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Full text of "Zeitschrift für Instrumentenkunde"

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Zeitschrift für 
Instrum en tenkunde 



Ernst Dorn, Physikalisch-Technische 
Reichsanstalt (Germany) 












100 
J 
66 



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ZEITSCHRIFT 

fCh 

INSTRDMENTENKDNDE 

Organ 

für 

MittMünp ans len gesaunten Gebiete 1er wisseBscbaniicben TecbniL 



Herausgegeben 

TOO 

K. Abbe in Jena, Fr. Araborger in Wien, C. Bamberg in Berlin, C. H. T. Bauernfeind in 
München, W. F »erster in Berlin, B. Faew in Berlin, H. Haenich in Berlin, E. Hartaaek 
Potsdam, W. Jordan in Hannover, H. Kroneekcr in Berlin, A. Knndt in Strassburg i. E., 
Laadolt in Berlin, T.v. Laag in Wien, L. Loeweahen in Berlin, H. V. Mer* in München, 
heumajer in Hamburg, J, A. Repsold in Hamburg, A. Raepreeht in Wien, K. Hehellbach 
in Berlin, F. Tletjen in Berlin. 



Bedaction: Dr. A. Le man und Dt. A. Westphal in Berlin. 



'b 



Dritter Jahrgang 1883. 





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Berlin 1883. 

Verlag von Julias Springer. 

Uoubkjottplnt* 3. 



J£~o27. 



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Inhalts-Verzeiehniss. 



Ml« 



Die Ar beiten d es internationalen Instituts für Maana und Gewicht. Y en M. ThinannJ Al 

üeber die Behandlung des Stahl» bei Anfertigung schneidender Werkzeuge Von C.K e i c h e 1 B 

Flucht punktlmeal. Von II Cranz . . . . 12 

Dynamometrische Vorrichtung von geringem Widerstand und verschwindender Seliwt- 

induction. Von H. Hertz i . . 17 

Pas Leukoakop und »eine Theorie, Von A. K m n i g .,,.20 

üeber die Justirung der Stimmgabeln auf genau vorgeschriebene Schwingungszahlen. 

Von C. Reichel 47 

Die Herstellung der Originaltheilung an der Kreistheil-Maachine der Socifte gentroist de 

constnwtion rf inztruments de I^yrngue. Von Ch. Schmidtgen 62 

Zur Theorie der Waage und W&gung. Von M. T h i e a e n 81 

Neue Gesichtspunkte für die Coostruction der Aneroid-Barometor und Manometer. 

Von 0. Schwirkm 89 

Waage zur graphischen Aufzeichnung veränderlichen Gewichtes. Von P, StOckrath, 95 
Nachträge, betreffend die Herstellung von Originalkreisthcilungen. Von L. Loftwonhori 99 
Beschreibung einer Kreistheilroaschine. Von Th. Wo gen er 117. 264 

William Thümsüns ratentlothmasdiiiit:. Ymi E Anur EZfiJl . . . . « . I IS 

Neuerungen an Polaristrobometern. Von H. Landolt 121 

Die aknstischen Rotationsapparato und Apparate zur Messung der Stftrke der Luftschwin - 

gongen. Von V. D v o r k k 127 

Apparat zur automatischen Registrining der Intensität von Erdstrbmen. Von A Le in an. 139 

Daa Ophthalmometer, »eine Construction und seine Theorie. Von A. Kmnig 153 

Notizen über physikalische Apparate. I. Von V. v, Lang ..,.160 

Per Viacovich*Bche Cyklonograph, nebst einigen geschichtlichen Bemerkungen über Orkan- 

Prora oakope. Von E. Gele ich 161 

Neuer Zeichenapparat (Erabrvograph) für schwache Vergrößerungen. Von H. J u d g ■ .105 
Die Verwendung des Watt'schen Pendel» zur eontinuirlichen mechanischen Registrirung 

des Bobinen 1 sehen Schal tinkrcuzes Yun J ; Maure r . , « » t ldg 

Neue registrirende meteorologische Apparate. Von R, Foesa 192 

•fe hi n a i s d ie T hQ in a on’gche Lpthmas<:hin e ; Yq p IE iw <* » p t ^ ? « «.«•••« 

Eine parallaktische Montirung mit Anbringung der Boleuchtungalampo am unteren Ende 

der Polaraxe, Von K. S cli-nnid-ni . . , , . . . , « ■ . . . . . . 139 

Notizen zur Geschichte der Jnatmmentenkunde in Spanien. Von E. Qelcich . . . . 201 

Die Methode des Zeichenunterrichts fttr Mechaniker und Optiker an der Berliner Hand- 

werkerachnle. Von G. H rabow ski . . t , , , , , , . . . , : , . . . . 80fi 

Die Winkelmessungen bei Tage und bei Nacht. Von W. Werner 236 

Apparat zur Anfertigung von Mikrometerschrauhen Von C, Bamberg 238 

Yvop Villarceau's astatischer Windflngelregulntor. Von A. Leman 242 

Erganzuugseinrichtmig znr QneckHilheriuftpumpe ohne Ilahn. Von F. Neesen . . . . 245 

Daa Periheliotrop. Von F. H. R e i t z 266 

Pneu matisches Densimeter- Vo n ü. Michaeli s . . 968 

Vorschläge zur Constrnction einer Sinusairene. Von F. Fuchs 270 

Üeber Compasscoinpenaationcn u. CursverwandlnngsapparaU;. Von K. G e 1 c i ch 273. 337. 373. 410 
Der Sonnenschein- Autograph. Von C. Aamnann . 301 



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IV 



IäHALTS-V K&ZKICHXIB8. 



Seite. 

Bemerkung zu dem Aufsätze des Herrn W. Werner: r Die Winkelmessungen bei Tage und 

bei Nacht“ Von H. Bruns 308 

Zur Theorie und Praxis der Met&llthermogrnphen. Von J. Maurer 308 

Apparat zur Anfertigung von Mikrometerschrauben. Von J. Wan schaff 350 

Das Steinheirsche astronomische Reisc-Universal-Instrument. Von E. Hartman n . . . 353 
Heber einige physikalischo Versuche und Hilfseinrichtungen. Von F. Melde . . . . 388 

Ein neues Kathetometer. Von F. Miller 409 

Bemerkungen zu den Aufsätzen der Herren Bamberg und Wanschaff über Apparate zur An- 
fertigung von Mikrometerscbrauben. Von A. Leman 427 

Zu dem Aufsatze „Das SteinheiTsche astronomische Reise- Uni versal* Instrument“. Von 

Eugen Hartmann 432 

Kleinere (Original-) Mittheilnngen. 

Zur Verminderung der Temperatur-Storungen bei Quecksilbcrtropfen-Contacten für Uhren 29 

Internationale elektrische Ausstellung in Wien 55. 106. 135. 167. 289 

Das Princip des Fizean’sclien Apparates 56 

Apparat zur Bestimmung trigonometrischer Functionen .57 

Die Ausstellung von Lehrlings-Arbeiten der Berliner Gewerbe 103 

Bewerbung um den Volta-Preis 107 

Ueber eine Sicherheitsvorrichtung bei astronomischen Rgistrirbeobachtungen 136 

Neue seismische Apparate 137 

Die Hygiene- Ausstellung 209 

Neuer beweglicher Qbjectträger für Mikroskope. Von H. J u n g 246 

Stromwahler, Vo n R«Kleemann . . . . . . . . . . . . , . .247 

Handbohrapparate mit Kuppelungsmechanismus 287 

Aräometer mit Patentkörper, auch als Substitutionswaage verwendbar. VonL. Re i mann 317 
Bestimmung der Theilungsfohlor des Rcpsold’schen Meridiankreises der Strassburger 

Sternwart e . . . ...... , .. * A 356 

Stromgeschwindigkeitsmesser 433 

Referate. 

Photographien von Schallschwingungen 27 

Intensität des Sonnenlichts 27. Ul 

Vereinigtes Magnetometer, Torsionswaage und Elektrometer 28 

Heber Gasdichtebestimmung 28 

Influenzmaschine von Wimshurst 29 

Der elektrische 9tampfhammeV 29 

Neues Heliotrop (Phototrop) 30 

Ein neuer Thermograph 31 

Topograph oder autographischer Compass 32 

Heber die Anfertigung und Correction der Büretten 32 

Apparat zur Untersuchung des Ausflusses von Flüssigkeiten oder Gasen .33 

Instrument für Augenblicks-Beobachtungen 34 

Strahlende Elektrodenmaterie . , : t . . . . , * , . . . . . 34 

Ein elektrisches Baromete r . . . ».«..* * * .«■_«_ » _i_ f 59 

Ein Vorschlag zur experimentellen Bestimmung der Zustandsgleichung der Gase .... 59 

Ueber die Genauigkeit chronometrischer Längenbeatimmungcn 60 

Dft S Hft lbsghatten- gacchari p ieter yon Laurent für yg ia ^s Licht . , , 61 

Spectral-Spalt. mit symmetrischer Bewegung der Schneiden 02 

Ueber die Beobachtung von Richtung und Stärke des Windes auf Schiffen 63 

Einfacher Inclinationskreis . « » . . . . . , 63 

Historische Untersuchungen über die Urmaasse des Pariser Observatoriums 64. 176. 248. 392 

Ueber die Dichte geschmolzener Metalle 70 

Apparat für Glasgebläse 70 

Kappcller’s patent, neues Maximum- und Minimurothcnnomoter 107 

Normal-Mcdicinftl-Thermomot er . . , ZHH * * * s—s * • IQ 7 

Nachahmung der Difl'ractionsspectrcn durch Dispersion 108 

Modell- Auge für Demonstrationszwecke 106 



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IhHALTS-VbBEEICUMISS. 



V 



ftoito- 

Ein vom Barometerstände unabhängiges Luft-Thermometer 109 

Ein neaer Apparat zur Bestimmung der specifischen Wärme 100 

Uober den elektrischen Widerstand und den Auadehnungs-Coefticienten von glühendem 

Platin . . * a . . . . . . . . . , , . . . , , . . s = f s : . : . 110 

Ueber eine Explosion eine« Sauerstoff-Gasometers an« Zinkblech 110 

Ueber den Einfluss der mechanischen Httrte auf dio magnetischen Eigenschaften dea Stahl« 

und dm B— . . . . , * . . • , = = > . • HO 

Ueber die Einatellnng eint?« Objecte« am Total-Reflectometer 110 

Ein Apparat zur Beatimmnng der specifischen Warme durch Erkaltung 111 

Ueber ein neues Condensationa-Hygromcter 111 

Fehlerquelle beim Polarisiren 139 

Neuer Auftrage-Transporteur 141 

Neue Methode zur Bestimmung der Collimationad konstanten eines Passagen-Instrumentes 141 

Neuer und roodificirter Apparat zur Bestimmung des specifischen Gewichte 141 

Ueber eine neue Form des Apparate zur Bestimmung dos Ammoniaks im Trinkwaaser . 142 

Dynimo-fllAtruchar Motor für Luftschifffahrt 142 

Ein neue s Uiiiversalstativ für astronomische Femröhre 168 

Ein Spectroakop mit grosser Dispersion 171 

Apparat zur Unterauchung der Parallelität von Spiegeln und Schattengl&aern für 

RnHnxinnainatmmnnte . . . . . . . . . . . . . , . . . . . . . . , , , ■ 172 

Elektrische MoftainHtrumente . . . . . . . . . . . , . . . , , ,.171 

Regeln fttr Behandlung von Chronometern 176 

Ueber g jae n neuen C oUiroa t or IM 

Reissschiepe mit Transporteur-Einstellung 181 

Ueber 2wei altere Platin-Meter . , , , , * , . , , , i _ l ■ . - . . . . • 181 

Apparat zur Untersuchung von Schattengl&aern fllr Sextanten 210 

Waage-Thermometer ... 211 

Ueber die Graduirung von Galvanometern zur Messung von Strömen und Potentialen in 

absolutem Maaase , . . * , . , , . . . ^ ^ ^ ± ± : , • 211 

Ueber Sflcimdftrbatterien . . . . . . , . . . . . . . , . . . , . . = , . JM 

Telephonischer Zeitgeber . 212 

V er bessertes Dntmmond’gcheg Licht , . t ? • 212 

Früheste Anwendung von Metalldraht bei Tiefseelothungen 213 



Ueber die Messung der Windnngsflächo einer Drahtspule auf galvanischem Wege und 

über den absoluten Widorstand der Quecksilbereinheit 213 

Einfluss eine« Metalls auf die Beschaffenheit der Oberfläche eines anderen, sehr nahen Metalls 214 
Untersuchungen über die Verth eilung der Warme in dom dunklon Theile dea Sonnon- 

spectmm» . 214 

Spectroakop mit geneigtem Spalt 214 

Ueber die magnetische Eigenschaft von Platinerz 216 

Scheidetrichter und Fettbestimmungsapparat 215 

Methode zur Bestimmung der Bildungawttrme von schwer verbrennbaren, flüchtigen 

organischen Stoffen 215 

Neues, sehr empfindliches Thermometer 21 G 

Anwendung eine« horizontalen Fernrohre für spectroskopische Sonnen beobaclitungen . . 2U> 

Keil- und Diaphragma-Photometer ~ . . . 216 

Hopkinson’s Strommesser 265 

lieber mechanische Perspective und Photogrammetrie 256 

Notiz über einen Röhrepatün der zum Newlerigiren . , , . , . , -257 

Ueber die Polarisation dea gebeugten Lichtes . 957 

Kraftübertragung 868 

Spectroakop mit grosser Dispersion 289 

Vergleichende Beobachtungen der tellurischen und metallischen Linien im Sonnenspectrüm 

als Mittel, die absorbirende Kraft der Atmosphäre abzuschfttzen ........ 290 

Untersuchungen über die photometrische Vergleichung verschiedenfarbiger Lichtquellen 

und besonders der verschiedenen Theile eines und desselben Spectnima . . . . . 21K) 
Optische Controlapparate für ebene Flüchen 202 



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YL 



IgUALTS-YE&ZKlCiiaig»: 



TTeber einen neuen Apparat zur Demonstration der Foncanit’schen Ströme 31B 

Ein einfaches Stativ für Qeiasler'sche Spectralröhren 32ß 

Beobachtungen mit dem Pickering’schen Keil-Photometer 3&T 

Ueher eine Methode zur Messung der Intensität, sehr heller Lichtquellen 3581 

Aemlerung her Lange verschiedener Stabe bei derselben Temperatur 385? 

Hahn fUr Stamlflftschen mit deHtillirtem Wasser, Aspiratoren etc. . . . TW 

Einfacher und wirksamer Spectralapparat 85^ 

CratVs Vergleichung der Quecksilber-Thermometer mit dem Wasserstoff-Thermometer . . 32S 

Absorptionsapparat für die Elementaranalyse 396 

Apparat zum Calihriren von Glasröhren 326 

Neue Form eine« Bades mit conBtantor Temperatur / . . ■ 3S6 

Barogyroekop W 

Local Variometer für feine Messungen 355? 

Heber eine neue Methode zur Bestimmung des Stickoxydgases bezw. der Salpetersäure . 868 
Methode zur Anstellung von Versuchen in zngeschmolzeneu Röhren im Kleinen .... 3t>3 

Heber die Mantelringmaschine von Kravogl 364 

Glasblasen mittels mechanisch cnmprimirtor Luft 864 

Methode, um Kohlensäure, Stickstoff otc. in gewissen Verbindungen zu bestimmen . . ■ 364 

Zur Theorie des Lamont'soheii Variationsapparates für Horizontal -Intensität ....... 365 

Neuer Apparat zur Demonstration der Fallgesetze 365 

Neuer Seismograph 365 

üeber den Einfluss absorbirter Gase auf das Leitungsvermägen des Kohlenstoffes ... 36b 

Apparat zum Kochen von Goldproben 36G 

Mpnro'g Telephonversuche 397 

Chronograph von Depres 397 

TTeber ein neues Planimeter , . . ■ • ■ • • • • • 398 

TTeber Asbastlilter , , . , , , = ■ : ; s_s : : : : : : : : : : : = : ; . • 398 

Ein modifieirter Liebig'soher Kühler 399 

Spiegelgalvanometer 434 

TJeber eine einfache und bequeme Methode zur Calibrirung von Drähten auf galvanischen 

Widerstand , .. • • , ■ . . ...135. 

Demonstrationsversuch zum Beweise der Ungleichheit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit 

des Schalles durch Gase und durch feste Körper 485 

Ein neues Chromometer , . *_± : : . : : : • : : : , , , , . . . . ■ 436 

Eine Kilterpresse mm Filtriren feinstvertlieilter Niederschlage 436 

üeber die Bestimmung von Salpetersäure 436 

Zählwerk ftir Elektricittti 487 

Neue» Registrirthermometer 437 

Elektrische Arbeitalampe 487 

Tiefsee-Photothennometer 438 

Nivelliriatt« 440 

Wasserhad mit constantem Niveau jjj) 

üeber die Genauigkeit der Planimeter 44(1 

Ein Mittel, die Wftrmestrahlen von den leuchtenden und chemischen Strahlen zu trennen 441 

üeber eine Vereinfachung der V, Meyer’schen Dampfdichtebestimmung 441 

Graphische Demonstration der Fallgeaetse 44g 

Apparat zur Untersuchung der Bewegung des Bodens 



Nett erschienene Bücher . . ■ 85. 71, 148. 182. ä!7. 25& 294. 338. 366. 399. 44s 

Vereinsnachriehten. 

Jahresbericht der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik für das Jahr lS8a , . 87 
Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik: 

Sitzung vom 2, Januar 1883 

Sitzung vom SP. Januar 1883 

Sitzung vom 13. Februar lööS I I 7 l i 7 7 I i I 7 7 7 7 i | | j ] TTlT 

Sitzung vom 20. Februar, ti. Marz, 8. und IV. Apnl und 1. Mai 1883 818 



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ISH ALTS- VkHSRICHMIIM. 



Sitzung vom L. und IS, September und 5. October 1883 
Sitzung vom 13. October, 13. und 12. November 1883 . 
Elektrotechnischer Verein in Wien . 



Patentechau. 

Neuerungen an Messtischen 

Neuerungen an Lichtmessern. — Photometer. — Neuer, an Apparaten zum Messen der 

Steigung von Ebenen 

Neuerungen an elektrischen Lichtlampen. — Neuer, an Thermometern. — Neuer, an 

Apparaten zur Messung des Druckes und der Feuchtigkeit der Luft 

Neuerungen au elektrischen Lampen. — Neuer, an Messapparaten zur Bestimmung der 

Starke elektrischer Ströme 

Neuerungen an dem SteinheiTschen Prismenkreiee. — Neuer, in der Beleuchtung durch 

den elektrischen Lichtbogen . a . 

Neuerungen an elektrischen Woissgl tlhlampen. — Elektrische Glühlichtlampen, deren Gon* 

ductor quer getheilt ist resp. einen mehrfachen Contact gewahrt 

Taschenapparat zur Messung der Kohlensäure der Zimmerluft. — Doppelröhriges Opto- 
meter. — Neuerungen an elektrischen Lampen 

Barometrograph. — Verfahren zur Herstellung plastischer Kohle zum Gebrauch als 
Kohlenbügel in elektrischen Glühlichtlampen. — Neuer, an den „Camera lucida“ 

genannten Instrumenten. — Elektrisches Boleuchtungsverfahren 

Zeichenapparat. — Mess- und Nivellir-Instrument . 

Neuerungen an SchallQbertragungen für Telephone und Sprechtelegraphon. — Sehienen- 

Lorgnette 

Apparat zum Aufsuchen entfernt liegender Punkte, Ortschaften etc. mittels des Fernrohr». 

— Neuer, au Contacteinrichtungen für Telcgraphenapparate und andere elektrische 

Apparate. — Entfernungsmesser. — Neuer, an elektrischen Lampen 

Neuerungen an elektrischen Licht-Regulatoren. — ■ Neuer, an dem unter No. 17450 patentirten 
Luftprüfer und Anzeiger für Nachtfrost. Gewitter, Hagel und Wind. — Neuer, an 
Ziehfedern. — Thermometer für hohe und niedrige Temperaturen ....... 

Anwendung von Accumnlatoren oder thermo-elektrischen Batterien in Verbindung mit 
dem Mikrophon. — Neuer, an elektrischen Lampen, sowie ein Verfahren zur Her- 
stellung einzelner Theile derselben . 

Instrument und Verfahren zur directen Messung von Luftlinien, Hölion, Tiefen und hori- 
zontalen Entfernungen. — Neuer, an elektrischen Glühlichtlampen 

Neuerungen an Kettenst&ben. — Schraftir-Apparat. — Spiralen and KreiszirkoL — Ent- 
fernungsmesser 

Neuerungen an elektrischen Uhren. — Curvenabstecker 

Neuerungen an Apparaten zum Messen und Registriren elektrischer Ströme and Potential- 

difFerenzen. — Neuerungen an Woagon 

Neuerungen an Mikrophonen. — Weitere Neuerungen an Mikrophonen 

Verbesserung an Barometern. — Verfahren, Entfernungen von einem Standplatz aus 

zu bestimmen 1 hl 

Verwandelbarer Maassstab für die bei Architectnr- und Ingenieur-Zeichnungen gebräuch- 
lichsten Verhältnisse 189 

Elektrische Lichtbogen- und Glühlampe mit automatischer Regnlirung. — Neuerungen an 

der Geissler’ sehen Vacuumpompe 132 

Elektrophon mit mehrfachen vibrirenden Platten. — Neuerungen an constanten galva- 
nischen Elementen. — Elektromagnet mit. innen liegendem Anker lfU 

Neuerungen in der Herstellung und Aufstellung elektrischer Lampen. — Neuerungen an 

elektrischen Lampen, sowie deren Aufstellung und Befestigung lHf» 

Neuerungen an der durch das Patent No. 8561 geschützten Doppel- Winkelhebelwaage. — 
Neuer, in der HersteUnng elektrischer Lampen und der Anbringung der Kohlenfäden. 
Runder graduirter Messtisch zum Messen von Winkeln und Einträgen derselben 

auf dem Terrain selbst 186 

Neuerungen an Elektrometern. 7 - Luftpumpe zum Betrieb eines pneumatischen Hammers 
für zahnärztliche Operationen. — Universalwinkelbrettchen. — Neuer, an Glimmer- 
schutzbrillen 132 



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iE kß H IS E E ö ü 3 s k s b lä 



IüHALTB-V R&ZKICTtffUUI. 



vm 

r~ ji 



Vorrichtung zur automatischen Anzeige schlagender Wetter in Bergwerken 220 

Neuerungen an Quecksilber-Luftpumpen. — Herstellung eines neuen Stoffes aus Metall 

und Cellulose für elektrotechnische Zwecke . « 231 

Arretirvorrichtung an Tafelwaagen mit rotirenden Waarenschalen. — Neuerungen an elek- 
trischen Uhren. — Elektrisches Logg 222 

Neuer, an dem unter No. 20773 patentirten Entfernungsmesser. — Neuer, an Barometern . 223 
Vorrichtung zum Anzeigen des Wasserstandes auf grössere Entfernungen vom Dampfkessel. 

— Neuer, in der Herstellung von Kohlen für Glühlichtlampen 250 

Gyroskop zur Bestimmung der geographischen Lage eines Punktes der Erdoberfläche, ohne 
Zuhilfenahme von Sonnen- oder Compassbeobachtungen. — Neuer, an elektrischen 

Regulatoren zur Erzeugung synchroner Bewegungen 260 

Neuerung in der Befestigungsweise teleskopartig in einander gleitender Röhren. — Rechen- 
apparat — Magnet-Mikrophon — Chronometer- Pendelgang — Neuer, in dem Ver- 
fahren der Herstellung der Osmose-Saccharimeter 261 

Spiral-Zirkel. — Trockne« galvanisches Element — Briefwaage. — Apparat zur photo- 
graphischen Aufnahme von Stereoskopbildern 262 

Maasszeicheninstrument. — Neuer, an Hauswirthschaftswaagen 263 

Entfernungsmesser. — Horizontal Stellung mit nur zwei Stellschrauben, ohne Anwendung 

von Federn und Stengel haken 297 

Transmission und Reception von elektrischen Strömen. — Elektrisches Schlagwerk für 
elektrische Pendeluhren. — Neuer, in der Herstellung und Verbindung der leuchten- 
den Bügel in Glühlampen 296 

Selbstregistrirender Flüssigkeits-Mess- und Control- Apparat — Apparat zur Messung des 

Druckes und der Feuchtigkeit der Luft 299 

Neuerungen nn Glühlichtlampen 300 

Kreiscvcloiden zirkel 333 

Neuerung in der Herstellung von Isolirungsmaterial und Isolatoren. - Neuer, an elektrischen 
Lampen und deren Zubehör. — Neuerungen an elektrischen Lampen. — Selbstregi- 
strirender Apparat zum Messen der Wassertiefe. — Neuer, an Telephonen .... 334 
Schutzhülse für Bohrer. — Elektro-magnetische Differential- Ausrückvorrichtung. — Elek- 

tricitAtsmesser 335 

Aufziebvorricbtnng für transportable Uhrwerke durch Lftngen&uderung einer Metallkette 
bei Temperaturwechsel. — Maassstab-Zirkel. — Verfahren. Metalloxyde zur Her- 
stellung von Polplatten für elektrische Batterien zu verwenden 336 

Neuerungen an telephonischen Signal-Apparaten 867 

Neuerung in der Herstellung von Kohlenconductoren für elektrische Lampen 368 

Neuerungen an elektrischen Strommessern. — Neuer, an Pendel-Mikrophonen. — Neuer. 

an telephonischen Apparaten für Schwerhörige 369 

Controlapparat mit Zählwerk und Uhr zum selbstthatigen Registriren vorgenommener 

Wägungen. — Opernglas. — Indnctive Stromabzweigung 370 

Sicherheit#- Lampen Verschluss, bei welchem ein Magnet zur Anwendung kommt — Neuer, 
an dem magnetischen Verschluss an Sicherheitslampen für Bergwerke. — Neuer, an 

Bunsen's Kohle-Zink-Elemente 

Neuerungen an galvanischen Elementen. — Reissfeder aus Metallrohr. — Apparat zur 

Erzeugung elektrischer Ströme 

Spannfutter. — Brillenkasten mit scalenformig angeordneten und durch Drehbewegung 

successive dem Auge vorzuführenden Brillengläsern 401 

Neuerungen an Fraisraaschinen für Zahnräder. — Neuer, an elektrischen Apparaten zum 

Messen der Quantität von Elektricitat, welche durch einen Leiter geführt wird . . 402 

Neuerungen an Elektrometern . 403 

Neuerungen an elektrischen Lampen. — Neuer, an Maschinen zum Schleifen und Poiiren 

optischer Gläser 

Neuerung in den Einrichtungen zum Anzeigen und Reguliren der für Beleuchtung»- und 
andere Zwecke in Generatoren erzeugten elektrischen Ströme. — Elektrotechnische« 

Element 405 

Hydrograph. — Combiaatioa des Wethli-Hansen'schen und Amsler'schen Planimeters. 

Neuer, in der Anordnung von Gewindeschneide-Maschinen 



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Inhalts- V ekzkichxiab. 



IX 



8«it« 

Neuerungen an elektrischen Lampen — Construction des Theiles einer Glühlichtlampe, 
mit welchem letztere in dem Halter sitzt, so wie die Verbindungsart der Lampe 

und des Halters 407 

Support zur gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer Flächen eines regelmässig prismatischen 
Körpers — Feilenheft mit Vorrichtung zum Festhalten der Feilenangel in demselben. 

— Schleif und Polir-Apparat für Blechtafeln beliebiger Grösse 444 

Maschine zum Fasen. Poliren und Fertigmachen von Spiegelglas. — Additionsmaschine. 

— Parallelschraubstock mit ausrückbarer Schraubenspindel und Kugelbewegung 

zwischen Ober- und Untertheil 445 

Neuerungen an der durch das Patent No. 8551 geschützten Doppel- Winkelhebel waage. — 
Neuerung an Quecksilber-Thermometern. — Lagermetall. - Antimonzusatz beim 

Verzinken von Eisen 440 

Neuerungen an der unter R. P. 19368 patentirten Maschine zur automatischen Herstellung 
von Schrauben aus vollem Metall. — Neuer, an Maschinen zum Einfraisen von 
Schlitzen und anderen Einschnitten an Schraubenköpfen u. s. w. — Neuerungen an 
Polarisationsbatterien. — Imprägnirungsmittel. um Holz und Papier unentzündlich 

zu machen 447 

Galvanisches Element. — Vernickelung und Verkobaltirung nach Stärke und Gewicht. . 448 



Für die Werkstatt. 

Technische Verwendung flüssiger Kohlensäure 39 

Verfahren zur Decorirung von Messinggegenständen. — Schleifstein mit Räderbewegung 

für Uhrmacher und Mechaniker 40 

Conservirung des Ebonits. — Doppelzange zur Herstellung von Breguet-Spiralen mit 

scharfeckig gebogenem Knie 80 

Anwendung von Glycerin bei der Versilberung von Glas 115 

Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Eisens. — Härtescale der Metalle. — Die Be- 

schützung des Eisens gegen Rost 116 

Patent-Schnellfilter 151 

Ueber das Lackiren der Glasscheiben von Holtz’schen Influenzmaschinen. — Insulit . . 152 
Werkzeug um oval zu drehen. — Compositions-Polirf eilen für Stahl. — Schleif- und 

Polirapparat 188 

Biegsame Negativplatten. — Härten von Kupfer. — Lindsay’s Beisszange für Draht etc. 

— Ueber das Härten und Anlassen des Stahls 224 

Neue Schlauchverbindung. — Anleitung zur Behandlung von Fraiaem und anderen Werk- 
zeugen 263 

Schmirgel auf Leder zu befestigen. — Schutzmittel für Eisen gegen Rost. — Metallisiren 

von Holz 264 

Geruchlose Gummischläuche. - Einfache Versilberung von Metallgegenständen. — Messing- 
platten eine schöne Politur zu geben 300 

Schmiedbarer Eisenguss. — Substitut für Gutta-Percha. — Neues Verfahren, um Eisen mit 

broncefarbenen Oxydüberzügen zu versehen. — Befestigung von Messing auf Glas . 408 
Neuerung im Ueberzieben oder Bedecken von Eisen mit Blei. — Herstellung von Nickel- 

legirungen. — Maschinenspeck 448 



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Zeitschrift für Instnimentenknnde. 



