'ebrer  toirb  baöfelbe 
mit  gjoßem  Wufcen  gebraudjen,  inbem  e«  il)iu  reidjen  Stoff  für  bttt  Unterridjt  in 
ber  Spradjlebre  bietet. 

3m  glcidjen  Verlage  erfdjien  in  2.  oerbefferter  Auflage  Die  beutfebe  Oiram 
matif  in  ibren  ©runbjügcn.  V.  3-  3-  Sadjfc.  2.  Sfur«:  Stfortarten  unb  2Bort 
bitbung.  8.  fturS:  Die  Snntar.  3ebeö  Heft  foftet  0,  40  9tt.  Die  (Mratttmatif  ift 
befonber*  für  bie  untern  ftlaffcn  uon  lUittelfdntleu,  für  bie  ^räparanben-  unb  üebrer 
feminarteu  gefebrieben  unb  enthalt  einen  ungemein  reiebeu  grammatifalifd)eu  Stoff, 
beu  mir  im  3ntereffe  be«  Uuterricbtee  gerne  ettoaä  etngefd)räu(t  unb  überfid)t(idier 
georbnet  gefehlt  bätteu.   Unter  ber  Leitung  eineä  tüd)tigen  4*et)rcrS  f5nuen  aber 
mtt  biefem  vilf^iuatel  red)t  gute  unb  grüubltrbe  ^tefultate  erhielt  toerbeu. 

3.  tUte  Mb  Weite  Welt.  ,Ml nitriertem  fatliol.  ^amilienblatt.  Drucf  u.  Verlag 
oon  »enstger  u.  Sie.,  einfiebeln.  3abrlid»  12  Hefte  k  0,  50  97t.  —  £a«  lefete  Heft 
be«  laufenben  29.  3abrgange8  ift  foeben  erfebienen.  Das  (Mauje  bilbet  einen  ftaat  ^ 
lieben  Vanb  unterbaltenben  unb  lehrreichen  <&toffeä  für  cbriftlicbe  Familien.  (Hm 
sJJicuge  fpannenber  ^rgablungeu,  fepöne  (Mebiebte,  prattifd)er  Siufe  für  bad  Seben, 
ein  reidjer  ©ilberfcbmucf ,  eine  herrlidie  ^usftattung  überbauot  maeben  biefe  3ett« 
fdjrift  ju  einer  ber  beften.  Heroorragenbe  ©cbriftfteUer  unb  ffüuftler  arbeiten  an 
ibr  unb  geben  fteruäbr,  baft  fie  aueb  in  ^ufunft  auf  ber  oollen  .H&be  ber  :tcit  fid) 
balten  toerbe.  2Bir  fönnen  fie  nur  beften«  empfehlen;  fic  ift  bie  ältefte  tattjol. 
3eitjcbrift  biefer  tRrt  unb  jubent,  in  9ejug  auf  bad,  toa«  fie  bietet,  febr  billig. 

fflapbael.  3auftrtertc  ;\eitfd)rift  für  bie  reifere  3ugenb  unb  bat  Volf.  Her- 
ausgegeben oon  Üubtoig  »uer;  rebigiert  oon  3.  9W.  Sdjmibinger.  16  3abrgang. 
s43rei*  balbjäbrlid)  9W.  1.25.  (frr.  l.  60.)  —  («ine  gan*  oorjüglidje  rntbolifebe  ^eit^ 
febrift,  bie  befonbere  buvd)  ibren  gebiegeneu  3ubalt  fid)  aueseiebuet  unb  fomobl  für 


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I 


-    544  - 

bie  Belehrung  unb  Unterhaltung  im  allgemeinen  alfi  aud)  für  bie  §ebuna  bc8  fUtltoV 
relifltöfen  ßebenÄ  üortdlqaft  totrtt.  @te  ift  aud)  retct)  mit  Silbern  auegeftattet  unb 
bitbft  am  ©nb«  be8  3ahre8  einen  fdjönen  SBaub  —  eine  »ahre  3»«be  her  Sna/nb; 
unb  SramtUenbtbIiotr)er.  S)et  billige  $rei*  ermöglicht  ihre  Knfcfjaffung  ben  toeiteften 
Greifen. 


s&evcin$nad)ti<i)ten. 

Die  vierte  Generalversammlung  des  Vereins  katholischer 
Lehrer  und  Schulmänner  der  Schweiz  wird,  wie  bereits  früher 
angezeigt,  den  23.  und  24.  September  in  Zug  abgehalten.  Das  ge- 
naue Programm  wird  mit  der  nächsten  Nummer  bekannt  gegeben. 
Das  Fest  wird  sich  in  folgenden  Rahmen  bewegen:  den  23.  September, 
nachmittags  2  Lhr,  beginnen  die  Sektionsversammlungen 

1.  der  Primarlehrer  unter  Vorsitz  des  Herrn  Lehrer  Locher  in 
Gossau ; 

2.  der  Sekunda rlehrer  unter  Vorsitz  des  Herrn  Sek un dar I ehrer 
Frei  in  Einsiedeln; 

3.  der  Seminarlehrer  unter  Vorsitz  von  Seminardirektor  Baum- 
gartner in  Zug; 

4.  der  Lehrer  an  Mittelschulen  (Gymnasien  und  höhere  Real- 
schulen ,  Industrieschulen  etc.)  unter  Vorsitz  des  Herrn  Prof. 
Dr.  Sturm  in  Freiburg. 

Abends  6*  Uhr  ist  Komiteesitznng  und  7  Uhr  Delegierten- Ver- 
sammlung. 

Der  Hauptfesttag,  den  24.  September,  wird  mit  Predigt  und  Amt 
eröffnet;  nachher  findet  die  Generalversammlung  statt,  deren  erster 
Teil  zwei  grössere  Referate  über  wichtige  pädagogische  Tagesfragen 
bringt,  während  der  zweite  die  geschäftlichen  Traktanden  abwickelt. 
Den  Schluss  bildet  ein  gemeinschaftliches  Mittagessen. 

Wie  bereits  bemerkt,  hat  der  Schweiz.  Eisenbahn  verband  auf 
Ersuchen  des  Komitees  hin  für  die  Festbesucher  wiederum  wie 
letztes  Jahr  Fahrpreisermässigung  gütigst  bewilligt.  In  Zug  selbst 
wird  das  Festkomitee  es  sieh  angelegen  sein  lassen,  den  lieben  Gästen 
von  Nah  und  Fem  den  Aufenthalt  in  Zug  lieb  und  angenehm  und 
möglichst  billig  zn  machen.  —  Wir  hotten  auf  eine  recht  zahlreiche 
Versammlung  und  ersuchen  daher  die  Mitglieder  des  Vereines,  aber 
auch  alle  Lehrer  und  Schulfreunde  geistlichen  und  weltlichen  Standes, 
jetzt  schon  die  Vorbereitungen  zu  treffen,  damit  ihnen  der  Besuch 
möglich  wird.  Die  Ausweiskarte  für  die  Eisenbahn  ist  dieser 
Nummer  beigelegt.*)  Möge  ein  recht  grosser  Zug  hathol.  Lehrer 
und  Schulmänner  und  Schulfreunde  das  gastliche  Zug  mit  seinem 
Besuche  erfreuen! 


*)  Die  Verspätung  dieser  Nummer  röhrt  teils  von  einer  längern  Abwesenheit 
des  Redaktors  her,  teils  auch  von  dem  Umstände,  dass  wir  dieser  Nummer  die 
Ausweiskarte  beilegen  wollten.  —  Die  nächste  Nummer  wird  um  15.  September 
erscheinen.  —  Hitglieder,  welche  die  Ausweiskarte  noch  nicht  erhalten  haben, 
aber  das  Fest  besuchen  wollen,  mögen  solche  von  der  Expedition  der  „Pftdag. 
Blätter"  verlangen.   


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3nfer«te. 


Dakante  fc^retflelU. 

9fo  ber  ftantondfcbule  in  3ug  (tont.  4furfige  3ubuftriefdmle  unb  ftäbtifä)e8 
Dbergnmnafium)  ift  bic  ßebrfte(le  für  tcdjnifdje*  unb  ftrcitmnbjcidjncu,  foroie 
SHatbemati!  an  bcr  l.  Waffe  unb  ÄalliqranOic  an  allen  ßlaffeu  auf  fommenbe8 
^interfemefter  neu  ju  befe^eu.  ©ic  SWolbung  beträgt  ftr.  2200—240O. 

3iel  be«  UnterricbtcS :  Öcfätjiguug  bcr  ©djüler  jum  Ubertritt  an  llniocrfr 
täten  unb  polntecbnifcne  .§od)fcf)ulcn. 

©etuerber  um  bic  Stellen  werben  cingelaben,  fdjriftlicbc  Snmelbungen  unter 
Beilegung  bon  Stubicujjcugniffen  unb  allfäUigen  XuSroeifen  über  lebramttidje 
X bat uif fit  bi0  und  mit  Dem  14.  Seilt,  beut  (?r;iiei)ima*rare  einzureichen,  Wabere 
Sluffdjlüffe  tönnen  beim  Sßräfibimii  ber  ftufficbtsfoinmiffion  fiber  bie  Sfantonfcfduilc, 
$»rn.  ©tabtpfarrer  3E.  Utinger,  3wfl»  eingeholt  tuerben. 

3ug»  ben  2.  Sept.  1895. 

Tic  i*t\ict)un$&t anfiel. 


fmtl)olirri|C0  fnmbcnycnfioimt 

Bei  £t.  "g&ic^aeC  in  J*ug. 

Unter  ber  1)  ^roteftinn  bo*3  fjoiijmft.  sBifcf)of§  öon  33afel  -  Lugano. 

(vrpffnn«0  bc8  neuen  ScbuljabreS  ben  9.  Oftober  Eintritt  ben  t.  Oftober. 
Xeutfdjer  ^orfnre  (Obere  Stufe  ber  $rimarfrbu(e,  Mepctier=  unb  ffortbilbuna^fcbule), 
Wealfibulr,  Vcbrcrfcniiitar,  itiomaafiiiiu,  befonberer  ^nrfnri?  für  franjöftftbe  unb 
italienifcbe  3öflUngc  jur  Erlernung  ber  beutfdjen  Spraye.  -  ^rofpefte  gratis  unb 
franto.   habere  fluffd)lüffc  erteilt 

Tic  Sireftton. 


ein  jüngerer,  uuDereblicbter,  patentierter  tfebrer,  fatf)olifd)er  ftonfeffion,  an  ein 
fatbolifebe«  Tviiftitut.  Hnmclbuugcn  bis  1f>.  September;  Antritt  ber  Stelle  I.Ot» 
tobet.  Sieb  au  inclbeu  bei  ber  Sfcbnttimi  ttv  „tyato.  «I." 


Collegio  -  Convitto  Dante  Alighieri 

in  Bellinzona  (Svizzera). 

Die  frübere  Direftion  be«  Kollegiums  S.  Stona  in  Stoocrcbo  bat  auf  ben 
immer  miebcrbolten  SBunfcb  melcr  (Slteru  in  gkttinipna  eine  äbnlidie  aber  gröferc 
unb  flanj  beu  neueften  Uberlingen  ber  moberucn  ^äbagogif  entfpreebeube  Slnftalt 
eröffnet.  $iefeö  Snftitut  mit  (flcntentar-  unb  JHralfdjule,  t^n niuafunii,  bcatfdjem 
unb  frauiofifdjcm  $orfurfc  bleut  aueb  als  $enfton  für  bie  Scbüler  ber  fantonaleu 
£anbcl«jd)ule.  -  Kapelle  im  ftanfe.  ^enflonSpreiS  nur  500  ftr.  ^rofpefte 
gratis  burd)  bie  2>ireftion. 


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pro  Srptcmbfr:  | 


I 


rntei-haltender 
interessanter 
Text: 

Romane 

Novellen 
Dorfgeschichten 
Humoresken 
Heisen 
Geschichtliches 
Kunst 
Technik. 

für  die  Frauen 
und  Kinder 


Monatsschau 

Zeitereignisse 
•      •  • 

Reicher^ 
und  schöner 
Bilderschmuck. 


0  branft  ein  SHuf  Btr£$onier: 

]baö  —  jebod)  ift  c$I|bie«mal 
nicht  |bcr  Srricg&ruf  mie  üorJ25  Sab* 
reit,  ber  ftd)  burd)  S)cutfcblanb« 
«Stämme  fortpflanzt  oon  ber  üJJemel 
Im-  juni  9tbein  unb  uon  ben  ftlpen 
bis  >  im;  9Jteer,  fonbern  ber  3ubclruf 
nad)  ben  erfodjtenen  glorreichen  2.  tc 
gen,  beren  -."»■- jübri^c*  Jubiläum 
man  \\\x  ©tunbc  feiert.  Sud)  bic 
„'.»litt  uub  neue  2l*elt"  begebt  mit 
ihren  beutfeben  Xiefern  in  roürbiger 
weife  baS  Anbeuten  an  jene  groBe 
3tit;  in  einem  ungemein  paefenb  gc* 
ichriebenen,  rcid)  tHuftrierten  5lrtttcl 
flicht  fie  einen iHubmcBfranj  ju  ^lircn 
ber  tapfern  beutfeben  £>ecrc  uub  legt 
einen  Xraucrfrauj  nieber  auf  ba£ 
©rab  ber  gefallenen  gelben.  —  SJIit 
biefem  ftefte  befcbliefet  bte  „2llte  unb 
Rate  2Öelt"  ibren  29.  Jahrgang. 
$a&  erfte  §eft  bc«  30.  3abrgangc8 
roirb  bemnaebft  erfebeinen. 


5 


§um  greife  Dort  50  flfg. 
monafCtd)  ein  ßarßes  goCto-c&eft 


3llu*tnevre*.  natboliftcfoei  Jamihenblatt . 


Verlag  oon  Beniipcr  &  <Eo. 
linfirorln,  äHalöBrjut,  fiöln. 

§u  fyaben  in  jefcer  SudjbanMung. 


läimmMi'in»««! 


tmti)i't)miin»ni» 


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• 1 

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r. 
1 


IV' 


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/  «  >  f. 


^Bereinigung 

M  „e*»ei|.  «r|tebuna*frenile«"  unb  öcr  „ymm-  WouatmW"- 


5t8  Terrine  katyoL  Jtyrer  unb  ^ulmimner 

irr  Scroti* 

unb  be«  f^wcijcrif^cn  fatfjot.  ChrjiefjungSDminö. 


dmrttrr  «Itljrgtng. 

18.  $<ft. 

(©Tf^cint  2  Bogen  ftarf  \t  ben  1.  unb  15.  eine»  {eben  SWonat*.) 


- 


3ug, 

$nid  unb  Ogpebitton  t>on  3.  SR-  ©lunjdjl 
1895. 


Tiir  fiimfi-r*~. 


1.  $roaramnt  Der  IV.  (Seneralberfamralana  be«  Vereine  fatfjol  ße&rer  unb 

<Sd)uImänner  ber  ©(fttoeij  ms 

2.  tüerbttltaf«  He«  Stirer«  jnm  gdjälcr  angerbalb  Her  @4ule.  (8on  3.  ©r., 

ßeljrtr  in  3"9-  ftorrfcfrung.)  54* 

3.  llrfatbea  ber  junebiuenbcn  Vln^nclaffcnbeit  ber  ber  Sflule  eatlaftenti 

3uflcnb  nnb  bie  SHittel  DaflCflcn.  (Söon  3.  €>d).,  ficfjrtT  in  91.  ©c^lufe.)  $->l 

4.  lieber  bei  Cinfluf?  »er  ßeftibte,  toelctc  bie  Gcchcb  ber  Watnr  in  $erb|te 

erreqei  auf  bie  SiUlitölcif  nnb  Äcliftiöfität  561 

5.  $äbafloaif<be  (Sebanfen  au$  ben  aflinnefännerii.  (3.  83.,  ßc&rer  in  9t 
3rortfcfcung.)  56« 

6.  Ujiboritnifn  über  Grjiebmiß.  (H.  B.)  •     .  570 

7.  WtfBaogtMe  9)nnbfdian  57i 

8.  ^flboqofli((bc  Stttteraiir  575 

9.  3ifernte. 

 -o-ä-^>  


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Bereinigung 

bes  „Sd)»«).  €r$iefjunB*frfunbeS"  unb  ber  „ipibaßog.  9Rouat§f4rift". 

bis  3?wmö  Kftflj.  ]l^riF  tmb  jid^ttlmSntttr  itp  J>u)mii} 

nttb  beS  frfjttetäertfdjen  fanjol.  (£r$ietmng$t>erctn3. 
3ttfl,  15.  September  1895.||  18. 2.  IttyrgtMg. 

SRcbalttonSfommiffion: 

Die  «emfnattittfloroi:  I*un),  $Ufira), Sujern ;  $.  «aumaartnet,  ^ua;  Mc  b»Cb».  $<rni:  Dr.  gribol. 
»itf»r.  Prof.,  öbur  ;  tco  »cnj,  Warrer.  .««a,  *t.  £i.  «allen  unb  ftm  «tbm  JBlpfU  tn  fcrfiftlb,  Urt. 
Die  <ünfcRbuna.f  ■  flnb  tn  2  cmtnatbirtrtor  »au  mgartnct  }U  riefet™. 

Slbonnemcnt: 

«rftfcdnt  menatlid)  2  mal  |c  btn  1.  uiib  15.  bei  Keaatf  uiib  fofltt  j4brll$  fftt  8mln«mit«Uebn  4  gc; 
ffit  ((biamtiranbibatcn  S  j$t.;  fftr  tttfttmitalftbtr  5  Jr.  BefttUunac  n  b*im  9cr(e«rt:  %  «L 
eiMRfd)i,  ©u*btutf<r,  3ng.  —  3n(ctalc  «KTbcn  bic  fWUjtile  mit  10  91».  beregnet 


Programm 


des 


Vereins  kathol.  Lehrer  und  Schulmänner  der  Schweiz 

in  Zug, 

Montag,  den  23.  und  Dienstag,  24.  September  1895. 



Montag,  den  23.  September,  nachmittags  2  Uhr,  Versammlung 
der  Mitglieder  im  Gasthof  z.  Bahnhof;  nachher  Sitzung 
der  verschiedenen  Sektionen  und  zwar 

1.  der  Primarieh rer  im  Gasthof  z.  Ochsen.  Vorstand:  Herr 
Lehrer  Locher  von  Gossau.  Referent:  Herr  Rektor  Nager 
von  Altdorf.    Thema:  Die  Fortbildungsschule; 

2.  der  Sekundarieh  rer  im  Gasthause  Keiner- Hausheer. 
Vorstand:  Herr  Sekundarlehrer  Frei  in  Einsiedeln.  Refereut: 
Derselbe.  Thema:  Zur  Lehrmittelfrage  an  den  Sekundär- 
schulen; 


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3.  der  Seminarlehrer  im  Stadthaus.  Vorstand:  hochw.  Semi- 
nardirektor Baumgartner  in  Zug.  Referent:  Derselbe. 
Thema:  Uber  die  Lehrerbildung; 

4.  der  Lehrer  der  Mittelschulen  (Gymnasien  und  höheren  Real- 
schulen, Industrieschulen  etc.)  im  Gasthans  z.  Post.  Vor- 
stand: Herr  Prof.  Dr.  Sturm  in  Freiburg;  Stellvertreter: 
hochw.  Domdekan  und  Schub uspektor  Tschopp  daselbst  (da 
der  Vorstand  wegen  Todesfall  in  der  Familie  am  Erscheinen 
verhindert  ist).  Referent:  Derselbe.  Thema:  Ziel  und  Me- 
thode des  Unterrichtes  der  klassischen  Sprachen. 

Abends  5  Ilhn  Komiteesitzung  mit  Zuzug  der  Redaktions- 
kommission der  Päd.  Blätter  im  Regierungsgebäude. 

6  Uhr  Delegierten  Versammlung  ebendaselbst  im  Kantonsrats- 
saale.  Traktanden:  Organfrage,  Vereinskasse,  Anschluss  des 
St.  Gallischen  Erziehungsvereins  an  den  katholischen  Lehrer- 
verein, Pestalozzifeier,  permanente  Schulausstellung,  Schul- 
ausstellung  in  Genf,  Vorschläge. 

8  Uhr  gemeinsames  Nachtessen  im  Gasthaus  z.  Post.  (1  Fr.  50). 

Dienstag  den  24,  September,  morgens  8  Uhr,  feierlicher  Gottes- 
dienst in  St.  Oswald  mit  Predigt  (hochw.  Sem.-Dir.  Baum- 
gartner) und  Amt. 

9'/i  Uhr  Hauptversammlung  in  der  Turnhalle  des  Pensionates 
und  Lehrerseminars  bei  St.  Michael.  Begrüssung  durch 
Herrn  Landammann  Weber,  Präsident  des  kant.  Erziehungs- 
rates; Antwort  und  Eröffnungsrede  des  Vereinspräsidenten; 
Verlesung  des  Protokolls  der  letzten  Generalversammlung; 

A)  Vorträge:  1.  Schulfrage  und  Schenk'sche  Schul- 
vorlage von  Herrn  Grossrat  Beck  in  Sursee;  2.  Die 
Schule  im  Dienste  der  vaterländischeu  Idee,  von 
Herrn  Kantons-  und  Erziehungsrat  Steiner  in  Baar; 

B)  Vereinsgeschäfte:  Bericht  über  das  Vereinsjahr;  Rech- 
nungsablage von  Seite,  des  Vereinskassiers;  Behandlung 
der  Anträge  der  Delegiertenversammlung;  anderweitige 
Vorschläge;   Schlusswort  durch  den  Vereinspräsidenten. 

1  I  hr  Mittagessen  im  Gasthof  z.  Hirschen  (2  Fr.  50). 


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Bemerkungen. 

!.  Die  Schweiz.  Eiscnbahnverwaltung  hat  den  VereinsmitgUedern,  welche  die 
Generalversammlung  besuchen,  gegen  Vorweisung  der  Ausweiskarten  Preiser- 
mäßigung für  Hin-  und  Rückreise  v.  Zug  gestattet.  Die  Ausweiskarte  ist  der 
letzten  Nummer  der  Päd.  Bl.  beigelegt  worden.  Wer  noch  keine  erhalten  und 
solche  wünscht,  hat  sich  au  die  Expedition  der  Pädagogischen  Blätter  (J.  M. 
Blunschi,  Buchdruckerei,  Zug)  zu  wenden.  Daselbst  sind  auch  Vereinsstatuten 
und  Mitgliederverzeiehnisse  zu  haben. 

2.  Die  Sehenswürdigkeiten  der  Stadt  stehen  den  Mitgliedern  gratis  zur  Be- 
sichtigung offen  (Zeughaus,  Museum  im  Stadthaus,  Bienenmuscum  bei  Herrn 
Theiler,  Rosenberg). 

3.  Die  Mitglieder  sind  gebeten,  die  Gesangbücher  mitzunehmen;  besonders 
sind  bereit  zu  halten:  Sohweizerpsalm  v.  Zwysig;  Ein  Mann  ein  Wort  v.  Marschner; 
Gott  mit  Dir,  mein  Vaterland  v.  Bauer;  Ürfitlischwur  v.  J.  Mendel.  Hr.  8ekun- 
darlehror  Biattmer  in  Zug  wird  die  Leitung  des  Gesanges  übernehmen. 

4.  Eh  ist  sehr  erwünscht,  dass  die  Mitglieder  und  Schulfreunde  schon  am 
ersten  Tage  recht  zahlreich  erscheinen.  Für  Logis  wende  man  sich  an  das 
QuJtrtirrbureau ,  Präsident:  Prof.  Butler  in  Zug.  Dasselbe  wird  sich  am 
ersten  Festsage  im  Regierungsgebäude  befinden.  Ks  wird  teils  für  Frei- 
logis, teils  für  solche  zu  fixen  billigen  Preisen  sorgen.  Vorausbestellungen  sind 
erwünscht. 


Werte  Vereinsmitglieder ! 

Auf  nach  Zug!  rufen  wir  den  Vereinsmitgliedern  und  allen 
Freunden  und  Gönnern  unserer  Bestrebungen  zu !  Mögen  sie  alle 
recht  zahlreich  erscheinen ,  die  da  eintreten  für  katholische  und 
vaterlandische  Erziehung  und  Bildung  der  Jugend,  für  die  christliche 
Schule  und  Schulgesetzgebnng !  Es  ist  notwendig,  dass  alle  positiven 
Kräfte  sich  einen,  um  fest  und  unentwegt  einzustehen  für  das  höchste 
Gut  eines  Landes:  die  christliche  Erziehung  in  Schule  und 
Hans.  In  der  christlichen  Erziehung  liegt  die  Gewähr  für  die  Erhal- 
tung der  christlichen  Bildung  und  Gesittung  unseres  lieben  Vaterlandes. 
Der  Unglaube  sucht  mit  allen  Hebeln  dieses  Bollwerk  der  christlichen 
Civilisation  zu  erschüttern.  Da  thut  Einheit  aller  katholischen  Lehrer, 
Schulmänner  und  Schulfreunde  not.    Einheit  macht  stark. 

Schon  längst  hätten  wir  gerne  an  den  Gestaden  des  idyllischen 
Zugersee's  unsere  Generalversammlung  abgehalten.  Der  Wunsch 
vieler  geht  in  Erfüllung:  Zug  ladet  die  katholischen  Lehrer  und 
Schulmänner  der  Schweiz  ein  zur  Einkehr.  Sein  beliebter  Land- 
ammann, dessen  Namen  im  Vaterland  einen  so  guten  Klang  hat, 
steht  an  der  Spitze  des  Festkomitees.  Lehrer!  leistet  der  freund- 
lichen Einladung  Folge. 


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Zah  reiche  Lehrer  haben  schon  das  Lehrerseminar  in  Zug  ver- 
lassen. Gar  oft  haben  sie  sich  im  Laufe  der  Jahre,  während  welchen 
liarte  Arbeit  und  vielleicht  auch  Kämpfe  und  Sorgen  ihre  Schatten  auf 
den  Lebensweg  warfen,  nach  den  stillen  Räumen  des  Seminars  zurück- 
gesehnt! Solche,  die  jahrelang  unter  demselben  Dach  gewohnt  und 
bei  ernstem  Studium  und  heiterem  Spiel  einander  liebgewonnen, 
haben  einander  nicht  mehr  getroffen.  Die  General  Versammlung  in 
Zug  giebt  den  ersehnten  Anlass,  alte  Erinnerungen  in  den  lieb- 
gewonnenen Räumlichkeiten  wachzurufen,  den  Freunden  die  Hand 
zu  drücken,  jene  Tage  im  Gedächtnis  wieder  aufleben  zu  lassen,  die 
da  schön  waren.  Lehrer!  benützt  diesen  Anlass  und  kommt  nach  Zug. 

Gute  Nachbarschaft  zu  halten,  ist  alte  Schweizersitte;  die  Lehrer, 
die  aus  den  älteren  Lehrerbildungsstätten  von  Hitzkirch  und  Ricken- 
bach und  anderen  Seminarien  hervorgegangen  sind,  sind  nicht  minder 
freundlich  eingeladen,  recht  zahlreich  nach  Zug  zu  kommen.  Ein  drei- 
facher Bund  verbindet  ja  die  katholischen  Lehrer:  der  gemeinsame 
Glaube,  die  Vaterlandsliebe  und  die  gemeinsamen  Interessen.  Die 
erstem  zu  mehren,  letztere  zu  wahren,  kommt  an's  Lehrerfest 
nach  Zug! 

Unser  Verein  steht  noch  in  seinen  Anfängen.  Die  Sektionen 
werden  immer  zahlreicher;  an  der  Generalversammlung  ist  nun  der 
erste  Anfang  zu  Sektionssitzungen  filr  die  verschiedenen  Lehrstufen 
gemacht.  Der  begonnene  Bau  muss  weiter  und  kräftiger  fort- 
gesetzt werden. 

Lehrer!  komme  nach  Zug  und  trage  einen  Stein  zu  diesem 
katholischen  Bau;  der  Verein  ist  dein  Haus. 

Wie  droben  in  den  Bergen  die  Bäche  und  Flüsse  ihr  Bett  sich 
graben,  an  Felsstilcken  vorüberschäumen  und  sich  vereinigen,  um 
drunten  zu  befruchten  das  Thal,  so  gräbt  sich  auch  ein  geistiger  Strom 
sein  Bett:  immer  mehr  einigen  sich  und  fliessen  in  einander  die 
katholischen  Kräfte,  welche  zum  Wohle  des  Vaterlandes  arbeiten 
wollen,  jetzt  und  in  kommenden  stürmischeren  Tagen.  Ereignisse 
können  in  diesem  geistigen  Strom  Felsblöcke  wälzen:  die  Wasser 
werden  sich  stauen,  das  Hindernis  umstossen,  um  dann  mit  um  so 
grösserer  Kraft  sich  Bahn  zu  brechen  ins  Thal.  Mögen  die  zwei 
Tage  in  Zug  diesem  Strom  wieder  recht  viele  neue  Bächlein  zuführen! 
Das  gebe  Gott! 

Freiburg,  den  10.  September  1805. 

Der  Aktuar:  Der  Präsident: 

A.  Erni.  Jos.  Tschopp. 


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QJerIjiittnts  freci  Äeljw*  jum  Scpfcr  außerQaTB  6er 

Sdjufe. 

(«ott  3. ©r.,  Sebrtr  in  3uß.) 
(Ofortfe^ung.) 

$er  Setter  fleljt  aber  bem  Stüter  gegenüber  nodj  in  einem  anbern 
Söerljältniffe.  (Sr  ift  if>m  nid)t  nur  ein  Stellvertreter  ber  Altern  unb  ein 
toäterlia>r  grruub,  jonbern  er  ift  iljm  als  StaatSangejieOter 

II.  ein  ftrenger  «orgefefcitr  nnb  ffltdjter. 

$er  Staat,  ber  für  bie  (Srjieljung  unb  SMlbung  ber  Sugenb  forgt  unb 
iua$t,  Ijat  in  feinen  Sdjulgefe&en  genaue  $orfd>riften  erlaffen,  roelt&e  bas 
tßerbältniS  beS  Öerjrer«  jum  Schüler  niaM  nur  in,  fonbern  auct)  aufcerfjalb 
ber  S$ule  oorjeia^nen. 

$)a  jeber  ßanton,  roie  jeber  Staat  überhaupt,  feine  eigenen  ©efefce  fat, 
fo  min  ia)  nict)t  $u  toeit  auSbolen,  fonbern  mid)  an  baS  galten,  roaS  baS 
engere  3$aterlanb,  unfer  Jpeimatfanton  3"8  in  biejer  £infid>t  Don  und  verlangt. 

Unfer  tant.  Sdjulgefefc  öom  24.  Oftober  1850,  freiließ  jefct  teilroeife 
reöibiert  bur$  ben  ÄantonSratSbefa^lufc  Dom  7.  September  1882,  lautet: 

§  1.  $ie  Srjiefjuug  unb  SJilbung  ber  3ugenb  ift  Aufgabe  ber  ßltern, 
ber  ßantonS*  unb  ©emeinbebeljörben,  in  35erbinbung  mit  ber  Hirdje. 

§  2.  $ljr  3\<i  ift,  bie  3ugenb  im  Sinn  unb  ®ei|t  ber  fatljolif($en 
&ir$e  ju  fittUaVreligiöfen  9Jtenfa)en,  foroie  guten  unb  Oerftänbigen  ^Bürgern 
fjeranjujiefyen  unb  fie  für  ibren  SebenSberuf  gehörig  vorzubereiten.  — 

§  52.  5)er  unmittelbare  93orftet)et  ber  S$ule  ift  ber  Öeljrer.  Um 
feine  ^flia)t  als  fola>r  ju  erfüllen,  fofl  er  bie  ftinber  burd>  SBort  unb  33ei- 
fpiel  $u  einem  c^riftliayn,  religiöfen,  toobjanfiänbigen  betragen  anleiten  unD 
bie  fcuffü&rung  berfelbeu  in  unb  außer  ber  Sa)ule,  namenttia)  in  ber 
Piroxe,  überwachen  2c. 

9iodj  beftimmtere  3torfcr)riften  enthalten  bie  $iSjiplinar»93erorbnungen 
ber  einzelnen  ©emeinben.  So  enthält  biejenige  ber  ©emeinbe  JBaar  oom 
6.  Februar  1884  in  ben  §§  11  bis  24  genaue  93orf<$riften  über  baS  93er* 
galten  ber  Stüter  aufeertjalb  ber  St&ule.    §  24  fagt  aisbann: 

„$a$  Setjrperfonal  roact)t  über  bie  $ofljier)ung  unb  $int)altung  biefer 
3Jorfd)riften  unb  ^ie^t  fteljlenbe  jur  flfmbung  unb  Strafe.  $er  Rebell  t)at 
bie  bejüglio^en  Seifungen  ber  2er)rerfd)aft  unb  ber  Sdmtoorfteljer  ju  bofl= 
jietjen;  befonberS  ift  er  angeroiefen,  bie  Übertretungen  ber  §§  21,  22  unb 
^3  bur<$  perföulia>S  9lacl)fer}en  auSfinbig  ju  ma<$en  unb  ben  betr.  Öeljrern 
unb  Seherinnen  anzuzeigen." 

$ie  DiSjiplinar^erorbnung  für  bie  Sdmlen  ber  (Semeinbe  Gtjam  oom 
6.  gebruar  1892  enthält  wjur  Unterftüfcung  ber  2et)rerf<$aft  in  tyrer  erjie» 


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herifd)en  ^ütigfeit,  befonberS  in  #anbhabung  ber  Disziplin  unter  brr  Schill  - 
jugenb,  Sorfchriften :  1.  Über  baS  Verhalten  ber  Sdml  jugenb  roäljrenb  unb 
unmittelbar  üor  unb  nach  ber  Sdniljeit.  2.  Über  baS  Serhalten  ber  S<$ul* 
jugenb  aufeer  ber  Schulzeit."  — 

Hilter,  aber  noch  teilroeife  in  Praft  fteheub  ift  bie  SduiIoerorbnunQ  ber 
©tobt  3U9  üom  3ohrc  1851.  3"  14  Paragraphen  merben  ben  Schülern 
s-Eorfchriften  erteilt  a.  über  baS  betragen  auf  bem  ftirchroege  unb  in  ber 
tfirche;  b.  über  baS  Setragen  auf  bem  Sd)ulhaufe  unb  c.  über  baS  öffenl* 
lid)e  Setragen.  §  14  ber  ftabt$ugerifd>en  Serorbnung  lautet:  „Sämtliche  $>erren 
Öehrer  merben  auf  bie  £)aubljabung  obiger  Mnorbnungen  genau  galten  unb 
ftetybare  ohne  9ta<hficht  ftrenge  ftrafen,  je  nach  9Jcafcgabe  beS  gafleS." 

Da  nun  ber  fiehrer  aud)  ein  Wngefteflter  beS  Staates  unb  ber  ©emeinbe 
ift,  fo  hat  er  bie  ©efefce  unb  Serorbnungen  geroiffenhaft  ju  beachten  unb 
befolgen. 

Ohne  ©ejefce  tann  bie  Schule  nicht  befielen;  beim  bie  Schule  ift  ein 
9teict)  im  kleinen.  3h^  Sortgang  unb  Seftanb,  ja  ihre  ganje  Schifahrt 
beruht  auf  ber  ©runblage  beS  ©efefceS.  Der  Schüler  muß  bei  feinem  erflen 
dritte  in  bie  Schule  fühlen,  bafe  er  auf  gefe&lia>m  Soben  fteht,  unb  bie 
§eiligteit  beS  ©efefceS  ahnen.  3roar  fteht  ba§  #inb  fchou  Dor  bem  Eintritt 
in  bie  Schule  unter  einem  (Sefe&e.  Der  elterliche  SMUe  ift  ihm  ßJefefc,  unb 
es  h«*  gelernt,  fi<h  biefem  ©efe£e  ju  untermerfen.  2öaS  in  jebem  anbern 
Salle  als  unerträgliche  Söidtur  erfcheinen  mürbe,  öerliert  biefen  ßharatter 
in  ber  Siebe  jroifchen  ßltern  unb  Äinbern.  Die  Schule  h<J*  barauf  hinj"" 
roirfen,  bajj  biefeS  fubjeftibe  ©efe$  Objefttoität  erlangt,  um  jeben  Schein  ber 
2öiflfür  $u  oermeiben  unb  burch  feine  allgemeine  (Sültigfeit  baS  sJted)t§-  unb 
Pflichtbeumfetfein  beS  ÄinbeS  }u  werfen  unb  $u  befeftigen.  Das  Schulleben 
bilbet  in  biefer  ipinficht  ben  Übergang  Dom  häuslichen  ins  Öffentliche  fieben. 
Der  2er)rer  erfcheint  bem  ftinbe  gegenüber  roeber  blofe  als  Sater,  noch  W<>B 
als  Sorgefefcter,  fonbern  als  beibeS  zugleich.  Die  Schulgefefce  tragen  baher 
auch  biefen  bobpetten  (Shcwölter.  3unt  hoben  fie  ihren  (Srunb  in  bem 
SDßiflen  beS  SehrerS.  Daher  hat  ber  Set)rer  forgfältig  51t  beachten,  baji  fein 
SMfle  nicht  als  SMflfür  ober  augenblirfliche  Saune  erfcheine,  fonbern  ber  91uS* 
bruef  mohlmoOenber  Überlegung  fei.  9cur  menn  ber  Sefjrer  fich  feinen  ftor= 
berungen  ftets  gleich  bleibt,  fich  unparteiifd)  gegen  feine  Schüler  benimmt  unb 
ihnen  Achtung  unb  bie  Überzeugung  feines  SBohlrooDenS  enoeeft,  merben  biefe 
ihm  freubig  ©ehorfam  leiflen,  felbft  bann,  mo  fein  fubjeltiüer  SM  He  bem 
ihrigen  gegenübertritt.  3"  objeftioer  ©eltung  unb  Wotroenbigfeit  bagegen 
tritt  baS  ©efetj  auf  in  ben  gefchriebenen  Schuloerorbuungen.  Diefe  bilbeu 
baher  bie  ©runblage  beS  SunbeS  jroifcf)en  2et)rer  unb  Schüler  unb  foOen  in 
bem  Schüler  baS  Semujjtfein  meden  unb  erhalten,  bajj  er  in  ein  beftimmte» 


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-  551 


gefffclicfjeS  SJer&ältniS  jum  SJaterfanb*  getreten  fei.  $>iefe  ©efelje  muffen 
bem  ©ebächtniffe  uub  &er$en  ber  ©djüler  eingeprägt  unb  mit  großer  ©orgfalt 
unb  ©erechtigteit  geljanbhabt  werben.  $er  Öeljrer,  ber  bie  ©chulgefefoe  unb 
$erorbnungen  mißachtet,  mifttennt  audj  feinen  (Srueherberuf. 

9H§  ziemlich  allgemein  bottommenbc  $Iu§gelaf[enheit  ift  betonnt,  bafe  bie 
Stüter  oft  roie  baS  loSgelaffene  Sieh  in  bie  ©chule  unb  aus  berfelben  getreu, 
lärmen,  fpringen  unb  bor  bem  ©chulhaufe  ober  in  ber  9löt)e  ber  ßir$e  ein 
(Befrei  berführen,  bafe  man  fügten  möchte,  Don  einer  milben  #orbe  über» 
faflen  511  werben .  (Siegen  fotct)e  EuSgelaffenheit  einschreiten  ift  bor  allem 
Pflicht  beS  ßeljrerS.  SBenn  berfelbe  gleich  anfangs  auf  Stühe  unb  Orbnung 
in  unb  bor  bem  Sdmlfjaufe,  auf  Straften  unb  öffentlichen  ^ßläfcen  bringt 
unb  fonfequent  auf  beren  Beachtung  hält,  fo  mirb  biefe  HuSgelaffenheit  fa>n 
weichen.  Auf  auSgelaffene  ftinber  mufe  inbeS  ber  2eb,rer  befonberS  achten, 
iljren  ^b^ätigteitdtrieb  auf  Ijöljere  unb  eblere  3wecfe  ju  richten  fuchen  unb  fie 
bcn  Söert  ber  Eingebogen  heit  unb  ©ittfamfeit  fennen  lehren. 

©egen  baS  bubenhafte  28efen,  baS  ^  auch  bisweilen  bei  Wäbchen  geltenb 
iTiodjt,  gegen  bie  freche  unb  rohe  %x\,  mit  ber  fi<h  bisweilen  tfnaben  benehmen, 
Tmb  bie  ernfteften  Elaferegeln  anjuwenben ;  namentlich  barf  nicht  gebulbet  werben, 
bafe  ftnaben  unb  TObc&en  auf  ©äffen  unb  Päfcen  gemeinföaftlich  fpielen, 
ober  gar  gemeiufd>aft(i$  baben  gehen;  fonbern  man  gewöhne  fte  an  ein 
freunblicheS,  befcheibeneS  betragen  unb  jarteS,  eljrfurchtSbofleS  benehmen. 
man  gebe  ben  ©Gütern  33üa)er  in  bie  JFnjnb,  beren  Seftüre  für  fic  ein  Seg. 
roeifer  jur  ©ittfamfeit  ift,  unb  mehre  aOe  ©Triften  entgegengefefcter  Hrt  bon 
ihnen  ab. 

3RancheS  Vorurteil  gegen  bie  ©chulpaufen  mürbe  weichen,  toenn  bie 
Überwachung  unb  Siegelung  berfelbeu  weniger  mangelhaft  märe.  2öäb,renb 
ber  ^Jaufe  fofleu  bie  ©a)ü(er  fi<h  wohl  freier  bemegen,  bo<h  (einerlei  %u$* 
fajreitungeu  fchulbig  machen  bürfen.  US  ift  fet)r  wünfd)en§roert,  baß  ber 
Sefjrer  feine  Erholung  mit  ben  ©cfyülern  teilt,  fich  freunblich  in  it)re  Unter- 
haltungen uub  ©piele  mif$t  unb  biefelben  fogar  öfters  in  3U9  bringt.  $)o<$ 
fofl  beim  ©piel  (ein  3wang  herrf<$en.  *J)er  ßehrer  b,at  babei  noch  befonberS 
ju  beachten,  bafe  ftd)  währeub  biefer  Erholungsort  (ein  ©$üter  entfernt,  unb 
barf  fich  aber  aua)  f'^P  tiic^t  ohne  91ot  entfernen;  benn  fobalb  bie  ftinber 
roiffen,  bafe  fie  nicht  Übermacht  merben,  erlauben  fie  fich  allerlei  Ungezogen- 
heiten. 

Sie  aus  ben  berfchiebenen  $i8jiplinar«3Jerorbnungen  erfichtlich,  genügt 
bie  Überwachung  unmittelbar  bor  unb  nach  ber  ©chule  nicht,  fonbern  biefelbe 
mirb  auch  wäfyrenb  ber  Übrigen  3«*  geforbert.  2öttrbe  baS  Elternhaus  feiner 
Pflicht  gehörig  nachleben,  fo  mürbe  bie  Überwachung  bon  ©eite  beS  CehrerS 
eine  leiste  fein.  $a  boS  tägliche  Seben  unb  treiben  ber  ©a)üler  uns  leibet 


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-    552  — 

baS  ©egentetl  betonst,  ift  eS  für  ben  2eb,rer  etitf  Pflicht,  außerhalb  bfr 
Sdjule  auf  bie  ©chüler  ritt  machfameS  Auge  ju  ^aben  uub  alle  AuSfchreit« 
ungen  bfrfelben  ftrenge  311  afjnben  unb  ju  [trafen.  (5r  fofl  babei  bie  Plagen 
Oon  5J<itfchülern  ober  anberer  ßeute  mit  $or  ficht  aufnehmen  unb  genau  prüfen, 
©elbft  ber  gemiffenhaftefte  äeb,rer  wirb  oerfchiebenartigen  £)inberniffen  be* 
gegnen.  (5r  barf  fid)  jebodj  nie  baoor  jurücf ictjrccfen  (äffen,  fonbern  fofl  un* 
Derbroffen  unb  ftrenge  auf  bie  ^Beachtung  ber  ©chuloorfdjirifteu  bringen. 

65  giebt  leiber  immer  noch  Familien,  bie  fia)  um  eine  gute  (Sc^ief>ung 
it)rer  ftinber  nicht  nur  nichts  fümmern,  fonbern  bie  gefefclidjeu  SJorfdjriften 
mißachten  unb  bie  Äinber  unterftüt>en,  gegen  biefelben  ju  (janbeln.  SS  mag 
aua)  oorfommen,  bafe  Äinber*  baS  Eigentum  beS  9iächfien  nur  auf  ©eheifc 
ttjrer  Angehörigen  behäbigen,  ober  baß  Altern  in  eitler  3$erblenbung  Pinbern 
etwas  geflatten,  baS  ihnen  Oon  ber  ©dmle  aus  oerboten  ift. 

©oll  ber  Celjrer  folche  fehler  gleich  beftrafen,  wie  folche,  bie  aus  eigenem 
Seichtfinn  ober  au«  eigener  SoSljeit  hervorgetreten  finb?  Wein!  AuSfchreit- 
ungen  ber  ©chüler,  bie  auf  Seranlaffen  ober  mit  Unterftüfcung  oon  eitern 
unb  Srwachfenen  oorfommen,  werben  am  richtigem  oon  ben  Öehörben  felbft 
geflraft. 

©obalb  nämlich  ein  ©chüler  auf  ®eh«fe  ober  mit  getoijfer  föut^etBung 
ber  Altern  etwas  tfjun  fann,  baS  ihm  fonft  unterfagt  ift,  fo  erfcheint  ihm 
bafi  «erbot  als  aufeer  ffraft  beftehenb.  Söirb  ein  fola>r  fehlbarer  ©#ler 
Oom  Sehrer  nun  beftraft,  fo  toirb  er  balb  bie  Siebe  unb  Achtung  $um 
fiehrer  unb  beffen  Söohlmoflen  üerlieren,  weil  er  fid)  ber  ©röjje  feiner  ©chulb 
nicht  recht  bemüht  ift  unb  oon  rohen  5Wenfa)en  noch  gegen  benfelben  aufge« 
ftachelt  toirb.  Die  SSeljörbe,  oon  ber  bie  DiSjiplinaroorfchriften  ausgegeben 
finb,  ^at  nid)t  nur  für  ftritte  ^Beobachtung  berfelben  ju  forgeu,  fonbern  ben 
ßehrer  bei  Ausübung  feiner  ferneren  Pflicht  fräftig  ju  unterftüfcen.  5öefonberS 
fofl  fie  ftrenge  gegen  pflichtoergeffenc  eitern  üorgeben,  um  benfelben  ju  geigen, 
bajj  fie  ficb,  bem  gewichtigen  „Du  foflji"  beS  (Sefe^eS  nicht  wiberfejjen  bürfen. 
Ohne  Tcachftcht  foflten  auch  alle  jene  beftraft  werben,  welche  bie  3ugenb  burch 
Söort,  Schrift  ober  Zfyai  oerleiten  unb  oerführen.  Daburd)  würbe  manchem 
Übelftanbe  abgeholfen  werben. 

Die  Autorität  beS  ßehrerS  würbe  babei  nur  gewinnen  unb  bie  ©djüler 
würben  baburch  au  ©ehorfam  gewöhnt  werben. 

Die  ©ewöljnung  hat  auf  baS  Seben  einen  fehr  grofeen  SinfluB,  we^balb 
bie  frühzeitige  gute  ©emötmung  ber  Pinber  fo  wichtig  ift.  5öie  junge  Däumchen 
fich  leichter  Riehen  (äffen  als  alte,  fo  müffen  auch  bie  ftinber  frühe  an  <&e* 
horfam  gewöhnt  werben.  3eber  2.ag  Auffchub  ift  SJerluft  unb  erfchwert  bie 
Sr^tehung.  Denn  wenn  ber  Srjieher  feiert,  fo  ift  bie  Watur  boch  raftloS 
tbätig.   2öaS  ber  5ßater  ober  &hrer  bem  flinbe  nicht  giebt,  baS  giebt  ihm 


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-    553  - 


bie  Watur,  aber  auf  if>te  SBeife.  5ötrb  ba§  flinb  ni^t  gemöfmt,  fo  wirb 
e$  um  fo  flcmiffer  oerwöfmt.  Sa>u  sßlutar(b  fagt:  „«Die  Sugenb  ift  eine 
lange  ©ewor)nbeit.M  2öenn  biefeS  öon  ben  (5rwa#fenen  gilt,  fo  mufs  e3 
beftomebr  Don  ben  flinbern  gelten.  $)ie  ©emöbnung  jum  ©uten  beginnt 
manchmal  mit  ber  (SntmÖljnung  Dom  ^rr^fer^aften  uub  SJöfen.  6a>n  beim 
Mehlfien  Sdniler  jeigt  fid)  gar  oft  f$on  ber  ßigenfinn,  ju  bem  fia)  balb  ber 
Ungeborfain,  bie  9tof#baftigfeit,  bie  2üge,  bie  5*erfteu*ung  unb  bie  Unfdjam* 
baftigfeit  gefeflen.  9lur  ba«  ftete  «efämpfen  beS  53öfen  uub  bie  DöHige  %b> 
netgung  gegen  baSfelbe  laffen  naturgemäß  ba3  entgegeugefe&te  ©ute  in  ben 
SJorbergrunb  treten. 

©o  mistig  e§  buljer  ift,  bafe  ber  Cebrer  ftrenge  auf  pttnftlidje  Befolgung 
aller  DiSjiplinarüorfa^riften  bringt  unb  allen  Überfd)reitungeu  berfelben  fogleid) 
entgegentritt,  fo  mistig  ift  eS  aud),  baR  er  felbft  ni$t  Wnlafe  bietet,  bie 
93orfd)riften  311  übergeben. 

3u  häufige  Sd)u(au§flüge  mit  2öirt§b<Ni8befud)  finb  fa)on  oft  Urfact)e 
nachteiliger  folgen  geworben,  ©eniigfamfeit,  ©parfamfeit  unb  Wüdfternbeit 
nxrben  babura^  ben  ©a)ülern  nia)t  angewöhnt. 

2Benn  aber  erft  mufifalifdje,  beflamatorifd)e  unb  gmnnaftifa^e  Übungen 
ober  Aufführungen  ber  ftinber  auf  fpäte  $lbeub(tunben  oerlegt  werben,  wäfyrenb 
eö  ben  Äinbern  uia^t  geftattet  ift,  ofjne  in  Begleitung  ober  im  Auftrage  ifjrer 
Altern  naa)  bem  2äuten  ber  Betglotfe  ba§  £au8  ju  oerlaffen,  uub  wenn 
biefe  gegebenen  3$orfd)riften  obne  BebürfuiS  felbft  (eidfterbingS  übergangen 
werben,  fo  mu&  man  fi$  nid)t  muubern,  wenn  fie  au$  Don  ben  ©dualem 
balb  ni$t  mefyr  beamtet  werben.  $)ie  'MuSgelaffenfyeit  unb  ©$amf)aftigleit 
Dieler  Stiller  ^at  bei  berartigen  ftnläffen  Surjel  gefafet. 

5BiQ  man  bie  Sattler  $um  ©uten  gewönnen,  barf  man  ibjien  niemals 
Slnlafe  jum  Böfen  geben.  $er  Celjrer  ^at  beSbalb  forgfältig  barauf  $u 
aalten,  bajj  er  ja  nid>t  felbft  Beranlaffung  jur  Wifeaa^tung  ber  gefe|licr)en 
ißerorbnungen  giebt. 

6$  wirb  bura)  bie  gefejjlia>n  Berorbnungen  00m  ©$üler  nidu"  mein* 
als  nötig  oerlangt  ;  ba§  Verlangte  barf  baber  nidn"  jurttefgenommen.  ba« 
Brcmeigerte  aua)  nie  jurüdgegeben  werben.  28ol}l  mag  e§  Eingeben,  ba  uub 
bort  einen  Keinen  ftebjer  $u  überfein;  allein  biefe  Wacfjficbt  foO  nur  au§-- 
nat)m3meife  ftattfinbeu  unb  fid)  nie  auf  2Öefenttia>*  auSbebnen.  %u\  ber 
Beobadjtung  beS  ledern  muß  ber  Cct)rer  mit  unbeugsamer  fteftigfeit  befteben. 
$)iefe  ßonfequen j  wirb  auf  ben  ßtjarafter  ber  Stüter  übergeben ;  fie  werben 
julefrt  oon  nia)t§  anberein  wiffen  als  oon  Orbnung  uub  pgfamfeit,  unb 
biefen  wobltbätigen  ©eift  mit  in  baS  Ceben  b»wu3nei)men. 

„Die  Äonfequenj,"  fa^reibt  Dr.  2.  Kellner  in  feinen  Aphorismen,  „im* 
pouifrt  ald  MuSflufe  eines  entfa)iebeneu  ßljaratterS  jungen  uub  Gilten;  fie 


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untemrirft  felbft  ba§  £ier  unb  ma$t  e8  bcn  mffif(f)(irf)fn  3^^"  bienftbar." 
Die  ßoufequenj  uerlangt  aber  Dom  Sekret  rege  i^ätigfeit  unb  Hflgegenroart 
beö  91uge3  unb  Ohreä. 

Die  ©emeiube  ober  ber  Staat,  welrfje  bem  ßehrer  bie  $3eaufft$tigung 
ber  Sd)üler  übertragen,  jofl  ben  Öebjrer  aber  fo  bejolben,  bafe  eS  t^in  möglich 
wirb,  auch  außerhalb  ber  Schule  loa^r^aft  erjieherifch  ju  roirfen.  Cebjer. 
bie  mit  oerfcbiebcnen  Webenbejchäftigungen  ihre  ÖebenÄfteflung  berbeffern  muffen, 
tönnen  begreiflicheiroeife  ihrer  Pflicht  in  biefer  Söejiefjung  nie  üoflftänbig  naa> 
fommen,  toeil  fie  bura)  allerlei  9?ü(ffia)ten  gebunben  ftnb. 

flu«  bem  bi$h«  ©efagten  ergiebt  ffdr>  nun,  bafe  bie  Stüter  ben  SUfyxcx 
türmten  follen  als  ihren  Storgei'e&ttn  unb  9tid)ter,  aber  in  jener  gurcht.  mit 
meiner  bie  Siebe  berbunben  tft.  (Scblujj  folgt.) 


Xrfadfrn  irr  junebmenbrn  ^uegtlalTrnlirtt  ber  ber  jSdjulf 
cntUITfnrn  ^ugrnb  unb  bir  JUtttet  bagrgnt. 

(3.  ©eh.,  ßebrer  in  9t.) 
(©djlufe.) 

Sine  meitere  Urfac^c  ber  junehmenben  ?lu5ge(affeuheit  ber  Qlugenb  ift 
3.  mangelhafte  2öachfamleit  unb  Leitung  in  bem  Hlter,  mo  fte  ber 
Schule  eutlaffen  roerbeu. 

Die  Altern  foflen  namentlich  in  biefen  3ab,ren  bie  ftinber  überwachen. 
Sie  foflen  bie  irrten  brobtnben  ©efabren  erforfchen,  bie  ßinber  babor  lieb« 
reich  warnen,  mit  ©ruft  barin  jured/troeifen  unb  mit  Strenge  babon  jurtid« 
halten.  9lun  gibt  e$  aber  jo  Diele  eitern,  roetcfye  jagen:  „Die  Äinber  baben 
nun  ihren  3Jerftanb,  fie  mifjen,  maß  fie  &u  ttjuu  ^aben."  SRit  biefem  Xrofl 
fuc^cn  fie  ftd)  ju  beruhigen,  wenn  fie  bie  ftinber  fi<h  lf'öP  überlaffen.  Sei  ben 
uubernünftigeu  ©efchöpfen  )'eb.en  bie  Gilten  nicht  mehr  nach  ben  jungen,  fo* 
balb  fte  fi$  gelber  Wahrung  fueb/n  tönnen,  unb  bie  jungen  fragen  nichts 
mehr  nad)  ben  Alten,  fonbern  fie  gef>en  i^re  eigenen  3Bege.  Den  Altern  aber 
läjjt  @ott  bie  au$  ber  Schule  entlaffenen  ffinber  noch  jur  ftürjorge  unb  macht 
eS  ben  ßinbern  jur  ^fiid^i,  aud)  fernerhin  ben  Befehlen  ber  Altern  ju  ge« 
horchen,  it>re  SBarnungen  ju  hören,  it>re  3urea)tmeifungen  anzunehmen.  Die« 
gemijj  barum,  weil  bie  Äinber  noch  immer  ber  Belehrung,  Aufftcht  unb  ßeitung 
bou  Seite  ber  eitern  bebtirfen.  —  SWan  toifl  fich  ferner  bei  mangelhafter 
Auffid)t  über  bie  3ugenb  mit  bem  Borroanb  fchüfcen:  „3Bir  eitern  tönnen 
iiic^t  immer  bei  ben  ßinbern  fein  unb  fie  beauffta^tigen."  Da«  ift  jroar 
roafn-;  bod>  ift  eS  ein  Sdmfc  für  bie  Sittlichfeit  ber  3"fl<"b,  nxnu  mau  mein, 
bafe  bie  eitern  ihre  «uffia)t  führen  übet  ihren  Aufenthalt,  ihren  Umgang 


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imb  iljre  ©efpräcfce.  Wber  gerabe  ba  gibt  eS  Diele  eitern,  welche  ben  Äitibern 
ju  Diel  burcb,  bic  ftinger  fe^eu. 

Vor  allem  follen  bie  eitern  Sorge  tragfit,  bot  fia)  bie  ßinber  bon 
fd)lec$ten  @efeQfa)aften  fern  Ratten,  $aju  malmen  un$  bie  Sprichwörter: 
„5Ber  $ec$  anrüfjrt,  bejubelt  fie$",  unb  „fd)le4)te  ©efeflfdjaften  oerberben  gute 
Sitten."  Viele  eitern  laffen  Dura)  ben  Gonget  an  2öa#famfeit  über  ben 
Umgang  ibrer  ftiuber,  unb  weil  [\t  nid)t  gleid)  anfangs  mit  6rnft  unb  Strenge 
fdfledjte  ©efeQ)c$aften  Derbieten,  iljre  Äinber  berberben.  $a§  Oel  l)ält  man 
ferne  Dom  $euer,  brennbare  Stoffe  bewab. rt  man  bor  entjünbung,  man  ein* 
pfieljlt  Vorfielt  im  Umgänge  mit  fteuer  unb  Sicht,  bamit  £>ab  unb  ©ut  nid)t 
ein  Kaub  ber  flamme  werbe.  Wber  titelt  mit  gleicher  ängftlid)er  Sorgfalt 
eutjieljen  bie  Altern  ib,re  Äinber  fd)led)ten  ©efeOfchaften.  Unb  bod)  fjanbelt 
e$  fid)  um  bie  Seeleu  ber  eigenen  jtfnber  unb  um  eine  große  Verantwortung 
ber  Altern. 

Unter  bie  ©elegentjeiten.  wo  Jünglinge  leidet  unter  fd)lea)te  Äamerabeu 
geraten  unb  Don  biefen  berborben  werben,  ift  befonbetS  ber  frühe  2öirtöb,au5* 
befua)  ju  jählen.  ©emifc  ift  auch  ber  Jugenb  eine  ^reube  in  ehren  unb 
ohne  Sünbengefafjr  ju  gönnen;  barum  fofl  man  nict)t  etwa  bie  Jugenb  ju 
trübfinuigeu  2öefen  abrieten,  bie§  märe  unüernünftig,  una)rift(id)  unb  ^üb- 
lich, ^er  frür)e  2Birt£l)au$bejud)  aber  bleibt  für  bie  Jugenb  eine  grojje,  fitt' 
lid)e  ©efafjr.  Dort  gewöhnen  fid)  °'f  jungen  Seute  meift  au  fdjlechte  9t eben, 
jweibeutige  Späffe,  toerben  fpiel*  unb  gewinufüchtig,  öiefleia^t  noch  biebijch 
unb  betrügerifeh ;  ©otteSbienft  unb  ©ebet,  $leiü  unb  Sreue  jur  Arbeit  Der* 
leiben  ihnen,  unb  5Rüffiggang  ift  aQer  Safter  Anfang.  Vor  bem  18.  Jahre  follte 
(ein  Jüngling  ein  3ÖirtS^au5  betreten  bürfen.  Denjenigen  unter  9luffid)t  ber  eitern 
ober  Vorgelebten  aufgenommen.  $05  Littel  jum  frühen  2ÖirtöbauSbefua)  er- 
langen aber  bie  jungen  ßeute  barin,  bafe  fie  ju  frühe  ©elb  jur  freien  Venufcung 
erhalten.  Ju  Stäbteu,  befonberS  bei  9lrbeiterSfamilien  finbet  man  e4  nicht 
feiten,  bafe  ftinber,  fo  oft  fie  Derbienen  halfen,  am  Sonntag  ihre  eigenen 
SBafcen  im  Sad  hoben  wollen,  ja  eS  gefdu'eht  fogar  feijr  oft,  baß  ßinber  mit 
ben  eitern  einen  Vertrag  abfchliefeen,  wonach  bie  eitern  Don  bem  oerbienten 
(Selb  ein  VeftimmteS  unter  bem  Sitel  „ßoftgelb"  erhalten,  baS  Übrige  aber 
folgen  flinbern  jur  beliebigen  Vermeidung  bleibt.  Unter  folgen  Umftänben 
t)ört  balb  alle  3ua)t  auf,  bie  Äinber  werben  #erren  im  $aufe,  bie  eitern 
werben  fflabenmäfeig  beb/mbelt. 

Da  aber  ber  $rieb  nach  ©efefligfeit  unb  Vergnügen  in  biefem  Hilter 
befonberS  mächtig  unb,  weil  Don  ©ott  ftammeub,  auch  berechtigt  ift  in  ben 
©renken  beS  HuftanbeS  unb  ber  Sittliebfeit,  fo  tfmn  bie  eitern  gut,  Den 
gleidjalterigen  Jünglingen  unb  Jungfrauen  aufeer  ben  religiöfen  häuslichen 
unb  92aturfreuben  bisweilen  im  eigenen  $)aufe  mit  paffenben  ^reunben  unb 


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greunbinnen  ritt  geeignetes  3?ergnügen  ju  bereiten  unb  felbft  boron  Anteil  ju 
nehmen.  2öo  fia)  Jünglings»  unb  3ungfrauenDereine,  v£ruberfdjaften  befinben. 
[ollen  fie  f»<&  tynen  anf4)lie&en;  oud)  Tätern  unb  füttern  märe  ber  Vnf$(iife  an 
gute  Vereine  ju  empfehlen.  6ine  ber  oerberblia)ften  ®efeflfa)aften  für  junge  2eute 
finb  f<$led>te  öü^er,  roeil  man  fie  länger  bei  fid>  behalten,  ungeftörter  unb 
aufmerffamer  mit  irjuen  oerfefjren,  fie  leichter  Derfjeimlia>n  fann,  als  lebeubige 
fd)limme  ßameraben.  ftun  gibt  eS  aber  $ucf>l)anblungen,  roe!a)e  $aufenbe 
Don  fitten«  unb  glaubenSlojeit  öiidjern  in  bie  Söelt  IjiiiauSfenben,  unb  ba  iß 
es  gerabe  bie  3ugenb,  toet^e  mit  ©ier  nad)  biefen  53üa)ern  »erlangt.  Sefen 
fofl  bie  3ugenb;  aber  fte  bebarf  beim  Sefen  eines  früfjrerS,  ber  if>r  ben  28eg 
»eist,  bamit  fie  nidfct  irre  gel)t.  $iefe  pljrer  foüen  roieberum  bie  Sltern, 
Seelforger  unb  Seljrer  fein.  iRomaue,  fogenaunte  2iebeSgefa)ia)ten  jotten  bie 
jungen  Seute  nic^t  lefen;  beim  biefe  rauben  bie  3«t;  unter  bem  $)edmantel 
eines  frönen  Stils  wirb  bie  Unfdnilb  geraubt,  bie  Religion  angefeinbet,  ba4 
Cafter  in  Sa)ufc  genommen  unb  bie  $ugenb  Derljöljnt.  Söir  Ijaben  Diele 
fatf)olifd>e  Sdjriftftefler,  bie  fortroäljrenb  feljr  anjiefjenbe  unb  leljrreidje  (Sr= 
jätyungen  liefern.  $)a  mÖü)te  id)  auf  bie  ^BereinSbibliotfjefen  aufmerffam 
machen  unb  fie  jur  fleißigen  33enu$ung  beftenS  empfohlen  fyaben.  9lucf>  bie 
%nnalen,  baS  fatf)o(i|d)e  SonntagSblait  unb  anbere  fatfyolij'dje  3(ilf4riftfn 
mürben  gemünfa)ten  Stoff  lirfern,  menu  man  biefelben  nur  etroaS  genauer 
bura^geljen  mürbe.  $)a  in  Dielen  Familien  eine  3fi^UItfl  galten  wirb,  foflen 
bie  Altern  Darauf  fetjeu,  bafj  eS  (eine  fo($e  ift,  bie  jum  größten  3xil  Don 
ungläubigen  2Renfa)en  gefc^rirbeti  mirb  unb  bie  flird/e  imb  i&re  @inri$tungen 
fa)mäf>t.  (58  ift  eine  3orf)eit,  fid>  für  gutes  ©elb  täglich  Dergiftete  @>eifte£* 
naljrung  in'S  £>auS  tragen  ju  (äffen,  bie  baS  religiöfe  unb  fittlidie  Seben 
ber  Altern  unb  Äinber  ju  Dernidjten  Dermag.  2Wan  Ijalte  gute,  fatfjolifa> 
3eitungen,  an  benen  ®ott  2ob  (ein  Langel  ift. 

3BaS  ferner  ben  Umgang  mit  ^ßerfonen  beS  anbern  ©efa^lea^tS  betrifft, 
fo  ift  berfelbe  mit  aller  3$orficr)t  &u  befa^ränfeu,  unb  menn  er  ftattfinbet,  ju 
übermalen.  (Sublid)  fei  nod>  mit  folgenben  Söorten  an  baS  Sanjoergnügen 
erinnert:  „9luf  bem  $au$boben  erbleid)t  bie  Unfdmlb,  auf  bem  ^>eimmeQ« 
erlöfcrjt  fie."  ffiuber,  bie  erft  einige  Safjre  ber  Sdmle  entlaffen  finb,  foQen 
gar  nid)t,  [\tyt  nidjt  Dor  Dem  18.  3al)re  bort  jugelaffen  roerben. 

So  follen  beim  bie  Altern  befonberS  in  biefer  gefäl)rlia>n  3ugenbjeit 
forgfam  über  bie  Äinber  roaa>n  unb  fie  meife  leiten! 

ßnblid)  4.  finb  ein  (Srunb  ber  junelnnenben  WuSgelaffentjeit  ber  aus  ber 
S^ule  entlaffeuen  3ugenb  gemiffe  bebentlia)e  53efd)äftiguugen  unb  Sebent 
fteflungen  fola)er  ffinber. 

$ie  ßinber  (önnen  ni$t  immer  alle  unter  unmittelbarer  Auffiel  Kr 
Altern  Derbleiben,  bis  fie  fia)  felbft  Derforgen  tönnen,  fonbern  ber  9latur  ber 


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mfnfd&lidjen  SSerhättniffe  entfprechenb  müffen  manche  ba«  elterliche  $auS  rinr 
3eit  long  bfriaffrtt  unb  unter  frembeu  Ceuten  fich  aufholten.  Der  Änabe 
muH  DirlerortS  in  eine  Stobt  untergebracht  merben,  um  ba  ein  £anbroerf  ju 
lernen,  naih  einigen  Sohren  gar  in  bie  ftrembe  manbern,  um  fi$  ju  DerooH« 
fommurn,  ober  er  arbeitet  bei  ärmlichen  33erhältniffen  in  einer  ^fabrif.  —  Die 
3)?äbd)en  finb  Dietfacf)  etmaS  befjer  baran,  fie  tönnen  oft  noch  fange  bei  ben  (Altern 
bleiben.  Mber  auch  fte  müffen  Dielfach  in  ben  Dienfi  treten.  3mmer  aber  ift  bie 
Trennung  fchmerjlieh  für  Altern  unb  Äinber  unb  bon  entfa)e ibenber  SJebeutuug  für 
baS  fittliaV  3öohl  ber  inber.  2üohlmeinenbe  Altern  trauern  bei  biefer  ©elegeuheit 
bor^üglidj  barum,  roeil  fie  an  bie  großen  Seclengefaljren  benfen,  welche  bie  un- 
erfahrene 3ugenb  jefyt  bebrohen.  SWäehtig  ift  ber  Strubel,  ber  fit  im  Sehen  um- 
braust,  ber  Sturm,  ber  gegen  fie  herantobt,  eutfefclich  ber  ftbgruub,  an  beffen 
äufterften  Kaub  fie  getrieben  werben.  Die  93erhältniffe  fi»b  in  unferer  3eit  berart, 
bafe  oiele  jugenbliche  Seelen  Schiffbruch  leiben  an  ihrem  Glauben,  bajj  bie  3ugenb 
unb  baS  ©efühl  bafür  ihnen  entriffen  toirb  unb  ofle  böfen  Seibenfehaften  aufge» 
[lächelt  unb  genährt  merben,  bau  Be  Zuleitung  erhalten,  baS  511  beraten  unb 
311  hoffen,  maS  fie  in  ihrer  ftinbfjeit  im  $>aufe  ber  Altern,  in  flirre  unb 
Schule  jii  lieben  unb  31t  üben  angemiefen  mürben;  ja  eS  begegnet  ihnen,  bafe 
fie  #ohn  unb  Spott,  felbft  WiBhonblungen  311  erbulben  hoben,  menn  fte  nicht 
fchueO  genug  jebe  fittliche  ©efinnung  unb  bie  lefcte  Spur  beS  HbfcheueS  bor 
bem  Unglauben  unb  bem  Safter  ablegen.  3n  Stäbten  (anu  man  bie  2öahr» 
heit  obiger  Söorte  beobachten.  ßS  lommen  oft  junge  Seute  bahin,  meiere 
anfangs  an  ben  religiöfen  Übungen  innigen  Anteil  nehmen  unb  ihre  6hriften= 
Pflicht  nach  Wöglichfeit  erfüllen,  begegnet  man  aber  nach  einiger  3eit  mieber 
ben  nämlichen  3üngliugen,  fo  tarnt  man  feljen,  mela)e  gemaltige  SBeräuberung 
mit  ihnen  borgegangrn  ift.  Schlechte  flameraben,  Vereine  unb  bie  bamit 
Derbunbenen  fteflliehfeiteu  hoben  eS  mit  ihnen  fo  meit  gebracht,  bafc  fie  fich 
benehmen,  als  glaubten  fie  an  feinen  ©ott.  S3on  ßirchenbefuch  unb  nur 
einigermaßen  chriftlichem  Sebett  ift  feine  Spur.  2öie  manche  Altern  giebt  eS 
nun,  bie  ihren  Sohn  rein  in  bie  2ßelt  hinauSfanbten  unb  ihn  bieOeicht  au 
ßeib  unb  Seele  gebrochen  mieberfinben  müffen!  2öie  mancher  Äummer  ift 
barum  fcr)on  manchem  alten  Wütterlein  gemacht  morben,  unb  fönnten  bie 
SBänbe  reben,  fie  mürben  uuS  fagen,  mie  biele  Xfjränen  fchon  um  ben  un* 
glürflichen  Sohn  ober  bie  %oÖ)itx  gemeint  mürben. 

3n  heibnifchen  3eiten  mar  ber  Währ*  unb  ©emerbeftanb  beratet;  unter 
bem  ßinfluffe  beS  ßtniftentumS  erhob  er  fich  balb  ju  einer  folgen  $>öt)e  unb 
Dichtung,  baß  er  bie  ßraft,  baS  Warf  ber  chrifilirhen  Staaten  gemorben  ift, 
fo  bafj  bie  SBlüte  unb  93ebeutung  einzelner  Völler  unb  Sänber  roefentlid)  Don 
ber  (Sntroictluug  beS  9cäljr=  unb  ©emerbeftanbeS  bebingt  mürben.  Dafür  aber 
mar  biefer  Stanb  früher  bem  ßhrifientum  baufbar  burch  bie  treuefte  Pflege 


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-    558  - 


ber  töetigion,  bur#  freubige  Seilnaljme  an  ben  iir$lid)en  tieften,  bur<^  rine 
äd)t  djrijHidje  ©efinnung  im  lljun  unb  Waffen,  burdj  ftrenge  2Bad>famfrit 
unb  roürbigeS  (Sinroirfen  bura)  biefelben.  Weiter,  ©rfeilen  unb  Cefjrltnge 
bilbeten  eine  ftamilie  unb  bie  einzelnen  $>anbroerferfamilien  (jatteu  rinnt 
innigen  93erbanb  uutereinanber. 

fteute  fällt  e§  bfn  Altern  roirflid)  ferner,  eine  Serfftätte  311  ftnben, 
roorin  ber  (Glaube,  bie  Unfdnilb  unb  lugenb  ifyrer  &iuber  ungefiiljrbct  bfeibVn. 
@3  gibt  ltiber  manage  $utubroerfer,  bie  glauben,  burd)  c^ttft(idr)r  ©efinnung 
unb  £ei(nntmif  an  fird)lid)en  Hefter,  fid)  in  ifyrem  Staube  fyerabjufetieu,  bie 
fid)  aber  um  fo  eifriger  beteiligen,  roenu  etroaS  fteinbfeligeS  gegen  bie  Äirdjo 
unb  iljre  Diener  beraten  unb  unternommen  roirb. 

v)if)ulid)  öerfjält  e§  fid)  mit  ben  Dieuftboten.  3m  £eibentum  mar  biefer 
©taub  bi»  jur  Sflaoerei  emiebrigt  unb  er  erljob  |"id)  immer  mef)r  in  feiner 
Wd)tung,  je  mef)r  ba$  (S&rifteutum  feinen  (Sinfluft  auf  iljn  ausübte.  Der 
Tienftbote  ift  frei  gemalt,  ein  ©lieb  ber  d)riftli($en  ftainilie  geroorben,  beffen 
leiblich  unb  gei|llia>3  2Öot)t  ber  £errfd)aft  ebniforoobj  am  £>er$en  liefen 
mttfl,  roie  ba§  irrige  unb  ba«  Uöot)l  ifjrer  Äittber.  Die  $)errfd>aft  barf  ben 
Dienftboten  ni$t  nur  (eine  fittlia>u  ©efatjren  bereiten,  fonbern  mufe  Tie  aud) 
burdj  2Bad)jamfeit,  Srmar/nung  unb  gutes  öeifpiet  bagegen  fdnifcen  unb  Tie 
}itr  9lu§ttbung  ber  Sugenb  unb  ju  2Derfen  ber  ftrömmigfeit  unl)  c^riftf ic^rti 
^flic&tcrfiiaung  anhalten.  5öie  fdjön  unb  f)eitfam  märe  ein  folays  $er* 
tjältniS!  9lber  roie  ganj  anberS  fielet  eS  jetit  aus!  3efct  roerben  leiber  fo 
Diele  Dienftboten  in  iffrem  Berufe  um  ben  ©tauben,  um  Unt'cf)ii(b  unb  lugenb 
gebracht,  unb  bieS  gefd)iet)t  häufig  burdj  bie  Sdmlb  ber  £>errfa*)aften.  %in 
treten  ßinber  oljne  ©d)n$  in  fold)e  33erfjältniffe  ein,  Neigungen,  bie  bis  jefct 
gefd)(ummert,  merben  rege,  eS  ermaßen  2eibenfd)aften,  bie  fie  bis  je$t  nidn1 
gefannt;  fd)on  bieS  madjt  eine  roacfyfame  ^ii^rung  notroenbig. 

kommen  mir  auf  bie  ßetyrlinge  unb  begleiten  mir  einen  foldjeu  an  fein 
©efa^äft.  Söir  betreten  mit  ifyn  einen  engen  JRaum,  Sßerfjtätte  genannt. 
$>ier  muH  er  ben  größten  $eil  beS  $ngeS  jubringen.  Weben  ifnn  fiub  noa^ 
©efeflen,  bie  m$t  feiten  in  unfittüaVn  Ciebern  unb  fdjamlofen  SReoeu  unb 
6r$äf)Iungeu,  in  entfejjlidjen  ©otteSläfteruugen  ben  99eroeiS  itjrrr  SRüubigfeit 
fua^en.  (£r  mufe  mit  9flenfd)en  leben,  bie  bebad)t  finb,  bie  Seljrjuugen  burd) 
SBort  unb  SBeifpiel  anjuroeifen,  mir  fie  alle«  ^eilige  mit  pßen  twtrn  foflen, 
roie  fie  jebe  Wartung  bor  göttlichen  unb  menfd)lid)en  ©efefcen,  jebe  Übung  ber 
Religion,  jebe  Sa>u  Dor  ber  6üube,  jebe  Siebe  jur  Sugenb  ablegen  foQen. 
—  Dnfe  biefe  fittlic^en  ©efa^ren  öiefleid)t  nod)  in  Diel  öderem  ©rabe  aud) 
für  bie  3ug*nb  bei  ben  ^abrifarbeiteru  borljanben  fmb,  fann  ber  Erfahrung 
gemäß  (aum  beftritten  roerben. 


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-  559 


©uter  Stat  unb  erfolgreiche  Zf)a\  jum  Seffern  mögen  fjier  toohl  ferner 
erlernen.  $och  auch  ^ier  fann  mit  (Botted  ©nabe  unb  toohltbätigen  Ein- 
richtungen ber  ftirdp  geholfen  roerben.  31,erP  müffen  Eltern,  ©eelforger, 
SWcifter  unb  £)errf ct)aften  bie  ftreuge  Pflicht  unb  bie  fernere  Serantroortung 
beffer  erfeuneit  unb  beachten  lernen,  fich  biefes  $eile§  ber  3ugenb  in  ben  be* 
treffenben  fiebensDerbältniffen  befonberS  Uebeooü  annehmen. 

9U5  ber  junge  Dobias  ba§  elterliche  $au$  Oerlieft,  um  eine  gefährliche 
Steife  anzutreten,  fuchte  unb  fanb  ber  Sater  für  benfelben  einen  juDerläffigen 
Segleiter.  *J)a$  beherzige  auch  bie  ^ngcnb,  bie  baS  Elternhaus  Oerfaffen  unb 
in  bie  SBelt  hinauStoanbern  muft.  ©Ott  unb  feine  ©nabe  mähte  fie  fich  als 
Segleiter! 

ftnaben,  bie  oiefleicht  in  ber  ©tabt  als  Sebrlinge  eintreten,  foflen  eS 
nicht  unterlaffen,  ftch  ben  in  faft  allen  größeren  Stäbten  befiehenoeii  3üng* 
lingSDereiuen  anjufchlieften.  $ie$  if!  einSerein,  in  meinem  ftch  bie  3üuglinge 
ber  Butter  ©otteS  toeihen.  Er  h«it  nicht  nur  ben  3,Dfd/  °if  Jünglinge  oor 
bem  Serberben  $u  bewahren,  inbem  er  aOe  Wiitglieber  jti  einein  religiös* 
fittlicheu  ßebenSroanbel  anhält,  fonbern  er  toiQ  auch  ourct)  Unterricht  unb  Se* 
lehruug  baS  SMffen  ber  Witglieber  DerDoflfomiuuen.  daneben  finbet  auch 
burch  $h«»to*9lufführungen,  Spaziergänge  u.  f.  id.  (aber  immer  unter  Nuf- 
ftcht  beS  ^räftbenten,  ber  ein  fatbolifcher  ^riefter  fein  mufe)  ©efelligfeit  unt> 
Sergnügen  gebührenben  ^la$.  Später  wirb  es  folaVn  Süngliugen  eine  greube 
fein,  SMitglieber  be8  ©efellenDereittS  ju  werben,  ber  ihnen  üon  eitern  unb 
Weifterfchaften  nicht  genug  empfohlen  werben  fann.  tiefer,  auch  faf*  in  allen 
gröfcern  ©täbten  uub  Dörfern  bejtehenbe  unb  oon  bem  tierbienftöoflen  tfolping 
gegrünbete  Serein,  gemährt  nicht  nur  ben  Sorteil  eines  fortgefefcten  Unter' 
richte«,  angenehme,  unfchulbige  Unterhaltung,  merlthätigen  Seiftaub  bei  ßranf* 
heit,  fonbern  bie  SWitglieber  befommen  auch,  »wenn  fie  meiter  toaubern,  als 
befiett  3<i)r!>ftnnig  eine  Empfehlung  mit  an  ben  Serein  bes  fünftigen  Huf* 
euthaltSorteS.  2öa8  fann  gefährlicher  fein,  als  meuu  man  als  ©efefle  roäbrenb 
ber  Söanberfchaft  in  eine  ©tabt  fommt,  roo  mau  fremb  unb  fich  felbft  über 
laffen  ift?  DiefeS  fjfreutb*  uub  Meinfein  hört  aber  auf,  toenit  mau  9ttit- 
glieb  beS  ©efeOenoereiuS  i|t.  2Ran  finbet  ba  überall  eine  neue  ^eirnat  unb 
fogleich  folche  Äameraben,  bie  eS  wohl  mit  einem  meinen. 

Äiinfichtlich  ber  2öar)l  ber  Weißer  unb  £)errfcbaften  begehen  bie  Eltern 
oft  bie  größten  fjttytt.  33Me  Eltern  fenuen  gar  nicht  einmal  biejenigen, 
benett  fte  ihre  ftinber  übergeben,  fie  überlajfen  bie  2But)l  bem  3nfaQ.  2öo 
ihr  Sohn  ober  ihre  Tochter  lernt  ober  bient,  baS  ifi  ihnen  einerlei  uub  wenn 
fie  ftch  noch  barum  fümmern,  ift  eS  nur  in  ftiictficrjt  auf  ben  zeitlichen  Sohn. 
Unb  bodj  foflten  fie  fich  möglichft  genau  erfunbigen,  in  toeffen  £)änbe  bie 
Seelen  flnb,  bie  ©ott  bereinft  aus  ihren  £>änben  jurücff orbern  wirb;  fte 


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-    560  - 


bürfen  fif  uiemanb  auch  nur  für  furje  3«*  nb*r(afffn,  ber  ni^t  refigidfr 
Gefinnuug  unb  fWlich<  ©runbfäfve  hat.  ES  finb  olfo  fatholifche  Weißer  unb 
Jperrfc^afteu  ju  wählen,  feine  ©onntagSfchänber  unb  IReligionSfpötter. 

Auch  joflen  es  bie  Altern  ttic^t  unterlaffen,  and  ber  fferne  auf  boi 
religiös»  fittliche  ©etragen  ber  ßinber  einjuwirteu.  9Zachbem  man  ilmen  ben 
elterlichen  Segen  unb  gute  &hren  mit  auf  ben  2Beg  gegeben,  mieberhole  man 
biefe  öfters  in  ©riefen.  $abtn  fie  baju  if)re  Äiuber  burch  ftrenge  unb  liebe» 
öofle  3u4)t  bon  jrinbhrit  auf  gewöhnt,  ber  Altern  2öort  heilig  ju  (jaden,  bann 
werben  folche  Ermahnungen  unb  Erinnerungen  nie  ohne  großen  Wujjen  bleiben, 
freilich  foQcn  Tie  fich  auch  manchmal  überzeugen,  ob  fie  befolgt  werben.  Sie 
foflen  womöglich  bisweilen  ihre  Äf inber  befucheu,  fich  bei  ihren  ©orgefefcten 
über  ihr  Verhalten  erfunbigeu,  bei  guter  Aufführung  eine  freubtge  Anerfeunuug. 
bagegen  bei  Fehltritten  eine  ernfte  Wohnung  folgen  laffeu.  Das  ij!  baS 
Sichtige;  grunbfalfch  ift  eS  aber,  wenn  Eltern,  wie  eS  auch  häufig  geflieht, 
i()rr  .Qinber  gegen  ihre  Weifter  unb  $>errfchaften  aufheben,  ihr  wiberfpeufHgeS 
©etragen,  Trägheit,  llnreblichtcit  unb  leichtfertige«  Söffen  in  Schu&  nehmen 
unb  nur  jammern,  weil  oiefleicht  ber  Sohn  unb  ber  ©erbienft  noch  nic^t  bod) 
genug  fei.  So  mu&  man  eS  machen,  wenn  man  Don  ben  ftinbern  Scbanbe 
erleben  miD,  bie  um  fo  eher  eintritt,  je  mehr  man  begrünbete  klagen  ber 
©orgefefcten  nicht  beachtet. 

Die  Äinber  fommen  ja  auch  bisweilen  bei  feftlichfn  Anläffen  ober  bei 
Äranfheiten  ber  Eltern  nach  #aufe.  ©M<h'  paffenbe  Gelegenheit,  fte  liebetwll 
aufragen,  wie  eS  ftefft  mit  bem  Gebet,  mit  ihrer  religiöfen  ^Pflichterfüllung, 
ihrem  ftleife  unb  ihrem  fittlichen  Betragen!  Aber  ein  grofeer  Seil  ber  Eltern 
fieht  bei  folgen  ©efucheu  ber  ftinber  mehr  auf  baS  töufjere,  üieDeicht  auf  bie 
Reibung  ober  etwelche  Gefchenfe,  welche  fie  mitbringen. 

Smmer  aber  bebürfen  bie  Äinber,  wenn  fie  fi<h  in  ber  ftrembe  befinben , 
beS  Gebetes  ber  Eltern.   9<ie  bürfen  eS  biefe  gering  fchä&en  ober  Dergeffen. 

Wit  (Rottes  £)ilfe  unb  im  beften  Einoernehmeu  mit  ben  Weizern  unb 
^errfdjaften  ihrer  Äinber  wirb  eS  ihnen  möglich  fcin,  günftig  auf  baS  fitt« 
liehe  ©erhalten  ihrer  ßinber  einjuwirfen. 

2öenn  wir  nun  bifS  aüeS  erwägen,  Reiben  wir  llrfache,  in  bie  ßlagen 
über  baS  fittliche  ©erberben  ber  3«gnio  einstimmen.  $afe  eS  beffer  merbe, 
ift  eine  ber  größten  Aufgaben  unferer  3eit,  ein  $nuptfiü<t  jur  ßöfung  ber 
fokalen  ftrage.  ©on  beren  richtigen  Söfuug  hängt  eS  ab,  ob  bie  flirefce 
fegenSreia)  ihre  Äraft  entfalten  fann,  ober  ob  fk  in  ihrem  Söirfen  gehemmt 
ift,  ob  bie  Staaten  glüeflich  Hub,  ober  ob  fie  ihrem  Untergange  entgegen 
gehen,  ob  bie  Gemeinben  unb  ftamilien  gebeten  ober  oerfominen.  Altern, 
Seelf  orger,  fiehrer  unb  alle  mögen  bie  fegenSbofleu  Wittel,  auf  bie  jum 


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2Boljle  ber  3ttgenb  r)ingen>iefen  mürbe,  jur  Hmoenbung  bringen.  „Dann 
wirb  bif  3ugenb  f(f)ulblod  manbeln,  roeim  fie  trru  bleibt  beit  ©efefcen  bed 
$errn!M  Unb  bafe  bied  gefa>f)e,  balnu  »oHen  wir  mit  ©otted  £nilfe  unb 
Segen  wirfen  unb  ftreben! 

Urber  freit  (Einfluß  ber  <6eful)lef  roeldje  dir  Scenen  ber 
Hatur  im  #erbfte  erregen  auf  bie  Sittlidjkeit  unb 

«etigiöfttat. 

65  i(t  ein  erfyebenber  ©ebanfe,  ba&  unfere  $>erjen  bei  ben  ©jenen  ber 
9?tittir  barmonifcf)  empfinben  tönneu.  Bei  ben  Vergnügungen  bed  Cujud  unb 
ber  Äunft  finb  bie  3fteuf  a)en  nact)  it)ren  befonberen  &ieblingdneigungen  ge» 
teilt;  bie  ^reubeu  burd)  bie  Betrachtung  ber  ©djöpfung  finb  allein  biejenigen, 
in  welken  fid)  unfere  (Smpfinbuug  bereinigen.  Unb  eben  bie«  ma$t 
Dorjüglia)  ben  unaudfprea)liaVn  9Jeij  bed  ©enuffed  ber  frönen  9?atur  aud, 
bafo  und  bei  jeber  (Srfcfyeiuung,  bie  und  rjier  jur  Bennmberung  unb  Sfütjrung 
hinreist,  $ugleid)  bad  59emufetfein  begleitet,  bajj  biefe  (3efiU)te  allgemeine  ©e« 
fiif>le  für  bie  ganje  9Jlenfdj>l}eit  finb,  bafe  fte  und  jene  eble  Berbrüberung  Der« 
bürgen,  bie  und  alle,  Dom  ftönige  bid  jum  Bettler,  unauflöslich  jufammen* 
fetten  foflte.  9Ifle  euere  §erjen,  ruft  gleictjfam  bie  9latur  bem  *Dt>nfd)en 
511,  finb  mein;  meine  30UDfr  berjerrfdjen  eud)  ade.  deiner  bon  cudj  fann 
mir  dräuen  ber  Benmnberung  ober  ber  SBelnnut  Derfagen,  wenn  ict>  fie 
forbere.  —  Der  empfinbfame  ÜRenfd)  t>öct  iljre  ©limine,  er  beradftet  oie 
raufdjenbeu  SBoljllnfte  ber  Seit  bei  ifjren  einfachen,  fid)  immer  erneueruben 
ftreuben  unb,  roäljreub  er  in  ber  ©tille  ber  Qinfamfeit  fid)  iljnen  Eingibt, 
opfert  er  fia)  jugleid)  im  füfeen  Drange  fömpatljetifdjer  ©efüljle  ber  9Renfa> 
fjeit  uub  baburd)  bem  ©Töpfer. 

Die  s)iatur,  bie  und  in  ben  fwlben  lagen  bed  f$rüf)lingd  Hoffnungen 
bed  ©egend  unb  ber  Unfterblidjteit  entgegenbrachte,  bie  und  in  ber  überall  m-- 
breiteten,  unermefelidjen  ^radjt  bed  ©ommerd  bezauberte,  biefe  Watur  legt 
jeht  ir)reu  ©djinurf  ab,  unb  bie  SReije,  bie  unfere  $>erjen  r>eben,  werben  nun 
balb  Derfdnouubeu  fein.  2Ber  faun  biefe  aflgemeiue  Berroanbluug  ringd  um 
und  fjer,  wer  biefe  nllmälige  (Sntrnduug  Don  taufenb  rüljrenben  ©jenen  be» 
trauten,  oljne  in  bie  ©timmuug  ber  ©dnuermut  überjugefjen,  einer  ©a)roer« 
mut,  bie  bod)  fo  fiife  ift,  baß  ein  jarted  uub  lautered  $er$  fie  geroife  nicht 
felbft  gegen  bie  Süonne  bed  $rül)lingd  audtaufd)t?  —  Ober  fagt  mir,  bie 
tt>r  «Wenfdjen  feib  wie  id),  road  ift  euer  ©efüljl,  roenn  iljr  jene  toüften  gelber, 
jene  blumleeren  SBiefen,  jene  &aine,  welche  if)r  Saub  unb  iljre  fdjmärinerifd)en 
©Ratten  berlieren,  bor  euch  fehl ;  wenn  if>r  bad  2öet)en  biefer  raupen  Söiube 
empfinbet,  bie  mit  ben  Krümmern  ber  ©chönheit  ein  mutmifliged  ©piel  treiben: 


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-    562  - 


—  ift  baS  nidjt  ba§  ©efübl  einer  ergreifenben  Trauer  über  ben  SBerlufi  Don 
Svenen,  bie  eu$  auf  eble  2Beife  rührten?  3***er*  fU**  C*ri  ni<W  fäferc 
2Beljmut,  bog  i&r  ^reubeit  baS  ßeberooljl  jagen  müfet,  bie  i&m  fo  natK 
nerroanbt  finb?  3a,  fo  fttl)lt  ifyr  alle,  bie?  fagt  mir  baS  Seroußtfein,  Ni 
toir  Wenigen  finb;  unfere  $er$en  begegnen  fid>  aua)  in  btefen  ©jenen  ber 
flatur. 

$ie  ®efül)le,  welche  unS  in  biefer  3afjreSjeit  rühren,  flehen  im  innigften 
3ufammenljange  mit  grofeen,  für  bie  ganje  <Dtenfdn>it  mistigen  3ofen.  Xie 
Watur  fpridjt  in  allen  it>ren  Auftritten  ju  unferer  Vernunft;  fte  leiljt  bem 
befd>eibenen  5*eila>n  unb  ber  lacfcenben  SRofe  Stimmen,  bei  melden  fcfclafenbf 
93orfieflungen  unfereS  (SeifteS ermaßen;  aurf)  biefe  3erftörung  im$>erbfte  bat  i&w 
©praa)e !  HuS  bein  9lauftt>n  jener  $öinbe  unb  bem  Waffeln  beS  gefaflenen  fiaube* 
tönt  unferm  #erjen  ein  Ijöfjerer  Stuf  entgegen,  bem  eS  ni$t  roiberftefcn  fann. 
2afjt  uns  ifun  ein  roa($fame$,  treues  ©ef)ör  roibmen  unb  bie  ©ebanfen  mit  Bn* 
ba$t  unb  Wtt^rung  berfolgen,  auf  roeldje  uns  biefe  melana)otifa)en  (Srfäeinungen 
Anleiten.  O,  iljr  aljnet  f#on,  roof)iu  fie  uns  führen,  a&net,  bafr  e$  bif 
grofeen  ©ebanten  Don  Sugenb,  Unfterbliajfeit  unb  (Sott  finb.  ©e&*  öenn  mit 
mir  in  ber  gegenwärtigen  ©tunbe  an  ber  $anb  ber  Watur  btefen  ©ebanten 
entgegen;  bereiniget  eu$  mit  mir  ju  einer  freier  beS  $>erbfleS,  wi<  fie  °" 
Wenfa>n  rottrbig  ift. 

53ei  bem  erften  SBlid  auf  bie  Svenen,  bie  unS  umgeben,  ergreift  uns 
baS  <$efiü)(,  bafe  afleS  aufeer  unfer  fuuidjiuinbet,  roaS  in  ber  3fU  wrftonb 
unb  eine  SBeile  Dauerte,  unb  biefeS  (SefübJ  füllet  unS  jogleid)  aud)  auf  uns 
iflbft  jurüd;  mir  fönnen  eS  unS  nidjt  berleugnen,  baß  audj  unfer  $)afchi  auf 
ben  klügeln  ber  unauftaltfamen  Q<\t  Dahineilt,  ein  Wugenblid  ben  anbern 
üerbrängt  unb  roieber  Don  einem  anbern  Derbrängt  mirb.  ($rf4)ttttenber  ©e» 
banle!  ©o  roie  rings  um  nnS  Ijer  bie  formen  unb  färben  ber  fa^öner. 
9iatur  in  eroigem  5öed()fel  f)infa)roinben,  roie  bie  raftlofe  allgewaltige  Bewegung 
über  ben  unermefelia^en  JfreiS  ber  materiellen  Söelt  l)errfd)t  uub  feinem  2öe)en 
IRulje  unb  ©tiDftanb  gönnt,  fo  Derliert  ficr)  audj  in  ftiller  unaufhaltbarer  $lud)t 
unfer  eigenes  $afeiu,  unfer  beuten,  unfer  £)offeu  uub  ^ürä^ten,  unfer  5k 
getjren  unb  g^len,  aüeS  fcfcminbet  üor  unferm  ©ewufetfein  Ijin,  unb  mir 
tönnen  nichts  feffeln. 

„GS  ift  fd)retf(i$",  fagt  ^aScal,  „alles,  roaS  mau  bejifct  uub  woran  man 
fiefc  hält,  unauffjaltfam  Dergeben  ju  fetjen  unb  nic&t  nad)  etwas  »erlangen, 
baS  unroanbelbar  bauert!"  ßeiber  gibt  eS  ber  oerblenbetrn  9Renfd/en  nur 
ju  Diele,  bie  gefüf)ßo$  auf  biefem  ©ctyaupla&e  eines  allgemeinen  38ea)fel*  um* 
bertaumeln  unb  leine  Äegung  eines  folgen  Verlangens  füllen,  2Defen,  roela> 
niebrig  genug  finb,  fia)  gleia)gültig  unter  bie  iprannei  ber  3*'*  $"  fügen, 
niajtS  ju  roünfa)eu,  als  bafe  fie  nur,  ba  [\t  einmal  &errfd)t,  roenigftea*  ein 


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-    563  - 

angenehme«  Spiel  mit  ihrem  $afein  treibe,  unb  fte  auf  eine  qualenfreie, 
fanfte  Seife  jum  Wchtfeiu  überführe,  2Beld>e  #erabmürbigung  unferer  er» 
Ebenen  Seele!  Selche  er)do^e  Ergebung  unb  93erjichtleiftung  auf  alle«  ©rofee 
uub  (Sole!  Sein  $afein  ^infc^ioinben  füllen,  wie  ba§  Stofein  ber  toten 
^Pflanje,  ba«  2oo§  ber  Sergänglicbfeit  mit  bem  unebelften  Sefen  ju  teilen, 
511  glauben  unb  nicr>t  ju  gittern!  Wan  mufe  feine  Wfmwng  ber  SRenfcbenmürbe 
beftyeu,  um  ju  einer  folgen  SflaDengebulb  h«abjufinfen;  man  mufe  bie 
fünften  ßeime  be«  ©eifteS  unb  $er$en$  erftidt  höben,  um  beu  ©ebanfen, 
unfer  ßebcn  Derwebe  wie  ber  £>aud)  ber  Öuft,  ertragen  311  fönneu,  ohne  Set)n« 
flicht  nach  $auer  unb  Unoergäuglicbjeit. 

So  ift  ber  9Wenfdj  gejtimmt,  meiner  feine  ebleren  Anlagen  entmidelt 
uub  fid)  jum  ©efüble  ber  Roheit  feiner  Watur  erhoben  bat.  (5r  fann  ba« 
SBeifpiel  afler  biefer  Sermanblungen  ring«  um  ibn  tyz,  biefen  enblofen  2Berf)fel 
Don  6rf$einen  unb  Serfcbwinben,  Don  (Sntfteben  unb  Sergehen,  Don  ßeben 
unb  5ob  nidu*  betrauten,  ohne  in  eine  tiefe  Schwermut  ju  ftufen.  9lflein  biefe 
Schwermut  ift  itjm  b,öd)ft  belebenb,  fie  Derfenft  ibn  jmar  in  fein  inneres, 
aber  fie  wedt  eben  baburch  ba«  Dofle,  lebenbige  ©efübl  feine«  eblern  Selbft. 
SBdbrenb  bie  allgewaltige  3"t  außer  it)m  unb  in  ibm  unmiberßehliche  £>err« 
ftf)aft  ausübt,  wäfjrenb  fie  fein  Däfern  Dor  feinen  Süden  g(ei$fam  nur  Dor« 
überführt,  tybt  fi<b  jugleid)  in  feiner  Seele  ba«  mächtige  Sewufetfein,  bafe 
fein  wat)re«  ©ein  Don  ber  £errfd)aft  ber  Seit  unabhängig  ift,  bafe  3^*  «nb 
SGÖec^fel  nur  mit  feiner  Wufeenfeite  ibr  Spiel  treiben  fönnen. 

W\\  biefem  Sewufetfein  wanbelt  er  benn  unter  ben  berrlichften  Sjenen 
ber  Watur;  mit  ibm  begegnet  er  bem  ftaufcben  ber  flbenbwinbe,  mit  ihm 
laufet  er  in  erhabener  Melancholie  bem  ©eflüfier  be«  gefallenen  erftorbenen 
fiaube«.  Sechfeit  immer  unb  fchminbet  —  ruft  er  bann  im  ©eifte  —  ibr 
ftormmen  ber  frönen,  rührenben  Watur;  fliege  felbft  bu  bin,  furje«  öeben, 
welche«  mir  nur  gelieben  ift,  id)  weife  eine  &raft  in  mir,  bie  in  ber  pHe 
i^rer  Freiheit  ben  ftampf  mit  ber  3«*  beginnen  unb  auSbauern,  bie  in 
ber  Witte  biefer  fflaDifdjen  Waturmefen  ibre  Selbftänbigfeit  behaupten  fann. 
—  O,  ibr  fragt  nicht,  welche  Äraft  bie«  fei;  angewandelt  bon  Eiligen 
Stauern  fttblt  ibr  eS  alle  in  biefem  flugenblide,  bafe  eS  bie  tioty  tfraft  ift, 
Dura)  welche  wir  fittlid),  tugenbbaft  fein  fönnen;  mit  biefem  Sewufetfein 
fühlen  mir  unfer  wahres  Sein,  unfere  Erhabenheit  über  3«*  unb  Sechfei, 
unfere  Sürbe  unb  unfere  Seftimmung.  — 

3n  allen  3"t?n  uub  burd)  ade  ihre  Svenen  wedt  bie  Watur  Smpfinb- 
ungen  in  uns,  bie  mit  ber  Sittlichfeit  nahe  Derwanbt  finb.  Sei  ihr  fönnen 
wir  nie  genießen,  ohne  un«  ju  Derebeln;  ihre  ?£reuben  finb  ernfte  ftreuben. 
3ebc  3ahreSjeit  hat  ihren  eigentümlichen  Gfjarafter,  ihre  eigentümliche  Seife, 
wie  fie  bie  Seiten  unfere«  #erjen«  rührt.   W\t  ©efüljlen  be«  Nantes  unb 


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—    564  - 


ber  Siebe  erfüllen  uns  bie  lactynben  hoffnungsreichen  (Srftfceinungen  beS  früh- 
lingS.  —  2öenn  mir  bie  Watur  nach  ihrem  langen  Schlafe  fich  aufregen  fet)en 
unb  bei  ihrem  aflmälichen  Srroachen  it)re  Sfffi^e  fich  auf  lieblichfte  ent- 
falten, roenn  unS  aus  allen  ©jenen  jener  frönen  Verjüngung  ftüQe  be4 
Segen«  für  bie  ßebenben  entgegen  lächelt:  bann  Öffnet  fich,  Don  einer  fünften 
(Bemalt  fnngeriffeu,  uufer  $erj  ben  ebelfteu  6inpfinbungen,  bereu  mir  fähig 
finb:  roobltffätig  ju  fein,  wie  Die  Watur;  ju  beglüden,  roaS  noch  be«  ©lüde* 
bebarf,  ift  baS  Verlangen,  roelcrjeS  unfere  ganje  Seele  einnimmt.  3m  ^erbfte. 
in  biefer  intereffanten  Sterbest  ber  Watur,  bie  je&t  fo  füfc  melancholifä)e  6r* 
fcheinungen  bor  unfern  klugen  Dorüberfübrt,  roie  mächtig  fpricht  biefe  3ar)reS$eit 
ju  unferem  #erjen,  roie  mit  fanften  Grfdnitterungen  raufet  fie  an  bie  Saiten 
beS  ^etjenS  unb  errordt  ert/abenfte  ©efühle:  baS  ©efütjl  für  Freiheit  unb  Sittlich 
feit.  Sief  gerührt  blidt  ber  empfinbfame  Wenfch  in  ber  Witte  biefer  Huftritte 
umher,  unb  roenn  it)n  auf  ber  einen  Seite  baS  Schaufpiel  be§  langfamen 
SobeS  ber  Watur  mit  SÖeljmut  erfüllt,  bebt  ifjn  auf  ber  anbern  ber  ©ebanfe 
ber  Roheit  unb  Söürbe  feines  SÖefenS  mit  (Sntjüden  empor.  O,  feufjt  er 
bann  mit  einer  ^fjrüne  ber  ebelften  Segeifteruug,  baß  ich  auch  ftürbe,  roie 
biefe  Fallit !  Sie  ftirbt  mit  Segen  für  bie  ganje  5öelt,  unb  auS  ihren  legten 
3ügen  lächelt  gleichfam  bie  3uberfta)t,  bafe  fie  balb  roieber  erroaajt,  ju  neuem 
Segen  ermacht.  ftönnt  ich  roanbeln  über  bie  §rbe  mit  eroigem  SBoljltfjun, 
alle  Söffen  burd)  Vanbe  ber  Siebe  an  inicr)  feffelu  unb  bann  mit  ber  ©eroiB* 
heit  entfcblummern,  ba§  mein  £)er^  eine  neue  Söelt  finbet,  roo  mau  f£r)öner 
roohl  tf)tm  (ann  als  in  biefer!  — 

6ble,  geheiligte  Seelen,  bie  ihr  fo  empfinbet,  ihr  tonnet  fo  fterben  unb  ihr 
fönnt  biefe  2Belt  finbeit.  Seib  ftarf,  um  ber  Sugenb  treu  ju  bleiben,  unb  euer 
$ob  roirb  fchöner  fein,  als  ber  £ob  biefer  Watur;  bie  Jroffnung  roirb  eure 
Sterbeftätte  umftfyueben  unb  unter  bem  Äampf  eurer  SebenSträfte  roirb  euer 
Veroufetfein  im  füfjen  Sfrteben  ber  Sugenb  entfä)lumtnerii.  2öoh'm  führen 
un§  bie  ©efüljle,  welche  bie  Sceucn  beS  £»erbfte$  erregen?  Sie  führen  un* 
ju  bem  bin,  rocS  für  unfern  ©eift  unb  unfer  .frerj  baS  ßrbabenfte  unb 
fteiligfte  ifl,  jur  Religion.  2öer  tarnt  biefe  Verroanblung  ber  Wntur  mit 
jenen  grofeen  morolifa^en  ßmpfinbungen  betrauten,  ohne  fid)  ju  bem  ©ebanfrn 
ber  ©ottbeit  unb  ber  Unfterblicbteit  ju  ergeben?  So  roie  jebe  SabteSjeit 
burd)  geroiffe  rübrenbe  (5rft$einuiigen  fittlid)e  ©efüljle  in  nnferm  £erjen  roedt, 
fo  leitet  auch  jebe  biefeS  $>erj  burd)  geroiffe  Scenen  auf  einem  einfachen 
5ßege  ju  religiöfen  ©ef  üblen,  unb  für  ben  Ulenfchnt  bon  jortet  unb  reiner 
Stimmung  ber  Seele  ift  überall  in  ber  9?atur  (Sott  gegenwärtig.  — 

©ernifc  ftimmen  mir  eure  .frerjen  ju,  roenn  id)  behaupte,  bafe  bie  Silber, 
welche  uns  in  biefer  3abre§jeit,  bie  id)  bie  ^abreSjeit  einer  füfeen  Melancholie 
nennen  möchte,  umgeben,  ganj  oorjüglid)  tfraft  befifren,  uns  jur  Hnbacfy  ju 


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—    565  — 

ftimmen.  $>er  ftrühling  ererbt  uns  ju  ©ott.  2Ber  fonn  baS  laä>nbe  ©eroanb 
bcr  Derjüngten  (Srbe,  roer  bie  jahllofen  Scenen,  in  benen  fie  bann  reijenb 
unb  lieblich  erfcheint,  betrauten,  ohne  in  flifler  Anbetung  beS  (Sroigen  über* 
jugeljen;  roer  fonn  in  ber  Glitte  biefer  Scenen  bie  unermeßliche  unb  un* 
erfdjöpflicfje  $raft  feiner  Statur  berounbern,  ohne  Don  einem  5öefen  alles  511 
hoffen ,  beffen  9lflmacht  biefe  91atur  aus  bem  9Md)tS  &um  5)afein  rief? 
%ber  mich  bünft,  ber  ftnbtirf  ber  $er(fMi$fn  Watur  unb  bie  ©eftiljle,  bie 
ber  fterbft  erregt,  ftimmen  ein  empfinbfameS  £>erj  auf  bie  jartefle  SBeife 
für  bie  Wahrheiten  ber  Religion,  unb  biefe  3a^re5jeit  Derbient  eS  oor» 
jüglid)  in  biefer  9iücf  ficht,  bie  fiieblingSjahrjeit  ebler  Seelen  ju  fein.  — 

HfleS  erinnert  uns  je&t  an  bie  Stunbe,  meldet  bie  3e**  uu*  unaufhaltfam 
immer  näher  unb  näher  führt,  bie  Stunbe,  roo  unfere  CebenSfraft  erlösen 
roirb  unb  roo  mir  Don  biefer  frönen  ($rbe  f Reiben  müffen.  StobeSalmungen 
fd)meben  uns,  roenn  mir  einfam  burd)  biefe  roeltenben  ftluren  roanbeln,  Don 
aflen  Seiten  entgegen ;  mächtig  ergreift  unS  ber  ©ebanle,  bafe  mir  baS  2oo3, 
nach  furjem  ©enuffe  beS  StafeinS  ein  Äaub  be§  unerbittlichen  lobeS  ju 
nwrben,  mit  aQen  übrigen  2öefen  teilen. 

