ici^crifdicii fntliol. C^r^icfiiiutv^ucrciue.
Inritrr ia t) r 9 a n ri*
10. ,v>cft.
in ftarf je ben I. unb 15, eine» jeben Monat«.)
3ug,
mb tfjpebition üoh 3 3W- iöluufcf>i.
1895.
Pädagogische Blätter
Verein katholischer Lehrer und Schulmänner,
Schweiz, Schweizerische katholische Erziehungsvereins
Google
* „^»eij. Orr$ie$ungefreunbeS" unb ber „tpäbttgög. ölonateff rift".
unb be* ff meiüeriff en fattjol. (£r$ie^ung4*ereiu£.
«lug, 1. Januar 1895. J£ L
2. Jahrgang.
91 ebaf tionSl ommiffton :
t« erainarbirtftorrn: J. I *un|, t>tfct ir4, üujtrn ; S^umqartntT, ^ug; tic hc$n\ $<rrn: f>r. .irltol.
fwf.. Qbur ; See »raj. ?|arttt, *«ra, tt. et. «adra unb $ert teurer »Ml In «tftfdb, Ort.
' " n i f n bu n Ä f n Rnt an £emtnarbtr«fUr 8 a u m 8 a r t n e t jn riebt««.
Abonnement:
l^Uba wtiitUd) 2 mal Je ben 1. unb 15. b«f Wonati unb roftet I5bi(l<a fot »ctetnimltaUcbtt 4 %t.\
■* ^aatlfantitattn 3 St.; für XitfthnitaUcDtr 5 gr. P t f( c l ( u n g c n bdm ScrlCflCT: 3. W.
^"t»l, »u^bruder, 3u«. — 3nferaU »<tbcn btt $«llt»«iU mit 10 St». baeAtut.
Rottes reichen £egen gum neuen §a$tr!
TOit biefem ©rufee beginnen bie Sßäbag. Rätter i&ren jtwiten 3ar)rgang!
fr gilt bor allein iljren roerten fiefern, ftreunben nnb Mitarbeitern ; er gilt
&r auf ber guten ©af e, ber ju bienen fte fif jur $flif t gemalt Ijaben,
P Injtefyiint] unb SBilbung unferer Ib. 3ugenb für ©ott unb 93aterlanb.
Pir fönnen e§ und nif t Derljeljfen, bau bie f riftlife (Srjiefjung mit großen
linbernifjeu $u fämpfen r)at. $er ©eifl beS Nationalismus unb beS Döfligen
kglnubenS greift immer meljr um fif unb fierft afle SSerljäftniffe beS
(rntüfen fiebenS, ja teilroeife felbft beS fjäuSlifen CebenS an. Die
itmefle 3{itrif *ung, ofren paffte ©üter ©elb unb @ut, SBequemlif feit
Vergnügen, ©enufc unb ©f raufenlofigfeit naf aQen Stiftungen finb,
|prrfdt)t große unb einflußreif e Greife beS fokalen ÖebenS. Ta bürfen
pr feine Opfer unb feine *0lür)e freuen, um bie friftlife 3ugenb gegen
fcje unfjeilDoOen ßinflüffe 5 1 1 ff üfcen unb müffen baljer bie ©runbfäjw ber
WMfen @rjie!)ung hofhalten unb flberafl mannhaft für fie einfielen.
t«4 ober unfern ©tanb nof ff roieriger maf t, ba§ ift ber traurige Umftanb,
Kl geroiffe Stiftungen beS politiffen ßebenS jielberoufet barauf ausgeben,
■1 friftlifen ©eift aus ben öffentlichen Sfulen unb Dem öffentlichen
fckn überhaupt immer nufr ju Derbrängen. 3»bife^e unb 3toilbeerbigung
kfcffl fie bereits errungen ; bie 3iDil|"f nie ift nun iljr näf fteS 3iel. 3ebe
Äuftfion fofl aus ber öffentlichen drjieljung oerbannt merben, eine fon-
ober «flerroeltSreligiou in biefelbe eiujieljen. 5)a5 ifi einer it)rec
4
■
f ■ :
P>, i
Digitized by Google
- 2 -
^rogrammpunfte. Mudj in biefer folgenftfmeren ©djulfrage muffen bie
^ßäbag. SBlätter ©teflung. nehmen ; biefe ift ifmen oorgejeic&net in bfn Orunb»
Prinzipien ber fatf)olifd)en ^äbagogif. Die (onfeffionelle S^ule ift unfer
3beal; in if)r aflein erbliden mir bie ©emäbj unb JBürgfajaft für bie 6r-
Haltung ber dniftlia>n 9Migion unb baburd) ber rf)riftli#en ©eftttung unb
$ilbung in unferm Ib. Eaterlanbe. Die fonfeffion§tofe ©a)ule betrauten
mir al5 ein Unglürf für bie flinber unb bie ©dmle, für bie Familien unb
ben ©taat, meil fie baS religiöfe Ceben Derfla^t unb üerfümmert unb ben
religiöfen 3nbifferenti§mu8 pflegt, ber gemöljnlid) mit bem Sfcrmerfen jeber
^Religion, mit bem üöfligen Unglauben eubet. Darauf entftefyen 33errofjung ber
3ugenb unb beS SSolfeö; bie Regierten unb ßeibenfdjaften Ijaben (einen
Damm meljr, ber fie jurücfljält, unb bredjen ftürmifa} (jeroor, ba8 Softer
mirb immer freier unb aQgemeiner, unb um baS ®lüd unb ben ^rieben,
bie SQBoljtfatjrt Don ftamilie, ©emeinbe unb Staat ift e3 gefdfoeljen. ©oldje
f$rüd)tf jeitigt bie tonfeffion§lofe ©d)iile überaü, mo fie eingeführt roorben.
Wegen fi* müffen mir baljer einen energi)c$en Jlampf führen. 3"bem mir bie*
tfmn, arbeiten mir am Söoljle unfereS 93olfe§ unb SanbeS unb ermatten mir
iljm feinen $rifili$en ßtjarafter. — 9fod) naa) einer anbem SBejiefyung
ift bie ©a)ulfrage eine brennenbe gemorben. 53iele ©dmlfreife ftreben nach
ßentralifation im ©cfcutmefen unb fef>eit in einer 53unbe§fduile ober ©dnoei«
jerifctyen SJollSfdmle it>r 3beal. (53 ju Dermirflia>n, arbeiten fie feit Sauren,
unb eS läßt fi<h nid)t leugnen, bafc ber Sntfa>ib Dom 4. 9toD. Derfl. 3- iljuen
neue Hoffnung für baS ©elingen beSfelben gegeben Ijat. Wud) nad) biefer
©eite ber ©a>ilfrage müffen bie $äb.r33l. ©teOung nehmen, ©ie merben
fic^ aud) in biefer ftrage bon ©runbföfcen leiten laffeu, bie baS 2BobJ unb
bie (Spaltung ber a)rifilid)en ©dmle am fräftigften förbern. Wad) $unbe$:
gefefc gehört bie ©dmle ben Kantonen unb e§ mirb niemanb leugnen fönnen,
bafe fie am beften im ftanbe finb, ba§ ©dmlmefen ben inbiDibueflen 93er*
t)ä(tniffen gemäß auSjugeftalten unb ju förbem, fofem fie it>re bieSbejüglicfc
große unb heilige Aufgabe erfüllen. Dic§ fn'nbert aber nic^t, baß bie fan*
tonalen (SrjieljungSbeljörben einauber näher treten unb nad) Derfchiebeneu
Mißlungen r)iit ju gemeinfamen Vorgehen fict> bie ftaub reichen. 3m ©egen»
teil mürbe barauS ein großer ©eminn für bie ©dmle ermartjfen. Die fatljol.
ßontone j. JB. tonnten fict> ganj leid)t auf gemeiniame Lehrmittel Oereinigen,
moburch e§ möglich mürbe, biefelben fel>r billig ben Schulen abzugeben, ßbenfaj
liefje fid) mehr Einheit bezüglich Sdmlorgonifation unb ßefyrerbilbumi
erreichen, ©ei ber heutigen Semeguug be§ 5$olte§, fpejiefl ber arbeitendem
klaffen, märe eine foldje gegenfeitige Herftänbiguug oon großem Vorteil null
mürbe manage Übelftänbe f)eben. 9iaft} biefer ©eite t)tu Anregung ju gebenJ
ift befonber^ nud) eine feböne Aufgabe uufere^ SJereinSlebenS, ber ja |eimrl
Digitized by Google
- 3 -
Wofür nod) auf interfantonalem 33oben ftef)t unb in bem fif barjer bie
^börben, Ö^ret unb ©fulfreunbe ber öerff iebenen Äantone jum gemein«
jamen SBirfeu bie #anb reiben.
Unb wie DieleS bleibt ju ttmn auf bem ©ebiete ber 3ugenberjiel)ung
aufeerljalb ber ©fule? 3Bie roiftig ift bie ^ugenbleftüre ? 2öie mistig bie
leiblif e entroicflung ber 3«g*nb, roie bebeutungSoofl bie IjäuSlif e (Srjieljung, bie
Weitung be* Familienlebens, beS 33erl)ältuiffe8 t»on £au$ unb ©fule, flirf e
unb Schule unb wie folgenff roer bie reiigiöje unb intefleftuefle ftortbilbung ber
Sefrer, bie SBerbefferung itjrer finanziellen ©tellung! - 2öelf ein reifes ©ebiet
ber Arbeit eröffnet fif ba ben $äb. 331. ! ©ie merben naf allen Stiftungen
Ijin bie Wugen offen unb für alles ein marmeS unb opferroitlige« |)erj Ijaben,
roaS jum SBo^le ber Grjieljung im allgemeinen, ber ©fule unb beS Seljrer»
itonbeS inSbefonbere gereift, ©ie boffen aber bei il>rer Arbeit auf fräftige
llnterjtüjumg bon Seite iljrer ©efinnungSgenoffen foroofy burf jaljlreif e§
Abonnieren als burf ßinfenben t>on roiffenff aftlif en Arbeiten ober mefn-
lofalen 9laf rif ten. WDeS, roaS unferm gemeinfamen Q\tU frommt, unb roenn
f§ auf nur einige menige 3*iIe" wären, furje ^otijen auS bem ©f ufleben
ober ber Seitüre je. ift roiOfommen.
©o mögen benn bie ?ßäb. $1. mieber mutig fnnauS ger)en unb allüberall
im Ib. 33ater(anbe anflopfen, iljre ©f ritte fetbft ju guten ^freunben im
flusianbe (enfen unb aOfeitig gut aufgenommen merben! Dafür merben
jie if>rer Aufgabe allfeitig geroiffenljaft naf jufommen unb bie ßefer fo gut
all möglif ju bef riebigen fif bemühen. Wöge ©otteS ©egen fie begleiten
unb ifjnen Reifen, ifjre roiftige Aufgabe treu ju erfüllen! Wit ©ott unb
für ©ott jum 53eften ber lieben 3ugenb unb ber 3 u ' 11 n f * unfereS
lieben SJaterlanbeS, fei it)r fiofungSmort! H. B.
JHe formafen Stufen fo* 3lnferrid)tt0.
(H. B.)
Die Wet&obe ift ameifelloS eines ber mif tigften, meil mirifamften, innern
Wittel beS Unterrif teS. Die Seiten finb gottlob borbei, melfe ofme mettjo-
oijfe Durf bilbung beS ße&rerS in ber ©fule auSfommen $u fönnen meinten,
aber auf jene, melfe bie Wett)obe als ba§ 3^ unb ^»oe ötler ©f ul=
i^tigfeit rjinfteHten unb aüen ßrnfteS naf einer objeftiuen Wetfjobe fuf ten,
bie ber ßet)rer fif nur anzueignen brauste, um ein oollfoinmener Selker
ui fein. Die 3öa^eit liegt auf ba in ber Witte unb ift in bem ©afce
ßuSgefprofen: „Die Wetfjobe ift ein Wittel; ba§ Wittel aber mufj
bem 3roede bienen." 6iu Öeljrer ot)ue Wetljobe, ber nur ber augenblicflifen
1'oune. bem Einfall folgt; ber ben ganzen Verlauf be§ Unterrif teS bem 3"fau<
überlast, ber ba meint, auf bie Wetljobe fomme eS nift an, ober: jeber
Digitized by Google
ift ftch felbft Wetfjobe, — fjanbelt ebenfo unpäbagogifch nl§ ber anbere Öftrer,
ber bie *Dcethobe wie eine Schablone gebraust unb fie auf öden Unterrichte
ftoff in gleitet Seife anwenbet, ob fte paffe ober nicht. Die 3Retl>obc ift
freiließ auch bura) bie ^krfönlichfeit beS ÖehrerS mitbebingt, ebenfo burdj bie
inbibibuellen 33erhältnif[e ber Schule unb burch ben eigenartigen (Sfjarafter
beS UnterrichtSftoffeS ; am ftärfften unb entfdjiebenften aber ift fie beeinflußt
burch baS Seelenleben be§ JlinbeS. Die pfochologifchen <8efi<htSpunfte finb
bei ber ftrage, wie ber UnterrichtSfloff ben ftinbern mitgeteilt werben mttffe,
inaBgebenb. Diefe Sahrheit in ein befonbereS 2id)t gefegt ju fyiUn, if» un«
beftritten ein 5*erbienfi ber 4>erbart-3i Herfen 9ciajtung in ber ^übagogif.
DieS geWa^borjügHa^bur^ bie fiefcrebon benformalen Stufen beS Unter-
richtes. Das Sefen biefer ßehre ift nia>t neu; fa>n bie alte Schule
beobachtete Tie in ber $rajiS. ©a>n ArifloteleS betonte ben ©a&: Der 2Öeg
jur SrfenntniS geht burch bie Sinne, unb ber hl- %f)oma$ Don Aquin führte
baS ^rinjip beS weitem aus (Siet)e Art. Wr. 22, St. 705). (SomeniuS unb
Selbiger beobachteten bie gleiten ©runbfä&e unb betonten bie Anfchauung,
ebenfo ^eftalojji unb feine ganje Schule. Senn biefe Sßäbagogen öom
93or$eigen beS ©egenftanbeS, Don $efprechung, ßinprägung unb 33ermenbung be*
UnterrichtSftoffeS fpredjen, fo gehen fi* im großen ©anjen ben gleiten 5Beg,
ben uns bie formalen Stufen bor^eidtjnen. Diefe bilben Daher in ber %t}a\
ben jenigen $eil ber 3ifl*tfo)en UnterrichtSmethobif, melier „in ben ^errfa^enben
CehrDerfahren am meiften AnfnüpfungSpunftc finbet." $rofjbem aber lotjnt
e$ ftch ber TOtihe, biefetben einer eingehenben ©tubie $u unterwerfen; benn
fte werfen fo Diel 8i$t auf ben pfoa)ifa)en ©ang beS ÖernprojeffeS, auf bie
^ätigfeit ber Seele beim (Srfaffen beS UnterrichtSftoffeS, baß bereu Kenntnis
jebe ßehrttjätigfeit neu befruchten wirb unb baljer ber Schule ben größten
Wufcen bietet. Sir folgen in unferer $efpredjung ber bereits früher an«
gezeigten Schrift : bie formalen ©tufen beS Unterrichtes, Don ©eminarbireftor
Dr. 2h- Siget, werben uns aber in ber Ausführung jiemlich frei bewegen.
I.
Sßor allem ein 2öort über ben Warnen : formale ©tufen. tiefer Warne
fommt ihnen ju, roeil Tie auf feinen beftiinmten UnterrichtSftoff SRücf ficht nehmen,
im ©egenteil bei jebem ©toff in Sejug auf bie Art ber Darbietung beSfelben
angewenbet werben fönnen. ©ie betreffen nur bie ftorm ber Darbietung
beS Stoffes, nicht ben 3nholt; Doch wäre eS anberfeitS burchauS irrig, fie
als etwas nur äußerliches, rein formelles aufjufaffen, als eine gorm, bie,
wenn fie ihre Abficht erfüllt i)a\, in Stüde jerfchlagen werben bürfte, wie
bie ^oriu beim ©locfenguffe. So äußerlich ober formell fie ben einzelnen
UnterrichtSftoffen gegenüber fich oerhält, fo innerlich unb wefentlich ift fie
Digitized by Google
in Vegug auf baS Auffaffen beS jeweiligen Unterrtcf)t$ftoffe8 ober baS Seinen,
weil fie fich gang an bi< Pfo<W<S*n ©efejje anfchliejjt, welche jebem 8ernen
ju ©runbe liegen. 3eber Unterricht wirb baljer, berou&t ober unbewufet ben
©ang ber formalen Stufen gehen müffen, wenn er pföctjologifch fein will.
$agu gwingt ihn baS Seelenleben beS &inbeS. Die formalen Stufen beS
Unterrichtes ftnb pfbchtfche Stufen unb batjer imtiefjten Innern beS ÄinbeS
begränbet. tiefer 92ame märe baljer bem erftern unbebingt borgugieljen, ba
jener leicht gu falfct)en Auffaffungen führen fönnte. Überhaupt fajeint und
bie #erbart=3iu«f4K Sct)ule in ber Wamengebung nict)t gtücflirf) geraefen gu
jein; ba* ift auch ein ©runb, ba& mana> an unb für fich redt)t gute $been
fia) nid)t recht einbürgern rooflen.
3ebe gielbemujjte Arbeit, alfo auch jeber gielbewujjte Unterricht bebarf einer
(orgfältigen Vorbereitung. @S mufe alle« Material gehörig gubereitet fein,
bejfen man fia) bei ber Durchführung bebienen mujj. 2Ber ohne Vorbereitung
an bie Arbeit geht, bem mangelt bei ber Ausführung balb bieS, balb jenes,
er ftofct ba unb bort auf unüort)ergefehene unb unerwartete Schmierigfeiten, gu
beren ßöfung ihm bielfach bie geeigneten Wittel fehlen, er arbeitet eben auf
ßfratetoohl hin, überlögt fich bem 3ufaD\ 53ei »eniger bebeutenben Arbeiten
mag man baS entfd)ulbigen, obmohl eS auch ba nicht weife unb flug ift;
bei wichtigen unb bebeutungSboflen Arbeiten aber ben ©ang unb Erfolg
berfelben bem 3«föÜ überlaffen, ift ein fy'xtyn grofeer Unbernunft unb ©e-
miffenlofigfeit. Das gilt gang befonberS oon ben ergiehenben ^hätigfeiten,
too eS fich um bie Vilbung bon unfterblichen Seeleu hanbelt. Daher bie
gebietertfct)e ftorberung ber ^äbagogif an bie unterridjtenbe ^erfönlid)feit :
Bereite bi<h auf jebe UnterrichtSftunbe fomofjl bezüglich Stoff als
Wethobc auf's gewiffenhaftefte oor. 9cur fo tann ber Unterricht mit
Erfolg gefrönt fein.
91 ber biefe Vorbereitung t)at eine anbere gur notwenbigen Vorau§fefcung.
Der Sfr)rer mufj genau wijfen, was er in jebem ^ach unb in jeber Unterrichte
fiunbe ben Äinbern geben ober bermitteln will. (5S mujj infolge bejfen batjer
baS gange 3ahreSpenfum eines jeben gacheS auf bie einzelnen ßeftionen berteilt
wrben; baS i(t bie ©lieberung beS UnterrichtSftoffeS auf bie ÜRonate, Bochen
unb $age beS Schuljahres. Dabura) entfteht ber StoffoerteiliingS« ober
Stufenplan, auch ßeftionSplan geheigen. (5r ift ber ©runbrijj für Das
geijhge ©ebäube, baS ber gehrer im Saufe beS Schuljahres aufrichten fod.
Da iß feine gange Arbeit unb Aufgabe borgegeichnet, unb ein berufstreuer
frtjter wirb fich biejer 9Rüt)e nicht entziehen, fonbern mit Sifer fie boflgiehen,
weil eS ihm eben baran liegt, fein 3«! gu erreichen. Vebor man ein ©ebäube
(unb roär'S auch nur eine #ütte) errichten lägt, berlangt man Pom Vaumeijter
ynauen $lan, gut orientierenbe 3etcfniung. BaS würbe man bon einem
- 6 -
SBaumeifler fagen, bcr ohne $lan unb Berechnung, ohne Detaillierten ©runbrifc au
bie Aufführung eines ©ebäubeS ginge? $räfe ihn nicht Der Vorwurf beS
Seit^tfinnc«, unb mürbe bann nicht alles mit föedjt über ihn fpottcu, wenn
eS Derfehlt h«auSfäme! — Der ßefjrer mache bie Wnmenbung auf fid).
(5S fann Daher nicht genug ©ewid)t Darauf gelegt werben, baß Don jebem
ßehrer ein folcher Stufenplau für jebeS ftad), ba§ er ju erteilen hat, angelegt
merbe , unb baS gilt nicht nur für bie primär« fonbern auch für bie Sefunbar*
unb ^ö^ern Spulen. 3ebe8 ©lieb beS Stufenplanes aber fofl ein in fid)
jufammenhängenbeS ©an je ausmalen unb baS eine fofl mit bem anbern logijd)
Derfnüpft fein, fo baft afle Öeftionen jui einanber fief) Derbalten roie Glinge
einer Pette, Don benen ber eine immer in ben anbern hineingreift, ber eine
ben anbern untrennbar fefthält. Diefe innige Verfettung ber einzelnen ©lieber
beS UuterrichtSftoffeS ift mof)l baS fräf tigfte Wittel , ben Erfolg be§ Unterrichtes
ju garantieren, aber fie ergibt ftch nur aus ber (Srfteflung eineS guten Stufen^
planes. (Sin fola>S ©lieb, baS an unb für fid) ein ©anjeS, aber mit
allen anbern ©liebern logifch Derlnüpft ober Derfettet ift, ^eiB^ nun nach
4>erbart«3ifl« «ine methobifdje Einheit. Sie ift ber Stoff, ju beffen
Dollftänbiger Durcharbeitung unb Betfjätigung ber ©ang ber formalen Stufen
notwenbig ift. Sie bebeutet „ein Abfegen, eine ^aufe in ber geiftigen Fütterung
beS Schülers, $um Qmtdt, ihm, ehe eine neue 5Wahl$eit aufgetragen wirb, baS
bisher bargebotene nach allen Dichtungen anzueignen unb ju fichern, Daraus
$u machen, maS Daraus ju machen ift, &nochenfubftanj ber Begriffe, wo fia)
baS Material baju Dorfinbet, Sehnegcflecht ber mancherlei Äff Ovationen, wo
jenes mangelt." Der Umfang ber methobifchen Einheit ift um fo Heiner, je
Meiner bie ©eifteSfraft ber Schüler, unb wächst mit bem heranreifen beS
©eifteS. 33ei ber SBeftimmung ber methobifchen Einheit finb alfo nicht miffen*
fchaftliche ©rünbe mafegebenb, fonbern methobifche, biftiert Don ber ftaffungS*
fraft beSÄinbeS; baher ber «Warne. 6S ift nicht notwenbig, ba{j fie in einer
Stunbe oberßettion Doflftänbig burchgeführt werbe; eS wirb bei manchen foldjen
„Einheiten" ober ^enfen jwei unb noch ntehr Stuuben brausen, immerhin
aber trachte man barnach, biefelben fo einjurichten, bajj ihre Behanblung nicht
afljulange fich auSbehnt, bamit bie ßiuber ju neuem Stoffe fortfehreiten
tönnen unb fo ihre Öernfreube, ihr Sntereffe erhalten bleibe.
BeDor man jur Söehanblung ber methobifchen Einheit übergeht, mufe ben
Schülern ber Inhalt berfelben in turjen, Haren Söorten angefünbet werben, bamit
fie wiffen, um maS eS fich &f'm Unterrichte hanbelt. ($S ift baS bie 3iclan*
gäbe. „Sie fofl ben Schüler in ben ©ebanfenfreiS beriefen, ber für bic
Aufnahme beS 9teuen überhaupt ober beS in ber gegebenen Stunbe ju behau*
belnben MbfdmittS beS Weuen am günfligften ift. £>ie$u ift feincSmegS bic
ftereotppe formet: „feilte wollen wir" notwenbig, fonbern baju genügt häufig
Digitized by Google
69 48? AA A 30
- 7 —
bie (Erinnerung an ba« in ber oorauSgegangenen Stunbe burchgenommeue
^lenfurn uub bie Anfünbigung, baß man ben ftaben ber (Srjählung ober be§
Einüben« einer Stechen oporatiou ic. ba roieber aufnehmen wolle, wo er baS letjte
Utol abgebrochen roorben fei." Durd) bie 3iflön(jQbc betommt ber Unterricht
eine beftimmte 9tid)tung ; ohne fie geht er für bie Äinber menigften« in« blaue.
Dcuy* wirb ber (luge öehrer es nie unterlagen,' in paffenben ©orten auf ba«
$\tl hinjuweifen, baS man gemeinsam mit einanber erreichen wolle. 2ehrer
unb Schüler finb bie geiftigen 2Öanberer; beibe niüffen fi<h bem 3ie(t>untte
jubemegen, wenn fie ihn erreichen wollen; ber Schüler wirb e« aber nur bann
freubig tfmn, toenn er weift, wohin e« geht.
$amit mären bie michtigften Vorbereitungen auf ben Unterricht gefdphen.
£a$ s£enfum ift burch bie methobifche Einheit feftgefefct; ba« $u erftrebenbe
3iel ift angegeben. 9tun r>»Bt e3 Dorwärt« gehen. (ftortfefcung folgt.)
Qu* mietjf rifdjc Wirken bee Jebrere außerhalb ber Sd)ule.
(«ach ei"« Äonfercnjarbeit oon Giemen« ftrei, Sfbrl., (Hnftebeln.)
9ßorto: Sud bem üeben unb für ba« 2cben!
9flein2öirfeniftStücfwerf! $5iefe« ©efiünbni« möge folgenbe lüden*
hafte, mehr tljefenartige Arbeit eröffnen; eS mag auch <*m getreueren bie
Gefühle miebergeben, bie mich &ei öiefec Ausarbeitung befeelten. 3<h frage
mich nun erften«:
I. Jpat ber 8er)rer eine ^flicht, außer ber Schule erjieherifch $u
mirfen.
3<r) antworte mit einem entfehiebenen, überjeugungSDoflen 3a unb be=
grünbe baSfelbe alfo: biefe Pflicht ift eine folche Don ©efefce« wegen —
ex jastitia — unb eine folche aus ÖerufSliebe unb 93eruf«treue —
ex earitate. 35 on ®efe^e3 roegen ift bei und im Ät. SchWDj ber Seljrer
gebuuben, ein wachjame« Auge aufjer ber Schule auf bie 3ugenb ju hoben.
$ie gefefclicr)e Untertage für eine folche ftaatliche ^orberung liegi in ber
„amtlichen Sammlung aller geltenben ©efefce unb 33erorbnugen
über ba« Schulmefen be§ #t«. S cl) ro p j , " neu ebiert 1893, niebergelegt.
$afelbft ift u. a. eine „Verorbnung über Schulorbnung unb Schul-
au cht" enthalten, bie au§ bem 3ahre 1880 flammt unb ftd) auf bie §§ 39
unb 98 ber (ntt. Schulorganifation ftityt, unb bie laut Artilel 40 „in*j*bem
Sdmflofal öffentlich onjufchlagen unb bei Anfang be« Schuljahre« unb
jetoeilen nach oen fSrftien Don bem Seljrer Derlefen unb erflört werben fofl."
$iefe 33erorbnung fcheint nun leiber Dielfach nicht gemnnt ju fein, wirb fie
boch \o oft mißachtet. Unb boch enthält fie bortreffliche 33efer)le unb 2öinfe
Digitized by Google
na$ ber SRityung ber er^ie^etif^ett ßer)rtljätig!eit aufeerljalb ber ©<$ule.
3^ rofije nut auf btc Hrt. 12, 14 unb 17 &in, bic baS SBcr^aiten auf
bcn Aborten, bei ©<f)ulbefua>n unb auf bem fteimroege regeln, bann auf
bie «rt. 20, 21, 22, 23 unb 24, roela> bie Haltung in ber £ir<$e, auf
bem 2Bege jur unb bon ber flira>, auf bem ftriebljofe u. f ro. berühren,
enblia) auf bie %rt. 25—35, bie oorab baS üercmügungSfütyige flinb betreffen.
$tefe SSerorbnung f>at ©efe^eSfraft unb binbet jebem fantonalen ße$rer
unjroeibeutig bie $fti$t ber ßrjieljung aufeer&alb ber 6$u(e auf. 2Öer in
unferm flanton als ßeljrer bie erjieljerifc&e ße&rt&ätigfeit aufeer ber ©$ule
nicfjt anerfennen unb Oorab — roaS noc§ roia)tiger ift — nia)t Üben ipifl,
ber fefct ft$ aufeer bie ©djulgefetje beä ÄantonS, unb bem fann ber r). ($r*
jierjimgSrat laut tHrt. 36 ber „3nftruttion für bie ßeljrer unb ßeljrerinnen"
Don 1880 „roegen 9tacr)lilffigfeit unb 9tia)tbea$tung ber ©ä)ul»
Derorbnungen unb Seifungen ber 6d)ulber)örben" ba8 patent ent*
jieljen. Unb roenn ber r). (5r$iel)ungSrat bis Ijeute baS nic^t tljat, fo mar
er uns ße&rern gegenüber gnäbiger, als mir burdnoegS armen Altern gegen-
über, beren ßinber aus purer 91 ot bann unb mann oon ber Salute roeg--
blieben. 9Ufo nur immer (onfequent! $ie gleite SJerorbnung giebt aber
bem ßeljrer au$ baS 9üd)t)ct)tt>ert in bie Jpanb, um ben bej. ftricften SBeferjIen
grünblidj 9taa)aä)tung ju üerfa^affen ; fic bietet ganj greifbare ©trafbeftimmungen,
laut melden u. a. im ©otteSbienfte fer)lbaren Äinbern eine Strafe im ©a)ul«
jimmer geroibmet roerben fofl, üon beren HuSljänbigung — man $Öre unb
ftaune — bie ©a)ultabeUe 9loti$ nehmen foll. So Ijat alfo ber \). SrjiefcungS»
rat beS ©tanbeS ©(fcroijj f$on 1880 ben ßebrer ex justitia jur erjie^erif(t;en
21>ätigfeit aufeer ber ©d&ule angehalten, ja bireft üerpflid)tet bei ^atenteutjug
„ofcne ein 9ce<$t auf finanzielle Gntfajäbigung," roaS in grunbfä|lirf)
jiemlia) glei<$ fa>rfer SBeife bie 3entral|a)ulpflege ber ©tabt 3üri<$ ben
18. 3uni 1894, bie ©dmlpflege ber ©tabt ßujern im Ottober 1894 unb
bie (Srjie&ungSbefjörben ber ©tabt 53afel fajon etroaS früher ebenfalls
b,odf>obrigfeitlid) fejt ju ftellen fi$ bemüßigt fanben. #ierauS mag benn
oorab ber junge ßerjrer erfefjen, ba§ alle jene Hnfiajten ins ©ebiet ber
orbinären ©c&roabronage gehören, bie ba eine erjie^erifa)e $l)ätigfeit beS
ßetjrerS aufeer ber ©d)ule ins perfönlia)e belieben jebeS Sinjelnen fefcen wollen;
fie ift unb bleibt eine ^fli<f|t oon ©efefceS roegen. —
2tjut aber ber ßebrer nur, roaS baS ©efefc auf bem 2öege beS SBefeljleS
Don u)m forbert, bann ift er fa)led>troeg ein Arbeiter, ber feines ßoljneS
luert ift; aber ein ßebrer ift er bann nod) n\ä)t. 3eber ©taatSangefteflte
t)at gefetjlicfje formen ju beachten, beren 91ufcerad)tfe£ung ifjn ber ©teile
oerluftig madjen fann, ba ber s-8ud)ftabe beS ©efejjeS bieS gemattet, ja üor-
fdjrcibt. $er Warne „ßefjrer" ift aber ein (Sfjrentitel ; in il)m ift ungemein
Digitized by Google
mehr enthalten, at« in bem jebeS ©taatSangeftellten ; in ihm liegt auch bie
§r$iehung inbegriffen, ift bocb bem ßebrer baS ebelfte ©efäöpf ber ©Höpfling
jur HuSbilbung anüertraut. ©er barum fieljrer ift, meil ©ott eS nnO, unb
folange er will, ber mirtt auch erjieberifch aujjer ber ©dmle ex caritate,
b h- aus SerufSliebe unb SBeruf Streu er aus Siebe jumÄinbe. Daraus
refuitiert bie yflxty ber erjieljeriföen Sehrthätigfeit aufeer ber ©$ule in
itoetter Stnie; fie ifl eine §fjrenfad)e unb ftempelt in ben Bugen beS
noch nicht ganj tum (Seifte ber 3etfefcung angefränfelteu 93olfeS ben Seljrer
fo recht jum eigentlichen 93olf8er$ieher unb macht tt)n beliebt, mätjrenb
ber nur unterrittytenbe Ccfjret eben immer fröftelnb ber — £>err 2et)rer fjeifrt
unb bem eigentlichen Solle nie and £erj roächft. — 9lber noch mehr!
Unfere 3fit W (ine ^eriobe materieller, ftingenber ©üter; fie rennet meift
mit metallenen, feiten mit geiftigen 2öorten. 931inbe3 Raichen nach ^Reichtum
unb (Senufi unb eine einfeitige 33erfianbe3fu(tur roaren aber noct) nie bie
Xräger mat)rt)aft nationaler unb chriftlicher Srjiehung. Das bemeist baS
tyrifleifchf 3eMfllter w ©riechenlanb unb baS Sluguflinifche in 9?om nictpt
toeniger als baS ber (SnjtyflQpäbifiten unb ber beutfdpn Schöngeister beS
Dorigen 3ahrhunbertS. Ober roarum gingen Mtljen unb 9tom ©runbe;
roarum fanf baS franjöftfche Königtum unb rifj bie beutf(t)en ^ürftentümer
nath ftch» als bie Silbung florierte unb ber SRammon feine Orgien feierte?
Weiterhin ift unfere 3*ü leicht», fchnefilebig unb fet)r genufefüchtig. Daher
liegt bie heutige ftauSerjiebung arg barnieber; baher nimmt bie 3unahme
ber inneren Verrohung ber jungen Seilte mit ber Abnahme ihres fiNli<h '
religiöfen ©ehalteS einen ftürmifchen Bettlauf auf ; baher hat jroifchen Altern
unb ftinbern ein SkrhältniS Pa$ gegriffen, baS einem ßanbeSunglücf fo
ähnlich fieht, als ein <Si bem anbem, unb baS ber ©chule in gar
beutlicher ©praaV bie (SrjiebungSthätigfeit außerhalb ber obli-
gaten ©chulftunben jumeift. 2Han mag fo(a)e bemühenbe $batfachen Oer»
tleiftem unb befchönigen; aus berSBelt gefchafft finbfie baburch nicht; man
mag auch oie roohlfüngenbe ^)r)rafe ber elterlichen ©elbftänbigfeit noch fo
oielfagenb im SRunbe führen: bie ©chule hat boch gerabe im §inblid
auf bie 3 ei t läge eine hl- Wicht, auch außer bem ©chuljimmer mit aOen
nur benfbaren Mitteln erjieherifch ju mirfen, unb baS um fo mehr, ba noch
eine $u humane 99unbe§gefe£gebung burch ben @he», ©chul« unb $ugenb=
Slrtifel jur SJerlotterung ber ^ugenb getoaltfam betträgt. — $ei biefer
angebeuteten $auSerjiet)ung fehlt unb fällt baS &inb heute oft unb arg unb
nachhaltig. ftühlt eS nun, bafj roenigftenS ber Ser)rer noch ein toachfam
9luge auf fein ^Betragen außer ber ©chule hat, bafo er ein Stecht unb eine
Wia)t ju bej. Ginfehreiten beftyt; bann nimmt eS fia) mehr jufammen unb
tommt fehr oft förperlia) unb ftttlich beffer, minbeftenS weniger oerborben, ins
- 10 -
Jünglings» unb WanneSalter hinein. So fann bfr Celjrer ben flinbern
eine feelenüolle 3ugeub, bem ^aterlanbe moralifcf) ftarfe Bürger unb fid) felbft
ber fommenben Öenerntiou Danf unb ber fünftigen Altern Wartung erroerben.
2öenn mir oft nid)t in bem Slnferjen ftef)en, in bem mir oermöge unserer
Ifyätigfeit glauben fielen ju foflen, fo bebeufen mir roof)l, baß bie un§
anüertrauten Äinber eben meifi aud) mieber Altern merben unb erft bann
unferer erjief>erifa>n Söirtfamfeit Stiftung unb Sebeutung red)t erlernten
unb an ber £anb biefeS ^aßfiabe« un§ bann aalten lernen, ober aber —
aud) niety. — Unb enblid) muß ja bie 6djule erjief)en, ba8 ift ifjre $aupt*
aufgäbe, Der Erfolg biefer erjieljerifdjen Iljätigfeit jeigt fid) gaiij Dorneljmlic$
außerhalb ber Schule. 93on bem Erfolge unferer unterridjtlidjen tljätigfeit
geben nun bie 9tefruten^rüfungen 3eugniS, unD Don bem unterer erjieljerifdjen
Söirffamfeit foflen mir feine töed)enfd)aft rooflen ? Steljt etmo bie erjiel)erifef)e
$f)ätigfeit hinter ber unterrid)tlic&en ? 9(ie unb nimmer; benn fie foH
in ber 3$olfSfd)ule bominieren. Drum muß ber 2ef)rer aud) außer ber
Sdjule er$iel)eriid) mirfen unb fid) mit ben Altern inS (SinDerneljmen fetjen. So
bilbet fid) jene notroenöige 5)rüde jroifa)en Salute unb ßlternfjauS, beren
Dafein fo fiele Süden ber erjieljerifaVn Cefjrtljatigfeit fjeilbringenb auszufüllen
üermag; unb fo geminnt ber Sefjrer nad) unb nad) einen tljunlid)u*
uerläffigeu (Sinblid in ben (Srfolg ober Mißerfolg feiner gefammten (SrjielntngS*
tljätigfeit. — GS muß alfo ber Seljrer. um ben erften %<\l fummarifd) ju
faffen, außer ber Sdmle erjiefjeu, meil baS 6efe£, unter bem er fiefjt, eS
forbert; ber rechte Öefjrer erjieljt aber aud). meil fein ©emiffen ifjn antreibt
aus Wartung uor feinem fjofyen Flinte, aus 9tüdfid)t auf bie 3fMage, unb
um fid) Dom (Srfolge feiner (Sefammt^^ätigfeit ein getreues iBilb $u
machen. — treten mir nun in eine roeitere $rage.
II. 2öeld)e (tinbernijfe treten ber erjieljerifdjen tfjatigfeit beS
SefjrerS in ben 5ö3eg?
3d) feige ;
1. Die eigene 58equemlid)feit unb ein üorgeblidjeS 9ted)tS«
bemußtffiu. Der Wietling finbet, eS fei genug, menn er ben falten Unterrichts*
plan uad) Gräften in bie ©irflidjfeit überfetjt ljabe; menn er alfo, um ein
triüialeS, aber nid)t lanbSfrembeS sBort ju gebrauten, ©ftnfe geftopft
hat. Söeiter fügt er, eine erjief)erifd)e ^ätigfeit außer ber Schule fei ein
Eingriff in bie 9ted)te beS (HternfjaufeS. Unb bod) türmen unb ftrafen mir,
meil ber Sanier feinen Pflichten in intetleftueOer 9tid)tnng nidjt nad)getonnnen.
.ftaben mir nun ein 9tecfjt 311 legerem 93orgef)en, — unb mir Ijaben eS — fo
finben mir bie Pflicht ber fcrjiefnmg aufcer ber £djule nur um ein paar
Linien oon jenen 9ied)ten meg in erjief)ungSrätlid)en 53erorbnungen aufgefa)rieben.
Digitized by Google
- 11
Unferc ftecfysffrupel finb alfo nur ein fauler 9lu§mua)S einer rec^t menfcf)*
liefen unb internationalen 58equemlichfeit. —
2. Die Stimmung ber Sltern unb Sehörben. (SS ift richtig,
eine er^ieherifche $()ätigfeit außer ber Salute bringt oft Unannehmlichkeiten ;
aber 93erbruf$ im 3ntereffe treuer Pflichterfüllung ift eine ergiebige Ouefle
be$ ©egen§ unb be£ inneren IrofteS. Übrigen« fümmern mir unS in maud)'
anbern fingen ni^t gar feljr um bie Spraye ber Ottern unb ber ©ehörben,
roeil jene Dinge uns — paffen. (5§ ift roahr, e§ foQte bie im I. Seile be*
rührte erjiefmngSrätlidje SBerorbnung Don Qtü ju 3"* m oen politifctyit
flattern audjugäroeife ben Altern nahe gelegt unb e8 foQte bei biefem 91nlaffe
beS CeljrerS bej. Pflichten unb 9ted)te in8 93oll§beroufjtfein gerüdt roerben;
allein man macht'3 ja auch ohne biefe Unterftüfcung. Unb üielleicht ginge es
wie mit ber fefyr feriöfen uub wohlgemeinten SSerorbuung für bie (Sinfiebler
Dorf faulen ; baS Ding ftünbe auf bem Rapier unb — . 3mmerfnn möchte
ich einer ^ublifation ber ftraftfteflen bezüglicher 93erorbnung in öffentlichen
Organen ba§ 2Bort reben; benn fie böte bem Seljrer einen gemiffen £)alt.
33e$. be§ SdjimpfenS über bie entfpred)enbe Stjätigfeit be§ ßeljrerS (jabe ich
bie Überzeugung gewonnen, baB gemiffe Ceute eben aud) ©efprächäftoff für
bie langen SBinterabenbe t)abeu muffen unb eS gar oft rooljltfjuenb finben, roenn
Tie burd) ba§ S3efritelu ber Celjrer it)re eigenen £>anbluugen ber Äritif entjiefjen
fönnen. — Drum laffen mir foldje Sachen „berfurren", mie B. H. nach ber
nieberfchmetternben 9heberlage Don 1882 fagte, unb bann eben im 33unbe§*
ratefcffel blieb. 2Ufo Klugheit, aber nur nicht üor lauter Klugheit erjieherifche
Irägr^it. -
3. Die Umgebung. Die „Wachfolge Ghrifti" fagt irgenbmo: „Wein
Sohn, bein größter fjreinb bift bu felbft, b. h bein fiarrfinnigeS unb gleich s
giltige« 3<h." Sie l>at »echt. Unb fo finb wir felbft auch oft ba§ gröfete
£>emmni§ unferer erjieljerifchen 3lr>ätigfeit aufeer ber Schule. Da roenbe ich
mich an meine lieben jungen floflegen. Sie finb ball ibealeu SkrufSeiferS
aus bem Sehrerfeminar getreten mit bem feften 93orfafce , auch <*uBf r ber Schule
erjieherifch hn toirfen. Da tarn mie ein föeif ber (Sgoi3mu3 unb bie bleich--
gültigfeit Don uns Gilten, fchalt fie gebauten unb entmutigte fie. Öeiber
merft es manch *mtx nW> Ö0H unferc ©leichgiltigfeit neibifch auf feine
(Erfolge unb auf bie ihm Don Soll unb 33ef)örben geworbene Dichtung fchaute, unb
ba biefelbe ftch nicht 31t gleichem (Sifcr aufzuraffen uermochte, barum ihn belädjelte
unb Don feinem $hun abroenbig machte. So ift au§ manchem ibealen Sämänner
im guten Sinn be§ 2öorte§ ein ^blfgma gemorben, unb Sdmlb baran mar
unfer üäterlid)e§ Vorgehen, ba§ bem angehenben jungen 2er)rer neben einem
entmutigenben unb entnerüenben 33eifpiele auch noch ben nodten Spott reichte.
Seifpiele reißen aber mit. Drum, junger fieljrer, fage mit bem hl- #ÖI»9
Digitized by Google
Heinrich, menn man bid) bei ber (Srjiehuug aufjer ber Schule befpötteln roifl,
„hier bin ich nicht Staatsbeamter, fonbern 93ater" unb holte feft an ben im
ßeljrerfeminar gehaltenen chrißlichen Sehreribealen ; fie ^tnb beffere Seitfierne
als ber tollegiale ($h*flei'j im ©erounbe beS Dorfichtigen WentorS. —
III. 2öorauf foll biefe er^ie^erifd^e ^^ätigfeit beSßefjrerS außerhalb
bet Schule fid) einreden?
1. 9luf ben ©ang jur unb Don bec Schule. (SS ifl unb bleibt
ein Sfanbal, roenn bie Sdmlfinber auf ihrem Schultoege anjtänbigen (5rroach=
fenen jum Ärgernis gereichen, hingegen fruchtet aber fodegialeS Samentieren,
unb roenn eS noch [o gemein ja m gefacht* nichts. Steter Stopfen nur t)ö^lt
ben Stein. Drum h«fct eS pofttit) unb tonfequent eingreifen, perfönlich beob*
aalten unb fdjiefelich energifa) [trafen. Der 2öeg $ur $öfle ifl mit guten
SJorfäfcen gepflajlert, brum gehanbelt unb nicht blofc moralifiert. $orab
ftonfequenj; fie allein verbürgt bem Cetjrer einen enblichen Sieg über jugenbliche
2eia)tfertigfeit, anererbte öengelhaftigteit unb anerzogene Ungezogenheit. —
2. %u\ ben ©ang in« unb Dom Schulzimmer. 9Ran (acht unter
Kollegen ob biefem Verlangen. Unb boa) berliert fich ber ©efchmad eines
©efäffeS nur mübjam mehr, wenn in bemfelben einmal Petroleum gemefen
ift. So bleibt auch ber Schüler ziemlich ficher ein JBengel auf bem £eimmege
aus ber Schule, menn er auf bem SBege ins Schulzimmer einer mar. Drum
fei ber ßefjrer ber erfte im S<hu Ijimmer, (äffe leinen Schüler mit ber flopf»
bebedung unb (ärmenb ins Schulzimmer treten. (SS finb baS ßleinigteiten,
aber fie legen ben ©runb zum ©eifte ber Schule.
3. 91 uf ben Spielplan Das Spiel fei Erholung, biefe aber ftärfenbe
Nahrung für 2eib unb Seele. Das ift fie aber nicht, menn ftuSgelaffenlpit
babei bie erfte Violine fpielt. Ougenb aber ift immer 3ugenb, menn fie triebt
beobachtet ift. Drum fei ber Sehrer minbeftenS ein machfamet Beobachter ber
tinblichen Bewegungen oorab in ber $aufe; ba lernt er ohnehin ben ©eift
feiner Pinber am juberläffigften fennen. —
4. vÄuf bie Äirdje. Die ftirche ifl ©otteS £)auS; ba h"l$e 9*uhe
unb ©otteSbemustfein. Cchrte bod) GhrifluS, fonft allzeit milbe, baS mit
bem Stride in ber $anb. 2öenn aber irgenbmo 2Dorte nur „flingenbeS
6rj unb tönenbe ScheüV, fo gilt baS hier; ba hilft nur baS perfänlichc
Bcifpiel. 3e mehr Opfer ein Befehl Dom Äinbe forbert, um fo notroenbiger
wirb baS aneifernbe Beifpiel abfeite beS Sefehlenben. Das jeigen uns gcrabe
bie hohen OTilitärS bei gorec^ouren. ©egen Crbnung unb echtes ©laubenS»
leben in ber £ird>e tritt aber ber böfe fteinb am nachhaltigen auf, meil
biefer Ort unb bie ba gepflegten flnbachtSübungen feinem treiben bie flinber
am ficherften abtrünnig macht, fllfo mufe aua) ein flinb, baS h»« bie 9ttahn-
Digitized by Google
- 13 -
ungen beS SehrerS befolgen will, bie empfinblichften Opfer bringen. $arum
finb 2öorte, menn auch falbungSüoü" unb lonfequent mieberholt, ^jlen«
»eifer im Sturmminbe, roährenb Der täglich mit ganzer Hnbacht unb felbftloS
prüftiaierenbe Sehrer ber ftüfcenbe Stamm beS jungen Säumten«, ober, um
mich in ber Sprache eines beliebten Märchens auSjubrüden, baS golbene
Sanofi auf bem fop nicht erreichbaren Serge ift, baS ben ftrebfamen SQÖanberer
unmtbrrfifr)licr) lodt. 9ln ben betenben Sehrer ranft fich ber junge
Epbeu. —
5. 91 uf bie ©äffe unb bie öffentlichen bürgerlichen fteiertaQe.
$oli&ij) braucht ber Sehrer nicht ju fein, ba&u ift fein Seruf jti heilig-
Sobalb er aber nur fnopp ben ©uchfiaben beS ©efe^eö erfüllt unb nicht auch
ber Stimme beS JöerufSgemiff enS folgt, ift er halt boch $oli$ijl, „nichts
mehr nach nrinber," roie ein 2Beihnad}t5gebid)t fo finnig fagt. Drum mache
er bann unb mann bie Ütunbe auf ber ©äffe, flechte gewonnene Erfahrungen
in ben Unterricht unb oerfehre mit meitblidenben Männern. Weiterhin frage
er nach Warft» unb ftaftnaajtstogen nach ber ^h^tigfeit ber Äinber, unb er
TDtrb allerlei erfahren, maS ihm minbeftenS SBinfe bietet für fein erjieherifcf)e5
SBirfen. Ein fola)*« Nachfragen macht ben Äinbern auch balb Hflr, bajj fie
[ich in aajt nehmen mfiffen. Schon manch beetenbenber Vornan ^af eben an
jolchen Sagen feinen fogen. unfähigen Anfang genommen. 60 fommt
jenes Steinchen ins »oflen ; fo wirb jenes leife $lätfa>rn jur 2Be0e, moburch
fchliefetich eine helle befruchtenbe SBemegung entfteht. —
6. Huf bie Sertüre. 2öir machen bie Äinber mit ben ©iftpflanjen
betannt. 2öir geben ein gro&eS ©elb für HnfchauungSmittel afler 9trt aus,
um bie flinber bie $inge ja recht Mar unb beftimmt erfennen &u (offen. §ut
ab üor biefem Eifer! Er ifl ja ein ftinb ber mobernen Schule, nur fannte
ihn baS Mittelalter fchon in feinem Unterrichte. SGBelcheS iji aber baS Der*
heerenbfie unb fchmeichelnbjie ©ift für unfere ftinber, baS heimlich all unfer
rrji<herifch SBirfen anbohrt, beeinträchtigt, borübergehenb lähmt unb oft ganj
erfHtft? S)aS ifi eine unftttliche Seitüre ; baS finb fitttenlofe ober minbeftenS
anrüchige Silber; baS ftnb jene fdjleichenben flnittetoerfe, bubiöfen ©ebichtdjen
unb zweifelhaften ©affenhauer, mie fie namentlich unfere ßnaben als häusliches
Erbteil mitunter auf Aborten bereinigen, unb roomit fie in geheimen ßouöen»
titeln einanber bereichern. ES finb jmar nur SBorte, aber SCBorte gebären oft
Ifmten. Sin ©ift ift aud) bie Settüre auf Dielen Süchereinbänben, mie
maua>e SageS», befletriftifd)e», friminaliflifche» unb Wobeblätter eS bieten.
9lud) haben bie ftinber noch recht oft alten Schunb aus UrgrofeoaterS Sibliothef,
ber nach @ugen Sue unb jSmil 3°la riecht. 55a trete ber Sehrer unter
Umftönbeu burch baS Wittel ber 53erjörbe ein unb mirte pofitiü burch Empfehlung
guter Seitüre, mie fie $. fpottbiHig unb Derr)ältni8mäfiig gebiegen in ber
Digitized by Google
- 14 -
93olf8* unb 3ugenbbibliotr)ef bon (Sberle, Äidenbadj u. Gomp. (per 9änb$en
8 9ip. bei Waffenbejug) ju fjnben ift ; nie aber empfehle ober berteile er
(Sjemplare be$ „93eretn3 guter ©djriften", bet unter bem ^atronate be§
„Sc^meij. ÖebrerDerereinS" fteljt; eö feljlt ir)nen bte Äroft ppfitiben (SlaubenS
unb boljer bienen fte nur jur 5$erflacr)ung be§ religiöfen 2ebeu§.
7. auf ben Umgang. Wa# biefer Stiftung fu(t>c ber 2et)rer borab
be§ ÄinbeS Nnf)änglici)feit fi<$ ju erobern, fei ifmt 2ef)rer unb SJater, unb
foflte e§ biSroeilen aud) ein finanzielles Opfer foften. <So fd)afft er ftd>
jene Stellung, in ber er als JRntgeber erfolgreid) arbeiten fann. Unb ift
ein pofitibeS gingreifen nötig, fo renne er feine ü?üdfict)ten ; ein fefter ©ajnitt
in« faule ftleifrt) wirb ifjm tjier am meifier. ber$iet)en. — '
IV. 5Öie Ijat biefe erjieljerifaV iljättgfeit außer ber ©ctjule bor
fid) su get)en?
Die 9lrt beS 5Borget)enS ift eine inbirelte unb eine birefte. 3n
birefter Stiftung fei folgenbeS bemerft:
1. Der 2et)rer ftubiere borerft genau bie bej. einfct)lägige fantonale
Sdmlgefefcgebung. 3n it)r liegt fpejiell in unferem ßantoue Diel erjielje»
rifdje 2BeiSf)eit »erborgen, bie unfer ^flia^tenbemufetjein roieber aufrüttelt unb
maurf) einen aus einem ^olijiften roieber ju einem öerjrer ju ma<$rn Dermag.
@ine ät)nlid)e gunbgrube root)ltr)uenber, bie ($rjiet)ung bef$tagenber ©ebanfen
enthält aud) unfere (Sinfiebler Dorffdwl*93erorbnung, beren Stubium fet)r
mir! jam unb t)eilfam ift. Unb wo ber Öftrer biefe ©d>ulgefetjgebung nidjt
ftubieren unb nid&t anroeuben min, ba laffe in (ftotteS tarnen bie geiftlia>e
unb roeltlidfe Sduilbefyörbe baS fonftante Samentieren enbltct) einmal bleiben
unb maa^e tum brm Oiea^te iljrer amtlidjeu Wittel ©ebraud) ; beim bor bem
©efefce finb ja alle gleid), fagt ber bon bielen fo gefeierte Liberalismus.
2. Der 2et)rer bringe baS Warfantefle biefer ©dmlgefefcgebung ben
flinbern tbiebert)olt jum SerouBtfein. Da§ fann gefdjetjen, menn er bei Qfet)l=
tritten bie übertretenen Paragraphen oorlieSt, erläutert, einfd&ärft unb abf^reiben
läfet, unb menn er bie ganje Sd)ulgefebgebung in guter SluSroaljl unb paf*
fenber 3uiammenftefluug im 2luffatiunterrid)te bejubeln Iftfct. 9öir turnen
oft täglict) (ober faft täglict)), ot)ne baß baS ©efetj eS borfct)reibt, roeil mir ben
©dniler mit ber r)ofjen fanitarifdjen SEJebeutung biefe« ftafyS bertraut madjen
wollen; maruin foD nun aber ber 6d)üler mit ben Wittein einer guten
<5rjiet)ung nid)t befannt roerben? (Sine päbagogifaV ©röfee fagt: „MeS get)t
burtt) bie 6inne jum freien ein." Darum gebraute ber ßetjrer bod) ein»
mal aud) biefe 6{t)ulgefe^gebung als Diftier«, ©ebäct)tniS», 2efe* unb 9luf»
fatjinbung, nur bann get)en bie einzelnen Nrtifel und) unb nad> in ftteifd)
unb Sölut über unb bringen ftrüd)te. K«petitio est mnter studiorum,
Digitized by Google
- 15 -
aber au<$ 6« bct Erjiefjung. 2Btr bringen ben SRcfruten in guter Abficht
recht oft bie vielfach erbärmlich garten Strofbejiimmungen in Erinnerung,
roarum finb mir bod) fo jchweigjam in Sachen ber Erhebung, unb in Seiten
ber Erziehung aufter ber Schule erft rec^t? Soll etroa in ben 93olf§|chulen ber
Unterricht bominieren? tRatur r ec^tl icf> märe ba§ nicht geftattet ; ftaots*
rechtlich fann e$ nicht fein, ober bie flnarchiftengefefce neueften Stotiim«
wären ber ÄulminotionSpuntt be3 2öiberjpruch§t>oflen.
3. 3)er Sefjrer oerfehre in Angelegenheit ber ihm anoertrauten ßinber
oiel mit ben Altern, ber ©eiftlichfeit unb einer pflichtberouftten Schufbefjörbe.
4. $er 2et)rer lerne getotffe AnfammluugSpuufte, ßieblingSplä^chen ber
Sugenb, in feiner ©egenb fennen, forfche noch, welche Alters* unb ©ejchlechtS»
gruppen fich bo einfinben, roelche Spiele getrieben unb welche Steöen geführt
roerben. Ein 31t lärmenbeS Spiel bebarf ber Einfchränfung burch flug an*
gebrachte Mahnungen, Anfammlungen beiber ©efthlechter bebürfen ber mach*
famen Beobachtung, ^eimtic^e 3ufammenfünfte, wie in Ställen, SÖälbern ic.
»erlangen entfdnebeneS Gingreifen.
5. $er Sehrer l)alte auf bie ßinber, bie ihm fchon in ber Schule
Voeifelhafter Watur finb, aufter ber Schule ein befonberS roachfameS Auge.
$aburd} ersieht er ohne befonbere TOür)e am roirffamflen.
6. £>anbe(t eS fich um bie ^Beurteilung Don Fehltritten aufcer ber
Schule, fo bergejfe ber Öehrer nie, jmifchen wahrhaft Süubhaftem unb blofe
©engelhaftem $u unterjeheiben. deicht jeber 9)cuttDifle ift ein 3fiaV» innerer
Sfcrborbenheit, bie Temperamente fpielen ba n>irf|am mit. $rum prüfe ber
&h«* öorerft allerlei, fonbiere, ftubiere auch bie Altern ber ftinber unb auch
bie ^äudlic^e Umgebung. So lernt er ben Eljarafter ber ßinber unb mich
ben aijoralter ber Don ihnen begangenen ,§anbluugen am juDer»
läffigßen fennen.
7. ES hatte ber Seljrer wöchentlich münbliche denfuren — jumal in
Oberflaffen — mit furjen paefenbeu Ermahnungen, bei benen er namentlich
baS betragen aufter ber Schule in Erwägung jief)t unb in fchmerwiegenben
fällen ein Serhanbein mit ®eijtli<hfeit unb Eltern in AuSficht {teilt. -
$urch biefe Eenfuren, bie ein mit lebenbigem Sfeuec erzähltes @efchichtcf)en
objchlieBen mag, roirb ber Eifer im ©uten mach erhalten, finb bie ßeiben--
fchaften ber ßinDer beftänbig bebroht unb erhält fich aufolgc ber fteteu
Repetitio, biefer ÜJcutter ber BeiStjeit, ein gejunber ©eift in ber Schule,
üorab ber ©eift ber lebenskräftigen Orbnung, ben bie Schüler bann allgemach
auch auf Die Strafte mitnehmen.
8. $er gauje Unterricht arbeite ber Erziehung aufter ber Schule in bie
£änbe. $aS thut er, wenn in ftragen im0 (£rflärung,en ber 2eü,rer als Wann
beS ÖlaubenS unb beS guten 93eifpieleS fta) jeigt; menn er ben ibealen
Digitized by Google
- 16 -
Stoffen, roie borab bem biblifaVn föejd)ic^t§unterri^tc unb bem motalütfcn
Unterrichte be$ 8efebua)e3, tljun(i$ß biet 3«* einräumt unb fie mit ben 3«*"
berljältnijfen unb $age§erf$einungen in lebenbige $erbinbung fe$t, unb mentt
er babura) au$ ^fertigteiteu f^afft, bura) meiere bie ©filier ba* mora«
lifdje 3ie! be« flflenfdjen ju erteilen im ftanbe fein toerben.
3n biref t er Nietung mirft ber Seljrer fäon bei Beobachtung oon^unft 3, 4,
5, 6 unb bann aber roofjl ambeften bur«h feinperfönltche« öeifpiel; benn auf
itm unb feine gamilie flauen aller Hugen beurtcilenb. — Die Ouinteffenj
feiner bej. Haltung liegt wobt in bem ©afce: „Der Öehrer lebe mit
feiner gamilie ben ©djulfinbern baS ßeben eine« benfenben
(Sbriften bor/' 3a) beute mir, ba8 geflieht too^l am eljeften, raenn er
ftetS an ©onn* unb SBerftagen mit ihnen bie Äirdje befugt unb bafelbjt
gotteöberoufjt anroefenb ift ; roenn er perfönlicb nur ©Triften wahrhaft fireb*
lief) treuer unb roiffenfa)aftliaj t)a(tbarer Tutoren lieft unb empfiehlt; menn
er burdj anfprud)8lofeS Sföefen unb burch fittlid) tabeflofen Sharatter ftd)
auszeichnet unb in pofitifcher Beziehung ofjne fyixty unb Säbel jemeilen auf
bem öoben fatboltfcher ©runbfäfclichfeit ftet)t. Senn er bie Witgliebfchaft
Don Vereinen meibet, bie mit ben 3n>ttfen ber ©chule unb mit feinem Berufe
unberträglitb finb, unb menn er enblidj ein anjiehenbeS Familienleben führt.
(Sine fötale Haltung begegnet taufenb £)emmniffen, aber eben barunter arbeitet
ber Sefjrer ftänbig an feiner eigenen gfortbilbung unb moralif$en SSeröofl-
fommnung. Unb bamit biefe$ fein aufrichtig ©treben Erfolg tjabe, bete er
täglich um beS göttlichen ftinberfreuubeÄ unentbehrlichen SBeiftanb, arbeite nur
ju ©otte£ &t)xt, ot)ne fich ju fuchen, unb ttyue aüeS nach ben ©runb*
fäfcen be§ fattjol. CehrerbereineS mit ©ott, für ©ott unb Durch ©aü
jum heften ber 3ugenb. ©o roirft er für Saterfanb unb ftirebe unb er)ieb,t
wirtlich nicht nur in, fonbern auch aufeer ber ©chule.
bie bem 2ef)rerfianbe im ©arten ber (Srjiefmnfl blühen.
(ttonferenjarbeit öon ßebrej 3of. ©ebonenberger in llgnact).)
Grfte 9iofe.
„Der fromme ©laube ber tfinber jum Sc r)rer."
2Bic un« ber ©laube aufrecht bält
3n allen Sagen btefer SBelt,
Unb toie ber (SJläub'ge auftoärtS fcr)aut
3u ©ott unb feft auf ihn oertraut,
Senn ihm ©efatjr bcS ßcbens brobt,
SBenn SSngft ihn quÄlt unb bitt'rc 9tot;
Digitized by Google
<3o übrrlä&t ba« fd)mad)e Shnb
@id) jenen, bie ba Partei finb
Unb unter beren #ut unb <SdE»iIb
2)oS SWnb ftd) loobl unb ftd)er fü<.
Unb toie bei SRenfd), in Staub gebürft,
3n ©Ott fein 3beal «Wirft,
3Ba« fcilig unb toa« gut, auf i&n bejiebt,
3n ibm ben Urquell alle« Stofetn* fiefct,
3bn ofö ben bodtften §errn erfennt,
3bn linblid) .©djöpfer" „»ater" nennt
Unb eifrig fud)t fd)on bi« auf (Jrben
Dem llrbilb äbnlid)er ju »erben:
©o unterteilet aud) ba« fdjmadje Ätnb
8id) jenen, bie ibm überlegen ftnb,
5>ie leiblid) e« unb geiftig überragen,
3Iuf biefe b'rum bie Äinber übertragen
Unb motten in ifyten öerföpert feb'n
Sin ba«, toa« unter Xugenb fte oerfteb'n.
Unb »er mag toobl bem Rotten, lieben kleinen
$affenb unb geeignet btffür erfd)etnen,
2Ben toirb ibr 3artgefübl gum ©eften jü$len,
Unb »en tum Präger beB ®uten erwägen ?
2Uer wirb in jenen jarten Äinberaugen
Hm ftdjerften unb beften baju taugen
ftür ibr ßeben, fdjulblo« unb rein,
Sa« Ädjte 3beal ju fein?
$ie ©abl entfd)iebeit auf ben ße&rer f&Ut,
$cnn i&n, ben teuren, lieben ßebrer, t>ält
$a» «Hnb für gut, unfehlbar ;
2Ba« er, ber Öftrer, fbridjt, ift toabr,
Unb tt>a« er toift unb na« er tbut,
3ft in be« Äinbe« Äuge gut;
Senn er gehört ja nid)t jn benen,
2>ie firaucbeln je unb faUen fönnnen.
ÜUernt anbre aud) oom ©uten metd)en,
$>er ßebrer ift nid)t ifjre«gletd)cn ;
SBcrgeffen anb're aud) ber $ftid)t,
$er ßebrer fann unb tbut ba« nid)t,
Mein, erfdjeint bem Äinb al« SWann,
S)er aae«, nur nid)t fehlen fann;
Unb mäbntn manage ficr) aud) gröfter,
Xer ßebrer ift bod) meitau« beffer,
31« alle anberen 9Wenfd)en ftnb.
So benft, fo füblt unb glaubt ba« Äinb
Son feinem lieben, guten ßebrer,
Unb al« fein innigfter Serefyrer
Umfränit e« fein teure« Söilb
SWit »lumenarten, sart unb müb,
Unb fafet be« teuren ßebrer« Wanten
- 18 -
SBoff @$rfurd)t iu be* $er)en8 Stammen. —
Unb biefcT ©laube tft*« unb beffen aRad)t,
2Ba§ eine* 2ebre« »eifpiet mirlfam madjt,
SBoburd) fein SEBirfen leicht wirb unb gelingt,
2Boburd) e8 für bie ?D?enfd)beit ©egen bringt.
3a, biefer ©laube ift'8. ber bielfad) nüfct,
Äuf ben al« ©runb fid) bic Chrjte&ung ftüfct
Unb i&r Erfolg jutn attergröfeten Xeil,
©orale ber ganjen <Dienfd)&eit ©lücf unb ©eil.
O mödjtc biefen ©tauben niemanb lähmen,
3bn gar ben flinbern aus bein fersen nehmen,
2>a er bem Üebrcrflanb al8 eine 9tofe blüf)t,
SBic faum ba8 Dlenfdjenauge eine fd)ön'rc flebf.
Zweite töofc.
„$)ie Jpoffnung be8 Öftrer« auf eine eroige Vergeltung im
Gimmel unb bajj auf ben ©eifl ©efäete« unberroe$li<$ fei."
SBer f>at too&l in getoiffen ©tunben
9Hd)t aud) fd)on tiefen ©djmerj empfunben?
3>e8 ße&rcrB fcaupt ftcf) oftmal trübe fenft,
2Benn er bei Stanbeß s$fltcfjten überbenft,
Unb ftofyl nid)t o&ne tiefen unb geredeten ©runb
(£ntftrömt bi8roei(en eine fttage feinem URunb.
Xod) ctroa« ift, loa« ir)n ftet8 fd)üfcenb Ijält,
$>afe flnfenb er nid)t in Serjtoeiflung fällt,
©8 ift ba8 rröftenb Bort, ba8 alfo r>ei&t:
„2öa8 au«gefäet wirb in Gfjrifti ©eift
Unb auf ben (Mrunb be8 aWcnfa)engeifte8 fallt,
6id) en>ig feft unb unoertoe8Iid) balt."
(S8 ift bie Hoffnung, bafe für feine aJlübe
3lnn bereinft bort bie ©iegc8palmc blübe,
$>afe für fein Sebcn8lo8, ba8 trübe, barte,
3m Gimmel tym ein angenei?m're8 warte,
Daft jene flörner, bie er feiner 3*it
3m ©arten ©otteB gläubig auSgeftreut,
©ebeiben unb bereinft in ben fpäten Xageu
$od)gcn>adMcn, reidjlid) 5rüd)te tragen.
Die §offnun5i, bie ba aufredet tjaltet,
3>a8 trübe fieben frob geftaltet,
Die für ben Unbanf biefer SBelt
Uns §immel8lobn in 2lu8fid)t ftcflt,
Sie nenne eine 3lofc id),
©ie blütje unb entfalte ftd),
©enäfjrt burd) inn'rc ©laubenBfraft,
Sroft ber ganjen 2cbrerfd)aft. töortfefeuiifl folflt.)
Digitized by Google
- 19
(A. E. in A.)
fflenn mir bie Qrute fragen, roaS ße fid) rotinfcljen, jo erhalten mir
faß überall als Antwort : jeitliche« unb eroiges ©lütf. 3a, glüdlich möchten
roohl alle fein, aOe möchten e8 gut hoben, möchten angelegen unb grojj »erben,
möchten eine leiste SBefchäftigung hoben unb ©etb, roofjin ftc nur fangen.
Daö afle$ fannß bu haben, bu fonnfl bein zeitliche« ©lüdf machen ^ienieben
unb barob gleichzeitig ben 5öeg in bie eroige £)eimat ßnben; aber e8 iß
wichtig, rote bu eS anßeüeß. Du mußt ben regten SBeruf bir roählen unb bann
macht ß$ bie Sache leicht. SBichtig, boppelt rostig iß für jeben bie Berufswahl.
2öir ßnb alle $ur ewigen ©lüdfeligfeit beßimmt. fcber neben bein
neigen 3\eit Ijaben roir auch eine beßimmte zeitliche Aufgabe ju erfüllen.
6in jeber fat in einem beßimmten ßreife ju arbeiten unb ju roirfen für
fuh, 8familie, Qemeinbe unb ©taat. Diefe ÖebcnSaufgaben in engerm Greife
Reißen mir gemeinltch SBeruf.
3ß *5 nötig, ßth einen Seruf $u rodeten ? 3a ! 68 erhellt bie« f(ar
aus ben göttlichen 9tu§fprüchen. „3m ©chroeijje betne8 2Ingeßcf)te$ foflß bu
bein SBrob eften!" SJor bem Süubenfafle hat bie (5rbe afleS in ungeahnter
Bchönljeit unb §tifle $ert>orgebra$t. 9IDe8 roar SReichtum unb ©chönheit;
iberaO roar bracht unb $euli4)feit. Die Arbeit roar nicht mit 9Hübigtett unb
Bbfpannung berbunben; ße roat fjfreube unb ©enufe. 9ta$bem bie 6rbe
oerßua)t roar, fehrte ße jurüd in einen 3ufta"° bft Unboflfommenhcit. Sie
braute nicht mehr bie ^fttfle ber §rU$te tyxüoi. Durch Arbeit, Wü^c unb
Schweife rnufete ße gelungen roerben, bem 5Wenfa)en bie nötigen Littel
jum Unterhalte ju geben. Die Arbeit rourbe bem <Dienfä>n jur unabweisbaren
Wicht, «ber in ber Arbeit lag urtb liegt ber Segen; burch bie Arbeit
wirb ber 9Henf<h gleichfam entfünbigt, unb bie @rbe roirb baburch roieber
tinigermnfeen jurüdgefütjrt in ben frühem 3ußanb. 3m ©chmeifee beineS
angeflehte« foflß bu bein 53rob efien. Die Arbeit, ber Beruf iß bem
SRenßhen jur Pflicht geworben.
3m neuen ^eßamente zeigt uns ba§ ©leiajni8 Don ben Talenten ebenfo
Mar, bafe ber 3Reufd) mit feinen f}ä()igfeiten, förperlichen unb geißigen,
muchern fofl. Qfünf Talente hflß bu befommen unb noch fünf geroouneu ; gehe
ein in ben ^rieben. Du h^ß bein Statent bergraben. TZc^mt ihm auch
biefe* no<h! ©o iß bem 3Heufd)en burch göttliche 33orf$rift bie Arbeit jur
unabweisbaren Pflicht gemalt. Die Arbeit tanu aber nicht eine ungeregelte,
auf alle möglichen Sphären fich erßrecfeube fein, fonbern fie tanu ßch nur
innert einem begrenzten flreife beroegen. 6S iß bie SBahl eine« CebenS»
bfruff« nötig.
Digitized by Google
2lud) ba§ tägliche Seben jeigt bie Wotroenbigfeit, einen beftimmten 33eruf
ju roählen. Der menfd)liche 2t\b t)at beftimmte 53ebürfniffe, ot)ne beren <5r*
füflung er bem $obe anheimfällt. 25} ir nennen : Wahrung, Pleibung. Obbacb.
Ohne 9iü^tung fonnft bu nicht (eben ; ot)ne ftleibung unb Obbacr) btft bu
btr Ungunfi ber SBitterung preisgegeben, fäflft in Jfranffjeit unb balbigen
$ob. Die ©roßjat)! ber Wengen muß fich ober biefe Bebtirfniffe felbfi
üerfchaffen burct) förperliche unb geiftige Arbeit 9luS ©runb unb ©oben
heraus müffen burch Arbeit biefe Littel errungen werben. ©ct)au ben
Müßiggänger an ! @r lebt auf Popen ber anberu unb wirb fo genriffermaßen
ein Dieb am ©emeingute. ©chau bie Familie an, bie nicht mer)r in be-
ftimmten BerufSfreifen arbeitet ! ©ie fommt fet)r balb in Sirmut, ßlenb unb
9lot unb fällt ben anbem jur Saft. MerbingS giebt eS Öeute, bie Don
ihren 93orfat)ren einen folgen Papitalftocf ererbten, mit bem [\t ot)ne eigenen
Beruf leben fönnen. 3<h erinnere an bie borneljmeu Müßiggänger. ©ar
oft aber leben auch bieje ©lücfstinber einem beftimmten Berufe. Unb auch
fie ftnb nicht fict)er bor ben ©dalägen beS ©d>iclfals. Das fieben jeigt un§,
baß mannet heute reich, morgen arm ift. 6» ift beStjalb niemanb bon ber
Arbeit aufgenommen, unb geftattet er fich bieje 9luSnat)me f elber, fo Derfet)tt
er fich miber göttliches unb fittlictjeS ©efet}. 3um eigenen ßebenS*
unterhalte ift ber Beruf notmenbig.
Der Menfch ift aber nicht nur als (Sinaelroefen auf biefe 2Belt hingefteOt;
nein, mir alle bilben eine große Bölferfainilie ; mir finb ©lieber, Seile,
beS gefamten BolteS. Der Menfa) ift auch ein gefeafchaftlicheS SBefen. 3eber
einzelne fofl beitragen jum 9Bot)lc ber ©efamtt)eit, ber Familie, ber ©emeinbe
unb beS ©taateS. Diefe Bölferfainilie in ihrem SIBirfeu ift einem großen
Uhrroerfe ju Dergleichen. 2öir bilben bie 3ähne, bie SRäber, baS Xrtcbrocrf,
3eiger jc. Da muß alles in befter Orbnung in einanber greifen ; jebe Pleinig*
feit unb Unfa)einbarfeit geminnt für baS ©an^e eine hohe Bebeutung, ^iCft
bie Aufgabe erfüllen ober oereiteln. Pein Ecenfdj, unb märe er noch \°
unfcheinbar, ift bebeutungSloS für baS ©efamtroohl. Seber t)at eine beftimmte
Aufgabe ju übernehmen unb Don ber ßöfung ber Sinjelauf gaben hängt ber
©ang beS gefamten PunftroerfeS, baS 2öor)l beS (Siujelnen, ber Familie unb
beS©taciteS ab. Äeiner achte fich ju gering ober überflüffig. jeber hol eine
beftimmte ©teile auszufüllen.
Damit bie Aufgabe ber Bölferfainilie nach ben Abfielen beS ©cr)öpfer3
erfüllt roerbe, muß fich jeber einen Beruf wählen unb benfelben ausüben.
Daß babei bie BerufSarten unb BerufSaufgaben fehr oerfchieben fich geftalten, iß
gar nicht auffällig, fonbern faft felbflnerftänblich, unb baß niete im gleichen
Berufe mirfen müffen, ift ebenfo begreiflich. (H gibt mohl t)5^ere unb
Digitized by Google
- 21 -
niebrre ©erufSarten, aber nirfjt mistige unb bebeutuugSlofe. %üt
haben mit^umirten jur fiöfung ber ©efamtaufgabe.
„©et) tymut unb jät)le bie ©terne," fbracr) ©ott Abraham unb et
nergüch bie glänjenben fiichler am ^immel mit feinen 92ad)fommen. $)a5
SHenfchengefchlecht üergleicht fich fetjr jutreffenb mit ber ©ternenmelt. $)a
haben mir bie ftirjterne, bie ^eflgtänjenben ©onnen. Um biefe freifen bie
Planeten. Unb (entere metben begleitet bon ihren Trabanten. $urch baS
ganje Spßem aber eilen faft ohne Siegel unb ©efefc bie 33agabunben be*
Sternenhimmels, bie Äometen. 2We roanbeln hoch an ber himmlifchen öanb-
Mb* i^re 2Bege, feines frört ben anbern. 2öa« nüfcen fte? ©ie geben
3*ugni« Don ber ftflmadjt ©otte«. ©o ^aben bie 9Renf$en, ho<h unb niebtig
ihre Aufgaben ju erfüllen, deiner ift bebeutungSlo« \ afle hoben mityumirfen,
bomit ba« fieben in fünfter Harmonie unb S5oflenbung feinen ©ang nehme.
$ie einjelnen fieben«« unb 93eruf Streife freuten fict) nicht, fie ergänzen fidt).
2Bir fefjen auS obigen Ausführungen f tat: flu« göttlichem unb fitt*
lidjem ©efefce get)t &frt»or, bafj jeber Blenfch eine beftimmte
Lebensaufgabe $u erfüllen r)ot, unb Daju ift nötig bie 2öar)l
unb Ausübung eines Berufes.
£>aben mir bie Wotmenbigfeit eine« Berufes nachgewiefen, fo »oflen
mir nun auet) jeigen, tnaS bei ber Berufswahl $u beachten fei, bamit ber
richtige Beruf gemäht roerbe.
3QBtr haben einleitenb fd)on bemerft, bafe bon ber Berufswahl in ben
meiften fällen ba« zeitliche unb eroige ©lüd abhänge. $)ie Berufswahl ift
alfo einer ber roirhtigften Momente im ganzen fieben. 2Bot)l unb 2öeb,e,
ftlüd unb Unglüd fmb bebingt buret) biefen ©abritt. Sie biet ßleub unb
9tot, Kummer unb forgenboOe 9tää)te haben ihre Urfact)en in berfeljlter
Berufswahl ! Unb burch ba« ©ducffal ber Äinber ift in ber Siegel auch
Dasjenige ber Altern beftimmt. 2Bie bie flinber ausfallen, fo haben e«
gewöhnlich auch bie Altern.
3m allgemeinen fällt bie Berufsmahl ins jüngere Hilter (3ugenbalter).
On ber Siegel ttirb fidt) einer auch "ur für einen Beruf unb nicht gleich'
Jfitig für mehrere entfcheibeit. $)er Übergang bon einem in ben anbern fann
ja im fpätern 2Uter oorfommen, roirb aber nicht Kegel, fonbern Ausnahme fein.
$er Beruf roerbe nach Den berlietjenen Talenten gewählt,
tiefer ©a| ift immer unb überall feft juhalten . 3n ber natürlichen Anlage
ift jebem ber SBeruf oorgejeichnet. $iefe müffen nun aber junächft richtig
ertannt werben. 2)er ^Jlenfd) hat förderliche unb geiftige Anlagen. $ie
ttynjajen gähigfeiten fpringen bem funbigen Beobachter leicht in bie flugen.
torpertraft, ©emanbtheit, SRuStelgelenfigleit, gefunbe«, ftharfeS Auge, ©ehör,
&fd)macf, ©erua) ic, bie Äraft ber ©inne unb be« flörperS überhaupt werben bon
Digitized by Google
intelligenten (Sltern crtauut. *)Uu\) bie griffigen (Sigenfchaften werben ft<h
balb anzeigen. £ertoorragenb fcharfer 33erftanb, tiefe« ©emüt, SöiflenSflctrte
ober »fchmäche, ©efthicf unb ©inn für aunft, für ©ewerbe, ©anbei ic. jeigen
ftch föon in ben Sugenbjahren ; man mufe nur oorurteilSfrei beobachten,
©inb alle biefe Anlagen erfannt, fo wirb bie Berufswahl leicht. (Sinen
förperlichen ©chwächling roirb man nicht ein fchwereS £anbwerf erlernen
laffen j. 59. Stauhanbwerf; einen Kiefen let)rt man nicht baS ©chneiber*
hanbwerl; ben ©emütSmenfchen macht mau nicht jum Kaufmann unb ben
SBtflenSfchmacheu nicht junt SBerfmeijter. —
2Difl man biefe natürlichen Srä^igfeiten erfennen, fo beachte man baS
flinbbeim Spiele, bei jeinen Arbeiten unb feinen ©efprächen unb
sHfeinung8äufeerungen. Dem Äinbe ift ein fogenannter ShätigfeitStrieb
angeboren. Diefe Shätigfeit ift gar nicht« anberS, als bie Äußerung beS
Talente«. DaS latent rotd unb muß fich äufeern, unb baS geflieht beim
ßinbe im Spiel, beim (Srwachfenen in feiner freien, felbftgewählten Btfchäf»
tigung. 3m ftinbe fchon erfennji Du ben jufünftigen JpanbelSmann. Der
flleine fonbiert feine Wüffe, Aepfel, 9Rünjen unb Iaufenbfaä>u. (Sr ift
barauf bebaut, feinen Beftyjtanb ju met)ren. (5r treibt ©anbei: Äauf unb
%a\i\$, ift fparfam, pünftlict), beredjnenb, fogar fchlau unb h^^lo«. Du
erfennft ben Canbmirt. Der Äleine fammelt bie Samen, befteflt feine
©ärtlein, hält AuSfaat, jätet unb martet bie dritte ab. Du fiehft bie ju»
tünftige forgenbe ©auSfrau. Die ßleine fammelt Vorräte, focht unb flicft,
loafcht, regiert ba« (Mefinbe, jchaufelt unb fleibet bie Äinber u. f. w. Da
jefyen mir auch ben überlegenen ©inn, ben fcharfen 93erftanb unb eifemen
SBiflen, ber alle beherrfcht, ferner ben ©olbaten, ben ^riefter, ben ßet)rer.
6« liegt ein tiefer ©inn im ©piele ber ffinber. ©ar oft ift
barin ihre 3"to"ft twrgebilbet. ©o läßt auch ber Dichter ben 3«ren fagen:
„(Sinfi fpielt ich mit flrone unb ©cepter, mit ftugel unb ©tein." eitern
unb Seljrer foflen bed^atb ihre flinber beim ©piel unb in ihren Arbeiten genau
beobachten.
©ei ber Berufswahl ihrer tfinber foflen fich bie Altern nicht boii
ihrem ©inne unb ben ©efüt)len beS ©toljeS leiten laffen unb bem
flinbe ben Beruf üorfdjreiben. (58 ift etwa« 2Bat>re§ baran: Die Äinber
finb in ber Siege am größten. 2Belche Butter ummebt nicht bie 3ufunft
ihres ÄinbeS mit ©lanj, Reichtum, ($t)re unb Wacht. 3a, etwa« ©ro&e*
mu& er werben, ber Meine ; baS 93aterr)au«, baS heimatliche Dorf, baS alle«
ift ju Hein unb gering für ihn; er mufe eS beffer hoben, ©elige träume!
Aber biefe träume werben gar oft jur fijen 3bee. Der $unge foO etwa*
©rojjeS werben, ho* fl&er baS 3eufi nW bajti unb Oerfehlt feinen Söeruf.
Altern, lafet Such nicht Oom (Sigenfinn unb ©toi} leiten bei ber Berufswahl
Digitized by Google
— 23 -
euerer ftinber; prüfet ihre Neigungen unb Anlagen. Ecancher 33ater glaubt,
ber ©ohn fofle in je inen Beruf eintreten. $« mürbe fi<h °o§ fl« leicht
machen. Alle« finbet fich bor: ba« ©efajäft, ba« ©erzeug, bie ©ebäulich«
Urteilen, tfunbfdjaft ic. ©eljr oft hot ber ©oljn auc^ bie ^ä^igteit für
ba« Däterliche (SJemcrbe geerbt; ^at er ba« aber nicht, fo [od man ihn nidu*
ju einem Berufe nötigen, in bem er fieh nie jurecht finben mürbe.
Bielfach get)t heute ba« Streben ber Altern batjin, ihre Äinber flubieren
laffen. ©ie betrachten ba« ©tubium oI§ ben bequemfien 2öeg ju Amt,
(5E>re unb Bermögen. §3 gibt aber ^eute mehr (Slenb unb 9cot unter ben
©elecjrten al« Ungelehrten. STie roiffenfa)aft(i$en Berufe finb überfüllt, unb
nur ein ausgezeichnete« latent ringt ftdt) burch, roätjrenb TOittelmäßigtetten
berfümmern unb an« Hungertuch tommen. Die 2BeIt t)at Ueberfluß an
ftubterten Seuten, aber fanget an foliben $anbroerfem, ©efchäfsleuten, ßanb*
mitten. 6« gelte al« SRegel, baß nur ber jenige, melier b,eroorragenbe,
ausgezeichnete Talente Ijat, flubieren folt. Mittelmäßige Talente
haben gemö^nüdt) ein große« ©efehief für gewerbliche ©aa>n, &anbroerf,
£anbel. flunft, Öanbroirtfchaft u. bglaj. 6« ift ein ©runbirrtum ber 3eit,
baß man glaubt, bie förderliche Arbeit fonne gemein fein, fie entmürbige ben
9Renfa>n, mäljrenb geiftige Befestigung nobel fei. Äeine Arbeit, fofem fte
ehrlich ift, fann gemein unb entroürbigenb fein. Der ©ot)n ©otte« felber
hat bie Arbeit, bie ganj gewöhnliche Arbeit, geabelt. ©ein ^ßflegeoater mar
ein 3«nmermann; ber ©ottmenfeh felber half bei ber 3»ntmerarbeit ; bie
göttliche TOutter beforgte bie $au«gefchäfte unb betrieb £anbarbeit. Die
Apofiel ernährten fia) Don ber Arbeit ihrer §änbe. Die Arbeit ift geabelt.
Aua) bie neuere 3eit ehrt unb achtet bie Arbeit. Der Dichter ©dnHer fingt :
„Arbeit ift beS SRenfcben 3ierbe,
6<gen ift ber SRflbe $rei«;
©hrt ben Äöntg feine SBürbe,
@h«t un« ber §anbe ftteiß."
Wan betrachte alfo (einen Beruf als entroürbigenb; ber Arbeiter im
blauen #emb ift mert, roa« ber ftönig im ^urpurmantel.
3öir möchten raten, baß man ba« §anbroerf unb bie lanbmirtfehaftliche
^ejehäftigung mehr ju (Ihren jietjen foflte. ©erabe bie (entere ift förperlich
fehr gefunb unb geißig anregenb. Der beftänbige Umgang mit ber ftatur
leitet an $um Denten unb führt hin $u ©ott. Durch ben Acf erbau mürbe
öa~ TOenfchengefchlecht gefittigt unb (ultioiert. Serne man biefe Befestigung
toieber lieb unb mert geminnen.
Bei ber 2öat)l be« Berufe« mirb jebenfafl« auch barauf $u achten fein,
ob ber Beruf lohnenb, ber ©efunbheit zuträglich unb bem ©eelen-
$etl förberlich fei. Wicht alle Beifügungen ftnb gleich befahlt. Der
Digitized by Google
- 24
Beruf fofl, alle Bebingungen oorauSgefefct, beii 3Hann unb feine ftamilie
auSreichenb ernähren. 5)ie neuem (Srfinbungen, mie SRafchinen, baS «n«
Käufen Dom Kapital ^aben Diele ©eföäfie unb Berufe unrentabel gemalt ;
gewaltige Beränberungen fmb innert 50 Sohren vorgegangen. Hfle biefe
Berhältniffe wirb man in Betracht jietjen müffen bei ber BerufSroaljl. ferner
ift barauf $u achten, bafc bei Ausübung beS Berufe« bie ®efunbr)eit nicht
untergraben werbe. S3ie Statiftif jeigt und, melden (Sinflufe bie Berufsarten
auf (Skfunbheit unb SebenSbauer b,aben. $er Beruf foQ nicht gefät)rli£t)
fein für baS Seelenheil. fcfle biefe Umjtänbe finb bei ber BerufSmahl ju
berütffidjtigen.
SBir fönnten fcr)lieBlid) noä) fragen, wer bei ber Berufswahl minoirfen
fofl. $ie berufenden unb berechtigten ^Ratgeber beS JtinbeS finb bie Altern.
Sie haben baS natürliche Anrecht auf ba§ &inb unb nehmen an feinem
©lücf unb Unglttd innigen Anteil. Sie foflen aber, mie mir eben ,gefet)en,
nur beratenb unb nicht befehlcnb mitmirten. ferner toirb aud) bie
Meinung ber Sehrer unb Seelforger ferner mit inS ©ewtcht fallen, ba eS
ihnen möglich mar, bie Einlage be§ $inbe$ beffer ju ertennen als felbft bie
Altern. Bei einem fo wichtigen Schritte wirb ber gläubige Gfyrift ferner
3uflucht nehmen jum ©ebete unb bie §ilfe Don oben erflehen. $er Bater
im §immel broben, ber bir alles gegeben, mirb bir auch bie nötige (Sinftch*
Derleihen, wenn bu ihn (inblich barum bitteft, bafj bu ben rechten 2Beg
finbeß.
2Bir haben gefehen, bafe ein Beruf für jedermann eine Pflicht ift, unb
mir hoben auch fl^eigt, mie man ben richtigen Beruf finben !ann. 933ir
möchten (Sltern unb Äinber ernftlich ermahnen, biefe Jöinfe wohl ju beachten.
$ie Berufsmahl ift entfcheibenb für baS ganje Seben. Nation bängt baS
zeitliche unb ewige ©lücf Don ^erfonen unb Familien ab. Unfer aufrichtig^«
SBunfch geht bahin, es möchten afle benjenigen Beruf roählen, ber, mie ber
dichter fagt, r)infü^rt burch ein 2anb Doli (achenber Auen, hin an bie
Sonnenbahn ber Sugenb unb enbli<f) in baS reiche öanb ber Sngel unb
ewigen (Srnten.
m* ersieht man bie IWäbdjen jur ütltfamkrit ?
H. R. in 8.
SRotto: tJromm, bemütig, rein unb jart.
$ie ßrjiehung ber SJtäbdjen ift ber fofftein im ^unbamente beS menfa>
liehen ©lücfe§ unb jroar ein fixerer, wenn ihre (5rjiet)er unb Erzieherinnen fie
lehren: „®ott ertennen, ihn lieben, ihm Dienen, um baburch ewig feiig ju
werben unb aud) anbere jur Seligfeit ju führen"; alfo für ben Gimmel
Digitized by Google
- 25 -
haben mir Seherinnen unfere Schülerinnen ju erziehen unb uns felbft baburch
ben (nmmel ju fidlem.
Unter ben Xugenben, welche bie ffinber fich bur$ gute (Erziehung an»
eignen, ift bie Sittfamfeit eine ber mid)tigfien. Die *ERäbcben befonberS fiub
berufen, biejelbe mit §eftigfeit bem 93olfe ju magren, Sie ift baS Diabem
be? 5Näbchen8, bie §immel8blume, bie baSfelbe weit hi>h*r fteflt, als bie höchften
(Srbengüter es fteden fonnten.
Sittfamieit ober (Sfyrbarleit in ben Sitten, alfo gute Sitten finb und
burc$ ©ebote (Botted befohlen, unb ber £>eifanb üerheijjt: „Selig, bie eines
reinen 4>er$en8 finb, benn [\< werben ©ott anbauen." Die §eilige Schrift
jagt ferner: „guere Sittfamleit fei öden 2Wenfd)en belannt; benn ber §err
iji rta&e; adeS gefa>h« mohlanftänbig."
Die Sittfamfeit nun iji eine Sugenb, bie baS Äufeere beS SRäbchenS jiert in
grfdjeinung, Haltung, 93lid, (Beberbe, Söort unb £>anblung.
Sie barf aber nicht nur Angewöhnung feiner Umgangsformen fein,
fonbern mufe ihren Äern im ©erjen ^aben, alfo töufeerung eines unfchulbigen
©efenS fein, fonji iji fu Sa>tn unb $rug. Wan lernt oft flüchte Wenjchen,
ohne befonbere ©eifteSbilbung, rennen, bie nie in feingebilbeten Äreifen ji<h
bewegt faben unb bocr) bie bejten Sitten jeigen ; bie Feinheit beS fcerjenS
giebt ihnen ihr jmangloS fchöneS benehmen.
Jöenben wir bie richtigen Wittel an, unfere <D2äbd)en ju folch äajter
Sittfamleit ju erziehen. Religion bergöttlicht baS $erj beS ftinbeS, bewaffnet
e§ gegen 2eiDenfcf>aft, führt eS unüerfeljrt burdj bie Stürme beS SebenS.
$eten wir baljer um ©otteS (Erleuchtung jur Erteilung eines guten 9idtßion&
unterrichtet unb bereiten wir uns tüchtig barauf Dor. Anleitungen (neju
geben w$)irfchf elber, Jrnecht u. a. Der Religionsunterricht muß grünblia),
mit ©efütjl unb Überzeugung erteilt werben, Damit baS ftinb it)n nicht nur
Derfte^e unb lerne, fonbern auf ben 2öeg ber ©ebote 05otte5 geleitet, nach be*
ftimmten, chriftlichen ©runbfä&en lebe, feine ©efüljle unb SBegierben bem
göttlichen ©efej^e unterwerfe, fia) alfo nicht etwa nach augenblidlichen Verhält -
niffen unb Umftönben richte, fonbern in inniger Siebe ju ©ott fiaj jeberjeit
fage: „3cf> will Dernefjmen, was ©ott ju mir rebet in meinem £>er$en.M
65 müffen aber ade Unterrichtsfächer, bie ganje Sapulbilbung mit
bem {Religionsunterricht in innigfte Sejiehung gefegt werben, was nur in
fonfeffioneden Spulen möglich; benn in jeber Schulftunbe t)a&en wir nicht
nur ju unterrichten, fonbern auch bu «rjieften. SÖerfen wir ein recht lebhaftes
Anbenfen an ©otteS Allgegenwart unb Allwiffenheit im Räbchen,
fowie baS erf>ebcnbe Ehrgefühl ber 2öürbe eines ßinbcS ©otteS.
bemühen mir uns, bie linbliche Einfalt hwinaubilben jur lebenskräftigen,
wiberftanbSfähiflen Sugenb ber Sittfamleit, bie als Pförtnerin beS £>erjena
Digitized by Google
- 26 -
bic ©otteSfurdjt frforcn, woraus bie ©eroiffenfjaftigfe it entftoringt
bereu gru^t ba$ reine ©eroijfen ift, ein beftänbigeS ftreubenmal, ein §itnmel
im £erjen, ein Wnfer im ©turnt. 6d)on Heine fjebjer gegen bie Sittfamfeit
ftören jene$ ©lüd. (Sin roljeS 2öort, eine unanftänbige ©eberbe ift genug,
bie ©cfyamfyaftigfeit beS 5RäbaVn8 ju beriefen. Pflegen mir biefe jarte
iugenb in ben 9Häbcr;en; ue ijt bie £üterin ber ©ittfamfeit, ber £>ort ber
Uufa^ulb. kennen mir bie 3$erle£ung berfelben ni$t nur Unfo}idli4>teit bor
ben Wengen, fonbern bireft eine ©ünbe, 93eleibigung ©otteS; le&tere 53e»
jeid>nung ift bie ridjtiae unb mirft beffer, al$ erftere, mit ber man bie ©<tymaa)en
letd)t nod) fd)roäd)er machen fönnte. $rei)b,eit, ©djatnlofigfeit finb ein £>in»
megfetyen über ba$ Urteil aller Qsblen, ein 93ernidjten ber 2Bot)fanftänbtgteit,
ein betrügen beS innern 9iid)ter§. ©eroöljnen mir bie 3Räbd)en an©elbft»
be fyerfa*>ung, (Sntfagung, 33efd>ränfung ber 55egierben ; lehren mir fteftreube
finben an Söenigem unb gmar an (Sblein, Unfd)ulbigem. ') Soffen
mir fie erfennen, bafe nur foldje ftreuben bauembe ljerjlic&e £)eiterfeit bringen,
bie ber ©trafjlenglanj einer reinen Seele ift unb finftereg, f$lei$enbe§
Sefen bertreibt. SWjuluftigeS Befen an <ötäbd>en mirb Don ber 2üelt
fo gern entfdmlbigt unb trägt boa) ©efaljr für bie ©ittfamteit in fi$.
galten mir fie an, na$ bem 2öof)lgefallen ©otteS, guter Altern
unb Eorgefefcten, fomie überhaupt ebler 9Renfd)en ju ftreben, ftatt na<$
bemjenigen ber Wenge, ©leidjgültigfeit im ©eneljmen gegen erftere ift ein
beleioigenber, fjäfelic&er, bie ©ittenlofigfeit förbernber (Stjarafterjug. Siebe ju
ben (Sltem, Mnf)äuglid)feit an bie ganjegamilie finb 2riebfebern für
bie 9Jiäbcr)en jit ehrbarem betragen unb eräugen ein aufrißt ige«, offene«,
roafjrljeitSliebenbeS Siefen, baS bie ©ittfamfeit fo fe&r maljren r>i(ft unb
SJerfteflung, 2ift unb ©bifcftnbigfeit fern f>ält. Sie Sugenb &at ifjre kämpfe,
ifjtc Prüfungen ; barurn Ijat ba$ Wäbtfcen G&arafterfeftigleit ofjne jegli^e
Wenfa)enfurcbt nötig, um feine ©ittenrein&eit ju bemalen unb SBerfjängniffen
unerf4)roden, bod) meife entgegenzutreten, be8 ©lüdeS fid) mürbig ju matten,
aber bemütig unb ftarfmütig eS $u tragen, menn 2Bünfd)e nia)t erfüllt merben.4)
(©djtufe folgt)
Sutern. (Äorr ) Dienftag, ben 11. Dejember berfdjieb in bjer Ijodjro.
£>err Sojef 3gna$ Stölln, gemefener (5f)orf)err unb &ufto§ beS Iöbl. ßoQegiat«
ftifteS im $)of unb roähjenb breiunbbierjig 3ab,ren s$rofeffor beS ©ümnafium«
0 3. 2?- an ©otteSbicnft, an anbern religiösen Übungen, an £Bof)ltbun, an
oerebelnbcni (Wang unb Vlufif, an crbauertbem üefcn, S9etrad)tung ber 9tatur,
cbler Wefctttöaft u. f. n>.
J) Seftcr, guter Garafter ift «in ftels, an weitem gcftronbetc «dnffe lanben
unb anftürmenbe fc^cttern.
Digitized by Google
- 27 -
in ßujern. ©eboren &u SBaütuil im ^ahre 1806 hätte er feine ©nmnafial*
fiubien ju 39ern, fünfter uitb Sutern, bie afabemifchen &u iübiugen, 3)iünd)en
uiib ©ießen gemalt. Jpr. 9?öfln feiig roar ein Wann oon großer allgemeiner
öilbung, ein fetjr grünblicher flenner ber alten ©prägen unb ein tüchtiger,
geroiffenhafter Celjrer, ber jroar mit Strenge, aber auch erfolgceict) feines
Gimtes roaltete. Seine Eigenart im 2ef)ramt foroohl roie in feinem (^^aratter
überhaupt roerben ihn banemb im Mnbenfen feiner zahlreichen Schüler erhalten.
$r. 9?öQp betätigte ftc^ auch mit Erfolg auf fchriftfteflerifcf)em ©ebtete. R. I. P.
St. ©olle«. (Äorr.) 3n ber „Oflfchroeij" macht ein älterer ^äbagoge
ben 3$orfd)lag, eS foQten ftatt eines bierten ßurfeS bie CehraintSfanbibaten ju
tüchtigen ^raftifern, iue[rf;e als ßrjieher unb ßehrer int betuäbrt fiabni,
für einige 3*'* als ©ehilfen eingeftedt roerben, roo fie auch angeleitet roerben
müfeten ju ihrer eigenen gortbilbung, roie Tie fich neben ber Schule paffenb
mad)t. 3)a8 gäbe ben jungen auch bälber einen richtigen, praltifchen „fturS."
tyxt Selbfifortbilbung foflten periobifche flurfe unb ßonturSprüfungen am
Seminar förbern unb regulieren. — (58 Ijat biefer SBorfchlag geroiß feine
fdjönen 2id)tfeiten unb es mürbe biefer 5Beg, foroeit unS befannt, in einigen
Äantonen teilroeife betreten, fo in 8ujem unb ^freiburg. Wber eS liegen
bod) fernere SBebenteu gegen ihn bor. (Sin folcher älterer Sefyrer, bem ber
junge ßeljrer übergeben mürbe, müßte bor allem ein roahrer SRufterlehrer fein,
foroohl roaS ßeben, als roaS SBiffeu unb Wethobe anbetrifft! gerner bürfte
jtoifdjen feinem 2Birfen unb ben metlrobifchen ©runbfä&en beS Seminars feine
Disharmonie befielen, bie ^ßrajis müßte fich in allem als SRealifterung ber
Theorie bewähren; baS 93erhältniS jroifchen Weifter unb ßehrling müfete genau
geregelt merben K. Senn baS ibeale fiefjrerleben überall ju finben märe, bann
freilich märe ein folcher praltifcher flurS geroiß oon ^öa^ftem Wujjen. 9lber
baS ßeben tritt auch in Öehrerfreifen meift im 5öerftagSgeroanbe auf unb
trägt allerlei, mehr ober roeniger fd)öne, Äleiber. — (Sin bierter JRurS fönnte
bie Seminarbilbung einheitlicher abfd)liefjen unb fönnte, ja müßte ber obigem
Vorfdjlage ju ©runbe liegenben 3b« unbebingt infofern Rechnung tragen, als
auf bie praftifchen Übungen ba§ größte ©eroicht gelegt mürbe. Seine 9luf=
gäbe läge nict>t in ber drroeiterung beS Unterrid)t3ftoffeS, fonbern in beffen
Vertiefung unb in ber Tineignung praftifcher ftertigfeit im Übertragen ber
i^eoric in bie $raji8. — TllSbann mirb fich jeber junge 2et)ret in ben
lofalen $erhältniffen feiner Schule leicht jurecht finben. $Ran hat auch roof)l
ju beachten, bafc jebe Schule ein eigenes ©epräge t)ai unb baher überall
bie inbibueflen Skrhältniffe ins Euge ju faffen finb. (Sine gute SJerbinbung
Don Ih^orie unb ^rarjs mirb ba ber befte Celjrer fein unb biefe mürbe ein
oierter ScminarfurS beffer Oermitteln als ein nur praftifcher flurS. —
Snimiiv $)en 12. Dejember oerfammelte fich bie ßebrerfchaft ber
Ward) ju ihrer orbentlichen fjerbftfonferenj in TUtenborf, roohin ^>r. Canb*-
ammann 2Binet, (Fhef beS (SrjiehungSbepartementS, in freunblichfter SBeife
eingeladen hotte. Tic 33erhaublungen fauben im Sd)u(haufe ftatt, unb bie
Äonferenj roar nicht nur oon fämtlichen Sehrern beS JfreifeS Ward), fonbern
auch bon mehreren @r>rengöften befucht.
^achbem ber §od)ro. ^err tQonferenj*5Jorftanb, Pfarrer guch§, einen
flücfblid auf bie michtigften Gegebenheiten in unferem Schulroefen feit ber
Digitized by Google
- 23 -
te&ten Sehreroerfammlung getuorfen unb uns mitgeteilt hatte, bajj ber \)ot)t
flantonSrat ben jährlichen Beitrag an bie 2ehrer*9llterSiaffe Don 1000 9fr.
auf 1500 $r. erhöht habe, folgte bon ben £>erren Seljrern &arl ftiftler in
JReidjenburg unb 3of*Ph 9lppert in 5Bangen bie Verlefung beS MuffajjeS über
baS ^emn: „58ie finb bie Sfepetitionen anließen, bamit fie für ben
Schüler nu^bringenb finb?" $ie beiben bor trefflichen Referate mürben Don
ben Herren 2et)rem töauchenftein in Sachen unb Nobler im Vorbertrjal fefjr
günftig beurteilt, unb bie lebhafte $i$fuffion fügte noch bie eine unb bie
anbere 6rgänjung t)in^u.
Wü bem münblicr)en Referat, meines folgenbermaßen lautete: „9luf
roelaje Waugelhaftigfeiten im Keinen ftö&t man in ber Stefrutenfchule, unb
mie fönnten biefelben gehoben werben ?" mar ber oben genannte £)r. Sehrer
Weldnor Nobler in Vorberttjal betraut. $)erfelbe mieS bei ben einzelnen
^Rechnungsarten bie gewöhnlich Dorfommenben gehler nach, wie er fte au«
eigener Erfahrung in ber 9teirutenfd)ule wahrgenommen, unb gab roie ein
guter 9lr$t, ber bie Jfranffjeit richtig erfannt, jebeSmal auch baS geeignetfJe
Heilmittel an. ©ein Vortrag fanb großen Veifaü*. $ie praftifche Sehrübung
„$ie $iDifion mit ^eitmalbrü^en" unterblieb, roeil ber mit biefer Aufgabe
beorberte $err Cetjrer flarl Xtyiltx unferen ÄonferenjfreiS Derlaffen r)at, um
fid) als ©efunbarlehrer auSjubilben.
3um ©d/luffe beS offiziellen Teiles erftattete $x. 2et)rer ßafpar Nobler
in ©chübelbach Beriet über ben VermögenSbeftanb ber Sehrer-WlterSfaffa, roeld>e
im laufenben 3afjre eine Vermehrung Don 223 gr. unb eine ©efamt«
fumme Don 41,000 gr. Vermögen auf meist.
@S folgte nun ber gemütliche im freunblichen £eim beS |)errn
Sanbammann Söinet, ber in feinem ^oafte fagte, bafe er fid) fdjon lange auf
biefen $ag gefreut habe unb fi$ nirgenbS fo heimifd) fühle, als unter ©eines-
gleichen, in ber Witte feiner Ib. Seljrer. fyotyxo. $>r. £anonituS ^Jfifter
toaftierte auf ben hochberbienten ($h*f beS (SrjiehungSbepartementS, £yerrn
SfegierungSratr) 2Öinet, ber feiner Siebe $u ben Seljrern burch bie heutige
gaftfreunbliche, Dortreff liehe ^Bewirtung mie f<f)on öfters WuSbrud gegeben höbe.
§err ©efunbarlehrer Vieler in Sachen brachte feinen $oafl ber
unerfchütterlichen Veruntreue eines SefjrerS, mie fie unS im £>rn. (SrjiehungS»
bireftor, Sanbammann SGÖinet, jo fchön entgegentritt, ber Don ber ^ßife auf
als ^rimarlehrer, ©efunbarlehrer unb ©eminarlehrer gebient unb in auf*
opfember 2öeife jefct noch ben töefruten ©dmle hält. £o<hm. $err ©chul«
iufpeftor Pfarrer guchS brachte baS £>och bem guten (SinDerftänbniS jroifd)en
ihm unb ber Sehrerfdmft, bem er nicht jum minbeften bie guten Otefultate
ber ©chulen in ber Ward) auftreibe.
Unb ju guter Sefct gab £>od)ro. .§err Pfarrer ßattanD ben Seffern einen
©rufe mit nach £>Qu)e ihtf grauen, roelche baS 3hrigc baju beitragen,
bem Sehrer bie ferneren VerufSpflichten ju erleichtern unb ju Derfüjjen, bie
9to)en flreuen auf ben $ornenpfab beS ©dmlmeifterS.
3RH ben loaften roechfelten aufs angenehmfte ßlaDierfpiel unb ©efangS-
Dorträge ab unb machten mit ben übrigen gaftoren ben flouferenjtag ju
einem fet)r genuRrcidjcn. laji berfelbe für bie ©dmle unb baS praltifche
öeben auch r«ia^e" ^e9e" bringe, baS gebe ©Ott ! flg.
Digitized by Google
- 20 -
Uri. $er Bericht über bie primär« unb Sefunbarfchulen be« ÄantonS
pro Schuljahr 1Ä93/94 betont mit Stecht, um ba$ Schulroefen ju b'ben,
bie ßinfübrung ber obligatorifdjen Sommerfchule menigftenS für bie 3
untem Älaffen, unb on ©teile ber $Bod>enfrf)ule Verlängerung ber MtagS*
fcfmle um roenigftenS einen SEÖintcr, ebenfo roünfcht er, bafj bie Knaben nach
beut Austritt au3 ber WDtagSfchule noch einige 3ab,re im Sinter eine gort«
bi(bung«fd)u!e ober menigftenS mit ben 9tefruten beu Borunterricht befugen
f otlten, „bamit fte nicht in lurjer Qt\i roieber alles Dergeffen tonnten, mos
fie in ber $(lltagdfchule gelernt hoben." ^ferner betlogt er als JpeininniS
ben Unberftanb unb bie ©leicbgültigfeit Dieler Altern. „$)ie 3flW Derer' D'e
beute noch ben 9hifcen unb Segen einer guten, chrifllid) geleiteten BottSfchufe
ni<t»t ju fchäfcen troffen, ift gröfeer, als mou meinen fönte." Stoj* auch bie
topograpfjiiien Bertjältniffe ungünftig auf baS urnerifnje Schulroefen ein«
roirfen, glauben mir bem bereiten Bericbjerftatter gerne. 584 ftinber Ratten
einen Sdmlroeg bon über V« biß 1 Stunbe, 318 einen folgen oon über
1 Stunbe biö 2 unb 2*/s Stunben. $)aju tommt au$ ber Umftanb ber
überDölferten Schulen; 14 Spulen jd^len 60—70 äinber, 2 übet 100,
„baS finb jammere Schulen, befonberS wenn fte, roie baS bei einigen ber ftafl
ift, afle 6 Äurfe umfaffen." 2Bie anberSroo flogt auch ber Urner Schul>
infpeftor über berfcb,iebene Beurteilung ber Wbfeujen Don ©eile be8 ÖerjrerS
unb mahnt fte an treue Befolgung ber bezüglichen Berorbnungen. — Ueber
bie £el)rerf$aft (27 &hrer, 28 Öer)rerinuen) lautet baS Urteil im aügemeinen
recht günftig. „Sie gelten nicht bloß bie borgefchriebene 3fi* geroiffenhaft
Schule, fie bereiteten fi$ auch täglich unb eruftlich auf bie Sdmle bor ; es
mar tr)nen nid/t genug, Schule ju galten, fie giengen auch planmäßig unb
jielbetoufct ooran; fie folgten bewährten metrjobifchen ©runbfä&en unb füm*
merten fich nicht blofe um bie Unterroeifung, fonberu ebenfo eifrig um bie
gute, folibe, chriftliche (Srjieljung ber ftinber; fte gelten aud) auf 3"d)t<
Orbuung unb 2lnf!anb, unb gaben auf ba§ Betragen ber ftiuber aa)t mie
in, fo aufeer ber Scfmle. ^a) bebaure feljr, bafj ich nicht auch allen 2er)reru
mie aflen Seherinnen meine bofle 3ufr>f^en^e'* auSfpredjen tarnt. 2Öenn e§
unter ben 2et)rern fötale gibt, bie bon ^arteilicfyteit reben, fo t)aben biefe,
um nicht mehr ju fagen, roofyl am menigften Urfache. Statt biet pläbieren
märe beffer, peinig ftubieren. „2Öär)renb bon ben $an$jabr» unb tStanjtag*
faulen gefagt metben tann, bafe fte fo jiemlicb auf ber &öhe auSroärtiger
Spulen flehen, fo fönnen natürlich bie $albjahr= unb £mlbtag$fchulen nicht
fonfurrieren. $ie flrbeitSfchulen für TOba>n follte an aßen Spulen Obligo*
torifch eingeführt fein; eS galten folche nur 15 Schulen; auch, bezüglich
ftfl'aug* unb 3fioV"unterria^t läjjt ber Beriet burchblicfen, bafe noa^ manches
beffer mecben foQte. Turnunterricht rourbe an 21 ©a^ulorten gegeben, boa)
fehlen, mie anberämo, noch bielfaa) bie geeigneten ^urnplä^e unb Cotale unb
Turngeräte. — Sefunbarfchuleu 5ät)(t ber Äfanton 5 mit 62 Sd)ütcrn unb
6 Cebrfräften. W\t »echt betlagt ber Berichterstatter beu Langel au ber
gemtinfehten grequen^; benu gerabe bie ©efunbarfchulen tragen jur aflge«
meinen BolfSbilbung ungemein üiele« bei. Unter ben Befchlüffen be3 fwfrn
6rjiehung«rate4 h^ben mir herbor:
1. Sämtliche ©emeinbefchulräte merben aufgeforbert, bon ihren Straf»
Digitized by Google
- SO -
fompetenjen ©ebrauch 511 machen unb erft, roenn ihre Strafen jum jmeiten
ÜJtal fruchtlos geblieben finb, bie betreffenben &ef>lbaren an ben Strafric^*
ter ju übermeifen.
2. Wn ben Schulrat Don Sififon wirb bie frühere Slufforberung §ur
unbebingt notmenbigen beffern Einrichtung beS Schul^immerS erneuert.
Derfelbe wirb auch aflen ErnfteS jur fofortigen Slnfte llung eineS fähigen
Turnlehrers auf gefordert.
3. Von ben ©emeinben 2Baj|en roirb bie genaue Einhaltung ber ge*
fejjlicb, Dorgefchriebenen Turnftunben Derlangt.
4. füglich ber le&teS 3ah* anbefohlenen Vergrößerung ber Ääu m*
lithteit für bie Unterteile in Vriften unb bie Oberfdjule in 2Baf*
jen mirb Don ben betreffenben Schulräten beförberlichft Verität über ben ba»
herigen Vollzug eingeforbert.
5. $ie ©emeinbe ©urtneflen mirb angeroiefen, ^hrfid^tüc^ ber hö<hß not*
menbigen 91 nft eilung einer jroeiten ßeijr traft innert jroei Monaten eine
beftimmte 3ufic^erung abzugeben.
6. ©ejtüfct auf bie roieberljolt erteilte 9(ufforberung jur ftnftellung
einer meitern 2 ehr traft mirb bie ©emeinbe ©ö|*chenen jur Verichterftah
tung barüber aufgeforbert, ob unb in mela>r SEßeife fie ihrer bahertgen Pflicht
nnchgelommen fei.
7. $ie ©emeinbe Unterf dachen fo0 über ben Vollzug ber lefcteS 3aljr
geforberten 9?euanfa)affung üon Sa)ulbänfen beförberlichft Bericht er«
ftatten.
8. 3n Anbetracht ihrer unbefriebigenben Seiftungen merben brei fietjrer
jur Prüfung einberufen; ferner bat ein lefcteS 3abj neu ins Amt ge-
tretener fiehrer, ber nur ein ^roDiforium beftyt, bie Patentprüfung ju
beftehen.
9. Es finb alle Mbfenjen, auch alle, bie Don Äranfheiten herrühren,
ju Derjeichnen.
10. Sämtliche Schulräte merben ermahnt, bafür ju forgeu, baR beim
Turnunterricht bie gefefclich Dorgefchriebenen Stunben «inge-
halten merben.
11. £ie ©emeinben merben eingelaben, ba, mo eS noch nicht gefcheljen
ift, menn möglich Don ber Dierten fllaffe an, Arbeit «faulen für bie
9Rä beben einzuführen.
12. $ie ©emeinoen merben eingelaben, mo immer möglich, Sommer»
fchulen einzuführen.
$>iefe Vefcblüffe jeigen, baß bie farttonalen Vefjörben ernft an ber
SchulDerbefferung arbeiten! Stögen fie fich burch nichts abfehreefen laffen!
Wutig DormärtS auf ber betretenen Vafm — unb eS mirb nach "»b nach
beffer merben.
3ufl. $ie Seftion 3U9 beS Vereins tath. ßeljrer unb Schul*
männer ber Schmeij Derjammelte fich ^onnerftag beu 27. Dezember in
3ug. Trattanben mciren: bie S<b"lgdunbbeit3pflege, Don $>errn fiehrer
feiler in Wiebermil, eine päbagogüa> Arbeit über ein Kapitel, boS immer
noch 5" wenig Veachtuug finbet, fobann: bie beutfehen Schulmeifter in 3»g.
Don §errn ßebrer 9lj<hmanben in fytx, ein gerichtlich« Er,fur8, ber uns
Digitized by Google
- 31
bie ganje Steide ber S^uÜe^rer an ben beutf<$en ©acuten 3uQ$ Dorfübjte
unb ba&er einen frönen Seitrag jur lugerifd&en ©d)ulgefd)ic$te lieferte.
$ie SBerfammlung mar jafjlreicfc befugt unb nafnn einen lpdrft befriebigenben
Verlauf. W\i größtem 3ntereffe folgten bie flnroefenben ben beiben Referaten.
SBeibe Arbeiten roerben in ben ^äbag. SBlättern erf feinen unb ba&er Der=
$id)ten mir auf eine Inhaltsangabe.
— 3n Wenzingen rourbe Dom !atr)o(. Männer- unb Arbeiter*
üerein eine ©uppenanftalt für ©d&ulfinber gegrünbet. $iefe§ roof)l=
tr)ätige 3nfiitut gereift bem Vereine jur großen Qfyxe unb ber l. 3ugenb
ganj gereift $u SBoljle unb ©ebenen. 2Bir ameifeln borum ni#t, ban bie
©eroor)ner ber ©emeinbe bem mit Dielen Opfern unb Sdnuierigfeiten ju ftanbe
gefommenen 2öerfe fräftige Unterffüfcung unb DofleS Vertrauen fäenfen merben.
— Oberägeri befdjlofj in einer aatjlreidf) Derfammelten Äira^gemeinbe
einmütig $rfieü*ung einer neuen Äappelle in §afelmatt, bem Orte ber
Sü}lad)t am Vorgarten, über ben nad) ben Ausführungen Don £>errn Sanb-
tw&rfjauptmann 39ürfli in 3ürid) (©ief/e 3ug. WeujafjrSblatt 1895) fein be=
grünbfter Smttftl mefjr obwalten fann.
^ädagogifd)* &\ttetatut urtb 2t^tmitteU
Son ber flibliotbef (er fatb. ^aDaaoflif ift jflngft ber fiebente 93anb crfd)icnen.
$crfelbe trägt ben Xitel: Äarbinal 3obanne8 $>ominiciS ftrsieljungSlebre
unb bie übrigen päbapogifdjcn Stiftungen 3talien 8 im 15. 3at)rbunbert.
— Der Sartbäufer sJMfoIau8 Äempf) u"b f eins Sdjrtft: Über ba8 redete
3iel unb bie redete Drbnung beS Untcrrid)t8. Uberfefct unb mit biograpbtfdKit
Einleitungen oerfeben oon P. Auguftin SRöfcler C. 88. R. fjrciburg, Berber.
354 8r. 9«. 3. 60. — $a8 feb,r ge^altooHe Surf) jerfäflt, rote fd)on au* bem Ittel
erntfnlidi, in jroei Abteilungen, beren erfte fid) mit ben italicnifdjen SBäbagogcn be*
i ''. ^ a Ii rb unbert 8 befdjäftigt, tuäljrcub bie jroette bie feit langem öcrfdroHene päba*
gogifdje Arbeit eines beutfd)en, bcaro. öfterreidjifdicn SeartbäufcrS an8 2id)t jiebt.
Unter ben s43äbagogcn bc8 15. 3aqrbunbcrt8 räumt 9töfcler in feinem ©udj mit
fficdjt bem flarbinal $ominici (1357—1419) ben erften unb bebcutenbften $lafc
ein , einmal roeil beffen erflieberifdje $f)ätigfcit bislang nod) n- in roenig befannt mar
— feine @d)rift „Untcrroeifung über bie (*räict)ung ber Stinber" (au8 bem 3talienifd)cn
überfe^r,) erfäjeint aum erften Ettal in $eutfd)lanb — unb jobann, roeil ©ominici,
toie fem anberer Sßäbagog jener (*pod)e, gegenüber ber eiufeitigeu 9tid)tung mandjev
fcumaniften auf '8 fräftigfte für eine roiffcnfdjaftlidje unb jugleidj djriftlidje
(h-jiefjung eintritt- 2Bir fönnen an biefer (Stelle nid)t be8 näbern auf $ominici8
r)öd)ft intereffante GrsiebungSlebre eingeben, ©ic ift c8 rool)l roert, bafj bie „^äba*
goflifetjen Blätter* berfelben gelcgentlid) eine eingebenbe SBürbigung ju teil roerben
lafjcn. Anfdjliefeenb an bie Abtjanblung bc8 SarbinalS Domintci gibt fobaim ber
auf btefem (Gebiete trefflid) orientierte fterr 3?erfaffer eine uberfidjt ber übrigen
päbagogifd)en ßeiftungen be8 15. 3abrbunoert8, ärjnlid) roie ftc ßerr Seminarbireftor
5. 5. Äunj im erften «anbe ber päbagogifd)en »ibliotbef für ba8 16. Sabrbunbcrt
entworfen bat. SHoreHi, S?ergeriu*, Stf torin oon fteltre unb beffen Sdjüler (5 orrer
unb ^erotti, Wuarino oon Verona, iöarbaro, T^ilclf Toti, fieonarbo SBruni, Albertt,
3t)ani, ^almiert, $atriji, ^or^tn, üßolt^iano roerben mit Angabc ber roidjtigften
biograpbtfcben Xaten nad) ihrer päbagogifdjen unb Üterargefd)id)tlid)en ^ebeutung
geroürbigt unb djarafterifiert. 93on ber Sefpredjung beS $apbeu8 SegiuS, beffen
(^Tjlebung8lebre nad) i)iö8ler8 Urteil unter ben päbagogifdien Eeiftungen bc8 15. 3abr-
()unbert# unbeftritten ber erfte $la^ gebührt, fonnte Umgang genommen roerben,
toeil biefelbe im jroeiten S3anbc ber *$äbag. ^ibltot lief " jur Darftellung gefommen.
3n ber jroeiteu Abteilung unfereS 35ud)e8 mad)t un8 .^odjro. fer. P. 9tb81cr
junädjft mit bem ßeben unb ben €d)riften be8 ÄartbäuferS 9tifolau8 Slcmpb
Digitized by Google
- 32 -
n 397— 1497) ftonoentual be« fflofter« Laming in 9Hcbcr5ftcrreid), bcfannt, eine*
3Nanne«, ber, tote ein älterer Biograph, bc«felben fagt, an Ofrömmigfeit unb (Hclchr
famfeit 311 ben berühmteften Bannern be« 15. 3ahrt)unbert« gehörte, hierauf folgt
beffen ftbbanblung „Uber ba« rechte 3iel unb bie rechte Orbnung be« Unterrichte«"
teil« im 2ßortIaut (au« bem ßateinifcheu), teil« auäjüglid). Jcemph« Schrift bietet
nicht nur fulturgefchichtlidje* 3ntcrrcffe, fonbern ift auch inhaltlid) beleprenb unb
bebenigeu«toert, inbem fie oor aQem ba« lefetc 3iel unb ben (5-nbjiuecf be« theo-
logifebeu ©tubium« betont.
ffiie febon au« biefer fnappen Uberfid)t erhellt, birgt ber flebente Sanb ber
„$äbag. ©ibUotbef ein auBerorbcntlidj reiche» Material, ba» niebt nur ßiebt über
bie päbaflogifcben Strömungen unb Seftrebungcn ber Soneit oerbreitet, fonbern auch
treffliche bioaftifebe unb päbagogifcbe ©runbfäfee unb Behren o ermittelt, bie Reg
neben benjenigeu ber „mobernen" SPäbagogif recht mohl jeigen bürfen. Durchaus
sutreffenb ift ba« Urteil, welche« ber podno. Serfajfer in feiner Sorrebe »itiert:
w2Jiand)cr päbagogifcbe £>ero«, ber heutzutage mit fetner neuen SJcethobe ftd) breit
macht, mürbe oiclleicbl befebeibener auftreten, menn er müßte, baß ba« $robuft
feine« Sdjarffinn« febon lange oor feiner GJeburt einmal erbaebt, erprobt unb oer=
«effen roorben fei." — 3Höge ba« Sud) *RÖ8ler« einen recht |ablreicqen iMerrrei*
unb bamit bie mohloerbiente Slnerfcnnung finben! ft. 21. &opp.
$a« ^uQcrifdje Dceujabrdblatt für ba* 3ahjr 1895, b>rau8gegcben oon ber
gemcinnuötgcn ftefellfcbaft be« Äanton« 3ug, (47 ©t., gr. 8« $ret« ftr. 1. 50,
Sudjhanblung Slnbertocrt, 3«8) enthält einen bödjft intereffanten 2luffa&: ©in
©cntmal am SJlorgartcn, au* ber ^Jeber oon Äarl Sürflt, melcher über
ben genauen IMatj ber Sd)lad)t am Vorgarten auf überjeugenbe SBeife orientiert
unb ju ©rgebniffen fährt, bie jeben Vctjrcr intcreffieren müifcii. Son biefer erften
3rreiheit«fd)lad)t hing bie weitere ©nttoidTung ber (Jibgenoffcnfdjaft ab; fie toax
bie Sluttaufe berfelbcn. ©8 muß baher bem ßegrer, ber bie 3ufl«nb in bie
Sehroeijcrgcfcbidjtc einführen mill, baran gelegen fein, ben Äinbem einen recht
Haren unb anfdjanlidjcn Segriff oon berfelbcn ju geben; fie ftedt bie Srrieg8*
tüd)tigfeit unb fluge Ihttfdjloffenbeit ber ©rünber unferer 5reir)ctt fo ganj in« rechte
Üidjt. 2)te beigegebenc Situation«fartc trägt jur notroenbigen Scranfcbaulicquug
toefentlich bei. — SBeitere wichtige Sirbetten be« SReujabrblattc« ftnb: Über ben
jHlfohol unb feine folgen, oon Dr. fcürlimann, praft. Ärst in Untcrägcri, unb
Uber bie Littel jur Sefämpfung be« 2üfoholi«mu«, oon Dr. (f. äruolb,
Srantonöarjt. — 25er ßehrer, ber feine Aufgabe nicht auf bie oier SBänbe be«
Sdjuljimmer« bcfdjränft, fonbern, oon cblem 3beali«mu« getragen, auch auf bie
Silbung be« Solfe« eintoirfen mill, ift neben bem (Seiftlidjen unb $frjt ber berufenfte
Streiter für bie gute Sache fotoohl buret) Belehrung be« Solle« in Sorträgen unb
Wefprächcn al« Durch ba« eigene gute Scifpiel. SMc beiben tHuffäbc überzeugen
ihn mit ben unanfechtbarften ©rünben oon ber Sd)äblicf)feit be« SUfobol« ttnb
«iaeu ihm bie Littel jur erfolgreichen Sefämpfung biefer $cft unferer 3ctt. — Drei
©ebichtc oon ftrl. 3iabefla ffaifer unb bie ©grentafel am ©chluffe Ttnb 3euflcn,
baR in 3ug ber ©inn für bie eblen ftünfte unb für gemeinnützige ÜBerfc ntebt
auögeftorben ift. Wur ungern oermtffen mir bie 3ahrc8chronif. ©te foHtc nächfte«
3ahr nachgeholt unb in 3ufunft mieber regelmäßig fortgefcöt merben; benn fie
bilbet eine fehönc Erinnerungstafel an bie oergangenen Sage unb hat aud? für
bie 3ufunft mert. Ii B.
©offinc=?lnöq9bc bon Berber in f?reifcurg i. ©r., in ber ©dnuciä ju beliehen burch
(Sbcrle u. SHicfettbadj, Ginftebcln — ift eine ber fchönften ausgaben biefeS fo oor*
jüglichen Solf8buche«. Sie fchlicftt üd) möglidtft nahe au ba« Original an, enthält
eine fdjöne 3ahl oorjüglidier Silber jur Scranfchaulidjung be« Stoffe«, einen
beutlidjen 3)rucf unb ift überhaupt muftcrlwft auSgeftattct. SBir fennett feine
Slu«gabe, bie fo prattifd) unb fo fchön eingerichtet unb fo reid)haltig ift, mic bie
oorlicgcnbe unb empfehlen batjer ba« Sud) allen unfern ßefern auf« befte. (£«
eignet fief) aud) fehr gut für Neujahr«- unb öod)geit«gefd)cnfe. ©er Sßrei«
(qebunben in ftarfent Jöunbleberbattb mit reichem ©olbtitel ^r. 3. 75) ift ein fe&r
billiger gu nennen.
Digitized by Google
11
9erfd)ie*ette**
Sin* oer Säule. *®in 393(5 Sdjüfce Tagte biefer tage, er ge&c bcSwegeu nldjt
meljr gerne in bie ©djule, well, wenn er einen Söudjftaben fenne, ber ßeljrer U)tn
immer wieber einen neuen oorfdjreibe.
Wlumeulefe anc brutfefirn '.'Inf in nm.
1. 3n §f. &at iid) aud) eine Sttufif eingebilbet (ftatt „gebilbet.")
2. 5üie SNcnfdjcn wobnen tu Käufern, oon fid) felbft gebaut. . . 3)er äffe h,at
gar feinen ißerftanb unb gar feine Steligton, wäbjreub ber flttenfd) alle biefe (Sigen*
tümer bcüyt.
8. $ie Börner wählten jefct einen ftelbljerrn, weldjer c« oerftattb, ben Äartljagcrn
unfdjäblid) 3U werben (ftabiu* (Sunctator ift gemeint).
4. Wad) ben 2)urgunber!ricgcn tjenfte mann jeben ©djioeijer, ber einen Stricf
wert war.
5. $a» ©eläute ber Wlocfen f>atte aud) mein lieblidje» fcerj jur Nnbadjt gcbrad)t.
6. $a» Söaffcr war balb ftiA, balb beraufdjenb.
7. Uber ben Slbbrud) ber Stabtmauer in 3-* 3n neuerer 3«t ift biefclbe (b|e
gmaucr) für ben »veinb ganj nufeloft geworben. (^ortfr|una fe(«t)
$rieffnften ber üHebaftion.
g. Erhalten; öeröffcntlidjung beginnt mit nädtfter Kummer. — 91. in 33. fam
leiber 11 fpftt für biefe Kummer; fann fpäter SBerwenbung finben. — SB. in (3.
ba* nädhfte Wal. 91. in SB. SBeften Xanf, wirb balb erfd)eiuen.
iMtferate.
(viulnbuug i»W "JlbüiiHcmcHt auf bn*
„Ittitfwnu fiir yäbaQagiht'
58."3abrnang.
Xao .SRagaun für ^äbagogif" ift baS fatfwlifdte ©cpulblatt für bie SMöjefe
enburg unb (rrjbiojcfe ^retburg. erfepeint jäprlid) in 52 Süodjcnuummeru,
Vitteraturblattcrn, 4 Duartalbeften mit »Dcufifbcilagen unb ber (MrattSbcigabe
}>™riä ber Solf&fdmk." $ret« pro ©emefter 3 3H. SlUc 2Mtd)banblungeu unb
iicMiaintaltcu nehmen Stellungen entgegen. 3al)lrcid)eti neuen Abonnement*
fttjcn entgegen
bte ©rpebition: bie 9tcbaftton:
*JH. ÄupferfdjmiD'faK ©eminarlebrcr tfaifter.
tfndjbanölunfl in Spätlingen. Pfarrer Dr. ft. H. fteuer.
.*>crbcrfrbc ^crlag^biiH&lnng, iyrcibitro im SöreiGgau.
Soeben ift erfdiieneu unb burch alle SBucppanblungeu ju bejiepen:
*BtUitotf|Cf Der fatlialtfdictt ^äDaflOfttf. iöegrünbct unter SPttt«
wirtung oon @ep. sJiat Dr. S. Äeller, SÖeibbifdjof Dr. «ncdjt, ©eiftl. Mat
Dr. m. :H olf lü unb herausgegeben uon fi. i. Mttnj, Xireftor be« lujcrnifdhu
BeprcrfeminarS in fttfcfird).
VII. 3*nnb: Änröinnl ^obanttcö rominiciä (friiebungälebrc unb bie
übrigen päbagogifdjeu Veiftuugcn Stalten* im 15. gaprfmnbert. — Ter
Roribäufer Wifolaa? ftemph uno feine «duift: lieber bae rertjte 3**1 unb
Dir rcdjte Crounua bf* UuicrrtdMü. — llbcrfefet unb mit biograpbifdjen
(rinlettuttgen perfekt oon P. 2lug. ÜRöSler ('. 8S. R. gr. 8°. (XVI. unb
:r»4 6.) M. 3. 60; geb. in ipalbfranj mit 9totfdmitt M. 5. 40.
Sieben ber 58aub=2lu8gabc ber „SMbliotpef ber fatpolifdjen ^äbagogtf"
beftebt eine Aufgabe in Lieferungen A 80 Pf. $a« Jlbonncment barauf fann
jeberieit begonnen werben. Cyttt' aitöfüljrliditi ^rofpeft ücht auf SBunfd) gratis
unb franto ju Tieuftcu.
IJnkpgifdjr Blüte,
Wext iniflttftß
M „£4)Dei|. ^rticbu^frr nnDc*" unb 5er „$ft»flflOfl. ÜRoiat«f(*rifr".
bra Hrrriii* katljol. Tclircr uiih Sdjulmünnfr
bfr Sdjroru
unb bca fd)iuci.^rrifd)tn fntfjol. ($r,vef)utißdwcinö.
3. £eft.
(ifrrfduint 2 9ogen ftarf je ben 1. unb 1&. rhu« jebtn SWonatS.)
3ug,
Drucf unb (tgpebition uou 3. 3M. »lunfcfti.
1895.
1. $fe formalen 6tnfcn be& Uuterrfrftteä. (SBon H. B.) (gortfcfcung.)
2. tteitrage jir Ü3efdli(fite be« nrnerifdjen 3mnln>cfen$. (SJon QJottfr. Äb=C?ga.,
$rofeffor in aitbotf.) (ftortfefcung.) »v»
3. lieber neibliitye (Srjteljuiifl. (fa.)
4. Die ßereftttafeit in ber Sflnle. J. B., äe&rer in R.) ■ •
5. tldjt Wofen, Die Dem SJebrer im harten ber Grjiebnna blübcn. (tfon*
ferenjarbett üon fielet Soj. <Sd)önenber8er in Ugnadj.) . .
6. Statiftiffl^ an« ben latb. «aniancn bom «Infana ber !)0er $abre.
«5. frei, Sfbrl. in 6.) (@*Iub.)
7. ^abaaoaiffte ttttnofftan im
8. Wbaaoatffftc Siitetatnr unb ücbrmiltel %
9. «rieftoften ber Webaftion.
io. 3nferate.
i
Digitized by Google
läkpgtfo)*
btö „Sttjmrij. «nie^ungÄfrettnbe«" unb ber „Vibugog. 9Nonai§Mrt|t".
unb beä f et) meiner ifd} eu fatf)ol. Gr^iebungäuereinö.
3«
ug, !. ftebruar 1895. JK? 3.
2. Saljraanfl.
JRebafttonßfommifHon:
t cmhwtWKftewn: 3M Jhtut. $l&Nt<b. 8«jent; $. tkumflartnet, ^ug; öic boc&». Acrrn: £>r. £ribel.
f«t. *rof., «bur ; 8» tnj, Wärter, «et«, *t. et «allra unb $m «tbret ffilppi In «rftfelb, Ort.
I« «inf«BbB*8«n flnb an 2 tmtnatbitdtor 8« mngltl «et }« rt$tra.
Abonnement:
f*dm m.natlt* 2 mal |e b«n 1. unb 15. bei IRoutl unb roftet |
?tbT4«t*f<»nbib4tai 3"gr.; fflr Sf<btTnitaUtbtr
afibi, SuAtrutf«, 3ug. - 3nfctate
aU unb rofict übtll* f*r Smlnlmttalfebet 4 St.;
6 gr. t3(ftcUtt«gcn beim ©erleget: 3. HR.
blc «(tUirite mit 10 «p. batdjnrt.
3>ie formalen Stufen 5eö 3lntemd}te6.
in.
$at ber ßeljrer btirc^ feine analötifdje Sljätigfeit ben ©tanbpunft be«
(ennen gelernt, bie anfnüpfenben 93orfleflungen in ba« Stauufjtfein
( ©eifie« gerufen, ben 53oben für ben Empfang be§ Weuen oüfeitig
bereitet, fo fann er nun fröljlid) jur Mitteilung be§ neuen ©toffeS geljen ;
borf fifl>r fein, bafj er feine leere Arbeit berriefcten rnirb. 6r betritt
nit bie jrwite formale ©tufe, bie ber ©totiit>efc ober ber Darbietung,
t berfäfjrt er na$ allen ©efe&en einer gefunben ÜJletljobif. <5r [ablägt
&brroeg ein, ber bem SerljältniS beS flinbeS jum ©toffe angepaßt ift;
gebt Dom 33efonbern jum Allgemeinen, bom einzelnen jum ©an$en, roenn
e§ öefonbere unb (Sinjelne ben Äinbern ba§ S9efannte ift; er ger)t ben
jefebrten 2Beg, roenu bie ©egenftänbe im ©anjen benfelben befannt finb,
£infid)t inS Qjinjelne aber maugelt. 3n gleicher SBeife folgt er audj ber
t^obe, meiere ber Stoff unb ba§ 33erf)ältni§ ber Äinber 511 iljm anroeifen.
pofitiDen Stoffen t>erfär)rt er afroamatif^ : @efd)id)te trägt er bor, neue
f)ftaben jeigt er au ber $afel, neue Übungen im Sturnen maa)t er bor,
ibe Sorte fpridjt er bor, bie ©egenftänbe im AnfdjaungS» unb natur*
>lid)en Ilnterria^te legt er in natura ober in SBilbern unb Lobelien oor
jeigt ©erlauf unb ©efetje Don 9iaturerfd)einungen am (Sfcperimente ;
*r ©eograptjie fu$t er burd) ^Beitreibungen, 33ergleidmngen , 33orjeigen
$efprecf)ert Qeograpfn'fc&er SBilber riajtige 35orfteflungen ju roeefen. 3n
- 66 -
ben Denffächern greift er jur h«uriftifchen Sehrform. Den ©ebanfengang
unb bie fielen einer (Srjäljliing entroicfelt er burch ^euriftif^e fragen, Dir
©efefce in ber Sprachlehre unb im Rechnen läfet er bie Äinber au$ ben
99eifpielen fud)en; bie ©obengeftalt, fttima, öefchäftigung ber Seroohner,
ftruchtbarleit beS SanbeS ic. läfet er fo Diel als möglich auS ber ftarte lefen.
Dorgemaehte Übungen in ben tedmifcben fächern läßt er Don ben Äinberu
befprechen ic. 2Ba8 er afroamatifch Dorgeführt bot. wirb fofort jnm SBehuff
ber Vertiefung unb oQfeitiger geiftiger (Srfoffung t>ruriftifdr> burchbef prochen,
um fo baS ftinb jur möglichen Selbfttbütigfeit ju Deranlaffen. So ergänzen
unb Durchgingen fich %troamatif unb ^euriftif in aflen ^fächern, um bie
Aufnahme unb baS VerftänbniS beS UnterrichtSftoffeS bei ben &inbern ju
Dermittetn. — 93ei jeber Mitteilung roirb ber jielberoufete Sehrer auf eine
gute Orbnung bringen , in ber fich Seil für Seil logifch miteinanber Dertnüpfen
unb baS eine ©lieb lüdenloS an baS anbere fid) anreiht. Daburd) f freitet ber
©ang beS Unterrichtes $unft für ^unft DorroärtS, bis ber gan$e Stoff buraV
gearbeitet unb Don ben Äinbern erfaßt ift. 3e grünblicher man babei Derfäfni
je mehr man immer auf bie gaffmigSfraft ber Äinber töüdficht nimmt, je
mehr man bei jebem einzelnen Seile fich Dergeroiffert , ob bie Äinber rjaben
folgen fönnen, bei jebem Hbfdmitte baS SBefprochene rochmalS jufammenfafjen
läfet, bamit nichts Derloren geht, befto jotiber unb fruchtbarer ift bie Unterrichte
thätigfeit, befto größer ber ©eroinn ber Unterrid)tsftunbe. Sangfam, aber
ftetig unb fid>er — biefe brei SBorte fönnen Dom ßeljrer in ber $rimar*
fdjule nicht genug berüdfichtigt werben.
3ft nun eine Kenntnis mitgeteilt , mie Tie bem Öehrer burch bie methobifcb«
Einheit ober baS UnterrichtSpenfum an bie #aub gegeben roorben, fo gcr>t
man $u einem jroeiten, Dritten, Dierten jc. Stoffe beSfelben ftacbeS ober foeifri
über unb Derfährt überall nach benfelben ©runbfäjjen 716er bie einzelnen
ßenntniffe bürfen nicht ifoliert, abgetrennt Don einanber baftehen, fie muffen
fich organifch ju einer ^ör)ern Einheit mit einanber Derbinben. DaS führt
nun baS SÖiffen ju einer höh*™ Stufe. WuS ben gleichartigen unb Dermanbtfn
UnterrichtSftoffen finbet ba§ ffinb mit £ilfe beS Lehrer« ihre Unterfchiebi
unb ihre Whnlichfeiten unb jioar uor^ügltcr) burch bie Shätigteit ber anfehaulichen
unb benfenben 5$ergleichung. Daburch fomint es &ur 2öahruehmung Don ben
biefen Dingen gemeinfameu unb fie unterfrfjeibenben 9Jtcrfmalen unb in ber
3ufamtneufaffiutg beS ©eineinfameu $um Segriffe, ber höchften SöiffenSform.
^Begriffe bilbet jroar ber ©eift beS ßinbeS fchon Dor ber Schulzeit unb aurt)
roäljrenb berfelbeu burch &'e Derfchiebeuen unb Dielgeftaltigeu 2Bahrnehmungcii.
bie eS im ßaufe ber Saljre macht, ©eoor eS in bic Schule lommt, ^ot et
Don ben eS umgebenben Dingen eine 9trt WflgemeinDorfteflung ober begrifflich«
Storfteflung fich grübet. Wber meil fie gleichfam unbetoujjt ftch gebilbet,
Digitized by Google
-
- 67 -
ifl fic bem Stinkt ntc^t flar; e« fann feine rechte 9fed)en[(haft bon berfelben
geben. Solche Don felbft ficb bilbenbe Begriffe nennt mau pfnd)ii"a)e begriffe,
©ie bilben eine wichtige Borftufe ber eigentlichen ober logifdtjen begriffe unb
bet £e$rer hat in ihnen ba« {Rohmaterial ju feinem geiftigen ©ebäube, ba«
er burch feinen Unterricht errichten miß. 2öenn ba« Pinb ben Birnbaum,
Apfels 3lwtf(h9fn' UI,b ftirfchbaum, bie ianne, Siehe, Such« k. mit bem
aemetnfamen tarnen Saum belegt, fo jeigt e§ Damit, bafj ad biefe (Sinjel^
Dorfleflungen in feinem (Seifte bereits ju einer ©emeinborfteflung berwachfen
finb; wenn ich e« aber nun genau nach bem Inhalte De« Begriffes Baum,
D. i. nach ben wefentlichen digenfehaften beSfelben frage, ober wenn ich *ine
genaue Angabe be« Umfange« berlange, fo wirb feine Antwort nach Reiben
Sichtungen hin wohl mangelhaft, ungenau unb unDoOftänbig fein. 6rft
buwh aufmerlfame« Bergleichen, burch 3ufammenftellen "nb genaue« Über«
benfen mirb e« $ur ßlarljeit unb ^räjifion gelangen. 6« fleht nun genau
jene Wertmale, bie allen Bäumen jufommen, unb jene, mela> ben einjdnen
Baumen julommen, unb e« fafjt jene jum Begriffe Baum jufammen unb
fa>ibet biefe bon ihm au« unb jählt "«« aß* Wtonjen, benen biefe ungemein«
borfteflung jufommt $ur ©attung ber Bäume, raährenb e« ade anberen, bei
oenen ba« eine ober anbere Eterfmal fehlt, wie j. B. ben ©trauch, bon ihm
fern tyttt $)urch bie Auffaffung ber Ginjelwahrnehmungen unb burch bie
oergleichenbe 3l'f^nimenfteflung berfelben fteigt eö jum Begriffe empor, alfo
auf bem SBege ber Snbuftion, um bann bon ber 2öarte be« Begriffe«
au« ba« ganje ©ebiet ju überfchauen unb mit bem Blicfe be« Berftonbe« ju
beherrfchen, b. i. bon ihm au« bie einzelnen ©egenflänbe ju beurteilen unb
ju flaffifijiereu. 3m Begriffe r)ot baher ber ÜJlenfch einen r)ö^eru Staub«
punft gewonnen, bon bem au« ba« ganje 2öiffen«gebiet Orbnung unb
Einheit gewinnt, einen richtigen unb fruchtbaren Abfchlup befommt. f5für)re
tofjer bie Schüler ju richtigen Begriffen bei allen Äenntniffen, bie bu ihnen
mitteilft, ba« ift eine bebeutungöbofle ftorberung ber 5Retljobif ; ober mit anbern
Sorten: ©ehe bon ber Anfdjauung $um Begriffe, bon bem flonfreten $um
b [traft en, bom Befonbern $um ungemeinen, bom Beifpiel jur Siegel, uon
ben 6injelerfcr)einungen ju ben ihnen §u ©runbe liegenben ©efefcen. $)er 2Beg
ift immer ber gleiche: Anf^auung einer SReih* gleichartiger ©egenftänbe,
Skrajeidmug ihrer ^L^nlic^teiten unb Berfchiebenheiten, 3ufantmfnfaffung be«
USieichartigen unb Aufteilung be« Begriffe« unb enblich Beurteilung ber
feegenftänbe bon bem fo gewonnenen geiftigen ©tanbpunfte au«. 9iachbem ber
kctjüler Dom Beionbern $um Allgemeinen emporgeftiegen ift, fteigt er bom
Allgemeinen mieber $um Befonbern h«ab, aber mit gereiftem ©eifte, mit
Kiner fytyzn Anfchauung«meife. 3n biefem ©ange bon Unten nach Cben
Itnb bann bon Oben nach Unten liegt bie Dritte unb bierte formale ©tufe,
Digitized by Google
bie bet 31 jf oratio« uub beS Sufremö. 3< beffer uub grünblicher bir
erftrn jroei Stufen burchgefüfjrt mürben, um jo leichter bilben ftd) biefe, um
fo roeniger Schroierigfeiten begegnet ber Seljrer bei ihrer $ehanbtung; benn
fie bieten bein ftinbe nicht neue Stoffe, ober führen e3 jum vertieften unb
äufammenfaffenben $erftänbni§ be3 Gelernten. $)aher ift ber Stufe bet
Wnalnfe unb Sönthefe bie gröfete Wufmerffamfeit ju^umenben. Sinb auf
ber I. unb II. Stufe bie 33 orfte düngen Don ben unterrichtlichen ©egenftänben
flor unb beutlich ^ergefteQt, fo braucht bie III. unb IV. Stufe, bie ©e^
minnung be§ ©leichartigen unb Ungleichartigen uub bie 3ufamro<nfo.ffim9
be§ erftern nur noch menig '$t'it.
$ie Wffojiation fiebert ben Söefij} ber geroonnenen ftenntniffe. inbem
fie bie Söorfteflungeu nach ihrer inueru 95erroanbtfchaft oerfettet. Sie ift
batjer eine ber beften Stüjjen beS ©ebächtniffeS. Wicht minber fommt bem
©ebächtniffe bie 5ßergleia^ung ber geroonnenen 93orfteflungen unb ftenntniffe
jur Jj)ilfe. „Sie finb Wffojiationen ber Hnfdjouungen unb niebern Begriffe
na^ loflifajen, b. i. it>r ©efen treffenben ©efichtSpunften. Unter bem ©e=
fichtSpuntte ber Warber^ihnliehteit oerfnüpfen mir bie SJorfieflungen oon
3lti3, Sifcfcotter, 3obet; unter bem ©efichtSpuntte ber frleifdmafjrung unb
entfprea>nben 3ahnbilbungen bie ganje 9ceib,e brr Wnfchauungen, roeldje in
ben Begriffen Harber-, £nnbe*, ßatjengefchlecht enthalten finb. $er begriff
Srofertour^el üerfnüpft Schneeglöcllein, Ceberblümchen ; ber Begriff ^fahlrourjel
2Beinftocf uub Sauerborn. 3ebe biefer Borftellungen fann aber nach ben
Kategorien Blüte, Stengel, Wufcen :c. mieber neue Berbinbungen eingeben.
So erroächß au§ fyiitl unD @»n ichlag ein ©ebaufengeroebe, in roelchem ba?
(Sinjelne feften $>alt geroinnt. $a§ eine 2öort SBurjel üermag bie Bor
fteflungen Don tt)ren Unterarten unt ben befprod)enen Snbioibuen, ba§ eint
2Öort f$le ifchfreffer ein ganjeS ,$eer oon Borfteflungen gu erroerfen." So
hat bie 9lffo$iation eine gewaltige Bebeutung für bie Solibitöt be3 Unter»
rid)te§; fie „orbnet ben Befift, fiebert ihn, macht ihn bifponibel."
$ie ^rucht ber 91ffo$iation ift bann ber begriff. Sie fällt ohne
grofee Sfcülje bem Öernenben in ben Schoos, roeun er angeleitet roorben ifr,
bie 91 ff ojiationcu möglichft felbfttljrttig unb felbftbenfeub ju machen; benn fie
ift ba§ fliefultat berfelben. ©ebe ich Dann no(^ Dfm Dur(h Ableitung geroonnenen
begrifflichen Material bie fachroiffenfehaftliche $orm, fo hob* i<h bie IV. Stufe,
bie be3 Softem § mit ben Jcmberu erreicht. 1)ie flenntniffe tyibtn eine
prdjife 3»fnmmenfaffung erhalten, haben fich in eine genaue gorm frtoftaflifiert,
ju einem einheitlichen ©anjen juinmmengefuuben unb fo einen logifchen
TOchlufe gewonnen.
freilich roirb man auf ber Stufe ber ^rimacfchule oon eigentlich
logifchen Gegriffen oielfach abftrahieren muffen. flWan roirb fia) sufrieben
Digitized by Google
- 69 -
geben, roenn bie flinber möqltc^ft beutliche unb flare pfbchifche ©egriffe
geroinnen; bie logiföe flbftrattion roirb fic^ bann in ben h-%™ Spulen
bei reiferem Denfen unb ausgebreiteter Ämntnifffn nicht ferner machen,
immerhin muß auch in ber SJoltSfchule in jebem einzelnen (Miete bie begriffliche
iöilbung foroeit geführt merben, als bie Denftraft beS JlinbeS geftattet, unb
nach mancher .Richtung fann felbft $u logtfc^en Gegriffen fortgeschritten merben.
GS begreift fich nach bem bisher ©efagten leicht, bafc nicht in jeber Öeftion
alle Dier bisher betrachteten formalen Stufen burrfjgefüljrt merben fönuen.
Die erften jmei freilich merben bei feiner UnterrichtSleltion fehlen; bie ledern
jroei fommen jebod) erft recht jur ©eltung nach Durchnahme einer «fteifje
gleichartiger Stoffe, fei cS, bafe fie hef) in ein unb bemfelben f$act)e üorfinben
ober in oerfchiebenen fächern liegen. Sie finb baS Sfefultat ber jufammen*
faffenben ^h^^igteit beim Unterrichte, roelche nie genug betont merben fann.
Die erften &mei Stufen beroegeu fich auf 0fm öoben ber Ttnfchauung, bie
lebten gmet auf bem 5Boben ber 5BegriffSb Übung. So oerläuft bie Unterrid)t§-
lettion nach bisheriger Darfteüung in ben 4 Stufen: Wnalüfe unb Sun«
thefe, melche ber 2fnfd)auung bienen unb Wffojiation unb Stiftern,
roelche ber -Begriff Sbilbung bienen; ober in beutfeher Benennung: 1) 3Jor*
bereitung, 2) Darbietung, 3) SBerfnüpfung unb 4) 3ulQinme»*
faffung. Diefe beutfehen SluSbrüde, mie fie bon Dr. Stein borgefchlagen
roorben, jeigen bem Öeljrer beutlich, baft er mit ben formalen Stufen auf
einem ihm feineSrocgS unbefannten Jöoben fteht, jonbem bajj er in feinem
praftifchen Sirten im grofeeu ©anjen eben biejen 2öeg gegangen ift; ebenjo
jeigt ihm ein ©lief in bie nicht herbartianifcheu Lehrbücher ber EJethobif,
ba& fie mit etroaS anbern SBotten ungefähr ben gleiten Stufengaug beim
Unterrichte oerlangen. Der Unterricht foü immer oon ber Wnfchauung aus*
gehen unb fpäter junt '«Begriffe einporfteigen, baS ift ein Sa&, ber allgemein
anertannt ift, er fagt aber bem Söefen naa) baSfelbe, roaS 3-Dfr ,nit feine»
formalen Stufen roiü. immerhin fann biefer Safc nie genug roieberljolt
werben, unb eine alte Sache in neuer gorm erregt baö 3ntereffe lieber aufs
neue. — ^Betrachten mir noch bie V. Stufe, roelche 3-0« Wettjobc nennt,
Ür. iRein aber Slnroenbung, unb jeigen roir bann bie praftifa> Durch»
führung ber formalen Stufen an einem SÖeifpiele. (Schluß folgt.)
Beiträge nir (ßrrdjidjte bcö urnerifdjen Sdjultutftm
(®ottfr. Hb»©gg, ^rofeffor in Hltborf.)
(Sortfefeung.)
1 558 begegnet unS ein anberer Schulmeifter, ber nebft bem Schulhalten
noch baS ehrfame ©laferhanbroerf betrieb. 3n ben Spitalrecfmuugen ^ei^t
e$ aus bem 3ahre 15t50 : „Stein me öfe gän bem f alecr> Schulmeifter
Digitized by Google
- 70 -
ba* (Sr in jmegen garten ba* 59 onb 60 3ar bie pfänfler 3m alten fpital
gebüßt ljat $utt 1 gl. 39 jj. 3 a." ©a>n Oor&er, ©ommer 1559, finbet
ft<$ bie tRotij: Stern me ofe gän bem fallerg Oon ein 2Balbt glafe pfänfter
3n Zürnen fpittal 3n bet flüdm fommer önb au** 1 ©1. 5 fe. Unb no$mul§
1562 3. Wooember: bem falerrb für 2 3are glafen 5 gl. 2 fe.
Werhoürbigertoeife mürbe im Wai be*felben 3afre* au$ ein SanbfS-
f$ufle$rer in'* Canbredn" aufgenommen : „1562 £einric& Gunratt, Sd)ul-
meijter au SHtorff ift ba* 8anbred)t gefa>nft" unb im gleiten 3aljre ift nod) üor
i$m oon einem 3afob Ärum (Ärüm) bie 9rebe •): „$ff ©onntag ben 18. (5
0 m) Sag 3ennet Canbtmann 3nt fcoff onnb ein gfefner Statt off bem 9tattljü&
oerfampt anno 1562. — 93nnb alf ben ba einer oon ©ant ©allen genannt
3acob Ärüm (u unb ü finb oft oermed)felt.) 3men roeflen üergünftigm
3m Canb ein fd&uD" ju Gaben. 95nb bie tüttfa)en f#ul je lernen. 93ff
ftn beger f)ant mine Herren ein monett üermilgett ba* er fa)nl Gaben möge
3m borff olber Sanbt 3me gfeflig jefin. Oüdj finb oerorbnett jroüfä)*n
bem alten ©djulmeifter onb bem nüroen, fo jefc fünftig froüüaften ber alt t
ju flüllen begärtt je Ijüfen ounb finb oerorbnett ©efelmeifter 3umbrunnen
Omb Gomifarü, (Canböogt) SSünttiner mit 3me ab$efljomen." 9lu* biefer
©teile fc&eint Ijerüorjugeljen, bafe aflmäljtid) aud) in ben Sanbgemeinben Spulen
entftanben; bod& läfet ftd) taum benfen, bafe fie | ununterbrochen fortgeführt
morben feien, $afür gibt uu* ba* 3flfjfjeitbu$ oon ©ilenen ben 33*-
roei*; inbem bei einer 3o^jeitftiftung oon 1631 bem ©djulmeijter 5
ausgerichtet werben mit ber Semerfung, „fo lein ©dmlmeifler bem #ir($en»
üogt." 2öer aber biefer „altt" 2eb,rer mar, ift unfiaVr, ob 2Beibmann ober
ein anberer. „8ralerow fann* nid)t fein, benn er mar am 3. 9ioO. 1562 noc$ in
9Utborf. tS* märe nlfo 110$ ein üierter bageroefen, ober bann lebte 2öeibmann
nod). 3u beachten ift ber 2lu*brud: „bie tüttf$e fd&ul." Shunt mar
offenbar ©ulbinfdfulmeijler, mäljrenb Gunratt SanbeSfdjulmeifter ober
Seljrer ber lateinifeben ©djule'2) gemefen ift. ©a% ift ebenfalls ber
Weinung, bajj lateinifa)er ©dmlmeifler im ©egenfafc jum ©ulbinfäuU
meijter gebraust morben fei
©a>n 1568 finbet fict) im ßlb. mieber ein neuer 3ugenbbilbner :
„2Jff obemelten (iag, Etai) ©eba ftian (Smf>artt, ©a)ulmeifter ju flltorff
mit ber befa>ibentjeitt, 2Ö0l er in unferm Sanbt ljufeljeblia) monett, ©0 er
aber ü& bem ßanbt $üd)t, ^att er ftn ßanbtred)t oua) oerlorn, onb ift ib,m
ba* fianbtredjl ouaj gefäenft morben." „6r mar oon ftruburg oft bem bro&göro,"
') Annuale I.
*) Stammt im 17. 3af)rbunbert oft uor unb fdjon im 16. 3abrbmtbert in ber
©c^ulorbnung oon 1579. 6. baröber Dorn bei SSürgler.
») ©eite 295.
Digitized by Google
- 71 -
ogt baS 21b. Don £)ier ift bet 3"fa& 3" merfrn, bafe baS Sanbredjt
wt jo lange gelte als (Smfjartt im Öanbe Uri rooljne; offenbar rüljrt er batyer,
WB anbere 53. feine Vorgänger roieber roegge$ogen. (Sunratt ift benn aua)
n leinem ©terbeDerjeirt^niS $u finben, ebenfo roenig 6mt)artt, &rum unb
frleri)." 68 roirb it)nen eben über furj ober lang in unferm 2änba>n ju
ng getoorben fein.
„9)iatr)iS ßiener (alias Äüener) Don ©ermifdnDtjl mit WtotljiS Dnb
)an§s finen fiinen" mürbe 1576 ins 8anbred)t aufgenommen- 33ei Set), ftnbet
id) aua) obgenannte Älaufel bejüglid) 93erluft beS Öanbrea^teS, im §afle er
oegjöge. JhienerS Warne ftet)t in faft allen $obtenrobeln. (£r ftarb fd)on na$ fer)c
urjer 3«t, benn 1579 bei in ßrafttreten ber neuen ©4)ulorbnung ift
t üReuttylin f#on Sa^ulmeifter. 5Jon je£t an beginnt eine neue (Spo$e
cn Scfyulroefen Don Uri, benn in ber neuen Sdjulorbnung ift alles auf's
Sknauefie beftimmt *) : ©dmlbebörbe , tfefjrer , feine ^ßflia)ten unb tRedjte.
s^utyeit, £ebrgegenflänbe u. f. ro. „93Dt" mar Don Gulgen. „93ff ben erften
suntag im 3Kepen 1580 fjat ein ganjje CanbtSgemeinbt ju Teglingen, ben
>ptt 9leua)lin, ©ö)ulmeifter ju Wltorff 3« 'inem ßanbtmann Dffgenonn in
önn onb gßattt mie anbere juuor angenommen/' fteiutyin ift fonft nirgenbS
roä&nt unb übrigens fa>u im folgenben 3atyre bura) eine tüchtige ßraft
rie&t.
„$ff ben 3. tag «Wegen 1581 Ijatt ein ganfce SanbtSgmeinbt ju 53e^
ingen ben roor)lgelertten rjer SobanneS ftieue ber fieben freien fünften
in meifter, Don 5Bin$borff DR ber ©erf^aft #oaynberg Goftan&er 93ifiumbS
ilrtig ber 3iN S^ulmeifter ju Slltorff ju einem Öanbtman angenommen
5nb ^me oft gutten reblia)en orfaa>n oud) }u ßereu Dnb gfaflen feines
Beltren be3 grmürbigen Jperen .£>et 33atfcafer WturerS, 2öid)bifa>ff }u Goftanfc
öli$ 2anMred)t gefa)en!t." 9lud) er ift faum f)ier geftorben, ba er in feinem
BajeidmiS $u (inben ift. 9luS bem 9?ad)folgenben fa^eint mir fogar mit
ieinlia)er 2Bar)rf3)einlid)teit ju folgern, bafe er nur turje 3*it baS 53rot
inferer gnäbigen Herren gegeffen. Sdjon feine ©eleljrfamfeit läfet baS Der»
nuten. 63 finb übrigens nad) SBÖeibman bis 1598 in Eitorf nod) 3 6d)ul=
wifter geftorben, bie nur in ben ^otenregiftern ber SBruberfdjaften figu»
ieren, aber nie in gleia)er Reihenfolge. 3l)w Manien finb:
Öörg Cueller, Elatb. ^opperer, geftorben Dor 1588*) unb %lt*
an ber $fau. Sie gefagt folgen fie fict) nidn" in ber gleiten Orbnung. SBalb
't ber le^te ber erfte, balb ber mittlere. Dafe aQe 6a)u(meifter in bie eine
kr anbere, felbft in mehrere 33ruberfö)aften eintraten, ift leia)t begreiflidj.
•) ©. n. S(bfd)nüt.
*) Sd)ü^cnbrubcrfd)aft
!
l
I
-
Digitized by Google
- 72 -
2Ber bamalS feine SReligiöfttät nic^t burd) fein SBeifpiel auf biefe ober ein«
oiibere SBeife befunbete, fam leicht in ben ÜBerbactyt, ein Abtrünniger ju fei*.
Qrolgenber SSorfatt wirb biefe 55ef)auptung befräftigen.
©in Annuale er$ät)tt: „1561. 9. 9Jtär$. Sin gfdjrifft fo gfdjrieben 3»
ber ftüayntaffel 3ft worben. AIS wie t)tnadt) üolgett.
URarttiS (Anniversarium) $>er Äila)er onub fui tfoctyin.
936 Zieffer nobt, fct)lacf)t bpfaffen ju tob,
5Bnnb los frjetn 2Ründj ntt leben.
®ö nfifcentbS nütt, mitt irem gitt
tettcnb« S3nnfe au* Derberben. ')
©ift als fromm als icb, fo fd)rieb bin namen onnber mid):
(flilcr)er s« Altorff.)
93nnb fol l)er Öanbammann (Arnoltt) foflid)er gfdjrifft nachfragen, wer
ber mödjie fm ber foflidje gf^rift tyan t)abe, tmnb ben ©igeriflen, ben
©cfculmetfier ßrfaren, ob fo 3n ber 3itt fo baS gfct)riben 3f*. 3n ber
ftildjen olber off bem frittlwff befünben, nnnb gefed)en, antjeigen foflenbt
önnb bem 9lad) miber an minen tjerren fürbrac^t werben." Ob ber ©cfculbige
entbedt worben, ift nacfyjer nid)t angegeben.
Eon jefct an finben mir alle Sc&ulmeifter genauer ermähnt, fo bafe wir
menigftenS über bie $auer it)rer AmtStt)ätigfeit jiemliaj fixere Anf>altSpun!t<
gewinnen. Auffallen mufe jeljt fdjon bie üerr)ältnijjmä&ig grofee Qaty ber
Set)rer, nämlid) minbeftenS 16 in ungefähr 100 Saljren, üon benen nur bi<
$>älfte in Altbor f geftorben. (5$ finb ferner burdjmeg „üBlänbifd) Sanbt^
lütten"; fein einiger geborner Urner. $ann ift ju beachten, bafe bie Schuir
aflmäfjlidj ic)ren prot>iforifd)en ©tjarafter üerliert unb fefie ^orm unb ©efklt
annimmt, bafe man überbieS bie SJerbienfte beS ©d)ulmeifterS nad) ifjrem
maljren SQÖerte ju roürbigen wufete. $a$ teuere err)eflt aus ber ©djenfung
beS SanbredjteS, um weld)eS fiel) oerbiente Männer bewarben, unb baS t>cr=
Ijältnifemäfeig feiten j. 58. ben Familien, beren 93äter im Kriege mit ben
tJeinben Uri'S gefallen, gefd)enft würbe. 9hir wer grofee Herbienfte um Uri
t)atte ober eine $aje Don 5-- 1500 ©l. bejatjlte, würbe ins 2anbred)t auf;
genommen. Alfo t)at bie 6t)re, ein Sanbmann $u werben, baS Äquivalent
für bie dielen 5Rür)en unb ben Meinen $et)alt gebilbet. $Rerfmtirbig ift nod),
bafe fein einziger Sanbfdrjulmeifter im 2lb. oerjeidntet ift, fonbern nur jene
bon Altborf. — (5s fct)eint aber, bafe bie £>erren Cet)rer mit biefer (Sfjre,
Urner ju werben, nid)t üoflauf befriebigt waren, benn Diele oerliefecn baS
2anb, um fi$ anberSwo einen beffern Serbienft $u fud)en. ©länjenb waren
bie ©et)alte freilid) ni#t, befonberS für einen ftamilienoater. *)
') $a8 u. äbnlidje ©prücblein nmren bamalS lanbläuftg unb ünben fid) audi
in 3anfen, ©efd)icr)te bed beutfeben 3Jolfe3 Vi. ©. 178.
») ©. II. Abfdjnitt.
Digitized by Google
- 73 -
UmS 3a&t 1598 folgt Ulria) S3runnenf)ofer als ber lefcte, ber int
51b. öerjeidmet ift. „2lnno $)omini 1G01 28arb an ber nadjgemeinbt of
bnn JRatbjtfe $uo einem Sanbtmann angenommenen SMrid) Sörunnenfjofer oon
gtaperfömot fampt finen ftinben ift S<$uolmeifter aMjie juo ^tltorff. " $rft
nad) 3jäljriger ^ältgfeit mürbe et in§ ßanbrectyt aufgenommen, mäfjrenb
anbere in fürjerer Qt'\i biefer (Sfjre teilhaftig mürben. $)ie Urner üerlangteu
alfo erft ju fet)en, roa§ ber Heuling leifte, e^e fie il)n belohnen moflten. 93runnen»
b,ofer mar oerljeiratet, unb „Sein 6^1ic()e§auBfrott)" bjefc „^Barbara Römerin ').
55on feinen ßinbern fennen mir 3, Salome,3) feine £od)ter (ftarb 1C20)
unb U(riäV') „Kaplan be8 ©obtäljaufi Sttigfjaufen" „bd allen Ijadl. Ingeln."
€in gmeiter Solm 5Bafa)in Tl. 33runnbofer roirb in ber ^Intoni $3ruberf$afi
ermähnt (gegrünbet 1502) neben bem ©eiftlidjen Ulrid). $er alte Brunnen*
Ijofer ftarb 1G224) unb furje 3fi* nadlet (1029 ober 1630 ftarb au$
fein Soljn Ulridj5.) 3m 3al)re 1708 5. $uli mürbe im großen &nopf
be§ ftirdjturmS $u Wltborf eine Urfunbe Don 1607 8. 9Iug. gefunben, als
beren ©Treiber fia} U. 5Brunnt}ofer „im 9. |ar)r fa^uljlmr. aflfue juo Wltorff"
befennt. 6) $arin ftebj fur$ folgenbeS : 3" bwf« 3^«* galt 1 Wütt fernen
9 gl.; Joggen 6 gl. 20 fe; 1 5öein 8—10 fe bei ben Säumern,
bei Den «Birten 12 fe ber befte; 1 Stein „NnUjen" 20 fe; 1 <pfunb #ä$
1 93a$en; 1 §albjieger 2 gl. — @S folgen Angaben über ©emi<$t unb
©elbroerte. örunn^ofer fließt biefe 3ulammenftfDun9: »l Urnerfdnlliug
= 6 angfter merS mo&l fann, bem giltS etroaS aufmecf)fel, bann bei) Dielen
leutfjen bie Untrüm gar mäd)tig regieret." —
Sein tRact)f olger mar 3acob $fjroärenbolb ($roeren= unb 3^ären»
bolb). 6r ift laut S^ulorbnung üon 1625 refp. 1635 7) eo ipso ßanbmami
unb ba^er im 21b. nid)t ermähnt; bagegen nennt if)it ber %ufnal)ine=9tobel ber
^rieflerfongregation; „1626 3ac. Itnoärenbolb ber 3itt S^uolmeifter in Wtorff
unb Slmalia Stocflin fiti 6f)egemaa>l." Zi). ift ein 3ud«9<!i4)^4)t- ") unb
oafe un|er 9)tann ein 3"g« nw, »errät nioljl aud} ber Umftanb, bafe er eine
3ugerin jur ftrau ljatte. $a bie ©djülerjaljl grofe mar, rourbe iljm 1625
ein ^ßroüifor bemifligt. *) Ob aber einer angefteflt mürbe, ift jroeifelljaft, ba
einem fpäteru Seljrer 1656 neuerbingS aufgetragen mirb, „ficfy um bie preuU
für $u üerfed}en." 53on ba an r)at fie bann audj beftänbig gebauert bis in
') Lüfter unb SRüller unb Viitonincr.
*) driftet unb 3Rfitter »ruberfd)aft, Xotenrobd. ©rutucrt 1657.
/ n m m n w n »
) m m n n tt #»»
*) Srtrd^enbud) oon Slltborf. 1635.
) H tt tt tt
•) Leuw ütEifon.
•) ©. ©. d- 33. Jö. Seite 302 unb Äir$cnbu#.
Digilized by Google
- 74 -
unfer 3at)rl)unbert. Zf). flarb anno 1630. 3m 3al)re üorljer mar (Sonrab
%f). (jeftorben (roatyrfdjeinlid) fein ©oljn.)
9tur Für 3e^ fat Dan" f'n ^erbinanb Jf> aller ©d)ule gehalten,
dufter feinem tarnen ift über ifjn nidjtS betannt, felbft fein iobe8jal)r ift
unbefiimmt. (5r ftarb jmifd)en 1636 — 1639, ungefähr 3- bon Pfarrer
tJrünbt, beim er ift balb oor, balb na$ ifjm eingetragen.
©d)on 1639 rourbe roieber ein neuer fieljrer gemäht. ') @r mar ein
2öallifer Cb aber 3of). Philipp 93ogel (alias Vogler), ber um 1643
in bie Kongregation ber ^riefter aufgenommen mürbe, ober ein anberer, ift
ungemife. Seine Ojfjefrau &atf). Salaterin, eine Urnerin, ftarb oor i(jm.
6r t)atte aua) einen ©oljn Philipp, Kaplan ber ©djmib. $frunb, melier 1649
geftorben ift. Sange blieb er ni$t im Minte, benn nod> bor bem 3ab,re 1650
mar $eter Witter ©dmlmeifter „atlbie". Mucb, oon biefem ift ber Warne
baS einige, maS mir gefunben haben. Derfelbe roirb im $otenrobel ber
Barbara 53ruberfapaft unmittelbar noa) nad) ©eb. ^eregrin '$mt)<x ein»
gereift. 6§ ift mir gelungen, baS bisher unbefannte *) $obe*jal)t
3mper'§ $u finben. ßr ftarb ben 15. frebr. 1661, b. f>. an biefem Sage
mürbe er laut ©terbebu<$ I. begraben. Stüter mufc aber fdmn oor 1650
nid)t mel)r als ©cfytlmeifter fungiert (jaben, benn Don ba an trug ein anberer
Dolle 38 3afjre bie 53erantroortlia^feit für bie ©<$ule.
SJom 3a^re 1648 (gnbe) an flehen uns ©terbebüdjer I. II. III. jur
Verfügung, morin meber 93ogel noch Witter angeführt ftnb. Webft biefer
Quelle gibt eS nod) anbere, bie ba unb bort Wotijen über ©dmle unb fieljrer
enthalten, j. 53. bie <$f>e» unb Taufbücher au« biefer 3eit. ©ie bieten uns
Material ju einer tHrt ftamilienchromf, benn fie enthalten bie roia)tigften
9Jcarffteine aus bem öeben unferer Schulmänner.
1650 tritt (Smanuel Dietmann, provisor scholae als 3fU9e M
einer £)och$eit auf; 1651 31. 9lpril erfdjeint er felbft als £)och$eiter mit
Wnna Sttaria 39ugli, einer Wltborferin. Die ($he mar mit 10 #inbern ge*
fegnet. ©einen älteften Sohn erjog er jum Sefjrer (f. unten) unb ben
jüngften ließ er Ideologie ftubieren (i. unten.) Die ältefte Tochter ßlifabeth
heiratete einen 3<>h- 3ob. Steiner, unb Dietmann erlebte bie ^reube, ©rofe»
üater £it merbeu. 53iS jum %ai)xe 1656 lebte fein alter 33ater ^frauj (Smauuel
bei ihm. 3m übrigen ift oon feiner fjfamilie nichts für un§ oon 3ntereffe.
3ebenfa03 erjog er feine Jfinber ju guten (griffen unb rüftele fie auch mit
ben Äenntniffen au§, melaje fie befähigten, it>ren ÖebenSunterhalt gut $u Oer«
bieneu. Dietmann mar feljr religiös, benn er mar Witglieb oon fafl aßen
') ©Iciehjeitig nmrbc ben Sßrieftern oerboten Unterricht ju geben; auch, aQe
9lebenfd)ulen mürben unterfagt 1639. (S. II. Slbfcbnitt.)
2) @. »ntrein 6. Ä.: @. % 3roöer oon (Solbad) 1880. ©ette 165.
Digitized by Google
- 75 -
Sruberfdjaften unb in ber ©tubengefeflfcbaft jum ©traufeen 1666 fogar
„©tubenbogt", eine (Sbre, bie beroeifl, bafe er geadjtet unb beliebt mar. 3m
28appfnbud> fat tr roie jeber ©tubenbogt fein Sappen unb barunter fte^t
fein ©ablfprud), ber tym alle (Sfcre mad)t, meil er ben roa&ren ^äbagogen
Dcrrät. $et ©prua) lautet:
„®im Seforer ift'S ein flcine efcr,
ber ftd) nit fcalt nad) feiner 2ebr.
fei Hnbt, toann $u bie Äbtaber ftraffft,
(Segen S>tr felbft fei febr ernftbafft." —
2Bie er in ber ©<&ule gemirft unb im Qeben gemefen, läßt fia) aus
biefem trefflichen ©orte erfennen. — @r Ijatte eine grofce ©a)ülerjabl, baber
rourbe iljm 1656 erlaubt, einen ^ßrobifor anjuflellen. $erfelbe ftanb unter
feiner «uffic&t unb $atte bie TOG-fctytyen ju unreinsten, roäbrenb $ietmann
Oberlehrer mar. Äafp. §umulrr ift ber erfte ^robifor, ber un§ 1664 19. V.
begegnet mit einem 3aljrge&alt öon 25 gl. unb fleinern „^refenjen." $>ie
Orgel mürbe fä)on fett ber älteften 3«* bon einem eigenen Crganiften be»
Dient.1) 35er ältefle befannte ift 93r& Öa)fli 1564, ber im ©pitat bie
„Crgefliftenfiuben" bemobnte, ein anberer au3 jener 3"* t>ei^t Ecarti $enrid).
3ur 3eit Xirtmann« fdjlugeu ©eb. Don 2öeil (geft. ju ©tanö 1658 als
©a)ulmeifter unb Organifl) 1661—68 Öanbfdjreiber ^ßaul Jänner mit einem
3abrge|jalt oon 50 gl., fpäter 20 gl. bie Orgel. $ann folgte SBaltljer
©colar. ein ($eiftlid>er (f 1709 im *Ölai). dagegen mufete ber ©dmlmeifter
mit 4 armen 6a)ülern fingen. 3)afÜr erfnelt er 70—90 gl. unb jeber
2d)ülrr 6 gl. $)er ftantorbienft mar bon ber ©djulorbnung borgefcbrieben.
©ein (Se^alt mar ber gefetylicfye 100 gl. (eoent. 50 gl.) W\i biefem Coljn
Döre er nun taum im ©tanbe gemefen, feine ja^lreidje Familie anftänbig $u
tleiben unb ju nähren; er fuajtc baf)er nod) nebenbei ©elb 311 üerbienen.
©0 f dnrieb er 3. 53. 1670 ein neues ©efangbucb unb erhielt bafür 11 gl.
2obn. (5r führte berfdjiebene 2itel: Subimoberator unb fiubimagifler unb
mar natürlich „gno& beS SanötrecbtS." 3n ben legten 3abren uuterftü^te
i^n ber ältefte ©ofjn „9lntoni" im fcbroierigen Wmte unb erfefcte il)n 1687
ganj. Äurj bor bem ^obe beS oerbienftoofleu SugenblebrerS Derbeiratete fia)
Slnton. Bin WeujabrStage 1688 entfd/lief 33ater $ietmann. 33on if)in fagt
baö ©terbebua): „D. Emanuel Dietmann, Ludimagister Altorffii,
Pnefectus Cougregationis : Cum ipso multa tarn ecclesise quam seola?
sona ; extincta sunt." l)
©ein Nachfolger 3oh- Wnt. dietmann mürbe 1653 5. VII. geboren,
©eine grau mar eine «Maria Anna Söipfli. ©a>n 3 Saljre nach Antritt
') SRttunter tbaten e« bie Sßrooiforen al« WuSbülfe. Über bie ^rooiforen
f. unten. —
2) Sollte »ob! beifeen: multi . . . eoni extinoti sunt.
Digitized by Google
- 76 -
[eines Slmte* folgte et feinem 3toter in* ®rab, eine Söitroe unb mehrere
flinber Innterlaffenb 1691 22. IX.
211* (Srfafe trat fein 33ruber3ofueTietmann ben fdmwrigen Soften
an. Gr roar ber ^Benjamin in feiner ftamilie geb. 14. 9toD. 1669. @r
mar ^riefter unb Derliefe ba* «int fdron 1692, um eine tfaplaneipfrünb*
in Bürgeln austreten, roo er Gnbe be* 17. ober Anfang be* 18. Sarjr*
Rimberts ftarb. 9luf biefe* eble Treigeflirn folgt enblicr) ber erfte Urner:
3of). 2eon. SJumott. ber aber fa>n nacr) 5 Sauren plö&lidj ftarb.
Obiit morte inopina, apoplexia tactus Joannes Leon. Burnoit, Scho-
larum inferioruin Magister 1696 12. XI. ,,llnterfcr)ufler)rer'' roirb er offen-
bar im ©egenfaD ju ben „Sateinfduiflelu-ern'' genannt. Tie 2ateinfa)ule roar
ungefähr feit Witte be* 17. Mrfmnbert* Don ber 5Nolf*fdmle getrennt. »)
Ter erfte ^rofeffor, ben id) gefunben, mar R. D. Dr. £>an* ^ter 3mf)of 1668
Kaplan ber GrioeD'fa^en ^frunb. Tie Öefjrer ber 2ateinfcf)ule finb überall
professor rudirnentoruni, grammatices, syntaxeos, rhet. ober äfynlid)
genannt, burnoit Ijatte fidj 1690 mit War. Wagb. Sartor »erheiratet unb
mar 5ßater mehrerer tfinber. 3u (Sngelberg lebte ein öruber Don iljm al*
tflofterljerr. Tie Familie ber ©ebr. 33urnott roar 1620 in* ßanbred>t auf*
genommen roorben, ebenfo bie ber töingolb."5) Tie erftern roofmten roatjrfdjein*
lief) in ber ©emeinbe Sd)attborf. Selber läßt fia) über ba* erfte Öanbe*finb,
ba* ben Celjrberuf in feiner £)eimat ausübte, nia)t§ roeiter erbringen.
Tie brürfenbe 93ürbe get)t nun auf bie jugenblicfyen Schultern oon
3a tob Gf)riftopl) 21 uf ber Wur (alias maur) einen Sctyroöjer über, ber
im Hilter oon faum 20 Sohren bie (Srjie^ung ber Sugenb Wltborf* übernimmt.
6r fuajte fid} benn aud) eine Scfjronjerin al* 2eben§gefäf)rrin unb fnelt mit
Slnua Üflaria 2öäbcr Don ßü*nacf)t in il)rem £>eimat*orte £ocf)jeit. Sein
Warne fommt oft bor mit ben üblichen Titeln: Subimagifter, Subimerator unb
Sa>lard)a. 6r roar fet)r mufifalifd) unb befafe eine roo&lflingenbe Stimme,
bagegen roar fein Äörper bie SBeute dieler tfrantyeiteu. Über ben Streit,
ben er mit 3af. Reeller, Sdjulmeifter Don Sa^roüj fatte, ift nic&t* (Senauere*
ju ermitteln. *) 6* roirb fict) um nid)t§ fet)r 2Bid)tige* gefjanbelt fjaben,
fonft fetten bie §erren unb Obern Don 3ug 1717 ber Sacfce geroife auf
beu ©runb foinmen rooflen. 9toct)bem Wuf ber Wur roä&renb 26 Sauren bie
Stelle Derfeljen, ftarb er an Sdnuinbfud)! im Hilter Don 45 $aljren ben
9. Tej. 1721 *), mehrere SUaifeu tjiuterlaffenb. Seine grau roar ifnn fdron
ein 3ol)t Dörfer in bie (Sroigteit DorauSgegangen.
') ©. Ii. Hbfdjmtt.
*) ©. unten.
3) $äb. Blätter 18«.M. 19. ©eite 601 unb 602.
*) 1721. 9. XII. Duniinub Jacobu» Christopherus auf der maur, Ludimurator
Digitized by Google
- 77 -
feine Stelle mätjlte man mit Stimmenmehrheit Den nobilis
et doctissimus R. D. Joannes Seb. (foQtr Ijeifeen Seb. Wnt.) föingolb.
5ton jefct an begegnen mir lauter ein$rimifd)en 93orftef)ern ber Sd&ule. Seb.
9lnt , benn fo wirb er überall geheißen, ausgenommen im untenfte^eubcn
Gitat, mar ein Slltborfer, Soljn beS gfrj. ftlor, unb ber War. (51. Straumetjer,
geb. 1698 ben 28. 3uni. ©ein SSater (f 1743 im Alter Don 71 3a$«ii)
mar fSaftor (Schaffner) unb hatte eine jahlreidje Familie. Srofcbem lieft er feinen
töltefien juibieren, bieHeidjt mit ber Unterjiü&ung beS geifilidjen SdjmogerS
3of. tSlox. Straumefter, Pfarrer in ^taborf (1697 (SanonicuS in 93ifä)of$efl.)
Seine Stubien luirb er in Hltborf begonnen unb. in ber Qfrembe (Wailanb)
Doüenbft haben. 3m jugenblichen Hilter Don 237« 3afjren tritt er als Weo*
preSpftter feine Stelle an unb fd)on 2 3ab,re fpäter 1723 rourbe unter feiner
ßeitung ein Don ib,m üerfafcteS Stücf : StoS ßeben beS (I. Wartin aufgeführt. ')
Webftbem mar er ein Wufitfreunb, unb nachbem er 1730 bie Sd)ule feinem
jüngern Sruber abgetreten, beforgte er einige 3a!jre ben Orgelbienft. 3»
ÄingolbS 3e^(n, fd)on 1728, mürbe in ber ftird)e mufijtert, benn in ben
JRedmungen figurieren auch ©eigenfaiten , 1735 mürbe Seb. Slnton ^farr^elfer.
%l$ fo(d)er holte er bie ßird)enregifter $u führen. 3hro hflt man nort) einige
intereffante Wotijen ju berbanfen. Wachbem er baS 9lmt 20 3a^re Derfeljeh,
tuählte man ihn jum Pfarrer Don flltborf 1755. $en lUluguft 1778 fanf
(Somiffar SRingolb 80 Saljre a(t iu'S ©rab nach einem Seben Dotier Wübe,
aber auch großer SSerbienfte. (ftorlfefeung folgt.)
(fa.)
6in ftunbgang burdf) unfere fdmjeijerifdjen Wäbcheninftitute erroedt in
uns bie Befürchtung, bafe man faß unbermerft ba unb bort einer falfdjen
Widjtung in ber SMlbung beS weiblichen ©efd)lechteS firt) nähert. Sir hoben
uns jroar noch lange nicht $u jener Oberflächlichfeit erniebrigt, mie mir fie
in unferm f üblichen unb meftlidjen 92ad)barftaate nicht feiten finben. 9lber
baS 3beal ber ftrau, bie ber ßngel in ber f^rcimilte, bie §üterin ber Sitten
fein foO, tritt in ihrer Srjiehung unb 33ilbung boch oft in ben Qintergumb.
3n ben #änben ber grau liegen bie ttoofe ber Wenfcben. $ie ftrau
begleitet ben Wann bis $uin törabe; ib,r ift bie Sorge für bie garten
JRiime anüertraut, meiere einft bie framilie, bie (ftefellfchaft, bie Wation
per 26 annoa Altorffcnsis Juventutm, mutdee* docHsnimus , voce tercanora pneditus,
variis morboram incommodia . proeipue thisi« vexatun tandem obiit retatis suip 45,
in cujus locum pluribus communitatis altortfenst* votig suffectiiB fuit adm. R.
nobilift et doctissimus D. D. Joannes Sebast. Ringold.
') €ic^c II. 3U)fd)iiitt.
Digitized by Google
- 78 -
bilben foflen; fie ifl bir SJer)errf$erin ber jarten, unfd^ulbigett Äinberr/eraen,
roie ber aufgeregten, unbeugfamen ©emüter. Sie erfdjliefjt bie erfieren ben
füfjeflen unb Ijeiligften ©efü^Ini, beugt bie jroeiten nir ©üte unb SRilbe.
$ie ftrau, tuelc^e bie Seelenftärfe mit itjrer natürlichen Scfyniegfamfeit
unb 3Ärtli^'fit Derbiubet, bermag bie ßeibeu Der Unglüdlidjen $u milbern;
fie, meiere bie 2Birffamfeit beS «BeifpielS mit ber Milbe beS SBorteS Dereinigt,
Dermag ben Srrenben uir 9feue uirüdjurufen, im #er$en, baS Don Sä)ulb
unb Uugliid niebergebrücft ift, ben roo<ljuenben Strahl ber Hoffnung lenkten
ju laffen. $ie ftrau alfo muß erjogen roerben, um felbft roieber erjier)en
ju fönnen ; fie muß eb(e unb großmütige ©efüljle befifcen, um pf ben £*r jen
einzugießen, bie iljrer Objotge anvertraut fhib; fte muß unbejc^otten fein,
um ber ©efeflfcfcaft eble Männer; ftarf unb mutig, um bem SJaterlanbe tapfere
SSerteibiger ju geben; fif »wfe W unb unerfd)ütterlid) in tyren 6nf$lüjfen
fein, um bie Gljaranere ni bilben, welche ber gütigen ©efeOfdjaft fo fer)r
festen. -
3)ie Sitten ber grau foflen einfaa) unb rein fein; tljre f$freube fei bie
Arbeit, bie Crbnung beS £>au$roefen3, bie ßrjie^ung ber ftinber unb iljre
ganje Siebe fofl fid) im Heiligtum ber Familie bereinigen. So fange Glötia,
bie roüften £offreuben flie^enb, bie ruljige grei^eit ber tyäuSlia)en Mauern
auffudjte, fo lange Virginia iljr Jpaupt unter baS £)enferbeil legte, um itjre
$oufd)f)eit 511 üerteibigen, fo lange Sufretia bie SBofle fpann unb Cornelia
aDe iljre 2Bonne in ber (Srjieljung iljrer ftinber faub: fo lauge mar Ütom
bie große, unerfcr)ütterlid)e Säule ber 5Öelt, bie fd)redli#e unbefiegte £>err*
fdjerin, bei beren Warnen 33ölfcr unb Wationen gitterten. 316er als an bie
Stelle ber Dieinljeit unb (Sinfactyljeit ber meiblictyn Sitten bie $rad)t unb
$ern)eid)tidjung traten, berfctyroanben au# bie ftarfen unb großmütigen ©e«
füf)le beS Mannes. SUSbalb jog in Wom ber ftttlt^e unb politifa> 3erfaü"
ein unb baS gemaltige Weia) mürbe eine SBeute ber Barbaren.
Die moberue (Srjieljung ber jungen $o$ter grünbet fi$ nur afljuljäufig
auf $rai$t, 2öeic$lid)feit unb eitle ftußerlidtfeiten. 3fl bie Softer reidj,
fo finb leiber bie Altern oft bie erften, meiere iljren G&arofter berberben.
flaum öffnet baS flinb bie Hugen, fo mirb eS mit ber järtlicfjflen Sorgfalt
umgeben. Sd)on träumt man fid) feine glänjenbe 3ufunft, fietjt eS als lieb«
lid)eS Mäbd&en, als elegantes fträulein, als glüdliaje Eraut. Me bie «einen
$Öünfd)e unb Saunen biefeS „6ngelS" finb unöerle&li#e ©efefce. ffaum befuajt
baS Mäba>n jum erften Male bie Scrnile, fo ift audj fa>n baS ganje ^ro*
gramm feiner Aibling feftgefe&t: tflabier, Malen, lanjen 11. f. m. Dann
muH uufer lÖd)terd)en bie Ijöljere Mäbdjenfduile ober ein r)Ör)ere§ Mäbc&en*
inftitut befudjen, um ba altgriednfcr)e ©efd)id)te unb r)5t)rre Mattjematif ju
ftubieren. — 2Öir finb gemiß bie erften, mela)e einer beffern unb weitem
d by Google
- 79 -
WuSbilbung beS weiblichen (5Jefi)lecf)te8 baS ©ort reben, ober erweitere man
brn Preis nicht bis ju Demjenigen beS WanneS. ^)ic natürliche Crbnung
brr $inge läfet fich einmal nicht umftür$en. (55 ift aber eine anerfannte
I^atfaa^e, bafe baS t)eim(iä^e Streben, baS innerfte Verlangen be§ weiblichen
4>er$enS ftetS nach einem lieben Greife geht, in meinem eS feiner natürlichen
©enbung genügen fann, nach ber Familie. 3" tiefer Wiffion muß bie grau
bor allem fyerangebilbet werben, auch bie reiche, oornebme $)ame. $)enn auch
bei ihr bermögen griechische ©efd)ichte unb höh?" Wathematif bie häuslichen
Sugenben nicht ju erfefcen, bie allein ein glücflicheS £au8» unb Familienleben
ju grünben unb ju erhalten im ftanbe finb.
Der berühmte englifche ^fbchologe James Cricton Browne behauptete
in einem Vortrage beS berfloffenen 3abre5, baß bie materiellen Gräfte ber
grauen fi<h in ber geiftigen ^^ättgfeit, ber fie jefct unterworfen werben, nicht
erhalten fönnen. 91fle Bemühungen, bie mau bisher machte, um bie gleiche
ftöhe ber geiftigen Gräfte ber grau unb beS Cannes fefljufteflen, fallen bahin
angefichtS ber phhftologifchen %Waty ber Begebenheit in ber Bilbung
unb gunftion beS ©efjirneS ber grau unb beS Cannes. Weht, bafe baS
©ehirn ber grau weniger fchäfcbar fei, aber eS erreicht feine boDjläubige
ßntwicflung in anberer $inficht, als Dasjenige beS Cannes. (5s ift nicht
bloße SRebenSart, fonbern eine pftochologifehe $hatfaa>, baß ber Wann einen
feflern SBilleu, größere Energie, höhern UnternebmungSgeift hat als bie grau.
Cefctere h'nflegen ift liftiger, auSbauernber, ruhiger. $iefe geiftige Berfcbiebem
heit mufe auch eine wesentliche Berfctjiebenheit in ber (5rjiehung ber beiben
Giefölechter beftimmen. $ie Bemühung, ben Weibchen biefelbe Bilbung unb
ßrjiehung wie ben Anaben ju geben, fann größtenteils nur $u einer berhäng«
niSbollen Ausartung jener (Sigenfchaften führen, welche bem BJeibe eigen finb.
Browne befugte bie 3öglinge einer englifchen höhern $öcbterfchule unb fanb
ihren ©efunbheitSjuftanb bebauernSmert. Bon 187 Wäbchen litten 137 an
häufigen unb chronifchen Äopffchmerjen, 37 waren furjfia)tig unb 4 litten
au BeitStanj.. $ie organifchen IRerbenleiben finben fich jetjt Diel häufiger
bei ben Wännern als bei ben grauen; aber Browne zweifelt nicht baran,
bafe fie fid) biet flärfer auch bei ben grauen entmideln werben, fobalb fie
burch angeftrengte ©eifteSarbeit in ben tfampf um bie ßrjflenj hineingezogen
werben. Unb unglüdtlict) nennt er bie Generation, bie bon folgen grauen
flammt, ßine grau bon fold) einfeitiger, geiziger SluSbilbung wirb fieherlich
auch nidr>t im ftanbe fein, baS §auS ihres ©atten mit fo biel ^oefie unb
gamilienglücf jii erfüllen, wie ftr eS einft als Braut fich geträumt.
gür baS Wäbchen beS WittelftaubeS uub beS Armen ift Wohl bie ©efabr
einer übertriebenen geiftigen Bilbung unb einer Berbilbung nicht fo groß,
«ber anberfettS ift eS für baS arme Wäbajen weit wichtiger als für baS
Digitized by Google
- 80 -
reid>e, bafe au$ bei feiner bfirftigeu Öilbung baS unb baS ßooS feiner
3uhtnft genau in'» Wuge gefafet werbe. (SS ifl für baSfelbe doppelt notmenbig,
bafe eS bei QtWen an alles gewöhnt tocrbe , toa§ bje £>anbf>abiutg eines ge*
orbneten JpauSmefenS betrifft, nämlid) Crbnung unb 9reinlid)teit im $auft
unb ade bie wertooßcu fünfte ber Wabel, meiere fo tjotje 33ebeutung hat in
einem £)aufe, wo ©parfamfeit im 5Jerbrau<hen bem mangelnben ßrmerbe
nat^^elfen mufe.
Wit ber geiftigen 33ilbung in ber ©<hule foflte beSljalb menigflenS
gleiten Stritt galten bie ^äuSli^e SluSbilbuug, meiere bie Butter bem
TObchen erteilen fönnte in ben fctmlfreien ©tunbeu DoS if! aber felbji
einer Wutter, bie ben beften 2öiflen baju bat. oft ganj unmöglich aus bem
einfachen ©runbe, weil infolge ber Dielen Hausaufgaben feine freien ©tunben
mehr übrig bleiben, ©o nüfclich unb oft notmenbig alfo mäßige Hausaufgaben
für bie Knaben namentlich in ©täbten finb, fo DerhängntSDofl fönnen biefelben
für bie häusliche <Sr^ie^ung ber <Dläb<hen werben, Denn biefe foflten gerabe
burd? baS tätige Witwirteu mit ber Wutter unb ben ©n>eftern in ben
^ausarbeiten biefe IjäuSliaV Söilbung fid) prattifet) erwerben. 2öir haben
aflerbingS bie flrbeitfdmlen, bie gewifj SBortrefflicheS lelften. Bber bie Tochter
finbet fidr> oiel leichter jurecht, erfennt eS als ihre natürliche Aufgabe, wenn
fie an ber $anb ber «Kutter balb bie ©emttfe reinigt, balb bie Wbenbfuppe
focht unb ben $ifch berft, je$t ben eigenen jerriffenen töoef när)t, bann roieber
ben bur<h(öd)erten ©trumpf flief t.
fyai aber unfer *Öiäbcheu mährenb ber ganjen ber ^rimarfc^ule
baS &öpfcf)en nur in Stirer unb £>efte fjineingefteeft, fo ift eS inbeffen 13,
14 3aljre alt geworben, ohne jene Siebe jum $auSmefen, bie ©ewoljnheit
juv Orbnuug unb 9teinlichfeit gewonnen ui b^aben, jene Neigung unb £>in«
gäbe jum häuslichen Ceben, welche ben Hern einer erfahrenen J^auSfrau, einer
braoen ftontilienmutter bilben. 3Boflte auch bie SWutter ba? Dfabchen nach
Austritt aus ber ©chule in biefe Arbeiten einführen, bie Neigung beS Töchter*
chenS r)at fdjon eine anbere Dichtung genommen unb wirb fich nur fdjmer
auf ben 2öeg ber füllen ^äuSlia^feit leiten laffen. Die englifd^en $au8(jal*
tungSfchulen finb Dielfach aus biefem Übelftanbe b,erüorgegangen. Der £)au3=
holtungSunterricht bilbet in allen TObchenfchulen (SnglanbS eine ber wichtigen
ßehrbiSjiplinen unb teilt fi<h m (xmn tljeoretifdjen unb prnftifchen Seil,
(öfterer wirb unter bem tarnen „Domestic Economy" entweber in ben
©tunbenplan eingefügt ober unmittelbar mit ber ^rarjS Derbunben. ©egen»
ftanb ber Unterweifung finb: 1) bie Kenntnis ber Nahrungsmittel unb wie
fie gut ju lochen finb; 2) bie Kenntnis beS paffenbften Materials für flleibung,
unb wie einfache ©tütte am beften ui Dcrfertigen finb; 3) bie ÄenntniS Don
Der beften unb biHigften Erwärmung, Reinigung unb fiüftung ber Söohnung
Digitized by Google
- 81 -
unb beS btflen Materials für Söäfdje; 4) bie PenntniS ber ©efunbfcitSregetn
unb iljrer Slmoenbung, foroie bie tätige 39e&anblung beS ßranfenjimmerS,
iwim jemanb Iranf ift, enblip 5) bie flenntniS beS (Selbe*, »ie eS ju öer=
bienen, auszugeben unb ju jparen ift. 9)on ben neuern ©pulljäufern in
Gnglanb fct jebeS feine Püpe. gfür bie Altern ©pulen ift für je 3 bis 4
berfelben im SRittelpunfte i&reS 33ejirtS eine Äüpe erfteflt. $iefe fluten
ftnb afle nap bemfelben 3Rufter eingeriptet, 21 gufe lang, 18 gufe breit
unb enthalten einen DemonjrrationStifp, einen ©aSofen, einen Soft, einen
Snrtptetifp, eine ©peuerbanf, mehrere ©tränte, einen Slbmafpraum unb
bie einfachen Äüpengerflte, aujjerbem ©pulbänfe für 20 ©Hüterinnen. Seber
ÄurS Ijat 20 bis 22 ßettionen, unb bie Spulerinnen ftnb berpfliptet, Dom
10. bis 13. 3a$re teilzunehmen. 6S ift SJorfprift, bafe nur folpe ©peifen
getobt toerben bürfen, bie auf ben $ifp beS fogenannten Keinen WanneS
tommeu. JÖiptige 9)fajjregeln merben in ein 33üplein eingetragen, gieren
rooljl aup auf tafeln in großem Drud bie ßiipeuroänbe. tiefer flopunter*
ript in ben englifcr)en ©emeinbefpulen batiert bom 3at)te 1875. ©eitler
faben ftp aup in ben fjöfyern Greifen bie ftnfipten über tfopen unb $auS-
fjaltungSTOejm geänbert. ©elbft für eine .ftnuSfrau ber fyöfjern ©tänbe gilt
t§ feilte nipt meljr für „shocking", tueun |ie ftp perfönlip um $>auS^nlt,
ifrüpe unb fteder tümmert.
Diefer Äopunterript bermag rooljl ^elfenb $u roirfen, aber baS freubige
3u|ammenn)irfeu mit ber Butter im füllen, frieblipen framilienfreife bermag
aup biefer nipt ju erfefcen. <5r mirb ben SHäbpen f^ttigleit im Popen
ixrfpaffen, aber bie ftreube unb Siebe, bicfe ftertigfeit im (jäuSlipen Greife
ausüben, fetyt immer nop.
2öenn mir unfere TObpen in ben ©pulbänfen bor unS Ijaben, foflten
mir eigentlip nipt nur ben gegenwärtigen flugenblitf, fonbern aup iljre
3ulunft ins fcuge faffen, roo fie einft als £>auSmütter mirfen «erben, öou
beren Grjieljung baS 2Boljl unb 2Be& beS jufünftigen ©efplepteS abfängt,
tön einzige« grofeeS 3iel fofl unS ba borfpmeben, baS 3'tel. aus biefen TObpen
grauen tjeranjubilben mit einer grofjeu ©eele, mit eblen großmütigen ©e*
Tüllen, grauen, melpe bie Arbeit, bie Orbnung, bie 3wtücfgejogen^eit unb
ben guten Fortgang in ber ftamilie lieben unb it)re ganje Sljättgfeit bou
toliber SReligiöfltöt burpbringen laffen. 3)ie grau bcbarf in jeber Sage,
nap toetpem Q\<U immer iljr ©treben geljt, einer guten (Srjieljung. $ie
Phifif, baS Walen, baS ©tiefen ftnb oortrefflipe Dinge, wenn fie bie 5Be*
glfiter ftnb ber ©erabljeit ber ©eele, ber ftejligfeit beS (SljnrafterS, ber Siebe
}nt 3urücfgejogetpeit unb IjäuSlipen 33efpäftigung unb eine§ tiefen fittlip«
religiösen ©inneS.
Digitized by Google
- 82 -
Die <S>erecfjtiflftett in 5er Scfjufe.
(J. B., 8<&rer in R.)
6in jeber Seljrer, luelc^er mit Cufl unb ßiebe fein Amt ergreift, wirb
fid) monier löblichen Sfcugenben befleißen, ber Sreue unb ©eroiffen&aftigfeit
in feiner Hrbeit, ber Siebe, ber Eingebung unb beS SQBofjlmolIenS gegen feine
©d)üler; aber je ibealer er fo feine Stellung als €rjier)er ber Sugenb auffafet.
um fo leidster roirb er eS überfe&en, bofe audj Die ©ere^tigfeit ju ben
moratifdjen Hnforberungeu feine« Berufe« gehört. 9Wnn fa>elgt gar leuty
in feiner SRacfctfüHe unb greift bobei fo gerne in baS ©ebiet ber bäterlia>n
©etoalt über, man lägt fo oft feiner ungezügelten Saune freien Spielraum,
balb in ©bafe unb ©<$erj, balb in 9lu8brüa)en beS 3orneS, roaS bie Äinber
DteOeid^t roo&l ju tragen bermögen, roaS aber Äefpeft bor ber anbertrauten
3ugenb oerbieten foDte; benn bie ©dfculjugenb ift junäcf)ft nid)t bem Öftrer Her-
geben, fonbern ber ©dmle, einer auf ©efe$ unb Orbnung gegrünbeten Hnftalt,
reo auf beiben Seiten ^flid)ten unb 9Hea)te finb. $)iefe geringe Haftung bor
9?ecf)t unb Orbnung unb bie Neigung $um fubjeftiben belieben aber führen
jur ttngeredjftigfeit unb Sßarteilid)feit. $)aS ©ebot ber 9tad)ftenliebe bedangt
bie 9l#tung beS Wählten unb bie ©eredjtigfett gegen jebrrmann. "Denn ber
w9läa)fte" ift jeber SRfnfö oljnf Unterfa^ieb. ,Suum cuique tribuere,
neminem laedere!" — „Gebern baS ©eine!" iji ber ©runbfafc ber a^rift*
lia^en @erea)tigfeit, mela)e neben #lug&eit, ÜHäjjigfeit unb ©tarfmut aU
ftarbinaltugenb unter ben SHoraltugenben tjerborragt.
5>ie Seele ber ©ere$tigteit aber ift bie Unparteilidjfeit. Der
Sugenb, ber 3ar*^f^ unb persönlichen 9(nmut eines ßinbeS gehört nidjt eine
befonbere ©unfl, ein fpejiefleS ?Borre$t auf Soften bon ältern, DieQeidjt
meniger beanlagten. ©ein Sleifr, feine ftortjdiritte, fein Setragen finb eS,
roelaV eine befonbere Stellung berbienen SBenn mir anberS Ijanbeln.
arbeiten mir ni$t3 meniger als am ©lüde ber Äinber: auf ber einen ©fite
ermeden mir 9tod>läffigfeit, Unluft am Serneu, 9Ri&trauen, 5Jeraa)tung, felbft
$afe gegen ben 2er)rer, bie ©a)u(e unb bie 9ttitfdjüler ; auf ber anbcrn ©fite
©tolj, £>oa)mut, GigenbÜnfel, %xo$, unb auf beiben ©fiten oft eine l)äglia>
§iferfu#t. <5S ift ein Irrtum, bie tfinber unfähig ju fjalten, bie JBfmeg*
grünbe unfereS fcanbelnS $n erfennen, im ©egenteil finben ftf nm $u leic&t
bie ©rünbe, bie ©efü&le, bie uns leiten, befonberS bei gntffyibungen, n*la)e
fie felbft betreffen. (Hn flinb, baS fi$ ungerecht befanbelt fflfyt, bifOfia^t
in einer ©ad>e, bie im« lä^erlia^ erfahrnen mag, f>al babei ein nia)t meniger
fa}merjlia>S ©efüljl, als mir felber, menn mir uns in unfern &etligfifn
Sutereffen beleibigt unb berieft glauben, ©o fc&en mir alfo, mie fa)on baS
ßinb mit jener Smpfiublidtfeit unb jenem ©crjarffinu auSgejlattet ift, roe(d)e
nötig finb, um Ungerecfctigfeit ju füllen unb ju mürbigen. Um nun im
Digitized by Google
- 83 -
ftinbe eine ebenfo lebhafte Smpftnbfamfeit für ba« ©ute entflammen, ift
gewi& eine ber erflen Kegeln, eine peinliche unb fich immer gleich bleibenbe
Unparteilichfeit jn beobachten. - @S möchte alfo nicht überflüffig erfahrnen,
einige ftäfle ju beleuchten, bei benen nur bie Beachtung ber ftreugften <8e=
rechtigfeit ben für bie Sdmle erwarteten ftufcen unb Vorteil bringt.
3n ben Schuljeugniffen wirb am (Snbe jebe« SRonat« unb
am 6nbe be« 3at)re3 über ftleife, Sortfdjritte unb betragen ber Schüler
ein Urteil abgegeben. $amit biefe Genfuren bei ben Schülern unb
ihren Altern eine uubebingte ftnerfennung finben, worauf ja allein üjr
Söert beruht, if) ju ihrer 9lbfaffung bie größte Sorgfalt unb rücf fict)t§»
lojefte ©emhtigfeit nötig; benn bie ^eugniffe ftnb gleichfam eine „mittel*
bare* Unterrebung mit ben Altern über ba« Verhalten unb Arbeiten ihrer
ftinber in ber Schule, bie Mithilfe berfelben in ber (Srjieljung bejroetfenb.
9hm if) e« freilich feine (eichte Sache, bie Schüler einer ftlaffe in allen
r\ä<hem nach ben 4 ober 5 (Braben ber 3tugni«nummern abjufiufen, ba geifiige
ßräfte fich einmal nicht äußerlich meffen unb abwägen (äffen; aber mir
haben feine SBatjl, benn gerabe biefe bergleidjenbe ^Beurteilung gibt ben
Altern ein Wittel, in bie Begabung unb $üd)tigfeit ihrer ßinber bie rechte
ßinficht ju gewinnen. So peinlich un« nun auch juweilen bie Sntfcheibung
roerben wirb, fo machen wir uns boch an bie Arbeit! 2öir fuchen borerft jene
6a)üler hcrauft, welche ben $)urchfchnitt3ftanbpunft erreichen, alfo bie Normal«
nummer oerbient haben , um Don ba au« bie übrigen abjuftufen. Sine Schwierig»
feit aber treffen wir fchon hier wieber : woher nehmen wir ben ÜWafeftab jur 6r«
mittlung be« Wormalflanbpuiifte« ? 2öobj gibt un« ber öehrplan ba« 3ahre«jiel
an, nicht aber ba« 3«fl fut bie 3">ifchenftufen — 9lun gibt e« aber zweierlei
2ehter, folche bie leicht unb folche, bie fchwer ju beliebigen finb; ba« wäre an
unb für fieb nicht« Schlimme«, aber unüberfteigbar wirb bie JNuft, fobalb fittlicbe
Schwächen babei mitfprechen : bie erftern neigen jur fchmächlichen ©utmütigfeit
unb öequemlichfeit, bie ledern brüefen bie Hummern abfichtlich h*«tb, um
baburch i" brohen unb noch größere Hnftrengungen ber Schüler $u erzwingen.
Stabe aber toerben beim Schüler nicht ben gemünzten Srfolg hoben. 3m
einen wie im anbern OfaO wirb er ua'chläfftg unb unfleifeig, er ergibt ftch
bem dolce far niente, entweber weil er ftet« feine „guten 9toten" fpt,
obgleich « «dB» bafe er noch mehr t>ätte leiften fönnen, ober weil er [\tty,
bofc er beim größten ftleife unb bem beftmöglichen ftortfehritt nicht eine ßenfur
erhalten, wie er fte ficherlich berbient hQt*> infolge beffeu entfällt ihm
ber 2Rut unb er läßt alle« gehen, wie« geht. Oft beriefet man in biefer 55e»
u'etjung bie ©eredjtigfeit au« woljlwoflenber ftbficht: mau will ben fleißigen,
aber unbegabten Schüler nicht bemütigen unb entmutigen, barum erhöht man
feine Hummer, ben Unflei&igen, aber begabten fefet man tyxab, um ihn nicht
Digitized by Google
- 84 -
im Seichtfinn ju beftärfen ober übermütig &u machen, ober auch, man rotfl
ihn baburd) betrafen. @« ließen fich ba ©rünbc pro unb contra anführen,
aber jebenfafl« müffen mir nidu" immer bireft ergeben moOen, fonbern auch
auf bie erjiebenbe flraft ber 2öaijrf)rit vertrauen. ©etoife ift, bafe burd) jene
föüdficht ba« entQfflenflffc^te $iel erreicht roerbeu tann. $er Unbegabte roirb
in eine gefährlify Sicherheit genriegt, ber begabte burd) ba« Jöeroufetfem,
ntc^t ju [einem Dollen Stecht gefommen git fein, gefränft unb verbittert. 3Bie
bie ßenfuren ber einzelnen Säct)er, fo finb auch bie aOgemeinen vielerlei
SJerfehrtheiten ausgefegt, fo $. 33. bie im betrage», roenn man meint, ber
Schüler t>erbiene niemal« bie befte Wote nach bem leichtfertigen Safce, 3ugenb
habe feine $ugenb, ebenfo menu man fid) fcf)eut, bie oerbiente Genfur au«ju«
teilen, inbem man glaubt, öom Schüler betrogen ju fein refp. bafe man ben
Sa^üler nicht in an feinem %\)U\\ unb ßaifen beauflagen fönue unb e« nicht
anzunehmen fei, bafe er immer unb überall ein DollftänbigeS SBorbilb ber
^ugenb fei. 2tber päbagogifdje Erfahrung lehrt, bafe unoerbtente« Vertrauen
unb 2ob oft befebämt unb beffert, toäbrenb unöerbiente« Wifetrauen unb
ungerechter $abel in ber Äegel »erbittert unb fchabet. (Sbenfo ift e« gefehlt,
bie (Senfur be§ ^leifee« ungebührlich herabjufefcen, roenn bie Stiftungen infolge
fdjroocher Begabung nur gering roaren; benn baburd) nimmt man bem
Schmalen feinen legten ^roft. (Snolicr) fcr)eibe man dorn ftleifee forgfältig
bie ftufmerffamfeit au«.
Sei Belohnung unb 33eftrafung foll ebenfafl« bei allen Schülern
ber gleite Etafeftab angelegt werben. 2Öir roiffen, bafe Strafen unb 33e*
lohnungen fehr eingefchränft werben foflen ; mau mache fie mögliche überflüffig.
5)a8 ©ute ift ja'ba« ^flichtmäfeige, ba« fich Don felbft 33erftehenbe. 9flan
lohne nicht, too ba« ftinb nur feine Pflicht unb Scbulbigfeit gethan bot
ober roa« ©efchenf ber Watur ober SSMrfung be« 3»»f«H« ift; man beftrafe
nicht, roa« unoerfchulbete Schmähe jur Quelle bat. 3ft aber eine Belohnung
angezeigt ober eine ©träfe notroeubig, fo enthalte man fich jeber parteilichst :
einfeitiger 33egünftigung ober einfeitiger Strenge. Stolent, ©enie, angenehme
33ilbung, ©efäfligfeit ber äufeern ^erfon berechtigen ju feinen befonbern
Wnfprüdjeu auf Belohnungen. 53ei* ©eftrafung roirb ebenfafl« ftreuge (Se*
rechtigfeit oerlangt. $ie Beftrafuug ift fchou ber gönn nach Wt
richterlicher ^hiltigfeit, bei bem e« fich ßrforfchung einer Schulb unb um
23eftimmung eine« Strafinafee« ^nitbrlt. 2öirb fie aber bei ben »ergebenen
Schülern oerfchieben angeroenbet, alfo' nicht nach bem gleichen Siecht, fo erhält
fie ba« 9lu«feben ber SBilltür unb ber Sm-aunei, rooburch ber fiehrer b*rab*
geroürbigt unb bem 3ögling Wrgerni« gegeben roirb. eine befonbere ©efahr
jum Straucheln liegt für ben Sehrer bariu, bafe er Wnlläger, dichter unb
Stoflftreder oft in einer ^erfon ift. 33efonber§ gern reifet ihn ber 3orn ju
Digitized by Google
- 85 -
ungerechtem §anbeln fort. Strafen, bie üom 3orne biftiert ftnb, tragen nur
ju oft ben Stempel launenhafter SÖMOtitr an fid), inbem fie balb in gar
tcinem 3Jerhältni§ unb teiner SBejiehung ju bem 93erget)en flehen, balb bie
23ürbe ber Äinber ober bie Weckte beS JpaufeS mißachten. $)ie3 (entere ift
ganj befonberS bebauerlich, roeil bie Altern leiber in ber JRegel nicht ben
SÄut b,aben, fich offen unb bireft ju bettagen, au3 furcht it)re ßinber baburct)
ber Äache au§jufe|eu, bafür aber gefdjäftig ftnb. bie Achtung ber Salute
unb be5 ganzen ßef/rerftanbeS burch ihre Hieben beim ^ublitum $u unter-
graben. — Daher für ben öeljrer bie Pflicht, gerecht ju t)anbeln, benn baS
föefüN für ©erechtigfeit regt fich im tfinbe fc^on frühe unb wirb mit ber
ii<h bilbenben Vernunft immer firtrfer.
§3 ift biefe ftorberung an bie Schule, geregt $u fein, jubem ebenfalls wichtig,
toeil baburdj bem Schüler ein SSorbilb gegeben roirb, bamit er erfehe, roie
ieine fpätere Stellung in ber Familie fein fofl, alfo bie SBejiet)ung ju ben
onbern framiliengliebern unb bann auch $u ben 9lebenmenfa)eu überhaupt.
63 fofl ihn bie Schule h«burch gemeinen an bie Achtung öor ben Hechten
ber Mafien, unb geroip ift ba baS öeifpiel bie befte Unterroeifung unb ber
bejte Unterricht. 2öenn man ©erlangt, bafj bie Äinber bie %ugenb lieben,
fo fofl man ihnen erft geigen, roie fchön fie ift ; roenn man öerlangt, bafe fie
gerecht unb unparteüfeh feien, fo fofl man eS erft mit ihnen felber auch fein ;
roifl man ihnen Achtung öor ben anbern etnftöften, fo achte man borerft
aua) unD ih*c SRfthte.
63 ift ja auch befonberS ba3 fthriftentum, welches bie ©erechtigfeit $u
einer $ugenb erhoben hat. „Ellies roa* ihr rooflt, baS euch 2eute thun,
baS thut ihnen auch!" — ein ©runbfafc, melther hinführt jur fünften aller
Xugenben, jur chriftlicheu Siebe: „53ei ber ©erechtigfeit root)nt zugleich auch
jegliche Sugenb."
„@ut ift jeber, o Sohn, welcher ©erechtigfeit übt!"
bic bem Sehrerttonbe im ©arten ber (Srjicr)unci blühen
(«onferenjarbeit t>on ßebrer 3of. ©chönenberger in Ujnad).)
Pnftc «Hofe.
„Die höh« 6htf, Sehrer unb (Srjieher ber chriftlichen 3"9enb
fein ju fönnen."
Der ßebrer hat bie fyoeberbabene (iljre,
3u »Wen bura) fein ©eifptel unb burch iköre,
3m fchonen, grofccn ©otteSgarten
Der Blumen ebler Hrt ju märten.
Digitized by Google
- 8fi -
3um ©ärtner Ijat tyn felbft getollt,
$um ©eelenb,fiter angefteUt,
3utn Birten feiner Unfdjulb ftcrbc
Der $err be» Rimmels unb ber ©rbe.
Da bat er Blumen ju bcqicfecn,
Dafe i^rc $reld)c fid) crfc^Iicfeen
Dem ©trabj ber ero'gen (Snabcnfonne
3ur (Sngelfreub unb §immel«roonne.
Da fann er Seelen l)üten unb betoad)en,
Unb alle fromm unb tugenbftaft fic machen,
Wlit ©ottc8furd)t unb 2Bei«&cit gieren,
©ie b,in ju Ujrem ©Töpfer führen.
Da fann er roarm unb ernft üerrid)ten
De» guten Birten füfee Wdjten,
ftann ba ädjte fcirtenforgfalt üben,
ftann ba» anoertraute ©d)äflcin Heben
Unb fann, rote roabje §irten tf>un,
Stet» road)enb ifjm jur ©eit rub/n,
Dag e» red)t willig folgen lerne,
©id) gar nie oon ber $erb' entferne,
Dag e» aud) niemal» fid) oerirre
Unb nie ben rechten Sßfab oerliere,
Dag e» au» biefe» SRflbJal» Seibe
©inft fteige ju be» Rimmels ftreubc.
SBen follte biefc G&rc nid)t crfrcu'nV
Unb »er nod) wollte nid)t gern Beßrer fein,
211S foldjer bicr an ®otte»ftatt
Dura) ßeljre roirten unb burd) Dbat,
9iad) ©orfd)rift feine» ero'gen $tTrn:
©tet* eifrig, freubig, willig, gern?
3ft biefe ©bre eine töofe nid)t,
Der'» nie an ®lanj unb nie an $rad)t gebridjt,
Unb beren halber Slublict bod) beglüeft,
De« wahren ßebrer« fcers unb Bug' entjücft?
Scripte SRofe.
„Der Stofi be» innern SetuufeHeinS bc» 2ef>rer3, feine ^flid^ten
nad) flräften erfüllt §u ^aben."
2Bo&l baft bu nad) biefem Öeben
Dem Gimmel »edjenfdjaft ju geben,
Sie bu al» 3ned)t gefdjaltet,
SBie bu bein Ämt oertoaltet,
Sie bie Dalente Du oerroenbet,
Da» aufgerragne SBerf ooffenbet;
Dod) biefe» foH bid) nid)t crfdjrecfen,
Wd)t fturdjt unb ftleinmut in bir toeefen,
Der ©d)öpfer weife am beften, roer bu bift,
Unb ba& ber 9Renfd) nod) lang fein ©ngcl ift
Digitized by Google
- 87 -
SBenn oon ben ©amenförncrn allen
$id)t fogleid) reife Qrüd)te faden,
$>ie ftrud)!, fie fann ftd) fpäter nod) geftalten
2) urd) ©orte« Segen unb fein mädjtig SBalten.
$aft bu gewirrt nad) bein« Straft,
©ebadjt, gerungen unb gefdjafft,
§aft bu al« 2Renfd) geliebt, gelebt,
als (Sfyrift gebulbet unb geftrebt;
§aft bu bed Sfinbes ©Inn nad) Oben
S3om 3tbifd)en ju (Sott gehoben,
^>aft bu gelebrt ba& Äinblein: lieben
Unb in ber Sugenb fid) ju üben,
§aft bu'S gelehrt, auf ©Ott oertrauen,
?luf Ifen, ben lieben Söatcr flauen;
#aft bu'8 gewöhnt oon fceraen beten,
58or feinen ©djopfer (jinjutreten
$oH ©brfurd)t, Einfalt, fttnblid)feit,
3u banfen ifcm mit 3nnigtcit;
fcaft bu'* geübt aud) 3efu ebren
Unb gern auf feine ©orte boren;
£aft bu gebradjt bem flinbe bei,
2Ba8 e& aud) anbem fdjulbig fei,
Unb jebe Straft bu angeregt,
3Wit ©mit begoffen unb gepflegt,
©cnäbrt, geioedt unb aufgewogen,
©eftärft, jur Ibätigfeit betoogen;
$)ann fabre frob, getroft unb Leiter
3n betner ffiirffamfett nur rocitcr,
©eru&igt barfft rütfroarts bilden,
©etroft bem 3iele näljer rürfen;
$u fannft mit ruhigem ©emiffen
3m Xobc einft bein «uge fdjliefeen,
Unb barfft bid) jene« ßofme« fTeuen,
3) en ©Ott oerbeifeen feinen freuen.
3ft baft nid>t eine SRofe tounberfd)ftn ?
3n weldjem ©arten ftebt man fold)t ftefc'n?
X\t $rad)t, o fie ift junt ©ntjüden!
O, tradjte ßefjrer, fie ju pflüdfen!
O, m5d)tcft bu ibr treuer SBärter fein,
Unb mög ibr «nblitf etoig S>i<b erfreu'n!
9lur bic Sieligion fann ben 3Renfd)en roaljr&aft bilben, ibm einen roabren
Sert oerleiben, iljn beglüden unb in Wot unb Xob ibn tröften.
Digitized by Google
5tattfttfd)C6 au* Den katl). Jftaittonrn oom Änfang irr
9Ö0fr «laljre.
(&. ftret, ©fbrL in <S.)
(©djlufe.)
4. 3m 1891 berauSgobten für bie ©efunbarfdfulen:
bcr ftanton bte ©emeinben per ©filier
3fr. ftr. $r.
Uri 1,600 1,980 48
<5d)XDty 3,354 18,712 72
Obroalben — 1,000 59
Wbroolben - 1,000 13
Sujern 40,196 35,000 67
3ufl 7,200 18,650 147
ftreiburg 25,400 50,000 197
Steffin 42,600 17,000 77
2öafli§ — — -
5. 2tom TOittelf^ulroefen mit 9lnfd)lufe nu bo« afabemifaV
©tubium im 3of)re 1892 fri folgenbeS angeführt:
©djulen ©djüler Sichrer
Uri 1 49 6
©cfytma 2 557 48
Obroolbcn 1 243 17
fiujern 1 334 34
grriburg 1 283 32
3ug 1 119 14
SÜJaai« 1 90 18
Steffin 1 123 19
6. 9)?ittel)cf)uien oljne Slnfctylufc an baS atabemifc&e ©tubium:
©djulen ©djulcr fieljrcr
Uti — - -
©cfyül)} — — -
Obmalben 1 84 12
Wbwalben 1 100 9
Cujcrn 2 119 13
ftreiburg — — —
3ug — - -
$effin 3 264 25
SööfliS 2 200 23
7. 3n ©adje» ber gewerblichen unb inbuftrietlen SSerufSbilDung
Reifet e§ Dom 3af)re 1892:
€4ulrn «ubt>e«tUn fantpiiaUt 9Iatux »uiibt»fub»fntien
8t. 3t.
Uri 1 59 50
©a>öj 2 2,813 1,195
Obroolben 3 1,729 900
9<ibtt>olben 2 1,432 650
- 89 - .
£$uUn
2ubocnt(on fantcnaltt
: flatut
3?unbc8fut>r{tition
Oll.»
1
1,651
800
Ciijern
1
10,247
4,691
tfreiDurg
6
23,181
8,100
tollt»
Sellin
16
36,511
9,000
8. Sie
$ortbilbung3fa)ulen weifen folgenbe Tabellen auf:
frcituifligcn Cfjaraiterö
obliaatorifd)er Statur
Spulen
©djülcr
Gäulen
6d)üler
Uli
1
39
2
116
Cbroalben
1
59
18
593
Wibroatben
3
156
Sutern
1
81
74
1,717
3»9
3
52
Biburg
6
125
257
3,133
Sefftn
15
716
SBaüis
9. Stetrutenfurfe finben fid) in
Uti mit 244 Saliern 3ug mit 205 ©Gütern
©cfyttya «318 „ frreiburg „ 947
Cbroalben «124 „ Steffin „ 458
Bibroalben „ 93 „ BafliS „ 769
Sutern 791
10. ©efamtauSgaben be5 Staates unb ber ©emeinbenfür baS
exjjulroefen im 3aljre 1891 :
flantott
©emeinben
per ftopf
3fr.
8*.
fr.
Uri
22,331
41,544
3„
Sa)roö$
9,535
189,132
Cbroalben
16,700
52,403
Wbroalben
11,529
42,000
2ujern
458,068
412,500
K
3ug
43,252
130,720
U
ftreiburg
246,601
355,000
ieffin
293,300
332,000
SatüS
97,961
270,000
3*
3)er freunblic&e Sefer mag biefe Tabellen ftubieren. Söegleitenb feien
nod) einige analoge ^emerfungen über @laru§, einem ©ebirgStanton, angebracht,
um baS Stubium biefer troÄenen 3a#en ftudjtbringenber ju gestalten. 3n
©laruS trifft e£ auf einen primär leerer burrf)fdjmtt(i$ 59 Sd)ü(er; per
Qopf ber 33et)ölferung oerauSgabte ber ftanton 1891 fürS ^rimarfcfmlroefen
ftr. 9,9 ; ein ©efunbarf Etiler totnint bie ©larner auf 249 ftr. ju flehen ; im
3af?re 1891 gaben Staat unb ©emeinbe per ßopf ber 33eöölferung für
baS llnterric^tsroefen 12„ $r. au«. 3o*>fr« fl<&™ i« beuten! —
Digitized by Google
- 90 -
(nbgcnoffcufrtjaf r. Die grage ber öunbeSfuboention für bic 93olfSfcfcute
nrirb immer afuter unb jroar DefonDerS burd) baS Drängen ber jentraliflifd)
gefilmten Cebjerfreife. Stuf bie bereits berichtete nble&nenbe Haltung bc§
33unbeSrateS mürbe eine Delegation an benfelben gemäht, (Dr. Heller, Direttor
balliger unb Cebjer (ftafj) meiere fia) bei ben SöunbeSräten ©djenf unb
£)aufer über ben ©taub ber 9ingelegenbeit orientieren unb bie ^Örberung
berielben befürmorten foflten. neueften 9tad)ricf)ten foQ fief) iöunberrat
Sebent in eingebenbfter 5öeife mit bem ©tubium ber Dorliegenben t$rage
befd^äftigen unb ade gegen [ein betannteS ^rojeft erbobenen 53ebenfen in Gr*
mägung jieften. Daburd) ^offt er einen 5öeg unb eine ftorm jii finben,
meiere feinerlei politifaV ober religiöse öebenfeu mefjr erroeden fönnen unb
bie SHealifierung Des ^oftulateS in nofjer 3ufunft 5U fiebern. £>err 93unbeSrat
©djenf fofl entfd)loffen fein, nod) in ber erften $älfte DiefeS Sto&reS bem
33unbeSrate feine neuen 93orfd)läge ju unterbreiten unb benjelben ju Deranlaffen,
baju beftimmte Stellung ju nehmen. — 2Bir finb gefpannt barauf, wie j)err
33unbe§rat ©djent bie fonfeffionellen 33eDenlen berürffid)tigt unb roie er
ben fantonolen SRedjten auf bie 93otf8fdmle 9iecf)nung trägt. ($8 muß
bie SöunDeSfubDention einen rein finanziellen (S^arafter befommen unb
jeben Politiken unb antifonfeffioneflen SBeigefdmiad Derlieren, roenn fie bie
Schule als fold)e fyeben unb biefe ntc^t einer Partei, ber bie pofitiD*d)riftlid)e
(Srjiefjung unb bie fantonate SouDeränität im 2öege ftelit, ausliefern mifl.
Wur fo tann eine SJerftänbigung unter ben Derfdjiebenen Greifen unfereS
polittfdjen öebenS möglich merben. Übrigens brängt baS ©dmjeijeroolt
Durchaus nid)t auf 58unbeSfubüention für bie 58olfSfd)ule, unb roaS DiefeS rotfl,
barauf fommt es fdnMeBlid) an, unb nieijt auf Das, roaS einzelne Sefrertreife unb
^Jolitifer moflen. Die Äantone finb eifrigft bemüht, Don fid> aus baS
©a^ulroefen §u ^eben. Daß baS 58oltSfdnilroefeu nid&t überall auf gleicher
.frö^e ftebj, ift ni$t ju DermeiDen in einem 2anb Don fo üielgeftaltigen SBer-
Ijältniffen. tute baS unferige fit hat. Wit allen ftinanjen mirb man ba nie
GHeidjfjeit fjeroorbringen. Um $u beroetfen, baß baS tantonale Sdjulmefen
niitt genüge, fdjraubt man bie ftorberungen für baSfelbe möglidtft hod) unb
beurteilt baS ^rimarfd)ulroefen ber Kantone Don Diefen au§. Dafc unter
folgen 93orauSfefcuugen nur bie am günftigften fituierten Äantone genügen
fönnen, ift tlar. 3ubem ftreidjt man ju fein: immer nur bie ftenntniffe unb
ftertigfeiten b.eroor unb beamtet ju roenig. Dafe baS er$iefjli#e Moment
für ein StaatSrooljl meit mistiger ift. DaS ^oftulat Dom „genügenben
^3rimarfd)ulunterrid)t" ift eben febj elaftifdj, unb beoor ber Stab über baS
tantonale ©djulmefen gebrodicn merben barf, foflte man boefy über biefeS
Kriterium etroela^eS (SinoerftänDni* fyaben, fonft tämpft man mit bem 2öinb.
Die ftorDerung einer 8 jährigen 9llltagSfd)ule für bie ganje Sdnoeij
gef)t entfa^ieben jii f)od), bieS um fo mef)t, ba man ju gleicher 3<\t aud)
oerlangt, baB bie ©dmlpflicbt erft mit bem angetretenen 7. MlterSjafjr be--
ginneu Dürfe. (Sine folcr)e ^orberung berüeffi^tigt Die prattifa^en 2ebenS*
beDürfniffe unfereS ißolfeS ju meuig 6S mürDe feb,r fruchtbar fein, roenu
bie Derfa^ieDeneu ße^rerDereine Die ($ra9c über ben „genügenben" primär*
Unterricht jum ©egenftaube einläBliajer ©tubien unb öefprea^ungen machen
Digitized by Google
- 91 -
mürben; ebenfo werben auch bie fonionafen Schulbeljörbeu mit biefer &rage
ficb befaffen müffen. Ter gegenseitige ©ebanfenauStaufcb, roirb Älärung
bringen unb bie Unforberungen nach aDen Seiten auf baS richtige, unfern
'Berbältniffen entfprechenbe 5Rqb Ijerabfejjen. ($3 märe biefeS Stubium für
bie Hebung unfereS SchulroefenS uon höchftem Wufcen nnb fjätte bann
möglicher 5Beife auch bie ftoiQt, bafe fid) bie Cefjrpläne in ben berfchiebeuen
Äantonen etwas gleichartiger geftalten mürben, roaS bei ber fortroäbrenben
ein« unb EuSroanberung nur roünfchenSroert märe. 2öir tönen bamit bie
berechtigte xÄnfd)auung an, baß fich eine natürliche, aflen 3eitDert>ältniffen
angepaßte Schuloerbejferung bon unten auf, roenn auch etroaS langsamer, fo
um fo fieserer burcharbeiten mirb, als menn fi* öon oben fjftab aufgejroungeu
iuirb. lio (Sntroidlung mufe bon 3nnen ausgehen, menn fie ijaltbar fein
fofl. 2öie ber Saum bon 3afjr ju Saty in bie ^)öt)e unb Dicfe roächft, fo
roirb auch bei 93aum beS fehroeijeriferjen Scf)ulmefeuS bei forgfamer Pflege
burch bie berufenen Greife bon 3öb* ju 3oh* immer mehr fich entfalten
unb ausmachten.
— (Porr.) 93om h- SunbeSrate ift angefünbiget, baß in ben 90ger
fahren noch [Amtliche SBolfSfctjulen auf ihren Turnunterricht e t b =
genöffifch unterfucht roerben foDen. Schreiber bieS erlaubt fich fin* leichte
Anregung. 2öir haben in legten fahren SJerfchiebeneS Don Seite beS
SBunbeSrateS erfahren, baS im Schulroefen feine ftonfrquen&rn höben fann.
ift bie 3uff"bung ber in ben Kantonen im Öebraudjf befinblichen Schul-
bücher geforbert roorben ; eS finbet eine jährliche 3nfpeftion unferer geroerblichen
ftortbilbungSfchulen fiatt ; eS ift eibgenöffifche 3 nfpefl i oti beS Turnunterrichtes
an uuferen ßehrerfeminarien — prioaten unb ftaatlichen GtjaranerS — in
%u§ficbt gefteflt ; eS finb in ben TO i tä r lurien bie Lehrer auf ihre methobifche
unb praftifche Turnbefähigung oon TOitärS geprüft unb bann bereits auch
ju einer eibgenöf fifchen Straffchulc beorbert morben. ftür tjeute nur
biefe Thatfactjen ! (Genügen biefe nicht, um folgern Verlangen mit Söorficht
ju begegnen ? SBäre eS nicht am ^ßla^e, bafe bie fonferoatioe graftion ber
SunbeSberfammlung unb bie fonferoatioen Cehreroereine bie 5 rage ermägen
mürben, mie meit folgen 5°roerun9fn °e§ 33nnbeSrateS ergebenft miflfahrt
roerben bürfe, ober ob eS nicht an ber 3"* M bu gebieten ? — (91 ift
eben fchon lange gefagt, atfo — — ! Web.)
Sern. (Äorr.) 2Öir f)abm nun ein neues Schulgefe|, baS unferem
$olfe gerabeju riefige Mehrausgaben für baS Schulroefen auferlegt. $aS
neue ©efet} i|t mit £)ilfe ber chrijhiSgläubigen Elemente unfereS flantonS
angenommen roorben. Unb biefe fonft oon unferer Cehrerfchaft nicht jouberlich
gehätfchelten Elemente ftimmten für baS ©efe£, in ber Hoffnung, ben brauen,
pflichtgetreuen Sehrern ihren fargeu ©ehalt erhöhen $u fönnen. — Wun aber
müffen bie wirtlich ärmlich befolbeteu Sekret unb Lehrerinnen noch vottc
brei 3at)re auf ihre roohlberbiente unb rooblberectjtigte 58efolbungSerhöl)uug
warten. Dafür aber erhalten bie ohnehin nicht mager befolbeteu Schul*
infpeltoren fofort eine üofle Viertels» bis DrittelS«(Srhöhung itjreS bisherigen
®et)alteS, mährenb bon biefer Gehaltserhöhung baS gauje ©ejeft
lein ©ort fagt. bisher gab man für bie Tljätigfeit ber Schul»
Digitized by Google
- 92 -
infpeftoren gr. 36,700 auS; Don nun an Hnb (out Vefchlufe beS (Sro&en
RateS Dom 19. Wooember 1894 Reffte ftr. 49,900 befiimmt. -
2Beitert)iu faben alle aufrichtigen ftreunbe ber VoIfSfdmle erroartet, baß
bif fog. ©djul*, auc^ VollSfonobe gf^et^en, mit neuen Kompetenzen
auSgeftattet werbe, um nicht ein fünftel 9cab am 28agen 511 bleiben, fonbern
um lebenSfräftig unb juclberoujjt in unfer oielfact) lenbenlahmeS ©djulroefen
einzugreifen Ucan täufdjte fict). 3" ©act)en ber Unterrict)tSplctne, ber
Lehrmittel, ber Verteilung ber ©tipenbien, ber ©chulorbnung
u. a. mistiger $inge tjat biefe ©önobe gar feinen mafcgebenben ßinflufc.
3n all biefen wichtigen frragen entfdjeibet bie Allmacht unfereS (SrjierjungS*
DireftorS, unb bie ©Dnobe i|"t jum 3afagen, ober jum ftummen Vetounbern
mehr ober minber grofjer Mißgriffe unfereS (5rjiehung8r$)ireftor8 berurteilt.
©0 r)at eS unfer ©rofee Äat nun nachträglich, nachbem baS neue
©chulgefefc Dom Volte angenommen roorben, befcrjloffen. Unb jroar ftub biefe
Vefcbjüffe erft roärjrenb ber (5jroßraUft|ung, in ber fie bet)anbelt ronrben,
ausgeteilt roorben, obrootjl baS Reglement eine Verteilung minbeftenS 10 %aqt
bor bei. Vehanblung forbert. Natürlich ift baS abfichtSloS gefeiten! —
— Vern. $ie Patentprüfungen für ©efunbarlehrer beginnen ben
11. Wär* in ber ^ochfajule.
— 3n Äonol fingen ift eine ©parfaffe für ©chüler mit Kärtchen*
unb 9Jlarfenfdflem ins Leben gerufen roorben, ebenfo in Oberburg.
— $)ie ^ribat^lementarfctjule im SBaifenhaufe in Vurgborf foll
laut Vefdjlup ber juftänbigen Vehörben allmälig eingeben. 9ln biefer ©d)ule
rotrften ju Vlnfang beS 3ar)rt)unbert8 ^eftalo^i, fpäter ftröbel, SRibbenborf,
Sangentt)al.
8afel. 3n Vafel ^iclt £>err ©efunbarlehrer 20. 28ei& auS Vülach
(3ürid)) einen Vortrag über bie Aufgabe ber ©chule im Kampfe gegen
ben Pilfor) oliSmu 8. $)ie gorberungen beS Referenten gipfelten in folgenben
3beicn: 1. 3)ie ©dmle ertennt im WlfoholiSmuS einen ber ^attnöcfigfteit
§einbe ber förperlidjen unb geiftigen (Sntroicfluug be§ 9)tenfchen, unb ba auch
bie 3ugenb gefät)rbet ift, fo üerpflichtet fie fid), gegen benfelben anjulämpfen.
2. ©ie betrautet eS beSrjalb als it)re Hauptaufgabe, mit boQer ©bmpatbie
bie Vejtrebungen ber MbjHnenj ju unterftityen. 3. pr alle Stufen beS
Unterrichts bient ihr als Kampfmittel bie Velehrung. 4. 2luf ber Stufe
ber ftortbilbungSfchule erfolgt in einer ©efunbljeitS* unb WahrungSmitteOehre
ausführliche Velehrung über eintägige tfroQ*"- 5- Um in ber Let)rerfchaft
3nteref)e ju erroeefen, foll fc^oit in ben LehrerbilbungSanftalten mit allem
9Zad)brucf Muftlärung erfolgen 6. bell Lehrerbibliothefen foflen alle
roichtigen Üöerfe über ben WfoholiSmuS üorhauben fein. 7. ^für Lehrer unb
Lehrerinnen, bie ber Wbftinenj r)ulbtgen roollen, foll ein Vunb gefchaffeu
roerben jur Vereinigung.
©enf hat bie ^rimarfchulhäufer mit $ouchenbäbem berfehen, bie täglich
Don je 140 Kinbern beulet roerben fönnen.
St. Watten. $m ©eminarbireftor Dr. 2öiget hat einen ehrenooflen
Ruf als Reftor ber KantouSfchulc in Irogen erhalten unb angenommen.
XaS ©eminar in Rorfchach erleibet burd) ben Söeggang biefeS tüchtigen
©chulmanneS unb ©elehrten einen großen Verluft.
Digitized by Google
- öS -
Sd)öiiJ5. (florr.F.) 3n SBollerau hat ^)r. ße^rer X^ciler auf feine
Schulfielle, bie berfelbe feit einer 9teif>e Don fahren jut beften 3ufcicbenr>cit
Don Bolf unb körben inne gehabt, refigniert, um bie rebaftionefle unb
tedjnifaje fieitung be§ tonferbatiben „£öfner BolfSblatt" ju übernehmen.
$em fcheibenoen Oberlehrer ein roarmeS „©lücf auf!" für feine neue Caufbafm
unb ein t)er§li(r;e§ „BergeltS ®ott!" für feine bisherige Schulthätigteit ! —
Xer ©emeinberat hat nun ber jüngfthiu oerfammelten Äirchgemeinbe
ben lobenswerten Antrag gefteflt, ben Serjrergahalt (influfioe Organiftenbienft)
auf ftr. 1700, ebentueü ohne Organiftenbienft auf ftr. 1200 ju erhöhen,
roaS ohne ©egenrebe angenommen mürbe $er fchöne Befchlufe ehrt bie
Scmchtbc SBoflerau fer)r, jumol fie erft in lefcter 3«t ein tief in ihre ©elb*
mittel eingreifenbeS fchöneS Schulaus erfteflt hat. —
Das neue V. Schulbuch, für bie 6. unb 7. ^rimarflaffe beregnet, roirb
bis jum ^Beginne beS Schuljahres 1895/1896 erfteflt; mit bemfelben mären
bann fämmtliche Jhirfe unferer 7furfigen ^ßrimarfchule üoflftänbig mit neu
bearbeiteten Schulbüchern berfehen. 'Dann fäme bie SHeihe an bie Sefunbar*
fchule, bie oorberhanb noch immer ßehrbücher anberer Äantone ober gar
anberer Staaten ju benufcen hat. Ob nach biefer Sichtung nicht ein gemein»
jameS Vorgehen mit einigen fatholifchen ftantonen möglich unb moh(
auch erfolgreicher märe? Ober ob nicht ber tat!). Sehreroerein eine ftoininifftou
oon Schulmännern befteüen füllte . bie borerfl ein Sefunbarfchulbuch im
(Sntrourfe erftedeu unb benfelbeu bann Vertretern fatlj. ftantonSfchulbehörben
jur Begutachtung borlegen foöte? — (Sine Anregung, bie ber (Srmägung
oiefleicht mert ift. — (Sogar fehr! Sieb.)
SchaffhAwfcw- 3n töomfen berfchieb am 25. Dejember t». 3. ber
Senior ber fchaffhauferifchen fiehrerfchaft, fyxx ©eorg Stoll, nach Inngen
unb ferneren ßeiben. Bereit« 51 3ah« ftnnb er mit bollern fterjen im
Schulbienfie. 911S bie ©loden bie 3ugenb jur ßhüftbaumfeier in bie Kirche
riefen, ba ging er — ber fonft auch immer mit freubiger Seele baran teil*
genommen — jur ^^riflfeier in bie einigen hintmlifchen fallen. „6r mar
ein 2 ehr er," biefe SBorte SRochomS auf bem ©rnbbenfmale 3uliuS Bruns
baffen auch für ben Beworbenen. (Sr ift auf bem gelbe ber 6h*e geftorben.
tiefe§ gelb mar bie Schule, bie (Srjiehung ber 3ugenb. ftront motlte er
bod) noch nnter feinen Schülern fein; benn bort mar er baheim. 9ld)t läge
t>or feinem $obe fafc er noch ^or feineu Schülern unb unterrichtete fie,
obgleich er totmübe unb ferner franf mar. Sefct mirb er aber im 3eufeitS
ben 2ofm für fein treues Söirfen erhalten. Der £)err habe ihn feiig ! (©. %)
£efftn. Die SJlutter beS am 11. September 1890 getöteten Staats*
rateS Cuigi fRoffi hat in (Sapolago 3 um 9lnbenfen an ihren uuglüdlichen
Sohn ein ßinberafpl gegrünbet unb nach allen mobernen ©efunbheitSüorfchriften
einrichten laffen. 6hrf ber ßblen!
Sttrtd). Der ÄantouSrat bemifligte 40,000 gr. für ben Bau eines
neuen SchulhaufeS am Stidfmfe unb 90,000 ftr. für ein neues SchulhnuS
beim Seminar, fieserer flrebit mürbe gegenüber einem Anträge bewilligt,
welcher EuSbilbung ber ^rimarlehrer au ber ÄantonSfcrmle Derlongte.
Deutfdjlanb. (tforr. - z.) jpicr bei uns fteht jefct alles unter bem 3<»chen
ber Umfturjborlage. Die Stellung ber Parteien 311 berfel6en finb berfchieben.
Digitized by Google
■
- 94 -
2Bic f$on fo oft Nötigt auch bieSmal bie ßnfcheibung Dom 3f"tnini ob.
Tie roichtigften SReben über ben Entwurf hielten jtoei Witglieber ber
Ainftion, bie Wbgeorbneten Gröber unb Spahn. (Irftcrer geißelte befonberS
ben Ilmflur} ber Don oben, ber Don Der Wittel« unb .podjl'cbule ausgebt,
unb tuit glauben, e§ bürftc auch bie Öefer ber ^äbagogifeben Blätter
iutereifiereu, baS jmuptfädjlidrfie, toa§ er über biefen ^unft gefprochen, b^ier
im Wortlaute ju lefen:
„2öarum roäb,lt uufere Vorlage eine folche Häufung Don (Srforberniffen
ber Strafbarfeit: 1) „befchimpfenbe gorm", 2) „in einer ben öffentlichen
^rieben ftörenben 23ei)e" unb noch, boju 3) „öffentlich" ? Sie wählt biefe
Häufung Don ^botbeftaubSmerf malen, um bie beutfehen liberalen ^rofefforen
auszunehmen. $BaS gewöhnliche gemeine teilte im Üöolfe, in Söcrfammlungen.
in iörofdn'lreu fagen, ba§ ift gefährlich unb mufe beftraft werben; maS aber
ein beutfeher ^rofeffor auf ber £ocbjdmle, auf bem ßatfjeber Dor £mnberten
Don wißbegierigen jungen beuten borträgt, bie bann im Sebeu Draußen in
ein Dar fahren einflußreiche, b,obe Stellen einnehmen, baS ift ungefährlich,
mufj frei fein — bie freie beutfehe Söiffenfchaft Derlangt baS. Unb mert*
mürbig, bie Vorlage tommt an nicht roeniger als brei ©teilen auf bie
„28iffenfd)aft" ju fpredjen, roelc^e unbeftraft bleiben müffe; fie muß ty'iüo*
Angft fyabtn Dor ben beutfehen ^ßrofefforen. Diefer Scbuty ber beutfehen
^rofefforen ift meines ßrnchtenS DoDftänbig unjmecfmäfjig unb ungerecht.
Gr ift unjwecfmäßig. Denn raie wollen Sie ben Seilten beS gemeinen Golfes
eS Derbieten, baSfelbe ju fagen unb ju treiben, was bie ^rofefforen in ihren
£)öriäleu ober in ihren gelehrten SBerfen, in gelehrten Vorträgen, in öffentlichen
3krfammluugeu u. f. m. Dorbringeu unb tfum?! Die Männer auS bem
Arbeiterftanbe, bie fid) burch ihr Talent emporgearbeitet fyabtn unb bie,
beraufcht Dom Nimbus ber beutfehen 2Biffeufa^aft, DertrauenSDoü* ©lauben
fcr)enfen ben fogenannten „feftftehenben @rgebniffen" — bie befanntlieb mit
jebem ^rofeffor roieber wechfeln — bie finb nicht ben -hunbertfien Seil fo
fdmlbig, nric jene beutfehen ^rofefioren, welche biefelben Cehren, bie jene
Arbeiterführer beim 23oIf Derbreiten, fdwn feit ^ahwhnten als roiffenfchaftlich
feftftehenb in ihren ipörfälen unb Schriften bezeichnen. DaS ift ein 2lMber*
finn, menn Sie oben baS geftatteu, waS Sie unten Derbieten. TaS ift auch
ungerecht. Denn bie größere Gefahr liegt gar nicht in bem I reiben unten,
fonbern in bem treiben oben. DaS SBeifpiel. baS Don oben gegeben wirb,
bie angebliche 9Biffen)d)aft, bie Don oben Derbreitet wirb, ift Diel Derführerifcher,
al§ waS ber Wann beS gemeinen Golfes Diefleicht in einer ziemlich ungelenfien,
berben ober leibenfehaftlichen unb rohen $orm Dorträgt. 2BaS fo ein ^rofeffor
mit einem ganjen 2Öuft Don Zitaten unb einem ganjen £>eumagen Doli Mn-
merfungen oorträgt ober bruefen läßt, baS imponiert bem Deutfchen mehr, als
maS ein einfacher Wann bloß aus feiner perfönlichen Erfahrung h^nuS als
bie (Srgebniffe feiner SebenSweiSfjeit Dorbringt. Auf welcher Seite ift ba bie
größere ©chulb : bei ben Wännern, bie auSgerüflet finb ober toenigftenS auS-
gerüftet fein tönnten mit bem SÖiffen Don allen Sahrhunberten, °ie ou> C>l^f- "
mittel aller $ibliotb,efen jur Verfügung haben, ober bei ben Scannern, bie
eben in einer f deichten SolfSfcbule unterrichtet roorben finb unb im guten,
ehrlichen ©lauben an bie angeblich tuifienfehaftüchen ftorfduingSergebniffe fich
ineführen laffen?
Digitized by Google
- 95 -
3d) roeiß recht roor)l, ber iperr StaatSfefretär toirb mir fagr n : derartige
fielen Dor ©tubierenben uub Vorträge bor gewählten ©efeflfdjaften bon
hochgebilbeten Herren unb dornen finb nicht bon friebenftörenber Watur, baS
fidert nid>t fo ohne roeitereS in bie unteren Schichten ber ©efeüfchaft hinab,
unb folange ba unten nicht (5kfa^r broht, (önneu mir eS Da oben aushalten.
Weine Herren, bem holte ich entgegen, Dafe geraDe biefe gelehrten SÖJerfe unb
Vorträge baS ^Irfenal bitben für bie $erren Don ber Sojialbemofratie, unb
baS nicht bloß burch bie immer roachfenbe 3a^t ber acaDemifch gebilbeten
SociaIbemo(raten, an welchen bie jefcigen gü^rer freiließ (eine grojje greuDe
haben, aber baS roirb fid) fchon finben, fonbern auch burch bie $euu$ung
biefer geteerten ©driften in ftrbeiterfreijen. 3$ höbe t)ter 3. 5ö. ein ©Triften«
DerjeichniS ber 'Wuchhanblung beS SBorroärtS Dom 3uli 1 »94 ; ba finben Sie
eine ganje ^tti^at)! Don gelehrten SBerfen, namentlich auch bie 2öer(e beS
^rofeffofS £aedel. feine „natürliche Schöpf ungSgefchichte," feine „9lnthropogenie,"
unb anbere ©rößen, jum Stubium für baS SJolt empfohlen, ©tauben Sie
Doch ja nid)!, baß Sie eine Scrjeiberoanb Riehen fönnen $roifn)en ben ho<h
oben auf bem Katheber baS $0« Dergiftenben ^rofefforen uub Denen, bie
unten bie praftifa)en (Sonfequenjen ziehen, roeil fie 110$ mebr Öeben unb
Wut t)aben roie bie ^ßrofefforen ! Jpat boch nicht umfonft ber SojialDemofrat
Dr. SRübt einmal naa) 3(^uugdberia^teu gejagt: „$aS, roaS id) ^ier Dortrage
unb lerere, höbe ich gelernt bei ben bom Staate bejahten ^rofefforeu." 91(1
bem gegenüber roieberljole ich bie ftrage: Oft *S gerecht, oben Straffreiheit
ju gemäßen unb unten mit ftreugen Strafen einjuichreiten?
Weine Herren, als am 11. Wai 1878 ber Klempnergefefle £)öbel unter
ben Sinben ^ier baS Attentat auf ben beworbenen Kaifer 2öilt)elm Derübte,
hat ber Kaifer im StaatSminifterium erflärt: eS fei Aufgabe ber Regierung,
baf)in ju roirten, baß bie reDotutionären ßlemente nict)t bie Oberhanb ge»
tuinnen; jeber Winifter müffe baS Seinige thun; inSbefoubere fomme eS
Darauf an, baß bem 93otfe nicht bie Religion Derloreu gec)c ; bieS $u Derhütcu,
fei jefct bie r>auptfäa^lia)fte Aufgabe. 3n biefem 3ahre mar eS roieber ber
Kaifer. ber in Königsberg bie Carole ausgab: „Kampf für Religion, Sitte
unb Crbnung." Weine Herren, mir folgen biefem Stufe gern unb auS
bonfter Überzeugung ; roaS mir aber Derlaugen, ift, bafe mau uufere gebunbeuen
§änbe frei mache, um in biefem Kampfe uufere ganje Kraft einfetten
tonnen, baß man unfere Orben frei mache, bie auch mitfämpfen in bem
Kampfe für bie Religion — Denn auch Die geiftigen Schlachten fann man
nia)t mit gebunbenem 31rme fchlagen.
9loch immer glaubt man mit einem unertlärlichen Wißtrauen bie fath-
Kirche unb ihre Orben behaubeln 511 müffen, noch immer hat mau eS Der»
fäumt, in ben Schuten, Don ber 3$ol(Sfd)ule bis jur Jpochfdwle hinauf, in
aOen Birten biefer Schulen baS Shtiftentum fo ju betonen, roie eS bie beiben
fluifer Derlangt hoben. 2BaS fofl eS r)ei^enr wenn in Diefer Richtung fo
Diel, roaS auch ohne ©efefceSänberung gefchehen fönnte, forttoähwnb nicht
(icjdjieht, roenn man, um nur eines anzuführen, ber poluifchen ÖeDöKerung
noa) hf,1*f Dorenthält, ben Religionsunterricht in ihrer Wutterfprache ju
Wommen — ? 2öie fofl ben ba bie Religion in ben £>er$en ber Kinber
gepflegt werben (önneu, roenn fie ihnen in einer Spraye gelehrt roerben mufe,
Digitized by Google
bie fie nid)t berftehen? Unb wenn mir h«« bie 33orf<hläge lefen jum ©djufc
gegen Angriffe auf bie ftamilie, 6r)e — ja, teer hat benn eigentlich mer)r
ju ber Sjerrüttung ber chriftlichen (5^e beigetragen als gerabe ber ©taat
burd) bie Einführung ber obligatorifchen ^tütte^e ?
SS mögen übrigens töe}efce erbaut werben, meldte man will, noch fo
gerecht gebaute unb gut formulierte ©efefceSbeftimmungen — fie allein werben
im* nicht* nützen, folange baS 5*oll nicht oon innen h«auS einen anberen
(Sfeift roieber betommt, ben chrift liehen ©eijt.
Weine ^erreu, gerabe an biefem fünfte ift eS, mo bie Kirche ifjtf
Jflraft einfe^en tatin. Die Äirche allein unb nicht ber ©taut unb bejfen
(Kefefcgebung ift eS, welche bie höhern ©täube mieber jurürfführen fann &ur
Erfüllung beS ©otteSgebotS ber Wächftenliebe. 3dj fpreche eS als meine
Überzeugung auS: was für ben einzelnen Wienichen gilt, baS gilt auch für
bie Mfer, eS gibt fein #eil aufeer in 3efuS GhriftuS." -
Das finb eines fatholifchen Staatsmannes roürbige ©orte! «Möchten
fie nur überall beachtet werben! —
Jßrtftaaoaifdte fiitteratur tut* £ef)tmittd.
Der raftlofc unb praftiiaV Stebaftor $ctnr. Äetter hat neneften* ein „$a*b-
büdjleti der fatb. treffe" beutfeher ©praebe herausgegeben. ItHegcnBb. 1895. ©clbfr
oerl. n. 8°. 80 ©. l 9Jf. 20. (Ss enthält in l<> «bfehnitten febr genaue i*cr=
*cicbntffc ber fathol. polit. unb fird)l.-polit. 3<itungen beutfeher 3>wgc, ber ffadV
jeitfehriften, fatr). flalcnbcr, Urcfwereine, 3eitungS=.ftorrefponbcnjen, Feuilletons:
unb tflicb£S=2lgcnturen, ferner ber «nftalten für ftcrftellung oon Slutotgpien unb
3inf*?löungcii, fomie ber fatf). (Jeuitlctow unb Scalcnbcr^Scbrtftftellcr. ÄüeS ift furj
unb bünbig, tlar unb übcrftebtltd) bargeftettt. Ungcnauigfeitcn bebeutenber 8rt finb
unS nicht aufgefallen. Da« mit großem SrletB abgefa&te ©ebrifteben ift für fftt-
baftcure, Serleger unb ©cbriftftcücr, fowie für baS „inferierenbe unb litteratur
frcunbl. Sßublifum" ein fct>r fcbäöenSmertcS ^ülfSmittcl unb oerbient bie märmftc
Empfehlung. $. n. *.
Ts übrer durch bie ?ebr* itub (fcrjtcbnnß$=3nftitute der Sättel*, (3n beutfeher,
franj. unb engl. Sprache.) §erauSgegcben oon ^rof. 3- 3. ©äff er unb 8. £>ctn.
3ürich, 1895. (5äf. ©ebmibt, XLIII unb 44 ©. gr. 8« (GJratiB). äuerft finben
mir eine lurje ^Beantwortung ber fragen: „SBarurn werben fo Diele iunge 2eute
mit Vorliebe in febmeia. 3nftttutc gefdutft? SBelehe 2lnftalt foll gewählt werben?
2SaS für Sanieren ftchen Knaben (unb IHäbcben) offen?" Dann folgen Ort«»
bcfcbreibungcn unb bie 3«Wmmcn|tellung ber 3nftitute nach ihren Manien unb
itorftebern, bod) finb nur bie erwähnt, welche 3nferate in ben „Rubrer" haben
cinrüefen laffen. Sott ben blühcnben änftaltcn in Diffentis, ßtnfiebcln, Engelbercj,
ftreiburg, ©amen, ©chwoj, ©tanj unb ©t. ÜWorife wirb feine ©Übe gefagt. Somit
ift biefer „frübrer" fehr unoollftänbig, maS feinen SBert bebeutenb oeringert.
.£>. 11. R., 3*.
3aufrritrte ©rbttctacrilcqe Gartenlaube. 1895. Drucf nnb Verlag o. 3- 2Bir$,
«Jrfintngcu. SBöchenthch l fceft, 16 © — «Preis 2 gr. 10 (St», per Ouartal
(incl. Nachnahmegebühr). — ©ebon ber Ittel, ber unS an bie fird)cnfcinblid)(
Üetpjtaer „(Gartenlaube" erinnert, feheint uns nicht gerabe glüeflich gewählt, allein
aud) ber 3 n halt ift nicht empfehlenswert. CbS überhaupt paffenb war, ein
neues Untcrncnmen mit „Silbern aus bem ©onbcrbnnbSfnege" %u beginnen? ©in
„äd)t fchwei}erifcheS Unternehmen (unb als folcheS will ia bie „fcbio. ©artenlaubc*
laut SJSrofpcft gelten) foHtc eher tjeroorheben, was uns ©chweijtr eint unb nur
mit 2?orficht erwähnen, was uuS trennte. Der erwähnte 8luffa^ „«Uber *
oon £>äbcrlin*©cbaltcgger jeugt oon geringem lUrftänbniS für bie bamaltge
L'age ber Slatholifcn unb fehetnt eher eine Kompilation auS liberalen blättern,
benn eine ruhige, objeftioe (Mcfd)id)tsbarftellung. ©oldje ©djrtftcn fbnnen unferer
Ubcrjeugung nadj nicht jur Hebung ber SolfSbtlbung bienen. ^. *l ».
Digitized by Google
S3ricffafiett bfr üRcbnftion.
Dr. J. Schw. R. — (galten, beften $anf, rotrb uädjftcn* fommen; —
Dr. H. $rof. Fr. — $)ie ^ufenbung 3&rer ro. Scbrift Ijat int* febr gefreut; beften
Janf. — Die $äb. 331. werben baöon gehörig Wotij ne&men. — Die werten Öefer
ber $äb. 33L ftnb erfudjt, auf 2t. 27., 2. ßinie oon oben ju lefen ftatt : „au $em,
SRiinfter unb ßujent" — .ju ©eromünfter unb ^ujeru." — J. T. in E. 3m
Siebte ber Sonne tft fidjerer >u geben, al« beim bloßen ©terneulidjte! — 35er
Serfaffer be« Hrtifel*: Latein al« Mbtmgämittel, s$äb. 0t t pag. 483 ff möge
ietne genaue Äbreffc angeben: er bat und) etwa« au gut. — g. @d)tdcn Sie mir
immerbin bie ftatift. 3ufantntcnftettung oon 3- Hergleidmng ; bte angejeigten
SIrbettcn würben unferc fiefer fetjr tntcrcfftcrcu. —
|u ftvatt.
aus brm ^ruef unb Verlan, oon
Crtcbrtdj 0 dj u 1 1 1) c Ii in Büridj,
\u begeben burd) alle 33ud)f)anb(una,cn.
^H'ibliriicr \>ntibnrbrit<?iinttrTirtit.
3tntfler, Seltne. £cr tueiblidjc leunbarbfiiflunterrimt. (£in ßeitfaben für 2te
beitftlebrerinnen, SWitgliebcr oon 2 dmlbe börbett unb ftraucnfommiffiouen. &rfte*
foeft. 3Hit je 54 Figuren im Irrte unb l litbograpbifdjen -Jafrl jjr. 2. — .
Aweites fceft. Wü 5« Figuren. tfr. 2. — .
dritte» $cft mit in Figuren unb 2 Xafeln. gr. 8°. br. $r. 3. 60.
Ärbcttfi<fdjulbri<i)lcin, entbaltenb Strumpfrcgcln, SJlaBöerbältniffe, Zdinitu
mufter, t^licfrcgeln k. ,^um ®elbftunterrid)t für bte 2d)ülennncn. 2JHt 80
Figuren, gr. 8*. br.
JUciifciibacb, (Slifabetb, Cber^rbeitdlebrertu. «rbcitfmulfunbc. 6nftematifa)
georbneter üeibfaben für einen metbobifdjen c diulmitcrricbt in ben weiblichen
Jpanbarbciten. I leil. Stbnls Uiitrrrirbf* und t£r|iebuna.*fiwDe für Arbeite
fdwle*. sJJiit fcolafdmitten im £ejte. 5. «uflage. 8°. br. ftr. I. 60.
II. letl. flrbciitffunDc für edwlc uno £>autf 3Wit ftoljfdjnitten im lejte.
4. Äuflage. 8°. br. $r. 2. 40.
iJcbrplan UDb Jcattdjieinuif jur flrbciüfdjulfiinbc. l'iii ^oUidmitteu im
Xetfe. 3. Auflage. 8°. br. $r. — 80.
Iitrn l'cfjriitiitel.
Xiaaeler, 3-, Xuminfpcftor. tiirnfdjulc für ftnaben unb SWäbdjen. lafcbcn;
forraat L leiL S)a8 lumen für bie (Slcmentarflaffen. 8. 2lufl. §r. 2. — .
SJon 3- 3- #ait*toirtb burdiaefebene 9lu«gabc mit Porträt, gr. 2. 50.
II. Xcil m m iWealflaffen. 5. umgearbeitete Hufl. ftr. 2. — .
flnlntnng jum lurnen mit bem (fifenitib. SJWt 48 ftiguren. Xafdfren--
format. $rr. 2. — .
♦Ctfleidimie bie r$umf*ule für iftnaben unb 3Räbd)en" ift auai btefer 2ert=
faben idineD beliebt unb oielfad) eingefübrt morben.
Guide poar les exerrices de gymniistique a'vec la barro de fer. Traduotion
de H. Gobat. %t. 2. — .
larnfdjnlc für Den mtlitariidjcn ^orunterrtdjt ber fdjroeijenfdjen 3ugenb oom 10.
bifi 20. 3abre. 2. 2Iuflage. Xafdjcnformat. 50 <£tö.
LJntci haltende!
interessanter
Romane
Novellen
Dorfgeschichten
Humoresken
Reisen
Geschichtliche.*
Kunst
Technik
Für <he Frauen
und Kinder
Monatsschau
Zeitereignisse
• • •
Reicher,
und schöner
Mildei sclunuck.
£ro .fcLniinr: I
Mariatio «lelcctat! 3UI
tt)Cit)itiiiiu^ Derjiditel bei* oor«
(irqrntx fünfte £eft auf einen in
beri'diiebeiuu rtortfefcnnani pi brin-
aniben ^rotten iKoman, bringt ba»
für ober nid)t weniger all brei
fleinere fefjelnbe WoneHen. bic |ii
ben bfften it>rer 91 rt adnnen. v?lud)
brr utuin.e 3>il be* 2eytf? \\\ non
piidenber t$rifd)C biirrbmeljt, belehrt
ohne }ti id)iilmeiftern imb miterl)i11t
ohne oberf(iiil)lid) )tl werben. Tritt
iiiiil) bei benorftrbenben ftnict)inn$=
3»'it bnrd)^nrt unbilMlb Wediiinna,
a,etriia,en wirb — wer will e$ t»er=
argen ? Ötfft bod) felbft ber ernfte
Vt)tura. beni ©otl be»? Sacfpnd eine
Stallte errichten!
3um greife non 50 llfg.
inonutfidj ein Itarßcs 3fotto-J&eft
' 3ltuetrfe.r'rea. batboliacbca/amilienblatt .
IPcrlaii non Beinum* & (!:o.
iE i ii fi rD r I n . Kltilbstjut foaln.
§u kilvu in je&ct ^uchbanNnnq.
SP
♦ ST
W 5
* f
SP
«:
S
6?
5?
X
*3
H
'S
Digitized by Google
m ~~ ~~
Ic* „e*a>ci|. <£rjiebimft4freiii*c*" nab ber „Wbaaofl. «Wonatäfdjrift".
Je« Verein* katljol. feljrer unb 5d)ulmänner
5er Sdjroeh
nnb bcä )cf)tt»ci,}crifd)cn fatfyol. ($r$ie()un()3*ereiit$.
,3n>ritrr laljrpang.
4. «>eft.
(<5rf*etnt 2 »ogen ftarf je ben 1. unb 15. etncB icben SWonot«/)
VW'
$rud unb (JiDebition üon 3- 9R. »lunfdji.
1895.
"70
I
I
!
f
!
42*
-TT
Digitized by Google
■
1. $le formalen 6nife« bei Unterste«. (9Son H. B.) . 97
2. $eiiräae }nr $efa)iajte bc* urneriföeR Scbultoefeid. (2Jon Öottfr. Slfc&gß,
$rofeffor in «liborf.) OJortfc&unß.) 104
3. (giiiaeä aber die ^ortbtlftnnn Der Vebrer Öon J. A. D., $rof. in ftr.) i iü
4. Unterrifttibriefe. (Son 4. Seh., £cf.*2e&rcr in Z.) .114
5. $on ort <fcr|ie!junfi Der Wäbdiei auf bem ttanbe. (iöon Dr. 3oh. ©d)ti>en*
bintonn in 91.) H6
6. „5)ie $albjobrf<b«leH" tSraubünbe«*. («on $fr. St. in TM Jet. «raub.) 119
7. flpbotiSwen über GrjiebiiBa.. (Ii. B.) 121
8. $äbaßoaif$c ftmrifftsM ........ .122
9. $äbaaoftiMc Kttteratnr nnb 2ebrmMel 127
10. »erfftiebeae* 127
u. (Ein Denfmal für Den Besco, den Sluoftel ber 3"flenD ... 128
12. »cifdjicDcnc*. .
id. «rief f aßen ber ftebattion
u. Onferaic.
Digitized by Google
er er
Bereinigung
bee „Schrot i]. Gniefjungöfreunbeö" unb ber „ftöbogog. 9tonat8fd)Hft".
bis !Ffpriii9 fcaflj. Xrfjtw unb JUiuImiimtcr btr Sdntmj
unb bc* fdjmei$erifd)en fnttjol. ($rjticf)uugöDerein£.
15. ftebruar 1895. 4.
2. £at)r0*ng.
Rebattionftfontmiffion:
Tu £ nalnarcitffteTcn: g. I Xu*), tt&rircb, ?ujtrn ; ^aomqaTtnrt, 3»«; 6lt iiccb»f . $trtn: Dr. grlbol.
ctfT, i- r c f . , u tur ; icc »e«|, Pfarrer, hij, ft t. it (Sailen unb $m Sekret Olpfll In ffrftfclt, Uri.
Die (I I «f cn bu n | c n flnb an £ tminarbtrtttcr SB a u in 1 1 1 1 n c t )U rlcbto».
Abonnement:
Jtlcbrlnt mcnatlicb 2 mal |< ben I. unb 1&. l>t» Wo not« unb taflet liljrltd) für StrctatmUflfitbcr 4 gt.;
fit («bramtlfanbibatcn 3 gr.; für 9n$tmUa,Utb<r 6 gr. ? < ft r 1 1 u n a t n bdm SctKqct: 3. Vi.
r* ! u n ( 4 i , Bn$bnioTcT, 3uj|. — Unterau »ctbrn bic l! f 1 1 1 \t i !f mit 10 »p. btt t*net .
2)ie formalen Stufen 5cs 3Iitterridjfe0.
(II. B.)
IV.
ftntipfe ben neuen ©toff an ben alten, ben Äinbern bereits belannten,
otlie Don ber Wnfchauung 511m Segriff, 511m 2Biffen, jutn tiefern unb aflfeitigen
6rfQf|en beSfelben über, ergebe bann aber baS Söiffen jutn können, jur
Jertigfeit, bamit eS fotuor)! bleibenbeS, als fruchtbares Eigentum berffinber merbe,
über baS He frei ju Derfiigen Dermögen, fo oft fie eS brausen — baS finb
bie §auptfäfce eines jeben foliben Unterrichtes, unb alle anberen tnett)obifcf)en
Örunbfäjje flehen in it)rfm Dienfte. 2öenu bie Wtethobif ben Safc auffteüt:
Unterrichte inbiDibuell, fo roifl fie bamit nichts anbereS lagen, a(S:
ffnüpfe ben Unterricht an baS an, roaS formal unb material im
Äinbe bereits Dorhanben ift, formal, b. i. in 93ejug auf bie Äraft
unb SReife beS ©eifteS, bamit bu nicht |U hoch geh^. nietet über bie ßöpfe
ftmueg unterrichte^, nicht ui Diel borauSfffceft, beun bu roürbeft Don ben
flinbern nicht Derftanben, bein Unterricht müfete nbfehrerfen unb langweilig
werben, 5rn<ht< fönnteft bu feine ernten; — aber auch nicht ju tief barfft
bu gehen; benn ba mürbe bein Unterricht nicht anregen, nid)t meiter bilben,
baS 5öachStum beS ©eifteS nicht beförberu. 3)ein Unterricht mufe ba ein-
greifen, roo baS ftinb in feiner geiftigen Gntroirflung eben fteht, mit anbern
©orten. Der Cebjer muj? ben formalen Stanbpunft beS ftinbeS fennen unb
berücf fichtigen. Hber auch ben material en Stanbpunft muft er beachten,
L
Digitized by Google
- 98 -
b. i. er mufe bei feinem Unterrichte immer bie oom Äinbe bereits gewonnenen
flenntniffe im Sluge ^oben; maS bie JKnber bereits wiffen, barf nicht mehr
©egenftanb beS Unterrichtes werben, wohl aber in fortwäljrenbe ge*
legentliaV SBerweubung fommen; es mufe ferner ber ©oben werben, ouf
bem fich bie noch ju gewinnenden Äenntniffe aufbauen. (58 wirb in biefer
59ejiehui:cj in unfern «Spulen mehr gefegt, als man meint, befonberS ba,
wo fiel) mehrere ßehrer in bie Sd>ule teilen. <Dtan frägt fich Diel ju wenig :
auf welcher Stufe fteht baS ftinb nun feiner geifiigen fteife nach, was weife
e8 anfangs, über meiere ßeuntniffe oerfügt eS nun frei unb felbftftänbig ?
9Ufo oon meinem fünfte aus mufe id) nun baS Äinb weiter führen? Wan
aaltet auch ju wenig auf ben ßebrmeg unb Sehrgang, ben baS ftinb im
bisherigen Unterrichte einschlagen gewöhnt worben. Sin neuer Sehrer in
einer obern Älaffe reifet eS auf einmal, ohne Vermittlung, auS feinem ge=
wohnten 2öege h^auS in ganj neue, ungewohnte ©eleife. #ein SBunber,
wenn baS ßinb anfangs ftrauchelt unb rect>t ungefchidt thut. @5 geht eine
3eit, bis eS fich an bie neue Wettjobe gewöhnt hat; währenb biefer 3"*
aber bot ber ßefjrer (inen recht ungünftigen @inbrurf Oon ihm befommen, tonnte
baS ftinb nicht recht fennen lernen, weil eS fi<h nic^t natürlich geben tonnte,
unb eS werben öiefleicht 2öoct)en oorübergehen, bis biefer (Sinbrud oerwifcht
ift unb Cehrer unb Schüler einanber oerftehen! 2Beld) ein Serluft an QtW
unb 3Jlühe unb geifiiger Äraft ift ba ju betlagen, unb wie leicht hätte er
oermieben werben fönnen, wenn bie oerfchiebenen Lehrer mehr §anb in Jj)anb
gearbeit hätten, wenn Tie mehr ouf einanber gefchaut hätten. $ie Oer«
fchiebenen 2et)rer mehrflaffiger Schulen müffen baher einanber
oft befugen, einanber in ber fiehrtljätigfeit beobachten, fich in
ftonferenjen namentlich in methobifcher 53ejieh«ng mit einanber
befprechen unb fich über baS ßehroerfaljren nach allen Dichtungen
oerftänbigen. Da fann ber Sa& nicht genug betont werben:
(Hn$ mufe in baS anbrre greifen,
®in8 burd)8 anbere blüben unb reifen. —
Senn bie Wetbobif weiter betont: Unterrichte intereffant, fo weife
Tie aus ber ^födwlogie, bafe Sntereffe für einen ©egenftanb nur ba erwacht,
wo biefer irgendwelche Vermaubtfchaft in ben ßenntniffen unb geiftigeu 9ln>
fchauungen beS tfinbeS oorfinbet. 2öo Cbjelt unb Sub|ett einanber gan^
fremb, wo alfo jwifchen beiben gar feine ©erührungSpunfte fich ootfinben,
ba fann fein Sntereffe entftefjen. 3öaS will baS flinb mit ben chinejifchen
Schriftlichen anfangen, was mit ben SGßerfen einer freinben Sprache? —
Nber fragen mir weiter : waS fott eS mit ben ©orten : Weer, ßöwe, $alme.
Gebern, Söüfte :c. anfangen, wenn man auS feinen fleuntniffen unb (Erfahrungen
nicht diejenigen t)erauSfucr>t, bie mit benfelben irgenb welche $hnlu$teit, i*9fnb
Digitized by Google
99 -
meiere ©erroanbtfchaft ^oben? 9lur baburch, bafe i$ bie Äinber an 33e-
fannte* erinnere, bafe ich baö Unbefannte mit biejem SBefannten Dergleidje
unb bie Stterfmale beS Unbefannten auf ba« ©efannte Übertroge, bin ich im
jlonbe, in ben Äinbern SBorjteflungen ju ermecfen, bie ber 2öirflichfeit
iwnigftenS ber #auptfache nach entfpredjen. $&ue ich baS nicht, fo machen
fic$ bie flinber bie furiofeflen $orfleflungen, bie oft gerobe baS ©egenteil
Don bem finb, roa§ fie fein follten. 3n biefer SBejiehung barf man nie $u
Diel DorauSiefcen, fonbern wirb b e r Cebrer am beften fahren, ber bei jebem
neuen begriffe immer unb immer fich Dergeroiffert. ma§ ba§ Äinb barunter Derfteljt.
Die Erfahrung beroeiSt, baß oft bie einfachen Sachen im Äinbe ganj falfche
Storfteflungen erroecft haben föunen. 9113 3nfpeftor fjatte ich oft Gelegenheit,
bie« ju beobachten. So fragte ich einmal ein ftinb, baS ben Sa& gelefen
hatte, ßaifer Wibrecht fei burch Johann Don Schwaben gefaflen, „bem er
feine (Srblaube Dorrnthicit," ma§ ba§ t)et^en rooOe: er hat ihm feine (Srblanbe
„Dorenthatten"? Ohne langet 3°9ecn anttoortete baS ffinb, er h°* ihm
bie (Srblanbe „Dorgchalten." Offenbar h°^e fi<h öa§ ^'nö ^er bie graufe
Sljat 3ohflnnS in feinem Reifte zurechtzulegen geflieht. Da e§ baS SBort
„Dorenthalten" nicht Derftanb. mohl aber ba§ 2Bort „Dorhalten", e§ mohl
}ubem fchon oft beobachtet fyailt, boft e§ gerne Streit unb #änbel giebt,
roenn einer bem anbern etmaS „Dorljält" — fo glaubte eS ben Sdjfüffel 511m
UBerftänbniS ber ganzen Sachlage gefunben ju höben, mar fogar ftolj auf
feine (SeifteSthat ; baher mar eS mit feiner Slntmort fo rafch bereit. Der Unter-
richt t)atU fälfchlich DorauSgefefct, bafe ber begriff „Dorenthalten" bem ßinbe
be!annt fei. — 9?ur bann geht man ficher Dorroärtä, menn man
immer unb immer fich mieber erfunbigt nach unD 5öeife,
roie fi<h bie Äinber bie Sache in ihrem ©eifle zurechtlegen. Da§
gilt befonberS bei allen gefchichtlichen Stoffen, aber auch bei ben geographif<f)en
unb naturfunblichen ; auch ber ÜteligionSlehrer mirb fich mit Wutjen DeS
öftern nad> ben 3}orfieflungen umfehen, welche bie JRinber Don bem erflärten
ökgenftanbe gemacht hoben. (5r mirb ba unb bort noch i" forrigieren unb
ui ergänzt finben. 9Ran fchliefce baher immer an ba§ JBefannte an, gehe
dou ihm au8 meiter unb erforfche genau, ma$ bem ßinbe befannt fei.
Sßknn bie Wethobif enblich ferner fagt: Unterrichte hnmionifd),
fo toiO fie mieber nichts anbereS, als bofe ber UnterrichtSftoff feine SBurjeln
ljinetnfenfe in baS gan$e ©eifteSleben be« JRinbeS, in feine (SrfeuntniSfraft,
in fein gdhlen unb SBoflen, bamit fo berfelbe DoÜftänbigeS Eigentum be§*
felben merbe, gleichfam in fein f$lei|'ch unb 331ut übergehe. 2Ba8 nur ober«
flächlich erfaßt mirb, Derliert fich l?icht lieber, meil eS nicht in ben ©eift
hineinragt. 2öa8 bie ftinber nur für bie Stunbe unb für ben Sehrer (erneu,
Ijat feineu feften SJoben, baS ift nach ber Stunbe fchnefl mieber Derflogen.
Digitized by Google
100 -
5Öir ftehfu bo auch bor bem Sd)lü[fel einer ©dmlerfcheinung, Uber bie jeber
Öe^rer ein &(agelieb anftimmen fonn. 2Barum Dergejjen unfere Schüler jo
Diel? Sie oft t)ört man bie Sorte: Du b,a[t eS boch baS lefcte 9Ral jo
gut getonnt, jefct weifet eS jdwn nicht mehr! — ^aS ftinb fyat bie Sache
nur fchueO für bie Schule gelernt, um eine gute 9lote ju erhalten, nicht
gefabelt ju werben — aber eS ^at fie nid)t in fich aufgenommen. Da§
©elernte mar nur ein ©ewanb, baS man wegwirft, an ben klaget hängt,
wenn man eS nid)t mehr brauet. 63 wirb heutzutage entfchieben ju
Diel für bie Schule unb ben Sefjrer gelernt, teiber ju wenig aber
für fich felbft unb für baS Seben! — Dafe baju bie Überbürbung
mit UnterrichtSfloff befonberS an ben Wittelfdmlen unb fpejiefl an ben
ftealgmnnafien unb ben Sehrerfeminaricn üieleS beiträgt, fann wohl nid>t
geleugnet werben; bajj aber auch ber Sehrer oft felbft baran fä)uU> iß, mufe
ebenfalls augegeben werben. <5r barf fich ittd>t jufrieben geben, wenn bie
ftinber fdjon etwa« richtig unb geläufig aufgefagt b,aben, fonbern er muß
fich auch genau fragen, in wie weit eS Don ben flinbern erfaftt unb Derftanben
morben, unb ob eS auch Ginbrud auf bie ganje ©eifteSrichtung, auf ©efühl
unb SÖMflen gemalt höbe. 9lur Seben fleugt Seben ; Daher mufc jebem Stoff
burch bie Hrt ber SJeljanblung warme« Seben eingehaucht werben, wenn er
ber flinber Seben* für jefct unb bie 3ufunft fräftig geftalten fofl.
2öir fd)etnen ba üon unferem $hema etwas abgegangen $u fein, boch
hangen biefe ©ebnnfen enger mit bemfelben jufammen, als ber erfle 33lid
fagen möchte; benn gerabe burch 53ead)tung ber in ihnen (iegenben 2Binfe
wirb baS 933 i ff en jum ffönnen, baS tote $Biffen ju einem (ebenbigen, baS
objcftiDe ju einem fubjeftiDen, baS mit bem ganzen Sein unb Seben bc?
PinbeS fich aufs innigfte Derbinbet. Senn bie UnterridjtSftoffe in bie fllnber»
feele r)irteinroac^feii unb barin lebenbigeS Eigentum werben f ollen, fo muffen
bie angeführten ©runbfäfce in fräfttgfler 2öeife angemenbet werben. 9lber
eS finb baju nodt) jwei anbere $f)ätigfeitcn üon uiier(äBüd>er Wotwenbigfeit :
bie 2Öieberf)olung unb bie Übung.
Durch bie Sieberholung wirb baS (Gelernte immer beffer bem (SebächtmS
unb bem 55erftänbniS eingeprägt. Der erfte Ginbrud eines ©egenftanbeS.
beffen erfle Aufnahme alfo, ift immer mef)r ober weniger mangelhaft. Der
(Seift b,at baS natürliche Söeftrebeu, ilm immer juerfl noch ben £>ouptmerf*
malen, nach ben ct>arafteriftifcfjeii ßigenf haften, burch bie er fia) Don anberu
Dingen unterfcheibet, aufjufaffen. (B liegt ihm baran, ben ©egenftanb als
einen neuen ju behalten. 6r macht eS wie ber Waler, ber auf feiner Äünftler*
reife Derfchicbene iutereffante Objette, (SonbfchaftSbilber, »uinen, Käufer,
WenfchcnlDpen) ju ©efichte befommt. 3n wenigen Strichen Dertraut er fie
feinem SUbum an, in einer furjen Sfijje fixiert er ben gewonnenen £aupt-
Digitized by Google
— 101 —
einbrud, erjl fpäter, roenn iljm meljr SRufee £U ©ebote fte&t, arbeitet er bie
tnhoorfenen Umriffe (Schemata) aud. Vorläufig begnügt er fiel) mit ber
§ouptfaa)e. — 2Benn mir jum erften ©hie einen ©egenftanb, t)etBc er 93aum,
£aud, 8anbfd>aft, ©emälbe ober roie immer, fefjen, fo roerben mir ir)n bei
§auptfa$e naeb ganj gut unb richtig fc&ilbern fönnen. Sobalb man und
aber nadp (Sintberten biefer ober jener 9lrt fragt, bleiben mir bie Wntroort
•djulbig; mir fönnen und berfelben uidjt meljr War erinnern, Ijaben anbere
ganj überfein, Derroecbfeln einige mit einanber k. Um aud) in biefer 9Ri$tung,
um ai[o allfettig flaren Wuffdjfojj geben $u fönnen, bebürfen mir roieber*
Holter Hnftl&auung. 58ei jebet Söieberfjolung prägt ftd> bad Schema fefter
ein, füOt ed fia) mit ben oerfd/iebenen Details, mirb ed alfo oofltommener,
unb entbedt man neue (Sinjelljeiteu, neue Seiten. $abur$ fliegt ber ©egenftanb
na$ unb naa) in feiner ©an^eit, in feiner Totalität in ben ©eifl bed
fctnenben ein, mir roerben bedfelben üöflig $>err unb 9Reifter — £err bed
Stoffe*. 6« bleibt baljer immer roaljr: Itepetitio est mater studiorura,
unb eine 6<$ule, meiere bie Söiebertjolung md)t audgiebig pflegt, ober roegen
stoffüberfüflung uiajt gehörig pflegen (ann, bie baljer immer oorroärtd eilen
muß, mirb iljr Unterriebtdjiel nie erreichen unb arbeitet ber 93ergefelic$teit
unb OberfIäa)lid)!eit in bie #anb.
ftreili($ barf bie 2Bieberl)olung nict)t eine rein mea^anifdje fein, bie rein
nur bcä Wlte mieberfaut, fonbern fie fofl, roie bad bie obigen pf»a>logifc$en
Erörterungen genugfam anbeuten, im $ieufte ber Vertiefung unb (Srgänjung
beS Stoffes ftetjen. 3ebe SBieberljolung fofl ein oertieftered unb aflfeitigered
Erfaffen bed ©egenftanbed anbafynen, bann mirb fie ben Äinbern nie lang»
roeilig, erroedt im ©egenteile in ibnen meffr fiernluft unb geroöfjnt fie an
@rünblia)feit unb ©enauigfeit beim fiernen, — ein großer ©eroinu für bad
ganje fpätere Seben.
3Rit ber SBieberljolung £>anb in £>anb geljt bie Übung; fte ift im
®runbe genommen nur eine befonbere 3lrt berfelben, inbem fie bad ©elernte
jut praftifc^en 93erroenbung fiifjrt. Sine gute SBieberljolung arbeitet ber
Übung fräftig üor, mae^t ben SBiffendftoff für afle §äfle, in benen man bed-
ielten bebarf, bifponibel unb beroirtt, bafc mir über iljn mit fieic&tigfeit Oer*
fügen, o$ne SRübe in feinem ©ebiete und bemegen. $ie Übnng fteigert
otefc 2ei$tigfeit $ur ftertigfeit unb fteljt fo re<f)t im $)ienfie bed Cernend
fürs fieben, inbem fie bad ©elernte ooOftänbig unb aflfeitig Dermenbbar
nuufy. $ad SBiffen mirb ein geiftiged Kapital, bad %a% für $ag feine
3»nfen trägt, oljne bafe mir und befonberer Wnftrengung Eingeben müffen.
©ei biefen Übungen gebt man Don leichtern flnroenbungen bed ©elernten
aus, jteigt aber ftufenroeife ju immer fdrtoierigeren Aufgaben empor, um
tos ftinb immer me$r jur ooflen freien Serfügung über ben ©toff ju ergeben.
Digitized by Google
- 102 -
Wicht an einem SJeifpiele nut übt fich bet ©toff dodfläub tg ein,
fonbern nur an Dielen unb Derfchiebenartigen. 9tur io roirb bem
Äinbe bie 93erfuchung genommen, baS Gelernte als reine ©chablone §u ge*
brausen ; eS mufe immer felbftänbig arbeiten ; jebeS neue Seifpiel repräsentiert
fiel) if>m in neuer ftorm unb forbert feine Denttraft träftig heraus.
$ie freie Serroenbbarfeit beS ©toffeS, biefe fchöne ftrucht foüber Bieber-
holung unb Übung, bringt aber noch einen roeitern grofeen Vorteil für baS
menfehliche Söiffen mit fich — nämlich bie einheitliche unb b.armonif(^e
3ufammenfaffung beS gefamten 2Öif fenSgebieteS. $ie einjelnen
ßenntniffe unb ftäajer bleiben nic^t ifoliect, fonbern fchliejjen fich ju einer
einheitlichen ^Raffe jufammen. 3ur Durchführung eines ifjemaS j. au*
ber SReltgionSlehre ftet)en mir bie ftruntniffe auch auS aflen übrigen t$ä$ern
jur freien Verfügung, aus ben ©prachroiffenfehaften , ber Waturfunbe, ber
<Diatt)ematif, ber Sitteratur, ber (Sefdjidjte unb Geographie, ber #ulturgef deichte,
ber eigenen Lebenserfahrungen, ber gemannten Öettttre, ben gehörten Sieben unb
Gefprädfen :c. 3ch überbaue baS Ganje unb greife jebeSmal nach bem, roaS
ich im uorliegenben §oQe notroenbig brause. $aS tjeißt man frei über
fein 2Biffen Der fügen, Doflftänbiger £)err beSfelben fein. Um bie ftinber
311 biefer ©tufe beS 5Biffen§ ju führen, fofl ber Sefjrer bei $ehanblung bes
einen ftacheS immer unb immer, fo oft fid) ungezwungene Gelegenheit baju
bietet, in bie anbern ftächer hinübergreifen unb bie bort bereits gewonnenen ftennt*
niffe in ben $ienft beS eben ju erteilenben Unterrichtes fteflen. *Dian bebanbelt
j. 58. ein Sefeftüd. $a$fe(be giebt oftmals Gelegenheit, in baS Gebiet ber
SleligionSlehre, ber Gefdnchte, ber Geographie ber Waturtuube 2c. überzugreifen,
um eS jum Döllen SBerftänbniS ju bringen. SBefonberS ftarl mattet fich biefe
tfonjentration ber Unterrichtsfächer im fluffafce geltenb, ber baher roie
fein anbereS gad) nachweist, in roie weit bie flinber über ihr in ben Der*
fchiebenen fächern gewonnenes 2öiffen frei Derfügen. $ie Wotroenbigteit ber
$erfteflung eines folgen einheitlichen frei Derfügbaren SBiffenS meist aber auch
auf bie Wotroenbigfeit unb Storjüglichfeit be« ©öftemS ber Staffen lehr er
hin. SBenn berfelbe Cetjrer bie flinber in allen fächern unterrichtet unb
befonberS bann, roenn er bieS mehrere Sahre hinburch thun fann, toenn
er alfo mit feiner Älaffe einige 3ahre nacheinander fleigt, bann roirb eS ihm
mit fieichtigfeit möglich, ein folch einheitliches SBijfen in ben Äinbern anju«
bahnen, bie Derfchiebenen JRenntniffe nach oQen Dichtungen mit einanber ju
Derbinben. Sine fotehe ©chuleinrichtung müßte auch bie größte ©otibität beS
Unterrichtes jur ftolge paben unb roäre baher für bie geiftige ©Übung ber
3ugenb ein unfaßbarer Geroinn. (Sine 3ftfplitteruug ber Sehrfräfte hat gern
eine 3"f Pliening beS ÜBiffenS jur ^olge, inbem bie Öehrer ber einzelnen
Rächer fajt au§|'chlief|lich nur auf ihrem Gebiete fich bemegen, als ob baSfelbe
allein im ©a)ulplan läge, unb um bie anbern ftch nichts befümmern, als ob
Digitized by Google j
- 103
fte burct) unüberfteigbare (Srenjen getrennt wären. 2öenn bie Sd)üler nid)t
felbfi biefe ©renje überfct)reiten fönnen, werben fie nie }tt einem einheitlichen
ffiiffen tommen, immer beföräntt, befangen in einzelnen Greifen ftd) beroegen.
Diefe ©eifteSttjat (ann aber nur Don Schülern mit bereits gereiften ©eijto-
fräften ausgeführt werben; batjer ift ein 3tact)lebrfufteni erft in ben ^Ö^ern
Schulen anmenbbar; für bie ^rimarfchule ift eS Durchaus Derberblich, für
Sefunbarfd)ulen unb Untergnmnafium fofl eS nur in befct)ränfter 2Beife an--
gewenbet werben, inbem man bie ftächer in bie #änbe jweter §auptlet)rer legt
unb babei bie am meiften Derwanbten gäct)er beifammenläßt. Dabei müffen
beibe 8et)rer immerhin noct) in gutem (SinDerftärbniS mit einanber arbeiten
unb ba&er it)re Wnftctjten unb Erfahrungen übet UnterrichtSftoff unb 2Rett)obe
unb über bie irinber öfters gegenfeitig auStaufdjen. Ein ßlaffenlehrer mit
einem ober jmei Hilfslehrern toürbe freilich auch ba baS ibealere fein, aber weil
bann ju Diele 3fäcr)er, jedenfalls Religion, Deutfch, ©efctjichte , Geographie
unb «Raturfunbe, ba fie im Wuffafce ihren eintgenben «Dlittelpunft hoben,
in eine §anb gelegt werben mußten, fo wäre ju fürchten, baß biefe für eine
fruchtbare Bewältigung beS Stoffes nicht ausreißen würbe unb baher ber
grünblu^e Unterricht Schaben litte.
Um alfo baS 2Biffen jum können, b. i. jum Dollen unb freien geiftigen
Eigentum ber ßinber ju erheben, fo baß eS bie ffinber einerfeitS gebrauchen
tonnen, wo fie eS bebürfen, unb baß eS anberfeits baS ganje Kenten unb
ihun ber Äinber beherrfcht, nicht als totes Kapital in ihnen liegt, fonbern
frlbft lebenSfräftig ihr Seben burchbringt, — ift nicht nur eine gute SJtetljobe
notwenbig, fonbern ebenfo fet)r eine naturgemäße Organifation beS ganjen
Sa)uIwefenS. Hua) bie Sd)ulgefe&gebung muß bie pfochologifcbe (Sntwicflung
beS ftinbeS genau berücfftchtigen. Aber gerabe ba geben Dielfach nur äußere
©rünbe (finanzielle, örtliche unb perfönlidhe Berhältniffe) ben WuSfchlag für bie
folgenfa)werjien Schuleinrichtungen, weil fte gar oft Den befteu Einfielen
unüberfteigbare $inberniffe in ben 2Beg legen. 3mmerhin aber follte in
ollen fSfäOen baS Mögliche gethan werben, um bie Grabung beS 2öiffenS
jum können möglichfl ju erleichtern unb ju ftchern. Denn baß biefe Um«
roanbiung beS SöiffenS inS Äönnen Dor ftch gehe, baDon ^ängt ber 2Bert
beS Unterrichtes für baS flinb fowohl, als für baS gefeflfchaftlia> Öeben
ab. flur unter biefer ©ebingung arbeitet bie Schule für baS ßeben, unb
ift fte eine SilbungSftätte in beS SöorteS DoOftem Sinne. «Wögen biefe 3eilen
taju beitragen, baß ber Unterricht immer mirffamer für baS Seben
werbe unb fo jum 2öot)le beS Einzeln, wie ber ftamilie, beS Staates unb
öer Pira)e immer fräftiger beitrage! — Daß biefeS gefcr)er)e, baju !ann
eine richtige fcnmenbung ber formalen Stufen beim Unterrichte Don großem
Pütjen fein. — Die Durchführung berfelben an einem ©eifpiele wirb uns bieS
t>a§ näajfte 9Hal jeigen.
Digitized by Google
- 104 -
llefträge jur C6efd)itf)te bts urneri|*d)en Sdjulroffena.1)
(©ottfr. »b*@flg, $rofeffor in SCltborf.)
(ftortfefcung.)
SBon 1730 an begegnet und Garl $rj. 3of. töingolb als Seljrer,
33ruber feines Vorgängers. ($r mar ben 13. 9cob. 1706 geboren. Seine
tjfrau hiejj 2Raria SRarg. £elena 3"^«o. §r ftarb fa>n nad) 12)ör)riger
3$ätigfeit febre maligna consumptus 13. Sept. 1742 mit $interlaffung
einer metjrtöpfigen Qfaimlie.*)
3föm folgte fein jüngerer 93ruber SuftuS $lor. »ingolb, Subfactor,
geb. ben 8. $ebr. 1714. Derfelbe oerfaf) bie Sd)u(e 23 3af>re, trofcbem er
föroinbfüa^tig mar. Seinem Söirfen bereitete ein S^lagflufe ein jäljeS dnbe
1765, 8. 2Rai. er befa& eine finberreia)e 3fami(ie, für bie jeboch, mie
für jene feines altern ©ruber«, ber WItefte fo gut als möglich geforgt fjaben
roirb, um fie bor bitterer 9cot ju fchütyen. 3öer märe im ftanbe, bie Opfer
unb *Dcühen biefer brei SBrüber für bie Schule ju fct)ä^en unb ihre Verbienfte
recht ju mürbigen1? 2öie Diel ©ute§ mag ihnen 2Utborf ju Derbanten fyaben,
tfjnen, ben 3 Dietmann unb allen Sehreru ? ©ott toirb eS ihnen gelohnt haben.
■Den ®ebrübern Stingolb reiht fidt) ber f)o$ro. £err (Sari 3 of . ftlufer
an. @S ift ber jmeite (Seiftlidje in ber langen föeihe ber Schulmänner,
ßlufer mar ben 6. Cttober 1730 geboren als Sohn beS Florian unb ber
Apollonia SRegli. 32 lange arbeitsreiche 3at)re ftanb er ber SBolfSfchule an
feinem Heimatorte bor unb mar gleichzeitig Kantor. ftlufer ftarb nach Mob
3tägiger flranfheit ben 29. 3uli 1797. Von ihm berietet baS Sterbebucb,
er habe fein munus laboriosum cum laude t>erfft)en unb fei viribus adhuc
robustus beS iobeS SBeute gemorben.
fluffaflenb ift bie lange MmtSbauer einzelner jebenfaOS ferngefunber,
robufter Öehrer. Sährenb in frühem 3«ten bie Öehrer jum Schaben ber
StolfSfchule oft roechfelten, (babei fpielte aflerbingS ber $ob bie Hauptrolle)
fo bajj innert einem 3eitraume oon etmaS über 100 fahren 1472 bis 1581
14 2e$rer nachroeiSbnr an ber Schule bon Wtborf roirften, fo fefjen mir in
bem boppelt fo langen 3eitabf<hnitt 1581 bis 1797 ebenfalls nur 14,
morunter 5 mit jufammen 139 fahren angeftrengter ^r)ätigfrit : 33runn!jofer
nfit 21, $ietmann, ber Elte, mit 38, Hufbermauer mit 25, ftlor. Äingolb
mit 23 unb ftlufer mit 32 Sauren. Wicht biefelbe WuSbauer Ratten bie
Unterleder ober ^robiforen, oon benen tytt bie tarnen folgen:
•) Äorrettur »u §cft 3, ©eite 74. fcbtoärenbolb mürbe 1629 ©äulmeifter
in 3ug unb ftarb Dort 1633. — ÖaHer toar fein 9tad)f0lgcr in 3ug, ftarb aber
f$on 1633 ben 11. Oftober. (®efL Mitteilung oon «. »fd>roanben, Segrer in 3ug.)
*) $farrbelfer IRingolb nennt ihn „frater meus amantiMimu»m im ©terbebu$.
Digitized by Google
— 105 -
ßafpar {mmgler 1664 bis ?
©eb. ^eregrinuS gebier (geb. 1655, ein tyithenfinb Don ©eneral 3n>öer)
1687 bis ? 1692 mar er no<h ^roDifor, 1699 rourbe er ©igrift.
granj $urrer bis ju feinem $obe 1697, 30. Nug.
^roDifor Wattli 1697 bis »
3ot). 3of, 3acober, ein ©larner, 1701 unb 1702 bis ?
NnbreaS ©töpfer 1704 bis 1706, 20. 9lug. (an ©a>>lnbfu<ht f). §r
mar mit Wpofl. 3mh00ff feit 1705 Derr)eiratet. Slufbermauer, fein (Soll ege,
mar $raujeuge.
3ot). fieon. ©täbelin Don ©$tt»)j 1708 bis 1729. ©ein ©oljn StaDib
ging in bie Öateinfchule ; feine ftrau War. 9lnna llfcidr) flarb 1 728 Don
einer jaljlreithen Familie meg.
3ot>. 3ac. Eelroenga (Benwengha) 1729 bis 1744 (an ©dnoinbju$t
geftorben.) Verheiratet mie fafl afle feiner Vorgänger unb 9la<hf olger.
3oh- ©teffen 3of. fieonti 3mhof fa^on 1740 ^roDifor genannt, 1756
©tubenDogt ber ©riefen, 1766 geftorben.
3o. War. Wattli 1773. ©eine grau War. fluna Surfet ftarb 1785.
6r felbft lebte anno 1805 noct) (ober bann mar eS ein anberer ^3ro»
Difor Wattli) lt. 3afob8bruberfa)aft.
R. D. ÄemigiuS 58ict. 3of. ©tulj, ^roDifor $u Wtoorf; geftorben 1800
als (Sljorherr 311 SifchofSjeO.
^roDifor Wattn 1805.
^roDifor flämpf no<h 1823 ermähnt, fottte feines Rollens bamals enthoben
roerben, ba er jum 2et)rer ganj untauglich geworben. (5r mar f$ou
lange ^roDifor unb jmar mie eS im ©(hulprotofoU (1823) Reifet „jum
Ärgernis" ber 3ugenb unb ju Deren ©djjaben.
^rooifor Alois 2Balbner, 1827 unb noaj unter ©<hulmeifier Bürgi.
Aufgehoben tourbe bie ^roDiforfteüe 1846, als bie Warienbrüber aus
^ranlreich bie ©chule übernahmen, $afe biefeS 33erjeiä)niS ber Unterleder
lüdenrjaft ifi, fieht jebetmann ; aber baS läßt fid> leirf>t barauS ertlären, bajj
DiefeS Ämt mehr als 9iebenfad)e betrachtet mürbe, baherrührenb, bafe bie
9ejat)(ung (höchftenS 50 gl.) fet)c gering unb ein £auptermerb für biefe
3ugenbbi(bner ©ache ber Wotmenbigfeit mar. $ie meiften ^ßvooiforen jogen
Daher mieber fort, um eine (oljnrnbere ©teile ju Derfehen; anbere Derfafjeu
nod) baS Amt eines Organiften (j. *B. ©täbelin) unb WufiflehrerS u. f. m.
3n ber ©$ute fyciUtn fie bie %$(£*©chü$en unter ihrem ftommanbo unb
fhiubeu felbft unter Wufficht beS Oberlehrers. Seither mar ihre Bildung
{ebenfalls nia)t; eS genügte meift bie ars scribendi et legendi. Wufif
Digitized by Google
- 106 -
mar erwünfcht, ba in Wltborf bie figurierten ftmter fdjon 1725 (eine Selten»
heit waren unb 1728 (Seigenfeiten in ber Äirchenrechnung als HuSgabepofien,
rote fa>n bemerft, Dorfontmen.
Weit ßlufer fdjlie&t Die «Reihe ber Sebwr beS 18. 3ahrhunbertS. 6S
beginnt eine ganj neue ^eriobe im gefamten Sdmlleben ber Schmeiß unb ber
Snnerfäroeij iuSbefonbere.
W\t ber franjÖffifct)en Steöolution unb ber Unterjochung ber Urfchwfij
beginnt fpejiell für Uri eine flette fc^roerer Prüfungen unb öeiben. Jhieg
unb Aufruhr im eigenen Öanbe; ber (Einfall unb SJurcr^ug frember
jaulen ; bie SluSplünberung unb 93ranbfa>fcuug bon 5anb unb 33ewolmer hinter»
liejjen fchrecfliche Spuren. 9We 3roeige ber 3nbuftrie unb beS (JrwerbS lagen
barnieber. 1$)er ßanbmaun fatj feine gelber öermüftet, feine 33iehh<*be Der*
nietet, feine Saaten §u ©runbe gerietet. "Sie Familien litten bittere 9?ot;
ba fehlte ber (Smährer, bort öermifete man bie Söf)ne, fie waren im ftampfe
für Freiheit unb SJoterlanb gefallen, — ein Strafgericht unb SchicffalSfehlug,
wie eS Uri üorbem nie gefetjen unb erlebt tyiUt, noch jemals mieber erleben
möge. SBäljrenb nun Stege unb Söege unficher, junger, €lenb, Äranlheit
unb %öt> baS $Joll b,eimfitfhten ; mäljrenb Wngft unb Scheden baS 2anb
erfüllte ; milber Patriotismus unb rofye ©ewalt mit einanber um bie Jperrfdjaft
rangen: toie ^ätte ba eine Schule ein erfreuliches $3ilb jeigen fönnen?
immerhin beftanb biefelbe noct), geleitet oon R. D. 3 ob. Unt. Auheim unb
feinem ©et)ülfen bem ^roDijor. 3J?ut)eim mar ber Sohn 3ofephS unb ber
Unna SRaria ftranjoni; geboren in Wltborf im $af)tt 1768. 9laa) 5Be-
enbigung feiner trjeologifchen Stubien rourbe er Äaplan in 9Jfeien, roo er jebenfaHS
Schule gehalten ha*- 3m £>etbft 1797 fiebelte er als tfuftoS unb Kaplan
ber ßiebfrauenpfrunb noch Bltborf über unb übernahm ba bie üermaiSte Schule.
$aran roirfte er 36 3ahre fegenSreich- 2öäf)renb feine flmtsthätigfeit noch
unter ber alten eljrwürbigen Orbnung begann, mujjte er fich boch |<hon 1798
nach ber r)e(t»ett^fn Äonftitution richten, beffen „ÜJcinifterium für Äünjte
unb SBiffenfchaften" er 1799 benn auch bie nahezu 60 fragen beantwortete. ')
daraus entnehmen mir, bafe er 20 tfnaben $u unterrichten t)atte unb jmar
im Sefen, Schreiben, Rechnen unb in ben SlnfangSgrünben ber lateinifchen
unb beutfehen Sprache. 2) täglich mujjte er 4 Stunben geben. $aju war
er Crganift. ($aS 2lmt beS Kantoren war in biefer 3eit auf bie ^robiforen
übergegangen; ein ^rooifor als ßantor wirft bielerorts jefct noch in
Wrt unb Sdm%) pr alle feine 3Rüt)e unb Arbeiten in Schule unb flirebe
bejog er 217 ©ulben (behalt. 2öie grofc biefelben ju einer 3«t n>o baS
2anb in wilbem Aufruhr loberte, gewefen finb, fönnen wir unS foum cor«
') ©. II Slbfcbmtt. ©djulprotofou* be.8 »t«. SBalbftätte 1799, »unbe&ardjio.
2) Sllfo noch immer ber S)oppcld)arafter.
Digitized by Google
- 107 -
flfOfn. 9tnno 1804 trat bann bie ßentrulfcrjulfomiffion ins fieben unb
reorganifierte bie 6ct)ule ») metjr jur ftreube ber Wjrer als bet ©dniler
unb be« gefammten SBolfe«. 1833 bantte bann TOurjeim als $rimarlet)rer
ab unb rourbe Sßrofeffor ber 1. fiateinflaffe. Sdjon 1831') warb bie
Trennung ber ^Jrincipien bon ber SßolfSfa^ule borgenommen, wie baS ^rototott
ber 3<rfot>Sbruberfdjaft überliefert, $5ie ©emeinbe ging bie SBruberfd>aft
nämlid) um einen Beitrag für ben 8et)rer an, bem burdj biefe Trennung
50 gl. Dom ©etjalt wegfielen. 9Hur)eitn überatjm 1833 biefe ©teile mit
ganzen 50 gl. Sefolbung. @rft 1841 mufete er feine 6dmltr)ätigteit auf*
geben tnrgen $unet)tuenber ^IterSfdnoäay. 5Nef)rece Wale rourbe feine @$u(e
Don ber (£ent.'Sd)iil .*$tom. gelobt unb it)m für feine Erfolge ber geb(ir)renbe
$ant auSgefprodjen. 5l) 6r ftarb ^betagt ben 10. Wob. 1846. <D?ufjeim
t)atte 45 3ar;re Schule gehalten, mittun fein ganzes Ceben ber ($rjier)uug
unb bem Unterrichte ber Sugenb feine? Heimatorte? geroibmet unb jroar
unter ben aller fa)roierigften 3krr)ältniffen.
(§S mögen jum ©a)luffe nod) fur$ bie Waa^folger <Dcuf)eimS erroärmt
werben. 3n ben 3at)ren 1833 bis 1846 roirften an ber 8a>le HltborfS
iüct>t weniger als fünf 2et)rer, lauter ©eiftlidje. 3b,re Warnen finb:
R. D. ^afpar 93ürgi bon Nrtb (etwa 8 bis 10 3arjre.)
Pater Ascanius 0. C. (ganj furje 3eit.)
Pater Theodosius 0. C. (Anfangs ber 40iger 3of)re.) 6r ift ber
©rünber beS ^rimarfd|ulfonbe8 bon Slltborf. Seit 1839 war eine
SReal* ober Setunbarfdmle eröffnet worbeu, ber P. Theodosius oom
27. Wob. 1842 bis 15. gebr. 1843 Dorftanb. Gr mufete fie aber ab«
geben, weil bie ^rimarfa^ule barunter gelitten Ijat, wie er felber behaup-
tete. 3n ber &$ule fyielt er ftrenge $)iS$iplin unb freute fiefj nid)t, Don
ber £>afelrute bernünftigen ©ebrau# ju machen. ($r war nod) im
Oftober 1844 an ber ©$u(e ttjätig.
R. D. ©er ig, fpäter Pfarrer Don Seeborf. ßr ertranf 1854 in bem SReujj*
tanal, ber bamalS gerabe im Sau begriffen war.
R. D. 3mfanger (nur 1 3at)r) würbe ^3farrr)err Don Untcrf(t>äc^eit unb
mittelen, f 1859 VIII.
3m 3a^te 1846 am 1. Oft. famen bann bie Elarienbrüber *)
ber Societe de Marie (©efeflfo^aft SWariä) aus frranfreia), wo fie ptyrcic$e
Spulen unb Poüegien leiten.
•) ©. II. Äbfdwttt.
3) ©oüte roor)l 1833 beifeen; tnbem SBürgt, ber als @a)ulmctfter in biefer
Rotij genannt wirb, erft nad) SRutjetm, alfo 1833 fccljrer würbe.
*) $rotofott ber 6ent. ©dmlfontmiffton feit 1804.
4) 2>en Hnnalen ber SRarienbrüber ift ber folgenbe ®erid)t entnommen.
Digitized by Google
- 108 -
©rünber unb erfter Direftor ihrer neuen Wieberlaffung mar $r. WiQatl
WiUmann. Die Sd)ule beftanb au« jroei Abteilungen, mel^e SBittmann
unb Arnolb 2Öitter«hein leiteten. 3hnen war ein AmtSbruber Ambro« 91.
als tfoa) 2C. beigegeben. 9tad> 6 SBo^en mufjte SBittmann nad> ftranlreich
jurüdfehren, unb ihn erfefcte ftr. AtrbreaS SReöer Don 1846 bis #erbft
1858. 6r lebt noch ^eute in $ranf reich- Da« roichtigfte Sreigni« roäljrenb
feiner Amtsbauer mar ber SonberbunbSfrieg, moburcb, bie Schulbrttber jeboct)
m$t im geringen geftört mürben. Anno 1849 mürbe noch eine 3. Ab-
teilung eingeführt unb bab/r ber Äoch burch einen öehrbruber Seraphim
töoth erfe&t. Unter Gebers Direftion gelten Schule: Dom. ©runner
1849-50. ©eorg ©eift mußte it)n bolb erfefcen. 3of. »abat 1850-52;
9*. Amberg. 2BolfIi8berg unb ©ernoarb ®ut, legerer 0. $oc$borf £t. Sujern,
mürbe fpäter ßeljrer in $orm.
Der 3. Direftor $x. Stephan 2öinne öon Oberehnheim, ßlfaB, fam mm
5)iainj unb trat feine Stelle 1858 an. 1883 feierte er in biefer Stellung
fein 25 jährige« Jubiläum. Die freier, öon feinen alten Schülern gläujenb
Deranftaltet unb begangen , gab et)renbe§ 3fUflm^ für bie Siebe unb Danfbarfeit
ber ©emeinbe mie ber Schüler. 91ict)t lange na$fyer begann jeboct) für it)n
eine ^eriobe be« Kampfes gegen bie neuen Schulbehörben unb beren 93orget)en,
in ba§ fia) ber im Schulfache ergraute Tlann eben nicht leicht fügen fonnte.
Diefe unangenehme Situation bauerte bis ju feiner im Sept. 1888 erfolgten
93erfe$ung nach ©elfort, mo er 1894 ftarb. 5öäf)renb feiner 30jährigen
AmtSbauer mürbe eine 4. Abteilung errietet. Unter ir)m hielten Schule bie
£>.: 93ed Wart; Heeder Äarl; SJofina 3of.; ©raun töafael; 53üa)elo
(je&t Stider in Altftätten); ©urg Ant.; ©nufc 3.33.; 4>eiin #afp. 3of.;
Ml Saber; 3mmerfajnitt Aubr.; fllofc Dom. (1873 unb feit 1883);
tfopocfto Abalb; 2inbenfel§ ©al.; Cef)! AI.; Kölner fr; SRubloff; Sa}all
AI.; Stemel fiubmig; Schöpfer 3of.; Dornberger fr; SBehrle ßafpar;
2öolfli«berg 3. unb 3ipfel 3of. Je.
Am 29. Sept. 1888 folgte $erm Winne $r. Gafpar 3of. §eim,
fa>n feit 1870 Sefjrer in Altborf. ©leid) bei feinem Antritte mürbe ba«
^aranelflaffenfofiem aufgehoben unb 6 Abteilungen gemalt. W\t ihm
arbeiteten $err C«car Öebmann, fr föohner, ein Appenzeller1) unb D. Älofc;
bann £err C«roalb Alfons 3of. «ihn unb sulefct öerr fterb. §offtetter.
Seit bem fcerbft 1894 ift #err £eim nach ©raj abgegangen al« Direftor
ber Sd)olaftiter unb tu« Dura) £>errn Dominif fflofc erfe&t. <$r roirfte
fc^on 1873 an biefig« unb bann feit 1883 bi« fcute. Wöge ©Ott
ihm feine ©nabe unb feinen Segen recht reichlich fpenben, bamit ba« fdm>ierige.
gebulbftärtenbe Amt ihn nicht öerjagen laffe, unb bamit er noct) lange feine
') SBcrfaffer ber Annalcn.
Digitized by Google
- 100 -
ftoflegen #errn fto&ner, flnbr. 3mmerfd)itt unb $0% Alois 33erberi<$ in
iliren 9Rüf)en unterftüfce uub fte \\a$ iljreu „fd)ulia>n" Arbeiten erweitere.
©o Ijaben mir benn bie Öefjrer WtborfS bon 1472 bis 1894 (ernten
gelernt ; eine flattlia)e SReifje, bie fi<r) ba bura) 4 3afjrfjunberte IjinburdtöiebJ,
fo berf$ieben an IBilbung roie an (Straffer, bo$ Männer einer ©eftnnung
unb eines 3*f^: Wänner, bie fcr)on bie Urahnen ber (ebenbigen ©eneration
in ber ntinriutyen SReligion, in ben gleiten SöiffenSjioeigen unterridjtet, bie
ilmen bie ©runbfäfse be§ fiebenS foroie bie jum Sebnt nötigen ftenntnifje
beigebrodjt, Wänner, toetc^e für geringen Entgelt baS (Sbelfte, Vefte
boten: iljre gan$e 2ebenS(raft, iljr ganjeS Söiffen, iljre ganje
Siebe. — 2öer arbeitet meljr an ber (Srjieljung ber Äinber: ßltertt ober
Cefyrer? $ie fcntroort ift f^roierig. Vielerorts entf#ieben bie Öefctern, menn
au$ nia^t bei allen il)ren ©rfjüleru. 2öie Diele Ottern forgen leiber nur für
ben Körper iljrer anbertrauteu JHeinobien, als hätten bie JJinber (eine Seelen
unb überlaffen eS bem Seljrer gänjlid), baS geiftige (religiöfe uub moruliföe)
Clement im Äinbe ju bilben ! 68 ift Ijier ni$t ber Ort, biefen ©ebanlen
weiter auöjufpinnen ; aber nur mit SWülje gelingt eS, weitere S8enierfungen
barüber ju unterbrüden, befonberS mit SRürffic&t barauf, bafe ber Unberftanb
ber Altern im Verein mit ber ßnergielofigfeit beS ©d&ul* unb (Srjiel)ung§*
rateS bielerorts oft bie ©fytlb tragen, bafe mancher fiefntr nid)t leiftet unb
erreicht, toaS er bei oflfeitiger Unterflüjumg leiflen unb erreichen mürbe; bafj
mana> gute Anlage, ja Talente berlümmern unb berberben, bie bei 3"fantmen*
Wirten aller 3 (SrjieljungSfaftoren, ber Altern, Veljörben unb beS öeljrerS
ji$ Ijerrlid) entaridelt bitten, ßein 2Öunber, menn ba unb bort ein ßeljrer
erlahmt im gifer unb bon fia) bie Verantroortlic&feit auf anbere ©d)ttltern
mäljt. 2Ber ftrger, Verbrufe, Etttlje unb Arbeit, ßnttäu Iptingen aller 9lrt
unb bon allen ©eiten, $>inberniffe jogar, bie fd)led)te Vejabjung unb fjäufige
9tal)rungSforgen eines tfeljrerS fennt; mer ferner ben ©egen ber *ZBirffamfeit
eines tüchtigen, guten fieljrerS in einer ©emeinbe ju überfein bermag, ber
mujs aitd) miffen, bafe (eine Dantbarfeit, (eine 6t)re 311 fjo$ bemeffen ift für
ben Präger ber ftuttur. — ©etoifj Ijaben bie Cefjrer 91ttborfS ouc^ i&re
Mängel gehabt, bem einen mag es an ben nötigen ftenntniffen, bem anbern
an (Bebulb, einem brttten an Energie gefeh.lt ljoben, aber baS alles mit ben
Sa^uflaflen in eine VJagfdjal* gelegt unb geroogen, miegt nidjts. 9Bol)l
mögen iljnen att$ mitunter ftreuben geblüht Gaben, menn fte fallen iljre
©aalen aufgeben, menn Tie iljrer ©dn'iler Stonfborteit, beS Volles Streben,
fte ju lohnen, erfannten. $aS maren fiia)tbun(te ber $t(tibe, $rofi tu ben
töglia) fta^ erneuernben TOü^en, 53alfam für biele gefa)(agene Söunben. —
®ott ^at iljnen afleS gelohnt. — (tSfortfcfeung folgt.)
Digitized by Google
- 110 -
(Einiges fiber bie Fortbildung btr Teurer.
(»on J. A. D., ßc&rer in $r.)
I.
5)ie 33ilbung bejeidmet ba§ ftefultat, weld)e$ burd) ba§ Silben erteilt
iß. ^ebet, brr aus einem rofyen 3ufwn0f fytauS ju einer gewiffen SBofl»
tommenf)eit gelangt ift, legt ft$ SBilbung bei. Sie ift aber au$ felber bei bei
fteten (Sntmidlung ju f)öf)eren Stufen tfcätig; baljer ift bie ©Übung be«
9ttenfdjeu nie abgesoffen, nie bollenbet, fie birgt eine potentielle Uncnblidtfeit
in fid). — T>ie Silbung ift aber aud) eine unumgängliche Utotwenbigfeit für
jeben 9Renfa>n, oljne Ausnahme.
$ie SluSgefkltung be§ <Üienfd)en umfaßt aber ben gaujen «ERenfc^en in
feinem torpedieren unb geiftigen Sein, fo wie er in feiner auSgefproa>nen
(Sigentümlidtfeit au§ ber Jpanb be§ Sa)öpfer8 fcerborgegangen. Sie umfafet
ifjn in feiner SebenSfteflung , in feinem 33erufe unb Stanbe, worin ilm bie
Stotff Innig gefegt ; beim gerabe in biefen 5Berl>ältniffen, in biefem 93erufe foll
er feine £>eiligfcit unb feine Seligteit bewirten. $iefe tiefe, cfriftlidK 2Bafcr-
Ijeit wirb in il)rem ganjen Umfange motjl Don wenigen SMenfaVn gefaxt;
aber ba§ 33olt hat fic boa*> mit einem richtigen, natürlichen ©efühl junt
WuSbrude gebraut. „3nt ßeben lernt man nie au§;w ja, mir lernen, fo
lauge mir leben; unfere ftortbilbung fchreitet, ober follte menigftenS weiter
fdjreiteu, ob immer <m unferem £)eile, ba$ hängt oon un§ ab. — 2öa» ^ier
bon allen 5Wenfa)en gilt, hat für ben Öefyrer eine befonbere öebeutung. S)a§
liegt im SBefen feines Berufes, ber gerabe bilbenb unb geftaltenb auf Die
^ugenb einmirfen fofl ; baS liegt in ben eigentümlichen unb fchmierigen 3ta>
hältniffen, unter beuen er bie Amtspflichten ju erfüllen hol- Unb menn in
einem Stanbe biefe ^ortbtlbung eine aüfeitige, ben ganzen 9Jlenfcheu in allen
feinen ^Beziehungen umfaffenbe fein mufe, bann ift eS beim Sedier ber gafl.
(5r fofl aus fich jene ^ßerfönlichfeit aflmälig fdjaffen, bie in fid) bie geftaltenbe
ßraft für bie Sugenb trägt.
Ungefähr mit 20 3fl^en, oft nuc^ fdjon borljer, tritt ber junge fieljrer,
nad) einer Seminarjeit bon höchßenft bier 3aljren — au Dielen Orten leiber
bon nur brei Satyrn — in bie $raji§ l)inau§. 9JJit feinem patent in ber
lafdje unb bie 3utunft Doli 9Jofen feljenb, glaubt er, ein gemalter 9Hann
ju fein, obgleich fein patent, unb follte eS bie f)öd)fte 9tote aufweifen,
motjl nicht bie ©arantie leiften fann für grünblid)e ftenntniffe in ollen im
Schulprogramm eingeführten Stoffen. 6$ ift bielmer)r ein 3«'9n'S, »öS eine
gewiffe 3ntefligenj De« Ganbibaten aufweist unb fonftatiert, bafe er fähig fei,
bon nun an fid) einer ernften perfönlid>en Arbeit wibmen ju tönnen. könnte
eS wot)l anberS fein? 9tein, beim bie Vorbereitung jum fie&rerberufe ift
Digitized by Google
- 111 -
bafür 511 turj unb e* mürbe ftch bet junge 9ttann gefährliche Sflufionen
machen, n*"n fr glauben würbe, bafe feine ffenntniffe ihm für feine ganje
2aufbar)n ausreißen würbe. Sin folcher Sahn fönnte auch wirtlich entftehen,
wenn ber neugebaefene Öehrer ben fchmeichelnben Sorten Don bieten fogenannten
»ohlmeinenben ^erfonen, bie bem Unterrichte ganj fremb finb, einige Wuf»
mertiamleit fchenlen mürbe. $a hört man oft fagen: 2öaS braucht ein
Sefjrer fo Diel ju ftubieren, ber ift ja gefcheibt genug, um bie ffinber ein
SiSchen fiefen, Schreiben unb Steinen $u (ehren, unb read braucht man
mehr? Unfere 33äter unb (SrofeDäter höben nicht einmal fo Diel geformt
unb finb auch burdt) bie Seit gefommen. — Solche unb ähnliche OTebenSarlen
finb oft angethan, ben ffamm be§ jungen 2ef)rerS fchmellen 511 machen uub
ihn ju beranlaffen, fich mit feinem 2öi|fen aufrieben ju geben $er Cefjrer
foO aber miffen, bafe mir jetjt anbere QtWtn unb anbere Söerhältniffe haben
als nur Dor 50 fahren, unb bafe bie fokale Umwälzung au bie h^anwachfenbeu
Generationen gefteigerte 9lnforberungen fteflt; barum barf (einem Sefjrer ber
t£ortfchritt, ber fich um $n Dofljieht, fremb fein. Q?r mufe mit ber 3f't
laufen unb ba§ 9leue, fomeit e§ feineu SBeruf unb feine Stellung angeht,
ftubieren. $er fieljrer ift atfo feinen Schülern unb ber ganzen föefedfchaft
gegenüber fdjulbig, fo Diel al§ möglich ben ff reis feiner ffenntniffe $u er-
meitern unb fich 'm Schämte $u DerDollfommnen. $)er angehenbe Seljrer
barf fich nie al« gemachter SRamt Dorfommen, fonbern mufe fich beffen be»
roufet fein, bafe ihm noch <)<" $i?te§ fehlt. @§ gehen ihm nicht nur noch
Diele wichtige ffenntniffe ab, fonbern auch ElenfchenfenntniS uub Erfahrung;
baher ift raftlofeS Sortarbeiten an bem Ausbau feiner 93eruf§bilbung uu*
bebingt notmenbig:
„JRaftloß mufet bu üoroärtS ftreben,
Site emiübet ftcUe fteb'n,
SSiQft bu bie Ißottenbung feb'n." (z^iatr.)
33om Seminar in8 brattifche Seben getreten, mirb ber Seljrer fojufagen
idbttänbig. ©r mufe felber benfen, felber hanbeln unb gerabe bie eigene
Arbeit ohne $ilfe unb Unterjtüjmng förbert bie geiftige ff raft ; benu teufen
lernt man nur burch eigenes benfen, meniger burch 3wrbenfen be$ ßefjrerS
unb ftachbenfen als Schüler. W\t bem felbftänbigen Kenten erblicft mau
auch bie Mängel unb Süden an feinen geiftigen SBorrälen, uub bie 2uft
uim Semen, ber %x\tb jur ^ortbtlbung erwacht.
liefen $rieb ju erweden, barauf foflte aber auch ber ganje Seminar*
Unterricht angelegt werben. ßr gehört jum SöertDoflften, ma§ mau ben
Seminariften mit ins 2eben geben (ann. 2>er ^ortbilbungStrieb ift e§,
welcher ben Cebjer Dor bem „33er fanern unb Sßerftmpeln" bewahrt, ihn einiger-
maßen über Dem 9tiDeau be? Mtüglichen hält unb feinem ©eifte bie jugeublirhe
$rtf<hf gibt. Ober foüte ba§ ©egenteil ba3 Wichtige fein? Wein, bie Gr-
Digitized by Google
- 112 -
fabjrung lehrt eS, bafe Derjenige Öftrer ein armfeliger ift, ber mit bin S9ilbuna,§»
bruchftüden unb SBiffenSreften au§ feiner ©eminarjeit zeitlebens auS&utomraen
glaubt unb fich allein bem golbenfcheinenben $aum be§ £eben§genuffeS §u»
wenbet. — ^für beu Sehrer gilt gang befonberS baS ©prtchmort : „WafT ich , fo
roft ich!" 5Bei jebem haften fühlt er feine trüget erlahmen unb ben *01ut fmfen,
beim „bie Öehrlufl fällt mit bei Cernluft " hingegen bei jeber Eroberung aus
ber päbagogifchen ©iffenfchaft fühlt er neue Segeifterung unb ffraft, nette
Eingabe an feinen Seruf, unb neue 3ugenb fühlt er in fich, wenn and)
fdjon ber jerftörenbe 3ahn ber 3"* anfängt, feine ©puren jurüd ju laffen.
W\t neuem errungenem Söiffen fühlt er fid) innerlich üerebelt unb mm neuein
geflärft jur weiteren ftortbilbung. gemäfe einem päbagogifchen SluSfpruche:
„«Die größten WJeifter finb biejenigen, welche nie aufhören, ©etiler $u fein."
Der Cehrer mufe fid) unauSgefefct fortbilben, um fich für feinen $eruf
tüchtig au erhalten; benn er let>rt nur fo lange tüchtig, als er felber tüchtig
mitternt; er lehrt nur fo lange tu jugenblidjer Srifdje, als er ben jungen
regfamen ©eift in fich 311 erhalten weife. „(Sin Sehrer ift nur fo lange
tüchtig, $u lehren, als er felber täglich lernt, ftängt ber ©eif! erft an
ju ftagnieren, fo fann er einem anbern ©eifle feinen frifchen 3uflufe fl**»
unb biefer trinft aus bem Seiche, ftatt aus ber Quelle." (Xb- «molbt.)
$)amit ift nun gefagt, bafe ber Seljrer mehr miffen mufj, als was
er ju lehren !)at; ja, um wenig gut ju lehren, mufe man biel wiffen. —
Wber nicht nur baS 9Jcafe beS 2öiffenS gibt bem Öehrer bie Süchtigfeit
in feineu Flinte, fonbern bie ©rünblichteit ber ftenntniffe ift erforberlidj. um
ben Unterricht mit um fo befferm (Srfolg erteilen $u fönnen. ©a)on für fid)
felber fyat eine ©adje, bie man nur oberflächlich tennt, feinen ober geringen
2Bert, unb foQ mau fie anbern mitteilen fönnen, mufe fie flar unb fiä)er
fein, benn bie Älarfjeit ber Darlegung hängt ab Don bem tiefen Siffen beS
ObjefteS felbft.
9Ufo eine folibe SerufSbilbung fofl ber Sefjrer erftreben unb fid) nicht
behängen mit erborgten füttern aus allen möglichen SBiffenSgebieten, maS
ihn leicht «tr ©elbflüberfchä&ung unb 2Bid)tigthuerei führen fann, welche
jebcn gebilbeten Eiann abftöfet. — 3' wehr ber ßefjrer burdj fein unauSae*
festes ©treben einen gewiffen ©chaj* Don tfenutniffen auffpeia>rt, befto mehr
befennt er auch feine wahre 2öürbe, um fo mehr Derfkht er bie SBebeutung
feiner ©teflung, um fo mehr flöfet er 3"trauen feinen Pinbern unb feinen
Witmenfchen ein, unb um fo größere Achtung unb Siebe geniefet er beim 93otfe.
$ie ftortbifbung fchüfct ben Cefjrer auch 9*9™ fittficfte 3Serirrungen,
Äüdfchritte unb «Berfinfen in bie ©toffmelt. fluch hier rächt fich bitter bie
93emachläffigung ber ftortbilbung. ©öthe fagt : ßinmal für allemal gilt baS
©prüchlein ber alten: „2öer nicht oormärtS geht, ber geht jurüd, fo bleibt
Digitized by Google
- 113 -
es." 2Ber ni$t DorWärt« getjt ouf bem 2öege ber SJolHommenfait in jitt»
Udler 93ejietmng, ge^t aurüd, wie bei jebet anbem Saa>; ber ©tiflftanb ift
in jeber tBfjietjung IRüdföritt. (Sin jeber Setjrer, ber auf feinen Lorbeeren
auSjurutjen gebeult, ber fid) auf bie faule f)aut legt unb fudjt, nur irgenbmie
bie ©^ulftunben umzubringen, getjt jurüd. $er Heine ©d)afc Don Äennt»
niffen Derminbert ber Unterriajt wirb IjanbwerfSmäfeig unb entbehrt ber
Anregung unb be3 (SrfolgeS. $alb wirb bie ©a)ule bem geijtlofen 2aglöt)ner
jur fiajl; Denn „ein ßrjieljer ot)ne 3beal, ift ein blojjer $aglöt)ner\ (Jtont).
6t tritt als ©rieSgram unter feine ©a)üler, unb überbrufe, Ungebulb,
Unjufriebenfjeit, 3^^eu^^ unö $etgnügung8fu$t teuren ein. (Sbenfo mirb
rt aud) ber 95erfiifjrung Don Wufeen ttict)t met)r wiberfteljen fönnen unb ba8
§nbe Dom Siebe ift, bafe er fid) einer jügeflofen ©innli^feit Eingibt, — unb aus
ift e« mit feiner Autorität, bem guten Warnen unb ber Wartung Dor ben Äinbern
unb bem SBolfe. —
2Öenn ber Cetjrer aber naa) immer gefegnetet 2Birffamfeit ftreben will,
fo ift e3 nidjt genügenb, bafe er eine grünblicrje wi|fenfd)aftlid)e SBilbung be»
fi&e, fonbern bie ©elbfterjietjung mufj er a(§ TOittelpunft feine« ©treben§
jf&en. 6r mufe Dor aflem au§ felber ein tiidjtiger Genfer) unb fittlia)er
§r)aratter fein, roenn er auc& anbem $u biefem 3^* Dertjelfen miß; benn
bura) ba* 59eifDiel wirft ein fieser Diel mäd&tiger, als bur<$ ba§ SCßort.
So wie alfo ber fiebrer feine €d)üler bilben unb geftalten möd)te, fo, ja
no<& Diel DortreffIia)er mufe er fid) felbjt jeigen, benn bie Sitten ber Sefjrer
prägen fid) leidet in ben 6d)ülern ab, wie bie 3üge ber Altern in ben
@efid)tern ber ßinber. „©efityle erregen unb ben (Sntfdjlujj $u Jöeftrebungen
fntroideln unb $t)aten ermeden unb ben Gtjarafter bilben fann nur ber,
weiter biefe geiftigen ©titer in fid) jur $errfd)aft gebraut t)at, tein anberer."
(<Ctcftertt)cg.)
«15 fertiger ftttlia>t Geratter tritt fein junger Mann in'S Seben
6r mu& aber einer werben. $iefe§ gefct)ier)t nur auf bem Söege be« fteten
Singen« mit fict) felbft, benn ein ©prud) fagt:
SGBer nidjt lernt in jungen lagen,
3u feinen 2Bünfd)en Stein ju fagen,
Unb feinen 2BiKen ftetS bejatjt,
35er ift fid) felbft ber fd)limmfte fteinb.
$er f fiüt fid) an mit SBort unb 2 bat,
Unb bringt fid) um, beoor er'd meint!
5)a8 Q\tl ber (Srjieljung in ben jüngern 3at)ren, ber (Snbjwed aOer
Leitung feiten« ber 93orgefefcten ift 99efät)igung jur Selbfterjie^ung. $iefe«
3iel erreic&t man aber niö)t in einem «ugenblid, ot)ne *Dtür)e unb in
finem Seben Doli 9lu§fcfjmeifungen. tiefem 3»*k fommt man immer nütjer nur
auf bem 2Bege et)rlia)er unb treuer Arbeit, mitten im Beben jtetjenö. „2Ber
Digitized by Google
- 114 -
ein fbier 9Renf4l merben tt>ifl , banft einem engen Preis ni#t biefeS (Ufte
©ut ; SBaterlanb unb Söelt mufe auf ir)n mirfen ; ffiuljm unb Säbel mufe er
ertragen lernen; fi<$ unb anbere loitb er gejmungen, red)t &u fennen; tyn
wiegt nia}t bie ßinfamfeit meljr f<$meia>lnb ein; e« roill ber fteinb, eS barf
ber greunb nid)t fronen. Dann übt ber Jüngling ftreitenb feine Prüfte,
füflt, tt>a§ er ift, unb füljlt fi<$ balb ein Wann. (Sin ßljaratter bilbet fi*
in betn Strom ber 2Belt." (®ött>c.) (ftortfefcung folgt.)
^Knterrtc^tößrtefe.
(»on J. 8ch., @ef.*ß. in Z.)
2. »rief: Über baä Äartcntefeu.
Siebet College!
Die ßrflärung be§ @rabne$e§ Ijat alfo deinen Beifall gefunben, unb
fctjoii fommt ber Appetit nodj meljr, inbem Du nichts ©eringereS bedangt ,
als eine furje, feiert oerjlänblicrje Anleitung jum Partenlefen. 3$ miß
menigftenS berfuaVn, biefem 2Öunfa> ju entfpreayn.
beantworten mir alfo juerft bie ftrage, ma§ man unter „Partenlefen"
öerftefje. 2Ber ein 93u$ fdforeibt, ber Reffet feine ©ebanfen glei^fam an
ba8 Rapier, er übermittelt fie bem ßefer burd) fonoentionefle fy'xtyn, buraj
bie 23ud)ftaben. Der öefer mufe nun biefe 3eid>en fennen gelernt Ijaben, et
muB ferner bie toten 33ucf)ftaben mieber 51t befeelen roiffen unb in feinem
©eifte bie gleiten ©ebanfen ermeden fönnen, melrfie ber Sdjriftftefler r>atte;
je beffer ber ßefer in ben ©eift be§ ©^riftftfflerS einbringen fann, beflo
bejfer fann er lefen. Der gleite geiftige Vorgang gefaxt nun beim Parten«
(efen. Der Partograplj ober Partenjeidjner fjot bur$ beftimmte 3"$*" bie
5Beyct)affen^ett eines SanbeS barjufteflen gefudjt, unb ber Parteitiefer fall nun
biefe 3fi<ty*n oerfteljen lernen, feine ^pt)antofie foü baS 3Jilb mieber umfetjen
fönnen in bie 28irflia)feit. Die Pimft be3 PartenlefenS beftünbe alfo barin,
bure^ nufmerffame« SBetradjteu ber Parte fid> oll ba§ oorfteflen 311 fönnen
unb gleia)fam in ber 2öirflid)feit %\\ flauen, ma§ ber Parten jeia^ner bilblicf)
bargefteHt f>at.
2ÖiH man alfo eine Parte lefen, fo mujj man erftenS bie 3f'^fn
gleidjfam bie 33ua)flaben ber Parte, berfteljen. *D?an fod miffen, mie ber
tfarienjeietyner Stäbte unb Dörfer, fteftnugen, Scfyöffer, Plöfter, Äuinen,
93abeorte, Straften unb Sifenbaljneu, ©renjen, $äffe, 33a*#e, Sflttffe, Seen,
$eid)e, Sümpfe, 38afferfäfle u. f. tu. bargefteüt tjat. ferner foll man miffen,
mie bie Unebenheiten ber (SrboberflrtaV öeranf4>aulirt)t merben; mau foQ bie
ßbene Dom ©ebirge, jleile Wbljänge bon fanfter Neigung be« (Srbboben*
unterfa^eiben lernen. Diefe erfte $f)ätigfeit nennen mir ba§ 91 uff offen be§
Parten bilbeS. Doa) bei biefen toten 58ucf)ftaben foD ber Partenlefer nio)t
d by Google
115
flehen bleiben, er fofl jur jweiten ^dttgfrit übergeben, §um übertragen,
b. b« er fofl bie 3*^" in bie 2öirfliä)feit übertragen, er jofl ftdfo aOe
geograpbifcben Objefte in ber natürlichen ©röfie unb 5Be )c^aff entert benfen.
(5r mufe fttb beraubt werben, bafj afle ®egcnftänbe in Derfleinertem Wlafr
ftabe bargefteflt finb, mufe nia^t nur 3c^fn u"b SBörter, Cinien, ftaxbm
unb ©erraffen feiner $Ijautafte einprägen, fonbern ben fügten 2öalb unb
ben fonnigen £ügel, ben belebten ftlufj unb See, ba§ Hochgebirge in feiner
jliOen Etajeflät, baS bon tätigen <D*enfa>n bemobnte Pulturlanb, furj afle
Objefte at« wirflid) erjftierenb fid> Dorfteflen.
SJerwanbt mit bem Übertragen ift bie britte £$ätig!fit beim Partenlefen,
baS Determinieren. Mudj bie befte Parte ift immer no$ ein unboflfommeneS
Slbbilb be« bargefteflten 2anbe§. Mieles fann ber Partenjeicbner gar ni$t
borfteflen, biele« nur anbeuten. Die Unüoflftänbigfeit ber Parte wirb um fo
größer, je «einer ber Wafeftab ift, ober mit anbern SBorten, ein wie biet
gröfeereS ©ebiet auf fteinem SRaume bargefteflt werben fofl. SBäbrenb auf
ber topograpbifd>en Parte bie einzelnen ©ebäube, bie ftufjwege. bie Üteit* unb
Saumbfabe, bie Sra^rfrrafien, Sädje unb $eid)e, bie begebenen Kulturen,
wie ©ärten, Äeblanb, 2Balb ic, bie S9e§irfö- unb ©emeinbegrenjen , bie
geringen ?fnfd)meflungen beS C5rbboben§, Heine ^eläpartien, ßrbfdjlipfe unb
93öf jungen, Dämme unb (Sinfdmitte noo*> grapbifd) bargefteflt werben fönnen,
mufj ber 3<i<bner bei einem Heineren Wafeftabe Diel Detail weglajfen, er mufe
generalifieren. Seim ©eneralifieren mufe ba§ weniger 2Öict)tige bem 5?e»
beutfameren ^Jlafc madjen, bie 3et(^nltr(9 wirb ungenauer, au$ berfdjiebenen
©erggipfeln wirb nur ein 33erg, Heine Krümmungen ber ftlüffe werben nirfjt
mefjr bargefteflt 2c. 2Ba3 nun ber Partenjeidjner burdj ba§ ©eneralifieren
weggetaffen, ba§ mufe Dom .Qartenlefer wieber ergänzt, ^in^iigebodbt werben.
DiefeS £)in$ubenffn berjenigeu 5Werlmale, bie wobt bei bem 9laturobjefte,
nidjt aber bei ber bilblia>n Darfteflung öorlommen, nennt man eben baS
Determinieren.
6§ fönnte nun bier ber (Sinmanb gemalt werben, ba§ Determinieren
fei für bie Sattler $u ferner, unb wenn man ricbjig beterminieren wolle,
fo mfiffe man ja bie ©egenb fdjon fennen. Darauf erwiebere idj folgenbeS:
Wan beginnt ba§ Partenlefen an einer Parte ber eigenen Heimat. Da bietet
boeb baS Determinieren feine Sa*)mierigfeiten. 2Öenn bann bie 6<büler einen
^ügel ober SBerg ber £eimat, einen f^lufe unb ©ee, eine 6$lua)t, ein $bol,
eine Gbene juerft in ber 9tatur unb bann auf ber Parte aufmetffam
betrautet, toenn fie b»« Waturobjeft unb Partenbilb mit einanber beeglicben
baben, fo werben fie ft<b M<b< Objefte autb borfteflen fönnen, wenn ibnen
bie Parte eine ©egenb jeigt, bie fie nic&t au§ eigener Viiftauung fennen.
wirb freilia) babei noa) Diele irrige 93orfteflungen geben; aber bann ift
Digitized by Google
- 116 -
ja tt>iebcr ber 2et)rer ba, ber bureb Sor^etgen Don SBUbern, burc^ SBergleichung
unb ©ehilberung in ben Schülern richtige ^^antafierDorftcOungen ertoeefen
fofl. SBeim ßartenlefen, wie überhaupt beim ganzen ©eographieunterricht,
merben nicht an ben ©crjüler, mohl aber an ben 8et)rer jiemlicr) fyoty 9ln»
forberungen gefteüt. Cefoterer foQ nicht nur bie &arte genau rennen, fonbern
auch buret) SMidjer ftc^ über bie SBcf^affenl)ett ber einzelnen Öänber genau in»
formiert hoben. Seim Unterrichte felbft ift jtuar bie Äarte bie Hauptfach e;
an ber ffarle mufe ber ©djüler unterrichtet merben, baö 2er)rbucr) fei nur ein
Notbehelf, ein 9fachfcr)lagemittel, ber 2et)rer aber barf fict) mit bem Stubium
ber ffarte allein nicht begnügen, er mufe au8 Öeljrbüchern, 9Jeifebef<hreibungen,
^achfehriften, 93eranfcr)aulicr)ung§mitteln aflfeitige grünbliche Äenntniffe gefcf)öpft
haben, fonft wirb er bie Schüler irre führen, ftatt fie jn leiten. 91m beften
freilich ijt e$, wenn ber ßet)rer Diel gereist ift; bann mirb er nicht nur bie
bereisten Cänber, fonbern auch anbere beffer betreiben unb Sefchreibuugen
beffer Derfteljen fönnen. $a§ SReifen foftet jroar (Selb, unb an biefem h«ben
bie Öef>rer in ber 9*egel feinen Überfluß; aber fönnte ba nicht erma« geholfen
merben ? 3<h möchte nur auf (SineS Anbeuten. 9ttan gibt ganjen Spulen
auf (Sifenbatmen unb $ampffct)iffen ga^rermclfeigHng. $a§ ift recht fct)ön;
aber marum gemährt man nicht auet) ben ®eograpr)ieler)rern folcf)e ober notb
größere Erleichterungen auf Steifen, bie fie in ben Serien im Sntereffe be§
Unterrichtes unternehmen möchten? Da märe e§ am ^(a£e, ju „fchenfen." —
W\i bem 28unfcr)e, e§ möchten überhaupt ©emeinben, Jfrantone unb
5Öunb (erfchrief nicht!) bie ftrebfamen fytytx finanjiell beffer unterfingen,
miD ich für ^eute fchliefien. ßebe roohU
$on 5er (fniehunj ber Jltabd)en auf bem fanbe.