Rn! actio vs - Curatorium: 

Geh. Keg.-R. Prof. Dr. H. Lundolt, R. Fliegt*, 

Vo mit «ander. Heisttier. 



Reg - Rath Dr. L. Loewenherz, 

Nrhriftführcr. 



Redaction: Dr. Georg Hchwirkus und Dr. Alfred Westphiil in Berlin. 



III. Jahrgang. 



.1 hihihi- flftftSB. 



Erstes Heft. 



Die Arbeiten des internationalen Instituts für Maass und Gewicht. 

Von 

Dr. 91. Thltmcn In Berlin. 

Das Hitrean international des Poids et Mesures, welches auf Grund der im Jahre 1876 
«wischen 16 Staaten der alten und neuen Welt geschlossenen Meter-Convention errichtet 
und nahe hei Paris in dem früheren Pavillon de Ureteuit installirt ist, hat die Aufgabe, den 
eontrahirenden Staaten eine wirkliche Einheit des (metriscbenj Maasses und Gewichts zu 
schaden und dauernd zu sichern, indem cs ihnen Normale liefert, welche möglichst 
unveränderlich, sämmtlich in Material und Ausführung gleich, genau mit den gleichartigen 
internationalen, im Bureau aufbewahrten, mit den alten französischen Prototypen nahe über- 
einstimmenden Prototypen des Meters und Kilogramms verglichen sind. Da die Herstellung 
der neuen Prototy]>e und Normale einer französischen Körperschaft, der section frneeuise 
zufallt, so hat das Bureau insbesondere die neuen internationalen Prototype zu unter- 
suchen: die nationalen Normale mit den neuon Prototypen zu vergleichen und die 

Vergleichung von Zeit zu Zeit zu wiederholen; die Gleichungen der bisher in den ver- 
schiedenen Ländern angewandten Normale zu den neuen Prototypen anfzustellen ; die 
Maassst&he, welche zu Basismessungen benutzt sind, oder benutzt werden sollen , zu 
bestimmen; endlich auf Wunsch Air Regierungen, gelehrte Gesellschaften, Gelehrte und 
Künstler Prflcisions-Maasse und Gewichte zu vergleichen. 

Unterstützt und geleitet von einem aus Fachgelehrten der verschiedenen Länder 
zusammengesetzten ComitÄ, mit einem trefflichen, gelehrten Personal besetzt — bestehend 
aus dem Director Dr. Broch, dem mit Stellvertretung des Directors und speciellen 
Arbeiten beauftragten Dr. Pernet, den Adjuneten Dr. Benoit und Marek und mehreren 
Assistenten — , im Besitze geeigneter Räumlichkeiten und der vorzüglichsten von Künstlern 
verschiedener Länder gefertigten Instrumente, wird das Institut die ihm gestellten 
Aufgaben ohne Zweifel in vollkommenster Weise erfüllen und dabei weit älter diese 
unmittelbaren praktischen Aufgaben hinaus, alter in engster untrennbarer Verknüpfung 
mit deren zweckdienlichster Lösung, die Methoden und Thafsnchen der messenden Physik 
überhaupt in fruchtbringender Weise erweitern. Schon jetzt, da die Arbeiten des Instituts 
nur vorbereitende sein konnten, liegen gewichtige Zeugnisse dafür vor, dass durch diese 
Arbeiten nicht nur das Maass- und Gewichts- Wesen der unmittelbar betheiligten Staaten 
sondern die Metronomie überhaupt wesentlich gefördert worden ist. 

In seinen unter dem Namen Travaux et ifemoires erscheinenden Veröffentlichungen 
wird das Institut Rechenschaft ablegen, in welcher Weise es seinen praktischen und 
wissenschaftlichen Aufgaben gerecht wird. Ein Theil, welcher einen officiellon Charakter 
trägt und unter Verantwortlichkeit des Comitfa erscheint, wird die eigentlichen Arbeiten 
des Instituts, die ausführliche Mittheilung der angestollten Beobachtungen, deren Berech- 
nung und die Beschreibung der Instrumente enthalten, in einem zweiten Theile dieser 
Publieation sollen Abhandlungen Aufnahme tindon, welche, von Mitgliedern dos Comite s 

1 



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‘2 



TniKAEX, Ma ABS USD QkWICHT. 



ZkIINi »Kim FI * |**T*I'«F.*T»inAr*WK- 
JASt'AK 1 



mler Beamtem <1 oh Instituts unter deren persönlicher Verantwortlichkeit verfasst, metro- 
logische oder für «He Metrologie wichtige physikalische Fragen behandeln. 

Seit otwa einem Jahre liegt der erste Band dieser Trumtw ft Mrmoirrs als statt- 
licher Quart I «and mit Tafeln und Holzschnitten vor. 1 ) Derselbe enthält in seinem ersten 
officiellen Thoilo 5 Abhandlungen des Directors Dr. Broch, in welchen gewisse ftir die 
Hednction «1er Beobachtungen nothwendige Elemente und Tabellen gegeben sind; sodann 
eine Studio «les Dr. Bonott über den Fizeau'schen Apparat zur Bestimmung von Aus- 
dehnungen und endlich die Kesultatc der von Marek ausgeführten Wägungen. Der zweite 
nicht nfticiolle Thoil «lieses Bandes enthält eine thermometrisrhe Abhandlung von Dr. Pernet. 

Wir gehen in Folgendem eine kurze Inhaltsangabe dieser Abhandlungen unter 
Hervorhebung einiger für die I.eser dieser Zeitschrift besonders interessanten Punkte. 

Dio orste Abhandlung «les Dr. Broch beschäftigt sich mit dem Einflüsse der 
geographischen Breite und der Meereshöhe auf die Grosse der Schwerkraft. Da nicht 
für joden Ort, an welchem Beobachtungen angestellt werden, bei welchen die Grösse 
«ler Schwerkraft berücksichtigt werden muss, eine absolute Bestimmung dieser Kraft 
«lurcli dio Pondollängo vorliegt, so begnügt man sich in der Regel damit, «lie Acnderungen 
der Schwerkraft aus der immer genügend liekannten geographischen Breite </ unil der in 
Metern ausgeilrückten Mecroshölie II zu berechnen. Broch schlägt zu diesem Zweck 
folgende Formel vor: 



.7« 



= (1 — 0,0085» ■ co« 8 i i (1 — 0,000 000 190 . II), 



in welcher y a dio als normal angenommene «Schwere unter 45° Breite und im Meeres- 
spiegel bedeutet ; beigegebene Tabellen enthalten die Werth« des Ausdrucks 1 — 0,00259 
eos 2 V und von dessen Logarithmus für die verschiedenen Breiten, und die Werthe von 

!l " und «lern Logarithmus dieser Grösse für die wichtigsten metrologischen Stationen. 

.7« 

Di«« »weite Abhandlung von Broch ül»er «lie S|«annung des Wasserdampfes ent- 
hält eitte Neuberechnung der l«ez. Regnault'schen Versuche, nebst Tabellen zur Berechnung 
der maximalen Dampfspannung für jeile Tem|>eratur zwischen — 30° und + 101°. 

ln «ler dritten Abhandlung giebt Broch zur Reduction der Siedepunkte von 
Thermometern auf einen «konstanten Luftdruck einen Theil «ler soelien erwähnten Tafeln 
in anderer Form. Die Abweichungen von den bekannten Moritzschen Tabellen sind 
unbedeutend utul lii'gen jedenfalls innerhalb der Fehlergrenzen «ler Versuche selbst. 

ln der vierten Abhandlung leitet Broch aus Regnault s Versuchen als das Gewicht 
des Liters trockner atmosphärischer Luft mit 0.0004 Theilen Kohlensäure bei der Tempe- 
ratur 7' und dem Normal- Rarometerstando* «len Werth ) ji m , , P ab. Beigegebene 

Tafeln gestatten, die Grösse tür verschiedene^ Temperaturen zu berechnen und auch den 
Rinfluss des Feuchtigkeitsgehalts zu b«' ruck sichtigen. 

Die letzte Abhandlung Bnvh's giebt auf Grund einer v«m Herr aus den Versuchen 
verschiedener Beobachter abgeleiteten Formel das Volumen einer Gewichts-Einheit und 
den Logarithmus des speciflschcn Gewichts von reinem Wasser für jeden Centigrad. 

ln seiner Abhandlung über den Fhteau schcu Apparat giebt Dr. Benoit zunächst 
eine Bescbreibuug «les Ap)«arats ur.d seiner Hiltseinrichtungen. 



psgrat 



> Travaax et Mesto-tv» du Bureau international de, IVid, et Mesures. T. I. Paris löst. 

< -Vis scl.'-.er r'.t d,r 1 WI einer Saale reinen Quecksilber» lei «•- , )nt< , r 450 
' :*** f? v. v , i N:v**an d«-» 



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Z*IT«rilHirT rl’K |Mrtnril».XThMKrXliR- ... _ r 

.lANl'AK IH83. I HIK8KM, MaaiM» liKI» OkWICIIT. 



3 




Der von Laurent ausgeführte Haupttheil des Apparats, wie er in Fig. 1 in 6 /j* 
natürlicher Grösse abgpbidet ist, besteht aus einer Scheibe von Platin-Iridium, 38 mm im 
Durchmesser und 10 mm »lick, deren eine Flache plnngeschliffen und hochpolirt ist, 
während die andere Fläche mittels eines 
Grabstichels kleine spitzige Erhöhungen 
(Narben i erhalten hat, die den zu unter- 
suchenden Körper tragen sollen. Diese 
Narben sind in drei Grup|>eu zu je drei 
angeordnet, so dass sie drei gleichseitige 
coiicent rische Dreiecke bilden; die inneren 
Narben ragen weniger hervor, als die 
äiissem. je nach seiner Grösse lässt man 
den Körper auf der einen oder anderen 
dieser Gruppen ruhen. Die Scheibe wird 
von drei, ebenfalls aus Platin-Iridium ange- 
fertigten, im ganzen 38 mm langen Schrau- 
ben durchsetzt, welche eine Bewegung von 

18 mm gestatten und durch Hülfsschraubeu pig. j. »/» »aturi. Gr&«*r. 

in ihren Muttern festgeklemmt werden können. Die Schrauben können von der einen oder 
der anderen Seite in die Scheibe geschraubt werden, so dass nach Belieben die polirte oder 
die nicht polirte Fläche der Scheibe die obere wird. Zu diesem aus der Scheibe und den 
drei Schrauben bestehenden Dreifusse gehören drei planconcave Linsen von 40 cm Brenri- 




Ki*. 2. '/« imtürl. GrMM*. 



weite, auf deren Planfläche, mehr oder weniger gedrängt, Systeme von Punkten gravirt 
sind. Man benutzt die verschiedenen Linsen, welche mit der Planfläche auf die Schrauben- 
spitzen gelegt werden, jo nach der Grösse der zu untersuchenden Proben. 



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4 



m ~ Zsmcaiurr ri‘* iMrarNmnai’nor.. 

Ihikskn. Maas« dhd Gewicht. januar ins. 



Der Dreifuss befindet sich inmitten eines doppelten, cylindrischen Ofens aas 
dickem Kupferblecli nnd kann in diesem auf verschiedene Tem|>eraturen erhitzt werden. 
Der obere Boden des inneren Ofens trägt ein Prisma, welches den vom Apparate 
kommenden Strahlen eine horizontale Richtung giebt. Der äussere Ofen wird von einem 
Fenster durchsetzt, welches durch die in Fig. 2 sichtbare planparallele Glasplatte E 
geschlossen ist. Das von der monochromatischen Lampe S kommende, durch Linsen con- 
centrirte Licht wird durch das kleine Prisma II durch das Fonster E auf das Prisma 
geworfen und durchsetzt die Glaslinse, von deren nnterer Planflfiche ein Theil reflectirt wird, 
welcher dann mit dem von der obern spiegelnden Fläche des untersuchten Körpers 
zurückgeworfenem Lichte interferirt. Die dadurch entstehenden Fransen werden durch 
das Fernrohr L‘ beobachtet. Das seitlich längs einer Eisenschiene verschiebbare Fern- 
rohr ]j dient zur Ablesung von 3 Thermometern, von denen das eine die Temperatur 
des äusseren Ofens angiebt, während die Gefüsse der beiden andern in den inneren Ofen 
hineinragen. Die Knpferöfen ruhen mittels der Porzellanfilsse V auf einer dicken Mar- 
morplatte M; der ganze Apparat ist auf einem isolirten Pfeiler montirt. Dm höhere 
Temperaturen in den Oefcn herznstcllen, können dieselben durch untergesetzte Gasflammen 
erhitzt werden. Ein späterhin näher zu beschreibender Temperatur-Regulator dient dazu, 
die Temperatur stets gleichmässig zu halten. 

Die Dicke der Proben, wolche man der LTntersuchung unterzieht, wird auf zwei 
verschiedene Arten, unabhängig von einander, gemessen; entweder durch ein Sphärometer 
von Herrman’n nnd Pfister oder durch einen als Sphärometer verwendbaren Niveauprüfer 
von Braner, Die angewandten Thermometer sind theils durch Calibrirung nnd Bestim- 
mung der Fundamentalpunkte, theils nur durch Vergleichung mit anderen fundamental 
bestimmten Thermometern verificirt worden. Die Abhandlung enthält eine eingehende 
Mittheilung der bez. Untersuchungen. 

Die Art, wie die Messung der Lage der Franzen vor 
sich geht, wird aus Fig. 3 klar, welche das Bild darstellt, wie 
es im Gesichtsfeld des Fernrohrs erscheint. Man ortheilt zunächst 
den einzelnen Franzen gewisse Ordnungsnummern mit willkür- 
lichem Anfangswerth nnd schätzt nun die Lage der einzelnen 
auf die Linse gravirten, mit Buchstaben bezeichneten Punkto in 
Bezug auf die Lage der Franzen in zehntel und hundertel 
Theilen der Franzenbreite. Beispielsweise würde die Lage des 
Punktes A der Ablesung 28, 2ö entsprechen. Das Mittel aus der 
Ablesung einer grösseren Anzahl von Punkten (meist 2ü) giebt 
das Endresultat der Beobachtung bei der bez. Temperatur und entspricht der Lage eines 
gewissen mittleren Punktes zu den Franzen. Wird nnn der Apparat auf eine andere 
Temperatur gebracht nnd bei derselben erhalten, so ändert sich die Dicke der Luft- 
schicht zwischen der Oberfläche dos Körpers nnd der planen Fläche der Glaslinsen, 
die Franzen verschieben sich, und die Ablesung der einzelnen Punkte ändert sich 
entsprechend. Man bildet das Mittel der Ablesung für dieselben Punkte und erhält 
in der in Breiten einer Franze ausgedrückten Differenz der beiden Mittel die in halber 
Wellenlänge des benutzten Lichtes ausgedrückte Aenderung der Luftdicke und damit 
den Unterschied der Längen-Aendernng des untersuchten Körpers und der Platinschranben. 
Bei dem benutzten Natriumlicht entspricht eine Franzenbreite ft“,25M4; die Sicherheit der 
Ablesung im Mittel für 20 Punkto beträgt 0,006 einer Franzenbreite gleich ft“, 0016, so 
dass schon bei kleinen Dimensionen der angewandten Körpers die Sicherheit der Linear- 
messung eine grosse ist. 



19 30 




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6 



ZKJTaciiKin rO ■ IxrrKUMiurriuiBDRDit- 
JANUAR 1hS3 



Tiiibbkh, Maa»» uni» Gkwicht. 



Die vorliegende Abhandlung enthält die Bestimmung der Ausdehnung der Platin- 
iridium-Schrauben des Apparats. Dabei wurden die Fransen direct zwischen der polirten 
Fläche der Platinschcibe und der um 10 bis 11 mm entfernten Planllächo der Liuso gebildet, 
was unter gewissen Bedingungen gelingt, trotzdem das Natriumlicht nicht ganz homogen 
ist. Im Mittel aus zwei gut übereinstimmenden Reihen, bei welchen die Temperaturen 
zwischen 2° und 72° resp. 4° und 74° lagen, ergab sich die Ausdehnung der Längen- 
einheit zwischen den Temperaturen 0° und t gleich 

0,000008478 t + 0,000 000 002 49 P 

Wir geben schliesslich noch kurz eine Beschreibung von Benolts Temperatur- 
Regulator und des Ptister'schen Sphärometers. 

Der Temperatur-Regulator besteht aus einem kleinen Glas-Reservoir A, welches 
sich in dem äusseren Ofen befindet (Fig. 2), gebildet aus einer dünnen, leicht nach oben 
gebogenen, behufs leichterer Füllung in eine Spitze ausgezogenen Rühre, deren anderes 
Ende an die dünne Röhre 1 geschmolzen ist, welche mit Hülfe einer dickwandigen Kant- 




f's. s. Fig. «. 



schukröhre T mit dem in Fig. 4 abgebildeten Regulator in Verbindung gesetzt ist. 
Durch die Röhre C tritt das Leuchtgas bei deren Mündung a aus. steigt dann in den 
ringförmigen durch die umgebende Röhre ß gebildeten Raum und entweicht durch D 



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6 



Thiksex, Maas» nn Gewicht. 



ZuTAc-tisirr rf» iHtTmCMKETKWKCTO*. 
JAMAH lfM. 



zum Brenner. Letzterem wird ausserdem durch den Hahn H direct eine kleine Quantität 
Gas zugeführt, so dass, wenn durch das Spiel des Apparats die Oefthung bei a geschlossen 
ist, die Flamme nicht verlischt. Das Glasgefüss A enthält einige Tropfen einer leicht 
verdampfenden Flüssigkeit; im Uebrigen ist die zum Unterbrecher führende Röhre bis 
wenige Centimeter unter « mit Quecksilber gefüllt. Der ganze in Fig. 4 abgebildete 
Apparat ist auf einem Schieber befestigt und lässt sich mittelst dessen in verschiedenen 
Höhen, die bestimmten Temperaturen entsprechen, fest stellen. Ist die Temperatur in A 
so gross geworden, dass die Spannung des entwickelten Dampfes den Dmck des Queck- 
silbers überwindet, so wird die OefFnung bei a geschlossen, dadurch der Zustrom des 
Gases zur Flamme verringert und eine weitere Steigerung der Temperatur verhindert, bis 
bei anfangendom Sinken derselben dio OefFnung wieder freigegeben wird. 

Das nach Wild‘s Angaben von Herrmann & Pfister construirte Sphärometer 
besteht aus einer Mikrometerschraube von 0,5 mm Ganghöhe, welche sich in einer festen 
Mutter A dreht, die in lOOTheile getheilte Scheibe I) und den geränderten Knopf V trägt. 
Gegen ihr oberes Ende wird durch eine Feder die Stahlstange B gedrückt, welche in eine 
gut gearbeitete Fläche H endigt. Eine zweite kurze Stahlstange G, die in eine Schneide 
aus w T eicliem Stahl ausläuft, wird durch eine Hülse frei l»eweglich geführt und stösst oben 
gegen die um eine horizontale Axe drehbare Libelle .V. Dio Theilung E dient zur Ablesung 
der ganzen Umdrehungen der Schraube und als Iudex für die Bruchtheile, die Lupe L zur 
bequemeren Ablesung der Scala. Das ganze Instrument ist um die verticale Axe H 
drehbar. Zur Beobachtung justirt man das Instrument so, dass die Libelle bei einer 
Drehung des Instruments um die Axe K stets einspielt, während G direct auf H aufliegt, 
liest die Mikrometerschraube ab, dreht die Schraube zurück, bringt «len zu untersuchenden 
Körper zwischen G und // un«l dreht dio Schraube, bis ein neues Einspielen der 
Libelle erfolgt. 

Fast die Hälfte des Bamles wdnl durch die Mittheilung der von Marek ausge- 
führten Wägungen ansgefüllt. Zunächst gieht Marek eine Beschreibung der Hülfsinstrn- 
mente, welche zur Ermittelung des specitischen Gewichts der Luft «Renten. Dieselben 
sin«l genauer untersucht worden, als es für «lie meisten der nusgeführten Wägungen 
nothwendig gewesen wäre, bei welchen das Volumen der angewandten Gewichtstücke 
sehr nahe dasselbe tvar. 

Bei den sorgfältigen Untersuchungen der angewandten Quecksilber-Thermometer 
ist. als neu die genaue Bestimmung «ler Draek-Ooefticienten hervorzuhoben, w'elche dio 
scheinbare Temperatur- Aondomng angeben, welche einer Aomlerong des auf «las Thermo- 
meter ausgeübton äusseren oder inneren Druckes entsprechen. Zur Bestimmung «les 
äusseren Druck-Coöfficienteu hnt der Verfasser einen besonderen Apparat angegeben und 
benutzt. Die scheinbare Temperatur-Acnderang durch den Dmck einer Quecksilbersäule 
von 1 mm beträgt bei den verschiedenen Instrumenten 0°, 00008 bis 0° .00023 und zwar 
beziehen sich die kleineren Zahlen auf Deutsche (Fuess’scho) Instrumente. Die Calibrirung 
der Thermometer ist nach einer eigenen Metho«le des Verfassers ausgeführt. 

Von Barometern ist bisher hauptsächlich das in Fig. 6 abgehildote Instrument benutzt 
worden, welches mittels eines besonderen Kathetometers abgolesen wunle. Die Queck- 
silber-Kuppen in den Schenkeln a und b liegen nahezu vertikal über einander, das mittelst 
eines Kautschuck-Schlauches mit dem Barometer verbundene Gothas d kann vor der 
Beobachtung angehoben worden, um dio Quecksilber- Kuppen ansteigen zu lassen. Das 
kleine, mit dem Barometer- Vac.uum durch «lie Kapillarröhre f verbundene GefÜss h soll 
dazu dienen, die in der Kammer a vorhandenen Luftspuren zu entfernen. Lässt man 
nämlich das Quecksilber in a ansteigen, so dass sämmtliche Luft nach h getrieben w'ird 
und ernie«lrigt dann wieder das Quecksilber-Niveau in so wird die Luft in h durch die 



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ZrlTÜCHHirT rt'a lS«TKCttltXTKKKt. , XI>K. 
JANUAR tt*W. 



TntBAKN, Maas* uro Gbwiciit. 



in der Oapillarröhre zurückbleibende Quecksilbersäule abgeschlossen. Doch fallt sich 
dabei, wie der Verfasser selbst hervorhebt, h fast ganz mit Quecksilber, das schwer 
entfernt werden kann, so dass es schwer ist, die genanute Operation zu wiederholen. 

Von Hygrometern wurde ein Haar-Hygrometer verwandt, welches nach Marek das 
einzige, bei feinen Wägungen direct anzuwendende derartige Instrument ist, doch wurde 
die» Hygrometer vor und nach jeder Beobachtung mit einem Condensations-Hygrometer 
verglichen. 

Die von Marek angewandte und tabulirte Formel zur Bestimmung des Luftge- 
wichts weicht ein wenig von der von Broch mitgetheilten ab. Zu erwähnen ist auch 
eine neube rechnete Tafel zur Rednction dor Barometerablesungen auf 0°. 

Der Best der Arbeit enthält eine Beschreibung dor angewandten Waagen, der 
Wägungs-Methode und der Resultate. Die zur Vergleichung der Kilogramme benutzte 
Waage von Ruoprecht und Schorss in Wien (von welcher genaue Abbildungen gegeben 
werden) besitzt den Arzberger'schen Mechanismus zur Vertauschung der Gewichte. Die 
Ablesung bei den eigentlichen Wägungen erfolgt mittels Fernrohr und Skale, welche 
sich mit Hülfe eines über der Waage angebrachten RefloxionBprismas in einem horizon- 
talen mit dem Waagebalken verbundenen Spiegel spiegelt. Bei den ausgeführten Kilo- 
grammvergleichungen entsprach ein Skalenthei! etwa 0,04 mg. Der Balken der Waage 
ist von Messing, die Schneiden von Stahl, die Pfannen von Achat; die Arretirungs- 
Vorrichtung entspricht der an einer von Steinheil ausgeführten Waage; zwischen den 
Schalen und den Pfannen ist durch zwei Messer-Schnoidcn eine bewegliche Verbindung 
hergestellt. 

Zur Vergleichung kleinerer Gewichte, von 1 g und weniger, diente eine Waage 
von Sacri in Brüssel, mit stählernen Balken, Schneiden und Pfannen und Aluminium- 
Schalen und der gewöhnlichen Ablesungs-Vorrichtung. Ein Theilstrich der Skale 
entsprach etwa 0,06 rag. Zu hydrostatischen Wägungen wurde eine nicht näher beschrie- 
bene Waage von Sacrä benutzt. 

Die Wägungen in der Luft sind sämmtlich nach der Gaussischen Methode mit 
Vertauschung der Gewichte behufs Elimination der Ungleichannigkeit ausgeführt. Die 
Empfindlichkeit der Waag« (Werth eines Theilstrichs der Skale) wurde für jede grössere 
Beobachtung«- Reih« als unveränderlich angenommen. Bei der Waage Saore wurden die 
Bestimmungen wiederholt, weil die Waage mehrfach umgesetzt wurde. Ausserdem wurde 
bei dieser Waage, die bei verschiedenen Belastungen gebraucht wurde, der Worth eines 
Theilstriche» n bei der Belastung P nach der Formel bestimmt 

« = a + bp + er * 

deren Constanten A, B, C durch die Beobachtung ermittelt wurden. Die theoretische 
Begründung dieser Formel hnt sich der Verfasser Vorbehalten. Die hydrostatischen Wä- 
gungen wurden nach der üblichen Methode ausgeftlhrt. Bei den Vergleichungen der 
Kilogramme anf der Waage von Rneprecht befanden sich die Gewichtsstücke stets auf 
besonderen Schalen aus Platin-Iridium, so dass eine etwaige Abnutzung der Gewichte 
durch die Berührung mit dem Vertauschungsmechanismus nicht stattfinden konnte. Aber 
auch diese Scliaalen zeigten keine merkliche Aenderung ihres Gewichtsunterschiedes, 
trotzdem sie etwa 500 Angriffen des Vertauscbungsmecbauisinus ausgesetzt waren. 

Von den Resultaten der ansgeführten Wägungen sollen hauptsächlich diejenigen 
erwähnt werden, welche sich auf die Unverändorlichkeit der Gewichte und die erreichte 
Genauigkeit beziehen. Die Waage Sacre wurde zur Ermittlung der Fehler zweier Gewichts- 
sätze von 1 g abwärts vod Oertling und Westphal benutzt, doch sind die Beobacht irngen 
and Rechnungen nur für den Westphafsehen Satz ausführlich niitgetheilt, da die Pnter- 



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ZnnrnirT rtti InT»rHR«TmriiDt _ _ _ 8 

JA NC AK 1M83. RZICHKL, BkHAMOLUKO DÜS STAHL». 



guchting des Oertli Dg' sehen Satzes noch vervollständigt werden wird. Der wahrscheinliche 
Fehler einer vollständigen Wägung ergab sich hier zu -4- 0,0016 mg. Eine vollständige 
Wägung entspricht dabei sieben Bestimmungen der Gleichgewichtslage der Waage aus 
je drei Ausschlägen, während zwischen jeder dieser sieben Bestimmungen die Gewichte 
mit einander vertauscht wurden. Ausserdem sind auf der Waage von 8acr6 zwei Alumi- 
niumstücke von je 1 mg und 4 mg aus einem Gewichtssätze von Stueckrath bestimmt. 
Das Bureau ist im Besitze von zwei solchen Sätzen, deren Fehler von der Kaiserlichen 
Normal-Aichungs-Coinmission in Berlin auf einer Spitzenwaage von Stueckrath bestimmt 
waren. Einer dieser Sätze schien auf einer Reise nach London etwas gelitten zu hal»en 
und wurden die genannten Stücke daher probeweise neu bestimmt. Als Unterschiede der 
Bestimmung Breteuil-Berlin ergab sich jedoch nur 4* 0,0010 mg und — 0,0014 mg. so dass 
jede stärkere Veränderung als ausgeschlossen erscheint. 

Bei den Vergleichungen der Kilogramme auf der Waage von Rueprecht wurde 
ein wahrscheinlicher Fehler einer vollständigen Wägung von 4- 0,008 mg erzielt ; eine 
vollständige Wägung entsprach dabei der oben gegebenen Definition, nur wurden die 
Gleichgewichtslagen aus je fünf Ausschlägen bestimmt. Verglichen wurden die von 
mehreren Ländern eingesandten , meist aus Platin bestehenden Kilogramme mit den 
provisorischen Platin-Iridium Prototypen des Bureaus S und (\ von denen das letztere 
indessen möglichst wenig benutzt wurde. Es ergab sich dabei eine vollkommene Un Ver- 
änderlichkeit der Platin -Iridium stücke, wie die folgende Zusammenstellung zeigt: 

Nach der Lieferung der Kilogramme S und C 

S — C = 4 0,1444 ing 4- 0,0023 mg 

Nach der Volumen-Bestimmung von S durch vierzehn hydrostatische Wägungen 

S — f = 4- 0.1474 mg 4- U,0053 mg 

Nach einer Reise nach London mit dort ausgeführten Vergleichungen von S mit 
dem Miller’schen Kilogramme S — C = 4- 0,1497 mg + 0,0044 rag 

Dagegen war das ebenfalls nach London mitgenommene österreichische Platin- 
kilogramm durch den Transport wogen seines ungeeigneten Etuis um 0,5 mg leichter 
geworden. 

(Ein zweiter Artikel folgt.) 



Ueber die Behandlung des Stahls bei Anfertigung schneidender 

Werkzeuge. 

Von 

M*><-haiiikr>r <*. Retehel in Berlin. 

Die Leistungsfähigkeit schneidender Werkzeuge, welche in mechanischen Werk- 
stätten zur Bearbeitung der Metalle benutzt werden, hängt wesentlich von der Behandlung 
ab, die der Stahl beim Schmieden oder Härten erfahrt. Die Bearbeitung des Stahls bei 
der Herstellung von Werkzeugen, die zum Drehen, Fraisen, Bohren u. s. w. dienen sollen, 
scheint nach meiner Erfahrung von den meisten Arbitern nicht nach festen Regeln geübt 
zu werden: die Behandlung ist eine sehr nngleichmässige, fast willkürliche. Langjährige 
Beobachtung auf diesem Gebiete hat mich zu einigen einfachen Regeln geführt, deren 
Befolgung mir widerstandsfähige, dauerhafte Werkzeuge liefert. 