Bber  ber  SRenfch  oou  ebler,  empfinbungSoofler  Seele  fieljt  in  ber  Witte 
biefer  fprbftligen  Watur  baS  53ilb  beS  SobeS  nicht  in  einer  furchtbaren 
©eftalt;  er  erfa)eint  ihm,  mie  jenem  meifen  Gilten,  als  ein  freunblidjer, 
töuhe  atmenber  ©eniuS,  ber  mit  fanfter  Wilbe  bie  ftadel  beS  SebenS  aus- 
löfcht.  Sterben  merbe  ich,  fagt  er,  aber  nid)t  »ergeben,  roerbe  aus  ber  grofeen 
SJerroanblung,  bie  nur  tum  fleinen  Seelen  gefürchtet  unb  üerfannt  roirb,  mein 
wahres,  bom  irbifajen  Seben  unabhängiges  $afein  retten.  $iefe  3eit,  melche  alles 
ringS  um  mich  »"  eroigem  2Bechfel  fortreißt,  führt  mein  SBefen  einer 
Unenblichfeit  entgegen,  einem  grenjenlofen  SBirtungSf reife  für  alle  feine  eblern 
Gräfte.  $u,  ben  ich  fehe,  ben  aber  mit  ftatfer  Stimme  mein  #erj 
mir  antünbigt,  ^eiliger,  roeifer,  aamächtiger  ©ott!  $er  ©ebanfe  an  bid) 
allein  flöfet  mir  Praft  ein,  fo  ju  hoffen;  befeelt  bon  ihm,  finbe  ich  i"  ber 
flätur  nichts  fchredlich,  lächle  mutöoü*  bei  bem  Preislauf  ber  3eiten,  lächle 
auf  ben  Krümmern  biefer  allgemeinen  93erroefung.  $enfe  ich  <"*  bich  mit 
Döllen  ©efüljle  eines  £)er$en8,  fo  Derfchönern  fia)  Dor  meinen  Mugen  biefe 
herbftlidhen  ©efilbe;  mir  ift,  als  lebten  fchon  roieber  biefe  geroelften  SBlätter, 
als  nahte  fchon  ber  aflbefruchtenbe  ^ftühling,  um  bie  92atur  ju  oerjüngen. 
$)ann  fennt  meine  3uDerfia)t  feine  ©ren jen ;  ftarf  burch  ©lauben  unb  Hoffnung, 
feb,e  ia)  einer  3utunf t  entgegen,  bie  fo  unenblich  ift,  roie  baS  Verlangen 
meiner  Seele. 

TieS  finb  bie  (Smpfinbungen,  welche  ber  9lnblicf  biefer  3ahreSjeit  in 
ben  Seelen  ber  übleren  erroetft.  C,  bafe  ihr  fie  aOe  nährtet,  bafe  ihr  fie 
mit  ber  größten  fiebenbigleit  fühltet,  bajs  ihr  mit  ty'xfyx  Wnbacht  alle  bie 


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-    566  - 

grfaVinungeu  bor  (Su#  öorüberget/en  fäf>et!  ©olc&e  ©efü&le  unte galten,  bie4 
Reifet  bie  Statut  roafjrtjaft  genie&en,  ergebt  un«  über  bie  gemeinen  ftreuben 
ber  Söelt,  nähert  un§  ber  ©ottrjeit  unb  eröffnet  uns  auf  (Srben  föon 
Den  Gimmel.  — 


au£  ben  Tinnef  ängern. 

J.  B.,  ße&rcr  in  R. 
(ftortfcfcung.) 

Sperbogel  fingt: 

Ob  gut,  ob  fälfdjt  baS  2öetter  fajeiu, 

($in  ©oft,  bcr  mufe  früt)  auf  fttiS  fein. 

$er  2öirt  jebod)  behält  ben  friß 

£)übfd)  trorfen,  roenn  bet  ©oft  tym  mufc 

$ie  Verberge  räumen. 

2Ber  einft  im  Alter  2Öirt  mifl  fein, 

S)er  Darf  in  jungen  %af)r<n  aud)  nic&t  iäumen. 

Unb  ferner  flogt  er: 

2öie  bod)  gut  ber  9?eid)e  lebt, 

SBäljrenb  ber  Arme  föroebt 

3n  bem  Stegreif«)  bura)  baö  2anb! 

t)ätte  \ä)  mia)  bod)  gemonbt 

3um  Sanbbau,  al9  ju  fproffen 

SBegann  ju  oflererft  mein  Söart! 

Wun  mujj  ia)  brum  mia)  plagen  unoerbroffen. 

$er  ©änger  fjfriebritr)  ü.  Raufen  bef lagt  äl)ntid>  ben  Unfleife 

feiner  $ugenb: 

3$  &abe  afle  meine  3«* 
©erungen  fa)on  mit  grofeem  ßeib. 
3$  ljatte  lieb,  roaö  mir  nm  £erjen  lag, 
$)rum  firebt'  id>  nad) 
Der  2öei3ljeit  (eiber  nirgenbmo. 
58ei  roeifem  SJlanne  foll  man  9tat  fudjen,  bie  2Borte  erfahrener 
Seute  beachten  unb  befolgen: 

SBertlofer  §unb  foQ  brauchen  man  gur  99ärenjagb, 
3ur  9teif)erbei$e  roten  $>abi$t,  roenn  erS  roagt, 
6in  alt  SRofe  in*  ©eftüte  treiben, 
ÜWit  linbem  Söaffer  £änbe  reiben, 

')  AI*  armer  Wann  mufe  ber  Dieter  unftet  &u  Sterbe  umberf4tt>etfcn,  um  fid) 
feinen  ÖebenSunterfjalt  ju  erroetben  (Anm.  ö.  Obermann). 


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I 


—    567  — 

W\i  re^tem  §erjen  lieben  ©Ott  unb  alle  IBelt  rooljl  eljren, 
93ei  rofijem  SRanne  fudjen  Äat  unb  folgen  [einer  ßeljre. 

Spcroofltl. 

unb 

SDßer  9tat  fi<$  fuc^t  unb  folget  tfjm,  ber  Ijabe  $anf, 
uub  ferner: 

(5in  2or,  mer  @ut  ftatt  6&ren  roa&rt, 
3u#t  liebet  einen  grauen  33art. 
$reue  nur  maa)t  wert  ben  9J?ann  unb  gute  ftrage  weife. 
Weimar  Don  3roc*fr  ffl9*  barum,  bafe  burd)  SIeife  unb  $ücfy* 
tigfeit  oft  ©rofeeS  au«  kleinem  entfiele: 

3a)  Ijab'  gehört  gar  mannen  $ag, 
'Safe  oft  ein  klaget  f$on  ein  (Sifen  feft  bewahren  mag, 
StaS  (Sifen  n>ieber  roatjrt  ein  Utofe,  baS  9lojj  bewahrt  ben  tüc&t'gen  9Rann. 
So  ift  ourf)  mieberum  genügt 

3)urd)  tüa^t'gen  3)lann  ber  öurg  unb  burd)  bie  SJurg  ein  2anb  fecfc^ü^t . 
2Öa«  ©rofee«  nur  gefa)ief)t,  ba8  fcebt  fic^  meift  Don  Meinen  fingen  an. 

Zwei  adel  sint  an  den  liuten  ouch: 
von  sinem  künne  ist  einer  edel,  und  ist  doch  selbe  ein  gonch; 
Der  ander  ist  von  sinen  tugenden  edel,  und  nie  von  hohem  namen. 
Swä  dwe  zwene  solten  leben 

ze  wette  umb  ere,  wem  daz  lop  die  wisen  solten  geben, 

sö  naeme  ich  iu  ze  kempfen,  der  sich  von  Untugenden  künde  schämen, 

Swer  edel  ist  von  raagn,  und  nicht  von  muote, 

der  brihet  siner  edelen  vordem  luote. 

nu  sprehend,  ir  nah  spehende  Hute, 

sit  daz  der  edelen  vetere  kint 

von  hohem  adel  gunedelt  sint, 

war  ere  mfige,  dä  man  si  müede  triute?  3>erfdbe. 

2)er  SRann,  ber  bie  3ugenb  untermeift,  ber  i&r  ein  93eifpiel 
eine«  tugenbljaften  Öebenä  unb  Strebend  giebt,  Derbient  Da« 
$öa)fle2ob: 

2reu'  unb  meifer  Äat,  baS  gieret  moljl  ben  Ulten! 

©peroogel. 

Den  Wann,  ber  bieber  ift,  foQ  man  rooljl  breijjig  3aljre  barauf  behalten 
(maß  id>  fage,  baS  ift  ma&r).  2>erfelbe. 

35on  unferem  Sd)roei$erbid>ter  §ablaub  befifyen  mir  ein  @e« 
bia)t,  ba§  bieOöeiSbeit  unb  Äunftfinnigfeit  jene«  um  SBiffenf^aft 
unb  ffunft  ljod)Derbienten  99ijd>of3  Don  Äonftanj,  $>einri<$  Don  ft lin « 
genberg,  befingt: 


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-    568  - 


Wol  uns,  daz  der  Klingenberger  fürste  ie  wart! 
Die  rechten  vart     die  fuoren  si, 
die  in  ze  herren  weiten:  er  kan  wise  und  wort 
der  sinne  hört     da  wont  im  bi; 

sin  helfe,  sin  rät,  sin  kunst  sint  endelich;  (=  tüchtig,  brauchbar) 
des  die  wisen  habten  sin  ze  herren  ger: 
des*  heizet  er     bischof  Heinrich. 
Sin  Älagelieb  auf  ben  $ob  beS  ftönigS  Dttofat  II.  bon  $ofjmen  rü^mt 
beffen  gttrforge  für  SBaijcn  unb  Söittoen: 

($r  ift  brm  ^obr  nun  erlegen, 
Dtum  meinet,  Eugen,  3ammerregen! 
s2öer  fofl  ber  2Bitroen,  2öaifen  pflegen? 
6in  f$öne§  2Bort,  nie  ben  Wut  ju  berlieren,  [priest  ftriebrii 
Don  Raufen: 

Dem  2obe  meint  rooljl  ju  entgelj'n, 
2Ber  ©ott  nur  lügt  bie  &reit$faljrt  bor. 
Do<$  bleibt  mein  Glaube  feft  befie&'n, 
Da&  ber  gar  Übles  ftd)  etfot. 
Jöer'S  Äreuj  naljm  unb  ben  Wut  berlor. 
Der  roirb  bereinft  bor  ©Ott  eS  felj'n, 
Da&  tym  berfperret  ift  baS  Stjor, 
Dura)  baS  er  läfet  bie  ©einen  gelj'n. 
Sine  f$önefiel)re  enthält  au$  folgenbeS  ßieb  Don  ©peroogtl. 
6S  fäte  ßorn  ein  ©auerSmami, 
Do$  moflte  eS  nic^t  aufgeff'n  bann, 
©eljr  erjümte  iljn  nun  baS. 
Dn§  nädtfte  3afjr  er  fta)  bermafj, 
<5r  laff'  e5  brad)  nun  ruljen. 
Wan  foflt'  aud)  gütlid)  geben,  menn  man'S  mem 
[für  feinen  Dienft  berfpraa)  ju  tlmn. 
DeS  SöorteS  tfraft  befingt  ftonrab  bon  8ila)berg: 
Keitt)  an  Gräften  finb  mo$l  Kräuter,  Steine; 
#öl>er  mufe  beS  SöorteS  flraft  id)  pveifen! 
2öie  man  tabeln  unb  ftrafen  foll,  fagt  uns  ©perbogel: 
2öer  einen  guten  ftreunb  fid)  roofjl  bewahren  roifl, 
Der  table  bor  ben  ßeuten  iljn  ntc^t  afljuüiel. 
($r  nefyn'  ib,n  an  befonbern  Ort, 
Unb  fag',  maS  er  getljan,  iljm  bort. 
Da  ljöret  eS  ein  ^tombe*  nia^t, 

Dort  ftraf  er  ernft  fein  treiben. 


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-    569  - 


Tod)  Dor  bcr  2Belt  fjaft'  er  iljn  gut, 

©o  tuirb  ftets  Äutjm  iljm  bleiben. 

Scf)ön  fagt  auct)  Söaltfjer  oon  ber  3Jogr Iroeibe : 
9liemanb  lenft  $um  ©uten 
flinbeS  3ud>t  mit  Stuten. 
2öer  jur  61)re  fommen  mag, 
Dem  ift  ein  2öort  roie  ein  Sd>lag. 
Dem  ift  ein  2öort  wie  ein  Schlag, 
2Ber  $ur  (Sfjre  fommen  mag. 
ßinbeS  3u(^t  mit  Hüten, 
9liemanb  lenft  jum  ©uten. 

Dann  färjrt  er  weiter,  inbem  er  bcr  3ug*nb  öerfdjiebene  Sr* 
matjnungen  gibt: 

$ütet  eurer  jungen! 
DaS  gekernt  ben  jungen. 
Stofc  ben  Stiegel  dor  bie  Xi\x, 
Safe  fein  böfeS  SQÖort  fcrfür. 
Safe  fein  böfeS  2öort  tjerüor, 
Stoß  ben  Siegel  Dor  bie  2iir, 
Das  gekernt  ben  jungen, 
4>ütet  eurer  3""Gf»- 

Rittet  eurer  Wugen, 
Dafe  fte  boju  taugen, 
©ute  Sitte  JU  erfpäfm, 
93öfe  lafet  fie  überfein. 
33öfe  lafet  fie  überfein, 
©ute  Sitte  $u  erfpäfm, 
Da|j  [ie  baju  taugen, 
£>ütet  eurer  Mugen. 

Rittet  eurer  Ofyren! 
Ober  ib,r  feib  $oren. 
Safe  i&r  böfeS  SBort  hinein, 
DaS  mufe  euern  Sinn  entmeib.n. 
Das  mufj  euern  Sinn  entroeifm, 
2afjt  iljr  böfeS  2öort  hinein. 
Ober  i^r  feib  $oren. 
Rittet  eurer  Ofjren! 

©ütet  mo&l  ber  breieu 
Der  nur  all  ju  freien! 


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-    570  - 


3ungen,  Hugen,  Otywn  finb 

3ud)tlo«  oft,  für  gjjre  blinb. 

3u<$tlo3  oft,  für  §f)xt  blinb 

3ungen,  klugen,  Oljren  finb. 

Der  nur  ad  ju  freien, 

£>ütet  rooljl  ber  breien! 
Huf  ben  „$oren"  bietete  SöerDogel  folgenbeS: 

2öer  gute  (Sinfutlt  l)at,  ber  ift  jum  ©Ittd  geboren. 
3Baß  man  bem  Stören  raten  mag,  ba3  ift  oertoren. 
©iebt  man  tytn  uudj  ben  beften  Ütat, 
So  roirb  bodj  fetten  gut  bie 

W\ü  er  nid)t  allen  feinen  Sinn  ju  Dotier  Xugenb  teuren, 
So  mag  man  roilbe  öftren  roof)l  nod)  leidjter  Warfen  teuren. 
Stolj  unb  SöiffenSbünfel  aber  geißelt  Steinmar  Don  3rof^r' 
inbem  er  ben  Stoßen  mit  bem  (lleptjanten  Dergleid)t: 
Der  glepljant,  baS  ift  ber^tjor, 
Der  metjr  rot 0  roiffen,  ate  er  fofl. 
Der  (Slepljant  ift  jener  9Jtann, 
Der  meljr  roifl  roiffen,  als  er  fann. 
Unb  fdmnmmen  roifl,  roo  er  rooljl  troden  tiefe, 
(©ajtufe  folgt.) 


(aß.) 
12. 

Das  Stecht  auf  5Beaa)tung  ber  3nbiDibualität  Derlangt  aud)  eine  Der* 
fd)iebene  erjieblidje  93eljanblung  ber  Knaben  unb  ÜJiäb^en  foroofjl 
$u  £aufe  als  in  ber  Sdmle.  Die  Watur  unb  bie  Lebensaufgabe  beiber 
©efcf)lecf)ter  ift  eine  Derfd)iebene,  unb  biefe  93erfd)iebentjeit  jeigt  fia)  um  fo 
beutti$er  unb  beftimmter,  je  älter  bie  ftinber  roerben.  Die  rein  ttjeoretiffyu, 
abftraften  unb  jergliebernben  2Biffenfdf|aften,  bie  fid)  meljr  in  (ogifa^en  ^formen 
beroegen,  entfprea^en  bem  roeibli^en  <Sef$k$te  roeniger,  um  fo  meljr  aber 
biejenigen  mit  anf$aulid>em ,  fonfreten  Snfjalte,  roo  baS  3nbiDibueQe  leicht 
fyrbortritt,  fei  es  an  unb  für  fi$,  ober  in  lebendiger  Verbindung  mit  aubern 
3nbibibuen,  unb  ber  bie  ^bantafte  foroie  baö  ©efüljl  jur  $b,ätigfeit  anregt  unb 
in  *D2itleibenfd)aft  5ieljt.  Der  3Rann  beroegt  fi<$  meb,r  in  allgemein  gehaltenen 
(Sebanten,  in  DieleS  umfaffenben  ©runbfäjjen ;  bie  §rau  liebt  baS  6in£e(ne 
unb  fann  eS  bis  in  bie  fleinften  Einzelheiten  erfaffen  unb  föilbern.  Dem 
inbiDibuellen  Seben  gehört  ba^er  aua)  ber  SJebenSjug  beS  roeibli^en  ©ef$le$teS, 


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-    571  - 


roöfnrenb  ber  Warm  fich  mehr  bem  ungemeinen,  bem  großen  ©anjeu  roibmet. 
$)af)er  muß  auch  ber  Unterricht  beiber  ©efdjlechter  ein  anberer  jein  unb  jroar 
Don  Anfang  au.  Unb  biefe  33erfd|iebcnheit  hat  fich  foroobj  auf  ben  UnterrichtSftoff 
al3  auf  bie  9WethoDe  ju  erftreden.  9Jcübd)en  eutroicfetn  fich  rafc^er  als  Änaben  ; 
fie  faffen  auch  raffet  unb  leichter  auf.  2öft^renb  ber  ftnabe  afleö  bem 
33erftanbe  näher  ju  bringen  fucf»\  fo  baS  ^iübitjen  meb,r  bem  ©emüte,  unb 
iuäf)renb  ber  Änabe  leidster  Dom  Sinjeln  jum  ungemeinen,  bem  ftbftraften 
emporfteigt,  |o  gefällt  fia)  bagegen  ba£  Wäbc^en  mehr  beim  (Sinjelnen  unb 
2(nf<$auli$en.  Auf  ofleS  baS  hat  ber  Untrrtct)r  föücfficht  ju  nehmen.  Wm 
beften  ift  baher  bie  S$eibung  ber  Äuaben  unb  3ftäb$en  beim  Unterrichte. 
5)ie  Erfahrung  lehrt,  baß  bei  gemixten  Spulen  immer  ein  Seit  ju  furj 
fommt :  bie  TOäbchen,  roenn  ein  Seljrer,  bie  Knaben,  roenn  eine  Severin  ber 
Ätaffe  Dorfte^t.  Diefe«  WißDerhültniS  jeigt  [ich  aber  ganj  befonberS  in  ben 
obern  klaffen  ber  ^rimarfchule  unb  noch  mehr  in  ben  Äealfchulen.  Da 
beginnen  bie  gemijc$ten  Spulen  gerabeju  unnatürlich  $u  roerben,  auch  bann, 
trenn  $.  tö.  bie  Räbchen  Don  einzelnen  fächern  bifpeufiert  finb.  Der  ganje 
©eift  ber  Schute  ift  ein  männlicher  ober  ein  roeiblicher,  je  nachbem  fie  Don 
einem  Sehrer  ober  einer  Mehrerin  geleitet  roirb.  2)a§  liegt  in  ber  Watur 
ber  ©ache,  unb  einzelne  Ausnahmen  heben  bie  Kegel  nicht  auf.  ßntroeber 
fin'o  bie  Räbchen  ober  bie  ffnaben  nicht  in  ber  ihrer  Watur  juträglichen 
Atmosphäre  unb  5^hflnblung. 

13. 

Die  3nbiDibualität  finbet  ihre  ©renken  in  ben  3ro«frn  ber  ©efamtheit, 
ben  biefen  muß  fie  fich  unterorbnen.  Da§  Sohl  ber  SNenfchheit  Derlangt 
bie  hatntonifche  WuSbilbung  be§  flinbeS ;  baher  barf  bie  frachauSbilbung  erft 
fommen,  toenn  bie  Wllgemeinbilbung  jkrt  genug  grunbgelegt  ift.  Da §  Sohl 
ber  ©efamtheit  Derlangt  aber  auch  gtbieterifch  bie  f itt(ich*re(igiöf e 
21u§bilbung  bed  IfinbeS,  baher  muf;  auch  fie  Don  Anfang  an  gepflegt 
unb  großgezogen  werben,  (Sinfeitige  unb  irreligiöfe  (Srjiefjung  ift  eine  35er* 
fünbigung  an  ber  TOenfchbeit.  (5§  barf  baher  bem  3nbiDibUum  nicht  frei* 
gelaffen  roerben,  ob  es  feine  ftiuber  religiös  ergehen  laffen  rooflc  ober  nicht. 
Die  fokale  unb  ftaatliche  ©efe^gebung  barf  bem  Unglauben  nicht  %f)\\x  unb 
3:t)or  öffnen,  roenn  fie  Dernünftig  fein  roiü,  fonberu  muß  Religion  unb  ©tauben 
fchüfcen  unb  förbern,  bem  Unglauben  bagegen  mit  aller  ftraft  mehren.  Da« 
Derlangt  baS  Sohl  beS  ©anjen. 


"Sfädagogifc^e  "glun6fc§  au. 

(Stbgcnoffcufrhaft.  Die  Statiftil  ber  $äbag.  Prüfungen  bei  ber  Äefru* 
tieruug  im§erbft  1894  ift  foeben  erfchieuen.  Da3  Äefultat  ber  ©efamtleiftungen 


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ift  gegenüber  bem  SJorjaljre  nur  um  etnwS  toenige«  jurüdgegangen,  inbem  bie 
3atjl  ber  fer>t  faxten  ©efumtleiftungni  bon  je  100  geprüften  Don  10  auf  11 
geftiegen  tfl,  mäljrenb  bie  3af)l  0fr  Mr  9u*fn  -Molen  geblieben  ifi 

(24  auf  je  100  ©ebrüfte).  3minfrr)in  meist  bie  Tabelle  ber  sßrüfung$jal)re 
Don  1881  bis  1894  einen  ruhigen  unb  fielen  ftortfdjritt  auf. 


r*l,lM  —nv 

iobr 

58  on  je  100  ©eprüften 

galten 
fett  aite  ifeörfdjlfdjie 
©efamtlentungen 

1894 

24 

11 

93 

24 

10 

92 

22 

11 

1891 

22 

12 

1 890 

19 

14 

89 

18 

15 

88 

19 

17 

8? 

19 

17 

188« 

17 

21 

1885 

17 

22 

84 

17 

23 

83 

17 

24 

82 

17 

25 

1881 

17 

27 

Die  bieSmalige  3""o^me  ber  fetjr 
|d>!ed)ten  ©efammtnoten  erfdjeint  ober 
elroa«  gemilberl,  roenn  man  beoba<f)tet. 
baß  fie  bei  ein  unb  betnfelben  Prüfling 
häufiger  jufammentrafen  unb  nur  fo 
bie  fd)lrcf)ten  (Mommtnoten  Dermerjrten. 
^ntereffanl  über  ben  (Sang  ber  9)eju(tate 
einzelner  ftädjer  ift  folgenbe  XnbeOe. 


fitttgö; 
jatir 

S3on  \t  100  Geprüften  batten 

gute  9toien,  b.  b-  i  ober  2 

{(bleute  Sioten,  b.  b>  *  ober  5 

Siefen 

Sluffaö. 

Mcdincn 

SBaterL* 
lunbc 

Scfcn 

Kuffafe 

"Kcdjncn 

5öatcrl.> 
funbr 

1894 

80- 

57 

64 

46 

3 

10 

9 

18 

93 

82 

57 

65 

47 

3 

10 

9 

18 

92 

79 

57 

60 

46 

4 

10 

10 

20 

!  91 

78 

55 

62 

45 

4 

11 

10 

21 

]  1 890 

70 

53 

57 

41 

6 

13 

12 

24 

89 

75 

52 

53 

42 

6 

13 

15 

23 

88 

71 

51 

54 

40 

8 

16 

14 

25 

8? 

72 

52 

58 

38 

8 

16 

13 

28 

188B 

09 

48 

54 

35 

9 

19 

18 

32 

1885 

07 

48 

54 

34 

10 

18 

18 

34 

84 

66 

48 

54 

34 

10 

21 

18 

36 

83 

60 

46 

51 

32 

11 

23 

19 

38 

82 

63 

47 

55 

31 

13 

24 

18 

40 

1881 

62 

43 

49 

29 

14 

27 

20 

42 

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-  573 


—  9113  Nachfolger  beS  Jperrn  SunbeSrat  Dr.  ©chenl  fei.  im  |De= 
partement  be§  3""«"  mürbe  £>err  tBunbeSrat  9fufft)  gemäht.  Derfelbe 
l)ot  i'iii)  auf  bfm  ©ebieie  ber  ßrjiebuug  unb  be§  Unterrichtes  bereit»  eine  lang« 
jährige  Erfahrungen  ermorben,  ba  er  f.  3-  @rjief)iing§birettor  beS  ÄantonS  2Öaabt 
mar  unb  unter  ihm  ba§  roaabtlänbifche  (SraiehungSgefetj  reoibiert  mürbe.  2Öie 
er  fich  jur  ©djulDorlage  ©chent  ocrhalten  roirb,  muß  natürlich  erft  abgemartet 
werben ;  bod)  merben  mir  faum  irre  gehen,  roenn  mir  annehmen,  bap  er  einer 
oollen  3rntralifatiou  beS  ©chulmefenS  meniger  jtnupatbifch  ift  als  fein  SBor» 
gänger  unb  fo  beu  9lnfchauungen  ber  SBeftfchmeij  9ted)nung  tragen  merbe. 
63  fuib  bieS  auch  bie  ftnfchauimgeu  beS  größten  leilS  beS  ©chroeijeroolte?. 

Wargau.  Ter  StegierungSrat  erliefe  foeben  eine  Disziplinar*  unb  SM« 
jiehuugSöerorbnung  511m  ©efefce  über  bie  obligatoriicbe  örortbilbungSfchule. 
9?ad)  berfelben  tönneu  ©dn'iler,  bie  fid)  fernerer  DiSjiplinfebler  )<hulbig  machen, 
Dom  ©emeinbernt  mit  duften  bis  auf  10  Ar.  ober  mit  ©efängniS  bis  auf 
CO  ©tunben  beftraft  merben,  unentfchulbigte  Slbfeiuen  mit  ©elbbufceu  üon 
20  6i3  50  Gt*. 

Sfhtotij.  (£orr.)  %n  29.  fcuguft  oerfammelte  fi<h  i"  beut  iböllifch  ge- 
legenen 53abe  Quoten  bie  Settion  Ward)  beS  tatl)ol.  CefjrerüereinS.  Den  jal)l* 
reich  erschienenen  *Dcitgliebern  unb  (Sljrengäften  entbot  beu  SMDtommenSgrujj 
ber  ^raie».  ©efunbarlebjer  £>ug  in  Saasen,  3n  ber  (SröffnungSrebe  gab  er 
feine  greube  tuub  über  ben  SuUMMfyl  ber  ©eftion,  ba  8  neue  s))(itglieber  auS 
bem  lieben  Wachbarfanton  ©laruS  beigetreten  feien.  Dura)  ben  fjoduo.  Merrti 
Referenten,  Dr.  9tofer,  bifcrjöfl.  Slrduoar  in  ßrjur,  fyatte  ©eine  Knaben,  r)od); 
mürbigfte  §r.  Diöjefanbifchof,  unS  feine  ©rüjje  entbieten  unb  mitteilen  laffen, 
mie  fehr  fid)  £>od)berfelbe  freue,  bafe  biefer  fd)öne  Skrein  auch  in  feiner  Diöjefe 
fid)  immer  mehr  oerbreite,    ©ein  ©rufe  würbe  telegraphifcb  ermibert. 

$)r.  SrjieljungSchef  SBinet,  welker  unliebfain  am  53efuche  unferer  3?er- 
fammlung  Oerhinbert  mar,  fanbte  und  00m  Oberiberg  auS  telegraprnfch  freuub* 
liebe  ©nifee  unb  bie  befteu  2Bünfd)e  &u  fegenSreidjer  SBerhaublung. 

Dem  oortreff  liehen  Referate  beS  hod)m.  £rn.  Dr.  9lofer  über:  „bie 
formalen  Stufen  beS  Unterrichts  nach  $erbart»3ifl<r  unb  ihre  SBermenbung 
in  ber  ©dnile"  mürbe  mit  lautlofer  ©tiUe  jugehört  unb  e$  fanb  üerbiente  %n> 
erfennung.  Da  baSfelbe  in  ben  $äbagogifchen  blättern  erjeheineu  mirb,  fo 
berichte  ich  ouf  bie  ©lijjierung  beS  ferjr  reichen  Vortrages. 

63  folgten  nun  bie  3Öar)len  in'S  Komitee.  En  bie  ©teile  beS  eine 
SÖiebenoabl  ablehueuben  ^räfibenten  £mg  mürbe  £>r.  ^rof.  2B.  Wirtin  in 
©iebnen  gemählt;  als  SBijepräfeS  unb  &affier  erhielt  bie  Mehrheit  Mr.  Sehrer 
9lug.  ©piejj  in  Püggen,  unb  juni  Vitium-  mürbe  mit  lebhafter  Wtlautatiou 
hochm.  §r.  $fr.  Äälin  in  9hiolen  ertoren. 

^cachbem  noch  i»ei  Delegierte  für  baS  SBereinSfeft  in  3»9  beftimmt  roorbfit, 
erhielt  ftm  3cntraltaffier  6  ^rei  in  ßinfiebeln  baS  2öort,  melcher  in  einer 
begeifkrten  9iebe  bie  Bereinigung  ber  brei  fchmöjeri}d>n  ©ettionen  beS  Vereins 
tathol.  Sehrer  unb  ©chulmänner  ju  einem  ßantonaloerbanb  anregte,  maS  auch 
jum  vBefchluffe  erhoben  rourbe.  3ur  ftonftituierung  eines  jolchen  mürben  als 
Delegierte  bie  brei  9Jlitglieber  beS  Komitees  gemählt. 

hierauf  mar  ber  offizielle  Teil  gefchloffen,  unb  ein  Sieb  leitete  jum  ge- 
mütlichen leile  über.    ^räfeS  ^ug  eröffnete  bie  Weihe  ber  loafie,  inbem  er 


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-    574  - 


bem  ehemaligen  ©eminarbirrftor,  tyQm.  ftrn.  Dr.  9tofer,  bfm  berbienten 
^3äbagogen  unb  roohlroollenben,  DäterliaVn  ^rreunbe  ber  Cefjrer,  ein  leb&afttf 
4>od)  brachte.  Ipochro.  frr.  Dr.  Wofer  toafttrte  ouf  bie  3beale  be§  £efjrer* 
ftanbe«,  unb  ber  neue  5Jiaepräfibent,  Öftrer  Spiefe.  brachte  ein  §0$  auf  bfn 
ablretenben  ^räfibenten,  6efunbarlehrer  ©Hfl,  brr  bie  Seftion  Storch  grünben 
half.  2oafte,  ßlabierjpiel  unb  Sieber,  ernju  unb  fyumoriftifcfr,  ®olo,  Ouar* 
tette  unb  ßhorgejänge  roecbjelten  auf's  angeuebmfte  mit  t  hinüber  ab  unb  matten 
ben  ^ag  nebft  ben  erhaltenen  Belehrungen  $u  einem  genußreichen,  ber  nexb 
lange  in  guter  Erinnerung  bleiben  tuirb. 

Staiern.  3n  53aiern  muß  e5  gut  um  baS  ©d)ulroefen  flehen ;  ba  Ratten 
üon  26,493  SRefruten,  bie  1894  jur  Prüfung  famen,  nur  16  mangelhafte 
©dmlbilbung. 

Portugal  arbeitet  fräftig  an  ber  Jpebung  be§  ©d)uhüefen§.  (Sin  fönig* 
liehe»  $e!ret  orbnet  bie«  3obr  bie  törünbung  Don  500  neuen  Elementar» 
faulen  an;  für  ba«  nächfte  3al)r  fogar  üon  800. 


mt  ber  Seit  feiumi'ä  bort). 

2öor)I  manches  Samenförncben  fällt 
3n  tot  ©eftein  unb  Dürren  <2anb 
Unb  fttrht  bod)  11  Mit ;  nein  es  behält 
3m  öben,  unfruchtbaren  Sanb, 
Ob  auch  genährt  nur  fümmerlid), 
$>ie  fleint:  unb  SScbenStraft  in  fid). 

($8  fommen  3abre  unb  Dergeb'n, 
$ic  3eit,  fic  änbert  SBalb  unb  ftlur, 
XaS  Äörulein  Witt  nicht  auferfteb/n, 
l£8  jeigt  oon  äeben  feine  cvüt, 
9US  tuär',  ber  Slu&enluelt  entrüeft, 
ßängft  beffen  ftraft  im  fletm  erftieft. 

Dod)  munberbar!   Ter  Gimmel  fentt 
(Sin  £röpfleln  labenb  Tau  hinab, 
Unb  feine  Äraft,  Dom  lau  fletränrt, 
©nttotcfelt  fich  im  tiefen  ©rab: 
1*8  bricht  ba8  fförnlcirt  rafch  geroor, 
Sprofu  auf  unb  ftrebt  jum  Sicht  empor. 
©0  Hegt  in  manches  SWenfcben  »ruft 
flucti  fo  ein  »ornlcin  oft  Derftecft. 
Unb  fdjlummert  ba,  un8  unbetou&t, 
5Si8  e8  Dom  6d)icffal  aufgerueeft, 
W\t  ScbenSfrifche  angefban, 
©rquicflid)  fängt  }u  machten  an. 

X'rum  werben  fchon  »u  jener  :\c\t, 
$>a  er  noch  jugenbfrifd)  unb  jart, 
$em  (Seift  bc8  SRenfchen  bingeftreut 
SJiel  ©amenförner  ebler  Ärt, 
£af$  auferftch'  bie  frflhe  Saat, 
ffienn  einft  bcS  ßebens  Düne  naht. 

2öohl  MiiDcr  ein  ftinb  jur  3ugenbjieit 
Jöcrftebt  be8  ©prudje«  ®inn  unb  (Mein: 
„la-  Xhränenfaat  wirb  einft  jur  ftreub V 
2Ueil  e8  nicht  roeifj,  roas  Stummer  ijciftt, 
Unb  manches  fagt  baS  Sprüchlein  per, 
©ein  Huge  bleibt  boch  thränenlecr. 


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-    575  - 


9M  ift  bie  3«it  otelleicqt  nieqt  fern, 
©ie  ftcljt  oft  gar  nid)t  lange  an, 
ÜBo  biefe«  ©prueqc«  tiefer  ftern 
8ci  itjm  gur  SBabrqeit  werben  fann; 
£er  2Öortc  Sinn  liegt  auf  ber  ftanb, 
llnb  flar  begreift  itjn  ber  Ükrftanb. 

Unb  wa8  e«  früher  uicqt  üerftanb, 
iliiaö  otjne  (5inbrucf  leer  oerqallt, 
2)al  wirb  jum  Stab  in  feiner  $>anb, 
IUI  bem  es.  frotj  burd)'«  ücben  Ballt; 

wirb  fein  Iroft  in  bitfrer  Not, 
©ein  Jpoffnungsaufer  felbft  im  lob. 

X'rum  pört,  bie  iqr  örjicqer  l)ei&t! 
„(#ebt  folcqe  Sreime  jebem  tfinb, 
$ie  ganj  burdjioctjt  oon  Wotte«  Weift, 
Sowie  cntwirfluugfcfäbig  rtnb;" 
(i-ntwirfeln  wirb  ue  jene  Mraft, 
Xie  Ijeimlicq  wirrt  unb  ciuig  frfjafft. 

2ßcnu  reblid)  ba8  oon  t^ud)  gcfdKb'n, 
ftabt  ihr  erfüllt  bie  größte  v4$flicqt, 
Unb  werbet  bereinft  gut  beüetj  n 
iüor  tfuerc*  Mcfjterä  Angefleht. 


si«on  (Hott  allein  fonnnt  ba*  Webeih/n. 

(J.  8ch.  in  U.) 


qtäftaoogifdK  Vittcratur  unb  £et)tmMtt. 

3n  ber  ^udjbanöluna  il.  Huer  ii  Tonouroortb  finb  erfcqienen; 

1.  Sratboltfcqer  ße  hrer  =  Äalenbe  r  auf  bad  3aqr  1896,  mit  ©rloeitcrung  auf 
bic  3obrc  1895  96  unb  1896  97.  »oit  Üflatt).  «ebelc.  Mit  ^rorrait  unb  üe= 
benebilb  3-  30».  &elbiger$.    1  SR. 

2.  «alenber  für  fatq.  ßeqramt8*Scanbibaten  auf  ba«  3aqr  1896,  oon 
bemfelben.   I  2R. 

3.  Xaftqen* »alenber  für  bie  fiubierenbe  3uflenb,  o.  ftr}.  «ogt.  40  $f. 

4.  !Rapqael  =  Äalenber  für  junge  Arbeiter.  20  $f. 

5.  Notburga  Malenber  bei.  für  l'iäobe.    Sßrei«  20  $f. 

6.  Seutjdjer  XicrfdjuO^falenbcr.  ^retö  10  »f. 

7.  £er  ©  olbatenfreunb.  »alenber  für  tatpol.  ^olbaten.  $rei*  20  $f. 

8.  ftiuber  =  »alenber.   20  $f. 

9.  rtatljol.  «brcitVftah'nbcr.    50  $f. 

10.  SHonifa=Malenbci.    30  $f. 

11.  »ernabetta  st  alenber  }.  Sqren  0.  Unf.  L  Jrau  0.  üourbe*.    30  $f. 
2>cr  reidje  3nqalt,  bie  fajone,  bequeme  »uSftattuna  unb  ber  billige  $rei* 

m a dien  biefe  icaleuber  burdjau*  empfehlenswert;  mir  münfeqen  ihnen  baqer  bie 
roeiteftc  Verbreitung;  befonber»  inaeqen  mir  bie  tatqol.  ßcqrer  unb  ©eminariften, 
fomie  bie  fatqol.  ©tubenten  auf  9tr.  l,  2  unb  3  aufmertfam. 

3n  ler  Kaumannftqrn  ^uManolun.u,  Xülmen  I.  ©.  unb  bureq  alle  öucqpanb 
luugen  finb  §u  haben: 

1.  ftinberlegenbe,  herausgegeben  o.  fjreunben  ber  diriftl.  3ugenb. 

2.  ßaumannfd&e  3ugenbbibliotqef. 

3.  3ugenbqort.  3Quftrierte  8eitfeqrift  für  bie  fatq.  3ugenb.  fterau&gegcben 
unter  SJHtwirfung  o.  ©ciftlicqen  unb  ßcqrern  o.  91.  91 eu mann.  (Srfcqeint  in 
möcqentlieqen  Wummern.  3aqrg.  geb.  2  9R. 

4.  S)ie  <qriftli(qe  ßeqrerin,  wie  fie  fein,  wtrfcn  unb  beten  fott,  oon  Dr.  2B 
Gramer.  C«cb.  l  SR. 

6.  $er  (qrtftlicqc  fieqrer,  wie  er  fein  unb  wirfen  fofl;  oon  bemfelben.  (*Jeb.  1  M. 


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-   476  - 


7.  Des  Lehrers  Droft  im  (Sebete.  Äat&oL  (Sebetbud)  für  ßebrer  unb  2e^ 
rerinncn,  o.  St).  Dreisel,  Lehrer.  ®eb.  l  SR. 

Sir  möchten  bie  (Ueiftltc^rn,  Lehr«  unb  Sorftänbe  ber  3ugcnbbibliotbeten  auf 
biefe  oonüfllidjen  Schriften  unb  Sucher  befonberS  aufmcrffam  machen.  Die  3«« 
genbfdjriften  crfdjeinen  In  fortlaufenben  Sänbcben  A  25  $f.  3ebeS  Sänbcben  bilbet 
ein  abgefcbloffeneS  ©ange;  brei  Sänbcben  in  einen  eleganten  Leinroanbbanb  Gereinigt, 
fo(ten  nur  l  9R.  Sis  jefcl  finb  oon  ieber  Sammlung  13  Sänbcben  erfchienen.  — 
Die  (Gebetbücher  für  Lehrer  unb  Lehrerinnen  ftnb  gang  ooraüglicb;  iic  cntbalteu 
auregenbe  Sctracbtungen  unb  (Gebete  unb  merben  gewiß  fetjr  Diel  (Düte«  ftiften, 
wo  fie  gebraucht  werben.   2Bir  empfehlen  alle  biefe  Schriften  aufs  märmfre. 

M  Der  ^udjörurtcrci  $nbrr  in  WltDorf  erfepien  in  ^weiter,  oermeprter  Auflage 
Ucbuiaäfioff  für  Sortbilbungsfcbulen  o.  granj  Wäger,  SReftor.  $rei§  be«  farton. 

(*rempl.  65  JHp. 

(Hn  Sergleid)  mit  ber  I.  2lufl.  jciqt,  bau  ba«  Süd)lcin  ba  unb  bort  bie  uer- 
beffernbe  öanb  erfahren;  borfj  ift  c«  mtt  Recht  fo  eingerichtet,  bat;  e«  auch  neben 
ber  1.  Hunage  gebraucht  merben  fann.  Der  neue  Stoff  tarn  als  Zugabe  in  beu 
Vlubang.  Durch  bie  Sermebrung  ber  Lcfcftücfc  ift  ber  ÄuSwatjl  bureb  ben  ätbrer 
ein  größerer  Spielraum  geboten,  was  nur  au  begrüßen  ift.  SBtr  lönnen  baS  Süd) 
lein  aud)  in  biefer  2.  Auflage  nur  auf«  lebrjaftefte  empfehlen  ;  e«  wirb  in  Repetier« 
3ortbilbung«=  unb  Sefunbarfcbulen  mit  großem  9iufeen  gebraucht  merben.  Seine 
burd)au«  praftifebe  (Einrichtung  hat  ihm  auch  überall  im  gangen  Sdjweijerlanbc 
eine  reidje  3ahl  oon  ftreunben  in  ber  Sdjulwelt  ertoorben.  3n  uieUn  »antonen 
ift  c«  bereit«  ftaatlid)  eingeführt. 

Vciifabrn  ber  fatbol.  fteligioiiiebre  für  höhere  Sehranftalten  P.  Dr.  £beob. 
Dreher.  III.  bie  hl-  <§aframentc.  ftretburg  i.  Sr.  Jperber'fdjc  SerlagSbudjbanb- 
lung.  0,30  SM.  —  »larc  Uberficht,  präjife  Definitionen,  furje,  aber  treffliche  Sewei«* 
führung,  mißliche  SBinfc  für  ba«  praftifebe  Leben  zeichnen  biefe  ReligtonSlebre  au« ; 
fie  eignet  fid>  befonber«  für  Hnftalten,  wo  bem  Religionsunterricht  menig  Seit  ge* 
mibmet  merben  fann. 

lie  bibiifrben  «Über  unb  ihre  Sermertung  im  Religionsunterrichte  in  ber 
Solf«fd)ule.  Son  $r.  SBolf ^Sürgel.  2.  oerbefferte  Huflage,  ftreiburg,  Berber' 
fdje  Scrlag«banblung. 

VI.  88  <©.  60  $fg.  —  Da*  Südjlein  giebt  juerft  eine  furje  ©cfd)id)te  ber 
biblifchen  Silber,  fprtcht  bann  dorn  9luben  berfelbeu  für  beu  Unterricht  in  ber  Scbule, 
oon  ben  Änforberungen  an  bie  biblifdjen  Si  ber  unb  beurteilt  bie  gcbräudjlicqftcn 
biblifd)en  Silberroerfe.  Den  Schluß  btlbct  eine  Hnmeifung  jur  Sebanblung 
ber  bibl.  Silber.  SBir  empfehlen  ba«  belehrenbe  unb  anregenbe  Sd)riftd>en  öden 
Lehrern  unb  5rated)eten;  e«  mirb  ihnen  oon  großem  yhttjeu  fein. 

3m  Serlag  Örtcbrid)  Ruftet  in  Regensburg  ift  erfchienen  ber  Regen«* 
burger  9Raricnfalcnber  für  ba«  6d)altjahr  189G.  31.  3abrgang.  50  $fg.  — 
Dirfer  allgemein  befannte  unb  meit  oerbreitete  ftaleuber  bebarf  feiner  meltern 
Empfehlung;  er  hat  fid)  feit  3afmebni«i  burd)  feinen  trefflichen  3nhalt  unb  feine 
fchöne  3lueftattung  genugfam  empfohlen. 

Upologie  btt  (Sbriftentnm^,  o.  Dr.  $ranj  Dettingen  7.  Huflage,  bcrau«> 
gegeben  oon  Dr.  ©ugen  STOülIer.  ^reiburg  i.  Sr.  1895.  $jerber'fche  Serlaa« 
hanbluna.  Sereit«  ftnb  4  Lieferungen  biefe«  oorjüglichcn  SBerte«  erfchienen.  3n 
unferer  3tit,  mo  bie  (Mrunblageu  be«  (Glauben«  oon  ben  Ungläubigen  mit  atten 
Mitteln  angegriffen  werben,  ift  e«  jebc«  aebilbeten  Laien  ^flidjt,  ftd)  aud)  mit  ben 
nottoenbigen  unb  paffenben  2Baffen  jur  Serteibigung  au«jurüften.  3n  biefer  bar 
liehen  Slpologie  finbet  er  fie;  jugleicb  aber  mirb  burd)  ba«  ©tubium  berfelben  auch 
fein  Wlaubenfcleben  auf«  neue  geftärft  nnb  befeftigt.  Stögen  recht  oicle  Äatbolifen 
biefe  Lieferungsausgabe  fich  anfdjaffen.  Die  Auflage  erfd)eint  in  20  Lieferungen 
ä  1  Warf. 


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3nr  Söfebercrinnernnq.  Aroel  ^efenntniffe  über  t»en  fonfefRottflofe«  Religion«» 
unterriebt  bei  2lnla&  bcr  StSfuffton  betr.  öunbeSfubDention  ber  Solfsfchule  im 
Rationalrate.  (5.  guni  1893.) 

1)  $err  Gurtt  fagte  über  ben  fogenanntcn  fonfefftonSlofen  Religionsunterricht 
folgenbeS: 

r3ch  fteflc  borauB  bie  fonfeffioneffe  Seite  beS  ScbulartifelS  unb  ba  ftnbe  ich, 
bafe  ber  Hrtifel  (Hrt.  27  ber  SBunbeSDerfaffung)  gegenüber  bent  frühem  3uftanbe 
einen  großen  ftortfehritt  begrünbet  bat,  bafj  er  auerbingS  auch  bo  nur  au  einem 
Xeile  ausgeführt  morben  ift  ober  bafj  auch  bi«  noch  eine  Weibe  Don  Sfragen  offen 
unb  ftreitig  geblieben  unb,  bog  mir  aber  hier  hoch  nidjt  au  nagen  hätten,  eB  fei 
toenig  ober  nichts  aeferjeben,  um  bie  58eftimmungen  beS  SBerfaffungBartifelB  anju  = 
toenben.  S)crfclbe  tagt  in  erfter  ßinie,  bafj  ber  öffentliche  Unterriebt,  att'o  aud)  ber = 
jenige  in  ber  «olfSfchulc,  Don  allen  Äinbern  fofle  befuefct  merben  fönnen,  ohne  bafj 
fte  eine  ^Beeinträchtigung  ihrer  ©laubenS*  unb  ibrer  ©emiffcnSfreibeit  erleiben. 
3)iefe  SBeftimmung  ift,  glaube  ich,  jiemlich  burchgeführt  morben  babureb,  baü  man 
fernzuhalten  oerfudit  bat  Oom  Unterriebt,  Don  Den  Mitteilungen  beS  ßebrerS,  Don 
ben  Lehrmitteln,  inaS  irgenbmie  bie  inbiütbucüe  lieber  je  uguna  ber  ftinber,  beim, 
ihrer  öäter  ober  SBormfinber  nach  ber  religiöfcn  Seite  bin  beleibigcn  möchte,  unb  oer 
SöunbcSrat  bat  biefer  ©eftimmung  eine  fchr  flare  unb  fcharfe  Deutung  ieberjeit 
gegeben.  3<b  erinnere  Sie  beifptclBmeife  an  ben  fog.  Rorfcbacbcr  RefurS,  mo  üer= 
fügt  morben  ift,  bafj  ein  ftinb  ieberjeit  auB  bem  Religionsunterricht,  menn  berfclbe 
tu  Scrbinbung  ftebe  mit  bem  übrigen  öffentlichen  Unterriebt,  ohne  weiteres  fönne 
aurücfgeaogen  merben,  eine  Sluffaffung  unb  (Srflärung  be«  SunbeSrateS,  melcbe  fleh 
fcheinbar  gegen  bie  Orthobojie  richten  mürbe,  roeil  fic  ben  ©emiffcnSfcbutj  für  alle 
Diejenigen  in  fich  enthält,  bie  niebt  einem  pofttioen  23efenntniffe  beipflichten.  Slber 
auf  ber  anbem  Seite  ift  auch,  babin  gehörig  eine  Sfrage,  bie  in  Solotbum  fpielte 
unb  bie  un8  jeigt,  bafj  bie  betreffenoe  ©eftimmung  ebenfo  gut  ein  Sdju&  ber 
pofitioen  ©laubigen  ift,  mie  ein  (schüfe  für  alle  bie  Leute,  melcbe  einem 
s£efenntniffe  ber  ebriftlicben  Religion  nicht  angeboren.  Tort  nämlirb  hat  man  bie 
Sluffaffung  nicht  aufreebt  erhalten  fönnen,  bafj  bie  StaatBbehörben  befugt  feien, 
einen  fogen.  f  onf  effionSlofen  Religionsunterricht  au  erteilen.  man  hat 
Dielmehr  ben  ftinbern  ber  ©läubigen  baS  Stecht  geben  muffen,  fich  oon 
einem  foleben  mehr  atbeiftif eben  Religionsunterricht  fern  ju  hatten. 

„Sie  fehen,  eS  ift  einer  bcr  ©eminne  beS  SlrtifelB  27,  ber  allen  ©laubigen 
unb  Ungläubigen  baBjenige  ©ut  gebracht  hat,  melcbe»  fte  au  febäfeen  miffen,  bie 
Freiheit  beS  SefenntniffeS."   (amtliches  ftenogr.  Bulletin  HI.  3ahrgang,  Seite  X) 

„3*  habe  fchon  ermäbnt,  bah  £8  Lehrmittel  im  Lanbe  gegeben  bat,  monadj 
ein  fogenannter  fonfeffton  Slof er  Unterricht  erteilt  totrb.  Run  ift  barüber  entfebieben, 
b  a  h  biefer  Don  ben&inbern  nicht  b  ei  u  *  t  merben  m  ufe,  meil  eS  in  ber 
Ihat  richtig  ift,  bafj  bann  ja  bie  ©emiffenSfreiheit  nicht  mehr  gemährt  mirb.  JHefer 
fonfefftonSIofe  Unterriebt  mirb  Ja  immer  eine  beftimmte  Färbung  haben 
müffen,  melcbe,  menn  fie  Dielleicht  einer  ftonfeffton  gefällt,  anbern  Sconfeffioncn 
mifefäat."   (Seite  4.) 

2.  Rationalrat,  jefet  RegicrungSrat  So  eher  Don  Zürich  fagte  folgenbeS: 

•  .  •  •  3ch  glaube  auch,  bat?  bie  eihgenöffifche  SBolfSfcbule  um  bie  Religion  in 
ber  Solfsfcfjule  fleh  nicht  rummern  foHe;  ber  Religionsunterricht  in  ber 
Schule  foll  Sache  ber ftonf ef f ioneu  fein  unb  berStaat  f oll  fomeit 
entgegenlommen,  bah  er  im  ßehrplan  für  bie  Erteilung  beBReli» 
gionSunterrichteS  3 c i t  giebt;  aber  mer  ben  Unterricht  erteilt  unb  mie  er 
erteilt  merbe,  baS  geht  ben  Staat  nichts  an:  baS  ift  Sache  ber  Sconfeffioncn. 
3n  biejem  Sinne  Dertrete  ich  bie  Freiheit  ber  5eoiuefrtonen  unb  bin  burchauS  ein« 
Dcrftanben,  bafe  e»  feine  fonfefftonSIofe  Schule  in  bem  Sinne  giebt,  bafc  eine 
Schule  fonfeffi onslofen  Religionsunterricht  erteilen  fann;  einen 
folchen  giebt  eS  auf  ber  ganjen  SBelt  nicht,  fonbern  bie  Äonfeffion  ift  immer  bie 
©TfcbeinungSform  ber  Religion,  unb  eS  ift  noch  nie  eine  Religion  aufgetreten  als 
in  ber  Sorot  einer  beftimmten  Äonfeffton.  Ueber  bie  ©egenfäfee  unb  Schmierig^ 
feiten  merben  mir  alfo  nicht  hinauSfommen  babureb,  bafj  mir  etma  glauben,  hier 
gemeinfame  Rormen  auffteüen  au  tönnen.  ©eben  mir  ber  Kirche,  maS  ber  Sfirdje 
tft,  unb  bem  Staate,  maS  beS  Staates  ift.-  (Seite  85.) 


Carl  Mmmiii  m  Üteujikcn 

ctnjig  berechtigter  ftabrifant  in  ber  ©chroeia  pon  garniaöerä  tiatf ntierte«  2nm 
geraten,  empfiehlt  Den  tit.  6d)ulcn,  Slnftalten  unb  Vereinen  feine,  bon  erften  «u 
toritäten  rübmltdjft  besprochenen  3frnts  unb  ^riiftftärfer  unb  Banteln  mir 
feften  unb  rebujicrboren  ©ctuidjten  ju  bebeutenb  ^erabflefc^ten  greifen.  $rofpe!t( 
unb  $ret«tffte,  fotoie  Ia.  3cugnifle  oon  ©chulmännern  fteb.cn  gerne  ju  3>ienftcn. 

3lorifcl  &  tytbtv,  aittttcrgofTe,  $t.  ©allen 

empfehlen  ben  tit  ftircbcnoorftänben,  ©eiftlichen,  ße&reru  unb  SJcufUbtreftcren 
höflichft  ihr  neue«,  beft  affortierte«  ©efdtjäft  in 

fuum,  äBHptolien  &  ^iiiifiiiftniineiitcn 

nebft  gctnanftalt  in  9Hanoe,  Harmonium*  unb  SRiittfaltcn.   3)urd)  por- 
jüfllicfte  iöerbinbungen  ift  e«  un*  möglich,  jeben,  ben  fleinften  wie  ben  fdiioicriaft« 
auftrug,  fei  cS  Wnfichtäfenbung,  Jöcfteflung  ober  Reparatur,  fcr/ncüi'tcns  au*jufübrrn. 
Unter  3ufid)crung  billiger,  frcunblidier  unb  promptefter  Öebienung  getebiu 

t)ocgocr)tung8öoflft 

Senj.  Jtoeifel,  alt  ßehrer. 
"fber, 


Gilbert  Süöcbcr,  Kaufmann. 


3m  Serlage  ber  Unterzeichneten  finb  erfcrjienen: 

Wager     llcbiuiagftoff  für  gottdtlbimßgfiöulen. 

Aiocite  Auflage,  mit  einer  3wflfbe. 
$ret«  be«  fartonierten  dremplar«  65  (St. 
2>ie  sehntauf enb  ©remplare  ber  im  legten  fccrbft  erfchienenen  erften  äuftaü 
toaren  in  5  SRonaten  Pergriffen. 

|t(t{}Cf  §*)  ySi[lU$  »»ffltt6«n  RelniteiprSfungeit. 
—  *ret«  je  40  (Et*.,  pariiemoetfe  MUtger.  — 

«udjbtiufcrei  §u6er  in  9Utborf. 

©oeben  erfchien 

'Ltlir-    IL   HC IfUHQ)  V'mern.    35a«  »uch  eignet  ft*  treffh: 
'  r  auch  jur  Grinführung  in  anbem  Kantonen 


Segen  ftejugSbebingungen  toenbe  man  fteh  an  Stäber  &  C£ic,  8ud> 
Ijanblung,  ttugern. 

ftattjolifdje*  fmabe»prtt|t<mat 

Bei  $t  3#tc§aeC  in  ?ug. 

Unter  ber  t)-  ^ßroteftion  be§  t)o$\v\\.  93ifd)ofS  Don  Qajet-ttugano 

C9röffnuna  be«  neuen  Schuljahre«  ben  9.  Of  tobet  Eintritt  ben  l.  Oftoba 
Tcut (djer  Dorlar«  (Obere  (Stufe  ber  ^rimarfchule,  ^Repetier*  unb  5ortbilbuu$öfd)ulO, 
iHcalfcbole,  üebrcrfemiuar,  ^tiuuia  fluni,  befonberer  Öorfure  für  franjonfctie  unt 
italienifche  3&glinge  jur  (Erlernung  ber  beutfehen  Sprache.  —  ^rofpelte  gratt«  ml 
franlo.  SWhere  Sufjchlüffe  erteilt 

$te  $trcftiotw 


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9-50 


t  Uittrr. 


bc«  „6<|Det|.  (fcritebumtffreiiibe«''  »oö  »er  „$aDaßOß.  Wpiat«fdjrift 


ii 


beB  Vereins  tat  fco  L  ffljrrr  unb  Sdjulmänner 

5er  Sdjioru 

unb  beS  fdjmci^crifctjcit  fatfjol.  ©rjtc^uugdttcrcin«. 


Jmritrr  la^rgang. 

19.  tjeft. 

(Iftrfdxuit  2  «oflcn  ftarf  i<  ben  1.  unb  15.  (in«»  jcbcn  Vtonattf.) 


I)ru(f  unb  &£pebition  oon  3.  SR.  2Mun|d)i. 

1895. 


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§n$aCt. 


€rtt 

1.  3«  G4*l\mt  Mb  efttirfftea  gdjulüorlaflc.  (»ortrog  t>on  Dr.  S9edf 

öon  ©urfee)  .   5": 

2.  öcrWIüi«  be*  Kcbrer«  iura  Sanier  anfterboib  btr  6<tiuic.  (SBon  3-  ©r., 

2<&rcr  in  3uß-  (<5*lnfe.)  583 

3.  «Botin  begeben  bic  #orjn«e  be*  Xaftfftrriben*?  («on  3.  ©öfä, 

ßebjrer  in  JHoot)  58« 

4.  ItfbaflOfliffte  «ebaifen  an*  btn  Winaefännen.  (3-  93-,  ßeljrer  in  9t. 

©d)lufj.)  591 

5.  Die  IV.  (ücicralücrfamraltmfl  be*  iötreinS  fatfjol.  ßcljrcr  nnb  6d)ulniönucr 

ber  6d)tüci$  in  3ug  .    595 

6.  $äbaßogtf4e  WuibfAau   604 

7.  ^ibidoflifibc  gittrrrtir   W7 

8.  Stfcrtte. 


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I 


örtiumiftfo 


'im  III  ♦ 


beS  „Sdjtoeij.  erjifittngfifttttfibeö"  unb  ber  „Wtotgog.  aRonatsfärif*" 

Tfwnn*  fcöffi.  jbfjw  unb  J^ulmämw  bir  ^tn«$ 

unb  bed  fd^toci^crifc^ett  fatfyol.  ($r$iet)uug3bereM$. 


3ttfl,  1.  Oftober  1895.        M  19.  2.  $at)rflang 


9tebaf  tion&f  ommiffion: 

TM  eemtnarttrcrtof«:  I  Knill,  $t|Nr4,Stt}CTn;  Panmaartner,  3u«;  Mc  b«&».  fctrtn:  Dr.  grUwt. 
ficfn,  «rof-.  «*w ;  geo  »«4,  <&f«rm,  »eta,  Jtt.  ct.  «tan  unb  $m  ««*m  »ipfll  in  fftftfetb,  Uri. 
Die  «infcnbunatn  ftnb  an  'emtnarblrtrtcr  » a u  m 90t tnc t  |u  rieten. 

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«ff^cfcrt  mnnatll*  2  mal  ic  ben  1.  unb  15.  be«  Wcnatl  «nb  fojlct  |MrU4  f*t  B«teta«mita,ll«bet  4  9c; 
ttt  8«bTarallfanbtta«fn  3  %X.\  fftt  «i*tmitalttbtr  5  gt.  TUfttUnnaen  brtn  »«tltoft.  3-  «■ 
SlinUi,  tluibrutf«,  3«fl-      3nfttate  »ctbtn  tlt  T5ctUj<itt  mit  10  «p.  btr«4nct. 


Jur  Sdjulfrage  unb  Sdjenk'ftlKn  Sdjuloorlaoe. 

(Söortrag  oon  §errn  Dr.  3.  iPecf  oon  töurjce,  an  ber  IV.  ©eneralberfatnmlung 
ber  fatljoL.  yefjrer  unb  ©cbulmänner  ber  Sdjtoeij,  in  3«fl) 

Da«  &oa>erel)rli4)te  ^räfibium  Ijat  einleiienb  bemertt,  roir  müffen  un« 
auf  einen  beoorftefjenben  ftampf  um  btc  Schule  gefafet  machen.  3äj  a&er 
meine,  mir  fönnten  nun  balb  ba$  25.  3ubeljaljr  beS  f#mei$erifd>n  ©cfnil* 
ftreite«  begeben.  $ljatfäa)!i<$  Ijat  biefer  mit  ben  SBer&anblungen  be«  Wational- 
rate«  über  bie  erjle  tBtrfaffungSrebtfton  nm  6.  Wobember  1871  begonnen. 
Damals  aflerbingS  tobte  ber  Äampf  sunäddj!  nur  in  ben  oberflen  parlamen« 
tarifa>n  Legionen,  wie  ber  ftörjnfturm  juerj!  um  bie  einigen  ©ipfel  ber 
WIpen  tobt,  um  frernaa)  jerftörenb  in«  %f)a\  herunter  ju  foflen. 

ÖejjtereS  wirb  nun  balb  gefa>ljen.  Sinnen  wenigen  SGßoaVn  wirb  im 
ea)n>eijert)ol!e  ber  ffampf  um  bie  d>TtftIid)e  ©cfmle  entbrannt  [ein.  ift 
bafjer  nidjt  oljne  3ntcrefff,  bie  ©enefi«  namentlid&  ber  neuern  $r)afen  biefer 
Seroegung  etroa«  berfolgen,  jumal  fia)  barauS  einige  bebeutfame  ©treif» 
(ia^ter  auf  bie  gegnerifdje  $aftif  unb  bamit  auef)  ein  Qsinblid  in  bie  legten 
3tele  unb  Seftrebungen  ber  treibenben  Elemente  in  biefem  ©eifteSfampf  ergeben. 

Seim  erfien  93erfafjung«entmurf  bon  1872  mürbe  ein  ©djulartifel  erft 
im  .Stabium  ber  Söiebererroftgungen  bura)  Stic^entfdjeib  beS  ^räfibenten 
SR.  Srunner  aufgenommen,  Die  natürlich  rabital  befteflte  nationalrät (idje 
ftommtffton  mar  bamal§  noa)  gegen  jegliche  (Sinmifcfcung  be«  Sunbe«  ins 
93ol!«fa)ulmefen.  dagegen  enbete  bie  jroeite  IRebifionScampagne  bon  1873/74 


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mit  einem  teilmeifen  Siege  ber  (Sentralifhm.   Aus  iljr  ging  Art.  27  be: 
JBunbeSterfaffung  in  feiner  gegenmärtigen  ©eftalt  Ijerüor.   9to($$er  ruhten 
bie  ©ieger  geraume  3«*  QUf  ü)Xfn  Lorbeeren,  bis  1880  ber  fenfation* 
bebürflige  $ürfpre<$  «DlatfnaS  ©($mibli  mit  feinen  befannten  2e&rfönxftern= 
refurfen  bie  §rage  mieber  in  gfofc  «"b  b«  ©emttter  auf  einige  3«*  in 
Aufregung  braute,  Diefe  fltefurfe  fyaben  jroar  nie  eine  befinitite  (Srlebigung 
gefunben;  bagegen  Ijaben  fie  ben  Anftofj  gegeben  jur  Ausarbeitung 
beS  berühmten  ©a^enf'fa^en  ©ajulprogrammeS.    2BaS  bie  8ebr 
fa)mef}ernre!urfe  auf  einem  einzelnen  fünfte  anflrebten,  baS  mirb  im  progtamm 
©a>nf  auf  breitefter  öafiS  burajgefüfn-t :  bie  boOftäiibige  Saiifierung  (lsucite) 
unb  ftonfeffionSlofigfeit  beS  Primarunterrid)te§.    SWan  fjat  jur  3eit  niel 
geftritten  unb  ffreitet  Ijeute  nod)  barttber,  ob  baS  ©djenff^e  Programm 
ben  ß^arafter  einer  blofeen  Prtoatarbeit  ljabe  ober  ben  eines  Parteiprogramm* 
3m  erfien  ©abreden  über  bie  93eröffentlid)ung  feines  programmeS,  roelaV* 
immerhin  als  offizielles  Aftenftüd  beS  Departements  beS  Innern  unter  bie 
rabifalen  Witglieber  ber  SunbeSterfammlung  terteilt  roorbeu  mar,  6eftritt 
6d)enl  bem  Programm  jeben  offiziellen  ober  programmartigen  Qfjaraftrr. 
©eitler  aber  fyat  bie  rabifale  Partei  ju  oft  unb  unterboten  $u  biefem  pro» 
gramme  gefdnooren,  a(S  bafe  nod)  ber  geringste  3'teifel  üorljanben  märe, 
bafe  ©d^enf  Don  Anfang  nid)t  feine  inbioibueflen  3been,  fonbern  baS  Srfju! 
Programm  ber  ljerrf$enben  rabifalen  Partei  jimi  AuSbrud  gebrannt  fyxt 
AflerbingS  mar  feine  Arbeit  ni$t  gerabe  originell,  fonbern  fo  $iemli$  ein 
Abflatfä)  ber  franzöfifdVn  ©a^ulgefefce  beS  Attyeiften  Paul  53ert. 

Der  roua^tige  93oltSentfd)eib  bom  26.  9iotember  1882  braute  bie  8e* 
megung  auf  einige  3aljre  zum  ©tiflftanb,  aber  nieift  zum  Abfajlufe.  ©leia) 
einem  broljenben  Kometen  blieb  feitfyer  ber  „©d^utoogt"  mit  feiner  9tute  am 
politifajen  Gimmel  bängen.  2Bie  ©amiel  im  „Sreif^üJ"  tritt  biefeS  ©efpenfi 
balb  beutlid>r,  balb  terfdrtoommener,  balb  in  bebroblidfrer  9{dt)e#  balb  taum 
meljr  fufybar  auf  bie  politifdje  $(n)ne;  balb  mieberum  f$eint  eS  ganj  in 
9tebel  fi$  auflöfen  zu  moflen,  immer  je  nad>  bem  Semperaturgrabe  ber 
politifd>n  Seibenfd/aften.  ©egreiflidj,  bafc  ©d)enf  fein  Programm  nie  ter* 
laffen  fonnte,  ift  eS  bo#  fein  leibhaftig  gbenbilb,  3ug  um  3ug  bie  3bee, 
ber  ©ebanfengang,  bie  Sntarnation  beS  richtigen,  auf  geHärten  SReformpaftoren. 
Den  Anlafc,  biefe  propljetenfatjne  neuerbingS  $u  entfalten,  gab 
Ietttlia)  baS  Auffladern  beS  förberaliftifaVn  ©eifieS  in  ber  Soll- 
ing iatioe.  35eaä)te  man  mofy,  bafe  fa>n  baS  urfprüngliä)e  Programm 
©d)enf  eine  SunbeSfubtention  an  bie  $olfSfdmle  borgefeljen  ^ot.  28enn  nun 
inmitten  ber  w5BeutejugScampagne"  einer  ber  eifrigflen  Gentraliften  baS  alte 
Programm  ©a>nf  gerabe  bei  biefem  feinem  finanziellen  3'Pfd  fcröorzog,  fo 
lag  barin,  bejm.  in  ber  Motion  ßurti,  ein  boppelter  politifa>t  ©ebanfe : 


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1.  ein  (Sntgegenfommen,  ober  011$  eine  Drohung  an  bie  ftörberaliften 
b«r  3oflinitiatiDc ;  ein  Gntgegentommen  in  bem  ©inne,  bafe  Gurti  mit  feiner 
Üttotion  ben  ©ebanfen  eine»  3rinanjau«gleia>S  smifayn  ©unb  unb  Kantonen 
in  befferer,  rid&tigerer  Seife  ju  realifieren  oermeinte,  als  eS  bie  3o0initianten 
mit  ber  bebingiingt-  unb  üorbebaltlofen  ©elbfpenbe  au«  ber  93unbe8taffe  an 
bie  Kantone  tfcun  wollten.  (Sine  £>to$ung  lag  barin  infofern,  als  ßurti  mit 
feiner  Wotion  ben  görberatiften  fagen  wollte:  „Stemmt  (£u<$  in  wenn 
ir)r  Don  bem  ©elbe  be8  »unbeö  effet,  fo  werbet  tyr  baüon  fierben!" 

tiefer  gleite  ©ebanfengang,  biefe  $)roljung  jur  Hbroefjr  mifjbeliebiger 
33olf3begebren,  ift  bem  f$roei}erif$en  ÄabifaliSmu«  feljr  geläufig.  6pria)ft  $u 
}.  33.  einem  rabifalen  ^olitifer  Dom  „^roporj"  bei  ben  5Bunbe8maljlen,  fo 
iji  er  flugS  jur  fHiub  mit  brr  ©emerfung:  „Sdjon  gut,  aber  bann  müffen 
bie  Kanton8grenjen  öerfdjroinben.'*  $er  9tabifali8muS  gibt  ni$t3,  otyne  gleitt) 
eine  größere  Songeffion  al£  (Segenleiftung  auSjubebingen. 

2.  (Surti  will  mit  feiner  Lotion  bie  alte  Kegel  betätigen :  Divido  et 
impera.  '©er  ftonrabitag  1882  ^at  ibm  gezeigt,  bafj  ber  boftrinäre  Äabi- 
faliSmuS  in  ber  ©$weij  ber  oereinigten  9Ra$t  ber  <i§rift(icf)  ©eftnnten  unb 
btr  Qföberaliften  ni$t  gewadjfen  ift.  $)arum  mifl  er  beibe  getrennt  fliegen. 
<£ie  ftöberaliften  ^offt  er  mit  bem  ®ebanfen  eines  §inan$au8gleitf)e§  föbern 
ju  tönnen.  Sie  foOen  ifjm  Reifen ,  bie  gläubigen  Elemente  fatr)olif c^er  unb 
proteftantifeber  (Sonfeffion  311  bänbigen.  ©iub  biefe  einmal  munbtot,  unb  tjat 
ber  39unb  in  biefer  ober  jener  ftorm  einmal  fefien  ftufe  %*W  in  ber  93olfS» 
fcfcule,  bann  ift  e3  mit  ben  göberaliften  obne^in  balb  ju  (Snbe,  unb  ba« 
Programm  ©a)en!  wirb  ftüdwei«  für  unb  für  fa)liefclia)  unberfürjt  bura> 
geführt. 

9(18  e«  fia)  bei  ber  3<>flinitiattoe  um  finanzielle  Kräftigung  ber  Kantone 
Ijanbelte,  ba  t)örte  man  rüfpenbe  Klagelieber  oon  berumreifenben  JBunbeSräten 
fogar  über  eine  beüorftebenbe  3>fijitpetiobe,  über  9luin  ber  53unbe8finanjen 
unb  berg(eia>n.  —  Kaum  aber  t)at  ba«  ©a>eijerool!  ben  $>erren  ©tauben 
gefaVnft  unb  bie  3oflinitiatioe  Dertuorfen,  fo  waren  aud>  bie  $efijite  Oer- 
ffbrounben  unb  ©a>nf  tonnte  bei  feiner  Jiförebe  in  3üri$  fflmunjelnb  fagen, 
ber  $unb  tyabe  (Selb  genug  für  bie  ©dmle.  freuen  mir  un«,  bafe  e*  fo  ift. 
<Hber  für  bie  öffentliche  «Moral  im  ©<f>weijerlanb  finb  berartige  ©piegel* 
fea)tereien  ber  oberften  eibgenöffifa>n  3Bürbenträger  nichts  weniger  als  er- 
baulieb, ftragt  e«  fia)  nun,  we«balb  ber  53unb  über  Jlaty  au«  einem  ©aulu« 
ein  Paulus,  au«  einem  ßajaru«  ein  ^raffer  würbe,  fo  liegt  oljne  weitere« 
auf  ber  £anb,  bafr  biebei  nia)t  bie  blo&e  gteube  am  @elbau«geben,  nid>t 
bie  ftürforge  für  bie  Kantone  —  biefe  follen  ja  nia^t  entlüftet,  fonbern  noa) 
mebr  belaftet  werben  —  beftimmenb  war,  fonbern  ein  t)ö^erer,  angeblia)  ibealer, 
in  2öirllia)teii  partb/ipolitifayr  3>wd,  unb  biefer  tann  fein  anberer  fein  al« 


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bie  fucceffibe,  ftüdmeife  93ertüiriTi<$uug  be§  ^rogrammeS  SaVnf  mit  feiner 
boppelten  ©pi^e:  ber  Doflftünbigen  feentralifation  ber  93olt£i"dmIe  in  ber 
$anb  be8  SBunbeS  unb  iljrer  fortfc^reitenben  6nta)ri[ttid)ung. 

SDelc^e  Stellung  foflen  mir  einnehmen  gegenüber  biefen  JBeftrebungen  ? 
S$ent  felbfi  $at  fie  uns  angettriefen,  inbem  er  in  feinen  SJemertungen  jum 
Programm  Don  1882  jagte,  bie  $ern>irfli$ung  ff  ine«  Programms  roerbe  itjn 
junäa)fl  unb  bor  aOem  in  ftonflift  bringen  mit  btn  Äatljolifen.  $)a$  mar 
leia)t  ju  erraten  unb  gilt  aua)  tjeute  noa)  gegenüber  Sebent  in  biefer  ober 
jener,  offenen  ober  flug  Derljüflten  Sonn.  —  hoffen  mir,  bafe  mir  in  biefer 
fyxfyoidfyigen  frage  mit  unfern  Witeibgeuoffen  protefiantif<$er  Gonfeffton,  mit 
aflen  gläubigen  dementen  im  ganjen  Sdnoeijerlanbe  einig  geljen  roerben. 
2öir  alle  tjaben  bjer  gemeinfame  Smtereffen.  2öir  loerben  unb  rnüffru  bie 
33unbe«fubDention  Dermerfen,  junä#,  meil  fie  DerfaffungSroibrig,  bann 
weit  fie  ber  ©djule  fa)äbli<$,  unb  in  religiöfer  roie  politifdjer  33ejier)ung 
aufeerfl  gefäfcrli<$  ift. 

$>ie  33erfaffung«toibrigteit  ber  33unbe$einmifa>ng  im  ^rimarföul* 
mefen  ift  jtoeifad)  na^uroeifen,  bjftorifd)  unb  bogmalifd).  —  2)er  re#t3bjfto- 
rifd}e$en>eiS  nimmt  }unft$fi  59ejug  auf  baS  SBerljitltniS  ber  fantonalen  Sonor 
renität  jur  öunbeSgeroalt,  mie  e§  fia)  im  Saufe  ber  ^a&rljunberte  entroidelt  bat 
unb  grunbfäfclid)  uod)  jefct  in  Wrt.  3  ber  $unbe3o<rfaffung  feftgetegt  ift- 
$arr.ad)  bilbet  überall  auf  aflen  Gebieten  unb  fo  aurf)  im  6r$ieljung3n>efen 
bie  fontonale  Aompetenj  bie  SRegel,  bie  $3unbe£fompeten£  bie  WnSnaljme- 
ÜberaO  ift  baljer  erftere  im  ooflen  Umfang  unb  au8fd)lifBli$  begrünbet .  fo 
roeit  nia)t  in  ber  5ßerfaffung  au8brüa*lid)  ba§  (Gegenteil  gefagt  ift.  Sine 
auöbeljnenbe  Interpretation  im  Sinne  ber  (Srtoeiterung  ber  33unbe$getoalt  er* 
i^eint  fomit  naa)  allgemein  anerfannten  3nterpretation3regeln  bura^roeg  au«* 
gefd)loffen.  MerbingS  giebt  bie  $unbe§Derfaffung  Don  1874  bein  53unbe  ein 
gemiffeS  Wuffi(f)t§rcd)t  im  Sd)uuoefen,  meiere?  jeboc^  nur  in  einzelnen  ^äflen 
unter  ber  33ebingung  jur  Geltung  fomnun  fann,  menn  %u5f$reitungen  nad)* 
gemiefen  finb  unb  bie  fantonalen  $3efjörben  nia)t  Don  fic^  aus  genügenbe 
3tarteb,rungen  ju  Deren  UnterbrÜrfung  getroffen  Ijaben.  £)trüor$nf)f  ben  ift 
Dabei  namentlich  bafe  nad)  9lu8tt>.ei§  ber  ^ßrotofolle  ber  33er» 
faffungSbebatten  im  Wationlrat  au$  bei  beu  greunben  be§  6$ul» 
artifeU  bura^meg  bie  Meinung  obwaltete,  bie  aufgenommenen  8e< 
ftiinmungen  über  baS  3Solf8fd)ulroefen  beabfia)tigen  nia)t  eine 
pofitiDe,  felbftänbige  ©ompetenj  ber  SÖunbeSgeroalt  in  $e$ug  auf 
bie  9Jolt«fa>ule  jn  f Raffen,  fonbern  feien  überall  nur  als  ^ßoflu* 
late  anberer  in  ber  SBerfaffung  niebergelegter  9tea)te  unb  %xt\' 
beiten  aufjuf äffen,  fo  j.  SB.  ba«  Obligatorium  unb  bie  UnentgeltlidnVit 
als  6rforberniffe  ber  Wilitärgeroatt  be8  SJunbe«;  bie  »ejiimmung,  bafe  bie 


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Schule  toon  Angehörigen  oder  (Sonfeffionen  ot)ne  tBeetntröc^ttcjung  ihrer  ©lau» 
benS»  unb  ©emiffenSfreiheit  befugt  werben  fönne,  als  notwenbige§  (SrforberniS 
ber  t$rei$tigigfeit  u.  f.  w.  —  bie  5r)ätigfeit  beS  59unbe3  auf  biejem  ©ebiet 
foflte  alfo  nach  ber  SBiflendmeinung  ber  bamaligen  Mehrheit  überall  nur  eine 
negative,  coercitive,  nirgenbS  ein»  pofitioe,  felbftthätige  fein.  —  $)iefe 
Meinung  mar  noch  lange  nach  1874  bie  weitaus  oorherrfchenbe  unb  würbe 
auch  nach  Auftreten  meitergefjenber  53eftrebungen,  j.  53.  gegenüber  ber  An» 
regung  auf  Erlaß  eines  eibgen.  SchulgefefceS,  Don  ben  maßgebenbften  Autori- 
täten oertreten.  60  j.  3).  fchreibt  53unbe8rat  Dr.  $ub8  in  feinem  2öerfe 
über  baS  öffentliche  SNccht  ber  fctjmeij.  Eibgenoffenfchaft  mit  59ejug  auf  Art.  27 
9.  93.:  „5QÖie  man  aus  biefen  Säfcen  herauSfonßruieren  fann,  baß  ber  53unb 
ein  Schulgefefc  $u  erlaffen  hübe,  ift  ferner  begreiflich." 

$er  SBortlaut  beS  Art  27  53.  33.  läßt  ben  Unterfcfyeb  jwifchen  bem 
hö^ern  unb  bem  SBolfSfchulroefen  in  marfanter  Seife  herbortreten  unb  be* 
fd)ränft  bie  pofitioe  ^ätigffit  beS  $unbeS  auSbrücflich  auf  erftereS.  SöaS 
ber  53unb  barf,  fagt  ber  erfte  Abfchnitt,  mäljrenb  umgelehrt  im  Artifel 
auSbrücflich  heröorgehoben  ift,  baß  bie  Sorge  für  genügenben  ^rimarunterricht 
Sache  ber  Äantone  fei.  Ebenfo  tenn^eichnet  ber  ©chlußfafc,  welker  bem 
39unb  bie  Befugnis  giebt  $um  Einfehreiten  gegen  Äantone,  welche  ihren  53er« 
pflichtungen  nicht  nachfommen,  in  fet)r  prägnanter  $orm  bie  53efchränfung 
ber  59unbeS(ompetem  auf  Ausnahmefälle  unb  ben  Ausruft  einer  an« 
bauernben,  regelmäßigen  3JunbeSthätigfeit  auf  btefem  ©ebiet.  ES  würbe  $u 
weit  führen,  biefe  beiben  fünfte  h»er  näher  auSeinanberjufe^en.  9tur  ift  noch 
beizufügen,  baß  wie  überall  fo  namentlich  in  biefem  fünfte  bie  WtinberheitS- 
Parteien  wefentlich  barauf  angewiefen  finb,  auf  genaue  Einhaltung  ber  i>er= 
faffungSmäßigen  ©chranfen  gegenüber  ber  2öiHfürherrfchaft  ber  Mehrheit  $u 
bringen. 

$ie  © chäbl ia)feit  ber  53unbeSeinmifchung  im  53oI(Sfchu(wefen  ift  t»on 
iinoerbächtigfter  Seite  wieberholt  anertannt  worben.  hierüber  hat  fich  j.  53. 
9tomenS  ber  ÄommiffionSmehrheit  bei  ber  33erhanblung  öom  12.  $ej.  1871 
ber  Jöerichterftatter  £eer  im  Wat.'ftat  wie  folgt  geäußert:  „Ohne  Überhebung 
barf  man  fich  fagen,  baß  bie  ©dmle  in  ber  ©chmeij  bem  ganjen  33olfe  am 
£erjen  liegt  unb  baß  fie  wie  ein  3uwel  gepflegt  wirb.  Wun  fteht  ju  beforgen, 
baß  bie  55eöormunbung  burch  ben  53unb  eher  fchäblich  fich  erweifen  unb  auf 
bie  bisherige  ftreubigfeit  beS  Schaffens  im  ©ebiete  beS  33oll8unterrichtS  nach* 
teilig  Wirten  wirb.  —  2öenn  bie  3nfpeftoren  beS  53unbeS  überaU  fich  ein« 
mifchen,  überall  fchulmeiflern  unb  alles  unter  baS  Keffer  ihrer  ftritif  bringen 
wollen,  fo  fann  baS  für  bie  fpontane  ^hcMigteit,  ber  wir  jefct  unftreitig  toieleS 
Derbanfen,  nur  üon  lähmenbem  Einfluß  fein."  —  Einen  SJorgefchmad  fünf- 


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tiger  Seiftungen  auf  biefem  Gebiete  t)at  man  bereit*  aus  her  jüngft  infjenirten 
99unbe*ftatifM. 

2eia)t  liefe«  fi$  btefer  ©ebanfe  auf  ben  beiben  roefentlia>n  Xrjätigfeit*- 
gebielen  ber  93olfSf<$ule,  bem  ber  SBilbung  unb  ber  ßrjieljung,  naefcroeifen. 
Plagt  man  in  erfterer  ©e^ieljurg  fa>n  jefct  mit  DoHem  9ce#t  übet  alljugrofee 
Mannigfaltigfeit  beS  SefjrftoffeS,  fo  müfete  biefe  ßlage  no<$  Diel  lauter  ertönen, 
wenn  ber  ße$rer  in  bie  unreifen  tfööfe  feiner  ffinber  tjinein  aua)  nod)  bie 
Begriffe  unb  bie  DenfungSatt  einer  gerabe  t)errfa>nben  politifä>n  Partei 
bjneinpflanjen  unb  berart  für  ftuftlärung  unb  33ilbung  na$  eint>eitüc^ri 
Schablone  tljütig  werben  mttfete.  —  $aS  erjiet)erifdje  Moment  ber 
©ajule  mürbe  bur$  beren  (SonfeffionSlofigfeit  fojufagen  t>on 
©runb  aus  jerftört.  2öa8  foQ  man  Don  einem  ^äbagogen  als  Srjietjer 
fagen,  brr  über  bie  t)ö$ften  Probleme  ber  3)lenf$eit  fi$  in  jo  (ei$tftnniger, 
faft  megroerfenber  ^Jrt  äufeert,  roie  Wittes  mit  ben  Sorten:  „Selbes  bic 
lefcte  Seftimmung  beS  Menfa>n  ift,  roiffen  mir  nia)t,  e«  ift  aber  aua)  für  bie 
(Srjieljung  be3  9Äenfct)en  niä)t  mafegebenb."  —  SqS  bie  fonfefftonölofe  Staate 
fä)ule  ju  leifien  imfianbe  ift,  ba$  fagen  uns  bie  400  gamilienDäter  Don 
3üria^/  melaV  it)re  ftinber  Dom  confeffionSlofen  9Migion3unterria)t  biSpenfieren 
ließen;  baS  fagen  und  ferner  bie  fürjlicf)  im  „Arbeiter"  mitgeteilten  gotte4- 
läfterlid)en  58ert)öljnungen  beS  (1.  Äreu^eia^enS  bur$  jür4jer'fa)e  Sugenbbilbner; 
baS  fagen  und  3  Millionen  ftinber  fatt)ol.  Altern  in  granfreiefc,  roela>  $ri- 
Dütfä)ulen  befua)en  unb  gleia)roo$l  an  lonfeffionSlofe  Staat8f(t)ulen  fleuern  unb 
jaulen  müffen. 

$ie  politifäV  ©efatjr  liegt  $unä<$ft  in  bem  Don  ©<t)enf  auSbrüdlidj 
poftnlierten  6cr)u(inonopo(.  3mmer  Derftunben  eS  bie  Gentraliften,  it/re  Mono- 
pole bem  SSolfe  unter  gleifenerifd)en  SSorfpiegelungen  aufjufdjma^en,  Don  Denen 
nadföer  jemeilen  gerabe  baS  ©egenteil  in  Erfüllung  ging.  So  im  Militär* 
mefen;  fo  mit  ber  EunbeSbanf  unb  neulidj  im  93erfic&erung8mefen.  $er 
SJerfaffungSartitel  Derfpritfct  ©djonung  ber  befte^enben  freien  Paffen.  9hm 
liegen  jmei  ^rojefte  Dor,  aber  jebermann  ift  fid)  bartiber  Mar,  bafe  ba«  £obe4» 
urteil  ber  freien  Äaffen  mit  bem  $age  beftegelt  i|i,  mo  einer  biefer  Entwürfe 
®e[efc  »erben  foüte. 

$ie  (Sentralifation  beö  6<$ulmefen§  ift  ni$t  ein  freit)eitli$er  ©e« 
banfe,  fonbern  ein  befpotiftfcer.  $er  erfte,  ber  biefe  3bee  Dermirflia>n 
moflte  unb,  fomeit  it)m  möglid)  mar,  Decmirfli(t)t  t)at,  mar  Napoleon  I.  — 
Unfer  3beal  auf  biefem  ©ebiete  ift  bie  greitjeit.  fliemanb  Derlangt,  bafe 
ein  greibenler  gegen  feinen  SBiflen  gejmungen  fein  foll,  feinen  ftinbern  einen 
religiöfen  Unterrid&t  beibringen  ju  laffen.  J£rinmieberum  fod  gleite«  9Rrd)t 
aud)  ben  $rif)lict)  gefinnten  Altern  ju  teil  merben.  $arum  fort  mit  ben 
Don  ©d)enf  Derlangten  ^ßriDilegien  beS  9ltr)ei§mu«  unb  be5  9teformertum5 ! 


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-    583  - 


"fQa&  mürbe  un«  Don  ber  althergebrachten  Freiheit  noch  oerbleiben,  menn  e5 
ber  dentralifationSmut  be§  33unbe5rabifaliSmuS  gelingen  foDte,  bie  Autonomie 
ber  ©emeinben  unb  flantone,  reelle  3aljrhunberte  bjnburch  im  frönen 
3d)meijerlanbe  bie  Freiheit  unb  baS  ©lud  be§  freien  Cannes  garantierten, 
bltnbling«  ju  jerfiören?  SBir  lieben  bie  «Schule  ttidjt  nxniger  als  unfere 
©egner,  unb  gerabe,  weil  mir  fie  lieben,  motten  mir  ihr  baS  !öftli<he  Äieinob 
erhalten,  bie  greifet  ber  grjiehung  unb  beS  Unterrichte*.  Unfere  Sofung 
fei  Daher  im  beDorftehenben  Sdwljheit:  $em  freien  Sanb  bie  freie  ©a)ule! 


•Scrljäffnis  5co  Äeljwö  jum  Spület  <ui|krfjaf6  ber 

(Son  3.  »r.,  ßebrer  in  3«ß.) 
(6*1»6.) 

«13  «Dtitglieb  ber  tfirche,  becen  £aubtgebot  bie  Siebe  ju  ©ott  unb  bem 
Wächften  ift,  foü  ber  Sehrer  nach  bem  Eeifbiele  beS  göttlichen  fceilanbeS,  bem 
Stifter  unferer  #.  Äirdtje, 

III.  ein  aufrichtiger  Äinberfrcunb  fein. 

Sie  und  bie  ©efebichte  ber  ßrjiefmng  jeigt,  trat  mit  bem  (Sfyriftentum 
für  bie  *D?enf$b?it  ein  entfeheibenber  Söenbepunlt  ein.  Jöäljrenb  bei  beu 
heibnifchen  Sßölfern  ineift  nur  ber  Änabe  ber  öffentlichen  (Srjiehung  unb  Sil« 
bung  teilhaftig  mürbe,  roährenb  ba3  Räbchen  unb  bie  ftinber  ber  nieberen 
Plaffen  ober  ©flaüen  auSjchliefelich  ber  häuslichen  überlaffen  maren, 
tarn  im  (Shrifi*"tum  °if  Gleichberechtigung  aller  SRenfchen  untereinanber  jur 
Geltung.  3roat  rouroe  baburch  nicht  jeber  Unter fchieb  ber  ©tänbe  aufgehoben, 
aber  boch  ^otte  ber  ©ebieter  im  Untergebenen  ein  ftinb  unb  (Sbenbilb  ©otteS 
ehren  unb  burfte  ihn  nicht  jum  ©tlaoen  ober  felbjt  jum  $iere  herab- 
mürbigen,  roie  e$  im  Jpeibentum  gefa)ah.  $ie  Strenge  ber  fpartanifchen  3ua)t 
unb  bie  unbefchränfte  Däterliche  ©emalt  bei  ben  Wörnern  rourbe  bura)  ben 
©eift  chriftlicher  Siebe  gemilbert. 

Den  Äinbern  mürbe  fchon  Don  ben  flpojleln  ©ehorfam  unb  e^rerbietung 
gegen  eitern  unb  Sehrer  eingefchärft;  ben  eitern  unb  Sehrern  aber,  bog  fie 
bie  tfinber  nicht  hört,  fonbern  liebreich  behanbeln,  in  3ucht  unb  Ermahnung 
beS  £>errn  erjieben  unb  ihnen  mit  gutem  öeifpiele  öoraugehen. 

$er  göttliche  flinberfreuub  felbft  forbert  Don  uns  tpfc  Achtung  bor  ber 
ftinbermelt  unb  bie  hingebenbjie  Siebe  an  biefelbe,  menn  er  fagt:  „Sajfet  bie 
Meinen  ju  mir  fommen  unb  mehret  es  ihnen  nicht",  unb  menn  er  ausruft : 
„2Ber  einem  aus  biefen  kleinen,  bie  an  SWich  glauben,  Ärgernis  gibt,  bem 
märe  es  befier,  es  mürbe  ihm  ein  Wühlftein  an  feinen  $alS  gehängt  unb  e^ 


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I 


-    584  - 

in  bie  Siefe  beS  9Reere8  Derfenft.  2öelje  bem  Eceufo^en,  but<^  rodeln  9(rget 
itiS  lommt!"  $)iefe  2öorte  beS  göttlichen  ßinberfreunbeS  finb  für  ben  ^rtf1 
liefen  Seljrer  oon  boppelter  2öia)tigfeit,  infolge  feiner  Stellung  al$  SRitgfieo 
ber  ftirdje  unb  a($  Seljrer  unb  (Srjieljer  ber  ftinber. 

Obgleich  ber  9ieligion8unterrid)t  meiftenS  Don  geiftli^en  fiebern  erteilt 
wirb,  ljat  ber  roeltli^e  Seljrer  ben  geiftlia)en  Celjrer  in  feiner  erjie^eri fetten 
lljätigfeit  aufeerljalb  ber  Sdjule  mann  unb  roo  immer  möglich  ju  unterftü|en. 

$er  3teligion8leljrer  roirb  in  feiner  Stellung  als  ^riefter  gar  oft  Oer* 
(jinoert,  ba8  religiöfe  Öeben  ber  Schüler  ju  übermalen,  benn  ba«  einemal 
ruft  ifcn  bie  ^fli4>t  an  ben  Wltar,  baS  anbere  mal  auf  bie  Äanjel  ober  in 
ben  93ei$tftuljl  unb  mieber  ein  anbereS  mal  ju  einem  ßranfen  ober  Sterbenben. 
3eber  fietjrer,  bem  ni<$t  nur  ba§  $eitlid)e,  fonbern  aud)  ba8  eroige  Söoljl  be* 
StfcülerS  am  ^erjen  liegt,  roirb  al8  echter  Äinberfreunb  gerne  baju  beitragen, 
bie  Sattler  ju  einem  frommen,  a^riftlidjen  SebenSroanbel  anzuleiten,  biefelben 
jur  Äira^e  ju  führen  unb  biefelben  roätyrenb  bem  ©otteSbienfte  ju  beauffia> 
tigen.  (Sbenfo  fjat  ber  Cefjrer  barauf  ju  achten,  bafe  bie  Saxler  roä&renb 
ben  gotteSbienftlidjen  Verrichtungen  in  ber  £ird)e.  benen  fie  felbfl  ni$t  bei 
rooljnen  müffen,  feinen  ßärm  unb  überhaupt  feine  Störung  oerurfa^en,  roa§ 
fcouptfäd^lia)  an  folgen  Orten  etroa8  ferner  $u  Oermten  ift,  roo  ba$  Sdjul- 
f>au§  unb  ber  Spielplan  in  ber  92äfje  ber  Äirct)c  fia)  befinben. 

53ei  fir$(i$en  ^rojeffionen  ober  ^Bittgängen  finb  bie  Stiller  ju  einem 
anftänbigen,  efjrfur(&t8DolIen  betragen  anzuleiten.  9ludj  ift  iljnen  ju  erflären, 
bafe  ba8  f)erumfte^en  bei  fieid)enbegängniffen  ober  ba8  #erumflreifen  unb  ba* 
©eplauber  auf  bem  ftriebljofe  fidt)  nia)t  f#ide,  ba  (euerer  Ort  ein  Ort  ber 
ffiufje  unb  bed  ^rieben*,  fei. 

£)at  ber  £efyrer  auf  ber  Orgelempore  al4  Organift,  Sänger  ober  3nftru* 
mentalift  mitjuroirfen,  fo  foQ  er  ftrenge  barauf  acfjten,  baB  ben  Schülern 
bort  fein  böfeS  $3eifpiel  gegeben  unb  bafe  bort  aü*e8  unnötige  Umfjergefyen 
unb  ©eplauber  bermieben  roerbe.  (58  bürfte  in  biefer  ^ejiefmng  ba  unb 
bort  me&r  barauf  SRüdfia)t  genommen  roerben;  benn  baS  böfe  $eifpiel,  ba* 
ba  gegeben  roirb,  f>at  feine  böfen  ßinroirfungen  nia)t  nur  auf  bie  Sa}üler 
auf  ber  Orgel,  fonbern  oft  no#  auf  bie  im  Sa)iffe  brunten. 

3n  äfmliayr  SCBcife  fofl  ber  geiftlia^e  Seljrer,  ber  ^riefter,  auf  ba*  33e* 
nehmen  unb  SBetragen  im  Gljore,  in  ber  Safriftei  unb  im  ©lotfenturme  fein 
Hugenmerf  rieten.   SRanajer  Saxler,  ber  früher  fromm  unb  gotte$fflra)tig 
gezeigt,  Ijat  fpäter  Sa)iffbru$  an  feinem  ©lauben  gelitten  unb  jroar  Ijaupt« 
fäd)lid>  roegen  bem  fd)lea)ien  53cifpiele,  ba«  tym  in  ber  St'ixty  gegeben  rourbe. 

$ie  Sorge  be8  SefjrerS  Ijat  befonber«  ba&in  $u  roirfen,  bafe  bie  Spület 
überhaupt  nid)t8  SBöfeS,  2$erfüfjrerifa>8  ju  fe^en  unb  ju  ^ören  befommen, 
oielme^r  nur  ©ute«  ^ören  unb  trefflia)e  Sßorbilber  fe^en.  5)iefe4  finbet  juerjt 


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-    585  - 


auf  bcn  Öftrer  feCbfl  Hnroenbung,  inbem  er  felbft  Derjenige  ift,  beffen  Sffiort 
bie  ©cbJUer  am  meiften  fflxtn,  unb  beffen  Vorbilb  ihnen  ftetö  oor  klugen 
fdjroebt. 

Der  Seb>r  muß  barum  ein  Wann  magren,  djriftliä>n  ©eifteS  fein  unb 
einen  reajtfajoffenen  Gbarafter  befifcen.  2öie  looflte  fonft  ein  Sehrer  bie  ©chüler 
ftti  fittlich  religiöfen  Wenfchen  erziehen  fönnen,  roenn  er  öom  chriftlichen  ©eifte 
nicht  felbfl  burchbrungen  ift?  3öie  fann  man  anbern  geben,  roaS  man  felbft 
nicht  h<"? 

Die  richtige  Vehanbluug  ber  Äinber  fefct  bie  flenntni«  berfelben  Dorau*. 
Diefe  ift  aber  nur  möglich,  wenn  ber  Sehrer  bor  aflem  felbfl  einen  fittlid^en 
©haralter  befifct.  2Öie  fönnte  fonft  ber  richtig  fet)en,  ber  felbft  blinb  ift? 
Der  d)riftlic^e  ®eift  beS  SefjrerS,  ber  fi$  aflfeitig  tljätig  erweist  unb  bie  ©runb« 
läge  eines  redjtfchciffenen  ©harafterS  ift,  mufe  ftdt)  befonber§  in  ber  Siebe  £u  ben 
it)m  anüertrauten  ©Gütern  wirf f am  geigen,  benn  bie  Siebe  ift  baS  erfte  unb 
größte  ©ebot  nach  ber  fiebere  De3  6b,ri|tentum8  unb  ber  3ntjalt  afler  übrigen 
©ebote.  Die  Siebe  giebt  baS  ridjtige  Wajj  für  ben  (Srnft  unb  bie  Strenge  in 
ber  §anbfjabung  ber  Disziplin.  Much  ift  bie  Siebe  baS  öorjüglichfte  bittet, 
Siebe  unb  Vertrauen  bei  ben  Schülern  ju  erroecfen  unb  fia)  ©cijt  unb  #er$ 
berfelben  auf)iifch(iejieu. 