(3Son Dr. 3ot). 6d)tt>cnbtmann in SR.)
Älagen gegen unfere moberne $öchterer$iehung auf bem Öanbe — unb
Don biefer fprechen mir ^ter — begegnet man überall. (5§ mirb ui Diel
gelehrt unb ju menig erlogen, ju Diel „SÖiffenfchaft unb fchöne fünfte" ge*
trieben unb ju menig auf 33ilbung be§ JperjenS unb (SharatterS flefetjen .
Daher Diel Halbheiten, Diel Oberflächlichfeit, (Sinbilbung ftatt ($ebiegenr)eit,
äußerer Schein ftatt lüchtigfeit. <So fyat jener ©atnrifer nicht ganj unrecht,
menn er mit grofjer Übertreibung in fchalfljafter Söeife fingt :
„Um bie febnurrenbe ©pinbel brrt>t fidj fein ftaben,
Unb grlittcrjeug füllet bie Duftigen ßaben.
6ie fammelt im peinlid) geglätteten Sdjrcin
9iur fcbJmmernbeS 3eug, ntebt febneetgen &in,
3n Äüche unb fletter fetjaltet bic 3Ragb,
Um «inber unb Äammer toitb toenig gefragt.*
Digitized by Google
- 117 -
$ir Töchter roerben ^eute Dielfach nur äufjerlid) für feinere ßebenSart
borbereitet ; fie lernen ein buntes Allerlei, aber für bie ftrengerc Slnforberung
De« CehenS erhalten fie fein SerftänbniS unb feine WuSbauer. 5)ie mobern
organtftevten $öct)terfchulen, in benen mef/r unterrichtet als erlogen toirb,
unb bie Deshalb auch feine feften SebenSgrunbfäfce einflößen fönnen, finb
feine Wittel, ben grauen jene $ilbung $u geben, baß fie ihre fociale
Stellung ganj §u erfüllen öermögen. Sie bilben nur IreibhauSpflanjen,
bie jeber fcharfe Suftjug im ©ebenen ftört, unb bie ben Ginbrücfen ber
raupen unerbittlichen 2Birflidt)feit machtlos gegenüber ftehen. man fcr)icft bie
iöa)ter (fagt Äörner) in eine höhere Söchterfchule, lä&t fie mit leichtem gintife
filier franjöfifa)en Gonoeriation überreichen, um fie ball» unb falonfät)ig ju
machen, breffiert fie, um ein tfloDierftücf herunter $u flimpern, ein eingepaufteS
Sieb in ber $ljeegefeflfa)aft Dorjutragen, unb voilä tont! So wirb bie
gefamte feinere S3ilbung unferer 9touerntöd)ter meiftenS nur ein fläglicheS
®emif<h Don leeren Lebensarten, conbentionellen Sanieren unb berfchieben*
ortigen Abfällen etlicher fünfte, 2öiffenfa)aften unb Spraken; fie fdjeint
bann borjugSroeife, roie Wittes äufeert, ba$u beftimmt $u fein, allerlei ©e«
brect)en beS SeibeS unb ©eifteS, baS anfprua)5boüe SBefen, bie ßeere unb ben
Unfrieben beS ©emüteS $u berhüflen.
SS ift geroifj, bie heutige ^enfionatSerjiehung gibt ben $3auerntöchtero
feinere Sitten, ©efthmacf, SJerftanb ; allein eS ift auct) eine naturnotroenbige
$olge babon, bafj bie £>aut auf ber 3un9e feiner, bte $änbe meiner unb
alle Sinne in bem ©rabe jarter roerben, als ftdj feine §fähigfeiten Dermehren.
(SS ift eine fet)r roahrfcheinliche ftolge, bafj ber S3erftanb, melier bie 2Biffenfct)aft
Imnt unb liebt, fict) ungern mit Erfahrungen in ber ßüd)e abgeben werbe.
Unb enblict) muß biejenige Softer fct)on einen fet)r hohen ©rab bon Vernunft
befi&en, welche bei einem feinen ©efct)macfe unb einer borjügtichen (ginficht ihre
ebleren unb jartern ©lieber nicht in alle bie fraufen, gehacften, gezierten, frifierten
unb namenlofen füllen fleiben foü, mobura) fo Diele ju einer orbentlichen
(KtuSarbeit ungefaßt werben. SBenn eine $erfon bon bornehmem Stanbe
fi<h Dergleichen erlaubt, geht eS noch an; ber alte Sauer benft, fie fei jum
^üügang prioilegiert. Sei SRenfchengebenfen ^at man aber roenigftenS fein
Tempel, bafe in folchen Dornehmen Haushaltungen etroaS beträchtliches erübrigt
rootben ift. Hflein roenn ber jweite Mang oem erften, ber britte bem ^weiten
unb fo bis in bie unterften SBolfSfchichten in biefer fomifchen Wolle folgt, fo
muH bie baoon abljängenbe £)auSl)altung julefct jene SQÖenbung auch nehmen.
$ie ^enfionatSbilbung i)at für bie 33auerntöd)ter grofee Nachteile, bie oft bie
Vorteile meit überwiegen. Unter ber genauen JpauSorbnung, bie f)\tx fein
mu| unb ber fteten 93eauffichtigung entroicfelt fich baS SBauernmäbchen weniger
frei als unter bem ftuge ber ©lutter $u #aufe. Manche erfüQt in ber
Digitized by Google
- 118 -
3:öd)terfd)ule ihre Pflichten, (Sebete, Arbeiten mehr gewohnheitsmäßig unb
qu3 äußeren, flott au§ eigenem Antriebe; fic (omntt mit Der Seit nicht in
33erührung unb ijt baburdj managen kämpfen überhoben . $)a tann e3 bann
roofjl fommen, bajj e8 fpäter, frei geworben, fidt) teiltet geben läßt unb ben
ßodungen ber Seit weniger Siberftanb leiftet. 3m ^ßenfionat geht alles
fo glatt ab, ba§ 2eben fliegt forgloS Dabin, ohne Unbequemlichkeit, o^iie
raub,e3 Sort, felbft nötige Äügen werben in fdwnenber 9lrt erteilt. Unb
nun fommt es nad) £)aufe, um mit ber ^ßrofa be3 CebenS ju rennen. Sirb e4
ben nüchternen Sinn ber Butter unb ihren ©runbfafc: $ie Arbeit, biefe Pflicht
jebefi 2Renfchen, womit ©ott bie Seit gefegnet, giebt und ein wahres unb Dauer«
bafteS Vergnügen, üerflefjen ? So finb bie ^enfionate weniger für bie Dcäbd)en
Dom Canbe. Selbfi auf bie ©efaljr hin, für ein gebaut gebolten 311 werben,
fagen wir: S)a3 befte ^enfionat für uujere ©auerntödjter ift auch
beute noch baS d)ri|tliO)e gutgefübrte (SlterntjauS $)ie 3Rutter,
welche bie @b< als eine §oü)fä)ule beS Opfers unb ber Selbftentäufeerung
bejog, mit flarem Jöewufetfein unb feftem Siflen ber $flid)t entgegenging,
bem (Srnfte beS fiebenS befonnen unb orbnenb juDorfam, fte follte nid)t im
ftanbe fein, redjtfchaffene d)riftlid)e $öd)ter Don gutem £>er$en, gefunber
Vernunft, einem lebhaften, bod) eingebogenen Se|en, mutige, fit'x^t §au§«
bälterinuen, reinlid)e, Derftänbige ftöd)innen unb aufmertfame (Gärtnerinnen
ju erjie&en? ©emifj.
WflerbingS b^at bie $auemtod)ter bamit weniger fdjöne (Srjiehung als
praftifd)e 2ebenSanfd)auung gewonnen. $od) biefc fogenannte fd)öne Srjietmng
ift ja f)öd)ftenS eine gfrifur ber gefunben Vernunft, unb eS ift lächerliche ^orbeit,
eber an Die grifur, als an bie Sinnen $um £embe ju benfen. Senn ber
Cujus ben Überfluß jum ©runbe hat, fo ift er anftänbig, unb er tann auch
bem Staate nüfylid) fein. Allein ba, wo er auf ftoften DeS 9iotwenbigen ge*
fud)t wirb, wo bie Seele nod) Ittangel an ben notbürftigften 2Öa^rbeiten leibet
unb fid) bennod) mit einem ohnmächtigen Sd)wunge $ur $afef ber höheren
SeiSfjeit ergeben will, wo unfere $Öd)ter franjöfifd) unb englifd) plauberu
foflen, ob,ne bie geringfte ^l^eorie ober ^rajfis Don ber ipau3b,altung ju haben,
ba ift biefer ßujuS ber fd)önen SBilbung ber Seele be§ 9J?äbd)enS nid)tS als
ein prächtiges (Slenb. 2)er ©eifl wirb Oer jär teil, gefd)»uücf)t, üerwöhnt. 6S
tommt ein &fe( gegen alltägliche, häusliche Pflichten. 9Jlit einem Sorte,
biefe moberne 53ilbung ber 33auerntö<bter »erführt bie (Sinbilbung gutherziger
unb leichtgläubiger ftinber ju Hoffnungen, bie nur ber heutige Womanenfd)rift*
[teOer mit ad feiner 3^uberei funftmäBig erfüllen tann. "5)arum ift es unfer
Sunfd), es möchte bei ber SBilbung ber 93auerntöd)ter wieber mehr auf baS
ßeben gefeljeu werben. (58 jeigt fi<h gwabe h^r öei ber ©ilbung ber 9Häbd)en
auf bem Canbe, bafe bie einfache fd)lichte grjiehung bie 2öd)ter flüger, thä*
Digitized by Google
- 119 -
tiger, überlegener, me$r jum £errn bes Bebend, unb barum au# für ba3
bau3li($e Öeben geeigneter unb gtüdlictyr mad)t, als bie meid)lid)e tyiffiöität
ber fogenannten fdjöuen (Srjiefjung ober mobernen Söeltbilbung. *)
, ßit ^albjaljrfdjulf n"? d&raubünbena.
OBon Pfarrer St. in T., fft. ©raub.)
*
3$ erlaube mir, auf eine Arbeit ber 531." in ben $eften 23 unb
24 (1894) jurürfjufommen, obfdjon mir mit unfern „flattern" glüdlia} ind
3al)r 1895 $erübergefegelt finb. Me3 fcfyueigt, nadjbem $err Beßrer H. in W.,
flt. 6t. ©allen, fein begrünbeteS, fdjarfes Urteil über bie „£>albjal)tf Ovulen" ge*
fällt (at. 3n ber roilben ©ebirgSbeimat ber ^palbjaljrfdwleu regt fid) enblid)
eine tJeber, roela^e roenigftcuS einen Sid)tftral)l in jenes büftere Sa)ulgemälbe
werfen niodjtc. Tiefe Jeber fod aber mdit in ben roeltbetonnten fduDarjen
9lbgrunb tauten , um ben Traden Reißer ^ßolemit auf^umecfen. Gm frieblictyer
2Öed)fel ber Weinungen jur gegenfeitigen (Srgänjung ber Arbeiten fei unb
bleibe uufcre $euife.
9ll§ ©raubünbner fteüe id) nur eine §rage:
Siebt bie Snttt>irflung ber i<olf «fd)ule in unferem ftanton f o koett
Vtriirf, baß fie ben „alten ftrcb«fd)aben" ytr 3rtian trägt? 92ctn !
1) 2)er ©nfc bes Ser)rertage8 in 3ür'^ 'ann *n f«n« allgemeinfteu
Raffung (eine (Geltung Ijaben, roesfyalb geroijj üiele mafyre ©djulfreunbe bem»
felben nuty unbebingt beipflichten werben. $)ie §albjab,rf$ule in ©raubünben
muß eine %od>ter ber 9tatur genannt roerben. $5enn jeber gebtlbete Wann
roeiß, öaB bie geiftige unb forperlute 9lu§bilbung beS SSolfeS unter ben
mächtigen, Dom 8d)5pfer gewollten Sinflüffen ber Watur fteljt. 2Bo aber bie
') ffiir baben biefe 9trbeit al«6timmung«bilb Dieler Streife unoerfürjt auf*
genommen, obmobl bie äu«jüt)rungen berfelben ftd) nid)t überall mit unfern (£r*
fabrungen unb SInfdiauungcn beden. 2Ba« ber oerchrte ^erfaffer fa^t# mag iebenf all«
für fog. aufgcllärte s4$enftonate, urie jolcbc Diele in ber ©cftfdjroety unb tn 3fran(<
reidj unb aua? in größern beutfeben Stäbten fia) befinben, Dolle ©eltung baben ;
auf unfere Fatbol. Jöd)icrpenfionate paßt jebodj man die 2lu«ffib,rung nicfjt.
2Bir rennen Diele Xodjtcr au« bem i'iittd- unb JBauernftanbe, bie au« bem eitu
ober jmeijäbrigen S3cfud> eine« (atb. Xöa)terpenitonat« ben größten Siufcen mit ins
lieben nahmen; fie (amen frömmer, gefttteter nrieber nadi .§aufe, mit Dermehrtcr
unb Derftänbtgerer 6d)affen«freube, mtt größerer Biebe )u ben CSitern, mit größerem
$tfer, an tr>rer eigenen iUeroolIfommnung unb berjentgen ber jungem ©efdnuifter
*u arbeiten, fo baß bie 9u«lagen bie fdjönften ftinfen brauten. @troa8 mebr Sil
bung unb ^Inftanb tbut aueb einer aewöhnlirfien Familie gut, unb bie ^rau unb
Kurier ift bod) bie Seele be3 5anitlienleben8. 3mmerbin aber (ann niajt genug
betont toerben, baß bie 2öd)terpenfionate nebft ber RtttöcL ©r;tcbung ba« größte
Hnuidjt auf bie praf tif a)c ?lu«bilbung legen tollen, unb baß ber (vi n flu h eined
¥c nüonat es für bie glüdttd)e @)eftaltun0 be« ,vamilten unb fogialen Beben« um fo
flrößer ift, je mehr bie« gefaneht. — ©rjiebung für« Beben, — fei immer mebr bie
teoife unterer fatr>ot. löd^terinftitute; ba« madjt fie *u @egen«anftaltenl —
Digitized by Google
- 120 -
9totur in i&ren äufeeren 6rfd&einungen bem menfd&licfcen (»efe&e bie 2öeg«
meift, ba fefct fic au$ iljre Scbjranfen. DeSfjalb fübjt man unfereS (SracfctenS
im ganjen ßanton nirgend baS JöebürfniS, bic §albjal)rjcf)iile jur
3a&reSfc$ule $u ermeitern. (Sine folc^e frrage erjfliert ni$t.
Mlfo ifl ber „foebSfdjaben" boa) ba? Die ipalbjaljrfd>ulen finb ba ;
bafj aber ber ftrebsfdjaben fo bebauernSroert fei, fann niemanb zugeben, ber
unfer regeS Aufleben in ©raubttitben tennt. 3$ bin nid}t in ber Sage,
bie „ Tabellen ber SRefrutenprüfungen" unter meine 93rifle $u nehmen. So
Diel miffen mir bennod}, bafj unfere SRefruten feineSroegS aus bem testen ber
Stämme £)etoetienS fommen. 3fbenfab*S ftnb obige Tabellen feine über ade
3toeife( erhabene 9fid)tfdmur. Wi\ um fo mefyr Si$erljeit greifen mir nad)
einer flattlid)en 93rofd)üre bon ca. 125 Seiten: „3afjre$berid)t beS bünb*
nerifd)en ßeljreroereinS." Drei 3<*l)rgänge beSfelben liegen teils auf meinem
-Xij$e, teils en gros in meinem ©ebädjtniS. Die 9erid)te geigen tlar genug,
bafe bie ße^rerfa^aft unermübliety naa) immer meljr 93oflfommenljeit in ber Srfmle
firebt. Die #ebung ber SJolfSfdmle, baS if) ber belebenbe §mud), melier gerabe
gegenwärtig Don $ljal ju %$al baS allgemeine 3nterefje medt unb t)ebt.
3m Äapitel „tfonferenjt&ätigteit" finben mir bie intereffanteften Referate;
miffenf$aftlia> unb praftifdje Sljemate, roela> afle auf biefeS einige 3kl
Einarbeiten.
6S fann nic&t Aufgabe biefer Arbeit fein, auf bie Littel im einzelnen
einzutreten. Mudj in unferm ßanton machen politifc&e unb lonfefftonefle
ftaftoren einen bemü&enben (Sinbrud auf ben unparteiifä>n Stfculfreunb.
Die fa)ulfeinbli#en ©emeinben, ober mie Selker H. in W. fdnribt ,,2kr»
blenbete (Sltern unb taue Sa)ulräte" bUrften üerfjältniSmäjjig feiten ju treffen
fein. 9lamentlia) bie fieberen roerben, menn fie fjarte ßöpfe jeigen, öon ben
ausgezeichneten Sa^ulinfpeftoren naa) ßfjur benunjiert. Das löbl. ($rjieb,ung§»
Departement l)at einen neuen aOgemein oerbinbliaVn Öeljrplan heraus-
gegeben. 3" bemfelben befunbet fid) leiber baS SBefireben, bie Hnforberungen
an bie Sa^ule Ijoa) ju fd&rauben. Diefe Senben^ bürfte moljl mit meljr
3?ect)t als bie £>albjal)rfdwle felbft unfer „alte ÄrebSfdfaben" fein. Dagegen
lenne i$ Ijeröorragenbe Scfyilinfpeftoren, meiere ibre Spulen esaminieren
nati) bem alten ©runbfa^e : „non multa, sed multum" „nia)t SKeleS, aber
©riiiibltct)e§. " 2ßaS bu leljrft, baS mad>e jum geiftigen, bleibenben Eigentum
ber Schüler ; fo ungefähr lautet immer it)re Elalmung an bie #erren 2eb>er.
5öeim SSolfe felbft ftebm bie Sefjrer in fjofjer We&tung, ja fie üben
öielerorts einen bebeutenben Sinflufj auf baS 2tolfSleben aus. 3nfolgebeffen
nimmt au$ bie Schule felbft bie gebü&renbe Stellung bei ben bürgern ein.
Sotoeit meine PenntniS gefjt, $örte i$ öon feinem 8eb,rer, ber um ein
Digitized by Google
- 121 —
-
„Stüd faftigeu ©ped\ „ein Dufcenb ßier", „Srbäpfel" feinen anfälligen
3orn befänf tigen ließe. Wein ! in ©raubünben ift ber SBeruf bet SßolfSbilbner
übet fola> Dinge ergaben.
2) Seines ift baS ffiefultat ber aflfeitigen $f)ätigfeit? Belkes bie
Ofiuc^i ber §albjaf>rfdmlen ? 33or 4 Sagten im Sommer Ijatte id) bie Gfjre,
mit bem £errn föebaftor beS „Saterlanb" eine $our burd> bie ©erge meiner
Ib. |)eimot ju machen. $n einem SUpentljale trafen mir Drei flinber beim
2Bilb&euen befa)äftigt. Wein £err Begleiter bemunberte erftaunt (wie es
ber „©täbtler" M ift) biefe in pfle ber ©efunbbeit unb Äraft blü&euben
©eftalten: „Solche Äinber fieljt man nirgenbS in ßujcrn."
5)iefeS ©ejtänDniS roerbe id) nie bergeffen. „Mens sana in corpore
sauo" „6in gefunber ©eift im gefunben Äörpet." ffiie ber Körper, fo ift
aua) ber ©eift beim 93ünbneroolfe Ijerrlid) entmicfelt unb auSgebilbet, meüeidjt
meljr als in ben 3nbuftriefantonen mit afl iljren Sa^reSfa^ulen.
©raubünben fteflt tüchtige Männer in jebem Berufe Ijöljerer SMlbung.
§S gibt ©emeinben, mela)e 6 — 8 ^ßriefter, #rjte, 9lbbofaten, Staatsmänner
jä&len. Die erften 93orf)aflen jum Tempel ber 2Biffenfa)aft ftnb aber bie
^3rtmarfa}ulen. 9li$t feiten finb eS ©raubünbner Stubenten, meiere mit
relatitxr Öeia^tigfeit aus ber (jalbjäfjrlidjen ©d)ule in bie II. ©omnafialflaffe
eintreten, DorauSgefeju" natürlich, bafi fte genügenben ißrioatunterridjt im
Sateinifd^n genoffen fyaben. ^Bieber ein 3^'^"/ b°& 93erftänbniS unb 2(uf*
faffung trofc ber £>albjaljrfdmle nia)t fo meit jurüdbleiben. wie öeljrcr H.
in W. mit einem ßitate anbeuteu moüte. Unfere ©tubenten mad)en mit
tljren 3fU9n>ffen unferer ©$ule (Sljrf, inbem fie fo fd>ön bafteljen, wie bie
Sürgerföfjne anberer ftantone. 9Raa)en mir eine 2öanberung burd) bie
Stäbte SuropaS unb HmerifaS, fo finben mir unterneljmungSfäf)ige ©rau*
bünbner in allen SBrana>n ber ©efa^äfte. ©inb au$ biefe im „Wegen ju«
fälligen ©lüde« nafj gemorben?" Wein! TOit ©otteS ©egen $aben tl>re
Xalente unb Arbeiten ben 2Boljlftanb in baS #au8 gebraut.
(II. B.)
1.
Die Grjiefyung unferer Sorfafyren legte befonberS auf brei fünfte
grofeeS @emia)t, erftenS auf eine reidje allgemeine öilbung, meldje auf
frönen 3bealen rufyte unb nad) bereit Sermirflidmng ftrebte, jroeitenS auf eine
parf ausgeprägte inbioibuelle (Sntroidlung ber einzelnen ^erfönlidjteiten
unb brüten* auf bie fräftige £erau5bilbung eines feften fittlia^-religiöfen.
G^arafterS, beffenfiauterfeit unb Unbefledt&eit man ängftlia) ju bemalen [ud)te
Digitized by Google
- 122 -
Die gütige (Srjieljuug bro&t einem fad)männifä>n ©pejialiftentum
ju Derfaflen, bem eine f)ö&ere ^bealität mangelt, ber bürolratifdjen Uni-
formierung, roela> bie Talente unb ^nbiüibualitäten in genau Dorgefdjriebene
formen jroängt, ber Unbeftänbigfeit unb ßljaralterlofigfeit. bie baö
$anMn unb Zfyun ni$t nad) feften (Srunbffifccn regelt, fonbern nur nad)
OpportunitätSgrünben unb batyer Dom 2Bed)fel ber iageSmeinung ganj be«
f)errf$t wirb.
2.
Die äöiffenftfaft ber ^äbagogit i[t nia)ts aubereS als ber foftematifd)
georbnete unb urfädjlid) begrünbete Inbegriff ber reichten grfo^rungen unb
ber ftefultate beS tieften Deutens, roeld)e bie beften Männer unb grauen
Dom Altertum bis auf unfere 3"* gemalt, gefammelt unb erprobt Ijaben.
Die (Srfa&rung unb baS Denfen befi (Sinjelnen ift ftets eng unb befa)ränft;
Söiffenfajaft ift 6rfaf>rung unb Denfen ber ganzen Söelt. 28er ba&er SEÖiffen-
fdjaft fid) aneignet, lebt fia) in bie Grfaljrung unb baS Denten ber ganzen
Seit hinein. 2Öaf)re 2Öiffenfd)aft ift Sljeorie unb $rariS in &armonifd)er
SJerbinbung. Die $b<orif entroidelt fia) aus ber ^raris, biefe aber roirb
burd) bie ^Ijeorie immer roieber Derjüngt. (£in IReifter ber 2öijfenfa)aft
roirb nur, roer jfcljeorie unb ^ßraris in fia) Dereinigt. —
3.
2öer erjiefyeu roifl, mufj über baS 3*fl °er @tyi*ljung im Haren fein.
Der ftünftler muH roiffen, rooju er feinen Stoff bearbeiten roifl ; eS mujj tym
ein beutliaVS 9ttufterbilb Dorfdmjebeu. Die (5r$ieljung ift bie Äunft ber
fünfte; ber (Srjieljer mufj baljer eine beutlidp 3bee Dom l)öd)ften 3"(( ber
ßr^iebung fjaben, b. I). es tnuft iljm ein beutlidjeS OTufterbtlb Don bem $ilbe
DorfdNoeben, ju bem er feinen 3öflling d^ftaUeit roifl. 3Jon tym Ijängt als«
bann bie ganje erjieljerifdje Hjätigfeit ab. 2öer giebt tljm biefeS 9Wufterbilb?
Das Denfen beS 3Renf$en Dor GljriftuS unb aufcerfyalb beS <&tjrißentuinS
roar unb ift nid)t im ftanbe, es flar unb beutlid) ju erfa)auen; bafyer geljen
bie Mnfidjten fet)r auSeinanber. Öott oflein fann bem (Srjie&er biefeS 93ilb
jeigen; nur ber Sdjöpfer teunt 3^ imb 3wd ]t\nt$ ©efa^öpfeS bofl unb
ganj. $n GljriftuS ift biefeS 3beal, biejes *Dlufterbilb perfönlid) ber
3)ieufd)f)eit erfd/ieuen. „2öir Ijaben feine $errlid)feit gefehlt, eine £)err(ia)feit
als beS ßingebornen Dom SJater, Doli ©nabe unb Soweit." (3o&. l. 14.)
(Sibflcuoffcufdjaft. £)err SöunbeSrat Sdjenf fpfft, nad) feinem Vortrag
in ber flommiffiou ber fdjroeij. gemeinnüfcigen ©efeflfa^aft in 3ut<4» bnr>
bie Suboeiitionen ber HolfSfdmle nod) im Saufe beS 3a^reS ifjatfacfye roerbe.
„Das mü|te in ber SUkife gefa)efjen, bafr alle, ©ro| unb Älein, fteubigen
Digitized by Google
- 123 -
£>er$en§ boran teil nehmen tönntn; eS berfteljt fi$ bon felbfl, ba§ bie
Sache auf ba8 politifay neutrale ©ebiet ber phhfifchen unb intefleftueflen
ßqiehung gefteüt roerben mufe $)a liegt ber ©ebante näher, ber Vunb
foQ für baS leibliche 2öofjl beS ÄinbeS S3orforgc treffen, um fie für ben
Unterriehl empfänglich ju machen unb ju einem gefunben unb Iräftigen
(fkidjlecbj &eraniubilben. 5Rit anbern Höorten : $ie (Sibgenoffenfchaft mürbe
ihr £>auptaugenmert auf bie auSreichenbe Verpflegung unb ßleibung ber
Sc^ulfinber ruhten." 2Bie auS ber Antwort ber bemotratifchsfreifinnigen
Partei an bie Aborbnung beS (SentraloorftonbeS beS ©chro. 2. V. h?tborgeht, f>äl t
man bort ein ju heftige« drängen auf Söfung ber ftrage untunlich- S)a8 @r*
gebni« ber Vefprechung biefer Aborbnung mit ben VunbeSräten ©chenf unb
£aufer am 26. Januar gipfelt nach ber 6<hro. tt. 3. in ben Sä&en: 1) $ie
fjunbeöberfaffuug [fliegt eine ©ubbentionierung ber VolfSfchule nicht and;
2) 63 liegt in ber Aufgabe beS VunbeS, für bie ftörberung beS VolfSerjiebungS»
roejenS einzutreten; — S) Sine finan^ieQe Unterfinning ber VoltSjcbule roirb
bebingt burch bie §erftellung beS finanziellen (SleichgeroichteS im VunbeSbubget.
4) (58 ift ju erroarten, baß biefeS, bon unborljergefehenen (Sreigniffeu nbije-
fehen, früher eintreten roirb, als man bisher hoffen burfte. 5) Unterbeffeu
ift bie Angelegenheit junädrft im ©ajofee beS VunbeSrateS unb ber VunbeS-
berfammlung ju behanbeln unb gefefclich ju normieren. 6) $ie freier beS
150. Öeburt8tage8 fönnte in feiner pnfjenbern SQÖeife begangen roerben, als
bura) bie Verroirtlichung ber ^eftalojjifa^en 3been mit £)ilfe beS SunbeS. —
Verglich ber geplanten 3nfpeftion beS Turnens im ©ebiete ber
ganzen 6ibgenoffenf$aft labet ber VunbeSrat bie flantone ein:
1) ben $urn* Unterricht in allen b,öbern VolfSfchuleu bis (Snbe beS
3a^reS 1895 ben bunbeSrätlidjen Vorfchriften boflftänbig entfprechenb burch'
Zuführen unb auf ben genannten 3*itbunft über bie Ausführung betaillierten
Stricht z" erftotten.
3n ben fahren 1895 unb 1896 foO eine möglichft umfajfenbe 3n-
fpettion beS $urn» Unterrichtes in ben 2Jlittelfcf>ulen burch Orgaue beS VuubeS
angeorbnet roerben.
2) bie erforberlid>en ^Haftnahmen ju treffen, baß
a) in allen ^rimarfchul*©emeinben , in melden bis jefct noch (ein Xum*
Unterricht erteilt roorben ift, berfelbe bis 6nbe beS 3of>reS 1896 ein*
gefü&rt roerbe;
b. allerfpätefieuS innerhalb gleicher grift in allen ©emeinben, in roela>n
ber ^ßrimarfchul» Unterricht noa) begebenen Dichtungen noch juroünfcheu
übrig lägt, fucceffibe jebe irgenb mögliche Verbefferung burchgeführt roerbe,
ebenfalls mit Verpflichtung ju betaillierter Verichterftattung über bie
Ausführung auf ben genannten 3c'tPun^-
9?ach Eingang ber ^Berichte über Vollziehung ber uorfter)rnbeji Reifungen
beS VunbeSrateS [oll, bom 3ahre 1897 an beginneub, eine 3nfpeftion beS
^rimarfdwl« Unterrichtes ber ftantone burch Organe Des VunbeS angeorbnet
werben.
Aargan. Aar au. £>err Oberlehrer ^eqog feierte fein 50jährigeS
l'ehrerjubiläum in oder ©tiHe. ^öffentlich roirb bie ©dmlbehörbe boch ein
3<ia)«i $tttym haben, bafe fie berbiente ßehrer ju roürbigen roeife.
Digitized by Google
- 124 -
C bmalbcn. poäjto. $ttt ftantonalfchulinfpeftor ^ßfr. Omlin in Sac&feln
hat aus ©ffunböeitSrücffic^ten feine $emiffion eingegeben. 9Ul feine Stelle
rourbe ber frühere Schulinfpeftor £od)ro. $r. Äommiffar b. 9lh , Pfarrer in
ßeruS roieber gemäht. (Sin tüchtiger Sdmlmann löst ben anbern ab ; benn
ihren eifrigen SBemüfmngen ifi eS ju berbanfen, bafe baS Schulroefen ObroalbenS
eine fo erjrenbolle Stellung im fd)roei§erifa>n Schulroefen einnimmt, TOgen
fie noch recht lange roirfen fönnen!
St. ©allen. * Unfere Sehrer-UnterftüfcungSfaffa üerfügt über ein Ka-
pital bon runb 600,000 ftr. hieraus bejieheu nun erftenS Sefjrer, bie 40
bis 50 $ar)re ihre ftänbigeu ^Beiträge uon 70 $r. jährlich geliefert, in ihren
alten Jagen 600 fy. ^enfion per 3at)r. 3roe'tfnS erhalten 2öitroen Don
2et)reru 200 eoent. 300 %x. drittens genießen jene bie bofle s#enfion, meiere
nach lurjer 3*'* bem 2er)rerberufe entfagen, alfo nur roenige Seiträge ent»
richteten unb bielleicht bann einträglichere Stellen übernahmen. 6S geht nun
eine leife 33eroeguug burchS ßanb, bafe bie ^enfion biefer 3. Älaffe §u
©unfteu ber erften 2 klaffen um etroaS gefchmälert roerbe, jumal 600 $r.
(eoent. 30o) bod) jum Sterben ju biel unb jum Seben ju roenig fei. (5§
ift ju hoffen, ba§ biefe berechtigte öeroegung Sellen roerfe, anljaltenb Soben
faffe unb in ben mafjgebenbften Greifen geneigtes Ohr finbe. —
- 2öie bie le&te Kummer ber „^äbag. Wärter" mitteilen, broht bem
Äanton St. ©allen ein fernerer 93erluft. $err Seminarbireftor Dr. Ityobot
SBiget fct)eibet bon <Ücariaberg, um baS JReftorat ber ßantonSfchule in trogen
$u übernehmen.
Schreiber bieS hörte fct)on bor einiger 3«t, bafc ö« jetzige Seiter unfereS
Seminars fich in feiner Stellung nicht mehr behaglich fühle; aber nichts
befioroeniger fam biefe ftunbe ber ft. gaQifccjen Ser/rerfctjaft unermartet. £ert
Dr. SBiget hQt roährenb feiner 3'/«jährigeu Söirffamfeit eS berftanben, baS
9lnfer)en beS Seminars, namentlich Dpi 0(11 fonferbatiben Elementen, ju beben.
9iie mürben klagen über tonfefftonede "flnflänbe laut. Unb baS roifl in einem
pari tätige n unb jubem politifch erregbaren Äauton fchon etmaS bebeuteu.
$)aS Sob, gemiffenhafte Joleranj geübt $u haben, roirb baher bem fcheibenben
Seminarbireftor bon iölättern aller ^arteifchattierungeu ungefchmälert erteilt.
£>err Dr. SZBiget geniefet aflerfeitS ben Ruf eines hochtalentierten, roiffenfchaftlich
tüchtig gebilbeten Schulmanne«. 2öenn auch baS ©roS unferer Sehrerfdjaft
nicht auf baS Softem ber £Krbart"3itterfchen ^ßäbagogil blinblings fchroört,
fo erblidte fie boct) in ihm einen ber tüchtigften unb befonnenern Vertreter
biefer Stiftung.
$ie ©rünbe, bie ben Seiter unfereS Seminars bewogen, feine ^efignation
einzureichen, fiub uns unbefannt. (Sben)o f>errfc^t tiefes $unfel über beffen
Nachfolger. 2öir glauben, nichts Unerhörtes ju forbern, roenn mir auf biefen
^often einmal einen gläubigen .Qatt>lilen gefteHt roiffen roollten, ben bis
je&t fünf „proteftantifche, freifinnige Herren" innegehabt haben, freilich roirb
man ba roieber bon „itichtbrauchbarem «t>oISc" prebigen unb uns brei* unb
bierfach berfichern rooflen, baft folcheS nur im liberalen Säger }U finben fei.
2öir fennen biefe ^i)ta\t unb roiffen fie auch auf ihren innern 2öert ju fct)ä&en.
Digitized by Google
125 -
2Bir liegen ober audj in unfere oberjle (SrjiefyungSbebörbe ba§ üoflfte
3utraurn unb glauben, biefelbe werbe feine Stritte unterlaffen, einen mürbigen
unb beiben ßonfeffionen genefjmen *Rad)folger auf biefen griffen Soften $u finben.
53i3 irgeub eine Womination auftauet, lä&t man bie Angelegenheit ibren
rubigen ©ang ge&en. ©oflte, miber Erwarten, eine ^Jerfönliibjeit auf biefen
ferneren unb öerantmortimgSDoflen Soften gefteflt werben moflen, bie nid)t ba§
geringjle 3utraucn für eine tolerante Ceitung befäfee, fo finbet man in ©afluS
Sanben no<b genug jtreitbore SRäuner, bie bagegen ein gemityigeS 93eto eiu^
legen mürben.
SBir finb im ^Begriffe, ein oierjä^rigeS Seminarftubium einzuführen.
Die 6ntfd)eibung hierüber bängt nid)t jum geringften ieile baöon ab, roer
in aflernäcbfter Qt'xi auf WariabergS pöbelt beS ©cepter fa)mingen mirb.
Docb für ^eute genug ljieüon. ©eben mir ju etroaS anberm über.
Der 9tegierung8rat ljat für bie (Stellung eine« 2efebuct)e§ für bie
7. ^rimarflaffe eine flonfurrenj unter ben ft. gafli|"cf>en Sebrern eröffnet unb
bafür einen ftrebit öon 700 ftr. für Prämien ausgefegt. (SinlieferungStermin
1. 9Rai 1896. 9M3 anbin mürbe für biefe ©dmlflufe au Dielen (Spulen
ßberbarb III. 3>it benutzt, ©eroifo mirb e§ nur afifeitig begrüßt merben,
menn au$ biefe Äloffe ein bie 2*err)ältniffe unfereS flantonä mebr berürf*
fidjtigenbe« fiefebud) erhält. Wad) SrfteUung beSfelben mirb aud) ein neues
ßrgänjungSfdnilbua) — fdmn lange gemünfdjt unb erfebnt — ba$ 2id>t ber
2Belt erbliden unb ^ernoc^ bie Umarbeitung be§ 2efebud>e3 für bie 6. Älaffe
begonnen merben. Die oerebrteu Sefer feben alfo, bafj ein frifd)er, fa^neibiger
unb arbeitsfroljer 3"9 burdj unfer Sdjulmeien jieljt. „Stiflftanb ift 9tüd»
f abritt." ftür bie (Srjiebuug uuferer teuren flinberfcr)ar barf (ein Opfer jii
grofi, (eine Arbeit ju [djmer fein. (Sine tüdftige ©eifteS* unb JperjenSb Übung
if» ba§ rjödrfte @ut, baö eitern ibren ßinbern binterlaffen (önnen. Hub biefer
(oftbare Erbteil fdjeint gegenmärtig um fo mertöoder, ba bie [ojialen SBerljältniffe
immer ernfter fta) geflalten, ba es in ben breiten ©a)id)ten unferer $e*
Dölferung gäljrt unb brobelt mie in einer £>ejen(üdje unb Rimberte unb
^aufenbe ibr §eil nur no$ in einer afle§ oernid)tenben Anar$ie erbliden;
ba bie berblenbete Waffe unb ibre Rubrer nid)t feben moflen, bafe Worgen*
Dämmerung fcbönerer 5age nur $u erboffen finb in ber SRüdfefjr jum gläubig»
frommen 6b,riftentum. p.
— 3m näd)ften grü^ling mirb in ber ©tobt St. ©allen ein 3al)re5-
(ur§ für Äinbergärtnerinnen eröffnet; bie Leitung ift ben &br(räften
be3 ftäbtijdjen ÄinbergartenS ungeteilt, mäbrenb ber Storftanö De§ Sd>meij.
ÄinbergartenoereinS eine Art Auffid»" unb Kontrolle fübjt unb bie 3*ugniffe
unter jeidjnet, bie auf eine Prüfung bin ben 3>ilnebmerinnen be§ ffurfeS
auSgefieOt merben.
&djm%. Brunnen. — m. 3n ^ter geljt man mit bem ©ebanfen
um, bie bis anbin mit ber ftaplanetyfrünbe oerbunben gemefene ©efunbar»
fdjule unabhängig ju ma$en unb unter einen meltlia^en Sebrer ju ftedeu.
5BieIe mittern in bem an ficb, b,armlofen Vorgänge ein 6tüc( Dolitifa^er
©djulgefa^ia^te im (leinen. 69 fafet biefe Anfügt um fo (eia^ter öoben, meil
ber ©ebanfe öon einer ©eite* ausgebt, bie biö anb,in ber religiöfen 6eite
beS Unterriöjte« ni#t gerabe 33ater|ielle oerfe^en, unb meil bie fcerren
Digitized by Google
- 126 -
ber ©ottljarbbaljn fi$ einfluferei<$ unter ben neuen ©rünbern einfinben.
©arten mir ab. — Das gebeimnisoofle Duntel beginnt bereits burdj)fic&iig
ju merben. —
— F. Ter SReg.»9tat beantragt bem näefcfibin jufammentretenben
ßantonSrate, bie Sogenannte Strafrelrutenfa^ule, bie ben 24. Hug. 1893
mit proDiforifd)em @baratter befcfyloffen mürbe, aud) für bie 16 Straffdjüler
Dom ^»erbfte 1894 mieber aufreajt ju fjalteti. ßs foflten fomit biefe 16
99urfa)en, beren DurcbfdmittSnote über 15 eDent. 19 mar, nod) biefeS 3atyr
eine brcimöd)entlid)e Straff<bulf für iljre im abgelaufenen $erbfte eroberten
Woten burcbmad&en. Die Äoften für Überma^uug unb Unterricht mürbe ber
ftanton, bie für ben Unterhalt ber Schüler bie bej. (Semeinbe übernehmen.
(5rjief)ung§* unb <D(ilitär>Departement hätten bie Leitung unb Slufficbt. 3n
biefem Sinne fofl fid) bie Webrjahl ber Sdnilbebörben unb Sebrer geäußert
haben, Don beneu baS (SrjiebungSbepartement bezügliche (Srfuubigungen ein-
gebogen fyai. — Schreiber bie§ ffüt nur ben einen SBunfcb, eS möchte erftlid)
bie neue Sduilorganifation oom b- ßantonSrate enblicb burebberaten unb
erlebigt unb bann auch überall gebanbbabt merben, bann roirbS mobt
beffern. Sobann meint er unmafigeblicb, menn biefe Straffdnile roirflieb
beibehalten fein fofl, fo märe e§ gut, man träfe juftänbigen Orte« 9ln»
orbnungen, bafe fold)e ftrafpfliebtige gelben fdjon Dor ben eibgen. 9tefruten*
Prüfungen auSfinbig gemalt mürben, unb bafe fie bann ibre Straffchule
aud) oo r biefen Prüfungen ju befielen bätten, auf baji ber Erfolg beS
ungemöhnlid)en Strafmittels bem Kantone in ben eibgen. ftefultaten noch 311
gute fäme. GS müfete mohl bem b- ßantonSrate niebt fo 90113 unlösbar
erfahrnen, eine berartige Bnorbnung mit gefefclia>r Unterlage inS Seben
ju rufen. —
Saabt. DaS fieiebenbegäugnis oon £rn. $rof. Secretan, Öebrer ber
^ßbilofopbif ber Unioerfität in Öaufanne, mar großartig. Sein Seftrebeu
ging babin, ^f)ilofopf)ie unb ebriftlicben (Glaube mit einanber 511 Dereinigen.
2ÖaS er in feineu philofopfufcheu Schriften moflte, übte er aud) praftifcb aus.
inbem er jeben Sonntag in bie ßir$e ging, um ba fittlicbe ffrafr unb
$ugenb am ftufee beS ftreujeS ju fudjen — ein 93emeiS mebr, bafe ganje
unb grünblia> ©Übung 311 Ötott fübrt. Gtanje ©elebrte, tiefe unb grünblidje
Denier finb jumeift fromm, bemütig unb gläubig; bie £albbilbung nur
ma(bt ^oajmütig, obfprecbenb unb ungläubig.
£iirid|. Der SurnfurS für 2ebrer auS ben SRefrutenf^ulen Don 1893
unb 94 finbet Dom IG. 9(pri( bis 1. Wai in 3^"$ ftaW.
— 3n 9tr. 39 jmeiteS Wbenbblatt tritt ein fforrefponbent ber „bleuen
3ürd)er 3*ö " in mobltbuenber unb oerftäubiger SBeife gegen ben
Sonntags* Unter rid)t in ben ©emerbefdmlen aller Wrt auf, meil berfelbe
bie jungen Seilte eigentlich Derfübre, „ben Sonntag ui allem anberen ju
Dermenben, nur niebt ju bem, moju er beftimmt ift," meil er bie jungen
Seilte baju erjiebt. „fpäter teilnabmSloS an ben SBeflrebungen ber Äircbe
Dor überzugeben." Der fterr finbet als eine £auptfacbe, bafe „bie 3ugenb frfte
religiöS-fittlicbe ©runbfäfce ins Seben bringe." 6S taget! —
Dcutfrijlaub. 3n Wüncben ftarb ben 3. O^bruar im Hilter Don G3 $abren
bie berühmte tat^. Dichterin Emilie 91 in gS eis, bie %od)ttt beS für bie
Digitized by Google
- 127 -
2Bieberbctebung rcligiöfen ÖebenS in 93niern fo berühmten Dr. 3otj 9iep. Don
SHingSei*. 9tebfi bet 4bänbigen SBiograpfjte iljre* SkterS fei. gab fie manc&e
9Bünbd>en (prtfc^er unb bramatifaVr ÖJfbi^te Ijcrau*, bie Meibenben 2Öert fyaben
unb \u ben fünften SBerfen ber neuem ^Joefie gehören. R. I. P.
«racriftt. fluf ben IS. ftebruar 1895 fäat ber lOOfte ©eburtMag
be$ ureigen 9lmerifaner§ ©eorge ^eabobü. 3n jeber Schule beS SübenS
mitb biejer Sag gefeiert. £ier einige ^otijen über ifjn. (5r mar ber Sofm
mä&ig begüterter Altern, erhielt nur eine geroöfjnlia> Scfyilbilbung unb mar
fd)on mit bem 11. 3afyre auf [icb, angeroiefen. 9lnfängtid} mar er in bem
Saben feines Ctjeim*. bann Partner Don bem 93efif$er eine§ großen Schnitt-
n>arengefd)äfte$; fo üerbiente er nad) unb nadj riefig. Seiner SSaterftabt
fc^enfte er Vf4 Millionen §r. für eine f^reibibliot^ef, Baltimore noa) mel)r.
3n Baltimore ftiftete er mit l'/2 Win. $r ba* ^eabobt)--3nftitut, bem er
bann balb noa) 3«/t Will. $r. fünfte. $ie <5}efd)cnfe Don 50-250,000 frr.,
bie er mac&te, fönnen nict)t aufgellt werben; fif fiub ju jab,(rei^. 3n
Sonbon ließ er für 12'/t Will. §r. ?lrbeitermo^nungen errieten. t$i\T @r*
jie^uug^mede im ©üben 9?orbamerita§ fe|te er 1 71/« Will. ftr. au§. 3m
($km$en fjat er 50 Will, ftr. für rootjlttjütige 3wetfe gegeben. Seinen 3$er*
toanbten hinterließ er immerhin uod) 25 Will. §r. Qsr ftarb am 4. s)fo=
Dember 1869 unb ift ber (Sinnige, ber aufjerfjalb (Suglanb geboren ift, unb
bo$ eine ©rabjlätte im Söeftminfter in fionbou tjat. —
$ä*a00ßifd)e £itttratttr unb Sefpr mittel.
3n 6 ^ur erfdjeint (b. ©udjbruderet 2p r edier, SMeli u. $?ornaucr) ein $aftoral=
llttt für bic SDiöscfc. $rei* 2 ftr. ©« enthält in latcinifdjer ©pradje ba* ©reue
be* Iii. Sater* 2eo XIII. für ben herein ber Iii. Sfamilie, bann in beutfdjcr ©pracbe
ein Sdnreiben be* fyodjiüürbigften SBifdjof* oon CStjur über bie t£infüb,rung bc*
neuen Diöftciaitfate dii&iim«, mcl d\ei fia) in grünbtidicr SBcifc über bie Wotrocnbigfcit
ber Erteilung bc* 9teligion$untcrriä)tc* erfleht, cnblid) uerfdjiebcuc Mitteilungen
über bic ^ublifation bc* Xribcntinum* in Der ©dnoeij. 2>te 5Iu«ftattung ift reeftt
Ibcorie unb $rari« M 6f!nnHarf4u(iiHterrta)te0. IV.fccft. Orcbr'fdje «ud>
banblung in St. ©allen. Sßrei* 1. 25. oniiait : SJcrbanblungcn ber ft. gaflifd)eu
€efunbarlcbrerfonfcrenä an ber SJerfammluna. in :>! in- inert, 1893. — 2)er ©cfd)id)t«
unterrid)t auf ber Sefunbarfdmlftufc; jtoci Unterrid)t*bcifptcle uon ©. SÖigct. —
ßerjrbud) für bic erfte Stufe ber ©cfuubarfdjulcu. — :Hcd)nung; — Xageäorbnung
für bie Äonfercnj 1894, 2Ritglieberoerjcid)ni* unb Statuten. 2Bir »nerben fpäter
auf bie fcauptftoffe juriidtomnicn unb begnügen im* bafjer Porlauftg mit biefer
&erfd)iebette£«
Schreibmaterialien and alten Reiten- Tie erften Schriften mürben auf Stein
gefebrieben, fo aud) bie 10 ©ebote ®otte* ; bic ©efc&e (SJrtccbenlanbs auf breieefige
eberne Xafcln eingegraben. $ic ©efefee 9tom8 waren auf 12 platten oon (*rj,
Elfenbein ober fyoU gefebrieben. $ic alten Urfuuben 7\-ranfreid)ö mürben auf
Silberplatten gewidmet. Montfaucon fanb in Moni ein $ud), mcidic* au* fo
munberPoQ büungefrbnittencm Marmor beftanb, bnft man bie Blätter mit fciaitig-
feit umtoenben (onnte. ftlcante*, ber arme, aber 'leimae Sdn'ilcr be* $bitofopbcu
3eno fcbrtcb bic ßebren feine* Meifter* auf 3Rufd)eln »»b Od)fengebcin nieber ;
$ltniu* er bl t , baß man in ben älteften Reiten auf $almblätter unb 8aumriubcu
idirieb. Die Birmanen fdjrciben reebt jicrlid) auf l^ötmurablättcr ; bie «uajftabcn
»erben öergolbet ober emaittiert unb bie 9tänber reid) ucrjiert mit Blumen unb
Digitized by Google
- 128 -
ürachtooff qcmalttn Sögeln. $te ©cfcfee 6olon« ftfjnttt man auf lange, oiererfige
$ol&fd)ränfe ein, welche fid) um iljre are breiten, um alle oier Seiten lefen ju
tötinen. Äud) jjifdjhäute brauste man jutn Schreiben. 23eim aroßen iBranbe 311
ftonftatitinopel im 5. 3f)rh. ging eine äbfdjrift ber 31iabe unb Cbnffe Horner» gu
©runbe, bte in GJolbbudiftaben auf bie innere §autfeitc einer ©anlange gefdjrieben
mar unb aufgerollt eine Sänge oott 100' hatte. Ta-> Pergament ift ebenfall« fe&r
alt. Sönia. vumeneft von ^ergainu« foU e8 erfunben haben. $>ic größte Hbnltchf c if
mit bem neuen $apier hatte ber fchon in alten Reiten jum Schreiben öermenbrte
unb aus bem ägnotifdjen Sdjtlf, bem $appro«, hcracftellte ©djreibftoff. Huch unter
iiinnenpapier foU eine morgenlönbifd)c 6rfinbung lein.
(Ein feite netf $ucb. Xer fatirifdje Xbeaterintenbent 9?aref<*>fiit in St. 5Beter«=
burg mar in ben merjuger fahren ber ertlärte Liebling be« ruffid)en S^aiferd. Zroty
ber (Großmut feine« aWascnad aber befanb er ftdj fortwäbrenb in ®elbocrlegenl)eit.
(Stuft hatte 9tarefd)fiu eine Sammlung feiner Bonmots ljeraudgegeben unb bafl
fteft feinem b. @önner gemibmet. $)er flaifer liefe hierauf ein SBurf) herftellen,
beffen Blätter au« 1000 Stubclnoten beftanb unb ließ btcfeS Such 9carefdiftn über-
reichen. „9iun gefällt bir mein 2ßerf," fragte ber Garant anbem Xag beim tfrüf)«
ftütf feinen ©ünftling, als oon beffen SBtbfammlung bie Sehe mar. „©8 iutereffiert
mid) fo ungemein," mar bie Slnttoort, „baft id) ben folgenben Xcil mit Selutfucht
erwarte." Xer 3af lächelte unb am folgenben lag erhielt ber 3ntcnbent abermals
ein fo foftbareö »ud), auf beffen iHftcffeite bie tnbaltäfdjmeren ©orte ju lefen
waren: 3wciter unb lefeter »anb.
Ein Denkmal für Don Boseo,
den Apostel der Jugend.
Unter der Zahl der Männer, die in nnserm Jahrhunderte sich
grosse Verdienste um die Menschheit erworben haben, gebührt un-
streitig eine hervorragende Stelle dem italienischen Priester Don
Johannes Bosco, dem grossen Apostel der Jugend. Bei seinem Tode,
im Jahre 1888, zählten die von ihm gegründeten und in mehreren
Staaten Europas und Amerikas zerstreuten salesianischen Schulen und
Kollegien an dreihunderttausend Zöglinge. Die von ihm gestiftete
„Fromme Salesianisehe Gesellschaft"' erweiterte und vermehrte seine
Gründungen und setzte sich bereits auch noch in Afrika und Asien
fest.
Dem in so hohem Maasse verdienten Apostel will man nun in
Castelnuovo d'Asti, seinem Geburtsorte in Piemont, ein ihm würdiges
Denkmal errichten. Dieses Denkmal soll in einer Statue und einem
salesianischen Knaben-Institute bestehen, zu welchem Zwecke wir uns
an die Grossherzigkeit aller edelgesinnten Menschenfreunde wenden.
Die Schul-, Studier- und Schlafzimmer werden die Namen der
hervorragendsten Wohlthäter oder auch der Länder führen, welche
die beträchtlichsten Beiträge gespendet. Ebenso beabsichtigt man eine
hübsche Kapelle und einen Saal für Fest-Akademien zu bauen, vor-
ausgesetzt, dass eine namhaftere Schenkung gemacht wird. ')
') Die Redaktion der Pädag. Blätter ist gerne bereit, für dieses Unternehmen,
das gewiss von jedem kathol. Schulfreunde begrünst wird, Heiträge aufzunehmen
und nach Turin zu senden. Sie wird das Resultat der Sammlung später veröffent-
lichen.
Digitized by Google
Tic «tjincfifctjcn Xufrbc mürben fcbon fct)r frühe erfunben (nad) Singabc bc$
üferjen (HefchidjtMdjrcibcrS t»on £icn=Ifchcn in ber Glitte bc* 3. 3al)rtaufcnb«
(Sbr.) ; bie ftaugenförmige X>arftcllung fam im 8. 3aljr&unbert oor l$hr. auf ;
r. 3at)rhunbert mürbe btc gfabrifation geregelt unb unter ftaatlidje Sluffidjt
11t. 9U* Rohmaterial mürbe abrocd)felnb ber :Kitn oon Xannenholj, ^ilnnojeroö-
, (5rböl, (Mranatmurjelrinbe unb anberer brennbarer Subftanjcn burdjprobtcrt.
f ehxfte Stufe fott fdjon an fid) ben 3Jiof(hu*gcrud) beft^en, ber für bie lufcbc
d>jienb ift; ben fdjledjten «Sorten mirb er burd) befonbern 3ufa& oon ÜDiofdjue
lt. Äußer bem SRoft tommt bie fehmarje ftarbc beS £intenfifd)cS, alfo bie
ia, mit jur öermenbung; baber ber feine braune Ion, melcben gute £ufd)c
beftfcen. Gh,eu*SH*Souen, ein beroorragenber lufchfabrifant be« 14. 3ahr*
bertö hinterließ eine ausführliche 58efd)rcibung feiner ftabrifattonSmeifc. Xar
rterroenbete er ein fette* £>l aud ben Samen ber Dryandra cordata, melcbc«
tnäd>ft mit allerlei mobiriecbcnben.f>öl3eru ermannte, auf Vvlafchen abjog unb lagern
£)ie eigentliche föußeraeugung ging bann mittelft fochten oor fieb, mobei
in firme Sämocben gefüllte Dl babureb ftet« fall erhalten mürbe, baß bie
üjcöen in SCBaffer geftettt mürben. Wl\t gleicher Sorgfalt mürbe ber Nuß oor
\itg unb Staub bemahrt- 91$ $inbcmittct oermenbete er Seim, bem noch einige
beigemifcht roaren. $icie flttifdmng rourbc gefnetet, burch ein Sieb gebrüeft
}H Äugeln geformt, welche mieber in fteinernen Dörfern fo lange bearbeitet
i'iti, biö bie tfWaffe uoliin buftil unb gleichmäßig gemorben, morauf biefelbe
:It, in Stäbe geformt, gehämmert unb in bie &ol,normen gepreßt mürben. $a$
cfnen erfolgte mitteilt Trifebcr, rroefener 9teiöftrobafd)e, meldjc eine ftarfc Saug*
cifeit befifct. (Sin langfame* Xrocfnen mürbe leicht jur Fäulnis be* ttcimcä
iur 3"fefrung ber Sujche führen.
iBrieffaften ber fflebaftton.
v Ff. O— L. — „SöerufSfreube" — 3)ie freuen fid) fdjon barauf. —
h off entlieh mieber aanj bergefteßt ! 2. Xetl ermünfebt; roenn immer möglich,
tabren ! — T- E- ®« haben mit 3bren (Sinfcnbungen ganj SRecht; aber ^ßolcmif
meiner Slatur jumiber. Arbeiten mir pofitio; ba8 ift ber befte Stampf. $>a8
rcilien roabr: ber natürliche Öercinigungäpunft für f atholüche Lehrer ift ber
olifdbe iiebreroerein! — iBejüglid) R. liegen bie öcrbcUtniffe eben gan^ eigen»
lieb, fo bafe mir bie in bem angeführten #itat berührte Scbmicrigfcit flar liegt. —
[). L. in R. — Gl. in Soh. — SkrgeltB Gott für bie frbl. GJabe für ba« Sem. —
<*rr^alteti; ba« nädjfte 2Wal! — F. X. in H. dito; freute mich fehr; fortfefren!
gufcvait.
3m 3)rucf unb Verlag bon 8?* Zd)ulU)ef\ in ;\ütid) ift [oeben
)ienen unb in aflen ^uch^anblungen \u hoben :
Sodann flctnrtd) jDe^alo^t.
SRaci) fttnem öeben, SBirlen unb feiner 53ebeutung
bargefteQt oon ,
IB. ^anfer.
9Wit bem Portrait ^cftalo^i?-
8° br. «rfte fiiefemng $ret« ^r. 1. 20.
3>iefe neue ©iographie be^ großen ^äbagogen befdjränft fid) uid)t nur auf
DarfteQung be8 Beben* unb ffltrfcnS $ieftaumiö, fonbern oerfucht, um auch
Ad) über . ben ftreitf ber Uebrer hinaus 3ntere|fe ju ermecten, burebmeg ben
i^uß fei^e® gefamten Seinft unb ©irtenö auf bie (^eftaltung beö ©cifteölcbenö
oer Kultur ber @cb»ei) unb Tcutjchlaub^ nachgumeifen.
3ic erfebeint in oter auf einanber folgenben ßieferuugen sunt greife unb im
äuge beÄ erften.
qu8 bem £rud unb Verlag oon
IFriefrvidf 0 d| u 1 1 lf c ß in |ittrid),
ju be^ie^en bur$ aüe $ud$anblungen.
SBciblidjer §n«barbeitSnntemt$t.
2trirflcrf Seltne. Ter rocIblfOK £jnbarbeitäuuterri(fjt. (£tn ßeitfabeu für
Deit$lebrerinnen, 9Jiitglieber oon <2d)ulbe fjörben unb tfrauenfommtffionen. §
fteft. 2J!it je 54 Figuren im Xertc unb i litbograpbifdjen £afel
Aroeitc« fceft. 9JW 58 Figuren,
dritte« $eft mit Hl ftiguren unb 2 lafeln. gr. 8°. br.
2lrbcit0f<l)utt)ü(Dlcin, enttjaltenb etrumpfregeln, 3Jla&ocrf)ältnifTe, 3dj:
mufter, ftlkfregeln 2c. 3um Selbftunterricbt für bi< £<bülertnnen. SRii
Figuren, gr. 8°. br.
SBtiffmbadt, ©lifabetlj, Dber=Hrbeit«lebrerin. flrbritfdwliunbc. ©öftema
ßeorbneter Ueibfabcn für einen metrjobifdjen Sdnilunterridjt in ben roeibü
Jpanbarbeiten. I Xeil. irtmh, llmrn trtm- unb (£r§i InirnvjriiiiDc fflr vi:
fdinlCB. 3Mt fcolafdmitten im Xcr/te. 5. Auflage. 8°. br. 8r. LI
II. SeiL *rbrii$!unbc für sdmle unb $an* SWit fcoltfainitien im Z<
4. «uflage. 8°. br. $r. 2.
i»fbrvlon unb »atcdjiämuä jur flrbcitäfAnlfiMbc. 2Rit ^oljfcbntrtcii
Zttft. 3. «uftoge. 8°. br. 3fr. -
£KC««£cfyr«ttttef.
Stander, 3., Xurninfpeftor. Xiirufdjulc für Irnaben unb 2fläbeöen. lafd
format. I. Zt\l $a& Zürnen für bie (Slcmentarflaffcn. 8. Äufl Sr. 2
9?on 3. $au*ttitrtb burdjgefefjene Ausgabe mit Porträt, m. K.
II. Zeil „ , H SUcalflaffen. 5. umgearbeitete Kuß. fr 8.
Hnlfitnn« |nm Zürnen mit bem (fifenftib. 2»tt 48 Figuren. SCofi
format. ffr. U
*<9leitfw>ie bie „Xurnfdnile für ffnaben unb 97läbd)en" ift auä biefer 9
faben fermefl beliebt unb oielfad) eingeführt morben.
Guide pour les exercices de gymnastique ayec la barre de fer. Traduct
de H. Oobat. $r. 2.
Xnrnftfcnle für den militärifdicn ^oruntcrridjt ber febmeijerif^en 3ugenb uom
bis 20. 3a^re. 2. »uflage. Zafd>enformat. 50 Ö
Offene tfeljrcrltfUe.
3n ftolge föeftgnation ift bie CberlcbrerfteUe in Söoüeran, oerbunbrn 1
Orgelbicuft unb 9tefrutcn4lntrrrid)t, oafattt geworben unb btd^alb neu 3U bc?eD
hierauf iWefleftierenbe belieben ftcf» innert 14 lagen a dato unter Öeilaflt «
patent unb ^eugniffeu bejüglicrj bisheriger L'eiftungen beim ^räfibenten bc* 3*
ratbe«, fterrn ftantonSrat S. ^aajmann in SHollerau, anjumclben.
»Ittollcrau, ben 6. ftebruar 1895.
3m Auftrage be» ©djulratce:
£ic Wnncinbefnn$lei.
1^3s- ANZEIGE. I^F
Jnncr^afb fror nacfyffrn 14 la^c n>iro bie ÜRad)ua(mic f
oic ,/#ähiiUHÜfd)en Blätter" erhoben 5)ic verebrten 2lb«mncnl
finr höfliebft erfitd>t, birfr((vii iMmftlid) rin^tlofen.
Digitized by Google
JIiil>ap!ji|tl)r llöttrr.
tBereintßitttfl
MS4»ri| (£r^e(iUBn«frt«»bcö" unb »er „tyi&apfl. Wonatäf Grift".
bes Vereins lutl)ol. Ityrer uni Sdjulmämier
5er Sdjroeit
uttb be* frfjttJfi^crifdjfu fatyol. (£r*tcf|unfl*t>crciue.
5. fcfft.
(drf geint 2 »ogen fiarf je ben 1. unb 15. eine« iebttt SHonat«.)
S)rutf uub (*jpcbiiion öon 3- 3». «luufdji.
1895.
Digitized by Google
1. Otbanfcn hei tf)ri|iU(brii Grjicbcrä *nm fleatim »er 61. ftaiieiielf. (H. B.) 129
2. Oeilräfle jir (9cfa)t<btt be? arnerifqei Sftulioefti* (Von ©ortfr. Mb=G:fla,
SJkofeffor in «Itborf.) (3rortfefcung.) 132
3. (SioiaeS über Hie ftortbilbuia. Irr tfebrer. (frortfefeunfl.) (Von J. A. D„
$rof. in 3fr.) 142
4. 3aiffeR0 achter Oaib bm* $aftoc. (fa.) u<J
5. $rafiifa>e 2)iinbfäbraaa. ber formale« State« as eiiem tietfriet all bei
biblifdjen mmtt. (H. B.) 152
fi. *abafloflif<fte ftuabfftaa . i*
7. $*bta9fltf*e tfucratar «ab Scbrmtrtel ieo
8. ««fdjiCÖCICfl . 160
<*-K <fr-
t
*
-
Digitized by Google
nhpix i f iffg 3Whv.
bee „Sdjmeij. drjiciungöfreunbe*" unb ber „qföbagog. 3Honai«förifi".
bis Sirrin* Kfttfi. Irfjiw unb jl^uImSnntp bw jSdfNit}
unb bc$ ftf|toci^cri(rf)C!t failjol. (£r$ie()ungöt>erein$.
3ttj|, 1. TOrj 1895". ~j JK? 5. || 2. *a)r|aii|.
9tcbaftion8lommiffion:
t«k £cwhurtitcflcrtn: ft. l*unj, t^Kt*. tujem ; Eaunmartnef, 3u«; Me bc$». $tcrn: t>r. Jttfcel.
^fef. fttl, ät>ur ; 8<e »«i, ?farm, fer«, Jtt. ct. «aOcn unb $m «cbm TOipfli in «rftfe Ib, ürt.
DU «t«t«nbu«g c» ftnb m * cmtiMibircrter Sau mgartncr }u d*tm.
abonnemcnt:
*«4,<ini metuJlicb 2 mal {( ben I. unb 15. bd VtvttaM unb tefut IftbrlUt fftt ScrcIrtmittjUebtr 4 gt.;
f'JT t(bramt«ranbtt>»tcii 3 Jr.; fftr ?Jicf>tinitflHebcr 5 &r. * e fl « (tu n 1 1 n betrn ««tte««: 3. V).
tliaf^t, B«4bru<f<r, 3ug. — 3n[ct<Uc »erben bie fictitjeil« mit 10 Rp. bete^nel.
— — — - i—^-sg-ge
&ebaitft*n 5ee c^riftf. örjteljerö jum ^Beginn
5er Ijf. 3Fttftenjeit.
(H. B.)
Die gcrfluföoolle n , jerflreuenbcn Sage ber ftaföingäjeit finb toorüber;
mit bem 2lföcrmittroo(t) beginnt fid) ber *5riifl be$ ScbenS roieber nifi^r geltenb
ju imföcn, unb e$ ift gut fo. greuben finb Wittel jur Abzäunung be$ ©eifte«
unb foibcn, mit WaR unb in (Sljren genoffen, itjre 8ercd)tigung. ©ic finb
«quidenbe Raufen im regelmäßigen Öaufe be8 99cruf3= unb $age8lebcn§;
ober fie bürfen nic^t ju lauge bauern. fonfl berurfan>n fie überbruß ober
Wirten entträftenb. Dem (Seift be§ Wengen ift regelmäßige $t)ätigfeit 93e«
bürfni*, unb je ebler et beanlagt ift. befto meljr erfreut iljn ernfte ©eföäfti»
gung, unb mit Energie uub ftonfcquetu, legt er fid) alle Entbehrungen unb
Wulfen auf, roeföe i^m 311 feiner fteteu gortbilbung notroenbig erföchten.
Sine folibe ©eijieSbilbung ift of)ite Wbtötung gor nid)t möglid).
Silbung umfafet aber ein Doppelte«. $efit> ber für ben $eruf unb ba$ 2e*
ben nottDenbigen £enutniffe unb $kfifc ber jur Durchführung uub Verwirf-
Iia)ung berfelben uotroenbigen Söhlens- uub l^atfraft. Riffen allein ift
nia)t «Übung. Sehr beider jenSioert brüdt fid) hierüber P. ■% Söeifc ') aus.
.liefen ©afc" fagt er, „foü"te man uuferm ©eföled)te tuoljl mit glüfcenben
Sudjftaben auf bie ©time unb bie beibeu $anbfläd)eH brennen. SBcnn
mon if)tn bie 3rrlcfjre nföt aus bem ^erjen reißt, ba& 2öiffen aDeä ift,
') «pol. 3. pag. 600.
Digitized by Google
fo tf) nid&t« geft&e&en unb totrb nidfot« erreicht. Wein, Siffen ift ni$t
alle«. JBiffen allein ift fogar feljr wenig. 2Biffen ift aflerbing« 39ebingung
unb Anfang aOe« (Suten, unb barum ift e« 61. $flt$t be« Wenf<$en, fi$
ba« rechte Sötffen ju erwerben. Aber roenn er aud) alles SBiffen Ijat. fo
fjat er bod) bloß ben (Srunb gelegt unb bie erfte Söebingung ber SJilbung
erfüllt. ßrft mufe id) wiffen, roa« id) foll unb roobin ic$ jtreben mufe,
fonft fann id) nic^t beginnen. 9lber bann muß i# wollen, wa§ i$ weif;
unb tljuu, wa« id) will, ba« gibt einen gangen Wenigen. 6in bloßer
JBerftanbeSmenfd) ift nid)t einmal ein falber, fr ift blofe ein $rittel«menfd).
^a« gilt felbfi in öejug auf bie Silbung be« (Seifte«. 33om blofjen Söiffen
wirb ni$t einmal ber (Seift berebelt. 3war ift e« richtig: bie Barett
ma<$t ben ©eift frei; aber niajt bie 2Baf)rf)eit, bie er blofe erfenut, fonbern
nur bie er übt. 3a, bamit er fie nur überhaupt redjt erfennt, mufe er fie
üben, ^arum ift unb bleibt bie 3ud)t be« (Seifte« burd) %f)a\
unb Überminbung nidjt blofe bie Sollenbung, fonbern au$ bie
^orbebingung ber ©eij»e«bilbung. 3d)ou im gewöhnlichen Seben
geigt fidj ba«; 3t™"9 unb Wot fiub fet>r häufig ein mächtige« Wittel ber
<Seifte«fchärfung. 2öie Diele bebeutenbe Wänner mären ba« nicht gcroorben,
hätten fie nicht eine fo harte Schule be« geben« burchyemad)t ! 2Bte mancher
hätte ein großer (Seift roerben !önnen, hätte er e« fieb nicht fo bequem unb
leicht gemalt! Um mie Diel mehr gilt ba« bon bem Streben nach bem
3iele, in bem ber (Seift feine f)6d)fte $tafienbung finbet ! $öa« hilft ba alle«
ilMfieii, wenn einer bamit nicht ernft macht, (£rnfl nicht mit wohlfeilen Söorten.
fonbern mit boflenbetem Öeben! 3ft ba« Silbung be« (Seifte«, menn einer
weife, ma« ihm jur (Jljre, gur Pflicht jum $>eile ift, unb menn er feig ober
falb babon jurüdtritt, fobalb er bon feinem Söiffen Semeife geben fofl?
Unb n>er jählt bie armen Opfer be« ftleifaV«, bereu (Seift, fo fa)ön er be-
gonnen fatte fieb $u entfalten, erlahmt ift mitten auf bem 28ege unb afle
feine @rrungenfd)aften ehrlo« mieber prei«gab, weil ber Wange! au Übung
unb Übertoinbung ihm erft bie iRraft unb fcbliefelid) ba« Öeben raubte ! So
lange er bie Pämpfe be« (Seifte« mibrr ba« ftleifd) fd)(ug, ftieg er an
Schärfe unb Qrfolg täglich höher empor. %\ bem läge aber, ba er ber
Schmeichelei, ber Sinnlid)feit erlag, erreichte ihn ba« Sdjidfal, ba« $)annibal«
im ftriege unbefiegte« fteer in ftapua entnerDte. 3n eine Derborbene Seele
gebt bie Sei«fjeit nic^t ein unb wohnt nid)1 in einem Ceibe, ber Sünben
unb Softem untertänig ift. „$ie Steinzeit be« £erjen«, bie &euf$ljett
ber Sinne, bie Wbtötung, bie SeibftDerläugnung be« innern wie
be« äufeern Wenfchen, unb alle bie ferneren kämpfe, o^ne meiere
ber Übermut be« ^leifdje« nicr>t gebänbigt, unb bie ^errfa^aft
be« (Seifte« über bie finnlia)en triebe ber berborbenen 9latur
Digitized by Google
- 131 -
nun einmal nicht getua^rt »erben fann, finb unerläßliche Littel
$nr wahren ©Übung beS ©eifted." So iji f$on Dom rein natürlichen
Stanbpunfte aus mahre ©eifteSbilbung ohne Wbtötung unb Selbftbeljerrf<hung
gar nicht möglich. Unb wenn mir [o Diel oberflächlichen Sinn in unferer
.mobernen" 2Belt erbliden, fo Diel f>ot)l^ttt beS ©eifteS unb ßeerheit beS
$>erjenS. fo Diel Schroäche unb Unbeftänbigfeit beS SöiflenS, fo tontmt e3
jumeifl baljer, ba& man fid) ber SJergnÜgungSfucht unb 3erftreutheit ju fel)r
bingiebt. ©eniefeen unb nur geniefeen, baS ift baS ÖofungSmort |o Dieler
gefeflfchaftlichen Stoffen ; Opfer bringen, Selbftentfagung üben, fia) felbft,
feine Regierten unb feinen SBiUen unter bie ©otmäfeigfeit ber Vernunft unb
ber »eligion beugen — baDor fcheut man jurüd, Dor folgen «nforberungen
erfdjridt ber genufefüchtige Wenfdj! Unb bod) ift beren Erfüllung baS bringenbfte
SJebürfniS, roenn baS ftamilien« unb Staatsleben, roie baS beS 3nbiDibuum8
ein normale^ unb glüdlicheS fein ober werben fofl. 9ln ernjie Arbeit, an
3elbftüberminbung, an Opferfinn fofl batjer bie Grjiehung bie 3ugenb ge-
meinen unb t)ieju fann auch bie Schule teils burch Belehrung, teils burch
Übung ein 2Befentlicb.eS beitragen. Die t)l. ftaftenjeit bietet ^ieju Dortrefflich
©elegenfceit. Der ßehrer Derlange ba mehr als fonft ernfte§ benehmen unb
ernfte Arbeit, roeife b,in auf ben ©eift ber SBufce, ber in biefen $agen bie
Äirche befeelt unb auf bie Wotroenbigfeit ber Söufce auch Don unferer Seite,
um getreue Sanier (Sljrifti ju fein unb für uufere Dielen Sünben unb §fet)ler
genug ju ttmn, unb jeige ihnen, bafe eines ber beflen Wittel, SBujje ju tljun,
bie genaue Erfüllung aller 53erufSpfIia)ten fomot)l in ber Sdmle als ju f)aufe
unb in ber Äirche fei.
$)er 6t)rift b.at aber nicht nur ein natürliches ßeben, fonbern aud) ein
übernatürliches, ba$ ihm in ber hl. Saufe gegeben mürbe unb burdj ben
roürbigen Empfang ber %[. Satramente, burd) baS ©ebet, burch ben 33efu<h
beS ©otteSbirnfleS, burd> bie gute Weinung fortroöfyrenb erhalten unb geftärft
nuro. *DiefeS übernatürliche ßeben ift ber $efi$ ber ftinbfchaft ©otteS
in ber hfiügmachenben ©uabe. 9tber auch biefcS fann nur Durch fort-
mäörenbe 9lbtötung unb Selbf)beb,errfct)ung erhalten merben. Die 93er*
fudwngen nahen fchou ber 3ugenb Sag für Sag unb oft unter ben Derlodenbften
Okjtalten. Die böfe Segierlicbjeit im Onuern, Die böfen Aameraben, fchlechte
Süa>r unb Silber, ber böfe ©eift, ber fo Dielfach in ber Jöelt h«rf<ht, unb
ber Satan felbft, „ber umhergeht roie ein brüflenber ßöroe unb fucht, wen
fr Derfölinge" finb täglich mieberfehrenbe ©efahren für bie Uufdmlb unb
Sittenreinheit beS ÄinbeS, für feinen ©lauben unb feine Sugenb. (£S (ann
fte nur uberminben burch getreue unb fräftige Witroirfung mit ber göttlichen
Gmabe. Diefe Witmirfung fe&t aber ben ©eift ber «btötung, ber Selbft-
bebrnfchung DorauS. So hängt alfo aud} bie Erhaltung beS über-
Digitized by Google
natürlid&en fieben« unb baburd) ba8 ©lüd für bif (Sroigfeit Don
ber Wbtötung ab — eine neue unb bringenbe Hufforberung an bfn §r«
jiefcr, in ben Äinbern Don früt)cfter Ougenb auf Den ©eift ber $tbtötung
unb ©elbftbeljerrfc&ung ju pflegen. „$aä jptmuiefreicf> (eibet ©eroalt, unb
nur bie ©eroalt gebrauten, reiften e§ an fi$", jagt ber göttliche £>eilanb.
*&iefe ©eroalt ift eben bie ftraft ber €>elbfibel)errid)iing, roeld^e aDe Gräfte
be§ ÖeibeS unb ©eifieS bem ©efefce ©otteS, roie es in Vernunft unb Offen»
barung liegt, bienftbar ma#t unb alles Dermeibel, roa3 bemfelben entgegen ift.
Söoflen roir bof)er ein geiftig unb fittlid) ftarfe«, religiöfeä ©ef$le$t
fceranjiefjen, bann müffen roir bie 3ugenb frül) frfron bor ber ©enufefuaV
beroaljren, fie gewönnen, Opfer ju bringen in SRüdfidjt auf ftd) felbft, in
9füdfid)t auf bie Altern unb ba§ Familienleben, in 9tüdfid)t auf ben Serfebr
mit ben 9Ritmenf$en, in SRüdfia^t auf ba§ ganje SdiuHeben unb ba* fpätere
ftaatlidje ßeben, aber aud) ganj befonberS in 9tüdfid)t auf ©ott unb feine
(I. ßirdje, roela^ lefctere (Srroägung baS leitenbe SWotio audj für bie übrige
9tüdfid)ten fein mufe. Me§ roegeu ©ott unb für ©ott! $a3 rnufc bie
DeDife beS jungen ©ef$led)te$ roerben! $)ann fjaben roir für bie 3ufunft
nichts 511 füra^ten! Dann baben roir aber aud) bem IBaterlanb ben bejten
®ienft geleiftet unb roar)rf)aft im Dienfte ©otteö unb ju uuferm eigenen
©eelenglüde gelebt unb gearbeitet. Fiat!
beiträgt w <&rrd)idt>te brs urnerifdirn Sdjulwrfrns.
(©ottfr. »b^gg, ^rofeffor in »Itborf.)
(ftortfcfcung.)
II. Sd)ulorbnungen.
I. SdjuUgrbnnng burd) ein tUtl) Ju orj j&ngrnommrn onnb beftät
morbrn uff brn 18 Ug $eccmbrifj £nno löT^cn.1)
9famlic& be§ erften fo f>att ber ©ajulmenfier 9tytt 9teüc$lin Don Sulgen
bie S$ul ju uerfea>n, Dnnb bie Sugent mit allem flijj Dnnb ernft 3*M}tnen,
Derfprod>en, roie ban 3me oua) jöla> £dml Don einer Oberf&eit jugefagt
roorben, ^ierumb fofl ime für fin Sarlofm, Dß beS SannbtSfedefl all fron-
faften Dnnb 3ebe froufaften befonnber§ alroegeu jroen&ig 9Jlün& gulbin $e
40 für ein gl. geredinet, geben roerben.
6§ fofl ouä) ffjein ßatinifdjer 6a)ulmeifter nebent 3me ©(fculljalten
no$ lernnen, ban aflein bie gulbin Sdmlmeifter bie felben finbt l>arin bor«
behalten, Dnnb Don 3me Sdmlmeifter 3»g*toiK"-
Temnad) roeflid) fdwler fo 3n bie Sdwl ganbt Dnnb fiatin lerenb, baß
fb anfadjeubt exponieren, fol 3eber all froufaften jroen^ig fd&iflig fdmflon,
') Mmmannbud).
Digitized by Google
- 133 -
onnb 3»en angfter ßuftergelt geben, befliß bann mm Cotin ober tütfd)
läßen onnb förgben lernen, eS feöen ßnaben ober $öa)ter. 6ofl 3ebe perfoii,
Don 3eber fronfaften 3ea>n fdnUig fa^utlon, onnb 3roen angfter Guftergelt,
bem ©tfculmeifter Onuerjogenlia} geben, onnb ben föullon, fo balbt einer
anfaßt in bie fc^ul gon Oerfaflen baben.
$er ©$ulmeifter fofl oud) man er fc^ul ljalt alroegen am Worgent frü,
onnb fliffig br; ben fabulieren fin, bie oud) mit aflem flife onnb ernft lernen,
berglicfc oud) bie gefäng, roie es eine oon ben Ijarju oerorbnetten SBifitatoref
beuol$en mtirt, onnb 3nfonberljeit bie fabulier bafe gfang onnb SWufica
lernen offentcjalb onnb bnuerljinbert 3rer gemo^nlia^en Onnb Orbentlid>en
Seftionen, alji 9iamlid) an firtagen, ober anberer bequemlid) 3M (5r fod
ouä) bie %uctore$, fo bem alten loaren (Satf)oIöfcf)en glouben, glndjförmig
onnb ber 3ugent Wnnemlid), Oud) ben 33ifitatore8 gfeQig, fic^ mit bücfjet
oerfedjen, onnb ber 3ugent oorläften onnb lernen, Oud) alle tag man nit
firtag ift, 6$ul galten, bod) man ein ganfce motten bafe fljein firtag bei
toua^en ift. Wag ber ©dmlmeifler felbiger toua)en am bonftag naa) bem
einen ben fauleren beS tag« orlob laffen. @lict)9fall8 an einem firabent,
oud) orlob geben onnb nit roitter.
3tem ber Sdjulmeifter i|t oud) fd)ulbig, firtag onnb roerdjtag, ba3
G&or mit fingen 3U uerfeeben, ba gipt man 3me bon Sebent Wmpt jefingen
4 fe, oorbeljalten man ber filier 3nen etliche ernpter an fefttagen ^fingen
f)ieö, bauon tyein lof)n merr, 3ft er fold)e Smpter oergeben« onnb otjne loljn
jffingen fa^ulbig. Duo) Oorbet)alten bie gejagten 3arjit, mie bie geftifft jinb,
ben lofjn geben werben.
3tem bie Salutier föflen oud) bem Sdjulmcifter geljorfam [in, ade firtag
Dnnb Däft, 3«ber ftn Gljorljempt in ber Pilsen angaben, ben fummer ein
3eber fin flran£ tragen berglid)fn an Werktagen, melier e« oermag in ber
flildjen ein rodl) ') angaben bau melier ©ctjuQer eS nit tt)ut, bie fod ber
Sa)ulmeifter mit ber Hutten ©troffen.
6« fofl ou$ ber ©a)ulmeifter alle tag bnnb 3« menigiften am
onberen tag, Sebem ©okulier ein oorgfefcrifft 3emaa>n oerbunben fin, Oua)
bie 3pt flojfig lernen onnb 3eigen bamit fo mögen lernen fc&rbben, Sllfo
ba« bie S$uler bie gefd)rifften alle tag naefc altem brud) bem fa)ulmeifter
boa) nit minber ban brj fitmien jum mall fedjen laffen, onnb bie fo brieff
la^ben ein brieff jum tag 3roeü mall ab$efi$röben fa>lbig fin, befgliayn
joflen bie Beulet an firtagen ünnb firabenben almegen naa) ber bef^er ein
3*ber fine gef(t)rifften bem ©a^ulmeifier 3«5«Öe» fc^utbig fin.
») Mit bei ©dj., ttoburd) bort ber Sinn m$t rct$t flar ift.
Digitized by Google
©o föflen ourf) bie ©<$uflet fidj 3u allen götli($en gmpterm & fpc
glia) ju 9Jtäji, üßefpct, SRettp, ©alui, roo müglicb, bafe fp Don 3tcn Altern
nit bctfumpt etmafe Df3f"#ten fidj beflißen. ban meiner nit 3" folgen
gotli<$cn einpteren gatt wie Objtott. $nnb Jtyein tedjtmefftge Dtfaa) fjatt
ben jofl ber ©c^ulmeifter barumb flraffen.
3tcm fo föflen bie ©dmler fia) in bic fd)ul 3egan fl^ffen, Wamliaj
fumec 3ptr) Don ©antt Ngat&a tag &in bis an Sant 2Ria>t8 tag am morgent
ftüc. 3a bic in bcr etften Seftion, Dmb bic Dicrtc ftunbt Dnnb bic anbeten
fo 3ung Dmb bic fünfte in bcr fdml fin. (Arn »anb : bo$ fol bct ©($ulmeificr
3ncn nit $u gefat fin man fj bie ftunbt überfea)enbt.) ban man fo uaa} ben
göttlichen emptern bct feigen m äffen ben 3ntbiB 3* tftnn bc mibet Dfgclaffcn, ©od
ban 3*&ct fdmfler roibctnmb Dmb bie nünttc ftunbt 3n bic fctyul gan, Dnnb batin
bife nadj mittag blpben S5nnb Dor bem cd eins fa)(ea)t biß na$ Dcfpet mibet
3n bct f$ul fin, ba§ ban ein 3fber 3rocpinal betört fin fofl Dnnb ban
naa) SRicfcaeflj bpfj an ©antt Wgatya tag, foflen bie ©dmlet, fo bet erflen
fiection fmbt, am motgen um Dmb bic fünffe, Dnnb bie anbeten fo 3ung
bot ben fed)fen, ban oua) man fo bfgelaffen, nae§ bem 3ntbiB not ben
3ec^ncn, bis Dmb bie 3roölffe, bau mibet Dmb bafe ein, bife man Dcfpet lütt,
almegen in bct fa)ufl fin, Dnnb man fp metben bfgetaffen. ©öden fp ge-
fttadS f>eim gan, Dnnb fäajen ob fp ba&eimen 3c^u» °9 ©traff bc§ ©dwl«
meiftetä.
9U& ban oud) ctman bngc&otfam ©cr)utet, fo fia) nit ©ttaffen (äffen,
Dnnb Don 3ren bitten ju 3>)tten mütt Kuggen gehalten, bem ©a^ulmeijiet
fp 3< ©troffen nit roeaen Detttagen. 3ft angefea>n roeflid) bem ©a)ul-
meificr. 3n bic Öcet metben beuoufyn, bic ein ©dmlmcifier gebiitenbet
gcftaltt foO ©ttaffen. meflia) ban 3mc fjierumb etmafe mibet brieffeS,
fpe mit motten obet merftjen zufügte, ©oll er get&an baben. HflS über
ftiben, fonberS ob bau etlidj mclten Dctmeinnen $et ©a)u[mciftet bic 3ren,
Dnbiflia)ct geftalt gefttafft, bie mögen fötales ben Detotbnettcn tBpfttatore*
clagen roeflidj föden gmatt Ijaben ijetin gebütlia)« infea>n 3^^«" bnD ab*
fd)affen e& nit met befehlen föfle.
($8 föflen ou$ bie fdmflet ben mintet bie ftuben 3e&fifcfn Dnnb
jeliec&teten, nacf> bem alten brud>, $>otj Dnnb tferjjen tragen, obet mic e$
Don ben 33ifttatore3 beuoldjen mitt fdjulbig fin.
3tcm bct ©dmtmeifier fofl oua) Sttyin %xm fc&ufler Mnnemmen, ober
bic figen beuor ben Derorbncttcnn prefentiert, oudj geajaminiert Dnnb etloupt.
bo$ nit mefjer ban fttnff angenommen metben föflen, betglid) einet möa)te
fta) fo bntugentlia), Dn3ü#tig, Dnnb Dnget)otfam etjeigen, obet fünft bebua^te,
fo lang bje gemefen, S)afe bic Dctotbnctcn föflid) alrocgen mögen Drlouben
Digitized by Google
- 135 -
önnb oon ßanbt föidljen, weflid) fdnifler jöflfn berftanben werben, bie rrnib
bös ttlmufeen ganbt ober fingenbt.
3Beflic^ 9km fdnifler berufft werben, jöflen ütnb 3ren gebürtigen Ion,
bie brünenben fterfeen, oor bem £od)mürbigen ©acrament fingenbe tragen,
bb bermibnng be4 fionbtS
3tem mrOtc^ fauler ber ©c&ulmeifter berorbnet, föflen föulbig fin ben
priefteren, ©an fb bie Ijeflig 9Häfe polten 3e afltarbienen, boa) föflen fb nit
in ©acraftin gan. Oua) be« wed)fel5 nüfeit beloben, bj ©troff be§ ©$ul»
meiperS berglid) föfleut fn ouc& nit in baö gloglmfj gon ober einer werbe
oon bem ©igeriften, pfiffen 3e lütten berufft, Dnnb befonberS toan bie
«rmen fdmfler, oon Dem ©igerften berufft werben, föflen bie 3me lütten 3* ^elffett
idmlbig fin. boa) foll ber ©igerift ben ©ä)ulmeifter beuor fjierumb anfügen.
SBnnb finbt ljierumb 3" 5}ifitatore§ oerorbnet, 93ier, 9lamlid) t)er $>ea)an
$rjarrr)err 3" Hltorff. Reinritt) $>eifl r)er <Dlartj W. frümeffer, {louptman
brofb 33üntiner onnb £wuptmau ©eboftian Banner, weflid) fia) alwegen.
3wen Dnnb Qmtn, alwucfjen ein tag 3* bifitieren abtfjeiflen, onnb alfo bmb
gan fofle welken ban etwas befcr)merlicr)S begegnet, für bie anbern beibt
bringen, bie bau mit ein anberen barine 3f&ön°len, bnnb gebürlid)§ infedjen
3etrjunbt föflen gwalt Gaben. @§ föflen oud) alle bier üifitoreS afl fronfafieu,
fi$ an einem glegnen tag 3ulamen fÜ9<n» bamit ber f$ul geredjtigtfyeit in
übung u. geljorfam gebraut werbt, bnub mit ein anberen, mafe be§ OrttS
3u uertjanblen onb Orbnung 3« fle&eu üonnötten fin würt, oertjanblen föflen.
Dat. ut supra.
II. jSrbnmtg von 1635.*)
©o^ulmeifter.
Der ©a^ulmeifter mit feinem ©efang
er fofl an8martr)en oon Anfang.
3n Ämtern 3e't roie & falt
ber flirren JBrauct) unb Orbnung fetjn
bie ©d)üler in 3"$* unb guter 2et)r
fofl afljeit ferm i&r Cberljerr
in feinem S3eruf, in allem geflifeen
wo Langel ifl, gewaltig brauf gfajmifeen
reia) unb armen WemanbS fronen
©ott wirb ii)n barum im Gimmel belohnen
wann es ifnre Altern nia)t wollen leiben
•) SHrdjenbutft, ben 15. 9loo. J635 ooflenbet, iebod) finb nod) Jöerorbmingen
Don fpäterer 3«t barin. Sin tfjremplar t>at bie fttrd)e, eine«, b. einen £eil,
$r. $fr. «. Bettler in atttngfjaufen. Diefe Angaben finb Unterm entnommen.
Digitized by Google
- 136 -
foO er fte aus ber Sdjul t&un treiben
unb fte tljun roeifen »riebet Ijeim
jo bie nicfy rooflen geljorfam fein.
$)ie 4 armen Schüler.
23ier arme Sc&üler, rote Dor ermelbt
Dom Sctyulmeifter roerben fte befteOt
bomtt im (Sl)or im Reifen fingen
unb anbere Sdjulbienft Doflbringen
babon ^aben fic iljre Stipenben
au$ Wufe unb $rob im Spithal nehmen
baju no# onbft Sad) unb ©oben
bie fia) tljun täglid) jutragen.
5Beld>e mit f£lei3 gebienet t)anb
oft beförbert roerben jum ^riefterftonb
bod) fofltentS an St. Mitlaufen $ag
Sdmlnarren feDn, roie'S ©'fafc Dermng.
$er lateinifd) Scjjulmeifler.
2öirb Don ber Obrigteit ber Wngeljenben ;$ugenb ju lehren befielt, unb
angenommen, roie aua) geurlaubet, baoon fjat er 33eljau8ung unb ©arten
unb ©I. 100 baar ©elb Don gemeinem Sanbt, namlid) £U §ronfaften umb
Don Setfelmftr. : ©l. 25. Söon ben Sdmlern l)at er befonberS f^ronfofiengelb,
roie aud) 2öinter§jeit etroaS £>olj unb fterjen, fo man im Umgang ju ©a)ul
treit, ober ein genambteS ©elb barfür laut Derorbneten Scfiulljerrn, bie ein
auffegen ber Sd)ulorbnung unb Seljr foflent galten.
Altern er ift ©nofi beö 2anbred)t8, roie ein (Sinfaufter £anbmann Joint
ben ftinberu, fo in folgern Dienft (Styliten erbosen, oon ber &ir$en bat
fein täglify SBelofjnung, Don ben ©eftiften Saljrjeiten, laut 3af)r$eit 33ua)$.
3Jon übrigen £)au§jaljrjeiten, ©räbten, Siebenben u. 30gift fjat er fein gefegt
93elot/nung, bann roaS man ifmie Don eimmal jum anbern für fein USroorten
mitteilt je mefjr je lieber. Wn Skuberf haften, ^a^eiten, u. Stuben
©efeflfdjaften Ijalt man ifm geroöfmlid), roie ein ^riefter, — 3tem an £oa>
jeiten fyat er fein Waffljeit, fonften fofl er fambt feinen Sdmlern bie Äird)en
mit bem ©efang Derfprea>n. — 3tem bei) allen ßmbtern, SBeöpern, SRettenen.
faluenen u. tfreujgängen fid) bei) 3eiten fleifeig finben lafeeu, u. uSroart&en,
roie au$ feine übergebene Sdmler, in 3u<t>* 9utff 2e^r, u. ^utäfi ©otte*
jie^en, unb galten, Don St. 3atobS SÖruberfa^aft r)at er ba3 ^rül^mcB frep-
tag Wbent ju [m%tn, ift fein ßofm fe. 6. —
flnno 1639 Sonntag ben 13. October al« man ben lateinif^en Sa)ul=
meifter uS 2öafliö angenommen, £anb gemeine Äila)genoffen für gut unb
Digitized by Google
- 137 -
ratfjfam angefetjen, ba* fürfyn fein ^rifflet nott) nebet Sd&ulen follen gebulbet
»erben, für ange&enbe 3ugenb bon $u ber orbelict)en gemeinen Sdml bamit
bie 3ug«tb in gleicher ßet)r unb $i«ciplin fenent gehalten merben.
$>er Firmen <Sf)orfd)ul ernamfet ber ^farrt)err unb ber Sdjulrjerr.
3>eren Crbinari Dier foflen fegn, bie fermb berbunben in allen flirren
gmtern, JBefper, Wettin, SalDe, ^rojeffionen unb ftreu&gängen beijuroofinen,
unb bep, bem 99udj im Gr)or Reifen baS ©'fang öerfect)en, unb in ber S(t)ul
bep, ben Keinen Sd)ulern baS ^roDifor Kmt oerfed)en, fi* foOent aud) bem
$fant)errn unb Sa")u(mftr. in gebürjrenben Saasen getjorfammen, bie Sie
©'malt fyanbt an^unämen roie oua), fo fie ficfj nit roof>l fjaltenb, beurlauben,
ju folgern $ienft foO man DorauS unb ab bequemme Caubfiuber barju
annehmen.
£>ergegen fjaben flr ben partum Freitag unb SamStag Dor ben Käufern
umä }u fingen, roie aud> auf 1)1. 3 Königen Sag unb ^feft mit bem Sternen
umä $u fingen, unb baö gute 3aljr eingeben. Stein taut 5lrmenleutt)en
freptag ©rob SRobet jebe fronfaften ©I. 1. — Unb an befonberbaren ©rübten
toirb it)nen ju QtxUn ein genantes, buodjsljalber ift eS fein $flia)t, mann
fie aber baS rjl. Satrament my» bem ftafmeu begleitljenb, t)aben biefetbigen
benbt Don jeber $erfon fe. 5. — *)
3tem, fo Sie gar arm unb mangelhaft unb es ifmen geliebt, mögeub
fie beS gleiten, baS 2Wuo§ im Spital reiben, unb foO man itjnen aua) itjr
gebütjrenbeS Spengbrob geben unb enttfjeilen. 3tem, an ben befonberbaren
©ruber, Unb ©'feflfdfaften , 3a^rjeiten unb ^>oct)^eilen roerbent fie mit
Speifung, ober ein genannt ©elb barfür befolbet. Diu* ober wenig, nad)
jebefeen Vermögen, je mefjr je lieber.
Unb lefctlidjen, fo fie fid) befleijjenb befonberbaren Riiibetn obliegenb
ju let)rnen, Ijaben fie 2Bo(t)en Wähler unb roerbent meljrtfjeil gefürberet,
mann fie fein ein jticfjtigen einjognen 2Banbel führen, geflifjen in bem
Stubiren, bienftig gottSfiirrf)tig unb fromm aufregt jum ^riefterlia>n Stanbt
gefürbert, roie bann ber $aglid} flugenfdjein mit fitfj bringt, unb beffen
3eugnife gibt.
III. 4o4obrrhettltd)e «erorbttung. 1805. *)
1. €3 fofl Don Anfang 2öintermonatr)§ bis @nbe 31prifl§ täglid) (Sonn»
unb ©röfeere fteprtäge, roie auctj ber Donnerstag ausgenommen) bie übrige
3eit tüöcf^entlicf) roenigftenö jroepmat Sdml gehalten unb baju Dorjüglid)
jene ftepertäge benufct werben, an benen bie Arbeit erlaubt ift.
0 $etjlt bei ©dj.
') Die 1. 6d)ulorbnung oon 157» f. ©cfdndjtSfrcuiib XXXIII. ganj abgebrutft;
ober au* 6d).'8 Cmette, — $tefe b>r fteljt im ©djulprotofoß..
Digitized by Google
- 138 -
2. $ie Heitern foHen tt>rf <3c^uffät)igen Äinber in bie ©#ul fchiden, unb
bie $orf@ericht follen über biefe Befolgung mähbar fein, fluch bie f>f>.
Pfarrer ftnb erfuc^t bie JNnber nicht jur Kommunion ju lafjen, beoor
Sie bie Schule fleiffig befugen unb tuenigften« ©ebrudteS lefen lönnen.
3. Jßünfcht bie tu. tu. Oberigleit, bafe jebe Dorffchaft ein bequemes © $ ul-
hau 3 fich uerfchaffe, unb ba§ ber ftleiS ber Äinber mit Öefe&en, Ghrrn-
jeichen unb Gremien belohnt tuerbe.
4. (5$ foll bciö ©ebruefte uor bem ©efchriebenen gelehrt tuerben.
5. $)ie tu. tu. Oberigfeit tuüufcht, ba§ 3n jeber ©emeinbe alle ftinber unent>
gelblich bie Schule befugen fönnett ; unterbeffen befielt Sie foldje ^Infialten
ju treffen bafc tueuigfteug bie 9lrme ftinber unentgelblich gelehrt werben.
6« $ie $orfgerichte jeuer ©emeinbe, tuo bie Schule nicht für 9lDe unentgeltich
eingerichtet ift, foDeit bie Entrichtung be3 SchulgelbeS monatlich nach
befünben Eintreiben.
7. 65 fofl au^ jeber Pfarrer mit einem uom refbeftiuen $orfgerid)t $u
ernennenben Subjeft über eine ^orffctnile motten, unb bie bie3fafl$
nötige, ober nüfcliche SSorfteDungeit ber C. S. C. ') eingeben.
8. 6$ ift benen Heitern uuterfagt, bem Schullehrer, ba« Sdmhuefen
betreffenb einjurebeu; ^nfofern 6r 1tad> SBerorbnung ber C. S. C.
hanbelt.
^Pfftdt>teu unb Sigenfchaften ber Schullehrer.
1. 93or allen fingen fofl ber Schullehrer ein re$tfd)affener, Gtotte8fürchtiger
Wann fepn; ber ben ßinbern aller Orten mit bem Seifbiel ber 3u$t,
(5^rbarfeit, (Gottesfurcht unb guten Sanieren oorangetjt unb bem e$ an-
gelegen ift, bafi bie Äinber Diel gutes lernen, ju magren Triften, tuor)l-
gefitteteu Wenfchen unb nüfclichen Bürgern gebilbet roerben.
2. 6r fofle baljer fotuohl felbft, als au ben feinigen, afle$, tuaö ben Jhnbern
anflöftig fetin möchte, in Weben, unb f)anbtungen uerhütten, unb fid) be3
Schimpfend unb ftlua)en§ unb aller Grobheiten enthalten, auch in feinem
§aufe SReinlichfeit unb gute Orbnung beobachten.
3. 6r fofl tuohl, unb Stegefmäfftg fchreiben, unb (efen, auch 53rief auffegen,
unb ziemlich tuohl tuaS bie $älle im gemeinen Seben erheifchen, rechnen
fönnen, fich auch hierüber, tuo eö bie S. C. bedangt, ber "ißrüffung unter-
tuerfen.
4. 6r fofle bie ßinber nicht nur in ber Schule utr Orbnung halten, fonbern
auch beforgt feon, bafe fie ui §aufe, in ber #ir<he, unb auf ©äffen, unb
Straffen artig, gehorfom, unb eingejogen, fluch gegen jeberman höflich
unb bieuftfertig finb.
') heiM Central-Schul-Commibwon.
Digitized by Googl
- 139 -
5. (gr fofl aud) ni^t ein flinb befonberS betagten ober hintanfefcen, noch
ein anbereS aus natürlicher Vorliebe ben anbern borjiehen unb Wachficht
gegen beffen ffrhl« haben, fonbern gegen ade ftinber ©erecht unb ©ütig fetm.
6. $)ie fehlerhaften ftinber fofl er mit ^3efct)eibfnr)cit , unb (iebenbem ($rnfl,
nicht mit Schmähworten, ober im 3orne betrafen. <5r fofl fich auch
niehmals folcher Schläge bedienen, bie ben jarten Ptnbern nachteilig fein
fönnten; Überhaupt barf er nur bei folgen Äinbern, bie (ein 6r)rgefü^(
haben, ftreiche gebrauchen, unb jroar nur bann, reo unb fobiel eS bie 9cotr)
erfobert. Gröbere unb unberbefferliche fehler fofl er bem Pfarrer unb
Srhulinfpector anzeigen.
7. Soll er monathlich, ober nach ©utbefinben beS Pfarrers, bem Pfarrer
eine Xabefle, in rodlet ber tägliche Sdjulbefud), 3rleiS uitb ^Betragen ber
Scr)ulfinber orbentlid) aufgezeichnet ift, eingeben, 9tuch befonberS fd)öne
legten ber ftinber bemerten. — (SS toirb 3hm au(h °er Pfarrer eine
genaue Sifte ber fdmlfähigen ftinber einhänbigen.
8. 9cocr) eine SBemerlung: ber 2et)rer fofle nicht meinen, bie Äiuber fegen
enoachfene Seute, fonbern eS fegen uumünbige Äinber bie man mit ©ebult,
Siebe unb Qfreunbl ichfeit behanbelu muß. 2Ber nicht ziemlich mohl fich
felbft befiegen tann, wirb niemals für ßinber ein guter Serjrer fetm ; [o
wirb befonberS in Veftraffung berfelben leicht aujfer bie Sdjranfeu tretten —
bieSfaflö ein $aar fiehre:
a. Den ffinbern fofle man auroeil toenig bebeutenbe fytyn, überfein,
bamit nicht burcr) ju bieleS Straffen ber Wujjen ber 3M)t<9u»9 flQ«i
jerfliefje. —
b. «Wann fofl niemals in ber Jpi&e ber Kiffers ftraffen, roeil bie Straffe
leicht unbefonnen fein formte ; auch «"h* ba baS $erj beS Strafbaren -
in Währung ifl, benn ba mürbe ber Strafbare jur nitylichen 33ufe-
annähme unfähig fet)n.
c. $>ie Strafe fofl nicht t>ärter fein als baS Verbrechen, unb ber Ver-
brecher berbient, auch nidr>t gröfoer als bie ju bejtoedenbe JBefferung
erfobert, bamit bie Siebe nicht berlefct roerbe.
d. 9cid>t 3°*n, ober Srtibftnu, fonbern bie roeife Siebe fofl ben Straffenben
leiten; benn fo roirb bauerhaft Vefferung erjroedet.
Sehr^rt unb ßehtfächer.
(SanbbemcrfHng: 3ft auf bie Xabcflc ju f<r)reiben.)
1. $amit ber Unterricht jroedmäfeiger gegeben werben tonnen, foflen bie
#inber in 3 §aupfflaffen eingeteilt »erben.
3ur erfreu Waffe gehören bie ftinber, welche baS ABC lernen.
Sie bleiben in biefer 91 ; bis fie baS ABC roie eS auf bem Normal
Digitized by Google
- 140 -
ABC 33tott ift, mot)! miffen unb jeben einigen 93ucbftaben mohl lennen
unb üon jebem anbern jhm ähnlichen untertreiben tonnen.
3ur jmeitcn geböten jene, roelchc buchftabteren, Sie bjkiben in btefer,
bis fie ade nicht unb ein» unb mehrfilbigben Söörter, [onbfrn ba§ ganjc
Wormalbtichlein geläuffig unb regelmäßig buchftabieren auch bic ein* unb
mehrfilbigen Wörter Riefen roiffen. 5Bie auch foHen fie bie baS Schreiben
unb baS Heine SinmaleinS ju lernen angefangen fyaben.
$)ic Äinber ber britten &laffe üben fich im auSroenbig buchftabieren
unb im leffen:
1. brS WormalbüchleinS,
2. beS f(. ÄatecbiSmuS üon ftonftanj unb beS ftate^j. Don St. Urban,
meldje fie oerfterje unb auSroenbig lernen tollen,
3. beS CefebuchS Don 6t. Urban,
4. Much 2 mahl in ber 2Üoa>e f ollen fie fich in ßefung beS ©ef ergebenen
üben, roobet) aber 311 forgen, bafc 3hnen uicr)t fehlerhafte Schriften
in bie §>änbe gegeben, ober roenigftenS bie fehler üom Ce^rer angenierft
merben. — SJeim Cefen foQen alle ßinber ber nemlichcn ßlaffe gleich
SSücher oor fid) fyabm unb alle auf Dasjenige, roaS oon einem gelefen
wirb fleißig anfmerfen.
5. Sie folleu auch in Rechnungen, bie fürs gemeine ßeben nü&licr) ober
notrocnbig finb, unb in leisten ^luffä^en geübt merben.
6. (Hm ftanb: bieS wirb iiic^t auf bie Tabelle gefd/rieben.) Übrigens
haben in Dem Unterrichte bie Schullehrer nach jenen iReglen fich ju
richten, bie in bem oorgefchriebenen fichrbüchlein enthalten finb, bamit
aber ben tfinbem baS um fo leichter unb üerfiänblicher, b>mit um
fo nü&licher merben, fo müffen auch bic ftinber auf bie erflärten
Siegeln unb auf ben Inhalt beS gelefjenen aufmerffam gemacht unb
burch fchicfliche fragen geprüft merben.
93efonberS haben bie Schullehrer $u forgen, baß bie ftinber im
Neffen bie 2öorte recht auSfprechen, unb regelmöjfig mit ber Stimme
abfegen lehrnen.
5ür bie Äinber.
1. So es bisher üblich war ^ Sag 2 mfll ^4ul iu ha^fn» f°Q M(
Orbnuug fortgefefct merben, an ben übrigen Ortfchaften aber foOe
menigftens 3 Stunbe ununterbrochen Schule feön.
2. 2Bo eS bie OrtSumftänbe erlauben, fofle bie Schule gleich auf hl- 3Rt!l?
(mela>er bie ßinber fooiel möglich mit einanber in 3h«n beftimmten
Stühlen beimohnen unb oon bannen paarmeife in bie Schule jiehcn
müffen) gehalten merben. 2öo aber biefeS nicht füglich öcfM™ fa««»
Digitized by Google
141 -
roirb e§ ben $farrr)errn unb Sa^ufinfpeftoreu jebeS OrtS iiberlafffn,
bie ben Umftänben angemeffenfle 3"* iu beftimmen.
3. (91m Stanb: biefer unb bie übrigen fünften werben auf bie $abefl
getrieben.) Wfle S$u((inber muffen fleißig unb genau jur beftimmten
3eit in ber Salute erfreuten. 935er fpätt fomint ober gar ausbleibt
mu§ bie Urfad) bem ßetyrer anzeigen, roelaV biefer auf^eidmen roirb um
hierüber bie nähere iBeroanbniS beb ben Altern einrieben unb bie er
forderlichen Woferegeln nehmen ju fönnen.
4. Äinb mu§ geroafdjen unb gefämmt, fauber unb efjrbat angefteibet
erfäeinen unb afle«, roa$ e$ in ber Semite uöttjig fjatt, mitbringen.
5. Die Sdmle roirb aljeit mit einem furjen, unb andächtigen ©ebetb. ange*
fangen, unb befcbjoffen. SBer ju fpät fommt, foQ bieS ©ebetl) im Stillen
anbätf)tig oerricf)ten.
6. $te9 <&ebetfj fofl fetjr Sangfain, unb mit (auter beutlicher Stimme jebeSmafl
Don bemjenige Äinbe borgebetfyet roerben , baS am Dort)erger)enden Jage
ba§ fleiftigfte unb artigfte gemeiert ift. —
7. 3n ber Schule mu§ afleS ftifl, unb ruhig fedn. 3Ber fdjioäjt unb an»
bere ftötjrt mu8 auS ber 5Banf tjeraug unb an einen befonbern Orte flehen.
8. We fofl mehr al* ein &inb hinausgehen unb biefe§ fofl unberjüglich jum
Seemen jurticttommen.
9. Qum ßffen ift roät)renb ber Schule leine 3<i\.
1 0. fteineS barf baS anbere falfchlicr) ober bo^after Seife dertlageu ober der«
fchroärjen. ©er e3 thut, fofl bie ©traf be§ MIerS tragen, ben e$ an«
bem gebietet ^at. Doch mu$ jede« bem fiehrer anzeigen, roaS e§ in ber
Schule, auf bem Schuiroege ungebührliche« fied)t, ober r)ört, nicht au8
freinbfeligfeit ober Schadenfreude, fonbem um da§ fehlende ßind 511 beffern.
11. Dem Schuflehrer muS jede» Äinb willigen ©erjorfam unb bie fchuldige
(S&rerbietung erjeigen , auch Denfelben bie 5Baf>rtjeit fagen , unb fid) bor
jeber 2üge hüte".
12. «Ria) nur in, fonbem auch auffer ber Schule foflen fich bie flinder fittfam
unb eingejogen aufführen, Sie foflen auf bem Schulweg unb ÄirdjWffj,
ouf ©äffen unb Straffen nicht lärmen unb noch biet weniger rauffen unb
fc&lugen, am flflerroenigften aber anbere Seilte befdnmpfen, auSfpielen, be»
farbigen ober auf eine anbere Slrt beleibigen, fonbem gegen afle fiel) als
roohlgefittete Pinber unb befonderS gegen Wte ehrerbietig, gegen ilrme
mitleibig, gegen $rembe höflich unb bienftfertig erzeigen.
9et §an$ ben Altern §ilf, unb @t^ox]amt ben ©efdmnftetn Siebe,
unb 33ertraulia)feit erroeifeen, ben Dienftbott)en ..unb $au§genoffen mit $e«
fa)eiben^eit unb 2Ut)lung begegnen.
Digitized by Google
Vei Den ©ottedbienfieii ftcb an Sonn, unb f^iertagen ju rechter
3eit fid) in bem Schule #aufee Derfammeln, Don bannen $aar, unb tyiar
jur ftirdje unb ba jebe« an feinen angeroiffenen Ort flehen, ben ^re-
bigten, unb Gfjrifienleljte aufmerffam, unb ber bX Weffe unb übrigen hl-
Verrichtungen anbäcbtig beiroobnen.
$n ber Sdjulc fofl jebeS flinb an bem Ort fifcen, ben t$ fid) burd)
feinen ffleiß unb Vetragen erworben, unb 3bm ber ßet)rer angeroiefen
r)ot ; mer aber ju fpätt fommt, fifct unten au.
0. A. M. D. G.
(ftortfe&unfl folgt.)
(finiges über bif iFortbilbung brr Teurer.
(SBon J. A. D., ficht« in $r.)
II.
Stauen mir uns nach ben QrortbilbungSmitteln um. bereit ftitb Diele üor-
Rauben, ich begnüge mich aber mit ber 9luff üf»rnng unb furzen 21u$einanber>
fefyung ber roicbtigften.
1. Vorbereitung auf ben Unterricht. 3m erften Stugenblid mürbe man
glauben, bafe bie Vorbereitung auf jebe ßeftion lebiglicb ber ©chule ihren
91u&en bringen mürbe. Sie bringt aber forootjl bem Cetjrer als ber Schule
einen grofeen Vorteil unb ift als frortbilbungSmittel fet>r ju betonen; benn
bie Vorbereitung jmingt ben 2et)rer, immer meiter in ben UntericbtSfloff
einzubringen. Schon Gomeniu? fagt: „2Öer anbere belehrt, bilbet ftch felbft,
unb jroar nicht allein, meil er burd) SöieberboUing bie aufgenommenen Vegriffe
in fidr) befejtigt, fonbern meil er ©elegenbeit finbet, tiefer in bie Sache ein»
jubringen. * Um aber ben richtigen 9in$fn baDon ju jieljen, foflten bie Vor»
bereitungen fchriflli<h ausgeführt merben, benn bie ?bätigfeit mit ber fteber
bitoet met}r, ba fie ein ernftereS Wadjbenfen unb ein genauere« Wufmcrfen auf
frorm unb 3nt)alt erforbert. Sie gibt ber Darfbflung bie möglicbfte JWarbeit,
reelle auf ben münblichen SluSbrud Sinflufe ausübt, unb foldje Vorbereitungen
finb eS gerabe, meld)e JRüdblid, Überficht unb Vergleidjung am leichteften unb
unb fruchtbaren machen.
$auptfä<fyto) für bie Spraye finb bie fchriftlid)en Vorbereitungen Don
gröfetem ttufccn. Dabei mirb ber Stil gebilbet unb ber fprad>ltr^e HuSbrud
gemanbter. ßefler fagt Darüber: „Wein Set)rer, ber eS mit fid^ felbft unb
feiner Sct)ule gut meint, foDte einen Sag ohne Öinie, b. b- obne irgenb eine
Seibftübung im fdniftlichen ©ebanlenauSbrude hingab™ laffcii unb foOte fie
nur eine Vorbereitung für ben Unterricht fein. $ür ben güuftigen Erfolg
feines fprachlid)en Unterrichtes märe mir bann meniger bange."
Digitized by Googl
- 143 -
Verfäume jebfr Stirer ferner ja bie fogenannte 9la<hbereitung nicht.
Sie ift für ifjn ein notwenbigeS ^ortbitbungSmittet ; beun nur in ernfier
Prüfung feine* ^agetuerfeS lernt er fid^ felbft, feine ^efyfer unb Schwächen
fennen unb erwirbt fich bie nötige 6infic$t unb Jfraft, öftrer abzulegen unb
TOifegriffe 311 oermeiben:
„Niemals laffe ben Schlummer bu nolj'n ben ermattenben Augen,
<5fK ba» 31jitn Don jeglichem iag bn breimal geprüft r)aft. —
2BaS tt>at ich? 2öorin fehlt icf>? Verfäumt ich eine ber Pflichten?
Alles Don Dorn bis julefct burchgeh' unb begingcjf bu ^re^er,
f$ür)re fie bir ju ©emüt; bo<h ber löblichen ,$anblung freue bicf>."
(Sßitbagora«.)
2. Wach ben Vorbereitungen foinmt erf) baS wirkliche Srlbftuöium,
nämlich baS Stubium $mecf Dienlicher Schriften unb Viicher. @ute 93tict)er
rrfe^en bie ©efeQfdjflft, meldte namentlich beut öefjrer auf bem Sanbe mangelt.
Sie finb ober foflten roenigftenS ihm wahre ^freuube fein, ohne bafe er
beS^alb gelungen märe, ben $itel eines VücherwurmeS eigentlich ju Derbienen.
Die Vttdjer Derfchaffen ihm eble Vergnügungen, mehren ben Schat> feines
SBiffenS, bie $ttd)tigfeit beS VerufeS unb erteilen ihm in 3u>eifeln unb Ver*
legenfjeiten guten 9tot.
SBelche Schriften unb Vücher fod ber Seigrer tefen unb flubieren?
A. Der neu aus bem Seminar getretene Sef)rer fofl juerft feine «DMhobif*
unb ^übagogifljefte jutn Vorfa>in nehmen unb bie gelernten — auch fdwn
loieber Dergeffenen — Sachen rentieren, Denn repetitio est mater studiorum.
Damit wirb baS fa>n einmal ©elernte um fo fefler in feinem ©ebächtnis fifcen.
DaS fei baS erfte ^riDatftubiumS eines jungen ßeljrerS. (SS foinmt aber leiber
oft oor, bafe bie Arbeits*, $äbagogif- unb TOetfwbifhefte nach Voüenbung beS
Seminars, im unberechtigten Vemufetfein beS Donenbenlen SchulmeifterS, in
einen Fintel geworfen unb nur bann t>ieOeict>t Dom Staube befreit werben,
wenn aflfäOiger SBeife eine Arbeit für bie flonferenj ju liefern ift.
B. ferner ift bem ßehrer ein forgfältigeS, weiteres Stubium ber Wethobif
unb ^(Tbagogit notwenbig, beim er fofl fich in ber fdnoeren ftunf) beS Unter«
richte« unb ber (Srjiehung Derüollfommuen. Vorab foü bie ÜHettjobif ihn be*
fchaftigen. AIS Seminarift ift ihm jwar fchon ein ßeljrDerfahren wo()l einge-
prägt unb ihm in ber TOufterfchule fogar (Gelegenheit gegeben worben, bie %tyox\t
auf bie ^ßrariS &u übertragen. DaS Verfahren ift aber noch lange nicht iu'S
ftleifch unb Vlut übergegangen, unb nicht feiten geflieht eS, bafo höuptfächlich
ber junge fiehrer mit feineu methobifchen fteuntniffeu in baS 3rahrnwffer ber
Äonfufton geriet, in einen Schienbrian. 6r treibt fein ^anbwerf geiftloS,
tnc djanifd) , ja fogar einmal auf biefe, ein anbermal auf eine anbere SBeife.
Itz Erfolg bleibt Dabei natürlich aus. Dartiber wirb nun ber Öehrer über-
Digitized by Google
- 144 -
brüffig, beflagt bie Einrichtung beS SchulhaufeS, bir SRenge ber Stüter, Rettert
über bie geringe Befähigung uub Vorbereitung berfelben, fritifiert im ^eiligen
3om bie Mängel ber Schulbücher, fc^tmpft über bie ®röfee unD Schroierigfeit
beS oorgefchriebeuen CehrftoffeS; aber in feiner Sntrüftung über bie öermeinten
Mängel [einer Umgebung ift er baDon entfernt, au fi<h unb «■ l«W
oerfehlte 5Jtethobe ju benfen; barum foQte fich jeber 2et)rer fotgenben HuS«
fpruch DiefterroegS moljt merfen: „Die Sehrmethobe ift eben fo mistig, wie
ber Cehrftoff, oa3 2öie ebenfo mistig, roie baS 2öaS. Die tfraft beS ÖehrerS
liegt in feiner <Dcethobe.M
SöaS bie Wichten über ben 2Öert ber oerfchiebenen Werben anbelangt,
halte ich bafür, baß bie im Seminar beigebrachte OJiethobe jemeilen roeiter
ftubiert unb im praftifchen Sdmlhaften angemenbet merbeu foflte. Tamil ift
aber nicht gefagt, bafi man aubern Verfahren (eine Wufmerfiamfeit fcheufen
foflte. 9)lan prüfe alles unb behalte baS $efic, aber eine £>auptrid)tuug muß
oorherrfchen , roeim man auch berfuchSmeife bie 9lnfichten feiner metljobifcheu
Wntipobeu einer NJkobe untergehen will, Seben lag hingegen mit ben ftinbern
nach einer anberu TOet^obe ererjiereu, ift üom Übet. Die Sd)üler werben
baburd) oermirrt, fie finb nie barjeim, roiffen nicht, mo ber 5er)rer mit feinem
emigen s$röbelu Winand toifl ; baburd) tuirb ber Erfolg beS Unterrichtes felbft»
Derftanblid) ein uln geringer fein.
C. Der Cefyrer fofl fich and) nach Wöglichfeit in aubern fächern auSbilben,
als a) in ber Stetig ion. (Sin fc^öneS ftelb ber SluSbilbung ift hiev bie &irchen=
gefdjidjte. 6inc 33erüoflftiinbigung beS in biefem ftaaV im Seminar erteilten
Unterrichtet mürbe bem Cet)rer gar ntct)t fchaben. 9Jlan fofl ja nicht
meinen, biefeS Stubium gehöre nur jur WuSfchmürfung ber ©elehrfamfeit
eines Geologen; benu ein Öet)rer ohne ftenntnijfe ber Sieligion, ohne d)rift»
liehen Sinn mirb in feiner ^rartS unter ber ^ugenb mehr Unheil anrieten
als ©uteS ftiften. b) Die profane ©ef d)id)te foflte auch nicht öernachläffigt
merbeu. vuniptfäihlui) bie baterläubifche Öefduchte Derbieut ein eingehenbeS
Stubium.1) c) 9tuf bem ©ebiete ber Geographie foflte man roenigftenS ben
immer neuen ßntbeduugeu nicht ganj fremb fein. Die jefct in einem hohen
förabe eutmidelte ßarteufunbe bürfte bem Öetjrer auch nicht ganj unbefannt
bleiben ; namentlich bie 3<id)nungen öon GroquiS fiub für ben geographischen
Unterricht fehr üon Wufceu k. £>ier finb bie ßefjrer, bie OffijierSfdmten
burdjgemacht. uuftreitig im grofeen Vorteil, d) 3n ber Butter fp räche foflen
•) ftür bie i'chrer (Üraubünben« machen wir befonber« auf folgenbc SBerfe
aufmcrffam :
1. Die (i$efd)td)tc ©raubüuben« in ihren ftauptäitgcu oon Dr. % 6. Planta.
2. ©eorg 3enatfch, ein »citrag |UI ©efdnd)te ber fcüubncr JBirren oon Dr. &rnft
ftaftrr.
3. Die (!hituc Ijuug bes Jreiftaateä ber brei ^üiibc unb [ein x.8erbällni$ jur alten
(ftbßenoffenfc^aft oon fBilhdm ^lattner.
Digitized by Google
I
- 145 -
einem jeben, ber flnfpruch ouf SBilbung macht, roenigftenS bie hauptfächlid}fleu
fcenfmftler Mannt fein, borum müffcn als ßettüre bie beften @r$eugniffe aus
brr 9totionaQitteratur auSgeroählt werben, bie oft beliebten, aber feilten,
©eifi unb ^>erj tötenben föomane foQen aber bei Seite bleiben $afe bie
ftachbilbung guter Wufter eine öortrefflidje Übung ift, Derfteht fid) Don felbft.
91 n biefer Steüe fei uns erlaubt, ben romanifchen Cehrern einen ((einen
2Öinl ju geben. Oft fyört man klagen über ben Langel an romanifdjer
Sitteratur, unb roenn mau biefen Stoßfeuf jern auf ben $runb geht, befunben
fie aud) in ber 3fjat eine boflftänbige UnfenntniS benannter Qitteratur. 2öie
tft biefem ^Hanget abzuhelfen? @S Derfteht fich Don felbft, bafe bie beften
Srjeugniffe nicht auf ben WrbeitStifd) eines jeben fliegen, roie eS bei ber
nberflutenben Sthunblitteratur ber ftafl ift, barum fofl man fi$ bie 5Jlühe
nehmen, fich aufeer feiner nächfien Umgebung umjufe^en. Vielleicht nicht
gerabe jum Überfluß erlauben mir uns auf ein bar neue Probufte ber
romanifchen Sitteratur aufmertfam ju macheu. 3eber 2ef>rer feunt, roenigftenS
bem Hainen nach. baS 3ahrf>u<h< herausgegeben Don ber rom. ©efeflfehaft.
Xer Derfchtebenartige 3nfjat ift feljr gebiegen, auch menu bie Derfd)iebenen
Xialefte nid)t einem jeben gefallen foQten. ferner ift bie rhätoromanifche
Shrejiomatbie, herausgegeben Don Jperru 9lat '9lat Dr. ^ecurtinS, ein magrer
Schafc für bie romanifche $*eüölferung, bie roenigftenS in (einen ftreisbibliotljefen
fehlen fällte. $ie intereffanten Lieferungen, bereit Ausgabe fogar ber
$unb unterftityt, finb geroijj nid)t nur barum erfd)ienen, um ben Philologen
ober ionftigeii fremben UniDerfitätS-Profefforen $u jeigen, bafe utifere Sprache
oon einem Derborbrueu Catein abftamme, ober bafe fie fogar etruSfifdje
Elemente enthalte, nein, biefe (Shreftomathie ift in erfter Linie für baS rom. 5Jol(
befHmmt. *55a muffen bie Lehrer mit gutem 93eifpiel Dorangehen, fie roenigftenS
lefen unb trauten, auch bem weniger gebilbeten 53ol(e betannt ju machen.
e) $ür ben naturfunblidjen Unterricht (ann ein fleifeiger Lehrer $er--
anichaulichungSmittel h^beif Raffen, Diele baoou jelber bereiten unb fammeln,
roaS für ihn eine fehr roertDoüe prarjs ift. f) Stoß bie SJcufit auch jur
Sereblung beS £erjenS beiträgt, braucht nicht ermähnt $u roerben. 9tur mufc
ein mufifalifd) gebilbeter Lehrer fich roohl in acht nehmen, fie nicht nur jum
3eitoertreib ju gebrauchen ober als 9Wagb einer niebem Sinnlichfeit h«ab--
juroürbigen. $aS Streben unb ber ftleifc beS LehrerS mufe bahin gerichtet
fein, fein mufi(afche5 Talent im $ienfle beS (glichen unb weltlichen
fangeS üben, g) ftier erlauben mir unS noch auf einen anbern 3roeifl
ber f^ortbilbung aufmertfam ju machen. 93ol(Sroirtfchaftlid)e unb politifche
fragen regen oft bie (SJeifter auf. Won fieht grofee Übelftänbe, man fucht
naa) Mitteln, biefe ju befeitigen unb eben in ben Wittein gehen bie Anflehten
oft fe^r roeit auSeinanber. $a mujj ber Lehrer, ber mitten in biefem treiben
Digitized by Google
- 146 -
ftd) befinbet unb in unmittelbarer Berührung mit bfm SBolfe fieljt, bur$
ftortbilbung — Cefen Don 3tiH$nfttn* Stubium entfpre#enber 93üo>r —
ficfc felbft eine Höre (Sinjidjt oerfdwffen, um nötigenfalls mit »at unb $hat
beifteljen ju tönncn; beim ein gutes 2öort jur regten 3<i* behütet dot
mausern Derfeljlten Stritte, ber ju fpät eingefetjen mirb unb bann nur tief
bereut werben fann.
3. Um Obiges ju erreichen ift ein britteS JBilbungSmittel fet>r ju
empfehlen, nämlid) ber Umgang mit gebildeten, reifen Männern, «11$
in 53ejug auf bie ©<f)ule ift ber Umgang mit tüchtigen WmtSgenoffen, fomeit
bie totalen SJerljältniffe es ermöglichen, ju Dflegen, benn in ber 6dmle eines
erfahrenen 9Weifterö mirb ber junge Seljrer meit fdjneller unb fixerer lernen
als au§ SüaVrn. $t jünger ein Seljrer ift, befto mehr mu& er 9iat flicken;
bie Skfcheibenfjeit foll $m flar machen, baß er noch DirleS ju lernen bat unb
noa^ DieleS beffer machen mttffe. W\\ $anf f ollen aflfäflige Äritifen Don
tüchtigen Männern über feine Salute angenommen werben. @r fofl ftd)
nicht für unfehlbar Ratten unb fi<h fclbft genügen rooflen. (6<hlu6 folgt.)
^aiiflene ad)ter ßmi i>urd) fättox.
(fa.)
Schon bei $efpred)ung beS VII. 33anbeS tonnten mir ben Warnen ^ßaftor
nicht Don Demjenigen feines großen CetjrerS 3anfjen trennen. (53 befiätigt
fich in immer Ijeruorragenberer SBeife, bafe Oanffen in feinem Sdjüler auch
ben richtigen Nachfolger gefunben r)at. ©djon bie Neuauflagen beS 3anffeu»
fcf)en ©efchichtSroerfeS burch ^aftor, welche burdwuS feine blofeen ffißieber*
Wbörüdfe finb, beroeifen eS. $ie (Srforfchung ber 9teformationSgefdnd)te ift feit
SanffenS Stob nidyt flehen geblieben. 3ebe3 Sah* bringt neues Material unb
neue ßrgebniffe ; biefe in baS 3anffeufd)e 2öcrf hineinarbeiten unb eS baburd)
auf ber £öh< ju galten, ift iine OTCitje, bie aüerbingS menig beamtet mirb,
bie aber beSmegen nicht weniger oerbienftlich ift. Durch feine fo innige
tBerbinbung mit feinem großen Weifter erfährt ^3aftor jiemlich baS gleite
£008 ber ftritif wie 3anffen. *Diefc hat aflerbingS, namentlich feit ber 9lb*
rechnung 3anffenS mit feinen „Äritiferu" eine Diel ruhigere, wiffenfö)aftlid>ere
"5ßftraa)tungSweife angenommen als früher. 3">ar r>at nod) unlängft ein
Dr. ^anijja auf bir ftenfterfdjeiben beS £rn. £erber unb ben Äopf beS
^rofeffor ^aftor als geeignete Objette für fajlagenbe Beweisführungen auf.
mertfam gemalt; aber* felbft im proteftautifdjen Cuger werben fola> ©efühlS*
auwanblungen b,Öcb,ftenS als „unfreiuriQige- Scher je" behanbelt. $er 7. 93anb,
Don ^aftor herausgegeben unb teilweife Don ifnn felbft gerieben, mürbe
wohlwoflenb aufgeiwmmen. 6in ©leides barf ber achte öanb erwarten.
Digitized by Google
147 -
Dofe er bei „Verausgabe unb (Srgänaung" beSfelben nact) benfelben ©runb-
fäfcen oerfa^reu ift, bir er im 93orroorte jum fiebenten SJanbe bargelegt hatte,
jeigt un3 ber erfte ©lief. ^ietätDoü bat er baS 5Jlanuffript [eine« grofjen
EfeifierS gefdjont unb geroiffenbaft bezeichnet, roaS er Dom Eigenen binju*
gefügt ^at. Unb beffen ift nicht menig. Über 70 SBerfe finb bon ^aftor
neu b«angejogen roorben; jablreid) finb feine Wnmerfungen unb $roei über
100 leiten umfaffeube Äapitel rübren DoUftänbig bon feiner #anb ber.
Sanften f^at im erften Sanbe bie allgemeinen 3llftänbe DeutfchlanbS
beim Ausgange beS Mittelalters in einer Don ber früfjern fluffciffungSroeife
Durchaus Derfdjiebenen Art gefd)ilbert. 3m Seiten £auptteile ($anb 2—5)
fanb baS 9ceformatiouSjabrbunbert Don 8utt)er bis jum 30jär)rigen Kriege
d)ronologifcb feine Dacftcfluug. Der achte Sknb nun fchliefet ben britten
$Kiuptteit ab, roorin uns eine rüdblicfenbe fulturbifbrifche Betrachtung ber*
felben tyriobe geboten roirb. (5* foll biefe baS SBilb ber SBorgäuge auf
politifchem unb retigiöfem (Gebiete ergänzen unb eine Doflftänbige (Srflärung
ber folgenben flataftrophe bieten. Damit ift auch bie alte Sage, bafj bie
Deformation bie Qrtöfung auS mittelalterlichen Barbarei bebeute, grünblicb
jerftört. Statt Sluff Enning baben mir in ftunft unb 33ottS(itteratur einen
gräulichen Verfall erfahren muffen. SBäfjrenb bann im fiebenten 53anbe
(Schule unb 53ilbung) bocf> roieber einige Cicbtbilber fid) einmifchen, finben mir
im Dorliegeuben aalten 99anbe, auf ooltemirtfchaftlichem, gefeflfehaftlichem unb
religiö$=fittlid)em Gkbiete red)t troftlofe 3llftÄnbe. freilich in 3ei^^umen beS
WiebergangeS tritt baS noeb Dorbanbene ©ute unb Schöne Dor bem über«
roiegeuben tBöfen unb fiebrigen in ben Jpiubergrunb. 3anffen unb ^aftor
fueben übrigens aueb bie Sichtfeiten beS 16. ^ahrhnnbertS baburd) jur (Geltung
m bringen, büH fie ben erfcfyütteruben klagen auch auS bem proteftantifcheu
Sager gegen ben allgemeinen Verfall ihr gebührenbeS Stecht einräumen. Denn
gerabe bierin liegt boeh eine geroiffe Äeaftion beS fittli<h*religiöfen ©eifteS
ber 3eila,enoffen.
3n ber erften $älfte beS XVI. SabrhnnbestS nimmt Deutfd)lanb noch
eine bebeutenbe Stellung ein Wber mit ber politifd)en Wuflöfung, mit bem
Sinfen ber geiftigen unb fittlichen 3uftä»be bereitet fich in ber jroeiten
$äifte febon ber roirtfehaftliche 9tuiu Dor. Damit gehen oflerbingS noch
onbere Sbatfocben $ano in £anb. Der 3ahrjehnte bauernbe nieberlänbifche
flrieg öerhinbert größtenteils ben überfeeifcheu WuSfuhrljanbel Don 9corbbeutfa>
lanb. Der Sunbjofl GbriftianS III., ber für ben ftönig ju einer eigentlichen
„©olbgrube" mürbe, gab ben alten berühmten ^anfaftäbten ben SobeSftofe.
Schon Dorber hatten in Schroeben Äanjg ©uftaD Söafa unb in ßnglanb
Gbuarb VI. ben #onfeaten alle ihre hertömmliehen 5reir>eitfii genommen.
Die £anbelSpolitil ber 9lorb* unb Oftfeefloaten machte fich immer mehr
Digitized by Google
- 148
üon ber fo geflächten #<mfa lo«. Gnglanb oerftonb au« bem Soll- unb
2lbgaben»#riege ber §anfaftäbte gegen einanber ben meiften Wufcen ju Rieben,
fo bafe einjig ber nieberfächfifaV ßrei« ben 2öert ber englifa>n SBaren binnen
50 Sauren auf 32 Millionen berechnete, bie au8 bem Steide gingen. So
tonnte ein alte« „Sieb ber beulten $anfa" fingen:
„iöorjeiten mart ihr §änfe
Jöcrübmet mit ber Zfyat,
Scfct Jagt man, feto ihr ©änfc,
SJon fd}led)ter X^at unb 9tat."
1)er iiilänbifcf)e Warft litt großen Stäben bur$ ben groben Unfug, ben
man mit 3°H' un0 9Wonopolroirtf4>aft trieb, Schamlofer SBua^er unb fapi>
talifa> tyu$fcfn*eitungen roaren an ber $age8orbnung. <Dton glaubt fidj in bie
3eit ber franjöfifc^en Äupferringe unb be§ ^anamafchminbel« oerfefct. 3roar
ftanben bie firchliche Öerjre Dom Eigentum unb beffen ßrmerbung burch
„mertfchaffenbe Arbeit", bie ©ebote unb Serbote über 3inS unb SBudjer
immer noch in Äraft, ja felbft bie 9leicb$gefeftgebung erfannte bie reinen
$ar(et)en3jin[en nicht an. 2hur) Öuttjer ftanb in biefen öolfßroirtf ertlichen
Vln[(r)auungen ganj auf Seite ber flirre. WichtSbefloroeniger nahmen felbft
gefeierte Geologen ben 2Öuct)er in S<hufc, unb allgemein finD bie klagen
über bie befcf)nitteuen uub unbefcr)nitteuen 3uben. 3Öirfung unb UrfaaV
ju gleicher 3«t mar rjiebei ba« gäujlich öerrottete TOnjroefen, mobei offene
ober Derfdjleierte ftalfchmüiijerei t)or)er Obrigteiten bie ßrone bildete. $ie
fleinen 9ceich§|iänbe befähigten fid> namentlich mit bem Brechen unb
fduneljen guter grober Sorten in |*cr)led)te Sorten. $ie geringwertigen
£albbafcen, ©roftt)en unb Pfennige mürben „magen» unb fafrmeife" nach
ber ftranlfurtermejfe unb ganje £>äring3tonnen geringhaltiger Pfennige in bie
öfterreichifchen ßrblanbe eingeführt. TOit bem Söerfaü* be§ Wlünjmefen« ftanb
in engem 3ufammenhang ber Verfall ber SBergmerfe. (Sine Sagfafcung $u
Baben (Schroeij) ertlärte be«t)alb 15S5: „eine mit ben 9ceic$«münjeu gleich*
mertige TOnje }u prägen fei unmöglich au§ Langel be« Silber«, meil bie
bei ihnen öor 3c«*f» geroefenen Bergmerfe alle ober boch ju met)rerem Seil
in Abgang geraten" feien, '©er brauuia)n>eigifci)e Öergrat ©eorg Sngelt)art
Cötmeife füt)rt 12 $aupturfacheii be« Verfall« an, mobei Untauglichfeit unb
Betrttglicbfeit ber SBergbeamten nicht bie lefcte Stelle einnahmen. Wit bem
Sinfeu be« einft fo ergiebigen Bergbaues ging auch bie 2Vrf<t)limmerung ber
öage ber Bergarbeiter #anb in #anb. $ie klagen über Xrugfoftem, 9Ser=
längerung ber Schicht, 2or)nbrucf bei fteigenben greifen mürben im 16. 3ar>r*
Rimbert mit mehr Siecht erhoben als heute.
Uuabroenbbar DoQjierjt fictj unter biefen Serrjältniffen ber Verfall be«
beutfcfjen ©emerbe«. Bon ber Ausfuhr mitrbe e« immer mehr abgefdmitten ;
im Innern, eingefchränft burch unfinnige lerritorialjöfle, blieb e« auf bie
Digitized by Google
I
- 149 -
lutyfk jtöbttföe £unbföaft «nb ouf einen Bauernftanb angemiefen, bem
infolge ber berfjeerenben innern ßriege jcbe ßauffraft genommen war. Die
3ün|te Derfnöchern in ©elbftfucht; bie finfi blühenben, lebenSfräftigen ©efellen*
mbänbe löfen fi<h auf, nicht am wenigfien infolge ber firdjlic&en Neuerung,
inbem burch Hbföaffung ber mit ihnen aufs engfte üerbunbeuen rechlichen
Sruberfchaften ber religiös» fütliclje £>alt ihnen entjogen würbe, traurige
Silber hartnäcfiger ©treitigfeiten jwifchen SJteiftern unb ©efellen entrollen
ji<$ öor unferem ©eifteSauge
©ein befieS innlänbifcheS Slbfafcgebiet aber Derlor baS ©ewerbe im
Sctuernfianb, beffen Sd/icffal in ben meiften ©egenben burdt) ben grojjen
Sauernfrieg befiegelt mar. DaS bluttriefenbe %at)i 1525 öffnete bie Pforte,
burch meldte bie üofle Seibeigen fd^aft hereinbrach. Bon ber Witfchulb an
bei Pnechtuug unb ^rotetarifierung beS wichtigfien WährftanbeS finb bie
nrugläubigen Geologen nicht ganj freisprechen. Namentlich Sulher unb
^elanchthon trifft eine gro&e Beantwortung. Setyterer fchrieb, feitenS ber
Sauern jei es „ein ftreöel unb ©eroalt, bafe fie nicht wollen (eibeigen fein",
benn e$ fei wiöer baS Soangelium unb höbe „ feinen Schein." „3a, eS
roäre oon 91öten, bafe ein folch roilb, ungezogen Bolf, als 3>utfchen finb,
nod) toeniger Freiheit hötte, benn eS f)ai.M Cutter fchrieb in feinen $rebigten
über baS erfte Buch 9MofeS: „©efinbe unb Dienftleute mürben am heften
toieber einer £eibeigenfcr)aft unterworfen, roie fie bei ben 3uben oorhanbeu
geroefen fei." flein SlÖunber, roenn burch baS Beifpiel ber Reformatoren auf-
gemuntert ber 3urift örnft Gothmann bie Behauptung auffteflte: Schon bie
Xfyitfache, bafe einer ein Bauer ift, genügt jum Beroeife feiner Seibeigenfchaft.
T)ie Silber, burch welche unS ^auffen bie Freiheit entwirft, welche baS
16. 3ahrhunbert bem Bauernftaiibe namentlich in ben norb» unb oftbeutfchen
Territorien gebraut fyai, finb wahrhaft fchauberetregenb. Die wiflfürlichen
ftronbienfie werben geftcigert, bie ftreijügigfeit ber Bauern »erboten, ber
3roongSgefinbebienft unb baS „Bauernlegen" legalifiert. „3f&unb ift bie
3eit, ba ber Bauer meint." 3" ben neunjiger fahren brachen Deshalb ernfte
äuffiänbe ber gequälten Bauern in Ober» unb 9lieberöfterreich aus. ^tQetii
fie tourben niebergemorfen unb blieben nun ihren ©utSherren preisgegeben,
beten unbefchränfte Sagbrechte Tie DoflenbS jur Berjweiflung trieb. „Das
©ilb ift unzählig öorljanben", bie §irfche weibeten wie jahmeS Bieh auf
ben ftcfern. Den Bauern aber mar ftrenge verboten, 3öu™ um ihre SBiefen
unb ftder ju jiehen ober baS 2öilb burch #unbe bon benfelben abzuhalten.
Bilbjagb würbe in nicht wenigen ftürftentümem mit bem Sobe befhaft.
Äit bem „3agbteufel" oerbanb fich in biefen fürftlichen 3agbwüterichen oft
iogar ber „Blutteufel", inbem fie arme Bauern in bie £aut eines erlegten
&trf<hen ober eines anbern SEÖilb einnähten unb Don ben fcunben jerrei&en
Digitized by Google
- 150 -
liefern ober [\t fonjl ju Hobt h*&ten. flu oem 2öilbfd)aben tarnen nod) brüdenbe
3agbfrohnben, unb bie Ärone beS ganaen graufamen SöftemS bilbete eine
3agbgefefcgebung, bif auS ber Verachtung beS menfchlichen ÖebenS entfprang.
gin Vilb faft ofme jeben Cichtblid ift bif Säuberung beS dürften» unb
$>ofleben3 jener 3«*- $ie ©eftaltung ber Hofhaltung rourbe immer groß1
artiger, roährenb ber materiefle Söoljlftanb immer tiefer jant. 25er Kleiber-
Prunf, bie £)offeftlichfeiten, bie $ochjeit$'9lu8ftattimgen, bie fteierlicr)feiten bei
Slittbertaufen unb Vermählungen finb nicht mefjt bfofe ein oornehmer Cujus,
fonbern ber SluSbrud eines roüften ©enufelebenS. SBotjin man in ben oberften
Greifen blidt, trifft man geiftige Veröbung, protyenhafte Verfctrtoenbung, grobe
Sinnlichfeit, Our allem ein DiefyifcheS Saufen. 3)ie Irunffuc^t en treidelt (
\\ä) fo red>t jum ftationallafter. Selbft l^oitj^efteüte grauen oerfielen bem
Softer unb trunffüdjtige Vifctjöfe gereiften bem Volte jum größten Wrgerniffe«
$ie religiöfe Neuerung borf auch gierten oou Sd)ulb nict)t freigefprochen
»erben: bie Verhöhnung beS ^aftengeboteS unb ber guten 2Berfe überhaupt
mufete baS Volt bem Saufteufel unb ber Völlerei in bie Wune treiben.
Veim blofeen Printen blieben aber biefe fürftlichen Säufer nicht, fonbern
gingen natürlich ju Unzucht, Prügeleien unb 3oteu über, meiere bif
entfprechenbe SBürje ihrer „ftorten Grünte" bilbeten.
(Sin foldjeS ^überleben brachte notroenbig Unorbnung in bie CanbSDer1
roaltung unb fpejieü in bie ^inanperroaltung, woraus bann Steuerbrud unb
fonftige *Dcaftregeln toflfter %x\ heroorgingen, gipfelnb in ber „©olbmacherei,"
burd> bie monomer ^fürft jum Marren unb Vettler geroorbeu ift. Sägen nicht
bie fchlagenbften Vemeife Oor, mir fönnten es faft nicht glauben, baß beutfd)f
dürften bura) MlchDmiften unb anbere ©harlatane fid) fo h^einlegen ließen,
bafe baS Schminblerpaar ^ß^tlipp Sömmering unb Wnna 3\($Ux <*m 4>°ff
beS gelehrten §erjog8 3uliu3 Don Vraunfchroeig 3 3ah" lang ihr Der»
brecherifcheS treiben fortlegen tonnten. $ie 30 Millionen ©ulben Staats»
fchulb, welche tfaifer 9?ubolf II. bei feinem $obe ^interüeB, laffen fich
einem guten Seile auf feine ehemifehen Jüchen unb feine 200 Wldmmiften
jurüdführen. Äein SBunber, menn oerfd)iebene dürften auf Strafeenraub
unb ftalfchmünjerei oerfielen, um ihre zerrütteten ginanjen roieber tjerjufieflen.
Da« oben gegebene Veifpiel rourbe natürlich unten fleifeig nachgeahmt.
$ie Säuberung beS SebenS beS WbelS roie beS Vürger» unb Vauernftanbe«
jeigt Deshalb manche entfprechenbe, menn auch mobifi^ierte* 3»9ei 9canfl unb
Staub bringen roohl Untertriebe in ben ©etränfen mit fich, aber bie milbe
fieibenfehaft ift überafl gleich Buch bie „Vürger unb Vauern-Vantette", bie
„Sein- unb Vierfünfte", bie „ein fw<h einträglich ©eichäft" bilbeten, jeigen
Don berfelben raffinierten ©enufefucht, roie fie an ben §öfen r)errf<^te. 3n
erfchredenbem Elafee nahm namentlich ber Vranntroeingenufe ju; in ber
Digitized by Google
— 151 -
Stabt 3mi(fou gab eS im 3ohre 1600 nicht meniger nl« 34 Eranntmein«
brennereien. Die $u& unb Etobefucht ift fbeufo allgemein. 9Jtan fönnte
fte eine ftortfe&ung ber ähnlichen Ecifeftänbe bc§ "JftittelalterS nennen, ba§
roie baS 16. 3af>rhunbert ju Dufcenben feine ltic^t befolgten „Äleiberorbnungen"
erliefe. »efonberS abfcheulich müffen bie „^Uberhofen" unb „©änfebäuche"
gemefen fein, womit bie ftattlichen beutfdjen SRänner fich entfteflten. 3öaö
über 3anffen Don ben biden, gelben, geborgten ober erfauften Haarflechten
ber grauen fogt, bon ihrem „f leinen famtenen §üt(etn", bon bem „©drniinfen,
Sttmmalen unb informieren bon allerlei fremben färben- fann als ein
treffliche» Kapitel gegen bie mobernen ftrauenmoben gelten.
Reben ben rein öfonomifchen Urformen mad)t ftcr) bie traurige Söirtung
ber Reformation auch auf bem ©ebiete beö ArmenroefenS geltenb. 3Ran fyai
bis in bie neuefte 3e>1 hinein baö Mittelalter ganj irrtümlicher 5öeife be*
ja)ulbigt, bafe e3 feine geregelte Armenpflege befeffen, ja ben Settel bura)
DernunftlofeS Almofengeben förmlich gejüchtet r)abe. Das* auSgeljenbe Littel«
alter hat jafjlreiche oortreffliche ArmemOrbnungen aufyumeifen, bie beften
roohl bie Wieberlanbe, roo fte fich enge an bie Spitäler anfchloffen. Allen
(Stallungen ber Rotleibenben fud)te man Rechnung ju tragen. 3n managen
Spitälern "33. aud> in ^freiburg unb Sutern mürben ^ßfrüubeu für ^rrfinnige
getauft ober fogar eigene Käufer gebaut. Die Abfchiebe bieler Reichstage
j. 9. $u Sinbau 1497, ju ftreiburg 1498, ju Augsburg 1500 enthalten
Stimmungen, bafe bie Regierungen „jeber Stabt unb Gommun ihre Armen
felbji ernähre unb unterhalte." Diefe Armen* Orbnungen ffliitn gegenüber
jenen beS 16. 3ah*hunbertS ben großen Vorteil, baß fte über ben unerfd}öpflid)en
Schafc einer ununterbrochenen chriftlichen SBohltljätigfeit berfügen tonnten.
$afe biefe reiche Quelle unter ber ^errfdmft ber neuen ßeljre belegte, hut
niemanb lauter als fiutfjer felbft beflagt. Die guten 2öerfe ftanben eben
nicht mehr in Achtung. Gleichzeitig mürben in fchamlofer 2Beife bie ftirchen-
guter, meiere bie grofeartigften öffentlichen Armen*ftonbS bilbeten, geplünbert.
Slber mie "heute noch, fo fling eS auch bamalS : „Das roeggenommene fllofter-
unb tfirchengut" mar fchnefl „jerfiäubet." 2BaS bie unfelige ©laubenS«
neuerung übrig gelaffen, baS bernichtete auch o"f bem ©ebtete ber Armen-
oerforgung ber Dreißigjährige Ärieg, Oer nur noch ftnen Bruchteil ber
ehemaligen SBeoölferung in junger unb ßlenb übrig liefe. Dann aber — nach
W. &"*8 unb SJciferoachS jeigte fia) bie Ecaffenarmut in ber fchredlichften
©eftall, bertreten bura) große organifierte Räuberbanben unb ©ettletjüge,
bie nach Saufenben Ahlten.
Diefer Seil beS achten 93anbeS bilbet eine jufammenhängenbe Darfteflunng.
Star nun folgenbe Abfchnitt über baS §ejenroefen trägt mehr ben dtyxxalUx
einer felbftänbigen Sonographie, bie ich baS nächfte «Mal fixieren möchte.
(©(hlufe folgt.)
Digitized by Google
152 -
Praktifdjf jBurdjführung irr formalen Stufen
an einem »eifptel aud ber bibltfdjen ©efdjtdjie.
(H. B.)
3iclflBttobc: 2Bir fommcn freute iur@rjäbjung oom ©türm auf bem Wlttxt .
roic berfetbc bie 3ünger beB fcerrn in groß« ©efaf)r braute, wie ober ber liebe
§eilanb fie aus berfdben befreite.
1. flnaltoje ober Vorbereitung, a) 3Bn8 Gaben mir in bert legten
Stunben beljanbelt? (Die ©leidmiffe beS £errn); n>o ^at ber göttliche
#eilanb biefelben gelehrt? (v31m See ©enefaretfj); roaS t&at er, um Don bem
3Jolfe beffer gefe^en unb Derftanben $u werben? (@r flieg in ein Sc&ifflein
unb lehrte bom Skiffe aus); mann fjaben mir Dom See ©enefarett) fetjon
etroaS gehört? ($ei ber ©efdjirt^te bom reiben ftifa^fang); mie Reifet ber
See ©enefaretb, aud>? (©aliläifd)e« ©teer); marum fann er fo genannt
merben? (er ifi febj groß; 3 Stb. breit, 6 Stb. lang); auf meinem Sfteere
fanb alfo ber Sturm ftatt, Don bem unfere (Srjä&Iung tyanbelt?
b) 2öer bon (Sucb, ^at fa)on einen Sturm erlebt? 2Öa8 Ijat er auf bem
ßanb Derurfadjt? (an Säumen, Käufern?); mer f)at fa)on auf beu See
IjinauSgeföaut , roenn eS [türmte? 2öaS &abt i^r ba gefe&en? ffiie ift e«
bem Sd)ifflein gegangen, ba8 auf bem See mar? 2öie mar es roo&l bem
Sa^iffer ui ©tute, al« er fo mit ben SBeüen tämbfen mußte? 2Bie Diel mal
länger unb breiter ifi ber See ©enefaretb, als ber 3u9(rf"? 28fl3 t)atte
bieS in 33e$ug auf Die SCÖeOen jur §o(ge? Der See ©enefaretfj mirb oft
Don fefyr heftigen Stürmen t)eimge|udj}i, meldte steter b,olje 2ßeflen Der«
urfafyn unb jebem Sd)ifflein, baS Don einem folgen Sturm übeeraf$t mirb, mit
Untergang Drosen. $n einen folgen furdjtbaren Sturm fam aud> ba« Sa)ifflein
ber jünger 3efu. 3$ min eud) nun Die ©efcbjajte ersten.
2. Süntljeje ober Darbietung. Der liebe £eilanb blatte, mie t^t nun
mißt, Diele Stunben longbaö SSolf belehrt unb mar bafyer reajt mübe gemorben.
Dab,er moflte er ftcf> Dom 3$olte entfernen, um an einem einfamen Orte
etmaS auSjuruljen. Da£ fonnte er aber nur, menu er an baS gegenüber«
liegenbe Ufer beS SeeS fid> begab, ba ib,m bie ßeute nic^t jafjlreia) Dorthin
folgen tonnten, (£r fprad) bafjier $u [einen Jüngern: „Raffet un§ über ba3
fahren." So ruberten bie jünger baS Sdu'fflein, in baS 3ffu$ gefttegen
mar, Dom Ufer meg in bie % iefe beS ©teereS IjinauS ; mehrere anbere Sa^ifflcin
folgten nad). 3efu§ befaub fid> auf bem ^unterteil be§ Sd)iffe8 unb f ablief
Dor ©tübigfeit balb ein. fie fdjon meit auf bem ©teere brausen mareit,
erljob fid) plöjjlid) ein großer Sturm, fo baß ba§ Sdüfflein mit SBeflen bebedt
mürbe. Die jünger mürben baljer mit großem Sdfreden erfüllt unb fürchteten,
auf bem ©teere umjufommen. 3n biefer Wngft traten fie ju 3efuS b,inju,
medten it)n auf unb fpracb,en: „©err! $ilf und, mir geljen ju ©runbe."
Da fpraej) 3efuS ju ib,nen: „5Ba8 feib i^r [o fura^tfam, i$r kleingläubigen?"
Dann ftanb er auf, gebot bem 2öinbe unb bem ©teere: „Sdmwige, Der-
ftumme!" Da r)örte ber 2Binb auf unb eS mürbe eine große Stille. 2Belc$
einen (Sinbrud mußte ba8 auf alle ma$en, bie e« fab,en! Sie Dermunberten
fia^ feb,r unb jpractien erftaunt ^u einanber: „20er ift boa) biefer, baß ib^m
fogar bie 2Binbe unb ba8 ©teer geb>ra)en?w —
Digitized by Google
— 153 -
TOadjen wir ba eine (leine ^toufe unb blicfen mir im (Seifte auf ben
lieben $eilanb Ijin, bei fo mächtig unb fo gütig an feinen Jüngern fic&
erwies unb ebenfo an und ttjun wirb, wenn mir feine treuen jünger, fowie
feine guten kinber finb. — (<Dton mufe ben (Sinbrurf etwas fortwirten laffen,
ben bie gut unb anfdjaulicb, warm unb lebeubig Dorgetraqene (Srjäblung in
®eifl unb §er& ber kinber fjerDorbrad)te. Sofortiger Übergang jum Sefen
unb Qrtlären mürbe itjn Dermtfayn. Wudj bafür muß geforgt werben, baß
ber QHnbrud möglicr)ft fonfrete, ber kinber ßeben berüfcrenbe 3form gewinne.
Grfmniiiiffe , bie nid)t tebenbig ins (SkfüfylSleben ber kinber hineinwur^eln,
gefcn fc&nefl wieber borüber unb ftnb oljne ftrud)t für Den Jöiflen unb baS
braftiföV fieben. — 9?a<$ ber furjen ftiHen (Srwägung beS ®ef)örten wirb baS
Vud) Dom Sefcrer nnb Don ben Sdjülern geöffnet. (Sinige ©$üler lefen bie
ßrjä&lung abfcfcnittmeife naaV, in ber Unter« unb SRittelftufe unb bei fa^wie*
rigen Stüden felbft auf ber Oberflufe würbe ber Seljrer fie juerfl nocb, felbft
gut bortefen. $>ann beginnt bie ertlärenbe Vefpred)ung, wäljrenb welker bie
Sucher jwar offen bleiben, bie kinber aber ifjre ftugen auf ben Öftrer ridjten
unb nur bann in baS Vuc$, wenn ber Öefyrer eS befiehlt ; benn bie ($efd)icf)te
ift nun ben 4>auptmomenten na$ burd) bie (Srjäbjung unb baS Sefen Don ben
ßinbern aufgefaßt, $ie Vertiefung umfafet juerft bie Vermittlung einer
Doflftänbigen SatfcfenntniS unb ber in ibjr liegenben Setjren. Von ber
ffiorterflärung (ann l)ier Umgang genommen werben, ba bie Wnalbfe nad)
biefer Ütia^tung boflftönbig öorgearbeitet §ot.)
a) 2Ba3 für ^ßerfonen treten in biefer (Sraäbjung auf? QefuS,
bie jünger im S$ifflein 3efu; Das Volt in ben anbern 6$ifflein.) 2öaS
ift oon ben Jüngern erjäljlt? was üon 3efuS? was Dom Volte? 2BaS bemirfte
ber Sturm in ben Büngern?
b) (5s ift bod) etwa§ Natürliches, in großer <3efaf)r ju erfa^rerfen!
'Barum fabelt fie ber liebe £ei(anb bennod)? *0lit was für ^Borten tabelt
er fie? VJarum nennt er fie kleingläubige? Vei was für Slnläffen t>at ber
l. $>eilanb fdwn gezeigt, bafe in tym eine Ijöijere Wad)t liege, als ber gemö&nlidje
SReufcrj fie befifct? (Teilung beS 38 jährigen ftranfen ; Sotenerwetfung beS
Jünglings bon 9?ain; Teilung beS knedjteS beS Hauptmanns, beS ®id)ts
brühigen, wunberbarer §fifd)fang, £>ocfyeit $u kana.) 2BaS hätten baljer bie
flpoftel in ber ©efatyr benten follen? 2BaS tljat 3efuS bem Sturm unb bem
tobenben Vkffer gegenüber? VJaS gefd)ar) auf fein Söort? 3n weiter kraft
f)at er bte)"e8 Doflbrad)t ? kann ein gewöhnlicher OTenfd) mit eigener kraft
au$ fo etwas bewirten? 2öie nennt man eine $f>at, wela> nid)t burd)
natürliche kräfte boQbraa^t werben tann? 2öir haben fa)on Diele fol$e $baten
tennen gelernt. 2Ber nur tann foldje VJunbert^aten Don fid) aus bewirten?
2Öa§ ift olfo ^efuS? 9lber 3efuS würbe ja auch mübe, er fchlief Dor ÜJlübigteit
ein? 2öaS für eine 9latur ^at alfo ^lefuS noctj nebft ber göttlicben 9?atur?
SBBie Diele Naturen ftnb alfo in 3efu8? 2öie wirb beSwegen 3efuS aud)
genannt? (®ottmenfa^.) 2Bie fragten fi$ bie Seute, als fie bie 2öunber»
tbat 3efu fa^en ober babon t)örteu? SffiaS für eine Antwort hätten fie fi<$
geben follen? 2öa8 hätten fie in ftolge beffen t^un foden? (*n 3efuS
glauben.) 2BaS wollen wir baljer tb.un? 3a wir wollen an 3efuS glauben;
er ift ber ©err Rimmels unb ber <5rbe, er ifi ©Ott, aus Siebe $u uns «Wenfa)
Digitized by Google
- 154 -
geworben, ber ©ottmenfd), unfer §filanb unb ßrlöfer! 3" biefem Rauben
rooflen mir leben unb fterben. —
c) 2ÖaS traten bie jünger, als fte in ber ©efabr fdjroebten? Sie
beteten fie ju 3efu8? 9GÖa§ tfyat 3<f"5 auf baS ©ebet ber jünger ljin?
2Ba8 muffen mir in ben ©rfabren t&un? 3n roa« für ©efabren (önnen
mir fommen? (be3 2eibeS unb ber Seele.) kennet mir ©efaljren für bn«
leibliche Ceben; für bie Seele! 2tteld)e$ finb bie fd)limmern ©efafjren? 2BaS
für ein fdjöneS furjeS ©ebetlein fönneu mir in folgen ©efaljreu Df trieften ?
Hüffen mir nur beten, menn mir in ©efafyr finb? Sffiie lefjrt und ber
1. fieilanb im SJater unfer in $ejug auf bie iöerfudjung beten? 2Öir müffert
alfo fd)on bor ben Serfucbungen unb ©efafjren beten, mir müffen täglich
beten. „3br foflt aO>it beten." -
d) Vlber roufetr benn ber 1. $>eilanb nid)t, baß ba3 Sdjifflein in ©efafjr
fei? SBarum bat er ben Sturm nidjt Derfnnbert? (Prüfung.) 9Barum ^aif
er erft, als bic jünger ibm bie 9tot (tagten unb il)n um §ülfe baten?
(9?otroenbigfeit be$ ©ebeteS.) Der 1. £)ei(aub meife aQe§, aber er roifl. bafe
mir iiict)t nur au ifm glauben, fonberu biefen ©tauben aud) betätigen.
Dies tfnm mir befonberS im ©ebete. 2Benn mir beten, befennen mir unfern
©lauben an ©ott unb unfer Vertrauen auf it>n. DaS ©ebet ift für bie
Seligfeit ebenfo uotmenbig al§ ber ©taube. 2öer glaubt, betet aud)!
e) Mit ma§ rjaben mir früher (beim reichen ftifebfang) baS Sa^ifflein
^etri Derglidjeu? (TO ber tfira> G&rifii.) 2Ber befinbet fid) in biefem
Sd)iffleiu? $Rit melden Söorten fjat 3*fu§ erflärt, bafj er immer bei feiner
tfirdje fein molle? („3d) bin aOe $age bei eud), bis anS (Snbe ber SOBelt.")
2öer leitet biefe» Sdjifflein auf unfid)tbare 3Beife? SBer auf fia^tbare Söeife?
$ttelay$ finb bie Stürme, meiere gegen biefe» Sa^ifflein fid) erbeben? (3Jer*
folgungeu, 3"W)rf", Unglauben.) Die £ird)e l)at immer fola)e Stürme ju
befifben; roa§ müffen mir baljer für bie &ira> trjun? 3a mir roollen redjt
oft für bie ftirdje unb für baS Cberbaupt berfelben beten, ba$ gefällt beut
1. £>eilanb gar fefyr. 2Ba» für einen iroft Ijat uns ber 1. Jpeilanb bejügtia^
ber Grljoltung feiner Äirdje gegeben? („Die Pforten ber $ölle roerben fie
nirfjt übermältigen.") SBarum läßt er aber biefe Stürme 511? (Prüfung
unb Cduterung ) 2Öa8 bemirft ein Sturm in öejug auf bie ©efunbrjeit ber
fiuft? So reinigen aud) biefe Stürme bie &ird)e. ©ott fann aud) ba§
Jööfe jur Söeförberung be§ ©uten gebrauten. 3b»i mujj afle« bienen; ber
©ute bient it)m mit freubigem Söiflen; ber $öfe mufe iljm bienen roiber
feinen SDifleii. 9lud) ber Sturm auf bem Weere biente jur 93erljerrlia)ung 3efu.
(Woc&malige 3u|ammenfaffung ber einzelnen fünfte.) — Dann folgt:
3. Die Wffojiation ober 5ßerfnüpfung. (Die neugemonnen Vorfiel«
(ungen müffen mit ben alten, früher gemonneuen in enge SBerbinbung gebraut
merben; bamit entftebt ein roa^reß 2öad)8tum be8 ©eifleS (55 fjat biefe» naef)
brei 3tid)tnngen ju gefa^e^eu : a) in Öejug auf 3efu, b) in Skjug auf bie 3ünger
unb c) in $e&ug auf baS 3Jolf.)
a) 91 IS roa§ bot fieb 3efu in unferer @efc$id)te geoffenbart V («IS ©ott«
menfd) unb als aümädjtiger unb barmherziger Reifer in ber 9^ot.) 3n melden
bi&b« bebanbeiten ©efa)ia)ten r)at er fi$ aud) öl3 ©Ott geoffenbart ?
(^odjjeit ju ffana; am 3afob8brunnen offenbart er ber Samaritanerin bie
Digitized by Google
- 155 -
gebfimen Sünben; er feilte bie Srfjroiegermutter be4 ^etruS; er treibt bie
böfen ©elfter au$; fyeilt ben @id)tbrüd)igen, beu 9Iu3fä|}igen, ben ftnedjt be$
£>auptmann€, ben Jüngling bon 9laim erroedt er fogar bom Stöbe, ber
f ünbigen TOagbalena üergiebt er bie Sünben, bem Simon bedt er bie ge*
bnmflen ©ebanfen auf, tjetlt ben 38jdr)rigcn Tanten unb offenbart fidj ben
3uben at« Soljn ©otte*.) — 3n roela)en erklungen tritt befonberS aud}
bie menfml. Watur farüor? (3efu$ ift a(3 ©ajt beim f)o^eit3mat)le $u
Äana; ein &eil. 3orn ergreift ifjn bei ber Reinigung be3 Tempel«; mübe
iejjte er am 3afob3brunncn nieber, fdjidte feine jünger in bie Stabt,
um Speife ju fyoten unb begehrte Don ber Samaritanerin $u trinfen; er
rourbe beim ftnblid ber iötttroe, bie it)ren einzigen Sotjn berloren ljatte, bon
SWitleib gerührt; freut fia), roenn er ©tauben finbet; läßt fi# bon Simon
ju einem ©aftmabje eintaben; let>ct unb roanbelt roie ein Genfer) unter ben
3uben!) - 3n ir*l<$en ©efcfcia)ten jeigt er fi<$ als Reifer in leiblia^er Wot ;
in melden al$ Reifer in geiftiger 9iot ; alö Grlöfer bon ben Sünben? —
b) 2Bie geigten fitb, bei beu befproa)enen (Sreigniffen bie Wpoftel unb
jünger bem göttlichen £eilaube gegenüber? (Sei ber Berufung ; bei beu
üerfdjiebenen 2Buubern; bei ben Setyroorträgen ; irjr ©taube roud)$ immer meljr.)
c) Sie igten fidj bie 3uben Sefu gegenüber? (@in %e\i glaubte
an iljn. anbete liejjen eS bei ber toten Serounberuug bleiben; ein auberer
Seit trat fogar feinblid) auf.) SBie roaren bie ^ffarifär unb Sdjriftgelefjrten
gefinnt? Qn 93ejug auf beibe fragen ruft ber ßefjrer einige fjierauf bejüglidfe
2^atfacf)en in bie Erinnerung jurüd. So fdjliefet fid) baS Weue organifd)
an baS Mite an, erweitert biefeS unb frifd)t e3 auf unb fo üerfa^miljt afleö ju
einem einf>eitlia)en ©anjen, rooju befonberS aud) bie folgenbe Stufe mithilft.)
4. Da3 Softem, ober bie 3"famme nfaffung. a) 2öa§ für (Sigen*
jrfjaften offenbaren fia) an 3efuS in ber r)eute befjanbelteu ©efdndjte: ber
Sturm auf bem SReere? (ber fieljrer fdjreibt fie an bie $afel.) UBa* für
anbere ßigenfdjaften tjaben mir früher )d)on tenueu gelernt? — (So Der«
Doflftänbigt fid) ba8 Gfjarafterbitb 3efu mit jeber (Srjäljlung ; 3efuS erfdjeiut
ben tfinbern immer eljrroürbiger unb liebenSroürbiger unb tritt bem (inblidjcn
§erjen immer uätjer.) — b) 2Beld)e ßefjren liegen in ber tjeutigen ßrjäfjlung?
($er fieljrer idjreibt aud) biefe in furjen Sä&en unb möglid&ft an ben ©ort»
laut be$ ßatecbjSmuS angeleimt an bie Safel, bie ftijierung au ber Safe!
ift bie befie Vierung im ©ebäd)tni9.) 1) 3efu8 ift roafyrer ©ott unb magrer
^ERenfcr) ; in itjm finb jroei Naturen, bie götttid)e, meil er ©ott ift unb bie
menfd)lia>, roeil er SRenfd) ift. Sieibe finb in ber einen ^ßerfon ß^rifti
unjertrennlid) bereinigt. — 2) $a§ ©ebet ift jur Seligfeit notroenbig; mir
muffen in allen Anliegen be§ 2eibe§ unb ber Seele unfere 3ufluct>t ju 3efu«
nehmen. Sir muffen mit Vertrauen unb mit Wnbodjt beten, ©ott oerläßt
bie Seinen nid)t ! - 3) 2Bir müffen au,% für bie Ijl. Äira^e beten. 3efu«
ift aflejeit als ba3 unfia^tbare Oberhaupt in feiner ftira^e. kuü) bie größten
Sturme bermögen nia^ts gegen fie. 4) ©ott roenbet bie Stürme in feiner
ftird)e ju feiner 33erfjerrlid)ung unb ^ur ^Reinigung berfelben an. 5) 9(ud)
bie Verfügungen gegen unfere Seele fönnen und nia^ts fa)aben, menn mir
in ber ©egemoart 3efu roanbeln unb $u i^m unfere 3«^"^ nehmen. Sie
bienen bann ju unferer Läuterung unb Stärfung unb jur Sßerme^rung unferer
Digitized by Google
- 156 -
IBerbieufte. Söelcf)e bereits behanbelten Srjäbjungen haben un« ähnliche
fielen gegeben?
5. SMethobe ober SJerroenbung. Die inte! (eltuelte 93erroenbung
fonn oerfehieben auftreten : a) als Auffafc (Wacherjählung; Gharatterbilb 3efu ;
3ujanunenfleQung ber Cehren, ©ergleidmng mit anbern Srjäblungen ic )
b) als münbliche Söieberholung, c) als SeroeiSmittel für ben ÄateehiSinuS»
untetricht d) als Stoff bei Ermahnungen unb Aufmunterungen jum (Stauben
uub jum IBertrauen. Die moralifche 3)erroenbung liegt befonberS in einer
paffenben Wutyauroenbung, etroa roie folgt : a) SDBir motten 3efum recht lieb
haben unb immer bei ihm bleiben, und nie bureh eine fernere Sünbe Don ihm
trennen. Senn mir bei ö*f»8 finb, haben mir nidjts ju fürchten, auch menn bie
Stürme unb ©efoljren noch fo grofe mären. 3*f«* ift unfer ©Ott unb unfer
allmächtige Reifer unb ßrbarmcr. 3hm rooflen mir leben unb fterben. ihm
angehören in Qüi uub (Sroigteit! — Ober b) Siebe ftinber! Dtrgeffet bie
heutige ©ejchid)te nie in eurem öeben. Au euch aQe merben Stürme aller
Art herantreten, ©efahren beS fieibeS, ©efafjren ber Seele! Aber fürchtet
euch nicht. SBerlaffet nur 3efuS nicht, fonbern bleibet bei ihm unb nehmet
init IBertrauen bie 3" find"" i^m. 33etet mit ben Apofteln: $err hilf unS,
fonft geben mir ju (Örunbe. Unb roie er ben Apofteln geholfen, fo roirb er
auch euej) Reifen. 2Ber auf ©ott Dertraut, ber r)at motjl gebaut.
3e uad) Umftänben fönnen auch anbere fünfte aus ber (Srjähluug
herausgegriffen merben; bie Ütufcanroenbung t)at fid) aber befonberS an bie
geiftigen SBebürfniffe ber ßinber anjufehliefjen. (5S ift gut, bann uub mann
auf biefelbe jurüd ju fommeu, befonberS bei Anläffeu, für bie fie gemacht
murDe. ^n ihr liegt bie unmittelbare praltifche $rud)t beS ^Religionsunterrichtes.
(SS ift $um Sehluffe faum nötig $u bemerten, bafe biefe Ausführung
nur eine Sfijje ift, bie ben 2Öeg jeid)net, ben man eben jur Erreichung
eines grünblidjen unb fruchtbaren Unterrichte« JU gehen f)ai uub baß fie für
bie Oberftufe berechnet ift. ßrfenntniS', ©efühlS- unb 2Biflen8lraft merben
burch eine folche SBehanblung in gleich vorteilhafter Seife angeregt unb baS
Söiffen üermag fich fo jum können, jur ^ßrajiS $u geftalten. 6S ift roahr,
man mirb etroaS langfatner DormärtS fommen. Aber roaS nityen unoerbaute
Speifen? 9<ur roaS in f^Ieifc^ unb SÖIut übergeht, nährt; nur maS Don
ber gaujen Seele erfafet mirb, ha* Hiahre ©eßaltungSfraft für fie unb ift
boher geiftigeS Kapital, baS fürs ganje tyben 3>nf<n trflfl*- —
2Benn mir 3"t finben, merben mir fpäter bie Anmenbung ber formalen
Stufen auch noch an SÖeifpielen auS anbern fächern geigen. Der fleißige
uub DorroärtSftrebcube ßehrer mirb fid} aber fchon an ber §anb beS obigen
SeifpielS auch in anbern ©ebicten jureeht finben. 2öir finb überzeugt, bafc
eine fluge, jeben einzelnen Stoff unb ben Stanb ber klaffen roohl
berechneube Anmenbung berfelben unferm Schulunterrichte Don grofeem
Vorteile mürbe. —
<$i*flenoffenfff}aft. (£orr. - f.) Da« eibgenöffifehe ftatiftifche 53ureau
labet bie jehroeij. Lehrer ein, ihm AuStunft ju erteilen über 3°^ fämtlichcr
Schüler ber Ortfchaft, 3ahl per Waffe, Schulroeg, Seltenheit ber 2öege,
Digitized by Google
- 157 -
SJetfflummS roegen Ungangbarfeit ber SBege, ungenügenbe 6rnät)rung unb
Befleibung, ©uppenanftalten unb bergleid)en ; ^ßrioatroofjltljätigfeit, Serab»
folgung Don JlleibungSfiüden, 93efd)afffnt)eit bet Littel, bie baju berroenbet
werben, @(t)ulfparfaffe, (Jinflufe biefer Unterftüfcungen auf ben gefunbt)eitlia)en
3uf!onb ber Äinber, auf errjöfjte 2ld)tfamfeit ber ßinber märjrenb be§ Unter*
richte» unb auf bir intefleftuefle (Sntroidlung ber Äinber. — 2Boju biefe
Unterftu^ung? ©tetjt fie im 3ntereffe ber fd)Weijerif d)en CanbeSauSftellung
in ®enf ober in bemjenigen ber Unterftüfmng ber ^rtmarfc^ute burdj ben
9unb? ©ie wirb wofjt beiben 3roert*en bienen unb fann fpäter aud), bei
gelegener 3e'*» (Sinfütjrnng ber S8unbe*fcr)ule benufct werben. — Win
auffäHigften erfa)eint aber bie böllige Umgebung ber .fantonalen 53e«
börben. 5BiSr)er war e$ fouft Übung, bei Unterfud)ungeu bon allgemeinem
dntereffe ft$ an bie ÄantonSregierungeu $u menben unb biefe $u erfudjeii,
bie notroenbigen Wnorbnungen &u treffen, um bie gefleflten §ragefct)ema ju
beantroorten. 9luf biefem SBege ift aud) aflein eine gehörige Kontrolle möglich
unb roerben bie 5Bet)örben beS ÄantonS ins nötige 3utereffe gebogen. 2Barum
läßt mau. bie fantonalen 33er)öben auf ber Seite ftefjen? 9Ran ^ä(t fonft im
ßaatliaVn ßebeu fefjr auf einen georbneten ^nftanjengang ; warum tjat man
it)n bjer ni<r)t beamtet? — 2Bir meinen, bie fantonalen $el)öröen bürften in
biefem Qfalle itjre ©ouberänitätSredjte roat)ren unb menigftenS um tttiffcfyufi
betreff beS SBorgetjenS nactjfucrjcn.
fiujeru. $ie am 20. ftebruar in ©$üpfr)eim berfammelte 2er)rer«
fonferenj beS HmteS (Sntlebud) fprad) ftcb, für eine angemeffene Herltiugerung
ber ©d)ul$eit auS. 2öär)renb fie bie (Sinfürjrung eines 5. ©ommerfurfeS in
Wnbetradjt ber lanbroirtf^aftlia^en 5ßcrl)ältniffe itic^t befürworten fann, begrübt
fie bagegen bie Erweiterung beS 1. ©ommerfurfeS ju einem @aiijjat)rfiir<?
unb bie Erweiterung ber ftortbilbungS« unb Sietrutenfdjule um je einen ShirS,
um fo bie öüde im SBilbungSgauge beS r)«annja^|enben Jünglings jroifajen
bfin 14. unb 20. 3at)re etwas auszufüllen.
9iod> ©djluji ber offijteflen SJerljanbluugen fjielt ©dmlinfpeftor Sfdwpp,
^räfibent beS herein« fattwl. Ser)rer unb ©d)ulmänner ber ©dnoeij einen
gebiegenen Vortrag über bie Seubenjen biefe« iBereinS; er füt)rte au«, bafe
biefer feine politischen Qwtdt Oerfolge, bagegen aber ftd) ganj bem s2Bot>le
ber ©cfjule roibme. 6S rourbe nun fofott jur ©rünbuug einer ©eftion
ge|<$ritten, ber ft$ met)r als 40 3Rttg(ieber anfd)loffen. Floreat et crescat! ')
— $en 14. Februar abljin oerfammelte fid) in $)i£fird) bie ©eftion
be§ %mte§ Jpodjborf beS SöereinS fatlj. 2et)rer unb ©dwlmänner ber ©djmeij.
5cebft oielen 2et)rern fanb fidr) aud) eine grofce Wnjaljl ©eiftlidjer unb (&rofj*
räte ein. $en «eigen bet IBorträge eröffnete $err 2eb,rer »run in 55aami(
mit einem »eferate über bie Wad^t beS 3Kutter t)erje n§ auf bem ©e*
biete ber Äinbererjiec)ung. 3n flie&enber, fa)öner ©praa^e jeigte ber
§trr ^Referent bie eminente öebeutung ber Butter als ßr^ie^erin.
$od)ro. $err tyoxtytt ßlmiger in ^)ot)enrain jeigte in r)umorifiifdt)
gewürztem Vortrage ben großen llnterfcbieb in ber Ausübung beS Strafrea^teS
in ^kinS unb ©a^ule bon einft unb jefct. 3U biefer ?lnberung ^abe bie
') 2>er Driginalberidjt fam letber ettoa» a« fpat ; er folgt in nädjfter Kummer.
Digitized by Google
neue BunbeSDerfaffung DieleS beigetragen. Die Wüte fönne man jebocfc nicfrt
ganj entfernen; Tie fei mit TObe gepart unb üorfic^ttg angeroenbet ein bor-
treffliche« 3u*tmtttel.
3n an&iefjenber ftorm unb begetftertem Vortrage beljanbelte unfer geehrte»
$ereinSpräfibium $)ocbro. $>err Kaplan unb 3nfpettor Wrnolb bie Saterlands»
liebe. $n feinen Ausführungen jeigte er an Zitaten, baß bie fogenannten
Sbealmenfcben (©öttje, Üeffing, Schopenhauer, flant.) feine 93aterlanb8liebe
lehrten, bafe bie heutige Strömung biefelbe ganj *u berroifchen fuche. Darum
miiffe jeber roobre Patriot für bie 2öecfung ber SaterlanbSliebe mit SDort
unb $hat einfteheu
Den Herren Referenten mürbe Don ber SBerfammlung für bie gebiegenen
Vorträge ber mohloerbiente Danf auSgef proeben
„Racb gethaner Arbeit läßt fiaj gut ruhen", bauten auch bie 33erfammelten
unb oerlebten noch einige gemütliche Äugenblicte bei einanber. 5)?ou frbjeb mit
bem JBeroufetfein, einen lehr» unb genußreichen Nachmittag hinter fict) $u hoben.
*uf Sßieberfehen im £>«bfte ! j. b., l.
— Sutern. 3m £>erbfte finbet bafelbft bie 3abre$Derfammlung be§
5Jerbanbe5 fdnüeij. 3«$«!* unb ©eroerbefebuflebrer ftatt. 9118 $>aupttraftanbum
mürbe beftimmt: Der 3**4* nunterricht an ber SJolfSf chule. Da* Referat
hierüber übernahm £)err $rof. ^upifofer in 6t. ©allen. Sämtlich* fetyroei*
jerifaje (SrjiehungSbireftoren roerben jur Serfammlung eingelaben roerben.
St. (hatten. (— p. — ) Unterm 12. ^febr. erließ ber RegierungSrat
ein neues, fofort in &raft tretenbeS Regulatio über bie 93er roen bung ber
Staatsbeiträge an bie ftonbe unb RechnungSbefijite ber SBolfS»
l'chulcn. 3ur Äufnung ber fleinereu Schulfonbe faDen 20 bis 25 ^rojente
beS oom großen Rate für bie Äufnung ber Schulfonbe unb Decfung ber
RechnungSbefijite bemilligten ÄrebiteS Derroenbet roerben. Räch Dem RegulatiD
boin 2. Dej. 1890 erhielten bis jefct auch oif Jpalbjobrfcbulen mit weniger
als 15,000 $r. gonbfopital einen Beitrag bon 200 bis 600 $r., melier
fofort bem ftonbe einverleiben mar. 3fjM roifl man bö^frn Orts biefen
^albjahrfchulen an ben # ragen gehen. Daß man barauf hi'^ielt, Diefelben
auf ben 2lu8fterbe-(5tat ju fteüen, berührt uns nicht unangenehm, roenn mir
auch nicht ju optimiftifch finb, biejelben in furjer 3"* öon ber 9i(bflä$e
oerfchmuuben
Doch fofl man nicht glauben, bafe mit biefem Regulatiü bie SchuU
gemeinben erheblich entlaftet roerben, biefe alles nun aus $apa Staats ©elb*
beute! bejahten fönneu. Sdmlgemeiuben mit roeniger als 40 Rappen Schul*
[teuer oom £)unbert unb einem Steuerfapital bis auf 200,000 fy. haben
50 rt/0, folche mit 200.000 bis 300,000 75,7,„ unb fola)e mit 300,000
bis 5»)0,000 fix. Steuerfapital 100"/o beS StaatSbeitrageS jur gonbäufnung
ju leiften. 75 bis 80 ° 0 beS anfangs ermähnten, Dom ©rofeen Rate be«
roiQigten ÄrebiteS finb, jur Erleichterung ber bö<i)ft befeuerten Schulgemeinben
an bie jährlichen RedjnungSbefijite berfelben abzugeben, roelcfjer Beitrag
800 QFr. per Schule unb 4,500 ftr. im ®anjen nicht überfteigen barf.
Schulgemeinbcn, welche ihr Sct)ulroefen Dernachläffigen, tonnen teilroeife ober
ganj Don ber StaatSunterflü|mng auSgefchloffeu roerben. Die ©ejirfsjcbulräte
roerben beauftragt, auf aflfäflig Dorhaubene „ßrüppelfchulen" ein roachfameS
Digitized by Google
- 159 -
91uge ju polten unb fie jum Wnfchluffe an eine benachbarte Scf)u(gemeinbe
ju bewegen. Dafe nun beSmegen in unferm flanlon ein neucS Morgenrot
für unfere „SthulDerfchmeljer" anbrechen werbe, Dennögen mir nicht einjufeljen.
3Bir haben Diesbezüglich nicht gerabe bie rofigften Erfahrungen gemacht, unb
roo bieje nicht adfeitig gemünfd)t mirb, roo man nicht fühlt, ju jchroach als
Präger eines SchulroefenS fein, ba merbeu auch rabifale £>eißfporne nicht
nach ihrem belieben fchatten unb malten tönnen. Die Arbeit auf bicfem
(gebiete ift eine Reifte unb mirb, je länger je mehr, ju einer folgen, mo
man fich g<w leicht bie fettiger Derbrennen fönnte. —
Die Staatsbeiträge für bie SRealfdmlen merben hauptfächlich $ur <Dcinberung
ber Defizite Dermenbet. Sei ber fteftfefoung berfelben fommeu als Einnahmen
nur bie 3'nK ber Dorbanbenen ftonbe unb bie Schulgelber, als Ausgaben
nur bie Sehrergebalte in Betracht. 9Jn bie fid) fo ergebenben Defizite zaf)lt
ber Staat bie £)älfte. 9lur foSche Stealfchuleu haben Vlitfpriict) auf Staats*
Unterfinning, roelche Don fantonSangehörigen bürgern höchftenS 20 §r. Schul«
gelb beziehen. Daburdj fällte eS auch unbemittelten möglich merben, biefe
Sdmlftufe abfolDieren tonnen.
Sin bie ftortbilbungSfchuleu, bie fid) immer größerer ^Beliebtheit erfreuen,
leiftet ber Staat ebenfalls Beiträge unb jmar, foferu bieö ber Dcrfügbare
ffrebit geftattet, 75 9fp. per 2ebrftunbe bis ju einem Warunum bon 2,500 ftr.
Söenn man ben großen 92u$eit, ben biefe Sdmlftufe 511 triften im
flanbe ift, in Betracht jieht unb bebend, bajj ber Staatsbeitrag meiftenortS
bie einzige Einnahmequelle ber ^fortbilbungSfchudehrer ift, fo mirb mau nicht
ju ber Überzeugung tominen tönnen, baß ihre Wüben unb Arbeiten „föniglidj"
befahlt feien. Doch, mir miffen ja, bafe uufer Schaffen ein ibealeS ift unb
baß bie ibealen 53erufSarten ben Söenigfteu golbgefpidte 99örfen ermerben.
DfSroegen mirb baS 53anner roahrer Wenfrhenbilbung bennorh h«*h gefchmungen
unb auf ©otteSlohn in ber einigen §eimat fchöneren Sluen gehofft.
3«g. Die 3ftÖl'"6e beS ^enfionatcS unb beS 2er)rerfeminarS führten
in ben Derfloffenen ftafcbingStagen baS Drama auf: Der Erbe D. Erbbolm.
Drama mit ©efang in 5 Aufzügen Don Erich Schmibt; für Schultheater
bearbeitet Don Scettor ifeifer. Inhalt beS Stüdes: Cstar, ber Sohn beS
fr. 3t- gtftür$ten unb in ber Verbannung geftorbeneu (trafen D. Erbholm,
hült fieb mit feinem ftreunbe Olaf ^eljrfon, bem Sohne beS 53urgmartS
als ?Raler in Italien auf. Die Unfdmlb beS ©rafen foinmt an ben Sag.
OSfar mirb jurtiefgerufen unb bittet feinen ftreunb, ber ihn heimlich beneibet,
ihn ju begleiten, Mnläjjlich eines Schiffbruchs auf ber £>eimfehr fommt Olaf
in ben $efi$ ber Rapiere OSfarS. 3u ber Weinung, biefer fei Derunglüdt,
bejchtiejjt er, fich für ben (Strafen auszugeben. OSfar hat fich auch gerettet
unb entgeht einem 3RorbDerfuchS Olafs. Diefer tritt als ber rechtmäßige
tirbe ber ©raffdtjaft auf unb roeife baS Söolf ju betören. Ein alter Diener
aber ertennt OSfar. Schon miQ ber ftöuig im Reichstag $ur 58elehnung Olafs
l'chreiteu, als OSfar erfcheint unb Olaf beS ^Betrüge* jeiljt. Wach einer milb
bewegten Scene labet ber ftönig beibe Nebenbuhler binnen 9JconatSfrift Dor
fein Bericht. — Umfonft Derfudft ber 9lbt Don Obenfee Dor ber Si&ung, bem
Schulbigeu ein ©eftäubuiS zu entloden. DaS ©ericht beginnt. Olafs be«
ftoa)ene 3<"fl<n »"ben Dermorfen. Allein ber fchlaue Olaf fann auch J^ei
Digitized by Google
- 160 -
3fugnifff OsfatS entfräften. Qsnblich aber roirb fr Don feinem allen bltnben
Safer erfannt unb baburch jugleid) be* Unrecht* überroiefen. Oöfar roirb
feierlich belehnt unb bittet um ©nabe für feinen ehemaligen Qfreuub. Der
flönig roifl fid) nid)t erweichen (äffen. Schließlich finbet ber 9lbt eine Söjung,
welche bie 5öürbe be§ ßönigö roaf)rt unb bie 3bee ber SBufee unb Süfmung
mit jener ber ©nabe Dereinigt. Einige t)üb)'a^e ©efangpartien Derleihen
bem auf einer roahren Gegebenheit beruhenben Stüde befonbern Dteij. — Da$u
famen nod) ba* ßuftjpiel „3ncognito" oon 6t) r. Wen, — eine Drollige
(Spifobe aus bem ßeben einer beutfdjen ßleinftabt, unb eine turje gninnaftifche
^robuftion. — Wögen bie 3ö^linge bie bebeutungSDofle 2et)re nie Der«
geffen, bafe ba* Softer eine abfd)üffige 53at)n ift, auf ber jeber, ber [\t betritt
unb nia^t noch rechtzeitig umlebrt, immer tiefer in* Jßerberben ftiirjt unb elenb
}U ©imibe geht. Daher roiberftehe ben Anfängen: principiis obsta. —
jpädagogifdK i?tticratur ttn* VcbrmiUcL
1) Xa-> bic*jäbriae ^afteamanDat Sr. ©nabcn bc* bochtuürbtaftcn §rn. Öeoti*
barb, Stfdjof oon Safcl=2ugano, bebanbelt ba* bödn't jettqemäfje £h"na: Sie ®r*
iehung ber heranmacht cnbcn 3ugenb. — ©* ftnb ba golbene SBortc, welche
er hodjtüürbiflffe Sifcbof feinen Di&scfanen prüft, bie Don allen, befonber* aber
allen ©r^ebern auf* tiefftc beberjigt »u werben oerbienen. Der l. Dcil befprid)t
bic Arbeit ber (Srjiebung, ber 2. bte Arbeiter felbft. „Die ganjc Aufgabe unb
bie flanke »rbeit ber (S-ratebung beftebt barin, baß bie jugenblicben Seelen burd)
ba* Dreifache Sanb bc* (Glaubend, ber Siebe unb ber ©ttabe mit ihrem bimmlifeben
Söräutigam oereinigt bleiben unb im Verlaufe bc* ßeben* in biefer Sereinigung
immer mehr fid) befeftigen." 218 Arbeiter werben befonber* hervorgehoben bie
Seclforger, bic ©Item unb bic djriftUcbcn (Sraicbungaocrcine, unb unter btefen mieber
befonber* bic SWarianifcbc ftongregation unb bie 3üngling*öcrcinc. —
2) Dorff unb qeiftine (Betränfe, im Sichte ber Grfabruna, ©efunbrjett unb Solf**
woblfofjrt oon H. 91. 3Wing, «rat unb 9cattonalrat. ÜWit Sfiibaug: Bereitung
einiger alfoholfrcicr (Srfrifdmngfcmtttel. ©amen, Sclbftocrlag bc* Scrfaffcr*, Drncf
3. ÜWüaer, 1895. $ret* 30 ist«. ; in Partien billiger. Der Reinertrag wirb ber
©rünbung einer Drinferheilanftalt flewibmet. — Die 40 Seiten umfaffenbe Srofcbüre
oerbtent ba* 3ntcrcffc unb bie Hufmerffamfeit aller, bic cS mit fid) unb mit bem SBohle
be* Softe* gut meinen, befonber* aber oder @rMct)cr unb öebrer, bereu Aufgabe e* ja
ift, bte 3uacnb oor allem, »a* ftörper unb ©eift oerberben fann, \n »amen unb
}uräd)uhalten mtb fic über ba* ju bclebrcn, ma* ihnen juträglid) ift. ©« lieat
eine* ber wiebtigften Staphel ber ®efunbbcit*lcbrc in ber Schrift, ba* mir ber
roerbenben (Generation nicht oorcntbalten bürfen, ba« aber audj fruchtbarer Stoff für
Sortrage in teraiebung**, $Ptu«=, Scatbolifen unb anbern gemetniiü&Jgen Seremen
bietet unb ba unb bort otcl ©tttc* ftiften tann. SEÖenn mir aueb nicht ber Anficht
ftnb, bafj ade Üefer SWitgliebcr ber ftbftiitcnj werben, fo wirb bic Schrift immerbin
ben großen ©eminn hcroorbriuaen, bafe fic überall fräftig jur Duaeub ber SJtänigfett
anfpornt, eine £ugenb, bic jeber 9Wenfcb oor ©ott unb feinem ©emiffen üben mufi
unb bte er fid) unb ber mcnfd)licbcn ©efellfcbaft fcbulbia ift. SRöge baber ba*
Srfjriftlcin in ben »citeften Greifen gclcfen werben unb befonber* unter bem Solfe
groftc Verbreitung ftuben!
»erfd)ieDened.
Gin Söimöcrrinö ift ber 8jährige Sioltntft £>ub ermann, ber in SBien attf^
trat unb unter anberm 9Jtar s^rud)* erfte* Siolinronjert in meifterbafter Üöcife
au*menbig fpiclte.
Digitized by Google
gtt ftvntt.
ftrrberftfac ^erlag^banHiitiq, tfreibura int ©rci*gau.
©oeben tfl erfc^ienen unb burd) alle Sudtfanblungen }u beateften:
«brtfj ber t>ciit)ä)cn NationaUVittc tatuv. yjoift ©. «cnatcr
loa Wcbroadj 01 üoijrrcn Untcrrt(fjt*nnftaltcn unb ittr Sclbftbclcbruna be*
arbeitet, gr. 8« (X. u. 286 ©.) M. 2. 20; geb. in Storno, mit $>ccfenpreffung
M. 2. 90. — grübet ift erfdjienen: ttritaier. (*> , Wcfdiirfite Der Deurftbeu
iHattoitahVttttratur 91ebft fursgefafetei iJJoetif. ^für ©dmle unb ©elbft*
bele&rung. 2Rit einem £itelbilb, nieten groben unb einem ©loffar. Neunte,
oermebrtc unb öerbefferte Auflage, gr. 8°. (C1V, 69* ©. u. eine Xabefle.)
M. 6 ; geb. in fcalbf ran \ JA. 8.
A*c U"cr, Dr.fc, TcntW)C* VcU tut* SBUX> uiflobudl für böbere
©cbulen, inSbefonbere für bie oberen SNaffen böberer Xöcr)terfefjuleu unb
meiblidjer ©raiebungsanftalten. $reiae&nte Auflage. 2Jht einem ©tabl=
nid) unb einem ßidjtbrud. gr. 8°. (XVi u. 408 ©.) M. 3. 20; geb. in fcalb;
lebet mit ©olbtitel M. 3. 70.
£e§xftefte
an ber ^rtnatfcfunbnrirtinlc in Brunnen.
mirb auf Snfang 9Wai biefe* 3abre« für bie oben ermäbnte ©djule ein
oateniicrter Sefnibarlebrer, Iatb>lifd)er ftonfeffion gefugt. £ic »nfteUungS;
bebtngungen Hnb bei Unterjeidjnetcm $u ücrnebmen, mcldicr audj bie Slnutclbungen
auf biefe ©teile bie 15. 2Härj b. 3. entgegennebmen mirb.
Brunnen, ben 15. ftebruar 1895.
$er ^räfibent ber ©djulf omtniff ion:
(5K6065 3.) ü. üürlimann
Offene CeljrerflfUe.
X)ic mit tommenber Dftcrjeit infolge austritt oafant toerbenbe ©teile
eine* Vcürcr^ an bic llnterfdjule |n ftotbfreuj babier, nebft freier 2Bobnung
(2 3immex) mit 1200 SJr. botiert, mirb anmit nur Sicberbcfeöung auögefdjrieben.
3Refleftanten auf biefe ßcb^rerftelle wollen ibre bejüglirfjen Hnmclbungen unter J8ei=
fdjluh ihrer ©tubien* unb ©ittenjeugniffe, ßebrpatcnt, ebentueU tjeugniffe über
biaberige ßeljrtbätigfcit bi« ben 15 tRqt\ nädn'tbtn febriftlid) bem §crrn Sd)ul=
fommtfffonSpräfibenten Äcllcr in OtorbfreilL lufldjer über bie Obliegenheiten
be» betreffenben fiebrer* nähere 8ufftfjlflffc erteilt, einreiben,
ftifft, ben 16. ftebruar 1895.
91u« Auftrag ber ©djulf ommiffion:
£)a* ^Iftunriat.
§djrotf?cnfd)c* fcljrcrfcmtttat
$a$ neue 6tb.n(jtt^t beginnt am 7. Sttat nättytyin. ^nmelbungen
fwb bis 16. Bbril an ben $ircftor *u rieten.
1 808 H 380 Lz <§U Zern i na rt>i vc t tt on.
Digitized by Google
I
I
I
Unterhaltender
interessanter
Text:
Romane
NoveUen
Dorfgeschichten
Humoresken
Belsen
Geschichtliche*
Kunst
Technik
Für die Fraue-
und Kinder
—
Wonatsschm
Zeitereignisse
• • •
Reicher,
und schöner
Bilderschmuck.
Hf Drr «djacllc jum ^ata-
ßfl Dtcfc" ift ber Xitel eine* in
hohem Wrabc u>anncnbcn Nomone*
Don 3. tfbhor, ber in bem üorlicgrn^
ben $efti beginnt nnb mit nod) jmei
flcincrcn ftODfßen ben cr^ählenben
Xcil in brillanter Söetfe ausstattet,
^anl itriebrich führt uns uad) bem
alten :)lom, aber nicht etma, tun uns
mit ben oft gelegnen Schilberungen
non i*aun>crfcn u. i. tu. 311 langtoei*
len, fonbern um uns einen SHid thnn
*u I off en in bii ^eoölferung ber emi-
gen Stabt, bie unter ber fteber befc
Tutore förmlid) /"ylcifeh unbüBliit ge^
luinnt. $rof Xr. tfcllcr, ber 2?car=
heiter von Ifdiubi* „Xicrlcbeit ber
Mptltttrtt*, Maubert über bie Qcttt*
fcn. .9lettC Brüden", „Xie bentfdien
ftlafüfcr", „König ft-ran* II. oou Ne-
apel" — ba* mären noch einige loci:
tere Xitel be? prächtig au*gcftatte=
ten .s>eiteo.
i
I
3um Greife DOtl 50 Jlfg.
momüfidi ein |larfie$ 3K>fi<K$eft
3llu*trievtfi. hatboliöcbeajfamilienblat! .
lPerlao. nun Beinum* & Co.
fiiifirDrlii, &Baia»t)ut ftöln.
3" haben in je&er 3ud?(?anMuttg.
H)UiiM/)nnii)ii)^|
-4^» »»»
i
!
►
I
I
1
E
IS
pkgfljifdje glatter.
bei „S(tioci|. <Erjlet>UHR*frciiB&e$" unt ber „WaflOß. 9Woiat«f<Wft".
des Vereins katyoL feljrer unft Sdjulmänncr
itx Sd)n>et?
unb bcd irtjweijerifdien faffpol. @r*tel>uitfl«ttettina.
Jlisrttrr ,iil)rgang.
f>. #eft.
(&rfäeint 2 »oflcn ftarf |e ben 1. unb 15. eines ieben SWonata.)
3ufl,
$>ru<f unb (Sjpebition Don 3. SR. »lunfdn.
1895.
1
vi-
i
i
i
i
■
3* >
1$
: I
'I' ►
>!< ►
Digitized by Google
»tut
1. ttettrffle jur ©cfaMMe M urncrifdjcn Sdwloefei* (93on öoitft. 9b>@flfl,
gJrofcffor in SÜtborf.) (3rortfe&ung.) 161
2. 3«r SNerbobi! De« ^u^altunn^untcrriditcd. (5ßon W. Wiek, Sßrof. in 3ng ) ito
3. Untcrrubtäbriffe. (Son J. Soh., Sft.=C. in Z.) 176
4. 3>nffen£i achter «anß bjjrd) ^oftor. (fa.) 180
5. ^äbafloflifdjt WiinDfdjau 184
6. $*bagofltfd)C JJltterttir Mab Sriruittel 192
7. ©erffliebtae«
8. »rifffaftei ber ttelatlion
9. 3«fctatr
kJ by Googl
bee „<Sd|iDti$. «rjteljungdfreunbe*" unb ber „$öbagog. WonotöfdfHft".
bfs ^rrrins Köffu JbljriF unb Sdinlmannrr for Sdmmi
unb bc^ i'd)tüci^crij(i)cu f ntl>ol . Orryefjungöuereins.
3tti}, 15. Wärj 1895. 6. 2. $al)rgang.
9?ebaftion8fommiffion:
rif 2rm<Mrbtrtfiortn: ,t. * ffum, $ifcftrd), 8u)ern ; Baumgartner, }ufi; tit tcc&n>. $trrn: Dr. Jrtbal.
*ofrr, «rcf., «ijur ; ttc »enj. Dfarrer, er«, «t. £l. «all tu unb $ert Stbm BtpKt tn «rftfe», Ort.
tlt »l«f»ntungf « Hub m 'cmvnarbtrtrtcr » a u m 9 a r l »er )u riebt™.
Abonnement:
»rfd>ctot menatUa) 2 mal i« btn 1. unb 15. bei Vtonall «nb fcfut |ibtll* für BtrctnlmltaUcbrr 4 %t.t.
tfr «(braauiranbibatai 3 3r.; fflr Ätd)tmitaUtbfr 5 gr. 5 eflt Hungen brlm ©erltaer: 3. W.
ClunUt, guajbruttcr, 3ufl. - 3nftrat« »trbm btt fctUjeile mit 10 »». btrtftnrt.
Beiträge mr <&tfd)id)te fcce urnmrdjfii SdjuhotrenB.
(©ottfr. Äb*©gg, ^rofeffor in «Itborf.)
(frortfefeung.)
3u biefen S<$ulorbnungen biirften einige Erörterungen am ^lafce fein.
%it mfta)tigfte $riebfeber, fatb>lifa)e ©djulen einjuri^ten, mar ba8 (Soncil
oon Orient, unb ben fiärfflen 6iuflufe ouf biefelben Rattert bie 93efd)lüfje be8
&>ncil§ unb infolgebeffen bie fatf)olifd)en ©eiftlidjen. $a$ Goncil blatte ben
13. ^ejember 1545 begonnen unb mar ben 4. Styember 1563 gefd&loffen
roorben. 6<$on ben 13. 3uli 1565 Ijaben bie 9iäte beS 33ifa>f« in ©üben
ben 7 fatf). Orten eröffnet, baß „um ba§ Goncil oon Orient ju erfüllen,
bie in Abgang gefommenen Spulen fjergeftellt werben foflen." (©egeffer
R. 0. 4. 2,377.)') 2)ie ©eiftliajen bemühen fia) bafrr fe&r um bie ©dnilcn,
iDäb.renb bie roeltlia> Obrigfeit nid)t8 ober fefjr menig tb>t. 9iad)bem im
gleiten %afyt (1565) bie GonälSbefölüffe in Sujern burefc bie fat^. S^roeij
offiziell angenommen morben rooren, eröffnete Partus ©ittid), 33ifd)of Don
Gonflanj2) bafelbft ben I.September 1567 eine feierliche 6ünobe, moran
■) 2>a8 unb ba« ftolgenbe f. ®. fr 28. 6. 113.
2) 2Rarcu8 Sittid), geb. 1533 in &of)enem« in Vorarlberg, roibmete fid) juerft
bem RriegSbanbtoerfe, trat bann in ben geiftlidicn ©taub ein, geigte biplomatifaje
tfeaabung, toirfte im Auftrage $iu$ IV*. beim beutfd)en Sraifer fterbinanb mit
Erfolg für bie ftortfefcunfj be& Kouciia oon Iricnt (1560). (£r woqnte bemfelben
als päpftlidper Delegat bei, mürbe 1562 SMfdjof oon donftanj, fpäter (F^irbinal unb
ftarb 1595 in 5Rom. JBon feinen retdjen (S-infunften oermenbete er einen bebeutenben
leil |ur ijexanbilbung be8 Äleru« 3. 3Jiartn. »Hb. 1895 9h. 49.
Digitized by Google
162 -
ffämmerer fy. §ail, Pfarrer Don 9((tborf, teilnahm. Die ©ei'chlüffe bei
(£onftanjerfnnobe, bie Schule betreffenb, finb folgenbe:
Tit. IV. Cap. I. (n. Conc. Trid. sess. 5. c. 4.) de scolis privatis seu
particularibus (fol. 14 pag. 1): pnuciljr, mir muffen üorjüglich bafür
beforgt fein, baß bie 3ugenb unferer SMöjefe Dom jugenblichen Wlter an
fowohl in ben SBerfeu chriftlicher ftrömmigfcit unb guter Sitten als in
ben Anfängen ber 2Biffenfd)aften erlogen unb unterrichtet werbe. $)enn
an bieten Orten, wo bieS burd) bie Sorgloftgfeit ber Altern ober bura) bie
9?aa)läffigfeit ber Seljörbe»» unb Pfarrer unterblieb unb mifcachtet würbe,
f>at bei bieten baS ©Öfe an (Sinflufc gewonnen, tiefer $unft bedangt
alfo ben Unterricht im allgemeinen.
Cap. II. Derlangt bie Errichtung oon ^rioatfchulen in fllöfiern unb Stiften.
Cap. III. oerlangt, bafe Pfarrer ju Stabt unb 5anb bie ^ßrioatfchulen be-
tätigen unb bafür bie weltlichen körben in Wnjpruch nehmen.
Cap. IV. hanbelt Don ben Sefjrfädjern in ben Schulen, als Dom (Stauben,
Don ben 10 Geboten ic.
Cap. V. hanbelt über ben Religionsunterricht armer ftnaben unb bie Trennung
ber Räbchen unb ftnaben in ber Schule.
Cap. VI. 2Bo (eine Schule unb (ein ßubimagifter ift, unb fein ßinfommen
begeht, foQcn bie ftapläne Schule halten, ober biefer mit ihrem 6in»
tommen ju §ilfe fommen. 2öo fein Kaplan ift, forge ber Pfarrer,
bafe ber Sigrifi, welcher toenn möglict) lebig fei, Schule unb ©haften-
lehre ^altc.
Cap. VII. 5)ie 5)efane foflen bie Schule bifttieren.
Cap. VIII. Slfle Schulen f ollen miteinanber in ber ßeljre übereinftimmen. f)
$(uf ©runb obiger (Sonftitutionen Derlangen auch bie $)ecreta ber $)iöjefan«
Spnobe (promulg. 1G09 20. Oft., betätigt 1730), eS follen $u Stabt unb
fianb öffentliche Schulen, beutfch unb lat. für bie Sugenb beiber ©efchtedfter
gehalten werben. $ie geiftl. unb toeltl. Obern werben fobann ermahnt, bie
befteheuben Schulen ju erhalten, bie eingegangeneu hrcjuftellen, neue $u
grünben. ferner werben ben Scfmlmeifiern ihre Pflichten au§ #«3 gelegt,
fo auch, bafc mau in beutfcheu Schulen bie ©efdjlechter trenne, $er Pfarrer
unb bie weltl. ©ehörbe foHeu bie Schulen fleißig bifitieren.
Sicher ift bie erfte uritertfct>e Schulorbnung infolge obiger ^efchlüffe
entftanben unb jwar wie in anbern fath. ftantonen, j. JB. öujern, mit $ilfe
ber angefehenfteu ©eiftlichen unb zweifelsohne auf bereu ^eranlaffung. £>ail.
ber als Äämmercr beS IV SöalbftättertapitelS au ber Gonftanjerfonobe teil«
nahm, ift bann auch öarin als erfter ÜBifitator genannt.
«) 6. @. fr 33. ©. 288.
Digitized by Google
- 163 -
Um ba§ HerftäubniS ber punfto Orthographie unb Snterpunftion etroa§
freigehaltenen Schulorbnung ju erleichtern, rooOeit mir bie £)auptpuntte
toiebergeben, welche uns „öom Sharalter ber Schule unb bereu ^hbjiognomie
ein Silo \u geben uermögen."
S)ie Schulbehörbe mürbe gebilbet bou 4 33ifitutoren, bereu Obliegenheit
e4 mar, wöchentlich abroechSlungSmeife (je 2) Schulbesuch unnachen. Sie
hatten ferner bie Sehrmittel ju beftiinmen, über bie SchulbiSjiplin ju macheu
unb bie „armen Schüler" auSuiroählen. Der ^farrherr Don Altborf gehörte
Don AmtSmegen $u ben üier 93erorbneten, bie übrigen brei mürben bon ber
Obrigfeit geroählt.
$eS SdjulmeifterS pflichten unb fechte begehen [ich forooljl auf
bie Schule als auch auf bie Äirche. 9113 Öeljrer unb (Srjieljer ^atte er
mit §rnft unb frleijj $eutfch unb ßatein lejen unb treiben ju lehren unb
bie flinber in guter 3itdr)t unb Orbnung ui halten; ba$u mufcte er bie
AnfangSgrünbe beS Cateinifchen böseren. 9IIS Kantor mar eS feine Pflicht,
bei Ämtern, ©egräbniffen, ^rojeffionen u. f. m. ju fingen, babei rourbe er
oon ben Dier „armen Schulern" unterfttifct. — gür ben Schulbienfl bejog
er 80 gl. bou ber Obrigfeit ; für ben ftirchenbienft aber bie ^refenjen, welche
eine ^>öt)e bon 80 bis 110 gl. jährlich erreichten.1) $er Schuflohn mürbe
noch «höht burch baS Schulgelb jebeS einzelnen Schülers. Sateinfchüler
bezahlten jebe gronfaften 20 fe., bie anbern nur 10 fe. Vielleicht fä)ien ber
OWgteit biefer feineSroegS geringe ©ehalt beS ÖehrerS ju grofe, ba in ber
£auSorbnung bon 1625 ber obrigfeitliche Sohn nur mehr 50 gl. beträgt.
1635 hatte er fich jeboch wieber oerboppelt. *) Uöenn mir miffen, bafe 1 gl.
Don bamalS ungefähr baS 5»fache beS nominellen SöerteS nach heutigem ©elbe
hatte (alfo bem Berte bon 8 bis 10 $r. gleichfommt), fogar jeitmeife baS
8* bis 10- unb mehrfache, fo tönnen mir bie finanzielle SteDung be«
Damaligen ßehrerflanbeS eine gute nennen; ja eine beffere als bie fehr
oieler Sehrer ber ©egenmart. Srofcbem mar ein Webenberbienft für Öehrer
mit großer Familie angenehm, ja notmenbig. Unb bafe eS finberreiche fiehrer
in Ultborf gab, haben mir im I. %t'\\ nir ©enüge gezeigt.
klaffen gab es in ber bamaligen Schule feine, boch müffen mir an-
nehmen, bajj jroei Abteilungen beftauben hoben: nämlich tin* ftt* bie
lat. Sprache unb eine anbere für bie 91 33(5» Schlügen. Räbchen unb
Änaben maren ferner nach bem ©efdjlechte getrennt, ohne aber Plaffen ju
bilben; bo<h barf man mit ©runb annehmen, bafe auch un*fr ben An-
fängern, ober mie mir h*ute jagen ^rimarfchülern, gemiffe flafjenähnliche
Stufen naa) SMafegabe ihrer flenutnifje ejiftierten.
*) ßt. 3abrjcitbud) unb ftirchettredniungebud).
*) ©. oom 2. 8d)ulorbnung au» bem ftircbenbiid)
Digitized by Google
Die ©$ul$eit begann für bie ©ommerfa)ule am ©t. Hgatfotag unb
Wo* am ©t. Wf!«tog. (5. gebr. bis 29. ©ept ); füt bie SBinterSjeit
ben 29. ©ept. unb bauertf bis $um 5. ftebr. §reif $agf roaren ber Donnerstag
unb ©amStag*Wactjmittag, falls fein fteiertag in bie $öoa> fiel. 3mn eigent*
liefen Serien ift nia)t bie SRebe.
Die tägliaV ©a)ul$eit umfaßte ettoa 7 ©tunben. ©$ufe mürbe
in ber ©ommerSjeit bon 4 Ubr beS Borgens bis jutn ©otteSbienft (für
bie jttngern ©agiler bon 5 Ubr an), bann roieber Don 9 Ur)r bis Wittag
unb bon 1 Uljr bis jur 93efper gehalten. 2öititerSjett bauerte bie S^ule
bon 5 (ebent. C) Ut}r inorgenS bis $um ©otteSbienft, bann bon 10 bis
12 Ut)r unb oon 1 bis 3 Ut)r. 93iel ©tunben für bie «einen fieute unb
für ben Celjrer.
911? Cefyrgegenftänbe werben genannt Satein, ferner betitlet; unb
latein Iefen unb fd)reiben, beSg(ei$en ©efang unb neben ben orbentlicfjen
Settionen Wiifif.
9lud) über bie Sefjrmetfjobe finben mir ftnfyaltSpunfte barin, bafe ber
Öetjrer gehalten roar, bie SluftoreS bornilefen unb ju erflären, baß er täglia}
ober jeben anbern 5ag jebem ©dniler borja^reiben unb bie Aufgaben alle
$age nad)fer)en nutzte. $ebe Aufgabe foflte aber minbefienS 3 Linien järjlen.
Diejenigen, meld)e Briefe fdjrieben, bitten einen SÖrief jum 2ag 2 mal ju
copieren. ©elbft bon Hausaufgaben f$etnt bie Webe ju fein, menn eS beißt,
bafe bie Stüter it>re Arbeiten au Feiertagen unb ©amStagen bem ©d)ulmeifier
ju jeigen fdmlbig feien.
93e£Üglid) ber ©alliier galten $3eftimmungen für &ir$e, ©tt)ule unb
£>auS. ©ie mußten mefebieuen, läuten Reifen unb jeben ©otteSbienft befugen.
Sßier babon maren ©tjorjänger, meldje für itjre Seiftungen geringe 6ntf4Ktbigung
befameu. ©ie mürben aus ben beften, aber ärmften ©cr)ü(ern ausgemalt-
en ber ©dmle batten fie nebft bem Cefen unb ©^reiben noctj anbere 53er«
ridftungen. ©ie mußten nrtmlid) £olj unb ßerjen bringen, um baS ßofal
w3elid)teren unb Qttytytn". 3» •Pm,le iofittn [\t auszuhelfen ftfculbig fein.
Die ©a^ulbiSciplin fa>int ftrenge gebanbljabt roorben 311 fein, mie
aus allen ©dmlorbnungen berborgebt. Der ©toef fpielte babei eine mistige
»olle, unb roaS berfelbe bei böfen tBuben ui$t bermod&te, beroirfte bie #aft
im „$ürmli."
©0 erfdjeint unS benn bie erfte ©ct)ulorbuung als ein moljlbur(f)ba$teS,
georbneteS ©efefc, in meinem aderbingS, mol)l mit 3tüdfid)t auf bie $e«
ftimmuiigen beS Gou$ilS unb bie immer meiter um fiefj greifenbe ©InubenS«
fpaltung, bie WeligionSübungen gan$ befonberS betont finb, mär)renb bie ele*
mentaren ©cbulfäct)er mebr in ben ^intergrunb treten. $on ©ctyulfreuben
rebet bie Orbnung niebt, bod> merben mir fpäter fe&en, bafe bie ©filier
Digitized by Google
WtborfS m$t fo gait) freubenloS jafjrau« jahrein fortarbeiten mufeten. 3ftnen
wie brm ©djulmeifter mar mitunter eine angenehme Abmed)«lung geboten. —
SoDiel möge genügen über Die roia^tigfte Quelle bet alten ©$ule be*
Öanbefl Uri.
3m Anfd)lufie Daran folgen einige Söorfommniffe auö bem ©a}ul=
leben. 6$ unterliegt feinem 3roeifel, bafc ber ©c&ulmeifter Don Damals ein
iefcr geplagter IRann mar ; &atte er boa) neben bem Schreib« unb 8efeunterria)t
nod) Anfangägrünbe ber lateinifdjen unb beutföen ©praa)e $u erteilen; (lefctere
freilia) nur infofern fie jur Erlernung be§ SateinifaVn nötig maren.) $>aju
tarnen no$ TOufif- unb (SJefangSunterric&t unb bie öeforgung [einer firc$lia>u
$flid)ten. 6r mußte Anteil nehmen an Segräbniffen unb ^ßrojeffionen, rooljl
üuo) ben Slofenfranj Dorbeten :c 2öie märe es tym möglia) gemefen, aDeS
ju beforgen ofcne irgenoroeld&e $ilfe? ©o mußten ifjm benn bie armen,
fleißigen <5$orf($Üler bie Anfänger inS A5B© einführen, fie abhören unb
möglid)fl förbern. Sebent! man aber, bafe alle ©$üler in einem 3immer
Schule Ratten, fo begreift man, bafe trofc biefer (5rlei<$terung bie Untermeifung
noa) feljr befc&merlic& mar. 2öenn aber ber Seljrer unb bie „ armen ©acuter "
am meifteu Arbeit bitten, fo gab e8 für fie bo$ aud) 3«*™ b« ftreube.
6inem uralten ©ebraua^e gemäfc gingen am Ijl. Abeub arme fieute in ben
Straßen fingen, um babura) bie flJtilbtljätigfeit ber beffern ©tänbe ju ©aben
unb Almofen ju Deranlaffen. Männer, SBeiber unb Äinber fangen (unb
fingen no$ fyeute am 30ri^nacr)t§abenb) fromme Sieber. AIS eine befonbere
Segimfügung mar bo§ aua) ben armen Gljorfnaben unb iljrem ©efangmeifter
erlaubt. $>a8 (Selb unb bie ©penben, meiere fie auf biefe Seife fammelten,
waren ein Entgelt für iljre Wfyen unb $ienfte für bie SBerljerrlidjung beS
©otteSbienfteS. 5)iefe ©itte fd)eint aber ausgeartet $u Ijaben, benn 1555
am unfdmlbigen MfinbliueutagM beflimmte ber 9tat: „93ff bis f)ürig 3ar ift
Dff ben £>el3 Abeut ju fingen bD, 5 $funb buS oerbotteu oorbeljalten ben
faulem", roäljrenb eS bie frühem 3al)re allen erlaubt mar. 92od) 1554
r)atte ber 9tat „ 1 f$ar Don mannen. 1 fa)ar oon ^ung Änaben bnb 1 f$ar
bon roijbcren" bie Erlaubnis erteilt. S)ie ©eftimmung Don 1555 mieberfwlt
ftö) in ben folgenben 3al)ren ; jebo$ roirb fte roieber auf TOnner ausgebest,
nur ben „ntöberen" blieb es Derboten. 1559, S. XII Reifet eS nämlid):
»Als Don roegen beS fingeS am $)elfabelt, 3ft erfenntt baS nieman fofle finge
ben allein ber ©$u(meifter Dnnb bie ©dmfler oua) bie fbiflütt Dnnb nebent
jua>n ein fdjar mit Änaben ober männern."1)
') Annuale. ©. 2. ©diulorbnung ö. 1635. $arnad) mußten bie armen Scfjuler
am 8t. 9Hcolau&tag aua) 5dwlnarren fein unb am 3 ftönipentag unb SBeibnarfjten
ftreüag unb ©amitag »umäftngen* unb bai gute 3a$r etnjie^en. —
- i m -
(Sine anbere Abwechslung in« eintönige SchuHeben brachten Derfötebene
^heateraufführungen. wobei bie fiubierenbe $ugenb, (wenn aucfc nicht
immer), mitmirfte. 3ebenfaflS mar bamals wie noch tyuU ber Öftrer eine
#auptperfon bei folgen geierlichteiten. Schon Anfangs beS IG. 3ahrbunbert3
1512 gab e* ein Urner Spiel Dom 2öilbelm %tH „<5in büpfä fpr>l gehalten
ju Urt> in bet eabgnofefchaft Don bem Söilhelm %f)tütw ihrem (anbtinann
unb erften epbtgnoffen." ') $a3 Daterlänbijche Schaufpiel erlebte Derfd)iebene Auf*
lagen, So erfctjien .ein Seüenfpiel Don 3afob »uef 1545 in 3üriaj. Auf
ben Sitein Don 5 ober 6 Ausgaben, welche man Don biejem Stüde fennt,
nämlich aus ben 3a$ren 1579, 1648, 1698, 1740 unb 1765 ifl jebeSmal
bemerft „gehalten in Uri)", woraus fia) Übrigend taum fließen läßt, e« fei
biefer %tü jebeSmal eben in bieten 3af)ren ju Altborf gefpielt morben. *)
3mmerhin mag er öfter gefpielt werben fein. 9tebfl biefem patriotifdjen
Stoffe mürben noch aubere jur $)arfteflung gebraut. 1723 ben 9. unb 12.
£erbfimonat gelangte ,,9?ifcboff SRartinuS" ein Don Seb. Wut. IRingolb, bem ba>
maligen Scbulmeifler DerfafeteS 3aftigeS Sa)aufpiel jur Aufführung. $er gan$e
Sitel lautet: „2WartinuS 99ifchoff mirb als ein irbifa>nuhn aber himmlifcber
Solbat in beB Original»@pbgnöfeifa)en StanbtS Uro .£>aupt°$(eden Altorff ate
$u neuer $anf unb ^ßrob gegen feinem ÖanbtS* unb ftledenS*^atron , auff
öffentlichem Ztyaixo Don ber ftubierenben 3ug<nb Dorgefleflt ben 9. unb 12.
^erbftmonat 1723. 3ug (2eonti Scbäfl), 8 S. 4". Argumentum - Über-
fielt unb ^erfonen. 3 Afte. Modulos composuit R. D. Seb. Ant. ftingolb.
inferiorum Scholasticus." 10 anbere ©eifiliche t)attert bie Hauptrollen.
9lebflbem finb 62 ^erfonen genannt, babei Diele aüegorifa^e, aud) (Sngel unb
Teufel, Worio, mntbologifdje Figuren. Sine anbere ju Uri gefpielte Qomöbie
if) baS „florierenbe Uri 1745." :l) Aufeer biefen finb jebenfaflS auch folc&e
Stüde aufgeführt roorben, meld)e 39. Don Urnern Derfafet, bie aufeer ßanbe«
wohnten, anberwärts fdwn gegeben roorben roaren, fo j. in Samen 1601
unb (Sinfiebeln 1682. 4) Aber nicht nur in Altborf, fonbern auch in Urfern
würben Stüde aufgeführt, fo anno 1751, „$ermenegi(bM Dom 3umborfer»
faplan ftranj SRenner: w$)aS 2Begen bem Äatholifch, ßnthoubten ^ßrin&en
£att)olifch gemachte Königreich $ifpania. Sorgeftedt in bem Stanb hofft unb
©lorreichen Wortjr halben ober Spanifchen Krön (Srben #ermenegilb. @£r)i6iect
Don ber ftubierenben 3ugenb unb Einwohnern 3n bem #aubtborff ju Urferen
anno 1751." *) — 3u ben Aufführungen nahm man firchliche Ornamente;
•) fcänblifer I. 6. ©. 41Ö.
') ©. fr XXIII. ©. 229 u. f.
3) 2L a. O.
*) 6. IIL Slbfchnitt.
s) Stach einem mir jur SSenufcung übergcbeneit SDianusfript öon A. Denier über
Dalmer au« Uri, bie litterarifch ober funffcferifd) th&tig gewefen.
Digitized by Google
- 167 —
bo<h mürbe e§ 1635 berboten, „für hin ffinrtlrp Ornaten an hl- 3 Königen
Mbenb, am Um$ug, noch (Somöbien brauet merben, ohne ber 7 3Rann jur
Picken anSbrüdliche 3u,a&un9 unb Qrlaubuifs" ') 9lu8 biefem 93erbot gefjt
b/rbor, bafj Umjüge unb Gomöbien nicht 511 ben Seltenheiten gehörten.
2öenben mir 11118 ju einem anbern roeniger erfreulichen Silbe, meines fo
recht anfehaulich ben Safc berorift : nil novi sub sole. $er gute Schulmeifter
mürbe feinen »üben Schülern nicht immer TOeifier ; ba8 bemeifen met)rete ÄatS«
bficfyüjfe. 3Bie überall übten auch auf bie urneri|d)en $bc»befliffenen bie §rüchte
be3 £>erbfte5 große 9lnjiehung8fraft aus, unb fo jogen fie benn gar unternet)>
mungdluftig au8 in bie Obftgärten ber ftadjbarn unb Dltinberten bie Säume
unb Dcrurfachten grofeen Stäben. $at)er mürbe ber Äuf „ObSbieben wegen"
in ben &ira>n häufig Derlefen. 1554 mürbe bann auch ein junger Steint,
Sohn Don 3oft ^fifler bor ben Rat jitiert unb ba abgemanbelt „ernft roegen."
1562 3. IX. mürben 2 Suben in ben „froroen $ürn" geroorfen megen Obft»
rreoelS unb SaumfchänbenS ; nach anbern SJerbädjtigen fat)nbete man. 2öer
„ftrifp" fiaty , t)atte eine Bufce bon 10 fe, mer 9cu§ unb „fleften" (flafta»
nien) fcrunterfchlug, eine fold>e bon Vi gl. bis 10 $funb ju bejahen. 5>e8>
g!eia>n gab e8 ©elbftrafen für fola>, roela)e für frembe „öbffel, boren bnb
ber glichen" eine Vorliebe Rotten. 2Ber eine Süße nicht bejahte, oerfiel bem
.turn", fo obige „böf buben." Ob biefe ©trafen gemirft ^aben, mufe
bejmeifelt werben. $8 mirb biefe Strenge h<Wen8 jene 2öirfung erhielt
baben, ba& bie Buben itjre 6r.Debitioneu etroaS fdjlauer ausführten. 91u§
ber SQDelt gefdwfft ift biefe Untugenb noch heute nicht, mie jebermann Diefleicht
üu8 eigener 3ugenberfat)rung mot)l roeiß.
Die öffentliche Schule 9l(tborf8 mürbe beeinträchtigt burch bie 9lebenf<hulen,
welche bon meltlichen (©ulbin«) Schulmeiftern ober bon ^rieftern gehalten
würben. Um biefem Übelftanbe abzuhelfen, mürbe 1639 jebe 9cebenfchule
oerboten. „3hme (bem grühmeffer ober Reifer) unb anbern ffaplänen ober
t*lfern fofl nit jugelaffen merben nebenbt bem Orbiuari Schulmeifter Schul
ui halten, ba8 ihm möchte $u roieber fein, in 9lnfechung feine Schüler ^temit
fluch {>oleftarrig gemalt mürben, mie ein $orfgemeinbt anno 1639 ihm
Besprochen, jeboch mirb root)l Don nött)en feon nadt) glegner ihnn mit
einem „bequemmen ^rooifor ju Derfechen." $)a8 ift ba8 ©rabgeläute b«c
©ulbinfchulmeifter gemefen; jeboch möchte man bejmeifeln, bafe ftch biefelben
fo fchnell ergeben fyabtn. 60 finben mir in einem Spannbrief ber Siebfrauen
Wrunb Don 1735 noch bie Semerfung: „9. <Dlit bemme finbet man oua),
bafe ba8 pfruonbthaufe fein fchuolhauS febn fofl, alfo berfambte SBerorbnete
(7 Kann) £>erren ft<h Dorbehalten ju bi8bonieren." TOglichermeife betraf
') SrirdjenbuO).
Digitized by Google
- 168 -
ba8 aber bie 2ateinfc$ule, wo bie Herren ^rofefforen no$ in unferem 3o^r^
fjunbert in ifjren ©o&nungen Unterricht erteilten. Ob aus Raummangel im
S($ulf)üu8 ober au§ Sequemlicbjeit ift beut Serfaffer ntct)t befannt.
2i$tblide im Öeben be« Sa^ulmeifterS waren bie 3aljr$eitfn ber Sruber*
fd&aften. @r (unb oft aud) feine 4 <£b,orfnaben) nal)m ftets teil an ben barauf*
folgenben TObJern. So erhielt er ba3 „3»nbife« ober ElorgenmabJ" bei ber
$eflenbruberfd>aft (gejtiftet 1501), bei ben 3afobiuern u. a. m. . ferner an
£>o<f^eiten unb ben (Sffcn ber fog. StnbengefeQfa^aften. Überbie« forgte bie
flirre für ir)n babura), bafe jie i&m Don jeber geßifteten Saljrjett ein be«
flimmteß Sßrefent gab, unb bajj fie iljm Sdjreiberarbeiten jubelt, fo burfte j $3.
nur bura) i^n ins Urbarbua} gefa^rieben werben.
ftonbe unb Stipenbien.
Sejüglia) ber ftonbe fei furj gefagt, baß noa) 1799 nur Silenen mit
200 01. Sd&ulfonb ermähnt ift. ') 3" ttltborf fteuerten Äiraje. Unter ty.
ÄreujfapeQe, Spital unb Jßruberfdjaften bei an bie Auslagen für bie »efol»
bung be« 2eb,rer8 fowobj, als an bie ffoflen ber Solei nfdjule. $en Der&ältni«*
mäßig tleinften Seitrag lieferte ber Staat mit feinen 10 gl. obrigfeitlic&en
Sdmflolm für jebe ©emeinbe, bie eine Schule befaß, Bnno 1662 &at bie
flirdje 40 gl. 3a$rlo(jn an ben S$ulmei|ter ju jab>n übernommen nebfl
ben ©ebtt&ren für bie $ienjle be8 ße^rerö als Kantor. $on 1666 bejahte fie
bem ^rofeffor an ber Sateinfdmte |ä^rli<$ 50 gl. S5on 1699 an gab fi«
3 gl. an bie Sd)ulprämien, bie in biefem 3aljre jum erften Wale ermähnt
finb. Später flieg ber Seitrag. Um nic&t ju weitläufig $u werben, wollen
wir nur no$ lurj erwähnen, waS bie Sruberfc&aften geleijtet. 2Btr b^eben
befonberS 3 tjerbor: bie ber Straujjen, bie ber ©riefen unb bie 3ofob3«
bruberfdjaft. $a§ ©efeflftf>aft8bud) ber erjien r)at in feinen Statuten (batiert
Don 1618) folgenbe Stimmungen: „3. 31rt. (33on ben £>elfeten jum 9ceu*
jaljr) 3tem ben fpidüten, Dnb faulem, foQ nadj altem brauch jeber part
3ween bafcen geljelfet werben. " $)er 4. Wrt. beftimmt bem Sa^ulmeifter
20 jj „^refenfc" für 2 gefungene ^rnter. 5. %rt. „68 fofl aud) auf
felbigen tag (Sonntag bor £errenfaftnaa)t) anftatt ber Suppen fo Dormagen
an bem jafjrjit ben fa)uolern Snb fdjuoler TOeDbtlenen geben worben burd)
unfern 35ogt , ifyien 10 bedjer noblen Dnb für 10 fj brob in bie fd)uol
gefa)idt aufe Dnferm Stuben Sedel, 3°^ unl) flfben werben. " tiefer Slrtifel
würbe 1623 wieber abgeänbert: „SoQ fürt)in wieberumb naety bem alten
braud), Suppen Dnb jwo 2Jlajj wein geben werben." ^ferner 1652, als
bie ©efeflfdjaft f<$le$t bei #affe war, Derorbnete fte : „3um fünfften, bieweil
•) fcurrer 3- : bie ©djulen ber Urtantonc i. 3. 1799.
Digitized by Google
- 169 -
man jäfyrltd) an bem jaljr tyeii im braucf) gehabt, ben fdjülern in bie ©djul
ritt Suppen mit 2 mafe 2Bein geben, (jatt man für gut funben bafe man
rrftt bein ©a^Hlineifler reben fofle, bafc er fidj befeen entjiefjen roolte, mit an
ftp tt gebung^ eine« fUbernen efcren 3fi$enS iWid) ben fdjutern 3U ber»
bifputieren, tpte bie Herren $um alten ©rt)fen." Wfo jdjon 1652 eine
9lrt Prämie. SJlit obigem ©tat ijl aud) gefaßt, tüa§ bie ©riefen geleifkt.
@troa« genauer finb bie Skiträge ber 3afobiner beftimmt. ©ie jleuerten
*bei an bie Prämien erft 3 gl. bann 13 gl. für bie primär« unb ebenfoüiel
für bie 2ateinfd)ute. (Sbenfo gaben fie Seitröge an ben Scfjuöoljn bi« 26 gl.
nod? in unferm 3abrbunbert unb unterflü&ten nebenbei ©tubierenbe mit
natjm^aften Summen.
Staat unb $rtoate untersten bie ärmern ©tubenten mit ©elb unb
»ealien. Bit ift ba« 3nfMut ber „flofttage." $ie ©eifilia>n, ba« ftapu.
jiner- unb ba« ftrauenflofter, ferner ber ©pitat unb ja^lreid)e begüterte ^ßriöat«
familien gaben ben fleißigen ©tjmnafiaften unentgeltliche ffoft an gemiffen
lagen, wie ba« fjier unb anber«roo nocfc je|t ©itte ift. Billiger für un«
finb aber bie ftreipläfce in fremben fiänbern. ©a)on im 16. 3afjrbunöert
beftanben minbeflen« jroet fold)e, nämlid) ein f ranjöfif d)er unb ein ita«
lienifd)er. Qfolgenbe ÄatS« unb 2anb§gemeiubebefd)lüffe geben un« über
ben erfteren «uSfunft. 1553. 1. VIII. „fcouptman fetter 3oufl) feiigen
fun, ben plafc off ber fa)ul ju $ari« bergönnen, fo (Srfi £an« ©runiger
nit mebr baljin roelt, unb nit mer gfinnet ju ftubieren, wie bann oogt 3oua)
3m namen be« fun« gebetten &at, Urft baljin 3"ne $u fanden, man $an«
ben $la& übergebenn rourbt. (Hm ftanb:) ba« jaljrgelt $u ^ari« bem
3ungen 3oud)en oerlia>n, ju ftubieren." ')
„9lnno 1595 ben 28. Weljen. £err ©tatbalter ©bjler. 95nb ein
3 fad>er Sanbtgraatlj bj ßtjben tünt fampt ben Öanbtlütljen. 3" bem 9faatl)ufi
Oerfampt. — ©o ban oud) 3ft ou^ ^"}ug befdjedjen ber ©tubentenpläfcen
falber wie Sang einer biefelbigen, 9}ad)bem einem berfelbig 3ugef)elt roürt,
9?u$en möge, onb bierogfl oud) off einer 9lad)gmeinbt 2(nno 1593 georbnet
bj ein jeber fölcbe pläfc oier ^ar Sanng 3n$aben onnb Wufcen möge, fo faft
man e§ bg bem felbigen 2tnfeaVn onnb Hrtigdet oerblieben, onnb toouer ein
plafj ßibig roürt, fol er oon einer Sannbtg: olbt 92a$gmeinbf bargeben werben,
Onnb tag juuor 3n ben ftildjbörenen öfe fljünbt SQBerben; bamit ein
3eber barumb piten möge.*) (ftortfefcung folgt.)
') xlnnuale.
J) »mmanbud).
Digitized by Google
- 170 -
Sur UtetljoMk bts Sudjljaltungauntfrridjtfa
an bcr primär« nnb Sefunbarfdjule, mit öeriidfidjtiaunfl
bcr j>raftifd}cn &mt&t unb ber Borbcrctluna, auf höhere Spulen.
(»antonalc ßcfjrtrtonfcrenj. Referat oon W. Wiek., $rofeffortn 3ug,
14. 9loO. 1894.)
Senn wir t>on ben Ajiomen jeglicher SWethobe abfehen, infofern fte
bie »erüdfichtigung beS SefenS beS ju behanbelnben Stoffe«, beS Alters*
unb brr Keife bec Stüter, ber jur Verfügung fteljenben 3*M» b*s orbnungS«
mäßigen 9lu3cjehen8 Dom Sefannten u. f. f. betreffen, fo finben mir als bie
5JMhobe im Allgemeinen beeinfluffenben Umftänbe befonberS:
1. Die ^ßerfon beS Unterrichtenben unb bie ihm jur Verfügung
fteljenben Hilfsmittel;
2. Die einzelne Schulftufe.
Sfcjüglich ber unterrichtenben ^erfon ift befonberS ju merfen, bafc bei
Stubiengang bcrfclben in oerfchiebener £inficht auf bie 2)Mhobe entfeheibenb
einwirft.
3n erper Cinie fommt eS Darauf an, mie mir baS betreffen be
ftacb, gelernt h°ben. Sir betätigen gerne, faft unberoufjter Seife mit
jäher AuSbaner baran fefthaltenb, bie ÜRetfjoDe, bie mir paffiD als Qernenbe
in und aufgenommen hoben. DiefeS blinbe Ofefir)a(ten an ber hergebrachten
SSehanblungSroeife , in metdfyer baS „5BeharrungSDer mögen" einen jeben,
roenigftenS eine 3<it lang, f eft gebannt hält, bauert um fo länger, je meniger
ber genoffene Unterricht grünblich, je mehr baS eigene grienten mechanifch
mar, meil eS uns in biefem ftafle befonberS ferner roirb, auf bie Unzulänglichkeit
ber Wethobe aufmerffam ju merben. ©S bebarf aber, um aus einem Übel-
ftanb h«au§jufoinmen, nicht nur ber (SrfenntniS beSfelben, fonbern auch öe§
guten Sillens unb ber Zfyat (Srfennen, Solleu unb Zfyun: baS finb
ber guten Dinge brei, bic man nicht afljuhäufig bei einanber finbet, unb
barum bleibt eS fo oft beim Alten, reo etroaS WeueS beffer augebracht märe.
Weht minber gefährlich mirtt freilich baS anbere (Sjtrem, bie Unftätigfeit.
3n biefe Derfaflen befonberS jene häufig, bie jahrelang, fo ju fagen inftinrt-
mäßig, ohne Erfolg, nach «ner eingerourjelten Etethobe unterrichtet haben.
Der £rfenntniS beS EtifcerfolgeS folgt bann ein fieberhaftes Suchen naa)
„Neuheiten", unb eine jegliche Dieloerfprechenbe gteilaine mirb als Orafelfpruch
genommen, aber nur um bie neue „ßrrungenfehaft" nach 'urie* 3*" wieber
gegen eine anbere auSjutaufchen.
©erabe im SuchhaltungSunterricht finben fich bie beiben ßjtreme fehr
oft, inbem baS eine burch bie häufifl fchoblonenhafte Auffaffung groBgejogru
roirb, roährenb baS anbere in ben zahlreichen „neu erfunbenen Stiftemen " feine
Digitized by Google
- 171 -
^afjrung finbet. <Dton trete alfo nicht ohne barüber nachjubenlen, nod)
weniger aber mit betautster ©leichgültigfeit, bie in ber „©eringfügigteit" (!)
ber Sache ihre Berechtigung ju finben fud)t, pebantifct) in bie gleiten ffoiB-
ftapfen. bie unfer ßehrmeifter gegangen, man werfe aber auch nt^t bie her-
gebrachte SRethobe weg, Mob um einem marttfdr)reirrif(^ett ßharlatan &u
folgen — dq3 Derlangt fcfcon bie Pietät. — 5Ran prüfe baö Eigene unb ba3
Sfrembe, unb behalte Don beiben nur ba§ Öute, bo§ fid) als foldjeS im
Unterricht, nicht bloß burch tt)eoretifa)e Erörterungen, erprobt hat.
$)er Stubiengang ift aber auch in anberer $inficht Don Bebeutung,
infofern e4 nämlich Darauf antommt, ma8 für anbere f^äc|)er ber be*
treffenbe Sefyrer nod) befonberS gelernt bat. Buchhaltung8unterrid)t
j. B. tann fein Cetjrer fruchtbringenb erteilen, wenn ihm nicht genügenbe
ftenntniffe au« ber $anbel8lehre $ur Seite fteben. tiefer Umftanb foflte im
allgemeinen bei 3uteilung ber ^fäd^rr an bie Cehrer me&r berüdfichtigt werben,
gegenüber jener unhaltbaren Sucht nach Ausgleichung ber Stunbenjahl ber
einzelnen 2ef)rrr.
€ben|o beeinflußt bie SJiethobe überhaupt ber Umftanb, welche anbere
Rächer ber betreffenbe ßeljrer noch lehrt. $ie Buchhaltung foflte
immer bem gleichen 2et)rer jugeteilt werben, bem ber »ect)nungSunterricht
obliegt.
ferner bebarf ber ßetjrer, um auf ber $öt)e feiner Aufgabe ju bleiben,
auf biefem fo manigfaltigen ©ebiete auch «ne reiche unb Dielfeitige
Citteratur, bie nicht nur bie SuchhaltungSmerfe als folche, fonbern auch
bie b*r einfchlägigen ftächer: ^Rechnen, Porrefponbenj, BoltewirtfchaftSleljre
u. f. f. umfaffen fofl. Aber fchon bie Buct)füf)rung8werfe allein fi»b fet)r
teuer, einmal wegen be5 foftfpieligen 5abelIenfa^eS, bann auch, weil eS wenig
gewillenhaften Autoren fo (rieht wirb, bei ben geringfügigsten ^formoeränberungen
ftch ben Schein großer Originalität &u Derfchaffen, bie befahlt werben will.
Mancher Cehrer fehreeft bei feinem befcheibenen ©ehalt Dur folch teuren An*
fchaffungen juuüd unb fommt beShalb in biefem ^fach nicht DormärtS. 65
wäre hMlft wünfchenSwert, baß bei 9teuanfchaffungen für Sehrerbibliottjefen
Die Suchhaltung gebührenb berüeffichtigt würbe, ^n biefer £>infi<ht wären
befonberS ju empfehlen:
j Schär unb Sangenfcheibt : flaufm. Unterri4)t«ftunben, ober
' \ Schär: 2eh*buch ber Buchhaltung.
2) §ügli: $ie Bu<hhaltung8fofteme unb Buchhaltung$formen.
( Bon ber @ol|: $ic lanbwirtfehaftliche Buchführung, ober
3) | Dr. ftraemer: $)ie lanbwirtfehaftliche Buchführung (boppelt).
! Äigert«$aa8 : $ie lanbwirtfehaftliche Buchführung (einfach).
Digitized by Google
- 172 -
4) Schiebe'Obermann : Buchführung (faufmännifö).
5) Schrott: Cebrbucb ber Staat«oerecbnungSfunbe.
6) % rempenau : $ra!t. Buchführung für Tetailgefchäfte.
7) «ücailänber: Budtf. für frortbilbung«* unb ftrauenarbeit«f Ovulen.
8) #eob: ©werblich Buchführung.
9) Säger: Beiträge jur ©efcbichte ber Toppelbuchhaltung.
10) Scubifc: Wett/ob. Anleitung jum Selbftunterricht in ber boppelten
Buchhaltung.
3m Übrigen oe-rroeife ich auf bie bie3bejüg(. Au«fefcungen in ben $äbag.
blättern 1894. (3ur «öletbobit be« Buchhaltung« Unterrichte«. 4. ßitteratur.)
Tie 3ftettjobe im aOgemeinen roirb ferner roefentlich beinfmfet burch ben
3roed ber Schule unb bie befonbere Sdwlftufe. Anber« mufj ber Unterricht
erteilt werben an ber f^Fa ule al« an ber altgemeinen, anber« an ber
oorbereitenben al« an ber abfcbliefeenben. So lange nur ber eine ober
anbere 3mecf allein herantritt, roie bie« bei ber primär«- , f^ortbilbung«*, (auf>
männifrhen unb gewerblichen t$ad)jrf)u!e, foroie beim ©ömnafium unb Sechuifum
ber^afl ift, (anu bie Unterrict)tdmftr)obe leicht biejem einen 3^ ft<b anpafjen.
2Bo aber bie beiben 3n>ecfe Dereint auftreten, roie bei ber Sefunbarfrbule unb
unferen brcigliebrigen &anton«|cbulen , roo $u ben oorbereitenben ©tymnafial-
unb technifcben Abteilungen noch «ine abfcbliesenbe faufmännifche hinzutritt,
ift eS theoretifch eine Unmöglicbteit , eine beiben Stiftungen entfprechenbe
Hi et höbe überhaupt aufstellen. Tenn e« tommt f)Ubt\ nicht nur ber für
bie einzelnen Beruf«arten oerfchiebene Umfang be« Stoffe« in Betraft, fonbern
bie BebanblungSroeije felbft ^at fich ben befonberen Bebürfniffen an^upaffen.
(Sin jebe« berartige Berquiden Oerfchiebener 3ntereffen unb Abfielen burch
gemeinjamen Unterricht füllte baher möglichft üermieben roerben. ftür ba«
in ^frage foinmenbe ftach fällt biefer übelftanb an ben ftantonSfchulen roeg,
ba bie Schüler ber fauf mann if eben Abteilung faft burchgehenb« allein Unterricht
barin erhalten. AnberS aber Derhält eS fi<h bei ber Sefunbarfchule. Tiefe
fenbet einen %(\[ ihrer Schüler an bie höh*«'* Anftalten, einen anbern, größeren,
in« praftijche ßeben. Alle aber ohne Ausnahme bebürfen ber Buchhaltung.
Ter Unterricht hat alfo beiben Dichtungen Rechnung ju tragen. Tie« geflieht
gewöhnlich, roenn überhaupt ber oerfchiebene 3roecf biefer Schulflufe in ernftliche
Betrachtung gebogen roirb, baburch, bajj man in ben gemeinfamen fächern
blofe bie in« prattijche Ceben übertreteube ^ehrjahl ber Schüler in« Auge
fapt unb ben boppelten 3">ed erreicht ju hoben glaubt, roenn man bie anbern
noch mit einigen befonbern jachem befcheert. 2Ba« nun aber oon einem
pebantifch theoretifchen Stanbpuntt au« unjuläfftg erfcheint, ij! e« nicht immer
auch nach prattifchen ©efiftspunften. 6« fommt ba fehr auf ba« ftaa) au
Bei oielen, befonber« jenen bie leicht naf ber concentrifchen SRethobe unterrichtet
Digitized by Google
- 173 -
wetben fönnen, Ijat biefe Wuffaffung nicht« flehen fich, inbem ouf biefe SBeife
Derjenige, melier in« Sehen übertritt, ein für feine Bcrhältniffe genügenbe«.
in großen 3H*n gehaltenes, abgerunbete« Bilb in fich aufnimmt, ba« Derjenige,
ber einen höheren Beruf ergreift, ljerno4 feinen befonberen 3roetfen entfpreajenb
weiter ausführen fann. ©ei anbern fächern, j. B. Steinen, Spraken, märe
e« jeboct) mit M&fät auf ben fpäteren Unterrieht Don Borteil, wenn bie
©efunbarfrhule bloß ba« gunbament, biefe« aber in feiner ganjen Au«behnung
legen mürbe, tyber auch bei biefen fächern fann ber Seljrer notwenbiger«
meife nur eine Äiehtung in« Auge faffen unb jwar bie be« praftifchen Seben«,
um fo mehr, weil jene, bie meiter ftubieren, fpäter leichter ©elegenljeit t)ab<n,
etwelche Süden auszufüllen.
$ie Buchhaltung gehört jur erfien Weihe üon fächern, fo baß bie mir
gepeilte 5tt)efe bohin abgefürjt merben f Stinte : „2Bie fofl ber Buchhaltung««
Unterricht an ber primär- unb ©efunbarfchule erteilt merben, tun ben An-
forberungen be« praftifchen Sebent ju genügen?" 2Benn bie Sefunbarfchule
ba* 3"! berfolgt, jenen Beruf«arten gerecht ju merben, melche bie ©chüler
bei ihrem Austritt in ber Sieget ergreifen, fo t)at fie auch in richtiger SBeife
für tjötjere Sehranftalten öorgearbeitet, meil ber bie«be$ügliche Unterricht bort
notmenbiger 3Beife auf bie Kenntnis ber Suchhaltung jener Beruf«arten fich
ftü|en muß.
3m golgenben möchte ich Derfuct>en, au $)anb einer tReifje Don ©runb«
fäjjen einige Anregung ju geben, ^freilich erfcf)etnen nicht alle $eile gleichmäßig
abgerunbet, einmal, meil bie 9tichtig!eit unb Bebeutung einzelner ©runbfäfce
mehr auf ber §anb liegt, bann aber, meil mehrere in ben „^ßäbag. Blättern"
bereit« befprochen, mährenb ich einet BMebertjolung möglichft au« bem SBege
gehen wollte. 9lach Befpreehung biefer ©runbfäfce mag mefleicht eine fttrje
fubjeftibe ßntwieflung eine« Sehrgange« manche« flarer machen.
1) $er förfolg bleibt oft hinter ben Erwartungen jurtttf, meil
3 werf unb Bebeutung ber Buchhaltung 511 wenig erfannt werben.
BMr haben einen boppelten 3n>ed ju unterfcheiben : $er nähere liegt
barin, bafe ber Buchhaltenbe beabsichtigt, über ba« ^Rechnung«»
oerhättni« mit anbern ^erfonen, bie mit ihm in Bertehr treten,
jeberjeit Klarheit ju fja&en. (Sine Buchführung, bie biefen 3wd Ju
erreichen fucht, würbe wohl ein jeber nicht gleichgültige Wenfch einrichten,
auch wenn lein gefe^lieher 3n>«n9 D0i" Dorhanben märe. $ie ftorm felbft
ift freilich Wr oft eine primitioe. 9coch t)eute frifcen bie Analphabeten in
oielen ©egenben Italien«, mie 3o"«*ö bemerft, biefe Aufzeichnungen einfach
in ^oljftücfe ein. — Um ben tfrebit ju erhalten unb 51t erhöhen, bebarf c«
oor allem einer georbtteten Buchführung über biefe ftrcbitoerhältniffe. $ie
Wotwenbigfeit fola>r Aufzeichnungen liegt für jeberman berart auf ber $anb
Digitized by Google
- 174 -
unb fjat fich im Saufe einet langen 3*tt fo fehr eingebürgert, bajj niete aud)
jefct nod) hierin bie Hauptaufgabe, ober felbft ben einzigen Qmtd °pr Buch*
baltung erbliden. Das ftnb inSbefonDere jene, bie Don ber Doppelten BuaV
Gattung nit^ts wiffen wollen, benn bie einfache genügt biefem $mtd, Gbfr
aud) nur biefem.
Die (Sntroidluug beS burch ben heutigen Khrebitoerteljr mäklig angeregten
$>anbels b,at aber ber Buchhaltung noch ein anbereS 3«! gefterft. SJlit bem
2öa$ien beS tfrebitDerfehrS geigten fich aud? immer mehr bie fehleren folgen
ungeregelter Berhältniffe beSfetben, weshalb ber ©taat burch gefefcfiche 58^
ftimmungen fie ju orbnen begann. Die unerläfeliche ©runblage georbneter
flrebilDerhältntffe ift bie genaue Kenntnis ber Vermögenslage beS Ärebit»
ne^menben unb Deshalb matten eS ihm bie ©efefce jur Pflicht, eine Buch»
holtung ju führen, bie ihm nicht nur fluffchlufe über bie ©chulbDerhältnijfe
mit anbern ^erfoneu gemährt, fonbern bie eS ihm auch ermöglicht, ben ©tanb
feine* Vermögen« fennen $u lernen, bamit er gefefclich baju angehalten werten
fann, ben genoffenen flrebit mit biefem in ginflang ju bringen. Diefe
gefefclichen Veftimmungeu foüen bem ©chüler Mar gemalt werben, einmal
erfiety er Daraus, baß baS Buchführen nicht bem freien BMHen beS ginjeluen
anheimgefteüt ift, fonbern, baß eS in befttmmten fällen gefefclich »erlangt
wirb, bann mirb er aufmerffam auf ben SBert unb bie Bebeutung, welche
ber ©taat bemfelben beilegt, fomie auf bie Dienfte, welche orbnungSgemäß
geführte Bücher oor ©ericht ju leiften Dermögen. Diefc Dienfte finb natürlich
abhängig Don ber Art ihrer Phrung ""b bem baraufgegrünbeten h&&*rn
ober geringem 3»*fauen, baS fie ermeden. Die Bücher finb ber ©piegel beS
Buchhalters. 68 bürfte nicht ferner faden ©efuubarfchülern bie bieSbejüglichen
wenigen Wrtifel beS fchweijerifchen Oblig. SHedjteS §u erflären unb ber Sehr»
mürbe gut thun, bei Dorfommenber ©leichgültigleit ben ©chüler gelegentlich
mieberum barauf hinjuweifen.
Der ©taat fchreibt nicht Dor, roie man Buch führen muffe, ba bei ber
großen Berfchiebenheit ber Bebürfniffe eine einheitliche 9lorm nicht Durchführbar
märe, aber er begnügt fid) auch nicht, bafe man Buch führe, fonbern Derbiubet
mit feinen Borfchtiften bie beftimmte 9lbfict)t, ben Buchführenben ju jmingen,
fich über feine Vermögenslage ju orientieren, meit er biefe Kenntnis als
notmenbige ©runblage einer richtigen unb rechtlichen ©efchäftSführung erfennt.
<£r muß baher, roie ber Buchführenbe felbft, ein t)ot)ed ^ntereffe Daran haben,
baß bie ^Buchführung fo eingerichtet wrrbe, baft ein genaues, ^uverläffiges
$ilb ber 9rrmögrn*lage mögUdjft leidjt unb tnögUd)fl )u jrber 3ert baraue
gefdjöpft nierbrn könne, bamit ber jßucrjführrnbe and) jeber £eit ben
ganzen betrieb unb jeben einzelnen bebrutenbrren (Sefchäfleabfd)lu(j barnad)
einzurichten oermöge, um fo fi<h unb anbere Dor jenem ©chaDen ju bewahren,
Digitized by Google
- 175 -
bff oft auS ber UnfenntniS ber Vermögenslage öerurfacht werben fann. $aS
ift ber SBifle beS ©efefceS unb baS Sntereffe beS ^tn^elnen. $a bie einfach
Buchführung biefeu 3n>ed nicht unter oDen Umflüuben erreicht unb jroar oft
bei anfcheinenb fleineren (Befchäften nid>t, fo genügt eS nicht ju fagen : 2Öo$u
boppelte Buchhaltung, bie einfache reicht fchon auS ! $aS ift für ben einzelnen
$afl ftii unterfuchen Webt bloße Liebhaberei ift e§, bte und bei ber WuSmahl
beS SöftemeS leiten barf: biefeS Bemufetfein mujj ber ©duller aus bem
Unterricht gewinnen.
6« toirb leicht fein, itjin auch einen begriff oon ber hohen toirt»
fchaftlichen Bebeutung ber Buchführung beizubringen, liefen 3n>ecf im
Unterricht ju erreichen ^at man aflerbingS üerfduebene 9öege eingefchlagen.
3ct> tann eS hier nicht unterlaffen, beifpielShalber auf eine bieSbejügliche Stelle
bei Blanc: „^rattifche Buchhaltung/ hinsuweifen, welches SHJerf immer noch
in ben flatalogen figuriert. „Wacht eS euch bw Wegel," fagt er, „ade«,
ma§ ihr berbient unb alles, was ihr ausgebt, geroijfenhaft auf juf abreiben
wenn ihr einen bummen Streich macht, ber euch teuer $u jtehen fommt. habt
ben <Dhtt, eS in euer Buch einzutragen. Söelche Sehten ftnb nicht in Angaben,
wie bie folgenben, enthalten:
Bejafjlt für %nfauf bon £au§gewiten, jum ßrfafc berjenigen,
bte ich in
meinem 3orne jerfchlagen
5. 60
Verloren 10 iaglöhne in ftolge bon SQÖunben, bie ich in einer
ii
15. -
Gerichtlich gebttfet für Schläge, bie ich im Streit unb »aufäße
ii
30. -
6 inen $rojef$ berloren
w
160. -
OrDnungSbufte bor Bericht
ii
6. -
Den blauen Wonlag gefeiert
ii
8. -
Weine Uhr berloren
M
23. -
tJrür 3 3äge beS WüjjigangeS eingebüßt .
II
6. -
Weine ipüte nach ber neuen Wobe utngeäubert .
II
18. — "
Bei einem Derartigen (ikjchäftdbetrieb, roo Keffer unb Schlüger ba3 Wo»
biliar, Wüfciggang baS ftehenbe», 3orn baS roflenbe Kapital unb ber Slbooiat
ben ©efchäftsfüljrer ausmachen, foflte man fonji meinen, baS Umänbern ber
$üte foflte nichts foften. Unb auch ein 3°cn, ber bloß 5 ftr. 60 foftet, ift
ein StifuS, ben fich jebermann erlauben tann. 6$ fehlt alfo blofe noch bie
(SrtragSberethnung eines $a|6enbiebeS ober bie Spefenuote eines BraubftiflerS,
für Oerbrauchte 3ünbböljche n unb Oktroi, $er Überfefce r, Seminarlehrer Schueiber,
mochte biefe päbagogifche Blütenlefe ber ftubierenben 3ugenb nicht boreuthalten.
„5ür BfjirtS«, Sefunbar» unb Obrrfchuleu, foroie Snftitute," fagt er, wer>
fliert unfere« SBijfeuS noch feine ähnliche Schrift unb mir hoffen alfo, bie oor*
Digitized by Google
- 1?6 -
tiegenbe Arbeit roerbe in ben genannten Wrtltolten eingeführt roerben unt treffliche
$ienfte Ifijten." hoffentlich ohne Qnfc^oungdiintertic^t ! 2luf ©eite 1 1 bringt
er ben Wufterfafc ^erüor : „3eber Kaufmann ift DerpfUchtet, ein Journal &u
halten", inbem er nicht roufcte, bafj in ^frantretc^ ba3 Journal geboten ift, bei
und aber nicht, fo bafj a(fo biefe urfprttnglich richtige ©teile in ber Überfe^ung
falfch mürbe. Sie Ijaben b,ier eines au3 ben Dielen SBerfen, bie jeigen ,
roie felbft ©uchbaltungMehrer1) erbärmliches 5Jiacf)roerf jufammen-
fchreiben, unb roenn ©ie bomit Gloors geiftreiche 3nftruftionen jufamtnen*
halten: „©abreibe obige {Rechnung ab mit vHnberung ber ©ummen", fo er»
feljen ©ie ferner, mie felbft gute 39üd)iein, mie ber 3äl)ringer, in trauriger SEÖeife
entfteflt merben, afleS, weil bei biefen beuten bie Buchhaltung nach Kamerun
fpajieren gegangen, <Dton tonnte noch zahlreiche berartige ^raftätlein Dom
33ud)(jattungSfDort anführen, bie aQe 3fU9f °°f"r Pnb, baß ber betreffende
Slutor unb Sehrer nur Deshalb fo ergöfclid) fchrieb, roeil ihm bie öebeutung
unb ba« Söefen ber Buchhaltung nicht Har maren.
ÖMüdlichermeife gibt einem jebeu bie eigene Vernunft b,in(änglic^e? Dia*
terial, um jebermann bie höh« roirtfehaftliche Bebeutung Der Buchhaltung Der»
fiänblich ju machen, ohne biefe ©eifter beS abfehreefenben BeifpielS herauf*
jubefchtDören. Sir bürfen in ber ©$ule nicht unterlaffen, bei jeber Gelegenheit
barauf iHrtjuroeifen, bamit ber ©chüler ganj burcfjbrungen Don ber Wot-
roenbigfeit unb bem Wu&en berfelben, ihr fletS mehr flufmerffamfeit, Ber*
ftänbniS unb Siebe entgegen bringe.
_ (grortfefcung folgt.)
^tntevrtc^tö6rtcfe.
(Hon J. 8ch., @ct.«& in Z.)
3. »rief. Über ba* Äartenlefen.
(frodfefcunfl.)
Sieber College!
2Bät)renb mir im testen ©riefe Dom Söefen be§ ftartenlefenS gefprochen
haben, roofleu mir heute Unteraichen nad> melier 9Hetr)obe bie primär [chüler
am beften in baS BerftänbniS ber Parte eingeführt merben fönnen. Um mir
ober nicht ben Hnfdjein $u geben, als ob ict) etroaS WeueS (ehre, mifl ich
biejenigen Jmuptforberungen oorauSfchicfeu, meldr)e SBiffenfdjaft unb ^ätmgogif
an ben ©eographieunterricht fteflen. ©ie lauten nach ©eiftbeef (Wethobif beS
Unterricht« in ©eograpljie, ©efchichi* unb beutfeher ©praa> für BolfS« unb
Wittelfchulen, bei .frerber, Srreiburfl) :
') «nmerfung: 2)a8 möcftte id) betonen, ba ja gelegentlich audb ettoa ein
Scfircibtcbrcr ein „neues ©nc&baltutiflMm'tein'' als Sdjretböorlage ju erfinben fich
rcblid) bemüht.
Digitized by Google
- 177 -
„1. (Sintritnng in bie ßrbhtrbe burch eine aflfeitige, auf 9lnf<hauung fi<h
grünbtnbr fteimatlunbe mit Anleitung jum Berftänbni* brr Porten.
2. Betonung brr phhfifalifchen ©eographie.
3. "Äufbou be* Unterricht*, foroeit er nicht fteimattunbe tft, auf ©lobu*
unb Parten.
4. Einführung in ben uriächlichen 3Mf<iminenhang D« (\fo<jrapr)tf(^en (kr-
fcheimmgen nach Wtöglichfeit.
5. Söedung bcr Selbftthätigteit ber Schüler."
Glicht imitonft roirb fner in erfter Öinie bie fyt imntfunbe ermähnt.
Sir fotl bem eigentlichen geographifchen Unterrichte, alfo auch bem Partenlefen
unbebingt Dorau*gehen. Der *Hnfchauung*uuterricht, ber an ber unterften
Ptaffe brr Bolt*fchule im Schutjiminer beginnt, fofl ou*gebehnt werben.
Vlan fü^rr bie Pinber in* ftreie unb lehre fie ba ben 2öohnort unb «bie
ntt^fte Umgebung, bie näheren Ortfchafteu. $ttgel unb Berge, ©eroüffer unb
Berfehr*roege fennen, mache fie aufmerffam auf bie Derfchiebenen Pulturen
unb auf bie Bejchäftigung ber Einroofmer. Die Stüter fotleii unter TOit-
hilfe be* V*r^rer4 Weffungen. Berechnungen unb Schäpingen Dornehmen,
baiuit fie eine toutrete Borfieflung Don einem Kilometer betommen, fie foflen
fnti nach beu £immel*gegenbcn orientieren tonnen, foflen beobachten, baf$ bie
Sonne nicht immer am gleiten fünfte be* ftorijonte* auf» unb untergeht,
baß fie im Sommer einen größeren Bogen befchreibt, aber fürjere Statten
wirft, al« im hinter. Selbft Belehrungen über 2öinb unb SBetter liegen
nicht ganj außer bcm Bereite biefer Schulftufe, nur barf man anfangs ben
Pinberu nicht ju Diel erflären, fonberu muß fie mehr beobachten (äffen.
6rft nach unb nach mache man aufinerfiam auf beu urfächlichen 3»f<»nmen«
hang Dieter Dinge, frage j. B. tuarum bcr Bach ober ftlujj hier feine Dichtung
änbere, jeihoeilig anfchroefle, f)itx langfamer, bort fchnefler fließe, roarum ber
Berg f. g. Äunfen jeige, geroiffe Bäume unb Sträucher am häufigften am
Bache Dorfominen u. f. ro. — Söirb biefer WnfchauungSunterricht an ben
unterften brri ober Dier Pfaffen ber BolfSictmle richtig betrieben, fo bleiben
(Sbene, £ttgel unb Berg, guß, Abhang unb ©ipfel be* Berge«, fanfte unb
fteile Ebbadmng. Pamm, JHücfen, Sönjferfcheibe, Schlucht unb %tyal, Sängen»
unb Seitenthäler, fteheube unb fliefeenbe ©eroäffer, Ouefle, 3»flüffe, HKmbung,
rechte* unb linfe* Ufer, Bett, Sauf, ©efäfle, Prümmung, 2BeQ>, Strubel,
Safferfafl, Dämme unb Panäle, $nfeln, Canbjungen unb £>albinfe(n, BJinbe
unb ^ieberfchläge, Berfehr*roege, Entfernungen unb WuSbehnungen, 2öerte
ber ftatur unb ber Wenfchenhaub, ipimmelserfcheinungen, £)ori$out, Söelt«
cjegenbai — nicht etwa nur leere Btortc, fonbem fie merben ju tonfreten
Borfteflungen. 2Bc!<h eine Wenge beletjrenben Stoffe* liegt nicht in biefen
Digitized by Google
- 178 -
Dingen! unb bobfi bleiben ©riß unb flörper frifch unb gefunb, unb
f. g. fterienDerforgungen brauchen nicht ba« Gleichgewicht ber flräfte wieber
herzufteden, nicht wieber ju fufjnen, wa« eine übertriebene Schulwut gefünbigt
hat. Son biefem ©efichtSpuntte tutrb auch bie 3entral!^ulpflfgf ber Stabt
3ürid) ausgegangen fein, wenn fie in ihrem ©efchfift«berichte für 1893
fdjre ifxn fann: „3n 2Bürbigung ber Sebeutuug Don Daturmanberungen für
ba« Phbfifd>e unb geiftige 2öohl ber Schüler mürbe bie £efjrerf$aft ber
primär« unb Sefunbarfchule ermäßigt, wäfjrenb be« Sommerhalbjahre«
minbefteu« jroeimal monatlich U nterrid)t« zweden bienenbe 92aturwanberungeu
auszuführen, bejiefyungdroeife ben htimat* unb naiurfunbli^en Unterricht,
fo weit e« bie Serhältniffe geftatten, in« §reie ju Derlegen."
#ann nun in biefer Sache be« ©uten nicht 311 Diel gefcfjefyen ? freilich,
befonber« wenn biefe 2ßauberungeu nicht nach einem tuof)lburd)bachten ^ßlane
gesehen, wenn fie nicht in ben Dienft and) ber übrigen froher. befonber«
be« Sprachunterrichte«, fpejieO be« Deutzen %ufja|}e$ treten, menn baburch
bie Di«ciplin gelodert unb bie ernfte Arbeit Dernachläffigt mirb. 3$ tenne
einen ße&rer, ber feine Schüler überall Ijerumfüfjrt, unb ber Tie in ber Schule
felbft amüfiert mit Dingen, bie einige Stodmerfe meiter hinauf gehören,
kommen bann bie Schüler wirf lieh hinauf, fo finb fie beim Unterrichte in
©cographie unb ftaturtunbe ganz anfteüig, leiften aber im Keinen unb im
beutfa)en Huffafce blutwenig unb finb fich überhaupt nidn* gewohnt zu arbeiten. —
Huf ber anbern Seite fenue id) Schüler, welche nie beobachten gelernt
haben. Diefe flehen im ©eographieunterrichte Dor einer ftorte, wie Dor ben
4>ieroglDphen eine« ägöptifdjen CbeliSfen, unb ba fie bann bod) etwa« raiffen
möchten, fo lernen fie bi« in bie oberflen klaffen ber Wittelfchulen hinauf ba«
geographifche ^enfum jebe«mal au« bem Suche auSroenbig. Solche Schüler
werben fpäter, trofc ber beften Wethobe, nie mehr gute ßartenlefer, nicht allein
beömegen, weil man feine 3eit mehr bat, ben oerfäumten 9lnfchauung«unterricht
nachzuholen, fonbern auch befonber« be«halb, weil ihnen bie fonfretefcuffaffung
fehlt, ba fie bie entfernten Dinge nicht mit Denjenigen ber eigenen §eimat Oer«
gleichen. — 3$ h^e Dir hi« jw«i @xtreme Dorgeführt, ba« Richtige liegt
nun, wie Sobia« ffiitt fagen würbe, fo h»bfch in ber Witte. Elan führe bie
Schüler häufig in« greie unb laffe fie t)ier ungezwungen beobachten, bann aber
nötige man fit i" ber Schule wieber 511 ernfter Arbeit nach einem zielbewußten
^3lone, laffe fie nach jebem Spaziergange etwa« Don bem ^Beobachteten in ganz
furzen Huffäfcchen Derarbeiten. Da« eine Wal wirb ber Sauf, eine« Sache«
betrieben, ein anbetet Wal werben bie $Bege unb Straßen notiert, bie Dom
Wohnorte au« in Derfdnebenen Dichtungen nach ben nächften Crtfchaften führen,
wiebmim werben bie Serge ober £>ügel aufgezählt, wie fie Don einem nahen
HuSfichtSpunfte au« fta)tbar finb u. f. w. —
Digitized by Google
- 179 -
Docfc genug bon ber £etmatfunbe ! 2$ l>abe abfiel id) fo eingeljenb
bon berfelben gefbroc$en» roeil Tie eben eine notroenbige Vorbereitung jum
Jtortenlefen ift. 3m ftolgenben fann i$ mW> für^fr Jaffen, fc^on beSroegen,
weil Du im Cefrbuay für bie bierte ^rimarttaffe bon töüegg unter beut
Xitel „$<imatfunbeM eine gute ginffifpung in baS 93erftänbni3 ber Äarte
fabelt SBom ©runbblan eine« ©<$ulfjaufe5 unb ©dmlgelänbeS auSgef>enb
roirb bort bem Sc&üler bie nd^fte Umgebung ber ©rf>ult)au9liegenfdr)aft# baS
$oifgelänbe unb baS $&algelänbe borgefüfjrt. Der ©$üler fofl bann baS
eigene 3$itffkni*. feine nähere unb weitere Umgebung befa^reiben unb gtap^tfrtj
tarflellen. iRiiegg tönnte nun freilid) ben ßeljrer berleiten, ftatt bom eigenen
Heimatorte, ebenfalls bom ibealen Dorfe Daberg auSjuge^en, unb baS märe
gefehlt; benn baS friefee ja, bom Unbetonnten jum ^efannten borroärtS breiten.
3<| benfe mir bie SaaV fo : Diefer Mf^nitt beS ÖefebuaVS mirb ni$t als Cefe»
ftoff bebanbelt, fouberu er biene nur als Wufter. Du jeia>eft alfo juerft bein
eigenes Sdmljiinmer. Dabei ift feine einget>enbe (Srflärung beS berjüngten
9)toBftabe$ nötig. Du fagft einfach, ba& jebe 2inie, jebe Entfernung auf bem *
Rapiere j. 38. 50 mal fürjer roerben inüjfe, als fie in 3Birfid)feit ift. 3ft
beijpielSroeife baS Sdjuljimmer 10,* m ■- 1050 cm lang, fp beträgt nad)
obigem Wnfcftabe bie ßänge ber 3e'4|iu"rt 21 cm. s$eim 3eid)nen brauet
ber Sa^üler außer bem öleiftifte feine anberen 3nftruinente als einen SBinfel
unb ein floate* Lineal mit 9Wiflimeterteilung, roie fie bie Sttafeftäbefabtif bon
3- Siegrift u. (Sie. in ©djafffjaufeu in fefyr fauberer Arbeit liefert, Die
(Begenftänbe im ©ajuljimmer, roie Sänfe, ^ult, Sifdj, Ofen, ©cfjranf, be*
fommen auf ber 3?i$nu"d ebenfalls ir)ren ^Jlafc, unb man fann babei bie
£>öben biefer ßkgenflänbe in 3of)l(n angeben, um bie §d)ü(er je^t fc&on an
bie VuSbef)ming rmcb oben ju erinnern. Tarauf roirb ber ^31on beS ganzen
StodroerfeS ober ber ®runbplan beS £>aufeS im gleiten 9Raf}j)abe gejeidjfnet.
Sei ber 3fi$nuil9 De$ ©WplafceS, ©djulgartenS :c. mad)t man aufmertfam
auf bie fonbentioneflen 3<\tyn, mit Df«e» ©ebäube, Säume, Jfreden, ©renjen,
ftafnilrafien unb ftuüroege bargefteOt roerben.
6S frägt fidr) nun no$, roie unb bon roem biefe 3fi<$n"n9*n f)ergefiellt
roerben foflen, ob bom Seljrer allein ober aud) bon ben ©djülern. Darüber
geben bie Weinungen (unb bieüeid)t no$ mefjr bie ^rajiS) auSeinanber. TOeine
tiaene $nfid>t hierüber roerbe id) Dir er|t im nädfften ©riefe mitteilen, benn
ber gegenwärtige ift of>nef)in fdron jiemlia^ lange, biellei$t fogar langroeilig
geworben, unb Du ljaft uuterbeffen Gelegenheit, Uber bie ©ad>e felbft na$ju*
tonfen unb Deine eigene «Meinung mir mitzuteilen.
3n ber grroartung, bafe ÖefctereS balb gefd>ef>e, grüfct
Dein (JoUcgf.
Digitized by Google
^anflTetid ad)trr öanö burd) |teRor.
(fa.)
SBeDor 3anffen $ur ^ebanDlung Des £>erenroefen$ übergebt, jiebt rr au»
Den (Srgebniffen bfr llnterfudmng ber $nttur}uftänbe im 16. ^afyrfyunbrrt
foroobj auf proteftantifaVm als fatbolifcbem Gebiete baS Refüme. §5 ift ein
tiefbunfleS 53tlb ber „allgemeinen fittliaVreligiöfen Vermilberung", roie er
biefen 9tbfdjmitt betitelt. UöQinger bat als ber erfte bie traajföen 3udr^^n^r
niffe ber Reformatoren fetbft gegen baS ReformationS*9)lärd)en inS Qrelb ge»
fübrt. Sin falbes 3abrfwnbert fyat e$ nun grbraudjt, bis Heb bie Über*
jeugung bura^gebrongen, bis bie bertömmlicbe proteftantifdje Wuffaffung inS
$erj getroffen mar unb ^auffen ben Sieg baoon tragen tonnte. 2Öenn aber
je eine gefd)id)tlid)e ^IjatfaaV feftgefteOt mürbe, bann babeu bie Reformatoren
felbft unb ibre Schüler burd) ibre fdnteibenbe Verurteilung beS eigenen SBerfeS
bie Sefyauptung 3anffeu£ bemiefen. ^mnbertftiltigeS ßa^o finbet ber Ver«
jmeiflungSruf 2utber§ bei feinen 3e»*9fn°ftfn fomobl als Racbfolgern, bei ben
Männern afler ©tänbe, bei Geologen unb 3uriflen, bei ©dml« unb Staats«
männern. Sie gefleben e§ offen ein. baß bie SBurjel beS VerberbnifjeS bie
lutfjerif$e Rea)tfertigungSlebre fei. tyiftor fd)ont aber aud) bie Dielen roenig*
ftenS äufcerlicb fatbolifd> gebliebenen ©egenbeu nid)t. Leiber fanben fic^ ba
Tutjenbe Don geiftlicben 5Bürbeträgern, bie burd) einen unmürbigen ©anbei unb
DeflagenSmerte 6cr)roüd)e ber Neuerung in bie £änbe arbeiteten. (Sin ganj außer =
geroötmlia>r ^rieftermangel, meiner feit ber politifaVtircbliayn Resolution
eingetreten mar, beförberte baS Verberben. Srübe, traurige Söeflen trug bie
Deformation befonberS in bie öfterreidufeben Canbe binüber, roo Die abfa>u
li(be Unfittlid)feit in Älöftern unb Stiften in erfd)redeubem 9RaBe um ficb
griff. 3a ber feiige sJJetruS GauifiuS, geroiB ein genauer flenner ber bortigen
3uftänbe, ertlärte: faum noeb einfiel ber SöeOölterung fei „roirflid) fatr)o*
ttfö." TOit berfelben Offenheit geftebt ^aftor, bafe au$ bie Gegenreformation
nur ftridjmeife eine grüubliay unb bauembe Vcfferung gebraut Ijabe.
tiefer allgemeine 3<rfaH bilbete ein fnirtjtbareS ftelb. auf meinem Ver<
brea>n aller Hrt üppig empornweberteu, bie ibrerfeits aflmäbHg jum Teufels«
mabn unb £>ejenglauben fübrten, mie oud) bie bamolige kriminal jufti* als
(»runblage beS ©ericbtSDerfabren* bei Den uaebberigen tyejenprojeffen erachtet
werben fann. So bilbet baS Kapitel: „3unabme ber Verbrenn — kriminal*
jufHj" bie Einleitung jur SBefjanblung beS eigentlichen ^ejenmefenS. ^aftor
bat ba eine fcbmerjlifbe beS ($Jef(bi^tf(breiberS erfüllt, auf bie ©a>uB*
Hoheiten ber Tortur einzugeben unb ju jeigrn, mie biefe teuflifebe Quälerei
jum Range einer ftttnft, jum ©egenftanbe edler Neugier unb entmenfcfyfn
Vergnügens geworben mar. Xer ÄrebS)*a)aben beS Damaligen ^eojeffeS mar
Digitized by Google
- 181 -
bte ftolter, bie aÜerbingS feine ßrfinbung ber WeformationSjeit, fonbern aus
bem Mittelalter Ijerübergenommeu ift. Aber bie crfd>redenbe 3""Q^f
Sittenlofigfeit, bie 93eftiolitöt — möd}te i$ fagen ~ ber Serbien unb bie
bamit berbunbene „tBeftioliftfrunfl" ber ©ere(&tigteit3pflege mufe notmenbiger»
roeife mit ber neuen Celjre in Eerbinbung gebraut werben. 35er ©egenfafc
ber Damaligen Jfriminalftatifiiten ju benjenigen ber fatljolifd)en 3«t tritt in
auffaflenber JBeife Sage. GS fehlte aflerbingö nid>t an einer entgegen»
gelegen Strömung, au« ber im 16. 3aljr&unbert ber berühmte fpanifdje
Jpumanij! unb Geologe Subroig 5MbeS als ber erfte mit grofeem 9tod)brude
gegen bie Holter auftrat. 100 3al>re nad> it>m fam 3<H>anneS ©rebiuS,
proteftantifa)er ^ßrebiger in #oÜanb. Aber bieje bereinjelten Stimmen Der-
honten fnufyloS.
3nbem Öutljer ben freien SBiflen beS 9Jtenfd)en leugnete, mufete er ben
Xeufel für aüeS 33ö)'e Derantroortiid) magert. %m ganzen geiftigen Seben beS
Reformators fpielt beSfyalb biefer Untjolb eine überaus mistige SRofle, unb
baS $ämonifä)e lebte fia) ganj in ben ©eift ber ^rebiger unb baburdj in
baS SBolfSleben hinein. AOerbingS fjatte Aberglaube unb ^ejenmaljn f$on
bor ber Deformation feften ftufe gefafet. Aber ftatt ifjn auszurotten, rourbe
berfelbe burd> bie Neigung jum Aberglauben, meldje ber neuen fiefjre eigen
loar, ju jener fd)auerlid)en Sigentümlid)teit beS £>ejen« unb SeufelSglaubenS
auSgebilbet, melden ben Ausgang beS XVI. 3nf)rljunbertS a^aratteriftert.
$3 ift ein roüfter Stoff, ben 3<"»ff(» ba in 6 Kapiteln, bie jufammen 200
Seiten umfaffen, be^aubelu mufe. 2öenn mir biefe fdjauerlidjen 3uftänDf*
biefe infamen ^rojeffe burd)gef)en, begreifen mir bie roeljmütige Ä läge beS
eblrn @rfct)ict^tfct)reibcr», bie er üor Verausgabe beS V. $anbeS, in melaVm
er bie ^auber=, Teufel* unb £)fjen*2itteratur beS 16. unb 17. SofyrljuiibertS
fd)on trotte burdjgeb,en muffen, an bie frerjogin bon Söraganja rid>tete:
„$a bin td) toteber ! aber fragt mid) nid)t,
3n n>eld)em ßanb id) biefed Sab* getoefen.
Wir graut unb fdjauert! Sdjrecfltd) $fimmerlid)t 1
©in §er«ibeer raufdjt fytt auf 3aubcrbefen!
$ann 3angcn, Ueffeln, Scbraubcn, $od)gertd)t
Unb ©djeiterbaufen — ofcne Qreberlefert —
Unb bleidj unb ftarr baS SJolf runbum im Srreife:
C grofecr Gimmel! eine graufe Steife." ')
3uerft bietet uns 3anffen fummarifd) bie bogmatif$e ©runblage unb
bie $rarjS beS frühem Wittelalters. 6r finbet im bamaligen Aberglauben
einen SReft ber ^eibnifö)sgermanif^en JBorfteflungen. Die mittelalterliaV @eift-
lidjfeit benimmt fid) bemfelben gegenüber feljr berftänbig. Söäljrenb roeltlia)e
@efe$büd>er, mie ber Saufen- unb ©djmabenfpiegel beS 13. Sa^r^unbertS,
~»)l$oljanne» 3anffen. ©in ßebenSbilb entworfen oon ßubtoig $aftor.
Digitized by Google
- 182 -
bie 3fiu6fret mit bem geuertobe bebrofjen, befcr)ränften fid} bie firdjlidjeu
SBe&örben auf bloft Disziplinare Mljnbung. 3Q§lrf»^ Qetftli<^e S^riftfirdtr
traten bem 33olt3abergtauben energifd) entgegen unb betämpften ben ©tauben
an Söu^fi "nb als fünDt)aft. ^Jrojeffe merben feiten ermähnt, unb
$ubem liegt beten ftütjrun^ ganj in ben £änben ber tueltlicfjen Stifter. $)er
ftejenprojefe fann alfo nkfct mit bem 3nquifitionSprojef* jufaminengemorfen
werben, menn aud) erfterer, nacf> ben Mitteilungen beS $)ominifanerS Cannes
^tber aus ber 3eit beS SaSler flonjilS, fd)on im Anfange beS 15. 3at)r*
foinbertS fafi in allen ©räufln auSgebitbet mar, toie iljn bie fpätere 3***
aufmeiSt. $>er £>ejenprojeB mar alfo längft ba, beüor bie 53ufle „Summis
desiderantes affectibus" 1484 erfdjien, roomit ^apft Snnojenj VIII. bie
flompetenj ber beibeu 3nquifitoren, $einri<$ 3"ftitoriS unb 3atob Sprenger,
bei i&rem iöorgeljen gegen bie 3auberei in 6<r)ufc nafjm. 3ubem ift bie
33ufle burct)auS ni$t eine bogmatifct)e (5ntfd)eibung über baS §er,enroefen. ')
$)ie SBuOe mag aflerbingS bie fterenDerfofgung infofern beförbert ljaben, al§
fie bie 3nqui|itoren ju ernftem SBorgeljen ermunterte, aber bafe bie „ blutige
^ejenberfolgung" auf fie aurüa>füf>ren fei, ift abfolut unmaf>r. ©erabe
©eiftlia> maren e$, roelc&e bem £ejenglauben unb bamit aud) ben beiben
3nquifitoren entgegentraten, moburd) biefe ficf> oeranlafet fat)en, ben berüct).
tigten „Jpejen&ammer" $u fdjreiben. Obgleia) biefe« 2Berf als ^riüatfajrift
feine" gefefclid>e flraft in ber flirre erlangte, mürbe es bo<$ bie „Duelle
unfägli(r)en Unr>fii«." $anffen oerurteilt Den „Jpejenfjammer" in gebüljrenber
2Beife, fütjrt aber beffen tyatfäa)lid)en (Sinflufe auf ein nötiges SRafe jurüd.
gs mufe gemife überrafdjen, bafe biefeS SBudi 60 3aljre fnnburcr; (1520—1580)
feine meitere Auflage erlebte, bann aber gerabe Don proteflantifd>er Seite mit
Vorliebe Derbreitet mürbe.
liefet jcf)auerlia)e 3auber» unb $egeumaf}n fanb übrigens einen fruchtbaren
s#äf)rboben in ber üppig au frfjtucQenben ^eufelSlitteratur unb in einer ^flut
anberer abergläubifcfyer ©Triften, ©emifj t)at biefer Scfyunb manches 3öeib
in feiner eigenen ßinbilbung jnr §eje gemacht, mäfjrenb auf ber anbern Seite
Diele megen ber $>ejerei Wngeflagte roirflid) Dermorfene ^erfonen maren, bie
fid) ber fä)merften Sittenoerbrea)en fdmlbig gemalt Ratten , mie benn oft
6f)ebrua)S* unb UnjuctytS^rojeffe unter ber £>anb ber Stid&ter fid) in §e$en«
projeffe Dermanbelten. $ür meit größer aber r)ält 3anffen bie Qaty ber mir!«
liefen Opfer, ber Somnambulen, (Spileptifcfcen unb jenen, bie reiner 2lber»
glaube, ipabfuctjt 9leib, 9caa)gier bem fteuertobe überlieferte.
W\t befonberer 91ufmerffamteit oerfolgt 3anffen im feisten ftapitel bie
grofee litterarifa> Gontrooerfe, bie im 16. 3al)rljunbert über bie ^ejenoerfolgung
') Slu8fül)rHd) bc&anbelt bic @adjc mein ocrcljrtcr ftreunb ^aaer in ben fat&o*
lifdjcn e^JDftjcrblärtem, 3a^rgan0 1892 (8. 3af)rgang). 6, 222 ff.
Digitized by Google
- 183 —
ii$ entfpann. 3113 beren TOittetpunft bebt er mit Stecht ben Hebten 2eib»
fltit 3oljann SÖeber ^eroor, ben 3auffen als ftatljoliten, ^ßaftor hingegen a(§
bei *Dtittelpartei angefyörenb, bezeichnet. 2öeuer§ ©d)rift „De pnestigiis
cuemonum" machte große« Auffeben, erlebte jafjlreiche Ausgaben unb Über-
jungen unb bat flauer oielerorts bem Unroefen im ©ejenprojefe roenigflenS
in etroaS gefteuert. 3m ©anjen fanb VJeder auf proteftantifcher Seite mehr
SBiberfpruch als auf fatljolifcher ^t\\t, roo er ben erften litterarifchen (Segner
trft 26 3a^re nach bem ßrfdjeinen feines VucheS fanb. Unterftüfcung fanb
er auf beiben ©eiteu, auf proteftantifcher ©eite bei Söitefinb, (Sroich unb
Öobelmann, auf fattjolifcher ©eite namentlich bei (Kornelius ßooS, beffen noch
ungebrurfte ©<hrift über bie roatjre unb falfche SWagie noch roeit über 2Beöer
hinausging, ber aber fchon bor $rudlegung ju einem Möglichen SBiberruf ge*
uoungen mürbe. $aftor ^at hierüber nach ben gorfa^ungen beS AmerifanerS
Sur intereffante, in ^eutfc^fanb noch menig betannte Mitteilungen beigefügt.
$er Trierer Seiljbifchof $eter VinSfelb unb ftranj Agrifola, Pfarrer ju
Sittarb, finb im 16. Sabrlmnbert bie einigen beutfchen fat^olif^en ©eift»
lidjen, roeldp bie #ejenoerfolgung litterarifch öerteibigt haben. $ie faiholifay
Äonjel bat fid) Don ber ^ejenbefcerei bis tief ins 17. 3ahrhunbert hinein
ganj frei gehalten, roäbrenb bie proteftantifay bielfach jur Aufreijung mifj»
brauet mürbe.
Leiber ^atte 2öeöer8 unb feiner Anhänger Auftreten uid)t ben geroünfchten
Erfolg. $)aS jeigeu bie beiben legten Kapitel, roelche ber $ejen&erfolgung
tinerfeits in tat^o(ifd)en unb fonfeffioneü gemifchten, anberfeitS in proteftan«
tilgen Gebieten feit bem legten drittel beS 16. 3ah?hunbert3 gemibmet finb.
63 ift bie ^ßeriobe, mo in ber aQgemeinen 3Raffenberfo(gung unb ben Jpejen»
bränben jenes furchtbare $)rama aufgeführt mirb „mit bem an 3ammer, 33er»
jroeiflungSf jenen unb 6lenb auf ber einen, unb Aberglauben, Unfinn unb
Barbarei auf ber anbern Seite taum etmaS in ber ©efef/ichte beS beutfchen
IMfeS berglichen merben tann." 3n fatholifchen (Gebieten fanb faft burch»
gcljenbs bie Verfolgung erft gegen (Snbe DeS 3al)rf)unbertS in gröjjerm 5Waß-
fiabe Aufnahme, ßeiber machte hierbei baS fatholifcfje Sutern eine unrüb,m-
Wfy Ausnahme, ba in ben 3ah«n 1562—1572 nicht meniger als 491 ^et=
fönen bort megen Spejerei in Untersuchung gebogen, bon benen jebod) nur
62 Eingerichtet, bie aubern mieber freigelaffeu mürben. Am fur$tbarfien
nutete bie Verfolgung im jtoeiten ^a^r^e^nt beS 17. ^a^rr)unbert§ , roo fte
in ben ViStümern ^Bamberg unb SGBürjburg Heinere Dörfer ganj auSmorbett
unb einer ber berrufenften „<Dcalefi$meifier", Valtbafar SRofc, innerhalb 2 fahren
205 $e|en namentlich aufzählt, bie oerbrannt mürben. @in entfe|ltchf*
®emifch bon VoSheit unb SÖafmfinn enthüllt bie Sdjilberung biefer ^eriobe.
2ia)tpunfte btlben bie Kegungen ber Vernunft unb 9Jcenfchlichfeit in einzelnen
Diflitized by Google
- 184 -
ConbeSteile n , ber #elbenmut f iniget Opfer be§ 5Bobn§, bie auch burctj b*
raffinierteren Wadern ntc^t jur Anflöge bon „SWitfdmlbigen" bewogen werben
tonnten. 60 mürbe bie braoe ftrouenroirtin Waria |)oflin oon 9cörblin$en
5(5 Wal gefoltert ofmc anbere ju befdjulbigen (Sin ßtchpunft bitbet aud)
bie Gattung ber 3efuiten, inbem nadnoetebar ein einziger beutfctjtr 3efvit
@eorg Saferer, jur Verfolgung aufforberte, roäfjrenb bie beiben bfbeutenbjten
3efuitentt)eologen jener Q<H, $aul Qamnann unb 31bam Banner, burdj iljten
ßampf gegen bie ^ejenpro^effe bie roürbigen Vorläufer be§ eblen $riebricr>
Spee mürben, beffen litterarifrbe 2t)ätigfcit aber erft im folgenben 53a nbe jur
SBebanblung tommen fofl 9Iucb proteftantifdje (Shtenmänner, roie ber Theologe
SWebfart, roerben im unerfchrocfenen ftampfe gegen ben berbredjerifcben Unfinn
©enofjen ber 3efuiten.
3m übrigen ifk ber fcbfchlufe t>c* aalten EanbeS eine troftlofe öeftüre ;
mir finb r>ifr in ber liefe be§ ^bgrunbeS angelangt, au« bem ba« ©otte*«
geriet beS breifeigjäbrigen Kriege« emporftieg. $ie Sdnlberung biefer Äata«
[tropfe roirb ben 3n^alt beö 9ten BanbeS bilben.
"gäbciQOQifcfye "güunöfd^au.
CHbgenoffenfrtiaft. $ie Delegicrtenoerfammlung be§ ©dnoeij. fiebrer»
DercinS in 93ern bef£r)toß, eine erneute Eingabe an bie h 93unbe8berfammlung
im Sinne ber befdrberlid>en 9lnhaubnahme ber ÜWotiou @urti ju richten unb
ju biefem 3roecfe m't Dem Storftanbe ber Societe pedagogkpie de la
Suisse romande, ber freiftnnigen Partei ber ©djroeij, bem fchrocij. ©rütli«
oerein unb ben fortfchrittlichcn tantonalen ^arteioereinigungeu in Söerbinbung
ju fefcen. — (53 fofl alfo mit allen Rebeln an ber 3<ntraltfierung beS Schul*
roefenS gearbeitet roerben.
— $ie ftänberätl. Äommiffion betr. beruflicher SBilbung beä toeibli^en
©cfd)lechteS beantragt einftimmig JöunbcSfubbentian für afle bie frörberung
biefer iuSbilbung bejroedenben Unternehmungen unb Mnftalten burch ben
93unb.
Kargau. $ie inbioibueflen Prüfungen foflen laut Wuorbnung beS 6r»
jiehungSrateä auch in 3"*»nft fortbauern; jubem foflen bie Schüler ber
oberflen ©emeinbefdnilen in ber SJatcrlanbStunbc rticrjt nur über baS le|tc
3ab,reSpenfum geprüft werben, fonbern über ben gefamten «Stoff beS bater-
lanbSfunblichen Unterrichtes.
— $em SRegierungSrat roirb beantragt, bie fonfeffioneflen Spulen in
5Birmen5borf, ©ebenftorf unb SöttrenloS ju berfchmetyen.
$ew. $>er ©emeinberat ber Stabt Sern feblägt bie Errichtung einer
^weiten ÜBorfteherftefle au ber fläbtifdjen Sefunbarfchule oor. Der eine 95or-
[tet)er r>ättr ba§ Seminar unb bie anbern höb,eru klaffen (ipanbelS« unb
ftortbilbungStlaffen), ber anbere bie eigentliche Sefunbarfchule unter fi$-
Digitized by Google
- 185 -
»ttfeüanb. 3» Stotbenflub befäfofe bie ©emeinbe, bie 9Jepetirrf^u(e
in eine ^Mlbtagöf^ule jm oerroanbeln, im Sinter mit 6, im Sommer mit
3' Sctjulhalbtagen. — 9t ei nach ge^t an einen neuen SdnilrjauSbau.
fingern, (florr.) Wittrood) ben 20 gebr. tagte in Sd)üpfheim
eine Verfammlung ber Öebrer unb Scrnilfreunbe beS WmteS (Sntlebucb, meiere
CO Teilnehmer jäblte.
I. £aupttraftanbum mar bie ftrage: Über bie Verlängerung ber
Scbuljeit, bie ein wichtiger Teil bei ber fteuiiion uniereS (SrjiehungSgefefceS
bilbet. Unter bem ^räfibium beS ^od)ro. £rn. 3n|"pe!tor Pfarrer ^Jeter
rourbe bie tfonferenj eröffnet, ber aud) baS ftauptreferat hielt. Sein Vortrag
beleuchtete ungefähr folgenbe fünfte:
A. $ochro. Jpr. 3nfpe!tor v#eter fnüpft feine Mitteilungen an baS Pro-
gramm ber fantoualen Sebrerfonferenj oom 3abre 1893 in @i$enba$:
frauptreferent : $r. grjiebungSrat @rni ; Korreferent £r. Direttor Vacbmann.
Die meiften Cebrer unferefi ftantonS roerben fid) ber barin aufgehellten Tbefen
nod) erinnern, roeSbalb ich fie t)ier nicht mehr anführe. 3ubalt beS Referates :
a. Die 6infüljrung eines 5. SommerturfeS, b. b- bie (Srraeiterung be§
5. Schuljahres \u einem 3or)reöfurfe ift angefichts ber agrifolen Verbältniffe
beS ÄantonS unb fpejiefl beS WmteS Sntlebudj nicht ratfam, benn man
mürbe beim Volle auf $u großen Siberftanb flofeen unb fo auf biefe Seife
bem ®anjen mehr fdjaben als nüfcen.
b. Dagegen begrüßen mir febr bie Erweiterung beS erften ScbulfurfeS
ju einem 3«^te«furfc. mit anbem Sorten: Die Anfänger muffen auch im
Sinter bie Schule regelmäßig befugen. Daburcb mürben bie Anfänger
VebeutenbeS gewinnen, fie mürben baS im Sommer mftyfam (Gelernte nicht
nur nicht roieber Dergeffen, fonberu ba§|"elbe grünblicher, aflfeitiger lernen
unb oerfteben unb baburd) eine gelegenere törunblage für fpätere §t\\tn
erroerben. Der WnfcbauungSunterricbt. ber im erften SommerturS fo ftief»
mütterlich bebaubelt merbeu mufe, fäme beffer jur (Geltung, ferner ift e$
für Diele Altern eine Sobltbat, roenn fie roäbrenb beS TageS it>re ^lagegeifter
ber Obr/ut beS SebrerS anDertrauen (önnen.
Dagegen fteüen fich biefem projefte nicht unbebeuteube Jpiubemiffe in
ben Seg ©erabe für unfere Öegenb roerben biefelben am größten fein.
Die Vergfdjulen erbalten im ftrengen Sinter nicht einmal bie größern Schüler,
gefdnueige bann bie 7jäbrigeu ßinber. Docb bie Erfahrung lehrt Dielfach,
baß bie 3a^l ber Wengen bei ben oberu Älaffen größer ift, als bei ben
untern. So guter Sille berrfd)t, roirb, mit WuSnabme ber ftürmtfdjen
Sitterung, ber Sdjulbefuch ber {Meinen ein fleißiger fein. Vefanntlich t)aben
bie Anfänger, liebeooDe Vefjanblnng DorauSgefe&t, mehr ftreube am Serneu
als bie 3ugenb in ben glegeljabren.
gerner mirb mit fteebt auch betont, bie flinber feien ba noch ju roeuig
geifiig unb förperlid) entroidelt, um ben Mnforberungen ber Schule Stanb
balten ju fönneu. Docb ^ier roirb roieberum ein roabrer ffrebsfebabeu unferer
Sdjnle berührt. Die Äinber treten ju frübe in bie Schule ein. Unfer
ErjiebuugSgefetj erlaubt nach § 11, baß ein &inb nach erfülltem fechten
HlterSjabr angenommen roerben fönne. DaS gerabe ift ber rounbe puntt.
Digitized by Google
- 186 -
Die ißofljiefjungSDerorbnung föreibt jwar bor, ba& bie Sejirteinfpeftoren
entfa>iben tönnen über Wufnafjme ober Wicbtaufnabme, wenn fi$ ein ftinb
jum Eintritt melbet, melaV$ am 15. Ottober beS laufenben 3aljre$ ba§
Siebente 3(lter$jafjr nid)t erreicht fyat. 2üot)lDerftanben, unfere Spulen beginnen
im 3Rai unb fomit müfete ein Äinb, audr) of)ne Vergünfiigung biefer ftlaufel,
f)öd)ften3 etwa 6 Vi 3aljre alt [ein, um aufgenommen werben ju müffen.
Das tft aber entfdjieben nod) ju früfje ; oor bem erfüllten ftebenten SllterSjaljre
foQte unter (einen Umflänben ein Äinb angenommen werben. WuS jener
Vergünftigung wirb ein üfed)t gemalt. $aben Altern ein talentDoHeS
©öfcndjen. fo mufi baS in möglicher ftrülje mit Semen geplagt werben, fie
wollen baS Äinb nid>i Äinb fein (äffen, eS foDte möglidjfi* frür) biet lernen,
bomit eS früljjeitig aus ber Salute enttaffen werben fönne. ©ie wollen
batnit glänzen unb fid) grofetfmn, otjne ju bebenten, bafe fte bem ftinbe ba?
SBefte rauben, maS eS Ijat : bie (Befunbljeit. daraus entftefjen bie S$wäd)tingf,
bie nie rec&t gefunb unb nie rect)t franf finb. Da haben wir aud> bie
Urfadje, warum fo »tele Schüler in ben obern Älaffen nid)t me$r DormärtS
foniwen.
■
($in nid)t unbcbeuteubeS £)inberniS, wobt baS größte, ift ber fanget
an $la$ unb bie bamit oerbunbenen finanziellen ©ä)wierigfeiten. Vielerorts,
namentlid) in ©efamtfd)ulen. finb bie ©a^uljimmer ohnehin fd)on flein unb
bura^ 3uwa$3 würbe baS Übel nod) größer. Dodj glaubt ^oä)w. $r. ßan«
tonaltdmlinfpeftor kirnet in folgen fällen ein HuSfunftSmittel gefunben ju
baben, wenn er Dorfajlägt, Dafe jeben Sag eine Älaffe ju #aufe bleiben folle,
fo baß jebe klaffe bann nur me&r 4 Sage in ber 2öoa> ©$ule Ijätte.
[W\i ben meiften Cebrern ftimmt aud) ber Äorrefponbent biefem Antrage
nidjt bei, ba er, wie fjodjro. $r. $nfpeftor sJkter felbft jugibt, auf bie Dauer
nirf)t burd)füf)rbar wäre unb metjr 9Jad)teil als Vorteil bringen würbe, inbem
für jeben Sag ein anberer ©tunbenplan gefjaubfyabt werben müjjte.) @§
wäre alfo fein anbereS ^Wittel, als neue Totalitäten ber^ufieflen, meld>e aller»
bingS bebeuienbe Soften Derurfadjen würben, Sbenfo mttfeten ba unb bort
wegen Überüölferung bie Spulen getrennt unb neue Se^rfräfte angeftellt
werben, wieberum WehrauSlagen !
Doa) bürfen wir nid)t afljufeljr bor allen finanziellen Opfern $urüd<
fd)reden, ein ^ortfdjritt oerlangt aud) feine Opfer, gibt aber baS angewenbete
53etriebStopital famt großen 3mf<" wieber jurüd. <3erabe wir dntlebucfyer
follen Don folgen Opfern, bie bie ©dmle forbert, nidjt jurüdfdjreden unb
warum ? 1. Die Gutlebudjer flehen mit ben Spulen no<$ jurürf; 2. ©e$r
Diele finb genötigt, in ber ftrembe iljr Vrot ju fuä>n, unb ba ttmt gute
©(T/ulbilbung boppelt not.
c. Die 5ortbilbungSfa)ule, wie wir fie fjaben, Derbient iljren tarnen
nia^t, [\t ift fjötfiftenS SBieber^olungSfa^ule. Dod) tönnen wir rjter oorber^anb
tiict)t Diel tfwn. fa^on bie je^ige feieber^olungSfddule erregt Diel böfe£ S31ut.
d. Dagegen bebarf bie SRefrutenfdjule einer grünblia>n Verbefferung.
92e^men wir un§ fjieriu ben Danton Obwalben jum Vorbilb, ber ä^nlia^c
53obenoer^ältniffe b^t wie (Sntlebud) unb bod) immer in ben erften Äei^en
ber ftontone fie^t. 40 Stunben ftnb wenig, ein jweiter 9letrutenfur8 im
18. 3af)t foHte eingeführt werben. 3eber Rurs foflte wenigftenS 40 ©tunben
Digitized by Google
- 187 -
bouem. Die 9tefruten fielen ja unter militärifaVr Huffid)t, bic Disziplin
iji al(o leid)t ju Ijanb&aben, unb bie Onfpeftoren foflen nacf) bem 33eifpiele
bei Cbroalbner biefe Schule aud) befugen. Mlitbjn hätten mir nur bas
17. 3o^r olme ©dwle.
B. Die DiSfuffion rourbe fe&r nuSgenü&t. Die lwrf)m. ^nfpef*
toren 3*n,mftmann bon ©d)üpffjeim, 9fteinr)arb Don &ntUbud) unb Pfarrer
Sfteier Don $a$le unterftüjjten ben £)ru. Referenten in ben meiflen fünften,
lwben nur ba ober bort ©djmierigfeiten fjeroor, erfterer bejtiglicty Der s«Refruten*
faulen, Äeinljarb wegen ^ßunft b.
$>r. Selker ©lanjmann unterflüfct bie Anträge cbetifaOö, ^auptfäc^tic^
bejügli^ gintritt, fteflt aber bejüglia) Austritt ben Antrag: Der Stüter
foü entroeber ben 7. ,tfur8 burd)gemad)t ober ba§ 15. WlterSjaljr erreicht
tjaben. Daburd) mürbe monier ftaulenjer \ux Arbeit augetrieben toerben.
Die 5ortbilbung§fcf)ule f oO auf 2 3af>re auSgebefmt werben unb jebe§ 3ab,r
ju 40 ^agen.
#r. ©roferat ^ortmann, g|dwljmatt, für)rt ©rünbe an, warum wir
\\ixM ftnb: 1. weil bie 6dwljeit §tt wenig ausgenützt wirb (Wbfenjen,
Urfacfcen: örtliche 93erfcältniffe, SBe&anblimg ber ßinber.) 2. weil wir Der*
ljältniSmäfeig ju lurje ©dmljeit tjaben. gine Erweiterung ber ©djuljeit wäre
angezeigt, bod) bürfen Staat unb (Semeinbe nid)t \u rtarf in Wnfprud) ge=
nommen werben, aud) foü man fid) hierin uict)t überftürjen. Der Antrag
©lanjmaun wirb unterftüjjt; bie ftortbilbungSfdwle foflte aud) auf ba§
17» 9Uter§jaljr au§g,ebe()nt unb fo ein 33inbeglieb ^roifrf)en primär* unb
9tefrutnM"c&ule gefd)affen werben.
$r. Öe^rer ^ortmann, gjdwljmatt , wiberlegt ben Vorwurf feines
SBorrebners betreff ber SBeljaublung ber Äinber unb oerlangt Dor allem meljc
©dmljeit, wenn beffere 9tefuitate erhielt werben foflen. Gr rügt ebenfalls
ben JU frühen Eintritt unb ftellt unter anberm ben Wutrag, bafe bei größerer
SlbfenjenjabJ (100, unentjd). 50) ein ©traflurS abgehalten werben follte.
ßbenjo münfdjt er eine SrgänjungSidjule für ben 5., 6. unb 7. ftur§ im
©ommer. Der Austritt aus ^rimar=, ftortbilbungS» unb Äefrutenfdmle
foflte Don einer Prüfung abhängig gemad)t werben.
3t>n unterjtüfct auc$ fieljrer gelber, 810(11.
29egen borgerütfter 3eit würbe nact) 3ftünbiger Debatte jur Wbflimmung
folgenber liefen gefdjritten:
^ßeter: 1. Die gütige WmtStonferenj münftfct Verlängerung ber ©duiljeit.
2. gin 5. ©ommerfurö ift oorbertjanb nic^t ratfam.
3 Der 1. ÄurS fofl jii einem SafyreSfurS erweitert werben.
4. gintritt 7. MterSjajjr erfüllt,
©lanjmann: 1. Austritt: nad) 7 Äurfen ober 15. 9Uter8jar)r.
2. Die ftortbilbungSfdmle 2 Safere k 40 Sage,
^ortmann: 1. Skrijinberung ber Verfügung ber ©dmljeit burdj jpätern
gintritt. Wad^olung bes Skrfäumten.
2. Sei grofeer 2lbfenaenjar)l ©traffur*.
3. SrgänjungSfurS im ©ommer für 5., 0. unb 7. fllaffe (abgelehnt).
©emeinfam: WuSbeljmmg ber ftetrutenfdmle auf 2 ^a^re.
( 3dUufe folgt.)
Digitized by Google
- 188 -
— (ßorr.— r) Die Bemerfung in ber legten Kummer ber ^Söbag. 591. be«
jiiglid) ber Umgebogen be« eibg. ftatift. Biireau« an bie fdnoeij. Sebrerfdjaft
Deranlaßt mirfj, bie Mitteilung }u machen, Dafo unjer h- Sr$iel)ung«rat fdjon
am 14. Februar fic^ um Wuffdjluf; an ba« eibg. ftatift. Bureau roanbte, ni$t
ofme ju betonen, baß man in ^tfunfl in ätjnlic$en Fällen fic& an ir)n al« •
bie Dermittelnbe Ber/örbe jroifd)en Bunb unb flanton roenben möchte. 2öie
mir mitgeteilt mürbe, lautete bie «ntroort be« eibg. ftatift. Bureau« balun, bafe
man ba« Material ju einer Arbeit über Unterftüfcung ber ©djuljugenb burd)
Berabfolgung Don #leibung«gegenftänben unb Lebensmitteln für ba« ftatift.
3abrbu4 1895 brause. Tie Frage über Unterftüjjung ber Sdjulfinber werbe
$war nuct) im Formular, ba« ber Aufarbeitung ber fdjweij. UnterridjtSftatiftil
ju ©runbe liegt, berührt, aber nid)t fo eiulä&lid), wie fie ba« Mrbud) bringen
möchte. Man bnbe feiue«weg« bie Slbfidjt gebabt, bie fantonale Autorität $u
umgeben, fonbern wollte ben fant. Beerben nid)t unnötigerweife Mii&e Der-
urfadjen. Die Beantwortung ber gefteDten %xa%m liege übrigen« im freien
(Srmeffen ber 9lbreffaten. — Diefe Antwort wirb gewiß tt)re berupigenbe
SEBirfung nid)t DerHlen. Da aber bie eingebenden Fragebogen immerhin
ftatiftifdje« Material werocu miiffen, fo möd)te e« für bic fantonalen Bepörben
angezeigt erfahrnen, iid) in biefelben einen (Sinblid geftatteu \u (äffen, um
allfällige Irrtümer richtig fteüen unb UnDollftänbige« ergänzen ju tonnen.
(S« muß bie« um fo rne^r oerlangt werben, ba mau weife, welch, weitgeb/nbe
Folgerungen oft au« ftatiftifd)en Tabellen gemalt werben Die fantonale Ron-
trolle liegt aber aud) im ^ntereffe be« Statiftifer«, ba er baburd) größere
©id)ertjeit bejüglid) ber sJfid)tigfeit feine« Material« gewinnt. 3"°em barf
um Iii bemertt werben, baß e« manchem Lehrer ferner fallen mag, fämtlicbe
Ftageu Don fid) au« richtig unb DoÜftänbig genug $u beantworten, um ein
flare« unb jutreffenbe« Bilb in Bejug auf bie ganje «Sachlage $u ermöglichen.
Die fantonale Kontrolle maa^t ba« Material erft mertDoü* unb brauchbar. —
— (Äorr.) ©roßrat Dr. Budjcr nannte ben 9lrt. 27 ber Bunbe«-
Derfaffung ein „3uwel\ weil er bie $onfef jionSlofigfeit ber ©a^ule
f orber e. Der Manu ftefjt fpät auf. — Man brauet nur bie Berrjanblungen
im National* unb Stänberat 1872 unb 1874 über biefen 9lrtitel nad)$ulefeu,
fo wirb mau fofort ertennen, baß bie tonfeffionSlofe Sdmle Dom Wrtitrl burd)-
au« nid)t notwenbig Derlangt wirb; er wiQ nur, bafe jebe öffentliche primär*
fcfjule allen fttnbern offen ftefye unb feine« in feinen fonfeffioneflen ©efübjen
Derlctjt werbe. Diefer F°rberung tann aber aud) eine c^riftltc^ fonfe|Twnefle
Srfjule uad;fommen unb if)re Erfüllung ift fogar eine ^orberung ber d)rifilcr;en
Solera^. <Rad) ben Grlebniffen ber legten 3ab,re foflte ein Staatsmann,
bem ba« 2Üol)l be« Bolfe« über ade« getjeu fofl, wenigften« fo Diel gelernt
haben, bafe bie tonfeffionSlofc Schule uid)t $ur fcebung be« BoltSmobJe« unb
ber ©ittlidjfeit eine« ßanbe« beitrage.
Derfelbe £>err glaubte aud) einen Antrag auf Sntfernuug Don Martb'«
Scb,weijergefa^ia^te au« ben bortigen 5 Aulen bringen $u miiffen. weil fie Dar-
teilut fei. 9©ir raten bem £)errn, bie Derja^iebeuen Sa^wei^ergefcbta^teu \u
bura^geben, bie in ben Kantonen 3üti4>. Bern u. f. f. gebraust werben, unb
biefelben auf bie $arteilid)teit ju prüfen. Gr roirb finben, baß bie 6a>weijer^
gef^ia^te Don Martt) ben Bergleid) ru^ig aushalten barf, bafe fie fogar in
Digitized by Google
*
- 189 -
5Bfjug auf Objeftibität weit über betreiben flef>t. Aud) bif 2. 3. fat
f. 3- ba« Cefebudj feine« toleranten ©barafter« megen gelobt unb empfohlen.
9tib»aiben. F. Die ©efeHidjaft ber @rfparni*faffe Don Wibroalben bat in
großmütigfler ©eife au» bem SReingeroinn ber 1 894er iHeaVumg nebft 1 0()0 ftr.
au ben ftanton«fpital fotgeube berrlid)e Dargebungen m Sc^ut^roecfeit befebjoffen,
an Die PuabenfefunDarfdmle Stau» 1000 Jvr., au bie TObcbenfefuitbarfdwle
©tan« 300 gfc, an bie ©efunbarfdmle $hiod)« 000 fix .. au Die ©efunbar*
fajule $erfenrieb 000 $r.( an bie 3eictmung«!cf)ule ©tan« 300 $r., an bie
3ei$nung«fcbute öuod)« 120 gl., an bie Arbeit«fitulen in WiDroalben (Stau«
ausgenommen) für Arbeitaftoff an arme Sdjülerinnen 600 gr , flu bie fflein-
tinberfdmle ©tan« 100 ftr., jur Abtragung ber ©d)ul()au«baufd)ulbeu (Suneten
200 $r.. an SebramtS-ffanbibateu 100 $r. 6bre biefer eblen ©e|eüfd)aft
magrer $Jaterlanb«= unb 9J(enjd)enfreunbe. —
Der erfte ©djülberidjt unfere« ©dmliufpeftor«, fyodni). £)rn. Pfarrer 3)lättler
Don £*rgiSmQl, eine« beioäbrteu ©djulmanne«, ift unter ber treffe unb fanu
jeben Augenblia* erfahrnen. 3»t Seforerfreifen erwartet man ifm mit großer
Spannung.
Sd)iu»),v (i.) Die 1) Regierung befctyofe, ieueu Ce hxnn au« bem ffantone,
bie ben Diesjährigen fdmxij. $urnle(jrer*$ilbuug«fur« in ©t. ©allen
befugen, einen fantonalen Beitrag oon 2 f$r. per lag ju Derabreia>n. —
Die ©uppenanftalt am &anton«l>auptorte roirtt auf ben ©dmlbefud)
red)t mobjttjuenb. 9Webr al« 100 ftinber genießen biefe s2Öot>lt^at. ffiie man
dort, fümmert fid) audj bie juftänbige tantonate 55et)örbf um ba« motjltfjätige
3npitut ber WitagSfuppe unb b,at bereit« bej Anregungen genwdj>t, um e«
\u DeraQgemeinem, mo immer beffen Wotroenbigfeit nadjroetebflr. —
i$\ix bie ©teile eine« üöärter« im Dorffc&ulbaufe ©djrooj baben fid)
md)t weniger ot« 42 5Seroerber augemelbet. —
3m ÄantonSrate, ber ben 11. jufammentrat, (am in erfter ßinie bie
9lefrutenftrafi$ule jur ©pracbe. Dieselbe rairb aud) bie« 3<>bt fortbefteben.
911« 12. Iraftanbum figuriert anä) „Abänberung ber ©d)u lorganifa*
Holl, Gntrourf be« (SrjieljungS* unb NegierungSrate«." SBermutlid)
roirb biefe« Sraftanbum minbeften« 511m brüten 9flale — Derfdwbeu merben.
Uri. (Au« $ofpentljal.) JBieberuin babeu mir einen ber heften
au« ber alten ©arbe ju ©rabe getragen. Am 20. Februar ftarb t|ter £>err
alt Jfriminalgeri$t«präTtbent unb Öefyrer ftribolhi ftegti. Der frühere
Cefyrer unb Organift Kolumban SRußi in Anbermatt, ber nod) a(« 90jäb3
riger unb ültefler ©dmlmeifter ber ©djroeij lebt, bilbete gegen ein &br*
gelb Don 120 ©ulben ben Jlnaben ftribolin SRegli in jrori ober in jroei
unb einem falben 3<»b" „bafj er iu §ofpentfjal al« ein anftäubiger Organift
auftreten tonnte.1" Cberiuftruftor be« Öebrer« uub ©duUer« mar aber be»
fonber« 5l)alamiiuimi f^fran^ *Diaria sJ?ager. Derfelbe mar uuijt uur ein
tii$tiger ^Qlufifer, fonbem aud) fo Haffifd) gebilbet, baß er Den über bie Cberalp
tommenben Diö$efanbifd)of an ber ©renje in lateinifdjer Anrebe begrüßte.
©djon in jungen Rubren mürbe fieb,rer 9fegli ^u uerfa^iebeneu IBeamtungen
berangeiogen. 3n ber ©emeinbe mar er mehrere 3abre ^räfibeut ; im %\)alt
mürbe er naa> einanber gütfprea), 2b,alfa)reiber unb Sfyilrat. 3m 3o^re 1858
Digitized by Google
- 190 -
trat er in« Äriminalgeridjt unb gehörte bemfelben oftne Unterbrua} 30 3abw
an. Die lefeten 7 Saftre babon mar er ^räfibent btefer Seftörbe. Gnblid)
juoang ihn rin bartnädige« Wugenleiben unb junebmenbe Nerböfität, ben ft.
tfanbrat um feine (Sntlaffung jui bitten. tfebrer Stegli jeid)nete fid) in feiner
amttieften Sftätigteit au« burd) fänefle« HuffaffungSbermögen, burd) reaV bolf««
tümlicfte SBerebtfamleit, unb bamit berbanb fieft eine iftm ganj eigene ftlugfteit,
ftäben ju finben, mo anbere nichts entbedten.
9ܧ Seftrer Ütegli im Hilter fefton borgerütft mar, ergriff iftn ein fteftige«
Nerbenfieber ; feitfter bat er fid) nie mieber ganj erbott. 3m Saftre 1887
mufete er fid) DöOig jurüdjieben. Äörperlid) blieb er gebrochen, ben ftar ben«
feuben ©eift beroabrte er aber bi§ in bie legten $age. (5r lebte 82 3aftre.
62 3aftre mar er Organift unb 60 Saftre öftrer. Die ©emeinbe ^ofpentftal
beroie« bei ber $eerbigung bureft aufeerorbentlid)e leilnaftme. bafe fie bie großen
$erbienfte be§ eblen Wanne« banfbar mürbige. Die ftirdje tiefe bem Orga»
uiften unb bie ©(buk bem Ceftrer eine« Äranj mit paffenber SBibmung auf
ba« fri)d)e ©rab legen. Wöge nun ber göttliaV ßinberfrunb bem braben,
teurem Ceftrer felbft emiger Coftn fein. 6r rufte im ^rieben!
3üri(ft. Ter GrjiebungSrat erläßt folgenbe« tfrei«f(ftreiben an bie
Sdjulpflegen, 5Be$irt«fd)ulpflegen, Seminar- unb Sefunbarlebrer in $ejug auf
bie Nebenbeftftäftigung ber 2ebrer, ba«aud) in meitern Reifen SBeadjtung
oerbient: „Durd) bie 3riennium«berid)terfiattung, fomie anbermeitige W\t*
teilungen ift feftgefteflt, baß eine gröfeere 3<*W öon Öefttern fidft aufeer iftrer
tfebrtftätigfeit nod) Nebenberufen be$ieftung«roeite =Befd)äftigungen mibmet.
Dem 6r$ieftung«rate furo nun in le&ler 3«* «nifle fjäfle befannt ge«
roorben, roeldje al« anflößig erfdjeinen müffen. 6r ftai baber 58eranlaffung
genommen, an <vanb be« gefammelten Waterial« bie ffrrage einer einläfelidjen
Prüfung ju unterroerfen. 911« leitenbe ©efirf)t«punfte mürben babei aufgehellt :
Die §§ 297 unb 298 be« Unterricftt«gefe&e3 fcftließen Nebenberufe ber
Öeftrer, fofern biefelben nieftt bon bornefterein als ber Stellung be« Öeftrer«
unangemeifen erfa^einen, prinjipiefl nieftt au«, treffen jebod) ^orforge bafür,
baß bie 6d)iile barunter nid)t fd)aben leibe. @« ift in* (Srmeffen ber Se«
*irf«fcftulpflegen beno. be« §rjieftung«rate« gefteflt, be^üglic^e Waßnaftmen unb
fcntidjeibe }ti treffen
Der Ceftrer unferer 3Jolf«fd)ule bat eine ibeale Wiffion übernommen,
unb nur bann, menn er bom ©eroufjtfein ber ftoften Aufgaben feine« ^Berufe«
burd)brungen ift, mirb er feine ^flid)ten in bollern Umfange erfüllen.
Nun mirb aber nidjt beftrttteu werben fönnen, baft bei jeber Neben-
beffftäftigung roenigften« bie ©efaftr nabeliegt, baft ber Setreffenbe bon feinen
eigentlicften unb näcftften ^flicftten meftr ober weniger abgezogen mirb. Die«
ift in ber 9tegel aud) bann ber ftaU, menn in erfter öinie bie ©attin ober
ein anbere« ftamilienglieb ber Nebenbefiftäftigung obliegt. 5tor allem au«
gilt bie« oon ben Nebenbefa^äftigungen, melcfte rein be« materiellen ßrroerbe«
megen unb jmar al« förmlicfte Nebenberufe betrieben merben unb eine fort«
gefegte, ja ^äglia^e Setftätigung erforbern. 2öo aber ber 6rmerb«finn bie
alleinige $riebfeber jur Übetnaftme anberroeitiger Sefcftäftigung 6ilbet, ba
mufe mit unabroeisbarer Äonfequen^ bie ibeale, ben aeftten ^äbagogen Kernt«
jeieftnenbe ^egeifterung für ben ßieftrerberuf ^urüdtreten, menn nieftt ganj
Digitized by Google
- 191
oerfcbwinben. Äommt bann noch hin$u. bafe bcr öftrer fidj burdj feinen
Nebenberuf gemiffermaffen in ein prioateS ^bhrmgigfeitSDerhältniS begibt, roie
j. 53. als Spelulant, Ärämer, £>anbel§mann, SEBirt, fo barf bie§ ohne weiteres
als mit ber 2öürbe beS (SrjieherS unüereinbar bezeichnet werben.
Solche f^äflc finb nicht geeignet, baS 91nfer>en ber Betreffenbeu im
befonbern unb beS StanbeS im allgemeinen )u förbern.
Schließlich ift ein weiteres Moment nicht oufcer acht 511 (offen: baS
fokale. Die ironfurrenz auf aflen (Gebieten menfehlicher (SrmerbSthätigteit
ift ljeutjutage ju einer $ör)e gebieten, baß bie Eriftenjmöglichfeit für bie
Schwäche™ immer mehr bebroljt erfc^eint. Daraus ergiebt fid) bie moralifche
Pflicht für jeben, ber über ein genügenbeS, roenii auch befcheibeneS Einfommen
berfügt, bor oflem aus für bie Beamten unb Angepeilten beS (ftemeinmefenS,
biefe ftonturreuj nicht obne 9tot Dermehren 511 Reifen.
Der fiefjrerftonb , bem in feiner großen *Dcehr$af)l baS 3fU9n'5 auSge^
jeidjneter Pflichterfüllung erteilt werben borf, bat ein Anregt borouf, baß
Don Seiten ber oberften SrjiehungSbehörbe beftef)enbeu WciBbräuchen energifch
gefteuert roerbe.
ÜJtit SRüdficht auf biefe Erwägungen ljat ber ErjiehungSrat be«
fchloffen:
1. Die Sdnilpfleger unb bie Setjrer merben eingelaben, für biejeuigen
auBeromtltaVn Beschäftigungen, für treibe bie er$iefjung3rätlid)e BewiOigung
noch nicht eingeholt ift, bie Genehmigung bis Enbe Sttärj nachsuchen.
2. 3n benjenigen ftäQen, mo bie Betreibung eines ©efchäfteS neben bem
ßefjrerberuf anftößig wirft unb nirt>t )U rechtfertigen ift. roirb ben betreffenbeu
fiebern unter #inwet$ auf § § 297 unb 298 beS UnterrichtSgefefceS unterlagt,
bu§ @efchäft weiter )ii betreiben be,uo. wirb au t» ie Felben bie 9lufforberung
erloffen, auf Schlufe beS Schuljahres oon ihrer 2ef)rerftefle jurüdjutreten ober
ihr 6rwerbgefchäft aufzugeben.
3. 3n ben ftäflen, wo baS ©efd)äft nicht auf eigenen, fonbem eöentuefl
unter auberm (j. 59. grauen») Hainen betrieben wirb, haben bie Schulpfleger
bie betreffenbeu Cebjer einjulaben, über ihre außeramtliche Shätigfeit ber 6r>
jiehungSbireftiou bis gnbe Wärj 1895 genauen Bericht }il erfiatten.
4. Die Schulpflegen (influfioe BejirfSfdnilpflegen) finb berpflichtet , bie
(SrjiehungSbireftion Don oflen in Sachen irgenbwie bejleheuben TOiBbräucheu
Mitteilung |H machen.
2öir geben ben Schulbehörben unb Cehrern bon biefen Schluf.nahmen
ÄenntniS in ber beftimmten Erwartung, bafe benfelben 9cact)achtung oerfchafft
roerbe.
— Den 16. ftebr. ftarb in ßüSnacht Seminarbireftor Dr. 2öett-
ftein. Seit 1874 war er am Seminar tfjätig, juerft als Öehrer ber 9latur*
funbe unb feit 1875 al« Direltor. Bon 1881* an war er auch Witglieb beS
(SrjielwngSrateS. ftür bie metr)obifct)e Berbefferung beS naturfunblichen Unter«
richte* hat er fich unbeftrittene Berbienfte erworben. Die ©ettftein'fchen Ta-
bellen finb in ben meiften Sefunbarfchulen eingeführt.
Digitized by Google
$ä*a000ifd>e t'ittrratttr unh l'rfirmittcl.
JWoUitünDiae Satediefei für Die untere klaffe ber rat ij. $ol!«fcbulc. 3uflleicb
ein 93eitrag aur Sfatedjetif W\t einem Bnbang: Der erftc 58eid)tuuterricbt. 2ion
1M. 3Ran, Igeol. ßic. $fr. in ©djwöräfird), $>iöjefe ^Ottenburg. 9. neue burd)-
gcf ebene Huflage. Srciburg iW-, fcerberfdje 33crlag«banblung, 1H95. $rei* 2W. 3;
geb. 9W. 4. 50.
$ie Äatedjefen oon 3Rat) finb fo befannt, ba& fie (einer befonberu (^mpfehluna,
mebr bebürfen; alle, bie fie in ibjem Unterrichte gebraueben, ftnb ooH be« ßobe«
über beren Sorjüglidjfeit unb praftiid)cn Stuben Durch grftnblidje Durd)«
arbeitung berfelben wirb ber fonft fo fdjtoicrige snfangSunterridjt in ber Religion«;
lebre leid)t werben unb beu Äinbern ba« bodjftc ^ntereffe beibringen, fo bafe bie
Religion«ftuuben ihnen gu ben liebften Unterrid)t«ftunbcn geboren. iEBir haben
biefe Iliatiactic fd)on öfter« au« eigener Änfebauung beobaebten fonnen.
Trutftöc* l'cfc unö ^ilounaebud) für Iwbere edjulen, in*befonbere für bie
oberen klaffen böberer IÖd)tcrfd)ulen unb weiblicher (SrjiebungÄanftalten. heraus-
gegeben oon Dr. ß. «cllner. I». Kufl. 3JNt einem ©tablftich, (bl. Giifabct) unb
einem Üicfjtbrucf (ba« lebte Wbenbmabl o. ßeonarbo b. Sinei), ftreiburg i. ö.
$erbcrf<be Serlag«banblung. $rci« SRI 3. 20; geb. W. 3. 70. — (Sin au*
gejeidwete« ßcfebud), ba« immer nod) auf ber £>öbe ber $eit ftefjt unb baber
immer neue Auflagen erlebt. 3Bir roü&ten für böb/re fatbol. Iöd)terfd)ulen (ein
befferc« unb bilbenberce ßefcbud).
„ÜNctnr Üorfäfic bei Der crften beilifitu Kommunion." Verlag üon 3 ob,-
tfalf III. in 3Wauu.
(5« ift ba« ein liebe« unb nüblidjc« Gkfcbeur für Srinber, bie §ur erften heiligen
Kommunion gehen, welche« auf jwei blättern in Xuobcj febr jwecfmä&ige Vorläge
ür ba« ßeben eine« Srtube« nach ber bciligen föommnnion enthält. Die Blätter
önnen in iebeS (Gebetbuch, gelegt werben, um ba« ftinb an bie tjeiliafte Jpanblung
feine« ßeben« \u erinnern unb bie erbabenen IHnbrücfe berfelben ju bewahren. Ter
$rei« berfelben ift ein auBerorbentlicb geringer unb für wenige« ÖJelb (100 Stücf
gegen (Sinfenbung oon 80 $f. franfo) lonnen fid) Scelforger, ßehrer unb »nftalt«-
oorfteber .Rimberte oon %cmplaren anfd)affeu unb vir Serteilung bringen. — 2Bir
bemerfeu nod), bafe ein Zt'\\ ber Reinerträge« jum heften armer ©rft = ($ommuni*
canten oermenbet wirb.
ÜMblioarapbic Der fdjtocijcriidjfn Rüftig fdjreiten bie Arbeiten
an ber Bibliographie ber fcbwciaerifcbcn ßanbe«funbe Oonoärt«. (Sin erheblicher
Zeil be« gangen, grofe angelegten, nationalen SBerfe« liegt bereit« in 12 ftaScüeln
im Tnicff oor. X ic erfebieneuen .frefte befd)Iageu bie bibliograpbifeben Vorarbeiten,
einfdjliefelid) ber Äataloge ber SBibliotbcfcn ber Sdjweu (Serfaffer Sßrof. Dr. Wraf),
bie fianbc«oermeffung unb bie harten, Relief« unb Panoramen ber ©duoeis (be-
arbeite! oom eibgenöfftfeben topogr. ®ureau, rebigiert von SJJrof. (iJraf, — 3 ^efte),
bie ftauna ber italicuifcbeu «Scfjtucij ($rof. Dr. s&. üienticd)ia, €omo), bie Krcbiteftur,
$lafti( unb SWalerei Dr. 8. fcänbde), bie öanbmirtfd)aft (4 fcefte, Srof. «nberegg
unb Dr. (£. »nberegg), ba« jjorfttoefeu (bearbeitet oom eibg. Oberforftinfpeftorat),
9J?afe unb ©etoiebt Ri«, $ircftor ber eibg. ©icbftätte), ba« SJandoefen, Scrfid)er*
ungötoefen unb bie $)anbel«ftatiftif (Xireftor 2B. ©peifer, Xirettor 3. 3 Äummer unb
Dr. Z. Heering, (ibef ber eibgen. $>anbel«ftatiftif), bie d)riftfatbolifd>e Äonfefftou in
ber 8d)Wcij (Dr. ßaudjert), bie fatbolifd)--tl)eologifd)c ßhtcratur be« »i«tum«
»afel (^farer ß- 9i. ©cbmiblin.)
3m 25mcf befmben fid) bie hefte über fceralbif (Serfaffer t 3». Xripet), über
©djubbauten (eibgen. Oberforftinfpeftorat), ^oftmefen (eibgen. OberpoftbireftioiO,
unb Xelcgrapbenmefen (3nfpeftor ?lbrejol).
Um fo mebr Slncrfennung mufe beut prompten ftortfdjreiten ber Sibliograpbie
gejoQt toerben, al« bie ^Mitarbeiter fid) freiwillig unb uneigennützig ber grofteu
Arbeit unterzogen baben unb ben einzigen L'obn im Tauf be« Saterlanbe« finben-
Die« gilt aud) oon ber tfentralfommifnon, bie ba« ©anje leitet. 2Öir machen unfere
ßefer, befonber« bie 91mt«fteHen unb ^üd)erfreuube, au«brücf(i(b auf ba« fd)&ne
unb praftifdje SBerf aufmerffam. Da«felbe raun burdj jebe SudjtjanDlung br^
jogen werben
Digitized by Google
3terf<f)te*ette*.
Der 1)1. lüalcr 8eo XIII. ,uim franjofifaVit Sojialbemofraten Staue über SBtf fem
idjaft unb SRetigion: „Die SBtffenfc^aft mufj bic Dienerin (sottcS fein unb
mc fann es fein, olmc Don ilircr Unabbängigfeit unb Sürbe etwas einzubüßen.
wäre Unrecht, wenn nur, gang abgefeben oon ben rein intcfleftuellcn ©enug=
ifmungen, bie fte und öcrfdjafft, md)t anerteunen wollten, bafj aus ben Laboratorien
'dbon unaäfjltgc 28obltbaten für bie ÜDlenfdjfjcit beroorgegangen ftnb unb noch täglid)
^troorgepen, unb bau man ber SBiffcnfdjaft ganz bebeutenbc, glütflid&e UmgeitaU
lungen bcS fokalen ßcbenS gu oerbanfen liai Und, ben Dienern ©otteS, aud)
btn fübrenben Üaicn, fommt bie Aufgabe jtt, biefe neuen 2Bof)ltfjaten unter ben
Enterbten §u oerbreiien unb ihnen bis in bie tiefftc Dkfc ber Ieibenben 2Jlaffe
(Hngang zu üerfebaffen.- „Slber, t)L Satcr, baS ift ia Sozialismus." „©etoiß",
antioprtetc ber v43apft, wcS ift baS eine Seite ber foxialen jfrage."
Uber ben Sozialismus fprad) ber fU. Sater: „SBenn Sie unter Sozialismus
bie Serfudje oerftefjen, bie gemalt werben, um in progreffioer, fluger unb oer-
niinftiger SSeife bie Sage ber unglücflidjen klaffen au oerbeffem; wenn Sie biefeS
Boxt auf ade ftnftreugungen anwenben, um in bie Regierung ber 9Jlcnfd)en metjr
rtereebtigfeit einzuführen, bann antworte idb 3fmen, ba& man fein eblcrcS SBert
Dtrfolgen fann. Da« war baS SBcrf bcS Ctyriftentums, mcldjeS eine Hera ber
ililbe, bcS erbarmenS unb ber wahren iBrüberltdjfcit |u einer 3"t eröffnete, wo
ba» graufe §eibentum unbcfdjränfter fcerrfdjcr war.
#lumemefe au* öcinirijcn Vluffafccn.
8. 8luS einem 9ieujah,rSmunfd) an bie ÜJhttter: •
»Sie ftnb meine ^urtudit, meine Hoffnung unb mein %Ht&. Hein Sobn bat
eine zärtlichere 9Ruttcr, feiner fann aber aud) folcr>e SJhtttergüte empfinben, als iäV
9. ©in anbertr febretbt feinem ©ruber:
„3cf) werbe Dir treu fein oon nun an bis in tfmigfeit." (<$ortfcfcung folgt.)
$rieffaften ber Wcbnftton.
jr. DaS Seftc, waS über ^eftaloui erfcf)iencn ift, ift baS 4bänbige 2Berf oon
$. ffiolf: 3ur «iograpbte $cftatozztS, ein Seitrag jur ©cfdtfcbtc ber SolfS;
rrjiefjung. SBintertpur, Drucf uub Serlag oon Sleulcr-ftauSpeer u. i > i c. Watt
erhält jefet baS ganze 2Bcrf um ben billigen Sßreis oon 15 §fr. ©cgen*
luärtig crfcfjeint eine Siograpbie oon 2B. ftapfer: ^einrieb ^cftaUojäi; nad) feinem
Bebes« SBirfen unb fetner Sebeutuug bargcftellt. Set ftriebrid) Sd)ultf)e&, 3ürid).
föne gute unb hin aefaftte Siograptjie ftnben Sic aua) in ÄcünerS ßebensbilbern
unb in founziferS ©efaiebte ber fcfjweijertfcbeit Solfsfdjulc, II. Sanb. 3m I. Sanb
bcS gleiten SBerfeS rinben Sie aua) baS SBcfcntlicbftc über ty. 9Hoarb. eine
grdfeere felbftänbige ©iograpfne fenne ia) nidjt.
$n fr r ntc.
5)oS neue Sdjulialjr beginnt am 7. 3ttai nä^ft^in. Slmnelbungen
unb bis 16. süpril an ben Direftor \u richten.
1808 H386Lz ^cmtnarDtrcftioiu
^riefmarüen
ScfonberS alte Sa)Weiäcrmarfen oon 1843—64, einzeln ober auf ^ouoerts,
auf gjoftfarten, ^aebnabmen, 8Inweifungen :c. ; aud) ganjc «IbumS fauft §u guten
greifen.
3tt»etfei*«3eber, St. hatten.
Digitized by Google
fterberfche «erlaa*battMung, tfreibnra im i8rei«gau.
©ocben ift erfahrnen unb burd) alle Sudibanblungen *u bejieben:
#cllcr, Dr. 3. » J (HebädftnUiafcl für bie fatöoUfdje Seulingen*,
■ebft tancüorbniinQ für (fcftfommuiilantrn. dritte, oermebrte Änf-
lofle. mit Hpprobation be« bod)». §errn ©rjbifdiof* t>on Jretburg. 24°.
(IV u. 48 3.) 20 5ßf.; geb. in Jöalbletnmanb 25 $f.
JttUtter, Dr. i'ofc iBlatter. «pabagogifebe 3eitbetra(btungen unb 9tat-
febläge. Wefammclt unb georbnet oon Ä. Dörgen. TO $mei Schriftproben.
8» (XVIII u. 358 3.) SR. 2. 40; geb. ht Seimoanb mit 3totfd)iiüt Tl. 8. 50
— grübet ift crfd)ienen: Vckn^blaftcr. Erinnerungen au« ber 3d)ulmeli.
Till bem tHlbc be« *erf affer«. Zweite, ergänjte Sluftage. 8°. (XII
u. 618 3.) 9». 4; geb. in ßetnmanb Tl. 5. 20.
Ärtcr, % ö., $ie .ftöfliriifcit*. 3manjig .ttonfereiucn, beu 3ögling,en
be$ IBifcböflidicn ffonoifte« ju Üuremburg gebaltcn. Shcrte, nerbefferte
Huflage. 12°. (Vlll n. 204 ©.) Tl. 1 ; geb. in fceinmanb Tl. 1. 50.
@mpfe$C<men>erte <4fe§rßüc§er
aus bem $rud unb Verlag Don
frtebrirf) 5djnltl|cff in Büridj,
ju blieben burd) alle 58ud)fjanblungen.
$£etbliri)cr .\Snubarbeit£uutcrrich,t.
£rrtcf ler, Seltne. $er toetblitbe $jnbarbefidnnterri<bt. <5in ßeitfaben fftr Är*
beit*Icl)rerinnen, HRitglieber uon Stbulbebörbcn unb ftrauentonimifnonen. Srfte»
fceft. 3Wit ie 54 $iauren im tejte unb 1 litbograpbifd>w tafel ftr. 2- — •
Smeite« $eft. Tlit 58 ftiguren. A-r. 2. — .
^Dritte« $eft mit tu Figuren unb 2 tafeln, gr. 8°. br. ftr. 3. 60.
9Irbcit4f(buibü(blttu, cntbaltenb Strumpf regeln, 3Rafoerbä(tniffe, 3dbnüt-
mufter, ftltctregeln ic. Sunt Selbftuntcrrid)t für bie ©djülennncn. 9Wit 80
Figuren, gr. 8°. br.
H*ciffenb<id>, ©lifabetb, Ober=9lrbeit«lcbreriu. flrbeilfcbut!nBbc. Spftcmatifdj
georbneter üeibfaben für einen mettjobifdjeit 3cbulunterrtcbt in ben roeibliebcn
fcanbarbeiten. I Seil. 6cbuh HBterridU«* nnb <£r§ifb»nii*riin&e fftr Arbeit«
frtjnlen. 3Wtt $olaf<&nitten im terte. 5. Slujlage. 8°. br. 3fr. 1. 60.
II. teil, arbfitäfun&e für 2<bulc iinD $aw* Tlit .§oläfdmitten im texte.
4. Auflage. 8°. br. $r. 2. 40.
ttebrpla» unb Sratecbitfmn* jnr «rbeitäfduiiriinbf. Tlit fcoljfcbiütten im
Seite. 3. «uflage. 8°. br. Brr. - 80.
Xuru ücf)rmittcl.
ttifigelcr, 3-, Xurniufpeftor. turnfajulc für ttnabeu unb TWäbcbcn. tafeben:
format. I. teil. $a« turnen für bie (Slementarflaffen. 8. 5Iufl. jj$r. 2. — .
Söon 3- 3 £di!*ttiir!b burdjgefebene «u«gabe mit Porträt, gr. 2. 50.
II. teil „ m ff ffleaUtaffen. 5. umgearbeitete HuflL $r- 2. — .
Anleitung jbbi turnen mit bem «ifenftab. Tlit 48 Figuren, tafdjen
format. r^r. 2. — .
*©leid)U)ic bie „turnfcbule für Knaben unb Wäbcben" ift aud) biefer 2cü»
fabeu |d)ne(I beliebt unb oiclfad) eingeführt morben.
— — Guide potir les exercices de gymnastiquo are.c la barre de fer. Traduction
de H. Oobat. 8fr. 2. — .
turuftbwle für ben militäriftbcn ÖorunterTiajt ber fdimcijerifdjcn 3»geub uom 10.
bi« 20. oabre. 2. Auflage. tafd)cnformat. 50 6te.
Digitized by Google
I
Ii
f
!
T
f
!
f
!
1
i
#
fr»» ■ wfri tg» »»■
..yy..
ptapgifrf)f Blatter*
^tcrcittiflitttß
- - — -» »»
bw Vereins kutljol. Jeljrer unö Schulmänner
&er Sd)infi?
util» be* fd)tt>ci$frifd)en fat^ol. C^r^te^ititsdnerctit^.
^nriirr .3 a I) r ci a ii ti.
7. fcfft.
(»rf*ci«t 2 ©ogett ftorf Je beu 1. unb 15. ciiieft jeben SWonat«.)
3ug,
$ru<f unb (fgpcbitton uon 3 3R. SMuiifdjt.
1895.
r
!
T
I
Digitized by Google
1. »eitrige }bc (öcfdMte bc* oracrifdjcn 5dpulrocfc«(5 Cöon CBottfr. «bs($gg,
$rofeffor in Bltborf.) (3rortfc$ung.i l'J3
2. ßnr SRetbobU bc* «MMaltuRataRicrtitfuct. (»on w. Wiek, $rof. in 3ug.) 202
3. (£iniac* äber bic ftoribiibiiRfl ber &brcr. (Sdjlufe.) (2*on J. a. ü.,
$rof. in fr.) 2W
4. löor brn (fcramen (*on H. fcebrer in O.) 211
5. VafcQflaaifite Siunbfdjau . 216
6. $*bfl«Ofltfd>e flitcratflc osb Sebrmittrt 224
9. 3ifeiate.