Weit verbreitet scheint die Ansicht zu sein, dass nicht angelassener Stahl leicht 
brüchig oder spröde sei. Dieser Meinung halte ich den Umstand entgegen, dass alle im 



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Rbic|1ELi Behajidlübiö »er Stahls. 9 

Handel vorkommenden Feilen bei sogenannter Glasharte meist erstaunlich zähe sind. Die 
Feilen können aber nicht angelassen werden; die scharfen Zähne würden, da sie die ihnen 
mitgetheilte Wärme nicht schnell genug nach innen ableiten können, durch Ueberhitzen 
so weich werden, dass sie die von ihnen verlangte Arbeit nicht mehr leisten könnten. 
Auch die käuflichen sogeuannton Schweizer Grabstichel besitzen bei ihrer ursprünglichen 
nicht nachgelassenen Härte eine solche Zähigkeit, dass ich sie, durch entsprechendes 
Zuschleifen hergerichtet, mit Vorliebe zu Fraise- Arbeiten benutze; sie bröckeln nicht aus, 
auch wenn sie stark in Anspruch genommen werden; Brüche an den schneidenden Kanten 
gehören zu den Seltenheiten und sind meistens auf Fehler in der Behandlung zurück- 
zufuhren. Ein solcher Stichel von B qmm leistete gegen ziemlich kräftige Schläge mit 
einem Hammer von 1 Pfund Gewicht noch Widerstand; er brach erst bei sehr starken 
Schlägen. — Der Qualität des Stahls allein kann die Widerstandsfähigkeit dieser käuf- 
lichen Werkzeuge, Feilen und Schweizer Grabstichel, nicht zugeschrieben werden. Auch 
der beste Stahl kann durch fehlerhafte Behandlung im Feuer derart, verdorben werden, 
«lass daraus verfertigte Werkzeuge nur eine sehr geringe Leistungsfähigkeit erhalten. 
Dagegen lassen die guten Eigenschaften dieser Werkzeuge, ihr gleichmässiges Aussehen, 
darauf schliessen, dass die Fabriken, welche dieselben für den Handel horsteilen, sich im 
Besitze geeigneter Vorrichtungen und Methoden befinden, welche eine willkürliche Be- 
handlung des Werkzeug-Stahls ausschliossen. 

Im Gegensätze zu den erwähnten, im Handel sich findenden Werkzeugen zeigen 
die meisten der in mechanischen Werkstätten gebrauchten Hülfsmittel, Stichel, Bohrer, 
Fraisen u. s. w., welche der Arbeiter sich selbst hersteilen muss und von deren Brauch- 
barkeit nicht zum kleinsten Theile seine Leistungsfähigkeit abhängt, überwiegend eine 
spröde Härte; sie zerbrechen sehr leicht, auch wenn sie nur wenig angestrengt werden. 
Ein Mildern der Härte durch Anlassen hilft wenig ; es tritt eine sehr schnelle Abstumpfung, 
selbst bei der Bearbeitung weicher Metalle, wie etwa des Messings, ein, und zwar in 
Folge Abbröckelns der spröden schneidenden Kanten. — Welches sind nun aber die 
Fehler in der Behandlung des Stahls, welche die nachtheilige spröde Härte bedingen? 

Längst bekannt, aber in der Praxis wenig beachtet ist der Umstand, dass 
Gussstahl beim Schmieden wie beim Härten nur eine dunkle Rothgluth erhalten darf. 
Bei hellem Tageslicht nun kann der Arbeiter sich über den Grad der Temperatur, welche 
er dem Stahl giebt, leicht täuschen. Helle Rothgluth erscheint ihm dann noch als 
dunkle; er ist also geneigt, dem Stahl eine zu hohe Temperatur zu geben. Gerade dieses 
Uebermass an Wärme aber ist es, welches dem Stahl seine besten Eigenschaften raubt. 
Den Be weis hierfür kann sich Jeder leicht verschaffen. Man braucht nur eine Stahlstange 
so im Feuer zu glühen, dass die verschiedenen Theile derselben einer verschiedenen 
Temperatur ausgesetzt werden. Nach langsamem Abkühlen oder auch nach schnellem 
Abkühlen in Wasser zeigen die einzelnen Theile der Stahlstange feinere oder gröbere 
Bruchflächen, je nachdem sie oiner niederen oder höheren Temperatur ausgesetzt waren; 
dunkle Rothgluth verändert das Korn der Bruchflächen nicht. Die mehr als zur dunklen 
Rothgluth erhitzten Theile der Stahlstange sind um so spröder geworden und leisten um 
so geringeren Widerstand, je höher ihre Temperatur war. 

Ein zweites Moment, welches bei der Herstellung von Werkzeugen schädigend 
wirkt und welches selbst von vorsichtigen, gewissenhaften Arbeitern meist nicht erkannt 
wird, ist ein zu grosser Sauerstoffgehalt der zum Erhitzen des Stahls benutzten Flamme. 
Werden dieser durch Gebläse oder Wedel überschüssige Mengen von Luft zugeführt, so 
wirkt der überschüssige Sauerstoff auf die Oberflächen des Stahls oxydirend ein; der 
Stahl wird mit. einer dünnen Schicht eines Gemenges von Eisenoxyd mit Eisenoxydul, 
sogenanntem Hammerschlag, überzogen. Diese Oxydschicht besitzt ein geringeres Wärme- 

2 



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M» *T4«LA. 



Zirrinimn rC« fmremnamMUlSM. 
JANUAR IMS. 



• -«»riuj«>*r! daher den Stahl, heim Ablöschen 

.. ^oro •*!* bildet sich zunächst eine Dampf- 
«, fs b nsriultnissmässig langer Zeit tritt. Ab- 
• f- yn*tr l»>«cht allerdings schnell ah; die 

miv »i sjcmgt unter Wasser ah. 

Tf ,g ,^ richte ich nun mein Augenmerk darauf, 
agc^tihch zu machen. Zunächst bediene ich 
•tfreichcn Flamme. In eim*r solchen ist 
mwhraimten. nur glühenden Kohlenstoß' mit 
•“•«nperitur der Flamme amielimen und diese 
o darf ohne Schaden für den Stahl nicht 
Flamme nicht UlxirschüssigiMi »Sauerstoff 
lass sich auf der Oberfläche des Stahles 
and eine schnelle Ablöschmig möglich ist. 
geeignet, nur ist dieselbe vor Luftzug zu 
.> zu glühende Stück momentan frei lasst; 
in freier Luft ist diesem aber schädlich, da 
t, «Hunnen zu können, ob die richtige Tempe- 
;1 - uhcn die zu härtenden Stücke. Sobald der 
pvratur erreicht und das Ablöschen muss so 
muss daher der Flamme möglichst nahe sein, 
wirkt vorzüglich. Ein Ansäuern mit Snlz- 




% ^ varladfei werden, so besitzen >n* eine zähe 

. werden. Mit den gewöhnlich vorhandenen, vor- 
allerdings nur die Härtung kleiner (»egenstämle. 
^tten eines geeignet en (•lülinpparats für grossere 
durch ein leichtes <*eblitse betriebene kohleu- 
^vint liier besonders geeignet zu sein zu 
Werkzeug» rlieils ihr* r ermiplicirteti Form 
dem Harfen zu sdintzeu, ein \v«d»l 
Stucken eine in gln h*t ghirhnmssige und 
• ^ >; A* werden ..eingesetzt**, «1. b. -»m werden in 



. («rar 



^ % ... (»i - bs« , ngre>>' n Kobleiistuckeii. wolcbe durch 

ein schwaches 



. . V* - * 



V,.! . 

,W4I 



.vllstaudig umhüllt. Der 

Hlc.il beilei'kie Kasten wird langsam zum 
ii hob» und besonders gegen ttngleich- 
naturli» b wied» t möglichst rasch erfolgen, 
»•«tth-dtfti, >,i kann mau »biisellieii ohne jeden 
. u , t| . Kiu .A • f/n In n ”. »I. h. • im F»»rinveriin«leriliig 
. v^euheiten » in Z- r-pritig- i kommt imcli seltener 

^ Loderlchl» b.it n»>» h ••iie ti l»cnmrkon*wi'rtbeti 
> I" de» i «lullt» mp« ratnr /ersetzt sich «1ns- 

.„d uwg»' , ht •!■• •selb» t. mir . im in Mantel glühenden 
Äl| der Smhlols rlho he • in« \ » tl'iinlitug « ing»*lit. 

gegen Zutritt \ .»t. > n* •» -t . »tl sclmt/t. Es 






w v4 ^v^Nt»4S- " 

" ** ^ den» Hhdtcn in • in» r k old* n-t.-tlt* ich- n Flamme. 

S J 1 * .i ..1 . 1 . 1 .. u ic. I Im ■ I . * 1 1 I- t r «. il y |||. k<ll|Hic||<‘S 






- l.,-a.*rK.>»«l>- "» Kiii'.n/ 

’ iw Wirfcuttjt .!• 1 - I» < I«-. 



• billig I s| die 



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A 



Zerrte* Kirr rf* lJnrrWM»mc*Kf*D»c. 

JAMPAK 11 



RkICHEI-, BllliKDLUXO DK0 STAHLS. 



11 



Reiche, indessen treten hei »einer Anwendung Uebelstünde auf, welche sich bei der 
Lederkohle weniger zeigen. Die Knochenkohle glüht schwer durch; in Folge dessen wird 
in der Nähe der Wände des Kastens eine höhere Temperatur entwickelt, als im Innern, 
es wird also keine gleichmässige Temperatur erreicht. Fenier bleibt auf grösseren 
Flächen während des Ablöschens leicht Knochenpulver liegen und verhindert die schnelle 
Benetzung durch das Härtewasser; es findet in Folge dessen ein gleichmässige» schnelles 
Ahkfihlen nicht statt. Ist letzteres aber nicht der Fall, so tritt leicht eine Formverände- 
rang („Verrieben**) oder ein Zerspringen des Stückes ein. 

In der eben beschriebenen Weise, mittels Einsetzen in Lederkohle, habe ich 
unter anderen Werkzeugen fünf Kreisfraisen geglüht und gehärtet; letzteres geschah in 
einer Fettmasse, bestehend aus Fischthran, Talg und Wachs; die Fraisen erlitten keine 
Form Veränderung, ihre Härte wurde nicht gemildert, sie schneiden Glas mit Leichtigkeit; 
ihre Zähigkeit wurde wiederholt erprobt, indem man sie aus einer Höhe von 1,5 m auf 
Holz flach auflallen liess. Ich hatte diese Fraisen zu einem bestimmten Zwecke herge- 
stellt. Für die Führung des grossen Storchschnabels einer Reductionsmaschine für Bild- 
hauer war ein Lineal mit Jformigein Querschnitt nöthig von einer Länge von 1,79 ni bei 
30 zu 40 mm Querschnitt. Die hohen Ansprüche, welche gestellt wurden, machten ein 
Henuuarbeiten aus einer vollen Stange mittels Kreisfraisen wünschenswert!». Zu diesem 
Zweck stellte ich fünf solcher Fraisen her, von denen drei einen Durchmesser von 
»2t mm und zwei einen solchen von 86 mm l»ei einer Dicke von 2,2 bezw. 1,9 mm haben. Für 
die Güte der Fraisen spricht der Umstand, dass die ganze Arbeit von einem Knaben von 
12 Jahren in acht Arlieitstagen beendigt wurde; zum Betriebe diente ein Schleifstein mit 
kleinem Schwungrad von 32 cm Durchmesser. Erwähnen will ich noch, dass die kleineren 
Fraisen Xuthen bis zu 20 mm Tiefe, die grösseren bis zu 30 mm Tiefe schneiden. 

Ich möchte mir noch einige Bemerkungen über die Art der Abkühlung 
erlauben. Die schnelle gleichmässige Abkühlung hängt sehr von dem gewählten Abküh- 
lungsuiitt 1 ab. Ich wende fast nur möglichst reines Wasser an, d. h. solches, welches 
keine Alle lien, besonders keinen kohlensauren Kalk enthält. Dieser, sowie andere 
Alkalien, ttt erziehen sofort die eingetanchten Stücke mit einer schlecht wärmeleitenden 
Schicht, A» s diesem Grunde empfiehlt sich die Anwendung von Berliner Brunnen- oder 
Leftungswas. er, welches viel kohlensauren Kalk enthält, nicht. Reines Regen* oder 
Kchneewassei wirkt dagegen sehr gut. Ist solches nicht vorrfithig, so ist es gut, das zur 
Anwendung k - nunende Wasser abzukochen und ihm, wenn es hinreichend ahgekühlt ist, 
ein wenig Salz» 'iure zuzusetzen. Auf die Temperatur des Wassers kommt es wenig an, 
wenn reines Wajser gebraucht wird; selbst Wasser von 100° härtet noch. 

Der Anwendung von Fett lege ich nach den gemachten Erfahrungen wenig 
Werth bei. Besondere Vorzüge für die Härtung hat es nicht, dagegen werden die Kosten, 
besonders wenn grössere Stücke zu härten sind, bedeutend. 

Ist eine grössere Anzahl von Stücken zu härten, so gewährt ein Ba«l von 
glühendem Blei die Vortheile des Einsetzens und filiert riflft letzteres wohl noch in Betreff 
der Gleichmässigkeit der Temperatur. Man muss nur sein Augenmerk darauf richten, 
dass die Stücke gegen das Ansetzen von Blei, sowie, wenn die geglühten Stahltheih- zum 
Ablöschen aus dem Bad genommen werden, gegen Oxydiren geschützt werden. Ein 
brauchbares Schutzmittel ist ein zäher Brei aus Roggenmehl, Kochsalz, Blutlaugensalz 
und Wasser. Bevor die Stücke in »las flüssige Blei getaucht werden, muss der aufge- 
strichene Brei jedoch vollkommen trocken sein. 

Einige Beispiele werden die Leistungsfähigkeit des nach meiner Methode 
gehärteten Werkzeugstahls näher erweisen. — Auf einer Ha mann 'sehen Drehbank von 
12 cm Npitzenbölie wurden aus Atlasstahl mehrere Schrauben mit flachen Köpfen gedreht. 



10 



Rkiciiki., Bkiiaxdloxo de« Staru 



( rt*K iMIKCMUTUiriM 
» \ SL'AR IMS. 



loitungsvcrmögcii als das reine Metall und verhindert dnl 
unter Wasser soiuo Temperatur schnell ahzugobon: es l»it 
hülle um das ahzukühlonde Stück und erst in verhält i> 
lösehung ein. Stahl von sehr hoher Temperatur 1* 
Oxydscliicht ist dann sehr dick geworden und springt ir 

Hei der Anfertigung meiner Werkzeuge richte 
die beiden oImuj erwähnten Fehlerquellen unschädlich 
mich zum Glühen einer stark russenden, kohlenstoffroi 
ein Ueherhitzcn nicht möglich, so lange sie unverhruii' 
sich führte Ger Stahl kann höchstens die Temperatc 
Tent|*erntur genügt vollkommen zur Härtung: sie da 
überschritten werden. Ferner kann eine solche Flm 
enthalten, also auch nicht oxydirend wirken, so das- 
keine schädliche Oxydschicht bilden kann und < 

»lode Gas* oder lVtroleumtlamine ist hierzu geeii 
schützen, du sie sonst unruhig brennt und das zu 
jedes Verweilen eines glühenden Stahlstückes in 
sich sofort eine Oxydschicht bildet. — Um erkei 
rutur erreicht ist. berusse ich vor dem Glühe - 
Kuss zu schwinden anlungt, ist die Glühtempci 
schnell als möglich erfolgen: das Lösehmittel n 
IVstillirtes reines Regen* oder Flusswasser 
saure l>e fordert die schnelle Abkühlung. 

Wenn Werkzeuge in dieser Weise I 
Härte und brauchen nicht angelassen zu wer 
hin bezeichneten Glühmitteln erreicht man «' 

F.ine dankbare Aufgabe wäre die Uonstruci 



leiten. Ich wende bei 
wegen, theils um 



•**'. i 



mm, Länge 

• ‘iis|«n von 

• »t des ange- 
... k Atlasstahl 

gesteigert. Die 
••gs etwas ab. — 
•*»d Gewindebohrer, 
n und Stahl schon 
_ i* von 25 mm Durch- 
wurde durchschnittlich 
i.- eher war 5 mm. In 
platte von 12 mm Dicke 
dass sämmtliche Löcher 
» -nonenbohrer bei folgenden 
ridnnesKer desselben 8 mm. 

• ii war vor der Verarbeitung 
Maassstäbe bearbeitet worden : 
Zwei -Meter-Stab , beide von 
‘ und 9 mm Dicke. Bei den 
ler Maschine nur Stücke bis 
l Ende der gefragten Flächen 
•uit er Schmirgel um! ebene Blei- 
■nmen hinreichend, so dass eine 
*ar. 

:e ich bei der Herstellung meiner 
enstellen: 

gluth .bei welcher z. B. ein Russ- 



ilen in der Luft vermieden wird. 
Iiesimders von kohlensaurem 



it 



Stucke; man hatte etwa in « im Mutfcl eine 
stotfreiehe grosse Flamm- Petroleum s* ,v xv*iation geschützt werden; es ist 

. ra«eadcu und das Ablöschen möglichst 

sic vor Formvcrnndort|V| 
ziemlich U'kanntes Verübten au. um de 
niedrige Teui|*onatur rn getan. Die SH* 
einen Kisenblechkasten g« packt und t 
Glühen von altem Leder gewonnen wen 
Hclrkohlettfeuer gebrachte und mit « 

Ihtrvltgluhou gebracht und gtebt Seht; 
massige Teni|«erwtur. Da> Abb'aehen 
Sind mehrere Stucke io dem Kaste 
Schaden tltar dem Hart* nasser und 
gehört tai sorgfältiger \rtait tu de- 

vor. Die Mctlnsle de> Finsetinir ••»»»*** * ' u ' u '''' 

Vortbcil Die Kehle ei ■.?h.di Forr<> azs'hi^ektom^ - n Gegenständen in schiefer 

ve'.tv au den ghlhomlei ''uliUtilcl dv< taidc* h uoutalen Haupt rieht ungen 

kohVuMctl*, der «um Hicil w * ^‘fryrm Um sie en ersetzen, sind für jede 

uordosiee» diesellv als < icr ^4 antike wtastandhoke Constructionen nöthig, 

\*ud hvt aKo dasselbe uvtoht vj .vkikv« hat desha * ein mechanisches Hülfs- 

An Stelle der gieluerat d*v*dta soll iie L*«mng der folgenden 

k« >s !»* «eiielil wi w endet, S. mreunkt <rd gegeben: man 



spect irisches Zeichnen. 




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r fAM FlUCHTPUXKTLIMRAU. 



13 




**mnkt Strahlen ziehen. 1 * Die Streck- 
n. ilie um einen Punkt drehbar sind 
fixirt werden können. Eines der 
ii schleifen an zwei in das Reissbrett 
Drehpunkt einen Kreis beschreibt und 
unkte dieses Kreises zielt. Durch fort- 
dass, während die Zeichenschiene sowohl 
raden deckt, die beiden anderen Schienen 
Z« u'henschiene gezogenen Geraden durch den 

- hi* ne liegt erstens in der Langsamkeit des 
» : •*rr*f •• Fluchtpunkte zwei verschiedene Schieren 
i.i n für entfernte Fluchtpunkte horizontaler Gerade 
i-l* msieht) mindestens noch eine Gerade jede» 



ren. 

n «diene 
ucher 
igo der 




Apparat bietet ein Hfdfsmittel, den in Rede stehen- 
/.ii erreichen. Mit Hülfe der aus dein Grundriss 
Bildebene gegen das darzustellende Gebäude und 



I 



TT c 


< 


Fl«. S. 




£ — — 




nr 



Kt«. 1. 



Augpunkts — ferner mit I lullt' der I « 'kannten Augdistanz gestattet der Apparat, 
■' eitero (’onstruction, alle nach den Fluchtpunkten der Horizontalen beider Fronten 
tiftiden Gerade mechanisch zu ziehen. 

Ich lehne mich hiebei an ritte in Schreiber'* „Malerischer Perspektive“') ange- 
tete Idee an, glanbc alter, tla.tr die Hauptaufgabe in durchaus neuer Weise gelöst ist. 



Einrichtung des Apparats. 

(Fig. 1 Grundriss auf die Zeichenflärhe, Fig. 2 und Fig. 3 theilweise Seiten- 
ttaichten in vergrösgertem Massslaltc.) 

') 6. Schreiber. Malerische Perspective, 2 . Auti., Leipzig 1874, 8 144. 



14 n Ti X*JTS< HK1FT rt'K Imivxniuncm. 

( -'Ha»*, r i.i-rii rPüüKTLiKKAi.. JANUAK IMS. 



All der Kante de« Lineals AA X (Fig. 1 nnd 2) sind im Abstand von 20 bis 
25 cm zwei Messing) ilättchen befestigt und in dieselWn die kurzen Stahlstifte B bezw. B x 
senkrecht eingeschraubt, so dass ihre Axen die Linealkante schneiden. Die Mitte zwischen 
B und B x ist durch eine Marke M — Strich auf einem eingelassenen Messingplättchen — 
bezeichnet. Auf diese Stifte lassen sich die beiden ganz gleich gearbeiteten Messingroh reu 
C und (\ von ca. 12 cm Länge mit Hülfe des an einem Ende angelöthcten, central durch- 
bohrten, recht winkeligen Ansatzes h (Fig. 2) aufstecken, so dass sich die Röhren parallel dem 
Papiere drehen. Am andern verstärkten Ende ist auf der oberen Seite je ein kurzer 
Stahlstift ]) senkrecht eingeschraubt. Heber Wide Stifte I) wird dann ein an beiden Enden 
senkrecht durchbohrter Stab K befestigt. Der Abstand BU ist bei beiden Köhren gleich: 
ferner ist der Abstaud der Locher im Stab K = BB X , sodass die Röhrenaxen beständig 
parallel bleiben. In jeder Rohre lasst sich ein 4.5 bis 4.8mm dicker Stahlstab F bezw. F x 
mit einiger Reibung verschieben und durch die Schraube f l>ezw. f x tixiren. Am vorderen 
Emle ist in jeden Stab ein dünner Stahlstift s Wzw. «, senkrecht eingeschraubt, der mit 
seinem unteren gut abgerundeten Ende das Papier eben berührt, wenn der Stab so 
gedreht wird, dass der Stift senkrecht zur Ebene des Papiers steht. 

Ferner lassen sich die Hülsen G und G x (Fig. 1 und verschieben und durch 
eine Schraub* tixiren, die einen Stift / bezw. /, von gleicher Länge und Starke wie s 
trügt. Für gewisse Arbeiten wird es nöthig sein, die StäW in umgekehrter Richtung wie 
in Fig. 1 in den Rohren zu befestigen, ohne dass ihre Längen sich ändern. Zu diesem 
Zwecke dienen die Stellringe L, die durch eine SchrauW tixirt werden und als Anschlag 
gegen das Rohrende bei B dienen. 

Auf der vom Papier abgewandten Seite sind die StäW mit einer Millimeter- 
theilung versehen, die in der Mitte von & («j) ihren Nullpunkt hat. Um die ganze Länge 
sB bezw. v, B, ablesen zu können, ist auf der oberen Seite jedes Rohres soviel weggefeilt 
worden, dass «las stehen geblieWne Ende sich gerade der Mitte des durchbohrten Ansatzes 
gegenüber hetindet (Fig. 2). Uni die Stellung der Hülsenstifte t und /, ablesen zu 
können, sind dieselben oben, bis nahe gegen Wide Enden hin, aufgeschnitten und auf 
dem st ehengehl i ebenen Thoil über der Mitte von. t ein Strich angebracht iFig. 3). 

l>io Anwendung des Apparats wird aus einigen Beispielen ersichtlich werden. 

Erste Aufgabe: Gegeben sei der Horizont .4.4 und eine Gerade LM. die 
gegen einen unzugänglichen Fluchtpunkt zielt. Man soll durch Punkt P 
eine nach demselben Fluchtpunkt zielende Gerade ziehen. (Fig. 4.) 

Mau legt» das feste Lineal an den Horizont an. befestige es in dieser Stellung 
durch längere Ketsanngel und lege an I.M ein gewöhnliches Lineal an: dann verschiebe 

^ • 9 



& 




iv *- 

man. wenn der Fluchtpunkt rechts von I.M Hegt. »Ln Huken Stab des Apparats. Bs, bis 
sein Stift $ in senkrechter Stellung am Lineal /. M ar. schlagt ur.d tixire Bs in dieser 
Stellung. iVw rechten Stab. K, \ 1% achtel«* man so weit hinaus» bis der Stift t x der Hülse 



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7,Kii»mjun rf* Is>siki'Mkvikiiki \i*k, , 

JANUAlt IMS, Oka», r luchtpunktmnkai. 



(}, an TjM anschlägt und tixirc die Hülse. Verschiebt mau nun das bewegliche Lineal, wälirend 
es fori wahrend an den Stiften * und I, anliegt, so lange, bis seine Kante den Punkt 
P ilerkt , so geht dieselbe in dieser Stellung durch den Fluchtpunkt von L M, 
Donn wenn H dieser Fluchtpunkt wäre, so folgte aus der Parallelität von lis und ft, /, 
die Aehnliehkeit der Dreiecke HH.i und HB,!,, und wenn //, der Schnittpunkt von 
öif, mit s'l,' wäre, so folgte aus der Parallelität von hu, und /t, f, ' die Aohtdichbeit der 
Dreiecke //, Hs“ und II, h, I ,' ; daraus aber folgt dann: II II ’U, H — B II, : h, II , : d. li. II 
und //, fallen zusammon. 

Ist noch eine Gerade Ifli gegeben, die nach einem Fluchtpunkte links zielt, so 
dreht man den Apparat, hei unveränderter Stellung des festen Lineals, bis die Hülse 
des rechten Stabes an (jli anschlägt und verschiebt dann die Hülse O, bis ihr Stift .« 
QB lierührt. Hierauf dreht man aus der Stellung Bt'a,B, in die Stellung II i‘ a,‘ II,, wo 
ff,'*' durch P geht. 

Zu bemerken ist. dass es für jede zu zeichnende Gerade zwei Stellungen des 
Apparats giebt, in welcher die Gerade sich zeichnen lässt: in unserem Falle ist z. B. die 
gesuchte Gerade ausser in der Stellung Bt‘a,B, noch in der Stellung Ih"<r," II, zu zeichnen. 

Um auch die unterhalb des Horizonts befindlichen Partien des Bildes auszuführen, 
legt man das feste Lineal an der oberen Seite des Horizonts AA so an, dass die Marke 
M auf denselben Punkt — Hauptpunkt — zeigt, wie vorhin, fixirt die Stellringe L (Fig. 1) 
und bringt hierauf die Stäbe in umgekehrter Richtung in die Rohren. 

Zweite Aufgabe: Gegeben sei der Grundriss eines Gebäudes XZUY 
(Fig. 6) und die Richtung der Bildebene HH, forner die Angdistanz in 
Millimetern. Das Instrument soll so eingestellt werden, dass, wenn das 
Lineal AA, anf den Horizont und zwar die Marke M auf den Hauptpunkt 
gelegt ist, die Verbindungslinie eines Stabstifts mit dem andern Hülsen- 
stifte je nach einem Fluchtpunkte zielt. 

Durch eine Ecke, z, B. -V, des Grund- L 
risses ziehe man eine Parallele HH zur Bild- 
ebene, trage auf derselben von X aus nach links 
und rechts die (für jedes Instrument ein für alle- 
mal bekannte) halbe Entfernung der Drehpunkte B 
und H, ah, und errichte in II und li, Lothe, x 
welche die Richtungen A’ Z und A' Y in C nnd C, 
schneiden. 

Das fegte Lineal wird in HH so angelegt, dass die Marke .1/ sich in -V I «'rindet . 
Ist dann in Millimetern ausgedrückt Br = a, h, c, “ o,. die Augdistanz = <f, und « 
eine innerhalb gewisser Grenzen beliebige Zahl, so schiebe man die Stäbe so weit aus den 

Röhren, dass B» und B, 8, gleich " | ( '' bezw. ^ werden. Ferner verschiebe man 

die Hülsen G so weit, dass st = «, f, = ® ^ — wird. Die Zahl n wähle man dabei 

so gross, dass die höchste zu zeichnende Horizontale bequem erreicht werden kann; in 
der Regel wählt mau s gleich dem Quotienten: 

Höhe des Gebäudes über dem Horizont. 

Angdistanz. 

Die Aufgabe ist dann gelöst, wie die folgende Betrachtung zeigen wird. In 
Fig. 6 sei XYVZ der Grundriss, HH die Bildfläche, Q der Augpunkt, P der Hauptpunkt 
und PO der «te Theil der Augdistanz; es findet, also die Relation statt PO:PQ=l:«. 





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18 



Hkrt*, Dtxamomktrirchr Vorbichtuäo. 



ZcrTiciiRirT rü« lMTicnunnciC)A 
JANUAR !SM. 



schlingung des Silbcrdrnhtos kann einfach dadurch erzeugt werden, dass man denselben 
zunächst locker spannt und nun den Stahldraht in Richtung des Pfeiles dreht. In einer 
Lage, in welcher der Silberdraht schon gut gespannt ist, wird 
a b erhalten durch die Torsion , welche er in den dünneren 
Stahldrähten ac und bd von 0,1 bis 0,2 miu Durchmesser und 
25 mm Länge wachruft. Es ist nun klar, dass bei jeder 
Erwärmung des Silberdrahtes sich die Drähte ac und bd 
detordiren und also eine Drehung des Drahtes a b um seine 
Längsaxe veranlassen; diese wird mittels eines an der Axe 
befestigten Spiegels durch ein Fernrohr an einer ca. 2 m ent- 
fernten Skale abgelesen. Um zu verhindern, dass Aende- 
rungen der allgemeinen Temperatur gleichfalls Drehungen 
des Spiegels zur Folge haben, sind die Klemmen A und B 
nicht direct auf der Holzunterlage, sondern auf einem Stück 
steifen Messingblechs, selbstredend isolirt von diesem befestigt. 
Da Messing und Silber sehr nahe die gleiche Ausdehnung 
besitzen', so ändern Temperaturschwankungen des ganzen 
Apparats die Ruhelage sehr wenig. Ein Kästchen, welches 
Luftströmungen abhält, ist in der Figur fortgelassen. Der 
Apparat kann entweder mit einem Haken zum Anfhängen 
an der Wand, oder mit einem Fusse versehen werden: Stell- 
schrauben sind überflüssig. 