55er  Sehrer  ftelle  feinen  Schülern  aber  auch  einen  (ebeuben  ($harafter  bor 
klugen  —  an  fich  felbft.  Denn  roie  bie  (ebenbige  ©timme  mehr  roirft  als 
ber  tote  Vuchftabe,  fo  ift  aucb  ba8,  roaS  man  oor  ftugen  fieljt,  einbringlicher 
unb  beroeifenber  alft  ba«  aud  Vüchern  ©elernte.  2Bie  ber  Schüler  ein  offenes 
91uge  für  bie  ©$roa$f)eiten  beS  SehrerS  hat,  fo  auch  für  ba5,  toad  ben  Sehrer 
jum  ©egenftanbe  ber  Siebe  unb  Verehrung  ju  machen  geeignet  ift.  Der  Sehrer 
geige  in  feinem  Umgange  mit  ben  ©$U(ern  ftetö  eine  mit  wahrem  3Bor)U 
wollen  gebaarte,  ftrenge  ©erecfjtigleit  unb  eine  fonfequente,  aber  nicht  bebau* 
t\)ty  Veharrlichieit. 

Die  $ülf5bebürftigteit  ber  ©chüler  unb  ber  ilmjtanb,  bafe  fie,  roa«  it)c 
jeitliche«  2öot>l  angebt,  fo  gan$  unD  gar  auf  bie  GFrroachfenen  angeroiefen  finb, 
mufe  ja  baS  ftecj  eine«  ieben  menfchenfreunblichen  SehrerS  mit  ber  innigften 
Teilnahme  unb  Siebe  erfüllen.  Wefjmen  Gltern,  Sehrer  unb  ©eijiliaje  fich 
»r)rer  nicht  an,  fo  gehen  fte  unter  ben  nachteiligen  Gtnflttffeit  oon  ©eilen  6r- 
roachfener,  bura)  baS  flechte  Veifbiel,  burd)  bie  Verleitung  unb  Verführung 
berfelben  flc^cr  $u  ©runbe.  6«  gibt  Äinber,  bie  auSfcbJie&lich  auf  ben  heil* 
famen  dinflujj  bon  Sehern  unb  ©eiftlichen  angeroiefen  fmb,  roeil  bie  Altern 
ihrer  Pflicht  nicht  nachfommen.  Wehr  ober  weniger  aber  finb  alle  flinber 
auf  ben  rechten  unb  r)ei(famen  (Sinflujj  be3  Set)rer3  angeroiefen,  unb  barum 
liebt  ber  gute  Sehrer  feine  ©chüler  als  bie  ihm  Dom  göttlityn  ftinberfreunbe 
Mnoertrauten. 


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Der  finberfreunblia)e  2ef>rer  toirb  nie  mübe  merben,  ficb,  jeberjeit  ber 
Siigenberjieliung  ju  mibmen  unb  fid>  befonberS  berjenigen  ßinber  angunefynen, 
bie  mangels  be flferer  grü^iing  auf  flbroege  geraten  finb.  2öitl  eS  if>m  anfangs 
au$  m$t  rea)t  gelingen,  folc&e  flinber  auf  bie  Salm  beS  ©Uten  unb  ber 
Sugenb  jiirüdjiibringen,  fo  barf  er  ben  Wut  boa)  nia)t  finfen  laffen.  (Sin 
©pridnoort  fagt:  „Ofme  fallen  lernt  man  nidn"  ge^en."  Der  Se&rer  fjat 
bfdf)a(b  bem  Stüter  beglich  ju  fein,  oon  feinem  ftalle  mieber  aufju* 
flehen  unb  biefen  gafl  felbft  als  ein  Wittel  ju  fefterem  unb  fixerem  ©ange 
ju  benü^en. 

„3eber  ©ünbenfaü  füljrt  baS  #inb  jur  (SrfenntniS  feiner  felbft,  feiner 
flraft,  beS  ©efe&eS,  baS  in  ifrni  liegt,  unb  aHeS  bieS  finb  —  päbagogifä 
benü&t  —  Wittel  jur  §ebung  ber  fittlidjen  tfraft  be«  ftinbeS.  9ln  folgen 
fällen  mäcf)St  unb  reift  bic  fittlidje  ftraft  beS  ßinbeS;  benn  eS  liegt  in  ifjrer 
Watur,  bafc  fie  nadj  bem  ^falle  ftärfer  ift  als  juüor.  Darum  foQ  baS  &inb 
311m  oöfligen  Semufttfeiu  feines  ^faOeS  gebracht  merben,  unb  baS  bamit  Oer» 
fnüpfte  fittlicfy  ©cfyaingefübj  in  ifym  geweift  unb  jum  ©$ilbe  gegen  weitere 
töudfäfle  gemalt  merben."  (Dr.  föiecfe).  Der  ßeljrer  fofl  biefe  Schüler  be» 
fjanbeln  roie  ein  üerftänbiger  ^tr^t  feinen  Uranien,  ben  er  forgfältig  übermalt 
unb  m$t  leitet  allein  läfet,  üor  jebein  fd)äbli$en  (Sinfluffe  bemaljrt,  bis  feine 
beffere  TJatur  felbft  mieber  bie  gehörige  ©tärfe  erlangt  hat,  bafe  fi*  ohne  ©e* 
faf)r  ben  ßinflüffen  beS  SöinbeS  unb  2öetter3  au&gefefct  merben  barf. 

Dabei  ift  aber  oor  allem  nötig  baS  gute  Seifpiel  beS  ÖeljrerS  felbft. 

„SMe  bie  3ugenb  überhaupt  gern  in  3bealen  fcfjmärmt,  fo  roiQ  au$ 
felbft  baS  ßinb  beS  Firmen  ade  Segriffe  Don  Soüfommenljeit,  meiere  e§  roäfyrenb 
feines  lurjen  fiebenS  gemonnen  r)at#  auf  ein  beftimmteS  3nbiüibuum  übertragen 
unb  in  biefem  öerförpert  feiert.  Da  mäljlt  eS  benn  befonberS  ben  Celjrer  «im 
Präger  beS  ©uten,  unb  eS  ftefjt  bei  ib,m  feft,  bafc  biefer  äße  $ugenben  in 
fi$  oereinigen  müffe.  SBßeim  alle  lügen  unb  betrügen,  mein  Seljrer  tr)ut  eS 
nia)t;  menn  mein  Sater  ein  Printer  ift,  ber  &l)rer  muß  nüchtern  fein;  roenn 
bie  eitern  fogar  in  3roietrad)t  leben,  mein  Öe&ree  ift  f riebfertig:  fo  benft  baS 
Äinb  unb  magt  (aum  $u  glauben,  ba&  er  au$  irbifa)e  Sebürfniffe  habe  unb 
effe  imb  trin!e  roie  anbere".  (ÄeHner).  3a,  ber  Öehrer  ifi  ben  Äinbern  baS 
erhabene  Silb  menfa^ti^er  Sollfbininenheit.  2öenn  ber  Öehrer  aber  fa>n  ben 
Sorteil  hat,  ben  ffinbern  ieltener  oor'S  Buge  $u  treten  als  bie  Altern,  fo  ifi 
er  aber  baburd)  mieber  im  Wachteile  gegen  biefe,  ba  er  eben  Deshalb  aufmerf* 
famer  beobachtet  mirb.  Dalmer  muß  ber  ßchrer  ernftlich  bebenfen,  bafc  bie 
©chüler  in  ihm  alle  Segriffe  üon  Soflfommenheit  öerförpert  feljen  mollen,  unö 
er  barf  barum  nie  oergeffen,  bafe  gerabe  jener  phantafiereiche,  fromme  ©lauben 
ber  3ugenb  es  ift,  ber  fein  28irfen  erleichtert  unb  fein  Seifpiel  fegenSreiih 
maa)t.  Die  Uöelt  tfmt  genug,  um  ben  kleinen  biefen  frönen  ©tauben  ju  nehmen; 


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-    587  - 


ber  Sehrer  foO  ftch  felbft  bur<h  ein  fölechteS  öeifpiet  nicht  ouf  freoelbafte 
2Beife  ba#  frunbament  rauben,  auf  ba«  fich  feine  erjieberiicbe  ItylHgteit  üor-- 
jucjlroeife  fläzen  mufe.  3e  beffer  fia)  ber  Sehrer  fo  ju  galten  meife,  baß  er 
ben  Schülern  als  ein  DoflfommenereS  SCDefen  bafteljt,  befto  fia> re r  unb  fruc^t  * 
bringenber  wirb  auch  [eine  ertliche  ßinroirfung  fein. 

2Ba8  nüfcen  aber  bie  beften  Se1)ren  unb  Uuterroeifungeu,  roenn  ber  Sefyrcr 
biefelben  felbft  ntcr)t  befolgt?  Pehmen  bie  Stiller  Don  ihrem  Stirer  gar  ba$ 
©egenteil  Don  Dem,  roa8  er  fie  lehrt,  roahr,  fo  «erben  feine  fielen  unb  6r= 
maljnungen  nur  geringen  ober  gar  feinen  (Sinbrucf  bei  ihnen  machen,  fie  roerben 
nicht  nach  feinen  Sehren,  fonbern  Dielmifjr  nadj  feinem  93eifpiele  hanbeln.  Die 
9Hacht  feine«  EeifpielS  ift  gröfeer  als  bie  Wacht  be$  2Borte«.  „2Borte  be» 
roegen,  SBeifpiele  reiften  tjin".  Diefer  roabre  Spruch  finbet  feine  Wmoenbung 
nidn*  nur  auf  ba$  gute,  fonbern  ebenfo  auf  ba§  böfe  $eifpiel.  Daher  Ijüte 
ber  Sehrer  mohl  Dor  bem  (entern. 

2Bie  er  im  Unterrichte  Don  ber  Jugenb,  ihrem  5öcrte  unb  ir)rer  Schön» 
fjeit  fprea)en  mufe,  fo  foQ  er  auch  ber  erfte  fein,  ber  fie  übt.  @r  barf  es 
nicht  mögen,  Dor  ben  Schülern  Don  ©eredjtigfeit  unb  Sanftmut  ju  fprechen, 
menn  er  felbft  nicht  aflen  ©erechtigfeit  miberfahren  läfet  ober  feine  Seiben* 
f$aftli$(eit  unb  feinen  3°rn  nW  hn  beljerrfchcn  weife.  Die  mafjre  ©otte*« 
flirrt,  $u  ber  er  bie  Schüler  ju  erjiehen  hat  finbe  in  ihm  feine  5öirflicf)feit. 

(Sin  guter  ßrjieher  unb  magrer  Äinberfreunb  barf  fi$  »üh*  freuen, 
feine  religiöfen  Pflichten  *u  erfüllen.  2Bie  foflten  bie  Schüler  ein  iperj  für 
©Ott  haben,  roenn  fie  mer!en,  bafe  ber  Sehrer  e8  nicht  ljat,  falt  unb  gleich- 
gültig gegen  ihn  ift?  —  Unb  ba8  merfen  fie  Diel  mehr  unb  leichter  bem 
Sehrer  ab,  a(3  man  glauben  foflte.  2öie  merben  bie  Stüter  mit  ^ubac^t 
beten  lernen,  wenn  Tie  bie  flälte  unb  ©leia)gültigfeit  beS  SehrerS  beim  Seten 
bemerfen;  mit  »erben  fie  Siebe  unb  Stfet  jum  53efuche  beS  ©otteSbienfleS  er» 
langen,  menn  fie  miffen,  roie  feiten  er  in  ber  Äirche  ju  fehen  ift? 

Der  ßehcer  ift  mit  bem  guten  Seifpiele,  ba§  er  als  ßrjieher  ben  ©cbülern 
geben  fofl,  nicht  nur  auf  bie  oier  2Bänbe  beS  Schuljimmer«  angemiefen, 
fonbern  fofl  baS  Sicht  beSfelben  überall  leuchten  laffen,  unb  menn  ihm  rüd» 
fichtli$  ber  Schüler  feine  Pflichten  überall  nachgehen;  fo  müffen  auch  feine 
fechte  auf  fie  überallhin  ihm  folgen,  ©ein  Seifpiel  fofl  ben  ©chülern  ber 
(euchtenbe  ©tern  fein,  juj  bem  fie  auffchauen  unb  bem  fie  folgen  tönneu. 
Dura)  fein  gutes  Seifpiel  ersieht  ber  Sehrer  Dorjüglich  außerhalb  ber  ©chnle. 
Da3  2Öort  ift  ber  Siegen,  ber  ba§  ^flänjchcn  nährt,  ba§  93eifpiel  ber  Sonnen« 
fchein,  ber  Sicht  unb  2Bünne  hinzufügt. 

33on  großem  Nachteil  roirb  e8  bat)er  fein,  menn  ber  Sehrer,  ber  baS 
leuchtenbe  33orbilb  fein  foflte,  felbft  Ungezogenheiten  au  fia)  trägt  unb  biefc 
Dor  ben  Schülern  nicht  ju  Derbergen  toeift.  Der  fcharfftchtige  ©lief  ber  Schüler 


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-    588  - 


Wirb  fönen  tjerauSfinbfn,  ob  bcr  2et)rer  it)nen  burch  ein  roatjreS  ober  bfofc 
burch  ein  fct)einbore3  SJorbilb  üornnleuchtet.  fterjlt  eS  feinem  SJorbifbe  an 
Sattheit,  fo  nwb  biefer  tytytx  auch  auf  jene  übergeben.  2BiH  ber  &t)rer 
bober  gut  eqietjen  unb  bem  Stüter  ein  aufrichtiger  ftinberfreunb  fein,  fo 
mufc  er  Darnach  ftreben,  felbft  bon  ftefjlern  frei  ju  fein,  weil  fonft  feine 
eigenen  fretjler  anftedenb  auf  jene  roirfen  mürben. 

„Huf  un«  blicfen  afler  klugen, 

2öo  mir  flehen,  mo  mir  gehen; 

lehnte  brum  in  3"$*  fidt>  jeber, 

$er  fein  flmt  roia  red)t  oerfehen." 

Xrcugolb. 

SJergeffen  mir  baber  nie,  jeberjeit  unferer  Pflicht  getreulich  nachkommen 
unb  ben  Schüler  jur  treuen  Pflichterfüllung  anspornen  unb  in  berfelben 
jii  erhalten. 

„$a«  menfct)ltd>f  £>erj  gleist  bem  (Sptjeu,  meiner  ber  Stüfce  bebarf,  um 

in  bie  §öf)e  ju  ranfen,  £)immel$luft  ju  trinfen  unb  fröhlicher  ju  gebeiljen. 

Äann  er  feine  Stüfce  finben,  fo  friert  er  am  93obeu  unb  Oerrottet  bafelbfi; 

geminnt  er  aber  bie  nach  0Dfn  leitenbe  £)ilfe,  fo  tlimmt  er  luftig  empor  unb 

feine  ^Blätter  unb  triebe  merben  um  fo  breiter  unb  frifcher,  je  höher  er  hinauf* 

tlimmt.   Much  D"  3R?nfch  nnb  inSbefonbere  baö  ftinb  bebarf  ber  Stü&e, 

unb  letzteres  erwartet  e8  inftinttnuijjig  oon  jebem  (Srmachfenen,  Dornehmtich 

jeboa)  bon  Altern  unb  Sehrern.   Sie  ber  (5  p  heu,  meun  er  (eine  £>imme(3- 

fäule  finoet,  fich  auch  on  Dürftigem  ©efträuch  unb  morfa)em  ©eftein  hinauf» 

rantt  unb  beren  Sdjicffal  teilt,  fo  fettet  fich  ouch  baS  liebeburftige  unb  hilf*« 

bebürftige  Äinb  felbft  an  fct)tDac^e  ober  böfe  9Jcenfchen,  um  nur  eine  Stü£e 

finben,  menn  biefe  auch  int  Sturme  beS  Sebent  feinen  ftc^eru  £>alt  gibt. 

—  ffiohl  ber  Sdwle,  mo  ber  Seljrer  eine  ftarfe  (Siehe  ift,  an  welche  fich  ber 

ßpheu  beS  &inbe8gemüteS  ficher  antlammern  fann,  unb  woran  e«  eine  Leitung 

narf)  oben  hin  finbet,  oon  mo  ja  allein  Segen  unb  ^rieben  ju  holen  finb. 

Sie  fich  aber  fein  Sptjeu  um  eine  ©iöfäule  fchlingt,  fo  flammert  fich 

feine  &inbe«feele  an  ein  eisfalte*,  liebeleere«  $)erj,  unb  mo  batjer  bem  ßehrer 

bie  Siebe  fehlt,  ba  ift  auch  aOc«  nur  Säufchung  unb  Heuchelei." 

&  fteflner,  Aphorismen. 

Soljlan  beim,  fo  lafet  uns  unabläffig  beftrebt  fein,  bem  Schüler  foroohl 

innerhalb  al§  außerhalb  ber  Schule  ein  Stefloertreter  ber  Altern,  ein  ffrenger 

SBorgefefcter  unb  dichter,  aber  auch  ein  aufrichtiger  flinberfreunb  51t  merben, 

auf  ba&  mir  ihm  ju  einer  ftarlen  (£id)e  merben,  an  ber  ba§  jugenbliche  $erj 

feine  träftige  Stüfce  finbet,  mit  ber  es  $u  feinem  unb  jum  Sohle  ber  $a» 

milie,  bc$  Staate*  unb  ber  ftirdje  empor  $u  feinein  zeitlichen  unb  eroigen 

3ide  gelangen  fann. 


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-   589  — 


?öorin  befielen  bie  Sorjftße  bet  Saftfdjreibenl? 

(3of.  3ööf<h,  Setter,  ftoot.) 

Die  gebräuchlichen  SRetljoben  beim  ©chönfchreibunterrichte  ftnb :  bie 
«Dtettjobe  be8  53or-  unb  WadjföreibcnS,  bie  Wetljobe  be$  3erlegenS  ber  33uch* 
ftabeit  in  bie  Elemente  (in  Serbinbung  mit  bem  Sßor-  unb  9ca<hf<hreiben), 
bie  ©<hönfd)reibmethobe  mit  3"gfunbelegung  ber  Sorlageblätter ;  bie  Vorteile 
aller  biejer  ober  bereinigt  in  fi<h  bie  Saftiermethobe.  Denn  „bie  An- 
toenbung  beS  SaftierenS  fefct  bei  jebem  ©filier  ein  Snnenbilb  be«  5Bua> 
ftaben«  borau«."  Es  muffen  alfo  Dörfer  ade  SBuc^ftaben  jergliebert,  alle  il)re 
SBeftanbteile  ausführlich  befdjrieben  unb  Dom  öehrcr  bor»  unb  bon  Den  ©Gütern 
nachgefchrieben  toerben.  Erft  nachher  fonn  toftifrt  roerben.  ftußenb  auf  ber 
Gaflair'fchen  ßehrroeife,  aber  berbeffert  burö)  bebeutfamc  ÜHobifijierungen  unb 
3?erbinbung  mit  anberen  einfdf>lägigen  (Srfinbungen,  ^aben  beutfcbe  ©chulmänner 
roie  ©täbelin  in  Stuttgart,  ©breuer  in  #eibelberg  u.  a.  biefe  Wetfcobe  in« 
fieben  gerufen,  eine  Wet^obe,  bie  fo  biet  Smbfehlen8iberte8  fy\t  unb  bod) 
bielfach  noch  $u  roenig  geroiirbigt  unb  berücffichtigt  roirb.  —  5öerbe  nun  im 
folgenben  bie  Vorteile,  roelaje  ba«  $aftf<hreiben  gemährt,  in  tfürje  bar3ulegen 
fua)en. 

1.  Da«  Saftfehreiben  üerlei t)t  eine  fixere  unb  fefte  §anb, 
bie  £anbfchrift  tbirb  träftiger,  geläufiger  unb  regelmäßiger.  Da« 
burd)  erreichen  mir  aber  ba«  $\t[  be«  Sa)önfa)reibunterrid)te5:  baß  ber  ©chüler 
eine  beutliche,  gefällige,  einfände  unb  fließenbe  ^anbfc^rift  erhalte,  am  elften. 
„$Bo  ein  ©efefc  regiert,  ba  f>errfa)t  ber  ©eifl;  auch  über  bie  Bewegung  ber 
#anb  beim  ©abreiben  fofl  ber  ©eift  ^errfa^en.  Dura)  ben  Saft,  fofern  fi<h 
ber  ©chüler  beSfelben  bemächtigt,  ift  berfelbe  £)err  feiner  #aub."  Sine  regel* 
mäßige  öetoegung  läßt  regelmäßige  ©puren  jurücf;  bie  ©ommetrie  ber  5Je* 
meguug  erfa)eint  al«  ©bmmetrie  ber  ©$rift.  910er  £>änbe  werben  nach  einem 
0>fje^e  nach  gleichem  Sembo  regiert;  afle  SBiflfür  ift  Dahin.  Me  ©chüler 
führen  gleuhjeitig  unb  ungefäumt  einen  unb  benfelben  3ufl  öuS-  Daraus 
folgt  nun  bon  felbft  bie  fixere,  beutliche  unb  gleichmäßige  Darfteflung  ber 
SBuchftaben.  Der  ßehrer  lann  ba  unb  bort,  roo  er  e«  für  nötig  finbet,  feine 
SBemerlungen  machen,  ohne  baß  bie  ©a)üler  in  ifjrer  ^^ätigfeit  unterbrochen 
roerben;  babura)  bringt  er  e«  leicht  baju,  baß  bie  93ua)ftaben  unb  SBörter  in 
gehöriger  Entfernung  unb  Sage  jueinanber,  in  richtiger  §ölje  unb  ©tärte 
gefajrieben  werben,  alfo  Deutlichfeit  unb  ©efälligteit  ber  ©chrift  erjielt 
wirb.  9lu<h  muß  bie  ©<hrift  eine  regelmäßige  unb  einfache  werben,  weil 
bie  SSilbung  ber  93u<hftoben  an  eine  gemiffe  Kegel  gebunben,  unb  roeil  bie 
3eit,  innerhalb  melcher  bie  einjelneu  Elemente  $u  Sage  treten  muffen,  juge* 
meffen  unb  alfo  ba«  Silben  beliebiger  ©a)nörtel  unmöglich  gemacht  ift. 


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-    500  - 

Stielen b  unb  geläufig  mufe  bie  Schrift  werben,  ba  jeDeS  2öort  in  einem 
3uge  ohne  flbfefcen  öoflenbet  wirb  unb  bif  langfameren  Sattler  genötigt  finb, 
mit  btm  ©anjfn  fortschreiten.  — 

2.  $a$  Saftfchreiben  bflfbt  bif  tflaffe.  üerhinbert  bie2ra> 
fjeit  unb  Hufmerffamfeit,  eS  flügelt  jugleich  bie  fttüchtigfeit  unb 
hält  alle  Schüler  in  ftraffer  3ucht. 

@S  ift  alfo  baS  Mattieren  ein  öortrefflictje»  Wittel,  bie  Schüler  jur 
Orbnung.  jur  pünltlicben  fcufmerfamfeit  ju  führen.  6§  förbftt  nicht*  bif 
3u$t  |o  fefjr,  als  eiitf  (Gewöhnung  an  regelmäßige  $^ätigfftt.  2Öo  ab« 
tann  regelmäßigere  ^hätigteit  ftattfinben  als  bfim  $attfchreiben  ?  HfleS  geht 
nach  Äommanbo  unb  $a!t.  Das  3«wchtfefcen,  baS  Ergreifen  bfr  ffreber, 
baS  Wnfefcen  u.  f.  m.  nehmen  Sinne  unb  ftörper  in  3"$*-  ift  unglaublich, 
mie  Diel  3f'*  fur  Dfn  Untericht,  mie  Diel  Äraft  für  bfn  Öeljrer  ba  berloren 
geht,  wo  fola>  ©leichmäfeigfeit  nict)t  ftattfinbet.  3So  abfr  fin  folchfS  tal* 
tifcheS  ©erfahren  beobachtet  mirb,  ba  fchärft  fia)  bie  Äufmerlfamteit  ber 
Äinber,  eS  tommen  feine  Störungen  bor,  ber  Unterricht  mirb  bem  &hrer  leid)t 
unb  ben  Sdnileru  fruchtbringend  Dabei  tann  ber  Öehrer  nie  in  Ungemi&hfit 
fein  über  ben  magren  Stanbpnnft  feiner  Schule.  Stile  Schüler  muffen  ba« 
gleite  3iel  erreichen,  alle  müffen  borwärtS  fommen,  felbfl  bie  trägften  finb 
gezwungen,  mit  ben  übrigen  fortschreiten.  Söelchen  2Bert  hat  ferner  bie 
93eauffi<htigung  unb  fieitung  beS  Schülers  bei  jebem  ©abritt!  2Säh«nb 
nach  erobern  SJcethoben  jeber  Schüler  mebr  ober  meiliger  ficb,  felbfl  überlaffen 
bleibt,  fo  ift  er  bei  ber  $nftf4>reibmetljobe  ftetS  an  ba«  ©efefc  gebuuben, 
baS  für  alle  gilt;  er  tfjut  nichts,  üon  bem  er  nicht  weife,  bafj  er  eS  in 
©emeinfchaft  mit  feinen  SRitföülem  thut.  — 

3.  Da§  Mattieren  hfli  fuch  einen  bebeutenben  Sinflujj  auf 
bie  Seelenfräfte  ber  Schüler:  eS  übt  baS  SlnfchauungSöermögen, 
benn  bie  SBnchfiaben  unb  ihre  einzelnen  jEeile,  mie  auch  bereu  Verhältnis  ju 
einanber  müffen  genau  inS  Wuge  gefaxt  merben;  baburch  mirb  auch  txrt 
©ebächtniS  geflärtt,  benn  eS  ift  nicht  mehr  ein  Abmalen  unb  Wacbjchreibfn 
üon  ©orfchriften ,  fonbern  baS  Steprobujieren  eines,  roie  oben  bemerft,  beim 
Schüler  fchon  oorhanbenen  SnnenbilbeS  ber  ©uchflaben.  Sin  ftinb,  baS  nun 
genötigt  unb  baran  gewöhnt  ift,  baS  ihm  SBorliegenbe  beftimmt  aufjufaffen 
unb  feft juhalten ,  bajj  eS  baSfelbe  auch  fogleich  roiebergeben  tann,  wirb  auch 
ba§  (Belefene,  überhaupt  alles,  roaS  eS  hört  unb  [wty,  ganj  anberS  auffallen, 
als  ein  #inb,  bem  folche  ©ewöljnung  abgeht;  eS  belebt  bie  $hantafie, 
benn  biefe  ©eroöfmung  an  Hegetmäfeigfeit,  Einfachheit  u.  f.  ro.  roecft  bfn  Sinn 
für  baS  Schönt,  ©cfäflige,  für  Orbnung  unb  »einlichteit ;  eS  gewöhnt  ferner 
benOeift  an  eine  bauernbe  Spannung,  regt  ihn  an,  flählt  ben  SSHllen 


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jur  $ef)arrli($lf!t  unb  SfoSbauer  unb  bringt  überhaupt  in  baS  äußere  Schreiben 
ein  erhöljtereS  Sehen.  — 

63  wären  ba  noch  oerfchiebene  anbere  Storjüge  beS  $aftfcbreiben8  anju= 
führen,  tote  fein  (Sinfhifs  auf  bie  Wutterfprache  fpej.  bie  Orthographie ,  auf 
bie  Haltung  beS  Körper«  u.  f.  tt).  ^)oer)  eS  wirb  an  ben  furj  gfftreiften 
fünften  genügen,  um  itber^eugt  ju  werben,  bafe  baS  Saftjcbreiben  eine  pä* 
bagogifcbe  93ebeutung  fya\,  bafe  eS  einen  großen  (Sinflufe  ausübt  auf  bie  ganje 
»Übung  beS  ©chülerS. 

6in  eigener  grünblicher  SJerfuch  aber  wirb  jebem  ßehrer  am  befteit  jeigen, 
baj?  bie  genannte  Wetljobe  oon  aOen  anbern  ben  SJorjug  öerbieut.  Doa) 
roerben  bie  guten  grüßte  fid)  erft  geigen,  roenn  mit  ©trenge,  WuSbauer  unb 
möglicher  ©enauigfeit  auf  alles  gehalten  wirb;  fchläfrigeS,  monotones  'SfäUn, 
©leichgültigfeit  beS  fieljrerS  u.  f.  m.  ift  nicht  blofe  of)ne  2Öert,  fonbern 
fchabet  fogar. 

Schließlich  ift  nur  itodt)  ju  jagen,  bah  baS  ^aftfdpreiben  nicht  ben  ganzen 
<&d)reibunterrid)t  beberrfcf)t,  fonbern  bei  erlangter  ^fertigfeit  beS  ©chülerS 
mehr  jurücf  tritt ;  auch  märe  eS  für  ßet)rer  roie  ©chüler  ermübenb,  eine  ganje 
©tunbe  ju  taltieren.  Der  %ali  wecbfelt  baljer  mit  ber  ftiflen  Arbeit  ber 
©chüler  ab.  Huf  ber  Oberftufe  tritt  baS  $aftfd)reiben  nur  noch  jur  Regelung 
ber  Übungen  im  ©dmeOf abreiben  auf  unb  elma  alö  ßorrefturmittel  gegen 
eingef4)(iä)ene  fytytx. 


an«  ben  Winnefängern 

J.  B.,  ßebrer  in  R. 
(64Iu6.) 

Derfelbe  Äeimar  3meter  Drrgleic^t  bie  Winne,  baS  „£aupttbema"  jener 
©änger,  mit  einer  ©chule  unb  fagt  uns,  bafe  biefe  Winnefchule  ungewohnte 
9tefultate  erjiele: 

w2Öohl  ade  ©chulen  ftnb  gleich  2öinb 
3u  achten  gegen  bie,  worin  ber  Winne  jünger  finb, 
Die  ift  fo  tünftereich,  man  mufe  bie  Weifterfcbaft  ihr  jugeflefm. 

3hr  ftütajen  jähmt  auch  wilben  Wann, 
Dafe,  was  er  niemals  hörte  ober  fab,  er  bennoch  fann, 
5Öo  hat  man  bon  fo  höh«  ©chnle  fonft  etwas  gehört,  gefehn? 

Die  Winne  lehrt,  bie  ftrauen  fchön  ju  grüfeeu, 
Die  Winne  lehrt  auch  manchen  ©prua),  manch 
Die  Winne  (ehret  grofce  Wilbe. 


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-    5Ö2  - 

$te  Winne  legtet  große  $ugenb, 
Sie  le&rt  bie  jungen  in  brr  3ugenb 
Gin  ritterlkr)  Benehmen  unterm  ©<$ilbe.* 

Obroor)!  2Baltt)er  Don  ber  SJogelroeibe  rüt)mt: 
„3u(t;tDoll  ip  ber  beutfd&e  Wann, 
$eutf#e  gtaurn  roie  bie  Sngel  gor, 
)o  t)ören  mir  bo<$  jar)lreia>  flogen  über  Jöerfommen&eit,  SieberltaV 
feit  unb  9lu8gelaffent)eit  ber3ugenb.  ©o  fagt  ber  le|tgenanntt  $i$tfr 
felber,  inbem  er  „Ginft  unb  3efct"  oergteidjf: 

$ie  2öelt  ift  aflentrjalben     Don  WiBgef<$id  fo  Doli !  — 
C  roet),  bie  jungen  Seute,  wie  ttjun  fo  flflglid}  fie ! 

$od)  trägt  oft  ba«  Slternr/auS  bie  ©d)ulb  Don  ben  „  flägliöVn" 
©itten  ber  Sugenb: 

6in  2Öo(f  unb  ein  fluger  Wann 
©teilten  einft  ein  ©äjaa^fpiel  an. 
©ie  fpielten  ba  toor)!  um  ©eroinn: 
$od)  blieb  ber  2öolf  in  feinem  ©inn 
©o  wie  fein  Skter  eben, 
Unb  als  ein  SBibber  fam,  ba  t)at 
6r  beibe  $ürm'  um  einen  dauern  gegeben.  e»m»«cL 

©ie  man  bie  tfunfl,  Ijier  fpe^iefl  ©efang  unb  ^oefie  ju  erjren  mußte, 
jeigt  uns  am  beften  bie  große  2lnjaf)l  jener  „Winnefänger"  unb  bie  53e» 
geifterung,  mit  ber  fie  fid)  ir)r  meisten. 

55er  Seiner  fingt: 
Daz  saue  daz  huhste  si  in  himile  und  üf  erden 
des  ziuh  ich  an  die  engel,  die  mit  sänge  lobent  got  in  himele  dort. 
Mit  worten  mac  von  bröte  Gotes  lichnani  werden; 
des  ist  sanc  unde  wort  das  höchste,  sit  daz  ie  unde  ie  was  Gotes  wort. 
Sanc  leret  tugende  pflegen,  vlichen  valscheu  rät, 
sanc  vröuwet,  sanc  ringet  vil  der  swaere: 
sanc  ist  gotelich,  sanc  der  ist  lonebeere: 

gedujne  ane  wort,  daz  ist  ein  töter  galm,  so  ist  vor  Gote  sanc  gehört. 

3at)lrei4)e  ©änger  befingen  bie  3*it  ber  3ugenb;  fo  gerne  er« 
innert  fta)  ber  Dieter  an  bie  ©tätte  unb  bie  3*'**  »do  er  feine  3ugenb* 
jar)re  Deriebt  t)at. 

©o  fingt  ber  Don  ßolmaS: 

Wir  finb  meine  Sage     fa>n,  als  id)  ein  Äinb, 
2Bie  i$  bitter  beilege,     entflog  roie  ber  SBinb. 
Pönut  e*  mir  Reifen  (nun  tjilft  e«  mir  nidt)t), 


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—   508  — 

Stowiber  ju  flreben,     fo  waY  e«  gefoefa. 
S5ergängli$  uT«  geben,     if>r  fabt«  rooty  gefefcn, 
2Beil  e*  berlöfa>t  bet  tob  tote  ein  8ia)t. 

Söaltfcer  oon  ber  SBogelweibe  flogt: 

O  welj,  wo&in  oerfa)wunben     ifl  mit  bo$  3aljr  fttt  3atjr! 
2öar  nur  ein  Sraum  mein  Ceben,     ober  ift  e«  mal)r?  — 
Qanb  unb  Beute,  wo  i$     erwud)«  Don  Äinbfjeit  Ijer, 
$ie  finb  mir  fremb  geworben,     als  ob's  erlogen  roär? 
QU  mir  ©efpielen  waren,     finb  nun  träg'  unb  alt 
Bebaut  liegt  jefct  ba§  ^elb,     genauen  ift  ber  2Ba(b, 
UnD  flöfee  nia^t  baS  Söajfer,     wie  e3  einflenS  flofe, 
^üljrwaljr,  i$  lönnte  meinen,     mein  Unglticf  wäre  grofe. 

6in  fe^r  W  Öieb  „Hu«  ber  Sugenbjeit"  befifcen  wir  oon 
Weifler  «leranber: 

tHI«  wir  einft  no$  ftinber  waren 
Unb  e«  3«*  war  in  ben  3afjren, 
Dafe  wir  liefen  auf  ber  glur 
ftreuj  unb  queren  olme  ©pur, 
2Bo  wir  ba  mana)  2öeila>n 
durften  »eilten, 
Seiben  jefct  bie  SRinber  nur. 

3n  ben  SMumen  wir  ba  lagen 
Unb  begannen  und  ju  fragen 
2Bel$ed  moljl  bie  fäönße  fei, 
ftinblia)  fa^mürften  wir  babei 
2Rit  bem  frifaVn  ftranje 
Und  jum  tanje. 
Wd),  wie  ge&t  bie  3«*  öorbe i ! 

©eljt,  au$  Srbbeeren  und  ju  fu^en, 
3Jon  ben  Mannen  jii  ben  Suaden 
Über  6tod  unb  Uber  Stein 
Siefen  wir  beim  ©onnenfa)ein. 
Unb  ein  2Balbauffe$er 
Äam  und  nä&er, 

„ftinber",  rief  er,  „geljt  nun  fcim!" 

Ob  wir  mannen  %ltd  empfingen, 
9118  wir  in  bie  Grbbeern  gingen, 
$a8  war  und  ein  linblifl  Spiel, 
%od)  ba  Nörten  Wir  gar  biel 


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-    594  - 


Unfere  #irten  jagen, 
SBarnenb  Hagen: 

„Äinber,  fcier  gibt«  ©anlangen  oiel!" 

@ben  ging  ein  Stint  int  Jfraute, 
„ftinber",  rief 8  mit  bangem  Saute, 
wf)ier  lief  eine  Sd&tang'  hinein, 
$ie  bifc  unfer  SSäterlein, 
Wdj,  ba§  ^etft  nun  nimmer. 
$ie  mag  immer 

9tun  oerroünf<$t,  im  Stenb  fein!"  — 
„3a,  i&r  flinber,  au*  bem  Söalbe 
©efjt  nur  brum  $erau§  nun  balbe, 
Sonft  gef$ie$t'S  noä),  glaubt  e8  mir: 
SBenn  u)r  ni<$t  bei  Sage  tyer 
9lun  ben  SaH)  oerlaffet, 
3&r  oerpaffet 

$ann  bie  3eit  unb  üagt  bafür. 

UDifet  i$r  ni$t,  bafe  fünf  Jungfrauen 
Sia)  öerfäumten  in  ben  Nuen, 
m  ben  Saal  ber  Äönig  f#ofe? 
$a  mar  Ätag*  unb  Sc&aben  grofe, 
$enn  bie  2Btta)ter  riffen 
Sie  unb  liefern 

Sic  bann  fielen  narft  unb  blojj." 
über  ftrüfyling  unb  3ugenb  fingt  9teib$art  oon  9teuentfja(: 
3m  ftrei'n  tann  bie  3ugenb  nrieber  iljre  ^reube  finben. 
2Bir  roofl'n  ben  Sommer  feiern  bei  ber  Sinben, 
$ie  oofl  oon  neuem  Saube  fangt, 
3&r  Bipfei  prangt 
3m  (Brünen. 

£>olb  ift  ber  SJlai  erfa)ienen. 
Äonrab  ü.  Äila^berg: 

2ßieber  tarn  ber  9Wai  fjeran, 
%tt  und  nimmt  ber  Sorge  Storni, 
flinber,  ßinber,  benfet  bran, 
Äommt  unb  feljt  in  reia)er  Bonn'  it)n  prangen! 
Otto  jum  $urn: 

Ofreut  eu$  ber  Oietlieben  3eit, 
©erbet  wohlgemut  iljr  3ungen, 
Sei  ber  listen  Waien  Sa>m! 


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Sfteifter  ftonrab  b.  SBürjburg: 

§eQfarbig  brangt  bie  §eibe  roeit 
2m  ber  Maienblüte. 
$rum  ein  frolj  ©emüte 
3iemt  ber  3ugenbfd)ar. 

§in  ^anjlieb  beginnt: 

9hm  fofl'n  roir  aOe  gfreube  fetjn 
Unb  mit  ©efang  bie  3"t  begeben: 

Sir  fer)n  ring«  f$öne  Blumen  fte^n, 
die  £aibe  ift  fo  wonnig  fa)ön. 

Drum  tanken,  f  bringen,  reitjn  mir  mot)l 
Mit  ftreub  unb  3ubelfa)afle, 

das  jiemt  uns  3ungen,  mie  eS  fofl. 

3um  ©^lu(fe  jitiere  i$  eine  Mahnung  w©c&ide  bia)  in  bie  3eit!" 
e  au<t)  fo  gut  für  ein  8er)rer(eben  bajjt: 

Man  foü*  ben  Mantel  lehren,  mie  baS  Setter  me&t. 
(Sin  tüdjt'ger  Mann  nerjm'  feine  ©aa)e,  mie  fie  ftef)t, 
Sein  Seiben  nia)t  ju  trauerbofl, 
Sein  ©lud  er  mafjbofl  tragen  fott. 

denn  „&eute  mein  unb  morgen  bein",  fo  pflegt  man  S'Sanb  $u  teilen. 
Ser  anbern  eine  ©rube  gräbt,  fällt  felbft  tjinein  biSmeilen. 


Die  IV.  &enerafw|ammfuttg 

be*  herein*  tatyol*  Se^rer  unb  Sdjulmäuner  ber  ®d}toeij, 
in  3n|#  ben  23.  unb  24.  September  J1895. 

mar  ein  tjerrlidje*  5efi\  fo  b^örte}  man  manc$  einen  $eilner)mer 
im  Bbfefciebe  fagen,  „es  mar  fo  gemütlia)  unb  rjeimdig  in  3"fl#  unb  alle 
rrfammlungen  fjiben  einen  fo  fa)önen,  befriebigenben  Serlauf  genommen." 
-  6«  ift  mat)r,  baS  f$eft  in  3"9  fat  einen  nad)  allen  Sejiefjungen  befrie- 
genben  Serlauf  genommen  unb  jebenfadS  nidjjt  menig  jur  Stärfung  be$ 
ereind  beigetragen.  ftuBerlid)  mar  menig  ^ßrunl;  um  fo  met)r  mürbe  in 
n  einzelnen  ©ettiondftyungen  unb  in  ben  delegierten*  unb  öffentlichen  Set« 
mmlungen  gearbeitet  — *  ba§  ift  ja  bie  £)auptfaaV,  bie  bleibenbe  ^rua)t 
■3  ft<ftleben§. 

da«  berrlidje  Setter  bat  fctjon  am  erften  §fef!tage  gegen  rjunbert  ßetjrer 
ib  ©(t)ulmänner  na$  3"fl  gerufen.  Um  2  Ut)r  fammelte  man  fty  im 
afttjau«  sum  93ar)nr)of.  da  gab«  für  mana)e  ein  freubiges  2öieberfet)en, 
n  ier^ia^e«  SBegrüfjen  unb  ftänbebrttden;  anbere  lernte  man  erft  fennen 
ib  t)iefe  fte  ni<t)t  minber  rjerjtig  alö  ÄoDegen  unb  Mitarbeiter  miafommen. 


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596 


foudt)  ber  6r&itfjung3bir?ftor  Don  3ug,  Öanbamann  SQBeber,  hotte  [ich  ein:- 
funben,  um  bie  Seljrer  unb  Schulmänner  ju  begrüfeen.  Wach  einer  furjen 
(Srfrifchung  brach  man  auf,  um  bie  Derfdjiebenen  SeftionSlofale  aufjufucheri 
unb  im  gut  organifterten  Cuartierbureau  fich  ein  BiHet  für  bie  ftadhtherbergf 
ju  Derfchaffen. 

Sangen  mir  bei  ber  jahlretchften  Seftion  an,  Derjenigen  für  bie  primär* 
leerer.  Sie  mar  im  ©aftfjof  jimi  Ochfen  Dtrfammelt,  wo  Dor  etroaS  übet 
300  3at)ren  ber  bX  &ar(  BorromänuS  Quartier  genommen  bat te  unb  Dor 
100  3of)reu  @öth<  logierte.  21(3  gotifcher  ^racbJSbau  ergebt  fich  ber  ©üb- 
hof  mitten  in  ber  ©tobt ;  Dor  ihm  ift  ein  fd)öner  freier  $lafc,  ber  mit  Dem 
herrlia>n  Brunnen,  auf  bem  ein  lebenSgrofeeS  Stanbbilb  De«  3ugerr>elb<n 
Hmmann  ftolin  fiebj,  bem  StabtljauS,  bem  ©rofeb.au«  unb  bem  Stabttunn 
ein  recht  malerifcheS  93ilb  bietet.  Ter  Saal  mar  balb  gebrflngt  doli;  e? 
motten  etroaS  über  70  Teilnehmer  fich  eingefunben  haben. 

^)er  Borfifcenbe,  >>rr  L'ebrer  Öocher  Don  ©ofeau,  entbot  ber  )ar)reicbei 
Berfammlung  herzlichen  ©rufe  unb  2öiDfomm  unb  leitete  bie  ^erfammlunc 
in  Dorjüglicher  2öeife.  3n  feinen  einleitenben  JEßorten  betont  er  bie  2Bidjti$' 
feit  Ultferefi  SereinS,  in  meinem  bie  päbagogifcheen  fragen  ber  ©egennxir; 
erörtert  unb  befprochen  »erben.  3n  bem  Äampfe  um  bie  Schule  ift  f§  ffity 
notmenbig,  fagte  er,  in  gesoffenen  Seihen  burch  2Bort  nnb  Schrift  bie  chriji 
liehen  ©runbfäfce  ju  Derfecf}ten,  ju  Derteibigen  unb  $u  fchüfcen.  —  Som  3W 
tralfomitee  mar  ber  Settion  ber  ^rimarlehrer  als  Thema  jur  Befbredjunc 
aufgefteflt:  „$ie  3fortbiIbung«fa)ule."  £err  9?eftor  Stöger  in  SUtbori 
ber  in  Sachen  berufene  unb  bemährte  Referent,  löste  feine  Aufgabe  in  gam 
ausgezeichneter  2Beife  unb  erntete  Den  Beifall  unb  $anf  ber  ganjen  35er 
fammlung. 

6S  »ar  in  ber  $r)at  eine  grünbliche,  burch  «"b  burch  gelegene  unt> 
»ohlburchbachte  Arbeit,  bie  unS  ba  geboten  »urbe;  nicht  »eniger  intereffam 
»ar  bie  [ich  baran  (nüpfenbe  $>i8fuffion,  »eiche  fich  cm  bie  einzelnen  Z\x;> 
fnüpfte.  68  »ar  ein  guter  ©ebanfe,  baS  Referat  abfchnitt»eife  Dorjutragen 
unb  bie  ©iSfuffion  nach  i'bem  Mbfchnitte  eintreten  }U  Iaffen.  So  blieben  Dir 
Dorgetragenen  (Gebauten  frifch  im  ©ebäcrjtniS  haften  unb  »ar  bie  Befprechun$ 
auf  ein  Meines,  genau  abgegrenztes  ©ebiet  eingefchränft.  Hm  lebhafteren 
»ar  ber  ©eifteSfampf  über  biegrage:  ob  fafultatibe  ober  obligatorifct)f  $ort- 
bilbungSfchule.  Wicht  nur  bie  Server,  fonbern  auch  geifiliche  unb  rwltüdx 
Schulmänner  unb  (SrjiehungSbehörben  griffen  in  bie  $)iSfuffton  ein;  unter 
lehtern  trat  ganj  befonberS  ber  jugerifche  (Sr^iehungSbireftor  Canbammann 
Seber  »arm  für  bie  obligatorifche  gortbilbungSfchule  ein.  Bei  ber  Hbftimmuna 
fiegte  baS  Obligatorium  mit  einer  Parten  3">eibrittelmehrheit.  TOan  einigt« 
fich  3«  folgenben  Zfy]tn: 

L 

1 .  $ie  ftortbilbungSfchule  jjt  eine  notroenbige  (Srgänjung  ber  ^Jrimarfc&ulr 
unb  Don  grofeem  (Sinflufe  auf  bie  allgemeine  BolfSbilbung. 

2.  Sie  foll  nicht  nur  eine  Sehr«,  fonbern  DorjugSmeife  eine  6rjier)ung4« 
anftalt  ber  jungen  Sch»eijerbürger  fein,  alfo  Berftanb,  $>erj  unb  2Biü>r. 
berfelben  bilben  für  Beruf,  ©ott  unb  Balerlanb. 

3.  gs  ift  bie  oblig.  ftortbilbungSfchule  anjufireben. 


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-   507  _ 

n. 

1.  $>ie  2e$rfäd)er  ber  allgemeinen  ftortbilbungbfd&ule  ftnb:  Öefen,  Schreiben, 
9ftea)nen  unb  SBaterlanbSfunbe. 

2.  Tie  naturf.»,  bolts«  unb  lanbm.  93ilbung  fofl  je  na$  ben  Sßet^äÜtiiffen, 
namentlia)  burä)  ben  2efeunterrid)t  öermittelt  unb  geförbert  werben ;  bie 
33uc$fityrung  roirb  firf)  an  baS  9te$nen  anföliefeen. 

3.  91ucb  bie  geroerbl.  ftortbilbungSjdmlen  foflen  aflgemein  bitbenbe  $äd)er 
als  Obligatorien  in  ibren  ßefjrplan  aufnehmen. 

4.  ©öejififa)  Sanbm.  3rortbilbungSfd)ulen  galten  mir  unter  gütigen  93er» 
Ijältniffen  für  nidjt  notmenbig. 

5.  2öir  fte&en  entfdneben  für  bie  Umgeftaltung  unb  Erweiterung  ber  SRe- 
ttutenöorfurfe  $u  allgemeinen  SfartbilbungSfd)ulen  ein. 

HL 

1.  3n  bie  tfartbilbungSfd)ule  treten  Diejenigen  3ünglinge,  meldte  bis  31. 
Xejember  baS  16.  WlterSjaljr  jurüdgelegt  fjaben. 

2.  2Bo  immer  möglich  erftreett  [id)  bie  ^fortbilbungdfa^ule  auf  3  3Öinter« 
furfe  (öon  anfangs  Woöember  bis  (£nbe  TOrj)  mit  menigpenS  60  ©tunben 
per  ÄurS. 

3.  Der  Unterrid)t  an  ber  gfortbilbungSfdmle  ifi  tfjunlicbft  auf  bie  SÖerltage 
unb  jroar  auf  bie  3eit  öor  (leben  U&r  abenbS,  nod)  beffer  auf  bie  5a* 
geS^efle  anjufefcen. 

4.  Die  99ilbung  öon  ftlaffen  bat  in  ber  ftorbilbungSfa>le  ni^t  na<$  bem 
Hlter,  fonbern  nad)  ber  93efä$igung  ber  ©djüler  $u  erfolgen.  Das 
Älaffenfoftem  ifi  bem  TSräcfjcrftjftem  üotjujierjen. 

5.  Tie  5öel)örben  foflen  ber  SfortbitbungSfa^ule  ifjre  tiofle  9Iufmerffamfeit 
fa)enfen  unb  eine  na^altige  moralifd)e  Unterftüfcung  angebenden  (äffen. 

6.  Die  ftortbilbungSfdjule  fieüt  an  ben  fie^rer  Ijolje  Slnforberungen.  $e» 
fonbere  SBilbungSfurfe  mürben  }u  beren  Erfüllung  beitragen. 

7.  Das  fiebrjiel  ifi  bon  ben  Eerljältniffen  abhängig.  9ti$  bie  Sttenge  unb 
3RannigfaItig!eit,  fonbern  bie  Sidjerbeit  beS  2Biffen3  ift  bie  £>aubtfad&e. 

8.  9US  Se&rmittel  für  bie  gortbilbungSfdmle  mirb  mit  Urinftim rnigfeit  ber 
„ÜbungSfioff  für  gortbilbungSfajulen"  öon  Kettor  Wager  in  Hltborf 
empfohlen. 

Tiefe  »efd)lüffe  eljren  bie  tatljolifdje  fiefjrerfajaft.  2öenn  aud)  bie  $oftu* 
late  noä)  mana)eS  burc&jumacben  baben,  bis  He  überall  ©eftalt  unb  Seben 
erhalten  Gaben  merben,  fo  ift  boa)  bamit  ber  allgemeinen  Üeber^eugung,  bafe 
bie  $ortbilbungSfd)ule  eine  notroenbige  Ergänzung  ber  93olfSfd)ule  fei,  fräftiger 
3luSbrurf  gegeben,  unb  menn  $efyörben  unb  Cet)rer  #anb  in  £mnb  geljen, 
u>irb  bie  Qt\t  nid)t  fo  gar  fern  fein,  mo  bie  ftortbilbungSf^ule  aud)  in  ben 
fatyolif$en  Kantonen  aflgemein  einten  mirb.  Tiefe  ©eftionSöerfammlung 
ber  ^riwarletyrer  mirb  ba.ju  nict)t  menig  beitragen.  Das  Referat  beS  $errn 
IRcftor  9iager  mirb  in  ben  ^kib.  blättern  erfahrnen  unb  (ann  fo  aud)  auf 
bie  Greife  mirten,  bie  eS  nid)t  gehört  fcoben. 

flud)  bie  ©eftionSöerfammlung  ber  ©efunöarleljrer,  meldje  im  ©aftr)aufe 
Äfifer^auS^eer  tagte,  mar  öerfcältniSmäfeig  gut  befud)t,  fanben  fi$  bod) 
beren  über  15  $ur  Beratung  beS  Sfyma'S  ein:  3ur  8e$tmittelfrage  an 


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-    598  — 


ben  ©elunbarfctjulen.  $)er  ©orfteher  ber  ©eftion,  £r.  ©eftinbarlefjrer 
5}rci  Don  ßinfiebeln  mar  »uglcid)  Referent.  6r  beipra^  in  ^albfiünbtgfrn 
freifti  ©ortrage  bie  ^tagen: 

1.  ©erlägen  bie  j.  3-  in  ftnroenbung  fommenben  Sehrmittel  Dom  retigiöfen, 
roif|en[(jr)af Hieben  unb  patriotif^en  ©tanbpunfte  auS? 

2.  Rae!)  melier  Stiftung  roerben  befonbere  Wnberungen  gemünfeht? 

£ier  ging  bie  Äntwort  jiemlich  reformatorifet)  Dor  unb  fanb  auch  Die  neuen 
Sehrmittel  Don  6t.  ©allen  unb  Sujern  ungenügenb.  Referent  miu*,  oa§ 
ein  Sehrmittel  an  ben  ©efuubarfdmlen  in  fei/.en  Sefeftüden  met)r  auf  bie 
3eitbebürfniffe  unb  auf  bie  Saper  unb  lugenben  ber  blutigen  3f"  Sftücfficbt 
neunte,  baß  namentlich  auch  bie  fojiale  ©efefcgebung  möglichft  ergiebige 
WuSnujuing  finbe,  auf  bafe  fcr)on  burch  bie  ©efunbarfdjule  ber  flampf  gegen 
gemiffe  ^eitgenöffifc^e  Urnfturjoeftrebungen  jielberoufet  geführt  ober  minbetlen* 
vorbereitet  roerbe.  fer  finbet,  in  ben  in  Übung  fteljenben  Sefebücbern  gefd)et^ 
nach  btefer  Richtung  nichts;  eS  r>errfc^e  bie  althergebrachte  ©chablone  b«s 
eroigen  Einerlei.  — 

3.  BaS  ift  foinit  roünfchbar? 

Referent  mochte  eine  Refolution  bar)inger)enb  gefaxt  roiffen,  bafe  eine 
©ereinheitlichung  ber  Sehrmittel  an  ben  fatt).  ©et. «©acuten  mit  ©eachtung  ber 
angebeuteten  Reformen  Don  ben  maßgebenden  Steden  aus  angefirebt  mürbe 

$ie  $)i8fuffion  mar  eine  fer)r  einger)enbe  unb  mürbe  auch  Don  ben  im 
©erlaufe  ber  ©erljanblungen  erfd)ieneneu  ip.  ©ein.  $ireftoren  flung  unb 
Baumgartner  benutzt.  Allgemein  ging  man  mit  ben  ©runbgebanten  beS  Re- 
ferenten einig,  nur  mürbe  bie  3bee  eines  gemeinfamen  2et)r«  unb  Sefebucber 
aus  bem  ©runbe  für  Derfrütjt  gehalten,  meil  eben  ber  Danton  Sujern  in 
biefen  lagen  mit  großen  Soften  ein  neues  bejgl.  Sehrmittel  erfleflt  habe,  ba§ 
Dom  ©erleger  aua)  gerne  „mit  beliebigen  Wnberungen"  für  anbere  fatr)olifa>e 
©efunbarfc|ulen  ebiert  roerbe.  ©o  einigte  man  fiel)  auf  folgenbe  $t)efe:  w$aS 
3entralfomitee  ift  beauftragt,  bie  ^rage  ju  ftubieren,  mie  bie 
Sehrmittel  an  ben  ©efunbarfchulen  ber  fatr)oItf d>en  Äantone 
Dereinheitlicht  merben  lönnen."  — 

3m  ©erlaufe  ber  Dielfeitigen  S)i8fuffion  mürbe  namentlich  auch  ""er 
Vereinheitlichung  ber  Sehrmittet  in  Rechnen,  ©eometrie  unb  ©aterlanbSfunbe 
gerufen.  68  mar  eine  fruchtbare  ®isfu[fion,  mit  aQer  Offenheit  unb  Rode 
gialität  geführt,  bie  namentlich  baS  ©efühl  ber  ©olibarität  förberte.  — 
3)aS  Dorjügliche  Referat  mirb  hoffentlich  }u  meiterm  ©tubium  ebenfalls  in  Den 
$äbag.  Blättern  erfa>inen. 

3m  ©ajthaufe  §ur  $oji  tagte  bie  ©eftion  ber  Sehr  er  ber  Wittel« 
fchulen,  ein  Weine«  Häuflein  im  ©ergleich  hü  Dfn  9rofe™  Bnftfllten  ber 
fatholifchen  ©chroeij.  «Dtoneh  teures  §aupt  Don  Sutern  unb  3"9>  Don 
fiebeln  unb  Sdmmj,  ©amen  unb  Sngelberg  mar  ba  Dermifet.  dagegen 
mar  baS  ©tjmnaftum  Don  ©tanS  mit  uoei  ^rofefforen  Dertreten.  3m  ©anjen 
mochten  etma  10  Biotin  fich  beifammen  gefunben  hoben.  Tombefan  unb 
©chulinfpettor  $f<hopp  mar  ©orfifcenber  unb  hielt  ein  rjödjft  intereffanteS 
Referat  über  3iel  unb  «Dtethobe  beö  Unterrichtes  ber  flaffifchen 
©prachen,  baS  einer  fet)r  anregenben  SiiSfuffion  rief  unb  au  Derfdhiebenen 
©efchlüffen  führte.  - 


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Der  ©err  Referent  legte  uns  feine  (5rfab,rungen,  bie  er  in  [einer  lang* 
jarjrigen  $r)ätigfeit  in  ber  Schule  gefammelt,  nieber  unb  (am  ju  bem  ©d)luffe, 
ba&  baS  ®ijmnafium  in  ber  Bcfrueij  in  ben  legten  3a^r^e|nten  ni$t  blo^ 
roeit  hinter  bem  {$ortfct)ritte  ber  HollSfdjule  ^urütf geblieben ,  [onbern  nod) 
jurüdgegangen  fei.  Ter  ©runb  lueoon  tft  bie  Zertrümmerung  beS  flaffifa>n 
©omnafiumS  bur$  bie  eibg.  Maturitätsprüfung,  ba  man,  um  ben  (Srforber* 
niffen  ber  Maturitätsprüfung  aflfeitig  ju  entfprea>n,  bie  ©tunbenjaljl  ber 
flaffifa)en  ©prägen  ju  ©unflen  ber  Realien  auf  ein  Minimum  rebujiert. 
Gin  einzige«  ©bmnafium,  93afel,  fjat  ben  tlaffifd>en  Spraken  bie  ifcnen  ge» 
bti^renbe  ©tunben  beibehalten  unb  33afelS  Staatsmänner  unb  Rebner  legen 
baS  fajönfte  Zeugnis  ab  für  ben  duften,  ben  man  auS  bem  ©tubium  ber 
großen  Genfer  2ltr)en8  unb  Roms  jief)t.  Sollen  mir  unfere  Rt)etoren  unb 
Cogifer  mieber,  fo  tft  eine  Rüdfet/r  ju  ben  flaffifa)en  ©tubien  notmenbig 
b.  b,.  mir  müffen  ba«  flafftfaV  ©pmnafium  in  feiner  (Srunbform  mieber  an» 
fireben.  3um  ©bluffe  rourbe  bie  Refolution  gefafct,  ber  r)od>ro.  ©err  Referent 
möge  aud)  ben  uoeiten  Seil  feines  Referates  ausarbeiten  unb  baS  @anje  als 
S3roa)üre  erfajeinen  laffen,  bamit  bie  ftrage  in  bie  Öffentlitfcfeit  fomme  unb 
unter  bie  ©djulbefjörben  unb  öe&rerfc&aft  Derbreitet  roerbe. 

©offen  mir,  bafe  auch,  biefe  ©eftion  nä^fteS  3a^r  re$t  jaljlreia)  fitt) 
riufinbe  unb  rea)t  fräftigeS  Seben  entfalte. 

21m  aflerfa)roäa)ften  mar  bie  ©eftion  ber  ©eminarleljrer  befugt  Das 
Referat  tonnte  unter  folgen  Umftänben  nictjt  gehalten  merben,  roirb  aber  in 
ben  $äb.  blättern  erfdfeinen,  bamit  eS  immerhin  ftubiert  merben  lann.  ©o 
ftma  10  Mann  bätten  bod)  ft<$  einfinben  fönnen,  menn  bon  jebem  ©eminar 
nur  eine  Heine  fcborbnung  gefommen  märe.  3ubem  rotten  ja  aua)  anbere 
©(fculmänner,  bie  für  bie  ©eminarbilbung  Sntereffe  laben,  ftc^  einfinben 
bürfen.  ©offen  mir,  bafj  biefe  ©eltion  nädjfteS  3a|r  boa)  juftanbe  fomme 
unb  lief)  ebenfalls  cedit  gebeibji$  enrroidle.  Tan  bie  fatt)olifa>n  Ce^rerfemi» 
nare  uifammenljalten  unb  ber  Celjrerbiloung  bie  größte  Slufmerffamfeit  fctjenlen, 
ift  für  unfere  3eit  öon  Ijöd&fter  2Bi#tigfeit.  (Sin&eit  unb  ßinigfeit  matten 
ftarf! 

9lbenbs  5  Hf)t  mar  Äomiteefi&ung  im  RegierungSgebäube,  um  einzelne 
33ereinSgefa)äfte  $u  befpredjen  unb  bie  Delegier ten ber fammlung  borjube» 
reiten,  meldje  etmaS  na$  7  U&r  im  ßantonSratSfaale  fiattfanb,  ben  uns  bie 
t).  Regierung  gütigf)  jur  SBenufcung  geöffnet  Ijotte. 

Der  93ereinSpräfibent  eröffnete  biefelbe  mit  einigen  einleitenben  SBorten. 
9US  1.  Jraftanbum  figurierte  bie  Organfrage.  Die  Anfrage,  ob  baS  Or- 
gan beS  Vereins  für  bie  Mitglieder  obligatorif$  }u  erttären  fei,  mürbe  in 
$<rüdfi$tigung  ber  gegenmärtigen  SBertjältniffe  negaiib  beantmortet;  bie 
SJermirflicfcung  ber  3bee  fei  jmar  nadp  unb  naci  anjuftreben,  borläufig  müffe 
man  fi$  aber  begnügen,  bem  Organ  mögli<$ft  biele  Abonnenten  ju  geminnen. 
Um  baS  Watt  nad)  3nnen  unb  Slufeen  immer  me&r  ju  r)eben,  mürben  folgenbe 
33orf$(äge  gemalt  unb  angenommen: 

a)  3ebe  ©eftion  ifl  berpfli#tet,  jä&rlia)  menigftenS  eine  Arbeit  an  bie  Re- 
baftion  einjufenben; 

b)  Die  ©eftionen  ftnb  anuu)alten,  baS  Organ  fleißig  mit  ©a)ulnac4ric(|ten 
.  gu  bebienen. 


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-  600 


hierauf  ma$te  ber  ^ßräfibent  ber  Verfammlung  bie  Mitteilung,  bafe  Nr 
bisherige  d^cfrebaftor,  Seminarbirettor  Baumgartner,  au8  ©efunoljfitSrüf' 
fixten  [eine  $)emiffion  eingegeben  t)abe  unb  batjer  eine  Sleuroarjl  ju  treffen 
(ei.  9118  Nachfolger  fchlug  ba§  Komitee  $errn  Setunbarlehrer  ftret  Don 
(Sinfiebeln  bor.  $er  33orfch(ag  mürbe  einftimmig  angenommen,  iperr  ^rri  tritt 
fein  Amt  mit  92eujat)r  1806  an  unb  wirb  baburap  jugleid)  Mitglieb  ber  tte- 
baftionSfommiffion.  —  Um  bie  Arbeit  bed  neuen  ÄebaftorS  gu  erleichtern 
unb  au$  bie  übrigen  Mitglieder  ber  9cebaftion8fbmmiffton  mehr  jur  Mit- 
arbeit anhalten,  wirb  ba8  Softem  ber  f$act)rebattoren  gewttnfa^t,  in  ber 
Meinung,  bafe  bie  Äebaftionflfommiffion  bie  $äd)er  unter  ftch  oerteile  unb 
bafür  forge,  bofe  für  biefelben  tüchtige  Mitarbeiter  gefunben  werben,  ^er 
SSorfctjIag  mürbe  einftimmig  jum  SBefctjlufe  erhoben  unb  bie  Ausführung  ber 
SRebaftionSfommiffion  überbunben.  —  (Sin  warmer  ApeQ  an  bie  üßerfammlung, 
für  bie  Verbreitung  ber  $äb  Sßtätter  fotoot)l  einjeln  als  in  ben  Seitionen 
frflftigft  ttjätig  $u  fein,  fchlofe  biefe«  Srattanbum  ab. 

2.  §8  fam  nun  jur  53et)anblung  ber  Aufrufe  be8  St.  ©allifd)en 
(Sr^ie^ungSüereinS  an  ben  fathol.  Serjreroerein.  $er  ^räftbent  legte  ber 
SBerfammhmg  ben  Stanb  ber  Angelegenheit  oor,  jeigte,  bafe  bie  eigentümlich 
93ert)ältniffe  in  6t.  ©allen  biefe  Au8nabm8fleflung  jur  3*it  Tätlich  mache  unb 
man  an  ber  tantonalen  (5r$iet)ung8»93erein8öerfammlung  in  Sütfdjroql  bie 
Oorliegenben  Statuten  einftimmig  genehmigt  höbe;  er  empfehle  batjer  Annahme 
be§  AnjchluffeS.  €8  erhoben  ftdt)  jeboch  auch  geroichtige  Stimmen  gegen  ben 
geplanten  Anfchlufe ;  man  fofle  oon  ben  SBereinSflatuten  nicht  abgeben  unb  eine 
foldje  Au8nahm8fteflung  fönne  ju  fa)(immen  ftonfequenjen  führen.  918  aber 
ber  SBorfianb  be8  St.  ©aflifdjen  6rjier)ung8oerein8  beruhigenden  Auffctyufe 
gegeben  unb  befonber8  betont  würbe,  bafe  e8  ftch  nur  um  ein  Übergangs* 
ftabium  tjanble  unb  nach  furjer  3*i*  bie  Statuten  be§  2eljrert>erein8  auch  in 
St.  ©allen  jur  üoflen  ©eltung  fommen  werben,  würbe  ber  Anfchlufe  beinahe 
einftimmig  genehmigt  unb  erflärte  ber  Verein  feine  3ufiimmung  p  §  12  ber 
Statuten  bed  St.  (Mtfchen  ßrjiehnngSoereinS,  wonach  per  Mitglieb  nur 
50  <£t8.  an  bie  3*ntralfaffe  bed  8et)rerüerein8  einjujat)len  fmb. 

3.  $ie  Verfammlung  befa)liefet  nach  gewalteter  $i3fuffum  bezüglich  ber 
^eftalojjifeier: 

a)  bie  Anorbnung  einer  ^feier  bleibt  ben  Seitionen  überloffen; 

b)  e8  ^abe  im  SJereinSblatte  eine  Arbeit  über  ^ßeftalo^i  ju  erfahrnen  unb 

c)  ber  Verein  Iäfet  ftch  bei  ber  eibgenöffifa>n  gfeier,  fofern  eine  folche  ftatt« 
fiubet,  burd)  eine  Aborbnung  oertreten. 

4.  3ur  Prüfung  ber  f$rage  einer  permanenten  SdjutauSfteflung  für  bie 
3<ntralfchweij  wirb  eine  5gliebrige  £ommiffion  Dorgefct) lagen ,  beftetjenb  au8 
ben  Herren:  Stombefan  tfdjopp,  ftreiburg;  Sanbammann  SBeber,  3ug;  Schul« 
infpeftor  P.  AmbroS,  Ginftebeln ;  5rjiehung8rat  (Srni,  Ainhofen ;  Lehrmittel- 
oerwalter  SBicfi,  Sutern. 

5.  33ejtiglidj  ber  SchulauSfteOung  in  ©enf  1896  werben  bie  Sefttontn 
erfucbt,  ben  Totalen  SJerhältniffen  entfprechenb  bie  Au8fteflung  möglichfl  ju 
befehlen. 

Mit  einer  warmen  Aufmunterung,  für  ©rünbung  neuer  Seitionen  m5g- 
Iia)ft  tyätig  ju  fein,  ba8  Seftion8leben  fröftigfi      beförbern  unb  jur  Aus- 


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601  - 


breitung  be$  SereinS  unb  fcebung  beS  SBereinSorganS  ba3  !Dtöglic$fte  $u  t&un, 
fd)lo&  bie  ^elegiertenberfammlung. 

65  folgte  nun  ba§  gemein  frfjaftlicfjc  ^nrfjteffen  im  ©aftljof  jutn  Co  tuen, 
an  bem  fi ctj  ungefähr  80  (Hafte  beteiligten.  @£  mar  ein  familiäres  $et- 
fammenfifcen,  Don  eim  redjt  foflegiali|d)em  Weift  beljerrfd)!.  öerr  Öanbammann 
2Beber  entbot  ber  93erfammlung  einen  freunblid)en  „©uten  «benb",  für  melden 
ber  ^roftbent  freunblidjft  banfte  unb  ©tobt  unb  fianb  3"g  4erjli^  begrüßte. 
#mli<r)e  ©efänge,  balb  ernftere,  batb  fcberjbafte,  Derfd>önerten  ben  Mbenb 
unb  erfreuten  bie  3u&örer  nid)t  nur  burd)  ben  paffenben  3nljalt,  fonbern 
ebenfo  fe^r  burd)  ben  ejaften,  faubern  Vortrag.  toar  ein  ljarmonifd)e§ 
f^eftgeläute  auf  ben  fommenben  £>auptfeßtag.  —  sJJarb  unb  nad)  Halteten  lid) 
bie  9ceir)en;  man  fuä)te  bie  SRur)e  auf,  mit  bem  froren  99en>ufetfein,  bafe  ber 
erfte  ^refttag  aflfeitig  gelungen  fei.  — 

3m  ljerrlid>en  ©onnenglanje  erbob  fi$  aucb  ber  «oeite  ftefitag.  fteierlid) 
rief  bie  ©lode  um  8  Ufjr  bie  Seljrer  unb  Sdjulmänner  in  bie  f}[.  fallen 
ber  prad)tboaen  6t.  OSroalb§fird>e  jum  fteftgotteSbienfte,  um  ©ott,  bem 
tjödjften  ßet)rer,  ju  ljulbigen,  oon  bem  jeber  ©egen  unb  jebe  roabre  ftrudjt 
im  Sebramte  ausgebt.  @8  mar  ein  fctjöner  ©otteSbienft,  ber  alle  ieilnebmer 
tuabrbaH  erbaute  Modern.  $r.  SR ef tor  Reifer  tjielt  Da§  (editierte  %mt;  v>err 
TOufifbireftor  Ättbne  leitete  ben  ©efang  auf  ber  Orgel,  ber  nad)  allen 
Stiftungen  muftergültig  mar  unb  toieber  einmal  fo  red)t  jeigte,  roelct)1  ge* 
roaltia,en  (Sinbrud  auf  ©eift  unb  §er$  ein  gut  borgetragener,  liturgifdjer 
©efang  auszuüben  öermag.  ©eminarbireltor  Saumgartuer  ^telt  bie 
ftefiprebigt  über  bie  2ßorte  3efu  ju  ben  «popeln:  „3$r  nennt  mid)  fiebrer 
unb  £err  unb  iljr  r)abt  red)t,  benn  id)  bin  eS."  3ob-  13.  13.  «uf 
2Bunffl)  oteler  roirb  fte  in  ben  ^ßäbag.  blättern  erfd)einen. 

Um  10  Übt  begann  bie  §auptDerfammIung  im  reid)  beflaggten  unb 
mit  frönen  ßränjen  Derjierten  Änabenpenfionat  unb  ßebrerfeminar.  Sdjon 
beim  Eingang  empfing  bie  3>ilner)mer  ein  großer  gotifd)er  Sogen  mit  ben 
jroei  3nfd)riften: 

ÜßtQfomm  ihr  üeftrer  allzumal.  3U  ber  3ugenb  'Jtuö  unb  frommen, 

SBllIfomm  mit  §erj  unb  §anb!  Seib  itir  alle  tjergcfommcn 

2Biüfomm  ibr  aut  oon  SBerg  unb  Iljal,     «fl*  nur  bcfeelt  Dom  cblen  ©treben 
SßiDf  omm  im  ^ugerlanb ;  93 olf Btoobl  §u  förbern  unb  ju  beben.  — 

9lud)  an  ben  portalen  ber  3,urnr)afle  maren  Otogen  mit  3nfd)riften 
angebrad)t:  bie  eine  lautete:  $>ie  anbere: 

Tai  Holt  mit  SMffen  ooUjuftopfen  Da«  ift**,  id)  will«  Lhi*  allen  fagen, 

3ft  miber  alle  fiogif,  Die  grö&te  ber  (Srjie^ungöfragen, 

XoaMorgjam  pflegen,  ©cfmetben,  pfropfen   Da«  Äinb  fo  toeit  ju  bringen, 
3ft  »obre  $äbagogit.  $a&  e«  tüchtig  auf  ber  ©rbc 

Unb  einft  ein  3?immel8bürger  merbc. 
Tod)  bad  !ann  nur  gelingen 
2Benn  unfer  Joeilanb  3efuö  L^rift 
S)e«  ßebrer«  ftete«  SJorbilb  ift.  - 

3mmer  mebr  füllte  füfc  ber  große  ^urnfaal,  toelayr  al§  gepbaflf  biente 
unb  feftlia)  geftbmüdt  mar.  ^3  motten  etroa  250  ^Jerfonen  jugegen  fein. 
Xer  ^eftpräfiDent  $>err  Öanbammann  SOBeber,  ber  fid)  um  baS  gute  ©elingen 
bee  geftfÄ  bie  Derbanfendmertefte  Mbe  gab,  begrüßte  bie  ©erfammlung  in 
einer  fa)roungDoden  Äebe,  ber  allgemeiner  «pplauS  folgte.  w5)er  9lame  3«fu8 


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-    602  - 


fei  euer  ©rufe."  „SlfleS  liebS  unb  guotS  uiDor";  mit  biefem  hoppelten  altert 
©rufee  bemiflfbmme  ich  bie  fatt).  Celjrer  unb  Schulmänner  ber  Schtoeij,  fo 
ungefähr  mar  ber  ©ebautengang  beS  Deretjrten  9iebner8,  Don  einer  Stätte  au4, 
mo  bie  3beo(e  beS  Vereins  immer  fjocfygefyalten  morben  unb  bie  S$u(>  unb 
fiehrerbilbung  auf  ben  fahren  ©runbfäfcen  unserer  fa.  ffircfa  fufeen;  in  einem 
Canbe,  mo  neben  bem  ^enfionate  unb  Öefaerfeminar  in  3ug  noch  eine  Steide 
tatt)oHfc^er  SöilbungSanftalten  einen  guten  Klang  ^aben,  fo  befonberS  ba3 
2eb,rerinnenfeminar  In  Wen jingen ;  in  einem  Kantone,  mo  bie  fieljrerfchaft  roobl 
ohne  Ausnahme  auf  ct>riftlic^em  33oben  [lebt  unb  und)  ben  frönen  ©runb* 
fäfcen  beS  Vereins  roirft  unb  arbeitet.  M)  fatfef  euch  mifltommen  im  tarnen 
ber  b  Regierung  unb  beS  (SrjiehungSrateS  beS  KantonS,  aber  aurf)  im  tRamert 
be§  tatt)ol.  SöolleS  Don  Stabt  unb  Öanb,  euch  alle,  bie  ifa  farfommt  au«  allen 
teilen  ber  fatbol.  Schroeij.  3fa  nennt  euch  f a  1 1) o  1  i  f  e  fiefaer  unb  ScbuU 
männer ;  bie  fatholifcfan  ©runbfäfce  leiten  euch  in  euerem  2Birfc n  unb  Streben. 
Sie  finb  baS  eine  einigenbe  SBanb,  baS  euch  umfchliefit,  unb  e8  brauet 
biSroeilen  Wut  unb  WanneSfraft,  fic  hochzuhalten  im  2eben  unb  im  Berufe. 
$aS  anbere  einigenbe  33anb  ift  bie  Siebe  nun  gemeinfamen  93aterlanbe  —  ein 
^oftulat  unferer  fatt)oltfc^en  Religion.  SBaterlanbSliebe  unb  magrer  &atfa>lil 
finb  unzertrennliche  begriffe;  bafür  ift  SBeroeiS  bie  ganje  ©efefaefae  unferc? 
CanbeS,  beim  bie  fd>önften  JBlätter  unferer  Daterlänbifcfan  ©efefachte  bitben  jene 
Reiten,  mo  bie  ganje  Schmeij  noch  fatholifcb  mar.  $aS  britte  einigenbe  $}anb 
bilben  bie  gemeinfamen  Sntereffen  ber  fatholifcfan  Sebrerfcfatft.  ©emeinfame* 
3ufammengeben  tann  DieleS  erreichen,  moju  bie  Gräfte  beS  Sinjelnen  nicht 
hinreichen.  Ta  gilt  baS  Wort:  „ffannft  bu  felbft  (ein  ©anjeS  fein,  al* 
bienenbeS  ©lieb  idjlicf-,  an  ein  ©anjeS  btdt)  an."  3d)  merbe  fo  Diel  an  mir 
liegt,  eure  3ntereffen  unterfiüfcen  unb  an  ber  Hebung  ber  Schule  unb  be§ 
tfefaerfitanbeS  arbeiten,  fo  Diel  ich  (ann.  Wöge  ein  guter  Stern  über  bem 
Vereine  fatholifcher  fieljrer  unb  Schulmänner  malten,  mögen  euere  SSerfamb* 
hingen  burch  fachliche  ftufa  unb  befonnene  Überlegung  auch  bem  ©egner 
Achtung  abgeminnen!  — 

$iefe  fchönen,  Dielfach  applaubierten  SGÖorte  beS  nicht  nur  im  Kanton, 
fonbern  auch  im  gefamten  53aterlanbe  geachteten  zugerifefan  Staatsmannes  mürben 
foDann  Dom  ^räfibenten,  $ombefan  % fchopp,  r>er^licr^ft  Derbauft ;  fobann  brücfi  er 
feine  ftreube  Darüber  aus,  baß  bie  Spieen  ber  Mjörbcn  ber  fatholifcfan  Kan 
tone  fo  fmnpathifch  für  ben  herein  fühlen  unb  bnfj  neben  bem  zugerifefan  6t= 
ZiefnmgSbireftor  auch  bie  QsrziehungSbireftoren :  Sanbammann  SDßinet  Don  Sch mrj j 
unb  SHegierungSrat  ibüring  Don  Sutern,  an  ber  Serfammlung  teilnehmen  unb  ber 
8ndn  foioobl  nach  Cben  als  nach  Unten  immer  mehr  in  feiner  Söebeutung  erfannt 
merbe.  6r  lebt  fich  in  baS  SBol!  hinein  unb  eS  geht  Dorroärt«;  aber  er  mufe  feine 
3iele  nie  auS  bem  3luge  Derlieren;  baher  foflen  bie  Witglieber  afle«  baran 
fefcen,  um  tüchtige  fatholifcfa  Cefaer  ju  fein,  fomohl  burch  einen  guten  (Iba* 
ratter  als  burch  unermnblicfa  SerufStreue  unb  53erufStüchtigfeit;  Tie  f ollen  aber 
auch  bie  99ebürfniffe  beS  CanbeS  immer  mehr  furnieren  unb  in  ben  Settionen 
befpreefan,  um  ber  Schule  möglichft  aufzuhelfen.  <5in  eifriges  SeftionSlebcn 
ift  befonberS  michtig  für  bie  innere  unb  äufeere  Kräftigung  beS  SöereinS.  $>er 
herein  foll  nach  "nb  nach  auch  barauf  benfen,  ben  flatholifen  in  ber  $iafpoui 
Schulen  ju  grünben  unb  Seh^«      8*&<«>  »aS  \^on  ber  grofee  SBolfSfreunb 


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—    003  - 


P.  ^bcoboftuS  fcl.  anftrebte.  ßnblich  ^ot  ber  Skrein  bic  Pflicht,  für  bie 
tonfejftonefle  Scimle  überall  energifa}  einzutreten ;  bemi  eine  fonfeffionSloje 
ßrjie^ung  nimmt  ben  ^öt)em  3been  beS  menfehlichen  CebenS  jeben  fruchtbaren 
3)obfn  roeg.  3"  Dfn  3'^en  beSfelben  gehört  and)  bie  (Srringung  ber  $rei» 
f>eit  ber  3d)ulc  unb  bes  Unterrichtes.  Die  freie  Schute  in  ber  freien 
Schtoeiz  muß  baS  CofungSmort  jebefi  chrifj liefen  Patrioten  fein.  2öit  geben 
roohl  balb  neuenflämpfen  entgegen ;  fammeln  mir  uns,  bamit  mir  burc$  6in« 
$ett  ftarl  finb.  —  Wuch  biefe  2Borte  ernteten  reiben  53eifaD. 

9cad)  ^Berlefung  beS  ^rotofoUS  eröffnete  ber  ^räftbent  bie  fompathifchen 
(Brüfce  ber  ^od)mürbig|ten  33ifchöfe  ber  Schroeiz»  bie  Don  ber  SBerfammlung 
mit  fyofyer  ^reube  entgegengenommen  mürben.  ©rofeen  ^Betfad  fanb  baS  freunb= 
liehe  ©(treiben  unfereS  ^o^mürbigfteu  X- i ö * a n b t f d) o f e #  morin  ^ochberfelbe  feine 
Spmpatfne  für  ben  herein  auSfprach,  bie  SKitglieber  ermunterte,  überaß  mit 
Äraft  unb  9Hut  für  baS  ßleinob  ber  cbriftlidjen  Schule  einzutreten,  unb  ber 
33erjammlung  ben  bifchöflichen  Segen  erteilte.  —  $er  herein  fanbte  fobann 
tetegrabljifäe  ©rüfte  an  bie  b,od)mürbigften  JBifööfe  ber  Schroeiz,  ebenjo  ein 
£ulbigungStelegramm  an  ben  hl-  93ater,  ber  burd)  tfarbinal  9tampofla  fol= 
genbe  Hntroort  fanbte:  ber  ty.  Stoter  nahm  bie  33erfid)erung  ber  (5()rfurd)t 
ber  fotl)ol.  l'etjrcr  unb  Schulmänner  ber  Schweiz  mit  großer  fjreube  ent- 
gegen unb  fpenbet  ihnen  aQcn  Don  Gerzen  [einen  Segen.  (Sensus  ma- 
gistrorum  Helvetiae  beatissimus  pater  grato  animo  aeeepit  et  omnibus 
ex  corde  benedicit.    Sign.  Card.  Kampol la.)  — 

ftactyjer  famen  noch  mehrere  ©rüfee  Don  greunben  beS  Vereins  jur 
SBerlefung,  bie  Derljinbert  maren,  an  ber  Serfammlung  teilzunehmen ;  mehrere 
6ntfa)ulbigungSfdt)reiben  trafen  nachher  noch  ein,  fo  ein  Schreiben  Dom  $urn- 
furfe  in  gu^ern,  bas  Don  12  Seljrern  unter f abrieben  mar. 

($8  folgten  nun  bie  beiben  £auptreferate;  baS  Don  ©rofjrat  Dr.  3-  SBecf 
Don  Surfee  über  bie  Schulfrage  unb  Sa^enf'fa^e  SdjulDorlage,  unb 
Dasjenige  Don  flauten^  unb  (SrziehuugSrat  Steiner  in  Saar  über  bie 
Schule  im  $>ienfte  ber  üaterlänbifchen  3bee.  Öeibe  Referate  ernteten 
ben  reiehften  ©eifafl  unb  bie  Dofle  3uftimmung  D«  53erfammlung;  ba  fie  in 
ben  ^ßäb.  blättern  erfahrnen,  treten  mir  nicht  auf  ben  Inhalt  ein. 

3>ie  3fit  war  bereits  bebeutenb  Dorgerücft,  barum  mürbe  ber  gefdjäftliaV 
%t\[  möglichft  abgefürjt.  $5er  5ßereinSbericbt  unb  berjenige  über  bie  Seitionen 
jeigte,  bafc  im  55erein  fräftigeS  Ceben  pulftert  unb  tüchtig  gearbeitet  mirb.  — 
$ie  93efd)lüffe  ber  $elegiertenDerfammlung  über  bie  Organfrage,  bie  ^efta* 
lojjifeier,  Die  permanente  SduilauSfiedung  unb  bie  SdmlauSfteDung  in  ©enf, 
fomie  bie  %fätn  ber  einzelnen  Seftionen  mürben  einhellig  genehmigt;  bie* 
jenigen  über  ben  9lu[d)lu&  beS  St.  ©aOifcr>en  (SrzieljungSoereinS  mehrheitlich. 
3)amit  maren  bie  $raftanbeu  erjehöpft  unb  mürbe  bie  SJerfammlung  gesoffen. 

3m  ©aftljof  zum  &irfchen  ermartete  uns  ein  treffliches  SRittageffen, 
Das  ben  hungrigen  klagen  Doli  unb  ganz  befriebigte  unb  bem  2Birte  alle 
6h"  machte.  SSerfprach  boch  ber  Speisezettel : 

3uerft  erhält  bie  Gruppe 
fmt  gute  ©rbfenfuppe. 

tafteten  »erben  aufgetragen, 
rat  lug  ein  liegen  brin  oerhüHt, 
Damit  ift  mancher  SBunfch  erfüOt, 


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604  - 


93efä)toert  nicht  aupfebr  ben  SWagen, 

Xa\]  er  nocfi  anbreS  fann  ertragen. 

HinbSbraten  folgt,  gar  gut  gebämpft 

SRit  „anaccarönlt  —  3uDejj&r. 

Torf)  fdifnft  mir  metter  nodj  gefror :  » 

(Geflügel  tonrmt  nun  nebft  ©alat, 

©in  gut  Wertdit  fflr  trüb  unb  fpat. 

2Bcr]ieb  norf)  nid)t  gesättigt  hatte, 

$cm  toinft  nod)  eine  „füfee  platte." 

Unb  ftrüchte  fommen  bjntenbrein, 

$>aju  ein  ©d>oppcn  (Sbrentoein 

SSon  SBaabt  unb  ftobentlingen. 

3ft  bafc  nid)t  wirflidj  gut  unb  fein, 

2Ba8  fann  man  83eff're&  bringen? 

Ter  grofee  Saal  mar  jiemlid)  angefüllt,  inbem  nd)  etwa  160  $erfonen 
einfanben.  9ta<hbem  bie  erfien  Bebürfniffe  befriebigt  maren,  [liegen  Don  Der* 
fd)iebenen  leiten  fcr)öne  ^rinffprüc^e  unb  trug  ber  (SefangDerein  ber  uigerifdjen 
Celjrer  unter  ber  Dorjüglid)en  Leitung  be§  £errn  Sefunbarleljrer  93lattner  ernfte 
unb  Vettere  ßieber  bor,  bie  aflfeitig  erfreuten.  £>odjm.  SReftor  ßeifer  toafttrrtf 
auf  ben  fjl.  53ater  unb  bie  f4roet$rrif$fn  3Mfd)öfe,  £>err  Setunbarleljrer  grei 
auf  ben  ^rtftort,  GrnehungSrat  ßrni  auf  baS  Skterlanb  unb  Sanbammann 
2öeber  auf  ben  33erein.  £err  (SrjiefjungSbireftor  Düring  brachte  fein  #o<h  ben 
3bealen  be§  herein«.  £err  a.  ü?egierung§rat  99lunfd)i  Den  fatfyolifdjen  fieljrern, 
erroäfjnenb  bie  ^tlfreic^e  Unterftüfcung,  bie  3"9  f-  3  in  bebrängter  Sage  er« 
galten  f)at ;  $err  ©dmlinfpeftor  Oberfon  Don  ftreiburg  ((Sreierj)  fpra$  ben 
3Bunf<$  auS,  e$  möd}te  ber  fd)öne  herein  au<$  in  ber  fran^öfifc^en  ©d&roeij 
ftufe  faffen ;  iperr  Cefcrer  ftilftfer  bantte  ben  ^erfönlidjfeiten,  bie  jum  ©dingen 
be§  ftefteS  unb  uir  Hebung  De§  SereinS  fo  eifrig  arbeiteten  unb  immerfort 
arbeiten ;  Semiuarbireftor  Baumgartner  oerfpra<$,  feine  ^eber  aud)  in  3"'""ft 
ben  $äb.  Blättern  ju  meinen  unb  brachte  ba*  £)od)  bem  immer  großen  §m» 
porblüljen  be§  BereinSorganS  unb  bem  neuen  JRebaftor.  ©0  fiel  nod)  manches 
jd)öne  2Bort;  aber  nad)  unD  nad)  entführten  bie  (Sifenbaljnjüge  bie  ©äfte 
in  ib,re  liebe  $eimat,  neu  begeiftert  für  ben  frönen  tgrji^er-  unb  Stirer* 
beruf  unb  aufs  neue  entfötoffen,  it>re  leiblichen  unb  geiftigen  Gräfte  ber  lieben 
3ugenb  jur  93err)errlid>ung  ©otte3  unb  nun  Sohle  De«  lieben  BaterlanbeS 
3U  roibmen. 

@§  mar  ein  fdjöneS  §eft  in  3U9»  baS  i'ui)  mürbig  ben  frühem  anreibt 
unb  ein  liebeS  Blatt  in  ber  Beretn§gefd)irhte  bilben  mirb.  Wögen  biefe  frönen 
Sorte  nun  jyriidjtc  bringen  unb  möge  ber  Berein§berid)t  am  nächften  BereinS* 
fefte  in  ^reiburg  Don  einer  aOfettigen  inneren  Srfiarfung  unb  äußren  Ber= 
breitung  unfereS  BereinS  erzählen  tönnen.  $en  ©orten  folge  nun  bie  %W 
unb  beibeu  gebe  ©ott  feinen  b,ei(igenben  unb  befrudjtenben  Segen!  Fiat! 


(fribgcuoifenfdjnft.  £en  21.  Sept.  tagte  bie  ftonferenj  ber  dr^hung«* 
bireftion  ber  Schmeiß  in  Angelegenheit  ber  $eftaIou,tfeier  (12.  San.  1896). 
6ie  iprnd)  [irfi  \u  ©unften  einer  folgen  nu3,  moflte  aber,  ban  bie  Anorbnung 
ber  fjfeier  felbft  ben  einzelnen  Äantonen  überlaffen  roerbe,  meiere  bie  (ofolm 
Söerhältniffe  beffer  berüdfictyigen  tönnen. 


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-   6ÖS  - 

—  $)er  SBerein  fötüfij.  ©hntnafiaflehrer  hält  feine  SahreSoerfammlung 
ben  5.  unb  6.  Ottober  in  Schaffhaufen.  $rof.  Dr.  Oeri  in  Bafel  hält  einen 
Startrag  über  bie  griecrjÜche  Weiellfcfcüft  in  ber  neuen  ßomebie 
Dr.  9)ioo£!jerr  über  bie  tbeoretifchen  93orau8f*fcungen  ber  ^Jäbagogif 
unb  $rioatbo&ent  ©eierli  über  bie  archäologifcben  $unbe  im  Äanton 
©chaffhaufen. 

&argau.  Den  12.  September  fanb  in  Waran  bie  ftantonaltonfereuj 
ftatt.  9tu8  bem  Berichte  über  bie  gefcrjäftUcben  93erbanblungen  ift  Don  öd- 
gemeinem  $ntereffe  bie  ©teile  über  bie  ©teilfchrif  t,  inbem  bie  gemalten 
(Erfahrungen  ben  ftantonatoorftanb  jum  ©chluffe  führten,  bafe  bie  praftifchen 
unb  fmgieinifchen  Vorzüge  ber  ©teilfchrift  biejenigen  ber  Jhirfibfchrift  burd>au§ 
nicht  überwiegen,  ihre  Wachteile  bagegen  bebeutenber  finb.  Die  ©teilfchrift 
fönne  ba&er  für  bie  aargauischen  ©dmlen  nicht  empfohlen  roerben;  immer» 
t)in  fei  ir)r  ©ebraudj  nictjt  ju  unterfogen. 

Da5  ©aupttraftanbum  bilbete  ber  „bürgerliche  Unt erriet",  ber  in 
3utunft  unter  bem  dornen  ©taatSfunbe  in  bem  Unterrichtsplan  figurieren 
foD,  üon  $rn.  ©eminarlehrer  £>erjog.  9Jton  einigte  fich  mehrheitlich  ju  folgenben 
liefen:  1.  ber  Unterricht  in  ber  ©taatsfunbe  bejtoecft:  bie  Vorbereitung  ber 
3ungmannfchaft  für  ba§  bürgerliche  ßeben  jur  görberung  ber  allgemeinen 
2öot>lfar)rt,  roie  jum  ^uHen  be§  einzelnen  ^Bürgers ;  ebenfo  be$roedt  er  ein 
burchgreifenbeS  93erftänbni§  ber  ©ef  dachte;  2.  fi<  fofl  al4  felbftänbigeS 
frad)  auftreten  unb  an  ben  SBürgerfcbulen,  ben  Littel  faulen  (&anton§»  unb 
©eroerbefchule)  unb  ben  tantoualen  2er)rerbilbung8anflalten  gelehrt  roerben. 

£n&ent.  (ftorrefp.)  Dem  herrlichen  ftranje  ber  fatfjolifdjen  lödjter- 
inflitute,  beren  in  einer  frühern  Kummer  biefer  Blätter  etjrenbe  (Srroähnung 
gefdt)er)en  ift,  motten  mir  hier  nac^träglidr)  noch  eines  beifügen,  bie  feine8roeg§ 
bie  geringfte  unter  feinen  ©chroeftern:  mir  meinen  ba9  in  unferm  frönen 
©eetfyü  gelegene  3 nfti tut  ber  2eljr*  unb  vflrmen*©cbn)eftern  ju  33alb* 
egg.  Diefe  Wnftalt,  roelch*  ju  Anfang  ber  breiiger  3ar)re  unter  äufeerj! 
fdnuierigen  33err)ältniffen  tnd  Seben  trat  —  t)errfct>te  bod)  bamalS  bei  uns 
eine  firct)enfeinblict)e  {Regierung  —  bat  biär)er  nach  aujjen  menig  2ärm  unb 
fluffetjen  gemalt;  fie  roirfte,  mie  bie§  in  ber  ftatur  ber  ©ad)e  lag,  ttill 
unb  befcbeiben,  aber  barum  nicht  meniger  fegenSoofl.  Tii«  3nf)itut  gliebert 
fid),  1)  in  einen  93orbereitung§fur§  für  §öd>ter,  roelche  noch  primarfdml» 
pflid)tigt  finb;  2)  in  eine  breitlaffige  ftealfchule  für  au«  ber  ^rimarfa^ule 
entlaffene  $ö<hter;  3)  in  einen  $au8r)altung«furS  jur  praftifchen 
bilbung  ber  $öd)ter  im  ©auöroefen  unb  4)  in  ein  ßehrerinnenfeminar  mit 
brei  Älaffen,  in  meinem  bie  ftanbitatinnen  aüe  jene  fteuntniffe  unb  fertig* 
feiten  fi<h  ju  ermerben  Gelegenheit  f)<A<r\,  bie  jur  erfpriefelid(>en  Ausübung 
beS  2er)ramteS  notroenbig  ftnb.  — 

Quid)  mehrfache  in  ben  legten  3ar)ren  oorgenommene  Um«  unb  9ieu» 
bauten,  fomie  auch  bur<h  (Srfteflung  einer  neuen  Safferleitung  mit  praftifcher 
53ab-  unb  Douche-- Einrichtung  jc.  ift  ba§  3nftitut  in  ber  Sage,  ben  Möglingen 
eine  bequeme  unb  angenehme,  ben  fanitarifchen  ftort>erungen  burchroeg  ent» 
fprechenbe  ©erberge  ju  bieten.  —  Die  ber  ©chülerinnen  belief  ftch  im 
abgelaufenen  Schuljahr  auf  62.  Die  3ar)re»prüfungen,  bie  am  30.  unb  31. 
3uli  ftattfanben,  unb  bie  babei  borgelegten  Arbeiten  ber  S&flltafl*  bemiefen, 


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-  m  - 

bafe  bie  Hnjklt  über  tüchtige  Öehrträfte  berfügt,  bie  nach  bemährten  päba* 
gogifdjen  unb  bibaftifchen  ©runbfäfcen  arbeiten  unb  bat)er  auch  in  allen 
3weigen  beS  Unterrichtet  f$öne  SRefultate  erzielen.  ßltetn,  bie  ü)ren  ^eran* 
wacbfenben  Töchtern  neben  einer  gebiegenen,  religiöfen  (grjieljung  eine  gute 
tt)eoretifd)e  unb  praftifche  MuSbilbuug  für  baS  ßeben  ju  geben  roünföen,  fei 
be§t)alb  baS  3nftttut  Salbegg  beftenS  empfohlen.  $a8  näcr)fte  Schuljahr 
beginnt  am  7.  Oftober. 

—  $er  SRegierungSrat  wählte  als  tfantonalfchulinfpeftor  §errn 
@rjiet)ungSrat  (Srni,  bisher  Sefunbarlehrer  in  SUtiSljofen.  Söir  gratulieren 
Don  £>er$en. 

Wibwalben.  £ochw.  ^rofeffor  granj  ftranf  in  Süren  ift  jum  Sdjul- 
infpeftor  ermät)lt;  eine  recht  glücfliche  2öat)l. 

Srf)tt)U,v  $ie  gewerblichen  8fortbitbung8fdt)uIen  in  Brunnen,  Schropj 
unb  (Sinfiebeln  ^aben  mit  6nbe  Oftober  it)re  Äurfe  wieber  eröffnet. 

6t.  (fallen,  -p-  Mm  9.  September  fanb  auf  Wariaberg  bie  (Sin- 
führung  beS  neuen  SeminarbirettorS  in  fein  tttnt  ftatt.  3n  feiner 
Wnrebe  an  bie  Derfammelten  Öetjrer  unb  Sattler  betonte  #err  Srjiehung§- 
birettor  Dr.  Äeifer,  Daft  bie  SrjiehungSbehörben  überzeugt  feien,  auf  Den 
DerantmortungSDotlen  unb  fchwierigen  Soften  eines  ft.  gaflifdjen  Seminar* 
bireftorS  ben  richtigen  SRann  gefunben  ju  haben. 

„3n  nicr>t  $u  ferner  3eit  bürfte  unfere  Hnfialt  eine  toefentlid&e  6rwei= 
terung  erfahren  tytotn.  $ie  Errichtung  eines  roeitern  flurfeS  mit 
bem  Schuljahr  1897/98  erfcheint  gefiebert."  Offen  geftanben  haben 
uns  biefe  Sorte,  Don  autoritatioer  Seite  gefproa)en,  mächtig  erfreut.  3R6gen 
Siele  ben  2öert  Der  angebahnten  Neuerung  weniger  fyoä)  fchä$en,  unS  erfcheint 
fte  mistig  genug,  darüber  feilten  jebenfaflS  feine  3tDeifet  mehr  ^errfa^en, 
baß  bie  3ugenbbilbung  mit  Der  Öehrerbilbung  fteigt  unb  finft.  SBer  au£ 
eigener  Erfahrung  weis,  welche  3Raffe  Don  UnterrtdtptSftoff  gebäc^tni5niäfe:g 
angeeignet  werben  mufete,  weit  ni  einer  grünblichen  unb  felbflänbigen  Serar« 
beitung  beSfelben  [bie  3eit  fehlte,  toer  ben  2öert  folay  überbünchter  SDiffen* 
}d)aftlt$feit  fennt,  wirb  eS  gewifc  freubig  begrüben,  wenn  einmal  gefünbere 
Serhältniffe  gefchaffen  werben. 

9hcht  blofe  eine  gebiegene  wiffenfehaftliche  unb  berufliche  Sitbung  werben 
bie  jufünftigen  8et)ramt§lanbibaten  in  bie  ^ßrajiS  bringen  lönnen,  auch 
ber  dinflufi  auf  ihre  ßrjieljung  bürfte  ein  wirffamerer  werben;  auf  ihre 
(Sfjarafterbilbung  wirb  ebenfo  Diel  Sorgfalt  Derwenbet  werben  müffen  wie  auf 
bie  tntefleltuefle  ttuSbitDung.  „($in  ßehrerfeminar  fofl  nicht  minber  <5r- 
jiehungS«  als  UnterrichtSanftalt  fein.."  liefen  ©ebanfen  hat  ber  fl  gafltfcr)e 
(SrjiehungSbirettor  in  feiner  flnfprache  treffenb  ausgeführt. 

SBir  hoffen  juDerfichtlich,  bajj  ein  guter  Stern  bie  jmeite  Beratung  ber 
SeminarDorlage  leite,  ßbenfo  ift  ju  hoffen»  bafe  auch  ber  Sefchlujj  ber  lefcen 
Äantonalfonferenj.  baS  jweijätjrige  ^ßroDiforium  fallen  ni  (äffen,  ui« 
ftänbigen  Orts  Entlang  finbe.  $a$  3)amofleSfchmert  ber  «onfurSprüfung 
hat  fdjon  manchem  jungen  fieljrer  bie  ^reube  am  felbflänbigen  Staffen  für 
geraume  3ei*  geraubt,  nennenswerte  Sorteile  ihm  aber  nicht  gebracht.  Storum 
fort  mit  biefem  3°PH 


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-  607 


9to<$  breijityrigen  ©eminarflubium  foü*  bie  propäbeutifd&e,  am  ©$luffe 
be8  oierten  Sc&uljafyreS  bie  fad^miffenfc^aftltc^e  (^äbagogif  unb  TOetljobif, 
Öeljrproben)  Prüfung  abgenommen  werben. 

%t\ti  ber  ,Qanbiiot  mit  einem  folgen  Reifezeugnis  in  bie  $raji§,  bann 
!ann  er  [eine  gange  Äraft  ber  ©d)ule  mibmen,  frei  unb  ungejmungen  in  ber 
Ofrei&eit  feiner  ftortbilbung  obliegen.  (Sin  foldjeS  felbftänbigeS  93orwärt$= 
ftrebeu  ift  nad)  unferer  Slnfid/t  beS  CefjrerS  würbiger  als  bie  ßinpauferei 
enblofer  tarnen  auf  eine  jweitägige  Prüfung  ljin. 

2Bir  werben  über  bie8bejüglia>  Erfahrungen  in  einem  längeren  Slrtifel 
©treifliäjter  werfen,  wenn  bie  föebaftion  uns  lueju  bie  Spalten  ifjreS  93latteS 
offen  lä&t.1) 

Sund)  $ie  $ürdjerifd)e  ©djulfönobe,  ben  16.  ©eptember  in  SBiutertljur 
üerfammelt,  beljanbelte  nie  .^aupttraftanbum :  Ter  ©eometerieunteric$t 
in  ber  ©efunbarfcfjule.  Ter  Üceferent  betonte  befonberS,  bafc  ber  Unter rtct)t 
lief)  ber  größten  ßtnfacf)l)eit  unb  Wimfyiuli^feit  gu  befleißen  Ijabe ;  bind)  6r« 
fafyrung  foO  ber  Stüter  bie  Sefjrfätje  gewinnen,  bafcer  feien  einfache  £)ilf§= 
mittel,  ©elbftbetätigung  ber  ©d&üler  (im  Neffen,  Äonftruieren  k.)  notmenbig. 
Da5  ©elernte  foO  bann  praftifc&e  93erwenbung  in  entfpredjenben  ÜbungSauf* 
gaben  finben.  3)a8  jweite  Sraftanbum  betraf  ben  Antrag  ber  ^ßrofönobe: 
$ie  ©djulfonobe  erfud^t  ben  (SrjieljungSrat ,  bie  f^rage  ju  prüfen,  ob  unb 
unter  weisen  99ebingungen  bie  TO a t it r i t ä t  an  ©nmnafium  unb 
,NMibijftriefcbute  als  Ausweis  über  bie  allgemeine  SJilbung  jür  = 
d)tx.  SolfSfdjuUetyrer  anerfannt  werben  lönne.  Olme  Gegenantrag 
würbe  ber  Antrag  angenommen. 

Belgien.  $er  ftönig  Ijat  baS  fo  heftig  angefochtene  ©<$ulgefe&  ge* 
neljmigt.  — 


WfoaaoaiStie  Lttteratur  unb  Lehrmittel. 