Digitized by Google
Vereinigung
m „«Bdjiofi). Grjieljungöfreunbeö" unb ber „^öbagog. 9Xaitftt6f4rtfi".
unb be« fdjroeiserifdjeu fatfjol. <$r$iel)itng$t>erein3.
3ttg, 1. «pril 1895. M 7. 2. ^l)r0an9
StebaltionSfommiffion:
iXr ctcmiwarbirrf toten: 9. IJhint, Sujem; Vaumgartner, ^na; Mc Qa$». $arn: t>T. gribal.
Safer. *tef., «tut ; ?ea e«j, W«ner, »er«, Stt. €t. «allen unb $ert *e*tet ©H>fll tn (ftflfclb, UtL
de f I «f«a »n«fl c « ftnb m £mtnar«lrertot Doumprtict |* rt$ten.
Abonnement:
<?ifd>etal manatKö) 2 mal lf bcn 1. unb 15. bei Kanal« unb taflet |Ur(l4 fir «etehUmit« Hebet 4 %t. ;
<üt «ebramtlfanottattn 3 gr.; für SMjtmUoUtbef 5 fcr. Beftttlunaen beim Berleflet: 3. VI.
9U«Ta)t, Bu&crurfrr, ju«. — 3nfcratc »etben bie Uetitjciit mit 10 »n. beted)«C
Sfiträgr lur <&ffd)itf)te brB urnerifd)fn Sdjuliuffen*.
(©ottfr. »b*©flfl, Sßrofeffor in 2Utborf.)
(ftortfe&ung.)
$nno 1695 brföfofe bie ÖanbSgetneinbe, bafe bie ©tipenbien .»betoor
man fte bargibt orbentlid) auSgefünbt werben." $a8felbe würbe oerorbnet
anno 1708. 1G99 bedangt e fie, ba§ ftrnn$öfif4)e ©tipenbium foBe 4 3aljre
nuRct CanbeS genoffen werben tönnen (1742) unb 1765, bajj bie ©tipenbieu
auf bie ^nofeainmenen" verteilt „bnb burd) töätlj unb Canblütlj bargeben
roerben." 1775 „baf baf er fte franj. ©tipenbium bon 1 ßanbtratlj 93er-
gtben toerbe, bmb badfelbe einem }U conferieren", ') ber einen befonbern
3»orifl ber Hftebijin erlernen foflte. 9lu8 bem legten (Sitat fd)eint berbor»
mgefyen, baß $ari3 bon ^ebi^iuern befugt würbe. $er 9tat gab aurf)
l*orfd)üffe an ©tubierenbe, bie fie, wenn fte H)K ©tubien beenbigt fjatten,
jurüdjaüjen mußten. Sir Iefen im ftnnuafe $. 93. 1554 26. III.
»$ff Stil ttntboni SHatljiS, be§ £>an8 <OTatlji8 3n ber mur feligen fun, bat
man 3me breb Ar.3) (fronen) ju fampt ben $meb flr., fo man 3m fern
für gefegt, bf beS ÖanbSfedel gelid>en, bamit 6r ju priefterlia>r Stürbe,
ber leer fceflerba« naa^fommen mög, bnb fo 6r ^riefter murbt, fol er bie
•) «To. O.
*) l ßouiSbor = 3rr. 22. 86, l Syrier - ftr. 4. 24, l «frone = $r. 3. 8t,
l 9tfin*gulben - $r. 2. 20 (?) wirb aud) fär bie gen>öblid)en ©l. oon l $r. 90 ober
!'ür Uri unb ©dm«» l Jr. 76 ßenonnt. l «a^en = 14,* (it&. (18 <Si«.), l ©d)iU
«n« (B) - 4,» (4,>) 6t«. 2C
Digitized by Google
- 194 -
felbigen mieber erlegen :c." 6$ Ijerrfdjte ferner bie Sitte ober Unfitte, ben
ifyeologieflubierenben ^ßfrünben $u berleiljeu, au3 beten ßinfünften fte tfjre
Stubien beenbigen tonnten. 1556 mürbe baS aber Dom 9tat »erboten, nad>=
bem berfelbe naa) betn „Segern gemeiner 9ta$burf$aft bon 9)rni8" nod)
eine „$Bal, fo fo t»ff Glericum Solennem 6in fun Womerp 3anoni getljan,
bejlät, bocd min £>errn an Qr ©erea^tigfeit one föaben." S)em betreffenden
flanbibaten mürbe aber ein (Syamen bor „9tat unb Äila^err" aufgebunben.
$er fdjlimme 3"^"°/ in meinem ber bj. Äarl ©orromäu« ftirdje
unb Scfcule auf feiner SifitationSreife traf (1570), oeranlafete ü)n, auf
Wittel unb SBege nir ©efferung berfelben ju benfen. 3ur $ebung unb
ftörberung ber tb,eologifa}en Stubien grflnbete er 1579 in Etoilanb ba§
Collegiura helveticum ober Borromäura, mo cirta 40—50 fä)meijerifd)e
3öglinge unentgeltlia) Pflege unb Unteniajt erhielten. $a8 ift aber m#t
ber einige italienifdje ftreiblafc gemefen. $a bie Uniberfitäten ^abia unb
Bologna biet bequemer ju erreichen maren unb näfjer lagen als ^ari*»
maren biefelben bon Urnern au<$ mit Vorliebe befugt unb blatte bie Äegierung
au(b, bort für Erleichterung ber Stubierenben geforgt. <£§ bejtanb nämli$
1 ftreiblafc in $abia unb Wailanb, ba§ fogenannte fönigliaVfbanifa> <Sti-
benbium, mela^eS in ben 3af)ren 1588 bis 1605 bon 11 Urnern benufct
mürbe. Wbgefeljen babon, bafe jebenfaflö bie fatlj. SilbuugSanflalten ber
©djroeij befonberS bie #(6fter bie Stubenten billig berpflegten, b,at Uri 31t Anfang
be§ 19. 3af)rl)unbert3 an bie ^fleiftigjien nodj anfel)n(i$e ©elbbeträge be^af)lt.
§8 egifiierten bamalS folgenbe Stibenbien: baS a ^ro'fd^e (Summe ?);
baS tßflntenerifdje *) 10 — 12 Souidbor jäfyrlid); 1 Stibenbium bon 50 gl.;
1 anbereS bon 2—4 ÖouiSbor (für Anfänger im Satein) unb eines bon
30.; baS ber barmherzigen 53rüber k. gfttr bie Semerber maren genaue
93orf$riften aufgefteflt j. SB. bejüglid) ber f$iü)igfeiten, Ort be* StubiumS
unb Erfolg ber "Stubien 2e.5) Um bie Stubeuten, fei eS für ben geiftüaVn
ober roeltlidjen Stanb 511 unterftü^en, ftiftete $err (Sonft. Siegmart 2900 gl.
(1826) unb ju „Seljuf ber Sdmljlen im 8anb" na$m man 4 ftnfäBige
inS 2anbrea)t auf. Sie bejahten bafür 4600 gl., mobon bie eine £>älfte
ber 6. S. (£., bie anbere ben fianbfcfyuleu jugemiefen mürben (1813). A)
Über bie ipölje ber gegenwärtigen Qfonbe berichtet eingeljenb £err Canb*
ammann ©. Wfuljeim im 94. fteujabjrSblatt ber £>iUf8gefeQfa)aft in 3üria)
1894. Darnach, ejiftieren ot>ne ber $iöjefanf oub im Setrage bon 77,000 $r.
für Geologen: ein 2Beitjnac$t«fonb für arme SdmUinber in Hltborf
') ©eftiftet öoh (Sari ^üntener, beut legten urnerifd^en S^orberni in ©cro«
münftcr.
') ©d^ulprotorofl Don 1804.
*) filb. üon Uri.
Digitized by Google
- 195 -
(12450 fr.), ein gleitet für bie ©$u(finber ber ©emeinben ©ilenen
(6000 frr.), »ürglen (3000 fr.) unb ©Biringen (3000 3fr.), ein $onb
für §rjieljung armer, oerroaljrloSter Äinber im ffiaifenfcaufe Hltborf
(20,000 fr.); ber 6|furfion8fonb für arme ©flulfinber in Nltborf
(2000 fjr.), bie fanlonale 3ugenbbibliot(jef (3000 3fr.) unb ber primär -
f$ulfonb für bie Spulen im 53ejirf Uri 103,645 fr. (1892). «) $aju
bat tjeute jebe ©emeinbe einen ©#ulfonb. (Sbenfo ejijliert ein foldjer
für bie Äantonflf<$ule 25,692 fr. frigen mir nod) ben allgemeinen
(18,644 fr.) unb 3Wuljeim'f<$en ©tiöenbienfonb (8200 fr.) bei, fo
erhalten mir bie Überzeugung, baß im fteinen armen Sänbajen Uri (früher roie
je$t) foroo$l für $rimarfa)ü!er a(* für 3öglinge f)öt)erer SilbungSanfialten
unb für fr($jtubierenbe immerhin gut geforgt ift.
$ateinfa)ulen.
Solare beftanben jmei, eine in flltborf, bie anbere in Wnbermatt. überbieS
gab e* in #ofbentfyil*) eine 3eit taug 3 Öateinflaffen. darüber, weil Dom 6$u(«
tjerrn gelitten unb nur furje 3eit bejteljenb, mirb bei ben Öanbf^ulen gefymbelt.
TOerfmÜrbigerroeife tjanbeli bie bortige ©d)ulorbnung eigentlia) ineljr t>on ber
Satein« als tvon ber ^rimarfdjule (1726). Huä) fte wirb bei ben Sanbf$ulen
befpro^en. ©e&en mir un« atfo bie gröjjern 2ateinf<$ulen nä&er an. $ie
erflere mar lange 3eit mit ber 93olf8f<$ute Derfa)moljen (©. I. Hbf<$nitt.)
6rfl um bie Witte be* 17. 3aljrljunbert$ ftnben mir bie Trennung t>ou>gen,
jebo# fo, bafc aud) bamal« noa) bis 1833 bie Anfangsgründe im Öateinifajen
toom ©a)ulmeifter gelehrt merben mufeten. 6§ feinen anfangs nur 2 Waffen
ober Abteilungen gemefen $u fein, unb erft als bie ©a)üler biefelben abfofoiert
Ratten, rourbe bie Syntaxin min. et maj. unb noa) etmaS ipäter bie Äb>torif
gelehrt. (Segen §nbe beS 17. 3afcrl)unbertS finben mir benn aua) ^rofefforen
ber ©tontaj unb nod& fbäter ber SR&etorif. (58 mögen Ijier bie tarnen ber
Satetnletjrer folgen, bie id) in ben mir jur Verfügung geflanbenen Quellen
aufgefunben. H)
1666 bis 1670 (bieHeiaV aud) länger) mirfte R. D. Dr. £anS 3m$off.
ertoäljnt bie ftiraVnrea^nung, laut melier iljm bie ftira)e einen
^abrlo^n Don 50 gl. bejahte. Ob er Don 1670 an nod} ©djule $ielt ober
pa) mit ben (Sinfünften ber ßrioeflifdjen ^frunb begnügte, mar ni#t $u
ermitteln. ($>a$ (entere ijt faum anzunehmen.) ($r mürbe 1684, ben
3. ?Rot>. $farrfrlfer unb jtarb 1693.
•) m<t «Wu&etarfdje Stiftungen.
*) ©ogar in «tttngbaufen mürben lt. ©eri^t oon 1799 bie latcinifaVn Anfang«*
grünbe gelehrt.
*) S)ie tü<fent)afte 8lufjäf)lung fdjliefct mit bem 19. 3abrbunbert, ba fie fonft
lü lang toürbe.
Digitized by Google
Seit 1669 mar R. D. 3o&. 3ac. Billeter ^rofrffor. er bejog
Don ber ftiraje ben 2ot)n (65 gl.), fctjeint alfo 9?act)folger 3mf)off3 gcroefen
}U fein, ba berfelbe nacr) 1670 ntc^t metjr ermähnt ift. 9JIS 3Ritg(ieb bft
©tubengefeflfd&aft ber ©traufcen unb (Briefen beremigte er fid) 1675 burcr)
einen lateiniföen ©t>ru<$ untrr feinem SBappen, roelays auf blauem ©runbe
einen aufrea)tfler)enben, bedenben £)unb jeigt. 3n ber erften Hälfte 1690
ift er naa) ftgeri gebogen, roo er Pfarrer unb ©ertar rourbe, eine Scroti if
fa)rieb unb bis ju feinem tobe (1712) fegenSreia) tjjätig mar.
«Bon 1690 bis 1709 erfe&te it)n R. D. 3ob. %oi). Kott), bon Unter»
malben. (Sr erlag bem Werbenfieber ben 24. III. 1709.
©leicfoeitig (oon 1697 bis 1738, XI. 21.) mar R. D. Dr. 3ot).
ftranj Kegli, 9lot. apoft., 2et)rer ber 1. unb II. ©pntaj. Ob biefe fllaffen
(ober Älaffe?) erfi jefct errietet mürben, roiffen mir nia)t. 6r arbeitete
„über 30 3aljre" ') auf bem ©ebiete beS Unterria^teS ; gegen fein (Snbe f^eint
er ftä) aber ber berbienten Ütut)e Eingegeben ju tjaben.
Sein College R. D. Garl 3 oft 3'graggr n leitete als %u$folger bon
$rof. »ott) bon 1709 bis 1720 bie I. unb II. ©rammatif; bann roätjlte
man it)n jum ^farrtjelfer. Sein $ob erfolgte 1734, ben 22. $ej.
3rjn erfefcte bon 1720 bis 1728 R. D. $tart. 2eon. ©iSler.
©ein 9la<$foIger R. D. 3ofj. ^ß^il. TOoria $erger ftarb fcfcon 1735
an ©d)minbfud)t.
1707 ift R. D. 3ot). Welö). ©iSler in ber 8t. fcntoni $ruberfa)aft
„©ä)ult)err" genannt, unb nod) 1735 mirb er als ßetjrer ber I. unb
II. ©rammatif im Saufbud) ermähnt. Ob er früher Slljetorit bojierte, if)
nid)t finbbar geroefen. §S läfet fid> ferner nicfjt augeben, roie lange er bie
©teile oerfetjen t)at. gbenforoenig ift baS möglia) bon
R. D. ©eb. Ceon. Gremel, ber jmar nur ßubimagifler genannt ift,
aber offenbar an ber ßateinföule tbätig mar, ba bie ©ctjulmeifter in jener
3eit lürfenloS nacbgemiefen finb. (©. I. Wbfa>itt.) ©reioel mar ©ot)n beS
gratis unb ber «. JBatb. flefli, geb. ju «Itborf 6. Wob. 1695 gefiorben ju
ßujern 1758.
Ungefähr in biefe 3«t fällt bie SBirffamfeit beS ^rofefforS R. D. 3of.
ßeon. Suff er 1698. ©eftorben ift berfelbe nadj 1732.
Um 1745 mirb R. D. 3«c. Hnt. Segler als ©a^ultjerr angeführt,
©atjrfajeinlia) blieb er feinein Berufe treu, bis tyn 1755 bie Bürger jum
^farrljelfer mähten. 6r ftarb 1759 ben 10. III.
©eit ungefähr 1767 mirlt R. 1). 3of. 91nt. Surfet (öurcarb) als
5?et>rer bft 9irjetorit. 2Öenn auct) biSt)er fein anberer ^rofeffor biefer klaffe
') Xotenbud).
Digitized by Google
- 107 -
ern>äf)ni ift, fo barf mau bennod) nicht annehmen, e9 fei 9*t>ctoctf früher
nicht gelehrt morben. furchet ift ben 7. 3(uguft 1709 in 9Utborf geboren
als Sohn beS Anton unb ber Sufanna höchster. (St muß eine eijerne
Ponftitutton gehabt fyaben; benn „fernere ftälle unb Frontseiten tonnten
feinem Seben foum ein 6nbe bereiten", jagt baS Sterbebuch 1794 unb
nennt ihn überbieS vir emeritissimus.
gtroa* früher ol5 er ift R. D. 3of. «nt. 3mhof erwähnt (1763)
at« ßeljrer ber ©rammatif. W8 folget mar er noch 1776 t&ätig.
AIS Simtajlehr« arbeitete R. D. 3ob. Ant. ©Triften bon ca. 1777
bis 1803 an ber WuSbilbung ber jungen Urner.
<Dcit ihm toirtte R. D. $ranj Sern, Schmieb, ber 1803 jiarb unb
ehemaliger ^ßrofeffor ber fltyetorif genannt mirb.
$)amit fchliefeen mir bie töeihe, um bie Arbeit nicht unnötig ju ber«
längern. 2Bir glauben genügeub nachgemiefen ju ^aben, bafe bie noch
beftehenbe ÄantonSfchule ein eljrroürbigeS Sitter aufmeift, ja bafe ihre be«
j$eibenen Anfänge mit benen ber 93olf8fchule ^ujammenfaflen. Sie hat
aflerbingS 33eränberungen erlitten, inbem jum öflaffigen ©gmnafium anfangs
ber 30er 3aljre noch eine 9leal» ober Sefunbarfchule trat, #eute ijt fie
3tlaffig, unb fie mie baS befleljenbe ©ömnafium genügen für bie ©ebürfniffe
be§ PantonS unb für Stubenten, bie ftubieren rooflen, bofljtänbig. $ie alte
2ateinfö)ule hotte 4 Abteilungen : ^rincipia, 9tubimenta, Sontaj unb 9tyetorit.
gür bie legten 3 roaren ^rofejforen angefteflt, für bie 1. ber Schulmeifier.
Über bie 9Jcetf>obe unb ben fiehrplan früherer Sa^unberte ift uns nichts
betannt. dagegen tennen mir baS ftlaffenjiel (refp. bie geforberten ffenntniffe),
meines erreicht merben mufjte, um fteigen $u tönnen. $iefe Söerorbnung
flammt au« bem 3a$re 1805: ')
„a. Ilm in bie II. ^ßrincipi $u tommen fofl ber Stüter miffen,
$ictanbo ju fcfyreiben, ziemlich gut rennen, beutfdj unb lateinifdj &u
lejjen, beclinieren, conjugieren, unb 3n ^riftent^um nicht menig
unterrichtet fein, unb in ber §erbftfßrttfung bon S<hulherrn
tauglia) erfunben merben.
b. 3n ber II. ^rincipi Schulbücher: Solothurner ^rincipi mit
Brauers deinem tfatljechiStnuS unb Sechner Arithmetic fortzufahren,
auch Schmei^ergefchichte mie in Solothurn. 2Bürjburger beutfche
©rammatit angerathen. — Söie 30 &eff*w unb fchmehrere praftifche
Kegel Übung bie Schüller oerfertigen, um fo leichter mirb ber 3ugang
in bie JRubiment fein.
') Scfjulprotofoa.
Digitized by Google
- 198 -
c fflubiment inib ©rammatif: So(otr). ^ßrincipi unD größere 33röber.
^ßraltifche Übungen unb theoretifche Kenntnis bn Regeln, *DiünblicheS
Überfein aus bei ^ßrirtcip unb 33rÖber, SerhnerS 91ritf)metif, 3RüflerS
Cefebudj ber Ungemeinen ©efchithte, größere (£atf)ecr)i§mu§ Don Grauer,
SMctionari ber fleinere Sajetler angeraten, Waturgefajichte unb ©eographie.
tibfrjejjung ex latino in grammatica ex germanico.
d. Qfür bie SDntaj: Praeterea adhuc (entere Brief Don (Sicero, rote
auct) SHrgtl. Bliter machen, roenig Wrgumenter, ober Diel SSerfiotten
beutfcf> unb lateinifch.
e. ftumanitaet. Triumphe ber »eligion, Seiner, Virgil, SJlütter att-
gemeine ©efchictjte, 9toturgefdnct)te, ©eographie, (Sicero salutae orationes,
fcnfangSgrünbe ber Bohlrebenheit, compositiones, versus et sepius
Chriae lat. et germanicae.
3n ftnbermatt nahm bie Sateinfctjute ihren Anfang mit ber &apujiner=
^ßaftoration. $ie flapujiner tarnen jirfa 1665 in« Urferntal. $ie ©e-
roohner t)atten Dörfer ihren Pfarrer beim SMfchof Don <St)ur unb ftürftabt
Don $ifenti$ betätigen ju laffen, unb baS gefiel ihnen nicht. $aher rotteten
[ie nach 1665 feinen Pfarrer met)r, fonbern liefen Äapujiner tommen. *)
(Srft je|t nahm baS Schulroefen fefte ftoxm an unb befam feinen ganzen
Wuffct)roung. $a§ Don 2 ^atreS geleitete ©hmnaftum (^5. ^rofeffor t)ielt
obere ^rtmarfd)ule unb ^ßrincipien; 3n|truftor bie Sateinflaffen) blühte
bis in bie fünfziger 3af)U biefeS 3a^rr)unberiS unb ^atte 6 ftlaffen. 9luS
biefer Schule gingen ebenfalls roie aus ber SlltborfS eine ftattliche Sceifje
2Belt« unb OrbenSgeifilicher — unb gebilbeter Öaten t)erDor, Don benen
Diele nia)t nur fefjr gut Satein ju lefen Derfiunben, fonbern es auch flaffifch
fprachen. Namentlich OrbenSgeiftliche, felbft $)ignitäten ftnben mir eine be«
trächtliche Mnjahl in allen aufgehobenen unb noch ejijtierenben #löjiern unb
Stiften ber Schmeiß Seit 1850 mar es fein SöebttrfniS mehr, in Urfertt
ein ©rnnnaftum }u unterhalten, roeil bereit unb jroar gute genügenb in ber
9Jftr)e finb, unb root)l auch, roeil bie flapujiner it)re Seute fonft brausten
unb unfere 3«t m*hr realijtifct) gefinnt ift. So finben roir Don ba ab nur
me^r einen ^ßrofeffor, ber eine Sefunbar- unb nach Umftänben fjort«
bilbungsfchule l>ält-
ßanbfchulen.
2Benn % £>erger in feiner „@ef Richte beS urnerifcr)en Schul roefenS"
bie 2 3ar)rr)unberte (baS 17. unb 18.) mit ber Behauptung: „$on h<"
') @o erzählt SRormann im „§anbbud? ber £änber* iß öl t er = unb ©taatenfunbe
II, 2. Hamburg, 1796. JÖunbeSaicbio. Stach ber qefl. Mitteilung oon fclban
Murer, jegenroartig Supcrior in 81nbermatt, bätte bie >4$aftoration 1688 begonnen.
Obige angaben über bie ßateinfehute ftnb feinem Berichte entnommen.
Digitized by Google
- 199 -
an (1605) Derlaffen uns bie urfunblichen 33elege über baS ©chulmefen beS
ftantonS be§ ©änjli^cn bis jum beginne beS 19. 3ahrhunbertS", glaubt
übe rbrüd e n ju I5nneu , jo möchte man fafl be^roe ifeln , bafe er nach folgen
biegen eifrig gefuct)t habe. Seiner gleich barauffolgenben Hnficht, eS fei
jebenfaQS (aum mehr als Religionsunterricht erteilt worben bon ber Seelforg»
geifllichieit, unb eS müffe baS ©a)ulmefen in Uri auf fefjr niebriger Stufe
geßanben haben, mufe gleichfalls entgegengetreten werben unb jmar aus
folgenben ©rünben. §:ir ^tltborf haben mir oben ben regelmäßigen, gefeilter)
geregelten Fortgang ber ©cbule naä)gewiefen, eS tonnten alfo nur bie 8anb»
gemeinten als auf jo primitioer Stufe ftehenb gemeint fein. 9lun aber hat
man in ben ^3farrara)ioen binreichenbe 93elege, welche beweifen, bafj gerabe
}U Anfang beS 17. 3af)r&unbert8 in ber 2Jlehrjahl ber fianbgemeinben bie
Spulen fa>n beftanben haben unb einen erfreulichen Sluffchwung nahmen,
unb bafe ©eifiliche unb Weltliche um fte beforgt roaren.
DaS Seifpiel WtborfS wirfte ftc^erltc^ auf bie ©emeinben unb jmar in
erfter Sinie auf bie nächftliegenben. fluch ber jähefte Anhänger am Alten
mufrie Den Wufcen ber ©a)ule AltborfS erfennen unb wünfa>n, bafe feine
flinber ebenfalls ben nötigen Unterricht erhalten. <5in anberer mächtiger
Antrieb, ©chulen einzurichten, roaren bie JBefchlüffe beS ftonjils unb ber
©pnobe. TOit welchem Gifer bie ©eiftlichen in Uri an beren Durchführung
bezüglich ber Schule arbeiteten, beweist bie ©chulorbnung oon 1579. ©ie
bilbete für bie fianbgemeinben ein dufter, nach welchem fie fich bei ber
©rünbung ihrer ©chulen richten tonnten. 2Bir bürfen behaupten, bafc
gegen €nbe beS 16. ^ahrfjunbertS in fehr Dielen ja ben meiften
gröjjern Sanbgemeinben ©djulen errietet worben finb; beim bie
lotcnberjeichniffe ') führen gleich ju Anfang DeS 17. ^aljrhunbertS fa)on ber»
fwrbene ©<hu(meifler an.
Die erfle 9toiij, bafj ein ©chulmeifter aufs fianb jieljt, batiert bon
1562. Damals würbe 3a!ob Ärum erlaubt im Dorfe ober auf bem
Sanbe Schule halten, gleichzeitig wollte ber alte Sehrer bon flltborf
naa) Sri fielen.4) Dafe ein ^ugenbbilbner Don flltborf fortzieht, ijt nicht
Dereinjelt Dorgefommen. ©0 jog $eter Stiiter") nach ©cbattborf, wo er
1661, ben 12. April „in ber *Ra<ht unberfehenS Don fonberbahrem Anliegen,
bem er unberworfen war, gählingS erftetft worben, unb tobt Düben, fonft
guten frommen SEBanbelS unb SebenS." — Der erfle ©chulmeijier ©chattborfs,
') Die $farrbfid)er (Dauf= ©be* unb ©terbebüdjer) ber meiften ©emeinben
reichen leiber ntd)t bi» in« 16. 3af)rf)unbert jurüef, mancherorts nicht einmal bis
ins 17. 3&D.
*) ©. I. »bfchnitt.
*) 6. 1. Hbfcfjnitt. Diefe SRotij oerbanfe id) $od)tt>. 6r. 3W. ©tSler, $farrbelfer
in ©chattborf. Leiber erhielt ich fie «rft, nachbem ber I. abfdjnttt fdjon gebrueft ttmr.
Digitized by Google
- 200 -
ber im Sterbebud) (1606 angefangen) berjeidjnet ift, fjiefs Qoren) ^Meitljer,
geft. 29. Oftober 1646 „lebigen StanbS." Huf iljn folgte bitter. SMefe
beiben finb bie erften ge|'cf)id)llicf) oerbürgten S<f)ul(efjrfr biefer ©emeinbe.
Die große Pfarrei SBürgeln füljrt ben älteften Qefyrer in bem 5)ruberfa)aftö*
bud) ber SBürger an. Darnad) ift fcerfelbe, „3olj. SUbärtlj, ber 3itt Sctjul-
$err" amifctyn 1600 unb 1616 (oor $eter ©iSler, Äitter unb SanbeSljauptman)
geftorben. Seine 9todt)folger tjiefeen @eorg Widmet unb §anS $eter 39attfa>ggr
beibe bor 1650 geftorben. Die JBefolbung mar gering. Sie betrug 60 gl.
oon ber Äird&e unb 10 gl. bom Staate. 3m Spannbriefe beS SeljrerS bon
1792 ift feine Arbeit in 14 §§ genau beftimmt. 12 §§ enthalten btc
SJorföriften für ben ftirtfcenbienft, § 13 unb 14 jene für bie Schule. Darin
ift bem Öeljrer befohlen, auf Martini bie Sdjule auSjufünben unb fo lange
Salute ju Ratten, bis er feine Sdjüler meljr f>abe. Der Unterricht fatte
um 6 Uljr morgens ju beginnen unb bauerte bon 6—8 Ul)r unb bon
12—2 Ityr. Säglia) mufete ein Äinb 3 Engfter Scfculgelb bejahen unb
ein Soweit $>olj') bringen, fttir bie nötige Beleuchtung fatten bie Scpler
ebenfall« ju forgen. SBoflte ein flir<$genoj? feine Äinber baS ganje Saljr
in bie Sdt)ule fc&iden, fo mufete ber fie^rer felbft einem einigen Äinbc
Unterricht geben, ©ab er Stofanj, fo mufcte er ber Äira> 20 fj SJufee
bejahen. 3m galle er feine $flic$t berfäumte, fonnte er fofort entlaffen
»erben; gemifj r)art für ben 2Rann, ber überbieS afle ^aljre um biefen
Dienft bitten mu^te.'1)
3n (Srjlfelb mar 3o&. Sandel fa>n 1637 Scfyilmeifter (f 1679.
6. IV.); bo$ ift er niä)t ber erfte, ba taut 3d^qeitbua) anno 1635 17. VI.
bei einem fird)ti$en <$ebädt)tnis, tt>elcr)eS flmbroS Snrer geftiftet hat, bem
©c^ulmeifter, „fo einer ift", 4 fj ^ßrefenj ausgeworfen finb. 9lu<h ba ift
nodt) ein Spannjebbel bor^anben bon 1759, 7. I. Derfelbe enthält folgenbe
Beftimmungen : 1. Der SebenSmanbel mufjte ejemptarifd) fein. 2. „f£ur$t
©otteS aOer SöeiSljeit Anfang. H Orgeln unb ftngen unb bie ftinber beauf*
fi^tigen, 3. Orgel f$tie|en unb für fie f$ürforge tragen, mar beS CehrerS
Pflicht. 4. Sd)ulbauer bom 1. Wob. bis *Ötoi, täglich nach ber TOrffe bis
2 Uhr. ($r mufjte baS Schreiben, Sefen unb Steinen „nach noth burft"
felbft lehren. Sdjulgelb 3 Hngfter unb ein Soweit. 9lrme ftinber un«
entgeltlich- 5. SBaren im „Sam$3n" (ftrübjing) nur 5—6 Äinber, fo bitrfte
er Safanj machen. Verlangten aber bie Altern, bafe Schule gehalten merbe,
fo mußten \\t bem Selker 11 — 12 fj täglich bellen, frür biefen 2ot)n
mujjte er au<h im Sommer Unterricht erteilen. 6. Obrigleitlic&er 8oljn 10 gl.
') 9iodj vor etwa 15 3abren fpielte ba» „©ajeit §ol}" in Bürgeln feine {Rotte.
3) aWttgeteüt bon $oä)to. §rn. ©ommifear ©ISlet, Pfarrer in ©Orgeln.
Digitized by Google
- 201 -
unb für baS „Etonbatlefen 2 gl. 10 fe. 7—14. JBefthnmungen für ben
ftirdjen $ienft, bafür fioljn total 90 bi« 100 gl. 14. flfljäfrlia) t)ottt er,
nrie bie <SkifUi$en umS Hmt ju bitten. Grjlfelb baute 1607 ob bem tßfarr-
fyofgarten ein ©djutyauS mit neuer ßinric&tung, unb Ijeute befifct eS baS
l'ajönfte ©^ulfauS im ganjen ßanton. *) 5Bor 1807 toar in ber &lu§ in
einem ^ribatbauS ©a)ule gehalten roorben. 2)
Die ältejte Sä)ulorbnung oom ßanbe, bie mir gefunden, i|t bie ber
®emeinbe Silenen. Sie ijt gerabe 100 3atjre jünger, als bie Don ttltborf,
nämliö} Dom %c$xt 1679. Sie möge unberfürjt f)ier folgen: Spanu^ebbel
be§ ©<$ulmeifler8.
1. fofl er alle fonn* u. feüertäg baf ambt in ber fira>n fingen db orgelen*
plagen ober roo ber gottefbienft gehalten roirb.
2. fofl er aQen proceffionen bnb creüfcgängen beiwohnen, bb abroartfjen,
»ie eS ber braudj ift.
3. fofl er f$ulbig fein bon Martini bis Ulanen ober folang bie fäjubj«
tinber fommen fa)u&I ju galten bb foe lehren roaf gut[ er (an in
realer Orbnung.
4. fofl er fo uiel j tird)en gan als mögltdr) r fonberli$ aber am Montag
für ftifter unb gutfjarter beS gottft)auf bitten unb aflermegen Reifen
mifenen.
5. fofl er aflroegen bem Hofenfranj, SBefper u. Iinberle$r beiroofjnen bnb gut
adjtung auf feine ©cfyultinber b,aben.
6. roo er ju fjauf ift bei ber näa)ften Kraben, fappeflen ben SRofentranj
Ratten. (Sinfommen :
S5on ben gnäbigen Herren 12 gl. 20 fe.
53on ßircfje unb 3afyrgeiten 62 „ 15 „
3tem fo brot in (ira^en (ombt bon fd) 20 aflermegen 2 fc. (3m
ganzen machte eS.etma 5 (Bulben per 3ab,r.)
Tin gräbt, 7. 30 ober an IjauSiarjrjeiten fo man begehrt ein Wmt ju
fingen unb orgeflen fä)lagen, fofl man bafür geben fa)ulbig [ein 5 fc.
3tem bon einem fa)uljllinb alle 2Boa)en 3 fe für 6 Sag 1 ba&en,
mic gefoflt.
3tem alle Sag ein fä)eit bon jebem finb, SinterSjeit ober fo lang
man &eifct.
91lfo ift ftnno 1679 gemaä)t morben bon £>w. Käthen bnb (Stlid)
ausgeflogen $ird)Qeiu>ifen , ift orbentliä) abge|a)rieben burd) mia) 3o&. 3ac.
gebier, beS SRatfjS.'*
*) ftad) Äuf jeidmungen oon fcod)». Pfarrer gurter in (Srftfelb,
*) 3- 2)urrer: ©djulen ber Urfdjtoeij 1799.
Digitized by Google
- 202 -
Wnno 1630 würben 6 3af)r$eiten gegiftet, roorin ber ©ajulmeiiier mit
'■ßrefenjen bebarf)t ift. 1631 ftiftete flbam $ittli ab ©urtnefl fit ein ©ebäcf)tni§,
mobei bem fietjrer 5 fj. ausgefegt finb mit ber &emerhing „fo fein ©c$u(meifier,
bem &irc$enDogt. " 3tlfo mar bor 1631 biefer Soften mitunter bafant. $>a8 fettefte
^ßrefent für ben ©d&ulmeißer ftiftete 1641 ©eneral 3ro^r nämlid) Vs gl-,
moljl baS gröfete im ganzen ßanbe Uri. 3n ben ju ©ilenen geljörenben
tfaplaneien unb in tleinern Orten mürben bie ©acuten freiließ erft fpäter einge«
füljrt, bod> immerhin beftanben fdwn im 18. 3aljr$unbert foldje in ©urtnellen,
Triften unb Wmfteg. $er „©pannjebul" be§ ftodjro. £>rn. Kaplan Don
@ur titelten Derpflid)tet itjn 1718 in § 4 ©a)ule ju Ratten bi$ wingänb§
9lpri(ett, meilen bie 6$u&l gar uu&liaV' Dafür mirb „i&me rooa)entlia} Don
iebem föutytinb 1 bafcen bejaht unb geben ; bo$ fofl er mit armen (inberen
ein befajeibenljeit im lo$n machen Dnb um gottejmiflen lehren." 3n Triften
rourbe bie flaplanei etroa 1782 (?) errietet unb maf>rfa>inlic$ mit i&r bie
©a)ule. Wacb, bem „©pannaebul" Dom 26. IX. 1784, §4. „fod $err Gaplan,
meil bie ©ajul f>Öa)ft notmenbig Dom 1 . ©onntag im Hboent bi$ auf Ojtern
fd)ur)lr)n(ten unb foQ i&m Don 1 iebem ©a)ulfinb Vi B jum ma$l bejaht
tuerben, mit armen finberen fofl er befa)eibenljeit brausen ober ben Coljn
Don ©ott erroarten."1) StlS ©ü)uljimmer Diente eine Cammer. §ä$et
roaren: Cefen, Äedjnen (obligatorifa)) unb ©^reiben (roer rooflte.) Über
bie ©$ute WmftegS i ft mir nichts Urfunblia>8 borgelegen, boa) ijl eö mefjr
als ron^rfct>fhilt(^r baft bie größte Filiale Don ©ilenen ait$ fo gut mie
Triften unb ©urtneflen ityre ©ajule Ijatte. (ftortfefcung folgt)
Jur ittetbobik brs $ud)l)altung6unterrid)te9
an ber primär- unb @efuubarfd)iilc, mit öeriitffidjtifliutp,
ber praftifdjen &mdt unb ber Borbereitung auf Mere Spulen.
(8rortfefcung.)
2) $er geringe (Srfolg mirb oft oerarfadjt burdj bie einfeit ige
3(uffaffung M 3mt(fe$ bcS 8urf)l)altuitgeuntcrrttt)te$. $ie ©ctyule fo(I
ben ©djuler in ben ©tanb fefcen, fpäter in aflen fokalen Stellungen, meiere
er ber genoffenen ©djulbilbung jufolge mutmafelia} einnehmen fönnte, eine
feinen 33erljältnifjen entfprea>nbe 9uä)fyaltung führen ju fönnen. Starin
liegt bie praftifdje ^Ibftc^t be§ Unterrichte«. @r Ijat aber aua) einen formal
bilbenben Qnxd, unb nur menn beibe in« 5Huge gefaßt roerben, mirb er Don
ßrfolg gefrönt fein.
') 9tad) SrirdjenbüdVnt, bic mir $od)W. $err ©(fculinfpeftor ». $urrcr jur
öinftc^t oorgelegt &at.
Digitized by Google
- 203 -
„2Begen ber 93erfchiebenartig(ett ber roirtfchaftlichfn Bfbürfnifff", fagfn
bielf, „muß bie Buchhaltung im Sfbfit braußfn gefernt tofrbfn." 91(3 Schul*
fach hat ftf tioc^ ifmfn borjugsnwiff bfn 3toec(, °en Stiller an 9ieinlich(eit
unb Ordnungsliebe 511 gewöhnen, Sparfam(eit unb 9techtlich(eit in ihm ju
förbrrn unb ihm einige Einleitung ju geben. $a8 größte Slugenmerl wirb
babei barauf gerietet, baß ber Schüler hübfch fchreibe, (einen Buchftaben
iu Diel auf eine 3«k Wk» *urJ auf 1)08 rein formelle. BJenn es richtig
ift. baß bie Buchhaltung fa)on aus biefen ©rünben eine Stelle im ßehrplan
toerbiente, fo bflrfen mir boch nicht bergeffen, baß baS öeben an baS Qfort-
fommen beS Ginjelnen fo biele Anforderungen fleflt, baß man bon ber
©efamtheit nicht ein felbftänbigeS (Erlernen ber Buchhaltung »erlangen (ann.
$er Schüler muß fdwn mit einem genügenben Eiaß pofitioer ffenntniffe in
ber Buchhaltung ins Seben hinaustreten, fonft lägt er eben, meil er fie nicht
richtig beruhen gelernt hat, biejelbe fpäter außer Acht unb wirft fo mit
eigener §anb feinem guten $ort(ommen einen ^emmfchuf) ^iii.
Andern fchwebt nur ber praftifche, aÜerbingS eigentümlich aufgefaßte
3roed bor Augen unb baS iß ein §auptgrunb, marum bie richtige SDiet^obe
fich fo (angfam Bat)n bricht. $>aß ein ^ridatmann Buchhaltung treibe,
wagt man nicht borauSjufefcen ; baß ber größere leil ber Öanbwirte (eine
33üct)er fu^rt, ift be(annt ; baß £anbwer(er unb Krämer fi<h mit notbürftigen
Aufzeichnungen ber Sd)ulbberhtt(tniffe meift begnügen, meiß jebermann.
Sine durchgebildete Buchführung, fagt man fich, finbet man alfo nur beim
Kaufmann. $ie (aufmännifa)c Buchführung ift baher in bie Schulen ein»
jufüjjren. tiefer ©efichtspuntt fährt fomit jur Schablone unb jum britten
©runbfafc :
3) $cr Buchhaltuitgäunterricrjt verlangt $ietfeittgfett. Schulen, auf
beren Bän(en Schüler fifcen, bie fpäter einen miffenfehaftlichen Beruf ergreifen
unb in biefer Stellung eine tüchtige ^ßridatbuchhaltung ju führen imftanbe
fein follen, neben folchen, bie nachher als £)anbmerter, Kräuter, Qanbwirte,
Beamte ganj Derfchiebeue fojiale Steflungen einnehmen unb in biefer Oer*
fchiebenen roirtfehaftlichen (SrwfrbSthätigfeit bon einer entfprechenben Buch»
füt)rung§form geleitet werben foOen, folche Schulen höben (ein Stecht, alle
Schüler fchablonfnhaft burch ben Sehrgang eines SöarengefchäfteS ober ©e»
roerbeS r^inburd) ju fchleppen, ohne ju geigen, maS ber behanbelten Betriebsart
charatteriftifch, maS anbern Betrieben eigen ift. 6S barf bieS um fo weniger
geschehen, ba fich, bie roirtfehaftliche ßrmerbSthätigfeit fpäter feiten in rein
tfipifcher fjrorm jeigt, fonbern fehr häufig berfefrtebene (5rmerb3arten (ombiniert
auftreten, wodurch auch «ne Kombination ber buchholt, formen berurfacht
wirb. Diefe ift aber nur bann ausführbar, menn bie ßJrunbformen Der-
fanden find. 6S ift eben durchaus nia)t wahr, baß man fia) in einer jeben
Digitized by Google
- 204 -
<itefd)äftSart leicht jurect)t finbet, wenn man fidj in eine <iff)örig, ^tneinge»
arbeitet hat. DaS ift nur bann ber t$aü\ wenn man im Unterricht unter«
[Reiben gelernt hat, maS ber Buchführung in aflen $ä0en eigen ift unb roa§
in berfelben burch ben befonbern ftafl bebingt ift. $aß mufe gelernt jein.
60 wenig mir burch eiufeitig ausgewählte SRechnungSbeifpiele rennen lernen,
fo wenig fönnen wir bie Buchhaltung oerflrljen, wenn wir nur ein <Dtufier
fennen gelernt haben. (Srjogen in biefer BehanblungSweife, finbet e$ fpäter
berjenige, auf beffen Bebürfniffe leine Äüdficht genommen würbe, fo j. 33.
ber ^rioatmann, ffityi unnüfc, Buch JU führen. Söifl abet einer, biefem
einfeitigen SMobefl folge nb , fich eine Buchführung anlegen, fo pajjt e£ nicht
unb falls er berfelben gar nicht entbehren tann, fo wirb fte ihm bod) jum
notweubigen Übel, bem man fo oft als möglich ausweicht. 5>iefe Bielfeitigfeit
oerlangt aflerbingS:
4) Wehr Seit, wenigftenS 2 wödjentliihc Unterrid}i*{iint*en. tiefes
Begehren ift um fo mehr gerechtfertigt, als ber BuchhaltungSunterridjt auch
anberweitig Dielfache Süden im Siffen ber Schüler auszufüllen hat. 3mmer»
hin läfct fic& auch bei ber jefct oerfügbaren 3eit üiel mehr erreichen, in
tfejug auf ba» ^tnrinbriirl)m ber oerfd^tebeuen jlerufaarten, wenn nur
bie <Sefd)äft8gänae karj gewählt werben. §S liegt barin nicht nur 3eit»
gewinn, fonbern man erreicht baburch auch gröfeere ßlarheit. $er Schüler
hat baS Mugenmerf nicht nur auf ben einzelnen ©efchäftSDorfafl )u richten,
fonbern inSbefonbere auch auf baS Softem. DiefeS tritt ihm in feiner SBefen*
heit um fo beutlicher öor klugen, je weniger wir ihm burch eine Unmaffe
oon ©efchäftSDorfäHen bie gebrängte Überficht rauben, freilich müffen wir
bem Schüler auch hi"«i<henbe Gelegenheit oerfcr)affen, fich $u üben in ber
fcrfaffung unb Starfteüung beS einzelnen ©efchäftSborfafleS. $>a wir bieS
nur burch Vorführen einer fteihe oon gleichen unb ähnlichen, einfachen unb
jufammengefefcten fällen thun fönnen, in ber 2öeife, ba$ ber GefchäftSoorfafl
als folcher feine ganje Wufmerffamfeit in Slnfpruch nehme, fo folgt barauS
ber fünfte Grunbfafc:
5) $ie beiben Elemente ber Buchhaltung, @efd)äft*twrfatt unb
Softem, ftnb im Unterricht anfänglich auöeinanbcr $u halten.
3<h fenne fein Schulbub, baS biefer Wnforberung entgegenfommt. (Einige
Seiifäben für ben Selbftunterricht fcheinen bieSbej. einen Anlauf nehmen $u
woOen. Gewöhnlich fommt juerfi eine 'Jlufjäfjlung ber nötigen Bücher, bann eine
Anleitung, wie biefelben ju führen feien. $er Schüler foD aber nicht ben ©e-
jd;äftSoorfafl , refp. bie ganje $arfteflung feinet ÖefchäfteS, nach ium bornc«
herein in beftimmter ftotm gegebenen Büchern jufammenfteflen lernen, fonbern
umgefehrt, bie Bücher fpäter feinem ©efchäfte anpaffen fönnen. 3uk[* m"B
er bie ©efchäftSoorfäQe in ihrer großen SRannigfaltigteit fennen gelernt haben;
Digitized by Google
- 20r> -
juerfl mufe er biefe auf bie wenigen ©runbformen aurüdftt&ren fönnrn, Damit
er nad)^fr bem ©Aftern unb ber SBu$l)altung«form ungeftört [eine 2lufmerf«
fomfeit fö>nfen fonn. $)ie SJilbung beö 9u$img*fa$ed bilbet babei ba§ ber«
mittelnbe ©lieb.
©obalb ber $3udrt)altungSunterria)t aus bem engen Futteral ber ©tba^
blone IjerauSgejogen roirb, fleUt er an ben ©filier bebenienbe Hnforberungen,
rote jeber Unterri^t, ber auf SBergleic&ung beruht. Staburd) geljt aflerbingS
ein Diel gerühmter Sorjug mancher ©bßeme berloren, nämlia) ber, bie 99urt>
Haltung nad) ber „neuen, praftifa>n Anleitung" ob,ne bie geringfte SRülje
ju erlernen, 2Bir tommen ba roieber jur alten 2Bal)rf)eit : $ie Wenigen brauchen
ju Diele Superlative, bie befonberS ba unpaffenb finb, roo [elbft ber Positiv
fiberS 3iel binauSfajiefee» mürbe, wie bieS r)irr ber gfafl ift. $ie öu^altung
lernt man ftetS, na$ jeber Wetbobe, nur mit bieler 9Wülje. ©ie bedangt bom
©a^üler grofeen t$U\%, beftänbige Wufmerffamfeit unb fefct bieleS borauS. ßinen
»eitern ©runb beS geringen (SrfolgeS erbliden mir bnljer im frolgenben:
6) $en ®d)ülern fefplcu oft bte nötigen $orfemttm{fe, inSbefoubere
im töedjneit unb iu ber Slbfaffmtg ber Srfjriftfrtirfc.
Saft in ber ©rammatif bie Siegel, ba§ ijt beim SRedjnen bie Ofotmel ; roaS
im ©praa)f!ubium bie ÜbungSßüde, meldte meijt bie borangefteflte Sfegel —
aber au<$ nur biefe — betreffen, finb beim Otedjnen bie Aufgaben. „©d)au
bie oben fteljenbe Formel an unb fefce bie gegebenen Söerte ein," ba§ ift
fet)r oft Das 9te$ept, Da§ ber ©djüler bei 21uflöfung ber Aufgaben fo fi$er
anmenben (ann, mie ber Mpottjefer be§ WrjteS falligrapbif^eS 9Weifterfttid.
3n ber SBu^altung werben feljr Derfa)iebene Siedlungen gelöst, ber ©a)üler
ift aber fe$r häufig nia)t fäfjig, felbjtänbig $u rennen, ©o berliert man
einerfeitS biet für ben 33ucf)l)altungSunterri#t beftimmte fyW, anbernfeitS mirb
burd) bie nötigroerbenben (Srtlärungeu bie Hufmertfamfeit bon Der 33ud}baltung
abgelentt. &fytlid) fielen bie Sßerfjaltnifff bejüglidj ber ÄenntniS ber ©dnift«
flüde, bie im 93ud)!)a(tung$unterri$t immer unb immer mieber borfommen.
Der $ucf)f)altung§lef>rer fofl ni$t erft jeigen muffen, mie bie ©djriftftüde
abjufaffen finb. 6r foll bem ©$üler ben 3u|ammen^ang ber Äorrefponbenj.,
wie fte einen @Jej4>äft$betrieb, bon ber ©rünbung bis junt 9lbfc$luf$ ifluftriert,
Dor klugen führen. ftier fommt meit meniger baS formelle, als bielnieljr
ber 3n^alt unb jmar nia)t ber eines einzelnen ©dniftftüdeS allein, fonbern
De* ganzen ©4)riftenroec&felS in 59etraa)t. $aS anbere foQ ber ©djüler
f$on in ben SBua)ljaltung8unterria)t mitbringen.
7) Dem Unterritit feljlt meift and) bte nötige ©runblage: baä
gerfränbmd für bte $anptfäa)luf>fteu ©rfdjetmHigen im wirtfajaftlidieii
2ebett. 93ebor mir an ben eigentl. Seljrftoff herantreten, geben mir bem ©djtiler
einen furjen Überblid über ben ÄreiSlauf ber ©üter : »e^probuttion, gabri«
Digitized by Google
fation, Umfafo, JBerbraua), unter fteter 93erüdfi<htigung ber burch bte Arbeit
bebingten 2Bertoeränberung berfelben unb ber Aufgabe, meiere brr 33ua)haltung
jufällt, biefc SöertDeränberung jiffernmä&ig feftyufteflen. ©elbftoerftänbli<h tbun
mir ba« ni<ht in f$orm eines tbeoretif<b troefen gehaltenen 3frag> unb Antwort«
fpieleS, fonbern an &anb oon praftifa)en SJeifpielen, mela)e bem ©d)üler bte
bauptfä(bli#en wirtfc&aftl. Sfjatigfeiten unb bie babei beteiligten ^erfonen,
bte SSerfe^rSeiitrtöjtungert, §anbel«gebräucbe u. f. f. in grojjen 3ügen öorfübren.
Dabei gebt man Don jenem betrieb au«, melier ben ©Gütern am nädnlen
liegt, bei 2anbf$ulen Oon ber Sanbwirtfchaft, bei ftäbtiftyn oom tfleinbanbel
unb ©ewerbe, befpredje Ijernad) bie anbern, unb [teile bie gegenfeitigen $e$ie«
buugen berfelben feft. 6$ ift eine grbfünbe im 93u(hhaltung5«Unterricht, bafe
man glaubt 3eit ju öerfchwenben, wenn man nicht gleich in ber erften ©tunbe
ein halbes Dufcenb ©efchäftSöorfäHe in fämtliche Sücber einträgt. 5)a8 $ferb,
ba§ beim ÜBettrennen im erflen Anlauf ben größten ©prung ausführt, fommt
in ber Äegel nicht juerft an baS 3W ©Etiler bleiben in ber 9uc$$al*
tung febr oft jururf, weil ihnen bie aHereinfacbflcn begriffe über bie Hrt be«
©efcbäftSbetriebeS fehlen.
8) Otiten »eiteren Vorteil bietet bte gcbuljrcnbe Seriicffidjtigung
ber ^ttlfSwiffcufdjaften. Sielen fcheint gerabe baS ©egenteil ber fjfafl ju fein,
©o fagtftlemid) in feinem ffatecbiSmuS ber faufmännifeben Buchführung: „$öie
in aQen meinen SBücbern oermieb ich nach TOglichfeit einen Aufenthalt bei
allen fonft in bie Buchführung mein* ober weniger eingreifenben £ilf8miffen»
febaften, wie Hritbmetif, 2Bea)felred)t u. f. f. Der Sernenbe fofl ^ier lebiglid)
ben Organismus ber Suct)fiir)rung fennen lernen ober bod) Antworten auf
einzelne ^fragen finben unb barf baber nicht burch anbere ßebrftoffe abgelenft
werben, ^ttr bie Belehrung in folgen Ofäflen gibt e5 ja anbere ßebrbücber.*
2öenn bariu ein Bornig liegen würbe, fo bitten ibn nabeju fämtliche Tutoren
erreicht, benn entweber bringen fie nur trocfene§ 53nct)r)altuiig§-TOatcrial allein
ober bann im Anhang ntfammenhangloä einige ©efa^äftdauffä^e, ^Dlünjtabeflcn,
Rechnungen, gefefclicbe Borfchriften, Börfenregeln, waS 9lfle5 fiUjlicf) weggelaffen
werben fann. wenn e8 in biefer ftorni Dorgefübrt wirb.
SBenn wir jebeS §ach für fieb betrauten unb oon ben anbeut berwanbten
abfchüefeen, fo machen wir babureb bem ©cbttler baS Berfleben fdjwer. ©o
wenig wir ba§ ©pen'alifieren, baS in feinem mobernen öftrem einen Raufen
oon Detailfcbriften beroorbringt, unter bem bie grofeen, allgemeinen ©eftd)t§=
punfte begraben werben, auch f$on in bie BolfS» unb 3OTittelfd)u(e hinein-
tragen bürfen, fo wenig wirb ber BolfSfcbüler gewinnen, wenn wir ihm ein
fnöd)erne$ BucbbaltungSgerüfte jur ©chau fteden, Oon bem man 9Warf
unb Pusteln entfernt, weil fie nicht nun ftnodpn gehören. 9Ba3 fich gegen*
feitig ergänzt unb erläutert, mujj ber ©d)üler aua) unter biefem ©efia)t«punlte
Digitized by Google
207
fennen lernen, fonfl wirb fein Äopf ju einem UJlufeum, in bem feine Orbnung
berrfdjt. Die §itfSmiffenf<haften mfljfen mir in ber ^Buchhaltung, wie in
jebem anbern Unterricht, mit ^ineinjie^en. 9hir auf baS „Söie?" fommt es
an. Wicht a(ö totes ftnhängfri, fonbern eben ba, wo eS ber 3ufammenfyina,
erforbert ober roo eS bie beffere ßrflärung eines SBegriffeS notroenbig macht.
6§ märe &ier inSbefonbere bie florrefponbenj 511 ermähnen, roelche bie ©runb«
läge ber Eintragungen bilbet, auf meiner bie gefchebene Buchung Dorgemertt
roirb, roährenb umgelernt bie Bücher auf biefelbe Söejug nehmen. Euch foQ
ber ©$üler j. 59. bie rechtliche 33ebeutung beS SBedrfelS unD ben ilnterfchieb
$mifchen ffiechfel-, ©chulbfchein* unb 99u<hforberung fennen u. f. f. „3u roenig
unb ju Diel, üerbirbt alles Spiel." 3n biefer 93ejiet)ung geflieht aber im
bieSbejüglichen Unterricht entfcf)ieben et)er 311 menig als 511 biel. DaS bisher
©efagte, fomie baS Befen ber Buchhaltung felbp febon begrünbet ben 9ten
Örunbfafc :
9) Der $ud)f|alfitng3iittrerrtd}t ift mehr uaä) oben ju oerlegen.
Die ^rimarfchule geroinnt baburch 3eit, bie fie in nüfclicher Seife für baS
Rechnen, inSbefonbere ba§ kopfrechnen u. f. f. bermenben fann, rooburch bie
ermähnten Übelftänbe ungenügenber Borfenntniffe wegfallen. Der ©djttler
muji eine gemiffe Keife im Denfen erlangt haben, beüor er an ben BuchbaltungS«
Unterricht herantreten fann. Diefe Äeife fann er burchfehnittlich in ben
obern Ataffen ber ^rimarfchule noch nicht haben. 3"bem lehrt bie Erfahrung,
bafc jene bie Buchhaltung grönblia^er berßehen, bie juerft bie doppelte unb
erß mubbft bie einfache erlernt haben. SBoflte man biefer Beobachtung
Stec^nung tragen, müßte ber Unterricht fdr)on auS biefem (Brunbe meiter nach
oben getragen merben, nicht roeil bie boppelte fernerer ift als bie einfache,
fonbern, toeil bei berfelben ein blofe mechanifcbeS Arbeiten abfolut auSgefchloffen
ift, roährenb eS bei ber einfanden fcheinbar möglich ift.
10) Der befoubere @barafter ber Sd)ule ift fo oiel als möglich jn
berücfftdjtigen. DaS (abliefet oie oerlangte Sielfeitigleit nicr)t aus. 3efct
geflieht baS jumeift nur bei ber tJfacbfcbule, 9Han fhreitet ftdj um einfache
unb boppelte Buchhaltung r)erum, auf maS man aber befonberS aufmertfam
fein foflte, als ben bebeutenbften ©efchäftSgang jenen aujufefjen, ber ben Schülern
am nächften liegt, barauf legt man menig ®emicr)t. Suchen mir j. 53. einen
Seitfaben, ber befonberS für TObdjenfdjulen geeignet märe, fo ftnben mir
fclbji mit ber „oerbefferten" Diogeneslaterne nichts. Die meiften Sehrbücher
merben biefeS BebürfniffeS nicht einmal im theoretifchen $eile geroahr. %6er
auch felbft 9Railänber glaubt bemfelben Rechnung ju tragen bureb &inf$a(tuug
eines HufgabenleljrgangeS für ein 2BeiBroarengefchäft, baS nach bem gleichen
SRufter ber (aufmännifchen einfachen Buchhaltung behanbelt merben fofl, roie
ber oor^ergehenbe (&fcbäftSgang. ber ein 6olonia(marengefa)äft en gros unb
Digitized by Google
208
en detail betrifft. — 6$ fommt ferner im ßeben fo oft cor, bafe ein 9ln=
gefteflter 9tebenberbienfte j. 9. Agenturen ^at. 3öürbe mic^ jemanb nach
einer ^tffür beregneten Anleitung fragen, fo tönnte ich ihm nichts anbereS
ermiebern als „(Sott Cob unb Dant, bafe ich (eine tyibt, fo bleibt mir
baS unnüfce ©uchen erfpart. probier eS felber, eine paffenbe §orm ju wählen,"
2öir finben jwar Büä>r genug, bie ben Titel „^rtoatbucbbaltung" ffl^ren.
Aber Titel unb 3ntjalt [\nh oft nicht miteinanber berfchwägert. Das gleite
gilt auch in Bejug auf bie Janbwirtfchoftlichen Buchführungen", bie meifi
ju febr an baS laufmännifcbe Büreau erinnern, ^unft 3 unb 9 fönnen
ba^er uifammengefaBt werben: Die ©toffauSmabl mufe für bie häufiger
»orfommenben Berufsarten eine reifere fein, inbem ftugleicb bie in-
bioibuellen Oeigentümlicbfeiten berfelben üoll jur Geltung foinmen,
bod) barf fie aud> nicht einfeitig fein.
2Bie bieS im ßeben fo oft üorfommt, bat man biefen OTittelmeg über-
fprungen unb ifl auf ben Gebanfen gefommen, nicht blofe bie Schule in ber
Gefamtbeit fonbern fetbft bie iubibibueHen Bebürfniffe beS Schülers im Unter-
riebt fetbft burcbgehenbS ju berüefftebtigen. 6o fagt Sachner in feinen Sehr«
beften : „Der Erfolg jebeS Unterrichtes hängt eng mit ber 2uft beS Schülers
an bem Bortragftüde «ifammen . . . 2öenn mir nun glauben, ein Wittel,
baS Sntereffe an ber gewerblichen Buchführung ju förbern, in ber Pflege beS
(Sinjel- ober Gruppenunterrichtes ju befifcen, fo gehen mir babei bon ber An-
nahme aus, bafe jeber fajon bem Berufsleben angeljörenbe Saxler, baS maS
mit feiner Belästigung in engeren Begehungen fiebt, lieber treiben wirb, als
anbere ihm ferner liegenbe Arbeiten, bap alfo beifpielSroeife ein Tifchler ben
Gang ber Buchführung feines Gehöftes mit fefjr biel mehr Aufmerffamfeit
oerfolgen wirb, als jenen eines anbern Berufes." 3U biefem 3wecf rät er,
bie Schüler in ©nippen ju teilen unb für fta) ui befestigen. Um bieS
ermöglichen, foO ber ßeljrer beS DiltierenS ber Gefd)äft§Dorfclfle burch Sachner'S
Meftc enthoben werben, fo bafe er unmittelbar mit bem Gruppenunterricht
beginnen fann. (2öo eS angeht, mag er allgemeine (Srflärungen geben.) ©enn
nun bon anberer Seite biefeS ^ßrinjip üerallgemeinert werben wiQ, fo beweist
baS biel UnfenntniS, ba eS in ber ^JrarjS nicht einmal für gewerbliche Spulen,
gefchweige benn für anbere, Durchgeführt werben fann. Die boflflänbige Tren-
nung btr einzelnen Gruppen wirb aus praftiferjen finanziellen Grünbrn niebt
möglich fein. 2Bie man bie einzelnen Gruppen neben einanber unterrichten
fann, leuchtet mir nicht ein, ba Art unb ftnjaljl ber Büd^r, bie boch befprodjen
werben müffen, berfchieben fmb. ßinen 2Binf aber geben uns Sad)ner'S Be-
mühungen. SDenn eS nicht möglich ifl im Unterricht bie inbibibu eilen
Bebürfniffe ju berücf fichtigen, fo fönnen wir bieS bei Erteilung ber
Aufgaben thun unb jwar inSbefonbere an ber ftortbilbungSfchule.
(8rortfefrung folgt)
Digitized by Google
- 209 -
(jftnigtg über btc /ortbilbuitjj ber Jeljrrr.
CaSon J. A. D., Sdjrer in 8fr.)
(6<hlu&.)
4. ßin weitere« unb fehr roid)Hge§ ^ortbilbungdmittel ftnb bie Kon«
ferenjen. $iefe, im rechten ©eifte geführt, trogen jum erften roefentlich
boju bfi, bie Verbinbuitg ber Celjrer initeinanber unb ber ©dmle $u ihren Vor»
gefegten ju üermitteln unb einer fegenSreichen ^^ötigfeit ju üerhelfen.
3um jroeiten ftnb fie bortreffliche VelehrungSmittel. Um aber ben richtigen
Wu^en barauS 511 jiehen, müffen felbftberftänblich %fftma\t au§ bem ©ebiete
ber Sdmle gerodet merben. $iefe8 ©ebiet ift ja [0 groß, baft man glauben
foüte, megen beS Stoffes nie in Verlegenheit tommen ju müffen, unb boctj
icheint bie§ fu* unb ba ber ^fafl $11 fein. 2Benn auf einer Konferenz baS
^henta bllx Vetjanblung fommt: „28a§ ift ©ott", roie e8 thatfächlicf) bor*
gelommen ift, fo lann man 311m oorauS beurteilen, mit meinem 9?ufcen bie
2ehrer auSeinanber gehen. %ich unferer Anficht bringen bie Konferenzen
mit ^robeleftionen berbunben ben größten Wufcen. Daju [\nt mehr bie
Ärei§« ober ©pejialfonferenjeu geeignet, too (eine ju gro&e Anzahl bon
Seljrern fich jufaminen finbet. 2Bir tenneu Greife, roo fötale fchon mit bem
größten Wujjen eingeführt ftnb. $a lernt man am beften bon ben anbern,
roie man Schule halten fofl unb roie man eS nicht machen mufo. 3n ber
bem »eferat folgenben ^iSfuffion roerben alSbann in friebliä>r unb rooljl»
mcinenber Söeife bie Cehrprobe befprodjen, bie gehler in foflegialer ©üte gerügt
unb ba« mufterhafte Verfahren h«borger)oben unb für firt) felber al« Veifpiel
mit ^fimgrnommrii. Solche Konferenzen bringen mehr Stuften, als halb*
WgigeS £erumfchroefeln an nichtStaugenben Zty\tn.
Sehr ju empfehlen finb mit ben Konferenzen berbunbene fiefebereine.
S§ befifct je&t faft jebe KreiSfonferenj eine Vibliothef, bie fogar bom Staate
in pfcuniärer Vejiehung unterftüfct ift, roie j. V. in ©raubünben. $a ift bem
Lehrer bie Venujwng umfangreicher unb foftfpieliger Söerfe, bie er ber
Äoften roegen fa>uen roürbe ficf> anjufchaffen , jugängliö) gemacht. Barum
lönnten nicht auch päbogogifche ^itfchriften bom ßefebereine auS gehalten
roerben, um bie Koften ju erfparen?
2Öo ferner (oflegialifche ©efiunung unb Siebe zur ftortbilbung hmfchi,
flehen ober foflten gegenfeitig bie Vücherfammlung ber Kollegen jur Verfügung
fabelt. S©o enblich ber ^farrgeiftliche fich un* bie Schute unb 2Beiterbilbung
öeS SetjrerS betümmert, unb roo ©eiftliche unb Seljrer einig gehen, flehen
bie Bücher brt erftern bem fiehrer natürlich in f?h? betbanfenSroerter 2öeife
uir Verfügung. 9Jlan fief)t alfo, baß Vüchermaterial jnr Söeiterbilbung
otjne grofeen tlufroanb bou ©elb hfrbeigefa)afft roerben (ann, roenn guter
©ifle unb (Sinigfeit nicht berbannt roerben. —
Digitized by Google
- 210 -
III.
Die ftortbilbung bcr Sefcrer beruht alfo bielfad) auf bet ßeftüre aus
guten 93üa>ru unb 3*it^riftrn. «Rur muß bie fieftüre richtig ausgewählt
unb jmedmäfeig betrieben roerben. $ie SBeflrebungen berer fann man aber
weniger toben, weld)e plan-- unb regellos bon einer Settüre jur anbern übtx-
gef>en, bie berfrt)iebenartigften Übungen narl) ber wed)felnben Saune borne&mfn.
2Benn e* biefleid)t fola)e Setjrer gibt, bie ein Derartiges Verfahren als im
Dienfte bet gortbilbung erad)ten, fo finb Tie auf bem §oljweg. Sinen folgen
ftleifc nennt man gefcfjäftigen Etüfeigang, ber roeber baS (Semüt befriebigen
fann, nod) bie gortbilbung förbert. §r oerurfacbj im ©egenteil bem ßefjrer
grofee unb unnötige Ausgaben, fütjrt ifjn ju jener Öefefudjt, meldte un«
befd)äftigten fträuleinS eigen ift unb als blofeer 3^itt)ertreib angefetjen wirb,
weldjer aud) ber redeten ©eifleSarbeit entgegen wirft, fyxntx rairb burd) bie
3Mefleferei baS 3ntereffe für ernfte ©tubien gelähmt unb julefct Überbrufe
au ber geiftigen ftortbilbung berurfad)t. $atjer fofl in feinem Qfadje baS
oberflätfjlidje Cefen beS einen ober anbern 33ud)e§ oorfommen ; benn bie ©Übung
förbert nur bie mieberfjolte Durdmafjme beSfelben mit ftrenger Slufmertfamfeit
unb grünblid)er ftorfdmng. 2Benn ein Sud) gelefen ift, foOte man im ftanbe
fein, ftd) über ben ^nr)a(t 9red)enfd)aft ju geben unb namentlid) ftd) ber
©teilen, bie einem (er)rreid)er unb nüt}lid)er Dorfommen, belaufet fein. Um
biefeS 3ift Su «reiben, foflte ber aflbetannte, nü^lictjc, aber roenig befolgte
(Srunbfaf) in ftnwenbung gebraut werben : „3öer lernt, lerne mit ber t^eber
in ber $anb." Darum fofl, nod)bem ein 9lbfd)nitt gelefen, über ben 3ntyalt
eine Überfd)rift gemalt roerben, b. f). man fofl einen Wbfdjnitt in einen
ober in mehrere furje ©ä&e jufammenfaffen. 91uct) fann man ftd) ßefefrüd)te
erfteflen, merfen unb in ein befonbereS #eft eintragen. Auf biefe 2öeife wirb
baS empfangene ©ut in eigenes SSefifctum umgewanbelt. Senn man aber
ein oon ®ott begnabigteS ©ebäa)lniS befifct, fann man bie ©ad)e moljl ein«
feiger anfteflen. 9tad)bem ein Tluffafc ober ein ganjeS 33ud) gelefen, gebe
man baS 3nbalt§Derjeia)ni§ Sorgfältig burcr) unb reprobujiere im ®ebäd)tni«
noeü, einmal $unft für ^unft ben ganzen 3nt)alt. Wan Ijüte fia) jebod),
feiner ^ntefligeuj ju biel anjubertraiieu unb gebraute forgfältig bie Wittel,
bie ju einem gewiffen 9cefultate führen.
5öie oiel 3eit fofl nun ber ße^rer für feine ^rtoatftubien anwenbeu '?
J£>ier ift rootjl ferner, beftimmte ©renken ju jieljen, inbem bie oerfd)ieben-
artigften 5Jerl)ältniffe obwalten. Wand)e ßefjrer fönnen nur für bie ©d)ule
leben, anbere müffen ju pefimiären Webenbefcfyiftigungen greifen, um ein
anftftnbigeS Düfein friften ju fönnen. Don Bosco, ber grofee ^ilantljrop,
batte in feine ©tatuten aufgenommen, bafc feine Sefjrer wenigflenS brei
©tunben täglid) bem ©elbftubium obliegen müffen. Giner Verallgemeinerung
Digitized by Google
- 211 -
biefer SBorfärift möd&te moljl ni<$t ba« Bort reben unb jwar au8 ben
angeführten ©rünben. fei aber bocf> erlaubt, eine allgemeine Kegel auf»
aufteilen. 3eber ßeljrer, bem feine ftortbilbung, ber gfortfä^ritt feiner ©ä)ule
unb ba« Söoljl feiner Mitbürger am ^erjen liegen, fofl im $ura)f($nitt
memgften« eine bis anbertyalb ©tunben tägliä) feinem ^ßrtoatftubium obliegen.
3e weiter biefeä Minimum au£gebetjnt wirb, befto mefjr tonnen mir ben
betreffenben ße&rer beglüdmünfä>n.
*
Beginne nur immer frifö bomit, mit jebem Sä)rilt weiter wädjfi bie
Sreube unb ber ©enufj ; eß wirb aflmäljlig au§ Arbeit eine (Srfrif$ung unb
geiftige (Sr&ebung. „Die ©tubien loden burd) fiä) f elber bie ©eijler an unb
reiften aOe burrt) iljre Süfcigfeit ju fid) fjir.."
©ebe ftdt) alfo feiner mit bem ©tanbpunfte geiftiger unb filtlidjer 93ofl»
lommenljeit, auf bem er eben fteljt, juf rieben, Srmedt ber 2el)rer unb befjält
er baS t&atfräftige Verlangen no# roafyter SBeiterbilbung in jeber £>infid)t, fo
wirb ifttn biefe audj $u teil, benn „£>in fommt ni$t, wer bie Seiter madjte,
fonbeni wer fie befteigt." (Öeffing.) Der ßeljrer Ijat burdj feine ©elbftubien
nud) bie fcfyönfien Littel gegen bie Sangemeile. Wud} baß einzige Wittel, einen
9Renf$en waljrlfaft glürtlicf) ju madjeu, feljrt ein, nämlid) ber riebe be3
£>er$en§. 3ufrif0en ift alSbann ber Sefyrer in ber befdjeibenften Stellung;
bie Ungebulb unb bie Unjufrieben^eit, (Sigenf^aften, bie man oft nirf}t mit Un*
recf)t bem ßefjrer bormirft, merbeu üerfd&minben. 9lua) ber $)anf unb bie Söert«
|d)ä funig Don ©eiten feiner ©djüler, ber Altern, SJorgefefcten unb aller ber»
nftnftigen 9Renfa)en werben iljm ju teil.
Erfüllt alfo ber ßeljrer feine W^ten, au# was bie ftortbilbung an«
belangt, fo wirb er ni#t fo balb wegen geringen Unjufömmlid)feiten ober eine«
geringen materiellen ©eminnS wegen feiner ga^ne untreu werben; er wirb
auS&arren, fo lange feine Gräfte e§ erlauben im eblen Berufe ber 3ugenb»
bilbung, unb julefct erfüllen fl<$ n« $™ 2Borte, bie einem magren
Sugenbfreunbe gebühren :
mQ:t bat geftrebt unb geftritten,
$?at aud) geirrt unb gelitten,
ftber bis juint ©rabefiranbe
93Ueb er treu bem ßeljrtrftanbe.* —
95on 8. ßefcrer in O.
2Benn ber ftrfiljling mit feinem Vogelfang, SBiefengrün, ©lumenbuft
unb feiner f£arbenprad)t ßinjug bält unb ben eifigen Worbwinb jum Sanbe
^inauS jagt — bann f}errf$t auä) in unferm ©ä)ul$immer ein gar emftge*
Digitized by Google
- 212 -
Dtütjren unb Staffen. $8 ift wie an einem ©amftag Wac&mittag, wo bie
reinliche unb orbnungSliebenbe £au8frau ibr flüa>ngef<t|irr fa>uert, bamit
ber naf>e Sonntag fiaj labe an bem ©piegelblanf beS mäbrenb bet 2öoaV
gebrausten HrbeitSmaterialS.
flucti beS CebrerS «Sonntag — Don Dielen freilid) nid)t 511 biejem töange
erboben — rfidt tjeran — baS gramen. $>amit aud) bei biejem ftfjfc ficb
bie Salute in oorteilfjaftem ßicbt jeigen fann, regt ber geftrenge S^ulmeifter
feine £>änbe mit erneutem gleifee. $a unb bort wirb gefeilt, t)ie unb ba
eine Ciide auSgebeffert, EerfäumteS naajgebolt, WaajgebolteS ergänzt unb
DerDollftänbigt. Repetitio est mater studiorum. — tiefer gemife aflerfeitS
als ejiflenjberedjtigt anerfannte ©a| Derleifjt ber oielfad) müfjfamen Arbeit
beS Sehers unb (SrjiefjerS neue Schwunghaft.
Unb bod) glauben mir, bafe er in ber 3eit Dor ben Dramen nur atlju
ftarf betont, it)m in einem aflju grofeeu Umfange nachgelebt wirb. 53ou ibr,
ber 2Bieberf)olung, erwartet oielerortS monier Seljrer nur ad^u Diel £eil.
©emife roirb fie mannen prunfen (äffen, feinem £et)rta(ente werben fd)meid)el*
fjafte Pomplimente gesollt werben. Aber, ob alles ©olb ift, was ba am
gegebenen $age gtünjt — ein gewiffentjafter ^Beobachter wirb baS eble Dletafl
Dom uneblen balb untertreiben fönnen. "Ser ©rofeteil, ber in baS innere
be§ ©etriebeS nic^t mit gleicher ©ebfd)ärfe 511 Dürfen Dermag, läßt fid) Dom
©lanje blenben, wähnt ©olb ju fefjen unb fyai nur Weffing Dor fid).
gfir ben 2et)rer ift e$ Derlorfenb, biefen 28eg einjufdjlagen. (5r fann
fia) monier forgenooflen ©tunben mäbrenb beS 3af>reS entheben; ein par
SÖodjen tüchtig gepauft unb gebriflt — , unb am ^rüfungStag läufts wie am
©djnürchen.
(Sin gewiffenfjafter Arbeiter auf bem frönen, wenn auch geitweife bornen>
Dollen f^elbe ber 3ugenbbi(bung wirb nie 311 folgen Wittein greifen, fich mit
($det unb 9lbfd)eu Don ihnen wenben. 6r weift, bafe eS ftrenger Arbeit unb
jäher fluSbauer bebarf, wenn er feine 5berufSpfIichten nach Sßiffen unb ©e*
wiffen treu erfüllen will. $)a3 3'e'» welches er mit feineu Sattlern erreichen
will, fleht ihm mährenb beS Schuljahres immer lebenbig Dor klugen; (angfam,
Schritt um Stritt, forgfältig auf baS Vorhergegangene aufbauenb, bie
Derfdjiebeu laufenben gäben innig unb inniger Derfnüpfenb, bis ein Dauerhaftes
©ewebe entftauben ift, fteuert er bemfelbeu ju. Unb trittft bu Dor bem
Gramen in feine Sdmlftube, fo finbeft bu nichts Don bem Mafien unb 3agen,
Don ber namenlofen Rauferei, welcbe geeignet ift, bie Schüler ju Derwirren
unb ihnen jebe ßuft ju felbftänbigem Suchen unb ginben ju rauben. S)er
ganje Dielräbrige Scbulfarreu rollt im gewöhnlichen WtltagSgeleife einher nach
ber belannten $eDife: ßangfam, rubig, aber fia>r. ^r Seljrer wirb mit
feinem SBorte auf bie in fo unb fo Diel 2öoa)eu ftattfinbenbe Prüfung auf*
Digitized by Google
- 213 -
mtrtfam matten, lächerlich würbe eS ihn bebünfen, burch biefeS Littel bas
3ntereffe bet ftinber erhalten ju fönnen. (5r roeife, molnn er fich menben
hat, worauf er fein £>auptaugenmerf richten muß, um Sebenbigleit unb
Hufmerffamleit in bie 9täume be§ ©clwljiminerS ju pflanzen. 2tm 5Borabenb
teilt er feinen @$ülern mit: borgen berlangt man Don und Kechenfchaft
über bie roäljrenb beS ^a^red geleistete Arbeit. SQBir fürchten uns nicht ; mit
friföem 2Wut unb frohem <8inn fommen mir jur Prüfung. Saut unb
beutlich antwortet jeber auf bie fragen beS (JraminatorS. Unb ift baS
(Sramen Dorbei, fo ruhen mir gerne Don unferer Arbeit einige $age aus, unb
nndjfjer fangen mir baS neue 3ahr mit neuer 3"betfiö)t miebet an.
(Sine fold>e ©djule mufe baS ^)erj eines jeben, bem baS 2Bot}I ber
heranmachfenben 3ugenb etwas gilt, erfreuen.
Unb fällt baS Sjamen auch nic^i ganj nach SÖBunfcf} aus, ber Öeljrer ift
beruhigt, er meife, bafe er feines Amtes geroiffenljaft gemattet &<it. $iefe innere
53efriebigung gilt ihm mehr, macht ihn glüeflicher als bie (£itel!eit fchmeichelnber
Cobrebnerei. ©tili unb geräufajloS ift fein 2Bir!en, ebenfo ftifl möchte er bie
3früa)te beSfelben reifen feljen.
2BaS mir über bie Äepetitionen fagen moflen, Hefte fi<h in folgenbe 2öorte
faffen :
SBaue auf folibem ^unbamente langfam, aber mit rechtem ÜRateriale auf,
roirber t)ote fleißig mährenb beS 3ab.reS — monatliche Otepetitionen
mann empfohlen — bann braudjft bu Dor bem Gjamen beiner ©dniler ©e*
bädjtnis nicht in unerlaubter SBeife in Wnfpruch $u nehmen. ©anj f$id(ia)
unb gewife nufcbringenb ift am (Snbe beS ©chuljahreS eine ©eneralrepetition,
eine ^)eer|a)au über bie getane 3af)re$arbeit. 9lber biefe Dofljielje fia) nach be»
ftimmten @efia)tspunften , bebinge eine neue Verarbeitung beS Stoffes burch
bie ©chüler. 60 bleibt baS 3ntereffe wad), ber SJorfteflungSinhalt mirb nach
allen ©eiten p&lung erhalten, bie geiftige Rraft ber 3&günge wächst, baS
gewonnene SBiffen mirb jum jeberjeit frei berfügbaren ßigentume. Unb biefeS
Sewu&tfein ber Äraft ift ber Vrennpunlt, aus meiern Strafen in baS 2BiflenS«
leben gelangen. — 3>aS ift ber 2öeg jur Gharafterbilbung.
Ob bie (Sjamen gänzlich abjufdjaffen ober beizubehalten feien, ift eine
in neuerer fy\t oft biSfutierte Streitfrage, hierüber finb bie ^Infic^ten unferer
Se&rerfc&aft geteilt. S5on Dielen Derbammt unb als nichtSnufcigeS 3nftitut
aus früheren 3«*f" fi"em balbigen WuSfierben anheimgemünfeht , finben fi<
ebenfo marine Verfechter unb ^Befürworter. 2öenn mir auch jugeben, bafe bie-
felben mancherorts ausgeartet unb ju einer ecfelhaften ^ßebanterie herunter*
gefüllten finb, fo möchten mir ihnen boch nicht jebe $afein§6erechtigung ab»
fpiechen. 92ur müffen fie auf gefunbere SBalmen gelenft werben.
Digitized by Google
- 214 -
©ttnföenSmert, ja energtfch 511 forbern ift nach unferer Anficht, bafc
bie Sajation ber Schule unb beS ßefjrerS nicht Dom 3Rcf u I täte
beS ©samenS abfange, nicht Don ihm biftiert roerbe.
©äljrenb beS 3ahreS ift beut 3nfpeftor genug Gelegenheit geboten, fid)
über ben Stanb ber Schule orientieren, unb maS bie ^Beurteilung ber
metljobifchen ^ähigteit beS fichrerS anbelangt, wirb baS Sgamen faum ber
richtige 3«tbunft fein, mo ber ^nfpettor biefelben am beutlichften ju ®efta)t
betommen fann. $a8 Sehroerfahren ift ein anbercS, wenn JReprobuftion
befannter Segriffe erhielt werben urifl, als wenn eS fid> barum hanbelt,
bem Äinbe auf naturgemäßem 2Bege neue Segriffe beizubringen.
(Sin jeber Schulmann tann aus Erfahrung bezeigen, baß ber NuSfafl
einer Prüfung öon fo bieten, zufälligen Momenten abhängig ift, baß
mir eS als gerabeju ungerecht Derbammen müffen, wenn nur baS Äefultat
biefer Prüfung Schule unb ßehrer tariert.
Sehr ju begrüßen märe beSljalb eine 93erorbnung — mie fie unfereS
SQBiffenS Solotfmrn befi^t — roelche ben 3nfpeftor berpflichtet, bie ifjm jur
Beobachtung unterfteOten ©Ovulen monatlich ju befugen. So, unb nur fo,
ift eS bemfelben möglich, über ben Stanb ber Schule in phtyifcher, intedettuefler
unb moraüfdpr Jpinfid)t, über ben £eljrgeift, ber in berfelben tjerrfct)t# über
$ef)ler, roelche bem ©ebeihen ^inberlia) in ben 2Öeg treten, ein annähernb
richtiges Urteil ju fällen. So ift er im ftanbe, ein reichhaltiges Material
ZU fammeln, welches ihn befähigt, feine gegebenen HuSfagen mit %t)atfa<t)tn
5U erhärten. $)er anbere urteilt oberflächlich, ungerecht nnb roirb fich auch
bor ber Jfritif nicht zu Derteibigen roiffen. Uns fchmebt immer Dor Äugen,
ber ßyamentag fofle ber ernflen Jahresarbeit einen mürbigen Äbfchluß Der«
leihen, inbem er ju einer 2lrt Schlußfeier mit Mlamation unb ©efang
geßaltet roirb, alfo auf bie amtliche Saration feinen Einfluß ausübt. —
§S fei uns geftattet, baS im flanton St. (Sailen übliche ©erfahren punfto
Prüfungen ju ffijjieren: 3eber politifche SBejirf befifct einen SejirtSfchulrat
Don roenigfienS 3 Witgliebern. tiefer übt Slufftcht über Schule, Öehrer unb
OrtSfchulräte unb erftattet ber Oberbehörbe, bem ßrjiehungSrate, bieSbejüg»
liehen Bericht. 3eber SezirtSfchulrat befugt feine ihm zugeteilten Schulen
jährlich menigftenS zwei mal unb bezieht bafür ein Saggelb Don 5 gr. unb
»eifeentfehäbigung. 53iS SRitte ÜWärz t>at ber fiehrer zu Rauben beS Shirts«
fchulrateS einen fa)rift(ichen Sehrbericht auszuarbeiten, ber ben 3"fbeftor über
ben behanbelten Stoff gehörig orientiert. 9hm fagt bie fchriftliche Prüfung :
31uffa$ unb Söfung einiger (circa 4) 9technungSaufgaben. $ie 2Bohl ber Auf»
fa^themata fleht bem 3nfpeftor zu. SRechnungSaufgaben roerben ben Schülern
gebrudt (ä la SRefrutenprüfung) zufleffcflt, finb alfo für ben ganzen flanton
Digitized by Google
- 215 -
txrbinb(ic$. 63 werben $roei Ausgaben beforgt : a) für ©anajahrfdjuten, b)' für
3d}ulen mit bertürjter Schulzeit.
liefet Qlobus gefällt uns im ganzen nicht übel, er bringt etroaS Einheit
in baS tprüfungSöerfa^ren ; felbftüerftänblich tann aber fo bie ^nbioibualitüt
ein« ©djule nicht in ganj gebührenbem ÜRafee berüdfichtigt »erben. 3mmerhin
jieh«u mir biefeS Verfahren einem folgen, roo Saune unb VMOfür, oft fogar
ntx$ etma3 anbereS, baS mir lieber nicht anführen, bie Aufgaben {teilen,
roeit bor. 9tur motten mir roünfchen, ba& auch überall gleich »erfahren
werbe; nach unferer Wnftcht ift eS ungerecht, menn ber eine 2ehrer bie
ftujfa$tt)emate unb ÄechnungSaufgaben bor ber Prüfung mit ben Schülern
befpredjen barf, ein anberer aber ben SRunb fein ftifle ju galten hat. ©leicheS
ffe<$t für alle!
$ft fchriftlichen Prüfung folgt bie münbtiche, an welcher ber VejirlS-
l'^ulrat ebenfalls teil $u nehmen hat- ©eroife roirb nicht ju biet bedangt,
wenn man forbert, fdjriftliche unb münbliche Prüfung bürfe nicht an bemjelben
§albtaa,e flattfiuben. $a8 ^iefee benn boch ben jugenblichen ©eift empfinblich
mattraitiren.
^luS ben nun bei €>d)ulbefucc)en unb Prüfungen erhaltenen Einbrüden
tariert ber Vejirtefchulrat ©dmle unb Sehter, arbeitet einen Qgamenbericfyt
qu3 ju §anben beS CeljrerS. Seiber fyai biefer Vericht ben Qre^ler, ba| er
gewöhnlich ein Viertetjahr £U fpät an bie genannte Wbreffe gelangt.
3um ©djluffe motten mir auf eine Übung einiger VejirfSfchulratS-
loflegien aufmerffam mad/en, meiere auch an anbern Orten Nachahmung
berbient.
91m Vorabenb be§ EjamenS erhält ber Cehrer einen ^rüfungSplan
(Stoffbeßimmung für jebeS einzelne gach). früher beftimmte ber 3nfpettor
ben ^rtifungSftoff jeroeilen, menn baS betreffenbe $ach an bie fteihe fam.
$em Sehr« auch nic^t bie 3eit bon einigen Minuten jur Vorbereitung
gegeben. 5Jun jagte man fi<h, roenn roährenb beS Lahres fietS pünftliche Vor«
bereitung geforbert roirb, macht eS einen bemür)<nben Ginbrucf, menn gerabe
am (gramen, unter ben fcufpijien bes 3nfpeftor8, biefe gemifc berechtigte gorber»
ungen mit ffrüfeen getreten roirb. $e§halb alfo roirb burdj 3"f*nbung *>e«
GjornenplaneS bem Sehrer bie TOglichfeit geboten, auch an biefem Hage baö
6<huljimmer borbereitet ju betreten. SCÖir empfehlen biefen SJiobuS auch
Sehern unb ^nfpeftoren anberer Vejirte $u gelegentlicher Einführung aufs
oftte.
Digitized by Google
- 216 -
Eibgen off cnfcfjaft. (ßorr. - r.) Die Umgebung ber Äautone burc£ ba§
eibgenöffifche ftatiftifche 93ureau, baS leinen Fragebogen bireft an bie Seljrer ber
öerfdjiebenen Kantone Derfanbte, bat nicht nur im Danton Sutern . fonbern
auch in Derfdnebenen anbern ßantonen ber Schroeij Unjufrifbeii^eit fjeröot-
gerufen. Das Saterlanb berietet:
3m „Wibroalber 93oli8blatt" macht $x. Don Wb, barauf aufmerffam,
bafj ba§ ja ber reinfte ScbulDogt fei, roelchem man im 3abjc 1882 bie 11) uro
geroiefen habe. Dem ftatifiifchen 5Jureau unb ben 53unbe§organen überhaupt
fomme baS Stecht ju einer folgen Unterfuchung gar nictjt vi, unb jebenfaü*3
hätten jte fic^ in erjter ßinie an bie Sdmlräte unb SrjiebungSbeböroen unb
nicht bireft an bie 2ef)rer flu roenben. „WcüJS für ungut", f abliefet ber
immer IjumorDoUe 2öeltüberblider ; „aber fjier fagen mir mit aller (Sntfchieben-
t>eit : „„»tji, gang mer ab ber 93Dge!""
9luch in ber melfct)cn Schroeij hat fich gegen baS Vorgeben beS ftatiflifctjen
58ureauS Cppofilion erhoben. 5Bor einigen 2agen berrichtete ber „WouDeflifte
5Bauboi§", ber Staatsrat oon SöafliS tjabe feinerfeitS bie Öebrer eingelaben,
(eine bi reffen Mitteilungen nach Sern gelangen ju laffen, ba man ticr
nicht über bie tantonalen 3nftanjen fyätte funroegfchreiien foflen. DaS roaa&i»
(änbifaje Organ felbfi fügt bei: „Der Staatsrat Don SBalliS ift im
JRecht. Die Zfyatfafy, gegen bie er proteftiert, jeigt abermals, roie un-
geniert man in Sern oft mit ben ßantonen umgebt. 9ln geroiffen Steden
finbet man es ganj natürlich, biefelben bloße Stattbaltereien, ja als minbere»,
ju beljanbeln. 3n 2öaabt Ijiitte baS 3irfular beS ftatiflifdjen SBureauS
nicf)t nur nicht über ben ftopf ber ÄantouSregierungeu (jmroeg erlaffen
roerben foQen, fonbern eS mar an bie ©emeinben \u rieten, Don melden
bie Schulen abfangen. Der Öeljrer ift ein bureb, bie Munizipalitäten unb
bie Schulräte ernannter '«Beamter. Sache biefer SBebÖrben ift eS alfo,
fragen, roie bie Dom ftatiftifchen -Bureau geftellten, $u beantworten."
Sluch in ben „©larner Wachrichten" läfet fich eine tabelnbe Stimme über
baS $)ineinregieren beS SBunbeS in baS fantonale Schulroefen hören:
„Der l)ohc fchroe^erifcht SBunbeSrat hat ben totgeglaubteu eibgenöffifcheu
Sd)u(Dogt burdf) baS Mebium ber eibgen. $urnfommiffion jum Seben erroedt.
3m 3a|re 1895 foflen jirfa ein Dufcenb eibgenöffifche Surninfpeftoren,
beren Warnen bereits befannt gegeben finb, bie fchroeijerifchen Sehrerfeminare
abfilmen unb beren ßöfllmge auf baS Surnen prüfen. 3m folgenben 3aljr
ioflen bie föeal- unb Sefunbarfchulen unb im 3a^r 1897 fämtliche primär-
faulen beS lieben SchroeijerlanbeS, jirfa 8000 au Saty burd) SBunbeSorgane,
fogenannte ®urm>, Sauf» unb Äletterfpione auSfpioniert roerbeu, beren eS
l)ier roob,l ein par £)unbert erforbern bürfte. 9lber roir benfen, fo fd>nefl
fdne&en bie ^rennen Dorf) ni$t. Sollten bie ÄantonSregierungen roirflicb
nid)t ben Mut haben, ben Herren in Sern unter ber £>anb nahe ^u legen, baß
fie ]\\ biefem Vorgehen nicht berechtigt finb, fo bürfte eS im Sd&roeijerlanb
noch b,unberte Don Scf)ulbef)örben unb aua) 2eb,rern geben, bie bem eibgen.
Sdmlinfpeftor einfach bie lljüre roeifen roerben. Der öunbeSrat roirb eben
mit Äecht bie Erfahrung machen müffen, baß fich nicht aQeS in fo brutaler
Digitized by Google
- 217 -
SBeife beljanbeln läfet, rote rocilanb bie gutmütigen — bereiten eytra geprüften
unb ju leicht befunbeuen Sebrerrefruten , roelcrje ficr), roie bie jii bummen
6d)roQjerrefruten, in bie ©troffolonie nad) Gajenne fanden loffen."
— Anfang« biefeö 3abre8 erließ bie ftommiffion für Pflege beS üater*
länbifcben «Sinne« ber ©dnoeijer. (gemeinnützigen ©efefÜ^aft an bie fcmtonalen
SraieijungSbireftionen ein ^irfnlar, inbeiu fie aufmunterte, bie jroei Silber
bf5 iellbentmals unb be» ^ßeftalo^ibenf matS für bie ©dmlen ju
befdjaffen, unb fteflte einen fer>r rebujierten ^3rci« für bie beiben Silber
in 21u§fid)t.
— $er interfantonale Cetjrertag in Ölten bot nad) längerer 1)iS«
fuffion ben Antrag ©ajj angenommen, melier Don ber eibgen. öcrjörbc
befinitioe grlebigung ber Lotion Gurti, aufgebaut auf bem Programm
Seffent, mit 3ub«fi#t unb Vertrauen erroartel — ebenfo einen 3u[a£«
antrag: baS (Sentralfomitee möge erforberlia^en jvail» eine 93olt3beroegung
anftreben. $)i§fuffion fofl eine belebte geroefen fein.
$ie rabifalen „Wrgauer Waty." bemerfen über biefe ganje JBeroegung:
„2Bir erbliden in ber Agitation ber 2et)ier nur ein nufclofeö 9Kanöüer.
^ßolitifdje unb finanzielle ©rünbe fpredjeu jur Qtii 9fÖen 0fn beförberlia^en
ßrlafe eines $unbe§befd)luffe§ betr. ©ubbentionierung ber 33oltefd)ule. " — 3n
ber 5Jefa)ränfung jeige ficr; ber Sfleifter.
— 3uc 93erboDftänbigiing beS 9lftenmaterial§ ü6er ba§ fct)roeij. Sdml*
roefen laffen mir ben Fragebogen beS eibg. flatiftiföen 5JüreauS an bie titl.
2ebrerfcb,aft ber fd>roeij. ^riinarfc&ulen roörtlid) folgen :
1. Sßrimarfcbule in ÄmtSbcjirf
2. Aabl ber ©djüler unb ©cbülerinnen am Anfange be« 3abre8 1895: ....
3. $)urd)fcbmMirf>e 3af)l ber »inber per Waffe ....
4. $ie größte Entfernung oom SBobnorte ber Scbulfinber bi& jur ©ajule beträgt:
km ober SBegftunben
5. vJlnsal)[ ber 2 dinier, lucldie Dom elterlichen §aufe bi-> m ©djule über l 2öeg=
ftunbe jurücfyulegen baben: ....
6. «nja^l ber Sdjüler, we(d)e oom elterlichen ftaufe bi& jur ©d)ulc über V,, aber
unter l SBegftunbe jurürfjulcgen haben:
7. SBefinbcn fich in 3b«m Scbulbcjirfc 2Bege (fpcjiea im Sinter), tuclcrje für ftinber
fehmer gangbar finb: ....
8. Sie Diele Sfinber oerfäumen aeitWcifc biefen Sinter bie <Scbule in ftotge ber
Witterung unb wegen ber Ungangbartcit ber Segc? ....
9. Ste Diele flinber oerfäumen jeitroeife biefen Sinter bie ©cf)ule wegen maugel=
hafter ©etlcibungV ....
10. Sie oiele Äinber oerfäumen jeitroeife biefen SBinter bie Schule wegen ffran!«
heit, bie man ber mangelhaften ©rnäbjung unb pflege auftreiben muß? . . . .
11. 3ft bei 3bnen bie Einrichtung getroffen, baß bei fchlecfjter Sitterung weit ent*
fernt wobnenbe SHnber über Wittag in ber ©djule bleiben tonnen? ....
Senn ja,
a) Sic oiele ftinber benüfcen biefe ©elegenbeit in gegenwärtiger 3eit? . . . .
b) Selche ßofalität wirb ben Äinbern jum 9JKttag«mahl angemtefen? . . . .
c) flu» was befielt ber ftauptfachc nach ba« Wittagdmabl, oaft ben Sliubern
oon Mmn'e ans mitgegeben wirb? ....
S2Bie oiele fttnber bnngen ungenügeube Slabrung oon §aufc mit 8 ....
eftebt in 3brer Drtfdjaft eine Holföfücbc, in welcber bie »inber w aWittag
fpeifen (önnen? ....
2Bie oiele benü^cn biefelbe? ....
13. 3ft in 3b«r Schule »orforge getroffen, ben armen Äinbern Spcifen unent.
gcltliä) ju oerabfolgen? ....
Digitized by Google
- 218 —
23enn ja,
a) SBerbeu biefclbcu baß ganje 3a&r fcinburd) ober nur im SSBintcr oerab>
folgt? ....
b) 3lu8 roaS brftebj bic Skrpflcpung? ....
c) 28ic oiele ftinber werben biefen SBinter fo oerpflegt? ....
14. Sterben ärmere ftinber oon SßrtoatfamiÜen p Xifdje gelaben? .... fBie
oiele ftinber? ....
15. 3ft in 3brer 3d)ule Sprforge getroffen, bic armen ftinber mit ftletbungaftürfcn
ju ocrfef)cn?
2Benn ja,
a) 2BclO)e ftlcibung&ftfide werben oerabfolgt unb in melier 3abrc«jeit oor*
nclnnlid)? ....
b) 2Bic oiele ftinber erhielten biefen SBinter eine berartige Unterftüfeung ? . . . .
16. SBon toem ünb auf meiere 2öcife werben bie notwenbigen finanziellen ^Wittel für
bie Reifung unb bie SBefleibung ber armen ftinber bestritten (<$emembebel)5rbe,
fcofalf onbS, ftotlefteii, roor>Itr>attge ©cfcflfd&aften, einzelne $rioaten ?c.) ? . . . .
(iffienn in iöejug auf ftrage 16 gebrudtc 33ertd)te Dorbanbnt
fein füllten, möäjtcn wir göfltd) um 3"fcnbung ber legten 2—3
berfetben gebeten fjaben )
17. 93emcrfen ©ie, baft burd) bie Serabfolgung oon ©peifen unb SBefleibung bie
©djuloerfäumniffe abnehmen? — iöemerfen ©ie beS ferneren, bafj Mefe
2lrt ber Unterftüfeung auf ben gefunbljeitlidjcn 3uftanb ber ftinber,
ebenfo auf eine err)ö^tc Ädjtfamfeit ber ©dplter wäbrenb beS Unter-
ridjt», ja fogar auf bie intellcftuelle dhitwidflung ber ftinber eine
günftige Sßirhing ausübt? Uber biefe oier fünfte bitten wir ©ie, un« 3&re
xMitfidjt ju äugern. 3nt ftattc in 3brer ©djule feine 9tafc,rung unb (eine ftlet-
bung oerabfolgt werben, eradjten ©ie oon biefem ©tanbpunfte auB als wün*
tcfjntswert, bai eine folaje Unterftüeung ftattfänbe? ....
18. SBJeitere bieSbejüglidK »emerfungen bcö «erufcterftatter« :
(Saturn, Ort ber ^rtmarfäule, Unterfajrift.)
Oft in 3*rer Sajnlc eine ©falfparfaffe etBfltfäbrt? ....
93ern. (ftorr. — i.) 3» ber SeftionSfifcung 93ern*Stabt beS bernifdjett
CebjerbereinS Dom 2. gebruar fam au$ bie §rage betreffenb Wnfölufe beS
bernifdjen CeljrerDcreinS an ben föroeij ßeljrerberein bor. Über fie referierte
©dmlbireftor Balfiger. <5r jeigte, bafe bie Q\cU oer beiben Vereine einanber
nid)t auSfdjliejjen, aber bod) insofern berfäieben fmb, als bet bernifdje fiebrer'
berein bie öfonomifdje unb fojiale Sbefferfteflung beS CefcrerS im Sluge Ijabe,
roäbrenb ber fdjroeij. Seljrerberein nif|t f^ulpolitifc&e Qmtdt ber*
folge, bie in ber $ertoirf(i$ung einer fonfef fionSlofen SJunbeS«
f$uie gipfeln. - 3)aS ift einmal ein offenes ©efiänbniS, für baS mir bem
£>errn Referenten beftenS banfen 2Btr geben eS aud) Den f at^olif c^ert
5Witgliebern beS fefnoeij. CefjrerüereinS 511 befjer^igen, bie noeb, auf pofitibem
religiöfen iöoben fielen. "SaS ©eflänbniS ift um fo roertbofler, als eS bon
einem Wanne tommt, ber als berborragenbeS SRitglieb beS f<$roei$. 2e$rer*
bereinS beffen $enben$en genau (ennt.
— «Rad) bem OrganifationSentmurf beS ©emeinberateS für €infüf>rung
ber 5ortbilbungS)a^ule in ber ©tabt 33ern fofl ber ©<$ulbefu# für alle
3üngliuge bis unb mit bem jurürfgelegten 17. MlterSjaljr obligatorif(t) werben,
^tfpenfiert ift nur, roer eine tjö^ere Se^ranflalt ober bie geroerblia^e gort*
bilbungSfa^ule befugt ober in ben obligatorif4)en t$ä$ern: Öefen, %uffa^,
SSu^altung, Rennen, praftifdje Raumlehre, ©efa^io^te, ©eograb^ie, 3Jatet«
(anbSfunbe eine genügenbe Prüfung befielt. —
Digitized by Google
1
- 219 -
SSnfel. (&orr.) 3n ber ftaftnncht fpiette ^ter ju Sanbe bie Verhöhnung
ber taty. ©eiftliehfeit unb fat^. 3eremouien roieber einmal eine Hauptrolle.
Der Äatrjoliknöerein befchlojj nun in jahlreid) befugter Verfammlung fin«
ftimmig, etrafflage einzulegen. — %xo§ ber Dielen unb gut organifiecteii
Spulen fehlt e3 ba no<| bebeutenb an roahrer Vilbung!
Wciif. «Dir fd)n)et)ertfd)e frnbeftatt&ftetlaug in (Senf 1896 Ijat baS
Programm unb Reglement über ©ruppe 17: (Srjiehung, Unterricht :c.
folgenbermafeen feftgeftellt :
JlUgrrarinr ."B r fr immun am.
Art. 1. — Da« (Sentraltomitee gemährt ber ©ruppe 17 einen gebeeften
Raum öon 2000 m2 ©runbfläd)e. Aujjerbem trägt e§ an bie befonbern
Äofleu ber SdhulauSfteUung iuSgefammt 60,000 ftr. bei. Die Stiftungen
ber Auweiler fmb in biefer Summe nidjt inbegriffen. W\i ben 60,000 $r.
ftnb ju befreiten: 1. Die Ausgaben beS 58unbe§, ber ßantone unb ber
" ©emeinben — in ihrer (Sigenfchaft al§ Auweiler — für Transport, Auf=
fteflung, Au§fd)mücfung, Jifche; geueroerficherung ; Steinigung; Unterhalt unb
Verzögerung ber Angefteüten (Art. 10-13, 18 unb 21 be§ allgemeinen
Reglements); 2. ein Beitrag Don 30,000 $r. im OTajimum an bie Soften
ber ©tatifli! (f. Anhang); 3. anbere Ausgaben, meiere bie engere Pommiffion
ber ©ruppe 17 unter Verftänbigung mit bem (Sentraltomitee im ^utereffe
ber SdHilauSfteflung für nötig hält; 4. roeun möglich bie flofteu ber im
Anhang Dorgefeljenen Sonographien. Die engere ffommiffion fteflt ein
AuSgabenbubget auf, beffeu ©enehmigung bem ;$enmilfomitce jitfieht- %iöat*
lauten unb ^ßrioate, meinte in (Gruppe aufteilen, finb fjinfichtlich ber Soften,
bie fie ju tragen Ijaben, ben Veftimmungen beS allgemeinen Reglement*
(Art. 10-13, 18, 21, 22) unterworfen.
Art. 2. — Die Aufteilung ber ©ruppe 17 gliebert fi$ in brei Ab>
teilungen: I. Darfteflung beS jchmeijerijchen ^ fjulmefe nS ; II. SchulauSrüftung;
III. VMjfenfchaftliche unb üterarija>e Arbeiten; Veröffentlichungen jeber Art;
Arbeiten ber roiffenfehaftlichen Vereine.
L DnrftrÜuna bfö lümu iirrifmrn Smiilnu fr tts .
A. — Allgemeine Einteilung.
Art. 3. — Die DarfteOung beS fchroeijerifchen ©chulroejenS umfaßt :
1. ©efe&gebung unb Organifation beS tömeijerifchen SchulroefenS. 2. Pinber-
garten, itteinfinberfdjule. 3. ^infne^e Vol§fd)ule, mit (Sinfchlujj: a) ber
allgemeinen ftortbilbungSfchule ; b) ber £anbarbeit9[dnilen unb praftifcheu
£ur|e (für beibe ©efchledjter) auf ber Stufe ber Voltefchule. ferner ioflen
hier $la$ finben: a) bie AuSfleflung eine« 9Hufterfchul$immer$ (primär*
fdmlflufe); b) bie VilbungSanftalten für Anormotbegabte (Vlinbe, Saubftumme,
Sdm>acr)finnige it.). 4. fiebere unb höhere Wittelfchulen : Sefunbarjchulen ;
VejirtSfchulen ; Real=, 3nbuftrie» unb ©eroerbefchulen, foroeit ledere nicht in
©ruppe 1 S gehören ; Progttmuafien, ©ömnafien ; (Colleges. 5. ÖehrerbilbungS»
anhalten : a) Cehrer» unb Cehrerinnenfeminarien ; b) ftachbilbungSfurje (#anb«
arbeit, 3t\<bmn, turnen, ic); c) permanente SchulauSfieOungen. 6. J£>ocf)=
faulen: Unioerfitäten. 6ibgenö)fi)che polotechnifche Schule, Afabemien.
7. Retrutenprüfungen: ©raphifche DarfttHung ber ©rgebniffe ber Retruten*
Prüfungen unb AuSfteOung bei Prüfungsarbeiten eine« Jahrgangs. 8. §u
Digitized by Google
— 220 -
ftorifche Abteilung: ßntroidlung beS SdmuuefenS auS feinen Anfängen bis
jur Gkgenroart, mit befouberer Serüdftchtigung beS 2öirfenS uitb ber $erfön«
lidtfeit Don Stouffeau, ^eftalojji, Oedenberg, <&irarb nnb ber Sthulorganifatoren
ber Dreifeigerjabre. 9. Sehrerthätigteit. 2Biffenj$aft(id)e Arbeiten, ^echnifch«
praftifdje Arbeiten im 3ntereffe ber UnterrichtSförberung. #onferenj»9lrbeiten
uub Berichte.
9lrt. 4. — Die Unterabteilung 1 (ökfetjgebirng unb Organifation) um«
fafjt : 1. Sammlung ber eibgeuöffifchen unb fantonalen Sdjulaften, als:
a) in Äraft beftebenbe ©efefce, Uierorbnungen, 93efd>lüffe, Sehrpläne; b) Safjre«*
beriet ber fantonalen (SrjiehungSbirettionen (1883—95); c) 2kr$eichnifte
ber obligatorifchen ober ftaatlicb empfohlenen ßehrmittel; d) Sammlung ber
Formulare für bie 3roede ber Sdniloerroaltung unb Schulauf ficht. 2. ftarto«
grapr)ifd)e Darfteflung ber fantonalen SdwlDerhältniffe nach ben £>aupt=
gefidjtSpunften.
Art. 5. — 3n ber Unterabteilung 2 (Äinbergarten, ftinberfchule) ftnben *
fich: Wäne unb WobeHe Der inneren ginria^tung ; Mobiliar.
Art. 6. - 2für bie Unterabteilungen 3 unb 4 (primär» unb Littel«
jaulen) roerben geroünfdjt: ^ßläne, Lobelie, öaurechnungen für Sdjulbäufer,
2urnr)aflen ic. ; Mobiliar, im befonbern Schulbänfe; Sebrpläne unb ßet)r*
mittel; Öeridjte, Scbulorbuungen, Schüleröerjeichniffe ; SBibliothefStataloge,
fofern folaV gebrudt finb; Sattlerarbeiten ; @efdE)i$tliay !Roti$en über bie
einzelnen Spulen , ftrequenjüberfid)ten ; aufeerbem für $>anbarbeitsfd)ulen :
Lehrmittel, SRohftoffe, 2Berf jeuge ; 5Berichte Über bie gferienfolouien, ßinberhorte,
Scbulfüchen, Sdmlfpattaffen k.
Art. 7. — Unterabteilung 5 (Setjrerbilbung) entölt: $läne ber 2o*
falitäten; Sehrmittel; SöibliotljefS« u»b SammlungSfataloge ; Angaben über
Organifation ber ÜbungSfdmlen ; Sdnilerarbeiten ; gebrutfte 93eri$e, Stüter*
üer$eidjnifje ; gefd)id)Uiche Wotijeu, ftrequenjüberfidjlen.
Art. 8. — 3n Unterabteilung 6 (£>od)f$uten) foflen aufliegen: ^ßläne
ber oerjrfuebeuen roiffenfchaftlichen 3nftitute; gerichtliche Wotijen; grequenj»
iiberftc^ten ; Programme unb ßeflionSfataloge ; SammlungSfataloge; Arbeiten
ber Seminare unb Moratorien.
Art. 9. — 3n ber ^iftortfc^en Abteilung roirb jufammengefteflt, toaS
auf bie (Sntroidlung beS SchulroefenS in ber Vergangenheit 53epg bat. @in
befonbereS Reglement mirb fpäter erfd)einen. (ftortfefeung folgt)
(tyraubiinbeu. $err (SrjiehungSbireftor Sita! fyai einen rettibierten
UnterrichtSplan für bie bünbnerifcbe äantonSfchule ausgearbeitet, ber
namentlich für Das (Somnafium einfchneibenbe Anberungen bringen mürbe,
inbein bie 9tealfchule ade Schüler ber 1. unb 2. ftlaffe $u umf äffen unb
baS ©mnuafium, aus fünf 3ahre8furfen beftefjenb, erjt mit ber 3. Älaffe }it
beginnen hätte. Der ßateinunterricht märe alfo für bie jroei erflen Sdml»
jähre ganj geftridjen. — DaS ßebrerfeminar befteht aus brei 3ahreSfurfen
unb fofl ebenfalls mit ber 3. klaffe beginnen. Dem mobemen frembfprad)lid)eu
Unterricht roirb mehr $c\\ eingeräumt, mogegen bie ftaturroiffenfchafteu fid)
mit bem bisherigen begnügen müßten. Die ÄantonSfcfwle mürbe aufeer ben
genannten beibeu Abteilungen noch eine tea)nifd)e Schule, eine lanbroirtfdjaftlidje
unb JpanbelSfchule, fotoie eine greif ächerabteilung umfaffen.
Digitized by Google
- 22t -
Die erjiefjunQ$fommi[fton jjat biefen (Sutrourf im ©anjen genehmigt
unb biefer roirb nun an bie Regierung gelangen. Da eine befonbere £anbelS=
unb lanbroirtfc&aftlia)e Abteilung gefdjaffen roerben foü\ fo roirb bie Sadje
aud) üor ben ©rofjen Rat fommen.
Sutern. Dem „©dmlblatt" roirb aus Öiijern bejüglicf) Verpflegung
armer ©c&ulfinber gefd)rieben: 9US eine roarjre 2Bot)(tt>nt mujj bie @r*
ridjtung einer ©uppenanftalt für bie armen Sdjulfinber bejeicrmet roerben.
Vorn 3. Dejember 1894 bis 13. ftebruar 1895 erhielten bie ßinber in ber
Äaferne eine fräftige WittagSfuppe nebft einem roärjrfdjaften etücf Vrot.
Die Slnftalt rourbe täglid) burd)fdmittlid) oon 380 flinbern befugt; bie be*
jüglidjen $ageStoften belaufen fidr) auf 36 ftr. Von Witte Februar bis
Witte Wärj befamen bie ftinber im Warialjilf*©ebäube als WittagSmafjl
Wild) unb Vrot. @S r)at fid) babei an ber uermerjrten ftrequenjjiffer bie
JlnitniiV beflätigt, bafe ftinbern bie Wil$nar)rung am beften jufagt. Die
burd)fd)nittlid)e &inberjar)l flieg auf 460 per $ag. @S rourben täglid)
200 ßiter gefönte Wild) unb 46 kg Vrot fonfumiert ; bie bezüglichen SageS*
foften erreichten ben Betrag Don ca. 50 gr. Opferwillige Damen feroierten
bie armen Stüter in ^uoorfommenber 2öeife, unb ein rütjrigeS VerpflegungS*
foinitee übermalte alle bejüglidjen Slnorbnungen ftetS aufs befte.
— (©c$lufj ber tforr. über bie fierjrerfonferenj in Sdjüpfljeim.)
II. Rad) ©aVuft beS 1. ^raftanbumS ergriff auf Wufforberung be§
f)odnt>. £>rn. 3nfpeftor ^eterS fjin fjocfm). £r. Defnu $fcf)opp in ftreiburg,
roelc^er aud) anroefenb roar, baS Söort, unb referierte mit ungeroörjnlidjer
Rebuergabe, Älarfjeit unb ©emütlidjfeit als ^räfibent beS „Vereins fatr)olifct)er
öefjrer unb ©dmlmänner ber SdUDeij*' über bie 3öid)tigfeit eines fatfjolifdjen
£et)rererDereinS, feine 3iele, feine 9lnfid)ten, feinen Stanbpunft. Der fatljolifdje
SetjrerDerein ift fein politifcfcer, fonbern einfad) ein fatljolifdjer. @r ftrebt
bernünftigen, gefunben §ortfd)ritt auf d)riftlid)em Voben an, gefjt in Dielen
Vejierjuugen mit anbern Vereinen £>anb in §anb, Derfa^miljt fid) aber ntcf)t
mit itmen unb roafjrt ftetS feinen fatt>. ©tanbpunft. Der „V. fatrj. 2. u. Sd)."
bat oi ui) einen religiöfen ^rocil (§S fe()tt ber heutigen ©eneration an <s' bmuf-
teren, man bat gelehrte, gebilbete, fdjlaue, biplomatifcrje £eute, aber feine fefte
CFrjaraftere. Da mufe bie ©djule tjelfen ; heutzutage roirb bie Religion nur
merjr als Unfjängfel betrachtet, fie burd)Dringt nict)t meljr baS Sinnen, 9lr»
beiten unb VMrfen ber Sd)ule. Die 6d)ule t>at fein 3beal mer)r, baS golbene
&alb roirb allenthalben Derefjrt, materialiftifd)e 3oeeu befeeten fie mehr ober
weniger, alles roirb erftrebt, nur ©ott nid)t. tferngefunbeS VolfSleben Der*
langt 3bealiSmuS, biefer Derlaugt Religion.
Der fatlj. Cehrerberein Derlaugt aud) beffere Spulen, einige fotf;. ftantone
flehen oielfadj r)inter ben anbern jurürf. 2Benn roir auf mer)r (Srjiehung
bringen, fo foflen roir nicrjtSbefioroeniger aud) auf tüchtige Spulen bringen.
Der Ungelernte bleibt unbebingt jurürf, baS ift Zf)ai)ad)t.
2Bir treten aud) ein für bie VefferfteQung ber ßet)rer: a. in geiftiger
Vejiefjung. Religion unb V3iffenfcr)aft foflen miteinanber $)anb in ^)anb
ge^en ; eine tüchtige roiffenfa^aftlid)e Vilbung t^ut bem 2et)rer Rot. Der
fat&. Öet)rert)erein forgt für freubigeS e^affen, ^ebt i^n aus ben fauren
Digitized by Google
- 222 -
Stunben (eraud unb bereitet ihm eine angenehme §freube im Greife feinet
.Qoflegen. (5r fpornt ihn an $u fchriftfteficrifcher $hätigteit unb honoriert
ihn anftänbig. b. <5r tritt auch ein für förderliche ^efferfteflung ber Sekret,
fudjt fein fargeS (Sinfommen tuenn möglich ju mehren , fpridn" auch ein roatmeS
2Bort für eine anftänbige 2Uter§Derforgung.
Nachher folgte eine furje 33efpred)ung über (Einrichtung, Qmtd unb
Aufgabe ber einzelnen Seftionen. Referent lub alSbann fämtliche Hnroefenbe jum
Söeitritte ein, bie in ttjcen ©runbfäfcen mit benen beS SSereinS übereinftimmen.
Wit grofeem 93eifafl rourbe biefer gebiegene Vortrag Derbanft. Selbft
offene ©egner beS Vereins. Wtitglieber be3 „fchroeij. 2el)rerüerein§", lobten
biefe prachtDofle Äebe. Um fo mein* fonnte eS nachher befremben, roenn
einzelne bornierte ©egner fid) in bobjen ^3r)rafen über alles, maß tatholtfd)
Reifet, ausliefen unb mit biffigem Spotte bie neue Seftion befritelten unb
jum ©egenftaube itjrer faulen 2Bi$e machten. 2Bir laffen ja jebem bie Freiheit,
bem fall), ober fdjroeij. ßehreroereine beitreten, nur fofl jeber ben onbern in
5Hu^f laffen.
$ki einer barrauf folgenben Unterfdjriftenfammlung melbeten fich im gonjen
39 junt Beitritte, barunter 1(5 Cehrer. 6« ift jit erroarten, ba& bie ßa&t
ber fiefjrer noch zunehme, roeil noch mehrere nur aus furcht Dor mächtigen,
einflußreichen Kollegen noch zauberten, Da mehrere SRitglieber oerreifen
mußten, roeil ihr .^eimroeg roeit unb befchroerlich mar, mürbe für fjeute Don
ber 2Öaljl eines BorftanbeS abgefeljen, um bann im grüljling biefeS ©efchäft
Dorjunehmen.
So märe ber Benjamin unfereS ftantonS geboren; möge ihm ©otteS
Borfebung gefunbeS Ceben, SBadjStum unb ©ebenen geben, bamit er fich
feiner Brüber mürbig jur Seit fteflen fann.
8t. hatten. — p — . Die Söürfel finb gefallen, ber neue Seminar»
birettor ift Don bem ferjiehungSrate gemäht unb ber 5RegierungSrat b,at bie
SBaty beftätigt.
$err $rof. SD. Don Hrr. in Solotljurn mirb mit Seginn beS neuen
Schuljahres bie ßeitung unfereS (antonalen ßehrerfeminarS übernehmen. 2BaS
mir fa>n in einer frühem Kummer ber „$äbag. Blätter" roünfchten, ift $hat*
fadt)e geworben; St. ©allen befiljt nun einmal einen tatholifchen Direftor auf
bem Wonte 9Waria. (£$ mar ganj geroifr nicht ju Diel Derlangt, als man für
biefen Soften einen ftatbolifen forberte, unb baS fatholifche St. ©oflerüolt, baS
bod) *lh ber gefamten BeDölferung bilbet, roirb biefe (Sntfcheibung unferer
oberften <$rjielning§behörbe aüfeitig begrüben. 2öir ty%t\\ auch genug 3utrauen
jiim ©eroählten, bnfe er burch eine tolerante Leitung ficj> baS flnfehen leicht
erringen merbe, baS fein Vorgänger £r. Dr. $heobor Sßiget, in fo reiflichem
Wafje befofe. 9)ian roirb Don geroiffer Seite tyt nun ein roachfameS Sluge
auf ben erften fattjolifdjen Seminarbireftor fyabtn, mirb feine erften Schritte
weiblich fommentieren, aber — eS ift unfere fefte Überzeugung — man roirb
gerabe in jenem Sager $ur (Sinfift fommen müffen, bafe bie Befürchtungen
grunbloS roaren, roirb fehen bafe baS Semirar auch unter ber neuen Seitung
blühen roirb. 3n biefer frohen Hoffnung begrübt bie ft. gaüifche ßehrerfchaft
ben ©eroählten freunblichft, unb ohne groeifel roirb berfelbe in fur^er 3eit
Digitized by Google
- 223 -
§ühlung mit ihr gefunben ^aben. Wöge e3 frerrn Don 9lrj Dergönnt fein,
lange glücflicf) jum Sohlt unfrrrr truern 3ugenb in ©aflu§ Sanben ju roirfen?
— 1)ie grofjrät liehe ßommiffion ift in bie Beratung bet Notlage über
Errichtung eines Dierten Seminarturf eingetreten uub wirb ber biejeS
Frühjahr jich Derfammelnben oberften ÖaubSbehörbe Sericht u. Antrag einbringen.
$ie am 29. $uli in Sernetf tagenbe Pantonalfouferenj wirb bie
©eminarfrage einläfelidf unb grünblich prüfen. Referent ift Jperr Seminar*
teurer 3. Borger, beffen Arbeit „bie jt. gallifche Sehrerbilbung,
ifjr Verhältnis jur Realfchule unb ju ben ^ö^ern Ser)ranftalten" bereits im
amtlichen Schulblatte ju erfeheinen beginnt. $a§ Korreferat hat £>err SReal»
teurer Rüft in ©offau übernommen. Statutengemäß haben fidt) im 3Hai bie
$e$irfSfonferenjen mit biefer Waterie ju befaffeu unb ihre ^ßrotofofle ju
£anben beS Referenten ju fteflen
Sir glauben nicht fehl ju gehen, wenn mir annehmen, baS ©roS unferer
fieljrerfchüft mürbe bie Errichtung eines feierten SeminarfurfeS freubig begrüben.
•Sie Mnforberungen, bie man an ben Sebrer fteflt, merben oon Sog ju
Sag gröfeer, ber 2et)rplan ift fo roie fo mit Stoff überlaben, bafj manchem
Seminariften bange merben mag; fo ift ganj natürlich, baß bie berufliche
Silbung oerna$läffigt merben mufj. 3m 3ntereffe einer foliberen päba*
gogijchen unb methobifchen HuSbilbung ber ange^enben Öftrer muß eine
längere Stubienjeit geforbert merben.
Sattid. $ie Öe^rer ber Sejirfe Srig unD ö|tlich Raron berfammelten fid)
am 29. 3anuar unter bem Sorfifce it>reS hochro. £rn. SchulinfptftorS Slmherbt
ju ihrer bieSjährigen orbentlid)en flonfereuj. SerhanblungSgegenftanb mar:
Sie ift ber münbliä^e Unterricht ju erteilen unb meiere ©e«
fahren finb babei ju oermeiben! Soju unb mie finb bie £)anbbücher jui
gebrauten ! 2Bie haben fia) bie beiben UnterrichtSroeifen gegenfeitig 311 ergänzen !
betreff beS erften fünftes mürbe angeführt, bafi ber Unterricht mit
guter Vorbereitung, anjietjenb, möglichft grünblich« ptaftifa) unb paffenb
unb mit mufterbafter $i8riplin erteilt merben foH. Seim jroeiten fünfte
mürbe bemerft : $er münbliche Unterricht bejiehe auS bem Inhalte Dcr £>an0,
büaVr ben Stoff. $)iefe gliebern ober geben bem münblichen Unterricht
Den rechten Segriff oon ber Sache. Er jeige bie 9lrt ober Seife, mie
bie Segriffe auf einanber folgen. Er regle bem münblichen Unterrichte
Den Sehr* ober Stufengang ober fei bie Stütze beS ©ebächtniffeS. — Einige
2ehrft hatten baö ffftma mit $leiß behanbelt, bei anbern liefe bie Arbeit 511
münfehen übrig. SiS Dor roenigen 3ah"n roaren nämlich in unferm Sejirte
für ben ju behaubelten ©egenftanb ein Referent unb ein Korreferent befteflt, bie
Dom 3nfpettor ernannt mürben ; jefct haben aber fämtliche fiebrer baS %i)t ma
ju behanbelu. $ie Sehrer haben auf biefe Seife ©elegenheit, ihre päbagogifchen
Äenntrtiffe ober Erfahrungen an ben Sag ju legen, unb mancher ßehrer ift ge«
ndtigt roenigjtenS, einmal im 3ah" rtma« über Sr^iehung unb Unterricht
}u fchreiben.
f)ie $i$lufuon mar megen Dorgerücfter 9)littag3ftunbe nur furj. ^>err
Onfpeftor «mh«bt fprach bann noch einige manne Sorte über ben 3roed
be§ fath- 2ehrertxrein3 ber Schmeij unb ermunterte bie fi'h"t ber le^tjährigen
gegrünbeten Seftion be« JBereinS treu ju bleiben unb ben fleinen Seitrag
Digitized by Google
tuiebcr ju entrichten, ftünf neue TOglieber traten hierauf bem Vereine bei,
roa§ beroeist, bafj unfere Sebrer fid) gerne bem jungen Vereine anfdtfieBen
mürben, roenn ibnen Don ber regten Seite ber Antrieb gegeben würbe,
.froffenttieb merben in uuferem beutfa^en &auton3teite auf Anregung be« f)o$m.
$r. 3nfpeftor§ balb nod) anbere Seftionen entfteben. ©eroife bat man bie
fjerrlicbe Siebe, bie £err 3nfpedtor $ja>pp an ber lefctjäljrigen aflgemeinen
ßefyrerfonferenj in $)rig gebalten. in ber er ben 3roed be§ 5Berein§ unb bie Vorteile
burd) '<?(nfcr)luH 11 " benjeiben fo flar unb beutlid) hcrrorfiob, nod) nutt Dergeffen.
^)er jüreber. Hircbenrat erfud)t bie (Äemeinbebebörben um 5Be»
antroortung folgenber fragen bej. be§ Sonntag§unterricbte§:
1. $eftefcen in ber ©emeiube töeroerbe«, $>anbn>erf^ ober ftortbilbung««
fdmlen, beren Unterri4>t§ftunbeu auf ben Sonntag oerlegt finb? ober befugen
bie Stiller ber ©eineinbe einen [otogen Unterriebt in ber Wacbbargemeinbe ?
2. ftinbet biefer Unterricht am Vormittag ftatt? gleidueitig' mit bem
SRorgengotteSbienft ?
3. 2öirb ber 3*i(bnung3unterricbt au§fd)tief$lid) am Sonntag erteilt, ober
ift aurt) in ber SBodje Ötelegentjeit, bcnfelben ju befugen!
4. ftiubet in ber ©emeinbe ober für junge Seute berfelben ein mili*
tärijcber 53orunterricbt am Sonntag ftatt? tyinbert er bie Seitnebmer, ben ©ottefl-
bienft überbaupt ju befugen ober an bemfelben obne Wübigfeit teiljunebmen ?
5. 2Benn Durcb bie eine ober anbere Art be» UnterriebtS Übelftänbe
betreffenb SonntagSrube unb 3kfucb be§ (&otte§bienfte$ fid) ergeben, boben
irgenb roelcbe Stritte ftattgefunben, um Abbülfe ju Raffen ? unb fmb bie-
felben Don Erfolg getoefen?
»JtftagogifdK Vittcratur utt* Lehrmittel.
5dj ul nc DcttTbl älter. Icjt uon Otto Sutcrmetfter; 3«d)nung oon &. ©ebri.
A. Ausgabe für änaben, B. für 9Jcäbcbcn. Sßro Sammlung oon 20 Statt mit
Umfcblag ftr. l. 20; 100 Stücf 6 $r. ©cm, ©ebrnib, ftranfe unb (Sie. — ©8 ift
ein guter Gebaute, ber bureb biefe ©cbenfblätter burebgefübrt mirb. ©8 ift gemife
am $lafcc, baft bie au8 ber ©djule treteuben Sfinber ein ©ebcnfblatt an bie £a>le
unb bic bortigen (*r$ief)er mit in« ßeben crljalten, ift boeb ba8 ®<buü*eben für
bicfelben ein fo miebttger unb bebeutung8uoüer ßebcu8abfd)nitt, unb liegt e8 boeb
in ber Watur be8 SWenfcben, für miebtige (Srcigniffe irgenb ein (SJebenfgetcfieii ju
baben unb märe e8 and) nur ein 2Bort im «Rottäbudjlcin. $ie ©prfiebe öom betannten
Xiditcr (sutcrmetfter finb burebmeg reebt gebattooH, toenn mir it)ncn and) ctroa8
mebr pofitiü cbrtftlicben Öcift roiinfeben möcbten. Sic 3etd)nnng jetgt un8 ben
ßebrer, oon bem ein Shtabe (refp. SWäbdjcn) Abfdjieb nimmt. Auf ber einen ©eite
ift ber (Eingang junt ©cbulbaujc, auf ber anberu Seite ba8 $eftalo3)ibentmal;
in ber Umrahmung finben fid) bicömblemc be8 häuslichen unb öffentlichen («emerbcS,
ber SBiffcnfdjaft unb ffunft. Un8 erfdjeint bie ganse ^eiebnun« ju tnobern*
rcaliftifd). Aucb feblt ibr iebe8 djriftlicbc (Meprdfle, »uenn man oon bem lurm
ber 2)orffircbe unb uom eibaenöffifeben Äreuj abfiebt. Scbulgebenfblätter foüten
ba8 roidjttgfte (5TMcbunfl8nuttel, ba8 6tab unb ©tüöe für bie bera«»ad)fcnbe
oUßcnb ift, fräftig hervortreten laffcn.
(0cbäd)tni#»Xofel für bic tatrjolifcbe ©cbuljugenb, nebft Xagc8orbnung für
(Srftfommuntfanten. SSon Dr. 3. Ant. fteHer. 8. oermebrte Auflage, ftreiburg I Sör.
.§crbcrfcbc Üerlag8r)blg. 48 ©t. ltngeb. 20 gjfg.; geb. 25 $fg. — din nette*
&üd)(ein, ba8 bic mieptigften ©Iauben8toabrbeitcn an ber .^anb ber Rahlen oon
1—14 bem @ebäcbtni8 be8 Sltnbe8 feft einprägen möcbte unb batirr für bie 9ic=
Petition bc8 9teIigion8unterricbte8 gut oermertet werben fann. — S)ic XagcSorbuung
mirb allen &fatcd)cten, bie ben ÖTitfommumfautenunterricbt leiten muffen, midfommeu
fein. (Jr bietet ir)nen fcr>öne SEBinfc für bie Öcfamtcrjicbung ber Äinber, melcbe
fieb auf bie erfte bl- Kommunion oorbereiten. 3ebcr Sfatedjet mirb biejelben leiebt
ben örtlicben »crljältniffcn anpaffen fönnen.
Digitized by Google
fttfertite.
Unterhaltender
interessanter
Text:
Romane
MoveVen
Dorf geschieht e-i
Humoresken
Reisen
Geschichtlich i {
Kunst
Technik
pvo Hptfl: |
I
Für die Frauen
und Kinder
» -
Monatsschau
Zeitereignisse
• • •
Reicher,
und schöner
Bilderschmuck.
^Äcnn ^ic „Alte unb )lt\u Seit"
fid) oott freft }U \>eft ueiflen^
ber Beliebtheit ju erfreuen bat, f t> ift
bae ber furecbenbftc Bciuci« bafür,
baH üc bem Bebftrfttll bes MtU-
pubicum* in immer l)öl)crem Wrabe
ciitfleflcnsufommett uerftebt. CMjre
SHomanc unb NJf oncllcn feffeln in
hobem Wrabe, obne irflenbmie ben
guten Zow }U oerietun, unb aud) bie
ubriaen sunt flrofteu leile tHuftricr-
ten Mrtifel vereinigen llnterljaltunq
unb ftetetyniitfl in einer ^orni, bie
fo reebt bajit geeignet ift, ben ijefer
feftjubaltcn. 2>ie flrouc »l'ianni^fal^
tiflfeit ber bebanbelteu (ycfleuftanbc
eublidi bietet bie Wemäljr bafür,
baft bic >}eitjcbrift jebem Staube
ettuafc bietet, luaS fein Jintereffc
befonber« in Slufprudi nimmt.
TflgjHfiftfl""
rZ
i
i
£wn Excite ron 50 Jlfg.
monatCtd) ein ftarßes §ft>flo-<$efi
3llu?trtevteÄ , hatbohftcbcÄtfamilicnbIatt .
©erlag oon Bcnniur &
finfirbrln, SHalDöliut fco In.
fyafrcn in jefret ^ncbbanMunq.
3
G
D E
3
ts) 'S 2
Alk«
= •«2
■- ?* S
(So
61
H
M E
c E =
Sc
irr ~
i^l
- § 2
*«» o
»- w. 3
S o
cg*
oiS
— , C 05
S5» *o
** 3 ö
p >->
*--«-•»*
•O :C «O-
._ O 3
£3-
* 3 j; 3
** *** 3
Ö
C5^® 3
'= 3 -
f 3 1 s
Ü S B 35
>>nii« Don SWott, Antiquariat in 3tanä.
^ebeutenbe $rei8ermäfeigun{j.
I. 3cric.
12 ©djriften jufammen 2 8r. 50 &ts.
ffrfcr 3- Silber au8 meinem Dagcbudje. Örin offene« SBort über Drcnnunfc
ber ©d)ulc oon ber Strebe. 23irfenfelb 1865; br. — fcirfdier, 93eforgniffe bin*
firfjtlid) ber 3roecfmämgfeit unfere* McligiouSunterrtdjteS. ftreib. 1863; br. —
Snrdji ,V3- (2Beibbifcbof). gut SJerftänbigung in ber Sdjulreformf rage, ftür
frreunbc be« S?oIfÄfd)ulmefcn*. »freib isos; br. -- seftuhtreit, ber babtfdje. &uö
ber 3eitfdjrift: „Der fcatbolif." Wainj 1865; br. — iHolfii«, Dr. Der Partei*
ftanbbunft nnb ba« ^flüger'fcbc fiefebud). Äbmebj, GrTgäujung unb (Erläuterung,
ftreib. 1868; br. — Sdjneuiolü, edjuloircftor. (Hinge Söortc über btc 3ugenb-
erjiebun«. 9iad) ben Öcfjrcu be8 oon P. l'aforüuirf, i^ifdiof Duuanlonp u. P. ftelir.
ftreib. 1880; br. - 5dmcun>lii, 8d)iiI5ircrtor. Einige 2ßortc über bic r^ riftli(f»r
Familie. Wad) P. Äclir, P. VfncorDauc unb *W. Doublet, ftreib. 1882; br. —
Smulunrm, Der neue in iBaben. ftreib. 1866; br. — Stannel, $br Die armra
©diulfcbioeftern au* dauern. Söürjb. 1873; br. — «Hafer, (£. (8. 3) $>ic
diriitlidic ftinbrrer jiebnng, ein .^auptmittet gegen bie Öjcbredien ber gegen-
wärtigen *jcit. &tjtcrn 18M). (?. — Stfcocnier, £>. Die Literatur unb bie djnftlicbc
3ugenbbilbung. ftranff. 1868; br. — Seil, Der it. Die moberne bcutfd)e
»olfSfdiule. ftreib. 1867; br.
II. 3crtc
12 (gdjriften gufammen (ftatt neu 16 ftr. 70 tft«.) nur 3 ftr 75 Stf.
Wooeniuiillcr, ft. tHutoeifung $ur Erteilung beS 9teligionSuntcrrid)tc&
bei ftinbern oon 5 bis 7 CUbjen. jjreib. 1856; br. — ftagelinfcn, Dr. Sfo «1.
Die moberne (Erhebung unb itjrc folgen. ftrauff. I868; br. — tfnedjt, ft. 3-
(2Beil)bifd)of). Dafdjenbud) für ^ebrer unb OrtMdiulräte. 2. oerm. Kurtage,
ftreib. 1874. «. - Kncdjt, 3 (©eiljbifdiof). Die Srüditc ber babifdjen ©diut*
reform unb ber neue (MefefocSenttourf über jioongtfmcife (*infül)rung ber gc =
mifdjten Sebule. ftreib. 1876; br. — Ücliiminn, *». $ie liberalen Sdiul
meifter auf bem l'ebrertag in Wünd)en. Sürftb. 1872; br. — tfeümann, Ä. $tc
ftreibeit be« Untcrridjtä unb bie f onf effi onslofe 2taatSfd)ule. 2Bür&*
bürg 1877; br. — Vufat«, ^of. Der SdiuljU'ang, ein Stücf moberner Dttrannei.
Öanb«b. 1865; br. — Mair, (T Die ftreibeit be* UnterridmS eine ftorberung
ber Vernunft, ber (Mercdjtigfeit unb bc$ («etuiffen*. 2öürjb. 1876; br. iHolfu*,
Dr. £. ÜBiber bie ommunalicbulcu. SRainj lB6:i; br. — Lamuna oor einer
brobenbeu (^cfabr oon einem ebcmaligcn Sdiulmann, br. — ÜhHnflcr, 3- (Äommiffar.)
Die SolfSbUbling unb ^olfsfdiule, wie fic fein fotlen. Üu^ern 1841; br. —
^cll, Dr. b*. Die moberne, beutfdie i*olfftfdiult mit sHücffid)t auf bie neuefteu
(Mefe^gebungcn in Snbbeutidjlanb. ftranff. 186S; br.
©Iffuc Cfl)rcr|lfüe.
Die ßehrerftelte au ber 1 ierf urfigen Cucrfdjule in ^ntbal^inftf Drin ift Glitte
NJWai mieber ,^u befeöcu. \Hnmelbungen fiub an ben Unter^eidjneten ju abreffieren.
meld)er aud) über iöebiugungeu unb (Mcbalt Sluefuuft erteilt.
^inficöclii, ben 2.'). Wärj 1 >•<»;>.
Der 6diulrat8präfibent:
(C^ 304i ) Dr. VictitiarM.
Digitized by Google
f otagagifdje flntt«.
Oeteittigitttg
de« „S*fflci| (ir|iel>aBfl«frcimW nnb »er „fitaflOfi. OTonat«f*ctft"
bee Vtrrins katljoL frljrrr uitb Sdjulntäniifr
Her Sdjrodi
unb beö fc^mci^crifrf>cu fatfjol. Srüteljuntfäticreind.
3 rar it er 3* ^rtitn 9.
8. $eft.
«£rf*eint 2 Sogen florf je ben 1. unb 15. eine« jeben Vtonats.)
Drutf unb (fjpcbUion tton 3- SR- ©lunfät.
1895.
t
I
[
1
s
i
Digitized by Googl
$n$aCt.
itat
1. Dflern. (H. B.) •. .225
2. «eiträße jur (SefdHdjte de* urnccif^en Sajultocfend (Sern (Sortfr. £b=6gfl,
tProfeffor in Ältborf.) (ftortfefcung.) 228
3. giir 9Reibobif 5e0 $udjbaltnnaäuutcrri<&te£. (8on w. Wiek, $rof. in 3ufl) 238
4. Unter rie&t0Dricfc. (33 on J. Sch., @ef.=& in Z.) 245
5. flojt Molen, bte Dem tfebrer im (Satten Her Srjiebnng blähen. (3Jon
Sekret 3of. ©tr)&ncnberflcr in Ujnae$.) 248
6. $fibaaogifcbe IHunofebon 250
7. fäDaaoßifdje üirterainr unb üebrmirtel 256
8. Süercinänaibridiien.
9. »rteffaflen Her SiebaWöi.
10. Onferate.
-t>
Digitized by Google
♦ ♦
Bereinigung
bf« „®4nteis. (IrjiefjttiigSfTeunbeS" unb ber „Vibugog. Wonatsfdjrift".
unb be« frfjwci^crifrfjeit fatfjol. ($r$tel)uugdoereind.
3ttg, 15. «Spril 1895.
M 8.
2. Jahrgang.
: tu.
3tebaftion8f ommiffton:
Die ecmtaartircrutcii: ft.Iffiiiit, $<feftr$, 8«|mi ; $ . »aumqartn«, *ag; Me $l
«•(«, Vtef., «bur ; «to »cm, W«t«t, »et», *t. ct. OaQrn unb $tct 8efc,m
Bit ii«((i>iit(n flirt M *ewlnarbtttrtor » au mflart«et |M ritbtm.
Abonnement:
5Tf*cha menailt* 2 mal (c ben 1. unb 15. M Wonati unb ttflet Mrt(<6 fflr 9cicln<initglftbn 4 %x. ;
fh «ebraraUfanbibaien 3 Jr.; fflt Si*tmUgUcber b Jr. SefteUuaftC" Mm B*rte«er: 3». iM.
BjMRf4t, ¥u*bru4tr, 3ua. - 3n|etate Kerben Mc $etttjeile mit 10 Äp. »crt^ncl.
Cftern ift roobj ba« freubigfte fteft, ba« bie 9\xfy feiert. Wlleluja,
ba« ift ber beftänbige Onbelruf, in bem fic$ bie Ijofje fteflfreube ber ßira>
unb aller if>rer ©lieber auöfpridjt; in 'H Dereinigt fie alle ©efüljle unb
Hffefte be« Sobe« unb greife«, beS ^r^,- unb ber Anbetung, ber Siebe
unb ber Eingebung be« £erjen«. £ie ift fo Doli erhabener ©ebanfen unb
Setracfyungen, fo Doli $erounberung unb Staunen, bajj fie umfonft nad)
SBorteu ringt, alle« au«jubrütfen, roa« fie innerlia} erfüllt. $af>er bricht
fie immer roieber, nadjbem fie !aum einen ©ebanfen angetönt, in ben Oubdruf
au«: Nfleluja. 2öo fola> freftfreube öerrfty, bebarf e« au$ nic&t Dieler
Söorte; baljer ift bie Citurgie überafl fo fur$, ba« 1)1. 33reüi ergebet be« ^riefter«
ba« ftirjefie be« ganjen Saljre«; baljer fallen alle ÄaDitel, unb IBerfilel unb
alle #nmnen weg, benn bie ganje OftaD ift ein grojjer 3ubell)bmnu3 auf
ben Dom SEobe auferftanbenen göttlichen ßrlöfer. „$a8 ift ber $ag, ben
ber £>err gemalt; laßt un« frotyoden unb freubig fein in i&m", ba« ift
Der immertoieberfeljrenbe frreubenruf. 93i§ in« 10. 3aljrljunoert mar aud&
bie ganje OfteriDoa> ein gebotener f^eiertag, unb bi« in bie neuere 3«*
feierte man menigften« ben Montag unb $ienjtag nod> al« Ofeiertage. $ann
mufcte bem realiftifa)en ©elfte ber ©egenmart, ber nur für bie (Srbe Derbienen
miQ, aber ba« Diel mistigere derbienen für bie (Smigfeit Dergifet, juerfl ber
Feiertag am Dienftag unb bann fogar berjenige be« Wontag« meinen, fo
Digitized by Google
- 226 -
bafe mir gegenwärtig gar feinen Ofterfeiertag inetjr fjaben. tiefer 2Berftag§=
geift fteljt aber im Dollen ©egenfafce jur fteflfreube ber R'nty, unb e8 ift
begreiflich, bafj ba9 fatljol. 93olf, ba8 nodj SBerftänbniS beS religiöfen unb
firdr)(icr)en SebenS tjat, mieber nact) (Sinfefcung be§ 8<ittto9*S roenigftenS am
Montage fidj feljnt, bieS um fo metjr, ba tyn aua) unfere proteftantifaVn
5Jlitd)riften feiern, unb mir baburd) (älter unb gleiä)gültiger erfdjeinen al§ fie.
$ie Wadjljeiligtage finb jubem ein Sdnifc be3 ^eßtageS felbfi.
Unb mela^e« ift ber Äern biefer freftfreube! — „(SbiiftuS ift roaljr«
t)aft auferftanben" — biefe grofce $fjatjacf)e ift ifjre unoerfieglidje Ouefle.
(Sbrtftuö ift roatjrl)aft auferftanben, mie er oorauS gefagt, — mir finb atfo roar)r>
Ijaft erlöft, bie 3)tadjt ber £>öfle ift roabrtjaft gebrochen, ber %ot t)at feinen
6d)reden Oerloren, bie Pforten beS Rimmels unb baburd) ber emigen Seligfeit
fielen und offen; (Sott ift mieber unfer Söater unb Erbteil, mir finb
feine ftinber unb Sieblinge gemorben! 3öer foflte fid) ba nid)t freuen!
Wfleluja rufen mir baljer banfbar mit ber flirre. — (Sljriftu« ift roab,rr)aft auf«
erftanben; — alfo ift er roat)rl)aft ©otteS eroiger ©ot)n, find bem SBefen
nac^ mit bem ©ater ; alfo ift fein fy. SDÖerf ©otteSroerf, finb feine erhabenen
2öorte unb 2eljren ©otteSroorte, b,aben feine fji. ©alramente ©otteSfraft,
ift feine ßird)e eine @otte§ftiftung, ift fein 2Bort eroige unb untrügliche
SDÖa^r^eit, — alfo göttlid)e 2öa^beit aud) fein 2öort, baß bie Pforten ber $öfle
nid)t5 gegen bie &ird)e, bie er auf ba§ Srmtbament $etri gefegt hat, Dermöge,
baB ber ©eift ber 2öar)rheit bei feiner £ird)e fei, ber fie an alles erinnern
roerbe, roaS er gelehrt b,abe, bafc alfo feine ßird)e nie in Strtum \aütn
fönne; alfo göttliche 2Bar)rfjeit aud) ba§ Bort, bafe man auf bie £ird)e
^ören müffe mie auf ir)n unb bafj roer bie ftird)e oerad)tet, aud) ir)n berad)te.
„2Ber eud) b,öret, ber ^öret mid), mer eud) berad)tet, ber oerad)tet mid)
unb roer mid) üerad)tet, berad)tet ben, ber mid) gefanbt f)üt" ; alfo göttliche
2Baf>rheit aud) ba« SBort: „2öer mid) oor ben <Dlenfd)en befennt, ben
roerbe id) aud) bor meinem Stoter befennen, ber im $>immel ift, unb
toer mid) bor ben 9Renfd)en berleugnet, ben merbe id) aud) oor bem 95ater
oerleugnen, ber im Gimmel ift." — So murmelt mit eiferner togt f cf>e r
Äonfequenj bie ganje Sicherheit unfereS t)ei(igen ©laubenS unb unferer
t)l. Hoffnung in ber Zf)a\\aty, bie mir am ty. Cfterfefte feiern, ^riftud
ift auferftanben, bat)er muß roabr unb göttlid) fein unfer ©laube, ift göttlicher
ßinfefcung unfere fatfrol. #ird)e, unb e§ ift beSroegen ganj unmöglich, baft
fie je einmal etroaS anbere§ let)re, als roaS (5^rijtu§ gelehrt bat, ift ba^er auc^
bie fatb,olifa^e ^Religion bie einzig roab,re Religion ! Sollen roir ffat^olifen und
in biefer oödigen ©i^|err)eit unfered ©laubenS nidjt aufria^tig freuen, unb
muffen mir ba nic^t einftimmen in ben 3ubelgefang: ^Iflcluja, 6r)rijhi« ift
roaljrljaft erflanben! —
Digitized by Google
i
- 227 -
SBir fatfcol. Sekret unb (grjieljer ganj befonberS motten uns freuen;
beim unfere 6r$ie&ungStl)ätigfeit, bie fid& auf unfere t)l. SReligion aufbaut,
bat ein unerf$ütterli$e8 ftunbament, unb bie ©runbfäfce ber ^äbagogif, bie
mir befolgen, fmb Don bjmmlifaVr, ja göttli^er Wbftammung ;, eS fmb bie
ßrunbfäfre beS Ijöajflen (SrjiefjerS, beS 3beal§ aflcr (Srjie^er, beS ©ottmenfa>n
GfjrifhiS. — SEBtr fönnten laa>n über bie ftoljen ungläubigen ^äbagogen,
bie am bellen $age mit bem fa)roaa>u ßi^tlein iljreS SBerftanbeS nadj neuen
pdbagogifdjen ©ruribjä^en fucfcen, mäljrenb boa) bie Sonne ber djriftli^en
SBafcrtyeit flar unb Ijefl am 9Rittag6$imme( fteljt unb alles munberbar be=
leuchtet unb erwärmt; aber e3 ift biefe $r)atfaa> fo traurig, bafe fie unfer
tieffteS SHitleib erregt unb uns in bittere Trauer Derfe&t. Ratten mir baljer bie
totbol. ^äbagogit immer unb überall f>od>, fie ijt unfere ljiinmlifa> pfcrerin
in unferer ganjen beruflichen S&ätigfeit, unb fie mirb berfelben bie fegenSrei^fte
gruajtbarfeit oerleiljen, fegen§reicf> für bie Äinber, bie mir eraietjen, für bie
Altern berfelben, für bie ©emeinbe, für ba§ Saterlanb, fegenSreid) audj für
ben Gimmel, ben mir bura) unfer Birten beDölfern! 80 giefjen mir mafjr*
fjaft Oflerfreuben über baS ganje jeitliaje unb emige ßeben ber uns an«
mtrauten Äinbermelt au«, aber au# über ba8 ganje fokale fieben in &irrt>
unb ©taat! 3n biefer Ofterfreube murjelt ade« (Sute unb jebe $ugenb;
fie ift ber golbene ftrüffling beS geiftigen CebenS, ber alle tfraft mecft unb
belebt nnb ein munberbare« 2öad)§tum in bemfelben Ijeroorruft, baS neue
Ceben mit (Erjrifto (vita nova cum Christo), roie bie (SpijJel ber fteftmejfe
Fta) fo f<$ön auSbrüdt, im ®egenfafee jum öbeu, ftarren ßeben ber 2Belt, beS
Egoismus unb ber ©ünbe.
Die geier ber Ofterfreube ift ba&er t>on Ijoljem päbagogifdjem SÖerte,
unb mir foflen fie ben ftinbern redjt flar maaVn unb jum anljaltenbften
'&roufjtfetn bringen. 3)a3 faun aua) bei ber ©Deutung ber Opereier gefct)er)en .
Die §ier maren fdjon im Altertum ©tombole ber Schöpfung unb 9luferjtebung ;
ir)re 9ema(ung beutet fomotyl auf bie ^feftfreube Ijin als audj auf ben @e*
banfen, bafe burd) bie Wuferfleljung alles neu unb Ijerrlia) mirb. Der £>err
ift auferftanben, au$ mir roerben einftenS ju einem Ar)nlict)en Jjerrlidjen &ben
ouferfte^en, 9HIelu|a. Solare ßrmägungen fofl man ben fttnbern ins £>erj
legen, roenn man ifjnen Oftereier fdjenft. Das Ijebt Die natürli$e f$rettbe
beS &inbe§ ju einer ffoljen, cbriftlidjen ftreube, unb prägt iljnen eine 3BQt)rt)eit
(in, bie in unferer 3"t um fo kräftiger betont roerben mufj, ba ber Un-
glaube fo frect) )e(bft bie ^unbamentalma^r^eiten beS religiöfen CebenS angreift
unb babura) a(le§ ^>ö^ere im $>lenfa)enleben leugnet. DaS dr)riftttc^e Ofterfeft
ift ber lautefte unb feierlidjfie ^Jroteft gegen bie ungläubige SBeltauffaffung, unb
bie (Spaltung unb Verbreitung ber d^riftlirtjen Ofterfreube ein fräftigeS Wittel
uir d)riftlia^en grjie^ung unb 55ilbung unferer lieben 3ugenb. — (H. B.)
1 ■ ■ _
1
Digitized by Google
- 228 -
Beiträge jur &ffd)id)te fre* ttntfrifd)fit Sdjttlroefeit*.
(@ottfr. «b*®gg, $rofeffor in Slltborf.)
(ftortfefcung.)
Saut brm älteften Sotenregifler ftarb in Staffen 1623, 15. Styember
3acob ©d>neiber „magifier." liefet Beiname fann ober foroorjl einen ßeljrer
als einen eljrfamen $>anbroerfSmeifler be$eid)nen. $m 5aufbud) hingegen fommt
ben 20. Oftober 1(355 3olj. ^ßeter ©treSler „lubimoberator" als Taufpate
Dor unb am 23. ftpril 1661 tritt als 2kter auf 3of. JBumann „lubimoberator."
£)ier mar ber Sugeuberjieljer fletS au$ Organift. Sine ©ajulorbnung ift
feine Dorrjanben, rooljl aber galt als fötale ber grofiüäterlic$e 3ufPru£$ m
ßanbbud). Der flltejte nodj Dorbanbene ©d)ulmcifter« unb Organijien«
©pannbrief batiert Dom 9. 3an. 1828. — 3u Söaffen gehört bie Filiale
SReien, reo ftetS ber Kaplan ©d)ule rjielt unb jroar fa)on lange oor ber
fran^öfic^en 3nDafion. *) $asfelbe gilt Don tööf djenen, baS als 3<>0jtation
auf tüchtige ©a^ulbilbung befonbern $ebad>t ju nehmen Ijatte.
33om 7. bis inS 12. 3ar)rr)unbert mürbe baS Urferntfcnl Dom Älofter
$iffentiS auS paftoriert. 2Öo aber bie Senebiftiner bie ©eelforge falten,
ba mar aud) für 33olfSunterrid)t unb fircfclicben ©efang geforgt. 95om
13. 3a&rr)unbert an finben mir in ber ^aftorotion abroecbfelnb 2Öelt-- unb
OrbenSgeiftliay (Senebiftiner Don DiffentiS), unb ba mag benn ber Unterrity
Derfdjieben — ober jeitioeife gar nid>t — betrieben roorben fein. $er erfte
ftänbige ©a)ulmeifter Don Wnbermatt feit ber Trennung Don $>iffentiS erfc&eint
1610 jum erftenmal, unb Don ba ab finben mir einen folgen bei jebein neuen
geftifteten Soweit ermähnt unb mit ^räfenj bebaut. 91udj finbet man aus biefer
3eit Mnflänge eines WWen&efte« für ben 2ef)rer. $a8 alte ©c&ulf/auS,
toe(a)eS 1856 bem neuen meinen mufete, fofl na$ feiner Bauart unb nacb
ber Srabition nod) weiter als bis 1610 jurüdgerei^t Ijaben. 2öo aber ein
ScfjiiHjauS, au8fd)liejjlie$ für ben Qmtd beS Unterrichtes erfteflt, angetroffen
roirb, ba mufj aud) Schule gehalten morben fein.2)
„Hm 25. ©ept. 1669 ift baS uralt $orf frofpitat um ein ur)r tagf
fampt ber fapeü unfer 1. grauen ju puloer Derbrunnen"; unb infolge Deffen
finb feine ältem Oueflen als Don 1670 mebr Dorljanben. ©ogar bie Äapitah
briefe finb Derbrannt, roie fidj aus fpäteru ^rojeffen ergibt. JBann alfo bie
bortige ©$u(e begonnen, läjjt fid> nid>t genau beftimmen; eS toerben mar)r»
fa)einlie$ bie ftapläne ©dmle gehalten Ijaben. $)ie ftaplanet mürbe 1448
errichtet; ber ältefte ©pannbrief batiert aber Don 1672, allein barin ift
Don bem ©trjulunterricty nia)t bie Webe, roeit $ofpentljol fa>n feinen eigenen
•) 9tod) einem SBeridjt üon bo<tm>. §rn. Pfarrer 2Tnt. ©oumann.
p. 5ttb. SWurcr.
Digitized by Google
- 229 -
8<&ulmeifier fjatte. Der erjlgenannte ©cfculmeijter i|i TOartin ftegli (geboren
l.ttob. 1641, f 15. De$. 1695), ber bei ber Saufe feine« ©objte« unb
flattfolger« $an« Gajpar ben 10. Wai 1678 citiert ift. Da« erfte Dorf*
bud) (begommen 1688) enthält 3a&r für 3aljr bie Seftätigung be« Sefcrer«.
Serfelbe bejog „fampt f>olfc im ban" 15 ©1. Dom Dorf, 5 ®l. öon ber
Äapefle (für (S&oral) unb Don jebem Äinbe 20 fe, unb für ba« „3W" «f
jieajen" mufete tym ein beftimmter „93cifäfeM jäljrlid) 4 ©l. 20 jj. bellen.
Die fremben „fre&el" tollten $>ofpenttjal« gefunbe 2uft nic^t umfonft atmen.
Die Familie ftegti bat circa 100 3ab,re ba« ©cfculfcepter gefdjtoungen bis
1764. Da ftarb 3ol>. 3oj. töegli „am 33erg" (am ©ottljarb ,n>af)rfa>inüd)
bura) eine fiamine oerfa^üttet.) ©eine *Rad)fommen brauten e« nur no$
}um ©igriften. Die Familie Qei&t ljeute noa) „©igriflenbaljeu." 3m
19. 3aijrijunbert [teilte eine anbere ftamilie SRegli roüljrenb 80 3ab,ren bie
2e&rer. ') 1713 trat als jroeite Se^rfraft ber Sfrü^meffer in bie ©djule.
Gr mar eigentlidb, über ben n>eltlia)en tfeljrer gefteflt. Der ftrüfyneffer 3oft
Moni Mütter fjatte mit 3. 3. »egli 1732 einen $au«ftreit roegen be«
Singen« „in ben ^eiligen roienäa^tf ebertage M u. a. m., worüber ein Dorf*
geriet entf^ieb, bajj ber „üffgeria^tete ©c&ulorbnung" (bon 1726) nadjgelebt
werben unb ber Setjrer „im roünter bie fct)uo( frequentiern" *) fofle. Saut
Spannbrief bon 1713 unb ©c&ulorbnung bon 1726 Ratten bie #ofpentf)aler
bamal« aui) eine fatultatibe ©ommerfdjjule, bie erft 1888 roieber auflebte.
3a e« ejiftierte fogar eine %rt ^rogbmnaftum, au« meinem innerhalb 30
^afyren minbeften« 16 ^>ofpetttt)aler jur Geologie übergingen, barunter aud)
ber früher jitierte §ranj 9tenner, Kaplan in 3um^0Cf 1751 ; ferner ber
lf)alfd)reiber %o$. ©eb. ©dmiib, ber bie ©a^ulorbnung gefdjrieben Ijat. (5r
ja)rieb au$ bie S&algefefce in praa^tbofler goi$if$rr ©$rift. Rubere jogen
in frembe Dienfte, roo [u infolge iljrer beffern ©c&ulung abänderten; fo
mürbe btr Urgrofcbater be« jefcigen Pfarrer« in $ofptnt$al, meld)' lefcterm i$
biefe tKuffc&lüffe über bie bortige ©d>ule berbanfe, TOajor in Neapel. 3n
ber 2. £älfte be« 18. 3al)r&unbert« fanf bie ©cfjule auf eine tiefere ©tufe
Ijerab. Die #ofpent(jaler-©c$ulorbming enthält in ber $auptfa$e folgenbe
fünfte, bie bom 53i|a)of betätigt roorben finb:
©eil bie 3ugenb fia) „alfo bermöfjret", rourbe bem ftrüfjmeffer, Unterria)t
ju geben „Eingebungen", unb jmar mödjte er aud) in ben untern (ateiniföeu
6a)ulen tnftruieren.
1. Die ©a)ule bauerte ba« ganje 3a$r. Die 2Binterf$ule bauerte bon
Anfang Wobember bi« (Snbe Hpril, roä&renb welcher 3eit ber ©ü)ul-
•) Über ben leetoerftorbeneu 3Mb. SReglt f. ^. 6. ber „$äbag. »lätter" 1895
3. 189.
*) 2)a* (^rlanntnid ejiftiert noö).
Digitized by Google
- 230 -
meiner beut „Saulheim" aushelfen mu&te nach Änorbnung unb 33efebl
beS ledern. Der Öftrer burftr nebenbei (ein 9lmt „Herrichten" unfc
foflte bie ftinbet in bet $t\xty unb auf ben ©äffen beaufsichtigen.
2. Neben bem ßaplan unb ßeljrer burfte niemonb Schule galten, Di»
Sommerfchule (üom SRai bis NoDember) hatte ber erdete aflein fort»
jufefeen, fomohl für bie, welche nur lefen unb fdjreiben lernen wollten,
als für bie Cateinfdjüler. Die Altern mürben erinnert, bafj fte ben
beiben (Srjiehern Reifen foflen.
3. ^für bie Sateiner werben 3 ftlajfen eingerichtet : Principia, Hudimenta
unb Grammatica; beren letzte aber „93nberlaffen" werben tonnte, wenn
alle 3 befefct waren, weil baS für ben „Direftor" Der Schule aflju^
befc^iDerlicf) gewefen wäre. WlS 53a fern,} war bie 3*it Dom 22. 3ufi
bis 24. Wuguft (5 2öochen) beftimmt. Boraus aber gingen bie Steig»
ejamen Dor 3 geiftlidjen unb 2 weltlichen £erren. Die beßen Schüler
erhielten Prämien.
4. ^Dic Schule begann im Söinter um V«7 unb Dauerte bis 8 Uhr. Nach-
mittag bauerte fie Don 12 bis 2 Ul)r. 3ur Sommerzeit würbe Don
'/,9 bis 10 Uhr unb Don 1 bis 3 Uhr unterrichtet.
5. Schulgelb bejahte jebeS Äinb per ^aljr 2 gl. Altern „)o s. v.
ochfeen hoben" mufeten jährlich ein „füeberlin", bie anbern 2 „Surbenen"
#olj bringen. Dem Schulmeifter würbe für Schul* unb ftirchenbienß
25 ©1. gegeben, aufeer ben fliefeenben ^refenjen (ber Schulherr erhielt
lt. feinem Spannbrief D. 1713 ebenfalls einen Sohn, ber aber nicht
näher beftimmt ift.)
„So gefchachen in Urfern 3ue &ofbithaH ben 30. IDlaD 91nno 1726.
Ob bie Sateinfchüler biefeS Dorfes benen Don flnbermatt im ^«aterfptelen
geholfen, ift nicht ftcher, boch annehmbar. Die Urfener „flomebianten" hatten*
gar gut unb fpielten Daher in ber erften Jpälfte beS 18. 3ohrhunbertS oft
Sheater. Der Hat fpenbete ihnen bafär bis 10 $ha!er (1 $h- - 4 $r. 28 58p )
unb fie tonnten überbieS Don 16 Serben baS SQBeibgelb begehen.1) 3n
föealp beforgten 2 flapujiner feit 1735 Seelforge unb Schule.
Sobiel über bie Schulen im »eufethal. Über flttinghaufen unb See;
Dorf 2C. höbe ich Wne genauem Angaben bejüglich beS Alters ber Dortigen
Schulen ermitteln fonnen, trofc beS freunblid&en SutgegenfommenS bei be*
treffenben ^farrherren, allein eS ift bie Annahme begrünbet, bafe bitje
©emeinben mit Den übrigen Schritt gehalten haben, unb baS um fo eher,
weil fte baS gute $eifpiel «ItborfS unmittelbar Dor Bugen hatten.
Wachen wir noch einen Hbflecher ins Schächenthal, wo bie Natur ber
Schule ebenfoDiel ftinberniffe bereitet, wie im Neufethal. 93on Bürgeln mar
- - • — — — —
') Mitgeteilt t>on $od)ti>. $errn Pfarrer ißet. grüner.
Digitized by Google
- 231 -
ftüljet bie Webe; ober auch ©pitingen blieb nicht jutüd. „1647, ben
13. 3anuatii ftarb ipanS Äafpat (SiSler diu aegrotus et ©dmlmeifter. "
2Öäre et bet erjie gemefcn, |"o mürbe eS ohne 3roeifel angemerft fein; beim
bei Gintragenbe fe&te ju ben Hainen ber 35erfiorbenen feljr umftänblithe
58emerfungen. 9Wan barf alfo mit ©nmb annehmen, bafe eS in ©piringen
roie anberroärtS fäon Anfangs beS 17. SaljrhunbcrtS meltliche Sebrer gegeben
habe, ©eit 1647 finbet man b« unb ba beten Warnen im Sotenbutf).
9tlS ©djulhauö biente ba§ fog. „Janj^auS", roeltheS feinen Warnen baoon
befommen, bafe eS sumeilen als Sanjlofal bienen mufete. Um bie Witte beS
16. 3ahrhunbertS mar eS auSgebeffert morben, Daher i|t eS jedenfalls älter
als bie ©chule üon ©piringen. 1700 ehielt bie $farrfir<he eine Orgel,
welche fortan bet fielet „ plagen " mujjte. Dafür erhielt et Heine ^tejenjen.')
Die 3ugenb Don Unterfangen ehielt fe^r mahrfcheinlich Dom jeweiligen
Kaplan Unterricht. Wachbem eS aber 1(585 Don ©piringen abgefutt roorben,
hielt bet Pfarrer ©chule. Der erjle Pfarrer hiefe <£arl 3of. Hrnolb. Seine
©emeinbe johlte Damals lt. Dorhanbenem Gegiftet 206 Angehörige. 99i3
1742 maren alfo bie ©eelforger auch Sehrer. Ungefähr um biefe 3<it nmrbe
eine Orgel erfteUt unb nun übernahm bet jedesmalige ^farrb,elfet ben ©chul*
unö Otgelbienft. Seitliche unb geiftliche Ocganiften wedelten oon je|t an
bis 1875, roo baS neue ©chulgefefc 2 Öeljrer forberte. DaS neue ©crmlhauS
routbe 1858 erbaut unb baS alte bamals Derfauft. Dafe Unterfd&ächen
fchulfreunblich gefinnt ift, oerrät ber Umftanb, ba& bie flinber bie ©chul*
materialien gratis erhalten, unb baß trofcbem bie ©emeinbe leine ©djul»
fleuer hat.*)
©o ^aben mir benn bie ©rofejahl ber ©emeinben burchtoanbert unb
unfere Behauptung begrünbet gefunben. Sir fcf)liejicn mit ber ftatiftifdjen
Überfielt über bie SBolfSfchulcu am ßnbe beS Dorigen ^ahr^unberts.
1799 gab eS 22 ©chuleu (unb 2 Cateinfchulen) mit etma 28 öehrfräften.
3Jon bem fiehrperfonal beftanb bie #älfte aus ^rieftern. ©chulhäufer gab
fS 5. Die SBefolbung mar fe^r Derfchiebeu. Der geringfte Sohn mar baS
blofte ©$ulgelb, ber ^öchl'te betrug 222 gl., Orgelbienft inbegriffen (Anber-
matt. Der Cchrer in Hltborf bejog 217 gl.) Der Unterricht mürbe oon
circa 600 ffinbern befugt. Schule mürbe faft überall nur im Sinter
gehalten, nur in 5 ©emeinben auch m ©ommer mit etma 100 ©ajüleru.
Die tägliche ©chuljeit fchmanfte $mifchen 2 unb 6 ©tunben; gelehrt mürbe
an 15 Orten Cefen unb ©abreiben unb an 5 meitern fommt noch Wehnen
bajju; Don 3 ift eS nid)t befannt. fllaffenetnteilung r)atten 10 ©chulen,
7 leine, Don 5 unbefannt. gür ben Unterricht Dermenbete man bie ©t. Ur»
•) 2Rttgetdlt oon hoch». $rn. trottet »lufer.
*) SRitgetcHt oon hoch»- $m. Pfarrer Hrnolb.
Digitized by Google
- 232 -
banerfcbulbücher (GrauerS ßatfrfjimmi* (eute noch), 93orf<hriften, Briefe 10.;
an einigen wenigen Orten beljalf man fi<h ohne Schulbücher.
gerabe glänjenb lagen bie Schuloerhältniffe im ßiotnenthal.
„Der flapläne erfte unb oorjügli^ 93efa)äftigung ift büS Schüttelten",
fchreibt Tormann 1796, „ober ber Äfmberunterri^t im Sefen, Schreiben,
ffiedmen unb ber ©laubenSlehre, obwohl fie eigentlich Don MmtSmegen Daju
nicht Derpfltchtet finb. 3n grojjeu unb weitläufigen ©emeinben fommt ihnen
auch ber Pfarrer ju $>ülfe. 3n ganj entlegenen Orten befdjäftigt fi<h ge«
wöljnlich nur ein Canbmann bamit. Die Spulen roerben aber nur im
Sinter gehalten, benn Don Anfang beS ftrüljltngS bis in ben. ^>erbft finb
bie Äinber Don 10—14 fahren jum &üten ber 3iegen beftimmt . . . .
DaS gemeine 95olf bleibt ba&er bo<h fel>t unmiffenb, infonberbeit weil weber
eine pflichtmäßige 93erbinbli$teit jur Aufficht Don Seite ber Oberen, no$
irgenb eine nrirffame Aufmunterung ober Übung füt bie ermaebfene 3ugenb
fiattfinbet." Ob bieS Urteil in feinem ganzen Umfange wahr ift, Darf mit
Stecht bezweifelt werben.
@S ejiftierten gegen ($nbe beS legten 3ahrf}unbertS weuigftenS 2 höhere
Öehranftalten im giDinentfyal. Das Seminar in 33ollegio, ba§ fchon
(£arl SJorromäuS errieten wollte, erhielt 1622 Don §rieb. JBorromäuS feine
Döflige (Einrichtung. Darin rourben 5 fiioiner über 12 3a(jre, bie fieb bem
geiftlichen Stanbe mibmen rooflten, frei unterhalten unb unterrichtet; aber
aua) unbere für $3e$ar)lung aufgenommen. Die Anftalt (fte lag beim Dorfe
^aSquei) ftanb unter Aufficht beS tytytn Seminars in Wailanb, wohin bie
Söglinge nachher abgingen, um ihre Stubien ju Doüenben. Sie mürbe Don
2 2er)reru geleitet : Dom Äeftor unb einem ßefjrer, beibe aus ber (SefeUfchaf t
ber Oblaten Don Wailanb. Errichtet mar fie aus ben (Siufttnften beS auf=
gehobenen $pumiliatenorben3. Sine 2. Sehranftalt mürbe in ber 2. Jpälfte
beS 18. 3ahrhunbert£ ju ftaibo in bem Äapujinerflofter errichtet, bie jeber
CtDiner befuchen tonnte, unb worin aufjer im fiefen, Schreiben, 9fecr)nen unb
in- ber (Glaubenslehre, auch im Sateinifchen Unterricht erteilt mürbe. ') Die
flapujiner höben bat)er für bie Schulen Uri'S, fpejieO Don Urfern unb QiDinen,
grofje Skrbienfte.
Schulbehörbe.
911S erfte Schulbehörbe ift aufjufaffen jene, roelche 1579 beftimmt mürbe.
Dafe fich aber Dor 1800 auch bie weltliche 3et)örbe als folche mit ben
Spulen beS ganjen SanbeS befaßt hat, 9fh* barauS tytüox, baß jeber £er)rer
einen obrigfeitlichen Sohn Don 10 gl. unb ein SJerfünbgelb Don 2 gl. 20
bejog. Das ift fchon burch bie Schulorbnung Don Stielten 1679 bemiefen;
•) Tormann.
Digitized by Google
- 233 -
alfo mujjte aud) Dortjer ein Seföluft gefaxt morben [ein, jeber Öanbgemeinbe
bei ttnfkflung einer (weltlichen ?) Setjrfraft, einen iBcfolbungSbeitrag Don
10 gl. ju geben. Sann bieder SBefctjluB gefa&t morben, läfet fid) nicht
genau beftimmen ; aber fieser ift, bafe er noch $u Anfang biefe§ 3^^unbert4
$u flraft beftanben hat. §r ift fojufagen bie einzige Äußerung ber Söeljörbc,
moburch fte ein geroifjeS 3ntereffc an ber ©chule befunbet, jeboch ohne fich
irgenbroelche Stechte $u magren, Smmerhin ^at ber 9tat Don Uri bie 2Birt>
tigteit einer guten ©chulbilbung ertannt unb jur Erreichung berfelben bie
©emeinbeu unterftüfct; ja fogar in ber gemeinen SJogtei SBeflena gemeiitiam
mit ©dmrtfö unb Unterroalben bie Spulen bem Älofter (Sin Hebeln übergeben
1675. ©omit hoben bort fetjon Dörfer ©dmlen beftanben. Ob bamit bie
Söoltejdniten ünb ba& ©Dmnafium gemeint finb, ift nid>t näher bezeichnet.
Ce&tereS, bie fogenannte Stefibenj, würbe 1782 unb 83 Don Abt 33eatu3
neu aufgeführt. Darin mar ein ©Dinnafium mit 6 ftapitularen unb einem
Saienbmber. Der ^robft (1770 mar 53enno Ab»(Sgg Don ©chropj ^ropft)
führte bie jpau§r)altung ; ber jmeite Sefjrer (9Jtoberator) roor)nte unb fpeiste
mit beu Stubenten. Die übrigen 4 ^ßatre§ maren ebenfalls ßeljrer. (Seiehrt
mürbe Humaniora unb 9thetorif unb jmar unentgeltlich, ftrembe mußten
ein ftoftgelb bejahen. Das Kollegium hatte sJMa$ für 30 Stubenten. Den
1. Ottober 1783 mar bie 3°hl °er Äoftgänger fünf. 9leben biefer Anftalt
bethätigten fich in ©eflenj auch bie Urfuliuerinnen auf bem ©ebiete DeS
Unterrichtes. Die fllojterfraueu gaben Anleitung in meiblia)en ©<hön-- unb
£anbarbeiten, Äeligiöfität, ©ittlichteit, unb roaS bie 5Jläbd)en ju einer nüjj=
lid)en fiebenSart bilben tonnte. ')
6rjt in unferm ^ahrhunbert bitbete fich im ftanton Uri eine eigentliche
©d)u(behörbe ; baS ift eines ber [ehr menigen 5Jerbienfte ber franjöfifdjen
fteoolution. Diefe (entere brachte ein „Winifterium für fünfte unb SBiffen-
fchaften", beffen Seitung am 2. V. 1798 ber aus Srugg im Aargau ge-
bürtige bisherige ^ßrofeffor ber ^ßt)ilofophi^ unb Philologie an ber ^tfabemte
in 53ern Wibrecht ©tapfer übernahm. Um ben ©tanb ber fchmeijerifchen *
©chulen tennen $u lernen unb ju helfen, mo e$ nötig (unb es märe roohl
überall nötig gemefen), orbnete er einen Unterfuch an. 1799 mürben fämt«
liehen Sehrern an bie 60 fragen über ßotal«, s£erfonal*, öfonomifche 35er-
hältnijfe unb über ben Unterricht jur Serichterftattung übermittelt. Die
Antworten berfelben bilben eine 9teir)e ftattlicher 93änbe im SunbeSarctjio.
Da5 JBilb, roclcheS ber mir jur Durchficht Dorgelegte SBanb über bie Urfantone
gibt, ift nicht erfreulich ; Dagegen muß man berücffichtigeu, bafe ber Moment
für ftatiftifche Aufnahmen über ©chulen Damals ber benfbar ungünftigfie mar,
0 ßeu, Sefifon Supplement. 1786.
Digitized by Google
I
- 234 -
gaiij befonberS für Uri. l) — $ür jeben .ffanton war ein ßrjieljungrat auf»
gefieOt. derjenige Dom tfanton Jöalbftätten (Urfcfroeij unb 3ug) Ijatte
feinen Sifc in SdjroDj. 9ln feiner Spifce fianb »ebing. ber Hnfüfyrer ber
Sdnop^er am ftotenturm. Waö) biefem Storbilbe organifierte man 1804 in
Uri eine ©dmlbeljörbe mit bem etnmS Dolltönenben Warnen Zentral» S4)ul»
(iommifi on (CS. C.). meiere Don 1804 bis 1850 in l&ätigfeit mar.
Sie beftanb anfangs aus 8 Mitgliebern, ben ^Jfarrljerrn Don Mltborf.
Bürgeln, Silenen, Slttingbaufen unb (Srflfelb unb 3 meltlia>n Herren ; fpäter
flieg bie 3at>l bis auf 13 Witglieber. 1838 mar fie auf 10, 5 geiftlidfe
unb 5 meltlidje Herren normiert. '2)
Diefe C. S. C. Deriammelte fiaj in ber erften 3eit oftmals jäfjdia) bis
15 mal; Don 1813 bis 1821 jebod) im ganjen nur 10 mal; Don 1804
bis 1836 im ganzen 161 mal unb faßte roätjrenb biefer 3eit 874 Eefapjfe.
Watb, 1836 famen bie Herren jäbrlid) 5 bis 6 mal burnMdmittlidj jufammen.
$ie 93efd)iüffe befafeen fid) forooljl mit ben 93olfS» als ben Sateinfa^ulen.
9tad) Wuffteflung ber Sdmlorbnuug 1805 H) mar eines ber erften ©e-
fct)äfte, (Selb ju befdjoffen unb bie ßöljne ju ermitteln, überhaupt eine ge^
orbnete 33ermaltung einzurichten. $)urd) rüljrenbe Jöriefe mürben bafjer ©ut*
t^dter in Uri unb aufjerfjalb beS SänbcfyeuS um ^Beiträge erfu$t. GS mürbe
ferner genau ermittelt, mie Diel ßobjt bie ßeljrer belogen Ratten unb Don
mem fie ifjren TOljegebalt erhielten. $)arna# bejog ber Sa)ul(ebrer 216 gl.
20 jj (flirre 118 gl., SanbeSferfelamt 50 gl., Unter $1. Äreuj 48 gl. 20 jj);
ber ^roDifor 104 gl. 24 f$ (Äirc&e 64 gl. 24 fe, Unter 1)1. Äreuj 40 gl.),
baju täglid) 2 Portionen (SrbSmuS unb etma? SBrob Dom Spital unb zu-
fällige s#refenjen; ber ^Jrofeffor ber fllubimenta unb ©rammatif 100 gl.
(Spital 25 gl., Unter fjl. Äreuj 60, ftirdje 15 gl.); ber ^Srofeffor ber gröfeern
unb Heitlern Smitaj 100 gl. (bj. Äreuj 75 gl., Spital 25 gl.) unb enblia)
ber s$rofefjor ber 92t)eiorif Dom f)L Äreuj 50 gl. unb jroar nur für bie
I. dtyetorit ober Humanität ; baju Sd)ulge(b 3 gl. Don jebem Sd)üler. gür
bic II. 9?b^orif erhielt er 6 gl. Sdmlgelb Don jebem Stubenten :c.
3m fternern roanbte bie C. S. C. ber Wuffnung ber ScbulfonDe unb
©tipenbieu ib,re Sorgfalt ju unb ernannte einen „Sä)ulDogt\ ber bie 3»nfen
einjujieljen Ijatte. Um if>rer $fH$t« bie Spulen beS ÖanbeS ju übermalen,
geregt ju merbeu, orbnete fie Sdjulinfpettionen an, unb jroar mürbe für
jebe Schule ein eigener 3nfpeftor befieat. S&iS 1849 gab eS alljä&rlia) 15
') $er töaum (unb ber 3wecf biefer Sirbett) aeftattet e« ntd)t, na^er auf
biefe ^eriebte einzugeben. 3. 2)urrer bat ftc gu feinem SBerte „bte ©cbulen ber
llrfcbrocij 1799", benu&t.
3) Uanbbud) B. II. SSrt 425.
3) $te ©djulorbnung oon 1838 im Sanbbud) B. II. ©. 161 tft faft wörtlid)
ßleid).
Digitized by Google
— 235 —
berfchiebene Snfbeftoren. bie ober niemals bie ©djulen ihrer eigenen ©emeinben
ju Difttiereit Ratten. Um eine einheitliche öerichterftattung $u erroirten, mürben
in ben 30ger Sagten gebrudte 3nfpeftion3formulare ausgegeben, allein man
begnügte ftd), bie fchreienbften Übelftänbe hfrouSjurjeben. ©roßen flufcen er»
rouch$ and biefen Sifttationen ben ©dmlen feineSroegS. 6rft 1849 mürbe
bann ein beftänbiger tant. ©djulinfpeftor gemäht mit ber fijen 53e«
folbung Don 4 SouiSbor. $er erfte. ber baS Amt Derfah, mar #ochro. £>err
Pfarrer Wubr. Anfänger Don Unter fcfjächcn. %tx erfte Bericht beSfelben machte
einen fo günftigen ßinbrucf, baß mau ihm als SBelolwung 2 SouiSbor ju
Derabfolgeu befchlofe. $erfelbe roünfcht einheitliche fiehrmittef uub teilt bie
Spulen beS ßanbeS nach ir)ren fieiftungen in 3 JNaffen ein. ISbenfo ermähnt
er bie allgemeinen Mängel unb Übelftänbe, &u beren §ebung eine jlommiffion
Don 3 «Dtitgliebern ernannt mürbe. 3)u§ Gutachten berfelben Derbreitete ftd)
über ©chulDerfäumniffe, 33erbefferung ber Schullotale einiger ©emeinben, gibt
ben Celjrern, ^ßfarrherren unb ©emeinbe * s.8ehöcbf n genaue Seifungen unb
richtet eine 3uf$tift an ben SRat um träftige Unterftü^ung a. 'JDaS ©ut*
achten rourbe angenommen. $)ie C. S. C. hotte auf bem Sanbe mit großen
Schmierigfeiten ju fämpfen ; benn nicht überall moflte man ihre gut gemeinten
JKäte Derftehen unb ihre befehlen befolgen; eS beburfte mitunter fö)arfer
«Rügen. $ie C. S. C. hotte mährenb if>reS SBeftanbeS nur 3 ^räfibenten :
ben ipochm. $rn. $)e SBaja, Pfarrer Don ftltborf bis ju feinem $obe ben
16. fluguft 1836, bann bis 7. ftobember gleichen 3al)reS ben #ochro. $>rn.
53umann, ^ßfarrhelfer Don fcltborf. flach bem $obe beSfelben folgte ber #odm).
#ert Pfarrer Don Wtborf, 3oh- $eter ßflmauthaler. Slfle brei hoben grojje
5Jerbtenfte für baS umerifche ©chulroefen. Xa* ©cbulprotololl böte noch Diel
be§ Ontereffanten, auf beffen Angabe mir inbeS, um nia)t ju meitläufig $u
merben, Der$id)ten muffen.
9toa) Annahme ber neuen Serfaffung Don 1848 trat 1850 an Stelle
ber C. 8. C. ber SrjiehungSrat, aus 8 SDlitgliebern beflehenb. 3>r
tyräfibent ber abtretenben Sefjörbe übernahm baS $räfibium ber neuen für.
eine BmtSbauer Don 4 fahren. $>er ©efdjäftSgang unb bie Aufgabe beS
E. R. mürbe 1853 burch eine ©erorbnung genau geregelt unb beftimint
1856 mürben bie ©onntagS faulen eingeführt, bie bis jur Einführung
ber neuen ©chulorbnung beftanben (1875), bann aber mürbe bie ©onntagS«
fchule burch eine »epetitionSfchule erfefct. 1862 rourbe bef<hloffen, bie pro«
jettierte ©chulaufifteOung in $ern ju befchiefen. ©afür beroilligte ber Slegie»
rungSrat 100 3fr. aus ber ©taatSfaffe. Eine ftänbige Wage ber ©ö)ul»
infpeftoren mar ber äufjerft nachläffige Schulbefuch, fo bafe fich ber E. R.
genötigt fah, 1865 eine fä)arfe SBerorbnung ju erlajfen; ebenfo mürbe eine
SBerlängerung unb Erweiterung ber 2ehw^nf««nä^ ols jroedmä&ig erachtet.
Digitized by Google
- 236
1866 trifte man bic ©dmlen in 3 3nfpe!tion$freife ritt mit jr einem 3n»
fpeftor. Staburcb, unb burcb, bir ermähnten fdjarfen SWaferegeln mürben grofee
ftortfdjritte im urnerifchen Schufroefen ehielt; am meiften mag aber baju
ber Unterrichtsplan uon 1866 beigetragen hoben. 1869 befürroortete bet
E. K. bie ©rünbung Don Sefunbar faulen unb Unterftüjmng ber fd)on
beftehenben.
SS ift und iiir^t möglich, bie oerbienftöofle 2f)ätigfeit biefer Vehörbe
genauer barjufkUm, einerfeits meil baS ^rotofofl biefer ^eriobe fehlt, anber*
feits um, mir fchon oben bemettt, nicht ju weitläufig ju merben. Sir inüffen
und baljer mit ber ©tijjierung berfelben nach bem MuSjuge beS ^rotofolls
oon % £>erger begnügen. $>a3 ^a^r 1874 brachte mieber eine neue 93er«
faffung unb bamit auch eine tei(mei[e Umgeftaltung beS ©djulroefenS. 35ie
^dmlorbnung öon 1875, bie noch ju Stecht befielt, gehört bat/er noch nicht
ber ©efchichte an.
Vergleichen mir junt ©chluffe biefeS SlbfcrmitteS folgenbe Urteile über
Schule unb ßrjiehung in Uri mit ben angeführten 3hatfact)en. Tormann
treibt 1796 in feiner (Geographie (§ 10 Uri): „©elehrfamfeit unb fünfte
„finb hirr ebenfo roenig in tfclor, ober beinahe eine ganj fettem 6rf Meinung,
„roie in ben meiften tatt). ©chroeijerftaaten , in benen bie Verbreitung ber
„3luff(ärmtg in ben herrfcr)enben 9leligion8grunbfä&en , ber fortbaurrnbrn
„28erfheiligfeit, bem übermiegenben (Sinflufe ber ^rieflerfchaft unb ber genauen
„Verbinbung mit 9tom fo große unb faft unüberfteigliche £inberniffe finbet.
„Wit ben UnterrichtSanfialten aller 9lrt fteht eS im ©anjen
„traurig. 9ln MuSbilbuug beS ftunftgefchmacfS unb Verbreitung gemein*
„uütjiger Äenntniffe ift gar nicht ju benlen. $ie unb ba untersten
„einige Mönche, meiftenS im ftlofter (mo?); überhaupt forgt ber Pfarrer
„aufs bürftigfte für ben Unterriebt feiner ^farrgenoffen , fo Die!
„er fanu ober mag. 3U berounbern ift es mirflich, bafe man bei bem
„gemeinen Volt für Sachen, bie baS gemeine Seben betreffen, noch fo Diel
„gefreuten Sinn finbet, ber längft hätte gan$ berlohren fepn müffen, roenn
„er nicht bem Sdjroeijer überhaupt fo eigentümlich märe." ßr ermähnt
bann noch, gfbe auch aufgetlärte, thätige Pfarrer, manche gebitbete Seute,
im allgemeinen aber ^errfc^e Unroiffenheit ; frembe $ienfte, Reifen unb twrab
bie £>eloetifchen ©efeüfchaften ju Clten unb Narau unb mehrere anbere hätten
auf bie tatbolifchen Orte ftarfen bilbenben (?) einfmji. „VeflagenSmürbig unb
„traurig bleibt inbefe immer bie Sage beS gröfeten im Volte meg cn
„feiner fo fehr bernachläffigten fittlichen Vilbung." Sie
SBalbftätte finb fich übrigens bar in faft alle gleiaV' fciefeS Urteil trägt bie
färben mohl aflju bief auf unb fcheint überbieS ftarf tenbentiöS. ©länjeub
ftanb eS um bie Schule im legten 3ahrhunbert feineSroegS, aber fo bürftig
Digitized by Google
- 237 -
unb traurig benn bodj m$t, rote Tormann f$i(bert, ber feine Angabe alten
Qanbj$riften (ob aua) über Uli unb urnerifcfyen mufe bejmeifelt merben) ent«
nommen ju Ijaben angibt. 2Öäre ba§ Urteil $ur 3*it ber franj. Snbnfion
gegeben morben unb über biefe 3*»t fo Wnnte man eS efyer gelten laffen.
(Sin anberer nia)t gerabe gttnjtiger ftritifer ift Dr. (Slfener in feinen:
„WebijinifaVn unb topograpbjfdjen öemerfungen" über Uri 1811. 9luf
©. 17 fagt er: w$ie EollSfdmlen fi"b erft im Serben" unb ©. 142 unb
143 fdjreibt er etma folgenbeS: Wur jene genießen eine befa^ränfte ©eifteS-
bilbung, bie ber Äirdje ober bem Staate bieneu foflen ; ba§ SJolf aber mürbe
ftiftematifö) ber JBlinbljeit übergeben, infolge be8 £ungerloljne3 Dermag fid)
ber Seljrerftanb in ben Dörfern nid»1 aus feiner djnrafteriflif^eu Woljljeit auf'
jufyelfen. $)ie lateinifdfe Seljranftalt, „bie mir jetyt enblirf) befifceu" (!),
genügt nid»\ e8 follen bie $olf£f$u(en Derbeffert merben, um ba8 SBolf beffer
bilben ju fönnen. 5)a$u bcbarf eS ju Dorberft Sefn-er, bie erft felbft ju
erstehen unb 51t bilben finb." einen frönen 9lu8fprnd) tljut er, inbem
er fagt: „Söenn in unfern $agen bie enfel ber gelben Don Vorgarten,
Sempad) ic. bie 5)olf3fdmlanfialten in beffere $(ufnaf)me $11 bringen fid) meljr
anftrengten; fo Derbienten biefe bann geroiß fo Diele Sldjtung, nl§ jene, bie
nur SanbDogteien eroberten." $)iefe einfeitige 2)eiirteiluug flammt au§ ber
fteber eine§ in Uri jmar moljnenben, aber meuig gearteten unb fogar megen
SBerleumbung geridjjtlid) Derurteilten Statines. 3)aB na# ber SteDolution bie
SBoltSfityule fdjltmm geftanben, ift ntel)r als begreiflich, bafe aber boS Sßolf im
allgemeinen auf einer fo nieberen Stufe ber (Beiftcsbilbting ftanb, ober baft
beffen SBilbung abfiöjtlid) Dernadjläffigt mürbe, ift einfnct) unnxifjr. $)ie
Jfraft foldfer Urteile liegt in ber $reiftigfeit, momit fie aufgeteilt merben,
nätnlid) al« Behauptungen ofjne irgenb meiere Bemeife.
W\i ©attjDerftänbniS gibt Dr. Suffer in feiner ©eograptjie über Uri
1834 Huffdjlufc über bie intefleftueae Kultur be5 SanbeS (S. (53 unb 04).
Seine rufnge Beurteilung bilbe baljer In'er ben flbfdjlufe.
„Qux 33 ilbung ber Spraye unb be§ SBerftanbeS mirb jefct mefyr
„aU früher get&an. 3ebe* $farrborf, felbft jebeS ftilialböridjen r)at feine
„6<$ule. 3n meiern ©emeinben ljaben ftc^ feit 20 3ar)ren fdföne ©d>ul»
„Käufer erhoben, allein ba im ©ommer bie 2eute in ben fcödjften Sergen unb
„fclpen motten müffen, fo fann bie ©a)ule leiber in ben meiften ©emeinben
„bloS ben UBinter über gehalten merben, unb ba nod> feine Sonntags«
„faulen beftefcen, mo bie jungen Seilte bnS erlernte üben unb fia) Deroofl-
„fommnen tönnten, fo mirb Don Dielen, benen e$ an eigenem ftleifc fe^lt,
wbaS Erlernte mieber Dergefjen.„ (fcicr folgt über bic Satcinfauile, um* oben
unter fiateinfdjulcn aud) enthalte» ift.)
Digitized by Google
- 238
„Muf eintrieb ber Dom 3f«*9*Wc fo üerförieenen ©eiftH$en ift nun
„eine obrigfeitlic$ fanftionierte 6entral»Sd)ul"@ommiffion ju Stanbe
„gefommen, bie nun alle Schulen beanf fif^tigt unb meljr. fieben in biefel ben
„gebraut Ijat, obmotjl ib,t no$ meljr (Sifer unb $ljätigfeit ju mün«
„fä)en wäre.1)
„Hn mef>rern Orten müffen bie ©eiftliaVn felbft ©<$ule galten, ba bie
„©emeinben feinen eigenen ©dmlmeifter ju befolben Dermögen; aua) ^at bie
„Regierung no# ni$t nötig erachtet, biefelbe au« ben ©d>ufen $u Derbrängen
„(wie bie ^ranjofen), a(S ob Religion unb 2Öifffnfd>aft fteinbe wären, wa§
„bod> offenbar gegen bie 6rf<")ning oder 3aljrl)unberte ftreitet. freilich bleibt
„no$ mana)e§ ju münfa>n übrig:
„Wodj mttffen bie flinber überall ©cfculgelb fetbft bejahen, weil
„bie Seljrer nur farg befolbet finb.
„Wodj finb au« gleicher Urfaa> lue unb ba fie&rer angefiellt, bie
„biefen 9tamen nidjt oerbienen.
,,92od) bebürfte bie fiel) rmeife, bie ©d)ulbüd)er, überhaupt bie gan&e
„@djuleinricr)tuug, befonber« in einigen ©emeinben, monomer 33erbefferuug.
,,9loa) ift felbft in 9lltborf teine beftimmte Gelegenheit jur Srler»
„nung frember, lebenber Spraken, Don *D2ufit unb 3eidj>nen gegeben.
„Die Regierung fümmert fi$ Ieiber ju wenig um bie SilbungS»
„anftaften; bod) beffer nod) fo, als toenn fie, wie hie unb ba anber«
„wärt« geflieht, tr)reu ßinflufe bahin öerwenbete, ftatt ben öanb«
„mann in bem ihm 9iotbwenbigen unb n>ar)rr)af t 92ü$(i$en ju
„unterrichten, ihn mit allerlei £ia(bwiffereQ Derwirren unb }um
„abgefchmadten, aufgeblafenen, mit fia) unb feinem Staube unb
„Berufe un^ufriebenen 9Henfa)en, felbft jum fflebellen gegen
„ßird>e unb ©taat heranziehen ju laffen." (ftortf. folgt.)
Jur illetliobik örs t8ud)l)altun90untfrnd)tf8
011 ber primär« nnb ©ctotibar[d|ule, mit Ötnirffidjtigiing
ber prattifchen $mdt unb ber Vorbereitung auf l>8i|ere ©djufeii.
(ftortfcfcunfl.)
11) 3m $urf)halnutg£unterrtd)t bürfen bie Aufgaben nidjt weg«
bleiben. Solche werben feiten gegeben, nicht weil man bie *Rüfrüd)feit unb
92otmenbigfeit berfelbeu nid)t einfielt, fonbern weil man feine 3e'* bü ^rer
Sefprechung §a\. Der Cehrer fyai fo feine Kontrolle, ob ber Schüler ba«
') Dr. <£. 3. ßuffer war feit 1823 ©efretär ber C. 8. C., 1844 bis 1850 war
er TOßlieb berfdben >mb bie 1854 SHitalieb bc* E. R.
Digitized by Google
- 239 -
JBefoinbelte berftonben, festerer f>at feine ©efegenljeit, ba§ Erlernte burcb
Übung ju befefiigen. Um biefen ttbelftanb ju befeitigen gibt e§ mieberum
nur ein Wittel : furje ©efcfcäftSgänge. $ann roirb 3^tt jur 5Jefpre^ung
ber Hufgaben übrig bleiben. $ie 3*erbefferung biefer felbftänbig gelösten
Aufgaben wirb ben ©<$üler in ber Äenntni« bebeutenb förbern. Mber auch
bie Aufgaben bürfen, mie ermähnt, nicht föablonenfjaft werben.
SBiö ber S^üler ein einigermaßen ooflftänbigeS $ilb über bie ©runb*
Prinzipien ber ^Buchführung erlangt fjat, gebe man bemfelben Stufgaben au§
ber ßonrefpoubenj. ©päter für>re man mit einem fiefjrgefdjäftSgang parallel
einen 9ufgabengefd)äftSgang burch unb fontrofliere jebe ©tunbe ben au§*
geführten $eil ber Arbeit. 3tfoflte man mit ben Aufgaben bis jum ©chluffe
warten, fo erhielten biefe mehr ben (Stjorafter einer ftepetition unb man
fäme leitet jur Überbürbung. ftinben fich t$tf)Ux, fo laffe man ben Sattler
nid)t rabieren. *Dcan jeige ihm, — unb baS ift etwas 2öid)tigeS, was bei
ber $iftiermethobe außer acht fällt, — mie man in ber ^ßrajiS bie fehler
aller Hrt oerbejfert. $arftellung, ©djrift, 9teinlichfeit, ber fprachfiche 91uS»
brud u. f. f. finb natürlicherweife gehörig ju berürfficf}tigen. 6$ barf wohl
auch ermähnt werben, baß, wenn ber ©d)üler baheim SöuchhaltungSaufgaben
löst, baburch Dielleicht auch im @lternt}aufe manage Anregung jur üßerbefferung,
ober gar ber enblichen Einführung, ber ^auS^älterifcben ober gefcfyäftlichen
Buchführung gegeben, roäfyrenfo anberfeitS ber ©djüler fich mot)l et)er in feines
3JaterS 99üd)ern iKat unb Seiehrung holen mürbe. Tatnit aber ber ©chüler
23uchholtangSaufgaben $u löfen im ftanbe fei, barf ber Unterricht oor allem
nitfy ba« 5empo beS ©turmfdnitteS anfragen unb was befonberS mistig ift :
12) $er Seljrer biftiere nidjt, fonberu er entroicfle. 6s märe 3nt*
Derfehwenbung, bie Unhaltbarfeit ber Diftiererei barlegen 511 wollen . ^^eoretifa^
finb barin aOe einig. 3n ber ^rarjS aber fommt fie feljr häufig bor. ($ben
fo etnleu$trab finb bie beiben folgenben ©runbfäfce:
13) $ie Stoffverteilung fei beut Staubpunft ber Sdjule ent*
furerheub, unb
14) 9tat get)e 00m Seilten jnm Schweren, vorn ©infamen jum
äufannuettgefefeteu. fluch h'« flehen ß4 theoretiföeS ßrfennen unb prat»
tifcfK* %ffün fchroff gegenüber. $a aber unfer Slicf gewöhnlich baS $u
unferen güßen fiiegenbe unbeachtet läßt, um in einem meiteren Greife unftüt
umljerjuirren, bürfen mir unS nicht oerwunbern, baß man auch in ber $ua>
Haltung über biefe« augenfäUigjle ^Jrinjip jeglichen Unterrichtes hinweg fieljt,
um in weiterer gfeme bie Ceitmottoe für ben Unterricht ju fuchen. $aS
^rinjip: „3*om fieid)ten jum ©ö>eren\ betrifft forno^l bie ©efchäftSDorfätte
olö fola>, al» aua) bie 9lrt it)rer ^arfteOung im SuchungSfa^, bie fronten
unb bie a5ema>nung, bie @runb- unb ©ilfsbüc^er, bie m beS ©efc^äfteS
Digitized by Google
- 240 -
unb bie ^urlningSform. 2öie mir in ber (Geographie Dan ber §eimatfunbe
ausgehen, fo ^ier Dom £>aufe, Don bfr ^rioatbuehhaltung, aus.
15) Xtfiotit ntib $rari«, ©rörterungen unb SJhifter, folleti nicht
all^ufe^r »ou ehtanber getrennt »erben. ©ef>r oft gefc^te^t ba« in ßehr*
bürgern, roo übrigens bie Überfielt ber OTufterbeifpiele nicht buraj arotfehen
hinein geftreute tjjeorefifd>e Erörterungen getrübt merben barf. 3mmerljin
roäre auch bort eine Halbierung ber Seite { *' ^,"[j.e trorteilhaft. 9Ran
würbe baburd) jugleicb, eine ^ö^ere f^olien^ar)! bei ben 9Jcufterbüchern erhalten
unb fo ba$ eroige $ol. 1 Dermeiben. 3m Unterrieht, roo baS gefchriebene
SBilb be8 ©efajäftSgangeS burd) bie müublic&e 33efprechuug nicht geftört roirb,
ntüffen fiel) beibe gegenfeitig ergänzen. 2öa3 fann roohl ein Stüter, bem
bie ©u^rtltung fremb ift, barouS lernen, roenn ir)m juerft ©eiten unb ©eiten
über 3">erf unb Einrichtung ber 53üc^er , Unterfcbjeb ber einfügen unb
Doppelten Buchführung anbiftiert roerben, ohne bafj gleichzeitig auä) bie 9ln=
fajanung in if>r SRec^t tritt. Unb Doch ift e$ eine Eiobe, bie leiber nicht fo
fehnefl änbert, roie bie ^arifer Steilheiten, ba jj man juerft ba§ ^ofetif^e
anbiftiert, bann bie $ef#äftSöorfäfle unb julefct bie Buchungen.
16) $er ©efdjäftäflang fall mefa aU eine $eriobe umf äffen,
rocuigfteu« uiitffen bie (£rö,ffnung£burf)ungen roieber gemacht merben.
3)urd) (Segenüberfteflung ber ©chlu&s unb 9?euer6ffnung£bu$ungen geroiunt
ber 8 et) iiier bie Überzeugung, Daß ber 9lbfchlufe eine fingierte fiiquibation ift,
bein eine fingierte 9teueröffnung De§ ©efa^äfteS folgt. $er Slbfchlufe ift in
ber ^JrarjS be8 ®efcb,äft3(eben§ unb in ber Ztyoxit beS Unterrichte« etroaS
fo roicbJigeS, baß er grünblich gelernt roerben inufe. 3U biefem Qxotdt mufe
er bem ©agitier aber auch roieDerfjolt oorgefübrt roerben. Eine ©toffoermeljrung
tritt hifburch nid)t ein, roenn roir an ©teile ber 50 Borfdfle einer s£eriobe
je 15 jroeier 3ri*täume fteflen.
17) aWinbeftenS ein ©efchäftegang foU ftrt) auf Übernahme eine*
frtjon beftetjenben OJefdjöfteS beziehen. 2öefentliö) bietet bie Buchführung
in Bejug auf bie weiteren Buchungen aflerbingS feinen Untertrieb. SJcethobifa)
aber ift e3 tum BMcbJigfeit, bajj ber ©etiler auch lerne, in eine gegebene
©ituotion fid) hineinzuarbeiten. 3ubem bilbet biefer (Sang eine (Gelegenheit
ju Erörterungen, bie bem ©d)üler ben ©efcbäftSbetrieb im allgemeinen, foroie
ba« SBefen ber Buchführung beffer ertlären.
18) $ie boppelte Buchführung ift auf ber Sehinbarfdutlftufe buraV
zunehmen unb jroar ift roentgfrenö ein <&ang nao) beiben ©uftemen &u
buchen, Damit ber ©chüler burch ©egenüberjleflung ben Unterfchieb in bem
Wufroanb an Arbeit, aber auch '« ber ©enauigleit unb ßeicbjigfeit ber
»efultatSermittlung erfieht. $a« Borurteil gegen bie Doppelte fommt eben
Digitized by Google
- 241 -
jumeift baher, bofe bif fflbe mct}t gelernt ttrirb, unb biefeS (entere hat feinen
Qrunb barin, bafj man fte für fchnriertg hält, meines Vorurteil ein auf«
merlfamer Unterricht leidet berfcheuetjen bttrfte. Die boppelte ift logifd),
fonfequent, bie einfüge ift Stüchoerf, beffer al« gor feine, jumal fte ben
aOgemeinjten Slnforberungen genügt.
liegt lein ©runb bot, bie boppelte Buchführung, bie jubem allein
fonnalbilbenben 2Bert tyx\, auch jenem Spület borjuentfjalten, bec biefleidjt
ipäter gerne eine beffere, utberlä feigere Buchführung einrichten möchte. Daburd),
baß an ber Sefunbarfchute meift nur bie einfache gelehrt wirb, jieljt man
eben biefe unrichtige. 3bee grofe, bafe bie boppelte nur für ©rofcgefchäfte unb
für fieute tauge, bie biet 3e** Su berfchroenben ^aben, unb bie Schule brüeft
biefem Vorurteil ben Stempel ber Berechtigung auf. 6« wirb beöfjalb auf
basfelbf Dtelfacr) fpefuliert. 9We jene TOenfdjenbeglücfer, bie it)re 9lürnberger=
trister in - aOen Tonarten anpreifen, füllen ftch frf)on im Schatten ber
boppelten wie betjejt. 92ad) l^rer H einfachen * unb „noct) mehr bereinf aalten "
Buchhaltung („mit ben Borkigen ber boppelten" mögt 9Worgenftern befdjeiben
hinzuzufügen), lernt ber Schüler biefelbe fpielenb „felbft bon barin noct) ganj un*
geübten Sehkräften nrie Schallehn in feinem „Wein unb Dein* tröftenb jubelt.
Die Borjüge ber boppelten tonn bie einfache nie unb nimmer erreichen,
felbft bann nicht, menn fte eine fo grofee 3ceit)e bon $ilf«büct)ern führt, bajj
fte mehr Arbeit erforbert als bie erftere.
3öa§ in ber (9ef Richte bie Biographie, ba« ift f)\n bie ^Rechnung«»
führung. Sie fafet nur ein Clement in« ftuge. Der gefchichtlichen parallele
eutfpricht bie fombinierte ^Rechnungsführung, ober einfache Buchführung. Sie
bepanbel» mehrere Elemente, bergleicht fte unb fe&t biefelben in gegenfeitige
Begehung. 6rft bie boppelte Buchhaltung hält immer ©eber unb (Smpfänger
einanber gegenüber, mie bie roiffenfehaftliche ©efchichte Urfaa> unb SDirfung;
erfl fte roenbet toie biefe. ihre 2lufnterlfamtcit ben fleinften fingen $u, um
bis in bie geringen Detail« hinein ein flare« Bilb bom gegenfeitigen 91uf=
einanberroirfen aller Umftänbe $u erhalten.
19) 3n Ermanglung eine« entfpredjeubeu £ehrbud)e« (teilt ber
2ehrer bie 9JhnTter felbft äufammen. Die Schrbüchlein bon 3ähringer,
3atob, Sachner unb ba« Sehrbuch bon Schär mögen ihm babei Stoffmuftcr
bieten, bie er nach Den befprochenen ©runbfäfcen auSroätjle unb anorbne.
20) Die Einrichtung ber Buchhaltung^hefte berlangt Befonbere
ftufmerffamfett. 9m beften ift e«, fie getrennt ju halten, mie biefe« auch
bei ben fiehrljeften bon Worgcnftern, £)erli$, Sajaflehn u. a. geflieht. Der
Schüler liniere bie £efte felbft, bamit man berfdjiebene Schemata für biefelbe
Buchung benoenben fann. (Sntroicfeln an ber Sttanbtafel bei Befpredjung
ber Einrichtung ber Bücher! Biele Tutoren geben für ihre 2ehrbüd)er be»
Digitized by Google
ftimmte §efte DerauS, fo j. IB. StfjaHerjn. Qaburdj mufe im S$üler bie
3bee ermedt «erben, bafe baS betreffenbe $3u$ notmenbigermeife fo unb nidjt
anberS eingeria^tet fein müffe. 3n ber St^at genügen folöV Cxft* natürlia)
nur ba, wo bie betreffenbe 93ua)füt)rung fi$ bis ins Äleinjte an bie gegebene
Vorlage anfctyiefjt, mäljrenb befonbere 2Bünfa> beS 2et)rerS, flnpaffung on
bie befonbern SBerljältniffe oft eine Anbetung Derlangen. Diefe §efte entfalten
oft auf bem $)edelumf$lag allerlei ml$(ia> Wotijen, nur nia)t etroa folebe,
bie bie 99ua)ljaltung betreffen. (So ma$t Sa^aflefjn feinen Schülern auf
biefe Söeife bie Mitteilung, bafe „beibe ^ole oom 21. 3uni bis 21. Dejember
Sag, unb Dom 21. Dejember bis 21. Smni 9?aa)t fjaben." Gr r)at bamit
in ber T&at bie geograpt)ifa>n Se^rbü^er um eine Grfinbung ergänzt.) —
6S wirb fogar gut fein, menn mir für ein 93u<b, gelegentlia) im Seljrr)eft
Derf(b>bene Schemata angeben, bamit ber ©agiler einfe&en lernt, wie mistig
eS für bie Überfic&t ift, eine für bie befonberen 93err}ältniffe poffenbe öiniatur
ju jieljen.
Die #efte follen ni#t fjodj fein unb jroar megen ben §inmeifungen.
SBenn mir notmenbigermeife furje ©efa^äftsgänge mätjlen müffen, fo mürben
mir in ben einzelnen $üa>rn fonft jemeilen nur eine ober jroei Seiten füflen,
fo bafj man faft immer bie #inroeifung „gol. 1" blatte. Dem Sdjüler
mürbe eS babura) fa^mieriger, eine ridjtige SSorfleHung oon ber Bedeutung biefer
3af>len ju erb>lten.
WnberfeitS fommen auf biefe SBeife bie Transporte häufiger oor.
Überträge machen ift $mar etroaS leichtes. 3mmerr)in oerlangt e§, befonbtrS
bei tabeflarif$er $orm, Diel Slufmerffamfeit, unb foü beStjalb nia>t Dernao>läffigt
merben.
$?an laffe feine ßinien offen, jielje bie 21bfa)lufjfiriay nic&t ju
nar)e an bie barüber befinbli$e 3flW unD barauf, bafj bie 3a$en
bcutlidj untereinanber gefa^rieben merben, roobureffbie %bbition erleta^tert mirb.
Die Summe notiere ber Stüter juerfl mit 33leiflift, mie man baS
au$ in ber ^rajris tt)ut. (5rft menn bie ^ßrobe (bei ber Doppelten Siidjfütjrung
bie ^robebilanj) bie 9tid)tigfeit berfelben ergeben, trage man bie Summe mit
Tinte ein. GS ift nid)t nötig, baß megen biefer 93leiftiftjaljlen, bie Kein
angemerlt merben, Jjernod) baS Rapier mit bem tRabiergummi burd)fftdKrt
merbe. Wan laffe biefelben flehen, mie bieS aueb, in ber ^JrajiS gefdn'efft.
Sie finb ein 3ei,fl"i8 fü* bie ©emiffenfjaftigfeit ber Arbeit.
35or allem bringe man anf grofce Ä einlief feit, benn eine unfaubm
93ua)ljaltung ift mobj au$ inbaltlid) nic^t „fauber."
Wau gemö^ue ben Sd&üler bie £>inmeifungen au(t) mirflid) bann ju
madjen, menn bie Eintragung, refp. Übertragung gefd>iet)t, unb laffe oon 3eit
ju 3*i* bie ftolioangabeu fontroflieren. —
Digitized by Google
- 243 -
(Sin fjerfömmlidjcr ©ebraud) fcheint e$ zu bedangen, bafe im BuchhaltungS*
unterrichte« Die Xitel u. [. h>. mit Stunb^rift gefct)rieben merben. tiefem
©ebrnuch mttffen oft Schüler nachfommen, meldte bie 9tunbförift ecfiger
^reiben, als bie fogen. beutle. 9Jton foflte baDon abfommen unb lernen,
baS SBidjtigere mit einer madigen lateinifchen Schrift ljer&orjufjeben. in
ber ^rayiS bleibt bem Bud^alter in feltenen gfäflm 3"* 3if Triften.
Die BucbhaltungShefte [ollen eben nicht Schreiboorlagen [ein. 3n Deutfdjlanb
mirb e$ aderbingS, bei ber großen Bernactjläffigung biefeS Unterrichtes in
ben BolfSfdjulen, roo man ihn [ogar mit bem Deutfdwnterricht oerbinben ju
fönnen glaubt, noch Dielfach als ein Vorteil angeben, „bafi man burch
33ii(hführung$befte bie SchÖnfdjreibfjefte entbehrlich machen fönne." 3<h höbe
ichon o[t #efte gefehen mit ben prächtigen 3'«fchriften, mit Titeln burch
5—6 Derfcbiebenfarbige t^ette hergestellt, roäljrenb ber „minbere" $ejt einer
a[[irifchen 3n[chriftenfammlung [ehr roohl ansehen mürbe. SRan Derlange
burchmegS eine [chöne, beutliche Schrift, aber feine falligraphifchen ftünfteleien.
21) 3« $e*"0 auf bie Sathauäbrücte fei ber Selker äußerft uor<
fiajtia,. Bor allem bebürfen fle einer grünblichen Srflärung. 2Öir bürfen
nicht einfach DorauSfefcen, bafe ber Schüler z- SB. ben begriff „ Rechnung "
berftehe, toeil gerabe biefeS 2Dort in ber Suchhaltung Derfcfyebenen Sinn hat,
toie fo Diele anbere. 9)tan gebe wo immer möglich bie 2öort» unb Saa>
erflärung. Bor allem aber hüte [ich ber Sefjrer aOaurafch neu eingeführte
fcuSbrüde ju gebrauchen. <Wan fagt z- 53.: Soll unb $aben i[i ben Schülern
ferner Derftänblich. So lange eS fich um bie einfache Buchführung hanbelt,
trifft biefe Behauptung nicht jit. Soll bebeutet alSbann: Soll geben; §aben --
Soll hoben. %a& 3talieni[d)e ift aflerbingS flarer: Dare (©eben) unb
Avere (£>aben.) 3n ber boppelten Buchhaltung aber hoben biefe 2öörtct)en
nicht immer bie gleiche Bebeutung.
Soll bebeutet in ben Äapitalfonten BermögenSDerminberung, minus,
in ben Beflanbfonten BermögenSDermehrung, plus. £>aben bebeutet in ben
ßapitalfonten pluS, in ben Beftanbfonten minus. 3n ben lederen läfjt ficb
Der Sinn ber beiben BJörter leicht ableiten, felbft bei ben fogenannten Saa>
fönten, $. B. beim Btorenlonto, inbem man biefelben perfonifijiert. Der
Empfänger [oll, b. h- [oll geben eine ©egenleiftung, — ber ©eber hoben,
b. h mufe hoben eine ©egenleiftung. 9lber auch bei ben grfolgSfonten ift
eine Ableitung im «eitern Sinne möglich. BJir machen B. auf Saren
einen ©eroinn Don 3fr. 50, ben mir ins £aben beS Berluft* unb ©eroinnfonto
rinfteflen. Denlen mir uns eine ^erfon, melche ben Erfolg %\\ fontrodiecen,
ben ©eminn einzuziehen, ben Berluft auszuzahlen unb ben ^Reingewinn bem
Eigentümer cinjuhänbigen hot, fo hot biefe ^erfon obige 50 ^fr. zu gut
(baher haben) Dom Bermalter beS BJarenfonto. Diefer [oll bie 50 $r.
Digitized by Google
geben, baf>er fc^reibt er fte in frin Soll. $ie Perfon, meld> ben Srfolg
oerredmet, fojulbet biefe 50 gr. bem Principal (flapitalfonto), fie foll bie
Summe geben, bei Äapitalfonto mujj fie ljaben. Unterftüfcen mir biefe
(Srflärungen burd) SBudmngen an ber $afel, jo wirb jebet ben Sinn ber
beiben Söörter oerfieljen. 53effere Ijat man bi§ jefct noc§ feine gefunben,
unb eS eS mirb bieS aud) nidjt möglich fein, meil, menn man ber SBebeutung
ber beiben SÖÖrter tiefer auf ben ©runb ger>t, man erfieljt, bafe eS rein
tecfyufaV SluSbrüde finb, bie als folcbe burcr) beliebige 3*'$**!' $• & +
unb — erfefct werben fönnen. Soll unb £aben laffen fta) a6er leistet als
alle anbern bem Sinn entfpredjenb ergänzen.
Sd>alleljn bilbet fid) Diel ein auf fein „9Rein unb Dein." Söenn mir
abfegen baüon, bajj ber 39ud)f)alter immer Don feinem Stanbpunft aus bud&t,
alfo fagt: mein ©ut&aben, meine Sa)ulb, (nia^t: meine Sa)ulb, beine
Sd>ulb) fo tonnten mir biefe 93ejei<$nung gelten (offen bei ben fogenannten
perfönlic&en flonten, für bie mir aua) bie SJejeieSnung 9iec§nung unb ©egen»
re<r)nung finben. Sie erflärt fh} aber „SWein unb $5ein" j. 93. beim SBaren-
fonto, überhaupt bei jebem fogenannten Satfcfonto? #ier mü&te man mieberum
anbere HuSbrüde t)aben; mäljrenb Soll unb #aben fi$ oei aflen $eflanbfonien
leiajt erführen laffen. SQßir hätten atfo ein äfmlidjeS 33err)ältniS, mie menn
mir baS gleid&e 3eid>en „ : " in ber Proportion 2:6 = 3:9 „ju" lefen, märjrenb
ber ftranjofe einfaa>r */„ = 8/9, alfo Proportion unb 93ru$gleio}ung, mie
fie mefentlia) baS @leia> finb# aua) glei$ liest.
22) 9Wau erriete in ber Sdjule gcf^äftämäftig geführte SSüaVr,
bie man uon %af)t &u galjr weiter füljrt. StaS ifl ber Wnfc&auungS»
Unterricht in ber $3uct)r)altung. tiefer Punft ift in ben „Päbag. ^Blättern"
bereits meiter ausgeführt morben.
23) $te Surfftaltung muf? tyrfifnngSfad) »erbeu.
Ber meint, fie fei beffen nid&t fäljig ober eS liege bieS nia)t in ir)rer
9iatur, ber lefe bie fragen unb Antworten in S<$är unb fiangenfc&eibt :
flaufm. Unterricr/tSfhinben, ober baS ferjöne Eücrjtein Uon Seubifc, für ben
Selbftunterri<$t beftimmt. @ar mancher fieljrer mürbe biefleiety bann biefem
gacbe mefjr Hufmerffamfeit fdjenfen. 2öenn id) au$ ftetS ber Meinung mar.
bofc biefe 3tägigen ipe&jagben, bie mir Prüfung nennen, aud) mä)i einmal
ben Stanb ber ftlaffe, gefdjroeige beun Denjenigen beS einzelnen S$ülerS
erfennen laffen, fo ifl eS boct) eine $batfüd>e, bafe fie ben ftleife beS Sa)ülerS.
menn aud) ni$t bei aflen baS ganje 3ar)r ljinburd), fo boa) einige 3"*
anfpornen. 3n biefer £infi<t)t mürbe alfo au$ eine $ud)t)altimg3prufung
oon Wufcen fein. 2Bir fämen fo menigftenS mieberum mit 33ejug auf ein
Ofodt) aus bem un geredet fertigten Seneljmen ber Schule ^erauS, f)aupt« unb
Digitized by Googl
- 245 -
Nebenfächer 511 untertreiben, toäljrenb boa) erft baS fpätere Öeben bem einzelnen
jagt, roaS für ihn £>aupt=, tuaS Nebenfach fei, eine Einrichtung, bie bie
©eifteSrictyung beS Schüler« fef>r oft ju feinem 6a)aben beeinflußt.
(6<htufe folgt.)
(8on J. 80h., in Z.)
4. ©rief. Über ba$ ftartenlefen.
(ftortfefcung.)
Sieber Sollege!
Du fcheinft bir baS flartenjeichnen fer>r leicht ju nehmen, wenn Du
fchreibfl: „Die ©cct)e ift fet>r einfach, *t macht bie 3ei<hnungen an
ber SBanbtafel unb bie Schüler zeichnen auf einem Statte Rapier nach-"
Die ©a<he ift roirflich einfach, »enn man nur ben $lan beS ©chuljimmerS,
beS ©chulhaufeS unb ber ©chulhauSliegenfchaft zeichnet; roiH man aber biefe
Übungen auSbehnen unb j. 53. nur alle biejenigen 3e^n"n9en ausführen
wollen, welche ftüegg öerlangt, fo »erben an Sehrer unb ©chüler fcr)on be«
beutenbe flnforberungen gefteOt, unb bie auf fola> Übungen bermenbete 3<"
muß bielleicht 9lotwenbigerem entzogen werben. 3$ möchte Dir baljer raten,
in ber Schule nur bie oben ermähnten, leichteren 3"$"ungen ausführen ju
(äffen. §afl Du bann 3«t unb ©efchict genug, fo zeichne auf ein großes
Sölatt Rapier ben Ortsplan, auf ein anbereS bie flarte ber ©emeinbe, was
Dir nicht ad^ufchmer werben bürfte, roenn Du bie entfprechenben Slätter
auS bem ©iegfriebatlaS unb au§ ber Dufour-^arte ju $ülfe nimmft. Sine
jo((he 3fi^nun9 f°nn forgfältiger ausgeführt werben unb entfpricht in ihrer
Dränier mehr unferen Sanbtarten, als eine grobe ftreibenzeichnuug an ber
2öanbtafel; gubem braucht man fie nur einmal ^erjufteQen, inbem man baS
gleiche 33latt fpäter immer mieber berufen !ann. 9cachbem biefe Aartenfti^en
erllärt finb, fann man ohne $ebenlen jur eigentlichen Sanbtarte übergehen,
ff reibe unb 2Baubtafe( tcerben Don nun an nur borfibergetjenb benüfct, um
}. 53. bie Sage einzelner Ortfchaften, üßerjroeigungen bon Gebirgszügen, ^Öer=
einigung bon fjflüffen, Umriffe bon ©ebitgspanoramen, Profile ic. zu fli^ieren.
Solche 3ri$nungen foflten aber nicht bie ßarte erfetjen, fonbern nur geroiffe
Einzelheiten beffer herborheben. 2öie ich früher gefagt, bap nicht baS Such,
fonbern bie ftarte ber SRittelpunft beS geographifchen Unterrichtes fein fofl,
fo mieberhole ich &'ft: Äarte fei ber 2Wittelpuntt beS geographifchen
Unterrichtes unb nicht bie SBanbtafel, nicht baS 3eich>ien ift bie £auptfache,
fonbern baS fcnfa}auen unb Sefchreiben.
Digitized by Google
- 246 -
(5S fönnte nun $tcr bie ^rage aufgeworfen werben, an weiden harten
baS Partenlefen oorjüglich grübt werben foOe, ob an ber 2Banbfarte ober
an ber £)anbtarte bei Stüter. $)ie Antwort wirb üerfcf)ieben gegeben roerben.
2Reine eigene Meinung, ift biefe: 93efifc<n alle Schüler bie gleiche Parte, bcn
gleiten WtlaS, fo unterrichte man oorjüglid) (ich jage oorjiiglich, nicht
auSfchliefelich) nad) biefen #anbfarten, fef)lt aber bie Gintjeit, fo rufe man
jeben Schüler, ber auffagen jofl, an bie Söanbfarte, unb bie übrigen haben
auf ir)ren eigenen #anblarteu alles nad>jujeigen. ginbet ein Schüler etwas
nicht, fo ^at er fich 511 melben unb fich baS nicht ©efunbene oon feinem
Wachbarn jeigen ju laffen. 9laa)r)er roirb fontroOiert unb ber Unaufmertfame
geftraft. ©0 erjielt man eine ftrenge Disziplin, bie in aflen ienen fächern
befonberS notroenbig ift, bei benen baS in ber Schule Eerfäumte nid)t bura)
Hausaufgaben erfefct roerben fann. — 3fi nun bie BtlaSeinheit beim Partenlefen
münfchenSwert? ©eroifet 3<h felbft bin freilich nicht in ber glücflichen Sage
biefe Einheit burchfüfjren ju fönnen. 2Bir haben jroar bie Unentgeltlichfeit
ber Sehrmittel, ber Danton befahlt bie SBücher unb bie ©emeinbe baS Rapier,
ber mitlas aber roirb $u feinem oon beiben gewählt, beu müjfen [ich bie
Schüler felbft anfajaffen. $abei geht es bann rote bei ber 9Robe; Pinber
auö ben „beffern" Familien wollen nia)t nur einen ferneren iput unb SRocf,
fonbern auch einen befferen 9ltlaS befifcen, roährenb bie ärmeren billig unb
f<hled)t einlaufen. 3t°ingen fann man ba niemanb ; benn bie 93er)örbe empfiehlt,
ftatt ein Sehrmittel obligatorifcf) $u erflären, gleich beren mehrere. $)aju
fommt noch, Dflfe bie Schüler fcfjon aus ber ^ßrimarfchule einen 2ltlaS mit«
bringen, man fie alfo nicht mehr Derantaffen fann, nur ben befonberS
empfohlenen ju faufen. 60 befifcen roir benn bie fchönfte SJtufterfammlung
oon Atlanten : Peil unb 9iiecfe, Sange, dichter, 2öettftein, Bierde unb ©äbler,
Mnbree, biejenigen noch nic^t gerechnet, roelche ber eine ober anbere Schüler
oon feinem ©rofjoater geerbt hat.
SSeüor ich nun weiter in meinen eigenen Unterricht einführe, möchte
ich "0$ betonen, bajj baS Partenlefen nicht als ein ^enfum au betrachten
ift, baS mit einigen Stunben abgethan roerben fann, fonbern als eine 3Rethobe,
nach immer unterrichtet roerben fofl. $>ie Schüler roerben alfo nur ad*
mählich unb bem ju behanbelnben UnterrichtSftoffe eutfprechenb in baS SerftänbniS
ber Parte eingeführt. 3uetft tepetiere ich furj baS 2Bict)tigfte aus ber £)eimat-
funbe unb frage befonberS nach ben £)immel3gegenben, nach D(C &öhe ber
nächften §ügel unb Serge, nach Sängen* unb Flächenmaßen. $>ann müffen
fich bie Schüler an ber Parte beS PantonS orientieren unb baS früher in
ber 9iatur ©efchaute nun aua) an ber $>anb ber Parte befchreiben. darauf
roirb bie (Geographie ber Schmeij repetiert, aber ohne Such, wobei auf bie
3<ia)en ber Parte ober bie „Signaturen", wie bie gelehrten Seute fagen,
Digitized by Google
- 247 -
aufmerffam gemalt, eine eigentliche $errain»2ehrc aber nod) nicht gegeben wirb.
Wad) biefert Sorbereitungen glaube ich bie Schüler in bie tieferen ©eljeimniffe
beS KartenlefenS einweihen $u bürfen. 3<h §üna,e ju biefem 3">ecfe ba§
Blatt „SBierwalbftätterfee" aus bem fchweij. geographifa>n SBilbermerfe unb
bie Dom „ Vereine jur görberung beS ftrembenDerfehr« am Sierwalbftätterfee
unb Umgebung" herausgegebene „JRelief forte ber 3*ntralfchweij" neben einanber
an bie SBanbtafel. $ie Stüter ertennen fogleia), bajj 93itb unb Karte bie
gleite ©egenb, aber in Derfthiebener 2Beife barfteflen. 9hm werben 9lr,en*
berg, Sriftenflod, Krönlet, ©eifeberg, Urirotftod, Engelbergerrotjtod, 3fentbal,
SeeliSbcrg, SRüt&enftein, SeflSfapeHe, fljenpra&e, ©ottharbbahn auf bein Silbe
gezeigt unb auf ber Karte aufgefucht. Huf weitere fragen finben bie befferen
Schüler ben Unterfcbieb jwifchen Silb unb Karte ^erau«. 55er 3eiajner beS
Silbe« ^at bie ©egenb fo bargcfieOt, wie er fie Don einem einigen Stanb»
punfte aus fah ; roas oon biefem fünfte aus feinem Sluge entzogen tuar, ift
auch auf bem Silbe nicht ju fehen. S)er näher liegenöe Serg Derbedt bie
Dahinter liegenben Serge unb littet, unb auch bie SRüdfeite ber bargefteflten
Serge fann nietet fichtbar fein. 2)ann erfahrnen uns beim Setradjten einer
©egenb bie ©egenftänbe um fo gröfeer, je näljer fie bem Wuge liegen, unb
fo mirb aua> Silb, mie man fagt, DerfpeftiDifch. Wuf unferem Silbe ift
baS nat)e Segelboot bebeutenb größer, als ba8 entferntere Dampffctjiff , ber
2Nann im Soote ift fo 1)0$, mie ber 9Rtitfjenf*ein unb baS Segel fo hoch roie
ber Sriftenfhxf. $er Kartenzeichner bagegen benft fid) immer fenfrecht unb
in immer gleicher Entfernung Don bemjenigeu ©egenftänbe, ben er zeichnet.
6r hat alfo unjäljlige Stanbpunlte. deswegen werben alle 2t)äler unb Serge
unb Don letzteren alle Abhänge fichtbar, aufeer e§ märe ein ffrelSDorfprung
überhangenb, unb zweitens mirb nicht mehr perfpeltiDifdj) , fonbem alles im
gleichen 9Wafejtabe gezeichnet. $er britte Unterfchieb befteht noch barin, bap
auf bem Silbe weniger generalifiert wirb unb feine fonDentioneOen fyifyn
angeweubet finb, eS erfdjeinen auf bemfelben ade ©egenftänbe in mögliche
natürlicher 5)arfteflung, wie fie zur Qt'it ber Aufnahme fidjtbar waren. Huf
unferem Silbe fehlt alfo weber bie natürliche Färbung beS SeeS unb ber ©e»
oirge, noch oaS fltöne Slätterbach ber nahen Säume. 9lur mit ber Entfer-
nung Derfchwinben bie Details allmählich; bagegen ift noch baS 3uf^0ige
fühlbar, wie bie Soote, bie SBolfen unb ber Stauch beS StompffchiffeS. —
^öeim Stubium ber Karte bagegen mujj man übertragen unb beterminieren.
(Sied naa), x$ m 3*bruar barüber gefchrieben höbe.) $)ieS ift fchon
notwenbig auf unferer töelieffarte, bie bo<h großen Hnfprua) auf Mnfchaulich»
feit macht, um fo mehr aber bei gewöhnlichen ßanbfarten. — 63 wirb nun
ben Schülern an Derfchiebenen Karten gezeigt, wie befto mehr generalifiert
toirb, je Meiner ber SWafeflab ber Karte iß. (Sortierung folgt)
Digitized by Google
— 248 -
bic bem Cc^rcrflanbe im ©arten ber (Srjte&una blühen.
(Äonferenjarbett bon ße&rer 3of. Se&önenberger in Ujnad).)
Siebente 9)ofe.
„$a8 freunblie^e unb aufrichtige SSerljältni« ber ßefjrcr
unter einananber."
2BiU fl<^ bc8 ßanbeß SBoljlfabrt gut geftalten,
Wufj bie &etDO&ncrfd)aft ftufammenbatten;
2Bia ber ©emeinbe @lüct unb ffiot)l gebeten,
2o mufe bte JBürgerfrfjaft ftets einig fein;
©ill bte ftamllie ben SBoblftanb feft begrünben,
©o müffen beren (Blieber innig fid) oerbinben
3u einem ©anjen, einig »irlen, einig ftreben,
Unb ©in» für «He, »Oe für ba* (Sine leben.
Söttt iljr ©tanb fid) geiftig fc)cben,
Hüffen 2eb,rer einig ftreben;
SBtfl er fid) gead)tet feljen,
Hüffen fie jufammen fteben ;
SBta fein fd)mere8 SBerf gelingen,
Hüffen fie jufammen ringen;
©o U fein trübes ßooö auf (Arbeit
Einmal nod) erträglich, »erben,
Hüffen, waren nod) fo üiel,
Stile nad) bent einen 3W
$in fie bilden unoermanbt,
$tn fie fteuern £anb in §anb.
©efd)ie&t ba» toirflid) ftetd unb überall?
<Retn, biefl ift leiber gar oft nid)t ber fraß.
(Sin ©lief in unfer ßefyrerleben
5?ann Ijieüon beutlid) 3cugni8 geben:
Siegt e« ntd)t faftifd) offenbar am Sag,
2Bie mancher fid) entfernt nidjt rühren mag;
Unb brängen Mngelegenbelten nod) fo feftr,
Unb mahnen ernfte ßebenSfragen nod) fo fdjmer,
tJeft einjufte^en mit oereintcr Sfraft
$ie ©lieber ade in ber ßeb,rerfd)aft. —
2Bcr fcat ein »uge nod) unb fann nid)t fe&en,
2Bie ßefcrcr oft fid) ftraett entgegen fielen ;
2Bcr fann nid)t Slnlafj ftnben ju bead)ten,
2Bie fie cinanber gar oft fdjeel betrachten!
ftat nie ein ße&rer ben Üßerräterfufj empfangen?
ftat (einer nod) ben anbem fd)m&blUb hjntrrgangen ?
$at nie nod) einer be8 Äollegen @lüd jerftört?
@inb ©ad)en ba», bei ße&rern unerhört?
«t'« (eine ßebrer, bie ben anbern fteimlid) grollen,
£ie fte beflagen unb bie «lagen nüeberljolen?
Digitized by Google
249 -
$at dum nie nod) bie ©rfcbeinung ftattgefunben,
2>afs 3wng unb Ält fcinbfclig fid) entgegen ftunben,
$)urd) fteten Äampf ibr ßeben fid) oerbttterten,
llnb 8d)tung unb Ärebtt fo ftarf erfd)ütterten,
$)a& beibe nur nod) fd)mad) an bünnem gaben fingen,
Unb leiber nur ju bolb oft ganj ju ©runbc gingen?
Unb tt>enn an einer Sd)ule jmei fid) nid)t berfteben,
ffiie fann ber fdjroere SBagen bennod) oorm&rts gcljeu,
2Bie ftebt'8 bann mit ber Sugenb unb mit i&rem Beben,
Xie jur @r)iebung man in it)re $anb gegeben?
2Bie ift ba an Srfolg ber ffirrtfamfeit ju benfen,
2Bem fofl man ba Vertrauen unb mem (glauben fdjenfen?
2öic beibe ficrj bereiten SöetrübniS unb Öefdjroerben,
So mflffen beibe aud) gulefet oerad)tet »erben,
Unb felbfr ber gange Stanb, wie fönnt e8 anber« fein,
«ü|t unter tbnen beiben, an &b*' unb Hd)tung ein.
O, ba« finb Ubelftflnbe langft üermfinfd)ter «rt,
$ie ba« ©ute fjemmen unb brüefen fd)mer unb ^art.
3>'rum raffen mir unB auf, ju geben #anb in $anb!
2)ura) &intracf)t unb burd) Siebe )U ebren unfern Stanb,
£urd) ©intgfeit im Streben bie ßebrerfdjaft ju fdjüfcen,
Dura) ein gemeinfam «Birten aud) allgemein ju nfifcen,
du förbern unb ju beben, maB unfer SBor>( bebingt,
2Ba8 unferm ©er! gebeiben, bem Banbe Segen bringt.
3a gegenfeitig motten mir unB ebren, adjten,
Und jeberjeit als Xräger eine» SlmtB betrad)ten,
3J?itfammen motten mir bie ßebrerbfirbe tragen,
Stets einig fein in allen micfyt'gen ßebenBfragen,
ftiemal* ba« eig'ne „Od)" bod)mütig überfd)a&en,
(Sar nie be« «nbern <&f)tt licbeloB oerlefcen,
9liemal« oergeffen, baft ein 3eber feine @abe,
SSBie aud) fein @igentümlid)eö im SBirfen ffabt,
Daß alle anberen ibr ©ute& aud) beftQen,
Stticbt mir allein cB feien, bie ber 2Renfd)beit nüfcen;
So moden mir und gegenfeitig fd)üöen, beben,
Stet» innig lieben unb mie ©rüber einig ftreben.
„D, eB mü&te fo ein ßeben,
Sold)' SBerbältntS unB erbeben
Huf beB ©lüct« erbab'nen $ron,
Unb fürmabr bieuieben fd)on
Jfönnten mir unB feiig fügten,
Unferß $ct%tn% 2Bflnfd)e Ritten;
Die SEBelt, fic tonnte fid) nid)t mebren,
du ad)ten un8 unb bod) ju ebren,
Unb e8 rubte auf und allen
©orte» $ulb unb SBoblgefatten,
Sd)on iefrt unb cinft nad) biefer 3eit
Xort brüben in ber ewigfeii.'
- 250 -
$olb, toie eine 9tofe# milb unb jart,
©länget ein iöcrbältm« bicfcr 2trt;
X'rum fei'« un* emft baran gelegen,
3u Gegen a unb treu *u pflegen.
Kargau. Tie Sa^lufeprÜfungeu am Öe fjrerfeminar in ^Dettingen fanben
ben 8. unb 9. Wpril ftatt. $em 3aljre$beric$te ftnb jroei intereffante Arbeiten
beigegeben. $)ie erfte, öon fr Cppl ige r trägt ben ^itel : (Sin ©djroamni'
loger in ben ftalh'dmttcn Don 33aben (mit 7 Figuren jur 93eranfa)au*
lid)ung); bie jroeite flammt aus Der fteber beS £>erru 6eminarbireftor
3. ßeller unb füljrt uns 41 Wefrologe fcfjroeijerifajet ©c&ulinänner
aus ben legten jroei 3a$r$unberten bor. 6ie bilben einen roertooflen Beitrag
$ur ^meijeriic^fn Sdmlgefajidjte. (Sine große 3<ify biefer ©drolmünner roirb
ben meiften fiejem nod) unbefonnt fein. Um fo roertDofler iß biefe fleißige
Sammlung. —
(9enf. ©d)roeijerifd)e fianbeSauSftellung: (ftortfefcung).
B. — SReglementarifdje 33eftimmungen.
Wrt. 10 — $)ie StarfteOung beS fdjroeijerifdjen 6<$ulroefenS roirb Don
ber 6ngeren Äommiffion für ©ruppe 17 organifiert. 3>ie ©egenftänbe,
meiere bie öffentlichen ©ajulen auSfteOen, werben burtfc Vermittlung ber
fantonalen (5r$ief)ungSbireftionen eingeliefert.
91rt 11. — £ie ^arftellung DeS färoeijerifäen 6d)ulroefenS umfaßt
bie Unterrictjtaanfinlten aller ©rabe, Dom ßinbergarten bis jur £od)fd)ule,
ausgenommen Diejenigen 3nftitute, roeldje in anbern ©ruppen auSftellen,
nämlid) : a) bie geroerblidjen 99erufSfd)ulen unb almlkte Vnftalten, roelcfce —
nad) bem allgemeinen Programm — ber ©ruppe 18 ^geteilt roorben finb;
b) bie eajulen für 2anbroirtfa>ft (©r. 39), ©artenbau (©r. 40), frnrfi*
rairtfdjaft (®r. 41), $otelinbuftrie (©r. 23), falls fie Don ben Äommiffiunen
ber genannten ©ruppen jur UuSfteflung jugelaffen toerben.
9lrt. 12. — $ie SluSfteOungSgegenftänbe roerben na$ ben Unterrit&tS-
ftufen unb »jroeden, melden fie bienen, georbnet; innerhalb jeber Unterab»
teilung mirb bie WuSfteflung waä) ben Kantonen organifiert.
Wrt. 13. — Sa^ulauSrüftungSgegenftänbe roerben in ber Siegel ber Haupt-
abteilung II jugeroiefen.
Hrt. 14. -3n ber Unterabteilung 3 (einfache SBolfSfajule) mirb bie
3Rufterau£ftattung einer in mittleren (roeber großftäbtifdjen nod) bürftigen)
3Jerf)ältniffen arbeitenden $rimarfd)ule einljeitlid) bargefleOt. Die baju Der«
roenbeten ©egenftänbe iniir.cn fdjroeijerifdjen UrfprungS fein unb bei fdjroeijer»
ifdjen Spulen, beren tarnen anzugeben finb, roirflid) in ©ebraud) fielen;
bie ßngere Äommiffiou behält fid) baS üRea)t ber 9luSroaf)l Dor. 3m Slufdjluß
an DiefeS ^uflerfd)ulaimmer roerben SHufterfammlungen Don Unterrid)t*f)ülf3«
mitteln aller 9lrt aufgeteilt.
91 rt. 15. — $ie $)arftethmg beS 3}olfS|d)ulroefenS roirb ben fantonalen
GrjieljungSbirettionen überlaffen, unter ber S5orauSfe^ung , baß mel)rfaa>
Euöfteflung Don ©leidjartigem Dermieben unb Don ©4)ulen berfelben ©atlung
Digitized by Google
- 251 -
nur folche $ur AuSpeflung üeranlafct merben, meldte fich burd) ihre Organi«
fation, äufeeren SSerhältniffe unb UnterrichtSmethoben untertreiben.
Art. 16. — $ie Prioatfdjulen peilen mit ben Staats« unb ©emeinbe*
faulen in ber jeuigen Abteilung aus, für roelche fie angemelbet finb. Sie
unb in ber 6tiquettirung beutlich als s^3riöatfcr)ulcn jii bezeichnen.
Art. 17. — Senn eine Anftalt mehrere, in ber AuSPellunfl ber ©r. 17
getrennte UnterridjtSftufen umfafet, fo fann pe, um ihr eine einheitliche $ar-
pellung §u pthern, berjenigen Unterabteilung jugeroiefen werben, melier fie
bem Hauptgewicht ober Abfchluji ihrer päbagogifcr)en ifjätigfeit nach angehören
mürbe, $ie Engere ftommiffion behält fich in jebem einzelnen ftaüe, nachbem
fte bie Söünfche beS AuSftellerS angehört, ben (Sntfcheib bor.
Art. 18. — ftür bie auSjuftellenben (Schülerarbeiten gelten folgenbe
JBeftimmungen : a) $ie Schülerarbeiten tollen auSfd)liejjlich baju bienen, bie
OTetr)oben, roela>e im Unterricht befolgt merben, $u oeranfchaulichen. b) Sie
foflen mit Angaben öerfehen fein, melche eine Kontrolle ermöglichen. Die
Engere ßommiffion behält ui) baS Stecht oor, Sßeripfationen ju bemerffteOigen.
c) bie Arbeiten foQen reinlich gehalten unb (eferlich gefchrieben fein. Sie
bürfen in SReinfchrift öorliegen. (5S ift münfchenSroert, bafe bie J£)eftc ber
auf einanber folgenben 3oh^änge nach ben ftädjern jufammengebunben merben.
d) $ür baS gleiche $ach unb bie gleiche Ulaffe genügen bie Arbeiten Oon
ein ober jmei Schülern, e) $ie ausgepellten Arbeiten foUen Don einigen —
oom Sehrer oerfaßten unb unterfchriebenen — allgemeinen Erläuterungen über
bie Art bet Ausführung begleitet fein, f) $ie fchriftlicheu Arbeiten finb,
am Äopfe jebeS £efteS, mit folgenben Angaben ju Derfebeu: 1 9!ame beS
Schüler«; 2. ©efammtfchüler$abl ber Älaffe; 3. Saturn ber erften unb legten
Arbeit beS £>efte§; 4. ob Üteinfchrift oorliegt, unb, roenn lefotereS ber $aH.
ob bie Äeinfchrift oor ober nach ber Äorreftur angefertigt morben ift. $ie
engere Äommiffion liefert bie gormulore für biefe Angaben, g) 53ei ben
3eichnungen ift anzugeben: 1—3 mie bei f. Ob fie nach Vorlage ober
SRobtfl, nach ber Watur, ober nach einer 2öanbtafel$eichnung beS 2et)ter§
ausgeführt morben finb. Ins baju bepimmte Formular ift, menu bie 3"$*
nungen in einem 58anbe (Album) oereinigt finb, an beffeu Hopf anzubringen.
2Benn bie 3<idmungen an bie 2öanb befeftigt toerben, fo müffen pe numeriert
fein ; bie baju gehörigen Formulare fönnen aisbann, fatologäfmlich jufammen»
geheftet, in ber !Rät)e aufgehängt merben. h) Severe Söeftimmung fann auch
bei ben geographifchen Schülerarbeiten angemenbet merben; biefelben finb
im übrigen mit ben Angaben f 1—3 ju oerfehen. i) $ie Arbeiten f ollen,
befonbere 93erbältniffe Oorbehalten, in einem ber jmei legten Schuljahre oor
Seginn ber SanbeSauSfteflung entftanben fein.
Art. 19. — SBon einer Prämierung ber Schulen ober Schülerarbeiten
roirb Don oornherein abgefeheu. (Scblufe folgt.)
6t. fallen. (#prr.) $ie ftäbtifche ÜRealfdmle hat feine AufnahmS*
Prüfung mehr behufs Übertritt in bie Otealfchule. (Sine monatliche Probezeit
foü* bie Prüfung erfe^en. — $ie fatf). ßantouSrealfchule geht mit bem
Vorgehen einig; nur beljnt fie bie Probezeit aus. —
— 93ej ©öfter. Am ftefte beS hl Sofeph oerfammelten fich bie fiebrer
beS „Untergaper" ju ihrer orbentlia>n Spe^ialtonferenj in Oer Söirtfchaft
Digitized by Google
— 252 -
$ur „Srudmühle in ßaftbrunn. Der Borftatib, £>err Cehrcr Schöbi eröffnete
birfelbe mit einem mannen 2öorte über bie SEBichtigleit eine« guten BeifptetS
Don ben (Sltern unb fiehrern. iperr Center Äftb,ne Don Benfen fpraa) fobann
über ben 2f)eaterbefud) Don Seite ber Jtinber unb über baS iheaterfpielen
berfetben. Referent *f% ber Anficht, ber X1)tattxbt\\iä) unb baS 3$eaterfpielen
ber flinber jei ohne jebe Ausnahme Dermerflich; in ber barrauffolgenben
DiStuffion mochte fich bie Anficht geltenb, ber i^eoterbefu^ fei ausnahm«*
meife unter ftrenger Aufficht ju geftatten, menn baS betreffend Stücf gang
frei Don allen Sittlichkeit unb Religion Derleftenben Ausbrüchen unb mirf(id)
moralifchen Sert in fich ^abe. €s ift bieS eine Anficht, ber motjl bie meifren
(Srjietjer beiftimraen merben unb ber Beachtung mert ift. Da§ ^^eaterfptelfn
bur<h Schulfinber rourbe nur bei Schulanläffen mit meifer dinföräntung
gutgeheißen. —
£>err Set)rerjubilar 3of. Wart in ©teiner, ber fafl 49 3a&re in
feiner £)eimatgemeinbe roirfte, r)at megen junehmenber AlterSfchmäche feine
SRefignation eingegeben. TOgen bem pflichtgetreuen ßrjieher noch Diele forgenfreie
Lebensjahre befcbieben fein.
3n Ujnacb, Seebejirf. ^at ficf| $err fiebrerjubilar 3. Schöneuberger
nach 52jäbriger $bätigfeit im Sdmlbienfte Don bemfelben jurüdgejogen,
nacbbem ihm bie bantbare ©emeinbe Ujnach eine jährliche ^enfionSjuIage
Don 200 gr. ju üerabfolgen befcbloffen r>at. Gin #och ber macfern ©emeinbe !
©OjmD,j. DaS Cebererfeminar in ScbmDj hat feine Sdjlußprüfungen
ben 16 unb 17. April. (SS mar Don 41 3öflHngen befugt, Don Denen 4 ben
BorfurS, 16 bem I., 8 ben II. unb 13 bem III. ÄurS angehörten. Am
jmetten ^ßrüfung§tage finbet auch eine muftfalifdye Schlußprobuftion ftatt.
3ufl. Söieber fi"b bie ^rüblingSprüfungen an ben öffentlichen Schuten
Dorbei. Soroohl bie ftäbtifchen ^rimarfcbulen unb Sefunbarfchulen , als bie
ÄantonSfdmle unb baS ©nmnafium t)ctten in ben legten 2Boä)en ÄeDue ju
paffieren. 3eber aufmerffame Beobachter mirb fagen müffen, baß fie burch*
meg mit 6hren bageftanben finb. Die Jfriabenfelunbarfchule unb bie ÄantonS*
l'chute mit bem ftäbtifchen ©ömnafium jät)lten 123 Schüler, Don Denen 64
bem Danton 3ug, 10 bem Danton Aargau, 9 bem ftanton St. ©allen, 7 bem
Äanton Sutern, 6 bem Äanton ScbmDj, je 2 bem ftanton Bafel unb ©laruS
unb je 1 ben Äantonen Appenzell, ftreiburg, ^effin unb SöafliS, 7 bem
AuSlanbe angehörten.
Dem 3flh«§berichte ift eine höchft intereffante Arbeit Don f)rn. ^rofeffor
28. B3id beigegeben: ©eographifche Ortsnamen unb Sprichmörter;
ßinfühnnig in baS BerflänbniS berfelben. Sie jeugt fomohl Don großer
Sachs unb ©prachfenntniS als auch t)on großem §leifee. (Sine längere (Sin*
leitung orientiert uns über bie Bebeutung beS BerftänbniffeS ber Ortsnamen
befonberS für bie flulturgefcbichte ber einzelnen Cänber, über bie (Sntroicflung
ber onomatologifchen HÖiffenfcbaft unb über bie ber Arbeit ju ©runbe (iegenben
©eficbtspunfte. 3m fpejieOen $eil merben uns bie Ortsnamen unb Sprich*
mörter be§ roinanifchon Sprachgebietes unb jroar Dorerft beS fpanifchen unb
Portugiesen Dorgeführt. Die anbern romanifchen ßänber merben im näd)ft=
jährigen Berichte folgen. — Da bie Arbeit Don allgemeinem 3ntereffe ift,
merben bie „^3äb. 531." in einem fpejieflen ^rtifel auf fte jurüdtommen.
Digitized by Google
258
Sejüglidt) bfr Crganifation bemerft ber Jahresbericht: „Seit fahren
bemühte man fich, bie Schule Derart auSjubauen, bafe 3nbuftriefdmle unb
Cbergmnnafium je 5 3ahre§furfe umfaffen, jemeilS im £>erbfi beginnen unb
om 6nbe beS SommerfemeflerS fchliefjen füllten, SBereitS maren oiele Vor*
arbeiten getroffen, bereits hatte ftd) bie Sehrerfchaft ber obern Änftalt jur
Übernahme biefer ArbeitSDermehrung bereit erllärt unb fjoffte, bie Änberuug
am Schluffe beS SöinterfemefterS 1894 burchführen &u fönnen. Da jeigte fich
ein unDerhofter 2Biberftanb, melier bie Angelegenheit in8 Stoden braute." —
§8 märe nicht ofme Öntereffe geroefen, etroaö* (Genaueres über biefen SBiber-
fianb ju Dernehmen. Doch pafet eben nicht afleS für bie Öffentlichkeit.
Smmerhin finb mir überzeugt, bafe bie ber SReorganifatiou entgegenftet)enben
Schroierigfeiten leicht ju Überminben fein roerben, menn 33ehörben unb Cehrer«
fc$aft ernftlich rooflcn. —
68 ift entfchieben ein großer Wifjftanb an unfern fjöfjrro Spulen, bafe
bie ü^tmöc^entlic^en Serien ba8 3c^nljnt)r fdjon nach bem erftcn drittel
frine8 Verlaufes untertreten. Stimm hat man recht begonnen, fo fjciftt eS
mieber: £alt! DaS bebeutet Serluft an 3fit 1,110 Äroft nnb erfahrner! eine
logifdje Verteilung unb Vehanblung beS Se^rftoffeS ungemein. Solche Serien
^aben nur 2öert nach DoUftänDiger Durcharbeitung unb Veroältigung beS
^enfumS unb finb bann eine mohlDerbiente 9iur)e nach ftrenger 3ahre8arbeit.
sJiui)t minber hinberlich ift auch ber Umftanb, bafj ber Abfchlufi be8 Schul'
jaljreS an bem 2Bechfel be8 CfterfefteS partipijiert. Daburcb mirb baS
Schuljahr balb länger, balb fürjer. beginnt balb in ber erften, balb in ber
jroeiten Hälfte be8 Aprils, balb erft anfangs SJlai. Der ju frühe beginn
ift aua) für ben eintritt neuer Schüler fehr hinberlich, ba bie Setunbarfdml.
Prüfungen bann an ben meiften Orten noch nicht ftattgefunben hoben. Diefe
^luftuation ift auch für ben Unterricht fehr ungünftig; in einem m furzen
Schuljahr fanu ba8 3ahre8penfum faum beroältigt merben. 3«bem faden
bie S4)lujjprüfungen unb Schlufefeierlichfeiten ftetS in ba8 (Snbe ber haften*
j^eit; mo fich befonberS letztere nicht recht entfalten fönnen. Dafür märe bie
3eit am Schluffe be8 SommerfemeflerS Diel beffer geeignet. SRan fönnte bann
auch bisweilen ein Sugenbfeft bamit Derbinben. Die Schlufeprüfungen am
6nbe beS SommerfemefterS hätten ferner bie fegenSoolIe SBirfung, baß auch
ruährenb beS Sommers beharrlich unb ernfi Don ben ßehrern unb Schülern
gearbeitet mürbe, mährenb man fich fonft afljufehr auf baS Söinterfemefter
oerttöftet. — 2öa8 uns aber nod) befonberS midjtig erfcheint, ift bie Shotfadje,
Das faft alle fatfjol. 5J?ittelfd)uleii (auch Diele proteftantifche) ihr Schuljahr
im £)erbft beginnen. Diefe ©leichförmigfeit bezüglich beS SöeginnS unb
SchlufjeS ift für bie ftrequenj einer Anftalt nicht ohne Vebentung.
W\i biefer Abänberung follte notmenbig eine jmeite £>anb in $uinb
gehen, ber Ausbau unferer Anftalt Don 41/» auf 5 3ahreSturfe. Daburch
töhnte einerfeitS eine teilmeife (Sntlafhmg ber Schüler unb gleichmäßigere
Verteilung beS Stoffes ftattfinben unb mürbe unfere Schulanftalt enblich
befinitiD mit bem fechte ber eibgenöfficheu Etaturität auSgeftattet merben
fönnen, — ein Umftanb, auf ben mir auch bezüglich ^requen} großes Gkmicht
legen. — Die fiebjrer haben fich freiroiQig unb ho<hhftjig jur Übernahme ber
babura) entftehenben Wehrarbeit anerboten. 2öir finb ber Anficht, bajj biefe
Digitized by Google
- 254 -
lefctere au$ entfprecheub honoriert merben bürfte, um fo meftr, bo bie
53efolbungen an ber ftantondföufr unb am Obgrjmnafium immerhin nicht
befonberS glänjenb ftttb. Auch roenn bie Errichtung eines ooflfiänbigen fturfeS
einer neuen Sehrfraft riefe, fofltcn mir nicht bor biefem Ausbau jurüeffchreefen.
3e (leiner unfer Danton ift, um fo gro^er^iger fofl er fich bei ber aflfeitigcn
AuSgeflaltung feines 6d}ulroefenS $eigen. (Sin rooblgeorbneteS ©chulroefcn
nad) unten unb oben ift bie fchönfte 3i"be unfereS herrlichen CänbchenS.
2öir fielen gegenmärtig bor einem neuen SßolfSfcfculgefe&e. Der h- 9Je«
gierungSrat ^at in ben legten Sagen in (Sjtrafifcungen bie Sefung unb
Beratung beS feit SaljreSfrift bom (ScjithtiRgSrate ausgearbeiteten (SntrourfeS
an bie £>anb genommen. ^>Ur böte fid? bie befte Gelegenheit, aud) bem h&h*rn
©dwlroefen bie Aufmertfamfeit ju roibmen unb fo unfer ganjeS ©djulmefen
fonfequent ju organifieren. Das märe eine fegenSreiche Arbeit ber gegen*
märtigeu SegiSlaturperiobe, für bie ihr bie Mit« unb 9tad>roe(t Dan! miffett
unb bie it>r afle Ehre machen mürbe! —
Hm ^iefigen Öehrerfeminar ift bereit« mit lefctem £erbft eine ähnliche
Keorganifation burchgefütjrt roorben, inbem eS auf 4 3a^re ausgebest mürbe
(3 bofle Qafyxt unb baS SEBinterfemefter), mit bem Oftober beginnt unb 6nbe
3uli fd)liej?t. Daher finbeu bie bieSjährigen Schlujjprüfungen erft (Snbe beS
SommerfemefterS ftatt. Durch biefe ^luberung geminnt forooljl bie theoretische
als praftifaVmethobifehe SBilbung ber ?e^ramt8f anbibaten. (Snbe Mär$ matten
5 Äanbibaten bie hiefige Staatsprüfung für bie ^rimarfchule unb 3 für bie
<Sefunbürfa)ute. ßinet beftanb bie Prüfung auch in föorfdjad). Drei berfelben
erhielten bereits Aufteilung, jmei im Danton Sajm^j (2BoQerau unb Muota«
thal) unb einer im Danton 3«g (Slothtreuj).
Statten. Der 6alefianifd)eÄongre&. Der erfte internationale Pongrefe
ber enlefianifajen Mitarbeiter unb Mitarbeiterinnen am 23.,24. unb 25. April
in ^Bologna mirb auf baS glän$rnbfie jur Ausführung fommen. 3eben iag
erfolgen neue 3ufflflfn ^ftoorragfitber fatbolifdjer ^erfönlichfeiten aus aflen
leiten Italiens unb beS AuSlanbeS. Die italienifchen (5ifenbat)n*®efeQ|'d)often
gemährten bereits für bie flongrefjteilnehmer in jubortommenber Seife 50 *.'„
^Preisermäßigung. Die Äongrefjteilneljmer teilen ft$ nach ber $ör/e ihres
Beitrages in 3 Älaffen: a) Patrone beS ÄongrefeeS, mit flarten ju
15 Öire; b) 2Öor)lt hälft beS flongrefeeS, mit harten ju 10 Cire;
c) ftongrefeiften, mit harten $u 5 Cire. — Anfragen beliebe man an ben
^riefter „Michael 9cua. via Cottolengo, 32 in Surin " ju richten, bem
gleichfalls ebelmütige Jlatholiten, bie ben Äongrefi ju unterflüfcen gebenfen,
milbe ©oben jutommen laffen fönnen. Die religiöfen fteierlichiciten merben
in ber prachtboOen SBafilifa beS fy. DominifuS ftattfinben, melay baS herrliche
©rabmal biefeS ^eiligen birgt, roährenb für bie Äongrcfe*33erfammlungen bie
Äirche ber hl- Katharina Don ^Bologna, bereu Öeib fid) noch unbermeSt erhalten
hat, befiimmt ift. Vier ßarbinäle uuo breifeig 3Mfd)öfe merben ben Pongrefc
mit ihrer ©egenmart beehren, ^ür bie Vertretung ber treffe ift aufs befle
geforgt.
— Montag, ben 11. Märj ftarb in Mailanb im Alter Don
89 fahren ber berühmte fatt). ©chriftfteller unb ©efehichtSfchreiber Sefare
6antu. 6ein #auptmert ift bie ADgemeine ©cf^ichte, bie feit 1837 in 35 93b.
Digitized by Google
- 255 -
erfäien unb 1879 burch bie ®efd)ichte ber legten 30 3ahre ergänzt murbe.
Gr f$rieb auch eine @e[d)ic^te Italiens, jar>Ircic^e (leinere t)iftor. Arbeiten,
polittfch* ©Triften, Nomone, ©ebi^te, 3ugenb» unb 93olfSfchriften. Sin 2eben
Dofi geiftiger Arbeit, aber auch doO 3reue unb Siebe j. hl- fatlj. Äirche. W\i
$iu8 IX. unb 2eo XIII. mar Gantu perfönlich befreunbet.
Gantu mürbe 1804 in einem Meinen Dorfe bei Secco, am Gomerfee in
ber Sombarbei, geboren unb mar armer Seilte &inb. 6r machte feine Stu*
bien unter bieten Entbehrungen in Wailanb, bilbete iid) jum (tynnnafiat*
profeffor au3 unb erhielt als folcher eine ^Infteflung ^uerft in (Somo unb bann
in Wailanb. 9118 junger profeffor mit ameiunbjmanjig Sohren Derlor er feinen
Steter, mufete nun als ber ältefte Sohn für ben Unterhalt feiner Butter unb
neun jüngern ©efdnoifier forgen unb tjat ba§ reblich gethan. Da fein ©ehalt
als profeffor ^iefttr nicht ausreiste, fuctjte unb fanb er in ber Schriftfteflerei
eine 9cahrung8quefle , bie frei Iid) anfangs, ba fein 9?ame noch feinen fflang
hatte, fpärlicb genug flofe. Die 92ot jmang ihn bf§^a(6 \\\ einer jähen, im«
ermübticben i^ötigfeit, bie aber balb jur 9lrbeit8freubigfeit unb i&m jur
jroeiten 9latur mürbe, meldjer er mie $opft Seo XIII., ber Wrcbäolog »offi,
ber Waler ^obefli bis in» höchfte Hilter treu blieb. Obroohl 3taliener mit
Seib unb Seele, mujjte er bod) nichts Don bem „Dolce far niente" ober
„füfeen 9ti$t8ü)un."
6r berfafete juerfl ^ouptföi^n^ ^ugenb* unb 93olf3fchriften, melch*
in Italien balb fo OolfStümlich mürben, mie bie Deutfdjen (SgibiuS 3ai5 unb
ßhriftopb, 3ct)mib unb unfer S$meijer Jeremias ©otthelf. 2öer überhaupt
in 3talien lefen gelernt, t)at auch ff ine Schriften gelefen unb im gemütlichen
Ion« ber Unterhaltung bie Sehren ber Sieligion unb ber $ugenb in fid) auf-
genommen. — 3m 3ah" 1833 mürbe er üon einem neibifchen, hungrigen
SRomanfchreiber bei ber bamaligen öfterreichifchen Regierung in ber Sombarbei
oerbächtigt, „et fei italicnifch geftnnt unb ein geheimer SJolfSaufmiegler." (Sautu
mürbe eine» Inge» mährenb beS Schulunterrichts in ben (Hang hin<m$gerufen,
OfThaftet unb in8 UnterfuchungS'@efängnife abgeführt.
Die ßinfamfeit be8 ©efängniffeS mar bem profeffor roeniger peinlich, als
ber Befehl ber Sehörbe, ber Söärter bürfe ihm roeber Sucher noch $eber unb
2inte nilommen laffen. Mein Gantu rooflte arbeiten, unD bie Wot machte
ihn erfinberifch- 6r bat ben SBärter, ihm für gute8 ©elb roenigftenS «Schreib*
papier ju geben; ber Wann tt>at e8, benu baoon ftanb ja nichts in feinem
„ allerhöchsten befehle." «Run aber bie linte? Die bereitete fid) (Santa aus
ben Derbrannten Dochten ber Unfchlittferjen unb etmaS 2Baffer. Unb bie ^eber?
Die flaubte er fich, meil er fein DJceffer befam, mit ben gähnen unb ftinger=
nägeln aus Schmefelhöljchen jurecht unb fchrieb mit biefem Material ä la
iHobinfon ßmfoe feinen gefehi^tlia>politifchen 9foman „Wargherita ^ufterla."
Obmohl berfelbe buchftäblich mit „Schmefelhötjchen gefchrieben" mar,
fanb er boch feinen Sefcer, Druder unb Verleger, unb murbe in mehrere
Sprachen, auch hl bie beutfd)* Sprache, tiberfetjt unb in aQer 2öelt gelefen.
9cach einem '^nfjrc UnterfudjungShaft murbe Santu frcigelaffen, meil ihm
feine politifche Schulb nachgemiefen merben fonute, unb er fehrte 311 feiner
^Profeffur unb feiner miffenfchaftlichen ^^dtigfett jurüd. Sein ^auptmerf, bem
er nun alle feine Gräfte roibmete unb baS feinen ÜJamen unperblia) gemacht
Digitized by Google
tyxi, ift bie Storia universale, bie UniDerfalgef durfte in 35 33änben, roel<$<
Don Brüljl in« Deutle überfefct unb Don fyfyx bis in bie nfußt 3«'t fort«
gefegt rourbe. Daneben Deröffentlid)te er nod) eine „©efdnefjte Italien*",
foroie Diejenige Don mehreren italienifetjfit ©täbten unb ^ßroDingen. 6r bftoifS
ftets eine berounberungSrüürbige WrbeitStraft, fo bafj er, roie einft ber Äircfcen-
leerer CrigeneS ber „biamantene" genannt rourbe ; benn fein ©runbfafc mar
baS Sort SMrgilS: „Labor improbus vincit omnia, Unabläffige Arbeit
befiegt afleS." (Söaterlanb.)
3n 9lom fiarb ben 12. <Dcär$ P. 3o&ann 8oü*ig, au« ber ©efeu*fe$aft
3efu — aus St&einpreufjen, früher ^rofefjor ber orientalifa^en ©prac&en am
töermanifum unb an ber Unioerfität. — (jr befaß eine flaunenSroerte ©pradj«
fenntniS ; er fprad) unb [abrieb ade abenblänbifd/en Spraken geläufig unb ebenfo
neben ben alten Spraken baS flrabifdje , 6panifd)t, fe&albäifd&e , Äoptifdje,
?!rmenifa>, ©an§lritifa>r. — 2eo XIII. erljob i&n jum Äuftoben ber Datita«
nifa>n Bibliotfjef. 6r rjieß nia)t mit Unrec&t ber „beutfc&e Wejjofanti."
tßätaaogifd)* fiitteratur tttt* Lehrmittel.
silbrl& ber teutföen s)l att onal ütttcra tu r. üiadi Brugier juni ©ebraud) an
dotieren UntcrricbtSanftalten unb jur ©elbftbelehruug bearbeitet. Tvrciburq i. S.
Berber. 1895. X unb 286 ©t. in gr. 8° 2R. 2. 20; geb. 2R. 2. ao. J)cm oft ge--
äußerten 2Bunfd)e nad) einer .für ©cpuljroccfe im befonbern unb wettern Serbrettung
im allgemeinen" geeigneten Bearbeitung ber Brugier'fdjen (Mefebifdhte ber beutfebeu
9tational:£itteratur ift bie Bcrlag$bonblung naebgetommen. Ter §err SSerfaffer
fab fid) „rocg'en ausgebe hm er Berufsarbeit qegroungen, ben fd)on unternommenen
SluSjug feines Originalwerf cS, ber iroecfmäßtg fid) nidjt nur gu einem flehtenben,
fonbern aud) au etnem ergängenbeu geftalten mußte, abjubrcdjen.* ßr. 3JL
£>armS bat ba* Begonnene aufgenommen unb mit großem Wefdjtd felbftänbig,
jeboeb im ©inne bes Berfaffer«, fortgeführt. SBäljrcnb bie neueftc (9.) Huflage
beö DriginalrocrtcS CII unb 698 ©. umfaßt ift ber »bris ftart um bie fcälfte
für&er. Tie „Sßoetif ift mit Dtedit roeggclaffen. Born Hnfang bis jur 6. $criobe
(1618—1748) ift im (Manjcn ber ÖJang* berfclbe, roie im großen fflerle, immerzu
mit manchen iturjungen unb Beränberungen. fcurdjgretrenbe Umarbeitung jetat
fid) in ber 6. unb 7. $eriobc. 3>ie Gruppierung ift tlar unb übcrficbtlid) ; Diele
Didjter 8. unb 4. Stange» unb mebrere »Siebter ber SJtunbart" unb übergangen,
einzelne an auberer ©teile eingereiht als im Originalroerf. Tat ür finb im „Hbriß"
mehrere Xid)ter unb $id)tertnnen ermähnt, roeldje im öauptwerf f etilen, j. B.
5r. flrerb. Liener, Wangiiorer, ©ubermann, ©. Hauptmann, 2. o. ftraneois, 3ofaanna
6pDri. Bei ben biographifd)en unb frittfeben 9nitteilungen finb bie l*rgebniffe ber
neuern 5orfd)unaen mit wlüd oertoertet. S)ie rool)ltbuenbc SBärme ber S)arfteffung
unb bie liehen @eftd)tSpun!te, roelcbe bem §auptroerfe fo große Stnerlennung Oer«
frbafft haben, finben fid) aud) im „ftbriß" roieber unb tragen mit baju bei, baS
SQ3crf beftenS ju empfehlen. — Qrür ben Unterricht toünfdjt ber Unterjeidjnete eine
fnappere Raffung, größere JBcidjranfung auf bie wiebtigften (^rfdjeinungcn unb bei
Befpred)uug ber Dramen nach fänere 3nlbalt8angaben unb bnfilr (nappe Unter--
fidjten über ben Äufbau ber ©tücfe. — 5lod) einen SBunfd) möibte tili einmal
äuftern, ber jroar nidjt mit bem abriß fonbern mit bem $auptwerf in Beziehung
ftept, n am lieh : bie liochocrbiente S3crIagSbanblung möge udi entfd)ließen, bie näcbfte
wDermebrtc unb oerbefferte" Huflage ber Brugter'f a)en ©efcbidjtc ber bcutfdjen
^ationaI«ßiteratnr in ber 8Bcife auSjuftatten, roie bie bei «elb. u. tflafing er*
fdiienene fiteraturgefchichtc von Seönig. Ta-> ungemein befteebenbe Außere beS
Seönig'fdjen 2BerfeS bat bemfelben rafajen einaang" in Dielen ftamilicn oerfebafft
unb eS vi einem beliebten 2BeU)na<btSgefd)cnr für »tubierenbe gemacht. Unb b od)
ift biefeS Bud) Dom fatb- ©tanbpuntte aus nicht empfeblen*roert, baber foQte —
unb jroar je eber befto beffer — etroaa xJll)nIid)eS auf ben fatb- Büdjcrmarft fommen.
Äctftt, StcfUr.
Digitized by
2?trrfttdn<td)rtd)ttn.
2>ie ©cttion 3"0 WH if>rc SnWingSocrfammlung ben 24. 9lpril, nadunittagä
2 Uhr im JHofcnbcrg bei ^ug\ — Vorträge über Aluminium unb ©cbulbanffrage.
Beratungen über Örganifation bc4 SJeretnSfcfteä. ^Jar)lreief)e Beteiligung» ber
SBercinSmitalicbcr unb anberer ftrcuitbc ber d)riftlid)cn ®d)ule unb (rrjiebung
lehr erroüntdjt. ©eftionSoorftonb.
«rieffaften ber föebaftton.
E. in B. — $ie Slrbeit wirb oertoertet werben. M. in Sch. — ftür biefe
■Jt ummer leiber ju fpät. g. Xabellcn erljalten; beften Sauf —
^ 11 feratc.
(End Mmmiu in Üten^iken aargaio,
einzig beredjtigtcr ffabrifant in ber <Sct)roeij oon l'argiabt'r* tmtentierten lurn^
geraten, empfiehlt ben tit. Sdjulcn, Sluftalten unb Vereinen feine, oon erften 5Su=
toritäten rühmlidW befprodjenen ^trrns unb 'ttrufh'tärfcr unb Kauteln mit
ieften unb rebugterbaren ©eiuidjteu 31t beocutenb lierabgefefcten greifen. Sßrofpefte
unb $Jrei$lifte, foroic la. 3eugntffc oon «Sdjulmännern fteljeu gerne ju 3>ienften. .
gfmpfe^fensroerte <£e§vf$ixc§ev
aus bem $rurf unb Verlag oon
4frUbrtd| Srijultlfcf? in 3iirtd),
ju begeben burd) alle s3ud)hanblungfn.
Sciblicbcr ^«nbarbcit^uutcrri^t.
3rricf (er, 6eline. $>er tDciblidjc -ö.inbarbctr? unterrirtjt. ©in ßeitfaben für 3Ir=
beitölebrerinnen, SWitgliebcr oon6d)ulbebörben unb ftrauenfommifftoneu. (JrftcS
fteft. 2Rit je 54 Figuren im Icrte unb 1 litbograpbifdben £afel gr. 2. — .
BtoeiteS §eft. 2JHt 58 Figuren. ftr. 2. — .
drittes $eft mit 111 ftiguren unb 2 Xafeln. gr. 8°. br. §r. 3. 60.
«rbcittfajulbiiajlein, entbaltcnb Strumpfregelu, ÜJcafeüerfeältntffe, ©djnitt*
mufter, ftlirfregeln 2c. 3um ©elbftunterrtd)t für bie ©cbülermnen. 3Rit 80
Figuren, gr. 8Ö. br.
Skiffctibacb, eiijabetb, Dbcr=2lrbett$lehrerin. Hrbcitfdjultunoe. ©tjftematifä)
■ georbneter ßeitfaben für einen methobtfdjeii <8dnilunterrid)t in ben meiblicben
.\?anbarbciten. I Xtil 6a)uK Umcrridjt«; unD Griieijungärunbc für Ärbeite=
febnien. 9Wit §olafd)nittcn im Xeftc. 5. Auflage. 8°. br. 3fr. 1« 60.
II. £eil. flrbeitatunbc für Säule unD #au«. TO §oläfdmittcn tm Xejtc.
4. Auflage. 8«. br. %x. 2. 40.
l*cbrplan unb ftatedjiSmuS jnr «rbeitsiajiilfunbc. 3JM fcoljfdinttten im
Seite. 3. «uflage. 8°. br. ftr. — 80.
£urH*£ebrmittel.
?iiggelcr, 3-, Xurainfpeftor. Xnrnfdwle für Änaben unb SWäbdjen.
format. t Seil. 2>aä Junten für bie ©lemcntarflaffen. 8. Slufl.
Son 3. 3. fcauättitrtb burdigefebene Sluägabc mit Sßorträi.
II. £eil n » m töealttaffcn. 5. umgearbeitete Hüft.
Anleitung. jura Surnen mit Dem Giienftab. mt 48 Figuren. ~%a\&)tn-
format. Se« 2. — .
♦OJlciebmie bie „Surnfcbulc für ftnaben unb aWäbdjen" ift aud> btefer Seit*
faben fdmcll beliebt unb Dielfad) eingeführt morben.
Guide pour les exercices de gymnastique avec la barre de fer. Traduotion
de H. Gobat. 3fr. 2. — .
Xarnfdjnle ftir ben militarii'djcn iöoruntcriiflt ber fdjroeijcrifdjen 3ugenb oom 10.
, bis 20. 3a^re. 2. aufläge, a^fdjenformat. 50 <£ts.
Digitized by Google
$mi0 um SWatt, Antiquariat in @tan«.
-
©ebeutenbe $rei§ermäfeifluna..
— sss $äbagogifd)e Sibliotljef. ^ —
~ V
III. Serie
13 ©griffen jufammen (ftatt neu 16 $r. 35 Gt8.) nur 8 $r. 75 ßt*.
«1*6, St. Shtaben unb 3JJäbdt)en ? Sefcrer unb Seherinnen? ober mobra
foDen btc Altern ibre 3Jtab*en in bie Sdjule fdjicfen? ©äcfingen 1866; br. —
$eitf<brift be* fatbol. GuratHeru« in «oben über bie «Reform bc* SJolf8f*uI*
toefen*. ftreib. 1863; br. — 5)eirf4tift über ba» babifcr)c öolf Mcbulmcjen
bon einer flohferenj fatbol. ©eiftlidjer. tJrcib. 1862. — Shipaiilono, ttifftpf. Uber
ben SolfäzllnterricH Hug*b. 1864; br. — $oHitter, 3of. $ie gemifdjtt
@a)ule. (*in 9Wafmruf an bU ftamilienoätcr. üabr 1874; br. — Siedl» ff. 3,
(äBetbbtfdjof.) Sie ßöfung ber ©djulfrage. greib. 1861; br. — ÖMer,
fei. Ä. Uefjrbucb ber ttrjiebung unb be8 Unterrichts, ©ine fbftematifdje
Tarfteflung be* gefamten fatr)ol. Üolfsfcrjuüoefen« für ©eiftlid)e unb &brer.
SWainj 1861. <S. — fle*t««iunMnnc jur Beurteilung be* ©efeöe* über SöoIf«=
fcbultoefen tn «agem. 8u* ber erjbifdibfl. Denffcbrift. 9teg*b. 1867; br. —
Äpetnfcarpt, 80. 2>ie moberne, böb«« IRab ctjenf cbule. Srrantf. 1884; br. —
SdjQCöinji, Oitp tioi. $>er Xeufel al* ©djulmeifter. ®twa8 für Sebrer unb
Altern. SBten 1872; br. — SGnle, die, in it)ren »ejietjungen iur Ätrd)e, »um
Staate unb jur ftreibeit. Söien 1869; br. — BMmU*, ba», in »oben. «nd>
eine Ecnffcbrift ftreib. 1861; br. — »JeH, Dr. <E. Uber bie Staat8regie be8
bffentlicbcn Unterrid)t8. Surs. 1864; br.
IV. Serie.
10 Ȋnbe jufammen (jtatt neu 48 jjfr. 75 &tB.) nur 10 Qfr.
$uef<f), $. ©. ^abagogi! ober SBiffenfajaft ber cfjriftlictjcn fcrsiefmng
auf bem Stanbpunfte bc* fatbol. ©tauben«. Bübingen 1851; br. — itbcrtjarö,
Da* laljertfebe ©djulgefefc, ein Söort an bie ffamilienoäter be* Öanbe*. ÄegSb.
1868; br. — ftrtife, U.S., (©. 3.) fJraftTfd)e 9tatf<bläge jur cbriftlid)en
C^iebung ber Sfinber. fDtain} 1878; br. — Sari, 3.©. Uber bte alten unb
bie neuen 8cbulen. 9ttain» 1846; br. — Setteler, SB. <£. »ob. CSifdjof.) Die
©cfaqren ber neuen ©djulgefetjgebung für bie rcligi &S*fittli<be ©rjiebung
ber ftinber in ben 93olf«fcr)ulen. UTainj 1876; br. — ftpftter, 3-8- $te Huf
gäbe ber f atr). Söolf «fcbule mit 9türffid)t auf bie Änforbcrungen ber ©egentoart.
2. brrb. VufL ©münb 1852. (5. — üRünrf). UiiPerfoHerifo« per <fcratep«na#=
Ml llBterrt(pf#lcbre für Sdjulauffeber, Wetftlicfje, ßcqrer, ®rjiet)er unb gebilbete
Altern. 3. umgearbeitete unb oerbefferte Huf (. $erau*g. 0. $.U. 806 mit
einem anfange cntbaltenb ttioarapbieo am Daä Sttjulmefen irO Ptf ^ußeubcr|lebung
befptder« teroienter Wann er bon Dr. 3. © . fctnbl 3 ©be. »ug§b. 1860; br. —
ettftiier, ÄPir. Sie ftunft braoe ftinber au erjieben. Dülmen 1879; br.
privat = ^cnfton
för ©*üler, locldbe bie Sefunbarfajule, ba* ©omnartum ober bie 3nbufrrief<buU
befueben woOen. Öeginn be* Sdjulialjrc* am 22. ÄpriL Stöbere «u*funft ertettt
3. @d|3ntnbergerr Setunbarle&ter in 3ug.
Serloj bei 9n$brii(feret ^nftcr in »Itbotf.
9?aaer, Aufgaben im fduifllitoei sMut» bei ben Seftutenprüfungen. 10. Auflage.
G-inädprci* 40 JRp. Scblnffel bajn 20 di\>.
iftAflci-, Aufgaben im mttnDUajci 9tc4ncn. 2. Auflage. 40 SHp.
??ager* „Ucüan^ftoff für ^oriüilDamwfdjutea" erfebeint um SWitte Äat in
joeiter, wefentlid) unoeränöener «nflage. (C3r 4073)
* # Digitized by Goog
^ *•
^ ^ ^ — ~ ~~ —
*
Pntapijifdjt pttrr.
Stvttnißtstta
*e« „S<i»el|. <£rjicljunA$frciinDc3" unD bcr „W«noß TOoBatfMrlff
5rs Herrin* hatljoL leerer unb Sd)ulin5nncr
ber Sdjroeij
unb bcd fd)tt»ci,^crifd>cn fot^ol. (frjietjuitßööcrcins.
JJmfitfr f « I) r d a n g.
0. $eft.
(fcrfdjetnt 2 Sogen [tat! ie ben l. unb 15. eines jeben SRonat*.)
3u<i,
S>rucf unb (fjpebition Don 3- 9W. Slunfdji.
1895.
}
! 1
I
!
¥
Digitized by Google
reue
1. $crbarl im 5£i<btc bc« bl. Ibomn« o ttquin. (5Bon 8t. in X , Wraubünbcn.) 257
2. 3ur SWcibobtf bei WinbbaUimatfitiiicrrtilitc*. (2*on W. Wiek, Sßrof. in 3"fl) 2«4
3. 38cruf*ftciibe. (Siofc Sfijjcn uon 91. Öcfjrer in C) ... 267
4. ©fiiräflc jur (öcfdjidnc bc* urncriftben 8djuliDc|en3 Cöon Wotrfr. Bfc&aa,
^roftffor in «Itborf.) (grortfe&nnfl.) 273
5. aRanntafaltiflctf. (Son 3- Anns, S.^ircftor.) 278
6. Wbanogtffte WuHb(«bau 282
7. Wbtaoatfitc SNtteratir unb gebrmittel 288
8. Öcrffliebcnca
9. CztcfftAei ber fflebattton.
10. 3nferoie.
0
Digitized by Google
Bereinigung
btö „Sdpiofi§. «riieJu«§«fTettnbf8" unb btr „^abagog. SMonat8f$rift".
bis Jfwfin* Rafy Ü^rir itnh Jl^ulmanttir top ^Anrrij
nnb bed fdj&eijerifrijcn fatfjol. (Jr^iefiungauereind.
3ttg/l."Wai 1895. M 9. 2. 3«^0an0
StebaftionSfommtffion:
Sic Stmhwrtl «flöten: ^.Iftun), $ttftTa), Sujcrn ; Sauniflertnet, 3aj; bie bikb». fterrn: t>t. gribel.
< o(tr, VtBf., (Hut ; 8eo ©enj, Warne, «er«, JH. et. SaQen unb J>ect «eieret fBlpfli tu Qrrftfel*. ttrt.
Die t infenbunge« ftRb tn semtnaxblrericr 8 ■ u mjat t net |u rieten.
Abonnement:
tfrfarint monatlid) 2 mal J< ten 1. unb Ii. bei VtonoH unb reflet \k%iü* für «eterulmitfllleber 4 %v.\
Wf ttbramtlfanblbaten 3 <fr.; für ?it<JjtTnüflU«ber 6 gt. De fielt un gen beim VcrltgtT: 3. 'iV.
0lnuf$t, BucbbruCftt, 3tt9- — 3nfciat< werben bie fletüjeile mit 10 ftp. berectmei.
Slmbatt im Ätdjfe 6ee l}f. Sfjomcw *. Stquiit.
(Eon ©t. in X., ©roubünben.)
Die Jhitif eines ÄunftmerfeS, will ftc objeftiD gerecht werben, muft auf
jenen ©runblagen flehen, welche mir formen ober ©efet>e nennen. Sei beti
plaftifchen Sänften treten biefelben fonfret, ftnnlidr) wahrnehmbar in ben
SBerfen IjerDorragenber 9Jteifter entgegen. Sei ^Beurteilung wiffenfehaftlicher,
fpefulatioer Styfteme müffeu mir in ben ©eifteSprobutten jener Männer naaV
forfchen, meinte ber Gimmel Don Qt'ii ju 3^** i)«üb|enbet, um ba3 Sicht ber
SBahrheit auf bie bunflen Sahnen ber menfehlichen Serirrungen ju bringen.
Wii 9cecf>t fagt £err Steele (im w<Shormä<hterM): „Söo ganje ©ebirge doü*
ildjter ©olbabern flehen, fua>e feiner nach 5Öaf<hgolb im ftlufefanb herum."
2öenn auf bem ©ebiete ber Pirehenmufif, fo gilt bieö noch mehr in ben
Stohren ber ^t)eo(ogte ober $hi(°i°P$e- 2Uf° ^urücf ju ben Eliten! —
2Bof/in menben mir un§? Der ^itet fagt e§: 3llrücf jum tyomaS Don
Stqiünl SDBie eine Stabt auf h<>h<m Serge weithin fichtbar, fo thront ber
hl. Ifjomaä als Doftor augelicus über ber ganzen Denfermelt. Die $ürme
biefer geiftigen Stabt bitbet bie 2öei$heit, bie Schufcmauer jur Abwehr jebeS
3rrtume« bie §eiligfeit. Rheologie unb ^i(9fopr)ie be* Wittelatters haben
in ihm ben fcöljepunit erreich».
2Sa3 einem CoinbarbuS, Wleianber £>ale8, einem WbertuS magnuS nicht
Doflftänbig gelungen, baS ha* ber hl. $h«>mö$ Doflftänbig erreicht: bie %uf«
jteflung eines logifch einheitlichen, in ftch abgefchtoffenen , afle« umfaffenben
Digitized by Google
- 258 -
Sttfteme«. „TOit feinem uniberfaten 95Ud unb feinem togif$ einfcitfioyn
Kenten bemerfte er bie Sc&roäoVn ber bisherigen Sterne ... So entftanb
im Saufe ber OOer 3a^re beS 13. 3af)rf)imb«tg feine „Summa theo*
logica* hierin fyat ber fyl. $!fjoma§ atle geiftigen ^äben ber d)rift*
liefen Vergangenheit unb feiner 3"t jufammengefafit unb in einen ftnoten
berbunben, jugleidp aber audj bie £>aereften unb pf)i(ofopf)i|d}en Irrtümer
ber 3u(unfi mibertegt. SBaljrlio}, mir biirfen unS nia)t rounbern, menn
unfer $apft 2eo XIII. fo fefyr auf bo§ Stubium ber Styomiftif fyinbrängt.
3n ber neuepen HuSgnbe ber Summa finben mir bebeutungSbofl baS S9ilb
2eo XIII. bem Sitelbitb beS tjt. Stomas gegenübergeßeflt. Dagegen ift e3
als eine ÜÄerfroürbigfeit oon eminenter öebeutung ju bfjndjnen, bafe bie
calbinifa^e StaatSuniberfität bon Hmfterbam 1894 einen getjrftufy für
tf)omifii^e ^bilofopie errietet $ot. Der Dominifaner ^ater be ©root $at
biefen 2etjrftu$t beftiegen.
Somit fann unfere Arbeit faum fefjl geljen, roenn fie bie Setjre fcerbart«
ber 2e$re beS fy. Doltor'8 objeftib gegenuberfteflt. Dem 3n>fde biefer 3eitfdr)rift
entfprea>nb fönnen nur jroei pljilofoptjifaV DiSciplinen jur SpraaV fommen :
I. ^f94otogie unb II. Stfof.
2Bir werben nur bie öautrt tbef en oorfübren, in rodefwn bie beibni
Si)fteme einauber rabifal gegenüber flehen.
I. $ft)d)o(<>0ie.
A. Der Ijl. tfjomaä.
9tadjbem ber Dottor angelicus in feiner Summa bie S$öpfuug ber
reinen ©eiftcrtoelt unb bann bie ber Äörpermett betrautet t)ntf fa)reitet er uor
gum TOenf a)en. ©anj natürlich, ijt ja boefc ber 9Jlenfc$ in ber Watur bie bofl*
fommenfte 93erbinbung bon ©eifi unb ftörper. 9113 folcfce bereinigt er in
fiefc afle Soflfommentjeiten, roelrt)e fonft in ber 9totur aerfplittert (.disperse*)
fi# borfinben. #ier werben alfo au$ mir einfefcen müffen.
Seil ^erbort fa)on beim ffiefen ber Seele an unb für fidj unb
bann bei beren SöerljältniS $um Seibe mit $ljoma§ im fdjroffen ©Iber-
fpruaV fleljt, fo unterfua>n mir a) bae Wefrn ber Seele.
1. 8n unb für f ia). Die Seele ift jroar ein ©eifl mie bie £ngel, unter-
fajeibet fid> ober bon biefen baburaj, boß fte fajon in ibrem Sefen anber*
orgonirtertift, meil fie ftorin ober 2eben«prinjip beS ftörper« ifi. Die Seete if!
nt<^t ber gonje «OTenfa). 33Bei( [\t ßebenSprinjip be« CeibeS ijt. mufe fie mefentlitf
oon biefem berfdjieben fein; benn feine Subftanji lann fia) felbft ba* Seben
geben. Sie fann fomit niemals mit bem Ceibe ibentifa) fein. Daraus ergibt
firt) fa^on, baß fie fubfiftent ift, b. ^. oua) obne ben ßeib efiftieren fann. —
Digitized by Google
- 259 -
3um gleiten ftefultate gelangen mir, roenn mir bie WbftraftionStrjätigfeit
ober ba« abflrafte Denfen in« Wuge faffen. $a« abflrafte Kenten fann ficfj
o^ne Körper boUjieljen. Die $ierfeele j. SB. fann fiä) niemals bom Äon-
treten, Sinnlichen, juni Abprallen ergeben, mei( fte mefentliä) an ben Selb
gebunben ift unb mit biefem gu ©runbe getjt. Senn mir fagen, bie menfcrjlidje
Seele fann abflraft benfen, fo rjeifet bie« fo Diel al«: Der 5Ren[^ erfennt
bnrdj bie Seele Sat)rt)eiten, bie notmenbig unb allgemein finb, m$t ber
fmnlia)en Seit al« fola> erfa>inen. Dan jebe Sirfung eine Urfaa> t)aben
muft, erfennt ber ©eifl, miemorjl bie finnlifr (Srfenntni« biefe 3bee nidjt
$u geben bermag. Diefe fmnliaV Srtenntni« Vermittelt it}m nur, ma« faftifd)
ift, ni(t)t aber ma« fein mufe unb nictjt anber« fein fann. Die 3bee be«
ffialjren unb ©uten trägt ber (Seift in fia), obf$on fein fmnlia>« JBilb fie
barfteflt, unb fte barum Don feiner finnlidjen ßrfatjrung abgeleitet merben
fann. — «18 britter SBemei« für bie ©eifligteit unb batjer für bie mefentlidje
5Berf(t)iebenr)eit ber Seele Dorn Seibe fann folgenber Umjianb gelten : Sätjrenb
jebe förperlia> Äraft burdj längere Sfjätigfeit abgefct)rüäcr)t unb aufgejefjrt
mirb, nimmt bie geiftige Äraft an $iefe unb Sdjärfe ju. $ier müffen mir
einen Ginmurf vorbringen, melden fetjon ber t)l. $t)oma« miberlegt r)at.
Wan fagt: bie Sd)roäcr)e unb Ifranftjeit be3 Körper« Ijinbert Da« Denfen,
alfo ift bie Seele au$ im Kenten an ben Körper gebunben, fomit nit&t rein
griftig. — Der ©runb biefer (Srfcrjeinung liegt barin, bafe ba« Denfen bon
ber finnlidjen 6rtenntni§tf)ätigfeit abhängig ift, aber nur infofern ba« Genien
bie SBorßeflungen borau«fefct unb biefe nur bunt) bie finnlidje @rfenntni«*
tljätigfeit bem ©eifte jugebra^t unb in entfpredjenber Seife zubereitet merben.
33er^ält e« fldt) alfo, fo mufe eine Störung ber Sinneättjatigfeit auet) eine
Störung be« Kenten« jur fjfolge Ijaben. tiefer Ginmurf t)at t)ifr $lafc ge*
funben, meil er aud) für bie ^äbagogif bon Sid/tigfeit ift, unb im Sbfteme
^erbart« feine Berechtigung finbet.
2. 3n Serbinbung mit bem Seibe. 9Jtit bem fjl. $c)oma§ fann
man naturgemäß jmei fragen auffteflen: a) Sa« ift bie Seele für ben
Ceib? b) Sa« ift ber Seib für bie Seele?
Wntroort : a) Um ben Unterfcfyieb ber Seele bon ben (Sngeln ju marfieren
mürbe bereit« angebeutet, baß fie 2eben3prinjip be« Öeibe« fei. Dr. Hippel
in feinem Serie „©runbfragen ber ©egenroart" ftimmt boflfiänbig mit bem
t)l. 5t)oma« überein, menn er fd)reibt: Dafj bie ben *Dtenfcr)en belebenbe
ftraft etma« ©eiftige« ift, möct)te f<t)on barau« erftc^tttc^ fein, bafe felbf) ber
bon it)r befeelte fieib ein geiftige« ©epräge in fidt) trägt, mie mir e« an feinem
Üere ju entbeden bermögen. Der TOenfa) erf^eint un« al« ba« boOtommenfte
Sefen auf ber ßrbe, ba« in feiner geiftigen See(eur)aftigfeit jugleia) ein
überirbifa)e« barfteflt, in beffen $orm aua) feine ganje finnlia)eirbifa)e Seib»
Digitized by Google
260 -
fraftigfeit hineingebilbet ift u. f. to." Die Seele toofynt aljo nicht blofe im
Seibe auf einem beftimmten fünfte (achte auf £)erbart) ; fte ift nicht bloß
bie Veroegerin be8 Öeibe$ („motor*), fonbern fte ift ?5form beSfelben b. h-
brr 2eib ift gerabe burd) bie Seele ba8, roa« er ift unb nichts anbereS.
folgerichtig fchliefit bie eine bernünftige Seele (.anima intellectiva") auch
bie begetatibe Seele in fid), roie (nach ben Borten beS ln\ Bornas) „ba«
^fünfecf ba§ Vierecf in fich fchliefit unb, ohne eine jroeite ftigur ju bilben,
über biefeS hinauSfchreitet." Wfo bilbet bie Seele mit bem Ceibe ben einen
ganjen SHenfchen.
Die ttntroort auf b) faffen mir furj mit $ortmamt (nach Bornas) ;
„Der Seib felbft aber ifl burch feine richtig ausgeglichene SinneSthfttigteit
ein paffenbe« 2Berfyeug ber Seele inSbefonberS jur Vermittlung ber Vor*
ftcnungöbilber an baS Denfen." W\i SRer^t wirb baher fo biet ©emiajt
gelegt auf ben HnfchauuugSunterricht. $Öie ber 2eib be« täglichen VroteS
bebarf, fo müffeu au«) ber Seele bie Elemente jur geiftigen Bearbeitung
bura) bie Sinne augefübjt werben.
b) $ie SerUnoermögen. Diefe muffen notroenbig bou ber 58efen(jeit
ber Seele felbft untergeben werben, benn nur in (Sott fallen 2öcfen unb
Vermögen jufammen.
Bei ber Einteilung ber Seelenbermögen wollen mir nur ermähnen, baß
ber fjl. Bornas mit WrifloteleS 5 annimmt, bon benen ba§ begetatibe, fenfitibe
((SmpfinbungSbermögen) unb motibe (VemegungSbermögen) fo fefjr ftch in
ben Körper ergoffen rjaben, bafc fie an bemfelben giften unb mit ihm ju
©runbe gehen (bie Seele ift ja SebenSprinjip beS 2eibe$). Vluch baS Ve--
gehrungSbermögen, aber nur ba§ finnliche, hängt mit bem Seibe jufammen
unb gebt ben 3öeg be§ ftteifcheS. Da§ geizige VegehrungSbermögen ift
ber 2Bille, ber nur bem ©eifte angehören !ann. ($3 liegt in unferer Auf-
gabe, nur ba§ intelleftullc Vermögen (ben Verftanb) unb ben SBillen ju
betrachten.
1. Der Verftanb. SBeil e$ einen Doppelten Verftanb gibt, welcher
bie 2öefeuf)eit ber Dinge als allgemeine 2Öefenr)citen benft, nämlich ben
göttlichen unb men faßlichen, eriftiert auch baS Uniberfale als folcheS im
göttlichen unb menfchlicheu Verftonbe. 3m göttlichen Verftonbe geht baS
Uniberfale, b. h- bie gemeinfame Söcfenheit ber Dinge ben fönjelbingen borauS.
Denn im göttlichen Verftonbe maren ade 3been ber (Sinjelbinge als DorbtlbliaV
Urfachen bon ßmigteit tyx. 3m menfchlichen Verftonbe folgen bie 3been
ber Ginjelbinge ben Dingen felbft nach, fie finb alfo nachbilblich ; fomit mu§
baS Uniberfale erft burch bie WbftraftionStbätigfeit beS ©eifteS gemonnen
werben, hierin ift ber ^3rojefe ber GrfenntniS bon bei finnlichen §r«
Digitized by Google
- 201 -
fahrung jur 53e rfta nbe«tr !en n t n i5 (intellectus) angebeutet. „Wfle unfere
SerftanbfSerfenutniS beginnt mit ben Sinnen" — „incipit a sensu.«
demnach ift Da« erfte unmittelbare Objeft ber intefleftueQen Srfenntnte
Da* ©innliche. Huf bie Befenbeiten ber tötperlidjen Dinge geht alfo bie
inteDeftueOe ßrienntnis juerft. Die torpedieren Dinge werben aus ben
äußerlichen Erlernungen als Silber aufgenommen. 9luS ben finnlich erfannten
ßrfdKinungen, welche ber Serftaub jufammenfiellt unb orbnet, fchliefet er auf
bie SBefenheit be§ Dingel felbft. Huf gleichem 2öege gelangt meine Seele
jur SelbfterfenntniS, inbem ich aus meinen Talenten unb 3rä^igteiten
auf bie ©eiftigleit meiner Seele fchließe unb bann progreffiü auf ©ott felbft.
3lu3 bem ©efagten ergibt fich folgenbe« töefultat: Die Sinne Der-
halten fid) $um ©egenftanbe rein receptiD b. h- in fich aufnehmenb,
inbem baS finnliche Sitb unmittelbar aus ber Wuffaffung burch
bie Sinne entfielt. Der Serftaub aber oer^ält fich juerft aktt»,
inbem er jene« finnliche Silb feiner (onfreten (Sinjelerfcheinung
„enttleibet", unb fo ben allgemeinen abftraften Segriff bilbet. —
31u3 ber finnlichen (SrfenutniS entfterjt alfo Die torßelimtg unb
aus ber SerßanbeSerfenntniS ber begriff.
Seifpiel: (Sinem ftinbe jeigen mir einen Saum; bann noch 3, 4 bis
10 Säume. @$ merft fich bie gleiten (Srfcrjeinungen an biefen Räumen,
ab)trar)iert bann Don biefen (Srfcheinungen unb fommt fo jum ftänbigeu,
allgemeinen Segriff Saum. — JpierauS ergibt fich ber tt)ätige Serftanb,
melier bie Operation ober Hbftrattion am Sinnenbilb gemacht t)at, unb
ber mögliche Serftanb, melier bie allgemeinen Segriffe bilbet. Diefet
Serftanb toirb ber mögliche genannt, weil er bloße OTglichfeiten erfafjen unb
alle möglichen Urteile bilben tann. So gelaugt er jur Söaljrheit. €3 ift
eine in ber Statur beS SerftanbeS liegenbe fchon gegebene ftäfngleit, au3 ben
©runbbegriffen ©runbfä$e ju bilben. — 3n biefem Sinne, unb nur fo
allein, fann Don einer 5ei Inadine unferer Vernunft an bem 2ict)te ©otteö
bie 9Uebe fein. Sterin allein liegt bie (Sbenbilblichfeit mit ber göttlichen
Sernunft. ©ott fchaut bie 2öat)rr)eit unmittelbar felbft (intuitiD), unfer
Serftanb bagegen erfennt bie 2Dabrb,eit mittelft ber Sinne auf bem 2öege
ber Schlußfolgerung. §r hat jebod) bie (Sbenbilblichfeit mit ©ott, nwil er
bie natürliche ^äb,igteit befttjt, bie allgemeinen ©runbfä&e unb ba§ UniDerfale
ju bilben. 2Bie ©ott fann unfere Vernunft roieber Dom UniDerfalen buret)
baS btecurfioe Denfen auf bie ßinjelbinge hinausgehen, benn fonft märe ja
eine probuftioe ^Pr)<intofirt^citisfett nicht möglich.
2. Der 2ßille. Die ertennenbe Seele betätigt fich in ber Dichtung
Don außen nach '"n™» fofern fte nach ber oben befchriebenen SBeife ©egen*
ftänbe in fich aufnimmt unb fich Dorfteüt. Die biefer entgegengefefcte 3:r)ätißleit
Digitized by Google
- 262 -
bon innen nad) aufeen nennt man allgemein Streben, ©djon in ber ^flanje
jeigt fiö) btefeS ©treben, inbetn biefelbe Öid)t, SBärme, geucfyigfeit bedangt .
jum 2Öad)8tume; mir nennen iljr ©treben Naturtrieb, natürliche 3*nben$
na$ bem, roaS }u if>rem Saa)5tume bient. Beim lier jteigt ber $rieb
ju einer boflfommenern ©tufe, inbem baS $ier burd) bie ©inne eine $er*
ception beS ©uteä befommt. Die foif) j. ö. nimmt baS (Smb neben bem
©trolj weg unb läfjt baS ©trob liegen. (58 mft bie nieberfte ©rufe beS
SBegefjrungSbermögenS. 3m 9Renf#en ift baS BegefcrungSbermögen eine
eigene ©eelentraft, roeil bem 9flenfd)en nia)t nur bie ©inne, fonbern au$
bie Vernunft mit öeroufetfein baS ©ute als roünfa>nSroert borftellt unb fo
baS Söege&ren roedt. „DaS SBege&rungSbermögen im allgemeinen ift alfo
jene ©eelentraft, oermöge melier mir ein ©ut, infofern e$ als ©ut erfannt
ift, anftreben unb einem Übel roiberfireben." $e naa) ben ©tttern, roela>
mir anftreben, unterfa>iben mir ein finnlidjeS ober niebereS unb ein
geiftigeS ober ljöf>ere$ SSege&rungSoermögen. 3m erjten gatte finb e$ bie
finnlid>en ©üter (©peis unb $ranf, ©<$laf :c), im jmeiten Salle bie
geiftigen ©üter ber 35ernunft, alfo bie überfinnlidjen. Die ledere tBer-
jroeigung lann ft$ in i$rem $anbeln felbft beftimmen unb Reifet 2öille.
Dafe mir bom fmnlia)en 93egeljrungSbermögen abfegen, mürbe bereits
gefagt. ©eil fcerbart traft feiner ©ruubfäfce bie 2öillen8freiljeit als Xäuföung
unb ni$t als bfoa>logifd>e 2öirflia)feit barfteOt, motten mir nur bie Sillens»
frciljeit mit bem 1)1. SljomaS getreu befinieren unb begrünben.
a) begriff ber 2Biflen8freir)eit. (5r mufe in negatiber unb pofitiber
9iicf)tuncj beftimmt merben.
3n tr)rer negatiben tBeftimmung ift bie SBiflenSfreifjeit „baS (Sntfjoben-
fein beS ÜHMflenS bon ber 9totroenbigfeit in feinem ©treben unb {Kinoeln."
Der Söifle ift frei oom äufoern Spange, °- ^nt äußere pitjdjifdje ober
moralifd&e Urf ad>e (ann tr)n einer $anb(ung jmingen, ofme feine eigene
Determination. („Liberias a coactdone.*) <5r ifl frei aud) uon innerer
ÜRotroen big feit, b. Ij. er ift aud) nia^t bura) feine eigene 9iatur in feinem
£>anbeln ju fcinem beterminiert, fo bajs er nur fo unb ni$t anberS Ijanbeln
fönntc. („Liberias a necessitate naturali.")
„Der 2öifle ift bon fi# ouS (a priori) meber überljanpt im allgemeinen
ju einer ^ätigteit beterminiert, (roie bie Oegetatiben Gräfte, j. 55. bie 95er»
bauung, Slutlauf) no$ ift er infofern ju (Sinem beftimmt, bafe er im
gegebenen Ofade nur fo unb nidjt anberS fyanbeln (öunte, als roie er roirflui)
Imnbelt." Das finnlid)e 33egeljrung8bermögen als fola)eS mirb beftimmt burdi
baS im gegebenen §afle vorgelegte ©ute. (2Öenn eine gute ©peife auf bem
Sifdje tt)rc bonnes odeurs oerbreitet, gelüftet es einem unroiberfteftia), un»
»Diatürlid).)
Digitized by Google
- 2fi3 -
3n pof ttioer Stiftung ergibt fi<*> bie Definition ber Sillensfreiheit
Don felbft aus bei negatiDeu, benn, ifl ber 2BiQe ber innem unb äußern
. ftotroenbtgteit enthoben, fo ergibt fid), baß er in feinem Streben unb &anbeln
in jebem gegebenen ftalle unter aOen Umftänben aroifa>n 93erf<$iebenem
roät)lfn tann.
„S)te menfölitfc 2öiu*en8frei&eit ift fomit mefentliaj «Baufreiheit."
(.Facultas eligendi.*) Der eigentliche Etittelpunlt ift bie Sohl. Huf bie
3öat)l folgt biefymblung felbtf, bie entmeber burch ben 2öiflen felbft allein,
ober unter bem beftimmenben (Sinfluße beS Sillens bon einer onbern ^otenj
ausgeführt wirb.
Selbft bem (SrfenntniSDermögen, meines in feiner $oflfommenbeit, in
feinem 9lbel fo Ijodj ftebt als ber Sifle, tommt bie Freiheit nia)t $u; benn
roa§ mir irgenbmie erfahren, müffen mir fennen, mir fönnen biefe ÄenntniS
nicht Derleugnen.
(53 gibt aber f^aftoren, Don melden bie 2Biflen§freif)eit beeinflußt roirb,
oljnt jemals jerftört, aufgehoben ju merben. 9ta$ bem $1. Xfyomtö faffen
mir bie einflußübenben fjaltoren furj jufammen : „®emalt fann nur bie ftrei»
heit beS äußern HiteS, nicht aber beS innern SiflcnSentfchluffeS aufgeben. —
Die ^fura)t mad)t nur, baß man etroaS bireft nicht ©emoflteS inbireft
bod) frei mifl. — Die Scibenfchaft Dermefjrt in gemiffem ©inne fogar bie
Freiheit, infofem etroaS intenfiDer, leibenf<haftlicher gemoflt mirb. — Die
Unmiffenheit aber tann eine fträfli<h freiroitlige ober nid)t fein unb Danach
richtet fi<h auch bie Freiheit beS WteS." (I. II. 9. 6. a. 4-8.)
b. Irägt ber SiHe biefen göttlichen Junten, biefe erhabenfle 53oü«
lommentjeit in fich? @emiß! (58 mirb genügen, an biefer ©teile bie
fchlagenben Bemeife für bie ^ötfoaje ber Willensfreiheit nur anjubeuten.
1. 2öa8 fagt unfer eigenes 93emußtfein ? Sir ftnb uns bemußt, bafe
mir und felbft beftimmen ; mir finb uns einer boppelten ftlaffe Don Sillens»
alten bemußt; mir überlegen, beraten, unterfuhren, maS ju tljun baS befle
fei — alfo!
9la$ §ntfa)luß maa>n mir uns ©ormürfe (Neue) ober loben unfern
(Sntfchluß — alfo!
2. SaS bezeugen gemiffe äußere jlfyatfachen ? 2ob unb %atxl, 5öe»
lohnung unb Strafe, ©efefc unb SBerbot mären ohne Freiheit eitel, ja Siber»
fprüd)e in fi<h felbft u. f. f.
2((fo es gibt unb muß eine Freiheit beS Sillens geben.
„ftrei ift ber Ecenfch!" (Sortierung folgt.)
Digitized by Google
I
- 264 -
<3«r ^ethobik bt* 5ud)l)altun0auntfrrid)tfö
an ber primär- mtb 3c!uubarfc^ule/ mit ^erßtfjt^tigung
ber praftifdjen $mtdt unb ber Vorbereitung auf ffityere @4ulen.
24) $er ßef)ter »ermeibe feine Gelegenheit, Hurcauna unb
(e^rung in biefem ftadjt jn gewinnen. Staju biencn bot allem, neben
ber $ad)Uttfratur, bie inetfjobifcben päbagogifcben 3<itföiift«i, ro*"" anber«
biefelben richtig benufct merben. Sir ftnben borin längere Hrtitel au« allen
©ebieten, bereit 3n>«* »ft» «»neu ©egenftanb möglich)! ju erfcböpfen. Seit
fruebtbringenber aber fönnten fie auSgenüfct werben, roenn ber öftrer, bem
3meifel lommen ober ber über ben einen ober onbern Detailpunft orientiert
[ein möchte, in Qrotm einer anregenben Anfrage in biefen fraebiebriften fic^
Belehrung boten rooflte, roa§ ja nicht nur ihm, fonbem aua) anbern ju ftatten
lommen fönnte. Senn mir im Untetrttt)t bie Erfahrung machen, bafj jeber
Vortrag Surfen läfet unb bafe manchmal eine gelegentliche 33emer(ung tiefer
bringt als eine brtbftünbige SRebe, |o foQten mir und biejelbe auch bezüglich
ber fiitteratur ju 9tu$en machen, fragen unb 9cat erboten ift und aOen
oft üon 92ölcn, eS ift ba3 offen tiegeube ©ebeimniä jeglichen SBorroärtStommenS.
9iacbbem ich 3brc ©ebulb febon fo lange in Wnfprueb genommen, ©erben
Sie mir mobl noch geflattert, in oder Kürje einen ßebrgang ju entroirfetn.
Dabei febe idt> bon ber ^Rechnungsführung ab, ba biefelbe jebe einzelne ©attung
für fieb betrachtet.
Sie ber 9tuSgangSpuntt ber mirtfebafttieben ^^ätigleit tn einem
gegebenen Öüterquantum liegt, fo bitbet bie ^ufeeiebuung, 3ufammenfteIIung
unb Sertfcbä&ung ber $eftanbteile be§ WnfangSbermögeuS, baö 3ubentar,
ben ©runbftein ber ^Buchhaltung. Sir befpredjen:
I. $ie Eröffnung ber 6ud)fül)rung :
a. (Sinjelne 58ermögenSbeftanbteile. Sir betrachten biefelben unter
fleter (Srroeiterung unb Kombination an £)anb folgenber ^erfonen unb
betriebe: ^rioatmann, Slngefteflter, Wngefteflter mit 9iebenberbienj)
(ebent. Äapitalift), ©rofcbönblung , Krämer, £>anbroerf er , £>anbroerter
mit Saben, Sanbroirt, Jöebörbe. Die 53eruf Sorten finb bi** nach °er
Sdmmrtgteit ber SBefpredjung georbnet. (Gleichzeitig erfolgt
b. Die Mufftellung ber 3nbentarien: im ftnbenturbucb (ÜbungS*
heft I.) Sur bie ©chlußinbentarien ift jeroeilen 9?aum offen $u (äffen.
c. Die gef etlichen 33eftimmungen merben in bie Sfcfpredmng ber*
flochten.
Digitized by Google
- 205 -
d. Die Schriftfiücfe: 3nferate, ßtrfulare. Diefe trage man ein ins
UbungSheft 91 r. II. (#orrefponbenj*#opierbuch.) Die oerfchiebenen
Berufsarten roerben roieberum getrennt gehalten, fo bafj am Schluffe
bie auf einen ©eichäftSgang bezügliche ßorrefponbenj auf einanber folgt.
II. $te <5rrd)äflMorfällf. #iefür berroenben roir baS 2el)rheft. DieieS
nimmt aOe Srflärungen auf, foroeit eS nötig erfcheint, bafc fte fchriftlich
feflgehalten roerben. Der Öeljrer gibt ben ÖefchäftSborfall an unb bespricht
ihn. Der Schüler trägt ihn ins &hrheft ein. Wact) beS SehrerS Anleitung macht
er ben barauf bezüglichen ©efchäftSauffafc, ebent. bie Rechnung in ein
Aufgabenheft >nit ber Kummer beS betreff enben <MW«borfalIeS. Wach
Äorreftur unb Befpredmng btefec Arbeiten bittiert ber &hrer bie entfprecheubeu
Sttufterbeifpiele, roela)e ber Schüler inS &hrheft, unmittelbar unter ben be»
treffenben ©efchäftSborfaH einträgt. Der ßefjrer begnüge ftch aber nicht, biefelben
anjubiftieren, fonbern befpreche fte gehörig unb fucr>e flürje unb 5Wannig»
faltigteit in ber DarfteHung ät>niic^er gätte $u erreichen. 3nSbefonbere freute
er feine Aufmerffamleit auch ben gebräuchlichen Anfügungen. Darauf folgt
bie Befprechung ber Bilbung ber Buchungsnote Der Schüler roerbe
baju angehalten, biefelbe tu fnapper $orm (ohne baß man oon ben ber»
fchiebenen Büchern fpricht) jufammenjufaffen unb al« fola> unmittelbar unter
baS betreffenbe Schriftftücf ins Aufgabenheft ju fchreiben.
9hm folgt ein jroeiter, britter ©efchäftSborfafl, ber in ber
gleichen SQÖeife behanbelt roirb. Selbftberftänblich geben nicht alle jur Ab»
faffung bon Schriftflücfen Beranlaffung. So finb alle wichtigeren Vorfälle
ju behanbeln, rote fie fia) in ben oben genannten Berufsarten jutragen, bom
Seichten jum Schweren gehenb, ohne auf ben 3ufammenhang ber ©efchäfts*
fälle einer unb berfelben Berufsart ju achten. DaS eine mal roirb ber
fiehrer aus bem ©efchäftSborfall bie Schriftfiücfe herfteden (äffen, baS aubere
mal roirb er, befonberS bei ber eingefyenben ßorrefponbenj, ben umgefehrten
2Beg berfolgen. hierauf folgen
III. ßlt fortlaufenden Buchungen. <$S roerben für bie obigen Berufs»
arten für je, jufammenhängenbe Buchungen gemacht. Der Schüler trägt
ben ©efd£>äft$borfall ins ßeljrheft, macht bie Schriftftütfe h«fju i"S
Aufgabenheft. 9cacf) ßorreftur berfelben trägt er fie ins ftorrefponbenjheft
ein (ÜbungSheft 9tr. II.) ßingeljenbe Schriftftütfe roerben auf lofe
iöogen gefchrieben, bie hernach gefaltet unb, roie eS im ©efchäftSleben üblich
ift, überfchrieben roerben. ^ür biefe Schriftftütfe tarnt ber Schüler leicht fta)
felbft eine Heine SRappe herrichten, befonberS, wenn ihm ber £anbfertigfeit§»
Unterricht ju £ülfe fommt.
Diefe Etappe erfefct ben Brief» unb gatturenregiftrator (9ir. III.) Der
öehwr felbft benufce für fia) in ber Schule bie Äegiftratoren, um ben
Digitized by Google
- 266 -
3d)ülern bie 33ehanblung ber eingehenben Scfjriftfiücfc aufc^aulic^ ju machen,
^ernad) bilbet ber Schüler im Aufgabenheft bie ^Buchungsnote. An ihre
Äorreflur unb iBefpredjung fdjltefet fid) bie Erörterung ber für jeben betrieb
nötig merbenben 93 ü eher an. SKefelben werben nach unb nach, wie fie fta)
als notwenbig erweifen, eingeführt unb getrennt gehalten. Anfänglich mache
man bie Suchungen föftematifd). $a8 ^wuptbuch (§eft IV) wirb alfo
juerft jur 53efprea)ung lommen. Unter bie öuchungSnotij {abreibt ber ©chüler
ins Aufgabenheft ben 33uchungSfa$. 3ft berfelbe naa) ^nr)o(t unb $orm
(Öineatur) besprochen, fo wirb baS betreffenbe Such eröffnet. SBeim britten
(SefchäftSgang (Angepeilter mit Webenoerbienft) führe man ein©runbbuch:
baS Sagbuch ober bie ^rima-9lota (Jg>efl V) ein ; beim bierten ((Srofehanbel)
trenne man es in jmei ©runbbüa^er: Sagbuch (§eft V) unb flaffa
(£eft VI); beim fünften (fträmer) trenne man baS eine ®r unb buch nach
Kolonnen: #affabuch«9Remoriale (#eft V); beim fiebenten führe man bie
tfaffa in Sabellenform (#eft VI), ©obalb ein ötong gebüßt ift, freitet
man junt
IV. ^bfdjluß, bem man ganj befonbere Aufmerffamfeit juwenbet. 9Kan
tafle bie Eröffnungsbuchungen roieber machen, unb führe ben ber Sdjule
befonbers entfprechenben (SefchäftSgang noa) um eine ^eriobe weiter, inbem
baS 6a)ema ber 93üa>r möglich!* beränbert wirb. Xen Abfcfrlufc ber 5Bua>
Haltung bilbet alSbann
V. jBte boppelte $u<MiliiM0. Einer ber behanbelten ®efa)äftSgänge
wirb nach amerifanifcher §orm gebucht, was in ein paar ©tunben leicht
311 bewältigen ift. £>ernach trage man ben für jwei ^erioben burchgeführten
©efchäftSgang nach italienifcher ftorm ein (ebent. auch unter Anmenbuna,
bon 4 ©runbbüchern, unter jucceffwer Einführung ber wichtigen ©ilfS-
bücher.) *öcan ergebe fich nicht in lange, jufammenhängenbe Erörterungen
über ben Unterschieb einfacher unb boppelter Suchhaltung, weife aber barauf
hin bei ber Eröffnung, bei tBefprechung beS SuchungSfafceS unb inSbefonbere
beim Abrufe.
$er Stüter hat alfo ju führen:
a. ein Aufgabenheft, baS in chronologifcher Weihenfolge alle felbftänbigen
Aufgaben in fid) aufnimmt, gleidwiel ob auf Suchhaltung jelbft ober
auf ftorrefponbenj bezüglich;
b. ein Sehrheft, ba§ in fbftematifcher %oxm baS ©emeinfame unb
Sefonbere ber berfdnebenen ^Betriebsarten einanber gegenüberfieflenb,
ben ÖefchäftSüorfafl, beffen fd)ematifche QarfteHung unb bie barauf
bezüglichen 3)o!umente unb Erklärungen in fich aufnimmt. ES fofl für
ben ©dt)üler eine Anleitung bilben, um für jeben gegebenen Setrieb
(foweit berfelbe auf biefer Stufe in Setraa)t tommen fann) bie paffenbe
Digitized by Google
— 267 -
SudränftungSfotm finben ju fönnen. Kein ttjeoretifche Erörterungen
werben möglict)ft Denn i eben,
c. übungS» ober Wuflerhefte. $ür jebeS 58n<h, boS neu eröffnet
wirb, ifi ein befonbereS,. in chronologifcher Reihenfolge nummerierteS
$eft ju führen. SJon Vorteil wirb eS fein, im jweiten 3aljr bie
#efte beS erfien ÄurfeS weiterzuführen, ftott neue £)efte anzulegen, um
fo baS gefamte Material überfichtlich unb ooflftänbig beifammen ju
haben, mit onberen ©orten, um in ber Sd)ule einen juoerläffigen
©egweifer fürs praftifa)e Leben ju Raffen.
3um Schliffe wieberhole ich noch einmal ben gubamentalfafc : Die
ÖefchäftSgänge feien fur$ — bie SRufler mannigfaltig.
~g&exuf&fveube.
(ßofe ©fijjen oon «. Sehr« in O.)
Söenn ber Schüler bie Älaffen ber 33oll3fchulc burchlaufen hat/ tritt
an bie Eltern allgemach bie Pflicht heran, ihr flinb einen SBeruf erlernen
ju laffen.
Der Entfcheib ber in biefem Momente gefällt wirb, ift ein folgenschwerer;
er birgt nicht feiten ©lüd ober namenlofeS Unglüdf in feinem Schöße. Er
(ann ben jungen, thatenburftigen Jüngling feine Seftimmung erreichen laffen,
er fann ihn ju einem brauchbaren ©liebe ber menfehlichen ©efeUfchaft macheu,
ober aber ihn bem phpfifchen unb moralifchen Ruin entgegenführen.
Da& ber Etenfch fich einen 53eruf erwählen foQ, ift toohl felbftoerftänblich.
2J?it ben fich fteigemben 53ebürfniffen wirb ber SJlenfch, je länger je mehr
in eine fcbhängigfeitsfteflung jur ©efamtheit gebrängt. Der ftampf umS
Däfern wirb, roie gar nicht ju leugnen, Don 2ag $u %a% fd)mieriger unb
entfiel. Unb ba ift eS Pflicht beS Einzelnen, fich für biefen ßampf fo gut
als nur immer möglich iu wappnen.
3eber ftede fia) ein 3iel/ 005 Dcr ®efamtt)eit frommt, morhe bie
Erreichung beSfelben fi<$ jur Lebensaufgabe, arbeite mit ädern Ernft unb
Gifer, unberbroffen, ungefcheut, unb fo wirb er bie Pflichten fich Klbfi gegen*
über unb gegenüber ber menfehlichen ©efeüfchaft in ihrer engern unb weitem
ßompofition — Familie, Kirche, Staat — gemiffenljaft unb treu erfüllen.
Unb wenn er einftenS feine müben klugen fd)liefjt, wenn ber frifche ®rabe§*
hügel über feinen irbifchen Überrefteu fich aufwirft, wirb bie Wachwelt befeuneu
müffen: Er war ein guter 9ftenf<h.
Sehrer unb Srjieljer unfereö SaterlanbeS ! 2öir haben und auch ein
3iel marfiert. 2öir fiellen uns oor eine Aufgabe, beren Ööfung ungeheuer
fa)wierig ift. Den Wenfchen }u einem fittlia) tüchtigen, im praftifct)en Leben
Digitized by Google
— 268 -
fähigen ©liebe fjeranjubilben — meläV Summe firenger Arbeit eS ^ieju
bebarf, ift naaj unferet Wufid)t ben roenigflen belannt, bie fidj jum Eintritt
ins Seminar anmelben. 3a, bie austretenben SefyramtSlanbibaten finb fid)
beffen ebenso wenig beroujjt. Sie träumen, fidj ein Seben Doller 2Boune,
fingen Don fei* ger, golb'ner 3"t ; 'b* 3bealiSmuS läfet fte bie 2öelt mit iljren
Derfdjlungenen unb Dermorenen ^ßfaben nur aus ftijfternljötje betrauten,
tölütflid). men baS ßeben nidjt eines anbem belehrt! 9lber id) fürchte, bie
2Öirfltd)teit merbe baS ^ßljantafiegemälbe mit raufjer $)anb jerftören. Unb
bann — ein (Jjtrem ruft bem anbem. 33eifpiele Don enttäufdjten Sbealifien
Ijaben mir in ben fünf 3a^ren unferer $öirlfamleit unter unfern Stubien*
toflegen genug gefunben. 9ln 2öunber brauet man gerabe nietet ju benfen,
menn nad) Efafjgabe ber genannten 5Bertjältniffe aus einem feurigen 3bealiften
ein nüdjtemer 9tralift roirb.
6S mürbe febr mal)rfcr)einlid) ber £)od}aa)tuug bor bem £cf)rerberuf
meuig Eintrag ttnm. menn man ffyon im Seminar, ftatt immer Don 9Horgen=
röten ju träumen, aua) ein roenig auf bie mirflia> SÖelt aufmerifam machen
mürbe, 2flancr;em mürben bittere (5nttäuf4)ungen erfpart unb mieber mancher
mürbe oieQeic&t alSbann freubiger auf feine Stubienjeit aurüdbliden.
Unb meines ift bie $o(ge biefeS UmfdmnmgeS? TOifjftimmung, Un-
jufriebenljeit mit fid) felbft unb mit ber ganjen 2öelt, 53erminberung ber
WrbeitSluft :c. — alles ftattoren, bie jebenfalls ber Sammle nidjt $um Segen
gereichen.
3>aS fcfjönfte unb glütflid)fie SBirfen ift baS, roo ber SEßirfenbe feiner
Aufgabe DoO unb ganj lebt. $ann ift tyin fein 53eruf lieb. (Sr beginnt am
borgen freubig feine Arbeit, ber fpäte 9lbenb finbet tyn mieber bei betfelben.
Sein ganjeS Sinnen unb Sradjten ift nur auf biefe feine Lebensaufgabe
gerietet.
93erufSfreube, §reube am ßeljrerberufe fpejiefl, ift ein unberechenbarer
Sdjajj. 2Ber biefe befifct, meitt gerne bei ber ftinberfdjar, baS Sdjfuljtmmer
ift fein Heiligtum, bie Arbeit in bemfelben fein UebfteS Staffen. 2Öem
bie JöerufSfreube fefjlt, bem mirb ber Wufentfyrit jroifa^en ben Dter 2Bänben
ber Sdjulftube $ur Dual, bie Arbeit beS Unterniens ift feine fa^merfte
SJürbe, fein ^örtjfteS ©ut finb bie — Serien. SBir erachten eS batjer ber
5Kü^e mert, ju unterfingen, meld)e ftaftoren bie ftreube am Sefjrerberufe
rauben unb mela> Littel biefelben erhalten unb fteigern.
A. ©cld)e ftaftoren hemmen ober rauben bie 9enif8freubtgfcit
$aS erfte unb .paupterforbernis, in feinem Berufe glütflid) ju roerbni,
finb Neigung unb Talent.
Digitized by Google
- 269 -
Siebe gu einer ©ort)? läfet ba§ 3'^ erreichen, mich wenn e8 anfangt
in faft unnahbarer fjrerne fte^t. Siebe ifit bie ^riebfeber, bie ade ^inberniffe
überwinbet, aOe 5)?üf)fn unb Sorgen tiein erfdjeinen Iäf(t nnb ben *D?enfcheu
ewig jung erhält, feine 5^or^eit, ein Attentat ift e§ barom, wenn ßltern
ober Sormünber einen jungen Wenigen $um ©eiftlidjen, Sehrer ic. h<tanbilben
(äffen wollen, ofjne bafe ber Jüngling hifju Sufi unb Siebe jeigt, ober wenn
et fich gar nur mit SBibermtflen an bo§ Stubium macht. $ie grüßte eine§
folgen 3n>flnQc§ ^nt man fd>on oft reifen feb,en — ein Qinbe mit ©abreden,
Jammer unb (Slenb. Unb wer bie Verantwortung trägt ober tragen mufj,
wenn burd) folch' geroiffenlofe& unb unöerftänbigeS ©efelertum ein bielleicht
ebel beanlagter 5Kenfä) auf gefährliche 93af|nen, bie jum ewigen Söerberben
führen, gerät, ift für und balb entfchieben.
Talent ift ebenfo erforderlich, um beim jefcigen ftonfurrenjfampfe begehen
ju fönnen. Mancher, ber mit ©eroalt einen miffenfchaftlichen Seruf erlernen
rooflte ober mufete, ift jeitlebenS ein Stümper geblieben, roeil ihm eben jur
Ausübung be3felben ber nötige „ Spiritus * mangelte. 2Öäre er biefleicht
33auer, Schreiner ober Äaminfeger geworben, er hätte fid) eine beffere ßfiftenj
erwerben fönnen unb roäre aufrieben geroefen. $enn baß ein geiftig be*
fchränlter Wann, ber bon Stunbe ju Stunbe fehen mufe, bafc er feinem
SBerufc nicht gemachten ift, fich in bemfelben glüdlid) fühlen fönne, möchten
mir energifa) bezweifeln.
2öir !ommen tjxtx roicber auf ba§ Seminar ju fprecben. $er bie
Aufnahmeprüfung glüdlid) beftanbene Slfpirant miifc in unferm ßanton eine
breimonatliche ^robejeit burchmathen. 2öährenb berfelben ober bocb menigften§
innert 3ahre«frift foflte e« möglich fein, fich f»n anuähernb genaue« $ilb
bon ber HuffaffungSfraft unb ber geiftigen ©egabung be§ 3ögling8 Derfchaffen
ju fönnen. ©ut, aber roarum behält man Seilte 4 3ahre im Seminar —
bei dreijährigem Seminarftubium — läßt jie brei Saljre auf ber ^ßraji§
um fie erft bann auf bie ©äffe jit fteflen, Seilte, bon benen mein
wufet*. bafe fie einer geijtigen 9cuH auf« .f>aar gleichen! 2öäre e3 nicht
ehrlicher geroefen, bem betreffenden einfach iu eröffnen : $u taugft nicht für
biefen $eruf, berlaffe ben Stubienfaal unb bie Sebrjimmer unb erwähle bir
eine anbere %rt ber SBefchäftigung. *Ölit bem Hantel ber Siebe läjjt ftch
nämlich txn toret Schabe! nicht auf ewige 3c'*fU jubeden.
©lüdlich, wem TOutter 9catur nebft einer gefunben Seele auch fmf»
fräftigen, ben flnjlrengungen be§ 23erufe8 trofcenben Äörper befchieb. 2öeld)en
2Sert bie8 repräfentiert, mag erft Der recht fd)äfcen, ber fcfyon bon ßranf=
heiten h^imgefucht worben ift. Der Ironie — wir berflehen barunter nicht
ben Sdmierfranfen ; benn ber wirb bon felbft gezwungen, ba8 Schuljimnur
ju meiben — tfl mifepimmt; baS fleinfte ©eräufa) fann ihn aufregen, jebe
Digitized by Google
270
unrichtige fcntmort erbittert t^n noch mehr. 2Bir pflegen in folgen Sagen
bie Schüler ftifle ju befcf/äftigen, Äepetitionen, Don benen man 311m borau«
hoffen fann, bafe fte gut geben, ju galten. 55er Serluft an Qtit, bie Ijier
[djeinbar berloren geben foflte, ift nach unferer Erfahrung nicht bebeutenb,
unb bann ftnb mir fiöjer, bafe und nicht in Der Aufregung ein unliebfame«
Sort ober eine ju harte Strafe unterlaufen mirb.
^a, möchte bocfj ben fiehrern ba« Schicffal in gan& befonberem SMafce
freunblich entgegenläcbeln ! Sohl fein SBeruf bedangt ju feiner glücflicbfn
unb fegen«reicben Ausübung ein Weiteres ©emüt unb frohe SeelenfHmmung,
mie berjenige be§ (Srjieber«. Schicffal$icf)lrtgf in ber eigenen ftamttie, in
ftreunbe«- unb Bermanbtenfreifen, fit nagen am ÖebenSmarf; unb glttrflicb
ber, meiner brüdenbe ©efchicfe be« ehernen Schicffal« mit ftoifcher ftitbe unb
(hriftficher Ergebung ju tragen bermag.
Öfonomifche Sorgen — auch fte bergäflen ben £ebett«mut unb ber*
fperren einem freien unb fröhlichen Schaffen ben SBeg. 1000 — 1300 %t.
3ahre§gehalt berglichen mit ben üerauSgabten Summen mährenb ber Stubien»
$eit, mit ber Wrbeit«laft unb Berantroortung be« ßebrer« — ich rorife nicht,
ma« ein gamilienbater oon fech« Äinbem baju fagt. 6« mar barum bon
jeher ba« ©eftreben einftchtiger Schutmänner, bie finanzielle Sage be« Öebrer*
ßanbe« $u b^ben. Sie thaten bie« im SBemufetfein, bafe ber Sebrer, bem
feine WabrungSforgen bie SchaffenSfreubigfeit hemmen, am erfpriefelichflen für
bie Schule mirfen (önne. Si« jeboch ba ba« Morgenrot fchönerer Sage
anbricht, mögen noch biete ©emitterftürme burch unfere ®egenb fegen. $i«
bahin fe^en mir an Stelle ber fehlenben „pnffränfler" : 3beali«mu«, Spar^
famfeit unb ©enügfamfeit.
Seife anbeuten barf man eS fd)on, baß mir holt auch ftinber unferer
3eit finb, unb benen geht befanntlich ba« ©eniefeen leichter als ba§ Enthalten.
Oieju trägt ba« 95erein«leben reblich feinen Seil bei. ©efang*,
Sunt-, UnterhaltungSbereine, Orchejler unb mie alle bie je Bereinigungen
bei&en mögen, fte jieljen bie Sehrer 00m Schulhaufe meg. (Seht« auf ein
freft lo«, bann helfet üben, roieber üben unb nochmal« üben. Natürlich barf
bie ^robe erft nacht« beginnen, unb mieber ijt« natürlich, bafe nach i?ber
Übung ber obligate Schoppen nicht fehlen barf. Ob ber anbere borgen
ben Schulmeifter mit mahrer greube unterrichten fehe, barüber finb ©ebanfen
aodfrei. Weht bafe mir ba« ©utc, ba« namentlich JBilbung förbernbe Bereine
mirlen fönnen, berfennen moüten. Sir möchten nur bor bem „Subiel" in
biefen fingen marnen unb nachbrücflichii gemarnt haben bor ju oieler, an«
ftrengenber unb mit ber Schule in feiner Seife in Äontatt ftehenber hieben«
befchäftigungen. Der Schule gehören in erfter Cinie be« Seljrer« TOiit>en
unb Sorgen, bie Soflfraft feiner Stärfe.
Digitized by Google
- 271 -
2Öir finb nicht tompetent, ju urteilen, 06 ©tunbengeberei ber SBerufS«
freubigteit Eintrag tyue ober nicht ; toiffen nur, wie geiftig frifch man noch
iß nach i'ecfjSfiünbigem ©chulebalten mit einer ftebenflafftgen ©chule unb
jmeifiünbigem Unterrichte an einer 3fortbilbung8fchule ! dagegen erlauben
mir anzuführen, roa§ Diefterroeg hierüber fdjreibt: „68 ift ein fchroereS 9lmt,
ba§ Sepram! * $)a§ roeiB fogar jebe OTutter, bie e8 nur eine einige ©tunbe
oerfucht (at, ein lebensfroh, gut organifierte8, hoffnung8oofle8 ftinb, nicht
im SBudtftabieren unb fiautieren — benn bafe ba8 in ber Kegel nicht gehen
will, ift leidet begreiflich — fonberu in Dingen ju unterrichten, bie bem
Äinbe na^e liegen unb ihm, roenigften8 auf lurje 3(it behagen. 60 Diel
ift geroijj, ba| ©tunbengeberei bie ßuft unb SrA^iflleit, entroidelnb 511 unter-
richten, auch int gt'ftifl fräftigften Öftrer fehr balb untergräbt unb vernichtet.
2öie ift e8 möglich, ff$& ©tunben hinter einanber ba§ ©cfchäft einer geiftigen
tycbamme ju oerrichten. 68 ift nicht möglich. 2öer e8 oerfucht hat, roeiB,
roa$ er barttber eingebüßt |at: bie Energie, bie £eiterfeit unb fjrifclje be3
(HeifteÄ. Unb julefct geroöhnt man fich fln formen, ©chlenbrian unb ©e«
roofmheit, man bojiert ober engt bie ©chüler in formen ein ober lehrt
mechanifa). Statt tann jroar enbtid) aflerhanb unb üielerlei, aber e8 geht
einem roie einem fteuergaul ober ©tubentenflepper ober ^oftpferb, ba$ ben«
frfben SBeg immer hin unb her ntad)t unb jule^t an baS Kraben geroöhnt
ift. 68 tarnt jeben ©tafl unb jeben ©tein be8 2Bege8, e8 oerirrt fich nicht,
wirft ben Sagen nicht um, ben Weiter nicht ab, aber bie eble Statur be8
$ferbe8 roirb bei ihm nicht gefunben. 2Wan roirb burch bie ©caffe ber Sehr-
ftonben ein routinierter, aber ein abgetriebener Etenfch. SBiü man baher
einem ©prtngtnSfelb ober mutigen ©eift bie glügel lähmen, fo fpanne man
ihn in ein folch«8 ©chuljoch. 6r roirb nicht nur bie Genialität, fonbern
jufefct auch nfle 6igentümli(hfeit unb Freiheit be8 ©eifleS üerlieren. 6in-
feitigteit, Irodenljeit, ^ebanterie fmb naa) meinem Bebttnfen bie ßigenfchaften,
benen jule|t jeber geplagte, mit ©tunben überhäufte ©chulmann unlerliegen
mu&. Darum entfä)lage fich jeber, roo unb roie er e8 nur oermag, ber
©tunbengeberei in allen möglichen fächern, in allen möglichen Hnftalten
unb Käufern, ©ie ruiniert wahrhaftig ben ©eift.
ßtn ©chriftftetter fprid>t bon geiftiger ©elbftfchroächung. §at biefe8 2Bort
anber« einen ©inn, fo glaube ich, &a& man bie ©tunbengeberei mit biefem
Kamen belegen tann; benn fte führt utm geiftigen Unoermögeu. — 9118 mettern
gattor, ber bie 8eruf8freube trüben tann, nennen wir bie überfüllten
Älaffen. Senn ein %t$m 100, 120, ja fogar, roie uu8 gefagt rourbe,
175 Schüler ju unterrichten hat, fo ift fonnentlar, bafj er feine ©chüler nicht auf
jene ©tufe geiftiger Silbung bringen tann, auf welche er fte emporhe6en möchte.
Sine immenfe 9lrbeit8lajt ruht auf feinen Schultern. 6rmübet Dom Unterrichte
Digitized by Google
— 272 —
begibt er fid) in feine Söoljnftobe, präpariert fid) auf ben folgenben Sag —
unb nun Reifet eS: 50—70 unb nod) metjr #efte forrigieren 6§ wirb
erlaubt fein, tjier Don SoftpljuSarbeit 311 fpred)en. Sinb bie Erfolge biametral
ju beS fieljrerS Wtib/ unb Arbeiten, bann anner Äoflege — fein (Seifibub wirb
bid) um bein 2oo§ bmeiben! 3ft eS ben betreffenben Sdnilgemeinben nid)t
möglid), eine jroeite Cetjrfraft ju befolben, fo ift eS moralifd)e ^flirt)t be§
Staates, fjier finanjieQ $u £>ilfe ju fommen. 5)enn, bafc feine Liener in
furjer 3fi* förperlictje ®efunbr)eit unb geiftige t$T\)ä)t einbüßen, ftefjt bod)
mit ber SBefolbung Derglidjen im greOflen 3Öiberfprud)e. Ober gilt Dielleid)!
bem Staate bie Sorge um gute 3u$tftiere mt& als baS 2Bot)l ber b/ran*
roadjfenben 3ugenb unb ir)rer (St^ie^cr ?
$afe bie Serien Dielerorts für 2et)rer unb ftinber ungünftig berteilt
finb, ift roenigftenS für unfere ©egenb eine unleugbare Stjatfactje. 3m Sommer,
bei geringer Sdn'ilerjabX alle 6 3Bod)en Serien, im SBinter, bei Doflgepfropften
JBänfen Darf ber Sdmltoagen Don Witte Oftober bis TOitte 91pril nid)t metjr
ftifle fielen, (Srleidjtert atmet alSbann ber Dielgeplagte Sdjulmeifter nad)
bem ßjamen auf. Gnblid) fommt aud| für it)n toieber eine 3*'t» »0 er
fid) als Wenfd)enfinb füllen fann. Die Sonne fd>int roieber lieblidjer, jebeS
&lümd)en lächelt freunblid) itjm entgegen, ber Sögel (auteS jubilieren tönt
nod) einmal fo fctjön; eine ßuft ift'S Sd)ulmeifter ju fein. 2Bir möd)ten
an biefer Stelle gan$ befonberS bie SBeifjnadjtSferien befürworten. $>er
3ubel ber ^eftftimmung ift fo roie fo nid)t gerabe bie geeignete DiSpofition
für einen frud)tbringenben Unferri^t. 2öer eS gefüllt ljot, mie root)l eS
einem tt>ut, in bem langen unb arbeitsreichen 28interfemefter einige iage
auSjurub.en, neuen Wut unb neuen Seljreifer ju fd)öpfen, ber toürbe biefe
fterienjeit um feinen $reiS meb,r miffen föunen.
Diftermeg nennt brei Wägel am Sarge eines ÖefjrerS: Streit mit
Kollegen, 3^»ffpa^ mit ben unmittelbaren SBorgef efcten, Un*
einigleit in ber ftamilie.
Streit um 3been, ßampf um eine Snd>, ©egner, bie Überzeugung
gegen Überzeugung fe&en — bieS finb Wittel, ben ©eift $u fräftigen, bie
Söaffen ju ftäfjlen. 6in folct)er ftampf fei jebem mattem Wanne lieb unb
roert, unb feiner roirb ifjn je Derfd)mät)en. 9Iber perfönlid)e Nörgeleien, giftige
33erbfld)tigungen tfjun bitter nxt), unb roenn biefelben Don Kollegen t)errtic)ren.
bann ift ber SBermut nod) einmal fo bitter. SBegreiflid) iftS, bafj jeber gerne
Lorbeeren erntet — ein jeber Wenfd) ift nun einmal Sgoifl — aber, bafj
bie ßeiftungen eines anbern t)eruntergemad)t roerben, um bie eigenen in
tjetlerem Sidjte erftraljlen ju laffen, ift nieberträctjtig, alles et)er als foHegialifd).
Unfer 3beal ift barum immer eine ßanbfdjule geroefen, an ber, bei nid)t
aDjn grofeer Sd)üler$ab,l e i n Sefjrer allein roirfen fann. Sd)on öfters traben
Digitized by Google
— 278 -
mir ©elegenbett gehabt, Uber foflegialifd&« SBer&ältniffe an ©acuten mit mehreren
£er)rträften Dinge gu Ijören, bie nidjtö meniger als erbaulia) Clingen. 9tüd«
fiepten linfS, 9tütffidjten rechts, Reibereien (ier, Reibereien bort — unb burä)
Reibung entfielt #i£e, fteuer.
ßbenfo unangenehm ftnb 3™^!^^ URb Uneinigfeiten mit geiftlidjen
unb meltliaVn Vorgelebten. 2Öo gegenseitiges Vertrauen unb 3"trauen festen,
roo jdjeele SBlide unb giftige ÜBorte geroedjfelt merben, ba fann oon
erfj>riefclicf)eni SBirfen nia)t meljr bie ÜRebe fein, ba fdjroinbet bie 35erufSfreube.
Da gibt es ein fia>re$ Wittel : tSoxi t>on biefer unmirtbaren ©teile ! SlnberSmo
blülj'n aua) Srofen.
Dies mären einige gfattoren, bie einem freien unb frötjli$en 2Birfen
ben 2Beg ncrrammeln. Die $5ilber jinb etmaS berb, aber maljr finb fte boa).
Unb eine ©a$e, ftott fte ungeföminft (erauft $u fagen, mit SRofen ju Der*
fleijlern — baS mag ttjun, mer 8u(t baju in feinem Vufen füblt.
(©ilufe folgt.)
£rtträije jur (Sefdjidjte bw urnerifd)en Sdjulrocftm
(®ottfr. «b»©gg, ^rofeffor in HUborf.)
(ftortfefrung.)
m. Über ^olfebilbung feit (finfüljrung ber Spulen;
SWättwer ber Äunft unb ©iffenfdjaft. ')
2Ber rjeut« mit 3a$len ben SilbungSflanb eines StolfeS in frühem 3ar)r»
bunberten naa)jumeifen fna)te, bem festen baju bie nötigen Daten. Damals
fannte man »eber bie ©tatiftif unb beren ©ebeutung, noc^ hatte man eine
flfcnung bon töetrutenprtifungen unb berg(eiä)en <£inri<$tungen; aua) baS ©oftem,
bie ©umme ber Äenntniffe burä) 3ablen (9toten) anjubeuten, mar nod> un«
be!annt. DaS aßeS ftnb Dinge, bie ber mobernen 53ureaufratie unb eifrigen
pbagogen ber fteujeit $u erfinnen unb einzuführen üorbefcalten blieben. 2Bir
fjaben baljer nur fbärlia> Hnr)altSpunfte, mela> uns einen ©<$fufe über bie
VoltSbilbung Dorn 16. 3a Wunbert unb ben folgenben ju jieljen geftatten unb
tönnen babei noa) ©efaljr laufen, $u i" fl*fc« im Seftteben, meber fcfcön ju
färben noa) ju übertreiben, ©o manä>S (at bi« 2öia)tigfeit, maS mir
beute als felbftrjerftänbli<b anfeben ober faum ber $ea$tung med (alten,
tfopiften unb ©Treiber merben feiten )u ben ©ebilbeten ju rennen fein,
fofern fte ntd>t 8faä)ftubien genoffen, ober felbftänbige Arbeiten $u liefern
') Slufmerffam flentadjt öon OfreunbeSfeite barauf, baß bie Jfapujincr ben
12. 3»ni 1688 (nid)t tote Tormann fagt 1665) nadj Urfern tarnen unb jroar aus
„l)öd)ft etjrenooUcn," aljo ganj anbern (Mrünben, als fte in WormannS «Bert unb
in fceft 7. ©. 198 angegeben ftnb, bitte idj ben Jßefcr oon biefer Äorreftur ftotij
}u nepraen. D. Sö.