Gesetzt, es werde der Draht AB um 1° C. gegen seine Umgebung erwärmt, dann 
verlängert er sich um 19 Milliontel seiner Länge, also verlängert sich jede seiner Hälften 
um 760 Milliontel Millimeter; diese Ausdehnung erscheint auf der Skale Yergrössert im 
2t KH ) 

Verhältnis» von 2 x ^ : 1 = 10 000:1 und verursacht also eine Verschiebung um 

7,6 nun; einer Temperaturerhöhung von */so c C. entspricht daher eine Verschiebung von 
ca. '/i mm, welche eben noch unzweifelhaft wahrgenommen wird. 

Die Beobachtung ergab nun das Folgende: 

1. Der Widerstand des Instrumentes beträgt 0,85 S.-E. 

2. Das Instrument kann in jeder beliebigen Lage benutzt werden und seine Auf- 
stellung bedarf koiner besonderen Sorgfalt; das Bild der Skale steht völlig ruhig auch an 
einem Orte, an welchem wegen der Erschütterungen des Bodens ein feines Galvanometer 
oder Dynamometer in beständiger Bewegung sich befindet. Wiril der Spiegel in Schwingun- 
gen versetzt, so erfolgen diese so rasch, dass das Bild der Skale verschwimmt, aber dio 
Luftdämpfnng reicht aus, den Spiegel schon nach */j bis 1 Secunde zur völligen Ruhe zu 
bringen. 

3. Wird durch den Silberdraht ein Strom von passender Stärke geleitet, so geht 
das Bild mit einem Ruck auf die neue Ruhelage über und letztere kann nach 1 bis 2 Secun- 
den abgelesen werden; bei Unterbrechung des Stromes geht das Bild wieder ruckweise 
in die alte Ruhelage zurück. Sind die Ausschläge gross, so tritt allerdings Nachwirkung 
ein, aber diese scheint mehr elastischen als thermischen Ursprungs zu sein und ist nicht 
grösser als in allen Instrumenten, in welchen Kräfte durch die Elasticität von Drähten ge- 
messen werden. Nach einer oder höchstens einigen Minuten ist die alte Ruhelage mit aller 
wünschenswert hen Genauigkeit wieder erreicht. 

4. Ueber die Empfindlichkeit des Instruments geben die folgenden Zahlen Aufschluss. 
Es winde dasselbe in einen Stromkreis eingeschlosseu , welcher ans einem DanielTsclien 




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Z*rr«rtixirr rCx Ikutkvmkstkxkuri**. 
JANUAK 1883. 



HlCRTZ, DyNaMOWKTRIBCHK VoRHICIITORO. 



17 



Dynamometrische Vorrichtung von geringem Widerstand und 
verschwindender Selbstinduction. 

Von 

Dr. H. Herta U Berlin. 



Das von Wilhelm Weber erfundene Elektrodynamometer leidet in allen Formen, die 
zum Nachweis halbwegs schwacher Ströme bestimmt sind, an zwei für viele Untersuchun- 
gen sehr erheblichen Uebelständen, erstens dem grossen Widerstand, der gewöhnlich 
mehrere hundert Siemens-Einheiten beträgt, und zweitens dem hohen Werthe dos Selbst- 
inductionscoefiicienteu. Dieser letztere Fehler beschränkt in mancher Hinsicht den Gebrauch 
des Instrumentes mehr als der erstere, denn er bewirkt, dass das Dynamometer alter- 
nirenden Strömen einen scheinbar vergrösserten Widerstand entgegensetzt und diese Ver- 
grösserung kann bei sehr schnell alternirenden Strömen eine sehr beträchtliche sein. 
Ist w der Widerstand des Instrument«, P sein Selbstinductionscoefficient , T die Periode 
eines alternirenden Stromes, so verhält sich der scheinbare Widerstand gegenüber diesem 

Strome zu dem eigentlichen Widerstände tu wie | 1 -t- : 1. Nun kann für das von 

Wilhelm Weiter beschriebene Instrument und die ähnlichen in Gebrauch befindlichen 
Formen der Coefficient P als von der Ordnung von 1 bis 2 Erdquadranten veranschlagt 
werden ; nehmen wir w zu 200 8.-E. oder angenähert zu 200 Erdquadranten in der Secunde, 
so folgt, dass schon für einen Strom, der 60 Mal in der Secunde seine Richtung ändert, 
der Widerstand im Verhältniss von 1'2:1 vergrössert erscheint; einem Strom aber, welcher 
500 000 Mal in der Secunde seine Richtung ändert, würde das Instrument einen Wider- 
stand von 20000 S.-E. entgegenstellen. Ueber das Vorhandensein oder Nichtvorhanden- 
sein von Strömen, die mehr als 10000 Mal in der Secunde ihre Richtung ändern, vormag 
demnach das Dynamometer keinen Aufschluss zu geben, da seine Einfügung in den 
Schliessungskreis an sich das Zustandekommen solcher Ströme verhindert. Es wird daher 
unanwendbar beispielsweise dann, wenn es sich um die Entladung Leydener Flaschen 
in kurzen metallischen Schliessungshögen handelt. 

Der Erfolg einer Untersuchung, welche ich anstellte und bei welcher es auf den 
Nachweis ungemein schnell alternirender Ströme ankam. war abhängig von dem Besitz 
eines Instrumentes, welches mit kleinem Widerstände und verschwindender Selbstinduction 
doch einige Empfindlichkeit verbände, und ich kam daher auf den Gedanken, die Wärme- 
wirkung des Stromes in dünnen Metalldrähten zum Nachweis ihres Vorhandenseins zu 
benutzen. Der Versuch glückte viel besser, als irgend zu erwarten war, und ich erlaube 
mir daher, das benutzte kleine Instrument hier zu beschreiben. Es steht zwar an Empfind- 
lichkeit für gleiche Stromintensitätou weit zurück hinter den üblichen Dynamometern, 
übertrifft aber ebensoweit diejenigen Apparate gewöhnlicher Construction, welche ihm dem 
Widerstande nach vergleichbar sind; es hat eine verschwindende Selbstinduction und wird 
an Bequemlichkeit der Benutzung von keinem Apparate übertroffen, welcher gleich genaue 
Messungen zu machen erlaubt. 

Die nebenstehende Figur giebt ein Bild deB Apparates. Zwischen den Klommen 
A und B ist der Hauptbestandtheil, ein sehr dünner Silberdraht von 0,06 mm Durchmesser 
und 80 mm Länge ausgespannt; derselbe aber läuft nicht geraden Wegs von einer Klemme 
zur andern, sondern er ist an dem senkrechten Stahldraht ab mit ein wenig Loth befestigt 
und so um denselben geschlungen, wie es durch Figur l näher erläutert wird. Der Stahl- 
draht ab hat einen Durchmesser von 0,8 mm, er ist möglichst glatt und rund; die Ver- 

3 



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20 



Koknio, Lkdkobkop. 



Zeitschrift rr* iNaiRnuurrnrKra»*. 
JANUAR 1WO. 



Das Leukoskop und seine Theorie. 

Von 

Dr. Arthur K er nie tn Berlin. 

Im Nachfolgenden erlaube ich mir, mit Zustimmung des Herrn Geh.-B.ath Helm- 
holtz einen von diesem vor mehreren Jahren constrnirten und „Leukoskop“ benannten 
Apparat zu beschreiben'). Derselbe ist zur genauem Erforschung des Farbenpcrceptions- 
vermögens bestimmt und seine Verwendbarkeit zu einer Vergleichung der Zusammen- 
setzung dos von verschiedenen Lichtquellen ausgesandten Lichtes bereits nachgewiesen. 

In Fig. 1 ist eine äussere Ansicht und in Fig. 2 ein von oben gesehener hori- 
zontaler Durchschnitt durch das Leukoskop — letzterer genau in halber natürlicher 
Grösse — gegeben. Der hintere, d. h. dem leuchtenden Objecte zugewendete Theil besteht 
aus einer in der Röhre BB‘ (Fig. 2) drehbare Hülse A, in welcher sich an dem äussersten 




Fi*, t. 

Ende eine Linse L„ deren Brennpunkt in die weiter unten zu erwähnende rechteckige 
Oeffnung B fallt, und weiter nach Innen ein Nicol’sches Prisma F befindet. Die Lage 
der Polarisationsebene dieses Prismas kann durch einen an der Hülse A angebrachten 
Index J„ der sich auf der mit der Röhre B fest verbundenen Kreisscheibe K x dreht, abge- 
lescn werden. Die Röhre B und B‘ enthalten iwei genau gleich grosse Kalkspathrhomboeder 
S, und Sj, welche so gerichtet sind, dass die optischen Hauptschnitte beider horizontal, 
die Rhomboeder solbBt abor zu der zwischen ihnen befindlichen Oeffnung K symmetrisch 
liegen. Das Kalkspathrhomboeder S x steckt noch in einer besonderen Hülse T, welche 
durch eine Schraube M (Fig. 1) um ihre Axe gedreht werden kann. Hierdurch ist es 
ermöglicht, auch ohne den Apparat auseinander zu nehmen, die Lage des optischen Haupt- 
schnittes von S, zu verändern und denselben mit dem optischen Hauptschnitt von .S, 
genau in eine Ebene zn bringen. 



') Die hier gegebene Beschreibung ist eine erweiterte Ausführung der bereits von 
mir in Wied. Ann. Bd. 18, S. 994 veröffentlichten. 



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ZnTKRiirr rt‘M lMT«ni « r Tm c»D». 

JANUAR IMS. 



Konti». Lkukorkop. 



21 







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22 



Koknio, Lkukoskgp- 



ZnTicHmirr rf» |sir«ir«smKnfnt. 
JANUAR IMS. 



Die rechteckige Oeffnung R hat in verticaler, also zur Ebene der Zeichnung 
(Fig. 2) senkrechter Richtung eine Seitenlange von 4,5 mm, wahrend sie sich in hori- 
zontaler Richtung von fast völligem Schlüsse bis auf 3 mm erweitern lasst. Zur genaueren 
Darlegung dieser Einrichtung dienen Fig. 3, 4 und 5. Zwei Schieber A t und (Fig. S) 
werden durch eine an den Schrauben b mit ihren beiden Enden befestigte Feder f von 





Fig. X Pi* 4. Pi«. Ä. 

einander entfernt gehalten. Hingegen können sie vermittels zweier auf ihnen angebrachten 
kleinen Stifte a, die an der Innenseite (bei e) des in Fig. 4 dargestellten Ringes anliegen, 
durch Drehung des letzteren einander genähert werden. Die Seitenansicht dieses Ringes 
ist in Fig. 5 gegeben. Die horizontale Begrenzung der Oeffnung wird gebildet durch den 
obern und untern Rand des quadratischen Ausschnittes c der aufgeschraubten kleinen 
Platte H. 

An die Röhre B * (Fig. 2) schliesst sich die Hülse C an, welche in die Röhre D 
eingeschoben werden kann und in dieser durch einen kleinen Stift V (Fig. 1) testgehalten 
wird, damit auch die kleinste Drehung unmöglich ist. Dio Hülse C enthält die Linse 7>* t 
deren Brennpunkt ebenfalls in die Ebene von R fällt- Es lassen sich an C die Fassungen 
mehrerer rechtsdrehender Quarzplatten Q tl Q t u. s. w. anschrauben. Die Dicken der 
letzteren sind in einer gewichtssatzähnlichen Abstufung so zu wählen, dass durch 
Zusammenfügen jede beliebige mindestens bis 25 mm gehende Quarzschicht hergestelit 
werden kann. Die Ausfüllung des kleinen, der dünnsten dieser Quarzplatteu entsprechen- 
den Intervalls geschieht dann durch den zwischen D und R eingeschalteten Compensator, 
der aus den beiden linksdrehenden Quarzkeile» P x und P f und der rechtsdrehonden 
plan parallelen Quarzplatte besteht. Der Quarzkeil P x kann durch eine Schraube Z 

(Fig. 1) horizontal verschoben werden und eine auf der obem Seite des Leukoskopes ange- 
brachte Theilung W (Fig. 1) zeigt dann den Nullpunkt, an, wenn die gemeinsame Dicke 
von P x und P t gleich derjenigen von 7 J 3 ist. Bei jeder anderen Stellung giebt die Skala 
die positive oder negative Differenz an zwischen der Dicke von P :x einerseits und der zur 
Geltung kommenden gemeinsamen Dicke von P x und P t andererseits. 

An ihrem anderen Ende trägt die Röhre R die getheilte Kreisscheibe Ä*, auf 
welcher ein Iudex J* spielt, der an einer Hülse 7/ befestigt ist, um die Richtung der 
Polarisationsebene dos im Innern derselben enthaltenen Nicorschen Prisma’s N zu 
bestimmen. Endlich enthält die Hülse 7/ noch ein aus den Linsen 7* und L+ bestehendes 
astronomisches Fernrohr, dessen Ocular 7^ 4 so einzustellen ist, dass in der deutlichen 
Sehweite des Beobachters ein Bild der Oeffnung R entsteht. 

Denken wir uns nun das Leukoskop einem sehr weit entfernten Objecte zuge- 
wandt, so erzeugt die Objectivlinse L x von diesem in der Ebene der rechteckigen Oeff- 
nung R infolge der Doppelbrechung in dem Kalkspat h S x zwei reelle, umgekehrte, 
verkleinerte Bilder. Die Breite dos Objectes, d. h. seine Ausdehnung in der Richtung, 
die in Fig. ö, welche die beiden Kalkspathe und die Oeffnung R darstellt, durch den 
grossen punktirton Pfeil angezeigt ist, nehmen wir so an, dass jedas dieser beiden Bilder 
doppelt so breit ist, wie die durch den Kalks path hervorgerufene Verschiebung der beiden 



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23 

Bilder gegeneinander. Der Qeffnung R ist nun eine solche Breite zu geben, dass die 
aufeinander liegenden Theilo beider Bilder gerade in sie hineinfallen, während alles 
übrige abgeblendet wird. Es ist dieses in Fig. ti angedeutet, wo der kleine ausgezogene 
Pfeil das von den ordentlichen Strahlen erzeugte und der kleine gestrichelte Pfeil das 
von den ausserordentlichen Strahlen herrührende Bild darstellt. Durch 
den Kalkspath .S'j betrachtet, werden dann die beiden übereinander 
gelagerten Theile des Bildes zu einem einzigen Bilde zusammengefügt 
erscheinen, während die Breite der Oeffnung H sich anscheinend 
verdoppelt, so dass in ihr ein vollständiges verkleinertes Bild des 
Objectes erblickt wird, wie es in Fig. 6 bei V V gezeichnet. Ea ist 
aber zu beachten, dass der der rechten Hälfte des Objectes ent- 
sprechende (linke) Thoil des Bildes nur von ausserordentlichen d. h. 
senkrecht polarisirten Strahlen erzeugt ist, während die andere Hälfte 
aus ordentlichen d. h. horizontal polarisirten Strahlen entstanden. Dieses 
virtuelle Bild V V wird nun durch die Linse in ein anderes virtuelles 
Bild verwandelt, welches in derselben Entfernung wie das Object liegt 
und mit diesem gleiche Grösse hat. Die Bichtung bleibt unverändert, 
so dass also von einem durch die Linse nach dem Objecte hin- 
sehenden Auge jenes in natürlicher Grösse aber umgekehrt erblickt 
werden würde. Dieses zweite virtuelle Bild wird nun durch das 
astronomische Fernrohr /,, L t betrachtet und dadurch seine Richtung 
mit der des Objectes in Uebereinstimmting gebracht, so dass nunmehr 
der Beobachter die rechte Hälfte des Objectes in horizontal, die linke 
in vertical polarisirtem Lichte sieht. Für ihn ist das Gesichtsfeld 
begrenzt durch die Aussenränder zweier mit der Längsseite an ein- 
ander stossenden Bilder der rechteckigen Oeffnung und in dieser Umrah- 
mung erblickt er e i n continuirliches Bild der entfernten Gegenstände. 

Es hat diese Anordnung bei der Farbenvergleichung, von welcher wir weiter unten reden 
»erden, den Vortheil, dass bei einem nicht völlig gleichmässig gefärbten Objecte an der 
Trennungslinie der beiden Bilder der Oeffnung doch gleichgefiirbte Theile des Objectes 
unmittelbar nebeneinander liegen, was ohne die Anwesenheit des Kalkspathrhomboeders S, 
nicht der Fall sein würde. 

Ist das Object eine weisse, vom Sonnenlicht beleuchtete Fläche, so zeigen die 
beiden Theile des Gesichtsfeldes infolge der Drehung der Polarisationseliene des Lichtes 
in den Quarzplatten und der theilweisen Anslöschung desselben durch den Analysator .Y 
beständig Complementärfarben, ändern aber ihre Färbung mit der Dicke der Quarzschicht 
und der Drehung von N. Es ist nun Aufgabe, zwei gleiche d. h. weisse Complementär- 
farben zn finden, was möglich ist, wenn es gelingt, in jedem Strahlenbündel comple- 
mentär gefärbte Theile des Lichtes auszulöschen. 

Beide Strahlenhündel erleiden in der Quarzschicht eine Rechtsdrehung, deren 
Grösse der Dicke T) der Quarzplatten proportional und ausserdem eine Function der 
Wellenlänge ). ist. Letzt ere wollen wir mit p(D bezeichnen und bemerken noch, dass, 
nach den neuesten sorgfältigen Untersuchungen 1 ) 

?(I) = f, + £ ist, wo 
B = 7,111640 und C — 0,148061, 

wenn 2. in Tausendstel Millimeter und q(1) in Geraden ausgedrückt wird. 

') L. Boltzmann, Pogg. Ann. Jubelbd. 8. 198. 1874. J. L. Soret nnd E. Sarasin, Compt. 
read. 83. S. 818. 187«. 




ütiTicHurr rf* lM«TRPMKirricvKCxr>B 
JANl'AK IBM. 



Kosma. Lbukobkop. 



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34 



Kokkiq, Liukoskop. 



ZUTtCHKtPT rt * 1 x < : K- MtrTntVIlX 
JANuAK IMS. 



Hat io dem Leukoskope das analysirende Nieol’sche Prisma X eine solche Lage, 
dass seine Polarisationsebene mit dem Hauptschnitt der Kalkspathrhomboeder zusammen- 
fallt, so wird die Intensität eines Strahles von der Wellenlänge X nach dem Durchgang 
durch X, wenn wir dieselbe bei dem Eintritt in die Qnarzplatte gleich 1 setzen, 
auf der rechten Seite 

sin* { D.tfi)} 

und auf der linken Seite 

cos*{ D.pUi } 

sein. Ertheilt man nun dem Nicol’schen Prisma K eine Drehung nach rechts (d. h. im 
Sinne des Uhrzeigers) um den Winkel so verwandeln sich die obigen Werthe in 

sin* {D. g(A) — 

und cos* . pU) — jjj 

Nach der Young-Helmholtz'schen Farbentheorie giebt es in der Netzhaut drei 
verschiedene Arten von Nervenfasern, welche bei einer Heizung die Empfindungen Roth, 
Grün oder Violett erzeugen und zwar ist die Stärke der Empfindung ausser von der 
Stärke der Reizung, d. h. von der lebendigen Kraft der auffallenden Lichtstrahlen bei 
jeder der drei Faserarten in verschiedener Weise von der Wellenlänge abhängig. 

Für das Sonnenlicht wollen wir die Stärke der Erregung ausdrüeken durch die 
drei Functionen R(l), Q(i) und !'(/). Nach der genannten Hypothese entsteht die Em- 
pfindung „Woiss'*, wenn alle drei Faserarten gleich stark erregt sind, was wir durch 
die Doppelgleichung 

J'rW di = J GU>di= J' F(i) di 

auszudrücken im Stande sind, wobei als Grenzen der drei Integrale die Wellenlänge der 
beiden äussersten Enden des sichtbaren Spectrums genommen werden müssen. 

Lassen wir Sonnenlicht in das Leukoskop einfallen, so wird die Intensität der 
Strahlen je nach ihrer Wellenlänge in der bereits angegebenen Art verändert, und wir 
erhalten als Gesammtregung der drei Nervenarten durch das Licht des rechten Feldes: 

J' HU). sin* {D.gU) — p} dl 

J ' G(i) .sin* — ili 

f VU) .sin» {/>.?(/) — ß} </ X. 
und durch da« Licht den linken Feldes: 

J' RU) OOS* | jD . j(i) — ß } ./ X 
f «tt) oos*{D. e( ii_;f} ,ix 
f ’W coa ’ [° *«U‘ — pt} <i i. 

Nehmen wir nun an, dass die Polarisationsebene des Nicol'schen Prismas F, das 
wir bisher uoeh gar nicht Wehtet haben, mit dem Hanptschnitt des Kalkspathrhomboeders 



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'■ "Mlö, LsUKUSKOI'. 



25 



• sechs zuletzt angegebenen Integralwerthe sich 



mm (a-ea)- /»} di = », 

«in» {«-ett)-/*} di - W, 
sin» {D.tfi) — /»} dl = 53, J 

cos* {ß.tfi)- ?} di - 3}, 
cos* {D-eU)— /f} di — «, 
cos* — ß) di = 2V 

liiistrtictton ilcs Lcukoskopes wurde darauf gerechnet, durch passende 
Variablen a, ß und l> vollständige Gleichheit der Farbenmischung auf 

erzielen, d. h.: 

% = S, 

(H, mt (5), und (a) 

w. = 

i können. Die ans fliesen drei Gleichungen sich ergehende Werte Gleichung: 

Mt, + (st, 4- 2«, = SR, 4- «, 4- 5!, (b) 

i durch passende Wahlfvnn ff zu erfüllen. Es Weilten dann noch zwei Gleichungon, 
«.in durch die Iteiden Variahlen ß und D befriedigen zu können hoffte. 

Der Versuch hat nun gezeigt. I dass bei jeder Dicke der Qnarzplatto, welche 
ii übersteigt, durch geeignete Wahl von ß annähernd Farbengleichheit zu erzielen ist, 

■ zwar wächst die Aoknliebkcit in der Farbe beider Felder mit der Dicke der 
(J ,ur. '.schiebt, 2) dass aber völlige Fnrbengleichheit wahrscheinlich erst bei unendlich 
giusssr Quarzdicke, dann aber natnrlicb bei jedem Worthe von ß eintritt. Eine Formn- 
linuig des nnserer Farbencmptindung zu Grunde liegenden Gesetzes, welches die unter 1) 
angegebene Beobachtung veranlasst, ist bisher noch nicht möglich gewesen. 

Zur genauen Einstellung aut gr sstmftgliclio Aelinlichkeit lässt sich vortheilhaft 
der Umstand benutzen, dass man bei einem bestimmten Werthe von ß nicht mehr zu 
entscheiden vermag, welches der beiden Felder einen rüthlicheren Ton besitzt: dann hat 
das eine derselben eine gelbliche, das andere eine bläuliche Nuance. 

Die drei Functionen /fi/.i, (>'■'/. und E/i müssen durch andere ersetzt werden, 

1) wenn die Erregnngsfahigkc it für die Strahlen verschiedener Wellenlage in dem 
Auge eines Beobachters von der normalen abweicht, 

2) wenn die Intensitütsvertbciluug für die verschiedenen Strahlenarten in dem 
einfallenden Lichte nicht gleich der des Sonnenlichtes ist. 

Jede Aenderung dieser drei Functionen erfordert, natürlich auch einen anderen 
Werth von ß für die Einstellung. 




4 



2t» _ ,, Zkitrcukivt vfl I*rr«r*m*TK*«r»DE. 

Kleinere Oriöimai.-Mittiikii.u J ltlKÜ. JANUAR iwt 



Hinsichtlich der von mir experimentell gefundenen numerischen VT erthe für p bei 
einer grossen Anzahl von Lichtquellen, sei auf meine oben erwähnte, bereits veröffentlichte 
Abhandlung 1 ) verwiesen. 

Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass das in der Sammlung des physikalischen 
Instituts der hiesigen Universität befindliche Leukoskop, mit dem ich meine Beobachtungen 
angestellt halte, von den Herren Franz Schmidt & Hänsch in vortrefflicher Ausführung 
angefertigt ist. 

Berlin, Physik. Inst., Nov. 1882. 



Hlrlnrrr (Original-) ’mitllirlliiiigen. 

Zur Verminderung der Temperatur-Störungen bei Queeksilbertrnpfen-Contacten filr 

Uhren. 

Die üblichen Contaet -Vorrichtungen zur elektrischen Registrirung der Pendel- 
schwingungen von Uhren leiden an mancherlei Uebelständcn. Es würde in dieser Hinsicht 
als ein grosser Fortschritt zu betrachten sein, wenn es gelänge, die Registrirung der 
Schwingungen auf akustischem oder optischem Wege ohne besondere L'ontacte zu bewir- 
ken, und die aussichtsvollen Versuche, das Mikrophon und Telephon zu diesem Zwecke zu 
verwenden, verdienen alle Ermunterung. 

Eine der gewöhnlichsten Einrichtungen liesteht ans einem in einem kleinen metal- 
lischen Näpfchen lietindlichen Quecksilbertropfen, durch welchen ein mit dem Pendel der 
Uhr fest verbundenes Platinblättchen in einer gewissen Schwingnngsphase hindurchstreicht. 
So lange der Tropfen nicht verstaubt oder oxydirt ist, wirkt diese Einrichtung auch recht 
gut; es ist jedoch kaum möglich ihn zu erneuern, ohne den Gang der Uhr zu stören oder 
im besten Falle Contncto ausznlassen. Man hat daher vielfach das Näpfchen durch ein 
enges commnnicirendes Rohr mit einem Quecksilberreservoir verbunden, in welchem ein 
Stempel oder Kolben mittels Schraube auf und nieder liewegt werden kann. Es genügt 
alsdann eine kleine Senkung des Kolbens, uin den alten Tropfen überfliessen und einen 
neuen au seine Stelle treten zu lassen. Diese Einrichtung zeigt jedoch den neuen Ueliel- 
stand, dass die Grösse des Tropfens in Folge von Temporaturvorändernngen fortwährend 
variirt, so dass bei hohen Tem(>eraturen häutig eino plötzliche Verkleinerung des Tropfens 
durch l'elicrfliessen, bei niedrigen Temperaturen aber ein Versinken des Tropfens in die 
Verbindungsröhre erfolgt, so dass ein Contaet nicht mehr stattfindet. Der letztere Fall 
hat sich bei Beoltachtnngen auf der Berliner Sternwarte in Nächten, in welchen die Tem- 
peratur schnell sank, oft in unangenehmer Weise Itemerkbar gemacht, indem in Folge des 
Attsbleiltens der Secundenschläge auf dem Registrirstreifen grössere Beobachtungsreihen 
verloren gingen. Ausserdem übt die fortwährende thermische Volutnenäuderung des Tropfens 
einen störenden Einfluss auf den Gang der Uhr. Alle diese Uehelstände hat nun der 
Beobachter, Herr Dr. \ . Knarre, nachdem verschiedene umständliche Wege zur Abhülfe, 
darunter auch eine Art Tcmpcrntnrconipcnsation, in \ erschlag gebracht worden waren, in 
einfacher Weise dadurch beseitigt, dass er dicht unter dem Tropfen einen Hahn anbringen 
liess, welcher die Commnnicatiou des Tropfens mit item Reservoir zti unterbrechen erlaubte. 
Nach Abschluss dieses Hahnes wird das Queckeillierquantura so klein, dass die Aenderung 
des Volumens von den extremen Somtuetiemperatnren bis zu den extremen Wintertempe- 
raturen keinen irgend merklichen Einfluss hat. 

ln Verbindung mit guten Condensntoren. durch welche der Extrastrom-Funken 
bei den Strom-Unterbrechungen mul Schlüssen fast ganz absorbirt wird, hat diese Eiu- 

1 ,\. König. Wied. Amt. IM. lä S. K4. lis-a. 



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Xcir«4-niurT n*. 1\<m«rMr*T*;sKr*oit n 07 

JAKTAH MH H» f ■ hat»:. 

richtnng in den letzten Jahren bei zwei hiesigen Pendeluhren ganz befriedigend functionirt. 
Damit sich das Quecksilber im Reservoir ungehindert ausdehnen kann, wird zweckmässig 
der Kolben nach Erneuerung des Tropfens und Abschluss des Hahnes weder zurückge- 
zogen. — So überaus einfach dieser Ausweg auch ist, so scheint er doch noch nicht 
angewandt uud der Hinweis auf ihn daher nicht überflüssig zu sein. 

Referate. 

Photographin! von Scliallscliwingmigen. 

Von Prof. Boltzmann. Anzeiger d. K. Akademie d. WittsruMch. zu HVr». 1882. So. XXVI. 

Prof. Boltzmann bat der Wiener Akademie folgende vorläufige Mitteilungen 
über Versuche eingesandt, welche er nngestellt hat, um Schallschwingungen zu 
photographiren. 

In der Mitte einer dünnen, an einem Wandstück angebrachten Eisenplatte wurde, 
senkrecht auf derselben, ein kleines dünnes Platinplättchen l»efestigt. Zuerst wurde nun 
constatirt, dass das Platinpliittchen die Schwingungen des Schalles unverändert mitmachte, 
indem in der Nähe des Plättchens ein zweites unbeweglich festgemacht wurde; der feine 
zwischen beiden entstehende Spalt wurde in den Brennpunkt einer Sammellinse gebracht, 
anf welche Sonnenlicht fiel. Nach dom Durchgänge durch den Spalt trafen die Sonnen- 
strahlen eine Bregnet’sche Selenzelle, welche mit zwei Telephonen in den Schliessungs- 
kreis von zwölf Leclanchc-Elementen eingeschaltet war. In das Mundstück gesprochene 
Einzelläufe und Worte waren in den Telephonen deutlich zu vernehmen. Wurden die 
Strahlen nach ihrem Austritt aus dem Spnlt möglichst parallel gemacht und in grosser 
Entfernung mittels einer Sammellinse aufgefangen, um sie auf die Selenzelle zu concen- 
triren, so konnte der Apparat auch als Photophon dienen. 