Xte  tene  literarlfcbe  OToBatt'ffliitbfdjan  für  bie  laiotliföt  Scbmcij.  Soeben 
cr)d)icn  im  Serlage  £>an3  uott  SWatt  in  6tan£  jum  ersten  Üflale  bie  „litcrarifdje 
RmmN  i  9tunbfd>au  für  bie  fatboltfdje  Scbtoeig."  $tefelbe  füllt  eine  längft  cm- 
pfunbene  ßücfe  in  unferm  geiftigen  SBcrfefjr&lebcn  aus.  2öeift  fagt  in  feinem 
treff lieben  &ud)e:  „©eniarain  gerbet,  ftünfjig  3ab*e  eine«  getfttgen  Befreiung«: 
fampfed":  „JBir  fürchten,  bie  Äatfjoltfen  feben  unb  fdjäfcen  Ben  üJÖert  einer 
fatfjoltfdjcn  ßittetatur  ntdjt  gebübrenb,  wenn  mir  barunter  eine  allgemeine 
Jiitteratur  ütrfterjen,  bie  fid)  nad)  Xon  unb  (Seift  in  Übereinftimmung  mit  ber 
tatboIifd)en  ßebre  unb  ©Ute  befinbet.  S)er  einjige  2Beg,  auf  melcbem  ber  Äleru« 
ober  fonft  jemanb  (unter  biefem  jemanb  bürfen  wir  in  erfter  ßtnic  unfere  maclern 
Üebjer  oerfteben)  auf  bie  SRaffen  ber  3nbiffercnten  einwirf  cn  fann,  ift  jener  ber 
treffe,  unb  mir  fömten  eben  burd)  bie  Sßreffe  nur  bann  einmtrfen,  menn  unfere 
Seröffentltcbungen  oon  einem  fo  boljen  geifttgen,  wiffenfd)aftlid)cn,  litcrarifdjeit 
unb  fittlirfien  SBertc  finb,  baft  bie  »fatbolifen  fie  entmeber  (efen  ober  hinter  ber 
fortgefdjrittenen  SBiibung  ber  3eit  jurüfbleibcn  muffen.* 

SBa«  b'lft  e»  un«  aber,  menn  mir  eine  fatb,oIifd)e  SBtffcnfcbaft,  eine  ßttteratur 
befi^en,  bie  nad)  allen  Anforderungen  auf  ber  ^öbe  ber  3eit  ftctjt,  menn  mir  oon 
unfern  (Gegnern  etnfad)  totgefdbmiegen  merben  unb  mir  felbft  fein  Littel  in  &änben 
baben,  fie  ben  intereffterten  ßretfen  befannt  ju  geben?  &ier  ift  alfo  ber  ^unft, 
mo  bauptfäd)lid)  ber  ^ebel  anjufe^en  ift.  SBir  Scatbolifen  baben  bisher  im  getftigen 

')  5Hed)t  gerne.  (Web.) 


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-   60Ö  - 

ßeben  nidjt  ben  gebü&renben  drnflu&  bebaupten  fönnen  unb  flnb  fo  oielfaA  oll 
frembe,  aurücfgebltebene  ©lemente  bctradjtct  worben,  benen  man  bödjftcn«  3tütffi*t, 
aber  feine  ®leid)bered)tigung  fdjulbia  mar,  au*  bem  einzigen  Wrunbe,  weil  bie 
mannigfaltigen  fatbolifdicu  Sßublifattonen  auf  allen  ©cbieten  unbcfaunt  blieben. 
£ier  fett  beftbalb  ber  $erau*gebcr  ber  litterariid)en  9tunbfö)au  in  richtigem  2öti 
ftänbniffe  ber  3«Übebürfniffe  ben  fcebel  an. 

$>a«  Programm  enthält  befonber*  3  Äernpunfte: 

1)  SHe  „litcrartfdje  NunMdjau"  fotl  eine  Ü  berieft  au  bieten  für  ben  jeweiliger, 
«taub  aller  ©ebiete  beS  fattjolifdjen  ^üdiermarfteS. 

2)  Sic  foll  fnne  unb  licfttüolle  ftrittfen  bieten  über  bie  mistigem  fatfrolifcben 
unb  eöentueu  audj  fatbolifcnfeinblidien  8cröffentlid)ungen. 

3)  ©ic  foff  aud)  in  turnen  „Hboridiau-Vlrtifcln"  bie  (SfeifteBarbett  einer  gan|en 
^eriobe  jufammenfaffen  unb  fo  in  jeitgemä&en  fragen  ein  abgeflärte»,  orten 
tierenbe«  Urteil  nad)  fatbolifdjer  Huffaffung  bieten. 

ßefctcre«  wirb  bie  literarifa)e  9tunbfd&au  gang  befonber«  werroott  unb  tnte 
reffant  machen. 

S)afe  bie  litcrarifcbe  SRunbfd)au  ihr  brcifacfjeS  Öerfpredjen  baltcn  wirb,  baffir 
garantiert  un«  bie  ftaatltcr)e  Slnjatjl  ber  Mitarbeiter,  welche  alle  ju  ben  htnox 
ragenften  Scannern  ber  fatbolifdien  S  Cbwcij  gehören,  wie  unter  anbem  er.  (SJnaben 
33ifd)of  Sluguftinu«  ©gger,  bie  ©emtnarbireftoren  Baumgartner,  ftunj  unb  Dr.  9?of«r, 
^rofefforen  ber  §od)fd)iile  ftreiburg  unb  ber  oerfcfiiebenften  3nfritute;  für},  vir 
finben  babei  2Wänner,  weld&e  in  ben  oerfebiebenen  3*oeigen  ber  gcrftlidjen  unb 
profanen  2Biffcnfd)aften  einen  guten  ftlang  in  ber  (Melehrtenroelt  haben. 

©a«  bie  „literarifdje  3Honat8*9ftunbfcf>au''  für  alle  gebilbeten  fcbtoeuerifa>en 
«reife,  oorab  für  bie  Lehrer  unb  ©djulmänner  wertooll  macht,  ift  einerfeit*  ber 
3nbalt  unb  anberfeit«  ber  Weift,  inbem  barin  fragen,  welche  oon  hoher  sBebeutung 
für  bie  8tf)»oeij  ftnb,  jur  SBefpredjung  t ommen,  unb  bie  in  ber  ©d)weij  eutfianbenen 
literarifdicn  (traeugnijfe  eine  gerechte  SBürbiguna  unb  größere  Verbreitung  finben. 
Bisher  fanben  namltdj  fdjwetjerifdje  Mürber  unb  3«itfd)riftcn  nur  feiten  ben  23ea. 
nad)  $)eutfd)lanb,  n>eil  weiften«  ihnen  febon  ba«  Sorurteil  entgegenftanb,  löücbcr 
oon  ©cfnoehern  taugen  fd)on  be«  etilem  wegen  wenig.  3ubem  unterfdjeiben  fid) 
infolge  ber  frcibntlidien  3nftitutionen  bie  @efinnungen  eines  ©djWeijer«  in  maneben 
fünften  oon  benen  monard)if$er  Greife.  ^ aber  werben  Beurteilungen  fdjriftlic&er 
(Srjeugnifle  oom  fd>wcijerifd)cn  Stanbpunfte  au«  oiclfad)  firfj  anber«  geftalten  all 
bie«  in  beutfdben  ßitteraturblattera  ber  ftatt  ift  3ubem  hat  biefe  febweijerifebe 
«litterarifrbe  9hinbfd)au*  oor  berienigen  anberer  ßänber  ben  Söonug  woraus,  baß 
fte  auch  bie  5örod)üren*ßtttcratur  über  bie  wiebtigften  fcbweijerifdjen  Xageafragen 
unb  ba«  pabagogifebe  ßitteraturgebiet  berücffidjtigt. 

©er  ein  offene«,  flare«  Äuge  für  unfere  3"tbebürfniffe  bat,  ftebt  fo  leid» 
ein,  bafe  bie  literarifie  ftunbfdjau  bie  Hebung  ber  tatbolifwen  Ihätigfeit  In  fQm 
ganjen  Sielfeitigreit  in  febr  praftifajer  SBeifc  beförbert.  ^cS^alb  barf  bie  neue 
„littcrarifdje  5)iunbfcbau"  fidjer  auf  einen  freunbliaVn  ffiUKomn  in  allen  gebilbeten 
«reifen  redinen.  (fa) 

Xtjcortc  unb  $rari0  M  Scfnnbarfdlul.UntcrriiJte^   ^idfuffionlooriagcn  far 
bie  @t.  ©adifdie  Sefunbarlerjrerfonfercns.  V.  §eft.«  ©erauSgegeben  oon  ber  ftom 
miffion.  ©t.  ©atten  gfebr'faie  »ucbbanbluna.  1995.  80  ©.  J)iefe9  V.  ^eft  mt 
)ält  1.  bie  Berbanblungen  ber  ft.  gattifeben  ©efunbarle^rerfonferenj  1894;  2.  einen 
ntereffanten  Sluffa^  über  ben  ©eograpbieunterrid)t  auf  ber  6e!unbar< 
djule.   33on  3obann  Büchel,  ber  juerfl  baB  ßebrjiel  fcftfteat,  bann  ben  Öebrfto* 
n  Berücffta^tiauna  fotoohl  ber  groei*  als  ber  bretlurfigen  Siealfdjulen,  bann  bie 
öeimatfunbe  in  ber  Slealfcbulc,  ba?  fiebroerfabren  uno  bie  ßebrmittel  befpricht 
5)ie  «rbeit  ift  feljr  anregenb  unb  forbert  jur  Prüfung  ber  oorgcfd)lagenen  SBcg; 
unb  ber  gegebenen  ©inte  auf.  Da«  fteft  wirb  oon  allen  ©efunbarlebrem  uni 
Wutitn  gelefen  werben. 


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$aS  SSerfalten  bc3  fie^rerS  beim  ttnterridjteit. 

6oQ  unfer  2Bort  bekenn, 
©o  bürfen  mir  be8  ttmbcö  33Ü<f 
Widjt  l)in  unb  totbec  jenen 
$urd)  SSorroartSrennen  unb  jurüd. 

siöie  fönnte  fid)  oerfenfen 
$e«  ffinbe«  (Seift  in  unfer  SBort, 
äöenu  feinen  93licf  wir  lenfen 
9lu  einem  fort  oon  Ort  ju  Ort. 

$)er  SBcaMel  ber  (Sebanten 
©abliefet  jenem  fid)  be8  23licfe8  au, 
60  lang  bie  SBltcfe  manfcn, 
$>er  ®ctft  ntrf)t  ru^ig  beuten  fann. 
@8  mödjten  n>ob,l  bebenfeu 
ß:r$iel)er  biefe  widtf'gc  ßefjr', 
$te  ftet«  bie  Sdjritte  lenfen 
3 m  3immerraume  l)in  unb  l)er, 

2)ie,  gleid)  gefang'ucn  £ieren, 
SBcftänbig  l)in  unb  roieber  gcfj'n, 
Sclbft  mäljrenb  bem  dosieren 
£>öd)ft  feiten,  ja  nie  ftille  ftetj'n. 

wirb  bnrd)  fold)'  (Meba&ren 
£ie  ?ld)tfamfeit  oielfod)  gcftört, 
iöei  aroften  SHnbcrfdmaren 
£ie  llnaufmcrrfamfeit  oermebjt. 

3ft'S  looljt  baä  sfinb  c«  immer 

$a*  ftbreu  unb  uerljinbern  fanu? 

$Ser  iictjrcr  treibt'S  oft  fdjlimmer, 

D'rnm  flagc  er  fid)  felber  an.  3.  e<t>.  in  u. 

Uber  bic  $lmueitbiutg  ber  Wege  In. 

9Bte  ber  Arbeit  erft  ba8  9tub/n 
Unb  bem  Sknfen  folgt  ba8  £faun, 
<3o  mufe  ftetS,  toill  fte  ioaS  nüfcen, 

8nfd)auung«**Refultat 
Siegel  fid)  auf  Übung  ftüften. 

©er  auerft  bie  «Regel  gibt, 
Unb  bie  ©adje  nacf)t)er  übt, 
föanbelt  ber  Statur  jmmiber, 
Unb  qält  ben  öntmicflungSgaug 

§emmenb  ftet«  unb  fdjroff  barnteber  3-      {n  n- 


luferiite. 


Snfolge  SReftgnation  ift  in  (finficDeln  eine  ^efunöattebrf rftelle  auf  W\tU 
Oftober  nad)ftf)in,  eoentueü  auf  Anfang  2Wnt  1896,  toteber  $u  befefcen. 

9lnmelbungen  fiub  beförberlicnft  an  &ni.  ^djulra^präfibcnfcn  Dr.  ft.  l'ienbarbt 
in  (ginfiröcln  jn  abreffiereu,  melier  aud)  über  *efolbnngftoerb,ältniffe  k.  9lu8- 
fünft  erteilt. 

(?iiifte*cln,  ben  16.  September  1895. 
—  O.  43  W.  —  ftür  bie  öejirföfanjlei: 

üienarM,  fianbf^reib«. 


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fefcbitd) 

für  bic 

tvfkt  $tnfc  ber  öchuubn  r  fit|n  1 1\ 

JÖcrüiißgegeben 
üon  ber 

fantonaleu  St.  WnUijttjcn  «efunbarlctjrerfonfcrcnj. 

Vrri*  flut  acbunbcn  ffr.  «.  — 
3n  Partien  oon  roeuigften*  6  ©semplaren  $r.  1  80. 

S3on  fic^rern  unb  <2d)u!ntännero  au*  ben  ücrfdjiebenften  leilen  ber  ©djnictj 

beften*  empfohlen. 

iBnajbrutfcrct  Söirtl)  St.  «allen 

SJerlagöljanblung. 


Bturtfel  &  lUcber,  3Buftcrfla(lc,  §t  (fallen 

etnpfcblen  ben  tit.  Äircbenöontänben,  GJeiftlic&eu,  8c&reru  unb  üRuftfbircftoren 
f>öflicf>ft  ifcr  neue«,  beft  affortierteS  (Sefdjäft  in 

ffianog,  STOuflfnlieii  &  j.^u|ifiiiftriiniciilcii 

nebft  Vcibawftalt  in  *ßtiino*,  Jctiirntouiiim*  unb  3)lti|tfalicn.   $urd)  oor- 
AÜQÜc&e  SSerbinbungen  ift  cd  un*  möglid),  ieben,  ben  fleinften  wie  ben  febnriertauen 
vluftrafl,  fei  eö  2lnficf)t&fcnbung,  JöcftcQung  ober  Reparatur,  fcfjneQftcn«  au8§mütjren 
UnieT  3ufleberung  billiger,  freunbliener  unb  promptefter  $ebienung  aetebnm 

b^cbadjtungSoolIft 

^eni  Jwetfel,  alt  ßetjrcr. 
Gilbert  28ebcr,  Kaufmann. 

3m  Serlage  ber  Unterjeicbneten  ftnb  erfcfn'enen: 

Waßet     Uebiuißäftoff  für  ^ortbUbnnfl^frfiiilcn- 

diBfitc  fluflaat,  mit  einer  3uflal>c. 

greift  be«  lartonierten  (£jemplar8  65  dt 

$ie  jebntaufenb  ©jemplare  ber  im  lefcten  fterbft  erfduenenen  erften  Auflage 
tvaren  in  5  SJfonaten  oergriffen. 

ItttftfV  *uf„abe„  »,,„,*;&?..,«■. 

$reid  je  40  (St*.,  nartienrucife  billiger.  _ 

Öu^brncferei  ftuber  in  ^(Itborf. 


Soeben  erfebien 

£)aU*      tt     D«(<s U%tA\  f"r  bic  3efiinban<hutcii  fcc*  Kantone 
ILCfll-    IL    IflfUlUil  V««*crn     $a*  33ucb  eignet  fiaS  ircffli* 
  7  auch,  jur  (Hnfübjung  in  anbern  Rantonen. 

Segen  S8e§ug«bcbingungen  wenbe  man  ftd)  au  ftä'bcr  &  (Sic  ,  ÖuaV 
banblung,  tfnjcrii. 


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*5 

1 


li      III      III      Hl      III      III  — — 


I: 


pkpgi|tl)£  ßlatttr* 


^Bereinigung 

Dci?  „eäneij-  <£r|legunfl«frcni&c$"  unö  Der  „^aDapfl.  Woaaiefcürift' 


1 


J 

I 


5ea  Vereine  hatljol.  Jeljrfr  unö  Sdjulmänner 

ötr  Sd)mt\\ 

unb  beö  |fl)iuci^crt(rt)cii  füttjol.  C^r ^ ic hini^oucrci itc. 


3n»ritrr  jftfyrgang. 

20.  £eft. 

(Oridieint  2  Sogen  ftorf  je  ben  1.  unb  15.  eine»  jeben  Monat*. ) 


Irncf  unb  Ifrjpebitton  oou  3.  i'i.  $lunfd)i. 

1895. 


* 


! 

1 


V 

i 
I 

i 

4 


M 


II 


! 


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§n$att. 


mm 

l.  3eM  —  unter  tfebrcr  unb  ufer  #err!  (SfafpradV  an  ber  ©eneral* 
oerfammlung  be«  Vereins  fatfjol.  fiterer  unb  ©djulmönner  ber  Sdjtodj, 


in  3ug.  H.  B.)  C09 

2.  Tic  £djulc  im  rintftc  ber  Daterlänbifcbei  3lee.  flöorrrag  an  ber®eneral* 
oerfammlung  in  3ug,  Don  .vu-rrn  Sfanton8  =  unb  Gxjieljung&rat 
©teincr  in  SJaar  618 

8.  Tic  (frjicbunn  m  ©efJibl*.  (fa.)  627 

4.  SWorimu«  5er  Syrier.  (CHn  Beitrag  jur  (5}efd»'0)te  ber  ^Bdbagogif.  Son 

ßcfjrer  83.  in  SR.)   Gsi 

5.  ^äbagoaifa)e  Jhmöfctjnu   634 

6.  $abagoaif<fcc  tttirrattr   639 

7.  3ifcratc 


Bereinigung 

bes  „Sajweij.  «rsiehunasfreunbes"  unb  ber  „^äbogog.  3Bonatsfit)rift". 

unb  beS  fchroeifterifa)en  fatb,of.  ($r$iehmtfj3toerein«. 
3  Hfl,  15.  Oftober  1895.  ||    M  2(K    Ij  2.  Organa. 

9tebaftiou8fom  miffion: 

Die  £<mliurb(Tcrt0Tai:     S  fuuj,  $t9fir(Mii}crn;  $.  BaBwaoTtnet.  Aua.;      &oo>».  ftetrn:  Ct.  jrlbaJ. 

Ucof.,  ftbur ;  Sc»  C«nj,  Wärter,  «et«,  Ät.  £t.  «atlrn  unb  $>trt  telret  3B*pflt  tn  «rftfelb,  Url. 
Die  «infenbunflen  ftnb  an  l cmlnarbiteftst  B  a  u  m  o. •  r » ■  c t  j«  rieten. 

Abonnement: 

Crftfcctnt  menalltcb  2  mal  ]c  btn  1.  unb  15.  Ut  Vtonati  unb  taflet  tatrltö)  für  SBereMtnüflUebeT  4  0c. ; 
für  JebramUfanMUlen  3  Jt.;  für  WiAtmüaUtber  5  «Je.  Sefteifunge  n  beim  «erlratr:  3.  SR. 
Siunfo)!,  Duzbruder,  3ug.  —  3nferatt  »erben  btc  Tütitjeilt  mU  10  8t*.  beteAnet. 


3efu0  —  unfer  £ctjrer  unb  unfer  Jkrr! 

2fnfprad)e  beim  ftcftflotteSbicnftc  ber  ©encralüerfammluua  be«  herein«  fatholifcher 
fiebrer  unb  ©d)ulntänncr  ber  ©c^Joeij,  in  Bug,  24«  ©eptember  1895. 

(H.  B.) 

„3l)r  nennt  midj  Öehrer  unb  $err, 
unb  iljr  habt  recht,  benn  ich  bin  es."  3of>.  13. 13. 

DaS  Ceben  beS  göttlichen  .ftetlanbeS  bietet  eine  Wenge  ber  fünften  unb 
Iebrreichften  3»g*>  <t»cl<^e  fo  recht  für  ben  Öeljrer  paffen  unb  bie  er  nie  genug 
betrauten  fann.  ©reifen  mir  einen  aus  betn  Anfang  feiner  öffentlichen  Cefa- 
roirffainfeit  heraus.  Der  göttliche  ^eilnnb  ftonb  bor  ber  Sßnjl  feiner  Wpoftel, 
bie  er  als  2et)rer  für  fein  f)l  SReicb,  b>ranbilben  rooflte,  auf  ba|  fte  hinausgehen 
in  bie  ganje  SQßelt,  alle  Hilter  unb  @efd)leä)ter,  ade  33ölfer  unb  Nationen  für  bie 
göttliche  2öahrb>it  ju  geroinnen  —  alfo  bor  ber  erflen  2eb>rroaljl.  6S  roar 
ein  f)od}roi$tiger  91ft.  3efuS  50g  ftd)  bafjer  auf  ben  5Berg  jurücf  unb  brachte 
bie  ganje  Wacht  im  ©ebete  ju;  er  bat  um  ben  redeten  Serjrergeijl  für 
feine  Sölferleljrer !  Wm  borgen  rief  er  feine  jünger  jich,  roäfjlte  aus 
ihnen  jtuölf  aus,  „biejenigen,  bie  er  felbft  rooflte,"  unb  roie  er  bei  einem  fpätern 
9lnlaffe  ju  it)nen  fagte:  „Weht  if>r  habt  mich  errocUjlt,  fonbern  id)  fyabe 
euch  erroählt  unb  gefegt,  auf  bajj  ihr  hingeht  unb  ftrüchte  bringet  unb  eure 
ftrucht  bleibe".  —  Unb  nun  fdjaut  ihn,  ben  göttlichen  £>eilanb,  angethan 
mit  uuau4fprechtich  emfter  unb  boch  mitber  Wajeftdt ;  um  ihn  fteheu  in  un- 
mittelbarer Wähe  bie  Wpoftel,  in  einiger  Entfernung  bie  jünger  unb  im 


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weitem  Greife  $at  fi#  baS  95ott  gelagert,  baS  in  ^eiliger  Se^nfu^t  auf 
bie  Sorte  be§  |>errn  unb  ber  Don  it)m  gewählten  2er)rer  harrt.  HIfo  bn 
Wteifter  in  SRitte  feiner  2ef)rer,  junäö^ft  Derjenigen,  bie  mit  apoftolifcr)er  Söürbe 
auSgertiftet  finb,  fobann  berjenigen,  bie  teils  als  ^riefter,  teils  als  öaien  bem 
fachlichen  Sehramte  hilfreich  jur  Seite  fter)en,  unb  enblicf)  baS  93olf,  baS  fein« 
Serjrer  ju  fjören  bereit  ift.  Unb  ber  £>eilanb  beginnt  feine  munberbare  93erg- 
prebigt,  in  ber  er  fein  ganjeS  Programm,  baS  ©runbgefefc  feines  »eicfceS,  in 
turjen  fräftigen  3ügen  auSeinanberfefct.  -  2öelch  ein  33ilb!  $er  2er)rer  bei 
Sefjrer  unb  bie  lernenben  «Stüter,  bamit  auch  [\t  Setjrer  nach  bem  ©eifte 
ßhrifti  werben,  unb  baS  lemenbe  5Bolf,  bamit  auch  eS  uom  ©eijle  Ghrifii 
burcr)brungen  werbe! 

«ber  finbet  heute  nicht  etroaS  Ähnliches  ftatt?  %f)x,  Derehrtefie  Sehrer, 
hochgeehrte  Schulmänner  unb  Schulfreunbe,  feib  I)icl)er  in  biefen  Tempel 
gefommen,  um  euch  3U  fcharen  um  ben  göttlichen  Sehrmeifter,  ber  t)ier  itn 
t)eiligften  Satramente  ebenfo  mefentlidj  gegenwärtig  ift,  roie  er  eS  in  ©aliläa 
mar,  ber  ba  t»or  euct)  in  feiner  milben  geheimnisvollen  Wajeftüt  ber  @u 
chariftie  bereit  ift,  euct)  311  fegueu  unb  ju  euerm  ^erjen  5U  [Drechen  burdf  fein« 
innere  ©nabe  unb  Erleuchtung  unb  burct)  baS  t)l.  ^ßrebigtamt  ber  &ir<he,  — 
unb  brausen  martet  baS  SBolf  auf  feine  Set)rer,  um  ihnen  bie  ftinber  jut 
S^ietjung  unb  311m  Unterrichte  an^uDectrauen.  W\l  welcher  ftreube  flaute 
er  in  biefem  t)l.  Wugenblicfe  auf  euch  afle  rjcrab ;  mie  fd)lägt  fein  £>er$  in  Siebe 
euch  entgegen!  91ua)  311  eud)  fagt  er,  mie  einfteuS  311  ben  «popeln,  ba$ 
2Bort,  baS  mir  nie  genug  beherzigen  fönnen:  „3hr  nennt  mich  Srtjrer 
unb  ©err,  unb  ihr  habt  recht,  benu  ich  °iu  fS«" 

Sa,  beSmegen  finb  mir  311  bir  gefommen,  göttlicher  £>ei(anb,  roeil  mir 
eS  Öffentlich  unD  feierlich  anerfenuen,  bafe  bu  bift  unfer  ßetjrer  unb  £err! 
3)ie§  ift  unfere  fefte  Überzeugung,  bieS  unfer  größter  ^roft,  bie  unberftegbare 
Quelle  ber  wahren  93erufSfreube.  3efuS  ift  unfer  Sehr  er,  wir  baher  feine 
Schüler;  3efu§  ift  unfer  $>err,  wir  baher  feine  Unterthanen.  DaS  finb  bie 
beiben  ©ebanfen,  bie  wir  miteinanber  betrachten  wollen.  9Höge  ber  göttlich« 
2er)rmeifter  unfern  ©eift  erleuchten  unb  unfer  $>er3  erwärmen,  bamit  wir  unfer 
Verhältnis  3U  ihm  recht  erfaffen  unb  ihm  gemäfe  leben  unb  wirfen! 

1.  3hr  nennt  mich  &h«t  «n°  £err>  »»°  »fr  fröt  r«fr*  oenn  ich  D»" 
3r)t  nennt  mich  &fr«  —  ich  &in  &l         3efu§  ift  unfer  Sefjrer,  er  ift 
ber  Cehrer  ber  Seljrer,  ber  ihren  ©eift  erleuchtet,  ihr  ^>er j  erwärmt, 
ihren  Söillen  ftärft. 

3efu«  erleuchtet  ben  ©eift  ber  Sefrer.  —  2öie  finfter  war  eS  im  ©eifie 
be§  5Jlenfchen,  bebor  GfriftuS,  ber  Setjrer  ber  Wenfcbfrit,  auf  Grben  erfchienen! 
55er  Genfer)  erfannte  feinen  Schöpfer  nicht  mehr,  betete  baS  ©efctjöpf  an 
unb  lag  in  fjnrc^t  unb  3iitern  bor  $013  unb  Stein,  —  er  mujjte  nicht  mehr: 


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rooljfr  fr  fei ,  wohin  er  fofle,  womit  er  jum  3W*  fltwnge;  oie  9lnt« 
roort  auf  Die  $rage:  So$u  bift  bu  auf  (Srben?  mar  ihm  ein  bunfle«,  unlö«« 
bare«  9iäthfel  geworben!  Die  begriffe  üon  ©ut  unb  93  ö«  roaren  ihm  unflar 
unb  oerfcfrmommen,  ba«  ©ewiffen  felbfi  mar  ihm  fein  flauerer  früh*«  mehr 
$ur  ©ittlichfeit  unb  Sugenb.  Die  Seit  war  ihm  ein  bunfle«  Sabörint 
geworben,  in  ba«  er  fi<h  oerirrte  unb  in  ba«  fein  Sichtftrahl  leuchtete,  ihm 
ben  Seg  jum  Ausgang  ju  jeigen.  —  Unb  wie  finfter  war  e«  im  fojialen 
Seben,  in  welkes  GljaoS  waren  ba  bie  üerfchicbenen  Vertjältniffe  geraten! 
Die  ©rofejahl  ber  Wenigen  waren  Sflaoen,  bie  man  wie  eine  Bare  be= 
tjanbelte;  bie  ^rau  war  oon  ber  Sillfür  be«  Wanne«  abhängig  unb  t)atte 
feine  9?ed)te,  nur  Pflichten ;  ba«  jRtnb  hatte  fein  9ted>t  511  leben,  war  ber 
Saune  be«  Vater«  preisgegeben,  ber  e«  als  flinb  annehmen  ober  ausfegen  unb 
töten  Durfte:  ba«  Talent,  ber  ftleife  ber  untern  Stänbe  ober  haften  fonnte 
[ich  nie  in  eine  höhere  Stellung  emporarbeiten,  war  für  immer  in  feinen  Jhei« 
gebannt  —  bie  <5chule  war  faft  burchmeg  ben  $Räba)en  unb  ben  Äinbern 
ber  Unfreien  berfa^loffen,  nur  ben  ßnaben  ber  freien  ©tänbe  geöffnet!  — 
Der  graufamjle  ßgoiömu«,  bie  lafterljaftefte  ©enufefucht  t)errfrr)trn  überall; 
bie  grauenhaftere  Unfittlichfeit  hatte  fiel)  felbft  in  bie  Tempel  ber  ©ötter  hin« 
eingef#li(f>eit.  — 

Unb  wenn  auch  bie  fittlid)«religiöfen  begriffe  im  3ubentum  öielfad)  nodt) 
beffer  waren,  fo  fyerrfa^te  boch  auch  ba  ein  grenjenlofer  Stolj  unb  Hochmut 
in  ben  obern  fllaffen  unb  e>eroili«mu«  unten;  ^Jarteigeiji  unb  töu&erlichfeit, 
ber  ^tyarifäiSmuS  mit  feiner  bünfelljaften  (Sinbilbung,  bie  jeber  belfern  Be- 
lehrung unzugänglich  war,  Ratten  auch  ba  grojje  Verheerungen  angerichtet! 

3n  biefe  Seit  trat  nun  ^hciftuS;  burch  feine  Sehrc  will  er  bie  Seit 
umgeftatten,  will  er  wieber  Sicht  bringen  in  bie  SinflermS  be«  ©eifte«  unb 
be«  fokalen  Seben«,  wahre  ^imntltfc^e  Hufflärung  über  bie  grofjen  fragen 
be«  inbuoibueUen  unb  jovialen  Seben«.  —  „3$  bin  ba«  Sicht  ber  Seit; 
wer  in  meinem  Sichte  wanbelt,  wanbelt  nicht  im  ftinftern."  „3n  Ghnfto$\ 
fagt  ber  fy.  3oh-  b.  6ü.,  „war  ba«  Seben  unb  ba«  Seben  war  ba«  Sicht 
ber  SRenfchen  unb  ba«  Sicht  leuchtete  in  bie  ftinfterni«",  „er  war  ba«  wahre 
Sicht,  welche«  erleuchtet  jeben  Wengen,  ber  in  bie  Seit  fommt."  Unb  fügt 
ber  «poftel  bei:  „Sir  hoben  feine  £errlichfeit  gefehen,  bie  fcerrlichfeit  al« 
be«  Gingebornen  Oom  Vater,  Oofl  ber  ©nabe  unb  Sahrheit."  — 

Diefefe  Sicht  nun,  ba«  in  ade  2Renfchenher&en  unb  in  alle  menfehlichen 
Verhältniffe  hineinleuchtet,  ba«  ift  feine  göttliche  Sehre,  ba«  ift  feine  göttliche 
Sahrheit.  —  Diefe«  göttliche  Sicht,  ba«  oom  $immel  auf  bie  6rbe  herab* 
ftieg,  in  Vethlehem  für  biefe  Seit  aufging,  erhob  fi$  im  Saufe  ber  3ahrljunberte 
immer  fyöljer  am  geiftigen  Gimmel  unb  fenDet  heute  feine  befeligenben  Straelen 
auf  bie  ganje  Srbe  unb  alle  Völler.  DiefeS  ttirfjt  leuchtet  auch  un«:  Vocavit  et 


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no8  in  admirabile  lumen  suum.  „6r  rief  auch  unS  in  fein  munberbare* 
Öid)t."  3n  biefem  Sicht  erfennen  mir  ben  einen  mahren  ©ott,  ben  £errn  Gimmel« 
unb  ber  Srbe,  ben  Hdmächtigen,  ber  alle«  leitet  unb  orbnet  nach  feiner  un» 
enbli^en  SöeiSheit;  in  biefem  Sichte  erfennen  wir  ftar  unfern  llrfprung, 
unfer  Qul,  bie  2Bege  jum  3\tU,  unfere  erhabene  Sfirbe,  unfere  ©teflung 
im  ganjen  Organismus  ber  SRenföljeit,  unfer  Verhältnis  ju  ©ott  unb  ju  ben 
SRitmenfchen ;  in  biefem  Sickte  ertenuen  mir  bie  fjarmonifd)e  Verteilung 
Don  Stecht  unb  Pflicht  jmifchen  Biotin  unb  grau,  jroifdjen  Altern  unb 
ftinb,  jmifdjeu  Vorgelebten  unb  Untergebenen.  Da  ift  niemanb  mehr,  ber  nur 
Pflichten  unb  nur  Weckte  hätte ;  jebem  Stecht  eutfpridjt  eine  Pflicht  unb  IhYtt 
unb  Pflicht  fiub  nicht  roiflfürliche  Begriffe,  fonbern  murmeln  im  göttlidjr n 
2üiflen,  im  göttlichen  ©efefce!  —  3n  biefem  Sichte  fef)en  mir,  baß  öor  ©ott 
alle  9Kenfrf)en  gleich  finb,  ba|$  ©ott  ade  befeligen  roid,  für  ade  geftorben 
ift,  allen  feine  2öatjrl)eiten  mitteilen  mifl  (©eljt  hin  in  ade  Seit,  lehret  alle 
Golfer),  allen  ben  Jpimmel  eröffnet  hat;  bafe  baljer  auch  alle,  arm  unb  reich,  h<xh 
unb  niebrig,  frei  unb  unfrei,  ßnaben  unb  *Dtflbchen  —  für  ben  Gimmel  erjogen 
werben  foflen.  (Srjiehung  unb  Unterricht  in  £)auS  unb  Schule  finb  nicht  ein 
Vorrecht  einzelner  ©tänbe,  fie  finb  ein  ©emeingut  aller  3Renfdjen;  unb  alle 
Äinber  haben  ein  natürliches  unb  pofitiüeS  Stecht,  erlogen  311  merben.  — 

3n  biefem  Sichte  erfennen  mir  ben  hofan  3Bfrt  DeS  Wtenfdjen  unb 
feiner  unfterblichen  ©eele,  —  ben  hofa"  SBw*  o^h^  muh  ber  Äinberfeele! 
2öic  munberbar  ift  bie  Seele  fa>n  au  unb  für  fi<h;  bermanbt  mit  ©ott, 
mie  ber  §auch  bermanbt  ift  mit  bem,  Don  bem  er  ausgeht,  auSgerüftet  mit 
munberbaren  Jfräften,  ihrem  ganjen  5öefen  nach  unfterblia).  teilhaftig  einer 
faf!  unbegrenzten  Wacht!  2BaS  hol  Der  Wenfd)  nicht  erfdjaffen  im  Saufe 
ber  Seiten!  roelche  Söerfe  in  ftunft  unb  28iffenfct)aft,  in  Jpanbel  unb  ©emerbe, 
in  $ert)nif  unb  ^nbuftrie  —  unb  immer  SteueS  fucht  er,  immer  SteueS  fchafft 
er;  ade  fträfte  ber  6rbe  erforfajt  er  unb  ftedt  Tie  in  feinen  Dienfr!  - 
Söelch'  munberbareS,  grofteS  2Befen  ift  fein  ©eifi,  feine  ©eele! 

9toch  rounberbarer  ift  fi<  in  ihrem  übernatürlichen  Sein,  im  ©emanbe 
ber  ©nabe  ©otteS,  mit  ber  Slnroartfchaft  auf  bas  @rbe  beS  Rimmels,  bie 
emige  ©eligfeit.  Die  Saufe  giebt  bem  <Ötenfchen  bie  Jrinbfchaft  ©otteS;  bie 
Firmung  mad)t  ihn  jum  Sempel  ©otteS;  bie  hl-  Kommunion  macht  ihn 
gerabeju  ber  göttlichen  Watur  teilhaftig,  partieeps  divinitatis ! 

2Öie  grofe  unb  erhaben  erfcheint  uns  baS  ftinb  im  Sichte  ber  göttlichen 
SBahrheit!  mie  grofe  unb  erhaben  aber  auch  bie  (SrjiehungSaufgabe !  Siur 
mit  ber  richtigen  (SrfenntniS  ber  Mrbe  beS  ÄinbeS  ift  unS  bie  richtige 
Söfung  ber  SrjiehungSaufgabe  möglich. 

3u  biefem  Sichte  erfennen  mir,  als  Scljrrr  unb  (Sr^ieljer  —  bie  gan$e 
grojje,  tje^re  unb  oerantroortuugSDolle  Aufgabe  ber  chriftlichen  ^äbü' 


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gogif!  Da  fdjauen  mir  baS  Wenfchenfinb  in  feinet  erhabenen  Bürbe  —  mit 
feinein  erhabenen  $\tU  —  ba  fe^en  mir  fie#  bie  natürlichen  unb  übernatürlichen 
«Kittel  jum  3iele,  mie  fie  teils  in  ber  Natur  beS  Elenfchen,  teil«  in  ber 
göttlichen  Offenbarung  liegen,  nicht  getrennt  Don  einanber,  fonbern  in  munberbar 
tjarmonifcher  JBerbinbung  einanber  fiüfcenb  unb  h'benb;  ba  liegt  ber  ganze 
(SrzieljungSplan  ©otteS  für  bie  SRenfchheit  dar  unb  beutlich  Dor  uns  auf- 
gefchlagen,  unb  untere  Aufgabe  ift  eS,  uns  immer  mehr  in  fic  zu  Dertiefen 
unb  fo  bie  fy.  ftunft  ber  Erziehung  uns  immer  mehr  anzueignen !  3n  biefem 
Sichte  ber  göttlichen  Wahrheit  haben  mir  bie  gröjjte  Sicherheit  für  unfer 
Berufsleben.  Da  finb  bie  ©runbfäfce  flar  gezeichnet,  mie  SRarffteine  am 
2öege.  Da  ift  fein  5öerfuchen,  Experimentieren,  unficf)ereS  4>erumtaften  not» 
roenbig,  mie  außerhalb  beS  6r)riftcntumd !  Da  finben  fich  feine  träumerifchen 
Söfteme,  bie  h*11**  glänzen  unb  morgen  oerjdjmunben  finb,  ba  mufe  man 
nicht  mühfam  nach  oen  3iflfn  U"D  Mitteln  ber  Erziehung  fuchen  mit  ber 
nieberbrücfenben  ^Befürchtung,  nie  ficher  barüber  ju  merben,  —  ba  ift  bie  gröjjte 
Klarheit,  unb  mit  9tur)e  faun  ber  Erzieher  an  feine  Arbeit  gehen  unb  mit 
greubigfeit  an  berfelben  fein  2öie  an  einem  fchönen  borgen  aQeS  Dom  Sichte 
ber  aufgehenben  Sonne  übergoffen  roirb,  fo  iß  auch  öom  Sickte  ber  Sonne 
ber  göttl.  2Bahrh*it  alles,  ba£  ganze  inbiüibueUe  unb  fokale  Öeben  beS  Wien» 
fdjen  übergoffen,  baher  auch  oa*  ganze  SlrbeitSfelb  be§  SqieherS. 

3n  biefem  Sichte  er f äffen  mir  aber  auch  oie  ganje53ebeutung  unferer 
Aufgabe.  —  Sie  umfaßt  bie  3"*  un0  °»c  Eroigfeit,  Natur  unb  Übernatur. 
Die  Gräfte  ber  Seele  roecfen  unb  entroicfeln  an  ber  £)anb  nüfclicher  Äennt* 
niffe  unb  ftertigfeiten,  in  fie  rjtueinbilben  beu  Srieb  unermüblicher  ftortbil» 
bung  unb  fluSbilbung  —  baS  ift  eine  eble  ^Beschäftigung  beS  Erziehers,  aber 
nicht  bie  ebelße.  —  ÖS  ift  etmaS  Schönes,  baS  Äinb  in  bie  ftunft  beS  ße- 
fenS,  Schreibens,  Rechnens,  in  baS  bleich  ber  ©efchichte  unb  ©eographie  unb 
ber  Natur,  in  bie  Derfchiebenen  nüfclichen  ftertigfeiten  einzuführen,  eS  brauchbar 
5U  macheu  für  baS  fpätere  Cebeu,  eS  jum  tauglichen  ©liebe  ber  Familie  unb 
©emeinbe,  beS  Staates  unb  ber  Äirche  zu  ergehen;  —  aber  baS  fchönfie  ift 
eS,  in  ihm  bie  Äinbfchaft  ©otteS  immer  mehr  herauSjubilben,  chrijlliche  ©runb* 
fäfce  in  feine  Seele  zu  legen,  chriftlicheS  öeben  ihm  aujugemöhnen ,  auf  bafe 
eS  ©ott  immer  mehr  erfennt,  ihn  immer  mehr  liebt  unb  ihm  immer  treuer 
bient,  mit  einem  Söorte  ein  treuer,  opferfreubiger  &h"f*  wirb.  Das  erf!  macht 
fein  zeitliches  unb  emigeS  ©lücf  auS,  baS  erft  giebt  aber  auch  bem  übrigen 
Söiffen  roahre  2öürbe  unb  himmlifchen  ^öel  unb  bemahrt  eS  Dor  TOifebraucf) 
zum  Unheil  beS  ÜHenfchen.  Sich  mie  oft  macht  man  bie  Erfahrung,  bajj  baS 
SBiffen  allein  ben  SRenfdjen  noch  nicht  gebilbet  macht,  bafe  eS  fogar  zum  Un- 
heil beS  ^enfchen  gebraucht  merben  fann ;  nur  baS  SQÖiffen,  baS  in  ben  gött- 
lichen Wahrheiten  ber  Religion  rourzelt,  baS  Don  ber  göttlichen  Wahrheit  getragen 


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—    614  - 

unb  burthbrungen  ift,  ift  ffgttiSreic^  unb  bringt  ftrttchte  be«  SfbenS  für  3eit  unb 
(Smigfeit,  begrünbet  baS  (Slücf  be«  ©injelnen  unb  be«  ©anjen.  —  2Btr  feljen 
baher  in  biefem  Sickte,  wie  mir  in  ber  Boflführung  biefer  Aufgabe  ein  QaupU 
augenmerf  barauf  richten  müffen,  bafe  mir  überall  in  aller  unferer  ^hätigfeit 
auf  bie  ßinprägung  chriftlicher  ©runbfä&e  unb  bic  £>ermtbilbung  eine«  chrift« 
liehen,  religiö&.fittlichen  (Sljarafterö  Anarbeiten  müffen.  $a§  unb  ba«  ganj 
befonber«  macht  ben  Seljrer  ju  einem  roahren  tBor)(t^äter  ber  ßinber,  ber  fto» 
milie,  ber  ©emeinbe,  beS  «Staates  —  ba«  macht  feinen  SBirfungSfrei«  fegend 
reidr)  für  afle  95ert)ältniffe  be«  inbibibueflen  unb  fojialen  Sehen«!  Daburch  werben 
wir  Sehrer  im  ®eifte  3e|u  S^rifti.  —  Bon  folgen  Sebrern  tann  gefagt  merben, 
roa«  ber  Apoftel  bon  Ghtiftu«  jagt:  pertransiit  benefaciendo,  „Söohlthaten 
fpenbenb  ging  er  öorüber." 

Senn  mir  unfere  Aufgabe  in  biefem  Sichte  flauen,  bann  roirb  unfer 
fterj  aber  auch  erroärmt,  für  ben  herrlichen  (Srjietjerberuf  afle  Ihräfte  einjufefcen. 
(Sine  f>l.  Siebe  jur  ßinberroelt,  junt  Berufe,  $ur  ©rtjule  erfüllt  un« !  ©(hauen 
mir  auf  ben  göttlichen  Äinberfreunb !  Den  gan jen  $ag  hat  er  für  ba«  2Bol>l 
be«  Bolfe«  gearbeitet;  mübe  geworben,  r)at  er  fid)  niebergefefct ;  ba  fommra 
bie  Mütter  mit  ihren  ftinbern;  er  foQ  fie  fegnen.  Die  Apoftel  mehren  eS; 
aber  ßljriftuS  roirb  nicht  mübe,  <$ute«  ju  ttjun;  mübe  ift  nur  ber  fförper; 
fein  #erj  aber  ift  unermüblich  in  ber  Siebe:  „Saftet  bie  steinen  ju  mir  lommen 
unb  mehret  eS  ihnen  nicht"  unb  er  nimmt  fie  auf,  f abliefet  fte  in  bit  Arme, 
legt  ihnen  bie  $>änbe  auf  unb  fegnet  fie!  2Belch  ein  liebliche«  Bilb;  3efu« 
mitten  unter  ben  Äinbern!  Unb  Ijöret  ben  ffinberfreunb :  „3hreT  ift  ba* 
Himmelreich !"  „SBenn  ihr  nicht  werbet  roie  ßinber,  lönnt  ihr  nicht  in«  Gimmel ■- 
reidt)  eintreten"  „2Ber  eine«  biefer  kleinen  aufnimmt,  nimmt  mich  auf;  tocr 
eines  ber  kleinen  ärgert,  bem  wäre  eS  beffer,  bafj  er  nie  geboren  warben!" 

Unb  werft  einen  Blicf  auf  bie  5? inbljeit  3efu !  Durch  fie  r)at  ber  göttliche 
$eilanb  ba«  &inbe«alter  ber  «Dtenfchheit  geheiligt  unb  mit  einem  übernatürlichen 
©lan$  umgeben,  in  welchem  un«  bie  ftinber  immer  heilig,  immer  ehrroürbig 
erfahrnen. 

können  mir  biefe  2t)at[ache  erwägen,  ohne  t»on  Siebe  ju  ben  ffinbern 
burdjbrungen  \w  werben  unb  unfern  Beruf  boppelt  \\\  lieben,  ba  er  un«  jur 
Ougenb  führt! 

Der  3ugenb  roohlthun  —  Ijeifet  bem  Alter  roohlthun  —  in  ber  ^ugenb 
ift  bie  werbenbe  Seit;  ou§  ihr  wächst  bie  3ufunft  ber  Familien  unb  ®e= 
meinben,  ber  ffira>  unb  be«  Staate«!  5öer  baher  an  ber  Bereblung  ber 
3ugenb  arbeitet,  arbeitet  an  ber  Bereblung  be«  Bolfe«,  be«  ganjen  Santa«! 

Unb  wenn  wir  bie  Siebe  $efu  jur  3ugenb  fe^en,  ba  mufe  auch  unf« 
^>erj  ju  einer  heiligen  Siebe  fity  entflammen,  bie  nicht  |o  fajt  auf  bie  ^erfon 
übergeht,  fonbern  auf  ben  Beruf  unb  befjen  SöirfungSfelb,  bie  ©chule!  Die 


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Siebe  jum  Berufe  niac^t  alles  leicht.  $n  biefer  Siebe  hat  3efu5  fein  Seben 
aufgeopfert,  im  6ifer  für  bie  grjieljung  berührten  ft<h  feine  Gräfte!  £r  ift 
allen  ufle«  geworben!  W\t  welchem  (Sifer  bereitet  er  fiä)  auf  bie  mistigen 
SeljrDorträge  Dor;  gonje  Wächte  bringt  er  im  ©ebete  ju;  —  toie  läfet  er  fich 
jum  Bolfe  ^erab;  wie  gebulbig  erträgt  er  bie  Schwächen  be«  SBolfe«,  ber 
jünger,  ber  flpoftel,  welch'  mitleibige«  $erj  befunbet  er  ihren  Dehlern  unb 
©fbredVn  gegenüber;  wie  barmherzig  ift  er  felbft  gegen  bie  ©ünber,  wenn 
fie  nur  ffieue  jeigen!  5Bie  Diele  3üge  ber  Nachahmung  liegen  nicht  in 
biefem  lieblichen  33tlbe;  meld)'  ein  opferfreubige«,  uneigeimüfcige«  Sehrerljerj, 
SBaterherj  tritt  uns  ba  nicht  überall  entgegen!  O,  erwärmen  mir  unfere 
£)er$en  an  biefem  göttlichen  $>er$en  unb  auch  mir  merben  ben  ftinbern,  ber 
3ugenb  eine  Siebe  in  unferm  gongen  Xtjun  unb  Söffen  entgegen  bringen, 
bie  ein  fcuöflufe  ber  ajriftliajen  Siebe,  ein  Hbbilb  ber  Siebe  (grifft  ift! 

Unb  wie  GhriftuS  unfer  §er$  für  unfern  fjl.  Beruf  erwärmt,  fo  fiärft 
er  aua)  unfern  ÜÖiflen !  ©d)on  fein  Beifpiel !  (5r  ift  .allen  alle«  geworben  — 
bem  Bolle,  ben  hungern,  ben  Slpofieln ;  er  ließ  fidj  bon  feiner  Sehrmtrffamfeit 
burch  nicht«  abbringen;  auch  nicht  bura)  ben  größten  Unbant  — .  $ag  unb 
Stacht  tag  er  feinem  ffi.  Berufe  ob  unb  in  allen  «Stäbten  unb  Dörfern,  auf 
ber  Biefe,  am  Brunnen,  am  ©eeSgeftabe,  am  Berge«abhange,  in  ber  Süfte, 
in  ben  ^ribat^äufern ,  oor  ben  Steigen,  ben  Trinen,  ben  (Serechten ,  ben 
Sünbern,  felbft  feinen  feinblidjften  (Segnern:  überall  unb  allen  fudjte  er  burch 
Sehren  n>o%utyun;  —  jebe  (Gelegenheit  benufcte  er,  bie  göttliche  Btoljrheit 
ju  Dertünben,  wohltfjuenb  gieng  er  burch  bie  Sanbe! 

Unb  mit  meiner  ftlarfjeit!  Sie  fdjmiegt  er  fich  ber  ftaffungSfraft  bc§ 
5JolfeS  an;  bie  Watur,  bie  Pflanzenwelt,  baS  Tierreich,  Gimmel  unb  @rbe, 
9Jotur«  unb  9)tenfchenleben ,  —  alle«  muß  ihm  bienen,  feine  ©ebanfen  unb 
erhabenen  Wahrheiten  dar  ju  machen.  (53  liegt  in  feiner  Sehrmeife  eine 
^äbagogit  unb  Wethobil,  bie  mir  nie  genug  bewunbern  (önnen,  unb  je  mehr 
man  fta)  in  fie  bertieft,  je  mehr  man  biefe«  Sehrerleben  unb  Sehrermirfen 
ftubiert,  befto  mehr  wirb  man  jur  Bewunberung  hingeriffen.  Die  Betrachtung 
be«  Seben«  3efu  -  ba«  ift  eine  lebenbige  ^äbagogit  unb  SHethobif,  welche  ber 
Sehrer  fi<h  täglich  öor  9tu9f "  flf flen  fou*te !  $onn  mirD  lem(  BJiflenSfraft  grofe 
unb  bie  ©chwierigfeiten  werben  leicht;  „Sernet  Don  mir,  meine  3<xh  ift  fwfe» 
meine  Bürbe  ift  leicht" !  Der  Sehrcrberuf  hat  auch  feine  Dornen,  hat  feine 
Wühen  unb  Seiben  unb  oft  wollen  He  fich  fchwer  auf  ben  Sehrer  legen. 
2lber  wa«  finb  unfere  Sehrerleiben  gegen  biejenigen  3efu !  Unb  müffen  wir 
nicht  geftehen,  ba&  wir  an  bem  meiften  felbft  fchulb  finb,  weil  wir  ju  wenig 
ben  ©eift  6t)rifii  in  im«  Wirten  unb  walten  (äffen.  Da«  Beifpiel  3efu  ftärtt 
unfern  Söiflen,  aber  auch  feine  ©nabe  ift  ein  gewaltige«  ©tärfung«mittel  für 
unfere  ©a)wachh«t.  — 


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W\t  tüa§  für  rounberbaren  Knaben  hat  er  feine  Sipofiel  unb  Süngr 
auSgefiattet,  als  er  fie  hinauSfchidte,  um  ju  lehren !  (Sr  hot  auch  uns  au3ertDät>1 
bamit  mir  hingehen  unb  §rrüd)te  bringen;  feine  ©nabe  aber  ifi  bie  befud} 
tenbe  #raft  für  jebe  Se^rerroirffamfeit !  W\\  ber  ©nabe  flehen  mir  mit  6r>nfiur 
in  lebenbiger  üBerbinbung ;  wenn  aber  (ShriftuS  für  und  ift,  roer  ifi  bann 
gegen  uns!  $aher  fagt  ber  Sölferleljrer  fo  fd)Ön:  3<h  oermag  alles  in 
bem,  ber  mich  ftärft.  Um  biefe  ©nabe  aber  müffen  mir  bitten:  $iitr: 
unb  tt>T  merbet  erhalten,  fuchet,  unb  i^r  toerbet  finben,  —  ©ott  tft  ber  Stotel 
beS  2icf)te$,  üon  bem  jebe  gute  (Stabe  Ijerfommt. 

Sergeffen  mir  nie  baS  ©ebet  am  borgen,  befugen  mir  fleifeig  bie  bi 
TOcffe,  beten  mir  anbächtig  bor  ber  Sdmle  für  uns  unb  für  Die  Äinber 
roenben  mir  uns  an  ©ott  cor  ieber  mistigen  gntfdjliefeung  unb  5krorbmin$ 
tiefer  ©eift  beS  ©ebeteS  madjt  unfer  Söirfen  ftarf.  2öarum  haben  bie 
ligen  ©otteS  fo  DieleS  ocrmocht?  2öeil  fie  Wärmer  beS  ©ebeteS  roaren!  Seiö 
bafjer  Männer  beS  ©ebeteS  unb  ber  Siebe  unb  ihr  feib  auch  fDlännrr  ber 
©nabe  unb  beS  Segens ! 

(Snblich  ftärft  uns  im  Berufe  ber  Sohn,  ber  uns  in  2luSfic$t  gefieüt 
roirb,  menn  mir  a(8  treue  Cet)rer  (5r)rifti  mirfen.  $em  treuen  chriftlichen  Sehr« 
gelten  bie  SSÖorte  ber  t)l.  Schrift:  w2öer  bie  ©ebote  DoUjiehet  unb  lehret,  mir* 
grofe  genannt  merben  im  Himmelreich".  „$ie  meife  roaren,  werben  firablen 
mie  ber  ©lanj  ber  JpimmelSfefte,  unb  biejenigen,  bie  öiele  jur  ©ereä^tigteit 
unterrichtet  haben,  mie  Sterne  in  emige  3«*"»-"  $aS  ift  ber  befonbere 
Sohn  beS  treuen  SebjerS,  ber  Gljrifto  unb  feiner  göttlichen  ©ahrljeit  felbu 
treu  bleibt  unb  bie  Siebe  $u  ©ott  unb  jur  göttlichen  S0ar)rt)fit  hineinfenfi 
in  bie  Beelen  ber  Äinber! 

3a !  @(jriftu3  ift  unfer  Sehrer,  er  erleuchtet  unfern  ©eift,  ermärmt  unfet 
£>erj,  ftärft  unfern  SQßiflen  unb  macht  uns  baburch  fo  recht  fähig,  mit  Segen 
bem  hl.  kirnte  beS  (SrjietjerS  unb  SefjrerS  obzuliegen.  Ulber  beachtet  roobj. 
maS  <Shrifhi8  faß*-  3hr  nwnt  nu$  Sehrer  unb  $  er r  —  unb  ihr  hobt  rea)i, 
beim  ich  bin  eS!    6^riftu§  ift  baher  auch  unfer  £>err. 

2.  &hrifiu3  ift  auch  unfer  S>crr/  u»b  als  folgen  müffen  mir  ihn  aner 
fennen,  baS  ift  unfere  t)eiügfie  Pflicht.  $>aS  ift  ber  fternpuntt,  um  ben  fid)  bie 
heutige  Schulfrage  breht ;  baS  ift  ber  ©renjftein  jroifchen  ber  gläubigen  unb  un- 
gläubigeu  ^äbagogif.  SBiele  ^äbagogen  ertennen  3efum  als  Sehrer.  rühmen 
ihn  als  ben  Steifen  üon  Wajaret,  als  baS  Sbeal  jebeS  GrjieherS  unb  SehrerS, 
aber  als  £errn  rooflen  fie  ihn  nicht  anerfennen.  $5iefe  Pflicht,  fiel)  ^t)Tiftü 
als  bem  iperrn  ber  ßrjiehung  unb  beS  Unterrichtes  in  £>au5  unb  Schule  ju 
unterroerfen,  mollen  felbft  biele  Sehrerf  reife  fomohl  in  unferem  lieben  ^ater 
lanbe  als  aufjer  bemfelben,  moflen  auch  öiele  Schulbet)örben  nicht  mehr  an^ 
erlennen.   Sie  motten  nicht  bie  Söege  gehen,  bie  GhrifluS  borgejeichnet,  feine 


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©runbfäfce  nicht  uir  ©runblage  ihres  Birtens  nehmen,  feiner  2et)re  nic^t 
$uftimmen;  fie  rooflen  Dielmehr  ir)re  eigenen  2Bege  gehen,  ttjun,  roaS  ihnen 
fle fällt,  fich  um  bie  ct)riftliche  ßeljte  nichts  met)r  befümmern !  S)aS  beijjt  man 
(Shrifluin  nicht  mehr  als  £errn  onertennen.  — 

2Bie  oon  ^f^rifiud,  |o  moOen  fie  aua)  nichts  Don  fetner  #ircf)e  roiffen 

—  bie  #ir$e  mirb  in  ihrer  3ahrt)unberte  langer  $f)ätigfeit  für  bie  Schule 
mifefannt,  Derbäd)tigt  —  bie  Schule  mirb  it)r  ganj  ober  teilmeife  entzogen; 
an  oielen  Oden  barf  ber  Liener  ber  #irrt)e  —  ber  ^riefter  —  bie  Schule  nicht 
met)r  betreten,  gejchmeige  benn,  baß  er  in  bie  Schulbeamtung  hineingejogen 
würbe!  —  beachtet  aber  mohl  baS  2öort  6^rifti  $u  ben  ^Repräsentanten  feiner 
Piroxe,  ju  ben  2lpojteln  unb  it)ren  Nachfolgern,  ben  53ifa)öfen:  „2Ber  euer) 
ljört,  ^ört  mich,  mer  euch  oerachtet,  Dcract}tet  mich;  wer  mich  oerachtet,  Der- 
achtet  ben,  ber  mich  gefanbt  hot."  —  2Ber  bie  Äira>  aus  ber  Schule  Derbannt, 
ber  anerfennt  (Shriftum  nicht  mehr  als  &errn! 

Vielerorts  geht  man  noch  weiter;  man  miß  ber  3ugeub  nicht  mehr  bie 
reine  2ef>re  3efu  Dortragen  laffen,  mie  fie  in  ber  hl-  Schrift  unb  in  ber  ßirct)e 
niebergelegt  i[t,  man  führt  eine  fonfeffionSloje  Steligion  ein,  eine  Don  flWenfctjen 
gemachte  Religion,  nicht  bie  göttliche  Religion!  Reifet  baS  nicht:  (5t)rijtum 
nicht  mehr  als  £errn  ber  Schule,  ber  (Srjietjung  anerfennen !  3n  ^rantreid) 
Ijat  man  jogar  ben  Warnen  ©otteS,  ber  boch  bei  aßen  SBölfern  hoch  unb 
fjeilig  gehalten  mirb,  aus  ber  Schule  Derbannt.  —  Non  serviam  ,,3ct) 
toifl  nicht  bienen!"  —  i|t  ber  9Ruf  ber  mobernen  ungläubigen  ^äbagogif,  ber 
ungläubigen  Sct)ulgefe&gebung. 

Unb  mie  im  Schufleben,  fo  auch  im  ^ßrioatteben.  5)ie  (Gebote  ©otteS 
unb  ber  Kirche  merben  nicht  beobachtet,  ber  $efuch  beS  ©otteSbienfteS  unb  bie 
geier  beS  Sonntags  mirb  Dernachläffigt  —  eS  ifl  ein  fieben,  als  ob  eS  feinen 
Gtott  gäbe,  als  ob  ber  SKenfch  ber  £err  über  afleS  märe  unb  nicht  ©Ott!  — 
Reifet  baS  nicht,  Shriftum  als  Den  #errn  Derläugnen?  Unb  boch  ift  ©Ott 
bienen  bie  größte  §hre,  bie  einem  SWenfchen  ju  teil  merben  fann. 

Wein,  SBerehrtefte,  fo  jofl  unjer  fieben  nicht  fein :  Ghriftum  erfennen  mir 
als  unfern  #erm,  als  ben  £>errn  unjereS  ©eijieS,  bat)er  glauben  mir  ihm 

—  als  ben  $>errn  unfereS  ©erjenS,  barum  lieben  mir  ihn  —  als  ben 
£errn  unfereS  2BillenS,  baher  bienen  mir  ihm  —  als  ben  £>errn  un» 
f eres  Berufes,  baher  befolgen  mir  feine  ©runbfäfce  unb  halten  feine  «ehre 
Doch,  legen  fie  unferer  ganjen  2er)rthätigfeit  ui  ©runbe  —  als  ben  £errn  ber 
Schule,  baher  fofl  fein  ©eift  in  ihr  r>rrrfct>eu,  unfere  Schule  fofl,  mie  ein 
^äbagoge  jagt,  eine  officina  Spiritus  saueti  =  eine  SÖerfflätte  beS  hl.  ©eifteS 
fein  —  als  ben  &errn  unferer  Äinb er,  baher  rooflen  mir  fie  für  it)n  er= 
jiehen,  bie  jugendlichen  $>erjen  mit  Siebe  ju  3efu8  erfüflen  —  als  ben 
£errn  ber  Schulgefefce,  baher  merben  mir  mit  aller  Prüft  für  alles  ein- 


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-    618  - 


toten,  roaS  ber  Schule  unb  ßrjiehung  ben  chriftlichen  (Sharafter  ju  roaljren 
Dermag,  unb  gegen  alles,  roaS  benfelben  bebroht. 

3t|r  nennt  mich  ßeljrer  unb  $err!  3h*  ^abt  recht,  ich  bin 
e«.w  —  2Bir  rootlen  biefe  Söorte  beS  göttlichen  fteilanbeS  recht  beherzigen; 
mir  rooflen  unfer  ganjeS  Öeben  Innburch  feine  Stüter  fein,  mir  rootlen 
immer  tiefer  in  feine  ©runbfäfce,  in  feine  Seljrroeife,  in  feine  ßehcertugenben 
einbringen  unb  uns  fo  intefleftuefl,  moralifd)  unb  religiös  auSbilben,  ba&  mir 
ßeljrer  roerben  nach  bem  (Seifte  3efu  Gtjrifti,  ßehrer  ber  2Biffenf<haft,  aber 
auch  ber  gfrömtnigicit  unb  Sugenb,  beS  ©tauben?  unb  ber  2iebe,  auf  baß 
mir  mit  bem  Bölferapoftel  fogen  fönnen:  „Seib  meine  Nachfolger,  mie  auch 
ich  ^rifti  Nachfolger  bin." 

2öir  moDen  aber  auch  unfer  ganzes  Seben  Ijinbura)  feine  Liener 
fein,  it)m  bienen  in  unferem  ^rioatleben  —  in  gloriam  suam  ~  ihm 
bienen  in  unferm  Berufsleben:  jur  Verherrlichung  ©otteS,  jum  #eile  ber  un« 
Werblichen  Seelen,  bie  er  fo  fetjr  liebt,  fei  unfer  berufliches  SBirfen  unb  Ar- 
beiten gemeint.  Sprechen  mir  ba^er  mit  Daoib:  Servus  tuus  sum  cgo; 
da  mihi  intellectum,  ut  sciam  testimonia  tua  —  Dein  Diener  bin  id): 
gib  mir  (Sinfidjt,  bomit  ich  beine  fiefjre  unb  beine  2Bat)rr)eit  unb  bie  fie  be- 
jeugenben  ^atfacr)en  immer  mehr  erlernte  unb  erfaffe. 

2ßenn  mir  baS  ganje  Seben  Schüler  unb  Diener  3efu  finb,  bann 
mirb  unfer  2öirfen  ein  glorreiches  fein  für  bie  3*it  fö)on,  unb  ganj  befonberS 
für  bie  (Sroigfeit.  „2öer  meine  ©ebote  oolljiehet  unb  lehret,  ber  mirb 
grojj  genannt  merben  im  Jpimmelreia)."  — 


ßit  J5d)ule  im  jDienltf  ber  tiaterlänMfdjen  3btc. 

(Vortrag  Don  &rn.  SrantonS*  unb  Grjiefjung&rat  ©tctncr  oon  SBaar  bei  Anlaß  ber 
IV.  (Sencratoerfammlung  ber  fatljol.  ßcbrcr  unb  Sdmlmänner  ber  @d}n>et}  in  3ufl.) 

Unfere  3e^*  leiflet  Mieles  unb  ©rofeeS  für  bie  Schule;  baS  mirb  roobl 
niemanb  beftreiten.  Bor  allem  ift  eS  ber  Staat,  ber  auf  gefeilterem  SBege 
mächtig  eingreift.  Aber  auch  freiroiOig,  aus  freien  Stttcfen  unb  ohne  bie  Wacht 
beS  Staates  ju  befifcen  ober  blofc  bem  3">ange  ju  gehorchen,  mirb  93iele3  für 
bie  Schulung  unb  (Srjiehung  ber  3ugenb  gethan.  28ir  öerroeifen  nur  auf  bie 
zahlreichen  freien  fatholifchen  Schulanftalten.  «Millionen  unb  Elifltonen  roerben 
einzig  in  ber  Schroeij  teils  auf  gefefclichem  unb  teils  auf  freiem  SBege  ber 
Schule  geopfert.  Unb  jroar  überall  mit  greuben!  Denn  bie  Schule  ift  bie 
JperjenSangelegenljeit  beS  ganjen  ÖanbeS  unb  feines  StolfeS  gemorben. 

$rofcbem  fann  oon  ber  Schule  nicht  afleS  erwartet  merben.  Sie  bilbet 
auch  nid)t  ber  einjige  ftaftor  ber  (Srjiehung.  (5S  märe  falfa)  unb  ungerecht, 
moflte  man  alle  erjieherifche  Äraft,  bie  ganje  Aufgabe  ber  Grjiehung  ber 
Sajule  auftreiben. 


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-    619  - 

$ie  6rjieljung  in  ber  ftamilie,  be«  2tater$  unb  jumal  einer  guten 
TOutter,  unter  bereit  Ob&ut  unb  Sorge  ba§  ffinb  junäcfcft  unb  lange  ftebj, 
bic  2Birffomleit  ber  fliraje  als  göttliche  6rjietjung3anftalt,  ber  Staat  mit  afl 
feinen  ginflüffen,  bie  ganje  Umgebung  be«  ÄinbeS,  bie  £>au8*  unb  3ugenb* 
genoffen,  bie  #ne#te  unb  Wägbe,  f^liefelidj  bie  ganje  Watur,  in  melier  ba8 
#inb  lebt :  all  Da«  übt  einen  gewaltigen  (Sinflufe  au3  auf  bie  geiftige  6nt» 
midlung  be«  ÄinbeS. 

Wflein  bie  Sirffamfeit  ber  Sa^ule  ift  unb  bleibt  glei4)mof)l  Don  gröfetet 
3S3ebeutung. 

Sinb  e£  ja  wäfjrenb  6—8  3af)ren  ber  fünften  3ugenbjeit  bie  weiften 
unb  beften  Stunben  beS  $age$,  in  melden  baS  Äinb  ber  Sc&ule  überlaffen 
unb  überantwortet  'wirb ! 

Sine  gute  Solide  fann  unb  mufj  baljer  nur  aflfeits  fegen3rei$,  eine 
fa^le^te  Sd&ule  aber  au$  nadj  allen  Seiten  Derberb(i$  mirfen.  $ie  JNnber 
werben  t>ie(fa$  wie  bie  Schule,  gut  ober  f$(e$t;  fie  at&men  bie  geiftige  %t- 
moSp&äre  ber  Schule  ein. 

$ie  S#ule  f>at  ba&er  in  Iwljem  Wafec  bie  DerantmortungSDofle  Huf* 
gäbe,  üerebelnb  auf  ba§  tfinb  einjuwirfen  unb  baSfelbe  Dor^ubereiten  auf  bie 
(SrfüOung  feiner  ifjm  martenben  breifad>en  $flid)ten:  gegen  [\$,  gegen  bie 
9Ritmenf$en,  gegen  ©ott,  für  baS  familiäre,  fojiale  unb  religiöfe  2eben,  für 
bie  Familie,  ben  Staat  unb  bie  ftira>. 

©reifen  mir  fyeute  bie  Aufgabe  ber  Sdjule  befonbers  naa}  iljrer  fokalen 
unb  jmar  Daterlänbifa)en  Seite  auf.  fragen  mir  unS:  2BaS  fjat  bie 
Sd>ule  im  $)ienfte  Der  baterlänbif$en  3bee  ju  tljun? 

63  ift  nur  aUjuwaljr,  bafe  unfere  fokalen  58erljältniffe  Dielfad)  ungefunbe 
geworben  finb.  S5on  allen  Seiten  mirb  bafyer  naa*>  ^Reformen,  nadj  3Jerbefferung 
ber  3uftänbe  gerufen.  3«  ben  IjerDorragenbften  unb  aud>  gefä^rlia^ften  Küfern 
im  bezüglichen  Streite  gehört  ber  una)riftlid)e  Sozialismus  mit  feinen  Der- 
fyängniSDoflen  3been.  Sr  tritt  immer  feder  gegen  eine  religiöfe  Muffaffung 
beS  flaatlia>n  unb  fokalen  SebenS  auf.  $ie  formen,  wie  fie  im  (&riftli($en 
©lauben  niebergelegt  unb  in  ben  ©eboten  ©otteS  enthalten,  werben  meljr  unb 
meljr  als  wertlos  unb  Deraltet  erflärt.  SalfaV,  oberflä#lia>  9!n|a>iuungen 
maa)en  fia)  breit  unb  bringen  in  ade  Sd>id)ten  beS  93olfeS.  68  wirb  weniger 
metyr  naa)  feften  foliben  ^rinjipien,  fonbern  na$  @elegenf)eitSrüdfia)ten  Dor« 
gegangen:  Keligiöutät  unb  djriftlidje  SebenSauffaffung  fcfyoinben,  wäljrenb 
SJerwilberung  unb  @enufefu<$t  bei  einem  grofcen  Seile  beS  SBolfeS  zunehmen. 
$arin  liegt  aber  nid)t  blojj  eine  große  ©efaljr  für  ben  dinjelnen,  für  bie 
framilie,  für  bie  ©emeinbe  unb  für  baS  StaatSwefen,  fonbern  au$  für  baS 
gefammte  Stoterlanb. 


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$>ci  öffnet  fich  alfo  ber  ©ct)ule,  für  bte  unfere  3eit  fo  ©roßeS  leijiet, 
ein  roeiteS  ©ebiet  fegenSreither  ^rjätigfeit.  (Srfajjt  bic  Schule  nach  biefer 
Sichtung  bie  ihr  jufommenbe  Aufgabe,  fo  fteflt  fic  fich  in  ben  $ienft  beS 
SJaterlanbeS  unb  fammelt  fi<h  bic  größten  Söerbienfle  um  baSfelbe. 

2öie  fotl  baS  gefchefK"? 

1.  3Jor  aflem  muß  bie  Schule  bie  3ugenb  in  bie  Sieligion  einführen, 
aber  nicht  bloS  äufeerlia)*  foubern  fo,  Daß  biefelbe  in  ftleifch  unb  SBlut  übergebt; 
bie  religiöfen  Anfdjauungen  muffen  baS  &inb  in  feinem  Genien  unb  Zffun 
beherrfdjen.  XiefeS  3ifI  erreicht  einzig  ein  folibec  fonfeffioneller  »eli* 
gionSunter  rieht,  nic^t  ober  ein  fogen.  fonfefftonölofer  Unterricht,  ber  ja 
eigentlich,  roie  Autoritäten  ber  oerfdjiebenften  Sichtung  jugeben,  ein  $ing  ber 
Unmöglichfeit  ift.  $er  fonfeifionSlofe  Unterri^t  ftcht  aujL  unnotürlichent  unb 
unmohrem  SBoben.    6r  befiel  feine  autoritäre,  feine  erroärmenbe  Äraft. 

$ie  Religion  muß  fo  gelehrt  toerben,  roie  fie  ©ott  felber,  GhriftuS,  ge* 
lehrt,  roie  fie  feine  Dom  fu\  ©eift  geleitete  ßira>  lehrt.  $öir  müffen  baher 
mit  aller  Energie  beu  fonfeffionefleu  ^Religionsunterricht  Derlangen.  6r  ift 
nach  Art.  27  ber  auch  "i<h*  au$gefcf)loffen,  im  ©egenteil  geboten,  in- 

bem  nur  fo  bie  Augehörigen  aller  Äonfef»ionen  ohne  93erle{mng  ihrer  reli* 
giöfen  Anfctjauungen  ben  ^Religionsunterricht  befugen  fönnen.  —  $er  Ion* 
feffionSlofe  Unterricht  öerle&t  aQe  ßonfeffiouen,  meil  er  feiner  beftimmten 
religiöfen  Auffaffung  gerecht  merben  fann.  6S  ift  ©eroiffenSjroaug,  bie  Äinber 
in  einen  folgen  ju  $roiugen.. 

2öir  forbern  aber  ben  foufeffionellen  Unterricht  im  3ntereffe  beS  ©taateS, 
überzeugt,  baß  nur  biefer  roirflich  religiöfe  JBürger  h^Qnjiijiehen  oermag, 
Gönner  unb  grauen,  bie  nicht  aus  furcht  uor  bem  ^olijeiftocf,  fonbern  aus 
Siebe  ju  ©ott  unb  in  ber  furcht  ©otteS  ihren  SBeruf  erfüllen,  in  alleii 
©türmen  unb  SBerjudmngen  beS  SebenS  ©taub  holten,  auch  roenn  bieS  große 
unb  fernere  Opfer  erforbert.  <$in  religiöfeS  23olf  ift  ein  jtorfeS  83olf,  ein 
treüeS  iöolf,  ift  opferwillig  unb  mutig.  $aS  beroeifen  unfere  Ahnen  unb 
5ßäter,  bie  nieberfnieten,  ©ott  bem  Allmächtigen  fich  empfahlen,  ehe  fie  fia) 
in  ben  ßampf  roarfen„bann  aber  nicht  abließen  unb  ©ut  unb  S3lut  einfetten, 
bis  ber  ©ieg  errungen  mar. 

@in  religiöfeS  93oll  ift  gemeinnützigen  SBerfen  unb  3been  zugänglich. 
DaS  beroeifen  bie  ebenfo  johlreieheu  als  großen  Söerfe  chriftlicher  2öot)lthätigfeit. 

(Sin  religiöfeS  <Bolf  ift  ber  höhlen  (Sioilifation  fähig.  $aS  beroeifen 
flunft  unb  ©iffenfehaft,  bie  geiftige  SJiacht  unb  bie  Überlegenheit  in  ben  chrift* 
liehen  Cänbern.  . 

ein  religiöfeS  3?olf  ift  enblich  auch  ein  fittlich  ftarfeS  Eolf.  Das  be- 
meist  bie  2Beltgefchi<hte  aller  Reiten.  Wl  bem  $aü*eu  ber  »eligiöfität  falt 
bas  ©infen  ber  eittlia)feit  gleiten  ©chritt. 


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SReligiöfe  Srjieljung  unb  fittliche  Srjieljung  bilben  mit  einanber  eine  95er* 
ficherung  auf  ©egenfeitigfeit.  33eibe  bebingen  baS  @lücf  unb  ba§  2öobl  eine« 
fionbeS,  eine«  Staates,  einet  ©emeinbe,  einer  Familie. 

9Iflein  eine  religiöS*fittliche  (Srjiehung  fann  nicht  auf  ber  f.  g.  aflgemeinen 
*Ö?oro(  aufgebaut  werben.  Tiefe  felbft,  roenn  eS  eine  richtige  unb  toirfliche 
9Moral  fein  foO,  mujj  ihre  ©runblage  auf  bem  JBoben  ber  ©laubenSlehre  unb 
ber  göttlichen  9Bar)rt)f iten  fuchen. 

Ter  Staat  oerfeunt  Daher  feine  Sntereffen,  roenn  er  ben  religiöfen  Un» 
terricht  im  Stunbenplan  ftiefmtitterlich  beljanbelt,  ober  foulen  gar  oarauS  ent= 
fernt,  um  einer  fogenannten  Wioral-Sehre  piafc  ju  machen,  bie  fi<h  nicht  auf 
©ott  unb  feine  f}(.  Cet)re  ftüjjen  roiD  ober  taun.  TaS  ift  ein  $)auS  auf  Sanb 
gebaut;  beim  erften  Sturm  toirb  eS  flu  $aüe  gebraut. 

Taljer  bedangen  alle  chriftl.  Elemente  Dom  Staate  baS  9t  echt,  bie 
Äiuber  pofitto  <!r)tif!(idt)  $u  erziehen  unb  bie  Schule  fo  eingerichtet,  baß  biefeS 
Stecht  in  feiner  2öeife  öertürjt  roirb.  Unb  mir,  bie  fatf).  ßeljrer  unb  Männer, 
als  Vertreter  cfjrifllicher  93olf8elemente,  Ijtioen  bie  Pflicht,  biefeS  »echt  ftetSfort 
beim  Bianit  ju  reflamieren  unb  ihm,  bem  Staate  ju  fagen,  eS  fei  feine 
Pflicht,  biefeS  Stecht  ber  chriftlichen  Altern  auf  eine  religiös fitttict>e  6r$ie* 
tjung  ber  ftinber  ju  fehlten  unb  jeben  Angriff  auf  baSfelbe  abjuroehren.  Ter 
Staat  aber  erfüllt  biefe  feine  Pflicht  im  3ntereffe  feiner  felbft,  feiner  eigenen 
Selbft- Erhaltung:  er  pflanzt,  fchüfct  unb  befeftigt  Damit  Die  ftaatSerhaltenben 
Elemente  jum  Wu&en  unb  gtommen  beS  engern  unb  roeitern  SöaterlanbeS. 

2.  Tie  Schule  arbeitet  ferner  im  Tienfte  ber  Daterlänbtfcr>en  3bee,  inbem 
fie  in  ben  Schülern  ben  PatiotiSmuS  unb  bie  potriotifchen  Sugenbeu  roecft. 

Der  ächte  Patriotismus  ift  mieberum  eine  5rudjt  magrer  unb  unge^eit* 
gelter  'Jteligiöfität.  Ter  ächte  Patriotismus  oerlangt  baS  gröfete  Opfer;  im 
9tot»  unb  Srnflfade  ift  fogar  baS  2eben  ju  opfern.  Tarin  mareu  unS  un» 
fere  SBorfaljren  bie  ^errlidfften  53eifpiele.  Tie  Schroeijergefchichte  erjählt  unS 
bie  £elbenlämpfe.  Sie  fagt  unS  aber  auch,  ba&  unfere  Vorfahren  bie  9te* 
ligion  ftetS  hwh  l)ielten.  ftür  ©ott  unb  SSaterlanb!  So  lautete  ihre  Te» 
oife.  3n  biefem  3<ithfn  sogen  P*  in  ben  ßampf  unb  in  biefein  3fi$en 
fiegten  fie. 

Ter  Patriotismus  befiehl  alfo  nicht  in  leeren  5öorten  unb  Phrafen, 
nicht  etron  in  einer  faben  Schüfcenrebe.  (5r  befiehl  in  großmütiger  ©efinnung 
unb  opferwilligen  $haten.  6r  entflammt  'ber  aufrichtigen  Siebe  511m  SBater« 
laub,  nimmt  Anteil  an  greub  unb  Qeib  besfelben,  unterftüht  baSfelbe  nach 
Gräften,  fucht  alles  Sd)iiblirf)e  bon  ihm  abjuroenben,  hält  ferne  alle  rebolu* 
tionären  3been,  befämpft  unb  oerpönt  bie  fcblecbje,  SBolf  unb  fianb  gefäb> 
benbe  treffe.  Ter  toahre  Patriot  thut  feine  Pflicht  als  Weufd)  unb  Ghrift 
für  fid)  unb  jeine  f^amilie,  lebt  feinem  Berufe  ober  Hinte,  tt>ut  feine  Pflicht 


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a(9  Bürger,  nimmt  marinen  Hnteil  unb  befunbet  lebhafte»  Sntereffe  in  allen 
öffentlichen  fragen,  fdjlflft  nicht,  toenn  bie  $ö$ftai  ©üter  be«  Wenfcben  ge- 
färbet  [mh,  leiftet  ©ehorfam,  wenn  fyt  baS  Vertrauen  be«  BolfeS  gu  %nti 
unb  2öürben  beruft,  fte&t  [einem  $*olfe  unb  Sanbe  mit  »at  unb  2^at  gur 
©eite  unb  flellt  feinen  Wann  im  flampfe  mie  im  frteben. 

Um  ben  Patriotismus  unb  bie  patriotifchen  $ugenben  gu  werfen,  fann 
bie  ©chule  recht  Diel  tljun.  3mmer  unb  immer  mieber  ift  es  bor  aflem  ein 
guter  Religionsunterricht,  ber  grunblegenb  unb  megleitenb  ben  ©djüler  gur 
SaterlanbSliebe,  gur  Siebe  beS  Wächften,  gur  pflichttreue,  gum  ©ehorfam,  gum 
©tarfmut  unb  gur  ^^atlraft  entflammt.  $ann,  roaS  fönnte  nä>r  liegen, 
al$  bie  f>err(id)e  ©efdjncbte  beS  93aterlanbeS,  bie  ©efdjidjte  ber  freien  ©dnoeu 
unb  ihrer  £>elbeumänner !  $>erüor  m^  oen  ßhorafterbilbern,  an  benen  bie 
heranroachfenbe  3ugenb  ben  Patriotismus  unb  bie  Söürgertugenben  bemunbern 
fann  unb  fod! 

W\i  ber  ©efdnchtsfunbe  gehe  bie  BaterlanbSfunbe  #anb  in  ^anb.  9Wan 
geige  ber  3ugenb  ad  bie  llaffifcben  ©teilen,  roo  Opfermut  unb  £>e(benmut 
bie  Siege  errungen,  roo  bie  Patrioten  ber  ötteru  unb  neuern  ©efcf)ict)te  ihr 
©ut  unb  Blut  für  freiheit  unb  Äecht  geopfert.  SJlan  geige  ben  ©cbülern, 
roie  ber  fchroeigerifche  ©taatenbunb,  wie  unb  rooburd)  bie  Sibgenojfenfa^aft, 
entftanben,  n>er  fie  leitet  unb  roaS  fie  jufammenljätt.  Wan  geige  ihnen  auch 
bie  ©chönpeit  unb  bie  föeige  beS  fünften  aOer  ßänber,  uujereS  BaterlanbeS, 
meines  gu  fehlen  unb  511  öerteibigen  bie  jungen  ßibgenoffen  einft  berufen  finb. 

Sin  ebenfo  fchöneS  als  leichtes  Wittel,  bie  Pulfe  ber  StoterlanbSliebe  gu 
werfen,  ift  bie  Pflege  beS  t>aterlänbifa>n  ©efangeS.  „O,  mein  SSaterlanb", 
richtig  unb  mit  BerftänbniS  gefungen,  baS  tyebt  auf  ©Urningen  baS  junge 
§erg  unb  ©emüt  gu  leeren  oaterläubifa^en  3been  unb  ©efühleu. 

BefonberS  aber  unterlaffe  ber  fieser  nicht,  felbft  fletSfort  eine  eble 
naterlänbifdje  ©efinnung  gu  betunben.  Gr  traute  fletS  barnach,  bie  ©chüler 
mein-  unb  mehr  in  baS  BerflänbniS  ber  oaterlänbifcheu  3bee  einguführen,  für 
bie  patriotischen  lugenben  gu  begeiflern.  6r  fläre  namentlich  bie  balb  ins 
Seben  InnauStretenben  jungen  Bürger  über  alles  auf,  was  bem  ©chweiger 
fein  Saterlanb  fo  lieb  unb  teuer  macht.  ©0  lernt  bie  3ugenb,  bie  Hoffnung 
ber  3»fanft,  »erflehen  unb  fehlen,  was  es  h<ifet,  bie  politifchen  »ectyte  ju 
genießen,  gu  öden  fragen  beS  öffentlichen  ßebenS  mitgureben  unb  mitgujiiminen. 
©0  bilbet  man  ben  patriotifchen  ©eift;  fo  entwickln  fich  bie  bürgerlichen 
2ugenben ! 

3.  $ie  ©chule  fleht  weiter  im  Dienfte  beS  BaterlanbeS,  wenn  fie  bie  ©chüler 
gur  ©elbftänbigfeit  unb  Freiheit  im  Kenten  unb  £>anbe(n,  mit  anbem 
Sßorten,  gum  fejten  (Sharafter  ergieht.  $)ieS  ifi  für  ein  republitanifdK? 
Saab  befonberS  wichtig.   Wnfonft  wirb  ber  (Singeine  ber  ©pielball  einiger 


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-    623  - 


Sßßeniger.  Da«  Serhcittni«  wirb  unfreiheittid)  unb  unrepublitanifch.  Wt 
5äd)«r  müffen  bic  Äinber  im  Denfen  üben:  SReligion,  Deutfch,  Beinen, 
©efchichte  ic.  Da«  ©flernte  mu&  nic^t  nur  ©ebächtni&fram  [ein,  fonDern 
Qfijl-  unb  charafterbilbenb;  bfr  Öernfloff  mujj  einen  Haren  #opf,  ein  gefunbe« 
Urteil,  eine  morme  Begeifterung  für  alle«  Gble,  2Bat)re,  ©ute,  Schöne,  $reue 
ju  @ott  unb  feiner  bX  Religion,  eine  chriftliche  3Beltanf#auung  ^eroorrufen, 
Don  ber  au«  ber  SHenfch  bie  Dinge  unb  ßreigniffe  ber  2Belt  roie  Don  einer 
fjotjen  2Barte  au«  beobachtet  unb  beurteilt. 

Unjere  3e**  braucht  Männer.  Männer  aber  müffen  benfen  fönnen, 
felbftänbig  fein  im  Urteil  unb  öanbeln,  charatterfeft  im  %fy\m  unb  Soffen, 
foflen  gefattelt  fein  mit  ben  ebelflen  unb  beften  ©runbfä^en!  2Be(ch'  Sbeal 
ift  eS,  ein  9Mann  Don  (Sfjarafter,  ein  Wann  Don  ©runbfat}  ju  roerben!  Die 
Schule  aber  fann  unb  fofl  bie  ©runblage  b.ieju  legen.  Sie  ift  berufen,  ben 
Schülern,  ben  fpätern  ^Bürgern,  ben  einfügen  ficitern  be«  Staate  unb  ©e* 
meinberoefen«,  ben  füuftigen  ftüljrern  be§  93olfe§,  gute  ©runbfäfce  einzuprägen 
unb  $u  entroicfeln. 

4.  ©anj  befonber«  pflege  bie  Schule  Sinn  für  SR  echt  unb  ©erech» 
tigfeit:  ba«  finb  gar  mistige  bürgerliche  $ugenben:  bie  tragen  unenblich 
Diel  bei  jum  glürflictjen  ©ebeihen  eines  ßanbe«.  C,  welche«  Unheil  r)at  ber 
Wange!  an  Sinn  für  Stecht  unb  ©erechtigfeit  fa)on  angerichtet!  ftrieg  ober 
triebe  in  einer  Familie,  ©emeinbe,  im  Staate  fann  baDon  abhangen.  9Bo 
9?echt  unb  ©erechtigfeit  allen  gegenüber  herrfchtn,  ba  ift  3||fr^t>ent>ett, 
Sicherheit,  Vertrauen;  ba  blühen  SBoljlftonb,  £>anbel  unb  ©eroerbe,  ftuuft 
unb  Söiffenfchft ;  ba  finbet  ba*  Cafter  feinen  <pia&,  ba  finb  Sittlichfeit  unb 
Stugenb  o^ne  ©efatjr.  Gin  ßanb  aber,  roelche«  fi<h  beffeu  rühmen  fann,  ijt 
ein  glücfliche«.   Da  fann  man  fich  «Kütten  bauen".  — 

5.  Sehr  nrichtig,  unb  eine  patriotifche  Sugenb  in«befonber«,  ijl  bie 
23eruf«treue. 

Der  93eruf  meist  jebem  ©liebe  be«  Staates  ben  befiimmten  Soften  an ; 
füllt  er  ihn  boD  unb  ganj  au«,  bann  arbeitet  ber  eine  bem  anbern  in  bie 
(vänbe,  bann  roirb  alle«  beforgt  unb  bann  geht  auch  alle«  gut.  Die  Berufs* 
treue  hot  eine  unfaßbare  öebeutung  im  fojialen  Seben;  fie  arbeitet  bireft 
unb  inbireft  an  ber  fiöfung  ber  fokalen  ftrage.  Denn  fein  95eruf  ift  gering 
im  2id)te  be«  ©au^en;  auch  ber  Sumpeufammler  t)at  feine  9ebeutung;  auch 
ber  Strajjenfehrer  ift  ein  fehr  nüfcliche«  ©lieb  ber  ©efeOfchaft,  menn  er  feinem 
SBerufe  treu  bient.  — 

Die  Schule  lehre  alfo  bie  3ugenb,  jeben  Seruf  $u  ehren  unb  ju  achten, 
jeben  58eruf«mann,  fei  feine  Arbeit  noch  1°  untergeorbnet,  fofern  er  nur  feine 
Pflicht  erfüllt.  —  9Nan  lehre  bie  3ugenb  ganj  befonber«,  genau  unb  gemiffen* 
haft  bem  einmal  ergriffenen  53erufe  ju  leben.   Denn  baDon  hängt  in  erjter 


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Cinie  ihr  eigene«  2Bof)l  unb  ba«  ber  Familie,  in  jweiter  Sinie  aber  auch  ba§ 
©lürf  unb  ba«  Wohlergehen  ber  ©emeinbe  unb  be«  Staate«  ab. 

Die  Sd>ule  jeige  ber  3ugenb  bie  Söichtigfeit  ber  niebern  Berufearten, 
wie  widrig  5.  53.  ber  fcrbeiterftanb,  ber  Banernftanb  fei. 

Durch  bie  Serföiebenfjeit  ber  Polente  unb  Neigungen,  ber  förperlicben 
unb  geizigen  Äraft  will  ©ott  bie  berfc^icbenen  Berufe  erfüllt  wiffen. 

Die  Schule  hat  täglich  Gelegenheit,  jur  Treue  im  Berufe,  jur  Bchtung 
bor  bemfelben  anzuleiten:  Sie  gewöhne  bie  Schüler  jur  pttnftlichen  6inb.nl- 
tung  ber  Scbuljeit,  jur  gewiffenbaften  Beforgung  ber  Hufgaben,  jur  eraften 
Erfüllung  oder  ©agitier pflichten. 

(Sinen  nachhaltigen,  nach  Dielen  3fl$ttn  noch  bemerfbaren  Erfolg  erjielt 
bieSbejüglid)  ba«  gute  Beifpiel  be«  Cehrer«.  9lIfo  ftefle  fid)  ber  Cehrer 
junäd/ft  per  fönlich  in  ben  Dienft  ber  oatcrlänbifchen  3bee.  Da«  Baterlanb 
wirb  ihm  Dafür  großen  Danf  wiffen. 

6.  Um  bie  ftinber  für  bie  3ntereffeu  be«  Baterlanbe«  bienftbar  ju  machen, 
barf  bie  Schule  auch  bie  phöfifaV  Wu«bilbung  unb  ßntwicflung  ber 
ftinber  nicht  aufeer  Betracht  laffen. 

©efunbe  Söhne  unb  Töchter,  gefunbe  Männer  unb  grauen;  eine  ge- 
funbe  92ach(ommenfchaft,  ein  gefunbe«  Boll! 

9Jlan  flogt  mit  Utecht  über  eine  Dermeichlichte  (Generation,  namentlich  in 
ben  Stäbten. 

De«wegen  lehre  unb  pflege  bie  Schule  eine  Vernünftige  'Abhärtung,  eine 
Stärfung  ber  9Jhi«fel»  unb  WerDenfraft  — ;  man  pflege  ju  biefem  Qiotdt 
fpejiefl  ben  Turnunterricht.  Sin  guter  Turnunterricht  fräfligt  nicht  nur  ben 
Körper,  er  regt  auch  ben  ©eift  an ;  er  förbert  jumal  bie  Wufmerffamfeit  unb 
bie  Di«jiplin  in  ber  Schule. 

4>o(hbebeutfam  ift  bie  ©ewöhnung  jur  Wäfeigfeit  im  Sffen  unb  Trinfen, 
ba«  Mafchfllkn  im  ©enufi  ber  allju  jat)lreich  gebotenen  Bergnügungen ,  bie 
Bezähmung  ber  ©enufefucht  überhaupt.  — 

Seichter  ift  e«,  ber  ©enufefucht  im  Äeime  ju  begegnen,  al«  fie,  loenn  fie 
einmal  ftarf  in'«  Jfraut  gefchoffen,  ju  Derbrängen  unb  unfehäblich  ju  machen. 
Die  Schule  fofl  einfielen  in  ben  ftampf  gegen  ben  Hlfoholi«mu«. 

Den  Schülern  toerbe  inbeffen  in  ber  Schule  nicht  nur  Mufflärung,  fonbern 
auch  2uft  unb  Sicht  ju  teil,  jur  rechten  3*it  freir  Bewegung,  aber  feine  un- 
gebunbene,  wie  fie  wäljrenb  ben  f.  g.  Raufen  ba  unb  bort  jur  Wobe  geworben. 
Die  Schüler  müffen  mährenb  ben  Raufen  beauffichtigt  werben,  fonft  Derberben 
bie  Raufen  wieber,  wa«  bie  Schulflunbe  gepflanjt. 

DJlan  überlafte  bie  flinber  nicht!  Sine  .^nupturfache,  bafj  bie  heutige 
Schule  trofc  ben  ^ortjehritteu  Derhältui«mäBig  nicht  mehr  ober  noch  weniger 
praftifa>  9tefultate  erjielt,  al«  bie  Schule  ber  fog.  guten  alten  3«t,  liegt  in 


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-  m  - 

ber  ttberbfirbung  an  ®<$ulfäa>rn.   $)a  foflte  üon  oben  fytab  ?Banblung 
gesoffen  werben. 

5Jlan  ermögliche,  baft  bie  ftinber  ju  £aufe  auch  noch  etwas  lörperliche  9tr= 
betten  beforgen,  bafe  fie  brin  SBater,  ber  TOutter  bei  btr  Arbeit  Reifen  fönnen. 
So  giebt  bie  Schule  bem  Söaterlanbe  nicht  blojj  Stubengelehrte  unb  Salon» 
bamen,  nicht  nur  tbeoretifch  gebilbete,  fonbern  praftifche  Männer  unb  grauen. 

7.  Soll  aber  enblicb,  bie  Schule  ber  nunmehr  gezeigten  Hufgabe,  ft$  in 
ben  $5ienft  beS  SBaterlanbeS  $u  fleflen,  aud)  gemäßen  fein,  fo  mufj  fie  fefbji 
gehoben  unb  oerbeffert  werben,  müffen  93olf  unb  $eb,örben,  Se^rer  unb 
Schulmänner  fortfahren  unb  iücr)t  ermübeh,  für  baS  Schulmefen  arbeiten, 
baSfelbe  ju  unterftüfceu  unb  ifjm  bie  größte  Aufmerffamfeit  ju  ftenftn. 

$orab  bebarf  baS  Sajulmefen  einer  gehörigen  Organifation  unb  Sorge, 
baß  überall  bie  notwenbigen  ©acuten  Dorljanben  unb  biefelben  ben  öebürfniffen 
eutfprea>n.  $iefe  ©acuten  finb  gehörig  auszuflutten,  nach  genauem  Öehr» 
unb  Stundenplan  ju  führen,  mit  Lehrbüchern  unb  Öegrmitteln,  Parten  unb 
anbern  $eranf($aulidmng8mitteln  ju  oerfeben.  ©e!unbar»,  ÄeaU  unb  b^ö^erc 
©Etilen  foflen  ihre  fpejieflen  Set)rmtttel  unb  Sammlungen  befielt.  flfle 
Schulen  aber  —  baS  ift  feljr  wichtig  —  foflten  eine  entfprechenbe  gute 
$eftub,lung  haben. 

$ie  befte  Organifation,  bie  fortfchrittlichfle  Einrichtung  unb  bie  oofl« 
fommenften  Sdmlgefefce  aber  finb  wertlos,  wenn  fte  nicht  richtig  angewenbet, 
nicht  benufct  unb  nicht  eingehalten  merben.  $ob,er  ift  bie  Salute  gut  ju 
beaufficbtigen,  junächft  Dom  2et)rer,  bann  aber  auch  üon  ben  SBeljörben. 
SÖenn  ber  Seljrer  bie  Seele  ber  Salute,  fo  ^ot  ein  guter  Slttytx  auch  <w* 
gute  Schute.  $5er  befte  fieljrer  aber  fanu  ermüben  unb  baburch  bie  Schule 
311m  Stiflftanb  ober  gar  $um  SRücfgang  bringen,  roenn  berfelbe  oon  oben, 
b.  h-  abfeite  ber  93eljörbe  nicht  unter|tüfct  unb  feine  Schule  unfontroQiert 
unb  im  Stiche  gelaffen  mirb.  $)er  Lehrer  bebarf  oft  fet)r  ber  Aufmunterung 
unb  ber  Aneiferuug. 

3ur  gegenfeitigen  ^Belehrung  unb  Wufflärung ,  Ermunterung  unb  An« 
eiferung  finb  baher  fehr  geeignet  bie  Cehrerüereine  unb  bie  Seh^^onferen^en. 
§ier  tonn  noch  manche?  nachgeholt  unb  erweitert  merben,  was  $ur  MuSbilbung 
beS  2eb,rerS  nötig  ift.  -  Staat  unb  ©emeinbe  jeboch  foflen  mohl  beherzigen, 
bafe  es  nicht  genügt,  gute  ÖehrerbilbungSanfialten  311  befifcen.  Severe  finb  » 
freitiü)  oon  höchft«  Söidjtigfeit  unb  in  erfter  fiinie  $u  unterfiüfcen.  Aber, 
wa5  nüfct  eS,  gute  Seljrer  r^ran^ubUben ,  wenn  fie  mangels  genügenber  ®e« 
folbung  bem  Schulbienfl  unb  bem  Sehrerberufe  balb  ben  Würfen  lehren? 
Gin  guter  fiehrer  tonn  nicht  genug  gefaxt  unb  befahlt  werben.  6r  mufj 
wenigftenS  feinem  Stanbe  gemäjj  leben,  feine  aflfäflige  Familie  anftänbig 
ernähren  unb  auch  etwas  für  baS  Alter  erfparen  fönnen.   2öer  will  einem 


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barbenben  Öftrer  no<$  jumuten,  bafe  fr  mit  Segeifterung  tüirff  unb  feine 
©cffüler  jum  Patriotismus  ermärme! 

$oa),  ein  berftänbigeS  93oIf,  eine  für  baS  S$ulmefen  eingenommene 
SBe^örbe  giebt  einem  guten  Seiner  gerne  bie  oerbiente  EefotbungSaufbefferuug, 
wie  tjunbert  Eeifpiele  jeigen.  2öir  fat^oUf^^  Kantone  foflen  ganj  befonber* 
an  ber  £ebung  De«  <S$utroefenS  arbeiten;  baburet)  mirb  bem  33ejtreben  auf 
3cntratifation  am  beften  entgegengearbeitet;  nur  fo  fönnen  mir  ßatljolifen 
ben  #ampf  um«  Stafein  beffer  unb  erfolgreicher  aufnehmen;  nur  fo  fönnen 
mir  audj  unfere  geiftlidjen  unb  meltlidjen  tBeamtungen  mit  tüchtigen  Gräften 
befefcen;  nur  bann  finb  mir  ftarf  unb  bemaffnet  im  Kampfe  gegen  ben  Un- 
glauben unb  bie  falfcfy  moberne  SBeltanfctjauung.  Ta  unb  bort  bürfte  für 
ba§  Scf)ulmefen  entfä^ieben  meljr  geu)an,  bürften  größere  Opfer  gebracht  roerben. 

6in  gutes  ©ctjulroefen  ift  bie  3*erDe  SanbeS  unb  oon  größtem 
(Sinflujj  für  bie  materielle  unb  geiftige  Söoljlfaljrt  eines  93olfe8.  $)a$  tjaben 
große  Männer  aOer  3*ikn  unb  fpejiefl  im  ftreife  ber  fatljolifü)en  ftiretje  fiet* 
anerfannt  unb  beSmegen  für  bie  Hebung  beS  SdjulroefenS  ir)re  ganje  Araft 
eingefefct.  3t)r  SBeifpiel  fei  uns  SRicfctfctjnur.  ©teilen  mir,  fatljolifa>  Setjrer 
unb  ©ctmlfreunbe,  bie  ©djule  über  afleS.  — 

ftürjren  mir  bie  3ugenb  bin  ju  (Sott,  erjietjen  mir  bie  ftinber 
ju  religiöS=fittlidjen  Dcenfa^en:  baS  mirb  baS  Eaterlanb  junädjji 
fdjüfcen  unb  fetjirmen  na$  innen. 

2Beden  mir  in  ber  3ugenb  ben  Patriotismus  unb  bie  patrio* 
tifd)en  Sugenben:  baS  mirb  baS  SSaterlanb  befeftigen  unb  ftärten 
na  et)  innen  unb  aufjen. 

Semen  mir  bie  3ugenb  felbftänbig  beuten  unb  Ijanbeln  unb 
jruar  naa)  djriftlicben  ©runbfäfcen:  baS  bringt  bem  ©cbmeijerljauS 
bie  macfern  Männer  unb  8*auen. 

Prägen  mir  ber  Sugenb  ein  ben  ©inn  für  »eo)t  unb  ©erecb* 
tigfeit:  baS  mad)t  baS  ©cbmeijerljauS  rooljnlia),  glücflid)  unb 
5U  f  rieben. 

©emöljnen  mir  bie  3ugenb  jur  Arbeit  unb  jur  öerufötreue: 
baS  giebt  bem  (Sinjelnen  9lnfeben  unb  QFrJftenj  unb  trägt  bei  jur 
fiöfung  ber  fojialen  frrage. 

(Srljalten  mir  bie  Sugenb  gefunb  unb  fräftig;  bejät)men  mir 
bie  ©enufefudjt:  baS  bringt  bem  93aterlanb  eine  ftarfe  ©eneration. 

£eben  unb  oerbeffern  mir  bie  ©ctjule:  bann  mirb  fie  if>rer 
Aufgabe  gemachten  fein.  $ann  unb  fo  ftellen  mir  btefelbe  in  Den 
$ienfi  ber  üaterlänbifd^en  Sbee. 

Unfer  ÖofungSmort  in  (Srjietjung  ber  3ugenb  fei  unb  bleibe: 

5ür  &ott  unb  Staterlanb! 


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-  62? 


(fa.) 

Soll  bir  gtjieljung  iljt  3*fl  «reiben,  fo  mufe  fte  alle  ißetmögen  unb 
$äljtgfeiten  be«  WenfaVn  bilben  unb  betbofllommne n ,  mithin  au$  baft 
5Sefüt)l3betmögen.  2Bit  petfteljen  untft  bemfelben  jene  ftäfjigfeit ,  betmöge 
Deiner  wir  angenehme  ober  f$metjlia)e  (Sinbrflde  maljtnefjmen  beim  Hnblide 
jeroiffet  ©egenftänbe  ber  p&toftfa>n,  geizigen  unb  fittli^en  Orbnung.  ift 
:>aS  Vermögen,  butd)  roela>S  mit  natütlia>t  ©eife  ju  ben  einen  Ijingejogen, 
jort  ben  anbetn  jutüdgeftofjen  metben,  bie  einen  fütc&ten,  bie  anbetn  lieben 
iinb  un»  beroogen  füllen,  ba8  ju  tljun,  maS  biefe  $ut$t  obet  biefe  Siebe 
im§  eingiebt. 