Digitized by Google
- 274 -
tmjianbe ftnb ; früher aber mar ber Schre ibcr at« gebilbeter ©tonn geartet.
Ber treiben unb Iefen fonnte, galt etroaS unb hatte in ben ©fmeinben
2lnmartfchaft auf CSljrenfIfflen.
§8 fei r)i« bemerft, bajj mir t»on ber inteGeftuellen 93ilbung, nicht ber beS
£)erjenS ju reben ^aben, unb baß auf untere im Urnerlanbe meit mehr ge*
[eben mürbe als auf bie erflere. 55a baS religiöfe Moment in ben alten Schufen
Dormiegenb mar, gereift nicht 511m Schaben ober gar $ur Sct)anbe beS JBolfeS.
fo blieb bie geifiige JBilbung jurüef, roeil man Tie nicht für fo notroenbig
erachtete unb bat)er nicht fo Diel 3*i* fluf fie Dermenbete. Ü6era0 unb immer
hat bie Religion im Vereine mit ber SBijfenfcbaft bie fct)önften 93lüten fjerüor-
gebracht, bie beften ^früc^te gereift. Unbegreiflich ^anbetn aber jene, feien eS
^äbagogen ober Staatsmänner, meiere fie eutmeber aus ber Schule Derbannen
ober ihr ben legten ^ßla£ barin anmeifen moflen. Caffe man fie an erjier
©teile, moljin jte gehört; benn fie unb ihre Diener finb bie erjlen ©rflnber,
Öeiter unb f^örberer ber Schule. 9Bürbe man baran beulen, fo fönnte man
nicht, mie eS erjt fürjlich Ijier im fatr)ol. Canbe Uri noch gefct)er)en, mehflagenb
ausrufen, es merbe ju Diel 3^'* auf 9teligion§ler)re oermenbet auf Sofien anberer
ftäd)er. 2öer baS Dennoch tr)ut, macht fich ber Unbanfbarfeit gegenüber ber
etften Schulfiifterin fdjulbig unb oerrät, baß er ben ©runbfäfcen ber moberneu
Mufflärung ^ulbigt. tiefer Safc gilt aQerbingS nur für jene, meiere felbfi
fo meit gebilbet finb, baß fie über biefeS Ztyma ;ui reben berechtigt finb ;
nia^t aber für folche, bie über alles absprechen, roaS Äirche unb Schule betrifft
unb gerabe baburch »erraten, bafe fie ju menig 9teligionSlehre unb Schul-
bilbung gehabt tfabm. $ie Religion ift unb bleibt baS ftunbament, roorauf
gebaut merben mu|; unb je foliber bie ©runblage, um fo fefter ber »au.
ftefl fleht bie Xhatfadje, baß Uri frü&jeitig im ganzen Sanbe Schulen
grünbete. Damit fteOte es fich ehrenöofl in bie JReihen jener fehroeijeriiehen
Orte, melche fchon im 16. ^ohrhimbert bie Schulbilbung bem gefamten SSolfe
zugänglich machten. 9Utborf fteht mit feiner Schulgrünbung Don 1472 fogar in
ber oorberften 9teirje jener $auptorte, mo nicht #(ofter= ober StiftSfdjulen
ejiftierten. ') @S märe ungerecht, rooflte man bie alten Schulen mit ben*
jenigen ber Se&tjeit Dergleichen. 3ene befchränften fich barauf, baS mient«
behrlichfte $Rajj Don fteuntniffen ober beffer gejagt ftertigfeiten bem jungen
Urner beizubringen, Ratten aber noch mit meit grö&ern Schmierigfeiten ju
fämpfen als baS t)eutjutagc ber ftafl ift. 5Benn bie 3nfpeftoren immer unb
') «erglelcbe Dr. D. fcunjtfer: ©efebiebte ber febmetj. $Bol!«fd)ule. ©ajtouj
erhielt feine ©djule jtrfa 1469; Samen 1540; (SJlaru* nad) ber Deformation
(Sroingli bat roabrenb feine« bortigen Aufenthalte« ©cbulc gcbalten 1506—1516,
aber mit feinem 2Bcg&ug ging feine i'ateinfcbule au (Snbe. ©ottfr. §cer ©efd).
be3 b&b- ©cbultoefen» in ©laru«.) faeiburg 1481; Würau 1270 :c Sem, 3ürid),
Üujcm, 93afel, ©olot&urn 2c. hatten lange oor ber Deformation ihre ©ttftSfebulen.
Digitized by Google
- 275 -
immer über Diele 9Jbfen$en flogen, wenn fte bet großen Entfernung Dom
§cf)uIorie (^Bürgeln 3 — 4 ©tt>. 1799), ben fchlechten Segen, ben ©efofjren
auf bem ©cr)ulroege, ben bebeutenben Soften für bie Altern unb bie ©emeinbe
bie ©ctjulb $umeffen, baß ber ©tanb einiger Spulen nicht befriebige, um
wie Diel met)r Berechtigung r)oben ade biefe klagen für frühere 3"ten, wo
bie Entrichtung eines ©cf)u(gelbe§, mannigfache Vorurteile unb baS Sehlen
br$ SchuljroangeS weitere #inberniffe bilbeten. infolge beffen mar ber
Schulbefuct) in ben Öanbgemeinben jelbp im Sinter ein fpärlicr)er, nur
in Wltborf unb Urfern, roo bie S3ert)ältniffe günftiger lagen, gab eS jatjlreich
befugte Schulen. $)ie wenigen ©ommerfihulen frifteten (ebenfalls ein fümmer«
licf/eS Unfein, roeil gar Diele, woc)l bie meiften Eltern it)re Sprößlinge mehr
jum praftifchen Seben erjogeu. £)a mußten bie Knaben 93iet) brüten, in tjelb
unb ©tafl £anb anlegen, bie 5Jtäbchen fpinnen unb im §auSroefen ber
Butter aushelfen. SaS in einem Sinter gelernt mürbe, mar im näct)fien
3fl^re jum Steil oergeffen, roeil für bie jungen Seute {eine Gelegenheit fier)
bot, eS proftifch $u Dermerten. SMele befugten bie ©ct)ule nur einen Sinter
lang, anbere Dielleicht jroei; bann aber mar bie WuSbilbung abgefehloffen,
ausgenommen für jene, roeldfje ficr) bem ^ßriefterftanbe mibmen moflten.
Senn unfere jungen Seute, bie boct) nact) ihrem Austritt aus ber ©ct)ule
Gelegenheit unb Wnlaß ipbtn ju (efen unb allenfalls auet) ju fct}reiben, fo
Diele ^rojente beS ©elernten mieber Dergeffen, baß fte bei ben 9?efruten«
Prüfungen bemitleibenSmerte töefultate erzielen, fo fönnen mir uns benfen,
roie jene, bie unter 91er) unb Set) fümmer litt) lefen unb ihre tarnen malen
gelernt, naa) ihrem ©dmlauStritte aber nie eine 3<i\\m$, feiten ein 53uch
ober einen ^rief ju ®efichte befommen, balb auch wieber baS mühfam Erlernte
ganj unb gar Dergeffen haben. ') 3)aS mar ber fchlimmfte $afl, welcher aflerbingS
oft genug eingetreten fein roirb, jumal unter ber CanbbeDölferung. 2Mel
lieber übte man fidj im Saufen, Dringen unb ©chmingen, ©teinftoßen unb
93ogenfd)ießen. £>atte ber tobeSmutige ©emSjäger ein fct)arfeS Huge unb eine
fixere ipanb, Derfügte ber ©olbat über einen ftarfen 9lrm unb fchlug in ihm ein
tapfere« #erj, fannte ber ftährmann bie Setterjeichen unb bie iücfe beS
See«, ber #irte bie faftigen trieften, ben ficherften Seg ; bann pries er fi<h
glücflidr) unb wollte gelehrter nicht fein. SaS l)cutc Stinte unb geber bem
Rapier anDertrauen, baS gab ber einfache Wann feinem ©ebächtniS in 93er»
Währung, Welches ihm, weil eS fiel) auf feine Notizbücher Derlaffen tonnte,
aBerbingS auch ungleich mehr leiftete, als bem heutigen ©efchlect)te. ©ab eS
jufäflig einmal etwas ju fchreiben, fei tS ein Seftament, einen SBrief unb brgl.
nun fo mar ja ber ©chulmeifter ba ober ber fyxx Pfarrer ober im fchlimmften
') ©ergl. ©ottfr. §cer: ©efth.be« glarn. «olfSfchulwcfcH« 3ahrbuch bc« bW-
Serein« bc* ftt». ÖlaruS 18. $eft @. 21.
Digitized by Google
- 276 —
5aße einer ber 9iat§b>rren. (Sfjrenroerte ^luSna^inen, aber bo<$ immer ÄuS-
naljmen, gab eS immer unb in jeber ©emeinbe. 9Jlit ber 3"* tuirfte bie
<Bd?uIe beffer unb burchgreifenber, aber anfangs mar eS iljr unmöglich, ihren
3toecf überall auch nur teilroeife §u er reiben.
Keffer als beim ßanbDolf erreichte fte i(jn beim |>anbel3« unb
#anbroerferfianb, wenn er auch nur notbürftig ^Briefe unb {Rechnungen,
überhaupt ben brieflichen ©efchäftSüertehr beforgen fonnte. Obgleich jefct
noch einzelne, Don #anbmerfern ganj ober teilroeife felbft geführte, beutlich
getriebene 9technungSbücher unb ^ßrotofofle ber 3^nfte unb öruberfajaften
Dorhanben finb f) unb Srieffdjreiben bei bem bamaligen großen 93erfet)r über
ben ©ottharb (eine Seltenheit mar, fo berechtigt baS bennoch nicht jur
^nna^me, als märe baS ©abreiben bie ©acf)e oder geroefen. SBie Diele
(tyefdjdftSleute Dermochten jur 9tot ir)rert Flamen ju fchreiben, ©efcbriebeneS 511
enträtseln unb ©ebrucfteS leiblich ju lefen, roie noch Diet mehr motten fidj
beS einfachen ftreu^eS jur Unterfchrift, frember öligen jum 2efen bebient
f)aben? 2BaS nun gar baS fd)Öne ©efebjecht angebt, fo ^atte baSfelbe nod)
weniger ©chreib« unb Öefegelegenheit als bie Herren ber ©d)öpfung. 2öie
ber modere ßanbroirt im ©tau* bei feinem lieben Siel) baS ©elernte nicht
üben fonnte unb Dergafj, fo baS flJlägblein bei feinen Arbeiten im §auSroefen. *)
(Sinfeitig märe meine Starftellung, menn id) nur Don Slnalphabetifien
unb folgen, bie eS beinahe roaren, reben roollte. 3« ifttrer (Sljre erhielte bie
©chule aua^ bejjere unb feljr gute SRefultate. ©er einmal fo roett gefomnien
mar, baß er, fei eS auf Antrieb ber Altern, fei eS aus eigener 3nitiatioe,
bie ©cfmle regelmäßig befugte, unb jroar mehrere SSinter unb bann nachh«
ba§ ©elernte praftifch Derroertete, ber lernte nicht nur recht orbentlich lefen,
fonbern meifl auch beutlich, jum $eil fogar recht föön fchreiben. $a8
beroeifen manage Urfunben, ©ülten, SBüajer unb Briefe aus ben legten brei
3ahrhunberten, befonberS aber bie ^abrjeitbücher. Manchmal fommen freilich
j. 58. im ÄirchenrechnungSbuch u. a. m. ©Triften Dor, melc&e meb> entziffert
als gelefen fein rooflen, auch ein 33eroei8, baß felbft ßirchenDögte noch mit
©a>ierigfeiten fämpften. $)och mirb fi<h Darüber niemanb rounbern, fie
maren eben in ber ©a>ertftt$ruug meit beffer unterrichtet als in ber fjfeber.
SDÖenn man übrigens ^cutgittagc noch ©Triften fieb.t, bie ber ©Treiber
felbfi faum mehr enträtfeln fann, menn ©elehrte, ©ebilbete jeber Weitung,
*) €>. (Einleitung. — 60 baS SRedjnunaSbucb ber ScbubniaäKrjunft 1565 u. a.
an8 bem 16. unb 17. 3abrbunbert. — $)ie 33rubcridmftcn unterttüfeten auä) bie
»olf&fdnile bureb, anfebnlid)e »citräae. @. IL «bf ebnitt : ftonbe unb ©tipenbten.
2) (Sottfr. £ecr fagt, baß int ffanton (£laruS auf bie ©cqulbilbuna. be« mtib-
Hajen ©efd)lecbtc8 früher wenig aefeben toorben ((Mefd). beS glarn. ©olfsfcfmltuefen*,
18. ^>eft beS hift* Vereins) unb eS baber ©emeinben gegeben b,abe, wo ßefen unb
Sdireibcn ben meiften grauen unbetannt geblieben. SerflL S. 22. 3a felbft ben
Wannern fam baS oielfad) fa)toer an.
Digitized by Google
- 277 -
befonberS ftrjtc, ba§ ^riüilegium, fd)led)t ju fd)rciben, ufurpiert Ijaben, fo
ift cd unfern flltoorbem Derjeibjid), menn fie un8 fafligrapbifd)c Änadnüffe
Dererbt faben, unb wenn fic fid) an leine ortf)ograp$ifd)e Regeln banben.
Dafür laffrn fte eS im fcuSbrud btr CBebanfen an Deutlid)feit nid)t fehlen,
bamit fic ja rid)tig Dcrflanben werben. 3^ce ©d)riftfprad)e ift originell,
wenn aud) mitunter berb (eS mürbe nichts umfdjrieben, e&er jmeimal beim
redjten tarnen genannt) unb mit jafjlreid)en DialeftauSbrüden gemengt, unb
mand)« ©Treiber befonben barin grofje ©emanbtljeit. kleben bcn fd)led)ten
©Triften meifen manage Urfunben, bie 3a^rjeitbüa^cr in erfter ßinie, prad>
ooO getriebene Sjemplare ober ©teilen auf. ©d)on bie Steilfieflung
erleichtert baS ßcfen, mit Seid)tigfeit aber liest fid) eine ©teile in got&ifd)er
Sd)rift, roie beren Diele im 3o&witbud) Don Slltborf u. a. m. Dorfommeu.
68 mu& Äunft genannt roerben, fo ju [abreiben, bafe bie ©d)rift wie gcbrudt
erfd)eint. 3ur 3>«b* Dermenbete man oerfdjiebene hinten unb Stoben
$. B. für 3nitialen unb bie Anfänge einer Urlunbe. Bon ben ©Treibern
feien Iner folgenbe ermähnt: 3of>. Btoltfd) ßaflon jum ©anct 3acob, ber
1501 baS Sab^eitbud) Don 9lttingf>aufen getrieben r)at; ber Dominifaner
3acob oon (Sgeri fd)rieb 1518 bie 3a$rjeitbüd>r oon ©djattborf unb
©piringen unb ber tätige 8anbfd)reiber f)ector£ofer 1573 baS oon Bürgeln.1)
Wcrtroürbig oiele ©Treiber (8anbfd)reiber mai>rfd)einlid)) finb im Mnnuale
oon 1552—1564 genannt; eS finb: 3oljann ©iSler, 3of). 3un*brunnen,
©eng, Pürier (im ftriege abroefenb), SRüSli, Baltl). $ofer, 9rod in ÖuggariS,
Süden ^ßet. ju Cioinen, (Srüniger, ©amma, ^ßctrina, 3o^. Büntiner, alfo
ein DoOe§ Du^enb in ebenfoOiel 3af)ren. Die @erid)t8urteile nennen in ber
gleichen Qtit nidjt weniger als 15 Dcrfd)iebene tJrürfpred), meld)e allerbingS
meljr ©elegenfcitäaböofatcn gemefen ftnb. *ÄuS lauter „©munber" fd)rieb id)
mir bie ftamen berfelben auf: Hauptmann ^Ruljeim, tjanbrid) Suffer, 3ob,
$um Brunnen (©Treiber), ftrobli oon SWenttlen, Bogt 3ürenfefler, 9JMd)ior
3umbüfl, WmbroS Bünttiner, Bafdjiau ©d)eiiler, ^eter Ääfe, ©d)rieber £>ofer,
$anS Opfer, ©rt)ricber 9tofl, Barttli 6b,un, £an8 3afob oon Uri unb $änbrid)
Mt 3aud). — Sud) an ftrjtcn fdjeint bamals fein Langel gemefen $u fein ;
fo „ arteten • oon 1570 bis 1580 laut ©pitalred)nungSbud) SReifier SRatbjfen,
Weifler Balifar töitter unb Soft Horner.
Sdjulbilbung mar nid)t nur ben angeführten, fonbern überhaupt a0en
Staatsbeamten, Pom Jöeibel bis jum Sanbammann, eine ftottoenbigfeit. 2Bir
lönnen unS nid)t DorfleHen, mie \. B. Bögte, 3oü*beamte ober »id)ter i&reS HmteS
gemaltet bäiten, o&ne über bie Äunft beS SefenS unb ©d)rciben8, fei eS aud) nur in
*) £00311). fer. % Denier übergab mir ein äRanuffript über ettoa 100 ur«
nerij^e ©djriftfteffer unb Srflnftler, roorau» id) bicfe unb Diele anbete Angaben
entnommen babe. 3<b ftatte t^m tyn tyxitiQtn £anf ab, bafe er mir bie Be»
nu^ung fetner mit grofeer Wü^e gefammelten ^otijen geftattete.
Digitized by Google
- 278 -
primitibfter Seife, berfügt ju traben. Musnahmen betätigen nur bie Kegel.
Sine ©rofoahl Don benfelben ^atte übrigen« gute ©tubien gemacht, fchrieb
unb fprach mehrere ©prägen, fo baß Tie als Gefanbte an bie £)öfe bon
dürften unb Königen gefaxt murben unb if)rer Aufträge fich entlebigten.
©ehr Diele Staatsbeamte roaren juerft Offiziere in fremben Dienfien geroefen
unb lernten ba bie fremben Spraken; anbere Ratten bie „fdjönen Söiffen*
fchaften" an ben Uniberfitäten ^aris unb «Diailanb ftubtert. 60 giriert
3fr$. SJinjen^ ©dnnib 6 ober 7 fjerborragenbe ©taatSmänner aus feinem
©efchlechte, bie alle im 17. unb 18. Sahrljunbert an einer ber briben JBilbungS*
ftätten ihren ©tubiengang abgetroffen ^aben (Genealogie beS ©ef<hl«hte$
©djmib ab Urt).) Die Hainen berfelben finb eine 3ierbe ber Untergefaßte,
unb eS bietet fich toeiter unten Gelegenheit, einige hat>on anzuführen. $ür
bie OffijierSfteflen in fremben Dienften mürben meiftenS bie ©öbne ber ton«
angebenben Familien auSerforen, unb babei fah man fomoljl auf persönliche
2apferfeit als nid>t jum minbeften auf tüchtig gefdjulte Öeute. <5S mar bafjer
eine 6^renfaa>e für bie regierenben Familien, auf bie HuSbilbung it)ter ©ohne
Sorgfalt ju bermenben. Diefelbe begann geroör)nÜdr) fcr)on im Glternhaufe,
fefcte fich in ben ©djulen AltborfS, ÖujernS, gelbtirchS unb an tflofierfchulen
fort, *) mürbe bann bort ober, wie oben gefagt, an Uniberfttäteu abgcjc&loffen.
(®d)lu& folgt.)
^anntgfaCtigee.
(S3on 8f. £. ffunj, ©em.«Direftor.)
1. Sine erfreuliche jhinbe fam jüngft aus <5nglanb. <5S ift Dielleicht
unfern fiebern befannt, bafe bon ben 2öaljlen ber ©chool 53oarb b. tj. ber
©chulfommiffion bon Sonbon, bie am 22. 9lobember abr)in ftattgefunoen
^at, bie Sntfdjeibung ber mistigen §rage abging, ob in ben öffentlichen
ober ©taatSfchulen a)riftlid)er Religionsunterricht erteilt roerben fofle
ober nicht. Die ipaltung ber ftauptftabt in biefer Angelegenheit mar bon
grojjer SBebeutung für baS ganje fiaub. Dem SntfcheibungStage ging eine
feljr lebhafte Agitation in ber treffe unb in öffentlichen SBerfammlungcn
DorauS. Das AbftimmungSrefultat ift ein hocherfreuliches. %>n etmaS über
1,600,000 ©timmenben fprachen fich 1,512,000 für ben chriftlichen Unterricht
aus unb nur 94,000 für ^Bermeltlichung beS Unterrichtes ober für bie
fogenannte fonfejfionSlofe ober Saienfdmle ; baS ift in ber %$at eine großartige
Wanifeftation ber Söeltftabt Sonbon für bie chrifiliche EolfSfchule unb ein
nieberfchmetternbeS SBerbift über bie beftruierenben SBefirebungen beS Sinti«
chriftentumS unb ber mobemen ungläubigen ^äbagogif, bie unter bem D)ed»
•) Die ©terbebudier führen mannen auswärt« uerftorbenen ©tubenten an. —
3toeDer& Sölmc ftubterten bis 1657 in Sujcnt, nad)her in ßötoen.
Digitized by Google
- 279 -
tnontel ber Neutralität beS «Staates bie Schule unb baS öffentliche fieben
Dollfiänbifl entchriftlichen möchten.
2öie lange mag eS toohl noch gehen, bis auch bei uns bie rücffuhtSlofen
Verfechter unb Veförberer beS Sa)end '|ü>n SchuIprogrammeS, bie beut Schmeijer»
dolt mit afler ©etoalt bie „Schule ot)ne ©ott" aufhängen möchten, jur
Stnftcht fommen, baß fie auf bem poljroege finb unb baß für bie Sa>le
roie für bie ©efeflfchaft nur in einem #eil ju finben ift: in 3efuS (ShrifluS
unb feiner 2Bar)rheit unb ©nabe!
2. Vor einem 3ahre (21. gebr. 1894) veröffentlichte 3fuleS Simon
im $igaro unter bem Sitel „La defense sociale* einen grofeeS flufferjen
errtgenben Wrtifel, ber mit ben ©orten fchloß: „Panore societe malade
qui tadresses au couperet, c'est ä Dieu qu'il faut revenir* ; unb
biefeS 2faljr fptac^ berfelbe Staatsmann in ber 2ei#enrebe, bie er in ber
franjöfifchen Wabemie auf ben berühmten Äriminaliften Äarl 2u!aS tytlt,
unter anberm fotgenbe fetjöne Borte: „$)ie toa^re @r$iehung r)at ir)re VafiS
in ber TOoral, unb bie Woral fiüfct fid) auf ©ott. Statt ÖufaS hatte, nachbem
er fo Diele 3at)re lang bie Verbrecher beobachtet unb genau tennen gelernt
hatte, ben Wut, ben Stegenten jujurufen: — Vergeffet nicht, bafe ber
"ÄtheiSmuS, ber Unglaube, bie £>auptquelle beS Serbrechens ift. —
DtefeS ©ort erflärt uns feine ganje Änfchauung über bie Srjiehung ....
3a, eS ifl nottoenbig, baß ber ÜTlcifter ben ©lauben an ©ott in ben Vuben
unb Söerfftätten ^ege unb pflege, bafe ber Sehrer in ber Schule feinen tarnen
mieberhole unb ben tfinbern einpräge, baß ber föranfe fein Vilb im Spital
bor %ugen h<*be, ber Bürger auf bem Warfte unb im ©eriajtShauS, ber
Solbat in ber tfaferne unb auf bem 6d)lachtfelbe: ber ©ebanfe an ©ott
flößt ihm ftraft unb Wut ein, bem Jobe unerfchroefen entgegenzugehen."
©o ber ber Sinten beS franjöfifdhen Senate« angehörige 3uleS Simon; ber
Wann, ber früher längere 3*i* UnterrithtSminifter mar, f)ai boa) in feinen
80 Lebensjahren etroaS gefehen unb gelernt. %nberSroo gibt eS Seute, bie
haben 3(ugen unb fehen nicht, Ohren unb fyibttn nicht (Wart. 8, 18) unb
finb fchon alt, aber fcheinen noch wenig ober nichts gelernt ju haben.
3. Much ber italienifche Senator Vongtji, eine Dielgenannte liberale
©röfee, roiQ oon ber fonfeffionSlofen Vollziehung, Don ber „Scbule ohne
©ottM, nichts n)i|fen. 3n einer Politiken 9tebe, bie er (üblich in Neapel
ehalten tyit, äußerte er fi<h über bie Schule folgenbermafjen :
„Much bie Schule bebarf auf aQen ihren Stufen, ber niebern, mittlem
unb höh«"» "ntr Reform. $S ertönt allgemein bie &(age, bajj fie fo, roie
fie eS jefct ift, nicht erjiet)e. Mber man fieht nicht, bafe etroaS gethan »erbe,
um biefem Übelftanbe abzuhelfen. 91fle UnterrichtSanftalten ohne Ausnahme,
bie Uniüerfität, baS ©imtnafium, baS Öttceum, bie technifchen 3njiitute, bie
Digitized by Google
- 280 -
23olf§föulf foflen erjierjen. SCDetd^e Reformen jebe btrfer Änftalten erforbert,
bieS auSeinanberjufefcen ij! hier ntc^t ber Ort. $ür bie ffltytn Spulen
mag eS genügen, wenn Sehr- unb ßernfretheit gemährt wirb, dagegen ^at
bec ©taat bie Pflicht, barttber ju wachen, bafi in ben mittlem unb niebern
©cf)ulen, beren Leitung unb SBeforgung er fajt ganj auf fta) genommen t)at,
ber Unterricht ben religi&fen Hnfchauungen ber Sürger, Don benen er bir
Littel begeht, entfpreche. (Sine mittlere ober eine 93olfSf<hule ohne (Bot,
wie eS bie gegenwärtige ©taatSfchule (scuola officiale) faft in jeber #tnfiht
ift, entfernt bem ©ewiffeu ber ftamilien nicht, fonbern ijt in 2öirflitHeit
eine ^rannijierung beSfelben. #ier mufe SBanbel gefchaffen toerben unb jroar
nicht in ben Programmen unb Skrorbnungen, fonbern oor allem in bm
^erfonen."
9Ran fiet)t, 33onghi ift in feinen ftorberungen fefjr befcheiben. SGSenn
man weife, bajj Don ben mittlem unb höhern UnterridjtSanftalten 3talienS aller
unb jeber Religionsunterricht gefe&lich auSgefajloffen ift, fo foflte man weinen,
es märe oor ädern in ben bezüglichen ßehrplänen unb Sßerorbnungen eine Re«
form notmenbig. Denn fofl eS unten beffer werben, fo mufe bie 53efferung
bon oben fotnmen. 2BaS bie SJoltSfchule betrifft, fo läjjt jmar baS ©a>l-
gefefc in %x\ 2 bem Religionsunterricht noct) ein ©eitentürchen offen, inbem
eS bejtimmt: „Die ©emeinben roerben in ben oom probinjialfdmlrat ju be«
ftiinmenben ©tunben, $agen unb ©renjen jenen flinbern, beren Altern e§
bedangen, ben Religionsunterricht erteilen laffen." Mein biefe Eeftimmung
fommt bielerortS einem Serbote gleich-
©onberbar! Der Staat fpielt fich als (£rjiet)er auf. ($r l)at Äinber
oor fich, ganj feltene Ausnahmen abgerechnet, aüe auf auSbrücflicheS 35er»
langen ber Altern getauft unb TOitglieber ber djriftlichen Äirche geworben finb.
$S hanbelt fich jubem um ben weitaus wichtigsten Öehrgegenjtanb fowohl für
bie 3Mlbung beS @eifte§ als für bie Srjiehung beS §erjenS: unb bennoch ftreu^t
unb oerbannt ber ©taat ben Religionsunterricht aus Den eigentlichen Qehrge*
genftänben ber ©äjule, inbem er fich bamit begnügt, ihn lebiglich ju bulben
unb auch biefe Erlaubnis noch an oerfchiebene 2Benn unb Uber, für) an 8e»
bingungen fnübft, welche bie (Erteilung beSfelben bielerortS faitifch unmöglich
machen, befonberS wenn bie Altern oon ber Regierung ober oon tirchenfeinb«
liehen *Dtogiflraten abhängig finb. Mrrne flinber, armes SBolf, benen man
©teine bietet ftatt Brot!
Unb währenb ben ftinbern in ben ©taatsfchulen baS übernatürliche, geijtige
53rot borenthalten wirb, fehlt ihren Sehrern bielfach baS leibliche Srot. Sohl
nirgenbs finb bie 93olfSfchuu*ehrer elenber befolbet, als in bem burch bie 9N>
bolution gegrünbeten unb burch bie Freimaurerei regierten 3ungitalien. Daher
fommt es auch, bajj alljährlich biele ßerjrer naa) Hmerifa auSroanbern, um fich
Digitized by Google
- 281 -
be§ £>unger8 )ii erwehren, unb bafe bie ftaatlichen Sr^reifeminare Don 3ahr
$u 3a$t fchwächer frequentiert werben, wäljrenb anberfeitS bie Lehrerinnen»
fcminarien mit ©pierinnen überfüllt finb. ©o jählen, wie bie Scuola
Edmatrice in 9tom berietet, bie erjteren nur 1526, bie lederen bagegen
15284 3*flKnfle. 3<W ber SehramtStanbibatinnen ift alfo 10 mal fo
i grofe, al« biejttiigen ber Äanbibaten!
4. 2Bia bie ©ihule ihre höchfle unb ebeljie Aufgabe, bie ftinber reli-
giös ju erziehen, erfüllen, fo barf fle ftü) nicht bomit begnügen, fie ein
paar ©tunben wöchentlich in ber Religion ju unterrichten. $et gefainte
Unterricht, baS ganje ©chulleben mujj Dom ©eifte ber Äeligion
getragen unb burdtjgebrungen fein, öon ihr feine fjfifyere Söeilje unb
Sichtung empfangen, ©ehr fchön unb jutreffenb fpredtjen ftdr) bie SBifchöfe
^PreufjenS in ihrer Denlfchrift *) über bie 93erfaffungSurlunbe bom
5. $)ejember 1848 über bie religiöfe Erziehung ber 3ugenb burch bie ©a)ule
aus. 2Bir teilen ben betreffenben ^ajfuS hier mit ; man beachte befonberS auch
bie hohe flnfchauung oon ber Aufgabe ber Schule überhaupt, bie fid> in biefen
wahrhaft apoftolifchen Sorten tunbgibt.
w$ur<h bloßen Unterricht in ben ffieligionSleljren", fo fchreiben bie
Cberhirten ber fatljol. Äira^e ^3reufcenS, „roirb bie religiöfe Erziehung nicht
erjielt; fie ift bur<h biefeS einfeitige ^Wittel allein unerreichbar. 35er gefamte
Unterricht mufe fie, in SSerbinbung mit allen Erziehungsmitteln, als fein
3iel Derfolgen. 3^* finb nicht alle Cehrgegenftflnbe au fi<h erziehlicher 3lrt;
allein bie 2Bcife, in welcher fie beffanbelt werben, wenn fie fich auch nur °uf
SBermeibung beS für jarte ftttliche unb fromme £erjen Hnftöfeigen befchränft,
ift eS immer, unb bie meiften tönneu unb müffen fo behanbelt werben,
baß bie &er 3ugenb für baS Eble, ©ute unb ^eilige aufgefchloffen
unb empfänglich erhalten werben. Wicht eine blofje Entwidmung beS Denfoer-»
mögenS jum Erwerb einer gewiffen Slnjtefligfeit unb fjfertigteit im bürgerlichen
Leben unb jur Erleichterung in ©ewinnung beS fünftigen Lebensunterhaltes ift
bie Aufgabe ber ©chule, fonbern eine naturgemäße Entmicflung beS ganjen
geijtigen SBefenS in bem ftinbe, namentlich feiner h&hern Anlagen, aller
feiner ©eijteS« unb ©eelenträfte, bura) bie eS ein ©lieb ber überftnnlichen Seit
unb baS Ebenbilb ©otteS ift, fowie bie Reinigung feines #er$enS oon ber
natürlichen SBerlehrtheit unb bie Heiligung feines ©emüteS, bafe eS gegen bie
©efahren in ber 2Belt fräftig anfämpfen unb fta) ein feligeS Stafein über bie
©renken beS Vergänglichen hinaus fifhern fann. $iefe Aufgabe tann unb barf
nicht bei unfern ©<hulen aufgegeben werben, — unb fie werben bie fa*
tholtfdjen Sifchöfe auch niemals aufgeben! fteine Stürme ber 3eit,
') 3»w 2«U abgebrucft in ber „Äatb- Sehrerjeitung" oon Spürten-
5Uaberborn 1895, «r. 4.
■
Digitized by Google
- 282 -
feine Soweit unb 2ift ihrer fteinbe unb (eine offenen unb berßedten Eingriffe
Derirrter ©elfter ^aben es feit fo Dielen Sabrhunberten Dermo^t, bet ßira>
biefe grofee unb fegen§Dofle Aufgabe ju eutrütfen, unb fie wirb in beren geft-
haltung unb Söfung auch fernerhin feiner ©eroolt meinen! — 6§ ift eine
beflagenSwerte iöerirrung, baß ity manche baS 3iel geftedt haben, bie 8dwle
allmählich ganj ju Dermeltlichen, unb noch beflagenSwerter ift ihr Erfolg, ba
ihnen nichts anDere« gelingen fann, aU biefelbe ju Derwilbern unb ju entfitt»
liehen, liefen Söeftrebungen treten bie 33ifööfe mit um fo entfdueberem 9ta<h»
brude entgegen, als bie Verirrten felbft einften« gewiß $u befferer (Sinficht ge«
langen unb bie Söerminberung it)rer SBerantmortung banfbar anerfeunen werben."
©ibgenoffenfdjaft. 6d)Wei$. ^eftalojjifeier. Saut bricht an ba«
„^aterlanb" befchlofe eine ßonferenj in 3üridj jur 33efprechung ber 150. SBieber*
fet)r beS @eburtStage§ ^eftatojji'S (12. 3an. 1896), 1) ba5 ^rotofott ber
ßouferenj bcm eibgenöffifchen Departement beS Snnern $u Rauben ber
fantonaten @rjie^ung§bireftionen $u übermitteln mit Dem Sffiunfche, e3 möchte
eine ftouferenj Der (enteren Die gemalten Anregungen weiter prüfen unD ben
tofalen 3Jerhältniffen entfprecr)enb jur Ausführung bringen, 2) eS möchte
biefe fteier ju einer allgemein fchmeijerifchen fi<h geftalten unb eS foQe baljer
alles Dermieben werben, was irgenb welch* tfreife unb namentlich bie fatholifchen
Kantone Deranlaffen fönnte, fich Don berfelben fern ju galten. 2)te geier
fofle bat)er jebeS fonfeffioneflen unb jebeS politifchen £>intergrunbe8 entbehren ;
es foOe nicht ber Wann, noch weniger ber ^roteftant, fonbern ber ^ßäbagoge
^eftalojji, ober noch beffer fein erjief>e rifct)eS SBirfen, beffen fegenSretchen grüßte
überall unb Don allen 6ibgeno[)en ofme llnterfchieb ber ftonfeffton ober ber
politifchen Anfchauung in ©djulfachen anerfannt werben. SS fofl Daher auch
bie Seier in feinerlei JBejiehung ju Art. 27 ber 93unbe8Derfaffung unb ber
befannten in biefer SBejiehung beftehenben 2öünf<$e gebraut werben. —
UnS freut biefe Söefchlu&nabme. 9tur auf biefem Stoben wirb bie ^eftalo^i*
feier eine allgemein fdjweijerifcbe werben fönnen; Dafe fte eS werbe, ift auaj
unfer $üunfch, benn bafe ^ßeftalojijis 53eftrebungen gewaltig förbernb unb be>
lehrenb in bie @ntwiä(ung beS mobernen ©chulwefenS eingegriffen, wirb jeber
^iibagoge gern jugeben unb ancrtennt auch rüdhaltSloS bie aufterfd)wetjeri)cf)c
Schulwelt an ; bafe $eftalo$ji ein Äinb unfercS CanbeS ift, ein ©chweijerbürger,
muß jeben Patrioten freuen, unb jebcr wirb baher gerne teilnehmen an feiner
150. ©ebächtniSfeier, fofern biefelbe auf Doflftänbig neutralen ©oben gefieDt wirb.
Cttcnf. ©chweijerifche CanbeSauSftellung: (Schluß.)
II. jBtfjulAtiflrüfltutig.
Art. 20. — Die Aufteilung ber SchulauSrüflungSgegenftänbe gliebeit
ficf> folgeubermaBen : 1. ©dnilgebäube. 2. ©dmlmobiliar. 3. ©chulbjjgieine
(befonbere UJorfehrungen unD (Einrichtungen, UnterfudwngSmittel.) 4. Allgemeine
2et)r» unb Unterrid)t$hülfSmittel. 5. SnbiDibueüe Lehrmittel. 6. 6a)ulutenfüien.
Digitized by Google
- 283 —
-
%xi. 21. — Qtotd biefer ^(udfteQuiig ift, eine 93ergleia*)ung beffen ju
ermöglichen, wa§ in bec ©djweij Don ben UnterriajtSberwaltungen unb bon
pribater Seite für ©dmlauSrüftuug getfyan wirb. Sie wirb enthalten : a) ba§
bon ben ©d)ulbebörben gelieferte Watertal, foweit e§ ntd)t in Hauptabteilung I
jur WuSfteflung gelangt; b) bie öon ^ribaten (frabritanteu unb Verlegern)
eingefanbten 8d)ulau8rüftung§gegenftänbe. Die Äommiffion behält fid) ba3
ÄeaV bor, buraj geeignete Wafenafrneu $u behüten, bafe Dubletten auSgefteflt
werben.
2(rt. 22. — Die 9lu5fieHung ber ^rioaten beruht, wie in ben anbern
©ruppen, auf ber ^nitiatioe ber Sntereffenten. Diefe werben bura) 3irtutor
jur ^Beteiligung aufgeforbert unb Ijaben fia) bor bem 31. Ottober 1895
an^umelben, inbem fie jugleid) if)r 9laumbebürftni3 be^eidfyneu. 9118 33ebingung
ber 3»foff""8 flH*# bafe bie ©egenftänbe fdm)eijerifa>n UrfprungS unb im
allgemeinen audfteOungSmert fmb. Die Äommiffion behält fid) baS SRea)t
bor, ©egenftänbe, bie biefer Eebingung niajt entfpredjen, jurütf jumeifen. 3nt
übrigen finb bie Stimmungen beS 'Allgemeinen 9teglemeute3 mafjgcbenb.
3Irt. 23. — Die ^uftrumente für miffenfcfcaftlic&e SSerfuaV unb Demon»
ftrationen geböten in @r. 2, wenn fie bon iljren @rftedern ober (Srfinberu,
in ©r. 17, wenn fie bon ben Unterria^tSanfiatten , bie fie beftyen unb berufen,
au$gefteüt werben, ©eograpfyfdje Parten tönnen nur bann in ©r. 1 7 ^ßlafc
finben, wenn fie bor&ug§weife für päbagogifa^e Qmtdt beftimmt fiub.
%Ärt. 24. — Spulen erhalten für bie bon i^nen aufgeteilten ©ajulauS«
rüftungögegenftänbe (eine greife.
III- Viflftitf^afrü^t nnb lifffrarlfAr Jlrbrihn; *jlfrofrruIi^nn.iftt afler Jitt;
j£rirftfirifltit; grlfljrff Sfffllfifyufffii unb ifyrt Jitbtiitn.
%rt. 25. — Die Organifation biefer Unterabteilung übernimmt eine bura)
ba« Gentrallomite gewählte ©pejialtommiffion bon 6 Witgliebern, bie fia)
behufs Orbnung ber äufeern SJerljältniffe mit ber engem Äommiffion ins (Sin*
Dernefynen fefcen wirb. Sei WeinungSberfajiebenljeit entfajeibet baS Gentraltomite.
ftnfjang.
Art. 26. — Die Äommiffion für ©ruppe 17 läßt auf bie 2anbeSau§=
fteQung Ijin eine ©tatiftif beS fd)weijerifd)en ©a^ulwefenS ausarbeiten unb
beröffentlia^en. Der ^Jlan biefeS 2öerfe3 ift bem f$weijerifd)en Departement
beö Innern $u unterbreiten. Hufierbem übernimmt bie engere ßommiffion —
wenn bie Wittel, weldje ibr oom Gentralfomite ober ben SBeljörbeu überwiefen
werben, e§ erlauben — bie Herausgabe einer ©ammlung bon Sonographien
be3 fd)meijerifa)en ©djulwefenS.
Sutern. Den G. Wpril abfnn fdjlojj fia) in ©d)ö£. (flt. Sutern) über einem
Wanne bie ©ruft, ber eS woljl oerbieut, Dag feiner in biefem blatte (Srwäbnung
getfyan werbe; fyat bod) berfelbc biele biele 3af)re treu bem Dienfte ber
Sdjule geopfert unb war er ja aud) ein treue* Witglieb beS Vereins ftatl).
Seljrer unb ©<$ulmänner ber ©eftion tMlttötjofen. (S§ ift bieS .Iperr Selker
unb #ira)meier 3of. flunj bon ©a)ö$.
<5r erblidte baS 2ia)t ber 2öelt am 28. Wär^ 1S28 in ber ©emeinbe
©a)ö^. 6r war ba« ältere bon jwei ©efa)wiftem, bie fein s-öater Unterliefe.
Digitized by Google
Seine Scbroefter fkrb borigeS ^afir in SöeggiS. Als 7 jähriger .Qnabc befriste
er Die ^rimarfchule. — ©eine SJerufSbilbung , wie aud) feine ArbeitSfreube
auf bem (Gebiete ber 3ugenberjiehuug r)atte er im alten ftlofler 6t. Urban
mit feinen Stubienfreunben b,orf)n). $rn. Pfarrer ©lanjmann unb feinem im
borigen 3ah" ihm im $obe borauSgegangenen Kollegen 3. Ambüljl in b.ierf
in ben 3abren 1843 unb 1844 geholt. — 3m3ahre 1845 erhielt er feine erfte
Aufteilung als £et)rer in ßuthernbab, (am hierauf an bie Schule und) 6berS=
feden unb alsbalb und) AlberSmü, um bann balb Darauf nach Schö$ in
feine £>eimatSgemeinbe ju überftebeln. 1874 Dertam'djtc Der Serfiorbene bie
Schule mit ber SBermalterftefle an ber 3rrenanftalt beS ÄlofterS St. Urban. —
Am 10. ÜHai 1875 fanb er burch feine SBeretjelichung mit ^3t)ilomena SJlaier
bon Scböfc eine treue SebeuSgefährtin, bie ihm in allen Angelegenheiten beS
ßebenS eine bielbeforgte ©attin mar. 3t>re (5b.e blieb finberloS. $ie SteUe
al§ SSerroalter in St. Urban besagte im jeboch nicht recht unb fo jog er 1879
roieber midi Sd)öft, um fict) bon nun au bis an fein ÖebenSenbe treu bem Schul»
bienfte $u raibmen. Da er ftetS bie Sparfamfeit geliebt, fo mar e§ ifmt
möglich geworben, ein eigenes £)eim 511 grünben unb er faufte fid) ein ibölifcheS
fianbgütchen. (Sr erroarb fid) bie Achtung unb Siebe aller feiner Mitbürger
unb fo rourbe er jum Amte eine« ÄirchmeierS berufen, roelcheS Amt er gemiffenhaft
unb jum Söeften ber Äirchgetneinbe beforgte. @r befleibete auch biele 3ab"
bie Stelle eines SöermalterS, eines SBaifenbogteS unb $ireItor'S ber Armen»
anftült feiner lb. $>eimat§gemeinbe. — $5em lejjteS $af)i berftorbenen &rn.
Kollegen Ambühl. tuic auch £mt. ßunj fehlten nur noch eine furje Spanne
3eit, unb fie hätten miteinauber baS golbene 2ef)terjubiläum feiern tonnen,
bon bem fie fo oft gefprochen. — Einige iage nach 2Öeihnachten fteOte fich
beim Serftorbenen ein $erjleiben ein, roelcheS it)n nicht mehr loS ließ, bis
eS fein Opfer geforbert hatte. —
$x. Äunj mar baS dufter eines pflichtgetreuen , eifrigen 2er)rerS. (5r
mar aber auch ein braoer 3Wann, in beS SBorteS tieffter SBebeutung, fo ebel
im Umgange, fo r)erablaffenb gegen jebermann, unb roobj bürfte man fagen:
er b,atte feinen fteinb. 6r bilbete nicht nur ben Äopf ber Schüler, fonbern
auch $**b ourch feine rooblmeinenben Öet)ren unb fein mufterbafteS ©eifpiel.
(Sin wahrhaft finblicheS ©emüt, harmlos ohne tfalfd), fröhlich m*t bfn tJftö^Iid^en,
mitleibig mit ben Armen, milbthätig, bon ächter unb mirflicher ftrömmiglcit
burchbrungen unb geabelt, melche ihn auch )cnlc 'otHle un0 fernere ftranfbeil
mit aller ©ebulb ertragen lehrte, baS mar £>r. Cehrer 3- ßunj. — 6r fiarb,
68 3ahre alt in ben Armen feiner treuen ©attin, bie ihn unermtiblich pflegte
unb lag unb 9totht nicht bon ihm mich- $ie grofje Teilnahme, roelaV fich
bei ber Jöeerbigung beS eblen Cannes jeigte, möge feinen Angehörigen ein
* mohlthuenber iroft fein. — 2Bir aber, bie mir ihn fo motu* fannten, legen
biefe feilen als ein befcheibeneS 3eichen unferer Achtung auf fein ©rab unb
rufen ihm ju:
„SBobl £ir! ruh' im ^rieben!
©einen i.'auf btenieben
ftaft Du, ©uter, tooblaelebt.
$eblicb baft 35u nach SBermögen,
Schnöber fritelfcit entgegen,
©otte« Sicht unb Wecbt erftrebt.- A. M.
Digitized by Google
285 -
Obmalben. ©<$ulberi<$t. (fa.) S3ei Slntofc ber »etrutenprüfungen
ljabe id> mi$ mieberljolt gefragt — unb roo^t manchem ber wetten Öefer
mag e« fo ergangen fein — : mie bringt Obmalben bei feinen länblidjen
95erljältnif|en, bei bielfadj meiten ©dnilgängen unb bei berljältniSmä&ig ge*
ringen ©djulopfern bennodj ein jo gtinftigeS JRefultat $u fianbe, bafe e§ bei
ber päbagogifaVn Prüfung eine ber erften föangftufen einnimmt. 3d) fabe
beSfjalb ben neueften SBerid^t Uber bie ^rimarfdjulen ObmalbenS Don ©d)ul*
infpeftor fiubmig Omlin, Pfarrer in ©aa^feln über bie ©djuljafnre 1892/93
unb 1893/94 mit einiger Weugierbe in bie #anb genommen, mit fteigenbem
3ntereffe gelefen unb ben ©cpffel jum Probleme gefunben.
9lu3 biefen fc&lia)ten blättern meljt uns ein mariner #aud> ebler 93e=
geifterung, bie nui)t nur im fterjen be§ eblen flinberfreunbeS, be§ ©#ul-
infpeftorS, befielt. 6r tjat bie ftreube, biefe ßiebe unb Opferfreubigfeit gegen
bie 3d)ule auf ber ganzen fiinie bei allen Elementen 311 finben, bie ju einer
gebeif)lic$en ßntroidlung be§ ©dmlroefenS jufammenmirfen müffen. ©emeinbe
unb ©taat fjaben feit 3aljren (eine ©elbopfer gefpart, neue ©djulljäufer unb
©dmflofale fyerjufteflen. 3n wenigen Monaten ijält man „9lu§jug aus ber
legten alten, traurigen ©djulbarade." $ie Sefjrfräfte mürben Dermeljrt unb
bie Arbeit geteilt, fo Dan „bur$f<$nittlid) nur meljr 38 ftinber auf eine
©djule fommen"; bie Sefyrerbefolbungen mürben flberaO erfjöbj. <Da8 Minimum
beträgt Ijeute 1000 §r. 2Bo$l ben glüdli#en ©riff aber tljat bie Regierung
öon Obmalben, bajj fie bie 2öirtf$aft3tajen, 9"* 6000 §r. jäfjrlid), ber
©djule jur $uffnung be8 ©$ulfonbe§ überlädt. 3n ben meiften ©emeinben
liefern bie Korporationen baS §013 jur Se^eijung ber ©<$uflofale umfonft.
91n ni<$ts rourbe im ©erlaufe öon 20 Sauren meljr gegiftet als an bie
armen ©$ulfinbet, mürben bod> einjig im 3a$re 1894 für OTtttag^f Uppen
6188 $r. unb für SBefleibung armer ©<$ulfinber fomie für «rbeitsftoff für
bie Brbeit8f$ulen 3660 $r. berauSgabt unb im ©erlaufe bon 30 3a^ren
ein ftonb oon 91,818 $r. für ElittagSfuppe unb ©efleibung armer ©a>il«
finber jufammengelegt.
6§ ift ber ©emeiS eines eblen (SJjaratterS, menn ein 93olf bie Opfer»
minigfeit ber 33eljörben ju fdjä^en meifr. Xas Obmalbneröolf beroeiß biefen
Gfjarafter; e8 geljt £>anb in £>anb mit feinen 99eljörben unb Regierung in
ber Pflege unb pebung beS 93olf8fdmlmefen8. $a8 erfennen mir au3 bem
auBerorbentlia) peinigen 58efua> ber ©acuten. $ie Slbfenjen bilben öielerortS
eine faft unheilbare 2öunbe unb ein arger £>emmf$ufj im 93olf8fd)ulroefen.
Um fo moljltyuenber berührt e8 und, menn aus ben bie(gej$mäl)teu finftern
Urfantonen einer — Obmalben — mit einem ©eifpiele borangeljt, ba8 mandjen
fortfa^rittlia^en ©täbtetanton in ben ©Ratten fteQt. ©0 finben mir in ber
Jmaben'Unter|<$ule in ©amen 35°/,, oljne Mbfenjen, in ber 5J?äba>en-
9Wittelf($ule ©amen 44 «/0; in ber «nabem Oberfaule ©amen 45«/0; in
ber WäbaVn-Oberfajule ÄernS 38 % ; i" ber 3KäbaVn-Wittelfc()uIe in ffemS
47 •/, unb in ber Unterfa)ule 63 °/o ; in ber ^äbtt)en«Oberfa)ti(e ©aa^feln
66 •/( ; in ber gemifd)ten Unterfd)ule ©allein 52 °/0 ; in ber Wäbdjen--
Oberfa^ule ßungern 46 «/o unb in ber TObdjen'Unterfdmle ßungern 65 "/„
ohne s31bjen.jen. W\\ 'Kedjt erfennt aber ber [jodjiu. sjx. ©c^ulinipeftor im
fleißigen ©a)ulbefua) bie erpe 9iote bem einfamen ^ela^tb^al mit 30 °/0 o^ne
Digitized by Google
- 286 -
Wbfenjen, roo geroife Sturm unb ©#neegeftöber oft genug ©runb gurn
„Dabeimbleiben" gäben. TOit ftreuben tonn er fonftatieren, bafe bie ©<$uU
abfenjen innerhalb weniger 3abre um Die $älfte jurücfgegangen ftnb, ja:
„e5 gibt ©emeinben, roo ber ©duübefud) taum inetjr ein fleißigerer fein fönnte."
2Benn bie ©emeinbe ©tönrtjl frehoiQig für bie ftnaben-Oberfdutle jtott ber
9Bieberbolung5fd)ule mit nur 240 ©tunben, roie es ba$ bieten oorfcbreibt,
einen roeitern 2öinterfur§ mit 500 ©tunben eingeführt Ijat unb alle* mit
biefer Einrichtung jufrieben ift, obgleich in biefer ©emeinbe ein viertel ber
©cbüler einen ©cbulroeg üon einer ©tunbe unD bürüber lurücfjulegen r>at,
fo jeigt ba8 roaljrhaft »on grofeem SBcrftänbniS unb Siebe jur ©dwle.
Wnberfeit§ aber beroeifen biefe Umftänbe, bafe bie 44 Sefjrfräfte, bie an
ber obroalbnerifa>n 55otf*f^uIe (©etunbar* unb Äletntinberlebreriu nicty in«
begriffen), uämlid) 1 1 Sebrer, 30 OrbenSfcbroeflem unb 3 mrltlicfc Seherinnen
ifjren fyotyn Öeruf im allgemeinen in fegen§reicf)er 2öeife ausüben, unb ben
JNnbern Siebe jur ©d)ule unb jum Semen beizubringen roiffen. #err
©d>ulinfpeftor freut fid)> baß er feinen lieben Sef/rern unb Seherinnen biefeS
2öort ber Wnerfennung unb ber 3ufr'CDenbeit auSfpredjen lann, baS fie in
ber garten fdnoierigen ©djularbeit roobl oerbient baben. Wber im allgemeinen
ift er mit Soben unb Stürmen etroaS fparfam geroefen. Die ruhige [abliebe
Darftethmg ber 3#atfa<fcn unb ©chuljuftänbe finb übrigens ba§ fünfte
Sob für Seljrer, Eeljörben unb SJolf.
(5in fo tjarmoniiibeS, opferfreubigeS 3ufa mm* nmirfen jmif^en 93olt unb
Söebörben auf bem ©ebiete be$ ^olfSfdjulroefenS, mufe bie berrlicbften ftrütbte
zeitigen. Die rubmeöroerten SRetultate ber ftefrutenprüfuugen in Obroalben
tonnen und bafjer, in biefem Sickte betrautet, nic^t mebr in ©tarnten fejjen.
Unter einem 93ölflein, ba§ bie ^ot)e Sebeutung ber 93olf3bilbung erfonnt bat
unb fo boeb fcbä£t, ift e§ eine bantbare ja beneibenStoerte Aufgabe auf bem
©ebiete be§ ©cbultoefen* tbätig ju fein.
9lflerbingS, nichts ift boflfommen unter bem loefelnbeu 9Jlonbe. £>err
©djulinfpeftor felbft ift ber erfte, ber mit allem ftreimute manage rounbe
Stelle berührt. Drei &ennjei$en einer guten ©djule jiebt er bei feinen
Urteilen in (Srroägung, bie fid) bafjer mie brei rote fraben bureb feinen S8erid)t
^inburcbjiebeu : bie äußere ©dniljucbt, ber gute metfjobifrfje Unterricht unb
bie 6r$iebung unb 33ilbung be§ .frerjenö. Webt eine blofee „Semfabrif barf
ibm bie ©cf)ule fein. Die Äenntniffe ber Jfinber bürfen nicht ein „troefener.
geiftlofer ©ebäcbtniStram" fein, ber ben ßinbern „bie ^reube am Semen unb
an ber ©cbule oerleibet." ©emüt unb ©efübl beS #inbe§ oerlangen eine
ganj oorjüglia^e Pflege. „Die moberue ©cf)ule fe&t ibre SBilbungSpebel am
#opf beS #inbe§ an unb ba§ ift eben grunbüerfeblt. SRenfchenbilbung obne
Gerzens- unb <5h<irafterbilbung ift ein $au obne gunbament unb ein iBaum,
bem bie treibenbe unb näbrenbe SBurjel fehlt. 3n ben Siefen beS ^erjenS
ruben bei jebem Wenfa^en bie beftimmenben unb treibenben fitttieben Äräfte
unb bort fnüpft aud) bie ma^re (Sr$iebung an." ^n biefen menigen ^Borten
liegt baS ganje Programm einer eblen, mabrbaft djnlilidicn $olt§bilbung.
3n meinem Wa&e ber ^)err 3nfpeftor ber ©djule einen erjieberifcben Geratter
jufchreibt, ge^t aua) barauS Ijeröor, ba$ er bie ©d)ulbi5jiplin als erfteS
Digitized by Google
— 287 -
ftenujeichen einer guten Schule etfennt, nämlich „^ünftlichfeit, ftufje unb
Orbnung, Steinlichfeit, Hnftanb unb £öfli#eit4"
2Bie überall, fo fcheint übrigens auch in Obroalben baS ©chmerjenSfinb
für Sehrer unb Seherinnen bec Wuffa£ $u fein. Wber ebenfo oortrefflich
möchten mir auch bie SöMnfe beS {jodjm. .vmi. ©chulinfpeftorS nennen, Ijieriit
eine SBefferuug r>erbeijufü^rett. §r roill jroar ben "Sialeft nir^t ganj aus ber
Schule öerbannen, boch foQte ber ©chüler gewöhnt roerben, „afle Wntroorten
unb jroar in einem ooQftänbigen ©afce, in guter jchriftbeutfcber ©prache ju
geben." SBirb etroaS gelefen, fo foOte er baS ©elefeue in fchriftbeutfcher
©prache roieber ersten; eS |*ou"te eine SBort« unb ©a&erflärung baran
gefnüpft, überhaupt bie ©pradjlehre mehr gepflegt toerben. $ie fehler in
ben fchriftlichen Übungen füllten mit bem (Sinjelnen oor ber ganzen Abteilung
befprodfjen roerben. ©o mürbe fia) ber ©chüler aflinählig f^crtigf eit unb
Sicherheit im fchriftlichen 91u3brucf ermerben.
stauch 9cuhmeSroerteS unb manch trefflichen SQÖinf beS £>errn ©cbul*
infpeftor liejje ficf> noch beifügen. Doch genug. Schreiber biefeS fte^t jroar
bem obroalbnerifcben ©cbulroefen ferne; ober er glaubte gegenüber ben Dich
fachen Wn[chulbigungen biefe etjrenrettung ber fathotifchen SBolfSfchule 311
fchulben. Obroalben barf bamit ein neue* SRubmeSblatt feiner l)errlid)en
£ulturgef Richte beifügen. ©0 lange ein 58olf ein fo tiefeS 3$er|tünbniS für
feine ^öc^jten 3ntereffen, für feine eigene (Srjiehung unb SBilbung hat, ift eS
noch nicht reif für eine SBunbeSDormunbfchaft im ©ajulroefen.
St. (Batten. — p— Öeiber bat |>err ^rofeffor SBalter Don 9Irr.
feine ehrenüolle Berufung als ft. gaüifcher ©eminarbirettor abgelehnt.
3Bir tonnten eS begreifen, roenn feine greunbe in ©olotfjurn 9lnftrengungen
matten, bem brohenben Skrlufte borjubeugen, tjofften aber bennod), ber
Dcrefjrte ©eroählte roerbe oem an ihn ergangenen Stufe golge leiften, jumal
im flanton ©t. ©allen feine 2öar)l allfeitig begrüßt rourbe.
Unfer (SrjiehungSrat ift alfo in bie Sage üerfefct, fid) nach einem
neuen ßeiter auf 5Jcariaberg umfeljen 31t müffen. 9tad) ber Meinung bieler
roären unter ben je&igen ©eminarlebrern foldje ju finben, bie fid) für biefen
öatanten Soften eignen mürben, nur müßte üort)er bie ©eminarorbnung
reüibiert roerben, ba biefelbe bem Direftor ben Unterricht in 3)eut[ch unb
^äbagogifcb überbinbet. $)iefe 53eftimmung bot fic^ ganj ftc^er überlebt,
ift nichts mehr unb nichts roeniger als ein 3°Pf- SBarum fann nicht auch
ein 9Jcatbematifer ober ein Sehrer ber 9caturroiffenfd)aften ein öorjüglicber
$ireftor [ein, roie umgetehrt ein guter SJireftor unb tüchtiger ^5eutfchs unb
^äbagogiflehrer nicht immer in berfelben ^Serfon oereint finb. $er Gr»
iiehungSrat hat nun bie ©tubienfommiffton beauftragt, auf nächfte ©ifcung
eine 9feoi|"ion ber ©eminarorbnung oorjulegen. Ob biefe föeüifion im
3ufammenhange ftehe mit bem oben Wngebeuteten (iBefÖrberung eines jefcigen
©eminarlehrerS jum $ireftoren) roiffen roir nicht ganj beftimmt, fönnen roir
nur oermuten.
Die ft. gaflifche ßetjrerfchaft roirb auch «ner folchen eoentueflen 2öabl
ohne Vorurteil gegenüberftehen. Wöge eS unferer ßrjiehungSbehörbe gelingen,
auf biefen oerantroortungSooflen unb fchroicrigen Soften einen Wann 51I finben,
ber beS 3utrauenS aüer roürbig ift unb ber für ein fröhliches gortblüben
beS ©eminarS genügenbe ©ernähr bietet.
Digitized by Google
- 288 -
3«g. ßefeten <Drittmo<h, ben 24. sJlpril fanb auf bem herrlich gelegenen
SRofenberg ob 3ug bif Verfammlung ber Seition 3ug be* Vereins fatholifdjer
Öftrer unb Schulmänner ber Schroeij ftatt. Schabe, bafe baS Setter nicht
ganj günftig mar, maS manche TOglieber unb Sc^ulfreube Dom Vefudtje
abgehalten dat. immerhin roaren bie ©emeinben Saar, ßhmn, §ünenberg,
<DJenjingen unb 3U9 Dtrtreten unb eine recht erfreuliche Äujahl Teilnehmer
erf Lienen. Wach ber Vegrüfeung burch baS ^räftbium, baS. anfnüpfenb an
bie rounberherrlich aufblütjenbe ftrühltngSnatur, aud) für baS Schulleben folch
boffnungsoofle StuSblicfe tt»ünfdr>te, hielt §err Sefunbarlehrer Staub in Saar
ein inhaltlich unb formell gleich ausgezeichnetes Referat über baS neue
Metall Aluminium unb führte und bie (gefliehte feiner €ntbecfung, fetner
©eminnung bon beu erften Anfängen bis in bie neuefte 3fit- fetner (Sigen«
ntaftcn, feiner gegenwärtigen unb jufünftigen Verroenbung für baS priüate
unb öffentliche Öeben bor, alles zugleich mit ber notmenbigen Veranfd>au=
(ichung. So mürbe in jmei eraft ausgeführten 3eu$nungen bie ©eminnung
beS Aluminium« in ber ftabxxt in Heuhaufen, flt. Schaff häufen , nach bem
£eroult'fchen ^rojefe trefflich ifluftriert. — $er allgemeine SBeifaQ, ber bem
Referenten am Schluffe feines Vortrages gesollt mürbe, mag ihm eine Meine
Belohnung fein für bie Dielen 2Jcür)en, benen er ftch bei feiner Arbeit unter*
pgen ^at. — 9cacfjr)er referierte Seminarbireftor Baumgartner über ben Stanb
ber Schulbantfrage ber ©egenmart. 9iachbem juerfl bie Mnforberungen, bie
bie heutige 3"t an f <ne gute Schulbant fteflt, nach ber h&gitinifa)en, päba«
gogifchen, technifchen unb finanziellen Seite hin erörtert raaren, mürben bie
roichtigften Schulbaniföfteme ber Schmeiß fur$ befprochen unb bann noch «n
Vlicf aufs SluSlanb gemorfen. 2öät)renb ber Vefprechungen jirfulierten bie
Wbbilbungen ber einzelnen Vanffofteme unter ben 3uli>örcrn. — $ei°e Vor»
träge merben mit ber 3«* in ben „^äb. blättern" erfcheinen, baher begnügen
mir un» fyier mit biefen aOgemetnen Slnbeutungen.
91m Sehl uife mürben noch bie Vorbereitungen auf bie ©eneralberfammlung
unfereS Vereins befprochen unb bem SeftionSfomitee ber Auftrag gegeben, bis
anfangs 3unt beftimmte Vorf abläge jur Organifation beSfelben Dorjulegen.
W\i bem Veroufjtfein, einige lehrreiche unb zugleich gemütliche Stuuben
mit einanber oerlebt $u haben, Rieben bie SJcitglieber. 9luf balbige«
28ieberfet)en! —
$ä*<s0O0ifd)e fiitteratur unb £ef>rmittel.
fflnftoBD^btlitlctn für Inf Soll. Rur§gefa&te Untertoeifung über ba« anftänbige
hanblung ß. Huer. 175 8t. $rei* 50 $f.— Langel an .s> ö fi t di f o i t unb »nftanb
benagt man oielfad) bei ber beranroadjfenben 3ugcnb. fehlt freilief) niebt an
Hmueif ungen )u einem anftänbigen 8 cnefj men ; aber biefe ftehen üielfadj auf flauj
realiftifd)em 93oben unb nehmen feine Miicf fidu auf bie chriftlich*religiöfe (*rjie&uug.
Daburch wirb ftöfltchfcit meift liiaennufe unb Selbftfucht. — $a* oorliegenbe
2Jücf)lein baut feine ßefjren auf iiofitiuntiriftlicfiem sBoben auf unb gibt fo ben
formen be« Hnftanbed unb ber £öfüd)feit einen religtöfen unb §n>ar d)riftlicben
'behalt. 3ubem ift eö in leidet oerftänbiger ©pracbe abgefaßt. 98tr motten e«
allen försietjern unb ßehrern be8rjalb beften« empfehlen. 6* ift billig unb fdjön
au*gcftattet.
Digitized by Google
Wumcnlefr and brutfdicn Auffafcei.
10. Solche iöaucrn, roeldje .vmhncr unb £auben baben, freffett oft bic (£rbfeu.
It. Sebln» diu* ©riefe»: Auf balbigc Antmort ocr*id)tct 2)cin W. 91.
12. Die alten 2)cutfd)cn ucrebrlcit ftreim al« GJÖttin ber chrlidjen fiiebe.
13, 3n mürbe aufgeführt: Ulrich VBicfarb. SJatcrläubifche« 3d)aufpicl in
|önf Atticn.
U. ©eint ^oftplafe Ünb bie ÜBoft, ba« Iljeatcr unb ba« iHegicrung«gcb3ube,
Ivo alle £icnftage ^ietjninrft abgehalten loirb.
15. Viiii ber $Recitation«Jtunbc:
„$odj mtfl er mir gönnen brei Xagc 3*it»
St« ich, bie Scfimcfter oom (hatten befreit."
Au« ber „iraumfrau":
„©« raufdjt ihr ffleib, bocfi feiner
ffiirb oon bem jRaufdje mad)."
(ftatt: „oon bem Laufenen mad).*)
16 ®in fogen. ^robeauffafc (mörtlid)). $er Äonig ßeopolb wollte einmal«
ber flaifer Albret fein Siater befuebeu, aber roeun in ba« Sßala« ging ber große
fcunb be« ftaifer« (taub an bic Ihüre, unb lafft er nicht hinein. ßeopolb mürbe
böje unb tobte ber §unb. SBenn aber ber Äaifcr Silbret hörte ba« fein liebrtdjc
fcunb getöbtet mar, erfammeltc er feine ganjc .frof unb fagte: „Sie meifjen alle
ba» ber §unb mir licblidi mar, unb id) null bae berjenige meldte ba« £mnb gc*
tobtet bat bürftig geftraft fei." VBenn ftriebrid) ber ©ruber be« ßeopolb« ba«
borte lafe er ftd) an bie $ühc feine« ©ater« fallen unb fagte, ba« er ba« £unb
letöMct habe, unb ba» er geftraft roerben mnfj, aber roenn ßcopolb ba« fat) ging
rr bei fein Sater unb fagte: «Rein mein ©ater frriebrid) bat iqr fcunb nicht ge=
lobtet ionbem id) habe c« getabu." Der Stonig mürbe gerührt nnb fprad) mit
tränen in bie Äugen. „3dj habe jmar eine gute ftunb oerloren aber id) habe
bie SBrubcrlicbc meiner Söhne fenne gelehrt.
»rieffaften ber töebaftiötü
K. D. F. 8. in B. — Dr. Sch. in R. — A. K. in 8ch. — 3bre merten Arbeiten
toerbeu ©ermenbung ftnbcn. — R. D. P. F. 8. in E. ßeiber für biefc ftumnter ju
toät gefommen; mirb in ber näd)ften Kummer erfd)eincn. — R. D. J. Sch. in W.
fceften Danf! Sehr gut oerroertbar. —
fn femte.
Verlan ber Siitfibnitferei v>nticr in Mltborf.
??agcr, Aufgaben im fdjrifilidjen töedjnen bei ben Stefrutenprüfungen. 10. Auflage.
tHnjelprei« 40 iHp. Sd)lü[fel baju 20 8tp.
3?agcr, Aufgaben im lunnölidjcu McajncB. 2. Auflage. 40 JHp.
ftager* „Ucbunaöftoii für * ortbilbuiigefdjulni" erfdieint um Witte ÜRai tu
jmcitrr, nidjt roefentlicb oeränoerter Anflüge. (D$ 4073)
~^wexfeC=^ebex, &t Raffen,
empfiehlt höflidjft feine Sammlungen:
4t(»lt«i*4t«% VieDerbndj für 5djtocijerfdjulcn. 8. Auflage. Ausgabe A 65 SRp. ;
yviUrTia, Ausgabe Ii 95 9ip.
\ litiMtt*rt fi*it *° l'ieöct f"r »>raucnd)orc, in furjer 3eit ftarfoerbreitetc
*Mfl III U PI II, Sammlung; in Vcinroonb 1 ftr. 50 Mp.
&cfymetlextixxQ&-&axxxm£uxiQetx
für Sdjulcn unb Woturfreuntte.
tyegcn ©iufenbung oon 20 Äp. in ^riefmarfett liefern mir franfo eine pradjt-
Dofle, 12 Seiten ftarlc, mit Photographie illuftrierte Sd)metterling«^rci«lifte.
^ic (vrpcb. ber „$nb. Blätter" in ^ufl.
[pro flftni: "~"|
Unterhaltender
interessanter
Text:
Romane
Novellen
Dorfgeschichten
Humoresken
fieisen
Geschichtliches
Kunst
Technik
Für die Frauen
und Kinder
Monatsschau
Zeitereignisse
• • •
Reicher,
und schöner
Hilderschmuck.
'Tl 1* bic 2Bogcn bc8 d)inefifd)=
^ japanifchen ftricgeS am l)öcb=
ften gingen, brachte bie „Slltc unb
9ieuc äöclt" bic mit fo meiern ©ei»
fall aufgenommene SIrtif el * <5erie
über 3apan. Unb jefct, roo bie
erften Wadjriditcn über bafc frieger*
ifdic Sotarten ber ftranjofen auf
SJiabaga&far eintreffen, beflinnt ba«
oorlicflcnbe ßfjfl eine biefe« boefr
intcrcffantcCHlanb betreffenbe 9teifc=
fcbilbcrung, bic mit jablrctcbcn nach
Criginalpbotograptuen bercjeftcllten
CUluürationen au*a.cftattet ift. —
?luö bem reidi bemcffcncii nouclIift=
ifdicn Zeile fei bie tf-rjähluna „25 er
Ruberer" berorgeboben, bie eine
crgrcifcnbc l*pifobc au* bem bcrücfc
tigten ftabcrfelbtrcibcn jur Dar*
ftenung bringt. Der übrige Inhalt
ift burd) bie gemobute Mannigfaltig*
feit ber bcbanbelnbeu Stoffe au*--
gejeiebnet.
Juni Sfreife von 50 Hf&.
momitTidi ein flarftcs ^fofio-^eft
WteJftiüeWett,
3llu*tr(evte*. harboliacbea Jfamiltenblatl .
©erlafl von Ben;iger $fe <£o.
f iiifirörln, tälnlDaljut. fiöln.
| 3U tydben in jefcer 8ud?t?anMuttg.
ii>»im»i!.r
3
c
CD
s
o r »-
- 3 c
6? 2; .5
«fr e o
~ Sfc=r
8*1
Big 2
-
SS&
= P =
5| £
9 £5*
t-2 =
2 X
5^
«->
Ö
r<o Sf
— .
o «= 2
3 S H
w 3
SS — jO
~ Ü "°
= 'n -
mcc£
x» o C£
9 ° SS
•ff *• s
? S ä 5
Kai
ä C B "3
3
Digitized by Google
!
I
i :
I
1
I
1
VW*
pün«,on,i|il)e Blattet.
$treiniflttttfl
dt« „S*wei|. «riieN«B«freuBlic«" im» Kr „Wlauo*. fltMMtlftrifr".
bre Verein* katljol. Jtlirer unb SdjulmÄnner
■
ber Scroti*
unb bcä fd)ü>ci,scrifd)cn fatljot. <£rftiel)unr|£t>ertiit$.
£rorttrr .Satyr gang.
10. £eft.
«irfdjctat 2 Sogen frarf je ben 1. unb 15. eine« jeben 2Wonat8.)
3uo.
f)rud unb Gjpcbition oon 3. J». «lunfd)i.
1895.
I
»3 "
I
ig?
)>;«
>:<
<8
I
:
Digilized by Google
«tut
1. ^ctHart im SMfltc Dr6 bl.Sbomn* t» Vlquii. (SJon 6t. in (Sraubünben.) 289
2. söcrufeftrnbc. (ßofc efijjcn oon H. 2ct>rcr in O.) ... 2»2
3. llBtcrridUMricfc. («on J. 8ch., ©cf.=2. in Z.) 298
4. iW m\tu, bic Dein Vebrcr im (garten der (&rgtebuaa. bittbc«. (öon
ßt&rer 3of. ©d)&ncnbcrflfr in Ujna<ft.) 301
5. 2>tc €<bnle, ber Kcbrcr unb bic SRa&iflfftt*faflf. ($on 3. in SB.) 303
»3. $ic frcibnrftif(bc fReqipnalfiljuIc : 09
7. $ie öcmfdjcn eajulmcifter b. b- bie Ucimorkbrcr ber Stadt 3ua, 1460—181)5
(»on H. 2lfd)n>anbcn, ijcfjrer in 3ug.) 311
8. ^abafloaiftöc Wmbfdtau .315
9. fittmUto ^ittcratnr usb ttebcmittel 318
10. gcrfftiebcRe*
n. 3if eraic.
<*-Ä-0
Digitized by Google
gteteinigung
bt8 „Sajtoeiv (fqief)ungsfreunbcfl" unb ber „$abagog. ÜRonatefdjrift".
unb bcd fdjtveifterifdjctt fatljol. ($r$te(jmtgdberctn$.
3ttg, 15. m\ 1895. Jtf 10« 2. ^raana
9ieba!tion8f ommiffion:
W« €cnttnarbiteftorca: g.I ftaa), tytrtrtMatcra; $. »autnaartaet, 3««; Ne }e4». $«rn: ©t. gri6»I.
Vef*T, Vrcf., ttljur; 8co »tnj, Warm, ««§, *t. £t. Sadm unb $m Starrt Wlpflt tn ftrftftlb, ttri.
DU ff iafcabaagta flu» an £emtnarbtr<rtor Baumgartner |u ri$trn.
Abonnement:
9Tf4cini monatll$ 2 mal le ben 1. nab tb. be« Monat« aab taflet iaftrQ* für BmiMmiiaJltbu 4 j$r.;
fftt te&ramtlfanblbaJen 3 gt.; fftt ?Ud>tmUgUtber 5 5». Beftelluagen Mm Cerleaer: 3. SR.
0(aafc$(, fcutbbrudtt, 3n8* — 3nf«tate rncrbca bie 'Petltjeile mit 10 9lp. btrc&aet.
jkr&art im £id)te 5es l)t. Stjoimw t>. Slqum.
OBon ©t. in X., ©raubünben.)
B. fcerbart (1770-1841.)
(ftortfefcunfl.)
2öir fjüben in ber Einleitung furj gejeigt, roela> Stellung ber Ijl. $l)oma3
im Mittelalter unb überhaupt in ber djriftlictjen TOlofopljie einnimmt. ') Um
einerfeitS aua? §erbart geregt $u merben unb anbererfeitS für feine $fnä>logic
einen fiebern 9fo3gang5punft $u geminnen, mflffen mir fragen:
SBeldje Stellung nimmt $erbart in ber neuen beutfcfjen ^fnlofopljie ein?
9lid>t mat)r, eine große, roeitfidftige ftrage! 2Bir (önnen aber nur fo
Diel bringen, al« abfolut notmenbig ift. SBenn ber Seljrer genügenbe Söilbung,
fiuft unb 3"* °if ©efa)td>te genauer ju unterfua^en, fo greife er na$
ber erflen beflen w©efa)i$te ber ^ilofopt)ie." 2) 2öifl un3 jemanb fo ber
trägen %u3flud)t befdfyulbigen, fo antworten mir: „Ttäfyern ftuffctyufs gibt
bie 9?ebaftion". — 9?un jur <Saa)e!
W\i bem $t;ilofopr)en flant (geb. 1 724) beginnt bie neuefte 5JMjilofopljie,
naa)bem man freilia) fct)on lange bie tt)omi[tifct)e ^fjilofopljte berleugnet unb infolge
beffen in ben ^3antt)ei8mu8 unb ©cepticiSmuS hineingeraten mar. &ant
begann feineu „3beali8mu§" mit „ber Jfritil ber reinen Vernunft", bann
„ftritif ber praltifctjen Vernunft." £>egel enblid) Irnt ben #ant'fd)en „Sbeal--
*) @cfd>id)te ber Wlofopbie oon Dr. ©tötfl.
*) 3n $«ft 9Jr. 9, pag. 2«2, alinen unter a) ItcS ftatt „pf nd)if d>c ober moralifdK
llrfadje" p&ttfifdje ober moralifdje Urfad)e. —
Digitized by Google
- 290 -
iSmuS" auf bie abfurbefie Spifce getrieben, liefen folgten noa) anbete me$r
ober weniger Dermanbte ©Dfleme, bis enbliä} bur# f)erbart eine entfe&eibenbe
»eaftion gegen ftant unb 9to$folger eintrat. 6r felbjt nennt feine $$ilofopl)ie
gegen ben 3bealiSmuS „ScealiSmuS." 9llfo ift feine ©teflung eine mistige,
berDorragenbe in ber Sntmirflung ber neueften ^ifofop^tr. fterbart Ijat
eine grofee ©#ule gegründet, aus beren 3oft öon Vertretern $ui8<on 3iD«
unfere Wufmerffamfeit Derbient. 3n einem furjen Hbrife Der (Stljif folgen
wir gerabe feinem 2Berte: „Mgemeine etfnf."
$ae »rfen ber £rrlf 1. an unb für f idr). — $ie tbomiftifa> $ft$ologie
bat uns bie ©eiftigfeit gezeigt, moburtfc bie Seele wefentlia) t>om ßeibe Derfcfcieben
ift. ©olctjeS ift aber in ber iperbarfföen ^bilofopbie nia^t möglid), benn ber
erfte ©runbfafc berfelben lautet: „$)ie Srfaljrung unb nur bie ßrfa&rung
ift ©runblage unb 9luSgang&punft aQer ^Mjilofopbje." Durd) ba» ©ebiet
ber (Srfaljrung ift aber aud) baS ©ebiet ber Sßbjlofopljie abgegrenzt. 9tad)
#erbart ift ba§ einzig mögliche ^funbament beS SöiffenS Dom ©ein bie
(Fmpfinbung. daraus folgt, bafe mir Dom SQÖefen beS ©eienben feine
Kenntnis haben tönnen; benu aufter ben ßmpfinbungen ift uns ja nichts
gegeben. $aS innere 5Befen ber Dinge, ba§ Sein als foldjeS an unb für
fidj, fann und niemals befannt merbeu, fo bafe unfer ©ewufiteS immer nur
ein formales ift ; b. I). es beregnet nur Verljältniffe, o$ne bie Verhältnis'
glieber an fid) ju tennen. $)ie Wetapfjoftf fann alfo nia^t über bie ©renjen
ber (Srfafjnmg binauSge^en. fragen wie nun £>erbatt nad) feiner fo begrenzten
WetapljDfif, »öS benn eigentlich baS ginjelbing fei, welkes in ben SrfabrungSfreiS
(ßrnpfinbungSfreiS) tritt, fo antwortet er:
„3n jener ©emeinfdjaft beftimmter Realen mit einander
behauptet immer eine ber Dielen Realen eine folcfce Stellung unter
ben anbern, bafj alle iljrerfeits auf biefeS Sine fyinweifen unb
fia) wie Labien ber ©efamterfa)einung in biefer als bem Wittel«
punft Dereinigeu. $iefe gibt bann ben SBereinigungSpunft beS
nielfaa^en ©feines ab unb bewirft babura) bie Sin^eit beSfelben;
fie Dertritt fomit bie ©teile ber „©ubftanj", mäljrenb alle übrigen
(„Realen") bie Urfadje ber erfcfceinenben Werfmale abgeben unb
binmieberum bura) ibre Stellung (nämlid) jum einen Äealen) bie
Urfa$e finb, bafe jenes Sine als bie „©ubftanj" erf<beint."
liefen alles fagenben ©runbfafc müffen mir feftnageln, aber au$ näfjer
unterfingen; benn fonft werben wir bie £>ebart'fa> $foa>logie niemals Der-
fteben. giner jeben ßrfebeinung, (5igenfd)aft, 93efonberr)eit, Söatjrnebmnng an
einem $inge liegt eine eigene „Neale" ju ©runbe. (3)aljer „ÄealiSmuS'*).
So Diel Scbein, fo Diele Realen unb umgefer)rt! SBaS ift aber bie einzelne
»eale? — Sie ift eine einfache ©ubftanj, eine Wonabe, meiere ewig unDer-
Digitized by Google
291 -
änberlich in ihrem Söefen berharrt. DaS innerfte eigentliche Söefen biefeS
Seienben fönnen wir nicht erforfchen, »eShalb unfere Kenntnis nur mit ben
Skrbältmffen biefer Wonaben unter einanber fi<h befaffen fann. Die einfachen
Realen, ndmtict) fo öiele als e§ Srfcheinungen gibt, flehen in folgen Verhält*
niffen ju ber einen bcrrfchenben Skate, bafi Tie mit einanber einen cuncentrierten
Somplej bilben, melden mir als Ding »abrnehmen, unb bie ©ubftanj beS
DingeS ijl bie „6entralreale." (Da ift fie enblict) !) flehte ber urfprüng*
liefen Realen ift eine Subftanj, fonbem nur in Serbinbung mit anbern Realen
fann fte Trägerin ber §rf<heinung fein. 2BaS ift alfo biefe einzelne Reale?
2öir ^aben efi fa)on gefagt: Da l>ört bie philofophifche ftorfchung auf, fie
hat ihre lefcte (Srenje erreicht !
60 bürfte »ohl für jeben benfenben ßefer bie $rage um baS 2Befen ber
Seele genügenb borbereitet fein. Unfer 3<h — alfo ber SRenfch aus ßeib unb
Seele beflehenb, ift ein beftimmteS SeienbeS, ein beftimmteS Ding, »eil e$ mit
6igpnfd)aftfH, Jfräften u. f. m. erfajeint. Seil nun jebeS Ding, »ie »ir er»
flirrt traben, aus einem Komplexe einfacher Realen befleht, melche auch »fo***
feit« ftch im bielfachen Scheine offenbaren, mufe auch unfer ganjeS 3<h eine
foCaV Gruppierung einfacher Realen fein unb in ben uerfchiebenen (Sigenfchaften
rrfcheinen. 5Öer (ann ba noch ftaunen, »enn §erbart ber Seele ben <$hren-
plafc als „Qentralreale" juerfennt? ©etoi& niemanb! Sie ift bie eigentliche
Subftanj beS 9Jtenfchen; an ihr erft als ber „Gentralrealen" gewinnen aQe
Realen ihr bolles Sein; in ihrer Serbinbung »irb jebe einzelne — fagen »ir
untergeorbnete Reale bie Trägerin be§ Scheine*. 2Bo iß bie ©eiftigteit?
2Bortn befleht biefelbe? 9Borin befteht bie »efentliche fubftantiele SBerfchieben«
heit Der Seele Dom Seibe? 6§ gibt feine folche 95erfchiebenheit , benn bie
Seele ift ja nur bie bominierenbe „Reale" unter aOen „Realen."
Die Seele iß ein abfolut feienbeS, einfaches, unteilbares,
unjerjtör6are$ SBefen. 2BeiI fie aber baS einfache, unjerftörbare
Siefen ift, mufe fie nach bem iobe e»ig fortbauern — fie ift
nn|terttid).
Unfterblia), aber als (Seift (^homaS!), unfterblich als Wonabe (£erbart!).
2. 3n IBerbinbung mit bem Seibe. Sollen »ir ben Pan ber
Arbeit innehalten, fo mttffen »ir auch je$t »ie jubor bie beiben fragen
auffieflen: a) 2öo§ ift bie Seele für ben fieib? b) 2BaS ift ber 2eib für
bie Seele?
a) Scnige 2Borte genügen als Antwort: Die Seele ift nid)t ?rbens-
prim^tp beS fieibeS. DaS ift bie folemne ipauptthefe, »eiche »ieber in einer
anbern %1)t\t ihre 55egrünbung finbet : 3m Sereiche ber Realen, b. h j»ifa>n
ben Realen unter fi<h. gibt eS feine Urfächlichfeit, fo bafi alfo feine Reale
auf bie anbere »irfen fann (nämlich als Urfoa». Damit ift auch ber
Digitized by Google
- 292 -
„ßentralrealen" bie TOglid)feit genommen, als DegetatioeS SebenSprinjip ju
mirfen. Das Öeben gehört ber Woterie an, mäljrenb ber Seele nur baSjenige
als Eigenheit bleibt, roaS mir „geijtige SRegfamleit" nennen.
b) Der Öeib bient bet Seele nur als Wohnung, er ift gleidrfam bie
3efle ber „ Zentral reale", wie ber unfid&tbare ßeim im ffern eingetroffen
ifl 3m ©efcirne, unb jroar im Übergange amifa)en ©ef)irn unb Stüifenmarf
— ba thront fie, bie eine Erhabene! Das Werbenfnflem ferner jtefjt
allein in ifjrem Dienfte unb &at mit ben oegetatiben ftunftionen be§
fieibeS nichts ju fdjaffen. Der ßeib alfo, um ein Öilb $u gebrauchen, iß
eine ^flanje, melcfje für fid) unb in fiefc lebt, roäljrenb bie Seele mit bem
Weroeiifofteme biefer ^ßflanje eingepflanzt ift. Der Ceib trägt nidjtS jur
(Snrmicfluug ober Entfaltung beS Seelenlebens bei — eine Caß iß er unb
feine griffe, fo ba& ber ^ob einen roefentliajen ftuffefnoung ber Seele be*
grünbet unb fie ju neuem, oerjttngtem ßeben freiläßt, (8fortfefcung folgt.)
~$ßevuf&fvevtbe.
(8ofe Sfig|cn bon ». %, Scfjrcr m O.)
(S$lu&.)
B. Selaje gaftoren erhalten unb fteigeru bie 3frenbe am fieljrerbentf e ?
3n einem fünfte befifcen mir Sdmlmeifter biet töfjnlid&reit mit ben
Vrübern ber franjöfijrtjen fteöolution. Liberte! Egalite! Fraternite!
ertönte eS bor 100 3aljren an allen Eden unb Enben ^ranlreidjS. Unb biefe
Carole, Tie fjat iljren 2Beg gefunben burd> ganj Europa.
Wild) uns ^Bürgern bon ber ^äbagogenjunft feljlt es an S$lagroörtern
nid^t. 2Bo immer jroei ober brei berfammelt finb, Ijufdjt'S balb t>on ge»
färoä&igen Sippen ! Mnfctyauiing, lücfenlofer ^ortfefuritt, Konzentration, gute
Vorbereitung. 2öo immer mir päbagogifdje Öitteratur auffcrjlagen, begegnen
mir ben gleiten Sctylagroörtern mieber. 2öcnn nur ber jeljnte 3>il Don
bem in bie 2t)at umgefe^t mürbe, maS buref) 3öort unb Schrift oorgefcrjrieben
unb geprebigt luirb, bürfte man orbent(id) aufrieben fein. 8pi£finbigfeit
unb ^ebanterk haben eS t)eutigentag$ fo meit gebraut, bafe man eS als
ein ©lilcf betrauten barf, menn no$ „Vulgärpäbagogen" auf biefem irbiföen
Gimmel Oegetieren.
@nte Vorbereitung! ©emife ift fie notroenbig ju einem gebeüjlirtVn
SBirlen, unb ebenfo geroife fteigert fie bie SöcrufSfreube. Da§ !önnen mir faft
regelmäßig beobachten : betreten mir ba« Sctyuljimmer gut oorbereitet, haben
mir ben Stoff, ben mir ben Schülern bieten moHen, unS jum freien Der«
fügbaren Eigentum gemalt, finb mir uns flar, in melier ftorm mir benfelben
Digitized by Google
- 293 -
bieten motten, bann bürfen mir auf eine gefegnete, frud)tbringenbe Unterrichts»
ftunbe rennen. 3fl aber ber ßetjrer beS ©toffeS [elber nic^t $>err, Ijat er
benfelben metljobifcrj brac^ liegen (äffen, fo muß ber fo gänjlid) unoorbereitete
Ce^rer ein ©enie fein — unb biefe ftnb belanntlia) fe$r rar — ober Öeljrer
unb Sa)üler jie&en wenig ftreube aus biefer Seftion. Wun aber felje ia)
bort einen floflegen. 3n fpäter Hbenbfiunbe fifct er am ©ajreibtifa) unb
arbeitet feine Seftion aus. 6in ganjeS ftrag* unb SIntmortfpiel jaubert er
auf ba§ Rapier. W\t ängftlid)er ©ewiffenljaftigteit forf#t er naa) einer
britten unb oierten formalen Stufe; nirgenbS will fie fia) Miden (äffen ;
6$roeifstropfen faden Don ber beforgten ©tirne. Qsnblid) get)t tym ein 2ia)t
auf. „$eurefa!" ruft er freubig aus.
©ein ©e&irn ift orbentlia) mübe geworben, ©tebj nic&t eine $robe in
qualmerfüflter Stube in 'Ausfielt, wo fein ©eift noeb meljr maltraitiert werben
tönnte, fo liegt biefer ©eplagte balb in 9)torpr)euS Firmen. 58ielleid)t (äffen
Unfwlbe Don träumen icm je&t nia)t einmal jur 9tul)e fommen. $ie for--
ma(en Stufen treiben mieber Sctyabernad mit iljm. 9lm borgen erroadjt er.
$er $opf ift i(}m orbentlid) fifyüer. $)ie ©lode, tönt — fie tönt nicr)t mefjr.
$er Sctjulmeifter iji bereits an ber Arbeit. 9tun Ijeiftt'S, baS ftrag« unb
"ilntmortfpiel in 9lttion treten (äffen. S$on bei ben erften fragen IjapertS ;
bie Sa)üler anttoorten anberS, als ber Celjrer fi? am 9lbenb fprett)en (äffen
wollte. $ort ein fleiner ÄnirpS will fogar eine anbere ^erfpeltioe eröffnen,
aber bie ftlügel werben iljm gelähmt, bie $ljore oerrammelt; ein fol$er
Seitenbtid lag ntct)t in ber ^räparation. (Snblia) ift bie ßeftion fertig.
3lber eS ift anberS gegangen, als erwartet wuröe, trofc biedeia)t oorrjanbenen
Unmuts beffen, ber baS Stfyilfcepter fdjmingt.
©ut oorbereitet — unb bod) ftiaSfo gemalt. Sd)riftlid)e ^räparationeu
ftnb namentlich bei fdnoierigern £ettionen oon gutem unb tragen jur metfjo«
bifa)en gfortbilbung nict)t wenig bei ; aber fie bürfen ni$t jur ftarren Schablone
werben, fonft fönnen fie Tantalusqualen Derurfactjcn.
2öir pflegen feiten ober nie 3frag« unb Mntmortfpielfabrifant ju fein.
Hm Wbenb wirb baS &(affenfjeft in Orbnung gebraut, bie öeftionen werben
überbaut, über fctjwierigere wirb eine DiSpofition gemalt — unb bann
gönnen wir uns au$ ein Stünbdjen ber Äutye unb Srljotung. $er fommenbe
borgen fieljt unfern ©c&ulmeifter in ber Siegel einen fleinen Spajiergang
matten. fcuf einem fola>n gewahrt man, bafj fid) DieleS ganj leicht finben
läfet, was mübjam aus 93üd)ern $u fc&öpfen heutzutage ÜJiobe geworben ift.
2Benn unfere Seftionen aud) nid)t fünf formale Stufen aufweifen, fo
üerurfaty uns bieS feine ©ewiffenSbiffe.
»u&ige, epifaje SBreite im ©efa)ia)tSunterria)t j. 58. erfreut bie Jttnber
oiel me$r, als mutante« $>erau8tonftruieren ber ©efa)ia)te oon ©eite ber
Digitized by Google
- 294 —
©chüler. 3m Steinen Reifet es holt, Schifte im flopf unb an ber tafet
löfen. Wachh« folgt bi« Hnmenbung: baS fiöfen ä^nlid)er Beifpiele burö)
bie ©Etiler.
Bir bitten bie bewerten Sefer, uns nid)t mifeoerfiehen ju wollen. Bor-
bereitung ift notroenbig; aber ©orge für ruhige, Weitere Stimmung möchten
mir, als auch jur Vorbereitung gefyörenb, betrautet miffen. $em Wugenblid
bürfen mir aua) etmaS oertrauen ; mir finb nia)t ba ju oerbammt, immer uad)
ÜWajime ju (eben: BaS man fchroarj auf meiß befifct, (ann man gettoft
naa) §aufe tragen. Ratten mir und Diel mehr ÖtätheS Bort r»or Vugen : Docb,
merbet ihr nie §erj $u £>er$en f^Qffen' menn e8 ru4 00!t g^t.
Much ber gemiffenhaftefte Seljrer mirb oon 3e'1 iu 3*M erfahren müffen,
baß ber Seiperberuf Berbriefelichfeiten Derjajiebener %tt im (befolge hat.
gittere Erfahrungen in unb au&er ber ©a)ule fönnen ben Öeljrer mifeftimmt,
jumeilen faft me(an$o(if$ machen. 3n folgen ©tunben greifen mir gerne
ju ben päbagogifchen fllaffifern. 92ur ein par ©eifert aus Oöerberg§,
©eilerS, Redners, ^fcftalo^is, DiefterroegS ober eines anbem großen ^äbagogen
2ßerfen gelefen — es fönnen 4iberrafchenbe Birtlingen Xage treten. 9Jean
fühlt ft(^ gehoben, mieber neu begeiftert für ben h*hCfn Beruf, man fpürt
mieber ba3 eigentümliche (StroaS, baS ben (Sr&iefyer immer mieber $ur unfa)ul=
bigen Äinberfeele hingeht. OoerbergS tyxxixty ©chilberung beö fiehramteS,
©eilerS gebantenooOe ©ajreibroeife in feinem Bua)e „Über Erziehung für Er-
zieher", Redners f|erdid}e Aphorismen unb fiebenSblätter , ^ejialojjiS „Öien*
f)arb unb ©ertrub", feine grenjenlofe, aüumfaffenbe Siebe jur flWenfchhfit, $ijier-
loegS (f5R^einifa> Blätter" - unb feine blanf unb fcharf gefa)liffenen Staffen,
menn es ber Hebung beS SehrerjianbeS gilt — haben und ftetS ungleich größere
fjfreube unb r)öt)ern ©eminn gebraut, als manage gerühmte Berte ber neuefien
päbagogifchen Sitteratur, mit it>ren oielfaa) an Borniertheit grenjenben ^orbe«
rungen. Wi\ t>«tltger Anbaut haben mir naa) einer folgen Sefung bie 9täume
beS ©chuljimmerS betreten. $er ftinber £>erjen maren uns nod) einmal fo teuer.
$ie flinber erfahrnen uuS als bie tojtbarften @efa)enle beS Rimmels unb
nic^t al§ SRafchinen, bie burd) allerlei päbagogifa)e unb metljobifa> ^ebanterien
in Beroegung gefegt merben foflten.
Bährenb beS ÖefenS päbagogifd>r ober anberer miffenfd)aft(ia)er ©Triften
merben Wotijen gemacht, baS ©elefene mirb mit ben eigenen Erfahrungen
Oerglichen; bort ein $un!t regt ju reiflichem «Rachbenfen an; Darüber ließe
ftd) ein Äeferat für eine Äonferenj fchreiben. $ie 5)iSfuffion mürbe btefen
ober jenen ©toff in t)fQere Beleuchtung rüden, baburch päbagogii'che Einftcht
unb methobifche 2Deiterbilbung förbern. $ie Ausarbeitung päbagogifcher
1 Remote ijt naa) unferer Erfahrung nia)t ein le^teS Wittel, bie Beruf»»
freubc ju erhalten unb ju h<ben. 5)a| man fia) babei bes ©prua>S oon
Digitized by Google
- 295 -
ben fremben #ebern, mit betten man ftc^ nidft fc$mücfen borf, betuuBt bleiben
mufe, brauet nur augebeutet ju werben. 3eb« Arbeit ift unS lieb unb wert,
aber fir mufe eigene ©eifteSarbeit fein, ben Stemel ber Originalität an ber
©tirne tragen. 2iterartfcr)e SBanbiten berferjlen fia) gegen baS Siebente (Bebot
fo gut a(S gewör)nlict)e ©traßenräuber.
SBiele ßetjrpläne berfauern bem 8et)rer bie Arbeit, inbem fie bie ßlaffen*
jiele *u t)o<$ jleden. Öaffen wir bodj in ©otteS Warnen flinber Äinber
fein unb laffen mir babon ab, aus unfern <Slementarfcr)ülern (jalbe ©eletjrte
ju machen. SJielerortS trifft man ganj eigentümliche Anfielen über ben
3roed ber 9JolfSf<t)ule. Da fofl ber ©ajüler, ber fünfterjnjätjrige 3unge,
fa>n mit allen Wittein ausgerüstet fein, bem £ampf umS Dafeirt tro&ig bie
©tirne bieten ju fönnen, als ob für bie fpätern CebenSja&re jebe ©eiterbilbung
bei %obe$ftrafe berboten märe, Datjer (ommt eS aua), bafe in päbagogifajen
Greifen bie ttberbürbungSfrage jur brennenbeu geworben ift. Die löst man
aber ganj fieser nict)t. wenn man immer neue UnterrictjtSgebiete bem ©d)ul-
Organismus einberleiben roifl. Sebenfen mir bo<t), bafe SBielmiffen noc$ lange
teine Silbung ift, aber bie 33ifbung, unb ni<t)t baS ffiiffen ben 9Renf$en abelt.
Sa[)en mir und batjer niety beirren, arbeiten mir mit aller 9lur)e am 5Derfe
ber 3ugenberjiet)ung borwärtS; berteilen mir ben ©toff auf Monate unb
2Bocr)en. 3Öenig, aber grünblia)! Dies fei unfere Sofung. 20 fiefeftücfe,
inrjaltlia) unb fpradjlitt) richtig ausgebeutet, t)eben bie ©dniler geiftig met)r
als 200 oberflächlich behanbelte.
Der Unterridjt^tuecf ift betonntlift) ein boppetter : ein materialer unb for-
maler. (SS wirb nur bon gutem fein, menn man bei ber je & igen 3titftrömung
beti formalen 3"*°* etroaS fct)ärfer betont. $>at benn bie ©(t)u(e, meiere itjre
£a)üler gelehrt t)at, bie Sinne richtig ju gebrauten, für bie Vorgänge in
Waiur unb ÜJienidjenleben ein offenes Muge $u behalten, nichts geleiftet?
©ir benten boa) ja. Vieler ©ebädjtniSfram, biel bon bem eingepfropften
2öiffen ift in jroei ober brei ^at)ren fpurloS berfct)wunben. Skr aber richtig
beobachten, benten gelernt fjat, ber roirb biefe gätjigfeiten nia)t fo balb fctjwiuben
je^en. gür einen folgen 9Renfct)en ift uns titelt bange, menn er auet) über
ben alten 3u"$fr"Q Wn einiges ©ort ju fagen weife unb bem bon ber
langen Surafette nur bie roic&tigften 5Berge mit Warnen betannt finb.
£at fo ber 2er)rer feine Pflichten im engern unb meitern Greife erfüllt,
Ijat er fia) reblia) bemfit)t, feine ganje ftraft ber £>eranbilbung unferer 3ugenb
ju mibmen, bann fütjlt er autt), bafe fein Schaffen ein anftrengenbeS mar,
anftrengenb mie mot)l bei wenigen SJerufSarten. Dann gehört it)m auet) eine
3eit ber <5rt)olung. Die Ofetiett^ett richtig burd>gelebt, bann get)tS wieber
mit neuem Vlute, friftt) unb fror) ans $ageSroerf. 3« bebauern finb jene
Megen, meiere jwei £albjar)rf Ovulen leiten müffen. 3t)nen, beren SBirfen
Digitized by Google
- 296 -
biefleid&t baS anftrengenfte ift, wirb bie golbene ^erirn^cit unbarmt)eijig
befdmitten.
(Sin glüdliaVS Familienleben — wer wollte leugnen, bafe in i&m
nt$t ein mädjtiger #ebel jur SerufS- unb ScfcaffenSfreubigfeit liege. Wögen
Stürme ferner unb bang über ein Celjrerljera ergeben, mögen flummer unb
Sorge, Pütjen unb Saften brürfenb ber Setyrer« SBruft beengen, $ura)eu
feinem Slntlifce eingraben — er (ommt inS traute Stüb($en, wo Orbnung
unb 5Reinlid}feit überall ber ©attin gefa)äftige Hrme erfennen laffen. Sie
liest bie brüdenben ©efüfjle an ber Stirne itjreS (Satten. eifrigfte«
SSeftreben ift e$ nun, 9tut}e unb §>eiterteit in bie gramumbüfierte Seele ju
pflanzen. TOit ber ganjen Etatfct i&reS eblen SBefeuS, mit ber Siebe unb
Iraulia^teit, mela> nur Eigentum einer frönen Seele ftnb, mac&t fie fu$ an
irjre SHiffion. Sie fingt fein SiebliugSlieb, brüdt baS muntere flinb in feine
Wrme, labet feinen beften ftreunb bnm ®efu$ ein, turtum, fie läjjt fein
Wittel unberfudjt, ben £>arm tum itjreS ©atten £erj ju fa>u#en. dreimal
#eil ifnn, ber einen folgen Sngel fein eigen nennen barf. „$rüdt tfummer
ifjn unb bittre 9tot, er ift oerforgt." £ein Sogis, unb mag es no# fo
angenehm fein, bietet baS, was im ^eiligen £aine trauter §äuSli4>!eit erblüht.
Wdrt* ©elb, nid>t »eia^tum ift eS, morauf be« FreierS klugen bliden foOen.
(Sbelfinn unb gutes §erj, Sparfamfeit unb OrbnungSÜebe , Ireue unb
{$riebli$teit finb ©oben, bie mit ©olb ni#t aufgewogen werben.
Die Söaljl beS SBirlungSfretfeS ift nict)t unbebeutenb für ein
fpätereS glüdlict)e$ Arbeiten. UnS fdjeint, bafe man t)ier oft üiel ju ober*
fladjlict) Ijanbelt. Sine ©etjaltSjulage üon 100, 200 fronten fann au§-
fajlaggebenb fein, ben SÖMrfungSfreiS ju Der legen. $ftan$er bat fid) ty«
arg getäufdjt. Sctnilfreunbliay ©efinnung, %d)tung oor bem Sefyrerftanbe,
nic^t afljugrofje anberweitige 3nanfprud)naljme be§ SetjrerS, ruhiges politifdjeS
Seben finb ftaftoren, mit benen man ju rechnen Ijat, fofl bie 58erufSfreube
nietjt getrübt werben. Übrigens rjaben wir unfern Stanbpunft in biefer
^rage fd)on im erften leite unterer Arbeit beleihtet. 2öir (önnen nur
fonftatieren, baß fdjon oiele 2et)rer, bie glaubten, baS päbogogiicfoe (llborabo
fei nur in Stäbten ober ftäbtifdjen Ortfdjaften $u finben, auf's 2anb hinaus
fia) feinten.
9tid)t allerorts finbet ber ßefjr er eine oerftänbige Sdjulbeljörbe, unb
bod) tjängt Don tt)t Diel 2Öot)l unb $Bef>e ber Sattler unb iljrer Setjrer ab.
(Sine Sd&ulbeljörbe foO fict) bewußt bleiben, baß fie mit ber Übernahme it)reS
Hintes fid) aud) oerpflidjtet t)at, am Söerfe ber 3ugeuberjier)ung mitzuarbeiten.
9totürlid) werben bie wenigften CrtSfdjulräte fompetent fein, über bie TOettjobc
beS ÖetjrerS ein unantaftbareS Urteil ju fällen. 3tönen ift bie größte 9Jorfid)t
anzuraten, wenn fie in baS innere beS Unterrutysbetriebes tjineinregieren
Digitized by Google
- 297 -
wollen; fie tönnten fi$ fonfl bie Ringer berbrenuen. hingegen tjaben bie
«5d)ulräte no$ ooflauf ju tfjuu , wenn fit auf gute 3nftanbl)altung beS ©4>ul«
^aufed, Reinigung unb $eijung beSfelben, auf Einhaltung ber Unterrid)ts-
fhmben, frühtung bet Disziplin ifct §auptaugenmerl tickten ; bem &t)rer
gegenüber erzeige bie ©cbulbetjörbe Wartung uub 2Öot)lrooflen, futfce aber
jebo$, bie nötige Autorität unb ©elbftänbigfeit ju behaupten. Der ©ctmlrat
fei ftteunb unb nufy 9cegent beS 2et}rerS.
25om ©ejirfSftrjulrat bürften bie gleiten ©efinnungen ber Sd&ule unb
it)ter Setjrer gegenübet Derlangt roerben. 2BaS mir Don biefet SBetjörbe nod)
meljr forbern bürften, ift : größere Einfielt in baS 3nnere öeS ©a)ulbetriebeS.
2öenigfienS üfrr bie $unbamentalfä&e ber ^äbagogif unb SWetrjobif foflten
biefe Herren im Klaren fein. Ber unfere Scfmlfüljrung toteren roifl, muH
fta) noa) über etroaS met)r auSroeifen fönnen als blojj über bie ben Oberbefjörben
genefjme politifa> jjarbe. (Sin Snfpeftor fofl nid)t nur bie f3ret)ler aufbeden,
er fofl aua) ben SBeg betreiben , bie Witte! angeben tonnen, roie biefelben
ju feilen finb. 9Jact) unferer itnfk&t bürfte man aua) «dangen, bafe bie
brei ober fünf ©djulräte eines SejirteS einheitlich berfahren foflten. Ob
bo§ fdjriftlic^e ßjamen oor ober roät)tenb beS münbliajen abgenommen roerbe,
ob bie 21uf)a$tl)emate erflärt, ob bie Aufgaben für baS fd>riftliche Steinen
mit ben Schülern befprodjen roerben bürfen ober nicht, t^at offenbar ein
roenig Ginfluß auf ben tHuöfoO ber Prüfung unb fomit auf bie Rogation
ber Sajule.
2öer ben $öert treuer ftreunbfchaft fennt, ber roirb zugeben müfjen, ba§
ein freunbfcbaftlicr)eS UJerhältniS jroifa^en ben Kollegen eines ^BejirteS, eines
ÄonferenjfreifeS, jroifchen Wachbarn, möchten roir fagen, managen 3mpulS ju
einem froren Staffen in fid) birgt. 3a, Kollegialität, echte, roahre Kol*
legialität, fie fpornt ben Erzieher ju mancher %f)ai. Der jüngere t)olt fia)
beim ältern, erfahrenem $äbagogen 9tat, unb biefer erteilt ihm bereitrot 11 igft
9lu3funft. Erfahrungen eines jeben Einzelnen roerben burd) baS bittet
ber Konferenzen (Gemeingut afler. ^reunDe befugen fid) oon Qt\t $u Qn\.
3eber ©dmlbefuch bietet neue Anregung für fein eigenes Sitten.
Kollegen foflenS galten roie gute trüber, bie einanber treu beifteljen. 3ebeS
Unrecht, baS bem einzelnen ©liebe jugefügt roirb, eS fofl oon ber ganzen Kör»
perfa>aft empfunben roerben. Der KorpSgeifl, ber fofl roa^fen unb blühen,
fofl fein ertjebenb 8anb fa)lingen um alle Cet)tet unfeteS frönen ©a^roeijet-
lanbeS.
2Öir brechen biet mit unfetn Ausführungen ab. WandjeS roäre noch
beizufügen, anbereS zu ergänzen. Der Schreiber biefer 3«lfn bittet um Wachficht,
toenn bie Arbeit einer ftreng logifchen Olieberung entbehrt. SBoflen bie Oer»
ehrten Öefet fie nut als eine $tua)t füjjer SRujjefiunben , als eine jroanglofe
Digitized by Google
— 298 -
s.Mneinanberreiftung einzelner Stilen unb Silber betrauten unb barnadft be-
urteilen. 9lld uuumjtöfelicfte Dogmen foflrn unfere Säfce nicftt gelten unb finb
mir für beffere 33eleftrung banfbar.
Bleibe emig jung! Diefe Sorte eine« in feinem Stftulbienfte balb er«
grauten Pollegen ftaben und in lefcter 3«t immer roieber in bie Öftren ge-
lungen. 3a, biefer Debife moflen mir afle leben.
Unb roenn bem alfo geftonbelt wirb, roenn bom JBoban bis jum Scman,
oom 3ura bis ju ben Hlpen in unfern Keiften, beim tftatenburftigen Jüng-
ling, beim gereiften TOanne wie beim fturmerbrobten Ceftrergreifen bad gleitfte
fteuer jugenblia>r SBegeiflerung glüftt, bann barf 2Rama $elt>etia getroft in
bie3u(unft bliden. 3ftre Söftne roerben, tro| überall anbocftenber ©efaftren,
ben Sinn für bad Scftöne, Öute unb $ble ni<ftt berlieren.
(öon J. 8ch., ©<f.«ß. in Z.)
5. »rief. Über bad ftartetüefeu.
(Sortierung.)
ßieber Gollege!
2118 fteinb langer Einleitungen möcftte icft bitten, Dia) gleicft roieber
im ©eifle in mein ©cftuljimmer ju oerfefcen. 33ilb unb Parte ftangen nocft
an ber ffianbtafel. Sin Scftüler ftat auf ber Parte foeben ben Srienger*
See für ben 3ur<ft(I,(&ee angefeften; biefer fteftler mirb iftm Derjieften, roeil
auf unferer Parte Süben oben, Horben unten, üBeften reö)td unb Oflen
liutd ift. Die Hidjtung naa) Horben ift bura) einen ^feil angebeutet. 3ft
bad aud) fo bei brn übrigen Sanbfarten, bei ben Parten bed tttlad? Hein,
ba ift Horben überall oben; bedftalb ftaben mir bie Sanblarten an bie
nörblia)e 2öanb bed Scftuljimmerd geftängt. Hoa) beffer fönnen mir und
„orientieren", wenn mir ind ££reie geften, genau nad) Horben fcftauen unb
aud) bie Parte in biefer Wartung auf einen $ifa) ober auf ben S&oben legen.
So mirb bie Parte jur Orientierungdtafel, bie gleiten Ortfa)aften, Serge ic.
liegen Don uuferm Stanbpuntte aud auf ber Parte unb in ber Hatur in
gleicfter Stiftung. Solcfte Orientierungdübungen müffen nicftt nur ein«
mal gemadjt, fonbem im Sa)ul$immer unb im freien oon 3"* bü 3f'*
mieberftolt roerben. Hur na$ ftäufigen Übungen mirb lein Stüter meftr bie
Sonne im Süben aufgeften unb im Often untergeften Iaffen. 3<ft (äffe alfo
einen Scftüler fteraudtreten unb frage iftn : „3» roeltfter Widmung liegt Often,
Süben itJ SBoran ertennt man bie f)iinmel§gegenben ? Pönnteft bu bie
*Oiittagdlinie auf ben Söoben bed S<ftuljimmerd jeicftnen? 2öann jeia)net
Digitized by Google
- 299 -
bie Sonnt mit iften ©trollt biefe Qtnif ? (mittags falb 1 Ut)r.) Söann
fteljt bie ©onne genau im Often? (morgens t)alb 7 Ur)r ) SBann im SBefien?
(abenb* falb 7 llljr.) 3eige auf ber Parte TOtttogöünien unb Orte, bic
ju gleiä>r 3«l Wittag Ijaben!" — ®ol<r)e unb ät)nli<$e fragen »erben
in ben folgenbw ©htnben roieber geflefli. fciträ) biefe furjen aber mieber»
bolten Übungen lernen bie €$filer metjr, als burtt) roeitfffcmeifige Erflärungen.
3n ärjnJiaVr Seife werben aua) bie Übungen Uber ben SHafeftab
nriebertjolt. %n ber Banb r)ängt bie Parte beS PantonS 3ufl auS öem
©iegfrieb-HtlaS, alfo im SRafeftabe Don 1 : 25000. 2Ba§ miß lefctertft tjeifeen ?
©eroöt)nlia} roirb biefe tJrage niä)t beantwortet, ober bie SBorroifeigeren fagen :
„$er Panton 3ufl ift 25000 mal größer, als bie Parte." $a3 ganje
33latt, auf bem fie gejeia^net ift, mifct ungefähr einen Ouabratmeter. 9tun
aber finbet it)r am fflanbe ber Parte angegeben, baß ber 3ugerfee 38,3 km'
meffe. 9llfo ift fa^on ber 3u9*rffe nW nuc 25000, fonbern met)r als
38 Millionen mal fo grofe al« bie ganje Parte. 91uf roa« bejiet)t fitt) beim
bie S5err)ä!tni8ja^ 1:25000? Wicfct auf ben ^äa>nin^a(t, fonbern auf
bie Entfernungen. 3eber fünft ift Dom anbern in ber 9totur 25000 mal
roetter entfernt, als auf ber Parte. Gtjarn liegt auf ber Parte Don %rtf)
55 cm entfernt; alfo ift ber 3uflerffe 25000 mal 55 cm = 13750 m
lang. 3UÖ Kffl* fluf Der ^arte Don ^iö)terSn)il 60 cm, in 2öirfliä)feit
alfo 15 km entfernt. $ie Entfernung beS 9tojjberge§ Don 3U9 beträgt auf
ber Parte 40 cm, folgliä) in ber Watur 10 km. Pönnten mir alfo in
2 guten ©tunben auf ben Stojjberg gerjen? Wein, baju brauet ein guter
ftufeflänger 3 V« ©tunben. 2Bie tommt baS? 2Bät)renb ber 9Beg Prümmungen
maä)t unb fteigt, mijjt ber ©eometer nur bie Suftlinie. $)iefe Sinie bura>
mifet ein Sögel, ber Dom ©ipfel be§ ftopbergeS in ganj geraber Wartung
gegen 3»& flb« immer magreä)t, fliegt, bis er fenfred>t über ber ©tabt
f$webt. 2öir felbft Ahmten eine foldfre Sinie ge&en, wenn mir Don ber ©tabt
au§ in gang geraber, magred)ter Stiftung gegen ben JRofeberg einen Tunnel
matten, fo meit, bis mir fenfredjt unter ber ©pifce biefe« SBergeS mären.
2öie bei ben fiinien, fo Der^ält eS ftd) auct) f»ei ben ftläaVn; niajt bie Hb-
fange, nid>t ber Hantel eines SBergeS merben gemeffen unb gejei<faet, fonbern
ber ©runbrifj, bie magreä)te ftläaV, auf meiner ber S?erg ftet)t. Ob au$
33erge abgetragen unb Sfaler ausgefüllt merben, baS Deränbert ben Quabrat«
inl)alt be« ßanbeS nid>t.
$>ie ©a)üler maa>n nun aud) 3?läcr)enbere<faungen. Sie fcfaeiben aus
Rapier ein Quabrat Don 4 cm ©eitenlänge. $amit tönnen fw auf ber Ponton
(arte eine frlüdje jubeden, meld)e einem Ouabratlilometer entfpria)t. Weben
brr PantonSfarte b^ängt baS „Wpenlanb mit ben angrenienben ©ebieten Don
(Sentral-Europa, bearbeitet Don 3. »anbegger. Oro»^Dbrograpb,ifa)e Ausgabe.
Digitized by Google
- 300 -
Wa&jtob 1 : 500,000." <5s ift bieS, nebenbei gefagt, eine ßarte, bie in bct
ganzen Schmeiz in (einem Schulzimmer, in meinem ©eographie gelehrt mirb,
fehlen foflte. 2Öie groß müßte auf biejer flarte unfer „Quabratlilometer"
werben? @r betäme nur 2 min Seitenlänge.
9iun ift e$ 3«t, au4 an bie britte Dimenfion ju erinnern, an bie
WuSbebnung na et) oben. 3u biefem Qtotdt zeige ich ben Schülern ein
JRelief oon Deutfd)lanb, auf bem auch noch bie WIpen bargefieflt finb, ferner
„fieuzingerS tfuroenrelief." Die Schüler fehen auf ben erften »tief, baß bi«
bie (Srljebungen unb Vertiefungen in $öirllichfeit Dorhanben finb. Dura) roas
merben nun bie Unebenheiten ber (5rboberflrta)e angebeutet? Auf Derfchiebene
Söeife, nämlich burch fluroen, Schraffierung, Schummerung, ©Öhenfchichten,
£öhenquoten. Diefe Dinge muffen ben Schülern erflärt merben. Die ©runb»
läge ber $errüin*DarfteHung bilben gegenwärtig bie £>öhfnluroen, auch
Ootijontalfuruen genannt, roeil fie immer horizontal ober magrecht laufen.
Pehmen mir mieber bie 3"fl"<ht im jroci SeranfchaulithuugSmitteln. Solche fi«b
unbebingt notmenbig, roenu bec ©eographieunterricht gut erteilt merben foH;
3eichnungen an ber Söanbtafel (önnen fie ergänzen, aber nicht erfe|en. 3"«f*
mirb ein ßegelmobefl oorge^eigt. <£S fofl einen Berg oon regelmäßiger
ßegelform öorfteflen. Der flegel ift in Schichten Don gleicher TOchtigleit
ober Dide jerfchnitten. Die Schnittflächen fmb äße magrecht, folglich mit
einanber parallel. Der f entrechte 9lbftanb ber Schnittflächen h"Bt Schichten*
höh« ober ^iquibiftanj („©leicher Wbftanb"). Die Mantelfläche einer Schicht
nennt man 3°"* („©ürtel"), Schichtenmantel ober Schichtenböfchung ; bie
Linien, in metchen fich jmei 3°nen berühren, finb eben bie höhenlumn.
2Öürbe man ben #egel burch einen fenfrechten Schnitt in jroei gleiche Seile jer«
legen, fo fönnte man auf ben Schnittflächen ben ftufriß ober baS Profil
fehen. 2ÖiÜ man ben ©runbriß beS ÄegelS zeichnen, fo nimmt man ben
Stift, ber oon ber Spifce bis jum TOtelpuntte ber ©runbfläche geht, alfo bie
.pöt)e be§ ffegelS angibt, heraus, b/bt jebe Schicht einzeln ab, legt fie auf
bie Söaubtafel unb umfährt fie mit treibe, aber fo, baß ade ftreife ben
gleichen *Dlittelpuntt betommen, roaS mit £)ülfe be§ Stiftes (eicht ju beroerf«
fteOigen ift. Diefe fonjentrifchen Areife finb bie auf bie Qfläche gezeichneten
.^öhenfuroen. („Die auf bie fläche projizierten horizontalen" „horizontal-
projeftion"). Straffen nennt man bie Öinien, roelche fenfrecht auf eine
Jpöhetituroe aufgefegt unb bis zut nädjften fturoe gejogen finb. Sei
unferer regelmäßigen ftigur merben auch bie Straffen regelmäßig, b. h- gleich
lang, gleich biet unb gleich meit Oon einanber entfernt. Doch menige Serge
finb fo regelmäßig geformt, unb fo mirb bann bei ben meiften auch ber
©ruubriß unregelmäßiger. Sei geringer Neigung finb bie fturoen meit Dem
einanber entfernt; fie nähern fia) immer mehr, je fteiler ber Serg ift. SBeit
Digitized by Google
801 —
abftefjenbe Purben merben bann burd) bttnne unb weit bon einanber abftetjenbe
©abraffen berbunben; biefe ©erraffen werben um fo enger unb birfer, je
fürjer fie finb. Ebenen werben gar nt$t jdjraffiert. $at)er bie Kegel:
3e jleiler befio bunfler, je flauer bejlo rjeller. Wan fleflt ft$ eben bor, bie
©onnenfirabjen faden fenfre$t auf baS Öanb. SS werben alfo auf bie
tjorrijontale ftlädje bie weiften ©onnenftraljlen fallen, auf bie {entrechte gar
feine; ba)Wifa)tn liegen bie berfd)iebenen 9tbftufungen. —
„Peine Grflärung ofjne barauf folgenbe Übung!" 3)iefe Kegel wirb
bon jebem §anbwerfer beobachtet, ber einen 2ec)rling ju unterweifen (jat,
leiber aber nidjit bon jebftn ©<$ulmei|ier. Waagen mir alfo na$ furjer
ßrflätung ber Purben unb 6$taffeit wieber eine Bleib/ bon Übungen. Be*
ftimmen wir auf ber topograprjifaVn Parte, (welche Purben bon 10 m
^iquibijianj b,at) bie relatibe ^>6r)e berfdjiebener fünfte. $ann nehmen mir
eine Parte $ur §anb, meldje ©djrafren^eicfynuna, bei fenfrecr)ter Be(eu$tung
6,0t, („Seljmann'fcfyt ÜJcetljobe") unb laffen auf berfelben Ebenen, fanfte,
peile unb peilere 9lbr)änge auffua)en. fiebere Übung tann nidjt gut an ber
genannten „ftelieffarte ber S'n^lf^raeij1' gemalt merben; benn um baS
Terrain reliefartig ljtrbortreten ju (äffen, menbete man (jier erftenS bie fo»
genannte franjöfifaV Lanier an, man lieg bie £i$tf)raf}(en bon 9lorbwe|ten
Ijer mit einem WeigungSwinfel bon 45 ©rab einfallen. Seilend b,at bie
Parte in ber Breite einen Heineren Wafeftab, als in ber Sange. Die töttdfeite
ber Serge mürbe berfürjt unb infolge ber f^iefen Beleu^turg bunfler, als
bie bem Sickte jugefeljrten norbweftlidjen Abgänge. —
©$lie|jen mir für fcute! 3m näa)|ten Briefe werbe i<r) Dir meine
Meinung mitteilen Aber ein bereits genanntes Beranfd&oulidnmgSmittel,
näinlid) Über „ÖeujingerS Purbenreliefs welche bu burd) bie BerlagSljanblung
bon ©$mib, ftranfe u. 6ie. in Bern um ben ^SreiS bon 7 $r. 50 Cts.
bejieb/n fannft.
Jlc^t "2Üo(Vm,
bie bem Serjrerjtanbe im ©arten ber (frjie^un^ blühen.
(Äonferenjarbcit bon ßeljrer 3of. €d)3nenbergcT in Ujnad).)
Hd^tc fflofe.
„Die Öef>rerfonferenjen, als Wittel jur geiftigen £>ebung beS
Se&rerflanbeS, fowie jur Aufmunterung ber fiefjrer unb ftörberung
iDrer Birffamfeit."
prin Wittel, baS ben ßefjrftanb ßelftiß f)tbt,
mit neuem 2Rut bie i?e^rerfd)aft belebt,
$>a« finb bie ftonferengen unf'rer Xafje, —
28er ftellt in oollcm ©rnft bicS n>of)l in frage?
Digitized by Google
- 302
Hem ©d)Wäd)crn bieten fie ©flegenljeit,
3u grünben f efter feine Iüd)ttgtett;
Her ©tarte fann ben ©abwarten unterftüfcen
Huid) feine SBirffamfeit if>m Dielfad) nüfcen;
Her 3unge fiebj im Älter 8rüd)te reifen
Unb fann im 3»«f«l Meu $anb ergreifen;
Der Slite mad)t, erfahren unb an Iljatcn reid),
Gemüt unb ®eift für gute dinbrüd* meid),
Unb allen ift Gelegenheit gegeben,
»ereint ju Wirten unb oeretnt ju ftreben.
Ha wirb bic Straft, Dorn Sirfcn matt,
Oeftärft, erfrifdjt burd) 9tat unb I&at,
Ha tawt baft fcerj, ba» trübe, Xroft empfinben,
Her angcfpairofc ®eift &rfcolung finben.
Ha reid>t ein $reunb bem anbern marm bie fcaub,
Ha wirb flei'djlungen feft ber (Sintradjt »anb,
Ha wirb ber 3ugenb marm gebadet,
Wand) le&rreid) Kort bervorgebradtf,
Ha fteigt au* trautem »rüberdjor
Ha« taute Öob |um fcerrn empor,
Unb ba, im »reife Öleidjgefinnter,
3um Brüning wirb be« Scben« Ämter,
Hie Sonne ift nirf)t ju ermeffen,
Uub 9Jlüb' unb ftummer ftnb oergeffen,
SJerfdjmunben ift ber trübe ©ajmerj,
3Mit Hroft erfüat ba« wunbe fcerj,
Unb oljne Durren, oljne Älagen,
(«clobt ber ßeljrer ju ertragen
He« widjt'gen «mte» f$were ibürbe
2Wit angemejf'ner SWanneftmürbe,
3u tragen willig Hag für Hag,
©o lang e* feine Straft oermag,
*i« feine fcülle ftntt fcinab jur ©ruft,
«i* ilm bereinft ber fcerr ^inüberruft,
2ttof)in tqm Xaufenbe oorangegangen,
Heu Arbeitslohn Dom fcerrn ju empfangen.
„Hrum lenlet fyreunbe, eure ©abritte
3n ber Kollegen teure Littel
SBognt gerne Konferenzen bei,
©tegt für fie ein, entfd)ieben, treu,
©ctjetrjigct ber 2Borte ©inn
Hurd) euer ganje* ßeben bin:
,Hurd> fie unb unfer einig Walten
28irb aufregt unfer ©tanb erhalten. •
Hrum nenn' id) eine 9tofe fie,
©ie blühe fort unb weite nie!
Digitized by Google
- 303 -
2He Schüfe, der £cQrtr und die Ääßtgftritefadje.
(3. 6«. in SB.)
Der Sö^rflonfl 1893 ber „^äbagogifchen Wconaföfchrifr braute im
11. unb 12. $eft eine Wbhanblung unter bem %iM: .Sobrius esto* (©ei
nüchtern), worin ein junger lebenSluftiger fieljrer auf bie traurigen Solgen
be* 9llfoholgenufJe5 ^inroei§t unb $eigt, wie ber Wfoljol, aua) wenn er nur
mäfeig getrunfen wirb, fchlimme förperliche, gtiftige, fitttiche unb
ötonomifche folgen in 33ejug auf bie ^erfon be8 fiehrerS ^aben tann.
(benannte 31bhaublung muntert ben Sehrer auf, gegen bie £>errf$aft be5
9llfoho(3 unter bem SBolfe ju tämpfen unb bezeichnet als SBaffen &u
biefem ftampfe baS eigene Söeif ptel unb Seiehrung. 3U biefem Kampfe
forberu auch bie fchmeijerfchen $ifd)öfe in einbringlicher 2Bcife auf burch
bie Srofchüre: „55er Hampf gegen ben Etifebrauä) geifiiger ©e«
tränfe." SOTahnwort ber fehweij. 93ifcf)öfe an bie ©täubigen ihrer Diö»
jefen. Vertag Don fcaffelbrin! unb ©jrat in 6t. ©allen, (^reis 30 <£t3.
20 ßsemplare 5 §r. 100 gjemptare 20 §r.) ©emife barf ber Cehrer,
bem ba* 28ohl unb 2Beh beS SolfeS am fcerjen liegt, biefem Kampfe nicht
fern flehen, unb e§ foflte barum jeber 2ehrer biefeS 9J?ahnwort unferer Ober«
Birten nicht blofj für fich felbft beherzigen, fonbern auch in feinem 2Birfung8*
frei« möglict)ft fruchtbringenb ju machen fua>n. JBefonberS beherzigenswert
für ben ße^rer finb bie zwei ftapitel: „Familie unb ©a)ule", „treffe uno
Vereine." „SBenn ber ©chule\ fo Reifet eS im erfieren Äapitel, „ber
Gfcrafter einer erjie^enben Hnftalt jufommen fofl, fo mujj fw auch bem
TOifebrauch geifiiger ©etränfe gegenüber Stellung nehmen. 3unäa)fi barf fie
benfelben bei ber ©ehuljugenb nict)t begünfligen. DaS ift gegenwärtig Diel«
fach ber 3faII bei ben ftinberfeflen unb Äinbfrfpajiergängen. DaS oerabreia^te
Quantum geifiiger ©etränfe mag noch fo befcheiben fein, eS wirb boa) als
ber $>öhepunft beS ©enuffeS angefeljen. Die ftinber gelangen ju ber Sor-
pellung, bafe bei einem magren SBergntigen auch ber Wfohol babei fein müffe,
eine Sorfteflung, bie ohne weitere« als unheifooü für alle 3u!unft bezeichnet
werben mujj. Äinberfffle unb Ausflüge innert gemeffenen ©renjen mögen
immerhin ftartfinben, aber eine einstige ^äbagogif wirb fich babei auf ben
Stanbpunft ber ftbflinenj fteHen unb bie ©a)uljugenb nach ihren Äejepten
bebienen. 6obann ift nicht ju bezweifeln, bafe bie ©<$ule »ieleS thun fann
unb fofl, um bie Äinber üon ber Unmäjjigfeit abzufajreden, zur ©parfamfeit,
9lüa>tem^eit unb ©elbftbeherrfchung aufzumuntern. Der unheimliche 3ug,
ber bie 9Jtenfa>n jum «Hohol hingeht, beruht jum guten Gleite auf un«
richtigen ©orfleflungen über feine angeblichen guten Sirhingen, unb auf
Unfenntni« über ba$ SSerberben, welches er anrichtet, unb biefen ^äufchungen
fann nicht früh flcm,Q «utgegenfleioirft werben. Glicht aOe§, ma§ fta) barüber
Digitized by Google
- 304 -
fagen läßt, pafet fä>n in bie Schule unb für bie Äinber, ober baS ^affenbe
genügt, um bei biefen eine Ijetlfame Söirfung ^erDor jubringen. M So baS
*Wafmroort ber fchmeij. 33ifchöfe. ($8 mürbe mir üor einiger 3«* «ne SBro-
fcfntre jugefenbet, meldte btefert ©egenftanb ziemlich ausführlich behanbelt.
Sie ift betitelt: „$ie Schule, ber ßehrer unb bie SJcä&igleitdfaaV."
^reiSgefrönte flbhanblung Don ^einric^) Xrofte, Sehrer in TOe[cr>cbc. §erau$«
gegeben Dom $eutföen herein gegen ben 9Ri&brauch geißiger ©etränfe.
Ilbesheim 1894. $reiS 40 $fg. (10 Stürf 2 W.)
3m 3uli 1893 förieb nämlich ber „S)eutfche herein gegen ben 9Ri&.
brauch geiftiger ©etränte" einen $rei8 Don 300 aus für bie befle Hnttoort
auf bie ftrage: „2öa8 fann bie Schule unb befonberS ber Seljrer jur Qför»
berung ber 9Räfeigteit8fache thun?" (£8 gingen 112 Arbeiten ein, üon benen
bie genannte als bie bepe bejeicb.net mürbe. 66 fei mir gemattet, einige
©ebanfen aus biefer $rofd)üre mit Ergänzungen oon meiner Seite hier
mieberjugeben. Drofie beantroortet auf 18 Seiten bie ftrage: 3öaS tann
bie Schule für bie 9JtäfjigteitSfache thun? unb auf 9 Seiten bie
Ofrage: 2Ba8 fann befonberS ber Lehrer jur t$örberung ber SRäfjig-
feitsfache thun?
L »a« fann bie Sdjule für bie SWägigfeiidfathe thun?
^m Eingang meift $rofte hin auf bie traurigen folgen, bie ber W\fc
brauch flfiß'flrc ©etränfe nach M hW- 3" 5)eutf<hlanb allein „treibt ber
Siunf jährlich annähernb 1600 ^ßerfoneu $um Selbßmorb, 1300 üerunglüdrn,
30,000 manbem ins 3rrent)au8 ober merben Miranten, 4200 beutfche
Männer gelangen in bie Obhut ber ftrbeiterfolonien, 32,000 Derfaden ber
Armenpflege nnb 150,000 bem Strafgefefce." Sinb baS nicht erfchrecfenbe
3ahlen? 2öohl braucht ber Kampf gegen uralte (ftetoofyuheiten unb SBor«
urteile eines SSolfeS Diel 3*it, üiel ©ebulb, biel AuSbauer; boa) eS honbelt
fich um ein grojjeS, ebleS SBerl, um Die ©emahrung unb ©enefung unb ba$
©lücf be$ SBolfeS. 2öa8 fou* alfo bie Schule thun? Soll etroa ber Schule
burch ftnfejmng befonberer Stunben eine neue Saft aufgebürbet unb ihre
^hötigteit nach biefer Sichtung hm a"<h n°<h jerfbittert merben? *Rein,
aber gelegentlich fall bie Schule unb befonberS ber fiehrer burch ^Belehrung,
©emöhnung unb Skifpiel fämpfen gegen ben SJtifjbrauch geiziger ©etränfe
unb bemfelben Dorbeugen.
1. Religionsunterricht. Sehr richtig bemertt $rojle: „$ie §aupt-
flachten im Kampfe gegen bie $runffud)t fönnen im Religionsunterricht ge*
liefert merben, ber ja üor allem baju berufen ift, baS ftttliche Verhalten be*
Wengen ju regeln unb in bie rechten ©ahnen ju leiten. Katechismus unb
biblifche ©e^ichte geben unS zahlreiche Baffen in bie #anb."
Digitized by Google
- 305 -
3m Äatea)iSmuSunterria)t tarnt bie Wä&igfeit geförbert roerbeu befonber§
in ber 2eh" Don ben ©eboten unb Don ber ©ünbe unb, möchte io) betfügen,
and) in bec Sehre Don ben fy. ©aframenten unb betn ©ebete. 9tea)t oft
unb ju Derfd&iebenen 3cü*n foflen bie ßinber auf bie folgen ber Unmäfeigfeit
aufmerffam gemalt toerben. ©a)on baS I. ©ebot gibt @elegent)eit ; benn bie
(I. ©a)rift jagt Dom Unmäßigen, fein ©ott fei ber Baua). tiefem bringt
er gleirfrfam Opfer. Bon wem wirb baS II. ©ebot häufiger übertreten bura)
jornigeS flu$fprea)en f)l Hainen, bura) leichtfertiges ©n)tDören als Dom
Printer? SBer entheiligt mehr ben ©onntag (III. ©ebot) bura) Berfäumung
beS ©otteSbienfieS. Dura) fünbljafte Cuftbarfeiten als ber Printer ? 2Bo gibt
es traurigere ©jenen im Familienleben (IV. ©ebot), n>o toerben me^r bie
©tanbe«pflia)ten Demaa)läfftgt, als bort, too Altern unb herantoaa)fenbe ©öljne
unb Töchter baS BMrtSljauS lieben? 3at}lreia) ftnb bie ©ttnben gegen baS
V. ©ebot, bie ihre Urfaa)e im $runfe f)<\btn. Vergleiche obige ftatiftifa)e
Angaben über bie folgen ber Irunffucht in Deutfchlanb. 3m 3at)w 1864
gingen in (Snglanb 60,000 *Dlenfa)en an ben folgen ber Srunfjucht ju
©runbe. $ür baS 3aljr 1889 ftnb in $eutfa)lanb 122 ftälle Don 9Rorb
unb 2otfa)(ag, 27,000 ^äfle f dunerer ftörperberlejMng bem ©enui? griffiger
(beträntc }ugefa)rieben toorben. 2Bie enge ferner bie ©ünbe gegen baS VI.
unb IX. ©ebot mit ber Unmäjjigfeit jutfammenhängen, bttrfte befannt fein,
fluch &ur Verlegung beS VII. unb X. ©eboteS bura) $iebj)aljl, Betrug,
leichtfinnige Berfa)ulbung führt baS Printen, unb toenn eS toaljr ift, bafe ber
fllfohol bie 3un9e IWt unb ben <Dlenfa)en jum ©ehtoä&e* macht, fo ift leia)t
einjufehen, bafe Sügen unb ßhrabfdmeiben (VIII. ©ebot) auch manchmal
bem SUfohol auf 9tea)nung ju fa)reiben ftnb.
Sei ber ßehre Don ber ©ünbe gibt befonberS bie fünfte £auptfünbe
Anlas, bie Belehrung über bie Wüfcigteit nochmals jufammen ju f äffen.
Bon ben 5 ©eboten ber &ira)e unb ben hl* ©aframenten fagt Drofte
nichts, unb boch geben auch öu?fe ©elegenheit, Dor ber $runffua)t ju roarnen
j 53. beim hl- ©aframent ber Bufee als Heilmittel; bura) $)imoeiS beS
fchrecflictjen ©egenfajjeS ber llnmäfugfeit jimt ©euuffe beS ^eiCigften flltarS«
laframenteS; ferner bei (Srflärung beS ^faßengeboteS, inbem man fta) früher
mährenb ber ftaflenjeit aua) beS SBeineS enthielt. $)afe baS ©ebet als
UniDerfülmittel jur Erlangung ber ©nabe aua) in biefem fünfte empfohlen
rocrben mufi, Derfteht fia) Don felbft. ?luf bie übernatürliche ©nabenhilfe
legt aber $rofte, mie mir fa)eint, ju roeuig ©emia)t. Wir ift ein Beifpiel
fniS Slmerifa befannt (bura) bie „Wonita"), too ein tief in bie 2eibenfrt)aft
beS ©pielenS unb irinfeuS gefunfener Wann firt) pIMslirt) belehrte, als er
(eine $rau ftatt fa)impfenb unb tlagenb, mit ben ßinbern für ihn betenb
Digitized by Google
- 306 -
fonb. Sollte nicht auch bei un$ baS ©ebet ber Äinber baju beitragen fönnen,
ben (ieberlic^en SJater auf beffere Sege 311 bringen?
3ur Sßeranfchaulichung, Begrünbung unb fruchtbringenben flnmenbuiia,
be* über ben Wifebrauch griffiger ©eträufe ©etehrten leiffet bie btbfifcfte
©efchichte gute $ienfte; al$ Söeifpiele Don UnmäBigfeit : 6t>o. 9?oe, J£>olo-
ferne«, Stoltaffar unb £erobe§, ber reiche ^rafjer ; als Wuffer Don Wäfetgfeü :
Samfon, Daniel, 3oh«iine5 ber läufer, ßbriffu« am Jhreuje. Die Don
$roffe angeführten Schriftffellen ^abe ich bura) folgenbe erfefct:
„©eraufcrjet euch nicht mit ©ein, worin WuSfchweifung liegt." (SbfjfS. V, 18.
„$er Sein macht unfeufch, unb bie ^runtenheit oufriitjrerifct) ; roer immer
barau Suff fyat, wirb nicht meife werben." Sprüdm). 20, 1. „6in Arbeiter,
ber bem Jrunte ergeben iff, wirb nicht reich; unb roer baS Senige nicht
aaltet, geht nach unb nach ju ©runbe. Sein unb Seiber bringen ben
Seifen jum Abfall unb Strafe über ben SJerffänbigen." Sir. 31, 35.
„Sein, unmäßig getrunfen, Derurfacht Streit, 3°™ unb Diele Unfälle."
Sir. 31, 38. „Seber Säufer, noch Säfterer, noch Ääuber werben ba«
SReich ©otteS befijjen." I. (Sor. 6, 10. Diefe lefcte SteQe iff ganj befonber$
geeignet jur Slbfchrecfung. Sie oft fferben Säufer unüorbereitet — plöfclüt
mitten im Sünberleben!
3ton ben &ird)ent)äteru fei nur einer angeführt : 5)er hl- £>ieronpmu$
fchreibt: „Niemals roerbe ich glauben, baß ein Säufer teufd) fei." £ier fei
auch barauf ^ingeroiefen, tote ber t)t- 33ater unb bie $if$öfe ihre Stimme
gegen bie $runffud)t erhoben.
2. $eutf<h. Damit ber Unterricht im DeutfaVu ber WäBigfeitSfaaV
nttfce, foflte oor aQem baS ßefebucb, geeignete Stüde enthalten. Sie e$
hierin mit ben fchweijerifchen Schulbüchern fleht, iff mir nicht befannt. $>ier
feien einige Sprichwörter (au§ Droffe) angeführt, bie etwa SJerwertung
finben fönnen: Jpalt rechtes Wafe in Spei« unb Sranf, fo roirff alt unb
feiten traut. — 3unge Printer, alte Bettler. — Die Warte unb bie flamte
machen manchen jum armen Wanne. — $anj unb ©elag finb be« Teufel«
fteiertag. - Ser trinft ohne Wafe, wirb balb Sürmerfrafe. — Seitere
©elegenheit bietet ber fluffa&, j. 58. über bie folgen ber Unmä&igfeit.
Urfachen ber Virmut. Sie erhält man fi<h gefunb? Der Sparfame. Althen
be« SafferS. (Srflärung obiger Sprichwörter.
3. Rechnen. 6§ tönnen Aufgaben geftellt werben, bie teil« jur Spar»
famfeil ermahnen, teil« burcb ihre 3ahlf» auf bie folgen beS ttlfoholS
weifen 3. 53. Seinaub gibt täglich 10 föp. für Branntwein au«, a) Sie
Diel macht baS jährlich? b) Sie oiel kg ttmbfleifch a 1 3fr. 50 föunte er
bafür taufen ? c) Sie Diel kg Äartoffeln, 50 kg ju 5 3f^> serfdr)net ? Sie
Diele fiiter Wilch a 18 9ip.? Sie Diele Gier a 9 9ip.?
Digitized by Google
- 307
4. ©efdjichte. $)ie alten $eutfchen Ratten Neigung ju $runf unb
Spiel, ober gebrannte ©etränfe waren unbefannt, ebenfo baS tägliche
SM okulieren. £atl bei ©ro&e war febr mäfeig unb bod> ^atte er eine
gemattige ßörperfraft. trunfenheit bulbete er um feinen ^SreiS bei ftdr) unb
ben ©einigen. 92itolau8 t>on ber §lüe.
5. ©eographie. 3rrenanftalten, 3u<^^^ulcr- Sonberegger ^at
einft gefogt, man [olle bie §älfte ber 2öirtShäufer aufgeben, unb man fönne
bie ©älfte ber $uä)U unb 3rrenhäufer abraffen. An bem AuSfterben ber
Ureinwohner AmerifaS [od baS tJeuermaffer (©chnapS) bie f>ouptfc^utb fein.
6. 92aturgefdjid)te. Wan lehre bie 3ugenb, ©enuft an ber htrrlid)en
föotteSfchöpfung ju empfinbeu, bamit baS $erj Dom eitetn $anb ber 3Belt ab*
gelenft werbe unb ber unüergänglidjen 4>errlid)feit ©otteS fid) jumenbe, bie
3ugenb auch fpäter bie Wufeeflunben Heber in Uöalb unb §fetb, bei SBienen unb
Sögeln, unter (Botted freiem Gimmel, als in bunftigen #neipftuben jubringe.
Qinige 9laturgegenfiänbe geben nod) befonberS Gelegenheit , ber Wäftigteit
unb Abftinenj baS Bort ju reben, SB. 28einfloa\ ©erfle, Joggen, Obfl,
Äartoffel. Wan jage, ba& ber bur$ (Währung gebilbete Alfohol ein ©ift
fei, baS, ähnlich einer Arjnei, in geringen Wengen genoffen, eine ljeilfame
SBirfung haben fönne, in großem Wengen bem ftörper ^geführt, Diel ©(haben
anriete. SBei bem Unterrichte über bem menfehtichen Körper belehre man bie
ftinber barüber, wie man fid) bor tfranfheiten fd)ttfct, unb weife fntbei hin auf bie
fdjäblichen ^folgen ber Unmäfoigfeit unb befonberS beS SBrantmeinS. SBefonberS
arbeite man Riebet bem Aberglauben entgegen, als fei ber Alfohol ein 9lahrung8«
unb ©tärfungSmittel. treffliche AnljaltSpunfte unb auffaDenbe SBeifpiele
enthalten ^iefür bie jmei ©chriftchen: „Alfohol in tieinen ©oben ober Ab=
ftinenj" Don AuguftinuS Sgger, Sifthof oon ©t. ©allen. 93erlag oon #affelbrinf
unb 6hrat in 6t. ©anen. $reiS 30 »p. (20 gjemplare 5 $r. 100 (Ssem*
plare 20 2fr.) ferner: „2)urft unb geiftige ©etränfe im Sichte ber Erfahrung,
©efunbheitSlehre unb 93olf8mohlfahrt oon % A. Wing, Arjt unb ftationolrat.
TO Anhang: ^Bereitung einiger alfoholfreier SrfrifchungSmittel. ©amen.
3m ©elbftüerlag beS SJerfafferS. ($>er Reinertrag roirb ber ©rünbung einer
trinferheilanftalt gewibmet.) $iefeS Schriftchen gibt Anleitung $ur Bereitung
einer ganjen Äeitje oon alfoholfreien ©etränten, worauf gewiß auch fchon
größere Schüler, befonberS in ^nflituten aufmerffam gemalt werben bürfen.
?(ua) wei«t ber mutige Äämpfei gegen ben Alfohol barauf hin, wie baS
Söafjer baS befte ©etränf fei; wie ber $urft burch Spülen be* WunbeS
unb be§ Aachens, fowie ber SSorberarme unb £)dnbe mit foltern SQBaffer üiel
nachhaltiger befämpft werbe, als bura) übermäßiges 2öaffertrinfen ; wie ^eilfam
ber Äat fei, wäljrenb beS (Iffens gar nid)t ju triuteu; wie eine träftige,
einfach ^bereitete ^auSmannSfoft baS allein wirtfame StärfungSmittel beS
- 308 -
menfchlichen ftörperS fei, unb bafe bie fo üortrcfflic^en Nahrungsmittel, bie
mir in Wild) unb £äfe befifcen, immer noch ju wenig gefc^ä^t werten —
otleS Tinge, auf meiere in ber 9taturgefcf)ichte hingewiesen werben fann.
7. (Sefang. 2öenn man feine Cieber hot, welche bie Wäfeigfeit loben,
fo wähle man t>otf) wenigftenS feine folgen, meiere ben 9taufch unb bit
geiftigen ©etränfe Derljerrlichen.
8. $>anbferttgteitSunterricht. $ür biefen fuib in managen Stäbten
TeutfchlanbS Schulen eingerichtet. ©ewife ift bieS au begrüßen unb mag
fpäter mancher 3üngling unb Wann feine freie 3*'t mit Ausübung beS
©elernten (^apparbeiten, teilte Wetaflarbeiten u. f. m ) Diel mißlicher ju*
bringen als unter 3«hbrübern im 2ÖirtSl)auS.
9. Wäbchenfchulen. Auch biffe bürfen bem Äampfe gegen ben Alfoljol
titelt ganj ferne flehen. Tie Wäbchen müffen ju SReinlichfeit unb OrbmingSliebe
angehalten roerben unb bie nötigen ffenntniffe für Beforgung beS $auSwefen5
($anbarbeitSunterricht, Äoa> unb £>auShaltungSfchulen) erlangen, bamit fit,
einmal in ben (Shfftonb getreten, bem Wanne ben Aufenthalt im £)aufe lieb
unb angenehm machen. Anleitung t)ie^u gibt ber „SBegmeifer jum häuslichen
(Slücf ber Wäbchen." herausgegeben Don einer ßommiffion beS BerbanbeS
„Arbeitermohl." (W. Glabbach in ßeipjig. Verlag üon A. Wiffarth- ^SreiS
75 $f.) gS enthält Belehrungen über bie Beforgung ber £>auSarbeit, ber
Reibung unb Söäicbe, ber Nahrung, ferner Segeln für ©efunbljeit*« unb
ÄranfheitSpflege unb bei UnglürfSfällen. (3m genannten Verlag ift jum
gleichen greife ju ^aben : TaS häusliche ©lud. Boflftänbiger $)auShaltungS*
unterricht für grauen.) Tafe bie nötigen ftenntniffe aOein nicht genügen,
ben Wann „baljeim" ju behalten, fonbern bajj ein fanftmütigeS, Don mahrer
ßiebe befeelteS Benehmen ber frauSfrau Don noch größerer ©ichtigfeit ift,
braucht roohl faum bemertt ju werben.
10. ftinberfefte. Betreff biefer höbe ich bereit« baS Wafmmort ber
fchmeij. BifdjÖfe angeführt.
2öenn auch baS bisher ©efagte nur für bie altern Schüler ©eltung
hat, fo fann man bod) auch i<h°n bei ben fleinern Darauf h'nmirfen, bafe
fie geiftige ©etränfe, auch wenn ihnen fohhe Don unoerftänbigen ßrwachfenen
angeboten werben, ftehen laffen, baii fie nicht nfl$u gierig effen unb trinfen,
bafe fie bie 9iappeu, bie fie etwa befommen, nicht für Sedereieu ausgeben,
ionbern ihren Opferfinn bamit bethätigen, inbem fie biefelbeu 5. B. in bie
^inbheit^efU'BereinSfaffe legen. Jpier fei auch »och bemerft, bafe bie 3ugenb
gewarnt werben muß, einen Betrunfenen luctjenb unb fpottenb ju umjingelu,
ftatt ihn ju bemitleiben. Tie 9?eligionSlehre holte bie Äinber an, lieber in
ber ©tiUe für einen folgen ju beten.
Digitized by Google
— 309 —
3m angeführten SRafjmuort ber fc^roeij. 93if<höfe h«Bt eS: „Der befte
Erzieher bei 3ugeub jur Rüchterbeit uub ^Häjiigfeit märe baS gute $eifpie(
ber Erwach) enen." Darum noa) einige Söorte als Antwort auf bie jmeite i$xa§t.
(©d)lu& folgt.)
$\t fretburgird)e «fgionalfdjule.
DaS freiburgifcbe Sa)ulgefe£ Dom ^aljre 1884 t)at für bie obern ßlaffeu
ber SJolfSfchule in ben Stabtgemeinben ju ben gewöhnlichen Schulfächern
noch bie obligatorifdje Einführung folgenber Rächer beftimmt:
9lnfangSgrünbe ber Raturmiffenfchaften,
Buchhaltung,
flächen» unb Äörpermeffung unb Berechnung,
^reihonbjeichnen unb
©runbjüge ber allgemeinen ©eograpbje «nb ©efdnchte.
ftür bie ßanbgemeinben mürbe bie 53eftimmung getroffen, bafe in ben
nridjtigften länblithen Ortfchoften für bie Schüler don einem ober mehreren
augrenjenben Schulreifen Oberfaulen errichtet werben fönnen unb bap ber
Unterricht barin üorjugSweife mit Ütüdficht auf Öanbwirtfchaft unb
©ewerbe erteilt werben fofl. (Wrt 11 unb 134 beS ©efefceS.)
ES finb biefe Oberfaulen alfo eine Art ftortbilbungSfchulen, bie auf bie
33olfSfd)ule aufgebaut finb, ficr> organifch eng an biefe anfchliefjen unb im all«
gemeinen nach bemfelben Öehrplan arbeiten. (Sin fleiner Söenbepunft bilbet nur
ber eintritt beS franjöfifchen . reffe. beutfä>n Unterrichts, bem in biefen
Schulen ein angemeffener $lafc jugewiefen ift (4 bis 5 Stunben wöchentlich.)
3in Saufe ber legten Saljre finb nun bereits eine fd)öne Wnjahl folcher
Cberfchulen, SRegionalfchulen (ecoles regionales), wie fie genannt werben,
an öerfchiebenen Orten beS ÄantonS entftanben, unb oie ftrüdjte berfelben
fangen bereits langfam an, ficr) bemerfbar ju machen (SRetrutenprüfungen).
freilich r>atte man bis je£t feine anbere gefefcliche Organifation für biefelben
als bie wenigen in ben oben angeführten 9lrt. 11 unb 134 beS ©efe£e8
enthaltenen allgemeinen SJeftimmungen. 3e mehr nun bie 3^h^ bfefa Sehnen
$unahm, befto fühlbarer würbe auch DQ3 53ebürfniS nach einer einheitlichen
für aQe Schulen geltenbeu Worin, liefern SBebürfniS r)at nun bie ftantouS*
regierung entfprochen burch Erlaß eines Reglements für bie Regional*
faulen, baS am 15. 9)cärj biefeS 3ahrc$ m Äroft getreten ift. Die michtigften
iBeftimmungen beSfetben mögen hi« an ihtem ^ßlajje fein.
35er 3n>frf biefer Schulen ift bereits befaunt. Der Preis einer Regional*
fchule umfaßt alle ©emeinben, bie in einem UmfreiS üon 4 km um ben
Si$ ber Schule tytmn gelegen finb.
Digitized by Google
- 310 -
Die ©emetube, in ber bie Schule ihren Sifr fat, liefert bie nötigen
fiofale, baS Mobiliar, bie Boljnung beö SehrerS unb einen paffenben Äaum
gut Errichtung einer SBaumfdjule. 93on ben anbern Unfoften trägt bet
Staat H/a berfelben, bie beteiligten ©emeinben */»•
Das Unterrichtsprogramm umfafet jmei Schuljahre, baS Sä)uljaljr
minbeftenS 950 unb höcbftenS 1000 UnterrichtSftunben.
Die 9(ufficht führt ein Dom Staatsrate erwählter 3nfpeftor unb eine
eigens für jebe einzelne Schule eingelegte ftommiffion, bie aus fünf Wü^
gliebern befielt, mooon $wei bon ber SrjiehungSbireftion bezeichnet werben.
DaS befonbere Programm unb Reglement ber Schule wirb unter 33orbef)a(t
ber Genehmigung abfeits ber (SrjietjungSbireftion Don biefer Äominiffion
entworfen.
Der 9tegionau*e1jrer begeht eine jährliche 33efotbung bon 1500 §r.,
jubem ^at er Hnfprudf} auf eine anftänbige SBobnung, fea)S Ster Mannen*
tyolj, einen ©emüfegarten unb fed)S 2lren ^flanjlanb.
Der Söefud) ber SRegionalfdmle if) für aüe Schüler obligatori)$, bie
bor erfiiQtem bierjehnten WlterSjatjr baS Programm ber ^ßrimarfchule abfolbiert
haben unb im StegionalfcImlfreiS wohnhaft [inb. Die (Sntlaffung finbet erft
naa) bem ooflenbeten zweiten Schuljahre ftatt unb wirb Dom 3nfpeftor aus*
gefprochen. —
Die föegionalfchule ift alfo feine ftachfchule, aber auch Wne @elefjrten=
fcf>ule, fonbern baS, was fie fein l'ofl, eine erweiterte SBolfSfchule, bie berufen
ift, bem SSolle eine öilbung ju geben, wie fie baS gewerbliche unb praftifch
wirtfchaftliche ßcben t)eute forbert, eine Silbung, welche bie untern fllaffen ber
höhern Schulen (©nmnafium) oermöge ihrer mehr formalen SilbungSjwecfe
nicht geben fönnen unb auch Die einfache länbliche SolfSfchule nicht, ba fif
ju wenig umfaffenb unb ju wenig in bie $iefe arbeiten fann. Der Bauers*
mann fann in ber heutigen 3eit, wo alles borwärtS brängt, alles fieberhaft
thätig ift unb fpefuliert, nicht ftiHe flehen ; er muß im Kampfe um'S Dafein
feinen Eiann fieflen fönnen, unb baS fann er nur, wenn er eine gehörige folibe
Bilbung hat. Unb je länger, je mehr bedangt auch baS fokale 2eben in
©emeinbe unb Staat benfenbe, urteilsfähige Bürger. Wur eine gute Sd)ul«
bilbung bietet bieSbe^üglich gute ©ernähr für bie 3ufunft.
Die erfte unb £>auptbebingung aber für baS ©ebenen einer Schule ift
unb bleibt ein guter Cefjrer ; baS gilt ganz befonberS auch für bie »egional»
fchule. Da ber Unterricht in berfelben borjugSweife mit Ätidficht auf 2anb-
wirtfchaft unb ©ewerbe erteilt werben fofl, foflen bie fiehrer h«ju
qualifiziert fein. 2Bir müffen 2er)rer hoben, bie in ber Bewirtfchaftung beS
Kobens, in ber Obftbaum*, Bieh» unb Bienenzucht genügenbe Äenntnifie
befifcen, um in biefen ©ebieten, foweit fie in ben Gahmen ber Scegionalfchule
Digitized by Google
311 -
fallen, unterrichten ju fönnen ; mir [oflen 8ehrer haben, Die burd) 33efucfj Don
SBertflätten, ftabrifen, Ausfüllungen, bura) ben Umgang mit ©efchäftsleuten
unb burch ein mit befonberer Siebe betriebenes ©tubium Der betreffenben
Rächer auch mit ben 3*erfjä(tniffeit unb 5öebürfniffen ber gemerbetreibenben
33eDölferung Dertraut morben finb. Unb biefe fiehrer finb feine anbere als
eifrige, tüchtige unb bewährte JöolfSfchu lieber, roelche bie SBilbung, bie fie im
©eminar empfangen, in lanbroirtfehaftlichen Surfen ober ©dmlen ergänjt
unb erweitert haben unb bie auch fähig finb, im Srranjöftfchfn, refp. $eutfchen,
ju unterrichten. $aS 9?egulatiD für bie Wegionalfchulen forbert benn auch,
baß ber fiehter in fämtlia)en ©djulfächern unb baju noch in Öanbmirtfct)aft
unb im Ortanjöfifa)en (Deutfchen für bie ^ranjofen) eine Prüfung ablege.
2öir fönnen baS Seftreben, bie Otegionalfchulen in ben gröBern ßanb-
gemeinben einzuführen, nur begrüben unb unterftüfcen; benn mir finb überjeugt,
ba& fie für baS $olt, befonberS für ben Öanbroirt eine fegenSreidje Sohl-
tet finb. p.
ßxt öeutfdjen öd)ulmet(lfr b. I). Me ^rimarleljrrr
ber jitabt 1460—1895.
(SSon «. «fcbnmnben, üebrer in 3ußO
Senn mit ben beutfehen ©dmlmeiftern 1400 begonnen mirb, fo fofl bamit
nicht gefagt fein, baB Dörfer feine ©chulmeifter b.ier ejiftiert haben. Wangels
an Oueflen tonnten biefelben nicht roeiter jurücf Derfolgt merben. 1435 Der-
fanf mit ber Mltftabt auch baS flrchib, unb bie SRatSprotofofle beginnen 1470.
Saut 9r$ib 53aar finben mir urfunblich aber fchon 1257 ben 27. 9foD. ^farr*
rjelfer unb ©chulherr 3afob unb feineu Unterfchuhneifter IRubolf Don 3U9 als
3eugeu in einem Don $efan ftrnolb in 9tifch, bifchöflichem dichter entfehiebenen
©treite jroifchen ben ^farrgenoffen Don 93aar unb Äappel. •)
1460 3oh*»ne* 8Ie<?, 1495 Taufpate feines GnfelS Johann 93lefc. AIS
tüchtiger Kalligraph lieferte er bem ©tabtpfarrer (Sberharb laut iagebuef)
folgenbe Arbeiten : „(Sin briff bar an bie namen ber l. heiigen Derfcfcribeu
finb ber ^eiltum in bem farch oect)alten finb, berfelb brif foflet je
fchriben Dnb je floriren 2 ^fb. ; 6in brif mit bem namen ber heiigen
in ber eer bie altar gemixt finb auch wmb 2 ^3fb. ; ein bermetten brif mit
ber ablafeurfunbt beS Legaten umb 5 ©#1.; eine abfehrift beS brifS
aufe Gnglanb 5 ©chl. ; bie EeSperpfalmen 1 ©l. ; ein fequenjionarium
Don 12 quatemen, jebe je fchriben Dnb je benoten 16 ©eh.; ein ganj
») NB. <£rgänjungen unb Berichtigungen finb fehr »ittfommen unb foflen
SJerroertung finben.
Digitized by Google
- 312 -
plattet mit anbern $uogef)örben, barjuo finb ton 17 quaternen, jebe
juo 15 SajI."
1493 §an« *iet?, ©oljn be« Umgenannten. Wjnlia) mit fein Stoter beforgte
er laut ©tabtpfr. gberljarb« $agebu$ oerfc&iebene fafligr. Arbeiten:
„3tem ber nüro fcfyiolmeifter &an« bleuen fol fc&riben juo 3t. o&roafo
zc. ic. — baran fjan i$ im gen 11 ©$l. be« erften, barna$ off mitmuß
cor be« öfter tag 20 ©#l.; öff ben öfter tag 30 ©<$!.; item 15 Sa),
onb 1 oiertel fernen, item ftner froroen 15 ©a^l." — , „item off fant
!atr)rtnen tag 1 ©Ib. für fingen ba« er juo fant Dferoalb bif geljulfen
&et." @r heiratete 1493 eine Urnerin, Warnen« Hnna Sengler. SuS
biefer (Sfje entflammten 3ofymn, 1495 in 3ug getauft, ein 2. ©olm,
1498 in SBuoa)« getauft, ein 3. ©oljn, im ©<$ulljau5 in 3"9 geboren,
ber 4. auä) in 3U8* Der 5- in S3ifa)off3jefl , ber 6. toiebcr in 3U9*
ebeufo bie folgenben ftinber au« ber 2. (§fje mit (Slifabetlj planier
oon grantfurt. 91u3 biefer 2. 6lje ift am befannteftcn 3^^riad $lr$,
ber 1533 ^Bürger in Sutern, bann ©d()ulmeifter, (SeridjtSfcfcreiber. ©roß»
rat, !aiferlid)er unb päpftliajer 92otar unb 1549 oon ftaifer ftarl V.
fogar in ben 9tbe(3ftanb erhoben mürbe.
1510 3örg 5tnf aus Äonftanj. •)
1535 Äafp. Suter, einer fjamilie oon Jorgen entfproffen, bie 300 Safyt
mit ber ©tabt 3^"$ Sieb unb 2eib getragen unb feit bem alten 3ttn$s
triege bei 30 ©liebern auf ben ©d}la$tfelbern Oerloren Ijatte, fab, fia)
ßafpar, beffen SSater bei Cappel gefallen mar, genötigt, na$ 3ll9
auSjumanbern , mo feine ftnoerroanbten lebten. Denn feine« 3ktcrS
©rofcmutter mar eine Äolin, toeldje mit ber ?lltpabt ben 4. TOrj 1435
oerfunfen mar. ©uter mar ©djreibcr unb ©cl)iilmeifler. 3m 3"ria^biete
lonren baniül« alle hinter, ©rf)reiberftellen unb ©Ovulen in golge über-
fluffe« an „£)orf)gelel)ttcn", oon ber 9luflöfung ber ©tifte unb ftiöfier
Ijerrüfjrenb, Oollftänbig befe^t, fo baß mancher fromme, tapfere 3Rann,
mie ©uter fagt, außer Sanbe« fein SBrot fua^en mufete.
©uter oerfajjte im Verlaufe üon 4 Sauren eine grojje ©cfcroeijer*
a)ronif oon 1 100 33ogen, moju er 27 Gfjronifen benutze aber au$ etma
300 fronen = 900 gr. Unfoften fatte. einige ber 13 Orte, benen
er bie (Sljronil jum ftaufe anbot, befa^entten iljn jtoar, allein getauft
rourbe fie nidu", ja 3»"$' f"r totlfyi er jeitleben« üoü ©egeijterung
mar, mürbigte iljn nidfot einmal einer ermunternben Slntroort.
genier« oerfafcte er eine abgetürjte ©a^meijera^ronil, (Sfyromt ber
©tabt 3ug, bie Gfjronif be« Cappeler Kriege«, ©prüd>e, £rieg«licber,
') Seit 1511 tourbe ber fjl. OJeift ©pital in ber Slltftabt a!6 beutle« ©<&ul*
bau» benufct, ba in biefem 3al)rc ein neuer erbaut murbc.
Digitized by Google
- 313 -
©riefe, flud) fanb er fid) üeranlnfet, in frembe $ienfte ju treten. 9t («
SteiSläufer fiuben mir Suter 1544 bei flarmaguola, mo ben 14. Slpril
3400 Scfcroeijer in franj. Solbe über bie flaiferliaVn fiegteu. Suter
belang biefe S$la#t, Ijielt fid) dm« bis 1552 mieber in 3ug auf,
jog neuerbingS nad) ^iemont in franj. Solb, oerlor 1554 bei ber
Belagerung Don flamerano baS Öeben unb mürbe bort üor bem S(tjloB
am Berg begraben.
1570 3«fob flttcner, SBoter beS StabtpfarrerS Söolfgang SReöer Don 3ug.
(Sr befafe ben #of Opplisbübl, mar Senior ber ©labt unb ftarb beu
8. ftob. 1613.
1591 3of>ann §u»1jlcr, trat 1605 in bie 2ufaSbruberfa)aft, ftarb 1608.
Befolbung: 52 Oilb. ; freie 2öor)nung, ©arten, ^flanjlanb, 10 Sa)l.
Sa^ulgelb, 1 ßerje per ©a^üler unb täglicfc 1 flefle ^abermuS aus
bem Spital.
1600 $eier Sdjmib, ©ulbenfd/reiber , beutfdjet Scf)ul- unb SRedjemneifter
ber Stabt 3uß-
1565 ben 1. $uni motzte fict) Dr. $eter Billiger, Pfarrer, Mau
unb Äommiffar in %rt mit 3afob BÖdli oon Sa^mt^, ©afluS £einriaj
Don tögeri unb ©regor Sanbolt t>ou ©laruS auf bie Weife nact) 3e*
rufalem, fam in SRfyobo« auf ber Wüdreife ben 13. 9toö. 1565 in
türf. Stlaoerei, aus melier er erft ben 30. Slpril 1568 erlöst unb
ben 15. 9coo. in Wrt mit Äreuj unb ^fa^nen unter bem ©eläute ber
©lotfen roieber empfangen mürbe. Billiger, geboren in Stoot unb 1581,
geftoiben inHrt, ooflenbete 1570 bie meitläufige unb intereffante Weife»
bef$reibung. 3)aS 2JlanuSfript blieb unbenufct, bis eS Sdnilmeifter
Sdjrnib 1603 bei Wif. &alt in ßonftanj im $rud erfreuten ließ.
1(510 »altljafar ©ermann. Saut ftatsprotot. uom 15. Sept. 1612 mürbe
er megen Unfleifc unb klagen ber Bürger auf näa)ften Wartini feiner
Stelle entfefct.
1617 Sconljarb 3inßflr S<$reiber, §aupt einer beDeutenben 3ramtlie, trat
gleiten 3al)re$ in bie CufaSbruberfdjaft.
1624 3afob ©ebcr oon 3ug, mar ein tüchtiger Ce^rer unb fanb feine
Wufjeftätte bei St. Csmatb.
1629 3afob Jmercnbolb, oerer)!, mit flmalia Stodlin, feit 1622 Crgauift
unb Scrmlmeifier in Hltborf, ausgezeichneter G^oralbü^er-Sa^reiber,
geft. 1633 unb begraben bei St. Csroalb.
1633 fterbinanb fallet, feit 1629 Organift unb Sdnilmeifter in Wtborf,
ftarb ben 11. Ott. gleiten SatjreS unb mürbe bei St. OSmalb begraben.
1634 Soljaun Offener, ftarb ben 29. «Dcär$ 1645 unb fanb fein ©rab
bei St. OSmalb.
Digitized by Google
— 1
— 314 —
1644 Daniel Scbmab — roegen Sölten gegen ben Untermeibel cor ©e-
rieht stiert, foH fleißiger fein, nur 9?utenftreia> brauen.
1 645 1 . 9(prü, £a£aru# Strrbautu aus bem 93rei§gau, üorljfr Schulmeifter
in Art, öerljeiratete fich ben 12. $uni 1645 mit Otttlia £>offlettrr,
mar auch ^roöifor, jog 1646 nach ^Rellingen.
1646.2. 3nnt. Johann Söolfgang ftriefhart, ein ehrlicher unb fleißiger
sBcann, führte bei St. OSroalb bä§ öffentliche föofenfranjgebet ein.
SJon ben ftinbern bet erflen t$xau mürben 2 ©ör)ne Seltpriefler.
TO SJefolbung ^otte er jährlich 16 Wütt fernen, 12 Softer ftolj,
20 ©l. für ba$ SBochenbrot, alle ftronfaften 5 ©1., Spenb unb Wufc
(£ir§brei) oom Spital, öon jebein Schüler 2 S3afeen, 2 SBurgernu&en
in £>aber unb fernen, Söohnung unb ©arten, bie Schüler mufeten
unentgeltlich $o!g tragen. (fltatSpr. 1646 3um 2.) 1648 mürbe er
noch ^roöifor, 1662 aber ber Schule enthoben, roohnte gleichrooljl
im Schulhaufe (alter Spital, jefet Schreiner SöürgiS $au$, nädjft ber
Capelle). Webft ber ^roöiforftclle grünbete er nun eine ^rioat»2Räbc$en=
fchule. Da aber fdjon feit 1657 bie tflofterfrauen öon SRaria Opferung
im alten ftrübrnefferhauS. (nächft bem alten Spital, jefct Stifrig*
unb 33ranbenberghauS, 43 n unb b) unb fpäter im tflofter unent*
geltlidj eine <Dläbchenfchule unterhielten, oerbot it)m ber 9iat roiebert)olt
biefe Schule, unb als er nicht gehorchte, mürbe er einen Sag in ben
Ztymn gefieeft. Seinem Nachfolger, Schulmeifter »Oer, foOte er
bie Söohnung räumen unb baS St. 3öolfgang--£au3 begehen ; es ift
bie§ bie heutige Äafeme. 2HS er nicht ftolge leitete, mürbe fein
£au$rat geroaltthätig auf bie ©äffe gefteOt.
W\t feiner ^roeiten $rau, bie leiber feine t)olbe ©attiu mar,
lebte er in Unf rieben unb trennte fich Don ihr; beSmegen befahl ihm
ber 9fat jum ^meiten mal, bie ©attiu mieber ju fich Su nehmen,
roibrigenfafls fein Sinfommen entzogen merbe ; auch bie Äinber foOen
ber Stiefmutter gehorchen, anfonft fie oom Unterroeibel aus bem
£>aufe gejagt roerben.
Stoib nachher tarn er um bie Erlaubnis ein, ben Ausbürgern
Schule halten $u bilrfen. ($rft nach mehrmaligem JBitten mürbe ihm
gemährt, ^atte jeboch im 2Öinter mit bem Schulmeifter Fachmann
bie Stube $u teilen, bamit nicht unnötig ftolj tierbraucht merben
miiffe, maS ficherlich feine beueibenSroerte Stellung mar. (Snblia)
ben 3. Woöember 1688 rourbe er, 74 3ahte alt öon feinem fummer«
öoOen Ceben erlöst. (ftortfcfcung folgt.)
Digitized by Google
315
Sarnau. DaS ©efefc betreffenb ber bürgerlichen t$ort6i(bung4f$ule Ift
mit 17,687 Stimmen gegen 13,939 angenommen roorben.
OJroiibÜHbcn. (ßorr.) @in intcreffanteS ftinberfängerfeft hat am Ofter--
montag, oom fünften 2öetter begünfligt, in 3lanj ftattgefunben, an welchem
fich nicht roeniger als 20 Spulen beteiligten. $aS fjeft rourbe eröffnet
burdj ein SBegrüfcungSlieb ber bereinigten ©acuten Don 3fanj, roorauf bie
fteftrebe beS $errn fteaHehrer 3inSli folgte, melier in berebten Korten
ben 3»'d folcf>er flinberfefte barlegte unb bie heutzutage fo notroenbige
fonfeffionefle ioleranj empfahl. 3roei Ätfujf einigen uns afle, baS ßreuj,
an meinem unfer göttlicher (Srlöfer fein Seben für und aufgeopfert, unb baS
roeifee ftreuj im roten treibe, bie Siebe $u unferm rouuberfchöuen, t>errtic^en
33aterlanb. 9cad) bem roohlgeorbneten unb gut gelungenen freftjuge folgte
ber Vortrag ber aflgemeinen Öieber im geräumigen Saale beS neuen Sct)ulhQufe$.
Senn biefe lieber nicht ganj bie jahlreict)en 3»^örer befriebigt höben,
fo thaten eS um fo mehr bie einzelnen Seiflungen, Don welchen bie Schulen
Don ttiein, SrunS unb ^lanj (fatholifche ^riüatfchule) befonbern ©eifaH
fanben. $iefeS gelungene fteft bürfte auberSroo jur Wachabmuna, aufmuntern.
(Stach ber GJafctta SRomanfcha.)
3 tl] tu n v 5)en 8. TOai ftarb in Schmiß ber fyofyw. flanonifuS Hieli,
SReltor beS Kollegiums Waria #ilf. ©eboren ben 18. Januar 1842 in 33alS,
fft. (Sraubünben machte er feine ®D,mnafial=Stubien in Gfmr unb Schrot^,
bie theologifchen in 3nnSbrucf unb mieber in ©hur. 1867 rourbe er ^rofeffor
im ÄoQegium in Schrobj, 1870—77 roarb er zugleich ejternen^räfeft. 1877
folgte er einem 3luf nach ftreiburg, roo er 7 3ar)re lang als ^rofeffor am Ober-
gDmnafium roirfte. 1884 rourbe er al§ fteftor nach Scönroj berufen, roo er
als folcher unb als ^rofeffor bis ju feinem ?obe bö<hft fegenSreich roirfte,
geliebt unb geachtet foroohl Don ben zahlreichen Schülern als Dom gefamten
^rofefforenfoHegium. Unter ihm blühte baS Kollegium neu empor, rourbe bie
ÄoflegiumSfirche gefchmacfüoll renooiert unb eine neue Orgel hergeftellt. Schule
unb Kirche roaren ihm inS £erj geronchfen ; für beibe forgte er mit 91ufopfe=
rung feiner Kräfte. Wöge ©ott bem tüchtigen Schulmann, bem oortrefflichen
'Jfeftor unb mufterhaften v#riefter, ber fein ganjeS Seben ber chriftlichen 3ugenb»
er$ieb,ung roeihte, bie Krone beS eroigen CebenS geben. Sei uns roirb er aber
in gefegnetem 9lnbenfen fortleben unb in ber (#efct)ichte beS Kollegiums roirb
fein 9came ruhmDoOft eingegraben bleiben. R. I. P.
$uß. Ter Schulbericht über baS SrjiebungSroefen beS KantonS 3ug pro
1893/94, Derfafct. D hodm). Schulin fpeftor 3 Specf , Pfarrer in Steinhaufen,
ift erfchienen. $aben bie frühem Berichte nur baS VollSfchulroefen berürffichtigt,
fo umfaßt bagegen ber gegenwärtige baS ganje @rjier)ungSroefen beS KantonS
— roaS mir als eine glücfliche Neuerung anfehen, ba Dem Cefer baburch ein
©efamteinblid in baS (antonale Schulroefen ermöglicht ift. — 9Jtit SRecht De»
tont ber 33erid)t eine fleißige Sdmlauffichi Don Seite ber (ÖemeinbSbehörbe
unb einen fleißigen Schulbefud) Don Seite ber Kinber, foroie ein gleichmäßigeres
Verfahren in ^Inroenburg ber 5?erorbnung über baS Slbfenjenroefen. 93on ben
Üttytxn roirb eine möglichfl gute Vorbereitung für bie Schule unb bie güt)"
Digitized by Google
- 316 -
rung be§ $laffenbucbe§ bedangt. $em SRechen» unb beulten Sprachunterricht
foüteu iu unfern Schulen noch größere 9hifmerffamfeit geteuft merben. 2lueh
bie 9J?etbobe foOle in ben Derfdjiebenen Stuten gleichmäßiger gefmnbhabt werben.
Gin ^ortbilbung§fur§ für ba$ Rechnen unb bie Sprachlehre märe baher fetjr
)U roünfchen. 33on 70 ^ßrimarfchulen tonnte 28 bie 9?otc I unb 35 bie ftote
I a erteilt merben ; 7 erhielten bie Wote I b. 9118 uugenügenb mürbe feine
qualifiziert.
$ie 3ar>l ber Schüler an ben Sefunbarichulen mäa)$t in erfreulicher
Söeife. Wn allen biefen Schulen wirb gegenwärtig 2ateinunterrid)t erteilt,
inbem nun auch mit berjenigen in 6^am ein Unterghmnaftum Derbunben ift.
$ie Arbeits» unb 9fefrutenfehulen nahmen ihren gewöhnlichen Verlauf.
$ie ©efamtjabl ber s#rimarfd)üler belauft fi$ auf 2804, bie ber Sefunbar«
fdjüler auf 224; bie ber ftantoSfchüler auf 64. — Über bie ßanton£fcf)u(e
ift fa>n in einer frühem Kummer ber $äb. 581. berietet roorben. — $er 53e*
ftanb ber Sdwlfonbe hat um 4704 ftr. 12 @t8. ^genommen; alle ©emeinben
mit Ausnahme Don 9iifd> bezeigen einen 3uroach$. Much ber fantonale Schul«
fonb hat eine Vermehrung bon ö512 ftr. 20 (5tS aufjuroeifen. Sr beträgt gegen«
märtig 102,101 $r. 60 Gt8., bie gemeinblichen t^onbe aber belaufen fia) auf bie
Summe bon 553,850 ftr. 58 618. — Die Ausgaben beS ftantonS für ba$
Sdjulmefen betrugen 1893 46,463 ftr. 76 <5t8 , bie ber (Semeinben 99,168 ftr.
29 GtS. 9luf ben Schüler trifft e§ 47 §r. 63 <£t8.; auf ben Ginroofmer
6 ftr. 39 Gt§. — «n bie Ausgaben für baS Sd)ulmefen leiftete.ber JBunb
einen Beitrag Don 1000 gr.; bie $ug. Sparfaffe einen folgen Don 650 $r.
$ie (SefamtauSgaben betragen 147,282 %t. 05 6t«.
SJiit großem frleifee finb bie Derfchiebeneu Tabellen beS Berichtes ^ufam»
mengefteüt. <3Die Schülerjahl ber einzelnen klaffen bifferiert in ben einzelnen
(Semeinben bebeutenb; boch erreicht unb überfteigt fie ba$ ©fajimum (60)
nur an einigen menigen Schulen ber (Semeinben öaar unb ßham. 3)ie $lb--
fenjen bürfteu an einigen Schulen noch bebeutenb jurüdgehen. 3m übrigen
macht ba§ Schulmefen burchmeg einen günftigeu Ginbrucf unb ift berart betroffen,
baß bei aOfeitig tüchtiger Arbeit fd?öne 3tefultate erhielt roerben Dürften. —
— 3m $anton§rate Dom 29. Wpril ftellte (SrjiehungSrat Dr. £>ürlimann
eine Lotion bezüglich bei in ÜReoifion gefteOten Schulgefe&eS, ob unb mie
bie Beratung beSfelben geförbert merben fofle. Sie mürbe Don hodp. Äeftor
Reifer unb Stabtpräfibent Dr. Stablin untertritt. $ie 2lntmort be§ ^räfibenten
beS @rjiehung§rate§ mie§ auf bie Schmicrigfeiten hin, bie fich ber Durchführung
beöfelben entgegenfteHen tonnen; fie feien teils päbagogifcher 9lrt (Sdwljeit)
teils finanzieller Watur; immerhin merbe ber 9iegierung§rat bie Beratung
über ben erjiehungSrrttlicheu (Sntmurf möglichft beförbern, bamit berfelbe
innerhalb menigen Monaten bem $anton«rate Dorgelegt merben fönne.
Italien. @in jäher Schulmann, ber in ganj Europa faum feine*
gleichen fiuben bürfte, ift Antonio Golombo in 5} a reffe, (Ciguricn).
ierfelbe ift 90 3ahr? alt unb Imt fürjlict) baS 70. 3at)r feiner Öeljrthätigfeit
Dollenbet, roobei ihm ber Unterrichtäminifter eine filberne SRebaifle Derliet)en hat.
— Kongreß ber falefianifchen Mitarbeiter in ^Bologna. @rfter
2ag 23. Wpril. l)er Kongreß mürbe in ber grofcartigften unb feierliehfteii
Seife mit einem ^ontiftfalamte in ber Eafilita beS (1. $)ominiiu3 unter
Digitized by Google
- 317 -
Wtftenj Don jufammen ca. 30 Karbinälen, (Srjbifdjöfen unb S9ifd)öfen er-
öffnet. fluSgeroäljltefti' Mufif üon tytläftrina. Ungeheure MenjaVn menge.
Die aufs glänjenbfte beforierte Wula uafjnt m<S) bem Wmte bie Kongreß*
mitglieber auf. 9lm Tifäe ber Sf)renpräfibentid)üft faßen 3f)re (Sminenjen
bie Karbinäle unb (Srjbijdjöfe Don Äaüenna, Mailanb, ^ffffl^ unb Bologna
unb ©einet ©naben ber Ijodjro. £>err 6rjbi|'cf)of üon Turin ; am Tifcfye ber
ruir!üdE)en ^räfibentfcfjaft )afe ber ©eneraU©uperior ber falefiaitifd>eii Kon-
gregation Don Kita, umgeben üon l)ocf)berii&inten Männern Italiens unb
anberer Cänber. 6§ fpracf)eu unter bem größten Öeifafle: Der Garbinal
oon ^Bologna Monfignore 3occo1'/ ©arbinal Mauri unb Don Aua.
Unjfltyig finb bie 3ufiinintUtTgSerflärutigen in Briefen unb Telegrammen ans
allen Söeltteiten. 9?acf) ben Arbeiten ber Seftionen am 9cad)mittag [prägen
ber Marcfyefe ©affoli Tomba, ber ^rofeffor an ber Uniüerfität üon Mobena
Suigi Dliüi, Dr. Don ©iulio Karbens, Monfignore T'©erclae3 unb Kar*
binat fterrari.
3n>eiter Tag 24. SlprÜ. Der Kongreß na^m einen beton nberuug§=
roürbigen Serlauf. Die Arbeit ber (Seftionen rourbe auf ganj proftifcf)e
Söeife unter Teilnahme üon tytfonetl mit Ijofjet 2fadf)fenntni3 eifrigft betrieben.
Sei ber ©eneralüerfammlung fpracfjen unter nietjt enbeu rooflenbein Seifalle
ber 6r$bifd)of Wmbrofini über bie Spulen, Don Prione über bie ©nlefiauifdjeu
Mitarbeiter, Don ftranjeSco Gerruti über ©d)tilbüd)er, Dr. Theol. Don
©ioüanni Marenco über bie 2Derfe ber ©dnoeftern üon Maria^ilf unb ber
Sifcfrof unb Miffionär Mfgr. (Softamagna über bie folefianijcrjen Mifftonen.
Die erfte Serfammlung rourbe gefdjlojfen burd) bie IjinreiBenben 5Öorte beS
(SrjbifdrofeS üon Turin unb bie Dtebe beS 33ifct)ofeS üon.GolIe b'ßlfa. 3 um
Kongreß roaren noct) anbere Prälaten, r)bt)e £)errfa>iften unb fogar eine boa>
angeferjene Emilie üon Uruguai gefommen, unb roof)itten bemfelben ©alefia^
nifdje Mitarbeiter au§ ftronfreid), ©partim, Portugal, ber ©cfyueiji, Belgien,
ßnglanb, Öfterreid), ^aläftina, Mmerifa unb auS allen ©egeuben Italiens bei.
ßefcter Tag 25. Wpril. Diefer Kongreß bilbete einen roafyreu unb
glänjenben Triumpr) für Don 33o§co unb bie ©ale)'ianifcf)en 3nftitutionen.
sihid) fjeute fpraa^en mit t)or)er ©elefyrfütnfeit unb 33ereb|amteit ausgezeichnete
Kebner. Da§ Programm beS in ben ©eftionen üorrjer paffenb üorberciteten
©toffeS rourbe mit berounberitSroerter Crbnung unb tQfart>eit bur.rfjgefüt)rt.
MitagS» Oratorien, 9teligion§fd)ulen, Kollegien, .^ofpije, ©alefianifaje 5lcferbau-
Kolonien, auswärtige Miffionen, öefjrbüctyer für ©d)ulen, SolfSfdniften, für,}
alle üon Don SoSco gegriinbeten ilöerle tüurben ba in anjieljenber unb
überjeugenber 2Beife erflärt unb empfohlen. Tief ergreifettb roar bie firrf)lid)e
©chlußfeierlid)feit in ber Safilifa beS DominicuS mit ^rebigt, Te Deum
unb ©egeu. (Sitten tro&en Kunftgenuß bereitete uns nod) fpät abenbS bie
r*eft-Wabemie üon mufifalifchen unb poetifa>n Vorträgen, meiere in ber
eleftrifcf) beleuchteten Wula beS KougreffeS ftattfanb. 33on ben üier antDefenbeu
Karbinälen unb über breißig (5rjbi|'4öfen unb 39ifd)öfen rool)nten einige allen,
anbete nur einigen Serfammluugen bei. Der Kongreß glief) einem ty. Konzil.
Mm nädjften Tage ben 26. ^Ipril rourbe eine großartige 2ÖaUfabrt auf
ben benachbarten Scrg Deila ©uarbia üeranftaltet, toofelbft [ich ba§ Heiligtum
Märiens, genannt bie Mabonna beS 2utaö, befinbet.
Digitized by Google
- 318
31 mcr ifn. 3n Wamioba, einer fanabifchen ^roDtnj, roo früher bie
ßatbolifen bie Wehr heil befafjen, aber burd) ©inroanberung ber ^Jroteftanten
jur Winberheit ^erabianfen , hotte bie üor furjem uir |)errfchaft gelangte
ultrn'proteftantifcbe Regierung nichts (SiligereS \\\ ttnm, al§ bie fatholiüten
Schulen unb bie ßebrfreifjeit ju unterbrüefen , fo bafi bie fatbolifchen Altern
ihre ftinber in bie proteftantifchen Spulen mit proteftantifchem 9leligion3«
unterrichte fchitfeu foUten. $aburdj fiitftanb unter ben ßatholifen grofee
Erbitterung; fie befchroerten fidj üor ben oberften (£ericht§höffn in SWanitoba
unb ftanaba, unb ba bie beiben Urteile fidj tüiberfprachen unb ernfte Unruhen
p befürchten roaren, gelangten fie an ben f)ö(f)ften ©ertdjtstjof be$ brittifc^en
9tfid)e§ in Conbon. Der ßntfdjeib fiel ju (fünften ber ftatholifcu an* unb ber
3Öilltüratt ber Protestant ifdjen JRegierung roirb aufgehoben. Da§ ift ftaatS*
männifche Klugheit unb ©eredjtigteit jugleich, bie bem brittifchen ÄeiaV jut
@t)re gereift.
^äbaflöfltfdK iMtteratttr mtb Lehrmittel.
üefebuch für bie erftc Stufe ber Setunbarfdiulc. St. ©allen, Ib- Sürth-
s$rei8 2 ftr. (6 unb mehr ©remplarc A frr. I. 80.) — ©in Scbulbud), reich an
vwil)iilt unb trefftid) au«geftattet in ©ejug auf Drud unb Rapier, liegt und oor.
Der erfte 9f bfdmitt : „framilien* unb ©emütsleben. Sittliche« unb reit*
flibfe* ßcben", ift ber utnfangreichfte. ©« läßt Rd) aber auch fchr oiele« baruntcr
iubfumnticren. dufter ben Dielen gutgemäblten ©ebiditen, unter benen „Äflc« für
(Mott" einen mürbtgen ©ingang jum Suche bilbet, finben mir eine Neibc trefflicher
©rjäblungen, fo ^itr. 2 Docbterben; 12. ©'iUiurerdjlaufc Xaoeri; 17. ©ine Ohrfeige
jju rechter 3eit (heißt ba* 8. 0ebot: wDu foüft nicht ftehlen*?); 25. Drei Dage
unb jmctßieber; 36. Der treue Äuedit; 40. Du foöft ben Feiertag heiligen, ©ehr
feböu uadi beut ßcbett ftnb bie jmd größeru Stüde oon 3obauna Spnri Nr. 54 unjt> 55.
Der jmeitc Hbfcbnitt: „auebcrfccimat4* — im Xert fclbft fehlen bie Uber*
fdmften ber einzelnen Slbfdinitte — bietet präditige Naturfcbilberuugen unb ßanb*
fdiaft*bilber au« ber Dftfdnocü, tote Slbfdmitt IV. fold)e au« ©uropa. 2üic leben«*
>oahr fiub uidit j. ©. Nr. 62 „Nagaj unb $fäfer«w; 73. „Hm Satter ber Solanum";
8« unb 87. „ßintbtoerf unb ©fdier", fobann fo oielc Sdrilberungen au« oerfehiebenen
Stäbten unb ßänbeni be« 2lu«lanbe*.
Die Stüefe „sur «efdjicbte" bieten eine bübfdic Mnjabl recht aujiebenbcr
unb gelungener Silber ans Sage unb (Mefcbicbte. Doch fagen mir c* gleich: 9Hit
glctdiem ober größerm Stecht, al« Obtiffeu«, (tyflop unb Delemacb au* bem troianifdV
griccbifdien Sagenfrei*, geborten bieber Nibelungen unb (SJubrun. ©benfo follte Nr. 76
,. Berftörung oon Schmar^enbaeh", ein fehr fdi&ne* ßefeftüd, hier eingereiht merben.
iFlbnlid) bürfteu oerichiebene anbere Nummern j. ®. „ßtnthmerf unb ©fcher", „Nübe=
jabl unb bie gute SJcuttcr- u. f. m. tjier ihren ^la^ ftnben.
Die Sdiiloerungcn in V. w2lu* ber Natur" fmb fehr reichhaltig; $oefie
unb $rofa bieten eine grofjc 3(u8mahl (Nr. 153 ift fein ^orgengebet, eher ein
Worgcnlicb, toäbrcnb für Nr. 154 erfterer litcl paßte). 3n au*gcbehntcm 9WaBf
ift bie Naturgefd)td)te, etma* fpärttcher bie Naturlehre oertreten, bod) mirb leitete
au« guten $rünben iuohl bem ßefebud) für bie jroette Stufe oorbebalten fein.
Einige Briefe unb eine Sammlung oon Nätfeln unb fprtcbroortlicben Neben*=
arten bilben ben ^Ibfcblufe bc« oerbanfcn*ioerten SBerfe*.
(Mcben mir ben (Mefamteinbrud, ben mir beim genauen Durdilefcn be« Suche«
empfangen, fo tonnen mir fagen : e8 mirb fjier ein fcb&ne« SBerf für geringen
$rei* geboten, ©ine :\ah\ oon (|adimctnnern bietet hier eine (Mabc, bie in ber
ßanb ctne8 tücbtigcn ßel>rer8 ein treffliche* fiehrmittel mirb. 9Jtit großer (Scfchidlicbfeit
ift oon ber religio* gemifdUen ftommiffion bie flippe umfd)if?t, nad) ber einen ober
aubern Seite hin an^uftoßen. ^telleidit mirb mandiem ba» Sud) nur eine 511
religiöfe Färbung baben. Der Necenfent m&dite befonber* manche Stüde, beren
Dcnbcnj eine laumarmc ÜDloral ift, megmünfehen. Sluch oerfchiebene ©rjählungen,
Digitized by Google
- 319
wo tüchtige* Emporfommen, behagliche unb geachtete Stellung al* 3iel unb Öofcn ber
Tugenb erfcbcint, finb eine bcbrutenbc v2lbfd)lag*jablung an bic materielle Wid)tuug
fce* heutigen 3eitgeifte*. Doch bierin werben aud) bei Vertretern gleid)er rcligiöfer
Überzeugung bie »nftdjten au*einanbcr gehen.
2Bo fo Diel be* ©uten geboten wirb, tonnen einige tieine Mängel unb Stuft*
iefeungen, bie hier ungefchnunft bargelegt werben fotlen, uidjt in iöetracf)t fallen.
3m II. Äbfcfjnttt miß c* gar uid)t einleuchten, baß fid) bie 3)arftctluua.en au« ber
£eiutatfunbc auf bie Dftfdjwcij, 3t. (fallen unb ftppengeD unb in gertngem ÜDlafce
auf Stnirgau, ©laru* unb ©raubünben beidjrärrfcn. Solitc bie übrige Schweis
aud) im II. Sefebud) ju ihrem 9ted)te fommen, fo hätten wir bod) lieber eine ange^
meffeue Verteilung be* Stoffe* in beiben Büdjern gefetjen.
SBarum fehlen im III. SIbfdjnitt gang unb gar Sdjilbcrungen au* ber oater-
länbiidjcn ©cfd)id)te, bie ein fo baufbare* (Gebiet ber ©arftellung bilbet? 3Rau
gibt tuohl bem Schüler einen eigenen äbriß ber Sd)weiäergcfd)id)tc in bie öanb;
aber biefer tann ja ftet* nur ein nacltc*, bürrc* (Gerippe oon Xhatfad)eu, Tanten
unb 3ahrjahlen fein. Durch anjiehenbe ausführliche Scbilberungen, bie ber üehrer
nicht immer ju geben im Tvalle ift, fbnnte ba* tfcfebud) fo überall* Wohltbätig
unb anregenb luirten.
Bemerfcn mir nod), baß ber Slrtifel über 3*lanb überholt ift — i*länbifd)c*
2JJoo* bilbet nicht bie .üauptnabrunq ber Bewohner u. f. m. (öercjl. Baumgartner,
ftorbifebe fahrten L uno bie bort citierte Üitteratur); ebenfo btetet ber SIrtifel
„Shitfucf* einige fleine Unrichtigfeiten, j. 33. wirft ba* 2Seibd)en feine«weg* ge=
fliffentlid) bie Eier anbercr Vögel au* beren 9ceft (f. 2Ba*mann in Stimmen u»ou
9Jtoria*2aad> Bb. 46, 1894, unb bie bafelbft angeführten ©ernähr* männer.)
SEBir fähen e* febr gerne, wenn ben Briefen ein furjer Unterricht über beren
«biaffung, (etil unb tjorm beigegeben wäre. 3n 6—8 Seiten hätte fid) bic* biu=
länglid) erfd)Öpfenb bchanbeln laffen, unb wir würben bafür gerne auf manche
Stüde in frühem teilen perjidjtcn. E* wäre überhaupt münfd)en*wert, wenn ber
Sdjüler ferne Äuffaölcbrc im Sefebud) fänbe nnb nicht noch eine ÜDleuge anbercr
Sücrfc für ben Unterricht im Teutleben benötigte, SBobltbuenb ift c*, baß fehwei^
jerifebe Vcrfaffer fo ergiebig ju Sbjen gebogen finb; c* wirb qut fein, baß nicht
bloß unfere eigentlichen ttlaffifcr unb höhern Vertreter ber üttteratur jur Vcr*
Wertung gelangten. Ob aber nicht aUjupiclc Stüde au* 3eitungcn unb 3eit;
f dir if ten entlehnt feien? Beim Durchgehen fielen bem Stccenfenten einige Stellen
auf, beren Stil ftarf bialcftifd) gefärbt tft (leiber ftchen fie augcnblieflicb nicht 311
©ebote.) 2öenu fdjon bie Rorbbeutfebeu ttjre $ropinjtali*mcn überall in bic
^itteratur hineinbringen unb burd) ihr Übergewicht auch jur ©eltunp bringen — fo
finbet fid) im Buche an jwei Stellen bie Verglcid)ung*partifcl „wie" ftatt „al*"
nad) einem ftomparatip — fo bürfen bod) wir Schwerer ein ©leidje* nicht thuu
unb formten e* nicht, weil an 3af)l oiel ju fdiwadj.
Etwa* mehr (Sebtrfitc Don großen SReiftcrn, befonber* Pou bem für biefc
Stufe fo geeigneten Uljlanb hätten wir gewünfeht. ®od) wirb bie* wahrfdjeinlid)
bem 2. üefebud), wo bie eigentliche fd)önc iiitteratur mehr berüetnditigt wirb, oor=
behalten fein.
Tag ift bie perfönlicbc Stnfidjt bc* Referenten, ber inbe* anbern Meinungen
unb @cfid)t*punften burebau* nicht ihre Berechtigung abfprechen möchte. Er hält
boHauf bafür, baß bei feinem anbern Sdjulbud) e* fo fdjwcr fei, aud) nur einigen
ba* Redete ju treffen, al* bei einem beutfdjen Sefebud). P. F. S.
rubrer burdj «ehr-- unö (friicbuiiflt^flnitnltcn. 3>bra- 1895/90. Mt einer
Einleitung: 933a* foßen unfere ftmbcr werben? 0. SReft. $aul Voigt. II. oer-
befferte «uftagc. 3Jcar Ruberer, Verlag, Verlin S. X unb 254 S. in 8°. 3>er
1. Xcil oon 9ieft. $aul Voigt ift im ©an}eu recht gut unb in mancher $iu ficht
febr belehrenb. Jit ber Einleitung hätte aber ba* religiöfe Element bod) Veriicf-
ftd)tigung uerbient. 9(uch hätte bem „.Sttrehenbieuft" ein eigene* Kapitel gebührt,
ftatt ber Einreibung in 9lr. 14 be* „Sioilbienfte*", bie nod) etwa* genauer, aud)
unter größerer fcerDorbebung ber L'idjtfciteit, ausgearbeitet fein bürfte. — 3>cr
2. Xeil ift febr unpollftanbig, ba er eben nur &nftaltcn enthält, welche gegen
Bezahlung von 3nfertion*gebübren aufgenommen würben. So fehlen y B. bie
renommierten Erjiehung*anftalten Pon Obcrlahnftein, Stetten, St. Beba in Bonn
Digitized by Google
unb ©t. Stephan in Mug8burg nebft oielen anbern in Xeutfcblanb, Ocfterrcid) unb
bcr ©djweij. — ©8 ift bahcr >u wünfcbcn, bafe berartigc ©Triften nicht ©adje
bcr ©ucbbänbler-.Spcfulation, fonbern fo eingerichtet werben, bafe He al8 oollftönbigc*
Wacbfdjlagcbud) bienen fönnen, au* beut ftamilienöätcr unb anbere, toetc^en Die
©r^iebung junger ßentc obliegt, 9iat unb Suffctyufs köpfen fönnen.
Äeifcr, Stcftcr.
ücljrhiid) für Den Unterricht in Der doologie. ftür ftumnafien, SRealgmunaften
unb «oberen ßebranftaltcn, bearbeitet uon Dr. Strafe unb Dr. ßanbois. 2Rtt 222 »b*
bilbungen. 4. nach ben neuen ßehrplänen oerbefferte Auflage, ftreiburg i. ©r. §er*
bcrfdjc ©crlagshanblung. 346 ©. gr. 8°. ÜR. 3.30; geb. 9H. 3. 70. — ©8 ift eine* bcr
beften ßebrbüchcr, fomohl ma8 3ul)alt unb metbobifebe ©ebanblung, al8 wa8 bie
»usftattuug betrifft. Butan ift c8 frei oon beut barwintftifeben Streben fo oicler
ßchrbüchcr, ben SRondjen unter ber Mubrif: Xicrrcid) ju betjanbcln. — £>er
SJtenfeb wirb juerft für fid) bcbanbclt unb erft nachher folgt bie foftematifebe ©t*
banblung beö Xicrrcicbe8. «ua) fpracfilicf) unterfebeibtt c8 fid) oorteilbaft oon otelcn
ähnlichen ©ücqcrn. 2)ie ©injelbcfcbreibungen finb oft gerabejn mufterljaft. X>ie
3u*uftrationen ftnb burfrjtoeg untabelbaft. Xa8 ©ud) fei ber ©d)ulwelt toieber
beftcnB empfohlen. —
ifofe Blätter. Sßäbag. 3eitbetrad)tungcn unb Jtatfcbjäge oon Dr. ß. Stell n er.
tfiefammelt unb georbnet oon «. ®örgcn. Wlit jroet ©djriftprobcn. jjreiburg
im ©reiSgau. fcerbcrfdjc ©crlagShanblung. (XVIJJ, 358.) SR. 2. 40; geb. 2R. 8. 50.
(Sd mar ein glüeflieber (Vtriff oom §errn ßerauSgeber, einige ber roertooHftcn
(Mcbanfen unfere8 großen fatbol. ©äbagogeu Dr. SceQner (et, bte in oerfebiebenen
fleitfehriften (wie: @?d)ulfrcunb, Srattwl. ©chuljcituna, 9Ronifa, ftatbol. ©cbulf unbe,
©onncr ßittcraturblatt, SRonatfcbrtft für fathol. ßebrerinnen) unb ©riefen an
ftreunben jerftreut liegen, ju fammeln, nach. einheitlichen (Mcficbtapunrten ja orbnen
unb einem weitem $ublifum jugänglicb ju madjen. ©8 bilbet bahcr ba8 üot-
licgenbe ©ud) ein b,errlicbc8 Xenfmal auf baa ®rab be8 eblen ©d)ulfreuube8, ba8
überall am*8 freubigfte begrübt werben wirb. £8 enthält einen reieben unb lehr
anregenben ©toff unb bietet bahcr jebem ßebrer unb ©reicher eine rjöcrjft lehrreiche
unb intcreffante ßeftüre. Unter bem Xitel „©tanbpunft unb Wrunblagcn" treten
mehr allgemeine pbilofopbifc&späbagogtfdje Arbeiten auf; bcr 2. Slbfcbnitt: „©lätter
für bie ©raiehung", menbet fid) mehr bcr ©rgictjungSprariB unb ber 3.: „3Rannig=
faltige llnterrid)t8winfe", mehr ber SRetbobif ju; bcr 4.: w©rofamen au8 bem
ßerjrerlcben" bat ben ßebrer, oie ßebrerinn, bie Schule, bie ßchreroercine, unb bcr
5.: w©d)ulgefd)id)tlidje ©lättcr" bie ©efdiidjte ber ©r^terjung unb be8 Untcrrid)tcr
im 8ugc. 3m 6. ^bfdjnitt erfd)cint w?l(Ierlei" au8 bem ©ebietc ber ©riieb^unfl,
be8 Uuterrid)te8 unb be8 ßcl)rerlebcn8. Den ©d)lufj bilben .Stellnero ©rftltng«'
arbeiten au* ben 3abrcn 1832 unb 33. — 2öir möchten ba8 fd)öne ©ud) offen
©rsieberu unb bcfonberS ber ßehrerwelt beftenS empfohlen haben. Sic werben
barau8 für il)r berufliches SBirfen unb ihr pcrfönlicbcä ßcben manchen wcrtooHcn
SBint fdjöpfcn.
(SefunDlicitdlebrr. ©in ßcitfaben für ben Unterricht in ben Sfortbilbung8--
fdjulen. ©on 3 oh- ^uber, ßchrer in 2ßülflingen. 3"rid) unb ßctpjig, ©erlag
oon Xh« ©d)röter. 1895. 116 ©t. $rci8 3fr. I. 25. $>er I. Xcil bchanbelt bie
ßchre oon ber (Mefunbheit im allgemeinen, ober: SBie fantt man gefunb
bleiben? Icr II. Xeil enthält eine ©egrünbung unb ©eleu ebtung ber ötoff ■
au8wahl- ©o oiel ßcbrreicbe8 ba8 ©üd)lcin auch enthält, befonbere in ben
Sfapitcln über bie Nahrung, ßuft unb ßicht unb Slörperpflcgc, fo fönnen mir
e8 bod) wegen ber irrcligiofen Xcnben), bie in ihm ba unb bort gum Xurd)*
brud)« fommt, djriftlichen flehrem leiber nicht empfehlen, noch weniger aber bcr
3ugenb, für bie c8 auch fonft ntcfjt paftt. fflenn ba8 ©djriftdjcn allgemeine Auf-
nahme finben foll, fo müffen cinjelnc Stellen, wie ©t. 3, 5, 62 ?c, unbarmhcniji
geftrichen werben. Namentlich möchten wir bem feerrn ©erfaffer raten, bie fjjL ©ebrift
entweber gaiu unberührt ju laffen, Ttc alfo nicht ju jiticren, ober bann Rc juerft
grüublid) j» ftubieren. Xann wirb er auch erfennen, baft bic hl- ©d)rtft bie
bett etwa* anberä anficht, als ber ©erfaffer meint. —
Digitized by Google
-tut | Mfl«- VI III V*
<viir aclfbrtc llimläubiflc. (Rh Ungläubiger befudjtc eine? Dagc« 2ltbauafiu«
rdier, ben bcrübmten Äftronomen. 3nbcm er einen qroßen unb fdjöncu i$[o-
u-3 oc -> floftiriiten Gimmel« im Limmer bemerfte, ging er baranf ju unb
fagte: „Tie* ift ein präd)ttger ©lobu«. SBer bat ihn gemalt unb mein gebört
er?" — ,,2öa« mürben Sie baoon benfen", erroieberte ber Slfrronom, „menn id)
3bnen faßte, bah er mir uidit aebört, oon Wicmanben gcmad)t murbc unb bier
nur burd) 3"Taü* berfamtf" — „Da«", entgegnete ber Ungläubige, „ift unmöglidr.
Sic madjen Spaß."
ffreeber lädtjelte, blidte aber bann feinen öefannten mit eruftcr äWicne au unb
tagte: „Sie moOen nicfit glauben, baß biefer tleine ftörper bureb bloßen Zufall
cntftanb; trofcbem behaupten Sic iebod), baß jene ftimmelöförpcr, mit benen ber
(Miobu« nur eine äußerft geringe Äbnlidjfeit bat» oljne 9*lan unb Orbnung in«
Dafcin famen — obne einen 3d)öpfer!-
Die* mar eine Wuß, meldte ber Ungläubige uidjt (naefen fonute. (Sr lab ein,
cö fei tböridjt jti leugnen, bau ber Zufall einen oUobu«, eine lUjr, ein .fcau«
ober ein anbere« menfdjlidje« 2Bcrf mad)eu föune, unb boa) -,u bebaupteu, baß ber
3ufad ba« SBeltaQ 311 erfdjaffen oermöge. Der 9Jtaun mar ebrlidi genug, 311 befennen,
baß er auf bic cintad)c ©croej«fübrung be« Slftronomen n i di t -> hi antmorten oer
möge; unb inbem er feiner Überzeugung uadjgab, tarn er balo barauf uir l£r=
lenntni« be« flllerbödjftcn unb murbc ein gläubige« tfinb ®ottc«. SBtrb ber
Ungläubige, bem biefe feilen in bic .*pänbc fomiuen, auf glcid)e Sücifc ebrlidi gegen
fid) felbft fein? Unb miu* er bebenfeu, baß nur bic Xborcn in ibjem .fterjen
fprcdjen: „l** ift lein ®ott?"
Isin ÜHcdjcnrrcmpcl. 3tl ber legten 2Öod)c battc id) ungemein viel ÜRcdmungcu
Ui bereinigen; ba fdjmebtcn unb tankten in fdjlaflofcu -stunbeu ber Wad)t bie
.••Üblen oor meinem ®ciftc auf unb ab. 3n einer foldjen Wadjgrüblcrei fam id)
ba§u, für et lidje Probleme bie cinfadjften ßöfung«formcln ju finben. Dicfc SBro
bleme finb folgenbe, für je 2 Ziffern (ale parallele) ju finben: mann ba« ^er*
bältni« boupelt jäblt? ober 31t vp 3U */3, ju y4 unb nt 3- ©• A ift :*6 3abrc
alt, B 5 3af)re. Sann ift Ä oiennal älter al«"BV £Baun ift A brcimal älter als
B i mann ift A boppelt fo alt al« 13? Söann ift A »/, ober % fo alt al« B? Die
3ad)e fann aber aud) anberc Mmocnbung Huben, 3. Jö. bei 2!lliagcn oon 2 Metallen
unb bei 3)Hfd)uugen oon ^flüffigfeitcn.
Die $auptfad)e ift, baß bic Höfling fo (eid)t ift, baß jebc« Äinb ftc finben
fann. Um bei obigem iöeifpiel 31t bleiben, gilt: A mirb (36 3.) boppelt fo alt
all B (5 3.) in 26 3abjrcn; benn 62 : 31. A mirb uiermal fo alt al« B in 5'/,
3abren; benn 4l'/4 : 10%. A ift breimal fo alt al« B in lO'/j 3abren; benu
46V, : 15'/,. A mirb 2/3 fo alt al« B in 57 3ö&rcn; benn 93 : 62. A mirb 3/4 fo
alt al* B in 88 3af)ren; benn 124 : 93.
Die Söfung gilt aber aud) ganj gleid) im uegatioen 6inuc, refp. begüglid) bc«
Älter« nidjt nur oormärt«, fonbern aud) rücfmärt«. Die A-ormcl bat bann minus
t'tatt plus j. A bat 36 3al)re, B 22 3abre ; fo mar A boppelt fo alt al« B oor
8 3agren; benn 28: ] 4. A mar brcimal älter al« B oor 15 3abren; benn 21 : 7.
mar Dtermal älter al« B oor 17V, 3abren; benn 18% : 4*/,. Unb fo roeitcr.
3d) begreife nun bie ftonnelu nur teilmeife unb babe fte burd) 3nbuftion qt--
funben. — l£in ^Brofeffor ber NJJfatbcmatif mirb oielleidjt bic ®üte baben, in einer
ber folgenben Wummern mir biefelbcn genauer m erflären. Die w$äbag. Sl."
merben aemiß gerne aud) für fold)c unb äbitlidje Aufragen bie Spalten öffnen unb
fic berücffidjtigen. (9Hed)t gern, b. Web.) D.
Hat ber «djulc: @« ift ge(eqcurlid) 0011 ber lauretanifdjen Litanei bie Webe,
ein sdjülcr mirb aufgeforbert, einige Stellen barau« ju fagen. iSr beginnt: „Du
2rd)e beß Jöunbe«, bu Pforte be« Gimmel«, bu (Hfclturm * Factum est.
diu 3d)ttljeunnid m edjulratcl oon ». W. 16. 3ali 1874. ». 9t ift fdjoit
7 3abre al« Scbreriu auf W. 9t., Unb jeigt 2 Li) febr Ücbrrcid), ^Boju mir beften«
Aufrieben finb mit 3b*.
luferittc.
llflknutf €ct)rrrfleUe-
3n Sfolflc Stefignation ift bie ficbrerfteüe au bei Mnnbcii mit teil (link in (fbau
auf beginn be8 nödiftcn SBiutcrfcmeftcr« neu ju befefcen unb tuitb bicfrlbc anrait
jur freien Bewerbung auägcfdjriebcu.
Die Csaf)rc«befolbunfl beträgt ftr. 1 4<>o. —
äfpiranten, lucldjc befähigt unb, (9efang- unb Xurnunterridjt 311 erteilen,
werben beoonugt.
2d)riftlici)e Slnmelbungen in 23egleit be$ 2et)rerpatentc8, ber @d)uU unb Sitten ■
äeuguiffe nimmt bi8 ben lti. 3uni nädjftfjiu ba8 ^räftbium ber Scbulfommiffton
entgegen.
(Sfoam, ben 16. 2flai 1895.
Warnen« bc8 ©inwofynerratcS :
(O. D. 335.) ${e Äonjlei.
COffcue £ft)rerftdlett
3nfoIge SReftgnation be8 Cbcrlcbrertf unb Jlblauf bcB Snfteflung8ocrtrage8
be8 ÜHtttcIletorcre an ben tfnabcnfebulen in «rtb, unb biefe beiben Stellen neu
}U befeben.
Webalt ftr. 1400. — refp. >yr. 1300. — nebft freier Söofmung unb ©arten.
Slnmelbungen fmb bi8 fuäteften« (£nbe SWai an ben ©d)ulrat8präfibentcn
£>erru (Emil l*icM>oru ju ridjten. $)ie Orbonnaujcu liegen auf ber ©emeinbr
fanjlei gur (SinftcfiJ auf.
»rtb, ben 2. Wai 1895.
$er Sdjulrat.
^ertoß ber Siirfibnitfcrei £iifjcr in ?(Uborf.
s7?aner, Stufgaben im fdirifllidjcn iHcdnicn bei ben ftefrutenprüfungen. 10. «uflage.
(SuuclpreiS 40 SRp. ©rfjluffel baju 20 9tp.
9?agcr, Aufgaben im niiinölicSicit iHcdjn/n. 2. Auflage. 40 9lp.
Magere „Uebnnm?ftoff für ftortbtl5unft*f<tjulcn" erfcfjeint um SWttte 4»ai in
jtDciter, nidjt mefentlid) ucrönöerter Auflage. (Oft 4073)
$xveifet--lßebev, &L Raffen,
empfiehlt höfiirfift feine Sammlungen:
fiül tirtirt ^cöcrbM* ',ir S4»ci|frMpHlea. 8. aufläge. Ausgabe A 65 ftp.;
ÄjJvlUliUlj 2lu8gabe B 95 9tp.
1 1 11 iMirrt iVit 80 ^föfr för rtrflucndjörc, in fur^cr 3eit ftarfperbreitete
+Al\n Hl U 1 1 II, ©ammlung; in ßeinmanb 1 gr. 50 9ip.
Carl ftämntm in illctnikeit a*xm),
cinjig berechtigter ftabrtfant in ber Sdjmeiä uon l'araiaber patentierten Xnnh
ncratrn, empfiehlt ben tit Sd)ntcn, Slnftaltrn unb Vereinen feine, r»on erften %u-
toritäten rül)mlid)ft befproebenen Firnis uub ^ruftttärfer unb »auteln mit
feften unb rebnjierbarcn ©ewidjten ju beocutenb Ijerabgefefeten greifen. "jßrofpcfte
unb ÜJJreiälifte, fomic Ia. 3cugniffc dou £d)ulmänncrn fteljeu gerne ju $ienften.
Digitized by Googl
3*» <64*>—-+**' — »t» »4r "^4^ -<ftfl
r-
pkgagifri)t llätttr,
gtertiniflitttfl
Dc$ „eßiocto (£rjtcl)iinfi$frcuH&c$" unb Der „sJ*<iDnfloa.. 3Wonatäfdiri(t".
bea Vereins kat^oU Jtyrtr unö SdjttlmSnncr
wnb bei fdjtoewrtfd)cn fatfjol. (SryctjungSüercinö.
«Bwritrr laljrjMna.
11. fceft.
(&rfd)eint 2 Cogcn ftorf je ben 1. unb 15. einr8 jebnt SRonat«.)
Dnid unb (*«>cbMon oon 3. 9W. »lunfdji.
1895.
- ww*w www -rw-w in
wm ♦ • w^mwM • • • • 4^bp • • m^mMm> • • mm» •
I
I
V
M
s
i
I
1
I
I
Digitized by Google
StUt
1. $crbart im IMdjtc be$ bl. Xboraa« b flqiiin. (3?ou 8t. in X., <*$raub.)
(t^ortfe^una uub Sdjlun.) 321
2. Sie «<*ulc, Der tfcbrcr unb Die 'JttäfMflteittfaibr. ($ou 3- &d). in 2B )
(Schilfe.) . . i , .328
3. 2ütrb beutjutaae Hie Sdjule, alä Witeraieberin bei äiibeä, boin «Uer*
baufe acnflaenb untcrftii^t ? (83cm (Siemen? frrct, Sefunbarle&rer.) 331
4. 2>ie Wbftimmunß über bie obliqalorifcbc «tirfterföiile im ftaston Sarnau
(CHngefanbt aus bem ftarflau.) 338
5. Sie $rofa in bcr (gr}iebuan uotroenöiq. (S3on Dr. ©djmeubimann in
^Ottenburg, ftt. Sujern.) 343
c. (gtroaä über ben ÄinberfloiteäbieBft. (58on A. K.) .... 345
7. fäbafioflifme SHuiibftbau 347
8. $tfb8fl0fltföc £ttter«tnt unb SJebrmütel 351
9. IV. St. «anifdjer gatboUrentaa. 352
10. Serföiebeie*
11. 3«ferote.
■
Digitized by Google
Reinigung
US ,,©d>n>fi}. ßi-iieftungdfreunbee" unb ber „tyibagog. 9Ronats^rift".
utib bt$ fd)Weijerifdjen fatljol. ©rjieljimflSöerem«.
3ttg, 1. 3uni 1895. ] tU ] 2. Mrgang.
9tebaftion8fommtffton:
Dl« SewhiartittftBtfn: IJhiiij, $t|ftr$, iu^tn ; $. SrnmacHwr, 3««; M« M». fcerrn: ©r. jribtl.
«.oftr, $tef., ttbur ; See ©«4, W«mt, *t*i, Jtt. £». Saarn unb $m 8«*»« ■WH I« «rW«lb. Url.
Dt« <ü«f«Mbunarn finb tu seratmublrefter Baumgart««r|ti rtftten.
Abonnement:
eif^dnt mcnaitl* 2 mal jt Kn 1. unb 15. M Wcnat« unb feitet |St>rll4 für Berti Mm ttallrber 4 St.;
für Vebramtlfantitatcn S gr.; fftt RtcttmUaUebtf 5 gr. Befielt im«,«* beim ©erleger: 3. VI.
# lunldji, Bmbbrutfer, 3ufl- — 3nferatt »etbrit btc Q«ttl|«il< mit 10 R». beregnet.
— — ^ — — — ■ — —
J6cr6art im Äidjie 5es fjf. Sfjomas u. Jlquin.
(93on 6t. in X., ©raubünben.)
B. ftttbatt (177C-1841.)
( jvorn't'Biuiii unb ©d)lufe.)
£eelenoermögen. £ann im £erbart'föeti ©#eme überhaupt bon ©eelen*
oermögen bif 9iebe fein ? #eine§roeg§, au$ biefe grage mu& alfo negatio
beljanbelt »oerben.
3ntcreffant ift allerbing«, wie £erbart (unb [eine ©#ule) bie Vorgänge
unb $&ätigfeiten ber ©eele ju erflären fudjt. ftreiliä), roenn ber „ffiealiSmuä"
al« gtwmgelium fefouffalten ift, müfien mir bie' ^fotfjologie $erbart8 als
genial, geifirei$ anerfennen, — ob aber ba8 (Soangelium beS 9ieali§mu§
fiöVr Me?
$ie ©c$roierigfeit, bie in ftrage fteljenbe Sljeorie öerftäublicfj baraujiellen,
fann utc^t oerfannt toerben, unb bo<$ müffen roirS einmal roagen.
1. $ie ©eele Ijat gar feine Vermögen, ebenfotoenig als jebe anbere
„Äeale." ©ie &at feine Anlagen, meber etroaS ju empfangen nod) §u pro«
bujieren. $er ©eele fommt urfprünglid}, alfo oon Watur aüS, in i&rem
inneren SBejen ober ©ein fein ©efü&l, nod) eine 58egierbe $u; ja ftc roeijj
nia)t8 oon jtd> felbf! unb aud> nufyS oon anbern fingen, — fein SBerftanb,
lein Setoufetfein! »)
') SRit 3«it unb ©elcgenljcit »erben toir in einer «rbeit fpcjicU auf beu
„«erftanb* ju fpredjen fommen.
Digitized by Google
2. 3a, wie fleht e$ Denn mit biefer armen Seele? 3fi fle nicht fo
Diel wert wie jebe anbere f infame «Reale? ©ewifj boch! Buch in ihrer
Watur liegt wie bei allen anbern Äealen eine, aber nur eine 3$ätigteit,
nämlich bie SelbHerljaUung. -- Die Selbfterhaltnngen finb JBorfteflungen.
SQßoflen mir miffen, wie benn bie SJorftellungen entfielen, fo gibt un§ ©erbart
folgenben Muffdjlufe :
„Söerben nämlich bie Sinne affijiert unb fefct bie Bewegung
mittelft ber Heroen jum ©ebjrn ficr) fort, fo wirb bie Seele
Don ben einfachen realen Sefen, bie in ihrer nächften Um-
gebung finb, burchbrungen; fie übt bann Selbfiertjaltung
wiber bie Störung, bie fie burd) jebe ber irrigen total ober
partial entgegengefe&te Qualität eines jeben anbern einfachen
SöefenS erleiben mürbe; unb jebe fold)e Selbfterljaltung ber
Seele ift eine SBorflellung." (Selche Älarheit unb pr)il. $iefe!)
Die Sinne föunen Don ber mannigfaltigsten 9Uifjenwelt Diele Derfchiebene
unb auch mieber gleichartige ßinbrüde erhalten, mie ein jeber Wenfd) täg(irf)
erfährt, Dem entfpred)enb werben ebenfo naturnotmenbig Derfchiebene ober
gleichartige SBorfteflungen in ber Seele entfielen.
«Run, - Oon ba au« beginnt eigent(id) baS Seelenleben. Srft nadjbem
im «Dtenfchen berfd)tebene 35orfteflungen aufgetreten finb, fönnen bie feelifchen
(Srfcheinungen unb 5t)ätigteiten ((Srfennen, Soden u. f. ro.) ihren Anfang
nehmen. Die gleichartigen 33orftcDungen Derfchmeljen fid) Dermöge ber Mttraction ;
bie Derfdnebenen hemmen fid) gegenfeitig Dermöge ber Stepulfion. Das ganje
Seelenleben ift alfo ein rein mechanifdjeS, unb läfet fid) be$t)alb ber 9tedjnung
untermerfen, j. 33. 5 gleichartige Sßorfteflungen roerben 3 Don ihnen Der»
fdnebene 93orfteflungen lammen, ff bafe biefe in« Unbemujjtfein jurüd*
treten müffen. „Die 3ntenfitätSDerhältniffe ber SBorfteDungen laffen fich nämlich
ber Rechnung unterwerfen,' obfchon bie einzelnen 3ntenfitäten nicht mefebar
finb. Die Rechnung bient baju, bie ©efefce beS SorfteDungSlaufeS auf ihren
erofteit Stanbpunft ju bringen. Sie ift Statif, infofern fie auf ben (Snb»
juftanb geht, in welchem bie SSorfteflungen beharren fönnen; 3Hecr)anit,
fofern fie bie jedesmalige Störte einer 3Jorfieflung in einem beflimmten 3«tT
punfte währenb beS SBechfelS $u ermitteln fucht." Daraus tonnen wir
enblich Derftehn, wie §erbart baS «rfürjl unb ben Willen erflärt.
1. 2öenn bie fchwächere SBorfteflung Don ber flärferen gehemmt wirb,
fo mufe bie erftere jurüefweichen ins Unbewufetfein. SBir hoben alfo (eine
5*orfteflung biefer 9lrt, fonbern nur ein gewiffeS Unbehagen in unferer Seele.
6S ift im Dunfeln unferer Seele etwas, ba§ jum $ewufjtfein werben möchte,
eS tämpft, reagiert, unb biefeS etwas finb bie G&rfühlf (alfo surüdgebrängte
SBorfteflungen.)
Digitized by Google
- 323 -
2. Aber biefe« ©efityl fugt beftänbig in« DoHe Sewu&tfein fcrauf«
jutauaVn. ©ein ©treben naa? ßlarfait unb ©elbjtbewufctfein nennen nrit
Segelten, unb wirb ba« Segefcren intenftber bur# $Ufe anberer gleichartiger
Sarfieflungen, fo wirb ba« ®efüt)l jur $egierbf.
3. ©teigert fia) bie SBegierbe fo feljr, bajj ft$ bamit bie Hoffnung bet*
binbet, als Ijerrfajenbe, flare, gegenwärtige, bewußte tBorjleflung gegen bie
Dörfer fiärfere SJorfleflung wieber aufoulommen unb ju b>rrfa)en über ade
anberen, fo bat bie ©erie bn§ Wollt».
$« wirb jeber ernfte Cef er, weläVr wirflia) bie 2B.aljrr)eit fua)t, einfefyen,
bafc ber bofle Segriff ber 2öillen«freiljeit tjier nir$t b/rauSfontmen (ann.
Wur eine gretyeit com „äußern 3">önge" läfjt fi$ int #erbart'fa>n ©ofteme
annehmen; bie OFrei^eit Don ber „innem ftotmenbigfeit* bagegen ifl abfohtt
unmöglich (bergl. $$oma« bon Mquin.)
2Bir üben feine ftritit über bie für* bargelegte $ftt$ologie, no<$ wollen
wir eine moralifa> 95etra#tung anfallen. 3um ©d&luffe foll nur ba« Urteil
eine« berühmten prjilofob&ifaVn unb trjeologifajen ©a)riftftefler§ Ijier $lafc finben :
„Slber feine ($erbart8) me$anifc$e (Srtenntntolerjre, feine atomiftifcfye
2Beltanfcf)auung fttljrt notwenbig $um 9Nateriali«mu«, unb umgeferjrt fann
ber 9Rateriali«mu« feinen bljilofopfyfdjen HuSbrutf nur in ben Wormeln
§«rbart« finben." (Dr. Hippel: „©runbftagen.*)
n. ww.
A. Der Ijl. Dljonta«.
Sperr ^rof. $ortmann (Sutern) bietet in feinem 2öerfe „Da« ©bftem
be3 ffl. 5b,oma§", einen gebrängten unb bo$ OoUftänbigen MuSjug ber
Mtb>0(ogifa>n ©umme." Um ben Segriff ber ©ittlia)feit ju bejiimmen genügt
e«, wenn wir au« genannten 33uaV einen furzen ftbfdjnitt wörtlia) fjieljer fefcen.1)
„Die ©üte unb ©#le<$tigfeit ber Wfte im allgemeinen qu. 18. — Da
bie ©üte in ber Mtommenbett be« ©ein« befielt, fo befielt aua) bie ©üte
einer $anblung barin, bafe i^r alle« jufommt, wa« 311 ir)r gehört. 3"r
93oflfommenb>it eine« Dinge« gehört aber, baft e« ba« SBefentlidje beftyt;
it»ren ft*jififd>en Grjarafter aber befommt bie ftanblung 00m Objelt, ob e«
ein juläfftge«, gute« ober f$le$te« fei.
Dann ftnb baju au$ noa) gewiffe flecibenjien notwenbig: Die flcci*
benjien ber £anblung finb bie Umftänbe, unb fo werben fie böfe, wenn fie
nidjt unter ben nötigen Umfiänben berriajtet werben. 6nbli<$, wie bie Dinge
itn-e oollftänbige ©üte erhalten, inbem fie auf ifjr 3ie( gerietet ftnb unb
') ©che 8« unb folg. Die «ngabc ber einzelnen quacutiones ift tuo^l nicr>t
notroenbig.
Digitized by Google
- 324
baSfelbe erteilen, fo Ijängt bie ©tite ber £>anblung bor allem bon bem 3»d*
ab, baS fic ju erreia>u fucht. —
So befielt ein fpejififcher Unterfäieb jmifchen ©ut tmb BöS in ber
menf^li^en St^ätigteit, je nachbem btefelbe nach ben angegebenen brei ©efichtS*
punften ber richtigen Bernunftorbnung entfprid&t ober nicht." —
Die Bernunftorbnung ifl baS göttliche ©efefc, infofern es bon ber
Vernunft erfannt toirb. Somit befielt bie nohoenbige Hegel beS menfd&lUfcen
&anbelnS in ber Übereinflimmung mit bem göttlichen ©efefce.
galten mir biefe (eitenben $rin&ipien ber $riftlid)en (Stbif Aar bor Hugen!
B. §erbart*3tUer.
I. 3 u r Orientierung.
(Sin fittlith guter Wenfch ift jener, melier fotgenbe fünf 3been in it>rer
©efamtheit befolgt:
1. Die 3bee ber innern Freiheit. 2. Die 3bee ber BolHommenhfit.
8. Die 3bee beS BtohlmoDenS. 4. Die 3bee beS ffiechteS. 5. Die 3bee
ber Sergeltung.
Diefe 3been bilben naa) 3iHer ben Mafeftob für bie Beurteilung ber
©ittlichfeit. Um bieS ju erflären, müffen mir meiter au^^olen.
DaS Beflreben 3iü*erS in feiner Gttuf ■) get)t baf)in, ben Begriff ber
©ittlidjfeit gan$ bon ©ott $u trennen — 511 trennen bon ben göttlichen
©efefcen, ju trennen bon ben äußern Objeften. Dagegen fofl ftch bie (Sttyf
auf eigenen fjfufe fteflen, inbem fie bie ©ittlichfeit nur bon einem fubjeftiben
©efchmacfSurteile abhängig macht.
Der 2Beg, auf meinem $\ütx bajufbmmt, ben Begriff ber ©ittlichfeit
bon ©Ott unb göttlichem ©efefce ju ifolieren, ift folgenber:
1. Borerft fiü&t er feine (Stt)if (ftatt auf bie pjb<f)if$en Befchaffenrjeiten
beS 3Kenfa)en, fein eroigeS 3^ un0 ouf °'e ^^atfad^e beS Bemufjt*
fein 3, bafe jeber 9Jtenfch überall, roo ein £>anbeln borliegt, baSfelbe mit
9?otmenbigfeit als gut ober als böfe beurteilt. „Überall, too nict)t mirtlicb
inbifferente 3l,ft^nbe ober Objefte borliegen, (nüpfen mir an bie Betrachtung
beS perfönlict)en ÖebenS ^räbifate beS CobeS ober Habels, ber Billigung ober
Mißbilligung, beS Borthens ober BermerfenS (aflgem. 6tt)if. pag. 3.)
Dies ift ber erfte Stritt.
2. Der jmeite ©abritt, bie (Sttnl ihrer Objeftibität £U entfleiben, befietjt
barin, baf$ 3*0« bon ber Wnnarjme ausgebt, bie fittliche ©uttjeit beS 2BollenS
fei unabhängig bon ben äußern ©ütern. „9hir au ben BMflen ift
magrer 2Öert ober Unmert gefnüpft ; aflerbingS auch au baS, maS jum 2Befler
hinftrebt, j. B. ©efühle, Hegungen unb Begebungen." (1. c. pag. 20.)
') „Mgcm. pl)Uofopl)if4e (*thit", 3iH«-
I
Digitized by Google
- 325 -
$)te Slnnaljme, ba& ber 2ötfle unabhängig fei Don ben äufeern Objeften,
ift offenbor falfd), benu ber SBifle roirb qualifijiert unb fbejifyiert burd) ba*
Objeft, biefe« felbft überträgt feine ©utfcit ober S$le<Weit auf ben Hillen,
ber e$ begehrt.
3. 3ifler trennt bie ©ittlitbjeit Don ben äufeern Wotioen (3iel) unb
ma$t flc abhängig oon ben SRotioen be$ SBobJgefallenS an geroiffen
SGÖillenSber&ältniffen.
2Bir roiffen, bafe bie WtotiDe auf bie ©ittlidjfeit ber Jpanblung (Sinflufi
baben, unb baß bie äußern Wotioe oon größter Sebeutung finb in ber
$rifUic&en (Stbjt. Qxfltt unterfdjeibet ftatt beffen eine abfolute unb rela»
tibe 2Bertfa)äfcung.
1. Sei ber ab fotuten SBertfdjäjwng, roeldje aflein bie roaljre ifl, roirb
baS ©ute um beS ©uten roiflen gefaxt. 55a aber ber SBifle allein gut
ober böfe ift, befielt baS abfolut ©ute barin, ba& baSSÖollen um feiner
felbft gefa)äj}t roirb. (S§ mufc bafcer ganj abgefeljen werben Don ben @egen=
ftänben, auf roeldje fid) ber JÖtfle bejief)t. — $a§ ©ute um be§ ©uten
roiflen (abfolut) tf>un, tjeißt etroaS tfcun, roeil biefeS beftimmte © ollen an
fia) etroaS ©ute«, ©tfcöneö u. f. tu. ift.
2. SBei ber relatioen 2öertf($äfeung roirb etroaS eines anbem roegen,
atfo tti^t feiner felbft roiflen begebt. „$er Sifle barf nia)t um be* ©e»
wollten roiflen getobt roerben, benn bie« ift bie relatiDe 2öertfa)äjjung unb
bura) fie bringt man ni<$t jutn ©efefce, jur 9iorm für ben 2öiflen Dor, unb
man finbet folglid) ben Wafeftab nia)t, inbem fein 2Bert erft gemeffen werben
muß, bamit er als gut erfannt roerbe; man finbet rooljl ©üter, aber ni$t
ba§ @ut an fia), baS abfolut 2öertbofle unb 2tor$üglid)e." (1. c. pag. 82.)
2öenn jemanb alfo roegen be§ ObjefteS 58. roegen ©ott bie Xugenb
liebt, ober roegen ber ©ebote etroaS begehrt, fo roäre bieS nia)t fittlid) gut.
§8 roäre bloß „relatiDe 2Bertf$ä|mng."
fladj fcerbart bilbet bie gtytk einen Xctl ber £f(tl)ftik. ©egenftanb
ber Wftljetif finb aber geroiffe einfädle, unroiflfürlid) gefaflenbe ober mifcfaflenbe
Skrljältniffe. $>ie &ljre Dom £unftfd)önen f>at e$ mit ber ^orm, mit ben
33erl)ältmffen Don Sinien, ^färben, Sönen u. f. ro. ju t&un. $ie ßtfji! ober
©ittlid)feit3lel)re bagegen gibt fi# mit ber Beurteilung (5öertfd)ä&ung) Don
2öillen8Dert)ältniffen ab.
Oben haben mir gejagt, bafe ber SBifle aflein als fittlid) gut ober
böfe ju betrauten fei. $amit alfo für bie Beurteilung etroaS fittlia) ©uteS
ober SöfeS Dorb,anbeu fei, mufe ein 2öiflenSDerl)ältni« Dorliegen. Gin foldjeS
befielt nur jroifajen minbeftenS jroei SBiflen, roela^e a) in einer ^erfon
ober b) in jroei ^erfonen fein tönnen.
Digitized by Google
- 326 -
$m 3faQe a) faben wir btc $BiQfn9t>eT^ä(tniffe, meldje ftattftnben bei
ber „3bee bct innern gfreifteit" unb bei ber „3b« ber $olItommenl}fitM.
3m Salle b) ermatten mir bie 2BilIen8t>erbältniffe für bie „3been be« 9Bo#«
motten«, be8 9cet$te8, ber Vergeltung ober Silligieit."
3fi e« benn möglich bajj (für ben ftafl a) jmei Sitten in ber gleiten
^erfon finb? ©emife, benn 3ifler fagt: „68 ifi feit 3a$rtaufenben beobachtete
$t)atfaa> ber innern Srfa&rung, bafe mir mirflia) in einer $erfon sroei
Sitten finben, Don benen ber eine gebietet (gefefegebenber Söifle, <Sinfta)t)
unb ber onbere folgt ober nia)t folgt (ba8 niebere 93egel)rurtg8Dennögen).
$ie Bitten geraten oft in ©treit, inbem ber eine ©enüffe üerfpric$t unb
erlaubt, ber anbere aber marnt unb ©ebote au8fprid)t.rt
9lacr)bem mir nun miffen, in meinem gfarjnoaffer bie 3iflerTf(l^e (Stljil ft$
bewegt, fönneu mir für} bie fünf urfbrünglidjen ober praftifct)en 3been betrauten.
II. $ie etfjifa)en 3been.
I. $ie 3bee ber innern 3? rei^c i t. QBenn ein 2Bitte bem gefe^
gebenben Bitten (Sinfic&t) folgt, fo erhält er ßob, menn er bagegen r)anbe(t,
$abel. $ie 3bee ber ttbereinftimmung unfereS Bottens mit bem gefetjgebenben
Hillen (ßinfit^t) fytiBt bie 3bee ber innern ftreiljeit. Unfere fttt(icr)e (innere)
Qrreitjeit liegt nidjt barin, bafe mir ba8 ©ute tt)un ober unterlagen fönnen
(öergl. ben t)l. % t)oma8 !) , fonbern barin, bafc mir unfer Bollen bebingung8lo8
ber (Sinfia^t untermerfen. „3nnere Sfeei^ett" nennen mir alfo nidjt bie
„©elbftbefiimmung" (t)l. $fjomaS) beS 2Renfct}en — bie ftreitjeit ber Ba&l, fon-
bern bie Unabtjängigfeit bon ben SBegierben. ftrei ifl ber Bitte nur bann, menn
er fid) öon ben niebem Steigungen lodmadjt (unrichtig !), um fia) bem ©uten
ju untermerfen unb biefem fortan ju bienen. 39eifpie(: Robert ifl bem
$runfe ergeben; man fieflt ifjm baS 93ermerflie$e biefeS 5afier8 oor, er ifi
überzeugt öon beffen ipäßlidjfeit unb betrinlt fid) bennoa). $ier t)aben mir
ein Bitten8üerljältni8, nämlid): $ie JBegierbe ju trinfen unb bie @infi$i,
baft e« r)äj$lid) fei (gefefcgebenber Bitte). Untermirft fia) im ©egenteile bie
SBegierbe ber <Stnfiär)t, fo ift bieS ein gefattenbeS, fa)öne5, ett)ifä)eS Sillens*
oerbältniS, alfo ftttliaV, baS ©egenteil ein mifefattenbe«, unäftljetifa>* Bitten*-
berljültnis, alfo unfittlidt).
33ei ber etr)ifa)en Bertf$ä&ung fällt alfo ba« Objett, ba« irinlen, meg,
nur ba« Biflen§berr)ältni8 (abfolute Bertfe^äfcung) fommt in Setradjt. 55ejÖge
fia) baS Wo\it> beS ©ie$*ntr)alten8 ooin Printen auf ein äufeereS Objeft
j. ftufcen unb Schaben, 2or)n unb ©träfe, (SgoiSmuS, Subaemontemu*,)
fo märe biefe £>anblung indifferent; be^ie^t fid) baS fflotiü auf 2uf! ober
Unluft, fo t)abeu mir bie ftebonif, Sufiletjre, (o. griea). hedone, Cup, 35er-
gnügen) mas noä) fa)limmer ift.
Digitized by Google
- 327 -
„flu($ bie unfelbftänbige ^Befolgung frember CBinfic^t, felbfl wenn fie gut
ift, gefällt weniger als bie Befolgung ber eigenen teinfiety" (2öaguer). - Wfo
ift bie Befolgung ber eigenen (Sinfic&t fittlicfc boHfommener, beffer als ber
©etjorfam? -- 2ö*r etwa« Witt o&ne eigenes Urteil, bem fefjlt ein mefentliajeS
grforbernis jur fittlid)en Söürbe, unb er befinbet fid) noa) im Stanbe ber
Unmünbigfeit (?!)
2. Die $bee ber Bollfommenfjeit. Unter biefer 3bec roirb berftanben:
l&attraft, Energie im Überroinbeu Don ^inberniifen, foroie ba3 ©egenteil:
Übermut, 6d)roä<f)e, 9lad>gibigteit.
Beifpiele: Napoleon, ber fcfyoadje Submig XVI. — „Der 2BiHe fuc^t
t)ier ben gefe$gebenben 2Bitlen cm Stärfe ju erreichen. " 3ft j. 33. ber gefefc»
gebenbe 5BiDe 5 ©rab, ber nad) Befriebigung ftrebenbe 2BiQ*e nur l ober
2 ©rabe, fo ift biefer natürlich fd)roäcr)er.
Allein bie beiben genannten 3been ber „innem Qrretyeit" unb ber
w33oflfommen^eitw führen afleinig für fid) nidjt notroenbig jum fittlid)en
SBoflen, benn, wenn bie Sinfidjt irrt, jo irrt aud) ber $öifle. Sbenfo fann
aud) ber |Urkr JBifle unfittlia) fein.
3. Die 3bee beS SÖoljlroollenS. Bei biefer unb bei ben folgenben
3been finbet baS 2Biü*en3öerf)ältm3 jmifa)en Derfäiebenen ^erfonen flatt.
w2Der fi<$ an einen fremben EBiHen felbftloS, uninterreffiert Eingibt, ftellt
fi$ unter bie $bee be« 2Bo&lrooaenr (Wädtfenliebe). Die uninterreffierte
©ingabe an einen fremben 2BiHen ift baS töftfjetifdje, Sittlic&e.
4. Die 3b ee beS 9ced)te§. „töedjt ift Übereinftimmung mehrerer
2öiü*en al3 Siegel gebaut, bie bem Streite oorbeugt" (£>erbart B. VIII. p. 90.)
Die fitt(i$e fjforberung, ben Streit ju oermeiben ober roieber auszugleiten,
ift bie 3bee be8 ÜRecrjteS; fie gebietet frieblid) ober reb(i$ ju fein.
5. Die 3bee ber Vergeltung ober Billigleit. Sie finbet ftatt,
wenn baS ertoiefene ©ute belohnt, ba§ jugefügte Übel beftraft roirb. 3* 55. 3efuS
fjeilt bie 10 WuSfäfcigen unb fie banfen ni$t bafür — biefeS mi&fällt (!)
unb ift batjer unfittlid) (!) Der @ine banft, ma8 fittlia) ift, roeil es gefällt.
Raffen mir jum Schiffe baS ©anje jufammen, fo ergiebt fid) nad)
3iflerfa)er gtljif folgenber Begriff ber Sittli^feit ; Die fittlidjen Urteile finb
©efdjmadfacfje, ©efd>mad3urteile, eingeroiffeS, geiftige§ Wohl-
gefallen an äfttjetifoVn WUenoorrlfältniffm. Ober roenn es fidj
um oerbietenbe Urteile Danbelt ein äft^etif^eS Wifefallen.
Elan fann alfo mit töec&t fragen : 2öäre benn berjenige niefct ein $I)or,
welker fi$ aus ber Verlegung folefrr Urteile oiel Unruhe machte? — 2Ba8
Wnnten mir üon einem Ü)tenfa>n fagen, ber fein fieben nia)t nad) obigen
ftttlityn Urteilen einrichtet? §öa)ften* er t)anble gefa)madSmibrig. - 2Ba3
Digitized by Google
- 828 -
müfeten »it mit §erbart fagen öon Denjenigen, bie in treuefler ^Pflichterfüllung
SBermögen, ©efunbbrit, ja baS ßeben fjingeopfert fjabfn? S)aS h*$ft< 2ob
unb ©erbienjl märe: ©ie haben äfihetifch gefömacfooH gehanbelt.
(Sinet folgen (Sthif fehlt bie Derpf listen be Äraft, fehlen bie chrifl*
liehen Mibe!
Die Sdjufe, 5er Äe^rer unb die 2aaÜigfteifsfacf}e.
(3- in ffi.)
mm-)
II. SBaS rann befonbcr« bet fieljrer jnr Sörbening ber 9Rä$igfeif6f<"f)c
ttjun?
„$)er Seljrer", fagt $)rofle, „lann nur bann erfolgreich jur ^örberung
ber SRäfeigfeitSfadje beitragen, wenn er felbft beftrebt ift, für feine 6$üler,
aber ebenfo für ihre Angehörigen, ja für bie ganje ©chulgemeinbe in
unb 2öort baS ()ell(euct)tfnbe Vorbilb eines entljaltfamen SöanbelS ju geben."
2öeld)e Vorteile hfl* nic^t fdjon baS nüchterne mäjjige Qeben für ben £etjrer
felbft! 2öie füfe ift baS tBemufetfein, feinen Anteil ju fyabtn an ber SJlaffe
Don ftlüchen unb Seufzern, bie täglich infolge beS StrinfeuS Don ber (Srbe
juin §imme( emporfteigen ! 20er nüchtern lebt, gewinnt eine Diel beffere
unb bauer^aftere ©efunbheit, unb wenn auch manche bei ihrem täglichen
Wittags» unb Abenbtrunfe alt werben, fo ift boch biefe CebenSweife für bie
2Jcef)r$ahl gewiffermafcen ein Selbftmorb. $er Nüchterne ermirbt femer
Vermögen. Steine eS aus, wie Diel eS in 40 fahren ausmalt mit Qin*
unb 3infeS3in3, wenn bu täglich auch nur 30 (5t3. für Alfohol auSgibft.
$>er SRäfjige gewinnt aua) eine 9Renge 3eit, bie er nüfclicher Derwenben
fann. $iefe ber Nebenarbeit, ber Familie, ber SöereinSthätigfeit unb Settüre
entzogene 3*ü ift wwt me$r 5U beflagen, als ber ©elbaufmanb. Schließlich
hat berjenige, ber fein Ofrcuno beS AlfoholS ift, auch mehr Arbeitsluft,
beren jeber fo fet)t bebarf; benn ein SJcäfeiger wirb nicht fo häufig anbern
Vergnügungen nachjagen, bie boch mehr ober weniger mit bem Printen ju»
fammenhängen. ©inb baS nicht ©orteile ber Gnthaltfamfeit * .Aber" reifet
eS, „man mufe boch bie ©efeüigfeit pflegen." 3Benn nur bie ©efefligfeit für
manchen nicht gleichbebeutenb wäre mit Alfoholjmang. 3ft nicht manchmal
bie ©efelligleit baS ©egenteil Don Erholung unD Anregung? AOerbingS
fann, wer geiftigen ©etränfen nur feiten $ufpricht, in ben 3luf eines Sonber»
lingS fommen. $a8 macht aber nicht Diel, wenn er fich fonft gefällig
unb menfchenfreunblich jeigt. Unb ift eS nicht beffer, ein ©onberling genannt
ju werben, als ein SJcitfdjulbiger am Irinferelenb ju werben unb burch feine
SebenSweife Diele im Vöfen ju beftärten?
Digitized by Google
- 329 -
Dem GefefligfeitSbebürfniS fommt btc gütige 3eit Durch Bilbung Don
allerlei 95 e reinen entgegen. 2öobl gibt Bereinigung auch an fich fc^mac^en
Prüften ©tärfe. Eber wie oft ftnb Bereine ein $emmfd)uf) für baS Gebeten
ber EcafcigleitSfache ! BMe fd)ön ift eine Bereinigung oon Jünglingen unb
Bannern, bie auch ofjne ben üblichen Irunf im HuStaufche it>rer mannig-
faltigen geiftigen unb materieflen Jntereffen unb im gemeinfamen, eblen CebenS*
genufe fi<h gegenfeitig beglücfen unb bereitem fönnen! Unter ber ßeitung
be§ ÖehrerS flehen meiftenS bie GefangDereine. Damit biefe nicht 2rinf»
oereine roerben, benen ber Gefang jur Webenfache wirb, foOert bie Übungen
nicht im SöirtÄ^aufe ftattftnben, unb foflen aud) nicht aflju Diele ^feftUd^feiteu
(Geburt§= unb Namenstage) im 2öirt$hau8 gefeiert roerben. Sie Diele
Sieberbüdjer Derljerrlichen fogar ben Irunf!
Bietteicht finbet ber ßeb,rer auch b,ie unb ba im B er f ehre mit bem
Bolle Gelegenheit, bie Mjjigfeitsfache ju förbern, 33. Altern $u warnen,
frf)tDücf)en, Mutarmen ftinbern, um fie ju ftärfen, alloholifche Getränte ju
oerabreichen. (Sifern foflte man auch gegen bie Unfitte, Briefboten, ^Jolijei-
bienem u. f. ro. ©djnaps ober anbere geiftige Getränfe unentgeltlich $u Der*
abreichen. Biele ftnb baburch gtgen ihren Söiflen ju $runfenbo!ben geroorben.
kämpfe auch mit Söort unb Schrift gegen bas ^Dcitfdjleppen fleinerer unb
größerer ftinber in bie 2Öirt8häufer, roo Geift unb Gemüt Derberbt unb ber
Körper entnerDt unb gefchroächt roirb bur<h bie genoffenen Getränfe unb bie
(Sntjieljung be§ frühzeitigen ©thlafeS.
3ur Belehrung beS BolfeS bienen befonberS au$ Bor träge unb Ber*
breitung Don ©Triften. Einige ©<hriftchen fino bereits genannt. Die
öffentliche Meinung muß hinftcht(i$ beS ElfoholgenuffeS umgeftimmt roerben.
Jhirje Ebhanblungen in Sofalblättew mit fdjlagenben Beroeifen aus ber ^rarjs
ber Erjte unb aus ber ©tatiftif fönnten manches Gute toirfen. einen
trefflichen Hrtitel über ben „Wfobolgenuß bei ben Äinbern" brachte lefcthin
bie „Oflfchroeij'' (in Wr. 49.) Die in bie Eugen faUenbfte SBirfung, t>etBt
eS bafelbft, befleht barin, bafc burch ben Elfohol baS Wachstum gehemmt
roirD. ©obann führe ber frühzeitige Slltoholgenufc ju einer Äeihe Don Ärant«
heiten, roelthe mit Strümpfen »erlaufen (Pflicht, Gitter, BeitStanj.) Euch
leiben bie geiftigen ftäljigfeiten unter bem Vltoholgemijs, roeil baS Organ
berfelben, baS Gehirn, am meiften angegriffen roirb. BefonberS fcf>äblich
toirfen bie geiftigen Getränfe auf baS Gebä<htniS ein. Dr. ftrif antwortet
auf bie ftrage, roie lange benn bie flinber feine geiftigen Getränfe befommen
foflen: „Der Wenfth bleibt ein flinb fein Seben lang, unb ie länger fie
ben Elfoholgenufj Dermeiben, befto beffer roerben fie fich babei befinben."
OebenfaflS foflte, roie er meint, etroa baS 20. bis 25. 3af)r erreicht fein.)
Um bem 2ef>rer ©toff ju Belehrungen $u geben, fönnten aua) bie Lehrer*
Digitized by Google
- 330 -
bibliothefen geeignete ©Triften aufnehmen. §ier feien noa) genannt : „Einige
Belehrungen übet ben ©enufe geiftiger ©etränfe " bon fcugufiin (Sgger, Vifchof
bon 6t. ©allen; „La Ligue de la croix", fatt). SBodjenblatt, erfühlt in
VuOe (greiburg) ä 1 $r. per %aty.
55er ßehrer wenbe fein 3ntereffe jenen $nftituten unb Vereinen ju,
welche bie ©efahren ber Verführung jum Hlfoholmißbrauch bertingern : ftort*
bilbung«* unb $>anbfertigfeit3fchuten, ©efetlen» unb 3üngling3bereine, £au&
r)altung§* unb Pochfctjuleu. Cb er nun felber Witglieb ber bon ben fchwei*
jerifd)en 5öifct)öfen gegrünbeten flbftinentenliga werben wolle, ba§ liegt in
feiner Freiheit. $öet ben Wut Ijat, ber tt)ue e$. Sie jweite Plaffe legt
ja !eine großen Verpflichtungen auf: Sief) bon gebrannten Vtaffern ju ent*
galten ; fict) jebe 2Bod)e roenigftenS einen iag geiftiger ©etränfe ju enthalten ;
Pinbern feine folgen 511 berabreia>en ; niemanben jum Printen ju nötigen ;
bie Wbftinenjbeftrebungen möglkhft ju beförbern burch ©ebet, Verbreitung
bezüglicher Schriften u. f. m.
3um Sdjluffe biefer Wjanblung fei noch eine Stelle au8 bem haften*
manbat be$ VifcfwfS bon St. ©allen für ba£ 3af|r 1895 angeführt: „Sie
Sorge ber Altern für 2eib unb Seele ber Pinber" .... „3$ muß noch
einen britten s$untt berühren, ber mir fdwn 3aljre lang auf bem $erjen
liegt unb ben ict) nicht länger ju oerfchieben wage. Wein ©ewiffen brdttgt
mich, benfelben jur Spraye ju bringen, weil id) fonfl an ber leiblichen unb
geiftigen Schäbigung bieler unfdjulbiger Pinber mitfchulbig ju werben glaubte.
($8 betrifft bie Verabreichung geiftiger ©etränfe an bie Pinber. Vor wenig
mehr al§ einem Wenfchenalter mar e§ noch eine Seltenheit, bajj bie Pinber
folche ©etränfe befamen unb barum maren auch bie üblen ^folgen fjitbon
nia)t bemertbar Sie angefehenften Vertreter ber mebijinifcheit
Söiffeufchaft auf biefem ©ebiete erftären mit aller Veftimmtheit , bafe geifiige
©etränfe auf bie Pinber a(§ ©ift mirfen Siefe langjährigen Veob*
achtungen haben mid) ju ber Überzeugung geführt, unb ich bin bura) ©eipliche,
ftrjte unb Cetjrer in berfelben bepärft morben, baß bei einer großen 3<*h(
bon Pinbern bie geiftigen gfähigteiten burch ©etränfe gefchroächt unb abgeftumpft
werben, unb bafe namentlich ber Woft in biefer §inftcht eine fehr fchlimme
SRofle fpielt, weil er eben ben Pinbern fo häufig gereicht wirb
Sie üble VMrfung auf bie ©eifteSfähigfeiten ift bie jenige, welche ich am ge-
naueften beobachten fonnte, aber nicht bie einzige. 63 ift für mich nicht
zweifelhaft, baß nicht blofe bie Senf fähigfeit, fonbern auch ©emüt unb ©efühl
abgefhunpft werben, unb fo mit bem Unterricht auch bie (Srjiehuug erfdjmert
unb benachteiligt wirb, unb bafe bei Dielen Pinbern fpätere nerböfe Seiben
fchon in biefem garten Alter oerbreitet werben. Auch ift leicht einjufeheii,
oafe bie frühe Angewöhnung ber Pinber an baS irinfen ben ©runb legt
Digitized by Google
- 331 -
ju fpftterer Unmäfjigfeit im ^rinleit. $>arum meg mit bem ©lafe, ba§ für
bif Äinber ©ift enthält unb bafür f>er mit bem Wilajtruge unb ber gcfunben
einfachen ftoft, mit toelcfcer unfere 93äter gefunb unb ftarf getoorben finb!"
Belker Sekret wagt naa) folgen ©orten eine« erfahrnen Obersten
bem flampfe gegen ben Wfofal ferne ju flehen ? fllfo üoran! „(Bott will e§."
Wirb t)futmtagt ixt Sdjule, als ittiterrieljerin des $tnbfat
oam (Elternliauft: gfnügenb unterftityt? —
(®on Siemen* ftret, ©efunbarlc&rcr.)
$a5 oorliegenbe Steina mad/t in feiner $ o r m ein 3uflf ftänbntd mistiger
*Ratur an bie ®ü)u(e. $)iefe ftorm erflärt flar, bafe bie £>aupterjieljerin beS
ftinbeS n i t bie 8a)ule ift. ©ie tritt fomit einer öerfeljrten 9Infia)t unferer
iage entgegen. 3$ erinnere bieSbejüglia) an ben rätfelljaften ^aH uou
Sinftfbeln, aflroo am 9. <Dtoi ein (Srftfommunifant ein 5jäljrige§ ftnäbleiu
tooljlüberlegt mit einer ganzen Äeilje oon 9Rrfferjit<(en erboste. ®a)nefl
waren nun einzelne ftritifer bei ber §anb, ben unfeligen $ad ber Sdjule
aufs Aerosol) $u fa)reiben. Mein £>anb roeg ! $)a§ ift $u meit gegangen. —
$iefe Qform tritt aber au$ einer jtoeiten öerfeljrten unb ebenfo verbreiteten
91nfia)t entgegen, $a erflärte jüngft ein ft. gaflifd)er 5Realfd)ulrat8»$räfibent
fyocfjtrabenb, bie „^rofperität" einer Salute fei bie einige ^Begleitung für
bie Xljätigteit Don Beerben unb ße^rern in Saasen ber 6a)ule. $emgemä&
fjätte bie S^ule ni<$t§ ju tljun für bie religiöS-fittliaje Silbung beS fliube« ;
biefe %rt Silbung ber 3ugenb (aftet alfo einzig auf ben Splittern beS
(Sltern^aufed. $a8 ift einfeitig geurteilt unb f$retf(i$ iti feinen folgen. —
Diefen jmei t>erler)rfen unb bod) oielfad) oerbreiteten 9lnfid)ten tritt nun
bie ftorm beS SljemaS entgegen unb fagt mit ben Wten: In medio stat
virtus. —
Wlfo bie ©<$ule ift eine SRiteraiefjerin beS ßinbeS; fie fann ftcf) ber
grjiefjung nidjt entflogen, ober fie erfüllt ifjre Ijolje Aufgabe nur tjalb;
aber i&re erjieljerifaV $ljätigfeit ift nur begleitender unb erganjenber, alfo
fefunbärer Watur. ~
SQBaS fönnen nun bie Altern Ijeute mit ftug unb fliegt oon
ber ©a)ule forbern?
Wlt'me Antwort ift furj, weil fie ja nur teihoeife jur <5rreia)ung beS
mir gefterften 3\tit& bient. 3a) meine, bie eitern fönnen Oon ber Sdmle
5 Dinge oerlangen unb jtoar:
1. Äräftige Unterftü&ung in ber religiö«--fittlia)en 93ilbung,
fagt ja felbft GomeniuS: „$eS SRenfdfren 3iel ift niefy auf biefer 6rbe,
fonbern eS liegt in ber (gtoigteit, in ©ott ; barum fofl bie ©a)ule bie Äinber
Digitized by Google
- 332 -
anweifen, (Sott ju fuä>n, ihm gehorfam ju fein unb ihn über afleS ju
lieben, unb jmar oon 3"g<nb an, ba bie jugenblichen (Sinbrücfe am t)<AU
barflen fiiib." —
2. $armonifche SluSbilbung aller grifl igen unb teilmeife au^
ber leiblichen Gräfte. gs fofl alfo bie Schule ber Vernunft unb bem
JBerftanbe ihren I^ätig(eit3frei4 eröffnen unb ihnen Oielfaa) ©elegenheit
geben, fich }u üben; benn Vernunft unb Skrftanb finb im SHenfehen roie
ber ftunfe im Steine ; er fä)lägt nicht, fonbern will herauSgelocft fein. $anb
in £anb bamit fei fie tftftig in ber (SemütSbilbung, um (Seineinfinn, <&cfeflig=
feit unb Teilnahme im jungen &erjen $u pflanzen, unb brittenS öergeffe fie
nicht, burch gefunbe ßuft unb Stärfung ber Sinne unb richtige flnmenbung
berfelben bie ©efunbheit ju förbern unb alles ju befeitigen, was auf
einzelne Orgaue im befonberen nachteilig einroirfen fönnte. —
3. ftörberung ber ^t)araftfrbtlbung. Die Schule beS (£fjarafter$
ift jwar baS fpätere ßeben ; aber früh Übt fich, was ein 3Weifter merben will.
Daher forge ber ßet)rer für fefle, gute ©runbfctye, unb biete bem Schüler
für jebeS ©ebiet beS SöoflenS unb $>anbelnS jwecfmäfeige ©runbfäfce, bamit
er fie ins ßeben mitnehme. Da$u ift ber Unterricht in ber ^Religion unb
©aterlanbsfunbe fehr ergiebig; aber jebeS Unterrichtsfach läfet fta) nufcbar
öermerten. —
4. Sichere Aneignung praftifdjer tfenntniffe unb gertigteiten;
benn nicht für bie Schule fonbern für baS Öeben foü man lernen, fagte
Seneca. Drum foll Dieftermeg nicht {Recht befommen, roenn er Don jungen
3Renfd)en fagt; „er mein etwas, aber er la nn nichts." Die Schule biene
barum bem SÖolfSleben, mit bem fie in innigem 3ufammenhange wirfen muß,
wenn fie ihrer Aufgabe gerecht merben will. Sie t ft eben nicht gefchaf fen,
um für fich felbft ju wirfen unb fich felbft \\\ genügen. Diefer
©ebanfe ift wichtig. -
5. ftörberung beS ÖemeinfinneS unb ber ißaterlanbSUebe,
inbem ber Schüler Kenntnis befommt oon bem Wufcen unb ben Vorteilen,
bie baS Utoterlanb ftetS gu bringen bereit ift, unb oon ben Opfern, bie fchon
fo mancher Patriot für basfelbe gebracht. So wirb er fürs fpätere Seben
ju ho<hh«jigen Z^aitn minbeftenS angeregt. —
Das ift nun in aller Äürje unb Wannigfaltigteit baS ©ebiet, auf bem
ber Lehrer feine üöirffamfeit entfalten mu&; baS ift bie grofee Aufgabe,
welche bie Altern mit Wed)t ber Schule jutoeifen. ($3 fei nun f)\n gar nicht
unterfucht, inwiefern bie heutige Schule biefer Pflicht gerecht wirb unb in*
wiefern nicht; baS gehört nicht t>ie^er. Wber eine jweite ftrage, bie haupt-
füchlich im Sfjema enthalten ift, fomme jur Erörterung: 2öaS (ann bic
Schule oon ben Altern forbern? Od) fefre boraus, bie Schule erfüllt
Digitized by Google
— 383 —
ifcre Aufgabe Doli unb ganj; ber Se&rer ift ein Wann beS ©laubenS, ber
regen Arbeit, ber $9efa)eiDen$eit, furj, ein Storbilb für jung unb alt. $arum
Ijat biefe ©c$ule au$ ein 9cec&t, beftimmte ftorberungen aus Elternhaus ju
fieflen, foQ bie gemeinfame erjieljerifaV Arbeit t>on Erfolg fein. —
©cfcule unb $au§ foflen einanber ergänjenb unterftit&en; benn fie
&aben beibe bie fernere ^flia^t unb baS unoeräufeetli<f)e tRec^t, bie Ätinber ju
erjie^en. $)iefe Erjteljung ift aber ^auptjmecf ber $olfSfd)ule. tiefem
^>oiiptjtüfrf fielen aber 3^i^eift unb f oktale Notlage fjemmenb entgegen. Um
fo notroenbiger iß jielberouftteS unb bereinteS 33orget)en üon Schule unb JkuiS.
3" erjier Sinie mu| bie ©djule bie Dolle Artung unb baS bolle
Vertrauen beS ElternljaufeS forbern. —
ES liegt fel)r diel baran, bafc bie Altern bie ©dmle achten unb in
iljrem Streben angefügt« ber Äinber mürbigen, alfo f^ulfreunblid) ftnb.
$er ©<$ule Einflufj auf bie flinber fteigt mit bem Wafee ber Meinung ber
Altern bor ber ©a>le. $ie flinber werben in bem 9Rafec bie ©ajule lieben,
in meinem bie Eltern fie a$ten. $iefe Mästung fpornt ber ftinber gleiR
unb ift ein trefflia>r Regulator, wie SRolfuS fagt, für iljr betragen. Sie
Derljält eS fi$ nun Diesbezüglich in ber 9Birili<$feit? 3d) fage
runbweg, Diele Altern erfüllen i^re ^flicft ni#t. Elan fleflt nur ju oft
Dem ftinbe bie ©a)ule als etwas obiöfeS, partes, furdftbareS bar unb nimmt
fo fd>on }um Dorne^erem bem Äinbe bie fo nottoenbige Siebe unb Hinneigung
}it Seljrer unb Salute, ©o fommt benn ba§ ßinb mit fturdjt unb 3ittern
jur S^ule, unb jebe 33emegung beS SeljrerS entlodt bemfelben fajt fronen.
Auf biefe SBeife ftnb oft bie beften Söorte unb Ermahnungen beS SefcrerS
minbeftenS lange Qt\t bergeblid). Unb ba fofl bie ©chulerjietjung gebetyen?
9(nbere Eltern laffen it)ren ftinbern (eine um it)te Aufgaben $u
machen, fagen ehoa gar noa): „Das braucht bit nicht, ich b,abs auch nicht
gelernt unb bin Doch groB geworben" u. f. tu. ©o erftiden fie in bem
ftinbe Suft unb Siebe jur ©djul» unb auch jur häuslichen Arbeit unb binbm
fid) felbft eine Rute, mit ber fie einfl Don ihren Pinbern gezüchtigt merben.
Unb ba fofl bie Erjieljung überhaupt gebeten? —
SBteber gibt eS Eltern, bie ob ber ©träfe, bie bem Äinbe geworben,
lachen, fia) über ben Sehrer unb beffen Saune luftig maa>n ober gar noch
über ü> poltern. $ie Mütter liebfofen bie „Engel", um ihnen bie Strafe
De§ SeljrerS ju Derfüfeen, trodnen beren 3tyänen fogar burd) Sedereien
u. a. m., anftatt wie in ben „guten alten 3«*en" bie ©träfe beS SehrerS
baljeim ju Derboppeln. Unb ba fofl bie Erziehung ber ©cfyile Erfolg Ijaben?
Schaue man nach bei Den ungeratenen Alten unb borab auch in ben 3"<hK
3rren« unb SBerbefferungSbaufern. —
Digitized by Google
- 334
Siele roieber läfiern bireft ben Öeljrer, bei ihr Äinb geffraft, unb motten
fo betn ungeratenen ftrüchtchen Wut, geben ihm noch Äatfchläge an bie $anb,
roie e$ ben Setjrer ärgern unb berbriefjlich machen tönne unb erjäfclen obenbrein
noch ihre eigenen 3ugenbftreid>e, um ja ben Erfolg jebmeber firjiehung lahm
p legen. $a8 tonnen namentlich reifere Emilien unb flmtfiperfonen gar
gut, raährenb boö) gerabe Tie jahrau« unb jahrein über Unbotmäfeigteit fingen.
$a$ iji eben noch ©chiüer „ber JBerjtanb ber Berftänbigen." —
finblid) bleibt noch jene ftategorie ju ermähnen, bie ba jebe ©djroäche
be§ 2ebrer8 am SBirtStifche unb in ber Familie breit fßinnt, babei aber
nicht einmal leife af>nt, bafe it)re eigenen &inber genau ber filtern ©profeen
finb unb bem &hrer unb ©eelforger am meifien "Ärger unb Mngfi bereiten.
Jjjueher gehören jene SBeltberbefferer per exellence, bie meift auch ©i| unb
Stimme im State fjaben, (eiber aber immer bergeffen, bei ftct) felbft juerft
oetbeffernb anzufangen, ©o mar e8 übrigen« 311 allen 3<»fc" unb &<» <ifl«n
großen 3eitfpo<h<n. —
©0 untergraben bie filtern ber ©djule Haftung, legen beö Sehrer«
er$iet)erifd)e 5:^ätigfeit böllig lahm, rauben bem ftinbe allen fiifer unb alle
Siebe jur ©ä)ule unb fdjaufeln bie erften ©patenftiaV an ihrem eigenen
(Srabe. —
3n jmeiter ßinie mufe bie ©chule bie allfeitige Unterßüfcung
unb t) il f reiche Beteiligung ber filtern forbern. —
$er Unterricht in ber ©chule, unb wenn er auet) er^iet)enb ift, reicht
nid)t r)m, um ba§ ftinb für Gimmel unb firbe tüchtig au3jurtijten. „fiine«
mufe in« anbere greifen, eines buref) ba§ nnbre blür)n unb reifen M fagt brum
tRücfert fo fäjön. 3U D'ffet Unterftü&ung abfeite ber filtern gehört nun
nicht blofe bereu ©ömpatljie im ©orte für bie ©chule unb ihre Beßrebungen
angefleht« ber ftinber, fonbern noch mehr bie ©Dmpatfyie in 2Öort unb
2f)at. $5iefe jeigt fich borab in ber elterlichen Obforge für ben regele
mäßigen ©ä)ulbefuä). tiefer regelmäßige ©ä)ulbefud) ^at unterrichtlichen
unb erjie^erifd)en 50ert. fir forgt, bafe ba« #inb bem georbneten, ftufen»
mäßigen Unterrichte folgen unb bie gen>ttnfä)ten gortfehritte machen tann;
burd) beffen Nichtbeachtung aber entftehen in ber geifligen fintroieflung be«
Äinbe« Süden, bie ba« SBerftänbni« be« weitem Unterrichte« erfahren unb
ein georbnete« unb fixere« Bormärt«gehen unmöglich machen. ©0 mirb
manch ein Cehrer ju einem Derblenbenben Unterrichte getrieben, ber grofre
Kluften mit 3ünbhöljern ju tiberbrüden fucht, nur um nxnigjten« ben
$rttfung«tag orbentlich ju begehen. $)a« gilt namentlich bort, roo geftrenoe
©chnlbehörben bie Slbfenjenjahl nie in t>erglei<henbe firmägung jiehen, loa?
nicht blofe in Kamerun oorfommt. —
Digitized by Google
- 335 -
$iefe Schulberfäumniffe Wirten aber aucb ungünftig auf bie fittlidhe
Silbung ber äinber; fie werben gewöhnt, baS Vergnügen über bie Pflicht
$u pellen, unb »erben baber fpäter nicht im ftanbe fein, größere Befchwerbeu
im Berufsleben ju überwinben, weil fi« in ber Schuljeit nicht gelernt haben,
fteine £inberniffe ju bewältigen. $aS ift bie Söirfung beS unregelmäßigen
Sa^ulbefucheS in fittlicher Beziehung, mäbrenb ber regelmäßige baS £inb jum
©eljorfame, jur ^ünftlichfeit, jur OrbnungSliebe unb jur Wrbeitfamfeit erjieljt.
2öie Mi eS nun bieSbejfiglich in 2öirtlicf}teit? flach ber
'«Richtung fünbigen bie Altern ferner unb unberantmortlich, unb jmar gebt
baS böfe 33eifpiel öon oben aus. 3$ bin biefer Sage mit ber Süboflbabn
burd) ben (Bofbauer Schutt gefahren. %a if) mir mein lieber früherer 3n-
fpeftor unb €^renprebiger am 39unbeSfefte in Schwrjj in ben Sinn gefommeu.
Der erprobte Schulmann meinte bamalS, ber {Roßberg fei in feinen obern
Setzten morfch unb lebenSmübe geworben, baS t)a6e auf bie untern ge-
mirft unb felbige fdjließlich jum Wutfc^en gebraut, So iftä mit ben Schul»
abfenjen. $)a nehmen bie deichen ihre ßinber in ©äber, weil eS ber §rau
3ftama fonft ju langmeilig, behalten fie wegen einer orbinären Qfferei t>on
ber Schule weg, (äffen fie nodj 8—14 Sage in ben Serien, wenn fdwn bie
Schule begonnen, weil fie ja ohnehin „ftarf" genug feien u. a. m. $a$
wirft anfteefenb nach unten, ruft ber Unbotmäßigfeit unb namentlich ber
ljerrfa>nben Älage oon ben zweierlei (Sflen. —
$ie unteren 93olfSflaffen ahmen nun baS naa), unterfchäfcen bie Sdmle
in ihrer 55ebeutung als 2Riter$ieljerin be§ £aufeS, überfein bie Tragweite
unb flotmenbigfeit eines täglichen Unterrichtszieles unb (äffen ntc^t feiten
in blinber Nachahmung biefer bequemen Steigen bie 3"fo"ft ifa« ftinber
außer acht, ßrflärlid), aber nid)t entfchulbbar ! — $iefe Unterftüfcung ab
Seite ber Altern jeigt fia) auch in ben Öehrmitteln unb in ber 91 rt
ber Öö-fung ber Hausaufgaben, £>infichtlich ber ßeljrmittel ift es nun
einmal eine Wotmenbigfeit eines gebeifjlichen Unterrichtes, baß bie Stiller
basfelbe Se^rmittel unb möglid&fl biefelbe Ausgabe beS Lehrmittels höben,
um Störungen ju bermeiben. 9Ran mag nun über bic [ogen. Unentgeltlichteit
oerfchiebener Hnji$t fein; aber foüiel muß gffct>fr>en, baß ber Staat bie
armen flinber nach biefer Dichtung genügenb unterflüfct, unb baß jebe Schul*
bebörbe bafür forgt, baß miberfpentfige eitern bieSbejüglicb jur $inficht
fommen, wenn eS f#ließli$ tyifcn muß „thuft bieS nicht willig, fo brauch
i4 Gewalt. M (Sntweber berate ber Staat auf baS Obligatorium beS
Unterrichtes — unb baS fann er nicht — ober er forge, baß bie Schule in
Sachen ber genttgenben Sehrmittel ohne Schwierigfeiten arbeiten fann. Hic
Rhodas, hic salta! $a fpielt oft ber ©eij, ber 2rofc unb bie grobe
^nchläffigfeit ber ©tern eine große Stolle. —
Digitized by Google
- 336 -
$>er Hausaufgaben finb eS beim umfichtigen Sehrer menigr, aber ftf
bienfn jur Ergänzung bfö Unterrichtes, jur Einführung unb Kmoenbung beS
Durchgenommenen unb als SJeförberungSmittel für bie ftttliche Erziehung,
ledere« namentlich an inbufhieflen Orten, wo bie ftugenb oom ©affenleben
abgehalten merben foü. bie Altern ergebt baljer bie frorberung, nicht
$u t»erfäumen, bie ftinber nach ber Schule recht ju übermachen unb bafür
ju Jorgen, bajj Tie ihre Aufgaben rechtzeitig unb orbentlich aufführen. Vflein
„grau ifl aQe $heorie\ hei&t eS hier. $ie meiften Altern beauffichtigen bie
tfinber gar nicht, fie höben ja burch ihre $ageSarbeit ben fauren Äampf
um« Dafein auSjufechten unb abenbS (ommen fie matt unb unroirfch heim,
um [ich halbtot unb unjuf rieben jur 5Rube au Ifflen. flnbere m ollen fich
nicht mit ihren flinbern abgeben; benn ihnen ift eS mie ausgemachte Sache,
bafe bie Schule für bie tfinber ju Jorgen r)at unb bamit bafta. So fommen
bie tfinber in fä)lechte ©efeflfchaft, [äugen bie böfe ßufi unoermerft ein unb
fjaben mit ihrer Schulthätigfeit mentg Erfolg. Diefem Übelftanbe foHte
burch Einführung Don HanbfertigleitSunterricht — mo thunlich — unb
burch tüchtige Pflege eines mahrhaft fath. 93ereinSlebenS abgeholfen roerben.
ßatlj. SBereinSmefen, treffe unb Äan$el mirfen in biefer öejiehung burch ihre
ernfte, mohlmoQenbe unb unabläffige ^Belehrung am meijten. —
$iefe Unterftüfcung ab feite ber Eltern jeigt fia) britten*
in bem Verhalten ber ftinber gegen ben Sehrer.
Soll bie Schule als ÜJciterjieherin beS EtternhaufeS erfolgreich arbeiten,
fo mujj ber Sehrer bei feinen Schülern Autorität fein unb Autorität pflegen.
Sie foflen ihm aufs SBort glauben, unb eS barf bei ihnen (ein 3n)eif^
barüber entftehen, ob er befähigt fei, fie grünblich &u unterrichten. $)amit
aber bie Schüler mirflich biefeS Vertrauen jum Sefjrer erhalten, baji fie
nid)t fragen, ob er SRecht hflbe, fonbern blofc, maS er gefagt hflbe, baju
gehört neben tüchtiger $i(bung, unerfcbütterlichem Glauben unb tabeflofem
Söanbel ab feite beS SeljrerS borab auch bie hilfreiche SBe teil igung ber Eltern.
$ie ftinber lernen üon ben Eltern; benn ihr £erj ift mie SöachS.
Unb fo prägen fich Sdmlfreunblithfeit ober Schulunfreunblichteit unoermertt im
betragen beS ßinbeS ab. 2Bo eS bem ßinbe an Ehrfurcht, $anfbarteit unb
©eljorfam gegenüber bem Ser)rer fehlt, ba tjappert« beim Elternhaufe. $a
fehlt eS baheim an ber ttngemöhnung unb Belehrung, am guten Seifpiel
unb am ©ebet, an ber richtigen Strafe unb Belohnung, biefen unübertrefflichen
häuslichen Hilfsmitteln einer chriftlichen Erjiefmng. 2öo aber im Elternhau|e
biefe unentbehrlichen Hilfsmittel unbeachtet ober miflfürlich benu|t merben;
mo, mie bereits Dielfach angebeutet, noch baS flrifte ©egenteil gethan mirb:
fca arbeitet eben baS Elternhaus nicht „hilfreich" mit ber Schule unb erfährt
bann bie betrübenbe SBahrfjeit beS SBorteS : „2Ber nicht hören mifl, mujj fühlen."
Digitized by Google,
- 337 -
Unfcre Mütter borab bcrgeffcn (eiber fo oft ben finnreichtn ©bruch:
„$>afi bu ftinber, fo (äffe ihnen it)ren Siflen ntdt)t, unb beuge fie Don
3ugenb an." Dura) biefe mütterliche 9cachgiebigfeit ent[tet)t bann ber Un»
geljorfam, ber fo öielfach bie Quelle ber gröfeten $erirrungen wirb. —
Dir 95äter überfein fo oft, bafe ihre Unbanfbarfeit unb Unbotmäfjigfeit
gegenüber geiftlichen unb weltlichen Beerben üoin Äinbe ftiUfchweigenb be*
obaÖfitt unb erfa&t wirb, um ju gelegener ©tunbe in« $raftifä)e überfefct
ju werben. — Unb bo(h bleibt ber pftochologifch unumfiö&liche ©a& ewig
roafjr: „2Ba3 in ber 3ug«tb nur ein mechanifcr)e« §anbeln au« guter ©e«
roölwung ift, wirb nach unb nach faft Bebtirfni« unb geht im f)anbeln rtacf)
©runbfdfren über." 2öa« ba« flinb früher burch äufeern Antrieb fich angewöhnt
hat, wirb e« fpäter üon fdbft unb au« «Pflichtgefühl tljun ; benn jung genant,
alt getljan! Drum foflen bie (Sltern ber ©d)ufe ihre hilfreiche Beteiligung
gerabe aua) baburch geigen, bafe fie bie flinber gur Ghrfuriht, Danfbarfeit
unb gum (Skhorfame gegen ben Sehrer anhalten; fie thun ba« in ihrem
eigenen 3ntereffe. —
Diefe Unterftüfcung geigt fich üierten« in ber fogen. äufeeren
^rfcheinung ber flinber.
Da§ Elternhaus berlangt Don ber ©dmle u. a. auch ^artnoniff^e 9lu8*
bilbung ber leiblichen ffräfte. Dem gegenüber ijt gu betonen, bajj bie Altern
e$ (eiber oft fehr an ber 53cit)ülfe fehlen laffen, um ihre ftinber in ber Schule
an Orbnung, 9iein(ichieit unb %nftanb gu gemöhnen. Sin alte§ 2öort fagt
mit Stecht: »$a(te bie Orbnung, unb bie Orbnung wirb bi<h hötten." Da
fehlt e« aber baheim meijt an einer 3«itorbnung , roa« auf ben Orbnung«*
finn ber Äinber fehr farblich einwirft. —
£)infi<htlich ber Keinlichfeit genügt oft ein einziger ©chulbefudj, um
einen bemühenben (Sinblicf in« Seben Dieter Familien gu erhalten. Unb boch
heifet e«: „»einlichfeit erhält ben Seib, gieret ftinb, Wann unb 2Beib."
Diefer Langel im ßlternhaufe führt nicht feiten bie fpätere Unfittlicbfeit
herbei. — 3Mele ftinber (ommen mit einem eigentlichen 3**f*ötung«triebe
in bie Sa)ule, weil baheim aOeS geftattet war, ohne ba« Söort gu beobachten :
.«leiber foften ®elb unb SKüb;
Drum Sftnber, fdjonet fie ! —
9Jnbere ftinber wollen immer regieren unb ha&*n ^weilen taufenb
9lu«reben im SBorrate. Diefe betueifen, bafe eS baheim dielleicht um „ftom*
blimfntiererei" unb um ^öfifd>e Drefjur fich hobelte, baß man wohl etwa
brofyeub oom „SBölinra" fpraö); aber oon chriftlicher (Srgieljung war (eine
Siebe, bon biblifchen $eif Dielen f)ai ba« ftinb fo wenig Dernommen, wie rton
überirbifchen 53eweggrünben für fein $anbe(n. Da fehlt e« ber @d)ule eben
an brr Unterftü&ung ab ©eite ber eitern. —
Digitized by Google
I
I
- 338 -
Unb nun jum ©chluffe! Unfere 3ugenb frantt entfdjieben. $>a§
beroeiSt gerabe ber enfe^liche (Sinfiebler ftafl mitten in einem fathol. 93olfe
unb auS (fyriftticfyer gläubiger Familie fyetau$. $)iefe ffranfheit ift fo jiemlitf)
eine internationale; fie murmelt in einem entnerDten unb entnerüenben, in
einem glaubenSlofen unb materia(iftifd)en ^eitQeifte, ber manches Elternhaus
im ©erlaufe ber legten 20 3al)re unüermertt arg eingelullt hot. ©egen bieten
unterminierenben 3<i*8fift Wf* QDfr 3u*ew»aj|er ; bagegen brauet eS
Don 4>auS unb ©chule baS ©ejiermeffer einer roar)r^oft fatt)otif c^e n Er*
jieljung, baS ba jielbenmBt unb rüdfichtSloS mit ben natürlichen unb über*
natürlichen Erziehungsmitteln ber lathol. flirre operiert. Eintracht nur unb
DereinteS, auf iat^ol. 33afiS fufjenbeS ©Raffen rettet unfere 3ugenb öor bem
gän$lid)en Verfinfen im ©umpfe beS mobernen 3f^9fiflcd- $aJu ift °&ft
Dorab ba« Elternhaus berufen; baSfelbe ^at Pflicht unb Srieb, feine flinber
$u beglüden; auf ihm laftet auch bie Dolle Verantwortung. $aS Elternhaus
t^ut aber Dielfach feine Pflicht nicht mehr, (ennt aud) bie Verantwortung
nicht mehr. $aS Elternhaus — aud) baS fogenante chriftliche — fäjeint
oft ju Dergeffen, baB feine Äinber als ©otteSfiuber für ©ott unb nach
feinem Siflen unb als eijriflentinber für EfjnftuS unb nach feinem ©iUen
erjogen »erben müffen, roie Äetteler fo fchön fagt: eS fcheint Dielfach nicht
mehr ju toiffen, baß bie Pflege beS eckten ftamilienfinneS, baS gute Veifpiel
ber Altern, toohlberoachter Umgang, bie Übungen ber ^römmigteit unb ein
gutes 58erb,ä(tniS jtoifchen ftinbern unb Pfarrer bie fic^erfie Vürgfchaft für
eine wahrhaft gute 3«genb firtb. 25er ©eift beS ©laubenS mufc roieber
inS Elternhaus hinein unb brinnen alle beherrfchen, bann wirb auch bo§
$auS als erfte ErjiehungSftätte feiner Aufgabe roieber gemachten fein unb
bie Schule an Äira)e unb Staat roieber juüerläffige Bürger abgeben unb
abgeben fönnen. — ©o mujj bann alfo auch baS Elternhaus inea culpa
jagen unb fid) mieber auf feine Pflicht unb Verantwortung, befinnen; benn
si radix sancta est, et rami f^ißt cS mit DoHem Stechte. —
flie ^bftimmung über bit iibligatortfdjc Sürjerfdjulf
im Danton ^argau.
(Eingefanbt au« bent Äanton »argau.)
Win oerfloffeneu 28. Tfpril fanb im Ät. Wargau bie VoltSabfttmmung
über ein ©efefc „betreffenb Einführung ber obligotorifchen Vürger»
fchule" flatt.
tiefes ©efetj beftimmt, baB jebe ©chulgemeinbe verpflichtet ift, eine
Vürgeridmle für bie ftnabrn Dom 16 — 10. WlterSjahr ju errichten unb für
bereit WuSftattuug unb Unterhaltung ju forgen. Der Unterricht Dauert Don
Digitized by Google
- 339
Anfang 9iobember bis (Snbe 9Rärj mit wöchentlich 4 Stunben; er batf
nicbj über 7 Uhr abenbS auSgebehnt roerben. Die Unterrichtsfächer finb
ßefen unb *Äuffafo, Keinen unb 93aterlanbSlunbe (b. h- Schroei5er=(&fct)ichte
unb (Seograpb» unb ©erfaffungStunbe. 2öenn eine ©emeiube unter 10
Schüler t>at, jo fann fie fieb, einer «Rachbargemeinbe anfchliejjen. Die 3°hl
brr Schüler barf jebod) 30 titelt überschreiten, ßeljrfräfte finb auSfdjliefilich
bie patentierten Set)ter ber ©emeinbe. Die SBefolbung für bie Bürger f et) nie
beträgt jährlich roenigftenS 100 $r., rooran ber Staat 25— 50M/0 teiftet.
DieS bie roefentli$en SBeftimmungen beS ©efefceS.
3u beachten ift ferner, bafe gemäß einer 53eftimmung ber Staats*
oerfaffung borljer fchon jebe ©emeinbe biefe 33ürgerfcc)ule, bisher „bürgerliche
5ortbilbungSfct)ule" genannt, einführen unb Dom JRegierungSrat als obli*
gatorijch erflären laffen tonnte. (Stroa bie §älfte ber Schulgemeinben hatte
bie« gett)an. Sie hatten aber auch bie Freiheit, fie roieber aufzuheben.
3n ber «Äbftimmung am 28. ^Ipril nun mürbe baS ©efefc über Gin*
führung ber obligatorifcf>eu SBürgerfcbule mit 17,707 3a gegen 14,074 «Rein
angenommen. SSerroorfen haben bie tatholifchen 53ejirfe ©oben, SBremgarten,
Caufenburg, Wuri, iRr>einfe(ben„ angenommen afle reformierten SBejirle unb
baS mehrheitlich fatr>oüfc^e 3urja<h, roeil bie hier hauptfächtich beebreitete
„^otfehaff bafür eingetreten mar. «über aua) bie reformierten, ganj
„freifinnigen" tBejicfe fteUten 4,644 Wein ju ben 14,074 «Rein.
Die Haltung ber fatholifchen Sfcjivfe ober ber grofeen Mehrheit ber
tathoIifd)»fonferbatiben StolfSpartei mürbe mohl nicht überall richtig beurteilt.
6s lag aua) tatholifch'fonferbatiben Greifen, befonberS benen ber höhern unb
niebern ^äbagogif nahe, biefe Haltung als Schulfeinblichleit unb Dergleichen
anjufehen. Das beranlafet ben ginfenber, in biefen blättern bie ©rünbe
anzugeben, melche bie Mehrheit ber fatholifcfcfonferDatioen Rätter unb
Führer, inSbefonberS bie tatholifch« ©eiftlichteit beroogen, gegen baS ©efefc
Stellung ju nehmen.
Der f>auptgrunb mar ein Durchaus grunbfäfelicher. 2öir haben im
ftt. ftargau eine obligatorische Schulpflicht Don 8 Dollen fahren für bie
©emeinbefchule unb jroar Dom 7. bis 15. 9llterSjahr. ipöt)ei geht fein
Ratüon unb mohl fein fianb ber @rbe. Daneben ift bura) 5öejictSs, ftort»
bilbungS«, £>anbroertSfd)ulen unb bura) eine Ionbroir t h fcho f tlic^e 2Öinterfct)ule
teichliche (Gelegenheit fceimiüiger meiterer f$fortbitbung geboten. 2Bir
mußten uns alfo fragen, ift eS prinzipiell richtig, ben ftaat liehen Sct)uls
jtoang auf brei weitere 3al)re, bis }um 19. SHterSjahr auSjubebnen? Die
ftinber gehören nicht Dem Staat, fonbern ben Altern. Die Schule foll bereu
Aufgabe, bie ^Bilbung unb (Srjieljung ber 3ugenb, als bereu Stelloertreter
infofern erfüflen, als bie Altern eS nia)t felbft ju thun Dermögen, unb infofern
i
Digitized by Google
- 340 -
ifi ein ftaatlicher Schul jmang gerechtfertigt. Mber ein folc^er hat feine
©renjen in ber allgemein anertannten ©eftimmung ber ^ßrimarfchule, ber
3ugenb bie jenigen ftenntnifje beizubringen, meiere fie für baS Seben in ben*
jenigen ©erufSarten bebarf, bie feine höh*« als ©emeinbefdmlbilbung üorau§=
jc^en. £ann baS eine achtjährige Schulpflicht erreichen? $er ©emeiS if)
längji geleitet, bafc fogar Kantone unb Qänber mit fürjerer Schulpflicht baS
Dermögen. 9Ufo muß eS auch im ftargau möglich fein, unb bann ifi eine
9lu8beljnung beS SchuljwangeS auf brei weitere 3ahre grunbfäfclich nic^t
gerechtfertigt. $)ie Eltern haben ein größeres Stecht, ih*< Äinber ju ihrer
Verfügung ju haben jur Arbeit, jur Erlernung eines ©erufeS, als ber
Staat ju einem unbegrenzten Sthuljwang. ©enn biefer finbet, eS fei mit
11 3at)ren nodf> nicht genug, wo fofl bann baS enben?
Erweiterung unb (Spaltung ber in ber Schule erworbenen tfenntniffe
ift föön unb gut; notwenbig ifi eine tüchtige ©Übung unb Schulung ber
3ugenb — aber baS aOeS läfet ftc^ erreichen auf bem SBege ber Freiheit
unb einer tüchtig geleiteten unb gut organijierten ©emeinbefchule mit einem
ausführbaren fiehrplane. ©erabe baS aber fehlt im Äanton Hargau. Es
ift allgemein anerfannt, bafe ber aargauifaV Cehrplan für bie ©emeinoefchule
überlaben ift unb ju höh« Wnforberungen Don ber erften bis aalten Plaffe
hinauf flellt ; eS wirb baljer nicht etwa bloß Don weniger fähigen unb fleißigen,
fonbern Don tüchtigen unb fleißigen Serjrern unb anbern fompetenten Männern
Dernünftige Hbrüftimg Derlangt, leiber ohne Erfolg. Staher rührt in erjler
Sinie bie tlägliche Stellung beS RantonS bei ben SRefrutenprüfungen, unb
nicht üon $u furjer Schulzeit unb nur Dom ©ergeffen in ber 3«t Dom 15.
bis 19. 2UterSjahr. Elan will ju Diel unb barum erreicht man ju wenig;
bie SRenge beS Stoffes hinbert bie grünbliche Durcharbeitung beS *Rotwenbigen.
Sollen wir biefen f^f^lern am ©djulfpftem baS Opfer breier neuer, wenn
auch befchränfter Schuljahre bringen?
©ei ©eratung be3 ©efe$eS über bie ©ürgerfchule würbe Don lonferDattDer
Seite ferner bedangt, man fofle weuigftenS bezüglich ber wöchentlichen Schul«
ftuuben baS 7. unb 8. Schuljahr entlaften, um ben Altern, befonberS ber
lanbwirtfehaftlichen ©eoölferung in biefen Sohren, wo bie HrbeifStüchtigfeit
ber ftinber mächft unb fle ihrer bebürfen, eine Erleichterung unb einen Erfafc
für bie neue Saft ber ©ürgerfdjule $u bieten. 9Ran fanb, biefeS gehöre nicht
in biefeS ©efetj hinein, fonbern fönne bei ©eratung beS neuen Sd)u(ge)eke?
in ©etracht gebogen werben. $5afe eS gefchehen wirb, glaubt niemanb. Ebenfo*
wenig wollte man barauf eintreten, bie obligatorifche Einführung ber ©ürger-
fchule burch Hn neues Schulgefej} ^erbei^ufil^ren, bamit ba§ 5ßo(f fehe, wie
fich ba§ ganje Schulwefen gehalten fofle. 9flan wollte jwei ©efefye nach
bem ©ruiibjafc: Divide et impera
Digitized by Google
- 341 -
SEBtr haben enblia) oben barauf biugemiefen, bafc jefct fc^on jebe ©emeinbe
bie 33ürgerfdj}ule einführen unb obligatorifch erflären (äffen, aber auch mieber
aufgeben fann. Senn mir alfo bie Freiheit höben, warum foflen mir fie
mit bem 3roan8 bertaufchen?
$)iefe ©rünbe hoben in erfter ßinie bie Weinfager auf fonferOatiDer unb
wobJ auch rnandje Don ben 4000 auf „freifinniger" Seite bewogen, gegen
baS ©efefc Stellung ju nehmen. Slber eS gab noch anbete.
SJcan ^at Don „freifinniger" Seite f$on längft gefagt unb eS auch an
ben 33orDerfammlungen unb in ber treffe Dor ber Mbftimmung mieberljolt,
bie 33ürgerfchule habe aua) ben 3,l>ea*» bie Jünglinge burch baS ftach ber
5BaterlanbSfunbe auf ihre Stellung als tünftige ftimmfä&ige Bürger oor«
^bereiten, natürlich bantit fie im Sinne beS „Dereinigten ftreifinnS" ftimmen
unb mehr Sicht in bie finftern fatholifchen 93ejirfe fomme. Senn ber 9re*
gietungSrat im Vorwort ju bem ©efefce fagt: „SDie SJaterlanbStunbe foü bem
Jünglinge bie nötige Segleitung geben, obne wela> er bie (Sfjrenredjte eines
freien SöürgerS nur mangelbaft unb unbef riebigt — fofl wobJ Reißen „un*
befnebigenb" — ausüben fann" — wer glaubt wobX baß biefe ©orte im
2Jcunbe einer mehrheitlich freifinnigen Regierung einen anbern Sinn hüben?
Set fann Don unfern meiftenS „freifinnig" gebilbeteten Sehern eine anbere,
auch nur burchweg neutrale Stellung in biefer öejiehung erwarten? Ser
weift, roaS in biefer Beziehung oft fa^on in ©emeinbe», bann in ber gort»
bilbungS» unb SBejirfSfdmle geleistet wirb, wirb biefe Befürchtungen nicht
für unbegrünbet galten. Jn gelungener Seife gab ein fompetenter 3Kann
biefen Befürchtungen im „ftreifd/üfe" WuSbrud: „SaS baS Dorliegenbe ©efefc
betrifft, fo fürchte ich weniger baS ©efefc als beffen Ausführung.
„3<h fürchte, man werbe ein rabilaleS Öehrmitiel für bie neue Schule
einführen,, worin bann unfere fatholifchen Jünglinge mieber (efen tönneu, wie
alles §eil ber Seit nur ber Deformation unb ber fteoolution ju Derbanten
fei, unb mie gut ber Staat Morgan baran getfjan habe, fich mit bem ftlofter»
Dermögen $u bereichern unb Dergleichen. ÜKan beruhige mich über biefen
$unft, fonft muB ich „„ftein"" fchreiben.
„3$ fürchte, bie Seljrer werben, freiwillig ober Don oben genötigt, bie
jungen Bürger ju rabitalen Slargauem „fortbilben", bamit bann enblid)
auch bie greiämter, Saberbieter unb gridthaler erleuchtete unb würbige
ftinber ber Hrgooia werben. Stafe biefer 3roed angeftrebt toerben fode, beffen
haben mich aufrichtige SRabifale Derfia)ert. 9Jcan beruhige mia) barüber,
fonft mujj ich „„9Jein"" fchreiben.
3<h fürchte, man werbe baju tommen, ben Unterricht in ber geplanten
Schule auf bie Sonntage Derlegen ju woQen, jwei Stunben DormittagS,
jroet Stunben nachmittags. Ja) §abt biefen Borfchlag jefct fa>n machen
Digitized by Google
- 342
fyören. SBer bon ben ^ünglingnt toirb bann no$ ©otteSbienfi unb ©t)riften-
lefyre befua)en? 9ttan beruhige mid) barüber, fonft mufe ia) „„Wein"" fa)reiben.-
$)ie 33efürd)tungen , bie Öürgerfdjjule toerbe ben 3n>e(* «falten, unfere
3ungmannfc$nft für ben „fjrreifinn" einzuölen unb fie bem religiöfen Seben
ju entjieljen, betoogen im fatf>olifcI)en SanbeSteil Säufenbe tum ^amitien»
bätern jum Weinfagen. $ie ©rünbe ju biefen Befürchtungen ftnb bejügli<$
beS erften fünfte« bereits befproa>n; bejügtid) beS ©onntageS liegen fit
im ©efefce fetbft unb in unfern ©dwfoerljättniffen. Senn es im ©efefce
Reifet, Sürgerfdmten unter 10 Sehlem fönncn mit 9la$bargemeinben eine
gemeinfame ©a)ule errieten, fo toirb eS unttjunliö) fein, ben Unterricht auf
abenb 5— 7 U&r anjufe&en. $enn fcfjon jefct gingen klagen lanbauf lanbab,
toie biefe Bürgerfajüler bie ^a^tjeit ju Waa)tbubenfirei($en afler %xt benufren.
2Bie erjt, toenn fie V4- unb V« ftünbige £>eimtoege fjaben! §ür ben Unterricht
am Sage reidfjt bie freie 3«t Seljrer nt$t au«; benn biefe t)aben im
SGBinter nur einen Ijalben Sag fajulfrei. Sie toerben fid) biefe (SrljolungSjeit
audj nid)t ganj rauben (äffen ober gar Dier ©tunben ©a)ule Ijalten wollen
Ofrtefyn inufe ber Pfarrer an biefem freien Ijalben Sag ben fonfefftoneflen
Unterricht erteilen unb baju ein ©dmljimmer jur Verfügung Ijaben. 9Bie
bann, too nur ein ©a)ul$immer oofjanben ift? Sterben bie ©c$ulbeljörben
ben fonfefftoneflen Unterricht refpecftieren unb bem Pfarrer baS Cofal (äffen ?
2Öenn ja, fo bleibt nur no# ber ©onntag ober ber Mbenb für bie Bürger*
föule übrig. Öäfet man bem Pfarrer baS einige öofal nicf>t — too unb
mann fo0 er bann feinen fonfefftoneflen Religionsunterricht erteilen? *Dton
toirb atfo auf ben ©onntag greifen müffen, unb bie ftabrif&erren, ftaufleute
unb £>anbtoerter toerben barauf tjtnbrüngen, um bie Sttnglinge nicht ro4t)rent
ber Arbeitszeit in bie Bürgerfchule fdjtden ju müffen. ftinbet biefe bann
am ©onntag OormittagS ftatt, fo muß ber ©oiteSbiettftbefucfj barunter leiben.
Ober bann nimmt man ben Nachmittag. Da foflten bie Jünglinge in bie
6r)rifteii(et)re nach bem fira)ti$en ©ebot. $a8 ©taatSgefefe aber anerfannt
feine ßfjriftenlefjrpflicht über baS 16. 9Hter8jafjr ljinauS. SS fann feine
ftrage fein, bafe baS ©taatSgefetj entf Reibet. Ober toerben bie Sefjrer bi*
nach ©chlujj ber (Sljriftenletjre mit bem Seginn ber Bürgerfcr)ule )utoarten.
um bie fdfoönfte 3"* beS Nachmittages in ber ©djule jujubringen? 2Derben
bie Jünglinge felbft ftdt) am ©onntag*9ladjmittag, il>re einzig freie 3«t toäfyrenb
ber 2Bocf>e, juerft eine ©tunbe in bie ßirdje, bann noch $toei ©tunben in
bie ©ctjule oerfügen tooflen ? 3tt Die ©djule fann man fie mit ©trafen
ätoingen, in bie flira> nicht. SBerben fie bann bie ©dmle ober bie (Sfjriftenlebre
oerfäumen? Diefe grage ift balb beantwortet.
Bei einer $elegiertenberfammlung ber fat^olifd)«fonferoatioen 23olfSpartci,
toelaje in Brugg Oor ber Abftimmung über baS ©efe^ ftattfattb, rourbe Don
Digitized by Google
- 343 -
geiftlicher ©fite allen fyiei bargelegten ©rünben, roeldje gegen baS (Sefejj [prägen,
beu gruubf üblichen, Politiken unb teligtöfeit AuSbrucf gegeben. Drei anroefenbe
Suriften jeidmeten fic als Äaffanbrajlimmen, meinten man fehe flteligionSgefahr,
roo (eine fei, niemanb benfe an ^nanfprudmahme beS Sonntags für bie
39ürgerj$u(e, unb roaS bergleichen 33eruhigungSpulber unb optimiftifcheS Süjj»
holjroaffer met)r mar. Der ftebaftor ber „tBotfchaft" fuchte im gleiten Sinne
doc unb nach ber Abflimmung ju beruhigen ; nichtebeftoroeuiger machte er
als ^räfibent ber röinifch»fatholifchen Sonobe am 16. Wai abtjin bie Anregung,
ber Sönobalrat möge in einer Eingabe an bie (SrjiehungSbirettion bahin
wirfen, bafe ber Sonntag roeber für bie Bürger», noch für $>anbroerferfd>ulen
in flnfpnich genommen roerben bürfe. Alfo bod) etroela> fturcht! 2ÖaS
biefe Eingabe nüjjen wirb, rooflen mir abmarten. 3m Aargau muß ber
Optimismus beim Siebepunft angelangt fein, menn man glaubt, bie Staats*
beerben roerben auf bie fachliche Ghnftenlehrpflicht über baS 16. AlterSjahr
t)inauS 9cüdfia)t nennen, Die ganje SRüdfichtSnahme roirb fict) auf bie 3«t
beS Öffentlichen SJormittagSgotteSbienfteS befct)ränfen. Qui vivra verra!
Damit haben mir ben Öefern Der „^äbagogifchen SBlätter" bie ©rünbe
bargelegt, roelche bie grofee töcet)rt>eit ber fatholifchen 33ejirfe (9274 Wein
gegen 6183 3a) bewogen höben, baS Gte)ef} über bie obligatorifche Bürger»
fdjule ju öerroerfen. Die Sefer biefer Blätter finb baburd) felbft imftanbe
ju beurteilen, ob biefe Stellungnahme aus blofjer ObftruftionSpolitit ober
aus blofeer Schul- unb SBilbungSfeinblichteit herging, ober ob biefe bar^
gelegten ®rünbe ftichhaltig roaren. 2Bir gewärtigen ihr Urteil ruhigen ©emüteS.
ßk J9rafa in btr CEruel)ung notrombig.
(93on Dr. Sdjrocnbimamt in Bonenburg, Stt. ßujern.)
Motto: «Die ftinber fuflent nid)t fcnftiglid) erjogen »»erben."
(ttlbt«fct von itr)l 1420.)
Der alte ©öthe fagte einmal : Caffet bie 3ugenb nur bei ihrem treiben
unb bei ben Ausbrüchen ber guten %ttur ; fie haftet nicht lange .an falfchen
3bealen, baS Seben reifet fie balb baoon loS. 9cun baS mar bie Weinung
beS AltmeiflerS ©öthe, baS SrjiehungSibeal beS 3ugenbfchänberS ftouffeau.
SCÖtr aber roiffen heute, baß auch eigenfinnige Leugner ber ($rbfdm(b fich für
eine berartige Grjiehung juroeilen „fünftens" bebanfen. Doch eine Wenge
Don ^ßäbagogen behaupten auch icfc* noch, roie ifchotte in feiner Selbft»
biographie: fteine flunft ift einfacher als bie (Srjiehung. Der Wenfch ent»
faltet fich bon felber roie jebe ^flanje unb roie jebeS Stier ju bem, roaS er
feiner geiftigeu 9toiur unb Anlage nach werben (ann. Das roifl fagen:
Wann überlaffe bie tfinber ihrer eigenen Sntroidlung unb führe fie fpielenb
in biefeS rauhe nüchterne Seben ein, roo es Ghoraftere braucht.
Digitized by Google
344 -
69 iß munberbar, Ijeifjt es in einem uralten 6$riftflüäe, tote wert
un8 oft eine glänjenbe ^eorie oerfü&ren (ann. Senn einet ba« Saufen
lernen foO, fo läfet man iljn in ferneren ©$u&en unb im gepflügten
Sanbe ge§en; bagegen foQen ßinber, roorauS ber ^äbagoge gro&e TOnner
jieljen min, alles fpielenb faffen. 2ta gemife, es mirb iljnen alles fo ffife
unb fo leidet gemalt, fie Durchfliegen ben ftreid afler 2Biffenfc^aften, ober
bie fo beliebt geworbenen (Snctyclopäbien, toeldje bie kleinen auf ifyren ÜRoCU
tuagen fc^on fügten, fo auSneljmenb, bafc man benfen foQtc, ber römif$e 9teb=
ner, melier feine ©ruft erft 3aljre lang unter einer bleiernen platte arbeiten
liefe, um fie fjernaa) mit befto größerer 3ftad)t faben §u fönnen, fei ein grofeer
*Rarr gemefen, unb t)ätte beffet gett)an, bie 2öiffenfa)aft in einem Äalenber
ju ftubteren. 2Ba§ fömmt aber bei biefem unferm mobernen, fpielenben
Semen IjerauS ? dürfen mir es fagen ? ©üfeeS ®emäfa>e, leitete ^rjantaften
unb ein (eerer Sunft. $er ©eift bleibt fa)road), ber ßopf Ijat roeber
2Waa)t noct) Sauer, unb alles fieljt fo hungrig aus, roie bie fceifee
Siebe eine» oerlebten ©reifes. Der junge SJtenfa), ber fu$ bann fpäter
als ein ganzer 2Rann jeigen foO, gleist einem Kaufmann, melier eine
#anblung burd> bie ganje SEßelt anfangen toifl, ot)ne nur einmal einen
mäßigen Vorrat bon s#robuften ju fcoben.
Gtonj anberS Derfyllt es fty mit bem <Dcenfa)en, ber, fo Diel es olme
9to<t)teil feiner SeibeS» unb ©eelenfräfte t)at gefa>t)en tonnen, Don 3ugenb
auf ju einem eifernen ftleijje unb jur (Sinfammlung nüfclict)er 2Bat)rr)eiten
angeftrengt mürbe. 3n bem Äugenblide, ba er anfängt fta) *" 3«fi<n, beft|t
er einen ganjen Vorrat Don nü&lia)en Äenntniffen in feiner 2Ra#t, unb bie
©emo&n&eit $at iljm eine jroeite Watur jur Arbeit gegeben. (Sine
28al)r$eit jeugt bie anbere, unb bie Waffe berfelben mua)ert in feinem ©eifle
mit fortgeljenbem ©lütf, mie Elaler unb Silberner bei einem reiben 55a u»
l)errn, ber alles, maS ju Dem prächtigen ©ebäube geforbert mirb, felbft befi&t
unb reidflia) bejahen fann.
(Sinen fo(a)en 9teia)tum Don Söafyrfjeiten unb ftenntniffen mirb man
aber nie fpielenb unb auf bie %xt erlangen, mie Diele ftinber je|t erlogen
merben. Sie 33orfel)ung fyat bem Dteni'dKn ni$t3 oljne große Arbeit ju«
gebaut, unb menn ba§ &inb quo) ljunbertmal meint, mit ©trafen $um Sernen
unb ju fjertigfeiten gelungen toerben mufj, fo ftnb biefeS roofjlifyätige ©trafen
unb bie $t)ränen mirb es feinem Setjrer einft Derbanten.
2Bo$er fommen aber eigentlich bief e fa(fa)en ©runbfäjp in ber ßrjieljung?
93on bem $one unferer 3<^, nact) meiern ber Selker ft<$ enrmeber
einen groben ^ebanten fabelten la(fen, ober mit bem ftinbe fäuberlicfc oer=
fahren mujj. Sa ift tein moberner ^ater, (eine järtlia>e SBeltbame unb
SNutter, bie nia)t biefen Xon fängen. Der ße^rer, melier enblia) aua) bie
Digitized by Google
- 345 -
Jhinft ju frfjmfidjcln (mit, unter Umflänben um feiner Örjftenj willen lernen
mu&, führt feine Untergebenen fpielenb ju ber ©eföitf liefert, bou allen Dingen
»i&ifl au fprechen unb (ein einziges aus bem ©runbe ju Derftefjen. (Sr läßt
fte bamit auf einem getopften »oben tanjen unb befümmert fich nicht Darum,
ob fie bereinft auf bem tiefen ©teinpflafter ber raupen 2Birili<hfeit unb bem
grnfle beS SebenS ben §al8 brechen werben! Dem ©efagten jufolge toagen
mir jum Sctyuffe ben ©afc: Der (Sehorf am unb 3roang, biefe $rofa in
ber 6rjie$ung, ift in unferem reDolutionären 3eitalter Don ber größten $e»
beutung, unb bleibt, trofc allem ©eufaen Dieter mobemen Docenten ber
^äbagogit, aua) t)eute nod) eines ber bejten, ja ber erften Erziehungsmittel
für $eranbilbung eine« ftarfen, ctjarafterfeften unb ganzen Wengen.
dtnws über ben ^inbtrgottesbirnfl.
©eit met)r als jroanjig Sauren hatte ©Treiber biefer 3*ilfn (Gelegenheit,
bem ftinbergotteSbienfte aftio beijuroohnen. 6s ift nicht fo gar leicht, biefen
©otteSbienfl fo ju geftalten, bafe er bie flinber roirfliih erfaßt unb für baS
ffleltgiöfe bilbet. 3U emem tüchtigen Hatect)eten gehört nid)t aflein gelehrte
33ilbung; £>aupterforberniffe finb peaftif ct)e ^üc^tigfeit, Siebe unb <$ebu(b.
DaS jeigt fich namentlich bei ber Unterroeifung, burch bie ^ßrebigt. ES ift auf«
faflenb, bafe man ba gar oft bie päbagogifct)en ©runbfctye, bie fonft bei jeDem
Unterrichte mafegebenb finb, fo menig beamtet, roährenb mau in ber ©$ute
bei ber geroöfjnti$en &ate<hefe fict) an bie pfnehologifchen 2Bar)rheiten t)ä(t
unb bie ftinber als ftinber behanbelt. Bie oft ift ber geiftlidje Jperr am
©onntag, wenn er bie ftanjel befteigt unb an bie ßinber eine tyrebigt
r)ält, ein ganj anberer, als am SBerftag. 3Wit ber fira)lia)en Slintsfleibung
roechfelt er anet) feinen »ortrag, feine ©pract)e. 3wflr "bet er immer
noch beutfdr), aber in foldjer %oxm, in folgen ©enbungen, Figuren, ba& es
bie ftinber ganj fremb anmutet unb ooUftänbig (alt läfet. Der ^rebiger
fpricht nicht bie »olfsfprache, er rebet in ber beutfa^en »ücherfprache, in ber
©brache ber $t)eologie; er fefct flenntniffe, Erfahrungen oorauS, bie gar
nicht Dort)anben finb; er fpricht jum erfahrenen Wann, ber bie ©a)idfale
beS SebenS bereits f<$on getoftet hat, ntc^t aber jum unmünbigen ftinDe, baS
eine parte fräfttge Nahrung noch nicht erträgt. 2öaS bem ©eifte ganj fremb
unb unbefannt erfcheint, maS in ber ©eele nicht irgenbroelche Derroanbtfchaftliche
^Beziehungen bereits fö)on Dorfinbet, baS nrirb nicht aufgenommen, oaS wirb
narurnottoenbig abgeftofeen, roie ber magnetifche ftorbpol ben ©übpol abftöfet.
beachten mir einmal baS »erhalten ber flinber mährenb einer folchen $rebigt.
bie nach ber »ttct)erfprache unb nach ber ©pract)e ber Sfcljeologie gehalten
rourbe. Die äußere Äuhe (ann aufrecht erhalten werben, roeil ber geftrenge
Digitized by Google
- 346 -
Bufferjer mit Strafen broljt, 3m übrigen aber ift baS &inb nur bem ftorper
naa) anroefenb; e~ roitrmt ftinen $(atj. Der ©eifl aber gaufeit überall tjer
unb Inn. Das ftinb fieljt jroar bann unb manu nad) bem ^rebiger, Ijängt
aber nur an Wufeerlic&ieiten. 6S bernimmt Saute, SBörter aber (eine Sätje,
feine ©ebanfen; es blicft auf bie ©tola, baS Sljorljemb, ben Äragen. auf
bie ©eficfctspartien, eS blicft aber nidjt in fein inneres unb läjjt ficfc oom
©ebanfengang beS ^rebigerS nia^t bewegen, roeit eS eben bie frembe Spraye
ni$t berftefjt. Die «ftinber »ermatten fia) ber ^rebigt gegenüber rein paffib,
fie laffen biefelbe roie ein unabroenbbareS Verhängnis über fid| ergeben, wie
ein fteinidjteS grbreia) ben s#lafcregen über fuf) ergeben läfet. Sßon $rua)t=
barfeit feine 8pur. Das ttjut mandjem ^rebiger roelje, roenn er nad) eifriger
unb frommer Vorbereitung fo menig Wufcen erntet unb er flöget bie ftinber an.
ftinberprebigten foUen !urj fein, 15 Minuten bürften meiftenS ausreichen.
Sange ^rebigten erroeden Sangroeile, Unluft, Wiijjbeljagen, Verftimmung gegen
ben ^rebiger. Die beften 91bfia)ten fönnen ba ins ©egenteil berfer)rt werben.
(Sine Kare, anfrf)auli$e SBeljanblung ift ein $)aupterforberni$ ; ber 3n$alt
foQ ber geiftigen Steife, bem (SrfaljrungSfreiS ber Äinber angepaßt roerben.
Jpieju eignen fid) cor allein bie biblifdjen (Srjäljlungen, bie Segenben. 9lber
bie JBefjaublungSroeife ift aud) ba roieber bie $auptfadje. Die gleiche 6r*
$af)(ung, bie gleiche Segenbe (äffen eine ganj berfa)iebene SetyanbtungSroefe
$u. Das gute 3Jorerjäb,len ift eben eine ftunft. Du fjaft ben regten %on
getroffen, roenn bie ftinber red)t freubig bir $ur)or$en, roenn fie gan$ ?lug
unb Cfjr ftnb unb gteicbfam an beinen Sippen Rängen, könnte ein ^rebiger
in ben Äopf beS ftinbeS fnneinfdjauen, roie ber U^rmaa)er ^ineinfc^aut in
baS funftreidje (Setriebe feines 2öerteS, roie roürbe er fia) aiuuflagen Ijaben
ob ber Äonfufion, bie er ba angeftedt. 3$ ^dtte ben göttlichen §ei(anb
fer)en unb fjören mögen, roie er bie kleinen ju fid) rief, fie unterrichtete unb
in feine sürme fdjloB. Der t)at eS fürtuat)r berftanben, baS 9ieid) ©otteS
ben flinbern ju oertünben, er, baS lumen de lumine, unb bie ftinber haben
fic$erlid) auch ben göttlichen £eilanb recht berftanben. Ulber feine Sehrroeife
roar eben eine ganj berfa)iebene, je nach ber 3"höterfa)aft. W\t bem Schrift*
gelehrten rebet er anberS als mit bem 2öcib aus bem 33olle, mit feinen ber*
trauten Schülern anberS als mit bem §oljenpriefter. Wicht blofe in feiner
Sefjre, auch in feiner Sehrroeife ift ber göttliche $eitanb baS unerreichte 33or*
bilb für aDe ^äbagogen unb OTett)obiter.
Sta)erlid) befinben fid) in jeber tfircfce einige ©emälbe; oiefleicht bie
DarfteHung beS hl- ÄreujroegeS. Auf bem Wtar fielen Seuchter, Ölumen*
ftörfe, SReliquienfchreine ic. SBarum foüte ttid>t jur WbroechSlung ein foldjer
©egenftanb in einer tfinberprebigt eingeljenber bebanbelt roerbeu. Qjine an»
frauliche SBe^anblungSroeife ift ja bie 4)auptfaa>e unb an ber £anb eines
Digitized by Google
347 -
frönen religtöfen 23ilbe8, eines ttrd)lichen (SegenftanbeS, einer biblifdjen @r«
äühlung unb ßegenbe laffen fid) fo leitht unb jmangloS retigtöfe Wahrheiten
barfteflen unb Deranfdjaulichen in einer 2Beife, roie eS foitft fauin möglich märe,
unb feie Äinber finb ganj 9lug unb Ohr ; fie benfen religiös, füllen religiös
unb ftreben unb leben nad) ber erfannten religiösen 2öahrheit. ©ie gemimten
ben ftaterfirtfit Heb unb werben gtaubenSbemunte unb glaubenSmarme ftatlmlifen.
6in 2Jleifter in ber DarfteflungStunft mar ber feiige Oüerberg; auch
9llban Stol) hat ben regten %on getroffen. 3U folgen unb ähnlichen
SReiftern gefje man in bie ©chule ; jüngere Katecheten mögen erfahrene ®eiftfid)e
befugen. ©rünblicheS ©tubium, Demut unb ©ebet führen ficherlid) jum
3iele, ju jener Wkifterfchaft, nad) ber mir alle roenigftens ftreben muffen,
mollen mir ben 2ofjn als getreue Vermalter unfereS ^eiligen Hintes bereinft
erlangen. —
9Ran halte mir biefe meine WuSeinanberfefcungen nicht für ungut, fie
haben nur baS 2öohl ber 3ugenb im Stuge. ') a. K.
CHbgenoffenfdmft. Den 31. 9J?ai tagte in 58ern bie 9rebattionSfomiffion
für bie eibgenöffifche ©chulroanbfarte. 911S Referent trfd)ien 3ng. <£elb Dom
topographifchen Bureau. #od)tü. Pfarrer 2Öafer in Schrot^, Sierfaffer ber
rühmli# befannten Schmeijergeographie, ift ebenfalls "Utitglieb berfelben. —
£>err 58unbe8rat Dr. 6d)enf hat bem SunDeSrate eine neue Vorlage
über bie SubDention ber iBolfSfchiile burd) ben 93unb eingebracht. Cb fie
baS ©lürf hatte, jroifd)en ber Scilla unb Gf)aribbtS ungefätjrbet burchjiifommeu,
mirb bie 3ufunft lehren; Dorläufig fofl fie nod) ©ebeimniS bleiben! —
^reiburg. Der faft einftimmige tBefchlufe bes ©roßen 9iateS, bie philo»
fopfnfche ^afuftät burd) eine naturm iffenfchaf tliaVmatfjematifdje Ab-
teilung 311 ermeitern, ift Don bem Öehrförper unb ber ©tubentenfd)aft( fomie
Dom fatf)ol. Solle mit ftreuben begrübt morbeu. Damit ift ein neuer mistiger
Schritt jum Ausbau ber UniDerfität gefa>hen. 2öir freuen uns barob um
fo me^r, roeil bie neue Abteilung and) für eine tattjolifdje r)öt)ere 9tealfd)ul*
bilbung Don 2öi$tigfeit ift. 3>unge, talentoofle ßet)rer, bie fid) ju Äeal*
leerem Ijeranbilben rooflen, fiuben ba bie befte (Gelegenheit, \\<fy foroohl bie
notmenbige realiftifche 93ilbung jn erroerben als jugleid) auch in ber fran$öfifd)en
Sprache theoretifdj auSjubilben. TOöge biefe Sebeutung ber neuen Schöpfung
recht gemürbigt werben! —
•) SBir geben aud) biefer Stimme {Raum; toer fdjon bei einem 3ugenbgottc8bienft
orebtgen mußte, roeife, roie fd>iucr foroobl xUn-Muabl bc* 3toffcS al« Die «cgaublnng
ift, ba man eben nidjt nur fttnbcr einer ttlaffc oor fid) hat, fonbern ade @d)uh
ftufen, bei un8 j. 33. [ogar bie ©d)üler ber Äanton8fd)ule, baneben nod) üicle üv-
roaebfene. — S)er Hrtifcl ift aud) ein ^Beitrag jur üöfung ber ftragc, ob überhaupt
für st in ber, roeldje bic erfte hl- Kommunion empfangen l)aben, ein befonberer
Oiugenbgottc*bienft nod) oom Wüten fei. SBir glauben nidjt, fonbern halten bafür,
baß bie 3ugenb öon ba an in ben ^farrgotteSbicnft einzuführen unb an ihn gn
geroöhnen fei. — (Die Sieb.)
Digitized by Google
- 348 -
WrnnOiutbcit. Die früher bfridjtete ©omnafialreform mürbe Dom 9ie«
gierungSratc abgelehnt, Dagegen foO bie lanbmirtfd)aftlid)e Abteilung wieber
in ber tfantonSfchule eingeführt werben, am Seminar ober wegfallen.
St. Kotten. — 9U8 Direftor be§ ße^rerfeminorS in ftorföadj würbe
gewägt $>err ^rofeffor Dr. Sucher in ßujern, ein Wann Don reifem SSiffeu
unb eblem ßharafter. 6r wirb jugleid) ben Unterricht in ber ^äbagogif
unb im Deutfchen erteilen. 2öir roün|d>en bem ©ewäljltfn ©otte« reiben
Segen auf fein neueS SöirfungSfelb ! —
Der ©rofje 9lat ^at in erfter 2efung bie ©efefceöentwürfe über bie
Örweiterung ber äetjrerbilbung bureb, einen 4. &ur§ angenommen. 2öenn
nun ba§ 93o(! leinen Strich burch bic Rechnung macht, fo fann ber 4. Seminar-
für« mit nächftem ftrühling in§ Ceben treten.
tefftn. 3m Äanton leffin ^aben fich bie Cefjrer ju einem fantonalen
Vereine ^ufammenget^an, öorläufig befonberS in ber %b\\d)\, it>re Sage
finanziell ju Derbeffern. 'Die SefolbungSDerhältniffe finb in ber $r)at Derart,
bafe mir ba§ Vorgehen ber 2et)rer begreifen, befommt Doch ein Sehrer für
6 5Jconate Schulzeit nur 500 ftr., ober wenn fie länger bauert, 600 ftr. im
Minimum, unb fteigt bie 3kfolbung felbft in ber reiben Stabt Öugano
nur auf 1350 ftr. Die Öehrerfcfjaft gelangte nun an ben ©rofeen 9iat mit einem
©efudje um Erhöhung beS Minimum« unb broljt im abroeifenben gaüe mit einem
allgemeinen WuSftanbe. Das gäbe ein ^ugcnbfeft ! Eber, ernft gefprodjen,
finben mir biefe Drohung mit ber Cebjerwürbe nicht recht bereinbar!
3ug. (ßorr.) Den 15. Wai oerfammelte fich bie 3ugerifd)e ßehrerfdjaft
ju ihrer orbentlichen ftrühlingSfonferenz in bem an gefef)ichtlichen (Srinnerungeu
reiben 58 uo na». irotj ungünftiger Witterung mar fie faft Dou*zählich erfchienen.
Die einleitenben 2öorte beS ßonferenzDorftanbeS, be3 hoct)w. SReftorS Reifer,
gebauten befonberS ber Sdjulbeftrebungen auf eibgenöffifchem unb tantonalem
Jöoben. 3n öejug auf erftere ftelje bie SubDentionöDorlage beS SBunbeSrat Sa)enf
im 33orbergrunbe, über welche ba§ Sa^mcijerüolf unb bie Sehrerfchaft fet)r
geteilter Mnficbt fei ; baß bie 93olt8fchule auch Dom SBunbe unterfiü&t werbe,
müffe Don jebem ©djulfreunbe gewünfeht roerben, aber nur unter ber 33ebingung,
bar, bie uttliaVreligiöfe Seite ber Schulfrage einerfeitS unb bie fantonale
SouDerenität in 53ejug auf ba§ Sdjulroefen anberfeitö nicht oerlejjt merbe.
3n öejug auf ba§ neue fantonale Scr)ulgefefc fei in legerer 3«t ein Stritt
DerwärtS gefchehen. Die 2ehrerfcr)aft müffe baSfelbe »ünföen, meil es be«
beutenbe Skrbefferuugen enthalte, unb fie tt)ue bieS ni<ht nur „wegen flingenben
Örünben" fonbern au§ ibealen 5RotiDen, obwohl in unferm Äantone auch
eine finanzielle 33efferfteOuug be§ Seb,rer§ in managen ©emeinben uorf) not'
menbig genug fei. — $3efonber§ fei eS baS im 2Burfe liegenbe Sa^ulgefe^ geroefen,
ba§ ijn, ben 93orfi^enben bewogen Ijabe, ein Wanbat in ben ÄantonSrat
anzunehmen. Da fyabt er am beften ©elegent)eit , für bie Sa)ule unb bie
Seijrerf^aft einzutreten unb if»re 3ntereffen z" Derfea^ten. —
Da§ ^auptreferat über ©ünbung Don Sa^ulfparfaffen hielt $err
i'e^rer Äiftler Don 53aar. *D?it großer Saa)fenntni8 unb Söärme trat er für
ba§ ^nftitut ber S$ulfparfaffen ein, mied auf bie inbioibu eilen, fami»
(iären, f oktalen unb fittlich^religiöfen Vorteile bin, mel$e e4 im
©efolge r)abe, zeigte, wie e§, 1834 Don ^ranfreid) ausgegangen, naa) unb
Digitized by Google
- 349 -
nad) fich nach Deutfchlanb , Belgien, ber Schmeij (1851) ic. Derbreitete, in
^Belgien befonberS an $rof. Dr. Saurent Don ©ent, in Greußen an ben
Wintern f^alf unb ^uttfammer, in Üfterreich an ^ßrof. Dr. Söeiß je. eifrige
Verfechter fanb unb roie e$ überall, roo e§ eingeführt roorben, nur fegenSreich
roirfte, mie afle ^Berichte lauten, — bejprad) bann bie Derfd)iebeneu Birten
ber Organifation (bie nach Dr. Öattrent, 5RarfenfDftem , unb ben (Sntrourf
beS Referenten felbft, ben bie Öefer ber ^äb. Stätter aus einer lefct jährigen
Arbeit beS Referenten bereit? (ennen) unb fteflte &um Schilifte ben Antrag:
bie ßehrerfonferenj roo0e befc^ließen, baf; bie ©rünbung ber Schulfparfaffen,
auch für ben Kanton ;]uc\ roünfchenSroert fei, unb turnt ihren Storftanb Dahin
rrrirfen, bafc bie juftänbigen tantonoten 33ebörben berfelben fräftige finanzielle
Unterftüfcung jutommen Inffe.
Der Korreferent, £err Öeljrer debiler, ebenfalls in Soor, betonte in
Kürze bie ttrichtigften Siebenten, bie ftcf> gegen bie ©rünbung Don Schuh
fparfafien geltenb machen fönnen. (Söelaftung bet Altern, 2öerfen oon 6b,rgeij
unb ©elbfucht, Verfügung yt unreblichem ©elbermerb, neue 93elaftung ber
Schule unb beS CetjrerS ic.)
So fchlagfertig fid) aber auch ber >>rr Referent in (Sntfräftung biefer
©egengrünbe jeigte unb fo roarm er für feine fcfjöne 3bee eintrat, fo tonnte
fie, mie iut auS ber imdjbcrigen DiStuffion ergab, bie ßehrerfdjaft Doch nicht
recht für aflgemeine (Einführung ber Sdjulfparfaffe im Kanton 3»g begeifiern
unb fanb überhaupt bie Angelegenheit noch fpruchreif unb auch nic^t
bringenber Ratur, ba bie öffentlichen 3nflitute (Kantonalbanl unb Sparfaffa)
in allen ©emeinben Sammelftellen errichtet hätten unb Daher jebermann
Gelegenheit genug geboten fei, fein ©elb z" fparen. Die Schule hat ben
Sparfinn ju roeden unb finbet in ben Derfdjiebenen fächern Anlajj, biefe
nichtige lugcnb ber 3ugenb anS |)erz zu legen. Won einigte fid) fchliefelid)
\\\ einem 5Bermittlung§antrage, ber Dahin lautete: bie fiehrerfdjaft roünfcbt,
c$ möchten in einzelnen ©emeinben einzelne Öehrer DerfuchSroeife bie Schul ■
fparfaffe einführen, unb ber Söorftanb ber Konferenz foH bei ben Sehörben
bahin mirfen, bafe biefen SBeftrebungen finanzielle Unterftütjung zu teil merbe. —
DaS jmeite $raftanbum betraf jmei Cehrmittel für bie Sefunbarfchulen.
Tie in ber legten Konferenz befteflte Kommiifion beantragte a) für bie Ratur«
gefliehte oon SBoget biejenige Don ^ßlüfe einzuführen, möhrenb bie Kiwitt Don
iogel beffer entspreche unb baljer beibehalten merben tönne, unb b) für bie
geometrifche Formenlehre Don ßgger, bie nach Dielfacher Beziehung mangelhaft
fei, Dorläufig fein anbereS Ce^rbudt) einzuführen, fonbern fich eines Diftanbo
ju bebienen, baS für ben Unterricht Dorteilljafter fei; immerhin fofle (Sgger
noch geftattet fein. SBeibe Anträge foflen ber fiehrmittelfornmiffton übermiefen
tDerben. — (Sine mistige Anregung machte jum Schluffe ber ^räftbent, ber ben
©ebanfeu ber Schulfommiffton Don Qua,, ©rünbung ber AlterSoerficherung
für ßehrer, ber Sefjrerfchaft jum Stubium übergab. Das märe bereits ein
^ertliches %tyma für bie näthfte fiehrerfonferenj.
Der jmeite Seil oerlief in gewohnter gemütlicher SÖeife unb befunbete
roieber Don neuem ben guten ©eift unter ber 3ugerifchen 2ehrer)<haft. Kr
geftaltete fich j"bem ju einer mohlDerbienten Ooation bem hoch«. Reltor
Reifer gegenüber, ber nun 25 Söhre bie Konferenz als ^räfibent leitet.
Digitized by Google
- 350 -
$err Sefunbarlehrer Schönenberger fprach ihm ben $)anf ber 3l'9^ifc^en
Öefjrerfchaft für feine Ufbeoofle, fluge unb fräftige Leitung aus unb jugleid)
ben 9Bunfch, er möge noch recht lange an ber Spifce Der Cebrerfchaft bie
ßonferenjen leiten unb im ßontonSrate als Vertreter ber 2ehrerfd)aft für fie
unb bie Schule eintreten, roaS Der hodno. Jubilar in warmen 2öorten oerfpracö,
unb oerbantte, felbft mit „flingenber TOnje", inbem er nicht nur baS „3'nüni"
für [amtliche Teilnehmer bejahte, fonbern noch 100 $r. in bie fie&rer*
uuterftityungSfaffc abqab. — Gsr lebe hod) unb lange! — W\t neuer 8e*
geifterung für bie Schule fet)rte man heim, befonberS ba ber 2öirt „3»m
roilben 9Jcamr eS fo trefflich üerftanb, bie (Säfte $u bef riebigen unb ber
reichliche (Shrentuein bie ferneren Schulforgen leicht machte.
ßiirirf). 9luS 3ur'^ fommt bie erfreuliche &unbe, baß über 300
milienoäter mit bem ©efuche an bie bortige Schulbebörbe gelangten, ihre
ßinber oom Söcfuche beS biblifchen @efdud)t§unterrid)te8 in ben proteftantifchen
Schulen ju bifpenfieren. DaS ift männliche ßonfequenj, unb mir ^aben uns
frf)on lange barob aufgehalten, bafe bie ftatholifen auch in anbern Kantonen
ihre ßinber in einen fonfeffionSlofen (!) biblifchen ©efchichtSunterricht fänden
fönnen unb nidjt üom 93erfoffung9rect)te (flrt. 49, 2 33unbeSüerfaffung), baS
bie ©laubenS» unb ©etoiffenSfreiheit garantiert, ©ebrauch maa^eu. (5S ifl
unmöglich, bnfe flil proteftantifcher Sehrcr ben biblifchen (SefdnchtSunterricbt
nach TatlinEiuiii-r Wuffaffung lehre, wenn er nict>t mit [ich in SOBiberfpruch
fommen roifl; noch Diel weniger fönnen mir bieS Oon einem ungläubigen
Cehrer crmarten; fein Nationalismus roirb überall hinburchfchimmern, nxnn
er fid) noch fo fetjr in acht nimmt; ftatt bie flinber im ©laubenSteben }ti
ftärfen, wirb er fie barin erfchüttern. Diefe 300 Qramilienoäter hoben ben
ßatbolifen anberer Orte, bie in ähnlichen Schulüerhältniffen leben, gezeigt,
ioa§ fie ju tlnin hoben, wenn bie religiöse (Srjiebung ber 3u«genb ihnen am
$>eqen liegt. 2BiO ber Staat fonfeffionSlofe Sdmlen, bann fofl er ben
Religionsunterricht (.GatechiSmuS unb bibl. ©efd}ichte) gan$ ben ßonfeffionen
überlaffen unb ihnen jur Ööfung biefer mistigen Aufgabe pafjenbe Räumlich«
feiten unb 3eit gemähreu. 9Bir hoffen, baß 3Nn$ liefen mahrhaft toleranten
Stanbpunft einnehmen, roie er oon ben fathol. Kantonen ben proteftantifchen
ßinbern gegenüber fchon längft eingenommen roorben ift. SBei un§ befugen
auch proteftantifche Äinber bie Schule ; aber nie roäre eS einer Sdmlbehörbe,
mochte fi* liberal ober fonferüatio fein, eingefallen, biefelben in ben SReligionS^
Unterricht jti beorbnen. Xie proteftantifchen (Slteru geniefjen ba bie
oollfte f^rett)eit. SBenn fie ihre Ätnber in ben ^Religionsunterricht f ariden
wollen, fo fönnen fie e§ tljun, maS auch föou gefchehen ift; in ber Kegel
aber bleiben bie proteftantifchen Äinber oon ber ÄeligionSftunbe auS unb
fommen erft nach berfelben in bie Schule unb baS ift baS wünfchenSwertere.
5(ie hot man etroa gar ein Äinb eS fühlen (äffen, bafe eS ben SteligionS-
unterricht nicht befucht; man behaubelt proteftantifche unb fatholifche Äinber
mit ber gleiten Siebe unb $reunblichfeit unb $war in ben Schulen geiftlicher
unb meltlicher Sebrer unb Lehrerinnen. — $)aS ift ächte ^olcranj! — r.
Italien. $ie Söerfe $on 33oSco'§. fielen ift raol)l ber 9?aine
beS italienifihen v^riefterS ^on ©iooanni 99o§co befannt fchon wegen feiner
?lnfialten für (Jrjiehung ber Sugenb, befonberS aber burej) bie ©rünbung
Digitized by Google
- 351 -
bet frommen Salefiani^en ©efeflfc&aft, meldfoe Kollegien unb *Wiffion8flationen
in allen leilen ber Seit r)at.
3n bem großartigen £eiligtume, meines Don $o§co ber feligjien Jungfrau
SNaria, $ilfe ber Triften, errietet bat unb roofelbft audj hrutc ber Sifc
[eines 9ta(r)folger8 Don !0?icr)ael Äua ift, fanben neulich )*old)e große geierlia>
feiten ftott, meldfoe oerbienen ermähnt ju roerben.
s)lm 23. 5Jlai mar bie feierlidje ßonfecration eine« neuen <5alefianifd)en
33i|'d)of§, ber Dom fjl. Sater jtun apoftolifd)en 95ilar oou SWenbej unb Oiuala«
qui^a in ber Siepublif (Scuabor beflimmt mürbe. (53 ift bie§ ber britte
Sifdmf, melden bie Salefianer in menigen 3at)ren erhielten.
«m 24. 3Rai feierte man ba§ fteft ÜHaria, $ilfe ber G&riften, unter
^Beteiligung Don 2 §rjbif$öfen unb mehreren 93ifcf)öfen. Ungeheuer mar ber
$tnbrang be§ 93olte§, befonberS ber SBaflfaljrer. WuSgemäbJte TOufiC- unb
CHefangauffüljrungen mürben Don über 300 ©ängern unb Wufifern, größten ■
teil? ßnnben be§ Oratoriums geboten.
Das $efi fanb feinen 9lbfd)luß burd) bie Gentenarfeier beS 1)1. Wlipp
9feri. 6S roaren Sage magren StriumpIjeS ju Gfuren Ecaria. Die Stnftalt,
meiere ungefähr 1000 arme flinber beherbergt, üon benen einige ftubieren,
anbere eine Äunft ober ein $vanbmerf erlernen, mürbe in biefen Sagen Don
Dielen Dorner)men ^erfonen befi#tigt, meiere ^ödr>Uc^ft erftaunten, mie ein
einfacher ^riefter, Dom fattjolifaVn ©lauben befeelt unb bur# bie Wädtftenliebe
ber (Gläubigen unterftüfct, fo töroßeS fjabe fdjaffen tonnen.
Don 33oSco grttnbete aud) bie ©efeflfdmft ber Sa^meftern Don $Raria
(tflf, beren 3^1 immer mer)r mäctjft unb nun fct)on ungefähr 2000 beträgt,
foroie eine 9trt britten Orben, bie ©efeDfdmft ber Mitarbeiter unb W\U
arbeiterinnen, mel$e jefct über 150,000 SJiitglieber t)at. 233er fid) biefer
©efeflfdmft anließen mifl, möge fidt> an ben Wa^folger Don 53o#co'S, ben
^priefter *DMcr}ael 9tua in Surin menben.
Die 3afl ber Jünglinge unb Knaben, meld)e fidb, an ben Salefiani|*d)en
(Kollegien, £mfpijen unb Sdjulen in Europa, Slmerifa, Nfrifa unb Wfien De»
finben, beträgt rjeute 400,000.
$äfca0O0if<t>e fiitteratur utt* ^erjrmtitd.
1. SBetierlem&teii. Öebiajte oon granj fiebert »olf«au8gabc. SÖien.
Skrlag be« ?at&. ©dmlüerein« für Dfterreid) 1894. 137 @. in 12°. — 80 Gr. Hin
flehte« *änbd)en, ba8 nur 47 (SJcbicbtc enthält, aber an 2Bert mannen boppclt
[tarieren SBanb bebeutenb fibertrifft. 3n ben 4 Abteilungen (I „3u ftauipf unb
Zita", H. w3n fgefcr unb Staffen", III. „W\ä) erbarmt be» SSolfeS", IV. „©Ott,
tfaifer, öatcrlanb") begegnen rmi eine SRei&e ber ausgcjeidmetften unb form-
ooflcnbetften ©ebiajte. Da« ift titdit fabe« SHebeSgdäufel ober Irlirbaftc Statur
betradjtung, fonbertt frifd)r, zeitgemäße ityrif. 97Ht fübttetn 9Rute tritt ber Dichter
ber irrcligtöfen, liberalen 3eitricbtung entgegen unb greift fo fräftig unb bannonifd)
in bie Saiten, baß eS einem in ber ©eele tuoljl timt . @id)ert ift ein ünriter oou
(^Jotteft ftnaben, oon bem mir nod) manage feböue ®abt hoffen. Xa-> gebaltoode
Söerf fei aDen ßefern ber $äb. OL empfoblen. «ei Scböiiingb in ^aberborn ift
eine $rad)tau8gabc biefed SBerfed erfebienen, bie br. 2 m. unb geb. 3 il'J. 60 $f. toftet
unb namentUdi als berrlicbe Vereiterung ber (Mefmenflitteratur bervorgeboben
ii\ merben oerbient. s ©ebiebten ftnb präebtige mufifalifcfK ffonipofttionen beigegeben.
2. 0. »öttieber unb st ftinjel, ©efebiebte ber beutfeben Uittcratur
unb@pracbe. ^atte, SBaifenbau« 1894. X unb 174 8. geb. l 9W. 80. $f. 2)iefcü
Digitized by Google
28erf ift ein Anhang ben Don ben iterfaffern ljerauSaeflebeneit: .Dcnlmälern
ber altern beutftpen üittcratur". 146 Seiten finb ber ßttteraturflefd)id)te, 17 ber
(9cfd)id)te ber beutfdien Sprache, 6 ber QJefdjicnte ber beutfcfjen ^erdfunft unb 3 bem
forßfältig aufgearbeiteten WamenSDerjctcfmi« petoibmct. 3n üerf)ältni«mä&ig wenigen
Setton ift eine reicfje ftfille roertuoüen Material* enthalten, ba& aufgejeidjnet burd>
gearbeitet ift unb bem l'erjrer jur notroenbigen (Erläuterung, bem Sdbülcr aber >ur
Vorbereitung unb jRcDetition bic öortrefflidiftcn 2lnrjalt»punftc bietet. Wllt Vergnügen
beben )uir foerüor, baß bie 3nb,alt«angaben Ijeruorragcuber uoetifetjer SBerfc möglidhft
für) gefafct ftnb, luoburdi bem ücrftäubni&lofcn Mbfcnreiben ooufeiten ber ©djülcr
uorgebeugt toirb. dagegen — unb ba8 ift eine lucrtoolle Neuerung, buraS
md du- fidi ba8 uorliegeuoe ^ßerf uon ä{jnlid)en uorteilbaft unterfdjeibet — ift ber
Aufbau ber Dramen gang au&gejctdmet befyaubelt. Sieben bieten Corjügcn
finben ftcfi leiber aud) einige Mängel. 2Bir ermähnen nur bie Aufnahme MI
:titat* über SÖolfram* Stellung |BX Scinfie (©. 24), bic ettoa« ju ftarfe Betonung
ber ilerbienftc ßutr/er* (©. 29), m^ldjer geraoeju „ber 33cgrünbcr ber nfcb. Sdjrift-
ipradie" genannt luirb, ferner bie Ubergeijung doii iflbraljam* a St. ßlara'ä fcaupt
uierf (3. 45). 21 n einigen anbern Steilen fallen einige für ein Sdiulbud) weniger
paffeube Vudbrücfc unangenehm auf. 21ucf> $dtoc8 Stellung jum (Srjriftentum
tjätte meljr betont werben bürfen. —
3m übrigen barf bafc *8uch als ein Dorjüglid)e8 2ct)rmittel bejcidinct werben.
Uflögc eine Neuauflage fo bearbeitet werben, bafc aud) 'atbolifdie Senilen üe cin=
f üljren tonnen. u. «tii«, Jtaut.
IV. St. Gallischer Katholikentag
Pfingstmontag, den 3. Juni 1895, in Bütschwil, St. Gallen.
Programm:
Sonntag, den 2. Juni, abends 7 Uhr freie Zusammenkunft im
Saale z. Schäfte; — Montag, 3. Juni; 8 Uhr Hauj)tgottesdienst mit
Amt und Predigt (hochw. Dekan Wetzel, Altstätten); von 10 Uhr
an Spezial Versammlungen : Piusverein (z. Schäfte); Männerverein
(z. Rössle); Erziehungsverein (z. Hirschen); Jünglingsverein (z. Löwen);
Gesellenverein (z. Bahnhof). — Nachmittags ] Uhr: General-
versammlung auf dem Kirchen platze: 1) Begrüssung durch
hochw. Pfarrer Kellenberg in Bütschwil; 2) Ansprache Sr. Gnaden
dem hochw. Bischof von St. Gallen; 3) Rundschau, von Land-
ammann Kehl; 4) Uber den Genuss geistiger Getränke, von
Dr. Nationalrat Ifang; 5) Das kathol. Vereins wesen, von R. D.Sub-
regens Meienberg; 6) Katholische Rettungsanstalten im Kanton
St. Gallen, vom Grossratspräsidenten Dr. Holestein; 7) Soziale
Frage, von Dr. Feigenwinter; 8) Schlusswort, von Bezirksammann
Schönenberger in Kirchberg. —
Das Ist ein reichhaltiges und zugleich praktisches Programm,
das gewiss das katholische Volk nicht nur St. Gallens, sondern auch
anderer Kantone interressiert und nach Bütschwil zum Festbesuche
einladet. Möge die Versammlung eine recht zahlreich besuchte
werden und sich so würdig an die frühern Katholiken Versammlungen
anreihen! „Die Saat, die da ausgestreut wird in tausend und tausend
gute und bereitwillige Herzen, wird aufgehen und blühen und Früchte
wahrhaft katholischen Bewusstseins und Lebens zeitigen!* — .