Nach diesen Vorversucheu wurde abermals anf das vibrirendo Platinplättchen 
intensives Sonnenlicht concentrirt und dann mittels eines Sonnenmikroskops von dem 
Schatten des Platinplättchens ein Bild auf einen Schirm entworfen. Die möglichst gerade 
Begrenzungslinie des Schattens wurde durch eine ('vlinderlinse in einen Punkt zuanmmen- 
gezogen. Durch eine starke Feder wurde nun an der bezeichneten Stelle des Schirms, 
während in das Mundstück gesprochen wurde, eine mit VogeTscher Emulsion präparirte 
Glasplatte vorübergeschnellf. so dass die Bewegungsricht ting senkrecht auf der durch 
die Cvlinderlinse erzeugten Lichtlinie stand. Bei gehöriger Abhaltung des Seitenlichtes 
erhielt Prof. Boltzmnnn dann auf der praparirten Platte eine Begrenzungslinie zwischen 
Licht und Schatten, welche eine den Schallschwingungen entsprechende Curve bildeten. 
Den Yocfllen entsprechen ziemlich einfache Curven, oft nahe Sinuscurven, oft Interfcrenz- 
curvon zweier oder dreier Sinuscurven. Beim Vocale a enthielt eine Periode die meisten, 
heim Vocale « die wenigsten Zacken. Den Consonanten /, w, n, r, namentlich aber auch 
p und k entsprechen ungemein mannigfaltige Cnrvcn, welche Aehnlichkeit mit der von 
König mittels seiner Tonflamme für r gefundenen Curve hatten, aber viel feinere 
Details zeigten. 

Prof. Boltzmann beabsichtigt, die Versuche durch Photographie anf mtirendc 
Scheil**n zu wiederholen, um eine grössere Anzahl von Schwingungen nach einander 
auftassen zu könuen. 



Intensität des Sonnenlicht*. 

Von A. Crova. Campt. Rend. fAflf. S. 1271. 

A »*rf. hat mittels seiner Methode photometrischer Beobachtung im monochroma- 
tischen Licht ( Vgl, dte.se ZeUmhr, 1. S. 375.) die Intensität des Sonnenlichts gemessen und 




28 



Rkzkkatr. 



ZRITRCURIVT »TM IxBTBOMKMIMULCKua. 

JANt'AK 1*«. 



legt der Pariser Akademie vorläufige Resultate vor. Er findet die Intensität des Sonnen- 
lichts am 

31. October 10 Uhr, bei heiterem Himmel gleich der Stärke von 56070 Carcel-Lampen, 

3. November .. „ „ fast wolkenlosem „ „ r „ 34400 „ _ 

8. December,, ,. „ etwas bedecktem r „ ,. r r 41430 „ „ 

Crova schärt hiernach die Intensität des Sonnenlichts zu einer Stärke von 
60000 Carcel-Lampen. Die Messungen sind nicht abgeschlossen, sondern sollen weiter 
geführt werden. 



Vereinigtes Magnetometer, Torsionswnnge und Elektrometer. 

Von F. Miller, Centralz. f. O/d. a. Mech. 1882, No. 12. 

Dieser combinirte Apparat soll in Schulen mit geringen Mitteln die obigen 
Apparate ersetzen. Auf dem Deckel eines Glaskastens steht eine um ihre Axo drehbare 
Glasröhre mit einem Torsionskopf, der zur Befestigung eines feinen Platindrahtes isolirt 
einen Ring trägt. An dem Draht ist ausser einem Spiegel entweder ein 8chellackhebel 
oder ein Aluminiumbisquit oder ein Schiffchen zur Aufnahme der bei der Verwendung des 
Apparates als Magnometer nothwendigen Stäbe befestigt. Im ersten Falle liegt am Boden 
des Glaskastens ein spiegelnder getheilter Kreis; bei der Benutzung als Elektrometer wird 
an dessen Stelle eine Brücke geschoben, die gut isolirt ein nahezu quadratisches in vier 
Quandranten getheiltes Metallblech trägt und darunter ein Getiiss mit Schwefelsäure 
behufs Dämpfung der Schwingungen und Austrocknung der Luft enthält. Für das 
Magnetometer wird die Brücke durch ein Brett mit einer Arretinmgsvorrichtung für 
die schwingenden Stäbe ersetzt. Sonst ist noch mit dem Ap)>arat ein Beobachtungs- 
fernrohr verbunden und es sind die nöthigen Einrichtungen für die feinere Einstellung 
bis auf 1 mm) des Torsionskopfes getroffen. L. 



lieber Gasdiclitebestimmnng. 

Von Heinrich Goldschmidt und Victor Meyer. Chem. Ihr. lhl. 15, S. 187. 

Zur Bestimmung der Gasdichte bei hohen Temperaturen haben die Verfasser 
einen Apparat angewendet, der sich auch als Luftthermometer benutzen lässt. Derselbe 
ist äusserst einfacher Construction und aus Glas gefertigt; er besteht 
aus einer etwa 1U0 ccm fassenden Kugel mit zwei angcschmolzenen 
Capillarröhren, wie aus der nebenstehenden Skizze ersichtlich ist. Der 
Apparat befindet sich in einem Tiegel, auf dessen Boden sich Schwefel, 
Schwefelphosphor oder andere Körper befinden, je nach der Temperatur, 
die man zur Gasdichtebcstimmnng erzeugen will. Der Tiegel wird mit 
übereinander gelegten Eisenblechen geschlossen, ebenso befinden sich 
unter der Biegung der Capillaren zwei Blechschirme, um die Zuleitungs- und 
Ableitungsschläuche zu schützen. Das unten angeschmolzene Capillarrohr 
dient zur Zuleitung, das andere zur Ableitung der Gase. Um zunächst das Luftvolumen 
des Apparats zu bestimmen, wird derselbe mit trockner Luft gefüllt, diese durch einen 
Salzsäurostrom verdrängt und in ein mit Wasser gefülltes Gasmessrohr geleitet. Alsdann 
wird wiederum die Salzsäure durch einen Luftstrom verdrängt und nun das zu unter- 
suchende Gas in den Apparat geleitet. Dieses wird dann mittels Luft oder Wasserstoff 
in einen gewogenen, mit einer das Gas aufnehmenden Absorptionsflüssigkeit gefüllten 
Kaliapparat getrieben. Durch Wägung desselben bekommt man dann alle Daten zur 
Berechnung der Gasdichte. 

Um den Apparat als Luftthermometer zu verwenden, haben die Verfasser noch 
einen kleinen Oompensationsapparnt benutzt, der aus demselben Glasrohr gefertigt ist. 




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* II IUI T rC* Ix VJ HF WEHT ESKI’ >' DE 

JANt'AK l«tt. 



Rkkrhatr. 



29 



» di« ('apillarnn des Apparats, und Form und Inhalt hat, wie dio aus dom Tiegel horau.M- 
ia^ei»den Theile der Capillaren. Diese Theile werden nämlich im Allgemeinen eine 
uimlrigere Temperatur, als die im Tiegel gemessene ist, haben, und der hierdurch ent- 
stehende Fehler wird in leicht ersichtlicher Weise durch den Compensator gemessen 
werden können. 

Die Berechnung der Temperatur geschieht nach dor Formel 
r- v — 

va — Vy 

worin T die gesuchte Temperatur, V die Capacität der Kugel bei 0°, v da« im erhitzten 
Apparat enthaltene Lnftquantum und a und y die AusdchnnngscoefHcicnten der Luft und 
des Glases bedeuten. Die Verf. runden mittels dieses Apparats die Siedetemperatur des 
Schwefels für 728 mm bei 446 J C., was sehr gut mit der Regnault’schen Zahl überein- 
stimmt. Wh. 



InttueiizniHsrhine von Wiinslmrst. 

Engineering, 6. October 1882. 

Dies« neue Maschine soll vor der Holtze'scHen, deren Princip sie nachahmt, den 
Vorzug haben, von der atmosphärischen Feuchtigkeit unabhängig zu sein und l>ei geringerem 
Kraftanfwande grössere Funken zu liefern: eine Maschine von 12 Scheiben, die mit 
Leichtigkeit gedreht wird, giebt Funken von 20 cm Länge. Die Scheiben sind ans dünnem 
Fensterglas, halten einen Durchmesser von 81 cm und sind anf einer isolirenden Axe 
befestigt. Zwischen denselben ruhen 24 Glasstreifen, 12 unmittelbar über und 12 unter 
der Axe, in einfachen Fugen des Gestelles, so dass dieselben zur Reinigung leicht heraus- 
genommen werden können. Weder die rotirenden Scheiben noch die Glasstreifen sind 
mit Firniss oder einer anderen isolirenden Substanz überzogen. Zu beiden Seiten der 
Axe Itehnden sich noch Papierarmaturen, welche leicht gegen dio Glasscheiben angelehnt 
sind. Ein üebelstand anderer zusammengesetzter Influenzmaschinen, welcher darin besteht, 
das« auf denselben Seiten der Armaturen sich ungleichnamige Elektrieitäten verbreiten 
tmd so den Effect abschwächen, ist dadurch vermieden, dass die entsprechenden Seiten 
der Armaturen durch einen dünnen Motalldraht verbunden sind. Der ganze Apparat ist 
in ein Gehäuse oingeschlossen, aus dem nur das Ende des eben erwähnten Drahtes, der 
zugleich zum Laden der Maschine dient, die Drehkurbol und dio Conductoren herausragen. 
Eine von den Herren Paterson und Cooper dem Apparate behufs Ladung hinzugofügto 
kleine Reibungsroaschine wird vom ..Engineering" als überflüssig und die Maschine unnütz 
enmplicirend verworfen. L. 



Der elektrische Stnmpfhamnier. 

Von Marcel Deprez. V Eteetrieien 1882. Mo. 84. 

Dieser neue elektrische Appiarat beruht auf der elektromagnetischen Wirkung, 
welchen ein Solenoid auf einen Eisencylinder ausübt. Bringt man einen Eisencylinder vor 
eine der Oeffnungen eines Solenoides, so wird derselbe angezogen und dringt soweit in das 
Innere desselben ein, bis die Mitto der Eisenstange mit derjenigen der Axe des Solenoitb'.s 
zusammenfallt. In der Praxis erfährt diese theoretische Gleichgewichtslage dos Cylinders 
je nach der Lage des Solenoides mannigfache Veränderungen: ist das Solenoid vertical 
«{gestellt, so wird der Gleichgewichtspunkt durch das Gewicht des Eiscncylinders nach 
unten gedrückt werden. 

Der von Deprez construirte Apparat besteht ans einem vertical stehenden Solenoide, 
welches aus 80 Rollen zusammengesetzt ist und durch 4 starke Stäbe zusammengehalten 
winL Diese Rollen sind mit einander wie die Elemente einer Yoltnischeu Säule verbunden, 



D 



30 



RirtRiTt. 



ZfiTnriiKirr rf* IimmuilMUlPt 
JkNIAR 1— a. 



so dass sie von unten nach oben einen continuirlichen Leitungsdraht bilden. An dem 
Solenoide befindet sich ferner ein Kreisumschalter, an dessen 80 Knöpfe sämintliche 
Verbindungsstellen der einzelnen Rollen durch besondere Drähte angeschlossen sind. Mit 
Hülfe zweier Federn, welche an einer drehbaren Axe dieses Umschalters befestigt siuri 
und als Schleifeontncte wirken, lässt sich jede beliebige Anzahl von Rollen einschalteu. 
Diese beiden Federn sind von einander isolirt und jede mit einem Pole der elektrischen 
Quelle verbunden; zur Unterbrechung des Stromes dient ein besonderer Knopf des Um- 
schaltern, welcher mit keiner der Rollen des Solenoides in Verbindung steht. 

Hat man nun eine gewisse Anzahl von Abschnitten des Solenoides zwischen die 
beiden Federn eingeschaltet, lässt sich mittelst einer an der Axe des Umschalters ange- 
brachten Haudkurbel der elektrische Strom beliebig offnen und schliessen. Der als 
Hammer dienende Eisoncy linder wiegt bei dem hier beschriebenen Apparate 23 kg und 
ruht bei geöffnetem Strom auf einem (piadratischen Blocke, welcher als Amboss dient. 
Schliesst man den Strom, so wird dieser Hammer bis zu einem gewissen Punkt in die 
Region der umgeschalteten Rollen gehoben und fallt beim Oeffnen des Stromes auf den 
Amboss zurück. 

Was die Leistung dieses Apparates betritft, so wurde bei einem Strome von 
43 Ampöre unter Einschaltung von 15 Rollen eine Kraftwirkung von 70,5 kg erzielt. 

B. 



Neuer Heliotrop t Phototrop). 

loa Prof. Franz Müller. Mitth. it. Arthit. w. Ing.- Verrinn in Böhmen J88J Heft JV. 

Zritsvhr. Vermessnugstresen 1882 So. it. 

Dem Heliotrop des Prof. Fr. Müller liegt im Wesentlichen dasselbe Princip zu 
Grunde, wie dem von Bertram construirten. Neu ist jedoch am Müller’sehen Heliotrop, 
dass sowohl die Horizontal- wie die Vertical - Bewegung des Signalspiegels auf getheilten 
Kreisen gemessen wird. Diese Einrichtung des Ap|»arats will Verfasser für Aufnahme- 
zwecke verwert hon und z, B. mittels derselben Punkte auf steilen, unzugänglichen Fels- 
wänden ihrer Lage und Höbe nach bestimmen, falls die Wand nnr soweit entfernt ist, 
dass der vom Heliotrop aut die Wand geworfene Lichtschein den» Auge scharf markirt 
erscheint. Da »Ije Entfernung 50 m nicht ftl»ersteigen dürfte, so wird die Methode in 
vielen Fällen versagen. 

Die Einrichtung, dass die Spiegel sich auf getheilten Kreisen l^owegen, benutzt 
Verl*, für die Oonstruction eines neuen Instrumentes, welches er „Phototrop** nennt. 
Zwei Spiegel, von denen jeder sowohl in horizontaler als in verticaler Richtung drehbar 
ist, werden auf den Endpunkten eines etwa 1 m laugen Lineals befestigt. Das Lineal ist 
als Alhidade auf einem getheilten Kreise drehbar und kann mittels St e lisch rau ben vertical 
gestellt werden. Mit dem Lineal sind ausserdem Lilndlen und eine Boussole in Ver- 
bindung. ln der Mitte des Lineals befindet sich eine Lichtquelle. Die l>eiden am Lineal 
befestigten Spiegel werden um ihr«' verticale Axe so lange gedreht, bis die von der Lampe 
ausgehenden und von den Spiegeln refiectirten Strahlen sich in einem Punkte vereinigen. 
Kn entsteht dann ein Dreieck , dessen Grundlinie das Lineal und dessen Scheitel der 
gemeinschaftliche retlectirte INmkt beider Spiegel bildet: die Winkel an der Grundlinie 
sind ebenfalls bekannt und können an den getheilten Verl Kalkreisen der Spiegel abgelesen 
werden: »las Dreieck ist also bestimmt. Um die Lichtstrahlen parallel zu macheu, ist bei 
jedem Spiegel eine Linse so angebracht, dass die Lichtquelle im Brennpunkt beider Linsen 
sich befindet. Das Instrument soll /ur Aufnahme v«*n Profilen im Innern von Höhlen. 
Gruben etc, Verwendung finden. 



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Ztmnimrr Hk IxsrKi<MKHTK*Ki>ai>*. 
JANUAIt 1993. 



Refrkatk. 



31 



Hin iionor Thermofcrapb. 

Von Gr. Morgan Eldridgc. The Xtiture, 15. Juni 1S6V, S. 163. 

In einem offenen Therinometerrohr (Fig. 1) bewegt «ich eine Sonde ununterbrochen 
auf und ab. Jedesmal, wenn die Sonde das Quecksilber erreicht, wird ein Strom ge- 
schlossen, der einerseits auf einem durch eine l'lir bewegten Rogistrircylinder den Stand 
des Thermometers einzeichnet, andrerseits die Umkehrung der Bewegung der Sonde ver- 




Ki*. I. 




aiilasst. Letzter* wird von einer Zahnstange getragen, die in einer (in der Zeichnung 
fort gelassenen) Führung durch das Zahnrad E auf und al> bewegt wird. Die Bewegung 
des Rades E erfolgt (Fig. 2) durch Kingreifen der gezahnten Mutten C und D in dessen 
Axe. Die Muffen bewegen sich mit den Rädern .1 und B, die von der Uhr in entgegen- 
gesetzter Richtung getrieben werden, so dass also E in der einen oder andern Richtung 
gedreht wird, je nachdem die Muffe C oder D eingreift. Die Umschnltung der letzteren 
erfolgt mittels einer Gabel AB, deren Anne in Nnthen von C* und V eingreifen, und die 
eine seitliche Bewegung zwischen zwei Anschlägen durch eine auf demselben Zapfen sich 
entgegengesetzt drehende Platte G erhält. Die letztere wird durch einen Schlitz über 
zwei Zapfen geführt und steht durch die Federn H und ./ einerseits mit der Gabel, andrer- 
seits mit dem festen Gestell in Verbindung; ferner kann dieselbe mittels der sie mit der 
gezahnten Hülse F, die zwischen der Muffe C und dom Rade E verschiebbar ist, ver- 
bindende Stange L nnd durch den Hebel K, der sich mit der Armatur des Elektromagneten 
M bewegt, eine Bewegung in der einen oder andern Richtung erhalten. Ist nun, wie in 
der Zeichnung angenommen ist, die Muffe C und die Hülse F eingeschaltet, so steigt die 
die Sonde tragende Zahnstange auf. Durch die Stange L wird die Scheibe G nach rechts 
gezogen; in dem Augenblicke, wo die Feder H die Verbindungslinie des Drehzapfeus mit 
dem Ende der Gabel überschritten hat, wird durch dieselbe die Gabel in die entgegen- 
gesetzte Richtung geschoben, die Muffe <’ und die Hülse F sind ausgescbaltet, die Muffe / ) 
eingeschaltet, das Rad E und die Sonde erhalten die entgegengesetzte Richtung. Sobald 
die letztere das Quecksilber des Thermometers erreicht hat, wird ausser dem Elektro- 
magneten der Regist rirspitze der Elektromagnet M erregt. Der Hebel K wirkt nunmehr 
in derselben Richtung wie die Feder J, welche allein zu schwach ist, die Scheibe G 
zurück zuziehen, aber mit dem Hebel K ztisamraenwirkend, die Um Schaltung der Gabel in 



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die frühere Lage bewirkt. Verf. legt Gewicht darauf, das» die Arbeit hauptsächlich von 
der Uhr, durch Anspannung der Feder J, nicht vom elektrischen Strome, geleistet wird. 
Bei dem Zurückspringen der ITmschaltungsgabel infolge der Anziehung des Elektro- 
magneten wird der Strom sofort wieder unterbrochen, so dass also, auch wenn die Sonde 
einen Augenblick im Quecksilber verweilt, der Strom nicht fortdanert. Zur Vermeidung 
der Oxydation befindet sich über dem Quecksilber ein Tropfen Glycerin oder luftfreies 
Oel. Das Thermometerrohr ist in die Kugel eingeschraubt und gestattet durch V eränderung 
des Volumens der letzteren eine Veränderung der Länge der Grade. L. 

Topograph oder nutogrnphischer Compass. 

Von Thomas Ma roher. Centrak. f. Opt. «. Mrrh. 1883. Nb. 12. 

Der Apparat hat den Zweck, die Bewegung eines Schiffes selbstthätig nach seiner 
Geschwindigkeit und nach den Richtungsänderungon der Compassnadel zu registriren. 
Auf dem aus isolirendem Material hergestellten Kreise des Compass sind in gleichmässigen 
Abständen kleine Metallspitzen angebracht, welche mit der Magnetnadel einen Contact 
hersteilen. Von sämmtlichen Spitzen gehen Drähto zu dem eigentlichen Begistrirapparat. 
Dieser besteht aus einer von einem Geschwindigkeitsmesser (Log) getriebenen eisernen 
Axe, die an ihrem oberen Ende eine Schraube ohne Ende trägt. Mittels dieser wird eine 
Walze bewegt, die eine mit Kaliumeisencyanür und Ammoniumnitrat getränkte Karte pro- 
portional der Schiffsgeschwindigkeit fortschiebt. Als Träger der Walze dient eine auf die 
Axe geschobene Hülse, die ausserdem an ihrem unteren Ende eine nichtleitende Scheibe 
trugt, auf welcher in denselben Abständen wie die Spitzen auf dem Compasskreise Elektro- 
magnete angeordnet sind. Diese Hülse und somit die von ihr gehaltene Scheibe sind 
unbeweglich. Auf diese ist eine zweite, bewegliche Hülse geschoben, an deren beiden 
Enden wiederum Scheiben befestigt sind. Die untere trägt an ihrer unteren Seite einen 
Elektromagneten, die obere ist in der Mitte kreisförmig ausgeschnitten und trägt über 
einem Durchmesser eine Stange, in deren Mitte sich eine nach unten gerichtete Metall- 
spitze befindet. Zwischen dieser Spitze, der eigentliehen Registrirspitze , und der oben 
erwähnten von der festen Hülse getragenen Walze wird die Karte fortbewegt. Die Wirkungs- 
weise des Apparates ist nun die. dass bei jeder Drehung des Schiffes um einen Winkel, 
«reicher dem Abstand zweier Spitzen auf dem Compasskreise entspricht, ein Strom ge- 
schlossen wird, der von der Batterie in die Magnetnadel cinge fuhrt ist, von hier zu dem 
entsprechenden Elektromagneten der festen Scheibt' des Registrirapparates. dann in den 
Eloktrotungnete der gegenülierstehenden Iteweglichen Scheibe, endlich durch die Karte 
hindurch zur Registrirspitze und von hier in die Batterie geht. Die Erregung der beiden 
Elektromagneten verursacht eine Drehung der beweglichen Hülse um den Winkel, um 
welchen sich das Schiff gedreht hat. während der Strom bei seinem Durchgänge durch die 
Karte dieselbe an der Durohgangsstelle larht. Der lineare Maassstab der Karte muss zur 
Wirklichkeit in demselben Verhahniss stehen, wie die Geschwindigkeit ihrer Fortbewegung 
durch das 1 .og zur tteschwiinligkoit des SchiAeg, wenn das Bild der Bewegung nicht ver- 
zerrt sein soll. 



l'elter die Anfertigung und t'orrection der Büretten. 

IV* IV. Wilh, Ost wald. d ;är pr,tK f. CA<m>V. .\V«e fWje. ftf. JA & 24 5. 

\ ert. hat unter den vielen durch seine Hand gegangenen Büretten keine einzige 
fehlerfrei gefunden und giebt ein «usserst Uspremes und wohl auch zuverlässiges Verfahren 
an. um in kürzerer Zeit emo grossere Anzahl dieser Instrumente zu prüfen. Zu diesem 
Zwecke wird das ol-ere Kohr einer 1 resp J cvm fassenden Pipette olerbalb und unter- 



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ZanenirT if« InninnnTmiraDi 

Januar i«u. Referats 



halb ries Strichs mit einer Theilung versehen, welche direct 0,01 ccm ablesen und 0,001 
schätzen lässt. Die Theilung muss möglichst genau sein; der Inhalt der Pipette wird 
durch mehrfach wiederholtes Auswftgen bestimmt und eine etwaige Correction bei der 
Aufstellung der Oorrectionstalielle für die Bürette berücksichtigt. Unterhalb der zweiten 
Marke am untern Rohr der Pipette wird seitlich ein kurzes Rohr angeschmolzen, welches 
parallel der Pipette nach oben geführt wird. Dasselbe wird vermittels Gummi- 
schlanches und Quetschhahnes mit der Bürette verbunden; mittols eines zweiten 
Quetschhahnes wird die Pipette am untern Ende verschlossen. Die zu prüfende 
Bürette füllt man mit Wasser und sorgt dafür, dass in den Verbindungsröhren keino 
Luftblasen bleiben. Alsdann stellt man das Wasser in der Bürette auf Null ein, öffnet 
den zur Pipette fahrenden Hahn und lässt darauf das Wasser aus der Pipette bis zur 
untern Marke ausfliessen. Wenn man jetzt das Wasser in der Bürette auf den zweiten 
Thoilstrich einstellt, so kann man an dem getheilten Rohre der Pipette unmittelbar das 
Volumen des ersten Raumtheiles der Bürette ablesen. Man entleert alsdann die Pipette 
nnd verfährt in genau derselben Weise mit den übrigen Raumtheilen der Bürette. Jede 
einzelne Messung erfordert weniger als eine Minute Zeit. Man ist bei dieser Methode 
von der Temperatur des Wassers unabhängig, was liei dem Auswägen, welches überdies 
bei Weitem umständlicher und zeitraubender ist, nicht der Fall ist 

Bei der Anfertigung von Büretten bedient sich Verf. zur Herstellung der Theilung 
einer Spiegelglastafel, welche mit einer Anzahl paralleler, äquidistanter Linien versehen 
ist Eine solche Platte ist überhaupt im Laboratorium der vielfältigsten Anwendung 
fähig, kann in vielen Fällen eine Theilmaachino ersetzen und arbeitet genauer als die von 
Bunsen angegebene Vorrichtung mit convergenten Linien (Bunsen, Gasomotrische Methoden 
S. 31). Am zweckmässigsten ordnet man die Striche in ein Parallelogramm ein, dessen 
Diagonale auf der kürzeren Seite senkrecht steht und die halbe Länge der längeren 
Diagonale besitzt. Die Striche brauchen alsdann nicht sehr lang zu ^ein, um für alle Fülle 
von der einfachen bis zur doppelten Distanz zu genügen. Ist beispielsweise die senk- 
rechte Entfernung der Striche von einander 1 mm, so brauchen in jenem Falle die Striche 
nur etwa 22 cm lang zu sein. 

Die Verwendung einer solchen Verrichtung zur Herstellung der Theilung ist leicht 
zu übersehen. Wb. 

Apparat zur Untersuchung des Ausflusses von Flüssigkeiten oder Gasen. 

Von B. Elie. Journ. d. Fhys. 1882. October 8. 4ö9. 

Der Apparat bildet eine Art Wlieatstone’sche Brücke. Das Gas tritt aus dem 
Reservoir A in die Röhren T und V ein; von B und H‘ zweigen sich Röhren ab, welche 
in die geschlossene Flasche F soweit eintreten, dass ihre Oeffhnngcn 
von einem vertical aufgehängten Goldblättchen gleich weit entfernt 
sind. Die Arme CB und CB' sind einander gleich. 

Sind die Widerstände in T nnd T 1 gleich oder aufgehoben, 
so muss das Goldblättchen für einen gegebenen Druck des Reservoirs 
unbeweglich bleiben. Ist der Drnck in B derselbe wie in B', so 
gehen durch CB und CB 1 genau dieselben Quantitäten Gas. 

üm einen variablen Widerstand zu erhalten, eine Art Rhcostat, 
kann man in T oder T‘ einen Glaspfropfen stecken. Jede Differenz 
in den Widerständen bringt eine Veränderung in der Lage des 
Goldblättchens hervor. Wenn die Brücke im Gleichgewicht ist 
tmd man erwärmt mittels einer Spiritnslampe die Röhre T. so wird das Blättchen unter 

6 





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ItcmctiKirr r(‘n Ix*tkcmkktkj«k! xi>r 

Januar ms. 



NkU EUECIIIENCNR BüciIfcH. 



B5 



Pulnj damit, dass die statische Elektricitüt des Glimmerblättchens die in den Drähten 
zurückfliessende zurückdrängt. Zur Unterstützung dieser Annahme schaltet er zwischen 
den Zuleitungsdrähten Entladnngsspitzen ein. Es lässt sich dann stets eine Entfernung 
der Spitzen linden, in der die Entladung vor sich geht, sobald die Lampe leitend berührt 
wird. Dasselbe soll auch der folgende Versuch zeigen. In dem einen Schenkel einer 
rechteckig gebogenen Glasrühre stehen Draht olekt roden in einer Entfernung von etwa 
8 cm einander gegenüber. Bei einem Drucke von 0,0t» min erfolgen die Entladungen 
direct zwischen den Spitzen und auf dem längeren Wege durch die anderen Schenkel des 
Rechteckes hindurch. Wird aber der Schenkel, in welchem die Elektroden liegen, mit 
zwei Fingern umfasst, so wird die Entladung dort unterbrochen und verstärkt sich auf 
der fast fünfmal längeren Strecke. L. 



Im <‘rM4*lilenci)<» IKfititn*. 

liaiHlbncft der natdinchen iwtirnmente. Herausgegeben vom hydrographischen Amt der 
Admiralität. Berlin, 1882. E. S. Mittler & Sohn. 482 S. mit 27 Tafeln und 
170 Holzschnitten. M. 12,00. 

Das vorliegende vortreffliche Handbuch der nautischen Instrumente bildet fiir 
den Seemann ein Hülfsmittel, das ihm über das ganze weite Gebiet der nautischen Instru- 
mentenkundo vollkommenen Aufschluss giobt. Es ist weiter angelegt, als es der knapp 
gefasste Titel vermuthen lässt; der Verfasser ist über den Begriff’ der speciell nautischen 
Instrumente weit hinausgegangen. Zunächst für die Bedürfnisse der Kaiserlichen Marine 
geschrieben, zieht dos Handbuch alle Instrumente und Apparate in den Kreis seiner Be- 
trachtung, mit denen der Seeofticier, sei cs bei dem täglichen Dienst an Bord, bei 
oceanischen Beobachtungen oder bei Vermessungen während der Fahrt, sei es bei Kiisten- 
aufnahmen von Bord aus oder am Lande irgendwie zu thun hat. Es hat sichtlich das Be- 
streben obgewaltet, den Leser des Nachschlagens physikalischer Lehr- und Handbücher, 
die in Instrument eller Beziehung häutig sehr unbefriedigende Antworten geben, vollständig 
zu entheben. Der Verfasser beschränkt sich nicht darauf, Beschreibung und Theorie der 
Instrumente zu geben, Prüfung und Correction der einzelnen Fehlerquellen auseinander zu 
setzen, durch Anführung und vollständige Durchrechnung von Beispielen den Gebrauch 
der Instrumente zu erläutern, sondern er giebt gelegentlich ausführliche Anweisung über 
die Behandlung der Instrumente, er nimmt Bezug auf die häutiger vorkommenden Schäden, 
er zeigt, welche Reparaturen der Beobachter selbst leicht ausführen kann und welche dem 
Mechaniker zu überlassen sind, und giebt für den ersteren Fall genaue Vorschriften. — 
Das Handbuch ist nach den einzelnen Instruraentenk lassen in sechs Abschnitte eingetheilt 
und mit einem Anhänge versehen. 