39fttaa}ten  mit  bie  9iatut  biefet  (Sinbtticfe,  bie  mit  empfangen,  ettoa§ 
näljet,  fo  metben  mit  leidet  folc&e  ettennen,  bie  bofl  unb  ganj  Don  unfetet 
p()t)fif$en  Statut  unb  fol$e,  bie  bom  ßeben  be§  ©eifte§  abfangen.  S)aljet 
fommt  bet  llntetf$ieb  $mifa)en  Sinn  unb  @efü$l.  §tßeter  [tel)t  in  enget 
$)ejieljung  mit  bem  pf)pFifcf)en  unb  p$öfiologif#en  8eben,  leitetet  jteljt  moljl 
aud)  bamii  in  SSetbinbung.  abet  nut  in  einet  tnbiteften  b.  betmittelf)  bet 
©itme.  (Sine  fteubige  92a$ti$t  j.  58.  betnefcmen  mit  buta)  ben  Sinn ;  abet 
roir  finben  oudj  Qfteube,  SBoljlgefallen  Daran,  unb  batin  befteljt  bo§  ©efüljl. 
3$  metbe  fomit  leidjt  unterfdjeiben  fönnen,  bafe  bie  angenehme  (Smpfinbung, 
bie  burd)  $nf)ötung  eine*  fjatmonif$en  l?lnnge§  in  mit  fyetbotgetufen  roitb, 
grunbbetfcQieben  ift  bom  2öof)lgefaflen,  baft  icf)  beim  Slnljöten  einet  fteubigen 
9ia<$ti$t  empfinbe.  $en  etfien  tönnte  man  pf^fifcfyen  Sinn,  ben  jmeiten 
geiftigen  Sinn  nennen,  mel$  (e^tetem  bet  Warne  ©eftiljl  eigeutlia)  jufommt. 
X>ut$  ba«  ©efütf  nimmt  bie  Seele  jene  (Smpfinbungen  maljt,  mela)e  üon 
rein  geiftigen  UtfaaVn,  üon  ©ott,  bom  Söaljien,  Schönen  unb  ©uten  fytüot« 
gerufen  metben.  $e  naa)bem  bab/t  bie  geiftigen  (Smpfinbungen  bet  Seele 
entmebet  buttb,  ©otteS  (Sinroirfung  auf  bie  Seele  felbft,  obet  buta)  ben  (Sin- 
bturf  bet  2öab>l?eiten  auf  ben  SSetflanb,  ober  buta)  bie  93etbinbung  beS 
©<$önen  mit  bet  äfletifa>n  <5inbilbung$fraft,  obet  bon  berjenigen  be«  ©uten 
mit  bem  freien  SQßiflen  ljetüorgebia$t  metben,  Reifet  bie  (Smpfinbung:  teli- 
giöfe«,  geiflige«,  äfietifa>3  obet  fittli^eS  ©efüfcl.  Unb  in  bet  $bat  bei 
2öa!)tneljmung  be8  2öa$ten,  S$önen  unb  ©uten  empfinben  mit  Seelen- 
beroegungen  unb  fcffelte,  roela>  nia)t8  mit  ben  ftteuben  beS  ptyfiföen  Sinnes 
gemein  Ijaben. 

3m  ÄinbeSaltet  nun,  baS  fttt  alle  (Sinbtüde  fo  empfinblidj  ift,  meil 
man  ba  nia)t  übetlegt,  fpielt  baS  ©eftiljl  eine  febj  gtofee  Kode.  £>at  ba3 
&inb  Sbmpatljie  ju  einem  ©egenjtanbe,  fo  mitb  es  fi#  i^m  fogleia^  mit 
6ifet  unb  5wut>igteit  jumenben,  mühelos  feine  Wufmetffamteit  batauf  richten 


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-   628  - 


unb  ttjn  leicht  lennen  lernen.  Cdftt  man  baS  Äinb  ftdj  an  bie  Abneigung 
gegen  biefeS  ober  jenes  §a$  gewönnen ,  fo  roirb  man  eS  fpäter  nur  mt: 
Überroinbung  ber  größten  ©chroierigfettcn  in  biefeS  gfaaj  einführen  fönnen. 
$aS  ©efühl  fann  alfo  ein  mäßiges  Hilfsmittel,  aber  auch  ein  £>emmf<hut 
im  Unterrichte  fein.  Saraus  get)t  bann  auch  bie  9iotroenbigfeit  ^eDor,  bieü 
unfere  ©efühle  $u  ergießen,  ba  mir  barnacb  häufig  unb  oft  recht  unborfichtigfr 
SBeife  unfere  §anblungen  rieten.  Sie  ©abe  unfereS  ^rjenS  $u  empfinben 
unb  bie  barauS  ljeroorragenbe  Siebe  finb  .fcimmelSgaben ,  bie,  roenn  fie  in 
bet  Sugenb  aufmachten  unb  ber  Pflicht  getreu  bleiben,  bem  armen  Sterblich 
ein  5$orgefchmacf  jener  Seligfeit  öerleihen,  bie  fein  9Jlenfct)enhera  gang  empfinDen 
fann,  bis  eS  ben  eroigen  Urfprung  feines  ©eljnenS  erreicht  ^at. 
italienifcher  ©chriftfteller  oergleicht  bie  ©efühle  treffenb  mit  Karen  Sächlein. 
bie  richtig  geleitet  unb  eingebämmt  burd)  fruchtbares  (Srbreich  fließen  unb  bi( 
jarten  SBlumen  ber  ^ugenben  beroäffern.  Söerben  fie  bagegen  bernac^löffigt. 
fo  treten  fie  über  i^re  Ufer  unb  trüben  bie  Haren  38affer  mit  Dem  (Srbenlote. 
Sie  überaus  nricfnig  ift  eS  boher,  baS  Äinberberj  ju  ergehen,  bamit  feine 
fdjönen  gcl^igfeiten  auf  mafeltofem  2Dege  oorroärtS  fchreiteu,  aber  auch  nidjt 
aus  Änaben  unb  ^Räbchen  puppen  roerben,  meiere  als  Sntfchulbigung  für 
i^re  fehler  ein  aOju  empfinbfameS  §erj  oorfchüfcen,  bamit  man  nicht  Dämchen 
ersiehe,  bie  bei  einem  fcharfen  ©eruche,  beim  9lnblicfe  einer  ©efahr,  bei  (£r 
järjlung  eines  UnglüdeS,  bei  einer  traurigen  Nachricht  fo  fehr  erfchreefen,  baß 
fie  ohnmächtig  roerben.  Siefe  erheuchelte  30t,Vit  beS  iperjenS  ift  bie  ftrudrt 
einer  ßrjiehuug,  roelche  biefeS  2Biberftreben ,  biefe  3"™™  nuty  gemäßigt 
hat,  einer  Grjiehung,  roelche  baS  @efüt)l  ju  einem  eblen  TOleiben,  ju  einem 
jarten  Mitfühlen  hätte  bilben  follen.  SBie  foQ  alfo  baS  ©efühl  erlogen 
roerben?  Ser  2öi<htigfeit  halber  tritt  in  erfte  Siuie  baS  religiöfe  ®efü6l 
ber  flinber. 

2Bir  fchroeben  gleichfam  jroifchen  ^immel  unb  Grbe,  jroifäen  jroei 
Unenblichfeiten.  Unfer  £er$  hot  baS  SebürfuiS  nach  etwas  Unenblichem,  Um 
oeränberlichem,  etroaS  SoOfommenein.  9lfle  unfere  Bemühungen,  bie  3JoO= 
fommenheit  in  ber  SBiffenfchaft,  in  ber  ßunft,  felbft  in  ber  ^olitif  ju  erreichen, 
finb  nur  formen  unb  ©eftalten,  burch  roelche  fi<h  biefeS  SöebürfniS  ber  Um 
enblichteit  offenbart.  Sie  ©üter,  in  bereu  $efifc  roir  gelangen,  langweilen 
uns  halb;  roir  fuchen  anbere.  ©o  ift  unfer  Seben  ein  beftänbigeS  ©treben, 
unb  ba  biefeS  ©ehnen  unb  ©treben  auf  (Srben  nie  boHfiänbig  gefättigt  wirb, 
fo  richtet  fidt)  biefeS  ©ehnen  naturnotroenbig  nach  bem  Gimmel,  nach  ®ott. 
SaS  ift  baS  religiöfe  ©efühl.  SaSfelbe  ift  alfo  bem  menfchlicßen  ^er^en  am 
geboren  unb  DergebenS  roäre  jeber  SJerfucf),  eS  auszureißen  ober  ju  unterbrüefen; 

6S  ift  überaus  roichtig,  f<hon  im  jarten  Äiuberherjen  baS  religiöfe 
©efühl  ju  pflegen,  baS  in  fich  eine  fo  große  fittlithe  Jftaft  befifct,  ba|  e! 


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-    629  - 


bem  SRenfdjen  jebeS  Opfer  leidjt  madjt  unb  tljit  jur  fykftßen  SMfommenfrit 
3U  ergeben  imfianbe  ift.  Sage  einem  gläubigen  flinbe:  „©ott  fieljt  bi<$  unb 
töitb  beine  Anftrengungen  belohnen",  unb  baS  flinb  roirb  baS  Wufter  eines 
ÄtnbeS,  eines  Sc&ülerS,  eine«  Bürgers  roerben.  Söoljl  fann  unfere  Seele 
leben,  ofjne  ©ott  anzubeten,  aber  ofjne  bie  Sonne  ©otteS  roelft  f«  baljin,  ift 
büfter  unb  traurig;  [ie  (ann  felbft  unnatürlich  werben  unb  in  Aberglauben 
fid)  berjenfen.  $aS  gefdnebj  an  ben  Ufern  beS  ©angeS  unb  rooljin  immer 
ber  ©laube  mit  feinem  unfterblidjen  Sickte  noa)  nia)t  gelangt  ift.  Aber  roo 
bie  „3Rutter  ber  ^eiligen"  iljre  3e^le  auffpannt,  ba  erfennt  man  atfogleia), 
meld)  erhabener  fjflug  bie  Religion  ber  menfa)(iaVn  Seele  oerleiljt.  jDüS  fittlicfye 
unb  religiöfe  ©efüf)l  nimmt  baf)er  bie  erfte  Stelle  in  unferem  §erjen  ein. 

$a$  ©efü^l  beS  Schönen  ift  ebenfalls  nic$t  ein  blofe  finnli<$e$  2Bofylbef)agen. 
9ttan  gebe  bem  fleinen  $Räbd>en  eine  fdjöne  ^uppe  unb  eS  fingt  unb  fpringt 
Dor  ffreube  unb  ruft  alle  herbei  fie  ui  fe&en.  Sicher  ift  biefe  ftreube  eine 
ganj  anbere  als  biejenige,  bie  eS  beim  ßffen  5.  35.  eines  3ÜrferleinS  empfinbet. 
(SS  ift  nid>t  ein  finnlia>S  Vergnügen,  baS  mir  roaljrneljmen ,  menn  mir  eine 
fcfcöne  Statue,  ein  f$öneS  ©emälbe  berounbern,  fonbern  ein  Vergnügen  ber 
Seele,  ein  ©efüfjl,  baS  bur$  33erounberung  beS  Schönen  &ert>orgerufen  roirb. 
Um  bie  Siebe  jum  Sd)önm  $u  entroideln  unb  ju  leiten,  mufe  ber  Seljrer 
bem  ©eifte  feiner  Schüler  öefeftüde  fomfagen  einprägen,  bie  er  mit  jarter 
Sorgfalt  unb  feiner  Untetfc&eibungSgabe  ausgewählt  Ijat.  Ober  nehmen  mir 
ni<$t  bie  angeneljmften  Seelenempfinbungeu  roaljr,  menn  mir  gemiffe  familiäre 
unb  rityrenbe  Scenen  lefen?  $aS  genügt  aber  no$  lange  nic$t,  um  baS 
<S<$önl)eitSgefü$l  ju  erjiefjen.  3ft  ber  Seljrer  überzeugt  Don  ber  Bit&tigfeit, 
bie  jarten  ©efüfle  ber  Seele  $u  bilben.  fo  barf  er  feine  Aufgabe  nie$t  auf 
bie  Scfculftunben  befc&ränfen;  in  ben  (SrljolungSftunben  mirb  er  in  ©otteS 
freier  9totur  baS  mirffamfte  Littel  finben,  bie  Augen  unb  bie  Ofjren  feiner 
Schüler  bem  prächtigen  Sdjaufpiele  unb  ber  großen  Stimme  ber  9totur  $u 
öffnen.  6r  mirb  fie  lehren,  beren  3auber  unb  2ieblia)feit  $u  geniefeen  unb 
fie  fo  füllen  m  laffen,  bafi  bie  lebljafteften  unb  ma^rften  ftreuben  m$t  bie= 
jenigen  finb,  bie  mit  ©olb  erlauft  roerben.  $)iefe,  foroie  taufenb  anbere 
Wittel,  bie  fi$  bem  ßeljrer  bei  jeber  ©elegenljeit  bieten,  roerben  in  ber  Seele 
ber  ftinber  ben  ©enuB  beS  Schönen  unb  ©uteu  bilben,  einen  ©enufe,  ber 
noch  nicht  $ugenb  ift,  aber  iljr  boct)  ben  2öeg  ebnet.  2Barum  foDte  man 
tuc^t  auch  fd>on  in  ber  93olfSfd)ule  biefe  mächtigen  Hilfsmittel  benüfcen,  ba  fie, 
richtig  angeroenbet,  überaus  roirffam  finb,  ben  Äinbern  einen  (iebenSroürbigen 
unb  eblen  ©horafter  m  geben?  2öem  ber  Anblief  ber  9totur  nichts  fagt, 
ber  roirb  auch  nie  Virgil  genießen  tönnen.  $er  ßeljrer  loffe  baher  nichts  in 
ber  Schöpfung,  roaS  baS  $arte  ÄinbeSljerj  entlüden  fann,  unbeachtet.  Siebe 
ju  ©ott,  ©efühl  beS  Schönen  unb  entjprechenbe  ßmpfinbungen  unferer  Seele, 


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-    630  - 


bic  fi<$  gegenfeitig  Iräftigen  imb  abeln,  f<$öpfen  mir  aus  ber  Betrachtung 
9totur.  «ber  um  biefc  füfcen  (Sinbrüde  in  it)rer  ganjen  flraft  roat)raunebm<- 
mufe  baS  8^ön^it«Bffü^l  fa)on  früfoeitig  im  £>erjen  beS  flinbeS  tntmxdü 
merben.  Ser  gegenüber  9toturf<$öni)eiten  falt  bleibt,  für  ben  ift  eine  Wm 
Don  Äenntniffen  bebeutungSloS. 

Sin  überaus  mistiges  ©efür)l  unb  bie  ©runblage  jeber  Siffenfcfcft  ir 
bie  Siebe  jum  „  Sauren  \  tiefes  ©efütjl  offenbart  fia)  fa>n  im  unmünbigr 
Äinbe  bura)  fein  Serlangen,  afleS  ju  fefan  unb  alles  ju  erfahren,  fur$  bttri 
feine  fteugierbe,  bie  nid)tS  anberS  als  baS  Streben  nad)  ftenntniffen  in 
'Der  §rjiet)er  wirb  biefelbe  gefa)idt  benufcen,  um  gerabe  biefeö  <3efüt)t  tti 
„Safjren"  im  ftinbe  ju  roeden;  er  mirb  (eine  ftrage  beS  kleinen  abroeijen 
5)ie  ftinber  gleiten  iReifenben,  bie  in  einem  fremben,  it)neu  Döflig  unDefanntu 
Sanbe  angefommen.  Sir  fallen  uns  beStjalb  ein  ©emiffen  barauS  mafyz. 
fte  nid)t  in  Irrtum  ju  führen.  Wögen  uns  it)re  fragen  oft  tleinlid)  uni 
nufcloS  fd)einen,  antworten  mir  it)nen  bo$  aQen  SrnfteS.  Die  ftenntnis  ir: 
für  ben  Serftanb  ebenfo  angenehm,  als  ba§  2id)t  ben  klugen. 

ßnblid)  haben  mir  nod)  baS  <SVefüt)l  beS  „©uten",  bon  bejfen  £r$ier)un$ 
unb  ©ilbung  überaus  Diel  abhängt.  5)er  Seljrer  fann  ju  biefem  3°*^ 
fittlid)e  Gegebenheiten  ersten,  in  fdjöner  Seife  bie  traurige  ober  frohe  ©ettt 
herDorljeben,  inbem  er  fo  im  £>erjen  ber  -Qinber  bie  ©efühle  beS  Witleiben? 
ober  ber  ftreube  icadjruft.  Senn  er  ir)nen  j.  B.  ba§  Bilb:  „Der  9lbfdw> 
flrnolb  SinfelriebS"  oon  ^^eobor  Don  $efd)manben  jeigt,  roirb  er  begeijrer: 
unb  rütjrenb  ben  ©d)merj  ber  treuen  ©attin  fd)ilbem  unb  beS  Meinen  Änaben 
ber  feinen  SSater  um  bie  Änie  faffeub,  nicht  fortziehen  (äffen  mifl.  (Sr  »irr 
fie  bie  ©eelenjtärfe  beS  gelben  SintelriebS  gleid)fam  füllen  laffen,  ber  txot 
bem  t)erben  Set)  beS  liebenben  §erjen8  bennod)  feft  unb  Reiter  erfdjeint  unJ 
bie  tränen,  bie  fi<h  in  feine  Hugen  brängen  motten,  jurüdhätt,  ja  ju  ben 
©einigen  nod)  Sorte  beS  $rofleS,  ber  Hoffnung  unb  ber  Siebe  fprid)t.  Senn 
ber  Set)rer  folche  ©cenen  lebhaft  fthilbert,  fo  merben  fd)on  in  flnabenherjerT 
großmütige  unb  Daterlänbifd)e  ©efüt)le  ermad)en,  fic  merben  begeiftert  an 
biefer  ©eelenftftrfe,  bie  ben  Wann  mart)aft  gro|t)eraig  maa)en  unb  ir)rerfete 
merben  fte  in  ben  fd)roierigen  Wugenbliden  beS  SebenS  biefe  Borbilber  nccb/ 
ahmen,  ©ie  merben  in  it)nen  bie  (oftbaren  @efüt)le  ber  Ergebenheit ,  ber 
Xugenb,  ber  Siebe  unb  ber  $flidr)t  t)erDorbringen.  Sirb  baS  ©efül^l  bn 
^inber  in  biefer  Seife  gebilbet,  fo  merben  mir  tugenbfcafte  unb  grofee  SWännet 
traben,  nidjt  puppen,  bie  eine  (Smpfinblict)(eit  affeftieren,  bie  nur  ^euc^elei  in. 

©o  mistig  biefe  6rjiet)ung  für  bie  Äinber  im  allgemeinen  iß,  no<h  nn^ 
tiger  ift  fie  für  bie  Wäb(t)en,  ba  bie  ^rau  Don  9latur  aus  fid)  (eia^ter  oom 
©efüt)le  ber)errfct)en  läßt,  ja  oft  fogar  bemfelben  Vernunft  unb  $fn$t  unter 
rotrft.   $)iefe  ©efüt)le  foflen  ba^er  gum  Gblen  unb  3ö^n  g<Wtet  merber, 


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-    631  - 


aber  bie  Vernunft  [od  auet)  bie  aHjurjeftigen  ©emütsbemegungen  mäßigen 
unb  in  ©cfcranfen  galten,  bie  juin  großen  9la^tei(e  bie  ginbilbungSfraft  bet 
Ifläbcfjen  aufregen  mürben.  W\i  einem  ©orte:  baS  ©efütjl  fofl  in  einer 
2Beife  erjogen  merben,  bafe  eS  bie  Wienerin  ber  Skrnunft  bleibt.  Die  6r* 
&iet)ung  barf  fta)  aber  Sterin  nid>t  nur  begnügen,  93orf Triften  ju  geben,  fonbern 
mufe  aua)  anregen,  barf  fta)  nid)t  nut  falt  auf  bie  flunfi  ju  Der&tnbern  be- 
fdjränfen.  Sa«  joll  man  ba  Don  ber  mobernen  (5rjier)ung  gemifjer  Dämmen 
fagen?  9luS  (auter  Smpfinblicrjreit  meinen  fic  megen  einer  nia)tsmürbigen 
^aa>,  regen  jt$  übermäfeig  auf,  ja  geberben  Ha)  roie  unfinnig  beim  $obe 
iljreS  ©a>0Btjünbd[)enS. 

Die  Siebe  $u  ben  bieten  ifl  aflerbingS  ba«  3tifrn  eines  guten  $>erjenS 
unb  lobenSroert.  Uber  eS  ift  unnatürlid),  menn  man  bei  ben  Seiben  unb  bem 
^obe  eine«  ©a)metterling§  ober  eines  anbern  $iereS  meint,  roä&renb  man  mit 
feftem  SRute  bie  Seiben  eines  armen  ftranfen  auStjält  ober  feinen  931id  Don 
itjm  abioenbet,  um  nid)t  fein  ©emüt  beim  Slnblid  biefer  Srübfale  aufzuregen. 
Der  Warne  „fentimentaleS  gräulein"  bebeutet  für  Diele  ein  miQfommeneS  ftom* 
pliment  unb  bie  moberne  $3elt  nennt  fötale  in  blinber  Seife  rootjl  erlogen, 
Don  jartem  ©efüljle.  Sie  moOen  fentimental  er f feinen  unb  faflen  faft  in 
Dt)nmad)t  beim  $obe  ir)reS  ÄanarienoogelS,  unb  in  ber  ßranfr)eit  einer  teuern 
tyerfon  Derroeigern  fie  iljr  bie  nötige  £ilfe  $u  leiften  unter  bem  S3ormanbe, 
bafe  bie  Seiben  anberer  ifjre  jarten  Heroen  angreifen.  SBir  finb  fo  jartfüljlenb, 
fagen  fie;  ir)r  feib  felbftfü^tig.  antmorte  ia),  unnüfce  ©efa^öpfe.  Die  dm- 
pfinbfamteit,  menn  fie  fo  roeit  getrieben  mirb,  ift  ein  Safter  ber  ©eele,  bie 
Don  falfdjem  SiebeSgefüljle  entnerDt  ift  unb  bie  grojjmütigften  #anblungen 
Derunmög(ic()t.  ©tatt  bei  folgen  sU?äbc^en  bie  Steigung  &ur  Trauer,  $um 
garten  (Smpfinben  $u  pflegen,  foflte  man  iljre  fitttia)en  ($igenfd)aften  ftärfen, 
fie  fäljig  maa^en,  olme  Sreifl^eit  bie  2Biberroärtigfeiten  ju  ertragen,  moDon  baS 
Seben  angefüllt  ift ;  man  foflte  fie  in  einer  Seife  ergießen,  bafi  fte  ju  ftarfen 
grauen  &eran»ac&fen,  roela^e  einft  mit  fluger  (S&arafterfefligleit  iljre  Familien 
(enfen  tönnen.  ©rofemütige  $&aten  unb  Opfer  oerfangt  bie  ftirty  unb  baS 
SBaterlanb,  ntd>t  tränen  unb  Otjnmac&ten. 


JftUnmw  itx  Syrier. 

(<5in  93<itrag  jur  ©efäidtfe  ber  ^abagogir,  oon  Beßrer  23.  in  SR.) 

Unter  ben  $ljüofopr)en  ber  Gilten  ragen  als  $ftbagogen  refp.  päbagogiföe 
6$riftfteu*er  befanntli$  ^Dt^agoraS,  ©ofrateS,  $lato,  SlrifloteleS  unb  $(utar<$ 
tjerDor.  Unb  Don  biefen  gilt  $(ato  als  ber  Segrünber  ber  miffenfa)aftlict)en 
pbagogit  unb  als  erfter  päbagogifa>r  ©a)riftfiefler.   3*be  ©efa}i$ie  ber 


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-    632  - 


(Srjieljung  unb  beS  Unterrichtes  enthält  etma  in  furzen  3^9en  ben  ®nfuifc 
ber  griecf)ifcf)en  ^fjilojopfjie  ouf  bie  3ugenbbitbung,  bie  bäbagogi)d)e"  ©ebanfen 
biefer  ^ifofop^en.  93on  3ntereffe  ift  e$  aber  nucf),  anbere,  meniger  IjerDor» 
ragenbe  ©eleljrte  ber  alten  SSelt  in  tt)rer  33e$ieljung  §ur  3ugenbbübuna,  ju 
betrafen.  2Bir  finben  ba  befonberS  in  ben  fpätern  ^latonifern  SRänner, 
bie  ft$,  mie  iljr  OTeifter,  angelegen  fein  (äffen,  ana)  bie  3ugenberjie()ung  in 
ben  ^eretcJr)  iljrer  miffenf#aftlicr)en  $fjätigfeit  ju  jie&en.  Unter  biefen  finben 
wir  ja  ben  fa^on  genannten  Öeljrer  beS  ßaiferS  £>abrian,  ^lutara),  als  ber 
erfte,  mela>r  eine  befonbere  päbagogifa>  ©dnrift  »erfaßte.  9lidjt  biefelbe  $e* 
beutung  mie  ^lutara)  ljat  ber  $tyrier  WarJmuS,  bo$  ftnben  mir  au<$  in 
feinen  Schriften  manage«,  maS  für  bie  ^ßäbagogif  bebeul  f  am  ift. 

Was  im  US  ift  «in  3eitgenoffe  ßucianS  Don  ©amofata  (ca.  130—200 
n.  (5l)r.).  9cät>eteS  roiffen  mir  über  fein  öeben  nidjt.  Gr  mar  moljl  einer 
jener  Ijerumreifenben  ©obljiften  unb  Styetoren,  bie  Don  Stobt  ju  ©tobt 
flogen  unb  als  ftebner  überall  ba  auftraten,  mo  baS  ©ebürfnis  naa)  geiftiger 
Unterhaltung  ober  53elel)rung  über  bie  roiajtigften  fragen  beS  9Jcenf#enlebfn* 
rege  mar,  mie  Antonius  ^olemo  „Die  otympifc&e  ^ofaune",  ber  eble,  ibeen- 
Dofle  unb  originelle  Dio  Gljrt)foftomu$,  ber  megen  ber  ftüfle  unb  (Sleganj  beS 
AuSbrucfeS  bemunberte  £erobe8  AtticuS,  feine  ©$Üler  £>abrian  Don  5oroS, 
ÄliuS  AriftibeS  aus  33ittjnnien.  5Bon  WajimuS  befi|en  mir  nod)  41  Ab- 
fymblungen.  (5S  mirb  iljnen  aber  geroöfynlidj  ber  33ormurf  gemalt,  fie  hätten 
meljr  ©djönljeit  ber  §orm  als  $iefe  beS  ©ebanfenS.  68  ift  baS  mo$l  ein 
33ormurf,  ben  man  aüen  jenen  t)erumreifenben  SRebnern  maa)en  fann:  Das 
$ublifum  moflte  fi#  an  ber  ©$öul}eit  ber  ©praa)e,  ber  ftorm,  an  Den 
fünftlia)  gefa^raubten  Venoben ,  an  5lfjefen  unb  9(ntitr)efen  ergäben.  Qoa) 
finben  mir  in  WajimuS  gleidjrooljl  einen  Wann,  ber"  bie  großen  2Baljrt)eiten, 
bie  it)n  ergriffen,  frifd)  unb  lebenbig  Dertritt,  ber  Don  ihnen  überzeugt  ift.  — 
3n  feinen  Anfielen  über  ©tellung  unb  Aufgabe  ber  SJlenfdjen  finben 
mir  in  itjm  ben  eckten  ^latonifer.  ift  bie  ©ottheit  nur  eine.  Der 

©eifl  (bie  Vernunft)  fann  jur  ©otteSerfenntniS  gelangen.  Die  ntenfrf)li<$e 
©eele  ift  ber  ©ottfyeit  nahe  unb  ihr  ähnlich,  fie  ift  aus  fterblityr  unb  un- 
Werblicher  9catur  gemifa^t,  bie  erftere  ift  mit  bem  2ierifdVn,  bie  lefctere  mit 
bem  ©ältlichen  bermanbt,  jenes  ift  ©innlid)feit,  biefeS  Vernunft,  $roifa>n 
beiben  SSerftanb.  Aus  ber  ©innli$feit  tommt  Erfahrung,  aus  bem  $erfianb 
Älugheit,  aus  ber  Vernunft  ©eroifeheit.  Doa)  ift  baS  SBöfe  im  Wenfchen  eine 
Wacht,  bie  in  ber  SBirflichfeit  ben  Wenfchen  meift  meit  baoon  entfernt, 
Söoflen  unb  £>anbeln  biefem  ©efefce  gemäfe  einzurichten.  Denn  bie  Wenfa>n» 
feele  ift,  mie  bei  ?lato,  burch  eigene  ©chulb  aus  DoDfommnerem  3uflonbe 
in  baS  irbifa)e  Sieben  Ijerabgefunfen ;  aber  eS  mohnt  bem  Wenfchen  ber  Srieb 
nach  ber  emigen  #eimat  inne,  mo  er  Abbiiber  beS  ßroigen,  SSBahren,  ©<$önen 


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-    633  - 


\»n*>  ©uten  erblidt ;  ba  gemannt  e3  ihn  an  bie  ewige  $eimat ;  bie  Erinnerung 
an  ba«  urfprünglidje  ©ein  tau^t  in  ihm  auf,  eS  machten  bie  Schwingen 
ber  Seele.  Sffio^l  ift  c8  bem  TOenfchen  ferner,  bie  auffteigenben  Regierten 
in  fronten  $u  galten,  oermöge  ber  angebornen  Schmähe.  2Ba3  bo§  35er- 
r)ä!tni«  be$  einzelnen  Wfnföen  jur  ©efellfchaft,  jum  Biaait  betrifft,  fo  ift 
ju  bemerfen,  bafe  SHarjmuS  hierin  nicht  $lato  folgt.  Sttäfjrenb  in  ^latoS 
etaat  ba$  ^rinjip  ber  Einheit  unterbrücft  ift,  eS  bem  Einjelnen  nidn* 
gemattet  ift,  fi<h  felber  einen  ©taub  $u  wählen,  fo  Derlangt  2RarunuS  gegenteil», 
bafe  ba$  Seben  be§  Einzelnen  nicht  üöflig  im  Staatsleben  aufgebe  ;  er  erfennt 
bielmeht  bie  natürliche  Berechtigung  ber  oerfchiebenen  SebenSmeifen  unb  $hä% 
feiten  an. 

'Äu3  öiefer  Muffaffung  bon  Oer  Stellung  unb  Aufgabe  ber  Eienfchen 
ergeben  fidj  nun  im  befonberen  bie  für  bie  ^ßäbogogif  bebeutfamen  Folgerungen. 

3ur  regten  Entwidlung  be5  ©uten  hält  er  eine  wohlgeorbnete9catur 
für  notwenig.  $)aju  aber  müffen  Erhebung  unb  ©ewöhnung  fommen. 

$)ie  Slffefte  müffen  gewöhnt  werben,  fic^  don  ber  Vernunft  beftimmen 
ju  (äffen,  fich  ibjr  unterjuorbnen,  ftatt  in  ©egenfafc  ju  ihr  ju  treten.  3U* 
©eroöljnung  fofl  bann  ein  beftimmteSSÖiffen  treten,  moburch  bann  ber 
ganzen  Entwidlung  ein  fixerer  9lbfchluj$  gegeben  wirb,  ^ferner  ift  ihm  bie 
loa^re  Entwidlung  ber  Dfenfdjeunatur  bebingt  burcb,  bie  Übung  unb 
Kräftigung  bon  Seib  unb  Seele  jugleia).  3)ie  ^Jb,ilof opb,ie  nun  ift 
e$,  welche  bie  Seele  fräftigt,  b.  h-  bie  regeflofe  unb  irrenbe  Seele  in  Orbnung 
bringt.  $ie  ^ilofopb^ie  ift  t^in  bie  2BifJenfcf)aft  Dom  ©öttlichen  unb  SRenfch' 
liefen.  Sie  fofl  ein  bie  £>erjen  erregenber  unb  leitenber  gührer  fein,  ber  baS 
regellos  bahinflrömenbe  Ceben  ju  leiten  unb  ju  führen  fud)t.  911S  ©ehülfen  mujj 
fie  bie  freien  fünfte  herbeiliefen.  Sßoretfi  ifl  ba  bie  ©bmnaftif  don  2öia> 
tigfeit,  benn  fie  macht  ben  ßeib  ju  einem  willigen  Organe  für  bie  Seele; 
fie  macb,t  ben  ßörper  gefunb  burd)  Saufen,  3agen,  SBergfteigen  ic. ;  er  toirb 
gewöhnt  an  mannhaften  2öiberftanb  gegen  bie  tteibenfehaften.  $ann  folgen 
9cr)etorif,  ^oetif,  flrithmetil,  Sogit,  ©eometrie,  Etufil.  SefonberS  ift  ihm  bie 
SRufil  eine  modere  Erzieherin  ber  ffinber,  eine  madere  ©efäfjrtin  im  Staats» 
leben;  bie  ©eometrie  ifl  eS,  bie  ben  Elenfchen  ju  ben  „erhabenflen  53e= 
trachtungen  leiten  unb  bem  ©eijie  bie  Sahnen  burcb,  baS  Uniderfum  jeigen 
fann."  2öie  bie  tfünfie  überhaupt,  fo  ftrebt  auch  bie  ^oefie  naa)  bem 
©chönften  15a  befürwortet  EtojiinuS  befonberS  baS  Stubium  £omer§  (alfo 
im  ©egenfafce  $u  $(ato  in  feinem  „ Staate");  bie  ©efänge  Römers  finb  ihm 
eine  ftunbgrube  ber  2öei$heit.  betreff  ber  flunft  ber  Hebe  berpönt  er  bie 
Hrt  unb  Seife  ber  Sophiften,  burch  $runfreben  fto)  beim  tßublifutn  einju» 
fd}nieid)fln.  Die  ©efchichte  gemährt  ben  fd)önf!en  ©enufj  unb  bie  reijoollfte 
Erinnerung;  fit  leitet  und  in  frühere  3"ttn  fturüd  unb  (ä|t  bie  Ereigniffe 


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ber  Vergangenheit  an  unferer  ©eele  oorübergehen.  Doch  tft  bie  gerichtliche 
Belehrung  anberfeitS  Don  zweifelhaftem  SBerte  für  bie  fittliche  Bilbung,  benn 
fie  jeigt  auch  bie  Erfolge  beS  Böfen,  bieleS,  unnennbares  SIenb. 

2öie  SofrateS  es  fich  jur  Lebensaufgabe  machte,  in  ber  3ugenb  bic 
Überzeugung  oon  ben  großen  unb  tiefen  3Bat)r^eiten  heroor zubringen ,  in 
ihnen  ben  ©ebanfen  beS  fittlich  ©uten  unb  allein  SBahren  ju  roeefen,  unb 
folgerte,  bofc,  roer  baS  ©chöne  unb  ©ute  fenne,  e$  aufs  Leben  aunxnbe,  jo 
folgt  i^n  t>iftiti  auch  TOajimuS:  Der  3ugenb  geziemt,  r)anbeln. 
fie  ift  eS,  n>eld)e  bie  ©runbfäfce  beS  ©uten  unb  2Bafjren  im  Dienfte  bei 
Staates  betätigen  unb  Derroirtlichen  fofl,  roähreub  bem  Hlter  bie  ungeftörtf 
Betrachtung,  bie  frorfchung.  ber  Wahrheit  jufommt. 


(Stbgeitoffcnfrfiaft.  Der  fdjioeijerifche  Turnlebrertag  in  Neuenbürg  war 
oon  etroa  130  Teilnehmern  befugt.  £err  ©uggiSberg  Don  Sern  ^irlt  bor 
£>auptreferat  über  Lehrer»Turnfurfe.  Die  Don  ihm  aufgehellten  unb  faft 
einftimmig  gutgeheißenen  Tljefen  tauten: 

1.  Die  WuSbilbung  beS  Cer)rer§  jur  Erteilung  beS  Turnunterrichtes  ift  Dofl^ 
ftänbig  Don  ber  Erfüllung  ber  Söehrpflicht  ju  trennen. 

2.  3eber  neu  ernannte  2er)rer  hat  eine  eibgenöffifche  Prüfung  ju  beftehen 
über  Befähigung  zur  Erteilung  beS  Turnunterrichtes.  Die  ©runblagf 
bilbet  bie  eibgenöffifche  Turnfdjule. 

3.  Ungenügenbe  Leitungen  führen  ju  einer  Nachprüfung  im  Saufe  be^ 
nächften  3af)reS.  Ergibt  biefe  ein  ungenügenbeS  Scefultat,  fo  ift  ber 
betreffenbe  Lehrer  in  einen  Dom  Bunbe  ju  erridjtenben  Turnlehrerbilbung*« 
turS  einzuberufen. 

Der  Antrag:  ber  fchroeijerifche  Turnlehrerberein  begrübt  lebhaft,  ba%  ber 
Bunb  Denjenigen  Lehrern,  bie  eine  mangelhafte  Borbilbung  beftyen,  burch  6in« 
richtung  ber  militärifdjen  Turnfurfe  bie  Gelegenheit  bietet,  aber  auch  bie  ^ftiety 
auferlegt,  bie  Lüden  in  ihrem  2Öiffen  unb  können  auszufüllen,  mürbe  abgr» 
lehnt,  ba  bie  ©trafturnfurfe  einerfeitS  ber  gefe&üchen  ©runblage  entbehren, 
anberfeits  aber  auch  beim  größten  Teil  ber  fchroeiz-  Letjrerfchaft  feine  ©pm= 
pathie  befifcen. 

—  Die  DelegiertenDerfammlung  beS  fchroeiz.  ©rütlioereinS,  bie  in  3«ö 
tagte,  begrüßte  bie  Unterftüfcung  ber  BolfSfdmle  Durch  ben  Bunb  nur  unter 
ber  Bebingung,  bafe  bie  Äranfen*  unb  UnfaQDerficherung  babei  nicht  jurücf; 
gefteDt  merbe. 

—  (Statiftit,  gortfefcung).  9luf  bie  einzelnen  ßantone  Derteilt  fta)  bu? 
Ergebnis  folgenbermafeen: 


-    635  - 


Sott  100  (geprüften  Ratten 

ftaiton 

fcir  ante  ©efamtlciftungcn 

febr  fdjlcttjtc  ©efamtleiftungen 

ab 

Ii 

1892 

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8 

;  SÄJtocij 

24 

24 

22 

22 

19 

18 

19 

19 

17 

11 

10 

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12 

14 

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17 

17 

21 

35 

32 

32 

81 

27 

29 

29 

27 

26 

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8 

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9 

8 

12 

12 

14! 

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20 

19 

20 

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15 

13 

15 

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11 

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12 

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19 

19 

22 

25 

8u§ern 

17 

22 

16 

20 

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15 

16 

14 

21 

13 

17 

16  21 

25 

24 

26 

27; 

Uri 

11 

11 

15 

9 

7 

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5 

8 

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24 

23 

25 

23 

22 

29 

36 

41 

31, 

16 

18 

14 

13 

11 

11 

12 

13 

12 

17 

16 

27 

23 

23 

26 

23 

28 

32  1 

Obwalbcn 

21 

29 

31 

22 

12 

17 

15 

11 

9 

8 

1 

3 

5 

17 

12 

15 

17 

14 

<  9tibtoalben 

16 

17 

10 

15 

15 

15 

15 

18 

13 

12 

8 

9 

9 

11 

18 

9 

16 

18 1 

©law» 

51 

28 

26 

23 

26 

23 

24 

21 

22 

7 

9 

18 

5 

8 

10 

12 

12 

17 

18 

23 

18 

16 

18 

18 

14 

21 

11 

11 

6 

9 

13 

11 

19 

15 

10 

18j 

1  Sreiburg 

23 

21 

16 

17 

9 

12 

12 

14 

14 

7 

7 

9 

11 

19 

18 

24 

19 

28| 

©olotburn 

25 

19 

19 

19 

17 

20 

17 

22 

19 

7 

10 

8 

12 

12 

10 

12 

11 

15 

46 

44 

43 

53 

44 

44 

48 

43 

46 

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5 

4 

8 

4 

5 

3 

3 

4 

1 33afel--& 

20 

15 

14 

19 

14 

21 

21 

16 

16 

9 

11 

12 

11 

15 

12 

11 

16 

14 

8d)afff)auf. 

40 

36 

30 

28 

28 

28 

30 

30 

26 

4 

5 

6 

8 

2 

8 

7 

8 

8! 

«.*9tyoben 

22 

21 

20 

22 

16 

14 

16 

16 

16 

15 

11 

13 

12 

14 

12 

13 

12 

19 

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7 

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10 

6 

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25 

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37 

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36 

30 

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©t.  ©allen 

21 

24 

23 

24 

18 

19 

18 

16 

17 

14 

13 

14 

13 

15 

H 

13 

14 

24 

!  ©raubünb. 

23 

22 

23 

20 

16 

16 

16 

18 

16 

12 

12 

11 

12 

16 

20 

22 

20 

22 

21  am  a  u 

23 

20 

19 

17 

17 

15 

13 

14 

15 

11 

10 

12 

13 

11 

12 

17 

13 

17 

Xtjurgau 

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37 

32 

83 

30 

26 

28 

22 

22 

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4 

6 

7 

5 

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16 

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18 

17 

11 

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17 

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14 

32 

28 

30 

27 

38 

i  iü  aabt 

22 

26 

19 

21 

19 

17 

20 

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16 

10 

6 

9 

10 

11 

12 

14 

10 

i8: 

2BaUi8 

15 

14 

13 

10 

8 

8 

6 

5 

17 

16 

12 

16 

21 

27 

37 

36 

39 

Neuenbürg 

34 

33 

31 

38 

28 

28 

27 

25 

22 

5 

6 

5 

8 

10 

12 

12 

16 

Öcnf 

34 

35 

36 

86 

42 

34 

28 

80 

24 

6 

l 

8 

8 

6 

7 

10 

9 

11 

1 

Wad)  biefer  ißergleidmng  finb  im  legten  3a&re  bie  feljr  fdjlea^ten  ©e« 
famtleiftungen  in  14  Äantonen  häufiger  unb  nur  in  7  feltener  geworben  (in 
4  Äantonen  gleid)  geblieben);  bie  93erfd)led)terung  ber  ^rüfungSergebnifje  ijt 
bemnad)  —  roenn  aud)  im  f^roeijerifc^en  Xurd)fdjnitte  nur  als  eine  fdttuaaje 
—  fo  bod)  al§  eine  feljr  oerbreitete  aufgetreten,  fo  bajj  quo)  beren  JBefjerung 
nur  burd)  bie  übereinftimmenbe  ifjätigfeit  bieler  Äräfte  erjielt  roerben  (ann. 

©tritt  wirb  anerfennt,  bar,  bie  einzelnen  Sduilorte  oft  fafl  unüber* 
f$roing(id)en  ipinbernifftn  gegenübtrfte^tn :  baju  gehört  ein  langer  Sdjulroeg. 

SBerben  nun  biefe  Sd&uln>egDerf)äItmife  mit  ben  ^rüfungSergebnijfen 
btt  nflmlia>n  ©egenben  oerglidjen,  fo  ergibt  fid)  barauS  in  btr  $&at  ba  unb 
bort  eine  Srflärung  unb  teilroeife  ßntföulbigung  weniger  guter  Stiftungen. 

$enn  jebtrmann  trftnnt  an,  bajj  bort,  roo  ein  beträa)tli^er  ieil  ber 
©duüer,  bis  Vio  uno  mf°X  täglia^  einen  ftünbigen  Sdjulroeg  )urütf}u(tgtn 
tjaben,  bie  Srjitlung  guter  Stiftungen  für  alle  baran  ^Beteiligten,  ftinber  unb 
Gltetn,  Stirer  unb  ©tmtinbtn,  eint  Diel  fötDierigtrt  ift,  als  unttr  fo  glatten 


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-  636 


93erb,ältniffen,  tote  j.  33.  jenen  ber  Kantone  3:tjurgau,  6($afffjaufen,  3ö"<k 
Morgan.  9lber  im  einzelnen  tritt  biefe  33ergleia^ung  bodj  oud)  nid)t  feiten  al§ 
Wnflage  auf,  nämlicb,  bort,  roo  mangelhafte  ^ßrüfungSergebniffe  mit  mi)t 
fd)tuierigen  So^ulroegDerljältniffen  jufammentreffen  unb  bort,  100  bie  Jpäupg« 
feit  fd)led)ter  Seiftuugen  biejenige  eines  roeiten  8d)ulroege§  ganj  unoerljältniS- 
mäfeig  überfteigt.  $ie  ^Bergletc^uiig  jeigt  ferner,  baß  fetbft  ©egenben  mit 
fetjr  fd)roierigem  Sa)ulroeg  rooljt  befriebigenbe  Prüfungen  ju  erjielen  oermögen ; 
bei  Doflem  (Sifer  fiub  olfo  aua>  biefe  ©dnoierigfeiten  befiegbar. 

Über  bie  Scfyiilmege  giebt  folgenbe  Nabelte  einen  bergteidjenben  Überblid; 
biefe  ift  befonberS  &u  beadjten,  roenn  man  bie  ßarte  ber  Sdjtoeia  mit  Angabe 
ber  ßrgebniffe  ber  Utefrutenprüfung  burd)  ,$arbentöne  k<$*  Derfleljen  unb  roiir* 
bigen  toifl,  befonber§  finb  fjiebei  bie  einzelnen  $auton$be$irfe  in'3  91uge  ju 
faffen. 


Danton 

Xvn  jt  »00 
c  (fculftnttrn 
Ratten  einen 

iL  ■;■  ■  ven 

3   J      all  5 
ÄUemttcc 

Srtjmeij 
ftanton 

Ben  ic  100 
£d  uirr-t-an 
\}*titn  einen 
€*ulnxa  »cn 

Kilometer 

crtimci-,  .... 

4 

1 

i$afel:£anbfcf)aft  1 

1 

0 

3üric^  .... 

1 

0 

Styafffyiufeti .   .  • 

1 

0 

5 

1 

«ppenjeu*  • 

2 

0 

Sutern    .       .  . 

9 

1 

Sippen  jeu"  ■ 

6 

1 

Uri  

14 

14 

8t.  (Staden   .    .  . 

4 

0 

Sa>nj   .    .    .  . 

10 

4 

Öraubünben  .    .  . 

3 

1 

Obmolbcn    .    .  . 

17 

11 

Slargau   .    .    .  . 

l 

0 

Wibtoalben    .    .  . 

9 

1 

Xfjurgau  .... 

0 

©laru§  .... 

2 

0 

Steffin  .... 

3 

0 

dm  

4 

0 

sBaabt    .    .    .  . 

3 

0 

ftreiburg  .... 

11 

2 

mm    .   .   .  . 

5 

2 

Solotfjurn    .    .  . 

2 

1 

Neuenbürg    .    .  . 

3 

0 

5Safel-6tabt  .    .  . 

.töenf  .... 

• 

Diefe  ftatiftifa>n  Tabellen  fjaben  freilid)  fein  %nred)t  auf  abfolute  9fia> 
tigteit;  fie  Ijaben  immer  nur  relattoen  SBert;  bei  Prüfungen  fpielen  ja  immer 
eine  9)ienge  3uföaicjfeitfn  eine  große  fliofle,  mag  jene  nod)  fo  rutng  unb 
unparteiija)  abgenommen  roerben.  %ber  fie  finb  unb  bleiben  immer  ein  mäaV 
tiger  Slnfporn,  nod)  mef)r  ju  tljun  für  bie  93erbefferung  unb  .^ebung  bc» 
©dmlroefenS,  nod)  fräftiger  ju  arbeiten  unb  nod)  größere  Opfer  311  bringen. 
<$ür  eine  gute  Sdmlbilbung  —  unb  gut  ift  fie  nur,  meint  fie  Dom  djriftlidjen 
©eifte  getragen  unb  burdjbrungen  ift  —  fann  man  nie  }U  oirl  tfjun.  Xa 
tjeißt  e§:  3mmer  DorroärtS! 

Sern.  Die  §r$ieljung§bireftion  befaßt  ftdr)  mit  ber  ftrage  ber  33er« 
läugerung  be3  ©eminarturfeS  Don  3*/i  auf  4  $atyt. 


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-   637  - 

—  $n  ber  KreiSfnuobe  Sagen  in  ^erjogenbuchfee  h«lt  ©err  Sefunbar« 
leljrer  Sturfi  aus  Sern  ein  flfeferat  über  ben  ©eograpbie»Unterricht.  <5r 
betonte,  bafe  ber  Unterricht  in  ber  (Geographie  nicht  nur  ein  befchreibenbeS 
^fad>  fei,  fonbern  ebenfofebr  baS  tiefere  Denfen  ber  Kinber  erregen  fofl,  inbem 
man  überaQ  auf  bie  Urfadje  unb  ben  ©runb  ber  geograpf)ifcr)eu  Qrfcheinuugen 
borbringen  fofle.  Das  Kinb  muß  fer)eu#  mufe  anfcbauen,  ficb  bie  Dinge  fon- 
!ret  borfteflen,  bergleicben,  uuterfdjeiben  unb  ju  allgemeinen  ©efe^en  unb  Regeln 
ju  gelangen  fuchen.  Um  bieS  ju  erreichen,  mui$  ftetS  bon  ber  #eimat  aus- 
gegangen werben;  bei  ©ebieten,  bie  aufeertjatb  beS  WnfchauungStreifeS  liegen, 
biibe  eine  gute  Karte  bie  ©runblage;  ^eranfchaulichung  ber  geographifcben 
Objefte  bieten  Gilbet,  ^}r)otograpr>teu,  (ebenbige  Schilderungen  ber  ©egenben, 
3«cbnungen  an  ber  iafel  u.  f.  f.  Die  £>auptfache  unb  baS  $\t\  roirb  immer 
bleiben :  Erwerbung  Don  ber  2öirflichfeit  möglichft  nahefoinmeube  löorfteflungeii 
Don  fianb  unb  beuten. 

@t.  $alleu.  (Korr.)  Die  bieSjäbrigeu  Sehrerer/r^itien  in  ftelbfircb  roareu 
bon  67  Teilnehmern  befugt,  bie  fnh  auf  bie  ©chroeij,  Öfterreia),  öaiern, 
Württemberg  nnb  53aben  berteilten. 

€8  ift  gerabe  unbegreiflich,  roie  eS  noch  fo  üiele  fatholifdje  Celjrer  geben 
fann,  roelche  einen  geioaltigeu  diefpeft  hoben  bor  biefen  geiftigeu  Übungen  uub 
meinen  roeife  rounber'S,  roaS  baS  fei.  @S  ift  nirgenbS  fo  gefährlich,  roie  biete 
meinen.  9Wan  barf  behaupten,  folche,  roelche  fo  reben,  hoben  noch  gar  feine 
mitgemacht.  Darum  juerft  mal  ^itigrt>en  unb  probieren.  (58  fchabet  geroi& 
feinem,  roenn  er  guten  2öißen  hat,  roohl  aber  fann  eS  für  fein  ©eelenbeil 
bom  größten  Wilsen  fein;  barin  roaren  am  ©d)luffe  berfelben  alle  Teilnehmer 
einig!  Da  fybxt  ich  fchon  einen  ehrroürbigeu  Kollegen  fagen:  „3o.  fo  für 
junge  öebrer,  roeldje  noch  i^ren  (Sbarafter  jlärfen  müffen,  mag  baS  fer>r  gut 
fein,  für  uuS  ältere  ift  eS  roeniger  nötig,  mir  fönnen  eS  „ohne"  machen." 
Denen  entgegne  ich  ober,  bafi  auch  bie  „Otiten"  noch  Inrnen  Iöunen;  feiner 
bon  un8  ift  boflfommen!  Daß  eS  lobenSroerterroeife  auch  folche  gibt,  roelche 
baS  einfehen,  beweist,  bafe  bie  „Wtten"  ein  fa)öneS  Kontingent  gefteflt  haben. 
Sir  fahen  fogar  einen  babei,  ber  feine  51  Dienft jähre  auf  beut  Siücfen  hotte! 
SDenn  mir  alfo  auch  bie  ehrroürbigen  „Leiter"  ermuntert  hoben  möchten,  fo 
richten  roir  aber  befonberS  biefen  Aufruf  an  bie  „jungen".  3"  ben  hl-  ®I' 
erlitten  holt  mau  fich  Kraft  unb  ©tärfe  bon  oben,  neuen  Wut  unb  Sifer  für 
baS  %l.  31™*  ber  Kinbererjiebung ! 

SBei  biefer  (Gelegenheit  Rotteten  roir  bem  ftaatlich  anerfanuteu  freien 
fotholifchen  fiehrerfeminar  in  TifiS  bei  ftelbtirch  einen  furzen  33efudj  ab  unb 
befahen  uns  bie  flnßalt  unter  ftübrung  eines  ehemaligen  3°gling$  bon  unten 
bis  oben  unb  gewannen  babei  bon  berfelben  im  ganzen  uub  in  ihren  Teilen 
einen  fef)r  günftigen  ßinbruef.  (5S  umfafet  einen  einjährigen  IBorfurS  für 
folche,  roelche  ungenügenb  öorbereitet  finb,  unb  bann  4  ©eminarfurfe,  unb 
fleht  unter  ber  ßeitung  ber  Kongregation  ber  Schulbrüber,  beren  ©rünber 
3ean  ©aptifte  be  la  Salle  roar.  Die  3aty  ber  internen  flöglinge  beträgt 
jirfa  120. 

—  Die  fantonale  ©efuubarlebrerfonferenj  in  3  lorobl  nahm  in  iBe« 
fprechung  be«  Ztymai  über  ft.  gallijche  Sefjrerbilbung,  iht  5Jer» 


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bältnis  jur  Sefunbarfchule  unb  ju  ben  ^ö^etn  Öehranflalten 
fotgenbe  $befen  an: 

1.  3m  Stealfchulroefen  ift  größere  Einheit  im  Öehrplan  unb  in  bfn  £tt}r* 
mitteln  anjuftrebeu ;  als  SorbereitungSanftalt  für  baS  Seminar  unb  bie 
flantonSfchule  b«t  bic  Wealfchule  nur  biejenigen  ftorbrrungen  $u  berüd* 
fichtigen,  bie  fich  mit  ihrem  allgemeinen  ^arafter  einer  gehobenen  SJolfS» 
fdmle  beden. 

2.  Um  größere  Einheit  im  Cehrplan  unb  in  ben  Sehrmitteln  ju  erzielen 
finb  bie  föealtchulen  in  ^mei*  unb  breifurfige  ju  Reiben  in  bem  Sinne, 
bog  bie  jroeifurfigen  an  ben  7.,  bie  breifurfigeu  in  ber  SRegel  an  ben 
6.  PrimarturS  nnfchliefeen  unter  ber  StorauSfefcung,  bajj  bie  Schulpflicht 
auch  ^ier  bis  $um  etfüflten  15.  MlterSjafjr  fejtgefefct  bleibe  unb  bie 
Schule  brei  £)aupt(ef)rer  ^abe. 

3.  9tn  Stelle  ber  propäbeutifchen  Prüfung  ber  Seminariften  tritt  für  bie 
fteaaefu-amtSfanbibaten  bie  Maturitätsprüfung.  Hm  Schiffe  beS  Äan* 
»bibatenturfeS  finbet  auch  für  fie  bie  befinitiDe  Patentprüfung  jlatt,  bie 
auch  ba  ijauptfäajlidj  fich  auf  bie  päbagogifch-methobifche  $ilbung  er« 
ftredt. 

4.  911«  HuSroeiS  für  bie  angemein*miffenfchaftliche  ©Übung  für  bie  Steal» 
lebramtSfaiibibaten  gelte  baS  Maturitätszeugnis  ber  technifäen  Abteilung 
ober  beS  ©nmnafiumS  ber  ft.  gaflifdjen  ÄantonSfchule. 

5.  $8  fofl  ben  au«  bem  Seminar  austretenden,  auch  ben  im  Ernte  ftehenbeu 
ft.  gadifiben  Öe^rern  an  ber  flantonSfchule  bie  Wögl  ichfeit  geboten  werben, 
fid[>  ein  Maturitätszeugnis  ju  erroerben,  ohne  bajj  ihre  gefamte  Stubien« 
*eit  gegenüber  berjenigen  ber  flantonSfchulabiturienten  Dermehrt  rotrb. 

Wibttmlbeu.  $er  Bericht  über  bie  Spulen  WibroalbenS  Don  Schul« 
infpeftor  gr.  SMättler,  Pfarrer  in  ipergiSroil,  jeidmet  ein  recht  Detailliertes 
33ilb  Don  ben  bortigen  Spulen.  Wibroalben  jählte  1893/94  38  primär' 
faulen  mit  1539  ftinbern  im  Sommer,  im  SBinter  bagegen  beren  40  mit 
1647  Schülern.  ÜBon  biefen  Ratten  267  Äinber  gar  feine  SchulDerfäumniffe, 
656  nur  folche  megen  Äranftjeit.  $ie  SöieberholungSfcbulen  mürben  Don  193 
Schülern,  bie  «rbeitsfchulen  Don  727  Schülerinnen  befugt.  Sefunbarfchulen 
befielen  Dier.  Sieben  ©emeinben  Ratten  bie  WittagSfuppe  eingeführt  unb 
Derabfolgten  fie  an  419  ftinber.  §ür  arme  ßinber  routbe  auch  in  ben  meijien 
©emeinben  für  bie  SBefleibung  etroaS  gettjan,  fo  fpenbete  Stand  237.  60  ftr., 
(Snetbürgen  97.  10  §r.  $)ie  Summe  für  WittagSfuppe  unb  93efleibung  be» 
Effert  fi<h  Q»f  menigftenS  5000  ftr.  EraDo! 

Ofranfreio).  ^)en  28.  September  ftarb  in  ©arfcheS  bei  S&>re  ber  weit* 
berühmte  Prof .  Dr.  ßouiS  ^afteur.  Seine  ^forfa)ungen  führten  $u  benbebeutungS« 
uollften  Äefultaten  foroobl  für  ba«  roiffenfchaftüche  als  praftifche  Ceben.  $em 
DoroiniSmuS  beftritt  er  jebe  miffenfchaftliche  ©runblage;  auf  bie  «uSbilbung 
ber  Erjneilunbe  r)at  er  nichtigen  (Sinflufj  ausgeübt.  Sinen  mett  Verbreiteten, 
populären  tarnen  erhielt  er  burch  feine  Impfungen  gegen  bie  ^oflrout.  3n 
bem  legten  3ahr$et)nt  mibmete  er  fich  gan$  befonberS  ben  mebijinifchen  Stu* 
bien  unb  entroidelte  namentlich  bie  öeljre  Don  ber  Schufcimpfung  jur  hoh*n 
Bebeutung.  Slber  aua)  bie  früheren  ^rotfchungen  finb  Don  hbchfler  Nichtig' 
feit  unb  eS  gibt  roenige  ©ewerbe,  benen  fie  nicht  irgenbroie  ju  9lu^en  tarnen. 


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fyifieur  murie  1822  ju  «Dole  im  Departement  bu  3ura  geboren;  er 
befugte  ba8  ©omnaftum  ju  Sefanc;on.  ©cf)ou  al§  ©iubent  fiel  er  ben  $ro» 
feffern  burd)  feine  grofje  Begabung  auf.  ©eine  erfte  Wnfleflung  erhielt  er 
als  j£)ülf§leljrer  an  ber  Wormalfdmle  bafelbft,  roo  er  feine  erften  roiffenfehaft» 
liefen  (Sntbecfungen  machte  unb  fieb  rafd)  einen  berühmten  Hainen  erroarb. 
1 848  mürbe  er  ^rofeffor  ber  ^fjöftf  am  ßöceum  jn  Dijon,  ba§  3afjr  fpäter 
^3rofeffor  ber  Gfjemie  in  ©tra&burg.  1854  jog  er  nach  ßifle  mit  bem  eljrenben 
Auftrage,  bort  bie  neu  errichtete  ftatultät  ber  Söiffenfcbaften  iu  organisieren. 
1 867  mürbe  er  ^rofejfor  an  ber  Sorbonne,  mo  ber  ©taat  ihm  ein  eigenes 
Laboratorium  einrichten  liefe. 

^afteur  ift  ein  SeroeiS,  mie  SBiffenfcbaft  uub  ©taube  fynnmnild)  bei 
etnanber  fein  fönnen,  benn  er  machte  auch  al«  bocbberübmter  ©elefjrter  au§ 
feiner  fattyolifchen  Überzeugung  feinen  £ebl,  empfing  in  feiner  ftranffjeit  bie 
t)I.  ©aframente  unb  ftarb  als  treuer  ©oljn  ber  fatbolifcben  Kirche.  2öaf)re 
39ilbung  h«t  noch  H>c  &°n  ber  Religion  abgeführt,  £>albbilbung  aber  fchou 
manchen  in  ben  Unglauben  geftürjt  —  ein  mistiger  ftingerjeig  für  jeben 
©rjieher,  jeber  Oberflachlicbieit  energifch  entgegenzutreten  unb  überall  auf 
©rünblichfeit  ju  bringen. 


^aDaöööM'dlc  £itteratttr  unb  Lehrmittel. 

Stifte«  (Sdjulbudj  für  Sßrtmarfcbulen  beS  ftantonS  ©djum*.  3Wft  jablretcben 
3Huftrationen.  Drucf  unb  Serlag  bon  Senjiger  &  Sic  in  ^injiebcln.  398  ©citen. 
s43rei*  I.  50.  —  Daö  Üebrbud)  gliebert  fid)  in  Stoffe  für  2efe*Ubungen,  Saterlanb8= 
funbe  unb  ©prad>  unb  &uffafc*Ubungen.  Die  ßefeübungen  enthalten  23  ©r^ab« 
lungen  allgemeinen  Inhalte»,  14  Silber  aus  ber  Mtrdiengefdjicfitc,  13  »Uber  au» 
ber  fceimatfunbe,  47  Silber  au«  ber  9kturfunbe  unb  37  ©ebidjtc  teil»  ber  iibrtf, 
teils  ber  (Spif  unb  Dibaftif  angebörenb.  —  Die  Saterlanbäfunbe  fdjliefct  lief)  an 
2Bafer  unb  9Rartn  an  unb  ^erteilt  ftd)  in  Geographie,  ©efebiebte  unb  Saterlanbs* 
funbe.  Xie  (Geographie  führt  juerft  bie  Sdjroeij  im  allgemeinen  bor  unb  gibt  bann 
bie  Sefdjreibung  ber  einzelnen  Äantone,  nach  bem  Eintritte  berfelben  in  ben  jBunb 
ber  ©ibgenoffenfehaft  georbnet.  Die  ©djroeijergefcbicbte  ift  ein  jtemlicb  felbftänbiger 
»uBaug  aus  SJJartn'ä  ©d)meijergefd)ichte ;  bie  SerfaffungSfunbe  berührt  furs  bie 
berfcfjiebenen  Sebörben  ber  ©ebroeia  unb  bie  Meente  unb  Pflichten  ber  ©d)toei}er* 
bürger.  3"  ben  Spraa>  unb  Sfuffafcübungen  liegt  eine  anfebauliebe  ©rammatif, 
melcbe  bie  nottoenbigften  grammattfalifdjen  flenntntffe  oermittelt.  Die  21  uff a^- 
Übungen  bieten  ©toff  ju  einer  praftifdjen  ©ttliftif.  Die  ©cfcbäftSbriefe,  ©efebäft«= 
auffäfce  unb  Rechnung««  unb  Sucbffibrung  bereiten  bireft  auf  ba»  praftifdje 
Sieben  oor 

Das  Sud)  ift  alfo  reebt  reidjbaltig  unb  enthält  ©toff  genug  für  bie  jtoei 
oberften  ©ebuljabre.  Die  SluSftattung  ift  recht  febön  unb  macht  bem  Serleger  alle 
(*bre-  Die  Dielen  unb  fdj&nen,  aueb  nad)  praftifeben  unb  päbagogifcbcn  (Mcnd)ts- 
punften  gut  gemäbltcn  30uffrationen  werben  baS  Sud)  ber  ©djuljugenb  befonberS 
lieb  machen.   Der  $reiS  ift  oerbältniSmä&ig  billig. 

DaS  Sud)  ift  nicht  fpeaieO  fcbnnjerifd)  gebalten  unb  fann  baber  auch  in  ben 
Schulen  anberer  ftantone  obne  Seranberung  gebraucht  »erben.  &8  fucht  fogar 
tnogliüjft  allgemetn  ju  fein,  ©o  bringt  c«  in  feinen  Silbern  au§  ber  .^cimatlunbe: 
bie  fianbvgemcinbe  bon  Uri,  ben  Sergfturj  bon  (Dölbau,  ber  /volin,  ba«  Uhrmacher^ 
borf  int  Jura,  ben  ftötelfang  im  3ugerfee,  bie  2trotitiibuftric  int  Äanton  &reiburg, 
bie  Sffieberei  unb  ©tieferei  im  Slppenjellerlänbdjen,  bte  (Sngabiner  2llpen,  ba«  -Oo-- 
fpij  auf  bem  ©t.  Scrnharb,  3J(aria=einrtebeln.  SBir  fommen  alfo  fo  stemlicb  roett 
tu  ber  ©ebroeift  herum. 

©eben  mir  auf  ba$  CHngelne  ein,  fo  freuen  und  bor  allem  bie  feböneu 
Gablungen  allgemeinen  Inhalte«  unb  bie  berrtieben  Silber  au»  ber  Jrirdjengefcbid)te. 
fix.  12:  eine  Ohrfeige  jur  rechten  3eü,  unb  befottber«  9er.  21:  iljörichte»  3Kunen 


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fcätten  wir  jcbodi  lieber  buvtf  anbem  ©tof?  erfefot  gefefjen.  (Mut  gewählt  finb  bie 
Silber  au*  ber  ßeimatfunbc;  audj  biejenigen  ber  9taturtunbe  finb  ber  ©cbulftuf« 
unb  bereit  prafttfdjcn  iöebürfntffen  burdjweg  entfpredienb.  Tic  religiöfen  unb  pa 
triotifdicn  ©ebid)te  genügen,  fofern  ba*  ©efangbud)  liier  ergänaenb  eintritt;  audj 
bie  rpifdjen  unb  bibaftifdjcn  ($ebid)te  finb  in  befriebigettber  ;}abl  uttb  &u*wabl 
bcrürfficbtigt.  —  süm  menigftcn  will  und  bie  9trt  unb  Söeife  gefallen,' wie  ber  geo= 
grapfjifdje  (Stoff  oorgefütjrt  wirb.  (£*  hatte  hiebet  mehr  ber  fontbetifdje  ßefjrgang 
beamtet  werben  bürfcn,  bafcer  juerft  bie  Vefpredjung  ber  einzelnen  Stantone  unb  erft 
bann  ba*  allgemeine  ber  Sdjweig,  ba*  fid)  bann  au*  ber  erftern  wie  oon  felbft 
ergibt  unb  uon  bcn  Srtnbern  leidu  gefuuben  wirb.  Tic  Kantone  felbft  ftnb  iu 
fdjablonenbaft  bebanbelt,  gu  leitfabenmäBtg.  ©8  wäre  ein  fcfjöner  Verfud)  gcroefen, 
fte  ebenfalle  in  äufammcnt)ängcnben,  ftiliftifd)  muftcrbaftctt  Vilbern  oorjufüfjren. 
^ebenfalls  foll  ber  fieijrer  ben  geograpljtfdjen  Dcil  nid)t  Dom  Vud)e  au«  bebanbeln, 
fonberu  tum  ber  \tanr  au«,  unb  ben  ©toff  be*  söudje«  nur  al«  Mefultat  feiner 
Vefpredjung  gelten  laffcu,  ba*  ben  Äinbern  bann  jum  beffeTen  (ttnprägeti  be*  Ci>*e- 
lernten  bient.  —  Die  iBeljanbluna  ber  ®cfd)id)te  befriebtgt  wteber  metjr.  Die  «er 
faffung*funbe  ift  au  trottest  unb  fnftentatifd)  bebanbelt.  —  Tic  ©pracfjlebre  ift  redjt 
praftijdi  unb  metljobifd)  unb  befdjränft  fid)  auf  ba*  Wotmenbtgftc.  Die  Siegeln 
werben  au«  gut  gewählten  Veifpielen  abgeleitet  unb  folgen  benfelben  in  ftleinbrucf. 
Hud)  bie  Stuffaöübungen  ftnb  red)t  praftifd)  angelegt  unb  bieten  gute  Einleitung 
jur  Verfertigung  oon  (frrjät)lungen,  3?efcf)reifauugen,  Hbljaublungen,  ©riefen  unb 
fyefd)äft«aufläfccn  unb  felbft  jur  SRedmungSfübrung. 

60  jeigt  un«  eine  genaue  £ nrdjfidjt,  baft  un«  ^tcr  ein  red)t  gute«  2d)ulbudj 
geboten  ift,  bem  wir  bie  weitefte  Verbreitung  wüufd)en.  (£«  berücffid)tigt  bie 
bang  uon  (Steift  unb  fterj  unb  Söillcn  in  t)armonifd)cr  SBeife  unb  beamtet  jugleid 
überall  ba*  praftifdjc  fieben.  3n  ber  ßanb  tiidtfiger  &ef)rer  wirb  e*  ber  €T<fmlc 
Dortetlbaftc  Eienfte  leiften.  (**  barf  ftcb  fubn  neben  alle  anbem  gegenwärtig  ge 
bräud)lid)cn  ßefebüdjer  fteücn;  ein  gewiffenfcafter  Sergleid)  mit  ignen  wirb  nidjt 
ju  feinen  Ungunften  ausfallen. 

01t  ber  ^crbcr'f die  11  V erlag*f)anblung  erfdjienen  al«  Deile  oon  $crber* 
3Huftriertc  3ugenbfd)riften  ba«  junqc  $amiiicnbanpt  unb  ba*  tklne  ^amilirnfcaBpt 

oon  3cnaiba  tfleuriot,  au*  bem  t?ran^öfifd)en  überfefct  oon  $!)•  Saifu«.  (VI.  300 1 
12°.  1  9Ji.  80;  elegant  gebunben  in  ^albletnwattb  mit  buntem  tlmfdjlag  2  3R. 
Veibe  Sbüdjer  feien  wieberum  beften*  empfohlen.  @d»öne  Darfteflung  unb  be« 
letjrenber  3nf)alt  oerbinben  fid)  utr  ©rretdjung  eine«  bleibenben  unb  oerebelnben 
l*inbru<fe«  auf  ben  fiefer.  Die  »uöftattung  ift  redjt  fdjön.  Die  SBüdjlein  eignen 
Ttd)  auf«  befte  }u  ?Jeftgefd)enren  für  Jrnabcn  unb  9Wäbd>en  9Högen  Re,  wie  alle 
»änbdjen  biefer  ittuftrierten  ^ugcnbfdjrift  bie  weitefte  Verbreitung  finben.  — 

«Ute  unb  Heue  Seit.  3Uuftricrte«,  tatbolifrfje«  ^amilienblatt.  Xrucf  unb 
Verlag  oon  Vcnjiger  &  CUe.,  ©iuftebeln.  3äl)rlid)  12  $efte  A  50  $f.  —  $;icfe 
oonüglidje  3eitfdjrift  fei  wieber  beften«  empfohlen.  Da«  erfte  ^eft  be«  neuen 
oaprgange«  ift  bereit«  erfdjtenen  unb  ift  ungemein  reid)  an  unterbaltenbetn  unb 
belcljrenbem  Snbaltc.  Die  „Xod)ter  be*  3ntenbanten"  ift  eine  fe^r  fpannenbe 
(Snäblung:  „bie  tJabrt  nad)  beut  berübmten  2Bablfabrt*orte  ßourbe*-  wirb  jebrn 
Öefer  intereffteren ;  bie  „mui'iyerenbcu  ^lagegeifter"  unb  „Vlonber  ober  fd)war)er 
«Peter-  finb  ooll  öumor.  aÄit  3ntcrcffe  liest  man  „bie  Gnttbüllung  be*  XeQ^ 
benfmal*  in  ?lltborf.  w2lllerlei  uttb  Vunte*-  bieten  oerfd)iebene  Heinere  &cuta. feiten. 
Aur  bie  brauen  =  unb  Xöcfjtermelt  ift  eine  fd)öne  Veilage  beftimmt.  Die  jett= 
gefdiid)tlid)e  9iunbfd)au  fehltest  ba*  &eft  ab  unb  orientiert  un*  über  alle  bebeutenben 
&reigniffe  in  ber  2Bclt.  Sir  bürfett  oal)er  wot)l  behaupten,  bau  bie  SUte  unb  %eiic 
SBelt  allen  äbnlidien  3citfd)rtften  ebenbürtig  ift.  Die  ftatboliten  haben  baber 
feinen  törunb,  nad)  proteftantifd)en  unb  rationalifttfdjen  Unterl)altung*fd)riften  )u 
greifen.  Mm  er  haben  fte  etwa*  VonüglidteS.  Die  3Qufrrationen  unb  bie  ganje 
Slu*ftattung  finb  tuufterfiaft.  Der  gJret*  tft  fef)r  biüig.  — 


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Srieffoften  ber  föebaftton. 

3)ic  WebaftionSmappe  ift  beinahe  leer;  alfo!  — 


 gnferatc.  

ftür  bie  Oberfaule  Üenqnau  (Hargau)  mirb  ein  3<fmlüeru>efer  gefugt. 
s-öefolbung  $r.  lOOO  per  3ab,r.   <3idj  3U  melben  bei  ber  ©chulpflege. 
V'cngnau,  ben  9.  Oftober  1895. 

$ro  torfjulpflegc: 
«.  ftrd,  Pfarrer. 


^Unentbehrlich 

für  jeden  Geschäftsmann! 

Hans  Schwarz1 

Adressbuch  der  Schweiz 


für  ^ufrintric,  fyankel  mit»  (bewerbt 

II.  «negabc  1894/95 
*eid)nct  Mcfj  uor  anbern  bind)  feine  äufjerft  prafttfe^e  Einteilung,  grofte 
&uBf  üb,rlid)feit  unb  3"t)erlöf ftgf cit  auä.  ©8  enthält  nid)t  nur  bie  ein= 
fadje  Slbreffe  einer  Sfirma,  fonbern  gibt  beren  Spezialitäten  an,  bie  fic 
probujiert  ober  fürjrt;  tagt,  ob  fte  im  int  §anbel8regifter  eingetragen,  loer 
beren  Inhaber  finb,  gibt  2lu8funft  über  Wrünbung  8  i  ab  r,  bet  inbuftricllen 
(Stabliffementcn  über  Slrbciterjabl,  S3ctrieb8fraft,  $cleud)tung  ?c. 
f^jjp  SMefe  Angaben  ermöglichen  bem  ;3iad)fd)Iagenben,  fid)  ein  orbent- 

lid)e8  ffilb  über  bie  einzelne  Smntt,  bereu  ffebarf  unb  einigermaßen  Screbit- 

fdhiflfcit  ju  geben. 

gaits  $rf|nmr?'  |lbrcßbinJ|  Ä&SSÄ 

ein  befonbereS  9?rancr)en  =  5Reg ifter.  —  ©in  SpejiaIitäteu  =  Äegifter 
nennt  bei  jebem  einzelnen  Ärtifel  bie  betreffeuben  ftabrifanten  unb  (SngroS: 
£>änblcr  ber  Sdimcis,  bilbet  alfo  ein  mertoollea  9lad)fd)lagcbnd)  für  bie  iöc= 
utp^queUen  aller  benfbareu  Mrtifcl.  —  ©ine  ftartc  ber  Sdimeij  (©röfec  67:50 
fem.)  mit  neuefteu  (Eintragungen  mirb  jebem  Slbrefebud)  gratis  beigegeben. 

$ret«  M  Hbrc&budjcfif  ier  Sdjiocia  (Format  180:277  mm.  1730  Seiten 
ftarf)  elegant  geb.  §r.  18-  — .   (*8  merben  aud)  einzelne  Slantone  gc6unbcn 


abgegeben: 

Wtd>  A  ftr.  6.  — .    greiburg  unb JffiattiB  .  A  ftr. 

5öern    ......   A  „  6.  — . 

Uujern  A  m  4.  — . 

Uri,  @d)tt>öz,  Untermal- 
ben, 3"fl/  pfammen  A  „  4.  — . 

(sd)affb,auienu.Ib,urgau  A  „  5.—. 

©t.  ©allen  u.  «ppenjett  A  „  6.  — . 

©laruB  unb  ©raubünben 

jufammen  .  .  .  .  A  „  4.  — . 

Cj*  s&c)UttunQcn  find  ju  t\d)Un  an  bie  <£rpet>ttion 
t»tcKo  blatte*. 


greiburg  unb  SßalliS 
Solotfyurn  u.  Slargau 
Mcl  (3tabt  u.  ¥anb 

Teffin  

Söaabt  

Neuenbürg  .  .  . 
©cnf  


4.  — . 

5.  — . 

4.  — . 
2.  — . 

5.  — . 
8.  — . 
4.  — . 


ßunö  cur  Co  tn*  ei*  Ite  ITe . 

3nfolgc  Steftgnation  ift  in  (SinficDdn  eine  3cfitnDatlc[jrrritcUe  auf  fRit: 
Oftober  nadjftbin,  eoentuefl  auf  Anfang  9Jlai  1896,  mieber  ju  befcfceiu/3 

Hnmclbungen  finb  bef 6rbcrlicf)ft  an  i">ru  «cbnlratepräiiöcnicn  l)r-  it-  üicmfctri 
ia  (iiiifiebeln  ju  abreffieren,  roelcher  aud)  über  5£cfolbung&ucrl)ältntf[e  »c  Äii? 
fünft  erteilt. 

(?niftepeln,  ben  16.  «September  1895. 
—  O.  43  W.  —  3rür  bic  SBejirf *f anjlei: 

üieiarö!,  Sanbfenretbcr. 

Soeben  erfchien 

ü)*!«*«      «•     i>^f^ litt^«   ffir  °"  Zttuntarf&ultn  tie*  Danton 
ICBt-    U.    IflfDllU)  V^crn     £a«  9ud)  eignet  Hefa  trtfflic 
  7  '   nmii  pr  Einführung  in  anbern  RantOBer 

SBegen  Öepg&bebingungen  toenbe  man  fid)  an  Otäber  S*  (Sit.,  Sud 
tjanblung,  Vi^cru. 

3m  Serlage  ber  Unterzeichneten  fmb  erfehienen: 

9?aßcr     llcluui^itoff  für  äortbiliHiiifl*idnilen. 

iJmcilc  Auflage,  mit  einer  Sugabe. 

greife  be«  fartonierten  (£jemplarB  65  dt. 

Die  jehntaufenb  ©jcmplare  ber  im  legten  fterbft  erfchienenen  erften  Änftoü 
waren  in  5  SRonaten  bergriffen. 

|la0cr  f„         ■»'••*«  «<tt«tU>btS"..i.a 

$rei«  je  40  Sit.,  partienioeifc  biUigcr.   

^lidjbniffcrci  .\>ubcr  in  xHItborf. 


Ccfebitd)  1 

für  bic 

erfte  Stufe  ber  5chnnbar  fdjule| 

herausgegeben 
oon  ber 

faittonaleu  3t.  WnlUfriic«  rcfunbarlclircrf onfcrcn \. 

3>rci*  fliit  aebiiuben  JVr.  «.  — 
3n  Partien  oon  roenigften*  6  (Sjcmplarcn  ftr.  180. 

Hon  üebrern  unb  Schulmännern  aufc  ben  ücrfchicbcnftcn  Xeilen  ber  Sdjmeij 

heften«  empfohlen. 

Öucrjbriicfcrei  8Bittl>  «.«Ö.,  St.  WoUnÄi 
SJcrlag&hnublung.  s 

■  i  I 


Digitizedbyi 


1.3-   *  • 


*^  »v»  A%i 


PnbagBijifilir  glitte. 


'«Bereinigung 

De*  „Sfluicij  ifriicljun^f minöc*"  unb  Der  „^aöapfl.  ÜRoiatlfdirift" 

I 

r  *  * 

|ji     bts  Vereine  katynL  ieljrer  und  Sdjulminncr 

uitb  bcö  fd)tDci^erifrr)cu  fntljol.  (fr$icf)unß$t>ereiit0. 


f 


(l*rid)cint  2  löoflcn  ftarl  je  ben  1.  unb  15.  eine«  Üben  SNottat*.) 


Ö  23.  fceft. 

I 
i 

9-1. 

M  fcruef  uub  C^pebition  von  3  »  SlttnWi. 

T  1HA5. 
iL 


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etat 

1.  tti  Ux  ©icflc  o«  ronfeffionttofen  @*«le.  8on  $rof.  aWütter  in  3ug.  706 

2.  Wgftologiffte*  au«  ciaera  mittrialterliftrit  3i4tcr.  8on     Hl.  »cifer, 

9tcttor  in  3ug  709 

3.  6elbfttintiftleit  K4  «earer*.  Söon  A.  P.,  Üe&rer  in  0  715 

3.  Kcprer,  Uffe  öidj  beral»  »um  »inöc!  (A.  ö.  i.  Z.)       ....  728 

4.  ¥lOO||0flif4e  «UBÖflÖBB  730 

5.  faDanoflififtc  ^itterarar  735 

6.  «krWeteRe*. 

7.  3tfer«te. 




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äkpatftfo 


bt«  „Sdjroei*.  «nieljungefre unbes"  unb  ber  „$äbagog.  SRonatsfcfjrifi". 


■  ■  • 

unb  bcd  fdjtt)ei£ertfdjen  fatfjol.  ($r$tef}nng$ncretnd. 


3llfl,  1.  Selber  1895.    |    M  28.     I  2.  $itK9*«9- 


fflebattton&tommiffton: 

Die  ecmtMTbirrrtetai:  ft.ltun),  #ftNr4,  «ujcth;  $.  Paumaartue»,  3*«;  ««  t««:  ©f.  $rlbcl. 
K»fer,  $rof.,  dbiir ;  8eo  »rnj.  -pfarrer,  »er«,  *t.  h\.  ««am  unb  t>rrr  «ebrtt  ©Mi  tn  «rfif«tt,  Uli. 
Die  f  infcubun*  c  n  flnb  a*  semiaarblteftor  »  a u  m  gar I »et  ju  itate*. 

Abonnement: 

örfcbdnt  menatlt*  2  mal  |e  ben  1.  unb  15.  be«  Vtenatl  unb  fefttt  (AbrUft)  für  B«eln«mii«lttbCT  4 

Hht  «ebramtlfanbibotcn  3  j$r.;  für  Kfcbtmttalieber  5  8t.    Seftellungcn  beim  Skrleact:  3.  VI. 

8  fünf  4«,  »uAbmvfcr,  $u%.  —  3nfrtatc  »rtben  ble  ^«tüjetlt  mit  10  »».  btttdjnct. 


31«  5er  Wiege  ber  konfeffionalofen  Sdjule. 

(SBou  $rof.  Müller  i«  3ug.) 
(ftortfe&ung.) 

III. 

91m  93orabenbe  ber  ÄeDolution  fjatte  ftranfreicfc  bonf  ber  $f>atigfeit  ber 
religiöfen  Orben  unb  Kongregationen  ein  aufeerorbentlid)  blü&enbeS  mittlere« 
u nb  &ö&ere8  ©c$ulmefen  gelobt,  fo  bafe  baöfelbe  einen  Sergleid)  mit 
bem  heutigen  3ufwnbe  rcoljl  aushalten  oermog.  Sei  einer  Sebölferung  bon 
25  Millionen  gab  e3  1789  nid)t  roeniger  al«  562  ßoHegien  mit  72,747 
©Willem,  bon  benen  40,000  ben  Unterricht  ganj  ober  teilroeije  gratis  er* 
gelten.  3m  3abre  1880  gab  e«  bagegen  bei  einer  SBebölterung  Hon  36 
Millionen  nur  79,231  Stüter  in  ben  Ct)ceen  unb  Kollegien,  Don  benen 
4,949  ©tipenbiaten  waren,  gttnf  Saljre  fpäter  mar  bie  Sebölferung  auf 
38  SWiflioneu  geftiegen;  ftaatliche  Coceen  unb  Kollegien  gab  e«  für  ba3 
männliche  ©efchlecht  344  mit  90,646  ©gittern;  baju  famen  nod)  691  $ri« 
batinftitute  mit  73,980  ©Gütern  unb  121  infiniten  für  ba$  metbliche  ©e- 
fchletht  mit  9,128  3ögliug*n. 

Weht  jdjtimmer  ftanb  eö  am  6nbe  be9  üorigen  Sahrtjunbert«  mit  ben 
fyöt)ern  ©acuten. 

3)aS  $riinarfd)ulmefen!)  bagegen  mar  ber  Serbefferung  feljr  bebürftig; 
bie  SBerhältniffe  maren  jebod)  in  ben  einzelnen  Seilen  be«  9teia>§  mannigfach 

•)  »ergl.  (51).  ©«röber  a.  a.  0.  r».  I.  u.  folg. 


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706  - 


berföieben.  3m  3ar)re  1789  unterrichteten  bie  trüber  ber  cr)rifilicr)eri  Sieb; 
etwa  35,000,  b.  f).  etwa  17»  fämmtlicher  ftinber  be«  Öanbe«  im  «Her  bon 
6—14  Sohren,  $ie  2et)rer  au«  bem  Öaienjianbe  waren  jmar  jahlteidj,  aber 
nicht  genügenb  borgebilbet.  Um  bie  Überwachung  unb  Leitung  be«  Schul  ^ 
wefen«  fümmerte  fid)  ber  Staat  ju  wenig;  beinahe  alle«  mar  ben  Organen 
ber  ftirche  unb  ber  2öiü*für  ber  ©emeinben  überladen.  £ier  märe  e«  in  ber 
Zfpt  am  $lafee  gewefen,  bafe  ber  Staat  ei  ngef  abritten  unb  $>anb  in  £anb 
mit  ber  flirre  unb  mit  ben  ©emeinben  öorgegangen  märe ;  barin.  bafe  er  e* 
nicht  tr)at,  lag  ber  gröfcte  fteljler.  Um  fo  energischer  fchritt  bie  »ebolution 
ein  —  aber  nicht  pofitib  ^eitenb  unb  aufbauenb,  fonbern  jerftörenb. 

$)aa  ganje  blüfjenbe  t)ö^cre  unb  mittlere  unb  ba§  ganje, 
ber  33erbefferung  ebenso  fähige  wie  bebürftige  niebere  Scr)ulmefen 
bernichtete  Die  ftebolution  mit  unerhörtem  ^arteifanatiSmu* 
Schlag  auf  Schlag:  in  3*it  bon  öier  Sauren  mar  ba«  barbarifcrje  3er« 
ftörungSmerf  boOenbet. 

$)ie  föeformentmürfe  fcr)offen  freilich  tme  Wic  auS  bfm  53oben :  ein 
rabitalerer  brängte  ben  anbern.  3Ufrft  *rfd)ien  'Jaflebranb  auf  bem  $fan. 
3n  feinem  amtlichen  Berichte  an  bie  fonftituierenbe  SBerfammlung  bom  10. 
unb  11.  September  1790  fufjte  er  jmar  gan}  auf  ben  ^ringibien  ber  Frei- 
heit unb  ©leichhtit,  überlieferte  ba«  ganje  Schulmefen  auSfchlieftlich  ber  Staats? 
gemalt  unb  fttlt  bie  (Srflärung  ber  WenfchenreaVe  für  ben  .<?atect)i«mu«  ber 
3ugenb,  moflte  aber  immerhin  noch  bie  ©runblehren  ber  Religion  unb  DRoral 
in  feinen  8et)rplan  aufgenommen  unb  bie  Unterrid)t«frciheit  aufrecht  erhalten 
miffen.   9lm  SQBiberftanbe  bon  Sin!«  fcheiterte  ber  ßntmurf. 

$er  rabifale  ©ironbift  Gonborcet  folgte.  6r  ftrich  bie  religiöfe  unb 
potitifche  (Srjietjung  bom  Sehrplan  unb  überlieg  bie  erftere  ber  Familie  unb 
ber  ^ira)e,  bie  lefctere  ber  Emilie.  35om  Traume  eine«  enblofen  frortföritte» 
befeelt,  hielt  er  übrigen«  feine  SBorfcrjtäge  felbft  nicht  für  bauerhaft.  Sir 
fcheiterten  ebenfalls  am  SBiberiianbe  bon  2inf«. 

Siebe«,  Qaunou  unb  Öafanal  legten  am  26.  3uni  1793  bem  Äonbent 
einen  neuen  Entwurf  bor.  Obwohl  noch  rabifaler  als  feine  beiben  Vorgänger, 
fanb  er  bei  ber  ßinfen  boch  feine  ©nabe 

Wichel  ßebeDetier,  ein  Wann  üon  ber  Sergpartei,  ben  9lobe3pierre  aß 
garten  ftreunb  ber  Humanität  prie«,  münfehte,  bafe  mit  ber  „nationalen  6r* 
Ziehung"  nach  Sofurg'«  unb  Sparta'«  Wujtern  eublich  ernft  gemacht  wert*. 
Seinem  95orf abläge  jufolge  werben  alle  &inber  üom  5.  6i«  jum  11.  refp. 
12.  3ah"  in  „nationalen  GrjiehungSanftalten"  untergebracht.  Sie  erhalten 
bafelbft  gleiche  flleibung,  Wahrung,  Unterricht  unb  Verpflegung.  $ie  „§r< 
Ziehung"  hat  e«  üor  ädern  auf  Abhärtung  abgefehen.  $at)er  f ollen  bie  Wahrung 
einfach,  bie  Äleiber  grob,  bie  Letten  hart,  förperlicbe  Übungen  unb  Arbeiten 


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-    707  — 

t)äufig  fein.  Daju  roirb  Unterricht  im  fielen,  Schreiben,  Steinen,  in  ßanbeS« 
unb  SBerfaffungSfunbe,  im  f^fctbmeffen,  in  ber  allgemeinen  Sittenlehre,  in  $au$» 
unb  Öanbmirtfchaft  erteilt.  Die  „nationale  (Srjiehung"  ift  obligatorifch.  6r|i 
nad)  i^rer  VoUenbung  beginnt  ber  eigentliche  Schulunterricht,  ber  fi$  in  brei 
Stufen  über  13  3ahre  auSbehnt. 

Wodj  roher  als  ßepefletier  mar  ber  blutbürflige  ©t.  $üft,  meiner  er« 
Härte,  bafe  bie  ßinber  Don  0  3fat)re  an  ber  SRepublif  gehören  bis  311  ihrem 
5obe.  Von  einer  Religion,  Don  fittlichen  Verpflichtungen  gegen  bie  Familie 
ift  feine  Otebe  mehr.  Dagegen  unterfteht  bie  männliche  3ugenb  Dom  10.  bis 
25.  fahre  bem  rohen  TOitärjwange.  Vom  10.  bis  16.  fah"  fofl  eine  Mrt 
„militärischer  Vorunterricht "  erteilt  toerben,  Dom  21.  bis  25.  SllterSjahr  jeber 
ber  „Wationalarmee"  angehören. 

Übereinftimmenb  bamit  hotte  Danton  erflärt:  eS  fei  QtW,  bafe  man  mit 
bem  ©runbfafce  ernft  mache,  baft  bie  .ttinber  Eigentum  ber  tRepublif  feien, 
beDor  fie  ben  Altern  gehören. 

Die  ©elfter  Spcurg'S  unb  jRouffeau'S  höben  ba  ein  VerbrüöerungS* 
feft  gefeiert  unb  finb  als  wahre  ©anSculotten  halb  nacft  in  milbem  Zeigen, 
bei  trübem  Dämmerfchein  um  ben  festgemachten  TOoloch  „ Nationaler jiehung" 
t)crumgefprungen !  ©0  roeit  mar  man  mit  logifdjer  ftotmenbigfeit  gefommen, 
Halbem  man  einmal  bie  einig  wahren  ©runbfäfce  in  blinbem  #affe  gegen 
Kirche  unb  Religion  preisgegeben  hatte,  sticht  einmal  bie  primitiDften  Wn* 
fprüc^e  ber  menfchlichen  ^ßerfönlichfeit  auf  Freiheit,  auf  Vilbung  beS  £er$en8 
unb  ©emüteS,  Diel  weniger  bie  Hnfprüche  ber  Familie  ober  gar  ber  natür- 
lichen Sieligion,  ber  ©ittlichfeit,  ber  Kirche  würben  geachtet,  fonbern  alles, 
roaS  baS  Wenfchenher^  erheben,  beglücfen  unb  Derebeln  fann,  in  glühenbem 
Fanatismus  bem  ©öfcen  „Nation"  geopfert. 

3ft  eS  $u  Derwunberu,  wenn  bie  ÄeDolutionShelben  aua)  ber  UBiffenfcr)aft 
förmlich  ben  ßrieg  erflärten?  %m  14.  ©eptember  1793  entftanb  baS  Defret, 
burch  welches  bie  ©Dmnafien,  bie  ^fafuttäten  ber  jt^fologie,  ber  2)tebi£in,  ber 
fünfte  unb  beS  Rechtes  im  ganzen  ©ebiete  ber  Siepublit  aufgehoben  würben. 
Freie  Nationen,  erflärte  (Shabot,  bebürfen  leiner  #afte  theoretifterenber  ©e= 
lehrten,  (eine  neue  Wriftotratie  Don  ^hi^fophen !  Die  Ofret^eit  war  jur  Var« 
barei,  bie  ©leichheit  jur  Dummheit,  bie  Unmiffenheit  jur  Bürgerpflicht,  baS 
SBijfeu  jum  £)ochberrat  geworben.  „SöaS  Derfchlägt  eS",  fct)rie  ber  föeDolu* 
tionär  ßadanal,  „bafj  ber  grbboben  bereite  mit  Ruinen  bebecft  ift ;  auch  Die 
Ruinen  felbft  müffen  Dernia)tet  unb  in  ©taub  oermanbelt  werben,  bamit  aus 
Diefem  ©taub,  aus  biefem  Vichts  enblia)  baS  großartige  ©ebäube  fich  erhebe, 
Deffen  Errichtung  bie  ftranjofen  fctjon  fo  lange  mit  Ungebulb  erwartet  haben."1) 

')  911b.  Durut),  rinstruotion  publique  et  la  nWolution,  pag.  66  bei  9tub.  ÜU* 
giubübl:       21.  ©tapfer,  ein  **eben«=  unb  Shilturbilb  (»afel  1887)  ©.  216. 


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-    708  — 


?tod)bem  man  Dofle  6f/t  3abre  lang  rebolutioniert  hotte,  erfaßten  enbltcf», 
unmittelbar  bor  bec  Wuflöfung  be8  berüchtigten  ÄonöentS  unb  g(etd)fam  als 
beffrn  ^ejtament,  „ba§  großartige  2öerf."  (5§  mar  eines  ber  jämmerlichfien  unb 
lüdenrjafteften  ©chulgefefce,  welches  je  baS  2ict)t  ber  2öelt  erblicft  —  aber 
immerhin  bn§  58efte,  toa8  bie  Resolution  auf  biefem  (Gebiete  ju  ^age  geförbert 
t)at.  Um  feinen  (Seift  ju  charalterifieren,  genügt  bie  58cmerfung,  baß  all 
Celjrgegenftänbe  ber  ^ßrimarfchulen  fiefen,  «Schreiben,  Rechnen  unb  bie  (51e* 
mente  ber  republifanifdjen  (!)  9Jcorat  bezeichnet,  baß  bie  QrfteQuug  Don  Cefjrer* 
roobnungen  unb  Sctmflofaten  ber  Stepublit  überbunben  unb  bie  JÖa^lrn  ber 
fiet)rer  ben  ©taatsbebörben  anbertraut  mürben.  3fntralimu8  unb  Ponfei* 
fionSlofigfeit  ftanben  fonact)  in  trautem  SBunbe  §u  einanber. 

Raa)  ber  Einführung  biefeS  ©efefceS  erfchien  eine  Reibe  oon  ©ct)ulbtta>rn. 
roie  Alphabet  des  Sans-Culofctes,  Nouveau  Catechisrae  republicain,  Re- 
cueil  des  actione  historiques  et  civiques  des  republicains  —  „aOe* 
politifietenbe,  h<>#  unpäbagogifcf>e  *Dcaa>erte,  jum  teil  oon  einem  unerhörten 
RaturaiiSmu«  unb  GöniSmu«." ') 

Unb  bie  &f olge  ? 

9Hit  ben  ©orten  be3  WiniftetS  be«  3nnern  bom  3ah«  1800  fagt  Wbert 
Storno,  ber  ©efa>i<htsfchceiber  beß  franjöfifchen  S(f)uliwfen5  im  ReoolutionS* 
jeitalter:  S)ie  $rimarf(t)ulen  feien  faft  gänjlich  berlaffen.  Die 
©rttnbe  biefer  6rfd)einung  feien  in  ber  ©ittenloftgfeit  unb  Umoiffenheit  ber 
fogenannten  2ef>ter  unb  in  ber  immer  noch  großen  Wacht  ber  religiöfen  Über 
jeugung  bei  ber  Skbölferung  gelegen,  gegen  melche  biefe  Sefjrer  eine  untxr 
fct)ämte  Verachtung  an  ben  tag  legten.2) 

Sein  ©chlußartifel  lautet  wörtlich:  „Rad)  bier  fahren  beS  $erumtappen~ 
unO  ber  mißglücken  SerfuaV,  benen  weitere  bier  3at)re  profttfct)er  Durchführung 
einer  ©chulorgamfation  folgten,  waren  nicht  einmal  bie  ^funbamente  ju  bein 
„großartigen  ©ebäube"  gelegt;  bie  Republif  ftanb  noch  bor  ben  Ruinen,  bie 
fie  felber  aufgehäuft.  $eim  ^tnblicf  biefeS  Vichts  möchte  man  münfcbcn 
wenigstens  einige  Resultate,  wenigstens  einen  erften  Entwurf,  wenigjtenS  etrodcfr 
Anfänge  namhoft  machen  ju  tönnen.  $er  unparteiifche  $ef$icht3fchreiber  fucht 
aber  bergeblicr)  nact)  folchem  trofte;  bie  Cueflen  bermeigern  ihm  benfelben. 
©ie  geigen  ihm,  baß  mähtenb  ber  ganzen  Dauer  ber  Rebolution  bie 
erfte  Erziehung  ber  ^ugenb  gleich  obfolut  null  ijt  unb  baß  bie 
paar  Verfuge  ber  Regierung,  fie  $u  heben,  burchauS  fruchtlos 
geblieben  finb."») 

•)  Üuginbubl,  a.  a.  D.  8.  219. 

*)  La  revolution  franvaise  par  Mgr.  Froppel  (Pari«  1899.  Hörne  edit.)  cbap. 
10.  pag.  115  et  «uiv. 

a)  Duruy,  pag.  764  et  «uiv.,  bei  l'uowbfity,  S.  219. 


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-    70T#  - 

(Sbenfo  erflärte  ^ortalis  bor  bem  gefefcgebenben  Äörper  ber  Äonfular- 
regierung:  „(58  ift  3eit,  bafc  bie  %tyox\m  angefleht«  bft  $h<»tfachen  fchroeigen. 
($8  gibt  feinen  magren  Unterricht  ofme  (Srjiehung  unb  feine  (Srjieljung  ohne 
Sittenlehre  unb  ohne  Religion.  Die  tyrofefforen  b^ben  bot  teeren  ©änten 
gelehrt,  »eil  man  unflugermeife  erflärte,  man  bürfe  in  ben  ©acuten  bon  Re- 
ligion nicht  reben.  Der  Unterricht  feit  10  fahren  ift  gleich  null. 
$ie  Religion  mufe  bie  ©runblage  ber  (Srjiehung  bilben.  Die 
Äinber  finb  ber  gefährlichen  Unthätigleit  unb  ber  empörenbften 
2anbftreicf>erei  preisgegeben,  ©ie  haben  feinen  Begriff  bon  ©ott, 
öon  tteajt  unb  Unrecht,  ihre  ©itten  finb  beS&alb  roh  unb  barbartfeh, 
unb  ba5  Soll  ift  berroilbert." «) 

9113  ber  franjöfifche  ©rofeorient  im  3uli  1889  einen  internationalen 
tJrreimaurerfongrefc  jur  §unbertjahrfeier  ber  Kebolution  beranftaltete,  ertlärten 
bie  offiziellen  ftefirebner  mit  f)ocf)tönenben  Sorten,  bafj  biefe  „mächtige  SBe* 
roegung,  welche  1789  DefpotiSmen  unb  ^ßribilegien  hinroegfegte,  um  in  unferer 
2Belt  ba8  2Renfcbenrecht  einzuführen,  au«  ben  maurerifa)en  Sou^fttten  be« 
borigen  3af}rfjnnbertS"  ^^otg^gangen  fei.  W\t  ftadjbrucf  hoben  fie  babet 
bie  „Sfcrbienfte"  einzelner  39r : .  ty*n>or. 4)  Die  „Sßerbienfte"  berfelben  um 
bad  ©chultoefen  in  jener  traurigen  Qt\\  fcheinen  fie  aber  boflftänbig  bergeffen 
ju  haben;  nirgenbS  wirb  babon  gerebet.  Braucht  man  etma  zu  fragen: 
Sarum? 

2Ba3  ftranfreia)  ber  Äebolution  ju  berbanten  tyii,  ift  nicht  eine  Hebung 
be£  ©chulroefens.  ©anz  bem  Materiellen  jugemenbet,  fßüt  man  bon  ihr 
boch  bie  Segrünbung  bon  ^olotechnifen,  Militär«,  Äunft«,  Jwnbmerfer»  unb 
$eroerbefchulen  erwarten  bttrfen.  Allein  mit  all  bem  mar  ftranfreich  fa)on  bor 
ber  ftebotution  trefflich  berforgt.  SaS  fie  ber  Seit  überliefert  hat,  baS  ift 
einzig  unb  allein  bie  falfa>  3bee  bon  bem  ©taatÄfa^ulmeifter,  bon  bem  ©a)ul* 
monopol,  bon  ber  3entralifation  unb  oon  ber  ftonfefftonSlofigfeit  ber  ©chute. 
Tiber  mit  all'  biefen  ©aben  war  bie  Seit,  »ie  mir  gefehen,  fa)on  bbr  1789 
beglüeft  morben. 

©o  finb  in  ber  %$ai  bie  pofitiben  töefultate  ber  franjöfifchen  Rebolution 
auf  bem  ©ebiete  ber  ©chule  gleich  nufl.  (6d)lu&  folgt.) 


})ft)d)ol00ird)e8  aus  einem  mittelalterlidjen  i@id)ter. 

(SJon  £.  «I.  Äeifer,  Steftor  in  3«fl) 
3n  ber  3eit  bon  1350—1500  begegnen  uns  roohl  biele  ©chriftfieller, 
aber  menige  bebeutenbe  Dichter.   (Siner  ber  befannteften  unb  anfpre$enbften 

')  33 fi  Mgr.  Freppel,  pag.  116. 

3)  Jögl  Stimmen  an«  SHaria  2aa<f)  1889.  IL  8.  317  n.  folg. 


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710  - 


ifl  unftreitig  ^>etnr t<^  oon  Staufenberg.  £öcr)fi  mabrfcheinlicr)  flammt  et 
aus  bem  Städtchen  ßaufenburg  im  Wargau,  baS  früher  auch  ben  Hainen 
ßaufenberg  trug.  Über  fein  Seben  ift  uns  leiber  wenig  belannt.  Haut  einer 
Urfunbe  don  1429 ')  mar  er  beftänbiger  SMfar  ber  ^farrtirche  in  ©offau 
1434  finden  mir  it)n  als  Gr)orr)err  in  3°Pn9en  U"b  fpäter  als  "Sefan  in 
ftreiburg  i.  $r.  3m  %a$xt  1445  509  er  fieb.  ins  3obanniterhau3  ju  Stras« 
bürg  jurücf.    5Jon  1458  an  dernehmen  mir  nichts  mehr  über  ihn. 