Digitized by Googl
5öte in früöcrn Reiten öic Sftulraaben in Bub einen Beamten toahitca. 8i3
in bie 1830er 3 öftre beftanb in 3ug feit alter« fter bie in ihrer Srt iebcnfaHB
einzige Sitte, baß bie Scftulfnaben ben Sd)rocmm=3J(eifter am t. Utaifonntag jn
mäftlen Ratten. $>iefcr b,atte bie $oblcn unb Sdnuellen ber iöergroege uitb Straften
im ©emeiubSbanne ber Stabt 3ng in Orbnung ju ftalten, alfo bafür ,u formen,
baß biefelben niä)t übcrfdjnjcmmt mürben. SJiefeS Slmt mufj, mic e* fct)eiut,
äicmlidj einträglid) gemefen fein. — Einige läge oor ber &mb*gemeinbe —
l. iJiaifountag — ging jeber, roeldjer Vi tu v-i btefer iöcamtung liatic, im Scftulbaufc
von Stube ju Stube unb bat bie Sdn'ilcr für näcftften Sonntag um ibjre ©timme.
^öor ber Sdmltürc braunen mürben bic veftrer bann aber erft rcdji ergebenft erfudrt,
für iim bei ben ©üben ein empfebjenbe* 2Bort einlegen \n rooßen. 31m l. 3Wai=
fonntag nad) oollenbetem ^farrgottcSbicnft ('/,10 Uhj) bei St. 3JHd)ael crfdjieneu
bann im bortigen »einkaufe famtlidje ^rimarfdjüler. Unter Sorfiö be* Stabt--
roeibelä in StanbeSfarbe mürbe bei offenem toaubmeftr bie SBaftl rafd) Donogen.
■Born 9icugemähltcn Sd)memm*s.lWeiftcr mürben hierauf feine iffiäljicr in* V'eft (ie^t
:Kofenberg) ftinuber ju einem „3nüni" eingelaben, bem aber gcmöftnlid} nur btc
Ämtern ftolgc leifteten unb fid) fdftleunigft am betreffenben Drtc eiufanben. I6d
slNoft, iörot, ftäfe, Muffen unb iöirnen liefe man |uh mofttfdjmccfcn. .s^ei, mar
bau eine ßuft, biefen jungen SBäftlern jusuldjauen! $abci murbc aber mdjt ner>
fleffen, nad)mittag& 1 Uhr rechtzeitig au ber tfanbSa/mciube oberftalb ^laöroeftrc
äl* aufmerfl'amer 3u^örcr unb 3"ftauer fid) einjuunbeu, um ba für ba« ipätere
üolitifdje ßeben fid) norjuberciteu. «. a.
|n Ter nt e.
1—2 junge <^teute,
meldje ba* ^ralienifdie «lc*ncn wollen, finbeu mäftreub ben verbfifcrien (3uli bis
Cftobcr) bet einem ßebrer in einem ftübfdjeu 2)orfc bei Lugano billige pernio a
(riebft Stuuben auch in aubern ftädtern). WaftcreS burd) Y Cmuozzi, profeiwore,
ColL S. Anna, Koveredo.
Mokante CeijterflcUc.
3n ftolge ftefignation ift bie äeftrerftede an ber Knaben mit teil djitic iniibaiu
auf beginn beö nädjftcn Söinterfemcfters neu ju befefcen unb mirb biefclbc anmit
uu freien Söcroerbuna auSgefdjrieben.
$ie 3ab,reftbefoibung beträgt ftr. 1400. —
»fpiranten, melcfte befäbigt ftnb, («efang= unb Iuruunterrid)t $u erteilen,
roerben beoonugt.
Sdjriftlidje Slnmelbungen in $eglcit be& Öcftrerpatenteä, ber ScbuU unb Sitten-
jeugniffe nimmt bi& ben lb'. 3nit nädji'njin ba« Spräfibium ber Sdjulfommiffiou
entgegen.
^aro, ben 16. üWai 1895.
Ramend be& ^inmoljuerrate«:
(O. 2). 336.) $ie Sittnjlei.
(Dfcne Celjrerptelleii.
infolge föefignation beS Oberlebrer« unb Ablauf be» StnftclIunQöuertrageö
bc« aHitteUcbrcr« an ben Jrnabenfdjulen in «rtft finb biefc beiben Stetten neu
befefcen.
Weljalt ^r. 1400. — refp. ftr. 1300. - nebft freier SBo&nung unb (Marten.
«nmelbungeu finb bi« fpateften» (£nle sRat au ben Sdmlratöpräfibeuteu
.^errn (gmil töicbborn ju ridjten. 3)ie Orbonnanjen liegen auf ber ©emeinbe*
fanjlci $ur ^ infidjt auf.
vtrtb, ben 2. 3»ai i8yö. Der Sdjulrai.
rf:-- •
— • • ^mmm * • • • • • — - - - -
m *♦» . _mi ft^^m ot t— ■ tt-
ptog«gt|"ii)f glättet?.
^cveittigttttg
,64»ei|. (f r»ie|iiifl#fteM)c#M ut »er „Wtagtg. 9tosat0fdpriftM.
brs Vereins katljoL feljrer unb Sdjulminner
Her jidpiiri?
unb bc« frf)»et$ertfdjttt faifjol. <£r$iel}ttng*&erttn6. ,
Jroritrr Ji^rgtng.
13. £<ft.
(<6rf4»cint 2 Bugen ftort je ben 1. unb 15. eine« jebcit SRona«.)
Drutf unb fcjpcbttion Don 3. STO. ©lunfdjt
18» 5.
I
f
■ v
l
!
I
1
■>:<
Digitized by Google
6«tt(
1. $ic tuleraalionaU !«tbolif*e Uiiberfttttt is ftreibura in bcr €4»eij
(»on R. 0. Fr. J. Fr. in B.) (@d)lu&.) 385
2. (BeoArabbififK Crtfnauru mb Suri^mörler. ((Sinfüljnina. in ba« 8er*
ftänbni« betfdben.) (ftortfcfcung.) 388
3. fiHton* tino .ttörtjerbereiftn (MACH in bcr ^rimarfctinlc. (SJon &&r«
in SB., ftt. St. ©allen.) 391
4. $a* neue Wciafl. (S3on ©cf.=& Staub in 83.) 398
5. ttttbortfmea ober SrjicbuHfl. (H. B.) 404
6. $ie bcutfdjen ödjnlmcifter b. b bic Urimarlebrer bcr Slabl 3«B# I4ß0 — 1895.
(SSon SJ. Hfdjiuanbcn, Sichrer in 3ufl.) (ftorifefeung.) ... 405
7. $abaaogif(fte {Hunbfdjau 407
8. flbaaoatfftc «itteratnr uub gebrmittel 415
9. ©erein^narfjridjtcu. 416
io. ©crft&iebeic«
u. Siferatc.
o-a-«*
i
Digitized by Google
äkuoiti fife
IOeteini0ttng
btS „Schweif drjieljungefreunbeS" unb fcer „^äbagog. SMonat&fdjrift".
bt* Tttmm fcaffj. £t$r* unk #<fjulmSntw btr jWfnwtj
unb beö fa)Wetjerifd)ett fatfjol. (£rjiehnng3ocreinS.
3ttg, 1. 3uli 1895.
M 13.
2. SalMÄng.
errnt Dt. Jflbel.
JRebaf ttonSf ommiffton:
DU £cmiiurbirtttcrtn: %. I Äum, ^t^fird?, ?ujrrn; $. Bavmaartnet, 3"fl; M* &o<b>
^•1«, 'Pref., ttbur; 8to SS«nj, ^farm, tttrfl, Jtt. ei. ®*atn unb $trt «c&m
Ol« ti«fe»ba«gc r Rnb an i rminarbttcftcr Saamiirlttt ju ri$ua.
Abonnement:
«tfftctiU tnenottl* 2 mal |< ben i. um» 15. be< <Äonatl aftb (oflet MrO* für BtreinlmUjUeb« 4 j$f. ;
tat Sckramtlfanbibatrn 3 %t.', fftt «RldjtmilaUtbet & J». 9cftel(anQC m »eint SctIcoct: 3. *K.
»l««Ui. «u^brudtt, 3««. — Snfetalc »erben blt ^etfticitc mit 10 «p. b«ic^«et.
iDir internationale katl)otifd)e «ninerlität in Jreiburg
in ber idjmeij.
(2*on R. D. Fr. J. Fr. in B.)
(@4lu6.)
$er 3roecf ber phi!ofophifch*n ^alultät ift ein breifadjer. (SrflenS fofl bie
allgemeine (Stomnafialbilbung üerttoflftänbigt werben. 2Benn bie jungen Öeute
feine (Gelegenheit haben, auf foldje 2Beife eine noch tiefere unb aflgemeinere
©eifte§bilbung ju erlangen , fo fönnte eS öielfach gehen , wie ber franjöfifche
s^^ilologe ®. $ari8 Don feinen SanbSleuten fagte : „3n ftranfreich 9eht nwn
jiir erfien (I. Kommunion, um bann bie Religion beifeite ju laffen; man
befielt feine Maturitätsprüfung, um mit ber 2Biffenfa)aft aufzu-
hören, unb man heiratet, um ber Siebe ein 6nbe ju machen." Schärf ung
be3 Urteils, SBilbung beS ©efehmaefs unb Erweiterung beS (SeftehtSlreifeS nannte
am 15. 9too. 1893 ber Damalige Rector magnificu» , Dr. Sturm, als
nicht ju unterf chü^enbe Vorteile einer gebiegenen philofophifcljen 5)itbung.
3um ^weiten will bie pfjilofp. ftafultät tüchtige ©nmnafiaflehrer h«an*
büben. „9Wan hat an berfelben für biejenigen Äanbibaten beS höfcren
amtrS, welche ftch nach öeenbigung ihrer Stubien einen MuSmeiS über ihre
Sehrbefähigung unb erworbenen ftenntniffe $u berfchaffen wünfehen, eine ^rü*
fung eingerichtet. $iefelbe finbet in ber ^Rehrjaht ber Sramenfächer fowohl für
ben Unterricht auf ber obern als auch fö* De« auf ber untern Schulftufe ftatt unb
jerfäflU in eine fchriftliche unb eine münbliche. $ie Prüfung für bie obere Schul*
Digitized by Google
fiufc fofl ben beweis erbringen, bafe ber Äanbibat bie zum Unterricht an ben
obern ©ötnnafial« bfjro. Sb^ratKoffen erforberlichen ffenntuiffe befi^t ; bie für bie
untere Schulftufe ben gleiten ©eweiS für ben Unterricht an ben bier untern
©timnafialflaffen bezm. an Sefunbarfchulen. Das Diplom für lefctgenante
Schulftufe erwirbt man fi<h in i^em einzelnen PrüfungSfaa> auf ©runb einer
ftlaufurarbeit unb eines einftünbigeu münblichen ßramenS. 93ei ber Prüfung
für bie t)ör)fr« Schulftufe tritt an ©teile ber ßlaufurarbeit eine £>au§arbeit
größern UmfangS, zu beren Ausarbeitung ber ftanbibat 6 SBochen 3ett be«
anfpruchen unb alle i^m zugänglichen Hilfsmittel benufcen barf. Der Äanbibat
hat bei Ablieferung ber Arbeit f<hriftli<h auf fein Gh"nmort ju erflären, bafe
er biefelbe ohne frembe Beihilfe abgefaßt hat. Senn baS gefteHte 2hema fich
auf eine moberne Sprache bezieht, fo mufe eS in bicfer behanbelt fein, ebenfo
roirb auch *>ie münbliche Prüfung in ber gleichen Sprache abgenommen. Der-
jenige Äanbibat, welcher baS (Sramen in zwei Prüfungsfächern für bie obere
Schulftufe ob. in einem Prüfungsfach für bie obere unb zugleich in jmeieu
für bie untere Schulftufe mit Erfolg abgelegt $at, erhält neben feinen ent»
jprechenben PrüfungSzeugniffen auf Serlangen auch baS Diplom eines Licen-
tiaten. Die PrüfungSorbnung, welche biefe Sramina im einzelnen regelt,
hat ftch als praftifch ermiefen unb fanb auch in ber juftänbigen treffe Der-
ftänbniSüoHe Anerlennung. So fpricht fich »ber fchmeij. ßrziehungSfreunb",
baS Organ beS fathol. Sr^iehuugSbereinS in 9lr. 25 beS legten Jahrganges
folgenbermafeen auS: „(SS ij! ein Sporn für manche junge TOnner, biefe
Sehrbefähigung fich S« ermerben unb infolgebejfen fi<h auch grünblicheren
Stubien hingeben. QsS märe roohl feineSmegS Don Wachteil, menn mancher,
ber eine ©mnnafialprofeffur befleibet, juerjt auch fich ein patent holen müßte.
Die tatholifchen Anftalten mögen eben nie betgeffen, bafc es ty\$t. tüchtige,
mifjenfchaftlich unb päbagogifch mohlborbereitete Männer an ben fyötjmt Schu^
(en roirfen ju laffen. Sinb bie Schulen fo befchaffen, fo brauchen mir bie
liberale Äonfurenj nicht ju fürchten. Wöge biefe PrüfungSorbnung für Diele
bon attueflem Sfflerte fein!"
Der britte Qxtxd ber philofophifchen ^fatultät ift, bie £örer ju felb*
ftänbiger miffenfchaftlicher Jh^tigfeit in ihren Spezialfächern anzuleiten. Dafür
finb befonbere Sßorlefungen unb praftifche Äurfe angeorbnet.
An baS ©efagte reiht ber 93erfaffer uuferer Schrift bie allgemeinen
$eflimmungen über bie Erlangung beS DoftorgrabeS. Sobann lonwnt er
auf bie balb z" errichtenben ftafultäten, bie naturmiffenfehaftliche unb bie
mebijinifche, ju fprechen. Sir fönnen uns nicht berfagen, eine fchftne unb
mahre Stelle aus ber Schrift t>ier anzuführen. Sie bezieht fich auf bie
3fitgemäüh«it mebizinifcheu .ftochfchule auf chriftlichetn ©oben. 6S
heißt S. 16: „Die öebürfniffe ber fathol. 3ugenb pnb grofe unb werben
Digitized by Google
- 387 -
auf bem ©ebiete bet mebijinifchen Bijfenfchaften befonberS lebhaft empfunben.
55er HWaterialiSmuS frrrföt tji« mie faum anberSmo. Bie Diele jungen
2eute haben ben ©lauben it)rer Bäter üerloren, weil fte, nur unzulänglich mit
ben Baffen ber ^ilofopbie unb $ialeftif auSgerüftet, fi<h burdj eine getiefte
ttnb feffelnbe Darlegung jener Derberblia>n 2et)ren täufchen liefeen, bie an
ben meiflen mebijinifchen ^afultäten üorgetragen werben. $ie als &orDpt)äen
gefeierten ißrofefforen imponieren oft ihren 3"&örern bur<h bie Sjoft^eit unb
täorffmnige (?) (Sntroicttung ihrer miffenfehaftlichen Beobachtungen ; aber fo»
balb fte oom ©ebiete ber ^atfaa^en 51t bem ber 3been übergeben, bleibt
nur ihre äufeere Sicherheit bie nämliche unb rodest jinoeilen noch in Dem
^ölüfef, mie baS Unlogifche tt)rer Behauptungen junimmt. (SS ift baljer Don
unbestrittener 2öid)tigfeit, ben gläubigen jungen fieuten, bie ficr) Diefem ©tu*
btum roibmen, t)elfenb entgegengufommen. ^reiburg miß fein Berf, baS eS
im $ienfle bf3 ©laubenS unb ber Biffenfchaft unternommen, nicht unbeeubigt
laffen; eS mifl nicht ohne weiteres jugeben, bafc man ben ©tauben in ben
£>er£en ertöte unb unter bem Dedmantel ber Biffenfchaft bie ©eifter in ben
Wbgrunb beS Materialismus ^inab^ie^e. 3)enn baS fjeifet ja nichts anbereS,
als ju @otl felbft in ©egenfafc treten; ©laube unb Biffenfchaft fiitb jwei
WuBerungen ber Babjheit, unb bie Bosheit ift ©ott. ^freiburg miß nicht
3iigeben, bafe man ©ott ein ©rab gräbt, anftatt ihm einen Tempel ju bauen
im Sanbe ber ©eifier. 2tuch in biefem Unternehmen mirb man eS nicht
o^ne Unterflü&ung laffen, unb fa>n ijt ihm eine fota)e $u teil ge*
morben" (gemeint ift bie Sotter ie).
©djliefelich enthält bie Schrift auf 22 leiten noch „ einige offizielle
H!tenfiücfe\ baS Breoe ©r. #eiligfeit beS ^apfteS an ©taotSrat Whon,
ba§ Breoe ©r. #eiligfeit an flarbinal WermiHob 00m 24. Oftober 1890,
an bie febmeijerifchen Bifchöfe 00m 3. Wuguft 1892, bie töunbf abreiben ber
fchweijerifc&en Bifööfe an bie ©läubigen ihrer Diöjefen 00m 10. Aug. 1892
unb auf ben eibgenöfftfehen Bettag 1894, $wei treffen beS ^rofefforen»
foflegiumS an ben $apft unb beffen Antworten u. f. w. 6s mürbe fta) ber
SJtüh* lohnen, eine (leine Blumenlefe aus biefen Stttenftücfen $u galten, bie
alle eine aufjerorbentliche ©mnpathie unb Begeiferung ber firc^lid^en Beerben
für baS hoa^michtige unb bebeutungSüoOe Bert an ben Sag legen. $0$
mir muffen fürchten, unfer auSjüglicheS Referat über bie mit marmer
geiflemng gefchriebene Sonographie fei fchon faft $u lang ausgefallen. Benn
mir einen einigen unferer oerehrten ßefer baju bewogen hätten, bie ©chrift
felber lefen unb infolgebeffen ber fathol. ^ochfäule in ftreiburg feine ihat»
frflftige Unterftüfcung Mumenben, fei eS burch ben Beitritt jum #oa)fchul=
oereht, fei eS burch Teilnahme an ber fiotterie, fo t)ie(ten mir uns für bie
geringe 2Rüh< reichlich entfehäbigt.
Digitized by Google
($>eo#vap§\fc§e &xt&namen unb £pvxc§tvörtex.
(&infiu)rttng in baB Berftänbni« berfelben.)
(Sfortfefcung.)
$a8 VerftänbniS geograp$ifa)er dornen Ipt naa) OielfaaVr £inft$t
großen 9tu$en. Vor allem fommt e$ bem Unterrichte in ber ©eograpftie
ju gute. „DaS 2Ibfa)re<fenbe fa)einbar Durchweg bebeutungSlof er Orts*
benennungen wirb in ba§ ©egenteil, in etwas ^öa^ft 91 njieljf nbeS Der*
n>anbelt, wenn man fudjt, ben Sernenben bie befrcmbenben ÄuSbrüde,
fo weit als möglich, ju erflären . . . ©o iji eS z- V- burcfyiuS nicht fdnoierig,
bie ©chüler in baS VerflänbniS Don einer jiemHa) grofeen Anzahl ber roof)l
am meinen geforsteten chinefifchen Benennungen einzuführen. Der Öftrer
wirb barauf hinweifen, bafc man im $eutfchen mitunter einftlbige SBörter
ohne jebe Veränberung aneinanderfügt, wie 9corb-©ee ; Oft-See ; 2anb-©ee ;
©ee-2anb; 9teu-©ee-ßanb unb bann fagen, bajj im Ghtnefifchen ftets fo
©erfahren wirb. 6r {abreibt an bie Safel pe = 9torb ; tong = Oft ; naii
= ©üb; si = 2öeft; baneben in einer jroeiten ^eibe king = §auprftabt;
hai = SReer. 9ta<h biefer Anleitung finben nun bie ©chüler felbft —
unb eben baS ift Don größter Vebeutung — bafj bie (Stjinefen bie
ftorbljauptflabt Peking, bie ©übhauptftabt Nanking, baS Oftmeer Tonghai,
baS ©übmeer Nanhai nennen, unb bafe im 9Weere8füben bie 3nfel Hainan
gelegen u. f. f." (©. ©.) güfjrt man bie tarnen auf biefe SBeife bor, be*
gleitet t>on ber Äealprobe! fo mujj Warne unb ©aa> bem ©ebächtniS
bauernb üerbleiben. — „Wach 60« jährigem ©tubium", fagte ber geniale
Vflnbifle, Mtann idt) üerfichern, bajj burch ben Veizug ber Wamenfunbe bie
©eograpf>ie an Vertiefung unb Abel gewinnt." „(SS will mir fa>inen\
bemerft baju @gli, „als beleuchten biefe Junten freunblich baS CHjoaS geo*
graphifa>r tarnen unb lajfen fie Den ©chüler ahnen, wie enbloS baS ©ebiet
geographifa>r gorfchungen unb wie mertDoH überall bie ©praa)fenntniffe
feien . . . $tefe armen Warnen, bie ^piiniuS als „nuda nomina" öerflagt,
fie fönnen beffereS werben als ©ebächtnisfram. " — Aber auch für ba«
©prachflubium, fei eS in Äüdfiajt auf bie Vereiterung beS ©prachfa>n)eS,
fei eS bezüglich WuSfprache unb Schreibung unb bie ÄenntniS ber jefrigen
unb frühem Verbreitung ber einzelnen ©prachgebiete, bietet bie Wamenerflärung
grofee Vorteile, ebenfo für eine Dertieftere 9luffaffung ber ®ef Richte fomoljl
in Vejug auf bie politif$e ©eftaltung eines fianbeS als beffen Pultur^ufianb.
„©ie ^eigt unS, wie ber Wienfeh allüberall unb ju aüen 3*'t*n ft<h an ben
Vufen ber Butter (Srbe angef$miegt, wie er für ihre (Stoben empfänglich,
wie er ein ©ohn ber Umgebung, ein ßinb ber Wufeenwelt ijt. ©ie zeigt
unS aber aud), in welkem ©rabe eS baS einzelne Volf, bie Qtittpofy unb
Digitized by Google
- 389 -
felbfl ber einzelne Wann berftanb, bie mannigfaltige Schönheit, womit bie
Statur unfern 2öohnfty auSgeftattet, ju mürbigen unb roie mit ber tönberung
ber (Skfittung bie 9lrt ber Waturbeobachtung fi<h änbert, fur$, — wie bei
ben Waturböltern bie Waturnamen, bei ben Äulturbölfern bie ftulturuamen
in ben 9$orbergrunb bringen. Widjt als ob bie 3una^me ber 33i(bung eine
Ulb nähme ber tieferen Waturbeobachtung abfolut bebingte. Die alten, fyod)*
gebilbeten (Brieden fyxbtn und in ihren geograpbjfchen tarnen, fomeit biefe
eine gepcherte ßrflärung julaffen, bie SBeweife hinterlajjen, bafc fie eS beffer
als tt)te Wochfommen berftonben, bie Watur ju betrauten unb bie a)oraf»
teriftifchen Werfmate onomatologifch nieber ju legen. 68 fcheint bielmehr,
ba& blofe bie einfeitige, materiefle ober politifche Kultur eS oergeffe ober nicht
mehr berftelje, aus bem 93ucr) ber Watur ju lefen, falls nicht praftifche Wüd«
fixten barauf hinbrängen."
Die ÄenntniS ber geographifchen tarnen ifi baljer für 8el)rer unb
Schüler bon h°hem 3ntereffe unb Wufcen. „freilich mufj babei, abgefeiert
t>on bem Langel an 3eit, fftobifeheS Anlehnen an bie im Sehrbuch bor«
fommenben tarnen juin oorneherein auSgefd)(offen fein. Denn in erfter
fiinie rietet fia) ber 2Bert eines Ramend in ber Wamentunbe nicht nach ber
heutigen SBebeutung beS Orte« , fonbern nach feinem mehr ober weniger
<$arafterifHfa)en ©epräge, nach ber größeren ober geringeren $reue, mit ber
baS ©ort bie ©a<he erflärt, wie fie jejjt ift, ober roie fie roar. Die 6t«
flärung eines unfeheinbaren Ortsnamens tann oft bon ^Öa^ftem Serie fein,
jum SBerftänbniS berroanbter WamenSformen. ferner gilt aua) Ijiet baö alte
2Bort: Non raulta, sed multum. Wicht bie leere überfe|ung ift eS,
bie befruchtenb auf ben Unterricht wirft, fonbern bie Seal probe. (Snblich
läfet ftch, roie fa>n ermähnt, ein grofeer Seil ber borfommenben Warnen, unb
jroar häufig gerabe fola)e ber wichtigen Orte (Berlin . . ., inSbefonbere
SBölfemamen) gar nicht ober nicht ficher erflären. Solche Warnen finb im
allgemeinen, aber nicht burä)roeg, aus bem Schulunterricht ferne ju galten,
nicht Durchweg roeil aus ben berfdnebenen (SrflärungSberfuchen, roenn fie
erläuternb einanber gegentibergefteHt roerben. oft mehr Belehrung herausfliegt,
als aus einem mohlerflärten Warnen. HnberfeitS barf wohl auch im reiferen
©chüler baS Sewufjtfein aufwachen, bafi bie SSiffenfchaft nicht ein blofe
©egebeneS ift, baS er poffio als bie $rudt)t ber Wühen anberer in fia) auf-
nimmt, fonbern bafe er lernt, um bie erworbenen Äenntniffe fpäter felbfitljätig
jur SBeiterbilbung feiner felbft unb feines 3faa>3 &u berwerten. Darum ift
ba§ Wittel, baS biefeS öewufetfein anregt, nicf)t furjweg $u berwerfen.
Wicht immer pa|t ju ben Wertmalen beS ObjefteS ber Warne, wie ihn
bie h*ute noch berftänbliche ober bie burdt) gefchichtliche Urfunben unb fpract)(ict)e
GntmicttungSgefejje geftü&te fjform ber Wamenforfchung ^inftetlt. 3n biefem
Digitized by Google
- 390 -
Snfle mirb ber 9tome erfl redjt intereffant. 2öie toietmat führen un« bi<
Oftfttiamen in ben Statten ber alten 2öälber, bie Ijeute öerfd)munben. ')
2öie oft jeigen fie un8 ben Alemannen au ber garten Arbeit beS StobenS
unb ©d)roenben§, feinen $of, fein §au5 am Wieb, baS ber ftleife unferer
Stynen in fruchtbares ßanb umgewanbelt. *) 2Bie oft Ijören mir au« bem
Warnen bie alten ßlofterglocfen ») tönen ; roie manchmal erinnern fie un« an
bie iperrfdjaft frember SJölfer, bie feine anbern ©puren bjnterlaffen, an bie
©rofjtljaten unferer 93orfat)rer, an ®efd)id)te 4) unb Sage, ©ie jaubern bie
*) jpäuftg läfet fid) fogar bloß burd) bie Ortenamen ber ehemalige Suftanb
eine« (SebieteS ermitteln; \o, um nur ein ©eifpiel anjnfübren, im Sfarftgebiet.
„(SS ift eine Diel erörterte frrage, ob ber Srarft früher bitter betoalbet mar ober
nidii. SB. UrbaS behauptet baS Untere, unb feine Änfidtf mag fär bie oon ihm
jum ©emeifc angeführten ©ebiete beS Xriefriner Searfte» zutreffen. — ffienn mir
es unentfdjieben laffen, ob ber Warne Crnagora (Monte Xegro. ©d)toarjer Oers)
fooiel bebeute roie buntler SBerg ober auf ben nadnociSbar bafelbft früher b<
beutenberen Salbbeftanb ftinbeute, fo geben bie Ortenamen mandjen Huffdblufe-
GS ift moiilidi, bafi bie ©olija febon oor ber 33efiebclung burd) Grnagoren malbarm
mar, benn Golija bebeutet „WatfteS Cäebirgc*. dagegen meist ber Warne Um
Grozd (Urmalb) auf einen Salb bin, ber btS auf einen fleinen §ain lOOjähriger,
meterbiefer 58ud)en Derfdjrounben ift." 9W. 94.) $ic Ortsnamen, bic oon
23äumcn unb SBälbern hergenommen, finb aud) in ©riedjenlanb fet»r bäufig. „3>od)
fdjon ju ©traboS Betten hatten bie 33erge ibre SBälber meift oerloren. C*rja ift
bie ©tabt ber Wu&bäume, Kyparissi bie ber (Shpreffen, Platanos ober Plataniki bie
ber Platanen. Überall finbet man Orte, beren Warne nidjt meb> gerechtfertigt ift
®in ©chriftfteller unferer Xage bat mit »ejug barauf gefagt : „@riechenlanb tft
nur nod) baS ©felett oon bem, maS eS früher mar." (W.j Unb unfere Ortsnamen
auf roalb, eichen, tann u. f. f. 2Bie oft ftöfet berieniae, oer Qrglis Womina burdi--
blättert, auf bie SBcmertung: „fo benannt nad) bem irüljern 2öalbreid)tum."
3) 6ie geben uns fehr oft aud) einen gefchichtlicben (Hnblicf in bie roirtfcbaftliaV
jovialen SJcrbältniffe ber 2lnftebler, in t»ie 2lrt unb SBcife ber Erwerbung beS
löeftörecbteS uub oer ßanboerteilung. „SBährenb beS 30jährigen ftriegeS roaren
ii i di t nur einzelne (Srunbftücfe, fonbem fogar ganze ©croanne berrenloS gemorben.
5)ic SBeftfcftanbSDerhältnifle mürben im 3abre 1600 oon neuem geregelt unb ba«
nid)t reflamiertc, fog. Caduc-@ut Dielfad) fremben IHnroanberern uberlaffen. Bona
caduca, bien caducs mar ein Wed)tSau8brud für fo(d)e Wtter, bie bem ßanbeS*
ober ßebcnSherrn burd) Felonie beS 23efifcerS, burd) (£rblofigfctt ober anbete Umftänbe
anbeim ^elen. 3m SBrcufdjtbal aiebt eS in Dielen @emeinben Äabufäefcr, bei
UHnber&eim, Är. ©d)lettftabt, ein ^abutaefer, oieHeid)t beeinflußt burd) ttal. caduto"
§>r. prüfe, ^Srobc eines erfliir. Scrjctcbn. elfafe-Iotbr. Flurnamen. Programm ber
d)ule ©t. ©tepban, ©trafeburg 1894.)
Unfere Warnen 8ufeen, ßüffen, ßofen unb anbere (fiebe Dr. SR. ®ud\ Ober=
beutfd)eS ^lurnamenbud) unb Dr. 93ranbftetter, @f.) entbalten 8tr)b. blu^äooS,
ein burd) baS ßooS einer ©ippe ober einem einzelnen zugefallener ßanbeSteil.
SBo bie örtlid)en SerbSltniffe eS ratfam mad)tcn, tonnte nämlid), wie fidjer
anjunebmen ift, aud) einem einzelnen ein größeres ©tücf Dom Gemeingut ju-
gefdjteben merben, morgen ber )o bebadjte bann feinen Anteil am (Gemeingut
batte. ©o ift bie ßifet, ein ^»of l/\ ©tb. oon 3onen, auf einer ienaffe liegenb,
urfunblid) „einlu^er .v?of" nunica domuH* ein fold)eS ßooS, baS oon ber übrigen
3ttartgenoffenfd)aft entfernt unb beSbalb einem einzelnen ^ugemiefen mürbe. $er
Serfebr für ^ubnoerfe jtoifdjen 3onen unb ber ßi^i ift nur auf großem Ummeg
möglich, ba ber tiefe &infdmitt beS 3onenbad)eS bagmifd)en liegt" (^ranbftetter).
23crgl. baS sug. ßüfei. — aHmenb, $ub, ©d)uppiffc (IfdjuoppiS!).
3) (Sine große 9J?enge oon Orten oerbanlt gciftlid)en Stiftungen Öntftcbung
uub utm teil Warnen (fünfter, Bell, ffappel — (Stnfiebcln, (Sngelberg — ÄlofterS).
4) 35er 2;rieb, gefd)id)tlid)c Momente uon bober söebeutung burd) äufeerlidje
SWerfmalc feft§ubaltcn, ift aaen 3eitcn unb allen gefttteten öölfern eigen gemefen.
Digitized by Google
- 391 —
2B«lt ljfrauf, roie fie roar, unb bilben baljer für (Srblunbe unb ®efchiehte
nicht nur ein wichtiges Hilfsmittel, fonbern in Dielen Ställen gerabeju bie
einigt Cuelle unferer 6rfenntni3 früherer 3uf*änbf.
ftür ba§ (JntbedungSjeitalter unb bir t$orfchung$reifen ber 9ceu$eit finb
fie eine berebte ©efc^i^te. Sturm unb rußige See — Lebensgefahr unb
Tan! für bie unberßoffte Wettung — junger unb lob; Überfluß unb
ÖcbenSfreube — enttäuföte Hoffnung als ^rudjt bieler 9WüI)en unb ©efafjren —
Überrafchung unb Staunen cor ungeahnten fingen — überroältigenber (Sin»
brucf; 9toioitat ber Vuffaffttfig — 3önffentt)atcn unb frieblicher £>anbel —
<£anf gegen bie ftörberer ber Unternehmungen — baS geiftige Singen heroor*
ragenber Vertreter ber fünfte unb SQ3iffenf(ßaften — bie $erbienfte ber
^D?onar(ßen unb Diplomaten um Hebung beS 3krtehrS= unb SeeroefenS —
(Sier nach ßßre unb ©olb — Eigenlob unb ein roenig SBufjlerei um bie
©unft ber ®rofeen — untergegangene SBölfer — ßßarafterjüge ber ($in»
gebornen: all biefe Silber ueljen an uns borüber, bon all bem fprechen in
buntem Durcheinander bie flippen unb ftiffe, bie Serge unb %fy!iUi, Stäbte
unb Dörfer — furj Weer unb 2anb im fernen Befien, um bie falten $ole
unb bie 3nfelroelt, bie gegen Sonnenaufgang liegt. " (^ortfe^ung folgt.)
3Ffädjen uni Äötperßeredjnintgen in fox 2Primarfdjufe.
Cöon ßchrcr in SB., ftt. ©t ©allen.)
a. Die {$läd)enbered}ming.
34 erinnere mid) nod) bis ßeute redjt lebhaft folgenber Aufgaben in
ben ?}[üd)en- unb &örperbere4nungen aus meiner $rimarf4»tljeit. (Sin
Stubenboben ift 20 lang. 16 '/4 ' breit; roie biele Q' mifet er?
2ßir Sa^üler matten grofce klugen als ber Sehrer mit fta^tlicßer ftreube
bemerfte, man müffe nur Sänge unb breite mit einanber DerDielfacßen. Muf
bie ftrage, tue r bie Iftedmung m adieu rooQe, fdjofjen aller Ringer in bie $öf)e.
34 fpajierte jur Söanbtafel unb regnete ba fo : Sänge = 20 '/i ' ; Sreite =
161/*'. $ie Stube mifet 20»/«' mal 16«// = 333VB'. #alt! ßiefe eS.
Du mufet □' icßreiben. 34 berbefferte mit einem nicht quabratförmigen
§äu$4en. 2öir Schüler hatten nicht roenig Hochmut — ich natürlich am
Xa8 befugen bie mit biüoriidien Darftellungen gefdjmütften Sautuerle ber älteften
Seulturoölfer, bie Jriumpbbögen ber Körner, furj alle jene Monumente, bie mit
STeil* unb ibiograp Inf eben ober SBortinfdjriften oon helbenhaften Äöntgcn, rühm*
reiben 3ügen, glorreichen ©d)lad)ten fbredjen. Da8 geht aber aud) au8 Dielen
Ortsnamen heroor. .frier fei beifpielStocifc nur ber eine ermähnt: Iran-charaba
©tur.v SRutn« Beriten«, ein beute nod) fo genanntes ßager, 20 SBerft mnm. oon
Derbent, am frufee Der ffautafuBfette, baS bie 9tefte bcr Ärmee Wabir ©djab*
belogen, nadjbem btefer im 3abre 1741 im (£banat oon ftafitumuih eine nteber*
fchmettentbe SRieberlage erlitten hatte. OL »b. 56.
Digitized by Google
- 392 -
meiften — als unfer 2eb>r erflärte, fola> 3e>(t)nungen merben an bm
Stuten beS £>auptorte$ (Hppenjefl) gelöst. 2öir gelten eS mit ber SBiffcn-
jefjaft unfereS tb. <5cr;ulmeifterS, wie mit neuen £ofen, überall geigten mir
fie. — 3n ber nädjften 2öoa)e barauf ging e3 fd)on ju ben i^örper-
bereajnungen.
3)aS erfte SteaVnejemplar lautete ungefdtjr alfo: Sin #eujlo(f ijl 28'
lang, 14 ' breit unb 9 ' Ijodj. 2Bie Diel mifjt ber ipeuftod?
Söfung: 28' mal 14' = 392 mal 9' = 3528 Ab.' 3n ftlaftern
3528:216 = 16«/8 «lf.
8o jeigte uns ber 2e$rer. 2Bir roaren mieber um eine Äunjl reifer
unb beffeu freuten mir uns. $ie gepellten Hufgaben matten mir in gleia>r
Hrt mie unfer ÜKeifter. SJerftanben tyaben mir Don ben beiben 9cea}nung§»
arten nia)tS.
Obigem 9?e$ming§gange fehlte in erfter Sinie bie Hnfc&aulic&feit,
ganj abgefeljen Don ber total falf$en $arfteflung8art. (SS gibt tauin erroaS
Wiörigrreo als 7ormenlel)re ofyne ^Lnfdjauung. 3$ fyibe mir in biefen
3ei(en bie Hufgabe gefteflt, bie 5Rea}nungen aus ber Äaumleljre für bie
^rimarfdmle an $anb praftif#er iBeifpiele $u befpre$en.
1. fteajiimgei Iber lie Sittel,
3)a forbere i# juerft Reffen mit bem SReterftab, nadjbem juDor baS
ÜÖefen beS 5ttetermaBe§ gehörig erfläri mürbe unb bie ©a^üler baSfelbe mit
$opf unb £)anb erfennen. (<5in m langer ^ßapierftreifen mirb Don ben
Schülern in $egimeter, Zentimeter unb Millimeter ^erlegt.) 3um Weffen
fönnen in ber ©a)ule bienen: bie Sa)ulbänfe, bie HuSbeljnutig beS B<S)uU
jimmerS, feines 33oben8, feiner 2Bänbe, $üren, |5fenfier, 2Banbtafe(, 2anb»
tarte. 3m fjreien fönnen gemeffen merben ber $urnpla&, Sdjulgarten,
Streden in Kilometern (10 mal einen 100 3fteter langen ftaben nehmen).
9JJefjübungen in freier 9totur fönnen gar nü^(tct) in ber $aufe Dorgenommen
merben. 9ii$t ber Center, fonbern bie ©$Uler follen meffen. 3)a8
oerfteljt fidj Don felbfi — unb boa) gefaxt mefyr als genug baS ßrifte
(Gegenteil.
$ie Hufgaben merben junä^ft aus bem ÜJlafjgebiet felbfi genommen.
Siatürlia). - 3a natürlich ! Unb bo$ gefd&ie&t eS nur feiten. -
Hufgaben mie folgenbe liegen ftd) Diele geben:
1. Reffet ben ©oben beS ©äjuljimmerS unb gebt beffen Umfang fc&riftlid) an.
2. JBereajnet ben Umfang unfereS $urnplafce3, beS ©djulgartenS.
39 et folgen 9Weffungen treten ben ßinbern bie ©ebilbe Don
3flä$en immer fa)ärfer Dor Hugen. (Sin großer ©eminn!
Digitized by Google
- 393 -
2Boü*en tott btm ©runbfajje ber 91n[<f)aulichfett öoltflänbig (Genüge
leiften, fo müffe» btefr Atemübungen ben Sinienrechnungen in ben Aufgaben»
hfften DorauSgeljen, alfo fchon im btitten ©chuljafjr oorgenomtnen werben.
2. 9»4eibere4iiougeH äftcr Da* ttefttetf.
glächen werben burch ftlächen gemefjen! Seitenber <51runbfa&.
3unä<hft jfigt man betriebene ftlächenformen, als $rei-, Biers ®e<h«ecfe :c.
6ine reichhaltige Begleichung nach 3aljl ber «Seiten unb 6<fen, ^Irt ber
SBBinfel gibt etfteuenben Stoff leisten $enfübungen. Elan fefct auch
ben Unterfchieb jmifchen Sinie unb frläche feft, aber nur ^infict>tlidt> ber Hu$*
befmung.
6* fommen nun bie glächenmafee an bie Steihe. $)er Ouabrat-
meter. (6in gleichfeitige« Äechted ift |d/on bei bem Bormeifen ber »er»
fchiebenen flächen gtünbUd) mit bem Warnen „Ouabrat" fignalifiert roorben.
$ ie ftfnfierfc&eiben ober bie ©etäfelfttflungen an ben ©chulwänben ftnb, fofern
felbe Ouabratform fyabtn, na he Hnf$auung§mittel.)
Tlan läfct nun bie Sattler felbß einen Quabratmeter geicfynen nub
jroar an irgenb einem freien SBinfel be8 Schuljimmer«. Sllfo TOeterflab unb
treibe jur §anb! 3n biefe fläche werben bie Ouabratbejimeter gezeichnet.
"5)onn ^ei|t e5, jäljlet eine SReitje folget f$(äct)en. — ö'^e Ouabrat-
be&imeter finb an einer Steide? Slntro. : 10 dm*. 28ie Diele Seihen [inb:
10 Reihen. 2Die Diele Ouabratbejimeter h<" alfo ein Quabratmeter? Ant-
wort: 10 mal 10 dm* = 100 dm4.
9ia$her laffen mir bie Schüler ben Quabratbejimeter auf ihren tafeln
in Ouabratcentimeter jerlegen.
ÜRe<hnungÄbeiföiele.
1. $)er 2tf)m jeichnet ft$ Won üor ber Stunbe ein SRechtecf, beffen
Sänge 5 dm unb Breite 2 dm beträgt, an bie Btonbtafel. $a flieht er Dom
SWittelpunft einer Seite ber Breite eine parallele jur ©ruublinie unb teilt
fo bie frlädje in jmei, oon je einem $ejimeter Breite unb fünf $ejimeter
Sänge. $)iefe Streifen «erben nun mit ffatton oon 1 dm* abgemeffen
unb es ergiebt fich folgenbe {Rechnung.
1. tteihe jählt 5 dm2.
f)a§ 9ifchtect h«t 2 fol<h*r «Reihen - 2 mal 5 dm2 10 dm».
Schneiben mir baS auf ben Schulfracf ju, fo ergiebt fich ungefähr fotgenbe
Darfteflung:
Sänge 5 dm. Breite 2 dm.
1 fjtächenreihe ber Sänge nach = 5 dm2.
Breite 2 dm, alfo 2 gfläct)entett)en.
3nhalt beö 9techtecf« = 5 dm» mal 2-10 dm*.
Digitized by Google
- 394 -
Nun hätten bie Spület ä&nlia)e Beifpiete auf i^wn tafeln in 3eia>
nung unb SRedjnung barmftellen. .63 tonnte nun au$ bie überaus mistige
Befpredjung ber ftlät&enregel etn>a folgenbermafeen bor fidr) geljen:
BMe Diel mifet fner bie Sänge? (5 dm) DaS SKafe ber Sänge beträgt
5 dm, alfo wäre bie <Diajjjaf)l ber Sänge 5.
2Öeld)eS ift baS OTa& ber Breite? 2 dm. SJcafoafjl ber Breite 2.
S^aut auf unfer Beifpiel unb mir tjaben folgenbe Siegel für bie
ftläc$enberea)nungen :
9Rafejal)l ber ftläay = Etafejafjl ber Sänge mal 9RaBjaf)l ber
Breite, ober einfad)er: ^Fläc^e = Sänge mal Breite.
Aufgabe 2. Unfer lurnplafc mißt ber Sänge nad) 19,8 m unb ber
Breite nad) 14,2 m. SBelajen ^lädjeninljalt f>at er?
Der eigentlichen Söfuug gerjt üorauS bie SSHeberijoIung ber ftuf*
gäbe unb bie fteftftellung ber SöfungSart. ftläaVninfjalt gleia) sl>ta^at)(
ber Sänge mal ^Rafojaljl ber Breite.
©$riftli$e Ausrechnung unb Darftellung.
Sänge 19,8 m; Breite 14,2 m.
3ftäa)e = 193_.m_ma( 14.2 = 281 mM dm8 6 cm».
396
792
198
281,16 m3
(SS folgt nun bie annäfjernbe $robe mittelft Sd&äfcung:
20 m mal 14 280 ma, alfo entfpric&t baS 9tefultat ber Scfyifcung.
fragen, roie: „3ft ber ©$ulgarten größer als ber $urnpla|?" regen bie
Begleichung an unb finb beSljalb feljr 51t empfehlen.
Weit biefer töedmungSart fommen mir freiließ nicht fehneO oorroärts,
menn man fo erflärt, beranfehaulicht unb oertieft. 3a) fefye aber ben SQBert
beS nötigen BerftänbniffeS einer einzigen Rechnung Ijöljer, als ganje
Dufcenb fchablonenmäjjig gelöster aber tüc^t oerftanbener Aufgaben.
Aufgabe 3. 3U emen* Boben brauet man 96 platten oon 2,2 m Sänge
unb 0,25 m Breite. ©aS foftet ber Boben, 1 m« ä
$r. 5,60 9tp. geregnet?
Behanblung: 1. 6in ©d)üler roieberholt bie Aufgabe.
2. Das (Snbjiel ber Meinung mujj üorauS beftimmt »erben,
(floften beS BobenS.)
3. 6S folgen fich:
a) bie ftlächeuberechnung einer platte
(2,2 m mal 0,25 - 0,55 w)'.
Digitized by Google
- 395 -
b) ©eflimmung ber ganzen ©obenfläche
96 mal 0,55 m2 - 52,8 m2).
4. ©erechnUng ber Sofien be« ©oben«:
1 m* fojtet = 5,60 8fr.
$er ©oben foftet = 52,8 mal 5,60 $r. = gr. 295.68 9?p,
*5)ie genaue Einhaltung einer guten Orbnung im ©ebanfengange
ift bei ber fiöfung ber ÄedjnungSbeifpiele unerläßlich- $aju führt am heften
bie überf ichtliöje $arftellung. 9Jcan begegnet in beu Aufgabenheften,
welche Don ben Schülern angefertigt finb, nicht feiten ber bloßen Angabe be«
fcnbrefultate«. Da§ Reifet man benn boch fein Rechnen mit ©erßanb unb
Vernunft. Weben ber StarfteHung mufe auch bie Ausrechnung flehen.
Aufgabe 4. 3u einem 3immerboben Don 5,76 m Sänge unb 5,04 m
breite nimmt man quabratförmige ^arquettafeln t>on 36 cm
©eitenlänge. Sie Diel tofiet ber ©oben, roenn bie lafel
mit 1,45 8fr. bejaht roirb?
AI« Vorübungen bienen: a) ba« Anformen eine« folgen ^arquet-
boben« ober, wenn bie« nicht möglich, 3«4)n«»fl«n ber Sanbtafel.
b. Hopfrechnungen in leisten 3ahlenoerhältniffen, roie j. 58.: 1. 2Bie
Diele tyirauettafeln finb )U einem ©oben nötig, ber eine ftläche Don 2700 m 2
hat, toenn eine Safel 9 dm* mifet? 2. gin Quabratplättchen mißt 2 dm
an ber Seite; roie Diele foldjer $lätta>n brauet e« für einen ©oben Don
80 dm Sänge unb 30 dm ©reite? u. f. n>. TOtt »u« haben roir alfo bie
$läd)e be§ ©oben« 511 meffen? Antwort: $)iefe $lä<he ifl mit ber Stafflädje
einer ^ofel ju mejfen.
3uerft machen roir bie Hcafec gleichnamig; am beften alle« ju cra,
roir fönnen bann mit ganzen 3°h^n rechnen. Alfo:
$arfteUung unb Söfung:
Sänge 5,76 m — 576 cm.
©reite 7,04 m 504 cm.
fläche b. ©oben« = 576 cm mal 504 - ^ 0fr ^atqt,ettafc( -
2304 36 cm mal 36 =
2890 1296 cm».
290304 cm2 (ftopfreebnung)
Anjahl ber Safein = 290304 cm» : 1296 cm» = 224
2o92
.3110
2592
5184
5184
Digitized by Google
- 396 -
1 Safel foftet 1,45 gr.
224 $afeln toften = 224 mal 1,45 gr. = 324 gt. 80 Kp.
1120
896
224
324,80 8fr.
5Bei ben ^ßlanredjnungen finb bie (Srößenberijältniffe in berjüngtem
2Raße angegeben, j. JB. : 1 : 100; 1 : 500; 1 : 1000. %oA roifl bebeuten:
1 cra Sinie auf ber ^lanflädje fei auf bie roirflia> glääje 100 mal, 500
mal ober 1000 mal refp. 1 m, 5 m bejro. 10 m lang ju nehmen, alfo
ift bie gläa> be* planes nur 4/100; Vmo ober Viooo toirtüa^en gläa)e.
Aufgabe 5: gür einen reetyerfigen SBauplafc ftnb auf ber $lanber$etc$nung
folgenbe 2Raße angegeben: Sänge 44 cm, Vreite 2,8 dm.
2Bela>S ift bie roirflicbe gläa> beS »auplafce«, roenn eine
Sinie beS $lane4 J/ft00 ber toirflidtjen Sänge ift?
Vorübungen: a. Verfeinerungen unb Vergrößerungen Don Sinien an ber
2öanbtafel in oerfä^iebenen Verljältniffen, \. V. 1 m,
barunter 1 dm, bann 1 cm ; in umgelegter Reihenfolge
bie Vergrößerungen.
b. $a8 Vnftauen foldt)er $läne.
c. $a« übertragen fola)er $läne in bie VMrflictyeit.
Söfung: ßänge ber $lanfläa)e = 44 cm. 2öirfli<$e Sänge
44 m mal 5 — 220 m.
Vreite ber $lanfläd>e 28 cm. 2Birm$e Breite
28 m mal 5 = 140 m.
Der Vauplafc mißt = 220 m mal 140 = 308 a = 3 ha 08 a.
8800
30800 m*
£ier fönnen fefp paffenb bie SRaßftäbe unferer @a)ultarten befproa)en
unb bura) 9?ea)nung geübt werben.
3. 3>ie 8ereta»ifl lel 3>reied«.
3eia)ne an bie SBanbtafel ein 3tea)ted bon 7 dm Sänge unb 3 dm
Vreite. halbiere baSfelbe burefy eine Diagonale. (58 entfielen babura) jtoei
gleichgroße Dreiede. gläaje be$ 3tec$ted8 — 7 dm mal 3 = 21 dm»
glätte eines DreierfS — »/t Don 21 dm» — 10'/, dm»
TOtt ftülfe be$ 9rea)tecf8 laffen fic& alle re$troinlligen Dreiede fo be-
regnen. 3ut ßntroidlung ber gläd)enregel be8 Dreiedö laffe i$ folgenbe
gigur jeia)nen unb beregnen:
Digitized by Google
- 397 -
fiänge.
+ 16 cm2.
3uerf) betonen mir bie ftlädK be3 ganjen 9teä)tede$. ft(ä<f)e be3
ganjen 9ted)ted8 = 8 cm1 mal 4 = 32 cm.
Stauen tvtr auf bie §igur, bann fefjen n>ir jmei 92ed)tede. 3n t»a§
ift ]fbeS berfelben jetlegt? (3n jmei gleio} grofje $reiede.)
$reied a = tyt Dom 9fte$ted A = $reied at.
$reied b = Vi t>on 9te#ted B = $reied b,.
ftettyed A + B = ganje« »etyed.
Vi »ea>d A 4- f/t B = Vi t>om ganzen »eflted.
$)reied a + $reied b = l/t bom ganzen Ülea^ted.
$a$ gange $reied = V« bom ganjen Ke<$ted.
3n 3a^len:
5tä$e Dom
$reied a = 3 cm mol 4 (£öl)e) = 12_cm2 = 6 cm»
2 2
&löa> bom
$reied b = 5 cm mol 4 (&5fre) — 20 cm4 = 10 cm2
2 ~ 2
©runblinie be8 ganjen $reied« 5 cm -f 3 cm = 8 cm. #ölje 4 cm.
&läa> be* ganzen DreiedS (5 cm + 3 cm) mol 4^8 cm mal 4 = 16 cm».
8 unb 4 [tob bie ^aMl t>on ©runblinie unb Jpöfje. Htfo fefcen
mit ben anberlefcten ©c$Iufe[a|> unfere« 9te$nung8bei|piete3 in 2Borte, fo
lautet berfelbe:
Den 3fI0$fmnfyilt be« $>reied8 Ijaben mir gefunben, inbem mir bie
Wajjjaljl ber ©runblinie mit berWnfejabl ber §öf>e multiplizierten
unb ba* Ergebnis Oßrobuft) mit 2 bioibierten. S)a* märe alfo bie
8f!äa)enregel für Beregnung ber fcreiede, melaV furjmeg nun fo lautet:
f$läa> be« $reied8 = ©runblinie mal £>öfc btoibiert burdj jmei.
2Bir fragen nun bie ©dföler, mo $reiede in ber 9totur ober an ben
©ebäuben oortommen. (Daa^giebelpjäoVn, ©artenbeete u. f. m.)
Digitized by Google
- 398 -
9te#nunQ§beifpteIe:
Aufgabe 1 : (Sin breiedigeS ©tüd Öanb tft au ber (Srunblinie 16,5 m brrit
unb in fmtrf^ter öinie 17,8 m $oa). 2Bie Dir! beträgt fein
gläaynin&alt?
Vorübungen: a. 3eio)nen Don Dreieden, b. Äopfre($mmgen in Keinen
3al)leu j. 8. ein Greift! Don 8 m Sänge au ber ©runblinie unb 5 m »reite
in ber fcöfr, fat mela* gläa*?
Cöfung: ©runblinie = 16,5 m. §öfc 17,8 m.
(ftläa> eines 9lea)tecf8 mit folgen Wafeen =
16,5 m mal 17,8 == 293 m» 7 dm«. )
bei Dreien = (16,5 ra mal 17,8) : 2 =
293,70 m» : 2 = 146,85 m\
Um ja afleS 5Jlea)ani|a)e unb ©a^ablonenmäfrige bei bem ftaumre^nen
511 meiben, mufe man fid) ber (Elemente meljr benn einmal bebienen. groben
burd) Sctjätjung unb ^ergleia^ung finb unerläftli<$.
Aufgabe 2: $)er (Siebe! einei Sa^eune bilbet ein Dreied Don 10 m ©runb-
linie unb 7,75 m ftö&e. 6t fofl mit ^Brettern berfa)(agen
tuerben. 2öie teuer fommt ber IBerfa^lag, 1 m* a gfr. 1. 65?
Cöjung: ©runblinie — 10 in. $ö$e 7,75 m.
Stöcke beS ©iebelS 10 m mal 7,75 = 77,5 111» = 38,75 m«.
2 2
$>er 9$erfd)lag (oftet =
38,75 mal 1,65 = 63 ftr. 93,75 »p. = 63 ffr. 94 Wp.
(Der Äürje falber unterbleibt bie Ausführung ber TOultiplifation.)
9lun mad>e i$ Ijalt! Das genügt Dofljiänbig für bie ^rimarf4)ule.
2öer aber au$ no<& einige metI)obifa> Erörterungen Uber bie glädjenberecfyiung
ber Irapeje unb anberet SJielede toiO, möge es bem Dereljrten fytm Äebattor
meiben, Damit er toaS für ben örieffajlen befommt.
pae neue gefall.
(*on 6ef.*tt. ©t. in ».)
6S finb nun gerabe 50 Saljre tyx, fettbem ber befannte ©öttinger
(Ifjemifer Söötyer juerji baS mit großen Opfern an 3«* unD 9tfu<ftt<
9RetaO Aluminium unter §änben blatte. dS waren aderbingS nur brei
ftörner Don jufammen 34 mgr ©enria^t, entfprea)enb einem Aluminium«
ftügeUften Don 3 mm Dura^mejfer. Sööfjler beftimmte Damit baS fpejififa>
©emitt^t unb fanb baS neue SRetaü aufeergetoöl)nli<$ (eia^t. Dennon) Derging
nrieberum ein 3ar)r^er)nt, bis baS Aluminium als Metall ber Seit jum erften
mal in ein $aar (leinen Marren Dorgefü^rt werben tonnte. Auf ber ^arifet
Digitized by Google
- 399 -
SeltauSfleflung beS Saures 1855 nämlidj ftanb mitten unter ben $ra$t-
ftücfen ber ^orjedonfübrifate Oon ©eöreS ein fc&mudeS ©laSfäftdjen. 68
bürg einige Heine Starren eines fttbertuei&en letalis, roela> gleich foftbaren
6belfteinen auf fchmarjem ©ammt gebettet lagen. Sie mag fidj biefeS
WetaU ^ie^er oerirrt haben? — fo ^ätte jeber benfen müffen, beffeu 93lid
bie merfroürbige Ueberfchrift: L'argent de l'argile — baS ©Über aus
Öehm — entgangen märe. $iefe8 Sort jagte aOeS. Öehm enthält %ffon,
ba« ©runbmaterial ad unferer Töpfer* unb ^orjeflamoaren. %$on ift aber
auch eine ber häufigflen Serbinbungen beS neuen SRetalleS Aluminium.
Unterbeffen ijl aus ber foftbaren Seltenheit ein alltägliches TOetaO* ge»
morben. ftrütjer für ©elb faum ju haben, ift eS je&t, menn eS auf gleite
Ȋume ber Wetafle anfommt, billiger gemorben als Wiefel, 3inn unb flupfer.
Sohl baS teuerfte ©efchenf, baS je einem ßinbe in bie Siege gelegt morben
ift, mar jene Äinberflapper — jugleich baS erfte &unftprobuft aus Aluminium
— mit ber $eöille ben faiferlidjen ^rinjen ßulu befa>nfte. £eutjutage
fönnen felbp bie ftinber menig bemittelter Altern fich an ©pielfad>en auS
Aluminium erfreuen, mie überhaupt Hluminiumgegenftänbe ber berfa^iebenften
%xt jum (Semeingut gemorben ftnb. Wicht mehr nach ©rammen, nach
Tonnen bringt bie „Slluminiumhtttte" ber ©egenmart baS einft als ©elten*
heit angeftaunte „©Über aus 8ef)m" auf ben Warft. Söä^renb noch in ben
aasiger 3ahren bie jährliche ^ßrobuttion 1800 kg nicht ttberftieg, fo
rennet man tjeute eine tägliche Oon über 3000 kg. jährlich manbern
je&t $unberttauj'enbe oon Kilogramm Aluminium in ade möglichen 3nbuftrie»
Serfftätten, in ©ufeftahlfabrifen, auf ©chijfsroerften unb Millionen oon Äilo*
gramm Wuminiumfupfer unb SKuminiumeifen in Wafchiuenfabrifen, in @e=
fchofc« unb $orpebo=Serfflätten , in Äunft* unb ©chmudläben, in Arbeits*
räume für fyäuSIiay ©egenftänbe. 9l(iiminium ift feit ben legten Sauren
ein für jebermann populäres ffletafl gemorben. 68 möge bafjer eine furje
^ufammenpeflung beS SiffenSmerten über Aluminium hier pa$ finben.
I. -
fragen mir uns oorerft: aus melden natürlichen SJerbinbungen geminnt
man ba£ Aluminium? Sir »erben bei bet öeantmortung biefer ftrage ju«
gleich Gelegenheit fpUn, ftounrab ju beobachten, roelch b^roorragenbe Wolle
bie Aluminium -SJerbüibungen im £au$halt ber Watur, mie im SMenfte ber
Went'chhett ftrts gefptelt haben.
3n tedmifcher &inficht fteljt unter ben Aluminium « Serbinbungen au
rrfter ©tefle ber %\)oni). 68 ift allgemein befannt, mie bie ©runbtnpen
ber ©ebirge unb ber 6rbfrufte, j. 53. ftelbfpat, ©neife, ©limmer, ©ranit,
») Alj (804) 3 • K, 804 + 24 H, O.
Digitized by Google
- 400 -
^orphtjr je.1) burch tBertDitterung übergeben in Hcferfrume. "JtaS Sajfer
bringt in bie feinen ^oren, Albern unb SRiffe bec ©efieine. 3m 2Binter,
»oenn e6 gefriert, betont ti \\d) mit unu>iberfieljli$er ffraft au« unb roirft
fprengenb. 3m ^rühjaht brodelt ba« ©eftein an ber Oberfläche unb nicht
feiten tief hinein ab, ©chneeroaffer unb Regen fchwemmen bie abgebröcfelte
Sflaffe fort, meiere als Slcferfrume fi<h fammelt; baju fommt ber a)emifa)e
ßinflufe Don Saffer, Äohlenfäure unb Temperatur in Taufenben bon 3a^ren.
Diefe ©efteine entfalten aufeer Aluminium fiefelfaure« Valium ober Natrium,
fiebere roerben burch bie 93ertoitterung gelöst unb bienen ber ^flanjentoelt
jur Nahrung, baS fiefelfaure Aluminium wirb frei unb bleibt als %ipn im
Srbboben jurücf. ©anj reiner %\)on fann burch 3ufafc &°n fclbfpat ober
ßol! fchmeljbar gemalt werben unb giebt ben ^orjellan. Söpferthon enthält
Diel Half unb gifenojöb, &hm ober 3iegelthon Diel Stall, gifenojöb unb
©anb. $er %tyn fpielt bemnach in ber gütigen SBelt eine bebeutfame
Stolle: „Ohne %f)on, ohne Aluminium fönnten mir bie 3nbuftrie, bie foHof-
fale iBaujunahme gar nicht benfen!"
5)em %\)or\ fteht an SGÖichtigfeit am nächften ber Hlaun (lat. Alumen-)
melier in Der Statur in erftaunlich Dielen formen Dorfommt. SZBeffen SUige
erfreut fid) nicr)t am ©lanje unb ber färben fchonljeit ber orientalifdpn roten
SRubinen, blauen Saphire, grünen ©maragbe, gelben 2opafe unb Dioletten
Slmnethnfle! Unb biefe herrlichen Gbelfieine, nach Diamant bie feurigften,
bie mit befifcen, toaS finb fie? Wrten eblem &otunb, b. h- bie einfachfte
nat. 93erbinbung Don Aluminium, melche man fennt, nämlich Irttflaflifierte
^honerbe.11) 2)ie reijenben färben Derbanfen fie ganj geringen 3ufQtK" anberer
Metalle ((Sifen, O'ljrom, Hobalt u. f. tu ). 9lm häufigflen fommt frtiital'Ii-
fierte $honerDC DOr Q^ Äorunb, Don welchem ber ©mirgel4) Don fein«
froftaflinifcher Waffe uns am befannteften ift. Wach bem Diamant ifi florunb
') ftelbfpat j. 23. enthält 11% aluminium.
*) Sllaun (Xboncrbe) beftnbet ftd) aud) im Iii cm ober ßebm unb erhielt ba»
ber ben tarnen w£bonerbe" ober .Älumtna". 5>tefe 93eacid)nung gab bann au*
bem au8 berfelben erhaltenen Metall ben tarnen. Xic im »laun entbaltene
Ibonerbe bat jwei wiebtige, ftcb ergänjenbc ©tgenjajafteit. ©ie jeigt gro&e 3}er-
toanbtfcbaft ju beu Wefpinftf afern, befonberÄ ber SBofle unb Saumtuouc. $ann
aber faßt fte au8 ftarbftofflofungen bie ftarbflofle al* unlßßlicbe Stoffe beraub;
bie erbaltenen jjarbnieberfebläge nennt man ftarblacfc darauf beruht bie Mn*
menbung be8 »laun in ber Färberei (ercl. Slniltn* unb Ifjeerfarben) unb $cug=
brutferet, infofern als bie fcboncrbe bie SJerbinbung be& garbftoffe« mit ber ftafer
»ermittelt, Söcfannter ift bie SJertoertung be« Hlaun in ber ©erberei, jum ftlären
oon Ölüfftgfeiten, in ber ÜJfebutn.
8118 auögangöpuntt jur i>erfteaung Don AU ()3 (Iboncrbe) bient oorwiegenb
»aurit, ujclcbe» gegen 60% Al; ü3 enthält. J)erfelbc wirb mit ®oba (N^ CO,)
geglitbt, ba» entftanbene yiarnumaluminat Na? Ala 04 mit SBaffer au*ge§ogen
unb bureb CO, serfe^t, mobur* man Al? 0, erhalt.
*) «lumtniumomb AI, (),.
4) tHfenorn> unb fiefclfaurehaltig.
Digitized by Google
- 401 -
ber ^örtefie Körper; bab>r btenen Rubinen als Saget für UljraeJ&fen, Smirgel
unb Smirgelpapier jum Sa)leifen unb polieren.
häufiger als reine $fwnerbe tommen Serbinbungen bon $b>nerbe mit
s2Öaffer tior '). 3" ber Aluminiuminbufirie rourbe ber Saurjt 2) am loidjtigften,
inbem er baS Rohmaterial für faft afle Aluminiumprojeffe bilbet. Qsbenfo
i[i ftrbolitb, *), eine $oppelDerbinbung Don Aluminium unb Natrium mit
Stuor, ein jur 'Darfteflung Don gebiegenem Aluminium bis jejjt unentbefyr»
tia>§ ®<{tein.
91 u« bem (Betagten teuftet bie ungemein gro&e 2öid)tigfeit beS Alu«
miniumS für bie 3ufanimenfefcung ber (Srbrinbe Dermöge feiner überaus
grofeen quantitatioen Verbreitung *) in Derfelben oljne weiteres ein unb in
[einen zahlreichen Serbinbungen [teilt es nicht blofe eine Menge als anorga«
nifa> Stoffe f)ö$|t nüfcliajer Mineralien bar, fonbern liefert and) ^aupt»
[ächlich jene Stoffe, aus benen flc^ bie Acferfrume bilbet, reelle jum ®e«
beiden ber ^flanjen notmenbig ift, obgleidj bon biefen baS Aluminium felbft
nur in gan$ unbebeutenben Wengen aufgenommen nrirb.
An Aluminium ijt Daher fein Mangel. (SS fommt je&t nur barauf
an, baSfelbe glei$ bem §ifen aus feinen Serbinbungen ju trennen unb jroar
in möglich grofeem Majjftabe.
II.
3m 3a^re 1760 hatte ^ßrof. Saron in ^3ariS bunt) [eine tfrorf jungen
auf bem (Gebiete Der @hemie gefunben, bafo in ber ^onerbe ein noch unbefannteS
Metall gebunben [ei. Mit [einen Dielfadjen, jebod) Dergeblichcn Verfugen, baS«
[elbe aus [einer Serbinbung $u trennen, begann ein a(l[eitiger ftampf ber
2öiffenfd>oft mit ber Statut, um ib,r baS neue Metall abzuringen, melier
Äampf mit einer berounberungSmürbigen AuSbauer burd) faft anberthalb
3ahrhunberte geführt mürbe unb aus meinem ber men[<hli<he ©eift enblid)
fiegreid) ^eroorgegangen i[t.
Um baS 3<ifyr 1780 gelangte man nartj neuen (Sntbedungen in ber
(vbetnie*) 511 ber Anfielt, ba[j ftalf, Saröt, Strontian Serbinbungen Don
Sauerftoff mit nod) unbetannten Metaüen, mit Calcium, be$m. Saröum unb
Strontium feien unb baß auch 3:ljonerbe als Serbinbung Don Sauerftoff
mit einem unbetannten Metall Aluminium betrachtet unb bementfprcdjenb
AluminiumogDb genannt werben muffe. 6s ^anbelte [ich jefyt nur nod)
barum, baS ber 2öelt Dorjufleflen, bem bet Warne bereits gegeben mar. $a
') XI)onerbeI)t)brate.
») A\2 03 • 2 H, O (nad) be« Dorfe „Sanr" bei Arle« benannt).
*) Äci)olitf)=(5i&fteiii (6übflri>nlaiib).
*) $rof. klarte fdjäfct ben Wcnalt ber feften ürbtrufte an Aluminium p
7,8%, ben an teilen *u nur r>,4G°0.
%) Durd) Saüoififr unb trieft Ijleti-
Digitized by Google
402 —
man $onerbe al§ 93erbinbung beS Aluminium mit ©auerfioff erfannt Ijatte,
mar aud) ber 2Beg, ba§ Wetall ju erholten, einigermafeen angebeutet. 3roifa>n
ben Sohren 1780 unb 1820 örrfolgten nun eine grofce Stttjabl üon ©f-
lebjten nad) allen Damals benlbaren TOetboben ba« eine 3»rf»
minium bom ©auerftoff $u trennen, Peine ©elbmittel unb feine ©eiftes»
arbeit mürbe gebeut — ober alles ofjne erfolg. 1824 fteQte ber beriibmte
bänifa> ^^Ofiter DerSteb eine neue SJerbinbung au§ ber Sfomerbe ber,
nämlia) ftluminiuma*)(orib. *) Unb ba ibm bie ftorfe o)emi[aV Söermanbt-
fa>ft be« Metalls Valium ju ßblor bf tonnt mar, liefe er eine Pottum*
tegierung auf bie neue Serbinbung einmirfen. Valium foflte fi<b nun, in»
folge feiner ftorlen Affinität, mit (Sfjlor oerbiuben unb fo ba§ Aluminium
frei mod^eu. Ta« nad) OerSteb baruefteflte 9ttuminiumd)lorib mar aber
feucht. Pottum jerfe^t aber befanntlid) heftig ba« Koffer unb bilbet bamit
Pattlauge, meldjc ftliminuium angreift unb aufloht. 3U fi^em SRefultaten
tont f» alfo nid)t. Or«teb teilte feine bissigen Stefultote unterbefftn bem
<$öttinger P^emifer 5Öör)ter mit, melier feine früheren 53erfua)e eifrig fort«
fe&te. 3njroifo^en gelang e§, trodene« ftlumtntumttylorib t)erjuftfflen unb im
3af)re 1827 erhielt 2ööl)ler ba« gefügte neue 9JJetaH, allein nur in pult) er-
förmigem 3uf*onbf. sJlfle Semübungen $Ö., ba« 9Huminiumpulüer, Denn
aud) nur )U fleiuen 8tüdd)en, 511 oereinigen, fd)lugen febl unb nodnnal« Der-
gingen faft jmei ^abr^ebnte uuaufbörlidben dingend, bis einige tleine Marren
be« gefugten WetaflS erhalten mürben. OerSteb mag toor)l ber erfte genxfen
fein, melier Aluminium juerft unter $)änbfn botte. $>a« Serbienft, juerft.
menn aud) nad) bemfelbeu ©runbgebanten , baS Aluminium bargefteflt, eS
al« foldjeS erflärt unb befdjrieben ju b*ben, gebiert obne 3roeifel 9öö^cr.2)
„SÖenn eS ober ju einer 3nbuftrie beS KuminiumS getommen, fo
üerbanfen mir bieS einzig bem fran$öfifd)en Gbemiter $euri 6a inte-
&laUe-$ft>U(c (1818-1881) beffen Harne in faft allen 3roeigen ber
(Hernie unb Wetallurgie unfterblid) bleibt. $aS in ber ^Ratur fo üerbreitete
') Mluminiumcblorib AI Cl, toirb bargeftellt, inbem man einen Strom von
troefenem CI über f leine, poröfe au« AI, 03 unb Sfoblc beftetjenbe ftugeln leitet,
meldje man jur SRotglut erbiet: AI, o3 + 3 C + <s Cl 2 AI Cl3 f 3 CO.
(Moblenojrpbga«.)
*) 20. braute ba« Valium in einen ©cbmeljtiegel unb biefen in einen jtoetten,
lüftdjer bebeutenb breiter unb etwa« b&ber mar. $er SRaum gmifajen beiben
Ttegelmänben mürbe mit 2Uuminiumd)lorib befdu'dt, bann ber große Siegel gebeeft
unb erbtet. Sralium fd>miljt bei «so0, ba« tfrjlorib bei 190°, jebe« getrennt 00m
anbern. «ei gefteigerter §ifce mirfen bie kämpfe be« (Splorib« auf ba« gefdjrnoljene
ttalium, meldje* erft bei 700—800° ftebet. Stad) «ollenbung ber SMeaftion mirb
ber Xiegel abgefüllt nnb fein 3npalt, eine faUtge Sd)lao!e üon gebilbetem ftalium
d)lorib unb oon nod) unjtcrfeptem ^llumiuiumcplorib, mit oiel SBaffcr jerfe^t. Da*
SaU löft fidi, unb ^uruef bleibt Aluminium, ein grauem ^uloer. XurA Reiben
im 9Wörfer tonnte Sßöbler c« ui fletncn metaöifajen 2tfld!d)en oereinigen, ^a« ift
Nobler« 9llumtntuma)lorib^aliumpro3e6. (n. ftflf.)
Digitized by Google
- 403
SHuminium ber SRenfchheit bienflbar ju machen, farj eine flluminiuminbuftrie
im gropen, baS mar baS 3'^» treibe« er ji<$ gefegt ^atte unb er hat baS«
felbe tia<^ jahrelanger rafHofer Arbeit erreicht. *
Deüifle fejite in SötjlerS ^rojefe Natrium an ©teile üon Valium unb
an Stelle beS einfachen ftluminiumchloribS eine $oppelüerbinbung üon
Slluminiiiinajtorib unb Natriumchlorib, roeldje bei weitem nid)t fo IjbgtoSwpifd)
unb flüchtig ift wie AI Cl8. WS fttuBmittel fügte er no<fc Jfrüolitb, bei.
Ta3 (Gemenge mürbe in einem bieget auf ber Softe eines ^(ammofenS erhifct.
'Der ^rojefj bleibt alfo mefentliet) berfelbe roie bei SCÖöljler. ^tber baS ab*
i^eic^iebene 9üuminium fliegt hier im gefdjmoljenen ftrüolith $u einer einigen
Waffe jufammen. $)iefe SRetljobe :DeüiüY§ (Wluminium*Natriumchlorib-Natrium»
^rojefc) war üon 1860—1885 ber einjige Wuminiumprojefe im grofeen. ')
2BaS ben $reiS beS Aluminiums betrifft, fagt Nüf, fo mar er bei
39*ginn Don DeüiuYS SBerfuchen gerabeju ungeheuerlich, damals fam 1 kg
Natrium auf naljeju 2000 $r. 33ebenft man, baß jur #erftellung üon
1 kg Aluminium 3 kg Natrium, 9-10 kg beS ebenfalls feljr fofifpieligen
$oppelchloribS unb 3—4 kg Ärüotitb, üon Nöthen waren, fo gibt baS eine
3bee üom floftenpunft. Aluminium mufete bamalS im greife ben flönig
ber Metalle um baS 3roei* bis Dreifache übertreffen. 3m 3ah" 1855
fan! ber $reis auf 1000 gr., 1860-1862 auf ca. 130 ftr., üon ba an
aber nur noch unbebeutenb, fo bafe im 3oljre 1887 baS Kilogramm auf
nod) faft 100 $r. fam. 1884 lieferte bie ftabrif Aluminium für baS
2öafhington»$entmal ju ca. 80 $r. baS Kilogramm, ©inen neuen Wuf=
fd)mung nahm 5)eüifleS ^rojefr, als (Saftner in Nem*?)orf im 3atjre 1886
eine ganj neue $arfteflung üon Natrium in 9lmuenbung brachte. -) 3"
Olbburü bei Birmingham bunte bafjer 1889 baS kg breits ju 40 ftr. üer*
fauft werben. Nachbem aber in ben legten 3a^ren bie elef trifte 9Uumimim«
gewinnung ben ^JreiS plö&Iid) noch um 80— 90"/,, rebujierte, fann fic^ auch
bie üerbefferte (5ajtner«$eüille Niethobe nicht mehr galten unb eS mußten
bann auch bie S3er|ud)e, bie chemifcf>en Nfethoben beizubehalten, aufgegeben
werben, benn fte (önnen ben ftouturren£«&f mit ber elettrifdpn $ar*
fieflungSweife ber ©egenwart nicht aufnehmen.
(rjortfefcung folgt.)
•) Nach $eoiÜY8 SRetbobe bereitete Aluminium bie ftabrif m Salindres bei
Alai», ftranfreieb, bt* 1885 ber emsige Muminiuminbuftrieort Der SBelt. $ie
4!erfud)äfabrif S)eöiHe8 jn 3aoel ($an8), oon Napoleon III. geförbcrt, probujterte
per lag 2 kg, gu Salindre« ftieg bie jährlich« $robuftton oon 1860—1887 oon
1000 auf 2042 kg.
*) $>urd) NtbuMon oon feftem sIltjnatron Na O H mit ftifenfarbib Fo c, :
3 Na O II + Fo C2 - 3 Na + Fe + CO + COa + 3 H. <E>ie HuSbeutc betrug 90%
gegen 30% bei ^cDitte'* $rojc&.
Digitized by Google
- 404 —
(H. B.)
4.
DaS menf#lia> teufen f>at bie grage naa) bem 3"^ beS Wenfäen
unb baljer au$ ber (Srjieljnng feljr üerfcfcieben unb fi$ oft roiberfpret&enb
gelöft. SJerüljren roir bie roi^tigften Antworten.)
Die erfte fieljt in fia) felbjl baS 3iei aller grjietjung, pellt fuft
fomit auf ben Stanbpunft beS egoiflifaVn WufcenS; bie 6rjie$ung foO ben
Wenfa>n fo rafd) als möglid) ju einer Arbeit, $u einem Sadj unb Beruf ge«
jdjicft machen, bainit er felbftänbig fein $rot Oerbienen unb ein eljrliaVS AuS*
(ommen finben !ann. tiefer Stanbpunft beS guten DurdjfommenS ifi ein
roeit öerbreiteter unb tjat fi$ in manaVm 6(ternl)aufe eingebürgert. Da f etjl t
iebeS ibeale 3**1; ©eminnfudjt, 9tei$ werben, ©enießen unb SBeftyen, Dom
irbifd)en ©Ute einen möglicfyft großen Wufcen jiefyen, baS finb bie Qitlt biefer
ffrjieljung. Die fd)lauefte Selbftfudu" unb bie Ijitrtefte 9tüdfi4)tSloftgfeit müffen
bie folgen fein. 9ha)t bie Sittlidffeit bilbet bie Worm beS ßebenS, fonbem
ber einfeitigfte ßgoiSmuS, ber nur für fid> lebt auf fidj fa)aut, ade anbern
9Wenfa)en unb bie gatue in feinen 33ereid) fommenbe 2öelt nur in ben Dienfl
feines Sgo ftellt. ©eroiffenljaftigfeit unb fokale 5öoljlfaljrt finb ba unbetannte
begriffe. Söoljin mufj eine foldje (Srjieljung führen? 3UC Ausbeutung unb
llnterbrüdung beS Webeumenfcfyen — ju ßug unb Srug, ju einem Staub*
fyftem, roo baS 9tea}t beS Stärfern auSfa^laggebenb ift. 2öenn fie au$ feiten
in itjrer ganzen 9tadtfyeit auftritt, fo tann unb wirb fie bo$ au$ ba fa>n
gefiu)rli#, roo ber Srroerb materieller ©ttter unb baS eigene 2Öotjl aflju ein«
feitig in ben Sorbergrunb gefteflt roirb.
Die jroeite fieljt im Staate baS 3"l oller Srjieljung. So
lehrten fd)on bie alten ^erfer, fo ^JMato, fo ganj befonberS bie Spartaner.
3n biefer rein politifaVn Srjieljung iß ber {wuptjroed , baS fttnb jum
Staatsbürger ju ergeben , iljm fid> oofl unb ganj ju unterwerfen, auSftfcliefe*
litt) unb nur für iljn unb wegen iljm $u leben. DaS Snbioibuum geljt im
Staate auf, f>at fein 3?ed)t für fi#, bem StaatSjwed müffen fit$ aDe feine
leiblichen unb geiftigen Gräfte, alle feine Neigungen unb #anblungen anpaffen.
Alles gebt unb lebt nacfc ben üom Staate feftgefefcten formen. 3ebe freie
unb fetbftänbigt (Sntwidlung beS (SinjelwefenS ift ba unmöglia), jebe inbi«
Dibuelle f^Frei^ett Dernid)tet. eine fola> (Srjieljung müjjte nun Kommunismus,
}um reinften Sozialismus führen.
Diefe beiben Söjteme fuc&en ben SrjieljungSjmed in einanber ganj ent*
gegengefefcten 3'd*n. Dem erften ift baS (5go aQeS, bem jroeiten ber Staat
ober bie Sozietät. Die übrigen Spfleme neigen balb meljr auf biefe, balb me^r
auf bie anbere Seite. Die einfeitig realiftifdje 5Ri4)tung üerfinlt bem Wateriali«*
Digitized by Google
- 405 -
mud unb fällt baburch bem €goi«mu« antjeim; bie einfeitig patriotifche 9ciaV
tung nähert fi<h bcr fojialiftifchen. £>öher fielen bie humaniftifche, äfthetif d)e
unb moratifche ober etf)if<h« Stiftung. $ie erfte roiH bem jungen SRenfd>n
eine tüchtige alMfaffifa> Silbung geben, bie jmeite roifl ihn ju einem Sfbeal-
menfchen ergeben, in bem alle feine ftähigfeiten beratt Ijarmonifd) au«gebilbet
finb, bafe et als üoflenbeter 9Jlenf<h bafteht, als boflenbete« Äunfhoerf; Die
britte enblich null ihn jur Sittlichfeit, ju einem fittlichen ^arafter evjiehen,
jieht aber bie (Srunbfüfce be« fittlichen Seben« au« einer rein rationaliftifchen
$$tlofoptye, ber jeber autoritativ ©runb fehlt. <5ine trodene 93erftonbe«moral
ift ba« <5rgebni«.
9lfle biefe (SrjiehungSftofteme ^aben etroa« 2üaf)re§ an fich, finb aber
einfeitig unb ungenügenb; leine« erfaßt ben ganzen 9Wenfchen, feine« beffeit
oofle Lebensaufgabe. $)a« tt)ut nur ba« chriftlidje drjiehungSbrinjiö.
(SS oerföhnt ben Selbftgebanfen mit bem StaatSgebanfen, inbem e« bie Selbft»
liebe unb bie 9ted>te be« Staate« auf ba« redete 2Jcajj jurüdführt unb ben
3Jcenfchen als inbioibuefleS unb fojiale« Söefen auffafet. $em SReali«mu8 unb
^atriotiämu« (äftt e« innerhalb beftimmter Schranfen oofle« Stecht julommen,
bie humaniftifche, äfthetif che unb moralifche 33ilbung jiefjt e« al« tröftige
Wittel herbei unb betrachtet fie a(8 öerfc^teöenc Seiten ber mcnfchlichcn 5BiU
bung. $)iefe aber befteht ihm in ber (Erhebung be« jungen 9)lenfchen jum
natürlichen unb übernatürlichen (Sbenbilbe ©otte«, jum lebenbigen Wbbilbe
be« Schöpfer«, al« toeldje« er afle feine inbioibueflen, fokalen unb religiöfen
Pflichten treu erfüllt, baburch feine irbifche unb etoige SBeftimmung erreicht.
$)a« chrift(ia)e SrjiehungSfoftem allein ift allfeitig unb natur-
gemäß
ßit bcut(*d)rn SdjulmeilUr 5. I). btr |}rimarlel)rer
btr J&tabt Pu^ 1460—1895. «)
OBon a. Hfdnoanben, ßtbrer in äug.)
(Sortfefcung.)
Nachtrag ju Seite 313 — $>eft 10.
1552 Seat föinmalbcr, beutfeher Schul» unb Hechenmeifter unb SBürger
oon 3ug, jog 1559 am Dienftag naa) Neujahr nach Surfee, n>o er
bi« ju feinem Stöbe (mehr al« 20 3«hte) öl« Schulmeifter roirfte.
©olfgang SWetjet, ehlicher Sohn be« Schulmeifter* 3af. 5Wer>er unb ber
Hnna Seife trat mit feinen jmei Sanbsleuten 3afob #ufer unb
Johann ©ugelj am 27. Sept. 1582 in ba§ Kollegium £>etoetifum
') NB. <£rgän|ungen unb Berichtigungen finb febr toUUontmen unb follen SJer»
roertutiö finben.
Digitized by Google
- 406 -
ju Wailanb al§ Stiebet eines ber 24 ftreipläfce, bie bct 8ifa>f
Don Äonftanj für bie 3*i* feines SebenS im ipeloetifum foeben ge»
[tiftet Ijatte. $ie flaffifd^e Suft unb SebenSart fajlug aber bem
21 jährigen 3u9et "bei an. 6t rourbe ttänllia), Ijätte o$ne ferneren
©$aben ber ©efunbfyeit nia)t länger in Etailanb öerroeilen tönnen
unb teerte roieber an bie ©eftabe beS 3u9crfee$ jurüd. Mm 26. Sluguft
1588 bitten Simmann unb 3fat oon 3"fl äarbinal SorromauS,
it)ren Mitbürger Söolfgang Wener, beS ©c&ulmeifterS %alob Wener
ffjdia>n ©oljn, beS eiblid>en 5Berfprea)enS ju entbinben ober baSfelbe
abjuänbern, ba Söolfgang niajt« beftoroeniger ^riefter roerben rooüe.
$ie SMtte rourbe gewährt. SBolfgang fam 1588 auf bie ftreujpfrünbe
bei et. DSroalb. 1589 rourbe er ©tabtpfarrer, refignierte aber balb,
tarn auf bie ©d>roarjmaurerpfrünbe unb ftarb 1589 ben 2. «uguft.
©ein 23atet ©d&ulmeifter 3af. Weger ftarb aber eeft ben 8. floo. 1613.
GJef. SKittcilung beS R. D. Stymann im ^riefterfeminar in Gfwr.
1606 Baliafar ©ermann, 53urger unb ©ajulmeifter oon 3ug, rourbe 1604
am $onerStag nad) ^ßfingften ©djulmeifter in ©urfee, aber gegen
ben Sitten beS bortigen SeutpriefterS unb beS bamaligen ©a)ultljeifeen
<Dtid)ael ©dmnber, mit benen er naa^er Mnftänbe Ijatte. 1606 jog
er naa) 3ug, rourbe aber 1610 auf «Martini roegen Unfleife unb
klagen ber Jöürger entlaffen. 6r $ielt fid) bann roieber in ©urfee
auf, fc&rieb 1616 baS Urbar bec bortigen ©t. Hnna-^frunb, eine
DortreffIia)e falligrapf)if$e Arbeit mit prächtigen Initialen, unb
nennt fi$ barin 33al$ ©ermann, geroefener ©a^ulmeifter oon ©urfee.
©efäHige SKitteilung beS bodj». §errn ftuftoS unb ©tabtardjioara Sc<f
in ©urfee.
©d)ulmeifter $>ai>tb $amd Sa>ab roirb 1645 Seifafe in 3ug, jog aber
fdron im folgenben 3al)re naa) 33aoen.
1662 SajaroS SRüUer, geb. 15. Slpril 1638, ©ofjn beS Äonrab unb ber
SJarb. Sogt, ein unermübeter Wann, ftarb lebig 1679. 3&m rourbe
befohlen, bafe er ni$t me&r SSafanj (jatte, als am Dienstag unb
Donnerstag nachmittags.
1679 3uni beu 23. §att«jb*ra, »adjraann, geb. 1628 ftoo. 23., ©o$n
beS 3of. ©ottf)arb unb ber Regula $erbtlin; rourbe fyn bei ber
SSaljl uoa) ganj befonberS befohlen, bafe er nad> ber ©djule ben
Gfaralgefang leite, bie ©d)üler jur Äirdje füljre, üor unb nad) bet
©d)ule ben englifa)en ©rufe bete unb bafür forge, bafe bie SRefreationen
ber flnaben aufeerljalb ber ©tabtmauern ftattfinben. 1685 beflagte
er fia), bafe ein geroiffer Söalj Weener in ber Filiale Oberroit ©a)ule
Digitized by Google
- 407 -
halte. 'Der 5Rat aber entfehieb, ba in Obermil meiftenS «Dtabchen, ber
2öeg in bie Wäbchenfchule nach 3ug gar roeit, bet Sdmlmeifter ja
oljnebieS feine Schitierinnen aufnehmen bflrfe, möge Eiefcener fortfahren,
jeboch mit 33efa>ibenfjeit. ©teilen SahreS fiarb feine grau „Don einer
Stube ooü ftinber meg." $a felbft baS Falliment in AuSficht
ftanb, bat Söadjmann um ©ehaltSerhöhung, melche jährlich mit 1 fruber
£>olj, 4 guten ©ulben unb für laufenben ^aljreS ejtra mit 8 ©ulben
bemifligt mürbe. 3etjt fing er noch an, nebw ber Schule eine
Weigeret ju betreiben. $e$roegen jeigte ihm ber Untermeibel an,
wenn er beS Wengens fich nicht gänzlich enthalte, werbe fein $leifa)=
Dorrat für bie eigentlichen Wtefcger Dogelfrei erllärt. «Hein er feierte
ftd) nia^t an biefen Sefeljl. 1686 beu 8. 3uni mürbe gellagt,
Fachmann gebe feinen ßinbern ein fchlechteS 93eifpiel, fyabt ben la»
teinifchen S<hulmeifter Reifer im 3immer oor ben Schülern gegolten,
beläftige bie Machbaren mit meiern ianjen, Springen, Singen unb
mit feinen üblen <D?e£ggerüchen, fyaUt in feinem £)aufe gefährliche unb
öerbächtige ^ufantnteufünfte unb begegne feinem Schroager Secfelmeifier
£olin grob. Auf bieS hin öc9a& oer Ammann ber Stabt 3"9
in hfchft eigener ^erfon ju biefem trofcigen ^ßäbagogen unb eröffnete
ihm, ba& er auf bie erfte Diesbezügliche &lage hin ber Schule entfefct
merbe. Allein auch bieS fruchtete nichts. 9113 er balb barauf mieber
Dor Äat zitiert unb ihm baS Wengen Derboten mürbe, ertlärte er,
lieber bie Schule als Das Mlefcgen aufgeben ju moQen. $)er Unter*
meibel mufjte beSroegen bie Schüler augenblicflich fortjagen unb bie
Schule fchliejjen. $>effenungeachtet mattete er feines Amtes noch ein
3ahr. $a aber ben 14. 3uni 1687 geflagt mürbe, roie Fachmann
unb fein Sohn, ber ^ßartijt, Knaben, melche ihren Altern ©elb ent«
roenbet, „Unterfchlupf gemähren unb anbere fchänbliche ZtyiUn
begehen, baten beibe (uiefädig Dor 9lat, man möge fie nicht Don ber
Stelle entfernen. Allein jefct mar Das Wafe Doli! Öeibe mürben
beS AmteS entfe&t. (Sortfc&unQ folgt.)
AWtnjefl. A*9lh. 5>en 16. 3uni Derfammelte fich bie fantonale ßehrcr-
fonferenj recht jahlreia) in 2Balb. AIS £>auptthema tarn zur Spraye:
33eraufchaulichungSmitte( in ber appenjellifchen ^rimarfchule. $>er
Arbeit DeS Referenten lagen bie £efen ju ©runbe: 1. Alles Semen grünbet
fich auf Apperzeption; 2. $ie Apperzeption oerlangt unbebingt roirflidje
^(nfchauung Der Cehrgegenftänbe in natura. Silber, 3eu$nun9cn' 2öorte
ftnb als SeraufchaulichungSgegenftäube nur in fomeit juläfftg, als fie ft<h
auf fa)on früher erroorbene flare SorfteDungen ftü&en fönnen. AÜer Unterricht
Digitized by Google
- 408 —
nmfe in erfier ßinie jKimatfunbe fein. 3n ben obern klaffen teilt fia) biefelic
in bie einzelnen 3roc'9c be§ &pra$unterri$te$, meiere \\<f) aber iärntüd?
immer auf bie §eimatfunbe flüfcen fofleu. — Die Äonferenj befdjloti bann
uod), bie 2anbe5f4)ul(ommiffioM $u erfudjen, Tie möchte bie i$xa$e prüfen,
ob ba« üon §errn Seljrer ianner in £>erifau nad) ber neuen ©<$ulroanbfarte
angefertigte ÄantonSrelief Derüielfältigt werben fönnte, um bafelbe fobanu als
Söeranfa)aulia)ung«mittel im ©eograpbjeunterridjt möglia)ft Dielen Spulen ju*
gänglid) mad>en.
Sern. Die b&ilofopfjifcfy; ^fafultät iljn Sern Ijat in tr)rer legten ©i&uug
£>r. ßefjrer Wug. (Srb au8 {Rheinau, SHitglieb ber „JBurgunbia" (früher 3&a»n9
beS SefyrerfeminarS in 3ud)» Sum Dr. phil. magna cum laude promoüiert.
Seine Diff ettation : „Das Älofter Steinau roäfjrenb bec Ijelüetifdfen töeüolution"
ift al§ öorjüglia) tariert roorben. — #erjlic&e (Gratulation !
©laruS. Die (autonale Seljrer * tfonferenj in 9Wofli5 befyanbelte ba*
Steina: 93ebeutung, ""b SRetfwbil be$ ©efangunterria)te8 in ben glar*
nerifdjen ©acuten. Die biSfutierten Siefen lauten roie folgt:
1. Dem ©efangunterridjt in ben glarnerif$en ©a)ulen fommt bleute eine
fyöljere Sebeutung toie früher ba er in ben jene fo frfyr beljerr*
fdjenben 9$erftanbeSunterri($t angenehme 9lbmea)Slung bringt unb erfter
gaftor ift, ben Ijeute im Webergang begriffenenen Soltegefang neu ju
beleben.
2. Die gforberungen beS glarnerifoVn ÖeljrplaneS, Abteilung ©efang, fyaben
baS im ©efangunterridjte roirflid) Erreichbare im Äuge unb entfprec&en
bem bura) bie Sebeutung bebingten Q\tU. Iber bennod) roirb biefe*
in monomer ©$ule ntd)t erreicht. 9lÖjü^rlicr> einge&enbere Prüfung üon
feiten beS Sit. 3nfpettorat8 mürbe (ebenfalls bie befte SBirfung er»
jielen.
3. 3n ber 9Jtetl)obe ^errfc^t noa) ntd^t Uebereinftimmung, ba naa) fegen,
abfoluter unb rationeller 2öeife unterria^tet roirb. (finlpit foflte au$
r)ter erftrebt werben, inbem biefer $u lieb unb ber Erfahrung entfpre-
a)enb nur bie abfolute 9Hetl)obe jur Slnroenbuug fommen foflte.
4. Weben ber ?Retljobe finb eS bie Öeljrmittel, Sabeflenroert unb ßieber»
bud), bie bem ©efangunterridjte bie roaljre Jöebeutung ju geben ber«
mögen unb beffen 3^ i" erreichen Reifen.
5. Die bis jefct gebräud>lid)en Xabeflenroerte tjaben fauptfädjlia) beS über*
Dielen ©toffeS roegen $u feinem befriebigenben 9iefultat geführt. Gin
joldjeS mit #ef<$ränlung jenes auf ein Minimum, auf ba« in allen
©dnilen (5rreio*|Dare, roäre ni begrüben.
6. 9ln ein Sieberbua) für ©a)ulen finb folgenbe Dier Sorberungen ju
fteflen:
a) 6in fola>8 barf roeber Sfrorie nod) metl>obifa>n ÜbungSftoff (Xreff*
Übungen) enthalten.
b) 3n bemfelben müffen in erfter Öinie baS fdjroeijer. $olf$« unb Dor
allem baS $aterlanb3üeb berüdfia^tigt fein.
c) Die lieber foflen ftufenmäfeig naa^ bem ©rab ber mufilalifa>n
unb teytlia)en ©a)roierigfeiten georbnet fein.
Digitized by Google
- 409 -
d) Die $reiSf)öf)e beS $ud)e8 fofl ber Abgabe beSfelben au beii aus»
trctenbfii ©$üler nid»" $tnbrrnb im üßege fielen.
7. Dem Eeftreben nad) Hebung unb 5Befferung beS ©dmlgefangeS in ber
©(fyoei} Derbanfen bie fo jal)lreid)en Öeljrmittel i^rc (Sntfteljung; 3ier=
fctnebenljeit in ben Auftakten übet SHetljobe unb Anlage berfelben Ratten
einen raffen 2Bed)fel ju fjotge.
8. hieben 9iudftufjl, bem obligatorifdjeu ©efaugSlefjrmittcl in ben ©dmlen
beS ftantoitf ©laruS, finb eS 3rociffI§ w$elöetia" unb SJteberS „Sieber-
ftraufj", bie ba§ 3ntereffe ber glarnerifdfen fieljrerfdjaft am metften
in Aufprucfc nehmen.
9. (Singeljenbe fadjlicfce 9Jergleidmng berfelben ju einanber unter fpe$iefler
5)erüdfidjtung ber unter Stjefe G aufgefteflten ©runbforberungen giebt
„3roeifer entheben ben $orjug bor „ÜturfftuW" unb „Weöer."
rourbe alSbann ein Äomitee befteflt, meines bie ganje Angelegenheit
nodmials reiflid) ju erwägen unb an bie nä#fte ßonferenj 93eria>t unb An»
trag $u bringen $at.
Sutern. Die fantonale ÖeJjrerfonferenj finbet ben 23. September in
2öoljlfwfen jiatt. AIS £aupttl)ema mürbe beftimmt: „2öie tonn burd) bie
©dmle bie Siebe jur 2anbmirtfa*)aft gepflegt unb beförbert roerben!"
St. (hatten. grüljtingSfonferen$ ber öefjrer Dom tfeebejirk.
27. 2Rai 1895.
Eintöniges 9tegengeplät|d)er roedte m\ä) auS bem „füfeen" borgen*
fd)laf. Ungemütlich ging« ans lüften. ©djledE)te§ SBetter unb ein weiter
2öeg nad) ber 3roei»9tofenftabt, brunten am frönen ft. gatlifd)en Canbeft»
rointel, roarteten meiner. Das mar nichts für gute Stimmung. Wein
einjigeS ©tubium ging nur auf baS AuSfud)en ber trotfenften ©trafeenftellen,
ba mit i et? mein ßleib fo arg nidjt befa^mutje, mie ber ^ßflafterljanneS baS
feine. Jlaä) einem jmeiftünbigen ^arfc^e mar id) ouf ber ©tation ©. Da
traf id) etliche meiner I. AmtSgenoffen unb aud) meinen guten iperrn Onfpeftor.
Der eben baljereilenbe 3U9 bradjte bie Kollegen aus ber (Sinrofenftabt. Auf
ber furjen ^af)rt ftubierte id) neue ©efidjter. 3m alten Äonferenjbaufe,
ber Örauerei ©mür^arfa^afl, angetommen, traf man fd)ou bie meiflen
Äouferenjmitglieber. Jpänbebrüde, fältere unb märmere, nebft trüber- unb
AfltagSgrnjjen mareu in erfter Cinie ju haben. ??a# einem fteinen „3nttni"
gingS an bie Arbeit. Das roeihboQe „Jpör unS" mürbe als (SröffnuugSgefang
gewählt. Der frif4)e x*5utuacf)5 Don gutem ©timmaterial in ben Üenören
^at unfern ©6,or fe^r gehoben. — 3n feinem (SröffnungSmorte ftreifte ber
J£)ert ^räfibent (9?eaQer)rer SRüegg, SRapperSwil) bie §rage ber ft. gaflifdjen
Cehrerbilbung unb baS 50 * jährige Sehrerjubiläum beS Jprn. £offtetter in
©chmeriton. Die ©aljtgef^äfte gingen fchueH unb glatt bor fid). 3n f^otije
Ablehnung beS bisherigen ^räfibenten mürbe £>err Öfd) in 3oua als erftes
Wütglieb ber ftommiffion gemäht. 3l,,n Aftuar mürbe iperr galtet in
ßfdjenbad) unb jum (Sefangleiter Jperr ©ajenf ebenbafelbft ertiefen.
AIS erfter JRef ereut trat $)oa)m. #err ^rof. ftüf) in Ujnad) auf. ©ein
Vortrag: wuber bie erjie^erifd)e $l)ätigfeit beS SehrerS" mar eine Arbeit
großen glei^eS.
Digitized by Google
- 410 -
Der ©eift unfereS 3«talter$ ift ber beS rofjen WaterialiSmuS. 6r tritt
einer mahrhaft guten Srjiehung fc^äbigenb in ben 3öeg. DaS (SlternhauS
oernad)läffigt |el)r oft bie (Sruehung. — Der Setter mujj ergehen; benn er
ift: 1. Stefloertreter ber (Sltern. 2. Wenfchenfreunb unb (Shrift. Der
Cetjrer fann ober nur bann mahraft ergeben, wenn er fich baS JBertrauen
ber Äinber erworben. Da« ftauptaugenmerf hat er auf bie SßiflenSbilbung
rieten. 9118 förbembe Wittel bienen ihm: a. <5ine gute Disziplin,
b. ^Belohnung unb Strafe, c. Die Sdmlfftcher. ©efchichte unb (Geographie,
d. Der SerufSeifer be§ SeljrerS felbft. ©erotffenhafte Vorbereitung. Der
£>err Siebner t)atte ben Stoff nach allen Seiten fjin erfdjjöpft, barum mar
benn auch bie DiSfuffion eine feljr furje.
£>err Steafle^rer Ofterwalber Don 9iüpper8wil referierte fobann in Dor*
jüglidjer 9lrt unb 2Öeife über bie ft. gaflifct)e ßehrerbilbung. 3ebe ber Siefen
beö Referates öon &errn Seminarlehrer Borger würbe genau auf ihren
Söert unb ihre SluSführbarteit geprüft. $b<|e 1. beS &errn 9JI tautet:
3um 3roetfe fmec grünbliajeren, aflgemeiu'Wiifenfchaftlichen unb beruflichen
SluSbilbung ber ^ßrimarlehrer ift bie SeminarbilbungSjeit oon 3 auf 4 ^aljre
ju oerlängern.
$err C. . . . fteflte eine gegenteilige %i)t]t auf, nach beren Sinn nicht
bie SeminarbilbungSjeit, wohl aber bie Qaty oer SRealfchiilfurff Don jwei
auf brei erhöht werben müßten.
$h<!< 2 beS $rn. 9R. erhielt nod) einen ßufafe ""b lautete nach beim
felben fo: Der bisherige Sehrplan ift Unterrichtsprogramm beö 4-furfigen
Seminar^, bodj fofl bie berufliche öilbung Dormiegenb fein.
Sef)r richtig bemerfte ber $x. Referent, bafc bie Pflege ber SRutterfpractjc
auch bei einem britten StealfurS eine Diel beffere fein fönnte, als es bei ber
jefcigen Seminarjeit ber ftafi fei. (Sr betonte fobann, bafe baS Seminar
Don erfter Stunbe an in jeber 53e$ief)ung eine 9Rufterfchule fein fofl. Den
Seminarlehrern ruft er ju: ®eb,et mehr hinaus in Dorf* unb ßanbfchulen.
Unb erft bie ©elbfeite; bringt bie etwa feine Schmierigfeiten? Die eitern
werben fid) Don nun au boppelt unb breifad) bejinnen, elje fie ihre Söhne
in ein 4*furfige8 Seminar fanden. Die beffern tföpfe roenben Ha) bem
^oflbienfte ju. Da muß man fid) nicht fo lange quälen unb martern bis
man eine rentablere Steflung §ai, als etwa in einem abgelegenen Dörfchen
für jährlich 1230 f5fr. aller Öeute ftechttjuer fein. Wlan fpielt fo gern $runipb
mit einer beffern beruflichen 2luSbilbung. Talent macht tytt baS meiflc.
Wud) mit 4 Seminarfurfen werben bie Schwachbegabten nicht Diel teiften.
Der gegenwärtige fietjrplan beS Seminars bürfte hinfichtlid) beS SRufif« unb
lanbmirtfdjaftlichen Unterrichtes eine bebeutenbe töebuftion erfahren. Die hier
gewonnenen 5—7 Stunben fönnte man ber beruflichen SSilbung ftct>er ganj
gut juhalten. So ber £err Referent ! $n ber DiSfuffion ging cS recht lebhaft
ui. SBarm unb heftig würbe Die *Dcorgerfd)e %ty]t Derteibigt. 3n ber
Mftimmung fiegte bieie mit IS gegen 14 Stimmen, welche ju ©unfien
berjenigen beS ^errn O. . . . fielen.
Die britte %ty\t beS fantonalen Referenten, welche lautet : „Die 4>eran«
bilbung ber ^ßrimarlehrer ju tüchtigen ftortbilbungSfchufleljrern foll gebührenbe
9lufmertfamfeit gefa>enft werben", würbe ganj geftrichen. Die Seljrer beS
Digitized by Google
- 411
©eebejirfS pellen ficf) bei (ein günftigeS 3eu9"^ werben bie Cefer benfen.
$)ie lefctjährige £)erbftfonferen$ stimmte nämlich einein uortrefflidjen Referate
bei, baS bie gegenwärtige Überlabung ber ißolfSfchule ftreng üerurteilte. £)a !
35a foü* man im näcbften ftrübling roieber ben fouft \n ferner belabeuen
»öeminarroagen noch mehr beladen. ftür bie geroerbliche ftortbilbungSfchule
nimmt man befonberS im 3«<hn»n9$fach ci"™ folgen Sebrer, ber feine
SJilbung am $edmi(mn gehabt.
33ei ber öierten iljeje ging eS glatt ab. $1)* Wortlaut ift: Das
Orgelfpiel ift fafultatio. Denjenigen 3ö9Il»9en* bi* um DiSpenfatiou oom
Orgelfpiel nadjfuchen, foQ (Gelegenheit ju intefioerer WuSbilbung in Biotin«
unb Älaüierfpiel geboten werben. (SinDerftanDeu ! hif& eS Don allen Seiten.
9iur bei ber %ty\t ü, meiere nämlid) bie Beibehaltung ber ÄonfurS=
Prüfung will, jroar nur mehr bie päbagogifcheu iStifyx, hieß eS: Wein unb
bie ftonferenj fe^te an beren ©teile biejenige ber fautonalen Delegierten:
$)iefelbe roünfcht nämlid}, nach WbfolDierung beS 3. ©eminarlurfeS eine propo-
beutifc^e unb am Snbe beS 4. ©eminatfurfeS bie befinitiDe Patentprüfung.
2öoflen feljen, roei ba TOeifter roirb. ©eigentlich fpäter etroaS hierüber.
©4>nefl mürben noch bie übrigen (Öefdjäfte abgeroidelt. 3wei ebenfo
nüfcliche als intereff ante ihemate mahlte ficf) bie ftonferenj: 1. 3ft ©eberS
„Dreijehnlinben" eine Nachahmung ber ftritbof fage ? 2. ©ollen bie ©d)üler
Äonjeptheft unb »ein&eft führen?
9tun gingS $um obligaten SNittagSfchmauS, ber burch 6hor- unb $tit|e(*
gefänge geroürjt werben foflte. Den angenehmften 5llang hatten mohl bie
Üonferenjgelber. (StroaS ift mir unb anbern Kollegen fet>r aufgefallen, nämlich
baß Dom Äomite feine Anregung gemacht würbe, baS berühmte ^olenmufeum
gemeinfam jm befugen. W\\ einer t)albfrönfigen Auslage hatte man eine
jjiftorifcb fehr roertDoöe ©ammluug betrachten unb bie 3*it weit beffer, als
mit Raffen unb Regeln auSnufcen tönnen. — H. i. w.
p- 2Bir r)eben aus bem fürjüch erfchienen flmtsberichte beS @r=
jiehungSbepartementS über baS ©chuljahr 1893/94 folgenbe Details h*™or:
L SBehörben.
©ämtliche iDiitglieber beS <5r$iebungSrate5 mürben wieber beftätigt.
Leiber Derlor biefe SBehörbe $u <5nbe beS ©dfuljahreS eine ihrer beften Gräfte,
inbem fytxt Heinrich 2Biget, 33ater beS nach trogen überfiebelten £>errn
Dr. ^h^bor 2öiget, wegen geftörter Öefunbheit feine Sfefignation einreichte,
©eit 1870 gehörte berfelbe ununterbrochen unferer oberfteu (SrjiehungSbehörbe
an unb r)at fidj währenb biefer 3eit um bie Hebung beS ©chulwefenS unfereS
ftantonS ganj bebeutenbe 33erbienfie ermorben. ©ein 33olum galt im State
als eines ber autoritatioften unb als 3nfpeftor unferer primär-- unb tReah
faulen hat er fich als erfahrener, gebiegener Weifter ber ©chule Siebe unb
Achtung ber ft. gaüifchen Cehrerfchaft $u erwerben gemußt, bie ihm Don
£>erjen einen glücf liehen SebenSabenb roünfcht. 8n feine ©teile mürbe .perr
Oberftlieutenant Gunj in Äorfchach gemüht, ein Wann, in beffen SBufeu ein
toarmeS £erj für bie ©chule feblägt.
?luch unfere SejirfS* unb CrtSfdmlräte betunbeten burch ihre 5öefud)e
3ntereffe an ber ^ugeuberjiehung. töejirfSfchulrätliche iBifitationen mürben
bezeichnet 2065, ortsfcfmlrätliche 7191. 2öenn man auch mit biefen 3ahlen
Digitized by Google
- 412 -
aufrieben [ein tonn, ficf) jufrtcbctt geben mufe, fo bürfte bod) biefen 9eljörben
ein intenfiüer ©dmlbefud) aufs märmfte empfohlen Horben; benn fte finb
es, reelle bie ©a)ule unb iljie Sebrer tarieren. (Sin richtiges, unantaftbareS
Urteil über ben ©tanb einer ©dmle unb bie Seiftungen beS SetjrerS fann
aber nur gefällt werben, roenn bie $>erren JBifitatoren fid> öfter« üon ber
Arbeit, bie in jeber ©dmle geleiftet wirb, überzeugen. Huf einen ein- ober
jttieiinaligen ©dmlbefudj rn» eine ©a)ule richtig beurteilen ju fönnen, ift
nad) uuferer Hnficbt tauin möglid). Unb roaS müffen mir üon einem 9lia)ter
galten, ber \\d) nid>t bie SJcürje nimmt, ade fein Urteil beftimmenben gfattoren
geroiffenljaft unb mit peinlicher ©enauigfeit $u unterfuc&en?
IL 33olf3f<$ule.
3m abgelaufenen 33erid>t8jar}t beftanben im £t. St. ©allen 547 primär»,
32 ©elunbar* unb 20 ^riüatfdjulen. 9Wit beginn beS neuen ©tr)iiljaf>re$
ftieg bie ^In^a^t ber ©efunbarfdmlen auf 33, inbem in ©(bännis eine neue
©efunbarfdmle gegrüubet mürbe, üon ber mir ljoffen, bafe fie bem SSejirf
©after üiel beS ©egenSreicbeu bringen roerbe. Die ©cbülerjabl be* JtontonS
betrug am Gnbe beS 3af>reS 41,246. gs ifl gemife ein erfreuliches 3eic$cii.
bafe bie Sejirfsi^ulräte nur 58 ©acuten mit einer 9tote unter 2 tarieren
mußten. Sir finbeu eben no$ an Dielen Orten 33er$ä(tniffe, bie fia) roie
5Meigeroid)te an unfere 33olfSfcbule Rängen, SJerljclltniffe, bie man aber aua)
mit bem beften SBiflen nicht aus bem 2öege fdjaffen tann. ©enug, roenn
nur baS SNöglicbe geleiftet mürbe, ©eien mir aufrieben, menn man fi$
überall beftrebt, bie ©dmle nach Gräften heben.
ftortbilbungSfdmlen mürben folgenbe geführt: 122 allgemeine ^ort*
bilbungSfdmlen, 43 für roeibliche §anbarbeiten, 10 für £anbfertigfeit ber
ftnaben unb 3 ©djulgärten.
Die Qiiuficbt bricht fich nachgerabe überall 53a^n, bafe biefe ©a^ulftufe
für unfere angehenben Jünglinge unb Jungfrauen üon unberechenbarem SBerte
ift. Die 3tnforberungen, bie man an einen SBürger fteöt, finb anbere, be*
beutenb r)ör)ere, als ehemals. 2Bomit nun tann benfelben tübner unb tnU
fdjiebeuer bie ©time geboten merben, als eben gerabe mit einer tüchtigen
©eifteS* unb #erjenSbilbung, einer Bilbung, bie frei ift üon allem ©cheim
miffen, üon fmb>» Gegriffen unb nia)tsfagenben trafen, bie aber baS s^ro*
bu(t einer befonnenen, üernünftigen (Srjieljung ift.
Wrtifel 2 unfereS ©runbge[efceS lautet: „Die Vufftyt, Seitung unb
Hebung beS öffentlichen Unterrichtes ift Sache beS ©taateS." 2Bie ber ©taat
biefer Pflicht nachgefommeu ift, mag aus feinen Ausgaben für SBehörben,
3JolfSfdjulen unb höhere ßehranftalten erfichtlich merben:
2ebrerunterftü|mngSfaffe ....
11,980
9t.
2UterS$ulagen
62,100
n
91n ftonbe unb Defizite ber ^rimarfdjulen .
80,000
n
9ln ftonbe unb Defizite ber ©efuubarfdmlen
55.000
i>
9ln 3rortbilbungSfa<)ulen ....
14.810
n
Obligatorifcbe gebrudte Lehrmittel
33,421
ii
77 Hp.
©dwlbauSbauten
50,000
*»
©eminar
55,607
n
92 .
^autonSfa)ule
161,305
ff
85 „
Digitized by Google
- 413 -
Die ©efamt'SluSgaben beS Staate* für ßrjiefjungSrocfen betrugen im
Scr>uljaljr 1893/94 564,545 §r. 52 9tp.
Wadtfolgenb feien nod& bie Summen notiert, bie ber ßanton St. ©aflen
für ba8 Ißolfsfdmlroefen berau4gabte:
gür Sefunbarfc&ulen 361,527 §r. 55 92p.
ftür ^rimarfdmlen 3,807,945 %x. 85 «p.
Sotal 4,169,473 gr. 40 9tp.
Bei einem nur flüchtigen $ura)tefcn biefer Qafytn mirb man 511 ber
Überzeugung fommen mtiffen, bafe ben 9la$fommen be§ ^eiligen ©afluS ber
Sinn, baS SBerflänbniS für bie tjofje unb heilige Wiffton ber Schule nod)
ni(t)t entfärounben ift, fonbern bafe biefelben biefe (SrjiebungSftätte al3 ein
foftbare« Äleinob rjüteu unb i^r burrt) fräftige Unterfinning ju einem roeitern
fröt)lia)en ^ortbtü^en bereifen merbeu. SBenn nur bie Überzeugung aflerort«
Obt)anb erfjalten mö$te, bie bie ©runbfefteu eine« StoatSroefenS niajt in
ber 3a^ oer Öetoe^re unb Kanonen, fonbern in einer folibeu (Srjiefjung unb
Bilbung feiner Bürger fudjt. J£>ier ftnb bie Bebingungen, mit benen ein
Staat, eine Wation fteigt unb fintt, fjier finb bie ftarten Söiirjeln feiner
Ärcft. 'Darum flattre ljo$ ba§ Banner magrer, äcfjter 9ttenfa>n- unb
(S&rifienbilbung. $a« repub(ifanifa> ^eimattaub be8 grofeen ^rftafo^i fei
Bahnbrecher biefer frönen, göttlia>n 3bee.
III. Setjrer.
3m Danton St. ©aflen roirften im oerfloffenen 3afjre folgenbe Cef)rträf t e:
fln $rimarfd)ulen 537
„ Sefunbarfdmlen 88
„ HrbeitSfdmlen 237
„ ^ribatfcfmlen 68
930
5lur 27 ^rimarletjrer erhielten eine Wote unter 2, jebenfafl§ ein 3f"9»i3,
baß an ben meiften Spulen bie Seljrer ni$t bem dolce t'ar niente tjulbigten.
(Sin Bejirl8f<$ulrat fcf>reibt: Sir nehmen nicr)t Wnftanb, aud) bie3 3arjr ju
erflören, bafe unfere 2et}rerfa)aft in Bejug auf ßerjrtüc&tigfeit ju einem großen
^eile, in Bejug auf ireue unb geroiffenljafte BerufSfjingabe burd>fdmittlia)
unb in Bejug auf irjre fittlidfe Haltung ot)ite SluSnarjme unfere üofle 9ln*
ertennumj Der Dient. Bom Staate rouibeu an 213 £e(jrer je 200 %x. unb
an 195 fietjrer je 100 ftr. WlterSjulagen anSbejarjlt. Wn 4 Celjrer, bie
ben 10. fa)roei£erif$en BilbungSfurS für #anbfertigteit8unterrid)t in Saufanne
befugten, mürben Beiträge Don je 100 %t. Derabfolgt. (£rfreulid)ern>eife
borumentierten aua) bic« 3at)r mieber einige ©emeinben it>re Sct>ulfreunblia)ieit
Dura} Berabfotgung oon ©e&altSjulagen an tt>re Cefjrer.
3>er unerbittliche Senfenmaun raffte 3 Sefunbarleljrer unb 2 primär*
lebjer roeg; 7 ^rimarleljrer rourben penfioniert, 6 mit einer ooflen unb
einer mit einer teilroeifen ^enfion bon 300 $r.
5 ©emeinben feierten bie 25jät)rige 2öirffamfeit itjrer ßetjrer ; in ßalt»
brunn fanb bie Qfeier be8 50jär)rigen SctjuIbienfteS bon fierjrer 3. Steiner
ftatt. @in tjalbeS 3aljrr)unbert im $ienfte ber 3ugenberjieb,uug — roeldje
Summe ftrenger Arbeit, bitterer (Snttäujc$ungen, aber aua) Stunben innigfter
Digitized by Google
- 414 -
(SJIüdfeligfeit unb SBefriebigung. 2BeloV freubigeS Veroufjtfein, ber grjieljung
einer Generation [eine beften Gräfte geliehen 511 fjaben. QsS ifi etroaS Sigen*
tümlid)eS um ein ädjteS ÖeJjrerfyerj. Wögen Sorgen unb Äummer, Ver*
briefclid)feiten unb Verfennung baSfelbe beginnen, e§ fütjlt fief) bod) mit
unroiberftef)lid)er ©etuolt immer unb immer mieber jur un^ufbigen fttnberfdjar
^ingejogen. 2öir föunen biefe innere Vefriebigung ntc^t beffer fe&ilbent als
mit ben Sorten, mit benen uufer Vorgänger fein Sd)ultagebud& eröffnete
unb meldte nlfo lauten:
.fleitlti ihr ben Staub, ber jeber Jhinft
Unb ©iffenfAaft bie SBicflc tft,
Der gern ocrfdjmäljt be* ©lüde« ®unft,
Unb befielt ilikrt niemanb ermißt?
Stcunt Ü)r ben ©tanb, ber icbcrtnnnn —
.fyoeb unb gering — ein Segen ift,
Unb ben nadifycr fo niandicr SRanu
3m Stoljc unbanlbar »ergibt?
Der eblc ©taub, fo oft üertannt:
(*& ift ber fd)öne ßeljrerftanb.
öeil bir, bu Staub! bin bu aud) arm,
Verrannt, bu btft bod) rcid) unb groft;
Irägft bu aud) oftnial« Spott unb >t>arm
In trägft bennod) ein §immel8loä!
3ürid). Die Sd)ttlfapitel in 3""$' Wnbelfiugen, Weilen unb Jorgen
fpred)en fiety für Verlängerung ber Seminarjeit aus, teils um ein fwlbe»,
teils um ein ganjeS 3al)r. Die ermeiterte Sdjuljeit foQe borjüglid) für
pra!tifd)en Übungen unb mettjobifcf)e WuSbilbung oerroenbet werben, um bie
erfteu 4 3af)K unöerfiirjt ber roiffenfd)aftlid)en Vilbung obliegen }n fönnen.
Wtii Webuftion ber mödjentlidjen Stunben$af)l unb jperabfe&ung ber gädjer-
jiele fonnte man fid) nid)t befreunben.
Belgien. DaS neue belgifd)e Sdmfgefefc fucr)t ben ©ünfdjen ber fa=
ttmlifdjen (Altern unb Celjrer unb be§ fatfjol. 33olfeS überhaupt gerecht \u
merben, bietet aber aud) beut Cefjrer bebeutenbe Sorteile, fo eine CHefyaltS«
julage nad) einer beftimmten 3e\i oon Dienftjar)ren, bie Unterftüfcuug burd)
Staat unb ©emeinbe im (SrfranfungSfalle. burd) Wnroeifuug paffenber 2Öofc
nungen unb entfpredjenbe Vergütungen u. f. f. 2Bid)tig ift bie Veftimmuug,
Dafc bie ftaatlidjen 3»f4»lff i» 3"to"f* unt« n1^" Spulen, alfo Staats«
faulen unb freie Sdmlen gleichmäßig oerteilt merben foDen, mobei toeniger
bie 3flW Der Schüler, als bie päbagogifcfye Leitung ber Spulen jut $e*
rüdfid)tigung fommt. 9teu ift bie Verorbnung, baß Veroerber um Ober»
lel)rfte(len erft eine beftimmte 2lnjaf)l Dienftjafjre als Unterleder lunter ftcf)
tjaben müffen. Die ^3enfion toirb nad) ben 5 Dieuftjaljren mit Ijödtftem
ßinfommeu bemeffen. Die freien fat&ol. Spulen erhalten jroar feine ^enfion,
boefy merben it)re mecf)felfeitigen Verfic$erung§gefeafd)aften unb ^JenfionSfaffen
aud) ftaatlid) unterftüfct. Der Religionsunterricht mirb jroar inS Programm
ber 33olfSfd)iile aufgenommen, ift iebod) fafultatio, inbem bie Altern ihre
ftinber baran teilnehmen (äffen tonnen ober nidt)t. (Sr mirb oon ber Seel«
}orgSgeiftlid)feit erteilt. — Durd) alles baS fud)t ber töefefcesentrourf nach
unb nad) jielbemufet baS VollSfc^ulmefen auf freiere unb d)riftlid)ere 53a^nen
überjulenfeu.
Digitized by Google
- 415 -
$Afca000if4)e fiitteratur uttp £el)rmittd.
^äDaqoflif ober (£r)iebnig0td)re, mit bcfonbcrcr $crüdftd)tigung ber pfnd)o=
logifcbcn QJrunblagen für Cefjrcr unb ßrjicber, oon ,v. Baumgartner, Zeminar-
Dtreftor. dritte, umgearbeitete aufläge, ftreiburg i. 58r, .^crbcrfdr>e »erlag**
fianbtung. Tl. 1.80 (8° VIII. 238. — 2Bir lancu hier ba8 Sonoort gur 3. 3luftage
oroic einige SßreBftimmen jur flennjeiebnung be8 23ud)c8 folgen.
„5)ie Dritte äuflagc (teilt fiefj al« eine Dttlfacr) umgearbeitete unb roie mir
hoffen, aud) al8 eine oerbeffertc oor. 2Bir liefeen un8 bei ber Hbfaffung berfelben
befonbere oon prüft Heben @cfid)t8pun!tcn leiten. Xaber bie neuen Slbfcbnittc
über bie Quellen unb 2?ebeutuna. ber Sßäbagogif in ber (Einleitung, bie Umarbei-
tung bc8 &bfdmitte8 äber Segrtff unb Aufgabe ber iVrjictjung unb über bie l*r=
«ebungSfattoren, mo mir bie (Einteilung oon inbioibuellen unb fokalen Öaftoren
fallen liefen, um eine einr)eitlicr)e ©eftaltung be« gangen Untcrrid)t8ftoffe8 ju ge-
iu innen; bafjer bann aber bie enge iöerbinbung ber $ft)d)ologie mit ben päbago-
flifchen (Erörterungen über bie MuSbilbung ber einzelnen ©eclenfräftc. 3ur beffern
Interfdjcibung bc8 pfuchologifdjcn unb päbagogifcben Stoffes ift ber erftere faft
burdjweg burd) flleiubrucf auägejeidmet; mo oetbc jebod) ineiuanber liegen, ift ber
gemöbnlid)e Dxwd beibehalten. Tiefe enge Skrbinbung oon $fnd)ologie unb tyäba?
gogif berücffid)tigt bcfonocrS fold)e ©cbulanftalten, in welchen megen Langel an 3<it
eine aetrennte »ehanblung beiber midier nid)t gut möglich ift; fie bot aber auch
ben vorteil, bafe bie päbagogifdjtn ©efpredjungcn fieb unmittelbar au bie pfodjo^
logifcben anfd)licjjen unb barauf aufbauen tonnen. 2Bo man ;U'it genug bat, bie
•ipjnchologtc getrennt unb aQfeitiger ju bebanbeln, bienen bie furgen pfuehologifdjen
$inroeifungen }ur 9iepetition unb ©efeftigung beä (Gelernten. Xurcii biefe Anlage
tanu ba8 »ud) jubem auch für ftcb allein gebraucht merben. 9ceu ift ber Xnfjaua
über bie ©rjiebung förperlicb unb geiftig anormaler ftinber; er roiff ba8 iöud)
ben Slnforberungen oeridjiebcner ©taaten anpaffen, mcldje eine löebanblung biefe«
<5toffe8 in ben yehrerfemtnarien münfdjeu. 2Benn mir ben Ausführungen über
bie pfudjolog. Hrrgicbung bic Dreiteilung: Öilbung bc8 (S*fenntni8=, ©cfühl«; unb
s.lötUcn8üermögeu8, du Gkuitbe legten, fo leiteten un8 mieberum oorjüglid) praf=
tifd)e 9tücffid)ten, meil mir fo bem ©efübl8lcben am tieften bie Slufmcrffamfeit
fdjeufen tonnten, bie ibm auf bem (Mebictc ber ©rjiebung gebührt. SBir rooHten
bamit aber ictne*roeg8 ber anficht gegen übertreten, bic nur jmei ^runbfräfte ber
Seele annimmt: (*rfenntni8* unb WillcnSüermögcn, unb baS ©efüblSDcrmögcn
Unterem unterorbnet. 3m Gegenteil betrachten aud) wir bie ©efühle al8 beu
fruchtbaren »oben unb bie SBunein unfern Strebungen. Srür unferc praftifeben
^meete, bie mir fomobl in ber ^fndiologic al» in biefem ßebrbudje im auge bauen,
febien e« aber oorteilhafter, bie beiben Seiten be8 ©trcbeoermögcnS, ba8 Sühlen
unb Sollen, in gefonberten abfehniten )U bebanbeln. — Söie ber aufmerffame
ßefer letdjt bemerfen wirb, haben mir bei biefer Umarbeitung aud) bie neuere
päbagogifcbc üitteratur jtt Wate gebogen, um allen ^orberuugen ber Aeit mbglicbft
aerecqt ju werben, ^für bic frcuubltcbeu Öefpredjungen, bie bem ^udjc in ber
treffe ju teil mürben, fprechen toir btermit unfern beften Taut au8; bie barin
enthaltenen SBinfe haben mir ttnmlidjit berüeffichtigt. Wöqt aud) biefc Jieuauf
läge gute Sufnafjme finben unb fid) in ben meiteften Streifen (Eingang uerfdjaffen!
©o jtebc baä irchrbudt beim wiener bitiaua in alle ®aue beutjeber ©pracbe unb
trage träftig bei jur allieittaen Hebung unb iBeförberung ber d)nftlid)en @r}iebung
iu öau« unb Sdjulc unb baburdj jur 33cglücfung ber heben 3ugenb! Än gutem
Bitten fehlt <8 ihm nicht! SWögc «Ott ihm fräftigfte* ©ebeihen geben!-
8lu8 ben $re&ftimmen laffen mir nur jmei Urteile folgen, bie oon ^äbagogen
ganj entgege^ngefebter Dichtungen bertür/ren:
„ . . . Uberau jeigt fid) eine tüchtige pftbaqogifche 2)urd)bilbung, erjichlicber
OJeift unb folibe Arbeit; unb fror/ müßte man in unterer fc'n» wenn iu allen
Catholifcfaen ßehrerfeminaren, ja in allen fonfefRoncllcn ©eminenten überhaupt bie
s3äbagogif fo gut gelehrt mürbe, roie in bem Suche oon ^Baumgartner."
» . . . 3« tiarer unb überficbtlidjer äöeifc behanbclt ber fieitfaben ba8 siöid)
tigfte unb vJlotrocnbigftc au8 ber (iräichungSlebrc unb giebt fo beut Üehrcr ©toff
unb Anleitung pm eingebenben ©tubium ber wid)tigften fragen ber (Irjiebuug.
^a8 ganse Jöudj ift oom d)riftlid)eu ©eiftc burdjwebt, unb ber Skrfaffer tritt uu8
Digitized by Google
- 416 -
in faft jebem ftapitel als ein Schulmann entgegen, ber felbft oon bcr boben
Söirbtigfeit feine« Amtes bnrdjbrungen ift unb bcr borum aud) anberc für baS*
felbe ju begeiftcrn oerftcbt." (Binur für *rifti. «nie&ung, «mainj im. *r. 4.)
Gbriilu* als Vcljrcr unl (£riieber. ©ine pabagogifd^ = bibartifdje Stubie über
baS heilige (ft>angelium oon SeüeruS SRanc, 0. 8. Fr. ftretburg i. Sr.
1895, §erberfdie SerlagSbaublung, SR. 1.80, geb. 3R. 2.60 (8° IX. 239). — 15er
Serfaffer bes oorliegenben S3ucf)eS bat m1i an eine Arbeit gemaebt, bie fdion längft
in ber d)riftlid)-päbagogifd)cn 2ßelt gcroünfdjt mar. 2Bobl erfdjienen einzelne Ikono-
graphien über Siefen (Segenftanb tn oerfdjtebenen 3dtfd>riften, fo f. 3- au<b in
ben Stimmen oon üWaria ßaadj; aber fie tonnten nichts AbgefcbloffeneS unb vod-
ftänbigcS bieten; eS ift baber ber Serfud), biefen St oft jufammcnbängenb unb in
möglicbft aöfeitiger unb ooüftänbiger Sßeife au bebanbeln, febr \u begrüben; et
füllt eine oft recht fdjmcnlid) empfunbene Sude in ber p&bagogifcben ßitteratur
auS. 9Bir haben baS Sudj mit großem Sntereffe burcbgelefcn unb bürfen DaSfclbe
als einen rcdjt gelungenen Scrfucb $ur ßöfung ber oorliegenben ftrage bejeidjnen,
an bem man feine oolle Qreube baben tann. vBenn fdjon ba8 ßcben unb Surfen
icbcS grofjen päbagogcn oon bobem 3ntereffe für ben im i eher ift, fo mufj cS baS
Üebcn 3efu, bes bödjften (SrjtcberS unb beS 3bcal8 jeber wahren (*nicbung, in
nod) toeit höherem GJrabc fein. Das Sud) liefert nun, fict) genau an Die bcÜigen
Croangelien aufcblicßcnb, ben SerociS, ba& alle Chraieber >u SbriftuS in bie Sdjult
geben fönnen unb foffen, roenn fie ibren bob<n Scruf roabrbaft fcgenSrctd) auS=
führen rooOen. (5'S führt im 1. Abidjnitt uns (SbriftuS in feinem (frrjtcberberuf
unb in feiner s#erfönlid)fcit alo Vehr er unb (Richer oor; im 2. Äbfcbnirt bie Xi
battif beS götttieben fccilanbcS (SKetbobe, ßcbrgang, ßcbrform, fiebrmittcl, i!et)v-
eifer x); im 8. GfjriftuS als lieber unb ßebrer Der Apojtel unb im 4. als gött*
lieben Srinberfreunb. So tritt in fdjönen Silbern baS große herrliche 8Birfen.be*
göttlichen .§eilanbc8 als ßebrer unb (*rjicber oor unfere Augen, unb mir »erben
aufs neue begeiftert, biefem erhabenen ßebrmeiftcr nacbjuabmen unb befonberS
feinen hoben Weift unb feinen bl. CHfcr uns möglichst anzueignen. Wöge baS
Surf); oon allen ßebrern unb (h^iebern geiftlicben unb »eltlid)cn StanbcS ge--
lefen unb burebftubiert rocrbcnl Sie roerben reichen QJeroinn, roertoottc Selch
rungen unb Anregungen für ibr fo oerantroortungSoolleS 2lmt barauS fdjöpfen.
Dr. Wobt): $ie ni Dörr nc Vit trratur in tbren ttejiebnnqen ju Glaube miö
Sitte. Wlarni, Sfircbbeim 1895. 96 S. in ©r.*8°. Oinc aans oorjüglicbc Schrift.
Sic miQ »bie heutige Prefeforruprion fcbilbern unb ben 9}acbmeiS oerfueben, ball
Liberalismus unb Sozialismus fid) ui einanber Oerbalten, roie Sater unb @obn
ober roie Lehrer unb ■schul er. Tie 9Biffenfd)aft, roelrhe bem Unglaubeu unb ben
mobemen XageSgöfeen bient , ift eben nicht geeignet jum Aufbauen, fonbern uun
sJMebcrreiBen." 5n 3 Abteilungen (37 Paragraphen) roirb ein fdjaubererregcnbcS,
leiber aber nur ju richtiges Silb ber ©eftrebungen irreligiöser unb unftttlicber
Schriftfteüer unb .stünftler oorgefübrt. 9camcntlid) bie II. Abteilung: „ßlcbtfcbcue
Citteraturarocige" (nämlid) „l. bie ÄolportagesSlomane, 2. bie unfittli dien Schriften
unb 3. bie bem religiöfen unb mebtainifchem Aberglauben bienenben ^reRerjeugniffe*)
triiit, roie nötig eS ift, bafj bie Cbrigteiten unb chriftlichen Vereine folebem Unfug
entgegentreten. Umfaffenbe 2>ctaüfenntniS unb reiebe ©elefenbeit jeiebnen biefe
ungemein lebrrcid)e Scbrift oorteilbaft aus. Aud) »er in ber neuen Üitteratur
iiemlid) beroanbert ift, roirb aus biefer Scbrift oiel Weites unb 3ntereffanteS
lernen. Seelforger unb fiebrer roerbeu aufmerlfam gemacht auf bie (Gefahren,
rocld)c bem Solfe unb namentlich ber 3ugeub Droben unb lernen eine :)Kihe oon
Schriften fennen, auf roeldje fie ein Auge haben müffen, um Der Vergiftung ihrer
Untergebenen entgegen \u treten. 2)aS lebneicbe Sud) fei anmit beftens empfohlen.
ÄftftT, SicftOT.
^ereittdttad)Hd|teit.
»erfammlung bcr eeftion 3na beS SereinS fathol. 8c|iei unb Schulmänner
bcr Scbroeij, ^onner^taa Ich 4. änli 1895, in ber SHcftauration Reifer^ auSbeer
in 3ng; Seginn nachmittags •A4 Urjr. SerhanblungSgegenftönbe: l. Orgonifation
beS SereinSfefteS. 2. Sefprcchung einiger neuen 2ef)rmittcl für primär» unb
Sefunbarfcbulc. —
3u recht jablreichem Scfuchc labet bie Witglieber unb ftrcunbe beS SereineS ein
3) er SBorftanb.
Digitized by Google
$itte an bic fdiroci^. Üefjrerfdjaft.
2)cr Unterjeidmete arbeitet an ber £>erait«aabe eine* fleinen SBerHcinS,
«,3ugenbfDiele für fdjroet». 93olf «f djulen", ein ßeitfaben für Spielfurfe unb
jum Selbftgebraud). 3dj richte nun an alle tfollcgen, bie im iöefitje alter
<3ptellitteratur fdjroeijcrifdKit Urfprung* ftnb unb an ioldic, bie an Orten
luoonen, too icfct nodi tnptfdjc „3ugenb unb &olf&fpiele" im Wcbraud) ftnb, bie
fyöflidie 2Mtte, mir banou bie 15. 3uli gütißft SHittcilung JU um dien.
)ü. dtoeifef, iiebrer, St. (Ballen.
jfocr6ers glliiffrterfe gugenfrfcfortffen.
Soeben ftnb in neuen flnflaqcn erfdhjencn u. bind) alle SBudjbanblungcn vi begießen :
3-leiirior, »J-i ~fl* f leine ^ramilirnbanpt. Wad) bem ftrannöfifdien oon
^b.ßaicud. Slutorifierte Überfcfeung. Sroeitc ocrbeiferte aufläge.
mt TO ^nnftr. öou Gaftelli. 12°. (VI u. 300 €.) 9H. 1.80; aeb. in
.vmlbleiniuanb mit farbigem Umfdilag 3R. 2. — ,yiir Knaben unb SRäbdien
oon 9—12 Satjren geeignet.
— To« junqe ^nmilirnbausr. ftortfefeuna, ber (STjablung: „Tas Heine
Jamilienbaupt." 9?ad) bem <$ranjöfifd)en Don »atent, Stutori=
fterte Ueberfcfcung. Zweite, oerbefferte Sluflage SWit 77 HUuftrationeii
oon G\ »anarb. 12°. (VIII u. H24 ©.) 9JK 1.80; geb. in ftalblcimoanb
mit farbigem Umfdilag 371. 2. — - ftür ftnaben unb SJiäbdien bid gu 18
o obren geeignet.
$iefe beiben iöänbdjen, meldic ju unferer »Sammlung illuftrierter
Sugenbfduiften" (12 einjeln läuflidjc SBäubdicu I 0t 1.80; geb. 9t 2)
gehören, finb innerlid) jufammcnbängenb, aber aud) einzeln Ocrftänblid).
o-reiburg im »rei&gau. grrbrrfdjr Verlagerjanblung.
m htvic Uclmttßctt in
COrtlf0(ira)iltte, 3ttttcrpttuhtio!t, iUurt-
herausgegeben Don ber ft. gaflifcfjen Sefunbarlebrerfonfcrenj. — 80 9ip
Slncrfannt trefflidje* Vcrjrmittel. 3« bejicbeu Don
11. rteiger, 6e(iinDarIe()rer in Jlanril.
ttakante JDfrüubc in Ülenjutflien.
3n ^olge Siefignation roirb bie fnefige SJrofefloren^frÜnoe jur SBicbcrbcf efcung
au8gefd)rtrben.
Die Obliegenheiten beftebeu in 2lu8l)ilfe in ber ©eelforge unb ©efuubarfdmlc,
©eforgung be« OrganiftenbienfteS unb llnterriditgabe in JWaöter, Biotin unb (ttefang.
X)ie ÜMolbung beträgt circa Kino 3r. uebft freier SBotjnung unb Warten.
Xie tit. Scroerber um biefe ©teile belieben ihre 9Inmclbungcu biä tfnbc Wonalt«
bem Srirdieuratspräfibeiiteu Iiodiiu. £>ru. 3Jfarrer fteaglhi einjureidieu, ber aud)
311 aüiätlifl weiterer ftuäfunftgabc gerne bereit ift.
Wcnjinaen, Ät. 3wfl* *• 3uni 1895. $ie Äirdjcnratö Äanjlci.
I 'ntci haltender
interessanter
Text:
Romane
NoveVen
Dorfgeschichten
Humoresken
Reisen
Geschichtliches
Kunst
Technik
Für die Frauer.
und Kinder
Monatsschau
Zeitereignisse
• • •
Reicher,
und schöner
Jiildtrschmuck.
pro gali: 1
I
I
I
I
^V7 it biefem £>efte beginnt ber
fein burdjbaditc unb elegant
ausgearbeitete Wornan „$ie Sßrio*
rei", beffe n ^crfafjerin al* eine ber
bcrüorragcnbften fatbolifehen Wo*
üelliftinnen ftranfreieb* befannt ift.
hieran reibt ftch Uli Heinere
fläblung „Scbufter, bleib beim Beiß"
oon Sßaul ftriebrid), ber bei unferen
Uefero längft febon al8 gefchäfcter
llolfMcbriftfteller eingeführt ift. £a«
SJtärebeu „^c* Scblangenfönig*
Jtrone" d. Äarl Storcf mirb alt unb
jung erfreuen. Sluftcr ber mit einer
Starte u. mehreren ^Ihiftrationen oer-
febenen Slbbanblung über ben 9?orb=
oftfee'Slanal ermähnen mir noch bic
ärttfcl „Sfal bem hoben Horben" —
„$ie .^anbcl8mcffen fonft unb jefct"
— .Ihne neue Crntbeefung. in ber
atmojpbärifchen Üuft" — „Über bie
beutfeben Spieltarten" :c. $ic 3Hu=
ftration ift oon gemahnter 9teicb--
baltigfeit unb (Mebiepenbeit.
Jum Greife von 50 yffl.
monatftdi ein ßarues äoftCK&eff
3llu*trievtf 4. hatböliacbea Jfatnilienblatt .
©erlaß oon Bender & (So.
lEiiifirürin. ffilataefyut, fiöln.
§U Inibon in jebet ^nohhanMiinq.
»lf»fOi<IIHilUll<|
|.»nii'iumni)i»»;
■ — tO
Ji s: o
B C w
»- ° g
*ß 2
«§8«»
fi 5 i: F
J3 C W CO
<- — i- -
Google
t
pbagogifdje glitte.
$ertini0tttt0
be« „6<*»eU. GrjiebiiBA«freiiiibe$" unb der „^abanofl. OToiatSfärlff"-
brs Vereins tartljaL Jeljrer unb 5d)ulmSniter
itx üfymti)
unb beä f$njet$crifd)en fatljol. (£r$te(}nnggvereui£.
Bnritrr Jahrgang. 4
14. £eft.
(örrjd)eiitt 2 Sogen (torl \t bell 1. unb 15. eint» jeben 3Ronat&.)
3ua,
$ru<f unb (S-jpebition öon 3. 9W. »lunldjt
1895.
i
fr
!.'.8
v
Digitized by Google
i. ©coßratibifdic Cynaraen nnb öurW&mörter. (einfü^rung in ba$ Skr=
2. $a* leuc TOetotl. (Eon @e!.*& ©taub in ».) (ftortfefcung.) . 422
3. $ad gefebaft für bfe 1. Stufe ler Setnibarfibnle. (§erau8gegeben oon
ber fantonalcn ft. gafliföen ßefcrertonfercnj. 6t. ©allen.) 428
4. Sflulc nnl etjicbuBfl. (öon einem ße&rer^u* betn SBaOi«.) 433
5. Uftborif me« Iber Crjiebiaii- (H. B.) 438
6. Sie beatmen Sftnlmeifter b. b. bie $rintarlebrer ber Stadt 3ia, 14«0 — 1895
(Son 21. «fdjtoanben, fiefper in 3"fl-) (Sfortfefcung.) .439
7. Wboflogifftc WnibföjQ» 441
8. fibtaoatffte Sttteratar nnb üebrtnittel 447
9. Oeefftiebenet
10. «rleffaßei ber Hebattloi.
u. diferate.
ftänbni« berfelben.) (ftortfcfeung.)
417
Digitized by
btß ,,@4»ci}. ($r)ie^uit|0fnutibc§" unb ber „Vabagog. WonatsMrift".
unb beS fdjtoeijertfdjen fot^ol. ($rätef>uitg«bereinÄ.
3ttg, 15. 3u(i 1895. I M 14. | 2. |at>rgang.
SRebaftionafommtffton:
Die €rm(narbiTctlortn: %. It*n\, £tttir<b, Si)*™; Baumgartner, 3UA> brtbtt. $trrn: Dt. Kriftel,
'iofrr, *tof„ d«ur; tto »tni, Warm, It. et. (Sailen unb $crr tetrrt 59tj>fH in «rftfelb. Ort.
f>t« <K l«fc« »u«a e n Hub m Semtnarblrtficr »aumaart»ct|« tUbtc*.
Abonnement:
erftfjrint mcRatU4 2 mal J« bt« 1. unb 15. bef Wcnail unb (oftet itbrtiCb fttt BetcrMmitaUtbct 4 9t.;
fftt fcbramltranbibairn 3 gt.; fflt WAtmitglicbtt 6 gt. DefteKnugc n btim Ccrlcacr: 3. Ul.
8ltsnf<bt, Cufcbrutftr, .Jug. — 3nfcratt werben blc ^"etttjetle mtt 10 «p. beregnet.
^eograp^tfe^e g>vtenamen un6 $pvic§tvövtev.
((Sinfüljrung in ba8 »erftanbni« berfclben.)
(ftortfefcung.)
„2Benn mir bie einzelnen Sprachgebiete bur$geljen, fo finben mir neben
Dielen gemeinfamen 3u9fn in Wamengebung überall etroaS ^Eigenartiges.
Cängp ift e3 befannt, bajj bie geograpfyijäyn tarnen üereinjelter (Sebiete
öölferpfüdjologifdje (Sigentümli$feiten jum 91u§brucf bringen, unb bie
(Srtüfiterimg unb Vertiefung ber jungen onomatologifdjen 2Biffenfd)aft flempelt
biefe ßrfenntniS immer meljr jnm allgemeinen ©efefc. @»n paar 33ei|piele
mögen bieS flarlegen.
2)ie SUlemannen, beren ©totj unb ftreube ber 5Befifc eine» einzelnen
£>ofe8, einer eigenen, abgefd)(offeneu £>eimfiätte mar, fjaben und in i&ren $aljl*
reichen patronömifa>n ') O. 91. (auf ing unb ingen) ba§ Wnbenfen an bie
99eftebelung«roeife Ijinterlaffen. Sie liebten e§ nid)t, in gefcfjloffenen Dörfern
ju leben unb liefeen bie aQermeiften ber bei 53efi Ergreifung be$ fianbeS noc§
üorfymbenen, otjneljin bur$ bie Kriege mit Gäfar fa>n bebeutenb rebujierten
fe(ti|a)en Ortfdwften in i&rer Gutroicflung nid)t weiter fommen, im ©egenfafc
$u i^ren mefiliö>en 9ia<$barn, ben 33urgunbern. $. TOeöer fcfti&t bie 3aty
ber feltifa>n ©o&norte im Äanton 3Md) annäfjernb auf 2 Stübte unb
•) pater = Skier, onom» 9lame, patronjmia ber SBatername, Dom 3*ater
bcrflelciteter (fctgennauie.
Digitized by Google
100 Ortföaften, bie ber Alemannen auf etwa 3000 £>öfc, 100 ©eilet unb
b(ofe 20 Dörfer. (W.) — 6in grofeer Seil beS Sanbe« mar malbig, fumpfig
unb mit Biebern beberft. Durcb, tjarte Arbeit mußten meite ©treden erft urbar
gemalt merben. Daran erinnert eine Süfle Don Crtönamen: 9?üti, ©rüt u. f. f.
(77mal im ßanton 3ü*id)). ©djroenbi, ©djmanb unb bamit jufammen
Ijängenbe tarnen (25mal). Skanb, ©toden, ©djlatt unb anbere.
3n biefen tarnen Ijaben und unjere 33orfatjren ein fie eljrenbeS Xeftament,
eine reiche 6rbf$aft als 7yrnd)t ber Arbeit unb 9lu§bauer ^interlaffen , mie
fein anbereS 93olf ber (jtfiorifdjen Qt'it ein äfjnlidjeS 3$ermä4)tni§ [einen 9taaV
(ommen ju geben Dermodjte. 9Bir finben jroar mirf) außerhalb be§ atemur:
niufjeu ©ebiete5 (Gruppen Don Hainen, bie auf bie Urbarma$ung jurüdfüljren,
nirgenbs aber merben fi* ju einem fo d)arafierifd>en Werfmal, mie in unferen
©egenben. l)
Die $3etra$tung ber aflemanifdjen Ortsnamen jeigt femer, bafr biefelben
ber ^luSflufc einer aufeerorbentlidj entroidelteu 9taturbeobaa)tung finb, mie
bieS nid)t anber§ jii erroarten ift Don einem Söolfe, baS fidy ©runb unb
59oben im garten Kampfe um bie (Sjiftenj gemiffermafcen felbft gefc&affen.
(«Rä^eteS bei £>. Wceoer, Mitteilungen ber antiquarifaVn ©efeUftfoft 3firiö),
5Bb. 2. SlbefonS öon Ntj, ©efd)id)te beS Ponton« ©t. ©aü*en. *)
s2Iber nid)t nur ber allgemeine Kultur juftanb, jelbft bie fpejielle
3eitrid)tung fommt in ben Ortsnamen jum «uSbrud. „Der magpatifaV
ftönig ©eifa, ßtjrift gemorben, berief beutfdje Etiffionäte , unb fein ©o$n,
©tepfjan ber ^eilige, DoOenbete ba§ SBerf, eine Nation, meta> bi8 §um Xage
Dom 2ed)felb mit SRaubjügen bie Umlänbet ju Derroüften pflegte, bura) ftörberung
') ©o um SBernigerobc am Jpan, ber ©agc na* öon Sßeringer gegrünbet,
bie Orte, Raffer obe, Wöfa^enrobe, Hltenrobe, Darlingerobe, S3en jigerobe,
CHbingerobe beren Stätten burd) föobung be8 Sßalbe« gewonnen »urben. Diefe
2öälber müffen fdjon in früfaefter 3eit etma« HntfebenbeS gehabt baben, barauf
weifen bie um SBenigerobe bäuftgen tjcibnifdjen 93ea.räbni8pläfce bin. Die oben
genannten unb anbere Orte bafelbft würben meift auf Seranlaffung öon geiftltcben
Stiftungen, Sctöftern unb Sfirdjen gegrünbet. (A. W. 1893).
Unfere SB orf obren ftnb mit iljrem Stoben unb Stoden bis meit in bie 91lpca=
tfcäler qinaufgebrungen, wo mir Ujre Wieberlaffungcn mitten unter itatienifd) unb
labtntfd>rätt)ifd) flingenben Ortsnamen finben. ©o treffen mit im obetn 3Rarteu=
tfcal, bae nad) ben grofeen ©letfdiern bet Ortlergruppe hinauf fiilirt, bie Orte:
Sta 9)iarta in bet «Sdjmels, fcodjegg, ©taflmie«, Sdjmibbof, 9Hcber&of, Oberbof,
£>eden, SBalbbof, ©toda, Dbal, (Heben, töieb, ©rubbof, SBreitenfmf, ftorabof, 3m
Söerg. ffarte 9t. 93b. 6. dbenba: Die Dreifpradjenfpifce (Tab., beutfdi,
italienifd}.) Pi* Umbrail (rom. ©djirrnfpi^e), ^a*bornfpi^e, Val Vit^lli (itaL) -
stälbertbaL Hi» del Lui, Crom ) ©eefpiöe; Lui da Kims (See). FuorcU (rom.)
glcidjbebeutenb mie u r f c I fpifce, Monte Confinale (Hai.) ©nbberg, Monte del
Forno (Hai.) - Ofenberg, (^eifterfpiöe, Oorno dei tre Si^nori (Hai.) = 3*£erreii=
fpifee, Vedretta Oiumella (Hai.) 3miaing«glctfdjer, Vedretta degli Drei (Hai.)
« ©irengletfcber.
a) 3n>ei ältere SBcrfe, bie aber immer nod> oon groftem Sßerte, ja gtunblegenb
für ba« 6tubtum ber aKemanmfd)eu 9tameu ftnb.
Digitized by Google
- 419 -
bon Unfiati, (Hjrifientum unb Stecht ju fiiiigen. ... $ie 93ölfer feines
9teia)e§ traten in eine neue (SntroitflungSpfjafe unb bie Orte, welche ber an*
ja feige Jaguar ober ©lobe ober ber in'S Sanb gerufene fäcf)fi)d)e ©olonift ba»
mal« unb fpäter, unter ben Wadnoirfungen beffelben (SeifteS, grünbete, mürben
mit SBorliebe burd) fira)lid)e Warnen gefdjmüdt. 3. Don ßfaplooicS jüljlte in
Ungarn 468 nad) ^eiligen benannte Orte, !/27 aller, Daüon 10°/o mit bem
tarnen be§ $1. ©eorg ; nad> 59ifd)öfen, Ttbten, ©eiftlia^en, 9Jtöna)en, (Sinfieb»
lern nennen fi$ 127, nad> flirren 72 Orte." (6. ©.)
Rubere ©ebiete meinen auf bie SBeoba$tung hin, bafe bei einzelnen SBÖt«
fem oerj^iebtne geograpljifdK Werfmale in ber Wamengebung mel)r ober tue*
nifler als bei anbern beftimmenb auf treten, ©o toerroenben bie Gljinefen
in ihrem großen Weich gerne tarnen oon £immelSgegenben. 5Bon ihnen lernten
befanrrtlid) bie Ubenblänber ben tfompafe tennen. Kein Weia) umfafet jo roeite
(Bf biete, roo bie Orientierung nach bem Gimmel fo nolroenbig erfd>int, roie
„im »eia> ber Witte" — am Wanbe beS OftfontinentS — roo ungeheuere
fianb« unb SBafferfWaVn jufammenftofeen. 93ei ben Deutjajen finb biefe 53c-
jei<hnungen feiten, ©ie waren eS, bie burch Kombination ber #imme!Sgegenben
ben Webenroinben ihre Warnen gaben. — $ie Börner, bie aussogen, Völler
ju f netten, nannten ^roüinjen unb ©täbte meift nach SBölfern, inbem fie ben
©tftbten auct) ben Warnen ihrer #errfct)fr beilegten, um ©ieger unb SJefiegte
im Warnen ju oerfetten, ©o: Augusta Taurinorum, jefct %ox'mo ($urin),
Augutta Praetoria , je&t Hofta ; Lutetia (ober Civitas) Parmorum ($ariS).
Oft blieb fpäter ber Sfölfername, oft baS römifctje Clement. fluct) bie ftlüfee
fptelten in Der Wamengebung ber Äömer eine grofee Wolle, menn auch nicht
roie bei ben ftranjofen, bie ihre Departemente faft burchroeg nach ben ^lüffen
benannten, ober roie in Worbamerifa, roo feit bem Anfang feiner Unab»
hängigfeit bie fiänber meift ben Warnen ber ftlüffe annahmen, granfreid),
mit bem oorjüglichften ftlufe* unb #anal»©öftem in (Suropa, fomie bie 33er*
einigten Staaten W.*31. mit ihren öielDerjroeigten , mächtigen Söafferroegen
^aben in biefen ^Bezeichnungen ihr tßerftänbniS für bie SBebeutung biefer
SBerlehrSftrafeen an ben $ag gelegt. 3n ©ibirien bilben bie Qrlüfje bie
einzigen „fianbftrafjen." 2öa8 SBunber, roeun biefelben namengebenb auf bie
längs berfelben fich erhebenben Orte mirften. (SBergl. ^obol §1. ^obolsk
©tabt — 9llban, fllbanek — 3eniffei, 3eniffei*k u. f. ro.)
%n anbern Orten finb eS befonberS bie Ou eilen unb ^Brunnen,
welche bie befonbere ftufmertfamfeit auf fi<h lenfen unb, ber roirtfdjaftlichen
©orge hilfreich entgegentommenb, ihrer ho^en Sebeutung entfpred)enb ono«
matologifa) tyxtioxixtitn. 3)a8 gilt befonberS im roüften* unb fteppenreidpn
Mfrifa, im ©üben forootjl, roo bie 53oeren jarjlreichen Orten ben Warnen
»fontein beilegten, als befonberS in Algier.
Digitized by Google
„<£l Bnfor", bie reia> Duelle, frißt eine ©tabt im $iftrift Dran, wo
au$ ber Warne HnbalufeS erf<$eint, weil bort bie erften bauten lanbeten.
bie oom fpanif<$en Nnbafuften oertrieben würben. {%. W. 1893.)
3afjlreid) ftnb bie Ortsnamen auf Bir = (Sifterne, im algerifa>tunefifc$en
©a>ttbeden, (6. flarte 9». 35b. IL), fowie biejenigen auf Am -= Quelle.
„Le nom d'AYn-Touto, mote arabes qui veulent dire ,,Source du
Murier" (= Quelle des Maulbeerbaumes) et celui d'Oued-Touta, qui
signifie „Ru du Mürier" (= Wassergraben d. M.) sont assez commnns
en Algerie. II n'y a donc aucun mal a les voir diminuer en
nombre: chaque fois qu'un d'eux disparait c'est une confusion pos-
sible de moins." (T. M. Nouvelles Geogr. 1894.) 3n ber $#at ftnb
bie t^rctngofen in ooflem 3u$t boran, biefer Verwirrung abhelfen, inbem
fte ben gongen Stob itjrer (Generale unb ©eleljrten in ben bortigen Orts-
namen einquartieren. (Wae 9Waljon, ^afteur, ©ounob u. a.)
2Benn Die geograpljifdjen Eigennamen ftulturgrab unb ob»
fpiegeln, fo fefyen wir in einem weitern Verfolgen, bafe fie felbft Don ber
Eigenart ber Kultur ein getreues Vilb geben.
2Bir brauchen nur bem 91n3manberungSflrome, ber in ben Derföiebenjten
fünften ber alten V)elt feine Quellen, in 9corbamerita eine ber paupt»
münbungen Ijat, $u folgen unb wir werben beim Vetreten ber Union über*
rafdjt fein, ju fefcen, wie ber $anfee8 fpri^mörtlia) geworbene Eigenart ft#
in ben Ortsnamen oerförpert fyat. ßoSmopolitifaj ift bie Veoölferung, toSmo*
politifd) ftnb bie Ortsnamen. „2luf einer Äoute 9cem*9)ort«9llbanto folgen
ftd) im Vereine einer eintägigen Weife (nad) % E. 1893): Vabülon unb
3eriä>, ©alem, Sebanon, ©ilboa, Garmel, (Soften, SUljenS unb $ron mit
einer Eifenba^n nadfr ©toraeufe, Utica unb töom, unb Ojforb, Ganterburo,
©aliSburto, Söinbfor, $>ambuglj, $>übe ^ar!, flingfion, ©laSgom, Vriftol,
Durfrun, Gairo, Vatlj, Gambribge unb SBaterforb . . . ÖängS beS Erie-
fanalS: SBeft $rob, «mfterbam, Äotterbam, ftranefort, Utica, »om, S?eu
ßonbon, ©praeufe, Santon, Verlin, SoonS, ^almöra, SRacebonoifle, ©cio;
$eru, Wbion, 3eridu>, Webina u. f. f. in äbnlid>er ©ruppierung an anbern
Orten. 3n ber Zfyat eine l>iibfa> 3ufammenfteaung ; barunter jerfrreut
140 2öaffjington, 121 3adfon, 71 3efferfon, 46 Wabifon unb anberer
UnionSpräfibenten tarnen, als ©egenftüd ju ben bonaftifdpn Vejeia)nungen,
bie Englanb Ijinterlaffen ; baamifdjen Ortsnamen wie Hat (§ut), Rat (Ratte)
Bad-Axe (fd)lea> fljt), Bad Fisch (f<$led)ter $ifd>), Cow-Skin (fluföaut)
unb Smutty-Nose (fömufcige Wafe) unb anbere. <5S gibt Staaten, bie nia)t
weniger als 14 fttljen tyr eigen nennen. 9lua) ©eipio, WanliuS, VrutuS,
©affiuS, §omer, Virgil, Ooib unb, last not least, ViSmarf auf bem
sJkgafo* ber biplomatifa)en flunft, t/aben baS ameritanifa^e Vfirgerrea)t erlangt.
Digitized by Google
- 421 —
Sir feiert ba Atomen, meldhe bie ßoloniflen gegeben. SJetradjten mir
furj bie Gntbedernamen ') unb jmar Dorerjt ebenfalls auf einem foSmopoli»
tilgen ©ebiete, in ben artttf d^en SRegionen. n>tr erjt hinauf in
ben falten Horben nach f$ranj3ofephßanb. $ie tarnen bafelbft reben
mit uns befonberS Über bie öperrei^ifc^e 3or)"chung8thätigteit unb ihre Pri-
orität in ber 9tomengebung : petermann ßanb, flönig OScar ßanb
3i$t) ßanb, Nlejanbra ßanb, Gap Sien, Äronprinj JRubolpb, ßanb,
Silcjef ßanb, Äaroinfon ©unb, Gap ©ermania, ©äulen Gap, Gap
©abermann, Hohenlohe 3nfel, Gap Schröter, Goburg 3nfeln, Gap
93et)m, Hnbree 3nfel, Gap 23eurmann, $raun3nfel, Gap 93uba»$eft,
töainer 3nfel, ©offmann 3nfel, Garl fllejanber ßanb, Werfer 3nfe(,
ßinbemann 93ai, Gap ©ct)marbb, Gap geller, Süllerjiorf S3erge,
Gap ©öfer, Älagenfurt 3nfeln, Gap ftrantfurt, §o<hftetter 3nfel,
Silc^et 3njel, ßütte 3»H Gap ßittrom, Gap SBergbauS, ©ümonn
©ebirge, Gap Brünn, WorbenSf jölb ftjorb, Gap Segetljof , Gap ©peel*
mann, 3Rau 3nfel, Gap ftlora, Gap EarentS, Newton 3nfel, Gaton
3nfel, Nachtigallen ©unb, Gap ©rant, SBruce 3nfel, ©oofer 3nfel,
Äichthofen ©pifre, Gap ÄohlfS, Gap fjiuine, Gap trieft. 3nfel Siener
«Reufiabt. (Äarte 9t. 53b. 5 ) Sie wenige Stoturnamen! $ie arft.
(Gebiete in ihrer Ginförmigfeit bieten eben baju meniger Gelegenheit. Slnber*
feit« i|t eS „fiets eine Elarhne arft. föeifenber gemefen, bie gemalten Gnt=
bedungen nach ben ftörbern ihrer Unternehmung ober naa) ihren Vorgängern
511 benennen . . . 3<h betraute bie Benennung ber einzelnen Objefte nad) ben
Urhebern biefer Gntbecfungen als bie einjig bauernbe fjorm für unfere $anf-
barteit gegenüber ben einer 3bee gebrauten Opfern", fagt ^roQoppe. (G. ©)
Sir finben ba bmtafrifd>e tarnen, femer folche Don fürfilidjen ^erfonen, (Gq*
herjogen), SRetfenben, unb $mar auch folgen, bie nid)t arfttfd^e ©ebiete er»
forfa)ten, aber auch tarnen Don „©eographen unb gor feiern bei ber ßampe"
unb üon ©täbten. — #aum eines Äeifenben ©puren folgten fo Diele fjorfäer
Derfcbjebenfien Nationen, wie bem großen SRagelhäeS. $ie buntefle moberne
Wamemoelt ftnbet fi<h baejer, neben ©rönlanb, an ber ©übfpi&e WmerifaS.
') ®ie moberne SRamengebung in ben „©portSgebieten" ber Älpen unb 8or=
alpcn folgt im äBefentlicben berjentgen ber neuentbceften ©ebiete. $ie tarnen be«
erften ^cjiotngerB eine» bis bat)in unbeftiegenen löerge», fomte foldje oon ©elebrten,
überhaupt $erfonennamen finben befonber» «nroenbung.
©0 ». ©. in ber „böbmtfd)en ©dnocia" äBtlbelminenmanb, fflubolffteitt,
Warienjelfcn, $aitltnengrunb, Gbmunbdgrunb, Glifabetbfelfen, Äai*
ferin Gltfabetb&öbe, ßeopolbÄhöbe — Äatferweg, ftaiferauSHcbt, mit
einem jum Slnbcnfcn an baö filberne ^beiubiläum bc« öfteneidjifcfjcn «aiferpaareS
1879 errichteten ©teinobeli$fen. (<B. 9t. 5öb. 2.)
3n ber Hont-BIano@ruppe: Olaoier de Pierre Joseph, Aiguille de Saaaure,
unb onbere. — (®. Starte bei SHedu«). »nbere hieber gefjörenbc tarnen be» Sllpen*
gebiete» im 3a^bud) beS fdjtoeij. Sllpenflnb.
Digitized by Google
- 422
$a betteten rotr bie tuifb gerflüftetc, gletjcbertetcbe $ejolation$*3nfel. bie
6t>angelifta8» ober $)ireftion8-3nfeln, (od 91 poft o le§ , baS ^formaib
Pap, Ping 2öilliam IV. 8anb, £mlbinfel 33run$roid, ©mötlj Portal,
Sierra bei ftuego '), 6t. 3neS 3nfel, (Slarence 3nfel, Darofon 3nfel,
SBerg ©armiento *), Pap $oorn *), §ti]$ti 3nfel, Sailen 3nfel,
ftranflin ©unb, SGBollafton 3nfel, baS „falf^e Pap #oorn", Deeeit
3nfeln, 9camirej 3n|eln (Äbmiral), £>ermite 3nfeln, Pap $ena$, Pap
„of good Success"4), ©tateninfel, ©paniarb&afen, 9laf jauljafen
unb «gletfcber. — Pap Fairweather*), ©.©eba|Hanbu($t,Pup ©. $au(o,
Pap 6. Eiego, 2e TOaire» Ä) ©trafee, <Reto=3nfel, Wat>arin-3nfel, 3lbe»
fon|o«3n|el, 93our<$ier*93u|en, 2Boob--3nfeln, 9)ort'*Rin|ier 3nfel, Pap
SBÖtlfon, ©temart 3nM, 99 realer lüfte, Sanbfall 3njel, Pap biliar,
fteljon ©trafee, Gambribge 3nfel, #annooer 3nfel, 6onception-©trafee,
$ort 3nfel, SRabre 3nfel, Pap SrepuntaS '), ©t. «nbreaSbufen,
m. ©tote«, Objtruftion ©unb, $i& Äoo Pönal, m. Darwin, «Rofe
$i! (flafenfpl&e), HbmirolitätS ©unb, Patbarina ©pifce, $offef|ion
$ai, SMreftionSbai, Glifabetf) 3n|el, Wagbalenen 3nfel, ©ente
©ranbe») 55at, Wlipp 39ai, 3ago 99ai, ©tobt $unta «renaS»).
9lnber$ toieberum ijt bie 9tomengebung in ben Polonien, j. 95. in flu«
ftralien. „68 ift umnöglidj, in Huftralien ben tarnen irgenb eines frühem
(Stouberneur8, eines ©taatSfefretarS ber Polonien, jelbjl eine« UnterftaatSfefretärS
&u bergejfen, [o bereit maren bie Poloniften, il)re $iftritte, ^lüffe, <Braf|d)aften,
©täbte unb ©trafen naaj ben ÜWännern ju benennen, bie fie regiert Ratten."
Ä. $roflope. (@. ©.) Übertragungen geograpljifc$er tarnen aus ber $eimat
finb befonberS f)ier fe^r bäufig. (ftortfc&ung folgt.)
3>as* neue 'jßetatt.
(»on ©et.*ß. et. in ».)
(tfrortfefcung.)
III.
$>atte bie ölettrijittit fijon balb naa) ber ($ntbea*uug bura) ©alüant eine
Dielfeitige 95ern>enbung gefunben, [o bat beren ftnroenbung in ben legten
3al)rjel)nten *) einen unerwarteten flufjc&roung genommen unb eS fcfyint bie
(Sleftrijität füt)re eine öollfiänbige Umroäljung aller ted)nifa>n Sinridjtungen
•) jjeuerlanb. *) ©panifcber $orfcbung8reifenber. *) 9lad) ber fcetmat ber
t)ollänbtid)en Crntbecfcr. *) Sfcap be« guten ©rfolgeö. s) Sd)Önn>ctterfap. *) ^orfd»
ungfcrfifcnber. 7) $)reifpifeeu, Drei Horflebirge. 8) ©rofec ßtute. •) 6anbftufcc
$ie übrigen Warnen betreffenb ftebe ^. 9t. ©b. 8, »b. l unb E. II.
•) »efonberS fett ber ©rftnbung ber 35önamo * eleftrif eben 3Rafd)ine bur<b
©temenS unb ©tjeatfionc.
Digitized by Google
- 423 -
&erbei. ttu<$ in bft flluminiuminbufirie machte bie (Slefttijität t^re umge*
ftaltenbe ©«malt geltenb. - Um baS Aluminium mit §ilfe elefttifajet ©ttöme
auft feinen Sßerbinbungen abjufa)eiben, finb betriebene ftäflf benfbar.
dine etfte ©eminnung geföidjt Dura) bie eietttolnfe bet ßofung eines
BluminiumfalaeS. Senn man Kupfervitriol l) in ©äffet löst unb jroei
$lattnbleä)e $ineintau$t, rooDon baS eine mit bem negatiDen, baS anbete
mit bem pofttiben $o( einet Batterie in Eetbinbung ftety, fo [ablägt ft$ «*»
bem negatiben $ol fefleS Äupfet ab. fceüifle Derfue$te auf ä&nliäje Seife
Aluminium ju gewinnen, allein umfonft. 3n ben legten Sagten gelang jtüar
biefe 9lrt bet dleftrolöfe, füt bie SJtoffenptobuftion jebotf eignet fia) biefe Star*
fteflungStoeife ni$t. 3mmer$in benü&t bie gabrif ju 2aconö (^ilabclpfya)
biefe 9ltt ber ßlefrolDfe, um (Sifen ju plattiten, b. 1). mit einet biden ©a)iä)te
Don Aluminium ju tibetjie^en. „3t)re etfte Arbeit galt bet $urmfpifce auf
bem SRatljauS in $bilabelp$ia. §S [abreibt hierüber bie „61efttote$nif$e 3«*'
förift": $et $utm, 1G7 m h»>d), befielt bis ju 101 m £öt)e au« meinem
9Jtarmot. 5)ie folgenben 66 m ftnb, mit 9lu8nat)me bet 11,4 m Robert
Skonjeftatue, roe($c bie Kuppel beS Quirns frönt, aus ©ufjeifen aufgebaut.
Die einzelnen Stüde mürben etft in großen £)oljtrögen geteinigt, bann $roei=
mal, roäfjrenb 24 unb 62 ©tunben, galDanifa) betfupfett, enbliä) eleftrolbtifdj
mit Aluminium überwogen, bis fiä) eine gleichmäßige Seichte Don 1,M mm
Dicfe gebilbet, rooju 62 Stunben etfotbetlirt) roaten. $ie gefamte ju übet»
jier;enbe ^läcfye betrug 9600 m*, entjprea^enb tunb 40,000 Kilogramm 2Uu=
minium. $et ttbetjug routbe nidr)t poliett, fonbetn blieb matt, fo wie et
aus bem eleftrifc&en 53abe tarn. Huf biefe Seife gelang es, bet iutmfpifce
ein HuSfehen ju geben, meines, befonbetS in bet fterne, Don bem beS meinen
ÜRarmor faum &u unterfä)eiben iß.
©d)on 1807 würbe ftalium unb Natrium baburdj gewonnen, bafe ein ©alj
biefer 9RetaQe burd) gewöhnliche §ifce gefd)ntol§en unb burd) ben elettrifdjen ©trom
ba$ ftalium bc$m. Natrium abgefdjieben würbe. SDlan nennt biefe ©ewinnung
,&leftrolnfe auf gewöhnlich fcuer*flüf)iflem SBegc." $hnltd) mürbe aud) t>erfud)S'
weife aluminium bargefteHt, muftte aber in ftolge be« haften greife» be»
Sauminiumdjtorib» (oa. 1000 ftr. per kg) balb wieber aufgegeben werben. 2>ie
•Aluminium* unb SRagneflumfabrit" ju Hemelingen (Bremen) arbeitete furje 3*it
nad) biefer SRetbobe. »Seit 1887 ifi bort aber ein anberer $rogeft in Sfomenbung,
welc&er gebeim gehalten wirb, mit einer Jdrjrlidjen $robuftion öon ungefähr
12,000 kg.
Gine brüte SarftellungSmetbobe beruht auf ber ©leftrolgfe ber ßöfung einer
9tluniiniumt>erbinbung in einem burd) gewöhnliche $ifee gefchmolgenen @a(je.
3m 3ahre 1855 bemerfte beeide, bafj fticfelfäure (Si 02, eine SBerbinbung Don
Saucrftoff mit bem Elemente ©ilicium, weld)eS mit S?otjIc bejw. Diamant f[hn-
lidjfett hat) leicht in gefchmoljenem Katriumfaliumfluorib Don habet Temperatur
0 ©chwefelfaure* Shipfer Cu 804.
Digitized by Google
- 424 -
fidj l&St, ba& bie ßöfung Pfiffig tote SBaffer unb ein ßeiter ber Weftnjität ift.
$urd) ©leftrolgfe ber rotglü&enbcn ftlüffigfeit rourbc am negativen $ol freie*
©ilkium abgcfdneben. ÄIS er aber ftatt ©iliciumorjb X&onerbe (Slluminiutnorto)
nafym, blieb biefe fd)einbar unoeränbert. $arauffjin fdjroanb $eoiBe jebe Hoffnung,
burd) ttleftrolöfe t>on 2$onerbe, bie in gefdjmoljenem 9tarriuntfluorib gelöst fear,
aluminium ju geroinnen. Sor wenigen Saferen erft würbe biefe 3bee oon URinet
roieber aufgenommen, allein eS blieb bei ben $crfud)en (n. Sftüf).
%m toid^tigflen mürbe bie bierte %x\ ber eleftrifdjen $arfletlung beS
Aluminium burd^ 3«fc&ung bon 3fronerbe in elettrtfc^en ©d)mel$öfen.
3n ber $>i|e beS §od)ofenS roirb dijenerj (mit Äoljle) in feine Söejlanb*
teile jerlegt, eS entfielt ßoljlenfäure unb baS ßifen mirb frei.
2)er £>od)ofen, ein weites bis 35 m fjotjeS Äatnin, beffen innerer 9taum ftd)
nad) unten trichterförmig oerengt, wirb mit §ol§ unb ftofjlc gefüllt unb ange-
jünbet, bann weiter flofele jugefefet, bis ber größere Xeil bc8 3nnem mit glüfeen^
ben ftobjen ftd) füllt, darauf wirb oon oben ein ®emifd) oon Äobje unb &ifener}
aufgefd)üttet unb burd) eigene ©ebläfe oon unten beiße Öuft burd) ben Ofen ge*
trieben. Unten oerbrennt nun bie Äofele mit bem Saucrftoff ber Öuft ju Stallen«
faure (C4). $>iefc entroeid)t nad) oben unb giebt an bie brennenbe ftoljle bie $älfte
iljreS ©auerftoffcS ab unb eS entftefet Jroljlcnosbb (CO), rocldjcS nad) oben fort-
ftrömenb, ben ©auerftoff beS ©tfenorbbS an fidj binbet unb roieber 9of)lenfäure
bilbet unb auS bem Ofen austritt (Fea Os + 3 CO 2 Fe + 3 CO,). S)aS getrennte
(Sifen rüctt nun mit ber brennenben Äoljte tiefer, fdjmiljt unb fällt auf ben ®runb
beS OfenS, aus beut eS oon 3«t ju 3«t in formen abgelaffen wirb. 3>aS ber
ungefähre Verlauf beB ^odjofenorogcffc«.
g§ lag nun ber GJebante feljr nalje, auf äl)nlid)em Bege aus bem
Wluminiumorjb (Xljonerbe»Al, 08) baS Aluminium abjufd)eiben. $ie SBerfudje
fdjlugen jebod) feljl. (SineS blatte man nämlid) überfein, bafe Aluminium
mit ©auerftoff eine äufeerft fefte SJerbinbung Mibe. 3e fefter aber eine
d)emifd)e 93erbinbung tft , befto me&r Bärme brauet eS, um biefelbe ju
trennen. SSÖä^renb bie Bereinigung bon 1 gr ©auerftoff mit Sifen ju §ifen»
oyjb faum 4000 Kalorien erforbert (baS b;ei$t eine Bärmemenge mit metc&er
4000 gr Baffer um 1°C ermärmt werben tonnen), fo bebarf eS jur Ste«
einigung bon 1 gr ©auerftoff mit AI 8200 Kalorien! 63 ifi alfo $ur
Trennung bon SUuminiumojib boppett fo bie! Bärme nötig als ju jener
üon (Sifenojib. $iefe gemaltige ipifce fann aber in feinem £od)ofen erreicht
merben. @rft ber eleftrifdje Strom lieferte biefe Bärmemenge in ben „eleft-
rifd)en ©duneljöfen." 9tttf fd)retbt über biefe neue unb bebeutenbe (Srfinbung:
„$ie erfte 3bee flammt bon ben ©ebrüber (SoroleS in Glebelanb. baute
aus feuerfeften ©teinen einen redjterfigen Siegel, ben fog. eleftrifc^en ©4)inelj'
ofen, innett 1,70 m lang, 0,fto m breit unb 0,HO ra b,od>, auf meldten ein
$ecfel aus feuerfefter 5Raffe pafet. $ie Snnenroänbe beS ^iegtls ftnb mit
ntd)tleitenber Rofele befleibet. 9?ect)t§ unb ItnfS befittbet o» ben ©etten
bes ÄaftenS eine Öffnung, buref) roeld)e jroei JBünbel runber, 6 ein bider
Digitized by Google
- 425 -
imb 1 in langer lloljlenftäbe in ben Hegel Inneinragen, eine« Don redjts,
ba5 anbere Don linte. 3n einer metaflifayn Qofyrn ^ü^rung laffen fie ftd^
beliebig in nalje horizontaler Stiftung üerfdjieben, fo baß bie &ofjtenenben
in ber ÜWitte be§ OfenS jur 33erüljrung gebracht roerben fönnen. 9hm roirb
ber Siegel gefüQt mit einem Öemiid) Don 30 kg $ljonerbe, 50 kg fein
granulirtem Tupfer, 15—20 kg feiner &of)le unb etroaS #alf, bamit in
ber £>tye bie Äofyle nid)t jufammenbarfe.
$ie beiben ßo^len werben mit ben $olen einer gemaltigen SJmtamo«
mafdnne Derbunben, meld)«, burdj 300 ^ferbefräfte getrieben, einen eleftrifdjen
Strom 3000 Ampere unb 50-60 Stolt liefert. Sobalb man bie Pohlen
etroaö au§einanberjier)t, bilbet fid) $roifd)en ibneu ber eleftrifdje i'idjtbogen,
melier eine $\$t entroirfelt, mie mir fie burd) fein anbereS bis je&t befannteS
bitter erreichen tönnen. 3n biefer elef triften $tye roirb, mie fit$ GoroteS
auöbrüdt, ba§ Slluminiumorto biffoeiirt, b. fj. in feine Öeftanbteile, Aluminium
unb Sauerftoff, jerlegt. $er ©auerftoff Derbinbet \\d) mit ber £of)le beS
®emifd)e§ $u floblenorjbgaS, roeld)e§ burd) eine Öffnung im Dedel eutroeid)t
unb mit fd)öner flamme an ber Suft ju ftotyenfäuw Derbrennt, rooburd)
ba§ äußerft giftige £or;lenojibga3 unfe^äblid) roirb; ba§ Aluminium aber
oerbinbet fia) mit ben gefömoljenen flupferteileben unb fammelt fid) cid
flüffige Regierung auf bem ©oben be3 Siegels, cuS roeldjem e3 nad) Sollen«
bung be3 ^rojeffeö burd) eine ©eitenöffnung abgelaufen unb in formen ge-
goffen roerben fann. SBäljrenb be§ ^rojeffeS muffen bie flobjenftäbe immer
weiter fid) entfernen, bis fte bei ©cbluß ungefähr 1 m $iftanj ^aben, bamit
ber ele!trifd)e ©trom ftetS gleiten 2öiberfianb Ijabe unb gleite Jpi&e liefere."
$ie§ ber GoroleS' ^rojefe.
Tic Wluminiumfabrit in 9leuf)aufen ( Sdjroeij) ') arbeitet nad) einem
anbern Don bem betriebenen grunbfätflid) Derfd)iebenen Herfafjren, ba8 nad)
feinem (Srfinber ber ^eroult'fay ^rojeß genannt roirb. *) S)ie Operation
ber ©d)meljung unb 9lu§fd)eibung gefdjieljt in einem 2igel au§ harter gut
') 3m Februar 1889 erhielt bic w?llumtnium = 3nbu!tTie = 8(ftien = (Mcfcafd)aft
9teubanfen" uom flanton 6d)affl)aufcn ba8 Mcd)t, oberhalb bc» 5Hf)einfatlc« per
©efunbe 20 m3 SQBaffer (bei ben 20 m $aU 4000 5Bf erbeträfte !) bem ftluffc ju
entnehmen, um mit biefer in ©leftrijität umgefetjtcn .Straft bie Aluminium ©erom=
nung in großartigem üUlaßftabc §u betreiben. Gegenwärtig benufct bie ftabrif
etwa bie välfte ber Straft. Tic Ülteuaulage ber Sabril umfaßt brei Slafimnen,
jipei oon je 600 unb eine oon 300 ^ferbefräften. Sitte iWafdjincn lieferte bie
Wafd)inenfabrif in fcrlifon. Um über bie (%öße biefer 2)onamo« eine ißorftellung
iu fdiarrcti, utögen einige Äugabcn folgen, söct ben 2 großen sIWafd)incn bat ba«
^agnetgeftefl einen $urd)me|fer oon 3,6 m, ein ©emidjt oon 12000 kg tfifen unb
3000 kg ftupferroicfluna ; fte finb bis jeftt bie größten (9leicbftrommafd)inen ber
fflelt unb liefern ale Siormalleiftung einen ©trom oon 1 400 Empore unb 30 ^olt
bei ununterbrochenem betrieb.
J) 818 anberrocitige ^rojeffe finb nod) ju nennen btejenigen oon 9Jiinct (3fabri(
Saint-Michel bei Eobane, Saooien) unb oon ftri^mutl), ($bilabelpb,ia).
Digitized by Google
- 426 -
leitenber ftofjle. $)erfelbe ift bon finem HWaflmantel umgeben, in toelcben
ber eleltrifche Strom (negatiüer ^ßol) geleitet wirb. $5ic Seiten beS 'ügels
[)aben (eine Öffnung. 9US pofitiber ^ßol reicht bon oben ein fdjroereö bicfeS
Sünbel aus Bodenplatten in ben ügel hinein, meines mit bem pofüioen
^3ol in ÜBerbinbung gebraut wirb. 6« fte^t fenlrea^t unb fonn me$anifd)
leitet gehoben unb gefenft ro?rben. $er ©runb beS ligels ^at einen ben
fontinuirlichen betrieb ermöglichenben MuSlauf, roelchec toAfyrenb be* ^rojetfeS
burch einen Äohlenftab üerfchloffen roirb. 3U|" beginn ber Operation ')
bringt man juerfi Äupfer unb jroar in jertleinertem 3uftanbe in ben Bohlen*
tigel; XaS Äohlenbünbel roirb hierauf bem Tupfer entgegengebracht, ber
Strom gebt burch baS ßupfer unb bringt baSfelbe jum Sa)metjen. Sobalb
baS als negatiüer $ol bienenbe S3ab aus Pfiffigem Tupfer Dorhanben ift,
bringt man auch $qonerbe in baS ©affin. $iefelbe fchmiljt burch bie bon
ber überbieten TOaffe abgegebene SBärme unb roirb baburch leitenb. 9Wan
hebt baS 99ünbel noch etroaS b,öt)er unb nun geht ber Strom burch bie £$on-
erbe, biefelbe in ibre ©eftanbteile jerlegenb. 2>er Sauerftoff geht an bie
floble, oerbvennt biefelbe, fo bafe ÄohlenojöbgaS aus bem Ofen entweicht;
baS Aluminium fcheibet fich aiib feiner Sauerftoffoerbinbung unb geht an'S
Tupfer, fo bafe bireft Aluminium- 53ronje 4) eräugt mirb. 2Ran fpeift nun
ben Ofen ganj nacb bem ^rortfe^reiten ber eleftrolrjtifchen TOetaflgeroinnung
meiter unb jroar fontinuirlich ober in 3nteroa0en, forooljl mit Tupfer als
mit Stjonerbe. —
(Saiten bie bis anfyin betriebenen 3Wetl)oben ber §erfleflung Don 9Uu*
miniumlegierungen, fo merfen mir im folgenben noch einen furjen ©lief- auf
bie Darfteilung Don SReinaluminium. $\tx gehen bie bej. S8crfuct)e
unb Ufetfjoben meit auSeinanber. 3a, menn man bie eintägigen Schriften
burchgebj, finbet man root)l SJerfua)e befchrieben, bie praftifchen $)arfteflung§-
metrjoben aber feheinen jeber $abri( eigentümliche ju fein unb roerben in
ihren (Sinjelljeiten geheim gehalten. immerhin fönnen mir uns, ben £>aupt-
gebanfen nach, ben JReinaluminiumSprojefe furj darlegen.
Steden mir uns ben jum ^ßrojeft eingerichteten $erult*Ofeu nochmals
üor klugen. Hn Stelle Don ftupfer bringen mir ftrtrolith auf ben 53oben
beS ligelS. 9?achbem biefer gefchmol&en ifi, roirb Ifyonerbe ^inr tngrf cf^üttet,
roelche fi<h m gefcbmoljenen ftrnolitb löft. Scheinbar roenigftenS roirb nun
bic 2r)onerbe jerfe&t, ber Sauerftoff oerbinbet fich mit ber ßofyle be§ Pohlen*
ftabeS 51t &ot)leno£t)b , roelcheS burch eine Öffnung im $ede( entroeicht unb
angejünbet roirb; baS Aluminium fammelt fich im Ärbolitr), roelcheS ein
gutes ftlufemittel biefeS WetalleS ift, als flüffige Waffe auf bem SBoben beS
*) «uö: *2>ie Anlagen ber «luminiumfabrif. Heuhaufen."
*) »et 5% mit flolbgelba garbe.
Digitized by Google
- 427 -
Sobalb bie 3$onerbe jerfefct ift jeigt fty fiatt beS brennenben Ojb>
gafe« Äauch unb bebeutenber 2Biberftanb im ©trom, maS für ben Arbeiter
eine Eignung ift, neue $onerbe mit etroaS Äroolith jujuführen. ')
„$er betrieb ber #eroult»Ofen in «Heuhaufen macht auf ben erft*
maligen 93efu<her einen großartigen Sinbrud. $ie 9ruh* unb Sicherheit,
mit ber bie Anlage arbeitet, ift jiaunenSmert , menn man bebenft, baß es
2000 $ferbelräfte finb, roelche gegenmärtig bort auf folcb benlbar ffeinftem
töaume unb in folc&er ©tifle öor ben Augen beS ©efchauerS ihr gigantifcheS
©piel treiben. Nichts ift ba ju bemerfen üon bem ®eiöfe ber Wafdnnen,
nichts bon bem Wigen treiben ber bleiben ©eftalten, roie fte uns in anbern
f>ütten unb SBerfftätten mit ähnlichem tfraftüerbrauch begegnen. SQßenige
ßeute genügen Ijirr, um bie ungeheure ftraft im 309*1 $u bal^n • fiebiglicb
baS gleichmäßige ©chleifen ber $miamobürften ift eS, baS bie 9luhe beS
SRaumeS ftört unb allein bad (Smporlobern ber mächtigen flammen aus ben
Öfen giebt bem 53ilbe einiges Öeben. 6rft jur 3"* beS AbfticbeS weicht
biefe einförmige Stille einem beroegtern treiben. 3)a aber ergebt fiel) baS
99ilb ju fonft nie gefebener bracht: einer Dieltaufenb fertigen fiichtquefle
gleich übergießen bie Waffen beS blauglüf)fnben 9WetnfleS unb bie Kiefen»
eleftroben ben bomartigen 5Bau mit einer Lichtfülle, mie fie ber «Dtenfcb fo
blenbenb fonfl nicht ju fet)en gerooljnt ift.
3eber, ber biefeS großartige £>d)aufpiel ber 3«gflung milber Naturfraft
burcb ben menfcfclicfjen (Seift gefeben, geht ^intoeg mit bem ©efüljl, au ber
SBiege einer neuen %e$ml geftanben ju fein, meiere berufen ift, einer glänjenben
3ufunft entgegenzugehen !"
W\i biefen jüngften (Srfinbungen auf bem ©ebiete ber Aluminium*
geminnung ift nun auch ber $reiS beS neuen letalis ein im Verhältnis 311
früher ungewöhnlich niebriger. Sei ^eoifle, melier jur Jperftellung bon
Aluminium (1850—54) teures ^t)fortb unb Natrium nötig hatte, tarn 1 kg
Steinaluminium auf bie faft unglaubliche ©umme üon $irfa 8000 $r. 3efct,
nach toum 40 3ohwn liefert j. 93. Heuhaufen baS kg ju 6,25 $r. $oO
in Saint-Michel beabfichtigt ba§ kg ju 5,50 abzugeben, ftaure in fyanl reich
unb (SoroleS in Amerifa fmnen auf neue ^rojeffe. 'Der erftere hofft ben
^ßreiS eine« kg auf 2,25 gr. herabjufefcen, mährenb bie Amerifaner glauben,
baS kg fchließlich für jirfa 1 gfr. tiefem $u tönnen. Sollten fi<h biefe
Hoffnungen ermahren, fo mären bie Söorte $eoi(IeS (1862) in Erfüllung
gegangen, menn er fagte: „©efdjäbe eS eines SageS, bnß man Littel unb
2Bege auSfinbig machte, baS Aluminium mit geringen Soften aus feinem ($rj,
ber 5:hon«be, bem quantitatto oerbreitetften S3eftanbteil ber (Srbrinbe, ab=
jufchneiben, fo mürbe eS baS gemeinfie aller Wetafle werben." (gfortf. f.)
*) $a8 Srtjolith fd)eint nämlich siemlich unoeränbert ju bleiben.
Digitized by Google
- 428 -
Jrfebud) für bie t. Stufe itv Sfkmibarfdjule.1)
.herausgegeben oon ber fantonalen ft. gaflifdjen Öebrertonferenj. ©t. (Batten.
Xie iöicrjttgfeit bei ©ache oerlangt eS, bajj mir nochmals auf biefeS
Cefebucf) jurücffommen, obrool baSfelbe fd)on 3. 318, £eft 10 bon berufener
£)anb eine eingeljenbe 39efpred)ung gefunben tyii. 3Benn mir auch im großen
unb ganzen mit ben bortigen Ausführungen einig gehen, fo fwben mir uns
boch beranlafet, noch einige SBemerfungen nachtragen, bie üiefleicht bei einer
roohl balb notmenbig merbenben 2. Auflage im Sntereffe beS JBucheS berücf«
|'id)tigt werben fönnten.
SBor allem müfjen auch mir fonftatieren, bafe ber ©eifl beS Stoves auf uns
einen rooljltfjuenben (Sinbrucf macht unb bafe berfelbe burdjauS chrijtlich ift,
menn er auch nicht pofitiu tjertiortritt. &S ift nicht nur forgfältig afleS Der»
mieben, maS ein chrifilicheS @efüt)l beriefen fönnte, fonbern es maef/t fich im
ganjen 33ud)e eine chriftliche ©efinnung geltenb, bie nicht berfehlen mirb, ber
d)riftlichen (Srjiebung unferer 3ugenb SBorfchub ju leiften, befonberS bann,
nxnn ber ^Religionsunterricht baS Sehrbuch ebenfalls ju Dermerten fucht unb
bei oerfchiebenen relig. 2Baf>rljeiten auf bie Seifpiele unb ©ebietye beS SBucheS
hinweist. Staburct) mirb baS Such in ben Augen beS ÄinbeS au« ber aQ«
gemeinen chriftlichen ©ptjäre mehr in bie fonfeffioneOe ^inübergerütft unb
tritt ber ^Religionsunterricht in nähern ftontaft mit bem beutfa)en Unter,
rietjt — ein Umftanb. ber jur Äonjentration beS ßehrftoffeS unb baburch
$ur gruchtbarfeit beS Unterrichts befonberS in ȟefficht auf bie (Srjeugung
• Iräftig mirfenber ©efinnungen unb ©runbfä&e bebeutenb beiträgt. SBir
möchten bei biefer ®elegent>eit überhaupt bie Anficht betonen, bafe ber »eli«
gionSlehrer möglichft ftrh mit ben Sehrmittelu unb bem ©ange ber Schule
im flontaftc ju 1)aUm fuct)en mufe, um ben Unterricht in ber Religion
in möglichft enge SJerbinbung mit bem ©efamtunterricht ju bringen unb ba»
burch bauerhafter unb mirffamer $u machen. 3" 8™fe* 3folierung muji not«
menbig auf ben Unterricht fchäblich einroirfen. 3n einer ©djule muß afleS
$anb in £>anb gehen, bie oerfchiebenen ßeljrer unb bie berfchiebenen &h**
ftoffe; bann geftattei fich ber Unterricht $u einem (ebenbigen ©anjen unb
mirb er fähig, auf bie ©eftaltuna, beS CebenS ber Schüler einjumirfen.
$ie ftarfe Betonung beS heimatlichen ©toffe« berührt ebenfalls fehr an»
genehm; befonberS müffen bie oftfehroeijerifchen ffinber mit ftreube im 93u<he
lefen, ba ihnen überall bie engere §)eimat in fo frönen ©chilberungen unb
Erzählungen entgegentritt. $>ie AuSmahl beS ©toffeS macht bas 93tich auch
ju einem ft. galliichen Cef e buche. Das ift für bie ©chulen ©t. ©aHenS ein
') <£>rucf unb Verlag ber »udjbrucferei SBirtb- 1895. 512 ©t. $rct« 2 $r.
3n Partien oon loenigftcns 6 Gjemölaren bire« beim SBerlcger bejogen ffr. 1. 80.
Digitized by Google
- 429 —
grofeer Vorteil; fofl ober ba8 33ud) au$ in onbern Kantonen Eingang finben,
bann mufo eS ein o Kge mein fc&meijerifaVS fiefebud} merben unb bie fanto«
nole ^rärbimg Derlieren. So mie e3 je$t öorliegt, möchte es in ber 3nner-
unb 2Öeft )cf)tt>eij ni$t leitet eingeführt werben. BIS f$roeijerifd)e$ Cefebud)
bürfte eS bann aber bie ©ubrun-- unb Wibelungenfage ganj meglaffen, fobaim
bie fiefeftüde jur grie$ifd)en unb römifa>n @efd)i($te unb jur ©eograpfjie
ßuropaS bebeutenb abfürjen. $iefe Stoffe finb für bie 1. Sefuubarfdjul*
ßnfe entfdjieben fyod) gegriffen, unb eine eingefyenbe 9el)anb(ung ber grie*
$ijd)en unb römifdjen ©efd&i$te, namentlich na# iljrer mpt^ologifa^en Seite,
gehört ui$t Ijieljer, fonbern laun erft im Obergömnafium redjt gemürbigt
merben. Staftir fönnte SRanm ju einer gröfeern Qaty patriotifa)er Stoffe ge«
monnen merben.
9RH biefer 93finerfung tüoflen mir fofort eine anbete oerbinben. Un3
f($eiut baS $9u$ biet $u großartig ober beffer ju meitläuiig angelegt. 55er
üorliegenbc Xeil, ber nur für bie erfte Stufe ber Sefunbarf$u(e beregnet
ift, umfafet ooQe 512 Seiten unb jmar 58 Cefeftüde (144 S.) für bie fitt*
lia^religiöfe ©Übung, 33 Stüde (81 S.) für bie §eimatfunbe, 31 (85 S.)
jur alten unb mittlem ©efa)ia)te, 30 (69 S.) jur ©eograpljie Europas,
50 (95 S.) für Silber aus ber Waturgefa)id)te. $a ift be« ©uten ju üiel
geboten, menn audj an bem ©runbfafc feftgeljalten mirb, bafj ni#t ber ganje
3nljalt eines £efebuü>8 bura)gearbeitet merben mufe, fonbern ber fieljrer je
naa) bem Stanb ber Schule eine erttfptf^rnbe StoffauSroaljl üorneljmen fofl.
©benfo rotfl un* bie grofee NuSbeljnung einiger fiefeftüde ni$t gefallen , mie
53. 9cr. 54, „2BaS ber ©rofemutter Seljre bemirfte", mel#e3 21 Seiten
umfant unb 9lr. 55, „<8om ^r)i«, ber boa) etmaS mirb", ba3 26 Seiten
umfafet. $a« ftnb Meine Lobelien, bie ben ftinbern $um Cefen neben ber
S<$ule in bie jpanb gegeben merben fönnen; für bie %3efcanblung in ber
Sa>le finb fie ju umfangreich $ie ©ubrunfage umfajjt 12, bie ftibe«
lungenfage 29 Seiten. Über iljre SBerroenbung auf biefer Stufe haben mir
unS fcfcon au«gefproa>en. Elan mirb un« fagen, e« feien ja biefe Stäh-
lungen in 9(bf$nitte geteilt unb e« fönne ein 9bf$nitt nach bem anbern ge«
lefen unb behanbelt merben. ftber mit biefer 3erßU(Mun9 wirb ki bei
^ugenb ba8 3ntereffe oerfa^minben ; bie meiften ftinber merben bie ©efd)ichte
in einem 3U9* W*n, ein 511 lange? Senoeilen bei bemfelben ©egenftanb mirb
ihnen (angmeilig. $ie ßrjählungen, ©efchreibungen, Slbfjaublungen u. eine«
CefebuajeS bürfen nie $u lange fein unb inüffen (eia)t überfa^aut unb ^u«
fammengefast merben tönnen.
(SS mifl uns quo) nicht recht gefallen, bafe man für bie Setunbarfa)ule
jroei Sefebüdpr fa)affen mifl; uns mifl im ©egenteil feinen, bafe ein Sud)
Doöftänbig genügen fönnte, aua) bann, menn man breifurftge Spulen int %uge
Digitized by Google
hat, unb bafe e« nicht fo ferner möglich märe, ein Sefebuch ju erflellen, ba«
allen ©tufen ber Selunbarfchule üollftänbig genügen bütfte. Die S#üler ber
Sefunbarfd)ule müffen ja fa>n eine Wenge fpeaieller fieljrbücher bellen, fo
für bie 9celigion«lehre, ©efchidjte, ©eographie, Woturfunbe ic. $8 ift baher
burdjau« nicht notroenbig, bafe ba« fiefebuch bie nerfrfjiebcnen ©ebiete in ber
WuSbehnung, roie e« im ft. gallifchen ßefebud) geflieht, herbeiziehe; ber fidjrer
ber betreffenben 5ä4er mufe freilief) $>anbbücher befifcen, bie ihn genauer in
ben Stoff ber ßehrbüdjer einführen, bomit er Seben unb 9fnfdjauli$feit in ben
Unterricht bringen fann unb nach allen Stichtungen bin $u ergänzen, ju
berichtigen unb Mar $u fteflen im ftanbe ift. Da« ift aber Sache be« mtinb»
ticken Vortrages unb e« ift $u roeit gegangen, roenn man ba« Sefebuch on
feine Stelle fe^t. Daburd) mufe ba«felbe 511 realiflifch unb ju umfangreid)
merben, felbft ju mehreren 93änben anroad)fen. Wit biefem ©ebanfeu tommen
mir ju einem anbern fünfte öon roefentlidjer JBebeutung.
Da« ßefebuet) mufe nid)t bloß al« Wittel ber Settüre aufgefaßt roerben,
foubern in erfter Öinie al« Schulbuch; aber auch nid)t als Schulbuch für alle
(5ä$er, fonbern in erfter fiinie für ben beutfd)en Unterricht unb auch ba mieber
nid)t nur al« Wittel, bie irinber ju einem guten münblichen ©ebanfenau«*
brud ju führen, fonbern ebenfo feljr it)nen Segroeifer merben jur mufter*
gültigen fchriftlid)en Darfteflung ihrer ©ebanfen. Diefe Aufgabe, fo fcheint
es un§ roenigften«, tpi ba« ft. gaDifche ßefebuch diel $u menig berüdfichtigt.
Da« Öefebud) macht un§ ju fehr ben (Sinbrud eine« Unterhaltung«buche§,
ba« be« 5Bilbenben unb (Srhebenben, be« Wüfelichen unb Söeleljrenben au« allen
(Gebieten frei(icr> gar üiele« bietet, aber e« hat ju menig ben Gljaratter eine«
Sdjulbud)eS, ba« planmäßig auf ein beftimmte« 3iel Anarbeitet. 6« ift flar,
bafe ba« Sefebud) ber obern ^rimarftufen Silber au« ben SRealfädjern bringen
mujj, ba e« auch nad) biefer SRichtnng ©runblage be« Unterrichte« ju fein hat.
Daher hat hier pofittoe Witteilung bon flenntniffen au« ©efchichte, ©eogra-
pt)ie unb Waturfunbe üofle Berechtigung. Wnber« Derhält e« ftcr) in einer 6ö)ule,
roo ben einzelnen fächern befonbere Sehrbücher ju ©runbe gelegt »erben. Da
hat ba« Cefebuch meniger ©eroicht auf Witteilnng pofittoer ftenntnifte ju legen,
mufe bafür um fo mehr bie formale ©eifteSbilbung betonen, ba« roa« gute ©r-
finnung erzeugt, $u einem eblen ©horafter führt, ben ©eift befähigt, ftd) fpraa>
lieh fomohl münbltch al« fchriftlia) forreft unb fchön au«jubrüden, roa« einem
eblen ©ebanleninholt ju einer formell muflerhaften Darftellung üerljilft. Stwi
foüen auch Pofitiw Stoffe au« bein ©ebiete ber Äealien in« Ceiebudj auf-
genommen merben, aber nicht fo faft ber mitjuteilenben Äenntniffe megen,
al« Dielmehr be« eblen ©eifte« megen, ber fie trägt, unb ber frönen ftorm
megen, in ber fie auftreten. Die 33 Übung be« ©eifte« nad) ber inteflef*
tueflen, äfthetifc^cn unb moralifchen Seite hin unb bie 53ilbung be« Sprach*
Digitized by CjO1
- 431 -
Oer mögend unb bet ©pro (Je, fomohl nach ber münblichen als fchriftlictjen 91u§*
brucfötoeife t)in — ba8 tft unb bleibt baS ^fte 3M beutfaVn 2efe*
budjeS unb nach biefem 3W* hin mu& fi<h forooljl bie AuSmahl als bio
Anorbnung beS ©toffeS richten.
$ei ber Auswahl beS Stoffes Dermeibe man baS ju Diel, neunte aber
folche Sefeftücfe, bie nicht ju leicht finb, bei benen bie Mitarbeit beS 2ef>rer§
jur ©eltung fommen fann, welche baS ftinb geiftig tyben unb bei bem e$
bocb intefleftueflen unb fittlich * religiöfen ©eminn ju fcböpfen Dermag. $ie
Anorbnung fotlte Den ©ang Dom Seilten jutn ©d)roeren ins Auge f äffen
unb fo ben ©chttler ftufenmäfeig bem Sitit be§ beutfchen Unterrichtes $u*
führen. Die AuSfcfjeibung beS ©toffeS nach ben Derfdjiebenen ©ebieten em-
pfiehlt fid) bat)er für baS fiefebudj weniger; um fo mer)r aber bie AuSfchei*
bung nad) ber ©chmierigfeit, bie ber ©toff ber Auffaffung Don ©eite beS ftinbeS
entgegenbringt, mag biefelbe im ©ebanfenjufammenbange ober in ber fpraaV
ticken Qrorm ober in beiben zugleich liegen, ©o erftarft ber ©eift beS ÄinbeS
nac^ unb nact), unb baS Sefebua) begleitet unb beförbert $ugleicf> baS geiftige
28ach$tum beSfelben.
tiefer ©tufengang mu$ um fo mehr betont werben, ba ber ©chüler
im ßefebutb, auch einen guten pb,rer für feine ftiliftifchen Übungen b,aben
mufe. Aud) ba ift eS ber 2Beg Dom Einfachen jum 3ufammengefefcten, Dorn
deichten jum ©ärmeren, ber ficher jum 3iele führt. $aS Sefebua) enthalte
für afle ©tielarten SWufterftüde, aus benen ber ©chüler ertennen fann, roie
er bei ähnlichen Arbeiten su Derfahren bot unb au« benen er mit #ilfe ber ©e»
fprecbung beS SehrerS eine einfache praftifdje ©tiliftif ftdr) ableiten fann, bie
i^m für feine fchriftliche ifcätigfeit bie mid)tigften Siegeln an bie £>anb giebt.
ßefebucb, bot baber auch in ganj Dorjüglicber SDeife im $ienfte ber
©tiliftif unb be^ Wuffafce* ju flehen unb mufi nach biefer ©eite hin frucht-
bare Belehrung unb Anregung geben. $iefe ©eite fcheint im ft. gaüifchen
öefebuch am wenigften jur ©eltung ju fommen.
3Han fönnte bezüglich ber Anorbnung beS ©toffeS, wenn man, waS ent*
fchiebeu beffer wäre, für bie ganje ©efunbarfchule nur ein fiefebuch erfteflen
mürbe, brei Abteilungen machen, woDon bie erfte bie untere, bie jroeite bie
mittlere unb bie Dritte bie obere ©tufe befonberS berücffiajtigte , jebocf) nicht
fo ouSfchliefelich, ba& ber ßeljrer auf ber untern ©tufe nicht fa>n, menn er
eS angezeigt finbet, in bie folgenbe Abteilung übergreifen bürfte unb umgefehrt.
3m ft. gaüifchen Sefebua) tritt ^oefie unb ^ßrofa nicht getrennt auf,
fonbern Dermifcht. §S läfct fiap gegen biefeS Vergehen nicht Diel einmenben
unb eS mag unS baher auch recf>t fein. $och fcheint unS aber eine Trennung
Digitized by Google
berfetben mehr im 3ntereffe beS Unterrichtes ju liegen, befonberS wenn man
auf ben obern ©tufen bie ©chüler etmaS in bie ^oetit unb ßitteraturgefchiehte
einführen möchte. (Sine AuSfeheibung nac^ ben Dichtungsgattungen möchte
olsbnnn ermünfeht fein, $>iefeS fcbliefet ja nicht aus, bafe bet Öet)rer im
Saufe beS ftaf)re§ balb ju profaifcben, balb ju poetifehen Stoffen greifen
fann unb fofl, unb bafe er jubem Derroanbte ßefeftüde nad) einanber bebanbelt,
menn ein poetifebeS ßefeflüd $u einem profaifcben pafct. (5r fennt baS ßefebucb
nach allen ©eiten unb wirb baber bie Seftüre ber poetifctjen ©tüde leid)t
ba steiften bie profaifct)en einigelten fönnen, mo fie natürlich h»nger)ören.
@S finb uns eine grofee 3ahl Cefebüeber für bie untern ©tufen ber
Üflittelfehulen unb für ©efunbarfdmlen in bie £>änbe getommen; feines bat
uns noch jene aflfeitige Befriebigung gegeben, bie mir beim fiefebua) oon
£einr. Bone, I. Steil empfanben unb immer noct) empfinben. 63 if! Bone
bis Ijeute nod) nidu" übertroffen morben. $a ift Dorn erften bis jum legten
fiefefttide ein fo jielberoufeter (Wang, eine fo üorjügliche Stufenfolge für bie
Bilbung beS münblieben unb fchriftlieben (SJebantenauSbrudeS ber ©et)üler oor»
Rauben bafj eS beute «od) als muftergültig baflefjt. (Sin Seljrer, ber Bone I. Steil
üerftetjt unb im ©inne unb ©eift beS BerfafferS 311 bebanbeln roeiji, mirb
im beutfcfyen Unterrichte bie fünften Stefultate erzielen. SÖir maren als
3mfpeftor öfters 3eu9e' wie oorjügliche Dienfte biefeS Sefebueh bem Unterrichte
bietet unb meleheS Sntereffe für ben münblichen unb fehriftlichen ©ebanten*
auSbrud eS in ben ©d)ülern unter tüet)tiger Leitung 511 meden Dermag.
2Öifl man barjer ein muftert)afte5 febroeijerifcheS fiefebud) für ©elunbarfd)ulen
erfteflen, bann möge Dor allem Bone I. $eil als Vorlage bienen unb nach
feinem dufter gearbeitet roerben. 3d) jroeifle alSbann nid)t, bafe ein fiefebuet)
bie treffe oerlaffen wirb, baS 2et)rern unb ©trillern gleich lieb ift unb ber
©cr)ule jum größten Wufcen gereichen mirb — ein ©cr)ulbuch in beS 2öorteS
ooflftem ©inn.
9Jlit biefen Ausführungen mollten mir feineSroegS behaupten, bafj bie
barin bargelegten Anflehten allein Berechtigung haben, aber mir mollten bie
Öefebuchfrage nochmals 511m 9caehbenten aufgeben unb bie Aufmertfamfrit auf
einige anbere ©efichtSpunfte lenfen, bereu Beachtung üiefleicht bod) ben beutfehen
Unterricht in unfern ©ehulen beförbern fönnte. (SS fcheint unS bieS um fo
wichtiger, ba man auch in anbem ffantoneu (j. B. Öujern unb ©d)möj) mit
grfteQung eines ßefebucheS für ©e!unbarfchulen umgeht. tBenn bie ffräfte
ju einem gemeinfamen 2öerf fieb einigen lönnten, märe eS geroiB, auch fchon
Dom blojj finanziellen ©tanbpunft, fet)r ju begrüben, aber noch weit mehr
Dorn päbagogifchen unb nationalen. 2öie, menn bie ©eftion für ©efunbar*
lehrer am BereinSfefle ber fathol. fietjrer unb ©chulmänner in 3«9 bie
fiejebuehfrage jum ©egenftanb ihrer Beratung machen mürbe? UnS genügt
e$, twnn mir mit biefen 3«k" fräftige Anregung ju neuem ©tubium ber
Sefebuchfrage gegeben faben, benn fie tft beSfelben root)l mert unb nod) be»
bürftig genug. H. B.
£cftufe und ^rgteljtmcj.
Hon einem Scbrer au« SBatti«.
2Ber fein Schidfal gänjlid) Don äugern Umfiänben abhängig glaubt, iß
in einem bebauernSroerten 3"fta"be, it)m fehlt im ©lud 3uDerficht, im Unglütf
aber Wut.
6$ ift aflerbingS fd)ön unb angenehm, zeitliche ©üter 311 beftyen, b,at
ja bie allmächtige ©chöpferhanb alles jum Wu&en unb heften gemacht; allein,
fo ja^ä^bar and) ber 9?eicf)tum an irbifchen ©ütern in gar mancher 58ejier)ung
ifl, wahrhaft glürflicf) (ann er ben Wengen einmal nicht machen, unb
&cnntuif[e mit einer chriflliche $3ilbung finb ein meit größerer Schaty für 3"*
unb ßtoigfeit als afle ©chäjje biejer 2öelt. (Sin £eibe, SUeranber ber ©rofje,
pflegte ju fagen, bafe er [einem Öetjrer SlcifloteleS noch mehr Derbanle als
feinem 93ater, biefem Derbanfe er nur JReict) unb Seben, jenem aber bie
Äunft, beibeS meife ju gebrauten.
Die jeitlicr)en ©üter fönuen uns burch 3ufafl jufominen, fie tonnen
unS aber mieber entriffen roerben burch betrug, Diebftor)!, ^euerSbrunft u. bgl.,
fie finb alfo fein bleibenbeS 33efi&tum. Die echte 3uf™benheit, baS mat)re
©lüd eines *Dtenfd}en t)ängt alfo nict)t Don materiellen Umftänben ab, mor)(
aber Don einer guten chriftiichen ©dmlbiibung. Durch 9teict)tuin an irbifdjen
(Gittern mirb ber tyRenfö nicht feiten ju ipabfucht, ^Betrug unb Unmenfchlich*
leiten Derleitet; eine gute, ajriftlidje ©cfjulbilbung aber fa^ü^t ir)u baDor,
mäßigt feine 5öünfche unb fteOt itm mit Söenigerm jufrieben. Srbifdje
©üter bloß machen ben Wlenfchen ftolj, unerträglich unb ungefittet, eine
ctjriftlidje ©dmlbilbung aber maa^t ben Wenfctjen Derträglicfjer, unterhaltender
unb angenehmer in ©efellfchaft ; er roirb feine Ceibenfchaften leichter bemeiftern,
ift berufener unb einfichtSDolIer in allen menfehlichen ißerhältniffen ; er ifi
oerträgliajer, friebliebenber unb nachgiebiger gegen anbere unb gegen fia) felbfl ;
ja, er ift empfänglicher gegen afleS Schöne unb @ble. Wenn mir unS baher
bie ftrage ftellen, was ift benn eigentlich bie 93olfSf(hule unb maS bejroedt fie,
fo fagt eS uns bie Vernunft unb baS ©efefc Mar unb beutlich: Die SBolfS*
frhule hol ben 3med, baS £er$ unb ben ©eift beS ÄinbeS 311 bilben; aus
ihm einen religiöfen unb fittlichen Wenfchen unb guten SJürger ju machen;
ihm frühjeitig OrbiiungSliebe unb ftleife einzupflanzen, mie auch ihm bie jum
Cebeu nötigen tfenntniffe beizubringen, fllfo baS fiinb geht nicht allein beS»
l)olb in bie ©a)ule, um lefen, fchreiben, rechnen u. brgl. zu lernen, fonbern
e$ fofl auch noch lernen, lote man fi<$ anftänbig, gefeflig, freunblich unb
höflich gegenüber anbern TOenfchen oerhatten unb bf nehmen fofl, in einem
2Bort, baS flinb foü* gebilbet, charalteriftert roerben. Die Schule ip bem=
^ufolge jener Ort, roo eS jene Gharafterbilbung erhält, bie Quelle, roo eS
jene Äenntniffe fd)öpft, roelche ben Anforderungen ber mobernen 3eit ent*
fprechen f ollen : fu ifl baS gunbament, bie ©runblage aller gebildeten Stände,
ja fie ift bie Wlanjflrttte ber SBilbung für ben gemeinen Bürger, benn in
ihr roirb ber fpätere Bürger gebilbet. 3e beffer bie Bürger einer ©emeinbe
gebilbet finb, befto befferer ftamilienDäter unb Söorfteher roirb ftch biefe ©e*
meinbe erfreuen, befto letzter roirb eS fein, it>re Angehörigen ju leiten. Unb
rooburch ^at Äaifer Äarl ber ©rojje ben Söoljlfianb beS gfranfenlanbe« am
meiften gefördert? Antwort: burch gute 5ßolfSfchulen. Unb in noch nicht
aOproeit hinter uns liegenben 3«*™» ba galt noch baS gegebene Söort unb
ber gegebene £>anbjcf)(ag; alfo tonnte man früher, auch ohne gerabe fo
Diel Saluten unb SBiffen *u beftyen , bod) recht gut (eben ; heutzutage muß aber
alles jehnfaa) gefchrieben fein, unb bann gilts oft trojfbem noa) nicht. 3h* werbet
das oft roohl fchon felber erfahren höben. $Ber nicht felber lefen, f abreiben
unb rechnen (ann, noch etroaS aus ®efchia)te unb (Geographie ju erzählen
roeifj, roirb teils hintergangen uub betrogen unb fann in ©efeflfchaften als
Tölpel ben Schlitten jiehen. ferner, roie fehr fehen eS heutzutage bie Altern
barauf ab, bafj ihre Binder geachtet unb refpeftiert feien; achten unb refpet-
tieren aber tann man nur gebilbete ^erfonen. hunderte, ja kaufende t>on
jungen beuten fuchen heutzutage Stellen in ^rioatfamilien, in Röteln hier
ju Sande unb im Auslände, alles roifl Oerbienen, afleS roifl gute ^lätie unb
)ct)öne ßleiber höben. Alle biefe roanderluftigen Söhne unb Achter, fo fchön
unb lebeuSfrifch fie auch immer auSfeljen mögen, roerben, roenn fie bie Schule als
fjaulenjer oerlaffen, für frembe Sprachen nur fchroer empfänglich fein unb
fönnen folglich "u* för bie niebrigften Stellen oerroenbet roerben. $>a&
bie Schule fernere Don 2Bichtigteit fei, beroeiSt unS noch bie ^hötfache, baß
90 °/„ ber öeDölferung ihre gegenwärtige Bildung neben bem elterlichen £auje
oorjüglich ber SolfSfchule $u Derbanten haben. 2öie tann eS baher möglich fein,
bafc man fich h'utjutage nod) immer mit ber bummen AuSrede begnügt:
„O, man t>at früher ohne Schule auch gelebt, roarum benn ^rut^utage ge<
rabe fo Diel Auslagen für baS Schulroefen unb fo Diel Jägerei?" Auf bem
ßrbenrund leben Millionen Binder, roelche nie daS tölüd höhen, eine SolfSfchuk
ju betreten, bie aufroachfen roie daS Biet) unb roelche Weilen roeit gehen roürben,
roenn ihnen bie Gelegenheit Dergönnt roäre, eine BolfSfchule ju befua>n.
$ie SBolfSfchule ift bie ©runblage ber menfehlichen Bildung; baher beuten
ber tluge Samilienoater, ber emfige Canbmann, ber fromme ^riefier, ber ge»
bilbete Staatsmann mit (Stn-furcht unb $anfbarfeit an bie Begebungen
Digitized by Googl
- 435
tr)reS ^primarlehrerS jurüd, meiner ben GJrunbfiem ihres praftifdjen ÖebenS
gelegt hat, unb bemalen biefeS Slnbenfen on ir)n bis in bie legten ©tunben
ir)re8 ßebenS.
©lüdlich jene ©emeinben, jene ßänber, meldte religiös gebilbete ^Bürger
t)aben, für rooljr, ba ^errj^t triebe, Eintracht unb ßiebe nad) bem 2öab>
fpruche unserer 9tyuen. $amit aber eine folche (5r$iehung unb Vilbung erhielt
ruerben fönne, bebarf eS Derfdjiebener ftaftoren, Don Denen mir I)ier einige
furj ermähnen moQen.
$er erfte unb roid)tigfte biefer f^fattoren ift begreiflicherroeife baS Jlinb
fetbft. ©od ein Vilbhauer fcbjme gelungene ©tatuen ^erfteflen, fo bebarf
e3 Dor aflem beS guten, gefunben unb brauchbaren ©toffeS; e§ mag einer
in feinem ftache noch fo gefreit unb auSgebilbet fein, roenn Der ju ber=
orbeitenbe ©toff ju nichts taugt, fo ijt Des TOeiflerS ßunft Derloren. ®erabe
fo ijt eS mit bem ftinbe in ber ©djule. ©oH ein Äinb ju einem guten,
gefreiten unb einft nüfclichen Wenfchen umgeroanbett tüerben, fo mufe eS
gähigfeiten befi&en, bie 2ef)re in firf> aufzunehmen unb $u Derroerten.
SeDeS Äinb im natürlich richtigen Saufe Der ©d)öpfung bringt biefe fräh>9*
feiten mit fi<h- Söder* Umflänbe fönneu aber im ftinbe biefe ftähigfeiten
fdm>äd)en ober fogar gätt^tc^ Dermalen? Antwort, roenn bie eitern geiftigen
©etränfen ergeben finb; roenn fie Durd) fehleres, unDorfi^tigeS 93err)aiten ober Ve«
tjonblung Dor ober nach ber ©eburt, burd) Vernachläffigung, ju langes Meinlaffen,
unreinliche Äteibung unb febjechte Wahrung, ju lange Entbehrung Don ©peifen
unb bann Überfüllung; Durch geiftige ©etränfe; Durch ©abläge unb oft felbft
burd) Verroünfchung unb Verachtung auf bie Sntroidlung beS ftinbeS fchäDlid)
einroirfen. 2Bid)tig ift baS ©traffnftem ber Altern. Söann ift ein ftinb
ftrafbar unb roie fofl eS beftraft roerben? 6in Äinb ift jtrafbar: bei Un«
ge^orfam, bei ßtigen, bei SBiberfe&lichfeit, roenn eS etmaS ju tljun ober ju
haben erjroingen roid; roenn eS obfichtlich etroaS Derbirbt; roenn e§ gegen
anbere, befonberS gegen Eltern, fchlägt ober fchlagen roill; roenn eS abfichtlich SBöfeS
thut an fich ober aubern. 2öann ift ein Äinb nicht ftrafbar? 9lntroort? Veim
(BeftänbniS ber 2öor)rt)eit; roenn eS auS UnDor ficht etroaS jerfchlägt ober jerbricht,
feine Kleiber befchmufct oDer befchäbigt; roenn eS hungrig unb burflig nach
Nahrung Derlangt unb überhaupt überall ba, roo ihm auS purer UnDorfichtigfeit
etroaS paffiert. 3öie fofl nun ein &inb beftraft roerben ? Wutroort: OTit Vernunft,
unb beShalb nicht im 3orn» foubern mit Ueberlegung. Ohrfeigen, ©chläge mit
^füfeen, ©töcfen u. bergl. finb faum ©trafen für baS Vieh, gefchroeige Denn für
ttinber. £>at ein Äinb roirflich ©träfe Derbient, fo ift je nach Sichtigfeit beS 93er»
get)enS bie erfte unb bei in Siebe gut erlogenen ftinbern bie fdnoerfte Strafe (beS
©efühls) ein ernfthafter Vlid unb Vorroüfe ber Eltern; roo biefeS aber
nichts fruchtet, Der (Gebrauch ber 9iute auf ben Unau$fpred)lichen, baS Ejjen an
Digitized by Google
436
einem befonbern ^läfcaVn, ©infperren unb $au3arrefl. Wur uiemal« Wimpfen
unb murren ober fogar fluten unb poltern; nur ni$t immer mit ©träfe
broljen unb bocb nie ober nur feiten ausführen. ©in 93efebl ijt ^inrei^enb,
ba$ jroeite Befeblen wirb mit ber Äute begleitet unb ba« ftinb wirb balb
fjerauSfinben, roie es fi<$ ju Debatten bat, um fünftig ber unliebfamen Stute
ju entgegen. ^emerS: 3n meinem Hilter ijt ein ftinb ftraffäbig. <5§ giebt
Diele Altern, bie entjdjulbigen iljre ftinber immer mit ber bummen 9!u3rebe:
„0, ba§ &inb ift nod) ju jung, ba3 fann e§ noc^ nia^t Derfte^en". Unb
boct) ift e§ burdj jabllofe öeifpiele beroiefen, bafe flinber fa)on in frü^efter
3ugenb öon bloB 2 bis 3 3abren e$ ganj gut etnfrt)f n r wofür fit beftroft
finb unb nur f$ü$tem ttjun, roofür fie fdjon einmal fmb beftraft roorben.
Die SluSrebe fola)er ©Item ift baber falfcb unb unrichtig. 53iege baS 93äum«
djen, berroeil es notb jung ift, nacbber ift e$ ju fpät.
9Bir gelangen nun jum jroeitroidjtigjien f$aftor ber ftinbererjiebung,
nämlid) 311 ben ©Item. 2öie ber $kium, fo bie ftnid)t, roie bie Altern, fo
bie ftinber. 3m ©djofee ber ©Item erblitft baS Äinb juerfi ba$ fiic^t ber
2Öelt, erhält Don ifmen: Wabrung, ftfeibung unb Unterftü$ung. 2fn ibrer
£anb lernt eS bie erfteu ©abritte, au8 üjrem *ötunbe ftammelt e$ bie erften
2Borte unb fieben t>oQe 3abre berroeilt e5 an ber ©eite feiner ©Itern. ©§
ift baber leitet berftänblid), baß ba§ ftinb nid)t nur @r)ara!ter , Sitte unb
SebenSroeife, fonbern felbft bie 9?atur feiner ©Item angenommen bat. Wa$ er»
füQtem fiebenten 91(ter3jabre jebod), ba tommt ber 9Jlarfrf)befebl für ben Eintritt
in bie ©dwle, unb roa§ bie ©Item ju fraufe au ibrem Äinbe ni#t Derbeffern,
ibm nia)t beibringen fönnen, baS fofl nun ber Sebrer in ber ©cbule tbun. Die
©Item fanden fomit ba3 ftinb oielfatb nod) üoö ber tBodt)eit# üoQ Ungebor*
fam, Doli Unart unb unroiffenb in bie ©djule. 2Benu e§ aber au$ fünf
bis fea)§ ©tunben per %a% unter ber fluffid)t beS SeljrerS berroeilt, fo fmb
ber ©tunben immer uotb a^tjebn bis neunjebn, roo es mieber bura) bie
Saune unb bie 2Öinfe feiner ©Item geleitet roirb. Wton begreife baber nur,
meltb enormen ©influfe bie ©Item auf ba« &inb ausüben, unb roie fdjroer
unb unmöglid) eS ift, ein fola>S flino ju bilben, roo bie ,©ltern gegen alles,
roaS in ber ©dwle borgebt, bem ftinbe babeim ibren Söiberroiflen , ibre
ÜRifeadnung jeigen.
©oD* alfo eine ©dmlbilbung gebeiben, fo foQeu bie Altern nitbt ben
ßinbern ben 2er)rer als ein ScbrecfenSbilb üot 'Mugen fteDen unb balb über
biefeS, balb über jene« fa)impfen unb murren, fonbern e§ müffen uotroenbiger«
roeife ©Hern unb Cebrer miteiuanber roirfen. Die ©Itern müffen ben Cebrer
ju ^>aufe unterftüfcen, ben Äinbern 91cbtuug unb Siebe ju ibm inS ^>erj
pflanzen; ibuen Dollftänbig genügenb $<\i jum Semen laffen, fie baju an»
treiben, i^nen bie erforberlia^en Materialien an bie $cmt> geben; Dann ift
Digitized by Google
- 437 -
au$ ber Setter feinerffit« im ftanbe, im ftinbe Sichtung unb Siebe ju
feinen Altern, ©efchmiftem , geifllichen unb weltlichen Obern mach ju rufen;
cd ift bie« eine natürliche unb eine übernatürliche Pflicht ber Altern; eine
Pflicht, beren (SrfüHung »erlangt: ba« Sohl ber $ami(ief ba« Sohl ber
©emeinbe, ba« Sohl beS Staates, ja ©ott felbft, unb jeber $unriberhanbelnbe
Skter, jebe juwiberhanbelnbe Butter übt einen Ungehorfam au« gegen ©ott,
eine Ungerecfjtigfeit gegen ba« Söaterlanb unb bie ©emeinbe, }a befonber«
gegen ihr eigene« ßinb felbft; benn ba« fchönfte, fojtbarfte, unjerjlörbarfte
unb tributfreie Vermögen eine« ftinbe« für 3*"* unb Stoigfeit ift unb bleibt
eine gute, chriftliche öilbung. $ie Ottern finb alfo bie erjten unb
roichtigften ftaftoren für bie Silbung unb ßrjiehung ihrer 3ugenb. So
bie eitern mithelfen, ba ift e« leicht, ftinber ju bilben unb oorjubereiten für
bo§ fpätere ßeben. So bie Altern aber bagegen finb, ba nüfct alle« «Wähnen,
Grflären, Sorftetlen; ba nüfcen Drohungen unb Strafen rein nicht«; baher
fommt es benn oft, bafe au« einer Schule fo mancher ungehobelte 53engel her-
borgeht, ber bann Altern unb SJorgefe&ten fpäter nicht« al« Äummer unb
^Berbrufe berurfacht, fein §ab unb ©ut, roenn noch etroa« borhanben ift,
mit Saufen, Äauchen unb 9licht«thun oergäubet, unb wenn er fi<h bann
»erheiratet, grau unb ftinber in« Ungtücf fiürjt. Soher rühren alle bie
rohen, ehrlofen, meifterlofen , getoiffenlofen , grobhöljigen ftamilien
2Dor)er alle bie $iebe, Strafeenräuber, öanbiten unb TOrber? Antwort:
Hu« jener ungebilbeten Schulbanbe, mit benen roeber ber fieljrer in ber
Schule, noch ber ^ßriefter in ber <5h«ftenlehre etroa« ausrichten tonnte. S3or
welchen SRenfchen §abm fich Familien, ©emeinbe unb Staat immer am
meiften ju fürchten? Antwort: 5Bor SWenfchen, welche in ihrer 3ugenb Sr*
&iet)ung unb 33ilbung mit ftiifeen getreten; ^ßriefter unb Srjiefjer mit 95er=
achtung unb • ©robheiten behanbeln. Selche SRenfchenflafjen füllen ^aupt«
föchlich bie Strafanstalten unb Spitäler an? Antwort: 9lur feiten religiös
gut gebilbete SJtenfdjen?
Senn ein Sohn, eine Xochter ihre eitern fertigt, grob unb roh be»
haubelt, fo ift bieS oft ein fixeres 3e^en' bafe biefe eitern bie 9?ute, bie
fie für ihren Sohn, für ihre $od)ter hätten oerroenben foOen, gefpart haben ;
bamit süchtigen bie ftinber ihre Altern ; benn bie Stute, fte roiH gebraucht
fein; brauchen bie Altern fie nicht für ihre fiinber, fo brauchen fte nachher
bie Äinber für ihre eitern.
$)ie Altern finb fomit bie erjieher unb michtigften 93ilbner ihrer Äinber,
unb finb fte eS nicht birett, fo finb fie es inbireft burch ihte Unterjtüfcung, toeldje
fie bem ^riefter in ber ^htiftenlehre unb bem fietjrer in ber Schule ange»
beihen laffen, unb e« ift feine Äleinigleit, biefe Pflicht ju bernachläffigen.
2öer bie flinber in ihren klagen gegen erjieljer unterjlüfct, toanbelt auf bem
Digitized by Google
- 438 -
Srrtoege. 3Sfl man jebod) über bie eine ober anbere Sadje im 3°^^«
looljl, bann erfunbige man fid) bei bem betreffenden ßrjieljer felbft ; manchmal
wirb man bann Saasen üerneljmen, roobon baS Äinb ju jpaufe gerotfj nidjtS
berietet f)at.
(Sin feljr großer fytytx ber ©Item befielt au$ barin, bajj fte i&re
Slinber oft als biel gefreiter beurteilen, als fie eS roirfliä) finb unb fu$
bann aDju^nefl ben blumigen Hoffnungen Eingeben: unfere ßiitber werben
fi$ felbft iljre ßenntniffe unb Politiken 9lnfta)ten berfc&affen fönnen in
ber Politiken 2öelt, o^ne fidt) ju lange in ber @a)ule ^erumjuft^leppen.
Altern, meldte iljre ftinber bis in bie fpäte sJtod)t unter ftücfcfen unb Söölfen
in ©täbten, Dörfern unb ^benbftyftuben Ijerumtaumeln laffen, ba geljt bie
©ittlidtfeit it)rer Äinber frül) bafyab unb bie £)auptfaa>, baS gunbament
ber eckten SMlbung, ift üerloren. Öeiber roirb eS in biefer 9*ejie&ung öon
$ag ju Jag fdjlimmer unb baS unter allen Nationen. $)ie torpediere unb
geiftige (Srjiefjung unb HuSbilbung nimmt ju unb bie fittlic&e $ilbung nimmt
ab. $5ie guten eitern, ftolj auf bie ©d>önr)eit unb ^ntefligenj iljrer Äinber,
ftellen fid> nicf)t feiten bor, niemanb als fie felbft fjaben tr)ren tfinbern ju
befehlen, unb maS ber ßefjrer in ber ©dwle unb ber ^ßriefter in ber (Sr)rifien»
letyre bortrage, fei nic&t genug $u einer guten bürgerlichen 53ilbung.
3llfo bie eitern finb felbft bie ©a)miebe an bem ©lüde i$rer Äinber.
SHögen fie eS boa) einfeljen unb iljre Äinber im roaf>ren c()rifilic$en ©inne
erjieljen unb erjieljen (äffen für Gtott unb Stoterlanb. (6a)lu& folgt.)
(H. B.)
5.
llnfere heutige ftultur beruht auf einem breif adjem Unterbot!. $)ie ältefte
unb grunblegenbe ©dHcf>t ift bie beS flaffifd>en Altertums, (Seift unb ftotm
beSfelben maa^eu fid) baljer in allen ^afyrfjunberfen bis auf t)?ute geltenb.
$ie jroeite ©c&idjt ift bie beS (SfjriftentumS ; fein (Seift burdjbringt alle
ÜBerfjältniffe beS fojialen SebenS unb ljat bie ^üfjrung bejüglid) ber religiöfen
unb fttt(id)en Wnfajauungen ber Äulturmenfa^en übernommen, nad)bem er fie
felbft gebilbet fritte. $ie britte ©d)id)t ift ber realiftifc&e Oeift, ber fta) in
ben gemaltigen ßrfinbungen ber Weujeit unb in beren mannigfaltigen 33er»
menbung fürs praftifdje Seben offenbart, bie UBelt unb i&re Äräfte bem
95tenfd)en bienftbar madjt. 25er gef$icfylia>tünftlerifdje Octft beS Altertums,
ber religiös* fittlicfye beS (Sljri|teutumS unb ber natunoiffenfa^aftlia^-tea^nii^c
ber 9Ieu$eit in fjarmonifd)er SJerbinbung unb 5)urd)bringung bebingen bie
roaljre Äultur, SMlbung unb ©efittung ber (Segenmart. $ebe Sinfeitigleit
mufe auögefa)loffen bleiben.
Digitized by Google
■
- 439 -
6.
tytan fu$t fo oft naa) bem „3beole ber $erfönli$leit." Siegt eS in
ber &atmonifn>n (SntroicHnng aller ©eelenf räfte ? — in finem TOenföen,
in bem gefunber flörper unb gefunber ©eifl, beibe in äftyetiföer 93e$ieljung
DoHfornmen, fia) üereinen? — in einem eblen, üon etl)ifa>n ©runbfitfcen
getragenen (Sljarafter? - in einem ba§ §ö#fte erfaffenben ©eift mit $um
£>ö4>jien ftrebenben SBiflen ? — in bem Dom ©eifte Gfjrifti ganj burd)brungenen
unb üon feinet 2Baf>rl)eit unb ©nabe be&errfdjten «Wenfd)en? — Das alles
in lebenbiger Bereinigung maa)t baS 3beal ber $erfönliä)feit aus.
7.
(Sin 3bea( mufe ber 3Henf$ tjaben, wenn er na<$ bem £)öä)fien ßreben
urifl. (SS iß ber fräftige Sporn, ber immer öorroärtS treibt, immer nad)
SBerbefferung unb S3oflenbung ruft. 9cur wenn ber (Srjieljer ein richtiges
3beal bon ber $erfönlid)feit t)at, (ann er ben $Renfä)en richtig erjie^en unb
aflen (Sinfeitigteiten entgegenarbeiten. Das 3beal ber ^erfönlidjfeit liegt
aber nur in (S&riftuS. <5r ift baS 3beal, in meinem baS ©öttlicbe unb
*Dlenfc$liä)e perfönlia) fi$ bereinigen, unb baS unS ein unaufhörliches, eifriges
Streben oerbürgt. 9cur ein unerreichbares 3beal forbert ju unaufhörlicher
SBerOoOlommnung auf. 5?ei jebem erreichbaren 3>beal giebt eS einmal ein
ötenug. Das 3beat bee ^erföntia^feit tann nämlich nicht nur in ber ©ebanfen*
roelt, ober in bem Weich ber ^ßfjantafie liegen, fonbern muß, menn e§ be§
*ERenfchen ©eift unb £erj erf offen fofl, etroaS 2öirflia)e8 fein, mufj gelebt
fyaben unb jroar als Wenfä); bei ß^riftuS aber Reifet eS: „DaS 2Bort ift
t$(eif$ geworben unb r)at unter uns geroofynt" ; „6t ift in allem unS gleich
geworben, bie Btinbe ausgenommen." ($r aQein tonn unS baljer immer
jurufen: „folget mir naa)!" „Sernet oon mir." „2öer ooflfommen ift,
roerbe noch üoflfommner, wer heilig ift, noch heiliget." Die Wachfolge 3efu
bebingt ein ununterbredjeub fräftigeS 93ortoärt8ftreben, erzeugt bie fegenSrric^fic
^bealität, fa)afft neue $beale, bie ftbbilber beS UribealS finb unb bie it)ren
Schülern jurufen fönnen: „Seib meine Nachfolger, toie ich (Styrifii 9<aa>
folget bin."
ßit beutfdjm Sdjulmfiftar b. I). bie primarleljrer
btr jStabt Zufr 1460—1895. Q
(93on «. Hfdnoanbcn, ßebttr in 3«8 ) (ftortfcfcung.)
1685 SWai 13. $arl granj SRüHer, mar auch lateinifcher ©djulmeifier,
päpfilia>r unb faiferlia>r ©eheimfd>reiber, bat 23. $eb. 1686 ben
') NB. <£rgänjungcn unb »critbtigungen ftnb febr »iflfommcn unb fotten Set*
Wertung fuiben.
Digitized by Google
- 440
9tot um 2 (Sinter 2Bein, um benfelben mährenb ber ^apcii^t ju
gebrauchen. (5r flarb im ©pital (je&ige« ©tabtfchulhauS) 1706.
1688. Äarl 3tt»lcr, bojierte auch ©rammatit. ©ein (Sinfommm mar
8 Wütt fernen, 6 Älafter $olj, 8 ©l. Dom ©pital, 24 @l. Dom
©onberfiechenhau«, Sbohnung, ©arten :c. flud) rourbe bei fetner
2öahl am 23. $ej. bie Sebingung gefteQt, bafj er fein anbereS ©e«
fdt)äft als bie ©chule betreibe, unb roeun er reifen moHe, juerft ben
9tat um Erlaubnis frage. fluf Wartini 1691 jog er nach HrleSt/etm
unb erhielt ein ausgezeichnetes (SutlaffungSjeugniS.
1691 Bug. Ii. 3nmS 3of. »rtblin, geb. 11. geb. 1660, ©olm be*
Äafpar unb ber W. Serena Jperfter, ein tleijsiger Wann unb Dor^
trefflicher ©Treiber, hat teil« für fiefc., teils anbern Diele WertroürDicjfeiten
beutfeh unb lateinijch in ftraftur gefdjrieben. (5$ fehlte auch nicht an
klagen, bafe er ju Diel 9iebenbefct)äftiguug treibe. Hflein er fanb an
©tabfehreiber 3utlauben, bem er feiner ©chreibfunft wegen unentbehrlich
geroorben mar, einen roirffamen SSerteibiger. ') fjfriblin mar auch «n
grofeer ©utthäter ber W. ©. Capelle, lief? baS 33ilD ber W. ©otteS
unb beS bX Johannes renobieren, flarb 1730 ben 11. 9lug., 70
3at.re alt.*)
1 705 $e$. 24. R. D. 3gna$ ©egeftutann Don #remgarten, auch ^robifor,
arbeitfamer Wann, Dortrefflicher Ücotenfchreiber, roohnte im ßaufhauS,
1707 bei ©t. DSroalb begraben.
1730 Aug. 19. R. D. Äafpar Solfgang fteifer, geb. 1703, <Rod. 10.,
©ohn beS SBolfang unb Der Wagbalena ^etermann, einftimmige
2öahl gegen mehrere Witbemerber, 1 723 Pfarrer in Sintthal, ©laruS.
mürbe 1734 ^ßrofeffor ber ©rammatit. 911S beutfeher ©dHilmeifter
mürbe er unter folgenben S&ebingungen gemählt: 6r foQe noch bif
9ted)nungSfunft unb baS Choral erlernen, ben ^ßroDifor in feiner
Slbmefenljeit oertreten, mit ben ßnaben fleifeig. morgens in bie Weife
uno abenbS in ben töofenfranj gehen, bie Änaben lateinifch fchreiben
unb lefen lehren unb bie ßinber flei&ig in ber Capelle bei ber @hrißen«
lehre beauffichtigen.
•) ©lcid)äeitia »urbe auch geflagt, ber latcinifcbe Schulmeifter Simon Wloo*
befinbe udi mehr im (Maft&aus jum $irfd)cn alö in ber ©mule, ber lateinifd)«
®d)ulmetftcr 3afob fcebiacr fei unflei&ig unb nadjlämg, sUcuHfleljrer Slnbrea«
©toeflin leifte menig, rocit er ju Diel in« 2ßeinala3 guefe, unb Severin ©retb, 6meU
erfreue ftd) troö Verbot, Sfnaben neben ben IRäbdjen ju unttrrtdjten. — ©djarfc
Maßregeln hatte bie« gur golge. Namentlich ber ©retf) ScheU mürbe mit (Mbftrafc,
(ftnfpcrren in ben SBürgerturm unb gätulidjer SdjlicHung ber ©amle gebrobj.
menn fie noctj einmal ftnaben mit ben sJJ2abd)ett unterrichte.
*) ©dt 1707 mürbe bic Unterfdmle im ^rootforb,auf< gehalten.
a dv VjOU
- 441 -
1734 Snnill. R. D. Sronj »lemiflmd SWütter, geb. 1711 Woi 5. @oftit
be$ <ÖMd)ior unb ber Waria Patft. fleifer, ftarb 1747 3uui 10.
1747 3unil7. R. D. 9JlcId)ior OdWfllb S^crf, Qfb. 1723 geb. 25. €oftn
beS OSronlb unb ber 5lnna Waria 9Roo§, einftimmig ermärjU aß
$)iafon, ein fleiBtger ©chulmanu, mar aud) au öerfchiebenen Orten
SBitar, mürbe 1757 ^rofeffor ber ©tmtaj, 1705 ÄapitelSjefretär,
fcheufte ber ©t. OSmalbSfirche einen ßelch, ein SJiefegemanb unb ein
ftauchfafe, ftarb 1792 unb mürbe im 9einijau8 bei St. Michael beerbigt.
1757 Ott 8. R. D. gran* $ofef 8cna,g, geb. 1731 3uli 31. ©ohn beS
©eorg unb ber Wartina $raubenberg, juoor Söifar in SReierStappel,
guter Wufifant unb gelehrter $>err, mürbe 1758 ^rofefior ber ©tmtaj,
1763 ftelbprebiger in Neapel beim Regiment Sfchubö Don ©larus,
1781 3War ber Filiale Cbermil, 1793 Kaplan in Oberhol j, «
1803 ben 17. 3uni ftarb.
1758 9(iig. 4. R. D. Äarl granj grett, geb. 1780 geb. 19. ©ofm beS
ßarl 3rran§ unb ber 91nna fflaria 2öeber, ftubirte in Wailanb, mar
Jöitar bei feinem Sruber, Pfarrer in Sunttjofen, 1759 Wai 13.
Äaplan ju ©t. WnbreaS bei ßf)am. (frortfe&ung folat.)
eibgcnoffcnfajaft. SBefanntlich hat am 8. 3uni 1893 ber National*
rat bie Lotion Gurti in Sejug auf Mrtifel 27 in folgenber Raffung ange*
nommen: „3)er 39unbe§rat mirb eingelaben, ju untersuchen unb barübet 33e=
rid)t unb Antrag einzubringen, ob nicht $ur 9lu*führung ber 58eftimmung
beS Ert. 27, melier genügenben ^ßrimarunterricbt oorfchreibt, unb nach SDtafc*
gäbe beS ©tanbeS ber ftunbeSfinanjen bie Äautone Dorn Jöunbc finanziell
unterfiü^t roerben foü*en." 3n Ausführung biefeS JöefchluffeS hat fobann
99unbe§rat ©chen! eine Vortage aufgearbeitet, roelche einerfeitS bie beiben
gefährlichen flippen, an benen baS Programm ©djenf am ftonrabitag 1 882
f ereiferte , möglichft ju umgeben fucf)t, nämlich ba$ ©ouueränitätärecht ber
Kantone bezüglich be§ ©a)u(roefen§ uub bie religiöfe ©eite be§ ©chulroefenS,
anbererfeits aber auch bem 5Bunbe eine gemiffe Wufficht über bie ©chule jii'
menben möchte. 3nbem bie ©abfrage ju einer ©ubt>ention§frage umge=
jlaltet timrbe, öerfuchte man auf einen neutralem unb jugänglid>ereru
SBoben ju fteQen. ©olb ift immer ein mächtiger Sodoogel, unb e$ braucht
bereite ein gute§ ©tücf ^ßrin^ipientreue uub (tharafterfeftigfeit, um bon feiner
©irenenfttmme fich nicht berfürjren $u (äffen. Da» 58erfübrerifd)e ber ganzen
Anlage befonberS für arme Kantone unb ©emeiuben mürbe auch fofort Don
herDorragenben Dfil^rctn ber föberaliftifchen Sichtung erfannt. 9Jtan fud)te
batjer einen ©egenftofe auszuführen, inbein man einen Seil ber 3<>u>iiinaijmrn
ber (Sibgenoffenfchaft ben einzelnen ftantoirätajfen jufchieben roollte, um biefe
in ben ©tanb ju fefcen, ihrer Aufgabe in JBezug auf bie ©djule je. beffer
Digitized by Google
- 442 -
nachjufommen. (£§ fröre bie§ eine inbirefte ©ubDentton bti S(t)u(e ge*
roefen, wobei aber bie ÄantonSfouDeränität Döflig intatt geblieben wäre. Das
WbftimmungSrefultat Dom 4. 9ioDember 1894 machte biefer ©egenbemegung
ein tiefet ©rab, au§ bem fie fid) fchroerlid) roieber erholen fann. tiefer un«
ermartete Ausgang ber Wngelegerheit ermutigte bie ftreunbe ber öunbeS*
feilte, bie ©chulborlage ©d)ente burd) 3uförif*f,t an °if 93unbe§behörbe
unb bureb, Neben in Derfchiebenen SBereinSoerfammlungen , foroie burdj bie
treffe ju beförbern unb ju unterftüt^en. SSunbeSrat ©ct)enf felbft arbeitete
[eine Vorlage normal um, wenn auch bie £auptgebanfen feflgehalten mürben.
9lnt 3. unb 4. 3uli hflt nun ber JöunbeSrat bie Vorlage in Beratung gebogen
unb in jroei ©jungen bet/anbelt. Sie mürbe mehrheitlich mit nur geringen ^Berän»
berungeu angenommen. 2öar früher bedangt, bafe nicht nur bie Ceiftongen bon
Ponton unb ©emeinben infolge ber ©ubDentionierung nicht geringer roerben bür«
fen, fonbern bafe ftanton unb ©emeinben für einen ju unterftü|enben Qmd
menigftenS ebenfooiel leiflen muffen als ber 33unb, — unb hatte ba5 frühere ^ßro*
jeft ein förmliches 91uffid)t§« unb Kontrollrecht be§ JBunbeS in einer 9frt eibgen.
©cfmlrateS Derlangt, fo begnügte fi<h bie neue Vorlage mit bem ÄechnungS*
auSroeife ber tfantone, ber bei Äichtigbefunb bie ©enerjmigung beS $unbe§*
roteS erhält. 93unbe§präfibent fymp machte entfdnebene Oppofition Dorn grunb-
fä^lidr>en ©tanbpunfte auS; auch bie 53unbeSräte fiachenal unb 9?uffn foflen
grunbfäfcliche ©ebenten erhoben hoben. Die Vorlage fiet)t 1 ,200,000 ^ranfen
jä()rltdr>e 33unbe§)ubDention für bie 93olt3f ct)ule bor, beginnenb mit 1897
unb einflroeilen auf bie Dauer bon fünf ^afjren. Die ßantone haben barauf
Vnfpruct) nach *DtoBgabe ihrer Öfonomifchen Situation, moju fte in brei ftlaffen
eingeteilt merben. i. Klaffe 30 6t§. per Kopf ber 53eböttetung (©enf, Neuen-
bürg, öafelftobt, 3ug, 3ürid), ©laruS). 2. Klaffe 40 &t§. 3. Klaffe 50 St«,
(llri, Wbmolben, ©<hrobj, 2DaQi3, Sefftn). Die anbern Kantone fallen in
bie 2. klaffe. Die ©ubbentionen bürfen folgenbe 93erroenbung finben : 53au neuer
©chulhäufer, SBefolbungSerhöhungen, (iinfübrung ber Unentgeltlichfeit ber Sehr-
mittet, Kleibung unb ©peifung armer ©dmlfinber, Teilung bon ©dmlflaffen.
Die bisherigen Seift ungeu ber Kantone unb ©emeinben bürfen nicht Dermin*
bert merben. Die Kantone Reiben für bie ©ubbention eine Eingabe an ben
SöunbeSrat 311 machen mit ber Vorlage entfpredjenber ^läne, WuSroeife k. Der
53unbc§rat prüft unb genehmigt bie Eingaben. Wad) Ablauf beS 9ce<hnung§»
jaf)re§ t)aben fid) bie Kantone über bie oon ihnen gemalten Auslagen aus«
$umeifen unb bann erfolgt bie 9luSjahlung ber ©uboention. Der Gntmurf
lautet im mefentlid)en:
?lrt. 1. 3um 3lDfa*c oer Unterftü^uug ber Kantone in ber ihnen ob«
liegenben ©orge für genügeuben ^rimaruuterricr)t fönnen benfelben aus 99unbeS=
mittein Beiträge geleiftet merben.
3lrt. 2. iöunbeSbeiträge bürfen nur für bie öffentlichen ftaatlidjen v£ri«
marfchuten berroenbet merben unb jroar auSfchliefclich ju folgenben 3rofdfn:
1. iöau neuer ©chulhäufer, 2. (Srridjtung neuer Öet>rfleflen infolge Trennung
großer ©djultlaffen, 3. 5Jefchaffuug bon 2et>r» unb ^eranf(haultd)ungSmittelu,
4. Unentgeltliche Abgabe bon ©chulmaterialien , 5. ^erf orgung bon ©ct)ul*
finbern mab,reub Der Sa^uljeit mit ©peife unb ßleibung, 6. ^(uSbilbung Don
2et)rern, 7. ^lufbefferung Don 2er)rerbefolbngen, 8. (Einrichtung Don iurnpla|en.
Digitized by Google
- 443 -
Natürlich fjat bie treffe fid) rafdj ber Angelegenheit bemächtigt unb mir
lefen auch in blättern liberaler Stiftung Urteile, weld)e ber Vorlage feines*
wegS günftig lauten, fo in ben „(Slarner Nachrichten", bem „ Sdjaffhaufer
Tageblatt", ber „Uteoue", bem SRegieruugSorgan beS Kantons ffiaabt. $aS
„ Schaff t)auf er Sagblatt" jagt:
„SBtr halten baS Sdnilprogramm für ein Stürf ungefunber unb [cf>äb=
lieber 3*ntralifation, mit bem man uns nicht in bem Augeublirf fommcu
joflte, ba eS gilt, bie notmenbige unb t)eilfame 3entralifation in ber Armee,
im Stecht, im (Sifenbaljuwefen ju erringen, Stredt ber 58unb auch »°<h feine
£>anb über bie Sdmle, unb baS tt>ut er boef), wenn er [ich eine töenehmi*
gung ber (antonalen Schulrechnungen oorbefjält — maS bleibt bann ben
Hantonen? $)aS 5BiSd)en Scheinfouüeränität im TOitärwefen, baS föunen bie
wantoue ruhig abgeben, aber mehe ihnen, menu fie [ich °a Dom (#lan$e ber
1,200,000 ftranfen JBunbeSfuboention blenben laffen! SCÖie uiele aber werben
bie ^ßrinjipienfeftigfeit eines 3emP bewahren! 6S ift ju berrounbern, rote
Diele, bie fonft bie föberale ©runblage unferer Sibgenoffenfchaft ängftlich hüten,
nach biefer Suboention rufen. ®anj naio fcheinen uns jene, meiere bie Sub*
üention woQen, ohne bafe ber 53unb beSwegen ein JÖort in Sdmlfacf)en fprechen
bürfte. 60 lefen mir in ber „Allgem. Schmeijerjtg. " bie Anficht, ber iöuub
befehle jejjt fchon fo Diel in baS Schutwefen |incin (Turnunterricht), bafe er
auch befahlen fofle. $a (ehren mir ben Spieß um unb fragen, roenn ber
SSunb jefct fchon befiehlt, ohne einen Kappen ju Rahlen, toie erft bann, menn
er befahlt? $a nüfcen alle «autelen unb fchü&enben 23eftimmungen nichts,
bie öogif ber STr)atfad)c wirb mächtiger fein, baS 2Bort: „5Ber johlt, ber be-
fiehlt", fein föecht behalten, daneben erfc^eint uns ber Moment, mit ber Schul»
uo ringe ju erscheinen, recht fehlest gewählt. (SS ift befannt, warum nun auch
noch °iefa Schuloorlage jum alten 2öerg an bie Tuntel fommt: £)err 33unbeSrat
Sehen! mochte mit biefem SBerf feine bunbeSrätliche Caufbalm abfchliefjen. $iefe
greube wollen ihm feine woflegen nicht oerberben. Auch mir gönnen £erru
Schenf einen glänjenben Abgang oon ber politifchen fühlte, aüeiu fo lieb ift
er unS nicht, bafe mir ihm juliebe eine Vorlage befürworteten, bie unfereS
(SrachtenS baS ÖebenSmarf ber wantoue bebrol)t, einen .^emmfehuh für anbere
im 2Burfe befinbliche ^rojefte bilbet unb f>eftige politifche kämpfe herauf-
befchmört."
Ähnlich fpricht fich bie „vJleDue" aus. Diefelbe geht mit ber Vorlage
fdmrf ins ©ericht, fomohl rebaftionefl als burd) baS Crgau ihres iöunbes*
ftabt'Worrefponbenten. 5)er letztere glaubt, bie ftorm, hinter welcher man bie
Schulfrage nun roieber aufgenommen, fei $mar im allgemeinen bie befte oon
allen, mit welchen man eS bisher üerfud)t. Aber in ber franjöfifd)en Schweif
Dor allem beftehe auf biefem (Gebiete ein ©efühl ber Unruhe unb 58eforgniS;
man wiberftrebc ff'itx ber Ginmifchung beS SJuubeS in baS Gebiet ber Schule
unb jwar nicht ohne Gkunb, weil man oon bem iöunbeSfchulmeifter unb feinem
offiziellen 3argon ein für allemal nichts miffen wolle, (flach bem „Saterl. ")
— 6nbe 3uui tagte bie eibgenöffifche <»(nturitäts=ßommiffion unter bem
Söorfifc beS iöunbeSrat Söelti. Sie 53efchlüffe fotlen oorläufig noch geheim
gehalten werben.
Digitized by Google
- 444 -
gu$eru. (ftorr.) Samftag, ben 6. 3uli, machte bie Sehrerfdjaft ber
ftonferenj (Sntlebud) einen Schulbefud) in SBilliSau. SBirtlich, „roenn bie
Apoftel reifen, ftrömt ber Segen bom ^imme( ^erabM; faß gar ju febr be«
bad)te uns Jupiter ^MubiuS mit [einem „profaifchen" 9laf$. Dreien $äba«
gogen $ogen in« £>interlanb nach feiner Wetropcle SBifliSau. Der Gimmel
niüd)te ba ein freunblidjereS ©eficht, allem Anfcheine nach ftnb bie SöilliSauer
in feinen Augen angenehmer als bie (gnHebucrjer. Wan berteilte fi$ in bie
berichiebenen Schulen, ber eine ging jti bem, ber anbere ju einem anbern
floflegen. Allgemein matten biefe roie jene auf ben SBefucher einen febr
guten (Sinbrud. SefonberS jroei Cefjrer haben in ber mufterbaften $Kmbhabung
ber DiSjiplin, in ihrem ftragefpiel, in if)rem Sortrage, überhaupt in ihrem
ganjen Auftreten als ßefcrer baS einftimmige 2ob ber ©efud&er geerntet. —
Das mar ein lehrreicher Vormittag, bem ein ebenfo gemütlicher Nachmittag
folgen foOte.
33on einem „Wobren" gingS jum anbern; bon SBilliSau führte unS
baS Dampfrofe auf bem neuen Schienenftrang nach £)uttrotil, roo man eben
roieber im „Wöhren" einfebrte. (Sin Wittageffen recht unb fehlest, roie eS
bem Sdjulmeifter roobl munbet, -rollte bem tnurrenben Wagen feinen Tribut ;
ein ebleS Wafc, roenn auch nicht fo reichlich, roie baS „profaifdje" beS
WorgenS, erquidte bie bürftenbe Äct>Ie, berlieh bem Oemüt eine ty'iitit
Stimmung. Die jungen löften fid), Sieb auf Cieb folgte, gelungene 2Öi^e
fliegen, ein reger WcinungSauStaufch berlieh bem „Sanierte" ein Sehen, baS
ben Vieler fteftlichfeiten „ebenbürtig" ift, blofj bafe roir auf ber heimfahrt
nicht genötigt rourben, bem jürnenben Öanbgotte ju opfern, roie eS ber ge-
ftrenge WeercSgott bon ben Abgeorbneten beS tbeutfchen Reichstages auf ber
Worbfeefaljrt forberte.
(Sin Spaziergang brachte eine roohlthuenbe Abwechslung in bie thaten*
reiche fteftftimmung ; baS Silb eines ibtjQifchen Gebens umfchroebte unS.
Doch ber „Wöhr" fammelte feine (Säfte roieber ju einem Rendez-vous mit
ben roerten Herren Kollegen bon £)uttronl. Sie rourben freubig begrüßt in
unferer Witte, benn „ob uns bie Serge fcheiben", ob auf ber ßanbtarte ein
roter Strich jroifcheu ihnen unb unS gebogen ift, roir arbeiten auf einem unb
bemjelben ^elbe, „roir fitib eines iperjenS, eines SöluteS, roir finb ein Soll
unb einig rooflen roir hobeln." Sie rourben eingelaben, bem (Sntlebuch bei
(Gelegenheit auch einmal einen Se)uch abjuftatten. — ptxx Sef.»2ehrer Uli
bantte tfür bie freunbfchaftlicbe ßinlabuitg, roelcher fie b>h« gefolgt, betonte
bie 3"i<»"'"fn9<hörigtcit ber fchroei^erifchen Sefjrerfchaft, bie eiuanber immer
näher 511 treten, in freunblicherem Verhältnis ju einanber ju leben bejtrebt
fei, unb berfprach. ber freunblichen (Sinlabung 311 einem Sefudjje nach Sntlebuch
roenn möglich nadjjufoinmeu. — (Jiu anberer unferer tfoflegeu roibmete einem
fürjlich berftorbeueii braoen Sebrer Don .^uttrotjl einen furjen, aber fchönen
Nachruf, roelchen ^>err Btl^xtx WüHer bafelbfl banlenb erroieberte.
Tcach bem ftlufe ber JRebeu hinüber unb herüber rourbe ApofloS Punft
roieber gepflegt; tjeitere SaterlanbSlieber, fllabieroorträge, fomifche Stüde,
roo fogar AltertumSforfcher auftraten, ic. fttitten um bie Jöette, roährenb ber
ÜÖirt für gute 3nftanbrjaltung ber fehlen, 3u,19en uuo ©emüter forgle.
Nur afljufchneil roar bie fy\t jum Aufbruche ba. Wach einem tyniiijtw
Digitized by Google
- 445
„öebet mobX auf 2öieberfehen", unter Schmenfen ber £ütte jum flbfdjiebe,
ging« btimroärts mit bem 33en>ufitfetn, einen gemütlichen unb genußreichen
'Jag Deriebt ju haben. T.
— (Porr.) Sonntag ben 30. 3uni Derfammelte [ich in 3fU" bie Settiou
3BilliSau«3tU beS Vereins tatbot. ßebrer unb Schulmänner ber Schweif
*5)ieielbe mar nicht jnfylreidj befugt, unter anberm aucb beSbalb, roeil am
gleichen $age Derichiebene anbere ^Ünläffe mehrere unferer TOitglieber in 9ln|prucb
nahmen. (SS ift bieS 511 bebanern in 39ejug auf baS jur ^erbanblung ge»
lommene $rattanbum, baS fehr jeitgemäß mar, befonberS auch, ba mir
öujerner etmaS in Äemfion beS (SrjiebungSgefefjeS machen „3ft bie Plage,
unjere 93olfSfcbule fei überbürbet, berechtigt unb iumieferu?" Diefe ftrage
befyanbelte in Warer, an^iebenber unb gründlicher Söeife .£>err Snfpeftor
3. 59 a 1 1 i g in 3r&- ^ät)er auf baS burchmeg in juftimmenber Sßeife auf«
genommene Referat einzugehen, finbe ich nicht Don uöten, ba ich glaube, ber
,^err iReferent merbe bem allgemeinen 3Bunfche nach Drucflegung beSjdben in
biefen blättern nachfommen.
55ei biefem flnlaffe mag auch ber SQßunfch geäußert merben, baß bie
iiächfte SBerfammlung im Söinter etmaS fleißiger befugt werbe, ba noch t>te(e
allgemein intereffirenbe fragen auf £öfung roarten.
Schmnj. (Ward).) „2öo bie 9llpenrofen blühen" . ., baS mar ber
allgemeine Aufruf an bie Cetjrerfcbaft beS ßonferenjfreifeS Ward) jitr orbent*
liehen SommerDerfammluug. ^n frifcher Morgenluft mar eS ein herrlich
SBanbern ber romantifch roilben %a entlang; im ibnflifch gelegenen Dörfchen
SBorbertffal, ring« umgeben Don einem Äranje ^immelanftrebenber 53erge,
tagten unb rateten $um erften Wale bie Weifttr ber Schule.
$>od)m. £r. 3nfpeftor $uch@ eröffnete unb leitete bie $erfammlung. —
DaS erfte %tyma: Söert unb töiloung ber ^hrtnwf'p» mürbe Don allen
Sehrern fchriftlich behanbelt; jur 58erlefung tarnen bie Arbeiten ber £>erreu
Staucbenftein Don Sachen unb ftiftler Don SReicbenburg. Die jmei ausführlichen
unb fich ergänjenben Arbeiten enthielten im 2öefentlid)en folgeube fünfte:
1. Die $ba»tofi< iP befonberem Sinfluffe auf ba« 6<hullebeit; fie
erleichtert, ja ermöglicht ben Unterricht, ju bem fie bie entfprechenbeu JBilber
fchafft; fie ift Don JBebeutung für baS ©emütSleben, auch über bie Schule
hinaus; baher fofl fie
2. gehegt unb gepflegt merben als ©abe bes Rimmels, befonberS burch
leöfnbigen Unterricht unb gute Silber, burch t^ernhaltung alles beffen, maS
bie jügel* unb regedofe ^hontafie auf Mbmege geleiten töntttf. —
Die DiSfuffion förberte noch manch ©uteS ju ^age unb allgemein mar
man ber Anficht, baß nicht bloß Schauerromane unb 3nbianergefchichten
Diel ÜbleS ftiften, fonbern auch eine folche treffe, bie fich mit Vorliebe mit
bem WuSmurf oer Wenfchheit befaßt. $n biefer Eichung fehlt auch bie
SageSprcfje, bie oft Worb» unb Schanbthaten mit einem Freimut Dcröffentlicht,
ber gerabeju anftoßenb ift.
DaS münbliche Referat b'flt Or- Spieß Don Püggen über bie
Wringe! beim ©efang* Unterrichte. %n einen furjen gefchichtlichen SRiicfblicf
anlehnenb, befprach er bie fehler in Sejug auf ben 3me<f im erjteu unb bie ^fehler
in SRücffich* ber Wethobe im jroeiten Seile. Der $\wd mirb ju roenig beachtet,
Digitized by Google
- 446 —
bcnn ©efang fofl fomohl baS religiöfe roie baS weltlich* BolfSlieb umfaffen.
Söährenb baS erfte fe^r fpärlidt) ober gar nidjt gepflegt wirb, wirb baS jmeite auch
jti [ehr bernochläffigt, ba mit bem $afchen nach Beuern bie ^ßerle beS Bolls*
liebes unbeachtet bleibt unb baS 3UTAdfflf^fn beS BolfSgefangeS bebingt.
$)er zweite ^eil behanbelte bie am fyäufigften borfommenben fytytt, tabelte
bie 9Jcaugelbaftigfeit in ber Wfetbobe, wie auch bie Bieljabl bet ßefyrmttiel.
$er Referent [teilte baber ben Antrag auf Einführung eines obligatorifcben
©efangbucheS unb Bezeichnung ber alljährlich einjuübenben lieber. — ?n
Anbetracht ber 2Öicf)tigfeit unb beS regen 3ntereffeS, baS bem ©egenftanbe
entgegengebracht mürbe, marb eine weitere Befprechung biefeS $h*ma$ auf
näcbfte Konferenz angefe^t.
Tie aubern Angelegenheiten maren mehr interner 9catur, fo bafc er,
roie auch ber ätDeite gemütliche ^eil, füglid) bon bem Berichterftatter über-
gangen werben fann.
3n nädrffer ßeit wirb bie Seftion Ward) beS BereinS tathol. Lehrer
unb Schulmänner ihre Berfainmlung holten ; ein anerfannt tüchtiger ^äbagoge
hat feine 3"fa(Jf hut C^ltung eines Referates gegeben unb barum hoffen wir
auf zahlreiche Beteiligung bon allen, bie mit Erziehung unb Unterricht fich
beschäftigen.
ßug. 6chon längjt würbe oon ben (SrjiehungSbehörbeu ber Übel«
ftonb gerügt, baß ber gewerbliche Unterricht au «Sonntagen unb zwar teils
fdwu bormittagS erteilt werbe, ba baburch bie jungen Seute leicht $ur Ber*
micblalfigung ihr« religiöfen SonutagSpflid)t öerleitet werben. $5ie AuS*
bäubigung beS fautonalen Beitrages würbe baher fchon längft an bie Be*
bingung gefnüfpt, bafr ber Unterricht nicht Sonntag bormittagS gehalten unb
auch nachmittags fo eingerichtet werbe, baß ber Befucb, beS (ItotteSbienfteS
nicht barunter leibe. 3u9ffifl) würbe ber BJunfch geäußert, eS möchte batun
gearbeitet werben, baß ber SonntagSunterricht überhaupt wegfalle. — 3"
gleicher 5Öeife äußerte fid) einftimmig ber fathol. TOnnerberein. 'Sie ftrage
tarn nun auch bor ben 1). tfantonSrat. Derjelbe fafete ben biefe Behörbe
ehrenben Befchlnß, eS fofle ber SonntagSunterricht unterlagt werben, unb
genehmigte ben ftrebit für bie Anfteflung eines 2öa uberlehr erS für gewerbliches
3eid)nen, baiuit berfelbe au ben uerfchiebenen ©emeinben beS ÄantonS : 3U9»
Uuterägeri, Wenzingen, Baar unb 6how ou je finem SBerftngSnachmittage
ben Unterricht erteile. Durch biefen grunbfätjlichen Befd)lufc ift einem großen
Übelftanbe abgeholfen, .hoffentlich finbet man balb auch für bie ÜRefruten»
faulen einige freie Stunben an SÖerttagen, bamit auch ba ber ben Seffern
unb Schülern gleich läf% SonntagSunterricht aufhöre. Wau fei tonfequent!
$cutfd)lanb. 3" ben ^fingfttagtn üerfnminelte fich in ^aberborn
bie VI. ©eneralücriammlung beS fatljol. CehrerberbanbeS DeutjchlanbS, bie
einen gerabe^u glänzenben Verlauf nahm. Aus ben Dielen frönen Befchlüffen
heben wir befonberS einen bfröor, ber fo recht ben (Srnft ^eigt, mit bem bie
BerbanbSmitglieber ihren Beruf auffaffen. Er lautet: ES wirb eine ßom*
nütfion, beftehenb aus je einem Witgliebe ber Oerjchiebenen ^ßrobinzialbereinen
eingelegt, welche bie Bereine jum Stubium ber Apologie beS EbrifientumS
anregt, foweit baSfelbe für bie eigene Überzeugung beS CehrerS unb für fein
Söirten bebeutungSboü* ift. Tie tfommiffion berichtet alljährlich in ber ©eneral-
Digitized by Google
447 -
oerfammlung Über ib> Sfjätigfeü unb über bie ^^ätigfeit ber Vereine in
biefer Stiftung unb [teilt Aufgaben für baS folgenbc 9}erein§jabr. — 2öid)tig
ift auch ber Sefcblufe, melier bie Aufarbeitung einer ausführlichen futbol ^äba»
gogif auf fatt)olifcf>er ©runblage in Angriff nimmt. Sine Äommiffion bat
bie notmcnbigen Vorarbeiten ju treffen : ^3lan ber ©efcf)icbte, Verteilung beS
Arbeit$ftoffe§ unb einheitliche 3»fal7i'»enPffl»n3 be§ ÜJiaterialS. Wöge biefer
bebeutungSüoOe Sefd)luB balb Zfyat werben. —
$renften. Die ^reufeen haben fid) feiner 3*'t nach tyttn Siegen über
Öflerreidj 1866 fo oieleS auf bie ©cbulbilbung gut getfjan unb fcbrieben bie
Erfolge ibrer 2Daffen fo gern bem Sdjulmeifter bon Saboma ju. Sie haben
aber biefe Verbienfte ber ßebrernwlt nid)t befonberS belohnt , baben bort)
gegenwärtig in 7 preuBiföfn Greifen noch runb 2200 ßetjrer unb 200 ßebs
rerinnen einen 3abre§geljalt unter 000 TO., 1000 ßcljrer einen folgen
jmifcben 6 — 800 *ffl. Da barf man roobl Don einem preuBifcfjcn ßehrer*
elenbe reben. —
$ä*a000if<f)e Sitttxatut un* Lehrmittel.
Ußcmciac Ifrjifbunnfllcbrc für tat bot. ßebrer nnb ßehrerinnen-iBilbungS-
anftalten. Gearbeitet oon 3fr. ©. SRubolf ^aßmann, $rof. am $riüat*ßcf)rcr
fentinar mit Off entlid)feit8red)t ju Difis im Soralberg. $rcis geheftet l St. 50 b ;
gebunben 2 St. ^aberborn, ©rud unb Scrlag oon ^erbinano Sdjöningb ,895.
(VIII. 155 ©t.) — Sorliegenbe (STjieljungalebrc ift eine Neubearbeitung beS £>anb-
budjes ber ©rjiebuna unb beS UnteridjteS oon Dr. $«eb,retn unb berücffidjtigt
bdonbcrä bie bfterreid)ifd)en ©cbulgefeöc. Sic jerfällt in 4 .§auptftncf c ; baS
erftc tjanbelt oom 3öflling unb ift eine fungefa&tc $fnd)ologic; baS zweite uom
3med ber terjictjuug ; baS britte oom (£niebiingSocrfabrcn (Nüttel nnb Wrunbfätjc
ber t£r$tel)ung, pbt)tifd)c unb pfnctjijdjc Pflege; baS oiertc oon ben (*rjiicbungs
formen ((STsietiungSfattorcu unb (*ruet)ung*ftätten). Die ßel)re über bie (^rjtcbung
im engern ©innc meist ftets auf bie bezüglichen Abfdjnittc in ber ©eelcnleljre
jurücf. Der ganje ©toff ift überficbtlidj georbnet unb ben 3ro*cfcn beS ßehrbuebe*
gemäß ziemlich ooUftänbig bebanbelt. 3n ber ©eelcnlebrc bürften bie cinjelnen
Abfcbnitte immerhin nad) ben ftauptfcelenfräftcn cinbeittid) gruppirt werben ; Denfen,
Glaube, (Mefüb,!, Drieb flehen toorbinirt neben cinanber, maS ;n OTiBocrftänbniffen
führen fönnte. 3mifd)en 2Babrnebmung unb Anfcbauung follte genauer unterfd)iebeu
merben, benn eine äütabrncljmung ift noeq lange feine Anfdjauung im pfncbologifd)en
Sinne beS SBorteS. Seim Denfen ift bic ßebre über bic Apperzeption als Anmcr-
fung bebanbelt; Tie gebort natürlich in bie ßebre oon ber SergriffSbilbung hinein,
bilbet bie Apperzeption bod) («runb unb ©oben ieber Segriff Sbilbung, |ift fle bod)
Sebingung jebeS foliben DenfprojeffeS, baber auch jcbeS foliben UuterricbteS. Dicfe
Semerfungen rootleu jebod) in feiner Sßeife ben äßert beS Suche« berunterfetjen;
bie angebeuteten Mängel, menn ftc überhaupt fo genannt merben fonnen, fiub aud)
Ieid)t bei einer meitern Auflage ju entfernen. Da8 Sud) fteljt auf pofitio d)rift-
Iid)em Soben unb legt auf ieber ©eile 3?ugni3 reidjer päbagogifd)cr (Erfahrung unb
eine« feinen £aftc8 beS ScrfafferS ab, ber fid) oor allen ertremen Slnftcrjteti hütet
unb überall bie golbene SHittc manbert. 6s fei baber baS Sud) beftenS empfohlen.
Viertel 3abrbudj beS tat!). ßcbrerocrbanbeS beS beutfeheu 9ieid)cS. SercütS«
jähr 1894. (VIII 232.) ßabenpreiS 2 3K. - "Kit grofeem 3ntercffc baben mir
biefeS oortreffliche 3ahrbud) burdjgelcfen unb baben un* fo reebt im ^nnerften gc=
freut an ber herrlichen (Entfaltung beS beutfeben fatl) ßchreruerbanbcS unb feines
SerciuSlcbenS, gehören bodi bem Serbanbc bereits über 6000 l'cbrcr an unb ift
nidit )ti jmeifcln, bau bie tatt). ßehrcroereinc, bie fid) bemfelben noch nicht auge*
fctjloffen haben, nicht mebr lange jogern unb bemfelben nod) loeitcre 3000 bi«
4000 ßehrer juführen merben. Das ift eine 2Wad)t, mit ber man reebucn iuub,
unb bie, menn fie fo einig unb flug, mic bisher, oorgeht, oieleS crreid)en mirb,
fomobl maS bie <5nrjtef)ung ber 3ugenb felbft, als bie Scfferfteauug unb Silbung
ber ßehrcr betrifft.
Digitized by Google
- 448 -
3)aB 93ucb führt un8 juerft bie allgemeinen 99eftrcbungen bc8 8erbanbe8 oor,
fdjilbert fobanu ben Verlauf ber V. WeneralDerfammlung ju Sölainj unb bie Dtel«
feitige Ihätigfcit be8 23erbanb8oorftanbe8, geht hierauf pr Xfjätigfcit bcr 3w>«8'
ueretnc über, bie un8 ein auregenbe8 ©ilb oom innern SJcreinSlcbcn oorfübrt. 2)er
9tbeittif4K ^roüinjialocreiii jäblt 38 Drtaoereinc unb 1403 9Jfitglicber, ber SBcfc
pfjälifche ^rooinäialocrein 54 Drtöocreinc unb 1178 s])iitgUeber, ber Öehreröercm
oon Siesbabcn 24 DrtSoercinc unb 406 27Htgliebcr, bcr Seretn oon Tvulba 19
Ürt8oereine unb 318 IWtglicbcr, ber herein ber Sßrooinj ©achien 12 Ort8öcretne
unb 225 3Jtitglicbcr, bic SMojcfc £>tlbeei)eim 2 Drtoeretnc 134 2Witglicber, SBcft-
preußen 42 OrtSocrcinc unb 859 flitgliebcr, bie 3>iöjefe (£rmelanb 7 Ortsocreinc
unb 126 3Nttgliebcr, $rooinj $ofen 2S Drt*oereinc unb 485 <Mitglicbcr, bcr fat&.
t'chreroerein «atjern 7 .Srrcifcüereine unb 231 2J?ttgliebcr, bic Sßfatä 13 SBeiirtä--
uerciue unb 445 aRitglieber, ©achten 5 Srmäoereinc unb 132 Witgltcber, Reffen
800 SWitglieber :c. Ta* finb fchöne Hoblet, bic und um fo mehr freuen, ba mir
fef)eii , baf? aDe im 2öacbfen begriffen finb i r o y ber großen ©djwierigleiten, bie
einjclne Vereine, bcf. ber banerifdje, p befteben haben. 3ufa»«menflfÖörigfcit ftäblt
ben 3Wnt ber einzelnen unb biefc (Einheit auf bem feften iöobcn fatqolifd)cr (9runb*
fäfeltchfeit macht ftarf. — S)cr 2. SEcil enthält einzelne oonügliche Sluffäfec, bie aud)
in wettern Öehrerfreifen gelcjeu p werben oerbtenen: 3ur GfcM»M>te bcr $aba:
jjogif, mit befouberer !öcrücffichtigung ber tatf). $Päbagogtf ; bie SiJcjteljung prifdjen
^diule uab (HtcrnhauS unb Verbcfferung bcrfclbcn; bie SHlbung in $>eutfd)lanb
oor ben Sfreujjügcn, mit befonberer ^erüdficfitigung ber (Hcmentarbilbnng; — bic
«Übung be8 Gemütes in ber Solfsfchulc.
$cn (Schlug bilben einige Wuäfprüchc berühmter Sßäbagogcn, fowic ein 3Rücf =
blief auf ba« golbene s4Jricftcrjubiläum bc8 bodwerbicuten ^äbagogen Dr. Hermann
Molfuä. 3)er 2tnl)ang enthält Mcäcufionen oerfchiebener SBerfe.
3>a8 3al)rbud) fei fomit aud) ben SRitglicbem unfercö „SBerein* fatb,. Öebjrer
unb ©dmlmänncr ber ©dnoeiä" beftcnS empfohlen. Sie tonnen oicleö barau«
lernen unb werben mandie fruchtbare Vluregung für unfer SJercinBlcben erhalten.
)öcifpicle reiften hin!
tfrnftc Woxtc an Kitern, Ücbrer unb alle ffinberfreuiDe. 2. m%. u. „Äinber*
frhufc". Von ftranj Rattler, 8J. ftreiburg, jöerberfdje Scrlag*hanblung 1895.
VI. 1.50, geb. SR. 2.20. 8°. XII. 296. — 2)a8 SBert ift eine populäre erjiebuug8=
Icbrc in be$ 2Bortc8 fehönftem unb oollftem ©inn, fomohl in Vcpg auf beu 3n*
halt a!8 auf bie jpraebliche Ororm. 3ebcr (f-rjieber »trb e8 mit ho hau 9lu£cn lefen,
aud) ber Uerjrcr; befonbcrS aber möchten mir e8 in jeber d)riftlidjcn ffamtlie feb,cn
unb in ber £>anb jebe» 3>ingling8 unb jeber Jungfrau, bte ftd) für ben rjl. 15-^*
ftanb vorbereiten. 3)a8 $ud) betmnbclt im erften Icil bte Sfunft ber ftünfte,
üßefen, ^JJflidjt unb Littel ber cbriftlidjcn (S-rjicIjung unb fpridjt ba in ungemein
anregenber, warmer unb ool'ötümlicber (Spradjc oon bcr 5ßflid)t bcr Altern, ibre
Srinber d)riftlid) ju erjie^eu, wie bie (Erfüllung biefer v3flid)t febon oor ber &>od)=
«it beginnt, wie bem flinbe fdjon Pom (Geburtstage an biefclbe ju teil werben
follc unb mic fie in bcr ^orfdjuljcit befonberö im Gltcrnbaufc ju gefdjeben bat;
oon bcr fjoben !&eftimmung ber .Qinber unb wie biefe nur erreicht werben !ann, wenn
prattifd)e8 («briftentum bie Minber oon Anfang an umgiebt, bie böfen Iriebe bei ihrem
erften Anfange ausgerottet werben, bic Minber frühzeitig ju Wott gefübrt werben,
bic CHjicrjcr bcnfelben mit einem guten iBeifpiel ooranlcudjtcn, bc8 $Hnbc8
gr&Bter Sdju^, bie Unfdntlb, forgfältig gegen aöe Gefahren befebüfet wirb. Ter
2. Seil bef)nnbelt bie fiebtbarni Bchußcngcl bcr Srinber ober bic $armf)enig=
feit, weld)c ade guten (^brifteuleute für bic ftinber haben muffen, wobei in febr
feböner 2Beifc bie £icbc be8 göttlidjen Sjcrjcn > aI8 &orbitb unb einigcnbe8 S3anb
aller ftinberfrcunbe ^ingeftellt wirb. 25er 3. Xeil ift eine geiftoolle unb anfd)au*
liebe Auslegung beö befannteu fehönen Siebes oom ftinbe, oon SH. iBrcntano. —
Ter ^erfaffer weie bem ©toffe immer neue8 £eben unb neue8 ^ntereffe abzuge-
winnen, fo baft bcr üefer, ohne ju ermüben, feinen 2Iu8füt)rungen folgt unb oon
beren SBahrbcit burd)bringen wirb. Äeiuer wirb baöfclbc au8 bcr ^>anb legen,
ohne auf8 neue für bie Ziehung ber 3ugenb warm begeiftert 31t fein, aber aud)
ohne ben feften s<Korfa& gefaxt ju hoben, alle8 p ttmn, um bcr t^cranwacbfcnbcn
J^inbcrwclt burd) Süortc unb Xbat, im «eifpiel unb in bcr )öeruf8thätigfeit ein
ilüoljltbätcr unb wahrer ftinberfreunb ju werben. — 9Rögc ba8 löud) eine recht
weite Verbreitung finben! (^8 wirb großen Segen fpeuben.
Digitized by Google
bbnernc töeiqen tft bie ncuefte förftnbung auf muflfalifcbem (Bebtet. Sie
n oon einem §errn tfubmig :Hobrmann ju ffraufcbmifc bei Gödlau bergcftefft
foden jtd) redjt brauchbar ermcifen. xJhir ber cigentlidje Xonförper beftebt
lö gebranntem Xbon, bie übrigen Teile finb oon .s>oh unb role bei beu fcolj
rtflen befdjaffen. Xodi tft ber Stimmftocf im Innern ber ©etge ebenfalte oon
tjon; er beftebt an* jmei Städen, ftatt rote bei ben ftoljgeigen auo einem, ba
,e Xtjonbeete ftärterer Unterftü&ung bebarf. Die Weige bat ein redjt gefällige*
usfeljen, ift aber etwa* fernerer ate bie Jöoljgeige (750 Wramm), bafür bebeutenb
Iii cur. vorr iHobrmann foO nun ben §3erfud) madjen, aueb größere (SttetäV
ftrumente, mie SJratfdjc unb Sello, bcrjuftcllcn.
Da* iltefte Wad) Der 2öeit bilrfte ber „l'apyrun Prwse" fein, ber einen ber
rrtnollften Sd)ä&e ber Wationalbibliotbef in 93ari« bilbet. Der Sßapgru« rourbe
m griffe tu einem Xbebanifcben Wrabe entbceft, ba« außer biefem Öudj aud) bie
turnte ctneS üDcitqliebeö ber erften Xbebanifcben Dtjnaftie enthielt. Hütt ber
rrfroürbtaen Schrift felbft gebt aber ljeroor, baß üe an -3 ber Regierung bett
bnia<& Aifa herrührt. Der Xitel ber Sdjrift beißt: „Serorbnungcn be« ^Jrafeften
lattj — footer, ber unter 9lffa, ftbnig be« Horben« unb Süben«, lebte." tiefer
Ra. lebte 3350 uor (£br. (?) 35a* $ud) roenbet üd) an bie höheren klaffen unb
tttjalt für bereit fflebraudj l'ianmeu unb ^eobad)tuugett. Der iöerfaffer erzählt,
lfe er 110 3abre alt gemorben unb alle (tfunft unb Würben oon feinem Äbnige
rfanren babe. (3nfn»- euteratuibiattet.)
cUauitlidjc rdjulcn in Moni.) 4öie mir ber KioiliA cattolica entnehmen, giebt
i in iRom mehr päpftlidje mie Staats« unb ftommuualfcbulen. Die päpftltdjen
:d)ulcn, roelcbe gemeinrnn fatbo!ifd)e Sebylcu genannt werben, fteben unter ber
Verleitung be« ttarbinaloifarS, meldiem Übermad)ung«fomitee«, 3nfpeftorcn unb
ber 200 Direttoren jur Seite fteben. 3n benfelben tft ber üebrplau berfelbe mie
n ben 9tegierung«fd)ulcu, bie üftetbobe bafiert aber auf chrntlicheu Wrunbfäfcen.
Die Srnabenfcbulen laffen fid) auf folgenbc SBeife flafnftjteren : ©ratiSfdjulen 28;
ablenbe Schulen 14; Slbenbfcbulen 13; fatcdjetifdje Sdntlcn 8; (Srruerbefdjulen 4.
Wäbdjenfdiulen: (Mrati«fdnilen 50; jablenbe Schulen 32; ©onntagafdntlcn 18;
stedjetifdje Scbulen 7. ferner giebt e« 3nbuftrie- unb (Seroerbefcbulcn 10; Örati«--
fple 18; jaljlcnbe Afple 5; SÖaifenbäufer 21. 9ln bobern ©djulen — uon ben
ablreidien geiftlirben Scminarien unb ben tbeologifdien Sdjulen abgefeben — jäblt
tan in 5Rom 26 3nternate, bapon 5 für ftnaben unb 21 für ÜJcäbeben unter Öeituug
on OrbenSfdjmcftern. Unter ben böberen llntcrricbteanftalten finb bie \}cx\>oi^
ngenbften: ba» 3ftituto Angclo 9Wai, ba« 3ftttuto vJJ?affimo alle Xcrtue, baö Pari*
anifebe Seminar, bad (SoUcgio 3. 3ttaria, batt 3ftituto teenico De 3Rerobe, bad
tollegio be' fctriffimi auf ber i'iaya bi Spagna unb baS 3ftituto normale bi
5. Gaterina für SWabdjen mit 200 ©dhülerinnen. Der Satifan oerauSgabte für
»tele ber obengenannten Sdjulen ^unberttaufenbe oon ßire. — ©o bält bie Ätrd)e
•ie «Übung bed SolteS hintan! (lUag. f. $äb.)
Sricffaftcu ber sJicbnftiott.
9tad) Sdiiupv SBantm fommt feine Originaltorrefponben) uon ber fd)önen
Sefttondüerfammlung in SBrunncn? — 9lad) <öt.@allen. 2Bäre c8 nidjt beffer,
tUfällige 9erid)tigungen ober Ergänzungen ber ftenefponbenjeu unferer „$äbag.
Blätter" ebenfalte benfelben anvertrauen, ftatt ne politifcbcn Leitungen einyi
enben? Sic mären bod) ba am heften am $la^e. 2Btr laffen ben (Mrunbfa^:
Audiatur et altera pars gerne $ur Weitung fommen. —
^itferntc.
Cnrl ßittnmiit in Ülettjtkcn
einzig bered)ttgter tJnbrifattt in ber ©dimeij uon Üargtaberä patentierten Xnrn*
Reraien, empfiehlt ben tit. Schulen, SInftalten unb Vereinen feine, Pon erften Au-
toritäten rübmltd)ft befproebenen 'JIrm: unb ^rnftitärfcr unb >>autchi mit
feften unb reoujierbaren (Vernichten ju bebeutenb berabgefefeten greifen. $rofpette
unb ^reidlifte, fomie Ia. ^euguific pon ©d)ulmännern fteqen gerne }u Dienften. '
| ie gitfluffprnfttngett
am Jle^rerfemxnar in l*ug
finben Montag unb $ten3tag ben 22. unb 23. >li ftott
unb jtuar in folgenber Orbnung:
SWontag oormittag«: 8— 9'/4 2Jlatbematil m. R. u. I. u. U. 8. 9V4— i
Religion III. R. u. I. u. n. 8. 10— 10'/, Religion III. 8. 10'/.— 12 $äbag. ar.
SNetfjob. I., U. u. in. 8. 9ta$ mittag 8: 2—2% 9Batf)cmatif III. 8. 2*4-3>
ftranjöfifd) III. R. u. L 8. 3«/4— 4 ftranaöfifd) II. u. III. 8. 5-7 2RuftfaIif d;
&äa)er I., a, UI. 8.
SMenStag öormittagS: 7—8 ©eograpfne III. R. u. I. u. IL 8. 8—
$eutfd) III- R- u. I. u. n. 8. 9— 9V3 $eutfd) III. 8. 9'/a-10»/4 ©efdjidjte IH. ü
u. I. 8. 10y4-ll'/4 ©efd)id)te II. u. III. 8. ll«/4-12 Sanbroirtfajaft. »ad
mittag«: 2— 23/4 9laturgefd)id)tc ni. R. u. I. u. II. 8. 2%— 3", 9iaturlcfcrr
$$rfU III. R. u. I., II. u. IU. 8. 3'/2 4 Vi SRaturgefd)i$te unb (S&crme ULS.
Hbenb8 Va5 mufifaltfdic unb gnmnaftif^c ©djlufeprobuftion. @djlufei»cr
3u alei^cr 3rit finben aucrj bie ©djlufeprüfungen an bet SRcalfdjule unb bc
©umnafialabteilung be8 spenftonate« ftatt.
3u 8ar)lrcid)em »efuerje labet freunbltdjft ein
$ie Tttettton.
&crbfr*fcJ>e 3Jcrlag«f)aiiMuri(j, ftreibura. im Srci8gau.
Soeben ift erf Lienen unb burd) alle 29udjl)anblungen ,u begießen:
Baumgartner, ,0., <pbaa,oa,if ober tSrjiffjurigSlfljre, mit befonberer
©erüdftdjtigung ber^ pfndjologifcben ©runblagen für ße&rcr unb (£rjieber.
dritte, umgearbeitete Hufla^e. 8« (Vin u. 238 6.) 3R. l. 80.
ftrüjjer finb oon bcmfelben öerfaffer erfcf)iencn:
— $fodjologic ober 8eclenlef>re, mit befonberer SJerüdftdjtigung ber ©ajulprap*
für ßefcrer unb ©rsierjer. dritte, umgearbeitete Huflage. 8°. (VIII
u. 132 6.) SR. l. 20.
— SJeitfaDen der Unter ri(&t«tebre, befonbcrS für Öefcrcr unb bic e« »erben
motten. 3>aju al« Slnfmng: Slbrife ber ©entleere. 8°. (VIII u. 254 6.)
m. l. 80.
„eilten trifft ei fl*. bofj beaeifterte »atme, f<b»net «ttl unb tiefe «Biflmföafta^feü fe»
jufa«en in emn $«nb flnb. D«i «bet ift bet gafl bei ben eben anaefAbtten «ebtbftdiero. . . /
(«Üierar. «njciaer. «taj 1890. Kr. 11.)
Maut, P. 0. S. Fr., (ftjriftud al* Setjrer unb (Riebet, ©ine
päbagogtfcbbibaftifäK <Stubie über ba8 Ijctiifle ©oangelium. TO 8lppro<
bation beö rjodjnj. fterrn &räbüö)ofö oon ftreiburg. 8°. (XII u. 240 ©.j
3JM. 80; geb. in ßcinmanb mit ©olbtitel SR. 2. 50.
tflurio UebunQtn in
(Ovtljorivrtpljic, jutcv^nuhtioit, iDort
.t»erau8gcflcbeu oon ber ft. aatttfcf)en ©efuiibarlcbrcrfonfercnj. — 80 9l>
Slnerfannt trefflicbeS ßcbrmittcl. 3" begeben oon
U. ©tctßcr, 6elunoarlctyrer in ftlawil.
Digitized by GßPgle
F
I
k
i
4 r< -
■ Ä Ii
i
K<
►;<i
!
Ii
l
►:<!>■
ptopgtfdje pttti.
Bereinigung
feed „6<*u>ci| (tr|lcöuufl0fre nnöe«" unb Der „ItaDanofl. iWoaot«(*rift
|rgan
fte* Vereins katljoL Jeljrer unb Sdjulmänncr
Her jSdjmetj
unb be# (d)tDcijerif(^cn fatfjol. <£r$te()iiitg£toerein£.
Bmritrr Jahrgang.
15. £eft.
(ßrfäeint 2 »ogen fiorf i« ben 1. unb 15. eine« jeben Donata.)
3ug,
fcrutf unb l^tpcbition üon 3. SR. iölunjdji.
1895.
"♦♦fr*"' vE*
_Z. - ._ »
- **>
I
j
!«
I
M
I
I
Mi
TMF UMVFR<r~ "HIGAN I "
Digitized by Google
gn$att
1. ©eoftraabifdje Ortänameu unb Sbrtdj&iörter. (©infufruna. in ba* 8er»
ftanbni« berfelben.) (ftortfefcung.) 449
2. neue WetaO. (SBon ©ef.*2. ©taub in SB.) (3rortfcfcunß u. ©djlufe.) 4&5
3. 64ulc und ©r|tebBBfl. (»on einem ßebrer au« bem SBattiB.) (<Sd)lu&.) 463
4. Hpb»ri4men über Srjiebuufl. (H. B.) «7
5. $K5aß0ßif4e 92unbfdian 46v»
6. fNtbaaoflWc ÜÜteratur unb tteprmittef 480
7. 8erein$BA<$ri(Irteii 480
8. SerfftieleRe«.
9. 3iferale.
k
— 4*H«-**
Digitized b^G^ogl
äkpijififi* 3Whv.
Bereinigung
bt8 „Sdjwtij. &r)ie$ung0frrutibfg" unb *er „tpäbagog. Wonatßfd|rifi".
unb M fd)tt)ci^crifd)cii fatfjol. ($r$ief)ung3t>eretn$.
gttg/ 1. fluguft 1895. | 15. j 2 Mrging.
SRebaltionSfommiffton:
tXt ScmiMrMrtrtofcn: g. IJhrat, ttfcNTcft.Swrn; $■ Baumgartner, Am«; We boft». ßmn: Dr. grtbol.
Vefrt, «Prof., (tbur; Sto »cnj, ■■Bf arm, »er«, «t. et. ®a(ltn unb $m «t^r« StpM tn (Stfifelb, Uli.
de <t inten bnngen Rnb m ^emtnarblurtcr » a u m gar I »er |a rta)ten.
Abonnement:
erf«dnt mciuKid) 2 mal |t brn 1. trab 15. be« Vtonatl nnb fofict |«*rU4 fftr 9erehi*mttaHeber 4 gr. ;
ffir felramtaranbi taten 3 gr.; fftr »febimilaUebtt 5 Jr. « e fi r (( u n ge n beim Uerleaet: 3. Vt.
Slnnf*!, »uebbruitr, 3««. — 3nfeeate »erben ble tytUjetle nlt 10 *». berrdmet.
(£eoQYap§ifc§e Qxt&tuxmeti und £pvicfytvövteY.
(©infübruiig in bo« 5Berftdnbni8 berfelben.)
(Sortfefcung.)
Sine ganje Wenge beutfcfyer tarnen begegnen un3 in ben beutfd)en
93efifcungen auf Weu.@uinea, bie feit 1885 „tfaifer SBilfjelm 2anb"
f>ei§en : ftriebrid) 28iH)elm§()afen , Braun idjroeig unb« 33abenfjafen, Söürten»
berg=, Reffen«, ©ad)fen=, Waffaubai, ßaiferin Wuguftoflufe , ©teptjanSort,
3)eutfd)Ianbf)afen, 5Bi§marf'9lrd)ipel, 33i§marfgebirge, Branbenburgtüfle ic. ic.
(§5 jeigt fia) in afl biefen Wamengebungen, rote richtig $11. 31. SBeder im ad«
gemeinen jagt: „3)ie Warnen, je tiefer fie fid) in bieSBorjeit uerfolgen (äffen, finb
um fo geioiffer Don Werfmalen bergefommen, bie in ber Statur 6er (Begen»
ftänbe liegen. 3e jünger bie Warnen werben, befto weniger finb fte burd)
finnlidje ßiubrüde bebingt, befto meljr fprid)t au3 ifjnen irgenb eine SRüdfidft,
bie mit ber Watur wenig ober nict)t$ mef)r 51t tljun tyat, fonbern auf bie
fokalen 33erf>ältniffe fnnmeift." (6. <£)
„$er (Srfa&rungSfafc , bafe mit fortfdjreitenber ftultur bie Waturnamen
föroinben, fyat aber au$ in feiner Umfefjrung bie öoflfte ©eltung, ba8 beroeifen
5. bie ftaprjollänber, bie, ein tfulturbolt im ©üben Mfrifa'8 jum
Waturtoolt roerbenb, if)re Warnen mit Vorliebe ber Tierwelt unb bem Söaffer,
bem 3äger unb Womabenleben entnommen fjaben, fo j. 33. in ©rofe* Warna»
quatanb: Sandfontän (Sanbbrunneu), Grootfontyn (©rofebrunnen). 3n
ber Papfolonie Anisfontrin, Modderfontein, Koeberg, Vogelklip,
Digitized by Google
450 -
Büffelfluss, Ort Bontekoe, Springbokfontein, (D. 9t. 59b. 6).
Elandspruit, Webenflufc beS (Srocobile 9tioer. 3n frühem Sohren fanbcn
ficb bir (Slanbe ^ter in beerben Don $aufenben. *Wan jagte fie bafelbft,
inbent man fie in ben t£Iufe hineintrieb, ber Don beiben Seiten mit ßeuten
befejjt mar, unb fie bann herauSjog, wenn fte ertrunfen waren. DaS Jfrofobil
ift beute noch in beiben ftlüffen l)äufig. (D. W. 9b. 8). 5Bie bie ©olb*
felber in Hmerifa unb Wuftralien, fo gaben fyier bie diamanten 53eranlaffung
£U bieten geographifchen Warnen. Spektakel-Miue (ftapfolonie). —
(D. 91. 53b. 6). Welgevonden = SBohlgefunben, garin im SranSoaalftaat,
Diflrift „SOßaterberg" (5Bafferberg), 23 teilen Dorn Wblftrom, als öffentliche^
©olbfelb erflärt. Sie ftöftt an bie f$arm: „Ente Geluk" = erfleS ©lüd.
(D. 9t. 53b. 6.) daneben finben mir oft ben Warnen, de Jager (ber 3äger).
(D. 9t. 53b. 1).
©o fetjen mir allüberall djaralteriftifch ^erüortretenbe Werfmale ber einzelnen
SSÖlfer unb geograpbifa>n (gebiete, auS benen inSbefonberS ber 5unbamentalfa|
ber Wamenfunbe hert>otgef)t, bafe nämlich ein Sott in feiner Äinbljeit Wann«
namen, bei fpäterer (Sntroidlung tfulturnamen giebt, unb bafe biefe ber Shiltur-
richtung fonform finb.
Dafe un8 bie Warnen jum ettmograpbjfa}en gü^rer merben fönnen, brauet
nad) bem ©efagten (aum nod> ermähnt ju merben.
9Iber felbft, menn mir innerhalb eines SanbeS bie Ortsnamen Dergleichen,
finben mir fetjr t)äufig höchfi intereffante Wamengruppen, meiere bie Eigenart
eines tleinen ©ebieteS jum HuSbrud bringen.
©o erinnern j. 53. 5ot)(reict)e Warnen ber 9Rarfd)en baran, bafe fie aus
Wurthhöfen Ijertoorgegangen. HOurtf), 2öortt), 5Berft u. f. f. finb Warnen
fünftliä>r $ügel. Diefelben mürben fo h<"h aufgebaut, ba& fie 6011 ben
Sturmfluten nicht überfebroemmt mürben unb für 2Bol)nung, Scheune unb
5JiebftaQ Waum gemährten. Wodj jefct finb auf ben fog. $>afligen (= niebrige,
uneingebeid)te fricftfdr)e 3nfeln) bie £>öfe auf Söurthen erbaut: SBotjnungen
auf ber See. Die 3krfolgung biefer Warnen führt jiemlia) meit inS SMnnenlanb
hinein, in baS „Hiemanien beS WeereS", baS gleiji unb 9luSbauer ben
*DceereSarmeu entriffen unb jn einer ber frudftbarften tfulturftätten umgefebaffen
bat. (Cübingmorth im ßanb fabeln, 2öörben, glebermurth, §emmerrourtb.
^oppenmurth, (SbemaunSrourth , SBufenmurtb, Srennemurth in Dithmarfchen.
OlbenSmorth unb 5öi&morth bei Hönningen), Wudt} baS Sanb SBurften unb
bie ©urftfriefen Derbanfen moljl bem llmftanb ben Warnen, baf$ fw urfprttnglich
auf SOÖurtljen gemohnt hüben. (D. W. 53b. 8).
Die zahlreichen Dörfer auf goo (beutfeb, ©au) bafelbft geben 3eugntS
Don ber ffiruppierung ber 53ölfer: ^riefen, ©ad>fen, ffrranfen. Die lefctem,
Digitized by Google
451 -
ttwlty gegen ben ©üb« toorgerüdt maren, bebectten mit ihren goo'S baS
ganje füblic^e #oflanb. (9t.) Sergl. auch bif jahlreia)en Orte auf »bam,
•bijf, *8tuiS, Ohmden), fomie bie Ortsnamen »mörtl), «merb, derber, mürber,
bafelbft unb anbermärtS.
§5 barf uns aua) ni#t rounbern, wenn gerabe in ber Umgebung bon
sBeltftäbten jene tarnen ^äufig finb, meiere einen Meinen Ott bezeichnen,
$. SB. um ^JariS eine gemaltige Wenge Ortsnamen auf ville, baS roofjt jur
3*it ber 9tomengebung ben tat. Segriff villa = fianbljauS, ttanbfijj h°tte,
unb um bie alte ©rofeftabt Söien bie grofje Wenge bon Ortsnamen auf
borf, jo ßang»(Snjer8borf, ©tammerSborf, ©treberSborf, ©eraSborf, SeblerSborf
(Sttarfgrafneuftebl), KaaSborf, Stufcenborf, ftloriSborf, ©roBs6njer8borf, ©d)ma-
borf, KaifereberSborf , StiebermannSborf, 9Jeuborf, ©ittenborf, ^SurferSborf,
^era)tholb$borf, 9tygerSborf, Söfenborf, 3njerSborf, £>üttelborf, ©taaSborf,
Kahlenbergerborf, afle in unmittelbarer 9?ät)e ber £auptflabt. ©. Karte bei
SRecluS. kleben biefen 22 Ortsnamen auf „borf führt bie Karte nur 25
anbere tarnen auf, mit Ausnahme ber eigentlichen SorjläW
2Bem finb nicht auch bei Setrachtung einer Karte Düringens bie bieten
„leben" aufgefallen: HfdjerSleben, ©aterSleben, «feieben, SanSleben, mietleben,
6i8leben unb biele anbere. görflemann führt über 160 alte Seifpiele an.
$er Warne ift üiel umftritten morben (f. 6. ©. ©. 90 u. 107; 6. II ©. 531);
nxujrfayinlia) bebeutet er „9to<$lafe, 6rbe".
©ehr häufig jeigt fich ferner in ben Ortsnamen fleinerer 9täume eine
gemiffe Segrif fsoermanbtfchaf t. ©0 begegnen mir in ber Wabe Srügge'S
ben Orten Westcapelle, Rsunscapelle, Oostkerke, (fird)e)# Coolferfe, Moerkerke,
Vive Chapelle; auf ber 3nfel Söalcheren: Westkapelle, Oomburg, Ostkapelle,
Serooskerke, Grijpskerke, Koudekerke (Kalte Kirche). Sei bem ©eebab
Domburg fanb man 1647 im Weere bie 9tef)e eines ber OrtSgöttiu Weljalemia
gemeinten Tempels, bon bem man Stüde mit 3nfa)riften enthob. (9t.)
3m ?)ofemitethal in Kalifornien treten bie ftelSmaffen oft fuppelförmig
auf. 5)ie Ortsnamen entfprechen biefem architeftonifeben Sau. $) 0 m mehr*
tnalS bortommenb, jeigt baS Sorbanbenfein mehrerer fötaler ftelSfuppen an.
$ie ^^Ürpfetlfr bilben beim Eingang ins $bol [El, Capitan = ber £aupt«
mann im Horben unb] bie KathedralfeUen im ©üben. Kuf ber Worbfeite
folgen weiter bie 3 Sriiber, ber Norddom, auf ber ©übfeite bie fpifce ©ruppe
ber Kathedraltürme, ber 2öächterfelfen (Sentinel Rock). 3n ber liefe beS
ZfaltS bie feltfam halbierte höh* Kuppelform beS $alf-$om = Halbdom.
Stafelbft ber Breidal-Veü-Fall - Srautfa)leierfafl, ber 192 m frei herabfällt
unb bie 91 m feines roeitern SöegeS in einer SReihe ^errücfyer KaStaben
über Srümmerroert ooüenbet. $er 2Öinb treibt oft ben oben frei faüenben
Digitized by Google
- 45* -
%t\\, ber in fcbneeroeifeen ©taub aufgetöft ift, jur Seite, fo bofc fr roie ein
Soleier am garten greifen binroebt. ($. ». 93b. 1.)-
©o feben mir, bafe bie Ortsnamen allüberall OrtSbefdjaffenbeit, (Sbarafter
ber JBebölferung ober ber namengebenben ßntbeder, ©efcbi^te unb Sage
mieberfpiegeln. „3n ber geogwpfjifdjen Nomenclatur eine« jeben SanbeS . . .
fommt bie $erritolialgef($id)te jum WuSbrud. bliebt nur bie Nationalitäten,
mel$e beftimmt begrenzte leite ber (Srboberfläay jefct inne tjoben, fonbern
aud) bie Hölter, meiere auf beinjetben 93oben im Verlauf ber 3eit SBobnfitj
ober ^>errfcf)aft aufgefcblagen Ratten, ober aua) Hölter, roeld>e auf bie je«
meiligen CanbeSbemobner beberrfebenben, ^t&ilifatiori ober blofe Sitten Der«
breitenben (Sinflufe ausgeübt tyibtn, ferner bie Nationalität ber (Sntbeder
ober 6rforfd)er, meldte jur Namengebung Dörfer unbefannter ober unbenannter
Sofalitäten berufen maren, fomie bie beS tolonifierenben Staates laffen in
ben geograpt)ifd)en Namen teils mefjr ober meniger oermifebte, teils unmittelbare
©puren ibrer Sproa)e erfennen". (2. (Sroalb in
$er 93erfaffer gebt fobann ju einjelneu leitenben ©rünbfä&en für feine
Arbeit Uber unb berührt in erfter Sinie bie oielumftrittene grage über bie
91u§fpre$meife ber geograpbifaVn Namen. 93ebeutenbe Tutoren im ©ebiete
ber ®eograpbie finb für möglid&fte SJerbeutfdjung ber geograpbifa>n Namen,
anöere nid>t minber mistige unb bebeutenbe moflen ben (Eigennamen ibren
frembfpraa^liaVn ß^orafter ehalten. Wit Necbt mirb bemerft, ba& übrigens
ni#t bie HuSfpradje ben &ern beS Namens bilbe, fonbem ber Begriff unb
bie Grflärung ber Saa> über ber ßrflärung ber SluSfpracbe ftebe. 3n ber
Witte jmifa)en beiöen (Sjtcemen bemegt fia) bie im ©erläge oon £irt
erfdn'enene „Anleitung jum Schreiben unb WnSfprea>n ber geograpbifdjen
ftrembnamen", mela>e fia} auf ff. oon Dr. (Sgli begutachtete 93ef<blüffe einigte:
§ 1. Die geogr. Eigennamen aus germanifeben unb romanifebeu Sprachen
erfdjeinen in nationaler Schreibung unb mit nationaler SluSfpradje.
3ufa& a) 931ofee Cotinifierungen merben in latein, bejm. beutfa>r SBeife
gelefen, j. 53. Virginia, nic^t mörbfebinict.
3ufaj> b) (Sine SluSnabme macben bie feit 3abrb"»berten allgemein
eingebürgerten beutfa>n Namenformeu, mie Nom, Neapel.
§ 2. 6(aoifa)e unb magnarifebe Namen merben ebenfalls in nationaler
Schreibung unb mit nationaler 9lu8fpracbe gegeben.
3nfafc a) 6ine 9lu8nabme bilben Namen mit biafritifd^en 3e^en, für
bie ber beutfa^e Cautmert eingefefct mirb, j. 93. Fnischka Glora.
3ufa& b) Sllteingebürgerte beutfa> Nebenformen finb aud) b»er bei-
zubehalten, j. 93. $rag, Söarfajau, EtoSfau.
Digitized by Google
- 453 -
§ 3. Wanten aus anbern 93ölferherben erhalten:
a) bic Schreibung nach beutfchem Sautmert, infofern jene ju Jhilturnationen
mit eigener tfitteratur gehören, j. 8. Maissnr, Jokohama;
b) bie burd» Entbecfer unb flnfiebler eingebürgerte Schreibung, mofern
fie litteraturlofen Böllern entflammen, j. 33. Chile, Jamaica.
3ufafc: Warnen, bie bon einzelnen EntbecfungSreifenben ermähnt finb,
folgen ihrer Autorität, mit tljunlichfter Anlehnung an bie beutle ©chreibroeife.
$)a ber SSerfaffer auf eine möglichft richtige WuSfprache ber geographifajen
Warnen fflit, fo fchicft er bie roichtigften Regeln für biefelbe öorauS, führt
bann bie michtigften ©emeinnamen auf, ba in ihnen 2anb unb Seute am
beuttichften ftch fpiegeln. „Die als Eigennamen oermenbeten 9lppellatiba finb
bie Denffteine jener altehrmürbigen 3"*™* wo .freimat noch oaS bebeutete, mag
in bem 3öorte liegt : ben engen ftreis, ein HeineS Stücf 2Belt um baS trau»
liehe £>eim tyxum, baS jeber tannte mie [eine befdjeibene 93ehaufung. Da§
SSächlein, ba« borüberraufchte, h»fB »*ber 39ach"\ ber §ügel, ber anmutig
barüber hinroegfehaute, mar „„ber 93erg"", „„bie ^öhe."" Erjt als ber
Sölid ein weiterer mürbe, als mehrere Serge, mehrere ©emäffer, in ben
©efid)t§freiS ber „„fieute"" rüdten, bie näher mit etnanber in 53cjiet)ung
traten, ba marb eS nötig, bie unter jeheibenben SRertmale h^au^ugreifen
unb onomatologifa) }u bezeichnen."
„Der Waturmenfd) belegt nur feine nächflen Objefte mit Warnen, benen
ein charafteriftifa>§ Unterfd)eibung8merlmal bor anbern gleichartigen fehlt.
Der ftlufe, an bem er mohnt, ift baS SBaffer, baS grofce 2Baffer, baS ,,„2anb*
rDaffer"" unb jeber Stamm bezeichnet ihn mit bem aus feiner Sprache
entlehnten (Gattungsbegriff, ber baher fehr häufig als Eigenname auftritt unb
für einen ©egenfianD fein* oerfchiebeu ift. „„Der Ob heifct bei ben SGBogulen
%%, bei ben Samojeben ftolbü, bie SGÖolga bei ben üRorbroinen Whau (bei
^tolemäuS Wha), bei ben Sataren je&t noch 3bel, «bei, mie im Mittelalter
3tel, 3til."w «Bergl. feit? dur, beuifch Ha (fleh) unb anbere Stämme
(Sur, Isar . . .)•"
„Weben bem ©affer ift es baS Welief ber Umgebung, bie Unter«
fcheibung üon 53erg unb Zfyal, bie frühzeitig zur «uffteOung ber ®runb*
bejeichnungen ber ^laftif führt. Die nahe Erhebung h<'fe* $ erg, bie
£eimat einer abgefchloffenen ^halbfööllerung ift ihr „„tyai, Vals, Vallis
(«©aMS)."" SöaS baS «uge nicht mit einem Jölicf überfein tonn, alfo baS
©ebirgSfnftem, fyai (einen allgemeinen Warnen. (Dies ift ja noch heute ber
ftafl beim ^auptgebirgSjug ber öalfanhalbinfel unb bei anbern.)
Erft ziemlich fpät fonnten fia) bie Warnen ber Sänber unb 2anb»
maffen bitben; bie fefie SJorfteOung oon ©ochlänbern unb 3nfeflänbern ift
erfl in ber neuern 3eit in bie miffenfehoftliche ©eographie eingeführt morben.
Digitized by Google
Unb jroar ift baS ganj erflärlkb, „,,ba fclbfl b«m geübten fluge be§ Sffeifenben
fold>e ©efialtungen entgegen fönnen, bi$ feine roiffenfa)aftliaVn 3"ftrumente
ifnn ben WacfyoeiS liefern"" (Äuge, flbfjanbl.). ^)ie Erweiterung be« £ori«
jonte* wirft in 53ejug auf bic Warnen nad> jroei Seiten Inn: $ie Unter«
Reibung berfd)iebener Objefte füf)rt jur Einfüfjrung Don $eftimmung*roörtern
ober jur St^affung neuer Gattungsnamen beljufS genauerer Sejeit&nung ber
djarafteriftifdKn «Werfmale be3 Objefte«. $>er roalbreicfce Serg roirb „„SBalb""
ober „„£>art"" genannt im Untertrieb jum „ „fallen Serg""; ber jerfägte
Gebirgszug erhält ben Hainen „„©ierra, Serra"" jur Untertreibung Dom
„„Müden"" ober „„Grat."" $en ,,„Sa)neeberg"" nennt ber flnroo&ner
„„Wort Slanc."" SefonberS ijt e$ bie intenfibe roirtf($aftlic&e $bätigfeit,
roeldje ber Bebauung beS SobenS ju teil roirb unb auf bie Seobatfctung ber
Serljältniife lunbrängt, roelcfce bie Erzeugung begrifft fäarf umgrenzter
Gattungsnamen bebingt. „„Weier roeift für ben Äanton 3ürid) 109 ber-
fctyebene $errainbejeic$mingen naa), roelcr)e, fei eS für [\$, fei eS in 3«s
fammenfe&ungen, auf bemfelben Gebiete 800 mal oorfommen. Waljeju-bie f>älfte
finb Segnungen für „„9lnr)ö&e"", „„Serg"" unb rourben urfprfinglicfc
für ganj beftimmte #ör)enformen gebraust. Muffaflenb finb in ben alt«
fafiilifc&en 3biomen bie bieten fluSbrüde für bie ^Ijbfrognomif ber GebirgS*
maffen. 2)a8 5trabifd)e unb $erfifa)e befifct einen merfroürbigen 9tei<$tum
a^ara(teriftifa)er Sejeia)nungen für Ebenen Steppen, SBüfien, je nadjoem fte
gan$ nadt ober mit Sanb bebedt ober burdj Bildplatten unterbrodj<n fmb,
ober lange 3üge gefefliger ^ßflanjen barbieten, ein Seroeid für ben linguiftifdjen
9teid)tum, melden ein inniger ffontraft mit ber Watur unb bie Sebürfniffe
beS mütjeboOeu WomabenlebenS Ijaben Ijerborrufen fönnen."" (E. 91.)
Sei fyöljerer Kultur roerben bie 2(ppeflat. immer roeniger als Eigenname
beruht. Seim jurücfgefyeit ber ftultur treten fie roeniger mannigfaltig auf.
25ie MuSbrüde berfladjen, bafür aber erfefyinen jene, bie fid> im 6praa)fd?afc
erhalten, häufiger als Eigennamen.
„„5)er Serroenbung genereller Sejei$nungen bietet eine beachtenswerte
93erfdnebenr)eit, infofern roir Mit» unb Weugriec$ifc$ bergleia)en. $ie Bus«
brüde rjaben ifcre urfprünglidje Sa)ärfe eingebüßt ... 3m 2Biberfpruc$ mit
ber Etymologie unb jugleiä) in bireftem Gegenfafc jum antifen 6praa>gebraua)
fann ber Warne Äfrotiri jebe Sanbjunge bejeidmen; er finbet fi$ in ber
%fyai auä) auf floate, fanbige Sorfprünge angeroenbet. $ie 9f6f4>roäe$ung
d)arafteriftifd>er Generalnamen, burrl) langen Gebraud), Älter unb litterarifcf^
SBiflfür t)at übrigens au$ anberroärts ftattgefunben."" (eb. d.)
$iefe 9lbfdjroäa)ung ber Gattungsnamen ift jebod) nia)t notroenbig eine
golge be« 3ürüdge^en« ber Kultur, fonbern fe^r häufig blofo bie 2öirfung
einer ^nberung ber flulturria)tung. derjenige, ber ba« ßanb urbar inao)t,
Digitized by Googl
- 455 -
muß natürlidjerroeife feiner fortwäljrenben Veobadjtung entf&red)enb, in ^rlur-
namen j. V. eine Diel größere 9lu§roafj( hflben, als bieS in einer späteren
3*it ber ftafl fein fann, wo eine anbete ftulturrtchtung bie bominierenbe ifi."
(^rortfe^unß folgt.)
Pas neue ^ftefaff.
(Von 6ef.*Ö. 6t. in V.)
(ftortfefeung unb @$luft.)
IV.
$0$ f<t)on t)eute tft bie SHuminiuminbujhie in boflem (Sange. Vermöge
feiner (Sigenfchaften läßt baS neue 2Retafl, tote wir im ftolgenben noch fet)ert
roerben, eine öielfeitige Verarbeitung ju. Uber biefe Vermenbung be§ Aluminiums
al« reine§ detail, bejfen Sigenfchaften unb Regierungen giebt bie 9Htien»©efefl»
fct)aft «Heuhaufen ausführlichen Vericht, auS welchem baS £auptfä(hlichfle hier
folgen möge. VMr roerben barauS erfet)en, rote ein großem $db fi<h bie
Wuminiuminbufirie fa>n errungen t>at unb noch erringen roirb. §S roerben
fieh, fo entnehmen roir bem Verichte, noch bie mannigfaltigen Vermenbungen
finben, an bie roir l)eute nicht benlen, fobalb erft baS Vefanntwerben be§
jefcigen niebrigen ^reifes 3nbuftrie unb ©eroerbe $u neuen Verfugen anregen
roirb. Wußte boa) naturgemäß bisher ber hofa $reiS beö TOetaflS feiner
Verbreitung berhältniSmäßig enge ©chranfen fefceu unb bie 3eit hat erft
angefangen, ba, angelodt bureh baS ©infeu ber greife, ber eine ba, ber anbere
bort in feiner fWIen VJerfjiätte bie Vorteile beS EcetalleS für feine fbejieHen
3roede auSjunü&en üerfucht. Viele, bie einen Vorteil gefunben, beden ihn
ängftlich mit bem ©chleier beS ©eheimniffeS ju ; mehr noa) glauben, anbere
bie flaftanien auS bem fteuer holen (äffen ju müffen, unb roieberum bei Dielen
tft eS ©efchäftSttberhäufung ober ©leid&gültigfeit, roelct)e fte gegen alle Weiter-
ungen begießt, bis auch burch bie Äonlurrenj gelungen roerben, hinter
ben Äühnern nicht jurtid ju bleiben. 60 fommt eS, baß heute bie Sifte
ber allgemein befannten VerroenbungSarten gerabe noch ntcr)t an ermübenber
Sänge leibet, immerhin aber hat fchon jefct bie plöjjliay Preisermäßigung
ben VerroertungStreiS beS «DtetafleS geroaltig erweitert unb bie jefcigen Ver-
roenbungSarten genügen, bem TOetaQ eine fchöne 3ufanft ju fichern.
©0 leicht ojljbierbar baS 3WetaO in ftarfer #i&f, fo beftänbig ift es
bei niebrigen unb befonberS bei gewöhnlichen Temperaturen, ©eine Un-
öeränberl ichfeit gegen Sffig unb anbere organifche ©äuren läßt eS befonberS
für ßüctjengefchirr geeignet erfcheinen. Slfle bie gefährlichen grünfbahnjiehenbcn
^upfergei'djirre foflten auS ben Jüchen berfchwinben unb burch Aluminium*
gefchine erfefct werben. 2Bie bisher Jhibfer ober 3inn, fo follte blindenbes
Digitized by Google
- 456 -
aluminium Ijfute ber ©tolj jeber #auSfrau fein. ©olche Gfcfdjirre fommen
im greife nicht Diel höh« als fupferne, betin fie wiegen 3 Vi mal weniger.
Gegenüber irDenen ©efchirren (jaben folaje aus Aluminium ben gro&en Vorteil
ber Unjerbre^lid^feit, gegenüber folgen au« 3inn ben ber flotteren ftarbe,
ber grö&eren Seichtigteit unb ber geringeren Weichheit. £alt bearbeitetes
Aluminium ift nicht nur meiner als 3inn, fonDern auch fleifer unb härter,
gegen ©töfee unb ©a)nitte alfo iwniger cmpftuDlich. Detter, ©erDierplatten,
©auciereS u. bgl. laffcn fia) fef>r InUfch unb leidjt aus Aluminiumblech h«*
[teilen, ftür biefe 58ermenbung3art fpricht aud> bie fcolje fpe^ififcfye Söärme
be« EMails, infofern bie ©eräte ungemein lang mann bleiben, ißerftlberte
Eierbecher unb ßierfchüffeln, roie fie häufig im £aubel $u finben finb, merben
Durch ben ©ehroefel ber 6ier rafd) fchroarj, aus Aluminium bleiben fie mein.
Das ®leia> gilt bon Sefteden, fiöffeln unb (Säbeln, ©tahl unb ©Über
merben burch ben ©ehroefel unb bie ©äuren geroiffer ©peifen (Obft, ftifchf zc.)
angegriffen, roäljrenb Aluminium böflig inbiffereut bagegen ift.
3für alle 93erroeubungen, bei betten organi)'^ ©äuren im ©piele finb,
hat fia} Aluminium ganj ausgezeichnet bewährt, ©o ^abett ftdj SB. ßffig*
trister aus Aluminium rafa) eingebürgert. £)ie Dampfröhren, Sacuumapbarate
für organifa)e ©äuren galten fich in Aluminium biet beffer als in Blei.
9tuf bem ganzen ©ebiete ber ©äljrungSchemie bietet fid) für Das Aluminium
ein auSgebefjnteS ^felb ber üßerwenDung. (Sbenfo in ber Färberei unb bem
3eugbrucf. (Sine ausgezeichnete SSerwenDung beS Aluminiums ift biejenige
für Vertrüge. Dr. 20. ©dmlfce ^at befanntlid) in ber Öflerreichifchen 3kr-
fuchSflation für Brauerei unb 3Räl)erei ben analDtifehen 53emeiS geliefert,
Dafe fowoht in bleifreien mie in bleihaltigen ©läfern ber ©ffchmad ber SBiereS
rafd? Derfd)lechtert mirb. Aua) faljglafierte ©teintrüge finb naa) ihm nidjt
ohne (Sinfluft auf ben ©efchmad beS SiereS unb er empfiehlt als Dorteilftaftefte
©efäfee inmenbig bergolbete ©übertrüge. $a biefe inbeS ju teuer fommen,
rät er ju 3in"frügen. Diefe 3>nntrüge aber fyaben ein Derartiges @crot$t,
bafe if)r ©ebraud) ein unbequemer mirb. Aluminium ift 2,7 mal letzter
als 3inn< tommt bem ©über bjnfieüjliä) 2Biberftanb3fäb,igfeit Diel näher, ift
Dabei 33 TOat billiger unb befifct jubem bie treffliche (Sigenfa^aft, in gfolge
feiner hob^n fpejififchcn 9Bärme baS JBier länger frifa) ju erhalten.
$ie Unempfmblichfeit gegen orgauifdje ©äuren macht baS WetaD aud)
fehr geeignet für ftelbflafchen unb 3agb» ober 9teifebecher. (Gegenüber bftt
gläfernen glafchen hoben Diejenigen aus Aluminium ben Vorteil ber Un>
jerbrechlichteit. 2Mele .£mnberte foldjer gläferner Stichen merben jährlich bei
ben Gruppenübungen jerbrocheu unb alle biefe ftlafchen fammt SJerparfung
finb abfolut mertloS. Aluminiumflafchen bagegen, menn in befonberen Aus*
nahmSfällen led geworben, behalten noch i^"" boflen Ecetallmert. Sei ber
Digitized by Google
— 457 —
Oorjüglithen ©tredbarfeit beS MetafleS ijt bie £>erfteflung eine äujjerft einfache.
(Siferne glasen müfjeu erft emailliert werben, beim geringsten (Sinbrud löft
fid) §mail loS, ber faure 3»balt ber ftlafae greift baS ©tfrii an unb ftlafa)e
wie ^nbalt fiub Derborben. Sei Aluminium ift ein (SmaU überflüffig.
$ie ßeidjtigteit beS Metalls ift ferner bie Urfaa>, bafe man es fajon
(üngft teils ju £ujuS, teils ju SebarfSartifeln ber Derfdjiebenften Art Oer-
roenbet Ijat. ©djlüffel aus Aluminium finb ein Artifel, ber fiä) rafdj ad»
gemeiner ^Beliebtheit erfreut hat. Aalt geflankt ^aben biefelben bie nötige
^cftigfeit unb fiub als Maffenartifel billig her^uftefycn. Anbere Artifel, bei
benen bie £eia)tigteit ben Ausf$(ag giebt, finb: Dperngläfer, 3*rntol)re,
$irurgifd)e Apparate, befonberS fola)e, welche längere 3f't *m menfdjlid>en
ÄÖrper ju Derbleiben haben, wie 5. 55. Sanülen (oergolbet), ©efleüe für 3a^n*
gebiffe u. a. m. $er fteinmethaniter brauet eS für ©piegelfejtanten, Ane-
mometer, Teile Don ©ad' unb ©affermeffern, Söinbflfigel, Raffungen Don
Wagnetfoftemen, SBagebalfen, 3e»9(rn <w fünften ^nflrumeuten.
feinere Magfiäbe aus Aluminium Deränbern fia) nia)t unter bem (Sinfluft
ber Sfeua^tigtet toie foldje auS £)olj, Sein ober ähnlichen Materialien, befifyeu
aber boa) bie Seia)tig(eit berfelben. $aS gegenüber anbern MetaQen größere
Sßolumen bei gleichem ©eroia^t ift befonberS angenehm an ben Heineren
©lüden ber ©ewichtSfäfce (0,001—20 g).
©an$ f)erDorragenb macht ftd) bie Seichtigfeit geltenb bei Mufitinfirumenten
toie trompeten ^ßofauuen, SomborbonS unb ähnlichen, lieber Mufifer, ber
auf bem Marfaje ftatt brei &i(o taum ein einiges ju tragen b,at, roirb ben
2Bert beS Aluminiums ju fdjä&en miffen. $ie ßeichtigfeit, mit ber baS
Aluminium ju ben längften Stötten gebrüdt ober gebogen werben fann, be»
günfligt biefe Serwenbung, Desgleichen ber ausgezeichnete Alang beS bearbeiteten
unb nicht mehr gewärmten Metalls. Aua) bie MetaMeile ber trommeln
gehören b,ie^er.
DaS leiste Brüden unb Qktyn macht baS Metall auch geeignet jur
©erfteljung Don Süchfen, ©a)ad)teln unb $l)nlia)em; benn geringes ©emicht
ift für bie SJerpadung oon (Sonferoen, ißerbanbfioffen zc. Don b.ob^r Sebeutung.
©tärtereS Slattaluminium ift für bie Serpadung Don ßfwfolabe. ftäfe, $h«,
$abaf ic. bem ©taniol Dorjujiehen, nicht nur auS ©efunbheitSrüdfichten,
fonbern aua), weil es billiger ift. Aluminium wiegt au unb für fich faft
brei mal leichter als 3inn unb fann nod) 4—5 mal büuner gewaljt werben.
Aluminium b«t bie ljöd)fte fpejififaje freftigfeit ben Metallen unb ftefn"
in biefer SBejiehung fogar nod) um ca. 30 170 über bem ©u&ftohl- ©eine
UJerwenbung ift baljer für bie Derfdjiebeufteu ßuftbaaon*flonftruftionen em-
pfehlenswert, benn alle Seile, welche feine !>ö^ere Temperatur aushalten
haben unb Don benen feine befonbere Srua)beb.nung ober £ärte Derlangt wirb,
Digitized by Google
- 458 —
lönnen Daraus bei gleicher fteftigleit um 30°/,, leidster als aus ©ufefiabl,
um 55"/o leichter als auS ©djmiebeifen, um 75w/„ legtet als aus Äupfer
unb um 830/w leid>ter als auS ©u&eifen gemalt rocrbeu. Bieflei<$t fteljen
mir ber 3€'* nid^t meljr fo fern, in ber [o mancher Teil bon ßuftbaflon«
marinen aus Aluminium gefertigt wirb, unb foOte e& aua) ma)t baS reine
Metall [ein, roelcfyem biefe glänjenbe 3ulunft beDorfieljt, fo mufj biefelbe ber
Aluminium«Bron$e bittren; benn biefe hat nädjft bem reinen Aluminium
unter aflen 5Retaflen bei gleichem TragDermögen baS geringfte ©eroidjt.
(Sbenfo hat baS Don ßuftbaflonmof^inen ermähnte aud) Be$ug auf Miniatur*
mafdjinen für ((eine Solomotoren roie 'Bogen mit Benzinmotoren, Belocipeb« k.
2öir finb roeit entfernt, ben Stanbpunlt jenes begeifterten Aluminium»
DerebrerS ju teilen, melier fürjlid) in englifa>n Blättern empfohlen bat
ganje überfeeifaje Dampfer aus Aluminium ju bautn, n>ei( biefelben bei
gleichem &or)lenOerbraucb ben 2Beg jmifö)en Europa unb Amerila in breimal
fürjerer 3<i* jurürflegen fönnten als jefct. 2öohl aber finb mir ber Meinung,
bafj falt geroaljteS Aluminiumblech ein gutes Baumaterial für Heinere »über*
boote märe. 2öir leimen nicht baS abfolute ©emi^t ber leisten engten
Auslegerboote, lonnen aber auS ben fpejififchen ©eroid)ten unb ben julüffigen
TOiniinalnmnbftärfen Don §olj unb Aluminium leicht beregnen, bafj ein Alu-
miniumboot minbeftenS noch einmal fo leicht fein muß, als ein folcheS aus §olj.
Die Unoeränberlidjfeit beS Aluminiums gegen Baffer unb Cuft ijl ein Borteil,
ber baS Aluminium für biefe fyoct) über £>olj fleflt. f)oljboote finb nnd?
beftimmter 3"t wertlos, Alumiuiumboote behalten ihren ungefähren SRetaQroert.
Söegen feiner großen Seicfjtigfeit eignet fich baS Aluminium ferner für
Heinere CuruSfeuerroaffen. @S mirb niemanb Daran beulen lönuen, ©efc^it^e
ober Kriegs» ober ^agbfeuenoaffen auS SReinaluminium ju machen, obwohl
biefelben bei gleicher fjrfftigteit mie auS ®ufjftahl um 30 °/0 leichter ausfallen ;
benn bagegen fpricljt fÜr'S erfte ber Langel ber für biefe 3roetfr unent-
behrlichen Dehnung unb 6(afti$ität unb jroeitenS ift bie Abnahme ber ftefHgfrit
mit fteigenber Temperatur beim Aluminium eine berartige, Dafe bei ber
Temperatur ber ^uloergafe Don einer ^eftigleit überhaupt leine Siebe mehr
fein fann. AuS festerem ©runbe eignet ftdt) baS 3Wetafl auch nicht für
^atrottenbülfen, eine BermenbungSart, bie megen ber großen Strecfbarleit unb
Veict}tigfeit beS <DletaflS eine fet)r naheliegenbe märe.
©ehr gut eignet fich baS Aluminium für 3tmnt(rftu|rr. Die Scbmei«
jcrifa>e 3nbuftrie*©efeflfchaft in Heuhaufen ^at eine grofee Anjatjl fola>r
frlobert<©eiuebre aus falt gefc&miebetem Aluminium ausgeführt. Diefelben
fteben an Ireffficherheit folgen auS ©tat)l feineSmegS nach, finb aber breimnl
leia)ter.
Digitized by Google
- 459 -
§in$e(ne StruppenauSrüftungSteile mürben, roenn aus Aluminium ge-
fertigt, ben Prägern eine roiflfommene (Erleichterung bieten. 2Bir beulen fjitx
junäcfrft an bie «Dcetaflljelme, roelche bei einzelnen Truppengattungen ber
europäifcr)en Armee noch in (gebrauch jtnb. Sin preuftifcher (Sarbe bu (Sorps*
ober bat)rtfcf}er {)art|a)ier*$)etm aus Aluminium, fdjjtoaä) berfilbert unb Der*
golbet. mürbe ca. breimal leichter jein als je£t. Alle $efd)!äge, Spieen ic.
ber fieberhelme foflten ans golbptattiertem Aluminiumblech geftanjt roerben.
Sanken aus falt gezogenen Aluminiumröhren mit eingegebener unb (ad ein»
gefthmiebeter Statyfptye mürben bie Vorteile ber Solibibät unb ßeiehtigfeit
beffer in fid) bereinigen als folche aus $ol$ ober (Sifen. SanbeSinfignien
(Abler, Söroen ic.) aus bergolbetem Aluminium auf ben Jahnen mürben in
Orranfreid) fefron unter Napoleon III. eingeführt.
(Sine gute Serroenbung beS Aluminiums im $inblid auf feine Ceichtigfeit
märe biejenige für ©erippe bon Aceumulatorenplatten. Bei feiner ^affibität
gegen fonjentrierte ©alpeterfäure unb organifrbe ©äuren unb beren ©alje
ift eS nicht unmöglich, bafe fi# ein geeigneter glettroldt htefür finben liefee.
Aufeerbem gtebt eS eine «Waffe Artifel, roelche im alltäglichen Beben
bura) ihr Gewicht jur Saft fallen unb pajfenb aus Aluminium gefertigt
mürben. 2Bir erinnern nur an bie neuern ©alonlampen-Öeflefle aus 3i"W<
welche bon fehroachen grauenljänben oft taum mehr getragen merben tönnen.
Die unterjten gufeteile lönnen immerhin aus 3inf gefertigt merben, um ber
ßampe bie nötige Stabilität ju geben, ferner gefrören friefrer $olale, Trinf»
hörnerbefchläge, überhaupt Trinfgefäffe unb ftrüge. Die grofeen ßttfier mürben
bureh SBerroenbung bon bergolbeten ober bermeffingten Aluminium «tRöfrren
gewaltig leichter merben, fönnten auch mit mehr ßicfrtern berfefren merben.
Telephonempfängerteile aus Aluminium mürben baS lange Sprechen mit bem
Telephon biet roeniger befchroerlieh machen.
Aluminium foflte bielfach ba Bewertung finben, mo man jefct ju
Elfenbein, Sefluloib, #orn ober ®ummi greift. TOit allen biefen Stoffen
teilt baS Aluminium ben Vorteil ber Seicf>tigfeit, übertrifft aber baS Elfenbein
an SÖifligfeit, baS Sefluloib an &euerfic§erf)eit, beibe nebft £orn unb ©ummi
an Solibität. 2Bir erinnern beifpielSmeife nur an Äämme. AuS Aluminium
finb biefelben billig Ijerjufteflen unb finb fo feft, bafj ein Brechen ber 3infen, mie
es bei ben anbern Materialien fo unangenehm ift, ju ben Unmöglichleiten gehört.
Aluminium foflte überhaupt auch fur SujuSgegenflänbe ganj allgemein
«in ßrfotj für $0(3, Elfenbein, jporn unb ähnliches merben. Der £>aupt»
Dorteil, ben eS in biefer $>inficfrt neben ber größeren Solibität bietet, ift
berjenige ber (eichten Berbielfältigung ber ©egenjlänbe bura) ©iefjen ober
^reffen. 2öir erinnern beifpielSmeife nur an Stocf« unb ©chirmgriffe.
Sirtlid) elegante unb lünftlerifefr auSgeftattete Artifel biefer Art roerben ^eute
Digitized by Google
- 460
einjeln für fi<h burch mühfame franbarbeit httßefteflt. $ie fxrjfrflung aul
Aluminium ermöglicht ritt f>übj$f£ OTobett ohne gro&e Soften in tauffnb unb
jehntaufenb ©lüden 511 beröielfältigen, geftattet beSroegen, mehr Soften auf
bie fünfilerifche HoOenbung beS «DcobeHS oerroenben unb macht bie ©egen»
fiänbe felbft fjübföer, ohne fte mir anbere Wetcifle ferner unb unbequem §u
machen. 2öem babei bie Qfarbe beS Aluminiums nicht gefällt, bem bleibt
cS unbenommen, baSfelbe noch leicht ju bergolben ober ju öerfilbern. Schirm»
geftelle fertige man aus Äöhren.
Überhaupt foflte baS Aluminium in ber Wetallinbuftrie unb befonberS
im ßunftgeroerbe eine reichliche SJerroenbung finben, foroohl im $inblid auf
feine borjügliay ©iefcbarfeit unb SJearbeitungSfähigfeit, als auch befonber?
beSroegen, toeil eS bei richtiger 53e^anblung in SBejug auf bie garbe Don bem
33 mal teurem ogbbierten Silber nicht ju untertreiben ift. &S fich
feit langer xn °ie 3Reta(In>areninbuftrie ein Sbftem eingeschlichen, auf
baS fich mit ftug unb Stecht baS geflügelte 2öort „billig unb )d)led)tM an*
roenben läßt. ÄrhteS (Stoib unb Silber finb in ^folge ber allgemeinen
^euerungSberhältniffe für bie großen Waffen beS SJcittelftanbeS nicht mehr
erfchroingbar, bie Subefliere mittleren ÄangeS finb uerfc^tounben unb mit
übertünchtet $öare ift ber Warft überfdjüttet. Aua) ade neuereu klaffen-
artitel beS SöroncefunftgeroerbeS tragen ben Stempel ber Unfolibität unb beS
SchtoinbelS an fid). 2öaS als cuivre poli unb Dergleichen in Xaufenben
oon Stüden unter bie teilte gebracht roirb, if) Scheinroare unb nach 3ohr"
zehnten mtfcfarbig unb wertlos. 2öer eS erft tuagt, baran ju pufcen, ber
pufct balb ben legten Äeft ber trügerijdjen $)ede toeg unb eS bleibt it)m
nichts als fäjmufcigeS 3*n'« 4^er foßte baS Aluminium eine 9tofle fpielen,
als ein 9Jcittelglieb, baS nod) mit mittelmäßigem Aufroanb erfdjtoungen werben
fann, benn eS ift 33 mal billiger als Silber (auf gleiches Volumen belogen).
3n altmattiertem 3uftQnDe bermag eS baS ächte Silber t)inftd)tlia) feiner
ftarbe DoOftänbig &u erfefcen; im polierten 3uftanbe fann es freilich bie
polierte Silberfarbe nid)t erreichen, genügt aber auch fo immer noch mehr,
als bie gegenfeitige ^reiSbifferenj gerechtfertigt erfreuten ließe, flalt gegoßeneS,
nid)t roeiter bearbeitetes Aluminium bagegen f)a\ eine ganj fd)öne, meißc
Silberfarbe, ot)tie ben bläulichen Ion beS oerarbeiteten WetaflS. 2)lan macht
bei einem Vergleich ber ^färben üon Silber unb Aluminium gewöhnlich ben
fteljler, baß man fie in frifchem 3ufto,lD< «nanber gegenüberfteQt. 9Jcan
follte fie im gebrauchten 3"fta»be Dergleichen unb mürbe bann bie Alumium*
gegenftänbe biel beffer auSfehenb finben als biejenigen tum Silber. Aluminium
übersieht fich höd»ftenS mit einem roeißbläulichen $äut<hen, baS burch SBafa>n
mit fehr oerbünuter Salj-- ober ftlußfäure augenblidlich befeitigt merben fann.
Silber bagegen mirb bräunlich bis fdjmarj unb mißfarbig.
by Google
- 461 -
3Bie berechtigt obige Betrachtungen finb, betoetft bie $atfad)e, baß heute
fcfcon baS SMattfilber burd) baS Slattaluminium fajl DoflfiänDig DerDrängt
ift. $ie weltberühmten SQBerfflätlen in gürtt) unb Dürnberg Derarbeiten
thatfächlict) fafi nur mehr Aluminium flatt ©über.
SBie in ber ©lat!aluiniuium»3nbuflrie foflte aud) in ber Sreffenfabrifation
unb in ber fogen. leonifctjen $rahtroarenbranche baS ©ilber burch Aluminium
Derbrängt roerDen. Geflieht aud) anfangs ein neues ©ilbergeroebe baS Auge
beim SBergleid) mit bem nid)t |o roeißen, etroaS bläulichen Aluminiumgeroebe,
fo fällt bod) ba§ Urteil ju ©unften beS Aluminium« auS, fobalb bie ©eroebe
nac^ längerem ©ebraucfye Verglichen roerben. Aluminiumgeroebe finb uod)
nach fielen fahren tragbar, filberne bagegen müßen breimal fo oft erneuert
roerben. 5Befonoer3 für DienftauS^eichnungen nieberer Beamten märe baS
^Kuminium roegen feiner BiQigfeit fehr geeignet. Gin gemiffer ©ilberjufafc
roürbe auch hifr Die t$arbe berjenigen beS ©ilberS ebenbürtig machen, ohne
ben IkeiS über ben 15. $eil beS ©ilberpreifeS fteigen ju lajfen.
Elan follte auch Derfuchen, in ben bisher gebräuchlichen ©ilberfurrogaten
baS Wiefel burch baS weisere Aluminium ju erfefcen, jumal beibe im greife
heute fchon gleich flehen. AnberfeitS giebt Wiefel mit Aluminium Diel roeißere
WetaHe (fogen. roeiße öronjen) als mit #upfer (Weufilber).
©ehr angenehm mürbe fi<h Die Ceichtigfcit beS Aluminium« bei Eiünjen
fühlbar machen. $ie Unannehmlichfeit beS flupfergelbeS in biefer 9cid)tnng
fennt man in geroiffen ©taaten $ur ©enüge. 2Dir h«Den h«er fpejied bie
©cheibemünjen im Auge. AuS ©ilber finb biefelben ju Mein, mie bie Bieber-
abfehaffung ber filbernen 20»^fennigftücfe im beutfd)en {Reich bemeift, aus
Äupfer unb Wiefel aber werben fie ju groß unb ferner, foll ber WetaÜroert
einigermaßen bem TOnjroert entfpredjen. $>ier märe Aluminium, fei eS rein
ober legiert, als Wittelglieb an feinem ^lafre. Auch in reinem 3uftanbe
hätte eS, menn falt geroaljt unb geprägt, bie nötige £ärte. $er früher
erhobene ßinroanb, ber Bert beS Aluminiums fei ein ju mect)fe(nber, ju fehr
oon ftabrifationSDerbefferungen abhängiger, mirb über furj ober lang hinfällig,
benn ber Aluminiumpreis mirb in unabfehbarer 3fit au einer ©renjc an-
gelangt fein, bei ber ein 3öeiterfinfen naturgemäß nicht mehr möglich ift.
$er Dorjügliche fllang beS Aluminiums macht eS befonberS geeignet
für ©locfen unb ^hn^^- ^to" Darf für folche ©locfen felbftDerftänblich
nicht Die gleichen ^formen unb Waffe mählen mie für Bronceglorfen, fonbern
muß biefelben ben ßlangeigeutümlichteiten beS Aluminiums anpaffen (Barren*
form), ©chalenglocfen für eleftrifche Cäuteroerfe unb ^ifchgtorfen merben in
Der ftälte auS Blech gepaust, ©timmgabeln auS Aluminium eignen fid)
roegen ihres geringen fpejififd)en ©eroidfteS befonberS für TOeffung großer
Digitized by Google
- 462
ftefäroinbigfeiten, J. 53. HnfangSgefäroinbigfeiten oon ©eföoffen. Ungeglüjter
Wluminiumbraljt giebt t»or$ügliä)e Älaöierfaiten.