Der erste Abschnitt ist generellen Inhalts, er behandelt die Fernrohre und 
und solche Htilf sein rieht ungen, die hei den einzelnen Instrumenten immer wieder- 
kehren. Indem die Grundlehren der Optik als bekannt vorausgesetzt werden, wird nur das 
Grundgesetz der Dioptrik an der Sammellinse vorgeführt. Hieran schliesst sich die Theorie 
der astronomischen Fernrohre, die Bestimmung der Helligkeit, der Vergrösserung und des 
Gesichtsfeldes, Correction der sphärischen und chromatischen Abweichung und die Ein- 
richtung der Objective, Ocnlare und Fadenkreuze. Eine Anleitung, Fadenkreuze aufzu- 
ziehen, gehört zu den werthvollen Winken, auf welche vorhin aufmerksam gemacht wurde. 
(Jeher die Prüfung der Fernrohre wird das Wichtigste gesagt. Das terrestrische, sowie 
das Galilei’sche Fernrohr werden kurz besprochen und über die Behandlung der Fernrohre 
beim Gebrauch praktische Vorschriften gegeben. Es folgt dann die Besprechung verschie- 
dener Hülfseinrichtungen, der Ablesevorrichtungen (Lupe, Nonius, Mikroskope), Horizontir- 



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94 



AKT*rHurr rtu lw 

JANUAH IMS. 



den» Einflüsse eines von H imcli !■ 

mehrt, ahgelenkt. Wenn der 

k uug umgekehrt. 



Instrument 

l«w K. • 

Aehnlieh den Instnin - 
in Bewegung befindlicher • 




hande /?. wird der Arm l 



her. Sobald »ich der Sei 
das au untersuchende (II i 
betragen. Verf. spricht 



Voh .1 I' 
In einer vier 
die allgemeineres lnt. . 
nur dass die Untat i. 
der Elektrieitüt erb 
chen. die auf einer • 
irisch bestrahlt, in 
betindliehe Kat ln«! 
awei Scheiben tot' 
die Drehung in d 
im letzten Kalb' 
gen selbst sind * 
gekehrt, so «lass 
wegung, wahret 
nur langsam tni' 
ten Glasglocke. 
Aluminiumdue. 
sind, während 
die Hotationst 
l’mkehrpttnki 
Es »■ 

Lieht ein Zit 

l.ampe leset 
Olimmrrhliii • 



«t-c» md Peilscheibe für Abstands- 

_ - aea Instrumenten gewidmet. 

_ . :;e Besprechung der Barometer, 

asmnnente, ein. Einer allgemeinen 
_ _ -irrmf der denselben eigenthümlichen 
„Vustructionen beschrieben, unter 
. t* Jtarinebarometer besondere hervor- 
. »egen ihrer Empfindlichkeit ihr den 

"jc-maen ; besonders eignen, finden eine 

•,rt» 1er barometrischen Hüheumessung. 

- -greiflich , auf die Luftthermometer 
.-irwtionsbedingungen der Thermometer 
- 4 “B dienende Thermometer, wie Maxi- 
_ 'cM-neBteter, beschrieben. — Es folgen dann 
gteit der Luft, ferner die Anemo- 
. and Regen- und Verdunstungs- 
T*o-T\'iogische Tabellen. 

_i . und Instrumente für oceanische 
snächst alle die Lothapparate und Loth- 
.. bekannten Tiefseelothungen der ameri- 
-ger“ und der deutschen „Gazelle“, 
. •; erwähnen, Anwendung gefunden haben, 
_... iojser Expeditionen ihre Entstehung ver- 
.oses Capitel Ergänzung in einem in dieser 
; ,-s Herrn Prof. Dr. S. Günther: „Die batho- 
-„ren enthält der Abschnitt: Die Apparate 
Geschwindigkeit, solche zur Messung 
ji* Tiefen, Apparate zum Wasser- 
.... i Schleppleinen, und zum Schluss Tabellen 

. mit den Compassen und magnetischen 
roten selbstverständlich eine sehr sorgfältige 
«.rsriben folgt die Beschreibung verschiedener 
ur Prüfung der t'ompasse. Charakteristisch für 
den magnetischen Instrumenten nicht 
^ 'wecke wichtigen, sondem allgemein die Instru- 
■ ».wgen eingehend behandelt werden. 

\ /rtässer sich zu den Winkelinstrumenten, 
, s benutzt werden. Den Sextanten und 
,vo .-ree s»* grosse Rolle spielen, ist ein längerer 
v«»-» Leser Instrumente, die Correction ihrer Fehler- 
i’.sweetien Aufschluss giebt. Kurz werden dann 
und Mikrometer-Fernrohre, die bei 



auf dersell 
tuässig ers 
mit rotirei 
u. Aelinl. 
winl die 



‘«•ty cscvLtisehe und astronomische Beobachtungen 
"* . , j.dclite und fniversal-Instrumente. Ander 
,i . ^ ( ^ 0>v und eines fünfzblligen T'niversal-Instru- 
t,^. r Instrumente ausfubriicb erläutert. Für die 



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• .»•WUII* Ml IsarBt'MMrTkSKL'MDK. __ 

JANl'AK !WWi. V KMKIXHMACHIUCMTKN. 



IWlmndlnng der Instrumente, Aufstellung und «Tustinmg dersellien, Anordnung der Beob- 
'■ht urigen werden werthvolle Winke gegeben, deren Wichtigkeit für nicht vollständig 
* rtahrene Beobachter nicht genug anerkannt werden kann. 

In einem Anhänge werden gelegentliche Vermessungen ins Auge gefasst 
welche mit geringen Hülfsmitteln in kurzer Zeit ausgeführt werden sollen und welche sich 
nicht an vorhandene kartographische Arbeiten anschliesson, Aufnahme von Küsten und 
Inseln in nicht civilisirten Ländern, u. dgl. m. 

Wie man sieht, bietet das Werk weit über nautische Kreise hinaus vielfache An- 
regung und Belehrung: spcciell für Forschungsreisende dürfte dasselbe wegen seiner 
vielen praktischen Rathschläge ein besonders werthvolles Hülfsmittel sein. — Es konnte 
nicht fehlen, dass der Verfasser sich vielfach an bekannte ältere Quellen angelehnt hat; 
hier ist jedoch eine sorgfältige Auswahl getroffen. Pie Darstellung, namentlich die Be- 
schreibung der Apparate, verdient als eine knappe, präcise und klare hervorgehoben zu 
werden. — Die äussere Ausstattung ist eine des Inhalts würdige. 



%'ereiiiftnwchriclileii. 

Jahresbericht der deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik ftir das 
Jahr 1882 , erstattet in der Sitzung vom 2. Januar 1883. 

Das vergangene Vereinsjahr ist für die Deutsche Gesellschaft für Mechanik 
und Optik, Dank der Hingabe der Mitglieder für die Ziele dor Gesellschaft, ein Jahr 
ruhiger stetiger Entwickelung gewesen. 

Die Statut enmässigen Sitzungen haben im Laufe des Jahres sämmtlich statt - 
gefunden; über dieselben ist in dieser Zeitschrift regelmässig Bericht erstattet worden. 
In 10 Sitzungen wurden grossere Vorträge gehalten, während an drei Vereinsabendcn 
kleinere technische Mittheilungen seitens einzelner Vereinsmitglieder gemacht wurden. Pie 
LehrUngsfrage nahm in zwei Sitzungen die Thätigkeit der Gesellschaft in Anspruch, 
während endlich in weiteren zwei Sitzungen, unter Ausschluss von Gästen, innere Ange- 
legenheiten berathen wurden. 

Eine rege Thätigkeit entfaltete die Commission für das Lehrlingswesen. Die von 
ihr gemachten Vorschläge gelangten nach längerer ßerathung zur Annahme. 

ln mehreren Fällen haben wir uns der Theilnahme auswärtiger Mitglieder an den 
Arbeiten der Gesellschaft zu erfreuen gehabt; namentlich wurde die Commission für das 
Lehrlingswesen durch werthvolle Vorschläge unterstützt. Wir hoffen, «lass uns auch im 
Denen Jahre die auswärtigen Mitglieder, wenn sie auch naturgemäss an dem regen persön- 
lichen Austausche der Meinungen und Erfahrungen nicht theilnehmen können, ihre Mit- 
wirkung nicht versagen werden. 

Die Gesellschaft trat in das Jahr 1882 mit 195 Mitgliedern ein; im Laufe des 
Jahres sind 14 Mitglieder hinzugetreten, so dass die Gesainnitzalil der Mitglieder zur 
Zeit 209 beträgt. 

lteutsche Gesellschaft ftir Mechanik und Optik. Sitzung vom 2. Januar 1883. 

Vorsitzender Herr DoerffeL 

Zunächst gelangt der vorstehende Jahresbericht für das Vereinsjahr 1HH2 zur 
Verlesung. Der übrige Theil des Abends war geschäftlichen Verhandlungen, Kassen- 
bericht, Decharge-Ertheilnng und Neuwahl des Vorstandes gewidmet. 

Der Schriftführer: HUtttktnbuiy. 





T.r.nn murr rf« |k*tki mi.\i f.yki'sdil 
JANTA 1 1*Ml 




_e >; "aridem Patentblatt. 

- _ I». R. P. lrttUä vom 13. Per. 1«*1. Kl. 42. 

M .- * — : •<vjtu*n Tischplatte A sind vier Schub- 

. L*t einzelnen Theile de« zerlegbare« 
. = ; kt i<r eine« Seit« eine Walze C znr Anf- 

t- . i -c ie Tischplatte geführt, und jenseits» an 



>* - Brette» sind fenier zwei Brettchen 

rr E • : • des Brettes A normal steht und 
a*. — ••in© Verlängerung des kleineren o 

^ Brett *i ist mit einem Gradbogen ver- 

•vi • i;et heilt ist. 




flie* 

tmr 

der 

Hl’ll» 

Ihr 



^ *n h w l« ie das Ende einer unterlinlh des 
. • uch-h«T der mit einer Oeffnnng A* ver- 
'i.l i.l er der («radeintlieiliing und ist 
^ ' i-t .iiif der dem Brett zngekehrten 

id> Rinne des Gradbogens, so das» «1er 




v ^_ m nihgeue Ende der Axe K bildet die 
Tlu il die Tischplatte .1 befestigt ist. 

,v >. lmmbe > 

, s >• . il*e //, die mittels einer an der 

w • t . I wiche auf einen an der Säule r 

. ^ , •, r > ob ••rfolgt mittels Schraube und des 

<r m Ull | .!. in M.itiv wird durch eine in m oiuge- 

,, , . >, . .im .'t Loch der Kopfplatt«* i«" reicht. 

0 b* u « die vou einer Kapsel / liedeckt 

. . M, t . i ! : *■. I i ii gebildet, von denen das ol »erste 
%n . inet» Flintenlauf einführen und 

^ I'vr^'dh 11 b ' II»». 

^ Ksiti bt .» t«. dem Fernrohr, welche» in den 
st.ui I und /** sch rÄg gestellt werden 
^ i 1 . rnrohr betiudlicheu Schraube .r, 
.»!»»• •" t. Auf «len» Lineal ruhen eine 



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FOh dib "W eiikatat r, 



30 



»FT H*K |KKTKrMK*TlXKl'XI>K. 

JANUAR IHMl 




gen an Lichtmessern. Von F. Hurter in Laucashire. D. R.P. 18798 v. 22. Juni 81. Kl. 42. 

Hei diesem Verfahren werden Lichtstärken dadurch ermittelt, daaa man Strahlen 
edener Brechbarkeit durch verschiedene Farben anfnehineu nnd durch die beiden 
IlicHeii Theile eines Different ial-Luftthcniioinetors ahsorhirt werden lässt, wotai die 
•tilgte Temperatur-Differenz die Lichtinteusität bestimmt. 

L>ie Oefllsse des Thermometer« sind ämuerlirh oder 
nern mit verschiedenen Farbstoffen versehen, welche 
rtr «lie dunklen Wärmestrahleu gleich und möglichst 
ftl»Horbirend wirken. Oder die OetUsse sind durch Kuss 
A'ikrcst und die Lichtstrahlen müssen durch verschieden 
ite Gläser oder Flüssigkeiten Jassiren. Statt mit Luft 
•ii die CSefÄsse mit farbigen Dämpfen, z B. Untersnlpeter- 
oder Brom gefüllt sein. 

I>os Instrument befindet sich in einem Holzkasten .1, dessen eine Wand J) aus Glos 
einem Glasgefässe besteht, welches zur Absorption der Wärmestrahlen mit einer Salz- 
ig gefüllt ist. Das Licht fallt (bei der gezeichneten Constniction) auf zwei Hohlspiegel 
ud /i„ in deren Brennlinien die verschieden gefärbten Stränge (j und C t von Wolle, 
nwolle, Papier und dergl. luftdicht in cvliiidrischeu Rohren aus möglichst dünnem Glase 
eschlossen, angebracht sind. Diese Röhren sind mit den Enden eines Hcbermanoiueters K 
h die Köhren c nnd r, verbunden. 

Das auf den Fäden, von denen weiss, C\ roth sei, concentrirte Licht beleuchtet 
e stark. Der wenig Licht ahsorbirende weisse Strang erwärmt sich und die eingeschlossene 
weniger, als dies lieim rotlien der Fall ist, welcher alles Licht, mit Ausnahme der rothen 
%hlen ahsorhirt. Die durch diese Erwärmung bewirkte Druckerhöhung wird am Manometer 
fiesen; sie ist im allgemeinen proportional der Intensität des Lichtes. Die Brennspiegel 
d zweckmässig aus dünnem Blei hergestellt nnd mit Silberpapier überzogen. 



rtometer. Von Chr. Otto in Frankfurt a. M. D. R.P. 11)800 v. 1. Jan. K2. Kl. 42. 

Das zu untersuchende Licht fällt durch eine das Licht nach Sectoren stufenweise 
schwächende transparente Scheibe, welche so lange gedreht wird, bis die Control Vorrichtung, 
u aus 2 Eise us tä heben gebildetes, vor der Scheib« in eiuem Sehrohre befindliches Kreuz, 
>cu verschwindet. Der Drehnngswinkel soll ein Maass der Lichtstärke gehen. 



euerusgea an Apparaten zum Messen der Steigung von Ebenen. Von G. Grütter in Berlin. 
D. R. P. 19661 v. ß. April H2. Kl. 42. 

Der sehr einfache Apparat besteht ans einem massiven Lineal, auf welchem ein kleiner 
«rticaler getheilter Kreis mit fest verbundener Libelle montirt ist. Wenn die Libelle ein- 
spielt, wird die Neigung aii einem Index, dessen Träger zugleich als Bremse dient, abgelesen. 



Ffir die Mrrkittiilt. 

Technisch« Verwendung flüssiger Kohlensäure Von Prof. Dr. H. Schwarz. Vierteljahrsberichte 
über die gesammten Wissenschaften und Künste. Bd. 3. Heft 4. S. liH). 

Vnti-r dcu vielfachen Anwendungen, welche die flüssige Kohlensäure neuerdings in 
der Technik findet nnd welche Verf. au der angeführten .Stelle ausführlich schildert, heben 
«ir <üe folgende hervor. Diesellie beruht auf «1er ungemein niedrigen Temperatur, welche die 
dttMigt* Kohleusäure bei ihrer Verdunstung an der Luft horvorbringt. 

Dip grossen Geschütze der Neuzeit werden vielfältig aus übereinamler geschobenen 
Ringen oder Rohren von Gnssstahl zusammengesetzt. Das innerste, mit den Zügen verseheuo 
Sahlrohr leidet durch die enormen Pulverlndungeu und schweren Geschosse sehr und es ist. fast 
«*pdm4!Wg nach einer gewissen Anzahl scharfer Schüsse bis zur Gebrauchsunfähigkeit 
•i'genutzt, ohnp dass «lie umgelien«len Reifen irge mlwiu beschädigt, wären. Zur Befestigung 
hr Hobre aufeinander benutzt man ausschliesslich die mächtige Ziisnimnenriehung. welche 
kim Ahkühleu cler Metalle eintritt, indem man die Rohre derart innen und aussen ahdrelit, 
h*» jedewoHl «lass äussere Rohr sich auf das innere kalte Rohr nur im stark erhitzten Zu- 
vjaide infsrhieben lässt, so dass heim Abkühleu eine äusserst feste Vereinigung erfolgt: die 



40 



FÖB IHK WlUBTATT. 



XKiTaniRirr rm rumnunmnoL 

jamtar i«3. 



Rohre werden „oiugesprengt“. Ein ganz analoger Kall zeigt sich bekanntlich beim Aufziehen 
der Radreifen auf Wagen* oder Eisenhahnräder. Fr. Krupp jr. erkannte nun ganz richtig, 
dass die Verbindung wieder zu lösen sein müsste, wenn inan das innerste abgenutzte Rohr 
durch Einspritzen flüssiger Kohlensäure sehr stark, vielleicht auf 70— 80° C. abkühlte. Es ist 
ihm in der That die angestrebte Lösung desselben von den umgebenden Ringen auf das Voll- 
kommenste gelungen. Früher hätte man das unbrauchbare Geschütz mit grösster Mühe durch 
Sägen oder Zersprengen in Stücke zertheileu müssen, die höchstens als gutes Eisenmaterial 
in den Kupolofen gewandert wären: jetzt aber braucht man nur das schadhafte Kerarohr 
durch ein vorbereitetes neues zu ersetzen, um das kostspielige Geschütz wie neu herzustellen. 

Da die Methode des „Einsprengens“ auch in der Prftcisionsmechanik vielfache 
Anwendung findet, so hielten wir os nicht für überflüssig, auf das Kruppsche Verfahren 
hier aufmerksam zu machen. 

Verfahren zur Decorirung von MessinggegeiistÜndeii. (Originalmitth.) 

Seit längerer Zeit wird seitens französischer und namentlich englischer Mechaniker 
zur Decorirung von Messingtheilen vorzugsweise mathematischer und geodätischer Instrumente 
ein Verfahren angewendet, welches einfacher und weniger kostspielig ist, als das übliche 
Sehwanbrennen oder das Lackiren mit gelbem oder grünem Lack nach voraufgegangener 
Heizung der Stücke durch Antimonchlorid, und dem Messing einen angenehmen gleichförmigen 
und gleichfarbigen, stahlgrauen Ueberzng ertheilt, welcher auch, was oft wichtig, auf polirten 
oder lackirten Flächen nicht so stark reflectirt. 

Zur Zeit giebt os zwei Methoden für diese Art der Decorirung, deren erste bereits in 
mehreren Berliner Werkstätten, z. B. von Reiuecke & Müller, Bandermann, u. A. Eingang 
gefunden hat und welche darin besteht, dass die vorher vollständig oxyd- und fettfrei ge- 
machten Tlieile erwärmt und in gewöhnlicher Weise mit Antimonchlorid gebeizt werden, dann 
nach Abspülen in kaltem Wasser und Trocknen, durch Auftragung und starker Verreibung 
von fein pnlverisirtem Graphit mittels eines nicht zu weichen Pinsels den erwähnten grauen 
gleiclimässigeii Ueberzug erhalten, welchem ül>erdies durch einmaliges Ueberstreichen mit 
weissein Lack eine grössere Haltbarkeit und grösserer Schutz gegen mechanische Einwir- 
kungen gegeben werden kann. 

Nach der zweiten gleichfalls mehrfach bekannten Methode verwendet man zur 
Beizung der Messingtheile eine Lösung von Platinchlorid, ohne nachfolgende Einreibnng der 
Stücke mit Graphit Dieses Verfahren soll l»ezüglich der Gleichmässigkeit der Aetzung noch 
günstigere Resultate liefern als das vorige: da jetloch hier ein verhältniasmäsaig theures 
Material benutzt wird und die Methode an und für sich noch nicht genügend durchgearbeitet 
zu sein erscheint, so behält sich Einsender eingehende Versuche damit vor, deren Ergebnisse 
er, wenn sie günstig sind, an dieser Stelle mitzutheilen gedenkt. Uebrigens hat bereits in 
dieser Zeitschrift (2 S. 40) E. Sprenger einen Ersatz dafür angegeben, welcher völlig zu ge- 
nügen scheint und das fragliche theurere Mittel daher vielleicht ganz überflüssig macht, 

H. 

Schleifstein mit Küderltewegiing für Uhrmacher und Mechaniker. Allgem. Journal für 
Uhrmacherkunst 1882 Nr. , r 4). 

Von der Firma J. llie in nun in Leipzig werden neuerdings Schleifsteine für Fuss- 
betrieb in den Handel gebracht, welche zwei wesentliche Vorzüge aufweisen. Da kleine, der- 
artige Schleifsteine schwer in angemessener Geschwindigkeit zu erhalten sind, so wird hier 
der Stein nicht unmittelbar von der Kurhelwelle gedreht, sondern es ist ein Zahnräderpaar 
vom Zähnezahlen Verhältnis« 3:2 eingeschaltet, so dass der Stein die anderthalbfache Um- 
drehungsgeschwindigkeit der Kurhelwelle erhält. Die zweite Neuerung besteht in der Äus- 
balancirung de« Gewichte« des Trittbrettes mittels einer um die Welle desselben gewundenen 
Spiralfeder; hierdurch bleibt der Stein an jeder Stelle des Umfanges halten, und es wird die 
so schädliche ungleiche Abnützung vermieden. 

Niebdrurk verboten. — . — — — 

Verlag ton JuJiiu Springer ln Berlin N. — Druck von H. 8. Hermann in Berlin SW. 



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Zeitschrift für Instnimentenkimde. 

Redactions - Curatorium : 

Geh. Reg.- R. Prof. Dr. H. Landolt, R. Fuess, Reg.-Rath Dr. L. Loewenherz, 

Voriitstn d«r. Hdlltltr. Schriftführer. 

Redaction: Dr. Ueorg Schwirkus und Dr. Alfred Westplial in Berlin. 

III. Jahrgang. Februar INS3. Zweites Heft. 



Die Arbeiten des internationalen Instituts für Maass und Gewicht. 

Von 

Dr. M. Thlrsrn in B«rün. 

.Zweiter Artikel.) 

Die zweite Hälfte des ersten Bandes der Travaux et Memoires da Bureau inter- 
national des Poids et Mesures ist von einer Abhandlung des Dr. Pernet ausgefüllt, in 
welcher derselbe eine Ueborsicht über die Resultate seiner bisherigen Untersuchungen 
über das Quecksilberthermometer giebt und. gestützt auf zahlreiche eigene und fremde 
Beobachtungen, Vorschläge formulirt, welche es ermöglichen sollen, mit dem Queck- 
silberthennometer genaue, stets vergleichbare Temperaturbestimmungen zu gewinnen. 
Einige der von Pernet berührten Punkte sind auch in den beiden Arbeiten von 
Dr. Benoit und Marek, über welche früher berichtet wurde, zum Theil sehr gründlich 
untersucht worden, doch wurden dieselben dort absichtlich nicht eingehender besprochen, 
um sie hier im Zusammenhänge, gestützt auf eine bis zu einem gewissen Punkte 
abschliessende Arbeit, behandeln zu können. Die Hauptbedeutung der Arbeit des Ver- 
fassers liegt in der Anleitung zur genauen und zweckmässigen Bestimmung der Pix- 
punkte des Thermometers und zur Berücksichtigung ihrer Variationen: den übrigen für 
genaue Temperaturimstimmungen wichtigen Umständen wird jedoch auch dadurch Rechnung 
getragen, dass der Leser auf die wichtigsten neueren diese Punkte behandelnden Arbeiten 
verwiesen wird. 

Nach einer kurzen Einleitung, in welcher die Unabhängigkeit der Variationen 
des Nullpunktes eines Thermomoters von dem atmosphärischen Luftdrücke betont und 
deren Analogie mit den elastischen Nachwirkungen nachgewiesen wird, enthält die Arbeit 
die folgenden fünf Hauptcapitel, denen sich die ausführlich mitgetheilten Originaldaten 
eigener und fremder Beobachtungen anschüessen. 

1. Bestimmung des Punktes Null. 

Die Temperatur Null wird als diejenige Temperatur definirt, bei welcher unter 
normalem Drucke das aus destillirtem Wasser gewonnene Eis schmilzt. Der Druck wird 
hier wie überall im Folgenden gemessen durch eine Säule reinen Quecksilbers von 0° 
unter der Breite von 46°, im Meeresnivean. Als normaler Druck, resp. Druck einer 
Atmosphäre, gilt ein Druck von 760 mm. Eine Abweichung vom normalen Drucke 
ruft zunächst eine Aenderung in dem Schmelzpunkte des Eises hervor, welche durch 
Theorie und Erfahrung übereinstimmend zu 0%008 24 pro Atmosphäre gegeben ist. 
Die gewöhnlichen Aenderungen des Barometerstandes üben daher keinen merklichen 
Einfluss auf den Schmelzpunkt des Eises aus. Wesentlich ist der Einfluss des Druckes 
auf das Thermometer selbst. Die hieraus entspringende, wie schon erwähnt, von Marek 
genauer untersuchte Correction ist gegeben durch 

c = + fl, l sin o — ßt ( P — 760). 



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42 



Thirskk. Maas« citp Gkwicbt. 



Zr-rrsrmurr rt 1 * I 

FEBRUAR IWO. 



Dabei 'sind ß, und ß, die im Allgemeinen nahezu gleichen Grössen, um welche 
der Thormometerstand für eine Aenderung von 1 mm des inneren oder äusseren Druckes 
sich lindert; l die Lunge der Quecksilbersäule in Millimetern von der Mitte des Gefasses 
aus gemessen; « die Neigung des Thermometers zum Horizonte; P der äussere Druck. 
Die Coüfficienten ß, und ß, sind experimentell durch künstliche Aenderung des äusseren 
Druckes, resp. durch Neigung des Thermometers zu bestimmen. 

Um den Punkt Null des Thermometers in verticaler Lage desselben und in 
reinem Eise bestimmen zu können, benutzt der Verfasser den beistehend abgebildcten Apparat. 
In einem Keagenzgläschen e (Fig. 1), welches in der Mitte eine Röhre von demselben 
Durchmesser, wie das Thermometergeföss, enthält, bringt man luftfreies, destillirtes Wasser 
zum Gefrieren, entfernt dann die mittlere Röhre, füllt den entstandenen Hohlraum mit 
destillirtem Wasser von 0°, taucht das Thermometer hinein und verschliesst die 




Fi«, t. 



Mündung des Reagenzgläschens mit etwas Stanniolpapier. Das so vorbereitete Thermo- 
meter T bringt man endlich in fein geschabtes, mit destillirtem Wasser ausgewaschenes 
Eis, welches sich in einem Trichter befindet, aus dem das Schmelzwasser ablaufen kann. 
An der Stelle des Nullpunktes wird eine kleine Höhlung C in das Eis des Trichters 
gemacht, um die Quecksilberkuppe des Thermometers ablesen zu können. 

Ein neben das Thermometer gehängtes Loth oder auch nach Marek’s Vorschlag 
ein mit der Libelle N verbundenes Perpendikel dient zur Vorticalstellung des Thermometers. 
Die Ablesung erfolgt mit Hülfe eines horizontal aufgestellten Mikrometer-Mikroskopes. 
Um die Parallaxe der Quecksilberkuppe gegen die Tlieiluug zu vermeiden, wird bei dem 



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ZnTsniKirr rtn IsrTKrMEjrrKXKLTit»*. 
KKHKl'AK IMS. 



Times»:*, Maas« üjid Gkwiciit. 



43 



in der Figur abgebildeten Stabthennometer das Thermometer nach der ersten Ablesung 
um 180° um seine Axe gedreht und die Ablesung wiederholt; das Mittel der Ablesungen 
entspricht dem wahren Stande des Thermometers. Die Erweiterungen a, n, in der Ther- 
mometerröhre gestatten, ohne übermässige Länge des Thermometers verhältnissmässig 
grosse Grade zu erhalten, während das Thermometer calihrirbnr ist und den Siedepunkt 
zu bestimmen erlaubt. 



2. Bestimmung des Punktes 100°. 

Der Punkt 100° entspricht der Temperatur des gesättigten Wasserdampfes bei 
normalem Drucke. Um denselben genan in verticaler oder horizontaler Lage des Thermo- 
meters zu bestimmen, dient der in Fig. 2 in V 10 und zum Theil im Durchschnitt ‘/ s natür- 
licher Grösse abgobildete Apparat, welcher nach Marek's und Pemet’s Angaben in der 




r i«. « 



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44 m ZatTsrnnrn rt'« I*rrnü»i*ifT*>ncrs£>E 

• Thibskm, Maas» ükt> Gewicht. fp.bkuar iw*. 

mechanischen Werkstätte des Instituts verfertigt wurde. Ein Kessel C, welcher auf dem 
starken Dreifugs T ruht, enthält ungefähr 5 1 Wasser, welche durch einen Bunsen’schen 
Brenner B zum Sieden erhitzt werden. Das Wasserstandsrohr K zeigt die Höhe des 
Wassers, das Wassermanometer .1/, welches mit dem Reservoir X communicirt, einen 
etwaigen Ueberdruek des Dampfes in dem Kessel an. Der Kessel enthält 2 seitliche, 
einander gegonüberstehende, in Rohrstutzen mit innerem Gewinde ausmundende Oeff- 
nungen t" und eine dritte gleiche Oeffnung I in der Decke. Zwei dieser Oeff- 
nungen werdon mit Glasplatten verschlossen; auf die dritte, welche nach Belieben gewählt 
wird, je nachdem die Bestimmung in verticaler und horizontaler I.age des Thermometers 
erfolgen soll, schraubt man den Messingmantel i«, welcher im Innern des Kessels in 
eine Glasröhre v endigt, welche das Thermometergefäss umgiebt und es gegen Aufspritzen 
des Wassers schützt, während der Beobachter im Stande ist, die Lage des Gefässes zu 
beobachten. Die Thermometerrühre wird von den Messingröhren l, I', I" umgeben, welche 
je nach der Länge des Thermometers einzeln oder zusammen gebraucht werden können. 
Das Ende dieser Umhüllung bildet eine Art Deckel aus Kupfer, u, an welchem das Ther- 
mometer befestigt wird und welcher von zwei Oeffnungen durchbrochen ist, um die 
Ablesung des Siedepunktes zu eriaubon. Durch diese Oeffnungen dringt der Dampf, 
nachdem er die Röhre f durchlaufen hat, in eine zweite Umhüllung, gebildet aus einer 
Glasröhre V , welche in eine Messingmuffe m‘ gekittet ist, welcher sich gegen die erste 
Muffe m legt. Diese beiden Muffen haben sorgfältig geschliffene Flächen, die man mit 
Hülfe der Ringe A, A‘ mittelst Flügelschrauben gegen einander pressen kann, was 
übrigens nur für die horizontale Lage nftthig ist. Der Dampf entweicht dann durch zwei 
mit Hähnen versehenen Röhren in's Freie. Man schliesst diese Hähne so weit, dass ein 
kleiner Ueberdruek im Kessel entsteht, den man durch das Manometer M misst. Das 
Röhrchen b dient zum zeitweiligen Ablassen dos condensirten Wassers. 