^>einrt(jt>  don  ßaufenberg  ifl  ein  überaus  fruchtbarer  Sibriftftefler  unb 
ragt  namentlich  als  Sieb erbiebj er  b«dor.  „(Sr  ift  ber  bebeutenbfle  unb 
frucf>tbarfte  Dieter  geiftlicher  lieber  im  15.  Sabr&unbert,  unb  er  ifl  eben  be*= 
wegen  gemife  nia)t  or)ne  nachhaltigen  Einfluß  auf  bie  weitere  gntroicHung 
beS  Äirchenliebeö  gewefen."  (tfurj.)  er  „fleht  burcbauS  auf  dolfStüm  liebem 
Soden.  (5r  fefct  fid^  bie  Aufgabe,  nicht  nur  weltliche  SJolfSweifeu  für  bat 
geiftliche  Sieb  $u  gewinnen,  fonbern  auch  bie  weltlichen  $ejte  geijllich  um$u- 
bichten,  unb  jwar  fo,  ba&  er  ihre  WnfangSworte  möglichft  beibehält.  6r 
greift  babei  bie  beliebteren  SolfSlieber  auf,  befeitigt  inbeffen  alles,  was  ihm 
anfiößig  erfcheint,  um  feiner  Umgeftattung  don  dornehereiu  bie  93olfStümliebfeu 
}u  fichern  unb  bie  alte  gute  «Dielobie  ju  retten.  £>ier  regt  fia)  fchon  aU 
buntle  ^lh"U"9/  wa8  erft  bem  18.  Jahrhundert  jum  $emufctfein  fam,  baB 
ade  ftunflbichtung  dorn  StolfSlieb  $u  lernen  h«t"  Sa,  Heinrich  fingt  „felbft 
SBächter»  unb  Sagelieber  ber  ^öfifc^eit  3eit  nach  unb  bilbet  alte  tateinifche 
£»)mnen  nach."  (SSächtolb  a.  a.  O.  8.  203.)  «Mitunter  mifcht  er  beutfa>e  unb 
lateinifche  WuSbrücfe  untereinander,  j.  : 

„In  dulei  jubilo 

nu  finget  unb  feib  fro! 

Unferfc  fcerjen«  2Bunnc 

lett  in  praesepio 

Unb  leuchtet  als  bie  funne 

matrin  in  gremio. 

Alpha  es  et  o 

Alpha  es  et  o!    (ttugUr,  *U.  ®c($.  i.  106). 

(5r  derfafete  aber  auch  Q^h  felbftänbig  prächtige  ©ebia)te.  w$ie  tfrone 
feiner  dielen  Sieber  (man  fennt  an  90  berfelben)  ift  baS  fo  tief  gefühlte 
Sieb  „Heimweh"  *),  welches  Uhlanb  wegen  feines  echten  StolfStoneS  für  diel 
älter  hielt."  (Srugier,  a.  a.  O.  S.  117.)  $aj}  ein  fo  religiös  angelegter 
dichter  auch  öiele  SJcarienlieber  berfajjte,  ift  felbftderftänblicr),  boeb,  t)u(bigt 
er  in  benfelben  fehr  bem  ©efehmaefe  feiner  welche  baS  SWegorifterenbe 
unb  jum  Seil  baS  ©pielenbe  liebte.  $aS  leitet  uns  über  auf  eine  andere 
©eite  ber  fchriftfteQerifchen  ihätigleit  Heinrichs  oon  Cnufeuburg,  nämlich  auf 
bie  allegorifch-bibaftif che. 

')  3n  »ächtolbs  ®efc&.  ber  beutfa).  Sit.  in  ber  ©<btt>eti.  ftrauenfelb,  1892. 
Mnmerfungen,  6.  47. 

*)  ©ei  JBone,  Sefebucfa  II.  unter  bem  Xitel  „Verlangen  nach  bem  $immel." 


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-    711  - 


$rei  umfangreid&e,  noa)  ungebrudte  2Berfe  biefer  ^trt  Ijat  er  uns  t)inter= 
laffen,  nämli$  baS  „Regimen  sanitatis*  ober  ©efunb&eitSpflege  (1429), 
btn  „Spiegel  beS  menfc&lidjen  £eil8"  (1437)  unb  baS  „93u<$  ber 
Figuren"  (1441).  ÖefctereS  „morjl  aua)  na$  bem  fiateinifaVn  unb  jwar, 
wie  man  bermutet,  naa)  bem  Opus  figurarum  tfonrabS  Don  9U$ei  bearbfitct, 
ifl  ein  grofeeS  ©ebicty  bon  mer)r  al§  25,000  SBerfen ')  ju  Sljren  ber  t)l.  3nng* 
ftau,  inbem  bie  ganje  ftolge  ber  ©efa)i£r)ten  beS  alten  iefiamenteS  als 
Figuren  ober  Symbole  auf  fie  unb  it)reu  Sot)n  belogen  wirb."  (93äa)tolb, 
a.  a.  O.  S.  182.)  55er  „Spiegel  beS  menfa)lidjen  £eilS"  ift  eine  ge« 
reimte  Überlegung  unb  Erweiterung  beS  einige  3ar)r$efjnte  früher  bon  ftonrab 
bon  £elm$borf  unter  bem  gleiten.  Settel  bearbeiteten  ErbauungSbuaVs  »Spe- 
culum  hunianae  salvationis. "  ($S  befjanbelt  juerft  ben  f$rafl  ber  (Sngel, 
bie  ($rfa)affung  bed  9Wenfc$en,  ben  Sünbenfaü  ber  Stammeltern  unb  beffen 
Strafe,  „geljt  fobann  auf  bie  93erfünbigung  unb  ©eburt"  ber  feligften  Jungfrau 
über  unb  fteflt  enblid)  bie  §auptbegebenr)eiten  auS  bem  Öeben  unb  Seiben 
(grifft  bar.  (SBrgl.  93äd>tolb,  S.  139,  181  unb  flnmerfungeu  S.  40  unb  47). 

$aS  „Regimen  sanitatis«  ober  bie  ©efunbrjeitSpflege,  welkes 
mir  etwas  einläfjlia>r  bet)anbeln  wollen,  befinbet  fi$  als  Cod.  german.  337 
in  ber  2Rüna>ner  &of--  unb  StaatSbibliotrjet-  —  ($S  ift  geteilt  „in  7  ftucflin 
ober  Gapitel  ober  teile."  $er  erfte  r)anbett  „bon  ben  12  monaten  beS 
3areS  unb  irjren  <5igenfd)aften,  ber  3eit  unb  Bewegungen  ber  fonne  barin", 
ber  $weite  „oon  ber  7  Planeten  unb  ber  anbern  §immels*6inflüffe",  ber 
britte  bon  ben  (5igenf$aften  ber  12  fy'ityn  unb  ir)rem  Sinfluffe,  ber  bierte 
bon  ben  4  3ar)reSjeiten,  oon  ben  4  Elementen,  bon  ber  Äomplejion  (ober 
ben  Temperamenten)  ber  9Kenfa)en,  ber  fünfte  bon  ber  Orbnung  ber  ©efunbljeit, 
ber  fernste  oon  ber  ©eburt  beS  2Renfa)en  unb  ber  JBefjanblung  ber  neuge- 
bornen  flinber,  ber  fiebente,  roie  ficr)  ber  SRenfa)  jur  3«t  „ber  ©ebreflen 
ber  ^eftilenj"  falten  fou*. 

$er  bierte  Teil  foll  Ijier  im  StuSjuge  miebergegeben  werben. 

@r  beginnt  mit  ben  Sorten:  „§ie  frrbet  an  wie  fidj  ber  mentfa)  fot 
galten  3ngefunbr)eit  find  libeS  mit  übunge  realen  floffen  effen  hinten  loffen 2) 
baben  fröiben  unb  anberen  Dingen  unb  bot)et  an  baS  bierbe  teil  bis  Dublins." 

3n  einer  48  93erfe  umfaffenben  Einleitung  erflärt  ber  Serfaffer,  ©Ott 
t)abe  fträfte  in  bie  9totur  gelegt,  welche  jur  Erhaltung  beS  menfdjlia)en 
ßebenS  bienen.  SRanc^er  fterbe  aber  frülje,  weil  er  biefe  Jhftfte  nicr)t  benüjje 
unb  nidt)t  naturgemäß  lebe.  $>ann  folgt  „2Bie  bj  $ore  in  biere  geteilt 
ift"  (16  93erfe).  $em  ßenj  werben  bann  40,  bem  Sommer  38,  bem  #erbfl  26 

•)  $er  „©pieael  be»  menfd)Udjen  §eil«"  bat  15,000,  baS  wS3ud>  ber  Jiguren" 
25,370  »erfe.  ©öbede,  ©runbrife. 
')  b.  &.  «berloffen. 


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unb  bem  Sinter  34  93erfe  geroibmet.   $er  ßenj  roirb  mit  einer  $ü6f$en 

Jungfrau,  ber  Sommer  mit  einer  jungen  ftrau,  ber  £>erbft  mit  einer  „bc- 

jtanben  ftroro"  unb  ber  Sinter  mit  einem  alten  20ei6  oergli<$en.  9ia4) 

einer  Seleljrung,,  mie  fid>  ein  3Jienfd)  in  ben  oerföiebenen  ^a^re§jeiten  galten 

l'oQ  (61  33.),  erflärt  ber  $ic$ter  „mie  aQe  mentföen  Don  ben  Die  elementen 

finb  naturet  unb  ^etffent  oier  conplerjon"  (58  58.)  unb  getjt  bann  über  $ur 

SBefd&reibung  be$  ©anguiuiter«.2) 

Die  crfte  complerton  je  bant 

Die  ift  fangroinea  genant 

Sttarme  unb  füd)tc  ift  je  fufc 

3n  flncr  naturc  fanguineus 

Unb  ift  nadj  Suftc«  arte  getou 

DiQ  ift  bie  beftc  conplerjon 

SBann  bie  bifc  lange  lebent 

3n  froiben  frölidj  ftrebent 

HWilt  unb  gutes  mute» 

Unb  Dol  gefunbe«  SBluteä 

@POlen  unb  audj  fingen 

©etitcn  fpü  unb  fpringen 

Unb  toa8  ben  froiben  &öret  guo  ' 

Das  toerc  ir  leben  fpate  unb  fruo. 

3r  ftnne  finbt  fubtnle 

2>a8  fi  in  deiner  roolc 

ßercnt  Dil  unb  oud>  oil  6  (b.  %  ffjcr) 

Denn  fünft  jemant  anbrer  me 

Doch,  fiub  fie  bitfc  unftetc 

2ln  »orten  unb  getäte 

3n  3orne  ft  oud)  ntt  lidjtc 

ftoment  t>onJgefd|tdjte 

Dodj  fo  ber  3orn  ft  beftat 

®tn  tjcrtcS  mirfen  fi  ben  baut, 

$o$  toeTbcnt  fi  balb  gütig 

3JM  tugent  fanftmütig 

©ie  pflegent  auaj  ber  monnc 

Safte  in  irem  fnnne 

3Rit  ben  woben  frölid)  gar 

3r  antlit,  ba8  ift  rofenoar 

®ütig  mit  bat  guten 

3ornig  mit  unbebauten. 

$te  bb  maajtu  befennen  in 

2Bcr  fanguineu«  möge  ftn 

Difer  bebarff  oud)  funberbar 

@iner"fpöfe  obe  fonem'mafj 

Die  jart  unb  oud)  ebel  fö, 

*)  SBon  einer  (Klärung  ber  folgenben  ©teile  barf  man  bjer  Umgang  neomrn. 
ba  loo&l  jeber  aufmcrffame  ßcfer  biefer  JBlätter  ben  fajon  jieml.  bem  Wf?b.  üd) 
fjernben  Xejt  ob>e  ©djunerigfät  oerfteb^en  wirb. 


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-    713  - 

Unb  falte  unb  füdjte  gab  oud)  bobt) 

Unb  fenfterlid)e  fpnfc 

Senn  er  ift  jartc  unb  Ipfc 

Unb  tut  neue  grobe  fppfc  wc 

ftür  baffer  benn  anbetn  me. 

l:(Sin  man  ber  jornflidj  geftalt  hat* :] 

33on  ber  onber  (Sonplerjon,  bf in  CSolcr icu§. 
(Solera  bic  (Sonplejion 
3ft  bie  anber  unb  baoon 
ffitt  id)  bir  fcie  fagen  alfu* 
SBiffc  bd9  ein  colericuB 
3ft  Don  nature  trofen  f>eife 
$>cm  füre  glitt)  als  id)  baö  tuei& 
S)em  fummer  er  aud)  glidjet  ift 
Unb  fan  oil  trugentfafter  Uft 
»teid)oar  ift  er  alfuft 
Unb  rud)e  oon  Jpore  umb  bie  »ruft 
il* on  3orne  ift  er  gar  gefce 
(9etürftig  unb  oud)  mel)c 
Sd&neüe  ift  rebe  unb  gange  fin 
Ouä  fo  lefe  id)  oon  3n 
$a8  fi  bie  frowen  mpnent 
Unb  oaftc  liep  gewonnent 
SRau  finbt  fte  an  bem  lobe 
Unb  tragent  #affe  unb  tftbc. 
8utt)cnt  allein  burd)  ($re 
Unb  finbt  ftabole  uff  lere 
Sön  wpben  fjant  fi  froibe 
Unb  oadenb  lidjt  in  lepbe 
2öiee  unb  oud)  oil  bünbiteit 
3ft  un»  bi(e  oon  3n  gefeit 
Unb  wann  nu  bifer  fjifeig  ift 
3n  effen  fol  er  galten  Uft 
2)a«  fpne  fpöfe  ffidjte  fo 
Unb  in  feite  oud)  ba  bp 
m  giftig  barauff  fi  wefen 
On  fad)e  tjan  id)  gelefen. 
[:®in  maft  floffen  man.:J 

33on  ber  britte  Gonplejio,  bem  flegmaticus. 
ftflegmaticuö  fo  griffet  er 
2>er  britte,  wiltu  wiffen  wer 
(£r  fö  nad)  finer  conplegion 
£ie  flegma  Reifet,  fo  bör  baoon 
2>er  ift  betn  waffer  gleidj  naturet 
Aalte  unb  fftdjte  als  man  fpuret 
ftul  träge  unb  oon  fpnnen  grobe 
Unb  ftt)loffet,  oiel  dein  ift  fin  lobe 
»on  ipbe  ift  er  oeiffe 


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-    714  - 


Sickte  fporig  id)  3nn  f>eiffe 

Xrinfen  (ubern  füllen 

Da«  mere  fineS  willen 

iöüften  unb  unfuberteit. 

S9o  woben  ift  er  ungemeit 

*Ü  müftigfeit  öme  eiget 

Uff  gefurd)t  ift  er  genciget 

SBil  bei  oor  fed)tungen  &uten  fid) 

3o  effe  lüfcel  ba$  rate  id) 

Unb  Warine  fppfe  unb  bie  fubtnl 

Dbe  er  gefunt  beloben  wil. 

5üon  ber  iiij  conplejion,  bem  mellancoltcuS. 

Die  oierbe  couplej  mcflancolo 
SÖon  bereu  fage  id)  bir  wie  bie  fo 
Sann  SReOancolicud  ber  fcatt 
(Sin  nature  nad)  ber  (Srrben  ftat 
ftalte  unb  trafen  ift  fin  art 
©in  »ntlit  ju  ber  erbe  gelart 
&r  furd)tet  ftd)  unb  ift  ein  3ag 
Da«  ift  baoon  al«  id)  bir  fag 
2)a£  er  fyett  deine  §ifee; 
Die  in  je  ruftefeit  fpifce 
Sann  bie  fttfce  getürftfett  tuot 
«n  tieren  unb  in  menfajen  tnut 
Darumbe  fo  ift  ber  löwe  graw 
ÜJon  ftner  §ifce  bie  er  fol  i)an 
Oud)  ift  ber  3)ieüancolicu8 
Drage  in  lauffe  unb  wirfen  fud 
Das  föntet  oon  ber  felti  fin. 
Die  ftraefet  bie  gelibere  in 
SRpb  unb  fcaffe  ift  er  ool 
Obe  er  ftd)  mit  ...  .  wol 
Selten  mag  er  ladjen 
Unb  lüfeel  fdu'mpfe  madjen 
©in  geberbe  ftnt  trurig,  ungemeit 
Unb  fyatt  ein  ^er^e  ool  gotigteit 
Dod)  fo  muofe  id)  loben  in 
Uff  fünfte  uub  mof$f)eit  ftot  fin  fm 
©r  nompt  ber  ßüten  deine  ad)t 
Unb  forget  oil  ben  tage  unb  nacht 
Shinfte  unb  fdjafce  oerbirget  er  oil 
Niemand  er  ftd)  befumbern  wil 
Difc  mag  er  oon  nature  fjan 
Dod)  mag  er  ime  wol  wiberftan 
Da&  er  ein  teol  mag  fliegen 
Sin  teol  mag  qme  gejicljen 
2Ufo  ftet  efc  in  aller  für 
Die  ba  fommet  oon  natur. 


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9h dj  flncr  natu«  fo  ftorrt  bctn  juo 
3räd)te  fpofe  fpat  uub  fruo 
$)ie  brae  oud)  ctroaS  wertnt)  geb 
Xtafc  er  gefunt  befte  langer  teb.  — 

2Öie  aQe  s$föchologen  erflärt  auch  ^einrieb,  Don  Staufenberg :  „2Bie  man 
nit  neberman  fol  ade  jite  nach  ber  conplerjon  fchefcen  unb  bafc  fich  bie 
conplej  oeränbert",  b.  (j.  feiten  trifft  man  einen  Wenfchen,  ber  nur  eines 
biefer  Temperamente  ganj  rein  befifct.  (Seroöhulich  finb  fie  bermifc^t,  jebod) 
eined  ift  ftetS  borljerrfehenb  unb  nach  biefem  tajiert  man  baS  betreffenbe 
3nbibibuum.  —  $amit  fd^Iient  er  ben  4.  Teil. 

Euch  mir  brechen  l)iec  ab.  Wöge  biefe  Arbeit  in  manchem  2efer  bie 
Hochachtung  bor  einem  fruchtbaren  uub  üebenSmürbigen  fatholifchen  Dichter 
erhöhen  unb  mannen  anregen,  fich  mit  ben  päbagogifa)en  uub  pfochologiichen 
fcnfdjauungen  ber  mittelalterlichen  beutjehen  Dieter  näher  befaunt  ju  machen. 


SJon  A.  P.,  ßefjrer  in  0. 

aWotto: 
©elbft  ift  ber  SWann ! 

$S  mar  an  einem  tjerrlidjeu  QrrühlingSmorgen  beS  3ab.re8  1890.  Wan 
hatte  fi<h  beim  Austritte  aus  bem  Seminar  bie  frreunbeShanb  jum  Wbfchiebe 
gebrüeft  unb  roanberte  ftolj  unb  tüt)tt  hinaus  in'S  Öeben,  in  bie  ^rarjS. 

99oten  auch  bie  ©tubienjat)re  biel  beS  Angenehmen  unb  Erfreulichen,  fo 
mar  man  boch  froh,  baS  ©elernte  enblich  in  ben  $ienfi  ber  ©efamtheit  fteflen 
ju  fönnen,  fich  in  jenem  SBerufe,  ju  bem  man  fich  hingezogen  fühlte  unb  beffen 
Ausübung  man  fich  jur  Lebensaufgabe  gefteflt  hatte,  praftifd)  bethätigen  $u 
bürfen. 

$ie  ©ruft  gefchroeflt  bot!  ^ot^r,  heiliger  3beale,  begeiftert  für  alles 
<Sd>öne,  Sble  unb  ©ute  roirb  man  ©chulmeifter  in  einem  entlegenen  Söiutel 
be§  frönen  ©chroeijerlanbeS. 

$aS  kippen  uub  Waffen  an  allen  möglichen  Söiffenfchaften,  bie  gemaltige 
Wenge  beS  miffenfehaftlichen  Stoffes,  ber  in  ber  furjen  Stubienjeit  ben  (Seift 
beS  $um  Jünglinge  reifenben  Wenfchen  befdjä  fügte  ober  befchäftigen  muftte,  liefe 
baS  tBemufetfein  auffommen,  bafe  man  nun  aber  auch  gu>*#  n>aS  ber  forfchenbe 
©eift  fdjon  gefunben,  roiffe  ober  in  feinen  ©tubienhefteu  notiert  höbe,  uub 
bajj  eigentlich  jroifchen  Gimmel  unb  Erbe  fich  nichts  mehr  finbm  laffe,  baS 
ein  SehramtStanbibat  nicht  fchneQ  unb  logifch  erflären  fönne. 

($3  mar  ein  ftoljeS  SiegeSberouBtfein.  ßeine  ßrfcheinung  hätte  ju  Oer* 
roicfelt  fein  tönnen,  für  bereu  5Befchreibung  unb  9egrünbung  man  nicht  ju 
haben  gemefen  märe.    Soju  foflte  man  aud)  bon  SinuS  unb  (SofinuS,  §ar« 


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-    716  - 


monielefjre,  Don  errntifchen  33lÖcfen,  Don  arcibii'chen  ©üften  unb  bem  ^apin' 
fcheu  Sopfe,  bon  formalen  Stufen  unb  Don  ©öthfS  „$pbigenia  auf  5auri§" 
gefprocheu  fcaben!  Qfaft  hätte  man  eS  als  eine  Entroeihung  bet  SBiffenfc^aft 
unb  ein  Vergehen  gegen  biefelbe  betrachtet,  fiatt  Caltha  palustris  Sumpf» 
botterblume  ju  fagen  ober  einfache  $reifafcrechnungen  $u  löfen,  nachbem  man 
fid)  jmei  3afjre  mit  Logarithmen  unb  algebraifa>n  (Steigungen  herumge« 
balgt  hatte. 

2öie  gejagt,  man  bäumte  fich  ber  fetbftänbigfte  ©elehrie  ber  Sööelt,  bem 
nur  noch  Warne  unb  flnerfennung  fehlte.  Unb  bann  famen  bie  erften  Slage 
ber  beruflichen  ^^ätigfcit  als  mohlbefteüter  $orffdmlmeifter.  3<&t  h«B  & 
,,$err  2er)rer"  unb  mieber  „$err  Lehrer",  unb  biefen  $itel  fchäfcte  man  %oty: 
als  einen  eriauften  $oftorhut. 

EHmälig  aber  machte  unfer  „£>err  Lehrer"  Erfahrungen,  bie  ihn  bitter 
täufchten  unb  auf  feine  Derineintliche  (Selebrfamteit  ein  fchiefeS  Sicht  toarfen. 

2öar  ber  Lömenjahn  ju  befchreiben,  fo  fanb  er  eS  für  geraten,  juerfi 
fein  aufmerffam  ju  lefen,  roaS  im  Schulbuche  barüber  getrieben  ftanb,  unb 
alles,  maS  er  über  foftematifctje  Einteilung  beS  Pflanzenreiches  mußte,  nü|te 
i hm  blutroenig,  hätte  ihm  ^öctjfienS  ju  einem  fläglichen  QriaSfo  Derholfeu.  Unb 
hatte  er  im  gefctnchtlichen  Unterrichte  Dom  ßlofter  ©t.  (Sailen  ju  fprec^en,  fo 
fanb  er  toieber,  bafe  er  fich  roährenb  ber  Stubienjeit  eine  Unmaffe  rnfiorifcher 
$)aten  merfen  mußte,  baß  er  aber  gerabe  baS,  maS  er  brauchen  foOte,  nicht 
mußte.   Unb  fo  ging  eS  faft  überall,  in  allen  Unterrichtsgebieten. 

3Ran  wirb  begreifen,  bafe  eS  nicht  gar  langer  3"t  beburfte,  bis  unfer 
Schulmeifter  jur  Einficht  (am,  bafe  fein  ganjeS  2öijfen  eigentlich  nur  Stüd» 
unb  ftlidmerf  fei,  baß  er  baS,  maS  er  miffe,  nicht  brauchen  (önne,  uno  baS, 
maS  er  brauche,  nicht  miffe.  Gelegentlich  machte  er  bann  noch  bie  anbete 
Erfahrung,  bafe  ad'  baS  (Belernte  Diel  fehnefler  unb  leichter  mieber  oetgeffen 
fei,  als  eS  gelernt  mürbe.  ^r)atfadrjfn,  Don  benen  er  glaubte,  fie  fifcen  niet» 
unb  nagelfeft  in  jeinem  ftopfe,  Derfchroanben  aus  feinem  SBeroufetfein  geräufa> 
los  mieber.  9US  er  bann  auf  bie  befinitioe  Patentprüfung  hin  bie  Ührinen 
feiner  einftigen  ©elehrfamfeit  mieber  reftaurieren  mufjte,  mar  eS  ihm,  all 
manble  er  auf  #erfulanum  unb  Pompej ;  unb  nun  imjlanbe.  ben  SBert  folch' 
überbünfter  2öiffen|<haftlichreit  ju  fchäfcen,  erfaßte  ihn  Edel  unb  Hbföeu  gegen 
alles,  maS  ftubieren  tyfyt  unb  machte  fo  ben  39oben  für  einen  unhfitooUen 
PeffimiSuS  urbar. 

ES  mährte  einige  3eit,  bis  bie  Liebe  jur  Sößifjenfchaft  in  ihm  mieber  ju 
neuem  Leben  erleimte ;  aber  baf ür  mar  biefe  jmeite  Liebe  inniger  unb  märimc 
als  bie  <H#e  unb  flocht  ein  fo  ertjebenb  SBanb,  baß  ohne  biefelbe  ihm  bo* 
Leben  mie  eine  Deröbete  2Büfte,  mie  fteinigeS,  unfruchtbares  Erbreich  Dorlöme. 
$)ie8  bie  SSkmblungen,  melden  unfer  Storffchulmeifrcr  unterworfen  marb. 


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06  aflr  Stubienfoflegen  folcfye  Erfahrungen  hinter  fid)  haben,  miffen  mir 
rtic^t.  Bon  mehreren,  bie  mir  im  ©eminar  ju  brn  tüchtigflen  jählten,  ift 
und  gleiches  berietet  morben,  unb  mir  [inb  barum  geneigt,  fötale  (Srf  Meinungen 
als  tymptomatifch  $u  bezeichnen.  9lid)t  baß  mit  ber  ©eminarlehrerfcfyaft  irgenb 
welche  93ormtirfe  machen  moflten,  fie  ift  eben  an  ben  öehrplan  gebunben.  9lber 
bie  ^orberungen  biefeS  (entern  finb,  mit  ber  ©tubienjeit  üerglichen,  jtt  ^o^e. 
(5$  mangelt  unfern  Seminariften  an  ber  nötigen  97tufte,  ben  Cehrftoff  grünb« 
lieh  unb  felbftänbig  üerarbeiten  $u  tdnnen  unb  Don  biefem  ©efichtspunfte  aus 
begrüßen  mir  bie  Errichtung  eine3  Dierteu  ©eminarfurfeS  anf'S  lebljaftefte. 

68  ift  geroife  im  3S"*«reffe  ber  ©chule  unb  beS  ßefjrerflanbeS  ju  Der* 
fangen,  bafe  unfere  3ugenbbilbner  (in  folibeS  ftunbament  Don  2öiffen  in  bie 
^rajiS  bringen,  ein  2öiffen,  boS  frei  Don  allen  tjodjtönenben  ^}b,rafen  unb 
bünfelhafter  ©elefjrfamfeit,  baS  aber  baS  ^robuft  eigener  Arbeit  ift. 

%ur  baS  ift  eigentlich  rechtes  ©olb,  alles  anbere  pttermert  unb  $anb, 
einem  raffen  ^bjterben  baffingegeben,  trägt  freiließ  bie  Eigenfchaft  in  fid),  ben 
9Kenfa>n  blafiert  unb  infolgebeffen  ju  einer  uuauSftehlichen  Kreatur  ju  machen. 

3eber  ipanbmerfer,  ber  ntdr)t  felbftänbig  arbeiten  fann,  ift  ein  roenig  be« 
neibenSmetter  SWann ;  balb  bjer,  balb  bort  mu$  er  um  WuSfunft  bitten  unb 
trofc  aflebem  mirb  feine  Arbeit  nur  als  bie  eines  ©tümperS  taxiert. 

(Sin  2eljrer,  bem  ja  bie  tjödnlen  unb  b,eitigften  Aufgaben  biefer  Erbe,  bie 
SBilbung  unfchulbiger  kleinen  tibertragen  morben  finb,  Aufgaben,  bie  benen 
beS  ^riefleramteS  nah«  fommen,  ein  ßehrer  nun,  ber  in  feinem  öerufe  nicht 
nach  feßen  ^rinjipien  hanbelt,  nicht  fähig  ift,  311  inbiDibualifieren,  fchablonen* 
haft,  roie  ein  £>anbmerfer,  ©eift  unb  Efjarafter  ber  ftinber  bilben  mifl,  ber 
Don  einem  Seitfaben  jum  anbern  fliegt,  ba  ein  jtröpfdjen  faugt  unb  bort 
roieber  eines  unb  boch  nirgenbS  Einficht  in  eine  Saa^e  finben  fann,  ber  beim 
Sefen  eine§  33urf)e8  fid)  (ein  felbftänbigeS  Urteil  ju  bilben  Dermag  unb  nicht 
itnftanbe  ift,  baS  ©elefene  richtig  ju  mürbigen,  Derbient  nicht  ben  $itel  eines 
Ce^rerS  unb  ErjieherS. 

$äufa)tn  mir  uns  ja  nicht  in  bem  2öab,ne,  bafe  fola)  Dermeintliche  ^ä» 
bagogen  nirgenbS  ju  finben  feien.   Öeiber  moljl. 

9lber  in  biefer  betrübenben  Erfd)einung  liegt  für  uns  bie  erufte  Warnung, 
unabläffig  ju  ringen  unb  ju  ftreben,  felbftänbige  Erjieljer  ju  merben,  öeljrer, 
bie  fia)  nicht  fflaDifch  Don  einem  2eb,rbua)e  leiten  laffen  müffen,  fonbern  Seljrer, 
iuela)e  ben  ©toff  unb  bie  fjform,  in  ber  er  auf  bie  natürliche  Seife  bem 
jugenblichen  ©eifte  beigebracht  merben  fann,  beljerrfchen. 

ES  mirb  aus  Obigem  Don  felbft  fid)  ergeben,  bafe  bie  SeljrerbilbungS» 
anftalten  mahre  dufter  Don  Unterrichts*  unb  ErjiehungSflätten  fein  foQen, 
bafe  bie  Sefjrer  bie  forgfältigfte  oder  roiffenfehaftlichen  ^Übungen  beaufpruchen 
Dürfen,  fieser  foüten  überhaupt  Derförperte  3beale  beS  WenfchheitSbegriffeS  fein. 


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§8  ift  su  be jmeifeln,  ob  unfere  ÖehrerbilbungSanftolten  ben  $orberungen, 
bie  man  an  fie,  angefleht«  ber  unenblidj  hofan  Bebeutung  be«  (Srjieherberufe« 
fteflen  barf,  oollftänbig  genügen.  Ob  fte  e«  tlwn,  roirb  jeber  balb  erfahren, 
menn  er  in  bie  ^raji«  gefieflt  ift.  Da  gibt  e«  allerlei  nadjjuholen  unb  au?* 
jubfjfern.  Unb  roo  immer  er  Süden  finbet,  fo  ift  e«  feine  tjeiligfle  Aufgabe, 
biefelben  narf)  Gräften  au«jufüHen.  2öer  glaubt,  Sehrer  fein  ju  fönneu,  ohne 
jeben  $ag  auf  feine  $°rtbilbung  bebaut  fein  ju  muffen,  fudje  im  Schlaraffen* 
(anb  irgenbmo  Wnfieflung.  Die  3fM  Drängt  mit  it)rert  3been  unaufhaltfam 
üorroärt«,  Stillftanb  in  %itur  unb  3)ienjd}en(eben  finben  mir  nirgenbs,  unb 
mer  ni$t  mit  bem  Strome  fcbmimrm'n  mifl,  bleibt  auf  einer  3nfel  haften  al§ 
eine  Gäule  nur  Don  gebrochener  Äraft,  an  ber  bie  Wa$roelt  teilnahmslos 
oorübergehen  mirb.  2Ber  ein  rechter  Sdjulmeifter  werben  mifl,  barf  fi$  ben 
meltbemegenben  fragen  nicht  fühl  gegeuüberfteflen,  er  mufj  allem,  roa«  $u 
feiner  Bilbung  beiträgt,  ein  marme«  3ntereffe  entgegenbringen. 

9tur  fo  mirb  er  jene  Stufe  öon  Selbftänbigfeit  erflimmen,  bie  ju  einem 
frud)tbringenben  Unterrichte  unbebingt  notmenbig  ift  unb  bem  (Srjieber  bie 
innere  Beruhigung  gibt:  „3<h  bin  fein  Ceitfabenmenfch,  fein  berfnöa>rter, 
pebantifcher  Schulmeifter ;  ich  fajöpfe  au«  bem  lebenbigen  f^onbe  einer  reiben 
ÖebenSerfal)rung  unb  DorurteilSfreien  Seben«auffaffung."  „Selbft  ift  ber  Wann  !* 
Da«  fei  bie  Debife,  bie  afl'  unfer  %^m\  unb  franbeln  birigieren  fofl. 

Diefer  Selbftänbigfeit  be«  Sehrer«  in  beruflicher,  fojialer  unb  mo- 
ralifcher  $infi$t  foflen  bie  folgenbeu  3"^"  gemibmet  fein: 

A.  Selbftanbigfeil  M  fiehrer«  in  feinem  Berufe. 

2BolIen  mir  bie  berufliche  Selbftänbigfeit  be«  ßehrer«  prüfen,  fo  merben 
mir  ihn  in  ber  Schule,  im  Bertehre  mit  feinen  3öglingen  $u  beobachten  hoben. 
Die  91rt  unb  SBeife,  roie  er  unterrichtet,  jeigt  un§,  ob  er  ein  £anbroerfer  ift 
—  möglichermeife  ein  fet>r  routinierter  —  ober  ob  in  ihm  ba«  ^eilige  geuer 
ibealer  Beruf «liebe  glüht,  einer  Siebe,  bie  erfinberifch  ift  unb  ihm  unbetretene 
^fabe  offenbart,  einer  Siebe,  bie  gerabe  beShalb  bem  (5r$ieher  jum  Bemufetfein 
oerhilft:   „(SS  ift  mein  2Berf,  meine  $hat." 

Um  ben  Slnforberungen,  bie  man  an  einen  felbftänbigen  fiehrer  fteflen 
barf,  richtiger  mttrbigen  $u  fönnen,  mag  bie  Sdnlberuug  eine«  gegenteiligen 
folgen,  eines  folgen,  ber  par  compagnie  originelle  ©ebanfen  brobujiert,  auf 
anberer  Seute  unb  ben  eigenen  Beinen  fleht.  3"  [e»le*  flfö^ern  &)tt  fofl* 
gefagt  fein,  bafj  er  ein  fleißiger,  arbeitfamer  Wenfa)  ift. 

SGÖir  treten  in  feine  Schule.  Draujjen  ftngtd  unb  jubiliert«,  bie  ganje 
Watur  fchroelgt  in  formen»  unb  farbenreicher  $rad)t,  bon  allen  £)öh'u  gucfen 
uiebliche  Blümchen  mit  glänjenben  Äuglein  ju  ben  genftern  be«  Schuljimmer* 


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herein.  Unb  brinnen:  2öel<$  eine  Cuft !  Me  ftenfler  gesoffen,  bofe  ja  fein 
Sdniler  in  93erfu$ung  fomme,  einen  33lid  in  ©otteS  freie  Watur  ju  werfen, 
ficb,  ju  erfreuen  am  f)efljau<$jenben,  maienfrifd)en  Ceben  in  berfelben. 

$ie  &9HS«S4ifyen  fingen  au#,  aber  bie  TOelobic  ift  berbammt  eintönig: 
i,  e,  a,  m,  I,  r),  t  u.  f.  m.  Daju  f«t)neiben  fie  ©efidjter,  roie  man  fie  roorjl 
in  einer  ©efellfc&aft  Don  gäljnenben  Slltjungfern,  nic^t  aber  auf  Spielplänen 
ber  .ftinber  finbet.  $od>,  jefct  gibt'S  roaS  WeueS:  (Sinfütjrung  beS  „b".  2Öa« 
runt  gerabe  Ijeute?  ©anj  natürlid).  3)ie  Stüter  (efeu  bie  erfte  Seite  ber 
9tüegg'fd)en  §ibel  fdmn  orbentlia)  unb  bie  erfte  Qnlt  ber  jmeiten  Seite  ift  ber 
ßinfüfjrung  beS  „b"  geroibmet.  3$on  ^flanjen  roirb  bann  im  2Binterfemefter 
gefproaVn,  alfo  511  einer  Qt'ii,  roo  bie  Ijolben  tfinber  ftloraS  als  Keimlinge 
ober  Öeid/en  unter  ber  ftarren  SiSbede  rutjen.  Unb  fragen  mir  mieber  nad) 
ben  ©rünben  eines  folgen  SetjrgangeS,  fo  roerben  mir  inne,  bafe  föüegg  1. 
erft  auf  Seite  30  bon  ^flan^en  fpridjt;  bis  baS  borljergefyenbe  ^ßeufum  aber 
bura^gearbeitet  mar,  tjaben  fia)  t$rrüljling,  Sommer  unb  $)erbft  auf  leifen  Sohlen 
aus  bem  Öanbe  gemalt. 

3n  ber  jmeiten  Stoffe  merben  6cfculfad)en  unb  3immfrteüe  befdjrieben. 
3m  Sinter  mirb  bann  ben  steinen  eqäfjlt,  mie  einft  ein  (Slternpaar  mit 
feinen  jroei  Äinbern  an  einem  frönen  Wtaimorgen  auf  ben  iiüt)en  Jpügel  ge* 
gangen  fei,  ber  SJater  bie  kleinen  auf  Blumen  unb  Sölüten,  Sauperlen  unb 
ben  TOorgengefang  ber  $öge(  aufmerffam  gemalt  fjabe;  mie  bie  Sonne  mit 
unbefd)reiblia)er  $rad)t  bem  feurigen  Often  entfdjroebte  unb  bie  ganje  Steife« 
gejeflfd&aft,  bon  ber  Wacrjt  unb  bem  3a»ber  ber  @rfd)einungen  bingerijfen,  bie 
Jpänbe  gefaltet  unb  in  baS  Elorgengebet  ber  ganzen  belebten  Ttotur  eingeftimmt 
fSabe.  Jöarum  ni$t  jefct  biefe  anjiefcnbe  (Srjäbjung  betjanbeln,  marum  nic^t 
t'elber  ben  fcufflieg  roagen?  Hntroort:  Beil  Öefeftüd  9lr.  124  nad>  Wr.  9 
folgt  unb  eS  bieflei$t  ungemifc  ift,  ob  bie  ju  befdjreibenben  Sdjulfadjen  im 
SÖinter  nod)  borfjanben  mären.    Sonberbare  fiogif  unb  ^äbagogif! 

35ort  f$ma|en  jmei  jugenblicfce  Safen  emfig  miteinauber.  53eibe  fielen 
—  bon  flrguSaugen  $ur  regten  3t\\  erfpä&t  —  fa>n  in  einem  SBinfel.  $ie 
eine  meint  unb  grämt  fi$  bitterlia);  bie  aubere  läfet  fiaj  leine  grauen  ^aare 
madrfen,  föielt  unb  ladjt  berftoljlen  ju  it>rcn  ßlaffengenof rtunen  hinüber.  „6b, 
nun,  beibe  ftnb  gefrraft",  bad)te  ber  Setjrer.  Ob  fie'S?  $)ort  ein  Meiner 
ftnirpS  mid  fyeute  gar  nicfct  feine  ©liefe  auf  bie  Safel  bannen  (äffen;  mit 
9Ntt$e  unb  9lot  bringt  er  einige  fa)led)t  unb  fefjlerrjaft  gefdjriebene  Säfoe  fertig, 
©in  fou$er  Unfleip  bringt  natürlid)  unfern  TOagiftraten  aufcer  tjflfiung  u"b 
t*rr)ilft  bem  jungen  55urfa)en  £U  einer  berben  üraa)t  ^rügel.  2Jon  mens 
sana  in  corpore  sano  t)at  ber  erzürnte  ©üa)ermurm  mot)l  fa^on  oft  ger/ött 
unb  gelefen,  aber  bafe  bem  un)d)iilbigen  ^mben  ein  pr)oftfa^eS  Übel  bie  2[)ti- 
tigfeit  feines  ©eifteS  b,emmt,  fiet)t  er  nia)t,  trofcbem  ein  jeber  mit  gefunben 


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Slugen  begabte  Wenfch  bie  Urfaa>n  be§  Unfleifee§  Don  ber  ©time  be*  armen 
jungen  lefen  fann. 

3n  ber  Oberfaule  mirb  ba«  Barometer  behanbelt.  (Sine  flott  auSge* 
führte  3ei<hnung  beSfelben  fdmiücft  bie  2Banbtafel  —  ba&  bet  Celjrer  feinen 
mirflidjen  befifct,  fönnen  mir  begreifen,  bafe  aber  bei  allen  Canbroirten  be« 
Dorfes  feiner  aufzutreiben  mar,  lommt  un§  unbegreiflich  oor.  $er  ffinfgfidH 
rige  Apparat  bet  formalen  ©tufen  tritt  in  ^unftion.  $a  follen  be«  2et)rer$ 
©elbftänbigfeit  unb  ©elehrjamfeit  fia)  offenbaren.  3ft'«  ©ahrbrit  ober 
Säufcbung?  2Bir  blatten  fchon  eine  leife  SBermutung  get)egt,  roührenb  bie 
fieftion  gegeben  rourbe.  SBir  bauten  nämlich,  marum  e«  notroenbig  fei,  bog  ber 
Unterrichtenbe  fia)  t>on  3*it  ju  3«t,  meinetmegen  bor  Seginn  einer  neuen  Stufe, 
hinter  ba«  ^ßult  begebe.  92arf)bem  wir  ber  Sache  naa)fpürten,  fanben  wir 
Dort  ein  Sud)  aufgeflogen,  nach  ben  formalen  ©tufen  ausgeführte  Seftionen 
enthaltend  barunter  au$  bie  über  ba«  Barometer.   2Bir  mußten  genug. 

Wach  einem  (jatben  3abre  mirb  bann  bie  Sefdjreibung  be«  ©emirter«, 
9ir.  18  in  39üegg  VI.,  gelefen;  unb  menn  im  2Öinter  ein  guter  f^reuno 
unferm  2er)rmeifter  eine  gebrudte  Öeftion  über  Slifcableiter  übermittelt,  werben 
bie  ©d)üler  balb  barüber  ju  reben  miffen. 

9Jcan  mirb  e§  erflärlich  finben,  menn  unfer  ©chulmeijter  in  ber  0eo- 
graphieftunbe  hinter  bem  $ulte  fefte  ©tedung  nimmt  unb  fta)  nur  bj<  unb 
ba  in  bie  9cät)e  ber  ftummen  ftarte  magt. 

Unb  erft  bei  (Srjurfionen.  $ie  flinber  möchten  miffen,  mie  biefe«  93lüm* 
d)en,  mie  jener  SBerg  bort  Reifet.  93on  SBotanif  t)at  man  biet  gelefen  unb  im 
©eminar  mufeten  unjätjlige  tarnen  Don  Sergen,  Hüffen  unb  Drtf^aften  ein» 
gepaudt  merben,  aber  —  roo«  man  weife,  ba«  brauet  man  nicht.  (Sntmeber 
ift  ber  Wann  nun  ehrlich  unb  gefteljt,  bie  Hainen  nicht  ju  fennen,  ober,  um 
feiner  2öiffenfa)aftlia)feit  feine  Slöfee  geben  ju  müffen,  tauft  er  auf«  ©erate* 
roohl.   ©enug  ber  Silber. 

2öir  ziehen  au«  ihnen  folgenbe  Wufcanmenbungen : 

1.  3eber  felbftänbige  Öehrer  mu|  bie  finbliaV  Watur  genau 
fennen.  §ieju  finb  bor  aOem  grünbliche  antljropologifche,  pr)pfio(ogif(f»<  unb 
pinchologijcbe  Sorfenntniffe  notmenbig.  ($«  ift  eine  ber  fd)önften,  aber  auch 
fchroerften  Aufgaben  be«  ©eminar«,  bie  anget)enben  ßetjrer  in  biefe  miffen- 
fchaftlicr)e  ©ebiete  einzuführen,  ihnen  ^ier  $u  einer  fotiben  ©runblage  ju  ber* 
helfen.  $a«  aOein  genügt  freilich  nicht  unb  macht  ben  Sebrer  noch  lange 
nicht  $um  mahren  ©rjieher.  3n  ber  ©<hule,  auf  bem  Spielplane,  überall, 
mo  ftch  ungezwungen  (Gelegenheit  bietet,  beobachtet  ber  ßehrer  ba«  %f)\m  un* 
treiben  ber  flinber.  <Sr  mirb  finben,  wa«  be«  flinbe«  iperz  erfreut,  wa«  e* 
fühl  läfet,  mirb  allfäOige  Phöfifche,  intefleftuelle  unb  moralifche  SHängel  be* 
merfen,  mirb  einfehen  lernen,  baji  biefelbe  ©träfe  nicht  für  alle  Äfinber  pafet, 


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bafe  nichts  unoernünftiger  ift,  als  moralifche  99ilbung  nadt)  einet  gebrechfeiten 
«Schablone  erzielen  ju  rooflen.  (Sbenfo  bietet  fid)  Stoff  in  $üHe  unb  ftüfle, 
geiflige«  unb  förperlidjeS  ßeben  in  feinen  2öe<hfelbejiehungen  ftubieren  gu  fönnen, 
unb  biefeS  Stubium  wirb  manclje  ungerechte  Strafe  unausgeführt  laffen. 

gür  bie  erfte  3fit  ber  ^rariS  möchten  mir  bem  jungen  &t)rer  empfehlen, 
je  nur  einen  Schüler  einer  fllaffe  ganj  genau  ju  beobachten.  $n  furjer 
3eit  roirb  er  über  ba«  tfinbeSleben  fich  Erfahrungen  gefommelt  f)abt\\,  bie 
it)n  berechtigen,  ein  Urteil  $u  fällen,  roenn  ihm  auch  bie  ganje  £>erbart'fche 
.Glaffififation  be§  ^ntereffeS  nicht  mehr  befannt  ift.  (Sine  folche,  fetber  erar* 
beitete  ^tyrhologie  unb  ^ßäbagogif  fefct  ihn  in  ben  Stanb,  jeben  Schüler 
inbioibuefl  behaubeln  jii  fönnen.  2Ber  auf  bie  3nbtöibualität  feiner  3öglinge 
nicht  achtet,  fie  nicht  gonj  befonberS  berücffichtigt,  barf  nie  auf  bleibenbe 
Früchte  feiner  erjieljerifchen  ^h^tigfeit  rechneu. 

2.  2öer  nicht  mehr  meiB,  roa§  er  feinen  Schülern  mitjuteilen 
f)at,  .ift  geiftig  ein  WrmeuhauSinfafee. 

9hir  roer  aus  bem  Sollen  fdjöpft,  roer  bie  ^Beziehungen  be§  Unterricht* 
li^en  Stoffes  jum  ©efamtorganiSmuS  ber  Söiffenfdjaften  unb  jum  fieben 
fenut,  fann  lebenbig  unb  fruchtbringenb  unterrichten.  Die  Qtlttn  finb  gott« 
lob  öorbei,  100  jeber  verfrachte  £)anbroerfer,  jeber  auSgebiente  Solbat  für  gut 
genug  befunben  rourbe,  Cefjrer  unb  (Srjieher  ber  Sugenb  ju  fein.  SQÖenn  mit 
auch  jugeben,  baB  bie  Cehrerbilbung  in  ben  legten  3ahrjehnten  eine  oielfeitigere, 
allgemeinere  unb  gründlichere  geroorben  ift,  baß  fich  bie  ßehrer  mit  §ug  unb 
Stecht  jum  gebilbeten  Seile  beS  Nolles  jählen  bürfen,  fo  mujj  boch  betont 
werben,  bafj  nur  ber  jenige  auf  roiffenfchaftlicher  £öhe  fich  hü  ^altcn  öennag, 
ber  öngftlich  unb  emfig  feiner  2öeiterbilbung  obliegt.  2Bir  glauben,  biefe 
ftorberung  fei  fo  einleucf>tenb,  bafe  fie  feiner  53egrünbung  bebarf.  2öer  möhnt, 
genug  ju  roiffen  unb  fich  bieSbcjüglicf)  bem  dolce  far  niente  hingeben  ju  fönnen, 
ift  nicht  roert,  baß  man  üor  ihm  ben  £>ut  abgeht.  StiHflanb  ift  Äücffchritt 
unb  führt  in  rapibem  Cauf  jur  (foifteSarmut. 

Wotmenbiger  bürfte  eS  fein,  über  baS  2öie  ber  frortbilbung  einige  ©e- 
bauten  511  äujjern. 

©lücflich  ber,  welcher  in  einem  Greife  lebt,  ber  ihm  Dielfache  Anregung 
jur  SBeiterbilbung  gibt.  2öir  finben  TOenfchen,  benen  eS  angethan  ift,  in  unS 
Sntereffe  für  eine  Sache  ju  mecfen,  uns  unoermerft  jutn  Stubium  einer  ftrage 
hinjulenfen.  Unb  hüben  mir  unS  erft  in  einen  ©egenftanb  oertieft,  fo  fühlen 
mir,  baB  mir  noch  oerfdnebenen  Dichtungen  hin  noch  meiter  ausholen  hn&fn, 
bis  und  ba§  rechte  SBerfiänbniS  erhoffen  ift.  Derjenige,  ber  eine  folch  an« 
regenbe  Umgebung  Oermifet,  hat  fi<h  mif  (igene  güfee  ju  fteflen. 

ßr  laffe  fein  Wittel  unüerfucht,  feineu  geiftigen  £>ori$ont  311  erweitern. 
(Sr  üerfchmähe  eS  nicht,  bei  einem  üerflänbigen  Sauer  anjuftopfen,  in  ber 


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Berfßätte  beS  £anbn>erfe8  Umfchau  $u  galten,  #anb«  unb  SRafchineninbußrie 
fennen  ju  lernen. 

$)ie  ©egenb  feine«  SBirfenS  [oflte  jeber  Sehrer  grünblich  fennen.  fleiner 
foflte  ihn  ba  am  2Biffen  überragen ;  benn  fein  SBeruf  bebarf  fola)er  flenntniffe 
mehr  als  Derjenige  beS  SerjrerS.  $arum  nacb.  ber  Schulzeit  hinaus  in'S  ^reie, 
ftlora  unb  frauna  beobachtet  unb  flubiert,  beSgleichen  bie  geologifcheu,  inete* 
reologifa>n  unb  tlimatologifchen  53er^ältniffe  bcr  Umgebung.  2lu5  Urfunben 
unb  bem  Sttunbe  alter,  in  ber  ©egenb  aufgeroachfener  fieute  laße  man  fia) 
bie  Öotalgefdjtdjte  feines  SMrtungSf  reifes  erjä^len.  Jpinauf geroanbert  ju  ben 
ftuinen  aller  Bürgen,  bie  un§  geheimniSoofl  ©agen  unb  Wära)en  aus  alter 
3eit  juflüßern,  eine  berebte  Spraye  über  Serben  unb  Vergehen  führen.  Unb 
maljl  bu  bir  im  ©eiße  baS  einfüge  ßeben  auf  biefen  SBurgen  lebhaft  au§,  fo 
Derßehß  bu,  toaS  ©ötlje  fagen  roifl,  toenn  er  einen  alten  ipelbengeiß  fprechen  löst : 

„Wtein  falbes  Seben  ftürmt  id)  fort, 
Verbelmt'  bie  §älft'  in  9tuh." 

Unb  jieljß  bu  bann  jroifa^en  Vergangenheit  unb  ©egenroart  eine  paral- 
lele, fo  toirft  auch  bu  an  ber  heutigen  3«t  nicht  oerjmeifeln  wollen,  fonbern 
in  bie  2Beife  beS  eblen  £)elbengeißeS  einftimmen: 

„Unb  bu,  bu  9)lenf<$en=©d)ifflein  bort, 
f$ahr'  immer,  immer  ju!" 

2Benn  bu  abenbS  allein  ju  £>aufe,  bräuen  Sturm  unb  Setter  unb  laffen 
biet)  nicht  in'S  ^freie  pilgern,  biß  bu  toirfliaj  einfam  unb  berlaffen?  W\t 
nieten.  ©utenbergS  GErfinbung  fe|t  bicf)  in  ben  Stanb,  immer  ^freunbe  unb 
Berater  $u  haben,  roenn  alle  leiblichen  bid)  uerlaffen.  5)ann  greife  jut  &f* 
türe.  Um  aber  bie  3*il  nic^t  uunüfc  ju  bergeuben  unb  nur  Ijalbbefriebigt  baS 
Such  roieber  fchliefeen  ju  müffen,  fchöpfe  aus  ben  Quellen.  2öarum  auch 
über  bie  beutfchen  unb  päbagogifchen  fllaffifer  lefen,  roarum  nic^t  ftch  an 
ben  ©eißeSprobuften  biefer  £eroen  felber  laben  unb  bilbeu  ?  2öenn  bu  bich  in 
itjre  2öerfe  bertieft  ^aft,  roirß  bu  bir  ein  eigenes  Urteil  über  biefelben  zutrauen 
bürfen,  unb  falle  e$  auS,  roie  eS  roifl,  eS  iß  mir  zehnmal  lieber,  als  wenn 
bu  Dasjenige  eines  beliebigen  Tutors  lüieberfjolft.  SBie  Diel  iß  nicht  fdjon  über 
^eftalojjiS  „Öienljarb  unb  ©ertrub"  gefchrieben  roorben!  Woch  feine  ßritit 
beSfelben  aber  Ijat  unS  fo  biel  ©enufe  oerfchafft  nrie  baS  Euch  felber.  Ungern 
nur  bermiffen  mir  eS  in  ber  Sibliothef  eines  &hrer8. 

2öaS  ^ier  fpejiefl  Don  flaffifajer  Öitteratur  unb  ^äbagogif  gefagt  tourbe, 
gilt  für  alle  3roeige  menf^lic^fii  SBiffenS.  2öer  ßch  grünblich  in  ein  ftaa) 
hineinarbeiten  will,  mu$  bie  grunblegenben  SBerfe  ßubieren.  $ie  Ijeiflofe 
Ceitfabenßntßut  trägt  nicr>t  roenig  fcfmlb,  baß  fo  Diele  gerne  auf  bem  SÖege 
ber  ©chnedbleiche  ju  9lflertoeltSmiffern  toerben  toollen,  ju  aufgeblafenen  ^albge« 
lehrten,  benen  ein  foliber  Unterbau  fehlt  unb  beren  Oberbau  nurganj  lofe gefügt  ijt. 


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2öer  ridjtig  ftubieren  will,  fann  ni<r)t  ju  gleifyr  3«t  fi$  mit  allen 
möglifyn  2öiffenf$aften  befaffen.  5©ir  befc&äftigen  im«  einen  Etonat  bis  ein 
Viertel jof)t  faft  au8f($lie&lic&  mit  einer  Materie. 

@S  fann  Dorfommen,  bafe  fid)  $u  gleitet  3«t  in  betriebenen  3öiffen§= 
gebieten  gäfmenbe  ßliifte  in  unferem  ©eifte  auftljun.  DeSroegen  läfet  man 
ben  Wut  nid)t  [mUri  unb  min  nid)t  alle  $ract)en  mit  einem  Wate  befämpfen. 
Wein  notiert  fidj  bie  Flamen  biefer  Ungeheuer  unb  fliegt,  einem  naef)  bem 
anbern  ben  SobeSftojj  $u  üerfetjen. 

XieS  in  furjen  3Nflen,  ein  2öeg,  auf  meinem  ber  ßeljrer  $ur  felbftänbigen 
33et)errfd)ung  beS  UnterridjtftoffeS  gelangen  fann. 

68  ift  ein  müfjfamer  unb  befdjroerlia>r  ^fab,  ber  jum  QxtU  füljrt,  aber 
er  ift  beS  9)lenfa>n  mürbig;  unb  erft  IjalbmegS  jurtidgelegt,  bietet  er  iljm 
WttSfidjten,  bie  iljm  einen  unDergleicfyidjen  ©enufc  gemäßen  unb  itm  ermun» 
tern,  ni<f}t  ju  öerjagen,  mutig  oorroärtS  ju  ftreben. 

«Dian  mufe  eS  felber  füllen,  melay  füfje  Söefriebigung  in  ber  Pflege  ber 
2öiffenfa*|aften  liegt  unb  man  bebauert  nur  jene  9Jlenfa>n,  bie  iljr  ganjeS  ©lücf 
im  ©enuffe  finnlia>r  Sreuben  fua>n.  2Ufo,  üormärtS !  fei  bie  Sofung.  Sir 
brausen  einen  ßeljrerftanb,  ber  roiffenfdjaftlic&  nidjt  fülle  ftetjt,  immer  tiefer 
in  bie  ©eljeimniffe  in  Watur  unb  9flenfa)enleben  einzubringen  fu<$t,  ber  bie 
3eit  unb  itjre  Begebungen  richtig  erfaßt  unb  roürbigt  unb  fo  als  (Sr^ieljer 
ber  ßinber  unb  Berater  beS  SSolfeS  fia)  Autorität  ju  üerfdjaffen  meifc,  oljne 
beren  Sonne  fein  2Derf  nur  t)a(b  reifen  fann. 

3.  (Sin  fötaler,  ben  Stoff  DoOftänbig  beberrfä^enber  Celjrer  mirb  eS  fid> 
aud)  angelegen  fein  laffeu,  felbftänbig  metfjobifa*)  $u  unterridjten. 

Unter  SWetljobe  üerfte^en  mir  ni#t  nur  bie  ©lieberung  einer  Seftion  in 
bie  Derfc&iebenen  Stufen,  fonbern  au$  ganj  befonberS  bie  Hnorbnung  beS 
fietjrfitoffeS.  ben  fie^rplan. 

(58  ift  befannt,  ba&  nid)t  alle  Stoffe  ju  gleicher  3eit  gleich  flarf  auf  ben 
finblicf)en  (fteift  einmirfen,  fein  ©emüt  beeinfluffen.  $er  eingangs  biefeS  9lb= 
ia^nitteS  gef<$ilberte  ßeljrer  mirb  nie  auf  ba§  ^räbifat  Wetfjobifer  flnfprud) 
mad>en  tönnen,  menn  au$  afle  feine  Seftionen  fünf  Stufen  aufroeifen  mürben 
—  er  bietet  ben  Stoff  jur  benfbar  ungünfiigften  3eit-  SBarum  aua)  ni$t 
im  Sommer  ganj  befonberS  bie  Vorgänge  in  ber  Watur  oerfolgen?  (Sin 
Seljrer,  ber  im  Söinter  Botanif  treibt,  ift  fa>n  ein  Etetfjobiler  öon  jroeifeU 
Aftern  ffierte.  SBer  forgfam  bie  Watur  beS  tfinbeS  betrautet,  mirb  batb  finben, 
roaS  fein  ^ntereffe  belebt.  (Sin  fotajer  mirb  j.  33.  in  ber  #eimatfunbe  niebt 
beim  Sdmljimmer  anfangen,  tange  3"t  mit  ber  $ef$reibung  unb  3*i$nung 
be§  Sa^ulfyaufeS  üergeuben;  er  mirb  bie  Äinber  hinausführen  in'S  ?$reie, 
tr)ntn  bie  fjorijoutale  unb  oertifate  ©Heberung  ber  Umgebung  geigen,  über 


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öobenarten,  tBeroacftfung  beSfelben,  Sefajäftigung  ber  SSeroofyier,  SöerfefjrSmittel 
2C.  auf  bem  SBegf  ber  9lnf(r)auung  it)nen  ßenntniffe  beibringen. 

Da«  Sommerfemefter  gilt  alfo  bem  Sammeln  geograpt)ifcf)er  @runbbe< 
griffe,  bie  Verarbeitung  beSfelben,  <£inreit)ung  in  ba«  Srjftem  wirb  bem  SBinter- 
femefter  überlaffen  roerben  bürfen.  ßrft  auf  ©runb  folcfcer  grforfctjung  ber 
heimatlichen  ©egenb  roirb  ber  Schüler  angeleitet,  biefelbe  im  Äartenbilbe  afl^ 
mär)Iig  entfielen  $u  laffen.  Wur  fo  roirb  ein  gunbament  gelegt,  auf  welchem 
ein  berftänbige«  Äartenlefen  aflmälig  erblühen  fanu. 

€in  folcher  Öeljrer  roirb  aber  auch  finben,  bafe  et  nicht  ber  fcnorbnuna 
be«  Sehrftoffe«  im  Suche  folgen  fann,  ba&  er  eigene,  ben  frieden  9$ert)ältnifteT! 
angepaßte  2öege  einschlagen  hot.  Wicht  bafe  einer  ^eftalojjianer  ober  §er* 
batianer  ijt,  macf)t  ben  fieljrer  jum  felbjtänbigen  3Wett)obifer,  roohl  aber  bü? 
Stubium  be«  finblichen  (Seifte«  unb  ßeben«  unb  bie  #errfchaft  über  ben  Unter 
ri<ht«jtoff.    Sagt  boch  Sutermeifter  fo  fcr)ön: 

„Söfleme  nicht  unb  nicht  9Jcetr)oben,  nur  ber  Wann 
2Birb  und  beroeifen,  roa«  bie  Salute  ift  unb  fann." 

2Bir  erachten  ed  al«  eine«  ber  erften  QwU,  bie  ein  junger  £er)rtr  ju  er« 
ftreben  t)at,  ein  felbflänbiger  Schulmeifter  ju  roerben,  ftch  in  feinem  öerofe 
fo  au«}ubi(ben,  bafi  er  nicht  jum  blinben  Sflaben  eine«  SehrbticheS  ober  So« 
ftem«  fieh  begrabieren  laffen  muß,  fonbern  in  allen  feinen  Hnorbnuugen  unb 
Saaten  jeigt,  bafc  er  fein  ^ageroerf  mit  Sinficht  unb  einer  geroiffeu  autori* 
tatiben  SRutje  beginnt  unb  )rf)liefct.  2Öer  fo  auf  feinem  Soften  arbeitet,  it)n 
boQ  unb  ganj  ausfüllt,  t)at  fid}  bor  nichts  ju  freuen  unb  ju  fürchten,  feine 
(Gegner  roerben  be«  giftigflen  Stapel«  beraubt. 

B.  Die  fojiale  ©elbfrönbigfeit  be«  fieser«. 

Der  Öeljrer  ift  ein  2öefen,  ba«  nicht  bloß  in  bem  Schuljimmer  leben 
fann  unb  foO ;  er  ift  auch  ein  ©lieb  ber  ©efeDfchaft,  ein  Bürger  be«  Staate? 

Die  Haftung  be«  ßehter«  hängt  nicht  nur  babon  ab,  roie  er  in  feinem 
Scr)ulaimmer  fchaltet  unb  maltet,  fie  roirb  auch  bebingt  burcf)  fein  Auftreten 
außerhalb  be«felben.  Dajj  roir  ir)n  auch  ba  $u  felbftänbigem  §anbeln  Der« 
pflichten  rooHen,  ijt  leicht  ehuufefjcn;  nicht«  ift  edelhafter  unb  be«  SJcenfajen 
unroürbiger  al«  bie  berbammte  Kriecherei,  bie  bor  jebem  £)an«rourfi  iha^fü^e 
machen  ju  müffen  glaubt.  9<ein,  unfere  ©ilbung  berechtigt  un«,  auch  über 
anbete  Dinge  al«  S$reiblefeunterricf)t  unb  ©rammatil  ein  Urteil  ju  fallen  unb 
eoentuefl  behaupten  unb  betteibigen  ju  tönnen. 

Unfere  berufliche  Ihätigfeit  bringt  un«  in  S3erüt)rung  mit  ben  Sa)ul- 
betjörben  be«  2Bof)nort«,  be«  33e$irl«  unb  be«  Äanton«.  Sdbji* 
berftänblich  gekernt  e«  fieh,  bafe  roir  beten  Witgliebern  angemeffene  Sichtung 
entgegenbringen  unb  it)ren  Hnorbnungen  golge  leiften,  roenn  fie  $u  *Rufc'  unb 
frommen  ber  Schule  bienen. 


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5x1  Oberbeljörbe  gegrnik6er  ober  nidjt  einmal  berechtigte  SBünföe  über 
^3efeittgung  don  Übetftänbe»  ober  Einführung  Don  Verbefferungen  auSbrücfen 

bürfen,  ifl  fleinlich.  (Sbenfo  wirb  e$  erioubt  fein,  mit  DrtSföulbefjörben 
unb  3nfpeftoren  SRücffprache  $u  nehmen,  wenn  man  ftnbet.  Die  Verfügungen, 
Taxationen  ic.  berufen  auf  falfd)en  VorauSfefcungen,  fajaben  ber  Schule  unb 
ber  Autorität  beS  Öet)rer8.  Srlajfe  h<>h«  unb  ^jter  Vehörben  roerben  unter 
ba3  Keffer  ber  öffentlichen  tfritif  genommen  —  warum  foflen  nicht  auch  mir 
ein  SOBort  $u  Verfügungen  jagen  bürfen,  bie  in  unfern  Veruf  eingreifen! 

28ir  lajfen  uns  unfere  §er)ler  gerne  aufbeden  don  einein  Wanne,  ber 
Sdjarffinn  genug  befujt,  bie  Duellen  berfelben  ju  ergründen  unb  bie  SQBege 

zeichnen,  roie  biefelben  fürbertnn  ju  befämpfen  unb  $u  derhüten  fmb.  Mber 
Urteile  don  Sä)ulbehörben  unb  ^ridaten,  bie  und  in  ungerechtfertigter  SSBeife 
angreifen,  oermögen  mir  nicht  rut)ig  hinzunehmen.  ($8  gibt  eine  Sorte  don 
Öebulb  unb  9tach  ficht,  bie  nicht  mehr  ^ugenb  ift,  fonbern  in  Underftanb  unb 
Stjarafterlofigfeit  umfdtjlägt.  $ür  jenen  Stoifer,  ben  alles  unb  jegliches,  maS 
bie  Seit  don  ihm  fagt,  (alt  läjjt,  !önnen  mir  uns  nicht  begeiftern ;  offen  unb 
frei,  treu  unb  roatjr,  aber  immer  nobel  unb  ebel  möchten  mir  fämpfen  fet)en. 
3tu§  einem  folgen  Kampfe,  mit  ehrlichen  SGBaffen  unb  offenem  SBifier  geführt, 
besprechen  mir  und  mehr  ©eroiun,  gröfeern  fjortfchritt,  als  aus  einem  faulen 
^rieben,  $a5  gleiche,  maS  t)ier  über  bie  Stellung  beS  ÖetjrerS  ju  ben  dor« 
gefegten  Sefyörben  gefegt  mürbe,  gilt  auä)  für  bie  SSertjältniffe  ber  Cehrer 
unter  f i et). 

Rollegen  finb  SBrüber,  geeint  buret)  gleite  Lebensaufgaben,  gleite  3beale. 
2Bir  moflen  es  gleich  anfange  betonen,  bafe  mir  ju  biefer  33rüberfa)aft  8et)rer 
unb  ©eiftliche  jählen  möchten.  33eibe  arbeiten  an  ber  (5rjier)ung  beS  3J?enf(t)en« 
gefachtes,  beiben  gebührt  gleid)e  Achtung,  menn  fte  ihres  MmteS  treu  unb 
reblich  malten.  35er  Serjrer  fofl  im  ®eiftlid)en  nicht  fo  fafi  feinen  Vorgefefcten 
—  menn  biefer  nicht  SRitglieb  ber  S<hulber)örbe  iji  —  erblicfen,  fonbern  met)r 
feinen  $reunb  unb  JBerufSgenojfen. 

SDÖir  finb  überzeugt,  bafe  in  ©emeinben,  in  melden  bie  Grjieher  don 
folchen  Slnfchauungen  befeelt  finb,  mancher  $aber  unb  3anf,  manche  farbliche 
Reibereien  im  fteime  erftieft  merben. 

Kollegen  foüen  ben  Stieben  als  ein  foftbareS  3umel  ^egen  unb  pflegen, 
einander  $um  VorroärtSftreben  anfpornen,  gegenüber  Mängeln  ber  einzelnen 
©lieber  UjunlichPe  üben.  2B*r  aber  Übergriffe  fia)  ertaubt,  über  bie 

SHitte  ber  Schüjfel  hinaus  nach  eingebautem  Vrote  fucht  —  bem  darf  föon 
gefagt  merben:  £>alt!  Bleib  auf  beinern  Boden! 

Und  ift  nichts  fo  in  ber  Seele  jumiber  als  ein  Söaffenfttflftanb,  bei  melct)em 
nicht  frei  don  ber  ßeber  meg  gerebet  merben  barf,  mo  man  jebeS  SBort  ab" 
juroägen  braucht,  ob  es  nia)t  dermunbe  ober  3freunbfä)aftSbanbe  jerreifte. 


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2öo  !Dceinung§öerfct)iebenr)eiten  t)errfcr)en,  barf  jeher  aufregte  Wann  feint 
Mnftä)t  äufeern,  unb  nenn  aud)  tjie  unb  ba  bie  ©eifter  etroaS  hart  an  einanba 
planen  —  ot)ne  Sora*,  auf  SRegen  folgt  mieber  ©onnenfehein.  2Bo  in  einem 
Greife  jebet  bie  Anficht  beS  anbern  et)rt  unb  aaltet,  liegt  bie  6efte  ©ernähr 
für  baS  (Sebexen  äct)ter  Kollegialität.  $a  bebarf  eS  {einer  falbungSöofleri 
©prüd)e  unb  fentimentaler  drgüffe  über  baS  (Sthebenbe  mahrer  ftreunbfchaftl 
banbe:  ba  blühet  unüerroelft  unb  minniglicr)  boer)  aiigleich  baS  (Sefübj  bei 
3ufammengehörigfeit. 

$er  2et)rer  i ft  quo)  Bürger  unb  hat  als  fötaler  feine  ^flic^ten  p 
erfüllen,  raie  jeber  anbere  9Wenfch.  3n  ber  Erfüllung  berfelben  gerje  er  ber 
ganzen  ©emeinbe  als  dufter  boran.  Das  »erlangt  man  gemeiniglich  au<$ 
überaD.  2öenigcr  felbftoerftänblich  fcheint  eS  Dielerorts  $u  fein,  ba&  er  fti 
auet)  gleite  fechte,  roie  jeber  anbere  Mitbürger  fie  befi&t,  anmafeen  barf 
$ort  hat  er  über  ben  ©emeinbehauShalt  fiel)  jeber  eigenen  Anficht  ju  entflogen; 
bafür  mirb  it)m  in  einzelnen  Ortfcfjaften  erlaubt,  eigene  politifct)e  Überzeugungen 
ju  ^aben.  2Benn  mir  auet)  jugeben.  ba&  baS  eigentliche  ArbeitSfefb  eine? 
ÖeljrerS  bie  ©ct)ule  ift,  baß  er  mehr  ßlugt)eit  an  ben  2ag  legt,  roenn  er  Den 
bürgerlichen  ©treitigteiten  auS  bem  2öege  get)t,  bafe  er  unS  als  fd)roffer  tyu> 
teimann  unb  politischer  Agitator  burchauS  nicr)t  imponiert,  Diel  et)er  Abneigung 
in  und  ermedt,  fo  müffen  mir  boct)  eines  beS  entfdjiebenften  betonen:  ber 
8et)rer  fann  fidr)  mot)l  ber  Äritif  über  bürgerliche  Angelent)eiten  enthalten,  t)ßt 
aber  immerhin  ein  9fr ect) t  t) ie^u. 

UBir  benten  unS  fein  Auftreten  als  Söürger  einer  ©emeinbe  folgender 
maßen : 

(Sr  oerfolgt  bie  Vorgänge  in  ©emeinbe,  Danton  unb  öunb  fo  gut  er 
fann  unb  bie  3"t  e$  lh,n  klaubt,  prüft  unb  mägt  genau,  baß  er  alle  feine 
Urteile  begrünben  fann.  W\\  biefen  ift  er  ber  Öffentlichen"  gegenüber  jurüd» 
haltenb,  fomeit  eS  ge^iemenb  ift;  fie  bienen  it)m  in  erfter  Sinie  nur  ba$u. 
feine  eigenen  Pflichten  als  guter  ©ct)roeijerbürger  mit  (Sinfidn"  unb  (Stttföloffen- 
t)eit  erfüllen  ju  fönnen.  W\i  feinen  7lnftct)ten  tritt  er  erft  üor  bie  Öffentlich 
feit,  roenn  baS  2Bot)l  ber  ©emeinbe,  beS  ©taateS  eS  er^eifcr)t  ober  roenn  et 
baju  aufgeforbert  mirb. 

(SS  mürbe  unS  ein  Armutszeugnis  bitterfter  Art  bäumen,  menn  mir  einem 
etjremuerten  Bürger,  ber  unS  um  Aufflärung  über  einen  AbftimmungSgegen« 
ftanb  anginge,  ermibern  müßten :  „hierüber  befifce  icb  feine  eigene  Meinung", 
ober:  „3er)  getraue  mir  nicht,  biefelbe  auszupreisen." 

Wein,  mir  machen  ir)n,  ot)ne  $et)l  unb  ot)ne  ftüxty,  mit  unfern  Anfichtelt 
unb  ben  ©rünben,  melct)e  benfelben  gerufen,  befannt,  roürbigen  auch  W™' 
teilige  Weinungen,  unb  befpredjen  fie  mit  eblem  $aft,  rut)ig  unb  fachlich 
^olitifche  ßeibenfajaft  fiteren  mir. 


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-    727  - 

C.  Woraliföe  SeHiftäitbigfeit  bc«  fielet«. 

2öir  lönnen  nicht  Don  jebem  $Jcenfdjen  »erlangen,  baß  er  ötonomifd) 
felbftänbig  fei.  Siele  bringen  eS  trofc  anerfennenSroerten  (SiferS  unb  gemiffen» 
Softer  Sparfamfeit  nie  ju  biefem  3itlt  •  SdndfalSfchläge,  Unglüd  unb  ftinber» 
ntffe  mannigfacher  9lrt  bringen  biete  in  finanzielle  Wbfyängigfeit.  Son  jebem 
nur  einigermaßen  normal  begabten  Weltbürger  aber  oerlangen  mir,  baß  er 
moralifcr)  auf  eigenen  grüßen  ftc^e,  trofc  Serlodungen  unb  Verfügungen  nur 
baS  ©ute  mofle  unb  ooflbringe. 

DaS  SJlenfchengefchlecht  auf  biefe  Stufe  ju  ergeben,  bie  $eime  eines  magren 
GharafterS  im  Äinbe  jur  (Sntroirflung  ju  bringen,  ift  bie  fchönfte  unb  fdnoerfte 
Arbeit  ber  (Srjiehung.  Daß  ber  6r$ieher  ein  9)tonn  felfenfeften  (SljurafterS 
fei,  muß  mit  aller  «Strenge  geforbert  werben. 

2öenn  er  in  ber  Schule  bie  fittlia>  Silbung  feiner  3öß»nge  nicht  mit 
eiferner  ßonfequenj  übermalt  unb  förbert,  menn  er  fogar  felber  Vergeben 
gegen  bie  Sittengefefce  auf  feine  Schultern  labet,  bann  paßt  auf  ihn  beS 
größten  2ef>rer8  unb  (SrjieherS  2Bovt:  Keffer  märe  eS,  man  mürbe  ihm  einen 
SRii&lftein  an  ben  §alS  Rängen  unb  ihn  in  bie  liefen  beS  sJWeereS  oerfenfen. 
Die  ©egenmart  ift  (eiber  nict)t  ofjne  Seifpiele  folct)  trauriger  Serirrungen. 

trügen  uns  unfere  Sinne  nicht,  fo  mirb  an  managen  Seminarien  ge* 
fehlt  Durch  afljuftraffe  3ua)*-  Seminarleben  fofl  baS  9lbbi(b  eines  guten 
Familienlebens  fein,  in  meinem  bie  3°SlwGe  äu  ®btxn  un0  ^"tn  in 
gleichem  Serhältniffe  ftehen,  roie  bie  ßinber  §u  Sater  unb  Butter.  Sine 
freiere  Führung  mährenb  ber  Stubienjaljre  ^ätte  Dielleicht  managen  ftttlic^eu 
Defett  an  il)m  aufgebest,  ber  fich  noch  ^ätte  ausmerzen  (äffen,  ober  Diefleicht 
mären  bann  gemiffe  Jnbibibuen  nie  baju  getommen,  bie  ^eiligen  fallen  beS 
CehramteS  ju  betreten  unb  biefem  felber  mürben  bellagenSroerte  Salbungen 
erfpart  geblieben  fein. 

3ugegeben  muß  auch  merben,  baß  biele  ju  jung  in  bie  lehramtliche 
$ra|is  treten.  (58  ift  eigentlich  ein  $ohn,  baß  man  Jünglingen,  bie  man 
nid>t  für  fähig  genug  (ält,  an  ©emeinbeberfammlungen  ihre  Stimme  abju« 
geben,  bie  lüften  ©üter  biefer  Grbe,  unfchulbige  Äinberfeelen,  jur  (Srjiehung 
anbertraut. 

iRetn  unb  madelloS  fei  beS  SehrerS  2öanbel.  Unb  loden  iljn  Verfügungen 
unb  ©efaljren,  bann  berbopple  er  bie  Pflege  ber  Äünfte  unb  SBiffenfchaften. 
Sie  lenft  feine  Sinne  bom  Sinnlichen  ab  unb  führt  fie  hinauf  $u  jenen  §öl)tn, 
in  benen  nur  baS  Jbeale  blühen  unb  gebeiljen  fann.  9lm  jungfrifa)en  S3om 
inniger  feufdjer  ^oefie  laffe  er  fein  £)erj  mieber  auftauen  unb  ftch  ermärmen 
für  alles  @ble  unb  Schöne,  ©ute  unb  Erhabene.  Der  2et)rer  muß  fich  ftünb- 
lieh  bemußt  fein,  baß  er  nicht  nur  miffenfchaftlia),  fonbern  moralifch 


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-    728  - 

fid)  fortjubilben  h<*t  bafc  e$  eine*  unaufhörlichen  HingenS  bebarf,  feinen 
SDiOen  ben  chriftlichen  Sittengefefcen  unterjuorbnen,  leinen  (S&aralter  jii  fläzen. 

Unb  nun,  Äoflegen,  ifl  in  flüchtigen  Umriffen  ba§  33ilb  gezeichnet,  roie 
mit  einen  felbftänbigen  Sehrerfianb  in  ipeloetienS  ©auen  münfehen.  gfteiheit 
unb  Selbftänbigfeit  ift  baS  3auberroort,  baS  t>or  grauer  3eit  fa>n  unfere 
Vorfahren  in  ßampf  unb  Sieg  trieb.  Sie  haben  ihr  ©erjblut  nid)t  um  fonft 
bergoffen,  baS  republitanifche  Sdjtüeijerlanb  fteht  im  ftranp  ber  Wationen 
unabhängig  unb  ehrenooll  ba,  unb  feine  freiheitlichen  Snftitutionen  finb  ein 
3umel,  um  welches  mir  Schmeijer  Diel  beneibet  merben. 

3hm,  bem  freien  Wpenlanbe,  bem  freien  Schroeijerüolte  gehört  eine  Seljrer- 
fdjaft,  in  beren  ftbern  noch  DaS  $fot  cinf§  $eu"  unb  SBuifrliieb  lebt.  Un> 
ermübliche  SdjaffenSfreubigfeit,  emfigeS  Olingen  unb  Streben  nach  ^ortbilbung, 
entfchloffeneS  felbftänbigeS  Auftreten  in  Schule  unb  Öffentlichfeit,  feurige  8e» 
geifterung  für  alles  Schöne,  Jöafyre  unb  ©ute  —  ein  ebler,  ftttlkh  religiöfer 
Gboföft«,  baS  finb  ßigenfehaften,  melche  ben  fchmeijerifchen  Sehrer  jum  roür* 
bigen  ßnfel  feiner  ^h"e"  machen. 


A.  Ü.  i.  Z. 

$aS  jauberifche  55anb,  baS  fich  um  bie  SRenfchen  fchlingt  unb  baS  ßrben- 
leben  oerflärt,  eS  heifet  Siebe.  Wicht  mit  Unrecht  betrachtet  man  bie  Siebe 
als  baS  ßrbreich,  morin  ber  Same  ber  (Srjiehung  fchneller  unb  fixerer  feimt. 
Reifet  ja  boch  (Srjiehung  nichts  anbereS,  als  bem  Unbeholfenen  unb  Schmachen 
hilfreich  bie  §anb  bieten,  um  ihn  ju  feinem  höh*"  unb  tmigen  3^*  cn*- 
gegenjuführen.  5)aS  ©efagte  begeht  ftdj  aber  nicht  blofc  auf  bie  Familien» 
erjiehung,  fonbern  auch  auf  bie  öffentliche  (Srjiefwng,  roo  baS  33anb  ber  na= 
türlichen  3ufammengehörigfeit,  mela)eS  bie  ftinber  mit  ober  ohne  SBiffen  an 
ihre  »efchü&er  unb  9Boh»häter  feffelt,  mangelt. 

3nbem  fich  ber  Sehrer  liebebofl  unb  hanbreichenb  jum  Pinbe  herabläßt, 
um  es  auf  bem  2Bege  ber  3Jert)olItommnung  ber  geiftigen  unb  lörperlia)en 
Anlagen  ju  immer  größerem  ©lüde  ju  führen,  mirb  er  gleichfam  fein  natür« 
licher  ftreunb  unb  Ratgeber. 

$iefe  £erablaffung  beS  SefjrerS  juni  flinbe  mirb  bon  Seite  beS  lefctern 
burch  gröfeere  3utraulid)feit  unb  liebebofleS  ßntgegenfommen  erroibert.  3m 
gleichen  TOafee,  in  bem  mir  unfere  ^erfon  aus  ber  grofeen  fterne,  in  rodet)« 
mir  bermöge  unferer  ©ilbung,  unfereS  SUterS,  fomie  ber  SebenSDethältnifje 
flehen,  bem  Äinbe  näher  bringen,  mirb  unfer  ganzes  2ßefen,  $hun  unb  Soffen 
ihm  in  flarem  Sichte  erfcheinen.  $)a8  flinb  blidt  in  unfer  3nnereS,  es  be« 
funbet  bieS  buraj  Lienen  unb  ©eberben  nach  aufeen,  benn  bie  letnber  feiert 


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-    729  — 

unb  füllen  in  biefer  .^>innc^t  nur  ofljugut.  3*be  93eränberung  unfereS  ©e» 
ftdjtSauöbrurfcö  roirb  öon  itnrem  fc^arffe^enb^u  2luge  fofort  wahrgenommen. 
5Bon  grofcem  Vorteil  ift  eS  bann  Ijier  jebod),  bajj  bie  Äinber  bic  guten  (Stgcn- 
fdjaften  be§  Sparers  aud)  roa&rneljmen  unb  biefelben  nadjniafjmen  }ud)eu. 
9lflein,  bei  fennt  bie  ftinber  ju  wenig,  ber  nid)t  weife,  bafe  in  gleichem  9HaBe 
bie  Stt)wäd)en  be§  SeljrerS  bem  ftinbe  nur  aüjufdmell  in  bie  Mugen  fallen. 
(55  ift  jwar  ^3flid)t  unb  ftlugljeit,  bie  fteljler  unb  UnDoütominenljeiten  unferer 
menfdjlidjen  Watur  nad)  unb  nad)  anSjumerjen,  bie  Seibeufcr)aften  ju  mäßigen, 
fie  einjubämmen,  oflein  immer  mieber,  ober  bod)  fet)c  l)äufig  flimmert  bo 
unb  bort  bie  böfe  Wotur  burdj  unb  entgeht  feiten  bem  Wuge  be§  £inbe§. 

55er  Seljrer  bebenfe  ferner,  baß  Äinber  in  monier  SBejieljung  unerfättlid) 
finb.  3e  mefcr  ir)nen  gegeben  wirb,  befto  meljr  münfefy  ifjre  53egierbe.  Das 
it)nen  Dom  Seljrer  bejeigte,  liebeoolle  Sefen  betrauten  fie  gleid)fam  als  eine 
Sd)ulb  ober  ^flt^t.  2Bürbe  man  nun  biefe  3uneiguug  fdnoädjen  ober  gar 
entfliegen,  fo  mürbe  bieS  eine  fcf)merjlia)e  Smpfinbung  jurütf  foffen  unb  leicht 
tonnte  bie  frühere  Siebe  in  Jpajj  ober  bod)  Abneigung  umfdjlagen,  je  nad)  ber 
Eigenart  be§  ÄinbeS.  $enn  bie  (Srfabjung  bietet  un3  genug  Skifpiele,  mie 
fönefl  Siebe  fia)  in  §afe,  3"ntiflung  i«  Abneigung  oermanbelt,  fobalb 
eine  ßnttäufdjung  iti  irgenb  einer  Seife  eintritt. 

($in  Srjieljer,  ber  in  bie  ©eljeimniffe  ber  ÄinbeSnatur  Ijineinjubliden 
Derfteljt,  ift  in  biefem  fünfte  borfic&tig  unb  beregnet  wofn\  bi§  311  meinem 
©rabe  er  fein  3utrauen,  feine  Siebe  ben  eajülern  ftyntt.  3c  töfl(id)er  ein 
©ut  ober  eine  Saä>,  befto  fparfomer  unb  forgfältiger  fein  ©ebrau<r>,  benn 
e§  fönnte  leidet  9)liBbrau#  erfolgen  unb  bas  gefunbe  Heilmittel  fid)  leicht  in 
©iftftoff  üerroanbeln. 

5)ie  93eila>n  unter  ber  #inberfa)ar,  b.  f).  ba§  befa>ibene.  ftille,  in  fid) 
geteljrte  Sefen,  geraten  fein*  leidn  in  ben  Jpintergrunb ,  ba  Tie  Don  ben  leb= 
r)aftern  unb  in  geiftiger  (Sntroitflung  Dorgefd/ritteneren  Äinbern  überflügelt 
werben.  $)er  Seljrer  laffe  fid)  aber  Don  biefer  9Irt  nidt)t  befielen  unb  fa^enfe 
ben  töefc^etbenen  feine  Slufmerffamfeit  unb  Siebe  im  gleiten  ©rabe.  Sie 
leia^t  glaubt  fid)  ein  fo(ct)  jartfüljlenbeS  &inb  jurüdgefefct,  gleicfcfam  arm 
unb  Oedaffen ,  ein  „9lfd}enbröbel "  unter  ben  anbern  Scfcultinbern!  Sein 
nad)  Üiebc  led)jenbe§  £>erj  bürftet  umfonft  nad)  einem  93lide,  einem  Sporte, 
ja  fein  ftuge  ift  berebt  unb  brüdt  in  ftummer  Spraye  aud,  Dafe  aud)  eS 
9Infpru$  auf  Siebe  unb  fjreunbft^aft  be3  Setyrer§  ljabe.  2ritt  eine  fold)e 
ßräntung  in  SBerbinbung  mit  bem  blaffen  Weib,  fo  ift  fa^ließlid)  ber  Sef)rer 
fa^ulb,  menn  baS  frühere  SBefen  fid)  Deränbert  unb  in  ein  iütberlid)e§,  ge= 
bäfftgeS,  unjufriebeneS  fid)  ummanbelt. 

2)ie  wenigen  Sorte,  bie  b,ier  gefagt  roorben,  erhellen  genugfam,  mie 
notmenbig  für  ben  Seljrer  bie  9Jlenfa)enfenntni8,  ^aupt(äa)lia)  bie  ber  Eigenart 


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-    730  - 


ift  unb  roie  wichtig  bie  ©abe  ber  Beobachtung,  ©erabe  in  bicfer  öejiftmng 
lann  fich  ber  Öftrer  als  ächten  (Srjieher  lennjei^ncn.  Mufmerffam  jebocfc  foll 
man  auch  barin  fein,  bafe  man  fein  Vertrauen  unb  feine  £>erablaffung  Dor- 
fichtig  ben  ftinbern  fchentt  unb  et)er  fich  etroaS  rücfhaltenb  jeigt,  ba  in  biefem 
^fafle  bie  Wartung  weniger  gefährbet  roirb. 

Wallten  jroifchen  Vertrauen  unb  tatter  Strenge  fällt  befonberS  bem 
jungen  &hrer  oft  ferner  unb  Deshalb  foQ  er  fiel)  barin  mit  Veharrlichfeit 
üben,  ältere  ßoflegen  ju  fliate  jiefyen  unb  unparteilich  bei  Erteilung  ber 
Vertrauens  ju  Serfe  get)en;  bann  merben  bie  frönen  Sorte  fich  bewahr* 
Reiten : 

3utrauen  erroedt  3utroucn»  2teDf  erzeugt  ©egenliebe,  jum  3Bot)lr  ber 
lieben  Schuljugenb  fo  gut,  als  ber  fpätern  Vürgerfchaft ! 


(?ibgcnoffe»ifd)aft.  Die  ffonfercuj  ber  (SrjiehungSbirettionen  ber  Schrocij 
unb  ber  Vorftänbe  beS  fc^roci^.  2er)rerDereinS  unb  bei  ^eftalo^ianum  Dom 
21.  September  in  Vcrn  befct)loB: 
1 .  3"  £>anben  beS  VunbeS  unb  ber  ßantone  wirb  bie  Anregung  gemalt. 
e$  fei  bie  150.  Sieberfer)r  beS  ©eburtStageS  Heinrich  $ffta(oa}i3  im 
Sdnoeijerlanb  in  Spulen  unb  ©emeinben  in  tüürbiger,  bem  Scfen  unb 
Sirfen  be§  Wanne«  fomor)t  als  auch  ben  totalen  33err)ältni)fen  ent- 
fpredjenber  Seife  jii  feiern. 

Die  9lrt  unb  Seife  ber  ftiwx  toirb  ben  ßautonen  überlaffen ;  immer« 
tun  märe  fet)r  ju  münfetjen,  baß  bie  fy'itx  mie  möglich  naa)  nadjfolgenbem 
Programme  burchgefü&rt  mürbe:  A.  3n  ben  Spulen  (primär-,  Se* 
tunbar»,  Wittel«  unb  Jpochfchulen,  2et)rerfeminarien,  Armen«,  Saiiem 
unb  ftettungSanftalten) :  1.  Mm  SamStag  ben  11.  Januar  1896: 

a)  burch  geeignete  Anfprad)en  an  bie  Schüler,  foroie  gefängliche  unb 
betlamatorifct)e  ^robuttionen  ber  ledern; 

b)  in  ben  Volfsfdmlen,  foroie  in  Armen»,  fltettungS*  unb  Saifenam 
ftalten  außerbem  burch  fchenfungSroeife  Verabreichung  eines  Don  #errn 
2er)rer  Ale$.  35ler  in  Sintertfjur  im  Auftrage  beS  fchroeij.  Cebrcr 
DereinS  oerfafjten  illuftrierten  3ugenbfchriftchenS  über  ^ßeftalo^i,  Da4 
Dor  ber  Verausgabe  bem  eibgenöffifchen  $epatement  beS  3nnern  $ur 
Prüfung  Dorgelegt  roirb. 

2.  Sährenb  beS  Sommers :  burch  Veranflaltung  Don  Schulreifen 
nad)  ben  Stätten  erjiet)erifchen  SirfenS  ^eftalojjiS. 

B.  3n  ben  ©emeinben:  1.  am  Sonntag  ben  12.  Januar  1896: 

a)  Durch  Anorbnung  öffentlicher  Vorträge  über  ^eftalo^i  unb  fragen 
ber  (Srjiehung  Don  allgemeinem  3ntereffe,  inSbefonbere  bie  Beziehungen 
jroifchen  Schule  unb  £>au$  betreffenb. 

b)  Veranftaltung  Don  gefänglichen  unb  bramatifchen  Aufführungen,  fo> 
roie  Don  öffentlichen  Sammlungen,  unter  3uro*nbung  0ft  @rträgnijfe 


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-    781  - 


an  Vnfteften  ober  ^fonbS  für  philanthropifaV  33eftrebungen  auf  bcm 
Gebiete  Der  3ugenberjiehung  (ßrippe,  ^ugenbljorte,  fterienfolonien, 
Sierforgung  fcf>machfinniger  unb  Derwaf>rloSter  flinber,  f^mei^.  8n« 
ftalten  für  Serforgung  blinber,  fchwadn'inniger  ftinber  :c.) 
2:  3n  ber  ftolge jeit  Durch  Dermehrte  ftürforge  für  bürftige,  fötper- 
lid)  unb  geiftig  fcf>mache  unb  DermaljrloSte  tfinber. 

2.  @§  roirb  als  wünfdjenSwert  erachtet,  bafc  für  bir  nähere  Organisation 
ber  ^eflalojjifeier  in  ben  Kantonen  Don  ben  Regierungen  fantonale  £o» 
miteeS  gebilbet  werben. 

DaS  eibgenöjfifaV  Departement  beS  Innern  wirb  erfucht,  bie  33er» 
mittlung  jwifchen  ben  Komitees  ober  eoent.  ben  ÄantonSregierungen  unb 
bem  Herausgeber  beS  §eftfa)rifttf)en§  ju  übernehmen. 

3.  3n  Setreff  ber  Soften  beS  $u  Oerteilenben  SfeftfchriftchenS  ift  an  ben  SBunb 
unb  bie  Kantone  DaS  ©efud)  gerietet,  eS  möchten  Die  Soften  Don  ihnen 
übernommen  werben  unb  $mar  Dom  SBunbe  ju  3roeibrittel  ober  wenig* 
ftenS  jum  größten  ^eil  unb  Don  ben  Äontonen  ber  9teft.  Die  beftimmte 
fteftfefcung  ber  SeitragSDerhältniffe  bleibt  bem  Abfommen  beS  SunbeS 
unb  ben  ßantonen  überlaffen. 

4.  Die  &onferen$  fpricht  511  .panben  De»  93unbe§ratcS  ben  2öun)d)  aus,  eS 
möchte  berfelbe  bie  ftrage  prüfen,  ob  nicht  anläßlich  ber  tu  AuSficht  ge- 
nommenen fteier  fämtlichen  fchmei$.  Schulflaffen  jur  AuSfchmürfung  itjrer 
Schuljimmer  ein  gute»  Silb  ber  ^eftalo^iftatue  in  flüerbon  (d.  Öauj) 
als  ©ejehenf  beS  33unbe§  Derabfolgt  werben  tonne. 

Morgan.  (ßorr.)  .ftr.  öer)rcr  Weier  Don  SBriftnu  r)at  mit  Öeginn  beöSBinter- 
femefterS  fein  Amt  als  öeljrer  niebcrgelegt,  ba»  er  nun  über  ein  halbes 
fmnbert  „mit  unermüblichem  gleiße  unb  mit  berounberungSmürbiger  Energie" 
Dermaltete,    ©ein  noch  ruhiger  ©aug  läßt  hoffen,  baß  ihm  ©ott  noch  ein 
langes  gefunbeS  ©reifenalter  geben  werbe. 

S^ttttj.  (ftorr.)  Der  ÄonferenjfreiS  Ginfiebeln*£>öfe  fjielt  ben  18.  Ott. 
in  Stötten thurm  feine  $)erbfttagung.  —  3ur  Seljanblung  fam:  bie  5öor= 
bereitung  beS  AuffafceS,  bie  Einführung  ins  ^Dcetermajj  unb  baS  9iager'fche 
3)üa)lein.  Die  $hewate  waren  burdnuegS  gut  beljanbelt  unb  regten  ju  wohl* 
benutzter  DiSfuffion  an.  — 

Die  Anregungen  abfeite  beS  £).  £).  &onferen$*5BorftanbeS  ernteten  all- 
gemeinen Beifall,  jeugten  fk  boch  Don  Sinn  für  bie  Sebürfniffe  Don  Schule 
unb  Sehrer  unb  Don  grofeem  SerftänbniS  ber  Sache,  fjür  Die  nädjfle  8on= 
ferenj  mürbe  ein  Reihe  Don  Aufgaben  auheim  gefteflt,  unter  benen  bie  ftrage, 
ob  Obligatorium  ober  sJ?id}tobligatorium  ber  ^ortbilbungSfdmle,  am  meiften 
3ugfraft  ausübte.  —  Natürlich  mürbe  auch  gerebnert.  Sine  reiche  ^ßoefie 
in  3nfa)riften  begrüßte  un§;  Rothenthurm  t)at3  brao  gemacht.  — 

ginfiebeln.  (£orr.)  Der  hochmft.  Abt  SafiliuS  Oberhöger  ift  Der» 
fcf)ieben.  W\t  bem  fwchfeligen  ift  ein  warmer  5"""°  ber  höhten  unb  nieberen 
Schulbeftrebungen  heimgegangen,  ©erabe  ber  fath.  ÖeljrerDerein  würbe  Don  £)oaV 
Demselben  fehr  jeitgemäß  befunben.  Daher  burfte  auch  bie  Seftion  Einnebeln^ 
&öfe  ihn  ju  ben  beften  unb  flangooflften  ©önnern  jählen.  (Sin  anbächtige» 
©ebet  wirb  ber  ©eelenruhe  beS  lieben  Serftorbenen  ab  Seite  ber  SereinSmit-- 
glieber  nia)t  fehlen. 


-    732  - 


Xcfftn.  (ßon.)  21m  17.  September  fanb  In  Seflingona  eine  fantonale 
Cehreroerfammluug  ftati,  um  bem  au  ben  ©rofeen  föai  eingereichten  ©efuche  um 
©eljaltSerböhung  größeren  9ca$bru<f  gu  geben  unb  baSfelbe  gu  erneuern.  $>ert 
^ritfchi,  Sefbrl.  in  3üric^  rooüte  bie  tefftiiifc^en  Kollegen  auf  bie  93unbe3» 
fc^ule  bertröften,  bie  ßet>rertcr)aft  befchlofe  jeboch,  auf  ihrem  Stanbpunfte  gu 
berr)arreu  unb  borläufig  auf  (antonalem  58oben  gu  verbleiben .  SBiSher  ^ielt 
fid)  unfere  ftonfereng  ber  ^olitif  fern  unb  fuhr  gut  bamit.  £>err  f^rttfc^i 
bagegen  gog  biefelbe  ftarl  in  feinen  Vortrag  hinein  unb  roarf  fogar  ber 
fonferbatiben  Regierung  bor,  fie  habe  nie  etroaS  für  ben  SJolfSunterricht  ge= 
trjan,  roaS  burchauS  unrichtig  ift.  (Sin  junger  Cet)cer  hatte  ben  9Rut,  energifch 
gegen  beffen  Vortrag  gu  proteftieren  unb  ben  33orftanb  gu  tabeln,  baß  er 
ben  Statuten  entgegen  bie  ^Jolitif  habe  in  bie  $iSfuffion  hineingießen  laffeu.  — 

mar  brab,  benn  bie  Schule  fofl  über  ben  politifdtjen  Parteien  neben. 

?hurgau.  ßntrourf  beS  9tegierungSrateS  betreffs  beS  neuen  Cehrer* 
bejolbungSgefe&eS  fijiert  bie  üöefolbung  ber  v#rimarlehrer  unb  Seherinnen 
auf  1200  fy.  nebft  freier  28or)nuug  unb  einer  t)a(ben  3udjart  ^ßflanjlanb; 
einer  s^rbeit6let)rerin  bei  0  roöd)entlia>n  UnterrichtSftunben  auf  500  ftr. ; 
eines  SetunbarlehrerS  auf  minbeftenS  2000  ftr.  nebft  freier  Söofmung ;  eines 
Seminarlehrers  auf  2500-3500  Ofr.  mit  freier  Söofjnung,  eine«  ^rofefforS 
an  ber  ÄantonSfchule  auf  3000—4000  $r.  $er  Direftor  beS  Seminar« 
erhält  eine  3u*Q9e  Don  800,  berjenige  ber  JfantonSfchule  eine  folcfje  bon 
600  %x.  —  95om  7.  35ienftjar)re  an  erhalten  fämtliche  2et)rer  eine  Hilter*- 
gulage  bon  100—250  fjfr.  auS  ber  StaatStaffe.  $er  Staat  leiftet  ben 
©emeinbeu  für  jebe  s^rimarler)rerftefle  einen  Jahresbeitrag  bon  50—300  gr.; 
an  bie  53efolbung  ber  ErbeitSlehrerinnen  einen  folgen  bon  40—80  gr., 
unb  bei  ©rünbung  einer  neuen  ^rimarfchulftene  einen  tfapitalbeitrag  bon 
5000  ftr.  91"  oie  Sefunbarfchulfreife  merben  je  nach  ber  3<>hl  Sefunbar« 
lehrer  (1-3)  jährliche  3ufaüffe  au§  ber  StaatSiaffe  groifchen  1200-1800  $r. 
berabreicht. 

3ug.  $en  13.  9cob.  berfammelte  fifh  bie  fantonale  2ehrerlonfereng  in 
ber  fltefibeng  gur  ^Beratung  ber  ftrage:  2BaS  fönnte  im  &t.  3U9  mn 
sJtücfficht  auf  baS  in  9luSfid)t  ftehenbe  Sctjulgefefc  für  bie  SllterS* 
berf orgung  ber  Sehter  getqan  roerben?  3n  ben  einleitenben  ÜBorten 
erinnert  £ochro.  üreftor  Reifer,  ^ßräfib.  ber  ffonfereng,  bafe  ^eute  ber  ©eburtstag 
beS  grofeen  Kirchenlehrers  unb  ^äbagogen,  beS  hl-  ttuguftifflll,  fei  unb  ent* 
roicfelie  in  furgen  3u9fn  ^eflcn  ÖebenSbilb  unb  beffen  SSebeutung  für  bie  $a* 
bagogif.  $urd)  feine  Siebe  gur  chrifttichen  (Srgiefjung  unb  feine  unermüdlichen 
SBirffamteit,  fich  religiös,  moralifct)  unb  roiffenfchaftlich  immer  mehr  auSgubilbeu 
—  ift  er  ein  leuchtenbeS  $orbilb  jebeS  chrifttichen  CerjrerS  geworben.  — 

£)r.  Sefunbarlehrer  Schönenberger  f)ielt  fobann  fein  bortrefflicheS  Äeferat 
über  obiges  ihwta.  Eingangs  geigte  er,  baß  bie  33efolbungen  ber  2er)ter  im 
#t.  3«9  für  bie  heutigen  93erhältniffe  burchauS  ungenügenb  genannt  roerben 
mttffen  unb  ber  fier)rer  beim  beften  2Biflen  nichts  für  feine  alten  2age  auf  bie 
Seite  legen  tonne,  befonberS  roenn  er  eine  ftamilie  ^at.  %\t  gegenwärtige  Un* 
terftüfcungSfaffe  fönne  nicht  entfprechenb  in  bie  ßücfe  treten,  ba  fie  auf  un* 
groedmäfciger  SJafiS  ruhe  unb  butjer  einer  tüchtigen  9teorganifation  bebürfe.  — 
sDcufterhaft  hübe  ber  ßauton  St.  ©allen  für  feine  Sehter  geforgt,  ähnlich  follte 


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-   733  - 


aud)  im  jft.  3"Ö  füt  bie  SHterSberforgung  ber  Seljrer  bei  ber  ^Beratung  beS 
projezierten  ©a^ulgefejjeS  »erfahren  roerben.  Die  SllterSjulagen,  roie  fie  borin 
borgefeb>n  finb,  genügen  für  fid)  allein  nid)t,  bie  ©emeinbe  foQte  nod)  eine 
Summe  baju  legen ;  $anb  in  £anb  bamit  bürfte  aud)  eine  öeiolbungSerböfuing 
eintreten.  9lm  beften  fönne  gegenwärtig  ber  (ftebanfe,  für  baS  Silier  ju  Jorgen, 
burd)  Sparfaffa* Einlagen  reolifiert  roerben,  an  benen  fidjßeforer  unböemeinbe  mit 
ber  £)älfte  beteiligen  unb  aua*)  ber  ftanfon  mit  einem  3ui$uR.  Die  gan^e  ^umuie 
bätte  bann  als  Eigentum  beS  SeljrerS  ju  gelten,  —  ein  fcfcöner  Sparpfennig 
für  fein  Hilter  unb  feine  framilie    Die  Sd>lujjtt)eien  ber  Arbeit  lauteten : 

1.  Die  ©emeinbe,  roel$e  ben  2eljrer  beruft,  l)ot  in  erfter  Sinie  bie  ^flid)t, 
biefen  fo  ju  befolben,  baß  er  nict)t  nur  mit  feiner  ftamilie  ftanbeSgemäB  leben 
unb  feine  ganje  ftraft  ber  ©a^ule  mibmen,  fonbern  aud)  nod)  etroaS  für  baS 
Wter  unb  bie  Sage  ber  Jftanfljeit  unb  beS  UnglüdS  jurürflegen  tonn. 