3n f^ofge feiner ©tredbarfeit läfet fidj Aluminium leidster ju bflnnen
ffiöfjraVn oljne Waljt auSjieljen als $Reffing. 9lfle au« folgen Otöbrdjen ge-
fertigten Utrnfilien mie SMeiflift« unb gebeulter, 9ü<$3$en ic. finb au$
Aluminium (eid)ter ju fertigen unb brausen bann nic$t mefjr befonberS r*r«
nidelt $u merben mie folc&e aus Weffing.
gfofi nod& roertoofler a(& in reinem 3uftanbe ift ba§ Aluminium in b*n
Regierungen. 63 ift ganj überrafdjenb, mie fd)on bie geringften 3ufäfof t»on
Aluminium ben anbern Wetaüen einen ©rab ber fteftigfeit unb £flrte gebtn,
ber fie meit über ifyren frühem 2Öert ergebt, tiefer Umftanb ift um fo
mistiger, al§ befonberS bei ben SJteffingforten bie Meinen %(uminium}ufüfer
ben ^ßreiS be« 9Wetafle3 nur unerheblich fleigern, ja benfelben fogar Derringern
in benjenigen ftäflen, in benen ba§ Aluminium in golge feiner fyöfyern ftefiig'
feit gemattet, bie Seile leichter ju machen. $a3 Aluminium übertrögt b«i
Regierungen f«$on in ganj geringen 3uf<ty*n feine SBeftänbigfeit gegen ben
ßinfluB ber Atmosphäre, be« Söaffer«, ber Säure jc, giebt ihnen prächtige
Horben unb erteilt ihnen aufeerbem nod) bie mannigfoltigflen digenfchaften,
meldte (einem ber Komponenten für fich jufommen. SoifibieAlumintum-
bronce ba überall unübertroffen, roo ein TOaterial öon großer ftefligfeit
unb $>ürte, gepaart mit 3äJ»gWt unb guter Dehnung oerlangt mirb. Un-
erreichbar ift bie Wluminiumbronce für alle Seile, meldje Ijoljem $rud ober
grofeer Äeibung auSgefefct finb unb babei brucr>fid)er fein foflen. Sie eignet
fid) baljer oorjüglid) für 3ar)nräber, 3afmftangen, 9Wafchinenteile, mie Äolbfn-
ftangen, Sriebräber, $ampf» unb Söinbteffel, ^umpenteile, Polben. Ventile ic.ic.
33ei ben meiften 5Bermenbungen ber Aluminium -Regierungen fpielt bie grofee
SöiberftanbSfäbigleit gegen Ojöbation eine $>auptroüY «fle TOafa)inenteile,
melaV in feuchten Räumen, mie in JBergmerfen, Salinen u. f. m. aufgefteflt
finb, foflten in ihren mistigeren Seilen au« Aluminiumbronce gefertig» fein,
ebenfo $rahtfeile für Srüden unb Seilbahnen; flefchläge, meldte SBinb unb
SÖetter au«gefe$t finb. —
$)iefe oorjüglichen 6igenfa>aften ber Wluminiumlegierungen, tt)re gefügfeit
bei fonfi nie erreichter Dehnung, ihre §ärte, ihre aflgemeine 2Biberftonb§*
fähigfeit, ihre Dorjüglic^e 53earbeitbarfeit bei ben oerfctyebenfien Temperaturen,
ihre (Slafiijilät unb ihre prächtige garbe bieten fidjere Garantie bafür, bajj
biefelben, menn erft mehr betannt, eine grofee Äofle in ber Sechnil fpirlrn
roerben.
So mirb ba« Aluminium, roelche« auf ber (Srbe quauiitatio ba« Der*
breitetfte 3Retaü ift, auch burch bie (Srfinbungen be« menfct)lidr>cu ©eifte» auf
faft aflen (Gebieten ber ^nbuflrie feine reichfte 35ermenbung finben. ©(aubtf
Digitized by Google
- 463 —
man anfänglich, ba* neue Wetafl roerbe ba§ (gifen, ftupfer unb Uleffinfl
berbrängen, fo feljen wir jefct ba* Aluminium gleicbfam £)anb in $anb mit
biefen bret Wetallen ben Siegedlauf burch bie 5Öelt antreten. Die Der*
meintlia)en Ronfurrenten fehen mir mit einanber im innigen JBunbe, inbem
fie gegenfeitig geeignet ftnb, ihre (Sigenfchaften ju berboflfommnen unb ihre
53ebeutung noch 511 heben. Da* Aluminium, welche* fa)on al* fotdfje* 59ead)tung
berbient, nimmt baljer auch Anteil an ber materiellen unb ibealen SBebeutung ber
Übrigen Die tafle. Unb mit 9?ed)t bürfen mir biefe (Srrungeufcbaft meuf glichen
t£leifje* al« eine ber gröfeten unfere* 3ahrt)unbert* auf bem ©ebiete ber
Sleftrijität unb (Shemie betrauten.
SBon einem Sekret au* SBaUi*.
(©djlufe.)
2Bir gelangen nun jum brittroichtigften $aftor ber Sdjulbilbung unb ($r*
Sie^ung, nämlich jum Sehr er.
Stellen mir un* bie ftrage, ma* ijl beim eigentlich ein Öehrer? Unb
bie ungefähre fcntmort tautet: Ginßetjrer ijt fein ©erber, fein Spengler u. bgl.,
er if» 8et)rer, b. f>. Bilbner be* Wenfct)en, ber ßrone in ber Schöpfung ©otte*.
dr ift fomit ba* Berfjeug, rooburch bie menfchliche ^fto"5* gebitbet, bie Quelle,
welcher ber Wenfcb, einft feine flenntniffe unb feinen guten ßcben*manbel in
^Bereinigung mit ben Altern unb ben unterftü&enben 93orgefefcten geiftlichen unb
weltlichen Stanbe* ju berbanfen bot. §r bebarf baher befonberer geiftiger unb
förderlicher, fokaler unb fittlicher Sigenfchaften. Gr bebarf ber Äenntniffe unb
bfr ©abe ber Wittttuina. famt einer außergewöhnlichen Portion ©ebulb. Gin
Sehr« faß fi<h femer* gut unb mufterhaft aufführen ; ba* bedangen bon ihm
©efefc unb Vernunft. 6r foü* feinen Wut, feinen Gifer, feine Eebutfamfeit,
fein tattoofle* benehmen nach afl*n Dichtungen ju berboppeln fua>n ; bcnn bie
ihm Übertragenen Verpflichtungen haben einen hohen unb cblen 3roed unb be-
leuchten mürbebofl ba* ihm aufgeteilte Diplom. 3nbem ich hier aber bou
b«r SBichtigleit unb ben Pflichten be* ßebrer* rebe, erlaube man mir auch
bon ben Wittein ju fprechen, beren ber Seljrer bebarf, um al* folcher auf-
treten unb mirfen ju fönnen. 6« giebt beren borjüglicb, brei. 1. ftinan«'
jielle: ©eringe 53e|olbung berurfacht: 3Bibertoiflen, Wismut unb Unjufrie*
benbeit. 3ft ja jeber Arbeiter feines Sohne* mert, um fo mehr ber Seljrer,
beffen Stanb ihm feine folibe ©efunbheit unb (ein lange* Seben berfpricht.
Durch fdjlechte SBefolbung mufe fich ber ßehrer nicht feiten JBefchäftigungen un*
terjieljen, um fein WuSfommen ju ermöglichen, melche fein ftnfehen fdjroächen,
Kleiber tragen, melche für einen Seljrer nicht paffen, fi<h ©efeüfchaften
Digitized by Google
entziehen, )u bencn [eint ©egenroart eigentlich gehörte. Sr mufj fobann
2. feine ftenntniffe immer mehr $u erweitern fuchen, et bebarf alfo ber Selbft-
auSbilbung. $)aju muß er aber 3"t haben, unb um 3*it J" geroinnen, mufj
er feine ^äuSlic^en Arbeiten roenigftenS teilroeife burch anbere berridjten (äffen.
Sin Sefjrer, nun im ^Beft^c beS befinitiben patentes, ber fidt) ba fo leitet ben
rofigen Hoffnungen ^ingiebt, für feinen Stanb nun genug ftenntnifje ju be*
fifcen, roirb nur aflju früt) erfahren müffen, bafe er gar feljr im 3rrtuine ge*
roefen. Sin ßehrer bebarf 3. ber geizigen Aufmunterung. 9lid)t roahr,
ein treuer, baS nicht Don 3fM 5U 3fil roieber nufgefc^euert roirb, erlifdjt, unb
roenn eS aud) in SD1? itte beS bejten $rennftoffe§ fich befinbet. 60 ift eS auch
mit einem Cehrer. (5r lebt ba fo int alltäglichen 2Beltgetümme(. Sinen Xag
gebt e§ gut, ben anbern roieber etroaS fd)lechter ; über feine Pflichten unb bie
3öichtigfeit feines Berufes fjört er auch nur feiten mehr fprecljen, roirb er nicht
mehr aufgemuntert. Mitunter fefct er fict) ba auch fo ein Söürmchen in ben
ßopf, baS ihn benfelben b,ö^er tragen macht als er eigentlich geroadjfen ift.
ftummrr unb Sorgen Hab mehr ober minber feine alltäglichen Sefudjer, be«
fonberS, roenn er fich auch fo ein SujuSmöbel Don einer Hausfrau berfchafft,
roelche ihm fleißig Dier mal per 2öodje über £au$mängel unb AnftanbSbe^
bürfniffe WiffionSprebigten halt. Jhity mancher ßefjrer oergifjt bann aflmählig
feine Richten, f«n* Äenntniffe fdmnnben unb er ift bann mitunter, mit einem
SBorte gefagt, nicht mehr baS, roaS er eigentlich fein foflte; fyllt ja ba« fdnoarje
Äleib niä)t immer alles aus. ^Manchmal ift ba etroa fo ein ftnopftod} etroaS
ju grofc unb $u roeit, unb ba fann fich mitunter auch fefjr leidn" etroaS hinein*
fchleichen, baS auch nicht grab fo recht in bie Schule pafet.
«ediere ber Öehrer ben Wut alfo nicht. 3ft baS Schulhalten nic^t feiten
mit bem fchmärjeften Unbanfe berbittcrt; ift ber Sehrer auch mandjmal bie
3ielfa)eibe aller Grobheiten, fo bafi oft felbft ber le&te Schubnagel bom Äofte
ber SJerleumbung unb Shrabfchneibung nicht unbefubelt bleibt; roohlan, tljue
er fein Mögliches für bie liebe 3ugenb. ©ebet roirb ihm baS Schidfal leichter
machen, unb immer bauert eS nicht, fo roirb bann auch für tön enblich borf)
ein Sag ber ftreuben bämmern. Unterbeffen finb ftrömmigfeit, Demut, 3urücf«
gejogenheit unb SelbftauSbilbung bie fünften tilgenden, bie er üben fann.
Sin bierter ftaftor in ber Srjieljung unb 33ilbung ber 3fugenb bilbet
enblich bie Schultommiffion.
3n jeber ©emeinbe befteht ein ScfmlauSfchufj bon brei bis fünf W\t*
gliedern; biefe hoben über Angelegenheiten ber Schule ihrer ©emeinbe ju
forgen unb ju berfügen, beren (Bang unb ^fortfchritt 311 prüfen unb ju biefem
3roecfe roenigfienS einmal beS 9)tonatS bie Schule ju befuchen. Sie foOen
überroachen "bie Aufführung beS 2eljrerS unb ber Schüler im allgemeinen;
fie foOen überroachen baS benehmen ber Sltern bei ihren Pinbern unb gegen»
Digitized by Googl
- 465 -
über ber Schule unb bem Setter ; fle foflen darüber machen, ba& ©chulgefclj
unb €><hulreglement beobachtet unb oofljogen werben. $)ie 2Ritglieber eines
S^iilouSi^une* müffen baher folgenbe ßigenfchaften unb ^ä^tgteiten befifcen ;
fte itiüffctt fein: unabhängig, felbftänbig, c^araftfrfefl, unparteiifch unb bon
9tatur aus ^freunbf beS ßetjrerS unb ber 3ugmb. Sie mtiffen baS @(fuil«
gefefc fennen unb felbft eine gute, folibe Schulbildung genoffen haben. Ober,
frage ich, nie foflen fie benn 2eb,rer unb Schule übermachen, infbijieren unb
richtig beurteilen unb leiten fömten, wenn fte nicf)t einmal fähig fmb, fta)
felbft ju leiten? Ober wenn fte fdwn bon 9tatur aus nicht greunbe beS
Ce^rer§, ber Säurt* ober ber 3mgenb finb? ^fjäten aber ßinber, (Sltern unb
Serjrer immer ihre Pflichten, aisbann mären bie Scbultommifftonen überflüffig,
unb eS tönnte nur bann unb mann ber ljo$m. $>r. Pfarrer in ber Schule
fo rec^t gerne gefeljen merben, meil er gewöhnlich nur fo leidste ^fragen fteflt
unb bann recht ^übfc^e SBilbchen austeilt, $a eS aber nun einmal in ber
9tatur des ftinbeS ba brinnen §od\, unartig, faul, meifterloS unb miber»
fpenftig ju fein unb bem Lehrer ben ©erjorfam furjweg aufständen; ba eS
oft ungebilbeter unb befonberS hölbgebilbeter Altern Gebrauch ift, ihre Söhne
unb $öchterlein gegen alle Schulorbnung ju öerteibigeu, unb ba auch manches
Sehrperfonal mitunter faul, träge unb unoorfict)tig mirb in Ausübung feiner
Pflichten, fo mufe notroenbigerroeife eine folche ßommiffion beftehen, um folchen
Übelftänben möglichft dorjubeugen burch Bestrafung beS UngeljorfamS ber
ßinber unb beren nachläffigen Altern, fomie burch 3""$tawfunfl «nb
öäterliche Ermahnung beS fiehrberfonalS felbft. (Sine gute ©ajulfornmiffion
ift alfo auch ft« bon h&#em SBerte. Sie mirb behutfam fein in ber 93)or)I
beS fiehrperfonalS ; fie mirb beffen gleiß unb @ifer $u mürbigen unb feine
Euftorität in jeglichem ftafle 511 fcr)ä&en miffen; fie mirb eS nicht unterlaffen,
ba« 2er)tberfonal $u oerteibigen ober in Siebe 311 ermahnen, unb anfällige
SäMberfefclicbJeit ber ftinber unb beren ßltern ju beftrafen. fluch bei ber
3Öahl einer Sdnilfommiffion foflte man nur borfirhtig ju SBerfe gehen, benn
eS giebt fomoht im meltlichen als geiftlichen Stande ^erfönlichfeiten, melche
baS 3*UQ Ju borfichtigen SchultommiffionSinitgliebern leiber nicht an fich
haben, erflere gewöhnlich auS Langel an Äenntniffen unb Abgang an Selbft«
bilbung, lefctere aber aus Abgang ber baju erforberlichen ßigenfchaften.
SBenn baher ein Sct)ulinfpeltor finbet, bafe biefeS ober jenes Sttitglieb
be$ SchulauSfdmffeS für feine Stellung auS einem ober bem anbern förunbe
nicht gemaajfen ift, fo foflte er biefe Äommiffiou ohne 9tücfficr)t auf Stanb
ober IBermanbtfchaft ju einer Umänderung oerpflichten.
3Die mir aber nun gefehen, fehlt es noch mehr ober minber an allen,
welche an ber Bildung ber 3ugenb befchäftigt finb, unb (aum einen lann eS
geben, ber fagen lönnte, bafe er nicht noa) gerabe etroaS mehr für bie Sa)ule
Digitized by Google
- 466 -
tfjim fönnte. Mfo: Jcmber, Altern, Set)rer unb Scr)iilfominiffionen, mir aOe
müffen und Don neuem aufraffen unb mit frif$em 2Rute Doranfieuern. baju
Derrjelfen und nod) folgenbe Wittel:
1. ftür <$ltern öfteres 93eröffentlid)en beS SdjiilgefefyeS. 2Doju Sdjuh
Derorbmtngtn unb 9ieg(emente fdnoarj auf meift in ©djränfen unb Sdjublaben
aufberoafjren, toenti baS 5öolf fie nidu" fennt? ferner«, ^keb igten bei ^Beginn
be§ SdjuljaljreS über bie 2Bid)tigfeit unb 9totroenbigfeit ber S$ulbilbung,
über bie ^[lictjten ber ©ct)ulfinber unb bereu @(teru gegenüber ber ©c^ule
unb bereit ^Borgefrhten unb umgefetjrt. Xa roirb beim Seginn ber ©ajule
Ijöi^ftenS Dertünbet, bafe an bem unb beut $age bann bie ©dmle beginne,
bafe bann afle ©djulfinber fleißig erfreuten foflen, unb bajj bann au<$ bie
ßtjriftenleljre anfange, unb mit biefer SJerfünbung foflen bann bie armen
TOtterd>en afle« roiffen, roaS für ^flict)ten fi* ber Sd)ule unb bem Setjrer'
perfonal gegenüber t)aben. 3n einem Wrtifel ber „^Jäbag. ©lätter" au« ben
fdnonjerifa)en SanbratSprotofoflen Don 1741 tefen mir folgenbeS: „€S wirb
baS 9ttanbat megen ber 3ugenb Dom 3at)re 1636 abgdefen, eS fofl baSfelbe
mieber überall auSgefünbet unb bic Herren ©*iftücr)en erinnert werben, be?
megen ju prebigen unb eitern unb ©djulfommiffionen unb @$ulmeifier an
bie Erfüllung ijjrer ^fliajten unb ben Wufcen unb bie WotroenDigteit ber
©ajule ui erinnern u. f. ro." SBenn alfo bie Wotroenbigfeit, bie eitern in
^rebigten an ir)re ^flid)ten gegenüber ber Sdmle unb bem Öefjrer ju erinnern,
fd>on Dor 150 3at)ren fühlbar geworben ijt, roo bie Sd)ule nodj nia)t, jenen
enormen Umfang unb jene 2BicbJigteit tjatte roie Ijeute, marum foflte biefe
W¥ jefet in unfern $agen nict)t nodj Diel fühlbarer fein? Blfo ^rebigtm
biefer Wrt finb unbebingt nottoenbig für bie Altern, um baS 2öot)l ber ©djule.
fofte fie, roaS fie mofle, ju beförbern.
2. $ür Sefjrer eine finanziell lnnreid)enbe Unterftityung.
3. fVür ©d)ulfommiffionen unb Sefjrer fogen. Setjrerejerjitien roenigfienS
afle 5 3at)re bei beginn ber Schule, roo ber 2et)rer burä) tüdjtige e$ad>
männer mieber an bie 6rrjabent)eit feines ©tanbeS erinnert unb jur Erfüllung
feiner ^flidjten aufgemuntert mürbe. 2Benn anrt) bie Witglieber ber ©ctjul*
auSfctjüfje, bie geroötjnlicb, mit ben ^flidjten itjreS ©tanbeS, beffen 2öid)tigleit
unb Wotroenbigfeit nidjt befannt finb, Dertraut gemalt mürben, mürben
fie ftrt) inetjr refpeftieren als bieS bis anrjin Dielfad) ber ^fafl gemefen;
benn, roer Don anbern refpeftiert merben roifl, ber mufe juerfit fiä) felbft
refpeftieren. Xiefe (Sjerjitien faßten bann obligatorifd) fein für baS
fämtlid)e aftiDe Cetjrperfonal unb bie £>erren ©duriräte, roenigfienS aus*
naljmSloS für afle ©dmlpräfibenten. *) Hemers märe uad^ fet)r münfa^enS*
roert, bafe ein G&efefceSartitel hefteten mürbe, roonad) jebeS ©djulftnb fia)
•) Xa« ift \t\)X ibeal Qebadrt! i9tcb.)
Digitized by Google
— 46? —
beim BbenbangeluSläuten unter ©träfe na$ $aufe begeben Ijätte. 2öa§
nü$te eS bein 5Renfd)en, roenn er bie ganje Seit geroänne, an feiner
Seele aber fc^aben litte, unb bie liebe 3ugeub ift ja boa) alles roert.
(Sin berühmter englifcfyer Staatsmann tt)at einft in einem Parlamente ben
benMrbigen StuSfprua): „3fl eS bo$ tyunbert mal befjer, ber Staat gebe
metyr (Selb aus für bie ©ilbung [einer Bürger, als bafe er naa^ljer gejroungen
ift, um fo bieleS meljr auszugeben für Spitttier unb Strafanstalten" ; benu
baS eine frfjlirfct baS anbere aus. 2Bir leben je&t nia^t metjr in jener alt*
r>elDetifct)en 3eit, roo bie 9Rorbluft unb bie 3agb auf Wenigen unb ^iere
bie grofce Kode fpielten; jene rud>lofe 3<it ift glüdlidjerroeife borüber, unb
roir leben in "Jagen, roo ©eruf unb 9lbfid)t unfereS menfd)lidj)en 3)afeinS
jene raupen ^aten unb geringen £>anblungen überflügeln unb fid) hinauf -
fcfjroingen ju einer fyifpm unb eblern CebenSroeife, nämli$ jur ©Übung unb
SBereolung beS $>erjenS unb beS ©eifleS. $fle Staaten unfereS geliebten
©cbroeijerlanbeS Ijaben, bon biefem eblen ©eifte burd)brungen, nac§ Umftänben
unb SBerljöltniffen iljr 5ftöglia)jieS getrau, Schule unb 3ugenb auf jenen
Stanbpunft $u fteflen, ba& felbe foroobl in förperlia>r als geiftiger fiinfld^t
ber 3ugenb anberer Nationen gegenübergestellt werben fönnen. 98enn eS aber
t>eute no<$ ben einen ober anbern Staat geben foflte, ber eS meljr ober
minber barauf abjeben mürbe, in aflju übertriebener 2öeife für materielle
Angelegenheiten baS ©elb $u berroenben unb ber EolfSfdmle nid)t jenen
it)r gebübrenben Sßorjug unb bie notroenbige Unterftüfcung ju gemäßen,
fo märe ba no$ eine gemaltige fiürfe in bem ©ereblungSgebäube beS fcrnuei»
jerifa>tonferbattoen ©ereblungSfinneS !
Serroenben mir uns alfo für baS 2Boljl ber 3ugenb, für ben SRenfa>n,
für ben ja alles gemalt ift unb ber fa>n baburd) bor allen übrigen ©e»
fööpfen ben 93or$ug uerbient. 2öer bie 3ugenb bot, ber bot bie 3ufunft.
SBaterlanb unb $ugenb, fie finb ausgegangen Don einem böbern SÖefen ; ergeben
mir fie nad> bem ©eifte biefeS SöefenS für ©ott unb ©aterlanb bwa) eine
gute, djrijtliaV ©olfsfcbule, unb alle, meldte baran arbeiten: Staatsmänner,
SBorgefefcte, ^riefter, 2er)rer unb eitern baben fid) bann ein unerme&lid) jmS*
bareS Kapital angelegt für fi(b unb iljre Wacbfommenfcbaft aufs 2Bieberfinben
einft im 4*imatlanbe beS eroigen ©lüdeS. (TOg.)
(H. B.)
8.
<J)ie SBolfS», Seal- unb ©bmnafialft^ulen müffen bor ädern (SrjicbungS*
faulen fein, bürfen nid)t nur t$äd)er lebren, fonbern müffen bor allem er«
}ieberif(b roirfen, b. i. bie Snbibibualität beS 3bgüngS aOfeitig b*ben. $a=
Digitized by Google
468
f>er bürfen Die Öeljrer fi<$ ni<^t als ftatytfyttT betrauten, fonbmt fie mfiffen
burth baS ftaä, ba« fu erteilen, üor allem erjieben. erhabener unb fegen«*
reia>r ift bie Aufgabe be« GrjieljungSlehrerS als bie be« gadjlehrer«. Die
Saajfctiule fofl erft auftreten, wenn bie 6rjieljungSfd}ule i$re Aufgabe gelöst
f>at, roenn alfo eine fefle ©runblage für bie Mgemein« unb (Sbarafterbilbung
gelegt ift; aber audj bann mu& ber Sefrer in feinem gaaV unb bur<$ ba«*
felbe an ber 93oflenbung unb SBeröoOfominnung beS (SbarafterS be« 3öglingS
arbeiten. (Srjieljung fann batjer nie ganj t>om Unterrichte getrennt werben.
Unfere ^ö^ern Schule roirfen gerabe Deshalb öielfach fo wenig erjieherifch,
weil bie einzelnen Sehrer ju einfeitig nur bie Mitteilung ber ftachfenntniffe
betonen.
9.
S3eim Unterrichte mufe, wenn er erjieljen fofl, alle« jufammen&angen,
afle 3n>eige müffen miteinanber berbunben fein, um lebenSoofl Wirten ju
(önnen. 3^fpli^^ung be« Stoffe« unb ber Seile be«fe(ben fann ni$t wahr*
haft bilbenben unb nicht anhaltenb erjieljenbett (Sinflufe ^aben. Me ^rdd^rr
müffen Daher in einanber greifen unb dorn gleichen (Seifte, Don ber gleiten
Ofofinnung befeelt fein. 2Bo an einer Schule mehrere ßefjrer Wirten, mttjlen
fie in ©ejug auf ihre unterrichtliche 2t)äti(]teit eine« (Reifte« unb einer
£erjen« fein, baburd) in eine moralifche ^Jerfon jufammenfliefjen. 9lur
fo (ann eine einheitliche (Sinwirfung auf bie 3ö9linge ftattfinben. Die innere
Öefinnung ift aber innig Derwadjfen mit ber tfonfeffion; baher foHen bie
fieljrer ein unb berfelbeu Schule aua) ein unb berfelben ftonfeffion
angehören.
10.
2Die Derhält fid) ba« Snbioibuum jum allgemeinen 3wed ber (Srjiebung,
511 ben 3^ecfen d. ftamilie, Staat unb ^ircbe? £>at bie ©efamtheit allein
2Bert ober hat aud) bie einzelne 3nbiDibualität ihre $ebeutung, ihren Selbft*
$med? Jpat bie einzelne ^erfon fchon einen 2öert an unb für fia), ober ge*
roinnt fie biejen erft in ber ©efamt&eit? Die ©eantroortung biefer Qfrage ift
in unferer 3fi* böc^fter 93ebeutung. Der ^eibnifa^e Staat unb bie tjeib«
nifcbe ^äbagogif betrachtete ba« 3nbiDibuum mefentlich a(« Mittel jum ©e*
famtjroed unb majj ifmt baher feinen perfönlichen 2öert ju. Der heutige Staat
ift auf bem beften Söege, roieber in biefen alten 3rrtuin jurüdjufaflen. Der
SojialiSmu« mit feinem fchredlichen flinbe, bem 9lnarchi«mu«, ift in ba« an«
bete ßjtrem geraten. Da« ^nbioibunm ^at allein SBert unb barf fich Don
allen fokalen Stauben unb SRüdficbten (o«(öfen. Da« Ego beliebigen ift fein
bödtfte« ©efefc. Da« Ghriftentum ftebt aua) ba in ber golbenen Mitte. $«
Derteibigt bem $eibentum gegenüber bie 9ted}te ber 3"bioibualität unb bem
Sozialismus gegenüber bie Stechte ber Sozietät, benn ba« ßhriftentum fa&t
Digitized by Google
- 460 -
ben 9Jtenfdt)en als ein inbidibueQeS unb [oktales SBefen $ugleidj auf. Ter
5)ten|d) hat Sickte uub ^)3flid)ten als 3nbibibuum, meiere ber Staat aalten mujj,
aber and] Strafte unb Pflichten als TOglieb beS Staates, meldte baS 3nbi*
Dibuum achten muß. So liegt in ber c^rtftttc^fn ^(uffaffung allein ber Ijar»
monifche Ausgleich jroifchen ^nbiDibualität unb Sozietät unb jebei Wbfafl Dom
Gfjriftentum führt ju einem ber beiben (Sjtremen, inbem ba(b bie inbiüibueQe,
balb bie fokale Sfite im Wenfchen $u ftart betont wirb.
Sern. $en 21. 3uli fanb in ber 93unbeSj!abt bie Seerbigung beS am
8. 3uli jo tragifch Derunglüdten SöunbeSrateS Dr. Sehen! ftatt. 6« mar eine
großartige Totenfeier, tute Sern mohl noch menige gefehen. ©eboren 1823
tourbe Schenf 1846 ^farroifar in Sdjüpfen, bann 1847 Pfarrer in fiauben
unb 1850 in Sdjüpfen, 1855 SRegierungSrat beS ftantonS Sern unb feit
1865 3Kitglieb beS SBunbeSrateS. 93ierjig 3af)re lang ftanb er alfo in Staats-
bienften. 3n ben Sßorbergrunb trat er befonberS burch feine SchulDorlagen,
Don benen bie erfte mit raffen Stritten ber fogen. SunbeSfdjule entgegenging,
mährenb bie le&te, melche bie eibgenöffifchen Mit noch nicht Derlaffen hat,
fich mit einer SunbeSfuboention für baS ^rimarfchulmefen ber ßantone be»
gnügen will. Tic Anhänger ber SunbeSfchule haben in Dr. Sehen! ihren
treueren unb mutigften ^nljrot Oerloren unb trauern bat)er mit Öted)t an
feinem ©rabe. $)ie ©eguer berfelben aber miffen, bafe bie 3bee ber 33unbeS«
fchule in jatjlreichen unb mächtigen Greifen noch fortlebt unb baß anbere
Männer auftreten werben, welche fie mit gleicher Unerf^roden^eit oerfethten,
n>ie Dr. Sehen! fei. Sie werben bafyer ber ßntwidlung ber Schulfrage mit
Wufmerffamfeit folgen unb ju gleicher 3"* hu 4>oulc QU"e Qeipigen unb
materieflen Prüfte aufbieten, um bem fantonalen Schulmefen immer met)r
aufzuhelfen. Tsafe Dr. Sebent ein mariner Sdml» unb Cehrerfreunb mar,
ift befannt; mögen bie tatholifchen Staatsmänner unb iöefjörbrn oon ilmi
lernen, mit Äraft unb ^JJiut unb unermüblicher SluSbauer baS Sdmlmefen
,u heben, lofte eS, maS eS roofle. SGBenn ba unb bort für bie Schule mehr
gefchälje, mürbe manche Älage oerftummen unb monier Cehrer unb Schul-
freunb roeniger bunbeSfchulfreunblich gefinnt fein. —
S3afd. 55er ©r. 9?at erliefe ein ©efefc über bie Jfteinlinberfdmlen, baS
nic^t unbeutlid) feine Spifce gegen bie ^ßrioatfinberanftalten rietet. Seine
£)auptbeftimmungen lauten:
55er Staat errietet entfpredjenb bem JBfbürfniS Äleinfinberanftalten, in
rodeten Äinber im Dorfchulpflichtigen Hilter auf naturgemäße unb rationelle
2öeije erlogen unb befchäftigt merben.
$ie ftaatliajen Älei nli n ber anft alten finb bem (SrjiehungSbeparte-
ment unterfteOt.
3ur Leitung berfelben mirb eine ßommiffion beftellt, welche Dom 9ie*
gierungSrat auf eine WmtSbauer Don brei fahren gemault mirb.
3ur TOroirluug lönnen überbieS für bie einzelnen Wnflalten burd) bie
flommiffton ftrauenlomiteS Don brei bis fünf SJtitgliebern ernannt »erben.
Digitized by Google
— 470 -
Der Sefucf) ber ftaatliä)en ftleinfinberanflaften ifl freiwillig unb unent-
geltlich Slufgeuommen werben im fttefigen tfanton mo&nrjafte, bilbungSfä&ige
fliuber Dom jurüdgelegten britten SUterSjatyr bis jum gintritt in bie Primat»
fajule.
6rjie!)ungSmittel unb SBefdfoäftigungSgegenftänbe fmb folgende: (Stil-
lungen, iilnföauung unb öefprea)ung Don ©egenftänben unb Silbern, Sprecj*
Übungen, einfache $)anbarbeiten, Spiel unb ©efang.
Qfür jebe Abteilung wirb eine Öeljreriit angefteflt; wenn bie fttnberjafy
40 bauernb überfteigt, jo wirb ber Severin burd> bie ftommiffion eine ©e*
Ijilfin beigegeben ober es wirb eine neue Abteilung ober Tlnftalt errietet
Sämtliche Soften ber ftaatlidjen ffleinlinberanfialten »erben Dom Staate
getragen.
Die ^njpeftion wirb burct) ben @rjiefmng8rat einem Setjrer ober einer
Severin an ben öffentlichen Sct)ulen ober einem aubern ftad)mann übertragen.
3m IBebürfnidfaOe tann ein befonberer 3ufpeftor ober eine 3nfpeftorin
ernannt toerben, mit einer jährlichen JBefolbung Don ftr. 3000—5000.
Die Seherinnen unb ©ehilfinnen müffen fi<h über eine genügende 93or-
bilbung unb Befähigung für trjren Beruf auSmeifen tonnen.
Die Befolbung ber Seherinnen beträgt #r. 1500 bis 2000, biejenige
ber ©ehilfinnen $r. 1000 bis 1500 für baS 3a&r.
Die Wufficht über bie prioaten &(einfinberanj)a(ten wirb ber
#ommiffion ber ftaatlichen ßleinfinberanftalten übertragen.
3ur (Srrichtung einer prioaten ftleintinberanftalt bebarf eS ber Bemifli-
gung beS SrjiefjungSrateS.
Die Bewilligung ift au folgenbe Bebingungen getnüpft: Die Seherinnen
müffen fidj über eine genügenbe Borbilbung unb Befähigung für ihren Be«
ruf auSweifen fönuen. Die Äinber bürfen nur in einer ihrem 9Uter ent»
fprea^enben SBeife erlogen unb befchäftigt toerben. Senn bie #inber$at)l
einer Abteilung 40 bauernb überfteigt, fo mujj ber Severin eine ©efjilfin
beigegeben ober eine neue Abteilung gebilbet werben. Die betreffenben So»
f alitäten müffen ben Dom (SrjiefjungSrat aufjufleflenben fanitarifaVn Bor»
fünften entfprechen. Die Seiter ber prioaten tfleinfinberanftalten erflatten
über beren ©ang ber ftommiffion ber ftaatlichen Äleinfinberanftalten §u
£anben beS (SrjiehungSrateS jählichen Bericht.
^ßrioate Äleinfinberanftalten fönuen Dom Staate Beiträge erhalten, fo*
fern fie auf Erhebung beS SdjulgelbeS Oermten unb it>re Seherinnen mit
toenigjtenS 1000 für baS 3al)r befolben.
^kioate Äleinfinberanftalten, beren Seiter fi<h roeigem, ben oorftehenben
Beftimmungen ober gefe&licl) berechtigten Söeifungen ber Schulbeljörben nach-
kommen, fönnen Dom SRegierungSrat auf Antrag beS SrjiehungSrateS auf-
gehoben werben.
3ur Ofottfühung Don prioaten Äleintinberanftalten , welche bei 6rlafe
biefeS ©efe£e8 bereits befielen, bebarf eS ber Bewilligung beS SrjiehnngSrateS.
(^ranbünbcn. 3n Sörufto ejiftiert eine öffentliche (att)ol. OrtSfchule unb
baneben eine eDaitgelifche ^ßrioatfdmle. Einige proteftantifdje Bewohner Don
Brufio oerlangten nun tro^bem Aufnahme ihrer Äinber in bie latljol. Schule,
was jeboa) bie lathol. Scljulbehörbe nicht $ugab. Sie returrierten nun an
Digitized by Google
- 471
bie Regierung, bie ben (Sntjrfjeib ber ©djulbffjörbe betätigte. (Sin SieturS
an ben 39unbe£rat Ijatte beffern (Srfolg, benn ber (entere gab mit aQen gegen
eine ©timme (Diejenige beS #rn SBunbeSpräfibenten SmP) °eu Äeflamanten
mit Berufung auf § 27 ber SunbeSberfaffung recfy. —
— 3n Difentiö fd>loB bie Seljr« unb (SrjietmngSanflalt beS ÄloflerS
it)ren 3af)re§furS bereits ben 12. 3uli unb wirb ben neuen ÄurS mieber ben
25. September beginnen. Die neu aufbliifpnbe Anflaft Ijatte im Derfloffenen
©ctyuljaljr 72 Stüter, Don benen 65 bem ftt. ©raubünben, 3 Sutern, 1 Uri,
1 ©t. ©allen unb 2 bem AuSlanbe angehören. 12 ^ßrofeffoten roirfen an
berfelben, Don benen 11 SRitglieber be3 ©tifteö finb. Die Anftalt befielt
aus einem SJorfurS für romanifa> 3ögHnge, einer SReal» unb 4 ©ömnafial-
Waffen, pflöge bie Anftalt Iräftig machen unb gebeitjen. —
fittjetn. 2öaS lauge roäljrt, mirb enblia) gut! Am 25. 3uli Der«
fammelte fid) bie ©eftion beS Hintes @ntlebu$ beS 93ereinS fatt)oL Seljrer
unb ©a)ulmänner ber ©cftneij in ©a^üpffjeim. WitglieberjabJ 46. An»
nxfenbe SRitglieber 27. Sraftanoen: 1. ©tatutenberatung ; 2. ffialjl beS
93orftanbe8 unb beS Delegierten; 3. Söerfdnebeneö. $age$präfibent Pfarrer
3. SReintjarb, Sntlebud).
1. Iraftanbum: ©tatutenberatung; Artifelroeife , olme bebeutenbe Ab-
änberungen wirb ber Sntrourf angenommen; ber Delegierte ifl jugleia)
offizieller Jfortefponbent mit bem 53ereinSorgan. ©efammtabftimmung : ein»
jlimmige Annahme.
2. Sraftanbum: 2Baf>len. Sorfa^lag: 5 Etitglieber, 3 2e$rer, 1 ©eifl-
lid>er, l 2aie. Aus jebem SSejirl 1 Öe^rer. Angenommen. — SRitglieber»
maljl: 1. ©el.-2er)rer ^rojler, Gntlebua); 2. Celjrer gelber, glü&li; 3. ßeljrer
2ötfa>r, Warbaa); 4. 9tot.»!Hat ©djmib, ©<$üpff)eim; 5. Pfarrer 3. Kein«
farb gntlebua). ^räfibent: Pfarrer Meintjarb. 33t jepräfibent : 9tat.-9fat
^dmiib. Aftuar : 3. Srojler. floffier : ßef)rer gelber. Gautor : $rojler.
Delegierter : 3- ^rojler, ©e!.«2ef>rer.
3. ^raftanbum: 93erfd)iebeneS. Öeljrer Adjermann, (Sutlebua), ben Pfarrer
Weinfjarb unterftityt, ermuntert bie Öeljrer jur ^eilnafjme an ben fie^rer*
ejerjitien. 9lat.»9tat ©ct)mib ermahnt bie TOglieber $um treuen 3ufammen»
galten, ju eifriger 3f)ätigteit, erfuct)t fie# fid) ni$t Don geinben unb ©pöttern
abfanden laffen. ^räfibent Pfarrer föeinljarb banft für bie Eerfaminlung,
n>ela)e oerrät, bafe man 3nteref[e an ber ©aaje Ijat. ©tepl). Öötfdjer ftellt
ben Antrag, jebey ITiitglieb foQ barauf bebaut fein, Üljrenmitglieber ju ge»
roinnen, roeldje ber ©eftionSfaffe unter bie Arme greifen ; i&re ©peuben foflen
ber ©eftionSfaffe allein jufaOen, ba fie Don ©tatuten rangen fpärlia) Dotiert
roirb. — Angenommen. — 9ta$&er Appell; ein Sieb fa^lofe bie Serfammlung.
($S maren gemütliche ©tunben, biefe eben Derfloffenen. *) T.
9ltbtt)alben. Die Se^r* unb 6rjief)ung3anflalt in ©tanS be«
enbigte ifjr ©a)uljab,r ben 24. 3uti unb mar Don 98 Möglingen befugt, Don
benen 88 bem 3nteruate unb 10 bem ßjtemate angehörten. Die I. ©Dm«
nafialflaffe mar Don 19, bie II. Don 18, bie III. Don 22, bie IV. Don 14,
bie V. Don 13 unb bie VI. Don 12 ©djülern befuajt. 16 3öglinge maren
0 3n metner legten Äorrcfponbcng forrifliere man w§üte" ftatt .^ütte-, roaö
übriflcn* mo\)l jebcr ßefer |d)on getljau Ijobcn wirb.
Digitized by Google
bürgerlich t»on ftibmatben, 19 oon St. ©allen, 11 Don Aargau, je 9 Don
Sutern unb SdjwDj, 7 Don Uri, 6 Don Appenzell, je 2 Don 93ern, ©laruS,
©raubünben, Cbwalben unb 2öafli8, je 1 Don Sfjurgau, 3"fl un0 3"rich;
8 waren AuSlänber. $)ie ilnflalt blüht unter ber tüchtigen Seitung ber
R. l\ flapujiner immer mehr auf; fie if! nun 5U einem Doflflänbigen fea}S*
flaffigen ©Dmnafium ausgebaut unb mirb gegenwärtig Dura) einen neuen
Einbau erweitert, teils um größere Sdmlräume ju gewinnen, teils auch, um
noc^ me^r 3öfl""9< «»8 Snternat aufnehmen ju fönnen. $a8 nächfte S<$ul«
jähr beginnt ben 10. Ottober.
Obwalben. (3. #orr.) 68 mirb ben Sefern ber „$öo. 591." gewiß
nicht unliebfam fein, auch mieber einmal etroaS aud bem frönen Obroalbner*
(öubchen oernehmen. ^Berichte baher über unfere fiehrerfonferenjen.
1. Samstag, ben 27. Cftober 1894 Derfammelten ftch bie obm. 2er)rer in
Alpnacht ju ihrer orbentlichen £erbftfonferenj. Jpr. Lehrer #aaS ber>anbele
mit feinen Schülern in ber praftifchen ßeljrübung baS %tyma: „Einführung
in bie ÄenntniS ber Öanbtarte" in Dorjüglicher 2Beife. — Sobann eröffnete ber
^räfibent beS SBereinS, &r. Sehrer 3oo8 in Engelberg bie oierte obroalbr.
Se^rerfonf^renj burch eine inhaltsreiche Anfprache. Er mieS auf bie fchöne
ifjätigfeit be* SßereinS in biefer furjen 3fü feines 33eflel)enS hin, beutete an,
maS in allen ftantonen für Hebung beS SBolffchulmefenS gethan werbe unb hob
einige wefentliche 2Jcängel h«oor, bie unferer blühenben obwalbr. 93olf5f<hule nod)
anhaften. Er nennt in erfter Sinie bie SJernachläffigung beS ©efangeS. Es
füllten nicht blofe auf ben obern Stufen einige Sieber eingebrillt, fonbern frfjon
Don ber erften ßtaffe an Stimme unb ©efjör gebilbet werben. Ein fchöner
©efang fei fo fehr geeignet, baS ©emüt beS ÄinbeS ju bilben unb ber
Verrohung entgegen $u arbeiten.
3m weitern wirb bie fchwache Seite beS AuffafcunterrichteS betont, wie
bieS bie Seiflungen ber SRefruten bewiefen.
#err Seljrer Siötheli in Sarnen behanbelt nun in feinem DortreffIia>n
9?eferat ben „Auffa& in ber SJolfSfchute." Söarum bie Auffäfce fo „mager"
ausfallen, führt er auf brei ftaftoren jurüd.
1. $>er Violett fpielt in ben obern Klaffen eine ju grofee Rolle, $em
fchriftbeutfchen SprachauSbrud mufe fowohl bon Seite beS SetjrerS als
ber Schüler Diel mehr Aufmertfamfeit gefchenlt werben, benn nur t)\tx*
burch lönnen lefctere Sprachgewanbtheit erlangen.
2. ES wirb ju wenig barauf gebrungen, bafe bie Schüler baS ©elefene
richtig Derftehen unb mit eigenen ©orten mieberjugeben wiffen. $>ie
ßinber lefen ju wenig, bcnn gute Sefer finb in ber 9tegel gute Auffafc*
|d)reiber. *Dcan ruft baher ben 3ugenbbibliothefen.
3. $)ie ^h^wate finb oft ben Einlagen unb bem ©efichtSfreiS ber Kinber
ju wenig angepaßt, Wicht ade ©efchäftSauffäfce unb Briefe paffen in
bie SBolfSfchule hinein.
$er Korreferent $r. fiehrer ganger in Sarnen trat in feiner ebenfalls
üorjüglichen Arbeit biefen Ausführungen bei unb fügte hin*«, bafe auch bie
Schulbücher, ba boch bie Auffäfce in ber £>auptfache bem ßefeftoff berfelben
entnommen werben füllten, jum Seil unjmedmätiige Aufgaben enthalten unb
in Söejug auf föechtfchreibung nicht übereinftimmen.
Digitized by Googl
- 473 -
3n ber folgenben lebjrreid)en diSfuffion mar man mit beiben Referenten
boflftiinbia, einDerftauben, bemerfte nod) nebft anberm, es möd)fe ber fc^rif t*
beutle ©prad)gebraud) aud) Don „Oben" unb befonberS bei ben Prüfungen
angtroenbet merben.
£<rr 2et)rer ganger, ber delegierte ber ©eftion Obmalben, erßattete
turjen ©erid)t über ben gelungenen Verlauf ber Serfammlung !att)ot. ße^rer
unb ©d)ulmänner in ©urfee.
daS Komitee mürbe, nad)bem eine ÄeDifion ber Statuten befd)loffen,
einftimmig bestätigt in ben $erren 3ooS als ^räfibent, töötljeli als Äaffier
unb 53uct|er Don ©ad)feln als ^tftuar.
?Jad)bem nod) Derfd)iebene Angelegenheiten erlebigt, forberte aud) ber klagen
feine fted)te. Beim gemütlid)en Steile beehrte ipr. ©d)ulinfpettor ^3fr. Omliu
bie SJerfammlung burd) feine Wnmefenljeit. 2lm ©d)luffe feiner trefflidjen
2;ifd)rebe liefe er baS gute (5inDemer}men $roifd)en ©eiftlid)feit unb 2efjrerfd)aft
fyodjleben. ©obann toaftierte £)err 3ooS auf baS innige 3utammenmir!en
Don Kopf unb (Bliebern b. t). beS SnfpeftorateS mit ben Sefyrern. AIS
5rüljling8fonfereu$ort mürbe ©ad)feln beftimmt unb jum Referenten ber £>err
<3d)ulinfpeftor $fr. Omlin ernannt.
2. 9?ad) einem langen unb garten SBinter fanben fid) bie Öetjrer Ob»
malbenS am 25. 3uni obr)tn, einem r)errlid)en griibJingStage, beim ftattlid)en
Sd)ulbaufe in ©ad) fein DoQ$äf)lig ein unb begrüßten fid) gegenfeitig. die
tfonferenj rourbe aud) beehrt burd) bie Wnmefenfjeit beS neugemäfjlten ©d)ul«
infpeftorS hod)ro. £>rn. Äommiffar Don 91b, unb breier anberer greunbe ber
3ugenbbilbung, bie mit grofeem 3ntereffe ben S3erb,anbluugen folgten, ©ta=
tutengemäft befud)te man juerft bie ©d)ule. Jg>r. Celjrer 33ud)er bet)anbe(te
als UbungSftoff mit ber 6. klaffe baS $rud)red)nen in leid)tfaplirt)er unb
flarer JBeife. ©erabe biefe Cefjrübung unb bie Darauf fotgenbe ftritit jeigte,
rote Diel bei ©d)ulbefud)en aud) ein älterer, erfahrner Seljrer Dom anbern
lernen fann unb meld)en praftifd)en 2öert biefelben befonberS für jüngere
Cegrer haben, hieran anfd)liejjenb hielt ber ^räfibent ein furjeS, aber fräftigeS
(SröffnungSroort. @r fd)i(bert in fd)arfen 3üflfn bie fteinbe, meld)e ber
päbag. Jßirffamfeit beS SeljrerS entgegentreten, bie Erfahrungen, bie berfelbe
auf Dem ©ebiete ber Erziehung unb beS Unterrid)tS mad)t. die Konferenzen
merben Daher bem Sefjrer jum SBebürfniS, inbem er ba im Vereine mit
Männern, bie unter benfelben Skrhältniffen bemfelljen 3'fk juftreben, fein
£>erj auSfd)ütten fann, ba Anregung ju freubigem ©d)affen, jur (Srmeiterung
feiner Kenntniffe unb $ur 93erDoQfommnung feiner päbag. (Sruubfä&e finbet.
9lad)bem baS ^rotofoll ber legten Konferenz beriefen, genehmigt unb
bie Statuten, meift nad) ben 3Jorfd)lägen beS Komitees, reoibiert, entfpiunt
fid) eine lebhafte diSfuffion betreff Abhaltung eines $urnfurfe$ unb ber für
Den $urnunterrid)t gefteüten Anforberungeu. 5Jtan befd)lofe, burd) eine (Sin*
gäbe ben h- ErjiehungSrut ju erfud)en, bie geforberten 00 ©tunbeu für ben
$urnunterrid)t ermäßigen ju moflen. 3m 2öiuter fann, in 9lnbetrad)t unferer
©ebirgSDerhältniffe unb meil bie erforberIid)en Xurnlofale fehlen, fein Unter«
rid)t erteilt merben. Soll er aber in bie günftige, furj bemeffene 3ahreSjeit
oerlegt merben unb foll bie Dorgefdjriebene ©tunbenjaljl immerhin eingehalten
merben, fo leiben unbebingt bie übrigen, gemij} notroenbigeren dis^iplinen
Digitized by Google
— 474 -
ber Schule. Betreff beS abjuhaltenben TurnfurfeS roerben folgenbe Wünfäe
\ux Beachtung empfohlen: §ian möchte
1. Ten nächften TurnfurS erft bann abmatten, roenn baS Turnreglement
berart umgearbeitet, bafe eS bie neueften TOitärfommanboS enthält;
2. TaS ^rogramm bor Beginn beS ÄurfeS ben Teilnehmern jur Sinficht
übermitteln ;
3. Tie Teilnehmer roät)renb ber 3"* beS fturfeS gegen Unfälle berftc^ern ;
4. Ten Teilnehmern (Gelegenheit bieten, möglichft üiel baS Pomntanbo felbft
ju übernehmen;
5. 9US ÜbuugSmaterial für einige Stunben eine Abteilung Schüler herbei-
jiehen.
9cun erhält ber Referent t)od)w. £err $fr. Omlin, alt Schulinfpeftor,
baS 2öort über baS Thema: »$ie TiSaiplinargemalt beS SehrerS." 2öir
laffen bie £)auptgebanien biefer nach Inhalt unb Tvonn gleich gebiegenen unb
praftifcheu Arbeit, bie ben Öefern ber „^ßäbag. Öl/ fidler roifltommen fein
merbeu, fn>r folgen. 3m erften Teile betonte ber Utebner bie "ftotmenbigfeit
ber Strafen forme Das iHecht be§ &hrer$ ju ftrafen unb Pfcte fia) Dies-
bezüglich auf bie ©runbfä&e unb MuSfprüche bewährter Schulmänner. §r
meift burch Beobachtung unb Erfahrung nach, baß mit aflju gelinben Strafen
ober blo§ Mahnungen ber 3l°ecf unb Erfolg einer guten ©rjiehung nicht
erreicht tuirb unb fommt jum Schluß, baß törperliche ^uchtignugcu nicht
entbehrt roerben tönnen, bafe bie 9tute in ber Schule fo notroenbig ift als in
einer Familie, mo noch auf 3u$t 1,1,0 Crbnung gehalten wirb. Ceiber giebt es
heutzutage noch folche blinbe ßltern, bie bem Cerjrer bie Vnroenbung btefeS leiber
oft notmenbigen (SrjiehungSmittelS abfprechen mollert. Söürbe bei unferer leicht-
lebigen 3ugenb bie 9iute $u .ftaufe mehr angeroenbet, fönnte fk in ber Schule
DieÜeicht entbehrt roerben. freilich follen förperliche Strafen nur mit Borficht
unb ©eroiffenhaftigtct unb in DoüftänDiger tRulje erteilt roerben unb jroar
nur ben ftnaben, nie ben Räbchen. Ter jroeite Teil behanbelte bie roejent*
liehen ©runbfätje, bie baS Veluerperfonal bei ßrteilung ber Strafe ju be-
achten hat. Ter fehr lehrreiche Vortrag, ber alle 3"^örer boOjtänbig befriebigte,
rourbe mit Wcdamation oerbantt. Ta bie Uhr fchon jiemlich borgerüeft, rouroe
auf Antrag eines mohlmeinenben flilchberren Don ber TiSfuffion abgefehen.
Beim gemütlichen Seile im „Höfeli" entbot ber ^räfibent bem ab-
tretenben Sdmlinfpeftor in begeifterteu Söorteu ben herjlichfien Tauf ber
obmalbn. i'ehrerfchaft. SluSgehenD Don bem fchönen Spruch: „ffienn ftreunDe
auScinanbergehen, fageu fie auf Söieberfehen", h°fft er ben treuen unb De*
mährten ^freunb ber Cerjrer bei ben Berfammlungen berfelben roieDerjufeben.
4)r. $fr. Cmlin antmortete, bafj ihm bie Schute mährenb feiner 9lmtSthätigfeit
als Sdnilinfpeftor ans £>erj getoachfen unb er ber i'ebrerfchaft, bie fo fehr
auf ihre ftortbübung bebaut fei unb mit großer Begeiferung an Der Hebung
beS obmalbu. BolfSfdHilroefenS arbeite, ftets ein mahrer ftreunb bleiben roerbe.
Jpr. Stänberat Btyrj, ^räfibeut beS h- (SrjiehungSrateS, jur 3*'* »n
unb hochto. $x. ^3fr. F. Heinrich Don ßngelbeig jeigten ihre Sympathie für
unfere flonferenjen Durch telegraphifch eingefanbte ©rüye.
TaS herannahenbe Dampf rojj mahnte enblich jum Aufbruche. 9tun
„9lDDio", auf 2i3ieberfehen im £)erbft in (Sngelberg, mo ber gemütliche $)err
Digitized by Google
— 475
$fr. P. Heinrich jebenfaflS burct) einen geiftreichen Vortrag bie ßonfereuj*
teilnehmer erfreuen wirb. $S roar ein fdjöner iag in Sudeln. Wix Der«
ließen ben heimeligen Ort, innerlich erfreut Darüber, an einer fleißigen,
erfprie&Uchen Arbeit teilgenommen ju haben. (Sin onroefenber ©dmlfreunb
f treibt hierüber: „die ganje 33erhanblung uub Sfcrfammlung bot baS SBilb
ber unter unfern $)errn Sehern roaltenben geiftigen föegfamteit, berufstreuen
Ibötigfeit unb freunbfehaftlichen Kollegialität."
®rfjto»tö. Am 11. 3uni oerfammelten fict) Die fathol. ©chulmänner
ber ©eftion ©chroöi«®erfau*£ü&nacht im eroig benfroürbigen Srunnen, um
ba ju „roten unb ju tagen."
9tachbem iperr 9ftu[iHer)rer Öüönb, ^räfibent ber ©eftion, in furjer,
marliger Anrebe bie SBerfammlung eröffnet r)otte, fchritt er jur Abroicflung
beS ^ßrogrammeS.
3uerft beehrte unS £)od)ro. $x. Pfarrer Safer Don ©chrooj mit feinem
Referate über bie neue, Dom $unbe in AuSficht genommene ©chulroanbfarte.
#od«ti. $r. Referent, SHitglieb ber Don #r. 93unbeSrat ©chenf einberufenen
Fachmänner »$h>mmif fron beleuchtete in feffelnber SCÖeifc baS in Sachen rege
3ntereffe beS 33unbe3 unb roufete burd) fein in ber %l)a\ Dortrefflich ent-
roidelteS SBilb bie Anroefenbeu Don ben fjarmlofen, uneigennüfcigen unb fer)r
anertennungSroerten 53eftrebungen unferer CanbeöDäter fo ju überzeugen, bafe
jebenfafls manch' unbegrünbet Vorurteil Derfchroanb. ^act) bem Dom topo«
gtaphifchen Bureau feftgefteüten Programm foll bie ftarte 1897 an bie
f$roeijerifa>n ©acuten abgegeben roerben.
Gegenwärtig foflen bereits bie mattjematifche ©runblage beregnet, bie
©chnittpunfte beS ©rabne&eS, foroie ungefähr 1000 trigonometrifa> fünfte
mit bem ffoorbinatographen auf ben ©tein aufgetragen fein. $aS ßurben*
material fei fetjon jum I eil gezeichnet ; bie fturoeu für baS "Jtuslonb roerben
Don ben anbern ©taaten bereitroifligft \uz Verfügung gefteflt.
Statu bi? ScebaftionSfommiffion ihre Jtorfchläge für Neuaufnahme ober
Streichung Don tarnen geäußert, roirb ber (Sntrourf noch bereinigt, fobann
auf photolithographifchem SÖege DerDielfältigt unb ben ßrjiehungSbehörben
ber ßantone jur durchficht überfenbet roerben. $iefe lönnen ebenfalls ihre
bieSbeiüglichen 2öünfa> äußern. $ie eingaben ber ßantone roerben Don
ber SRebaltionSfommiffion nochmals geprüft unb bie ©chrift auf ber $arte
feftgeftellt. Uuterbeffen füllten ^eidjiumg unb ©raDur beS JerrainS unb
ber ©eroäffer Doflenbet fein, bar, ber Taut beginnen fann.
tiefer nicht minber lehrreiche als unterhaltenbe Vortrag rourbe, roie er
es Derbiente, begeifternb applaubiert.
9iacb, furjer aber lebhafter $)iSfuffion folgte baS ebenfo intereffante
Äeferat : „Aphorismen über bie ©chöpfung", gehalten Don £rochro. $>r. ©eminar»
bireftor Dr. ©töfeel. AIS ehemaligen ©d)üler beS berühmten Aftronomen
% ©ecdn" S. J., führte uns £>od>ro. $>r. Referent hinauf in bie ungeheure
©ternenroelt unb jeigte uns, bafe toir nur bann an Srnft unb Söiffenfchaft,
an ftüfle unb Snnigfeit beS ©emüteS, an Siebe unb Öegeifterung für baS
£ohe, Erhabene roachfen, roenn roir ben ©lauben jum gunbamente unfereS
SBiffenS machen.
- 476 -
©tcrne
3n bcä ftimmela ftentc!
ÜM* mein Weift ben ftittich bebt
Uub 311 eurem ^rieben fdjroebl
vamV an Q-ucb, mein Seinen
.V>offenb, glaubeoott!
0, itjr bolbeu fdjöncn
Könnt' ib,r täufdjen roobl?"
Diefer JBortrag bot ntc^t nur für unfere roiffenfehaftliche ^ortbilbung,
fonbern auch für £)erj unb ©emüt innern ©er)alt unb 2öürje uttb roirb
allen Teilnehmern noch lange im Anbeuten bleiben.
$oä)to. $x. Defan Tfdjopp, (SentralpräfeS, beehrte uns mit einem ©e*
grüßungStelegramm, in bem er feine ftreube am ©ebcir)cn unferer ©eftton
auSbrücfte, roährenb .v>err ©efunbarlefjrer ftrei Don (Sinfiebeln uns ben ©ruß
beS (SentralfomiteeS, mie auch ber ©eftiou ßinfiebeln entbot. 3n begeiferten
Korten regte ber ©preeb/mbe auch bie ©rünbung eines tfantonaloerbanbeS
mit materiellem 3roecfe, wie .£>ebung unb jeitgemäße Umgeftaltung ber Seb,rer»
SllterStaffe an. Diefe Anregung mürbe freubig Don ben 9lnroefenben begrüßt,
it)r in einer längern, lebhaften DiSfuffion aQgemeine Sbmpathie befunbet unb
baS Komitee jur fdmeflen Serroirflidmng biefeS ©ebanfenS beorbert.
Die ^ertjanblungen, bie mit roenig Unterbrechung bon 1—7 Uhr bauerten,
mürben Dom ^räfibenten, £>r. Süönb, mit großem (Sifer unb fichtlicfjer $e«
geifterung geleitet. (Sin TOglieb beS h- SrjiehungSrateS in ber ^erfon b*§
$)rn Oberft Dr. iRubolf uon föebing beehrte uns mit feiner Ünmefenbeit.
(Ir brachte am (Sube noch ein roohlrooflenbeS $oa) auf bie gefamte Sehrer«
fcfjaft aus.
Dem gemütlichen Teile fonnte jum atigemeinen öebauern infolge Dor*
gerüefter 3eit feine Wufmerffamfeit met)r gefchenft merben. Dennoch mar e$
ein genußreicher, fchöner lag nach forgenboUem $$iti|ictiuilt, unb mir glauben
ben Jag mürbig gefeiert ju haben, rourbe ja mieber ein neuer Denfjiein in
unfere £>er$en gefefct, ber uns rottber ftäftig au unfere h*hre, ibeale Vereins-
bebife erinnerte. Ja, mögen bie Sichter auch löfchen, baS Sicht erlifcht nicht,
baS Sid)t ber alten ^beale, baS Sicht ber iugenb. ber SBiffenfchaft unb
treuen ftreunbeSliebe.
Der ©eftion ©chrono ein „vivat, floreat, crescatu!
— Den 30. 3uli fanb bie ©c^luBfeicrfic^Icit im löchterpenfionate
unb ßehrettnnenfeminot Styerefiatium im löbl. ©<hroefter»3nftitute 311m
hl. flreuj in 3ngenbob,l ftatt. Die Sehranftalt rourbe bon 126 Söflingen
befugt, 16 (Sjierne uub 110 interne, Don benen fich 63 im ^enfionate
befanben, bie übrigen in ber &anbibatur jur WuSbilbung Don Seherinnen.
DaS nächfte ©dmljabr beginnt ben 7. Oftober. Die Inftalt bejier/t aus
einem 5JorbereitungSfurS für italienifaje unb fran$öfifche 3Ö9^"9C» au$ 3
föeoltlaffen unb 3 ©eminarturfen für beutfehe unb 2 ©eminarfurfen für
franjöfifche SebramtSfaubibatinnen. Die Dortreffliche 3nflitutSeinrichtung unb
Seitung foroohl Don Seite ber ehrro. Direftorin als ber ehrro. Seherinnen
garantiert für eine üorjügliche (Srjiehung ber ihnen anoertrauten Töchter.
— (Siufiebeln. ( — r) 3U unferm größten Seibroefen Dernehmen mir,
baß £)r. Sefunbarlehter grei Don (Sinfiebeln auf feine Sehrftefle reftgniert f)a\,
um fich in§ ^ßrioatleben jurücfjujiehen unb als ©aflroirt jum ©torchen ju
Digitized by Google
- 477 -
töteten. Und tröftet babet nur ber ©ebanfe, bafe bie tü$tige gfeber beS
bereiten §errn utn fo eb>r TOufee finbet, ft$ im Dienfie ber Sd)ule unb
Srjiejjung betätigen unb bcife bie fatljol. £erren Seljrer unb S(bulfreunbe
in QEinfiebeln ein gaftliajeS £>eim beim frühem Äoflegen finben werben, wo
fie perfönlic^ ober mit Vereinen unb bei Sa^ulfpajiergängen ftetS wiflfommen
ftnb: £>err §rei ljat bie fdjöne ftbfictjt, feinem ©aftyaufe in borjüglidjer
2öeife ein fat&olifaVS ©epräge j» geben, was fe^r ju begrüben ifl.
$ßenn $err fjrei au$ aus ber praftifd)en SÖirlfamteit als fieljrer [Reibet,
fo fo>ibet er bod) ni$t au« unferm Vereine unb beffen Komitee, wirb im
©egenteil in^ 3tifunft nur no# um fo eifriger an ber ßrjiebung«« unb
S^ulfrage fi<b, betätigen fönnen. —
Tefftn. Collegio Dante Alighieri in öeltinjona. „@S l)af
ju Diele Stubienanfialten, bie SungenS wollen nid)t mefyr arbeiten unb
werben ftoftematifa) ju fjaullenjern erlogen." So ljört man oft einen grieS*
grämigen ^fyilifter ober einen mit talentooflen Söhnen gefegneten Sßater
flogen, aber red>t ($rnft ift eS ibnen mit ber 3eremiabe nidjt, benn fie miffen
ganj gut, baft, befonberS in heutiger Qt\i, ©Übung gröjjern 2Bert ljat als
alte Dublonen.
60 entfielen benn aud) fortmäljrenb neue 3nftitute, bie fidj jur einigen
Aufgabe fteflen, junge Ceute fo ju erjif^en unb ju bilben, bafe eS iljnen
möglich wirb, fi$ mit ber 3fit tin* gut?/ ebrenbofle Stellung in ber
(ftefeflfcbaft ju grünben unb nüjjlicfye ©lieber ber 9Wenfd)f)eit ju werben.
SBaS immer ju wünfcfyen übrig blieb, war, in %nbetrarf)t ber bieten
beutfd)en unb fran}öfif$en öffentlichen unb pribaten Stubienanfialten, eine
äf)nlia> in ber italienifö^en Sdjweij. 2öobJ war baS gewife bieten in gutem
flnbenfen gebliebene ftoü"eg St. Wnno in SRoberebo ein treuer $ort benen,
fo ft$ bie Spraa^e »Dante Alighieri V aneignen woDten. Den Wnforber«
ungen ber 9ceujeit entfprad) eS nid)t mel)r, weil ju bef^ränft in feinen
9iäumlid)feiten unb bor allem, weil ju weit bon ben SßerfeljrSjentren entfernt.
9lu8 biefen ©rünben t)a\ fid) bie Direltion beS floflegS St. Unna in
SRoberebo beranlafet gefügt, ein Änabenpenfionat in 53eüenj, ßt. Seffin auf
nädjften 1 . Oftober $u eröffnen.
Das Änabeninftitut , Dante Alighieri- erbebt fid) in pracbjbofler
tfage an ber Strafte „Stefano Franscini*, wenige Stritte aufierbalb ber
fdjon an unb für fia) fo romantifd) Eingebetteten Stabt Eeflenj.
Das mirflid) ftattlidje ©ebäube entfpridn" allen Wnforberungen ber mo«
öeruen ^ßäbagogif unb $bgieine. 6S werben ffnaben fdwn bom 6. Atters*
jabre an angenommen, 61ementarfd)ulen, boflftänbigeS ©nmnafium unb
i*orbereitung3furfe für 3°fl'inge beutfdjer unb fran$öfifd)er 3un9f
BefonberS Deutfdjen, bie fia) bem $)anbel8fad)e, bem s$oft-, (Stfenbafyi* ober
Selegrapljenbienf! ju wibrnen gebenfen, (welken ja bie italieniftbe Spraye
jur Unentbef)rlid)feit geworben), ift baS neuerriebtete Snftitut beftenS 511
empfehlen. Unbeforgt Dürfen (Sltern unb ©ormünber ibre ßinber, bejw. 9ln*
bertrauten bem 3nftitut „Dante Alighieri* übergeben, ba eS unter ber
altbetodb,rten Seitung beS $errn ^3rof. 3of. 9lurel 5ini, bis anbin vJ?cftor
beS ßofleg St. 9lnna in 9toberebo, in ben weiteften Streifen befannt, ftebt.
6S werben auä) ^enfionäre angenommen, meiere bie neuerria^tete fautonale
Digitized by Google
■
- 478 —
§anbelsf$ule &u befugen gebenfen. <5&riftli<$e ßrjiebung unb famifarfS
ßeben finb jugefiö>rt. $ie ^enfionSpreife finb berbültmSmäfeig unb bei ber
üorjügliapen Äoft iiic^t ju &ot&. (500 gr. per ©^uljo^r.)
Da bereits titele 9lnmelbungen borliegen, fo toerben bie Aftern ber
beulen Sd)meij erfud)t, ft$ fo fa>iefl mie möglich ju melben, falls fi*
gebenfen, ibre Söfme ber Wnftalt ju übergeben. Um Programme unb BuS-
fünft menbe man fieb gefäfligft an £errn ^rof. $of. $ini, SReftor ber Stubien*
anftatt „Dante Alighieri* in ©eDeuj. flt. Xeffin. — (fc-fl.)
Uri. $ie PantonSfd)ule mürbe im üerfloffenen Sdjulja&re Don 44 Sk&ü*
lern befugt, üon benen 4 bem VorbereitungSfurS, 26 ben 3 Straff (äffen
unb 14 ben ©tnnnafialflaffen angehörten. 41 maren bürgerlid) öuS Uri;
3 aus aubern ftantonen. *I)a$ neue Sdwljafjr beginnt ben 7. Onober.
3ug. (—x.) $>en 20., 22. unb 23. 3uli fanben in ben ^enfionat*-
faulen (Untergümnafium , IM II., III. Äealflaffe, beutfd)er SNorlurS unb
franj.»itcl. SJorfurS) fomie am freien fatt)o(. fiefjrrrfeminar bie Sd)(uBprftfungen
ftatt, bie burrf)meg einen red)t befriebigenben Verlauf nahmen unb bun§ eine
gelungene gttinnaftifa> unb mufifalifa> freier iljren 96f$lufe fanben. $ie
Wnftalt mar oon 101 Sdjülern befugt, Don benen 20 ben ital.«franjöftf(&en,
3 ben Deutzen VorfurS, 31 bie Äealfcrmle unb baS Untergpmnaftum.
34 baS Seminar unb 9 bie ßanton$f$ule unb baS Obergomnaftum befugten.
4 3&glinge gehörten bem flt. 3ug, 20 St. ©aQen, 13 ©raubünben, 11 %ax*
gau, 9 Sutern, je G 3fyurgau unb $effin, 4 tfpptngeQ, je 3 Sdnoüj unb
greiburg, je 2 Bern unb SBafel, je 1 QViud), Obroalben, ©laruS, Solotfnim,
SBalliS unb ©enf an; G Stallen, 4 ftranfreia), je 1 53aiern unb SBüruem*
berg. 3m ganjen maren alfo unter ben 3öglingen 89 Sdjmeijer unb 12
WuSlänber. 95on ben SeljramtSfanbibaten flammten 16 aus bem ffanton
St. ©allen, 5 Sutern, je 4 "iljurgau unb Wargau, 2 Wppenjefl unb je l
3ug, Obmalben, ©laruS, ftreiburg, ©raubünben. —
"$ne Hnftalt fjat firf) in ben legten Sauren na$ innen unb aujjen ganj
bebeutenb auSgeftaltet. 9UtS bielen ©rtinben päbagogif$er unb mettyobiicber
9trt mürbe mit biefem ^rüt)(ing bie Seminarabteilung, oon ber einzelne jttaffen
bisfat mebrere Oräa)er mebr allgemeiner SBilbung an ber ffantonSfdjule befugten,
mieber felbftänbig gemalt unb ganj in bie Wnftalt aufgenommen, mie e$ in
ben erften 7 Sauren iljreS 39eftanbe8 mar. Swfl1«^ ">urt>f biefelbe um einen
fturS ermeitert unb umfafet nun 3 oofle 3öb« unb einen SöinterfurS.
2)iefe (Srmeitung gefd)ar) im 3ntereffe ber befferen Verarbeitung beS Stoffe«
unb einer grünblid&eren (Sinfüljrung in bie Sdmlpraris. 3"bem mar fie in
{Rütffiajt auf einige Äantone, bie ebenfalls S'/t bis 4 Seminarfurfe rjaben,
notmenbig, menn man bie 3^glingf Su Dfn borttgen Staatsprüfungen ab*
geben laffen moflte. $)ie Qsrmeiterung ber Seminarbilbung fleljt gegenmartig
auf ber ganjen Öinie im SJorbergrunbe ber Beratungen unb bie S)ireftiou
burfte baber nid)t jurütfbleiben, menn fie fid) auf ber £>ölje ber Qtlt galten
mollte. $er gemaltige Stoff über ben bie Äanbibaten bei ben berfdnebenen
Patentprüfungen Oerfügeu müffen, fann burd) biefe WuSbilbung nun beffer
bemältigt unb bertiefter bearbeitet merben, obne bafe bie Stüter 511 frt)c
ermübet merben müffen, baljer ift biefer Sa)ritt nur ju begrüben.
Digitized by Google
479 -
<D2it biefer Umgeftaltung mürbe eS bann aber aua) mögliä), eine ein«
f>eit(iä)tre Orbnung in bie ftnfialt 511 bringen, fo bafe nun fämKic^e Sä)uls
abteilungeu beS ^enfionateS anfangt Oftober beginnen unb gegen ßnbe 3uti
fötitfeen fönnen.
$afe biefe (Srmeiterung aber anä) mer)r finanzielle Opfer Verlangt, ifi
klar. $er 3al)reSberia)t appelliert barjer neuerbingS an ben Opferfinn ber
<&efinnung6genoffen, 11m fo metjr, als bie bieSjäbrige 9rea)mmg mit einem
^afftofalbo öon 898 $r. 21 GtS. fa)lojj. (SS fodten jäljrlia) menigftenS
6000 Qfr. für bie Wnftalt fliegen, »nenn biefelbe allen ifyren Aufgaben naa)*
fommen fofl unb mir möa)ten baber alle ljodno. ®eiftlid)en unb fatl). Vereine,
fomie aOe ftreunbe einer tüchtigen fatr)ol. Se^rerbilbung bringenbft erfua)en,
für biefelbe ifjr Sdjärflein beizutragen. Unfere proteftantifa)en TOeibgeuoffen
unterhalten 3 beutfdje freie Seljrerfeminarien unb fammeln jäljrlia) für bie«
felben grojje Summen ; märe eS nid)t eine Staube für nnS, meun mir nia)t
einmal ein Seminar ju erhalten bermöä)ten, baS jubem bermöge feiner 6in*
glteberung in bie ftnftalt DerljältniSmäjjig feljr menig foftet? $)ie ßr*
Haltung unb r e i et) 1 i et) e Unterftüt$ung beS Seminars ift nia)t nur
eine ^Jfli($t, fonbern aua) eine Gbrenfadje beS fatfjol. Sa)roeizer»
bolteS. Senn alle Äantone im gleiten Söerrjältniffe beifteuerten, mie ber
Äanton 3"Ö» f° ^re **m Seminar reia)lia)ft geholfen. —
(Sine anbere 9lrt ber Unterftüfcung beS Seminars fann aua) bura) jar)!*
reiä)e 3ultnbung Don 3öglingen au bie ^enfionats* unb ßantonSfdmle ge-
fetjerjen, benn babura) mirb bie ^Infinit immer mefcr in ben Staub gefefyt,
alle Einrichtungen unb 9(nfa)nffuugen ni treffen, meldte ju einer g'beif)liä)en
(Sntmidtung beS Seminars notroenbig finb. $Bir möchten bei biefer ©e^
legenljeit befonberS aufmerlfam mart)en auf ben beut f eben SJorfurS, mela)er
edjüler aufnimmt, melrt)e bie ^rimarfa)ule noa) ntd)t boflftänbig abfoloiert
tjaben ober nod) nia)t fäfug genug finb, in bie 9teal)dm(e ober baS Unter»
gömnafuim überzutreten. ($r ift alfo eine fatljol. ^riüatprimarfä)ule
unb möd)te fatljol. (Sltern, meldte ir)re JJinber in feine fatljolifd)e ^rimarfdmle
fä)iden fönnen, bnljer rea)t miQfommen fein. ftür baS Seminar bient biefer
SJorfurS zugleid) als ÜbungSfa)ule.
$ie infinit fterjt unter ber r). ^roteftion beS f)oa)mürbigflen Stefan*
biia)of§, fomie unter ber Oberauffia)t be§ f)oa)m. geiftlia)en Kapitels beS
ÄantonS 3"9; bie $ireltion beftebt aus ben ljoa)m. fReftor ßeifer, $irettor
Baumgartner unb ^räfeft Feienberg, Warnen, mela)e in unb oufeer ber
Scfjmeiz einen guten fllang tjaben. 2Bir möa)ten baljer bie ganze 9Inf)alt
mleber bringenbft ber boa)m. @eiftlid)feit, ber fatfjol. Cel)rerfd)aft, foroic bem
fatljol. Smlfe empfohlen Ijaben. —
— (h.) $en 29. unb 30. 3uli beenbigte baS $öa)ter=3nftitut Woria
Opferung in 3U9 \t\ntn 3af)reSfurS. $5ie Prüfungen beroiefen, bafe baS«
felbe feiner Aufgabe oofl unb ganz grtuaa)fen ift unb bie $öa)ter fomobl
tbeoretifd) als praftifa) für tyre ÖcbenSaufgabe ^eranzubilben berftebt. ^)ie
r)errlid)en Srt)riften, praa)tr>oflen 3pi4)nungen unb meiblid)en ^anbarbeiten
fomie bie ganz borzügliä)e Sd)(u^probuftion finb Qm^t, mela)e Wiifnurfamfeit
btt ^lnftolt auä) ber äftljetifdjen ^luSbilbung ber 5öö)ter mibmet. ^ie ^err-
(ic^eii SRäumlidjfeiten unb gefunbe, praa)toone Sage überhaupt tragen baS
Digitized by Google
- 480 -
ifjrige bei, ben ©#önbeit«finn ber 3öglitige au meden. Stoß bie gartje €r>
jiefcung auf foliben religiöfen ©runbfäfcen beruht, brauet md)t befonberS
gefagt ju werben. 93om ptaftifcben Sinne ber SlnfialtSleitung jeugt und? ber
Umjianb, bafc audj bie 6r$iebung§lebre in bie Unterrichtsfächer eingereiht unb
mit großem 93erfiänbni§ bebanbelt rourbe. — $)ie ^nflalt gflfytc im Saufe
be$ JabreS 51 Söcbter, Don benen 15 bem 93orfur§ für ital.-franjöfifd)e
3öglinge, 16 bem L, 13 bem IL unb 8 bem III. ÄealfurS angehörten.
$a§ neue Schul jafcr beginnt ben 15. Oftober nädrftfnn. —
^aflOflifct)c fiittiratur tut* SthtmUUL
Qaesta la via! Volf«-- unb ßanbfcbaftSbilber au« £irol oon ©eorg 93a um «
berger. ©t. «allen, fcaffelbrinf unb tf-brat. 1895. 290 ©. in 8°. #rei« bro=
frfjirrt 4 ftr. ©ine« jener Süeber. bie man fertig lefen muß, nacbbem mau einig«
Seiten überflogen bat. S)er gciftoolle SRebaftor ber .Oftfrfjmeij" gicbt un* eine
reijcnbe ©drilberung feine« oorjäbrigcn tJrcrtenaufentbalte« im Inrol. §enitd)e
fcanbfd)aft«bilber medjfeln mit getftreteben 58etrarf)tungen unb intcreffanten Streif
liebtern auf religiöfe unb wirtfdjaftlitbc Verbältniffe. $en ©ebluß.. btlbet eine
prächtige $arftcUung be« ergreifenben ItolifcfcbaufpieU in hieran. Überall |eigt
ftdj ber Serfaffcr al« felbftbcmußtcr ©cbmeüer, al« feinfiuniger 23eobadjter unb
Starfteller unb al« überjeugungStreuer tfattjolif. Viele ©teilen Bnb Doli un-
ocrruüftlicfjer Sfomtf, uiele Doli erbabener Sßoefie, unb Aber allem rntjt ber Sonnen*
febein ad)t fatljoliirtiei Äuffaffung. Xct Vcrfaffer meiß fo farbenprächtig unb lebenbig
au fcbilbern, baf) man unmiQfürlid) biugeriffen wirb, ras Vud) bat in jroeifad h rr
^ejtebung päbagoqifcben SBert. (rtnerfeit« enthält es ungemein uiel Se<
lebrenbe« unb anberfett« giebt e« bem üet^rer, ber eine Serienreife maü)t, bebeutfame
2Binfe, mie erba« Slngenebme mit bem sJiüölid)en Perbinben unb wie er in ber ärrembe
beobachten unb oerglctcben fott. — 2>em Unterbaltenben ffbarafter be« Vucbe«
angemeffen, ift ber 3til gemanbt unb fließenb, luetui aueb bie unb ba einige Uneben*
beiten bemerkbar ftnb. X ic 2lu8ftattung ift fepr elegant. W\t Spannung leben
mir einem in Vorbereitung befinblicben SBerfe be« gleicben Verfaffer« entgegen,
ba« unter bem Xitel : „Hu 8 fonnigen lagen" ÜKeifeffiääen au« ber ©djmeii
entbalten wirb. jwf«. sttter,
li^crchtöuadjf td)ttftt.
2)a« (fentralfomitec fefetc ffir unfere (Scneraluerfammlung be« „Verein« fa=
tbolifeber fiebrer unb ©cbulmänner ber ©cbmeiä" in 3ug Montag unb SDienftag
ben 23. unb 24. ©eptember uäcbftbin feft. 2)en 23. naebmittag« 2 Ubr beginnen
bie ©eftion«oerfammlungen l. ber ißrimarlebrer unter Vorftß be« £rn. ßebrer
ßodjer in «oftau; 2. ber ©efunbarlcbrcr unter SOorfi^ be« £>ru. ©etunbarlebrer
^rei in tfinftebeln; 3. ber ©cmtuarlebrer unter ^orfiö oon ©eminarbireftor
Baumgartner in 3ug unb 4. ber iieljrer an SWittelfcbulen ((ypmnafium unb böbern
MeaHdjulen) unter 23orft^ bc8 $»emt $rof. Dr. ©türm in ffreiburg. Hm 9lbenb
ift SeomitecfiBung unb ^elegierienoerfammlung. Xcr jpauptfefttag mirb morgen«
8 Ubr mit 2tmt unb ^rebigt eröffnet, naebber folgt bie ©auptoerfammlung, beren
erfter Xeil 2 größere Referate über toiditige päbagogtfcbe Xageäfragen bringt,
mäbrenb ber jmeitc bie gefd)äftlicbeu Xraftanben abmtcfelt. %a* genauere $ro--
gramm mirb pr reebten 3eit befannt gegeben merben.
I er idmui V (^ifenbabnoerbanb bot auf (hrfueben be8 ftomitee« bin mieber bie
ftabrpreiScrmäBiaung mic le^tc« 3abr für bie »Jeftbefucber gütigft beroiaigt; in
,Sug fclbft bat üd) bereits aueb ba« ^eftfomitee lonftituiert, an beffen ©pi^c ^>en
L'anbammann SBeber, ^räfibent bc« fant. ^rxiebungdrate« ftebt. ^)a«felbe mirb
e« fid) angelegen fein laffen, ben ©äfteu ben ftufentbaU in 3ug lieb unb angenebm
ju macben. Wöge bie bieSjäljrige öencraloerfammlung reä)t jaljlreicb befudjt
merben, unb mögen bie oerebrten 9)Mtglicber unb ^reunbe be« Verein« je$t febon
bie 3«it fo einteilen, ba& ibnen ber 2)efud) möglid) mirb. Fiat!
Digitized by Googl
®in eigenartiges Stiftern §ur Ginoämmunti (er Imnff udjt wirb in $änemarf
angeroenbet 3cber SJetrunfene, bcn man auf ber 6tra&e antrifft, wirb in einen
2öagen gefegt, jur 2Bad)c gebracht, bt8 31t feiner Dollen &rnüd)terung eingefpcrrt
unb bann unter fidjcrem ©eleitc nad) ftaufe gefüfjrt, bamit er nidjt gletcfj toieber
Don Dorne anfange, darauf »oirb ber 2Birt, ber bem Irunfenbolbe baS lefcte
(MlaS S3ier, ©djnaps ober 2Bcin üerfauft bat, unter Slnbrofcung tum 2 träfe auf-
geforbert, bic Stötten für ben Iransport feine« ttunben p bejahen. 3n>ei 3u-
loiberfjanblungeu be« ÜBirteS füllen bie Scfdicfmng feiner Wxex- ober SBeimnirt*
l'cnaft herbei.
$n ferat c.
,vltiri« Ucbmtflf n in
(Ovtl)Oiunpljic, Jutrrpnttktioit, lUort-
mtb öntfleljvc.
herausgegeben uon ber ft. gaUifdjen Sefunbarlcbrerfonfercnj. — 80 Wp.
31nerfannt treffliche« Lehrmittel. 3u belieben oon
II. Steifler, SefunDutleljrer in ftlamil.
Collegio - Convitto Dante Alighieri
in Bellinzona (Svizzera).
Tie frühere Direttion beS SroQegiumS 3. %n\\a in iHouerebo bat auf ben
immer mieberljolteu 28unfd) oielcr eitern in 3kflituona eine nljniidic aber größere
unb gaiiü ben neueften ftorberitngeu ber mobemen ^äbagogtf cntfpredjenbe änftalt
eröffnet. DicieS 3nftitut mit (Slementar unb \Hc alfdjnie, iSuniiafium, bcutfdjera
unb frauiofifrtjem $orturfe bient atid) al* $rnfioi für bic ©djüler ber fantonaleu
£anbelsfd)ule. - Capelle im fcaufc. «ßcurtonSprci« nur öOO ftr. ^rofpefte
gratis burd) bie Direttion.
!!$ ixxfxeöetnü
3)er Unterseidmete empfiehlt ben tu. »ofleacR feinen foeben eröffneten, ganj
neu eingerichteten
(Onltljof tum Mordjcit
beftenS. Verleibe ift oben im $orfc. an ber §auptftrafoc linfs, in unmittelbarer
tfäfje ber Sfirdje. Ebener (*rbe geräumiges Wer*5Hci"tanra«t. (Mute Sebienuug
uad) jeber fticfjtung unb billige greife fiebert 311
einnebeln, im 3uli 1895.
(ii. 3ret*Cdjsner, j. 3. 6efunborle$rer.
I
n>ro Hupust: |
Unterhaltender
interessanter
Text?"
Bcmane
Novellen
Dorfgeschichten
Humoresken
Reisen
Geschichtliche
Kunst
Technik
Für die Frauen
und Kinder
Monatsschau
Zeitereignisse
• • •
Reicher^
und schöner
Bilderschmuck.
^Ycbcn ber ftortfcfeung'bc8*fpau=
* nenben Moments „Sie Priorei"
enthält bicfcA tieft aroci föftlichc fleh
uere iRoocflcn „£urd)ö Jclepbon",
von l'o.Weibegg, unb „9hir ein 2ieb",
oon % 3 frolln. $cm „800jährigen
WcbächtniS bei Anfang« ber Streue
SÜge" tuibmet 5Jrof. Sunt, Bübingen,
einen oorjüglich orienticrenben 91r=
tifel, über Mehring? oielbcfprocheneS
^iphtlKriehcilfcrum unterrichtet un&
I ein praft. 9lrj*t, roährcnb 3>r. .freinc
un* burdi bie SJJillioncnftabt Bonbon
begleitet u.crjäljlt, mic bie teilte bort
ihr (Melb oerbienen. Söent e* bei biefer
i.'eftüre etwa &u heift werben foQtc,
bem empfehlen mir bie | effelnbe Steifes
fchilberung „3m holjen Horben", bie
uu« mit einem yeluitenpater quer
bureb 3*lonb f ührt, tuo ber feelenetf;
rige s}*rieftcr bie einzige bort lebeube
fatb. Familie auf juebt. Doch fehlt ber
'Hau m, um ben gefamten reichen In-
halt auch nur flüchtig ausbeuten.
5ttttl Greife von 50 |}ffj,
monatfidi ein ßarües 3fofto-i>cff
3lluetrievtc*. hatboliacbea Jfa'milienblatt .
iaii(i«iii(iniiiiii<i
a
?s .§
■3 E(*>
■5 =
09
6
Ö
»
.tr et
— a —
JO jO w[
IC- •»
5 ä §
.ja i-
«9 3 c
s e s
ü 5 2
« r >*
5
S
d
•*» Ä E
5 ägß/t
Q X «-
o
CS m
■s .O
5i c a
P C E
" —
*a ta A
M ° S
5 =s -2
MC
; 5
— 9 3
t3 ~ ** H
? c £ =
- — ' M ---
■B H ^1
3 • —
Google
i
I
:
l
■■■ *p\
Iii
i
I
Seirtiniguttg
bc« „54n>cij. (£rjid)unfl^«niöe«" «ab Her „Wbaaoft. 3Kouat$M>rift"
bre Vereine katljoL frljrrr unb Sd)ulmimiter
unb beS fi^weijerifd)cn tatfjol. ©rjicljuiifldttcrcii!«.
Irorttrr ^aljrgang.
10. fceft.
(örf^eint 2 Sogen ftarf je ben 1. unb 15. eine« jeben 9Ronat8.)
3u8#
$>nt(f unb (*jpebüion oon 3. 3». »lunfdjt.
1895.
Digitized by Google
§nBaCt
1. (Scoflranbifcfte Ortlnamcn anb Sbrltfwörtcr. (©infü&rung in ba* $er>
ftänbni« berfclben.) (ftortfcbung unb ©djlufe.) 480
2. lieber fite Promotion öcr £4fller. ($on 81. ßeljrer in O.) . . 48*
3. Urfadjen Der junebrafUDcn *lB$«elafTcBbeit öcr fier Sdjutc caiaflcBcn
3u(icnli ubD Die BRilid bageacu. (3. 6d)., ßeljrer in 9U . . 494
4. <fl9bori#nien über «rjicbuBfl. (H. B.) sc»
s. Die üeutfeben Stbulmeifter b. b. bie $rimarlc&rer ber Stobt 3«fl» UtiO— 1895.
(2*on «. «fdjmanbcn, ßc&rcr in 3ufl.) (ftortfefcung.) soo
6. Vbbopaiftbe WmtDfdjaa s<u
7. WfDaaoAWe ütttcratar unb ttebrmitiel sio
8. $rei£an0figreibiiBfi |ur ftrage öeö $aBbarbcit«BBterri<bi$. . . sn
'9. »erfftlebenri.
10. 3ifer*te.
—
Digitized by Google
äktetnißung
bee ,&d)mtb GtrjieliunBefreuiibe«" unb her „$äbagog. iRMatfftyrift".
bis Jf*witia fjttf}. %$§w unb Jl^ttlmHttttir htr ßipsm\
unb be$ fdjjroet^erifdjeu fatfjol. Grr(yet)una,dt>ereiu$.
3tt<|, 15. Bugujt 1895. J£ 16* 2. ^rgang.
9tebaftion8t ommiffion:
DU ZrarnarblrtfUrra: I Jrunj, $Jfcrtr<*, Sujeni; *auma,artner, ^ua; M< bco>». $rrrn: t)t. £rtb«l.
?.»|tt, Urof., «bat ; tco Srnj, Pfarrer, «et«, «t. £l. «aQrn unb $«tl Selm flBt^pll lw «rftftlb, Utt
DU 9i«(«iituagcn M m gcmlnarblrcftor Baumgartner m ri<bkn.
Abonnement:
Qrfa>ctnl monatlKb 2 mal J« be« 1. nab 14. bei Utensil mb fbfUr i&trtta> für ScrctnlmUgticbcr 4 9t.;
»f «tiwimtlfanbtbaun 3 &t.; fflt 9ti4tmitaUcbcr 5 gr. B «ft t II« ft|C n tdra ««rite«: 3-
SUi|«l, Du**™*«, 3N- - 3*f««te «o«btn bl< *<t1i|fik mü 10 ftp. bma>*ct.
<£eo$vap§'xfc§e Qxtatxamen und £pvi<fywöxtev.
(dinfü&rung in ba8 Serftänbnis berfelben.)
(Sfortfefeung unb 6ä)luft.)
93on ni4)t minber großen IBebeutung al§ bte (Beneralnamen finb bif
roid)tigf}en 53efUmmung3roörter, bte jur 53i(bung ber Special na men 93er«
roenbung finben. $iefelben bejieljen ft$ meift auf (Srö&e, ©eftatt, Sage,
cjarbe h. f. f.
<£gli unterjdjeibet jroei O^uptfCaffen üon ©pejialnamen :
a) Waturnamen:
1. Warnen ber Snljärenj, nad) Werf malen, meiere bem Objeft infjärieren,
roefentlid) inne rooljnen, j. IB. Isola bella = bie fa)öne 3nfel, Tafelberg
(&oOänb.), Bahr el Abiad (arab.) = meifeer glujj.
2. Warnen ber flb&ärenj, nad) Werfmalen, roelaje bem Objeft abfjäriecen,
äufeerlia} anhaften, j. 53. Jpimalana (janSf.) = ©dmee (hima) unb
5QBo!)nung (alaya), Cabo de las Palmas (fpan.) => tyilmenfap.
3. Warnen ber Delation, hergenommen bon einem Wertmal ber Umgebung,
j. 53. Quqtxbtxü, (SantonSjlrom.
b) Pulturnamen:
1. pl)biifd)e tfultur, j. 53. Bagno = 53ab, ital. ein ©ee.
2. ötonomifaV „ „ „ 3«fafüfte (Nfrifa).
3. intelleftudle „ „ „ Natal, SBeümaajten.
4. morali|d)e „ „ „ na<$ ftreunbeu, ftörberem; Äap frranllin.
Digitized by Google
- 482 -
5. reltgiöfe flultut, j. 55. St. 8oui3.
6. politifdje „ „ „ Ilha do Principe (^rinjeninfel).
(Sbenfo toidjtig ift in ber Wamenfunbe bie 6iebelung3gef($id)tf.
Sie jeigt, toa§ für 93ölfer, mann, wo unb unter melt&en 93ert#lrniffen
fid) biefelben niebergelaffen unb melden Sinflufe fie auf bie 9?amengebung
fjaben fonnten.
Tamit Ijängt nodj jufammen bie ßljarafteriftil ber Wamengebung
jenes $olfe5, refp. 93ölfer, welche, tjerDorgegangen au§ ben Derfcfyebenen SBölfer«
fünften, bie einft boS 2anb berooljnten, bie heutigen Herren beSfelben fmb.
©rötere Sdnnierigfeiten als bie Ortsnamen bieten für bie Srflärung bie
58ölfernamen ; benn biefe reißen meiften§ inj tiefße Altertum jurüd, unb
e§ mürbe mobj faum gelungen fein, allgemeine onomatologifa^e ©efe|e, bie
bei ber Sdjaffung biefer tarnen roirften, abzuleiten, roenn nid)t bie ©ftfn>
namen unciDilifierter Hölter genügenbeS Material jur fnftematifdjen SBertnertung
bieten mürben, f$freitid) if| aucb, bei dielen biefer ©elbftnamen bie JBebeutung
ni$t metjr furjmeg auf ber £>anb liegenb.
1. Die aflgemeinfte SBebeutung eines 33olf§namen§ ift bie Don 3Reuf$en,
ü? eute. Der ($efid)t§frei§ umfafet nur bie nädjfte Umgebung. CanbSleute,
33olf, unb 9Rcnf4|tit fällt für bie ^luffaffung ber in fty abgesoffenen
©emeinfdiaft jufammen.
Inuit ober Inuk, b. I). $)tenfd)en, ©elbjtname ber (Sslimo«,
Tschiglit, n „ „ mm
im 5Jlarfenjie*©ebiet.
(Soenfo: Berber, Iraonus (©elbftname ber Citauer), 91 om (S. 9?. ber
3igeuner), Aino (urforünglid) $orm Einso) Kurilen, ») Bantti (Stolf),
Khoi-khoin ober Khoib (S. <R. ber Hottentotten) unb diele anbere.
2. Die 3$ergleid)ung mit ben nidn" jur gleiten ®enoffenf$aft ge&örenben
9tad)baroölfern fütjrt jur Untertreibung ber Singebornen, ©djten,
oon ben ftremben. Talopoeg — ©ötjne ber ßrbe (©. 91. ber §ftb,en),
Arno Choin — edjte maljre <D?enfdjen (ein anberer ©. Ä. ber Hottentotten),
Weniska-sepi = eigentliche 2eute, ©. % ber Snbianer Don Öabrabor im
©egenfafc $U ben <5§fimo§ (naß Ggli). Hau Khoi* - richtige 9)cenf<$en *)
*) „Aino* ( TOenfch) tourbe crft ju SBcginn unfereS 3abrbunbert8 oon &rufen=
ftem in bie Sßölferfunbe eingeführt, obwohl bereits in einem 1619 ju Sttüncben
aebrueften iBuchc Nicolai'« bte 3nfel 3effo unter ber SBcjeidjnung Aino.moairi oor*
fommt. ©ie wohnten and) auf ben Kurilen (fogenannt oon kuni öolf.) D. Ä.
4. 58b. — Der 9iame Aino roirb häufig aud) als Sforruption be* iapanifdben
inu = £unb, bargefteflt. SRadj einer unter ihnen erjftierenben ©age führen fie
ihren llrfprung, wie fo mandjeS anbere 33olf, auf ein X i c r , einen §unb, iurüdf
©Je felbft bezeichnen mit Aino nur bie Männer. 1893.) — Slud) bie ©iljafen
in Sibirien nennen ftd) felbft N ibach Wenfd). (D. 9t. IV.)
2) 6« liegt loobl in biefer SBejeid)nung ba« ftolje ©efübl, bafe fie, bte fdnoarien.
mit beu Ijeabranucu Äora nid)t möchten oermcchfelt werben; anberfeit« haben c*
Digitized by Google
- 483 -
(£)ottentottenfkmm) 5». 53b. 6. $)aljin gehört aud) her ©elbfiname bet
5Ba§fen, unfer Söelfd) unb baS flat>ifü> Njemetz (= flumm), roomit bie
$eutfd)en be^etd^tiet roerben. !) $ie[e Warnen, bie aus einem angeborenen
Hüntel tyerüorgegangen, führen über jur:
3. Älaffe a) etjrennamen für fid) felbft, b) ©pottnamem für
bie Wad)barn. 3U Dcn t^ttxn gehören j. 53. Aniazigh = ^xt'it, (Sble,
Guaianazes = geartete Ceute, brafil. 3nbianer. ©eljr häufig finb bie
Warnen ber jroeiten %xt : @Sfimo5, ba§ geroör)nlict) Wobjlei fajeff er gebeutet
roirb, Gwu-Daman = ©d)mufcmenfd)en ; fo nennen bie Warna bie
93erg «Samara (Samara), roeld)e iljre ©prad)e angenommen ljaben. — Rotten«
totten, urfprünglid) |)otno$, £>obmobob§, roeif fie bei it)ren langen, mie aud)
jefct nocf) ju berneljmen, ftetS als mie jur $aftbejeid)nung „Hotten tot um
Brock wa" auSftie&en. (3). X. 53b. 6.) — Wuge ermähnt nad) Saftren,
bajj ein ©amojebenfiamm in ©ibitien fid) Irgun, ba8 ift alte *ERenfd)en
nennt, roäljrenb bie farafonfd)en ©amojeben, Dom Jfranid)fluffe au3$ieljenb,
fid) ßranid)menfd)en, fpäter s2lb 1er inen f rf>en nannten, roa§ bie Oftjafen,
um fte bor afl|a t)od)gemutem gluge ju warnen, in <$än fernen fd)en um-
roanbelten.
4. Örtliche 53ertjältniffe [unb OrtSberänber ung, refp. 9tu§ein-
anberget)en ber ©tämme] oeranlaffen ebenfalls Wamengebung. $ie ©amojeben
teilen fid) in Pagansej = 53ud)tbett>ot)ner, Noho = 6i§füd)fe, Pad-
draggassawö = 2Balbleute u. f. f. 2Büftenleute nennt ftd) ein ©tamm
in Oftafrifa (Wanika) 53ebuinen (Bedawi) unb flirgifen bebeutet baSfelbe.
(©d)ultf)eife, ©l. 93.) eine Analogie ber Ecarfomanen fmb bie Gonaqua
ober Gona-kwa = bie Wnftofeenben, (nämlid) an ben ©renjflujj S5aal)
ober 3ufammenfto Benben, ein WiifdjlingSftamm ber Hottentotten unb ftaffern
(tfaffer, Dorn arab. 2öort kafir - b. Ungläubige). W. 53b. 6.) [Suevi:
Istävonen, Ingävonen, Irminonen]. Die Warnen auf varii fmb jüngere
^Übungen: Amsivaren (ftluB @m§), Chasuaren (ftl. §afe), Markarii (ÜJlardr)).
audi anbcrroärta, ju allen 3eiten bie ÜJlenfd)en geliebt, bie ganjc SBclt auf fid) $u
begeben unb ftd) allein eine SBichtigfeit befoulegen. Sie baben, wie ber Ottentahft
Metnaub fagt, ben SBinfel ber ©rbe, ben Tie bewohnten, für baö fcauptftücf ber
(Srbe gehalten. (Shiua, ba« SRctd) ber 9Jcitte, ber 53erg SJteru in Snbien, Eabtjlon
bei ben (Shalbäern, 3erufalem bei ben 3ubcn, Tclplii bei ben ©riceben, Cu»co bei
ben 2Utperuanern unb fo mele anbere Orte bejeiebnen biefe au&ertüäbltcn Zentren
bet teTboberftädje.
') ,©othifdj thiuda, ahd. deot, mhd. diet bebeutet öolf, aber aud) SRenfd);
ba« gbjetr, diatisch ift beutfd). Deutfd) reben unb beutfd) oerfteben ift un8 gletd)--
bebeutenb mit oerftänblid) unb offen reben. Unfere flaoifcben 9tad)barn im Often
nennen un8 bie Stummen . . . unfere felttfcfcen unb romantfehen 91ad)barn haben
uns ben Tanten (Germanen gcfd)enft, toobl am beften nad) bem Scblacfatgefang
unb ©djladjtflcbeul ja beuten, alfo bie Schreier, ober poetifeber int Sinne $omer$
Mbtc 9tufer im Streit." So entbebrett aud) wir nid)t ber Spottnamen.- (9tugc SlbbO
Digitized by Google
Sin Stamm ber $unb§ribbeninbianer nennt fid) Sa-i-satinneh = 33olf
bcr aufgerjenben Sonne, be§ OfienS; ein Stamm ber Tegihah (= @in«
geborne) Reifet Omaha1) (etgentlid) Unianhan) — StromaufroärtS ®e*
roanberte. (®f. 1893.)
Wuf ben Sunbainfeln fannten bie #oflänber ben tarnen Orang-
utan — Söalbmenfd) (nidjt Orang-utang, roa§ „Sdmlbner" bf beutet.)
Sie überfein biefen %u§brud at§ Bosjes-raan = 93ufd)mann, unb
übertrugen ir)n auf ben fübafrifanifdjen Stamm, ben bie Hottentotten Sau-
kwa4) - fefcfjafte§ Sßolt, bie #aff<m, Ba-roa, ober Ba-toa = „5Jolf
beS 33ogen§" nennen.
5. häufig finb bie 93ölternamen nadj Bieren entftanbeu, bie einft bereit,
gefürchtet ober gejagt mürben. 9tod) Spencer (^rincipien ber Sociologie)
treffen biefe Siernamen bei 3nbianerftämmen oft mit bem ©tauben jufammen,
bon biefen Sieren abjuftammen, roie bie Haidah Don ben #rüt)en, Tschip-
pewüh bon ben ijpunben, bie Osagen oon ben 93ibern, Stämme nörblid)
bom ÄolumbiafluB bon ber Sifamratte (Sct)uItr)eiB, $er Warne be4
im ?)ofemitetr)aI, ba8 roegen feinen Waturfdjönljeiten berühmt ift, anfangen
SnbianerfiammeS, Josemity, bebeutet ©riflobär Et. 1893). 3eber ber
roor)l met)r als 30 93etfd)uanenftämme hat einen beborjugten 5$erer)rung§*
gegenftanb, meiftenS ein litt, nact) roetdjem er fid) oft benennt. Sie tanjen
ju feiner 5ßeret)rung, roie ja ber Üanj überhaupt in feiner 6ntftet)ung eine
£ultb,anblung ift. $)ie Ba-hurutsi tanjen ju 61)ren beS, ober „im Fabian"
') (Sin ©citcnftötf bap bilben bie Soloni (Jungufcnftamm) SBctuobner
be8 obern ©trontlauf c« (mandschur. »olome »ftromaufrüärtgfaören-; tuneo».
»oloki oberbalb gelegen.) 3). 9t. ©b. 4. — 2>te Circipener - „SBetoobner kiu
feitS ber Peene", bte Riazaner- ftluftantoobn er, bie Chizziner - ^rifeber-
Ijüttenbciuobner, flau. Stämme, btc oor bcr ©crutanificrung^ unb <£briftianifterung
int ßanb Stargard ( »Itcnburg) lebten, al* @auflemeinfd)aftcn ber Lutizen, b. b-
„Madjfommen" be* Lut, bc« „SBilben" ober Weloteu = liefen, aud) Wit-
zen - „btc ben SBöIfen gleidjen (9ß. ftiirjnel, bie flaö. Ortsnamen in 3)fccflen^
burg=Streli&. Programm bc« «nmnaf. ju Mcubranbenburg. 1881.)
*) Ama-, Ma-, Ba-, int Sfafferngebiet, Qua-, Kwa-, int §ottentottengebtct, un-
gemein böufig oorfommcnb, bebeuten Stamm, $o(f. So Griqua Gri-leute,
nadj einem Spanne, ber ein befonbcrcS 2Infeb,cn gcno&. Ma-Koaba ober Knop-
neusen ftnopfnafett, Ba-kalahara ftalaljarioolt (in ber SBflftc unb am mitt
leren l'impopo). 23on bem ntt)tbifd)en ©rünber bcr ftaff emotion (16. 3abr&.) foflen
3 Stbrommlingc ftammen: Mpondo, Tembu, Krösus, bafcer bie SSölfernamcn Ama-
rapondo, Ama-tembu, Ama-kaosas. (5). JH. VI.) 2Bie bie Grinua, fo führen Der*
fdjiebcnc anbere Stämme ben ÜHamen nad) SBerfonen (Häuptlingen). 3n Gross
Nama-qua-land : "Jibrniiam SöonbelätoartSftamm, 3cib8|tamm, $aul (Boliatb^
ftamm, 20. ftranßmannSftamm, Sfibo SBitbooiöftamm, i'lbrntmm $n>artbooi8ftamm,
2)icfe Stämme bilben bic Geikaus, b. b- baS „JHotc Solf im @egenfab ^um
nörbl. baoon mobnenben „Selben Solf.* Söei ben ifaffern toerben aueb bie
Kraale burdjtücg nadj ben Induna» (Häuptlingen) benannt. (Statt). 9Jiiff. 1893.)
Um ben $lural oon $eTfoneu, 3$olf, auSsubrüelen, ftcllen bie Betschuanen bie
Silben ba-, be-, ma-, bei ben nörblidjeu wa-, ooron. Mo-tschuan beifet ein ©in-
3elner; Be-tschuan ba« Jöolf; Le-tschuan ba8 Üanb; Se-tschuan bie Sprodje.
fr. st. m. vi.)
Digitized by Googl
485 -
(tschuene), bie Ba-khatla im Khatla (flffe), bic Ba-kwäua im kuen»
(flrofobil), bie Ba-tlani im glephanten „tlu", bic Ba-maletis im Düffel
(mari), bie Ba-tlapiti im ftifö. ($>. ». 6. 53b.)
$er tierifche WamenSöetter gilt bann bielfach auch al« JBertoanbter, nnb
wirb au§ Achtung nicht getötet. Analogien finben fidj in Auftralien unb
bei ben $>aiafen. Spencer ift ber Anficht, bafj ber Ahnherr nach einem
fötalen 5iere benannt roorben unb bann in ber Srabition $u einem folgen
herabgefunfcn fei. $)afj ^erfonennamen Don Bieren fchon in früheften 3<iten
hergenommen mürben, beroeifen bie 2 dürften ber *Dtibianiter Oreb (Wabe *)
unb Zeeb (2Öolf) (Sua) ber dichter, Aap. VII. «Ber« 25). mt)i al« unfere
Familiennamen Ööroe, 2Bolf -), $ua)3 u. f. f. ftnb bie ^ieruamen auch für
ara6ifa)e Stämme unb StammeSteüe nicht. Spencer führt fic als (Slannamen
auf ben tarnen be« Anführer« in ber 5Jorjeit jurüd. „ Spottnamen finb
auf biefer 5. Stufe weniger ju finben. $iefe fmb meift jüngeren Datums."
(Schultheis m.)
Sieben biefen Wamenmottoen finb e§ and) befonber« ^erborftea^enbe
(Sigenfchaften nnb (Shatafterjüge, welche namenge6enb mirfen, fo wenn
fich ein 93olf „Stäuber" nennt ober roie bie ^epohwan« bie roa^rfa)einlia)en
92a$fommen ber Ureinwohner ^ormofaS, ben Warnen „Silbe ber ßbene"
führt. (Öftecreia). SWonatSfehrift für ben Orient 1893.) $erg(. oben „Soll
be§ SBogen8." $)ie »ebarier (Katarer) = bie „Äriegerifchen", ein alt-
ftabifcfter Stamm in TOedlenburg ($. ftühnel, $rog.)
Waa) biefen mehr allgemeinen Semerfungeu geht ber SJerfaffer jur §5e*
fprechung ber Ortsnamen be« rornanifchen Sprachgebietes unb jmar juerft
be§ fpanifct)en unb Portugiesen über, giebt juerft bie toichtigften Kegeln
ber Au«fprache, befpricht bann bie (Semeinnamen unb jeigt überall, wie fich
ßanb unb Ceute für ben ©praajöerftänbigen fdt)on im Warnen funbgeben.
So h"fet 3nfel im Spanifchen la isla (plur. islas), 3nfelct)en islote (plur.
islotes) ^ortugieftfd} a ilha (plur. as ilhas). So erflären fich leidet Warnen,
Wie: Isla de Arenas (Sanbinfeln). fllippe Ijeifct el Farallon (fpanifch),
o Farelhao (port.), 33erg, monte, 5Bergfette, cordillera (cordel Schnur),
Sierra (jadige Gebirge), Sergfpifce Pico, cerro (SBergfpifcen mit impofantem
Anblid), gel« roca, *ßafe puerta (auch puerto, porto), <fyal valle, Schlucht
rambla, barranca (in horizontaler Dichtung laufenb) Ouelle fuente, fon-
tana, (port. fönte) Stoch, Flürchen arroyo (port. arroio, ribeiro) ; ftlujj,
Strom rio, See lago, Wtecr raar, ftafen puerto, porto (port.), ©olf
') Der fl. luti)tfd)e (6laücn*) ©tamm ber SBarner {~ Stäben) in 2Jtcdlenburg.
»fihnel, $rogr.)
*) Aud) Kurd bebeutet ffiolf. 3>lc Kurdon machen biefem Warnen alle @fjre.
Örobe Öefidjtfyüge unb toeit in'« ®eftd)t hinein getoadjfener ftruDpiger öart ftnb
iljnen c^arafiertftiTct) (ÜHob. 1893).
Digitized by Google
- 486 -
golfo, bahia, Vorgebirge cabo, promontorio, punto (6pifce) 3Rünbnng
boca (port. bocca), (Sbene sabaua (baumlofe £.), Llano (flach), carapo
($elb) campina (flaches, pflügbareS Sanb); ©artengebiet Vega (buerta)
port. veiga, ©umpf palude, paular (port. paul), pantano, marisraa (6umpf»
lanb mit giftigen fcuSbünftungen; SBiefe prado, praderia, 3öalb bosque,
selve, 6tobt ciudad, (port. cidade) villa $orf lugar, aldea ©trafee, 2Beg
calle, rua, Camino, via (port. estado, rua, caminho, via). (SS roürbe
im« ju meit führen, in bie Einzelheiten ber Erfüllungen biefer mithtigfien
Geograph HpeQatioe einjutreten. 2Btr wollten burch biefe Arbeit bie Seljrer«
melt anregen, ben geograpb- Warnen eine größere Hufmertfamfeit ju f$enfen,
ald eS bisher gefa^e^en, unb baher bieSbejügliche JBerte ju ftubieren. §ieju
eignet fi<h befonberS nebjt Dr. EgliS großem SBerfe „©anjenmiiderS Erflärung
geographifcher Warnen." 3UDfm ^offen mir, ber £err Serfaffer ber be«
fprochenen Arbeit, $rof. 2B. SBid, merbe biefelbe, menn fie boflenbet fein
roirb, als (Sanges feparat herausgeben unb fo Den 8er)rern bec (Geographie
einen uortrefflid^n Führer für bie Erttärung ber geographischen Warnen in
bie §anb legen. ES mürbe bamit ber Schule ein großer 5)ienft ermiefen.
"jiiBer bie "Promotion 6er g>c§üCer.
(S3on 81. ßebrer in O.)
Sonberbar! Stanben mir ba eine« StageS in bem ©chuljimmer einer
größeren Ortfchaft. Unfer ftuge fchmeifte über bie einzelnen Santreifpen t)in
unb mufterte bie Arbeit eine« jeben Schülers. 9Rit ihren Seiftungen ift man
im allgemeinen aufrieben ; auch bie f^üfyrung bct $)i§}iplin gefällt einem roohl.
3Ran fühlt, bafe in biefen ftiflen Räumen bem ^eiligen 2öerfe ber 3ugenb«
erjiehung mit Eifer unb Eingabe gelebt mirb, baft ber Öe^rer feine tyty unb
fdjöne SJliffion in mürbiger, ruhiger Seife erfüllen min.
Unb heute! 28el#e Silber bieten ft$ unfern ©liefen bar?
3n ben borberften Söanfreir>en fifeen liebe Äleine, aus Deren jartem SBlau
ber klugen bie tinbliche Unfchulb h<wroinnenb fpricht, $ugen, bie uns
beutlich unb marm ber eigenen rofigen 3ugenbjeit feiige ^age in Erinnerung
rufen. Wber bo<h merft man, bafc bie teure Unfchulb tyüit nicht fo reü)t
Reiter unb fröhlich ift, bafe fie ftch nicht mit ganjer Seele f)eimifd> in biefen
»äumen fühlt. Ein 3ug ängftliaier Schüchternheit geht bura) biefe ffleinften
ber deinen ade: fie t)oben heute ihren erften (Sang jur Schule gemacht,
borgen merben fie fajon auftauen, bem Öeljrer oon S5ater, SRutter unb
©efchmifter erzählen, nach biefem unb jenem Silbe jeigen, über biefen unb
jenen ©egenftanb fragen fteflen.
3n ber jmeiten tflaffe begegnen mir Oettern, bie uns fagen: 3n
biefen Wäumen bin ich lein grembling mehr. Ein Wäba>n aber fentt ba5
Digitized by Google
- 487 -
£>aupt unb meint. $er Sefjrer ruft: dritte ftfaffe! Me ©chüler biefer
«Qlaffe tönnen in bie Diertc übertreten, nur 9?. % nicht. 3)a geht ein laute«
flogen unb ©djluchjen an. $er ba«fclbe hervorgerufen, bittet um Äuhe,
fpenbet too^I auch einige 2Borte be« $rofte«, aber bie gefdjlagene Söunbe
blutet bo$.
$)ie ^^rtognomien ber Oberfchüler werben ernftlicher, Befürchtung unb
Erwartung machen ba« #erj fdmcfler fragen. 9iur tye unb ba beobachten
mir einen, ber mit federn ©liefe unb mit ©iegeöjuDerftcht ber fommenben
$inge mattet.
gnblich legt ber ßefcrer bie Tabelle bei feite. $ie 3ahl ber SBeincnben
hat fich noch um bier Dermehrt.
§« mar eine ©tunbe, aus meiner mir mit gemifchten ©efühlen trieben,
bie unS einige« 9to$benfen Derurfaehte unb un« jum (Sntfchluffe brache, bie
folgenben 3eilen in bie „$äb. «Blätter" ju fchreiben.
$er Sag ber Promotion ber Schüler ift Dielfach für fiehrer unb ©chüler
einen Don jenen, bie man nicht gerabe ju ben fünften be« ©chuflebenS jählen
tann. dr fnieft manche Hoffnungen, Derrounbet manche« ©chülerherj unb
bringt ben &hrer nicht feiten in ffonffieft mit bem (Slternhauje. Wicht bafj
roir glauben, e« feien bie« bie einigen unangenehmen ©tunben roäljrenb
be§ ganzen ©chuljahrc«. 6« merben fiä) jmifchen ben oier SQÖänben ber
©chuljtube unb auch außerhalb berfelben im ©Aufleben oft ©cenen abroideln,
bie man lieber ungeboren lie&e, bie man auch mit bem beften SBiflen unb
mit einer felbftlofen Eingabe an feinen frönen unb erhabenen 33eruf nicht
ferne holten fann, menigften« fo lauge nicht, al« unter ber ©onne noch Un-
Doflfommene« öegetiert. ©ie gehören jum ©chufleben, mie ber ©chatten
jum Sichte.
2öoflten mir nur eine ©tunbe ©chatten Derfcheuchen, mir mürben ben
3med lof>en, ihm aber auch nur ent(n 3Bfrt beimeffen, ber ihm anbetraft
be£ Obigen jufommen fönnte. $ic ©a$e roeift aber eine Diel ernftere ©eite
auf, unb ber Oegenjtanb ift roicbjig genug, bafc man ihm feine Vufmertfamteit
fchenft unb ihn näher bei Sichte befchaut.
Ufan mirb aflerfeit« zugeben, bafe bie ©egenmart ganj bebeutenbe
ftorberungen an jebe« einzelne ©lieb ber menfcr)(tcr)en ©efeflfehaft ftedt.
$ie gute alte 3eit, — nicht baß mir biefen %u«brud bebingung«(o« annehmen
möchten, bie 3(^(n unb ihrf Wenfchen maren fdwn bor altem nicht immer
gut. unb mer Don ihr nur loben«merte« ju erzählen roeifj, fennt entmeber bie
(#efdna)te nicht ober ift ein ^fyrafeur — in melier e« bem (Sinjelnen mit
geringer 3RÜhe möglich u>ar, ft<h ehrlich unb reblich burdj bie SBelt 51t fchlagen,
ijt (eiber Dorbei. 2tn ©teDe DiejeS ruhigem Arbeiten« unb ©eniefeen« ift
ein enblofe« Raffen unb Sogen getreten. §in ffonfurrenjfampf ift entbrannt,
Digitized by Google
- 488 -
ber Diele aus tyxtm fttfjen Schlummer geroeett unb gu ^aten angefbornt fyat.
Ta§ buntgeftaltete Sehen bei 3'$tjeit bedangt einen gefeilten (&eifi, ber mit
ftarer (5infia)t baS 9ci$tige erfaffen unb mit jäljer Ausbauet basjflbe jur
Durchführung bringen tann. 2Ber je$t nicht lefen unb f$reiben fann, ber
ift nicht einmal mehr ein falber 9Kann. $Ufo, barüber [oQten mir ade einig
fein: (Sine gute 6$ulbilbung ift für jebe (Generation eine 2BoljItf}at t»on
eminentem 2öerte unb für bie jefcige ift biefelbe gerabeju ein unentbehrliche*
bittet, im fteten Äampfe ber 3ntereffen ben richtigen ?ol nicht $u otrlieren,
53iebermann öon ber ©oljle bis jum ©Reitet ju bleiben.
flngefichtS biefer Umftänbe erroächft ber Salute bie Pflicht, ihren 3ög*
lingen 2Baffen in bie £anbe 511 geben, mit benen fie ben flampf mutig unb
fiegreich führen fönnen, 2öaffen, gefertigt au« bem beflen, jä^eften Metall.
€3 ift bie« eine Aufgabe, bie ber oereinten Hnftrengung öon Familie,
©chule, flirre unb Staat bebarf.
#ieju ift auch erforberlia), bafe, wenn immer möglich, ber ©djüler alle
©chulftufen bura)faufe. Die ©teflung ber OberKaffen ift eine fola>,
bafe Tie in ganj befonberer SQÖeife auf ba« fpätere Öeben öorbereiten; mir
erinnern nur an bie bürgerlichen ^Rechnungsarten, «nb ^Prozentrechnungen,
praftifche Äaumtetjre. Unb roieberum, in melch flägliche ©teflungen gerät
einer, ber ntct)t imftanbe ift, ein für je«, einfache« Briefchen richtig ju fchreiben;
unb roa« müffen mir Don einem jungen #efoetier galten, ber in feinem
republifanifdjen ©taatSroefen über bie roic&tigfien fragen ju entfa)eiben fat
unb bem ba« ©ebiet ber BerfaffungSfunbe mit lauter böhmifchen Dörfern
befäet ift.
©ejiemt e« fict) iebem Bolle, bafe bie Bürger für bie 3nfütutionen it/re*
Baterlanbe« ©inn unb Berftänbni« befifcen, fo barf man biefeö geroifc 00m
freien ©chroeijerüolfe um fo mehr ermarten. Die Freiheit ift ein faßbare«
3umel, aber nur in ben £)änben einer Nation, roela> biefelbe ju fa)ä&cn
unb ju mürbigen roeife.
(§8 finb bie« Argumente, bie ade gebieterifch oerlangen, bafe unfere
9ri)üler auch bie Waffen ber Oberfaule abfoloieren foQten unb eS erbefli
barau« $ur ©enüge, bafe 9?ia)tbeförberung einem S$ulfinbe bebeutenbe Wach«
teile bringt. Aufgefallen ift und ba« Ergebnis einer ©tatifii! über ^ßro«
motionSüerhältniffe ber bernifdjen ^ßrimarfchüler. 2Benn burchfehnittlich 43°/0
— Wajimum 74°/0 — ber ©chüler nicht normal promooiert roerben, fo
ruft biefe« Ergebnis gemaltigen Bebenten, unb menn noch bie 9Rehrjahl jroci
bis brei Klaffen jnrücf geblieben ift, fo bermanbelt fich ba« Bebenfen in Be«
forgni«. 2öir finb in bie €>4>u!berfjültniffe Bern« nict)t eingeroeifjt, erlauben
und alfo auc^ fein fflidjteramt über bie gemife beflagenöroerten 3uftänbe.
©toff ju ernftem 9laa)benfen bieten biefe 3af)Un in f>üQe unb ftüfle.
Digitized by Google
- 489 -
SSÖir fteflm uns in erfiter öinic folgenbe ftroge:
Unter welken ÖorauSfe jungen borf ein ©djtUer in bie nädjft*
folgenbe t>öl>ere Älaffe beförbert »erben?
3n ber gragefteflung Ijaben mir abfid>tli<$ „näcfcft folgenbe", tytyxe
Waffe eingefcfcaltet, um Don Dorne&erein ju betonen, bafe mir fein gfreunb
be$ fogenannten „ÜberfpringenS" einer klaffe finb. 9Jtan hört Don ättern
Seuten nid)t feiten: in bei britten klaffe mar ia) meiner öebtag nie, Don
Der jmeiten gelaugte ich fofort in bie Dterte. (Sin anberer weife ficf> rounber
was $u rühmen, bafe er Don ber Dierten klaffe fofort in bie fedjfte Derfefct
morben fei. 9ta<$ unferer 9tnfiä)t unb (Srfafyrung ift e§ unbebingt not«
roenbig — fofl ein 3&Ql'nQ m g*orbnetem Stufengange ju ben Altären be8
2ßiffen§ unb ber 53ilbung hingeführt roerben — bafe jeber ©duller an bem
Unterri^töpenfum ber Dorfyergefyenben Älaffe feine geiftigen gäljigfeiten erprobt
habe, um mit SSerftänbniS bem Unterrichte ber ^Ö^ern Abteilung folgen ju
tönnen, aud bemfelben ben richtigen Wufcen jie^en £U fönnen.
Unferer Meinung nach bürften bie SöorauSfe&ungen, unter welchen eine
Promotion juläffig ift, Dorerft im Sehrplan fua^en fein. 2ßer ba§ im ße^r«
plan für bie Dierte klaffe Dorgefcbricbcne ^ßenfum beljerrfcht, (ann in bie fünfte
klaffe übertreten, wer über badfelbe nicht frei unb felbftftünbig oerfiigt, bem
fehlen bie 53ebingungen für ein grünblidjed kurzarbeiten beS neuen Stoffes.
3)od) bebarf biefe Ototberung oer ginfajränfung : 3um erften würbe e$
jebenfafls jehmierig fein, enfeheiben $u fönnen, ob jeber ©d)üler allen $or*
berungen be8 SeljrpfaneS entfprea>e ober nicht — wer will 55. einen Sftafe»
fiab auffteden für baS öefen ber britten ftlaffe ober für ba§ Singen ber
fünften unb behaupten, fo müffen afle Äinber be$ britten Wurfes lefen unb
ade beS fünften fingen, um in ben entfpre$enb b,Ö^ern ßlaffen bem Unterrichte
in biefen beiben ^fächern folgen $u (önnen — ; fobann gebietet und eine ber
funbamentalften ftorberungen ber ^ßäbagogif, auf bie SnbiDibualität ber ftinber
9lüdfta)t $u nehmen. 3eber Sehrer weife aus Erfahrung, bafe bie fogenannten
„Sorgentlaffen" noch nicht auSgeftorben finb, klaffen, bie auch ber ftrebfamfte
unb gewiffenhaftefte Sehrer nicht auf bie £>öf)e bringen fann, auf welche er
fie laut Seijrplau ergeben möchte unD foflte. Unb boch würbe ti uns un-
gerecht bunten, Deswegen eine gan$e ßlaffe ben UnterrichtSftoff be§ DorauS«
gegangenen 3ahre8 repetieren ju laffen. SBir möchten alfo bie 33ebingungen
einer Promotion nicht einfeitig in ben Celjrplan legen, fonbern fie Diel eher
im bura)fdmittlidjen ©tanbe einer Älaffe fua>n wollen, aber auit, hier nicht
ot)ne 6infd)rän(ung. 95on ber Anficht auSgefjenb, bafe Sttutterfprache unb
Rechnen bie ©runbpfeiler eines jeb?n ^rtmarunterrichtcS finb, beförbern
mir flinber, bie in biefen jmei fächern geuügenbe Stiftungen
auf weifen, in bie entfprea)enb höhern Waffen. 933er nicht richtig aus bem
Digitized by Google
— 490 -
33ucf)e abfd>reiben tonn, roirb ni^t felbfltinbigc fchriftliche Arbeiten ausfertigen
tönnen, roer im 3l1Weim1imi öon 100 nicht fielet rechnet, wirb eS im 3^^n<
räum bis 1000 noch weniger tönnen. 2öer aber in ben iRealien jurüctfieht,
wirb Diel eher imfianbe fein, oorhanbene Süden auszufüllen. Unb jubem
machen mir bie Erfahrung, baß Stüter, meiere im fprachlichen unb Äechen-
Unterricht mangelhafte ftenntniffe unb ftertigteiten beftfcen, auch im SReal*
Unterricht geroör/nlich fchmache Seiftungen ju tage förbern. Unb roenn eS nun
einmal 9Jcenf<hen giebt, bie es im Singen unb 3<'#wm nicht auf einen
grünen 3roci9 bringen tonnen, fo jeigt uns baS, bafe ber Schöpfer nicht
allen menfehlichen SÖefen gleiche fünftlerifche Anlagen unb gleich fähige Or»
gane verliehen hat. StoflenbS ungerecht mürbe eS unS bäumen, ungenügender
Stiftungen in ben äunftfächern roegen baS DamofleSfchroert ber Nicfjtpromotion
jehmingen ju moflen.
9luS bem ©efagten läfct fich ber Schlufe Riehen, bafe mir einer teil-
meifen Promotion nicht unfömpathifch gegmüberflehen.
2öir mürben feinen ®runb einfehen, marum ein Schüler ber fünften
JRlnffe j. SB., ber im 3e'(hnun9Sun^rr'(^* Ungenügendes leiftet, nicht am
3eichnuugSunterrirf)t ber 4. klaffe teilnehmen bürfte. Nur geftatten mir eine
SBieberholung beS ^ßenfumS einer untern klaffe nur in Nebenfächern, hoffen*
in jmeien ober breien unb jroar aus bem ©runbe, um bie Sa)u(e nicht jum
$ummelpla£e eines üppigen NomabenlebenS machen ju mflffen.
Wuch möchten mir eine proDiforifche Promotion nicht Derbammen.
Die Erfahrung ^aben mir auch fc^on gemacht, bajj Schüler, melche nur De«
bingungSroeife in eine ^5r)cre Älaffe übertreten tonnten, menn aua) anfangs
nicht DielDerfprechenbe, fo fpäter boch befriebigenbe Seiflungen aufmeifen tonnten.
Unb muß einem jungen (Srbenbürger, ber naa) immer neuer Nahrung
bürftet, nicht ade ftreube unb alles 3ntereffe geraubt merben, menn er $roei,
brei 3ar)re (aug ben gleichen Stoff — unb Diefleicht noch 'n &*r gleichen
ftorm — mieber JU tauen ^at ?
Sobann ift bie Vermutung jebenfads nicht über allen 3*°^! erhaben,
bafe in Dielen fällen ber Sehrer geringer Seiftungeu feiner Schüler roegen an
feine eigene 93ruft flopfen barf unb fich fö9fn muB: mea culpa. £>aben
mir es nie an liebeDofler Nachficht, an gehöriger Vorbereitung, an metfjobifch
richtiger Durcharbeitung fehlen laffen ? Jpaben mir uuS nie SBerflÖfie gegen baS
ftunbamcntalprinjip ber 9lnfcr)auung ju fchulben tommen laffen, ober ha*
uns unfere eigene SBequemlichteit nicht Herleitet, 2Borte ftatt Saasen ju bieten,
ßönnen mir eS bann unfern kleinen oerargen, menn fie aus einem SBort«
fchmafl über einen ©egenftanb nicht jur Wnfdjauung beS ©egenftanbeS
felber gefoinmeu finb. Doch baDon fpäter.
Digitized by Google
- 491 -
$iefe Erwägungen leiten uns hinüber auf eine anbere ftrage:
Söoburd) wirb bcn ®d)ülern bic Promotion erleichtert? Um in
biefer ©ache $u einer befriebigenben Ööfung ju fommen, bebarf eS nicr)t blofe
afler Anfirengung beS ßeljrerS, eines liebeDoflen Eingehens [einerfeitS in bie
ÄinbeSnatur feiner ifjm jur Erjief)uug AnDertrauten, auch Elternhaus, ©cmeinbe
unb ©taat müjfen ju einem gegen|eitigen, ^armonifc^eu SBirfen bie £>anb
reichen. 2Bo biefe oereinte fflitroirfung aller ErjiebungSfaftoren mangelt,
erwarte man auch nur ftrüchte, bie unter einem [olchen Gimmel reifen (önnen.
$afc in Dielen fta mitten in 33ejug auf Äinbererjiehung Diel unb
fchwer gejünbigt wirb, ift eine 2f>at[aa)e, bie niemanb leugnen fann, bie baS
#erj eines jeben dopten 9WenfchenfreunbeS mit SJitterfeit erfüflen muH. 2öenn
man beobachtet r wie leichtfinnig Eh*n gefchloffen unb wieber getöft werben,
wenn man £inberer$ietjung in £)änbe Don ßeuten gelegt fieljt, bie fetbfl noch
ber Erziehung in großem 9Äa&e bebürfen, fo begreift man, warum geiftlicf)e
unb n>eltlid)e Obern mit ihrer warnenenben ©timme nicht mehr jurüd^atten
fönnen. 2öir betrauten eS nicht als unfere Aufgabe, über bie Äinbererjiehung
im Eltemhaufe ausführlich ju fchreiben, möchten nur einige fünfte, bie ju
unjerer tHrbeit in 9ejiehung fielen, erwähnen. SBorerft ijt eS b,eilige Pflicht
ber Eltern, für ben ftörper ihrer ßinber ju jorgen; er ift baS 3öerfjeug,
mit welchem ber ©eift arbeitet. 2Bir brauchen nur an baS mens sana
in corpore sano ju erinnern unb bie freunblichen Öefer wijfen, welche hohe
Aufgaben bem Elternhaufe aus biefem ©afce ermachjen.
Einbringenb gewarnt [ei an biefer ©teile Dor 511 [tarier 3nanfpruch»
nähme ber ßinber jur JpauSinbujtrie.
Sir finb Durchaus nicht ber Anficht, bajj tfinbern jebe Arbeit nach ber
<Schuljeit Derboten werben foOte. @an$ gewife finb leichtere 33efchäftiguugen,
namentlich im freien, nicht nachteilig ; fie halten ben tinblichen (Seift Don Dielen
ißerirrungen ab unb laffen ihn bie Arbeit lieb gewinnen. Mfftggang ift aller
Safter Anfang. 2öenn aber ßinbem bie freie $t'\i fojufagen gänzlich geraubt
wirb, wenn fie nach ber Dielfach 9<ro>fe ermübenben Schularbeit bis fpät in
bie Wacht tun«» am ftäblertifch ihre Augen malträtieren , in ber bumpfen
©tube ber 2öerfjlatt ihre Öungen Derberben laffen müjfen — über Eltern, bie
fola>eS Derlangen, fällen wir ein hartes unb ftrengeS Urteil.
ES ift ja freilich wahr, bie Armut forbert manches, was man lieber
ungeforbert Hefte. Aber bafe Eltern ihre ftinber Phbfifch unb intefleftuell bem
9tuin entgegenführen unb fo bie ßeime jutn Söanfrotte einer Nation legen, ift
einfach unDerantmortlicf). $ie Eltern jelber müfjen ihre Anftrengungen Der-
boppeln, ihre Ausgaben beftmöglichft einfehränten, allem SuruS miflenSfräftig
%xo$ bieten, wenn nötig, Dor ben $üren milbtljätiger Weujcben anflopfen —
aber am Ceibe ihrer Äinber [ich Derfünbigen, baS barf niemals unb nirgenbS
Digitized by Google
- 492 -
gefdjeljeii, ift Ijtmmelförfifnb. ftann nun ein Ce^rcr öon Äinbem, bie in einer
folgen Atmosphäre leben müffen, bedangen, bafe fie mit boller Hufmert-
famteit bem Unterrichte folgen? $arf er eS mögen, fie geringer Stiftungen
megen ju ftrafen ? Zf)Mt er e$, mir mürben it)n für einen Sarbaren elenbefter
©orte galten. 3Bir führen bie Erörterungen über biefen ^unft nicht meiter,
ein jeber Celjrer roirb über folay betrübenbe ßrfcheinungen $u berichten roiffen.
2Ran ift bon geroiffer Seite gor fchneü bereit, über bie ©d)ule ben
©tob 511 brechen, menn ein junger Sttenfch ouf Slbroege gerät. @3 mirb er--
loubt fein, in ben Sumpf bieler Familien auch einmol ju leuchten ; mon ftnbet
olSbonn %f)atfaty\\, bie un« nur ju Deutlich erflären. marum in Dielen ftäflen
alle Anftrengungen ber ©chule ju feinem befriebigenben 3«l* führen (önnen.
2öenn ba§ GlternbauS in erjier Cinie um bie förberlia> $fl<9« be« ftinbe*
beforgt ift, fid) bann ober aua) bezüglich feiner etjieherifchen Aufgabe bon jeber
Anflöge frei roeifi, bann bttrften bie meijten Plageliebet berflummen. $ann märe
ein ftunbament gelegt, auf meinem bie ©chule fegen8reich weiter bauen fönnte.
2Öir fpinnen ben ftatotn unfereS $h*ma8 meiter unb fragen?
©ad b,at bie Srfjulc ju ihun, um ber 9ii(f)tpromotiou jn {reuern?
9}or ädern forge bie Sd)u(gemeinbe für ein b,efled, ben t)pgieintf c^en 2ln«
forberungen in jeber $)infid)t entfpreajenbeS ©chulj immer, für ©chulbänfe,
bie bem Schüler eine unge^mungene Körperhaltung ermöglichen.
2Benn man bie flogen Scf)u(f)üu§bauten ber neuern unb neueften 3e^
betrachtet, menn e8 einem in folgen ©chuljimmern anmutet, als flehe man
an einem fchönen 3Raientag in ©otteS hfrrli$er Statur — unb bann läjjt man
bie Gebauten ein 3ahrljunbert jurücffchroeifen, benft an bie niebem, bumpfen
©chuflofale bamaliger 3*'*/ an bie entfprechenbe ©eftuljlung jc. — fo mirb
man fich freubig fagen müjfen : $a ift in beS freien ©chmeijerlanbeS (Sauen
ba8 Morgenrot fchönerer jfcage angebrochen. (58 ift, als ob bie reine, roür«
jige 9Upenluft ins %\)ai hinunter gepilgert fei, um bleiche 2Bangen ju röten,
franfe ßungen $u ftärten. Unb nochmals möchte man biefen ©erggeifi tyt*
niebermaflen fehen, allüberall bertünbenb: Ohne flnfdjauung feine gei«
ftige ©efunbheit ber tfinber! &8 ^at $roar feit ^eflalojji« Sagen fich
auch biefem fünfte bebeutenb gebeffert, aber ©ünben gegen Diefe« oberfie
^rinjip tommen immer noch bor. 3ft j. 53. in allen fchroeijerifchen 93olte«
faulen baS WnfchauungSmaterial für ben Unterricht über baS metr. SRajj unb
@eroict)t borhanbeu?
$er Lehrer merbe nie miibe, bie Schulräte für Wnfchaffung bon ©ilbcrn,
Tabellen, Lobelien, Apparaten it. ju beftimmen. 93ei einem jährlichen £rebit
bon 30 bi§ 50 $r. licfje fich »n 2o»fe ber Sah" eine orbentliche Samm»
Iung geminnen. $er Sefjrer f elber burchforfche bie ©egenb feiner 3Birtfam^
feit genau — jeber ßanbfchuflehrer ein Waturforfcher — unb er roirb Eta»
- m -
tfrial fitibfn , ba* ihm gemattet, feinen Unterricht lebenbig unb mirffam ju
gepalten. Dann mirb in einer Schule nic^t met)r über bie Affen ber neuen
2Be(t bojiert merben, mäfjrenb brausen Schlüffelblümchen unb Teilchen un-
gefetjen, unbeachtet bahinmelfen mtiffen. darüber täufdjen mir und nicht,
anfchaulich unterrichten ober burch ben AnfchauungSunterricht ©eijt
unb ©emüt beS ÄinbeS ju bilben, ift jmeierlei. UnS fcheint, bafe in dielen
Sailen ber Mchtpromotion bie ßerjrer einen großen ^rojentfafc ber Schufb
ju tragen h^en. 2öo ©orte jtatt Sachen geboten merben, fann man nicht
verlangen, ba| Schüler (Sinficht in eine Saa> erlangen fönnen. Der 95fr-
baliSmuS ift ber Sobfeinb aller oernünftigen ©eifteSbilbung.
Der Sehrer forge alfo unbebingt bafür, bafj ben ftorberungeu ber s-ßäba-
gogi( unb 5Retr)obif genüge geleiftet toerbe. 6r mufe [ich fletS bemufet fein,
ba& ber Grfolg feines Unterrichtes nicht blo& Dom Stoffe aüein abhängt,
fonbern auch öon ber ftorm, in welcher er bem tinblichen ©eifte geboten mirb.
TOethobifche Söeiterbilbung barf nicht öernadjlflffigt werben, ihr r>at ber Setjrer
gan$ befonbere Aufmerffamteit jujumenben.
3eber mnfjre Srjietje r mirb eS fia) angelegen fein (äffen, namentlich ber
fchmächer Begabten in Siebe fich anzunehmen. Ohne Siebe ift über«
t)aupt feine €rjiet)ung möglich. <5S bebarf unter Umftänben (einer großen
9}?üt}e, bie ftähigflen einer Älaffe baS Setjrjiel erreichen ju laffen; aber es
forberl in ber Siegel ein fdjöneS 9Ra& Don ©ebulb, Wachficht unb AuSbauer,
um ade Schüler auf einen orbentlichen SBilDungSgrab 511 erheben. Daran
erfennt man ben rechten ßrjicher, bafj auch bie fchmächem 3ögliuge freubig
fich Su unD ^h^^n melben.
Unjmeifelrjaft übt ber Staat ein 2Berf mahrer 9cäct)flenliebe, ber fich ber
Schmachfinnigen in ganj befonberer 5Beife annimmt, unb mo JBebürfniS öor-
f>anben, ift bie Errichtung oon Spejialflaffen für fchmachf innige
Äinber fet)r ju begrüßen. Die normalen Sdmlflaffen merben eine» steige*
michteS entlebigt unb bie t»on ber Watur fpärlich öeanlagten erhalten einen
ihrer 3nbtoibualität angepaßten Unterricht.
SBenn ber Staat in ber Aufhellung ber Cetjrjiele bie f inbliche 92a»
tur grnügenb berücffichtigt, bie ftorberungen nicht aflju hoch fdjraubt, bürften
$räfle oon Sieberholung beS gleichen UnterrichtSpenfumS fettener merben.
Abrüflen ! Diefe Särmtrompete tönt fchon manches 3at)r unb man fönnte
leicht in ben SRnf eines furjfi^tigen ^ßäbagogen fommen, menn man nicht auch
in biefen ©efang einftimmte. 2Bir für uns möchten jmar in biefer Angele-
genheit lieber einmal erufte Schritte fet)en ; bann mürben mir 5. 93. enblich
einmal ßehrmittel erhalten, mie bie Stöcflin'fchen 9technungSb*fte, bie in ihrer
Anlage auf bie @ntmi<f(ung beS (inblichen ©eifteS gebührenb ftücfficht nehmen
unb fich auf ba« pra(tif<h 9cotmenbige befchränteu.
Digitized by Google
3um Schluffe fei tytx noch bie §rage aufgeroorfen, mer über$romo*
Honen ju entleiben hflbe. $a$ ft. gaDifr^r (SrjiehungSgefefc räumt
biefeS Stecht ber OrtSfchulbe f)örbe unb ber 2er)rerfchaft ein. Natürlich
mirb in erfter Sinie ber Sekret ein richtige« Urteil ju fällen im ftanbe fein,
ben DrtSfchuIräten getrauen mir ein folcheS erft ju, menn fie bie Schule mebr
als jmei mal befugt fyabtn. 3)od) möchten mir btefe Äompetenj nicht in beS
öefjrerS £>anb aOein gelegt miffen. 2Denn biefer einen 9iücf1jalt in ber Sani-
tion burd) ben OrtSfdnilrat finbet, ift er mancher Unannehmlichteiten enthoben,
©emiffe ßeute finb fd}nefl bei ber £>anb, menn eS gilt, JBerorbnungen bes
CehrerS abfdjäfcig ju befritteln, bie gleiten aber berftummen gar balb, menn
fie fid) bor ber OrtSfdmlbehörbe $u rechtfertigen hoben. Unter biefen ©eftdjts»
bunften mirb ber ft. gnflifche WobnS als ber boflfommen richtige bezeichnet
rnerben mttffen.
Unb nun jum Schluffe ! Sollte ber eine ober anbere ßeljrer burd) biefe
lüdenfjafte Arbeit jum Stubimn ber aufgemorfenen grage beranket merben,
foflte fie baburcb, nur einem einigen Schüler nüfelich roerben. fo ift ber 3">ed
biefer 3eilen erreicht unb ber SBerfaffer für feine Arbeit reichlich belohnt.
Krfadjen ber junebmenben ^uagdalTfnbfit ber ber Sdjule
entladenen 3ugrn5 unb bie ^Wittel bagegen.
(3. ©4, Ücbrcr in ».)
2tter baS Verhalten ber 3ugenb unferer 3eit in ben erften 3aljren
nach ber Schulentlaffung beobachtet, ber mirb balb erfcnnen, bafc bei ei«
nein großen Seil berfelben eine fluSgelaffenheit geigt, mie man fie in früheren
Seiten mohl feiten beflagen mufete. 3eugniS bafür finb bie Dielen JWagen ber
Altern, Seelforger, 2et)rer, magrer 3ugenbfreunbe unb einficf>tSbofler Scmohner
ber (Siemeinben. 3fU8"i§ finb auch bie oielen gerichtlichen Verhandlungen gegen
jugendliche Verbrecher unb bie zahlreiche Verforgung berfelben in öffentliche
Straf« unb VefferungSanftalten. Unb lönnten mir bie Solgen ber HuSgelaffen«
heit auf einem ftatiflifchen Vüreau eines Staates bezeichnen, eine fchrecfenerre«
genbe Summe mürbe ftch ba t)ernu§fte(Ifrt. $0$ mufi ich bemerlen, Dafi eS
unrichtig ift, menn man jeben mutroifligen Streich als ben 3l,ftonb ber 9luS*
gelafjenheit bezeichnen roifl. 9IuSgelaffenhcit ift bielmehr bie in berfchiebenen
Dichtungen äufeernbe Ceibenfchaft unb baS Veftreben, fia) ben obliegenben ^fliaV
teil ju entziehen. Xennoch hoben mir in jeber ©emeinbe unb auch wenn man
über bie ©renken berfelben r)inau§fc^aut , ©runb genug $uin Älagen. 9lber
mit bloßem klagen ift nichts gemacht, mir müffen helfen. Semen mir bar um
bie Urfachen biefer WuSgelaffenheit oorerft fennen, um Darnach unfere tfampfeS*
meife unb unfer $>eilberfahren einzurichten.
Digitized by Googl
- 495 -
$ie Urfad)en fmb:
1. $)ie ©efaljren unb ©$roädjen biffeS WlterS an fk&-
2. ^rnlfdje @ruubfä$e unb oerfdjiebene ^ifcgriffe bei bcr Qr^ietjung in ber
früheren 3ugenb.
3. Mangelhafte SBadjfamfeit unb Öeitung ber ßinber in biefem Alfter.
4. SJerfdn'ebene bebenflidje $efa)äftigungen unb CebenSfteflungen foldjer
ftinber.
1) $ie ©efaljren unb Scfcroädjen biefeS 9Uter3 an firf) finb eine Urfadje
ber juneljmenben fluSgelaffenljeit.
3n ber 3eit, in melier bie Jttnber nodj bie Schule unb (Sbriflenle&re
befugen, fofl bie redete Sammlung beS ©eifteS gepflegt, bem £erjen für baS
fpätere geben bie renkte Stiftung gegeben werben. 3"* C?rrei<f>ung biefeS
3iele8 mufe bie (Srjieljung im (SlternljauS fegenSoofl mithelfen. W\\ ber
Gntlafjung aus ber ©d&ule unb pflufymäfeigen (Jfjriftenleljre aber beginnt bie
3e«t eine« Diel freiem, ungebunbeneren gebenS für bie 3ugenb, bie nun in
ben näc&ften gebenSjaljren oon Dielen ©efaljren bebrobj unb auf bie ^robe
gefteflt roirb. 3n biefer 3eit fte^t bie 3ugenb an ber Schwelle beS WterS,
roela>3 ben (Srunbftein feftlegt $um fünftigen gebenSgebäube, e§ no()t eine
^eriobe, wo in ber 3Renf(f)eufeele eiue geljeimniSüofle ©äl)rung beginnt, wo
fia) in ber Seele bis je^t nur leife gefüllte triebe regen, roo an bie Stelle
be§ Si$leitenla|fen3 eine freiere, felbftujätige (Sutfcfyeibung tritt. 3öaS bie
5WHe$eit für bie Siebe unb ben $aum, baS finb biefe 3a$rc für baS menfa>
lia> geben. Qieje 3aljre entfd>eiben gemöljnlid) für ba§ ganje folgenbe geben.
3)a füfjlt ber 5Jtenfa^ bie SBaljrljeit, bafj baS geben oon töott mit einem
ffampfe oerglidjen roirb. $>er Satan, bie Seit, baS Sf^if^» bie geibenfdjaften,
ber jugenblidje geirfyfinn — baS finb gewaltige, fdjlaue, raftlofe unb grimmige
fteinbe, bie befonberS ber Sugenb nac^fteflen.
$>er $erfua>r fpiegelt ber 3ugenb bor, als ob ber Wenfcf) bur# bie
Sünbe gtücflidt) würbe, er erbjfct bie (SinbilbungSfraft, flammt bie geibeu*
fc^aften an, fteflt ben ©enufe ber Sünbe als füfe unb wünfäjenSroert bor,
ben SBiberjtonb als ferner unb Ijnrt, bor ber Sünbe bie Slerjeibung leiajt,
nad) ber Sünbe aber biefelbe als eine llnmöglid&feit. 3"»" 3*erfud)er fommt
bie SBelt mit ujren gefä&rlia>n ©runbfä&en unb ifjrem blenbenben 93eifpiel,
um baS jugenblidje $>erj $u t>erfud)en, eS ju berloden, ju umftritfen unb 311
ücröerben. Ski fommt ifyr bie jugenblia)e UnerfaljrentjeÜ, iljre §mpfänglid)feit,
it)re SöiBbegierbe, iljr feuriger Sinn unb iljr fefjnenbeS £erj 311 £ilfe unb
roirb mifebraucbj. ftein SBunber alfo, roenn bie 3ugenb fitb, fo oft t>on ber
2Belt täufa>n läfet! — ^ab« überfielt bie 3ugenb ib,re eigene Scbroäaje.
©ie überfä^ä^t ib,re Äraft, unterf4|ä|t aber bie (Sefafren, bie i^r brotyen.
Digitized by Google
3n biefem Wter entroicfeln fi<h aber auch bie Cetdenfchaften. Sie in
ihren erflen Anfängen $u erfennen unb ju beWmpfen tft don gröfcter Söichtigfeit.
Öeidjtfinn unb Ungeftüm demichten ber 3ugenb bie btfien Keime. Die
3ugenb ()ört nicht mehr auf ba3 mahnende ©eroiffen, derachtet 9Bornungen
unb Drohungen ber (Sltern unb SJorgefefcten, erfennt ben 9tuf ber ©nabe
nicht mehr, hüpft über bie Sünden hinweg, derfäumt bie Teilung unb bmft
nicht an ben <5rnft be3 2eben§ unb beffen en>ige 5Beftimmung. £>aben Ober-
biel t>crfer)rie (Srjiehung, böfe Umgebung, unheildofle SSerhältniffe biefen ßeicht*
finn unb bie baburch entfianbenen Öeibenfchaften geweigert unb befeßigt, bann
giebt e« fein ftttlia>3 Skrberben mehr, in das fieh bie ^ugenb nicht ju
flürjen dermöchte.
60 finb benn bie Schmähen ber au3 ber Schule entlaffenen 3ugenb
grofe, unb dielfach bie Gefahren, bie einem frommen, fittfamen Seben entgegen«
roirfen unb e« gu leibenfchaftlicher NuSgelaffenheit l)inreifeen. ^reilia^ finb
biete Schroächen unb ©efaljren ber 3ugenb als folgen ber (Srbfünbe immer
dorljanben geroefen, Tie tönnen aber nur darum in unferer 3*»t einen fo de»
beutenb nachteiligen Einfluß geroinnen, roeil, roie roir im folgenbeu noch fehen
roerben, biefelben in ben falfa>n (SrjiehungSgrunbfä&en, in ber mangelhaften
Erfüllung ber 6rjie^ung5pflia)t unb in bebenllichen Stellungen unb Se-
fchäftigungen ber 3ugenb reiche Wahrung finben. Altern, Seelforger, ßehrer
unb aubere 3ugenbfreunbe foflen bie 3ugenb jn «Bort unb Schrift auf bie
genannten Schroächen unb ©efaljren aufmerffam machen. Sie foflen bie
3ugenb b,inroetfen auf bie Kirche, bie afle übernatürlichen Heilmittel enthält,
bie don ©ott jur Jpetlung unb Kräftigung beftimmt finb. Da8 jugendliche
£)erj ift leicht empfänglich, e£ fofl barum nicht aufgegeben, fonbern in Siebe
unb Teilnahme für ein religiöS=fittliche§ Seben geroonnen roerben. ÜBelcher
©ärtner ober Canbroirt pflanzt feine jungen Säume mehr au§ ^furcht, ein
Sturmroind fönnte fie ihm jetfnicfen? (Sr roitb dielmehr Sorge tragen, bajj
bie Däumchen Stüfccn erhalten unb an ihnen bef eftigt roerben. Die Religion,
fie ift aber bie tinjige Stüfce ber Sugenb. Sie enthält bie Wittel, dura)
roelche bie Ceidenfchaften unterdrück roerben. 3n ihrem Schoofte gedeihen
afle jene Tugenden glücflich, roelche ein jugenb(iche§ §erj jieren. Darum
muffen bie Altern früh unb immerfort in ben Rinderherden eine echt religiöse
($efinnung pflegen. Darum roirb auch ber fieljrer nicht nur ben Kindern
jum Öeben nützliche Kenntniffe beizubringen fuchen, fonbern er roirb e$ als
feine größte Aufgabe betrachten, ben Kinbern jene "lugenden, ©rundfä^e unb
©efinnungen ein^upflanjen, roelche ben geroiffenhaften Wtenfchen, guten 35ürger
unb frommen (griffen aufmachen.
3eigt fich fo baS Urderberben ber Wenfchen, bie (Srbfünbe, an welcher
roir afle burch bie gemeinfame Wbfiammung leiben, bei ber 3ugenb in fo
Digitized by Googl
— 497 -
Dielen Schmölen unb ©efahren befonberS übel ausgebildet, fo ifi eS bor allem
für bie «Itern bte bringenbfte unb fpifigfic WW> baSfelbe in feiner £nt*
faltung unb 33efeftigung ju oerhinbem; ihnen liegt eS ob, burcb, forgfältige
Srjiebung. bie öerborbene Watur zur ursprünglichen Steinzeit ju ergeben, ben
aba/faflenen (Seift roieber mit (Sott zu Oereinen, baS jugenblidje #erz ihm ju«
Zuroenben unb mit [einer Siebe ju burchbringen.
Dem gegenüber finbet man aber bie traurige 2Baljrljeit, baß
2. bie june^menbe HuSgelaffenheit bei ber 3ugenb in fallen ©runb*
fä&en unb Wißgriffen bei ber Grabung eine fernere Urfacbe bot.
$a fo oiele Altern unberftönbig einer fogenannten zeitgemäßen 93ilbung
tjulbigen, fchlimme 3eitungen lefen unb fogenannte dufgeflärte ©runbfäfce ft<h
auffänden laffeu, überhaupt ben Äinbern ein fehleres Seifpiel geben, fo
müffen natürlich auch ihre ffinber oon ben fluten beS 3eitgeifteS mitfort»
geriffen merben, jum ©a^merje, aber auch aus ©a)ulb fötaler Altern.
(5in tief eingeriffener §e^ler ber neumobifcheu ßrjie^ung ift ber, bafe
man nicht früh genug mit ber Erziehung beS ftinbeS anfängt, mäljrenb bo<h
eine gute unb frühzeitige ßrziehung ftrengfte Pflicht ift. Diefe empfiehlt ©Ott
felbft mit ben SBorten: „Senge ben Staden beineS ©oljneS, fo lange er noch
ein &inb ift, fonft wirb er unbeugfam unb folgt bir fpäter nicht mehr.
Denn mie ein ^ferb ohne SBänbigung, fo mirb ein fich felbft überlaffener
©obn frech."
3a fo geroin mie ber grünte zur ^flamme auflobert, menn er nicht jer=
treten, mie baS Unfraut baS §elb übertouchert, menn eS nicht als jarte
^flanje ausgerottet, mie baS leiste lieber zur unheilbaren l^ranf^ett anmächft,
menn eS nicht bein erften ßntfteljen gebeilt mirb, fo geroiß merben auch bie
Unarten ber Jfrinber größer unb hortnädiger, menn bie (Sltem ihnen nicht
frühzeitig mit Umficbt unb 2ftaä)t entgegentreten. Sticht minber aber foflen
ftch bie Altern frühzeitig bie Pflege beS ©uten im Äinbertjerzen angelegen
fein laffen. „Seite anfangs ben Änaben zunt 2Öege ber $ugenb, ben er
manbeln fofl, er mirb bann auch, menn er älter gemorben, nicht baoon
abmeithen," fagt ein göttlicher ttuSfprudj.
Dem entgegen hanbeln fo oiele eitern, melche fagen: „Äinber zum ®uten
abrichten, ift beS Wenfa>n unmürbig; ich muß marten, bis Der SBerftanb
fommt, bis Tie boOftänbig einfehen, mozu man [\t anhält." Die bittern
folgen biefer traurigen SJerblenbung tönnen bei ben Äinbern nicht ausbleiben.
Die Erziehung beS tinblichen SöiÜenS burch gute Hngemöbnungen ((Bebet,
®tt)oxfam u. f. m.) muß gerabe ber Anfang ber Erziehung bilben, Tie
foDeu für baS jugenblicbe £erz ein Damm fein; fehlt berfelbe, fo ergießen
fich bie böfen ßüfte über bie Seele ber Jünglinge unb Jungfrauen unb
Digitized by Google
- 408 -
reiften alle belfern Ginnten, Überzeugungen unb Empfinbungen, bie in guten
©tunben eingepflanzt werben, fort.
2öie bie Erjieljung frühzeitig beginnen foD, fo fott fie auch eine echt
religiöfe fein. Selber giebt eS ^eutjutage Diele Eltern, bie bei ber Erziehung
ber ftinber nach bem ©runbfafte üerfahren, bafj bie 3at)re ber ftinbheit unb
3ugenb fid) nicht eignen für bie Einbrücfe ber {Religion. 9cach biefem ©runb*
fafce moOert fie auch bie ©<hule eingerichtet haben. Sie moQen, bafe Der
Dcenfch fich auS fieb felbft entwiette, b. b- bafe fr aufmachte, wie ein wilber
©pröftliug, ohne ©ott, obne ftenntniS höherer Wahrheiten. Daher baS
33e[treben, ben Einfluß ber fteligion auf bie ©crjule abjufc^iüäc^en unb zu
ent^ie^en, bem fich Übrigend afle für baS 2Boljl bec 3ugenb beforgte Familien»
oäter uub 3ugenbfreunbe entgegenfefcen follen. ©olebe Eltern lieben Dann
jlatt einer religiöfen Erziehung eine folche für bie 2Öelt: 9ln(ernung einer
feinen öebenSweife, bie ftunft Vergnügen ju bereiten, &u gefaOen unb 31nfehen
ju erregen, bie« befonberS in ben ^ö^ern ©tänben; Erlernung eines tüchtigen
©efchäfteS, woburch ber Lebensunterhalt gewonnen wirb, bie« ift bei mittleren
unb ärmern klaffen Der ^unft, um ben fich alle« brebj. Die Religion
erfcheint als Siebenfache, als eine nufclofe 3"flabe.
9Jcan flagt fo oft über Derfehrte Eigenliebe unb bie ©innlichfeit ber
3ugenb. ©eitbem aber fo Diele Eltern naa) bem ©runbfafce leben : „©fniefee ,
maS bu fannft unb foöiel als beine ©efunbljeit unb bein ©elbbeute! oertrögt \
werben bie Äinber immer allgemeiner baoon angeflecft, ba fie nicht nur ein
SBeifpiel oor fia) hoben, fonbern auch Dielfach am Körper unb ©eift Der^ärtelt
unb Derwöfmt werben. SJlan gewöhne baher bie ftinber an eine fejte ©elbfl*
überwinbung, Entbaltfamfeit unb eine getoiffe Abhärtung, an eine, ben jfräften
angemeffene Tlrbeitfamteit , an TOfeigfeit in ©peife unb £ranf unb an eine
roeife Auswahl unb ©efchränfung ber finblichen §reuben. —
ÜDian flagt auch mit {Recht über bie zunetunenbe £>offart ber 3ugenb.
2öenn aber bie Eltern fyreube hflbfn, bie #inber thöridfn" aufjupufcen, fie
gleichfam jur Schau fteOen, um [\t berounbern ju (äffen, bann wirb ihnen
bamit ein bummer ©toi) eingepflanzt, bei bem bie anwachfenbe ^ugenb fkh
frech "ber bie 33orfchriften ©otteS unb ber Äirche, ber Eltern unb SJorgefefcten
hinwegfegt, ben Wächften mit Verachtung beurteilt unb behanbelt unb fich
oermegen ber Verfügung in ben Hrm wirft. Dem gegenüber ift notwenbig
ein einfaches, gefefcteS Seben unb ©treben.
Sie nähren ferner Diele Eltern bie $abfucht, ein befonberS Dorherrfa>nbe4
Übel unferer 3«*! Söenn bie Eltern felbjl bem TOamon bienen, fann man
fich ba wunbern, wenn man baS gleiche Übel auch bei ben fttnbtrn trifft?
©iebt e* boch Diele Haushaltungen, wo bie ftinber Sog für Sag nur gewinn*
Digitized by Google
[üd)tio,e SRebenSarten Ijören. Arbeiten unb ©elbberbienen rotrb a(S baS 3M
be§ 5Jlenf^en fyngefteflt, jeber ©eroinn bejubelt, jebec SBerluft fömerjlifl)
beflagt, ber Sert eines 9Renfö)en fafl einzig naä) bem ©elbbeutel, fein 3$un
unb Waffen naä) ber 6rträgli$teit beurteilt.
Sie ganj anberS müjjte e$ fein, wenn neben §Ieifj, ©parfamteit unb
©enügfamleit eine ebte ftreigebigteit ber 3ugenb angewöhnt mürbe! grei
unb offen geljt ferner ber ©eifl ber Öttge unb ^folf^it in unfern Sagen
innrer, tiefer Sügengeiß prebtftt laut bie @leid)giltig!eit im ©lauben, als
wenn es ©ott gteiä) märe, ob mir eine roatyre ober eine falf$e Slnfidjt oon
feinem Sefen, feinen ©orten, feinem Siflen befifcen. $)em entgegen foflen
bie (Sltern bemüht fein, fid) mit ifjrem ganjen #auS in Sort unb $b,at als
treue Anhänger Der tatbot. ftir$e ju jeigen. Sie leicht nimmt eS aud) biefer
Sügengeift mit bem S)rud) ber Verträge, mit £eud>lei unb SJerleumbung!
Daburd) oertiert aud) bie 3ugenb ben ©inn für SDa^r^eit unb 9led)t, meit
manä> Ottern folrt> £>anblungen toben.
Um ßeben ber blüljenben 3ugenb nagt ferner baS Safter ber Unjud&t,
roätjrenb boä) bie fleufd)b>it it)r ©d)mucf fein foüte! $ie eitern müffen fid)
nic&tS fo feljr angelegen fein laffen, als bafe bie flinber fdjamljaft unb feufd)
erhalten bleiben.
Sie jämmerlid) finb enblid) bie mädjtigften ©tüfcen ber ßrjieljung ge=
(äljmt, ber ©eborfam, bie §ljrfurd)t, bie Siebe ju ben Altern! 3a, ber
©eift ber 3üfleIIofig!ett unb 31uflefjnung jtedt au$ in ben ftinbern unb
bringt in bie bräoften Familien. Allein roo liegt bie ©djulb? Siele Altern
finb oon einem ftreifjeitsfdjroinbet angefterft, ade SBorgefe&ten, felbft unfer
$>errgo!t, befonberS aber bie ©eifilidjfeit unb audj bie Sefjrer tönnen eS ifjnen
ttidjt mefyr red)t madjen. WfleS mirb fritifiert, unb mer fann fi$ ba munbern,
bafe bie ^ftid)t beS ©eborfam« gegen bie Altern oon Dielen Äinbern nidjt
meb> erfüllt mirb?
Ser alfo geljorfame flinber erjieb,en roill, fei baber fetbjt geljorfam gegen
©ott, feine flird)e unb bie SJorgefefcten, gebe iljnen bjerin ein gutes SJeifpiel
unb fud> fo i&re §fjrfurd)t unb Siebe für fm) ju geroinnen. Senn in ben
Familien ber rea> ©eift t)errfct)t, bie Altern ernftlid) fi$ bemüfjen, alle
fd)äblid>n ßinflüffe oon itjren Äinbern fernhalten, bann müffen mir nid)t
»erjagen an ber »erberbtbeit ber 3ugenb, nein, bann ift ber ©ieg geroife unb
oerbienftreid) unb roitb uns oon ©ott um fo etjer berlietjen, roenn bie Altern
ben ©egen ©otteS, an bem alles gelegen ift, auf ir)r <5rjieb,ungSgefd)äft unb
auf iljre ftiuber mit $emut unb Vertrauen herabfielen. (@d)lufe folgt.)
— 500 -
(H.B.)
n.
$ie 3nbibibualität mufi in ber (Srjietjung »ooljl beamtet unb gefaxt
werben, ©ie ift ein perfönlid)e§ 9te$t. <Die rttdfidjtslofe ®lei#maayrei ijl
ba§ ^öd^fte Unre^t. 3*ber 2Rtnf$ unterfa^eibet fia} t)on feinem SRttmcnfayn
nnd) feiner förperlic^en unb geiftigen Eigenart, *$aburd) roifl ber Schöpfet
ba§ 3nbibibuum au5 ber ©efamtfyeit herausgeben, ober jugleicf) aud) nrieber
bemfelben in ber ©efamtfjeit beu iljm paffenben Soften amoeifen, auf bem e4
ba8 perf&nlid)e unb fokale 2Boljl beförbern (ann. $a$ ifl ber pft)cfn|'cr)e ©runt»
ber berfcfyiebenen $9erufSftänbe unb bie Sebingung $u jeber Kultur. 3)iefe in*
bibibueflen Unterfdjiebe bürfen ni#t bur$ eine nflju generelle 33eljanblung Der*
mifdjt roerben , fonbern fie bedangen aud) eine inbibibuede ßrjieljung. $ie
Schule barf nie ju einer ©d>ab(one merbeu, bie auf ade Sänber unb aOe ©{fyul*
orte in gleitet Seife angebaut wirb ; ba8 märe bie ljdd>fle Unnatur unb müptf
jebe Originalität ertöten. — S)ie ßinerteitjeit ifl baljer burdjauS berroerflid),
ni$t aber bie Sinljeit, inbem in aflen Spulen ein unb berfelbe Ijötjere eqie-
tjerifdje ©eift &errfa>n fofl, baSfelbe höhere 6r$iefmng3prinjip, biefelben päba-
gogifd&en 3been, bie ben ßrjiebern als fieitftern bienen. $)iefe ein Vitien
fjöfyern 3been 6/mmen bie inbioibuefle (Sntroidlung niü)t, geben aber jebein
Snbibibuum bie Stiftung nad> Oben, ju tjö&ern QUltti. cine ©onne
befa>int afle SBefen; jebeS JBefen behält aber fein inbibibueHeS Sein, fhebt
aber bem ßinen £i$te ju, ba« e« belebt unb erwärmt. $a§ ^ßrinjip ber
3nbibibualität erforbert atfo 93erf<$iebenf>eit ber ©djularten, aber einfcitlid>teit
be§ fie afle burd&bringenben (Seifte«. —
ßit bcutfdjnt Sdjulmeifter b. I). btr flrimarlrbrer
Her StaM <5ug, 1460—1895. 0
(8on «. Bfdjtoanbcn, ße&rer in 3ufl.) (3rOTtfe^ung.)
1759 3Rat 19. R. D. SWeldjior gibel SBebcr bon 3ug, geb. 1731,
3uli 19., ©ofjn beS SBerntyarb unb ber 9Waria Sarbara 9Jloo4,
borfyer Kaplan in Söaflenftabt . Ijernad) ^robifor unb Kaplan auf
ber 6t. 3afob§pfrunb, 1788 ftapitelSfefretär, 1793 ©ejtar, bergabte
1789 ju St. <mi$ae( einen tfeld), 1804 ber ftapeUe 2 filberne
Ampeln unb 2 filberne TOcfefännlein famt platte, ftarb 3. $eb. 1805.
1763 ©ept. 31. R. D. Seat Staäpar SRüller bon 3ug, einftimmige 2Bar)l
gegen 7 TOitbemerber, geb. 1739 Wärj 31., ©ofm be$ 3obof unb
•) NB. irgflnjungen unb 99ertd)tiQungcH ftnb fcljr »iflfommen unb fotten 8er=
Wertung finben.
Digitized by Google
— 501 -
ber <Dlaria 93arbara 9Roo3, flubierte in SJtoilanb, fam 1774 auf bif
SBeifeenbadjen* ober ©t. ftarlSpfrunb.
1774 9ttär$ 30. R. D. äourab »ogarb bon 3ug, geb. 1744, ©ol)u
be« $eter Osmalb unb ber 9Jtaria %nna ßanbtming, borfjcr Kaplan
im UBaOiS, 1780 ^robifor, 1791 flaplan JU ©t. Solfgang bei
6f>am, ein tüdjtiger 2Jtufifant.
1 780 $>e$. 23. E. D. 3of. ^lajibuS Sloter bon 3ug, geb. 1748 TOrj 21.
fam 1782 auf bie 6t. ftarlSpfrunb.
1782 Wob. iL R. D. ©eorg §erftcr bon 3ug, geb. 6. Slpril 1759.
1791 mürbe er noa) ^ßrooifor. 1798 mujjte er baS ^robiforljauS
Derlaffen, meil e§ ber 9$ermaltung8tammer beS ßt§. Söalbflätten ein«
geräumt rourbe. Unterbefjen mürbe ifym beS beutf^en ©$ulmeifter§
SBofjnung angemiejen. 1800 tonnte er fein ^JfrunbljauS mieber be=
jieljen. §r mar ein ausgeweiteter Ba&fänger unb ftarb plöfclia)
ben 9. 3uli 1831.
1791 9too. 9. R. D. $of. ftranj 9Ratf>taS Sanbtmmg, (genannt ©d&neuj*
ler), bon 3ug, geb. 24. $eb. 1753, ©o&n beS EMajior unb ber
TOara 33arbara 3ten, bor&er Äaplan in tyumS unb Äatea>t beim
©$ufcengel in 3U9> tüa^tiger SRufifant unb ^äbagog. $>er SRat
gab i&m jätjrlid) 1 CouiSbor megen feines feiges unb BoljtberljaltenS.
Sr flarb 21. San. 1796.
1796 3an. 22. R. D. Sieonj fianbtttrina,, @ot)n beS %o1). Saptift, ©ieajen«
Pfleger unb ber Hnna ©ped, mufete bei ber 2öa$l berfprea)en, un»
berjügli<$ baS £ljoral ju erlernen, fleiuer £err, ftarb 1830.
1800 Oft. 30. R. D. Xaber £ürdjer oon SWensingen, mürbe bei ber
neuen ©a^ulüerorbnung an bie l. fit ermäfclt, borljer ßaplan in
U./^geri.1) ßr mujjte balb feine 2öofjnung im ©<&ul&aufe in ber
Eltftabt berlaffen unb eine fola^e im ©omnaftum (JtontonSfc&ule)
be^ie^en, meil beS beutfa>n ©tt^ulmeiflerS £>au§ bem ßantonSläufer
beS ftts. Shlbftätten eingeräumt mürbe. 1812 mürbe 3üra)er an
bie 2. JH. beförbert, refignierte 1818, erhielt eine ftttbffr $an!eSutfunbe
unb einen golbenen 93elof)nungSpfennig im SQÖerte bon 6 flrontljalern,
mürbe Kaplan unb ©$ulbireftor in Sirbon, fpäter Äantor in Sfretburg
in ber S$roei$, mo er 1840 ftarb.
') »efolbung: 32 ßouisbor 640 ftr, freie SBobnung, 5 fllafter ©udjenbolj,
(Marten, 5 SRütt Äernen, frei oon (Einquartierung unb ©teuer, ©djuljeit: I. 9ioü.
(Oftern 2 SBodjen 93afanj) bis Tl. ©eburt; im SBtnter 9 — 11 Ufcr, im ©ommer
8— 'aU Ubr, ©ommer unb 2Binter nachmittags 1—3 Ugr; im SBinter ©ien&tag
unb ^Donnerstag nadjmittagS Salanj, im ©ommer gangen Donnerstag Satanj;
für franfe 2el)rer f ollen bie anbern Öeljrer ©djule balten. 1800 mürbe bte beutfdje
edjule in 2 ftlaffen mit ie 3 «bteilungen, 1805 aber in 3 fflaffen mit je 2 2b=
teilungen eingeteilt.
Digitized by Google
- 502 -
1800 R. D. Start 3of. »ranbenberß bon 3ug, geb. 1769, ©o$n be*
©olbfajmieb Marius ftibel unb ber Unna Sengg, tteljrer ber 2. fflafc,
Dörfer ^räfett unb $rof. ber 9cb>torit, 1812 qSrof. ber ©rammatif,
1818 ßaplan ju 6t. flnbreaS bei Gfjam, roo er 1847 ftarb. ')
1812 Oft. 12. 1. Stf. R. D. Damian »injcgflcr üon Saar, geb. 1788
3uni 27., jlub. in ©aar, 3ug unb ginfiebeln, 1816 SjJrof. in Saar,
1825 Äaplan in grauenfelb, 1828 ^farr&elfer in »aar, 1831 3uni 19.
Pfarrer bafelbft, 1836 Sejtar, tüchtiger 5Wuftier, ftarb bom Schlage
gerührt 22. TOärj 1866.
1816 geb. 7. an bie l.Stl. E.D. ©eorg Stabler bou 3ug, geb. 1787,
6oIjn be£ ÄaSpar, 6a)reiner unb ber 9nna fianbtroing, 1814 Pfarrer
in SJlurg, 6t. ©allen, 1848 Äaplan ju 6t. HnbreaS bei e&am,
too er 1856 ftarb, juerjl grofeer Öiebbaber ber Slumen, fpäter ber
Sögel, roomit er £anbel trieb unb fogar einmal ju §f"B mit einem
grofjen Ääfig bofl berf4)iebenartiger Sögel naa) Wailanb reiste unb
bort teuer bertaufte.
1819 ftpril 29. an bie 2. Stf. R. D. gfrana 3*f. Spect oon 3ug,
geb. 1795 Oft. 9., 1829 naä) Oberrüti als Pfarrer gerodet, bon
ber aargauifa)en Regierung aber infolge Hblöfung ber ffoflatur nia)t
genehmigt, fam im gleiten 3aljre als Pfarrer nad) Senfen, rourbe
$)efan, Äommiffar unb Stomljerr, ftarb bafelbft ben 18. 6ept. 1879.
1819 — 3. Stf. R. D. Xaber Stabfin bon 3ug, geb. 1795 OTai 19.,
6ofyn beS Xaber unb ber Barbara Mettin, ftubierte in CanbSfyut,
reftgnierte 1827 ben 30. 3uni roegen Qvoift mit ber 6dju(tommiffton
unb rourbe Äanjler beS SifdwfS 6aljmann in 6olotfjurn, 1855
$farrfjelfer *u 6t. Osroalb in 3ug, ftarb 16. fcug. 1867.
1827 Sept. 28. 3. Stf. R. D. Äarf 3of. <£njfer bon Sklajroül. geb. 1776,
1836 itaplan unb fpöter Pfarrer in Hrtt), roo er ben 31. WSm
1854 ftarb.
1829 3>e$. 5. 2. StU R. D. Äarf StaSpar Steifet bon 3ug, geb. 1805,
6ofm beS Surlf/arb unb ber ?fnna griblin, ftubierte in 3"9» Solo»
tljurn, Bübingen, ßujern, 1828 £>auMeljrer in Sern, 1830 $rof. am
©Dmnafium in 3ug, 1835 <ßrof. in ßujern, 1836 $rof. ber Ätjetorif
unb ^räfeft in 3ug, 1850 $rof. ber Geologie unb 1860 <Regen§
be§ ^rieflerfeminarS in 6olotb>rn, 1876 Wegen« beS ^riefterfeminar*
in fiujern, ftarb 1878 ben 28. Wob. unb rourbe in 3ug begraben.
Gr roar ein mufterljafter 6djulmann.
1830 Sept. 25. — 2. Stf. R. D. 3oadjim Sd>roeramanu oon 3ug,
geb. 1807 $ej. 16., Unterprobifor unb Kaplan an ber Äofenfranj«
') 1800 rourbe bie beutfd)c ©$ule in« ©omnafium »erlegt, roo fie bie 1875 blieb.
Digitized by Google
- 5p3 -
pfrünbe, tfftgnterte 15. 9tob. 1831. Pfarrer in O./ftgeri, bann
Kaplan in Oberroil unb julefct 1858 Pfarrer in (Stjam, roo et ben
30. flug. 1860 fiarb.
1831 3>cj. 17. - 2. JH. 540 $r. unb SBo^nung. - R. D. 3ot>ann
Sapi. ©iblcr Don 3"9» 9<ö- 1806 3an. 6., ©oljn beS §einria) unb
ber Wnna Mnbermatt, ftubiertr in 3^9* ©olotljurn, ttujern, Bübingen,
1833 Off spater in ütom, 1849 ßaplan auf ber ©ä)roar$murerpfrunb
unb $rof. am ©tnnnafium in 3U9» ^863 ©tabtpfarrer, refignierte
1881 unb ftarb 1893 ben 29. Januar.
1833 3Rarj 2. - 2. SH. - R. D. Äarl $aul Don Wenzingen, geboren
1806, ©ot)n be« Hnton, ©cfcneiber, auö $)eutfa)lanb eingeroanbert,
unb ber (Slifabetlj Söiefart, ftubiette in Sutern, mar bort 1 3a&r
Sabenbiener in ber $uc#|anblung Qralcini, fe^te bann ba3 ©tubium
roieber fort, 1840 Kaplan am (Srprljerrenflift in Sujern, wo er 1886
flacb; mürbe in 3U9 begraben.
1836 «pril 23. - 3. — R. D. ttjoraaö Stocfer aus bem (Srtit,
Saar, 1837 als Kaplan unb 2er)rer in SQBaUfnoil, 1845 $rof. ber
TOlofopfjie unb 1848 (5r)orr)err in fiujern, befonberS berühmt roegen
ben 1845 auf bem ©ubel unb 1847 in ßinfiebeln gehaltenen $re>
bigten, ftarb in fiujern 1890, Hpril.
1837 $ej. 16. - 3. IM. - R. D. Sriebrtdj fienji oon SBölflinSroil,
ftridtr)al, mußte ben 10. Hug. 1839 roegen unorbentlid)en ÖebenS
unb unbiSjiplinierter ©e$ule refigniereu.
1839 Sept. 28. — Oberfdjute. — R. D. ©smalb Semarb «rattbeu*
berg oon 3ug, geb. 1813, ©ofjn beS 3afob, 2Bäa)ter, unb ber 2Mn*
jentia 3<W>er, 1845 Kaplan in 9lifcr), 1857 aplan ju ©t. 2öolf.
gang, mo er ben 8. 9Rai 1861 ftarb.
1840 Sept. 19. - amtteiffyile. - R. D. $au( «nion »trfart oon
3ug, geb. 1816 fteb. 3. ©oljn beS Äafpar, ©eifenfieber, unb ber
$$erefia Sranbenberg, ftubierte in 3"9» Sutern, Bübingen unb grei-
bürg im SreiSgau, 1848 Kaplan in Oberroil, 1857 ^farrt)elfer bei
©t. TO&ael, befdjäftigte fic$ fct>r oiel mit jugerifa)rr (Befaßte,
©rünber beS 2ftufeum§, Serfaffer ber $ug. ©efc$leä)tSregifier unb Dieter
anberer Arbeiten, mürbe 1882 arbeitsunfähig, ftarb 1893 ben 24. 3a»
nuar. 3u9ernac^t- 1893 9lr. 8.
1845 Oft. — Oberfaule. — R. D. SHoiS Btaub Don Wenzingen, ge»
boren 1822, ftubierte in ßujern nnb SKüna^en, 1848 Kaplan auf
ber ©t. 3alobSpfrunb unb ^ßcof. am ©tnnnafium, 1851 Kaplan $u
©t. äonrab unb $rof. ber gHjetoril, 1856 Pfarrer in U.^geri, 6r«
äieljungSrat, ©ejtar, 1888 Man unb bifdjöflidjer Äommiffar.
(Sortierung folgt.)
Digitized by Google
I
- 504 —
12fäöagogifc$e '^Umdfd^au.
Sern. 5Bei ber ßonfurrenjeingabe für ein Cef) t mit tri im Äedmrn murren
befonber« bie Arbeiten bort $errn Stödlin in Sieflal, $erm %f). SReinOarb
(für bie ftortbilbungSfa^ulen) unb £errn 91. ^Baumgartner, Öftrer in 9Röif$roil
[pe^ieOer Anerteunung geroürbigt. öfterer mürbe auf ©runb feiner ein*
gelieferten Arbeit beauftragt, bie 9ierf>nung«befte ber brei erjien @4uijaftte
ju erfteflen, jubem rourbe er um Überlaffung feiner aufgearbeiteten Äecfonung«*
tiefte für bie obern fflaffen angefrogt. Unferm frühem 3ö9li"9f föc öicKn
frönen (Srfolg bie f)er}(id)ften Gratulationen!
ftreibnrg. (Äorrefp.) $ie 3a^reSprüfungen be« $öd)tft->3nftitut«
Überftorf fanben Ijier in Anmefenfyeit einer ftattlidjen 3u^0terl^flf* f»fltt-
befter)enb au« Altern ber anmefenben $öd)ter, au« Gönnern be« 3nftitute«
unb anbern Scr)ulfreunben. $a§ Ergebnis ber Seiftungen, meiere bie lefct*
järjrigen noa) übertreffen, beroie«, mie tüchtig Don ben beroäljrten ßebrfräften
be« 3uftitute« einerfeit«, mie f$affen«freubig bon ben 3^glingfu anberfeit«
gearbeitet mürbe.
3n ber Religion, 93ibel unb #iraVnge|d)id)te, maren bie ^o$ter, mie
e« (ünftigen (Spielerinnen unb Seiterinnen be« Ijeimif$en £erbe« gekernt,
treffli# bemanbert. Qsbenfo gut maren bie Sbragleijtungen, unb jroar be*
megten fia) bie beutfa>n Zittytt in ber franjöfif#en Spraye ebenfo lei$t,
al« ob jte franjöfifdjer £>erfunft mären, unb umgeleljrt bie Stylingc fran»
jöfifa^er 3un9* im ^utfa^en. Aufeer bem Wehnen unb ben übrigen Seljr»
gegenjiänben berbienen befonber« Ijerborgeljoben ju merben bie $übfa)en ftennt*
niffe in ber (SrjieljungÄleljre, fomie in ber §au«> unb ©artenle&re. Die
praltifa)en Übungen im 6$neiben k. maren gerabeju mufterljaft. $)ie bor*
gelegten #efte im Auffafc, in ber 33ua)ljaltung unb im 3«^nen legten 3'ugni*
ab, bafe in Überftorf bie praft. Seite be« Seben« richtig erfaßt unb gemürbigt
mirb. @bte 6infa$ljeit, SBÜrbe unb Anftanb, gefunbe«, frifa>«, jufriebene«
SBefen berleiljt benn aud) ben 3°0tingen bon Überftorf jenen Kolben SReij,
ben leine neumobifdje Verfeinerung ifmen ju geben Dermöa)te.
3n einem &meiten Saale maren Die mäfyrenb be« 3af)re« oerfertigten Ar-
beiten ouägefteflt, mobei in metljobifd)em Stufengange afle ftrauenr)anbarbeiten
bon ben einfaßten bi« ju ben feinften Steife« unb Jhmfiftidereieu bertreten
maren. $er 33orfi$enbe beim ßjamen. &od)m. #err Pfarrer Spät, betonte
in ber furjen, aber roürjigen Sd)luferebe bie 53ebeutung be« 3nftitute« für
Piroxe unb Familie, mo mit au«giebiger Pflege ber ^römmigteit praftifa^e«
Süiffcn unb Runft im frönen Söunbe fia) Dereinigen. Seim rei$(id) befe|ten
TOtagSmaljle braute £err bon $ed)termann einen gelungenen ioajt au«
auf bie SJjeobofianifdjen Sdnoejlern. Unter anberm l)ob ber ljofje ©aft ber«
bor, baft ba« 3nfWut, ba« in feinen Anfängen mit man$erlei Sä^roierigfeiten
$u tämpfen Ijatte, bura) bie SBeljartlia^teit unb ben Opferfinn ber Sdnueftern
ben erfreulichen föefultaten gelangt, Don benen bie Anmefenben rjeute 3euge
feien. 9lamentlid) aber Ijob er ba« 5ßerbienft ber leitenben Oberin tjeroor.
bie mit llmficfyt unb 2öei«l)eit ba« ©anje 311 bem frönen 3MC g^fü^rt. Am
92admiittag fanb eine gelungene mufifali|d)*beHamatorifd)e ^ßrobuftion flatt.
93on 3a^r ju 3o^r ermeitert fid) ba« ^enfionat. Gegenmärtig ergebt
fiä) hinter bem fa)muden 5lirc^letn ein Äo^bau, ber in feinem 3nnem eine
Digitized by Google
- 505
geräumige 2Ba}cf)tüche mit allen pruftifftjcn (Einrichtungen enthält, eine SBabe«
anftalt, ein Groden* unb Dörrlofal u. f. ro. Der s#enfion§prei§ für baS
©chuljahr beträgt bei reichlicher, gefunber ftoft blofc 300 $r. (Sine beffere
Gelegenheit, wo junge Töchter nebjt Aneignung ber franjöfifchen Sprache
^gleich ju tüchtigen, genügfamen unb retigiöfen Haushälterinnen erlogen
merben als in Überftorf, läfet fia) nicht leicht finben. Das nächfte ©chuljahr
beginnt anfangs Oftober. «Höhere AuSfunft erteilt bie Oberin be§ 3nftituteS,
©chroefter Cornelia prer. L. J.
Sutern. Die fantonale Sehranflalt fchlofc baS ©chuljahr ben 28. 3uli.
©ie jählte 347 ©chüler, roooon 194 ben 6 Waffen ber ftealfchule, 94 beut
©ömnafium, 29 bem ÖDjeum unb 30 ber Geologie angehörten 196 hatten
ihre £>eimat im Danton Sutern, 123 in aubern Kantonen unb 28 im Au§*
tanb. Die 9)<ufiffchule mar bon 39, bie flunftgemerbfchule bon 141 unb bie
gortbilbungSfchule für techn. ^cirfmen bon 97 ©chülern 6efu$t. ;}af)lt mau
biefe 277 ©dniler bei ftachfchulen §u ben obigen, fo ergiebt fich als ©efanit«
jat)l ber ©tubierenben an ben höh«n ©djulen CujernS 624. Die 5)caturitätS«
Prüfung für bie ftealfdjule rourbe Don 4, bie für baS ßbjeum bon 19 ©<$ü--
lern gemalt unb beftanben. Dem 3ac)reSberichte ift eine ganj üorjügliche Ar*
beit oon ^errn ^Jrof. 6. SRibeaub beigegeben: 3u* ©efd)id)tc beS ©alj*
hanbels unb ber ©aljbegroerfe in ber ©chmeij, bie oolle 50 ©eiten
gr. 8° umfafet unb auch für weitere ffteife t>on fyotym ÜZÖerte ift. Daneben
lommen noch 3 Heinere Arbeiten : eine Söiographie beS 6horhm" u. v$rof.
3of. Sflnaj 9iöllp, bie ©elbftbiographie bon ^rof. 3of. Reichen
fei. unb eine intereffante Arbeit über bie Programme ber r)o^en Sehr*
anftalt in Sutern. 08. Dr. Sucher.)
Ilm biefe ßentralanftalt beS ftantonS Sutern gruppieren fich baS
£ct)rerf ein inar in £)itjhrch unb bie 9Jtittelfchulen in fünfter, ©ur»
fee unb Sillifau. Das Cehrerfeminar mürbe oon 52 ©chülern befucht,
. tooDon 19 ber 1., 9 ber II., 15 ber III. unb 9 ber IV. fllaffe angehören ; bie
SRittelfchuie in fünfter jählte 16 ©etunbarfchüler unb 32 ^rogtimnafiaften.
Die ©etunbarfchule mutant 2, baS ^rogbmnafium 4 fflaffen. Der 3nhre§»
beriet enthält auch hm*x 9ielrologe, ben beS hochro. §ran$ ©ibler, JhiftoS am
©tifte i8ero»<Dcunfler unb ^ßräfibent ber AuffichtSbeljörbe ber Eiittelfchule, unb
ben beS hochro. ©tiftSfantorS 3of. 2aupi. Die TOittelfchule in ©urfee
rourbe bon 66 ©chülern (29 9iealiften unb 27 ©nmnafiaften) befugt. JReal«
fchule unb ©nmnafium umfaffen ie 4 Abteilungen. $rof. ©erber erteilte auch
Unterricht in ben päbagogifchen unb metfjobifchen fächern, bie üdu 3 ©d)ü-
lern ber 4. Stealflaffe befucr)t mürbe. 20ir begrüben biefeS Sorgehen recht fetjr ;
beim bei ber bebeutungSDoQen ©tellung, meldje bie ©chule unb bie ©chulfragen
in unferer 3e** einnehmen, ift eS [ehr ju münfchen, baß auch folc^e ftnabrn
unb 3ö9lm9f' °ie nicht gerabe Sehrer merben moDen, aber fpäter in ©emeinbe-
unb fantonale Seamtungen eintreten, fich päbagogifche unb methobifche flennt*
niffe Derfdjaffen. SBenn bie Wiitglieber ber ©cf)ul* unb (SraiehungSbehörben
etmaS mehr folche befäfeen, mürbe unferm ©chulmeien ganj mefentlich gebient
fein. — Die 3RMclf<hule in 2Billifau mar bon 60 ©chülern befugt unb
mnfajjt 4 Waffen.
Digitized by Google
Wibroalben. Tu* Töchterpenfiouat St. (Slara in Stan§ fchloß
fein Schuljahr ben 9. sÄuguft. Die 3°^ &er 3öölinge belief fich auf 52, bon
bencn 50 ber Schroeij, 2 bcm WuSlanbe angehörten. Die Inftalt befiehl
aus 3 9tealflaffen , benen fich ein jroeifurfigeS Sehrerinneufeminar anföfiefet.
W\t ber Wnftalt ift ebenfalls ein 93orbereitungSfurS für nidjtbeutfa> 3°glinge
berbunben. Dem weiblichen .ftanbarbeitSunterrichte unb ber $au3baltungS^
funbe tbirb in aQen Staffen bie forgfältigfte Wufmerffamteit geroibmet.
Cbronlben. TaS ©ttmnafium in (Jngelberg mar bon 83 ^öqliiiaeii
befugt, bon benen 10 ber L, 18. ber II., 13 ber III., 14. ber IV., 12
ber V. unb 10 ber VI. klaffe angehörten. 28 gehörten bem ßt. St. ©allen,
10 Öujern, 6 Jrjurgau, je 5 Ob- unb Wibroalben, je 4 Sdjrob,} unb 3U9<
3 toppeiuefl, 2 Uri, je 1 ©laruS unb ©raubünben an, 5 bem WuSlanbe.
Die tantonale Cehranftalt in ©amen hatte 230 Schüler, roobon
58 föealiften, 140 ©runnaftaften unb 32 Streiften. 169 roaren intern, 61
ejtern; 211 gehören ber Scfmxi$ unb 19 bem WuSlanbe an. Dem 3ar)«S*
beriete ift eine boqügliche Arbeit o. Dr. P. SBernarb 9Karia 2ierr)eimer bc'u
gegeben: VI t 1 di t or ^ a n l b. T c f d) roan b c n' - fünfHerifche (Sntroictlung,
bie geroife bon allen ftunflfreunben mit hoh*m 3ntereffe gelefen mirb unb un§
gar manchen t)errlic^cn Ginblicf in baS innere Seelen* unb ©eifteSlebenS un--
fereS gefeierten Schroeijer!ünftler§ geftattet. Dem langjährigen ^räfeften P.
Rupert ßeufch fd. finb einige biographifche ftotip geroibmet, bie mir gerne
$u einem größern Wefrologe berarbeitet gefehen t)ätten.
— (Äorr.) Die berehrten Cefer ber „^ßäb. 591." werben auch einmal
gern etroaS auS bem 9J? e Idjtluil hören. Den 9. 3uli abhin hat ber bod)=
roürbigfte ^rälat be§ StifteS Sngelberg ben 9leubau ber er)rto. JBenebiftinerinnen
in ^cann sJ)idd)tl)al benebijieri, bie neue ftirdje bem ©otteSbienfte geöffnet unb
bie roeiten 9täume ber öeroofjnung übergeben. (SS roar eine ftifle, ^eilige
geier, bie jebermann innig erbaute.
Da§ Xöchterpeufionat hat mit höh« 33efriebigung aller Teilnehmer
feine bieSjährigeit Scblufcprüfungen beftanben DaSfelbe bietet nun bie
freunblichften ÜRäume jur Aufnahme alter unb neuer ^ßenfionäre. ^Qe4 ift
jroecfmäBig eingerichtet unb entfpricht ben beiden Wnforberungen. Hfle totale,
auch bie Schlaff äle finb hebbar; jur Erholung bienen bie Dielen Spaziergänge
in'« ftreie unb hübfdhe, fchattige ©artenanlagen unb beim Stegen eine gebedte,
aber offene Spielhalle unb jum gemeinfehaftlichen ©ebete berfammelt man
fich in einer eigenen, fehr frönen &au8fapetle. Das ^ßenfionat <0celchthal
thut roirflich baS Wöglichfte für bie leibliche unb geiftige Pflege ber 3öQlinge.
Wt feine ßehrerinnen höben bie ftaatliche Prüfung in Sujern gemacht unb
fich ba§ erfte patent 1 berfchafft.
Dad ^enfionat umfaßt neben ben üblichen ^ßrimarfurfen, gortbilbungS-
furfe in aQen theoretifdjen unb praftifchen ^äc^ern, roelche eine Tochter rennen
foüte; e3 roirb befonberS ftürfficht genommen, fie $u befähigen $um ^liefen,
3ufchneiben, blähen, Striefen, 3eictjnen, Söafchen, SBügeln, lochen, in ©arten-
unb befonberS ©emüfefunbe, in ©efunbhcit§= u. #ranfenpflege, in forgfältiger
unb borteilhafter Rührung ber Haushaltung, inbem in allen biefen Reichern
einläßlicher Unterricht erteilt roirb. 6$ erhält bie Toaster auf Verlangen
auch Zuleitung }u ben feinen unb feinften roeiblicfyn Äunfiarbeiten unb
- 507 -
Unterricht in franflöfifcfjer itnb itaCienifc^et Spraye, in &labier, 3'^er»
(ftuitarre u. f. f. iöct)ter in fremben ©prägen fönnrn künftig bie beutle
Sprache erlernen. DaS ^Jenfionat führt aucf) ein Cehrerinnenfemtnar, beffeti
3öglinge ihre ftaatlichen Prüfungen bisher mit MuSjeidmung beftanben haben.
Obenan ftetjt aber bie Sorge um eine religiöS«fittliche SJiibung ber $öct)ter
unb um 5$erbefferung ihrer fehlerhaften Neigungen unb (Sharaftermängel.
Die Sage jelber empfiehlt ftd). TOelchthal ift ein romantifcheS 93ergtt)al mit
faftigem Siefengrunbe, mit (Wattigen Sälbern, lieblichen 9Upen, ringsum
herrlichem ©ebirgSpanorama unb reiner ftärfenber 9tlpenluft. 9Mchthal
erweitert fi<h immer mehr ju einem beliebten Kurorte unb ift mit feiner
neurefiaurierten ©nabenfapelle bie 3uf uc^1 bieler taufenb ^ilger. Sährenb
ber ijerienjeit — Muguft unb erfte Raffte beS September — finben Stöger
$ur Erholung im ^enfionate freunblidje Aufnahme unb Pflege. 93iele3 roirb
heutzutage für (Srjieljung unb 59ilbung ber weiblichen 3ugenb gethan; firfjer
barf bem ^enftonate ÜHelchthal baS 3eugnid gegeben «erben, baß eS baS
TOglichße ba$u beitrögt, ^ßenfionSpreife finb fet)r billig, ^rofpelte ftehen
}U Dienflen. Slnmelbungeu gefchefjen an bie moljlehrw. Oberin beS fllofterS.
Die fturfe beginnen mit Dem 7. Ottober.
©a)WW$* DaS ßoflegium SRaria £ilf jählte im berfloffenen Sct)ul»
jähre 311 Schüler, mobon 158 ben SorbereitungSfurfen, ben Ütealflaffen unb
3nbufrriefchule, 153 bem ©ümnafium unb bem pljilofophifchen ßurfe auge*
hörten. Der Danton S<hmö$ ift mit 70, bie übrige Sdjweij mit 163, baS
HuSlanb mit 78 3öglingen bertreten. 246 waren im 3uternate, 65 im 6j-
ternate. Der 3ahreSbericht gebenft auch beS bieljährigen, (eiber ju früh ber«
ftorbeneu ÄanonituS unb 9tettorS Sßieli in furjen Sorten. Sir hätten ihm
in bemfelben einen einläßlichen 9letrolog gegönnt, benn er hatte ihn wohl ber»
bient.
3iig. Den 5. unb 6. ftuguft fanben im $öd)terpenf ionate unb
Mehrerin neufeminar in SJtenjingen bie Schlufcrepetitorie n ftatt, bie biefeS
3ahr wegen großen baulichen 93eränberungen bie Schlufeprüfungen bertraten.
Diefelben nahmen wie gewöhnlich einen borjüglicheu Serlauf unb enbeten mit
einer trefflich gelungenen mufifalifaVbetlamatorifchen Schlujjprobuttion. Die
^Itiftalt mürbe im berfloffenen 3ahre bon 276 Möglingen befucht, barunter
207 Schweizerinnen unb 69 9lu8länberiunen. 91m meiften 3öglinge lieferte
ber Äant. St. ©allen (31), bann folgen Sutern (24), 3ug (21), 3ürich (18),
Wargau (16), Schwtyj (14), ^hu^gau (12), Solothurn (11), SBern, Seffin,
Neuenbürg, ftreiburg, ©raubünben, Uuterroalben, öafeüanb, Saabt, Uri,
WppenjeU, ©laruS, Schaffhaufen, Salles, ©enf. 45 3ögliuge befugten ben
£)au3haltung3turS, 47 ben SBorbereitungSfurS, 65 bie breiflaffige Siealfchule,
43 ben franjöffifchen ÄurS unb 76 baS 4futfige Lehrerinnen« Seminar. Das
nächfte Schuljahr beginnt ben 22. Ottober.
3lm 19. bieS finbet bie ©runbfteinlegung für bie neue Kirche ftatt, inbem
bie Unterbauten ihrer ÜBodenbung entgegengehen. Wut Stage barauf mirb ber
hodjmürbigfte 53ifdt>of b. Skfel 34 Wobijinen bie hl ^rofejj abnehmen. Die
neue Äirche mirb eine 3i«be für baS 3nftitut unb baS Dorf Wenzingen.
— Da« Söchterinftitut jum §1. flreuj bei (Sham fdjloB fein
Schuljahr ben 12. fluguft unb jeigte fomohl nach feinem Jahresberichte als
Digitized by Google
nach ben Prüfungen, bajj eS feine ihm gefteflte Aufgabe Doli unb ganj erfüllt
unb bie iödfter in bet Xf)a\ nach allen Nietungen in baS piaftifclje fiebeu
einführt, ohne beren notroenbige tfjeoretifc&e 33ilbung ju Dernachläffigen. Die
Anftalt mar Don 130 3öglingen befugt aus aDen teilen bet 6#roei$ unb
aus bem AuSlanbe. Der gintritt für baS neue Schuljahr ift auf ben 21. unb
22. Oftober feftgefefct.
ÜJaiern. Die SUorftänbe bet fatholifdjen SeljrerDereine in SSatetn etlaffen
eine dtnldbnng an bie 3ftitg(iebet bet totljolifchen CeljrerDereine DeutfchtanDS,
bie auch für bie lathol. 2er)rer ber Schmeiß Don Öebeutung ift. Daher laffen
mir fie l)ier wörtlich folgen, ©ie lautet:
„3n ber 3eit Dorn 25. bis 29. fluguft biefeS 3ah"8 tagt in ün^en
bie 42. ©eneraloerfammlimg ber ftatholiten DeutfchlanbS. Einen ber mich*
tigfien ©egenftänbe ber bortigen 93erf)anblungen bilbet roieberum bie chrift--
lid)e Schule.
Die d)r ift liehe ©d)ule in ihrer unzertrennlichen SBcchfelbejüglichfeit jur
fokalen SReformfrage bietet allein fchon genügenbeS 3ntetefje, um bie tatbolifdjen
Celjrer DeutfchlanbS ju zahlreicher Beteiligung an bem tatljolifcfyen Kongreß
ju oeranlaffen. $r/atfäcblich befanben fid) fatholifd)e £eljrer Don jefjer im
©efolge ber beutfdjen Äatholifentage, unb Don ber Erwägung auSgeljenb,
baß bie fatholifchen Seljrer ju ben erftberufenen 93erteibigern bet d)rifilichen
93oltSfchule gehören, riefen bie tfatljolifenüerfammtungen roieberholt fdjlichte
SJolfSfdmllehrer auf bie JRebnetbütjne unb ehrten baburdh bie gefamte treu»
fatholifche 2ehrerfd)aft unfcreS SSaterlanbeS.
Der StolfSfdhullehrer als Anmalt ber SJefenntniSfchule, baS ift ein ficht«
batet AuSbrud ber in ber (onfeffioneüen allgemeinen 93ollSfchule gefchloffenen
3krbinbung beS Familien«, fiaatlidjen unb fachlichen SebenS. 2öer ba behauptet,
bie Sorberungen bet SefenntniSfdmle Dertrügen fid) nicr)t mit ben 6tonbe>
interrefjen bet fieptet, bet untertreibet nicht, obet et hat ben Stanbpunft
bet djriftlichen Erziehung bereits Derlaffen unb ben abfchüffigen, engen $fab
bon Sonberintereffen unb =33eftrebungen betteten, inbem et allgemeine Sd)uU
unb 93olfSintereffen mit StanbeSfragen Derroechfclt. Die in ben Sänberu
beutfdjer 3un9c aufblühenden fotholifchen 2er)rerDereine geigen ba» 33emüben,
bie fatholifcf>e beutfdje ßehrerfchaft aus ber bumpfen ©adgaffe jurücf^u^ie^en,
in toelche ber päbagogifdje SiabifaliSmuS einen $eil berfelben gelodt hat.
2öie e5 in ber Watur ihrer Prinzipien liegt, tyerrfdjt unter ben 11,000
Sehrermitgliebern ber befter)enben tatt)olifc^en Bereinigungen in ben religiös»
päbagogifdjen ©runbfragen ooflfte Sinigfeit. Die greube ber ßatrjolifen
DeutfchlanDS übet biefe Eintracht bet fatholifchen SehrerDereine untet fid),
fomie übet beten mannhaftes Ehalten an ben ©runbfäjjen ber ftirdjc unb
beS gläubigen 58olfeS offenbarte fid) in erhebenber Seife überall, mo immer
fatl)olifa^e Cehrer unter ben klugen beS fatholifchen Golfes 93erfammlungen
abhielten. Solare freie 3ufammen!ünfte Angehöriger fatholifa^er CehretDeteiue
fonbeix ftatt auf ben allgemeinen #ütf)oIifenfüngtef|en ju 39odnim, Danjig,
Wain^ unb SBür^burg. Die Erinnerung an beren Verlauf Ijat aud) fftutt
ben 2Bunfd) gereift, im zeitlichen Anf(t)luffe au ben 3)iünd)ener ^atbolifentag,
jeboa) unabhängig Don bemfelben, eine freie ißerfammlung Don üiitgliebetu
tatholifchet SehrerDeteine beutlet 3unge }u Detanftalten. Die unterzeichneten
Digitized by Googl
- 509 —
93orfifcenben bcr latholifchen ßehrerbeine SBaicrnS unb ber $falj laben ^irmit
bie floflegen unb Kolleginnen bcr fathol. fielet', (SrjiefningS* unb Scbuloereine
beutfcher 3unge ju jahlreicher Beteiligung an bcr geplanten Scrjrerüerfammlung
in München ein. JRatr)olifa> Sehrcr, meinte außerhalb fatbolifcher Bereinigungen
flehen, foroie afle ©önner unb Swinbe ber chriftlichen Sdnile finb al§
©äftc mifllommen.
©efinnungSgenoffen ! Die Utopien einer offenbarungSfeinblidhcn ^äbagogit
trugen bie ßntjroeiung in bie beutjcbe ßebrerroelt unb reiben fognr einen
grofeen Zt'ii ber fatrjolifchen ßer)rer uim erbitterten Kampfe gegen bie unter*
länbifche fonfeffioneOe Schule, bamit auch gegen bie Kirche unb bie fatholifdje
Seüölfcrung fort. DieS bat ba§ Vertrauen beS gläubigen BolfeS ju feinen
Schern erfct)üttert. 6§ gilt alfo, ba§ 58anb be§ Vertrauens unb ber Wartung,
rofld)e§ ben ßehrerftanb mit bein Volte berbinben fofl, nicht loder werben
ju laffen, fonbern ftets fefter ju fnüpfen. (55 tr)nt not, baB fi«h alle fatfjolifdjen
ßebrer unter ber Tvaline ber chriftlichen ^äbagogif fammcln unb im 2d)i\U
unb Vereinsleben jenen ed)t tatfjolifctyen Weift belennen unb betätigen, ber
bie Siebe $um Vaterlanbe 511 Oereinigen meifc mit ber 2lnr)änglid)feit an
bie flirre, unb bie eigene ©loubenSbegeifterung mit ber Sichtung bor bem,
roaS EnberSbentenben heilig ift. 3n biefem Sinne finb Sie nach TOiinc^en
geloben, in biefem ©eifte roollen mir Verfammlung galten. SBiOtommen
in München!''1)
ftranj £)äberlcin, ßubmig &uffe,
ßebrer unb Vorfifcenber be« Stat&ol. ßebrer unb Ütorftanb be« Serein«
ßebreroereinS in ©atern, fatool. ßebrer ber ^falj,
3Wünd)en, QiabelSbergerfrr. 53/111. Speter.
ßfterreid}. Vorarlberg. Der SahreSbcricht beS mit ben ÖffentlidtfeitS*
regten berf ebenen fatbolifcheu ^rioahßehrerfeminarS in $ifiS bei ftelbfirch
eröffnet ein recht erfreuliches Vilb oon ber OEntroidlung biefer fo herrlichen
unb fegenSreia) roirtenben flnflalt. Sie rourbe im oerfloffenen Schuljahr oon
166 3öglingen befugt, bon benen 26 ben VorbereitungSfurS, Ol ben IM
22 bem IL, 24 bem III. unb 33 ben IV. £urS befugten.
Spanien. „Sern im Süb ba§ feböne Spanien!" Doch nicht für ßcljrer,
benn foeben lefen mir in ber *9HIg. Schroeij. 3^tung.M : 9ticht roeniger als
6,260,000 gr. fct)ulbeu bie fpanifa>n ^roüinjen il)ren 33olf9fct)uflet)rern an
rüdftänbigem ©e^alt unb an ber Spi&e ber Schulbner ftefjt bie ^ßrobinj
SHalaga mit 1,100,000 ftr. Die Schulbermaltung in Malaga ift eine
gerabeju ungeheuerliche; bie für bie ßehrerbcfolbungen auSgcroorfenen (Selber
roerben berprafet unb üerfchleubert, unb fo fann cS tommen, baB nn ben
39ettelftab gebraute Schuflehrer bie Strafte burchjieben unb baS öffentliche
ÜJlitleib anrufen. 3n bielen Ortfcbaftcn mächft bie 3ugenb überhaupt ohne
jeben Schulunterricht auf, weil bie Ser)rer bor junger nicht mehr unterrichten
fönnen. 3n anbem Orten, unb jmar nicht nur etma in Dörfern, fonbern
•) SBemerfungen: Die betr. Verfaminlung wirb abgehalten »oerben am link-
tau, lei 27. flugiift, oormitiaq^ 9 II Ii r , im großen eaale bc* fatool- »nfino
a.D. «arerftra&e 7.
«m nfimlicben läge abeno* 8 Ubr finbet im gleichen ßofale eine gefeUige
UnterbtUiig ftatt.
Digitized by Google
- 510 -
au<$ in ©täbten, befinben fic$ bie Spulen in @<$eunen, in Äeflern, ja felbfi
in 93iefjftäflen, ba« Sebtmaterial glänjt burd) [eine Mbroefenbeit nnb Ijier unb
ba — e8 ift baS tbatfädjlicb üorgefommen — eckten ber Center im bloßen
£>embe im Sd)uljimmer, roeil er ein anbeceS PleibungSftüd nicbt me^r befaß.
T.
$ä*aß0ajfrf)t fiitteratur un* £ef>rmittel*
3. Stcrdji: @d)roci}ergefcf>tcf)tc aum ©dml' unb privat nebrandj. 8. aufläge
mit 40 3ttuftrationcn. Sern. SB. »aifcr. 224 ©. in 8°. $rei8 g^b. t. $r. 20.
Ein gut au«geftattcte8 unb gut eingeteiltes ©ud). 2)afe ber Certaffer „in ben
vi ii Ire i die n fritifeben fragen, roeldje bie @efd)id)t£f0rf$ung ber legten 3abr$ebnte
aufgeworfen bat, überall ba« neue Ergebnis, roenn allgemein als rtebtig angefeben,
in bie $arftdlung aufnahm," ift fcfjr ui begrü&eu. aud) ben GJrunbfab: SBenn
aber in einer tfrage noa) 2luftorität gegen Sluftorität ftebt, bicfelbe alfo unauf*
geflärt ift, mar nie ba8 patriotifebe töefübl unb 33ebürfni8 maBgebenb" motten
mir nidjt beanftanbeu. 3mmerbin febeint e8, ber Skrfaffcr habe fid) in ber fireben*
gefd)td)tlid)en Üittcratur nicht gehörig umgefeben, fonft tonnte er Seite 24 nidrt
behaupten : „$ic iflifdjöfe maren urfprünglid) bem 5)tanqc nad) unter fidj
gleid) gemefen. ©eit bem 6. 3abrbunbert aber gelaunte berjentge ber SBeltftabt
iHom ju übermächtigem Einfluß; er übte bie Oberhoheit über anbete aus unb
nabm ben Xitel $apa ober Sßapft b. Ii. Sater an." ©benio f bunte man au8 ber
Raffung jmeier ©ä$c auf ber gleieben ©eite ben gan§ unriebtigen ©dilu« sieben,
OJregor VII. babe ben (SÖlibat eingeführt. $te »emerfung ©eitc 34 über ben
lob ber ©öbne fccrjogS SJercbtolb: w2Btc e8 hieß, Maxen ftc oom burgunbifdjen
«bei ober Don ber ©eiftlidjfett bureb ®ift au8 ber 2Beit geräumt morben" nüfct
bod) in einem ©«bulbucb nicht Diel.
Einfettig unb oberfläeblid) ift bic ©emerfung über ftriebrieb II. ©eite 35. „fcier
(in 3talicn) uerbraebte er audj ben größten Xeil feine« £ebcn8, Dielfadj im heftigen
Kampfe gegen bie italicnifcben ©täbte unb ben $apft (Mregor IX., mclcber ben
ittannfiraljl gegen ihn fd)leubcrte, feinen ©qhn ^einrieb aur Empörung unb bic
Weichsfürtten gum Ungeborfam beötc." ©ci Söebanblung ber ©djladjt Don 2lrbebo
(©. 86) hätten bie Jtolin bod) eine Erroäbnug oerbicut. $ic 9lcformation8gefcbtcbtc
ift im proteftantifeben (Seifte bargeftcHt. Son 33erroertung ber neuern bebeutenben
Arbeiten fatholifeber 5°rfd)cr jeigt fid) feine ©pur. SBenn man ben SlblaB ©• 133
„ben 9tad)laß unb bic Sicrjeibung Don ©ünben" nannte, „welche bic ^riefter gegen
iöcjablung einer beftimmten ©umme gemährten", fo ift ba8 eine EntftcQung ber
tatholifchen ßebre öom Slblaß. ©eitc 130 mirb oom „undmftlichen ßebensmanbcl*
ber Sßäpfte unb ©. 136 oom „anftö&igen Heben ber GJeiftlichen" gerebet, bagegen
merben bic ©cbmäcben 3n>ingli3 mit ©tittfebmeigen übergangen. — @euug. &us
biefen menigen 5Bcmcrfungen, benen fid) unfdjmcr noch öicle anreiben liegen, geht
beroor, baß ba8 99ucb in feiner gcgenroärtigen Raffung für tatholifebe ©cbulcn
unb für ba8 tatbolifebe Sott unbraua^bar ift. *«f«, stttot, 3u8«
3n ber ^erberfebe «erlag8banblung in greiburg i. 93r. finb in neuen
Auflagen erfebienen:
1. l'eitfabea ber 92aturgef(bi(bic (3o°logie, ©otanif unb Mineralogie). "#on
Dr. 93. SJHüfo, gteattebrer in ©afel. Wit otelcn «bbtlbungen. 6. nerbefferte aufläge.
ft°. (VIII 204 ©.) W. 2. 50; geb. 9Ä. 2. 90.
2. 2»a« ^flfliijenret(ft in SBort unb 93ilb, für ben ©ebuluittcrriait in ber 9latur=
gcfd)id)te, bargeftcHt öon Ur. 3W. Jfraö unb Dr. üanboiS. 215 «bbilbungen.
8. uerbeffertc Auflage. 8°. (VIII 218 ©.) SR. 2. 20; geb. W. 2. 45.
3. ?cr IVcm'd) nnb ba9 Sierreidt in Sßort unb iöilb für ben ©ebuf unterriebt
in ber 9laturgcfd)id)te, bargeftcHt »on Dr. Sera tj unb Dr. 2anboi8. 197 «bbilbungen.
It. öerbefferte Auflage. (VU 252 ©.) 2)1. 2. 10 ; geb. 3fl. 2. 45,
Tie in fo funer ffrift fieb folgenben Neuauflagen obiger Sebrbücber legen laut
genug 3eugni8 für ibre Xüdjtigfeit ab, fo baß fie einer fpejicllen Empfehlung
faum mehr bebürfen. ©ic finb nach 3nbalt unb ©praebe unb metbobifeber Durü>»
Digitized by Google
- 511 -
urbetrung be8 Stoffe«, ttarf] Xnuf unb 2lu8ftattung mufterfjaft unb c« möchte
toenig iMirbüdjer für btefe Stufe geben, bic allen päbagogifcben 21nforberungen
in gleichem Wlafa ent)prechen. 2Rögen fie baher in recht Dielen Stauten (Eingang
finben! —
«oHitönbißf « »lottfiu«bä<&lcii. Ter falb 3ugenb gewibmet 0. P. X. X. §aupt.
Ginfiebeln, fDrucf unb Setlag oon ©berle u. tticfenbarfi. 256 St. Sßrci« l frr.
Gin ganj oorjüglicfieS (Sebctbüdjlein für bie 3ugenb, bem wir bie meitefte 23er-
breituna toünfcben. Reicher 3nhalt, oorjügliche 2lu«ftattung unb ungemein billiger
$rei* ftnb feine befte Empfehlung.
3m gleiten Berlage erfebienen aii 56. Söänbchen oon „ÜRimm unb ltc8" be«
Serria« jnr lüerbrcitnnq nuter fatboWdjrr $olf*f<triften. „Du follft Sater
unb SJlutter ehren." „$te tieine ftrüthtenoerfäuferin*' oon $r. 9JI 23rug.
3mei ergreif enbc Gablungen ! Die erfte febilbert bie fchrecfliche ©träfe, bie einen
<2otm trifft, ber bie $anb gegen feine altern erhoben. 3n ber jtoeiten drjählung
leben mir, tute jtoei ftinber. jur 3eit ber franjöfifcben Steoolution oon iljrem Sater
getrennt, in tounberbarer Seife bemfclbcn mieber jugefübrt werben. — $>ic ganje
Sammlung fei mieber beften« empfohlen. SBir madjeit gang befonber« unfere
geiftl. unb toeltl. Lehrer unb lieber auf biefe feböne unb billige Sammlung auf
merffam; fic toerben burd) Verbreitung biefer ©Triften oiel ®ute8 ftiften.
Preisausschreibung
zur Frage des Handarbeitsunterrichts.
In der Jahresversammlung der Schweizer. Qemeinnfitzigon Gesellschaft zu
Lugano (September 1893) wurde die Einführung (Ur llaiulartteit in der Schul? bo-
handelt (Reforat in der Schweiz. Zeitschrift für Gemeinnützigkeit 1893, S. 2(53. 270).
Di« Gesellschaft fand das Thema so wichtig und zeitgeraäss, das» sie ihrer Bildungs-
kommissioa den Auftrag erteilte, diese Angelegenheit weiterzuführen und, wo
möglich in Fühlung mit dem Vorstand des Schweiz. Verein» für Knabenarheits-
unterricht, ein Programm zu entwerfen.
Die ßildungskommission hat Bich, in Verbindung mit Vertretern des letzt-
genannten Vereins, in mehrfachen Sitzungen und Konferenzen mit diesem Gegen-
stände beschäftigt. Allseitig war man darüher einig, dass eine richtige Lösung
nur zu gewinnen sei, wenn man die ganze Entwicklung vom vorschulpflichtigen
Alter aus bis in die reifere Jugend einheitlich ins Auge fasse; nach unten habe
diese Entwicklung an die manuelle Spielbeschäftigung, wie sie durch Spielschule
und Kindergarten organisch auszubilden gesucht werde, anzuknüpfen, nach oben
in den Eingang zur Berufslehre einzumünden.
Zugleich sagte man sich aber auch, dass die richtige Losung auf der ganzen
Linie kaum in einem Anlauf erhofft und erstrebt werden könne, und dass es vor
»Ilem gelten müsse, Uber die richtige (ieslaltung des l'ntrrftaues, der manuellen He.
schuf tigttngen beider Geschlechter auf der elementaren Schulstufe, sich zu orientieren,
ein Gebiet, das gegenwärtig noch wenig bebaut ist; daraus mttssten sich dann
von selbst bestimmte Gesichtspunkte auch für die Weiterführung der Handarbeit
vom 10. — 16. Altersjahre herausstellen, bezüglich deren in den vielerorts bestehenden
und blühenden Arbeitskursen für Knaben, wie in den Mädchenarbeitsschulen vor-
läufig gesorgt und ein Boden unmittelbaren Experimentes bereits gegeben sei.
Um nun zunächst den ersten Teil der Aufgabe wo möglich einer befriedigenden
Lösung näher zu führen, stellt die Bildungskommission (mit Zustimmung der
Zentralkommission der Schweiz. Gemeinnützigen Gesellschaft) in Verbindung mit
dem Vorstande des Schweiz. Vereins für Knabenarbeit, die Preisauf gälte :
Wie ist der Handarbeitsunterricht für beide Geschlechter auf der Elementarstufe
(I. — III. Sehulstufei als allgemein bildeiuier ntul erzieherischer Faktur in die Völki-
sch nie einzuführen utut in stofflicher und methodischer Hinsicht zu gestalten f
Um eine fruchtbringende Lösung der Aufgabe zu ermöglichen, wird es ge-
boten sein, nicht nur zu beachten was anderwärt» auf diesem Gebiete bereits
Digitized by Google
- 512 -
geleistet worden ist, sondern auch Rücksicht zu nehmen auf die kantonalen Ver-
schiedenheiten in der Organisation der Elementarschule, auf die Ausdehnung des
Unterrichts in den weiblichen Arbeiten, der nicht beschränkt werden sollte, auf
die atlfälligen Modifikationen, die sich ergeben aus den Verhältnissen in den
Städten und auf dem Lande. Überdies werden mit in Berücksichtigung fallen
die Forderungen der Schulgesundheitsptiege, insbesondere in Betreff der Schulzeit
und der Raumverhältnisse ( — Unterrichtszimmer als Arbeitszimmer? — ); endlich
die pekuniären Anforderungen betreffend Material, Werkzeuge u. s. w.
Da der Zweck der manuellen Beschäftigung Übung von Auge und Hand ist,
gehört auch die Frage, wie weit durch Anregungen die nicht auf dem Gebiete
der speziellen Handarbeit liegen, z. B. duroh skizzierendes Nachbilden von Lebens-
formen („Faustzeiohnen", „malendes Zeichnen") dieser Zweck unterstützend ge-
fördert werden kann, in den Bereich der Aufgabe.
Ausfiihrungsbestimmungen :
1. Es werden nur Personen, die in der Schweiz wohnhaft sind, zur Konkurrenz
zugelassen.
2. Der Text der Preisaufgaben soll womöglich den Umfang von S— 4 Druck-
bogen nicht überschreiten.
3. Das Preisgericht, aus 7 Mitgliedern bestehend, wird durch die Bildungs-
kommission der Schwoiz. Gemeinnützigen Gesellschaft in Verbindung mit dem
Vorstand des Schweiz. Vereins für Knabenarbeit bestellt.
4. Die Preisarbeitcn. in einer der drei Landessprachen abgefasst, von fremder
Hand geschrieben, sind verschlossen und mit einem Motto verseheu, unter
Beilage eines gleichfalls verschlossenen mit dem nämlichen Motto flber-
schriebenen Couvert, das den Namen und Adresse des Bewerbers enthalten
soll — , bis späteäteis 31. Juli 1896 an den Präsidenten des Preisgerichts,
Hrn. Prof. Beiutel in Schaffhausen, einzusenden.
5. Ks werden zwei Preise ausgesetzt: I. Fr. 1000; IL Fr. 500. Sollte ein erster
Preis nicht erteilt werden können, so ist das Preisgericht ermächtigt, den
für denselben ausgesetzten Betrag zur Prämierung zweier oder mehrerer
Arbeiten zu verwenden.
Die Zentralkommission der Schweiz. Gemeinnützigen Gesellschaft behält
sich das Recht vor, prämierte Arbeiten ganz oder teilweise im Organe der
Gesellschaft zu veröffentlichen.
Zürich und Bern, im Mai 1895.
Warnen* der Bildungskommission
der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft:
Dor Präsident:
Dr. P. Hirtel, Zirieh I.
Der Aktuar:
Dr. 0. Hunciker, Kfitraaeh-Zürich.
JSmnens des Vorstandes
des Schweiz Vereins znr Forderung des Knabenarbeitsunterrichts:
Der Präsident:
R. Schenrer, Lehrer, Bern.
Der Aktuar:
Fr. Leuenberger, Lehrer, Bern.
Das Preisgericht ist zusammengesetzt aus den Herren: Prof. H. Bemlel, Schaft-
hansen, Präsident. Ii. Gatt User, Seminnrlehrer, Zürich VI. /.. G Uli fron, inspecteur,
Geneve. r. llug, Lehrer, Rieabuch-Zürich V. //. Uurni, Lehrer, Bern. C. Stucki,
Sekundarlehrer, Bern. Dr. f . Weckerle, Reallehrer, Basel.
NB. Exemplare dieser l'reisauschreibung können bezogen werden: im Pesta-
lozzianum Zürich und in der Schweiz, permanenten Schulausstellung in Bern.
Digitized by Google
Serf drittem*«
Uitcr Den Seiivogei bcr Söclt getanen ftc^ einige burd) befonbere eigentümlich
fetten au». 3>te flcinfte bcr SBelt bürfte ein in SJtejrtfo bcrauSgegebeuee 23latt
„El Telegrama" fein, beffen ftormat nur oier 3oU im Quabtat betragt. ($tne
japanifd)e 3eitung bringt ben politifd)en, ben ßofal- unb Annoncenteil auf oerfefjicben
gefärbten SBapierblättern. „Hora Jucunda" ift eine monatlidj in (Sbingburgf) er*
fmcincnbe Leitung für ©linbc mit erhabener Sdjrif t, bie aud) oon SBlinbcn gefegt
unb gebruert wirb. 3n Jurin wirb eine 3ritung beniuSgcgcben, bie eine im
35unfeln leuefttenbe ©djrift befifct. 3" ^rince Albert, chtcr Meinen ©tabt im norb-
weftlidjen (tanaba, erfdjeint Wödientlid) eine gefduiebene 3citung, wcldjc ber 3}cr^
leger, ber aud) glcidjgeiiiq iRcbaftnir unb 3)ruefer berfetben ift, mit autograpbüdjcr
Xtnte fdjrcibt unb oerotelfättigt. 3u Atben giebt e8 ein 2Bod)enblatt, beffen
3nbalt in Serien abgefaßt ift, n>eld)c ©onbcrlidjtcit ftd) bis auf bie tleinftcn
Annoncen erftreeft.
2>ie löcrtcHona. bcr ^anptforadicn auf bcr (Srbe- 9tad) üerläBlidjer Sdjäeung
werben bie §auptfprad)cn ber 2Belt oon f olgenber Anjabl oon 3Jlenfd)en gefprodjen :
Gbineftfd) Don meljr al« 400 ^tflionen ; J^inboftanifcft oon mdjr al« 100, (5-nglifd)
oon faft 100 aWtflionen; SKuffifd) oon 72, $cutfd) oon mc&r als 60 amilionen;
©panifd) oon 48, granaöRfdj oon 46, 3apanifd) oon mein- als 40, 3talienifd? oon
mehr al» 39 unb Xürfifd) oon etwas über 25 Millionen.
Dcntlidj nno Tlar. SMe „Freimaurer Steoue" (Wlai 1895) fdjreibt: w®ie (Sltoil*
efce nimmt bem $apft unb bcr Äirdjc bie Familie. ■ — „2)cr f onf cffionSlofe
2aienuntcrrid)t nimmt itjnen bie bcranroad)fcnbe (Generation." — „2>ie bürget*
liehen 2?cgräbniffc unb bie £e iebenoerbrennung werben ibnen aud) nod) bie
legten Anfprüdje beim Xobe entreißen. ©o wirb ber ftortfdjrttt möglidjft balb
^ßapft unb ftirdje oernidjtet baben."
SHMe oiel ein Scbcrflein betraut. 3n einer ©djulc unterrid)tete ber JSfarrer
im £Religion$untcrrid)te über Almofcugcbcn unb führte u. a. ba8 reid)e Almofen
bc§ ^barifäcris unb ba& ©djerflein ber armen 2Sitme al« Söcifptele lur Erläuterung
an. Auf feine fttaae, wie oiel wobl ba« ©dicrflcin bcr armen SBitwc betragen
pabc, gab eine ©dntlcrin ganj prompt jur Antwort: «12 9Warf 45 Pfennig."
lieber btefe feltfantc Antwort befragt, erflärte fie: „3m ftatedjiSmuS ftrtjt: w2)a«
©djerflein ber armen SBitmc. aflarf. 12, 45." (37torfu8 12 Stophel, 45. 93er8.)
3n fer (t t c.
Dakatttc £el)terfteUeu*
An ber JlantonSfdjule in 3uß (fant. 4furfige 3nbuftriefd)ule unb ftäbtifd)e8
Dbergpmnafium) finb folgenbe Ücprftellen auf rommenbe« äöinterfemefter neu |U
befefcen:
1. SebrfteQe für $anbfltffäd)cr, ^ennrapliic unb ^tilicnifdj euentuca IvnflUfd).
Xic 33efolbung betrögt %x. 2400 nebft S^obnungecntfcbäbigung.
2. ßebrftefle für tcdjnifdje« unb ^rtibanbjcidjncn, baju SWatbcmattf an ber
1. Sflaffe unb ftaüigrapbic an aaen ftlaffen. 5)ic 23efoIbung beträgt %x. 2200—2400.
ßebrjiel be« ItnterridjtcS für beibc «Stetten: 33efä&igung ber 6d)üler pm
Ubertritt an Unioerfitäten unb polntccbnifcbe $od)fd)ulen.
SSewerber um bie ©teilen werben eingelaben, fd)riftlid)e Anmelbuitgen unter
Beilegung oon ©tubien^eugniffen unb attfädtyen Andweifcn über lebramtlicbe
Xbättgfeit bie nnH mit bem 31. Auguft bem C^ruchunadrate einpreteben. habere
Auffcblüffc fSnnen beim ^räfibium ber AufftdjtSfoinmiffion über bie Äanton«fd)u!e,
vru ©tabtpfarrcr X. Utinger, 3ug, eingeholt werben.
3ng, ben 14. Auguft 1895.
Tic (*nicf)ttn0öfatt3kt.
Digitized by Google
fmtlioürrijc* gUtftbettpettftomtt
bei £f. "jßidjaet in J*ug.
Unter ber t). ^roteftion be§ r)oc^mft. 33if(f)of§ üou 9afel'£itgatto.
(frojfiiiinß be8 neuen ©djuliabres ben 9. Oftober Eintritt ben 1. Oftober.
J ■cutfdjcr Tortur« (Obere Stufe ber $rimarfd)ule, töcpetier* uub ftortbilbungäfcbulc),
iHealidjule, Vcijrcn'eminnr, &nmnaftuui, befotibcrcr ÜJorfnr* für f rangöfifeftc unb
italienifcfje ^öflltnfl* jur Erlernung ber bcutfd)en Spraye. — SjJrofpefte gratis unb
franfo. ÜNätjere auffdjlüffe erteilt
$tc $irefttott.
' ebb $efuct)f ==
ein jüngerer, unüereblid)tcr, patentierter l'rbrer, fatbolifebet ftonfeffion, an eine
^rimar-Ober1d)ule eine» fatbolifcben 3nftitute«. Slnmclbungcn bt« 8. September;
antritt ber Stelle l. Dftober. ©id) ju ntelben bei ber $fct>aftioti »er „tyäD. «1. *
Collegio - Convitto :j Dante AligMeri
in Bellinzona (Svizzera).
2>ie frühere 2)ireltion beS Sroffegium« ©. Slnna in 9tooerebo bot auf ben
immer nrieberbolten 2Bunfd) uielcr Altern in Öcttinjona eine äbnlidje aber größere
unb gang ben neueften jjorberungen ber mobemen ifcäbagogif entfpredjcnbe Vlnftalt
eröffnet. 3>icfc« 3nftitut mit Elementar- unb Wralfdjule, &Qmaaftam, öcutfdjcm
unb frumofifebem ü<orfurfc bient auch als $en|ion für bie Schüler ber (antonalen
#anbel8fd)ule. — SrapeUe im §aufe. ^enftonSprei« nur 500 3r. ^rofpefte
gratis burd) bie Xiref tion.
S)er Unterjeicbncte empfiehlt ben m. tfo liegen feinen foeben eröffneten, ganj
neu eingerichteten
(Oaltljof nun ötorrijcn
beftenS. $)erfelbc ift oben im ©orfe, an ber öauptfrra&e linf«, in unmittelbarer
Stabe ber Seuche. (Sbcner (nbe geräumige* Vier-Ütcftattrast. ©utc ftebienung
nach jeber Dichtung unb billige greife fiebert p
<& tmteDcln, im 3uli 1895.
Gl. greUOth*ner, j. 3. Setimbarletjrer.
tal fiümmtu in Ülenjikcu (Mwnu
cinjig berechtigter ftabrifant in ber ©djioeig oon gargiaoärd patentierten Xurn»
geraten, empfiehlt ben tit ©cbulen, Änftalten unb Bereinen feine, oon erften Au-
toritäten rübmlicbft befprodieuen stritt« unb 3$riiftitärrrr unb Kauteln mit
feften unb rebujicrbaren (Meiuirfjtcn ju bebeutenb berabgefefeten greifen, jßrofpeftc
unb Sßrei&lifte, fomie la. ^eugniffc oon ©djutinänncrn fteben gerne 311 fctenften.
Digitized by Googl
pkgagifdje ptte.
Bereinigung
bee „S*rocii (Erjicbiiifltffreiiibce" unb bcr „i<QDanoß. OToiitffiftrtft"
beö Vereine hatljoL Jeljrer ityft üdjulmänner
ber Sdjroti*
unb bcS fdjtnriäcrtfffjtn fatfjol. (£r5icl)itng$t>eretn3.
3mrttrr .8 «l)r gang.
17. $<ft.
(ürrfdjcint 2 Sogen ftorf Je bcn 1. unb 15. eine« ieben SWonat».)
Drutf unb ti'fpcbüion oon 3. 9R- £Mun|d)C
18»5.
i
■ | *
■•!
f
I
Digitized by Google
•
t
? eil«
Li. dam €4rctblefc=llitterriff»t. (U.B.) 5is
2. j$ut €djulbanlfrao.c. (H. B.) 5t8
3. ttkrMütni* M mnrt iura e^ttlcr aufrcrbalb 6er Gäule. (SSon 3. $r.,
ßcljrer w 3ug.) $24
4. 3>ie bentftfica 6<|ufmeifter b. b- bie $rimarlebrer 5er «tobt 3ur, 1400—1895
(öon ». Vf^toanbeii, ßtfyrer in 3uß.) (3fortfefcung unb Sdjlufe.) . 530
5. ^äbofloflifdje {Belaufen au£ btn SRiuuefänfleru. (3- ßebjer in 91.) 534
6. WrtapfltfdK Muubfftau 538
7. ^«bönofltfdjc ytttfratur 543
8. iBereiutuaftrlftteu 544
9. 3ifer<ite.
«fr*-»-«*-
Digitized by Google
be§ ,&ä)mt'q. (Snielungefreunbre" unb ber „yäbftgog. aRonatsfärift".
uub be« fdjweijcrifchcn fatljol. etjie^unfl«wrein«.
3110/ 1. September 1895. |f Jjt 17, J 2. ^rgang.
SRebafttonSfommiffion:
TAt ScminarbiTtfUrrn: S|. I Jtnn|, $i|Wr<$, tujern ; $. »aumoiartnti, }ua; Mc &•$». $ctto: ©r. $?ib«l.
Kof«, f»t«f., «bur; «eo »014, Pfarrer, «er«, Jtt. et. (SaUrn unb $m 8<)m ®»i»f»i in »xftfctb, ttri.
Die 9 infenbuufttn ftnb an 2coilnarbtrtrior » auaigatlici |u r(<$U».
Abonnement:
«rüfednJ monatlt<fe 2 mal |t ben 1. unb 15. brt Vtonatt unb fefket jSbrtkb fflt tJewtnlmUAlUber 4 %t.\
für tebramtlfanbibatcn 3 gr.; für fttotmitaUcbtr 5 gr. Siedlungen bdw 9<rl<ger: 3. W.
f>tnnf $i, Bu^bruifrr, 3m. — SnfctaU wctbtn bic $<ttt|tUe mü 10 X». bm$nct.
|*um £c§retßrefe*l^nferrict?t.
(3uflleid) als <£infüf>runß für ben ©ebraucn bc« neuen erften SefebüchleinS für ben
ftanton 3ug.) II. B.
9Iuf feiner Schulftufe ift ber Unterri^t folgenderer als auf ber erften,
ber fog. ßlementarftufe. $a mufe für alle ©ebiete: für bie SReligion, ba«
2efen, ©abreiben, Keinen, ben Shiffafc, auch für bie SReatien ber ®runb
gelegt, ba mufs ba« Äinb in ba« Sdntflcben, in bie Schulorbnung eingeführt,
ba mufe e« mit bem (Seift unb ber 9lu«brucf«roeife ber Sehriftfprache befannt
gemalt merben. $ie erfteu jroei bi« brei Schuljahre finb baher gerabeju
Don funbamentaler Eebeutung, unb beren richtige ßeitung erforbert eine tüch-
tige päbagogifct)e unb methobifche Schulung auf Seite ber Seljrfraft. $ie
3eiten finb hoffentlich borbei, roo man meinte, auf ber Unterftufe feien weniger
tüchtige Sehkräfte noch gerabe gut genug, ftiir bie Weinen ijl nur ba« ©efte
gut genug. 6« $eugte baher bon großer päbagogifcher ßinftcht, wenn bie
©euoffenfehaft be« hl- 3°fcph uon ßalafanj (geft. 1648) fchon im Anfange
be« 1 7. 3ahrhunbertS ben ©runbfafc aufteilte, e« feien für bie erften Staffen,
befonber« für l>tc Firmen, bie nicht lange bie Schule befudjen fönnen, bie
beften Sehr« unb Stechenmeifter anjufteflen. SQÖir beobachten baher auch m
ber <3Jefd)ict)te ber ^Öbagogit bie auffaflenbe ^r)atfac^e, roie eine ganje SReihe
ber h^röorragenbften ^ßäbetgogen fich einläßlich mit ber (Slementarfchulbilbung
bekräftigte unb für biefelbe neue, öoQfommnere, ber ßinbeSnatur entfpre-
chmbere SBege anzubahnen fuchte. 9luf fatholifcher Seite nennen mir nur
Digitized by Google
- 514
3of<pf) D. flalafanj, 3ean SBapt. be (a Salle, Selbiger, Ooerberg, P. (Sirarb,
Orofer, auf proteftantifc$er : Äatfe, ftomeniu«, graute, ^ßejlalojji, Menget.
Unter ben (Slementarfäcbern rourbe aber Don jeljer bem 2tf)t* unb Schreib*
Unterricht befonbere 3lufmertfamteit jugeroenbet. 3afyrfjunberte lang fdjmaaV
tete berfelbe in ben Letten ber $ucbJabier»9Jcetl)obe. %tofy be« Sifer«
mancher ^ßäbagogen gegen biefelbe unb tro£ ber (Sinfidjt in ba« SBefen einer
naturgemäßen Wetljobe für ba« fiefenlernen oermoa^te fit fiä) bis in ben 9ln^
fang unfere« Saljrbunbert« als 9lü*einf)errfaVrin unb $grannin be« ftinber*
geijle« unb ber Salute auf bem $f)rone ju erhalten, ja au Dielen Orten be*
Rauptet fie fidj Ijeute nod) auf bem freilid) nun morfd) geroorbenen Sc$ul:
fatfyeber — nod) eine Säule jeugenb Don „Derfctyrounbener ^ßracfyt; aud) biefe,
fdjon geborften, fanu ftürjen über Wacbt." — Wu bie Warnen Stepfyaui unb
(Brafer fnüpfen fic$ bie bebeutung«Do(Iften ftortfdjritte ber neuen Dfetfyobe.
$er erjlere brachte bie (Sinficfyt 511t ©eltung, baß man juin fiefenlernen nidjt
bes iöudjfiabeuuamen«, fonbern be« ©ucijiabenlaute« bebürfe, ber letztere, baß
Schreiben unb Öefen unzertrennbar jufammengetjören unb baljer ber getrennte
fiele* unb ©cjjreibunterricbj bem Dereinigten Sa)reiblefe*Unt erriet
meidjen bobe. $ie Ätnber müffen fc&reibenb lefen lernen. 9luf bem ©oben biefer
91nfid)t berufen alle feitljer neu entftanbenen Wtetbobcn; [\t finb nur Der«
DoQfommnetere Wu«fübrungen be§ ©runbfafee« Don ©rafer. 9lu# bie Normal*
roörter»9Wetbobe ift ityrem 2öefen nadj eine Sd)reiblefe»9Jletljobe. ÖJrafer«
Wetyooe mar freiließ no$ nac$ mancher Seite ber SerDoOfornrnnung ffttyig.
5ßor allem ^atte fie au« ben frühem Wiettjobeu ben ^eljler betübergenommen,
baß fie fieb, ju lange mit bebeutungSlofen Silben ab%ab unb $u wenig fonfret
Dorging. liefern Langel gegenüber mar nun freiließ bie Wormalmörter*
Etetljobe ein bebeutenber ^ Wormalroort bezeichnete ftet« einen
fontreten, ben Äinbern metjr ober roeniger betannten ©egenflanb, ber irjneu
bura> bie Sefpredjung beSfelben, alfo burä) einen flnfd>auung«*Unterri($t über
benfelben jur Dollen flenntui« fam. $5ie ftorberung aber, ba« Wormalroort
Don Anfang an, fo mie e« liegt, $um Sd)reib(efe»Unterriä)t ju berroerten,
mußte notmenbig auf Derfdjtebene Scbroierigfeiten flößen. $ie erfte beflanb
barin, baß baSfelbe große unb Heine SBucbJtaben jugleidj bietet, baß baber
bie Äinber gelungen merben, ba« große unb Heine 9llpt)abet ju gleicher
3eit ju lernen. $aß bamit 311 Diel Derlangt fei, falj man aOfeitig ein ; ba-
ber fielen bie %nbänger ber reinen Wormalroörter=Wetb,obe auf ben ©ebanfen.
bie Wormalroörter mit {(einen flnfaugöbudtflaben 311 ia^reiben, unb bofften |'o,
bie Sduoierigteit ju umgeben. Sebrer unb tfinber fdjretben baber bie $ing-
roörter tiein unb machen fid) baburd> eine« ortbograpljifa)en fehler« fa^ulbig ;
e5 ift aber aua) päbagogifa^ falfa), ben Äinbern etma« Unrichtige« borjufüfjren.
iüir lonnten un« ba^er mit biefem ^lu«mege nia)t befreunben, fonbern galten
515
an bfm ©runbfa&e feft, bafe ben flinbern bon Anfang an richtige Sortbilber
Dor§uführen finb. 3ebeS Sortbilb, baS bie Äinber anbauen, fchreiben unb
U^iri müffen , prägt fid> ihrem ©ebächtniffe ein, unb wie ferner ift eS. ein-
gewöhnte f^e^Ier mieber abzugewöhnen ! Noch ein britter mistiger Übel«
fianb liegt in ber reinen 9cormaImörter**IJc>thobe. Die 9?ormalwörter ent»
galten nämlich Stodjflaben bon Derfchiebener ©<hreibfchmierigfeit unb fönnen baher
ben ©tufengang Dom Seilten jum Seltneren, Dom Einfachen jum 3u[ammen-
gefefcten nicht beobachten. §S müffen jmifchenzeilige, über» unb unter jeilige
öuehftoben zugleich gemalt werben, mag man bei ber MuSwahl ber Normal»
Wörter noch fo forgfältig berfahren.
Die (Sinficht in afle bie je Übelflänbe führte ju ber fogenannten <öer-
mittelnben *0tethobe, welche bie Sorteile ber %>rma(mörter*9Rett)obe f eft -
ju galten fucfyt, ohne in ihre ©Ratten jeiteu ju faflen. 2ludj fie geht Don einem
fonfreteu 9lormalmorte aus, 6efprtd>i baSfelbe mit ben Äinbern nach ben
methobifchen ©efe^en beS WnfchauungS» Unterrichtes, bamit bie ftinber baS
Ding (enuen, aber auch babei beobachten unb fpredjen lernen, ^erlegt baS
Sort in [eine Silben unb Saute, um in ben ftinbern baS Sautgefühl zu
werfen unb ihnen einen (Sinblicf in bie einzelnen SBefianbteile beS SorteS ju
Dermitteln, was in orthographifefrr Beziehung fo wichtig if), unb berbinbet
enblicf) bie Saute unb Silben wieber jum Sorte, um ben Äinbern über bie
größte ©chmierigfeit beim Sefen hinwegzuhelfen, welche befanntlid) in ber
richtigen unb reichen 5krbinbung ber Saute zur Silbe unb jum Sorte be»
fteht. Daburd) lefen bie ftinber im ftopfe unb machen fie bie befte üBorfdjule
für baS eigentliche Sefen DiefeS flnalpfieren unb ©ttntheiifieren ber Sorte finb
Übungen, bie im Anfange nicht genug betont werben fönnen, aber auch fpäter
öfters wieberfehren follen.
Sährenb nun nach biefen Dorbereitenben Sehrtfjätigfeiten bie Normal*
Wörter* Wethobe baS ganze Sort an bie $afel fchreibt, greift bie Dermittelnbe
nur einen Saut tytauS unb orbnet biefe Saute nach ber ©chreibfehmierigfeil,
53. in ber neuen jugerifeben gibel aus bem Wormalroort „3gel" t, „Wufc" n,
„<DtauS" m, „Uhr" u, „Sngel" e, M" ei, „Gule" eu k. 6s flößt uns
jwar auch hi« ei" nicht unwichtiges Siebenten auf. Die hier gewählten 91n«
fangSlaute ber 92ormalwörter wären eigentlich groß ju fchreibeu unb eS hätten
Daher für bie Einübung ber fleinen 53uchftaben beffer 3n= ober Auslaute ge«
wählt werben foflen; i hätte man aus bem Sorte „Sifcb/, n aus w$anb",
nt aus „Saunt", u aus „$>ut", c aus „Seg", ei aus „©eil", eu aus
„§eu" 2c. herausheben fönnen, unb wenn wir auch ben erften Seil ber ftibel
umzuarbeiten gehabt hätten, würben wir biefen 33erfua) unbebingt gemalt
haben, benn baburch würbe man jur Dollflänbigen Übereinftimmung mit ber
Orthographie gelommen fein. Der f leine Äanton 3»g mu& jeboch mit feinen
Digitized by Google
ginanjen rennen unb fo unterblieb botläufig bie Stornierung biefer 3bee,
unb mir troffen uns, maS ben frjten Seil betrifft, Dollftänbig an bie ftibel
beS ÄantonS ©(hfetij an. (58 burftf bieS auch beSmegen um fo eb>r gethan
merben, ba nur ein einjelner JBuchftabe an ber Safel erfdjeint unb baburcb
ber 2Biberfpruch mit ber Orthographie meniger fiarf in bie Hugen fällt, als es
bei ber 9formalmörter*Wethobe ber ftall ifi, mo baS ganjc 2Bort mit fleinen
WnfangSbuthftaben au bie Safel gef<hrieben mirb. 3"bem ift auch ju beachten,
bafe ber WnfangSlaut bem Ot)r beS &inbe$ leicht mat)rnehmbar ijt, weil er
in ber ftuSfpradje ftarf botoortritt. 3mmerhin mirb ber Sefjrer gut ttjun,
neben ben WormalmÖrtern ber ftibel bie Jdinber nadt) anbern fudjen ju (äffen
unb jmar auch folgen, mo ber }u betjanbelnoe Saut auch als 3n* ober 9lu3«
laut erfd)eint; auch (§igenfchaftSmÖrter bürfen gewählt merben, foferu bie
ftinber fid) baoon eine 33orfteflung machen tonnen.
3)er einjuübenbe 33uchftabe mirb Dom Seljrer entmeber fofort ganj an bie $afel
getrieben unb bann nach feinen einzelnen leiten befprochen (analütifche* 58er»
fahren), ober aber Seil für Seil befprodjen unb getrieben, fo ba& ber SBuchftaben
oor ben ftugen ber ßinber entftetjt (genetifcheS 53crfat)ren). Weift merben
beibe Cehrmege miteinanber üerbunben merben mtiffen. Dajj ber Setjrer Riebet
fia) einer ganj mufterhafteu Schrift befleißen fofl, t>erftet)t fid) üon felbft.
9?ad) gehöriger ttnföauung unb SBefprechung beS 33ud)ftaben8 folgt bann baS
fogenannte ßuft- unb Srodenfchrcibeu öon Seite ber ftinber, um Jpanb unb
Ringer in jene Semegungen eiitjuigemöljnen, bie beim ©abreiben gemalt merben
muffen. £)iebei fofl ber Saft gebraust merben. hierauf folgt baS eigentliche
Schreiben, ebenfalls unter 9Inmenbung beS SafteS (anfangs auf, ab ic, fpäter
1, 2 2c). 9Me ftinber machen ju gleitet 3c\\ biefelben Sd)reibjüge; ber
Seljrer übermalt genau Haltung beS flörperS, ber ^ftngcr ic. unb bie Seift*
ungen, forrigiert, mo eS notmenbig mirb, unb übt baS Sautjeichen ein, bis eS
orbentlich get>t. 3n ftifler Sefchäftigung haben bann bie ftinber ben einge*
übten Saut meiter ju fchreiben, ir)n mit bereits gelernten $u Silben unb
SBörtern ju oerbinben, maS ihnen ber Seljrer burd) 5$orfd)rift an ber Söanbtafel
ermöglicht unb rooju ihnen auch bie gibel behilflich if).
Wuf biefe Seife merben nicht alle, fonbern nur bie roid&tigflen, b. i. am
bäufigften üorfommenben ©uchffabeu eingrübt; alSbann geht man jur eigentlichen
Wormalmörter'Wethobe über, inbem ber Setyrer nun ftatt eines einjelnen iBuaV
ftabenS baS ganje SBort an bie Safel fchreibt; er barf nun ot)ne 39ebenfen bie
WnfangSbudjflaben grofc fct>reiben unb fann flc auct) nach ber Scb^eibfchmierigfeit
unbgenetifchen Stufenfolge orbnen. $te großen Suchftoben treten alfo auf, beoor
alle (leinen eingeübt finb, unb mit bem Auftreten ber groften ßautjeichen tritt bie
9lormalmörter»Wethobe in iljr ooHeS 9le(ht, ohne ju unpäbagogifd>n Wittein grei*
fen unb ben ßinbern ju Diel auf einmal jumutcn ju müffen. W\i bem Schreiben
Digitized by Google
- 517 -
ganzer Dingwörter fönnen bic ßinber aud) bereits angehalten werben, über
ba§ $)ing (leine ©äfcchen m machen, Sigenfchaften unb i^ätigfeiten bon
bemfelben auSmfagen. Damit wirb betn 9luffa|e üorgearbeitet unb bie ftinber
erhalten Stoff für ihre ftifle Sefchäftigung unb fönnen baS im SlnfchauungS«
unterrichte ©eljörte bereits fchriftlich üerwenben. Die ^ätigfeit berfelben roirb
mannigfaltiger unb regt ba$ genaue Seobachten, Sergleichen unb Genien
fräftig an.
Die neue 3ugerifa> ftibel will bie Silber nicht blofe als HuSgangSpuntt
für baS ©chreiblefen betrachtet wiffen; fie foflen auch ©toff m flnfchauungö«
unb Sprechübungen fein, noch mehr, [\t foOen auch Anregungen mr #erj»
unb SiflenSbilbung geben. Sie treten alfo in ben Eiittelpunft be« Deutfch»
Unterrichtes auf ber Elementarftufe. DaS Süchlein fonnte natürlich nur
Silber bieten; e$ ift babei aber nicht gemeint, ba& man beim Silbe flehen
bleibe'; wo immer es möglich ift, unb baS ift faf! burchmeg ber Sali, — foflen
bie ©egenftänbe merfl in natura ben Äinbern borgeführt unb erft nachher
im Silbe gezeigt werben ; wo bieS nicht möglich ift, foflen bie Äinber wenig-
ftenS auf baS Don ihnen früher ©efe&ene unb ©eljörte aufmerffam gemalt
»erben, bamit bie alten Sorfteflungen mieber frifdt) unb lebenbig bor ihre
Seele treten.
3ebem Silbe im erften Wbfchnitte entfprieht hinten im ^weiten 9lb»
fdmitte eine Sefdjreibung unb eine (Srjählung. SDie erftere gibt bem tterjrer
©toff für ben Wnfd>auung$unterria)t über baS Wormalmort, will ir)m aber
burchauS nicht bie Freiheit nehmen, benfelben nach biefer ober jener ©eitc hin
m ergänzen, Die Erjählung roifl ben finnlichen AufchauungSunterricht mm
fittlityn hinüberführen unb in ben ftinbern eine Sehre, eine praftifche SebenS-
rege! entmideln, bamit tticr)t nur ber @eift, fonbern auch unb SBiflcn
genährt unb geftärft werben unb fo ber Unterricht mahrhaft hawtonifdj wirfe,
b. i. baS &inb nach a^en feinen geiftigen ©eiten hin erfajje unb bilbe. (SS
bleibt natürlich auch 00 0fm Seljrer bura)auS unbenommen, noch anbere fit»
tigenb mirfenbe ©toffe, bie mit bem 9iormalmorte in naher Sejieljung flehen,
herbeiziehen.
Much bie fa)önen Silber bei ben Stählungen foflen in ben Dienft beS
Unterrichtes treten, baher aflfeitig angejchaut unb £>eurifttfcr) mit ben Äinbern
burchbefprochen werben, ©ie bieten ©toff m einer Wenge bie ftinber interef*
fierenben Seobaa)tungen unb Erörterungen.
Senn nun bie ßinber bie mechanifchen ©chwierigfeiten beS SefenS über«
wunben tyibtn, fo (efeu fie bie Sefchreibungen unb (Stählungen felbft unb
repetieren fo m gleicher 3«t n>o fie baS Sefen weiter üben, ben ©toff beS
finnlichen unb fittlichen AnfchauungSunterrichteS, fo bajj berfelbe nun ihrem
Reifte um fo fefter eingeprägt unb mm unberlierbaren Eigentum wirb. SDeil
Digitized by Google
ber Inhalt ben Äinbern ber £auptfache nach bereits befonnt ift, fo fann nun
auch bie gröfete Kiifmectfamfrit bem richtigen ßefen jugemenbet werben, b. i.
bem mechanifch, logif unb äftbetifch richtigen 2efen. Wur bann lernen
bie ftinber richtig lefen, wenn fie Don Anfang an gewöhnt werben, auf biefe
brei @igen|*d)aften be5 2efen$ ju aalten unb fie mit einanber ju Dereinigen.
§8 ift burd)au8 bie Anficht ju Derroerfen, welche in ber Unterfdmle nur auf
baö mechanijche 2e|en ©emicbt legt, auf ber Littel* unb Oberftufe auf oa§
logifa> unb erft ben ^ö^ern ©Ovulen baS äftbetifcbe ßejen überladen will.
$iefe brei (Sigenfchaften geboren unjertrennlich gufammen unb muffen ba^er
Don Anfang an, alfo fobalb baS Äinb jufammenhängenbe Stüde liest, mit*
einanber eingeübt werben.
2öenn bie neue ftibel auf biefe angegebene ©eife benufct wirb, wirb fif
ju einem Wittel, fa)on in ber (Slementarflaffe wahrhaft geiftbilbenb ju unter-
rieten unb ben ftinbcrn Siebe unb ßuft junt Cernen einjuflöfeen unb auf
ihr ^)erj unb ihren 2öiüen wohltätig einjuwirfen. 2öenu bieS geflieht, ift
ber 3wed biefer fyütn erreicht unb ihr Schreiber überreif belohnt.
H. B.
Da§ wia^tigfte Schulgerät ift bie Schulbanf; fie ift für bie förderliche
unb geijtige (gntwidelung be§ ÄinbeS, für bie $i§$iplin unb bie ganje $bätig«
feit ber Schüler Don f)ö#er 33ebeutung. Sie muß baber jwedentfprechenb
eingerichtet werben. Sefprechen wir juerft bie 91 nf orber ungen an eine
Schulbanf unb bann bie Derbreitetften SDfleme.
$)ie 2(nforberungen an eine Schulbanf müfjen Dom hbgieinifcben , pdba*
gogifdjen, te$nif$en unb finanziellen Stanbpunfte aus gemannt werben. Som
Stanbpunfte ber ©efunbljeitspflege ober ^ggieine rnufc Derlangt
werben, bafe bie Äinber bequem unb ot)ne Stäben it)rer förderlichen (Sntmid*
Iung ihre Derjchiebenen Arbeiten in ber 8cf)ulbanf Derrichten fönnen. $)ie
Sd)ulbanf barf feine ftolterbanf fein, fonbern muß für afle Verrichtungen
eine natürliche Haltung ber ßinber ermöglichen, jeber 33erfrümmung ber 2Bir*
belfäule ober Schulter Dorbeugen, bie Ihätigfeit ber Derjchiebenen Organe be4
^ÖrperS nict)t jtören, baS Wuge möglichft fronen unb eine aufrechte Haltung
erleichtern. Um biefe 3wede ju erreichen, müffen bie einzelnen $eile ber
Sd)ulbanf in beftimmten, burch genaue unb langjährige Unterfuchungen, feft-
gefegten Verhältnis ju einanber flehen. $ie ^ultplatte mtife eine Steigung
Don jirfa 25« fabtn ; bie breite foD für jeben Schüler auf menigftenS 60 cm
*) SSortrag in ber ©eftian 3ug be« «creme« fathol. üebrer unb Scbulmänncr
ber Schwei)-
- 519 -
berechnet fein; ber ©ifc mufe nadt) hinten etwa? abfatlett (10 — 15°) unb in
brr Dorbern ftante gut abgerunbrt werben; auch bie Vantlehne foQ in einem
2Binfe( Don etroa 10° fdjräg nach hinten geneigt fein unb fowofjl bent Unter«
ül§ Cberförper jur ©tüfye bienen, bat)er am beften Anbringung Don ßreuj*
unb ©djulterlehnen ijt. Von höchfter SÖichtigfeit ift bann bie wagrechte unb
fenfredjte Entfernung ber untern Jtante ber ^ultplatte jur Dorbern flante beS
©ifcbrerteS. Die wagrechte Entfernung Reifet Diftanj, bie {entrechte Differenz
ES ift einleuchtenb, bafe bie Dcrfdtjiebenen Verfügungen eine Derfa)iebene
Xiftanj Derlangen, baS ©abreiben eine aubere als ba§ Cefen ober baS 3U'
hören, Antworten ic. Die ©dmlbanf mujj Daher fo (onftruiert werben, bafe
bie Der[d)iebenen Diftanjen mit Öeia^tigfett b^ergefteOt werben fönnen. DieS
fann burch Vorrichtungen an ber Sßultplatte gefdjeheu, inbem man biefelbe
in $wei ungleiche- 5ei(e teilt unb ben Keinen, Dorberen 2eil jum 3urücfftappeu
herfteflt, ober bie ^ifchplatte felbft beweglich madn1, fo bajj man fte jurücf»
ftofcen unb mieber herunterziehen fann; es fann aber auch burch bie Veroeg*
lidjfetl beS ©ifcbrttteS ausgeführt werben, wobei ebenfalls mieber oerfchiebene
©öjleme Derfua^t mürben. Das 5Befte ift wohl bas ber $enbel|i&e, mie fie
bie neuen ©chulbänfe an ber ©efunbarfchule in 3"Ö haben. — Die Diftanj,
b. % bie {entrechte Entfernung ber Dorbern Äante ber ^ßultplatte Dom ©ifc»
brette foO jirfa V; ber Äörperlänge beS ftinbeS betragen, ©ie fann entroeber
baburdj ^ergefteOt werben, bafe man für bie DerfdHebenen (Sröfeen Derfchiebene
Vanfnummern Derfertigen läfjt, wie baS meiftenS geflieht, ober aber inbem
man Dura} eine mechanifche Einrichtung baS ©ifcbrett höher ober tiefer fteflen
(ann. Das ledere Verfahren ift fa>n beSwegen Dorjujiehen, weil man bann
bie Vänfe am genaueren ben Äinbern anpaffen unb jubem fie am ^lafce
flehen laffen fann. 3ebenfafl8 mufe bafür geforgt werben, bafe bie ffinber
fo ftfcen fönnen, bafe bie ©eine nicht eine unnatürliche Sage einnehmen müffen.
Seim ©ifcen foü ber Unterfchenlel mit bem Oberfchentel ungefähr einen rechten
VJinfel bilben fönnen. TOan fann auch Durch &u&bretter nachhelfen.
3n päbagogifcher £>inficht mufc Derlangt roerben, bafe bie Äinber
ihre ©chutgeräte bequem Derforgeu fönnen ; Daher ift ein Vü<her= unb $afel=
brett notwenbig unb mufe ob ber ^uttptatte ein mit einer Vertiefung Der»
fefjeneS ebenes Vrett angebracht fein, um Sineal, Vieiftift ic. hinzulegen unb
ba§ Sintengefäfe bequem unb Hcher anzubringen, ferner mujj barauf ftücf«
ficfy genommen werben, baß bie ftinber ohne irgenb welche ©törung ber
anbern ftinber an ihrem $la$e fich bewegen unb benfelben Derlaffen fönnen.
DieS geflieht am beften bei jmeipläfcigen Vänien unb, wo ÄlappDorrichtungen
am ^ultbrett angebracht finb, wenn Einklappen Dorhanben ftnb. Durch«
getjenbe Wappen bringen $u grofee ©törungen. Vei mer)rpläfeigen Vänfen
müffen entweber Eiuaeljifee angebracht fein ober eS müffen ie jwei ©ifce
Digitized by Google
burchbrochen [ein, fo bafe fie für (Sin* unb Ausgeben freien Äaum geftatten.
$>abur<h mirb eS auch bem Seljrer leichter möglich, ju jebem einzelnen fliubt
ju gelangen.
Sbenfo fofl bie 93anf auch ben äftljetifcben Mnforberungen entfpre^en
unb auf ben ©cf>önheit8finn einmirfen. (Snblich mufe fie auch leicht bt
Reinigung beS ©chuljimmerS geftatten, leicht Derfcbiebbar fein, tiefer ©i«
forberung entfpridjt ebenfalls bie $roeipläfcige ©dfulbanf am beften; mebrpltyigc
finb fa)mer ju ^anb^aben; auch tBänfe mit ju breiten ^fu^brettern, bü fafl
einem ftufeboben gleiten, bieten ber Steinigung ©chroierigfeit.
3n tedjnifcher §in ficht mufj bie ©cbulbanf Dor allem folib fonfhruiert
fein, Daher ftnb biejenigen Don (Sifen Denen Don £)ol$ Dorjujiehen, Diejenigen
Don £>artf)oIj Denen Don iannenljolj. 3ebenfaQ§ foflten baS ^ßultblatt unb
biejenigen $eile, bie eiferne 6b,arnierungen hoben, Don Jpartljolj fein. ©obanu
mu| bie Äonflruftion möglicbft einfach fein, fo bafe jebeS Kinb ohne TOlje
bie bemeglichen Seile behoben tann, unb fie mufe möglicbft geräuf$(o*
funttionieren unb berart, bafe roeber bie Kleiber noch gar Körperteile De*
ÄinbeS in ©efahr fommen, eingeflemmt $u werben. 3U komplizierte öäntt
taugen nicht in bie ©dmle hinein.
3n finanzieller ^nnfidjt enblicb foflte bie ©chulbanf möglicbft billig
geliefert merben fönnen. £at man bis jetjt nach aQen obigen ftücfficbteu recht
paffenbe ©chulbänfe zur AuSroaht, fo muß Dagegen bei ben meiften unb ge-
rabe bei ben beften beflagt merben, baß fie ju teuer finb. ©o lange man
burchfehnittlicb für eine jmeiplä^ige ©chulbanf noch 40 ^r. jaulen mufc, fteb,t
ber allgemeinen Einführung einer rationellen ©chulbanf immer noch ein groM
ftinberniS entgegen. immerhin ift bei uns bie Anf Raffung bebeutenb erleichtert,
inbem ber Kanton ben oierten Seil ber Koften übernommen fyat, jubem fantt
ja bie ftnfdjaffung nach unb nach gefa>f>en. Wocb tonnte auf einen ^3unft
aufmertfam gemalt merben, ber bebeutenbe Koften erfparen mürbe. SSiele
ältere $änte ließen ftd) Ieia)t umgeftalten burd) Anbringung Don neuen $ult*
platten unb neuen ©ifcen unb ©i&letmen; babura) tonnten fämtlicbe Seiten *
unb föüdteile ber noch in orbentlichem 3ujtanbe erhaltenen «ante roiebet
Dermertet merben. (58 erjftieren in ber 2i)ai ©chulbanffabrifen, meiere auf
biefen Umftanb 9tücfft$t nehmen unb zu alten 53änfen neue, rationelle ©ifc* liefern.
durchgehen mir noch bie michtigften ©dmlbantfofteme, Dor allem in
ber ©chmeij unb bann auch i« $eutfchlanb.
Einfach, folib unb DerbältniSmäfeig ziemlich billig, jubem ben meiften
bereit« erörterten flnforberungen entfprechenb, ift bie fogeuannte ©t. ©aller
©chulbant. ©ie ijt Don §olj, beobachtet bie richtigen WafeDcrbältniffe, hat
Äücflehnen unb ftufjbretter, ÄlappftürfDorrrichtung, Safelbalter unb $ücber=
gefteD. $a8 fllappftüd tann als Sefepult benufct merben, in Eläbchenfchukn
Digitized by Google
- 521 -
burch einen Stecfnagel auct) roagrecht gemalt unb baburch als HrbeitStifch
gebraust werben. SBeniger Dorteilt)aft ift eS, bafe bab Älappftücf beS ^ulteS
burchgehenb ift unb alfo bie Schüler berfelben SBant bezüglich SJerroenbuug
beSfelben Don einanbet abhängig finb — ein Umftanb, bem nicht fo ferner
abhelfen märe. (Sine jroeipläfc'.ge löanf tommt auf etwa 35 fix., eine üier*
plä&ige auf jirta 50 gfr. 511 flehen. Sie mirb in 6 ©röBennummern f)er*
gefleDt.
Sine SBerbefferung hat |ie erfahren burd) 3 oft mtb JBürth, roetc^e bie
^ußbretter roegliejjen, afle 58änfe gleich groß fonftruierten, (Sinjelftye mit
(Sinjeflehnen einführten, meld)e je nach ber ©röjje ber Schüler mit feljr ein*
fad)er Vorrichtung beliebig gepeilt roerben fönnen; ebeufo befifct jeber Stüter
fein (Sinjelpult, fo baft er feine Arbeiten barauf oerridjten fann, ohne feinen
9tebenfchttler irgenbroie ju beläftigen. Die $ant mirb 4=, 6» unb 8=plä|ig
hergeflellt, auf Verlangen auch 1» unb 2pläfcig. Sine 2pläfcige 'Bant fommt
auf etroa 40 ftr., eine 4pläfcige auf jtrfa 00 gr.
Starte Verbreitung r)at bie jürcherifche Schulbanf bon 2ßolf unb
2Beifj in 3"*^ gefunben. Sie mirb forooljl in £)olj« als Sijenfouftruftion
ausgeführt unb in aajt ©röfiennummern angefertigt. Die 2plä$ige hölzerne,
mit eigener Stifchplatte, fommt auf jirfa 32 ftr., mit tannener $ifcf)platte
auf 29 $r. ju fielen ; bie 3pläfcige auf 38 (refp. 33), bie 4plftfcige auf
54 (refp. 48). Der Sifc mirb bemeglid) unb unberoeglich fonftruiert, im
feiern Salle fteHt fich ber $reis um $r. 3. 50 geringer. Die Vänfe in
Sifenfonftruftion fommen 2pläfcig auf 39—42 je nach ber ©röjjeunummer
ju ftehen (3pläfcig 46-50 $r.); or)ne ^Inftrtcr) 4 $r. billiger. Sie finb ben
höljernen {ebenfalls foroofjl maS Solibität unb gefällige ftorm, als maS leichtere
$>anbhabung betrifft, Dorjujiehen; mo jeboch eine ©emeinbe über grofjen Jjpolj«
befifc Derfügt, mirb fie am roohlfeilften ju ben hölzernen greifen. Die Schul*
bänfe mit (Sifenfonftruftion (©ufjgeftefl) haben eine eigene Sifchplatte, ruhen
auf S<hroellen, haben ßlappoorrichtung für jeben einjelnen Schüler unb be-
megliche Si&bretter. Die Älappen fönnen bura) Steflhacfen ju Öefepulten
gebraucht unb bei EtäbchenfdMlen burch einen Steflftift in horizontale 2age
gebracht unb fo als ErbeitStifch gebraucht merben. Sie ift eine SBanl, melche
aDen Mnforberungen möglichft ju entfprechen fucht. $n unferem Äanton r)at
fie im Schulaus in SBaar unb Unterägeri Eingang gefunben.
billig ift auch bie ferner Schulbanf (3. ^erjig, Sohn, Seligenthal);
fie ift oon Jpolj, mit Überlegtifch unb Ginjelpult, in G ©rö&en oerfertigt.
2ßaS uns baoon am menigften gefallen mirb, ift gerabe ber Überlegtifch, meil
beffen #anbhabuiig etmaS fdnoerfällig ift unb ju allerlei Uuannebmlicbfeiteu
führen fann. eine 2plä&ige Söauf fommt nur auf 25 <$r., 3plä&ige auf 32,
4plä&ige auf 40 §fr. ju flehen.
Digitized by Google
- 522 -
Sinnreich ifi eine anbere 5Bernerbanf, genannt Simpler, Don Dr.
med. Sctjenf in $ern fonftruiert. Sei ihr fann j ebe beliebige Diftanz
unb Differenz ^ergefteAt roerben, ba bie ^ultplatte burch eine einfache 93or*
ridnung foroorjl berfa^ieb« als üerftellbar gemalt ift. Daher fonn jebe Stanf
für jebeS flinb bienen unb brauet mon nur eine JBanfgröfee. Das Sifcbrett
ift ebenfalls zum ^tufftappert eingerichtet. Öeiber fommt bie $ant etroaS t)od)
ju ftehen, eine 2pläfcige auf 50 $r. @S gibt auch einpläfcige JBänfe, %a-
milienpult, baS fid) für ben ©ebraud) in ben Familien trefflich eignet. GS
fommt freilich auf roenigftenS 40 ftr. ju fter)en, fann aber, mit befonberer
3iertid)feit aufgeführt, auch 80-100 ftr. toften. (Bbreffe: frrifc Schenf,
Eareftrajje 46, SRatte, Sern).
£>obe SBeadjtung Derbient bie £)bgiei nifdje Sd)ulbanl, nad) <S. SBannerS
Softem in 3"nd) (Sdmlbanlfabrit ©ouberne in 33ud)S, St. ©allen). Sie
hat fefte sßultplatte, aber bewegliche Sifce. fog. s$enbelfi&e, für jeben Schüler
einen befonbern Sifc, ber beim 31ufftehen beö Schülers fich leicht jurüeftegt
unb fo ben notmeubigen 9taum giebt, beim 3lbfi$en ebenfo (eicht roieber nach
Dom fich beroegt. 9tad) biefem Softem finb bie neuen Schulbänfe an ber
Änabenfefunbarfchule in 3U9 fonftruiert. Sie wirb in acht ©röjjennummem
hergefteOt unb jroar 2«, 3« unb 4pläfcig. Die mittlere ©röfee fommt bei
ber 2plä$igen JBanf auf jirfo 43 $t. ju flehen, bei ber 3plä$igen auf 52
unb bei ber 4plä&igen auf 57 $r. Muri) lpläffige gamilienpulte roerben
hergeftellt ; fie fommen je nach °fr ©röfee auf 44—46 t$x.
^luch SRüblingerS 9tormalbanf (St. ©aQen) ift oder Beachtung roert,
befonberS in Schulgemeinben, bie über ^inreici)erit>e Finanzen ju Derfügen
haben, ftujjfchemmel, Sit} unb Sehne finb Derfteflbar, fo bafe bie Sknf ben ein-
zelnen Schülern öollftänbig angepaßt merben fann. Das SJanfgeflefl ift jierlich
unb leicht ausgeführt ; brffen Durchfidjtigfeit erleichtert auch b" ^ufrechthaltung
ber Disziplin. Sine 2pläfcige 93ant fommt auf 52-61 ftr. ju ftehen.
Die Schinblerifche Schulbanf in SBafel fommt wohl ben Derfchie«
benften 91nf orber ungen am ooQfommenften nach; baS ^ult fann auch ols Steh*
pult (für 3fi<hnf») benu|t roerben. Der Si£ ift beweglich unD öerfteDbnr
^gleich, ebenfo ift baS frufebrett üerfteQbar, fo bafe bie 93ant ber ©röfee beS
ßinbeS genau angepaßt roerben fann unb jum Stehen, Styen unb 4>albfter)en
eingerichtet ift. Die Äouftrultion ift ziemlich einfach- 6'"* 2pl. S3anf fommt
auf jirfa 40 &r. ju ftehen. 6in SRufterbanl fleht im fathol. fiehrerfeminar
in 3ug jur ßinficht.
3»i empfehlen ift auch bie gewöhnliche SBaSlerbanf , roeld)e ber hölzernen
Söant oon $Öolf u. Söeifc in 3ürich ähnlich ift. (Sine 2pl. fommt je nach
ber ©röfee auf 30—36 ftr., eine 3pl. auf 45-47 unb eine 4pl. auf
53—55 $r. zu ftehen.
Digitized by Google
- 523 —
9hu$ bie 3olotf)urner ©an!, Baal 6lu§, (9loü'faje (Sifenwerfe in
©olotfjurn) empfiehlt fid) bnxa) tyre 2JiQigteit unb Solibität. Die Sabril
liefert gewöljnlid) nur bie (Sifenteile, bie §ol$teile tonnen Don jebem Sdjreiner
oerfertigt inerben. Die ©efamtfoflen (intl. Sdjreinerarbeit) belaufen fid)
für flr. 1-3 auf 29 $r. 70 Gift.; ^r. 3-5 31 gr. 40, unb ttr. 5, ü
unb 7 33 $r. 10 (StS.
SBerfen wir nod) einen $(id auf baS Muftlanb, fo treten und befonberft
3 Birten Don Sd)ulbänfeu entgegen. 1. Die Worin alfdjulbant ber gran>
fentfaler €$ulbanlfabrif % Sidrotf) u. Sie. (SBerlin). — Sie f)at oiel Wjn«
lidjfeit mit SBannerft Softem ; — (Sifenlonftruftion, auf ©a^meflen oon £)ol$,
Sinket' unb $ugleic$ ^enbelfijj. Die 2pl. ©auf fommt je naa) ber ©röfjen»
nummer auf 29—31 SRarf ju fielen. $8 werben audj V3änfe mit Jpolj-
fonftruftion Derfertigt, toobei nur bie Präger beS Sifceft oon (Sifen finb, eine
2pl. 23anf fommt bann auf nur 22—24 Warf.
2. Die 61 [äff er S^ulbanf (©dmlbanffabrif 6d)öuau b. fteibelberg),
bie Derfd)iebenarttg fonftruiert wirb, balb mit ftlappfoftem, balb mit ^enbel*
fifc, balb beibeft ^ugleia^ ; bei einigen Jöänfen ift felbft baft ^ßult jurüdlegbar,
um eine bequemere Steinigung beft 3im,net5 iu ermöglichen.
3. Eigenartig ift ber Si$ bei ber &olumbuftbanf fonftruiert. $eber
Sitj ift für fia), zweiteilig ober boppelbemeglid). ©eim Sluf flehen Ijeben fid)
bie jwei Steile beS Si£e§ burd) eine einfache (Sinria^tung wie Don felbft bös-
artig in bie £>öl)e, beim ftieberfigen legen fie fid) ebenfo leicht roieber rjorijoutal.
Sie werben fowoljl Don £olj als Qifen fonftruiert. (Sine 2p(. Jöanf fommt
auf 19-20 W. $u fielen. — Die ©ifce finb aua) einzeln ju f>aben (2 Si&e
fommen auf etwa 7 W.) ; baburd) ift eft aud) ärmeren Sa^ulgemeinben er-
möglicht, fidj rationelle Sdjulbrtnle $u Derfdjaffen, inbem fie nur neue Sifce
anjufc&affen Ijaben, mä&renb ber übrige Seil ber $anl noeb, weiter benütjt
werben fann, ober ljöd>flen3 nur neue ^ultplatten erftcHt werben muffen, fo*
fern bie alten ju fdjabljaft geworben wären.
2Wan bat nod) Diele anbere Sdmlbanf arten fonftruiert, auf bie wir nia)t
me^r weiter eingeben fönnen. gür unfere Sfcr&ältniffe werben fia^ bie 3i\x*
d>er'fa> Sin jelf läppen unb bie Sanner fa^e 33anf (^enbelfifce) am meiften
empfehlen; bie erftere fann im ©(Qittyau* in Jöaar, bie jmeite im Änaben-
fdjulfyiuft in 3ug eingefeljen werben. 3mmerf)in wirb e3 gut fein, oor jeber
befinitioen 5Befd)luBfaffung, wo e§ fid) um 2lnfd)affung neuer Sdnilbänfe
fcanbelt, fid) aOfeitig genau umjufefjen.
Digitized by Google
^erljäffttiö &cö Äe^rers jum Stüter aufkrljatß hex
Sdjwfc. ')
(8on 3- *r., ße&rer in 3ug.)
2öie tytxiiä) tft ber Slnblicf eines rooljlgepflegten ©artenS im ftrüljlinge,
roo alles grünt uub blüt)t ; roernt bie lautropfen gleich fdjfimmernben perlen
im ©lanje ber Sonnenftrafyen an ben jotten ^ßflänjlein erbittern ! SDBie an*
genehm überraföt un§ ba bie 9Jcannigfaltigteit in Hnorbnung ber betriebenen
33lumen* unb ©emüfebeete, ber 3ifrs 1,1,0 93eerenflräucr;er, ber r)errli<$en
33aumgruppen ! SBie lieblid) unb angenehm roirb e§ erft, roenn bie 331umen
uub ©lüten iljre #eld)e öffnen unb bie frifdjje ftrüfylingSluft mit balfainifdjem
üß)ol)(geru$e burd)r)aucr;en ! 2öenn bie muntern Sögel bon Saum ju StrauaV
f)üpfen unb bem ©djöpfer naefy it)rer SÖeife ein ^errlia)e§ Coblieb anftimmen! —
2Bie ganj anberS mutet e§ un§ aber in einem ©arten an, in bem feine
Orbnung rjerrfcrjt; in bem bie fünften 93lumen unb föftlictyften ©emüfe
bom Unfraut überwuchert roerben; in bem 99aum unb 6traud) ju einem
müften Di<fia)t öerroaa)fen fiub, wo nur Elftem unb Prägen ir)re Hefter
bauen! — 3eber orbnungSliebenbe, gefunbe SRenfdj roirb ben erftern ©arten
auffua^en unb ben letjtern meiben.
©anj ähnlich fietyt e§ im 3ugfnbgarten unferer lieben tfinber aus.
Bo lange ber ©arten gut gepflegt, b. Ij. bie $ugenb gut erjogen unb unter»
rietet roirb, fo roerben roir uns baran ju erfreuen ^aben unb reichliche
ftrüdjte einheimfen; fobalb ber ©arten jeboch bernadjläffigt, b. r). roenn bie
3ugenberjiel)ung berroahrloSt roirb, fo roerben auch roir nichts ©uteS ju
erroarteu ^aben. 2Öie ber ©arten einer unauSgefefcten ^pflege unb Sorgfalt
bebarf, fo bebarf bie liebe 3ugenb einer noch biet forgfältigeren (Srjiehung. —
ftür ben ©arten t)at in erper Sinie ber SBefi&er ju forgen. Da jeboch
manchem ©artenbefifcer bie ^ieju erforberlia> 3^1 UW> mancher fifh auf
bie flnorbnung unb Bebauung titelt recht oerfter)t, fo roirb biefe Arbeit ben
Rauben eines fadjlunbigen ©ärtnerS übergeben.
Die natürlichen (Srjieher ber ihnen bon ©ott gefa>nften ßinber finb
bie Altern. (5$ ift beS^alb eine unbebiugte Pflicht unb ein unberäufjerlia)e$
9iecf)t ber eitern, ihre tfinber gut ju erjie^en. Die 6dmle aber hat bor
allem bie ^äuSlia^e (Srjiehung ju ergänzen unb $u oeroollfiäubigen, roe«r>aIb
baö elterliche #auS mit ber Schule in unzertrennlicher Söerbinbung flehen
fofl. Der ^auptjroerf ber ^äuSlia^en Srjie^ung befielt in 3"$* ""0 ©e»
roöhmtng an ein gefitteteS unb rooljlgeorbueteS 2eben, roflljrenb ber ©dmle
mehr ber eigentliche Unterricht übergeben roirb. 2Öirb bon ben eitern aber
') Duellen: (Srraictjunaöf rcunb : ©edjsjefjnter ^aljrgang. 15-rjiebungölcbre:
»auniflartiier. 21. ff. Obler. Dr. (S. 81. Niccle. töcal^ncljtlopäbte: 9iolfu«
unb ^fiftcr.
Digitized by Googl
- 525 -
biefe tyflify öernachläffigt. fo ^at bic ©chute ba§ Serfäumte nachzuholen
unb ju berboflftänbigeu. <5S ift barum nic^t nur Aufgabe ber ©$ule zu
unterrichten, fonbern auch zu erziehen. $a§ ©lüd ber flinber hängt ja
nidn" com SBielmiffen, fonbern fjaupt[äc$H($ bon einer guten 6rjie^ung ab.
2öie e§ aber nicht genügt, wenn ber Partner im ftrütjling ben ihm über*
gebenen ©arten umgräbt, bttngt, mit bem bellen ©amen beftreut, bie ©träudjer
betreibet unb bie 33äume berebelt, nachher ben ©arten aber ftroji unb
Äälte, Srocfenheit unb Wäffe, ©türm unb 2öinb preiSgiebt, bie jungen
^flanjen bom Unfrout überwuchern, bie wilben 3weige an ben oerebelten
Säumen warfen läfet, fo genügt e§ auch nicht, wenn bie Altern ihre ftinber
mit bem 6. ober 7. 3al)re $ur ©rtjule fchicfen unb fich weiter um beren @r»
Ziehung nichts ober boö) nur wenig mehr befümmem. (5§ genügt auch nicht,
wenn ber ßefjrer bie flinber in ber ©djule gut unterrichtet, außerhalb
Derfelben fi<h um fic nicht mehr befümmert. 9?ein, auf biefe Söeife ginge
ber gute Same, ber in ber ©chule gelegt wirb, außerhalb berfelben burch
bie üerfdjiebenen böfen ßinflüffe wieoerum berloren. 2Bie fdjon bemerlt, fjat
bie ©d)ule bie Erziehung be§ QtlternljaufeS zu ergänzen unb oft fogar bie
^fefjler ber fjäu$!i$en Erziehung ju berbeffern.
Daburd) tritt ber Öeljrer gleichfam in bie ftu&ftapfen ber Altern ein
unb wirb bem ©chüler
I. ein ©teUvertreter ber @(tern unb ein bitterlicher ftreunb.
6§ wirb gegenwärtig fo oft unb bielfach über 93erwilberung unferer
3ugenb gefprochen unb gefchrieben, bafj man faft 511 ber Vermutung gelangen
möchte, bafe tro| ber grofeen Opfer, bie gegenwärtig ber ©dmle gebraut
werben, biefe ben 91uforberungeu nicht entfpredje, welche an fie gepeilt werben
fönnen unb müffen. (5$ ift $l)atfad>e, bafj jefct feljr biel für bie ©dmle
getljan wirb. $a unb bort werben wahre ^ßaläfte Don ©djulr)äufem erbaut,
bequem eingerichtete $urnhafleu erflellt, herrliche ©chul* unb ©pielgärten
angelegt, für ©efunbheit unb JReinlichfeit bequeme SBabeeinrichtungen gefdjaffen,
bie beften Sehrmittel eingeführt unb Dielerorts fogar unentgeltlich berabfolgt.
3für arme ©chüler wirb mancherorts fogar für guten TOtogStifch geforgt,
befonberS jur 2öinter$zeit. Wuch für bie finanzielle JBefferfleflung ber ßehrer
ift mau ba unb bort $ur 3hat gefchritten. Zxofy allbem t)ört man fort?
mährenb bon ber Ungezogenheit unb SBerrohung ber ©chüler. Söirb biefe
bielleicht burch bie ©cf>ule eingepflanzt ober geförbert? — 3a) glaube mit
SRecht biefe ftrage berneinen ju fönnen, ba gemife jeber 2ef)rer beftrebt ift,
feine ©chüler ju gefitteten 9J?enf<hen ju bilben.
$a§ ftauptübel erblicfe ich barin, bafe biele Äiuber fich nach ber ©chule
gänzlich felbft überlaffen, Weber überwacht noch richtig geleitet werben. Sie
Digitized by Google
- 526 -
53eruf3pflichten beS StoterS erheifctyen oft längere Wbmefenheit Dom £>aufe.
WatjrungSforgen nötigen mannen ftamilienDater Dom frühen borgen bis
jum jpäten 'Hbenb im SBureau, in ber 5Öerfftätte, in ber j$abrif ober auf
bem §elbe fernerer Arbeit nachzugeben. 9luf biefe 3Beife fmb bie Äinber
ben klugen manches gamilienoaterd ben größten ^eil beS $age$ gänjlicfj
entzogen, ßornmt ein falcher 5tater jur QsffenSjeit ober am 9Ibenb bann
ermttbet nach £>aufe, fo ift er froh, wenn bie Jfinber fi$ balb roieber au«
bem ©taube machen, bamit er in SRuhe bie wenige, freie 3*«t geniejjen fann.
Wandle Butter ift, roie man ju fagen pflegt, ans £auS gebunben.
Die mannigfachen l)äu$tiö>u Arbeiten geftatten auch ihr nur fetten, baS £uuS
oerlajfen, um baS betragen ihrer ftinber außerhalb beSfelben ju übermalen.
Dem Cftjrer aber werben bie ftinber Don ihren eitern anDertraut, bafe
er biefftbeu ftatt ibrer unterrichte unb erjirhe. Die ftinber fmb burch eine
ganje ^Ret^c Don Sahren, unb jmar gerabe in ben fahren, n>o baS $erj
beS Wenfchen in fo Ijo^ein ®rabe auf fremben (Sinflufe angewiefen unb für
benfelben jo empfänglich ift, ben größten Seil beS SageS bem Öeljrer anheim»
gegeben, ber bann fo manche Gelegenheit hat, auf baS Äinb einjumirten.
80 lauge ein ßinb in ber Schule fifct, b. h- fi<h unter ber fluffiebt
beS CehrerS weiß, fann eS fich recht anftänbig betragen; fobalb e« jeboeb
ber Schuljimmerthüre ben JRücfen lehrt, jeigt eS fich Don einer ganj anbern
Seite. 2öät)renb eS Dorber in ber Schule ftill unb aufmertfam bagefeffen
unb feinen Pflichten getreulich nachgefommen ift, fo fpringt eS jefct lärmenb
ober pfeifenb über bie treppen tynab aus bem Sdmlljaufe, geht nichts be*
achteub au ben Reuten Dorüber ober biefe noch faß überrennenb. %uf ber
Strafte werben bann rohe Spiele aufgeführt, bie gewöhnlich in 3onf unb Streit
ausarten.
Da fehlt es eben an ber notmenbigen JBeaufftchtigung unb gehörigen
3u<ht ber Schüler. $öenn fchon jemanb ein Verbot erläßt, baSfelbe jeboch
nicht aufrecht erhält, fo mirb fich um ein folcheS Verbot balb niemanb mehr
befümmern. So Derhält eS fich beim Schüler. Derfelbe hört in ber Schule
Don (Gottesfurcht unb 9tächftenliebe , Don ben Pflichten gegen ©ott, bie *Dlit*
menfehen unb fich 9lach ber Schule fietjt unb hört er manchmal baS
©egenteil unb ahmt bann baS 55ö)e nach, o&ne je ermahnt, getabelt ober
bafür geftraft ju werben. — 2öie ein abgerufener 2öeg, beffen betreten
aber nach bem Qsrlafe beS Verbotes niemals beftraft rourbe, nach unb nach
wieber häufiger begangen mirb, fo werben bie WuSfchreitungen ber Schüler
junehmen, roenn biefe miffen, baß fich benfelben niemanb entgegenfeht unb
niemanb biefelbe einjubämmen Jucht. Das Verbotene glauben fie balb als
wiberrufen betrachten ju bürfen unb babei nimmt bie Eerwilberung immer
mehr ju.
Digitized by Google
- 527 -
Wogegen hilft nur finc gute Disziplin Don ©fite be8 ErjieherS. Die
£>anbhabung einer guten DiSjiplin tft ein mächtiger $ebel, burch meinen
e§ bem Cehrer möglich roerben wirb, bie WuSfd/reitungen unb Ungezogenheiten
Don feinen ©Gütern fern ju galten unb in ihnen ben ©inn für ba§ ©ute
unb Eble $u ftärfen. SJor allem aber foD ber ©dniler ju magrer ©otteSfnrcht
unb Ehrfurcht gegen bie eitern, Cefjrer unb ©orgefefcten angehalten werben.
Oft fehlen bie Altern fefcr bagegen, bafe fie burct) eigenes böfeS Seifpiel
Srofc unb »efpeftlofigteit gegen ßehrer unb SJorgefefcte bei ihren ßinbem
gleicbjam pflanzen; anbernfaDS begeht mancher fiefjrer roieberum ben fyf)Ux,
bafe er bie Pflege ber ^recbtetigfett bei feinen Schülern bernachläfftgt, inbem
er fich mit ber Unterwürfigkeit gegen feine ^erfon aufrieben giebt, obfchon
er roeifr, bafe biefelbe auch anbern gegenüber geforbert roerben mufj. 2öi(I
ber fiehrer roahre ^retbietigtett erroeden, fo roirb er jebe llugefchliffenheit
gegen ^öl)ergffieate ^erfonen, jebe WiBachtung ber Eorgefefcten unb jebe
©eringfchä&ung älterer ober ärmerer Ceute ftreuge rügen, bie Altern aber
jur Überzeugung ju bringen fuchen, bajj bieleS baran liege, bafe fie, foroie
alle ißorgefefcten mit @t)rerbtetigteit bchanbelt roerben unb bafj fie fich Efüten
follen, £)anb(ungen, 3tnorbnungen, Ermahnungen ber 2et)rer unb Obrigkeiten
in ©egenroart ihrer ßinber ju bekritteln ober 311 berurteilen.
Die Äinber mfiffen auch ju Höflichkeit unb Wnfianb angehalten roerben.
Sfllofee ftnfianbsletjre genügt nicht. Die Äinber ftnb beSfjalb 511 geroöhnen
gegen Eltern, gegen (fteiflliche unb Seljrer, gegen 5ßorgefefcte, g^gm frcmbe
unb betannte, befonberS gegen alte ßeute ehrerbietig, gegen ©efchroifter freunblich
im Umgang mit ihren ©efpielen »erträglich unb gegen jebermann höflich ju fein.
fluchen, Cärmen unb herumrennen in ®affeu, auf ©fraßen ober anberen
^lä&en, bie bem Söerfel)r geöffnet ftnb, barf burchauS nicht gebulbet roerben.
ftür Erholung unb ©piel kann ben Äinbem überall ein geeigneter ^ßlafc
angeroiefen roerben, roo biefelben frei ihren tyiUtn ©pielen fia) Eingeben unb
üon 3«* 3f»t <«"h beobachtet roerben fönnen.
©obalb man bie ftinber abgelegenere Orte ober ©chlupfroinfel auf fuchen
läßt, roirb bie 2Bahrhaftigleit, bie Ehrlichfett, ber Wnftanb unb bie ©cham*
haftigfeit ber ©chüler balb großen ©chaben leiben; beim im Verborgenen
unb Dunkeln gebeizt ba§ Unkraut beS SaflerS am üppigften. — begegnet
man nicht biftoeiten fchulpflichtigen SJuben, bie in einem EBalbchen ober auf
einer entlegenen Anhöhe ein §euer anfteefen, 3^flarrcn °^ec ^Q&ak rauchen,
oft fogar mit ^utoer unb $lei hantieren, baburch fich felöfl unb bem *Rächften
grofeen ©chaben jufügenb?
Darf ber Celjrer bieS ruhig gefdjehen laffen, unb foll er babei ein Wuge
jubrüden?
Digitized by Google
9Äancf>maI merben bie .Gin ber bon iljren ßltern fclbft an 9lafchl)aftigFeit
geroöljnt, inbem biefelben für gutes ©erhalten ober für genaue Erfüllung einer
Pflicht mit ©üfeigfeiten ober ©elb belohnt werben, meld)' letzteres meijl einem
3urfer« ober Spejereilaben für ©d)ledfad)en ober gar für $abat ober einer
$u$fyanbhtng für 3nbianer* ober 9täubergefd>ia)ten jumanbert. £at bie 9tafaV
baftigfeit einmal im Äinbe Söurjel gefafct, fo mirb ba§ ßinb berfelben nidr>t
mehr miberftefjen fönnen unb fid> bie gemünfd)te ©ad)e ober oa§ nötige ®elb
bjefür auf unreblidje UBeife ju erljafd)en miffen. Da muft ber ßebrer bie ßiebe
5ur Sporfamfeit ju ermerfeu fua>n unb burdj Errichtung Don ©rhulfparfaffeu
biefelbe $u ermöglid)en unb erhalten trauten.
<5§ macht fid) biSroeilen bei beu inbern eine eigentliche 3erfiörungSlujl
geltenb, unb biclfad) mirb frembeS Eigentum auf mutroiOigc SBeife befdjäbigt.
Wicht feiten merben im Frühjahr bie Hefter unferer muntern ©ingbögel ihrer
Gier ober Weftljoder beraubt ober gar jerftört. 3m £>erbfte merben bie 2*ögel
mit fogenannten 3?ogelfd)lägen gefangen unb nachher jmifchen frenfter ober
in fonftige enge Käfige eingefperrt, mo fie ihrer grei^eit beraubt gar balb ju
©runbe gehen müffen.
3ur 3"* ter Obftreife fieht man ffnaben unb Wäbchen auf unb unter
SBäumen ihre Saferen ober mitgebrachten Äörbe mit geraubten gruc^ten ooß*
[topfen.
60II ber ßefjrer auch ba ruhig jufeljen unb fagen?: „DieS geht mid)
afleS nichts an, ich fyabe in ber ©dmle meine ^flid>t getljan, ba§ mar ge=
nug für biefen Sag!"
9lfle guten ßeljren fruä)len menig, menn baS &inb nicht gemöhnt mirb,
biefelben ju befolgen. Siegt nun bem Sefjrer baran, bie ihm anbertrauten
ßinber $u unterrichten unb ju erjieljen, fo muft er notmenbig barauf aalten,
bafe feine Sehren unb Untermeifungen genau befolgt merben. Der Sehrer brauet
beShalb noch gar nicht ^olijift ju merben unb nach ber Schule mit bem
©totfe in ber Jjpanb in ber ©emeinbe ^erum ju manbern, um feljlbare Schüler
auSjubüfteln. 3m (Gegenteil, bie Uebermachung barf feine ju fleinliche unb
pfbautifdje fein. Sie fod Don ben ©chülern jmar beamtet fein, jebod) ohne bajj
ihre Freiheit mein* als notmenbig befdjranft mirb unb ohne bafe fie in ihren
freien SBemegungen baburd} gehemmt ober beläftigt merben. Der Cefjrer barf
ben Schülern barum auch (ein unberbienteS Wifjtrauen jeigeu, fonbern fod
ihnen Überall mit ^reunblidffeit unb Vertrauen entgegenfommen.
SBenn an einem freien Wachmittage ober MbenbS nad) ber Schule ber
Cehrer einen Spajiergang macht, um fein GJeinüt aufzuheitern, feinen ©eift
ju ermeitern, bie ®efunbheit ju förbern unb fid) fo maljre Erholung ju
fchaffen, fo mirb fid) ihm babei manage (Gelegenheit bieten, ba§ treiben ber
flinber ju beobachten. 6r mirb ba unb bort bie 2Baf)rner)mung madjen, baß
Digitized by Google
- 529
bie Äinber bielfach feinen Seiten unb Ermahnungen juwiberhanbeln, unb ba£
er fidt) an bem einen ober anbem Äinbe fefjr getäufa)t fyabe. E« wirb biefe
^Beobachtung für ben erjic^ltc^en Unterricht nicht ohne Wufcen bleiben. Diefe«
unb jenes mufe gefabelt, gerügt unb im 28ieberholung«fafle beftraft werben.
<5in gute« Sßort am regten Ort, ein jarter 3Bint uir rechten Qtxt hat fchon
manchem fytytx borgebeugt unb manchen SF^^ftriti berhütet. 3ft e« bodj
beffer, f^^Ier ju oermeiben fuchen al« begangene erfi oerbeffern.
treten nun aber bie jugenblichen fte&ler an ben Sag, fo muffen biefe
roieber gut gemacht werben. Die« geflieht am befien, wenn ber Sehrer fich
mit ben Eltern in'« Einbernehmen fetu" unb biefetben auf ba« benehmen ihrer
ftinber aufmerffam macht. Selbftberftänblich wirb ba borau«gefet}t, bajj ben
(Sltern felbfl an einer guten Erziehung ihrer Äinber gelegen ift. 2öo biefe«
nicht ber gafl if», wirb ber Sehrer genötigt, felbft ermarjnenb, tabelnb ober
ftrafenb einjufd)reiten.
Dr. Äiede fchreibt in feiner ErjiehungSlehre : „Die Sct)ule aflein na*
türlich bermag nicht alle«, bielmehr ftreut fie ihren ©amen in ben 2Binb,
wobei e« oft bom 3ufaß< abhängt, wie biet beSfelben auf ba« gute Sanb
unb nicht auf ben 2Beg fäflt, roenn fie gegen £au« unb Seben anfämpfen
mufe. Die Erfahrung lehrt häufig genug, roie oft alle ihre ÜJcülje an ftinbern,
toelche ju $>aufe feine ober eine fchlechte Erziehung geniefjen, üergeblich ift.
D)enn unftreitig geht ber Same be« Sööfen in ben meiften ftinbern, befonber«
aber in folgen, welche fchlechte« Seifpiel ber Eltern täglich bor klugen unb
ba« ©ift ber böfen Suft al« ein traurige« Erbteil in ihrem £erjen ffabtn,
(eichtet auf al« ber Same be« ©uten. Die Schule roirb baher trachten, auch
bie häusliche Erziehung, roo fie gut ift, fi<h al« 93unbe«genoffin beiuigefeDen,
roo fi* fehlest ift, möglichft unfehäblich ju machen."
Der Sehrer trachte fobiel roie möglich, mit ben Eltern feiner Schüler
auf gutem gufee ju ftehen unb fie auf bie ftehler ber ftinber gehörig auf»
inertfam ju machen. Die ftlagen be« Sehrer« müffen aber auf eine SBeife ben
Eltern borgebracf>t werben, bafe bie ftinber nicht immer inerten, woher biefe
rtitjren, benn ein Sehrer, ber ju oft in'* Eltemhau« geht, um ju flogen,
wirb balb bie Siebe unb Achtung berlieren. E« wirb bem mohlmeinenben
Sehrer fich Gelegenheit genug bieten, mit ben Eltern ju berlehren. $öa«
münblich nicht wohl möglich, fann, wenn nötfjig, boa) fchriftlid) gefcheljen.
Da bie Eltern in einem biet innigem SJerljältnifJe al« ber Sehrer $u
ben Äinbern flehen, bie 9latur ihnen auch «in größere« »echt auf bie ftinber
gegeben, fo bürfen fie fich in ©ort unb %tfai manche« h(rau«nehmen, wa«
ber Sehrer nicht thun fann, ohne ju beriefen ober fich etwa« bon feinem An*
fehen $u bergeben. So ift eine ju t)arte ober gar unberbiente Strafe, welche
Digitized by Google
- 530 -
Sater ober Butter bofljieht, balb wieber bergeffen, roährenb fie in bem JHnbe
lange fortfocht, toenn fie bom Seljrer boflftredt roorben ift.
Der Seljrer jeige fia) ben Äinbern immer ofjne Seibenfdjaft unb $ar=
teilidjfeit, aber ftet« bofl Söohüooüen, er ermahne mit mütterlicher Sief*
unb [träfe mit bäuerlicher Strenge, roenn eS fein muß. <5r bermeibe aber
5U grofje Sertraulichteit mit ben tfinbern, benn baburch mürbe bie Autorität
gefa>ächt, fobalb ber Srnfl geltenb gemacht merben muß. $a8 Äinb muß
füllen, bafe Sob unb Säbel, Belohnung ober Strafe bon Seite beö SeljrerS,
mie bon ben Ottern, nur aus Siebe $u t^in gefaxt.
Die Siebe ift fanftmtttig, gelaffen, gebulbig, roohlrooflenb — aber fie ift
e§ nach göttlichen ©efefcen unb SJorbilbern, nict>t nach menfchlicher Söeiie.
Sie fann folglich auch [trafen unb milbert gerne bie Strafe, roo hö>" Äüd-
fidnen eS geftatten ober rätüct) erfdjeinen (äffen ; afleiu fie fjebt bie auferlegte
Strafe nicht auf, menn fie jur 93efferung be3 &inbe§ notroenbig ift. $on
biefem Grrtfie mufj fie fich leiten laffen. 3)a§ $>er$ be3 Schülers roirb burcb,
foldje erufte Siebe nicht berieft, bielmeljr in ber Ueber^eugung geftärft, baß
ber Sehrer auch fein ^reunb bleibe, roenn er SBerroeife erteilt ober bie Stute führt
„2Bie ber Söinjer bie roeinenbe Äebe befdjueibet, um ihr SQÖachStum $u
förbern, toie ber 21rjt bie bittre Slrjnei aufnötigt, um ben fid) babon edelnben
tränten ju feilen, roie ber Wenfchcnfreunb ben in'S Söaffer ©efailenen nö<
tigenfaUS bei ben paaren faßt, um ihn bor bem Qjrtrinfen ju retten, fo mußt
bu burd) Strafe nur roefje tun rooflen, um *u befferu", fagt fo fa)öu ftrieb-
rieb, GlericuS.
3a, roenn bie ftinber fehen, bafe ber Sehrer jeberjeit mit biefem bäter«
liehen 2Bohlrooü"en, it)r betragen, it)r ganjeS %un unb Soffen übermalt, fo
roerben fie ihm it>re Siebe unb Wartung nicht berfogen fönnen unb feinen
guten Sellen unb bitterlichen Ermahnungen roiflig ftolge leifleu.
(ftortfcfcung folgt )
Sir beutfdjnt Sdjulmeiftfr b. I). bie ^rinurlfl)rer
ber Stabt ,3110, 1460—1895. Q
(5Öon H. Hfdjwanben« Sichrer in 3"fl)
(Sortierung unb @d)lufe.)
1848 3an. - lluterfdjiile. - 780 3r. »efolbuna, unb Wohnung. -
(9eorg 6rf)tt>cr&maitit bon 3ug, geb. 1 827. Sohn be3 9Uoi§, Färber
am ^oflblafc unb ber £>elena Reifer, hatte fautn bie 9*hethorif beenbet,
nl§ er Sehrer rourbe, ftarb 6. Sebtember 1849.
') NB. (hgänjtmgen uub «nridjüguHgen finb Mr wiülommen unb follen 8er
Wertung finben.
Digitized by Google
- 531 -
1848 9Mrj. - WütelWuIe. - 780 8fr. - $erorid) %tttl *>on
§ilbi«rifbfn, ftt. ßujern, geb. 1818, erlieft feine Se$rer6ilbung in
ben 30er Sohren bei 9tietf<$i im ©«minor Waria $ilf in Sujern,
mttyityt fidj mit 3ofefa Sruttmann bon flüSnaajt, roo er oortjer
Sefrer mar. 1845 ftreifdjärler, 1847 in 3ug bei ben eibge*
nöffifa>n Gruppen $rot= unb ftrucbjlieferant, bat)er toon ben ©d&ülern
Srotfelij genannt. Surbe im Ott. 1848 2et)rer in Sujern, 1864
©ef<$äft§agent unb ^rioatfdjreiber, befa)äftigte fia) biet mit gaftnadjts*
litteratur, tüchtiger «Dtetljobifer, jobialer Wann, 58olf3rebner unb 33olf3=
bitter. Ung(urfüd> ^famiUenber^ältniffe berbarbeu nad) unb na$
ben Wann unb führten iljn ju häufig ins 2öirt3&au§. (£r ftarb 1889.
1848 Oft. — Obcrfdjule. - 3of. »nrlct bon »eiaVnburg, tft. ©a)müj,
geb. 1819 Hpril 8., oorljer ßetjrer in &ü5nad)t, grünbete 1852 in
3ug eine ^ribatfa^ule, t>eref>lid)te fia) 1857 ben 10. Oft. mit ©enobefa
^berljarb Don SJtafeltrangen , St. ©allen, mürbe 1859 roieber
£ebrer an ber Oberfdmle, 1861 ©efunbarleljrer, ftarb im gebruar 1868.
1848 Wob. 18. — 9Wittelfd)ulc. — %o\tpf) ©djtirmaun bon ©empa<$,
geb. 1822 Wob. 29. befugte baS ße^rerfeminar in ©t. Urban, 1840
^rimarle&rer unb 1844 ©efunbarleljrer in ©empaa), Hebelte 1848
nad> 3ug, oerlangte ben 14. flpril 1858 bie Gntlaffung, rourbe
©tabtfd>reiber in ©empad), ©aftroirt jum „Sßinfelrieb" unb töefd)äft3=
agent, ftarb unöerr>iratet ben 24. Ott. 1865.
1849 Oft. 24. - Unterfdjule. - Jfafob fieonj ©tabliii bon 3»fl jur
tfrone, geb. 3. ^litguft 1830, ©ot)n beS 2eonj unb ber (SertruD
93udjer, faum bie 9tt)etorif abfolüiert, mürbe er Celjrer, 1858 an
bie <0?ittelfa>ile beförbert, 1862 ben 24. Wai geftorben.
1 852 Oft. 30. - Oberfaule. — 820 gr. unb ©o^nuiig — R. D.
Werolb $of}enbad) t»on Söremgarten, geb. 1824 TOai 19., ftubierte
in ©dm>Di unb 9tom, 1859 Pfarrer in $)üttroilen, Sljurgau, 1882
^Sfarr^tlfer in 3"9» 1888 Kaplan in SMDmergen, geftorben bafelbft
15. ttuguft 1894. (©ielje 3ug. 9to(f>r. 1894 Wr. 67.)
1858 9Mat 29. - Unt€rfd)ulc. - 840 3r. otjnc ^otjiumg - 3ofcp&
»ranbenbcrg bon 3ug, geb. 1829 Muguft 30., ftubierte in 3"9
unb grauenfelb, mo er auct) im ®efd>äft $ebrunner SBu^rjalter mar,
1849 fieser in O./Sigeri, 1857 Oberlehrer in Sachen, 1870 in
3ug an bie TOittelfdmle beförbert, tüdjtiger ©djaufpieter unb 8afj»
fänger, ftarb 1877 Wai 25. 1864 = 900 $r.; 1867 = 1000 gt. »)
•) 1870 nmrbe bie SMttelfdmle in bie 8. unb 4 Stoffe getrennt.
Digitized by Google
- 532 -
1861 Sept. 28. - Oberfaule. - 900 3fr. «R. 3r«berf»iel *on
6m8, ©raubünben, geb. 1837 8ept. 22., 1863 ©efunbarletjrer in
ftagaj, fpäter Äeg..©tattr)alter in Oelsberg.
1861 Sept. 28. - Wirtelfdutle. - 880 ffr. - tfjoma« »fitler Don
Gf)am unb 3ug, geb. 1824 «Diärj 12., befugte nad) ber ^rimarfäule
in (Sfjam 2 Öateinflaffen bei ßaplan £ftrtimann, 1840—41 fietjrer in
($fjam, bann mieber 44—49, 49—51 3&glin9 int ©eminar ifreuj
lingen, 52—53 Seljrer in ftinfterjee, 53—01 in (SinFiebeln, 61 in
3ug, 72 an ber Oberfdjule, 83 an ber 9JlitteIfa)ule.
1863 Oft. 7. — Oberfdjule — 3frfl«5 löogelfang Don Sommiftoil,
©olotfjurn, jog 21. SRärj 1864 nad) ©laruS.
1864 Oft. I.1) - 5. SM. - 1000 3fr. — 3o^. Htn^lt Don Sif^bad).
Wargau, geb. 1841 $ej. 20., befugte bie ^ej.*©d)ule 2Bot)len unb
ba§ 2er)rerfeminar in Dettingen, 1868 Sefunbarletjrer, 1875 Stubent
am ^o(öted)nifum in Qünä), 1877 Öefjrer am Snftüut grauenftein
in 3"8' nad)ljer 33ejirf8let)rer in 3,,r5a^-
1864 Oft. 1. - je 5. unb 6. SM. - 1000 3fr. - 3. Sdjä^e Don
Ailingen, SBürtemberg, 50g 1872 nad) Sutern, mo er feittjer in
ßofylen unb $ier £>anbet treibt.
1868 Sept. 5. — je 5. unb 6. Stt. - 1050 gr. — »ou «rr. Don
SBangen Solotfmrn, 1870 Cefjrer am Snftitut ftrauenftein, 1876
Don 3"9 Derrei§t, fpäter ^rof. in Irogen.
1870 Sept. 27. - Unterfdjule. - 1000 3fr. - «BUfel« ©»Her
Don 3"g* fleb. 1846 9?oD. 22., befugte bie primär» unb ©efunbarföule
in 3"fl» 02—65 ba§ ©eminar in Seemen unter Direttor ©djinbler,
65 Se&rer in $oMflufern-9iif<ftf 72 TOte!jd)ule 3ug, 75 etdbtf^reiber.
1870 Sept. 27. — je 5. unb 6. SM. - Gbuarb Ölattmer Don Sägerig.
Morgan, geb. 6. Dej. 1849, befua> bie 33ej. = ©duile in Mellingen
unb ba§ Sefjrerjeminar in Dettingen, mürbe 1875 an bie Sefunbar^
fd)ule beförbert, moju er [\$> in i'aufanue unb Neuenbürg ausbildete.
1872 Sept. 25. Unterfdlule. •) - G. »öOmi Don Sfeufiöberg, geb.
1843 flug. 8., befugte 1858—61 baS Ce^rerjeminar in ©eetoen
unter 93ud>gger, 1861-65 2ef)rer in Söoflerau, 65-67 in tfü3nad)t.
67-60 in 53aar, 69-72 in Gf>am, 72 in 3ug, 73 in 33aar.
1873 Oft. 15. — Unterfdjnle. — Hlfreb Staub Don «Wenzingen, geb.
1854, be|ud)te baS Celjrerfeminar ©dmnjj, 50g 1875 als Wufiflebrer
in5 2öafli3, 1878 nad) Sübfranfreid), mo er 1883 an ber ©d)minb-
|ud)t ftarb.
•) Cberfd)ule in 5. unb 6. ftlaffe getrennt.
') »efolbung fänttlicb« ^rimarlebrcr 1300 ftr.
Digitized by Google
- 533 -
1875 Btpt 30. - (abtocdjfelnb 3. unb 4. Äl.) - «nbrea* «füV
wanben oon Siflfon, Uri, geb. 19. San. 1852, befugte bic primär*
fäule in $enW<ben, SM. $ietroil unb ein 3a&r Eeairtäfajule in SinS,
3 SM. ©mnuafium in Slltborf, 3 $ar)re Ce^rerfcminar in S$n>ü$,
1873 Sefjrer an bet ©efamtfdjule in <Reuf)eim, 1875 an bcr Wittel»
f$ule in 3ug. l)
1875 Sebt. 30. - Untcrfdjttlc. - ©ottfrieb 3ten bon U./%eri, geb.
26. 1856, befugte bie primär* unb Sefunbarfa)ule in U./%eri,
baS fieljrerfeminar in ©ajwoj.
1875 Sebt. 30. — (abwectjfelnb 5. unb 6. Äl.) — 3of. Weier bon
Gögglingen, geb. 5. Ue$. 1838, be[ua)te bie *<Bejirf8fd>ule in 2öot)len,
£efjrerfeniinar Söettingen, §au8lel)rer in^ßruutrut, Sel.»2et)rer in Ölten,
1873 Oberlehrer in ^üljnenberg, erfranfte im Oftober 1877, refig*
nierte im Oftober 1878, mürbe in Gögglingen ^ortbitbuMgdlefyrer.
1877 »ufi. 11. - (je 3. unb 4. Sri.) - 3afob Äofler oon Obermit,
Slargau, geb. 1852, befugte bie 53ejirfS[a)ule in 33remgarten unb ba5
©pmnafium in 3ufl» 1876 Öeljrer in 9ietfa)toil am 33albeggerfee,
1883 an bie 5. unb 6. klaffe beförbert, reftgnierte 1889, feitljer
SReflaurateur unb 1882—95 $ib(iottjefar in 3ug. *)
1878 8rtb. — (je 5. unb 6. Äl.) — SlloiS iBurrtj oon Samen, geb.
1854, ftubierte am ftoflegium in Samen, Sefjrerfeminar in &d)\vt)$,
1872 fie&rer in §ol$äufem*9tifd), 1878 in 3ug, 1878 im 9Hai
nad) #ü8naa)t, 1889 (Saftgeber in Sa^toänbe ob Samen.
1878 3ftb.r 9Rai - (je 5. unb 6. Äl.) - Sattyafar @tb(tr oon »oot,
{lubierte in SRattjaufen, Sefunbarletjrer in 9toot, na#r)er 2Ueinreifenber.
1878 Oft. 19. — (je 5. unb 6. SM.) — Memigiu* Obermatt Don
$uoa)$, befugte bie primär- unb Sefunbarfäule in StanS, ba§
Seljrerfeminar in Sd&robj, 1877 Seljrer in fle&rfiten, 1878 Serjrer
in U./%ri, 1879 im Oftober an bie 1. fllaffe berfefct, berretete im
£>erbft 1880 nad) Hmerifa, fam 1883 roieber aurüd, f eitler flolbor»
teur bei Senjiger & (Sie. unb anbern.
1879 3an. - (Unterfdmle in 2 SM. getrennt) - 1. SM. 3of. ®ut bon
Surfee, geb. 1853, befugte baS Sefjrerfeminar in fcifcfira), 1874
ßet)rer in ftaltbaa), Surfee, jog im Oftober 1879 naaj $elfort, roo
er 1881 ftarb.
1879 Oft. - (je 5. unb 6. Äl.) - »alt^afar &reuler oon ©laruS,
geb. 17. 3uni 1848, befuebte bie $rimarfd)ulc in GHaruä, ftubierte
») 1874/75 tourbc bcr I5U au* faooifcbcm ©elbe erbaute ©pital für ein ©tabt-
fcbulbau« umgebaut unb oon ber ^riruar* unb ©cfunbarfdjulc belogen.
*) 1877, $ebr. 11., »urbe bie »ejolbung färntlt^er tyrimarlebrer auf 1500 gfr.
erhöbt-
Digitized by Google
- 534 -
2 3af)re am Kollegium in ©a>u$, 1 3aljr in ftreiburg, 186' Sefjrcr
in £ü8naa)t, 69 in 33aar.
1880 »uß. Iß. - (je 1. unb 2. SM.) - 3of. »ranbenbcrfl bou 3ug.
geb. 1861 3an. 11., ©ofm beS 1877 ben 25. Wai beworbenen
Sel)rer SBranbenberg, befugte bie ^rimarf(t)ule unb bic crfte Satein ■
Haffe in 3»Ö> bic gnxttt Sateinflafje in (Sinfiebeln, ftubicrte l 3aljr
in ©t. Worij im 2öafli§, befugte bic erflc 3nbuftricf<$ule in 3ug
unb baS Sctyrerfeminar in &$m% im ©ommer 1880 Sefjrer in
Oberteil.
188» H*rtl 1(5. (je 5. unb 6. Äl ) - «toi« 9»oo« üon 3ug, geb. 1855,
befugte bie ^rimarfa)ute in 3"9» 9*eatfdjule in Sujern, ba$ Setyrcr*
jeminar in ©a)n% bilbete fidj roeiterS au« in ©t. Worij im SBalli»
unb Cour fontaine, ^uerft Sel)rer an ber Wnftalt ©onnenberg, Sutern,
bann ©el.=Setjrer in JBoüerau unb ©iebnen, Sefjrcr am 3nftitut flon*
forbia in 3ür»4# "i Siberftein, Hrgau. f)
and ben SRtnnefängern.
J. B., ßcbrcr in R.
SBefanntlid) fafjt man bie bie Ibrifdjen $)id)ter ber SBIütejeit bet mljb.
^idjtfunft jufammcn unter bem Warnen Winnefänger, ba bie Wefjrjafjl ifjrcr
$ia)tungen ber Winne (©otteSminne, Söaffenminne, ^frauenminne) gilt. Xc-
neben gibt e§ aber audj jatjlreidje Sieber, toela^e bie Watur unb iljre roea^felnben
@rfc$cinungen, baS Seben mit feinen Seiben unb ftreubcn, bie iBer^ältniffe beS
Staates unb ber ftir$e, bie eigenen 39e£ief)ungen beS ©ftngerS ju fürft!id}cn
^ßcrfonen jum ©egenftanbe Ijaben; jafjtreidje ©prüa)e bejieljen [\d) auf bas
meite (Gebiet retigiöfer, fittliajer ober fojialer fragen, ©o finben fia} beim
aud) fjin unb mieber Sieber, bie ittd>t nur ba§ üßerljältnte ber Wenfcfccn $u
©ott, feine 93ef!immung u. f. m. $um ©egcnfianb traben, fonbern aud) bic
6r$ietjung ber 3ugenb im befonbern betreffen.
2Bic baS Stjriftentum baS beutfdjc S5olf mädjtig burdjbrungen f)atte, roie
afl fein ©innen unb Kenten, 2öou*cn unb ^anbeln d)riftlid) geworben, fo
fprid)t fid) aud) ©laubenSroärme unb ftrömmigfeit in ben Stiftungen bicfcr
3eit au8: $aö le&te 3iel ber Wenfdjen ift ber emige 93ef i$ ©otte$:
Sin Wann foO Gf)re fudjrn toor)I;
«ber für bie ©eele fott
') 1892 würbe bie SÖcfolbung fämHidjcr 5BrhnarIef)rer auf 1700 #r. crqö&t.
©cblie&litf) fei nod» bemcrft, bafe bic ^rtmorlcbrcr uon 3ug bi* 1705 bcm itoiem,
bann bis 1848 bcm Sßrtefter* unb feittjcr roteber bcm ßaienftanbe angehörten (au*;
genommen $ofeenbad) 1852).
Digitized by Google
- 535 -
@t au<f) inatoif(t)en forgen gut,
$aj$ iljn nidjt Irin Uebermut
Hu»"ef)r betöre;
2Benn er einftenS ftbfdneb nimmt,
Dafe e3 auf bem 2Bege \ty\ nic^t ftöre.
$cr „ältere" ©peroogel. •)
9lad> bem Äuöfprucfce be8 §ei(anbe$ : „3Ba8 nüfcte eS ben*Ölenfd)en,
roenn er bit ganje 3öelt gewänne, abet Stäben an feiner Seele
litte?* [agt £einri$ Don 9tuppe in einem Äreujliebe:
2Bie eifern mir um ©ut!
Do$ lafet mir taufenb Cäuber fein,
61)' ic$ fie ade tännte, mär'n fie nia)t meljr mein,
Unb fteben $ufe (aug roirb mir bann nur jum ®eroinn.
9la$ befferem Soljn ftrebt brum mein #erj unb ©inn.
Ulria) Don ©ingenberg ermahnt:
SBobJ bem, ber ba bebenfet, roas
<5r mar unb balb roirb fein!
Der f#aut in ein betrügtidj <5Ha«,
2Ber folcf>e SBorpd^t aaltet {(ein
Unb fia) nic$t vorbereitet auf baS ero'ge Seben,
Da niemanb re<f)t eS roiffen fann, roie lang ifjm ftrift gegeben,
3uerft gef>t freilid) mid) ba3 an;
5krgäfe' iay§ aber, ift« boc^ otjne 3roeifel gut,
gebenfen anbre fieute bran.
Der befte Se&rer, biefeS QUl ju erlangen, ift baS ßituy.
Dem tfreuje jiemt ein reiner 2Rut
Unb feufa)er 93rau#,
2öoburd) man §eit unb alles ®ut
ßrroirbet aucfj.
63 übt aud) nia)t geringe ßraft
51m jungen Wann,
Der ni$t bie rechte 6elbfit)errf$aft
33eroa&ren fann.
6r roill nt$t, baß man fei
33om 2Öerf barunter frei:
3BaS taugts am ftleib allein
5öenn'3 nid)t aua) fofl am ©erjen fein?
§artmann d. 8ue.
•) 3* aiticrc meiftenft imd) bcr nt)b. llcbertragung „beutfcben 9Rinnegefang8"
oon 50. Obermann.
Digitized by Google
Utecht föön roirb bon jahlreicljen Dichtern bic SBergänglichftit unb
tRichtigfeit alles 3rbifd)en gefchilbert unb barum bie SRafjuung. üon
biefer Seit unb ihren ftreuben H<h loSjureifeen:
m$ bie Seit alfo gewöhnt,
Dajj fich mein ©inn
©ar wenig nur nach ihr noch fehnt,
*OTir jum ©eminn.
fcartmaiin o. 2lue.
Sic (oben alle biejen $alm, ber ftrucht nur trug,
©d)Ön mar ber lefcte ©ommer unb braute florn genug.
Drum mar alle Seit auch frol).
©ah je einer fchöner ©trobj
@S füllet nun bem reiben Wann bie Steuer unb bie Äifte;
Doch biente eS, moju es foH, mirb'S mieber bann ju SRifte.
6pcrrjogel.
9118 Pilger auf (Srben jiehn ja)nefl mir bahin.
3n ber ©ünbe öefchroerben ba ^aftet mein Sinn,
Da& ich ihn brau« nicht ju jiehen üermag.
Sir jiehn eine ©trajje, bie jebem einft mirb,
©ollen nimmer eS laffen, ju jaulen bem Sirt,
15er Diel uns geliehen bisher mannen Xag.
Drum jaty'it mir! Dies Seben, eS fchmiljt mie baS 3inn.
6S geht an ben Slbenb beS fiebenS, ber borgen ift hin.
©o lafet uns rechtzeitig umfehn, maS uns fromme,
Da& nicht, mennS ju fpät, uns bie Wacht mit ber ©chulb überlomme
Der oon ffolmar.
©djön fagt ber Äanjler über „baS SRenfchenleben" :
©ein erjler Saut ift Seinen,
Sie er fein lefcter ift,
3hm fehlt, mufc ich ba meinen,
3ur greube jebe $ri|l.
3n 9lot, in fturcht unb Öeibe -
©a)mebt 2Benf<henenbe je:
Sie er bon hier einft fa>ibe
Unb mie eS bort ihm gel)'.
Ulrich D. ©ingenberg fagt:
Die ftreube freut gar lurje 3f»t>
Die biefe Seit als befte reicht.
Sem @ott nach Sunfdj ein ßeben leiht,
Tief) fet)t, mie fd^nefl eS ihm entmeicht!
2Öer h*ut in fyotyn ^freuben fchmebt in aQen ©acheu,
Digitized by Google
- 537 -
Storni über £>eraen3glüd t>ieflei<$t fa>n morgen nic^t meljr lachen.
6'ift eine 9tot ob aller 9iot, bafe mir nidjt benfen brau:
3ft boa) baS lefcte ©ort fein anb'reS alS: „Der ift nun tot!"
Dodj, um fid) oon biefem &ben loSjureifcen, muß berTOenfd} tämpfen;
Das erfte aber ift, ba& er fid) felbfl überroinbet.
SÖaltljer Don ber Sßogefoieibe fingt:
Wer sieht den lewen? wer sieht den risen?
wer überwindet jenen und disen?
Daz tuot jener, der sicli selber twinget
und alliu siniu lit iu huote bringet
(Tz der wilde in staeter zühte habe,
geligeniu zuht und schäme vor gesten
ruugen wol eine wile erglesten:
Der schin nirat dräte iif und abe.
Das meitere 3**1 aber, naa) bem mir ftreben, baS mir er«
fämpfen follen, ift bie emige 2öaf>rl)eit. Gin fef>r fd)öne$ ©ebid)t über
bie „2Rinne ber 2Ba&rljeit" beginnt mit ben Sorten:
2öer lulft mir, bafj id) ben erfaffe,
9tad) bem mein £er$ fo (jeifj ftd) feljnt,
Dajj er mid) nimmermehr oedaffe?
3$ £)ab' mid) leiber nxäjt geroöfynt,
Dafc i$ i^n fletS behielt bei mir.
SEßie oft er fic& bem ^erjen bietet, id) treib' ifyn immer fort üon fjier.
28er ba roiQ bie 2Bat)rl>ctt mittuen,
Der folge 3efu ©tjrifti fiefjre, bann wirb ^rieben er gewinnen.
6in w©ebet um ben \)l ©eift" ftfjliefet:
2Öer fann je ©utcS oljne bid> beginnen ?
2BeS £erj fann bid> mof>l, ofjne bid), |e minnen?
2ßer ift, £err, ber je ©uteS leifte
Dir ofyie beine Äraft jumeift,
Die uns gegeben t)ai bein ©eift?
ßrfüfl' unS brum, SQtxt ©Ott, mit jenem ©eifte!
Oft treffen mir bie Warnung an bie Sugenb, mit ftteife unb
5öeftänbigleit ju ftreben:
2Öoljl bem, ber nun mirbet umS &ben mit ftleife,
2Bo niemanb mef)r ftirbet! Dort roirb itnu juni ^reis
9lad) feinem 2Bunfd>e, maS nimmer bergest.
Xrr von flolmar.
(frortjefcung folgt.)
Digitized by Google
- 538 -
~gäöetQo$\fc§e "glunöfc^au.
Illiirgau. Ten 19. ^luQitft berfammelte fidj in Dießen 1) n fen bie
tlmrgauifchf Sdmlfnnobe. Auf ber Traftanbentifte ftanben: Orthographiefrage,
©efangmittel, Steilfchrift. $n IBejug auf bie Orthographiefrage ftcüt
ber Referent, £err Seminarlehrer 6rni in Streuungen, ben Antrag: „bie
tt)ucgautfcr;e Sdmlivmobe ^ält einftmeilen an ben formen beS fdmxij. Stecht*
fchreibebüd)leinS feft nnb rietet baljer an baS tit. (SrjiehungSbeparteinent baS
©efud), ben Weubrud thurgauifcher Schulbücher auSfchließlich in ber fchmei*
$erifd)en Orthographie erfolgen jn laffen. " — Die DiSfuffion ging in ihren
iöoten auseinander tinb roid)tige Stimmen fpradjen fic^ entfd)ieben gegen bie
Beibehaltung einer eigenen föroeij. Orthographie aus, fo befonberS Schul*
infpeftor gopp unb ber 33orfianb beS (SrjiehungSbepartemeuteS, Regierung«,
prafibent Dr. tfreis, meld) legerer mit Stecht auf bie TOacbt ber ßitteratur
unb treffe hi»ioie§, gegen melche bie Schule nid/t auffommen föune, unö bie
23emerfung hinzufügte: bie Sonobe fönne mof)l befd)ließen unb ihre SBünfche
anbringen, er be^itteifle aber, ob bie Regierung ihren 58efehluß, bie preußifd>e
Orthographie einzuführen, jurüefnehmen mürbe. Zxofy biefen Borten rourbe
ber Antrag (Srni'S mit großem Wehr angenommen.
3n Sejug auf ben ©efangunterricht mürbe bie ttieberfammlung Don
Stftäublin als obtigatorifcheS Sehrmittel gemünfeht; bezüglich ber Steilfchrift
ber Antrag be§ 2efjrerS ©ut in Arbou ohne DiSfuffion angenommen: „bie
thurgauifche SdjulfQnobe finbet bie ftrage betreffenb bie sJ?ad)theiIe ber Schräg*
fdjrift unb bie 93or$iige ber Steilfchrift noch hn lDcm9 abgeflärt, um tyul<
)d)ou einen befinitiuen (Sntfcheib treffen ju fönnen. Sie ift bamit einoer*
ftanben, baß auch in unfern Schuten meitere 3$erfuche mit ber Steilfchrift
geftattet feien; immerhin münfeht fie, baß nach nW °flju langer Qtii für
jamtliche Schulen unfereS ftantonS mieber eine einheitliche Schrift geforbert
metbe, maS um fo notmenbiger ift, als balb neue ©chreibborlagen erfteflt
merben müffen."
St. (halten. Der VII. fehmeijerifche SurnlehrerbilbungSfurS finbet in
St. ©allen oom 14 Oftober bis 2. WoDember ftatt. An ihm fönnen fi$
Lehrer, Abiturienten eines fdnoeiz. Seminars, Oberturner unb Vorturner
fdnüeij. lurnDereine beteiligen. Der Unterricht ift unentgeltlich, ©emäfc 3$er*
fügung beS eibgen. WilitärbeparteinenteS roirb ben Teilnehmern ein laggelb
Don 2 gf. verabreicht. JturSleiter finb bie Herren Wichel, $Öintertr)ut, unb
9tietmann, St. ©allen.
Dcutfdjlanb. Die 42. ©eneralDerfammlung ber Qatholifeu DeutfchlanbS
in Wündjen, melche Dom 25. bis 29. Auguft ftattfanb, mar eine impofante
ftunbgebung fatholifchen 2ebenS unb StrebenS DeutfchlanbS. Die ftefthalle,
ein großartiger, roaf>rhaft fünftlerifch Durchgeführter 93au, faßte über 6000
^erfonen unb mar bei allen £)auptDerfammlungen gepfropft Doli. §S mar
ein impofanter Anblid — biefe Waffe fatholifcher Wänner, bie aufmerffam
laufchtc ben gemaltigen Borten, bie Don berebtem Wunbc auf ber Äebnei-
bühne floffen, unb bie laut jujubelte ben limlidien ©ebanfeu unb Anregungen,
bie ba in parfeiibeu, Dorjüglid) gemähten formen AuSbrud fanben. Sir
merben auf einjelne ißotett jurüdfommen, befonberS auf biejenigen, bie bie
Digitized by Google
- 539 -
Schule betreffen unb bringen Ijeute nur birjrnigen Anträge, welche (Srjiehung
unb Sd>ule im engem Sinn angeben unb bie and) für unfere tiefer Don
iöebeutung finb. Sie lauten:
1. $)ie 42. (Seneralberfammlung ber Äatholifen DeutfchlanbS fpricht es
als münfd)enSwert aus, bar, bie $>eraubilbung unb Unterftüfcung jugenblicher
Gräfte, welche im fatholifchen ©eifte au £>ochfd)ulen ju lehren befähigt unb
geeignet mären, aus ben b,iefttr geftifteten ftontä ober bureh freimiQige 58ep
träge geförbert roerbe.
2. Sie bringt in empfeljlenbe Erinnerung, baß bie ©örreS*@efeflfchaft,
meiere nach oerfdnebenen Seiten tjin jur .f)ebung ber 2öiffenfchaft i»
lifchem ©eifte föjon eine fo fruchtbare 5;^ätigfeit entfaltet hat, burch oermehrte
Witglieber* unb ^b,eitne^meriab,I, burch Schenfungeu unb Öegate eine noch
auSgebefwtere Unterftü^ung finbe \ux ^naugriffnabme meiter gehenber litera»
rifcher Unternehmungen unb jur ftörberung jugenblid)fr ilrbeitSfräftc auf beu
Derfd)iebenen Arbeitsgebieten.
3. Sie tenft bie 91ufmerffamfeit ber beutfd)en ftatholifen auf beu IV.
intemationationalen roiffenfc^aftltc^en Hatholifenfougrefe, ber im 3a^re 1897
ju Biburg in ber Schmeiß ftattfinben fofl.
Xer biefen tfongrefe üorbereitenbe HuSfchufc gebeult in ben einzelnen $iö*
jefen $)eutfchtonb8 PomiteeS in'S Sebeu }U rufen, meinte ba§ 3ntereffe an
bem Äongrejj in it)ren Greifen oerbreiten foflen.
Xemgemäft empfiehlt bie ©eneraloerfammluug, iuSbefonbere bie auf bie
33ilbung biefer Komitees Ijinjielenben Jöeftrebuugen jenes üorbereitenben Aus«
fdwffeS \u unterftüfcen.
4. Sie betont bie Wotmeubigfeit, baß Ijerborragenb tüchtige fatholifche
junge ©elehrtc fich in größerer 3^1 ö*§ Di8^fr 0fr afabemifchen Saufbahn
jumenben.
5. Sie empfiehlt allen auf fird)lid)em 53oben ftet)cnben fatholifchen be-
lehrten mit ber ©örreS;©efellfchaft ^ii^Iung }U nehmen.
6. 3n Anbetracht ber bebauerlicheu ^t^atfadje, bafe auf fatholifcher Seite
noch mit Diel ju großer ©leichgültigfeit unb Sorglofigteit bei Wiioumlil ber
3ugenb = unb UnterhaltungSleftüre Derfahren mirb, unb Deswegen bie
nichtfatholifche Citteratur in fatholifchen Familien nachweisbar eine weit größere
Verbreitung gefunben r>ot, als bie fatholifche; fomie ferner im $>inblid auf
ben Derberblichen Giuflufe, welchen bie nichtfatholifche 3ugf»b= «"b SJolfs-
litteratur in 33ü<hern, SBrofd/üren, illuftrirter 3«tW"ffcn» föomanbibliothefen
u. bgl. jum grofeeu leile auf baS fatholifche ©laubenSleben unb baS fittliche
3artgefühl ausüben, erachtet eS bie ©eneratoerfammlung ber tfatholifen Xeutfch*
lanbS :
a) als bie Pflicht eines jeben fatholifchen 9JcanneS unb einer jeben
fatholifdjeu Statt, fämtliche UnterhaltungSleftüre ber ^flnülie gemiffenhaft $u
übermachen unb bei $efriebigung alles 5BebürfniffeS, befonberS auch hllx S5M$a
nachtSjeit, fletS in erfter Cinie bie in reichlichem Etofee oorhanbene fatholifche
Sitteratur 511 beüorjugen unb unter feinen Umftänben SBücher unb 3eit^
fchriften jujulaffen, welche gegen bie fatfjolifche Religion unb bie Sitte üerftoßen;
h) als bie Pflicht ber iöorftefjer ber fatholifchen #naben= unb Stäbchen*
SnfHtute, fowie ber töeligionSlehrer an ^ö^ereu Cehranftalten, bie ihnen an*
Digitized by Google
- 540 -
Dertrauten Stüter unb Spulerinnen über bic Vertjältnifje in bfr mobenitn
populär'tt>iffenfd)aftlid}en uub Untert)altuug5litteratur forootjt auf fatljolifcbem
als nid)t fat^olifct)eiu Gebiete eingerjenb $u belehren unb auf bie barauS
\\<S) ergebenben Verpflichtungen aufmertfam $u machen;
c) als bie Pflicht eines jeben ftatholifen, innerhalb jeineS ÄreifeS für
bie Verbreitung ber fa tljolifdjen Öitteratur einzutreten.
7. Da baS ehebalbigfte 3"^nbr(ommrn einer freien latyoliföcn Uni*
Derfität in Salzburg im lebhafteren ^ntereffe aud) ber &att)olifen, namentlich
Sü>$entfchlanbS gelegen ift, wirb ben ßattjolifen DeutfchlanbS bie Iräftigfte
Unterftü&ung beS Vereins für bie ©rünbung unb Erhaltung einer freien
Iat^o(i)a^en UniDerfität ju Salzburg roärmftens empfohlen.
Öelbfpenben modelt Se. Öjceflenj bem hodm)ft. £>errn ftürfterjbifchof Don
Saljburg gefenbet werben.
8. Die 42. ©eneralüerfammlung ber ßatholilen DeutfchlanbS ertlärt im
.£)inblide auf bie religiöfen unb fittlichen (Gefahren, meldte bie mobern--pdba-
gogifchen 3e"ia^riften für ben fatholifchen Sehrerftanb unb bamit auch für
bie religiöfe 3ugenberjiehung in fich bergen, es als eine t/erborragenbe unb
jtüingeube Pflicht ber fatholifd)en &hrperfonen DeutfchlanbS fich Don jeglicher
Unteritü&ung berfelben fernhalten. Sie empfiehlt ihnen, foroie ben ber
Schule naheftehenben Greifen bringenb bie Unterfiü&ung unb Verbreitung ber
tattjolijaV päbagogi jehen 3uförif*f
9. Sie empfiehlt ben fatrjolifchcn Stubenten DeutfdjlaubS ben Vefuch
ber latljoHföen Uniüerfitftt ju fjfreiburg in ber ©rfjroeij.
Sie erwartet Don bem 2öohlrooHen unb ber Villigfeit ber bcutf$eu Re-
gierungen, bafe fic ber auf ber UniDerfität ju Qfreiburg in ber Sdmjeij $u«
gebrauten Stubienjeit bie gleite Wnerfennung juteil werben laffen, meldje Tie
bem Vefudje anberer aufeerbeutj'chen UntDetfitäten gewähren.
10. 3n ber Überzeugung Don ber üöia^tigfeit ber ct>ciftlid)eti ^ugenb*
er$icl)ung unb bem notwenbig mafegebenben (Sinfluffe beS ßleru$ auf bie*
felbe, fprid)t fie bantbar tt)re greube aus über bie päbagogifd/en flonferenjen
ber fatholifchen ©eiftlichjeit UnterfranfenS unb begrüßt bie (Sinrichtung folcher
Jronfereitjen in allen greifen DeutfcfjlanbS mit greuben.
WngeficbjS ber eminenten Sicht igteit:
a) ber Erhaltung unferer djriftlichen VolfSerjiehung,
b) beim Kampfe gegen bie geifiliche Schu(auffid)t unb bem Streben Dieler
^äbagogen nad) „t$achauf ficht", Dor^üglich aber
c) im Sntereffe ftänbiger ftortbilbung unb Vegeifterung ber Öeiftlicben
für ihr IjotjeS Ämt in ber Sdmle empfiehlt bie GfcneralDerfammlung,
es möge feiteuS unb burd) Vermittlung ber ftrdjlidjen (nicht ftaatlkhen)
Vehörben ben * ©fifiUct>en obligatorifd) jur Pflicht gemacht ober boch
jur fatultatioen Vefolgung nahegelegt werben, bafe
1. in jebem Schulbiftritte etwa Diermal jäbjlid) päbagogifche ^ort-
bilbungSfragen unter bem Vorfifce beS 3nfpeftorS abgehalten toerben
(2eilneb,mer alle (Seitlichen beS DiftrittS),
2. bafe ben fämtlictjen Diftriltinfpeftoren empfohlen werbe, fich jährlich
menigftenS einmal nach Greifen unter bem Vorftye eines iperrn aus
ihrer 2Ritte $u einer ^auptfonferen^ ju Dereinigen,
Digitized by Google
- 541 -
3. bnfj fämtüdje Greife burch ihre Veüollmächtigten einmal im 3aljre
tagen.
12. Die 42. ©eneratoerfammlung ber Äatholifeu DeutfchlanbS empfiehlt
angelegentliche unb mieberholt bie ©rünbung bon tat^oftfc^en Lehrer*, Lehrer*
innen* unb ©chutoereinen, foroie ben 3ufaromenfchluB au"*r b\t\tz Vereine unb
Verbänbe jum Qtotdt bec Verteibigung ber fattjolifchen ßrjielmngSgrunbfitye.
Sie fpricht bem SBirlen ber fchon beftehenben fatfjolifchen Lehrer^,
Lehrerinnen* unb ©dmtoereiue unb Verbänbe rüdf)altlofe Wnerfennung auS,
ermuntert fie $u fernerem treuen WuSbalten im begonnenen fdmuerigen 2öerfe
unb erfucht bie JRatholifen DeutfchlanbS um thatfräftige Untrrßttfcung biefer
©ereine.
13. ©ie fpricht mieberholt auS, bafc behufs einer gebeihlichen ftortent-
roicflung beS nötigen unb gottgewollten VerhältniffeS ber JNrche 311 Staat
unb Familie bie ©dju!» unb Lehrerfrage nur in chriftlidjem ©eifte gelöst
merben tann. Daher verurteilt fie auf's entfchiebenfte bie ^orberung ber
©imultanfchule, ber fimultanen Leljrerbilbung unb ber ganzen ober teilroeifen
93efeitigung ber geiftlidjen ©dmlaufftcht. Sie forbert bie Erhaltung beS fon<
feffioneflen EharafterS ber ©dmle unb bie SÖaljrung beS fird)lichen SinfluffeS
auf bie ganje ©dmle.
©omeit bie Witmirfung ber ^olf5fft)ufle^rer an ber fluffiajt unb Leitung
ber ©cfcule in fpejiell te^uifcf>er 33ejiff)ung üom Staate burchgeführt werben
roifl, fotteu ftetS bie fircr>licf)en Oberbehörben gehört unb tt)re Vorläge be*
rüdfichtigt merben.
DaS 9)ecbt unb bie Pflicht biefer Vehörben jur Erteilung ber missio
canonica an SleligionSlehrer aus bem Laienftanbe roirb jugleich befonberS betont.
14. ©ie fpricht ftcfj mit Sutfchiebenheit gegen bie jur Qt'it in berfajiebenen
beutfdjen Länbern an ßonfeffiouSfchulen eingeführten fimultanen VolfSfchul-
lefebücher auS unb beantragt, bafe jur ftörberung beS fonfeffionell^riftiia^en
©eifteS au ßonfeffionSfchulen nur folche Lefebücher eingeführt merben foDen,
melaV biefem ©eifte 9techmmg tragen.
ferner legt fie aßen &at(jo(ifen marm an'S $>erj, bis jur Einführung
folaVr Lefebüdjer ben Einflufe ber tonfeffionSlofen ©dnilbücher burd) Verbreitung
ed)t chrifilicher 3ugenbfd>riften möglichft unfd)äblict) ju machen.
ir». ©ie ergebt gegen ben — leiber oft mit Erfolg — gemachten Ver*
fud>, ben ©tanb ber ©eiftlichen unb ben ber Lehrer 511 eutjmeien, lauten
^roteft unb brüdt ben fehnlichften Söunfch aus, eS möchten bie Zugehörigen
ber beiben hochmichtigeu ©tänbe burch gegenfeitige Achtung unb Liebe jenes
fcf)Öne Verhältnis ju erhalten ober hetbeijuführeu fucheu, baS bem heraurooef}'
fenben ©efchledjte allein jum ©egen gereichen fann.
16. ©ie erblicft, in banger ©orge um bie fittliche SBohlfaljrt ber heran*
imichfenben 3ugeub, in ber WuSßeflung unfittlicher Vilbmerfe, inSbefonbere an
ben ©chaufenftern ber Läben, fomie in ber Verbreitung fchmutuger ober boch
bie ©innlichteit anregenber Leftüre eine ber größten ©cfahreu jugenblicher
Unfchulb unb forbert baljer bie flatholilen auf, mit allem Wachbrurfe für bie
©efeitigung biefer ©efafjr einzutreten.
Digitized by Google
- 542
17. ©ie (Seneratoerfammlung bejcfyliefet:
2öir beutle ftattjolifen forbern roieberholt jur Durchführung ber Unter«
richtsfreiljeit bie alsbaldige 3l'^|fimg:
a) ber Errichtung höherer Don unfern 33ifehöfen geleiteter Sehranftalten,
beren 93efueh bem 33efud)e ber entfpredjienben ftafltlidjen ttnftalten
ftaatlicherfeitS gleichgeftellt roirb;
b) ber (Srridjttmg einer freien fatbolifchen Dom ty. ©tilgte gutgeheifjenen
UniDerfität in $>eutfcblanb. roie folche in Belgien, in ber Sehroeij, in
ftranfreidf) unb in Ämerifa befielen.
18. Sie empfiehlt bie allfeitige Unterftü^uug ber fatljolifehen (SrjielmngS»
Dereine, foroie ber Don unferent 6,1. ißater Öeo XIII. fo roarm befürworteten
Vereine nach bem Sßorbilbe ber f}(. ftamilie.
— Wnuiftlicr) beSbeutfchen ftatbolifentageS oerfammelten fidb, auch bie TO i t *
glieber ber f o tt)ol i f c^eii SebrerDereiue im fatrjol. ßafino. Der große
Saal mar gebrängt Doli fluch Öflerreid) unb bie Sebroeij rooren ftarf Der*
treten. $er iWfijjenbe, $>äberlein = TOncben, eröffnete bie 93erfammlung
mit bem d)riftfatr)oli|*^en ©rufte unb brachte alSbann mehrere 3"ft"nm"nfl**
^reiben unb fchriftlicbe 6ntfd)ulbigungen ber (Srjbiitrjöfe Don München unb
Homberg, ber anbern batyerifcben $ifd)öfe, ber Stabtoertretuug Münchens,
Dom ^räfibenten beS öfterreidnfchen SchutoereinS Dr. Schroarj-2öien, Dom
Sct)roeijer*(5rjiehungSoerein k.