3. Aenderung der Fixpunkte. 

Die langsamen Aendertmgen deK Punktes Null rüliron nach dem Verfaaser von 
einer Zusammenziehung des Thermometergefässcs her, welche dem Verschwinden der 
durch die Erhitzung beim Verfertigen der Thermomoter entstandenen Dilatation entspricht. 
Ein grosser Theil dieser Znsammenziehiing tindet schon beim Kochen des Quecksilbers 
vor dem Schlüsse der Rübro statt, ein anderer während der ersten Siedepunktsbestimmung. 
Setzt man das Thermometer keinen höheren Temperaturen als 100° aus, so beträgt die 
langsame Verschiebung des Punktes Null nur einige Zehntel Grad und entspricht fast 
ganz derjenigen, welche später nach einer Bestimmung des Punktes 100° stattfindet. Im 
Allgemeinen steigt daher der Nullpunkt von Quecksilberthermometem in den ersten 
Wochen nach ihrer Verfertigung mit ziemlicher Geschwindigkeit an, dann nimmt die 
Schnelligkeit des Ansteigens mehr und mehr ab, und der Nullpunkt wird nahezu constant, 
oder schwankt vielmehr je nach den Temperaturen, welchen das Thermometer ausgesetzt 
ist, unterhalb der Lage, welche er allein in Folge der langsamen Veränderung einnehmen 
würde. Diese zeitlichen Aenderungen sind die Folgo des Verschwindens von Dilatationen, 
welche nach einer Zeit der Ruhe von Neuem durch höhere Temperaturen erfolgen. Eine 
langsame Abkühlung bringt die vorhandenen Dilatationen verhältnissmässig schnell zum 
Verschwinden. 

Im Allgemeinen steigt nach einer langen Ruhe der Punkt Null im Laufe der 
Jahre um 0°,2 bis 0",8 über den unmittelbar nach der Bestimmung des Punktes 100“ 
beobachteten Eispunkt, und zwar kommen Thermometer aus bleihaltigem Kristallglas 
meist der ersteren, Thermometer aus Thüringer Glas meist der zweiten Grenze näher. 



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ZKrr*cHftirr if* UrrnniMtmDm. m ,, ~ 

FKBRUAlt IMS. TatBSBN, Maas» UBD Gewicht 



46 



Pie Verschiebung des. Punktes 100 und diejenige des unmittelbar nach der 
Erhitzung auf 100° bestimmten (maximal deprimirton) Eispunktes sind geringer und 
betragen im Allgemeinen nur 30% der Aenderuug des Punktes Null nach langer Buhe. 
Mit jeder neuen Bestimmung des Punktes 100° wächst die Schnelligkeit, mit welcher der 
Nullpunkt seinem constanten Werthe (dem Nullpunkt nach langer Ruhe) zustrebt. 

Wird ein Thermometer nach einer gewissen Zeit der Ruhe erwärmt, so bleibt 
aufs Neue eine Dilatation zurück, welche dieser Temperatur entspricht und mit der 
Dauer der Erwärmung wächst. Nach einer bestimmten Zeit, die um so kürzer ist, je 
höher die Temperatur der Erwärmung war, erreicht dieses Residuum eine Art von 
Maximum, so dass schliesslich eine Erwärmung von mehreren Stunden bei dieser Tempe- 
ratur keine merkliche Aenderung mehr hervorbringt. Das Maximum wird schneller 
erreicht, wenn man die Erwärmung durch wiederholte Bestimmung des Eispunktes unter- 
bricht. Man kann zu diesem Maximum in sehr kurzer Zeit gelangen, wenn man das 
Thermometer stärker erhitzt und cs dann auf die gewünschte Temperatur langsam ab- 
kühlen lässt. Den Maximis der zurnckbloibenden Dilatation entspricht ein Minimum des 
Punktes Null, welcher darauf wieder ansteigt und schliesslich wieder den Stand des 
Eispunktes nach langer Ruhe erreicht. Durch eine grosse Zahl von Untersuchungen mit 
mehreren Thermometern hat der Verfasser gezeigt, dass, wenigstens ihr Temperaturen 
zwischen 0° und 100°, die Maximaldeprossionen des Punktes Null merklich proportional 
den Quadraten derjenigen Temperaturen sind, durch welche die Depression erzeugt wurde. 
Bezeichnet d die grösste Depression, welche der Nullpunkt eines alten Thermometers 
nach einer langen Ruhe desselben durch eine Erhitzung des Thermometers auf dio Tempera- 
tur t erfährt, 1) die durch die Temperatur T hervorgerufene Maximaldepression, so ist also 




Dasselbe Gesetz lässt sich auch auf folgende Weise darstellen: Bezeichnet zt den 
durch die Temperatur l maximal deprimirten Nullpunkt, z 0 den Nullpunkt nach langer 
Ruhe, so läsBt sich z, mit grosser Annäherung durch die Formel berechnen: 

Zg ZI«)) j, „ * 

Die vorstehenden Gesetze gelten zum Tbeil auch nach einer verhältnissmässig 
kurzen Ruhe des Thermometers. Der fast stationär gewordene Nullpunkt befolgt im 
Wesentlichen dieselben Gesotze wie der Nullpunkt nach langer Ruhe. Mau kann daher 
in der vorstehenden Formel diesen durch jenen ersetzen. Dieses Factum zeigt zugleich, 
dass dieselbe Temperatur denselben Nullpunkt unter gewissen Verhältnissen deprimiren 
kann, unter anderen Verhältnissen nicht, d. h. dass die Depression wesentlich von dem 
Wege abhängt, auf welchem der Nullpunkt seine Stellung erreicht hat. Alle diese Ver- 
hältnisse und manche weitere Einzelheiten, deren hier nicht Erwähnung geschehen konnte, 
werden vom Verfasser durch zahlreiche Beispiele, eigenen und fremden Beobachtungen 
entnommen, illustrirt. Für die Anwendung würde sich im Allgemeinen immer empfehlen, 
den Punkt Null direct zu beobachten und nur in denjenigen Fällen, wo dieses aus irgend 
einem Grunde nicht angänglich ist, denselben nach der gegebenen Formel zu berechnen. 

Aehnliche Aenderungen wie der Punkt Null, nämlich einerseits ein langsames 
Ansteigen mit der Zeit und andererseits eine Erniedrigung durch länger fortgesetzte 
Erwärmung, erleidet auch, wie Wild zuerst gezeigt hat, der Punkt 100°. Es empfiehlt 
sich daher, der Bestimmung des Punktes 100° zunächst eine Erwärmung auf 100° voran- 
gehen zu lassen. 



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46 



_ _ ZurnriiHirr r«'* IMWIIIIIIIII 

Tuucsem, Miaus uni* Gewicht. fkhkiak iw. 



4. lieber die Fundamentaldistanz. 

Während in Deutschland bei der Bestimmung der Fundamentaldistanz die Be- 
stimmung des Nullpunktes derjenigen des Punktes 10U° voranzugehen pflegt, wird in 
Frankreich, Spanien, Italien, Oesterreich und England allgemein der Nullpunkt unmittel- 
bar nach der Bestimmung des Punktes 100° beobachtet. Der Verfasser weist an sehr 
zahlreichen und von einer grossen Zahl von Beobachtern herrührenden Beispielen nach, 
dass die zweite Methode unbedingt vorzuziehen sei, da l>ei ihr allein die Fundamental- 
distanz fast gänzlich unverändert bleibt. 1 ) Die scheinbare Constanz, welche Wild zwischen 
dem Abstand des Nullpunktes nach langer Kühe und des Punktes 10t) 0 gefunden hatte, 
ist durch Beobachtungen des Verfassers an denselben von Wild benützten Thermometern 
als eine zufällige nachgewiesen. 

Es ist daher als Fundamentaldistanz das Intervall zwischen den 
Punkten 100° und 0° anzunehmen, wenn beide am Ende einer Reihe von ab- 
wechselnden Bestimmungen einen constanten (tief sten) Stand erreicht haben. 

Die Frage, inwieweit sehr starke Erhitzungen bis zu 300° den Fundamental- 
abstand merklich ändern, ist noch nicht endgültig entschieden. 

6. Ueber die Ermittelung der Temperaturen. 

Verfasser discutirt die verschiedenen Methoden, welche man l>oi Berechnung der 
Temperaturen angewandt hat, und untersucht, inwieweit sio keine inneren Widersprüche 
einschliessen oder den vorstehend besprochenen Thatsachen nicht widersprechen. Die 
sieben discutirten Formeln, von welchen nur die letzte die genannten Bedingungen erfüllt, 
prüft er an eigenen, gemeinsam mit Herrn Freund ausgeführten Vergleichungen von vier 
verschiedenen Thermometern und zeigt, dass auch hier die genannte Formel allein den 
Beobachtungen entspricht. Es ist dies diejenige Formel, bei welcher als Fundamental- 
distanz der Abstand zwischen den deprimirten Fixpunkten und als Punkt 
Null der augenblickliche, der Zeit der Beobachtung entsprechende Null- 
punkt gewühlt ist, und wird man hiernach allgemein bei dieser Bercchnungsart stehen 
bleiben müssen. 

Das reiche Material, welches in den vorstehend kurz skizzirten Abhandlungen 
des ersten Bandes der Trarttnx fl Xlfnuim des Instituts zu Bretcuil enthalten ist. wird 
demnächst durch das Erscheinen eines zweiten, jetzt unter der Presse befindlichen Bandes 
vermehrt werden. Ich Inhalte mir vor, nach dem Erscheinen des Bandes die Leser dieser 
Zeitschrift in derselben Weise wie in den vorstehenden Artikeln mit seinem Inhalt be- 
kannt zu machen. 



>) Anmerkung. Ich mochte hierzu noch bemerken, dass die Diiferanz von nahe 
welche bei dem einen der iiu Texte gegebenen Beispiele zwischen den von mir her- 
rührenden Beobachtungen und denjenigen born's in Breslau bei dem Xormalthermometer 
Nr. VIII von Fuess stattfindet, wie sich nachträglich lieransgestellt hat. von Unterschieden 
in den benutzten Barometern herrühren durfte. 



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RrIOHBL, Jc.TIRUKO PKR StiMMOABRI.N. 



49 



überwinden, hatte keinen Erfolg. Dagegen fnnctionirte die nachstellend beschriebene und 
abgebildete Anordnung in befriedigendster Weise. Fig. 1 zeigt, in welcher Weise bei 
dieser Anordnung die Eloktromagnoto n. s. w. mit vorhandenen Einrichtungen verbunden 
worden sind. 

Der kurze Messingcylinder T, 23 cm im Durchmessor, wird durch die Patrone P 
schraubenförmig bewegt. Er trägt auf seiner Metallfläche einen berussten Papierstreifen P, 
welcher zur Aufnahme der Wellenschrift dient. Die mit einem zugespitzten Fedorkiel /' 
versehene Stimmgabel O ist in dem untern Verbindungsstück des Ankers A befestigt. 
Letzterer ruht in seiner horizontalen Drehaxe a und besteht aus zwei Theilen (Vergl. 
die specielle Darstellung des Ankers in Fig. 2 und 3). Der cino, in Form eines Hufeisens, 



a 




Fi«. 3 (Schnitt nach x 7 ). Fig. I 

ragt vertical aufwärts und gehört zum Elektromagneten E ; der andere zweigt, sich in 
horizontaler Richtung vom hufeisenförmigen Theile ab und dient dem Elektromagneten A’, 
als Anker. Die Anwendung zweier Elektromagneten bat den Zweck, durch dieselben 
abwechselnd bald bei dem einen, bald bei dem andern den remanenten Magnetismus 
zu überwinden und hierdurch ein präcises Anlegen und Abheben des Schreibstifts zu 
bewirken. Die Drähte Z und K verbinden E mit einer in der Zeichnung nicht 
sichtbaren Batterie, während E l durch die Drähte Z, und A", mit der Batterie W, in 
Verbindung steht. Der obere vorticale Theil von A ist auf der linken Polseite von s 
an bis zum Zinkpol von E bo ausgeschlitzt, dass er den um den Stift * leicht 
drehbaren Winkelhebel A, aufnehmen kann. Der Schlitz von A erweitert sich vor 
dem Zinkpol zu einem cylindrischen Loch von etwas geringerem Durchmesser als der 
Pol selbst; dasselbe dient zur Aufnahme eines an A, angeschraubten kleinen Eisen- 
hammers, welcher als kleiner Anker in dem Hauptanker A um s beweglich ist. Der 
kleine Anker dient zur Oeffnung und Schliessung des durch A', gehenden Stromes, 
während der Stromschluss für E mittels eines durch einen Quecksilbertropfen schlagenden 
Secundenpendels bewirkt wird. Schliesst das Pendel den Strom, so wird der kloine 
Anker von E angezogen, der horizontale Hebelarm von A, entfernt sich von dem Contact c 
und unterbricht den durch /?, gehenden Strom; gleichzeitig folgt der verticale Theil des 
Hauptankers A dem kleinen Hammeranker und reisst den horizontalen Theil, der ver- 
möge des remanenten Magnetismus jetzt noch an dem Elektromagneten E x haftet, von 
diesem ab. Der Schreibstift ist in diesem Stadium von dem Cylinder abgehoben und 

7 



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50 



7,nTi(HmrT rfw tw r m inn f ■mum . 
Reich Kt., Justihuno i»ku stimm» abelm. FKBKUAK UMS. 

daher die Wellenschrift für die Dauer des Stromschlusses in E unterbrochen. Mit 
Eintritt der Stromöffnung, sobald also das Pendel den Quecksilbertropfen verlässt, wird 
der kleine Hammeranker abgerissen, eine Gummifeder schliesät den Contact bei r nnd 
der Strom für E, wird wieder geschlossen. Jetzt wird der horizontale Theil des Haupt- 
ankers A von E, angezogen, der verticale Thoil wird in Folge dessen mitgerissen und 
dadurch der remanente Magnetismus in E überwunden. Der Schreibstift ist damit in 
seine frühere Lage zu T versetzt und gezwungen, die Wellenschrift fortzuführen. So 
geht es ununterbrochen; bald wird der remanente Magnetismus in E, von E aus, bald 
derjenige in E von E, aus überwunden; der Schreibstift ist in Folge dessen nur ein 
ganz kurzes Zeitmoment von dem berussten Papierstreifen entfernt und man erhält hier- 
durch brauchbare Unterbrechungsmarken. Will man dio Thätigkeit des Schreibstifts 
dauernd unterbrechen, so wird mittels des Umschalters C der Strom von B, durch E 
geleitet und auf diese Weise der verticale Theil des Ankers .1 dauernd von E angezogon; 
dadurch ist jede Berührung des Schreibstifts mit dem Cylindcr verhindert und das 
Diagramm auch bei Rücklauf des Cylinders geschützt. 

Auf diese Woise erhielt ich klare Diagramme mit scharf abgegrenzten Secunden- 
unterbrechnngen. Die Zählung der Wellen, eine mühsame angreifende Arbeit, musste 
mittels Mikroskops vorgenommen worden. Zu diesem Behufe war über dem Cylinder 
ein mit Fadenkreuz versehenes Mikroskop fest angebracht. Ein kleiner Markirstift 
zeichnete bei jeder fünfzigsten Welle einen kurzen Zirkelschlag, der genau mit dem 
Fadenkreuz cotncidirte. Zur sicheren Controle war in einer Entfernung von 100 Wellen 
vom ersten ein zweites Mikroskop aufgestellt, mit dessen Fadenkreuz die früher ange- 
brachten Marken bei Eintritt einer neuen Fünfziger-Welle co'incidiren mussten. Die 
Zählung begann bei dem ersten Wellenberge nach der ersten Unterbrechungsmarke; die 
fehlenden Wellen der folgenden Unterbrechungen wurden mitgezählt nnd zwar mit Hülfe 
benachbarter, vor oder hinter der Unterbrechung liegender Wellen. 

Das erste Diagramm nahm ich von der nach dem Monochord abgestimmten Gabel 
ab. Die erste durchgezählte Secunde ergab 2117, die zweite 2104 Wellen. Diese Diffe- 
renz konnte nichts Ueberraschendes haben, da der Stromschluss nur annähernd in der 
Mitte des Pendelausschlages erfolgte; es ergab sich hieraus nur die Noth wendigkeit, die 
Zahlen zweier aufeinander folgender Secunden zn einem Mittelwerth zu vereinigen. Das 
Mittel der beiden ersten Secunden ergab also 2110,6 Wellen, das Mittel der dritten und 
vierten 8ecunde 2046,6 Wellen. Diese Ungleichheit wurde von dem Steigrad des Uhr- 
werks verursacht, welches das Pendel in seinen Ansschlägen so beeinflusste, dass die 
einzelnen Secunden unter einander nicht vollkommen gleich waren. Dagegen zeigte ein 
freischwingendes Pendel bei 10 Minuten langer Beobachtung keine Differenz gegen den 
Secundenzeigcr oiner vorzüglich gehenden Taschenuhr. Das nächste Diagramm wurde 
daher mittels des frei schwingenden Pendels von der unverändert gelassenen Gabel 
abgenommen und ergab im Mittel aus zwei Secunden 2031 Wellen. Die Gabel wurde 
nun etwas verkürzt nnd ich erhielt als Schwingungszahl 2045,5; es fehlten demnach noch 
2,6 Wellen an der geforderten Zahl. 

So nahe am Ziele hätte eine Fortsetzung der bisherigen versuchenden Correction 
leicht darüber hinaus fuhren können. Die Anwendung des Interferonzgesctzes schien von 
jetzt ab grössere Garantie für ein baldiges Gelingen zn bieten. Klingen zwei Töne 
zusammen, deren Sohwingungszahlen nur wenig von einander abweichen, so vernimmt 
man bekanntlich abwechselnde Anschwellungen und Senkungen der Ton -Intensität, 
Schwebungen oder Stösse, und zwar so viele in der Secunde, als die Differenz der 
Schwingungszahlen beträgt. Im vorliegenden Falle kam es also darauf an, eine zweite 
Gabel so korzurichton, dass sie mit der auf 2045,6 abgestinunten ersten Gabel in 



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Bl 



ZMTSCUBtrT rt‘R iMSTBVMKSTKncrVUB 

KKBRlAK IAM. KbICIIKI., JUATtKUNß l>KK SriMMOAHKI.K. 



10 Secunden 25 Stösse gab; zu beachten war dabei, dass die zweite Gabel höher ale die 
erste tönen musste. Die Interferenzmethode erleichtert das Abstimmen sehr; ein wenig 
Wachs, auf das Ende der Zinken geklebt, giebt eine geringere Schwingungszahl, vermehrt 
oder vermindert also die Anzahl der Stösse, je nachdem es auf die Zinken der einen 
oder anderen Gabel geklebt wird. Das Resultat dieser Abstimmung ergab bei Abnahme 
von drei neuen Diagrammen, die an drei verschiedenen Tagen erfolgte, jedesmal 2047 als 
Schwingungszahl, also noch eine Welle zu wenig, ein Unterschied, der wohl auf Tempe- 
rst urverhitltnisse zurückzuftihren ist. Boi der weiteren Fortsetzung wurden mittels des 
Interferenz-Verfahrens zwei neue Gabeln mit Hülfe der Originalgabel von 2047 Schwin- 
gungen abgestimmt; sie gaben schliesslich mit der Originalgabel in 30 Secunden je 
30 Stösse; ihre Schwingungszahl differirte also um eine Welle von derjenigen der Ori- 
ginalgabel. Durch Bekleben mit W achs, also durch Verminderung ihrer Schwingungszahl, 
wurden sie mit der Originalgabel gleich gestimmt; cs war hierdurch erwiesen, dass ihre 
Schwingungszahlen um eine Welle höher waren, als diejenige der Originalgabel. Die 
Aufgalie war hiermit gelöst und zwei Gabeln von 2048 Schwingungen in der Secundo, c„ 
hergestellt. 

Später stellte ich noch für mich zwei Originalgabeln von 440 Schwingungen, 
Kammerton a, her. Drei abgenommene Diagramme ergaben nach der Roiho als Schwin- 
gnngszahlen 429,5, 432,5 und 438,5. Nach Abnahme des letzten Diagramms wurde die 
zweite Gabel zur ersten so gestimmt, dass sie in 30 Secunden 45 Stösse gab. Ein hierauf 
abgenommenes Diagramm zeigte 440,25 Wellen in der Secunde; der Ueberschuss von 
0,5 Wellen in zwei Secunden ist wohl dem Einflüsse der Temperatur zuzuschreiben. 

Bei genauer Besicht igung der Diagramme unter einem stärkeren, als dem Zühl- 
Uikroskope zeigten sich dio Wellen des Grundtons noch mit den kleineren Wellen der 
Obertöne durchsetzt. Leider ist die Schrift derselben nicht so deutlich, dass die Zahl 
genau festgestellt werden könnte; es muss dies späteren Experimenten Vorbehalten bleiben; 
bei bedeutend grösserer Geschwindigkeit des rotirenden Cylinders würde wohl volle 
Deutlichkeit zu erzielen sein. Bei den Diagrammen der Gabel a t glaubo ich 16 kleine 
Wellen auf jede grössere zählen zu können, doch ist diese Zahl unsicher, da die kleinen 
Wellen so dicht auf einander folgen, dass Berg und Thal sich nicht mehr scharf scheiden; 
eine groBse Welle erscheint als eine quer schraffirto Linie mit etwa 16 Lücken; nur 
einzelne Bngenübergänge sind deutlich zu sehen. Auch die Diagrammo der Gabel c t 
zeigen diese Oberton- Wellen, doch ist boi der Kleinheit der Wellen des Grundtons ihre 
Anzahl noch schwerer zu ermitteln; ich schätze auf eine Welle des Gmndtons etwa fünf 
bis sechs Oborton-Wellen. — Die Wellenschrift der Obertöne könnte, wenn sie deutlich 
genug gemacht werden könnte, für die Messung kleinster Zeitintervalle von grosser 
Wichtigkeit sein. Erweist sich für die Gabel n, die Anzahl von 16 Oberton- Wellen auf 
eine Welle des Grundtons als richtig, so würde eine kleine Welle ein Zeitintervall von 

16'l40 7 , [,o Secunde bodeuten. In gleicher Weise würde eine kleine Welle der 

Gabel e 4 , wenn fünf oder sechs derselben gleich einer Welle des Grundtons sind, ein 
Zeitintervall von gleich oder gleich ]2 ^ Secunde darstellen. 



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52 , , - Zuhthuit rt‘* IsimniitmiKOhK 

OCIIMIDTOKX, OKlOINALTHBILt'XO. FEBRUAR IMS. 



Die Herstellung der Originaltbeilung an der Kreistheilmasebme der 
Societe genevoise de construction d’instruments de Physique. 

Von 

€’h. Hrhmldt(fn i« Genf. 

Anschliessend an die im 10. und 12. Heft des vorigen Jahrganges dieser Zeit- 
schrift von Herrn Dr. L. Loewenherz veröffentlichten Artikel über Feineintheilung von 
Kreisen beehren wir uns ülter die Herstellung der vorbezeiehneten Originalkreist heilung 
Folgendes mitzutheilen: 

Die Sociitä genevoiHe de Construction d’instrunients de Physique et 
de Micanique besitzt eine im Jahre 1864 begonnene und erst im Jahre 1881 vollendete 
Kreistheilmaschine, deren ein Meter im Durchmesser haltender Kreis eine Original- 
theilung trügt. 

Es ist hier nicht der Ort, auf die Construction der Maschine einzugehen; dies 
dürfte einem späteren Artikel Vorbehalten bleiben. Wir bemerken nur, dass die auto- 
matische Bewegung als einziges Mittel, gute und verhältnisamässig billige Theilnngen 
herzustellen, in Aussicht genommen war, und dass dies, in Verbindung mit localen ent- 
ständen, der Hauptgrund war, die Fertigstellung so lange zu verzögern. 

Nach Angabe des Herrn Prof. M. Thury sollte die Originaltheilung nach folgen- 
der Methode ausgeftlhrt werden: 

Nahe dem Umfange wurden 32 annähernd aequidistante Locher durch den Kreis 
gebohrt und über denselben die gleiche Anzahl Glasplättchen, jede mit einem feinen 
Strichkrouze versehen, durch Federklammern so aufgedrückt, dass der eine Strich mög- 
lichst genau in die Richtung des Radius kam, während der andere zur Orientirung der 
Ablesemikroskope für die Centraldistanz, diente. 

Diese Plättchen konnten durch eine mittels Mikrometerschranben bewegte Gabel 
nach rechts und links verschoben werden, ohne ihre Richtung zum Radius wesentlich 
zu ändern. 

Durch eine vorläufige Einstellung wurden sfimmtliche Plättchen so gerichtet, dass 
die Merkstriche nicht ans dem Gesichtsfelde der augewendeten Mikroskope kamen. 

Da die Einstellung eines gut gezogenen Mikrometerstriches, bei dtirchfallondem 
Lichte mit entsprechender Abblendung, ein viel genaueres Einstellen erlaubt, als die 
eines Thoilstriches bei nnffallendem Lichte, so war hierdurch eine sichere Garantie für 
die Genauigkeit der Basis der auszuführendon Kreisthcilung gegeben. 

Mittels zweier gegenüberliegender Mikroskope, welche auf zwei auf dem gleichen 
Durchmesser liegende Korkplättchen eingestellt waren, wurden zunächst, durch fort- 
gesetztes Umdrehen des Kreises und entsprechende C'orrection des einen Mikroskopes 
und des einen Plättchens, zwei genaue Winkel von 180° bestimmt. Sodann wurde auf 
dem Halbirungspunkt des einen Halbkreises ein drittes Mikroskop aufgestellt und mit 
demselben und dem im Gesichtsfelde desselben befindlichen Merkplattchen ebenso ver- 
fahren wie bei der Halhirung des ganzen Kreises: sobald das dritte Mikroskop und dritte 
Merkplättchen justirt waren, wurde das Gleiche im anderen Halbkreise vorgenommen. 

Die beiden auf dem ersten Durchmesser stehenden Mikroskope blieben von da 
an unverändert, während das dritte nach und nach in die Winkel 45% 22° 30* und 11° 15' 
gebracht wurde, welche letztere Stellung als Grenze für unsere Zwecke am geeignetsten 
erschien, da die weitere Kintheilung eines jeden Kreistheils von 11° 16' in 135 gleiche 
Theile eine Einthoilung des ganzen Kreises in */„ Grade gab. 

Die so gewonnene Theilung in 32 Theile, deren Aequidistanz bis auf 1" genau 
war, wurde sodann durch Ablesung an 4 Mikroskopen mittels des Reisserwerkes auf einen 



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ZmKiiHin rT« |*ar iu'mkxtkiikcvdb 
FKHRIMK I Ah!. 



ScilMlDTUKS, OKlOIXALTIIKILUHa. 



58 



der in den Kreis eingelassenen Silberstreifen übertragen, um so ihre Unveränderlichkeit 
möglichst za sichern. 

Die weitere Eintheilung dieser 32 Abtheilungen in direct verwendbare '/» Grad- 
tbeile sollte noch der Absicht des Herrn Prof. Thury auf folgende Weise erreicht werden. 

Mit Hülfe der Längentheilmaschine, die im Jahre 1803 begonnen und die im Momente, 
wo ihre Mitwirkung für die Feintheilung des Kreises verlangt wurde, schon auf einen sehr 
hohen Grad der Vollkommenheit gelangt war, sollto auf Glas ein Gitter von 13b genauen 
P&rallelstrichen so aufgetragen worden, dass die Intervalle von dem einen Ende nach der 
Mitte allmälig zu- und von da nach dem andern Ende ebenso gleichmässig wieder abnähmen. 
Die Abstände waren so berechnet, dass, wenn dieses Gitter auf einer am Kreise 
befestigten Alhidade, deren Radius doppelt so gross als der der Theilmasc.hine war, auf- 
gelegt und durch Drehung der Alhidade unter einem Ablesemikroskope durchgeführt wurde, 
die Schnittpunkte des Fadenkreuzes und der Parallelstriche Intervalle einschliessen 
mussten, deren Werth gleich '/|* Grad war. 

Diese Theilung wurde auf der Längentheilmaschine mit der Hand ausgeführt und 
zwar unter Benutzung einer Viooj Theilung am Sperrrade derselben und der am besten 
auscorrigirten Stelle der Schraube, wobei die Ablesung und Einstellung der Sj>eiTrad- 
Theilung mittels eines Mikroskopes geschah. 

Das Reissorwerk der Maschine war vorher sorgfältig darauf geprüft uud justirt 
worden, dass die Striche in der äuge wendeten Länge genau gerade und parallel waren. 

Bei der Prüfung der so erhaltenen Theilung stellte sich nun heraus, dass die 
im vermeidlichen Fehler, die in Folge von Verschiedenheiten in der Bewegung der Schraube, 
in Folge von Durchbiegung, Torsion etc. entstehen, viel grösser waren als die berech- 
neten Unterschiede zweier nebeneinander liegender Intervalle. Dieses Resultat wird umso 
begreiflicher erscheinen, wenn man erwägt, dass die Differenz zwischen dem ersten und 
dem 67«ten Intervalle nur ca. 0,004 mm betrug. 