2.  Äanu  ober  will  eine  ©emeinbe  nid>t  eine  genügenbe  öefolbung  au§* 
fefcen,  fo  ift  eS  ©ad)e  beS  ÄantonS,  ju  Derlangen  unb  burd)  eine  finanzielle 
Unterftüfcung  mitzuhelfen,  baB  bie  Sefjrer  unb  if)re  Emilien  bor  9tot  ge* 
ftdjert  feien. 

3.  @3  liegt  im  3ntereffe  ber  Sdwle  felbft,  roenn  ber  ßeljrer  gauj  feinem 
99eruf  leben  fann,  roenn  er  nidu"  ju  ftart  oon  ber  £auptfadje  abgeteuft 
roirb  bur$  ju  Diele  Webenbefdjäftigungen,  roenn  alte  unb  gebrea^lidje  Celjrer 
in  fltuljeftanb  berieft  unb  burd)  frifdje  flräfte  erfefct  roerben  fönnen. 

4.  Die  93efolbung  ber  jugerifdden  Seljrer  roaren  fct)oit  Don  jeljer  ju 
gering,  unb  bie  99efolbungSerljö()ungen  fjaben  mit  ben  erbeten  Wnforberungen, 
bie  man  jefct  an  ben  ßeljrer  ftellt,  unb  mit  ber  juneljmenben  Verteuerung 
oder  ßebenSbebürfniffe  nia^t  gleiten  Stritt  gehalten.  SS  ift  baljer  bringenb 
notroenbig,  bafe  bie  ©emeinben  bie  Cet)rerger)alte  erb,öb,en  unb  baß  ber  ßantou 
bur$  ?lnnab,me  beS  neuen  Unterri$tSgefe£e§  bie  barin  borgef  ebene  WlterS* 
julage  geroäfjre. 

5.  Da  aber  biefe  SBefolbungSerljöljungen  faum  fo  bebeutenb  fein  roerben, 
bafe  ber  Sefjrer  neben  ber  Eeftreitung  ber  notroenbigen  Auslagen  aud)  nodj 
in  roirffamer  SBeifer  für  Hilter  unb  Äranfljeit  unb  auf  ben  goß  feinet  Wb* 
lebenS  für  feine  Familie  ^fürforge  treffen  fönnte,  unb  ba  bie  befteljenbe 
äiigerifdje  Öeljrerunterftü&ungSiaffe,  roeil  fie  ju  Dielen  3n>eden  bienen  muß, 
nidjt  imftanbe  ift,  aud)  nur  einem  Qxoedt  genügenb  ju  entfpred)en,  fo  roäre 
)tt  roünfd)en,  bajj  ber  Danton  unter  *Diitbülfe  ber  ®emeinben  unb  ber  fietjrer 
eine  neue  Alters»,  3nbalibität5»,  2Bitroen=  unb  JBaifenfaffe  grünbe,  är)nlid) 
wie  fola>  in  begebenen  anbern  tfantonen  befielen. 

6.  Da  aber  felbft  nad)  Slnnafjme  beS  neuen  UnterridjtSgefefceS,  in  roeldjem 
bie  ©rünbung  einer  folgen  Paffe  borgefeljen  fein  müfete,  einer  folgen  ®rün= 
buug  ein  eingeljenbeS  Stubium  unb  berfdjiebene  Unterljanblungen  borauSgetyen 
müßten,  fo  bafe  ft$  bie  Sadje  oorauSfia^tlia)  um  mehrere  3ol)re  üerjögerte, 
fo  ift  feb,r  ju  roünfa^en,  bafe  unterbeffen  ber  beftefyenben  Unterftü^ungSfaffe 
ein  erbö^ter  Staatsbeitrag  geroäb,rt  roerbe. 

Die  2b,efe  1—4  rourbe  ob^ne  DiSfuffion  angenommen;  lebhaft  rourbeu 
^b^fe  5  unb  6  befprod)en,  jebod)  ebenfalls  fa^lieBlid)  angenommen.  Um  aber 
je&t  fa)on  ju  einem  praftifdjen  9tefu(tat  311  fommen,  rourbe,  ba  bie  ^unab,me 
be$  S^ulgefe^eS  noa)  in  roeiter  fterne  fte^e,  beft^loffen,  man  möchte  ben  ©e- 


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bcmfeti  beS  $rn.  Stabtprüfib.  Dr.  Stablin,  bic  AlterSberforgung  burdj  Spar» 
faffa*($inlagen  ju  fichern,  ins  Söerf  jejjen  unb  jroar  borerft  gemeinbemeife. 
Seien  einmal  bie  ©emeinben  für  ben  ©ebanfen  eingenommen,  merbe  bie  Un« 
terftütwng  auch  bon  Seite  beS  ftantonS  fich  leitet  ergeben. 

.\}err  Sefunbarlehrer  vtten  in  Unfertigen  läßt  bann  berfdnebene  neuere 
2ef)rmittel  unb  Sdjulmateriaüen  iRebüe  paffieren,  unb  unterwirft  fie  einer  furzen 
.Qritit.  Tabei  mürbe  bon  anberer  Seite  aucf)  ber  2öunfd)  geäußert,  eS  möchte 
eine  üschultoan  blatte  beS  ftantonS  3U9  r)ergefteOt  merben,  ba  bie  gegenroär- 
tige  für  bie  ßinber  unpraftifch  fei.  Auch  bie  Steilfchriftfrage  rooOte  fid>  ©el« 
tung  berfchoffen ;  aber  ber  ^räfibent  erflärte,  bie  Wjr  fei  abgelaufen  unb  bie 
3eit  beS  WittageffenS  gefommen.  Gin  fd)öueS  Sieb  fchlojj  bie  Verfammluug. 
Dif  Au§fid)t  auf  bie  AlterSberforgung  erweiterte  ben  jmeiten  $eil  fidjtlich  unb 
ttang  auch  froh  in  ben  Joaften  burd),  unb  mit  erleichtertem  33lid  in  bie  3"* 
fünft  gingen  bie  Cehrcr  nach  ftaufe.  Wöge  er  nicht  getrübt  roerbeu,  möge 
int  Gegenteil  ber  angeregte  ©ebanfen  in  aflen  ©emeinbeu  jum  Stormbruch 
fommen;  bann  mirb  bie  fünftige  3"*  t™h  unb  bantbar  auf  ben  heutigen 
lag  jurürfbliffen.  — 

3n  ber  Stabtgemeinbe  3"9  roifl  man  bie  Angelegenheit  energtfet)  an 
bie  £mnb  nehmen.  VereitS  ift  in  ber  Schulfommiffion  ein  Antrag  eingebracht, 
ben  2er)rern  bie  ©ehalte  um  100  ftr.  jit  berbeffern,  biefe  Aufbefferung  jebod> 
in  bie  Äaffa  jtt  legen;  baju  f olle  bie  ©emeinbe  jebem  Öet)rer  ebenfalls  noch 
100  ftt.  legen.  Damit  märe  ein  guter  Anfang  gemacht  unb  ben  ©emeinben 
ein  gutes  Veifpiel  gegeben.  —  Wögen  aDe  ihren  finanziellen  Gräften  ent- 
jprechenb  nachfolgen  unb  fo  ben  guten  Billen  jeigen,  baß  auch  fl«  °aS  3htige 
jur  £>ebung  Dc§  ÖehterfianbeS  beitragen  rooflen.  $)ann  fönnen  bie  bielen 
flraft  unb  3f'*  raubenben  9Jebenbefchäftigungen  ber  öehrer  betfehminben  unb 
bie  ßehrer  ganj  ber  Schule  fid)  mibmen.  finanzielle  Hebung  beS  2tf)i<X' 
fianbeS  bebeutet  bann  intefleftuefle  unb  motalifche  Hebung  ber  Schule.  Fiat.  — 

SDcutfdjlanb.  $aS  fatholifche  SJeutfdjlanb  hfl*  mieber  einen  feiner  mader 
ften  Wänner  berloren,  ben  berühmten  ^3^i(ofopr)en  Dr.  Albert  Stödl,  Dom* 
herrn  unb  ^Jrofeffor  in  @id)ftätt,  ber  auch  als  ^äbagoge  fich  einen  roohlbet« 
bienteu  Hainen  erroarb.  ©in  ehemaliger  Schulet  beSfelben  jd>reibt  im  „Skier* 
lanb"  über  ben  Verdorbenen  folgenben  Wefrologt 

Alb.  Stödl,  geboren  ben  15.  Wärz  1823,  Sohn  eines  SlementarlehterS 
in  Wöhren  bei  Sreuchtlingen,  befugte  Die  fiateinfchule  in  Gichftätt.  1838 
ins  Änabenfeminar  aufgenommen,  behauptete  Stödl  ftetS  ben  erften  ^la|  in 
feiner  Älaffe.  33ei  Verteilung  ber  öffentlichen  greife,  bie  bamalS  am  Schluffe 
eines  jeben  Schuljahres  ftatlfanb,  trug  Stödl  ftetS  eine  foldje  Wenge  bon 
Prämien  babon,  baß  feine  Arme  fie  faum  faffen  tonnten.  9cad)  Abfolbierung 
beS  ©hmnafiumS,  1843,  machte  ber  Verstorbene  feine  philofophifcheu  unb 
tfjeologifchen  Stubien  am  ßbceum  in  (Sichftätt.  1848  bon  Vifchof  ©eorg  oon 
Oettl  311m  ^riefter  geroeirjt,  mirfte  er  junächft  als  Seelforger  an  ber  3Bafl- 
fahrtStirche  in  Benbing;  mürbe  bann  an'S  ßichftätter  Cqceum  berufen,  um 
an  Stelle  beS  ^rof.  Dr.  (Srnft  baS  Sehrfach  ber  ^t^ilofop^te  511  übernehmen, 
baS  er  bis  1827  befleibete,  in  meinem  3ahr  er  in  bie  theologifdje  fafultät 
übertrat.  AIS  ftrucht  feiner  philofophifchen  Stubien  heöcn  ]Vlx  1)  er  bor  ba§ 
breibünbige,  umfangreiche  SBert :  „©efchidjte  ber  ^ifofop^te  beS  Wittelalters" 


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(<»hina  1864-1866).  Mittlermeile  oon  ber  pfcilofopl)ifcr)en  $ntultätiu 
933ür$burg  mit  bem  SJoftortitel  ber  ^ilofop^ie  au§ge^eidt)net,  mürbe  ©tödl  t>on 
ber  Wabemie  in  fünfter  im  3afjre  1862  als  ^rofeffor  ber  $f)ilofopl)ie  be* 
rufen.  9?un  erfct)ien  [ein  „Cerjrbud)  ber  ^r)ilofopf)ie„  (3  SBanbe,  jejjt  in  7. 
Auflage)  nnb  feine  „ßkfdjidjte  ber  ^IjilofopinV  (2  SBänbe).  — 

$er  antidnifHiaV  Sturm  be§  3af)re§  1870,  ber  aud)  an  ber  SHabemie 
in  fünfter  bie  ©elfter  üermirrt  unb  entzweit  ^atte,  üerleibete  Stödl  bie  ftort* 
fefcung  feiner  ßebrtfjätigfeit  an  ber  genannten  flnftalt,  meSljalb  er  roieber  in 
feine  £eimatbiöjefe  ßicbftätt  jurüdfef)rte.  1871  mürbe  er  Dom  Tointapitel 
in  (Sidjftätt  jum  $5omfapitular  gemärj'.t.  3u9lc'$  übertrug  ifnn  ber  33ifcr)of 
bie  ^rofeffur  ber  Moral«  unb  9ied)t§pf)ilofopfHe,  fomie  ber  ^äbagogif  u.  f.  ro. 
am  bortigen  ßticeum,  in  meldjem  2öirfung§f reife  er  bis  (Um  Sct)(uffe  beS 
norigen  <5tubienjaf)re§  tbätig  mar.  53on  b«borragenber  Öebeutung  finb  u.  a. 
fein  „ßebrbud)  ber  ^äbagogif"  unb  feine  ®efd)id)te  ber  ^äbagogif." 
^apft  ßeo  XIII.  et)rte  iljn  infolge  feiner  5Jerbienfte  um  bie  fatrjolifd)e  2öiffen* 
fdmft  burdj  bie  Ernennung  jum  orbentlid)en  TOitgtiebe  ber  üou  tym  gegrün-- 
beten  römifa>n  Wabemie  be§  (jl.  SljomaS,  meiter  mürbe  er  Mitglieb  ber 
pt)ilofopr)ifd)*mebejinif^en  Slfabemie  in  5Rom  unb  (Stjrenmitglieb  ber  pfjilo* 
fop^if^«tbeologif(^fn  Wfabemie  be§  1)1.  Stomas  ju  Neapel." 

Wber  aud)  auf  bem  politifdjen  (Gebiete  mar  er  befonberS  feit  1872,  mo 
ber  ßulturlampf  in  $)eutfd)lanb  begann,  unermüblid)  unb  erfolgreich  tt)ätig. 
1877  rourbe  er  mit  großer  Wetjrfjeit  als  OieidjStagSabgeorbneter  be8  39e$irfe8 
(£id)ftätt  gemäht.  Um  feinen  2Borten  merjr  9?ad)brud  ju  geben,  grünbete  er 
mit  politifdjen  ©efinnungSgcnoffen  bie  trefflid)  rebigierte  „(Sidjftätter  3Jolte= 
jeitung."  $r  Ijat  ben  guten  ßampf  gefämpft;  bie  ftrone  beS  eroigeu  ÖebenS 
ift  nun  fein  Anteil  gemorben  für  fein  ebleS  fielen  unb  Söirfen. 


^äbafloaMdK  gitteratur  un*  Lehrmittel. 

sprtidje  5er  2Bei$bett,  au8  ©bafefpeare'8  Söcrfcn  gefammelt  unb  nad)  ein* 
heitlidjen  Gkunbfäfecn  georbnet  unb  mit  einem  biograpljifdjcn  Slnbange  Dcrfeben  Don 
aJJar  fcobnerlein,  Stuttgart,  Sübbeutfdje  Verlag8bud)banblung.  168  6.  geb.  8°, 
mit  einem  ßidjtbrudportrait.  $rei8  1  SR.  50,  elcg  geb.  2  SR  40. 

©ine  neue  ©rfdjeinung,  bie  Don  ber  2eb,rertoelt  unb  jebem  ©ebilbeten  mit 
ftreuben  begrüfet  »erben  roirb.  68  ift  oon  bobem  3ntereffe.  biefe  fterngebanfen 
be«  Stöntgft  ber  bramatifajen  Äunft  ju  lefen.  <S8  finb  ßeben8fentenj\en,  beren  S3e* 
adjtung  jebem  9lufeen  bringt,  bie  aber  aud)  ju  Sluffäfcen  in  beu  2Äittelfd)ulen, 
ßebrerfeminarien  unb  in  ße^rer»ßonferenjen  Dorteilfjaft  gebraust  werben  föuncn. 
$er  Stoff  ift  gut  georbnet;  ein  gute«  ©adjregtfter  crletdjtert  ba8  sJiarfjfd)lagen; 
bie  «uöftattung  be»  »üa)lein8  ift  rea)t  rjübfcr). 

3of.  ^otfdj,  päöaqoRifaje  lottrige  unö  silbtjanDlunqen.  Kempten,  Seöfel'fcbe 
^ucbhanblung.  10.  ^cft.  ftein  befonbcreS  ©ef üblBoermögen,  oon  einem 
Diaftifcfjcn  6ä)ulmanne.  11.  &eft.  2)a8  Verhältnis  ber  ^äbagogit  *ur 
Sfteligion  unb  ^Ijiloiophic;  oon  Dr.  SUb.  etödl.  12  Jpeft.  Söefen,  Söc^ 
beutung  unb  Cligenftbafteu  ber  Arbeit  in  diriftlidicm  6inne  unb  bie  (fr- 
jiebung  jur  Arbeit  unb  ^leife,  Don  ©eminar-Dberlebrer  Xfceobor  ^cmmcr8baa^. 
13.  öeft.  S)er  fei.  3o&.  »apt.  be  la  ©alle,  ein  ^äbagoge  üor  200  3af>ren, 
oon  3ob-  3flter. 

2Btr  mödjten  biefe  praftifd^en  Vorträge  ber  titl.  ßebrertoelt  redjt  bringenb 
empfoblen  fcaben.  Die  Sammlung  enbält  eine  reidje  ^elebrung,  fräftige  Anregung 
unb  eine  2Hcngc  Don  Dorjüglidien  Arbeiten,  »oeldje  Stoff  für  bie  Äonferenäeu  geben. 


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Die-  Vorträge  ftnb  populär*roiffenfebaftlich  gehalten  unb  fußen  auf  chriftlid)cr  $äba= 
gogif.  3br  tyxtii  ift  ocrbältnidmägig  fcl)r  btOig. 

Die  DcuifcUc'^ramniatif  in  tbren  WrunöjÜRtn.  93on  3-  3.  Sacbfe.    1.  unb 
4.  8ur«,  2.  uerbefferte  aufläge.  §erber'fcbe  SerlagSfjanblung  ftreiburg  t-®r-  1  ■  Äur# 
40  $fg.,  4.  tfur«  80  S|Jfg.  Der  erfte  Stur«  enthalt  bie  allgemeine  SBort*  unb  Sa$=  1 
lehre,  ber  oiertc  Jhir«  allgemeine  Stiliftif  unb  $oetif.  ©achfc  ift  al«  trefflicher  I 
ßcitfaben  für  ben  gramiuatifd)cn  unb  ftiliftifchcn  Unterricht  in  ben  9Rittclfcbulcn  bc 
faunt,  fefct  freilief)  einen  tüchtigen  ßehrcr  oorau«,  ber  bie  Regeln  au«  ber  lebenbigen  I 
Sprache  abzuleiten  ocrftcfjt,  gtebt  aber  bann  biete  entroitfclten  Regeln  fur|  unb 
bünbig  bem  Schüler  in  bie  $>anb.   2öir  fönnen  ba*  »ücblein  heften«  empfehlen. 

$äfe,  üfibfnöcn  ber  bergleitbcnben  (£rbbefcnrcibuncj,  24.  Kurtage,  bearbeitet 
oon  $rof.  ft.  »ehr.  fcerbcr'fche  «crlagSfjanblung  1895.  8°.  2R.  I.  60,  geb.  in  ftalb  U 
ieber  mit  (Solbtitel  2  3«. 

Dicfc«  oon  im*  früher  fchon  befproebenc  Lehrbuch  gilt  in  ber  pabagogifeben 
Seil  al«  eine«  ber  heften,  roa«  auch  barau«  benjorgebt,  bafe  3ahr  für  3ahr  neue 
Huflagen  uotroenbig  roerben.  Die  äufmerffamfeit  ber  Schulroclt  fei  roieber  auf* 
neue  barauf  hingerotefen. 

«atedjettf.  Äur^c  Zuleitung  jur  Erteilung  be«  Religionsunterrichte«  in  ber 
5Bolf*fchule  für  $riefterfeminarien  unb  ße^rcrhilbungSanftalten;  oon  Dr.  ftribolin 
Rofcr,  Sßrofeffor  ber  ftateebetif  unb  ^äbagogif  am  ^riefterfeminar  in  Gbur.  3\oeüe 
uerbefferte  Auflage.  8°,  XII.  158  S.  ÜDc.  1.20;  aeb.  in  ßeiuroanb  unb  (9olbtitel 
vJJr.  1.  80.  —  Die  erfte  Auflage  fanb  in  ber  in*  unb  auSläubifdjen  treffe  bie  hefte 
Beurteilung.  Diefe  flatedjetif  jeichnet  fid)  burch  ttlarbeit,  Bürjc  unb  UberftcfjtliaV 
feit  au«.  Der  Äatcdjct,  ber  fid)  nadj  ihr  bilbet,  roirb  geroiß  fegen«reidi  unb 
frudjtbar  unterrichten.  2Rögc  ba«  ffierflein  auch,  in  biefer  jmeiten  oerbefferten  Auf- 
lage roieber  Diele  ßefer  finben! 

Wunbart,  Sprachunterricht  unb  9tcrhi*fdjrcibunfl ,  oon  3-  Ö.  £ürbin,  sMu 
glich  be«  aargauifchen  (*rjicbuug«rate«.  Slarau,  33crlag  Sauerlänbcr  u.  Sic.  1896. 
56  S.,  80  (St«.  —  (Sin  ungemein  anregenbe«  Büchlein,  ba«  ber  ßetjrerroelt  roiÜ: 
fommen  fein  roirb.  l£«  be&anbclt  bie  roichtige  fraget  2öic  fann  bie  SDhinbart 
im  allgemeinen  unb  ganj  hefonber«  beim  tspradjunterriebte  oerroen 
bet  ro erben?  unb  gibt  in  biefer  Bejicbung  recht  praftifdbe  Sßinfe,  bie  überall 
Bcrrocrtung  finben  fönnen,  auä)  roenn  bie  Dialctte  00m  aargauifchen  abmeieren, 
deicht  minber  belebjenb  ift  ber  groeite  Äuffafc  über  bic  Orth. oqraphic,  ber  mit 
bem  erften  in  naber  Beziehung  ftcht.  2Ötr  fönnen  baher  ba«  ©uchlcin  ber  ßebrer 
roelt  beften«  empfehlen. 

Iföbagogifchc  3abre6runbfcfaau  1694.  «uf  ©runb  ber  fatfjolifcbeu  iyacfcpreffe 
bearbeitet  öon  3of.  Schiffe!«.  2.  Jahrgang.  Breslau,  «erlag  uon  ftrj.  CSJoerlicb. 

iv.  218.  an.  2.  - 

Da«  SBerf  geigt  un«  oorerft  bie  Bolfsfcfauie  oor  bem  ftorum  ber  gcfe&gcbcnben 
ftörperfdjaften  unb  8*oar  oor  bem  preuftifchen  ßanbtagc,  ber  baörifcben  unb  roürt^ 
tembergifchen  Kbgeorbnetenlammer  unb  ber  jroeiten  geffifchen  ftammeT  unb  fü^rt 
un«  bjebei  inuhit  intereffante  Boten  oon  Seite  ber  Sbgcorbncten  oor,  befpricht  fo 
bann  bie  Bolf«fchulc  im  Bcrhältni«  ju  ben  übrigen  (£r}tehunaefaftoren,  gegenfeitige 
ill*ünfche  unb  ^orberungeu  unb  berührt  hiebei  bte  ©ebtetc:  83cbeutung  unb  Aufgabe 
ber  Schule,  Sdjule  unb  4>au«,  Schule  unb  fojialc  &ragc,  bie  Sdjulc  al«  (Srsichunge 
anftalt,  lörperlicbe  (^rjiebung,  ^eilpäbagogit.  (Hn  roeiterer  2(bfchnitt  fafet  bie  Schule 
al«  llnterricht«anftalt  auf  unb  fommt  auf  bie  GJehictc  ber  9Jlctlrobi!  im  allgemeinen, 
bann  im  hefonbern  auf  ben  Religionsunterricht,  ba«  Deutfche,  Recfjnen  unb  aftaum= 
lehre,  «efebichte,  ©eograpbie,  Staturfunbc,  Schreiben,  Beicfinen,  Singen,  Xurnen 
unb  3ugenbfpicle,  ©efe^eSfunbe,  ßanbroirtfehaft,  .^auibaltungSuntcrrtcfat,  ^anb* 
fertigfeit  \\\  fpredjen.  Der  Slbfcftnitt:  ber  ßebrer  an  ber  beutfch,en  «olf«fchule  berührt 
Arbeiten  unb  SBotcit  über  ?lrt,  lyigenichaften  unb  gefcDfebaftlicbe  Stellung  be«  ßehrer«, 
bie  ßehrerbilbung,  bie  SJcilitärpflicht,  bie  amtlichen  Begebungen  unb  Befolbung*- 
uub  Sch,ulauffid)t«frage.  Die  legten  9(bfd)nitte  bieten  ^erfonalcbronif  unb  Statte 
ftifche*.  Schon  biefe  furje  3nbalt«angabc  ift  auregenb,  forbert  jiur  Prüfung  ber 
oorgefchlagencn  3Bege  unb  ber  gegebenen  SBinfc  auf.  Da«  Bud)  roirb  oon  aQen 
ßebrern  unb  Schulfrcunben  mit  Ruhen  gelefcn  roerben. 


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$apfi  3uliu«  II.  pflegte  311  fagen:  „lüdjtige  ©djulbilbung  ift  für  »ürger« 
l)e  ©Über,  für  Hbelige  Wölb  unb  für  Jürftlidje  ©belfteinc." 

e  a  r  i  f  f  I  b  c  ft  i  m  m  u  n  &  l*in  Üe  t)r  er  mollte  bie  (£rf  lärung  be«  SB  ort  e«  Sßbäno* 
ruon  ((Srfdjcinung)  feinen  2d)ulein  jiim  ©eften  geben.  (*r  begann  alfo:  „srtnber, 
r  habt  gemife  fd)on  ade  eine  Scul)  gefeben." 
„ÖJeroiB,  gennf}!"  riefen  bie  Jhnoer. 

„Cr im-  Stüh  ift  (ein  s4Miänomenon.  Äber  ihr  rjabt  aud)  fdjon  einen  Apfelbaum 
(eben?" 

„O  ja,  fcerr  ßebrer" 

„<3ut;  ein  Apfelbaum  ift  aud)  (ein  ^fjänomenon.  2Benn  itjr  aber  eine  Jtng  auf 
teil  Apfelbaum  fteigen  feljeii  würbet,  um  mit  bem  Sdjroanje  ftirfdjeu  ju  pfiücfen, 
iet  bann  märe  ba*  ein  $bänomenou.  SJerftebt  ihr  |cfct,  ma8  ein  iUjanomcnon  ift?" 

„O  ja,  0  ja". 

„2öa&  ift  ein  äJbänomenon,  Seppli?" 

„üfiJcnn  ber  ©ctjullebrer  mit  feiner  ftub  auf  ben  Apfelbaum  fteigt,  um  Ätrfdjen 
pflücfen. 

Horau«fidit.   sHater:  ,,/vriy,  mann  hau  bu  beine  Prüfung?" 
ftrifc:   „feilte     ad)  mit  tag  um  3  Uhr;  aber  fomtne  ja  nicht,  beim  bu  IDÜrbeft 
di  fdireefltd)  blamieren. 

Öutcr  $umor.  I£in  Lehrer  ftrafte  einen  5 dinier.  Jürdjterlid)  ftäubten 
3  Sträflings  .\>ojen ;  ber  ©taub  f anb  Eingang  in  beä  Vehrers  i'iaie,  ber  al-Jbalb 
eßen  mußte.   2d)ülcr  tucinerlid):  „Wfunbljeit,  §crr  fiebrer!" 

«u«  fdjrifiiidjcn  Uebniß«. 

1.  HUe  ©triefe  reifen  (b)  gern. 

2.  3)lan  füll  fid)  cor  uU  ju  großem  OJcnufe  ber  ©ünbigleiten  (©üßigfeiten)  hüten. 


•  l.  ppR  E$  PonotsfiDrirtrii^l 


8 


+  +  +  +  +  +,+  +  .+ 
+  4-  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  +  + 
+ 


Sit  (d)bnft<  UU3  b.Uißflf  .Hniidjrid  f.  D.  falb,  >>ai*  1(1 
~|  illuPr.  £■  omilirnblatt  mit  htr.  Ccilorffn 

 ^  (Jrfctftnt  in  monatl.  fcrftrn  d  40  flfii 

Skflinn  be«  SoljtaaiM  •  ).  Cttobrt. 


++++++++++++++ 
+  +  +  +  +  +  +  +++++++ 


anrrfoiuit  » fflrtbiflicrtt  fntb,.  Äfrlfa»8eltfctiiift  ift 

3Duttr.  latb.  ^rttfAtift  f.  b.  «nttfNaKrr i< 

imtfQiing  bf;  ttctkt  \\e. 
C^fBM  tri  •  »rHo.gfTfiwt  > rnifd».  gatbol 

^iibri.  l7$rftT  tyrci« Mlfejltrl.  1  pHT 

'  r.i:  '     bft  ,\  :V. ,,  ,:  VK-  1.  ^aituac. 


++++++++++++++ 
+  +  +  *  +^+  + '+  + 


i'u:'  t.u  fatb  Jamilirn  frbt  ui  rmpfrfitrnbr  $t itfitrift  ift 
^Bttlf.  iVoua  ejebuft  für  aüf  Bftfbtfr 

bre  i  iinii-lifliirrt  ^uitgfrau  Vioria. 
SIM.  ix^rfu*.  #  ri*b<»li  |<lf>rl.flOfJfö. 

Offlum  br»  ,\.ibvflii«fl«  l.  Ctiobcc. 
(iuif  rinvH  in  ttiTrt;  .'itt  brftrbcnb«  SRa 
rlcif»8r"iDMft.  bit  Bflc  ai»ntiet»en  QcÜ 


an  <Mrbtrornl)cii  bn  ,\nl)ü  tf*  uxtt  übertrifft. 


Äbelrldi  tirnji»\ci  &  ("Tie.,  Oriiiftrörln  (Sdiroeij). 

T: .  1  tj  •:    ftrtCII  flroti«  Ritt  franfo  .Mir  IWifu^ung. 


^Unentbehrlich 

für  jeden  Geschäftsmann! 


Adressbuch  der  Schweiz 

für  3"fcuftvtc,  .Ortt^f l  uu?  Werocrbc 

n.  %m**t  is:u  :>5 

actdmet  fid}  oor  anbern  burd)  feine  äufeerft  praftift^c  Qc.intciU ung,  qroTje 
Hu8füb,rlid)feit  unb  3»üerläff igfeit  aus.  (58  enthält  nidjt  nur  bie  ein» 
fadjc  abreffe  einer  forma,  fonbern  gibt  beren  Spezialitäten  an,  bie  nt 
probujiert  ober  fütjrt;  fagt,  ob  fic  im  im  $>anbel$regtfter  eingetragen,  teer 
beren  3nb,aber  finb,  gibt  8u8tunft  über  WrünbungSjabr,  bet  inbuftrieüeii 
ßtabliffementen  über  «rbeiterjabj,  ^ctriebefraf t,  Beleuchtung  >c. 


jf^P  3>tefe  Angaben  ermöglichen  bem  flacbifllogcnbcn,  fid)  ein  orbent; 
licfrefl  iöitb  über  bie  einzelne  forma,  beren  ffebarf  unb  einigermaßen  grebit= 
fa^igteit  §u  geben. 

fittii«  SAwari'  ^brcljUudj  CÄÄSS 

ein  befonbercS  93ranchcn  =  9tcgiftcr.  —  (Hn  @pe gialitätcn-SiegineT 
nennt  bei  jebem  cinjclncn  Slrtifcl  bie  bctrcffcnbcn  ftabrifanten  unb  (*ngro$ 
£änbler  ber  ©ehroeij,  bilbet  alfo  ein  roertuoHca  Wadjfdjlagebucb  für  bie  i*t- 
»upSquetten  aller  benfbaren  Hrtitcl.  —  (Sine  Starte  ber  Sdjmeij  (©röße  67: M 
Gm.)  mit  neueften  Sintraajingen  wirb  iebem  SlbrcBbudi  grattö  beigegeben. 

yu\9  De«  »Dre&bmtK*  Oer  £(bu>ci|  (ftormat  180:277  mm.  1730  Seiten 
ftarf)  elegant  geb.  ftr.  18  — .   ©8  merben  auch  einzelne  ffantone  gebunben 


abgegeben: 
lürid) 


k  ftr.  6.  — . 


etn  k  „  6.  — . 

Öu  jern  k  m  4.  — . 

Un,  ©chropa,  Untermal* 

beit,  3ufl#  jufammen  k  „  4.  — . 

©djaffbaufcnu.Xhurgau  k  „  5.—. 

©t.  ©allen  u.  appenzell  k  „  6.  — . 
©laruB  unb  ©raubflnben 

gufammen  .  .  .  .  k  „  4.  — . 

C-^  Seftcllttttflen  find  )tt  rtdjten  an  Mc  (?rpc*tttott 


foeiburg  unb  2Baüi8 . 
©olothurn  u.  2Iargau  . 
iöafel  (©tabt  u.  Kanb  . 

Xefnn  

2Baabt  

Neuenbürg  .  .  .  . 
(Menf  


k 
I 

k 
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fo.  4.  -. 
„  5.— 

-  4.  -. 
.  2.- 

-  5.-. 
.  3.-. 


$ie  S3iirt)brnrftrci  öou  3;.  8W.  ölunfdn  in  3ni 

empfiehlt  iid)  jur  Ausführung  oon 

prudi  arbeiten  aller  Jlrt 

unter  3uftd)ening  prompter  unb  billiger  ^ebienung. 

3n  ber  xdjrcibmnicriaiicn^niiDInna  bafelbft  linltc  ftetfi  roohlaffortiertcS  *Jag<r 
Uoü  ,  ea)reib=,  ^ri^nrn  u.  ^adpapicren,  oortrefflicben  Timm  unb  etaklfebr 
töcfdjäft«*  unb  Wotijbüdjcrn,  SUbnm*,  Portemonnaie*  :c,  fomic  fömtliAen  *»nrfa; 
unb  SdjHlmaicrifliirn,  Gratulation*»  unb  Traucrlartrn,  reichhaltige  9lu*n>abi 

Wtbeibürtjcrn. 


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|  ©ereittiöung 

j|    fcel  „64toet|.  $r|iebiiaflffreiii»ef"  mo  0er  „Wftaaoa.  Wmtffftrift". 

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jjf    Öt8  Vorritt*  hatljol.  feljrfr  unb  Sdjulmänner 
!ji                     ber  £d)n>rtj 

1           unb  bc$  fdjiuct^crifrtjcn  fattyol.  Grjictymtfläucretn«. 

<* 

|                          BrorUrr  |«^rgang. 

1                                 24.  fceft. 

L        («rfd»<int  2  »oaen  ftarl  je  ben  1.  unb  15.  eine«  jeben  SWonatt.) 

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1.  «i  »er  2BiCflC  ber  fonfelflonMoffn  Sflnle.  »on  $rof.  SRÜtter  in  3ug. 

(@$lu&)   737 

2.  3«  üebrernUauno#frtne.  (H.  B.)   744 

s.  aste  roni  tot  SJefcrer  ten  Uiterridjt  leidjt  nub  intcrcffaut  maftri?  Son 

A.  Ö.  i.  Z   W 

4.  Meliflion  unl  6tffli*!eit   753 

5.  tttporitmei  Wer  «rglebunß  (H.  B.)  •  .755 

6.  ¥tiaflogif(*e  ftuntfftaa   758 

7.  ^abQqofllfdjc  Sitterntsr   763 

8.  6$ln&twt  unl  «ranfebluaq  jum  neuen  ftfrunement   ....  tw 

9.  tterfftiefteae«. 

10.  3tfer*te. 


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äkuoaifiin1  Jwüffcr. 

be8  „Sfhmeis.  «niejungsfttunbcs"  unb  ber  „f  ibtgog.  gRonatftf$rift". 

unb  be«  fdjtoeiaertfdjtn  fatljol.  <£rjiei>!iitg«Mreiit&. 
3ttg,  15.$ejember  1895.  |[   M  24.    1  2.  Mrging. 

JRcbaftionSfommiffion: 

Die  scmlnarbtrtftortn:  IJhin),  $tjfircb,  Sugcrn;  fcaumflortiKT,  ^ug;  Me  &o$».  Arrrn:  Dt.  Jribol. 
^ofrr,  Vt»f-.  «b«T;  2»  »«4,  DfamT,  «er«,  Ct.  et.  ««a«  unb  $cri  Störet  Kipfl»  l*  WMcl*,  Off. 
f>le  ainfcn»niigf n  ftnb  m  s  t  mlnarbltcftor  »aumgarliei  p»  rtditnr. 

Abonnement: 

Stf<^cini  monatlid)  2  mal  |c  btn  l.  Uno  15.  M  Vionati  unb  toftet  |4brIl(J  fflr  SSfttlnlmltgltcb«  4  $t.; 
ftr  fcbramUfanbtbatcn  8  %x.;  fltt  9U4tmltflUtbet  6  9t.  BefU(lM«|CN  Mm  »ttlfgft:  3.  W. 
Bunt  41,  fcucbbrutftr,  3««.  —  3«f«*te  »ttbe»  bic  Wttpih  mtl  10  Ä».  bcte^net. 


ber  Wege  brr  kanfffltoiwloren  Sdjulr. 

(öon  $rof.  Müller  in  3ug.) 
(<5d)lu&.) 
IV. 

Srofcbem  bic  föebolutionSmänner  auf  bem  (Gebiete  be§  ©djulmefenS  ni<$t$ 
^ßofitiDfd  geleifiet  Ratten,  fo  waren  ifjre  Begebungen  bod)  nicht  umfonfl. 
Sie  berbreiteten  ihre  3bcen  in  ber  2öclt  unb  fonben  fdjon  ju  ihrer  3«*  ber 
^rofelbten  mehr  aU  genug,  loelcfje  biefe  3been  in  fojialen  3nftitutionen  ju 
Derförpern  Junten. 

So  in  ber  <5dnt»ei$. 

33efanntlid)  rief  ber  Söaabtlänber  ftriebr.  Gäfnr  be  la  £>arpe  mit  18 
onbern  Schweibern  bur<h  eine  23ittf(hrift  bom  9.  $ejember  1797  an  ba« 
Xirettorium  bie  ftronjofen  in  bie  Schmeij ;  Dr.  $unant  in  ©enf  ^at  bor 
furjem  baS  Original  biefeS  benlroürbigen  WtenftüdeS  in  ben  Wrchiben  be« 
WinifteriumS  für  auswärtige  Angelegenheiten  ju  $ari§  aufgefuuben. 

$ant  ber  Sparfamfeit  unb  bitterlichen  Obforge  feiner  Regenten  erfreute 
fia)  bie  ©djroeij  bis  bahiu,  jclbft  nach  bem  3*ugni«  rebolution«freunblid)er 
Männer,  eine«  aflgemeinen,  gefegneten  3Bohlftanbe§  unb  ber  boflfommenflen 
bürgerlichen  Freiheit,  $er  (Sinfafl  ber  §ranjofen  aber  fiürjte  baö  Canb  in 
einen  fo  grauenhaften  3uPQn^#  bfl&  f°gac  2ahflrPe  unb  f*'ne  Sreunbe  ben 
Vergleich  mit  ber  entfefclich  mifehanbelten  üöenbee  wagten. ') 

')  Stricfler,  «ftenfammlmtfl  an«  ber  Seit  ber  pelDetifd)cn  SNepubltf  (Sern 
1886)  I.  9ir.  75  n.  19a  unb  u.  1. 


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flu«  ben  fconben  bfr  franjöfi^en  „Befreier"  erhielt  bie  e^tDftg  bie 
5}erfaf|ung  Dom  28.  SRärj  1798.  ©ie  mar  ein  Mtlatfö  ber  franjöfitdKn 
DireftorialDerfaffung  uub  blieb  in  iljrem  ©eifte  unb  in  ifjren  grunblegenben 
Beftimmungen  roätyrenb  De3  größten  Seile*  Der  Jpeluetif  in  Äraft,  trofc  ber 
großen  5Banbelbarfeit  unb  be3  grenjenlofen  SBirrroarrS  ber  3eitDerljältniffe.  2Benn 
Qüi)  Derbedt,  [o  lagen  iljr  bod)  bie  ^kinjipien  ber  ^reitjeit  unb  53rÜberliö)feit  ju 
©runbe.  Sie  madjte  ber  ©ouoeränetät  ber  „Orte"  ein  @nbe,  Ijob  bie  93ogteien 
auf  unb  Derroanbelte  ben  ©unb  ber  (Sibgenoffen  in  einen  (SinljeitSftaat.  Da3  fianb 
rourbe  juerft  in  22,  bann  in  23,  fpäter  in  19  unb  jule|t  in  18  „flantone" 
eingeteilt.  68  roaren  Bermaltungöbejirte,  bereu  ©renken  miflfürlid}  beftimmt 
mürben.  Die  gefe^gebenbe  SMjörbe  biefer  „einen,  unteilbaren  fjelDetifdjen  ftc 
publif"  beflanb  aus  jroei  Kammern,  beren  3Ritglieber  inbirett  gerodelt  mürben. 
Die  Dolljiefjenbe  ©eroalt,  baS  Direftorium,  lag  in  ben  §änben  bon  fünf 
Männern,  benen  Dier  bejiefjungsroeife  fedjS  2Rinifter  jur  ©eite  ftanben. 

Die  $etoetifa>  SSerfaffung  räumte  jroar  mit  einer  Steide  Don  EtiBftänben 
auf,  roeldje  fidj  na$  unb  naa)  in  ben  ftaatü^en  unb  gefeflfdjüftltctyen  Or= 
ganiSmuS  ber  ©d&roeij  eingelaufen  Ratten  unb  Derfpraa)  gemi|fe  „grei&eiten", 
Don  benen  Diele  Don  meljr  ober  minber  fragroürbiger,  ja  gefäljrlifer  Watur  roaren. 
©ie  flanb  in  grellem  Söiberfprud)  mit  ber  ganjen  ©efä)i#te  beS  2anbe$.  mit 
ben  fiebenögeroofyiljeiten,  bie  fi#  au§  Derfelben  ergaben,  mit  bem  natürlichen 
©efefce  ber  fucceffiDen  ftortenroidelung  unb  mit  bem  dj riftlidfen  unb  freUjeit« 
lia>en  ©eifte  beS  33olfe«,  ba8  fic  5af)lrei($er  äa)t  bemofratiffer  3nfiitutionen 
beraubte,  roelfe  es  bisher,  roenigftenS  in  mehreren  Kantonen,  befejfen  &atte. 

Der  ©eift  beö  ^reibenfertum*  roeldjer  bie  (5inljeit$Derfatfung  erfüllte, 
mar  in  bie  ©a)roeij  feit  3aljren  aus  ftranfreid}  unb  Deutfdtfanb  ijerüberge« 
fommen  unb  ^atte  bei  Dielen  ©ebilbeten,  ^roteftnnten  roie  Äatljoliten,  fa}on 
feit  langem  Eingang  gefunben.  91u5brutf  unb  Pflege  liefen  biefem  ©eijle 
DorjugSroeife  bie  Sogen  ber  Freimaurer ')  unb  SHuminaten  unb  bie  fogenannte 
„belDetiffe  ©e)eflfd)aft",  roeldje  1761  im  $abe  ©4}injnü<$  gepiftet 
roorben.  Da  fdnuärmte  man  in  gar  rüljrfeligem  SBortgeflingel  Don  aUge* 
meinem  Wenfdjenglürf  unb  ÜJlenfdjengleiajljeit,  Don  religiöfer  Dulbung,  roeil 
„man  einfelje,  baß  jebe  Religion  iljre  guten  9ttenfdjen  fjabe",  Don  engerer 
Einigung  ber  ©a)roei$,  in  ber  man  „bie  Deraltete  Siebe  unter  ben  (Sibgenoffen 
ju  Derjüngeu  unb  bie  ©taatstugenben  mieber  aufteimen  ju  maa)en"  roünfa^te, 
uon  einer  9tüdfel)r  jur  SJhitter  Statur,  bei  beren  Wnblid  man  (aOte,  lifpelte, 
in  patyetifa>n  ©orten  ber  93erel)rung  feine  ©eele  auSjfrömte  unb  in  fentU 

•)  Die  erften  Üoaen  tourbcn  in  ©cnf  M737)  unb  ßaufaune  (1739)  gegrünbet. 
©ie  fud)ten,  geftefyt  SDänbliftr,  ben  ©ebanfen  ber  flJtenfdjlidjfcit  in  bie  »eiteften 
Streife  ju  oerbreiten  unb  alle  ber  Ztyovit  einer  JÖrubcrfdjaft  ber  sJNetifd)en  enb 
gegenftetjcnben  politifAcn  unb  foufeffioneClcit  ©djraitfcn  }ii  ubermtuben.  C9c?dji4te 
ber  6d)tvets,  III.  *nnb  (1887)  ©.  154. 


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-    7JW  - 


mentaler  (Smpfinbung  bis  in  ben  7.  Gimmel  hinauf  fia)  träumte.  9lber  unter 
ben  fdjönen  2Borten  üerftanb  man  oft  nur  unbe|'d)ränfte  Staatshoheit,  !a(te  9te« 
ligionögleicbgültigteit,  ja  bittere  f£einbfa)aft  gegen  ben  pofitiü  a)rifHia)en  ©tauben, 
ben  man  als  fanattföen  UltramantaniSmuS  unb  pietimfaV§  9)htdertum  üerljötjnte. 
„Süon  fatbolifa)er  Seite  waren  batyer  nur  fötale  ^Männer  Witglieber  beS  SBer« 
eines,  roeld)e  euhoeber  mit  bem  fird)licben  2eben  gebrochen  Ratten,  ober  in  bie 
Sümpfe  beS  3ofrpf)ini5muS  unb  StaatStird)entuin5  geraten  maren."  5Jtit 
SBorliebe,  fagte  Däublifer,  teufte  bie  ©efeflfaft  Don  Anfang  an  baS  ftadjbenfen 
it)rer  9Jlitglieber  auf  päbagogifdje  fragen.  (SineS  ibrer  ^renmitglieber,  ^^"4 
Urs  SBalHjafar  aus  Sutern,  Ijatte  fajon  früher  in  ber  Sajrift  „^Jatriotifd)e 
träume  eines  ßibgenoffen  üon  einem  Mittel,  bie  oeraltete  6übenoffenfa)aft 
mieber  ju  üerjüngern  1758"  Don  nationaler  (Srjieljung  gefprodjen  unb  ein 
nationales  Seminar  bon  3  Surfen  in  J8orfd)lag  gebracht,  in  bem  Jünglinge 
üerfdjiebener  Äantone  unb  Äonfeffion  ju  Staatsmännern  ^erangebiibet  roerben 
füllten.  Seither  fdjrieb  bie  ©efeüfcbaft  bie  ©rünbung  eines  nationalen  6r- 
jiefmngSinftituteS  auf  iljr  panier ;  aber  jur  Ausführung  fam  eS  nia)t. ') 

SBoüon  man  in  Sd)injnaa)  geträumt,  baS  fofle  jefct  naa)  ber  „^Befreiung" 
bura)  bie  franjöfifd>n  JReüolutionäre  in  bie  %\)at  umgefefct  werben :  bie  £el- 
oetil  (teilt  fia)  baber  einfach  als  bie  ins  Staatsleben  überfefcte  ^eloetif^e  @e» 
feüfcbaft  bar. 

Die  Stellung  beS  GiubeitSftaateS  ju  (Sbriftentum  unb  #ira>  djarafterifiert 
üorjüglich  ber  Artifel  6  beS  erften  Teiles  ber  Serfaffung.  gr  jeigt  uns  am 
flarften,  ioa§  üon  ber  berühmten  abfolutett  9celigion§freu>it  ju  Ratten  ift, 
meiere  ber  Sdnueijerbürger  fortan  genießen  foflte,  unb  läfjt  bie  „erbabeuen 
Qöorte"  ber  UBerfaffung  üon  ben  fittlichen  s$iliä)tcii  beS  iHürgerS,  üon  feiner 
Eingabe  anS  Utaterlanb,  an  feine  Familie  unb  au  ben  Jöebrängten,  foroie  bie 
^fjrafen  üon  ber  „inoralifdjen  SBerebelung  beS  9Jfonfcbengeichled)te$",  üon  bem 
„£ol)n  beS  guten  ©emiffenS"  in  fehr  gebämpftem  Sichle  erfd)einen.  Der  Ar« 
tifel  lautet:  „Die  ©etoiffenSfreibeit  ift  uneingefajräuft;  jeboa)  mu&  bie  öffent« 
lidje  Äußerung  üon  SieligionSmeinungeu  ben  ©efinnungen  ber  (Sintradjt  unb 
beS  ^riebenS  untergeorbnet  fein.  Wfle  ©otteSbienfte  ftnb  erlaubt,  infofern  fie 
bie  öffentliche  JRube  nicht  ftöreu  unb  fia)  teine  b«rfa)enbe  ©eroalt  ober  SSorjüge 
anmaßen.  Die  ^olijei  bat  bic  Auf  ficht  barüber  unb  baS  SReaji,  fia)  naa) 
ben  ©ruubjä^en  unb  Pflichten  ju  erfunbigen,  bie  barin  gelehrt  toerbeu.  Die 
3Jerhältniffe  einer  Sefte  mit  einer  frnnbeu  Obrigfeit  foflen  lueber  auf  bie 
StaatSfadjen,  noa)  auf  ben  SBoljlfianb  nub  bie  Auftlärung  beS  Nolles  einigen 
öinfluB  haben." 

')  »gl.  ©efebitbte  ber  ftbroeijerifcben  »olfSfdjule  üon  Dr.  O.  fcunjifer  (3ürid) 
1881)  II.  lüanb,  ©.  3.  —  Jölättcr  aus  ber  ftird)en^cfcbicötc  ber  ©cbweij  jur  3«* 
ber  fcelüettf  oem  1'.  ftribolin  ©efliuüllcr  u.  S.  59.  ((Smfiebdn  1895)  6.  4.  —  3>änb 
Ufer,  ©cfrf)id)tc  ber  ©dnueij  III  iöaub,  ©.  M>6  unb  öfter«. 


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-    740  - 


$Rit  biefer  Sejh'mmung  ftfflte  ftcb,  ber  hflbetifche  Staat  auf  ben  Stanb* 
puntt  bn  üoUftänbigen  92eligtond(oftgteit.  Die  #ird)e  mit  ihren  1000 jährigen 
9?ed)ten  unb  ihren  ftnfprücffen  auf  Selbftänbigfeit  unb  Unabhängigfeit  tjt  jum 
Dornherein  abgemirfen.  Der  hdDeltfdjc  Staat  fennt  bie  ftirdje  überhaupt  nicht; 
er  ^atte  bie  Butter  mehrerer  feiner  bebeutenberen  Stäbte  unb  ©emeinmefen 
toergeffen;  haben  fi<$  ja  bo<h  ©enf,  5öaQi«,  2öaabt,  3ürich.  St.  ©allen, 
33afel,  $u$em,  Uri  ic.  um  ben  feften  JfrijtaflifationSfern  fachlicher  Stiftungen 
entmicfelt.  —  Doch  nein!  (Sr  hat  fte  nie  nicht  bergeffen!  3n  furjem  wttb 
er  bie  #ira>  im  Warnen  ber  f^rei^eit  unb  8rüberlicr)feit  in  einer  Seife  ptüubern 
unb  mifehanbeln,  wie  er  es  felber  Don  ben  fran$öftfa)en  „Befreiern"  gelernt. 

3n  ihrem  ©runbgefefce  jebo<h  fannte  bie  £efoetif  bie  ajriftli^en  &tra)en< 
getioff enf haften  nur  als  „9teligion8meinungen"  —  „©otteSbienfte"  —  „Seften" 
—  Sejeictmungen,  bie  ficb,  für  ben  überzeugten  6r)ri[ten  wie  öefchimpfungen 
beffen  ausnehmen,  maS  er  als  baS  #eiligfte  er>rt.  2öie  bie  flira>  felbft.  fo 
entbehren  audj  bie  fachlichen  3nftitute  jeber  ftaotSrec$tlia>n  Sjiftenj.  Sie  finb 
gleich  Übeltätern  ber  ^olijeiaufficht  unterteilt,  gewärtig,  bemnächft  ben  XobeS* 
ftreich  ju  empfangen,  ber  bereits  gegen  ihr  $aupt  gejüdt  ift.  5ßon  b*r  9?c^ 
ligion  fürchtet  ber  Staat  Störung  ber  eintragt,  beS  ftriebenS  unb  ber  öffent* 
liehen  töuhe,  t)errid>fii#tige  flnmajjung.  TOinberung  beS  SQßohlßanbeS,  93olfS* 
berbummung,  ungerechtfertigte  53eeinflufeung  ber  SiaatSgefc&äfte,  felbjt  ©ocrjoerrat 
am  SBaterlanbe  gegenüber  fremben  Obrigfeiten!  —  ein  ganjeS  5üflt)orn  Don 
Sefchimpfungen,  um  bie  mancher  fulturfämpfenbe  3(^ungSreba!tor  be§  19. 
^arjrhunberts  biefe  „gute,  alte  3fit"  beneiben  möchte.  Der  b,elDeti|'c^e  Staat 
fdjeute  bor  ber  ©ehäffigfeit  nicht  jurürf,  feiner  Regierung  baS  9Red)t  ju  $uS* 
nahmemaferegeln  gegen  bie  flfeligionSgenoffenfchaften  unb  religiöfen  Snjiitute 
ju  erteilen  —  unb  bieS  in  bemfelben  Wtljemjuge,  inbem  er  unbefcr)ränite 
©emiffenS»  unb  ^ßrefefreiheit  protlamierte.  „Die  ^ßolijei  t)at  bie  Wufficht  barüber 
unb  baS  {Recht,  fidj  nach  ben  ©runbjäfcen  unb  Pflichten  ju  erfunbigen,  bie 
barin  (in  ben  SleligionSgenoffenfajaften  :c.)  gelehrt  werben. " 

Unter  folgen  Wufpijien  liefe  fich  roa^rlicl)  nict>t  biel  ©uteS  für  ben  fon< 
feffioneflen  (5r)arfter  ber  Schule  erwarten. 

GS  mujj  jeboch  auffallen,  baß  bie  belöetifa^e  93erfaffung  bon  1798  bei 
Schule  —  abfichtlich  ober  unabfuhtlich,  baS  foQ  nicht  unterfuctjt  werben  — 
nirgenbS  auSbrüdlich  gebentt.  Dagegen  Ratten  eine  hinlängliche  Wnjafjl  an> 
faVinenb  lofe  hingeworfener  Jöemerfungen  Aufnahme  erhalten,  welche  ben  Sinn 
unb  bie  'Hbfidjten  ber  93erfaffungSrebaftoren  jmar  oerhüflten,  ben  fachbertrauten 
33er)örben  aber  bie  ftanbljabe  ju  einem  weiteren  MuSbau  bieten  tonnten. 

So  hoben  wir  eben  gefehen,  baß  ttrtifel  6  ben  „Selten"  nicht  gemattet, 
„einigen  ßinflufe  auf  bie  fluffläiung  beS  SBolfeS"  511  haben,  ftn  fcrtifel  7 
wirb  ba$9fecht  „Unterricht  *u  erhalten"  als  ein  folcheS  bezeichnet,  „baS  jeber 


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-    741  - 

■ 

r)at."  Unroiffenheit,  roirb  in  Wrt.  8  gejagt,  fei  ein  Übel,  roelche«  au«  „erblichen 
SBorjügen"  ^etDorge^e;  gegen  roelche  ja  in  erfter  Sinie  ber  ftampf  geführt 
rourbe.  (Sin  eigener  Slrtifel  (4)  erflärt  fobann  Mufflärung  unb  Sicherheit 
für  „bie  jroei  ©runblagen  be«  öffentlichen  $öohle«."  Unb  eS  wirb  hinjuge» 
fügt,  „Hufflärung"  fei  „beffer  als  Reichtum  unb  sJka$t." 

Die  Schulbilbung  ijt  ohne  3meifel  ein  roidjtiger  $eil  ber  „Hufflärung." 
3)er  ^etüetijcr;e  Staat  betrachtete  ba«  Unterrichts«  unb  Schulmefen  al«  eine 
fjöchft  wichtige  unb  feine  afleinige  Aufgabe.  Sdmlbilbung  erfcheint  ihm  roid)= 
ttger  als  öfonomifcher  2Bohlftanb,  al«  „  Steinum  unb  bracht."  Woct)  mehr! 
hieben  ber  3iecht8ficherheit,  für  roelche  unftreitig  ber  Staat  ju  forgen  hat,  gibt 
e«  nach  Wuffaffung  ber  ^elDeM  nur  noch  eine  ©runblage  be«  öffentlichen 
233ohleS :  bie  Wufflärung  ober  Schulbilbung.  Damit  ift  eigentlich  fdt)on  gefagt, 
wem  bie  Sorge  für  biefelbe  obliege.  SBenn  e«  bann  aber  ben  „Seften"  ober 
SReligionögenoffenfchaften  auSbrüdlich  oerroehrt  mirb,  „  einigen  (Sinflufe  auf  bie 
Hufflärung  be«  SBolfe«  ju  hoben",  fo  roiffen  mir  nun  fct)on,  bafe  mit  biefem 
QfheimniSboflen  Sorte  jebroeber  mafjgebenbe  (Sinflufe  ber  flirre  auf  bie  ®e* 
ftaltung  unb  Seitung  be«  Schulmefen«  abgelehnt  mirb.  Da«  Schulmefen  ge- 
hört, biefer  Huffajfung  entfpredjenb,  einjig  unb  auSfchliefelich  in  ben  Wacht« 
Bereich  be«  omnipotenten  Staate«.  Unb  biefer  fühlt  ft<h  ju*  Übernahme  unb 
$ur  ftrammen  Durchführung  biefer  Aufgabe  um  fo  energifcher  oerpflichtet,  meil 
er  bamit  jebem  „Bürger"  ju  feinem  guten  Stechte  oerhilft1)  unb  meil  bie 
„erblichen  93orjüge",  bie  „Oligarchien  unb  bemagogifchen"  ftnfprücrje  ber  alten 
Regenten  um  fo  eher  bem  „(Seifte  ber  Freiheit  unb  Gleichheit  in  feiner  ächten 
©eftalt  unb  SBürbe"  ben  $lafc  räumen,  je  heQer  ba«  Sicht  ber  ©Übung  unb 
3luftlärung  ben  bürgern  leuchtet.  (Srroägt  man  fchliefelich,  maS  für  eine  feinb« 
feiige  Stellung  bie  $)elbetif  in  anbern  ^fragen  gegen  bie  chriftliche  Äirche  ein» 
nahm 2),  bann  läfit  fia)  leicht  erfennen,  bafe  ba«  Schulmefen  tonfequenter  2Beije 
*  Don  ihr  nur  in  einem  tonfeffionSlofen,  firchenfeinblicf/en  Sinne  geftaltet  merben 
tonnte.  3(lle£  Seifetreten,  alle  hochtönenben  Sorte  finb  nicht  imftanbe,  barüber 
eine  $äufchung  auffommen  511  laffen.  Die  33ebingungen  jur  Einführung 
ber  religion«lofen  unb  religion«f einbl ichen  Staüt§$roang«fchule 
waren  in  ber  Schroeij  jur  r$t\t  ber  J>elDetil  ebenfo  öolllominen 
gegeben  roie  in  bem  ^tanfreid}  ber  fteoolution. 

Ob  nun  aber  bie  prattifche  Durchführung  ber  Schul*  unb  SilbungSpläne 
in  ber  b>löetifchen  9iepublif  ebenfo  barbarifa)  fich  gehalten  merbe  roie  in  ber 
franjöfifchen  —  ob  auch  h'**  tvie  bort  §ora}en«  SQßort  Don  bem  freifeenben 
Serge,  ber  eine  Wau«  gebar,  feine  öeroährung  finbe  ober  nicht  —  ba8  hing 

»)  2lrt.  7. 

*)  Sgl.  barüber  bie  oben  ermähnte  uortrefUicfie  Slbbaitblung  be«  P.  ffr.  ©eg* 
mütter:  »lättcr  au«  ber  ffirchengefdjichte  bei  ©cbtoetj  jur  3«t  ber  fcelDetif. 


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junächfi  Don  ben  ^erfonen  ab,  meiere  in  ben  Behörben  ber  einen  unteilbaren 
Äepublif  fafeen.    O^nen  mar  jebenfaflS  bie  ^>auptfact)e  überladen. 

9cun  fehlte  eS  jroar  ben  Häuptern  ber  £>etDetif  triebt  au  gutein  2Bifleu, 
bie  93erfaffung  ihrem  ©eifte  entfprechenb  auszuführen.  Die  meiften  unb  bie 
einfluBreidfrfien  auS  ihnen  gehörten  ja  ber  ©d)injnacr)er  ©efeflfehaft  ober  Dem 
ftreimaurerbunbe  an.  2lber  bie  3"^er^ältni|ie  ftnb  oft  ftärfer  al*  tu 
Wenigen. 

©o  führten  benn  zahlreiche  ©rünbe  in  ber  ©chroeij  ju  einem  Diel  behut« 
famern,  roeniger  rohen  ©erfahren  auf  bem  ©ebiete  beS  ©chulroefenS  als  in 
gfranfreict).  3n  ber  Serfaffung  felbft  liegen  Diele  ©rünbe,  welche  jur  Uiiju» 
friebenheit  gegen  baS  „höflifche  Büchlein"  OdtfenS  geregte  Beranlaffung  boten. 
Die  Stellung  ber  @inr)eitSregierung  mar  Don  Anfang  äufeerft  fetnuantenb; 
fic  ftüfcte  fid)  mehr  auf  bie  Bajonette  ber  raubgierigen  unb  Derhajjten  $ran= 
jofen  als  auf  bie  Haftung  unb  Siebe  beS  BolfeS.  Dem  h*toetifchen  Staate 
gebrach  eS  an  ©elb.  tiefer  Langel  führte  $u  SJtoferegeln,  bie  ben  #aj$  gegen 
baS  aufgebrungene  Regiment  noch  fteigerten.  6r  lieft  überbieS  bei  ben  Sfe- 
genten  ben  ©ebanfen  an  eine  gröfeere  Unternehmung  beS  griebenS  faum  auf» 
fommen,  Diel  roeniger  jur  Durchführung  gelangen,  $m  ©a>Be  ber  gefefe* 
gebenben  9täte  hechten  Unflarheit,  Berroirrung,  3erffl&renfcit  5anoti«muS. 

Die  friegerifthen  (Srfchütterungen  ber  3"*  fugten  befanntlich  aucr)  ba$ 
mit  Qfranfreia)  Derbünbete  ^>elöetien  heim.  3öo  aber  bie  JfriegSfurie  haust, 
lönnen  friebliche  Begebungen  nicht  gebeit)en.    Inter  arma  silent  musae! 

©ojufagen  ber  (Sinnige,  roeldfyer  baS  ©dmlroefen  im  Schöße  ber  t)elDe* 
tijchen  Regierung  mit  $lan  unb  (Sifer  ju  tybtn  fuchte,  mar  ber  Wtnijier  ber 
ftünfte  unb  2öiffenfchaften,  WÜPP  Ulbert  ©tapfer f).  Sr  roar  ju  Sern  ben 
23.  ©eptember  1766  als  ©ohn  eines  ^rebigerS  geboren  —  ein  Wann  Don 
roohlrooflenbem  ©harafter,  Don  cnergifchem  ©eifte,  Don  chriftlid)  gläubiger  ©e« 
finnung,  aber  auch  Der  ^lufflärungSphilofophie  ftantS  unb  ben  neuen  ^been, 
bie  auS  ^raufreid)  (amen,  treu  ergeben,  ein  entfehiebener  Anhänger  beS  bd: 
Detifchen  (SinheitSfiaateS.  ©tapfer  r)atte  $u  Bern  eine  theologifche  ^rofeffur 
befleibet,  als  er  anfangs  TOai  1798  jum  9lmte  eines  5WinijierS  ber  fünfte 
unb  SJBiffenfchaften  berufen  rourbe.  9luS  biefer  ©teflung  fchieb  er  im  Sep; 
tember  1800  unb  Derbrachte  ben  9feft  feines  SebenS  in  ftrantreieb  (t  1840). 

(58  liegt  unS  auS  Derfchiebeuen  ©rünben  ferne,  r)ier  auf  ©tapferS  ihQt'S; 
feit  auf  bem  ©ebiete  beS  ©chulmefenS  näher  einzugehen  unb  bie  einzelnen 
9lfte  beSfelben  einer  Jfritif  ju  unterwerfen.  (5r  ruanbte  junächft  feine  ©orge 
bem  ^rimarfchulroefen  ju,  rief  fobann,  auf  ©runb  einer  DireftorialDerorbnun^ 
Dom  24.  3uli  1798,  fantonale  GrjiehungSräte,  DiftriitS*3nfpettoren  ic.  in'4 

')  2Jgl.  $b-  511b-  ©tapfer.  (Sin  Sebent  unb  ftulturbilb  oon  St.  ^'uginbübl. 
*afcl  1887. 


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Seben,  roanbtc  fid)  in  M)ei  Schreiben  an  bie  „9teligionSlehrer"  )pe(bctien$, 
um  fie  für  feine  päbagogifchen  JBeftrebungen  51t  geraumen  unb  arbeitete  enblich 
ben  „$orfd)lag  eine«  ©efefce«  für  bie  untern  Sürgerfchulen"  aus,  melden  er 
buret)  baS  Direftorium  am  18.  Tcoüember  1798  ben  gefefcgebenben  53e^örben 
oorlegen  liefe1).   3u,n  erhoben  mürbe  biefer  Entrourf  niemals. 

Der  Eifer  unb  bie  Eingebung  beS  9RanneS  oerbienen  ftcherlich  h°h* 
Wnerfennung.  Huer)  läfet  fich  baS  SBohlmoOen  beSfelben  gegen  bie  fhriflliche 
Äeligion  überall  febr  roohl  b«au$fühlen.  Manche  Hnfchauungen  finb  richtig, 
manage  fllajjnahmen  flug  unb  ben  3eitüerhöltniffen  mie  ben  gejunben  ©runb- 
fäfcen  entfprea>nb. 

9Jtona>«  ift  inbeffen  als  grunbüerfehrt  ju  bejeidmen.  9$om  chriftliehen 
bejiehungSroetfe  fatf}olifa)en  Stanbpunft  au«  fann  prinzipiell  niemals  zugegeben 
werben,  bajj  ber  Staat  baS  ErjiehungSroefen,  feine  Leitung  unb  Einrichtung 
au5fä)lie&lich  ju  beforgen  &abe.  Unb  boct)  ^at  ©tapfer  an  biefer  Muffaffung 
beS  ftreioenlertumS  überall  f  eftgehalten.  Religion  rooflte  er  jroar  gelehrt  roiffen. 
Eber  bie  Bezeichnung  ber  SReligionSlehrer,  bie  fteflfefcung  beS  SJtofeeS  unb  ber 
Qualität  ber  religiöfen  fielen  foflte  burchauS  bem  Staate  ohne  9)ücffidr)t  auf 
bie  tircf)li$e  Obrigteit  überlaffen  bleiben.  ES  nabm  fic^  fap  mie  eine 
reijung  ber  firdjlichcn  SReöolution  aus,  roenn  ber  TOinifter  in  feinem  erften 
Schreiben  an  bie  SteligionSlefyrer  £)e(detienS  bemerfte :  „Gebeutet,  bafe  manches 
Überflüffige  unb  3roerfroibrige  in  unferen  nrct)lich*n  ®ebräud)en  ift,  unb  roarum 
luoflf  il}r  benn  nid»",  bajj  es  )u  feiner  Qtit  oerbeffert  roerbe?  fraget  lieber 
ba3  Eurige  baju  bei,  inbem  3h*  folgen  93erbefferungen  nachbenlt  unb  ge* 
legentlich  Euere  ©ebanfen  barüber  befannt  machet  ober  ben  53ebörben  mitteilt/' 
Stapfer  mar  erfüllt  oon  ber  3bee  einer  unhaltbaren  ffircfyc,  .fäiflernb  im 
rationalifierenben  ^^ilofop^enmantel  eines  ffant.  3f)re  Aufgabe  erblidte  er 
nach  feiner  eigener  SluSfage  blofc  barin,  baS  moralifche  (Gefühl  gegen  bie  Sin- 
reijungen  ber  Sinne  ju  maffnen,  baS  ©emiffen  in  ber  SBrufl  jebeS  ^Wenfc^en 
mit  feiner  gefefjgebenben  unb  richterlichen  Sürbe  ju  erroeden  unb  feine  Stimme 
mit  einer  über  alles  WifeöerftänbniS  erhabenen  Klarheit  ertönen  ju  laffen. 

Ob  fo(d)er  Slnfchauungen  $ürnen  mir  Stapfer  nicht,  mie  falfch  fie  auch  ftnb ; 
er  mar  eben  ein  ßinb  feiner  3*it/  «  glaubte  pofitioeS  Ehriflentum  mit  ben 
Meinungen  DeS  ftreibenfertumS  oereinigen  unb  oerfchmeljen  ju  fönnen  unb 
gemährte  nicht,  bafc  barunter  baS  Ehriftentum  empfinblichen  Schaben  litt. 
Weniger  oerjeihlicb  ift,  bafe  er  feine  rationalifierenben  3been  glaubte  burch  bie 
Schule  oerbretten  ju  follen  unb  bie  Diener  ber  Äira>  511  feinen  £)anblangern 
meinte  beilüden  m  bürfen.  ES  ift  offenbar,  bafe  ber  Stanbpunft  StapferS 
ein  in  ber  Schulfrage  falfcher  ift  unb  jur  ÄonfeffionSlofigfeit  ber  Schule  führen 
muß.    Denn  menn  ber  SReligonSunterricbt  ohne  SRtidficht  auf  bie  beüoflmäa> 

•)  ©trief ler,  äftcnfammlung  II.  9b.  ©.  574.  607.  m.  Söb.  ©.  31 4.  »02. 


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tigten  Präger  ber  (ir^Iic^en  Sehrgewalt  erteilt  wirb  unb  wenn  berfelbe  na<j 
Oen  ftorberungen  bec  StaatSraifon  ju  mobein  ift  unb  auf  nichts  weiter  dl 
ouf  einen  3Jloralunterricbt  hinausläuft:  bann  ift  ber  ©abritt  bis  $ur  Dolen 
ftonfeffionSlofigfeit  wahrlich  nicht  met)r  fo  groß.  Stapfer  t)at  biefen  ©abritt 
nicht  getrau;  er  rooOte  bie  fonfeffionSlofe  ober  religionSlofe  Schule  rieht. 
$)aB  aber  ber  fonft  fo  eble  5Rann  bie  einleitenden  ©abritte  gethan,  Deiche 
(onfequenter  2Beife  $ur  ftonfeffionSlofigfeit,  ja  $ur  JReligionSlofigteit  ber  Schule 
unb  baburch  ju  einem  ber  unerhörteren  unb  folgenfchwerften  Singriff/  in  baS 
gamilienrecht  unb  in  bie  ©emiffenSfreiheit  führen  mußten :  baS  bleibt  tief  ju 
bebauern. 

$ie  $elbetit  unb  ihre  3nfHtutionen  finb  Derfcfyuunben.  Stapfer  ift  Don 
ber  93ühne  beS  ßebenS  abgetreten.  Utber  ber  (Seift,  melier  bie  §etoetif  be- 
lebte, ift  nic^t  oerfchwunben,  unb  bie  Männer,  welche  feither  ba«  Schutroefen 
ju  gehalten  fugten,  nid}t  immer  fo  ebelbentenb  unb  fo  chriftlich  gefinnt  ge« 
wefen  wie  ©tapfer,  haben  aber  nur  ju  häufig  unb  nur  $u  fehr  ben  ®eifi  ber 
#elbetif  in  fi<h  aufgenommen  unb  fogar  beren  einjelne  formen  nachzuahmen 

gefugt. 

StamalS  fcheiterten  bie  93erfu<he,  eine  ber  fonfefftonSlofen  öerwanbte  Schule 
einzuführen  an  ber  flraft  beS  chriftlichen  JBewujjtfeinS  unb  an  bem  2öibermiflen 
gegen  ben  Schulwang  überhaupt,  $eute  bürfte  ber  nämlichen  ©efatjr  burch 
Schulen,  bie  wahrhaft  auf  ber  &öhe  ber  3<ü  M*n  unb  wehrhaft  chriftlich 
fonfefftonell  ftnb,  am  erfolgreichen  begegnet  werben. 


Vortrag  beftimmt  für  bie  ©eftion  ber  ©emtnarlehrer  am  3ah"8f<fte  be*  »ertince 
fathoL  ßehrei  unb  Schulmänner  ber  @<h»eij. 
(H.  B.) 

titl ! 

3um  erftenmal  finbeu  mir  uns  ju  einer  SSerfammlung  ber  Seminar« 
ler)rer  ber  tath.  Schmeiß  jufammen,  um  mit  einanber  über  bie  gemeinsamen 
3ntereffen  unfereS  h°^<n  ^Berufes  ju  raten  unb  ju  traten.  Es  ift  eine  be« 
beutfame  3bee,  welche  in  ben  SeftionSDerfammluugen  unfereS  Vereins  gum 
SluSbrucf  tommen  fofl  ;  bie  fieljrer  ber  gleichen  Schulftufen  foüen  einanber  näher 
treten,  $ür)lung  unb  Ehrung  mit  einanber  unb  burch  einanber  erhalten,  ihre 
Erfahrungen  gegeufeitig  auStaufchen  jur  gemeinfamen  Belehrung,  SQBarnung 
unb  Mahnung,  aber  auch  jur  gemeinfamen  Begeiferung  jur  Erreichung  un* 
ferer  erhabenen  Sbeale.  2Bir  fuib  bis  bahin  ju  getrennt  marfchiert.  2Benn 
auch  im  grofeen  ©anjen  bie  gleichen  ^rinjipien  unb  3iele  uns  oorfchmebten, 
fo  hat  fie  jeber  auf  feine  eigene  9lrt  unb  Seife  ju  erreichen  gefucht,  ift  feine 


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eigenen  SÖege  gegongen  unb  erreichte  baljer  wof)l  aua)  bielfact)  ni#t,  was  er 
roünfdjte. 

3n  gegenwärtiger  3«*  ift  einljeitltdjereS  3ufammenmirten  unb  Arbeiten 
nüd)  einf)eit(id)etn  $lane  um  fo  notmenbiger  geworben,  weil  burd)  bie  grofe» 
artigen  SJerfebrSmittel  bie  JÖeltteile,  alfo  and)  bie  einzelnen  Seile  uufereS 
lieben  93aterlanbe8,  einonber  nä&er  gerüdt  finb  unb  bie  SBebürfniffe  in 
SBejug  auf  Srjieljung  unb  Unterricht  in  beu  oerföiebenen  CanbeSteilen  immer 
gleichartiger  fia)  geftalten.  grüner  lebte  jeber  ÖanbeSteil  meljr  abgef<$loffen 
für  fic^,  jeber  Ponton,  jebeS  $t)al;  Ijeute  finb  faft  ofle  ©a)ranfen  ge- 
fallen; bie  Gifenbaljn  mad)t  fia)  JBa^n  bura)  fwlje  SJerge,  ber  2>legrapl> 
trägt  bie  menfc&liayn  ©ebanfen  mit  »li^efi^neae  in  bie  entlegenften  ©egenbeu, 
baS  Telephon  öffnet  ber  menföüdjen  ©timme  ein  foft  unbegrenztes  ©ebiet; 
bie  3eitungen  unb  3eitf  Triften,  Äotenber  unb  $üa>r  finben  ben  2Beg  in 
bie  abgelegenen  glitten  unb  bermitteln  it)ren  Semofjnern  Wnfa)auungen  unb 
öebenSgrunbfä&e,  wie  fie  in  ber  grofeen  2öelt  brausen  unter  Millionen  oon 
9Renfa)en  r)errfa>n  unb  als  geiftige  «Motoren  baS  inbiüibueHe,  fojiale  unb 
religiöfe  Öeben  mit  gewaltiger  Äraft  beeinfluffen  unb  bewegen.  Seber  SRenfd) 
r)ängt  mit  taufen*  gäben  am  anbern,  jebeS  $>orf  ift  burd)  taufenb  3ntereffen 
anö  anbere  gebunben,  jebeö  Canb  burd)  taufenb  {Rüdfia)ten  auf  baS  anbere 
angewiefen.  3)ie  allgemeinen  3ntereffen  beljerrfa>n  immer  met)r  baS  inbioibuefle 
wie  baS  fokale  Seben. 

93on  biefen  53e  rrjältniffen  !anu  natürlich  ba3  Sdjufleben  nia)t  unberührt 
bleiben,  $ie  Dorffdjule  mufe  fict)  bem  (antonalen  ©cr)ulgefefce  unterwerfen 
wie  bie  ©tabtfa^ule,  aber  au$  bie  (antonale  ©efefcgebung  mufe  über  bie  Äan» 
tonSgrenjen  r)inauSf$auen  unb  barf  fidr)  oon  ber  allgemeinen  Sntmidlung  beS 
SdjulwefenS  im  ganzen  93aterlanbe  nid)t  abfließen,  fonbern  muß,  wenn  fie 
auf  ber  $ölje  ber  Qät  fein  will,  auf  biefelbe  aQfeitig  9tudfi<$t  nehmen.  60 
nähern  ftcr)  bie  einzelnen  ©a^ulgefefcgebungen  wenigftenS  in  ben  wid)tigften, 
prinzipiellen  fünften,  ofme  babei  bie  inbioibueflen  93ert)äUniffe  unb  SBebürf» 
niffe  aus  bem  9luge  £U  oerlieren.  Das  ift  ein  natürlicher  (SntwidlungSgang, 
unb  baljer  aud)  ein  gefunber  unb  ber  ©aa)e  entfprecfjenbct  unb  unterfcr)eibet 
ftct)  wefentlid)  oon  ber  gewaltfamen  Slufbränguna,  ber  fogen.  fd>meijerifct>en 
33uttbeSfd)ule. 

2ln  biefer  ßntwidlung  nehmen  naturnotwenbig  au$  bie  2e&rerbilbung8* 
anftalten  teil ;  fie  fönnen  unb  bürfen  ficr)  nid)t  oon  itjr  abfdfliejjen  unb  Ijaben 
e§  bis  jefct  aud)  nia)t  get&an.  9Jian  foO  nur  bie  ©efdncfye  ber  einzelnen 
fatt)oüfd>en  ©eminarien  furj  überfcrjauen  unb  man  erfennt  fofort,  wie  fie  fia) 
bemühen,  mit  ben  Wnforberungen  ber  $t\l  ©abritt  ju  galten  unb  bie  it)nen 
anoertrauteu  ßaubibaten  benfelben  entfprecfynb  ju  bilben.  (SS  fami  aber  luerin 
nod}  ein  ©abritt  weiter  gegangen,  werben  unb  biefen  ©abritt  foü  bie  r)eutige 


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Herfammluug  anbahnen.  Die  (SefichtSpunftc  ^ifju  möchte  ich  fyct  fur$  au~= 
einanberfeften,  um  fie  bann  ber  allgemeinen  DiSfuffion  ju  übergeben. 

1.  Die  heutige  3}erfammlung  fönte  ber  Anfang  fein  ,ju  einem  regelmäßig 
jährlich  jmeimal  ftattfinbenben  (SebanfenauStaufcb  unter  ben  Seitern  unb  Seljrem 
an  ben  fatfyolifdjen  2ehrerbilbung§anfialten.  3a)  benfe  alfo  an  eine  9frt  SBercin 
ber  ©eminarlebrer  als  ©eitton  be§  „93erein§  ber  fatholifchen  Seljrer  unb  Bd)üU 
männer  ber  ©chroeij",  roelche  fid)  roie  r)eute  an  ber  ©eneratoerfammlung  §u- 
fammenfinbet,  bann  aber  auch  noch  einmal  in  ber  3n>ifchen$eit  unb  jmar  ab= 
mechfelungSmeife  in  einem  ber  Seminare  felbfl  Daburch  mürben  mir  un* 
beffer  fennen  lernen,  mürbe  ein  f<höne§  53anb  ber  Kollegialität  unter  ben  ein* 
jelnen  ©eminarien  gefnüpft,  fönntc  man  ftd)  über  manage  fünfte  b<3  Unter' 
richte*,  ber  SJcethobe,  nach  ber  theoretifchen  unb  praftifchen  ©eite  hin  einen, 
mürbe  man  fräftig  jur  gegenseitigen  gortbilbung  beitragen,  an  ber  grofeeti 
Aufgabe  ber  Sehrerbilbung  gemeinfam,  nach  einheitlichen  formen  arbeiten, 
fönnte  man  auch  (Sinflufe  auf  behörblictje  §ntf<f)lie&ungen  geminnen  burch  ge- 
meinfame  Eingaben,  auf  einheitliche  fiefjrmittel  für  bie  Solfefchule,  überhaupt 
auf  eine  einheitlichere  ©eftaltung  beS  ganjen  ©dml«  unb  Unterri<ht«roefen$. 
3a)  mürbe  mir  Don  einer  folgen  ©eftion  Diel  besprechen.  Diefelbe  märe  naa) 
meiner  Anficht  feljr  einfach  $u  organifieren.  3eber  Seiter  unb  Öeljrer  an  einem 
fatholifchen  ©eminar  ift  ipso  facto  Witglieb  ber  ©eftion;  IBorftanb  ift  jebe4 
3af)r  ber  Direltor,  in  beffen  Slnftalt  bie  Skrfammlung  ftattftnbet.  Verleibe 
beftimmt  auch  bie  Referenten,  Dereinbart  mit  biefen  baS  5b,ema  unb  ruft  auf 
bie  paffenbe  3*it  °ie  5$erfammlung  ein.  ^Beiträge  merben  nict)t  be^abjt,  ba« 
gegen  t)at  fia)  jeber  felbft  ju  Derföftigen.  Sine  befonbere  ftufmerffamfeit 
mibmet  ber  herein  bein  33erein8organ  unb  fudn"  baSfetbe  nach  Gräften  ju 
heben  unb  ju  Derbreiten. 

SÖie  biel  ®ute§  fönnte  burch  biefe  ©eftion  foroohl  für  bie  öeljrerbilbung 
üU  für  ba§  ©chulroefen  überhaupt  geftiftet  merben !  Der  ©ebanf  e.  glaube  ia). 
ift  gemijj  ber  emfleften  (Srmägung  mert. 

2.  Sin  roid)tige§  3^1»  nnb  ba§  ift  ber  jmeite  ^ßunft,  auf  ben  ich  3h" 
Wufmerffamfeit  (enfe,  ift  bie  Errichtung  eines  einheitl ia)en  £eljrplane§. 
3tc  märe  eine  ber  erften  Aufgaben  unfereS  ©eftion£leben@.  SBir  foflten 
e»  bafnn  bringen,  bafc  bie  fatholifchen  ©eminarien  nach  einem  einheitlichen 
Sehrplan  oorgingen.  2Bir  höben  in  unferem  Hanton  Seljrer  au§  berfdjiebenen 
©eminarien  unb  fo  ift  e§  auch  in  anbern  ßantonen.  Sine  einheitliche  Sehrer« 
bilbung  menigftenS  in  ben  fatholifchen  Äantonen  foOte  angeftrebt  merben. 

Diefer  Sehrplan  fyaite  fich  ju  erftreefen  Dorerft  auf  bie  $ilbung*jeü. 
Drei-  ober  Dierjährige  ©eminarbilbung  —  biefe  grage  fleht  h«tte  in  Dielen 
Äantonen  im  SJorbergrunb.  Daneben  geht  bie  anbere:  melche  Sorbilbung 
hat  ber  ©eminarbilbung  Dorau$$ugehen  ?    (Sine  jmei«,  brei«  ober  tfier)öt>rige 


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©efunbar*  ober  53ejirtSfdmlbilbuug  ?  2öir  fefyeu  biefe  Ofrafleu  in  ber  ©dnoeij 
üerfdjieben  gelöst.  9(ad)  unferer  9ttific^t  unb  (Srfajjrung  foflle  eine  tüchtige, 
jweijäljrige  ©efunbarfdjulbilbung,  roemi  fie  auf  einer  gutorganifierten,  wenig; 
ftenS  fed)Sjäf)rigen  ^ßrimarfaViIe,  meiere  ©onjtag»  unb  Öton$jaljrfd)ulen  märe, 
aufbaut,  genügen.  (5S  foflte  bamit  in  jungen,  etwas  talentierten  unb  fleißigen 
©dnilern  —  unb  nur  fötale  paffen  in§  Seminar  —  ber  JBobeit  gelegt 
fein,  auf  bem  baS  Seminar  fruchtbar  unb  mit  Srfolg  roeiter  arbeiten  tanu. 
^luf  biefer  (Srunblage  fofl  nun  ein  DierjäljrigeS  ©eminarftubium  fid)  ergeben, 
Don  benen  brei  3a(jre  meljr  ber  ttjeoretifc&en  33ilbung  unb  ba§  lefcte  3al)r 
meljr  ber  praftifcf)en  gemibmet  ift.  2Bir  fönnen  Dom  gegenwärtigen  Unter» 
rid)t3ftoff  mobj  wenig  abfdmeiben,  aber  mir  müffen  bafn'n  trauten,  bafe  er 
grünMid>er  unb  allfeitiget  befjanbelt  werben  fann.  Diefe  beiben  (Sigen* 
fünften  finb  ftarbinaltugenben  beS  ©eminarunterric&teS.  DaS  üierte  3at)r  tjat 
bann  eine  boppelte  Aufgabe,  erftenS  bie  Vermittlung  ber  praftifd)  beruflichen 
3fäd)er,  moljin  id)  befonberS  bie  Ecetyobif  unb  bie  praftifa)e  ©c&ulfü&rung  in 
ber  ÜbungSftfcule  rechne;  jweitenS  bie  jufammenfaffenbe  3?epetition  beS  ge* 
famten  UnterridjtSftoffeS,  wobei  man  befonberS  auf  ©eminnung  aflgemeiner 
©efi<$t$punfte  Anarbeitet,  um  fo  ben  ©Gütern  ein  abgerunbeteS  ©anje  gu 
bieten,  mit  anbern  SBorten  bie  ©a^ulbilbung  abjufctyiefeen  unb  bie  ©elbft*  unb 
Söeiterbilbung  ju  eröffnen,  für  meiere  überall  bie  geeigneten  unb  notmenbigen 
2öinfe  gegeben  werben. 

3.  Den  Mbfdjhijj  biefer  ©emtnarbilbung  t)at  bann  eine  Abgangs-  ober 
wenn  ©ie  wollen,  Maturitätsprüfung  ju  bilben  —  unb  baS  ift  ber 
3.  s-ßuntt,  auf  ben  id)  aufmertfam  machen  wifl. 

Die  Abgangsprüfung  foflte  alfo  eine  Reifeprüfung  fein.  SBir  treten 
ba  einem  neuen  ©ebanfen  gegenüber,  foweit  er  unfere  fatljol.  ©eminarien  be- 
trifft, aber  einem  ©ebanfen,  ber  in  ben  paritätifd)en  ©eminarien  fdwn  (ängft 
bura)gefür)rt  ift. 

3n  ßujem,  ©$wtty  unb  3ug  Ijabeu  wir  befonbere  ^ßrüfungSfoflegien, 
bie  jwar  aus  burdjaus  gebilbeten  Männern  befteljen,  bon  benen  aber  bod)  biele 
nie  ober  fct)on  lange  nia)t  metn:  ber  ©dwlprorjS  angehören.  Die  $eobaa> 
hingen,  bie  ic$  in  biefer  SBejieljung  feit  einer  fteifje  bon  Sauren  gemalt,  tjabeu 
mir  flar  gezeigt,  baS  foldje  ^rüfungSfoflegien,  fo  gut  unb  reblidj  fie  eS  aud) 
meinen,  ber  CeljrerbilbungSanftalt  ntct)t  ganj  geregt  ju  werben  oermögen.  Die 
fragen  entfpreapen  bielfad)  bem  Cefjrplane  beS  ©emtnorS  nidn",  gefyen  oft  taum 
über  bie  ©efunbarfa^ulbilbung  b.inauS  unb  Derlangen  oft  ©ad)en,  bie  ber 
©emiuarunterrid)t  nie  r)at  befjanbeln  fönnen,  weil  fie  eben  niaji  in  bie  Rahmen 
beSfelben  fnneingeljören. 

Die  Prüfung  ber  Abiturienten  foOte  Don  ben  ftadjlcfjrern  unter  Cber-- 
leitung  ber  ^rüfungSfommiffion  gefdjefjen,  welche  ben  ©toff  ber  Prüfung  am 


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^rüfungStage  (nicht  oorfjer)  beftimmt  uub  nebft  bem  Fachlehrer  flöten  macht. 
Der  ^rüfungSftoff  felbft  fotlte  in  jcbem  ftad)  aroeiteilig  fein,  erftenS  eine  Überfielt 
über  ba§  ganje  ©ebiet  Dermitteln  unb  jmeitenS  einzelne  Gebiete  bis  ins  Detail 
»erfolgen.  Die  Prüfung  hätte  ittd^t  blofe  Einzelprüfung  allein,  foubern  auch 
ßlafjenprüfung  ju  fein.  Diefe  Wbturientenprüfung  märe  auch  Don  ber  ©dml» 
Prüfung  brr  übrigen  jhirfe  $u  trennen  unb  für  fid)  felbft  ju  behanbeln  unb 
jmar  tüäljrenb  mehreren  lagen,  jo  bafj  bie  einzelnen  ©toffe  münblich  unb 
fchriftlich  grünblich  burchgenommen  merben  fönnten. 

Das  ^jküfungSrefultat  foflte  fobann  nach  einem  gemein farnrn  ^ßrüfungS* 
reglemente  ermittelt  merben  unb  in  fämtlichen  ftantonen  gelten.  ES  ift  boch  nid)t 
mehr  recht  faßbar  baS  Verfahren,  baS  ^eute  noch  üielfüd)  eingehalten  roirb.  *Dlan 
möchte  eS  faft  lächerlich  nennen,  menn  ber  ftnftanb  bieS  2Bort  erlauben  mürbe, 
menn  ein  ftanbibat  üon  Danton  jit  Äanton  manbern  mujj,  um  3*ugniS  Don 
feiner  ÜReife  abzulegen,  als  ob  fein  Danton  ben  9luSmeiSf Triften  beS  anbern  Ä an« 
ton*,  ben  auSgeftefllen  patenten  berfelben  traute,  ©o  mei&  ich  junge  Stirer  unb 
Lehrerinnen,  bie  jmei,  ja  brei  patente  im  ©ad  (jatten  unb  tro|bem  normal« 
eine  Prüfung  ablegen  mußten,  um  baS  patent  im  betreffenben  ftanton  ju 
ermerben.  OFreilic^  ^ot  baS  ©efefc  bieS  bedangt;  aber  fola>  ©efefce  foflten 
eben  nach  unb  nach  natürlichem  Einrichtungen  $lafc  machen. 

W\t  fa>ebt  alfo  für  bie  latholifchen  tfantone  ein  ^rüfungSoerfahren 
bor,  baS  Wfmlichfeit  mit  bemjenigen  ber  eibgenöffifa)en  SWaturität  hat.  Die 
latholifchen  tfantone  mürben  fich  auf  ein  gemeinfameS  ^rüfungSreglement  Oer- 
einen,  unb  bie  Reifeprüfung  an  ben  einzelnen  ©eminarien  mürbe  unter  3«* 
grunblegung  beSfelben  Don  ^bgeorbneten  beS  ErjieljungSrateS  beS  ÄantonS,  in 
bem  baS  ©eminar  liegt,  geleitet.  Die  latente  felbft  mürben  Don  bemfelben 
ErjieljungSrate  auSgefleflt.  Der  ^eft^er  erhält  mit  biefem  patente  3ugang 
ju  ben  ©chulen  aller  ftonforbatsfantone ,  alfo  eine  gemiffe  ftreijügigfeit. 

Ein  fola>S  Verfahren  böte  ben  ©eminarien  unb  fiehrern  grofce  Sorteile, 
mürbe  für  bie  Öehrerbilbung  ein  bebeutenber  t^ortfa^ritt  fein,  mürbe  fte  auch 
auf  eine  größere  f)öfje  fteQeu,  eröffnete  ihr  allgemeinere  unb  meitere  ©e[ic^t5- 
punfte,  unb  afleS  biefeS  mürbe  gemifj  audt)  heilfam  auf  baS  ©(hulmefen  als 
folches  einmirfen.  Es  entftünbe  bor  allem  mehr  ©lekhmäftigteit  unb  Einheit, 
maS  bei  ber  heutigen  ftluftuation  ber  öebölferung  nur  ju  münfehen  märe. 

ÜJlan  (ann  auch  bie  ftrage  aufroerfen,  ob  nicht  eine  eibgenöffi  iche 
päbagogifche  Maturitätsprüfung  angeftrebt  merben  bürfte.  Um  nicht 
inifeDerftanben  ju  merben,  mifl  ich  3h"en  meine  Anficht  genauer  auSeinanber 
fetjen.  —  Es  befteht  gegenmärt  ig  ein  eibgenöffifcheS  ÜftaturitätSreglement  für 
bie  ©dnoeij,  melcheS  freilich  in  erfter  öinie  bie  Webijinftubierenben  im  9luge 
hat,  aber  auch  auf  anbere  gelehrten  33erufSarten  auSgebehnt  ift  unb  auch  Dpl1 
ben  ©tubierenben  jum  Eintritt  in  biefelben  benufct  wirb.   Daher  machen  in 


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-    740  - 


ber  tRegel  bie  nteiflen  9Cbtturienten  ber  ©mnnafialbilbung  bie  MaturitötS» 
Prüfung,  mögen  fie  bann  Webijiner ,  Suriften,  Prologen  ober  fonft  etwas 
roerben.  Much  für  bie  9cealabtei(ungen ,  Onbuftriefchulen  befielt  eine  Matu- 
ritätsprüfung. 3ebe8  ©tomnafium,  ba§  ben  ftnforberungen  beS  eibgenöffifcfjen 
TOaturitätSreglementeS  entfprict)t,  erhält  baS  iRe$t,  bie  Maturitätsprüfung 
abzunehmen  unb  bie  entfpre$enben  Diplome  auSjufteflen.  Das  MaturitätS» 
jeugniS  ho*  nun  ©tiltigfeit  für  bie  ganje  Schmeiß  unb  berechtigt  jum  uuge- 
f)inberten  3u*r'**  Jur  afabemifdjen  2aufbar)n.  Diefe  eibgenöffifche  Maturität 
fleflt  nur  baS  {Reglement  für  bie  Prüfungen  auf  unb  übermalt  bie  MuS* 
führung  ber  ©ebingungen  $ur  Maturität  in  ben  einzelnen  Hnftalten,  greift 
aber  meber  in  bie  9te<hte  ber  ßantone  in  93ejug  auf  it)re  flnftalten,  nod)  in 
bie  weitere  (Sntwicflung  unb  HuSbilbung  ber  Bnftalt  ein ;  fetbft  ^rioatanftalten 
(ginjtebeln ,  Scroti})  ^aben  bie  Maturität.  <B  finb  aflgemeine  formen  im 
Cehrblan,  bie  für  ben  ©ang  beS  Unterrichte«  prnunfl  vaih  Leitung  bieten. 

60  etwas  foüte  aua)  für  bie  ßeljrerbilbung  unb  ßehrerfeminarien  erteilt 
werben  tönnen.  6in  eibgenöfftfcheS  Reglement  für  bie  Maturität  ber  ßet)ret 
würbe  ben  einzelnen  ©eminarien  bie  Freiheit  unb  ben  Äantonen  baS  Stecht 
auf  biefelben  feineSmegS  nehmen,  brächte  aber  Klarheit  unb  Sicherheit  bezüglich 
beS  burchjunehmenben  ©toffeS  unb  hätte  ben  Vorteil,  bafe  alle  Seminarien 
öor  bem  ©efefc  gleich  mären.  Man  müfete,  was  man  ju  thun  hätte,  unb 
baS  märe  ein  grofcer  Vorteil.  Die  Prüfung  mürbe  an  jebem  Seminar  fetbft 
unter  ftufficht  ber  fautonalen  93et)örbe  abgenommen,  ber  auch  Mbgeorbnete 
bei  eibgenöffifchen  6cfwlrate$  beiwohnen  würben.  Da«  Seljrerpatent  würbe 
für  bie  gan$e  «Schwei  j  ©eltung  fyabtn.  Das  wären  für  bie  Öeljrerfchaft 
Vorteile,  bie  nicht  genug  beachtet  werben  tönnen.  Diefe  päbagogifche  Ma» 
turität  wäre  alfo  ber  r)umaniftifc^en  ooOftänbig  nachgebilbet  unb  fo  burch* 
geführt,  wie  biefe.  ©0  wenig  man  Sebenfen  hQtte,  biefe  einzuführen,  fo 
wenig  barf  man  fola)e  für  jene  f)obtr\.  Sohl  wäre  baS  ein  fleineS  Stüct 
3*ntralifation,  aber  (ein  anbereS  als  baS  bei  ben  ©ömnafialftubien ;  wo  bie 
Vorteile  fo  groß  finb,  barf  unb  fofl  wenigftenS  ber  ©ebante  geprüft,  befprochen 
unb  beraten  werben,  unb  mehr  woQen  üorläufig  biefe  ©ebanfen  nicht,  aber  auch 
nicht  weniger.  Die  Lehrerprüfung  nach  einheitlichen  formen  unb  bie  ©ültigfeit 
beS  patentes  für  einen  grofeen  $eil  beS  SßaterlanbeS,  alfo  bie  ganje  beutfdje 
©chweij  —  baS  finb  ©efichtSpuntte,  bie  wir  nicht  aus  bem  fluge  oerlieren 
bürfen,  wenn  wir  ben  ßeljrerftanb  tybtn  unb  ihm  wohlthun  wollen. 

4.  Sin  wichtiger  $untt  für  bie  Sehrerbilbung  ift  bie  ftortbilbung 
berfelben  nach  ber  ©eminarjeit.  3n  biefer  Beziehung  mufc  baS  ftonferenj* 
wefen  gut  georbnet  fein  unb  bafür  geforgt  werben,  baß  gute  päbagogifche 
3eitfchriften  in  bie  #änbe  ber  ßeljrer  fommen.  EefonberS  aber  möchte  ich 
ben  ftortbilbungSfurfen  baS  SQBort  reben,  bie  innerthalb  beflimmten 


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-    750  — 


3mifchenräumen  regelmäßig  fi<h  mieberrjolen  unb  immer  auf  einige  ^äc^er 
9?ücfficht  nehmen.  $)a  märe  eS  im  3ntereffe  einer  einheitlichen  8er)rerbilbung, 
menn  biefe  ftortbilbungSfurfe  intertantonal  mären,  ober  roenn  unfer  ÜBtrein 
felbft  biefelben  einführen  fönnte  in  ber  Seife,  baß  fie  balb  in  biefem,  balb 
in  jenem  Seminar  ftattfänben,  mit  ftaatlic^ec  Unterftü|ung  unb  mobl  aud> 
Auf  ficht.  $a$  bleibt  ihotfäV.  oajj  bie  Seminarien  bie  f)oty  Aufgabe  t>aben, 
auch  nach  ber  Seminar$eit  auf  bie  Öehrer  einjuroirten,  fi*  geiftig  rege  $u 
erhalten,  in  ihnen  ben  ^ortbilbungStrieb  immer  mehr  anjueifern,  ihnen  ©e* 
(egenheit  ju  geben,  benfelben  ju  betätigen,  fie  auch  in  moralifcfjer  9e$ief)ung 
rDot)ltr)ätig  ju  beinfluffen.  $ie  Seminarien  fallen  für  bie  8efjrer  geiftige 
Sonnen  fein,  Don  benen  immer  neue«  Öidjt  unb  neue  2öärme  auSftrahlt  unb 
bie  überall  befristen  unb  beleben. 

daraus  geht  für  uns  Seminarlehrer  freilidj  auch  bie  h<>he  unb  uerant* 
mortungSoofle  Aufgabe  heroor,  forooljl  au  unferer  eigenen  geiftigen  SBeroofls 
tommnung  nach  ber  inteüeftueQen  unb  fittliaVreligiöfen  Seite  hin  unermüblicb 
ju  arbeiten,  als  auch  nach  aufcn  burcb  Referate  in  ben  Sehionen,  burch 
miffenfchaftliche  unb  anregenbe  Artifel  im  JßereinSorgan  thätig  ju  fein,  geiftige 
2üohlthateu  ju  fpenben,  roo  mir  nur  tonnen.  2öir  bürfen  nicht  ju  fehr  un5 
gehören,  fonbern  mir  gehören  ebenjo  fehr  unfern  3öglingen,  mir  gehören  ebenfo 
fehr  ber  Cehrerroelt.  (Sin  fola>3  Arbeiten  ift  Segen  für  bie  ganje  ßehrer* 
bilbung  unb  mirD  fie  mächtig  beförbern.  Aber  eine«  bürfen  mir  nie  oergeffen : 
An  ©otteö  Segen  ift  aü*e3  gelegen.  Bie  ber  ©eift  ber  Söiffenfchüft  im  Seminar 
herrfcheu  unb  Don  ihm  auf  bie  Setjrer  übergehen  foü\  fo  auch  ber  ©eift  ber 
^rönunigfeit,  ber  ©eift  mahren  ©laubenS  unb  mahrer  $ugenb,  ber  ©eift  £hrifli 
unb  feiner  lu\  Apoftel  unb  beS  ganzen  2ehramte§  unferer  hl-  ßirclje!  Auf 
biefem  $oben  ber  chriftlichen  SKeligtöfität  mirb  bie  Celjrerbilbung  fräftig  empor« 
blühen  unb  Füchte  bringen  mahren  gefitteteu  2eben§  unb  mahrer  SBilbuug  in 
allen  Greifen,  „deicht  ihr  f)abt  mich  ermählt,  fonbern  ich  habe  ?ud)  ermählt  unb 
gefegt,  bamit  iljr  t)inge^ei  unb  f^rüc^te  bringet  unb  eure  f^fruc^t  bleibe." 


2ßie  tarnt  ber  Sefjrer  ben  Unterricht  leicht  unb  intcrejfaitf  uiad)cn  V 

(A.  Ö.  i.  Z  ) 

$üel<h'  unangenehmen  (Sinbrud  macht  e3  auf  einen  gebilbeten  SHenfchen, 
ber  etma§  Dom  Schutmefeu  Derftet)t,  menn  er  in  eine  Schule  tommt,  in  ber 
ber  Sehrer  langmeilig  unb  troefen ,  ohne  ßraft  unb  Saft  unterrichtet !  ßin 
laugmeiliger  Lehrer,  ber  meber  bie  Schüler,  noch  Dfn  Unterricht  am  richtigen 
fünfte  an^ufaffen  oerfteht,  mirb  fich  leine  grojjen  ßorbeeren  in  feiner  Schule 
fammeln.  Allein  nicht  nur  biefe§  ift  e8,  ma§  oom  toten  unb  langmeiligen 
Unterricht  51t  fürchten  ift;  er  erzeugt  noch  fme"  DifI  fchlimmern  fteinb  beä 


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-  751 


t$ortf$rittt3,  ben  SRüBigsang.  StroaS  müffen  bie  ßinber  tt)un.  Herfen  fie 
aber  in  ber  ©chule  ntdrpt  auf  —  unb  bie$  ift  bei  einem  langweiligen,  toten 
Unterrichte  ber  §afl  —  fo  befchäftigen  fich  bie  Jlinber  mit  unnüfjen,  ge« 
jährlichen  Sachen.  3roe(f  biefet  wenigen  3Borte  ift  nun  barjutfyin,  toaS  ben 
ftinbern  in  unb  am  Unterrichte  ferner  fällt,  unb  meiere  Littel  ber  Cefjrer 
anroenben  fofl,  um  ben  Unterricht  leicht  unb  intereffant  ju  machen. 