@S folgte ein mit großem 53eifafl aufgenommener Vortrag beS CecjrerS
3m mel« Straubing über unfere Sage, roorin baS ftete flnroacbfen beS Atheismus
refp. ber fogeiiannten mobernen tyibagogit auf ber VotfSfchule, b,erangejogen
burd) bic auf bem Stanbpunft ber fonfeffionSlofen Schule [tebenben 2er)rer
als erfte Ur fache beS ÜberbanbnebmenS ber Sittenlofigfeit bebauert roirb.
Webner fier)t in ben tat hol. SeljrerDereinen ein Söoflmerf gegen biefe anti-
fonfeffioneOen tBeftrebungen unferer 3e't, Hub hofft auf balbigen Eintritt ber
Rarität ber fathoIijcr)en SeljrerDereine mit ben gegnerifchen.
£et)rer Sattel-SubroigSbafen referierte über baS 'Xb^fl: Duter-
länbifc^e SJebeutung ber fatf)oli|"d)eu SetjrerDereine. " JHcbner erbtiefte als Ur
faa> beS immer größer loerbenben ^ei|imi§mu§ aller Stänbe, bie ade nach
fogen. Freiheit, Selbftberrlichfeit ofmc flnerfennung jeglicher Autorität bin*
ftreben - ben jimebmenben Atheismus, ber in bie ^ugenb Derpflanjt werbe.
Aufgabe ber fall). CefjrerDereine fei eS, bie chriftlichen ^ugenben ber 93aterlanbS-
liebe unb ber Siebe $u ber Kirche toieber ju befeftigen, ^ugenben, bie uns
jti ben Siegen Don 1870 71 geführt t)aben. SJebnerS Ausführungen gipfeln
in bem Satje: „Wan (anu ein guter Äatljolif fein unb jugleicb ein aus*
gezeichneter 5)eutfd)er." 3mn ©c^Infte bemerfte 2eb,rer Sattler, baß bie
fatbol. SeljrerDereine in Deutfdjlaub nunmehr ca. 10,000 Witglieber jäblen.
Serjrer Sittart -9lorf)en bet)anbelte fobann ausführlich baS Sr^ina:
„TaS treuefle Verhältnis jiuifcben ^riefter unb Sebrcr." $aS treuefte 3u-
fammenhalten jroifehen beiben fei bringenb erforberlicr) jum sÄohle ber Schule,
ber Kirche unb be§ IBaterlanbeS. Üraurig fei e§, baß ber Liberalismus ber
Sehrer eine Pluft jutuege gebracht hflöp- WifeDerhältniS jroifchen ^riefier
unb Selker fei eine flaffenbe 2öunbe am Organismus ber heutigen Schule,
welche nur burch (Sinlenfen in bie Bahnen ber alten chriftlichen ^äbagogif
Digitized by Google
- 548 -
gereift roerben fönne. $ie fatl)olifc§en Ce^rer mögen nur n>afjrfjaft fat&olifd)
fein, fo twrbe man man balb fertig werben mit ben (SmancipationSbeftrebungen
be$ liberalen 2ef)rertum8. 9teid)licf)er Beifall lohnte beibe Sortragenbe.
Dompropft Dr. £ron aft begrüßte [obann bie SJerfammlung im Wanten
be3 @rjbifcf>of§ Don 9Jfünd)en, biefelbe utr (Sinigfeit matjnenb. &r habe fid)
über bie fyeute auSgef proebenen SÖorte berjlid) gefreut, befouberS barttber, bat?
betont rourbe, baß baS 3^ °<r ^äbagogif bie Wacbfolge ßbrifti fei .
^räfibent $äberlein fdfloB hierauf bie SJerfammlung mit einem be-
geifert aufgenommenen £od> ouf ßaifer, ^rinj^)?egent unb ^apft.
$ä*a0O<)if<f)t Vittc ratur uitb tfcljr mittel.
1. 3m Berlage oon (Sberlc unb SRicf eubad), IHnfiebeln erfebienenoom he-
rein jur Verbreitung guter f at r)o(tf <^er VolfSfcbriften au« ber II. ©r-
rie üoii Wimm unb Ut8 bie Vänbcbeu 57 unb 58, 61 &U63. S3önbd)eu 57 enthält
eine (*rjäbluuq mit bem Xitel: §crr füljre und niebt in Verfügung. V.
siüüb- Äod). iöänbcben 58 jioei (S-rjä^luitgcu : I n follft ben©ouutag heiligen
u. fcilariu« (»Tun, unb ba& lefctc 3Jilb be* ff ünftler» u. SB. &od). ^äitbdjeu
61, IHnc Verirrte; toiebergefunbeu auf bem Xobbettc, o. 2B. öod) unb Vänbd).
62 unb 63 enthalt Älgerifcbe (*$ef ebtebten; cnäblt oon Xljeobor .Habidjer.
2Bir macben ©eiftliaje unb fichrer auf« neue auf biete oorjüglidie Sammlung oon
ßriäljlungen für ba8 Volt aufmerffam unb roünfcben ibr bie toeitefte Verbreitung.
Sic ftub Dom pofüio cbriftliebcn CMcifte burdjtoebt, fpanueub gef trieben, ungemein
billig unb eignen ftcf) baber ganj gut ju (Siebenten an bie au8 ber Sdjulc tretenbe
3ugenb unb überbaupt »ur üHaffenoerbreitung. ©ie toerben oiel öJute« ftiften,
mo immer fie gelefcn toerben.
2. 3n ber £>crberfd)en VerlagSbanblung in ^reiburg i. Vr. fommeu in
brittcr Auflage beraufi: «eutfebe Spradjübungen für entiuicf eitere Sebu
Icu, bearbeitet o. !H. ßippert. 1, Heft. SW. 0, 25, II. Heft, o, 35. mx Ijaben
fd)on r n'ihcr auf bicfeS treffliebe .Hilfsmittel für ben beutfdjen Unterricht aufmerffam
gemalt unb lönnen e« aud) iefct tuieber beften* empfel)len. Der L'ebrer toirb baöfelbe
mit gjoßem Wufcen gebraudjen, inbem e« il)iu reidjen Stoff für bttt Unterridjt in
ber Spradjlebre bietet.
3m glcidjen Verlage erfdjien in 2. oerbefferter Auflage Die beutfebe Oiram
matif in ibren ©runbjügcn. V. 3- 3- Sadjfc. 2. Sfur«: Stfortarten unb 2Bort
bitbung. 8. fturS: Die Snntar. 3ebeö Heft foftet 0, 40 9tt. Die (Mratttmatif ift
befonber* für bie untern ftlaffcn uon lUittelfdntleu, für bie ^räparanben- unb üebrer
feminarteu gefebrieben unb enthalt einen ungemein reiebeu grammatifalifd)eu Stoff,
beu mir im 3ntereffe be« Uuterricbtee gerne ettoaä etngefd)räu(t unb überfid)t(idier
georbnet gefehlt bätteu. Unter ber Leitung eineä tüd)tigen 4*et)rcrS f5nuen aber
mtt biefem vilf^iuatel red)t gute unb grüubltrbe ^tefultate erhielt toerbeu.
3. tUte Mb Weite Welt. ,Ml nitriertem fatliol. ^amilienblatt. Drucf u. Verlag
oon »enstger u. Sie., einfiebeln. 3abrlid» 12 Hefte k 0, 50 97t. — £a« lefete Heft
be« laufenben 29. 3abrgange8 ift foeben erfebienen. Das (Mauje bilbet einen ftaat ^
lieben Vanb unterbaltenben unb lehrreichen <&toffeä für cbriftlicbe Familien. (Hm
sJJicuge fpannenber ^rgablungeu, fepöne (Mebiebte, prattifd)er Siufe für bad Seben,
ein reidjer ©ilberfcbmucf , eine herrlidie ^usftattung überbauot maeben biefe 3ett«
fdjrift ju einer ber beften. Heroorragenbe ©cbriftfteUer unb ffüuftler arbeiten an
ibr unb geben fteruäbr, baft fie aueb in ^ufunft auf ber oollen .H&be ber :tcit fid)
balten toerbe. 2Bir fönnen fie nur beften« empfehlen; fic ift bie ältefte tattjol.
3eitjcbrift biefer tRrt unb jubent, in 9ejug auf bad, toa« fie bietet, febr billig.
fflapbael. 3auftrtertc ;\eitfd)rift für bie reifere 3ugenb unb bat Volf. Her-
ausgegeben oon Üubtoig »uer; rebigiert oon 3. 9W. Sdjmibinger. 16 3abrgang.
s43rei* balbjäbrlid) 9W. 1.25. (frr. l. 60.) — («ine gan* oorjüglidje rntbolifebe ^eit^
febrift, bie befonbere buvd) ibren gebiegeneu 3ubalt fid) aueseiebuet unb fomobl für
Digitized by Google
I
- 544 -
bie Belehrung unb Unterhaltung im allgemeinen alfi aud) für bie §ebuna bc8 fUtltoV
relifltöfen ßebenÄ üortdlqaft totrtt. @te ift aud) retct) mit Silbern auegeftattet unb
bitbft am ©nb« be8 3ahre8 einen fdjönen SBaub — eine »ahre 3»«be her Sna/nb;
unb SramtUenbtbIiotr)er. S)et billige $rei* ermöglicht ihre Knfcfjaffung ben toeiteften
Greifen.
s&evcin$nad)ti<i)ten.
Die vierte Generalversammlung des Vereins katholischer
Lehrer und Schulmänner der Schweiz wird, wie bereits früher
angezeigt, den 23. und 24. September in Zug abgehalten. Das ge-
naue Programm wird mit der nächsten Nummer bekannt gegeben.
Das Fest wird sich in folgenden Rahmen bewegen: den 23. September,
nachmittags 2 Lhr, beginnen die Sektionsversammlungen
1. der Primarlehrer unter Vorsitz des Herrn Lehrer Locher in
Gossau ;
2. der Sekunda rlehrer unter Vorsitz des Herrn Sek un dar I ehrer
Frei in Einsiedeln;
3. der Seminarlehrer unter Vorsitz von Seminardirektor Baum-
gartner in Zug;
4. der Lehrer an Mittelschulen (Gymnasien und höhere Real-
schulen , Industrieschulen etc.) unter Vorsitz des Herrn Prof.
Dr. Sturm in Freiburg.
Abends 6* Uhr ist Komiteesitznng und 7 Uhr Delegierten- Ver-
sammlung.
Der Hauptfesttag, den 24. September, wird mit Predigt und Amt
eröffnet; nachher findet die Generalversammlung statt, deren erster
Teil zwei grössere Referate über wichtige pädagogische Tagesfragen
bringt, während der zweite die geschäftlichen Traktanden abwickelt.
Den Schluss bildet ein gemeinschaftliches Mittagessen.
Wie bereits bemerkt, hat der Schweiz. Eisenbahn verband auf
Ersuchen des Komitees hin für die Festbesucher wiederum wie
letztes Jahr Fahrpreisermässigung gütigst bewilligt. In Zug selbst
wird das Festkomitee es sieh angelegen sein lassen, den lieben Gästen
von Nah und Fem den Aufenthalt in Zug lieb und angenehm und
möglichst billig zn machen. — Wir hotten auf eine recht zahlreiche
Versammlung und ersuchen daher die Mitglieder des Vereines, aber
auch alle Lehrer und Schulfreunde geistlichen und weltlichen Standes,
jetzt schon die Vorbereitungen zu treffen, damit ihnen der Besuch
möglich wird. Die Ausweiskarte für die Eisenbahn ist dieser
Nummer beigelegt.*) Möge ein recht grosser Zug hathol. Lehrer
und Schulmänner und Schulfreunde das gastliche Zug mit seinem
Besuche erfreuen!
*) Die Verspätung dieser Nummer röhrt teils von einer längern Abwesenheit
des Redaktors her, teils auch von dem Umstände, dass wir dieser Nummer die
Ausweiskarte beilegen wollten. — Die nächste Nummer wird um 15. September
erscheinen. — Hitglieder, welche die Ausweiskarte noch nicht erhalten haben,
aber das Fest besuchen wollen, mögen solche von der Expedition der „Pftdag.
Blätter" verlangen.
Digitized by Google
3nfer«te.
Dakante fc^retflelU.
9fo ber ftantondfcbule in 3ug (tont. 4furfige 3ubuftriefdmle unb ftäbtifä)e8
Dbergnmnafium) ift bic ßebrfte(le für tcdjnifdje* unb ftrcitmnbjcidjncu, foroie
SHatbemati! an bcr l. Waffe unb ÄalliqranOic an allen ßlaffeu auf fommenbe8
^interfemefter neu ju befe^eu. ©ic SWolbung beträgt ftr. 2200—240O.
3iel be« UnterricbtcS : Öcfätjiguug bcr ©djüler jum Ubertritt an llniocrfr
täten unb polntecbnifcne .§od)fcf)ulcn.
©etuerber um bic Stellen werben cingelaben, fdjriftlicbc Snmelbungen unter
Beilegung bon Stubicujjcugniffen unb allfäUigen XuSroeifen über lebramttidje
X bat uif fit bi0 und mit Dem 14. Seilt, beut (?r;iiei)ima*rare einzureichen, Wabere
Sluffdjlüffe tönnen beim Sßräfibimii ber ftufficbtsfoinmiffion fiber bie Sfantonfcfduilc,
$»rn. ©tabtpfarrer 3E. Utinger, 3wfl» eingeholt tuerben.
3ug» ben 2. Sept. 1895.
Tic i*t\ict)un$&t anfiel.
fmtl)olirri|C0 fnmbcnycnfioimt
Bei £t. "g&ic^aeC in J*ug.
Unter ber 1) ^roteftinn bo*3 fjoiijmft. sBifcf)of§ öon 33afel - Lugano.
(vrpffnn«0 bc8 neuen ScbuljabreS ben 9. Oftober Eintritt ben t. Oftober.
Xeutfdjer ^orfnre (Obere Stufe ber $rimarfrbu(e, Mepctier= unb ffortbilbuna^fcbule),
Wealfibulr, Vcbrcrfcniiitar, itiomaafiiiiu, befonberer ^nrfnri? für franjöftftbe unb
italienifcbe 3öflUngc jur Erlernung ber beutfdjen Spraye. - ^rofpefte gratis unb
franto. habere fluffd)lüffc erteilt
Tic Sireftton.
ein jüngerer, uuDereblicbter, patentierter tfebrer, fatf)olifd)er ftonfeffion, an ein
fatbolifebe« Tviiftitut. Hnmclbuugcn bis 1f>. September; Antritt ber Stelle I.Ot»
tobet. Sieb au inclbeu bei ber Sfcbnttimi ttv „tyato. «I."
Collegio - Convitto Dante Alighieri
in Bellinzona (Svizzera).
Die frübere Direftion be« Kollegiums S. Stona in Stoocrcbo bat auf ben
immer miebcrbolten SBunfcb melcr (Slteru in gkttinipna eine äbnlidie aber gröferc
unb flanj beu neueften Uberlingen ber moberucn ^äbagogif entfpreebeube Slnftalt
eröffnet. $iefeö Snftitut mit (flcntentar- unb JHralfdjule, t^n niuafunii, bcatfdjem
unb frauiofifdjcm $orfurfc bleut aueb als $enfton für bie Scbüler ber fantonaleu
£anbcl«jd)ule. - Kapelle im ftanfe. ^enflonSpreiS nur 500 ftr. ^rofpefte
gratis burd) bie 2>ireftion.
Digitized by Google
pro Srptcmbfr: |
I
rntei-haltender
interessanter
Text:
Romane
Novellen
Dorfgeschichten
Humoresken
Heisen
Geschichtliches
Kunst
Technik.
für die Frauen
und Kinder
Monatsschau
Zeitereignisse
• • •
Reicher^
und schöner
Bilderschmuck.
0 branft ein SHuf Btr£$onier:
]baö — jebod) ift c$I|bie«mal
nicht |bcr Srricg&ruf mie üorJ25 Sab*
reit, ber ftd) burd) S)cutfcblanb«
«Stämme fortpflanzt oon ber üJJemel
Im- juni 9tbein unb uon ben ftlpen
bis > im; 9Jteer, fonbern ber 3ubclruf
nad) ben erfodjtenen glorreichen 2. tc
gen, beren -."»■- jübri^c* Jubiläum
man \\\x ©tunbc feiert. Sud) bic
„'.»litt uub neue 2l*elt" begebt mit
ihren beutfeben Xiefern in roürbiger
weife baS Anbeuten an jene groBe
3tit; in einem ungemein paefenb gc*
ichriebenen, rcid) tHuftrierten 5lrtttcl
flicht fie einen iHubmcBfranj ju ^lircn
ber tapfern beutfeben £>ecrc uub legt
einen Xraucrfrauj nieber auf ba£
©rab ber gefallenen gelben. — SJIit
biefem ftefte befcbliefet bte „2llte unb
Rate 2Öelt" ibren 29. Jahrgang.
$a& erfte §eft bc« 30. 3abrgangc8
roirb bemnaebft erfebeinen.
5
§um greife Dort 50 flfg.
monafCtd) ein ßarßes goCto-c&eft
3llu*tnevre*. natboliftcfoei Jamihenblatt .
Verlag oon Beniipcr & <Eo.
linfirorln, äHalöBrjut, fiöln.
§u fyaben in jefcer SudjbanMung.
läimmMi'in»««!
tmti)i't)miin»ni»
i
■
• 1
I
i
t
Ii
r.
1
IV'
i
/ « > f.
^Bereinigung
M „e*»ei|. «r|tebuna*frenile«" unb öcr „ymm- WouatmW"-
5t8 Terrine katyoL Jtyrer unb ^ulmimner
irr Scroti*
unb be« f^wcijcrif^cn fatfjot. ChrjiefjungSDminö.
dmrttrr «Itljrgtng.
18. $<ft.
(©Tf^cint 2 Bogen ftarf \t ben 1. unb 15. eine» {eben SWonat*.)
-
3ug,
$nid unb Ogpebitton t>on 3. SR- ©lunjdjl
1895.
Tiir fiimfi-r*~.
1. $roaramnt Der IV. (Seneralberfamralana be« Vereine fatfjol ße&rer unb
<Sd)uImänner ber ©(fttoeij ms
2. tüerbttltaf« He« Stirer« jnm gdjälcr angerbalb Her @4ule. (8on 3. ©r.,
ßeljrtr in 3"9- ftorrfcfrung.) 54*
3. llrfatbea ber junebiuenbcn Vln^nclaffcnbeit ber ber Sflule eatlaftenti
3uflcnb nnb bie SHittel DaflCflcn. (Söon 3. €>d)., ficfjrtT in 91. ©c^lufe.) $->l
4. lieber bei Cinfluf? »er ßeftibte, toelctc bie Gcchcb ber Watnr in $erb|te
erreqei auf bie SiUlitölcif nnb Äcliftiöfität 561
5. $äbafloaif<be (Sebanfen au$ ben aflinnefännerii. (3. 83., ßc&rer in 9t
3rortfcfcung.) 56«
6. Ujiboritnifn über Grjiebmiß. (H. B.) • . 570
7. WtfBaogtMe 9)nnbfdian 57i
8. ^flboqofli((bc Stttteraiir 575
9. 3ifernte.
-o-ä-^>
Digitized by Google
Bereinigung
bes „Sd)»«). €r$iefjunB*frfunbeS" unb ber „ipibaßog. 9Rouat§f4rift".
bis 3?wmö Kftflj. ]l^riF tmb jid^ttlmSntttr itp J>u)mii}
nttb beS frfjttetäertfdjen fanjol. (£r$ietmng$t>erctn3.
3ttfl, 15. September 1895.|| 18. 2. IttyrgtMg.
SRcbalttonSfommiffion:
Die «emfnattittfloroi: I*un), $Ufira), Sujern ; $. «aumaartnet, ^ua; Mc b»Cb». $<rni: Dr. gribol.
»itf»r. Prof., öbur ; tco »cnj, Warrer. .««a, *t. £i. «allen unb ftm «tbm JBlpfU tn fcrfiftlb, Urt.
Die <ünfcRbuna.f ■ flnb tn 2 cmtnatbirtrtor »au mgartnct }U riefet™.
Slbonnemcnt:
«rftfcdnt menatlid) 2 mal |c btn 1. uiib 15. bei Keaatf uiib fofltt j4brll$ fftt 8mln«mit«Uebn 4 gc;
ffit ((biamtiranbibatcn S j$t.; fftr tttfttmitalftbtr 5 Jr. BefttUunac n b*im 9cr(e«rt: % «L
eiMRfd)i, ©u*btutf<r, 3ng. — 3n(ctalc «KTbcn bic fWUjtile mit 10 91». beregnet
Programm
des
Vereins kathol. Lehrer und Schulmänner der Schweiz
in Zug,
Montag, den 23. und Dienstag, 24. September 1895.
Montag, den 23. September, nachmittags 2 Uhr, Versammlung
der Mitglieder im Gasthof z. Bahnhof; nachher Sitzung
der verschiedenen Sektionen und zwar
1. der Primarieh rer im Gasthof z. Ochsen. Vorstand: Herr
Lehrer Locher von Gossau. Referent: Herr Rektor Nager
von Altdorf. Thema: Die Fortbildungsschule;
2. der Sekundarieh rer im Gasthause Keiner- Hausheer.
Vorstand: Herr Sekundarlehrer Frei in Einsiedeln. Refereut:
Derselbe. Thema: Zur Lehrmittelfrage an den Sekundär-
schulen;
Digitized by Google
- 546 -
3. der Seminarlehrer im Stadthaus. Vorstand: hochw. Semi-
nardirektor Baumgartner in Zug. Referent: Derselbe.
Thema: Uber die Lehrerbildung;
4. der Lehrer der Mittelschulen (Gymnasien und höheren Real-
schulen, Industrieschulen etc.) im Gasthans z. Post. Vor-
stand: Herr Prof. Dr. Sturm in Freiburg; Stellvertreter:
hochw. Domdekan und Schub uspektor Tschopp daselbst (da
der Vorstand wegen Todesfall in der Familie am Erscheinen
verhindert ist). Referent: Derselbe. Thema: Ziel und Me-
thode des Unterrichtes der klassischen Sprachen.
Abends 5 Ilhn Komiteesitzung mit Zuzug der Redaktions-
kommission der Päd. Blätter im Regierungsgebäude.
6 Uhr Delegierten Versammlung ebendaselbst im Kantonsrats-
saale. Traktanden: Organfrage, Vereinskasse, Anschluss des
St. Gallischen Erziehungsvereins an den katholischen Lehrer-
verein, Pestalozzifeier, permanente Schulausstellung, Schul-
ausstellung in Genf, Vorschläge.
8 Uhr gemeinsames Nachtessen im Gasthaus z. Post. (1 Fr. 50).
Dienstag den 24, September, morgens 8 Uhr, feierlicher Gottes-
dienst in St. Oswald mit Predigt (hochw. Sem.-Dir. Baum-
gartner) und Amt.
9'/i Uhr Hauptversammlung in der Turnhalle des Pensionates
und Lehrerseminars bei St. Michael. Begrüssung durch
Herrn Landammann Weber, Präsident des kant. Erziehungs-
rates; Antwort und Eröffnungsrede des Vereinspräsidenten;
Verlesung des Protokolls der letzten Generalversammlung;
A) Vorträge: 1. Schulfrage und Schenk'sche Schul-
vorlage von Herrn Grossrat Beck in Sursee; 2. Die
Schule im Dienste der vaterländischeu Idee, von
Herrn Kantons- und Erziehungsrat Steiner in Baar;
B) Vereinsgeschäfte: Bericht über das Vereinsjahr; Rech-
nungsablage von Seite, des Vereinskassiers; Behandlung
der Anträge der Delegiertenversammlung; anderweitige
Vorschläge; Schlusswort durch den Vereinspräsidenten.
1 I hr Mittagessen im Gasthof z. Hirschen (2 Fr. 50).
Digitized by Google
- 547 -
Bemerkungen.
!. Die Schweiz. Eiscnbahnverwaltung hat den VereinsmitgUedern, welche die
Generalversammlung besuchen, gegen Vorweisung der Ausweiskarten Preiser-
mäßigung für Hin- und Rückreise v. Zug gestattet. Die Ausweiskarte ist der
letzten Nummer der Päd. Bl. beigelegt worden. Wer noch keine erhalten und
solche wünscht, hat sich au die Expedition der Pädagogischen Blätter (J. M.
Blunschi, Buchdruckerei, Zug) zu wenden. Daselbst sind auch Vereinsstatuten
und Mitgliederverzeiehnisse zu haben.
2. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt stehen den Mitgliedern gratis zur Be-
sichtigung offen (Zeughaus, Museum im Stadthaus, Bienenmuscum bei Herrn
Theiler, Rosenberg).
3. Die Mitglieder sind gebeten, die Gesangbücher mitzunehmen; besonders
sind bereit zu halten: Sohweizerpsalm v. Zwysig; Ein Mann ein Wort v. Marschner;
Gott mit Dir, mein Vaterland v. Bauer; Ürfitlischwur v. J. Mendel. Hr. 8ekun-
darlehror Biattmer in Zug wird die Leitung des Gesanges übernehmen.
4. Eh ist sehr erwünscht, dass die Mitglieder und Schulfreunde schon am
ersten Tage recht zahlreich erscheinen. Für Logis wende man sich an das
QuJtrtirrbureau , Präsident: Prof. Butler in Zug. Dasselbe wird sich am
ersten Festsage im Regierungsgebäude befinden. Ks wird teils für Frei-
logis, teils für solche zu fixen billigen Preisen sorgen. Vorausbestellungen sind
erwünscht.
Werte Vereinsmitglieder !
Auf nach Zug! rufen wir den Vereinsmitgliedern und allen
Freunden und Gönnern unserer Bestrebungen zu ! Mögen sie alle
recht zahlreich erscheinen , die da eintreten für katholische und
vaterlandische Erziehung und Bildung der Jugend, für die christliche
Schule und Schulgesetzgebnng ! Es ist notwendig, dass alle positiven
Kräfte sich einen, um fest und unentwegt einzustehen für das höchste
Gut eines Landes: die christliche Erziehung in Schule und
Hans. In der christlichen Erziehung liegt die Gewähr für die Erhal-
tung der christlichen Bildung und Gesittung unseres lieben Vaterlandes.
Der Unglaube sucht mit allen Hebeln dieses Bollwerk der christlichen
Civilisation zu erschüttern. Da thut Einheit aller katholischen Lehrer,
Schulmänner und Schulfreunde not. Einheit macht stark.
Schon längst hätten wir gerne an den Gestaden des idyllischen
Zugersee's unsere Generalversammlung abgehalten. Der Wunsch
vieler geht in Erfüllung: Zug ladet die katholischen Lehrer und
Schulmänner der Schweiz ein zur Einkehr. Sein beliebter Land-
ammann, dessen Namen im Vaterland einen so guten Klang hat,
steht an der Spitze des Festkomitees. Lehrer! leistet der freund-
lichen Einladung Folge.
Digitized by Google
- 548 -
Zah reiche Lehrer haben schon das Lehrerseminar in Zug ver-
lassen. Gar oft haben sie sich im Laufe der Jahre, während welchen
liarte Arbeit und vielleicht auch Kämpfe und Sorgen ihre Schatten auf
den Lebensweg warfen, nach den stillen Räumen des Seminars zurück-
gesehnt! Solche, die jahrelang unter demselben Dach gewohnt und
bei ernstem Studium und heiterem Spiel einander liebgewonnen,
haben einander nicht mehr getroffen. Die General Versammlung in
Zug giebt den ersehnten Anlass, alte Erinnerungen in den lieb-
gewonnenen Räumlichkeiten wachzurufen, den Freunden die Hand
zu drücken, jene Tage im Gedächtnis wieder aufleben zu lassen, die
da schön waren. Lehrer! benützt diesen Anlass und kommt nach Zug.
Gute Nachbarschaft zu halten, ist alte Schweizersitte; die Lehrer,
die aus den älteren Lehrerbildungsstätten von Hitzkirch und Ricken-
bach und anderen Seminarien hervorgegangen sind, sind nicht minder
freundlich eingeladen, recht zahlreich nach Zug zu kommen. Ein drei-
facher Bund verbindet ja die katholischen Lehrer: der gemeinsame
Glaube, die Vaterlandsliebe und die gemeinsamen Interessen. Die
erstem zu mehren, letztere zu wahren, kommt an's Lehrerfest
nach Zug!
Unser Verein steht noch in seinen Anfängen. Die Sektionen
werden immer zahlreicher; an der Generalversammlung ist nun der
erste Anfang zu Sektionssitzungen filr die verschiedenen Lehrstufen
gemacht. Der begonnene Bau muss weiter und kräftiger fort-
gesetzt werden.
Lehrer! komme nach Zug und trage einen Stein zu diesem
katholischen Bau; der Verein ist dein Haus.
Wie droben in den Bergen die Bäche und Flüsse ihr Bett sich
graben, an Felsstilcken vorüberschäumen und sich vereinigen, um
drunten zu befruchten das Thal, so gräbt sich auch ein geistiger Strom
sein Bett: immer mehr einigen sich und fliessen in einander die
katholischen Kräfte, welche zum Wohle des Vaterlandes arbeiten
wollen, jetzt und in kommenden stürmischeren Tagen. Ereignisse
können in diesem geistigen Strom Felsblöcke wälzen: die Wasser
werden sich stauen, das Hindernis umstossen, um dann mit um so
grösserer Kraft sich Bahn zu brechen ins Thal. Mögen die zwei
Tage in Zug diesem Strom wieder recht viele neue Bächlein zuführen!
Das gebe Gott!
Freiburg, den 10. September 1805.
Der Aktuar: Der Präsident:
A. Erni. Jos. Tschopp.
Digitized by Google
- 549 -
QJerIjiittnts freci Äeljw* jum Scpfcr außerQaTB 6er
Sdjufe.
(«ott 3. ©r., Sebrtr in 3uß.)
(Ofortfe^ung.)
$er Setter fleljt aber bem Stüter gegenüber nodj in einem anbern
Söerljältniffe. (Sr ift if>m nid)t nur ein Stellvertreter ber Altern unb ein
toäterlia>r grruub, jonbern er ift iljm als StaatSangejieOter
II. ein ftrenger «orgefefcitr nnb ffltdjter.
$er Staat, ber für bie (Srjieljung unb SMlbung ber Sugenb forgt unb
iua$t, Ijat in feinen Sdjulgefe&en genaue $orfd>riften erlaffen, roelt&e bas
tßerbältniS beS Öerjrer« jum Schüler niaM nur in, fonbern auct) aufcerfjalb
ber S$ule oorjeia^nen.
$)a jeber ßanton, roie jeber Staat überhaupt, feine eigenen ©efefce fat,
fo min ia) nict)t $u toeit auSbolen, fonbern mid) an baS galten, roaS baS
engere 3$aterlanb, unfer Jpeimatfanton 3"8 in biejer £infid>t Don und verlangt.
Unfer tant. Sdjulgefefc öom 24. Oftober 1850, freiließ jefct teilroeife
reöibiert bur$ ben ÄantonSratSbefa^lufc Dom 7. September 1882, lautet:
§ 1. $ie Srjiefjuug unb SJilbung ber 3ugenb ift Aufgabe ber ßltern,
ber ßantonS* unb ©emeinbebeljörben, in 35erbinbung mit ber Hirdje.
§ 2. $ljr 3\<i ift, bie 3ugenb im Sinn unb ®ei|t ber fatljolif($en
&ir$e ju fittUaVreligiöfen 9Jtenfa)en, foroie guten unb Oerftänbigen ^Bürgern
fjeranjujiefyen unb fie für ibren SebenSberuf gehörig vorzubereiten. —
§ 52. 5)er unmittelbare 93orftet)et ber S$ule ift ber Öeljrer. Um
feine ^flia)t als fola>r ju erfüllen, fofl er bie ftinber burd> SBort unb 33ei-
fpiel $u einem c^riftliayn, religiöfen, toobjanfiänbigen betragen anleiten unD
bie fcuffü&rung berfelbeu in unb außer ber Sa)ule, namenttia) in ber
Piroxe, überwachen 2c.
9iodj beftimmtere 3torfcr)riften enthalten bie $iSjiplinar»93erorbnungen
ber einzelnen ©emeinben. So enthält biejenige ber ©emeinbe JBaar oom
6. Februar 1884 in ben §§ 11 bis 24 genaue 93orf<$riften über baS 93er*
galten ber Stüter aufeertjalb ber St&ule. § 24 fagt aisbann:
„$a$ Setjrperfonal roact)t über bie $ofljier)ung unb $int)altung biefer
3Jorfd)riften unb ^ie^t fteljlenbe jur flfmbung unb Strafe. $er Rebell t)at
bie bejüglio^en Seifungen ber 2er)rerfd)aft unb ber Sdmtoorfteljer ju bofl=
jietjen; befonberS ift er angeroiefen, bie Übertretungen ber §§ 21, 22 unb
^3 bur<$ perföulia>S 9lacl)fer}en auSfinbig ju ma<$en unb ben betr. Öeljrern
unb Seherinnen anzuzeigen."
$ie DiSjiplinar^erorbnung für bie Sdmlen ber (Semeinbe Gtjam oom
6. gebruar 1892 enthält wjur Unterftüfcung ber 2et)rerf<$aft in tyrer erjie»
Digitized by Google
- 550 -
herifd)en ^ütigfeit, befonberS in #anbhabung ber Disziplin unter brr Schill -
jugenb, Sorfchriften : 1. Über baS Verhalten ber Sdml jugenb roäljrenb unb
unmittelbar üor unb nach ber Sdniljeit. 2. Über baS Serhalten ber S<$ul*
jugenb aufeer ber Schulzeit." —
Hilter, aber noch teilroeife in Praft fteheub ift bie SduiIoerorbnunQ ber
©tobt 3U9 üom 3ohrc 1851. 3" 14 Paragraphen merben ben Schülern
s-Eorfchriften erteilt a. über baS betragen auf bem ftirchroege unb in ber
tfirche; b. über baS Setragen auf bem Sd)ulhaufe unb c. über baS öffenl*
lid)e Setragen. § 14 ber ftabt$ugerifd>en Serorbnung lautet: „Sämtliche $>erren
Öehrer merben auf bie £)aubljabung obiger Mnorbnungen genau galten unb
ftetybare ohne 9ta<hficht ftrenge ftrafen, je nach 9Jcafcgabe beS gafleS."
Da nun ber fiehrer aud) ein Wngefteflter beS Staates unb ber ©emeinbe
ift, fo hat er bie ©efefce unb Serorbnungen geroiffenhaft ju beachten unb
befolgen.
Ohne ©ejefce tann bie Schule nicht befielen; beim bie Schule ift ein
9teict) im kleinen. 3h^ Sortgang unb Seftanb, ja ihre ganje Schifahrt
beruht auf ber ©runblage beS ©efefceS. Der Schüler muß bei feinem erflen
dritte in bie Schule fühlen, bafe er auf gefe&lia>m Soben fteht, unb bie
§eiligteit beS ©efefceS ahnen. 3roar fteht ba§ #inb fchou Dor bem Eintritt
in bie Schule unter einem (Sefe&e. Der elterliche SMUe ift ihm ßJefefc, unb
es h«* gelernt, fi<h biefem ©efe£e ju untermerfen. 2öaS in jebem anbern
Salle als unerträgliche Söidtur erfcheinen mürbe, öerliert biefen ßharatter
in ber Siebe jroifchen ßltern unb Äinbern. Die Schule h<J* barauf hinj""
roirfen, bajj biefeS fubjeftibe ©efe$ Objefttoität erlangt, um jeben Schein ber
2öiflfür $u oermeiben unb burch feine allgemeine (Sültigfeit baS sJted)t§- unb
Pflichtbeumfetfein beS ÄinbeS }u werfen unb $u befeftigen. Das Schulleben
bilbet in biefer ipinficht ben Übergang Dom häuslichen ins Öffentliche fieben.
Der 2er)rer erfcheint bem ftinbe gegenüber roeber blofe als Sater, noch W<>B
als Sorgefefcter, fonbern als beibeS zugleich. Die Schulgefefce tragen baher
auch biefen bobpetten (Shcwölter. 3unt hoben fie ihren (Srunb in bem
SDßiflen beS SehrerS. Daher hat ber Set)rer forgfältig 51t beachten, baji fein
SMfle nicht als SMflfür ober augenblirfliche Saune erfcheine, fonbern ber 91uS*
bruef mohlmoOenber Überlegung fei. 9cur menn ber Sefjrer fich feinen ftor=
berungen ftets gleich bleibt, fich unparteiifd) gegen feine Schüler benimmt unb
ihnen Achtung unb bie Überzeugung feines SBohlrooDenS enoeeft, merben biefe
ihm freubig ©ehorfam leiflen, felbft bann, mo fein fubjeltiüer SM He bem
ihrigen gegenübertritt. 3" objeftioer ©eltung unb Wotroenbigfeit bagegen
tritt baS ©efetj auf in ben gefchriebenen Schuloerorbuungen. Diefe bilbeu
baher bie ©runblage beS SunbeS jroifcf)en 2et)rer unb Schüler unb foOen in
bem Schüler baS Semujjtfein meden unb erhalten, bajj er in ein beftimmte»
Digitized by Google
- 551
gefffclicfjeS SJer&ältniS jum SJaterfanb* getreten fei. $>iefe ©efelje muffen
bem ©ebächtniffe uub &er$en ber ©djüler eingeprägt unb mit großer ©orgfalt
unb ©erechtigteit geljanbhabt werben. $er Öeljrer, ber bie ©chulgefefoe unb
$erorbnungen mißachtet, mifttennt audj feinen (Srueherberuf.
9H§ ziemlich allgemein bottommenbc $Iu§gelaf[enheit ift betonnt, bafe bie
Stüter oft roie baS loSgelaffene Sieh in bie ©chule unb aus berfelben getreu,
lärmen, fpringen unb bor bem ©chulhaufe ober in ber 9löt)e ber ßir$e ein
(Befrei berführen, bafe man fügten möchte, Don einer milben #orbe über»
faflen 511 werben . (Siegen fotct)e EuSgelaffenheit einschreiten ift bor allem
Pflicht beS ßeljrerS. SBenn berfelbe gleich anfangs auf Stühe unb Orbnung
in unb bor bem Sdmlfjaufe, auf Straften unb öffentlichen ^ßläfcen bringt
unb fonfequent auf beren Beachtung hält, fo mirb biefe HuSgelaffenheit fa>n
weichen. Auf auSgelaffene ftinber mufe inbeS ber 2eb,rer befonberS achten,
iljren ^b^ätigteitdtrieb auf Ijöljere unb eblere 3wecfe ju richten fuchen unb fie
bcn Söert ber Eingebogen heit unb ©ittfamfeit fennen lehren.
©egen baS bubenhafte 28efen, baS ^ auch bisweilen bei Wäbchen geltenb
iTiodjt, gegen bie freche unb rohe %x\, mit ber fi<h bisweilen tfnaben benehmen,
Tmb bie ernfteften Elaferegeln anjuwenben ; namentlich barf nicht gebulbet werben,
bafe ftnaben unb TObc&en auf ©äffen unb Päfcen gemeinföaftlich fpielen,
ober gar gemeiufd>aft(i$ baben gehen; fonbern man gewöhne fte an ein
freunblicheS, befcheibeneS betragen unb jarteS, eljrfurchtSbofleS benehmen.
man gebe ben ©Gütern 33üa)er in bie JFnjnb, beren Seftüre für fic ein Seg.
roeifer jur ©ittfamfeit ift, unb mehre aOe ©Triften entgegengefefcter Hrt bon
ihnen ab.
3RancheS Vorurteil gegen bie ©chulpaufen mürbe weichen, toenn bie
Überwachung unb Siegelung berfelbeu weniger mangelhaft märe. 2öäb,renb
ber ^Jaufe fofleu bie ©a)ü(er fi<h wohl freier bemegen, bo<h (einerlei %u$*
fajreitungeu fchulbig machen bürfen. US ift fet)r wünfd)en§roert, baß ber
Sefjrer feine Erholung mit ben ©cfyülern teilt, fich freunblich in it)re Unter-
haltungen uub ©piele mif$t unb biefelben fogar öfters in 3U9 bringt. $)o<$
fofl beim ©piel (ein 3wang herrf<$en. *J)er ßehrer b,at babei noch befonberS
ju beachten, bafe ftd) währeub biefer Erholungsort (ein ©$üter entfernt, unb
barf fich aber aua) f'^P tiic^t ohne 91ot entfernen; benn fobalb bie ftinber
roiffen, bafe fie nicht Übermacht merben, erlauben fie fich allerlei Ungezogen-
heiten.
Sie aus ben berfchiebenen $i8jiplinar«3Jerorbnungen erfichtlich, genügt
bie Überwachung unmittelbar bor unb nach ber ©chule nicht, fonbern biefelbe
mirb auch wäfyrenb ber Übrigen 3«* geforbert. 2öttrbe baS Elternhaus feiner
Pflicht gehörig nachleben, fo mürbe bie Überwachung bon ©eite beS CehrerS
eine leiste fein. $a boS tägliche Seben unb treiben ber ©a)üler uns leibet
Digitized by Google
- 552 —
baS ©egentetl betonst, ift eS für ben 2eb,rer etitf Pflicht, außerhalb bfr
Sdjule auf bie ©chüler ritt machfameS Auge ju ^aben uub alle AuSfchreit«
ungen bfrfelben ftrenge 311 afjnben unb ju [trafen. (5r fofl babei bie Plagen
Oon 5J<itfchülern ober anberer ßeute mit $or ficht aufnehmen unb genau prüfen,
©elbft ber gemiffenhaftefte äeb,rer wirb oerfchiebenartigen £)inberniffen be*
gegnen. (5r barf fid) jebodj nie baoor jurücf ictjrccfen (äffen, fonbern fofl un*
Derbroffen unb ftrenge auf bie ^Beachtung ber ©chuloorfdjirifteu bringen.
65 giebt leiber immer noch Familien, bie fia) um eine gute (Sc^ief>ung
it)rer ftinber nicht nur nichts fümmern, fonbern bie gefefclidjeu SJorfdjriften
mißachten unb bie Äinber unterftüt>en, gegen biefelben ju (janbeln. SS mag
aua) oorfommen, bafe Äinber* baS Eigentum beS 9iächfien nur auf ©eheifc
ttjrer Angehörigen behäbigen, ober baß Altern in eitler 3$erblenbung Pinbern
etwas geflatten, baS ihnen Oon ber ©dmle aus oerboten ift.
©oll ber Celjrer folche fehler gleich beftrafen, wie folche, bie aus eigenem
Seichtfinn ober au« eigener SoSljeit hervorgetreten finb? Wein! AuSfchreit-
ungen ber ©chüler, bie auf Seranlaffen ober mit Unterftüfcung oon eitern
unb Srwachfenen oorfommen, werben am richtigem oon ben Öehörben felbft
geflraft.
©obalb nämlich ein ©chüler auf ®eh«fe ober mit getoijfer föut^etBung
ber Altern etwas tfjun fann, baS ihm fonft unterfagt ift, fo erfcheint ihm
bafi «erbot als aufeer ffraft beftehenb. Söirb ein fola>r fehlbarer ©#ler
Oom Sehrer nun beftraft, fo toirb er balb bie Siebe unb Achtung $um
fiehrer unb beffen Söohlmoflen üerlieren, weil er fid) ber ©röjje feiner ©chulb
nicht recht bemüht ift unb oon rohen 5Wenfa)en noch gegen benfelben aufge«
ftachelt toirb. Die SSeljörbe, oon ber bie DiSjiplinaroorfchriften ausgegeben
finb, ^at nid)t nur für ftritte ^Beobachtung berfelben ju forgeu, fonbern ben
ßehrer bei Ausübung feiner ferneren Pflicht fräftig ju unterftüfcen. 5öefonberS
fofl fie ftrenge gegen pflichtoergeffenc eitern üorgeben, um benfelben ju geigen,
bajj fie ficb, bem gewichtigen „Du foflji" beS (Sefe^eS nicht wiberfejjen bürfen.
Ohne Tcachftcht foflten auch alle jene beftraft werben, welche bie 3ugenb burch
Söort, Schrift ober Zfyai oerleiten unb oerführen. Daburd) würbe manchem
Übelftanbe abgeholfen werben.
Die Autorität beS ßehrerS würbe babei nur gewinnen unb bie ©djüler
würben baburch au ©ehorfam gewöhnt werben.
Die ©ewöljnung hat auf baS Seben einen fehr grofeen SinfluB, we^balb
bie frühzeitige gute ©emötmung ber Pinber fo wichtig ift. 5öie junge Däumchen
fich leichter Riehen (äffen als alte, fo müffen auch bie ftinber frühe an <&e*
horfam gewöhnt werben. 3eber 2.ag Auffchub ift SJerluft unb erfchwert bie
Sr^tehung. Denn wenn ber Srjieher feiert, fo ift bie Watur boch raftloS
tbätig. 2öaS ber 5ßater ober &hrer bem flinbe nicht giebt, baS giebt ihm
Digitized by Google
- 553 -
bie Watur, aber auf if>te SBeife. 5ötrb ba§ flinb ni^t gemöfmt, fo wirb
e$ um fo flcmiffer oerwöfmt. Sa>u sßlutar(b fagt: „«Die Sugenb ift eine
lange ©ewor)nbeit.M 2öenn biefeS öon ben (5rwa#fenen gilt, fo mufs e3
beftomebr Don ben flinbern gelten. $)ie ©emöbnung jum ©uten beginnt
manchmal mit ber (SntmÖljnung Dom ^rr^fer^aften uub SJöfen. 6a>n beim
Mehlfien Sdniler jeigt fid) gar oft f$on ber ßigenfinn, ju bem fia) balb ber
Ungeborfain, bie 9tof#baftigfeit, bie 2üge, bie 5*erfteu*ung unb bie Unfdjam*
baftigfeit gefeflen. 9lur ba« ftete «efämpfen beS 53öfen uub bie DöHige %b>
netgung gegen baSfelbe laffen naturgemäß ba3 entgegeugefe&te ©ute in ben
SJorbergrunb treten.
©o mistig e§ buljer ift, bafe ber Cebrer ftrenge auf pttnftlidje Befolgung
aller DiSjiplinarüorfa^riften bringt unb allen Überfd)reitungeu berfelben fogleid)
entgegentritt, fo mistig ift eS aud), baR er felbft ni$t Wnlafe bietet, bie
93orfd)riften 311 übergeben.
3u häufige Sd)u(au§flüge mit 2öirt§b<Ni8befud) finb fa)on oft Urfact)e
nachteiliger folgen geworben, ©eniigfamfeit, ©parfamfeit unb Wüdfternbeit
nxrben babura^ ben ©a)ülern nia)t angewöhnt.
2Benn aber erft mufifalifdje, beflamatorifd)e unb gmnnaftifa^e Übungen
ober Aufführungen ber ftinber auf fpäte $lbeub(tunben oerlegt werben, wäfyrenb
eö ben Äinbern uia^t geftattet ift, ofjne in Begleitung ober im Auftrage ifjrer
Altern naa) bem 2äuten ber Betglotfe ba§ £au8 ju oerlaffen, uub wenn
biefe gegebenen 3$orfd)riften obne BebürfuiS felbft (eidfterbingS übergangen
werben, fo mu& man fi$ nid)t muubern, wenn fie au$ Don ben ©dualem
balb ni$t mefyr beamtet werben. $)ie 'MuSgelaffenfyeit unb ©$amf)aftigleit
Dieler Stiller ^at bei berartigen ftnläffen Surjel gefafet.
5BiQ man bie Sattler $um ©uten gewönnen, barf man ibjien niemals
Slnlafe jum Böfen geben. $er Celjrer ^at beSbalb forgfältig barauf $u
aalten, bajj er ja nid>t felbft Beranlaffung jur Wifeaa^tung ber gefe|licr)en
ißerorbnungen giebt.
6$ wirb bura) bie gefejjlia>n Berorbnungen 00m ©$üler nidu" mein*
als nötig oerlangt ; ba§ Verlangte barf baber nidn" jurttefgenommen. ba«
Brcmeigerte aua) nie jurüdgegeben werben. 28ol}l mag e§ Eingeben, ba uub
bort einen Keinen ftebjer $u überfein; allein biefe Wacfjficbt foO nur au§--
nat)m3meife ftattfinbeu unb fid) nie auf 2Öefenttia>* auSbebnen. %u\ ber
Beobadjtung beS ledern muß ber Cct)rer mit unbeugsamer fteftigfeit befteben.
$)iefe ßonfequen j wirb auf ben ßtjarafter ber Stüter übergeben ; fie werben
julefrt oon nia)t§ anberein wiffen als oon Orbnung uub pgfamfeit, unb
biefen wobltbätigen ©eift mit in baS Ceben b»wu3nei)men.
„Die Äonfequenj," fa^reibt Dr. 2. Kellner in feinen Aphorismen, „im*
pouifrt ald MuSflufe eines entfa)iebeneu ßljaratterS jungen uub Gilten; fie
Digitized by Google
- 554 —
untemrirft felbft ba§ £ier unb ma$t e8 bcn mffif(f)(irf)fn 3^^" bienftbar."
Die ßoufequenj uerlangt aber Dom Sekret rege i^ätigfeit unb Hflgegenroart
beö 91uge3 unb Ohreä.
Die ©emeiube ober ber Staat, welrfje bem ßehrer bie $3eaufft$tigung
ber Sd)üler übertragen, jofl ben Öebjrer aber fo bejolben, bafe eS t^in möglich
wirb, auch außerhalb ber Schule loa^r^aft erjieherifch ju roirfen. Cebjer.
bie mit oerfcbiebcnen Webenbejchäftigungen ihre ÖebenÄfteflung berbeffern muffen,
tönnen begreiflicheiroeife ihrer Pflicht in biefer Söejiefjung nie üoflftänbig naa>
fommen, toeil fie bura) allerlei 9?ü(ffia)ten gebunben ftnb.
flu« bem bi$h« ©efagten ergiebt ffdr> nun, bafe bie Stüter ben SUfyxcx
türmten follen als ihren Storgei'e&ttn unb 9tid)ter, aber in jener gurcht. mit
meiner bie Siebe berbunben tft. (Scblujj folgt.)
Xrfadfrn irr junebmenbrn ^uegtlalTrnlirtt ber ber jSdjulf
cntUITfnrn ^ugrnb unb bir JUtttet bagrgnt.
(3. ©eh., ßebrer in 9t.)
(©djlufe.)
Sine meitere Urfac^c ber junehmenben ?lu5ge(affeuheit ber Qlugenb ift
3. mangelhafte 2öachfamleit unb Leitung in bem Hlter, mo fte ber
Schule eutlaffen roerbeu.
Die Altern foflen namentlich in biefen 3ab,ren bie ftinber überwachen.
Sie foflen bie irrten brobtnben ©efabren erforfchen, bie ßinber babor lieb«
reich warnen, mit ©ruft barin jured/troeifen unb mit Strenge babon jurtid«
halten. 9lun gibt e$ aber jo Diele eitern, roetcfye jagen: „Die Äinber baben
nun ihren 3Jerftanb, fie mifjen, maß fie &u ttjuu ^aben." SRit biefem Xrofl
fuc^cn fie ftd) ju beruhigen, wenn fie bie ftinber fi<h lf'öP überlaffen. Sei ben
uubernünftigeu ©efchöpfen )'eb.en bie Gilten nicht mehr nach ben jungen, fo*
balb fte fi$ gelber Wahrung fueb/n tönnen, unb bie jungen fragen nichts
mehr nad) ben Alten, fonbern fie gef>en i^re eigenen 3Bege. Den Altern aber
läjjt @ott bie au$ ber Schule entlaffenen ffinber noch jur ftürjorge unb macht
eS ben ßinbern jur ^fiid^i, aud) fernerhin ben Befehlen ber Altern ju ge«
horchen, it>re SBarnungen ju hören, it>re 3urea)tmeifungen anzunehmen. Die«
gemijj barum, weil bie Äinber noch immer ber Belehrung, Aufftcht unb ßeitung
bou Seite ber eitern bebtirfen. — SWan toifl fich ferner bei mangelhafter
Auffid)t über bie 3ugenb mit bem Borroanb fchüfcen: „3Bir eitern tönnen
iiic^t immer bei ben ßinbern fein unb fie beauffta^tigen." Da« ift jroar
roafn-; bod> ift eS ein Sdmfc für bie Sittlichfeit ber 3"fl<"b, nxnu mau mein,
bafe bie eitern ihre «uffia)t führen übet ihren Aufenthalt, ihren Umgang
Digitized by Google
- 555 -
imb iljre ©efpräcfce. Wber gerabe ba gibt eS Diele eitern, welche ben Äitibern
ju Diel burcb, bic ftinger fe^eu.
Vor allem follen bie eitern Sorge tragfit, bot fia) bie ßinber bon
fd)lec$ten @efeQfa)aften fern Ratten, $aju malmen un$ bie Sprichwörter:
„5Ber $ec$ anrüfjrt, bejubelt fie$", unb „fd)le4)te ©efeflfdjaften oerberben gute
Sitten." Viele eitern laffen Dura) ben Gonget an 2öa#famfeit über ben
Umgang ibrer ftiuber, unb weil [\t nid)t gleid) anfangs mit 6rnft unb Strenge
fdfledjte ©efeQ)c$aften Derbieten, iljre Äinber berberben. $a§ Oel l)ält man
ferne Dom $euer, brennbare Stoffe bewab. rt man bor entjünbung, man ein*
pfieljlt Vorfielt im Umgänge mit fteuer unb Sicht, bamit £>ab unb ©ut nid)t
ein Kaub ber flamme werbe. Wber titelt mit gleicher ängftlid)er Sorgfalt
eutjieljen bie Altern ib,re Äinber fd)led)ten ©efeOfchaften. Unb bod) fjanbelt
e$ fid) um bie Seeleu ber eigenen jtfnber unb um eine große Verantwortung
ber Altern.
Unter bie ©elegentjeiten. wo Jünglinge leidet unter fd)lea)te Äamerabeu
geraten unb Don biefen berborben werben, ift befonbetS ber frühe 2öirtöb,au5*
befua) ju jählen. ©emifc ift auch ber Jugenb eine ^reube in ehren unb
ohne Sünbengefafjr ju gönnen; barum fofl man nict)t etwa bie Jugenb ju
trübfinuigeu 2öefen abrieten, bie§ märe unüernünftig, una)rift(id) unb ^üb-
lich, ^er frür)e 2Birt£l)au$bejud) aber bleibt für bie Jugenb eine grojje, fitt'
lid)e ©efafjr. Dort gewöhnen fid) °'f jungen Seute meift au fdjlechte 9t eben,
jweibeutige Späffe, toerben fpiel* unb gewinufüchtig, öiefleia^t noch biebijch
unb betrügerifeh ; ©otteSbienft unb ©ebet, $leiü unb Sreue jur Arbeit Der*
leiben ihnen, unb 5Rüffiggang ift aQer Safter Anfang. Vor bem 18. Jahre follte
(ein Jüngling ein 3ÖirtS^au5 betreten bürfen. Denjenigen unter 9luffid)t ber eitern
ober Vorgelebten aufgenommen. $05 Littel jum frühen 2ÖirtöbauSbefua) er-
langen aber bie jungen ßeute barin, bafe fie ju frühe ©elb jur freien Venufcung
erhalten. Ju Stäbteu, befonberS bei 9lrbeiterSfamilien finbet man e4 nicht
feiten, bafe ftinber, fo oft fie Derbienen halfen, am Sonntag ihre eigenen
SBafcen im Sad hoben wollen, ja eS gefdu'eht fogar feijr oft, baß ßinber mit
ben eitern einen Vertrag abfchliefeen, wonach bie eitern Don bem oerbienten
(Selb ein VeftimmteS unter bem Sitel „ßoftgelb" erhalten, baS Übrige aber
folgen flinbern jur beliebigen Vermeidung bleibt. Unter folgen Umftänben
t)ört balb alle 3ua)t auf, bie Äinber werben #erren im $aufe, bie eitern
werben fflabenmäfeig beb/mbelt.
Da aber ber $rieb nach ©efefligfeit unb Vergnügen in biefem Hilter
befonberS mächtig unb, weil Don ©ott ftammeub, auch berechtigt ift in ben
©renken beS HuftanbeS unb ber Sittliebfeit, fo tfmn bie eitern gut, Den
gleidjalterigen Jünglingen unb Jungfrauen aufeer ben religiöfen häuslichen
unb 92aturfreuben bisweilen im eigenen $)aufe mit paffenben ^reunben unb
Digitized by Google
- 556 -
greunbinnen ritt geeignetes 3?ergnügen ju bereiten unb felbft boron Anteil ju
nehmen. 2öo fia) Jünglings» unb 3ungfrauenDereine, v£ruberfdjaften befinben.
[ollen fie f»<& tynen anf4)lie&en; oud) Tätern unb füttern märe ber Vnf$(iife an
gute Vereine ju empfehlen. 6ine ber oerberblia)ften ®efeflfa)aften für junge 2eute
finb f<$led>te öü^er, roeil man fie länger bei fid> behalten, ungeftörter unb
aufmerffamer mit irjuen oerfefjren, fie leichter Derfjeimlia>n fann, als lebeubige
fd)limme ßameraben. ftun gibt eS aber $ucf>l)anblungen, roe!a)e $aufenbe
Don fitten« unb glaubenSlojeit öiidjern in bie Söelt IjiiiauSfenben, unb ba iß
es gerabe bie 3ugenb, toet^e mit ©ier nad) biefen 53üa)ern »erlangt. Sefen
fofl bie 3ugenb; aber fte bebarf beim Sefen eines früfjrerS, ber if>r ben 28eg
»eist, bamit fie nidfct irre gel)t. $iefe pljrer foüen roieberum bie Sltern,
Seelforger unb Seljrer fein. iRomaue, fogenaunte 2iebeSgefa)ia)ten jotten bie
jungen Seute nic^t lefen; beim biefe rauben bie 3«t; unter bem $)edmantel
eines frönen Stils wirb bie Unfdnilb geraubt, bie Religion angefeinbet, ba4
Cafter in Sa)ufc genommen unb bie $ugenb Derljöljnt. Söir Ijaben Diele
fatf)olifd>e Sdjriftftefler, bie fortroäljrenb feljr anjiefjenbe unb leljrreidje (Sr=
jätyungen liefern. $)a mÖü)te id) auf bie ^BereinSbibliotfjefen aufmerffam
machen unb fie jur fleißigen 33enu$ung beftenS empfohlen fyaben. 9lucf> bie
%nnalen, baS fatf)o(i|d)e SonntagSblait unb anbere fatfyolij'dje 3(ilf4riftfn
mürben gemünfa)ten Stoff lirfern, menu man biefelben nur etroaS genauer
bura^geljen mürbe. $)a in Dielen Familien eine 3fi^UItfl galten wirb, foflen
bie Altern Darauf fetjeu, bafj eS (eine fo($e ift, bie jum größten 3xil Don
ungläubigen 2Renfa)en gefc^rirbeti mirb unb bie flird/e imb i&re @inri$tungen
fa)mäf>t. (58 ift eine 3orf)eit, fid> für gutes ©elb täglich Dergiftete @>eifte£*
naljrung in'S £>auS tragen ju (äffen, bie baS religiöfe unb fittlidie Seben
ber Altern unb Äinber ju Dernidjten Dermag. 2Wan Ijalte gute, fatfjolifa>
3eitungen, an benen ®ott 2ob (ein Langel ift.
3BaS ferner ben Umgang mit ^ßerfonen beS anbern ©efa^lea^tS betrifft,
fo ift berfelbe mit aller 3$orficr)t &u befa^ränfeu, unb menn er ftattfinbet, ju
übermalen. (Sublid) fei nod> mit folgenben Söorten an baS Sanjoergnügen
erinnert: „9luf bem $au$boben erbleid)t bie Unfdmlb, auf bem ^>eimmeQ«
erlöfcrjt fie." ffiuber, bie erft einige Safjre ber Sdmle entlaffen finb, foQen
gar nid)t, [\tyt nidjt Dor Dem 18. 3al)re bort jugelaffen roerben.
So follen beim bie Altern befonberS in biefer gefäl)rlia>n 3ugenbjeit
forgfam über bie Äinber roaa>n unb fie meife leiten!
ßnblid) 4. finb ein (Srunb ber junelnnenben WuSgelaffentjeit ber aus ber
S^ule entlaffeuen 3ugenb gemiffe bebentlia)e 53efd)äftiguugen unb Sebent
fteflungen fola)er ffinber.
$ie ßinber (önnen ni$t immer alle unter unmittelbarer Auffiel Kr
Altern Derbleiben, bis fie fia) felbft Derforgen tönnen, fonbern ber 9latur ber
Digitized by Google
■
557 -
mfnfd&lidjen SSerhättniffe entfprechenb müffen manche ba« elterliche $auS rinr
3eit long bfriaffrtt unb unter frembeu Ceuten fich aufholten. Der Änabe
muH DirlerortS in eine Stobt untergebracht merben, um ba ein £anbroerf ju
lernen, naih einigen Sohren gar in bie ftrembe manbern, um fi$ ju DerooH«
fommurn, ober er arbeitet bei ärmlichen 33erhältniffen in einer ^fabrif. — Die
3)?äbd)en finb Dietfacf) etmaS befjer baran, fie tönnen oft noch fange bei ben (Altern
bleiben. Mber auch fte müffen Dielfach in ben Dienfi treten. 3mmer aber ift bie
Trennung fchmerjlieh für Altern unb Äinber unb bon entfa)e ibenber SJebeutuug für
baS fittliaV 3öohl ber inber. 2üohlmeinenbe Altern trauern bei biefer ©elegeuheit
bor^üglidj barum, roeil fie an bie großen Seclengefaljren benfen, welche bie un-
erfahrene 3ugenb jefyt bebrohen. SWäehtig ift ber Strubel, ber fit im Sehen um-
braust, ber Sturm, ber gegen fie herantobt, eutfefclich ber ftbgruub, an beffen
äufterften Kaub fie getrieben werben. Die 93erhältniffe fi»b in unferer 3eit berart,
bafe oiele jugenbliche Seelen Schiffbruch leiben an ihrem Glauben, bajj bie 3ugenb
unb baS ©efühl bafür ihnen entriffen toirb unb ofle böfen Seibenfehaften aufge»
[lächelt unb genährt merben, bau Be Zuleitung erhalten, baS 511 beraten unb
311 hoffen, maS fie in ihrer ftinbfjeit im $>aufe ber Altern, in flirre unb
Schule jii lieben unb 31t üben angemiefen mürben; ja eS begegnet ihnen, bafe
fie #ohn unb Spott, felbft WiBhonblungen 311 erbulben hoben, menn fte nicht
fchueO genug jebe fittliche ©efinnung unb bie lefcte Spur beS HbfcheueS bor
bem Unglauben unb bem Safter ablegen. 3n Stäbten (anu man bie 2öahr»
heit obiger Söorte beobachten. ßS lommen oft junge Seute bahin, meiere
anfangs an ben religiöfen Übungen innigen Anteil nehmen unb ihre 6hriften=
Pflicht nach Wöglichfeit erfüllen, begegnet man aber nach einiger 3eit mieber
ben nämlichen 3üngliugen, fo tarnt man feljen, mela)e gemaltige SBeräuberung
mit ihnen borgegangrn ift. Schlechte flameraben, Vereine unb bie bamit
Derbunbenen fteflliehfeiteu hoben eS mit ihnen fo meit gebracht, bafc fie fich
benehmen, als glaubten fie an feinen ©ott. S3on ßirchenbefuch unb nur
einigermaßen chriftlichem Sebett ift feine Spur. 2öie manche Altern giebt eS
nun, bie ihren Sohn rein in bie 2ßelt hinauSfanbten unb ihn bieOeicht au
ßeib unb Seele gebrochen mieberfinben müffen! 2öie mancher Äummer ift
barum fcr)on manchem alten Wütterlein gemacht morben, unb fönnten bie
SBänbe reben, fie mürben uuS fagen, mie biele Xfjränen fchon um ben un*
glürflichen Sohn ober bie %oÖ)itx gemeint mürben.
3n heibnifchen 3eiten mar ber Währ* unb ©emerbeftanb beratet; unter
bem ßinfluffe beS ßtniftentumS erhob er fich balb ju einer folgen $>öt)e unb
Dichtung, baß er bie ßraft, baS Warf ber chrifilirhen Staaten gemorben ift,
fo bafj bie SBlüte unb 93ebeutung einzelner Völler unb Sänber roefentlid) Don
ber (Sntroictluug beS 9cäljr= unb ©emerbeftanbeS bebingt mürben. Dafür aber
mar biefer Stanb früher bem ßhrifientum baufbar burch bie treuefte Pflege
Digitized by Google
- 558 -
ber töetigion, bur# freubige Seilnaljme an ben iir$lid)en tieften, bur<^ rine
äd)t djrijHidje ©efinnung im lljun unb Waffen, burdj ftrenge 2Bad>famfrit
unb roürbigeS (Sinroirfen bura) biefelben. Weiter, ©rfeilen unb Cefjrltnge
bilbeten eine ftamilie unb bie einzelnen $>anbroerferfamilien (jatteu rinnt
innigen 93erbanb uutereinanber.
fteute fällt e§ bfn Altern roirflid) ferner, eine Serfftätte 311 ftnben,
roorin ber (Glaube, bie Unfdnilb unb lugenb ifyrer &iuber ungefiiljrbct bfeibVn.
@3 gibt ltiber manage $utubroerfer, bie glauben, burd) c^ttft(idr)r ©efinnung
unb £ei(nntmif an fird)lid)en Hefter, fid) in ifyrem Staube fyerabjufetieu, bie
fid) aber um fo eifriger beteiligen, roenu etroaS fteinbfeligeS gegen bie Äirdjo
unb iljre Diener beraten unb unternommen roirb.
v)if)ulid) öerfjält e§ fid) mit ben Dieuftboten. 3m £eibentum mar biefer
©taub bi» jur Sflaoerei emiebrigt unb er erljob |"id) immer mef)r in feiner
Wd)tung, je mef)r ba$ (S&rifteutum feinen (Sinfluft auf iljn ausübte. Der
Tienftbote ift frei gemalt, ein ©lieb ber d)riftli($en ftainilie geroorben, beffen
leiblich unb gei|llia>3 2Öot)t ber £errfd)aft ebniforoobj am £>er$en liefen
mttfl, roie ba§ irrige unb ba« Uöot)l ifjrer Äittber. Die $)errfd>aft barf ben
Dienftboten ni$t nur (eine fittlia>u ©efatjren bereiten, fonbern mufe Tie aud)
burdj 2Bad)jamfeit, Srmar/nung unb gutes öeifpiet bagegen fdnifcen unb Tie
}itr 9lu§ttbung ber Sugenb unb ju 2Derfen ber ftrömmigfeit unl) c^riftf ic^rti
^flic&tcrfiiaung anhalten. 5öie fdjön unb f)eitfam märe ein folays $er*
tjältniS! 9lber roie ganj anberS fielet eS jetit aus! 3efct roerben leiber fo
Diele Dienftboten in iffrem Berufe um ben ©tauben, um Unt'cf)ii(b unb lugenb
gebracht, unb bieS gefd)iet)t häufig burdj bie Sdmlb ber £>errfa*)aften. %in
treten ßinber oljne ©d)n$ in fold)e 33erfjältniffe ein, Neigungen, bie bis jefct
gefd)(ummert, merben rege, eS ermaßen 2eibenfd)aften, bie fie bis je$t nidn1
gefannt; fd)on bieS madjt eine roacfyfame ^ii^rung notroenbig.
kommen mir auf bie ßetyrlinge unb begleiten mir einen foldjeu an fein
©efa^äft. Söir betreten mit ifyn einen engen JRaum, Sßerfjtätte genannt.
$>ier muH er ben größten $eil beS $ngeS jubringen. Weben ifnn fiub noa^
©efeflen, bie m$t feiten in unfittüaVn Ciebern unb fdjamlofen SReoeu unb
6r$äf)Iungeu, in entfejjlidjen ©otteSläfteruugen ben 99eroeiS itjrrr SRüubigfeit
fua^en. (£r mufe mit 9flenfd)en leben, bie bebad)t finb, bie Seljrjuugen burd)
SBort unb SBeifpiel anjuroeifen, mir fie alle« ^eilige mit pßen twtrn foflen,
roie fie jebe Wartung bor göttlichen unb menfd)lid)en ©efefcen, jebe Übung ber
Religion, jebe Sa>u Dor ber 6üube, jebe Siebe jur Sugenb ablegen foQen.
— Dnfe biefe fittlic^en ©efa^ren öiefleid)t nod) in Diel öderem ©rabe aud)
für bie 3ug*nb bei ben ^abrifarbeiteru borljanben fmb, fann ber Erfahrung
gemäß (aum beftritten roerben.
Digitized by Google |
- 559
©uter Stat unb erfolgreiche Zf)a\ jum Seffern mögen fjier toohl ferner
erlernen. $och auch ^ier fann mit (Botted ©nabe unb toohltbätigen Ein-
richtungen ber ftirdp geholfen roerben. 31,erP müffen Eltern, ©eelforger,
SWcifter unb £)errf ct)aften bie ftreuge Pflicht unb bie fernere Serantroortung
beffer erfeuneit unb beachten lernen, fich biefes $eile§ ber 3ugenb in ben be*
treffenben fiebensDerbältniffen befonberS Uebeooü annehmen.
9U5 ber junge Dobias ba§ elterliche $au$ Oerlieft, um eine gefährliche
Steife anzutreten, fuchte unb fanb ber Sater für benfelben einen juDerläffigen
Segleiter. *J)a$ beherzige auch bie ^ngcnb, bie baS Elternhaus Oerfaffen unb
in bie SBelt hinauStoanbern muft. ©Ott unb feine ©nabe mähte fie fich als
Segleiter!
ftnaben, bie oiefleicht in ber ©tabt als Sebrlinge eintreten, foflen eS
nicht unterlaffen, ftch ben in faft allen größeren Stäbten befiehenoeii 3üng*
lingSDereiuen anjufchlieften. $ie$ if! einSerein, in meinem ftch bie 3üuglinge
ber Butter ©otteS toeihen. Er h«it nicht nur ben 3,Dfd/ °if Jünglinge oor
bem Serberben $u bewahren, inbem er aOe Wiitglieber jti einein religiös*
fittlicheu ßebenSroanbel anhält, fonbern er toiQ auch ourct) Unterricht unb Se*
lehruug baS SMffen ber Witglieber DerDoflfomiuuen. daneben finbet auch
burch $h«»to*9lufführungen, Spaziergänge u. f. id. (aber immer unter Nuf-
ftcht beS ^räftbenten, ber ein fatbolifcher ^riefter fein mufe) ©efelligfeit unt>
Sergnügen gebührenben ^la$. Später wirb es folaVn Süngliugen eine greube
fein, SMitglieber be8 ©efellenDereittS ju werben, ber ihnen üon eitern unb
Weifterfchaften nicht genug empfohlen werben fann. tiefer, auch faf* in allen
gröfcern ©täbten uub Dörfern bejtehenbe unb oon bem tierbienftöoflen tfolping
gegrünbete Serein, gemährt nicht nur ben Sorteil eines fortgefefcten Unter'
richte«, angenehme, unfchulbige Unterhaltung, merlthätigen Seiftaub bei ßranf*
heit, fonbern bie SWitglieber befommen auch, »wenn fie meiter toaubern, als
befiett 3<i)r!>ftnnig eine Empfehlung mit an ben Serein bes fünftigen Huf*
euthaltSorteS. 2öa8 fann gefährlicher fein, als meuu man als ©efefle roäbrenb
ber Söanberfchaft in eine ©tabt fommt, roo mau fremb unb fich felbft über
laffen ift? DiefeS fjfreutb* uub Meinfein hört aber auf, toenit mau 9ttit-
glieb beS ©efeOenoereiuS i|t. 2Ran finbet ba überall eine neue ^eirnat unb
fogleich folche Äameraben, bie eS wohl mit einem meinen.
Äiinfichtlich ber 2öar)l ber Weißer unb £)errfcbaften begehen bie Eltern
oft bie größten fjttytt. 33Me Eltern fenuen gar nicht einmal biejenigen,
benett fte ihre ftinber übergeben, fie überlajfen bie 2But)l bem 3nfaQ. 2öo
ihr Sohn ober ihre Tochter lernt ober bient, baS ifi ihnen einerlei uub wenn
fie ftch noch barum fümmern, ift eS nur in ftiictficrjt auf ben zeitlichen Sohn.
Unb bodj foflten fie fich möglichft genau erfunbigen, in toeffen £)änbe bie
Seelen flnb, bie ©ott bereinft aus ihren £>änben jurücff orbern wirb; fte
Digitized by Google
- 560 -
bürfen fif uiemanb auch nur für furje 3«* nb*r(afffn, ber ni^t refigidfr
Gefinnuug unb fWlich< ©runbfäfve hat. ES finb olfo fatholifche Weißer unb
Jperrfc^afteu ju wählen, feine ©onntagSfchänber unb IReligionSfpötter.
Auch joflen es bie Altern ttic^t unterlaffen, and ber fferne auf boi
religiös» fittliche ©etragen ber ßinber einjuwirteu. 9Zachbem man ilmen ben
elterlichen Segen unb gute &hren mit auf ben 2Beg gegeben, mieberhole man
biefe öfters in ©riefen. $abtn fie baju if)re Äiuber burch ftrenge unb liebe»
öofle 3u4)t bon jrinbhrit auf gewöhnt, ber Altern 2öort heilig ju (jaden, bann
werben folche Ermahnungen unb Erinnerungen nie ohne großen Wujjen bleiben,
freilich foQcn Tie fich auch manchmal überzeugen, ob fie befolgt werben. Sie
foflen womöglich bisweilen ihre Äf inber befucheu, fich bei ihren ©orgefefcten
über ihr Verhalten erfunbigeu, bei guter Aufführung eine freubtge Anerfeunuug.
bagegen bei Fehltritten eine ernfte Wohnung folgen laffeu. Das ij! baS
Sichtige; grunbfalfch ift eS aber, wenn Eltern, wie eS auch häufig geflieht,
i()rr .Qinber gegen ihre Weifter unb $>errfchaften aufheben, ihr wiberfpeufHgeS
©etragen, Trägheit, llnreblichtcit unb leichtfertige« Söffen in Schu& nehmen
unb nur jammern, weil oiefleicht ber Sohn unb ber ©erbienft noch nic^t bod)
genug fei. So mu& man eS machen, wenn man Don ben ftinbern Scbanbe
erleben miD, bie um fo eher eintritt, je mehr man begrünbete klagen ber
©orgefefcten nicht beachtet.
Die Äinber fommen ja auch bisweilen bei feftlichfn Anläffen ober bei
Äranfheiten ber Eltern nach #aufe. ©M<h' paffenbe Gelegenheit, fte liebetwll
aufragen, wie eS ftefft mit bem Gebet, mit ihrer religiöfen ^Pflichterfüllung,
ihrem ftleife unb ihrem fittlichen Betragen! Aber ein grofeer Seil ber Eltern
fieht bei folgen ©efucheu ber ftinber mehr auf baS töufjere, üieDeicht auf bie
Reibung ober etwelche Gefchenfe, welche fie mitbringen.
Smmer aber bebürfen bie Äinber, wenn fie fi<h in ber ftrembe befinben ,
beS Gebetes ber Eltern. 9<ie bürfen eS biefe gering fchä&en ober Dergeffen.
Wit (Rottes £)ilfe unb im beften Einoernehmeu mit ben Weizern unb
^errfdjaften ihrer Äinber wirb eS ihnen möglich fcin, günftig auf baS fitt«
liehe ©erhalten ihrer ßinber einjuwirfen.
2öenn wir nun bifS aüeS erwägen, Reiben wir llrfache, in bie ßlagen
über baS fittliche ©erberben ber 3«gnio einstimmen. $afe eS beffer merbe,
ift eine ber größten Aufgaben unferer 3eit, ein $nuptfiü<t jur ßöfung ber
fokalen ftrage. ©on beren richtigen Söfuug hängt eS ab, ob bie flirefce
fegenSreia) ihre Äraft entfalten fann, ober ob fk in ihrem Söirfen gehemmt
ift, ob bie Staaten glüeflich Hub, ober ob fie ihrem Untergange entgegen
gehen, ob bie Gemeinben unb ftamilien gebeten ober oerfominen. Altern,
Seelf orger, fiehrer unb alle mögen bie fegenSbofleu Wittel, auf bie jum
Digitized by Google
- 561 -
2Boljle ber 3ttgenb r)ingen>iefen mürbe, jur Hmoenbung bringen. „Dann
wirb bif 3ugenb f(f)ulblod manbeln, roeim fie trru bleibt beit ©efefcen bed
$errn!M Unb bafe bied gefa>f)e, balnu »oHen wir mit ©otted £nilfe unb
Segen wirfen unb ftreben!
Urber freit (Einfluß ber <6eful)lef roeldje dir Scenen ber
Hatur im #erbfte erregen auf bie Sittlidjkeit unb
«etigiöfttat.
65 i(t ein erfyebenber ©ebanfe, ba& unfere $>erjen bei ben ©jenen ber
9?tittir barmonifcf) empfinben tönneu. Bei ben Vergnügungen bed Cujud unb
ber Äunft finb bie 3fteuf a)en nact) it)ren befonberen &ieblingdneigungen ge»
teilt; bie ^reubeu burd) bie Betrachtung ber ©djöpfung finb allein biejenigen,
in welken fid) unfere (Smpfinbuug bereinigen. Unb eben bie« ma$t
Dorjüglia) ben unaudfprea)liaVn 9Jeij bed ©enuffed ber frönen 9?atur aud,
bafo und bei jeber (Srfcfyeiuung, bie und rjier jur Bennmberung unb Sfütjrung
hinreist, $ugleid) bad 59emufetfein begleitet, bajj biefe (3efiU)te allgemeine ©e«
fiif>le für bie ganje 9Jlenfdj>l}eit finb, bafe fte und jene eble Berbrüberung Der«
bürgen, bie und alle, Dom ftönige bid jum Bettler, unauflöslich jufammen*
fetten foflte. 9Ifle euere §erjen, ruft gleictjfam bie 9latur bem *Dt>nfd)en
511, finb mein; meine 30UDfr berjerrfdjen eud) ade. deiner bon cudj fann
mir dräuen ber Benmnberung ober ber SBelnnut Derfagen, wenn ict> fie
forbere. — Der empfinbfame ÜRenfd) t>öct iljre ©limine, er beradftet oie
raufdjenbeu SBoljllnfte ber Seit bei ifjren einfachen, fid) immer erneueruben
ftreuben unb, roäljreub er in ber ©tille ber Qinfamfeit fid) iljnen Eingibt,
opfert er fia) jugleid) im füfeen Drange fömpatljetifdjer ©efüljle ber 9Renfa>
fjeit uub baburd) bem ©Töpfer.
Die s)iatur, bie und in ben fwlben lagen bed f$rüf)lingd Hoffnungen
bed ©egend unb ber Unfterblidjteit entgegenbrachte, bie und in ber überall m--
breiteten, unermefelidjen ^radjt bed ©ommerd bezauberte, biefe Watur legt
jeht ir)reu ©djinurf ab, unb bie SReije, bie unfere $>erjen r>eben, werben nun
balb Derfdnouubeu fein. 2Ber faun biefe aflgemeiue Berroanbluug ringd um
und fjer, wer biefe nllmälige (Sntrnduug Don taufenb rüljrenben ©jenen be»
trauten, oljne in bie ©timmuug ber ©dnuermut überjugefjen, einer ©a)roer«
mut, bie bod) fo fiife ift, baß ein jarted uub lautered $er$ fie geroife nicht
felbft gegen bie Süonne bed $rül)lingd audtaufd)t? — Ober fagt mir, bie
tt>r «Wenfdjen feib wie id), road ift euer ©efüljl, roenn iljr jene toüften gelber,
jene blumleeren SBiefen, jene &aine, welche if)r Saub unb iljre fdjmärinerifd)en
©Ratten berlieren, bor euch fehl ; wenn if>r bad 2öet)en biefer raupen Söiube
empfinbet, bie mit ben Krümmern ber ©chönheit ein mutmifliged ©piel treiben:
Digitized by Google
- 562 -
— ift baS nidjt ba§ ©efübl einer ergreifenben Trauer über ben SBerlufi Don
Svenen, bie eu$ auf eble 2Beife rührten? 3***er* fU** C*ri ni<W fäferc
2Beljmut, bog i&r ^reubeit baS ßeberooljl jagen müfet, bie i&m fo natK
nerroanbt finb? 3a, fo fttl)lt ifyr alle, bie? fagt mir baS Seroußtfein, Ni
toir Wenigen finb; unfere $er$en begegnen fid> aua) in btefen ©jenen ber
flatur.
$ie ®efül)le, welche unS in biefer 3afjreSjeit rühren, flehen im innigften
3ufammenljange mit grofeen, für bie ganje <Dtenfdn>it mistigen 3ofen. Xie
Watur fpridjt in allen it>ren Auftritten ju unferer Vernunft; fte leiljt bem
befd>eibenen 5*eila>n unb ber lacfcenben SRofe Stimmen, bei melden fcfclafenbf
93orfieflungen unfereS (SeifteS ermaßen; aurf) biefe 3erftörung im$>erbfte bat i&w
©praa)e ! HuS bein 9lauftt>n jener $öinbe unb bem Waffeln beS gefaflenen fiaube*
tönt unferm #erjen ein Ijöfjerer Stuf entgegen, bem eS ni$t roiberftefcn fann.
2afjt uns ifun ein roa($fame$, treues ©ef)ör roibmen unb bie ©ebanfen mit Bn*
ba$t unb Wtt^rung berfolgen, auf roeldje uns biefe melana)otifa)en (Srfäeinungen
Anleiten. O, iljr aljnet f#on, roof)iu fie uns führen, a&net, bafr e$ bif
grofeen ©ebanten Don Sugenb, Unfterbliajfeit unb (Sott finb. ©e&* öenn mit
mir in ber gegenwärtigen ©tunbe an ber $anb ber Watur btefen ©ebanten
entgegen; bereiniget eu$ mit mir ju einer freier beS $>erbfleS, wi< fie °"
Wenfa>n rottrbig ift.
53ei bem erften SBlid auf bie Svenen, bie unS umgeben, ergreift uns
baS <$efiü)(, bafe afleS aufeer unfer fuuidjiuinbet, roaS in ber 3fU wrftonb
unb eine SBeile Dauerte, unb biefeS (SefübJ füllet unS jogleid) aud) auf uns
iflbft jurüd; mir fönnen eS unS nidjt berleugnen, baß audj unfer $)afchi auf
ben klügeln ber unauftaltfamen Q<\t Dahineilt, ein Wugenblid ben anbern
üerbrängt unb roieber Don einem anbern Derbrängt mirb. ($rf4)ttttenber ©e»
banle! ©o roie rings um nnS Ijer bie formen unb färben ber fa^öner.
9iatur in eroigem 5öed()fel f)infa)roinben, roie bie raftlofe allgewaltige Bewegung
über ben unermefelia^en JfreiS ber materiellen Söelt l)errfd)t uub feinem 2öe)en
IRulje unb ©tiDftanb gönnt, fo Derliert ficr) audj in ftiller unaufhaltbarer $lud)t
unfer eigenes $afeiu, unfer beuten, unfer £)offeu uub ^ürä^ten, unfer 5k
getjren unb g^len, aüeS fcfcminbet üor unferm ©ewufetfein Ijin, unb mir
tönnen nichts feffeln.
„GS ift fd)retf(i$", fagt ^aScal, „alles, roaS mau bejifct uub woran man
fiefc hält, unauffjaltfam Dergeben ju fetjen unb nic&t nad) etwas »erlangen,
baS unroanbelbar bauert!" ßeiber gibt eS ber oerblenbetrn 9Renfd/en nur
ju Diele, bie gefüf)ßo$ auf biefem ©ctyaupla&e eines allgemeinen 38ea)fel* um*
bertaumeln unb leine Äegung eines folgen Verlangens füllen, 2Defen, roela>
niebrig genug finb, fia) gleia)gültig unter bie iprannei ber 3*'* $" fügen,
niajtS ju roünfa)eu, als bafe fie nur, ba [\t einmal &errfd)t, roenigftea* ein
Digitized by Google
- 563 -
angenehme« Spiel mit ihrem $afein treibe, unb fte auf eine qualenfreie,
fanfte Seife jum Wchtfeiu überführe, 2Beld>e #erabmürbigung unferer er»
Ebenen Seele! Selche er)do^e Ergebung unb 93erjichtleiftung auf alle« ©rofee
uub (Sole! Sein $afein ^infc^ioinben füllen, wie ba§ Stofein ber toten
^Pflanje, ba« 2oo§ ber Sergänglicbfeit mit bem unebelften Sefen ju teilen,
511 glauben unb nicr>t ju gittern! Wan mufe feine Wfmwng ber SRenfcbenmürbe
beftyeu, um ju einer folgen SflaDengebulb h«abjufinfen; man mufe bie
fünften ßeime be« ©eifteS unb $er$en$ erftidt höben, um beu ©ebanfen,
unfer ßebcn Derwebe wie ber £>aud) ber Öuft, ertragen 311 fönneu, ohne Set)n«
flicht nach $auer unb Unoergäuglicbjeit.
So ift ber 9Wenfdj gejtimmt, meiner feine ebleren Anlagen entmidelt
uub fid) jum ©efüble ber Roheit feiner Watur erhoben bat. (5r fann ba«
SBeifpiel afler biefer Sermanblungen ring« um ibn tyz, biefen enblofen 2Berf)fel
Don 6rf$einen unb Serfcbwinben, Don (Sntfteben unb Sergehen, Don ßeben
unb 5ob nidu* betrauten, ohne in eine tiefe Schwermut ju ftufen. 9lflein biefe
Schwermut ift itjm b,öd)ft belebenb, fie Derfenft ibn jmar in fein inneres,
aber fie wedt eben baburch ba« Dofle, lebenbige ©efübl feine« eblern Selbft.
SBdbrenb bie allgewaltige 3"t außer it)m unb in ibm unmiberßehliche £>err«
ftf)aft ausübt, wäfjrenb fie fein Däfern Dor feinen Süden g(ei$fam nur Dor«
überführt, tybt fi<b jugleid) in feiner Seele ba« mächtige Sewufetfein, bafe
fein wat)re« ©ein Don ber £errfd)aft ber Seit unabhängig ift, bafe 3^* «nb
SGÖec^fel nur mit feiner Wufeenfeite ibr Spiel treiben fönnen.
W\\ biefem Sewufetfein wanbelt er benn unter ben berrlichften Sjenen
ber Watur; mit ibm begegnet er bem ftaufcben ber flbenbwinbe, mit ihm
laufet er in erhabener Melancholie bem ©eflüfier be« gefallenen erftorbenen
fiaube«. Sechfeit immer unb fchminbet — ruft er bann im ©eifte — ibr
ftormmen ber frönen, rührenben Watur; fliege felbft bu bin, furje« öeben,
welche« mir nur gelieben ift, id) weife eine &raft in mir, bie in ber pHe
i^rer Freiheit ben ftampf mit ber 3«* beginnen unb auSbauern, bie in
ber Witte biefer fflaDifdjen Waturmefen ibre Selbftänbigfeit behaupten fann.
— O, ibr fragt nicht, welche Äraft bie« fei; angewandelt bon Eiligen
Stauern fttblt ibr eS alle in biefem flugenblide, bafe eS bie tioty tfraft ift,
Dura) welche wir fittlid), tugenbbaft fein fönnen; mit biefem Sewufetfein
fühlen mir unfer wahres Sein, unfere Erhabenheit über 3«* unb Sechfei,
unfere Sürbe unb unfere Seftimmung. —
3n allen 3"t?n uub burd) ade ihre Svenen wedt bie Watur Smpfinb-
ungen in uns, bie mit ber Sittlichfeit nahe Derwanbt finb. Sei ihr fönnen
wir nie genießen, ohne un« ju Derebeln; ihre ?£reuben finb ernfte ftreuben.
3ebc 3ahreSjeit hat ihren eigentümlichen Gfjarafter, ihre eigentümliche Seife,
wie fie bie Seiten unfere« #erjen« rührt. W\t ©efüljlen be« Nantes unb
Digitized by Google
— 564 -
ber Siebe erfüllen uns bie lactynben hoffnungsreichen (Srftfceinungen beS früh-
lingS. — 2öenn mir bie Watur nach ihrem langen Schlafe fich aufregen fet)en
unb bei ihrem aflmälichen Srroachen it)re Sfffi^e fich auf lieblichfte ent-
falten, roenn unS aus allen ©jenen jener frönen Verjüngung ftüQe be4
Segen« für bie ßebenben entgegen lächelt: bann Öffnet fich, Don einer fünften
(Bemalt fnngeriffeu, uufer $erj ben ebelfteu 6inpfinbungen, bereu mir fähig
finb: roobltffätig ju fein, wie Die Watur; ju beglüden, roaS noch be« ©lüde*
bebarf, ift baS Verlangen, roelcrjeS unfere ganje Seele einnimmt. 3m ^erbfte.
in biefer intereffanten Sterbest ber Watur, bie je&t fo füfc melancholifä)e 6r*
fcheinungen bor unfern klugen Dorüberfübrt, roie mächtig fpricht biefe 3ar)reS$eit
ju unferem #erjen, roie mit fanften Grfdnitterungen raufet fie an bie Saiten
beS ^etjenS unb errordt ert/abenfte ©efühle: baS ©efütjl für Freiheit unb Sittlich
feit. Sief gerührt blidt ber empfinbfame Wenfch in ber Witte biefer Huftritte
umher, unb roenn it)n auf ber einen Seite baS Schaufpiel be§ langfamen
SobeS ber Watur mit SÖeljmut erfüllt, bebt ifjn auf ber anbern ber ©ebanfe
ber Roheit unb Söürbe feines SÖefenS mit (Sntjüden empor. O, feufjt er
bann mit einer ^fjrüne ber ebelften Segeifteruug, baß ich auch ftürbe, roie
biefe Fallit ! Sie ftirbt mit Segen für bie ganje 5öelt, unb auS ihren legten
3ügen lächelt gleichfam bie 3uberfta)t, bafe fie balb roieber erroaajt, ju neuem
Segen ermacht. ftönnt ich roanbeln über bie §rbe mit eroigem SBoljltfjun,
alle Söffen burd) Vanbe ber Siebe an inicr) feffelu unb bann mit ber ©eroiB*
heit entfcblummern, ba§ mein £)er^ eine neue Söelt finbet, roo mau f£r)öner
roohl tf)tm (ann als in biefer! —
6ble, geheiligte Seelen, bie ihr fo empfinbet, ihr tonnet fo fterben unb ihr
fönnt biefe 2Belt finbeit. Seib ftarf, um ber Sugenb treu ju bleiben, unb euer
$ob roirb fchöner fein, als ber £ob biefer Watur; bie Jroffnung roirb eure
Sterbeftätte umftfyueben unb unter bem Äampf eurer SebenSträfte roirb euer
Veroufetfein im füfjen Sfrteben ber Sugenb entfä)lumtnerii. 2öoh'm führen
un§ bie ©efüljle, welche bie Sceucn beS £»erbfte$ erregen? Sie führen un*
ju bem bin, rocS für unfern ©eift unb unfer .frerj baS ßrbabenfte unb
fteiligfte ifl, jur Religion. 2öer tarnt biefe Verroanblung ber Wntur mit
jenen grofeen morolifa^en ßmpfinbungen betrauten, ohne fid) ju bem ©ebanfrn
ber ©ottbeit unb ber Unfterblicbteit ju ergeben? So roie jebe SabteSjeit
burd) geroiffe rübrenbe (5rft$einuiigen fittlid)e ©efüljle in nnferm £erjen roedt,
fo leitet auch jebe biefeS $>erj burd) geroiffe Scenen auf einem einfachen
5ßege ju religiöfen ©ef üblen, unb für ben Ulenfchnt bon jortet unb reiner
Stimmung ber Seele ift überall in ber 9?atur (Sott gegenwärtig. —
©ernifc ftimmen mir eure .frerjen ju, roenn id) behaupte, bafe bie Silber,
welche uns in biefer 3abre§jeit, bie id) bie ^abreSjeit einer füfeen Melancholie
nennen möchte, umgeben, ganj oorjüglid) tfraft befifren, uns jur Hnbacfy ju
Digitized by Google
— 565 —
ftimmen. $>er ftrühling ererbt uns ju ©ott. 2Ber fonn baS laä>nbe ©eroanb
bcr Derjüngten (Srbe, roer bie jahllofen Scenen, in benen fie bann reijenb
unb lieblich erfcheint, betrauten, ohne in flifler Anbetung beS (Sroigen über*
jugeljen; roer fonn in ber Glitte biefer Scenen bie unermeßliche unb un*
erfdjöpflicfje $raft feiner Statur berounbern, ohne Don einem 5öefen alles 511
hoffen , beffen 9lflmacht biefe 91atur aus bem 9Md)tS &um 5)afein rief?
%ber mich bünft, ber ftnbtirf ber $er(fMi$fn Watur unb bie ©eftiljle, bie
ber fterbft erregt, ftimmen ein empfinbfameS £>erj auf bie jartefle SBeife
für bie Wahrheiten ber Religion, unb biefe 3a^re5jeit Derbient eS oor»
jüglid) in biefer 9iücf ficht, bie fiieblingSjahrjeit ebler Seelen ju fein. —
HfleS erinnert uns je&t an bie Stunbe, meldet bie 3e** uu* unaufhaltfam
immer näher unb näher führt, bie Stunbe, roo unfere CebenSfraft erlösen
roirb unb roo mir Don biefer frönen ($rbe f Reiben müffen. StobeSalmungen
fd)meben uns, roenn mir einfam burd) biefe roeltenben ftluren roanbeln, Don
aflen Seiten entgegen ; mächtig ergreift unS ber ©ebanle, bafe mir baS 2oo3,
nach furjem ©enuffe beS StafeinS ein Äaub be§ unerbittlichen lobeS ju
nwrben, mit aQen übrigen 2öefen teilen.
Bber ber SRenfch oou ebler, empfinbungSoofler Seele fieljt in ber Witte
biefer fprbftligen Watur baS 53ilb beS SobeS nicht in einer furchtbaren
©eftalt; er erfa)eint ihm, mie jenem meifen Gilten, als ein freunblidjer,
töuhe atmenber ©eniuS, ber mit fanfter Wilbe bie ftadel beS SebenS aus-
löfcht. Sterben merbe ich, fagt er, aber nid)t »ergeben, roerbe aus ber grofeen
SJerroanblung, bie nur tum fleinen Seelen gefürchtet unb üerfannt roirb, mein
wahres, bom irbifajen Seben unabhängiges $afein retten. $iefe 3eit, melche alles
ringS um mich »" eroigem 2Bechfel fortreißt, führt mein SBefen einer
Unenblichfeit entgegen, einem grenjenlofen SBirtungSf reife für alle feine eblern
Gräfte. $u, ben ich fehe, ben aber mit ftatfer Stimme mein #erj
mir antünbigt, ^eiliger, roeifer, aamächtiger ©ott! $er ©ebanfe an bid)
allein flöfet mir Praft ein, fo ju hoffen; befeelt bon ihm, finbe ich i" ber
flätur nichts fchredlich, lächle mutöoü* bei bem Preislauf ber 3eiten, lächle
auf ben Krümmern biefer allgemeinen 93erroefung. $enfe ich <"* bich mit
Döllen ©efüljle eines £)er$en8, fo Derfchönern fia) Dor meinen Mugen biefe
herbftlidhen ©efilbe; mir ift, als lebten fchon roieber biefe geroelften SBlätter,
als nahte fchon ber aflbefruchtenbe ^ftühling, um bie 92atur ju oerjüngen.
$)ann fennt meine 3uDerfia)t feine ©ren jen ; ftarf burch ©lauben unb Hoffnung,
feb,e ia) einer 3utunf t entgegen, bie fo unenblich ift, roie baS Verlangen
meiner Seele.
TieS finb bie (Smpfinbungen, welche ber 9lnblicf biefer 3ahreSjeit in
ben Seelen ber übleren erroetft. C, bafe ihr fie aOe nährtet, bafe ihr fie
mit ber größten fiebenbigleit fühltet, bajs ihr mit ty'xfyx Wnbacht alle bie
Digitized by Google
- 566 -
grfaVinungeu bor (Su# öorüberget/en fäf>et! ©olc&e ©efü&le unte galten, bie4
Reifet bie Statut roafjrtjaft genie&en, ergebt un« über bie gemeinen ftreuben
ber Söelt, nähert un§ ber ©ottrjeit unb eröffnet uns auf (Srben föon
Den Gimmel. —
au£ ben Tinnef ängern.
J. B., ße&rcr in R.
(ftortfcfcung.)
Sperbogel fingt:
Ob gut, ob fälfdjt baS 2öetter fajeiu,
($in ©oft, bcr mufe früt) auf fttiS fein.
$er 2öirt jebod) behält ben friß
£)übfd) trorfen, roenn bet ©oft tym mufc
$ie Verberge räumen.
2Ber einft im Alter 2Öirt mifl fein,
S)er Darf in jungen %af)r<n aud) nic&t iäumen.
Unb ferner flogt er:
2öie bod) gut ber 9?eid)e lebt,
SBäljrenb ber Arme föroebt
3n bem Stegreif«) bura) baö 2anb!
t)ätte \ä) mia) bod) gemonbt
3um Sanbbau, al9 ju fproffen
SBegann ju oflererft mein Söart!
Wun mujj ia) brum mia) plagen unoerbroffen.
$er ©änger fjfriebritr) ü. Raufen bef lagt äl)ntid> ben Unfleife
feiner $ugenb:
3$ &abe afle meine 3«*
©erungen fa)on mit grofeem ßeib.
3$ ljatte lieb, roaö mir nm £erjen lag,
$)rum firebt' id> nad)
Der 2öei3ljeit (eiber nirgenbmo.
58ei roeifem SJlanne foll man 9tat fudjen, bie 2Borte erfahrener
Seute beachten unb befolgen:
SBertlofer §unb foQ brauchen man gur 99ärenjagb,
3ur 9teif)erbei$e roten $>abi$t, roenn erS roagt,
6in alt SRofe in* ©eftüte treiben,
ÜWit linbem Söaffer £änbe reiben,
') AI* armer Wann mufe ber Dieter unftet &u Sterbe umberf4tt>etfcn, um fid)
feinen ÖebenSunterfjalt ju erroetben (Anm. ö. Obermann).
Digitized by Google
I
— 567 —
W\i re^tem §erjen lieben ©Ott unb alle IBelt rooljl eljren,
93ei rofijem SRanne fudjen Äat unb folgen [einer ßeljre.
Spcroofltl.
unb
SDßer 9tat fi<$ fuc^t unb folget tfjm, ber Ijabe $anf,
uub ferner:
(5in 2or, mer @ut ftatt 6&ren roa&rt,
3u#t liebet einen grauen 33art.
$reue nur maa)t wert ben 9J?ann unb gute ftrage weife.
Weimar Don 3roc*fr ffl9* barum, bafe burd) SIeife unb $ücfy*
tigfeit oft ©rofeeS au« kleinem entfiele:
3a) Ijab' gehört gar mannen $ag,
'Safe oft ein klaget f$on ein (Sifen feft bewahren mag,
StaS (Sifen n>ieber roatjrt ein Utofe, baS 9lojj bewahrt ben tüc&t'gen 9Rann.
So ift ourf) mieberum genügt
3)urd) tüa^t'gen 3)lann ber öurg unb burd) bie SJurg ein 2anb fecfc^ü^t .
2Öa« ©rofee« nur gefa)ief)t, ba8 fcebt fic^ meift Don Meinen fingen an.
Zwei adel sint an den liuten ouch:
von sinem künne ist einer edel, und ist doch selbe ein gonch;
Der ander ist von sinen tugenden edel, und nie von hohem namen.
Swä dwe zwene solten leben
ze wette umb ere, wem daz lop die wisen solten geben,
sö naeme ich iu ze kempfen, der sich von Untugenden künde schämen,
Swer edel ist von raagn, und nicht von muote,
der brihet siner edelen vordem luote.
nu sprehend, ir nah spehende Hute,
sit daz der edelen vetere kint
von hohem adel gunedelt sint,
war ere mfige, dä man si müede triute? 3>erfdbe.
2)er SRann, ber bie 3ugenb untermeift, ber i&r ein 93eifpiel
eine« tugenbljaften Öebenä unb Strebend giebt, Derbient Da«
$öa)fle2ob:
2reu' unb meifer Äat, baS gieret moljl ben Ulten!
©peroogel.
Den Wann, ber bieber ift, foQ man rooljl breijjig 3aljre barauf behalten
(maß id> fage, baS ift ma&r). 2>erfelbe.
35on unferem Sd)roei$erbid>ter §ablaub befifyen mir ein @e«
bia)t, ba§ bieOöeiSbeit unb Äunftfinnigfeit jene« um SBiffenf^aft
unb ffunft ljod)Derbienten 99ijd>of3 Don Äonftanj, $>einri<$ Don ft lin «
genberg, befingt:
Digitized by Google
- 568 -
Wol uns, daz der Klingenberger fürste ie wart!
Die rechten vart die fuoren si,
die in ze herren weiten: er kan wise und wort
der sinne hört da wont im bi;
sin helfe, sin rät, sin kunst sint endelich; (= tüchtig, brauchbar)
des die wisen habten sin ze herren ger:
des* heizet er bischof Heinrich.
Sin Älagelieb auf ben $ob beS ftönigS Dttofat II. bon $ofjmen rü^mt
beffen gttrforge für SBaijcn unb Söittoen:
($r ift brm ^obr nun erlegen,
Dtum meinet, Eugen, 3ammerregen!
s2öer fofl ber 2Bitroen, 2öaifen pflegen?
6in f$öne§ 2Bort, nie ben Wut ju berlieren, [priest ftriebrii
Don Raufen:
Dem 2obe meint rooljl ju entgelj'n,
2Ber ©ott nur lügt bie &reit$faljrt bor.
Do<$ bleibt mein Glaube feft befie&'n,
Da& ber gar Übles ftd) etfot.
Jöer'S Äreuj naljm unb ben Wut berlor.
Der roirb bereinft bor ©Ott eS felj'n,
Da& tym berfperret ift baS Stjor,
Dura) baS er läfet bie ©einen gelj'n.
Sine f$önefiel)re enthält au$ folgenbeS ßieb Don ©peroogtl.
6S fäte ßorn ein ©auerSmami,
Do$ moflte eS nic^t aufgeff'n bann,
©eljr erjümte iljn nun baS.
Dn§ nädtfte 3afjr er fta) bermafj,
<5r laff' e5 brad) nun ruljen.
Wan foflt' aud) gütlid) geben, menn man'S mem
[für feinen Dienft berfpraa) ju tlmn.
DeS SöorteS tfraft befingt ftonrab bon 8ila)berg:
Keitt) an Gräften finb mo$l Kräuter, Steine;
#öl>er mufe beS SöorteS flraft id) pveifen!
2öie man tabeln unb ftrafen foll, fagt uns ©perbogel:
2öer einen guten ftreunb fid) roofjl bewahren roifl,
Der table bor ben ßeuten iljn ntc^t afljuüiel.
($r nefyn' ib,n an befonbern Ort,
Unb fag', maS er getljan, iljm bort.
Da ljöret eS ein ^tombe* nia^t,
Dort ftraf er ernft fein treiben.
Digitized by Google
- 569 -
Tod) Dor bcr 2Belt fjaft' er iljn gut,
©o tuirb ftets Äutjm iljm bleiben.
Scf)ön fagt auct) Söaltfjer oon ber 3Jogr Iroeibe :
9liemanb lenft $um ©uten
flinbeS 3ud>t mit Stuten.
2öer jur 61)re fommen mag,
Dem ift ein 2öort roie ein Sd>lag.
Dem ift ein 2öort wie ein Schlag,
2Ber $ur (Sfjre fommen mag.
ßinbeS 3u(^t mit Hüten,
9liemanb lenft jum ©uten.
Dann färjrt er weiter, inbem er bcr 3ug*nb öerfdjiebene Sr*
matjnungen gibt:
$ütet eurer jungen!
DaS gekernt ben jungen.
Stofc ben Stiegel dor bie Xi\x,
Safe fein böfeS SQÖort fcrfür.
Safe fein böfeS 2öort tjerüor,
Stoß ben Siegel Dor bie 2iir,
Das gekernt ben jungen,
4>ütet eurer 3""Gf»-
Rittet eurer Wugen,
Dafe fte boju taugen,
©ute Sitte JU erfpäfm,
93öfe lafet fie überfein.
33öfe lafet fie überfein,
©ute Sitte $u erfpäfm,
Da|j [ie baju taugen,
£>ütet eurer Mugen.
Rittet eurer Ofyren!
Ober ib,r feib $oren.
Safe i&r böfeS SBort hinein,
DaS mufe euern Sinn entmeib.n.
Das mufj euern Sinn entroeifm,
2afjt iljr böfeS 2öort hinein.
Ober i^r feib $oren.
Rittet eurer Ofjren!
©ütet mo&l ber breieu
Der nur all ju freien!
Digitized by Google
- 570 -
3ungen, Hugen, Otywn finb
3ud)tlo« oft, für gjjre blinb.
3u<$tlo3 oft, für §f)xt blinb
3ungen, klugen, Oljren finb.
Der nur ad ju freien,
£>ütet rooljl ber breien!
Huf ben „$oren" bietete SöerDogel folgenbeS:
2öer gute (Sinfutlt l)at, ber ift jum ©Ittd geboren.
3Baß man bem Stören raten mag, ba3 ift oertoren.
©iebt man tytn uudj ben beften Ütat,
So roirb bodj fetten gut bie
W\ü er nid)t allen feinen Sinn ju Dotier Xugenb teuren,
So mag man roilbe öftren roof)l nod) leidjter Warfen teuren.
Stolj unb SöiffenSbünfel aber geißelt Steinmar Don 3rof^r'
inbem er ben Stoßen mit bem (lleptjanten Dergleid)t:
Der glepljant, baS ift ber^tjor,
Der metjr rot 0 roiffen, ate er fofl.
Der (Slepljant ift jener 9Jtann,
Der meljr roifl roiffen, als er fann.
Unb fdmnmmen roifl, roo er rooljl troden tiefe,
(©ajtufe folgt.)
(aß.)
12.
Das Stecht auf 5Beaa)tung ber 3nbiDibualität Derlangt aud) eine Der*
fd)iebene erjieblidje 93eljanblung ber Knaben unb ÜJiäb^en foroofjl
$u £aufe als in ber Sdmle. Die Watur unb bie Lebensaufgabe beiber
©efcf)lecf)ter ift eine Derfd)iebene, unb biefe 93erfd)iebentjeit jeigt fia) um fo
beutti$er unb beftimmter, je älter bie ftinber roerben. Die rein ttjeoretiffyu,
abftraften unb jergliebernben 2Biffenfdf|aften, bie fid) meljr in (ogifa^en ^formen
beroegen, entfprea^en bem roeibli^en <Sef$k$te roeniger, um fo meljr aber
biejenigen mit anf$aulid>em , fonfreten Snfjalte, roo baS 3nbiDibueQe leicht
fyrbortritt, fei es an unb für fi$, ober in lebendiger Verbindung mit aubern
3nbibibuen, unb ber bie ^bantafte foroie baö ©efüljl jur $b,ätigfeit anregt unb
in *D2itleibenfd)aft 5ieljt. Der 3Rann beroegt fi<$ meb,r in allgemein gehaltenen
(Sebanten, in DieleS umfaffenben ©runbfäjjen ; bie §rau liebt baS 6in£e(ne
unb fann eS bis in bie fleinften Einzelheiten erfaffen unb föilbern. Dem
inbiDibuellen Seben gehört ba^er aua) ber SJebenSjug beS roeibli^en ©ef$le$teS,
Digitized by Google
- 571 -
roöfnrenb ber Warm fich mehr bem ungemeinen, bem großen ©anjeu roibmet.
$)af)er muß auch ber Unterricht beiber ©efdjlechter ein anberer jein unb jroar
Don Anfang au. Unb biefe 33erfd|iebcnheit hat fich foroobj auf ben UnterrichtSftoff
al3 auf bie 9WethoDe ju erftreden. 9Jcübd)en eutroicfetn fich rafc^er als Änaben ;
fie faffen auch raffet unb leichter auf. 2öft^renb ber ftnabe afleö bem
33erftanbe näher ju bringen fucf»\ fo baS ^iübitjen meb,r bem ©emüte, unb
iuäf)renb ber Änabe leidster Dom Sinjeln jum ungemeinen, bem ftbftraften
emporfteigt, |o gefällt fia) bagegen ba£ Wäbc^en mehr beim (Sinjelnen unb
2(nf<$auli$en. Auf ofleS baS hat ber Untrrtct)r föücfficht ju nehmen. Wm
beften ift baher bie S$eibung ber Äuaben unb 3ftäb$en beim Unterrichte.
5)ie Erfahrung lehrt, baß bei gemixten Spulen immer ein Seit ju furj
fommt : bie TOäbchen, roenn ein Seljrer, bie Knaben, roenn eine Severin ber
Ätaffe Dorfte^t. Diefe« WißDerhültniS jeigt [ich aber ganj befonberS in ben
obern klaffen ber ^rimarfchule unb noch mehr in ben Äealfchulen. Da
beginnen bie gemijc$ten Spulen gerabeju unnatürlich $u roerben, auch bann,
trenn $. tö. bie Räbchen Don einzelnen fächern bifpeufiert finb. Der ganje
©eift ber Schute ift ein männlicher ober ein roeiblicher, je nachbem fie Don
einem Sehrer ober einer Mehrerin geleitet roirb. 2)a§ liegt in ber Watur
ber ©ache, unb einzelne Ausnahmen heben bie Kegel nicht auf. ßntroeber
fin'o bie Räbchen ober bie ffnaben nicht in ber ihrer Watur juträglichen
Atmosphäre unb 5^hflnblung.
13.
Die 3nbiDibualität finbet ihre ©renken in ben 3ro«frn ber ©efamtheit,
ben biefen muß fie fich unterorbnen. Da§ Sohl ber SNenfchheit Derlangt
bie hatntonifche WuSbilbung be§ flinbeS ; baher barf bie frachauSbilbung erft
fommen, toenn bie Wllgemeinbilbung jkrt genug grunbgelegt ift. Da § Sohl
ber ©efamtheit Derlangt aber auch gtbieterifch bie f itt(ich*re(igiöf e
21u§bilbung bed IfinbeS, baher muf; auch fie Don Anfang an gepflegt
unb großgezogen werben, (Sinfeitige unb irreligiöfe (Srjiefjung ift eine 35er*
fünbigung an ber TOenfchbeit. (5§ barf baher bem 3nbiDibUum nicht frei*
gelaffen roerben, ob es feine ftiuber religiös ergehen laffen rooflc ober nicht.
Die fokale unb ftaatliche ©efe^gebung barf bem Unglauben nicht %f)\\x unb
3:t)or öffnen, roenn fie Dernünftig fein roiü, fonberu muß Religion unb ©tauben
fchüfcen unb förbern, bem Unglauben bagegen mit aller ftraft mehren. Da«
Derlangt baS Sohl beS ©anjen.
"Sfädagogifc^e "glun6fc§ au.
(Stbgcnoffcufrhaft. Die Statiftil ber $äbag. Prüfungen bei ber Äefru*
tieruug im§erbft 1894 ift foeben erfchieuen. Da3 Äefultat ber ©efamtleiftungen
Digitized by Google
ift gegenüber bem SJorjaljre nur um etnwS toenige« jurüdgegangen, inbem bie
3atjl ber fer>t faxten ©efumtleiftungni bon je 100 geprüften Don 10 auf 11
geftiegen tfl, mäljrenb bie 3af)l 0fr Mr 9u*fn -Molen geblieben ifi
(24 auf je 100 ©ebrüfte). 3minfrr)in meist bie Tabelle ber sßrüfung$jal)re
Don 1881 bis 1894 einen ruhigen unb fielen ftortfdjritt auf.
r*l,lM —nv
iobr
58 on je 100 ©eprüften
galten
fett aite ifeörfdjlfdjie
©efamtlentungen
1894
24
11
93
24
10
92
22
11
1891
22
12
1 890
19
14
89
18
15
88
19
17
8?
19
17
188«
17
21
1885
17
22
84
17
23
83
17
24
82
17
25
1881
17
27
Die bieSmalige 3""o^me ber fetjr
|d>!ed)ten ©efammtnoten erfdjeint ober
elroa« gemilberl, roenn man beoba<f)tet.
baß fie bei ein unb betnfelben Prüfling
häufiger jufammentrafen unb nur fo
bie fd)lrcf)ten (Mommtnoten Dermerjrten.
^ntereffanl über ben (Sang ber 9)eju(tate
einzelner ftädjer ift folgenbe XnbeOe.
fitttgö;
jatir
S3on \t 100 Geprüften batten
gute 9toien, b. b- i ober 2
{(bleute Sioten, b. b> * ober 5
Siefen
Sluffaö.
Mcdincn
SBaterL*
lunbc
Scfcn
Kuffafe
"Kcdjncn
5öatcrl.>
funbr
1894
80-
57
64
46
3
10
9
18
93
82
57
65
47
3
10
9
18
92
79
57
60
46
4
10
10
20
! 91
78
55
62
45
4
11
10
21
] 1 890
70
53
57
41
6
13
12
24
89
75
52
53
42
6
13
15
23
88
71
51
54
40
8
16
14
25
8?
72
52
58
38
8
16
13
28
188B
09
48
54
35
9
19
18
32
1885
07
48
54
34
10
18
18
34
84
66
48
54
34
10
21
18
36
83
60
46
51
32
11
23
19
38
82
63
47
55
31
13
24
18
40
1881
62
43
49
29
14
27
20
42
Digitized by Google
- 573
— 9113 Nachfolger beS Jperrn SunbeSrat Dr. ©chenl fei. im |De=
partement be§ 3""«" mürbe £>err tBunbeSrat 9fufft) gemäht. Derfelbe
l)ot i'iii) auf bfm ©ebieie ber ßrjiebuug unb be§ Unterrichtes bereit» eine lang«
jährige Erfahrungen ermorben, ba er f. 3- @rjief)iing§birettor beS ÄantonS 2Öaabt
mar unb unter ihm ba§ roaabtlänbifche (SraiehungSgefetj reoibiert mürbe. 2Öie
er fich jur ©djulDorlage ©chent ocrhalten roirb, muß natürlich erft abgemartet
werben ; bod) merben mir faum irre gehen, roenn mir annehmen, bap er einer
oollen 3rntralifatiou beS ©chulmefenS meniger jtnupatbifch ift als fein SBor»
gänger unb fo beu 9lnfchauungen ber SBeftfchmeij 9ted)nung tragen merbe.
63 fuib bieS auch bie ftnfchauimgeu beS größten leilS beS ©chroeijeroolte?.
Wargau. Ter StegierungSrat erliefe foeben eine Disziplinar* unb SM«
jiehuugSöerorbnung 511m ©efefce über bie obligatoriicbe örortbilbungSfchule.
9?ad) berfelben tönneu ©dn'iler, bie fid) fernerer DiSjiplinfebler )<hulbig machen,
Dom ©emeinbernt mit duften bis auf 10 Ar. ober mit ©efängniS bis auf
CO ©tunben beftraft merben, unentfchulbigte Slbfeiuen mit ©elbbufceu üon
20 6i3 50 Gt*.
Sfhtotij. (£orr.) %n 29. fcuguft oerfammelte fi<h i" beut iböllifch ge-
legenen 53abe Quoten bie Settion Ward) beS tatl)ol. CefjrerüereinS. Den jal)l*
reich erschienenen *Dcitgliebern unb (Sljrengäften entbot beu SMDtommenSgrujj
ber ^raie». ©efunbarlebjer £>ug in Saasen, 3n ber (SröffnungSrebe gab er
feine greube tuub über ben SuUMMfyl ber ©eftion, ba 8 neue s))(itglieber auS
bem lieben Wachbarfanton ©laruS beigetreten feien. Dura) ben fjoduo. Merrti
Referenten, Dr. 9tofer, bifcrjöfl. Slrduoar in ßrjur, fyatte ©eine Knaben, r)od);
mürbigfte §r. Diöjefanbifchof, unS feine ©rüjje entbieten unb mitteilen laffen,
mie fehr fid) £>od)berfelbe freue, bafe biefer fd)öne Skrein auch in feiner Diöjefe
fid) immer mehr oerbreite, ©ein ©rufe würbe telegraphifcb ermibert.
$)r. SrjieljungSchef SBinet, welker unliebfain am 53efuche unferer 3?er-
fammlung Oerhinbert mar, fanbte und 00m Oberiberg auS telegraprnfch freuub*
liebe ©nifee unb bie befteu 2Bünfd)e &u fegenSreidjer SBerhaublung.
Dem oortreff liehen Referate beS hod)m. £rn. Dr. 9lofer über: „bie
formalen Stufen beS Unterrichts nach $erbart»3ifl<r unb ihre SBermenbung
in ber ©dnile" mürbe mit lautlofer ©tiUe jugehört unb e$ fanb üerbiente %n>
erfennung. Da baSfelbe in ben $äbagogifchen blättern erjeheineu mirb, fo
berichte ich ouf bie ©lijjierung beS ferjr reichen Vortrages.
63 folgten nun bie 3Öar)len in'S Komitee. En bie ©teile beS eine
SÖiebenoabl ablehueuben ^räfibenten £mg mürbe £>r. ^rof. 2B. Wirtin in
©iebnen gemählt; als SBijepräfeS unb &affier erhielt bie Mehrheit Mr. Sehrer
9lug. ©piejj in Püggen, unb juni Vitium- mürbe mit lebhafter Wtlautatiou
hochm. §r. $fr. Äälin in 9hiolen ertoren.
^cachbem noch i»ei Delegierte für baS SBereinSfeft in 3»9 beftimmt roorbfit,
erhielt ftm 3cntraltaffier 6 ^rei in ßinfiebeln baS 2öort, melcher in einer
begeifkrten 9iebe bie Bereinigung ber brei fchmöjeri}d>n ©ettionen beS Vereins
tathol. Sehrer unb ©chulmänner ju einem ßantonaloerbanb anregte, maS auch
jum vBefchluffe erhoben rourbe. 3ur ftonftituierung eines jolchen mürben als
Delegierte bie brei 9Jlitglieber beS Komitees gemählt.
hierauf mar ber offizielle Teil gefchloffen, unb ein Sieb leitete jum ge-
mütlichen leile über. ^räfeS ^ug eröffnete bie Weihe ber loafie, inbem er
Digitized by Google
- 574 -
bem ehemaligen ©eminarbirrftor, tyQm. ftrn. Dr. 9tofer, bfm berbienten
^3äbagogen unb roohlroollenben, DäterliaVn ^rreunbe ber Cefjrer, ein leb&afttf
4>od) brachte. Ipochro. frr. Dr. Wofer toafttrte ouf bie 3beale be§ £efjrer*
ftanbe«, unb ber neue 5Jiaepräfibent, Öftrer Spiefe. brachte ein §0$ auf bfn
ablretenben ^räfibenten, 6efunbarlehrer ©Hfl, brr bie Seftion Storch grünben
half. 2oafte, ßlabierjpiel unb Sieber, ernju unb fyumoriftifcfr, ®olo, Ouar*
tette unb ßhorgejänge roecbjelten auf's angeuebmfte mit t hinüber ab unb matten
ben ^ag nebft ben erhaltenen Belehrungen $u einem genußreichen, ber nexb
lange in guter Erinnerung bleiben tuirb.
Staiern. 3n 53aiern muß e5 gut um baS ©d)ulroefen flehen ; ba Ratten
üon 26,493 SRefruten, bie 1894 jur Prüfung famen, nur 16 mangelhafte
©dmlbilbung.
Portugal arbeitet fräftig an ber Jpebung be§ ©d)uhüefen§. (Sin fönig*
liehe» $e!ret orbnet bie« 3obr bie törünbung Don 500 neuen Elementar»
faulen an; für ba« nächfte 3al)r fogar üon 800.
mt ber Seit feiumi'ä bort).
2öor)I manches Samenförncben fällt
3n tot ©eftein unb Dürren <2anb
Unb fttrht bod) 11 Mit ; nein es behält
3m öben, unfruchtbaren Sanb,
Ob auch genährt nur fümmerlid),
$>ie fleint: unb SScbenStraft in fid).
($8 fommen 3abre unb Dergeb'n,
$ic 3eit, fic änbert SBalb unb ftlur,
XaS Äörulein Witt nicht auferfteb/n,
l£8 jeigt oon äeben feine cvüt,
9US tuär', ber Slu&enluelt entrüeft,
ßängft beffen ftraft im fletm erftieft.
Dod) munberbar! Ter Gimmel fentt
(Sin £röpfleln labenb Tau hinab,
Unb feine Äraft, Dom lau fletränrt,
©nttotcfelt fich im tiefen ©rab:
1*8 bricht ba8 fförnlcirt rafch geroor,
Sprofu auf unb ftrebt jum Sicht empor.
©0 Hegt in manches SWenfcben »ruft
flucti fo ein »ornlcin oft Derftecft.
Unb fdjlummert ba, un8 unbetou&t,
5Si8 e8 Dom 6d)icffal aufgerueeft,
W\t ScbenSfrifche angefban,
©rquicflid) fängt }u machten an.
X'rum werben fchon »u jener :\c\t,
$>a er noch jugenbfrifd) unb jart,
$em (Seift bc8 SRenfchen bingeftreut
SJiel ©amenförner ebler Ärt,
£af$ auferftch' bie frflhe Saat,
ffienn einft bcS ßebens Düne naht.
2öohl MiiDcr ein ftinb jur 3ugenbjieit
Jöcrftebt be8 ©prudje« ®inn unb (Mein:
„la- Xhränenfaat wirb einft jur ftreub V
2Ueil e8 nicht roeifj, roas Stummer ijciftt,
Unb manches fagt baS Sprüchlein per,
©ein Huge bleibt boch thränenlecr.
Digitized by Google
- 575 -
9M ift bie 3«it otelleicqt nieqt fern,
©ie ftcljt oft gar nid)t lange an,
ÜBo biefe« ©prueqc« tiefer ftern
8ci itjm gur SBabrqeit werben fann;
£er 2Öortc Sinn liegt auf ber ftanb,
llnb flar begreift itjn ber Ükrftanb.
Unb wa8 e« früher uicqt üerftanb,
iliiaö otjne (5inbrucf leer oerqallt,
2)al wirb jum Stab in feiner $>anb,
IUI bem es. frotj burd)'« ücben Ballt;
wirb fein Iroft in bitfrer Not,
©ein Jpoffnungsaufer felbft im lob.
X'rum pört, bie iqr örjicqer l)ei&t!
„(#ebt folcqe Sreime jebem tfinb,
$ie ganj burdjioctjt oon Wotte« Weift,
Sowie cntwirfluugfcfäbig rtnb;"
(i-ntwirfeln wirb ue jene Mraft,
Xie Ijeimlicq wirrt unb ciuig frfjafft.
2ßcnu reblid) ba8 oon t^ud) gcfdKb'n,
ftabt ihr erfüllt bie größte v4$flicqt,
Unb werbet bereinft gut beüetj n
iüor tfuerc* Mcfjterä Angefleht.
si«on (Hott allein fonnnt ba* Webeih/n.
(J. 8ch. in U.)
qtäftaoogifdK Vittcratur unb £et)tmMtt.
3n ber ^udjbanöluna il. Huer ii Tonouroortb finb erfcqienen;
1. Sratboltfcqer ße hrer = Äalenbe r auf bad 3aqr 1896, mit ©rloeitcrung auf
bic 3obrc 1895 96 unb 1896 97. »oit Üflatt). «ebelc. Mit ^rorrait unb üe=
benebilb 3- 30». &elbiger$. 1 SR.
2. «alenber für fatq. ßeqramt8*Scanbibaten auf ba« 3aqr 1896, oon
bemfelben. I 2R.
3. Xaftqen* »alenber für bie fiubierenbe 3uflenb, o. ftr}. «ogt. 40 $f.
4. !Rapqael = Äalenber für junge Arbeiter. 20 $f.
5. Notburga Malenber bei. für l'iäobe. Sßrei« 20 $f.
6. Seutjdjer XicrfdjuO^falenbcr. ^retö 10 »f.
7. £er © olbatenfreunb. »alenber für tatpol. ^olbaten. $rei* 20 $f.
8. ftiuber = »alenber. 20 $f.
9. rtatljol. «brcitVftah'nbcr. 50 $f.
10. SHonifa=Malenbci. 30 $f.
11. »ernabetta st alenber }. Sqren 0. Unf. L Jrau 0. üourbe*. 30 $f.
2>cr reidje 3nqalt, bie fajone, bequeme »uSftattuna unb ber billige $rei*
m a dien biefe icaleuber burdjau* empfehlenswert; mir münfeqen ihnen baqer bie
roeiteftc Verbreitung; befonber» inaeqen mir bie tatqol. ßcqrer unb ©eminariften,
fomie bie fatqol. ©tubenten auf 9tr. l, 2 unb 3 aufmertfam.
3n ler Kaumannftqrn ^uManolun.u, Xülmen I. ©. unb bureq alle öucqpanb
luugen finb §u haben:
1. ftinberlegenbe, herausgegeben o. fjreunben ber diriftl. 3ugenb.
2. ßaumannfd&e 3ugenbbibliotqef.
3. 3ugenbqort. 3Quftrierte 8eitfeqrift für bie fatq. 3ugenb. fterau&gegcben
unter SJHtwirfung o. ©ciftlicqen unb ßcqrern o. 91. 91 eu mann. (Srfcqeint in
möcqentlieqen Wummern. 3aqrg. geb. 2 9R.
4. S)ie <qriftli(qe ßeqrerin, wie fie fein, wtrfcn unb beten fott, oon Dr. 2B
Gramer. C«cb. l SR.
6. $er (qrtftlicqc fieqrer, wie er fein unb wirfen fofl; oon bemfelben. (*Jeb. 1 M.
Digitized by Google
- 476 -
7. Des Lehrers Droft im (Sebete. Äat&oL (Sebetbud) für ßebrer unb 2e^
rerinncn, o. St). Dreisel, Lehrer. ®eb. l SR.
Sir möchten bie (Ueiftltc^rn, Lehr« unb Sorftänbe ber 3ugcnbbibliotbeten auf
biefe oonüfllidjen Schriften unb Sucher befonberS aufmcrffam machen. Die 3««
genbfdjriften crfdjeinen In fortlaufenben Sänbcben A 25 $f. 3ebeS Sänbcben bilbet
ein abgefcbloffeneS ©ange; brei Sänbcben in einen eleganten Leinroanbbanb Gereinigt,
fo(ten nur l 9R. Sis jefcl finb oon ieber Sammlung 13 Sänbcben erfchienen. —
Die (Gebetbücher für Lehrer unb Lehrerinnen ftnb gang ooraüglicb; iic cntbalteu
auregenbe Sctracbtungen unb (Gebete unb merben gewiß fetjr Diel (Düte« ftiften,
wo fie gebraucht werben. 2Bir empfehlen alle biefe Schriften aufs märmfre.
M Der ^udjörurtcrci $nbrr in WltDorf erfepien in ^weiter, oermeprter Auflage
Ucbuiaäfioff für Sortbilbungsfcbulen o. granj Wäger, SReftor. $rei§ be« farton.
(*rempl. 65 JHp.
(Hn Sergleid) mit ber I. 2lufl. jciqt, bau ba« Süd)lcin ba unb bort bie uer-
beffernbe öanb erfahren; borfj ift c« mtt Recht fo eingerichtet, bat; e« auch neben
ber 1. Hunage gebraucht merben fann. Der neue Stoff tarn als Zugabe in beu
Vlubang. Durch bie Sermebrung ber Lcfcftücfc ift ber ÄuSwatjl bureb ben ätbrer
ein größerer Spielraum geboten, was nur au begrüßen ift. SBtr lönnen baS Süd)
lein aud) in biefer 2. Auflage nur auf« lebrjaftefte empfehlen ; e« wirb in Repetier«
3ortbilbung«= unb Sefunbarfcbulen mit großem 9iufeen gebraucht merben. Seine
burd)au« praftifebe (Einrichtung hat ihm auch überall im gangen Sdjweijerlanbc
eine reidje 3ahl oon ftreunben in ber Sdjulwelt ertoorben. 3n uieUn »antonen
ift c« bereit« ftaatlid) eingeführt.
Vciifabrn ber fatbol. fteligioiiiebre für höhere Sehranftalten P. Dr. £beob.
Dreher. III. bie hl- <§aframentc. ftretburg i. Sr. Jperber'fdjc SerlagSbudjbanb-
lung. 0,30 SM. — »larc Uberficht, präjife Definitionen, furje, aber treffliche Sewei«*
führung, mißliche SBinfc für ba« praftifebe Leben zeichnen biefe ReligtonSlebre au« ;
fie eignet fid> befonber« für Hnftalten, wo bem Religionsunterricht menig Seit ge*
mibmet merben fann.
lie bibiifrben «Über unb ihre Sermertung im Religionsunterrichte in ber
Solf«fd)ule. Son $r. SBolf ^Sürgel. 2. oerbefferte Huflage, ftreiburg, Berber'
fdje Scrlag«banblung.
VI. 88 <©. 60 $fg. — Da* Südjlein giebt juerft eine furje ©cfd)id)te ber
biblifchen Silber, fprtcht bann dorn 9luben berfelbeu für beu Unterricht in ber Scbule,
oon ben Änforberungen an bie biblifdjen Si ber unb beurteilt bie gcbräudjlicqftcn
biblifd)en Silberroerfe. Den Schluß btlbct eine Hnmeifung jur Sebanblung
ber bibl. Silber. SBir empfehlen ba« belehrenbe unb anregenbe Sd)riftd>en öden
Lehrern unb 5rated)eten; e« mirb ihnen oon großem yhttjeu fein.
3m Serlag Örtcbrid) Ruftet in Regensburg ift erfchienen ber Regen«*
burger 9Raricnfalcnber für ba« 6d)altjahr 189G. 31. 3abrgang. 50 $fg. —
Dirfer allgemein befannte unb meit oerbreitete ftaleuber bebarf feiner meltern
Empfehlung; er hat fid) feit 3afmebni«i burd) feinen trefflichen 3nhalt unb feine
fchöne 3lueftattung genugfam empfohlen.
Upologie btt (Sbriftentnm^, o. Dr. $ranj Dettingen 7. Huflage, bcrau«>
gegeben oon Dr. ©ugen STOülIer. ^reiburg i. Sr. 1895. $jerber'fche Serlaa«
hanbluna. Sereit« ftnb 4 Lieferungen biefe« oorjüglichcn SBerte« erfchienen. 3n
unferer 3tit, mo bie (Mrunblageu be« (Glauben« oon ben Ungläubigen mit atten
Mitteln angegriffen werben, ift e« jebc« aebilbeten Laien ^flidjt, ftd) aud) mit ben
nottoenbigen unb paffenben 2Baffen jur Serteibigung au«jurüften. 3n biefer bar
liehen Slpologie finbet er fie; jugleicb aber mirb burd) ba« ©tubium berfelben auch
fein Wlaubenfcleben auf« neue geftärft nnb befeftigt. Stögen recht oicle Äatbolifen
biefe Lieferungsausgabe fich anfdjaffen. Die Auflage erfd)eint in 20 Lieferungen
ä 1 Warf.
Digitized by GoOgi
3nr Söfebercrinnernnq. Aroel ^efenntniffe über t»en fonfefRottflofe« Religion«»
unterriebt bei 2lnla& bcr StSfuffton betr. öunbeSfubDention ber Solfsfchule im
Rationalrate. (5. guni 1893.)
1) $err Gurtt fagte über ben fogenanntcn fonfefftonSlofen Religionsunterricht
folgenbeS:
r3ch fteflc borauB bie fonfeffioneffe Seite beS ScbulartifelS unb ba ftnbe ich,
bafe ber Hrtifel (Hrt. 27 ber SBunbeSDerfaffung) gegenüber bent frühem 3uftanbe
einen großen ftortfehritt begrünbet bat, bafj er auerbingS auch bo nur au einem
Xeile ausgeführt morben ift ober bafj auch bi« noch eine Weibe Don Sfragen offen
unb ftreitig geblieben unb, bog mir aber hier hoch nidjt au nagen hätten, eB fei
toenig ober nichts aeferjeben, um bie 58eftimmungen beS SBerfaffungBartifelB anju =
toenben. S)crfclbe tagt in erfter ßinie, bafj ber öffentliche Unterriebt, att'o aud) ber =
jenige in ber «olfSfchulc, Don allen Äinbern fofle befuefct merben fönnen, ohne bafj
fte eine ^Beeinträchtigung ihrer ©laubenS* unb ibrer ©emiffcnSfreibeit erleiben.
3)iefe SBeftimmung ift, glaube ich, jiemlich burchgeführt morben babureb, baü man
fernzuhalten oerfudit bat Oom Unterriebt, Don Den Mitteilungen beS ßebrerS, Don
ben Lehrmitteln, inaS irgenbmie bie inbiütbucüe lieber je uguna ber ftinber, beim,
ihrer öäter ober SBormfinber nach ber religiöfcn Seite bin beleibigcn möchte, unb oer
SöunbcSrat bat biefer ©eftimmung eine fchr flare unb fcharfe Deutung ieberjeit
gegeben. 3<b erinnere Sie beifptclBmeife an ben fog. Rorfcbacbcr RefurS, mo üer=
fügt morben ift, bafj ein ftinb ieberjeit auB bem Religionsunterricht, menn berfclbe
tu Scrbinbung ftebe mit bem übrigen öffentlichen Unterriebt, ohne weiteres fönne
aurücfgeaogen merben, eine Sluffaffung unb (Srflärung be« SunbeSrateS, melcbe fleh
fcheinbar gegen bie Orthobojie richten mürbe, roeil fic ben ©emiffcnSfcbutj für alle
Diejenigen in fich enthält, bie niebt einem pofttioen 23efenntniffe beipflichten. Slber
auf ber anbem Seite ift auch, babin gehörig eine Sfrage, bie in Solotbum fpielte
unb bie un8 jeigt, bafj bie betreffenoe ©eftimmung ebenfo gut ein Sdju& ber
pofitioen ©laubigen ift, mie ein (schüfe für alle bie Leute, melcbe einem
s£efenntniffe ber ebriftlicben Religion nicht angeboren. Tort nämlirb hat man bie
Sluffaffung nicht aufreebt erhalten fönnen, bafj bie StaatBbehörben befugt feien,
einen fogen. f onf effionSlofen Religionsunterricht au erteilen. man hat
Dielmehr ben ftinbern ber ©läubigen baS Stecht geben muffen, fich oon
einem foleben mehr atbeiftif eben Religionsunterricht fern ju hatten.
„Sie fehen, eS ift einer bcr ©eminne beS SlrtifelB 27, ber allen ©laubigen
unb Ungläubigen baBjenige ©ut gebracht hat, melcbe» fte au febäfeen miffen, bie
Freiheit beS SefenntniffeS." (amtliches ftenogr. Bulletin HI. 3ahrgang, Seite X)
„3* habe fchon ermäbnt, bah £8 Lehrmittel im Lanbe gegeben bat, monadj
ein fogenannter fonfeffton Slof er Unterricht erteilt totrb. Run ift barüber entfebieben,
b a h biefer Don ben&inbern nicht b ei u * t merben m ufe, meil eS in ber
Ihat richtig ift, bafj bann ja bie ©emiffenSfreiheit nicht mehr gemährt mirb. JHefer
fonfefftonSIofe Unterriebt mirb Ja immer eine beftimmte Färbung haben
müffen, melcbe, menn fie Dielleicht einer ftonfeffton gefällt, anbern Sconfeffioncn
mifefäat." (Seite 4.)
2. Rationalrat, jefet RegicrungSrat So eher Don Zürich fagte folgenbeS:
• . • • 3ch glaube auch, bat? bie eihgenöffifche SBolfSfcbule um bie Religion in
ber Solfsfcfjule fleh nicht rummern foHe; ber Religionsunterricht in ber
Schule foll Sache ber ftonf ef f ioneu fein unb berStaat f oll fomeit
entgegenlommen, bah er im ßehrplan für bie Erteilung beBReli»
gionSunterrichteS 3 c i t giebt; aber mer ben Unterricht erteilt unb mie er
erteilt merbe, baS geht ben Staat nichts an: baS ift Sache ber Sconfeffioncn.
3n biejem Sinne Dertrete ich bie Freiheit ber 5eoiuefrtonen unb bin burchauS ein«
Dcrftanben, bafe e» feine fonfefftonSIofe Schule in bem Sinne giebt, bafc eine
Schule fonfeffi onslofen Religionsunterricht erteilen fann; einen
folchen giebt eS auf ber ganjen SBelt nicht, fonbern bie Äonfeffion ift immer bie
©TfcbeinungSform ber Religion, unb eS ift noch nie eine Religion aufgetreten als
in ber Sorot einer beftimmten Äonfeffton. Ueber bie ©egenfäfee unb Schmierig^
feiten merben mir alfo nicht hinauSfommen babureb, bafj mir etma glauben, hier
gemeinfame Rormen auffteüen au tönnen. ©eben mir ber Kirche, maS ber Sfirdje
tft, unb bem Staate, maS beS Staates ift.- (Seite 85.)
Carl Mmmiii m Üteujikcn
ctnjig berechtigter ftabrifant in ber ©chroeia pon garniaöerä tiatf ntierte« 2nm
geraten, empfiehlt Den tit. 6d)ulcn, Slnftalten unb Vereinen feine, bon erften «u
toritäten rübmltdjft besprochenen 3frnts unb ^riiftftärfer unb Banteln mir
feften unb rebujicrboren ©ctuidjten ju bebeutenb ^erabflefc^ten greifen. $rofpe!t(
unb $ret«tffte, fotoie Ia. 3cugnifle oon ©chulmännern fteb.cn gerne ju 3>ienftcn.
3lorifcl & tytbtv, aittttcrgofTe, $t. ©allen
empfehlen ben tit ftircbcnoorftänben, ©eiftlichen, ße&reru unb SJcufUbtreftcren
höflichft ihr neue«, beft affortierte« ©efdtjäft in
fuum, äBHptolien & ^iiiifiiiftniineiitcn
nebft gctnanftalt in 9Hanoe, Harmonium* unb SRiittfaltcn. 3)urd) por-
jüfllicfte iöerbinbungen ift e« un* möglich, jeben, ben fleinften wie ben fdiioicriaft«
auftrug, fei cS Wnfichtäfenbung, Jöcfteflung ober Reparatur, fcr/ncüi'tcns au*jufübrrn.
Unter 3ufid)crung billiger, frcunblidier unb promptefter Öebienung getebiu
t)ocgocr)tung8öoflft
Senj. Jtoeifel, alt ßehrer.
"fber,
Gilbert Süöcbcr, Kaufmann.
3m Serlage ber Unterzeichneten finb erfcrjienen:
Wager llcbiuiagftoff für gottdtlbimßgfiöulen.
Aiocite Auflage, mit einer 3wflfbe.
$ret« be« fartonierten dremplar« 65 (St.
2>ie sehntauf enb ©remplare ber im legten fccrbft erfchienenen erften äuftaü
toaren in 5 SRonaten Pergriffen.
|t(t{}Cf §*) ySi[lU$ »»ffltt6«n RelniteiprSfungeit.
— *ret« je 40 (Et*., pariiemoetfe MUtger. —
«udjbtiufcrei §u6er in 9Utborf.
©oeben erfchien
'Ltlir- IL HC IfUHQ) V'mern. 35a« »uch eignet ft* treffh:
' r auch jur Grinführung in anbem Kantonen
Segen ftejugSbebingungen toenbe man fteh an Stäber & C£ic, 8ud>
Ijanblung, ttugern.
ftattjolifdje* fmabe»prtt|t<mat
Bei $t 3#tc§aeC in ?ug.
Unter ber t)- ^ßroteftion be§ t)o$\v\\. 93ifd)ofS Don Qajet-ttugano
C9röffnuna be« neuen Schuljahre« ben 9. Of tobet Eintritt ben l. Oftoba
Tcut (djer Dorlar« (Obere (Stufe ber ^rimarfchule, ^Repetier* unb 5ortbilbuu$öfd)ulO,
iHcalfcbole, üebrcrfemiuar, ^tiuuia fluni, befonberer Öorfure für franjonfctie unt
italienifche 3&glinge jur (Erlernung ber beutfehen Sprache. — ^rofpelte gratt« ml
franlo. SWhere Sufjchlüffe erteilt
$te $trcftiotw
Digitized by Google
9-50
t Uittrr.
bc« „6<|Det|. (fcritebumtffreiiibe«'' »oö »er „$aDaßOß. Wpiat«fdjrift
ii
beB Vereins tat fco L ffljrrr unb Sdjulmänner
5er Sdjioru
unb beS fdjmci^crifctjcit fatfjol. ©rjtc^uugdttcrcin«.
Jmritrr la^rgang.
19. tjeft.
(Iftrfdxuit 2 «oflcn ftarf i< ben 1. unb 15. (in«» jcbcn Vtonattf.)
I)ru(f unb &£pebition oon 3. SR. 2Mun|d)i.
1895.
Digitized by Google
§n$aCt.
€rtt
1. 3« G4*l\mt Mb efttirfftea gdjulüorlaflc. (»ortrog t>on Dr. S9edf
öon ©urfee) . 5":
2. öcrWIüi« be* Kcbrer« iura Sanier anfterboib btr 6<tiuic. (SBon 3- ©r.,
2<&rcr in 3uß- (<5*lnfe.) 583
3. «Botin begeben bic #orjn«e be* Xaftfftrriben*? («on 3. ©öfä,
ßebjrer in JHoot) 58«
4. ItfbaflOfliffte «ebaifen an* btn Winaefännen. (3- 93-, ßeljrer in 9t.
©d)lufj.) 591
5. Die IV. (ücicralücrfamraltmfl be* iötreinS fatfjol. ßcljrcr nnb 6d)ulniönucr
ber 6d)tüci$ in 3ug . 595
6. $äbaßogtf4e WuibfAau 604
7. ^ibidoflifibc gittrrrtir W7
8. Stfcrtte.
Digitized by
I
örtiumiftfo
'im III ♦
beS „Sdjtoeij. erjifittngfifttttfibeö" unb ber „Wtotgog. aRonatsfärif*"
Tfwnn* fcöffi. jbfjw unb J^ulmämw bir ^tn«$
unb bed fd^toci^crifc^ett fatfyol. ($r$iet)uug3bereM$.
3ttfl, 1. Oftober 1895. M 19. 2. $at)rflang
9tebaf tion&f ommiffion:
TM eemtnarttrcrtof«: I Knill, $t|Nr4,Stt}CTn; Panmaartner, 3u«; Mc b«&». fctrtn: Dr. grUwt.
ficfn, «rof-. «*w ; geo »«4, <&f«rm, »eta, Jtt. ct. «tan unb $m ««*m »ipfll in fftftfetb, Uri.
Die «infcnbunatn ftnb an 'emtnarblrtrtcr » a u m 90t tnc t |u rieten.
Abonnement:
«ff^cfcrt mnnatll* 2 mal ic ben 1. unb 15. be« Wcnatl «nb fojlct |MrU4 f*t B«teta«mita,ll«bet 4 9c;
ttt 8«bTarallfanbtta«fn 3 %X.\ fftt «i*tmitalttbtr 5 gt. TUfttUnnaen brtn »«tltoft. 3- «■
SlinUi, tluibrutf«, 3«fl- 3nfttate »ctbtn tlt T5ctUj<itt mit 10 «p. btr«4nct.
Jur Sdjulfrage unb Sdjenk'ftlKn Sdjuloorlaoe.
(Söortrag oon §errn Dr. 3. iPecf oon töurjce, an ber IV. ©eneralberfatnmlung
ber fatljoL. yefjrer unb ©cbulmänner ber Sdjtoeij, in 3«fl)
Da« &oa>erel)rli4)te ^räfibium Ijat einleiienb bemertt, roir müffen un«
auf einen beoorftefjenben ftampf um btc Schule gefafet machen. 3äj a&er
meine, mir fönnten nun balb ba$ 25. 3ubeljaljr beS f#mei$erifd>n ©cfnil*
ftreite« begeben. $ljatfäa)!i<$ Ijat biefer mit ben SBer&anblungen be« Wational-
rate« über bie erjle tBtrfaffungSrebtfton nm 6. Wobember 1871 begonnen.
Damals aflerbingS tobte ber Äampf sunäddj! nur in ben oberflen parlamen«
tarifa>n Legionen, wie ber ftörjnfturm juerj! um bie einigen ©ipfel ber
WIpen tobt, um frernaa) jerftörenb in« %f)a\ herunter ju foflen.
ÖejjtereS wirb nun balb gefa>ljen. Sinnen wenigen SGßoaVn wirb im
ea)n>eijert)ol!e ber ffampf um bie d>TtftIid)e ©cfmle entbrannt [ein. ift
bafjer nidjt oljne 3ntcrefff, bie ©enefi« namentlid& ber neuern $r)afen biefer
Seroegung etroa« berfolgen, jumal fia) barauS einige bebeutfame ©treif»
(ia^ter auf bie gegnerifdje $aftif unb bamit auef) ein Qsinblid in bie legten
3tele unb Seftrebungen ber treibenben Elemente in biefem ©eifteSfampf ergeben.
Seim erfien 93erfafjung«entmurf bon 1872 mürbe ein ©djulartifel erft
im .Stabium ber Söiebererroftgungen bura) Stic^entfdjeib beS ^räfibenten
SR. Srunner aufgenommen, Die natürlich rabital befteflte nationalrät (idje
ftommtffton mar bamal§ noa) gegen jegliche (Sinmifcfcung be« Sunbe« ins
93ol!«fa)ulmefen. dagegen enbete bie jroeite IRebifionScampagne bon 1873/74
Digitized by Google
- 578 -
mit einem teilmeifen Siege ber (Sentralifhm. Aus iljr ging Art. 27 be:
JBunbeSterfaffung in feiner gegenmärtigen ©eftalt Ijerüor. 9to($$er ruhten
bie ©ieger geraume 3«* QUf ü)Xfn Lorbeeren, bis 1880 ber fenfation*
bebürflige $ürfpre<$ «DlatfnaS ©($mibli mit feinen befannten 2e&rfönxftern=
refurfen bie §rage mieber in gfofc «"b b« ©emttter auf einige 3«* in
Aufregung braute, Diefe fltefurfe fyaben jroar nie eine befinitite (Srlebigung
gefunben; bagegen Ijaben fie ben Anftofj gegeben jur Ausarbeitung
beS berühmten ©a^enf'fa^en ©ajulprogrammeS. 2BaS bie 8ebr
fa)mef}ernre!urfe auf einem einzelnen fünfte anflrebten, baS mirb im progtamm
©a>nf auf breitefter öafiS burajgefüfn-t : bie boOftäiibige Saiifierung (lsucite)
unb ftonfeffionSlofigfeit beS Primarunterrid)te§. SWan fjat jur 3eit niel
geftritten unb ffreitet Ijeute nod) barttber, ob baS ©djenff^e Programm
ben ß^arafter einer blofeen Prtoatarbeit ljabe ober ben eines Parteiprogramm*
3m erfien ©abreden über bie 93eröffentlid)ung feines programmeS, roelaV*
immerhin als offizielles Aftenftüd beS Departements beS Innern unter bie
rabifalen Witglieber ber SunbeSterfammlung terteilt roorbeu mar, 6eftritt
6d)enl bem Programm jeben offiziellen ober programmartigen Qfjaraftrr.
©eitler aber fyat bie rabifale Partei ju oft unb unterboten $u biefem pro»
gramme gefdnooren, a(S bafe nod) ber geringste 3'teifel üorljanben märe,
bafe ©d^enf Don Anfang nid)t feine inbioibueflen 3been, fonbern baS Srfju!
Programm ber ljerrf$enben rabifalen Partei jimi AuSbrud gebrannt fyxt
AflerbingS mar feine Arbeit ni$t gerabe originell, fonbern fo $iemli$ ein
Abflatfä) ber franzöfifdVn ©a^ulgefefce beS Attyeiften Paul 53ert.
Der roua^tige 93oltSentfd)eib bom 26. 9iotember 1882 braute bie 8e*
megung auf einige 3aljre zum ©tiflftanb, aber nieift zum Abfajlufe. ©leia)
einem broljenben Kometen blieb feitfyer ber „©d^utoogt" mit feiner 9tute am
politifajen Gimmel bängen. 2Bie ©amiel im „Sreif^üJ" tritt biefeS ©efpenfi
balb beutlid>r, balb terfdrtoommener, balb in bebroblidfrer 9{dt)e# balb taum
meljr fufybar auf bie politifdje $(n)ne; balb mieberum f$eint eS ganj in
9tebel fi$ auflöfen zu moflen, immer je nad> bem Semperaturgrabe ber
politifd>n Seibenfd/aften. ©egreiflidj, bafc ©d)enf fein Programm nie ter*
laffen fonnte, ift eS bo# fein leibhaftig gbenbilb, 3ug um 3ug bie 3bee,
ber ©ebanfengang, bie Sntarnation beS richtigen, auf geHärten SReformpaftoren.
Den Anlafc, biefe propljetenfatjne neuerbingS $u entfalten, gab
Ietttlia) baS Auffladern beS förberaliftifaVn ©eifieS in ber Soll-
ing iatioe. 35eaä)te man mofy, bafe fa>n baS urfprüngliä)e Programm
©d)enf eine SunbeSfubtention an bie $olfSfdmle borgefeljen ^ot. 28enn nun
inmitten ber w5BeutejugScampagne" einer ber eifrigflen Gentraliften baS alte
Programm ©a>nf gerabe bei biefem feinem finanziellen 3'Pfd fcröorzog, fo
lag barin, bejm. in ber Motion ßurti, ein boppelter politifa>t ©ebanfe :
Digitized by Google
- 579 -
1. ein (Sntgegenfommen, ober 011$ eine Drohung an bie ftörberaliften
b«r 3oflinitiatiDc ; ein Gntgegentommen in bem ©inne, bafe Gurti mit feiner
Üttotion ben ©ebanfen eine» 3rinanjau«gleia>S smifayn ©unb unb Kantonen
in befferer, rid&tigerer Seife ju realifieren oermeinte, als eS bie 3o0initianten
mit ber bebingiingt- unb üorbebaltlofen ©elbfpenbe au« ber 93unbe8taffe an
bie Kantone tfcun wollten. (Sine £>to$ung lag barin infofern, als ßurti mit
feiner Wotion ben görberatiften fagen wollte: „Stemmt (£u<$ in wenn
ir)r Don bem ©elbe be8 »unbeö effet, fo werbet tyr baüon fierben!"
tiefer gleite ©ebanfengang, biefe $)roljung jur Hbroefjr mifjbeliebiger
33olf3begebren, ift bem f$roei}erif$en ÄabifaliSmu« feljr geläufig. 6pria)ft $u
}. 33. einem rabifalen ^olitifer Dom „^roporj" bei ben 5Bunbe8maljlen, fo
iji er flugS jur fHiub mit brr ©emerfung: „Sdjon gut, aber bann müffen
bie Kanton8grenjen öerfdjroinben.'* $er 9tabifali8muS gibt ni$t3, otyne gleitt)
eine größere Songeffion al£ (Segenleiftung auSjubebingen.
2. (Surti will mit feiner Lotion bie alte Kegel betätigen : Divido et
impera. '©er ftonrabitag 1882 ^at ibm gezeigt, bafj ber boftrinäre Äabi-
faliSmuS in ber ©$weij ber oereinigten 9Ra$t ber <i§rift(icf) ©eftnnten unb
btr Qföberaliften ni$t gewadjfen ift. $)arum mifl er beibe getrennt fliegen.
<£ie ftöberaliften ^offt er mit bem ®ebanfen eines §inan$au8gleitf)e§ föbern
ju tönnen. Sie foOen ifjm Reifen , bie gläubigen Elemente fatr)olif c^er unb
proteftantifeber (Sonfeffion 311 bänbigen. ©iub biefe einmal munbtot, unb tjat
ber 39unb in biefer ober jener ftorm einmal fefien ftufe %*W in ber 93olfS»
fcfcule, bann ift e3 mit ben göberaliften obne^in balb ju (Snbe, unb ba«
Programm ©a)en! wirb ftüdwei« für unb für fa)liefclia) unberfürjt bura>
geführt.
9(18 e« fia) bei ber 3<>flinitiattoe um finanzielle Kräftigung ber Kantone
Ijanbelte, ba t)örte man rüfpenbe Klagelieber oon berumreifenben JBunbeSräten
fogar über eine beüorftebenbe 3>fijitpetiobe, über 9luin ber 53unbe8finanjen
unb berg(eia>n. — Kaum aber t)at ba« ©a>eijerool! ben $>erren ©tauben
gefaVnft unb bie 3oflinitiatioe Dertuorfen, fo waren aud> bie $efijite Oer-
ffbrounben unb ©a>nf tonnte bei feiner Jiförebe in 3üri$ fflmunjelnb fagen,
ber $unb tyabe (Selb genug für bie ©dmle. freuen mir un«, bafe e* fo ift.
<Hber für bie öffentliche «Moral im ©<f>weijerlanb finb berartige ©piegel*
fea)tereien ber oberften eibgenöffifa>n 3Bürbenträger nichts weniger als er-
baulieb, ftragt e« fia) nun, we«balb ber 53unb über Jlaty au« einem ©aulu«
ein Paulus, au« einem ßajaru« ein ^raffer würbe, fo liegt oljne weitere«
auf ber £anb, bafr biebei nia)t bie blo&e gteube am @elbau«geben, nid>t
bie ftürforge für bie Kantone — biefe follen ja nia^t entlüftet, fonbern noa)
mebr belaftet werben — beftimmenb war, fonbern ein t)ö^erer, angeblia) ibealer,
in 2öirllia)teii partb/ipolitifayr 3>wd, unb biefer tann fein anberer fein al«
Digitized by Google
- 580 —
bie fucceffibe, ftüdmeife 93ertüiriTi<$uug be§ ^rogrammeS SaVnf mit feiner
boppelten ©pi^e: ber Doflftünbigen feentralifation ber 93olt£i"dmIe in ber
$anb be8 SBunbeS unb iljrer fortfc^reitenben 6nta)ri[ttid)ung.
SDelc^e Stellung foflen mir einnehmen gegenüber biefen JBeftrebungen ?
S$ent felbfi $at fie uns angettriefen, inbem er in feinen SJemertungen jum
Programm Don 1882 jagte, bie $ern>irfli$ung ff ine« Programms roerbe itjn
junäa)fl unb bor aOem in ftonflift bringen mit btn Äatljolifen. $)a$ mar
leia)t ju erraten unb gilt aua) tjeute noa) gegenüber Sebent in biefer ober
jener, offenen ober flug Derljüflten Sonn. — hoffen mir, bafe mir in biefer
fyxfyoidfyigen frage mit unfern Witeibgeuoffen protefiantif<$er Gonfeffton, mit
aflen gläubigen dementen im ganjen Sdnoeijerlanbe einig geljen roerben.
2öir alle tjaben bjer gemeinfame Smtereffen. 2öir loerben unb rnüffru bie
33unbe«fubDention Dermerfen, junä#, meil fie DerfaffungSroibrig, bann
weit fie ber ©djule fa)äbli<$, unb in religiöfer roie politifdjer 33ejier)ung
aufeerfl gefäfcrli<$ ift.
$>ie 33erfaffung«toibrigteit ber 33unbe$einmifa>ng im ^rimarföul*
mefen ift jtoeifad) na^uroeifen, bjftorifd) unb bogmalifd). — 2)er re#t3bjfto-
rifd}e$en>eiS nimmt }unft$fi 59ejug auf baS SBerljitltniS ber fantonalen Sonor
renität jur öunbeSgeroalt, mie e§ fia) im Saufe ber ^a&rljunberte entroidelt bat
unb grunbfäfclid) uod) jefct in Wrt. 3 ber $unbe3o<rfaffung feftgetegt ift-
$arr.ad) bilbet überall auf aflen Gebieten unb fo aurf) im 6r$ieljung3n>efen
bie fontonale Aompetenj bie SRegel, bie $3unbe£fompeten£ bie WnSnaljme-
ÜberaO ift baljer erftere im ooflen Umfang unb au8fd)lifBli$ begrünbet . fo
roeit nia)t in ber 5ßerfaffung au8brüa*lid) ba§ (Gegenteil gefagt ift. Sine
auöbeljnenbe Interpretation im Sinne ber (Srtoeiterung ber 33unbe$getoalt er*
i^eint fomit naa) allgemein anerfannten 3nterpretation3regeln bura^roeg au«*
gefd)loffen. MerbingS giebt bie $unbe§Derfaffung Don 1874 bein 53unbe ein
gemiffeS Wuffi(f)t§rcd)t im Sd)uuoefen, meiere? jeboc^ nur in einzelnen ^äflen
unter ber 33ebingung jur Geltung fomnun fann, menn %u5f$reitungen nad)*
gemiefen finb unb bie fantonalen $3efjörben nia)t Don fic^ aus genügenbe
3tarteb,rungen ju Deren UnterbrÜrfung getroffen Ijaben. £)trüor$nf)f ben ift
Dabei namentlich bafe nad) 9lu8tt>.ei§ ber ^ßrotofolle ber 33er»
faffungSbebatten im Wationlrat au$ bei beu greunben be§ 6$ul»
artifeU bura^meg bie Meinung obwaltete, bie aufgenommenen 8e<
ftiinmungen über baS 3Solf8fd)ulroefen beabfia)tigen nia)t eine
pofitiDe, felbftänbige ©ompetenj ber SÖunbeSgeroalt in $e$ug auf
bie 9Jolt«fa>ule jn f Raffen, fonbern feien überall nur als ^ßoflu*
late anberer in ber SBerfaffung niebergelegter 9tea)te unb %xt\'
beiten aufjuf äffen, fo j. SB. ba« Obligatorium unb bie UnentgeltlidnVit
als 6rforberniffe ber Wilitärgeroatt be8 SJunbe«; bie »ejiimmung, bafe bie
Digitized by Google
- 581 —
Schule toon Angehörigen oder (Sonfeffionen ot)ne tBeetntröc^ttcjung ihrer ©lau»
benS» unb ©emiffenSfreiheit befugt werben fönne, als notwenbige§ (SrforberniS
ber t$rei$tigigfeit u. f. w. — bie 5r)ätigfeit beS 59unbe3 auf biejem ©ebiet
foflte alfo nach ber SBiflendmeinung ber bamaligen Mehrheit überall nur eine
negative, coercitive, nirgenbS ein» pofitioe, felbftthätige fein. — $)iefe
Meinung mar noch lange nach 1874 bie weitaus oorherrfchenbe unb würbe
auch nach Auftreten meitergefjenber 53eftrebungen, j. 53. gegenüber ber An»
regung auf Erlaß eines eibgen. SchulgefefceS, Don ben maßgebenbften Autori-
täten oertreten. 60 j. 3). fchreibt 53unbe8rat Dr. $ub8 in feinem 2öerfe
über baS öffentliche SNccht ber fctjmeij. Eibgenoffenfchaft mit 59ejug auf Art. 27
9. 93.: „5QÖie man aus biefen Säfcen herauSfonßruieren fann, baß ber 53unb
ein Schulgefefc $u erlaffen hübe, ift ferner begreiflich."
$er SBortlaut beS Art 27 53. 33. läßt ben Unterfcfyeb jwifchen bem
hö^ern unb bem SBolfSfchulroefen in marfanter Seife herbortreten unb be*
fd)ränft bie pofitioe ^ätigffit beS $unbeS auSbrücflich auf erftereS. SöaS
ber 53unb barf, fagt ber erfte Abfchnitt, mäljrenb umgelehrt im Artifel
auSbrücflich heröorgehoben ift, baß bie Sorge für genügenben ^rimarunterricht
Sache ber Äantone fei. Ebenfo tenn^eichnet ber ©chlußfafc, welker bem
39unb bie Befugnis giebt $um Einfehreiten gegen Äantone, welche ihren 53er«
pflichtungen nicht nachfommen, in fet)r prägnanter $orm bie 53efchränfung
ber 59unbeS(ompetem auf Ausnahmefälle unb ben Ausruft einer an«
bauernben, regelmäßigen 3JunbeSthätigfeit auf btefem ©ebiet. ES würbe $u
weit führen, biefe beiben fünfte h»er näher auSeinanberjufe^en. 9tur ift noch
beizufügen, baß wie überall fo namentlich in biefem fünfte bie WtinberheitS-
Parteien wefentlich barauf angewiefen finb, auf genaue Einhaltung ber i>er=
faffungSmäßigen ©chranfen gegenüber ber 2öiHfürherrfchaft ber Mehrheit $u
bringen.
$ie © chäbl ia)feit ber 53unbeSeinmifchung im 53oI(Sfchu(wefen ift t»on
iinoerbächtigfter Seite wieberholt anertannt worben. hierüber hat fich j. 53.
9tomenS ber ÄommiffionSmehrheit bei ber 33erhanblung öom 12. $ej. 1871
ber Jöerichterftatter £eer im Wat.'ftat wie folgt geäußert: „Ohne Überhebung
barf man fich fagen, baß bie ©dmle in ber ©chmeij bem ganjen 33olfe am
£erjen liegt unb baß fie wie ein 3uwel gepflegt wirb. Wun fteht ju beforgen,
baß bie 55eöormunbung burch ben 53unb eher fchäblich fich erweifen unb auf
bie bisherige ftreubigfeit beS Schaffens im ©ebiete beS 33oll8unterrichtS nach*
teilig Wirten wirb. — 2öenn bie 3nfpeftoren beS 53unbeS überaU fich ein«
mifchen, überall fchulmeiflern unb alles unter baS Keffer ihrer ftritif bringen
wollen, fo fann baS für bie fpontane ^hcMigteit, ber wir jefct unftreitig toieleS
Derbanfen, nur üon lähmenbem Einfluß fein." — Einen SJorgefchmad fünf-
Digitized by Google
- 582 -
tiger Seiftungen auf biefem Gebiete t)at man bereit* aus her jüngft infjenirten
99unbe*ftatifM.
2eia)t liefe« fi$ btefer ©ebanfe auf ben beiben roefentlia>n Xrjätigfeit*-
gebielen ber 93olfSf<$ule, bem ber SBilbung unb ber ßrjieljung, naefcroeifen.
Plagt man in erfterer ©e^ieljurg fa>n jefct mit DoHem 9ce#t übet alljugrofee
Mannigfaltigfeit beS SefjrftoffeS, fo müfete biefe ßlage no<$ Diel lauter ertönen,
wenn ber ße$rer in bie unreifen tfööfe feiner ffinber tjinein aua) nod) bie
Begriffe unb bie DenfungSatt einer gerabe t)errfa>nben politifä>n Partei
bjneinpflanjen unb berart für ftuftlärung unb 33ilbung na$ eint>eitüc^ri
Schablone tljütig werben mttfete. — $aS erjiet)erifdje Moment ber
©ajule mürbe bur$ beren (SonfeffionSlofigfeit fojufagen t>on
©runb aus jerftört. 2öa8 foQ man Don einem ^äbagogen als Srjietjer
fagen, brr über bie t)ö$ften Probleme ber 3)lenf$eit fi$ in jo (ei$tftnniger,
faft megroerfenber ^Jrt äufeert, roie Wittes mit ben Sorten: „Selbes bic
lefcte Seftimmung beS Menfa>n ift, roiffen mir nia)t, e« ift aber aua) für bie
(Srjieljung be3 9Äenfct)en niä)t mafegebenb." — SqS bie fonfefftonölofe Staate
fä)ule ju leifien imfianbe ift, ba$ fagen uns bie 400 gamilienDäter Don
3üria^/ melaV it)re ftinber Dom confeffionSlofen 9Migion3unterria)t biSpenfieren
ließen; baS fagen und ferner bie fürjlicf) im „Arbeiter" mitgeteilten gotte4-
läfterlid)en 58ert)öljnungen beS (1. Äreu^eia^enS bur$ jür4jer'fa)e Sugenbbilbner;
baS fagen und 3 Millionen ftinber fatt)ol. Altern in granfreiefc, roela> $ri-
Dütfä)ulen befua)en unb gleia)roo$l an lonfeffionSlofe Staat8f(t)ulen fleuern unb
jaulen müffen.
$ie politifäV ©efatjr liegt $unä<$ft in bem Don ©<t)enf auSbrüdlidj
poftnlierten 6cr)u(inonopo(. 3mmer Derftunben eS bie Gentraliften, it/re Mono-
pole bem SSolfe unter gleifenerifd)en SSorfpiegelungen aufjufdjma^en, Don Denen
nadföer jemeilen gerabe baS ©egenteil in Erfüllung ging. So im Militär*
mefen; fo mit ber EunbeSbanf unb neulidj im 93erfic&erung8mefen. $er
SJerfaffungSartitel Derfpritfct ©djonung ber befte^enben freien Paffen. 9hm
liegen jmei ^rojefte Dor, aber jebermann ift fid) bartiber Mar, bafe ba« £obe4»
urteil ber freien Äaffen mit bem $age beftegelt i|i, mo einer biefer Entwürfe
®e[efc »erben foüte.
$ie (Sentralifation beö 6<$ulmefen§ ift ni$t ein freit)eitli$er ©e«
banfe, fonbern ein befpotiftfcer. $er erfte, ber biefe 3bee Dermirflia>n
moflte unb, fomeit it)m möglid) mar, Decmirfli(t)t t)at, mar Napoleon I. —
Unfer 3beal auf biefem ©ebiete ift bie greitjeit. fliemanb Derlangt, bafe
ein greibenler gegen feinen SBiflen gejmungen fein foll, feinen ftinbern einen
religiöfen Unterrid&t beibringen ju laffen. J£rinmieberum fod gleite« 9Rrd)t
aud) ben $rif)lict) gefinnten Altern ju teil merben. $arum fort mit ben
Don ©d)enf Derlangten ^ßriDilegien beS 9ltr)ei§mu« unb be5 9teformertum5 !
Digitized by Google
- 583 -
"fQa& mürbe un« Don ber althergebrachten Freiheit noch oerbleiben, menn e5
ber dentralifationSmut be§ 33unbe5rabifaliSmuS gelingen foDte, bie Autonomie
ber ©emeinben unb flantone, reelle 3aljrhunberte bjnburch im frönen
3d)meijerlanbe bie Freiheit unb baS ©lud be§ freien Cannes garantierten,
bltnbling« ju jerfiören? SBir lieben bie «Schule ttidjt nxniger als unfere
©egner, unb gerabe, weil mir fie lieben, motten mir ihr baS !öftli<he Äieinob
erhalten, bie greifet ber grjiehung unb beS Unterrichte*. Unfere Sofung
fei Daher im beDorftehenben Sdwljheit: $em freien Sanb bie freie ©a)ule!
•Scrljäffnis 5co Äeljwö jum Spület <ui|krfjaf6 ber
(Son 3. »r., ßebrer in 3«ß.)
(6*1»6.)
«13 «Dtitglieb ber tfirche, becen £aubtgebot bie Siebe ju ©ott unb bem
Wächften ift, foü ber Sehrer nach bem Eeifbiele beS göttlichen fceilanbeS, bem
Stifter unferer #. Äirdtje,
III. ein aufrichtiger Äinberfrcunb fein.
Sie und bie ©efebichte ber ßrjiefmng jeigt, trat mit bem (Sfyriftentum
für bie *D?enf$b?it ein entfeheibenber Söenbepunlt ein. Jöäljrenb bei beu
heibnifchen Sßölfern ineift nur ber Änabe ber öffentlichen (Srjiehung unb Sil«
bung teilhaftig mürbe, roährenb ba3 Räbchen unb bie ftinber ber nieberen
Plaffen ober ©flaüen auSjchliefelich ber häuslichen überlaffen maren,
tarn im (Shrifi*"tum °if Gleichberechtigung aller SRenfchen untereinanber jur
Geltung. 3roat rouroe baburch nicht jeber Unter fchieb ber ©tänbe aufgehoben,
aber boch ^otte ber ©ebieter im Untergebenen ein ftinb unb (Sbenbilb ©otteS
ehren unb burfte ihn nicht jum ©tlaoen ober felbjt jum $iere herab-
mürbigen, roie e$ im Jpeibentum gefa)ah. $ie Strenge ber fpartanifchen 3ua)t
unb bie unbefchränfte Däterliche ©emalt bei ben Wörnern rourbe bura) ben
©eift chriftlicher Siebe gemilbert.
Den Äinbern mürbe fchon Don ben flpojleln ©ehorfam unb e^rerbietung
gegen eitern unb Sehrer eingefchärft; ben eitern unb Sehrern aber, bog fie
bie tfinber nicht hört, fonbern liebreich behanbeln, in 3ucht unb Ermahnung
beS £>errn erjieben unb ihnen mit gutem öeifpiele öoraugehen.
$er göttliche flinberfreuub felbft forbert Don uns tpfc Achtung bor ber
ftinbermelt unb bie hingebenbjie Siebe an biefelbe, menn er fagt: „Sajfet bie
Meinen ju mir fommen unb mehret es ihnen nicht", unb menn er ausruft :
„2Ber einem aus biefen kleinen, bie an SWich glauben, Ärgernis gibt, bem
märe es befier, es mürbe ihm ein Wühlftein an feinen $alS gehängt unb e^
Digitized by Google
I
- 584 -
in bie Siefe beS 9Reere8 Derfenft. 2öelje bem Eceufo^en, but<^ rodeln 9(rget
itiS lommt!" $)iefe 2öorte beS göttlichen ßinberfreunbeS finb für ben ^rtf1
liefen Seljrer oon boppelter 2öia)tigfeit, infolge feiner Stellung al$ SRitgfieo
ber ftirdje unb a($ Seljrer unb (Srjieljer ber ftinber.
Obgleich ber 9ieligion8unterrid)t meiftenS Don geiftli^en fiebern erteilt
wirb, ljat ber roeltli^e Seljrer ben geiftlia)en Celjrer in feiner erjie^eri fetten
lljätigfeit aufeerljalb ber Sdjule mann unb roo immer möglich ju unterftü|en.
$er 3teligion8leljrer roirb in feiner Stellung als ^riefter gar oft Oer*
(jinoert, ba8 religiöfe Öeben ber Schüler ju übermalen, benn ba« einemal
ruft ifcn bie ^fli4>t an ben Wltar, baS anbere mal auf bie Äanjel ober in
ben 93ei$tftuljl unb mieber ein anbereS mal ju einem ßranfen ober Sterbenben.
3eber fietjrer, bem ni<$t nur ba§ $eitlid)e, fonbern aud) ba8 eroige Söoljl be*
StfcülerS am ^erjen liegt, roirb al8 echter Äinberfreunb gerne baju beitragen,
bie Sattler ju einem frommen, a^riftlidjen SebenSroanbel anzuleiten, biefelben
jur Äira^e ju führen unb biefelben roätyrenb bem ©otteSbienfte ju beauffia>
tigen. (Sbenfo fjat ber Cefjrer barauf ju achten, bafe bie Saxler roä&renb
ben gotteSbienftlidjen Verrichtungen in ber £ird)e. benen fie felbfl ni$t bei
rooljnen müffen, feinen ßärm unb überhaupt feine Störung oerurfa^en, roa§
fcouptfäd^lia) an folgen Orten etroa8 ferner $u Oermten ift, roo ba$ Sdjul-
f>au§ unb ber Spielplan in ber 92äfje ber Äirct)c fia) befinben.
53ei fir$(i$en ^rojeffionen ober ^Bittgängen finb bie Stiller ju einem
anftänbigen, efjrfur(&t8DolIen betragen anzuleiten. 9ludj ift iljnen ju erflären,
bafe ba8 f)erumfte^en bei fieid)enbegängniffen ober ba8 #erumflreifen unb ba*
©eplauber auf bem ftriebljofe fidt) nia)t f#ide, ba (euerer Ort ein Ort ber
ffiufje unb bed ^rieben*, fei.
£)at ber £efyrer auf ber Orgelempore al4 Organift, Sänger ober 3nftru*
mentalift mitjuroirfen, fo foQ er ftrenge barauf acfjten, baB ben Schülern
bort fein böfeS $3eifpiel gegeben unb bafe bort aü*e8 unnötige Umfjergefyen
unb ©eplauber bermieben roerbe. (58 bürfte in biefer ^ejiefmng ba unb
bort me&r barauf SRüdfia)t genommen roerben; benn baS böfe $eifpiel, ba*
ba gegeben roirb, f>at feine böfen ßinroirfungen nia)t nur auf bie Sa}üler
auf ber Orgel, fonbern oft no# auf bie im Sa)iffe brunten.
3n äfmliayr SCBcife fofl ber geiftlia^e Seljrer, ber ^riefter, auf ba* 33e*
nehmen unb SBetragen im Gljore, in ber Safriftei unb im ©lotfenturme fein
Hugenmerf rieten. SRanajer Saxler, ber früher fromm unb gotte$fflra)tig
gezeigt, Ijat fpäter Sa)iffbru$ an feinem ©lauben gelitten unb jroar Ijaupt«
fäd)lid> roegen bem fd)lea)ien 53cifpiele, ba« tym in ber St'ixty gegeben rourbe.
$ie Sorge be8 SefjrerS Ijat befonber« ba&in $u roirfen, bafe bie Spület
überhaupt nid)t8 SBöfeS, 2$erfüfjrerifa>8 ju fe^en unb ju ^ören befommen,
oielme^r nur ©ute« ^ören unb trefflia)e Sßorbilber fe^en. 5)iefe4 finbet juerjt
Digitized by Google
- 585 -
auf bcn Öftrer feCbfl Hnroenbung, inbem er felbft Derjenige ift, beffen Sffiort
bie ©cbJUer am meiften fflxtn, unb beffen Vorbilb ihnen ftetö oor klugen
fdjroebt.
Der Seb>r muß barum ein Wann magren, djriftliä>n ©eifteS fein unb
einen reajtfajoffenen Gbarafter befifcen. 2öie looflte fonft ein Sehrer bie ©chüler
ftti fittlich religiöfen Wenfchen erziehen fönnen, roenn er öom chriftlichen ©eifte
nicht felbfl burchbrungen ift? 3öie fann man anbern geben, roaS man felbft
nicht h<"?
Die richtige Vehanbluug ber Äinber fefct bie flenntni« berfelben Dorau*.
Diefe ift aber nur möglich, wenn ber Sehrer bor aflem felbfl einen fittlid^en
©haralter befifct. 2Öie fönnte fonft ber richtig fet)en, ber felbft blinb ift?
Der d)riftlic^e ®eift beS SefjrerS, ber fi$ aflfeitig tljätig erweist unb bie ©runb«
läge eines redjtfchciffenen ©harafterS ift, mufe ftdt) befonber§ in ber Siebe £u ben
it)m anüertrauten ©Gütern wirf f am geigen, benn bie Siebe ift baS erfte unb
größte ©ebot nach ber fiebere De3 6b,ri|tentum8 unb ber 3ntjalt afler übrigen
©ebote. Die Siebe giebt baS ridjtige Wajj für ben (Srnft unb bie Strenge in
ber §anbfjabung ber Disziplin. Much ift bie Siebe baS öorjüglichfte bittet,
Siebe unb Vertrauen bei ben Schülern ju erroecfen unb fia) ©cijt unb #er$
berfelben auf)iifch(iejieu.
55er Sehrer ftelle feinen Schülern aber auch einen (ebeuben ($harafter bor
klugen — an fich felbft. Denn roie bie (ebenbige ©timme mehr roirft als
ber tote Vuchftabe, fo ift aucb ba8, roaS man oor ftugen fieljt, einbringlicher
unb beroeifenber alft ba« aud Vüchern ©elernte. 2Bie ber Schüler ein offenes
91uge für bie ©$roa$f)eiten beS SehrerS hat, fo auch für ba5, toad ben Sehrer
jum ©egenftanbe ber Siebe unb Verehrung ju machen geeignet ift. Der Sehrer
geige in feinem Umgange mit ben ©$U(ern ftetö eine mit wahrem 3Bor)U
wollen gebaarte, ftrenge ©erecfjtigleit unb eine fonfequente, aber nicht bebau*
t\)ty Veharrlichieit.
Die $ülf5bebürftigteit ber ©chüler unb ber ilmjtanb, bafe fie, roa« it)c
jeitliche« 2öot>l angebt, fo gan$ unD gar auf bie GFrroachfenen angeroiefen finb,
mufe ja baS ftecj eine« ieben menfchenfreunblichen SehrerS mit ber innigften
Teilnahme unb Siebe erfüllen. Wefjmen Gltern, Sehrer unb ©eijiliaje fich
»r)rer nicht an, fo gehen fte unter ben nachteiligen Gtnflttffeit oon ©eilen 6r-
roachfener, bura) baS flechte Veifbiel, burd) bie Verleitung unb Verführung
berfelben flc^cr $u ©runbe. 6« gibt Äinber, bie auSfcbJie&lich auf ben heil*
famen dinflujj bon Sehern unb ©eiftlichen angeroiefen fmb, roeil bie Altern
ihrer Pflicht nicht nachfommen. Wehr ober weniger aber finb alle flinber
auf ben rechten unb r)ei(famen (Sinflujj be3 Set)rer3 angeroiefen, unb barum
liebt ber gute Sehrer feine ©chüler als bie ihm Dom göttlityn ftinberfreunbe
Mnoertrauten.
Digitized by Google
- 586 -
Der finberfreunblia)e 2ef>rer toirb nie mübe merben, ficb, jeberjeit ber
Siigenberjieliung ju mibmen unb fid> befonberS berjenigen ßinber angunefynen,
bie mangels be flferer grü^iing auf flbroege geraten finb. 2öitl eS if>m anfangs
au$ m$t rea)t gelingen, folc&e flinber auf bie Salm beS ©Uten unb ber
Sugenb jiirüdjiibringen, fo barf er ben Wut boa) nia)t finfen laffen. (Sin
©pridnoort fagt: „Ofme fallen lernt man nidn" ge^en." Der Se&rer fjat
bfdf)a(b bem Stüter beglich ju fein, oon feinem ftalle mieber aufju*
flehen unb biefen gafl felbft als ein Wittel ju fefterem unb fixerem ©ange
ju benü^en.
„3eber ©ünbenfaü füljrt baS #inb jur (SrfenntniS feiner felbft, feiner
flraft, beS ©efe&eS, baS in ifrni liegt, unb aHeS bieS finb — päbagogifä
benü&t — Wittel jur §ebung ber fittlidjen tfraft be« ftinbeS. 9ln folgen
fällen mäcf)St unb reift bic fittlidje ftraft beS ßinbeS; benn eS liegt in ifjrer
Watur, bafc fie nadj bem ^falle ftärfer ift als juüor. Darum foQ baS &inb
311m oöfligen Semufttfeiu feines ^faOeS gebracht merben, unb baS bamit Oer»
fnüpfte fittlicfy ©cfyaingefübj in ifym geweift unb jum ©$ilbe gegen weitere
töudfäfle gemalt merben." (Dr. föiecfe). Der ßeljrer fofl biefe Schüler be»
fjanbeln roie ein üerftänbiger ^tr^t feinen Uranien, ben er forgfältig übermalt
unb m$t leitet allein läfet, üor jebein fd)äbli$en (Sinfluffe bemaljrt, bis feine
beffere TJatur felbft mieber bie gehörige ©tärfe erlangt hat, bafe fi* ohne ©e*
faf)r ben ßinflüffen beS SöinbeS unb 2öetter3 au&gefefct merben barf.
Dabei ift aber oor allem nötig baS gute Seifpiel beS ÖeljrerS felbft.
„SMe bie 3ugenb überhaupt gern in 3bealen fcfjmärmt, fo roiQ au$
felbft baS ßinb beS Firmen ade Segriffe Don Soüfommenljeit, meiere e§ roäfyrenb
feines lurjen fiebenS gemonnen r)at# auf ein beftimmteS 3nbiüibuum übertragen
unb in biefem öerförpert feiert. Da mäljlt eS benn befonberS ben Celjrer «im
Präger beS ©uten, unb eS ftefjt bei ib,m feft, bafc biefer äße $ugenben in
fi$ oereinigen müffe. SBßeim alle lügen unb betrügen, mein Seljrer tr)ut eS
nia)t; menn mein Sater ein Printer ift, ber &l)rer muß nüchtern fein; roenn
bie eitern fogar in 3roietrad)t leben, mein Öe&ree ift f riebfertig: fo benft baS
Äinb unb magt (aum $u glauben, ba& er au$ irbifa)e Sebürfniffe habe unb
effe imb trin!e roie anbere". (ÄeHner). 3a, ber Öehrer ifi ben Äinbern baS
erhabene Silb menfa^ti^er Sollfbininenheit. 2öenn ber Öehrer aber fa>n ben
Sorteil hat, ben ffinbern ieltener oor'S Buge $u treten als bie Altern, fo ifi
er aber baburd) mieber im Wachteile gegen biefe, ba er eben Deshalb aufmerf*
famer beobachtet mirb. Dalmer muß ber ßchrer ernftlich bebenfen, bafc bie
©chüler in ihm alle Segriffe üon Soflfommenheit öerförpert feljen mollen, unö
er barf barum nie oergeffen, bafe gerabe jener phantafiereiche, fromme ©lauben
ber 3ugenb es ift, ber fein 28irfen erleichtert unb fein Seifpiel fegenSreiih
maa)t. Die Uöelt tfmt genug, um ben kleinen biefen frönen ©tauben ju nehmen;
Digitized by Google
- 587 -
ber Sehrer foO ftch felbft bur<h ein fölechteS öeifpiet nicht ouf freoelbafte
2Beife ba# frunbament rauben, auf ba« fich feine erjieberiicbe ItylHgteit üor--
jucjlroeife fläzen mufe. 3e beffer fia) ber Sehrer fo ju galten meife, baß er
ben Schülern als ein DoflfommenereS SCDefen bafteljt, befto fia> re r unb fruc^t *
bringenber wirb auch [eine ertliche ßinroirfung fein.
2Ba8 nüfcen aber bie beften Se1)ren unb Uuterroeifungeu, roenn ber Sefyrcr
biefelben felbft ntcr)t befolgt? Pehmen bie Stiller Don ihrem Stirer gar ba$
©egenteil Don Dem, roa8 er fie lehrt, roahr, fo «erben feine fielen unb 6r=
maljnungen nur geringen ober gar feinen (Sinbrucf bei ihnen machen, fie roerben
nicht nach feinen Sehren, fonbern Dielmifjr nadj feinem 93eifpiele hanbeln. Die
9Hacht feine« EeifpielS ift gröfeer als bie Wacht be$ 2Borte«. „2Borte be»
roegen, SBeifpiele reiften tjin". Diefer roabre Spruch finbet feine Wmoenbung
nidn* nur auf ba$ gute, fonbern ebenfo auf ba§ böfe $eifpiel. Daher Ijüte
ber Sehrer mohl Dor bem (entern.
2Bie er im Unterrichte Don ber Jugenb, ihrem 5öcrte unb ir)rer Schön»
fjeit fprea)en mufe, fo foQ er auch ber erfte fein, ber fie übt. @r barf es
nicht mögen, Dor ben Schülern Don ©eredjtigfeit unb Sanftmut ju fprechen,
menn er felbft nicht aflen ©erechtigfeit miberfahren läfet ober feine Seiben*
f$aftli$(eit unb feinen 3°rn nW hn beljerrfchcn weife. Die mafjre ©otte*«
flirrt, $u ber er bie Schüler ju erjiehen hat finbe in ihm feine 5öirflicf)feit.
(Sin guter ßrjieher unb magrer Äinberfreunb barf fi$ »üh* freuen,
feine religiöfen Pflichten *u erfüllen. 2Bie foflten bie Schüler ein iperj für
©Ott haben, roenn fie mer!en, bafe ber Sehrer e8 nicht ljat, falt unb gleich-
gültig gegen ihn ift? — Unb ba8 merfen fie Diel mehr unb leichter bem
Sehrer ab, a(3 man glauben foflte. 2öie merben bie Stüter mit ^ubac^t
beten lernen, wenn Tie bie flälte unb ©leia)gültigfeit beS SehrerS beim Seten
bemerfen; mit »erben fie Siebe unb Stfet jum 53efuche beS ©otteSbienfleS er»
langen, menn fie miffen, roie feiten er in ber Äirche ju fehen ift?
Der ßehcer ift mit bem guten Seifpiele, ba§ er als ßrjieher ben ©cbülern
geben fofl, nicht nur auf bie oier 2Bänbe beS Schuljimmer« angemiefen,
fonbern fofl baS Sicht beSfelben überall leuchten laffen, unb menn ihm rüd»
fichtli$ ber Schüler feine Pflichten überall nachgehen; fo müffen auch feine
fechte auf fie überallhin ihm folgen, ©ein Seifpiel fofl ben ©chülern ber
(euchtenbe ©tern fein, juj bem fie auffchauen unb bem fie folgen tönneu.
Dura) fein gutes Seifpiel ersieht ber Sehrer Dorjüglich außerhalb ber ©chnle.
Da3 2Öort ift ber Siegen, ber ba§ ^flänjchcn nährt, ba§ 93eifpiel ber Sonnen«
fchein, ber Sicht unb 2Bünne hinzufügt.
33on großem Nachteil roirb e8 bat)er fein, menn ber Sehrer, ber baS
leuchtenbe 33orbilb fein foflte, felbft Ungezogenheiten au fia) trägt unb biefc
Dor ben Schülern nicht ju Derbergen toeift. Der fcharfftchtige ©lief ber Schüler
Digitized by Google
- 588 -
Wirb fönen tjerauSfinbfn, ob bcr 2et)rer it)nen burch ein roatjreS ober bfofc
burch ein fct)einbore3 SJorbilb üornnleuchtet. fterjlt eS feinem SJorbifbe an
Sattheit, fo nwb biefer tytytx auch auf jene übergeben. 2BiH ber &t)rer
bober gut eqietjen unb bem Stüter ein aufrichtiger ftinberfreunb fein, fo
mufc er Darnach ftreben, felbft bon ftefjlern frei ju fein, weil fonft feine
eigenen fretjler anftedenb auf jene roirfen mürben.
„Huf un« blicfen afler klugen,
2öo mir flehen, mo mir gehen;
lehnte brum in 3"$* fidt> jeber,
$er fein flmt roia red)t oerfehen."
Xrcugolb.
SJergeffen mir baber nie, jeberjeit unferer Pflicht getreulich nachkommen
unb ben Schüler jur treuen Pflichterfüllung anspornen unb in berfelben
jii erhalten.
„$a« menfct)ltd>f £>erj gleist bem (Sptjeu, meiner ber Stüfce bebarf, um
in bie §öf)e ju ranfen, £)immel$luft ju trinfen unb fröhlicher ju gebeiljen.
Äann er feine Stüfce finben, fo friert er am 93obeu unb Oerrottet bafelbfi;
geminnt er aber bie nach 0Dfn leitenbe £)ilfe, fo tlimmt er luftig empor unb
feine ^Blätter unb triebe merben um fo breiter unb frifcher, je höher er hinauf*
tlimmt. Much D" 3R?nfch nnb inSbefonbere baö ftinb bebarf ber Stü&e,
unb letzteres erwartet e8 inftinttnuijjig oon jebem (Srmachfenen, Dornehmtich
jeboa) bon Altern unb Sehrern. Sie ber (5 p heu, meun er (eine £>imme(3-
fäule finoet, fich auch on Dürftigem ©efträuch unb morfa)em ©eftein hinauf»
rantt unb beren Sdjicffal teilt, fo fettet fich ouch baS liebeburftige unb hilf*«
bebürftige Äinb felbft an fct)tDac^e ober böfe 9Jcenfchen, um nur eine Stü£e
finben, menn biefe auch int Sturme beS Sebent feinen ftc^eru £>alt gibt.
— ffiohl ber Sdwle, mo ber Seljrer eine ftarfe (Siehe ift, an welche fich ber
ßpheu beS &inbe8gemüteS ficher antlammern fann, unb woran e« eine Leitung
narf) oben hin finbet, oon mo ja allein Segen unb ^rieben ju holen finb.
Sie fich aber fein Sptjeu um eine ©iöfäule fchlingt, fo flammert fich
feine &inbe«feele an ein eisfalte*, liebeleere« $)erj, unb mo batjer bem ßehrer
bie Siebe fehlt, ba ift auch aOc« nur Säufchung unb Heuchelei."
& fteflner, Aphorismen.
Soljlan beim, fo lafet uns unabläffig beftrebt fein, bem Schüler foroohl
innerhalb al§ außerhalb ber Schule ein Stefloertreter ber Altern, ein ffrenger
SBorgefefcter unb dichter, aber auch ein aufrichtiger flinberfreunb 51t merben,
auf ba& mir ihm ju einer ftarlen (£id)e merben, an ber ba§ jugenbliche $erj
feine träftige Stüfce finbet, mit ber es $u feinem unb jum Sohle ber $a»
milie, bc$ Staate* unb ber ftirdje empor $u feinein zeitlichen unb eroigen
3ide gelangen fann.
Digitized by Google
- 589 —
?öorin befielen bie Sorjftße bet Saftfdjreibenl?
(3of. 3ööf<h, Setter, ftoot.)
Die gebräuchlichen SRetljoben beim ©chönfchreibunterrichte ftnb : bie
«Dtettjobe be8 53or- unb WadjföreibcnS, bie Wetljobe be$ 3erlegenS ber 33uch*
ftabeit in bie Elemente (in Serbinbung mit bem Sßor- unb 9ca<hf<hreiben),
bie ©<hönfd)reibmethobe mit 3"gfunbelegung ber Sorlageblätter ; bie Vorteile
aller biejer ober bereinigt in fi<h bie Saftiermethobe. Denn „bie An-
toenbung beS SaftierenS fefct bei jebem ©filier ein Snnenbilb be« 5Bua>
ftaben« borau«." Es muffen alfo Dörfer ade SBuc^ftaben jergliebert, alle il)re
SBeftanbteile ausführlich befdjrieben unb Dom öehrcr bor» unb bon Den ©Gütern
nachgefchrieben toerben. Erft nachher fonn toftifrt roerben. ftußenb auf ber
Gaflair'fchen ßehrroeife, aber berbeffert burö) bebeutfamc ÜHobifijierungen unb
3?erbinbung mit anberen einfdf>lägigen (Srfinbungen, ^aben beutfcbe ©chulmänner
roie ©täbelin in Stuttgart, ©breuer in #eibelberg u. a. biefe Wetfcobe in«
fieben gerufen, eine Wet^obe, bie fo biet Smbfehlen8iberte8 fy\t unb bod)
bielfach noch $u roenig geroiirbigt unb berücffichtigt roirb. — 5öerbe nun im
folgenben bie Vorteile, roelaje ba« $aftf<hreiben gemährt, in tfürje bar3ulegen
fua)en.
1. Da« Saftfehreiben üerlei t)t eine fixere unb fefte §anb,
bie £anbfchrift tbirb träftiger, geläufiger unb regelmäßiger. Da«
burd) erreichen mir aber ba« $\t[ be« Sa)önfa)reibunterrid)te5: baß ber ©chüler
eine beutliche, gefällige, einfände unb fließenbe ^anbfc^rift erhalte, am elften.
„$Bo ein ©efefc regiert, ba f>errfa)t ber ©eifl; auch über bie Bewegung ber
#anb beim ©abreiben fofl ber ©eift ^errfa^en. Dura) ben Saft, fofern fi<h
ber ©chüler beSfelben bemächtigt, ift berfelbe £)err feiner #aub." Sine regel*
mäßige öetoegung läßt regelmäßige ©puren jurücf; bie ©ommetrie ber 5Je*
meguug erfa)eint al« ©bmmetrie ber ©$rift. 910er £>änbe werben nach einem
0>fje^e nach gleichem Sembo regiert; afle SBiflfür ift Dahin. Me ©chüler
führen gleuhjeitig unb ungefäumt einen unb benfelben 3ufl öuS- Daraus
folgt nun bon felbft bie fixere, beutliche unb gleichmäßige Darfteflung ber
SBuchftaben. Der ßehrer lann ba unb bort, roo er e« für nötig finbet, feine
SBemerlungen machen, ohne baß bie ©a)üler in ifjrer ^^ätigfeit unterbrochen
roerben; babura) bringt er e« leicht baju, baß bie 93ua)ftaben unb SBörter in
gehöriger Entfernung unb Sage jueinanber, in richtiger §ölje unb ©tärte
gefajrieben werben, alfo Deutlichfeit unb ©efälligteit ber ©chrift erjielt
wirb. 9lu<h muß bie ©<hrift eine regelmäßige unb einfache werben, weil
bie SSilbung ber 93u<hftoben an eine gemiffe Kegel gebunben, unb roeil bie
3eit, innerhalb melcher bie einjelneu Elemente $u Sage treten muffen, juge*
meffen unb alfo ba« Silben beliebiger ©a)nörtel unmöglich gemacht ift.
Digitized by Google
- 500 -
Stielen b unb geläufig mufe bie Schrift werben, ba jeDeS 2öort in einem
3uge ohne flbfefcen öoflenbet wirb unb bif langfameren Sattler genötigt finb,
mit btm ©anjfn fortschreiten. —
2. $a$ Saftfchreiben bflfbt bif tflaffe. üerhinbert bie2ra>
fjeit unb Hufmerffamfeit, eS flügelt jugleich bie fttüchtigfeit unb
hält alle Schüler in ftraffer 3ucht.
@S ift alfo baS Mattieren ein öortrefflictje» Wittel, bie Schüler jur
Orbnung. jur pünltlicben fcufmerfamfeit ju führen. 6§ förbftt nicht* bif
3u$t |o fefjr, als eiitf (Gewöhnung an regelmäßige $^ätigfftt. 2Öo ab«
tann regelmäßigere ^hätigteit ftattfinben als bfim $attfchreiben ? HfleS geht
nach Äommanbo unb $a!t. Das 3«wchtfefcen, baS Ergreifen bfr ffreber,
baS Wnfefcen u. f. m. nehmen Sinne unb ftörper in 3"$*- ift unglaublich,
mie Diel 3f'* fur Dfn Untericht, mie Diel Äraft für bfn Öeljrer ba berloren
geht, wo fola> ©leichmäfeigfeit nict)t ftattfinbet. 3So abfr fin folchfS tal*
tifcheS ©erfahren beobachtet mirb, ba fchärft fia) bie Äufmerlfamteit ber
Äinber, eS tommen feine Störungen bor, ber Unterricht mirb bem &hrer leid)t
unb ben Sdnileru fruchtbringend Dabei tann ber Öehrer nie in Ungemi&hfit
fein über ben magren Stanbpnnft feiner Schule. Stile Schüler muffen ba«
gleite 3iel erreichen, alle müffen borwärtS fommen, felbfl bie trägften finb
gezwungen, mit ben übrigen fortschreiten. Söelchen 2Bert hat ferner bie
93eauffi<htigung unb fieitung beS Schülers bei jebem ©abritt! 2Säh«nb
nach erobern SJcethoben jeber Schüler mebr ober meiliger ficb, felbfl überlaffen
bleibt, fo ift er bei ber $nftf4>reibmetljobe ftetS an ba« ©efefc gebuuben,
baS für alle gilt; er tfjut nichts, üon bem er nicht weife, bafj er eS in
©emeinfchaft mit feinen SRitföülem thut. —
3. Da§ Mattieren hfli fuch einen bebeutenben Sinflujj auf
bie Seelenfräfte ber Schüler: eS übt baS SlnfchauungSöermögen,
benn bie SBnchfiaben unb ihre einzelnen jEeile, mie auch bereu Verhältnis ju
einanber müffen genau inS Wuge gefaxt merben; baburch mirb auch txrt
©ebächtniS geflärtt, benn eS ift nicht mehr ein Abmalen unb Wacbjchreibfn
üon ©orfchriften , fonbern baS Steprobujieren eines, roie oben bemerft, beim
Schüler fchon oorhanbenen SnnenbilbeS ber ©uchflaben. Sin ftinb, baS nun
genötigt unb baran gewöhnt ift, baS ihm SBorliegenbe beftimmt aufjufaffen
unb feft juhalten , bajj eS baSfelbe auch fogleich roiebergeben tann, wirb auch
ba§ (Belefene, überhaupt alles, roaS eS hört unb [wty, ganj anberS auffallen,
als ein #inb, bem folche ©ewöljnung abgeht; eS belebt bie $hantafie,
benn biefe ©eroöfmung an Hegetmäfeigfeit, Einfachheit u. f. ro. roecft bfn Sinn
für baS Schönt, ©cfäflige, für Orbnung unb »einlichteit ; eS gewöhnt ferner
benOeift an eine bauernbe Spannung, regt ihn an, flählt ben SSHllen
Digitized by Google|
jur $ef)arrli($lf!t unb SfoSbauer unb bringt überhaupt in baS äußere Schreiben
ein erhöljtereS Sehen. —
63 wären ba noch oerfchiebene anbere Storjüge beS $aftfcbreiben8 anju=
führen, tote fein (Sinfhifs auf bie Wutterfprache fpej. bie Orthographie , auf
bie Haltung beS Körper« u. f. tt). ^)oer) eS wirb an ben furj gfftreiften
fünften genügen, um itber^eugt ju werben, bafe baS Saftjcbreiben eine pä*
bagogifcbe 93ebeutung fya\, bafe eS einen großen (Sinflufe ausübt auf bie ganje
»Übung beS ©chülerS.
6in eigener grünblicher SJerfuch aber wirb jebem ßehrer am befteit jeigen,
baj? bie genannte Wetljobe oon aOen anbern ben SJorjug öerbieut. Doa)
roerben bie guten grüßte fid) erft geigen, roenn mit ©trenge, WuSbauer unb
möglicher ©enauigfeit auf alles gehalten wirb; fchläfrigeS, monotones 'SfäUn,
©leichgültigfeit beS fieljrerS u. f. m. ift nicht blofe of)ne 2Öert, fonbern
fchabet fogar.
Schließlich ift nur itodt) ju jagen, bah baS ^aftfdpreiben nicht ben ganzen
<&d)reibunterrid)t beberrfcf)t, fonbern bei erlangter ^fertigfeit beS ©chülerS
mehr jurücf tritt ; auch märe eS für ßet)rer roie ©chüler ermübenb, eine ganje
©tunbe ju taltieren. Der %ali wecbfelt baljer mit ber ftiflen Arbeit ber
©chüler ab. Huf ber Oberftufe tritt baS $aftfd)reiben nur noch jur Regelung
ber Übungen im ©dmeOf abreiben auf unb elma alö ßorrefturmittel gegen
eingef4)(iä)ene fytytx.
an« ben Winnefängern
J. B., ßebrer in R.
(64Iu6.)
Derfelbe Äeimar 3meter Drrgleic^t bie Winne, baS „£aupttbema" jener
©änger, mit einer ©chule unb fagt uns, bafe biefe Winnefchule ungewohnte
9tefultate erjiele:
w2Öohl ade ©chulen ftnb gleich 2öinb
3u achten gegen bie, worin ber Winne jünger finb,
Die ift fo tünftereich, man mufe bie Weifterfcbaft ihr jugeflefm.
3hr ftütajen jähmt auch wilben Wann,
Dafe, was er niemals hörte ober fab, er bennoch fann,
5Öo hat man bon fo höh« ©chnle fonft etwas gehört, gefehn?
Die Winne lehrt, bie ftrauen fchön ju grüfeeu,
Die Winne lehrt auch manchen ©prua), manch
Die Winne (ehret grofce Wilbe.
Digitized by Google
- 5Ö2 -
$te Winne legtet große $ugenb,
Sie le&rt bie jungen in brr 3ugenb
Gin ritterlkr) Benehmen unterm ©<$ilbe.*
Obroor)! 2Baltt)er Don ber SJogelroeibe rüt)mt:
„3u(t;tDoll ip ber beutfd&e Wann,
$eutf#e gtaurn roie bie Sngel gor,
)o t)ören mir bo<$ jar)lreia> flogen über Jöerfommen&eit, SieberltaV
feit unb 9lu8gelaffent)eit ber3ugenb. ©o fagt ber le|tgenanntt $i$tfr
felber, inbem er „Ginft unb 3efct" oergteidjf:
$ie 2öelt ift aflentrjalben Don WiBgef<$id fo Doli ! —
C roet), bie jungen Seute, wie ttjun fo flflglid} fie !
$od) trägt oft ba« Slternr/auS bie ©d)ulb Don ben „ flägliöVn"
©itten ber Sugenb:
6in 2Öo(f unb ein fluger Wann
©teilten einft ein ©äjaa^fpiel an.
©ie fpielten ba toor)! um ©eroinn:
$od) blieb ber 2öolf in feinem ©inn
©o wie fein Skter eben,
Unb als ein SBibber fam, ba t)at
6r beibe $ürm' um einen dauern gegeben. e»m»«cL
©ie man bie tfunfl, Ijier fpe^iefl ©efang unb ^oefie ju erjren mußte,
jeigt uns am beften bie große 2lnjaf)l jener „Winnefänger" unb bie 53e»
geifterung, mit ber fie fid) ir)r meisten.
55er Seiner fingt:
Daz saue daz huhste si in himile und üf erden
des ziuh ich an die engel, die mit sänge lobent got in himele dort.
Mit worten mac von bröte Gotes lichnani werden;
des ist sanc unde wort das höchste, sit daz ie unde ie was Gotes wort.
Sanc leret tugende pflegen, vlichen valscheu rät,
sanc vröuwet, sanc ringet vil der swaere:
sanc ist gotelich, sanc der ist lonebeere:
gedujne ane wort, daz ist ein töter galm, so ist vor Gote sanc gehört.
3at)lrei4)e ©änger befingen bie 3*it ber 3ugenb; fo gerne er«
innert fta) ber Dieter an bie ©tätte unb bie 3*'** »do er feine 3ugenb*
jar)re Deriebt t)at.
©o fingt ber Don ßolmaS:
Wir finb meine Sage fa>n, als id) ein Äinb,
2Bie i$ bitter beilege, entflog roie ber SBinb.
Pönut e* mir Reifen (nun tjilft e« mir nidt)t),
Digitized by Google
— 508 —
Stowiber ju flreben, fo waY e« gefoefa.
S5ergängli$ uT« geben, if>r fabt« rooty gefefcn,
2Beil e* berlöfa>t bet tob tote ein 8ia)t.
Söaltfcer oon ber SBogelweibe flogt:
O welj, wo&in oerfa)wunben ifl mit bo$ 3aljr fttt 3atjr!
2öar nur ein Sraum mein Ceben, ober ift e« mal)r? —
Qanb unb Beute, wo i$ erwud)« Don Äinbfjeit Ijer,
$ie finb mir fremb geworben, als ob's erlogen roär?
QU mir ©efpielen waren, finb nun träg' unb alt
Bebaut liegt jefct ba§ ^elb, genauen ift ber 2Ba(b,
UnD flöfee nia^t baS Söajfer, wie e3 einflenS flofe,
^üljrwaljr, i$ lönnte meinen, mein Unglticf wäre grofe.
6in fe^r W Öieb „Hu« ber Sugenbjeit" befifcen wir oon
Weifler «leranber:
tHI« wir einft no$ ftinber waren
Unb e« 3«* war in ben 3afjren,
Dafe wir liefen auf ber glur
ftreuj unb queren olme ©pur,
2Bo wir ba mana) 2öeila>n
durften »eilten,
Seiben jefct bie SRinber nur.
3n ben SMumen wir ba lagen
Unb begannen und ju fragen
2Bel$ed moljl bie fäönße fei,
ftinblia) fa^mürften wir babei
2Rit bem frifaVn ftranje
Und jum tanje.
Wd), wie ge&t bie 3«* öorbe i !
©eljt, au$ Srbbeeren und ju fu^en,
3Jon ben Mannen jii ben Suaden
Über 6tod unb Uber Stein
Siefen wir beim ©onnenfa)ein.
Unb ein 2Balbauffe$er
Äam und nä&er,
„ftinber", rief er, „geljt nun fcim!"
Ob wir mannen %ltd empfingen,
9118 wir in bie Grbbeern gingen,
$a8 war und ein linblifl Spiel,
%od) ba Nörten Wir gar biel
Digitized by Google
- 594 -
Unfere #irten jagen,
SBarnenb Hagen:
„Äinber, fcier gibt« ©anlangen oiel!"
@ben ging ein Stint int Jfraute,
„ftinber", rief 8 mit bangem Saute,
wf)ier lief eine Sd&tang' hinein,
$ie bifc unfer SSäterlein,
Wdj, ba§ ^etft nun nimmer.
$ie mag immer
9tun oerroünf<$t, im Stenb fein!" —
„3a, i&r flinber, au* bem Söalbe
©efjt nur brum $erau§ nun balbe,
Sonft gef$ie$t'S noä), glaubt e8 mir:
SBenn u)r ni<$t bei Sage tyer
9lun ben SaH) oerlaffet,
3&r oerpaffet
$ann bie 3eit unb üagt bafür.
UDifet i$r ni$t, bafe fünf Jungfrauen
Sia) öerfäumten in ben Nuen,
m ben Saal ber Äönig f#ofe?
$a mar Ätag* unb Sc&aben grofe,
$enn bie 2Btta)ter riffen
Sie unb liefern
Sic bann fielen narft unb blojj."
über ftrüfyling unb 3ugenb fingt 9teib$art oon 9teuentfja(:
3m ftrei'n tann bie 3ugenb nrieber iljre ^reube finben.
2Bir roofl'n ben Sommer feiern bei ber Sinben,
$ie oofl oon neuem Saube fangt,
3&r Bipfei prangt
3m (Brünen.
£>olb ift ber SJlai erfa)ienen.
Äonrab ü. Äila^berg:
2ßieber tarn ber 9Wai fjeran,
%tt und nimmt ber Sorge Storni,
flinber, ßinber, benfet bran,
Äommt unb feljt in reia)er Bonn' it)n prangen!
Otto jum $urn:
Ofreut eu$ ber Oietlieben 3eit,
©erbet wohlgemut iljr 3ungen,
Sei ber listen Waien Sa>m!
Digitized by Google
- 595 -
Sfteifter ftonrab b. SBürjburg:
§eQfarbig brangt bie §eibe roeit
2m ber Maienblüte.
$rum ein frolj ©emüte
3iemt ber 3ugenbfd)ar.
§in ^anjlieb beginnt:
9hm fofl'n roir aOe gfreube fetjn
Unb mit ©efang bie 3"t begeben:
Sir fer)n ring« f$öne Blumen fte^n,
die £aibe ift fo wonnig fa)ön.
Drum tanken, f bringen, reitjn mir mot)l
Mit ftreub unb 3ubelfa)afle,
das jiemt uns 3ungen, mie eS fofl.
3um ©^lu(fe jitiere i$ eine Mahnung w©c&ide bia) in bie 3eit!"
e au<t) fo gut für ein 8er)rer(eben bajjt:
Man foü* ben Mantel lehren, mie baS Setter me&t.
(Sin tüdjt'ger Mann nerjm' feine ©aa)e, mie fie ftef)t,
Sein Seiben nia)t ju trauerbofl,
Sein ©lud er mafjbofl tragen fott.
denn „&eute mein unb morgen bein", fo pflegt man S'Sanb $u teilen.
Ser anbern eine ©rube gräbt, fällt felbft tjinein biSmeilen.
Die IV. &enerafw|ammfuttg
be* herein* tatyol* Se^rer unb Sdjulmäuner ber ®d}toeij,
in 3n|# ben 23. unb 24. September J1895.
mar ein tjerrlidje* 5efi\ fo b^örte} man manc$ einen $eilner)mer
im Bbfefciebe fagen, „es mar fo gemütlia) unb rjeimdig in 3"fl# unb alle
rrfammlungen fjiben einen fo fa)önen, befriebigenben Serlauf genommen."
- 6« ift mat)r, baS f$eft in 3"9 fat einen nad) allen Sejiefjungen befrie-
genben Serlauf genommen unb jebenfadS nidjjt menig jur Stärfung be$
ereind beigetragen. ftuBerlid) mar menig ^ßrunl; um fo met)r mürbe in
n einzelnen ©ettiondftyungen unb in ben delegierten* unb öffentlichen Set«
mmlungen gearbeitet — * ba§ ift ja bie £)auptfaaV, bie bleibenbe ^rua)t
■3 ft<ftleben§.
da« berrlidje Setter bat fctjon am erften §fef!tage gegen rjunbert ßetjrer
ib ©(t)ulmänner na$ 3"fl gerufen. Um 2 Ut)r fammelte man fty im
afttjau« sum 93ar)nr)of. da gab« für mana)e ein freubiges 2öieberfet)en,
n ier^ia^e« SBegrüfjen unb ftänbebrttden; anbere lernte man erft fennen
ib t)iefe fte ni<t)t minber rjerjtig alö ÄoDegen unb Mitarbeiter miafommen.
Digitized by Google
596
foudt) ber 6r&itfjung3bir?ftor Don 3ug, Öanbamann SQBeber, hotte [ich ein:-
funben, um bie Seljrer unb Schulmänner ju begrüfeen. Wach einer furjen
(Srfrifchung brach man auf, um bie Derfdjiebenen SeftionSlofale aufjufucheri
unb im gut organifterten Cuartierbureau fich ein BiHet für bie ftadhtherbergf
ju Derfchaffen.
Sangen mir bei ber jahlretchften Seftion an, Derjenigen für bie primär*
leerer. Sie mar im ©aftfjof jimi Ochfen Dtrfammelt, wo Dor etroaS übet
300 3at)ren ber bX &ar( BorromänuS Quartier genommen bat te unb Dor
100 3of)reu @öth< logierte. 21(3 gotifcher ^racbJSbau ergebt fich ber ©üb-
hof mitten in ber ©tobt ; Dor ihm ift ein fd)öner freier $lafc, ber mit Dem
herrlia>n Brunnen, auf bem ein lebenSgrofeeS Stanbbilb De« 3ugerr>elb<n
Hmmann ftolin fiebj, bem StabtljauS, bem ©rofeb.au« unb bem Stabttunn
ein recht malerifcheS 93ilb bietet. Ter Saal mar balb gebrflngt doli; e?
motten etroaS über 70 Teilnehmer fich eingefunben haben.
^)er Borfifcenbe, >>rr L'ebrer Öocher Don ©ofeau, entbot ber )ar)reicbei
Berfammlung herzlichen ©rufe unb 2öiDfomm unb leitete bie ^erfammlunc
in Dorjüglicher 2öeife. 3n feinen einleitenben JEßorten betont er bie 2Bidjti$'
feit Ultferefi SereinS, in meinem bie päbagogifcheen fragen ber ©egennxir;
erörtert unb befprochen »erben. 3n bem Äampfe um bie Schule ift f§ ffity
notmenbig, fagte er, in gesoffenen Seihen burch 2Bort nnb Schrift bie chriji
liehen ©runbfäfce ju Derfecf}ten, ju Derteibigen unb $u fchüfcen. — Som 3W
tralfomitee mar ber Settion ber ^rimarlehrer als Thema jur Befbredjunc
aufgefteflt: „$ie 3fortbiIbung«fa)ule." £err 9?eftor Stöger in SUtbori
ber in Sachen berufene unb bemährte Referent, löste feine Aufgabe in gam
ausgezeichneter 2Beife unb erntete Den Beifall unb $anf ber ganjen 35er
fammlung.
6S »ar in ber $r)at eine grünbliche, burch «"b burch gelegene unt>
»ohlburchbachte Arbeit, bie unS ba geboten »urbe; nicht »eniger intereffam
»ar bie [ich baran (nüpfenbe $>i8fuffion, »eiche fich cm bie einzelnen Z\x;>
fnüpfte. 68 »ar ein guter ©ebanfe, baS Referat abfchnitt»eife Dorjutragen
unb bie ©iSfuffion nach i'bem Mbfchnitte eintreten }U Iaffen. So blieben Dir
Dorgetragenen (Gebauten frifch im ©ebäcrjtniS haften unb »ar bie Befprechun$
auf ein Meines, genau abgegrenztes ©ebiet eingefchränft. Hm lebhafteren
»ar ber ©eifteSfampf über biegrage: ob fafultatibe ober obligatorifct)f $ort-
bilbungSfchule. Wicht nur bie Server, fonbern auch geifiliche unb rwltüdx
Schulmänner unb (SrjiehungSbehörben griffen in bie $)iSfuffton ein; unter
lehtern trat ganj befonberS ber jugerifche (Sr^iehungSbireftor Canbammann
Seber »arm für bie obligatorifche gortbilbungSfchule ein. Bei ber Hbftimmuna
fiegte baS Obligatorium mit einer Parten 3">eibrittelmehrheit. TOan einigt«
fich 3« folgenben Zfy]tn:
L
1 . $ie ftortbilbungSfchule jjt eine notroenbige (Srgänjung ber ^Jrimarfc&ulr
unb Don grofeem (Sinflufe auf bie allgemeine BolfSbilbung.
2. Sie foll nicht nur eine Sehr«, fonbern DorjugSmeife eine 6rjier)ung4«
anftalt ber jungen Sch»eijerbürger fein, alfo Berftanb, $>erj unb 2Biü>r.
berfelben bilben für Beruf, ©ott unb Balerlanb.
3. gs ift bie oblig. ftortbilbungSfchule anjufireben.
Digitized by Google
- 507 _
n.
1. $>ie 2e$rfäd)er ber allgemeinen ftortbilbungbfd&ule ftnb: Öefen, Schreiben,
9ftea)nen unb SBaterlanbSfunbe.
2. Tie naturf.», bolts« unb lanbm. 93ilbung fofl je na$ ben Sßet^äÜtiiffen,
namentlia) burä) ben 2efeunterrid)t öermittelt unb geförbert werben ; bie
33uc$fityrung roirb firf) an baS 9te$nen anföliefeen.
3. 91ucb bie geroerbl. ftortbilbungSjdmlen foflen aflgemein bitbenbe $äd)er
als Obligatorien in ibren ßefjrplan aufnehmen.
4. ©öejififa) Sanbm. 3rortbilbungSfd)ulen galten mir unter gütigen 93er»
Ijältniffen für nidjt notmenbig.
5. 2öir fte&en entfdneben für bie Umgeftaltung unb Erweiterung ber SRe-
ttutenöorfurfe $u allgemeinen SfartbilbungSfd)ulen ein.
HL
1. 3n bie tfartbilbungSfd)ule treten Diejenigen 3ünglinge, meldte bis 31.
Xejember baS 16. WlterSjaljr jurüdgelegt fjaben.
2. 2Bo immer möglich erftreett [id) bie ^fortbilbungdfa^ule auf 3 3Öinter«
furfe (öon anfangs Woöember bis (£nbe TOrj) mit menigpenS 60 ©tunben
per ÄurS.
3. Der Unterrid)t an ber gfortbilbungSfdmle ifi tfjunlicbft auf bie SÖerltage
unb jroar auf bie 3eit öor (leben U&r abenbS, nod) beffer auf bie 5a*
geS^efle anjufefcen.
4. Die 99ilbung öon ftlaffen bat in ber ftorbilbungSfa>le ni^t na<$ bem
Hlter, fonbern nad) ber 93efä$igung ber ©djüler $u erfolgen. Das
Älaffenfoftem ifi bem TSräcfjcrftjftem üotjujierjen.
5. Tie 5öel)örben foflen ber SfortbitbungSfa^ule ifjre tiofle 9Iufmerffamfeit
fa)enfen unb eine na^altige moralifd)e Unterftüfcung angebenden (äffen.
6. Die ftortbilbungSfdjule fieüt an ben fie^rer Ijolje Slnforberungen. $e»
fonbere SBilbungSfurfe mürben }u beren Erfüllung beitragen.
7. Das fiebrjiel ifi bon ben Eerljältniffen abhängig. 9ti$ bie Sttenge unb
3RannigfaItig!eit, fonbern bie Sidjerbeit beS 2Biffen3 ift bie £>aubtfad&e.
8. 9US Se&rmittel für bie gortbilbungSfdmle mirb mit Urinftim rnigfeit ber
„ÜbungSfioff für gortbilbungSfajulen" öon Kettor Wager in Hltborf
empfohlen.
Tiefe »efd)lüffe eljren bie tatljolifdje fiefjrerfajaft. 2öenn aud) bie $oftu*
late noä) mana)eS burc&jumacben baben, bis He überall ©eftalt unb Seben
erhalten Gaben merben, fo ift boa) bamit ber allgemeinen Üeber^eugung, bafe
bie $ortbilbungSfd)ule eine notroenbige Ergänzung ber 93olfSfd)ule fei, fräftiger
3luSbrurf gegeben, unb menn $efyörben unb Cet)rer #anb in £mnb geljen,
u>irb bie Qt\t nid)t fo gar fern fein, mo bie ftortbilbungSf^ule aud) in ben
fatyolif$en Kantonen aflgemein einten mirb. Tiefe ©eftionSöerfammlung
ber ^riwarletyrer mirb ba.ju nict)t menig beitragen. Das Referat beS $errn
IRcftor 9iager mirb in ben ^kib. blättern erfahrnen unb (ann fo aud) auf
bie Greife mirten, bie eS nid)t gehört fcoben.
flud) bie ©eftionSöerfammlung ber ©efunöarleljrer, meldje im ©aftr)aufe
Äfifer^auS^eer tagte, mar öerfcältniSmäfeig gut befud)t, fanben fi$ bod)
beren über 15 $ur Beratung beS Sfyma'S ein: 3ur 8e$tmittelfrage an
Digitized by Google
- 598 —
ben ©elunbarfctjulen. $)er ©orfteher ber ©eftion, £r. ©eftinbarlefjrer
5}rci Don ßinfiebeln mar »uglcid) Referent. 6r beipra^ in ^albfiünbtgfrn
freifti ©ortrage bie ^tagen:
1. ©erlägen bie j. 3- in ftnroenbung fommenben Sehrmittel Dom retigiöfen,
roif|en[(jr)af Hieben unb patriotif^en ©tanbpunfte auS?
2. Rae!) melier Stiftung roerben befonbere Wnberungen gemünfeht?
£ier ging bie Äntwort jiemlich reformatorifet) Dor unb fanb auch Die neuen
Sehrmittel Don 6t. ©allen unb Sujern ungenügenb. Referent miu*, oa§
ein Sehrmittel an ben ©efuubarfdmlen in fei/.en Sefeftüden met)r auf bie
3eitbebürfniffe unb auf bie Saper unb lugenben ber blutigen 3f" Sftücfficbt
neunte, baß namentlich auch bie fojiale ©efefcgebung möglichft ergiebige
WuSnujuing finbe, auf bafe fcr)on burch bie ©efunbarfdjule ber flampf gegen
gemiffe ^eitgenöffifc^e Urnfturjoeftrebungen jielberoufet geführt ober minbetlen*
vorbereitet roerbe. fer finbet, in ben in Übung fteljenben Sefebücbern gefd)et^
nach btefer Richtung nichts; eS r>errfc^e bie althergebrachte ©chablone b«s
eroigen Einerlei. —
3. BaS ift foinit roünfchbar?
Referent mochte eine Refolution bar)inger)enb gefaxt roiffen, bafe eine
©ereinheitlichung ber Sehrmittel an ben fatt). ©et. «©acuten mit ©eachtung ber
angebeuteten Reformen Don ben maßgebenden Steden aus angefirebt mürbe
$ie $)i8fuffion mar eine fer)r einger)enbe unb mürbe auch Don ben im
©erlaufe ber ©erljanblungen erfd)ieneneu ip. ©ein. $ireftoren flung unb
Baumgartner benutzt. Allgemein ging man mit ben ©runbgebanten beS Re-
ferenten einig, nur mürbe bie 3bee eines gemeinfamen 2et)r« unb Sefebucber
aus bem ©runbe für Derfrütjt gehalten, meil eben ber Danton Sujern in
biefen lagen mit großen Soften ein neues bejgl. Sehrmittel erfleflt habe, ba§
Dom ©erleger aua) gerne „mit beliebigen Wnberungen" für anbere fatr)olifa>e
©efunbarfc|ulen ebiert roerbe. ©o einigte man fiel) auf folgenbe $t)efe: w$aS
3entralfomitee ift beauftragt, bie ^rage ju ftubieren, mie bie
Sehrmittel an ben ©efunbarfchulen ber fatr)oItf d>en Äantone
Dereinheitlicht merben lönnen." —
3m ©erlaufe ber Dielfeitigen S)i8fuffion mürbe namentlich auch ""er
Vereinheitlichung ber Sehrmittet in Rechnen, ©eometrie unb ©aterlanbSfunbe
gerufen. 68 mar eine fruchtbare ®isfu[fion, mit aQer Offenheit unb Rode
gialität geführt, bie namentlich baS ©efühl ber ©olibarität förberte. —
3)aS Dorjügliche Referat mirb hoffentlich }u meiterm ©tubium ebenfalls in Den
$äbag. Blättern erfa>inen.
3m ©ajthaufe §ur $oji tagte bie ©eftion ber Sehr er ber Wittel«
fchulen, ein Weine« Häuflein im ©ergleich hü Dfn 9rofe™ Bnftfllten ber
fatholifchen ©chroeij. «Dtoneh teures §aupt Don Sutern unb 3"9> Don
fiebeln unb Sdmmj, ©amen unb Sngelberg mar ba Dermifet. dagegen
mar baS ©tjmnaftum Don ©tanS mit uoei ^rofefforen Dertreten. 3m ©anjen
mochten etma 10 Biotin fich beifammen gefunben hoben. Tombefan unb
©chulinfpettor $f<hopp mar ©orfifcenber unb hielt ein rjödjft intereffanteS
Referat über 3iel unb «Dtethobe beö Unterrichtes ber flaffifchen
©prachen, baS einer fet)r anregenben SiiSfuffion rief unb au Derfdhiebenen
©efchlüffen führte. -
Digitized by Google
- 599 -
Der ©err Referent legte uns feine (5rfab,rungen, bie er in [einer lang*
jarjrigen $r)ätigfeit in ber Schule gefammelt, nieber unb (am ju bem ©d)luffe,
ba& baS ®ijmnafium in ber Bcfrueij in ben legten 3a^r^e|nten ni$t blo^
roeit hinter bem {$ortfct)ritte ber HollSfdjule ^urütf geblieben , [onbern nod)
jurüdgegangen fei. Ter ©runb lueoon tft bie Zertrümmerung beS flaffifa>n
©omnafiumS bur$ bie eibg. Maturitätsprüfung, ba man, um ben (Srforber*
niffen ber Maturitätsprüfung aflfeitig ju entfprea>n, bie ©tunbenjaljl ber
flaffifa)en ©prägen ju ©unflen ber Realien auf ein Minimum rebujiert.
Gin einzige« ©bmnafium, 93afel, fjat ben tlaffifd>en Spraken bie ifcnen ge»
bti^renbe ©tunben beibehalten unb 33afelS Staatsmänner unb Rebner legen
baS fajönfte Zeugnis ab für ben duften, ben man auS bem ©tubium ber
großen Genfer 2ltr)en8 unb Roms jief)t. Sollen mir unfere Rt)etoren unb
Cogifer mieber, fo tft eine Rüdfet/r ju ben flaffifa)en ©tubien notmenbig
b. b,. mir müffen ba« flafftfaV ©pmnafium in feiner (Srunbform mieber an»
fireben. 3um ©bluffe rourbe bie Refolution gefafct, ber r)od>ro. ©err Referent
möge aud) ben uoeiten Seil feines Referates ausarbeiten unb baS @anje als
S3roa)üre erfajeinen laffen, bamit bie ftrage in bie Öffentlitfcfeit fomme unb
unter bie ©djulbefjörben unb öe&rerfc&aft Derbreitet roerbe.
©offen mir, bafe auch, biefe ©eftion nä^fteS 3a^r re$t jaljlreia) fitt)
riufinbe unb rea)t fräftigeS Seben entfalte.
21m aflerfa)roäa)ften mar bie ©eftion ber ©eminarleljrer befugt Das
Referat tonnte unter folgen Umftänben nictjt gehalten merben, roirb aber in
ben $äb. blättern erfdfeinen, bamit eS immerhin ftubiert merben lann. ©o
ftma 10 Mann bätten bod) ft<$ einfinben fönnen, menn bon jebem ©eminar
nur eine Heine fcborbnung gefommen märe. 3ubem rotten ja aua) anbere
©(fculmänner, bie für bie ©eminarbilbung Sntereffe laben, ftc^ einfinben
bürfen. ©offen mir, bafj biefe ©eltion nädjfteS 3a|r boa) juftanbe fomme
unb lief) ebenfalls cedit gebeibji$ enrroidle. Tan bie fatt)olifa>n Ce^rerfemi»
nare uifammenljalten unb ber Celjrerbiloung bie größte Slufmerffamfeit fctjenlen,
ift für unfere 3eit öon Ijöd&fter 2Bi#tigfeit. (Sin&eit unb ßinigfeit matten
ftarf!
9lbenbs 5 Hf)t mar Äomiteefi&ung im RegierungSgebäube, um einzelne
33ereinSgefa)äfte $u befpredjen unb bie Delegier ten ber fammlung borjube»
reiten, meldje etmaS na$ 7 U&r im ßantonSratSfaale fiattfanb, ben uns bie
t). Regierung gütigf) jur SBenufcung geöffnet Ijotte.
Der 93ereinSpräfibent eröffnete biefelbe mit einigen einleitenben SBorten.
9US 1. Jraftanbum figurierte bie Organfrage. Die Anfrage, ob baS Or-
gan beS Vereins für bie Mitglieder obligatorif$ }u erttären fei, mürbe in
$<rüdfi$tigung ber gegenmärtigen SBertjältniffe negaiib beantmortet; bie
SJermirflicfcung ber 3bee fei jmar nadp unb naci anjuftreben, borläufig müffe
man fi$ aber begnügen, bem Organ mögli<$ft biele Abonnenten ju geminnen.
Um baS Watt nad) 3nnen unb Slufeen immer me&r ju r)eben, mürben folgenbe
33orf$(äge gemalt unb angenommen:
a) 3ebe ©eftion ifl berpfli#tet, jä&rlia) menigftenS eine Arbeit an bie Re-
baftion einjufenben;
b) Die ©eftionen ftnb anuu)alten, baS Organ fleißig mit ©a)ulnac4ric(|ten
. gu bebienen.
Digitized by Google
- 600
hierauf ma$te ber ^ßräfibent ber Verfammlung bie Mitteilung, bafe Nr
bisherige d^cfrebaftor, Seminarbirettor Baumgartner, au8 ©efunoljfitSrüf'
fixten [eine $)emiffion eingegeben t)abe unb batjer eine Sleuroarjl ju treffen
(ei. 9118 Nachfolger fchlug ba§ Komitee $errn Setunbarlehrer ftret Don
(Sinfiebeln bor. $er 33orfch(ag mürbe einftimmig angenommen, iperr ^rri tritt
fein Amt mit 92eujat)r 1806 an unb wirb baburap jugleid) Mitglieb ber tte-
baftionSfommiffion. — Um bie Arbeit bed neuen ÄebaftorS gu erleichtern
unb au$ bie übrigen Mitglieder ber 9cebaftion8fbmmiffton mehr jur Mit-
arbeit anhalten, wirb ba8 Softem ber f$act)rebattoren gewttnfa^t, in ber
Meinung, bafe bie Äebaftionflfommiffion bie $äd)er unter ftch oerteile unb
bafür forge, bofe für biefelben tüchtige Mitarbeiter gefunben werben, ^er
SSorfctjIag mürbe einftimmig jum SBefctjlufe erhoben unb bie Ausführung ber
SRebaftionSfommiffion überbunben. — (Sin warmer ApeQ an bie üßerfammlung,
für bie Verbreitung ber $äb Sßtätter fotoot)l einjeln als in ben Seitionen
frflftigft ttjätig $u fein, fchlofe biefe« Srattanbum ab.
2. §8 fam nun jur 53et)anblung ber Aufrufe be8 St. ©allifd)en
(Sr^ie^ungSüereinS an ben fathol. Serjreroerein. $er ^räftbent legte ber
SBerfammhmg ben Stanb ber Angelegenheit oor, jeigte, bafe bie eigentümlich
93ert)ältniffe in 6t. ©allen biefe Au8nabm8fleflung jur 3*it Tätlich mache unb
man an ber tantonalen (5r$iet)ung8»93erein8öerfammlung in Sütfdjroql bie
Oorliegenben Statuten einftimmig genehmigt höbe; er empfehle batjer Annahme
be§ AnjchluffeS. €8 erhoben ftdt) jeboch auch geroichtige Stimmen gegen ben
geplanten Anfchlufe ; man fofle oon ben SBereinSflatuten nicht abgeben unb eine
foldje Au8nahm8fteflung fönne ju fa)(immen ftonfequenjen führen. 918 aber
ber SBorfianb be8 St. ©aflifdjen 6rjier)ung8oerein8 beruhigenden Auffctyufe
gegeben unb befonber8 betont würbe, bafe e8 ftch nur um ein Übergangs*
ftabium tjanble unb nach furjer 3*i* bie Statuten be§ 2eljrert>erein8 auch in
St. ©allen jur üoflen ©eltung fommen werben, würbe ber Anfchlufe beinahe
einftimmig genehmigt unb erflärte ber Verein feine 3ufiimmung p § 12 ber
Statuten bed St. (Mtfchen ßrjiehnngSoereinS, wonach per Mitglieb nur
50 <£t8. an bie 3*ntralfaffe bed 8et)rerüerein8 einjujat)len fmb.
3. $ie Verfammlung befa)liefet nach gewalteter $i3fuffum bezüglich ber
^eftalojjifeier:
a) bie Anorbnung einer ^feier bleibt ben Seitionen überloffen;
b) e8 ^abe im SJereinSblatte eine Arbeit über ^ßeftalo^i ju erfahrnen unb
c) ber Verein Iäfet ftch bei ber eibgenöffifa>n gfeier, fofern eine folche ftatt«
fiubet, burd) eine Aborbnung oertreten.
4. 3ur Prüfung ber f$rage einer permanenten SdjutauSfteflung für bie
3<ntralfchweij wirb eine 5gliebrige £ommiffion Dorgefct) lagen , beftetjenb au8
ben Herren: Stombefan tfdjopp, ftreiburg; Sanbammann SBeber, 3ug; Schul«
infpeftor P. AmbroS, Ginftebeln ; 5rjiehung8rat (Srni, Ainhofen ; Lehrmittel-
oerwalter SBicfi, Sutern.
5. 33ejtiglidj ber SchulauSfteOung in ©enf 1896 werben bie Sefttontn
erfucbt, ben Totalen SJerhältniffen entfprechenb bie Au8fteflung möglichfl ju
befehlen.
Mit einer warmen Aufmunterung, für ©rünbung neuer Seitionen m5g-
Iia)ft tyätig ju fein, ba8 Seftion8leben fröftigfi beförbern unb jur Aus-
Digitized by Google
601 -
breitung be$ SereinS unb fcebung beS SBereinSorganS ba3 !Dtöglic$fte $u t&un,
fd)lo& bie ^elegiertenberfammlung.
65 folgte nun ba§ gemein frfjaftlicfjc ^nrfjteffen im ©aftljof jutn Co tuen,
an bem fi ctj ungefähr 80 (Hafte beteiligten. @£ mar ein familiäres $et-
fammenfifcen, Don eim redjt foflegiali|d)em Weift beljerrfd)!. öerr Öanbammann
2Beber entbot ber 93erfammlung einen freunblid)en „©uten «benb", für melden
ber ^roftbent freunblidjft banfte unb ©tobt unb fianb 3"g 4erjli^ begrüßte.
#mli<r)e ©efänge, balb ernftere, batb fcberjbafte, Derfd>önerten ben Mbenb
unb erfreuten bie 3u&örer nid)t nur burd) ben paffenben 3nljalt, fonbern
ebenfo fe^r burd) ben ejaften, faubern Vortrag. toar ein ljarmonifd)e§
f^eftgeläute auf ben fommenben £>auptfeßtag. — sJJarb unb nad) Halteten lid)
bie 9ceir)en; man fuä)te bie SRur)e auf, mit bem froren 99en>ufetfein, bafe ber
erfte ^refttag aflfeitig gelungen fei. —
3m ljerrlid>en ©onnenglanje erbob fi$ aucb ber «oeite ftefitag. fteierlid)
rief bie ©lode um 8 Ufjr bie Seljrer unb Sdjulmänner in bie f}[. fallen
ber prad)tboaen 6t. OSroalb§fird>e jum fteftgotteSbienfte, um ©ott, bem
tjödjften ßet)rer, ju ljulbigen, oon bem jeber ©egen unb jebe roabre ftrudjt
im Sebramte ausgebt. @8 mar ein fctjöner ©otteSbienft, ber alle ieilnebmer
tuabrbaH erbaute Modern. $r. SR ef tor Reifer tjielt Da§ (editierte %mt; v>err
TOufifbireftor Ättbne leitete ben ©efang auf ber Orgel, ber nad) allen
Stiftungen muftergültig mar unb toieber einmal fo red)t jeigte, roelct)1 ge*
roaltia,en (Sinbrud auf ©eift unb §er$ ein gut borgetragener, liturgifdjer
©efang auszuüben öermag. ©eminarbireltor Saumgartuer ^telt bie
ftefiprebigt über bie 2ßorte 3efu ju ben «popeln: „3$r nennt mid) fiebrer
unb £err unb iljr r)abt red)t, benn id) bin eS." 3ob- 13. 13. «uf
2Bunffl) oteler roirb fte in ben ^ßäbag. blättern erfd)einen.
Um 10 Übt begann bie §auptDerfammIung im reid) beflaggten unb
mit frönen ßränjen Derjierten Änabenpenfionat unb ßebrerfeminar. Sdjon
beim Eingang empfing bie 3>ilner)mer ein großer gotifd)er Sogen mit ben
jroei 3nfd)riften:
ÜßtQfomm ihr üeftrer allzumal. 3U ber 3ugenb 'Jtuö unb frommen,
SBllIfomm mit §erj unb §anb! Seib itir alle tjergcfommcn
2Biüfomm ibr aut oon SBerg unb Iljal, «fl* nur bcfeelt Dom cblen ©treben
SßiDf omm im ^ugerlanb ; 93 olf Btoobl §u förbern unb ju beben. —
9lud) an ben portalen ber 3,urnr)afle maren Otogen mit 3nfd)riften
angebrad)t: bie eine lautete: $>ie anbere:
Tai Holt mit SMffen ooUjuftopfen Da« ift**, id) will« Lhi* allen fagen,
3ft miber alle fiogif, Die grö&te ber (Srjie^ungöfragen,
XoaMorgjam pflegen, ©cfmetben, pfropfen Da« Äinb fo toeit ju bringen,
3ft »obre $äbagogit. $a& e« tüchtig auf ber ©rbc
Unb einft ein 3?immel8bürger merbc.
Tod) bad !ann nur gelingen
2Benn unfer Joeilanb 3efuö L^rift
S)e« ßebrer« ftete« SJorbilb ift. -
3mmer mebr füllte füfc ber große ^urnfaal, toelayr al§ gepbaflf biente
unb feftlia) geftbmüdt mar. ^3 motten etroa 250 ^Jerfonen jugegen fein.
Xer ^eftpräfiDent $>err Öanbammann SOBeber, ber fid) um baS gute ©elingen
bee geftfÄ bie Derbanfendmertefte Mbe gab, begrüßte bie ©erfammlung in
einer fa)roungDoden Äebe, ber allgemeiner «pplauS folgte. w5)er 9lame 3«fu8
Digitized by Google
- 602 -
fei euer ©rufe." „SlfleS liebS unb guotS uiDor"; mit biefem hoppelten altert
©rufee bemiflfbmme ich bie fatt). Celjrer unb Schulmänner ber Schtoeij, fo
ungefähr mar ber ©ebautengang beS Deretjrten 9iebner8, Don einer Stätte au4,
mo bie 3beo(e beS Vereins immer fjocfygefyalten morben unb bie S$u(> unb
fiehrerbilbung auf ben fahren ©runbfäfcen unserer fa. ffircfa fufeen; in einem
Canbe, mo neben bem ^enfionate unb Öefaerfeminar in 3ug noch eine Steide
tatt)oHfc^er SöilbungSanftalten einen guten Klang ^aben, fo befonberS ba3
2eb,rerinnenfeminar In Wen jingen ; in einem Kantone, mo bie fieljrerfchaft roobl
ohne Ausnahme auf ct>riftlic^em 33oben [lebt unb und) ben frönen ©runb*
fäfcen beS Vereins roirft unb arbeitet. M) fatfef euch mifltommen im tarnen
ber b Regierung unb beS (SrjiehungSrateS beS KantonS, aber aurf) im tRamert
be§ tatt)ol. SöolleS Don Stabt unb Öanb, euch alle, bie ifa farfommt au« allen
teilen ber fatbol. Schroeij. 3fa nennt euch f a 1 1) o 1 i f e fiefaer unb ScbuU
männer ; bie fatholifcfan ©runbfäfce leiten euch in euerem 2Birfc n unb Streben.
Sie finb baS eine einigenbe SBanb, baS euch umfchliefit, unb e8 brauet
biSroeilen Wut unb WanneSfraft, fic hochzuhalten im 2eben unb im Berufe.
$aS anbere einigenbe 33anb ift bie Siebe nun gemeinfamen 93aterlanbe — ein
^oftulat unferer fatt)oltfc^en Religion. SBaterlanbSliebe unb magrer &atfa>lil
finb unzertrennliche begriffe; bafür ift SBeroeiS bie ganje ©efefaefae unferc?
CanbeS, beim bie fd>önften JBlätter unferer Daterlänbifcfan ©efefachte bitben jene
Reiten, mo bie ganje Schmeij noch fatholifcb mar. $aS britte einigenbe $}anb
bilben bie gemeinfamen Sntereffen ber fatholifcfan Sebrerfcfatft. ©emeinfame*
3ufammengeben tann DieleS erreichen, moju bie Gräfte beS Sinjelnen nicht
hinreichen. Ta gilt baS Wort: „ffannft bu felbft (ein ©anjeS fein, al*
bienenbeS ©lieb idjlicf-, an ein ©anjeS btdt) an." 3d) merbe fo Diel an mir
liegt, eure 3ntereffen unterfiüfcen unb an ber Hebung ber Schule unb be§
tfefaerfitanbeS arbeiten, fo Diel ich (ann. Wöge ein guter Stern über bem
Vereine fatholifcher fieljrer unb Schulmänner malten, mögen euere SSerfamb*
hingen burch fachliche ftufa unb befonnene Überlegung auch bem ©egner
Achtung abgeminnen! —
$iefe fchönen, Dielfach applaubierten SGÖorte beS nicht nur im Kanton,
fonbern auch im gefamten 53aterlanbe geachteten zugerifefan Staatsmannes mürben
foDann Dom ^räfibenten, $ombefan % fchopp, r>er^licr^ft Derbauft ; fobann brücfi er
feine ftreube Darüber aus, baß bie Spieen ber Mjörbcn ber fatholifcfan Kan
tone fo fmnpathifch für ben herein fühlen unb bnfj neben bem zugerifefan 6t=
ZiefnmgSbireftor auch bie QsrziehungSbireftoren : Sanbammann SDßinet Don Sch mrj j
unb SHegierungSrat ibüring Don Sutern, an ber Serfammlung teilnehmen unb ber
8ndn foioobl nach Cben als nach Unten immer mehr in feiner Söebeutung erfannt
merbe. 6r lebt fich in baS SBol! hinein unb eS geht Dorroärt«; aber er mufe feine
3iele nie auS bem 3luge Derlieren; baher foflen bie Witglieber afle« baran
fefcen, um tüchtige fatholifcfa Cefaer ju fein, fomohl burch einen guten (Iba*
ratter als burch unermnblicfa SerufStreue unb 53erufStüchtigfeit; Tie f ollen aber
auch bie 99ebürfniffe beS CanbeS immer mehr furnieren unb in ben Settionen
befpreefan, um ber Schule möglichft aufzuhelfen. <5in eifriges SeftionSlebcn
ift befonberS michtig für bie innere unb äufeere Kräftigung beS SöereinS. $>er
herein foll nach "nb nach auch barauf benfen, ben flatholifen in ber $iafpoui
Schulen ju grünben unb Seh^« 8*&<«> »aS \^on ber grofee SBolfSfreunb
Digitized by Google
— 003 -
P. ^bcoboftuS fcl. anftrebte. ßnblich ^ot ber Skrein bic Pflicht, für bie
tonfejftonefle Scimle überall energifa} einzutreten ; bemi eine fonfeffionSloje
ßrjie^ung nimmt ben ^öt)em 3been beS menfehlichen CebenS jeben fruchtbaren
3)obfn roeg. 3" Dfn 3'^en beSfelben gehört and) bie (Srringung ber $rei»
f>eit ber 3d)ulc unb bes Unterrichtes. Die freie Schute in ber freien
Schtoeiz muß baS CofungSmort jebefi chrifj liefen Patrioten fein. 2öit geben
roohl balb neuenflämpfen entgegen ; fammeln mir uns, bamit mir burc$ 6in«
$ett ftarl finb. — Wuch biefe 2Borte ernteten reiben 53eifaD.
9cad) ^Berlefung beS ^rotofoUS eröffnete ber ^räftbent bie fompathifchen
(Brüfce ber ^od)mürbig|ten 33ifchöfe ber Schroeiz» bie Don ber SBerfammlung
mit fyofyer ^reube entgegengenommen mürben. ©rofeen ^Betfad fanb baS freunb=
liehe ©(treiben unfereS ^o^mürbigfteu X- i ö * a n b t f d) o f e # morin ^ochberfelbe feine
Spmpatfne für ben herein auSfprach, bie SKitglieber ermunterte, überaß mit
Äraft unb 9Hut für baS ßleinob ber cbriftlidjen Schule einzutreten, unb ber
33erjammlung ben bifchöflichen Segen erteilte. — $er herein fanbte fobann
tetegrabljifäe ©rüfte an bie b,od)mürbigften JBifööfe ber Schroeiz, ebenjo ein
£ulbigungStelegramm an ben hl- 93ater, ber burd) tfarbinal 9tampofla fol=
genbe Hntroort fanbte: ber ty. Stoter nahm bie 33erfid)erung ber (5()rfurd)t
ber fotl)ol. l'etjrcr unb Schulmänner ber Schweiz mit großer fjreube ent-
gegen unb fpenbet ihnen aQcn Don Gerzen [einen Segen. (Sensus ma-
gistrorum Helvetiae beatissimus pater grato animo aeeepit et omnibus
ex corde benedicit. Sign. Card. Kampol la.) —
ftactyjer famen noch mehrere ©rüfee Don greunben beS Vereins jur
SBerlefung, bie Derljinbert maren, an ber Serfammlung teilzunehmen ; mehrere
6ntfa)ulbigungSfdt)reiben trafen nachher noch ein, fo ein Schreiben Dom $urn-
furfe in gu^ern, bas Don 12 Seljrern unter f abrieben mar.
($8 folgten nun bie beiben £auptreferate; baS Don ©rofjrat Dr. 3- SBecf
Don Surfee über bie Schulfrage unb Sa^enf'fa^e SdjulDorlage, unb
Dasjenige Don flauten^ unb (SrziehuugSrat Steiner in Saar über bie
Schule im $>ienfte ber üaterlänbifchen 3bee. Öeibe Referate ernteten
ben reiehften ©eifafl unb bie Dofle 3uftimmung D« 53erfammlung; ba fie in
ben ^ßäb. blättern erfahrnen, treten mir nicht auf ben Inhalt ein.
3>ie 3fit war bereits bebeutenb Dorgerücft, barum mürbe ber gefdjäftliaV
%t\[ möglichft abgefürjt. $5er 5ßereinSbericbt unb berjenige über bie Seitionen
jeigte, bafc im 55erein fräftigeS Ceben pulftert unb tüchtig gearbeitet mirb. —
$ie 93efd)lüffe ber $elegiertenDerfammlung über bie Organfrage, bie ^efta*
lojjifeier, Die permanente SduilauSfiedung unb bie SdmlauSfteDung in ©enf,
fomie bie %fätn ber einzelnen Seftionen mürben einhellig genehmigt; bie*
jenigen über ben 9lu[d)lu& beS St. ©aOifcr>en (SrzieljungSoereinS mehrheitlich.
3)amit maren bie $raftanbeu erjehöpft unb mürbe bie SJerfammlung gesoffen.
3m ©aftljof zum &irfchen ermartete uns ein treffliches SRittageffen,
Das ben hungrigen klagen Doli unb ganz befriebigte unb bem 2Birte alle
6h" machte. SSerfprach boch ber Speisezettel :
3uerft erhält bie Gruppe
fmt gute ©rbfenfuppe.
tafteten »erben aufgetragen,
rat lug ein liegen brin oerhüHt,
Damit ift mancher SBunfch erfüOt,
Digitized by Google
604 -
93efä)toert nicht aupfebr ben SWagen,
Xa\] er nocfi anbreS fann ertragen.
HinbSbraten folgt, gar gut gebämpft
SRit „anaccarönlt — 3uDejj&r.
Torf) fdifnft mir metter nodj gefror : »
(Geflügel tonrmt nun nebft ©alat,
©in gut Wertdit fflr trüb unb fpat.
2Bcr]ieb norf) nid)t gesättigt hatte,
$cm toinft nod) eine „füfee platte."
Unb ftrüchte fommen bjntenbrein,
$>aju ein ©d>oppcn (Sbrentoein
SSon SBaabt unb ftobentlingen.
3ft bafc nid)t wirflidj gut unb fein,
2Ba8 fann man 83eff're& bringen?
Ter grofee Saal mar jiemlid) angefüllt, inbem nd) etwa 160 $erfonen
einfanben. 9ta<hbem bie erfien Bebürfniffe befriebigt maren, [liegen Don Der*
fd)iebenen leiten fcr)öne ^rinffprüc^e unb trug ber (SefangDerein ber uigerifdjen
Celjrer unter ber Dorjüglid)en Leitung be§ £errn Sefunbarleljrer 93lattner ernfte
unb Vettere ßieber bor, bie aflfeitig erfreuten. £>odjm. SReftor ßeifer toafttrrtf
auf ben fjl. 53ater unb bie f4roet$rrif$fn 3Mfd)öfe, £>err Setunbarleljrer grei
auf ben ^rtftort, GrnehungSrat ßrni auf baS Skterlanb unb Sanbammann
2öeber auf ben 33erein. £err (SrjiefjungSbireftor Düring brachte fein #o<h ben
3bealen be§ herein«. £err a. ü?egierung§rat 99lunfd)i Den fatfyolifdjen fieljrern,
erroäfjnenb bie ^tlfreic^e Unterftüfcung, bie 3"9 f- 3 in bebrängter Sage er«
galten f)at ; $err ©dmlinfpeftor Oberfon Don ftreiburg ((Sreierj) fpra$ ben
3Bunf<$ auS, e$ möd}te ber fd)öne herein au<$ in ber fran^öfifc^en ©d&roeij
ftufe faffen ; iperr Cefcrer ftilftfer bantte ben ^erfönlidjfeiten, bie jum ©dingen
be§ ftefteS unb uir Hebung De§ SereinS fo eifrig arbeiteten unb immerfort
arbeiten ; Semiuarbireftor Baumgartner oerfpra<$, feine ^eber aud) in 3"'""ft
ben $äb. Blättern ju meinen unb brachte ba* £)od) bem immer großen §m»
porblüljen be§ BereinSorganS unb bem neuen JRebaftor. ©0 fiel nod) manches
jd)öne 2Bort; aber nad) unD nad) entführten bie (Sifenbaljnjüge bie ©äfte
in ib,re liebe $eimat, neu begeiftert für ben frönen tgrji^er- unb Stirer*
beruf unb aufs neue entfötoffen, it>re leiblichen unb geiftigen Gräfte ber lieben
3ugenb jur 93err)errlid>ung ©otte3 unb nun Sohle De« lieben BaterlanbeS
3U roibmen.
@§ mar ein fdjöneS §eft in 3U9» baS i'ui) mürbig ben frühem anreibt
unb ein liebeS Blatt in ber Beretn§gefd)irhte bilben mirb. Wögen biefe frönen
Sorte nun jyriidjtc bringen unb möge ber Berein§berid)t am nächften BereinS*
fefte in ^reiburg Don einer aOfettigen inneren Srfiarfung unb äußren Ber=
breitung unfereS BereinS erzählen tönnen. $en ©orten folge nun bie %W
unb beibeu gebe ©ott feinen b,ei(igenben unb befrudjtenben Segen! Fiat!
(fribgcuoifenfdjnft. £en 21. Sept. tagte bie ftonferenj ber dr^hung«*
bireftion ber Schmeiß in Angelegenheit ber $eftaIou,tfeier (12. San. 1896).
6ie iprnd) [irfi \u ©unften einer folgen nu3, moflte aber, ban bie Anorbnung
ber fjfeier felbft ben einzelnen Äantonen überlaffen roerbe, meiere bie (ofolm
Söerhältniffe beffer berüdfictyigen tönnen.
Digitized by Google
- 6ÖS -
— $)er SBerein fötüfij. ©hntnafiaflehrer hält feine SahreSoerfammlung
ben 5. unb 6. Ottober in Schaffhaufen. $rof. Dr. Oeri in Bafel hält einen
Startrag über bie griecrjÜche Weiellfcfcüft in ber neuen ßomebie
Dr. 9)ioo£!jerr über bie tbeoretifchen 93orau8f*fcungen ber ^Jäbagogif
unb $rioatbo&ent ©eierli über bie archäologifcben $unbe im Äanton
©chaffhaufen.
&argau. Den 12. September fanb in Waran bie ftantonaltonfereuj
ftatt. 9tu8 bem Berichte über bie gefcrjäftUcben 93erbanblungen ift Don öd-
gemeinem $ntereffe bie ©teile über bie ©teilfchrif t, inbem bie gemalten
(Erfahrungen ben ftantonatoorftanb jum ©chluffe führten, bafe bie praftifchen
unb fmgieinifchen Vorzüge ber ©teilfchrift biejenigen ber Jhirfibfchrift burd>au§
nicht überwiegen, ihre Wachteile bagegen bebeutenber finb. Die ©teilfchrift
fönne ba&er für bie aargauischen ©dmlen nicht empfohlen roerben; immer»
t)in fei ir)r ©ebraudj nictjt ju unterfogen.
Da5 ©aupttraftanbum bilbete ber „bürgerliche Unt erriet", ber in
3utunft unter bem dornen ©taatSfunbe in bem Unterrichtsplan figurieren
foD, üon $rn. ©eminarlehrer £>erjog. 9Jton einigte fich mehrheitlich ju folgenben
liefen: 1. ber Unterricht in ber ©taatsfunbe bejtoecft: bie Vorbereitung ber
3ungmannfchaft für ba§ bürgerliche ßeben jur görberung ber allgemeinen
2öot>lfar)rt, roie jum ^uHen be§ einzelnen ^Bürgers ; ebenfo be$roedt er ein
burchgreifenbeS 93erftänbni§ ber ©ef dachte; 2. fi< fofl al4 felbftänbigeS
frad) auftreten unb an ben SBürgerfcbulen, ben Littel faulen (&anton§» unb
©eroerbefchule) unb ben tantoualen 2er)rerbilbung8anflalten gelehrt roerben.
£n&ent. (ftorrefp.) Dem herrlichen ftranje ber fatfjolifdjen lödjter-
inflitute, beren in einer frühern Kummer biefer Blätter etjrenbe (Srroähnung
gefdt)er)en ift, motten mir hier nac^träglidr) noch eines beifügen, bie feine8roeg§
bie geringfte unter feinen ©chroeftern: mir meinen ba9 in unferm frönen
©eetfyü gelegene 3 nfti tut ber 2eljr* unb vflrmen*©cbn)eftern ju 33alb*
egg. Diefe Wnftalt, roelch* ju Anfang ber breiiger 3ar)re unter äufeerj!
fdnuierigen 33err)ältniffen tnd Seben trat — t)errfct>te bod) bamalS bei uns
eine firct)enfeinblict)e {Regierung — bat biär)er nach aujjen menig 2ärm unb
fluffetjen gemalt; fie roirfte, mie bie§ in ber ftatur ber ©ad)e lag, ttill
unb befcbeiben, aber barum nicht meniger fegenSoofl. Tii« 3nf)itut gliebert
fid), 1) in einen 93orbereitung§fur§ für §öd>ter, roelche noch primarfdml»
pflid)tigt finb; 2) in eine breitlaffige ftealfchule für au« ber ^rimarfa^ule
entlaffene $ö<hter; 3) in einen $au8r)altung«furS jur praftifchen
bilbung ber $öd)ter im ©auöroefen unb 4) in ein ßehrerinnenfeminar mit
brei Älaffen, in meinem bie ftanbitatinnen aüe jene fteuntniffe unb fertig*
feiten fi<h ju ermerben Gelegenheit f)<A<r\, bie jur erfpriefelid(>en Ausübung
beS 2er)ramteS notroenbig ftnb. —
Quid) mehrfache in ben legten 3ar)ren oorgenommene Um« unb 9ieu»
bauten, fomie auch bur<h (Srfteflung einer neuen Safferleitung mit praftifcher
53ab- unb Douche-- Einrichtung jc. ift ba§ 3nftitut in ber Sage, ben Möglingen
eine bequeme unb angenehme, ben fanitarifchen ftort>erungen burchroeg ent»
fprechenbe ©erberge ju bieten. — Die ber ©chülerinnen belief ftch im
abgelaufenen Schuljahr auf 62. Die 3ar)re»prüfungen, bie am 30. unb 31.
3uli ftattfanben, unb bie babei borgelegten Arbeiten ber S&flltafl* bemiefen,
Digitized by Google
- m -
bafe bie Hnjklt über tüchtige Öehrträfte berfügt, bie nach bemährten päba*
gogifdjen unb bibaftifchen ©runbfäfcen arbeiten unb bat)er auch in allen
3weigen beS Unterrichtet f$öne SRefultate erzielen. ßltetn, bie ü)ren ^eran*
wacbfenben Töchtern neben einer gebiegenen, religiöfen (grjieljung eine gute
tt)eoretifd)e unb praftifche MuSbilbuug für baS ßeben ju geben roünföen, fei
be§t)alb baS 3nftttut Salbegg beftenS empfohlen. $a8 näcr)fte Schuljahr
beginnt am 7. Oftober.
— $er SRegierungSrat wählte als tfantonalfchulinfpeftor §errn
@rjiet)ungSrat (Srni, bisher Sefunbarlehrer in SUtiSljofen. Söir gratulieren
Don £>er$en.
Wibwalben. £ochw. ^rofeffor granj ftranf in Süren ift jum Sdjul-
infpeftor ermät)lt; eine recht glücfliche 2öat)l.
Srf)tt)U,v $ie gewerblichen 8fortbitbung8fdt)uIen in Brunnen, Schropj
unb (Sinfiebeln ^aben mit 6nbe Oftober it)re Äurfe wieber eröffnet.
6t. (fallen, -p- Mm 9. September fanb auf Wariaberg bie (Sin-
führung beS neuen SeminarbirettorS in fein tttnt ftatt. 3n feiner
Wnrebe an bie Derfammelten Öetjrer unb Sattler betonte #err Srjiehung§-
birettor Dr. Äeifer, Daft bie SrjiehungSbehörben überzeugt feien, auf Den
DerantmortungSDotlen unb fchwierigen Soften eines ft. gaflifdjen Seminar*
bireftorS ben richtigen SRann gefunben ju haben.
„3n nicr>t $u ferner 3eit bürfte unfere Hnfialt eine toefentlid&e 6rwei=
terung erfahren tytotn. $ie Errichtung eines roeitern flurfeS mit
bem Schuljahr 1897/98 erfcheint gefiebert." Offen geftanben haben
uns biefe Sorte, Don autoritatioer Seite gefproa)en, mächtig erfreut. 3R6gen
Siele ben 2öert Der angebahnten Neuerung weniger fyoä) fchä$en, unS erfcheint
fte mistig genug, darüber feilten jebenfaflS feine 3tDeifet mehr ^errfa^en,
baß bie 3ugenbbilbung mit Der Öehrerbilbung fteigt unb finft. SBer au£
eigener Erfahrung weis, welche 3Raffe Don UnterrtdtptSftoff gebäc^tni5niäfe:g
angeeignet werben mufete, weit ni einer grünblichen unb felbflänbigen Serar«
beitung beSfelben [bie 3eit fehlte, toer ben 2öert folay überbünchter SDiffen*
}d)aftlt$feit fennt, wirb eS gewifc freubig begrüben, wenn einmal gefünbere
Serhältniffe gefchaffen werben.
9hcht blofe eine gebiegene wiffenfehaftliche unb berufliche Sitbung werben
bie jufünftigen 8et)ramt§lanbibaten in bie ^ßrajiS bringen lönnen, auch
ber dinflufi auf ihre ßrjieljung bürfte ein wirffamerer werben; auf ihre
(Sfjarafterbilbung wirb ebenfo Diel Sorgfalt Derwenbet werben müffen wie auf
bie tntefleltuefle ttuSbitDung. „($in ßehrerfeminar fofl nicht minber <5r-
jiehungS« als UnterrichtSanftalt fein.." liefen ©ebanfen hat ber fl gafltfcr)e
(SrjiehungSbirettor in feiner flnfprache treffenb ausgeführt.
SBir hoffen juDerfichtlich, bajj ein guter Stern bie jmeite Beratung ber
SeminarDorlage leite, ßbenfo ift ju hoffen» bafe auch ber Sefchlujj ber lefcen
Äantonalfonferenj. baS jweijätjrige ^ßroDiforium fallen ni (äffen, ui«
ftänbigen Orts Entlang finbe. $a$ 3)amofleSfchmert ber «onfurSprüfung
hat fdjon manchem jungen fieljrer bie ^reube am felbflänbigen Staffen für
geraume 3ei* geraubt, nennenswerte Sorteile ihm aber nicht gebracht. Storum
fort mit biefem 3°PH
Digitized by Google
- 607
9to<$ breijityrigen ©eminarflubium foü* bie propäbeutifd&e, am ©$luffe
be8 oierten Sc&uljafyreS bie fad^miffenfc^aftltc^e (^äbagogif unb TOetljobif,
Öeljrproben) Prüfung abgenommen werben.
%t\ti ber ,Qanbiiot mit einem folgen Reifezeugnis in bie $raji§, bann
!ann er [eine gange Äraft ber ©d)ule mibmen, frei unb ungejmungen in ber
Ofrei&eit feiner ftortbilbung obliegen. (Sin foldjeS felbftänbigeS 93orwärt$=
ftrebeu ift nad) unferer Slnfid/t beS CefjrerS würbiger als bie ßinpauferei
enblofer tarnen auf eine jweitägige Prüfung ljin.
2Bir werben über bie8bejüglia> Erfahrungen in einem längeren Slrtifel
©treifliäjter werfen, wenn bie föebaftion uns lueju bie Spalten ifjreS 93latteS
offen lä&t.1)
Sund) $ie $ürdjerifd)e ©djulfönobe, ben 16. ©eptember in SBiutertljur
üerfammelt, beljanbelte nie .^aupttraftanbum : Ter ©eometerieunteric$t
in ber ©efunbarfcfjule. Ter Üceferent betonte befonberS, bafc ber Unter rtct)t
lief) ber größten ßtnfacf)l)eit unb Wimfyiuli^feit gu befleißen Ijabe ; bind) 6r«
fafyrung foO ber Stüter bie Sefjrfätje gewinnen, bafcer feien einfache £)ilf§=
mittel, ©elbftbetätigung ber ©d&üler (im Neffen, Äonftruieren k.) notmenbig.
Da5 ©elernte foO bann praftifc&e 93erwenbung in entfpredjenben ÜbungSauf*
gaben finben. 3)a8 jweite Sraftanbum betraf ben Antrag ber ^ßrofönobe:
$ie ©djulfonobe erfud^t ben (SrjieljungSrat , bie f^rage ju prüfen, ob unb
unter weisen 99ebingungen bie TO a t it r i t ä t an ©nmnafium unb
,NMibijftriefcbute als Ausweis über bie allgemeine SJilbung jür =
d)tx. SolfSfdjuUetyrer anerfannt werben lönne. Olme Gegenantrag
würbe ber Antrag angenommen.
Belgien. $er ftönig Ijat baS fo heftig angefochtene ©<$ulgefe& ge*
neljmigt. —
WfoaaoaiStie Lttteratur unb Lehrmittel.
Xte tene literarlfcbe OToBatt'ffliitbfdjan für bie laiotliföt Scbmcij. Soeben
cr)d)icn im Serlage £>an3 uott SWatt in 6tan£ jum ersten Üflale bie „litcrarifdje
RmmN i 9tunbfd>au für bie fatboltfdje Scbtoeig." $tefelbe füllt eine längft cm-
pfunbene ßücfe in unferm geiftigen SBcrfefjr&lebcn aus. 2öeift fagt in feinem
treff lieben &ud)e: „©eniarain gerbet, ftünfjig 3ab*e eine« getfttgen Befreiung«:
fampfed": „JBir fürchten, bie Äatfjoltfen feben unb fdjäfcen Ben üJÖert einer
fatfjoltfdjcn ßittetatur ntdjt gebübrenb, wenn mir barunter eine allgemeine
Jiitteratur ütrfterjen, bie fid) nad) Xon unb (Seift in Übereinftimmung mit ber
tatboIifd)en ßebre unb ©Ute befinbet. S)er einjige 2Beg, auf melcbem ber Äleru«
ober fonft jemanb (unter biefem jemanb bürfen wir in erfter ßtnic unfere maclern
Üebjer oerfteben) auf bie SRaffen ber 3nbiffercnten einwirf cn fann, ift jener ber
treffe, unb mir fömten eben burd) bie Sßreffe nur bann einmtrfen, menn unfere
Seröffentltcbungen oon einem fo boljen geifttgen, wiffenfd)aftlid)cn, litcrarifdjeit
unb fittlirfien SBertc finb, baft bie »fatbolifen fie entmeber (efen ober hinter ber
fortgefdjrittenen SBiibung ber 3eit jurüfbleibcn muffen.*
SBa« b'lft e» un« aber, menn mir eine fatb,oIifd)e SBtffcnfcbaft, eine ßttteratur
befi^en, bie nad) allen Anforderungen auf ber ^öbe ber 3eit ftctjt, menn mir oon
unfern (Gegnern etnfad) totgefdbmiegen merben unb mir felbft fein Littel in &änben
baben, fie ben intereffterten ßretfen befannt ju geben? &ier ift alfo ber ^unft,
mo bauptfäd)lid) ber ^ebel anjufe^en ift. SBir Scatbolifen baben bisher im getftigen
') 5Hed)t gerne. (Web.)
Digitized by Google
- 60Ö -
ßeben nidjt ben gebü&renben drnflu& bebaupten fönnen unb flnb fo oielfaA oll
frembe, aurücfgebltebene ©lemente bctradjtct worben, benen man bödjftcn« 3tütffi*t,
aber feine ®leid)bered)tigung fdjulbia mar, au* bem einzigen Wrunbe, weil bie
mannigfaltigen fatbolifdicu Sßublifattonen auf allen ©cbieten unbcfaunt blieben.
£ier fett beftbalb ber $erau*gebcr ber litterariid)en 9tunbfö)au in richtigem 2öti
ftänbniffe ber 3«Übebürfniffe ben fcebel an.
$>a« Programm enthält befonber* 3 Äernpunfte:
1) SHe „litcrartfdje NunMdjau" fotl eine Ü berieft au bieten für ben jeweiliger,
«taub aller ©ebiete beS fattjolifdjen ^üdiermarfteS.
2) Sic foll fnne unb licfttüolle ftrittfen bieten über bie mistigem fatfrolifcben
unb eöentueu audj fatbolifcnfeinblidien 8cröffentlid)ungen.
3) ©ic foff aud) in turnen „Hboridiau-Vlrtifcln" bie (SfeifteBarbett einer gan|en
^eriobe jufammenfaffen unb fo in jeitgemä&en fragen ein abgeflärte», orten
tierenbe« Urteil nad) fatbolifdjer Huffaffung bieten.
ßefctcre« wirb bie literarifa)e 9tunbfd&au gang befonber« werroott unb tnte
reffant machen.
S)afe bie litcrarifcbe SRunbfd)au ihr brcifacfjeS Öerfpredjen baltcn wirb, baffir
garantiert un« bie ftaatltcr)e Slnjatjl ber Mitarbeiter, welche alle ju ben htnox
ragenften Scannern ber fatbolifdien S Cbwcij gehören, wie unter anbem er. (SJnaben
33ifd)of Sluguftinu« ©gger, bie ©emtnarbireftoren Baumgartner, ftunj unb Dr. 9?of«r,
^rofefforen ber §od)fd)iile ftreiburg unb ber oerfcfiiebenften 3nfritute; für}, vir
finben babei 2Wänner, weld&e in ben oerfebiebenen 3*oeigen ber gcrftlidjen unb
profanen 2Biffcnfd)aften einen guten ftlang in ber (Melehrtenroelt haben.
©a« bie „literarifdje 3Honat8*9ftunbfcf>au'' für alle gebilbeten fcbtoeuerifa>en
«reife, oorab für bie Lehrer unb ©djulmänner wertooll macht, ift einerfeit* ber
3nbalt unb anberfeit« ber Weift, inbem barin fragen, welche oon hoher sBebeutung
für bie 8tf)»oeij ftnb, jur SBefpredjung t ommen, unb bie in ber ©d)weij eutfianbenen
literarifdicn (traeugnijfe eine gerechte SBürbiguna unb größere Verbreitung finben.
Bisher fanben namltdj fdjwetjerifdje Mürber unb 3«itfd)riftcn nur feiten ben 23ea.
nad) $)eutfd)lanb, n>eil weiften« ihnen febon ba« Sorurteil entgegenftanb, löücbcr
oon ©cfnoehern taugen fd)on be« etilem wegen wenig. 3ubem unterfdjeiben fid)
infolge ber frcibntlidien 3nftitutionen bie @efinnungen eines ©djWeijer« in maneben
fünften oon benen monard)if$er Greife. ^ aber werben Beurteilungen fdjriftlic&er
(Srjeugnifle oom fd>wcijerifd)cn Stanbpunfte au« oiclfad) firfj anber« geftalten all
bie« in beutfdben ßitteraturblattera ber ftatt ift 3ubem hat biefe febweijerifebe
«litterarifrbe 9hinbfd)au* oor berienigen anberer ßänber ben Söonug woraus, baß
fte auch bie 5örod)üren*ßtttcratur über bie wiebtigften fcbweijerifdjen Xageafragen
unb ba« pabagogifebe ßitteraturgebiet berücffidjtigt.
©er ein offene«, flare« Äuge für unfere 3"tbebürfniffe bat, ftebt fo leid»
ein, bafe bie literarifie ftunbfdjau bie Hebung ber tatbolifwen Ihätigfeit In fQm
ganjen Sielfeitigreit in febr praftifajer SBeifc beförbert. ^cS^alb barf bie neue
„littcrarifdje 5)iunbfcbau" fidjer auf einen freunbliaVn ffiUKomn in allen gebilbeten
«reifen redinen. (fa)
Xtjcortc unb $rari0 M Scfnnbarfdlul.UntcrriiJte^ ^idfuffionlooriagcn far
bie @t. ©adifdie Sefunbarlerjrerfonfercns. V. §eft.« ©erauSgegeben oon ber ftom
miffion. ©t. ©atten gfebr'faie »ucbbanbluna. 1995. 80 ©. J)iefe9 V. ^eft mt
)ält 1. bie Berbanblungen ber ft. gattifeben ©efunbarle^rerfonferenj 1894; 2. einen
ntereffanten Sluffa^ über ben ©eograpbieunterrid)t auf ber 6e!unbar<
djule. 33on 3obann Büchel, ber juerfl baB ßebrjiel fcftfteat, bann ben Öebrfto*
n Berücffta^tiauna fotoohl ber groei* als ber bretlurfigen Siealfdjulen, bann bie
öeimatfunbe in ber Slealfcbulc, ba? fiebroerfabren uno bie ßebrmittel befpricht
5)ie «rbeit ift feljr anregenb unb forbert jur Prüfung ber oorgcfd)lagenen SBcg;
unb ber gegebenen ©inte auf. Da« fteft wirb oon allen ©efunbarlebrem uni
Wutitn gelefen werben.
Digitized by Google
$aS SSerfalten bc3 fie^rerS beim ttnterridjteit.
6oQ unfer 2Bort bekenn,
©o bürfen mir be8 ttmbcö 33Ü<f
Widjt l)in unb totbec jenen
$urd) SSorroartSrennen unb jurüd.
siöie fönnte fid) oerfenfen
$e« ffinbe« (Seift in unfer SBort,
äöenu feinen 93licf wir lenfen
9lu einem fort oon Ort ju Ort.
$)er SBcaMel ber (Sebanten
©abliefet jenem fid) be8 23licfe8 au,
60 lang bie SBltcfe manfcn,
$>er ®ctft ntrf)t ru^ig beuten fann.
@8 mödjten n>ob,l bebenfeu
ß:r$iel)er biefe widtf'gc ßefjr',
$te ftet« bie Sdjritte lenfen
3 m 3immerraume l)in unb l)er,
2)ie, gleid) gefang'ucn £ieren,
SBcftänbig l)in unb roieber gcfj'n,
Sclbft mäljrenb bem dosieren
£>öd)ft feiten, ja nie ftille ftetj'n.
wirb bnrd) fold)' (Meba&ren
£ie ?ld)tfamfeit oielfod) gcftört,
iöei aroften SHnbcrfdmaren
£ie llnaufmcrrfamfeit oermebjt.
3ft'S looljt baä sfinb c« immer
$a* ftbreu unb uerljinbern fanu?
$Ser iictjrcr treibt'S oft fdjlimmer,
D'rnm flagc er fid) felber an. 3. e<t>. in u.
Uber bic $lmueitbiutg ber Wege In.
9Bte ber Arbeit erft ba8 9tub/n
Unb bem Sknfen folgt ba8 £faun,
<3o mufe ftetS, toill fte ioaS nüfcen,
8nfd)auung«**Refultat
Siegel fid) auf Übung ftüften.
©er auerft bie «Regel gibt,
Unb bie ©adje nacf)t)er übt,
föanbelt ber Statur jmmiber,
Unb qält ben öntmicflungSgaug
§emmenb ftet« unb fdjroff barnteber 3- {n n-
luferiite.
Snfolge SReftgnation ift in (finficDeln eine ^efunöattebrf rftelle auf W\tU
Oftober nad)ftf)in, eoentueü auf Anfang 2Wnt 1896, toteber $u befefcen.
9lnmelbungen fiub beförberlicnft an &ni. ^djulra^präfibcnfcn Dr. ft. l'ienbarbt
in (ginfiröcln jn abreffiereu, melier aud) über *efolbnngftoerb,ältniffe k. 9lu8-
fünft erteilt.
(?iiifte*cln, ben 16. September 1895.
— O. 43 W. — ftür bie öejirföfanjlei:
üienarM, fianbf^reib«.
Digitized by Google
fefcbitd)
für bic
tvfkt $tnfc ber öchuubn r fit|n 1 1\
JÖcrüiißgegeben
üon ber
fantonaleu St. WnUijttjcn «efunbarlctjrerfonfcrcnj.
Vrri* flut acbunbcn ffr. «. —
3n Partien oon roeuigften* 6 ©semplaren $r. 1 80.
S3on fic^rern unb <2d)u!ntännero au* ben ücrfdjiebenften leilen ber ©djnictj
beften* empfohlen.
iBnajbrutfcrct Söirtl) St. «allen
SJerlagöljanblung.
Bturtfel & lUcber, 3Buftcrfla(lc, §t (fallen
etnpfcblen ben tit. Äircbenöontänben, GJeiftlic&eu, 8c&reru unb üRuftfbircftoren
f>öflicf>ft ifcr neue«, beft affortierteS (Sefdjäft in
ffianog, STOuflfnlieii & j.^u|ifiiiftriiniciilcii
nebft Vcibawftalt in *ßtiino*, Jctiirntouiiim* unb 3)lti|tfalicn. $urd) oor-
AÜQÜc&e SSerbinbungen ift cd un* möglid), ieben, ben fleinften wie ben febnriertauen
vluftrafl, fei eö 2lnficf)t&fcnbung, JöcftcQung ober Reparatur, fcfjneQftcn« au8§mütjren
UnieT 3ufleberung billiger, freunbliener unb promptefter $ebienung aetebnm
b^cbadjtungSoolIft
^eni Jwetfel, alt ßetjrcr.
Gilbert 28ebcr, Kaufmann.
3m Serlage ber Unterjeicbneten ftnb erfcfn'enen:
Waßet Uebiuißäftoff für ^ortbUbnnfl^frfiiilcn-
diBfitc fluflaat, mit einer 3uflal>c.
greift be« lartonierten (£jemplar8 65 dt
$ie jebntaufenb ©jemplare ber im lefcten fterbft erfduenenen erften Auflage
tvaren in 5 SJfonaten oergriffen.
ItttftfV *uf„abe„ »,,„,*;&?..,«■.
$reid je 40 (St*., nartienrucife billiger. _
Öu^brncferei ftuber in ^(Itborf.
Soeben erfebien
£)aU* tt D«(<s U%tA\ f"r bic 3efiinban<hutcii fcc* Kantone
ILCfll- IL IflfUlUil V««*crn $a* 33ucb eignet fiaS ircffli*
7 auch, jur (Hnfübjung in anbern Rantonen.
Segen S8e§ug«bcbingungen wenbe man ftd) au ftä'bcr & (Sic , ÖuaV
banblung, tfnjcrii.
Digitized by Google
*5
1
li III III Hl III III — —
I:
pkpgi|tl)£ ßlatttr*
^Bereinigung
Dci? „eäneij- <£r|legunfl«frcni&c$" unö Der „^aDapfl. Woaaiefcürift'
1
J
I
5ea Vereine hatljol. Jeljrfr unö Sdjulmänner
ötr Sd)mt\\
unb beö |fl)iuci^crt(rt)cii füttjol. C^r ^ ic hini^oucrci itc.
3n»ritrr jftfyrgang.
20. £eft.
(Oridieint 2 Sogen ftorf je ben 1. unb 15. eine» jeben Monat*. )
Irncf unb Ifrjpebitton oou 3. i'i. $lunfd)i.
1895.
*
!
1
V
i
I
i
4
M
II
!
Digitized by Google
§n$att.
mm
l. 3eM — unter tfebrcr unb ufer #err! (SfafpradV an ber ©eneral*
oerfammlung be« Vereins fatfjol. fiterer unb ©djulmönner ber Sdjtodj,
in 3ug. H. B.) C09
2. Tic £djulc im rintftc ber Daterlänbifcbei 3lee. flöorrrag an ber®eneral*
oerfammlung in 3ug, Don .vu-rrn Sfanton8 = unb Gxjieljung&rat
©teincr in SJaar 618
8. Tic (frjicbunn m ©efJibl*. (fa.) 627
4. SWorimu« 5er Syrier. (CHn Beitrag jur (5}efd»'0)te ber ^Bdbagogif. Son
ßcfjrer 83. in SR.) Gsi
5. ^äbagoaifa)e Jhmöfctjnu 634
6. $abagoaif<fcc tttirrattr 639
7. 3ifcratc
Bereinigung
bes „Sajweij. «rsiehunasfreunbes" unb ber „^äbogog. 3Bonatsfit)rift".
unb beS fchroeifterifa)en fatb,of. ($r$iehmtfj3toerein«.
3 Hfl, 15. Oftober 1895. || M 2(K Ij 2. Organa.
9tebaftiou8fom miffion:
Die £<mliurb(Tcrt0Tai: S fuuj, $t9fir(Mii}crn; $. BaBwaoTtnet. Aua.; &oo>». ftetrn: Ct. jrlbaJ.
Ucof., ftbur ; Sc» C«nj, Wärter, «et«, Ät. £t. «atlrn unb $>trt telret 3B*pflt tn «rftfelb, Url.
Die «infenbunflen ftnb an l cmlnarbiteftst B a u m o. • r » ■ c t j« rieten.
Abonnement:
Crftfcctnt menalltcb 2 mal ]c btn 1. unb 15. Ut Vtonati unb taflet tatrltö) für SBereMtnüflUebeT 4 0c. ;
für JebramUfanMUlen 3 Jt.; für WiAtmüaUtber 5 «Je. Sefteifunge n beim «erlratr: 3. SR.
Siunfo)!, Duzbruder, 3ug. — 3nferatt »erben btc Tütitjeilt mU 10 8t*. beteAnet.
3efu0 — unfer £ctjrer unb unfer Jkrr!
2fnfprad)e beim ftcftflotteSbicnftc ber ©encralüerfammluua be« herein« fatholifcher
fiebrer unb ©d)ulntänncr ber ©c^Joeij, in Bug, 24« ©eptember 1895.
(H. B.)
„3l)r nennt midj Öehrer unb $err,
unb iljr habt recht, benn ich bin es." 3of>. 13. 13.
DaS Ceben beS göttlichen .ftetlanbeS bietet eine Wenge ber fünften unb
Iebrreichften 3»g*> <t»cl<^e fo recht für ben Öeljrer paffen unb bie er nie genug
betrauten fann. ©reifen mir einen aus betn Anfang feiner öffentlichen Cefa-
roirffainfeit heraus. Der göttliche ^eilnnb ftonb bor ber Sßnjl feiner Wpoftel,
bie er als 2et)rer für fein f)l SReicb, b>ranbilben rooflte, auf ba| fte hinausgehen
in bie ganje SQßelt, alle Hilter unb @efd)leä)ter, ade 33ölfer unb Nationen für bie
göttliche 2öahrb>it ju geroinnen — alfo bor ber erflen 2eb>rroaljl. 6S roar
ein f)od}roi$tiger 91ft. 3efuS 50g ftd) bafjer auf ben 5Berg jurücf unb brachte
bie ganje Wacht im ©ebete ju; er bat um ben redeten Serjrergeijl für
feine Sölferleljrer ! Wm borgen rief er feine jünger jich, roäfjlte aus
ihnen jtuölf aus, „biejenigen, bie er felbft rooflte," unb roie er bei einem fpätern
9lnlaffe ju it)nen fagte: „Weht if>r habt mich errocUjlt, fonbern id) fyabe
euch erroählt unb gefegt, auf bajj ihr hingeht unb ftrüchte bringet unb eure
ftrucht bleibe". — Unb nun fdjaut ihn, ben göttlichen £>eilanb, angethan
mit uuau4fprechtich emfter unb boch mitber Wajeftdt ; um ihn fteheu in un-
mittelbarer Wähe bie Wpoftel, in einiger Entfernung bie jünger unb im
Digitized by Google
- 610 -
weitem Greife $at fi# baS 95ott gelagert, baS in ^eiliger Se^nfu^t auf
bie Sorte be§ |>errn unb ber Don it)m gewählten 2er)rer harrt. HIfo bn
Wteifter in SRitte feiner 2ef)rer, junäö^ft Derjenigen, bie mit apoftolifcr)er Söürbe
auSgertiftet finb, fobann berjenigen, bie teils als ^riefter, teils als öaien bem
fachlichen Sehramte hilfreich jur Seite fter)en, unb enblicf) baS 93olf, baS fein«
Serjrer ju fjören bereit ift. Unb ber £>eilanb beginnt feine munberbare 93erg-
prebigt, in ber er fein ganjeS Programm, baS ©runbgefefc feines »eicfceS, in
turjen fräftigen 3ügen auSeinanberfefct. - 2öelch ein 33ilb! $er 2er)rer bei
Sefjrer unb bie lernenben «Stüter, bamit auch [\t Setjrer nach bem ©eifte
ßhrifti werben, unb baS lemenbe 5Bolf, bamit auch eS uom ©eijle Ghrifii
burcr)brungen werbe!
«ber finbet heute nicht etroaS Ähnliches ftatt? %f)x, Derehrtefie Sehrer,
hochgeehrte Schulmänner unb Schulfreunbe, feib I)icl)er in biefen Tempel
gefommen, um euch 3U fcharen um ben göttlichen Sehrmeifter, ber t)ier itn
t)eiligften Satramente ebenfo mefentlidj gegenwärtig ift, roie er eS in ©aliläa
mar, ber ba t»or euct) in feiner milben geheimnisvollen Wajeftüt ber @u
chariftie bereit ift, euct) 311 fegueu unb ju euerm ^erjen 5U [Drechen burdf fein«
innere ©nabe unb Erleuchtung unb burct) baS t)l. ^ßrebigtamt ber &ir<he, —
unb brausen martet baS SBolf auf feine Set)rer, um ihnen bie ftinber jut
S^ietjung unb 311m Unterrichte an^uDectrauen. W\l welcher ftreube flaute
er in biefem t)l. Wugenblicfe auf euch afle rjcrab ; mie fd)lägt fein £>er$ in Siebe
euch entgegen! 91ua) 311 eud) fagt er, mie einfteuS 311 ben «popeln, ba$
2Bort, baS mir nie genug beherzigen fönnen: „3hr nennt mich Srtjrer
unb ©err, unb ihr habt recht, benu ich °iu fS«"
Sa, beSmegen finb mir 311 bir gefommen, göttlicher £>ei(anb, roeil mir
eS Öffentlich unD feierlich anerfenuen, bafe bu bift unfer ßetjrer unb £err!
3)ie§ ift unfere fefte Überzeugung, bieS unfer größter ^roft, bie unberftegbare
Quelle ber wahren 93erufSfreube. 3efuS ift unfer Sehr er, wir baher feine
Schüler; 3efu§ ift unfer $>err, wir baher feine Unterthanen. DaS finb bie
beiben ©ebanfen, bie wir miteinanber betrachten wollen. 9Höge ber göttlich«
2er)rmeifter unfern ©eift erleuchten unb unfer $>er3 erwärmen, bamit wir unfer
Verhältnis 3U ihm recht erfaffen unb ihm gemäfe leben unb wirfen!
1. 3hr nennt mich &h«t «n° £err> »»° »fr fröt r«fr* oenn ich D»"
3r)t nennt mich &fr« — ich &in &l 3efu§ ift unfer Sefjrer, er ift
ber Cehrer ber Seljrer, ber ihren ©eift erleuchtet, ihr ^>er j erwärmt,
ihren Söillen ftärft.
3efu« erleuchtet ben ©eift ber Sefrer. — 2öie finfter war eS im ©eifie
be§ 5Jlenfchen, bebor GfriftuS, ber Setjrer ber Wenfcbfrit, auf Grben erfchienen!
55er Genfer) erfannte feinen Schöpfer nicht mehr, betete baS ©efctjöpf an
unb lag in fjnrc^t unb 3iitern bor $013 unb Stein, — er mujjte nicht mehr:
Digitized by Google i
- 611 -
rooljfr fr fei , wohin er fofle, womit er jum 3W* fltwnge; oie 9lnt«
roort auf Die $rage: So$u bift bu auf (Srben? mar ihm ein bunfle«, unlö««
bare« 9iäthfel geworben! Die begriffe üon ©ut unb 93 ö« roaren ihm unflar
unb oerfcfrmommen, ba« ©ewiffen felbfi mar ihm fein flauerer früh*« mehr
$ur ©ittlichfeit unb Sugenb. Die Seit war ihm ein bunfle« Sabörint
geworben, in ba« er fi<h oerirrte unb in ba« fein Sichtftrahl leuchtete, ihm
ben Seg jum Ausgang ju jeigen. — Unb wie finfter war e« im fojialen
Seben, in welkes GljaoS waren ba bie üerfchicbenen Vertjältniffe geraten!
Die ©rofejahl ber Wenigen waren Sflaoen, bie man wie eine Bare be=
tjanbelte; bie ^rau war oon ber Sillfür be« Wanne« abhängig unb t)atte
feine 9?ed)te, nur Pflichten ; ba« jRtnb hatte fein 9ted>t 511 leben, war ber
Saune be« Vater« preisgegeben, ber e« als flinb annehmen ober ausfegen unb
töten Durfte: ba« Talent, ber ftleife ber untern Stänbe ober haften fonnte
[ich nie in eine höhere Stellung emporarbeiten, war für immer in feinen Jhei«
gebannt — bie <5chule war faft burchmeg ben $Räba)en unb ben Äinbern
ber Unfreien berfa^loffen, nur ben ßnaben ber freien ©tänbe geöffnet! —
Der graufamjle ßgoiömu«, bie lafterljaftefte ©enufefucht t)errfrr)trn überall;
bie grauenhaftere Unfittlichfeit hatte fiel) felbft in bie Tempel ber ©ötter hin«
eingef#li(f>eit. —
Unb wenn auch bie fittlid)«religiöfen begriffe im 3ubentum öielfad) nodt)
beffer waren, fo fyerrfa^te boch auch ba ein grenjenlofer Stolj unb Hochmut
in ben obern fllaffen unb e>eroili«mu« unten; ^Jarteigeiji unb töu&erlichfeit,
ber ^tyarifäiSmuS mit feiner bünfelljaften (Sinbilbung, bie jeber belfern Be-
lehrung unzugänglich war, Ratten auch ba grojje Verheerungen angerichtet!
3n biefe Seit trat nun ^hciftuS; burch feine Sehrc will er bie Seit
umgeftatten, will er wieber Sicht bringen in bie SinflermS be« ©eifte« unb
be« fokalen Seben«, wahre ^imntltfc^e Hufflärung über bie grofjen fragen
be« inbuoibueUen unb jovialen Seben«. — „3$ bin ba« Sicht ber Seit;
wer in meinem Sichte wanbelt, wanbelt nicht im ftinftern." „3n Ghnfto$\
fagt ber fy. 3oh- b. 6ü., „war ba« Seben unb ba« Seben war ba« Sicht
ber SRenfchen unb ba« Sicht leuchtete in bie ftinfterni«", „er war ba« wahre
Sicht, welche« erleuchtet jeben Wengen, ber in bie Seit fommt." Unb fügt
ber «poftel bei: „Sir hoben feine £errlichfeit gefehen, bie fcerrlichfeit al«
be« Gingebornen Oom Vater, Oofl ber ©nabe unb Sahrheit." —
Diefefe Sicht nun, ba« in ade 2Renfchenher&en unb in alle menfehlichen
Verhältniffe hineinleuchtet, ba« ift feine göttliche Sehre, ba« ift feine göttliche
Sahrheit. — Diefe« göttliche Sicht, ba« oom $immel auf bie 6rbe herab*
ftieg, in Vethlehem für biefe Seit aufging, erhob fi$ im Saufe ber 3ahrljunberte
immer fyöljer am geiftigen Gimmel unb fenDet heute feine befeligenben Straelen
auf bie ganje Srbe unb alle Völler. DiefeS ttirfjt leuchtet auch un«: Vocavit et
Digitized by Google
- 612 -
no8 in admirabile lumen suum. „6r rief auch unS in fein munberbare*
Öid)t." 3n biefem Sicht erfennen mir ben einen mahren ©ott, ben £errn Gimmel«
unb ber Srbe, ben Hdmächtigen, ber alle« leitet unb orbnet nach feiner un»
enbli^en SöeiSheit; in biefem Sichte erfennen wir ftar unfern llrfprung,
unfer Qul, bie 2Bege jum 3\tU, unfere erhabene Sfirbe, unfere ©teflung
im ganjen Organismus ber SRenföljeit, unfer Verhältnis ju ©ott unb ju ben
SRitmenfchen ; in biefem Sickte ertenuen mir bie fjarmonifd)e Verteilung
Don Stecht unb Pflicht jmifchen Biotin unb grau, jroifdjen Altern unb
ftinb, jmifdjeu Vorgelebten unb Untergebenen. Da ift niemanb mehr, ber nur
Pflichten unb nur Weckte hätte ; jebem Stecht eutfpridjt eine Pflicht unb IhYtt
unb Pflicht fiub nicht roiflfürliche Begriffe, fonbern murmeln im göttlidjr n
2üiflen, im göttlichen ©efefce! — 3n biefem Sichte fef)en mir, baß öor ©ott
alle 9Kenfrf)en gleich finb, ba|$ ©ott ade befeligen roid, für ade geftorben
ift, allen feine 2öatjrl)eiten mitteilen mifl (©eljt hin in ade Seit, lehret alle
Golfer), allen ben Jpimmel eröffnet hat; bafe baljer auch alle, arm unb reich, h<xh
unb niebrig, frei unb unfrei, ßnaben unb *Dtflbchen — für ben Gimmel erjogen
werben foflen. (Srjiehung unb Unterricht in £)auS unb Schule finb nicht ein
Vorrecht einzelner ©tänbe, fie finb ein ©emeingut aller 3Renfdjen; unb alle
Äinber haben ein natürliches unb pofitiüeS Stecht, erlogen 311 merben. —
3n biefem Sichte erfennen mir ben hofan 3Bfrt DeS Wtenfdjen unb
feiner unfterblichen ©eele, — ben hofa" SBw* o^h^ muh ber Äinberfeele!
2öic munberbar ift bie Seele fa>n au unb für fi<h; bermanbt mit ©ott,
mie ber §auch bermanbt ift mit bem, Don bem er ausgeht, auSgerüftet mit
munberbaren Jfräften, ihrem ganjen 5öefen nach unfterblia). teilhaftig einer
faf! unbegrenzten Wacht! 2BaS hol Der Wenfd) nicht erfdjaffen im Saufe
ber Seiten! roelche Söerfe in ftunft unb 28iffenfct)aft, in Jpanbel unb ©emerbe,
in $ert)nif unb ^nbuftrie — unb immer SteueS fucht er, immer SteueS fchafft
er; ade fträfte ber 6rbe erforfajt er unb ftedt Tie in feinen Dienfr! -
Söelch' munberbareS, grofteS 2Befen ift fein ©eifi, feine ©eele!
9toch rounberbarer ift fi< in ihrem übernatürlichen Sein, im ©emanbe
ber ©nabe ©otteS, mit ber Slnroartfchaft auf bas @rbe beS Rimmels, bie
emige ©eligfeit. Die Saufe giebt bem <Ötenfchen bie Jrinbfchaft ©otteS; bie
Firmung mad)t ihn jum Sempel ©otteS; bie hl- Kommunion macht ihn
gerabeju ber göttlichen Watur teilhaftig, partieeps divinitatis !
2Öie grofe unb erhaben erfcheint uns baS ftinb im Sichte ber göttlichen
SBahrheit! mie grofe unb erhaben aber auch bie (SrjiehungSaufgabe ! Siur
mit ber richtigen (SrfenntniS ber Mrbe beS ÄinbeS ift unS bie richtige
Söfung ber SrjiehungSaufgabe möglich.
3u biefem Sichte erfennen mir, als Scljrrr unb (Sr^ieljer — bie gan$e
grojje, tje^re unb oerantroortuugSDolle Aufgabe ber chriftlichen ^äbü'
Digitized by Google
- 618 -
gogif! Da fdjauen mir baS Wenfchenfinb in feinet erhabenen Bürbe — mit
feinein erhabenen $\tU — ba fe^en mir fie# bie natürlichen unb übernatürlichen
«Kittel jum 3iele, mie fie teils in ber Natur beS Elenfchen, teil« in ber
göttlichen Offenbarung liegen, nicht getrennt Don einanber, fonbern in munberbar
tjarmonifcher JBerbinbung einanber fiüfcenb unb h'benb; ba liegt ber ganze
(SrzieljungSplan ©otteS für bie SRenfchheit dar unb beutlich Dor uns auf-
gefchlagen, unb untere Aufgabe ift eS, uns immer mehr in fic zu Dertiefen
unb fo bie fy. ftunft ber Erziehung uns immer mehr anzueignen ! 3n biefem
Sichte ber göttlichen Wahrheit haben mir bie gröjjte Sicherheit für unfer
Berufsleben. Da finb bie ©runbfäfce flar gezeichnet, mie SRarffteine am
2öege. Da ift fein 5öerfuchen, Experimentieren, unficf)ereS 4>erumtaften not»
roenbig, mie außerhalb beS 6r)riftcntumd ! Da finben fich feine träumerifchen
Söfteme, bie h*11** glänzen unb morgen oerjdjmunben finb, ba mufe man
nicht mühfam nach oen 3iflfn U"D Mitteln ber Erziehung fuchen mit ber
nieberbrücfenben ^Befürchtung, nie ficher barüber ju merben, — ba ift bie gröjjte
Klarheit, unb mit 9tur)e faun ber Erzieher an feine Arbeit gehen unb mit
greubigfeit an berfelben fein 2öie an einem fchönen borgen aQeS Dom Sichte
ber aufgehenben Sonne übergoffen roirb, fo iß auch öom Sickte ber Sonne
ber göttl. 2Bahrh*it alles, ba£ ganze inbiüibueUe unb fokale Öeben beS Wien»
fdjen übergoffen, baher auch oa* ganze SlrbeitSfelb be§ SqieherS.
3n biefem Sichte er f äffen mir aber auch oie ganje53ebeutung unferer
Aufgabe. — Sie umfaßt bie 3"* un0 °»c Eroigfeit, Natur unb Übernatur.
Die Gräfte ber Seele roecfen unb entroicfeln an ber £)anb nüfclicher Äennt*
niffe unb ftertigfeiten, in fie rjtueinbilben beu Srieb unermüblicher ftortbil»
bung unb fluSbilbung — baS ift eine eble ^Beschäftigung beS Erziehers, aber
nicht bie ebelße. — ÖS ift etmaS Schönes, baS Äinb in bie ftunft beS ße-
fenS, Schreibens, Rechnens, in baS bleich ber ©efchichte unb ©eographie unb
ber Natur, in bie Derfchiebenen nüfclichen ftertigfeiten einzuführen, eS brauchbar
5U macheu für baS fpätere Cebeu, eS jum tauglichen ©liebe ber Familie unb
©emeinbe, beS Staates unb ber Äirche zu ergehen; — aber baS fchönfie ift
eS, in ihm bie Äinbfchaft ©otteS immer mehr herauSjubilben, chrijlliche ©runb*
fäfce in feine Seele zu legen, chriftlicheS öeben ihm aujugemöhnen , auf bafe
eS ©ott immer mehr erfennt, ihn immer mehr liebt unb ihm immer treuer
bient, mit einem Söorte ein treuer, opferfreubiger &h"f* wirb. Das erf! macht
fein zeitliches unb emigeS ©lücf auS, baS erft giebt aber auch bem übrigen
Söiffen roahre 2öürbe unb himmlifchen ^öel unb bemahrt eS Dor TOifebraucf)
zum Unheil beS ÜHenfchen. Sich mie oft macht man bie Erfahrung, bajj baS
SBiffen allein ben SRenfdjen noch nicht gebilbet macht, bafe eS fogar zum Un-
heil beS ^enfchen gebraucht merben fann ; nur baS SQÖiffen, baS in ben gött-
lichen Wahrheiten ber Religion rourzelt, baS Don ber göttlichen Wahrheit getragen
Digitized by Google
1
— 614 -
unb burthbrungen ift, ift ffgttiSreic^ unb bringt ftrttchte be« SfbenS für 3eit unb
(Smigfeit, begrünbet baS (Slücf be« ©injelnen unb be« ©anjen. — 2Btr feljen
baher in biefem Sickte, wie mir in ber Boflführung biefer Aufgabe ein QaupU
augenmerf barauf richten müffen, bafe mir überall in aller unferer ^hätigfeit
auf bie ßinprägung chriftlicher ©runbfä&e unb bic £>ermtbilbung eine« chrift«
liehen, religiö&.fittlichen (Sljarafterö Anarbeiten müffen. $a§ unb ba« ganj
befonber« macht ben Seljrer ju einem roahren tBor)(t^äter ber ßinber, ber fto»
milie, ber ©emeinbe, beS «Staates — ba« macht feinen SBirfungSfrei« fegend
reidr) für afle 95ert)ältniffe be« inbibibueflen unb fojialen Sehen«! Daburch werben
wir Sehrer im ®eifte 3e|u S^rifti. — Bon folgen Sebrern tann gefagt merben,
roa« ber Apoftel bon Ghtiftu« jagt: pertransiit benefaciendo, „Söohlthaten
fpenbenb ging er öorüber."
Senn mir unfere Aufgabe in biefem Sichte flauen, bann roirb unfer
fterj aber auch erroärmt, für ben herrlichen (Srjietjerberuf afle Ihräfte einjufefcen.
(Sine f>l. Siebe jur ßinberroelt, junt Berufe, $ur ©rtjule erfüllt un« ! ©(hauen
mir auf ben göttlichen Äinberfreunb ! Den gan jen $ag hat er für ba« 2Bol>l
be« Bolfe« gearbeitet; mübe geworben, r)at er fid) niebergefefct ; ba fommra
bie Mütter mit ihren ftinbern; er foQ fie fegnen. Die Apoftel mehren eS;
aber ßljriftuS roirb nicht mübe, <$ute« ju ttjun; mübe ift nur ber fförper;
fein #erj aber ift unermüblich in ber Siebe: „Saftet bie steinen ju mir lommen
unb mehret eS ihnen nicht" unb er nimmt fie auf, f abliefet fte in bit Arme,
legt ihnen bie $>änbe auf unb fegnet fie! 2Belch ein liebliche« Bilb; 3efu«
mitten unter ben Äinbern! Unb Ijöret ben ffinberfreunb : „3hreT ift ba*
Himmelreich !" „SBenn ihr nicht werbet roie ßinber, lönnt ihr nicht in« Gimmel ■-
reidt) eintreten" „2Ber eine« biefer kleinen aufnimmt, nimmt mich auf; tocr
eines ber kleinen ärgert, bem wäre eS beffer, bafj er nie geboren warben!"
Unb werft einen Blicf auf bie 5? inbljeit 3efu ! Durch fie r)at ber göttliche
$eilanb ba« &inbe«alter ber «Dtenfchheit geheiligt unb mit einem übernatürlichen
©lan$ umgeben, in welchem un« bie ftinber immer heilig, immer ehrroürbig
erfahrnen.
können mir biefe 2t)at[ache erwägen, ohne t»on Siebe ju ben ffinbern
burdjbrungen \w werben unb unfern Beruf boppelt \\\ lieben, ba er un« jur
Ougenb führt!
Der 3ugenb roohlthun — Ijeifet bem Alter roohlthun — in ber ^ugenb
ift bie werbenbe Seit; ou§ ihr wächst bie 3ufunft ber Familien unb ®e=
meinben, ber ffira> unb be« Staate«! 5öer baher an ber Bereblung ber
3ugenb arbeitet, arbeitet an ber Bereblung be« Bolfe«, be« ganjen Santa«!
Unb wenn wir bie Siebe $efu jur 3ugenb fe^en, ba mufe auch unf«
^>erj ju einer heiligen Siebe fity entflammen, bie nicht |o fajt auf bie ^erfon
übergeht, fonbern auf ben Beruf unb befjen SöirfungSfelb, bie ©chule! Die
Digitized by Google
- 615 -
Siebe jum Berufe niac^t alles leicht. $n biefer Siebe hat 3efu5 fein Seben
aufgeopfert, im 6ifer für bie grjieljung berührten ft<h feine Gräfte! £r ift
allen ufle« geworben! W\t welchem (Sifer bereitet er fiä) auf bie mistigen
SeljrDorträge Dor; gonje Wächte bringt er im ©ebete ju; — toie läfet er fich
jum Bolfe ^erab; wie gebulbig erträgt er bie Schwächen be« SBolfe«, ber
jünger, ber flpoftel, welch' mitleibige« $erj befunbet er ihren Dehlern unb
©fbredVn gegenüber; wie barmherzig ift er felbft gegen bie ©ünber, wenn
fie nur ffieue jeigen! 5Bie Diele 3üge ber Nachahmung liegen nicht in
biefem lieblichen 33tlbe; meld)' ein opferfreubige«, uneigeimüfcige« Sehrerljerj,
SBaterherj tritt uns ba nicht überall entgegen! O, erwärmen mir unfere
£)er$en an biefem göttlichen $>er$en unb auch mir merben ben ftinbern, ber
3ugenb eine Siebe in unferm gongen Xtjun unb Söffen entgegen bringen,
bie ein fcuöflufe ber ajriftliajen Siebe, ein Hbbilb ber Siebe (grifft ift!
Unb wie GhriftuS unfer §er$ für unfern fjl. Beruf erwärmt, fo fiärft
er aua) unfern ÜÖiflen ! ©d)on fein Beifpiel ! (5r ift .allen alle« geworben —
bem Bolle, ben hungern, ben Slpofieln ; er ließ fidj bon feiner Sehrmtrffamfeit
burch nicht« abbringen; auch nicht bura) ben größten Unbant — . $ag unb
Stacht tag er feinem ffi. Berufe ob unb in allen «Stäbten unb Dörfern, auf
ber Biefe, am Brunnen, am ©eeSgeftabe, am Berge«abhange, in ber Süfte,
in ben ^ribat^äufern , oor ben Steigen, ben Trinen, ben (Serechten , ben
Sünbern, felbft feinen feinblidjften (Segnern: überall unb allen fudjte er burch
Sehren n>o%utyun; — jebe (Gelegenheit benufcte er, bie göttliche Btoljrheit
ju Dertünben, wohltfjuenb gieng er burch bie Sanbe!
Unb mit meiner ftlarfjeit! Sie fdjmiegt er fich ber ftaffungSfraft bc§
5JolfeS an; bie Watur, bie Pflanzenwelt, baS Tierreich, Gimmel unb @rbe,
9Jotur« unb 9)tenfchenleben , — alle« muß ihm bienen, feine ©ebanfen unb
erhabenen Wahrheiten dar ju machen. (53 liegt in feiner Sehrmeife eine
^äbagogit unb Wethobil, bie mir nie genug bewunbern (önnen, unb je mehr
man fta) in fie bertieft, je mehr man biefe« Sehrerleben unb Sehrermirfen
ftubiert, befto mehr wirb man jur Bewunberung hingeriffen. Die Betrachtung
be« Seben« 3efu - ba« ift eine lebenbige ^äbagogit unb SHethobif, welche ber
Sehrer fi<h täglich öor 9tu9f " flf flen fou*te ! $onn mirD lem( BJiflenSfraft grofe
unb bie ©chwierigfeiten werben leicht; „Sernet Don mir, meine 3<xh ift fwfe»
meine Bürbe ift leicht" ! Der Sehrcrberuf hat auch feine Dornen, hat feine
Wühen unb Seiben unb oft wollen He fich fchwer auf ben Sehrer legen.
2lber wa« finb unfere Sehrerleiben gegen biejenigen 3efu ! Unb müffen wir
nicht geftehen, ba& wir an bem meiften felbft fchulb finb, weil wir ju wenig
ben ©eift 6t)rifii in im« Wirten unb walten (äffen. Da« Beifpiel 3efu ftärtt
unfern Söiflen, aber auch feine ©nabe ift ein gewaltige« ©tärfung«mittel für
unfere ©a)wachh«t. —
Digitized by Google
- 616 -
W\t tüa§ für rounberbaren Knaben hat er feine Sipofiel unb Süngr
auSgefiattet, als er fie hinauSfchidte, um ju lehren ! (Sr hot auch uns au3ertDät>1
bamit mir hingehen unb §rrüd)te bringen; feine ©nabe aber ifi bie befud}
tenbe #raft für jebe Se^rerroirffamfeit ! W\\ ber ©nabe flehen mir mit 6r>nfiur
in lebenbiger üBerbinbung ; wenn aber (ShriftuS für und ift, roer ifi bann
gegen uns! $aher fagt ber Sölferleljrer fo fd)Ön: 3<h oermag alles in
bem, ber mich ftärft. Um biefe ©nabe aber müffen mir bitten: $iitr:
unb tt>T merbet erhalten, fuchet, unb i^r toerbet finben, — ©ott tft ber Stotel
beS 2icf)te$, üon bem jebe gute (Stabe Ijerfommt.
Sergeffen mir nie baS ©ebet am borgen, befugen mir fleifeig bie bi
TOcffe, beten mir anbächtig bor ber Sdmle für uns unb für Die Äinber
roenben mir uns an ©ott cor ieber mistigen gntfdjliefeung unb 5krorbmin$
tiefer ©eift beS ©ebeteS madjt unfer Söirfen ftarf. 2öarum haben bie
ligen ©otteS fo DieleS ocrmocht? 2öeil fie Wärmer beS ©ebeteS roaren! Seiö
bafjer Männer beS ©ebeteS unb ber Siebe unb ihr feib auch fDlännrr ber
©nabe unb beS Segens !
(Snblich ftärft uns im Berufe ber Sohn, ber uns in 2luSfic$t gefieüt
roirb, menn mir a(8 treue Cet)rer (5r)rifti mirfen. $em treuen chriftlichen Sehr«
gelten bie SSÖorte ber t)l. Schrift: w2öer bie ©ebote DoUjiehet unb lehret, mir*
grofe genannt merben im Himmelreich". „$ie meife roaren, werben firablen
mie ber ©lanj ber JpimmelSfefte, unb biejenigen, bie öiele jur ©ereä^tigteit
unterrichtet haben, mie Sterne in emige 3«*"»-" $aS ift ber befonbere
Sohn beS treuen SebjerS, ber Gljrifto unb feiner göttlichen ©ahrljeit felbu
treu bleibt unb bie Siebe $u ©ott unb jur göttlichen S0ar)rt)fit hineinfenfi
in bie Beelen ber Äinber!
3a ! @(jriftu3 ift unfer Sehrer, er erleuchtet unfern ©eift, ermärmt unfet
£>erj, ftärft unfern SQßiflen unb macht uns baburch fo recht fähig, mit Segen
bem hl. kirnte beS (SrjietjerS unb SefjrerS obzuliegen. Ulber beachtet roobj.
maS <Shrifhi8 faß*- 3hr nwnt nu$ Sehrer unb $ er r — unb ihr hobt rea)i,
beim ich bin eS! 6^riftu§ ift baher auch unfer £>err.
2. &hrifiu3 ift auch unfer S>crr/ u»b als folgen müffen mir ihn aner
fennen, baS ift unfere t)eiügfie Pflicht. $>aS ift ber fternpuntt, um ben fid) bie
heutige Schulfrage breht ; baS ift ber ©renjftein jroifchen ber gläubigen unb un-
gläubigeu ^äbagogif. SBiele ^äbagogen ertennen 3efum als Sehrer. rühmen
ihn als ben Steifen üon Wajaret, als baS Sbeal jebeS GrjieherS unb SehrerS,
aber als £errn rooflen fie ihn nicht anerfennen. $5iefe Pflicht, fiel) ^t)Tiftü
als bem iperrn ber ßrjiehung unb beS Unterrichtes in £>au5 unb Schule ju
unterroerfen, mollen felbft biele Sehrerf reife fomohl in unferem lieben ^ater
lanbe als aufjer bemfelben, moflen auch öiele Schulbet)örben nicht mehr an^
erlennen. Sie motten nicht bie Söege gehen, bie GhrifluS borgejeichnet, feine
Digitized by Google
- 617 -
©runbfäfce nicht uir ©runblage ihres Birtens nehmen, feiner 2et)re nic^t
$uftimmen; fie rooflen Dielmehr ir)re eigenen 2Bege gehen, ttjun, roaS ihnen
fle fällt, fich um bie ct)riftliche ßeljte nichts met)r befümmern ! S)aS beijjt man
(Shrifluin nicht mehr als £errn onertennen. —
2Bie oon ^f^rifiud, |o moOen fie aua) nichts Don fetner #ircf)e roiffen
— bie #ir$e mirb in ihrer 3ahrt)unberte langer $f)ätigfeit für bie Schule
mifefannt, Derbäd)tigt — bie Schule mirb it)r ganj ober teilmeife entzogen;
an oielen Oden barf ber Liener ber #irrt)e — ber ^riefter — bie Schule nicht
met)r betreten, gejchmeige benn, baß er in bie Schulbeamtung hineingejogen
würbe! — beachtet aber mohl baS 2öort 6^rifti $u ben ^Repräsentanten feiner
Piroxe, ju ben 2lpojteln unb it)ren Nachfolgern, ben 53ifa)öfen: „2Ber euer)
ljört, ^ört mich, mer euch oerachtet, Dcract}tet mich; wer mich oerachtet, Der-
achtet ben, ber mich gefanbt hot." — 2Ber bie Äira> aus ber Schule Derbannt,
ber anerfennt (Shriftum nicht mehr als &errn!
Vielerorts geht man noch weiter; man miß ber 3ugeub nicht mehr bie
reine 2ef>re 3efu Dortragen laffen, mie fie in ber hl- Schrift unb in ber ßirct)e
niebergelegt i[t, man führt eine fonfeffionSloje Steligion ein, eine Don flWenfctjen
gemachte Religion, nicht bie göttliche Religion! Reifet baS nicht: (5t)rijtum
nicht mehr als £errn ber Schule, ber (Srjietjung anerfennen ! 3n ^rantreid)
Ijat man jogar ben Warnen ©otteS, ber boch bei aßen SBölfern hoch unb
fjeilig gehalten mirb, aus ber Schule Derbannt. — Non serviam ,,3ct)
toifl nicht bienen!" — i|t ber 9Ruf ber mobernen ungläubigen ^äbagogif, ber
ungläubigen Sct)ulgefe&gebung.
Unb mie im Schufleben, fo auch im ^ßrioatteben. 5)ie (Gebote ©otteS
unb ber Kirche merben nicht beobachtet, ber $efuch beS ©otteSbienfteS unb bie
geier beS Sonntags mirb Dernachläffigt — eS ifl ein fieben, als ob eS feinen
Gtott gäbe, als ob ber SKenfch ber £err über afleS märe unb nicht ©Ott! —
Reifet baS nicht, Shriftum als Den #errn Derläugnen? Unb boch ift ©Ott
bienen bie größte §hre, bie einem SWenfchen ju teil merben fann.
Wein, SBerehrtefte, fo jofl unjer fieben nicht fein : Ghriftum erfennen mir
als unfern #erm, als ben £>errn unjereS ©eijieS, bat)er glauben mir ihm
— als ben $>errn unfereS ©erjenS, barum lieben mir ihn — als ben
£errn unfereS 2BillenS, baher bienen mir ihm — als ben £>errn un»
f eres Berufes, baher befolgen mir feine ©runbfäfce unb halten feine «ehre
Doch, legen fie unferer ganjen 2er)rthätigfeit ui ©runbe — als ben £errn ber
Schule, baher fofl fein ©eift in ihr r>rrrfct>eu, unfere Schule fofl, mie ein
^äbagoge jagt, eine officina Spiritus saueti = eine SÖerfflätte beS hl. ©eifteS
fein — als ben &errn unferer Äinb er, baher rooflen mir fie für it)n er=
jiehen, bie jugendlichen $>erjen mit Siebe ju 3efu8 erfüflen — als ben
£errn ber Schulgefefce, baher merben mir mit aller Prüft für alles ein-
Digitized by Google
- 618 -
toten, roaS ber Schule unb ßrjiehung ben chriftlichen (Sharafter ju roaljren
Dermag, unb gegen alles, roaS benfelben bebroht.
3t|r nennt mich ßeljrer unb $err! 3h* ^abt recht, ich bin
e«.w — 2Bir rootlen biefe Söorte beS göttlichen fteilanbeS recht beherzigen;
mir rooflen unfer ganjeS Öeben Innburch feine Stüter fein, mir rootlen
immer tiefer in feine ©runbfäfce, in feine Seljrroeife, in feine ßehcertugenben
einbringen unb uns fo intefleftuefl, moralifd) unb religiös auSbilben, ba& mir
ßeljrer roerben nach bem (Seifte 3efu Gtjrifti, ßehrer ber 2Biffenf<haft, aber
auch ber gfrömtnigicit unb Sugenb, beS ©tauben? unb ber 2iebe, auf baß
mir mit bem Bölferapoftel fogen fönnen: „Seib meine Nachfolger, mie auch
ich ^rifti Nachfolger bin."
2öir moDen aber auch unfer ganzes Seben Ijinbura) feine Liener
fein, it)m bienen in unferem ^rioatleben — in gloriam suam ~ ihm
bienen in unferm Berufsleben: jur Verherrlichung ©otteS, jum #eile ber un«
Werblichen Seelen, bie er fo fetjr liebt, fei unfer berufliches SBirfen unb Ar-
beiten gemeint. Sprechen mir ba^er mit Daoib: Servus tuus sum cgo;
da mihi intellectum, ut sciam testimonia tua — Dein Diener bin id):
gib mir (Sinfidjt, bomit ich beine fiefjre unb beine 2Bat)rr)eit unb bie fie be-
jeugenben ^atfacr)en immer mehr erlernte unb erfaffe.
2ßenn mir baS ganje Seben Schüler unb Diener 3efu finb, bann
mirb unfer 2öirfen ein glorreiches fein für bie 3*it fö)on, unb ganj befonberS
für bie (Sroigfeit. „2öer meine ©ebote oolljiehet unb lehret, ber mirb
grojj genannt merben im Jpimmelreia)." —
ßit J5d)ule im jDienltf ber tiaterlänMfdjen 3btc.
(Vortrag Don &rn. SrantonS* unb Grjiefjung&rat ©tctncr oon SBaar bei Anlaß ber
IV. (Sencratoerfammlung ber fatljol. ßcbrcr unb Sdmlmänner ber @d}n>et} in 3ufl.)
Unfere 3e^* leiflet Mieles unb ©rofeeS für bie Schule; baS mirb roobl
niemanb beftreiten. Bor allem ift eS ber Staat, ber auf gefeilterem SBege
mächtig eingreift. Aber auch freiroiOig, aus freien Stttcfen unb ohne bie Wacht
beS Staates ju befifcen ober blofc bem 3">ange ju gehorchen, mirb 93iele3 für
bie Schulung unb (Srjiehung ber 3ugenb gethan. 28ir öerroeifen nur auf bie
zahlreichen freien fatholifchen Schulanftalten. «Millionen unb Elifltonen roerben
einzig in ber Schroeij teils auf gefefclichem unb teils auf freiem SBege ber
Schule geopfert. Unb jroar überall mit greuben! Denn bie Schule ift bie
JperjenSangelegenljeit beS ganjen ÖanbeS unb feines StolfeS gemorben.
$rofcbem fann oon ber Schule nicht afleS erwartet merben. Sie bilbet
auch nid)t ber einjige ftaftor ber (Srjiehung. (5S märe falfa) unb ungerecht,
moflte man alle erjieherifche Äraft, bie ganje Aufgabe ber Grjiehung ber
Sajule auftreiben.
Digitized by Google
- 619 -
$ie 6rjieljung in ber ftamilie, be« 2tater$ unb jumal einer guten
TOutter, unter bereit Ob&ut unb Sorge ba§ ffinb junäcfcft unb lange ftebj,
bic 2Birffomleit ber fliraje als göttliche 6rjietjung3anftalt, ber Staat mit afl
feinen ginflüffen, bie ganje Umgebung be« ÄinbeS, bie £>au8* unb 3ugenb*
genoffen, bie #ne#te unb Wägbe, f^liefelidj bie ganje Watur, in melier ba8
#inb lebt : all Da« übt einen gewaltigen (Sinflufe au3 auf bie geiftige 6nt»
midlung be« ÄinbeS.
Wflein bie Sirffamfeit ber Sa^ule ift unb bleibt glei4)mof)l Don gröfetet
3S3ebeutung.
Sinb e£ ja wäfjrenb 6—8 3af)ren ber fünften 3ugenbjeit bie weiften
unb beften Stunben beS $age$, in melden baS Äinb ber Sc&ule überlaffen
unb überantwortet 'wirb !
Sine gute Solide fann unb mufj baljer nur aflfeits fegen3rei$, eine
fa^le^te Sd&ule aber au$ nadj allen Seiten Derberb(i$ mirfen. $ie JNnber
werben t>ie(fa$ wie bie Schule, gut ober f$(e$t; fie at&men bie geiftige %t-
moSp&äre ber Schule ein.
$ie S#ule f>at ba&er in Iwljem Wafec bie DerantmortungSDofle Huf*
gäbe, üerebelnb auf ba§ tfinb einjuwirfen unb baSfelbe Dor^ubereiten auf bie
(SrfüOung feiner ifjm martenben breifad>en $flid)ten: gegen [\$, gegen bie
9Ritmenf$en, gegen ©ott, für baS familiäre, fojiale unb religiöfe 2eben, für
bie Familie, ben Staat unb bie ftira>.
©reifen mir fyeute bie Aufgabe ber Sdjule befonbers naa} iljrer fokalen
unb jmar Daterlänbifa)en Seite auf. fragen mir unS: 2BaS fjat bie
Sd>ule im $)ienfte Der baterlänbif$en 3bee ju tljun?
63 ift nur aUjuwaljr, bafe unfere fokalen 58erljältniffe Dielfad) ungefunbe
geworben finb. S5on allen Seiten mirb bafyer naa*> ^Reformen, nadj 3Jerbefferung
ber 3uftänbe gerufen. 3« ben IjerDorragenbften unb aud> gefä^rlia^ften Küfern
im bezüglichen Streite gehört ber una)riftlid)e Sozialismus mit feinen Der-
fyängniSDoflen 3been. Sr tritt immer feder gegen eine religiöfe Muffaffung
beS flaatlia>n unb fokalen SebenS auf. $ie formen, wie fie im (&riftli($en
©lauben niebergelegt unb in ben ©eboten ©otteS enthalten, werben meljr unb
meljr als wertlos unb Deraltet erflärt. SalfaV, oberflä#lia> 9!n|a>iuungen
maa)en fia) breit unb bringen in ade Sd>id)ten beS 93olfeS. 68 wirb weniger
metyr naa) feften foliben ^rinjipien, fonbern na$ @elegenf)eitSrüdfia)ten Dor«
gegangen: Keligiöutät unb djriftlidje SebenSauffaffung fcfyoinben, wäljrenb
SJerwilberung unb @enufefu<$t bei einem grofcen Seile beS SBolfeS zunehmen.
$arin liegt aber nid)t blojj eine große ©efaljr für ben dinjelnen, für bie
framilie, für bie ©emeinbe unb für baS StaatSwefen, fonbern au$ für baS
gefammte Stoterlanb.
Digitized by Google
- 620 -
$>ci öffnet fich alfo ber ©ct)ule, für bte unfere 3eit fo ©roßeS leijiet,
ein roeiteS ©ebiet fegenSreither ^rjätigfeit. (Srfajjt bic Schule nach biefer
Sichtung bie ihr jufommenbe Aufgabe, fo fteflt fic fich in ben $ienft beS
SJaterlanbeS unb fammelt fi<h bic größten Söerbienfle um baSfelbe.
2öie fotl baS gefchefK"?
1. 3Jor aflem muß bie Schule bie 3ugenb in bie Sieligion einführen,
aber nicht bloS äufeerlia)* foubern fo, Daß biefelbe in ftleifch unb SBlut übergebt;
bie religiöfen Anfdjauungen muffen baS &inb in feinem Genien unb Zffun
beherrfdjen. XiefeS 3ifI erreicht einzig ein folibec fonfeffioneller »eli*
gionSunter rieht, nic^t ober ein fogen. fonfefftonölofer Unterricht, ber ja
eigentlich, roie Autoritäten ber oerfdjiebenften Sichtung jugeben, ein $ing ber
Unmöglichfeit ift. $er fonfeifionSlofe Unterri^t ftcht aujL unnotürlichent unb
unmohrem SBoben. 6r befiel feine autoritäre, feine erroärmenbe Äraft.
$ie Religion muß fo gelehrt toerben, roie fie ©ott felber, GhriftuS, ge*
lehrt, roie fie feine Dom fu\ ©eift geleitete ßira> lehrt. $öir müffen baher
mit aller Energie beu fonfeffionefleu ^Religionsunterricht Derlangen. 6r ift
nach Art. 27 ber auch "i<h* au$gefcf)loffen, im ©egenteil geboten, in-
bem nur fo bie Augehörigen aller Äonfef»ionen ohne 93erle{mng ihrer reli*
giöfen Anfctjauungen ben ^Religionsunterricht befugen fönnen. — $er Ion*
feffionSlofe Unterricht öerle&t aQe ßonfeffiouen, meil er feiner beftimmten
religiöfen Auffaffung gerecht merben fann. 6S ift ©eroiffenSjroaug, bie Äinber
in einen folgen ju $roiugen..
2öir forbern aber ben foufeffionellen Unterricht im 3ntereffe beS ©taateS,
überzeugt, baß nur biefer roirflich religiöfe JBürger h^Qnjiijiehen oermag,
Gönner unb grauen, bie nicht aus furcht uor bem ^olijeiftocf, fonbern aus
Siebe ju ©ott unb in ber furcht ©otteS ihren SBeruf erfüllen, in alleii
©türmen unb SBerjudmngen beS SebenS ©taub holten, auch roenn bieS große
unb fernere Opfer erforbert. <$in religiöfeS 23olf ift ein jtorfeS 83olf, ein
treüeS iöolf, ift opferwillig unb mutig. $aS beroeifen unfere Ahnen unb
5ßäter, bie nieberfnieten, ©ott bem Allmächtigen fich empfahlen, ehe fie fia)
in ben ßampf roarfen„bann aber nicht abließen unb ©ut unb S3lut einfetten,
bis ber ©ieg errungen mar.
@in religiöfeS 93oll ift gemeinnützigen SBerfen unb 3been zugänglich.
DaS beroeifen bie ebenfo johlreieheu als großen Söerfe chriftlicher 2öot)lthätigfeit.
(Sin religiöfeS <Bolf ift ber höhlen (Sioilifation fähig. $aS beroeifen
flunft unb ©iffenfehaft, bie geiftige SJiacht unb bie Überlegenheit in ben chrift*
liehen Cänbern. .
ein religiöfeS 3?olf ift enblich auch ein fittlich ftarfeS Eolf. Das be-
meist bie 2Beltgefchi<hte aller Reiten. Wl bem $aü*eu ber »eligiöfität falt
bas ©infen ber eittlia)feit gleiten ©chritt.
Digitized by Google
- 021 -
SReligiöfe Srjieljung unb fittliche Srjieljung bilben mit einanber eine 95er*
ficherung auf ©egenfeitigfeit. 33eibe bebingen baS @lücf unb ba§ 2öobl eine«
fionbeS, eine« Staates, einet ©emeinbe, einer Familie.
9Iflein eine religiöS*fittliche (Srjiehung fann nicht auf ber f. g. aflgemeinen
*Ö?oro( aufgebaut werben. Tiefe felbft, roenn eS eine richtige unb toirfliche
9Moral fein foO, mujj ihre ©runblage auf bem JBoben ber ©laubenSlehre unb
ber göttlichen 9Bar)rt)f iten fuchen.
Ter Staat oerfeunt Daher feine Sntereffen, roenn er ben religiöfen Un»
terricht im Stunbenplan ftiefmtitterlich beljanbelt, ober foulen gar oarauS ent=
fernt, um einer fogenannten Wioral-Sehre piafc ju machen, bie fi<h nicht auf
©ott unb feine f}(. Cet)re ftüjjen roiD ober taun. TaS ift ein $)auS auf Sanb
gebaut; beim erften Sturm toirb eS flu $aüe gebraut.
Taljer bedangen alle chriftl. Elemente Dom Staate baS 9t echt, bie
Äiuber pofitto <!r)tif!(idt) $u erziehen unb bie Schule fo eingerichtet, baß biefeS
Stecht in feiner 2öeife öertürjt roirb. Unb mir, bie fatf). ßeljrer unb Männer,
als Vertreter cfjrifllicher 93olf8elemente, Ijtioen bie Pflicht, biefeS »echt ftetSfort
beim Bianit ju reflamieren unb ihm, bem Staate ju fagen, eS fei feine
Pflicht, biefeS Stecht ber chriftlichen Altern auf eine religiös fitttict>e 6r$ie*
tjung ber ftinber ju fehlten unb jeben Angriff auf baSfelbe abjuroehren. Ter
Staat aber erfüllt biefe feine Pflicht im 3ntereffe feiner felbft, feiner eigenen
Selbft- Erhaltung: er pflanzt, fchüfct unb befeftigt Damit Die ftaatSerhaltenben
Elemente jum Wu&en unb gtommen beS engern unb roeitern SöaterlanbeS.
2. Tie Schule arbeitet ferner im Tienfte ber Daterlänbtfcr>en 3bee, inbem
fie in ben Schülern ben PatiotiSmuS unb bie potriotifchen Sugenbeu roecft.
Der ächte Patriotismus ift mieberum eine 5rudjt magrer unb unge^eit*
gelter 'Jteligiöfität. Ter ächte Patriotismus oerlangt baS gröfete Opfer; im
9tot» unb Srnflfade ift fogar baS 2eben ju opfern. Tarin mareu unS un»
fere SBorfaljren bie ^errlidfften 53eifpiele. Tie Schroeijergefchichte erjählt unS
bie £elbenlämpfe. Sie fagt unS aber auch, ba& unfere Vorfahren bie 9te*
ligion ftetS hwh l)ielten. ftür ©ott unb SSaterlanb! So lautete ihre Te»
oife. 3n biefem 3<ithfn sogen P* in ben ßampf unb in biefein 3fi$en
fiegten fie.
Ter Patriotismus befiehl alfo nicht in leeren 5öorten unb Phrafen,
nicht etron in einer faben Schüfcenrebe. (5r befiehl in großmütiger ©efinnung
unb opferwilligen $haten. 6r entflammt 'ber aufrichtigen Siebe 511m SBater«
laub, nimmt Anteil an greub unb Qeib besfelben, unterftüht baSfelbe nach
Gräften, fucht alles Sd)iiblirf)e bon ihm abjuroenben, hält ferne alle rebolu*
tionären 3been, befämpft unb oerpönt bie fcblecbje, SBolf unb fianb gefäb>
benbe treffe. Ter toahre Patriot thut feine Pflicht als Weufd) unb Ghrift
für fid) unb jeine f^amilie, lebt feinem Berufe ober Hinte, tt>ut feine Pflicht
Digitized by Google
- 622 -
a(9 Bürger, nimmt marinen Hnteil unb befunbet lebhafte» Sntereffe in allen
öffentlichen fragen, fdjlflft nicht, toenn bie $ö$ftai ©üter be« Wenfcben ge-
färbet [mh, leiftet ©ehorfam, wenn fyt baS Vertrauen be« BolfeS gu %nti
unb 2öürben beruft, fte&t [einem $*olfe unb Sanbe mit »at unb 2^at gur
©eite unb flellt feinen Wann im flampfe mie im frteben.
Um ben Patriotismus unb bie patriotifchen $ugenben gu werfen, fann
bie ©chule recht Diel tljun. 3mmer unb immer mieber ift es bor aflem ein
guter Religionsunterricht, ber grunblegenb unb megleitenb ben ©djüler gur
SaterlanbSliebe, gur Siebe beS Wächften, gur pflichttreue, gum ©ehorfam, gum
©tarfmut unb gur ^^atlraft entflammt. $ann, roaS fönnte nä>r liegen,
al$ bie f>err(id)e ©efdjncbte beS 93aterlanbeS, bie ©efdjidjte ber freien ©dnoeu
unb ihrer £>elbeumänner ! $>erüor m^ oen ßhorafterbilbern, an benen bie
heranroachfenbe 3ugenb ben Patriotismus unb bie Söürgertugenben bemunbern
fann unb fod!
W\i ber ©efdnchtsfunbe gehe bie BaterlanbSfunbe #anb in ^anb. 9Wan
geige ber 3ugenb ad bie llaffifcben ©teilen, roo Opfermut unb £>e(benmut
bie Siege errungen, roo bie Patrioten ber ötteru unb neuern ©efcf)ict)te ihr
©ut unb Blut für freiheit unb Äecht geopfert. SJlan geige ben ©cbülern,
roie ber fchroeigerifche ©taatenbunb, wie unb rooburd) bie Sibgenojfenfa^aft,
entftanben, n>er fie leitet unb roaS fie jufammenljätt. Wan geige ihnen auch
bie ©chönpeit unb bie föeige beS fünften aOer ßänber, uujereS BaterlanbeS,
meines gu fehlen unb 511 öerteibigen bie jungen ßibgenoffen einft berufen finb.
Sin ebenfo fchöneS als leichtes Wittel, bie Pulfe ber StoterlanbSliebe gu
werfen, ift bie Pflege beS t>aterlänbifa>n ©efangeS. „O, mein SSaterlanb",
richtig unb mit BerftänbniS gefungen, baS tyebt auf ©Urningen baS junge
§erg unb ©emüt gu leeren oaterläubifa^en 3been unb ©efühleu.
BefonberS aber unterlaffe ber fieser nicht, felbft fletSfort eine eble
naterlänbifdje ©efinnung gu betunben. Gr traute fletS barnach, bie ©chüler
mein- unb mehr in baS BerflänbniS ber oaterlänbifcheu 3bee einguführen, für
bie patriotischen lugenben gu begeiflern. 6r fläre namentlich bie balb ins
Seben InnauStretenben jungen Bürger über alles auf, was bem ©chweiger
fein Saterlanb fo lieb unb teuer macht. ©0 lernt bie 3ugenb, bie Hoffnung
ber 3»fanft, »erflehen unb fehlen, was es h<ifet, bie politifchen »ectyte ju
genießen, gu öden fragen beS öffentlichen ßebenS mitgureben unb mitgujiiminen.
©0 bilbet man ben patriotifchen ©eift; fo entwickln fich bie bürgerlichen
2ugenben !
3. $ie ©chule fleht weiter im Dienfte beS BaterlanbeS, wenn fie bie ©chüler
gur ©elbftänbigfeit unb Freiheit im Kenten unb £>anbe(n, mit anbem
Sßorten, gum fejten (Sharafter ergieht. $)ieS ifi für ein republitanifdK?
Saab befonberS wichtig. Wnfonft wirb ber (Singeine ber ©pielball einiger
Digitized by Google
- 623 -
Sßßeniger. Da« Serhcittni« wirb unfreiheittid) unb unrepublitanifch. Wt
5äd)«r müffen bic Äinber im Denfen üben: SReligion, Deutfch, Beinen,
©efchichte ic. Da« ©flernte mu& nic^t nur ©ebächtni&fram [ein, fonDern
Qfijl- unb charafterbilbenb; bfr Öernfloff mujj einen Haren #opf, ein gefunbe«
Urteil, eine morme Begeifterung für alle« Gble, 2Bat)re, ©ute, Schöne, $reue
ju @ott unb feiner bX Religion, eine chriftliche 3Beltanf#auung ^eroorrufen,
Don ber au« ber SHenfch bie Dinge unb ßreigniffe ber 2Belt roie Don einer
fjotjen 2Barte au« beobachtet unb beurteilt.
Unjere 3e** braucht Männer. Männer aber müffen benfen fönnen,
felbftänbig fein im Urteil unb öanbeln, charatterfeft im %fy\m unb Soffen,
foflen gefattelt fein mit ben ebelflen unb beften ©runbfä^en! 2Be(ch' Sbeal
ift eS, ein 9Mann Don (Sfjarafter, ein Wann Don ©runbfat} ju roerben! Die
Schule aber fann unb fofl bie ©runblage b.ieju legen. Sie ift berufen, ben
Schülern, ben fpätern ^Bürgern, ben einfügen ficitern be« Staate unb ©e*
meinberoefen«, ben füuftigen ftüljrern be§ 93olfe§, gute ©runbfäfce einzuprägen
unb $u entroicfeln.
4. ©anj befonber« pflege bie Schule Sinn für SR echt unb ©erech»
tigfeit: ba« finb gar mistige bürgerliche $ugenben: bie tragen unenblich
Diel bei jum glürflictjen ©ebeihen eines ßanbe«. C, welche« Unheil r)at ber
Wange! an Sinn für Stecht unb ©erechtigfeit fa)on angerichtet! ftrieg ober
triebe in einer Familie, ©emeinbe, im Staate fann baDon abhangen. 9Bo
9?echt unb ©erechtigfeit allen gegenüber herrfchtn, ba ift 3||fr^t>ent>ett,
Sicherheit, Vertrauen; ba blühen SBoljlftonb, £>anbel unb ©eroerbe, ftuuft
unb Söiffenfchft ; ba finbet ba* Cafter feinen <pia&, ba finb Sittlichfeit unb
Stugenb o^ne ©efatjr. Gin ßanb aber, roelche« fi<h beffeu rühmen fann, ijt
ein glücfliche«. Da fann man fich «Kütten bauen". —
5. Sehr nrichtig, unb eine patriotifche Sugenb in«befonber«, ijl bie
23eruf«treue.
Der 93eruf meist jebem ©liebe be« Staates ben befiimmten Soften an ;
füllt er ihn boD unb ganj au«, bann arbeitet ber eine bem anbern in bie
(vänbe, bann roirb alle« beforgt unb bann geht auch alle« gut. Die Berufs*
treue hot eine unfaßbare öebeutung im fojialen Seben; fie arbeitet bireft
unb inbireft an ber fiöfung ber fokalen ftrage. Denn fein 95eruf ift gering
im 2id)te be« ©au^en; auch ber Sumpeufammler t)at feine 9ebeutung; auch
ber Strajjenfehrer ift ein fehr nüfcliche« ©lieb ber ©efeOfchaft, menn er feinem
SBerufe treu bient. —
Die Schule lehre alfo bie 3ugenb, jeben Seruf $u ehren unb ju achten,
jeben 58eruf«mann, fei feine Arbeit noch 1° untergeorbnet, fofern er nur feine
Pflicht erfüllt. — 9Nan lehre bie 3ugenb ganj befonber«, genau unb gemiffen*
haft bem einmal ergriffenen 53erufe ju leben. Denn baDon hängt in erjter
Digitized by Google
- 624 -
Cinie ihr eigene« 2Bof)l unb ba« ber Familie, in jweiter Sinie aber auch ba§
©lürf unb ba« Wohlergehen ber ©emeinbe unb be« Staate« ab.
Die Sd>ule jeige ber 3ugenb bie Söichtigfeit ber niebern Berufearten,
wie widrig 5. 53. ber fcrbeiterftanb, ber Banernftanb fei.
Durch bie Serföiebenfjeit ber Polente unb Neigungen, ber förperlicben
unb geizigen Äraft will ©ott bie berfc^icbenen Berufe erfüllt wiffen.
Die Schule hat täglich Gelegenheit, jur Treue im Berufe, jur Bchtung
bor bemfelben anzuleiten: Sie gewöhne bie Schüler jur pttnftlichen 6inb.nl-
tung ber Scbuljeit, jur gewiffenbaften Beforgung ber Hufgaben, jur eraften
Erfüllung oder ©agitier pflichten.
(Sinen nachhaltigen, nach Dielen 3fl$ttn noch bemerfbaren Erfolg erjielt
bieSbejüglid) ba« gute Beifpiel be« Cehrer«. 9lIfo ftefle fid) ber Cehrer
junäd/ft per fönlich in ben Dienft ber oatcrlänbifchen 3bee. Da« Baterlanb
wirb ihm Dafür großen Danf wiffen.
6. Um bie ftinber für bie 3ntereffeu be« Baterlanbe« bienftbar ju machen,
barf bie Schule auch bie phöfifaV Wu«bilbung unb ßntwicflung ber
ftinber nicht aufeer Betracht laffen.
©efunbe Söhne unb Töchter, gefunbe Männer unb grauen; eine ge-
funbe 92ach(ommenfchaft, ein gefunbe« Boll!
9Jlan flogt mit Utecht über eine Dermeichlichte (Generation, namentlich in
ben Stäbten.
De«wegen lehre unb pflege bie Schule eine Vernünftige 'Abhärtung, eine
Stärfung ber 9Jhi«fel» unb WerDenfraft — ; man pflege ju biefem Qiotdt
fpejiefl ben Turnunterricht. Sin guter Turnunterricht fräfligt nicht nur ben
Körper, er regt auch ben ©eift an ; er förbert jumal bie Wufmerffamfeit unb
bie Di«jiplin in ber Schule.
4>o(hbebeutfam ift bie ©ewöhnung jur Wäfeigfeit im Sffen unb Trinfen,
ba« Mafchfllkn im ©enufi ber allju jat)lreich gebotenen Bergnügungen , bie
Bezähmung ber ©enufefucht überhaupt. —
Seichter ift e«, ber ©enufefucht im Äeime ju begegnen, al« fie, loenn fie
einmal ftarf in'« Jfraut gefchoffen, ju Derbrängen unb unfehäblich ju machen.
Die Schule fofl einfielen in ben ftampf gegen ben Hlfoholi«mu«.
Den Schülern toerbe inbeffen in ber Schule nicht nur Mufflärung, fonbern
auch 2uft unb Sicht ju teil, jur rechten 3*it freir Bewegung, aber feine un-
gebunbene, wie fie wäljrenb ben f. g. Raufen ba unb bort jur Wobe geworben.
Die Schüler müffen mährenb ben Raufen beauffichtigt werben, fonft Derberben
bie Raufen wieber, wa« bie Schulflunbe gepflanjt.
DJlan überlafte bie flinber nicht! Sine .^nupturfache, bafj bie heutige
Schule trofc ben ^ortjehritteu Derhältui«mäBig nicht mehr ober noch weniger
praftifa> 9tefultate erjielt, al« bie Schule ber fog. guten alten 3«t, liegt in
Digitized by Google
- m -
ber ttberbfirbung an ®<$ulfäa>rn. $)a foflte üon oben fytab ?Banblung
gesoffen werben.
5Jlan ermögliche, baft bie ftinber ju £aufe auch noch etwas lörperliche 9tr=
betten beforgen, bafe fie brin SBater, ber TOutter bei btr Arbeit Reifen fönnen.
So giebt bie Schule bem Söaterlanbe nicht blojj Stubengelehrte unb Salon»
bamen, nicht nur tbeoretifch gebilbete, fonbern praftifche Männer unb grauen.
7. Soll aber enblicb, bie Schule ber nunmehr gezeigten Hufgabe, ft$ in
ben $5ienft beS SBaterlanbeS $u fleflen, aud) gemäßen fein, fo mufj fie fefbji
gehoben unb oerbeffert werben, müffen 93olf unb $eb,örben, Se^rer unb
Schulmänner fortfahren unb iücr)t ermübeh, für baS Schulmefen arbeiten,
baSfelbe ju unterftüfceu unb ifjm bie größte Aufmerffamfeit ju ftenftn.
$orab bebarf baS Sajulmefen einer gehörigen Organifation unb Sorge,
baß überall bie notwenbigen ©acuten Dorljanben unb biefelben ben öebürfniffen
eutfprea>n. $iefe ©acuten finb gehörig auszuflutten, nach genauem Öehr»
unb Stundenplan ju führen, mit Lehrbüchern unb Öegrmitteln, Parten unb
anbern $eranf($aulidmng8mitteln ju oerfeben. ©e!unbar», ÄeaU unb b^ö^erc
©Etilen foflen ihre fpejieflen Set)rmtttel unb Sammlungen befielt. flfle
Schulen aber — baS ift feljr wichtig — foflten eine entfprechenbe gute
$eftub,lung haben.
$ie befte Organifation, bie fortfchrittlichfle Einrichtung unb bie oofl«
fommenften Sdmlgefefce aber finb wertlos, wenn fte nicht richtig angewenbet,
nicht benufct unb nicht eingehalten merben. $ob,er ift bie Salute gut ju
beaufficbtigen, junächft Dom 2et)rer, bann aber auch üon ben SBeljörben.
SÖenn ber Seljrer bie Seele ber Salute, fo ^ot ein guter Slttytx auch <w*
gute Schute. $5er befte fieljrer aber fanu ermüben unb baburch bie Schule
311m Stiflftanb ober gar $um SRücfgang bringen, roenn berfelbe oon oben,
b. h- abfeite ber 93eljörbe nicht unter|tüfct unb feine Schule unfontroQiert
unb im Stiche gelaffen mirb. $)er Lehrer bebarf oft fet)r ber Aufmunterung
unb ber Aneiferuug.
3ur gegenfeitigen ^Belehrung unb Wufflärung , Ermunterung unb An«
eiferung finb baher fehr geeignet bie Cehrerüereine unb bie Seh^^onferen^en.
§ier tonn noch manche? nachgeholt unb erweitert merben, was $ur MuSbilbung
beS 2eb,rerS nötig ift. - Staat unb ©emeinbe jeboch foflen mohl beherzigen,
bafe es nicht genügt, gute ÖehrerbilbungSanfialten 311 befifcen. Severe finb »
freitiü) oon höchft« Söidjtigfeit unb in erfter fiinie $u unterfiüfcen. Aber,
wa5 nüfct eS, gute Seljrer r^ran^ubUben , wenn fie mangels genügenber ®e«
folbung bem Schulbienfl unb bem Sehrerberufe balb ben Würfen lehren?
Gin guter fiehrer tonn nicht genug gefaxt unb befahlt werben. 6r mufj
wenigftenS feinem Stanbe gemäjj leben, feine aflfäflige Familie anftänbig
ernähren unb auch etwas für baS Alter erfparen fönnen. 2öer will einem
Digitized by Google
- 626 -
barbenben Öftrer no<$ jumuten, bafe fr mit Segeifterung tüirff unb feine
©cffüler jum Patriotismus ermärme!
$oa), ein berftänbigeS 93oIf, eine für baS S$ulmefen eingenommene
SBe^örbe giebt einem guten Seiner gerne bie oerbiente EefotbungSaufbefferuug,
wie tjunbert Eeifpiele jeigen. 2öir fat^oUf^^ Kantone foflen ganj befonber*
an ber £ebung De« <S$utroefenS arbeiten; baburet) mirb bem 33ejtreben auf
3cntratifation am beften entgegengearbeitet; nur fo fönnen mir ßatljolifen
ben #ampf um« Stafein beffer unb erfolgreicher aufnehmen; nur fo fönnen
mir audj unfere geiftlidjen unb meltlidjen tBeamtungen mit tüchtigen Gräften
befefcen; nur bann finb mir ftarf unb bemaffnet im Kampfe gegen ben Un-
glauben unb bie falfcfy moberne SBeltanfctjauung. Ta unb bort bürfte für
ba§ Scf)ulmefen entfä^ieben meljr geu)an, bürften größere Opfer gebracht roerben.
6in gutes ©ctjulroefen ift bie 3*erDe SanbeS unb oon größtem
(Sinflujj für bie materielle unb geiftige Söoljlfaljrt eines 93olfe8. $)a$ tjaben
große Männer aOer 3*ikn unb fpejiefl im ftreife ber fatljolifü)en ftiretje fiet*
anerfannt unb beSmegen für bie Hebung beS SdjulroefenS ir)re ganje Araft
eingefefct. 3t)r SBeifpiel fei uns SRicfctfctjnur. ©teilen mir, fatljolifa> Setjrer
unb ©ctmlfreunbe, bie ©djule über afleS. —
ftürjren mir bie 3ugenb bin ju (Sott, erjietjen mir bie ftinber
ju religiöS=fittlidjen Dcenfa^en: baS mirb baS Eaterlanb junädjji
fdjüfcen unb fetjirmen na$ innen.
2Beden mir in ber 3ugenb ben Patriotismus unb bie patrio*
tifd)en Sugenben: baS mirb baS SSaterlanb befeftigen unb ftärten
na et) innen unb aufjen.
Semen mir bie 3ugenb felbftänbig beuten unb Ijanbeln unb
jruar naa) djriftlicben ©runbfäfcen: baS bringt bem ©cbmeijerljauS
bie macfern Männer unb 8*auen.
Prägen mir ber Sugenb ein ben ©inn für »eo)t unb ©erecb*
tigfeit: baS mad)t baS ©cbmeijerljauS rooljnlia), glücflid) unb
5U f rieben.
©emöljnen mir bie 3ugenb jur Arbeit unb jur öerufötreue:
baS giebt bem (Sinjelnen 9lnfeben unb QFrJftenj unb trägt bei jur
fiöfung ber fojialen frrage.
(Srljalten mir bie Sugenb gefunb unb fräftig; bejät)men mir
bie ©enufefudjt: baS bringt bem 93aterlanb eine ftarfe ©eneration.
£eben unb oerbeffern mir bie ©ctjule: bann mirb fie if>rer
Aufgabe gemachten fein. $ann unb fo ftellen mir btefelbe in Den
$ienfi ber üaterlänbifd^en Sbee.
Unfer ÖofungSmort in (Srjietjung ber 3ugenb fei unb bleibe:
5ür &ott unb Staterlanb!
Digitized by Google
- 62?
(fa.)
Soll bir gtjieljung iljt 3*fl «reiben, fo mufe fte alle ißetmögen unb
$äljtgfeiten be« WenfaVn bilben unb betbofllommne n , mithin au$ baft
5Sefüt)l3betmögen. 2Bit petfteljen untft bemfelben jene ftäfjigfeit , betmöge
Deiner wir angenehme ober f$metjlia)e (Sinbrflde maljtnefjmen beim Hnblide
jeroiffet ©egenftänbe ber p&toftfa>n, geizigen unb fittli^en Orbnung. ift
:>aS Vermögen, butd) roela>S mit natütlia>t ©eife ju ben einen Ijingejogen,
jort ben anbetn jutüdgeftofjen metben, bie einen fütc&ten, bie anbetn lieben
iinb un» beroogen füllen, ba8 ju tljun, maS biefe $ut$t obet biefe Siebe
im§ eingiebt.
39fttaa}ten mit bie 9iatut biefet (Sinbtticfe, bie mit empfangen, ettoa§
näljet, fo metben mit leidet folc&e ettennen, bie bofl unb ganj Don unfetet
p()t)fif$en Statut unb fol$e, bie bom ßeben be§ ©eifte§ abfangen. S)aljet
fommt bet llntetf$ieb $mifa)en Sinn unb @efü$l. §tßeter [tel)t in enget
$)ejieljung mit bem pf)pFifcf)en unb p$öfiologif#en 8eben, leitetet jteljt moljl
aud) bamii in SSetbinbung. abet nut in einet tnbiteften b. betmittelf) bet
©itme. (Sine fteubige 92a$ti$t j. 58. betnefcmen mit buta) ben Sinn ; abet
roir finben oudj Qfteube, SBoljlgefallen Daran, unb batin befteljt bo§ ©efüljl.
3$ metbe fomit leidjt unterfdjeiben fönnen, bafe bie angenehme (Smpfinbung,
bie burd) $nf)ötung eine* fjatmonif$en l?lnnge§ in mit fyetbotgetufen roitb,
grunbbetfcQieben ift bom 2öof)lgefaflen, baft icf) beim Slnljöten einet fteubigen
9ia<$ti$t empfinbe. $en etfien tönnte man pf^fifcfyen Sinn, ben jmeiten
geiftigen Sinn nennen, mel$ (e^tetem bet Warne ©eftiljl eigeutlia) jufommt.
X>ut$ ba« ©efütf nimmt bie Seele jene (Smpfinbungen maljt, mela)e üon
rein geiftigen UtfaaVn, üon ©ott, bom Söaljien, Schönen unb ©uten fytüot«
gerufen metben. $e naa)bem bab/t bie geiftigen (Smpfinbungen bet Seele
entmebet buttb, ©otteS (Sinroirfung auf bie Seele felbft, obet buta) ben (Sin-
bturf bet 2öab>l?eiten auf ben SSetflanb, ober buta) bie 93etbinbung beS
©<$önen mit bet äfletifa>n <5inbilbung$fraft, obet bon berjenigen be« ©uten
mit bem freien SQßiflen ljetüorgebia$t metben, Reifet bie (Smpfinbung: teli-
giöfe«, geiflige«, äfietifa>3 obet fittli^eS ©efüfcl. Unb in bet $bat bei
2öa!)tneljmung be8 2öa$ten, S$önen unb ©uten empfinben mit Seelen-
beroegungen unb fcffelte, roela> nia)t8 mit ben ftteuben beS ptyfiföen Sinnes
gemein Ijaben.
3m ÄinbeSaltet nun, baS fttt alle (Sinbtüde fo empfinblidj ift, meil
man ba nia)t übetlegt, fpielt baS ©eftiljl eine febj gtofee Kode. £>at ba3
&inb Sbmpatljie ju einem ©egenjtanbe, fo mitb es fi# i^m fogleia^ mit
6ifet unb 5wut>igteit jumenben, mühelos feine Wufmetffamteit batauf richten
Digitized by Google
- 628 -
unb ttjn leicht lennen lernen. Cdftt man baS Äinb ftdj an bie Abneigung
gegen biefeS ober jenes §a$ gewönnen , fo roirb man eS fpäter nur mt:
Überroinbung ber größten ©chroierigfettcn in biefeS gfaaj einführen fönnen.
$aS ©efühl fann alfo ein mäßiges Hilfsmittel, aber auch ein £>emmf<hut
im Unterrichte fein. Saraus get)t bann auch bie 9iotroenbigfeit ^eDor, bieü
unfere ©efühle $u ergießen, ba mir barnacb häufig unb oft recht unborfichtigfr
SBeife unfere §anblungen rieten. Sie ©abe unfereS ^rjenS $u empfinben
unb bie barauS ljeroorragenbe Siebe finb .fcimmelSgaben , bie, roenn fie in
bet Sugenb aufmachten unb ber Pflicht getreu bleiben, bem armen Sterblich
ein 5$orgefchmacf jener Seligfeit öerleihen, bie fein 9Jlenfct)enhera gang empfinDen
fann, bis eS ben eroigen Urfprung feines ©eljnenS erreicht ^at.
italienifcher ©chriftfteller oergleicht bie ©efühle treffenb mit Karen Sächlein.
bie richtig geleitet unb eingebämmt burd) fruchtbares (Srbreich fließen unb bi(
jarten SBlumen ber ^ugenben beroäffern. Söerben fie bagegen bernac^löffigt.
fo treten fie über i^re Ufer unb trüben bie Haren 38affer mit Dem (Srbenlote.
Sie überaus nricfnig ift eS boher, baS Äinberberj ju ergehen, bamit feine
fdjönen gcl^igfeiten auf mafeltofem 2Dege oorroärtS fchreiteu, aber auch nidjt
aus Änaben unb ^Räbchen puppen roerben, meiere als Sntfchulbigung für
i^re fehler ein aOju empfinbfameS §erj oorfchüfcen, bamit man nicht Dämchen
ersiehe, bie bei einem fcharfen ©eruche, beim 9lnblicfe einer ©efahr, bei (£r
järjlung eines UnglüdeS, bei einer traurigen Nachricht fo fehr erfchreefen, baß
fie ohnmächtig roerben. Siefe erheuchelte 30t,Vit beS iperjenS ift bie ftrudrt
einer ßrjiehuug, roelche biefeS 2Biberftreben , biefe 3"™™ nuty gemäßigt
hat, einer Grjiehung, roelche baS @efüt)l ju einem eblen TOleiben, ju einem
jarten Mitfühlen hätte bilben follen. SBie foQ alfo baS ©efühl erlogen
roerben? Ser 2öi<htigfeit halber tritt in erfte Siuie baS religiöfe ®efü6l
ber flinber.
2Bir fchroeben gleichfam jroifchen ^immel unb Grbe, jroifäen jroei
Unenblichfeiten. Unfer £er$ hot baS SebürfuiS nach etwas Unenblichem, Um
oeränberlichem, etroaS SoOfommenein. 9lfle unfere Bemühungen, bie 3JoO=
fommenheit in ber SBiffenfchaft, in ber ßunft, felbft in ber ^olitif ju erreichen,
finb nur formen unb ©eftalten, burch roelche fi<h biefeS SöebürfniS ber Um
enblichteit offenbart. Sie ©üter, in bereu $efifc roir gelangen, langweilen
uns halb; roir fuchen anbere. ©o ift unfer Seben ein beftänbigeS ©treben,
unb ba biefeS ©ehnen unb ©treben auf (Srben nie boHfiänbig gefättigt wirb,
fo richtet fidt) biefeS ©ehnen naturnotroenbig nach bem Gimmel, nach ®ott.
SaS ift baS religiöfe ©efühl. SaSfelbe ift alfo bem menfchlicßen ^er^en am
geboren unb DergebenS roäre jeber SJerfucf), eS auszureißen ober ju unterbrüefen;
6S ift überaus roichtig, f<hon im jarten Äiuberherjen baS religiöfe
©efühl ju pflegen, baS in fich eine fo große fittlithe Jftaft befifct, ba| e!
Digitized by Google
- 629 -
bem SRenfdjen jebeS Opfer leidjt madjt unb tljit jur fykftßen SMfommenfrit
3U ergeben imfianbe ift. Sage einem gläubigen flinbe: „©ott fieljt bi<$ unb
töitb beine Anftrengungen belohnen", unb baS flinb roirb baS Wufter eines
ÄtnbeS, eines Sc&ülerS, eine« Bürgers roerben. Söoljl fann unfere Seele
leben, ofjne ©ott anzubeten, aber ofjne bie Sonne ©otteS roelft f« baljin, ift
büfter unb traurig; [ie (ann felbft unnatürlich werben unb in Aberglauben
fid) berjenfen. $aS gefdnebj an ben Ufern beS ©angeS unb rooljin immer
ber ©laube mit feinem unfterblidjen Sickte noa) nia)t gelangt ift. Aber roo
bie „3Rutter ber ^eiligen" iljre 3e^le auffpannt, ba erfennt man atfogleia),
meld) erhabener fjflug bie Religion ber menfa)(iaVn Seele oerleiljt. jDüS fittlicfye
unb religiöfe ©efüf)l nimmt baf)er bie erfte Stelle in unferem §erjen ein.
$a$ ©efü^l beS Schönen ift ebenfalls nic$t ein blofe finnli<$e$ 2Bofylbef)agen.
9ttan gebe bem fleinen $Räbd>en eine fdjöne ^uppe unb eS fingt unb fpringt
Dor ffreube unb ruft alle herbei fie ui fe&en. Sicher ift biefe ftreube eine
ganj anbere als biejenige, bie eS beim ßffen 5. 35. eines 3ÜrferleinS empfinbet.
(SS ift nid>t ein finnlia>S Vergnügen, baS mir roaljrneljmen , menn mir eine
fcfcöne Statue, ein f$öneS ©emälbe berounbern, fonbern ein Vergnügen ber
Seele, ein ©efüfjl, baS bur$ 33erounberung beS Schönen &ert>orgerufen roirb.
Um bie Siebe jum Sd)önm $u entroideln unb ju leiten, mufe ber Seljrer
bem ©eifte feiner Schüler öefeftüde fomfagen einprägen, bie er mit jarter
Sorgfalt unb feiner Untetfc&eibungSgabe ausgewählt Ijat. Ober nehmen mir
ni<$t bie angeneljmften Seelenempfinbungeu roaljr, menn mir gemiffe familiäre
unb rityrenbe Scenen lefen? $aS genügt aber no$ lange nic$t, um baS
<S<$önl)eitSgefü$l ju erjiefjen. 3ft ber Seljrer überzeugt Don ber Bit&tigfeit,
bie jarten ©efüfle ber Seele $u bilben. fo barf er feine Aufgabe nie$t auf
bie Scfculftunben befc&ränfen; in ben (SrljolungSftunben mirb er in ©otteS
freier 9totur baS mirffamfte Littel finben, bie Augen unb bie Ofjren feiner
Schüler bem prächtigen Sdjaufpiele unb ber großen Stimme ber 9totur $u
öffnen. 6r mirb fie lehren, beren 3auber unb 2ieblia)feit $u geniefeen unb
fie fo füllen m laffen, bafi bie lebljafteften unb ma^rften ftreuben m$t bie=
jenigen finb, bie mit ©olb erlauft roerben. $)iefe, foroie taufenb anbere
Wittel, bie fi$ bem ßeljrer bei jeber ©elegenljeit bieten, roerben in ber Seele
ber ftinber ben ©enuB beS Schönen unb ©uteu bilben, einen ©enufe, ber
noch nicht $ugenb ift, aber iljr boct) ben 2öeg ebnet. 2Barum foDte man
tuc^t auch fd>on in ber 93olfSfd)ule biefe mächtigen Hilfsmittel benüfcen, ba fie,
richtig angeroenbet, überaus roirffam finb, ben Äinbern einen (iebenSroürbigen
unb eblen ©horafter m geben? 2öem ber Anblief ber 9totur nichts fagt,
ber roirb auch nie Virgil genießen tönnen. $er ßeljrer loffe baher nichts in
ber Schöpfung, roaS baS $arte ÄinbeSljerj entlüden fann, unbeachtet. Siebe
ju ©ott, ©efühl beS Schönen unb entjprechenbe ßmpfinbungen unferer Seele,
Digitized by Google
- 630 -
bic fi<$ gegenfeitig Iräftigen imb abeln, f<$öpfen mir aus ber Betrachtung
9totur. «ber um biefc füfcen (Sinbrüde in it)rer ganjen flraft roat)raunebm<-
mufe baS 8^ön^it«Bffü^l fa)on früfoeitig im £>erjen beS flinbeS tntmxdü
merben. Ser gegenüber 9toturf<$öni)eiten falt bleibt, für ben ift eine Wm
Don Äenntniffen bebeutungSloS.
Sin überaus mistiges ©efür)l unb bie ©runblage jeber Siffenfcfcft ir
bie Siebe jum „ Sauren \ tiefes ©efütjl offenbart fia) fa>n im unmünbigr
Äinbe bura) fein Serlangen, afleS ju fefan unb alles ju erfahren, fur$ bttri
feine fteugierbe, bie nid)tS anberS als baS Streben nad) ftenntniffen in
'Der §rjiet)er wirb biefelbe gefa)idt benufcen, um gerabe biefeö <3efüt)t tti
„Safjren" im ftinbe ju roeden; er mirb (eine ftrage beS kleinen abroeijen
5)ie ftinber gleiten iReifenben, bie in einem fremben, it)neu Döflig unDefanntu
Sanbe angefommen. Sir fallen uns beStjalb ein ©emiffen barauS mafyz.
fte nid)t in Irrtum ju führen. Wögen uns it)re fragen oft tleinlid) uni
nufcloS fd)einen, antworten mir it)nen bo$ aQen SrnfteS. Die ftenntnis ir:
für ben Serftanb ebenfo angenehm, als ba§ 2id)t ben klugen.
ßnblid) haben mir nod) baS <SVefüt)l beS „©uten", bon bejfen £r$ier)un$
unb ©ilbung überaus Diel abhängt. 5)er Seljrer fann ju biefem 3°*^
fittlid)e Gegebenheiten ersten, in fdjöner Seife bie traurige ober frohe ©ettt
herDorljeben, inbem er fo im £>erjen ber -Qinber bie ©efühle beS Witleiben?
ober ber ftreube icadjruft. Senn er ir)nen j. B. ba§ Bilb: „Der 9lbfdw>
flrnolb SinfelriebS" oon ^^eobor Don $efd)manben jeigt, roirb er begeijrer:
unb rütjrenb ben ©d)merj ber treuen ©attin fd)ilbem unb beS Meinen Änaben
ber feinen SSater um bie Änie faffeub, nicht fortziehen (äffen mifl. (Sr »irr
fie bie ©eelenjtärfe beS gelben SintelriebS gleid)fam füllen laffen, ber txot
bem t)erben Set) beS liebenben §erjen8 bennod) feft unb Reiter erfdjeint unJ
bie tränen, bie fi<h in feine Hugen brängen motten, jurüdhätt, ja ju ben
©einigen nod) Sorte beS $rofleS, ber Hoffnung unb ber Siebe fprid)t. Senn
ber Set)rer folche ©cenen lebhaft fthilbert, fo merben fd)on in flnabenherjerT
großmütige unb Daterlänbifd)e ©efüt)le ermad)en, fic merben begeiftert an
biefer ©eelenftftrfe, bie ben Wann mart)aft gro|t)eraig maa)en unb ir)rerfete
merben fte in ben fd)roierigen Wugenbliden beS SebenS biefe Borbilber nccb/
ahmen, ©ie merben in it)nen bie (oftbaren @efüt)le ber Ergebenheit , ber
Xugenb, ber Siebe unb ber $flidr)t t)erDorbringen. Sirb baS ©efül^l bn
^inber in biefer Seife gebilbet, fo merben mir tugenbfcafte unb grofee SWännet
traben, nidjt puppen, bie eine (Smpfinblict)(eit affeftieren, bie nur ^euc^elei in.
©o mistig biefe 6rjiet)ung für bie Äinber im allgemeinen iß, no<h nn^
tiger ift fie für bie Wäb(t)en, ba bie ^rau Don 9latur aus fid) (eia^ter oom
©efüt)le ber)errfct)en läßt, ja oft fogar bemfelben Vernunft unb $fn$t unter
rotrft. $)iefe ©efüt)le foflen ba^er gum Gblen unb 3ö^n g<Wtet merber,
Digitized by Google
- 631 -
aber bie Vernunft [od auet) bie aHjurjeftigen ©emütsbemegungen mäßigen
unb in ©cfcranfen galten, bie juin großen 9la^tei(e bie ginbilbungSfraft bet
Ifläbcfjen aufregen mürben. W\i einem ©orte: baS ©efütjl fofl in einer
2Beife erjogen merben, bafe eS bie Wienerin ber Skrnunft bleibt. Die 6r*
&iet)ung barf fta) aber Sterin nid>t nur begnügen, 93orf Triften ju geben, fonbern
mufe aua) anregen, barf fta) nid)t nut falt auf bie flunfi ju Der&tnbern be-
fdjränfen. Sa« joll man ba Don ber mobernen (5rjier)ung gemifjer Dämmen
fagen? 9luS (auter Smpfinblicrjreit meinen fic megen einer nia)tsmürbigen
^aa>, regen jt$ übermäfeig auf, ja geberben Ha) roie unfinnig beim $obe
iljreS ©a>0Btjünbd[)enS.
Die Siebe $u ben bieten ifl aflerbingS ba« 3tifrn eines guten $>erjenS
unb lobenSroert. Uber eS ift unnatürlid), menn man bei ben Seiben unb bem
^obe eine« ©a)metterling§ ober eines anbern $iereS meint, roä&renb man mit
feftem SRute bie Seiben eines armen ftranfen auStjält ober feinen 931id Don
itjm abioenbet, um nid)t fein ©emüt beim Slnblid biefer Srübfale aufzuregen.
Der Warne „fentimentaleS gräulein" bebeutet für Diele ein miQfommeneS ftom*
pliment unb bie moberne $3elt nennt fötale in blinber Seife rootjl erlogen,
Don jartem ©efüljle. Sie moOen fentimental er f feinen unb faflen faft in
Dt)nmad)t beim $obe ir)reS ÄanarienoogelS, unb in ber ßranfr)eit einer teuern
tyerfon Derroeigern fie iljr bie nötige £ilfe $u leiften unter bem S3ormanbe,
bafe bie Seiben anberer ifjre jarten Heroen angreifen. SBir finb fo jartfüljlenb,
fagen fie; ir)r feib felbftfü^tig. antmorte ia), unnüfce ©efa^öpfe. Die dm-
pfinbfamteit, menn fie fo roeit getrieben mirb, ift ein Safter ber ©eele, bie
Don falfdjem SiebeSgefüljle entnerDt ift unb bie grojjmütigften #anblungen
Derunmög(ic()t. ©tatt bei folgen sU?äbc^en bie Steigung &ur Trauer, $um
garten (Smpfinben $u pflegen, foflte man iljre fitttia)en ($igenfd)aften ftärfen,
fie fäljig maa^en, olme Sreifl^eit bie 2Biberroärtigfeiten ju ertragen, moDon baS
Seben angefüllt ift ; man foflte fie in einer Seife ergießen, bafi fte ju ftarfen
grauen &eran»ac&fen, roela^e einft mit fluger (S&arafterfefligleit iljre Familien
(enfen tönnen. ©rofemütige $&aten unb Opfer oerfangt bie ftirty unb baS
SBaterlanb, ntd>t tränen unb Otjnmac&ten.
JftUnmw itx Syrier.
(<5in 93<itrag jur ©efäidtfe ber ^abagogir, oon Beßrer 23. in SR.)
Unter ben $ljüofopr)en ber Gilten ragen als $ftbagogen refp. päbagogiföe
6$riftfteu*er befanntli$ ^Dt^agoraS, ©ofrateS, $lato, SlrifloteleS unb $(utar<$
tjerDor. Unb Don biefen gilt $(ato als ber Segrünber ber miffenfa)aftlict)en
pbagogit unb als erfter päbagogifa>r ©a)riftfiefler. 3*be ©efa}i$ie ber
Digitized by Google
- 632 -
(Srjieljung unb beS Unterrichtes enthält etma in furzen 3^9en ben ®nfuifc
ber griecf)ifcf)en ^fjilojopfjie ouf bie 3ugenbbitbung, bie bäbagogi)d)e" ©ebanfen
biefer ^ifofop^en. 93on 3ntereffe ift e$ aber nucf), anbere, meniger IjerDor»
ragenbe ©eleljrte ber alten SSelt in tt)rer 33e$ieljung §ur 3ugenbbübuna, ju
betrafen. 2Bir finben ba befonberS in ben fpätern ^latonifern SRänner,
bie ft$, mie iljr OTeifter, angelegen fein (äffen, ana) bie 3ugenberjie()ung in
ben ^eretcJr) iljrer miffenf#aftlicr)en $fjätigfeit ju jie&en. Unter biefen finben
wir ja ben fa^on genannten Öeljrer beS ßaiferS £>abrian, ^lutara), als ber
erfte, mela>r eine befonbere päbagogifa> ©dnrift »erfaßte. 9lidjt biefelbe $e*
beutung mie ^lutara) ljat ber $tyrier WarJmuS, bo$ ftnben mir au<$ in
feinen Schriften manage«, maS für bie ^ßäbagogif bebeul f am ift.
Was im US ift «in 3eitgenoffe ßucianS Don ©amofata (ca. 130—200
n. (5l)r.). 9cät>eteS roiffen mir über fein öeben nidjt. Gr mar moljl einer
jener Ijerumreifenben ©obljiften unb Styetoren, bie Don Stobt ju ©tobt
flogen unb als ftebner überall ba auftraten, mo baS ©ebürfnis naa) geiftiger
Unterhaltung ober 53elel)rung über bie roiajtigften fragen beS 9Jcenf#enlebfn*
rege mar, mie Antonius ^olemo „Die otympifc&e ^ofaune", ber eble, ibeen-
Dofle unb originelle Dio Gljrt)foftomu$, ber megen ber ftüfle unb (Sleganj beS
AuSbrucfeS bemunberte £erobe8 AtticuS, feine ©$Üler £>abrian Don 5oroS,
ÄliuS AriftibeS aus 33ittjnnien. 5Bon WajimuS befi|en mir nod) 41 Ab-
fymblungen. (5S mirb iljnen aber geroöfynlidj ber 33ormurf gemalt, fie hätten
meljr ©djönljeit ber §orm als $iefe beS ©ebanfenS. 68 ift baS mo$l ein
33ormurf, ben man aüen jenen t)erumreifenben SRebnern maa)en fann: Das
$ublifum moflte fi# an ber ©$öul}eit ber ©praa)e, ber ftorm, an Den
fünftlia) gefa^raubten Venoben , an 5lfjefen unb 9(ntitr)efen ergäben. Qoa)
finben mir in WajimuS gleidjrooljl einen Wann, ber" bie großen 2Baljrt)eiten,
bie it)n ergriffen, frifd) unb lebenbig Dertritt, ber Don ihnen überzeugt ift. —
3n feinen Anfielen über ©tellung unb Aufgabe ber SJlenfdjen finben
mir in itjm ben eckten ^latonifer. ift bie ©ottheit nur eine. Der
©eifl (bie Vernunft) fann jur ©otteSerfenntniS gelangen. Die ntenfrf)li<$e
©eele ift ber ©ottfyeit nahe unb ihr ähnlich, fie ift aus fterblityr unb un-
Werblicher 9catur gemifa^t, bie erftere ift mit bem 2ierifdVn, bie lefctere mit
bem ©ältlichen bermanbt, jenes ift ©innlid)feit, biefeS Vernunft, $roifa>n
beiben SSerftanb. Aus ber ©innli$feit tommt Erfahrung, aus bem $erfianb
Älugheit, aus ber Vernunft ©eroifeheit. Doa) ift baS SBöfe im Wenfchen eine
Wacht, bie in ber SBirflichfeit ben Wenfchen meift meit baoon entfernt,
Söoflen unb £>anbeln biefem ©efefce gemäfe einzurichten. Denn bie Wenfa>n»
feele ift, mie bei ?lato, burch eigene ©chulb aus DoDfommnerem 3uflonbe
in baS irbifa)e Sieben Ijerabgefunfen ; aber eS mohnt bem Wenfchen ber Srieb
nach ber emigen #eimat inne, mo er Abbiiber beS ßroigen, SSBahren, ©<$önen
Digitized by Google
- 633 -
\»n*> ©uten erblidt ; ba gemannt e3 ihn an bie ewige $eimat ; bie Erinnerung
an ba« urfprünglidje ©ein tau^t in ihm auf, eS machten bie Schwingen
ber Seele. Sffio^l ift c8 bem TOenfchen ferner, bie auffteigenben Regierten
in fronten $u galten, oermöge ber angebornen Schmähe. 2Ba3 bo§ 35er-
r)ä!tni« be$ einzelnen Wfnföen jur ©efellfchaft, jum Biaait betrifft, fo ift
ju bemerfen, bafe SHarjmuS hierin nicht $lato folgt. Sttäfjrenb in ^latoS
etaat ba$ ^rinjip ber Einheit unterbrücft ift, eS bem Einjelnen nidn*
gemattet ift, fi<h felber einen ©taub $u wählen, fo Derlangt 2RarunuS gegenteil»,
bafe ba$ Seben be§ Einzelnen nicht üöflig im Staatsleben aufgebe ; er erfennt
bielmeht bie natürliche Berechtigung ber oerfchiebenen SebenSmeifen unb $hä%
feiten an.
'Äu3 öiefer Muffaffung bon Oer Stellung unb Aufgabe ber Eienfchen
ergeben fidj nun im befonberen bie für bie ^ßäbogogif bebeutfamen Folgerungen.
3ur regten Entwidlung be5 ©uten hält er eine wohlgeorbnete9catur
für notwenig. $)aju aber müffen Erhebung unb ©ewöhnung fommen.
$)ie Slffefte müffen gewöhnt werben, fic^ don ber Vernunft beftimmen
ju (äffen, fich ibjr unterjuorbnen, ftatt in ©egenfafc ju ihr ju treten. 3U*
©eroöljnung fofl bann ein beftimmteSSÖiffen treten, moburch bann ber
ganzen Entwidlung ein fixerer 9lbfchluj$ gegeben wirb, ^ferner ift ihm bie
loa^re Entwidlung ber Dfenfdjeunatur bebingt burcb, bie Übung unb
Kräftigung bon Seib unb Seele jugleia). 3)ie ^Jb,ilof opb,ie nun ift
e$, welche bie Seele fräftigt, b. h- bie regeflofe unb irrenbe Seele in Orbnung
bringt. $ie ^ilofopb^ie ift t^in bie 2BifJenfcf)aft Dom ©öttlichen unb SRenfch'
liefen. Sie fofl ein bie £>erjen erregenber unb leitenber gührer fein, ber baS
regellos bahinflrömenbe Ceben ju leiten unb ju führen fud)t. 911S ©ehülfen mujj
fie bie freien fünfte herbeiliefen. Sßoretfi ifl ba bie ©bmnaftif don 2öia>
tigfeit, benn fie macht ben ßeib ju einem willigen Organe für bie Seele;
fie macb,t ben ßörper gefunb burd) Saufen, 3agen, SBergfteigen ic. ; er toirb
gewöhnt an mannhaften 2öiberftanb gegen bie tteibenfehaften. $ann folgen
9cr)etorif, ^oetif, flrithmetil, Sogit, ©eometrie, Etufil. SefonberS ift ihm bie
SRufil eine modere Erzieherin ber ffinber, eine madere ©efäfjrtin im Staats»
leben; bie ©eometrie ifl eS, bie ben Elenfchen ju ben „erhabenflen 53e=
trachtungen leiten unb bem ©eijie bie Sahnen burcb, baS Uniderfum jeigen
fann." 2öie bie tfünfie überhaupt, fo ftrebt auch bie ^oefie naa) bem
©chönften 15a befürwortet EtojiinuS befonberS baS Stubium £omer§ (alfo
im ©egenfafce $u $(ato in feinem „ Staate"); bie ©efänge Römers finb ihm
eine ftunbgrube ber 2öei$heit. betreff ber flunft ber Hebe berpönt er bie
Hrt unb Seife ber Sophiften, burch $runfreben fto) beim tßublifutn einju»
fd}nieid)fln. Die ©efchichte gemährt ben fd)önf!en ©enufj unb bie reijoollfte
Erinnerung; fit leitet und in frühere 3"ttn fturüd unb (ä|t bie Ereigniffe
Digitized by Google
ber Vergangenheit an unferer ©eele oorübergehen. Doch tft bie gerichtliche
Belehrung anberfeitS Don zweifelhaftem SBerte für bie fittliche Bilbung, benn
fie jeigt auch bie Erfolge beS Böfen, bieleS, unnennbares SIenb.
2öie SofrateS es fich jur Lebensaufgabe machte, in ber 3ugenb bic
Überzeugung oon ben großen unb tiefen 3Bat)r^eiten heroor zubringen , in
ihnen ben ©ebanfen beS fittlich ©uten unb allein SBahren ju roeefen, unb
folgerte, bofc, roer baS ©chöne unb ©ute fenne, e$ aufs Leben aunxnbe, jo
folgt i^n t>iftiti auch TOajimuS: Der 3ugenb geziemt, r)anbeln.
fie ift eS, n>eld)e bie ©runbfäfce beS ©uten unb 2Bafjren im Dienfte bei
Staates betätigen unb Derroirtlichen fofl, roähreub bem Hlter bie ungeftörtf
Betrachtung, bie frorfchung. ber Wahrheit jufommt.
(Stbgeitoffcnfrfiaft. Der fdjioeijerifche Turnlebrertag in Neuenbürg war
oon etroa 130 Teilnehmern befugt. £err ©uggiSberg Don Sern ^irlt bor
£>auptreferat über Lehrer»Turnfurfe. Die Don ihm aufgehellten unb faft
einftimmig gutgeheißenen Tljefen tauten:
1. Die WuSbilbung beS Cer)rer§ jur Erteilung beS Turnunterrichtes ift Dofl^
ftänbig Don ber Erfüllung ber Söehrpflicht ju trennen.
2. 3eber neu ernannte 2er)rer hat eine eibgenöffifche Prüfung ju beftehen
über Befähigung zur Erteilung beS Turnunterrichtes. Die ©runblagf
bilbet bie eibgenöffifche Turnfdjule.
3. Ungenügenbe Leitungen führen ju einer Nachprüfung im Saufe be^
nächften 3af)reS. Ergibt biefe ein ungenügenbeS Scefultat, fo ift ber
betreffenbe Lehrer in einen Dom Bunbe ju erridjtenben Turnlehrerbilbung*«
turS einzuberufen.
Der Antrag: ber fchroeijerifche Turnlehrerberein begrübt lebhaft, ba% ber
Bunb Denjenigen Lehrern, bie eine mangelhafte Borbilbung beftyen, burch 6in«
richtung ber militärifdjen Turnfurfe bie Gelegenheit bietet, aber auch bie ^ftiety
auferlegt, bie Lüden in ihrem 2Öiffen unb können auszufüllen, mürbe abgr»
lehnt, ba bie ©trafturnfurfe einerfeitS ber gefe&üchen ©runblage entbehren,
anberfeits aber auch beim größten Teil ber fchroeiz- Letjrerfchaft feine ©pm=
pathie befifcen.
— Die DelegiertenDerfammlung beS fchroeiz. ©rütlioereinS, bie in 3«ö
tagte, begrüßte bie Unterftüfcung ber BolfSfdmle Durch ben Bunb nur unter
ber Bebingung, bafe bie Äranfen* unb UnfaQDerficherung babei nicht jurücf;
gefteDt merbe.
— (Statiftit, gortfefcung). 9luf bie einzelnen ßantone Derteilt fta) bu?
Ergebnis folgenbermafeen:
- 635 -
Sott 100 (geprüften Ratten
ftaiton
fcir ante ©efamtlciftungcn
febr fdjlcttjtc ©efamtleiftungen
ab
Ii
1892
I $
1 i
8
|I
\n
1
35
i
i
I
rr
j 38
[f|
§
8
; SÄJtocij
24
24
22
22
19
18
19
19
17
11
10
u
12
14
15
17
17
21
35
32
32
81
27
29
29
27
26
8
7
8
8
9
8
12
12
14!
»ern
20
19
20
18
15
13
15
11
11
11
12
12
15
17
19
19
22
25
8u§ern
17
22
16
20
14
13
15
16
14
21
13
17
16 21
25
24
26
27;
Uri
11
11
15
9
7
7
5
8
7
24
23
25
23
22
29
36
41
31,
16
18
14
13
11
11
12
13
12
17
16
27
23
23
26
23
28
32 1
Obwalbcn
21
29
31
22
12
17
15
11
9
8
1
3
5
17
12
15
17
14
< 9tibtoalben
16
17
10
15
15
15
15
18
13
12
8
9
9
11
18
9
16
18 1
©law»
51
28
26
23
26
23
24
21
22
7
9
18
5
8
10
12
12
17
18
23
18
16
18
18
14
21
11
11
6
9
13
11
19
15
10
18j
1 Sreiburg
23
21
16
17
9
12
12
14
14
7
7
9
11
19
18
24
19
28|
©olotburn
25
19
19
19
17
20
17
22
19
7
10
8
12
12
10
12
11
15
46
44
43
53
44
44
48
43
46
8
5
4
8
4
5
3
3
4
1 33afel--&
20
15
14
19
14
21
21
16
16
9
11
12
11
15
12
11
16
14
8d)afff)auf.
40
36
30
28
28
28
30
30
26
4
5
6
8
2
8
7
8
8!
«.*9tyoben
22
21
20
22
16
14
16
16
16
15
11
13
12
14
12
13
12
19
3*^oben
7
14
o
o
10
6
6
10
4
mm
7
25
25
33
37
30
31
36
30
52'
©t. ©allen
21
24
23
24
18
19
18
16
17
14
13
14
13
15
H
13
14
24
! ©raubünb.
23
22
23
20
16
16
16
18
16
12
12
11
12
16
20
22
20
22
21 am a u
23
20
19
17
17
15
13
14
15
11
10
12
13
11
12
17
13
17
Xtjurgau
QQ
oO
37
32
83
30
26
28
22
22
5
4
6
7
5
4
4
9
',i
jXefftn
16
15
18
17
11
13
12
11
11
17
19
21
14
32
28
30
27
38
i iü aabt
22
26
19
21
19
17
20
22
16
10
6
9
10
11
12
14
10
i8:
2BaUi8
15
14
13
10
8
8
6
5
17
16
12
16
21
27
37
36
39
Neuenbürg
34
33
31
38
28
28
27
25
22
5
6
5
8
10
12
12
16
Öcnf
34
35
36
86
42
34
28
80
24
6
l
8
8
6
7
10
9
11
1
Wad) biefer ißergleidmng finb im legten 3a&re bie feljr fdjlea^ten ©e«
famtleiftungen in 14 Äantonen häufiger unb nur in 7 feltener geworben (in
4 Äantonen gleid) geblieben); bie 93erfd)led)terung ber ^rüfungSergebnifje ijt
bemnad) — roenn aud) im f^roeijerifc^en Xurd)fdjnitte nur als eine fdttuaaje
— fo bod) al§ eine feljr oerbreitete aufgetreten, fo bajj quo) beren JBefjerung
nur burd) bie übereinftimmenbe ifjätigfeit bieler Äräfte erjielt roerben (ann.
©tritt wirb anerfennt, bar, bie einzelnen Sduilorte oft fafl unüber*
f$roing(id)en ipinbernifftn gegenübtrfte^tn : baju gehört ein langer Sdjulroeg.
SBerben nun biefe Sd&uln>egDerf)äItmife mit ben ^rüfungSergebnijfen
btt nflmlia>n ©egenben oerglidjen, fo ergibt fid) barauS in btr $&at ba unb
bort eine Srflärung unb teilroeife ßntföulbigung weniger guter Stiftungen.
$enn jebtrmann trftnnt an, bajj bort, roo ein beträa)tli^er ieil ber
©duüer, bis Vio uno mf°X täglia^ einen ftünbigen Sdjulroeg )urütf}u(tgtn
tjaben, bie Srjitlung guter Stiftungen für alle baran ^Beteiligten, ftinber unb
Gltetn, Stirer unb ©tmtinbtn, eint Diel fötDierigtrt ift, als unttr fo glatten
Digitized by Google
- 636
93erb,ältniffen, tote j. 33. jenen ber Kantone 3:tjurgau, 6($afffjaufen, 3ö"<k
Morgan. 9lber im einzelnen tritt biefe 33ergleia^ung bodj oud) nid)t feiten al§
Wnflage auf, nämlicb, bort, roo mangelhafte ^ßrüfungSergebniffe mit mi)t
fd)tuierigen So^ulroegDerljältniffen jufammentreffen unb bort, 100 bie Jpäupg«
feit fd)led)ter Seiftuugen biejenige eines roeiten 8d)ulroege§ ganj unoerljältniS-
mäfeig überfteigt. $ie ^Bergletc^uiig jeigt ferner, baß fetbft ©egenben mit
fetjr fd)roierigem Sa)ulroeg rooljt befriebigenbe Prüfungen ju erjielen oermögen ;
bei Doflem (Sifer fiub olfo aua> biefe ©dnoierigfeiten befiegbar.
Über bie Scfyiilmege giebt folgenbe Nabelte einen bergteidjenben Überblid;
biefe ift befonberS &u beadjten, roenn man bie ßarte ber Sdjtoeia mit Angabe
ber ßrgebniffe ber Utefrutenprüfung burd) ,$arbentöne k<$* Derfleljen unb roiir*
bigen toifl, befonber§ finb fjiebei bie einzelnen $auton$be$irfe in'3 91uge ju
faffen.
Danton
Xvn jt »00
c (fculftnttrn
Ratten einen
iL ■;■ ■ ven
3 J all 5
ÄUemttcc
Srtjmeij
ftanton
Ben ic 100
£d uirr-t-an
\}*titn einen
€*ulnxa »cn
Kilometer
crtimci-, ....
4
1
i$afel:£anbfcf)aft 1
1
0
3üric^ ....
1
0
Styafffyiufeti . . •
1
0
5
1
«ppenjeu* •
2
0
Sutern . . .
9
1
Sippen jeu" ■
6
1
Uri
14
14
8t. (Staden . . .
4
0
Sa>nj . . . .
10
4
Öraubünben . . .
3
1
Obmolbcn . . .
17
11
Slargau . . . .
l
0
Wibtoalben . . .
9
1
Xfjurgau ....
0
©laru§ ....
2
0
Steffin ....
3
0
dm
4
0
sBaabt . . . .
3
0
ftreiburg ....
11
2
mm . . . .
5
2
Solotfjurn . . .
2
1
Neuenbürg . . .
3
0
5Safel-6tabt . . .
.töenf ....
•
Diefe ftatiftifa>n Tabellen fjaben freilid) fein %nred)t auf abfolute 9fia>
tigteit; fie Ijaben immer nur relattoen SBert; bei Prüfungen fpielen ja immer
eine 9)ienge 3uföaicjfeitfn eine große fliofle, mag jene nod) fo rutng unb
unparteiija) abgenommen roerben. %ber fie finb unb bleiben immer ein mäaV
tiger Slnfporn, nod) mef)r ju tljun für bie 93erbefferung unb .^ebung bc»
©dmlroefenS, nod) fräftiger ju arbeiten unb nod) größere Opfer 311 bringen.
<$ür eine gute Sdmlbilbung — unb gut ift fie nur, meint fie Dom djriftlidjen
©eifte getragen unb burdjbrungen ift — fann man nie }U oirl tfjun. Xa
tjeißt e§: 3mmer DorroärtS!
Sern. Die §r$ieljung§bireftion befaßt ftdr) mit ber ftrage ber 33er«
läugerung be3 ©eminarturfeS Don 3*/i auf 4 $atyt.
Digitized by Google
- 637 -
— $n ber KreiSfnuobe Sagen in ^erjogenbuchfee h«lt ©err Sefunbar«
leljrer Sturfi aus Sern ein flfeferat über ben ©eograpbie»Unterricht. <5r
betonte, bafe ber Unterricht in ber (Geographie nicht nur ein befchreibenbeS
^fad> fei, fonbern ebenfofebr baS tiefere Denfen ber Kinber erregen fofl, inbem
man überaQ auf bie Urfadje unb ben ©runb ber geograpf)ifcr)eu Qrfcheinuugen
borbringen fofle. Das Kinb muß fer)eu# mufe anfcbauen, ficb bie Dinge fon-
!ret borfteflen, bergleicben, uuterfdjeiben unb ju allgemeinen ©efe^en unb Regeln
ju gelangen fuchen. Um bieS ju erreichen, mui$ ftetS bon ber #eimat aus-
gegangen werben; bei ©ebieten, bie aufeertjatb beS WnfchauungStreifeS liegen,
biibe eine gute Karte bie ©runblage; ^eranfchaulichung ber geographifcben
Objefte bieten Gilbet, ^}r)otograpr>teu, (ebenbige Schilderungen ber ©egenben,
3«cbnungen an ber iafel u. f. f. Die £>auptfache unb baS $\t\ roirb immer
bleiben : Erwerbung Don ber 2öirflichfeit möglichft nahefoinmeube löorfteflungeii
Don fianb unb beuten.
@t. $alleu. (Korr.) Die bieSjäbrigeu Sehrerer/r^itien in ftelbfircb roareu
bon 67 Teilnehmern befugt, bie fnh auf bie ©chroeij, Öfterreia), öaiern,
Württemberg nnb 53aben berteilten.
€8 ift gerabe unbegreiflich, roie eS noch fo üiele fatholifdje Celjrer geben
fann, roelche einen geioaltigeu diefpeft hoben bor biefen geiftigeu Übungen uub
meinen roeife rounber'S, roaS baS fei. @S ift nirgenbS fo gefährlich, roie biete
meinen. 9Wan barf behaupten, folche, roelche fo reben, hoben noch gar feine
mitgemacht. Darum juerft mal ^itigrt>en unb probieren. (58 fchabet geroi&
feinem, roenn er guten 2öißen hat, roohl aber fann eS für fein ©eelenbeil
bom größten Wilsen fein; barin roaren am ©d)luffe berfelben alle Teilnehmer
einig! Da fybxt ich fchon einen ehrroürbigeu Kollegen fagen: „3o. fo für
junge öebrer, roeldje noch i^ren (Sbarafter jlärfen müffen, mag baS fer>r gut
fein, für uuS ältere ift eS roeniger nötig, mir fönnen eS „ohne" machen."
Denen entgegne ich ober, bafi auch bie „Otiten" noch Inrnen Iöunen; feiner
bon un8 ift boflfommen! Daß eS lobenSroerterroeife auch folche gibt, roelche
baS einfehen, beweist, bafe bie „Wtten" ein fa)öneS Kontingent gefteflt haben.
Sir fahen fogar einen babei, ber feine 51 Dienft jähre auf beut Siücfen hotte!
SDenn mir alfo auch bie ehrroürbigen „Leiter" ermuntert hoben möchten, fo
richten roir aber befonberS biefen Aufruf an bie „jungen". 3" ben hl- ®I'
erlitten holt mau fich Kraft unb ©tärfe bon oben, neuen Wut unb Sifer für
baS %l. 31™* ber Kinbererjiebung !
SBei biefer (Gelegenheit Rotteten roir bem ftaatlich anerfanuteu freien
fotholifchen fiehrerfeminar in TifiS bei ftelbtirch einen furzen 33efudj ab unb
befahen uns bie flnßalt unter ftübrung eines ehemaligen 3°gling$ bon unten
bis oben unb gewannen babei bon berfelben im ganzen uub in ihren Teilen
einen fef)r günftigen ßinbruef. (5S umfafet einen einjährigen IBorfurS für
folche, roelche ungenügenb öorbereitet finb, unb bann 4 ©eminarfurfe, unb
fleht unter ber ßeitung ber Kongregation ber Schulbrüber, beren ©rünber
3ean ©aptifte be la Salle roar. Die 3aty ber internen flöglinge beträgt
jirfa 120.
— Die fantonale ©efuubarlebrerfonferenj in 3 lorobl nahm in iBe«
fprechung be« Ztymai über ft. gallijche Sefjrerbilbung, iht 5Jer»
Digitized by Google
bältnis jur Sefunbarfchule unb ju ben ^ö^etn Öehranflalten
fotgenbe $befen an:
1. 3m Stealfchulroefen ift größere Einheit im Öehrplan unb in bfn £tt}r*
mitteln anjuftrebeu ; als SorbereitungSanftalt für baS Seminar unb bie
flantonSfchule b«t bic Wealfchule nur biejenigen ftorbrrungen $u berüd*
fichtigen, bie fich mit ihrem allgemeinen ^arafter einer gehobenen SJolfS»
fdmle beden.
2. Um größere Einheit im Cehrplan unb in ben Sehrmitteln ju erzielen
finb bie föealtchulen in ^mei* unb breifurfige ju Reiben in bem Sinne,
bog bie jroeifurfigen an ben 7., bie breifurfigeu in ber SRegel an ben
6. PrimarturS nnfchliefeen unter ber StorauSfefcung, bajj bie Schulpflicht
auch ^ier bis $um etfüflten 15. MlterSjafjr fejtgefefct bleibe unb bie
Schule brei £)aupt(ef)rer ^abe.
3. 9tn Stelle ber propäbeutifchen Prüfung ber Seminariften tritt für bie
fteaaefu-amtSfanbibaten bie Maturitätsprüfung. Hm Schiffe beS Äan*
»bibatenturfeS finbet auch für fie bie befinitiDe Patentprüfung jlatt, bie
auch ba ijauptfäajlidj fich auf bie päbagogifch-methobifche $ilbung er«
ftredt.
4. 911« HuSroeiS für bie angemein*miffenfchaftliche ©Übung für bie Steal»
lebramtSfaiibibaten gelte baS Maturitätszeugnis ber technifäen Abteilung
ober beS ©nmnafiumS ber ft. gaflifdjen ÄantonSfchule.
5. $8 fofl ben au« bem Seminar austretenden, auch ben im Ernte ftehenbeu
ft. gadifiben Öe^rern an ber flantonSfchule bie Wögl ichfeit geboten werben,
fid[> ein Maturitätszeugnis ju erroerben, ohne bajj ihre gefamte Stubien«
*eit gegenüber berjenigen ber flantonSfchulabiturienten Dermehrt rotrb.
Wibttmlbeu. $er Bericht über bie Spulen WibroalbenS Don Schul«
infpeftor gr. SMättler, Pfarrer in ipergiSroil, jeidmet ein recht Detailliertes
33ilb Don ben bortigen Spulen. Wibroalben jählte 1893/94 38 primär'
faulen mit 1539 ftinbern im Sommer, im SBinter bagegen beren 40 mit
1647 Schülern. ÜBon biefen Ratten 267 Äinber gar feine SchulDerfäumniffe,
656 nur folche megen Äranftjeit. $ie SöieberholungSfcbulen mürben Don 193
Schülern, bie «rbeitsfchulen Don 727 Schülerinnen befugt. Sefunbarfchulen
befielen Dier. Sieben ©emeinben Ratten bie WittagSfuppe eingeführt unb
Derabfolgten fie an 419 ftinber. §ür arme ßinber routbe auch in ben meijien
©emeinben für bie SBefleibung etroaS gettjan, fo fpenbete Stand 237. 60 ftr.,
(Snetbürgen 97. 10 §r. $)ie Summe für WittagSfuppe unb 93efleibung be»
Effert fi<h Q»f menigftenS 5000 ftr. EraDo!
Ofranfreio). ^)en 28. September ftarb in ©arfcheS bei S&>re ber weit*
berühmte Prof . Dr. ßouiS ^afteur. Seine ^forfa)ungen führten $u benbebeutungS«
uollften Äefultaten foroobl für ba« roiffenfchaftüche als praftifche Ceben. $em
DoroiniSmuS beftritt er jebe miffenfchaftliche ©runblage; auf bie «uSbilbung
ber Erjneilunbe r)at er nichtigen (Sinflufj ausgeübt. Sinen mett Verbreiteten,
populären tarnen erhielt er burch feine Impfungen gegen bie ^oflrout. 3n
bem legten 3ahr$et)nt mibmete er fich gan$ befonberS ben mebijinifchen Stu*
bien unb entroidelte namentlich bie öeljre Don ber Schufcimpfung jur hoh*n
Bebeutung. Slber aua) bie früheren ^rotfchungen finb Don hbchfler Nichtig'
feit unb eS gibt roenige ©ewerbe, benen fie nicht irgenbroie ju 9lu^en tarnen.
Digitized by Google
fyifieur murie 1822 ju «Dole im Departement bu 3ura geboren; er
befugte ba8 ©omnaftum ju Sefanc;on. ©cf)ou al§ ©iubent fiel er ben $ro»
feffern burd) feine grofje Begabung auf. ©eine erfte Wnfleflung erhielt er
als j£)ülf§leljrer an ber Wormalfdmle bafelbft, roo er feine erften roiffenfehaft»
liefen (Sntbecfungen machte unb fieb rafd) einen berühmten Hainen erroarb.
1 848 mürbe er ^rofeffor ber ^fjöftf am ßöceum jn Dijon, ba§ 3afjr fpäter
^3rofeffor ber Gfjemie in ©tra&burg. 1854 jog er nach ßifle mit bem eljrenben
Auftrage, bort bie neu errichtete ftatultät ber Söiffenfcbaften iu organisieren.
1 867 mürbe er ^rofejfor an ber Sorbonne, mo ber ©taat ihm ein eigenes
Laboratorium einrichten liefe.
^afteur ift ein SeroeiS, mie SBiffenfcbaft uub ©taube fynnmnild) bei
etnanber fein fönnen, benn er machte auch al« bocbberübmter ©elefjrter au§
feiner fattyolifchen Überzeugung feinen £ebl, empfing in feiner ftranffjeit bie
t)I. ©aframente unb ftarb als treuer ©oljn ber fatbolifcben Kirche. 2öaf)re
39ilbung h«t noch H>c &°n ber Religion abgeführt, £>albbilbung aber fchou
manchen in ben Unglauben geftürjt — ein mistiger ftingerjeig für jeben
©rjieher, jeber Oberflachlicbieit energifch entgegenzutreten unb überall auf
©rünblichfeit ju bringen.
^aDaöööM'dlc £itteratttr unb Lehrmittel.
Stifte« (Sdjulbudj für Sßrtmarfcbulen beS ftantonS ©djum*. 3Wft jablretcben
3Huftrationen. Drucf unb Serlag bon Senjiger & Sic in ^injiebcln. 398 ©citen.
s43rei* I. 50. — Daö Üebrbud) gliebert fid) in Stoffe für 2efe*Ubungen, Saterlanb8=
funbe unb ©prad> unb &uffafc*Ubungen. Die ßefeübungen enthalten 23 ©r^ab«
lungen allgemeinen Inhalte», 14 Silber aus ber Mtrdiengefdjicfitc, 13 »Uber au»
ber fceimatfunbe, 47 Silber au« ber 9kturfunbe unb 37 ©ebidjtc teil» ber iibrtf,
teils ber (Spif unb Dibaftif angebörenb. — Die Saterlanbäfunbe fdjliefct lief) an
2Bafer unb 9Rartn an unb ^erteilt ftd) in Geographie, ©efebiebte unb Saterlanbs*
funbe. Xie (Geographie führt juerft bie Sdjroeij im allgemeinen bor unb gibt bann
bie Sefdjreibung ber einzelnen Äantone, nach bem Eintritte berfelben in ben jBunb
ber ©ibgenoffenfehaft georbnet. Die ©djroeijergefcbicbte ift ein jtemlicb felbftänbiger
»uBaug aus SJJartn'ä ©d)meijergefd)ichte ; bie SerfaffungSfunbe berührt furs bie
berfcfjiebenen Sebörben ber ©ebroeia unb bie Meente unb Pflichten ber ©d)toei}er*
bürger. 3" ben Spraa> unb Sfuffafcübungen liegt eine anfebauliebe ©rammatif,
melcbe bie nottoenbigften grammattfalifdjen flenntntffe oermittelt. Die 21 uff a^-
Übungen bieten ©toff ju einer praftifdjen ©ttliftif. Die ©cfcbäftSbriefe, ©efebäft«=
auffäfce unb Rechnung«« unb Sucbffibrung bereiten bireft auf ba» praftifdje
Sieben oor
Das Sud) ift alfo reebt reidjbaltig unb enthält ©toff genug für bie jtoei
oberften ©ebuljabre. Die SluSftattung ift recht febön unb macht bem Serleger alle
(*bre- Die Dielen unb fdj&nen, aueb nad) praftifeben unb päbagogifcbcn (Mcnd)ts-
punften gut gemäbltcn 30uffrationen werben baS Sud) ber ©djuljugenb befonberS
lieb machen. Der $reiS ift oerbältniSmä&ig billig.
DaS Sud) ift nicht fpeaieO fcbnnjerifd) gebalten unb fann baber auch in ben
Schulen anberer ftantone obne Seranberung gebraucht »erben. &8 fucht fogar
tnogliüjft allgemetn ju fein, ©o bringt c« in feinen Silbern au§ ber .^cimatlunbe:
bie fianbvgemcinbe bon Uri, ben Sergfturj bon (Dölbau, ber /volin, ba« Uhrmacher^
borf int Jura, ben ftötelfang im 3ugerfee, bie 2trotitiibuftric int Äanton &reiburg,
bie Sffieberei unb ©tieferei im Slppenjellerlänbdjen, bte (Sngabiner 2llpen, ba« -Oo--
fpij auf bem ©t. Scrnharb, 3J(aria=einrtebeln. SBir fommen alfo fo stemlicb roett
tu ber ©ebroeift herum.
©eben mir auf ba$ CHngelne ein, fo freuen und bor allem bie feböneu
Gablungen allgemeinen Inhalte« unb bie berrtieben Silber au» ber Jrirdjengefcbid)te.
fix. 12: eine Ohrfeige jur rechten 3eü, unb befottber« 9er. 21: iljörichte» 3Kunen
Digitized by Google
- 640 -
fcätten wir jcbodi lieber buvtf anbem ©tof? erfefot gefefjen. (Mut gewählt finb bie
Silber au* ber ßeimatfunbc; audj biejenigen ber 9taturtunbe finb ber ©cbulftuf«
unb bereit prafttfdjcn iöebürfntffen burdjweg entfpredienb. Tic religiöfen unb pa
triotifdicn ©ebid)te genügen, fofern ba* ©efangbud) liier ergänaenb eintritt; audj
bie rpifdjen unb bibaftifdjcn ($ebid)te finb in befriebigettber ;}abl uttb &u*wabl
bcrürfficbtigt. — süm menigftcn will und bie 9trt unb Söeife gefallen,' wie ber geo=
grapfjifdje (Stoff oorgefütjrt wirb. (£* hatte hiebet mehr ber fontbetifdje ßefjrgang
beamtet werben bürfcn, bafcer juerft bie Vefpredjung ber einzelnen Stantone unb erft
bann ba* allgemeine ber Sdjweig, ba* fid) bann au* ber erftern wie oon felbft
ergibt unb uon bcn Srtnbern leidu gefuuben wirb. Tic Kantone felbft ftnb iu
fdjablonenbaft bebanbelt, gu leitfabenmäBtg. ©8 wäre ein fcfjöner Verfud) gcroefen,
fte ebenfalle in äufammcnt)ängcnben, ftiliftifd) muftcrbaftctt Vilbern oorjufüfjren.
^ebenfalls foll ber fieijrer ben geograpljtfdjen Dcil nid)t Dom Vud)e au« bebanbeln,
fonberu tum ber \tanr au«, unb ben ©toff be* söudje« nur al« Mefultat feiner
Vefpredjung gelten laffcu, ba* ben Äinbern bann jum beffeTen (ttnprägeti be* Ci>*e-
lernten bient. — Die iBeljanbluna ber ®cfd)id)te befriebtgt wteber metjr. Die «er
faffung*funbe ift au trottest unb fnftentatifd) bebanbelt. — Tic ©pracfjlebre ift redjt
praftijdi unb metljobifd) unb befdjränft fid) auf ba* Wotmenbtgftc. Die Siegeln
werben au« gut gewählten Veifpielen abgeleitet unb folgen benfelben in ftleinbrucf.
Hud) bie Stuffaöübungen ftnb red)t praftifd) angelegt unb bieten gute Einleitung
jur Verfertigung oon (frrjät)lungen, 3?efcf)reifauugen, Hbljaublungen, ©riefen unb
fyefd)äft«aufläfccn unb felbft jur SRedmungSfübrung.
60 jeigt un« eine genaue £ nrdjfidjt, baft un« ^tcr ein red)t gute« 2d)ulbudj
geboten ift, bem wir bie weitefte Verbreitung wüufd)en. (£« berücffid)tigt bie
bang uon (Steift unb fterj unb Söillcn in t)armonifd)cr SBeife unb beamtet jugleid
überall ba* praftifdjc fieben. 3n ber ßanb tiidtfiger &ef)rer wirb e* ber €T<fmlc
Dortetlbaftc Eienfte leiften. (** barf ftcb fubn neben alle anbem gegenwärtig ge
bräud)lid)cn ßefebüdjer fteücn; ein gewiffenfcafter Sergleid) mit ignen wirb nidjt
ju feinen Ungunften ausfallen.
01t ber ^crbcr'f die 11 V erlag*f)anblung erfdjienen al« Deile oon $crber*
3Huftriertc 3ugenbfd)riften ba« junqc $amiiicnbanpt unb ba* tklne ^amilirnfcaBpt
oon 3cnaiba tfleuriot, au* bem t?ran^öfifd)en überfefct oon $!)• Saifu«. (VI. 300 1
12°. 1 9Ji. 80; elegant gebunben in ^albletnwattb mit buntem tlmfdjlag 2 3R.
Veibe Sbüdjer feien wieberum beften* empfohlen. @d»öne Darfteflung unb be«
letjrenber 3nf)alt oerbinben fid) utr ©rretdjung eine« bleibenben unb oerebelnben
l*inbru<fe« auf ben fiefer. Die »uöftattung ift redjt fdjön. Die SBüdjlein eignen
Ttd) auf« befte }u ?Jeftgefd)enren für Jrnabcn unb 9Wäbd>en 9Högen Re, wie alle
»änbdjen biefer ittuftrierten ^ugcnbfdjrift bie weitefte Verbreitung finben. —
«Ute unb Heue Seit. 3Uuftricrte«, tatbolifrfje« ^amilienblatt. Xrucf unb
Verlag oon Vcnjiger & CUe., ©iuftebeln. 3äl)rlid) 12 $efte A 50 $f. — $;icfe
oonüglidje 3eitfdjrift fei wieber beften« empfohlen. Da« erfte ^eft be« neuen
oaprgange« ift bereit« erfdjtenen unb ift ungemein reid) an unterbaltenbetn unb
belcljrenbem Snbaltc. Die „Xod)ter be* 3ntenbanten" ift eine fe^r fpannenbe
(Snäblung: „bie tJabrt nad) beut berübmten 2Bablfabrt*orte ßourbe*- wirb jebrn
Öefer intereffteren ; bie „mui'iyerenbcu ^lagegeifter" unb „Vlonber ober fd)war)er
«Peter- finb ooll öumor. aÄit 3ntcrcffe liest man „bie Gnttbüllung be* XeQ^
benfmal* in ?lltborf. w2lllerlei uttb Vunte*- bieten oerfd)iebene Heinere &cuta. feiten.
Aur bie brauen = unb Xöcfjtermelt ift eine fd)öne Veilage beftimmt. Die jett=
gefdiid)tlid)e 9iunbfd)au fehltest ba* &eft ab unb orientiert un* über alle bebeutenben
&reigniffe in ber 2Bclt. Sir bürfett oal)er wot)l behaupten, bau bie SUte unb %eiic
SBelt allen äbnlidien 3citfd)rtften ebenbürtig ift. Die ftatboliten haben baber
feinen törunb, nad) proteftantifd)en unb rationalifttfdjen Unterl)altung*fd)riften )u
greifen. Mm er haben fte etwa* VonüglidteS. Die 3Qufrrationen unb bie ganje
Slu*ftattung finb tuufterfiaft. Der gJret* tft fef)r biüig. —
Digitized by Google
Srieffoften ber föebaftton.
3)ic WebaftionSmappe ift beinahe leer; alfo! —
gnferatc.
ftür bie Oberfaule Üenqnau (Hargau) mirb ein 3<fmlüeru>efer gefugt.
s-öefolbung $r. lOOO per 3ab,r. <3idj 3U melben bei ber ©chulpflege.
V'cngnau, ben 9. Oftober 1895.
$ro torfjulpflegc:
«. ftrd, Pfarrer.
^Unentbehrlich
für jeden Geschäftsmann!
Hans Schwarz1
Adressbuch der Schweiz
für ^ufrintric, fyankel mit» (bewerbt
II. «negabc 1894/95
*eid)nct Mcfj uor anbern bind) feine äufjerft prafttfe^e Einteilung, grofte
&uBf üb,rlid)feit unb 3"t)erlöf ftgf cit auä. ©8 enthält nid)t nur bie ein=
fadje Slbreffe einer Sfirma, fonbern gibt beren Spezialitäten an, bie fic
probujiert ober fürjrt; tagt, ob fte im int §anbel8regifter eingetragen, loer
beren Inhaber finb, gibt 2lu8funft über Wrünbung 8 i ab r, bet inbuftricllen
(Stabliffementcn über Slrbciterjabl, S3ctrieb8fraft, $cleud)tung ?c.
f^jjp SMefe Angaben ermöglichen bem ;3iad)fd)Iagenben, fid) ein orbent-
lid)e8 ffilb über bie einzelne Smntt, bereu ffebarf unb einigermaßen Screbit-
fdhiflfcit ju geben.
gaits $rf|nmr?' |lbrcßbinJ| Ä&SSÄ
ein befonbereS 9?rancr)en = 5Reg ifter. — ©in SpejiaIitäteu = Äegifter
nennt bei jebem einzelnen Ärtifel bie betreffeuben ftabrifanten unb (SngroS:
£>änblcr ber Sdimcis, bilbet alfo ein mertoollea 9lad)fd)lagcbnd) für bie iöc=
utp^queUen aller benfbareu Mrtifcl. — ©ine ftartc ber Sdimeij (©röfec 67:50
fem.) mit neuefteu (Eintragungen mirb jebem Slbrefebud) gratis beigegeben.
$ret« M Hbrc&budjcfif ier Sdjiocia (Format 180:277 mm. 1730 Seiten
ftarf) elegant geb. §r. 18- — . (*8 merben aud) einzelne Slantone gc6unbcn
abgegeben:
Wtd> A ftr. 6. — . greiburg unb JffiattiB . A ftr.
5öern ...... A „ 6. — .
Uujern A m 4. — .
Uri, @d)tt>öz, Untermal-
ben, 3"fl/ pfammen A „ 4. — .
(sd)affb,auienu.Ib,urgau A „ 5.—.
©t. ©allen u. «ppenjett A „ 6. — .
©laruB unb ©raubünben
jufammen . . . . A „ 4. — .
Cj* s&c)UttunQcn find ju t\d)Un an bie <£rpet>ttion
t»tcKo blatte*.
greiburg unb SßalliS
Solotfyurn u. Slargau
Mcl (3tabt u. ¥anb
Teffin
Söaabt
Neuenbürg . . .
©cnf
4. — .
5. — .
4. — .
2. — .
5. — .
8. — .
4. — .
ßunö cur Co tn* ei* Ite ITe .
3nfolgc Steftgnation ift in (SinficDdn eine 3cfitnDatlc[jrrritcUe auf fRit:
Oftober nadjftbin, eoentuefl auf Anfang 9Jlai 1896, mieber ju befcfceiu/3
Hnmclbungen finb bef 6rbcrlicf)ft an i">ru «cbnlratepräiiöcnicn l)r- it- üicmfctri
ia (iiiifiebeln ju abreffieren, roelcher aud) über 5£cfolbung&ucrl)ältntf[e »c Äii?
fünft erteilt.
(?niftepeln, ben 16. «September 1895.
— O. 43 W. — 3rür bic SBejirf *f anjlei:
üieiarö!, Sanbfenretbcr.
Soeben erfchien
ü)*!«*« «• i>^f^ litt^« ffir °" Zttuntarf&ultn tie* Danton
ICBt- U. IflfDllU) V^crn £a« 9ud) eignet Hefa trtfflic
7 ' nmii pr Einführung in anbern RantOBer
SBegen Öepg&bebingungen toenbe man fid) an Otäber S* (Sit., Sud
tjanblung, Vi^cru.
3m Serlage ber Unterzeichneten fmb erfehienen:
9?aßcr llcluui^itoff für äortbiliHiiifl*idnilen.
iJmcilc Auflage, mit einer Sugabe.
greife be« fartonierten (£jemplarB 65 dt.
Die jehntaufenb ©jcmplare ber im legten fterbft erfchienenen erften Änftoü
waren in 5 SRonaten bergriffen.
|la0cr f„ ■»'••*« «<tt«tU>btS"..i.a
$rei« je 40 Sit., partienioeifc biUigcr.
^lidjbniffcrci .\>ubcr in xHItborf.
Ccfebitd) 1
für bic
erfte Stufe ber 5chnnbar fdjule|
herausgegeben
oon ber
faittonaleu 3t. WnlUfriic« rcfunbarlclircrf onfcrcn \.
3>rci* fliit aebiiuben JVr. «. —
3n Partien oon roenigften* 6 (Sjcmplarcn ftr. 180.
Hon üebrern unb Schulmännern aufc ben ücrfchicbcnftcn Xeilen ber Sdjmeij
heften« empfohlen.
Öucrjbriicfcrei 8Bittl> «.«Ö., St. WoUnÄi
SJcrlag&hnublung. s
■ i I
Digitizedbyi
1.3- * •
*^ »v» A%i
PnbagBijifilir glitte.
'«Bereinigung
De* „Sfluicij ifriicljun^f minöc*" unb Der „^aöapfl. ÜRoiatlfdirift"
I
r * *
|ji bts Vereine katynL ieljrer und Sdjulminncr
uitb bcö fd)tDci^erifrr)cu fntljol. (fr$icf)unß$t>ereiit0.
f
(l*rid)cint 2 löoflcn ftarl je ben 1. unb 15. eine« Üben SNottat*.)
Ö 23. fceft.
I
i
9-1.
M fcruef uub C^pebition von 3 » SlttnWi.
T 1HA5.
iL
L
l
s
m
etat
1. tti Ux ©icflc o« ronfeffionttofen @*«le. 8on $rof. aWütter in 3ug. 706
2. Wgftologiffte* au« ciaera mittrialterliftrit 3i4tcr. 8on Hl. »cifer,
9tcttor in 3ug 709
3. 6elbfttintiftleit K4 «earer*. Söon A. P., Üe&rer in 0 715
3. Kcprer, Uffe öidj beral» »um »inöc! (A. ö. i. Z.) .... 728
4. ¥lOO||0flif4e «UBÖflÖBB 730
5. faDanoflififtc ^itterarar 735
6. «krWeteRe*.
7. 3tfer«te.
Diaitized by GooqIc
äkpatftfo
bt« „Sdjroei*. «nieljungefre unbes" unb ber „$äbagog. SRonatsfcfjrifi".
■ ■ •
unb bcd fdjtt)ei£ertfdjen fatfjol. ($r$tef}nng$ncretnd.
3llfl, 1. Selber 1895. | M 28. I 2. $itK9*«9-
fflebattton&tommiffton:
Die ecmtMTbirrrtetai: ft.ltun), #ftNr4, «ujcth; $. Paumaartue», 3*«; «« t««: ©f. $rlbcl.
K»fer, $rof., dbiir ; 8eo »rnj. -pfarrer, »er«, *t. h\. ««am unb t>rrr «ebrtt ©Mi tn «rfif«tt, Uli.
Die f infcubun* c n flnb a* semiaarblteftor » a u m gar I »et ju itate*.
Abonnement:
örfcbdnt menatlt* 2 mal |e ben 1. unb 15. be« Vtenatl unb fefttt (AbrUft) für B«eln«mii«lttbCT 4
Hht «ebramtlfanbibotcn 3 j$r.; für Kfcbtmttalieber 5 8t. Seftellungcn beim Skrleact: 3. VI.
8 fünf 4«, »uAbmvfcr, $u%. — 3nfrtatc »rtben ble ^«tüjetlt mit 10 »». btttdjnct.
31« 5er Wiege ber konfeffionalofen Sdjule.
(SBou $rof. Müller i« 3ug.)
(ftortfe&ung.)
III.
91m 93orabenbe ber ÄeDolution fjatte ftranfreicfc bonf ber $f>atigfeit ber
religiöfen Orben unb Kongregationen ein aufeerorbentlid) blü&enbeS mittlere«
u nb &ö&ere8 ©c$ulmefen gelobt, fo bafe baöfelbe einen Sergleid) mit
bem heutigen 3ufwnbe rcoljl aushalten oermog. Sei einer Sebölferung bon
25 Millionen gab e3 1789 nid)t roeniger al« 562 ßoHegien mit 72,747
©Willem, bon benen 40,000 ben Unterricht ganj ober teilroeije gratis er*
gelten. 3m 3abre 1880 gab e« bagegen bei einer SBebölterung Hon 36
Millionen nur 79,231 Stüter in ben Ct)ceen unb Kollegien, Don benen
4,949 ©tipenbiaten waren, gttnf Saljre fpäter mar bie Sebölferung auf
38 SWiflioneu geftiegen; ftaatliche Coceen unb Kollegien gab e« für ba3
männliche ©efchlecht 344 mit 90,646 ©gittern; baju famen nod) 691 $ri«
batinftitute mit 73,980 ©Gütern unb 121 infiniten für ba$ metbliche ©e-
fchletht mit 9,128 3ögliug*n.
Weht jdjtimmer ftanb eö am 6nbe be9 üorigen Sahrtjunbert« mit ben
fyöt)ern ©acuten.
3)aS $riinarfd)ulmefen!) bagegen mar ber Serbefferung feljr bebürftig;
bie SBerhältniffe maren jebod) in ben einzelnen Seilen be« 9teia>§ mannigfach
•) »ergl. (51). ©«röber a. a. 0. r». I. u. folg.
Digitized by Google
706 -
berföieben. 3m 3ar)re 1789 unterrichteten bie trüber ber cr)rifilicr)eri Sieb;
etwa 35,000, b. f). etwa 17» fämmtlicher ftinber be« Öanbe« im «Her bon
6—14 Sohren, $ie 2et)rer au« bem Öaienjianbe waren jmar jahlteidj, aber
nicht genügenb borgebilbet. Um bie Überwachung unb Leitung be« Schul ^
wefen« fümmerte fid) ber Staat ju wenig; beinahe alle« mar ben Organen
ber ftirche unb ber 2öiü*für ber ©emeinben überladen. £ier märe e« in ber
Zfpt am $lafee gewefen, bafe ber Staat ei ngef abritten unb $>anb in £anb
mit ber flirre unb mit ben ©emeinben öorgegangen märe ; barin. bafe er e*
nicht tr)at, lag ber gröfcte fteljler. Um fo energischer fchritt bie »ebolution
ein — aber nicht pofitib ^eitenb unb aufbauenb, fonbern jerftörenb.
$)aa ganje blüfjenbe t)ö^cre unb mittlere unb ba§ ganje,
ber 33erbefferung ebenso fähige wie bebürftige niebere Scr)ulmefen
bernichtete Die ftebolution mit unerhörtem ^arteifanatiSmu*
Schlag auf Schlag: in 3*it bon öier Sauren mar ba« barbarifcrje 3er«
ftörungSmerf boOenbet.
$)ie föeformentmürfe fcr)offen freilich tme Wic auS bfm 53oben : ein
rabitalerer brängte ben anbern. 3Ufrft *rfd)ien 'Jaflebranb auf bem $fan.
3n feinem amtlichen Berichte an bie fonftituierenbe SBerfammlung bom 10.
unb 11. September 1790 fufjte er jmar gan} auf ben ^ringibien ber Frei-
heit unb ©leichhtit, überlieferte ba« ganje Schulmefen auSfchlieftlich ber Staats?
gemalt unb fttlt bie (Srflärung ber WenfchenreaVe für ben .<?atect)i«mu« ber
3ugenb, moflte aber immerhin noch bie ©runblehren ber Religion unb DRoral
in feinen 8et)rplan aufgenommen unb bie Unterrid)t«frciheit aufrecht erhalten
miffen. 9lm SQBiberftanbe bon Sin!« fcheiterte ber ßntmurf.
$er rabifale ©ironbift Gonborcet folgte. 6r ftrich bie religiöfe unb
potitifche (Srjietjung bom Sehrplan unb überlieg bie erftere ber Familie unb
ber ^ira)e, bie lefctere ber Emilie. 35om Traume eine« enblofen frortföritte»
befeelt, hielt er übrigen« feine SBorfcrjtäge felbft nicht für bauerhaft. Sir
fcheiterten ebenfalls am SBiberiianbe bon 2inf«.
Siebe«, Qaunou unb Öafanal legten am 26. 3uni 1793 bem Äonbent
einen neuen Entwurf bor. Obwohl noch rabifaler als feine beiben Vorgänger,
fanb er bei ber ßinfen boch feine ©nabe
Wichel ßebeDetier, ein Wann üon ber Sergpartei, ben 9lobe3pierre aß
garten ftreunb ber Humanität prie«, münfehte, bafe mit ber „nationalen 6r*
Ziehung" nach Sofurg'« unb Sparta'« Wujtern eublich ernft gemacht wert*.
Seinem 95orf abläge jufolge werben alle &inber üom 5. 6i« jum 11. refp.
12. 3ah" in „nationalen GrjiehungSanftalten" untergebracht. Sie erhalten
bafelbft gleiche flleibung, Wahrung, Unterricht unb Verpflegung. $ie „§r<
Ziehung" hat e« üor ädern auf Abhärtung abgefehen. $at)er f ollen bie Wahrung
einfach, bie Äleiber grob, bie Letten hart, förperlicbe Übungen unb Arbeiten
Digitized by Google
- 707 —
t)äufig fein. Daju roirb Unterricht im fielen, Schreiben, Steinen, in ßanbeS«
unb SBerfaffungSfunbe, im f^fctbmeffen, in ber allgemeinen Sittenlehre, in $au$»
unb Öanbmirtfchaft erteilt. Die „nationale (Srjiehung" ift obligatorifch. 6r|i
nad) i^rer VoUenbung beginnt ber eigentliche Schulunterricht, ber fi$ in brei
Stufen über 13 3ahre auSbehnt.
Wodj roher als ßepefletier mar ber blutbürflige ©t. $üft, meiner er«
Härte, bafe bie ßinber Don 0 3fat)re an ber SRepublif gehören bis 311 ihrem
5obe. Von einer Religion, Don fittlichen Verpflichtungen gegen bie Familie
ift feine Otebe mehr. Dagegen unterfteht bie männliche 3ugenb Dom 10. bis
25. fahre bem rohen TOitärjwange. Vom 10. bis 16. fah" fofl eine Mrt
„militärischer Vorunterricht " erteilt toerben, Dom 21. bis 25. SllterSjahr jeber
ber „Wationalarmee" angehören.
Übereinftimmenb bamit hotte Danton erflärt: eS fei QtW, bafe man mit
bem ©runbfafce ernft mache, baft bie .ttinber Eigentum ber tRepublif feien,
beDor fie ben Altern gehören.
Die ©elfter Spcurg'S unb jRouffeau'S höben ba ein VerbrüöerungS*
feft gefeiert unb finb als wahre ©anSculotten halb nacft in milbem Zeigen,
bei trübem Dämmerfchein um ben festgemachten TOoloch „ Nationaler jiehung"
t)crumgefprungen ! ©0 roeit mar man mit logifdjer ftotmenbigfeit gefommen,
Halbem man einmal bie einig wahren ©runbfäfce in blinbem #affe gegen
Kirche unb Religion preisgegeben hatte, sticht einmal bie primitiDften Wn*
fprüc^e ber menfchlichen ^ßerfönlichfeit auf Freiheit, auf Vilbung beS £er$en8
unb ©emüteS, Diel weniger bie Hnfprüche ber Familie ober gar ber natür-
lichen Sieligion, ber ©ittlichfeit, ber Kirche würben geachtet, fonbern alles,
roaS baS Wenfchenher^ erheben, beglücfen unb Derebeln fann, in glühenbem
Fanatismus bem ©öfcen „Nation" geopfert.
3ft eS $u Derwunberu, wenn bie ÄeDolutionShelben aua) ber UBiffenfcr)aft
förmlich ben ßrieg erflärten? %m 14. ©eptember 1793 entftanb baS Defret,
burch welches bie ©Dmnafien, bie ^fafuttäten ber jt^fologie, ber 2)tebi£in, ber
fünfte unb beS Rechtes im ganzen ©ebiete ber Siepublit aufgehoben würben.
Freie Nationen, erflärte (Shabot, bebürfen leiner #afte theoretifterenber ©e=
lehrten, (eine neue Wriftotratie Don ^hi^fophen ! Die Ofret^eit war jur Var«
barei, bie ©leichheit jur Dummheit, bie Unmiffenheit jur Bürgerpflicht, baS
SBijfeu jum £)ochberrat geworben. „SöaS Derfchlägt eS", fct)rie ber föeDolu*
tionär ßadanal, „bafj ber grbboben bereite mit Ruinen bebecft ift ; auch Die
Ruinen felbft müffen Dernia)tet unb in ©taub oermanbelt werben, bamit aus
Diefem ©taub, aus biefem Vichts enblia) baS großartige ©ebäube fich erhebe,
Deffen Errichtung bie ftranjofen fctjon fo lange mit Ungebulb erwartet haben."1)
') 911b. Durut), rinstruotion publique et la nWolution, pag. 66 bei 9tub. ÜU*
giubübl: 21. ©tapfer, ein **eben«= unb Shilturbilb (»afel 1887) ©. 216.
Digitized by Google
- 708 —
?tod)bem man Dofle 6f/t 3abre lang rebolutioniert hotte, erfaßten enbltcf»,
unmittelbar bor bec Wuflöfung be8 berüchtigten ÄonöentS unb g(etd)fam als
beffrn ^ejtament, „ba§ großartige 2öerf." (5§ mar eines ber jämmerlichfien unb
lüdenrjafteften ©chulgefefce, welches je baS 2ict)t ber 2öelt erblicft — aber
immerhin bn§ 58efte, toa8 bie Resolution auf biefem (Gebiete ju ^age geförbert
t)at. Um feinen (Seift ju charalterifieren, genügt bie 58cmerfung, baß all
Celjrgegenftänbe ber ^ßrimarfchulen fiefen, «Schreiben, Rechnen unb bie (51e*
mente ber republifanifdjen (!) 9Jcorat bezeichnet, baß bie QrfteQuug Don Cefjrer*
roobnungen unb Sctmflofaten ber Stepublit überbunben unb bie JÖa^lrn ber
fiet)rer ben ©taatsbebörben anbertraut mürben. 3fntralimu8 unb Ponfei*
fionSlofigfeit ftanben fonact) in trautem SBunbe §u einanber.
Raa) ber Einführung biefeS ©efefceS erfchien eine Reibe oon ©ct)ulbtta>rn.
roie Alphabet des Sans-Culofctes, Nouveau Catechisrae republicain, Re-
cueil des actione historiques et civiques des republicains — „aOe*
politifietenbe, h<># unpäbagogifcf>e *Dcaa>erte, jum teil oon einem unerhörten
RaturaiiSmu« unb GöniSmu«." ')
Unb bie &f olge ?
9Hit ben ©orten be3 WiniftetS be« 3nnern bom 3ah« 1800 fagt Wbert
Storno, ber ©efa>i<htsfchceiber beß franjöfifchen S(f)uliwfen5 im ReoolutionS*
jeitalter: S)ie $rimarf(t)ulen feien faft gänjlich berlaffen. Die
©rttnbe biefer 6rfd)einung feien in ber ©ittenloftgfeit unb Umoiffenheit ber
fogenannten 2ef>ter unb in ber immer noch großen Wacht ber religiöfen Über
jeugung bei ber Skbölferung gelegen, gegen melche biefe Sefjrer eine untxr
fct)ämte Verachtung an ben tag legten.2)
Sein ©chlußartifel lautet wörtlich: „Rad) bier fahren beS $erumtappen~
unO ber mißglücken SerfuaV, benen weitere bier 3at)re profttfct)er Durchführung
einer ©chulorgamfation folgten, waren nicht einmal bie ^funbamente ju bein
„großartigen ©ebäube" gelegt; bie Republif ftanb noch bor ben Ruinen, bie
fie felber aufgehäuft. $eim ^tnblicf biefeS Vichts möchte man münfcbcn
wenigstens einige Resultate, wenigstens einen erften Entwurf, wenigjtenS etrodcfr
Anfänge namhoft machen ju tönnen. $er unparteiifche $ef$icht3fchreiber fucht
aber bergeblicr) nact) folchem trofte; bie Cueflen bermeigern ihm benfelben.
©ie geigen ihm, baß mähtenb ber ganzen Dauer ber Rebolution bie
erfte Erziehung ber ^ugenb gleich obfolut null ijt unb baß bie
paar Verfuge ber Regierung, fie $u heben, burchauS fruchtlos
geblieben finb."»)
•) Üuginbubl, a. a. D. 8. 219.
*) La revolution franvaise par Mgr. Froppel (Pari« 1899. Hörne edit.) cbap.
10. pag. 115 et «uiv.
a) Duruy, pag. 764 et «uiv., bei l'uowbfity, S. 219.
Digitized by Google
- 70T# -
(Sbenfo erflärte ^ortalis bor bem gefefcgebenben Äörper ber Äonfular-
regierung: „(58 ift 3eit, bafc bie %tyox\m angefleht« bft $h<»tfachen fchroeigen.
($8 gibt feinen magren Unterricht ofme (Srjiehung unb feine (Srjieljung ohne
Sittenlehre unb ohne Religion. Die tyrofefforen b^ben bot teeren ©änten
gelehrt, »eil man unflugermeife erflärte, man bürfe in ben ©acuten bon Re-
ligion nicht reben. Der Unterricht feit 10 fahren ift gleich null.
$ie Religion mufe bie ©runblage ber (Srjiehung bilben. Die
Äinber finb ber gefährlichen Unthätigleit unb ber empörenbften
2anbftreicf>erei preisgegeben, ©ie haben feinen Begriff bon ©ott,
öon tteajt unb Unrecht, ihre ©itten finb beS&alb roh unb barbartfeh,
unb ba5 Soll ift berroilbert." «)
9113 ber franjöfifche ©rofeorient im 3uli 1889 einen internationalen
tJrreimaurerfongrefc jur §unbertjahrfeier ber Kebolution beranftaltete, ertlärten
bie offiziellen ftefirebner mit f)ocf)tönenben Sorten, bafj biefe „mächtige SBe*
roegung, welche 1789 DefpotiSmen unb ^ßribilegien hinroegfegte, um in unferer
2Belt ba8 2Renfcbenrecht einzuführen, au« ben maurerifa)en Sou^fttten be«
borigen 3af}rfjnnbertS" ^^otg^gangen fei. W\t ftadjbrucf hoben fie babet
bie „Sfcrbienfte" einzelner 39r : . ty*n>or. 4) Die „Sßerbienfte" berfelben um
bad ©chultoefen in jener traurigen Qt\\ fcheinen fie aber boflftänbig bergeffen
ju haben; nirgenbS wirb babon gerebet. Braucht man etma zu fragen:
Sarum?
2Ba3 ftranfreia) ber Äebolution ju berbanten tyii, ift nicht eine Hebung
be£ ©chulroefens. ©anz bem Materiellen jugemenbet, fßüt man bon ihr
boch bie Segrünbung bon ^olotechnifen, Militär«, Äunft«, Jwnbmerfer» unb
$eroerbefchulen erwarten bttrfen. Allein mit all bem mar ftranfreich fa)on bor
ber ftebotution trefflich berforgt. SaS fie ber Seit überliefert hat, baS ift
einzig unb allein bie falfa> 3bee bon bem ©taatÄfa^ulmeifter, bon bem ©a)ul*
monopol, bon ber 3entralifation unb oon ber ftonfefftonSlofigfeit ber ©chute.
Tiber mit all' biefen ©aben war bie Seit, »ie mir gefehen, fa)on bbr 1789
beglüeft morben.
©o finb in ber %$ai bie pofitiben töefultate ber franjöfifchen Rebolution
auf bem ©ebiete ber ©chule gleich nufl. (6d)lu& folgt.)
})ft)d)ol00ird)e8 aus einem mittelalterlidjen i@id)ter.
(SJon £. «I. Äeifer, Steftor in 3«fl)
3n ber 3eit bon 1350—1500 begegnen uns roohl biele ©chriftfieller,
aber menige bebeutenbe Dichter. (Siner ber befannteften unb anfpre$enbften
') 33 fi Mgr. Freppel, pag. 116.
3) Jögl Stimmen an« SHaria 2aa<f) 1889. IL 8. 317 n. folg.
Digitized by Google
710 -
ifl unftreitig ^>etnr t<^ oon Staufenberg. £öcr)fi mabrfcheinlicr) flammt et
aus bem Städtchen ßaufenburg im Wargau, baS früher auch ben Hainen
ßaufenberg trug. Über fein Seben ift uns leiber wenig belannt. Haut einer
Urfunbe don 1429 ') mar er beftänbiger SMfar ber ^farrtirche in ©offau
1434 finden mir it)n als Gr)orr)err in 3°Pn9en U"b fpäter als "Sefan in
ftreiburg i. $r. 3m %a$xt 1445 509 er fieb. ins 3obanniterhau3 ju Stras«
bürg jurücf. 5Jon 1458 an dernehmen mir nichts mehr über ihn.
^>einrt(jt> don ßaufenberg ifl ein überaus fruchtbarer Sibriftftefler unb
ragt namentlich als Sieb erbiebj er b«dor. „(Sr ift ber bebeutenbfle unb
frucf>tbarfte Dieter geiftlicher lieber im 15. Sabr&unbert, unb er ifl eben be*=
wegen gemife nia)t or)ne nachhaltigen Einfluß auf bie weitere gntroicHung
beS Äirchenliebeö gewefen." (tfurj.) er „fleht burcbauS auf dolfStüm liebem
Soden. (5r fefct fid^ bie Aufgabe, nicht nur weltliche SJolfSweifeu für bat
geiftliche Sieb $u gewinnen, fonbern auch bie weltlichen $ejte geijllich um$u-
bichten, unb jwar fo, ba& er ihre WnfangSworte möglichft beibehält. 6r
greift babei bie beliebteren SolfSlieber auf, befeitigt inbeffen alles, was ihm
anfiößig erfcheint, um feiner Umgeftattung don dornehereiu bie 93olfStümliebfeu
}u fichern unb bie alte gute «Dielobie ju retten. £>ier regt fia) fchon aU
buntle ^lh"U"9/ wa8 erft bem 18. Jahrhundert jum $emufctfein fam, baB
ade ftunflbichtung dorn StolfSlieb $u lernen h«t" Sa, Heinrich fingt „felbft
SBächter» unb Sagelieber ber ^öfifc^eit 3eit nach unb bilbet alte tateinifche
£»)mnen nach." (SSächtolb a. a. O. 8. 203.) «Mitunter mifcht er beutfa>e unb
lateinifche WuSbrücfe untereinander, j. :
„In dulei jubilo
nu finget unb feib fro!
Unferfc fcerjen« 2Bunnc
lett in praesepio
Unb leuchtet als bie funne
matrin in gremio.
Alpha es et o
Alpha es et o! (ttugUr, *U. ®c($. i. 106).
(5r derfafete aber auch Q^h felbftänbig prächtige ©ebia)te. w$ie tfrone
feiner dielen Sieber (man fennt an 90 berfelben) ift baS fo tief gefühlte
Sieb „Heimweh" *), welches Uhlanb wegen feines echten StolfStoneS für diel
älter hielt." (Srugier, a. a. O. S. 117.) $aj} ein fo religiös angelegter
dichter auch öiele SJcarienlieber berfajjte, ift felbftderftänblicr), boeb, t)u(bigt
er in benfelben fehr bem ©efehmaefe feiner welche baS SWegorifterenbe
unb jum Seil baS ©pielenbe liebte. $aS leitet uns über auf eine andere
©eite ber fchriftfteQerifchen ihätigleit Heinrichs oon Cnufeuburg, nämlich auf
bie allegorifch-bibaftif che.
') 3n »ächtolbs ®efc&. ber beutfa). Sit. in ber ©<btt>eti. ftrauenfelb, 1892.
Mnmerfungen, 6. 47.
*) ©ei JBone, Sefebucfa II. unter bem Xitel „Verlangen nach bem $immel."
Digitized by Google
- 711 -
$rei umfangreid&e, noa) ungebrudte 2Berfe biefer ^trt Ijat er uns t)inter=
laffen, nämli$ baS „Regimen sanitatis* ober ©efunb&eitSpflege (1429),
btn „Spiegel beS menfc&lidjen £eil8" (1437) unb baS „93u<$ ber
Figuren" (1441). ÖefctereS „morjl aua) na$ bem fiateinifaVn unb jwar,
wie man bermutet, naa) bem Opus figurarum tfonrabS Don 9U$ei bearbfitct,
ifl ein grofeeS ©ebicty bon mer)r al§ 25,000 SBerfen ') ju Sljren ber t)l. 3nng*
ftau, inbem bie ganje ftolge ber ©efa)i£r)ten beS alten iefiamenteS als
Figuren ober Symbole auf fie unb it)reu Sot)n belogen wirb." (93äa)tolb,
a. a. O. S. 182.) 55er „Spiegel beS menfa)lidjen £eilS" ift eine ge«
reimte Überlegung unb Erweiterung beS einige 3ar)r$efjnte früher bon ftonrab
bon £elm$borf unter bem gleiten. Settel bearbeiteten ErbauungSbuaVs »Spe-
culum hunianae salvationis. " ($S befjanbelt juerft ben f$rafl ber (Sngel,
bie ($rfa)affung bed 9Wenfc$en, ben Sünbenfaü ber Stammeltern unb beffen
Strafe, „geljt fobann auf bie 93erfünbigung unb ©eburt" ber feligften Jungfrau
über unb fteflt enblid) bie §auptbegebenr)eiten auS bem Öeben unb Seiben
(grifft bar. (SBrgl. 93äd>tolb, S. 139, 181 unb flnmerfungeu S. 40 unb 47).
$aS „Regimen sanitatis« ober bie ©efunbrjeitSpflege, welkes
mir etwas einläfjlia>r bet)anbeln wollen, befinbet fi$ als Cod. german. 337
in ber 2Rüna>ner &of-- unb StaatSbibliotrjet- — ($S ift geteilt „in 7 ftucflin
ober Gapitel ober teile." $er erfte r)anbett „bon ben 12 monaten beS
3areS unb irjren <5igenfd)aften, ber 3eit unb Bewegungen ber fonne barin",
ber $weite „oon ber 7 Planeten unb ber anbern §immels*6inflüffe", ber
britte bon ben (5igenf$aften ber 12 fy'ityn unb ir)rem Sinfluffe, ber bierte
bon ben 4 3ar)reSjeiten, oon ben 4 Elementen, bon ber Äomplejion (ober
ben Temperamenten) ber 9Kenfa)en, ber fünfte bon ber Orbnung ber ©efunbljeit,
ber fernste oon ber ©eburt beS 2Renfa)en unb ber JBefjanblung ber neuge-
bornen flinber, ber fiebente, roie ficr) ber SRenfa) jur 3«t „ber ©ebreflen
ber ^eftilenj" falten fou*.
$er bierte Teil foll Ijier im StuSjuge miebergegeben werben.
@r beginnt mit ben Sorten: „§ie frrbet an wie fidj ber mentfa) fot
galten 3ngefunbr)eit find libeS mit übunge realen floffen effen hinten loffen 2)
baben fröiben unb anberen Dingen unb bot)et an baS bierbe teil bis Dublins."
3n einer 48 93erfe umfaffenben Einleitung erflärt ber Serfaffer, ©Ott
t)abe fträfte in bie 9totur gelegt, welche jur Erhaltung beS menfdjlia)en
ßebenS bienen. SRanc^er fterbe aber frülje, weil er biefe Jhftfte nicr)t benüjje
unb nidt)t naturgemäß lebe. $>ann folgt „2Bie bj $ore in biere geteilt
ift" (16 93erfe). $em ßenj werben bann 40, bem Sommer 38, bem #erbfl 26
•) $er „©pieael be» menfd)Udjen §eil«" bat 15,000, baS wS3ud> ber Jiguren"
25,370 »erfe. ©öbede, ©runbrife.
') b. &. «berloffen.
Digitized by Google
unb bem Sinter 34 93erfe geroibmet. $er ßenj roirb mit einer $ü6f$en
Jungfrau, ber Sommer mit einer jungen ftrau, ber £>erbft mit einer „bc-
jtanben ftroro" unb ber Sinter mit einem alten 20ei6 oergli<$en. 9ia4)
einer Seleljrung,, mie fid> ein 3Jienfd) in ben oerföiebenen ^a^re§jeiten galten
l'oQ (61 33.), erflärt ber $ic$ter „mie aQe mentföen Don ben Die elementen
finb naturet unb ^etffent oier conplerjon" (58 58.) unb getjt bann über $ur
SBefd&reibung be$ ©anguiuiter«.2)
Die crfte complerton je bant
Die ift fangroinea genant
Sttarme unb füd)tc ift je fufc
3n flncr naturc fanguineus
Unb ift nadj Suftc« arte getou
DiQ ift bie beftc conplerjon
SBann bie bifc lange lebent
3n froiben frölidj ftrebent
HWilt unb gutes mute»
Unb Dol gefunbe« SBluteä
@POlen unb audj fingen
©etitcn fpü unb fpringen
Unb toa8 ben froiben &öret guo '
Das toerc ir leben fpate unb fruo.
3r ftnne finbt fubtnle
2>a8 fi in deiner roolc
ßercnt Dil unb oud> oil 6 (b. % ffjcr)
Denn fünft jemant anbrer me
Doch, fiub fie bitfc unftetc
2ln »orten unb getäte
3n 3orne ft oud) ntt lidjtc
ftoment t>onJgefd|tdjte
Dodj fo ber 3orn ft beftat
®tn tjcrtcS mirfen fi ben baut,
$o$ toeTbcnt fi balb gütig
3JM tugent fanftmütig
©ie pflegent auaj ber monnc
Safte in irem fnnne
3Rit ben woben frölid) gar
3r antlit, ba8 ift rofenoar
®ütig mit bat guten
3ornig mit unbebauten.
$te bb maajtu befennen in
2Bcr fanguineu« möge ftn
Difer bebarff oud) funberbar
@iner"fpöfe obe fonem'mafj
Die jart unb oud) ebel fö,
*) SBon einer (Klärung ber folgenben ©teile barf man bjer Umgang neomrn.
ba loo&l jeber aufmcrffame ßcfer biefer JBlätter ben fajon jieml. bem Wf?b. üd)
fjernben Xejt ob>e ©djunerigfät oerfteb^en wirb.
Digitized by Google
- 713 -
Unb falte unb füdjte gab oud) bobt)
Unb fenfterlid)e fpnfc
Senn er ift jartc unb Ipfc
Unb tut neue grobe fppfc wc
ftür baffer benn anbetn me.
l:(Sin man ber jornflidj geftalt hat* :]
33on ber onber (Sonplerjon, bf in CSolcr icu§.
(Solera bic (Sonplejion
3ft bie anber unb baoon
ffitt id) bir fcie fagen alfu*
SBiffc bd9 ein colericuB
3ft Don nature trofen f>eife
$>cm füre glitt) als id) baö tuei&
S)em fummer er aud) glidjet ift
Unb fan oil trugentfafter Uft
»teid)oar ift er alfuft
Unb rud)e oon Jpore umb bie »ruft
il* on 3orne ift er gar gefce
(9etürftig unb oud) mel)c
Sd&neüe ift rebe unb gange fin
Ouä fo lefe id) oon 3n
$a8 fi bie frowen mpnent
Unb oaftc liep gewonnent
SRau finbt fte an bem lobe
Unb tragent #affe unb tftbc.
8utt)cnt allein burd) ($re
Unb finbt ftabole uff lere
Sön wpben fjant fi froibe
Unb oadenb lidjt in lepbe
2öiee unb oud) oil bünbiteit
3ft un» bi(e oon 3n gefeit
Unb wann nu bifer fjifeig ift
3n effen fol er galten Uft
2)a« fpne fpöfe ffidjte fo
Unb in feite oud) ba bp
m giftig barauff fi wefen
On fad)e tjan id) gelefen.
[:®in maft floffen man.:J
33on ber britte Gonplejio, bem flegmaticus.
ftflegmaticuö fo griffet er
2>er britte, wiltu wiffen wer
(£r fö nad) finer conplegion
£ie flegma Reifet, fo bör baoon
2>er ift betn waffer gleidj naturet
Aalte unb fftdjte als man fpuret
ftul träge unb oon fpnnen grobe
Unb ftt)loffet, oiel dein ift fin lobe
»on ipbe ift er oeiffe
Digitized by Google
- 714 -
Sickte fporig id) 3nn f>eiffe
Xrinfen (ubern füllen
Da« mere fineS willen
iöüften unb unfuberteit.
S9o woben ift er ungemeit
*Ü müftigfeit öme eiget
Uff gefurd)t ift er genciget
SBil bei oor fed)tungen &uten fid)
3o effe lüfcel ba$ rate id)
Unb Warine fppfe unb bie fubtnl
Dbe er gefunt beloben wil.
5üon ber iiij conplejion, bem mellancoltcuS.
Die oierbe couplej mcflancolo
SÖon bereu fage id) bir wie bie fo
Sann SReOancolicud ber fcatt
(Sin nature nad) ber (Srrben ftat
ftalte unb trafen ift fin art
©in »ntlit ju ber erbe gelart
&r furd)tet ftd) unb ift ein 3ag
Da« ift baoon al« id) bir fag
2)a£ er fyett deine §ifee;
Die in je ruftefeit fpifce
Sann bie fttfce getürftfett tuot
«n tieren unb in menfajen tnut
Darumbe fo ift ber löwe graw
ÜJon ftner §ifce bie er fol i)an
Oud) ift ber 3)ieüancolicu8
Drage in lauffe unb wirfen fud
Das föntet oon ber felti fin.
Die ftraefet bie gelibere in
SRpb unb fcaffe ift er ool
Obe er ftd) mit ... . wol
Selten mag er ladjen
Unb lüfeel fdu'mpfe madjen
©in geberbe ftnt trurig, ungemeit
Unb fyatt ein ^er^e ool gotigteit
Dod) fo muofe id) loben in
Uff fünfte uub mof$f)eit ftot fin fm
©r nompt ber ßüten deine ad)t
Unb forget oil ben tage unb nacht
Shinfte unb fdjafce oerbirget er oil
Niemand er ftd) befumbern wil
Difc mag er oon nature fjan
Dod) mag er ime wol wiberftan
Da& er ein teol mag fliegen
Sin teol mag qme gejicljen
2Ufo ftet efc in aller für
Die ba fommet oon natur.
Digitized by Google
- 715 -
9h dj flncr natu« fo ftorrt bctn juo
3räd)te fpofe fpat uub fruo
$)ie brae oud) ctroaS wertnt) geb
Xtafc er gefunt befte langer teb. —
2Öie aQe s$föchologen erflärt auch ^einrieb, Don Staufenberg : „2Bie man
nit neberman fol ade jite nach ber conplerjon fchefcen unb bafc fich bie
conplej oeränbert", b. (j. feiten trifft man einen Wenfchen, ber nur eines
biefer Temperamente ganj rein befifct. (Seroöhulich finb fie bermifc^t, jebod)
eined ift ftetS borljerrfehenb unb nach biefem tajiert man baS betreffenbe
3nbibibuum. — $amit fd^Iient er ben 4. Teil.
Euch mir brechen l)iec ab. Wöge biefe Arbeit in manchem 2efer bie
Hochachtung bor einem fruchtbaren uub üebenSmürbigen fatholifchen Dichter
erhöhen unb mannen anregen, fich mit ben päbagogifa)en uub pfochologiichen
fcnfdjauungen ber mittelalterlichen beutjehen Dieter näher befaunt ju machen.
SJon A. P., ßefjrer in 0.
aWotto:
©elbft ift ber SWann !
$S mar an einem tjerrlidjeu QrrühlingSmorgen beS 3ab.re8 1890. Wan
hatte fi<h beim Austritte aus bem Seminar bie frreunbeShanb jum Wbfchiebe
gebrüeft unb roanberte ftolj unb tüt)tt hinaus in'S Öeben, in bie ^rarjS.
99oten auch bie ©tubienjat)re biel beS Angenehmen unb Erfreulichen, fo
mar man boch froh, baS ©elernte enblich in ben $ienfi ber ©efamtheit fteflen
ju fönnen, fich in jenem SBerufe, ju bem man fich hingezogen fühlte unb beffen
Ausübung man fich jur Lebensaufgabe gefteflt hatte, praftifd) bethätigen $u
bürfen.
$ie ©ruft gefchroeflt bot! ^ot^r, heiliger 3beale, begeiftert für alles
<Sd>öne, Sble unb ©ute roirb man ©chulmeifter in einem entlegenen Söiutel
be§ frönen ©chroeijerlanbeS.
$aS kippen uub Waffen an allen möglichen Söiffenfchaften, bie gemaltige
Wenge beS miffenfehaftlichen Stoffes, ber in ber furjen Stubienjeit ben (Seift
beS $um Jünglinge reifenben Wenfchen befdjä fügte ober befchäftigen muftte, liefe
baS tBemufetfein auffommen, bafe man nun aber auch gu>*# n>aS ber forfchenbe
©eift fdjon gefunben, roiffe ober in feinen ©tubienhefteu notiert höbe, uub
bajj eigentlich jroifchen Gimmel unb Erbe fich nichts mehr finbm laffe, baS
ein SehramtStanbibat nicht fchneQ unb logifch erflären fönne.
($3 mar ein ftoljeS SiegeSberouBtfein. ßeine ßrfcheinung hätte ju Oer*
roicfelt fein tönnen, für bereu 5Befchreibung unb 9egrünbung man nicht ju
haben gemefen märe. Soju foflte man aud) bon SinuS unb (SofinuS, §ar«
Digitized by Google
- 716 -
monielefjre, Don errntifchen 33lÖcfen, Don arcibii'chen ©üften unb bem ^apin'
fcheu Sopfe, bon formalen Stufen unb Don ©öthfS „$pbigenia auf 5auri§"
gefprocheu fcaben! Qfaft hätte man eS als eine Entroeihung bet SBiffenfc^aft
unb ein Vergehen gegen biefelbe betrachtet, fiatt Caltha palustris Sumpf»
botterblume ju fagen ober einfache $reifafcrechnungen $u löfen, nachbem man
fid) jmei 3afjre mit Logarithmen unb algebraifa>n (Steigungen herumge«
balgt hatte.
2öie gejagt, man bäumte fich ber fetbftänbigfte ©elehrie ber Sööelt, bem
nur noch Warne unb flnerfennung fehlte. Unb bann famen bie erften Slage
ber beruflichen ^^ätigfcit als mohlbefteüter $orffdmlmeifter. 3<&t h«B &
,,$err 2er)rer" unb mieber „$err Lehrer", unb biefen $itel fchäfcte man %oty:
als einen eriauften $oftorhut.
EHmälig aber machte unfer „£>err Lehrer" Erfahrungen, bie ihn bitter
täufchten unb auf feine Derineintliche (Selebrfamteit ein fchiefeS Sicht toarfen.
2öar ber Lömenjahn ju befchreiben, fo fanb er eS für geraten, juerfi
fein aufmerffam ju lefen, roaS im Schulbuche barüber getrieben ftanb, unb
alles, maS er über foftematifctje Einteilung beS Pflanzenreiches mußte, nü|te
i hm blutroenig, hätte ihm ^öctjfienS ju einem fläglichen QriaSfo Derholfeu. Unb
hatte er im gefctnchtlichen Unterrichte Dom ßlofter ©t. (Sailen ju fprec^en, fo
fanb er toieber, bafe er fich roährenb ber Stubienjeit eine Unmaffe rnfiorifcher
$)aten merfen mußte, baß er aber gerabe baS, maS er brauchen foOte, nicht
mußte. Unb fo ging eS faft überall, in allen Unterrichtsgebieten.
3Ran wirb begreifen, bafe eS nicht gar langer 3"t beburfte, bis unfer
Schulmeifter jur Einficht (am, bafe fein ganjeS 2öijfen eigentlich nur Stüd»
unb ftlidmerf fei, baß er baS, maS er miffe, nicht brauchen (önne, uno baS,
maS er brauche, nicht miffe. Gelegentlich machte er bann noch bie anbete
Erfahrung, bafe ad' baS (Belernte Diel fehnefler unb leichter mieber oetgeffen
fei, als eS gelernt mürbe. ^r)atfadrjfn, Don benen er glaubte, fie fifcen niet»
unb nagelfeft in jeinem ftopfe, Derfchroanben aus feinem SBeroufetfein geräufa>
los mieber. 9US er bann auf bie befinitioe Patentprüfung hin bie Ührinen
feiner einftigen ©elehrfamfeit mieber reftaurieren mufjte, mar eS ihm, all
manble er auf #erfulanum unb Pompej ; unb nun imjlanbe. ben SBert folch'
überbünfter 2öiffen|<haftlichreit ju fchäfcen, erfaßte ihn Edel unb Hbföeu gegen
alles, maS ftubieren tyfyt unb machte fo ben 39oben für einen unhfitooUen
PeffimiSuS urbar.
ES mährte einige 3eit, bis bie Liebe jur Sößifjenfchaft in ihm mieber ju
neuem Leben erleimte ; aber baf ür mar biefe jmeite Liebe inniger unb märimc
als bie <H#e unb flocht ein fo ertjebenb SBanb, baß ohne biefelbe ihm bo*
Leben mie eine Deröbete 2Büfte, mie fteinigeS, unfruchtbares Erbreich Dorlöme.
$)ie8 bie SSkmblungen, melden unfer Storffchulmeifrcr unterworfen marb.
Digitized by Google
- 717 -
06 aflr Stubienfoflegen folcfye Erfahrungen hinter fid) haben, miffen mir
rtic^t. Bon mehreren, bie mir im ©eminar ju brn tüchtigflen jählten, ift
und gleiches berietet morben, unb mir [inb barum geneigt, fötale (Srf Meinungen
als tymptomatifch $u bezeichnen. 9lid)t baß mit ber ©eminarlehrerfcfyaft irgenb
welche 93ormtirfe machen moflten, fie ift eben an ben öehrplan gebunben. 9lber
bie ^orberungen biefeS (entern finb, mit ber ©tubienjeit üerglichen, jtt ^o^e.
(5$ mangelt unfern Seminariften an ber nötigen 97tufte, ben Cehrftoff grünb«
lieh unb felbftänbig üerarbeiten $u tdnnen unb Don biefem ©efichtspunfte aus
begrüßen mir bie Errichtung eine3 Dierteu ©eminarfurfeS anf'S lebljaftefte.
68 ift geroife im 3S"*«reffe ber ©chule unb beS ßefjrerflanbeS ju Der*
fangen, bafe unfere 3ugenbbilbner (in folibeS ftunbament Don 2öiffen in bie
^rajiS bringen, ein 2öiffen, boS frei Don allen tjodjtönenben ^}b,rafen unb
bünfelhafter ©elefjrfamfeit, baS aber baS ^robuft eigener Arbeit ift.
%ur baS ift eigentlich rechtes ©olb, alles anbere pttermert unb $anb,
einem raffen ^bjterben baffingegeben, trägt freiließ bie Eigenfchaft in fid), ben
9Kenfa>n blafiert unb infolgebeffen ju einer uuauSftehlichen Kreatur ju machen.
3eber ipanbmerfer, ber ntdr)t felbftänbig arbeiten fann, ift ein roenig be«
neibenSmetter SWann ; balb bjer, balb bort mu$ er um WuSfunft bitten unb
trofc aflebem mirb feine Arbeit nur als bie eines ©tümperS taxiert.
(Sin 2eljrer, bem ja bie tjödnlen unb b,eitigften Aufgaben biefer Erbe, bie
SBilbung unfchulbiger kleinen tibertragen morben finb, Aufgaben, bie benen
beS ^riefleramteS nah« fommen, ein ßehrer nun, ber in feinem öerufe nicht
nach feßen ^rinjipien hanbelt, nicht fähig ift, 311 inbiDibualifieren, fchablonen*
haft, roie ein £>anbmerfer, ©eift unb Efjarafter ber ftinber bilben mifl, ber
Don einem Seitfaben jum anbern fliegt, ba ein jtröpfdjen faugt unb bort
roieber eines unb boch nirgenbS Einficht in eine Saa^e finben fann, ber beim
Sefen eine§ 33urf)e8 fid) (ein felbftänbigeS Urteil ju bilben Dermag unb nicht
itnftanbe ift, baS ©elefene richtig ju mürbigen, Derbient nicht ben $itel eines
Ce^rerS unb ErjieherS.
$äufa)tn mir uns ja nicht in bem 2öab,ne, bafe fola) Dermeintliche ^ä»
bagogen nirgenbS ju finben feien. Öeiber moljl.
9lber in biefer betrübenben Erfd)einung liegt für uns bie erufte Warnung,
unabläffig ju ringen unb ju ftreben, felbftänbige Erjieljer ju merben, öeljrer,
bie fia) nicht fflaDifch Don einem 2eb,rbua)e leiten laffen müffen, fonbern Seljrer,
iuela)e ben ©toff unb bie fjform, in ber er auf bie natürliche Seife bem
jugenblichen ©eifte beigebracht merben fann, beljerrfchen.
ES mirb aus Obigem Don felbft fid) ergeben, bafe bie SeljrerbilbungS»
anftalten mahre dufter Don Unterrichts* unb ErjiehungSflätten fein foQen,
bafe bie Sefjrer bie forgfältigfte oder roiffenfehaftlichen ^Übungen beaufpruchen
Dürfen, fieser foüten überhaupt Derförperte 3beale beS WenfchheitSbegriffeS fein.
Digitized by Google
— 718
§8 ift su be jmeifeln, ob unfere ÖehrerbilbungSanftolten ben $orberungen,
bie man an fie, angefleht« ber unenblidj hofan Bebeutung be« (Srjieherberufe«
fteflen barf, oollftänbig genügen. Ob fte e« tlwn, roirb jeber balb erfahren,
menn er in bie ^raji« gefieflt ift. Da gibt e« allerlei nadjjuholen unb au?*
jubfjfern. Unb roo immer er Süden finbet, fo ift e« feine tjeiligfle Aufgabe,
biefelben narf) Gräften au«jufüHen. 2öer glaubt, Sehrer fein ju fönneu, ohne
jeben $ag auf feine $°rtbilbung bebaut fein ju muffen, fudje im Schlaraffen*
(anb irgenbmo Wnfieflung. Die 3fM Drängt mit it)rert 3been unaufhaltfam
üorroärt«, Stillftanb in %itur unb 3)ienjd}en(eben finben mir nirgenbs, unb
mer ni$t mit bem Strome fcbmimrm'n mifl, bleibt auf einer 3nfel haften al§
eine Gäule nur Don gebrochener Äraft, an ber bie Wa$roelt teilnahmslos
oorübergehen mirb. 2Ber ein rechter Sdjulmeifter werben mifl, barf fi$ ben
meltbemegenben fragen nicht fühl gegeuüberfteflen, er mufj allem, roa« $u
feiner Bilbung beiträgt, ein marme« 3ntereffe entgegenbringen.
9tur fo mirb er jene Stufe öon Selbftänbigfeit erflimmen, bie ju einem
frud)tbringenben Unterrichte unbebingt notmenbig ift unb bem (Srjieber bie
innere Beruhigung gibt: „3<h bin fein Ceitfabenmenfch, fein berfnöa>rter,
pebantifcher Schulmeifter ; ich fajöpfe au« bem lebenbigen f^onbe einer reiben
ÖebenSerfal)rung unb DorurteilSfreien Seben«auffaffung." „Selbft ift ber Wann !*
Da« fei bie Debife, bie afl' unfer %^m\ unb franbeln birigieren fofl.
Diefer Selbftänbigfeit be« Sehrer« in beruflicher, fojialer unb mo-
ralifcher $infi$t foflen bie folgenbeu 3"^" gemibmet fein:
A. Selbftanbigfeil M fiehrer« in feinem Berufe.
2BolIen mir bie berufliche Selbftänbigfeit be« ßehrer« prüfen, fo merben
mir ihn in ber Schule, im Bertehre mit feinen 3öglingen $u beobachten hoben.
Die 91rt unb SBeife, roie er unterrichtet, jeigt un§, ob er ein £anbroerfer ift
— möglichermeife ein fet>r routinierter — ober ob in ihm ba« ^eilige geuer
ibealer Beruf «liebe glüht, einer Siebe, bie erfinberifch ift unb ihm unbetretene
^fabe offenbart, einer Siebe, bie gerabe beShalb bem (5r$ieher jum Bemufetfein
oerhilft: „(SS ift mein 2Berf, meine $hat."
Um ben Slnforberungen, bie man an einen felbftänbigen fiehrer fteflen
barf, richtiger mttrbigen $u fönnen, mag bie Sdnlberuug eine« gegenteiligen
folgen, eines folgen, ber par compagnie originelle ©ebanfen brobujiert, auf
anberer Seute unb ben eigenen Beinen fleht. 3" [e»le* flfö^ern &)tt fofl*
gefagt fein, bafj er ein fleißiger, arbeitfamer Wenfa) ift.
SGÖir treten in feine Schule. Draujjen ftngtd unb jubiliert«, bie ganje
Watur fchroelgt in formen» unb farbenreicher $rad)t, bon allen £)öh'u gucfen
uiebliche Blümchen mit glänjenben Äuglein ju ben genftern be« Schuljimmer*
Digitized by Google
- 719 -
herein. Unb brinnen: 2öel<$ eine Cuft ! Me ftenfler gesoffen, bofe ja fein
Sdniler in 93erfu$ung fomme, einen 33lid in ©otteS freie Watur ju werfen,
ficb, ju erfreuen am f)efljau<$jenben, maienfrifd)en Ceben in berfelben.
$ie &9HS«S4ifyen fingen au#, aber bie TOelobic ift berbammt eintönig:
i, e, a, m, I, r), t u. f. m. Daju f«t)neiben fie ©efidjter, roie man fie roorjl
in einer ©efellfc&aft Don gäljnenben Slltjungfern, nic^t aber auf Spielplänen
ber .ftinber finbet. $od>, jefct gibt'S roaS WeueS: (Sinfütjrung beS „b". 2Öa«
runt gerabe Ijeute? ©anj natürlid). 3)ie Stüter (efeu bie erfte Seite ber
9tüegg'fd)en §ibel fdmn orbentlia) unb bie erfte Qnlt ber jmeiten Seite ift ber
ßinfüfjrung beS „b" geroibmet. 3$on ^flanjen roirb bann im 2Binterfemefter
gefproaVn, alfo 511 einer Qt'ii, roo bie Ijolben tfinber ftloraS als Keimlinge
ober Öeid/en unter ber ftarren SiSbede rutjen. Unb fragen mir mieber nad)
ben ©rünben eines folgen SetjrgangeS, fo roerben mir inne, bafe föüegg 1.
erft auf Seite 30 bon ^flan^en fpridjt; bis baS borljergefyenbe ^ßeufum aber
bura^gearbeitet mar, tjaben fia) t$rrüljling, Sommer unb $)erbft auf leifen Sohlen
aus bem Öanbe gemalt.
3n ber jmeiten Stoffe merben 6cfculfad)en unb 3immfrteüe befdjrieben.
3m Sinter mirb bann ben steinen eqäfjlt, mie einft ein (Slternpaar mit
feinen jroei Äinbern an einem frönen Wtaimorgen auf ben iiüt)en Jpügel ge*
gangen fei, ber SJater bie kleinen auf Blumen unb Sölüten, Sauperlen unb
ben TOorgengefang ber $öge( aufmerffam gemalt fjabe; mie bie Sonne mit
unbefd)reiblia)er $rad)t bem feurigen Often entfdjroebte unb bie ganje Steife«
gejeflfd&aft, bon ber Wacrjt unb bem 3a»ber ber @rfd)einungen bingerijfen, bie
Jpänbe gefaltet unb in baS Elorgengebet ber ganzen belebten Ttotur eingeftimmt
fSabe. Jöarum ni$t jefct biefe anjiefcnbe (Srjäbjung betjanbeln, marum nic^t
t'elber ben fcufflieg roagen? Hntroort: Beil Öefeftüd 9lr. 124 nad> Wr. 9
folgt unb eS bieflei$t ungemifc ift, ob bie ju befdjreibenben Sdjulfadjen im
SÖinter nod) borfjanben mären. Sonberbare fiogif unb ^äbagogif!
35ort f$ma|en jmei jugenblicfce Safen emfig miteinauber. 53eibe fielen
— bon flrguSaugen $ur regten 3t\\ erfpä&t — fa>n in einem SBinfel. $ie
eine meint unb grämt fi$ bitterlia); bie aubere läfet fiaj leine grauen ^aare
madrfen, föielt unb ladjt berftoljlen ju it>rcn ßlaffengenof rtunen hinüber. „6b,
nun, beibe ftnb gefrraft", bad)te ber Setjrer. Ob fie'S? $)ort ein Meiner
ftnirpS mid fyeute gar nicfct feine ©liefe auf bie Safel bannen (äffen; mit
9Ntt$e unb 9lot bringt er einige fa)led)t unb fefjlerrjaft gefdjriebene Säfoe fertig,
©in fou$er Unfleip bringt natürlid) unfern TOagiftraten aufcer tjflfiung u"b
t*rr)ilft bem jungen 55urfa)en £U einer berben üraa)t ^rügel. 2Jon mens
sana in corpore sano t)at ber erzürnte ©üa)ermurm mot)l fa^on oft ger/ött
unb gelefen, aber bafe bem un)d)iilbigen ^mben ein pr)oftfa^eS Übel bie 2[)ti-
tigfeit feines ©eifteS b,emmt, fiet)t er nia)t, trofcbem ein jeber mit gefunben
Digitized by Google
720
Slugen begabte Wenfch bie Urfaa>n be§ Unfleifee§ Don ber ©time be* armen
jungen lefen fann.
3n ber Oberfaule mirb ba« Barometer behanbelt. (Sine flott auSge*
führte 3ei<hnung beSfelben fdmiücft bie 2Banbtafel — ba& bet Celjrer feinen
mirflidjen befifct, fönnen mir begreifen, bafe aber bei allen Canbroirten be«
Dorfes feiner aufzutreiben mar, lommt un§ unbegreiflich oor. $er ffinfgfidH
rige Apparat bet formalen ©tufen tritt in ^unftion. $a follen be« 2et)rer$
©elbftänbigfeit unb ©elehrjamfeit fia) offenbaren. 3ft'« ©ahrbrit ober
Säufcbung? 2Bir blatten fchon eine leife SBermutung get)egt, roührenb bie
fieftion gegeben rourbe. SBir bauten nämlich, marum e« notroenbig fei, bog ber
Unterrichtenbe fia) t>on 3*it ju 3«t, meinetmegen bor Seginn einer neuen Stufe,
hinter ba« ^ßult begebe. 92arf)bem wir ber Sache naa)fpürten, fanben wir
Dort ein Sud) aufgeflogen, nach ben formalen ©tufen ausgeführte Seftionen
enthaltend barunter au$ bie über ba« Barometer. 2Bir mußten genug.
Wach einem (jatben 3abre mirb bann bie Sefdjreibung be« ©emirter«,
9ir. 18 in 39üegg VI., gelefen; unb menn im 2Öinter ein guter f^reuno
unferm 2er)rmeifter eine gebrudte Öeftion über Slifcableiter übermittelt, werben
bie ©d)üler balb barüber ju reben miffen.
9Jcan mirb e§ erflärlich finben, menn unfer ©chulmeijter in ber 0eo-
graphieftunbe hinter bem $ulte fefte ©tedung nimmt unb fta) nur bj< unb
ba in bie 9cät)e ber ftummen ftarte magt.
Unb erft bei (Srjurfionen. $ie flinber möchten miffen, mie biefe« 93lüm*
d)en, mie jener SBerg bort Reifet. 93on SBotanif t)at man biet gelefen unb im
©eminar mufeten unjätjlige tarnen Don Sergen, Hüffen unb Drtf^aften ein»
gepaudt merben, aber — roo« man weife, ba« brauet man nicht. (Sntmeber
ift ber Wann nun ehrlich unb gefteljt, bie Hainen nicht ju fennen, ober, um
feiner 2öiffenfa)aftlia)feit feine Slöfee geben ju müffen, tauft er auf« ©erate*
roohl. ©enug ber Silber.
2öir ziehen au« ihnen folgenbe Wufcanmenbungen :
1. 3eber felbftänbige Öehrer mu| bie finbliaV Watur genau
fennen. §ieju finb bor aOem grünbliche antljropologifche, pr)pfio(ogif(f»< unb
pinchologijcbe Sorfenntniffe notmenbig. ($« ift eine ber fd)önften, aber auch
fchroerften Aufgaben be« ©eminar«, bie anget)enben ßetjrer in biefe miffen-
fchaftlicr)e ©ebiete einzuführen, ihnen ^ier $u einer fotiben ©runblage ju ber*
helfen. $a« aOein genügt freilich nicht unb macht ben Sebrer noch lange
nicht $um mahren ©rjieher. 3n ber ©<hule, auf bem Spielplane, überall,
mo ftch ungezwungen (Gelegenheit bietet, beobachtet ber ßehrer ba« %f)\m un*
treiben ber flinber. <Sr mirb finben, wa« be« flinbe« iperz erfreut, wa« e*
fühl läfet, mirb allfäOige Phöfifche, intefleftuelle unb moralifche SHängel be*
merfen, mirb einfehen lernen, baji biefelbe ©träfe nicht für alle Äfinber pafet,
Digitized by Google |
- 721 -
bafe nichts unoernünftiger ift, als moralifche 99ilbung nadt) einet gebrechfeiten
«Schablone erzielen ju rooflen. (Sbenfo bietet fid) Stoff in $üHe unb ftüfle,
geiflige« unb förperlidjeS ßeben in feinen 2öe<hfelbejiehungen ftubieren gu fönnen,
unb biefeS Stubium wirb manclje ungerechte Strafe unausgeführt laffen.
gür bie erfte 3fit ber ^rariS möchten mir bem jungen &t)rer empfehlen,
je nur einen Schüler einer fllaffe ganj genau ju beobachten. $n furjer
3eit roirb er über ba« tfinbeSleben fich Erfahrungen gefommelt f)abt\\, bie
it)n berechtigen, ein Urteil $u fällen, roenn ihm auch bie ganje £>erbart'fche
.Glaffififation be§ ^ntereffeS nicht mehr befannt ift. (Sine folche, fetber erar*
beitete ^tyrhologie unb ^ßäbagogif fefct ihn in ben Stanb, jeben Schüler
inbioibuefl behaubeln jii fönnen. 2Ber auf bie 3nbtöibualität feiner 3öglinge
nicht achtet, fie nicht gonj befonberS berücffichtigt, barf nie auf bleibenbe
Früchte feiner erjieljerifchen ^h^tigfeit rechneu.
2. 2öer nicht mehr meiB, roa§ er feinen Schülern mitjuteilen
f)at, .ift geiftig ein WrmeuhauSinfafee.
9hir roer aus bem Sollen fdjöpft, roer bie ^Beziehungen be§ Unterricht*
li^en Stoffes jum ©efamtorganiSmuS ber Söiffenfdjaften unb jum fieben
fenut, fann lebenbig unb fruchtbringenb unterrichten. Die Qtlttn finb gott«
lob öorbei, 100 jeber verfrachte £)anbroerfer, jeber auSgebiente Solbat für gut
genug befunben rourbe, Cefjrer unb (Srjieher ber Sugenb ju fein. SQÖenn mit
auch jugeben, baB bie Cehrerbilbung in ben legten 3ahrjehnten eine oielfeitigere,
allgemeinere unb gründlichere geroorben ift, baß fich bie ßehrer mit §ug unb
Stecht jum gebilbeten Seile beS Nolles jählen bürfen, fo mujj boch betont
werben, bafj nur ber jenige auf roiffenfchaftlicher £öhe fich hü ^altcn öennag,
ber öngftlich unb emfig feiner 2öeiterbilbung obliegt. 2Bir glauben, biefe
ftorberung fei fo einleucf>tenb, bafe fie feiner 53egrünbung bebarf. 2öer möhnt,
genug ju roiffen unb fich bieSbcjüglicf) bem dolce far niente hingeben ju fönnen,
ift nicht roert, baß man üor ihm ben £>ut abgeht. StiHflanb ift Äücffchritt
unb führt in rapibem Cauf jur (foifteSarmut.
Wotmenbiger bürfte eS fein, über baS 2öie ber frortbilbung einige ©e-
bauten 511 äujjern.
©lücflich ber, welcher in einem Greife lebt, ber ihm Dielfache Anregung
jur SBeiterbilbung gibt. 2öir finben TOenfchen, benen eS angethan ift, in unS
Sntereffe für eine Sache ju mecfen, uns unoermerft jutn Stubium einer ftrage
hinjulenfen. Unb hüben mir unS erft in einen ©egenftanb oertieft, fo fühlen
mir, baB mir noch oerfdnebenen Dichtungen hin noch meiter ausholen hn&fn,
bis und ba§ rechte SBerfiänbniS erhoffen ift. Derjenige, ber eine folch an«
regenbe Umgebung Oermifet, hat fi<h mif (igene güfee ju fteflen.
ßr laffe fein Wittel unüerfucht, feineu geiftigen £>ori$ont 311 erweitern.
(Sr üerfchmähe eS nicht, bei einem üerflänbigen Sauer anjuftopfen, in ber
Digitized by Google
- 722 -
Berfßätte beS £anbn>erfe8 Umfchau $u galten, #anb« unb SRafchineninbußrie
fennen ju lernen.
$)ie ©egenb feine« SBirfenS [oflte jeber Sehrer grünblich fennen. fleiner
foflte ihn ba am 2Biffen überragen ; benn fein SBeruf bebarf fola)er flenntniffe
mehr als Derjenige beS SerjrerS. $arum nacb. ber Schulzeit hinaus in'S ^reie,
ftlora unb frauna beobachtet unb flubiert, beSgleichen bie geologifcheu, inete*
reologifa>n unb tlimatologifchen 53er^ältniffe bcr Umgebung. 2lu5 Urfunben
unb bem Sttunbe alter, in ber ©egenb aufgeroachfener fieute laße man fia)
bie Öotalgefdjtdjte feines SMrtungSf reifes erjä^len. Jpinauf geroanbert ju ben
ftuinen aller Bürgen, bie un§ geheimniSoofl ©agen unb Wära)en aus alter
3eit juflüßern, eine berebte Spraye über Serben unb Vergehen führen. Unb
maljl bu bir im ©eiße baS einfüge ßeben auf biefen SBurgen lebhaft au§, fo
Derßehß bu, toaS ©ötlje fagen roifl, toenn er einen alten ipelbengeiß fprechen löst :
„Wtein falbes Seben ftürmt id) fort,
Verbelmt' bie §älft' in 9tuh."
Unb jieljß bu bann jroifa^en Vergangenheit unb ©egenroart eine paral-
lele, fo toirft auch bu an ber heutigen 3«t nicht oerjmeifeln wollen, fonbern
in bie 2Beife beS eblen £)elbengeißeS einftimmen:
„Unb bu, bu 9)lenf<$en=©d)ifflein bort,
f$ahr' immer, immer ju!"
2Benn bu abenbS allein ju £>aufe, bräuen Sturm unb Setter unb laffen
biet) nicht in'S ^freie pilgern, biß bu toirfliaj einfam unb berlaffen? W\t
nieten. ©utenbergS GErfinbung fe|t bicf) in ben Stanb, immer ^freunbe unb
Berater $u haben, roenn alle leiblichen bid) uerlaffen. 5)ann greife jut &f*
türe. Um aber bie 3*il nic^t uunüfc ju bergeuben unb nur Ijalbbefriebigt baS
Such roieber fchliefeen ju müffen, fchöpfe aus ben Quellen. 2öarum auch
über bie beutfchen unb päbagogifchen fllaffifer lefen, roarum nic^t ftch an
ben ©eißeSprobuften biefer £eroen felber laben unb bilbeu ? 2öenn bu bich in
itjre 2öerfe bertieft ^aft, roirß bu bir ein eigenes Urteil über biefelben zutrauen
bürfen, unb falle e$ auS, roie eS roifl, eS iß mir zehnmal lieber, als wenn
bu Dasjenige eines beliebigen Tutors lüieberfjolft. SBie Diel iß nicht fdjon über
^eftalojjiS „Öienljarb unb ©ertrub" gefchrieben roorben! Woch feine ßritit
beSfelben aber Ijat unS fo biel ©enufe oerfchafft nrie baS Euch felber. Ungern
nur bermiffen mir eS in ber Sibliothef eines &hrer8.
2öaS ^ier fpejiefl Don flaffifajer Öitteratur unb ^äbagogif gefagt tourbe,
gilt für alle 3roeige menf^lic^fii SBiffenS. 2öer ßch grünblich in ein ftaa)
hineinarbeiten will, mu$ bie grunblegenben SBerfe ßubieren. $ie Ijeiflofe
Ceitfabenßntßut trägt nicr>t roenig fcfmlb, baß fo Diele gerne auf bem SÖege
ber ©chnedbleiche ju 9lflertoeltSmiffern toerben toollen, ju aufgeblafenen ^albge«
lehrten, benen ein foliber Unterbau fehlt unb beren Oberbau nurganj lofe gefügt ijt.
Digitized by Google
- 728 -
2öer ridjtig ftubieren will, fann ni<r)t ju gleifyr 3«t fi$ mit allen
möglifyn 2öiffenf$aften befaffen. 5©ir befc&äftigen im« einen Etonat bis ein
Viertel jof)t faft au8f($lie&lic& mit einer Materie.
@S fann Dorfommen, bafe fid) $u gleitet 3«t in betriebenen 3öiffen§=
gebieten gäfmenbe ßliifte in unferem ©eifte auftljun. DeSroegen läfet man
ben Wut nid)t [mUri unb min nid)t alle $ract)en mit einem Wate befämpfen.
Wein notiert fidj bie Flamen biefer Ungeheuer unb fliegt, einem naef) bem
anbern ben SobeSftojj $u üerfetjen.
XieS in furjen 3Nflen, ein 2öeg, auf meinem ber ßeljrer $ur felbftänbigen
33et)errfd)ung beS UnterridjtftoffeS gelangen fann.
68 ift ein müfjfamer unb befdjroerlia>r ^fab, ber jum QxtU füljrt, aber
er ift beS 9)lenfa>n mürbig; unb erft IjalbmegS jurtidgelegt, bietet er iljm
WttSfidjten, bie iljm einen unDergleicfyidjen ©enufc gemäßen unb itm ermun»
tern, ni<f}t ju öerjagen, mutig oorroärtS ju ftreben.
«Dian mufe eS felber füllen, melay füfje Söefriebigung in ber Pflege ber
2öiffenfa*|aften liegt unb man bebauert nur jene 9Jlenfa>n, bie iljr ganjeS ©lücf
im ©enuffe finnlia>r Sreuben fua>n. 2Ufo, üormärtS ! fei bie Sofung. Sir
brausen einen ßeljrerftanb, ber roiffenfdjaftlic& nidjt fülle ftetjt, immer tiefer
in bie ©eljeimniffe in Watur unb 9flenfa)enleben einzubringen fu<$t, ber bie
3eit unb itjre Begebungen richtig erfaßt unb roürbigt unb fo als (Sr^ieljer
ber ßinber unb Berater beS SSolfeS fia) Autorität ju üerfdjaffen meifc, oljne
beren Sonne fein 2Derf nur t)a(b reifen fann.
3. (Sin fötaler, ben Stoff DoOftänbig beberrfä^enber Celjrer mirb eS fid>
aud) angelegen fein laffeu, felbftänbig metfjobifa*) $u unterridjten.
Unter SWetljobe üerfte^en mir ni#t nur bie ©lieberung einer Seftion in
bie Derfc&iebenen Stufen, fonbern au$ ganj befonberS bie Hnorbnung beS
fietjrfitoffeS. ben fie^rplan.
(58 ift befannt, ba& nid)t alle Stoffe ju gleicher 3eit gleich flarf auf ben
finblicf)en (fteift einmirfen, fein ©emüt beeinfluffen. $er eingangs biefeS 9lb=
ia^nitteS gef<$ilberte ßeljrer mirb nie auf ba§ ^räbifat Wetfjobifer flnfprud)
mad>en tönnen, menn au$ afle feine Seftionen fünf Stufen aufroeifen mürben
— er bietet ben Stoff jur benfbar ungünfiigften 3eit- SBarum aua) ni$t
im Sommer ganj befonberS bie Vorgänge in ber Watur oerfolgen? (Sin
Seljrer, ber im Söinter Botanif treibt, ift fa>n ein Etetfjobiler öon jroeifeU
Aftern ffierte. SBer forgfam bie Watur beS tfinbeS betrautet, mirb batb finben,
roaS fein ^ntereffe belebt. (Sin fotajer mirb j. 33. in ber #eimatfunbe niebt
beim Sdmljimmer anfangen, tange 3"t mit ber $ef$reibung unb 3*i$nung
be§ Sa^ulfyaufeS üergeuben; er mirb bie Äinber hinausführen in'S ?$reie,
tr)ntn bie fjorijoutale unb oertifate ©Heberung ber Umgebung geigen, über
Digitized by Google
- 724 -
öobenarten, tBeroacftfung beSfelben, Sefajäftigung ber SSeroofyier, SöerfefjrSmittel
2C. auf bem SBegf ber 9lnf(r)auung it)nen ßenntniffe beibringen.
Da« Sommerfemefter gilt alfo bem Sammeln geograpt)ifcf)er @runbbe<
griffe, bie Verarbeitung beSfelben, <£inreit)ung in ba« Srjftem wirb bem SBinter-
femefter überlaffen roerben bürfen. ßrft auf ©runb folcfcer grforfctjung ber
heimatlichen ©egenb roirb ber Schüler angeleitet, biefelbe im Äartenbilbe afl^
mär)Iig entfielen $u laffen. Wur fo roirb ein gunbament gelegt, auf welchem
ein berftänbige« Äartenlefen aflmälig erblühen fanu.
€in folcher Öeljrer roirb aber auch finben, bafe et nicht ber fcnorbnuna
be« Sehrftoffe« im Suche folgen fann, ba& er eigene, ben frieden 9$ert)ältnifteT!
angepaßte 2öege einschlagen hot. Wicht bafe einer ^eftalojjianer ober §er*
batianer ijt, macf)t ben fieljrer jum felbjtänbigen 3Wett)obifer, roohl aber bü?
Stubium be« finblichen (Seifte« unb ßeben« unb bie #errfchaft über ben Unter
ri<ht«jtoff. Sagt boch Sutermeifter fo fcr)ön:
„Söfleme nicht unb nicht 9Jcetr)oben, nur ber Wann
2Birb und beroeifen, roa« bie Salute ift unb fann."
2Bir erachten ed al« eine« ber erften QwU, bie ein junger £er)rtr ju er«
ftreben t)at, ein felbflänbiger Schulmeifter ju roerben, ftch in feinem öerofe
fo au«}ubi(ben, bafi er nicht jum blinben Sflaben eine« SehrbticheS ober So«
ftem« fieh begrabieren laffen muß, fonbern in allen feinen Hnorbnuugen unb
Saaten jeigt, bafc er fein ^ageroerf mit Sinficht unb einer geroiffeu autori*
tatiben SRutje beginnt unb )rf)liefct. 2Öer fo auf feinem Soften arbeitet, it)n
boQ unb ganj ausfüllt, t)at fid} bor nichts ju freuen unb ju fürchten, feine
(Gegner roerben be« giftigflen Stapel« beraubt.
B. Die fojiale ©elbfrönbigfeit be« fieser«.
Der Öeljrer ift ein 2öefen, ba« nicht bloß in bem Schuljimmer leben
fann unb foO ; er ift auch ein ©lieb ber ©efeDfchaft, ein Bürger be« Staate?
Die Haftung be« ßehter« hängt nicht nur babon ab, roie er in feinem
Scr)ulaimmer fchaltet unb maltet, fie roirb auch bebingt burcf) fein Auftreten
außerhalb be«felben. Dajj roir ir)n auch ba $u felbftänbigem §anbeln Der«
pflichten rooHen, ijt leicht ehuufefjcn; nicht« ift edelhafter unb be« SJcenfajen
unroürbiger al« bie berbammte Kriecherei, bie bor jebem £)an«rourfi iha^fü^e
machen ju müffen glaubt. 9<ein, unfere ©ilbung berechtigt un«, auch über
anbete Dinge al« S$reiblefeunterricf)t unb ©rammatil ein Urteil ju fallen unb
eoentuefl behaupten unb betteibigen ju tönnen.
Unfere berufliche Ihätigfeit bringt un« in S3erüt)rung mit ben Sa)ul-
betjörben be« 2Bof)nort«, be« 33e$irl« unb be« Äanton«. Sdbji*
berftänblich gekernt e« fieh, bafe roir beten Witgliebern angemeffene Sichtung
entgegenbringen unb it)ren Hnorbnungen golge leiften, roenn fie $u *Rufc' unb
frommen ber Schule bienen.
Digitized by Googl
- 725 -
5x1 Oberbeljörbe gegrnik6er ober nidjt einmal berechtigte SBünföe über
^3efeittgung don Übetftänbe» ober Einführung Don Verbefferungen auSbrücfen
bürfen, ifl fleinlich. (Sbenfo wirb e$ erioubt fein, mit DrtSföulbefjörben
unb 3nfpeftoren SRücffprache $u nehmen, wenn man ftnbet. Die Verfügungen,
Taxationen ic. berufen auf falfd)en VorauSfefcungen, fajaben ber Schule unb
ber Autorität beS Öet)rer8. Srlajfe h<>h« unb ^jter Vehörben roerben unter
ba3 Keffer ber öffentlichen tfritif genommen — warum foflen nicht auch mir
ein SOBort $u Verfügungen jagen bürfen, bie in unfern Veruf eingreifen!
28ir lajfen uns unfere §er)ler gerne aufbeden don einein Wanne, ber
Sdjarffinn genug befujt, bie Duellen berfelben ju ergründen unb bie SQBege
zeichnen, roie biefelben fürbertnn ju befämpfen unb $u derhüten fmb. Mber
Urteile don Sä)ulbehörben unb ^ridaten, bie und in ungerechtfertigter SSBeife
angreifen, oermögen mir nicht rut)ig hinzunehmen. ($8 gibt eine Sorte don
Öebulb unb 9tach ficht, bie nicht mehr ^ugenb ift, fonbern in Underftanb unb
Stjarafterlofigfeit umfdtjlägt. $ür jenen Stoifer, ben alles unb jegliches, maS
bie Seit don ihm fagt, (alt läjjt, !önnen mir uns nicht begeiftern ; offen unb
frei, treu unb roatjr, aber immer nobel unb ebel möchten mir fämpfen fet)en.
3tu§ einem folgen Kampfe, mit ehrlichen SGBaffen unb offenem SBifier geführt,
besprechen mir und mehr ©eroiun, gröfeern fjortfchritt, als aus einem faulen
^rieben, $a5 gleiche, maS t)ier über bie Stellung beS ÖetjrerS ju ben dor«
gefegten Sefyörben gefegt mürbe, gilt auä) für bie SSertjältniffe ber Cehrer
unter f i et).
Rollegen finb SBrüber, geeint buret) gleite Lebensaufgaben, gleite 3beale.
2Bir moflen es gleich anfange betonen, bafe mir ju biefer 33rüberfa)aft 8et)rer
unb ©eiftliche jählen möchten. 33eibe arbeiten an ber (5rjier)ung beS 3J?enf(t)en«
gefachtes, beiben gebührt gleid)e Achtung, menn fte ihres MmteS treu unb
reblich malten. 35er Serjrer fofl im ®eiftlid)en nicht fo fafi feinen Vorgefefcten
— menn biefer nicht SRitglieb ber S<hulber)örbe iji — erblicfen, fonbern met)r
feinen $reunb unb JBerufSgenojfen.
SDÖir finb überzeugt, bafe in ©emeinben, in melden bie Grjieher don
folchen Slnfchauungen befeelt finb, mancher $aber unb 3anf, manche farbliche
Reibereien im fteime erftieft merben.
Kollegen foüen ben Stieben als ein foftbareS 3umel ^egen unb pflegen,
einander $um VorroärtSftreben anfpornen, gegenüber Mängeln ber einzelnen
©lieber UjunlichPe üben. 2B*r aber Übergriffe fia) ertaubt, über bie
SHitte ber Schüjfel hinaus nach eingebautem Vrote fucht — bem darf föon
gefagt merben: £>alt! Bleib auf beinern Boden!
Und ift nichts fo in ber Seele jumiber als ein Söaffenfttflftanb, bei melct)em
nicht frei don ber ßeber meg gerebet merben barf, mo man jebeS SBort ab"
juroägen braucht, ob es nia)t dermunbe ober 3freunbfä)aftSbanbe jerreifte.
Digitized by Google
2öo !Dceinung§öerfct)iebenr)eiten t)errfcr)en, barf jeher aufregte Wann feint
Mnftä)t äufeern, unb nenn aud) tjie unb ba bie ©eifter etroaS hart an einanba
planen — ot)ne Sora*, auf SRegen folgt mieber ©onnenfehein. 2Bo in einem
Greife jebet bie Anficht beS anbern et)rt unb aaltet, liegt bie 6efte ©ernähr
für baS (Sebexen äct)ter Kollegialität. $a bebarf eS {einer falbungSöofleri
©prüd)e unb fentimentaler drgüffe über baS (Sthebenbe mahrer ftreunbfchaftl
banbe: ba blühet unüerroelft unb minniglicr) boer) aiigleich baS (Sefübj bei
3ufammengehörigfeit.
$er 2et)rer i ft quo) Bürger unb hat als fötaler feine ^flic^ten p
erfüllen, raie jeber anbere 9Wenfch. 3n ber Erfüllung berfelben gerje er ber
ganzen ©emeinbe als dufter boran. Das »erlangt man gemeiniglich au<$
überaD. 2öenigcr felbftoerftänblich fcheint eS Dielerorts $u fein, ba& er fti
auet) gleite fechte, roie jeber anbere Mitbürger fie befi&t, anmafeen barf
$ort hat er über ben ©emeinbehauShalt fiel) jeber eigenen Anficht ju entflogen;
bafür mirb it)m in einzelnen Ortfcfjaften erlaubt, eigene politifct)e Überzeugungen
ju ^aben. 2Benn mir auet) jugeben. ba& baS eigentliche ArbeitSfefb eine?
ÖeljrerS bie ©ct)ule ift, baß er mehr ßlugt)eit an ben 2ag legt, roenn er Den
bürgerlichen ©treitigteiten auS bem 2öege get)t, bafe er unS als fd)roffer tyu>
teimann unb politischer Agitator burchauS nicr)t imponiert, Diel et)er Abneigung
in und ermedt, fo müffen mir boct) eines beS entfdjiebenften betonen: ber
8et)rer fann fidr) mot)l ber Äritif über bürgerliche Angelent)eiten enthalten, t)ßt
aber immerhin ein 9fr ect) t t) ie^u.
UBir benten unS fein Auftreten als Söürger einer ©emeinbe folgender
maßen :
(Sr oerfolgt bie Vorgänge in ©emeinbe, Danton unb öunb fo gut er
fann unb bie 3"t e$ lh,n klaubt, prüft unb mägt genau, baß er alle feine
Urteile begrünben fann. W\\ biefen ift er ber Öffentlichen" gegenüber jurüd»
haltenb, fomeit eS ge^iemenb ift; fie bienen it)m in erfter Sinie nur ba$u.
feine eigenen Pflichten als guter ©ct)roeijerbürger mit (Sinfidn" unb (Stttföloffen-
t)eit erfüllen ju fönnen. W\i feinen 7lnftct)ten tritt er erft üor bie Öffentlich
feit, roenn baS 2Bot)l ber ©emeinbe, beS ©taateS eS er^eifcr)t ober roenn et
baju aufgeforbert mirb.
(SS mürbe unS ein Armutszeugnis bitterfter Art bäumen, menn mir einem
etjremuerten Bürger, ber unS um Aufflärung über einen AbftimmungSgegen«
ftanb anginge, ermibern müßten : „hierüber befifce icb feine eigene Meinung",
ober: „3er) getraue mir nicht, biefelbe auszupreisen."
Wein, mir machen ir)n, ot)ne $et)l unb ot)ne ftüxty, mit unfern Anfichtelt
unb ben ©rünben, melct)e benfelben gerufen, befannt, roürbigen auch W™'
teilige Weinungen, unb befpredjen fie mit eblem $aft, rut)ig unb fachlich
^olitifche ßeibenfajaft fiteren mir.
Digitized by Google
- 727 -
C. Woraliföe SeHiftäitbigfeit bc« fielet«.
2öir lönnen nicht Don jebem $Jcenfdjen »erlangen, baß er ötonomifd)
felbftänbig fei. Siele bringen eS trofc anerfennenSroerten (SiferS unb gemiffen»
Softer Sparfamfeit nie ju biefem 3itlt • SdndfalSfchläge, Unglüd unb ftinber»
ntffe mannigfacher 9lrt bringen biete in finanzielle Wbfyängigfeit. Son jebem
nur einigermaßen normal begabten Weltbürger aber oerlangen mir, baß er
moralifcr) auf eigenen grüßen ftc^e, trofc Serlodungen unb Verfügungen nur
baS ©ute mofle unb ooflbringe.
DaS SJlenfchengefchlecht auf biefe Stufe ju ergeben, bie $eime eines magren
GharafterS im Äinbe jur (Sntroirflung ju bringen, ift bie fchönfte unb fdnoerfte
Arbeit ber (Srjiehung. Daß ber 6r$ieher ein 9)tonn felfenfeften (SljurafterS
fei, muß mit aller «Strenge geforbert werben.
2öenn er in ber Schule bie fittlia> Silbung feiner 3öß»nge nicht mit
eiferner ßonfequenj übermalt unb förbert, menn er fogar felber Vergeben
gegen bie Sittengefefce auf feine Schultern labet, bann paßt auf ihn beS
größten 2ef>rer8 unb (SrjieherS 2Bovt: Keffer märe eS, man mürbe ihm einen
SRii&lftein an ben §alS Rängen unb ihn in bie liefen beS sJWeereS oerfenfen.
Die ©egenmart ift (eiber nict)t ofjne Seifpiele folct) trauriger Serirrungen.
trügen uns unfere Sinne nicht, fo mirb an managen Seminarien ge*
fehlt Durch afljuftraffe 3ua)*- Seminarleben fofl baS 9lbbi(b eines guten
Familienlebens fein, in meinem bie 3°SlwGe äu ®btxn un0 ^"tn in
gleichem Serhältniffe ftehen, roie bie ßinber §u Sater unb Butter. Sine
freiere Führung mährenb ber Stubienjaljre ^ätte Dielleicht managen ftttlic^eu
Defett an il)m aufgebest, ber fich noch ^ätte ausmerzen (äffen, ober Diefleicht
mären bann gemiffe Jnbibibuen nie baju getommen, bie ^eiligen fallen beS
CehramteS ju betreten unb biefem felber mürben bellagenSroerte Salbungen
erfpart geblieben fein.
3ugegeben muß auch merben, baß biele ju jung in bie lehramtliche
$ra|is treten. (58 ift eigentlich ein $ohn, baß man Jünglingen, bie man
nid>t für fähig genug (ält, an ©emeinbeberfammlungen ihre Stimme abju«
geben, bie lüften ©üter biefer Grbe, unfchulbige Äinberfeelen, jur (Srjiehung
anbertraut.
iRetn unb madelloS fei beS SehrerS 2öanbel. Unb loden iljn Verfügungen
unb ©efaljren, bann berbopple er bie Pflege ber Äünfte unb SBiffenfchaften.
Sie lenft feine Sinne bom Sinnlichen ab unb führt fie hinauf $u jenen §öl)tn,
in benen nur baS Jbeale blühen unb gebeiljen fann. 9lm jungfrifa)en S3om
inniger feufdjer ^oefie laffe er fein £)erj mieber auftauen unb ftch ermärmen
für alles @ble unb Schöne, ©ute unb Erhabene. Der 2et)rer muß fich ftünb-
lieh bemußt fein, baß er nicht nur miffenfchaftlia), fonbern moralifch
Digitized by Google
- 728 -
fid) fortjubilben h<*t bafc e$ eine* unaufhörlichen HingenS bebarf, feinen
SDiOen ben chriftlichen Sittengefefcen unterjuorbnen, leinen (S&aralter jii fläzen.
Unb nun, Äoflegen, ifl in flüchtigen Umriffen ba§ 33ilb gezeichnet, roie
mit einen felbftänbigen Sehrerfianb in ipeloetienS ©auen münfehen. gfteiheit
unb Selbftänbigfeit ift baS 3auberroort, baS t>or grauer 3eit fa>n unfere
Vorfahren in ßampf unb Sieg trieb. Sie haben ihr ©erjblut nid)t um fonft
bergoffen, baS republitanifche Sdjtüeijerlanb fteht im ftranp ber Wationen
unabhängig unb ehrenooll ba, unb feine freiheitlichen Snftitutionen finb ein
3umel, um welches mir Schmeijer Diel beneibet merben.
3hm, bem freien Wpenlanbe, bem freien Schroeijerüolte gehört eine Seljrer-
fdjaft, in beren ftbern noch DaS $fot cinf§ $eu" unb SBuifrliieb lebt. Un>
ermübliche SdjaffenSfreubigfeit, emfigeS Olingen unb Streben nach ^ortbilbung,
entfchloffeneS felbftänbigeS Auftreten in Schule unb Öffentlichfeit, feurige 8e»
geifterung für alles Schöne, Jöafyre unb ©ute — ein ebler, ftttlkh religiöfer
Gboföft«, baS finb ßigenfehaften, melche ben fchmeijerifchen Sehrer jum roür*
bigen ßnfel feiner ^h"e" machen.
A. Ü. i. Z.
$aS jauberifche 55anb, baS fich um bie SRenfchen fchlingt unb baS ßrben-
leben oerflärt, eS heifet Siebe. Wicht mit Unrecht betrachtet man bie Siebe
als baS ßrbreich, morin ber Same ber (Srjiehung fchneller unb fixerer feimt.
Reifet ja boch (Srjiehung nichts anbereS, als bem Unbeholfenen unb Schmachen
hilfreich bie §anb bieten, um ihn ju feinem höh*" unb tmigen 3^* cn*-
gegenjuführen. 5)aS ©efagte begeht ftdj aber nicht blofc auf bie Familien»
erjiehung, fonbern auch auf bie öffentliche (Srjiefwng, roo baS 33anb ber na=
türlichen 3ufammengehörigfeit, mela)eS bie ftinber mit ober ohne SBiffen an
ihre »efchü&er unb 9Boh»häter feffelt, mangelt.
3nbem fich ber Sehrer liebebofl unb hanbreichenb jum Pinbe herabläßt,
um es auf bem 2Bege ber 3Jert)olItommnung ber geiftigen unb lörperlia)en
Anlagen ju immer größerem ©lüde ju führen, mirb er gleichfam fein natür«
licher ftreunb unb Ratgeber.
$iefe £erablaffung beS SefjrerS juni flinbe mirb bon Seite beS lefctern
burch gröfeere 3utraulid)feit unb liebebofleS ßntgegenfommen erroibert. 3m
gleichen TOafee, in bem mir unfere ^erfon aus ber grofeen fterne, in rodet)«
mir bermöge unferer ©ilbung, unfereS SUterS, fomie ber SebenSDethältnifje
flehen, bem Äinbe näher bringen, mirb unfer ganzes 2ßefen, $hun unb Soffen
ihm in flarem Sichte erfcheinen. $)a8 flinb blidt in unfer 3nnereS, es be«
funbet bieS buraj Lienen unb ©eberben nach aufeen, benn bie letnber feiert
Digitized by Google
- 729 —
unb füllen in biefer .^>innc^t nur ofljugut. 3*be 93eränberung unfereS ©e»
ftdjtSauöbrurfcö roirb öon itnrem fc^arffe^enb^u 2luge fofort wahrgenommen.
5Bon grofcem Vorteil ift eS bann Ijier jebod), bajj bie Äinber bic guten (Stgcn-
fdjaften be§ Sparers aud) roa&rneljmen unb biefelben nadjniafjmen }ud)eu.
9lflein, bei fennt bie ftinber ju wenig, ber nid)t weife, bafe in gleichem 9HaBe
bie Stt)wäd)en be§ SeljrerS bem ftinbe nur aüjufdmell in bie Mugen fallen.
(55 ift jwar ^3flid)t unb ftlugljeit, bie fteljler unb UnDoütominenljeiten unferer
menfdjlidjen Watur nad) unb nad) anSjumerjen, bie Seibeufcr)aften ju mäßigen,
fie einjubämmen, oflein immer mieber, ober bod) fet)c l)äufig flimmert bo
unb bort bie böfe Wotur burdj unb entgeht feiten bem Wuge be§ £inbe§.
55er Seljrer bebenfe ferner, baß Äinber in monier SBejieljung unerfättlid)
finb. 3e mefcr ir)nen gegeben wirb, befto meljr münfefy ifjre 53egierbe. Das
it)nen Dom Seljrer bejeigte, liebeoolle Sefen betrauten fie gleid)fam als eine
Sd)ulb ober ^flt^t. 2Bürbe man nun biefe 3uneiguug fdnoädjen ober gar
entfliegen, fo mürbe bieS eine fcf)merjlia)e Smpfinbung jurütf foffen unb leicht
tonnte bie frühere Siebe in Jpajj ober bod) Abneigung umfdjlagen, je nad) ber
Eigenart be§ ÄinbeS. $enn bie (Srfabjung bietet un3 genug Skifpiele, mie
fönefl Siebe fia) in §afe, 3"ntiflung i« Abneigung oermanbelt, fobalb
eine ßnttäufdjung iti irgenb einer Seife eintritt.
($in Srjieljer, ber in bie ©eljeimniffe ber ÄinbeSnatur Ijineinjubliden
Derfteljt, ift in biefem fünfte borfic&tig unb beregnet wofn\ bi§ 311 meinem
©rabe er fein 3utrauen, feine Siebe ben eajülern ftyntt. 3c töfl(id)er ein
©ut ober eine Saä>, befto fparfomer unb forgfältiger fein ©ebrau<r>, benn
e§ fönnte leidet 9)liBbrau# erfolgen unb bas gefunbe Heilmittel fid) leicht in
©iftftoff üerroanbeln.
5)ie 93eila>n unter ber #inberfa)ar, b. f). ba§ befa>ibene. ftille, in fid)
geteljrte Sefen, geraten fein* leidn in ben Jpintergrunb , ba Tie Don ben leb=
r)aftern unb in geiftiger (Sntroitflung Dorgefd/ritteneren Äinbern überflügelt
werben. $)er Seljrer laffe fid) aber Don biefer 9Irt nidt)t befielen unb fa^enfe
ben töefc^etbenen feine Slufmerffamfeit unb Siebe im gleiten ©rabe. Sie
leia^t glaubt fid) ein fo(ct) jartfüljlenbeS &inb jurüdgefefct, gleicfcfam arm
unb Oedaffen , ein „9lfd}enbröbel " unter ben anbern Scfcultinbern! Sein
nad) Üiebc led)jenbe§ £>erj bürftet umfonft nad) einem 93lide, einem Sporte,
ja fein ftuge ift berebt unb brüdt in ftummer Spraye aud, Dafe aud) eS
9Infpru$ auf Siebe unb fjreunbft^aft be3 Setyrer§ ljabe. 2ritt eine fold)e
ßräntung in SBerbinbung mit bem blaffen Weib, fo ift fa^ließlid) ber Sef)rer
fa^ulb, menn baS frühere SBefen fid) Deränbert unb in ein iütberlid)e§, ge=
bäfftgeS, unjufriebeneS fid) ummanbelt.
2)ie wenigen Sorte, bie b,ier gefagt roorben, erhellen genugfam, mie
notmenbig für ben Seljrer bie 9Jlenfa)enfenntni8, ^aupt(äa)lia) bie ber Eigenart
Digitized by Google
- 730 -
ift unb roie wichtig bie ©abe ber Beobachtung, ©erabe in bicfer öejiftmng
lann fich ber Öftrer als ächten (Srjieher lennjei^ncn. Mufmerffam jebocfc foll
man auch barin fein, bafe man fein Vertrauen unb feine £>erablaffung Dor-
fichtig ben ftinbern fchentt unb et)er fich etroaS rücfhaltenb jeigt, ba in biefem
^fafle bie Wartung weniger gefährbet roirb.
Wallten jroifchen Vertrauen unb tatter Strenge fällt befonberS bem
jungen &hrer oft ferner unb Deshalb foQ er fiel) barin mit Veharrlichfeit
üben, ältere ßoflegen ju fliate jiefyen unb unparteilich bei Erteilung ber
Vertrauens ju Serfe get)en; bann merben bie frönen Sorte fich bewahr*
Reiten :
3utrauen erroedt 3utroucn» 2teDf erzeugt ©egenliebe, jum 3Bot)lr ber
lieben Schuljugenb fo gut, als ber fpätern Vürgerfchaft !
(?ibgcnoffe»ifd)aft. Die ffonfercuj ber (SrjiehungSbirettionen ber Schrocij
unb ber Vorftänbe beS fc^roci^. 2er)rerDereinS unb bei ^eftalo^ianum Dom
21. September in Vcrn befct)loB:
1 . 3" £>anben beS VunbeS unb ber ßantone wirb bie Anregung gemalt.
e$ fei bie 150. Sieberfer)r beS ©eburtStageS Heinrich $ffta(oa}i3 im
Sdnoeijerlanb in Spulen unb ©emeinben in tüürbiger, bem Scfen unb
Sirfen be§ Wanne« fomor)t als auch ben totalen 33err)ältni)fen ent-
fpredjenber Seife jii feiern.
Die 9lrt unb Seife ber ftiwx toirb ben ßautonen überlaffen ; immer«
tun märe fet)r ju münfetjen, baß bie fy'itx mie möglich naa) nadjfolgenbem
Programme burchgefü&rt mürbe: A. 3n ben Spulen (primär-, Se*
tunbar», Wittel« unb Jpochfchulen, 2et)rerfeminarien, Armen«, Saiiem
unb ftettungSanftalten) : 1. Mm SamStag ben 11. Januar 1896:
a) burch geeignete Anfprad)en an bie Schüler, foroie gefängliche unb
betlamatorifct)e ^robuttionen ber ledern;
b) in ben Volfsfdmlen, foroie in Armen», fltettungS* unb Saifenam
ftalten außerbem burch fchenfungSroeife Verabreichung eines Don #errn
2er)rer Ale$. 35ler in Sintertfjur im Auftrage beS fchroeij. Cebrcr
DereinS oerfafjten illuftrierten 3ugenbfchriftchenS über ^ßeftalo^i, Da4
Dor ber Verausgabe bem eibgenöffifchen $epatement beS 3nnern $ur
Prüfung Dorgelegt roirb.
2. Sährenb beS Sommers : burch Veranflaltung Don Schulreifen
nad) ben Stätten erjiet)erifchen SirfenS ^eftalojjiS.
B. 3n ben ©emeinben: 1. am Sonntag ben 12. Januar 1896:
a) Durch Anorbnung öffentlicher Vorträge über ^eftalo^i unb fragen
ber (Srjiehung Don allgemeinem 3ntereffe, inSbefonbere bie Beziehungen
jroifchen Schule unb £>au$ betreffenb.
b) Veranftaltung Don gefänglichen unb bramatifchen Aufführungen, fo>
roie Don öffentlichen Sammlungen, unter 3uro*nbung 0ft @rträgnijfe
Digitized by Google
- 781 -
an Vnfteften ober ^fonbS für philanthropifaV 33eftrebungen auf bcm
Gebiete Der 3ugenberjiehung (ßrippe, ^ugenbljorte, fterienfolonien,
Sierforgung fcf>machfinniger unb Derwaf>rloSter flinber, f^mei^. 8n«
ftalten für Serforgung blinber, fchwadn'inniger ftinber :c.)
2: 3n ber ftolge jeit Durch Dermehrte ftürforge für bürftige, fötper-
lid) unb geiftig fcf>mache unb DermaljrloSte tfinber.
2. @§ roirb als wünfdjenSwert erachtet, bafc für bir nähere Organisation
ber ^eflalojjifeier in ben Kantonen Don ben Regierungen fantonale £o»
miteeS gebilbet werben.
DaS eibgenöjfifaV Departement beS Innern wirb erfucht, bie 33er»
mittlung jwifchen ben Komitees ober eoent. ben ÄantonSregierungen unb
bem Herausgeber beS §eftfa)rifttf)en§ ju übernehmen.
3. 3n Setreff ber Soften beS $u Oerteilenben SfeftfchriftchenS ift an ben SBunb
unb bie Kantone DaS ©efud) gerietet, eS möchten Die Soften Don ihnen
übernommen werben unb $mar Dom SBunbe ju 3roeibrittel ober wenig*
ftenS jum größten ^eil unb Don ben Äontonen ber 9teft. Die beftimmte
fteftfefcung ber SeitragSDerhältniffe bleibt bem Abfommen beS SunbeS
unb ben ßantonen überlaffen.
4. Die &onferen$ fpricht 511 .panben De» 93unbe§ratcS ben 2öun)d) aus, eS
möchte berfelbe bie ftrage prüfen, ob nicht anläßlich ber tu AuSficht ge-
nommenen fteier fämtlichen fchmei$. Schulflaffen jur AuSfchmürfung itjrer
Schuljimmer ein gute» Silb ber ^eftalo^iftatue in flüerbon (d. Öauj)
als ©ejehenf beS 33unbe§ Derabfolgt werben tonne.
Morgan. (ßorr.) .ftr. öer)rcr Weier Don SBriftnu r)at mit Öeginn beöSBinter-
femefterS fein Amt als öeljrer niebcrgelegt, ba» er nun über ein halbes
fmnbert „mit unermüblichem gleiße unb mit berounberungSmürbiger Energie"
Dermaltete, ©ein noch ruhiger ©aug läßt hoffen, baß ihm ©ott noch ein
langes gefunbeS ©reifenalter geben werbe.
S^ttttj. (ftorr.) Der ÄonferenjfreiS Ginfiebeln*£>öfe fjielt ben 18. Ott.
in Stötten thurm feine $)erbfttagung. — 3ur Seljanblung fam: bie 5öor=
bereitung beS AuffafceS, bie Einführung ins ^Dcetermajj unb baS 9iager'fche
3)üa)lein. Die $hewate waren burdnuegS gut beljanbelt unb regten ju wohl*
benutzter DiSfuffion an. —
Die Anregungen abfeite beS £). £). &onferen$*5BorftanbeS ernteten all-
gemeinen Beifall, jeugten fk boch Don Sinn für bie Sebürfniffe Don Schule
unb Sehrer unb Don grofeem SerftänbniS ber Sache, fjür Die nädjfle 8on=
ferenj mürbe ein Reihe Don Aufgaben auheim gefteflt, unter benen bie ftrage,
ob Obligatorium ober sJ?id}tobligatorium ber ^ortbilbungSfdmle, am meiften
3ugfraft ausübte. — Natürlich mürbe auch gerebnert. Sine reiche ^ßoefie
in 3nfa)riften begrüßte un§; Rothenthurm t)at3 brao gemacht. —
ginfiebeln. (£orr.) Der hochmft. Abt SafiliuS Oberhöger ift Der»
fcf)ieben. W\t bem fwchfeligen ift ein warmer 5"""° ber höhten unb nieberen
Schulbeftrebungen heimgegangen, ©erabe ber fath. ÖeljrerDerein würbe Don £)oaV
Demselben fehr jeitgemäß befunben. Daher burfte auch bie Seftion Einnebeln^
&öfe ihn ju ben beften unb flangooflften ©önnern jählen. (Sin anbächtige»
©ebet wirb ber ©eelenruhe beS lieben Serftorbenen ab Seite ber SereinSmit--
glieber nia)t fehlen.
- 732 -
Xcfftn. (ßon.) 21m 17. September fanb In Seflingona eine fantonale
Cehreroerfammluug ftati, um bem au ben ©rofeen föai eingereichten ©efuche um
©eljaltSerböhung größeren 9ca$bru<f gu geben unb baSfelbe gu erneuern. $>ert
^ritfchi, Sefbrl. in 3üric^ rooüte bie tefftiiifc^en Kollegen auf bie 93unbe3»
fc^ule bertröften, bie ßet>rertcr)aft befchlofe jeboch, auf ihrem Stanbpunfte gu
berr)arreu unb borläufig auf (antonalem 58oben gu verbleiben . SBiSher ^ielt
fid) unfere ftonfereng ber ^olitif fern unb fuhr gut bamit. £>err f^rttfc^i
bagegen gog biefelbe ftarl in feinen Vortrag hinein unb roarf fogar ber
fonferbatiben Regierung bor, fie habe nie etroaS für ben SJolfSunterricht ge=
trjan, roaS burchauS unrichtig ift. (Sin junger Cet)cer hatte ben 9Rut, energifch
gegen beffen Vortrag gu proteftieren unb ben 33orftanb gu tabeln, baß er
ben Statuten entgegen bie ^Jolitif habe in bie $iSfuffion hineingießen laffeu. —
mar brab, benn bie Schule fofl über ben politifdtjen Parteien neben.
?hurgau. ßntrourf beS 9tegierungSrateS betreffs beS neuen Cehrer*
bejolbungSgefe&eS fijiert bie üöefolbung ber v#rimarlehrer unb Seherinnen
auf 1200 fy. nebft freier 28or)nuug unb einer t)a(ben 3udjart ^ßflanjlanb;
einer s^rbeit6let)rerin bei 0 roöd)entlia>n UnterrichtSftunben auf 500 ftr. ;
eines SetunbarlehrerS auf minbeftenS 2000 ftr. nebft freier Söofmung ; eines
Seminarlehrers auf 2500-3500 Ofr. mit freier Söofjnung, eine« ^rofefforS
an ber ÄantonSfchule auf 3000—4000 $r. $er Direftor beS Seminar«
erhält eine 3u*Q9e Don 800, berjenige ber JfantonSfchule eine folcfje bon
600 %x. — 95om 7. 35ienftjar)re an erhalten fämtliche 2et)rer eine Hilter*-
gulage bon 100—250 fjfr. auS ber StaatStaffe. $er Staat leiftet ben
©emeinbeu für jebe s^rimarler)rerftefle einen Jahresbeitrag bon 50—300 gr.;
an bie 53efolbung ber ErbeitSlehrerinnen einen folgen bon 40—80 gr.,
unb bei ©rünbung einer neuen ^rimarfchulftene einen tfapitalbeitrag bon
5000 ftr. 91" oie Sefunbarfchulfreife merben je nach ber 3<>hl Sefunbar«
lehrer (1-3) jährliche 3ufaüffe au§ ber StaatSiaffe groifchen 1200-1800 $r.
berabreicht.
3ug. $en 13. 9cob. berfammelte fifh bie fantonale 2ehrerlonfereng in
ber fltefibeng gur ^Beratung ber ftrage: 2BaS fönnte im &t. 3U9 mn
sJtücfficht auf baS in 9luSfid)t ftehenbe Sctjulgefefc für bie SllterS*
berf orgung ber Sehter getqan roerben? 3n ben einleitenben ÜBorten
erinnert £ochro. üreftor Reifer, ^ßräfib. ber ffonfereng, bafe ^eute ber ©eburtstag
beS grofeen Kirchenlehrers unb ^äbagogen, beS hl- ttuguftifflll, fei unb ent*
roicfelie in furgen 3u9fn ^eflcn ÖebenSbilb unb beffen SSebeutung für bie $a*
bagogif. $urd) feine Siebe gur chrifttichen (Srgiefjung unb feine unermüdlichen
SBirffamteit, fich religiös, moralifct) unb roiffenfchaftlich immer mehr auSgubilbeu
— ift er ein leuchtenbeS $orbilb jebeS chrifttichen CerjrerS geworben. —
£)r. Sefunbarlehrer Schönenberger f)ielt fobann fein bortrefflicheS Äeferat
über obiges ihwta. Eingangs geigte er, baß bie 33efolbungen ber 2er)ter im
#t. 3«9 für bie heutigen 93erhältniffe burchauS ungenügenb genannt roerben
mttffen unb ber fier)rer beim beften 2Biflen nichts für feine alten 2age auf bie
Seite legen tonne, befonberS roenn er eine ftamilie ^at. %\t gegenwärtige Un*
terftüfcungSfaffe fönne nicht entfprechenb in bie ßücfe treten, ba fie auf un*
groedmäfciger SJafiS ruhe unb butjer einer tüchtigen 9teorganifation bebürfe. —
sDcufterhaft hübe ber ßauton St. ©allen für feine Sehter geforgt, ähnlich follte
Digitized by Goo^
- 733 -
aud) im jft. 3"Ö füt bie SHterSberforgung ber Seljrer bei ber ^Beratung beS
projezierten ©a^ulgefejjeS »erfahren roerben. Die SllterSjulagen, roie fie borin
borgefeb>n finb, genügen für fid) allein nid)t, bie ©emeinbe foQte nod) eine
Summe baju legen ; $anb in £anb bamit bürfte aud) eine öeiolbungSerböfuing
eintreten. 9lm beften fönne gegenwärtig ber (ftebanfe, für baS Silier ju Jorgen,
burd) Sparfaffa* Einlagen reolifiert roerben, an benen fidjßeforer unböemeinbe mit
ber £)älfte beteiligen unb aua*) ber ftanfon mit einem 3ui$uR. Die gan^e ^umuie
bätte bann als Eigentum beS SeljrerS ju gelten, — ein fcfcöner Sparpfennig
für fein Hilter unb feine framilie Die Sd>lujjtt)eien ber Arbeit lauteten :
1. Die ©emeinbe, roel$e ben 2eljrer beruft, l)ot in erfter Sinie bie ^flid)t,
biefen fo ju befolben, baß er nict)t nur mit feiner ftamilie ftanbeSgemäB leben
unb feine ganje ftraft ber ©a^ule mibmen, fonbern aud) nod) etroaS für baS
Wter unb bie Sage ber Jftanfljeit unb beS UnglüdS jurürflegen tonn.
2. Äanu ober will eine ©emeinbe nid>t eine genügenbe öefolbung au§*
fefcen, fo ift eS ©ad)e beS ÄantonS, ju Derlangen unb burd) eine finanzielle
Unterftüfcung mitzuhelfen, baB bie Sefjrer unb if)re Emilien bor 9tot ge*
ftdjert feien.
3. @3 liegt im 3ntereffe ber Sdwle felbft, roenn ber ßeljrer gauj feinem
99eruf leben fann, roenn er nidu" ju ftart oon ber £auptfadje abgeteuft
roirb bur$ ju Diele Webenbefdjäftigungen, roenn alte unb gebrea^lidje Celjrer
in fltuljeftanb berieft unb burd) frifdje flräfte erfefct roerben fönnen.
4. Die 93efolbung ber jugerifdden Seljrer roaren fct)oit Don jeljer ju
gering, unb bie 99efolbungSerljö()ungen fjaben mit ben erbeten Wnforberungen,
bie man jefct an ben ßeljrer ftellt, unb mit ber juneljmenben Verteuerung
oder ßebenSbebürfniffe nia^t gleiten Stritt gehalten. SS ift baljer bringenb
notroenbig, bafe bie ©emeinben bie Cet)rerger)alte erb,öb,en unb baß ber ßantou
bur$ ?lnnab,me beS neuen Unterri$tSgefe£e§ bie barin borgef ebene WlterS*
julage geroäfjre.
5. Da aber biefe SBefolbungSerljöljungen faum fo bebeutenb fein roerben,
bafe ber Sefjrer neben ber Eeftreitung ber notroenbigen Auslagen aud) nodj
in roirffamer SBeifer für Hilter unb Äranfljeit unb auf ben goß feinet Wb*
lebenS für feine Familie ^fürforge treffen fönnte, unb ba bie befteljenbe
äiigerifdje Öeljrerunterftü&ungSiaffe, roeil fie ju Dielen 3n>eden bienen muß,
nidjt imftanbe ift, aud) nur einem Qxoedt genügenb ju entfpred)en, fo roäre
)tt roünfd)en, bajj ber Danton unter *Diitbülfe ber ®emeinben unb ber fietjrer
eine neue Alters», 3nbalibität5», 2Bitroen= unb JBaifenfaffe grünbe, är)nlid)
wie fola> in begebenen anbern tfantonen befielen.
6. Da aber felbft nad) Slnnafjme beS neuen UnterridjtSgefefceS, in roeldjem
bie ©rünbung einer folgen Paffe borgefeljen fein müfete, einer folgen ®rün=
buug ein eingeljenbeS Stubium unb berfdjiebene Unterljanblungen borauSgetyen
müßten, fo bafe ft$ bie Sadje oorauSfia^tlia) um mehrere 3ol)re üerjögerte,
fo ift feb,r ju roünfa^en, bafe unterbeffen ber beftefyenben Unterftü^ungSfaffe
ein erbö^ter Staatsbeitrag geroäb,rt roerbe.
Die 2b,efe 1—4 rourbe ob^ne DiSfuffion angenommen; lebhaft rourbeu
^b^fe 5 unb 6 befprod)en, jebod) ebenfalls fa^lieBlid) angenommen. Um aber
je&t fa)on ju einem praftifdjen 9tefu(tat 311 fommen, rourbe, ba bie ^unab,me
be$ S^ulgefe^eS noa) in roeiter fterne fte^e, beft^loffen, man möchte ben ©e-
Digitized by Google
bcmfeti beS $rn. Stabtprüfib. Dr. Stablin, bic AlterSberforgung burdj Spar»
faffa*($inlagen ju fichern, ins Söerf jejjen unb jroar borerft gemeinbemeife.
Seien einmal bie ©emeinben für ben ©ebanfen eingenommen, merbe bie Un«
terftütwng auch bon Seite beS ftantonS fich leitet ergeben.
.\}err Sefunbarlehrer vtten in Unfertigen läßt bann berfdnebene neuere
2ef)rmittel unb Sdjulmateriaüen iRebüe paffieren, unb unterwirft fie einer furzen
.Qritit. Tabei mürbe bon anberer Seite aucf) ber 2öunfd) geäußert, eS möchte
eine üschultoan blatte beS ftantonS 3U9 r)ergefteOt merben, ba bie gegenroär-
tige für bie ßinber unpraftifch fei. Auch bie Steilfchriftfrage rooOte fid> ©el«
tung berfchoffen ; aber ber ^räfibent erflärte, bie Wjr fei abgelaufen unb bie
3eit beS WittageffenS gefommen. Gin fd)öueS Sieb fchlojj bie Verfammluug.
Dif Au§fid)t auf bie AlterSberforgung erweiterte ben jmeiten $eil fidjtlich unb
ttang auch froh in ben Joaften burd), unb mit erleichtertem 33lid in bie 3"*
fünft gingen bie Cehrcr nach ftaufe. Wöge er nicht getrübt roerbeu, möge
int Gegenteil ber angeregte ©ebanfen in aflen ©emeinbeu jum Stormbruch
fommen; bann mirb bie fünftige 3"* t™h unb bantbar auf ben heutigen
lag jurürfbliffen. —
3n ber Stabtgemeinbe 3"9 roifl man bie Angelegenheit energtfet) an
bie £mnb nehmen. VereitS ift in ber Schulfommiffion ein Antrag eingebracht,
ben 2er)rern bie ©ehalte um 100 ftr. jit berbeffern, biefe Aufbefferung jebod>
in bie Äaffa jtt legen; baju f olle bie ©emeinbe jebem Öet)rer ebenfalls noch
100 ftt. legen. Damit märe ein guter Anfang gemacht unb ben ©emeinben
ein gutes Veifpiel gegeben. — Wögen aDe ihren finanziellen Gräften ent-
jprechenb nachfolgen unb fo ben guten Billen jeigen, baß auch fl« °aS 3htige
jur £>ebung Dc§ ÖehterfianbeS beitragen rooflen. $)ann fönnen bie bielen
flraft unb 3f'* raubenben 9Jebenbefchäftigungen ber öehrer betfehminben unb
bie ßehrer ganj ber Schule fid) mibmen. finanzielle Hebung beS 2tf)i<X'
fianbeS bebeutet bann intefleftuefle unb motalifche Hebung ber Schule. Fiat. —
SDcutfdjlanb. $aS fatholifche SJeutfdjlanb hfl* mieber einen feiner mader
ften Wänner berloren, ben berühmten ^3^i(ofopr)en Dr. Albert Stödl, Dom*
herrn unb ^Jrofeffor in @id)ftätt, ber auch als ^äbagoge fich einen roohlbet«
bienteu Hainen erroarb. ©in ehemaliger Schulet beSfelben jd>reibt im „Skier*
lanb" über ben Verdorbenen folgenben Wefrologt
Alb. Stödl, geboren ben 15. Wärz 1823, Sohn eines SlementarlehterS
in Wöhren bei Sreuchtlingen, befugte Die fiateinfchule in Gichftätt. 1838
ins Änabenfeminar aufgenommen, behauptete Stödl ftetS ben erften ^la| in
feiner Älaffe. 33ei Verteilung ber öffentlichen greife, bie bamalS am Schluffe
eines jeben Schuljahres ftatlfanb, trug Stödl ftetS eine foldje Wenge bon
Prämien babon, baß feine Arme fie faum faffen tonnten. 9cad) Abfolbierung
beS ©hmnafiumS, 1843, machte ber Verstorbene feine philofophifcheu unb
tfjeologifchen Stubien am ßbceum in (Sichftätt. 1848 bon Vifchof ©eorg oon
Oettl 311m ^riefter geroeirjt, mirfte er junächft als Seelforger an ber 3Bafl-
fahrtStirche in Benbing; mürbe bann an'S ßichftätter Cqceum berufen, um
an Stelle beS ^rof. Dr. (Srnft baS Sehrfach ber ^t^ilofop^te 511 übernehmen,
baS er bis 1827 befleibete, in meinem 3ahr er in bie theologifdje fafultät
übertrat. AIS ftrucht feiner philofophifchen Stubien heöcn ]Vlx 1) er bor ba§
breibünbige, umfangreiche SBert : „©efchidjte ber ^ifofop^te beS Wittelalters"
Digitized by Googl
(<»hina 1864-1866). Mittlermeile oon ber pfcilofopl)ifcr)en $ntultätiu
933ür$burg mit bem SJoftortitel ber ^ilofop^ie au§ge^eidt)net, mürbe ©tödl t>on
ber Wabemie in fünfter im 3afjre 1862 als ^rofeffor ber $f)ilofopl)ie be*
rufen. 9?un erfct)ien [ein „Cerjrbud) ber ^r)ilofopf)ie„ (3 SBanbe, jejjt in 7.
Auflage) nnb feine „ßkfdjidjte ber ^IjilofopinV (2 SBänbe). —
$er antidnifHiaV Sturm be§ 3af)re§ 1870, ber aud) an ber SHabemie
in fünfter bie ©elfter üermirrt unb entzweit ^atte, üerleibete Stödl bie ftort*
fefcung feiner ßebrtfjätigfeit an ber genannten flnftalt, meSljalb er roieber in
feine £eimatbiöjefe ßicbftätt jurüdfef)rte. 1871 mürbe er Dom Tointapitel
in (Sidjftätt jum $5omfapitular gemärj'.t. 3u9lc'$ übertrug ifnn ber 33ifcr)of
bie ^rofeffur ber Moral« unb 9ied)t§pf)ilofopfHe, fomie ber ^äbagogif u. f. ro.
am bortigen ßticeum, in meldjem 2öirfung§f reife er bis (Um Sct)(uffe beS
norigen <5tubienjaf)re§ tbätig mar. 53on b«borragenber Öebeutung finb u. a.
fein „ßebrbud) ber ^äbagogif" unb feine ®efd)id)te ber ^äbagogif."
^apft ßeo XIII. et)rte iljn infolge feiner 5Jerbienfte um bie fatrjolifd)e 2öiffen*
fdmft burdj bie Ernennung jum orbentlid)en TOitgtiebe ber üou tym gegrün--
beten römifa>n Wabemie be§ (jl. SljomaS, meiter mürbe er Mitglieb ber
pt)ilofopr)ifd)*mebejinif^en Slfabemie in 5Rom unb (Stjrenmitglieb ber pfjilo*
fop^if^«tbeologif(^fn Wfabemie be§ 1)1. Stomas ju Neapel."
Wber aud) auf bem politifdjen (Gebiete mar er befonberS feit 1872, mo
ber ßulturlampf in $)eutfd)lanb begann, unermüblid) unb erfolgreich tt)ätig.
1877 rourbe er mit großer Wetjrfjeit als OieidjStagSabgeorbneter be8 39e$irfe8
(£id)ftätt gemäht. Um feinen 2Borten merjr 9?ad)brud ju geben, grünbete er
mit politifdjen ©efinnungSgcnoffen bie trefflid) rebigierte „(Sidjftätter 3Jolte=
jeitung." $r Ijat ben guten ßampf gefämpft; bie ftrone beS eroigeu ÖebenS
ift nun fein Anteil gemorben für fein ebleS fielen unb Söirfen.
^äbafloaMdK gitteratur un* Lehrmittel.
sprtidje 5er 2Bei$bett, au8 ©bafefpeare'8 Söcrfcn gefammelt unb nad) ein*
heitlidjen Gkunbfäfecn georbnet unb mit einem biograpljifdjcn Slnbange Dcrfeben Don
aJJar fcobnerlein, Stuttgart, Sübbeutfdje Verlag8bud)banblung. 168 6. geb. 8°,
mit einem ßidjtbrudportrait. $rei8 1 SR. 50, elcg geb. 2 SR 40.
©ine neue ©rfdjeinung, bie Don ber 2eb,rertoelt unb jebem ©ebilbeten mit
ftreuben begrüfet »erben roirb. 68 ift oon bobem 3ntereffe. biefe fterngebanfen
be« Stöntgft ber bramatifajen Äunft ju lefen. <S8 finb ßeben8fentenj\en, beren S3e*
adjtung jebem 9lufeen bringt, bie aber aud) ju Sluffäfcen in beu 2Äittelfd)ulen,
ßebrerfeminarien unb in ße^rer»ßonferenjen Dorteilfjaft gebraust werben föuncn.
$er Stoff ift gut georbnet; ein gute« ©adjregtfter crletdjtert ba8 sJiarfjfd)lagen;
bie «uöftattung be» »üa)lein8 ift rea)t rjübfcr).
3of. ^otfdj, päöaqoRifaje lottrige unö silbtjanDlunqen. Kempten, Seöfel'fcbe
^ucbhanblung. 10. ^cft. ftein befonbcreS ©ef üblBoermögen, oon einem
Diaftifcfjcn 6ä)ulmanne. 11. &eft. 2)a8 Verhältnis ber ^äbagogit *ur
Sfteligion unb ^Ijiloiophic; oon Dr. SUb. etödl. 12 Jpeft. Söefen, Söc^
beutung unb Cligenftbafteu ber Arbeit in diriftlidicm 6inne unb bie (fr-
jiebung jur Arbeit unb ^leife, Don ©eminar-Dberlebrer Xfceobor ^cmmcr8baa^.
13. öeft. S)er fei. 3o&. »apt. be la ©alle, ein ^äbagoge üor 200 3af>ren,
oon 3ob- 3flter.
2Btr mödjten biefe praftifd^en Vorträge ber titl. ßebrertoelt redjt bringenb
empfoblen fcaben. Die Sammlung enbält eine reidje ^elebrung, fräftige Anregung
unb eine 2Hcngc Don Dorjüglidien Arbeiten, »oeldje Stoff für bie Äonferenäeu geben.
- 786 -
Die- Vorträge ftnb populär*roiffenfebaftlich gehalten unb fußen auf chriftlid)cr $äba=
gogif. 3br tyxtii ift ocrbältnidmägig fcl)r btOig.
Die DcuifcUc'^ramniatif in tbren WrunöjÜRtn. 93on 3- 3. Sacbfe. 1. unb
4. 8ur«, 2. uerbefferte aufläge. §erber'fcbe SerlagSfjanblung ftreiburg t-®r- 1 ■ Äur#
40 $fg., 4. tfur« 80 S|Jfg. Der erfte Stur« enthalt bie allgemeine SBort* unb Sa$= 1
lehre, ber oiertc Jhir« allgemeine Stiliftif unb $oetif. ©achfc ift al« trefflicher I
ßcitfaben für ben gramiuatifd)cn unb ftiliftifchcn Unterricht in ben 9Rittclfcbulcn bc
faunt, fefct freilief) einen tüchtigen ßehrcr oorau«, ber bie Regeln au« ber lebenbigen I
Sprache abzuleiten ocrftcfjt, gtebt aber bann biete entroitfclten Regeln fur| unb
bünbig bem Schüler in bie $>anb. 2öir fönnen ba* »ücblein heften« empfehlen.
$äfe, üfibfnöcn ber bergleitbcnben (£rbbefcnrcibuncj, 24. Kurtage, bearbeitet
oon $rof. ft. »ehr. fcerbcr'fche «crlagSfjanblung 1895. 8°. 2R. I. 60, geb. in ftalb U
ieber mit (Solbtitel 2 3«.
Dicfc« oon im* früher fchon befproebenc Lehrbuch gilt in ber pabagogifeben
Seil al« eine« ber heften, roa« auch barau« benjorgebt, bafe 3ahr für 3ahr neue
Huflagen uotroenbig roerben. Die äufmerffamfeit ber Schulroclt fei roieber auf*
neue barauf hingerotefen.
«atedjettf. Äur^c Zuleitung jur Erteilung be« Religionsunterrichte« in ber
5Bolf*fchule für $riefterfeminarien unb ße^rcrhilbungSanftalten; oon Dr. ftribolin
Rofcr, Sßrofeffor ber ftateebetif unb ^äbagogif am ^riefterfeminar in Gbur. 3\oeüe
uerbefferte Auflage. 8°, XII. 158 S. ÜDc. 1.20; aeb. in ßeiuroanb unb (9olbtitel
vJJr. 1. 80. — Die erfte Auflage fanb in ber in* unb auSläubifdjen treffe bie hefte
Beurteilung. Diefe flatedjetif jeichnet fid) burch ttlarbeit, Bürjc unb UberftcfjtliaV
feit au«. Der Äatcdjct, ber fid) nadj ihr bilbet, roirb geroiß fegen«reidi unb
frudjtbar unterrichten. 2Rögc ba« ffierflein auch, in biefer jmeiten oerbefferten Auf-
lage roieber Diele ßefer finben!
Wunbart, Sprachunterricht unb 9tcrhi*fdjrcibunfl , oon 3- Ö. £ürbin, sMu
glich be« aargauifchen (*rjicbuug«rate«. Slarau, 33crlag Sauerlänbcr u. Sic. 1896.
56 S., 80 (St«. — (Sin ungemein anregenbe« Büchlein, ba« ber ßetjrerroelt roiÜ:
fommen fein roirb. l£« be&anbclt bie roichtige fraget 2öic fann bie SDhinbart
im allgemeinen unb ganj hefonber« beim tspradjunterriebte oerroen
bet ro erben? unb gibt in biefer Bejicbung recht praftifdbe Sßinfe, bie überall
Bcrrocrtung finben fönnen, auä) roenn bie Dialctte 00m aargauifchen abmeieren,
deicht minber belebjenb ift ber groeite Äuffafc über bic Orth. oqraphic, ber mit
bem erften in naber Beziehung ftcht. 2Ötr fönnen baher ba« ©uchlcin ber ßebrer
roelt beften« empfehlen.
Iföbagogifchc 3abre6runbfcfaau 1694. «uf ©runb ber fatfjolifcbeu iyacfcpreffe
bearbeitet öon 3of. Schiffe!«. 2. Jahrgang. Breslau, «erlag uon ftrj. CSJoerlicb.
iv. 218. an. 2. -
Da« SBerf geigt un« oorerft bie Bolfsfcfauie oor bem ftorum ber gcfe&gcbcnben
ftörperfdjaften unb 8*oar oor bem preuftifchen ßanbtagc, ber baörifcben unb roürt^
tembergifchen Kbgeorbnetenlammer unb ber jroeiten geffifchen ftammeT unb fü^rt
un« bjebei inuhit intereffante Boten oon Seite ber Sbgcorbncten oor, befpricht fo
bann bie Bolf«fchulc im Bcrhältni« ju ben übrigen (£r}tehunaefaftoren, gegenfeitige
ill*ünfche unb ^orberungeu unb berührt hiebei bte ©ebtetc: 83cbeutung unb Aufgabe
ber Schule, Sdjule unb 4>au«, Schule unb fojialc &ragc, bie Sdjulc al« (Srsichunge
anftalt, lörperlicbe (^rjiebung, ^eilpäbagogit. (Hn roeiterer 2(bfchnitt fafet bie Schule
al« llnterricht«anftalt auf unb fommt auf bie GJehictc ber 9Jlctlrobi! im allgemeinen,
bann im hefonbern auf ben Religionsunterricht, ba« Deutfche, Recfjnen unb aftaum=
lehre, «efebichte, ©eograpbie, Staturfunbc, Schreiben, Beicfinen, Singen, Xurnen
unb 3ugenbfpicle, ©efe^eSfunbe, ßanbroirtfehaft, .^auibaltungSuntcrrtcfat, ^anb*
fertigfeit \\\ fpredjen. Der Slbfcftnitt: ber ßebrer an ber beutfch,en «olf«fchule berührt
Arbeiten unb SBotcit über ?lrt, lyigenichaften unb gefcDfebaftlicbe Stellung be« ßehrer«,
bie ßehrerbilbung, bie SJcilitärpflicht, bie amtlichen Begebungen unb Befolbung*-
uub Sch,ulauffid)t«frage. Die legten 9(bfd)nitte bieten ^erfonalcbronif unb Statte
ftifche*. Schon biefe furje 3nbalt«angabc ift auregenb, forbert jiur Prüfung ber
oorgefchlagencn 3Bege unb ber gegebenen SBinfc auf. Da« Bud) roirb oon aQen
ßebrern unb Schulfrcunben mit Ruhen gelefcn roerben.
Digitized by Google
$apfi 3uliu« II. pflegte 311 fagen: „lüdjtige ©djulbilbung ift für »ürger«
l)e ©Über, für Hbelige Wölb unb für Jürftlidje ©belfteinc."
e a r i f f I b c ft i m m u n & l*in Üe t)r er mollte bie (£rf lärung be« SB ort e« Sßbäno*
ruon ((Srfdjcinung) feinen 2d)ulein jiim ©eften geben. (*r begann alfo: „srtnber,
r habt gemife fd)on ade eine Scul) gefeben."
„ÖJeroiB, gennf}!" riefen bie Jhnoer.
„Cr im- Stüh ift (ein s4Miänomenon. Äber ihr rjabt aud) fdjon einen Apfelbaum
(eben?"
„O ja, fcerr ßebrer"
„<3ut; ein Apfelbaum ift aud) (ein ^fjänomenon. 2Benn itjr aber eine Jtng auf
teil Apfelbaum fteigen feljeii würbet, um mit bem Sdjroanje ftirfdjeu ju pfiücfen,
iet bann märe ba* ein $bänomenou. SJerftebt ihr |cfct, ma8 ein iUjanomcnon ift?"
„O ja, 0 ja".
„2öa& ift ein äJbänomenon, Seppli?"
„üfiJcnn ber ©ctjullebrer mit feiner ftub auf ben Apfelbaum fteigt, um Ätrfdjen
pflücfen.
Horau«fidit. sHater: ,,/vriy, mann hau bu beine Prüfung?"
ftrifc: „feilte ad) mit tag um 3 Uhr; aber fomtne ja nicht, beim bu IDÜrbeft
di fdireefltd) blamieren.
Öutcr $umor. I£in Lehrer ftrafte einen 5 dinier. Jürdjterlid) ftäubten
3 Sträflings .\>ojen ; ber ©taub f anb Eingang in beä Vehrers i'iaie, ber al-Jbalb
eßen mußte. 2d)ülcr tucinerlid): „Wfunbljeit, §crr fiebrer!"
«u« fdjrifiiidjcn Uebniß«.
1. HUe ©triefe reifen (b) gern.
2. 3)lan füll fid) cor uU ju großem OJcnufe ber ©ünbigleiten (©üßigfeiten) hüten.
• l. ppR E$ PonotsfiDrirtrii^l
8
+ + + + + +,+ + .+
+ 4- + + + + + + + + + + + +
+
Sit (d)bnft< UU3 b.Uißflf .Hniidjrid f. D. falb, >>ai* 1(1
~| illuPr. £■ omilirnblatt mit htr. Ccilorffn
^ (Jrfctftnt in monatl. fcrftrn d 40 flfii
Skflinn be« SoljtaaiM • ). Cttobrt.
++++++++++++++
+ + + + + + + +++++++
anrrfoiuit » fflrtbiflicrtt fntb,. Äfrlfa»8eltfctiiift ift
3Duttr. latb. ^rttfAtift f. b. «nttfNaKrr i<
imtfQiing bf; ttctkt \\e.
C^fBM tri • »rHo.gfTfiwt > rnifd». gatbol
^iibri. l7$rftT tyrci« Mlfejltrl. 1 pHT
' r.i: ' bft ,\ :V. ,, ,: VK- 1. ^aituac.
++++++++++++++
+ + + * +^+ + '+ +
i'u:' t.u fatb Jamilirn frbt ui rmpfrfitrnbr $t itfitrift ift
^Bttlf. iVoua ejebuft für aüf Bftfbtfr
bre i iinii-lifliirrt ^uitgfrau Vioria.
SIM. ix^rfu*. # ri*b<»li |<lf>rl.flOfJfö.
Offlum br» ,\.ibvflii«fl« l. Ctiobcc.
(iuif rinvH in ttiTrt; .'itt brftrbcnb« SRa
rlcif»8r"iDMft. bit Bflc ai»ntiet»en QcÜ
an <Mrbtrornl)cii bn ,\nl)ü tf* uxtt übertrifft.
Äbelrldi tirnji»\ci & ("Tie., Oriiiftrörln (Sdiroeij).
T: . 1 tj •: ftrtCII flroti« Ritt franfo .Mir IWifu^ung.
^Unentbehrlich
für jeden Geschäftsmann!
Adressbuch der Schweiz
für 3"fcuftvtc, .Ortt^f l uu? Werocrbc
n. %m**t is:u :>5
actdmet fid} oor anbern burd) feine äufeerft praftift^c Qc.intciU ung, qroTje
Hu8füb,rlid)feit unb 3»üerläff igfeit aus. (58 enthält nidjt nur bie ein»
fadjc abreffe einer forma, fonbern gibt beren Spezialitäten an, bie nt
probujiert ober fütjrt; fagt, ob fic im im $>anbel$regtfter eingetragen, teer
beren 3nb,aber finb, gibt 8u8tunft über WrünbungSjabr, bet inbuftrieüeii
ßtabliffementen über «rbeiterjabj, ^ctriebefraf t, Beleuchtung >c.
jf^P 3>tefe Angaben ermöglichen bem flacbifllogcnbcn, fid) ein orbent;
licfrefl iöitb über bie einzelne forma, beren ffebarf unb einigermaßen grebit=
fa^igteit §u geben.
fittii« SAwari' ^brcljUudj CÄÄSS
ein befonbercS 93ranchcn = 9tcgiftcr. — (Hn @pe gialitätcn-SiegineT
nennt bei jebem cinjclncn Slrtifcl bie bctrcffcnbcn ftabrifanten unb (*ngro$
£änbler ber ©ehroeij, bilbet alfo ein roertuoHca Wadjfdjlagebucb für bie i*t-
»upSquetten aller benfbaren Hrtitcl. — (Sine Starte ber Sdjmeij (©röße 67: M
Gm.) mit neueften Sintraajingen wirb iebem SlbrcBbudi grattö beigegeben.
yu\9 De« »Dre&bmtK* Oer £(bu>ci| (ftormat 180:277 mm. 1730 Seiten
ftarf) elegant geb. ftr. 18 — . ©8 merben auch einzelne ffantone gebunben
abgegeben:
lürid)
k ftr. 6. — .
etn k „ 6. — .
Öu jern k m 4. — .
Un, ©chropa, Untermal*
beit, 3ufl# jufammen k „ 4. — .
©djaffbaufcnu.Xhurgau k „ 5.—.
©t. ©allen u. appenzell k „ 6. — .
©laruB unb ©raubflnben
gufammen . . . . k „ 4. — .
C-^ Seftcllttttflen find )tt rtdjten an Mc (?rpc*tttott
foeiburg unb 2Baüi8 .
©olothurn u. 2Iargau .
iöafel (©tabt u. Kanb .
Xefnn
2Baabt
Neuenbürg . . . .
(Menf
k
I
k
k
fo. 4. -.
„ 5.—
- 4. -.
. 2.-
- 5.-.
. 3.-.
$ie S3iirt)brnrftrci öou 3;. 8W. ölunfdn in 3ni
empfiehlt iid) jur Ausführung oon
prudi arbeiten aller Jlrt
unter 3uftd)ening prompter unb billiger ^ebienung.
3n ber xdjrcibmnicriaiicn^niiDInna bafelbft linltc ftetfi roohlaffortiertcS *Jag<r
Uoü , ea)reib=, ^ri^nrn u. ^adpapicren, oortrefflicben Timm unb etaklfebr
töcfdjäft«* unb Wotijbüdjcrn, SUbnm*, Portemonnaie* :c, fomic fömtliAen *»nrfa;
unb SdjHlmaicrifliirn, Gratulation*» unb Traucrlartrn, reichhaltige 9lu*n>abi
Wtbeibürtjcrn.
Digitized by Google
\
V
r '
i »
\<
; >
»>
■
1 *
i< >
S;
i i
l
•v
1
•' 1
r<'
< i
- >
■ >
r >
■ »
l
«• i
U i
« i
r '
!*:
&
i
i
1
1 i
r
1
!;1
| ©ereittiöung
j| fcel „64toet|. $r|iebiiaflffreiii»ef" mo 0er „Wftaaoa. Wmtffftrift".
i
jjf Öt8 Vorritt* hatljol. feljrfr unb Sdjulmänner
!ji ber £d)n>rtj
1 unb bc$ fdjiuct^crifrtjcn fattyol. Grjictymtfläucretn«.
<*
| BrorUrr |«^rgang.
1 24. fceft.
L («rfd»<int 2 »oaen ftarl je ben 1. unb 15. eine« jeben SWonatt.)
F
i
1
•fc $ru<f unb t*jpcbition Don 3- VI »luttfdn.
jjl »8»5.
'I
■I
1 »J« t
"
:i;
'!
1
•v >:< -i
"l'l
„Li
f
1
YV
Digitized by Google
I
gn§aCt.
1. «i »er 2BiCflC ber fonfelflonMoffn Sflnle. »on $rof. SRÜtter in 3ug.
(@$lu&) 737
2. 3« üebrernUauno#frtne. (H. B.) 744
s. aste roni tot SJefcrer ten Uiterridjt leidjt nub intcrcffaut maftri? Son
A. Ö. i. Z W
4. Meliflion unl 6tffli*!eit 753
5. tttporitmei Wer «rglebunß (H. B.) • .755
6. ¥tiaflogif(*e ftuntfftaa 758
7. ^abQqofllfdjc Sitterntsr 763
8. 6$ln&twt unl «ranfebluaq jum neuen ftfrunement .... tw
9. tterfftiefteae«.
10. 3tfer*te.
Digitized by Google
äkuoaifiin1 Jwüffcr.
be8 „Sfhmeis. «niejungsfttunbcs" unb ber „f ibtgog. gRonatftf$rift".
unb be« fdjtoeiaertfdjtn fatljol. <£rjiei>!iitg«Mreiit&.
3ttg, 15.$ejember 1895. |[ M 24. 1 2. Mrging.
JRcbaftionSfommiffion:
Die scmlnarbtrtftortn: IJhin), $tjfircb, Sugcrn; fcaumflortiKT, ^ug; Me &o$». Arrrn: Dt. Jribol.
^ofrr, Vt»f-. «b«T; 2» »«4, DfamT, «er«, Ct. et. ««a« unb $cri Störet Kipfl» l* WMcl*, Off.
f>le ainfcn»niigf n ftnb m s t mlnarbltcftor »aumgarliei p» rtditnr.
Abonnement:
Stf<^cini monatlid) 2 mal |c btn l. Uno 15. M Vionati unb toftet |4brIl(J fflr SSfttlnlmltgltcb« 4 $t.;
ftr fcbramUfanbtbatcn 8 %x.; fltt 9U4tmltflUtbet 6 9t. BefU(lM«|CN Mm »ttlfgft: 3. W.
Bunt 41, fcucbbrutftr, 3««. — 3«f«*te »ttbe» bic Wttpih mtl 10 Ä». bcte^net.
ber Wege brr kanfffltoiwloren Sdjulr.
(öon $rof. Müller in 3ug.)
(<5d)lu&.)
IV.
Srofcbem bic föebolutionSmänner auf bem (Gebiete be§ ©djulmefenS ni<$t$
^ßofitiDfd geleifiet Ratten, fo waren ifjre Begebungen bod) nicht umfonfl.
Sie berbreiteten ihre 3bcen in ber 2öclt unb fonben fdjon ju ihrer 3«* ber
^rofelbten mehr aU genug, loelcfje biefe 3been in fojialen 3nftitutionen ju
Derförpern Junten.
So in ber <5dnt»ei$.
33efanntlid) rief ber Söaabtlänber ftriebr. Gäfnr be la £>arpe mit 18
onbern Schweibern bur<h eine 23ittf(hrift bom 9. $ejember 1797 an ba«
Xirettorium bie ftronjofen in bie Schmeij ; Dr. $unant in ©enf ^at bor
furjem baS Original biefeS benlroürbigen WtenftüdeS in ben Wrchiben be«
WinifteriumS für auswärtige Angelegenheiten ju $ari§ aufgefuuben.
$ant ber Sparfamfeit unb bitterlichen Obforge feiner Regenten erfreute
fia) bie ©djroeij bis bahiu, jclbft nach bem 3*ugni« rebolution«freunblid)er
Männer, eine« aflgemeinen, gefegneten 3Bohlftanbe§ unb ber boflfommenflen
bürgerlichen Freiheit, $er (Sinfafl ber §ranjofen aber fiürjte baö Canb in
einen fo grauenhaften 3uPQn^# bfl& f°gac 2ahflrPe unb f*'ne Sreunbe ben
Vergleich mit ber entfefclich mifehanbelten üöenbee wagten. ')
') Stricfler, «ftenfammlmtfl an« ber Seit ber pelDetifd)cn SNepubltf (Sern
1886) I. 9ir. 75 n. 19a unb u. 1.
Digitized by Google
flu« ben fconben bfr franjöfi^en „Befreier" erhielt bie e^tDftg bie
5}erfaf|ung Dom 28. SRärj 1798. ©ie mar ein Mtlatfö ber franjöfitdKn
DireftorialDerfaffung uub blieb in iljrem ©eifte unb in ifjren grunblegenben
Beftimmungen roätyrenb De3 größten Seile* Der Jpeluetif in Äraft, trofc ber
großen 5Banbelbarfeit unb be3 grenjenlofen SBirrroarrS ber 3eitDerljältniffe. 2Benn
Qüi) Derbedt, [o lagen iljr bod) bie ^kinjipien ber ^reitjeit unb 53rÜberliö)feit ju
©runbe. Sie madjte ber ©ouoeränetät ber „Orte" ein @nbe, Ijob bie 93ogteien
auf unb Derroanbelte ben ©unb ber (Sibgenoffen in einen (SinljeitSftaat. Da3 fianb
rourbe juerft in 22, bann in 23, fpäter in 19 unb jule|t in 18 „flantone"
eingeteilt. 68 roaren Bermaltungöbejirte, bereu ©renken miflfürlid} beftimmt
mürben. Die gefe^gebenbe SMjörbe biefer „einen, unteilbaren fjelDetifdjen ftc
publif" beflanb aus jroei Kammern, beren 3Ritglieber inbirett gerodelt mürben.
Die Dolljiefjenbe ©eroalt, baS Direftorium, lag in ben §änben bon fünf
Männern, benen Dier bejiefjungsroeife fedjS 2Rinifter jur ©eite ftanben.
Die $etoetifa> SSerfaffung räumte jroar mit einer Steide Don EtiBftänben
auf, roeldje fidj na$ unb naa) in ben ftaatü^en unb gefeflfdjüftltctyen Or=
ganiSmuS ber ©d&roeij eingelaufen Ratten unb Derfpraa) gemi|fe „grei&eiten",
Don benen Diele Don meljr ober minber fragroürbiger, ja gefäljrlifer Watur roaren.
©ie flanb in grellem Söiberfprud) mit ber ganjen ©efä)i#te beS 2anbe$. mit
ben fiebenögeroofyiljeiten, bie fi# au§ Derfelben ergaben, mit bem natürlichen
©efefce ber fucceffiDen ftortenroidelung unb mit bem dj riftlidfen unb freUjeit«
lia>en ©eifte beS 33olfe«, ba8 fic 5af)lrei($er äa)t bemofratiffer 3nfiitutionen
beraubte, roelfe es bisher, roenigftenS in mehreren Kantonen, befejfen &atte.
Der ©eift beö ^reibenfertum* roeldjer bie (5inljeit$Derfatfung erfüllte,
mar in bie ©a)roeij feit 3aljren aus ftranfreid} unb Deutfdtfanb ijerüberge«
fommen unb ^atte bei Dielen ©ebilbeten, ^roteftnnten roie Äatljoliten, fa}on
feit langem Eingang gefunben. 91u5brutf unb Pflege liefen biefem ©eijle
DorjugSroeife bie Sogen ber Freimaurer ') unb SHuminaten unb bie fogenannte
„belDetiffe ©e)eflfd)aft", roeldje 1761 im $abe ©4}injnü<$ gepiftet
roorben. Da fdnuärmte man in gar rüljrfeligem SBortgeflingel Don aUge*
meinem Wenfdjenglürf unb ÜJlenfdjengleiajljeit, Don religiöfer Dulbung, roeil
„man einfelje, baß jebe Religion iljre guten 9ttenfdjen fjabe", Don engerer
Einigung ber ©a)roei$, in ber man „bie Deraltete Siebe unter ben (Sibgenoffen
ju Derjüngeu unb bie ©taatstugenben mieber aufteimen ju maa)en" roünfa^te,
uon einer 9tüdfel)r jur SJhitter Statur, bei beren Wnblid man (aOte, lifpelte,
in patyetifa>n ©orten ber 93erel)rung feine ©eele auSjfrömte unb in fentU
•) Die erften Üoaen tourbcn in ©cnf M737) unb ßaufaune (1739) gegrünbet.
©ie fud)ten, geftefyt SDänbliftr, ben ©ebanfen ber flJtenfdjlidjfcit in bie »eiteften
Streife ju oerbreiten unb alle ber Ztyovit einer JÖrubcrfdjaft ber sJNetifd)en enb
gegenftetjcnben politifAcn unb foufeffioneClcit ©djraitfcn }ii ubermtuben. C9c?dji4te
ber 6d)tvets, III. *nnb (1887) ©. 154.
Digitized by Google
- 7JW -
mentaler (Smpfinbung bis in ben 7. Gimmel hinauf fia) träumte. 9lber unter
ben fdjönen 2Borten üerftanb man oft nur unbe|'d)ränfte Staatshoheit, !a(te 9te«
ligionögleicbgültigteit, ja bittere f£einbfa)aft gegen ben pofitiü a)rifHia)en ©tauben,
ben man als fanattföen UltramantaniSmuS unb pietimfaV§ 9)htdertum üerljötjnte.
„Süon fatbolifa)er Seite waren batyer nur fötale ^Männer Witglieber beS SBer«
eines, roeld)e euhoeber mit bem fird)licben 2eben gebrochen Ratten, ober in bie
Sümpfe beS 3ofrpf)ini5muS unb StaatStird)entuin5 geraten maren." 5Jtit
SBorliebe, fagte Däublifer, teufte bie ©efeflfaft Don Anfang an baS ftadjbenfen
it)rer 9Jlitglieber auf päbagogifdje fragen. (SineS ibrer ^renmitglieber, ^^"4
Urs SBalHjafar aus Sutern, Ijatte fajon früher in ber Sajrift „^Jatriotifd)e
träume eines ßibgenoffen üon einem Mittel, bie oeraltete 6übenoffenfa)aft
mieber ju üerjüngern 1758" Don nationaler (Srjieljung gefprodjen unb ein
nationales Seminar bon 3 Surfen in J8orfd)lag gebracht, in bem Jünglinge
üerfdjiebener Äantone unb Äonfeffion ju Staatsmännern ^erangebiibet roerben
füllten. Seither fdjrieb bie ©efeüfcbaft bie ©rünbung eines nationalen 6r-
jiefmngSinftituteS auf iljr panier ; aber jur Ausführung fam eS nia)t. ')
SBoüon man in Sd)injnaa) geträumt, baS fofle jefct naa) ber „^Befreiung"
bura) bie franjöfifd>n JReüolutionäre in bie %\)at umgefefct werben : bie £el-
oetil (teilt fia) baber einfach als bie ins Staatsleben überfefcte ^eloetif^e @e»
feüfcbaft bar.
Die Stellung beS GiubeitSftaateS ju (Sbriftentum unb #ira> djarafterifiert
üorjüglich ber Artifel 6 beS erften Teiles ber Serfaffung. gr jeigt uns am
flarften, ioa§ üon ber berühmten abfolutett 9celigion§freu>it ju Ratten ift,
meiere ber Sdnueijerbürger fortan genießen foflte, unb läfjt bie „erbabeuen
Qöorte" ber UBerfaffung üon ben fittlichen s$iliä)tcii beS iHürgerS, üon feiner
Eingabe anS Utaterlanb, an feine Familie unb au ben Jöebrängten, foroie bie
^fjrafen üon ber „inoralifdjen SBerebelung beS 9Jfonfcbengeichled)te$", üon bem
„£ol)n beS guten ©emiffenS" in fehr gebämpftem Sichle erfd)einen. Der Ar«
tifel lautet: „Die ©etoiffenSfreibeit ift uneingefajräuft; jeboa) mu& bie öffent«
lidje Äußerung üon SieligionSmeinungeu ben ©efinnungen ber (Sintradjt unb
beS ^riebenS untergeorbnet fein. Wfle ©otteSbienfte ftnb erlaubt, infofern fie
bie öffentliche JRube nicht ftöreu unb fia) teine b«rfa)enbe ©eroalt ober SSorjüge
anmaßen. Die ^olijei bat bic Auf ficht barüber unb baS SReaji, fia) naa)
ben ©ruubjä^en unb Pflichten ju erfunbigen, bie barin gelehrt toerbeu. Die
3Jerhältniffe einer Sefte mit einer frnnbeu Obrigfeit foflen lueber auf bie
StaatSfadjen, noa) auf ben SBoljlfianb nub bie Auftlärung beS Nolles einigen
öinfluB haben."
') »gl. ©efebitbte ber ftbroeijerifcben »olfSfdjule üon Dr. O. fcunjifer (3ürid)
1881) II. lüanb, ©. 3. — Jölättcr aus ber ftird)en^cfcbicötc ber ©cbweij jur 3«*
ber fcelüettf oem 1'. ftribolin ©efliuüllcr u. S. 59. ((Smfiebdn 1895) 6. 4. — 3>änb
Ufer, ©cfrf)id)tc ber ©dnueij III iöaub, ©. M>6 unb öfter«.
Digitized by Google
- 740 -
$Rit biefer Sejh'mmung ftfflte ftcb, ber hflbetifche Staat auf ben Stanb*
puntt bn üoUftänbigen 92eligtond(oftgteit. Die #ird)e mit ihren 1000 jährigen
9?ed)ten unb ihren ftnfprücffen auf Selbftänbigfeit unb Unabhängigfeit tjt jum
Dornherein abgemirfen. Der hdDeltfdjc Staat fennt bie ftirdje überhaupt nicht;
er ^atte bie Butter mehrerer feiner bebeutenberen Stäbte unb ©emeinmefen
toergeffen; haben fi<$ ja bo<h ©enf, 5öaQi«, 2öaabt, 3ürich. St. ©allen,
33afel, $u$em, Uri ic. um ben feften JfrijtaflifationSfern fachlicher Stiftungen
entmicfelt. — Doch nein! (Sr hat fte nie nicht bergeffen! 3n furjem wttb
er bie #ira> im Warnen ber f^rei^eit unb 8rüberlicr)feit in einer Seife ptüubern
unb mifehanbeln, wie er es felber Don ben fran$öftfa)en „Befreiern" gelernt.
3n ihrem ©runbgefefce jebo<h fannte bie £efoetif bie ajriftli^en &tra)en<
getioff enf haften nur als „9teligion8meinungen" — „©otteSbienfte" — „Seften"
— Sejeictmungen, bie ficb, für ben überzeugten 6r)ri[ten wie öefchimpfungen
beffen ausnehmen, maS er als baS #eiligfte er>rt. 2öie bie flira> felbft. fo
entbehren audj bie fachlichen 3nftitute jeber ftaotSrec$tlia>n Sjiftenj. Sie finb
gleich Übeltätern ber ^olijeiaufficht unterteilt, gewärtig, bemnächft ben XobeS*
ftreich ju empfangen, ber bereits gegen ihr $aupt gejüdt ift. 5ßon b*r 9?c^
ligion fürchtet ber Staat Störung ber eintragt, beS ftriebenS unb ber öffent*
liehen töuhe, t)errid>fii#tige flnmajjung. TOinberung beS SQßohlßanbeS, 93olfS*
berbummung, ungerechtfertigte 53eeinflufeung ber SiaatSgefc&äfte, felbjt ©ocrjoerrat
am SBaterlanbe gegenüber fremben Obrigfeiten! — ein ganjeS 5üflt)orn Don
Sefchimpfungen, um bie mancher fulturfämpfenbe 3(^ungSreba!tor be§ 19.
^arjrhunberts biefe „gute, alte 3fit" beneiben möchte. Der b,elDeti|'c^e Staat
fdjeute bor ber ©ehäffigfeit nicht jurürf, feiner Regierung baS 9Red)t ju $uS*
nahmemaferegeln gegen bie flfeligionSgenoffenfchaften unb religiöfen Snjiitute
ju erteilen — unb bieS in bemfelben Wtljemjuge, inbem er unbefcr)ränite
©emiffenS» unb ^ßrefefreiheit protlamierte. „Die ^ßolijei t)at bie Wufficht barüber
unb baS {Recht, fidj nach ben ©runbjäfcen unb Pflichten ju erfunbigen, bie
barin (in ben SleligionSgenoffenfajaften :c.) gelehrt werben. "
Unter folgen Wufpijien liefe fich roa^rlicl) nict>t biel ©uteS für ben fon<
feffioneflen (5r)arfter ber Schule erwarten.
GS mujj jeboch auffallen, baß bie belöetifa^e 93erfaffung bon 1798 bei
Schule — abfichtlich ober unabfuhtlich, baS foQ nicht unterfuctjt werben —
nirgenbS auSbrüdlich gebentt. Dagegen Ratten eine hinlängliche Wnjafjl an>
faVinenb lofe hingeworfener Jöemerfungen Aufnahme erhalten, welche ben Sinn
unb bie 'Hbfidjten ber 93erfaffungSrebaftoren jmar oerhüflten, ben fachbertrauten
33er)örben aber bie ftanbljabe ju einem weiteren MuSbau bieten tonnten.
So hoben wir eben gefehen, baß ttrtifel 6 ben „Selten" nicht gemattet,
„einigen ßinflufe auf bie fluffläiung beS SBolfeS" 511 haben, ftn fcrtifel 7
wirb ba$9fecht „Unterricht *u erhalten" als ein folcheS bezeichnet, „baS jeber
Digitized by Google
- 741 -
■
r)at." Unroiffenheit, roirb in Wrt. 8 gejagt, fei ein Übel, roelche« au« „erblichen
SBorjügen" ^etDorge^e; gegen roelche ja in erfter Sinie ber ftampf geführt
rourbe. (Sin eigener Slrtifel (4) erflärt fobann Mufflärung unb Sicherheit
für „bie jroei ©runblagen be« öffentlichen $öohle«." Unb eS wirb hinjuge»
fügt, „Hufflärung" fei „beffer als Reichtum unb sJka$t."
Die Schulbilbung ijt ohne 3meifel ein roidjtiger $eil ber „Hufflärung."
3)er ^etüetijcr;e Staat betrachtete ba« Unterrichts« unb Schulmefen al« eine
fjöchft wichtige unb feine afleinige Aufgabe. Sdmlbilbung erfcheint ihm roid)=
ttger als öfonomifcher 2Bohlftanb, al« „ Steinum unb bracht." Woct) mehr!
hieben ber 3iecht8ficherheit, für roelche unftreitig ber Staat ju forgen hat, gibt
e« nach Wuffaffung ber ^elDeM nur noch eine ©runblage be« öffentlichen
233ohleS : bie Wufflärung ober Schulbilbung. Damit ift eigentlich fdt)on gefagt,
wem bie Sorge für biefelbe obliege. SBenn e« bann aber ben „Seften" ober
SReligionögenoffenfchaften auSbrüdlich oerroehrt mirb, „ einigen (Sinflufe auf bie
Hufflärung be« SBolfe« ju hoben", fo roiffen mir nun fct)on, bafe mit biefem
QfheimniSboflen Sorte jebroeber mafjgebenbe (Sinflufe ber flirre auf bie ®e*
ftaltung unb Seitung be« Schulmefen« abgelehnt mirb. Da« Schulmefen ge-
hört, biefer Huffajfung entfpredjenb, einjig unb auSfchliefelich in ben Wacht«
Bereich be« omnipotenten Staate«. Unb biefer fühlt ft<h ju* Übernahme unb
$ur ftrammen Durchführung biefer Aufgabe um fo energifcher oerpflichtet, meil
er bamit jebem „Bürger" ju feinem guten Stechte oerhilft1) unb meil bie
„erblichen 93orjüge", bie „Oligarchien unb bemagogifchen" ftnfprücrje ber alten
Regenten um fo eher bem „(Seifte ber Freiheit unb Gleichheit in feiner ächten
©eftalt unb SBürbe" ben $lafc räumen, je heQer ba« Sicht ber ©Übung unb
3luftlärung ben bürgern leuchtet. (Srroägt man fchliefelich, maS für eine feinb«
feiige Stellung bie $)elbetif in anbern ^fragen gegen bie chriftliche Äirche ein»
nahm 2), bann läfit fia) leicht erfennen, bafe ba« Schulmefen tonfequenter 2Beije
* Don ihr nur in einem tonfeffionSlofen, firchenfeinblicf/en Sinne geftaltet merben
tonnte. 3(lle£ Seifetreten, alle hochtönenben Sorte finb nicht imftanbe, barüber
eine $äufchung auffommen 511 laffen. Die 33ebingungen jur Einführung
ber religion«lofen unb religion«f einbl ichen Staüt§$roang«fchule
waren in ber Schroeij jur r$t\t ber J>elDetil ebenfo öolllominen
gegeben roie in bem ^tanfreid} ber fteoolution.
Ob nun aber bie prattifche Durchführung ber Schul* unb SilbungSpläne
in ber b>löetifchen 9iepublif ebenfo barbarifa) fich gehalten merbe roie in ber
franjöfifchen — ob auch h'** tvie bort §ora}en« SQßort Don bem freifeenben
Serge, ber eine Wau« gebar, feine öeroährung finbe ober nicht — ba8 hing
») 2lrt. 7.
*) Sgl. barüber bie oben ermähnte uortrefUicfie Slbbaitblung be« P. ffr. ©eg*
mütter: »lättcr au« ber ffirchengefdjichte bei ©cbtoetj jur 3«t ber fcelDetif.
Digitized by Google
- 742 -
junächfi Don ben ^erfonen ab, meiere in ben Behörben ber einen unteilbaren
Äepublif fafeen. O^nen mar jebenfaflS bie ^>auptfact)e überladen.
9cun fehlte eS jroar ben Häuptern ber £>etDetif triebt au gutein 2Bifleu,
bie 93erfaffung ihrem ©eifte entfprechenb auszuführen. Die meiften unb bie
einfluBreidfrfien auS ihnen gehörten ja ber ©d)injnacr)er ©efeflfehaft ober Dem
ftreimaurerbunbe an. 2lber bie 3"^er^ältni|ie ftnb oft ftärfer al* tu
Wenigen.
©o führten benn zahlreiche ©rünbe in ber ©chroeij ju einem Diel behut«
famern, roeniger rohen ©erfahren auf bem ©ebiete beS ©chulroefenS als in
gfranfreict). 3n ber Serfaffung felbft liegen Diele ©rünbe, welche jur Uiiju»
friebenheit gegen baS „höflifche Büchlein" OdtfenS geregte Beranlaffung boten.
Die Stellung ber @inr)eitSregierung mar Don Anfang äufeerft fetnuantenb;
fic ftüfcte fid) mehr auf bie Bajonette ber raubgierigen unb Derhajjten $ran=
jofen als auf bie Haftung unb Siebe beS BolfeS. Dem h*toetifchen Staate
gebrach eS an ©elb. tiefer Langel führte $u SJtoferegeln, bie ben #aj$ gegen
baS aufgebrungene Regiment noch fteigerten. 6r lieft überbieS bei ben Sfe-
genten ben ©ebanfen an eine gröfeere Unternehmung beS griebenS faum auf»
fommen, Diel roeniger jur Durchführung gelangen, $m ©a>Be ber gefefe*
gebenben 9täte hechten Unflarheit, Berroirrung, 3erffl&renfcit 5anoti«muS.
Die friegerifthen (Srfchütterungen ber 3"* fugten befanntlich aucr) ba$
mit Qfranfreia) Derbünbete ^>elöetien heim. 3öo aber bie JfriegSfurie haust,
lönnen friebliche Begebungen nicht gebeit)en. Inter arma silent musae!
©ojufagen ber (Sinnige, roeldfyer baS ©dmlroefen im Schöße ber t)elDe*
tijchen Regierung mit $lan unb (Sifer ju tybtn fuchte, mar ber Wtnijier ber
ftünfte unb 2öiffenfchaften, WÜPP Ulbert ©tapfer f). Sr roar ju Sern ben
23. ©eptember 1766 als ©ohn eines ^rebigerS geboren — ein Wann Don
roohlrooflenbem ©harafter, Don cnergifchem ©eifte, Don chriftlid) gläubiger ©e«
finnung, aber auch Der ^lufflärungSphilofophie ftantS unb ben neuen ^been,
bie auS ^raufreid) (amen, treu ergeben, ein entfehiebener Anhänger beS bd:
Detifchen (SinheitSfiaateS. ©tapfer r)atte $u Bern eine theologifche ^rofeffur
befleibet, als er anfangs TOai 1798 jum 9lmte eines 5WinijierS ber fünfte
unb SJBiffenfchaften berufen rourbe. 9luS biefer ©teflung fchieb er im Sep;
tember 1800 unb Derbrachte ben 9feft feines SebenS in ftrantreieb (t 1840).
(58 liegt unS auS Derfchiebeuen ©rünben ferne, r)ier auf ©tapferS ihQt'S;
feit auf bem ©ebiete beS ©chulmefenS näher einzugehen unb bie einzelnen
9lfte beSfelben einer Jfritif ju unterwerfen. (5r ruanbte junächft feine ©orge
bem ^rimarfchulroefen ju, rief fobann, auf ©runb einer DireftorialDerorbnun^
Dom 24. 3uli 1798, fantonale GrjiehungSräte, DiftriitS*3nfpettoren ic. in'4
') 2Jgl. $b- 511b- ©tapfer. (Sin Sebent unb ftulturbilb oon St. ^'uginbübl.
*afcl 1887.
Digitized by Google |
- 743 -
Seben, roanbtc fid) in M)ei Schreiben an bie „9teligionSlehrer" )pe(bctien$,
um fie für feine päbagogifchen JBeftrebungen 51t geraumen unb arbeitete enblich
ben „$orfd)lag eine« ©efefce« für bie untern Sürgerfchulen" aus, melden er
buret) baS Direftorium am 18. Tcoüember 1798 ben gefefcgebenben 53e^örben
oorlegen liefe1). 3u,n erhoben mürbe biefer Entrourf niemals.
Der Eifer unb bie Eingebung beS 9RanneS oerbienen ftcherlich h°h*
Wnerfennung. Huer) läfet fich baS SBohlmoOen beSfelben gegen bie fhriflliche
Äeligion überall febr roohl b«au$fühlen. Manche Hnfchauungen finb richtig,
manage fllajjnahmen flug unb ben 3eitüerhöltniffen mie ben gejunben ©runb-
fäfcen entfprea>nb.
9Jtona>« ift inbeffen als grunbüerfehrt ju bejeidmen. 9$om chriftliehen
bejiehungSroetfe fatf}olifa)en Stanbpunft au« fann prinzipiell niemals zugegeben
werben, bajj ber Staat baS ErjiehungSroefen, feine Leitung unb Einrichtung
au5fä)lie&lich ju beforgen &abe. Unb boct) ^at ©tapfer an biefer Muffaffung
beS ftreioenlertumS überall f eftgehalten. Religion rooflte er jroar gelehrt roiffen.
Eber bie Bezeichnung ber SReligionSlehrer, bie fteflfefcung beS SJtofeeS unb ber
Qualität ber religiöfen fielen foflte burchauS bem Staate ohne 9)ücffidr)t auf
bie tircf)li$e Obrigteit überlaffen bleiben. ES nabm fic^ fap mie eine
reijung ber firdjlichcn SReöolution aus, roenn ber TOinifter in feinem erften
Schreiben an bie SteligionSlefyrer £)e(detienS bemerfte : „Gebeutet, bafe manches
Überflüffige unb 3roerfroibrige in unferen nrct)lich*n ®ebräud)en ift, unb roarum
luoflf il}r benn nid»", bajj es )u feiner Qtit oerbeffert roerbe? fraget lieber
ba3 Eurige baju bei, inbem 3h* folgen 93erbefferungen nachbenlt unb ge*
legentlich Euere ©ebanfen barüber befannt machet ober ben 53ebörben mitteilt/'
Stapfer mar erfüllt oon ber 3bee einer unhaltbaren ffircfyc, .fäiflernb im
rationalifierenben ^^ilofop^enmantel eines ffant. 3f)re Aufgabe erblidte er
nach feiner eigener SluSfage blofc barin, baS moralifche (Gefühl gegen bie Sin-
reijungen ber Sinne ju maffnen, baS ©emiffen in ber SBrufl jebeS ^Wenfc^en
mit feiner gefefjgebenben unb richterlichen Sürbe ju erroeden unb feine Stimme
mit einer über alles WifeöerftänbniS erhabenen Klarheit ertönen ju laffen.
Ob fo(d)er Slnfchauungen $ürnen mir Stapfer nicht, mie falfch fie auch ftnb ;
er mar eben ein ßinb feiner 3*it/ « glaubte pofitioeS Ehriflentum mit ben
Meinungen DeS ftreibenfertumS oereinigen unb oerfchmeljen ju fönnen unb
gemährte nicht, bafc barunter baS Ehriftentum empfinblichen Schaben litt.
Weniger oerjeihlicb ift, bafe er feine rationalifierenben 3been glaubte burch bie
Schule oerbretten ju follen unb bie Diener ber Äira> 511 feinen £)anblangern
meinte beilüden m bürfen. ES ift offenbar, bafe ber Stanbpunft StapferS
ein in ber Schulfrage falfcher ift unb jur ÄonfeffionSlofigfeit ber Schule führen
muß. Denn menn ber SReligonSunterricbt ohne SRtidficht auf bie beüoflmäa>
•) ©trief ler, äftcnfammlung II. 9b. ©. 574. 607. m. Söb. ©. 31 4. »02.
Digitized by Google
tigten Präger ber (ir^Iic^en Sehrgewalt erteilt wirb unb wenn berfelbe na<j
Oen ftorberungen bec StaatSraifon ju mobein ift unb auf nichts weiter dl
ouf einen 3Jloralunterricbt hinausläuft: bann ift ber ©abritt bis $ur Dolen
ftonfeffionSlofigfeit wahrlich nicht met)r fo groß. Stapfer t)at biefen ©abritt
nicht getrau; er rooOte bie fonfeffionSlofe ober religionSlofe Schule rieht.
$)aB aber ber fonft fo eble 5Rann bie einleitenden ©abritte gethan, Deiche
(onfequenter 2Beife $ur ftonfeffionSlofigfeit, ja $ur JReligionSlofigteit ber Schule
unb baburch ju einem ber unerhörteren unb folgenfchwerften Singriff/ in baS
gamilienrecht unb in bie ©emiffenSfreiheit führen mußten : baS bleibt tief ju
bebauern.
$ie $elbetit unb ihre 3nfHtutionen finb Derfcfyuunben. Stapfer ift Don
ber 93ühne beS ßebenS abgetreten. Utber ber (Seift, melier bie §etoetif be-
lebte, ift nic^t oerfchwunben, unb bie Männer, welche feither ba« Schutroefen
ju gehalten fugten, nid}t immer fo ebelbentenb unb fo chriftlich gefinnt ge«
wefen wie ©tapfer, haben aber nur ju häufig unb nur $u fehr ben ®eifi ber
#elbetif in fi<h aufgenommen unb fogar beren einjelne formen nachzuahmen
gefugt.
StamalS fcheiterten bie 93erfu<he, eine ber fonfefftonSlofen öerwanbte Schule
einzuführen an ber flraft beS chriftlichen JBewujjtfeinS unb an bem 2öibermiflen
gegen ben Schulwang überhaupt, $eute bürfte ber nämlichen ©efatjr burch
Schulen, bie wahrhaft auf ber &öhe ber 3<ü M*n unb wehrhaft chriftlich
fonfefftonell ftnb, am erfolgreichen begegnet werben.
Vortrag beftimmt für bie ©eftion ber ©emtnarlehrer am 3ah"8f<fte be* »ertince
fathoL ßehrei unb Schulmänner ber @<h»eij.
(H. B.)
titl !
3um erftenmal finbeu mir uns ju einer SSerfammlung ber Seminar«
ler)rer ber tath. Schmeiß jufammen, um mit einanber über bie gemeinsamen
3ntereffen unfereS h°^<n ^Berufes ju raten unb ju traten. Es ift eine be«
beutfame 3bee, welche in ben SeftionSDerfammluugen unfereS Vereins gum
SluSbrucf tommen fofl ; bie fieljrer ber gleichen Schulftufen foüen einanber näher
treten, $ür)lung unb Ehrung mit einanber unb burch einanber erhalten, ihre
Erfahrungen gegeufeitig auStaufchen jur gemeinfamen Belehrung, SQBarnung
unb Mahnung, aber auch jur gemeinfamen Begeiferung jur Erreichung un*
ferer erhabenen Sbeale. 2Bir fuib bis bahin ju getrennt marfchiert. 2Benn
auch im grofeen ©anjen bie gleichen ^rinjipien unb 3iele uns oorfchmebten,
fo hat fie jeber auf feine eigene 9lrt unb Seife ju erreichen gefucht, ift feine
Digitized by Google
- 745 -
eigenen SÖege gegongen unb erreichte baljer wof)l aua) bielfact) ni#t, was er
roünfdjte.
3n gegenwärtiger 3«* ift einljeitltdjereS 3ufammenmirten unb Arbeiten
nüd) einf)eit(id)etn $lane um fo notmenbiger geworben, weil burd) bie grofe»
artigen SJerfebrSmittel bie JÖeltteile, alfo and) bie einzelnen Seile uufereS
lieben 93aterlanbe8, einonber nä&er gerüdt finb unb bie SBebürfniffe in
SBejug auf Srjieljung unb Unterricht in beu oerföiebenen CanbeSteilen immer
gleichartiger fia) geftalten. grüner lebte jeber ÖanbeSteil meljr abgef<$loffen
für fic^, jeber Ponton, jebeS $t)al; Ijeute finb faft ofle ©a)ranfen ge-
fallen; bie Gifenbaljn mad)t fia) JBa^n bura) fwlje SJerge, ber 2>legrapl>
trägt bie menfc&liayn ©ebanfen mit »li^efi^neae in bie entlegenften ©egenbeu,
baS Telephon öffnet ber menföüdjen ©timme ein foft unbegrenztes ©ebiet;
bie 3eitungen unb 3eitf Triften, Äotenber unb $üa>r finben ben 2Beg in
bie abgelegenen glitten unb bermitteln it)ren Semofjnern Wnfa)auungen unb
öebenSgrunbfä&e, wie fie in ber grofeen 2öelt brausen unter Millionen oon
9Renfa)en r)errfa>n unb als geiftige «Motoren baS inbiüibueHe, fojiale unb
religiöfe Öeben mit gewaltiger Äraft beeinfluffen unb bewegen. Seber SRenfd)
r)ängt mit taufen* gäben am anbern, jebeS $>orf ift burd) taufenb 3ntereffen
anö anbere gebunben, jebeö Canb burd) taufenb {Rüdfia)ten auf baS anbere
angewiefen. 3)ie allgemeinen 3ntereffen beljerrfa>n immer met)r baS inbioibuefle
wie baS fokale Seben.
93on biefen 53e rrjältniffen !anu natürlich ba3 Sdjufleben nia)t unberührt
bleiben, $ie Dorffdjule mufe fict) bem (antonalen ©cr)ulgefefce unterwerfen
wie bie ©tabtfa^ule, aber au$ bie (antonale ©efefcgebung mufe über bie Äan»
tonSgrenjen r)inauSf$auen unb barf fidr) oon ber allgemeinen Sntmidlung beS
SdjulwefenS im ganzen 93aterlanbe nid)t abfließen, fonbern muß, wenn fie
auf ber $ölje ber Qät fein will, auf biefelbe aQfeitig 9tudfi<$t nehmen. 60
nähern ftcr) bie einzelnen ©a^ulgefefcgebungen wenigftenS in ben wid)tigften,
prinzipiellen fünften, ofme babei bie inbioibueflen 93ert)äUniffe unb SBebürf»
niffe aus bem 9luge £U oerlieren. Das ift ein natürlicher (SntwidlungSgang,
unb baljer aud) ein gefunber unb ber ©aa)e entfprecfjenbct unb unterfcr)eibet
ftct) wefentlid) oon ber gewaltfamen Slufbränguna, ber fogen. fd>meijerifct>en
33uttbeSfd)ule.
2ln biefer ßntwidlung nehmen naturnotwenbig au$ bie 2e&rerbilbung8*
anftalten teil ; fie fönnen unb bürfen ficr) nid)t oon itjr abfdfliejjen unb Ijaben
e§ bis jefct aud) nia)t get&an. 9Jian foO nur bie ©efdncfye ber einzelnen
fatt)oüfd>en ©eminarien furj überfcrjauen unb man erfennt fofort, wie fie fia)
bemühen, mit ben Wnforberungen ber $t\l ©abritt ju galten unb bie it)nen
anoertrauteu ßaubibaten benfelben entfprecfynb ju bilben. (SS fami aber luerin
nod} ein ©abritt weiter gegangen, werben unb biefen ©abritt foü bie r)eutige
Digitized by Google
Herfammluug anbahnen. Die (SefichtSpunftc ^ifju möchte ich fyct fur$ au~=
einanberfeften, um fie bann ber allgemeinen DiSfuffion ju übergeben.
1. Die heutige 3}erfammlung fönte ber Anfang fein ,ju einem regelmäßig
jährlich jmeimal ftattfinbenben (SebanfenauStaufcb unter ben Seitern unb Seljrem
an ben fatfyolifdjen 2ehrerbilbung§anfialten. 3a) benfe alfo an eine 9frt SBercin
ber ©eminarlebrer als ©eitton be§ „93erein§ ber fatholifchen Seljrer unb Bd)üU
männer ber ©chroeij", roelche fid) roie r)eute an ber ©eneratoerfammlung §u-
fammenfinbet, bann aber auch noch einmal in ber 3n>ifchen$eit unb jmar ab=
mechfelungSmeife in einem ber Seminare felbfl Daburch mürben mir un*
beffer fennen lernen, mürbe ein f<höne§ 53anb ber Kollegialität unter ben ein*
jelnen ©eminarien gefnüpft, fönntc man ftd) über manage fünfte b<3 Unter'
richte*, ber SJcethobe, nach ber theoretifchen unb praftifchen ©eite hin einen,
mürbe man fräftig jur gegenseitigen gortbilbung beitragen, an ber grofeeti
Aufgabe ber Sehrerbilbung gemeinfam, nach einheitlichen formen arbeiten,
fönnte man auch (Sinflufe auf behörblictje §ntf<f)lie&ungen geminnen burch ge-
meinfame Eingaben, auf einheitliche fiefjrmittel für bie Solfefchule, überhaupt
auf eine einheitlichere ©eftaltung beS ganjen ©dml« unb Unterri<ht«roefen$.
3a) mürbe mir Don einer folgen ©eftion Diel besprechen. Diefelbe märe naa)
meiner Anficht feljr einfach $u organifieren. 3eber Seiter unb Öeljrer an einem
fatholifchen ©eminar ift ipso facto Witglieb ber ©eftion; IBorftanb ift jebe4
3af)r ber Direltor, in beffen Slnftalt bie Skrfammlung ftattftnbet. Verleibe
beftimmt auch bie Referenten, Dereinbart mit biefen baS 5b,ema unb ruft auf
bie paffenbe 3*it °ie 5$erfammlung ein. ^Beiträge merben nict)t be^abjt, ba«
gegen t)at fia) jeber felbft ju Derföftigen. Sine befonbere ftufmerffamfeit
mibmet ber herein bein 33erein8organ unb fudn" baSfetbe nach Gräften ju
heben unb ju Derbreiten.
SÖie biel ®ute§ fönnte burch biefe ©eftion foroohl für bie öeljrerbilbung
üU für ba§ ©chulroefen überhaupt geftiftet merben ! Der ©ebanf e. glaube ia).
ift gemijj ber emfleften (Srmägung mert.
2. Sin roid)tige§ 3^1» nnb ba§ ift ber jmeite ^ßunft, auf ben ich 3h"
Wufmerffamfeit (enfe, ift bie Errichtung eines einheitl ia)en £eljrplane§.
3tc märe eine ber erften Aufgaben unfereS ©eftion£leben@. SBir foflten
e» bafnn bringen, bafc bie fatholifchen ©eminarien nach einem einheitlichen
Sehrplan oorgingen. 2Bir höben in unferem Hanton Seljrer au§ berfdjiebenen
©eminarien unb fo ift e§ auch in anbern ßantonen. Sine einheitliche Sehrer«
bilbung menigftenS in ben fatholifchen Äantonen foOte angeftrebt merben.
Diefer Sehrplan fyaite fich ju erftreefen Dorerft auf bie $ilbung*jeü.
Drei- ober Dierjährige ©eminarbilbung — biefe grage fleht h«tte in Dielen
Äantonen im SJorbergrunb. Daneben geht bie anbere: melche Sorbilbung
hat ber ©eminarbilbung Dorau$$ugehen ? (Sine jmei«, brei« ober tfier)öt>rige
Digitized by Google
- 747 -
©efunbar* ober 53ejirtSfdmlbilbuug ? 2öir fefyeu biefe Ofrafleu in ber ©dnoeij
üerfdjieben gelöst. 9(ad) unferer 9ttific^t unb (Srfajjrung foflle eine tüchtige,
jweijäljrige ©efunbarfdjulbilbung, roemi fie auf einer gutorganifierten, wenig;
ftenS fed)Sjäf)rigen ^ßrimarfaViIe, meiere ©onjtag» unb Öton$jaljrfd)ulen märe,
aufbaut, genügen. (5S foflte bamit in jungen, etwas talentierten unb fleißigen
©dnilern — unb nur fötale paffen in§ Seminar — ber JBobeit gelegt
fein, auf bem baS Seminar fruchtbar unb mit Srfolg roeiter arbeiten tanu.
^luf biefer (Srunblage fofl nun ein DierjäljrigeS ©eminarftubium fid) ergeben,
Don benen brei 3a(jre meljr ber ttjeoretifc&en 33ilbung unb ba§ lefcte 3al)r
meljr ber praftifcf)en gemibmet ift. 2Bir fönnen Dom gegenwärtigen Unter»
rid)t3ftoff mobj wenig abfdmeiben, aber mir müffen bafn'n trauten, bafe er
grünMid>er unb allfeitiget befjanbelt werben fann. Diefe beiben (Sigen*
fünften finb ftarbinaltugenben beS ©eminarunterric&teS. DaS üierte 3at)r tjat
bann eine boppelte Aufgabe, erftenS bie Vermittlung ber praftifd) beruflichen
3fäd)er, moljin id) befonberS bie Ecetyobif unb bie praftifa)e ©c&ulfü&rung in
ber ÜbungSftfcule rechne; jweitenS bie jufammenfaffenbe 3?epetition beS ge*
famten UnterridjtSftoffeS, wobei man befonberS auf ©eminnung aflgemeiner
©efi<$t$punfte Anarbeitet, um fo ben ©Gütern ein abgerunbeteS ©anje gu
bieten, mit anbern SBorten bie ©a^ulbilbung abjufctyiefeen unb bie ©elbft* unb
Söeiterbilbung ju eröffnen, für meiere überall bie geeigneten unb notmenbigen
2öinfe gegeben werben.
3. Den Mbfdjhijj biefer ©emtnarbilbung t)at bann eine Abgangs- ober
wenn ©ie wollen, Maturitätsprüfung ju bilben — unb baS ift ber
3. s-ßuntt, auf ben id) aufmertfam machen wifl.
Die Abgangsprüfung foflte alfo eine Reifeprüfung fein. SBir treten
ba einem neuen ©ebanfen gegenüber, foweit er unfere fatljol. ©eminarien be-
trifft, aber einem ©ebanfen, ber in ben paritätifd)en ©eminarien fdwn (ängft
bura)gefür)rt ift.
3n ßujem, ©$wtty unb 3ug Ijabeu wir befonbere ^ßrüfungSfoflegien,
bie jwar aus burdjaus gebilbeten Männern befteljen, bon benen aber bod) biele
nie ober fct)on lange nia)t metn: ber ©dwlprorjS angehören. Die $eobaa>
hingen, bie ic$ in biefer SBejieljung feit einer fteifje bon Sauren gemalt, tjabeu
mir flar gezeigt, baS foldje ^rüfungSfoflegien, fo gut unb reblidj fie eS aud)
meinen, ber CeljrerbilbungSanftalt ntct)t ganj geregt ju werben oermögen. Die
fragen entfpreapen bielfad) bem Cefjrplane beS ©emtnorS nidn", gefyen oft taum
über bie ©efunbarfa^ulbilbung b.inauS unb Derlangen oft ©ad)en, bie ber
©emiuarunterrid)t nie r)at befjanbeln fönnen, weil fie eben niaji in bie Rahmen
beSfelben fnneingeljören.
Die Prüfung ber Abiturienten foOte Don ben ftadjlcfjrern unter Cber--
leitung ber ^rüfungSfommiffion gefdjefjen, welche ben ©toff ber Prüfung am
Digitized by Google
- 748 -
^rüfungStage (nicht oorfjer) beftimmt uub nebft bem Fachlehrer flöten macht.
Der ^rüfungSftoff felbft fotlte in jcbem ftad) aroeiteilig fein, erftenS eine Überfielt
über ba§ ganje ©ebiet Dermitteln unb jmeitenS einzelne Gebiete bis ins Detail
»erfolgen. Die Prüfung hätte ittd^t blofe Einzelprüfung allein, foubern auch
ßlafjenprüfung ju fein. Diefe Wbturientenprüfung märe auch Don ber ©dml»
Prüfung brr übrigen jhirfe $u trennen unb für fid) felbft ju behanbeln unb
jmar tüäljrenb mehreren lagen, jo bafj bie einzelnen ©toffe münblich unb
fchriftlich grünblich burchgenommen merben fönnten.
Das ^jküfungSrefultat foflte fobann nach einem gemein farnrn ^ßrüfungS*
reglemente ermittelt merben unb in fämtlichen ftantonen gelten. ES ift boch nid)t
mehr recht faßbar baS Verfahren, baS ^eute noch üielfüd) eingehalten roirb. *Dlan
möchte eS faft lächerlich nennen, menn ber ftnftanb bieS 2Bort erlauben mürbe,
menn ein ftanbibat üon Danton jit Äanton manbern mujj, um 3*ugniS Don
feiner ÜReife abzulegen, als ob fein Danton ben 9luSmeiSf Triften beS anbern Ä an«
ton*, ben auSgeftefllen patenten berfelben traute, ©o mei& ich junge Stirer unb
Lehrerinnen, bie jmei, ja brei patente im ©ad (jatten unb tro|bem normal«
eine Prüfung ablegen mußten, um baS patent im betreffenben ftanton ju
ermerben. OFreilic^ ^ot baS ©efefc bieS bedangt; aber fola> ©efefce foflten
eben nach unb nach natürlichem Einrichtungen $lafc machen.
W\t fa>ebt alfo für bie latholifchen tfantone ein ^rüfungSoerfahren
bor, baS Wfmlichfeit mit bemjenigen ber eibgenöffifa)en SWaturität hat. Die
latholifchen tfantone mürben fich auf ein gemeinfameS ^rüfungSreglement Oer-
einen, unb bie Reifeprüfung an ben einzelnen ©eminarien mürbe unter 3«*
grunblegung beSfelben Don ^bgeorbneten beS ErjieljungSrateS beS ÄantonS, in
bem baS ©eminar liegt, geleitet. Die latente felbft mürben Don bemfelben
ErjieljungSrate auSgefleflt. Der ^eft^er erhält mit biefem patente 3ugang
ju ben ©chulen aller ftonforbatsfantone , alfo eine gemiffe ftreijügigfeit.
Ein fola>S Verfahren böte ben ©eminarien unb fiehrern grofce Sorteile,
mürbe für bie Öehrerbilbung ein bebeutenber t^ortfa^ritt fein, mürbe fte auch
auf eine größere f)öfje fteQeu, eröffnete ihr allgemeinere unb meitere ©e[ic^t5-
punfte, unb afleS biefeS mürbe gemifj audt) heilfam auf baS ©(hulmefen als
folches einmirfen. Es entftünbe bor allem mehr ©lekhmäftigteit unb Einheit,
maS bei ber heutigen ftluftuation ber öebölferung nur ju münfehen märe.
ÜJlan (ann auch bie ftrage aufroerfen, ob nicht eine eibgenöffi iche
päbagogifche Maturitätsprüfung angeftrebt merben bürfte. Um nicht
inifeDerftanben ju merben, mifl ich 3h"en meine Anficht genauer auSeinanber
fetjen. — Es befteht gegenmärt ig ein eibgenöffifcheS ÜftaturitätSreglement für
bie ©dnoeij, melcheS freilich in erfter öinie bie Webijinftubierenben im 9luge
hat, aber auch auf anbere gelehrten 33erufSarten auSgebehnt ift unb auch Dpl1
ben ©tubierenben jum Eintritt in biefelben benufct wirb. Daher machen in
Digitized by Google
- 740 -
ber tRegel bie nteiflen 9Cbtturienten ber ©mnnafialbilbung bie MaturitötS»
Prüfung, mögen fie bann Webijiner , Suriften, Prologen ober fonft etwas
roerben. Much für bie 9cealabtei(ungen , Onbuftriefchulen befielt eine Matu-
ritätsprüfung. 3ebe8 ©tomnafium, ba§ ben ftnforberungen beS eibgenöffifcfjen
TOaturitätSreglementeS entfprict)t, erhält baS iRe$t, bie Maturitätsprüfung
abzunehmen unb bie entfpre$enben Diplome auSjufteflen. Das MaturitätS»
jeugniS ho* nun ©tiltigfeit für bie ganje Schmeiß unb berechtigt jum uuge-
f)inberten 3u*r'** Jur afabemifdjen 2aufbar)n. Diefe eibgenöffifche Maturität
fleflt nur baS {Reglement für bie Prüfungen auf unb übermalt bie MuS*
führung ber ©ebingungen $ur Maturität in ben einzelnen Hnftalten, greift
aber meber in bie 9te<hte ber ßantone in 93ejug auf it)re flnftalten, nod) in
bie weitere (Sntwicflung unb HuSbilbung ber Bnftalt ein ; fetbft ^rioatanftalten
(ginjtebeln , Scroti}) ^aben bie Maturität. <B finb aflgemeine formen im
Cehrblan, bie für ben ©ang beS Unterrichte« prnunfl vaih Leitung bieten.
60 etwas foüte aua) für bie ßeljrerbilbung unb ßehrerfeminarien erteilt
werben tönnen. 6in eibgenöfftfcheS Reglement für bie Maturität ber ßet)ret
würbe ben einzelnen ©eminarien bie Freiheit unb ben Äantonen baS Stecht
auf biefelben feineSmegS nehmen, brächte aber Klarheit unb Sicherheit bezüglich
beS burchjunehmenben ©toffeS unb hätte ben Vorteil, bafe alle Seminarien
öor bem ©efefc gleich mären. Man müfete, was man ju thun hätte, unb
baS märe ein grofcer Vorteil. Die Prüfung mürbe an jebem Seminar fetbft
unter ftufficht ber fautonalen 93et)örbe abgenommen, ber auch Mbgeorbnete
bei eibgenöffifchen 6cfwlrate$ beiwohnen würben. Da« Seljrerpatent würbe
für bie gan$e «Schwei j ©eltung fyabtn. Das wären für bie Öeljrerfchaft
Vorteile, bie nicht genug beachtet werben tönnen. Diefe päbagogifche Ma»
turität wäre alfo ber r)umaniftifc^en ooOftänbig nachgebilbet unb fo burch*
geführt, wie biefe. ©0 wenig man Sebenfen hQtte, biefe einzuführen, fo
wenig barf man fola)e für jene f)obtr\. Sohl wäre baS ein fleineS Stüct
3*ntralifation, aber (ein anbereS als baS bei ben ©ömnafialftubien ; wo bie
Vorteile fo groß finb, barf unb fofl wenigftenS ber ©ebante geprüft, befprochen
unb beraten werben, unb mehr woQen üorläufig biefe ©ebanfen nicht, aber auch
nicht weniger. Die Lehrerprüfung nach einheitlichen formen unb bie ©ültigfeit
beS patentes für einen grofeen $eil beS SßaterlanbeS, alfo bie ganje beutfdje
©chweij — baS finb ©efichtSpuntte, bie wir nicht aus bem fluge oerlieren
bürfen, wenn wir ben ßeljrerftanb tybtn unb ihm wohlthun wollen.
4. Sin wichtiger $untt für bie Sehrerbilbung ift bie ftortbilbung
berfelben nach ber ©eminarjeit. 3n biefer Beziehung mufc baS ftonferenj*
wefen gut georbnet fein unb bafür geforgt werben, baß gute päbagogifche
3eitfchriften in bie #änbe ber ßeljrer fommen. EefonberS aber möchte ich
ben ftortbilbungSfurfen baS SQBort reben, bie innerthalb beflimmten
Digitized by Google
- 750 —
3mifchenräumen regelmäßig fi<h mieberrjolen unb immer auf einige ^äc^er
9?ücfficht nehmen. $)a märe eS im 3ntereffe einer einheitlichen 8er)rerbilbung,
menn biefe ftortbilbungSfurfe intertantonal mären, ober roenn unfer ÜBtrein
felbft biefelben einführen fönnte in ber Seife, baß fie balb in biefem, balb
in jenem Seminar ftattfänben, mit ftaatlic^ec Unterftü|ung unb mobl aud>
Auf ficht. $a$ bleibt ihotfäV. oajj bie Seminarien bie f)oty Aufgabe t>aben,
auch nach ber Seminar$eit auf bie Öehrer einjuroirten, fi* geiftig rege $u
erhalten, in ihnen ben ^ortbilbungStrieb immer mehr anjueifern, ihnen ©e*
(egenheit ju geben, benfelben ju betätigen, fie auch in moralifcfjer 9e$ief)ung
rDot)ltr)ätig ju beinfluffen. $ie Seminarien fallen für bie 8efjrer geiftige
Sonnen fein, Don benen immer neue« Öidjt unb neue 2öärme auSftrahlt unb
bie überall befristen unb beleben.
daraus geht für uns Seminarlehrer freilidj auch bie h<>he unb uerant*
mortungSoofle Aufgabe heroor, forooljl au unferer eigenen geiftigen SBeroofls
tommnung nach ber inteüeftueQen unb fittliaVreligiöfen Seite hin unermüblicb
ju arbeiten, als auch nach aufcn burcb Referate in ben Sehionen, burch
miffenfchaftliche unb anregenbe Artifel im JßereinSorgan thätig ju fein, geiftige
2üohlthateu ju fpenben, roo mir nur tonnen. 2öir bürfen nicht ju fehr un5
gehören, fonbern mir gehören ebenjo fehr unfern 3öglingen, mir gehören ebenfo
fehr ber Cehrerroelt. (Sin fola>3 Arbeiten ift Segen für bie ganje ßehrer*
bilbung unb mirD fie mächtig beförbern. Aber eine« bürfen mir nie oergeffen :
An ©otteö Segen ift aü*e3 gelegen. Bie ber ©eift ber Söiffenfchüft im Seminar
herrfcheu unb Don ihm auf bie Setjrer übergehen foü\ fo auch ber ©eift ber
^rönunigfeit, ber ©eift mahren ©laubenS unb mahrer $ugenb, ber ©eift £hrifli
unb feiner lu\ Apoftel unb beS ganzen 2ehramte§ unferer hl- ßirclje! Auf
biefem $oben ber chriftlichen SKeligtöfität mirb bie Celjrerbilbung fräftig empor«
blühen unb Füchte bringen mahren gefitteteu 2eben§ unb mahrer SBilbuug in
allen Greifen, „deicht ihr f)abt mich ermählt, fonbern ich habe ?ud) ermählt unb
gefegt, bamit iljr t)inge^ei unb f^rüc^te bringet unb eure f^fruc^t bleibe."
2ßie tarnt ber Sefjrer ben Unterricht leicht unb intcrejfaitf uiad)cn V
(A. Ö. i. Z )
$üel<h' unangenehmen (Sinbrud macht e3 auf einen gebilbeten SHenfchen,
ber etma§ Dom Schutmefeu Derftet)t, menn er in eine Schule tommt, in ber
ber Sehrer langmeilig unb troefen , ohne ßraft unb Saft unterrichtet ! ßin
laugmeiliger Lehrer, ber meber bie Schüler, noch Dfn Unterricht am richtigen
fünfte an^ufaffen oerfteht, mirb fich leine grojjen ßorbeeren in feiner Schule
fammeln. Allein nicht nur biefe§ ift e8, ma§ oom toten unb langmeiligen
Unterricht 51t fürchten ift; er erzeugt noch fme" DifI fchlimmern fteinb beä
Digitized by Google
- 751
t$ortf$rittt3, ben SRüBigsang. StroaS müffen bie ßinber tt)un. Herfen fie
aber in ber ©chule ntdrpt auf — unb bie$ ift bei einem langweiligen, toten
Unterrichte ber §afl — fo befchäftigen fich bie Jlinber mit unnüfjen, ge«
jährlichen Sachen. 3roe(f biefet wenigen 3Borte ift nun barjutfyin, toaS ben
ftinbern in unb am Unterrichte ferner fällt, unb meiere Littel ber Cefjrer
anroenben fofl, um ben Unterricht leicht unb intereffant ju machen.
(§8 giebt roenige ßinber, benen ber regelmäßige ©chulbefuch besagt unb
feinen Einlaß ju fturcht ober Unluft giebt. Siele Äinber t)aben gleichfam
eine angeborene ©ch*u üor ber ©chule. 3U 4>öufe finb fie an ein freies,
ungebunbeneS Sehen gewöhnt geroefen. ©ie fpielten unb tummelten ficr) im
$aufe unb im freien nach belieben, ©ie gingen bahin, borthin. (Befiel
it)nen biefeS Spiel nicht mehr, gleich tonnten fie etroaS WnbereS ins Söerl
fetjen. $ie$ alle« Ijört nun mit bem ©chulbefuche gan$ ober bodj jum Seil
auf. 2)ie ßinber werben gleichfam gebunben. 3^e ftreifjeit mirb üerfürjt.
3)ie größte ftreube ift ihnen bie, roenn bie ©chulflunben üorüber ober roenn
efi frißt: „#eute ift feine ©chule. " $ie$ ift freiließ eine nieberbeugenbe <Sr«
f Meinung, aber eine unleugbare $t)atfaa>. ©cr)roer fällt bem f leinen Solfe
ba3 ruhige ©ifcen in ber ©chule. (53 bret)t unb menbet fich, fet)rt fich balb
auf biefe, balb auf jene ©eite. 93alb büdt eS ftd), fteht mieber auf, fcharrt
mit ben pßen; e8 t)errfa)t eine eroige Unruhe.
$a8 ftete Wufmerfen ift ben ftinbern eine roal)re Qual, ©chroierig ift
e« für fie, il)r Wugeumert immer bem ßebrgegenflanbe jujuroenben. ©ie
idjroafcen tytx, rooOen bort etroaS fet)en unb h°ren, roa§ fie nichts an«
geht, ©ie tänbeln mit ben Rauben unter ber Sauf, benfeu an» ©piel ober
an£ *Diittageffen. Oft fifcen fie jroar ruhig unb fcheinbar aufmertjam ba;
allein ba§ geiftige 01jr bleibt üerfchloffen unb ber Unterricht get)t nuliloS an
i^uen üorüber.
(Sin £>auptgruub, roarum ben fttnberit ber Unterricht fchroer fällt, ift bie
©träfe. Siele fteflen fich ben 2et)rer a(§ einen Wann Dor, ber nid)t§ anbereS
ju thun bat, a(3 ben ganzen 2ag ben ©tod ju jehroingeu, Ohrfeigen au§ju=
teilen, ju fabelten unb ju fchimpfeu. Rubere, bie fchon beftraft roorben ftnb,
fürchten fich n0£h ,nehr* roifber ber ftrafenben ©erechtigfeit anheimzufallen,
©o fc$roeben fie faft immer in ber %ngft. $aß unter genannten Umftänben
bie ©chule feinen 91uffchroung nehmen tann, baß überhaupt feine Anregung
unb ftreube an ber ©chule unb am Semen erjielt wirb, ift gar nicht ju
oerrounbern.
Sie fann nun biefen Übelftänben abgeholfen, roie ber Unterricht (eicht
unb intereffant gemocht roerbeu ? ßineS ber beften Wittel ift ba§ Cehrgefchid
beS SetjrerS, roelcbeS bemfelben ermöglicht, ben Unterricht roirtlich fo ge»
ftalten, baß bie flinber mit ßeichtigfeit unb ^ntereffe ben ©toff anffaffen unb
Digitized by Google
ifjn jum geiftigen Eigentum machen. Der ttet)rer mufe nidjt nur tljeotetifchrr
Söielroiffer, ein t^eorettfe^er ©tubengelehrter fein, nein, er mufj baS, roa$ er
jelbft roeifc, auch an Wann bringen fönnen unb §roar fo, bafj e$ ben Jrttnbem
möglich ift, baS Aufgenommene geiftig ju verbauen. DaS Se^rgejc^id jeigt
ber 8et)rer bann am beften, wenn er frfnüüchere unb mangelhaft begabte ©cbüler
Ichltefelich, freilieh auf oerfchiebeue vHrt unb 2Beife, auf eine ähnliche Stuft
bringt, wie bie mit latent gefegneten. @r jeigt fich als Weiftet ber Scfmle,
roenn er jebeS SNnb bura) unb burch fennt, e$ naa) feinem Temperamente
ju berjanbeln Derfteht. Wimmt ber Öftrer ben Unterricht fo in bie §änbe,
lüfet er feine prattifche Tüchtigteit auf biefe 2öeife teuften, bann mäffen bit
ßinber gleichfam gelungen 3ntereffe am Unterricht nehmen, unb baS Sprieß«
roort üerroirflieht fict): „Suft unb Cieb' ju einem Ding', macht afle Wüh'
unb Arbeit g'ring'."
(Sin ferneres ftörberungSmittel, baS ben Unterricht leiä)t unb intereffant
moc^t, ift ber lebenbige 93ortrag. „2eben entjünbet fich nur am Sebtn." Der
ßet)rer jeige, bafe er bas, roaS er bie ©chüler (ehren mifl, felbjt roiffe unb
burch unb burch öerftehe. 2öa8 ber £et)rer aber roeiji, baS fofl er auch richig
ben Äinbern beibringen. 6r fpreche laut, beutlich, mit flraft unb Audbrud,
fo bafe ihn alle ©chüler üerftehen. ©eine ffiebe arte aber nicht in Schreien
au§, ba fonft bie Äinber fich nicht mehr Diel um fein 2öort lümmern. Da«
roarme, innige SBort hat SBirfung auf baS ©erj beS ÄinbeS. „SöaS oon
#erjen fommt, geht ju £erjen." Die flinber finb ganj Aug' unb Ohr, menn
ber ßehrer ihnen auf obgenannte Söeife ben ©toff beibringt. 3h« 31"9™
leuchten, ihre $>erjen fernlagen fchnefler, unb man fieht, bafe ber Unterricht ihnen
ftreube bereitet unb bafe baS 3ntereffe ber ftinber immer junimmt.
2Beife öefchränfung beS ©toffeS erleichtert ben fiinbern ben Unterricht.
Da§ 3"öiel langroeilt, ober mit anberu 2Borten : ber breite Unterricht ecfelt an.
DaS 3"roenig langroeilt bie Äinber ebenfalls.
bringt ber ßehrer 2öed)fel in ben Unterricht, fo erfüllt fich baS ©ort:
„äöechfel jehafft ©enufe" (Variatio delectat).
(Sin £)auptmittel, ben Unterricht leicht unb intereffant ju machen, ift
bie ^ßerfönl ichfeit beS 2et}rerS. 2öenn ein Celjrer bie Achtung unb Siebe ber
Äinber ertuorben fyai, bann wirb auch baS Sntereffe am Semen fi<h einfinben.
§S mag fein, bafe bie Rinber juerft nur lernen, um bie ©unft beS CehrerS fich
ju erringen unb ju erhalten, 9cacb unb nach lernen fie aus Pflichtgefühl,
unb baS ^ntereffe am Unterricht fteigert fich, i* met)r ©toff, je mehr 9leueS
fie ju ihrem geiftigen Eigentum machen, ©leichfam roie ber 93ogel im ^luge
bie Nahrung mit öeichtigfeit erhafcht, fo auch erfafet bie ßinberroelt ohne gros«
9Jcut)e unb Anftrengung, n>aS ber geliebte ßeljrer oorlegt. 6S ift baher bie
s^erfönlich(eit beS CetjrerS nicht ju unterfchityen ; öielmehr ift biefe ein bebeu*
Digitized by Google
- 75S -
tenbfS ftörberungSmittel beS 3ntereffe3 ber ffinber am Unterrichte. Ohne
3weifel mft eS eine Hauptaufgabe beS CeljrerS, baS 3ntereffe in ben Itfnoern
rege ju galten unb baSfelbe $u oermebren. TOit Stecht [abreibt bah« ber grofec
(SomeniuS: „Die Schulen joflen Stätten ber ftnjiehung unb Söonne fein."
^UCiQton un6 $ttiKc$fteü
DaS Verhältnis ber Religion jur Sittlichfeit wirb in untrer Qtxi gar
häufig Don Seite ber ungläubigen ^ßljUofopljie unb ^ßäbago^if besprochen,
um bie fonfeffionSlofe 9Roral ju begrünben. (SS ift baher für ben (athotifchen
Öehrerftanb fehr wichtig, Uber biefeS Verhältnis Kare Segriffe &u haben. Der
Derftorbene ^ßäbagoge unb ^ßhitofopb, Dr. Stöfl brttcft fich ^ierü6er in feiner
legten Schrift: DaS Verhältnis ber ^ßäbagogil $ur {Religion unb
^t)i(o)op^ie, bie er ben tatholifchen Öehreröereinen gleidjfam als Vermächtnis
tjinterlaffen hot, um ihnen „feine Sympathie an ben $ag ju legen", fehr fchön
folgenbermafeen auS:
„Wem liebt eS heutzutage, bie fogenannte „unabhängige" im ©egenfabe
5ur retigiöfen 9Woral ju protlamieren. 3"r Sittlichteit, fo btifet eS, braucht
man bie Religion nicht ; bie menfchliche Vernunft ift für fi<h ofle in imftanbe,
auS fich j^nt Carmen 511 fdjüffen, welche für baS fitttiche Verhalten beS
5)lenfchen mafegebenb fein müffen. Unb gerabe baS ift bie echte unb wahre
9ftora(, welche bie Vernunft aus fich allein ableitet. 60 lange ber Wlenfch
noch ber flrüde ber Religion ju bebürfen glaubt, um fein fittlicheS £eben
auSnigeftallen, h«t er bie ^)ör>c ber wahren 5Jloral noch teinermegS erflommen ;
er mufe ju biefem 3wecfe bie ftrücfe ber Religion abwerfen unb bie fittlicheu
formen blo& aus feiner Vernunft ableiten. Der Eienfch ift in fittlicher Ve«
jiehung autonom.
6S ift flor, bafe, wenn einmal biefeS ^rin$ip proflamiert wirb, auch bi*
fittliche Grjiehung in bie Vahn biefeS ^rinjipS eintreten mtiffe. Unb baS
wirb benu auch gar nicht in «brebe gefteDt. 9luch für bie fittliche Grjiehuug,
heißt eS, brauche man bie Religion nicht. 9Jtan fönne bem 3öfl""9 «ne
fittliche (Srjiebung geben, ohne im geringften auf bie Religion tHücfficht ju
nehmen, wenn man nur auf bem 5öege beS Unterrichtes bie Vernunft beS
Höglings in ber SBeife auSbilbe, baft er imftanbe ift, bie fittlichen formen
felbft ju ermitteln. Unb ba reiche eS hin, wenn ber 3öQ''nQ nur jur (Sr*
teuntniS jener fittlichen formen gelange, welche für baS gefellfdjaf tliche
unb ftaatliche Ceben r)tenieben mafegebenb finb.
Allein baS ijt abfurb. Damit ber <Dlenfch fittlich lebe unb h^nble, ift
unbebingt erforberlich baS Vemufetfein ber Pflicht. Der sDtenfch h<M ftch
Digitized by Google
- 754
nur bann an bie fittliche Worm, menn er weife, bafe er baju berpflictjtet tfl.
©o wie ihm baS Vemufetfein bcr m«b er übet bie fittliche Norm
fid) immer ^inruegfe^en, menn er baoon einen gröfeern Vorteil ober ein größer
Vergüngen gewärtigen ju formen glaubt als öon ber Beobachtung berfeiben.
Slber moburch ift baS ^flict)tbewu&tfein im Wenfchen bebingt? Ginug
baburdj, bafe er fi<h unter einem fittlidjen ©efefce ftehenb weife, baS twn
@ott ausgebt unb il)m burd) ben 28illen ©otteS $ur Wadjachtuna, borge*
[^rieben ift. Wimm biefe r)ö^ere, göttliche Wuftorität hinweg, unb bu ^aft
bamit aud) baS Wi^tbemuBtfein befeitigt! ßeitet ber Sflenfch bie fittlia>
Worin nicht Don bem göttlichen SBiUen ab, unter welchem er fleht, betrachtet
er fich, feine eigene Vernunft, als Schöpfet berfeiben, bann ift er felbft e3,
ber fidt) gebietet, ber Don fich felbft forbert, baß er ber fittlidjen Worin ftdj
füge. 2Öie tonn aber ein folcheS ©elbftgebot eine Pflicht, ein ^ßflichtberoufeti
fein in ihm erzeugen? $a8 ift ganj unmöglich.
Verhält eS fich aber alfo, bann ift auch eine fittlidje (Srjiefjung nid)t
möglich ohne bie VorauSfefmng eines fittlidjen ©efefceS, roelcheS über bem
9Kenfd)en fteljt, nicht menfchlid)«!, fonbern göttlichen UrfprungeS ift unb al4
göttlicher 3mperatiü an ben 5Kenfä)en hwintritt. 3)enn um ben 3ögüng
fittlid) ju bilben, muß ber (Sr^ieljer baS ^flichtbemufetfein im 3ögling werfen,
unb baS tann er nur, menn er mit einem ©ittengefefce ju operieren üermag,
welches nicht aus ber menfcblich«! Vernunft, fonbern aus ber fupremen Huf»
torität bcS göttlichen SBiQenS entfpringt. Unb in ber $bat, mif fflnn ber
(Srjieher bem 3öflnnge fagen: bu bift oerp flicht et, bie fittliche Worm, bie
ich mit bir auf bem 2öege beS SRaifonnementS feftgefieflt habe, ju beobachten,
menn er ftch nicht auf ein höheres, obligierenbeS ^rinjip, Don roelchem bie
gebaute Verpflichtung ausgeht, berufen !ann ? Gr mufe ja immer gewärtigen,
bafe ber 3ögling ihm antwortet: ja, eS märe ja recht fchön, menn ich «nid)
in meinem Verhalten an biefe Worm binben mürbe; aber mir gefällt Die*
nun einmal nicht, unb eine Verpflichtung baju fannft Weber bu mir auflegen,
noch tonn ich überhaupt eine folaje anerlenneu, weil ja auch bu eine fola>
nicht anerfennft unb nicht anertcnnen fannft.
9lber nun fragen wir: wer giebt benn bem Srjieher ein fold)e$ mit
göttlicher fluttorität ausgestattetes Sittengefefc, woburch allein eine fittlia>
Grjiehung ermöglicht wirb, in bie $anbV 2öelct>eö ift bie Duelle, aus welcher
er felbeS fchöpft? @S ift wieberum bie Religion. $ie Religion fteM ben
5Renfchen unter bie göttliche Orbnung, fie enthüllt bem SJcenfchen bie in
biefer göttlichen Orbnung niebergelegten ®efe$e ber ©ittlichfeit unb tritt bem
Unteren ouftoritntio gegenüber mit bem 2öorte: biefe« ©ittengefefc entfpringt
aus bem 2öiDen ©otteS : ©ott ift eS, welcher eS bir, o Wcenfcf) gegeben t>at.
unb ber bia) jur Beobachtung beSfelben unabweisbar obligiert! Dura) bie
Digitized by Google
- 755 -
9Migion unb bur$ bie Religion allein ift atfo bet (Stjie^er in ben 6tanb
gefegt, ni#t 6(ob bie einzig »öftren formen ber ©ittlitftfeit an ben 3&gling
herausbringen, fonbern auch ba« ^flicfttberoufetfein in ihm jit erzeugen unb
ju beleben unb baburd) beffen fittlid)e Srjieftnng ftu ermöglichen.
fllfo auch Don biefem ©efichtSpunfte au« ift bie ^äbagogif an bie Re*
ligion angeroiefen; fie f!eftt mit biefer in ber inuigften SBerbinbung unb
fann ihrer gar triebt entralen.
Ober fann DteHeicftt bie ^hüofophi* ber ^äbagogif in biefer Wartung
einen (Srfafc für bie Religion bieten? ffeineSroegS. $)ie ^tlofop^ie fommt
aflerbing« auf bem 2ßege beS biSfutftDen Kentens gleichfaDS $u betn 9lefultat«,
baft ba$ ©ittengefefc in ©ott rabicieren muffe, unb bafe beffen obligatorifche
jhaft aus bem göttlichen Söiflen fia) herleite. Wber fie gewinnt biefeS
SRefultat nur unter ber 33ebingung, bajj fie chriflliche ^ilofop^ie ift, alfo
bie Religion als Seitftern lt)cec ^orfchungen anerfennt. (Sin eflatanter 93eroei«
ftiefür liegt barin, ba& bie unchriftliche ^ilofop^ie thatfädjlich baS ge«
backte Refultat eben nicht erhielt, bajj Dielmehr gerabe fie eS ift, welche bie
yjloxüi Don ©ott getrennt unb ben ett)tfct)en Autonom i§mu§ protlamiert fyat.
3)ic ^^i(ofopb,ie fefct alfo, roenn fie ba§ gebaute Refultat erzielen fofl, bie
Religion fajon Dorau«, unb barau« folgt fonnenflar, bafc ^^ilofopfi,ie in biefrm
fünfte bie Religion nicht erfefcen fönne, baj$ Dielmeftr bie ^äbagogif in
frfler Sinie an bie Religion angeroiefen fei, um Don ihr 2luffa>lu& ju
erhalten über ben 3uhalt unb bie obligatorifche ftraft be§ ©ittengefefce« jum
3me(fe ber (Srmöglichung ber fittlic^en Örjiehung. $a« ift fo wahr, bafc,
wenn e$ fich um bie fittliche (Srjieftung ftanbelt, fogar bie moberne, natura«
lifiifay ^äbagogif, bie boch nur auf bie (uncftriftlich*) Wlofop^ie fc&mört,
ficr> ^in unb roieber genötigt fieftt, bei ber Religion in bie ©a)ule ju gehen
unb aus it)r fitilic^e 3been in fich auf junef/men, um nur einigermaßen einen
•HnhaltSpunft für bie gebaute fittliche (Srjieljung ju geroinnen."
H. B.
u.
Um inbtoibueü ergehen ju fönnen, mujTman bie 3nbiDibualität be«
flinbe« fennen lernen. 3eber Elenfch ift Dom anbern etroaS Derfdneben, roeber
bem fieibe noch bem ©eifte nach gleist einer öoflftänbig bem anbern. 3ebe$
#inb bringt ein felbffänbige« 3<h mit in bie ffielt, baS e« Don allen anberen
5Jienfa)enroefen untertreibet; ba§ ift feine Eigenart, feine 3nbiDibualität.
Sie bilbet bie OueDe feine« SftunS unb Caffen«, ift ber SöefenSfern, au«
Digitized by Google
— 756 -
bem fein ganjeS inbioibuefleS ©ein ^roorroäc^t unb in Be$ug auf toelch^
ber Dieter fo trefflich fagt :
„£ab ich be$ Wenfchen ßern crft unterfudjt,
So hob ich auch fein ffioflen unb fein £>anbeln. " s^n«. soa«fiem.
tiefer $ern im ftinbe fjerauSgefunben, unb bie halbe (SrjiehungSaufgabe
ift getfjan unb ber ganje 2Beg $ur fiöfung ber anbern $)älfte i(l Mar unb
beutlicr) borgejeidmet. Aber gerabe ber (SrfeuntniS biefeS fternS flehen metfi
große £inberniffe im 2öege; er liegt oft tief verborgen unb wirb erfi nach
langer unb forgfältiger (Srforfchung unb Beobachtung erfchaut. $a fommen
bem (Srjieljer pfirjchologifche Stubien unb reiche Erfahrung ju gute. Aber man
beachte auch roo^I : 2öar)re Selbfierfenntni« erleichtert bie WenfchenfennrmS
unb fchärft ben pfüchologifchen Blicf. Darum: „Söiflft bu bie anbern Der»
flehen, blicf in bein eigenes Jperj." (Schiüer.)
Am roichtigften ift eS für ben Grjieher, bie innerften Steigungen unb
Anlagen be§ ßinbeS tennen ju lernen. Sie finb mit feinem ganjen 3<h Der«
roadrfen, finb gleidjfam angeboren. ^t)re Kenntnis erft macht bie (Srjierjung
red)t fruchtbar unb roirffam unb ermöglicht e$, bie ber 9latur beS &inbe€
entfprechenbe Bahn einschlagen unb bie regten Wittel ju roäf/len. Die an*
gebornen Anlagen jeigen fich früh im Äinbe unb offenbaren fidt) als Borliebe
unb Stieb ju biefer ober jener Sache, biefer ober jener 2r)ätigfeit. ©i* finb
anfangs rein formal, ohne bestimmten Inhalt, eine ruljenbe Spauntraft in
ber Seele beS $inbe§, bie erft in SBirtfamteit tritt, menu Don außen ihr
Anregung unb Stoff gegeben wirb. Ohne biefe Anregung unb Wahrung
müfete bie &raft abfterben, fönnte fich nie entfalten. 3n ber Betätigung imb
Übung ber fträfte liegt beren Belebung unb Stärfung, Deren $>ebung unb
BerDoflfommnung. Diefe fchlummeruben Gräfte t)erauSfinben unb ihnen bann
bie rechte Wahrung unb naturgemäße Übung Derfchaffen, fie alfo in rechter
SÖeife in ^hätigteit ju Derfefcen — Da» t)etBt mau inbioibuell ergehen,
Männer fjeranbilben, bie in ihrem frache, auf ihrem ©ebiete ©rofeeS fchaffen.
Sie flehen am rechten ^oflen, roeil auf bem, ben ihnen ber Schöpfer burd)
3umeifung ber befonbern Talente angeroiefen hat. immerhin aber mufe
ber (Srjiefjer barauf beDadt)t fein, biefe ftarf h«Dortretenben Anlagen mit ben
übrigen töeifteSfräflen ber Seele in möglichft hatntonifcher Söeife ju ergehen,
bamit feine Ginfeitigfeiten entflehen unb ba§ JRinb für baS prattifche Öeben ni^t
unbrauchbar ober unbeholfen toirb. 6in Äinb j. B. mit großem mufitalifchem
ober mathematifchem Talente fofl nicht nur baSfelbe auSbilben, fonbern aua)
in anbern fächern bie uotroenbigen ßenntniffe fich «werben, eine Allgemein^
bilbung alfo fich anneigneu. Dtefe nrirb eS üor (Sinfeitigfeiten im Seben unb
in ber Beurteilung ber menfchlichen Berhältniffe bewahren. £)a§ 3»*l &er
jiehuug fei immer bie harmonifche Bilbung aller Seelenfähigteiten.
Digitized by Google
- 757 -
(Sine wichtige Quelle jnr (Srforfchung ber Snbiüibualitat bcr ßiuber ift
auch bie Kenntnis ber Altera unb Voreltern iinb ber uächften SBermanbtfchaft
ber ßiuber. Sie fich förperliche @igeufchaften auf bie ßinber üererben fönnen,
fo beobachtet man ebenfalls, bafe fid) gar oft auch geiflige Sigentümlichfeiten ber
Altern in ben ftinbern mieberfiuben. Das Sieben unb ganje $hu" unb Soffen
berfelben fpiegelt fi4> oft in ben Äinbern wieber. Der ftamilie JBacb, gehören
j. jmeiuntywanjig mufifalifche Talente au, unter benen ^o^ann ©ebaftian
freiließ baS größte ift. Die ßenntniS ber 93ermanbtfchaft ber tfinber flärt
bem (Srjieljer manches ©eheimnis im Benehmen berfelben auf unb mannen
fehler wirb er leichter beurteilen unb anberS behanbeln, wenn er ber Sur$el
beSfelben nachgefpürt t>at, aber aua) manage gute ©eite erfcheint ihm in einem
aubem Sickte. Elan !aun fich überhaupt über einen Ecenfchen unb über ben
Söert feinet %f)u\\i fein geregtes Urteil fällen, toenn man gar feine Kenntnis
beS Löbens hat, auS bem er f>erau3geroad)feu unb auf bem er bisher gelebt
hat. <$S ift baS ein Umftanb, ber für ben (Srjieher feljr mistig ift, aber
ineift nicht genugfam ins Muge gefaßt roirb. (Sine aufmerffamere Beachtung
biefeS fünftes wirb für bie (Srjiehung ber einzelnen Äinber üon gröfetem
Nufcen fein!
15.
Much üon ben äußern (Sinflüffen, unter biefen befonberS üon ber Watur
unb üon ber ©efeOfdjaft , bie baS ßinb üon Anfang an umgeben, wirb bie
3nbiüibualität gebilbet. 3e früher unb je öfter biefelben auf bie allen <5in«
brüefen fo jugänglidje Seele ber ftinber einwirfen, befto nachhaltiger unb träftiger
ftnb fie. Sie üerfchieben üom ©tabtfinbe wächst baS Qanbtinb auf! DaS
ÄinbeSleben ber töroßftabt ift eingebannt in bie enge Läuferreihe, in ben
engen ÄreiS ber NJtachbarfchaft ; üon ber grofeen, üielgeftaltigen Ucatur tomint
eS £age, ja oft wochenlang nichts ju fehen; bie (Srjeugniffe berfelben be«
fommt es fertig, reif in bie £>änbe, unb üon beren ßntwidtung üom fjfrühling
bis jum £erbft, üon ber Blüte bis $ur Frucht §at eS faum eine richtige
^h^ung. Den urfächlichen 3ulammenh°nÖ ber Dinge mit ber @rbe, ben
Boben tann eS nicht üom Wugenfchein fennen lernen ; um fo beffer aber tennt
eS bie Äunßprobufte, welche bie Serfftätte beS Arbeiters unb flünftlerS, ber
Snbuftrie unb beS ©emerbeS fj«üorbringt. Umgefchrt baS ffinb auf bem
fianbe, im Dorfe ober in ber Äleinftabt. §S lebt mit ber 9catur auf üer*
trautem 3fufee; baS Sirfen unb Schaffen üon ftrübjing, ©ommer, fterbft
unb Sinter in ber Watur, in ftelb unb Salb, in Berg unb *fyal, im
©arten unb auf ber Siefe beobachtet eS mit eigenen Hugen; es fennt baS
SachStum, bie (Sntmidlung ber ?ftonje üom ©amenforn bis jur SReife aus
eigener Beobachtung; bagegen ift e§ weniger betoanbert in ben Grjeugniffen
üon Subuftrie unb ßunft. — Diefe ßinbrücfe füllen nicht nur bie Seele
Digitized by Google
- 758 -
mit einem beftimmten, iubiüibueOen Scriptum oon Sorftefluttgen, fonbern be*
einfluffeu baburd) au$ bic gange Art be§ DenfenS, ftül)lenS unb ^Böllens,
Reifen |ii einer eigenartigen AnfdjauungS* unb ^uffaf)ung§nKtfe unb geben
bem SRenfcfyen eine inbtoibuefle 9tid)tung im ganjen %f)vm unb Saften. 3n
biefer 33ejieljung )inb bie früljeften unb fjäufigften Sßorfleflungen bie mäa>
tigften — ein neuer SBetoeiS, roie mistig ba§ (5lternr)au§ für bie JBilbung
beS ßinbeS ift. Da§ flinb lernt am meiften in ben erften 6-7 3at)ren,
unb ma8 e5 fpäter [ein wirb, ift e§ ber §auptfaa)e nad) fa>n in btefen erj!en
3ugenbjat)ren geworben.
fiujertt. 3n £)od)borf ftarb allgemein betrauert ber 33etrieb§aVf ber
Seetfjalbatm, -£>err 3ofef 23leid>mann Don ^ifefira). Derfelbemar frürjer.me&rere
3at)re 2er)rer unb freute fidj auc$ fpäter felbfl als ßifenbalmangeftellter ni$t,
für bie fatf)olifä>e ©aa> unb fpejiefl für bie 3ntereffen ber djriftlidien Sugenb»
erjiefjung fein mtfnnli$e§ 2öort einjufefcen. R. I. P.
— Die lu$ernifa)e 3nfpettorenfonferena bemäntelte berfdnebene
©dmlfragen. 33ejug auf bie ©a)ulentlaffung mürbe auf Antrag be§
$odm). $rn. @rjier)ung§rate$ SEBnjj befdjloffen, e§ iofleu in 3u'un^ ö*e 3"s
fpeftoren fein ßinö aus bei ^rimarfdmle entlaffen, beoor es bie gefefclidjen
7 ©a^uljaljre (ober 6 bei 3afjre§f#ulen) bura>gemadjt tjat; mo aber eine
DifpenS angezeigt erfdjeint, foOe mau fi$ an ben 6rjiefjung$rat roenben. —
3n Sejug auf bie ftortbilbungSfdjule mürben Derfdnebene Anregungen
gentad)t, fo j. 99., e3 mödjten jur §eranbilbung öon örortbilbung§(et)rern
befonbere ßurfe abgehalten merben. betreffs ber Ülefrutenprüfungen
mürbe (onftatiert, bafe bie föefultate fid) gegen früher ganj mefentlid) txrbeffert
r)aben. :]\nn ©djluffe ermunterte 6r&ietjung$bireftor Düring bie Anroefenben
in mannen 2Borten, fräftig für ben (Sntrourf ber Öieüifion beö ©d)ulgefe$e§
einjufteljen ; Derfelbe berüdfidjtige alle 93ert)ältniffe beö ffantonS; man foHe
fidt) baljer nidt>t öon einfeitigen Anfielen unb öon Äleinigfeiten leiten laffen,
jonbern ba8 gauje üöerf ins Auge faffen. Die 3nfpeftoren feien bie paba-
gogifa^eu öfür>rer be§ 93olteS; fie foden ba3 93olt aufltären über ba§, roa§
unfere Q<\t unb unferen ©ebürfniffen not tljut unb babura) bie öffentHd^en
Meinungen im guten ©eifte beinfluffen. — Der 2öunfd) be§ ^räftbenten,
eö möd)te bie 3nfpeftorenlonferenj fia) alle 3a&re öerfammeln, mürbe all«
feitig begrübt. —
Obmalbcn. (£orr.) Die ©eftion Obmalben be§ Vereins fatljol. fie^rer
unb ©(hulmänner ber ©a^roeij üerfammelte [\<S} Wittrooa) morgens ben 9. Ot=
tober ju iljrer orbentlicrjen ^erbfttonferenj im b,oa^gelegenen (Sngelberg im
ftattlia^en ©a)ul^aufe, oon bem aus mau eine munberbofle gemfi^t über ba§
unb bie großartige ®(etfa^enoelt genießt.
Den S5err)anblungen mo^nten aua) jmei Herren ©djulräte, fünf 2et)r*
fa^meftern unb einige ©djulfreunbe unb ©a^ulfreunbinnen be§ DrteS bei, ferner
beehrten bie jaf)lieid)e 5Jerfammlimg eine b,ier angefteQte ^rioatletjrerin auS
bem ßanton Aargau unb eine 2ef)rerin aus 33oralberg bur$ i^re Anroefen^eit.
Digitized by Google
-- 759 -
SRe^tjfitig erfreute uns $err (SrjiehungSpräfibent Stäuberat 2öt)rj mit
einem $elearamm folgenben Inhalts : ,^>cr^Uc^en ©rufe. (SS leben bie ber=
bienten Sehkräfte unferer SSolfSfdjuIe — afleS 3ei*hen, &afe man bie 33e*
ftrebuugen unjtreS Vereins ju roürbigen meife.
$)er £>err ^räfibent entbot ber $erfammlung freunblidjen ©rufe. (5r
geborte fobann ber Aufgaben, bie bem Sehrer ju löfen obliegen unb bie nicht
Heiner merben, menn man mit anbern Kantonen, namentlich bezüglich ber
sJWrutenptüfungen Stritt galten roofle. SS möge fi<h aber ber Öeljrer burch
aflfällige SJtifeerfolge nicht entmutigen (äffen, fonberu unöerbroffen an ber
geiftigen Erziehung unb SMlbung ber 3ugenb meiter arbeiten.
$ie SBerhanblungSgegenftänbe beftanben mie üblidr) in einer praftifchen
Sehrübung unb bem tfjeoretifdjeu SEeile, einem Referat. $)ie Qefjrübung gab
#err ^räfibent mit feiner Oberfäjule. $)iefe jeigte, mie innig bie beiben
§äd^er ©eograpfjie unb ©efchichte einanber ergänzen unb unterftityen unb roeldje
Erfolge burch richtige Auffajfung biefeS roechfelfeitigen 93erhältnijfeS erhielt
merben fönnen.
!Radr> borgenommener lurninfpeftion ber beiben oberften Abteilungen ber
s-ßrimarf$ulen burch ben gleichzeitig anmefenben tantonalen ^nfpeftor, melier
alle Konferenzteilnehmer mit grofeem Sntereffe folgten unb naaj barauf foU
genber lur^er ^ßaufe ^ielt hochro. £)err Pfarrer P. Heinrich in Sngelberg einen
Vortrag über baS %tyma : $5er Unterricht in ber biblifchen ©efchichte. Ohne
feiner $ef<heibenheit ju nahe treten ju motten, müffen mir bo<h bemerfen, bafe
ber tyfyto. Referent fich feiner Aufgabe in oorjüglicher Seife entlebigte.
(SinleitenD erörterte ber $err Sortragenbe, roie bie biblifdje ©efchichte ben
fonfreten §intergrunb biete jum leidstem SBerftänbniS ber djriftlichen Söahr»
heiten, beren Kenntnis uns burch ben Katechismus Oermittelt mirb, alfo bie
2Öi(htigteit beS biblifchen ©efchichtSunterrichteS, unb ging bann über jur 6r»
läuterung feiner %ty\tn:
1. ©er foQ unterrichten?
2. JÖelche Sehrmittel finb zu oermenben?
3. 2öie fofl ber 2et>tftoff Oerteilt merben?
4. 2Bie foQ ber Unterricht gegeben merben?
5. 2Belcf)c 9hi{}anroenbungen finb barauS ju jiehen?
6S mürbe uns ju meit führen, moflten mir auf bie grünblid)e, mohl=
burchbachte Arbeit näher eingehen. Aflfeitig mürbe bem 1)oÖ)Vo. ©errn 9fe*
ferenten t)iefüt ber roohlberbiente $anf auSgef prochen. ($S mar nur fchabe,
bafe bie oorgerüefte unb befdjräntte 3«* eine längere $iStuffion üerunmöglichte.
9ta<h bem gemeinfehaftlichen SRittageffen mürben noch einige ©efäjäfte
abgemicfelt. Unter anberm rourbe einmütig ber 33efchlufe gefafet, ein ©efud)
an ben h- SRegierungSrat ju richten, er möchte fämtlichen an ber Obmalbner
SBolfSfdmle mirfenben Sehreru ober menigftenS benjenigen Sehrern, bie ihre
2;ü<htigfeit im ©chulbienfte bemiefen, 2ef>rer*^atente auSfteflen.
©obann folgte man ber freunblichen (Sinlabung beS hochro. £errn Pfarrers
inS Klofter jur Anhörung eines CrgelfonjerteS, jur 53efichtigung ber bortigen
SehenSroürbigfeiten unb fchliefelich zur gemütlichen Unterhaltung im groRen
©peifefaale. $em hochm. £errn Pfarrer, fomie bem ausgezeichneten Organiften
Digitized by Google
entbieten mir f)iemit für bie Seranftaltung ber genußreichen Siuntal unfern
Derbinblichften $ant.
9hir ju balb mahnte bie Uhr jum Aufbruche. 9Jtan f^tcb mit bein
2Öunfcb,e eines balbigen 2öieberfehen8 unb mit bem BemuBtfein, <\mn lehrreichen
unb gemütlichen lag oerlebt ju ^oben.
Wäcgfter ßonferenjort ift Stalben ob ©amen. 3» Ö^ren be§ 150 ©e=
burtStageS ^ßeftalojjiS ift bie nächfte ßonferenj auf SRontag ben 13. 3unuar
1896 feftgefefct unb roirb, ba (ein Referent unb fein 9?eferat beftimmt ruurbe.
bet $err s#räfibent einen Vortrag über ^ßeftalojjiS ßeben unb ^Birten galten.
— £)r. (Sbuarb Gattani, Hotelier jum $itlis in (Sngelberg, feierte am
7. Ottober fein fitberneS $)och$eitSjubiläuni.
5Bci biefem Einlage überreichte er bem litt, ©emeinberat als (Befa^ent
5000 §r. als ©runbftocf eine? äto'ibeS fur eine in (Sugelberg ju grünbenbe
Sefunbarfchule. 3<h smeifle nicht baran, baß er jur SRealifierung biefeS gemein*
nüfcigen 33orf)aben8 gelegentlich meitere bebetitenbe Beiträge fpenben mirb.
§r. Gattani ift nämlich ein gemeinnüfciger ^anu, roie roahrfcheinlich
fein jmeiter in Untermalben unb bielleicht über beffen ©renken hinaus.
@r ift hier nicht bloß baS £)aupt in ©emeinbe, Schills 2lrmen
fteuermehr», ©cbjefsmefen u. f. ro., fonbern unterftiitjt eben finanziell biefe
berfdnebenen 3lt>eiöc oe$ ©emeinbemefenS ; 33. rourbe ein jroeiter Schul-
hauSbau bor einigen Sohren größtenteils aus feinem ©elbe erftellt, an ben
nächfthin in Angriff $u nehmenben Neubau eines jmeiten WrineuljaufeS fpem
bierte er mehrere taufenb granfen, für ba§ ^euerroehrmefen, Material unb
SluSrüftung ber ÜJcannfehaft gab er letjteS 3af>r 2000 gr. auS feinem @elo<
fecfel. $em Schü&enoerein fegenfte er Darleihen, bie bei ihm gemacht mürben,
auch im betrage Don mehreren taufenb fronten ; Die alljährliche Gdui$enfabrt
ber (Sngelberger ins SRütli, b. h- °if Ausgaben fommen auf feine Rechnung.
2)ie Seftion Obmalben bilbet nämlich (Sngelberg allein.
2öaS er für bie £)auSarmen unb oerfchiebene anbere mohlthätige 3medf
auSmirft, n>eifj ©ott.
©anj natürlich rooOte bie ©emeinbe bei biefem gejlantaffe ihre $ant=
barfeit bezeugen. %m borgen brachte bie Schuljugenb £rn. (Sattani, mmal
ba er SchulratSmitglieb ift, feine £mlbigung bar, unb bie Cetjrerfchaft überreichte
ihm ein Tanf- unb ©ratulationSfchreiben ; auf ben 9lbenb beranftalteten bie
Vereine unb ber löbl. ©emeinberat einen micfelmg, mobei in fchmungooflen
Äeben feine 53erbienfte für bie ©emeinbe unb baS SereinSmefen hf^orgehoben
unb ihm beftenS Derbantt mürben. 3n feiner 3lntroort Derficherte er, fo ©ott
ihm ^elfe, merbe er auch m 3ufunft fein SflöglichfteS in jeber tBejiehung t^un.
2öie biele machen eS ihm nach?
Solotlmru. 3" Clten fprad) ber jeitroeilige aargauifche $rn>huncj^
bireftor Sanbammann Ron r ab üor bem ftarf befuchten fall). 9)tännerDerein
über bie 2öid)tigfeit ber häuslichen grjiehung, mobei er befonberS bie
hohe ^Bebeutung ber erften ßinbrücfe auf baS ßinb betonte unb barauS bie
Jöebeutung ber häuslichen @r$ielnmg folgerte. 2öa3 im £aufe gefehlt mürbe,
fann fpäter faum mehr gut gemacht merben; bieS gilt fomohl in SBejug auf
bie törperliche als geiftige ßrjiehung. ©ollen baher unfere moralifchen un&
Digitized by Google
- 761 -
fokalen Berhaltniffe roieber beffer roerben, fo mu& bie £>au$erjiehung wieber
gehoben werben; ba liegt bie BJurjel beS häuslichen uub ftaatlia>n ©lücfeS.
3t. Sollen. 3n ber Stab! St. ©ollen wirb ein offener 3eichnungS;
faal eingerichtet, ber jebermann $ur täglichen Benufcung offen fteljt. 93ciu=
tedmifer Äienaft wirb ben jungen 3fi<h"frn fochmännifche Anleitung geben
unb babei befonberS ben 3nbiDibualunterricht büx möglichen ©eltung fominen
laffen.
Der Äanton St. ©öden jatjtte lejjteS ^atjr 25 gewerbliche ^ortbitbungö*
faulen mit 94 Sehrem unb 1,249 Schülern. Die UnterrirfjtSftunbe wirb
mit 60 <5tS. entfetjäbigt. 3m ©an^en waren eS 11,247 UnterrichtSftunben.
Der ßanton leiftete an bie Äoften 7,088 gr., ber ©unb 10,332 $r. DaS
3nftitut ber 2Banberlef)rer erfreut ftc^ oermehrter 3nanfprud)nar)me.
— ©öfter: (&orr. 2.) „SBir finb bie (Srften auf bem Wa&, mir ©afier*
länber, nämlicb ju unferer ^>erbfl-58e$irl§foiifereu^. " So benft gemife mond)er
Heber College: „Sie haben recht, ba& fie weuigftenS mit etwas $u üorberft
fein wollen; S'gibt bann raieber anbere Sachen, wo fie weit hinten genug
finb — tRefrutenprÜfungen ! DiefeS SchmerflenSfinb $ief)t fie gewaltig jurüd !
9lur longfam! SÖknn und auch ber liebe ©ott nicht gönnt, mit ben SReful*
taten ber Stefrutenpriifungen und auf ben Scheffel ju fteflen unb unfer Sicht
roeit umher teuften 5U laffen, fo ift eS boch etwas aubereS, biel ^öt)er ju
jcf)äf>enbeS, baS mehr SBert t)at# oU biefe trügerifchen 3af)ltn, cimaS, baS auf
baS Berufsleben beS fiejjrerS einen Diel eblern (Sinflufj ausübt, als jene, was
roir oor ben anbern roeit umher geniefeen — ich meine eben unfere „Jtonfe«
renken", bie fd/on oft öou auswärtigen ftoflegeu als fchön, möchte fugen ibea!
gepriefen rourben. „3* fleiner bie 3aft oer Teilnehmer, befto mehr fann bie
Äoflegiatität in ihrer fct)5nfien ftorm geübt roerben." (*S ift barum nicht jum
Bermunbern, roeun eS fdwn einmal gefcheljen ift, baß einige Aoflegen nicht im
gewöhnlichen Schritt, fonbem im Trab jur ftonferenj gefprungen finb. Sie
wufeten freilieh warum — ber 3"9 h^tte fct)on in ben Bahnhof eingepfiffen
unb noch 2 km roeit fpringen ! Sie tarnen aber boch noch }ur rechten QtW !
9iun finb roir aQe öerfammelt in ber gaftlichen BMrtSftube $ur „Ärone"
am runben unb am langen Tifd). Wber eS ift, als läge etroaS Unangenehmes
über ber ©efeQfchaft, unb fo ift eS auch- DaS Bewufetfein, ein liebes WiU
glieb ber Äonferenj, einen Kollegen, im erhabenbften Sinn beS BJorteS ju
üerlieren, roirft auf bie ©emüter. 3hw, bem fd)eibenben Borftanb unferer
Jtonferenj. §errn Celjrer Schantong üon Benfen, ber einem ehrenoofleu 9lufe
ins »heinthal, nach Eiontlingen, gefolgt ift, fei an biefer Stelle ein flränjd)ni
geroibmet. @r hfl* & berbient. SBeldje ftreube roar eS, feinen SÖorteu ju
laufchen, Don benen jebeS einer Blume gleich fflfecn Duft oerbreitete unb bie
jii einem ftranje gerounben in erhebenbfter Söeife nicht nur baS Ohr erfreuten,
fonbern auch tief ju £>erjen brangen uub bort manchen guten Borfoft erweefteu,
ber jum SBobJe ber 3ugenb bann $ur Ausführung gelangte. 9?un ift feine
Stimme für uns üerfchallt! Wöge fie an anberer Stelle mit gleichem Wu&cu
ertlingen ; mögen auch iu feiner neuen ßouferenj liebe Kollegen ihn umgeben,
uub trofc feiner Befcheibenheit baS bufienbe Beilagen 511 6h«u jieheu. Dem
treuen Kollegen ein recht h«jliä>3 „Lebewohl" uub auf „2Dieberfehen."
Der ftauptgegenftanb ber nachfolgenben Berhanblungen roar ein Referat
Digitized by Google
- 762 -
bon Sebrer Oberhöger in hieben über baS Ztyma: „^uroiefern trögt bie
Wlltügjchule ©dmlb unb syerantroortuug an ber geiftigen Schwache ber dr*
gänjungSfdmle." 9tod) feiten ift ein jeitgemäBereS, in bie SdnilprajiS ein»
greifenbere§ Referat in folcb, flarer $oxm gegolten roorben roie biefeS, nnb e$
fei bem lieben Kollegen on biefer Stelle ber ^erjlia^fte ^anf auSgefprochen
für feine roirtlid) gebiegene Arbeit, bie nebenbei gefagt, and) ben „V ab.
Blatter" tuor)l anflehen roürbe. Sie enthält neben mehr fpejieGem für uns
6t. ©afler-i'chrrr au* manchen ber)erjigen«roerteu 2öinl für jeben 3ugenb*
bilbner, in meinem flanton er auch roolme.
Wach 9lbroidlung be§ geschäftlichen ieileS unb nach einer furjen 3iüifc^en=
paufe traten mir roieber jufammen $u 9tufc unb frommen fnunenben
Wagens. 9hm öffneten ftch bie ©djleufen ber ßkmütlichfeit unb ohne Unter-
such folgten Öieber, <öiufifftüde, b.umoriftifc^e Vorträge u. f. f. einanber, bafc
e§ ein ©enuß mar $njuhören.
(Sin SeroeiS beS guten (SinDernehmenS jroifchen ber Sehrerfchaft unb bem
löbl. 33ejirf§fchulrat ift aud) ber, baji ber teuere in corpore anroefenb mar
9Jeben biefem roaren alle @bjengäfte jugegen, unfere beiben Veteranen, bie
50jährigen ße^rer^ubilaren ©feiner Don flaltbrunu unb £offtetter Don #ufi,
bie nun bie roof)lberbiente Rtlfy geniefeen.
Auf SBieberfeben im Söonnemonat beS nächften 3ab,re3 im b,errUa>en Sü^a
be§ Schroei$erlanbe§ an ben grünblauen 2öaffern be3 roilben SBaDenfee«!
£ug. 2)er (SrjiehungSrat befchlofe jur freier ^eftalojjiS Glitte Januar
im tfantonSratSfaale eine öffentliche SSerfammlung jur Anhörung eine« »efe«
rotes über biefen ^ßäbagogen ju Deranftalten. (Singelaben ba$u finb [amilutc
Sd) ul beb, örben unb Cehrer unb Lehrerinnen beS ftantonS, aber auch QU*f
Schulfreunbe unb roer immer fi<h um bie Sßerfon unb bie obren ^eftalojjiS
intereffiert. $)en Lehrern foQ ba8 gewöhnliche Tagegelb Derabfolgt roerben. —
55er Jag felbft märe ein Sferientag für bie Schuljugenb. — 6ine jroeite §eier
finbet bann fpejiefl für bie Lehrer bei einlas ber ftrübJingSfonferenj ftatt, roo
^eftalojii mehr in feiner ©ebeutung für bie 3Jiethobif jur $>arftenuug fommen
foa ! — »ewiglich ber f5feftf4>rtft Don 3§ler für bie 3ugenb wollte man feine
befinitiue Seicbjüffe faffen, beoor man fte eingefehen unb geprüft hübe. —
AÜfäflig weitere Anorbnungen rourben bem ©utfinben ber einzelnen ©emeinben
überlaffen. —
— Um ben Dielen unb berechtigten klagen abzuhelfen, baß bie Sonntag^
3eichnungSfchu(e bie jungen Leute Dom 33efud)e be3 ©otteSbienfteS abziehe,
unb auch un ontrreijf einer großem Sonntagsruhe für bie 3ugenb überhaupt
trat ber (SrjiehungSrat in bie Beratung eines (SntrourfeS für Aufteilung eine*
SknberlehrerS für ben geroerblichen Sfid^ungSunterricht ein unb begutachtete
benfetbeu in befürroortenbem Sinne. $amit roäre einem großen Übelftanbe
begegnet. Ter 3<i<h™lfhw hätte bann im Laufe ber Söoche in ben Der*
fchiebentn ©emeinben be§ JfantonS an beftimmten lagen ben Unterricht ju
erteilen. AIS JBefolbung rourben 2500 ftr. ausgefegt mit einer iReifebergütuiig
Don 20 dtS. per Kilometer für ^>in- unb Äüdroeg, roenn fich bie Schule
nicht au feinem Söofworte bcfiubet. —
Digitized by Google
- 763 -
IßöftaßOßifdK t'Htcratur uttfc i'cfyrmtttrf.
L tempcnnj-^nnbbud) für $rimar= unb ©cfunbarlchrcr, oon 3ule0 Denis,
öchm in Genf, überfefct Don ^erolb Warthaler, Pfarrer ber $eUia»0rfMtfoftc in
Ottern. — 160 ©. »an, «uchbrueferei Äörber 1895. - $aS iöueh bietet eine fct)ötic
&ufamntenfteflung beS roichtigften (Stoffe* ju einer grlinblichen ÄenutniS ber 23c;
roegung gegen ben WlfoholiSmuS — ift auqleieb ein oorjüglicbeS Hilfsmittel beS
ßchrcrS, bte 3ugenb jur SJcaßigfeit unb einer gefunben ÖcbenSmeife aitjubaltcu.
2)er erfte £eil bcljanbclt bte rocfentlichen Slörperbcftanbteilc unb bic ßruährung, bic
Getränfe, bte phnfiologifchcn unb fojialen 2Birfungen beS HlfoholS, bie Littel jur
söefämpfunq beS 2Uf ogioliSmuS unb giebt einen gefchichtlicfjen unb ftatiftifeben Über-
bltdf über bte Xcmperenjbcmcgung ; ber jmeite Xcil enthalt ßcfcftücfe unb Xiftatc
für bic ©chftler ber untern, mittlem unb obertt ©tufen, ebenfo iHccfjenaufgaben für
alle brei ©tufen, ©tücfc junt 2luSmenbtglerncn unb SJorlefen, fragen jur 2ötcbcr=
rjolung. — Ciele äbbilbungen unb Tabellen bieneu $ur SSeranfchauftchung unb l£r=
flärung beS ©toffeS. — 2Bir möchten bicfcS Söuch ber Öcfjrermelt recht febr empfohlen
haben; fte ift ja burch feine berufliche (Stellung gan* befonberS beftimmt, baS 33oIf
unb cor allem bte 3ugenb ju belehren unb burch SBort unb Söeifpiel fte gtt einer
mähigen unb rationellen ßcbenStoeife anzuhalten. Xurch ben ftantpf gegeu ben
SllfoholiSmuS thut ff c ber heranmachfenben unb jufünftigen Generation unb oaburch
bem Saterlanbe einen unfehäfebaren Dienft unb macht fid) fowohl um baS mate-
rielle als fittUth»rcligtöfe SBobl unfcreS fcanbcS beftenS oerbient. —
2. ftn »er Wearn Üöclt. II. Wind-- unb ftorbamertfa. Gin 33uch mit oiclen
»Übern für bte 3ugenb, oon 3- ©pißmann J. S. 4°. XII. 484 ©. 2W. 9. — geb.
SW. 10.40. — 2Bir haben hier ben JÄbfcbluB beS 2Bcrre8: 3n ber Letten Seit,
beffen l. Xeii im Porigen 3ahre erfchienen ift, unb bie ftfortfefcung ber frühern Sänbe:
Sur* Äficn, :U u n b um Slfrila, Über bte ©übfee. SBir befifcen bamtt eine
San* ausgezeichnete, auf cbriftlicber ©runblage heruhenbe, populär*miffenfchattlichc
(ölfertunbe, welche ben üefer über Geographie, Gefchichtc, Gebräuche unb ©Uten
oon ßanb unb Seilten in anfd)aulichen ©dhilberungen orientirt unb iu alles ©iffen«
werte einführt. 3ugleich getoinnt ber ßefer einen (Sinblicf in baS großartige W\)
ftonsmefen ber fatbol. fttrcfce in ben oerfchiebenften Säubern, baß er unmiUfürlicfj
für baSfelbe eingenommen unb ermannt mirb. 2Bir müßten ber ftubierenben 3ugenb
unb bem gebilbeten SBolfe faum ein mißlicheres Gefcbenf \\\ machen als burch bieje
herrlichen fflerfe, bie jubem fehr reich tHuftriert ftnb. 3)er üehrer finbet in ihnen
reichtten ©toff, befonberS feinen Unterricht in ber Geographie au beleben unb §u
oeranfchaulichen, maS befonberS bei 83ehanblung ber fremben Erbteile fo wichtig
unb nottoenbig ift. 2lber auch jeber gehtlbete sDiann mirb mit hohem 3ntercf?e biefe
2öcrtc lefen unb barauS für unb anbere Belehrung unb ©rhauung fd)öpfcn.
©ie feien ba^er mieber auf 8 hefte empfohlen! —
3. 3n ber ^erberfchen ^erlagShanblung in Areiburg i. 2)r. ift ein prächtig aus^
geftatteter SBeihnachtSjaimanach erfchienen, ber nebft einem bequem eingerid):
teten Stalenbarium ein SerjcichniS ber üorjüglichftcn SBer'c ber bortigen SerlagS^
hanbtung enthält, bie fich befonberS als Sreftgefehenfe für bie fommenben ftefttagc
eignen. 3)er Sllmanach fei Geiftlidjen unb Lehrern beftenB empfohlen; er fann
gratis unb franfo belogen roerben.
3n ber X orn'f dun ^erlagSbuchhanblung in dtaoenSburg erfchienen oon
bem beliebten Hoirsfchriftftellcr, tjoc^ro. 5- X. Setjel, Pfarrer unb $cfan in «lt.-
ftätten, ©t. Gatten:
1. ^hratcn, c(n Büchlein für bie reifere 3uflei»b unb baS SJolf;
2. Daheim, ein »ücblein fürs Solf;
8. ©d)lagmörter, ein Söüchlein für bie reifere 3ugcub unb baS Solf.
2Bir fbnnen biefe herrlichen iBüchlein ben üehrern unb Geiftlicheu nicht genug
empfehlen ; in fchbner ©prache — feffelnber ©arftellung bchanbeln fte ernftc reli-
fiiöfe unb moralifchc SBabrheiten unb oermerten fic bicfelben für baS praftifche ßeben,
o baß jeber üefer unmillfurlich für fte eingenommen mirb.
&ei btefem 2(nlaffe machen mir auf beSfctbcn 33erfafferS frühem Schritten
aufmerffam, als: 3)aS braoe Äinb, Führer auf bem üebenSmege. 2)cr
Seg jum Glücf, 3)er ÜJlann, 2)ie ^frau, $a8 «ater unfer. 2lllc biefe
©Triften geboren ju beu heften Ougenb-- unb ÜBolfsfchriftcn unb eignen fich in uor=
Digitized by Google
- 704 -
$üglid)cr SBcifc auf bic fommcnbcn frcftacitcn \\\ (Mcfdjenfen, fotlen ober auch, in
jeber 3ugenb- unb «olf*bibliotb,cl aufgenommen fein. — 3cbe* sBÜnbcbeu f oftet in
einfacher SfuCgnbc nur 30 (5t*, partienweife belogen 25, in (#efcbcnfau*flabc 40 6t* ,
partientueife :#.5. Depot ber «erlagShanblung in »Itftätten beim fcodjro. «erfaffrr.
Jöci btefer Gelegenheit möchten mir unferc üefer mieberum aufmerffam machen
auf ben fiubolifibca Herrin jur ^erürcituttn (pitcr Stbriften, ber unter ber Üeirunq
be* bodiiy. Defan SBefeel [teljt unb Mion 3 Serien herrlicher 3ugcnbfdjriftcn her-
ausgab unter betn Ditcl 9h mm unb lie* unb eine sJJcenge trefflicher «olfafrfjriftcn
unter bem Xitel: »atbolüche «olf*bibliotbef. Der $rci* ift bcifpiello*
billig, per iöänbdjcn 10 (5t*. 3n beziehen bei (Sbcrlc & 9Hcfenbad) in (frin^
fiebeln.
4. 3ar Ucftaloiiiliftcratur. $efannt ift ben fatb- Lehrern ba* feböne Sebent
bilb ißcftalojji* in Dr. ftellncr'* Sfijjen unb Silbern. Daneben macheu wir
auf folgenbe SBcrfe aufmerffam, meldte ju weiterem Stubtum über ^eftaloani bienen.
«on Dr. ^einrieb, Worf, alt Scminarbircftor unb ©aifenoater ju SBintcrtbur
erfebieuen:
1. Sßeftalojji, al* Söegrünbcr unfercr Sinnen -Gr jietjuug* -Än^
ftalten. (4. j&eft be* VII. «anbe* ber Sammlung päbagog. Vorträge, ljerau«gc^
geben oon SBilb- 2Jtet)cr=3J}erfau. «ielcfclb, «erlag oon «. Jpclmid)* $*ucbbanb-.
lung.) 75 44Jf.
2. Die Schule al* e-rjiefjungSanftalt im Sinn unb ®etft $cfta*
Ioyi'8. St. (fallen, Drucf unb «erlag ber $ud)brucferci SÖirtb. 31 6. 40 (5t*.
Da* erfte Sdbriftcbcn jeigt un* ^eftalojji al* IHrmenanmalt unb 9lrmcnoatcr
auf bem JKeutjof unb in Stau*, ba« jroeitc al* «eförberer eine* entc&erifc&en
Unterrichte*. — ©eibc Schriften ergänzen einanber unb berühren bie beiben Ge-
biete, auf benen fieb ^eftalojai feinen gro&en JFtubm erworben, söcibe finb ju
empfehlen.
3. ;',ur «iographie ^eftalojji*: (Einleitung jur ®efd)icbte ber «oIf*ergtrbung.
4 Jöänbe. Sßintertbur, (Mefcbmifter 3»eflta- 15 W. — <£tn bebeutenb hwabgefefcter
$rei*. — 3ft wof)l ba* befte Wtt\, ba« mir über ^eftalojji befifcen; »er Skfta*
lo^ji grünblid) fennen lernen miß, mufe biefe* 2Bcrf ftubieren. —
SInbere Üöerfc über ^eftalowi finb:
a) 3ot)ann ^einrieb ^eftaloui, nach feinem ßeben, SBirfen unb feiner
^ebeutung, bargefteüt oon SB. Äanfer; geb. 5 Jr. 1895, Drucf unb
©erlag oon ftr. Scbulthefe.
b) §erbart ober ^eftalojji, eine fritifdje Darftcüung ihrer Snfteme, oon
Dr. 91 ug. «ogcl. fcanooer, «erlag oon & 3Heöcr. $r. 3. 20. dben*
bafclbft erfd)ien:
c) Snftematifcbe Darftellung ber Sßäbagogif 3ofj. $>ctn. ^eftalojjii
mit burd)gängiger Angabe ber quellenmäßigen ^elegfteflen au« feinen
ffimtlicben Herfen, oon Dr. 91 ug. «ogel. 5 $r.
<l) Die ^eftalojjif dje ^äbagogil, in ibrer (Snttoirflung, ibrem Äuf^ unb
2(u*bau, ibrem Hinflug auf bie (9cftaltung be« «olf*fd)ulmefen«; bar-
geftellt oon Saferer, Stfjulinfpeftor in 2öorm*. 4 3Warf.
5. (Eil ü c b r m tt tri für Den ÖJcf ona^unterridit. 91uf @runb gemachter Chf abrungen
erlaubt fid^ ein Ofreunb be* ©efange* einen furjen 2lrtifel «n bic „$äb. Blätter*
cin^ufenben.
Ida Hinte ift einmal, baß )u $crg unb Dt)al heute nocti oiele SängeTcborc
befteben, in melcben ba* relatioe sJ)iebr ber 3?2itgliebcr „nad) bem ©ebör" fin^t.
l^* entgebt mobl feiner iöeobad)tung, baö t)icrin ein gewaltiger lö«nimfd)ub für
icben tjortfebritt ju finben ift. Da* flotte 3>ü"flffpa»n ibeorie unb ^rari* bringt
ben SBagcn in* redjte Saufen wie in aQcu ^ädjern, fo auai im ®efang. Die groß*
3!rari* ocrleibt tbm ben rafdjen »rovtidiriu, wäbrenb itjn bie tluge, alle* abwägenbc
i beorie auf ber rid)tigen ^äbrtc erhalt. Die gemachten &rfabrungen, wie fte an
gebeutet würben, oeranlaffcu and) Unberufene oon 3cit ju 3ttt einen fdjclmifcbfn
^lirf in ba* Heiligtum ber «olf*fd)ulc werfen, unb gwar fpejieU in ben L*>«:
fang*iinterrid)t.
Uber ÜJIetbobe, progreffioe* ^ortfebreiten, 3JJelobif unb förjtmit, Daftieren ober
lontreffcn u. f. m. will id) niAt ipredjcn, weil id) nur etwa* ju («unften ba üebr»
mittel im Sdjilbe führe. - 3* b,abe ba ein ftattlia) faj&ne* ^eft auf meinem $ulte,
Digitized by Google
- 765 -
roelcbefl folgcnbcn Xitel führt: „50 gtoeiftimmige Sbor*@olf eggien oon 2ln-
gelo »ertafotti" (©bition Meters) 9lr. 2121. 3n tfcmfelben folt bie „graue Xfceo*
rie neu jum oer|üngtcn öeben" ber ^raris aufblühen.
oii 50 amciftimmigcn ÜbungSftücfcn, tocld)e fclir fdjöne, melobifdje Donretben
barfteQen, flnb bie Tanten ber Donjcidjen : do, re. mi u. f. ro. unter bie einzelnen
91oten gefegt. Diefe 9Jtetbobc t>at ben großen Vorteil, baß bie ©djülcr juglcid) mit
bem ÜHotenlefen aud) bie 3nteroalle auffaffen olnte langweilige ferllärungcn oon
©eite beS ficbrerS. Das wenig berühmte „©olmificren" ift bo in ein mnftfalifd)
fdjöueS ©eroanb gefleibet. DtcfeS §cft bejioecft alfo bie tbeoretifebe Bilbung guter
©änger, unb {jerabe beSbalb follte e« in jeber S&oltSicbulc ben o" tjrcuplau einnehmen.
Damit foll nicht gefagt fein, baß man bie tfieberfammlung au« ber Schule oer=
bannen foü. «eibe mähren ibre SRechtc nad) bem alten ©runbfafcc: „Das eine
t£)tni, baS anberc nicht (äffen."
Sie baS SJormort ber erften Auflage fagt, finb bie „©olfeggi" in DeutfaV
(anb menig befannt, bagcaen in Stalten in febr oielcn Schulen immer noch gc*
bräuchltch. Der 2Jcuftf= uno ©efaugslebrer Sngelo sBertatotti bat btefe Übungen
febon im 3öbre 1744 in Bologna berauSgegebcn, nadjbem er felbft fdjon 50 3abrc
hinburdj als &hrer beS @regortanifd)cn unb beS figurierten ©cfangcS thätia gemefeu.
Die öOiäbriflc Sßrarjg beS 2Jceifter8 unb ber große i'lnf Irma, tueld)cu baS leiber
bis in bie neuefte -Mit oergeffene DpuS roieber ftnbet, ftnb bte befte Gmpfeblung.
©er ben „ßborwäebter- 3abrgattg 1895 abonniert bat, ober roenigftenS borgen
lann, möge nachlefen, welche $\<k §err Steblc bamit erreicht bat. (Wr. 6.)
Söäre ich ©üdjerbänbler, fo mürbe man fagen: „<£r madjt JHeHamel" Dem
ift aber nicht fo, — alfo greift ju, ibr Herren fiebrer. 8t., ©rbb.
a iicbcr VInton Sari, Die Juanen im fdjioeij. (rJüidjibalc unb ihre Wachlommeu
bis auf bie heutige Seit. Wit oielen in ben Dert gebrueften 3Huftrationen. 3»ridj,
Oreü ftüßli 1895. ©r. 8°, 433 ©. $reiS 9 ftr. — ©in fehr tntcreffantcS Sert
über baS febr intereffante Dbal. Wit großer ©clehrfamleit meist ber ißerfaffer bie
3ufammengcl)örigfeit ber öunnett mit ben Ungarn nad). ©inläßlid) bcbanbelt er
baS Gififdjtbal, beffen fird)Iidje unb politifdjc ©efAichtc, bie >JRutibarr( bie Orts*
unb Familiennamen, baS bäuSlid)e unb öffentliche fieben, bie Bauart ber 2i$obn=
ungeu, bie Opferftcine, ©räberfunbe unb oerfrbiebenc ©ebräuebe ber ©ififchcr unb
lommt ",uiii ätefultate, baß „btc löerroanbtfcbaft jmüdien ^iftfebern unb Ungarn nicht
j)u leugnen" unb „bau biefcS intereffante löblichen tbiitfacblidi ein dieft ber fdjmancn
Hunnen ift." 6ebr anfpred)cnb ift bie pietatoofle ^ebanblung ber Überlieferungen
beS SolIeS. 2)er löerfaffer heftet grok Vertrautheit mit ber cinfehlägigen «itteratur
unb @prad)e, feine £*eobad)tung3gabe unb gemaubte unb anregenbe ^)arfte(lung.
X\t SluSftattuug be« *ucbc3 ift oorjüglid) su nennen. «elf«, Httter.
Dr. ^umüllcr^ ücbrbndj ber 38c(tgef<&i4tc, 7. Auflage, in gänjlid) neuer 93c=
arbeitung oor Dr. <£imon SBibmann. I. ieil ©efchichte beS SlltcrtumS. Jrciburg,
.Berber, 1895. 468 @. in grofj 8°. $reis 4 SK. 2)ie febroierige 2lufgabc, wftch tu
einen fremben Sßlatt einjubenlen unb in beffen ®eifte bie Erneuerung oorjunebmen"
bat ber Bearbeiter in oorjüglicber SBeife gelöst. w©a« ^auB, beffen Umbau" Uhu
wbic löerlaaSbanblung übertrug, bat feine lefcte Erneuerung oor brei 3abrsebnteu
erfabren. 9tod) maren bie Wrunbmauern unb baS ÖJebälle gut ; aber fonft beburfte
baS Webäube mannigfad)er ?lnberuugen." 3)ie Umleitung oerbreitet fid) über „Be^
griff, ©toff unb Einteilung ber Wefdiicbte" im aögememen unb behanbelt im befonbern
bie ©efebichte ber (Sbinefen unb 3apaner unter S3erüclfid)tigung ber neueften (fer*
eigniffe. Ter I. 3lbfd)nitt: „Tie orientalifchen lööller" bcbanbelt 1. bie (Sbamiteu,
2. bie Semiten unb 3. bie 3nbogermauen. Der It. 2lbfcbnitt ift ber gried)ifd)en
(Mcfd)id)te gemibmet, bie in 5 Venoben gegliebert ift. Der III. £>auptabfd)uitt ne-
hanbelt „Tie Börner" unb umfaßt 3 $erioben. Die ©lieberting beS ganzen ^BertcS
ift ungemein lidjtüoü" unb bie ©ruppierung logifd) unb flberficrjtlich. HWebrcre 3lb-
febnitte finb gänjlicb umgearbeitet, anbere ergänzt unb ermeitert unb überall finb
bie neueften ftorfdjungen febr gef chteft oermertet. i?ln einer gau^ett :)(eii)e
oon ©teilen wirb b*roorgeboben, maS im iMdjte ber neueften ^orfebung als tagen*
haft ober unfieber erfcheint. Oft ifl ber löeridjtigung eine größere ©teile, oft nur
eine prägnante SBcnbung gemibmet unb fo tritt baS SBert, im ©eiftc beS iöerfaffcrS
umgearbeitet, unter oorjüglidjer 33ermertung ber neueften (fmutgenfebaften, in bie
SÖffcntUchteit unb uerbient bie märmfte (Empfehlung. (Sin auSfübrlidjeS
Digitized by Google
- 766 -
Tanten unb ©acftrcflifter hotten mir trofo be& etnlägli^en ,,3nbalt«oer&eid)ni8" unb
ber „3etttafel" bod) gemünfdjt. 3Röge boSfelbc ben anbem täuben, beren @rfd)einen
auf nädjftc* "uiiir ang.efünbigt tft, beigegeben werben. — $)ie ÄuSftattuna be4
ißcrfeS tft trofc bc$ mäfjtgen greife« oorjügiid), rote man e8 fid) oon bem berühmten
«erläge gemotmt ift. — $a8 ©ud) tft eine präebtige 2Beif)nad)t«gabe für Sdjüler
böserer ßebjanftalten unb für ade ftrcunbe ber @efd)id)tc -für.
«atboltfdjcr NttnDeraartcn, ober Üegcnbe für fttnber, uon frranj Rattler, S. J.
5. aufläge ftreiburg t. Sr. fterber'fcbc iUerlagfcfwnblung, 618 B. 3R. 5. 70; ge=
bunben 7 2)T. 9Rtt einem Jitelbilb in ftarbenbruef unD t>telen §oljfdjnirten. —
IHn 3ugett bbud), ba« nid)t genug empfohlen werben tann; e8 foute in feiner
diriftlicnen Qfamilie fehlen I 2Örr ben fttnbern ein fegcnSreidjeS unb Öeift, §eri
unb SBiüen oerebelnbeß freftgcfd)enf madjen mia, ber greife nad) biefem fatöoltfdjtn
Stinbergarten. „Süorte bewegen, iöeifpiele reiften bin." $icr bietet ber Öcrfaffer
in ber Xfcat iöeifpiele, meldje bie ^ugcnb für alle* ÖJutc unb (Sble begeiftern.
3iige au* bem Sehen frommer ftinber ober ebler ftinberfreunbe. »ber audj ben
Lehrern unb Mehrerin neu mödjten wir ba$ SBudj red)t fehv empfehlen; fte fcaben
ba eine Sammlung uon Grjät)lungcn, mit benen fic bie Setnber erfreuen unb augleid)
erbauen tonnen, bie jubem einen prächtigen üBeranfd)aulid)ung«ftoff für ben re=
ligiöfen unb fUtlidjen Unterridjt bieten. - CHn gute» föealrcgtfter crlctdjtert ba*
Muffudjen beä gewünfdtfcn Materials fein*. SDiögc ba« ©ud) ben SSeg in redjt
otele Käufer unb fiebrerwobnungen finben!
Magniflcat. 12 Silber in ßitfjtbrucf auS bem ßcben ber Butter be« fccilanbe*.
komponiert unb gejeidmet oon 3- 31 ug. UnterSberger hm. in Wmunben. 9unft-
ucrlag oon iBcnjigcr & Gic., (Hnjtebeln. ©in prädjtigeS fteftgefdjtnf für bie tom
mrnben fcl. ftefttage. 2)ic 2lu$ftattung ift fct)r fdjön!
flu* fernen Kanten. 2 »änbdjen, bie SRarienf inber, 4. Auflage, 86 ©eiten.
2H. 0.60; geb. 0. 80. $ic Sflaoen be* ©ultan», 110 M. 0. 80; geb. I W.
iPcibc oon 3. ©pillmnnn. ftreiburg i. ®r., ^erber'fdjc HcrlagSbanblung 18;>5,
mit 4 Jöilbern.
iöeibe oorliegenben, wie überbaupt alle Sanbdjcn biefer oortreffüdjeu Sammlung
oon (*r*af)lungcn unfere« 2anb3manne8 aeidmen ftdj bnrd) ben cblen, ftttlidV
religiösen Webalt unb bie fdjöne, anjicbenbc Spradie au» unb eignen ftd) oonüglid»
ju fteftgcfdjenfcn für Stnabcn unb ^abdjen. Sie ftub ooraüglid) ausgestattet.
Sctilusswort und Emprehlunp; zum neuen Abonnement!
Mit dieser Nummer schliesst der zweite Jahrgang der Pädago-
gischen Blätter und zugleich meine Thätigkeit als Hauptredaktor
derselben. Mit innerm Widerstreben trete ich von derselben zurück,
denn sie ist mir lieb geworden und ich sah in ihr ein Mittel, um zur
Hebung des Schulwesens und des Lehrerstandes in der katholischen
Schweiz ein bescheidenes Scherflein beitragen zu können. Meine
angegriffene Gesundheit zwingt mich jedoch zu diesem Schritte. Will
ich meiner beruflichen Stellung noch länger vorstehen, dann rauss
ich mich — wenigstens für einige Zeit — möglichst zu entlasten
suchen. Wenn ich jedoch die Hauptredaktion niederlege, so verbleibe
ich immerhin im Redaktionskomitee und werde auch in Zukunft den
Pädag. Blätter meine Feder weihen und gerne mein Möglichstes zur
Hebung und Verbreitung derselben beitragen.
Die Pädag. Blätter sind vorab das Organ des Vereins katho-
lischer Lehrer und Schulmänner der Schweiz. Ks ist daher vor allem
Pflicht der Vereinsmitglieder, dasselbe kräftigst zu unterstützen und
zwar sowohl durch Abonnement, als durch recht fleissige Bedienung
Digitized by Google
- 767 -
mit Aufsätzen und Einsendungen kleineren Inhaltes, ebenso durch
Empfehlung derselben bei Kollegen, Schulfreunden etc. und in der
Presse. Es sind die Pädag. Blätter in der Schweiz noch viel zu wenig
bekannt, es giebt sogar noch viele kathol. Lehrer, die von deren
Existenz nichts zu wissen scheinen. Suchen wir denselben viele Freunde
und Gönner zu gewinnen, einen immer grössern Leserkreis zu ver-
schaffen.
Es ist zwar wahr, dass die Zahl der Leser von Jahr zu Jahr
gestiegen ist, aber sie dürfte im Verhältnis der Zahl der kath. Lehrer,
Geistlichen und Schulfreunde überhaupt noch bedeutend grösser sein.
Wir haben alle Neujahre grosse Anstrengungen gemacht , um neue
Abonnenten zu gewinnen. Aber ich muss bemerken, dass mich die
grosse Zahl der „Refüse" vom letzten Neujahr recht entmutigte,
besonders da gar viele von Personen kamen, die finanziell ganz gut
in der Lage waren, das kleine Opfer zu bringen. Ich bin der An-
sicht, dass es keinen kathol. Lehrer, keinen Geistlichen und keinen
kathol. Schulmann geben sollte, der nicht Abonnent der Päd. ßl.
wäre! Sie sind das einzige kathol. Erziehungsblatt der deutschen
Schweiz , und jedem , der ein Herz für Schule und Erziehung hat,
sollte es daran liegen, dass dasselbe seiner Aufgabe möglichst gerecht
werden kann. Es wird aber um so mehr allen Anforderungen ent-
sprechen können, je reichere Unterstütznng es findet. Es liegt daher
im Interesse aller, die für katholische Erziehung in Schule und Haus
eintreten, dass das Organ, welches die Grundsätze katholischer Pä-
dagogik aufrecht hält und verteidigt, eine möglichst grosse Verbrei-
tung finde; denn dadurch wächst sein Einfluss und seine Macht. Es
dürften daher die Päd. Blätter auch Eingang in die gebildeten ka-
tholischen Familien finden, damit sie auch da Gutes wirken und über
die wichtigen Tagesfragen auf dem Gebiete der Erziehung und des
Unterrichtes orientieren. Wenn alle interessierten Kreise das ihrige
zur Hebung des Blattes thun, wird dasselbe einer schönen Zukunft
entgegengehen. Wir ersuchen daher unsere Leser dringendst, der
neuen Redaktion möglichst viele Adressen von solchen Personen zu-
zusenden, die geneigt sein könnten, auf die Pädag. Blätter zu abon-
nieren.
Es war nicht nur mein Streben , den Päd. Blättern einen mög-
lichst grossen Leserkreis zuzuwenden, sondern es lag mir ebenso sehr
daran , dieselben auch dem Inhalte nach möglichst zu heben. Ich
bedaure in dieser Beziehung nur, dass ich nicht über mehr Zeit
verfügen konnte. Aber ich glaube gethan zu haben, was ich bei
nieinen vielen Berufspflichten thun konnte, widmete ich ihnen doch alle
meine freien Augenblicke. Besonders war es mein Bestreben , den
Blättern einen populär-wissenschaftlichen Charakter und ruhig-sach-
lichen Ton zu geben, indem ich der Ueberzeugung bin, dass die
Polemik selten Bekehrungen aufzuweisen hat, aber um so mehr Ver-
bitterung und Unzufriedenheit erzeugt. Eine ruhige sachliche Be-
sprechung in nobler Sprache muss auch der Gegner achten. Daher
Digitized by Google
768 -
habe ich mancher Korrespondenz die Spitze gebrochen nnd maochen
Satz da und dort mir zu ändern erlaubt, und ich bin überzeugt,
dass die betreffenden Arbeiten dadurch mehr genützt haben , als
wenn ich sie unverändert verwendet hätte. Dass diese ruhige Hal-
tung dem Blatt bei Freund unb Gegner Ansehen erworben, ist mir
vielfach, mündlich und schriftlich, bezeugt worden. Wohl hat es
unter den Freunden hin und wieder einen gegeben, dem die Blätter
deswegen nicht „schneidig genug" erschienen, der sie nur als „halb
konservativ" betrachtete, oder dem sie „in ihrer Haltung nicht ge-
fielen", — aber wer das grosse Ganze, die Zukunft der Blätter und
des Vereins, die. Hauptsache und nicht die Nebensache ins Auge fasste,
der war wohl mit der bisherigen Redaktionsleitung einverstanden.
Ich weiss, dass die Blätter auch im Auslände in hoher Achtung stehen,
und bin überzeugt, dass, wenn die neue Redaktion, woran ich nicht
zweifle, auf den bisherigen Bahnen fort arbeitet, der guten Suche am
meisten und besten gedient ist und die Päd. Blätter von Jahr zu Jahr
an Ansehen und Ausbreitung gewinnen und dadurch immer kräftiger
zur Hebung der christl. Erziehung in Schule und Haus und des Lehrer-
standes beitragen können, — das ist ja ihr heiliger Beruf, ihre schöne
und grosse Aufgabe! —
Es erübrigt mir noch, meinen werten Mitarbeitern den herzlich-
sten Dank auszusprechen, sowohl denen, die durch Einsendung wis-
senschaftlicher Arbeiten, als denen, die durch schnelle und gründliche
Berichterstattung über Konferenzen und Schulereignisse etc. die Blätter
bedienten : sie tragen das grösste Verdienst an der Hebung und Ver-
breitung derselben. Es gab Artikel, die auch in ansserschweizerischen
Kreisen bestens beachtet wurden. Mögen die verehrten Mitarbeiter
auch der neuen Redaktion treu bleiben ! — Besondern Dank schulde
ich auch noch dem bisherigen Verleger und Drucker, der durch die
schöne Ausstattung der Blätter und durch die freundliche Bedienung,
die stets alle meine Wünsche erfüllte, selbst wenn sie doppelte
Mühe verursachten, ein nicht geringes Verdienst an dem Gelingen
des Werkes hat. Möge der neue Verleger dem neuen Redaktor ebenso
freundlich entgegenkommen, wie der bisherige ex mir gegenüber that.
Und nun segne euch Gott, ihr lieben „Blätter"! Für eure
Zukunft fürchte ich nichts; denn im Schatten des Heiligtums Märiens,
der 1. Gottesmutter, das die würdigen Söhne des heil. Benedikt so
sorgsam hüten und pflegen, kann euch nichts abgehen, was zu eurer
kräftigen Entwicklung notwendig und nützlich ist. Gottes reichsten
Segen möge auch dein neuen Redaktor, Herrn Clemens Frei,
Sekundarlehrer in Einsiedeln, zu teil werden, damit er mit
Mut und Kraft dem ebenso wichtigen als schweren Berufe obliegen
und rocht viele freudige Erfolge verzeichnen kann. —
Digitized by Google
9U6 föniftlicben llcbunnrn.
ei) fliegen ftlügel (fite . . . $Ifi . . .) nad) allen §iuttnel8gegenben.
Von einem ©emitter überrafdjt wirb, ber blt&e unb bonnere.
rUnfer ffnedjt ift fleifdng (flei&ig).
6. Unfer $a!8 ift nafdjbaft. (UnfeT § . . . ift n . , .)
7. 2>ie ÜRagb jagte bie ^iege jum §au8befen t)inau« (mit bem ibefen jum
$>au» rjtnau8.)
8. £>ie Siege (jat einen langen Seaman}. ®r wirb feljr jähzornig.
9. DaS $uftn bat auf bem ftopf eine tfanne.
10. $a$ §ufm b>t auf bem ftopf einen roten Rammen.
Vergebend werben ungebunbene @eifter
9ladj ber öollenbung reiner Jpölje ftreben.
iüer Grones will, mufj fid) äufammenraffen.
3n ber »efdjränfung jrigt fid) erft ber 3Reifter,
Unb baB (Sefefc nur tann bte 7yvcir>ett geben! ostte.
l£in froher SBitte lebt in meinem üölut,
od) renne gang ben SBert oon beinen ©aben!
ftür anbre mäd)8t in mir ba8 eble (Mut,
2öegen frerfteUung be§ 3nb,alt*üerjeid)niffeö mu&te bie SBerfenbung biefer
Kummer etwa« oerfdjoben werben.
Ch. L. in K. 23erlcgt, aber wteber gefunben. J. R. in R. — J. A. Ü. in J.
— Seh. in R. — A. C. in Fr. — M. Fr. Gr. in A. — J. H. 8p. in H. — J. 8.
in Kn.. — 0. N. in N. — A. 8p. in T. — A.D. — A. 0. in Z. — A. D. in Tr. —
C. L. in R. — M. in ß. — Öeften $anl für obre werten Arbeiten, Diefelben
ftnb ber neuen tfbeioHebaf tton, ©ef unbarlcbrer ejrei in (Sinfiebeln,
flt. ©d)iui)j, überfanbt worbeu, ber fie gelegentlich, uermerten wirb, Hn ihn
fiub in ^ufunft alle ÜJlanu8fripte ju fenben. — (fcrfucbe biejenigen ©lätter, mit
benen bie unfrigen im Xaufdwcrfenr waren, bcitfelben iortjufefren; fie muffen aber
üon 9ccuiar)r an an bie neue ftebaftion in (£uifiebeln gefaubt werben. S3on bort
aus werben ibnen aud) bie unfrigen regclmä&ifl jugefanbt werben. — 2)ru<f unb
Verlag ber $äb. SM. beforgt in 3"f""fr (Sbcrle & Wicfcnb ad) in tfinftebeln.
Die ÜUeubeitcöungcn ftnb alfo bort ju machen. —
'Barum fudjt' idj ben 2Beg fo feb,nfud)t8ooH,
SBcnn ich itju nidjt ben ©rübern feigen foll? «etb«.
*trifffnfrrn bfr Wffcnftton.
|tt ftvatt.
$ie Sudjbnitfcrci üon % m. 81r
empfiehlt fid) jur Slu8fü&rung 1
prueßarßetfen ade-»
unter 3"fi*"ung prompter unb biP
oh ber rrbrcibmnterialicn^anbluna. bafelbft ba'
V9p, 5ajrctb=, 3fißncns ^atlpapicrcn, oor
Mrfdjäft* unb Wolijbiidicrn, HlbumS, Mortem-
unb 5d)ultunicrtalien, Gratulation^' unb 7
Gcbctbö'
55efttton Bttcj
M herein* fa!^olifrf)cr £c!jrer imi) S^ulnmniicr Der
•2U'r l u m m lu n 4
^omierftafl, ben 26. Sejcmbcr IS*)",, uarfimittaflS 2 !l!,r im vmpjH
1. Xbrrragc ») ttöer .Ecfju.gugicine, b) ftbcT ben Unterridjt in her ^dnoe
geoflrGpQic an $ug«tfd)cii Scfunbarfcf)ü.e.\.
2. «eratung Aber tfeftalojaifeier.
3. «Ilf'.aittc Anträge.
3ablr:icf>c* Grfdjeinen erroartet. SÄud) S.idjimitglieber finb freunbltA
gelaben.
in
3m S3erlag Smciftl 4 m ber in St Watten erfreuen
|mv ^ertaro3^ifctcr 12. §anuar .1896.
ZdlUlcantatC entpaltenb 2 DeflaT^ttwitn, 2 Sbörc unb 2 valfci
Webidji oon 3- Äuoni, compouier* oii Öufta" iBalbamert.
$a# ©er! ift {tpr leidjt unb in jrber Sdjule au*"übj:bar mit ober ohne
•qlrituna, Partitur 3 $r. 35, stimm«, nirb $eflatna:ioi. je 20 Wttop
i ©«luflen poljcu inV'
r ^cftalov;t:A-ficr: i'.nnnerituu, (Bebtet uou 3np
>nieit uon ©pttfrieb Engerer. 2Bi:fi.ng$i>oll unb oolf«tümliii. -
ÜHappen.
(£infid)ti?(ent)unricn fteben ju Ttenften.
. P'iulli'ß hfltlj. ItlDiiiitBl'djiirtrii. * 1,^
Sir fdjönfW mit) h'UtgRe .v..|UjrH( f. b. faitf.
|UuRr. f nmlUrnblfttt um btr ««
„Prv -£)ni.*f*r cM»tfc"
unb „für fWtftttl* Ott' l»
SfrltVy monall. 6c|ltn & 40
>
liertf falb» "tHf;-3rft»rt)nfi dt
// will osl
Ctoii i*J
+ + + + + ••+ + +
I tftne t:i> 'ntü Tvonillifn frfir
30u it. SRoit
g .bcr ,$.il>. ^'ä.tcr" Ton
Digitized by Google