(§8  giebt  roenige  ßinber,  benen  ber  regelmäßige  ©chulbefuch  besagt  unb 
feinen  Einlaß  ju  fturcht  ober  Unluft  giebt.  Siele  Äinber  t)aben  gleichfam 
eine  angeborene  ©ch*u  üor  ber  ©chule.  3U  4>öufe  finb  fie  an  ein  freies, 
ungebunbeneS  Sehen  gewöhnt  geroefen.  ©ie  fpielten  unb  tummelten  ficr)  im 
$aufe  unb  im  freien  nach  belieben,  ©ie  gingen  bahin,  borthin.  (Befiel 
it)nen  biefeS  Spiel  nicht  mehr,  gleich  tonnten  fie  etroaS  WnbereS  ins  Söerl 
fetjen.  $ie$  alle«  Ijört  nun  mit  bem  ©chulbefuche  gan$  ober  bodj  jum  Seil 
auf.  2)ie  ßinber  werben  gleichfam  gebunben.  3^e  ftreifjeit  mirb  üerfürjt. 
3)ie  größte  ftreube  ift  ihnen  bie,  roenn  bie  ©chulflunben  üorüber  ober  roenn 
efi  frißt:  „#eute  ift  feine  ©chule. "  $ie$  ift  freiließ  eine  nieberbeugenbe  <Sr« 
f Meinung,  aber  eine  unleugbare  $t)atfaa>.  ©cr)roer  fällt  bem  f leinen  Solfe 
ba3  ruhige  ©ifcen  in  ber  ©chule.  (53  bret)t  unb  menbet  fich,  fet)rt  fich  balb 
auf  biefe,  balb  auf  jene  ©eite.  93alb  büdt  eS  ftd),  fteht  mieber  auf,  fcharrt 
mit  ben  pßen;  e8  t)errfa)t  eine  eroige  Unruhe. 

$a8  ftete  Wufmerfen  ift  ben  ftinbern  eine  roal)re  Qual,  ©chroierig  ift 
e«  für  fie,  il)r  Wugeumert  immer  bem  ßebrgegenflanbe  jujuroenben.  ©ie 
idjroafcen  tytx,  rooOen  bort  etroaS  fet)en  unb  h°ren,  roa§  fie  nichts  an« 
geht,  ©ie  tänbeln  mit  ben  Rauben  unter  ber  Sauf,  benfeu  an»  ©piel  ober 
an£  *Diittageffen.  Oft  fifcen  fie  jroar  ruhig  unb  fcheinbar  aufmertjam  ba; 
allein  ba§  geiftige  01jr  bleibt  üerfchloffen  unb  ber  Unterricht  get)t  nuliloS  an 
i^uen  üorüber. 

(Sin  £>auptgruub,  roarum  ben  fttnberit  ber  Unterricht  fchroer  fällt,  ift  bie 
©träfe.  Siele  fteflen  fich  ben  2et)rer  a(§  einen  Wann  Dor,  ber  nid)t§  anbereS 
ju  thun  bat,  a(3  ben  ganzen  2ag  ben  ©tod  ju  jehroingeu,  Ohrfeigen  au§ju= 
teilen,  ju  fabelten  unb  ju  fchimpfeu.  Rubere,  bie  fchon  beftraft  roorben  ftnb, 
fürchten  fich  n0£h  ,nehr*  roifber  ber  ftrafenben  ©erechtigfeit  anheimzufallen, 
©o  fc$roeben  fie  faft  immer  in  ber  %ngft.  $aß  unter  genannten  Umftänben 
bie  ©chule  feinen  91uffchroung  nehmen  tann,  baß  überhaupt  feine  Anregung 
unb  ftreube  an  ber  ©chule  unb  am  Semen  erjielt  wirb,  ift  gar  nicht  ju 
oerrounbern. 

Sie  fann  nun  biefen  Übelftänben  abgeholfen,  roie  ber  Unterricht  (eicht 
unb  intereffant  gemocht  roerbeu  ?  ßineS  ber  beften  Wittel  ift  ba§  Cehrgefchid 
beS  SetjrerS,  roelcbeS  bemfelben  ermöglicht,  ben  Unterricht  roirtlich  fo  ge» 
ftalten,  baß  bie  flinber  mit  ßeichtigfeit  unb  ^ntereffe  ben  ©toff  anffaffen  unb 


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ifjn  jum  geiftigen  Eigentum  machen.  Der  ttet)rer  mufe  nidjt  nur  tljeotetifchrr 
Söielroiffer,  ein  t^eorettfe^er  ©tubengelehrter  fein,  nein,  er  mufj  baS,  roa$  er 
jelbft  roeifc,  auch  an  Wann  bringen  fönnen  unb  §roar  fo,  bafj  e$  ben  Jrttnbem 
möglich  ift,  baS  Aufgenommene  geiftig  ju  verbauen.  DaS  Se^rgejc^id  jeigt 
ber  8et)rer  bann  am  beften,  wenn  er  frfnüüchere  unb  mangelhaft  begabte  ©cbüler 
Ichltefelich,  freilieh  auf  oerfchiebeue  vHrt  unb  2Beife,  auf  eine  ähnliche  Stuft 
bringt,  wie  bie  mit  latent  gefegneten.  @r  jeigt  fich  als  Weiftet  ber  Scfmle, 
roenn  er  jebeS  SNnb  bura)  unb  burch  fennt,  e$  naa)  feinem  Temperamente 
ju  berjanbeln  Derfteht.  Wimmt  ber  Öftrer  ben  Unterricht  fo  in  bie  §änbe, 
lüfet  er  feine  prattifche  Tüchtigteit  auf  biefe  2öeife  teuften,  bann  mäffen  bit 
ßinber  gleichfam  gelungen  3ntereffe  am  Unterricht  nehmen,  unb  baS  Sprieß« 
roort  üerroirflieht  fict):  „Suft  unb  Cieb'  ju  einem  Ding',  macht  afle  Wüh' 
unb  Arbeit  g'ring'." 

(Sin  ferneres  ftörberungSmittel,  baS  ben  Unterricht  leiä)t  unb  intereffant 
moc^t,  ift  ber  lebenbige  93ortrag.  „2eben  entjünbet  fich  nur  am  Sebtn."  Der 
ßet)rer  jeige,  bafe  er  bas,  roaS  er  bie  ©chüler  (ehren  mifl,  felbjt  roiffe  unb 
burch  unb  burch  öerftehe.  2öa8  ber  £et)rer  aber  roeiji,  baS  fofl  er  auch  richig 
ben  Äinbern  beibringen.  6r  fpreche  laut,  beutlich,  mit  flraft  unb  Audbrud, 
fo  bafe  ihn  alle  ©chüler  üerftehen.  ©eine  ffiebe  arte  aber  nicht  in  Schreien 
au§,  ba  fonft  bie  Äinber  fich  nicht  mehr  Diel  um  fein  2öort  lümmern.  Da« 
roarme,  innige  SBort  hat  SBirfung  auf  baS  ©erj  beS  ÄinbeS.  „SöaS  oon 
#erjen  fommt,  geht  ju  £erjen."  Die  flinber  finb  ganj  Aug'  unb  Ohr,  menn 
ber  ßehrer  ihnen  auf  obgenannte  Söeife  ben  ©toff  beibringt.  3h«  31"9™ 
leuchten,  ihre  $>erjen  fernlagen  fchnefler,  unb  man  fieht,  bafe  ber  Unterricht  ihnen 
ftreube  bereitet  unb  bafe  baS  3ntereffe  ber  ftinber  immer  junimmt. 

2Beife  öefchränfung  beS  ©toffeS  erleichtert  ben  fiinbern  ben  Unterricht. 
Da§  3"öiel  langroeilt,  ober  mit  anberu  2Borten :  ber  breite  Unterricht  ecfelt  an. 
DaS  3"roenig  langroeilt  bie  Äinber  ebenfalls. 

bringt  ber  ßehrer  2öed)fel  in  ben  Unterricht,  fo  erfüllt  fich  baS  ©ort: 
„äöechfel  jehafft  ©enufe"  (Variatio  delectat). 

(Sin  £)auptmittel,  ben  Unterricht  leicht  unb  intereffant  ju  machen,  ift 
bie  ^ßerfönl ichfeit  beS  2et}rerS.  2öenn  ein  Celjrer  bie  Achtung  unb  Siebe  ber 
Äinber  ertuorben  fyai,  bann  wirb  auch  baS  Sntereffe  am  Semen  fi<h  einfinben. 
§S  mag  fein,  bafe  bie  Rinber  juerft  nur  lernen,  um  bie  ©unft  beS  CehrerS  fich 
ju  erringen  unb  ju  erhalten,  9cacb  unb  nach  lernen  fie  aus  Pflichtgefühl, 
unb  baS  ^ntereffe  am  Unterricht  fteigert  fich,  i*  met)r  ©toff,  je  mehr  9leueS 
fie  ju  ihrem  geiftigen  Eigentum  machen,  ©leichfam  roie  ber  93ogel  im  ^luge 
bie  Nahrung  mit  öeichtigfeit  erhafcht,  fo  auch  erfafet  bie  ßinberroelt  ohne  gros« 
9Jcut)e  unb  Anftrengung,  n>aS  ber  geliebte  ßeljrer  oorlegt.  6S  ift  baher  bie 
s^erfönlich(eit  beS  CetjrerS  nicht  ju  unterfchityen ;  öielmehr  ift  biefe  ein  bebeu* 


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-   75S  - 

tenbfS  ftörberungSmittel  beS  3ntereffe3  ber  ffinber  am  Unterrichte.  Ohne 
3weifel  mft  eS  eine  Hauptaufgabe  beS  CeljrerS,  baS  3ntereffe  in  ben  Itfnoern 
rege  ju  galten  unb  baSfelbe  $u  oermebren.  TOit  Stecht  [abreibt  bah«  ber  grofec 
(SomeniuS:  „Die  Schulen  joflen  Stätten  ber  ftnjiehung  unb  Söonne  fein." 


^UCiQton  un6  $ttiKc$fteü 

DaS  Verhältnis  ber  Religion  jur  Sittlichfeit  wirb  in  untrer  Qtxi  gar 
häufig  Don  Seite  ber  ungläubigen  ^ßljUofopljie  unb  ^ßäbago^if  besprochen, 
um  bie  fonfeffionSlofe  9Roral  ju  begrünben.  (SS  ift  baher  für  ben  (athotifchen 
Öehrerftanb  fehr  wichtig,  Uber  biefeS  Verhältnis  Kare  Segriffe  &u  haben.  Der 
Derftorbene  ^ßäbagoge  unb  ^ßhitofopb,  Dr.  Stöfl  brttcft  fich  ^ierü6er  in  feiner 
legten  Schrift:  DaS  Verhältnis  ber  ^ßäbagogil  $ur  {Religion  unb 
^t)i(o)op^ie,  bie  er  ben  tatholifchen  Öehreröereinen  gleidjfam  als  Vermächtnis 
tjinterlaffen  hot,  um  ihnen  „feine  Sympathie  an  ben  $ag  ju  legen",  fehr  fchön 
folgenbermafeen  auS: 

„Wem  liebt  eS  heutzutage,  bie  fogenannte  „unabhängige"  im  ©egenfabe 
5ur  retigiöfen  9Woral  ju  protlamieren.  3"r  Sittlichteit,  fo  btifet  eS,  braucht 
man  bie  Religion  nicht ;  bie  menfchliche  Vernunft  ift  für  fi<h  ofle in  imftanbe, 
auS  fich  j^nt  Carmen  511  fdjüffen,  welche  für  baS  fitttiche  Verhalten  beS 
5)lenfchen  mafegebenb  fein  müffen.  Unb  gerabe  baS  ift  bie  echte  unb  wahre 
9ftora(,  welche  bie  Vernunft  aus  fich  allein  ableitet.  60  lange  ber  Wlenfch 
noch  ber  flrüde  ber  Religion  ju  bebürfen  glaubt,  um  fein  fittlicheS  £eben 
auSnigeftallen,  h«t  er  bie  ^)ör>c  ber  wahren  5Jloral  noch  teinermegS  erflommen  ; 
er  mufe  ju  biefem  3wecfe  bie  ftrücfe  ber  Religion  abwerfen  unb  bie  fittlicheu 
formen  blo&  aus  feiner  Vernunft  ableiten.  Der  Eienfch  ift  in  fittlicher  Ve« 
jiehung  autonom. 

6S  ift  flor,  bafe,  wenn  einmal  biefeS  ^rin$ip  proflamiert  wirb,  auch  bi* 
fittliche  Grjiehung  in  bie  Vahn  biefeS  ^rinjipS  eintreten  mtiffe.  Unb  baS 
wirb  benu  auch  gar  nicht  in  «brebe  gefteDt.  9luch  für  bie  fittliche  Grjiehuug, 
heißt  eS,  brauche  man  bie  Religion  nicht.  9Jtan  fönne  bem  3öfl""9  «ne 
fittliche  (Srjiebung  geben,  ohne  im  geringften  auf  bie  Religion  tHücfficht  ju 
nehmen,  wenn  man  nur  auf  bem  5öege  beS  Unterrichtes  bie  Vernunft  beS 
Höglings  in  ber  SBeife  auSbilbe,  baft  er  imftanbe  ift,  bie  fittlichen  formen 
felbft  ju  ermitteln.  Unb  ba  reiche  eS  hin,  wenn  ber  3öQ''nQ  nur  jur  (Sr* 
teuntniS  jener  fittlichen  formen  gelange,  welche  für  baS  gefellfdjaf tliche 
unb  ftaatliche  Ceben  r)tenieben  mafegebenb  finb. 

Allein  baS  ijt  abfurb.  Damit  ber  <Dlenfch  fittlich  lebe  unb  h^nble,  ift 
unbebingt  erforberlich  baS  Vemufetfein  ber  Pflicht.   Der  sDtenfch  h<M  ftch 


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nur  bann  an  bie  fittliche  Worm,  menn  er  weife,  bafe  er  baju  berpflictjtet  tfl. 
©o  wie  ihm  baS  Vemufetfein  bcr  m«b  er  übet  bie  fittliche  Norm 

fid)  immer  ^inruegfe^en,  menn  er  baoon  einen  gröfeern  Vorteil  ober  ein  größer 
Vergüngen  gewärtigen  ju  formen  glaubt  als  öon  ber  Beobachtung  berfeiben. 

Slber  moburch  ift  baS  ^flict)tbewu&tfein  im  Wenfchen  bebingt?  Ginug 
baburdj,  bafe  er  fi<h  unter  einem  fittlidjen  ©efefce  ftehenb  weife,  baS  twn 
@ott  ausgebt  unb  il)m  burd)  ben  28illen  ©otteS  $ur  Wadjachtuna,  borge* 
[^rieben  ift.  Wimm  biefe  r)ö^ere,  göttliche  Wuftorität  hinweg,  unb  bu  ^aft 
bamit  aud)  baS  Wi^tbemuBtfein  befeitigt!  ßeitet  ber  Sflenfch  bie  fittlia> 
Worin  nicht  Don  bem  göttlichen  SBiUen  ab,  unter  welchem  er  fleht,  betrachtet 
er  fich,  feine  eigene  Vernunft,  als  Schöpfet  berfeiben,  bann  ift  er  felbft  e3, 
ber  fidt)  gebietet,  ber  Don  fich  felbft  forbert,  baß  er  ber  fittlidjen  Worin  ftdj 
füge.  2Öie  tonn  aber  ein  folcheS  ©elbftgebot  eine  Pflicht,  ein  ^ßflichtberoufeti 
fein  in  ihm  erzeugen?   $a8  ift  ganj  unmöglich. 

Verhält  eS  fich  aber  alfo,  bann  ift  auch  eine  fittlidje  (Srjiefjung  nid)t 
möglich  ohne  bie  VorauSfefmng  eines  fittlidjen  ©efefceS,  roelcheS  über  bem 
9Kenfd)en  fteljt,  nicht  menfchlid)«!,  fonbern  göttlichen  UrfprungeS  ift  unb  al4 
göttlicher  3mperatiü  an  ben  5Kenfä)en  hwintritt.  3)enn  um  ben  3ögüng 
fittlid)  ju  bilben,  muß  ber  (Sr^ieljer  baS  ^flichtbemufetfein  im  3ögling  werfen, 
unb  baS  tann  er  nur,  menn  er  mit  einem  ©ittengefefce  ju  operieren  üermag, 
welches  nicht  aus  ber  menfcblich«!  Vernunft,  fonbern  aus  ber  fupremen  Huf» 
torität  bcS  göttlichen  SBiQenS  entfpringt.  Unb  in  ber  $bat,  mif  fflnn  ber 
(Srjieher  bem  3öflnnge  fagen:  bu  bift  oerp  flicht  et,  bie  fittliche  Worm,  bie 
ich  mit  bir  auf  bem  2öege  beS  SRaifonnementS  feftgefieflt  habe,  ju  beobachten, 
menn  er  ftch  nicht  auf  ein  höheres,  obligierenbeS  ^rinjip,  Don  roelchem  bie 
gebaute  Verpflichtung  ausgeht,  berufen  !ann  ?  Gr  mufe  ja  immer  gewärtigen, 
bafe  ber  3ögling  ihm  antwortet:  ja,  eS  märe  ja  recht  fchön,  menn  ich  «nid) 
in  meinem  Verhalten  an  biefe  Worm  binben  mürbe;  aber  mir  gefällt  Die* 
nun  einmal  nicht,  unb  eine  Verpflichtung  baju  fannft  Weber  bu  mir  auflegen, 
noch  tonn  ich  überhaupt  eine  folaje  anerlenneu,  weil  ja  auch  bu  eine  fola> 
nicht  anerfennft  unb  nicht  anertcnnen  fannft. 

9lber  nun  fragen  wir:  wer  giebt  benn  bem  Srjieher  ein  fold)e$  mit 
göttlicher  fluttorität  ausgestattetes  Sittengefefc,  woburch  allein  eine  fittlia> 
Grjiehung  ermöglicht  wirb,  in  bie  $anbV  2öelct>eö  ift  bie  Duelle,  aus  welcher 
er  felbeS  fchöpft?  @S  ift  wieberum  bie  Religion.  $ie  Religion  fteM  ben 
5Renfchen  unter  bie  göttliche  Orbnung,  fie  enthüllt  bem  SJcenfchen  bie  in 
biefer  göttlichen  Orbnung  niebergelegten  ®efe$e  ber  ©ittlichfeit  unb  tritt  bem 
Unteren  ouftoritntio  gegenüber  mit  bem  2öorte:  biefe«  ©ittengefefc  entfpringt 
aus  bem  2öiDen  ©otteS :  ©ott  ift  eS,  welcher  eS  bir,  o  Wcenfcf)  gegeben  t>at. 
unb  ber  bia)  jur  Beobachtung  beSfelben  unabweisbar  obligiert!   Dura)  bie 


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-    755  - 

9Migion  unb  bur$  bie  Religion  allein  ift  atfo  bet  (Stjie^er  in  ben  6tanb 
gefegt,  ni#t  6(ob  bie  einzig  »öftren  formen  ber  ©ittlitftfeit  an  ben  3&gling 
herausbringen,  fonbern  auch  ba«  ^flicfttberoufetfein  in  ihm  jit  erzeugen  unb 
ju  beleben  unb  baburd)  beffen  fittlid)e  Srjieftnng  ftu  ermöglichen. 

fllfo  auch  Don  biefem  ©efichtSpunfte  au«  ift  bie  ^äbagogif  an  bie  Re* 
ligion  angeroiefen;  fie  f!eftt  mit  biefer  in  ber  inuigften  SBerbinbung  unb 
fann  ihrer  gar  triebt  entralen. 

Ober  fann  DteHeicftt  bie  ^hüofophi*  ber  ^äbagogif  in  biefer  Wartung 
einen  (Srfafc  für  bie  Religion  bieten?  ffeineSroegS.  $)ie  ^tlofop^ie  fommt 
aflerbing«  auf  bem  2ßege  beS  biSfutftDen  Kentens  gleichfaDS  $u  betn  9lefultat«, 
baft  ba$  ©ittengefefc  in  ©ott  rabicieren  muffe,  unb  bafe  beffen  obligatorifche 
jhaft  aus  bem  göttlichen  Söiflen  fia)  herleite.  Wber  fie  gewinnt  biefeS 
SRefultat  nur  unter  ber  33ebingung,  bajj  fie  chriflliche  ^ilofop^ie  ift,  alfo 
bie  Religion  als  Seitftern  lt)cec  ^orfchungen  anerfennt.  (Sin  eflatanter  93eroei« 
ftiefür  liegt  barin,  ba&  bie  unchriftliche  ^ilofop^ie  thatfädjlich  baS  ge« 
backte  Refultat  eben  nicht  erhielt,  bajj  Dielmehr  gerabe  fie  eS  ift,  welche  bie 
yjloxüi  Don  ©ott  getrennt  unb  ben  ett)tfct)en  Autonom i§mu§  protlamiert  fyat. 
3)ic  ^^i(ofopb,ie  fefct  alfo,  roenn  fie  ba§  gebaute  Refultat  erzielen  fofl,  bie 
Religion  fajon  Dorau«,  unb  barau«  folgt  fonnenflar,  bafc  ^^ilofopfi,ie  in  biefrm 
fünfte  bie  Religion  nicht  erfefcen  fönne,  baj$  Dielmeftr  bie  ^äbagogif  in 
frfler  Sinie  an  bie  Religion  angeroiefen  fei,  um  Don  ihr  2luffa>lu&  ju 
erhalten  über  ben  3uhalt  unb  bie  obligatorifche  ftraft  be§  ©ittengefefce«  jum 
3me(fe  ber  (Srmöglichung  ber  fittlic^en  Örjiehung.  $a«  ift  fo  wahr,  bafc, 
wenn  e$  fich  um  bie  fittliche  (Srjieftung  ftanbelt,  fogar  bie  moberne,  natura« 
lifiifay  ^äbagogif,  bie  boch  nur  auf  bie  (uncftriftlich*)  Wlofop^ie  fc&mört, 
ficr>  ^in  unb  roieber  genötigt  fieftt,  bei  ber  Religion  in  bie  ©a)ule  ju  gehen 
unb  aus  it)r  fitilic^e  3been  in  fich  auf junef/men,  um  nur  einigermaßen  einen 
•HnhaltSpunft  für  bie  gebaute  fittliche  (Srjieljung  ju  geroinnen." 


H.  B. 

u. 

Um  inbtoibueü  ergehen  ju  fönnen,  mujTman  bie  3nbiDibualität  be« 
flinbe«  fennen  lernen.  3eber  Elenfch  ift  Dom  anbern  etroaS  Derfdneben,  roeber 
bem  fieibe  noch  bem  ©eifte  nach  gleist  einer  öoflftänbig  bem  anbern.  3ebe$ 
#inb  bringt  ein  felbffänbige«  3<h  mit  in  bie  ffielt,  baS  e«  Don  allen  anberen 
5Jienfa)enroefen  untertreibet;  ba§  ift  feine  Eigenart,  feine  3nbiDibualität. 
Sie  bilbet  bie  OueDe  feine«  SftunS  unb  Caffen«,  ift  ber  SöefenSfern,  au« 


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—    756  - 


bem  fein  ganjeS  inbioibuefleS  ©ein  ^roorroäc^t  unb  in  Be$ug  auf  toelch^ 
ber  Dieter  fo  trefflich  fagt : 

„£ab  ich  be$  Wenfchen  ßern  crft  unterfudjt, 

So  hob  ich  auch  fein  ffioflen  unb  fein  £>anbeln. "  s^n«.  soa«fiem. 

tiefer  $ern  im  ftinbe  fjerauSgefunben,  unb  bie  halbe  (SrjiehungSaufgabe 
ift  getfjan  unb  ber  ganje  2Beg  $ur  fiöfung  ber  anbern  $)älfte  i(l  Mar  unb 
beutlicr)  borgejeidmet.  Aber  gerabe  ber  (SrfeuntniS  biefeS  fternS  flehen  metfi 
große  £inberniffe  im  2öege;  er  liegt  oft  tief  verborgen  unb  wirb  erfi  nach 
langer  unb  forgfältiger  (Srforfchung  unb  Beobachtung  erfchaut.  $a  fommen 
bem  (Srjieljer  pfirjchologifche  Stubien  unb  reiche  Erfahrung  ju  gute.  Aber  man 
beachte  auch  roo^I :  2öar)re  Selbfierfenntni«  erleichtert  bie  WenfchenfennrmS 
unb  fchärft  ben  pfüchologifchen  Blicf.  Darum:  „Söiflft  bu  bie  anbern  Der» 
flehen,  blicf  in  bein  eigenes  Jperj."  (Schiüer.) 

Am  roichtigften  ift  eS  für  ben  Grjieher,  bie  innerften  Steigungen  unb 
Anlagen  be§  ßinbeS  tennen  ju  lernen.  Sie  finb  mit  feinem  ganjen  3<h  Der« 
roadrfen,  finb  gleidjfam  angeboren.    ^t)re  Kenntnis  erft  macht  bie  (Srjierjung 
red)t  fruchtbar  unb  roirffam  unb  ermöglicht  e$,  bie  ber  9latur  beS  &inbe€ 
entfprechenbe  Bahn  einschlagen  unb  bie  regten  Wittel  ju  roäf/len.  Die  an* 
gebornen  Anlagen  jeigen  fich  früh  im  Äinbe  unb  offenbaren  fidt)  als  Borliebe 
unb  Stieb  ju  biefer  ober  jener  Sache,  biefer  ober  jener  2r)ätigfeit.  ©i*  finb 
anfangs  rein  formal,  ohne  bestimmten  Inhalt,  eine  ruljenbe  Spauntraft  in 
ber  Seele  beS  $inbe§,  bie  erft  in  SBirtfamteit  tritt,  menu  Don  außen  ihr 
Anregung  unb  Stoff  gegeben  wirb.    Ohne  biefe  Anregung  unb  Wahrung 
müfete  bie  &raft  abfterben,  fönnte  fich  nie  entfalten.  3n  ber  Betätigung  imb 
Übung  ber  fträfte  liegt  beren  Belebung  unb  Stärfung,  Deren  $>ebung  unb 
BerDoflfommnung.  Diefe  fchlummeruben  Gräfte  t)erauSfinben  unb  ihnen  bann 
bie  rechte  Wahrung  unb  naturgemäße  Übung  Derfchaffen,  fie  alfo  in  rechter 
SÖeife  in  ^hätigteit  ju  Derfefcen  —  Da»  t)etBt  mau  inbioibuell  ergehen, 
Männer  fjeranbilben,  bie  in  ihrem  frache,  auf  ihrem  ©ebiete  ©rofeeS  fchaffen. 
Sie  flehen  am  rechten  ^oflen,  roeil  auf  bem,  ben  ihnen  ber  Schöpfer  burd) 
3umeifung  ber  befonbern  Talente  angeroiefen  hat.    immerhin  aber  mufe 
ber  (Srjiefjer  barauf  beDadt)t  fein,  biefe  ftarf  h«Dortretenben  Anlagen  mit  ben 
übrigen  töeifteSfräflen  ber  Seele  in  möglichft  hatntonifcher  Söeife  ju  ergehen, 
bamit  feine  Ginfeitigfeiten  entflehen  unb  ba§  JRinb  für  baS  prattifche  Öeben  ni^t 
unbrauchbar  ober  unbeholfen  toirb.  6in  Äinb  j.  B.  mit  großem  mufitalifchem 
ober  mathematifchem  Talente  fofl  nicht  nur  baSfelbe  auSbilben,  fonbern  aua) 
in  anbern  fächern  bie  uotroenbigen  ßenntniffe  fich  «werben,  eine  Allgemein^ 
bilbung  alfo  fich  anneigneu.  Dtefe  nrirb  eS  üor  (Sinfeitigfeiten  im  Seben  unb 
in  ber  Beurteilung  ber  menfchlichen  Berhältniffe  bewahren.   £)a§  3»*l  &er 
jiehuug  fei  immer  bie  harmonifche  Bilbung  aller  Seelenfähigteiten. 


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-    757  - 

(Sine  wichtige  Quelle  jnr  (Srforfchung  ber  Snbiüibualitat  bcr  ßiuber  ift 
auch  bie  Kenntnis  ber  Altera  unb  Voreltern  iinb  ber  uächften  SBermanbtfchaft 
ber  ßiuber.  Sie  fich  förperliche  @igeufchaften  auf  bie  ßinber  üererben  fönnen, 
fo  beobachtet  man  ebenfalls,  bafe  fid)  gar  oft  auch  geiflige  Sigentümlichfeiten  ber 
Altern  in  ben  ftinbern  mieberfiuben.  Das  Sieben  unb  ganje  $hu"  unb  Soffen 
berfelben  fpiegelt  fi4>  oft  in  ben  Äinbern  wieber.  Der  ftamilie  JBacb,  gehören 
j.  jmeiuntywanjig  mufifalifche  Talente  au,  unter  benen  ^o^ann  ©ebaftian 
freiließ  baS  größte  ift.  Die  ßenntniS  ber  93ermanbtfchaft  ber  tfinber  flärt 
bem  (Srjieljer  manches  ©eheimnis  im  Benehmen  berfelben  auf  unb  mannen 
fehler  wirb  er  leichter  beurteilen  unb  anberS  behanbeln,  wenn  er  ber  Sur$el 
beSfelben  nachgefpürt  t>at,  aber  aua)  manage  gute  ©eite  erfcheint  ihm  in  einem 
aubem  Sickte.  Elan  !aun  fich  überhaupt  über  einen  Ecenfchen  unb  über  ben 
Söert  feinet  %f)u\\i  fein  geregtes  Urteil  fällen,  toenn  man  gar  feine  Kenntnis 
beS  Löbens  hat,  auS  bem  er  f>erau3geroad)feu  unb  auf  bem  er  bisher  gelebt 
hat.  <$S  ift  baS  ein  Umftanb,  ber  für  ben  (Srjieher  feljr  mistig  ift,  aber 
ineift  nicht  genugfam  ins  Muge  gefaßt  roirb.  (Sine  aufmerffamere  Beachtung 
biefeS  fünftes  wirb  für  bie  (Srjiehung  ber  einzelnen  Äinber  üon  gröfetem 
Nufcen  fein! 

15. 

Much  üon  ben  äußern  (Sinflüffen,  unter  biefen  befonberS  üon  ber  Watur 
unb  üon  ber  ©efeOfdjaft ,  bie  baS  ßinb  üon  Anfang  an  umgeben,  wirb  bie 
3nbiüibualität  gebilbet.  3e  früher  unb  je  öfter  biefelben  auf  bie  allen  <5in« 
brüefen  fo  jugänglidje  Seele  ber  ftinber  einwirfen,  befto  nachhaltiger  unb  träftiger 
ftnb  fie.  Sie  üerfchieben  üom  ©tabtfinbe  wächst  baS  Qanbtinb  auf!  DaS 
ÄinbeSleben  ber  töroßftabt  ift  eingebannt  in  bie  enge  Läuferreihe,  in  ben 
engen  ÄreiS  ber  NJtachbarfchaft ;  üon  ber  grofeen,  üielgeftaltigen  Ucatur  tomint 
eS  £age,  ja  oft  wochenlang  nichts  ju  fehen;  bie  (Srjeugniffe  berfelben  be« 
fommt  es  fertig,  reif  in  bie  £>änbe,  unb  üon  beren  ßntwidtung  üom  fjfrühling 
bis  jum  £erbft,  üon  ber  Blüte  bis  $ur  Frucht  §at  eS  faum  eine  richtige 
^h^ung.  Den  urfächlichen  3ulammenh°nÖ  ber  Dinge  mit  ber  @rbe,  ben 
Boben  tann  eS  nicht  üom  Wugenfchein  fennen  lernen ;  um  fo  beffer  aber  tennt 
eS  bie  Äunßprobufte,  welche  bie  Serfftätte  beS  Arbeiters  unb  flünftlerS,  ber 
Snbuftrie  unb  beS  ©emerbeS  fj«üorbringt.  Umgefchrt  baS  ffinb  auf  bem 
fianbe,  im  Dorfe  ober  in  ber  Äleinftabt.  §S  lebt  mit  ber  9catur  auf  üer* 
trautem  3fufee;  baS  Sirfen  unb  Schaffen  üon  ftrübjing,  ©ommer,  fterbft 
unb  Sinter  in  ber  Watur,  in  ftelb  unb  Salb,  in  Berg  unb  *fyal,  im 
©arten  unb  auf  ber  Siefe  beobachtet  eS  mit  eigenen  Hugen;  es  fennt  baS 
SachStum,  bie  (Sntmidlung  ber  ?ftonje  üom  ©amenforn  bis  jur  SReife  aus 
eigener  Beobachtung;  bagegen  ift  e§  weniger  betoanbert  in  ben  Grjeugniffen 
üon  Subuftrie  unb  ßunft.  —  Diefe  ßinbrücfe  füllen  nicht  nur  bie  Seele 


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-    758  - 

mit  einem  beftimmten,  iubiüibueOen  Scriptum  oon  Sorftefluttgen,  fonbern  be* 
einfluffeu  baburd)  au$  bic  gange  Art  be§  DenfenS,  ftül)lenS  unb  ^Böllens, 
Reifen  |ii  einer  eigenartigen  AnfdjauungS*  unb  ^uffaf)ung§nKtfe  unb  geben 
bem  SRenfcfyen  eine  inbtoibuefle  9tid)tung  im  ganjen  %f)vm  unb  Saften.  3n 
biefer  33ejieljung  )inb  bie  früljeften  unb  fjäufigften  Sßorfleflungen  bie  mäa> 
tigften  —  ein  neuer  SBetoeiS,  roie  mistig  ba§  (5lternr)au§  für  bie  JBilbung 
beS  ßinbeS  ift.  Da§  flinb  lernt  am  meiften  in  ben  erften  6-7  3at)ren, 
unb  ma8  e5  fpäter  [ein  wirb,  ift  e§  ber  §auptfaa)e  nad)  fa>n  in  btefen  erj!en 
3ugenbjat)ren  geworben. 


fiujertt.  3n  £)od)borf  ftarb  allgemein  betrauert  ber  33etrieb§aVf  ber 
Seetfjalbatm,  -£>err  3ofef  23leid>mann  Don  ^ifefira).  Derfelbemar  frürjer.me&rere 
3at)re  2er)rer  unb  freute  fidj  auc$  fpäter  felbfl  als  ßifenbalmangeftellter  ni$t, 
für  bie  fatf)olifä>e  ©aa>  unb  fpejiefl  für  bie  3ntereffen  ber  djriftlidien  Sugenb» 
erjiefjung  fein  mtfnnli$e§  2öort  einjufefcen.    R.  I.  P. 

—  Die  lu$ernifa)e  3nfpettorenfonferena  bemäntelte  berfdnebene 
©dmlfragen.  33ejug  auf  bie  ©a)ulentlaffung  mürbe  auf  Antrag  be§ 
$odm).  $rn.  @rjier)ung§rate$  SEBnjj  befdjloffen,  e§  iofleu  in  3u'un^  ö*e  3"s 
fpeftoren  fein  ßinö  aus  bei  ^rimarfdmle  entlaffen,  beoor  es  bie  gefefclidjen 
7  ©a^uljaljre  (ober  6  bei  3afjre§f#ulen)  bura>gemadjt  tjat;  mo  aber  eine 
DifpenS  angezeigt  erfdjeint,  foOe  mau  fi$  an  ben  6rjiefjung$rat  roenben.  — 
3n  Sejug  auf  bie  ftortbilbungSfdjule  mürben  Derfdnebene  Anregungen 
gentad)t,  fo  j.  99.,  e3  mödjten  jur  §eranbilbung  öon  örortbilbung§(et)rern 
befonbere  ßurfe  abgehalten  merben.  betreffs  ber  Ülefrutenprüfungen 
mürbe  (onftatiert,  bafe  bie  föefultate  fid)  gegen  früher  ganj  mefentlid)  txrbeffert 
r)aben.  :]\nn  ©djluffe  ermunterte  6r&ietjung$bireftor  Düring  bie  Anroefenben 
in  mannen  2Borten,  fräftig  für  ben  (Sntrourf  ber  Öieüifion  beö  ©d)ulgefe$e§ 
einjufteljen ;  Derfelbe  berüdfidjtige  alle  93ert)ältniffe  beö  ffantonS;  man  foHe 
fidt)  baljer  nidt>t  öon  einfeitigen  Anfielen  unb  öon  Äleinigfeiten  leiten  laffen, 
jonbern  ba8  gauje  üöerf  ins  Auge  faffen.  Die  3nfpeftoren  feien  bie  paba- 
gogifa^eu  öfür>rer  be§  93olteS;  fie  foden  ba3  93olt  aufltären  über  ba§,  roa§ 
unfere  Q<\t  unb  unferen  ©ebürfniffen  not  tljut  unb  babura)  bie  öffentHd^en 
Meinungen  im  guten  ©eifte  beinfluffen.  —  Der  2öunfd)  be§  ^räftbenten, 
eö  möd)te  bie  3nfpeftorenlonferenj  fia)  alle  3a&re  öerfammeln,  mürbe  all« 
feitig  begrübt.  — 

Obmalbcn.  (£orr.)  Die  ©eftion  Obmalben  be§  Vereins  fatljol.  fie^rer 
unb  ©(hulmänner  ber  ©a^roeij  üerfammelte  [\<S}  Wittrooa)  morgens  ben  9.  Ot= 
tober  ju  iljrer  orbentlicrjen  ^erbfttonferenj  im  b,oa^gelegenen  (Sngelberg  im 
ftattlia^en  ©a)ul^aufe,  oon  bem  aus  mau  eine  munberbofle  gemfi^t  über  ba§ 

unb  bie  großartige  ®(etfa^enoelt  genießt. 

Den  S5err)anblungen  mo^nten  aua)  jmei  Herren  ©djulräte,  fünf  2et)r* 
fa^meftern  unb  einige  ©djulfreunbe  unb  ©a^ulfreunbinnen  be§  DrteS  bei,  ferner 
beehrten  bie  jaf)lieid)e  5Jerfammlimg  eine  b,ier  angefteQte  ^rioatletjrerin  auS 
bem  ßanton  Aargau  unb  eine  2ef)rerin  aus  33oralberg  bur$  i^re  Anroefen^eit. 


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--    759  - 

SRe^tjfitig  erfreute  uns  $err  (SrjiehungSpräfibent  Stäuberat  2öt)rj  mit 
einem  $elearamm  folgenben  Inhalts :  ,^>cr^Uc^en  ©rufe.  (SS  leben  bie  ber= 
bienten  Sehkräfte  unferer  SSolfSfdjuIe  —  afleS  3ei*hen,  &afe  man  bie  33e* 
ftrebuugen  unjtreS  Vereins  ju  roürbigen  meife. 

$)er  £>err  ^räfibent  entbot  ber  $erfammlung  freunblidjen  ©rufe.  (5r 
geborte  fobann  ber  Aufgaben,  bie  bem  Sehrer  ju  löfen  obliegen  unb  bie  nicht 
Heiner  merben,  menn  man  mit  anbern  Kantonen,  namentlich  bezüglich  ber 
sJWrutenptüfungen  Stritt  galten  roofle.  SS  möge  fi<h  aber  ber  Öeljrer  burch 
aflfällige  SJtifeerfolge  nicht  entmutigen  (äffen,  fonberu  unöerbroffen  an  ber 
geiftigen  Erziehung  unb  SMlbung  ber  3ugenb  meiter  arbeiten. 

$ie  SBerhanblungSgegenftänbe  beftanben  mie  üblidr)  in  einer  praftifchen 
Sehrübung  unb  bem  tfjeoretifdjeu  SEeile,  einem  Referat.  $)ie  Qefjrübung  gab 
#err  ^räfibent  mit  feiner  Oberfäjule.  $)iefe  jeigte,  mie  innig  bie  beiben 
§äd^er  ©eograpfjie  unb  ©efchichte  einanber  ergänzen  unb  unterftityen  unb  roeldje 
Erfolge  burch  richtige  Auffajfung  biefeS  roechfelfeitigen  93erhältnijfeS  erhielt 
merben  fönnen. 

!Radr>  borgenommener  lurninfpeftion  ber  beiben  oberften  Abteilungen  ber 
s-ßrimarf$ulen  burch  ben  gleichzeitig  anmefenben  tantonalen  ^nfpeftor,  melier 
alle  Konferenzteilnehmer  mit  grofeem  Sntereffe  folgten  unb  naaj  barauf  foU 
genber  lur^er  ^ßaufe  ^ielt  hochro.  £)err  Pfarrer  P.  Heinrich  in  Sngelberg  einen 
Vortrag  über  baS  %tyma :  $5er  Unterricht  in  ber  biblifchen  ©efchichte.  Ohne 
feiner  $ef<heibenheit  ju  nahe  treten  ju  motten,  müffen  mir  bo<h  bemerfen,  bafe 
ber  tyfyto.  Referent  fich  feiner  Aufgabe  in  oorjüglicher  Seife  entlebigte. 

(SinleitenD  erörterte  ber  $err  Sortragenbe,  roie  bie  biblifdje  ©efchichte  ben 
fonfreten  §intergrunb  biete  jum  leidstem  SBerftänbniS  ber  djriftlichen  Söahr» 
heiten,  beren  Kenntnis  uns  burch  ben  Katechismus  Oermittelt  mirb,  alfo  bie 
2Öi(htigteit  beS  biblifchen  ©efchichtSunterrichteS,  unb  ging  bann  über  jur  6r» 
läuterung  feiner  %ty\tn: 

1.  ©er  foQ  unterrichten? 

2.  JÖelche  Sehrmittel  finb  zu  oermenben? 

3.  2öie  fofl  ber  2et>tftoff  Oerteilt  merben? 

4.  2Bie  foQ  ber  Unterricht  gegeben  merben? 

5.  2Belcf)c  9hi{}anroenbungen  finb  barauS  ju  jiehen? 

6S  mürbe  uns  ju  meit  führen,  moflten  mir  auf  bie  grünblid)e,  mohl= 
burchbachte  Arbeit  näher  eingehen.  Aflfeitig  mürbe  bem  1)oÖ)Vo.  ©errn  9fe* 
ferenten  t)iefüt  ber  roohlberbiente  $anf  auSgef prochen.  ($S  mar  nur  fchabe, 
bafe  bie  oorgerüefte  unb  befdjräntte  3«*  eine  längere  $iStuffion  üerunmöglichte. 

9ta<h  bem  gemeinfehaftlichen  SRittageffen  mürben  noch  einige  ©efäjäfte 
abgemicfelt.  Unter  anberm  rourbe  einmütig  ber  33efchlufe  gefafet,  ein  ©efud) 
an  ben  h-  SRegierungSrat  ju  richten,  er  möchte  fämtlichen  an  ber  Obmalbner 
SBolfSfdmle  mirfenben  Sehreru  ober  menigftenS  benjenigen  Sehrern,  bie  ihre 
2;ü<htigfeit  im  ©chulbienfte  bemiefen,  2ef>rer*^atente  auSfteflen. 

©obann  folgte  man  ber  freunblichen  (Sinlabung  beS  hochro.  £errn  Pfarrers 
inS  Klofter  jur  Anhörung  eines  CrgelfonjerteS,  jur  53efichtigung  ber  bortigen 
SehenSroürbigfeiten  unb  fchliefelich  zur  gemütlichen  Unterhaltung  im  groRen 
©peifefaale.  $em  hochm.  £errn  Pfarrer,  fomie  bem  ausgezeichneten  Organiften 


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entbieten  mir  f)iemit  für  bie  Seranftaltung  ber  genußreichen  Siuntal  unfern 
Derbinblichften  $ant. 

9hir  ju  balb  mahnte  bie  Uhr  jum  Aufbruche.  9Jtan  f^tcb  mit  bein 
2Öunfcb,e  eines  balbigen  2öieberfehen8  unb  mit  bem  BemuBtfein,  <\mn  lehrreichen 
unb  gemütlichen  lag  oerlebt  ju  ^oben. 

Wäcgfter  ßonferenjort  ift  Stalben  ob  ©amen.  3»  Ö^ren  be§  150  ©e= 
burtStageS  ^ßeftalojjiS  ift  bie  nächfte  ßonferenj  auf  SRontag  ben  13.  3unuar 
1896  feftgefefct  unb  roirb,  ba  (ein  Referent  unb  fein  9?eferat  beftimmt  ruurbe. 
bet  $err  s#räfibent  einen  Vortrag  über  ^ßeftalojjiS  ßeben  unb  ^Birten  galten. 

—  £)r.  (Sbuarb  Gattani,  Hotelier  jum  $itlis  in  (Sngelberg,  feierte  am 
7.  Ottober  fein  fitberneS  $)och$eitSjubiläuni. 

5Bci  biefem  Einlage  überreichte  er  bem  litt,  ©emeinberat  als  (Befa^ent 
5000  §r.  als  ©runbftocf  eine?  äto'ibeS  fur  eine  in  (Sugelberg  ju  grünbenbe 
Sefunbarfchule.  3<h  smeifle  nicht  baran,  baß  er  jur  SRealifierung  biefeS  gemein* 
nüfcigen  33orf)aben8  gelegentlich  meitere  bebetitenbe  Beiträge  fpenben  mirb. 

§r.  Gattani  ift  nämlich  ein  gemeinnüfciger  ^anu,  roie  roahrfcheinlich 
fein  jmeiter  in  Untermalben  unb  bielleicht  über  beffen  ©renken  hinaus. 

@r  ift  hier  nicht  bloß  baS  £)aupt  in  ©emeinbe,  Schills  2lrmen 
fteuermehr»,  ©cbjefsmefen  u.  f.  ro.,  fonbern  unterftiitjt  eben  finanziell  biefe 
berfdnebenen  3lt>eiöc  oe$  ©emeinbemefenS ;  33.  rourbe  ein  jroeiter  Schul- 
hauSbau  bor  einigen  Sohren  größtenteils  aus  feinem  ©elbe  erftellt,  an  ben 
nächfthin  in  Angriff  $u  nehmenben  Neubau  eines  jmeiten  WrineuljaufeS  fpem 
bierte  er  mehrere  taufenb  granfen,  für  ba§  ^euerroehrmefen,  Material  unb 
SluSrüftung  ber  ÜJcannfehaft  gab  er  letjteS  3af>r  2000  gr.  auS  feinem  @elo< 
fecfel.  $em  Schü&enoerein  fegenfte  er  Darleihen,  bie  bei  ihm  gemacht  mürben, 
auch  im  betrage  Don  mehreren  taufenb  fronten ;  Die  alljährliche  Gdui$enfabrt 
ber  (Sngelberger  ins  SRütli,  b.  h-  °if  Ausgaben  fommen  auf  feine  Rechnung. 
2)ie  Seftion  Obmalben  bilbet  nämlich  (Sngelberg  allein. 

2öaS  er  für  bie  £)auSarmen  unb  oerfchiebene  anbere  mohlthätige  3medf 
auSmirft,  n>eifj  ©ott. 

©anj  natürlich  rooOte  bie  ©emeinbe  bei  biefem  gejlantaffe  ihre  $ant= 
barfeit  bezeugen.  %m  borgen  brachte  bie  Schuljugenb  £rn.  (Sattani,  mmal 
ba  er  SchulratSmitglieb  ift,  feine  £mlbigung  bar,  unb  bie  Cetjrerfchaft  überreichte 
ihm  ein  Tanf-  unb  ©ratulationSfchreiben ;  auf  ben  9lbenb  beranftalteten  bie 
Vereine  unb  ber  löbl.  ©emeinberat  einen  micfelmg,  mobei  in  fchmungooflen 
Äeben  feine  53erbienfte  für  bie  ©emeinbe  unb  baS  SereinSmefen  hf^orgehoben 
unb  ihm  beftenS  Derbantt  mürben.  3n  feiner  3lntroort  Derficherte  er,  fo  ©ott 
ihm  ^elfe,  merbe  er  auch  m  3ufunft  fein  SflöglichfteS  in  jeber  tBejiehung  t^un. 

2öie  biele  machen  eS  ihm  nach? 

Solotlmru.  3"  Clten  fprad)  ber  jeitroeilige  aargauifche  $rn>huncj^ 
bireftor  Sanbammann  Ron r ab  üor  bem  ftarf  befuchten  fall).  9)tännerDerein 
über  bie  2öid)tigfeit  ber  häuslichen  grjiehung,  mobei  er  befonberS  bie 
hohe  ^Bebeutung  ber  erften  ßinbrücfe  auf  baS  ßinb  betonte  unb  barauS  bie 
Jöebeutung  ber  häuslichen  @r$ielnmg  folgerte.  2öa3  im  £aufe  gefehlt  mürbe, 
fann  fpäter  faum  mehr  gut  gemacht  merben;  bieS  gilt  fomohl  in  SBejug  auf 
bie  törperliche  als  geiftige  ßrjiehung.   ©ollen  baher  unfere  moralifchen  un& 


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-    761  - 

fokalen  Berhaltniffe  roieber  beffer  roerben,  fo  mu&  bie  £>au$erjiehung  wieber 
gehoben  werben;  ba  liegt  bie  BJurjel  beS  häuslichen  uub  ftaatlia>n  ©lücfeS. 

3t.  Sollen.  3n  ber  Stab!  St.  ©ollen  wirb  ein  offener  3eichnungS; 
faal  eingerichtet,  ber  jebermann  $ur  täglichen  Benufcung  offen  fteljt.  93ciu= 
tedmifer  Äienaft  wirb  ben  jungen  3fi<h"frn  fochmännifche  Anleitung  geben 
unb  babei  befonberS  ben  3nbiDibualunterricht  büx  möglichen  ©eltung  fominen 
laffen. 

Der  Äanton  St.  ©öden  jatjtte  lejjteS  ^atjr  25  gewerbliche  ^ortbitbungö* 
faulen  mit  94  Sehrem  unb  1,249  Schülern.  Die  UnterrirfjtSftunbe  wirb 
mit  60  <5tS.  entfetjäbigt.  3m  ©an^en  waren  eS  11,247  UnterrichtSftunben. 
Der  ßanton  leiftete  an  bie  Äoften  7,088  gr.,  ber  ©unb  10,332  $r.  DaS 
3nftitut  ber  2Banberlef)rer  erfreut  ftc^  oermehrter  3nanfprud)nar)me. 

—  ©öfter:  (&orr.  2.)  „SBir  finb  bie  (Srften  auf  bem  Wa&,  mir  ©afier* 
länber,  nämlicb  ju  unferer  ^>erbfl-58e$irl§foiifereu^. "  So  benft  gemife  mond)er 
Heber  College:  „Sie  haben  recht,  ba&  fie  weuigftenS  mit  etwas  $u  üorberft 
fein  wollen;  S'gibt  bann  raieber  anbere  Sachen,  wo  fie  weit  hinten  genug 
finb  —  tRefrutenprÜfungen !  DiefeS  SchmerflenSfinb  $ief)t  fie  gewaltig  jurüd ! 
9lur  longfam!  SÖknn  und  auch  ber  liebe  ©ott  nicht  gönnt,  mit  ben  SReful* 
taten  ber  Stefrutenpriifungen  und  auf  ben  Scheffel  ju  fteflen  unb  unfer  Sicht 
roeit  umher  teuften  5U  laffen,  fo  ift  eS  boch  etwas  aubereS,  biel  ^öt)er  ju 
jcf)äf>enbeS,  baS  mehr  SBert  t)at#  oU  biefe  trügerifchen  3af)ltn,  cimaS,  baS  auf 
baS  Berufsleben  beS  fiejjrerS  einen  Diel  eblern  (Sinflufj  ausübt,  als  jene,  was 
roir  oor  ben  anbern  roeit  umher  geniefeen  —  ich  meine  eben  unfere  „Jtonfe« 
renken",  bie  fd/on  oft  öou  auswärtigen  ftoflegeu  als  fchön,  möchte  fugen  ibea! 
gepriefen  rourben.  „3*  fleiner  bie  3aft  oer  Teilnehmer,  befto  mehr  fann  bie 
Äoflegiatität  in  ihrer  fct)5nfien  ftorm  geübt  roerben."  (*S  ift  barum  nicht  jum 
Bermunbern,  roeun  eS  fdwn  einmal  gefcheljen  ift,  baß  einige  Aoflegen  nicht  im 
gewöhnlichen  Schritt,  fonbem  im  Trab  jur  ftonferenj  gefprungen  finb.  Sie 
wufeten  freilieh  warum  —  ber  3"9  h^tte  fct)on  in  ben  Bahnhof  eingepfiffen 
unb  noch  2  km  roeit  fpringen !  Sie  tarnen  aber  boch  noch  }ur  rechten  QtW ! 

9iun  finb  roir  aQe  öerfammelt  in  ber  gaftlichen  BMrtSftube  $ur  „Ärone" 
am  runben  unb  am  langen  Tifd).  Wber  eS  ift,  als  läge  etroaS  Unangenehmes 
über  ber  ©efeQfchaft,  unb  fo  ift  eS  auch-  DaS  Bewufetfein,  ein  liebes  WiU 
glieb  ber  Äonferenj,  einen  Kollegen,  im  erhabenbften  Sinn  beS  BJorteS  ju 
üerlieren,  roirft  auf  bie  ©emüter.  3hw,  bem  fd)eibenben  Borftanb  unferer 
Jtonferenj.  §errn  Celjrer  Schantong  üon  Benfen,  ber  einem  ehrenoofleu  9lufe 
ins  »heinthal,  nach  Eiontlingen,  gefolgt  ift,  fei  an  biefer  Stelle  ein  flränjd)ni 
geroibmet.  @r  hfl*  &  berbient.  SBeldje  ftreube  roar  eS,  feinen  SÖorteu  ju 
laufchen,  Don  benen  jebeS  einer  Blume  gleich  fflfecn  Duft  oerbreitete  unb  bie 
jii  einem  ftranje  gerounben  in  erhebenbfter  Söeife  nicht  nur  baS  Ohr  erfreuten, 
fonbern  auch  tief  ju  £>erjen  brangen  uub  bort  manchen  guten  Borfoft  erweefteu, 
ber  jum  SBobJe  ber  3ugenb  bann  $ur  Ausführung  gelangte.  9?un  ift  feine 
Stimme  für  uns  üerfchallt!  Wöge  fie  an  anberer  Stelle  mit  gleichem  Wu&cu 
ertlingen ;  mögen  auch  iu  feiner  neuen  ßouferenj  liebe  Kollegen  ihn  umgeben, 
uub  trofc  feiner  Befcheibenheit  baS  bufienbe  Beilagen  511  6h«u  jieheu.  Dem 
treuen  Kollegen  ein  recht  h«jliä>3  „Lebewohl"  uub  auf  „2Dieberfehen." 

Der  ftauptgegenftanb  ber  nachfolgenben  Berhanblungen  roar  ein  Referat 


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-    762  - 

bon  Sebrer  Oberhöger  in  hieben  über  baS  Ztyma:  „^uroiefern  trögt  bie 
Wlltügjchule  ©dmlb  unb  syerantroortuug  an  ber  geiftigen  Schwache  ber  dr* 
gänjungSfdmle."  9tod)  feiten  ift  ein  jeitgemäBereS,  in  bie  SdnilprajiS  ein» 
greifenbere§  Referat  in  folcb,  flarer  $oxm  gegolten  roorben  roie  biefeS,  nnb  e$ 
fei  bem  lieben  Kollegen  on  biefer  Stelle  ber  ^erjlia^fte  ^anf  auSgefprochen 
für  feine  roirtlid)  gebiegene  Arbeit,  bie  nebenbei  gefagt,  and)  ben  „V ab. 
Blatter"  tuor)l  anflehen  roürbe.  Sie  enthält  neben  mehr  fpejieGem  für  uns 
6t.  ©afler-i'chrrr  au*  manchen  ber)erjigen«roerteu  2öinl  für  jeben  3ugenb* 
bilbner,  in  meinem  flanton  er  auch  roolme. 

Wach  9lbroidlung  be§  geschäftlichen  ieileS  unb  nach  einer  furjen  3iüifc^en= 
paufe  traten  mir  roieber  jufammen  $u  9tufc  unb  frommen  fnunenben 
Wagens.  9hm  öffneten  ftch  bie  ©djleufen  ber  ßkmütlichfeit  unb  ohne  Unter- 
such folgten  Öieber,  <öiufifftüde,  b.umoriftifc^e  Vorträge  u.  f.  f.  einanber,  bafc 
e§  ein  ©enuß  mar  $njuhören. 

(Sin  SeroeiS  beS  guten  (SinDernehmenS  jroifchen  ber  Sehrerfchaft  unb  bem 
löbl.  33ejirf§fchulrat  ift  aud)  ber,  baji  ber  teuere  in  corpore  anroefenb  mar 
9Jeben  biefem  roaren  alle  @bjengäfte  jugegen,  unfere  beiben  Veteranen,  bie 
50jährigen  ße^rer^ubilaren  ©feiner  Don  flaltbrunu  unb  £offtetter  Don  #ufi, 
bie  nun  bie  roof)lberbiente  Rtlfy  geniefeen. 

Auf  SBieberfeben  im  Söonnemonat  beS  nächften  3ab,re3  im  b,errUa>en  Sü^a 
be§  Schroei$erlanbe§  an  ben  grünblauen  2öaffern  be3  roilben  SBaDenfee«! 

£ug.  2)er  (SrjiehungSrat  befchlofe  jur  freier  ^eftalojjiS  Glitte  Januar 
im  tfantonSratSfaale  eine  öffentliche  SSerfammlung  jur  Anhörung  eine«  »efe« 
rotes  über  biefen  ^ßäbagogen  ju  Deranftalten.  (Singelaben  ba$u  finb  [amilutc 
Sd) ul beb, örben  unb  Cehrer  unb  Lehrerinnen  beS  ftantonS,  aber  auch  QU*f 
Schulfreunbe  unb  roer  immer  fi<h  um  bie  Sßerfon  unb  bie  obren  ^eftalojjiS 
intereffiert.  $)en  Lehrern  foQ  ba8  gewöhnliche  Tagegelb  Derabfolgt  roerben.  — 
55er  Jag  felbft  märe  ein  Sferientag  für  bie  Schuljugenb.  —  6ine  jroeite  §eier 
finbet  bann  fpejiefl  für  bie  Lehrer  bei  einlas  ber  ftrübJingSfonferenj  ftatt,  roo 
^eftalojii  mehr  in  feiner  ©ebeutung  für  bie  3Jiethobif  jur  $>arftenuug  fommen 
foa !  —  »ewiglich  ber  f5feftf4>rtft  Don  3§ler  für  bie  3ugenb  wollte  man  feine 
befinitiue  Seicbjüffe  faffen,  beoor  man  fte  eingefehen  unb  geprüft  hübe.  — 
AÜfäflig  weitere  Anorbnungen  rourben  bem  ©utfinben  ber  einzelnen  ©emeinben 
überlaffen.  — 

—  Um  ben  Dielen  unb  berechtigten  klagen  abzuhelfen,  baß  bie  Sonntag^ 
3eichnungSfchu(e  bie  jungen  Leute  Dom  33efud)e  be3  ©otteSbienfteS  abziehe, 
unb  auch  un  ontrreijf  einer  großem  Sonntagsruhe  für  bie  3ugenb  überhaupt 
trat  ber  (SrjiehungSrat  in  bie  Beratung  eines  (SntrourfeS  für  Aufteilung  eine* 
SknberlehrerS  für  ben  geroerblichen  Sfid^ungSunterricht  ein  unb  begutachtete 
benfetbeu  in  befürroortenbem  Sinne.  $amit  roäre  einem  großen  Übelftanbe 
begegnet.  Ter  3<i<h™lfhw  hätte  bann  im  Laufe  ber  Söoche  in  ben  Der* 
fchiebentn  ©emeinben  be§  JfantonS  an  beftimmten  lagen  ben  Unterricht  ju 
erteilen.  AIS  JBefolbung  rourben  2500  ftr.  ausgefegt  mit  einer  iReifebergütuiig 
Don  20  dtS.  per  Kilometer  für  ^>in-  unb  Äüdroeg,  roenn  fich  bie  Schule 
nicht  au  feinem  Söofworte  bcfiubet.  — 


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-    763  - 


IßöftaßOßifdK  t'Htcratur  uttfc  i'cfyrmtttrf. 

L  tempcnnj-^nnbbud)  für  $rimar=  unb  ©cfunbarlchrcr,  oon  3ule0  Denis, 
öchm  in  Genf,  überfefct  Don  ^erolb  Warthaler,  Pfarrer  ber  $eUia»0rfMtfoftc  in 
Ottern.  —  160  ©.  »an,  «uchbrueferei  Äörber  1895.  -  $aS  iöueh  bietet  eine  fct)ötic 
&ufamntenfteflung  beS  roichtigften  (Stoffe*  ju  einer  grlinblichen  ÄenutniS  ber  23c; 
roegung  gegen  ben  WlfoholiSmuS  —  ift  auqleieb  ein  oorjüglicbeS  Hilfsmittel  beS 
ßchrcrS,  bte  3ugenb  jur  SJcaßigfeit  unb  einer  gefunben  ÖcbenSmeife  aitjubaltcu. 
2)er  erfte  £eil  bcljanbclt  bte  rocfentlichen  Slörperbcftanbteilc  unb  bic  ßruährung,  bic 
Getränfe,  bte  phnfiologifchcn  unb  fojialen  2Birfungen  beS  HlfoholS,  bie  Littel  jur 
söefämpfunq  beS  2Uf  ogioliSmuS  unb  giebt  einen  gefchichtlicfjen  unb  ftatiftifeben  Über- 
bltdf  über  bte  Xcmperenjbcmcgung ;  ber  jmeite  Xcil  enthalt  ßcfcftücfe  unb  Xiftatc 
für  bic  ©chftler  ber  untern,  mittlem  unb  obertt  ©tufen,  ebenfo  iHccfjenaufgaben  für 
alle  brei  ©tufen,  ©tücfc  junt  2luSmenbtglerncn  unb  SJorlefen,  fragen  jur  2ötcbcr= 
rjolung.  —  Ciele  äbbilbungen  unb  Tabellen  bieneu  $ur  SSeranfchauftchung  unb  l£r= 
flärung  beS  ©toffeS.  —  2Bir  möchten  bicfcS  Söuch  ber  Öcfjrermelt  recht  febr  empfohlen 
haben;  fte  ift  ja  burch  feine  berufliche  (Stellung  gan*  befonberS  beftimmt,  baS  33oIf 
unb  cor  allem  bte  3ugenb  ju  belehren  unb  burch  SBort  unb  Söeifpiel  fte  gtt  einer 
mähigen  unb  rationellen  ßcbenStoeife  anzuhalten.  Xurch  ben  ftantpf  gegeu  ben 
SllfoholiSmuS  thut  ff c  ber  heranmachfenben  unb  jufünftigen  Generation  unb  oaburch 
bem  Saterlanbe  einen  unfehäfebaren  Dienft  unb  macht  fid)  fowohl  um  baS  mate- 
rielle als  fittUth»rcligtöfe  SBobl  unfcreS  fcanbcS  beftenS  oerbient.  — 

2.  ftn  »er  Wearn  Üöclt.  II.  Wind--  unb  ftorbamertfa.  Gin  33uch  mit  oiclen 
»Übern  für  bte  3ugenb,  oon  3-  ©pißmann  J.  S.  4°.  XII.  484  ©.  2W.  9.  —  geb. 
SW.  10.40.  —  2Bir  haben  hier  ben  JÄbfcbluB  beS  2Bcrre8:  3n  ber  Letten  Seit, 
beffen  l.  Xeii  im  Porigen  3ahre  erfchienen  ift,  unb  bie  ftfortfefcung  ber  frühern  Sänbe: 
Sur*  Äficn,  :U u n b  um  Slfrila,  Über  bte  ©übfee.   SBir  befifcen  bamtt  eine 

San*  ausgezeichnete,  auf  cbriftlicber  ©runblage  heruhenbe,  populär*miffenfchattlichc 
(ölfertunbe,  welche  ben  üefer  über  Geographie,  Gefchichtc,  Gebräuche  unb  ©Uten 
oon  ßanb  unb  Seilten  in  anfd)aulichen  ©dhilberungen  orientirt  unb  iu  alles  ©iffen« 
werte  einführt.  3ugleich  getoinnt  ber  ßefer  einen  (Sinblicf  in  baS  großartige  W\) 
ftonsmefen  ber  fatbol.  fttrcfce  in  ben  oerfchiebenften  Säubern,  baß  er  unmiUfürlicfj 
für  baSfelbe  eingenommen  unb  ermannt  mirb.  2Bir  müßten  ber  ftubierenben  3ugenb 
unb  bem  gebilbeten  SBolfe  faum  ein  mißlicheres  Gefcbenf  \\\  machen  als  burch  bieje 
herrlichen  fflerfe,  bie  jubem  fehr  reich  tHuftriert  ftnb.  3)er  üehrer  finbet  in  ihnen 
reichtten  ©toff,  befonberS  feinen  Unterricht  in  ber  Geographie  au  beleben  unb  §u 
oeranfchaulichen,  maS  befonberS  bei  83ehanblung  ber  fremben  Erbteile  fo  wichtig 
unb  nottoenbig  ift.  2lber  auch  jeber  gehtlbete  sDiann  mirb  mit  hohem  3ntercf?e  biefe 
2öcrtc  lefen  unb  barauS  für  unb  anbere  Belehrung  unb  ©rhauung  fd)öpfcn. 
©ie  feien  ba^er  mieber  auf 8  hefte  empfohlen!  — 

3.  3n  ber  ^erberfchen  ^erlagShanblung  in  Areiburg  i.  2)r.  ift  ein  prächtig  aus^ 
geftatteter  SBeihnachtSjaimanach  erfchienen,  ber  nebft  einem  bequem  eingerid): 
teten  Stalenbarium  ein  SerjcichniS  ber  üorjüglichftcn  SBer'c  ber  bortigen  SerlagS^ 
hanbtung  enthält,  bie  fich  befonberS  als  Sreftgefehenfe  für  bie  fommenben  ftefttagc 
eignen.  3)er  Sllmanach  fei  Geiftlidjen  unb  Lehrern  beftenB  empfohlen;  er  fann 
gratis  unb  franfo  belogen  roerben. 

3n  ber  X orn'f  dun  ^erlagSbuchhanblung  in  dtaoenSburg  erfchienen  oon 
bem  beliebten  Hoirsfchriftftellcr,  tjoc^ro.  5-  X.  Setjel,  Pfarrer  unb  $cfan  in  «lt.- 
ftätten,  ©t.  Gatten: 

1.  ^hratcn,  c(n  Büchlein  für  bie  reifere  3uflei»b  unb  baS  SJolf; 

2.  Daheim,  ein  »ücblein  fürs  Solf; 

8.  ©d)lagmörter,  ein  Söüchlein  für  bie  reifere  3ugcub  unb  baS  Solf. 
2Bir  fbnnen  biefe  herrlichen  iBüchlein  ben  üehrern  unb  Geiftlicheu  nicht  genug 
empfehlen ;  in  fchbner  ©prache  —  feffelnber  ©arftellung  bchanbeln  fte  ernftc  reli- 

fiiöfe  unb  moralifchc  SBabrheiten  unb  oermerten  fic  bicfelben  für  baS  praftifche  ßeben, 
o  baß  jeber  üefer  unmillfurlich  für  fte  eingenommen  mirb. 

&ei  btefem  2(nlaffe  machen  mir  auf  beSfctbcn  33erfafferS  frühem  Schritten 
aufmerffam,  als:  3)aS  braoe  Äinb,  Führer  auf  bem  üebenSmege.  2)cr 
Seg  jum  Glücf,  3)er  ÜJlann,  2)ie  ^frau,  $a8  «ater  unfer.  2lllc  biefe 
©Triften  geboren  ju  beu  heften  Ougenb--  unb  ÜBolfsfchriftcn  unb  eignen  fich  in  uor= 


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-    704  - 


$üglid)cr  SBcifc  auf  bic  fommcnbcn  frcftacitcn  \\\  (Mcfdjenfen,  fotlen  ober  auch,  in 
jeber  3ugenb-  unb  «olf*bibliotb,cl  aufgenommen  fein.  —  3cbe*  sBÜnbcbeu  f oftet  in 
einfacher  SfuCgnbc  nur  30  (5t*,  partienweife  belogen  25,  in  (#efcbcnfau*flabc  40  6t* , 
partientueife  :#.5.  Depot  ber  «erlagShanblung  in  »Itftätten  beim  fcodjro.  «erfaffrr. 

Jöci  btefer  Gelegenheit  möchten  mir  unferc  üefer  mieberum  aufmerffam  machen 
auf  ben  fiubolifibca  Herrin  jur  ^erürcituttn  (pitcr  Stbriften,  ber  unter  ber  Üeirunq 
be*  bodiiy.  Defan  SBefeel  [teljt  unb  Mion  3  Serien  herrlicher  3ugcnbfdjriftcn  her- 
ausgab unter  betn  Ditcl  9h mm  unb  lie*  unb  eine  sJJcenge  trefflicher  «olfafrfjriftcn 
unter  bem  Xitel:  »atbolüche  «olf*bibliotbef.  Der  $rci*  ift  bcifpiello* 
billig,  per  iöänbdjcn  10  (5t*.  3n  beziehen  bei  (Sbcrlc  &  9Hcfenbad)  in  (frin^ 
fiebeln. 

4.  3ar  Ucftaloiiiliftcratur.  $efannt  ift  ben  fatb-  Lehrern  ba*  feböne  Sebent 
bilb  ißcftalojji*  in  Dr.  ftellncr'*  Sfijjen  unb  Silbern.  Daneben  macheu  wir 
auf  folgenbe  SBcrfe  aufmerffam,  meldte  ju  weiterem  Stubtum  über  ^eftaloani  bienen. 
«on  Dr.  ^einrieb,  Worf,  alt  Scminarbircftor  unb  ©aifenoater  ju  SBintcrtbur 
erfebieuen: 

1.  Sßeftalojji,  al*  Söegrünbcr  unfercr  Sinnen -Gr jietjuug* -Än^ 
ftalten.  (4.  j&eft  be*  VII.  «anbe*  ber  Sammlung  päbagog.  Vorträge,  ljerau«gc^ 
geben  oon  SBilb-  2Jtet)cr=3J}erfau.  «ielcfclb,  «erlag  oon  «.  Jpclmid)*  $*ucbbanb-. 
lung.)  75  44Jf. 

2.  Die  Schule  al*  e-rjiefjungSanftalt  im  Sinn  unb  ®etft  $cfta* 
Ioyi'8.  St.  (fallen,  Drucf  unb  «erlag  ber  $ud)brucferci  SÖirtb.  31  6.   40  (5t*. 

Da*  erfte  Sdbriftcbcn  jeigt  un*  ^eftalojji  al*  IHrmenanmalt  unb  9lrmcnoatcr 
auf  bem  JKeutjof  unb  in  Stau*,  ba«  jroeitc  al*  «eförberer  eine*  entc&erifc&en 
Unterrichte*.  —  ©eibc  Schriften  ergänzen  einanber  unb  berühren  bie  beiben  Ge- 
biete, auf  benen  fieb  ^eftalojai  feinen  gro&en  JFtubm  erworben,  söcibe  finb  ju 
empfehlen. 

3.  ;',ur  «iographie  ^eftalojji*:  (Einleitung  jur  ®efd)icbte  ber  «oIf*ergtrbung. 
4  Jöänbe.  Sßintertbur,  (Mefcbmifter  3»eflta-  15  W.  —  <£tn  bebeutenb  hwabgefefcter 
$rei*.  —  3ft  wof)l  ba*  befte  Wtt\,  ba«  mir  über  ^eftalojji  befifcen;  »er  Skfta* 
lo^ji  grünblid)  fennen  lernen  miß,  mufe  biefe*  2Bcrf  ftubieren.  — 

SInbere  Üöerfc  über  ^eftalowi  finb: 

a)  3ot)ann  ^einrieb  ^eftaloui,  nach  feinem  ßeben,  SBirfen  unb  feiner 
^ebeutung,  bargefteüt  oon  SB.  Äanfer;  geb.  5  Jr.  1895,  Drucf  unb 
©erlag  oon  ftr.  Scbulthefe. 

b)  §erbart  ober  ^eftalojji,  eine  fritifdje  Darftcüung  ihrer  Snfteme,  oon 
Dr.  91  ug.  «ogcl.  fcanooer,  «erlag  oon  &  3Heöcr.  $r.  3.  20.  dben* 

bafclbft  erfd)ien: 

c)  Snftematifcbe  Darftellung  ber  Sßäbagogif  3ofj.  $>ctn.  ^eftalojjii 
mit  burd)gängiger  Angabe  ber  quellenmäßigen  ^elegfteflen  au«  feinen 
ffimtlicben  Herfen,  oon  Dr.  91  ug.  «ogel.   5  $r. 

<l)  Die  ^eftalojjif  dje  ^äbagogil,  in  ibrer  (Snttoirflung,  ibrem  Äuf^  unb 
2(u*bau,  ibrem  Hinflug  auf  bie  (9cftaltung  be«  «olf*fd)ulmefen«;  bar- 
geftellt  oon      Saferer,  Stfjulinfpeftor  in  2öorm*.   4  3Warf. 

5.  (Eil  ü c b r m tt tri  für  Den  ÖJcf ona^unterridit.  91uf  @runb  gemachter  Chf abrungen 
erlaubt  fid^  ein  Ofreunb  be*  ©efange*  einen  furjen  2lrtifel  «n  bic  „$äb.  Blätter* 
cin^ufenben. 

Ida  Hinte  ift  einmal,  baß  )u  $crg  unb  Dt)al  heute  nocti  oiele  SängeTcborc 
befteben,  in  melcben  ba*  relatioe  sJ)iebr  ber  3?2itgliebcr  „nad)  bem  ©ebör"  fin^t. 
l^*  entgebt  mobl  feiner  iöeobad)tung,  baö  t)icrin  ein  gewaltiger  lö«nimfd)ub  für 
icben  tjortfebritt  ju  finben  ift.  Da*  flotte  3>ü"flffpa»n  ibeorie  unb  ^rari*  bringt 
ben  SBagcn  in*  redjte  Saufen  wie  in  aQcu  ^ädjern,  fo  auai  im  ®efang.  Die  groß* 
3!rari*  ocrleibt  tbm  ben  rafdjen  »rovtidiriu,  wäbrenb  itjn  bie  tluge,  alle*  abwägenbc 
i beorie  auf  ber  rid)tigen  ^äbrtc  erhalt.  Die  gemachten  &rfabrungen,  wie  fte  an 
gebeutet  würben,  oeranlaffcu  and)  Unberufene  oon  3cit  ju  3ttt  einen  fdjclmifcbfn 
^lirf  in  ba*  Heiligtum  ber  «olf*fd)ulc  werfen,  unb  gwar  fpejieU  in  ben  L*>«: 
fang*iinterrid)t. 

Uber  ÜJIetbobe,  progreffioe*  ^ortfebreiten,  3JJelobif  unb  förjtmit,  Daftieren  ober 
lontreffcn  u.  f.  m.  will  id)  niAt  ipredjcn,  weil  id)  nur  etwa*  ju  («unften  ba  üebr» 
mittel  im  Sdjilbe  führe.  -  3*  b,abe  ba  ein  ftattlia)  faj&ne*  ^eft  auf  meinem  $ulte, 


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roelcbefl  folgcnbcn  Xitel  führt:  „50  gtoeiftimmige  Sbor*@olf eggien  oon  2ln- 
gelo  »ertafotti"  (©bition  Meters)  9lr.  2121.  3n  tfcmfelben  folt  bie  „graue  Xfceo* 
rie  neu  jum  oer|üngtcn  öeben"  ber  ^raris  aufblühen. 

oii  50  amciftimmigcn  ÜbungSftücfcn,  tocld)e  fclir  fdjöne,  melobifdje  Donretben 
barfteQen,  flnb  bie  Tanten  ber  Donjcidjen :  do,  re.  mi  u.  f.  ro.  unter  bie  einzelnen 
91oten  gefegt.  Diefe  9Jtetbobc  t>at  ben  großen  Vorteil,  baß  bie  ©djülcr  juglcid)  mit 
bem  ÜHotenlefen  aud)  bie  3nteroalle  auffaffen  olnte  langweilige  ferllärungcn  oon 
©eite  beS  ficbrerS.  Das  wenig  berühmte  „©olmificren"  ift  bo  in  ein  mnftfalifd) 
fdjöueS  ©eroanb  gefleibet.  DtcfeS  §cft  bejioecft  alfo  bie  tbeoretifebe  Bilbung  guter 
©änger,  unb  {jerabe  beSbalb  follte  e«  in  jeber  S&oltSicbulc  ben  o"  tjrcuplau  einnehmen. 
Damit  foll  nicht  gefagt  fein,  baß  man  bie  tfieberfammlung  au«  ber  Schule  oer= 
bannen  foü.  «eibe  mähren  ibre  SRechtc  nad)  bem  alten  ©runbfafcc:  „Das  eine 
t£)tni,  baS  anberc  nicht  (äffen." 

Sie  baS  SJormort  ber  erften  Auflage  fagt,  finb  bie  „©olfeggi"  in  DeutfaV 
(anb  menig  befannt,  bagcaen  in  Stalten  in  febr  oielcn  Schulen  immer  noch  gc* 
bräuchltch.  Der  2Jcuftf=  uno  ©efaugslebrer  Sngelo  sBertatotti  bat  btefe  Übungen 
febon  im  3öbre  1744  in  Bologna  berauSgegebcn,  nadjbem  er  felbft  fdjon  50  3abrc 
hinburdj  als  &hrer  beS  @regortanifd)cn  unb  beS  figurierten  ©cfangcS  thätia  gemefeu. 

Die  öOiäbriflc  Sßrarjg  beS  2Jceifter8  unb  ber  große  i'lnf Irma,  tueld)cu  baS  leiber 
bis  in  bie  neuefte  -Mit  oergeffene  DpuS  roieber  ftnbet,  ftnb  bte  befte  Gmpfeblung. 

©er  ben  „ßborwäebter-  3abrgattg  1895  abonniert  bat,  ober  roenigftenS  borgen 
lann,  möge  nachlefen,  welche  $\<k  §err  Steblc  bamit  erreicht  bat.  (Wr.  6.) 

Söäre  ich  ©üdjerbänbler,  fo  mürbe  man  fagen:  „<£r  madjt  JHeHamel"  Dem 
ift  aber  nicht  fo,  —  alfo  greift  ju,  ibr  Herren  fiebrer.  8t.,  ©rbb. 

a iicbcr  VInton  Sari,  Die  Juanen  im  fdjioeij.  (rJüidjibalc  unb  ihre  Wachlommeu 
bis  auf  bie  heutige  Seit.  Wit  oielen  in  ben  Dert  gebrueften  3Huftrationen.  3»ridj, 
Oreü  ftüßli  1895.  ©r.  8°,  433  ©.  $reiS  9  ftr.  —  ©in  fehr  tntcreffantcS  Sert 
über  baS  febr  intereffante  Dbal.  Wit  großer  ©clehrfamleit  meist  ber  ißerfaffer  bie 
3ufammengcl)örigfeit  ber  öunnett  mit  ben  Ungarn  nad).  ©inläßlid)  bcbanbelt  er 
baS  Gififdjtbal,  beffen  fird)Iidje  unb  politifdjc  ©efAichtc,  bie  >JRutibarr(  bie  Orts* 
unb  Familiennamen,  baS  bäuSlid)e  unb  öffentliche  fieben,  bie  Bauart  ber  2i$obn= 
ungeu,  bie  Opferftcine,  ©räberfunbe  unb  oerfrbiebenc  ©ebräuebe  ber  ©ififchcr  unb 
lommt  ",uiii  ätefultate,  baß  „btc  löerroanbtfcbaft  jmüdien  ^iftfebern  unb  Ungarn  nicht 
j)u  leugnen"  unb  „bau  biefcS  intereffante  löblichen  tbiitfacblidi  ein  dieft  ber  fdjmancn 
Hunnen  ift."  6ebr  anfpred)cnb  ift  bie  pietatoofle  ^ebanblung  ber  Überlieferungen 
beS  SolIeS.  2)er  löerfaffer  heftet  grok  Vertrautheit  mit  ber  cinfehlägigen  «itteratur 
unb  @prad)e,  feine  £*eobad)tung3gabe  unb  gemaubte  unb  anregenbe  ^)arfte(lung. 
X\t  SluSftattuug  be«  *ucbc3  ift  oorjüglid)  su  nennen.  «elf«,  Httter. 

Dr.  ^umüllcr^  ücbrbndj  ber  38c(tgef<&i4tc,  7.  Auflage,  in  gänjlid)  neuer  93c= 
arbeitung  oor  Dr.  <£imon  SBibmann.  I.  ieil  ©efchichte  beS  SlltcrtumS.  Jrciburg, 
.Berber,  1895.  468  @.  in  grofj  8°.  $reis  4  SK.  2)ie  febroierige  2lufgabc,  wftch  tu 
einen  fremben  Sßlatt  einjubenlen  unb  in  beffen  ®eifte  bie  Erneuerung  oorjunebmen" 
bat  ber  Bearbeiter  in  oorjüglicber  SBeife  gelöst.  w©a«  ^auB,  beffen  Umbau"  Uhu 
wbic  löerlaaSbanblung  übertrug,  bat  feine  lefcte  Erneuerung  oor  brei  3abrsebnteu 
erfabren.  9tod)  maren  bie  Wrunbmauern  unb  baS  ÖJebälle  gut ;  aber  fonft  beburfte 
baS  Webäube  mannigfad)er  ?lnberuugen."  3)ie  Umleitung  oerbreitet  fid)  über  „Be^ 
griff,  ©toff  unb  Einteilung  ber  Wefdiicbte"  im  aögememen  unb  behanbelt  im  befonbern 
bie  ©efebichte  ber  (Sbinefen  unb  3apaner  unter  S3erüclfid)tigung  ber  neueften  (fer* 
eigniffe.  Ter  I.  3lbfd)nitt:  „Tie  orientalifchen  lööller"  bcbanbelt  1.  bie  (Sbamiteu, 
2.  bie  Semiten  unb  3.  bie  3nbogermauen.  Der  It.  2lbfcbnitt  ift  ber  gried)ifd)en 
(Mcfd)id)te  gemibmet,  bie  in  5  Venoben  gegliebert  ift.  Der  III.  £>auptabfd)uitt  ne- 
hanbelt  „Tie  Börner"  unb  umfaßt  3  $erioben.  Die  ©lieberting  beS  ganzen  ^BertcS 
ift  ungemein  lidjtüoü"  unb  bie  ©ruppierung  logifd)  unb  flberficrjtlich.  HWebrcre  3lb- 
febnitte  finb  gänjlicb  umgearbeitet,  anbere  ergänzt  unb  ermeitert  unb  überall  finb 
bie  neueften  ftorfdjungen  febr  gef chteft  oermertet.  i?ln  einer  gau^ett  :)(eii)e 
oon  ©teilen  wirb  b*roorgeboben,  maS  im  iMdjte  ber  neueften  ^orfebung  als  tagen* 
haft  ober  unfieber  erfcheint.  Oft  ifl  ber  löeridjtigung  eine  größere  ©teile,  oft  nur 
eine  prägnante  SBcnbung  gemibmet  unb  fo  tritt  baS  SBert,  im  ©eiftc  beS  iöerfaffcrS 
umgearbeitet,  unter  oorjüglidjer  33ermertung  ber  neueften  (fmutgenfebaften,  in  bie 
SÖffcntUchteit  unb  uerbient  bie  märmfte  (Empfehlung.   (Sin  auSfübrlidjeS 


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Tanten  unb  ©acftrcflifter  hotten  mir  trofo  be&  etnlägli^en  ,,3nbalt«oer&eid)ni8"  unb 
ber  „3etttafel"  bod)  gemünfdjt.  3Röge  boSfelbc  ben  anbem  täuben,  beren  @rfd)einen 
auf  nädjftc*  "uiiir  ang.efünbigt  tft,  beigegeben  werben.  —  $)ie  ÄuSftattuna  be4 
ißcrfeS  tft  trofc  bc$  mäfjtgen  greife«  oorjügiid),  rote  man  e8  fid)  oon  bem  berühmten 
«erläge  gemotmt  ift.  —  $a8  ©ud)  tft  eine  präebtige  2Beif)nad)t«gabe  für  Sdjüler 
böserer  ßebjanftalten  unb  für  ade  ftrcunbe  ber  @efd)id)tc  -für. 

«atboltfdjcr  NttnDeraartcn,  ober  Üegcnbe  für  fttnber,  uon  frranj  Rattler,  S.  J. 
5.  aufläge  ftreiburg  t.  Sr.  fterber'fcbc  iUerlagfcfwnblung,  618  B.  3R.  5.  70;  ge= 
bunben  7  2)T.  9Rtt  einem  Jitelbilb  in  ftarbenbruef  unD  t>telen  §oljfdjnirten.  — 
IHn  3ugett bbud),  ba«  nid)t  genug  empfohlen  werben  tann;  e8  foute  in  feiner 
diriftlicnen  Qfamilie  fehlen  I  2Örr  ben  fttnbern  ein  fegcnSreidjeS  unb  Öeift,  §eri 
unb  SBiüen  oerebelnbeß  freftgcfd)enf  madjen  mia,  ber  greife  nad)  biefem  fatöoltfdjtn 
Stinbergarten.  „Süorte  bewegen,  iöeifpiele  reiften  bin."  $icr  bietet  ber  Öcrfaffer 
in  ber  Xfcat  iöeifpiele,  meldje  bie  ^ugcnb  für  alle*  ÖJutc  unb  (Sble  begeiftern. 
3iige  au*  bem  Sehen  frommer  ftinber  ober  ebler  ftinberfreunbe.  »ber  audj  ben 
Lehrern  unb  Mehrerin  neu  mödjten  wir  ba$  SBudj  red)t  fehv  empfehlen;  fte  fcaben 
ba  eine  Sammlung  uon  Grjät)lungcn,  mit  benen  fic  bie  Setnber  erfreuen  unb  augleid) 
erbauen  tonnen,  bie  jubem  einen  prächtigen  üBeranfd)aulid)ung«ftoff  für  ben  re= 
ligiöfen  unb  fUtlidjen  Unterridjt  bieten.  -  CHn  gute»  föealrcgtfter  crlctdjtert  ba* 
Muffudjen  beä  gewünfdtfcn  Materials  fein*.  SDiögc  ba«  ©ud)  ben  SSeg  in  redjt 
otele  Käufer  unb  fiebrerwobnungen  finben! 

Magniflcat.  12  Silber  in  ßitfjtbrucf  auS  bem  ßcben  ber  Butter  be«  fccilanbe*. 
komponiert  unb  gejeidmet  oon  3- 31  ug.  UnterSberger  hm.  in  Wmunben.  9unft- 
ucrlag  oon  iBcnjigcr  &  Gic.,  (Hnjtebeln.   ©in  prädjtigeS  fteftgefdjtnf  für  bie  tom 
mrnben  fcl.  ftefttage.   2)ic  2lu$ftattung  ift  fct)r  fdjön! 

flu*  fernen  Kanten.  2  »änbdjen,  bie  SRarienf  inber,  4.  Auflage,  86  ©eiten. 
2H.  0.60;  geb.  0.  80.  $ic  Sflaoen  be*  ©ultan»,  110  M.  0.  80;  geb.  I  W. 
iPcibc  oon  3.  ©pillmnnn.  ftreiburg  i.  ®r.,  ^erber'fdjc  HcrlagSbanblung  18;>5, 
mit  4  Jöilbern. 

iöeibe  oorliegenben,  wie  überbaupt  alle  Sanbdjcn  biefer  oortreffüdjeu  Sammlung 
oon  (*r*af)lungcn  unfere«  2anb3manne8  aeidmen  ftdj  bnrd)  ben  cblen,  ftttlidV 
religiösen  Webalt  unb  bie  fdjöne,  anjicbenbc  Spradie  au»  unb  eignen  ftd)  oonüglid» 
ju  fteftgcfdjenfcn  für  Stnabcn  unb  ^abdjen.  Sie  ftub  ooraüglid)  ausgestattet. 


Sctilusswort  und  Emprehlunp;  zum  neuen  Abonnement! 

Mit  dieser  Nummer  schliesst  der  zweite  Jahrgang  der  Pädago- 
gischen Blätter  und  zugleich  meine  Thätigkeit  als  Hauptredaktor 
derselben.  Mit  innerm  Widerstreben  trete  ich  von  derselben  zurück, 
denn  sie  ist  mir  lieb  geworden  und  ich  sah  in  ihr  ein  Mittel,  um  zur 
Hebung  des  Schulwesens  und  des  Lehrerstandes  in  der  katholischen 
Schweiz  ein  bescheidenes  Scherflein  beitragen  zu  können.  Meine 
angegriffene  Gesundheit  zwingt  mich  jedoch  zu  diesem  Schritte.  Will 
ich  meiner  beruflichen  Stellung  noch  länger  vorstehen,  dann  rauss 
ich  mich  —  wenigstens  für  einige  Zeit  —  möglichst  zu  entlasten 
suchen.  Wenn  ich  jedoch  die  Hauptredaktion  niederlege,  so  verbleibe 
ich  immerhin  im  Redaktionskomitee  und  werde  auch  in  Zukunft  den 
Pädag.  Blätter  meine  Feder  weihen  und  gerne  mein  Möglichstes  zur 
Hebung  und  Verbreitung  derselben  beitragen. 

Die  Pädag.  Blätter  sind  vorab  das  Organ  des  Vereins  katho- 
lischer Lehrer  und  Schulmänner  der  Schweiz.  Ks  ist  daher  vor  allem 
Pflicht  der  Vereinsmitglieder,  dasselbe  kräftigst  zu  unterstützen  und 
zwar  sowohl  durch  Abonnement,  als  durch  recht  fleissige  Bedienung 


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mit  Aufsätzen  und  Einsendungen  kleineren  Inhaltes,  ebenso  durch 
Empfehlung  derselben  bei  Kollegen,  Schulfreunden  etc.  und  in  der 
Presse.  Es  sind  die  Pädag.  Blätter  in  der  Schweiz  noch  viel  zu  wenig 
bekannt,  es  giebt  sogar  noch  viele  kathol.  Lehrer,  die  von  deren 
Existenz  nichts  zu  wissen  scheinen.  Suchen  wir  denselben  viele  Freunde 
und  Gönner  zu  gewinnen,  einen  immer  grössern  Leserkreis  zu  ver- 
schaffen. 

Es  ist  zwar  wahr,  dass  die  Zahl  der  Leser  von  Jahr  zu  Jahr 
gestiegen  ist,  aber  sie  dürfte  im  Verhältnis  der  Zahl  der  kath.  Lehrer, 
Geistlichen  und  Schulfreunde  überhaupt  noch  bedeutend  grösser  sein. 
Wir  haben  alle  Neujahre  grosse  Anstrengungen  gemacht ,  um  neue 
Abonnenten  zu  gewinnen.  Aber  ich  muss  bemerken,  dass  mich  die 
grosse  Zahl  der  „Refüse"  vom  letzten  Neujahr  recht  entmutigte, 
besonders  da  gar  viele  von  Personen  kamen,  die  finanziell  ganz  gut 
in  der  Lage  waren,  das  kleine  Opfer  zu  bringen.  Ich  bin  der  An- 
sicht, dass  es  keinen  kathol.  Lehrer,  keinen  Geistlichen  und  keinen 
kathol.  Schulmann  geben  sollte,  der  nicht  Abonnent  der  Päd.  ßl. 
wäre!  Sie  sind  das  einzige  kathol.  Erziehungsblatt  der  deutschen 
Schweiz ,  und  jedem ,  der  ein  Herz  für  Schule  und  Erziehung  hat, 
sollte  es  daran  liegen,  dass  dasselbe  seiner  Aufgabe  möglichst  gerecht 
werden  kann.  Es  wird  aber  um  so  mehr  allen  Anforderungen  ent- 
sprechen können,  je  reichere  Unterstütznng  es  findet.  Es  liegt  daher 
im  Interesse  aller,  die  für  katholische  Erziehung  in  Schule  und  Haus 
eintreten,  dass  das  Organ,  welches  die  Grundsätze  katholischer  Pä- 
dagogik aufrecht  hält  und  verteidigt,  eine  möglichst  grosse  Verbrei- 
tung finde;  denn  dadurch  wächst  sein  Einfluss  und  seine  Macht.  Es 
dürften  daher  die  Päd.  Blätter  auch  Eingang  in  die  gebildeten  ka- 
tholischen Familien  finden,  damit  sie  auch  da  Gutes  wirken  und  über 
die  wichtigen  Tagesfragen  auf  dem  Gebiete  der  Erziehung  und  des 
Unterrichtes  orientieren.  Wenn  alle  interessierten  Kreise  das  ihrige 
zur  Hebung  des  Blattes  thun,  wird  dasselbe  einer  schönen  Zukunft 
entgegengehen.  Wir  ersuchen  daher  unsere  Leser  dringendst,  der 
neuen  Redaktion  möglichst  viele  Adressen  von  solchen  Personen  zu- 
zusenden, die  geneigt  sein  könnten,  auf  die  Pädag.  Blätter  zu  abon- 
nieren. 

Es  war  nicht  nur  mein  Streben ,  den  Päd.  Blättern  einen  mög- 
lichst grossen  Leserkreis  zuzuwenden,  sondern  es  lag  mir  ebenso  sehr 
daran ,  dieselben  auch  dem  Inhalte  nach  möglichst  zu  heben.  Ich 
bedaure  in  dieser  Beziehung  nur,  dass  ich  nicht  über  mehr  Zeit 
verfügen  konnte.  Aber  ich  glaube  gethan  zu  haben,  was  ich  bei 
nieinen  vielen  Berufspflichten  thun  konnte,  widmete  ich  ihnen  doch  alle 
meine  freien  Augenblicke.  Besonders  war  es  mein  Bestreben ,  den 
Blättern  einen  populär-wissenschaftlichen  Charakter  und  ruhig-sach- 
lichen Ton  zu  geben,  indem  ich  der  Ueberzeugung  bin,  dass  die 
Polemik  selten  Bekehrungen  aufzuweisen  hat,  aber  um  so  mehr  Ver- 
bitterung und  Unzufriedenheit  erzeugt.  Eine  ruhige  sachliche  Be- 
sprechung in  nobler  Sprache  muss  auch  der  Gegner  achten.  Daher 


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habe  ich  mancher  Korrespondenz  die  Spitze  gebrochen  nnd  maochen 
Satz  da  und  dort  mir  zu  ändern  erlaubt,  und  ich  bin  überzeugt, 
dass  die  betreffenden  Arbeiten  dadurch  mehr  genützt  haben ,  als 
wenn  ich  sie  unverändert  verwendet  hätte.  Dass  diese  ruhige  Hal- 
tung dem  Blatt  bei  Freund  unb  Gegner  Ansehen  erworben,  ist  mir 
vielfach,  mündlich  und  schriftlich,  bezeugt  worden.  Wohl  hat  es 
unter  den  Freunden  hin  und  wieder  einen  gegeben,  dem  die  Blätter 
deswegen  nicht  „schneidig  genug"  erschienen,  der  sie  nur  als  „halb 
konservativ"  betrachtete,  oder  dem  sie  „in  ihrer  Haltung  nicht  ge- 
fielen", —  aber  wer  das  grosse  Ganze,  die  Zukunft  der  Blätter  und 
des  Vereins,  die. Hauptsache  und  nicht  die  Nebensache  ins  Auge  fasste, 
der  war  wohl  mit  der  bisherigen  Redaktionsleitung  einverstanden. 
Ich  weiss,  dass  die  Blätter  auch  im  Auslände  in  hoher  Achtung  stehen, 
und  bin  überzeugt,  dass,  wenn  die  neue  Redaktion,  woran  ich  nicht 
zweifle,  auf  den  bisherigen  Bahnen  fort  arbeitet,  der  guten  Suche  am 
meisten  und  besten  gedient  ist  und  die  Päd.  Blätter  von  Jahr  zu  Jahr 
an  Ansehen  und  Ausbreitung  gewinnen  und  dadurch  immer  kräftiger 
zur  Hebung  der  christl.  Erziehung  in  Schule  und  Haus  und  des  Lehrer- 
standes beitragen  können,  —  das  ist  ja  ihr  heiliger  Beruf,  ihre  schöne 
und  grosse  Aufgabe!  — 

Es  erübrigt  mir  noch,  meinen  werten  Mitarbeitern  den  herzlich- 
sten Dank  auszusprechen,  sowohl  denen,  die  durch  Einsendung  wis- 
senschaftlicher Arbeiten,  als  denen,  die  durch  schnelle  und  gründliche 
Berichterstattung  über  Konferenzen  und  Schulereignisse  etc.  die  Blätter 
bedienten :  sie  tragen  das  grösste  Verdienst  an  der  Hebung  und  Ver- 
breitung derselben.  Es  gab  Artikel,  die  auch  in  ansserschweizerischen 
Kreisen  bestens  beachtet  wurden.  Mögen  die  verehrten  Mitarbeiter 
auch  der  neuen  Redaktion  treu  bleiben !  —  Besondern  Dank  schulde 
ich  auch  noch  dem  bisherigen  Verleger  und  Drucker,  der  durch  die 
schöne  Ausstattung  der  Blätter  und  durch  die  freundliche  Bedienung, 
die  stets  alle  meine  Wünsche  erfüllte,  selbst  wenn  sie  doppelte 
Mühe  verursachten,  ein  nicht  geringes  Verdienst  an  dem  Gelingen 
des  Werkes  hat.  Möge  der  neue  Verleger  dem  neuen  Redaktor  ebenso 
freundlich  entgegenkommen,  wie  der  bisherige  ex  mir  gegenüber  that. 

Und  nun  segne  euch  Gott,  ihr  lieben  „Blätter"!  Für  eure 
Zukunft  fürchte  ich  nichts;  denn  im  Schatten  des  Heiligtums  Märiens, 
der  1.  Gottesmutter,  das  die  würdigen  Söhne  des  heil.  Benedikt  so 
sorgsam  hüten  und  pflegen,  kann  euch  nichts  abgehen,  was  zu  eurer 
kräftigen  Entwicklung  notwendig  und  nützlich  ist.  Gottes  reichsten 
Segen  möge  auch  dein  neuen  Redaktor,  Herrn  Clemens  Frei, 
Sekundarlehrer  in  Einsiedeln,  zu  teil  werden,  damit  er  mit 
Mut  und  Kraft  dem  ebenso  wichtigen  als  schweren  Berufe  obliegen 
und  rocht  viele  freudige  Erfolge  verzeichnen  kann.  — 


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9U6  föniftlicben  llcbunnrn. 


ei)  fliegen  ftlügel  (fite . . .  $Ifi . . .)  nad)  allen  §iuttnel8gegenben. 
Von  einem  ©emitter  überrafdjt  wirb,  ber  blt&e  unb  bonnere. 
rUnfer  ffnedjt  ift  fleifdng  (flei&ig). 

6.  Unfer  $a!8  ift  nafdjbaft.  (UnfeT  §  . . .  ift  n  . , .) 

7.  2>ie  ÜRagb  jagte  bie  ^iege  jum  §au8befen  t)inau«  (mit  bem  ibefen  jum 
$>au»  rjtnau8.) 

8.  £>ie  Siege  (jat  einen  langen  Seaman}.  ®r  wirb  feljr  jähzornig. 

9.  DaS  $uftn  bat  auf  bem  ftopf  eine  tfanne. 

10.  $a$  §ufm  b>t  auf  bem  ftopf  einen  roten  Rammen. 


Vergebend  werben  ungebunbene  @eifter 
9ladj  ber  öollenbung  reiner  Jpölje  ftreben. 
iüer  Grones  will,  mufj  fid)  äufammenraffen. 
3n  ber  »efdjränfung  jrigt  fid)  erft  ber  3Reifter, 
Unb  baB  (Sefefc  nur  tann  bte  7yvcir>ett  geben!  ostte. 

l£in  froher  SBitte  lebt  in  meinem  üölut, 
od)  renne  gang  ben  SBert  oon  beinen  ©aben! 
ftür  anbre  mäd)8t  in  mir  ba8  eble  (Mut, 


2öegen  frerfteUung  be§  3nb,alt*üerjeid)niffeö  mu&te  bie  SBerfenbung  biefer 
Kummer  etwa«  oerfdjoben  werben. 

Ch.  L.  in  K.  23erlcgt,  aber  wteber  gefunben.  J.  R.  in  R.  —  J.  A.  Ü.  in  J. 
—  Seh.  in  R.  —  A.  C.  in  Fr.  —  M.  Fr.  Gr.  in  A.  —  J.  H.  8p.  in  H.  —  J.  8. 
in  Kn..  —  0.  N.  in  N.  —  A.  8p.  in  T.  —  A.D.  —  A.  0.  in  Z.  —  A.  D.  in  Tr.  — 
C.  L.  in  R.  —  M.  in  ß.  —  Öeften  $anl  für  obre  werten  Arbeiten,  Diefelben 
ftnb  ber  neuen  tfbeioHebaf tton,  ©ef  unbarlcbrer  ejrei  in  (Sinfiebeln, 
flt.  ©d)iui)j,  überfanbt  worbeu,  ber  fie  gelegentlich,  uermerten  wirb,  Hn  ihn 
fiub  in  ^ufunft  alle  ÜJlanu8fripte  ju  fenben.  —  (fcrfucbe  biejenigen  ©lätter,  mit 
benen  bie  unfrigen  im  Xaufdwcrfenr  waren,  bcitfelben  iortjufefren;  fie  muffen  aber 
üon  9ccuiar)r  an  an  bie  neue  ftebaftion  in  (£uifiebeln  gefaubt  werben.  S3on  bort 
aus  werben  ibnen  aud)  bie  unfrigen  regclmä&ifl  jugefanbt  werben.  —  2)ru<f  unb 
Verlag  ber  $äb.  SM.  beforgt  in  3"f""fr  (Sbcrle  &  Wicfcnb  ad)  in  tfinftebeln. 
Die  ÜUeubeitcöungcn  ftnb  alfo  bort  ju  machen.  — 


'Barum  fudjt'  idj  ben  2Beg  fo  feb,nfud)t8ooH, 
SBcnn  ich  itju  nidjt  ben  ©rübern  feigen  foll?  «etb«. 


*trifffnfrrn  bfr  Wffcnftton. 


|tt  ftvatt. 


$ie  Sudjbnitfcrci  üon  %  m.  81r 


empfiehlt  fid)  jur  Slu8fü&rung  1 

prueßarßetfen  ade-» 


unter  3"fi*"ung  prompter  unb  biP 


oh  ber  rrbrcibmnterialicn^anbluna.  bafelbft  ba' 
V9p,  5ajrctb=,  3fißncns     ^atlpapicrcn,  oor 
Mrfdjäft*  unb  Wolijbiidicrn,  HlbumS,  Mortem- 
unb  5d)ultunicrtalien,  Gratulation^'  unb  7 


Gcbctbö' 


55efttton  Bttcj 

M  herein*  fa!^olifrf)cr  £c!jrer  imi)  S^ulnmniicr  Der 

•2U'r  l  u  m  m  lu  n  4 

^omierftafl,  ben  26.  Sejcmbcr  IS*)",,  uarfimittaflS  2  !l!,r  im  vmpjH 

1.  Xbrrragc  »)  ttöer  .Ecfju.gugicine,  b)  ftbcT  ben  Unterridjt  in  her  ^dnoe 
geoflrGpQic  an  $ug«tfd)cii  Scfunbarfcf)ü.e.\. 

2.  «eratung  Aber  tfeftalojaifeier. 

3.  «Ilf'.aittc  Anträge. 
3ablr:icf>c*  Grfdjeinen  erroartet.   SÄud)  S.idjimitglieber  finb  freunbltA 

gelaben. 


in 


3m  S3erlag  Smciftl  4  m ber  in  St  Watten  erfreuen 

|mv  ^ertaro3^ifctcr  12.  §anuar  .1896. 

ZdlUlcantatC  entpaltenb  2  DeflaT^ttwitn,  2  Sbörc  unb  2  valfci 
Webidji  oon  3-  Äuoni,  compouier*  oii  Öufta"  iBalbamert. 
$a#  ©er!  ift  {tpr  leidjt  unb  in  jrber  Sdjule  au*"übj:bar  mit  ober  ohne 
•qlrituna,  Partitur  3  $r.  35,  stimm«,  nirb  $eflatna:ioi.  je  20  Wttop 
i  ©«luflen  poljcu  inV' 
r  ^cftalov;t:A-ficr:  i'.nnnerituu,  (Bebtet  uou  3np 
>nieit  uon  ©pttfrieb  Engerer.   2Bi:fi.ng$i>oll  unb  oolf«tümliii.  - 
ÜHappen. 

(£infid)ti?(ent)unricn  fteben  ju  Ttenften. 


.  P'iulli'ß  hfltlj.  ItlDiiiitBl'djiirtrii.  *  1,^ 


Sir  fdjönfW  mit)  h'UtgRe  .v..|UjrH(  f.  b.  faitf. 

|UuRr.  f  nmlUrnblfttt  um  btr  «« 
„Prv  -£)ni.*f*r cM»tfc" 
unb  „für  fWtftttl*  Ott'  l» 
SfrltVy      monall.  6c|ltn  &  40 


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