Die nachgewiesenen Unregelmässigkeiten und die an einem freistehenden Mikro - 
akopträger wahrscheinlich vorkommenden Veränderungen voran! aasten uns, ein anderes, 
grössere Sicherheit gewährendes Verfahren aufzusuchen. 

Die Construction unserer Längentheilmaschine und die unveränderliche Aufstellung 
der Längen- und der K reist heilmaschine auf demselben Betonblock von ca. 28 Cubik- 
meter Masse gaben die Möglichkeit, ein günstiges Resultat zu erzielen. 

Wenige Worte werden in Verbindung mit nachstehender Figur ausreichen, um 
dies klar zu machen. 

Die Längentheilmaschine L, deren Schraube s mit Millimetergang im Jahre 1862 von 
Bube in Hannover geliefert wurde, war durch läugere Arbeit so corrigirt, dass die 
•Schrauben- oder besser die Gesainmtfehler auf einige Tausendstel Millimeter reducirt 
waren. Das Sperrrad derselben hat nnr 300 Zähne, da man dieselben bei dem gegebenen 
Durchmesser nicht zu klein macheu und so ein etwaiges Ueberspringen einzelner Zähne 
vermeiden wollte. 

Da diese Maschine bestimmt ist, automatisch alle möglichen Theilungen mit 
grösster Genauigkeit anszuführen, so musste ein Mittel gefunden werden, um den bei 
vielen Theilungen nicht metrischer Basis auftretenden vierten und fünften Decimalen 
Rechnung tragen zu können. 

Durch Anbriugung eines Keils k, welcher zwischon Schraubenmutter ni und 
Schlitten S eingeschoben und dessen schnellere oder langsamere Bewegung durch 
ein an der Wange befestigtes, in der Ebene der Keilbewegung drehbares Lineal l geregelt 
wird, hat man die Correction erreicht und zwar iu dem Grade, dass der Temperatur der 



54 _ _ Zkiticiikift rP* lurritnremiinnD«. 

SciIMIDTOKM, (jRIQUf ALTHKILUNQ. PF.BKl'AK 1WO. 



Maschine und den AusdehnungB-Coöfficienten der zu theilenden Stäbe, soweit dieselben 
bekannt sind, ohne Weiteres Rechnung getragen werden kann. 

Mit Hülfe dieser Einrichtung lag es sehr nahe, die folgende Methode für die 
weitere Theilung dos Kreises anzuwenden. 

Die gegebene unveränderliche Stellung beider Theilmaschinen erlaubte, an der einen 
eine Alhidade anzubringen und an der anderen den Punkt zu bestimmen, wo diese Alhi- 
dada die Richtung der Schlittenbewegung rcchtwinkelig schneidet. Wird der Schlitten 




nun von diesem Punkte aus nach rechts oder links bewegt, so muss, wenn die Alhidade 
mit dem gleichen mathematischen Punkte des Schlittens in Berührung bleibt, auf dem 
Kreise eine Tangententheilung anfgetragen werden können. 

Bringt man dann anstatt des geraden Lineals l, welches die Keilbewegung bedingt, 
eine Curve an, so ist es ein Leichtes, die Tangentenwerthe in Kroistheilungswerthe 
zu verwandeln. 

Um dies auszuführon, wurde am Kreiso K eine um seine Achse drehbare Alhidade A 
von bestmöglichster Widerstandsform befestigt und genau ins Gleichgewicht gebracht. 
Der mit dem Schlitten der Längentheilmnschine S in Verbindung stehende Theil von .1 wurde 
durch ein genau gerades, glashartes, stählernes Lineal n gebildet; auf dem Schlitten wurde 
eine senkrechte ebenfalls glasharte Schneide b befestigt, gegen welche die Alhidade durch 
ein massiges, in seiner Drehungsebene wirkendes, über eine Rolle r geführtes Gewicht 
angedrückt wurde. 

Zunächst wurde der einem '/ss des Kreisumfangs entsprechende Weg des 
Schlittens der Längentheilmnschine gemessen und danach annähernd eine Curve ausgefeilt 
und auf dem Keillineale befestigt. Das Verliältniss des Radius der Theilmaschine zti dem 
der Hülfsalhidado war annähernd 1 zu 3, wodurch die übrig bleibenden Fehler in gleichem 
Verhältnisse vermindert werden mussten. Bei der grossen Stabilität beider Maschinen 
waren etwaige Veränderungen wenig zu fürchten. 

Zur genauen Correctur der Curve wurde auf dem Kreise ein Sector nnfgeschranbt, 
auf welchem von der Längentheilmnschine aus automatisch eine Theilung ansgefulirt 
wurde. Dieselbe wurde in Intervallen von 5 zu 5 Theilen mittels eines Fraunhofer’schen 
Mikrometers gemessen und danach die erste Curve berichtigt, worauf eine zweite Theilung aus- 
geführt und die Curve von Neuem berichtigt wurde. Hiermit wurde so lange fortgefahren, 



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ZuTiciiBirr rü« Iüatri’ukstknkcü dk. __ __ 

FF.BHUaK IW«. KLiniKR Mitthkilunokk 

bi» eine Theilung erzielt war, deren Intervalle auf eine Secunde genau einander gleich 
und deren Summe gleich */s« de» Kreisumfang» war. 

Während dieser Arbeit hatte mau Sorge getragen, den Einfluss der Temperatur 
auf die Gcsammtlänge zu bestimmen und eine Correction»tabelle auszuarbeiten, welche 
erlaubte, bei endgültiger Ausführung der Theilung den Temperaturdifferenzen sofort 
Rechnung tragen zu können; e» war von Wichtigkeit, da»» hiedurch die ganze Operation 
wesentlich abgekürzt werden konnte, da bei einmal begonnener Arbeit vorausgesetzt 
werden musste, dass alle einzelnen Factoren untereinander in dor gleichen Stellung verblieben. 

Um eine grösstmögliche Garantie zur Erfüllung dieser Grundbedingung zu haben, 
wurde die Theilung im 8ommer zu einer Zeit ausgeführt, wo man keine grossen Tempe- 
raturschwankungen zu befürchten hatte; es geschah dies desshalb, weil wir leider noch 
nicht im Besitze von Mitteln sind, den Raum, in welchem die Theilmaschin» steht, auf 
constanter Temperatur zu erhalten. Während der ganzen 4'/j Tage dauernden Theiloperation 
waren die extremsten Temperaturdifferenzen 6", 6, die niedrigste Temperatur war + 16° ,0, 
die höchste + SSO' 5 ,!! Die Tagesdifferenzen dagegen waren bei Weitem geringer; so hatten 
wir zum Beispiel am Morgen 16° ,6. am Mittag 17°, 7 und während des Nachmittags 18° ,4; 
bei jeder einzelnen Theilung wurde das Lineal entsprechend geneigt. 

Die Prüfung der Theilung ergab grössere Fehler, als man erwartet hatte und da 
es ein Leichtes war, an der vorhandenen Einrichtung Verbesserungen anzubringen und 
die Arbeit zu wiederholen, so wurde eine zweite Theilung aufgetragen, deren Resultat 
bedeutend günstiger war; eine dritte Theilung endlich konnte als allen Anforderungen 
genügend angesehen werden. 

Bei Eintkeilung eines Sectors wurde, um alle Fehler, todten Gang u. s. w. mög- 
lichst zu vermeiden, noch folgendes Verfahren in Anwendung gebracht. 

Die Bewegung der Maschine begann regelmässig fünf Theile vor dem ersten zu 
ziehenden Striche, wobei das Messer an einem Seidenfaden aufgehoben blieb; beim Ein- 
treffen des ersten */ Jt Merkstrichos unter dom Mikroskop wurde derselbe controlirt und 
dann die Bewegung bis zum nächsten Merkstrich fortgesetzt. Ergab sich hierbei, dass die 
Bogenlänge genau stimmte, so wurde mit Anwendung der gleichen Vorsicht die Bewegung von 
Neuem begonnen, das Messer beim ersten zu ziehenden Striche auf den Kreis nieder- 
gelassen und die Theilung ausgeführt; anderenfalls wurde die nöthige Correction durch 
veränderte Neigung der Curve veranlasst. 

Diese letzte Theilung, deren Maximalfehler ca. 2" an directer Ablesungsdifferenz 
ergab, hat dom später erfolgten Einschneidon der Schraubenmutter an der Kroistheilmaschine 
als Grundlage gedient; die noch vorhandenen Fehler sind indessen dnreh Anbringung 
einer Corrections-Curve beseitigt worden, so dass gegenwärtig die automatische Bewegung 
Tbcilungen anszuführen erlaubt, deren Maximalfehler 1",5 (0,U03ö mm) nicht übersteigt; 
es ist die» die durch die ganze Construction der Maschine bedingte erreichbare Genauig- 
keitsgrenze, wie in einem späteren Artikel gezeigt werdon soll. 




Kleinere (Original-) JIlHIieilunireii. 

Internationale elektrische Ausstellung in Wien. 

Am 1. August diese» Jahres wird in Wien eine internationale elektrische Aus- 
stellung eröffnet, deren Dauer bis zum 31. Oktober d. J. festgesetzt ist. Die Ausstellung 
wird in 18 Gruppen alle auf Elektricität bezüglichen Gegenstände umfassen. Während 
der Dauer der Ausstellung wird eine technisch-wissenschaftliche Commission im Einver- 
nehmen mit den betreffenden Ausstellern elektro-technische Messungen und andere wissen- 



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66 



Ki.kixkkk Mitthrilunokm. 



ZuTariiKinr rf« lxrr*CMKirrB*KtraDit_ 
FEBKl’AK IMS. 



schaft liehe Untersuchungen anstellen und eventuell Zeugnisse ül>er die Brauchbarkeit der 
Apparate ausstellen; eine Prämiirung irgend welcher Art findet nicht statt. 

Die Anmeldungen der auszustelleivien Gegenstände müssen bis zum 1. März 1883 
an das Directions-Comit£ der internationalen elektrischen Ausstellung, Wien, Walltisch- 
gasse 9 a gelangt sein. Die Entscheidung über die Zulassung der angemeldeten Gegen- 
stände steht der Ausstellungscommission zu. Die Aussteller erhalten 14 Tage nach An- 
klagen ihrer Anmeldung die principielle Entscheidung über ihre Zulassung zur Ausstellung. 
Das allgemeine Reglement, sowie Anmoldungsformulare können durch die Oesterreich- 
Ungarischen Consulate, sowie durch das Directions-Comit& bezogen werden. 

Nach Mittheilung des Directions-Comit£ laufen die Anmeldungen zur Beschickung 
der Ausstellung in erwünschter Weise ein und lassen das grosse Interesse erkennen, 
welches die technische Welt dem Unternehmen entgegen trägt. 

Das Princip des Fizeaif scheu Apparates. 

Da ich von mehreren Seiten darauf hingewiesen worden bin, dass das Princip 
des Fizeau’schen Apparates, welches von mir in dem Aufsatze: „Die Arbeiten des inter- 
nationalen Instituts für Maass und Gewicht“ nur kurz angedeutet wurde, nicht allgemein 
bekannt sei, so dürften hier einige nähere Bemerkungen über dies Princip, das auch sonst 
vielfach mit Vortheil benutzt werden kann, am Platze sein. 

Fallt einfarbiges Licht senkrecht auf eine dünne aus einer durchsichtigen Sub- 
stanz mit spiegelnden Wänden gebildete Platte, so wird ein grösserer oder kleinerer Theil 
dieses Lichtes wieder reflectirt. Nur für ganz bestimmte Dicken, welche liier die kritischen 
genannt werden mögen, wird gar kein Licht reflectirt, so dass Platten von der kritischen 
Dicke im reflectirten Lichte dunkel erscheinen würden. Die verschiedenen kritischen 
Dicken unterscheiden sich um eine constante Grösse, welche die halbe Wellenlänge des 
Lichts für die Substanz der Platte genannt wird, und z. B. für die Luft und gelbes Licht 
etwa t\ M ,295 beträgt. Platten, welche nicht durchweg genau dieselbe Dicke haben, werden 
nun nur an solchen Stellen im reflectirten Lichte dunkel erscheinen, an denen ihre Dicke 
einer der kritischen Dicken gleich ist. Diese Stellen bilden die Grenzen zwischen den 
Bereichen grösserer und geringerer Plattenstärke und erscheinen daher in Form von mehr 
oder weniger gekrümmten dunkeln Linieu, den sogenannten Franzen, von denen jede 
einer bestimmten kritischen Dicke entspricht. Aendert sich die Dicke der Platte, so ver- 
schieben sich die Franzen, da jetzt andere Stellen als vorher die kritischen Dicken haben, 
bis nach einer Dickenänderung von genau einer halben Wellenlänge die Verschiebung 
genau eine volle Franze beträgt; also das ursprüngliche Bild wieder erscheint. 

Beim Fizeau’schen Apparate werden die Franzen 
durch die Luftschicht erzeugt, welche zwischen der planen 
A Fläche des zu untersuchenden Körpers K und der unteren 
Fläche der planconcaven Linse L liegt. Sind die Flächen, 
a welche mittels der Schrauben eine Spur gegen einander 
geneigt werden, vollkommen eben, so sind die Franzen 
f gerade, einander parallele Linien, welche mehr oder weniger 
gedrängt auf einander folgen, je nach der Neigung der 
Flächen. Aendert sich die Temperatur des Apparates, so 
ändert sich auch die Dicke der Luftschicht (c) entsprechend 
dem Unterschiede der Ausdehnung der Schrauben des Appa- 
rates i«n und des Körpers [b\ Die Aenderung von r wird durch die Verschiebung der 
F ranzen gemessen und daraus — falls die Ausdehnung des Abstandes <i bekannt ist — 
die Aenderung von b berechnet. -- Um die Ausdehnung der Schrauben des Apparates 




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7.micHmn rt'n Iivtkumkstbvkwdb. _ r 

KKBRUAR |AM. ÜLKINKUK AllTTIlBILl! .VQKN. 



67 



zu bestimmen, erzeugt man die Franzen direct zwischen der Linse und der Platte I) des 
Apparates, deren obere Flüche jetzt nach oben gerichtet wird. Dass Planconcavlinsen 
und keine planparallolen Gläser verwendet werden, hat wesentlich den Zweck, störende 
Nebenbilder zn vermeiden. 

Dasselbe Princip lässt sich anwenden, um z. B. die Abweichung einer spiegelnden 
Fläche von einer Ebene mit grosser Genauigkeit zu bestimmen, falls man eine auf einer 
Seite vollkommen ebene Glasplatte zur Verfügung hat. Die zwischen den beiden Flächen 
entstehenden Franzen entsprechen vollkommen den Niveaucurven einer Landkarte. Die 
Glcichmässigkeit von dünnem Spiegelglas (Mikroskop-Deckglas) lässt sich leicht unter- 
suchen, falls man in demselben eine einfarbige Flamme (Alkohol mit Kochsalz oder Koch- 
salzperle durch einen Bunsenbrenner erhitzt) sich spiegeln lässt; je dichter die Curven 
auf einander folgen, desto rascher ändert sich die Dicke des Glases. Um das Verfahren 
auch bei grösseren Plattenstürken anwenden zu können, muss indessen das benutzte ein- 
farbige Licht ein sehr reines sein, da sonst die von don verschiedenen Farbencomponenten 
herrührenden Franzensysteme sich übereinander lagern und verwischen. M. Thiesen. 

Apparat znr Bestimmung trigonometrischer Functionen. 

Die Veränderungen, welche die trigonometrischen Functionen erleiden, während 
ein Winkel die Werthe von 0’ bis 300" durchläuft, die Beziehungen dieser Functionen 
zu einander, sowie die Relationen zwischen dem Grad- und Bogenmaass eines Winkels 
sind Anfängern im Unterricht nur schwierig in ihrer Allgemeinheit zum klaren Bewusst- 
sein zu bringen. Ein Modell, welches in einfacher Weise die Abhängigkeit dieser 
Grössen und Beziehungen von der Grösse des Winkols, ausserdem aber die hauptsäch- 
lichsten Grundgesetze der Goniometrie zur unmittelbaren Anschauung bringt, ist deshalb 
für die sichere Begründung des trigonometrischen Unterrichts von Werth. 

Diesem Bedürfnisse hat Prof. Ho za durch Mittheilnng eines latzttglichen Appa- 
rates in Grunert’s Archiv, Theil 61, S. 108, zu entspechen gesucht. Sein Apparat ist 
jedoch nicht einfach genug und im Gebrauche etwas schwerfällig, daher für den Unter- 
richt nicht recht geeignet. 

Der nachfolgend beschriebene, in der nebenstehenden Zeichnung in Vorder- und 
Seitenansicht dargestellte Apparat ist von Herrn Oberrealschuldirector Noeggerath in 
Brieg construirt und beschränkt sich darauf, die Abhängigkeit der Functionen Sinus und 
Cosinus von der Grösse des Winkels zur Anschauung zu bringen, gewährt aber eine 
unmittelbare Bestimmung dieser Functionen und ihrer Vorzeichen, sowie der Ausdrücke 
sin (7t + a ), sin (7t — a), sin 2 (7t — a) und cos (7t +■ a), cos 
( R — a), cos 2 (7f — a) und der Beziehungen zwischen dem 
Grad- und Bogenmaass des Winkels. Derselbe macht die 
Angabe dieser Grössenbeziehungen unabhängig von der Art 
und Lage der Aufstellung. 

Die Einrichtung des Apparates ist die folgende. 

Auf einem Fuss ist ein aus zwei sich rechtwinkelig 
schneidenden Stäben errichtetes Kreuz angebracht. Es dient 
als Axensystem eines Kreisringes, dessen Mittelpunkt im 
Durchschnittspunkt o der Mittellinien der Vor- und Rück- 
seiten dieser Stäbe liegt, die in starken, deutlich hervortreten- 
den Linien aufgezeichnet sind und die geometrischen Axen 
angeben. Der Radius des inneren Kreises dieses Ringes ist 
gleich Eins gesetzt, und im Mittelpunkt desselben ist drehbar ein Arm o c angebracht, 
dessen Mittellinie als beweglicher Schenkel eines veränderlichen Winkels a dient. Der 

8 




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Klkinrkk lumntiDieu. fkfruau iwö. 



faste Schenkel dieses Winkels bildet die Mittellinie des der Kusse bene parallelen Kreuz- 
stabes. Anf der Drohaxe dieses Armes sitzt auf der Rückseite ein Arm von gleicher 
Beschaffenheit, welcher genau rechtwinkelig gegen den ersteren geneigt ist und an der 
Drehung desselben, welche um einen vollen Kreis erfolgen kann, Theil nimmt, demselben 
aber stets um einen Viertelkreis vorauseilt. 

Zur Angabe der Functionen Sinus und Cosinus dienen die Kanten dünner Stäbe, 
welche auf beiden Droharmen aufgelegt und mit diesen drehbar so befestigt sind, dass die 
Drehpunkte in der Richtung dieser Kanten und am Endpunkt der Länge Eins der Dreh- 
arme, also so liegen, dass sie den Innenkreis des Ringes treffen. Diese Stäbe erstrecken 
ihre Längen oberhalb und unterhalb dieser Punkte, von welchen aus die Länge Eins an 
den Kanten entlang nach entgegengesetzter Richtung aufgetragen und nach Decimalzahlen 
so eingetheilt ist, dass von diesen als Nullpunkten dienenden Drehpunkten aus 0,1, 0,2, 
0,3 a. s. w. nach unten und oben aufgetragen sind. Die nach unten liegende Kaute e f 
stellt die positiven , die nach oben sich erstreckende Kante r /j die negativen Sinns- 
linien dar. 

Der untere Theil des Lineals ist weiss, der obere dagegen, um die negativen 
Werthe anzudeuten, dunkel oder farbig angegeben. 

üm die Sinuslinie stets normal gegen den festen Schenkel gerichtet zu erhalten, 
ist das Lineal derselben als vierte Seite eines in den Endpunkten derselben verschieb- 
baren Parallelogramme» angeordnot. Dem beweglichen Dreharm o r des Winkels parallel 
ist ein gleich grosser Dreharm angebracht, dessen Drehpunkt auf dem unteren Arm des 
Achsenkreuzes in einem Abstande von n liegt, der gleich ist dem Abstande der beiden 
Drehpunkte des Lineals. Diese Anordnung des Parallelogramms ist in gleicher Weise 
auf der Vorder- und Rückseite derart getroffen, dass die gleichliegendon Dreharmo der 
beiden Parallelogramme auf einer Seite des Apparates mit den entsprechenden Armen in 
jeder Stellung rechte Winkel bilden. 

Die Mittellinien des Axenkreuzes liegen zwischen Parallellinien, die zwei sich 
schneidende Streifen bilden, deren Färbung in den auf einander folgenden Quadranten die 
Vorzeichen tler Functionen bestimmt. Die Grenzstreifen an dem rechts oben liegenden 
ersten Quadranten sind weiss, die Grenzstreifen an dem links unten liegenden, dritten 
Quadranten sind dunkel oder gefärbt angegeben. 

Der Äussere Grenzkreis des von den Armen des Axenkreuzes getragenen 
Ringes ist nach Gradmaass. der innere Kreis nach Bogenmaass getheilt. Die Dreharme, 
welche sieh um den Mittelpunkt dieser Kreise bewegen, verlängern sich in Zeigerspitzen, 
welche auf dem Äusseren Kreise den Winkel in Gradmaass angeben, während der End- 
punkt c iles Armes das Bogenmaass begrenzt. 

Die Einstellung des Droharmes o e lässt für gegebene Winkel die Functionen 
Sinus und Cosinus und umgekehrt für gegebene Sinns und Cosinus die zugehörigen 
Winkel bestimmen, während der zu demselben sieh reohtwinkelig einstellende Arm der 
Rückseite die Functionen sin { R tu', sin q 2 R — «\ cos R + «'. cos (2 ff — o) ab- 
lesen lässt. 

Der Apparat, welcher unseren Lesern als ein werthvolles und zweckentsprechendes 
Anschauungsmittel empfohlen werden kann, ist unter No, 18S57 vom 31. Januar 1882 ab 
für das lVutsebe Reich pnteutirt und von dem Mechaniker Oertel in Berlin. Oranien- 
burger Strasse ,’>7, 58 iu einfacher und guter Ausführung zu beziehen. 



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Z KI T» TH RI FT FÜR IXRTHCMBirrRBKCXDK. _ 59 * 

FEBRUAR im, RltrMAT*. 

Referate. 

Ein elektrisches« Barometer. 

Von Joly. The Nature. 1882. Vol. 25. S. 55 9. 

Das vom Verf. vorgeschlagene Instrument hat den Zweck, die Angaben eines 
Barometers durch elektrische Uebertragung an einem entfernten Orte abzulesen. Zu dem 
Ende sollen am oberen Ende des Barometers zwei Platindrfthte eingeschmolzen werden, 
von denen der eino einen starken Eisendraht, der andere einen feinen Kohlendraht trägt ; 
beide sind unterhalb des tiefsten Punktes, bis zu welchem das Quecksilber im Barometer 
fallen kann, mit einander vereinigt, l.itsst mau durch dieses System einen elektrischen 
Strom hindurchgehen, so wird derselbe bei hohem Barometerstände einen geringeren, bei 
tiefem einen stärkeren Widerstand erleiden, da das gut leitende Quecksilber die elektrische 
Verbindung zwischen dem Eisen- und Kohlendraht vermittelt. Die auf diese Weise be- 
wirkten Aenderungen dos elektrischen Widerstandes werden nach dem Princip der 
Weathstone' sehen Brücke gemessen. Um von dem variablen Widerstande der Leitung 
unabhängig zu sein, ist die Einrichtung getroffen, dass der Widerstand der letzteren für 
sich vor jeder Beobachtung bestimmt werden kann. Dieses geschieht mit Hülfe einer 
Einrichtung, deren Beschreibung überflüssig sein dürfte, durch einen Strom, dessen Sich- 
tung der des eigentlichen Beobachtungsstromes entgegengesetzt gerichtet ist und durch 
welchen das Barometer vor der Beobachtung aus der Leitung ausgeschaltet werden kann. 

Nach einem weiteren Vorschläge des Verf. soll am Beobachtungsorte in die 
Leitung ein zweiter Kohlendraht eingeschaltet werden, welcher durch ein Platingewicht 
beschwert, in eino Quecksilbersäule taucht, deren Höhe so lange variirt wird, bis ein be- 
stimmter Widerstand wiederhergestellt ist. Sind die Kohlendrähto einander gleich, so 
entsprechen die Aenderungen dieser Quecksilberhöhe den Aenderungen des Barometer- 
standes; doch giebt der Verf. selbst zu, dass eino solche Gleichheit wohl nicht zu er- 
zielen iBt. T. 

Ein Vorschlag zur experimentellen Bestimmung der Zustnmlsgleiehnng der (inse. 

Von W. J. Marek. Carl'» Repert. 18. S. 544. 

Um die Zustandsgleichnng der Gase experimentell zu bestimmen, wurden bisher 
fast ausschliesslich die durch Compression bewirkten Volumenfindernngen der zu unter- 
suchenden Gase beobachtet. Hierbei bildet die verhältnissmässig grosse Ungenauigkeit 
der Volumenbestimmung einen Hauptübelstand, ferner kann nur mit relativ kleinen Vo- 
lumen experimentirt werden, so dass der Einfluss der Oberflächen-Condensationen an den 
Wänden ein erheblicher ist. Endlich kann die Wirkung der Absperrflüssigkeit auf das 
untersuchte Gas Fehler bedingen. Diesen Ucbelständen sind auch die jetzt üblichen 
Gasthermometer unterworfen, wenn auch in geringerem Grade. Verf. schlägt daher die 
Verwendung einer geschlossenen Waage vor, welche mit zwei an Gewicht und Oberfläche 
möglichst gleichen, an Volumen aber verschiedenen VerBucbskörperu zu belasten wäre. 

Aus den Gewichtsunterschieden dieser beiden Körper in verschiedenen Gasen bei ver- 
schiedenen Drucken und bei verschiedenen Temperaturen Hessen sich alsdann die Zu- 
standsgleichungen der verwendeten Gase mit bedeutender Genauigkeit ableiten. Hat man 
z. B. zwei Kilogramme von 400 ccm Volumendifferenz, so würde einem Wiigongsfehler 
von + 0,01 mg, welcher mit einer vollkommenen Waage gegenwärtig eingehalten werden 
kann, etwa 4- 0,02 mm in der Druckbestimmung und, bei 5"' Druck, eine Temperatur- 
inderung von nur + 0,0014 “C. entsprechen. Als Gewichte werden ein hohler, unter 
hohem Druck mit Blei umgossener und dann abgedrehter Stahlcylinder und eine unter 



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60 



Erfkiute. 



Z KIT ACH Kl CT Kt'K iKRTNtrMKITI 1SIIKOKIIK 
FEBRUAR l«(B. 



hohem Druck gegossene Bleiplatte vorgeschlagen; beide Körj>er waren in demselben 
Goldbade galvanisch stark zu vergolden. Die Waage müsste ausser den an gewöhnliche 
Vacuumwaagen zu stellenden Anforderungen noch folgenden genügen: 

1) Sie muss ein kleines inneres Volumen und ihr Mantel eine hohe Wider- 
standsfähigkeit besitzen; 

2) Die Dichtung muss eine vollkommene, von Temperaturen derungen unab- 
hängige sein; 

3) Bei der Dichtung und Einführung beweglicher Theile. sowie bei dem 
inneren Mechanismus, der die grossen Gewichte zu vertauschen und die 
kleinen aufzusetzen bestimmt ist, muss die Anwendung von Fett, Oel und 
Quecksilber, sowie jeder anderen Flüssigkeit, vollständig vermieden werden : 

4) Der die Gowdchto enthaltende Raum (oder im Nothfaile die ganze Waage) 
muss leicht auf eine beliebige (zwischen zwei durch Erfahrung sich ergeben- 
den Grenzen liegende) Temperatur gebracht und auf derselben gut erhalten 
werden können. 

Vorf. hat die Oonstruction einer solcheu Waage entworfen, behidt sich die 
Publication des Projoctes jedoch bis nach erfolgter Erprobung vor. Die Erfüllung der 
Punkte 2 und 3 fordert Yerf. indessen auch von gewöhnlichen Vacuumwaagen, deren 
bisherige Constructionen noch immer Fett- oder Quecksilbordichtung und Stopfbüchsen 
aufweisen: er macht hierfür folgende Vorschläge: 

Die Waage steht auf der massiven Platte n, auf welcher auch, in einen massiven 
Ring b oingekittet, die überdeckende Glasglocke g aufsteht. Durch 
dünne Ringe a 1 und b‘ hängen mit a und b zwei dünnwandige 
Canäle a‘* und b“ zusammen. Die untere Kante von b“ und die 
Rinne in a" werden gut verzinnt und dio letztere dann mit einer 
leichtflüssigen Legirung ungefüllt. Beim Aufsetzen und Abheben 
der Glocke wdrd einfach duroh die Canäle a“ und b n Wassordampf 
geleitet, bis die Legirung flüssig wird. Dio Glocke wird also 
zugelöthet. Im Innern ist jede Schmierung vermieden. Zur 
Bewegung der Hülfsinechanismeu im Innern der Waage dienen 
kräftige Bourdon ‘sehe Spiralen, in welchen, etwa durch die 
Wasserleitung, Druckschwankungen von aussen hervorgerufen werden können. 

Die Verwirklichung dieser interessanten und w'obldurchdachten Vorschläge des 
Verf. dürfte keinen unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnen. Allerdings wird die zu 
einer vollkommenen Verlöthung unerlässliche absolute Reinhaltung der verzinnten Flächen 
nicht leicht sein und die Bourdon’ sehen Röhren werden, um ihre Bewegung mit der 
erforderlichen Kraft auszufiihren, eines sehr hohen Druckes bedürfen. W'as die letzteren 
anlangt, so w r ärc es vielleicht einfacher, die Röhren, statt durch Flüssigkeitsdruck, durch 
Hineinsenkung eines festen Dorns von aussen in der erforderlichen Weise zy deformiren. 




Feber die Genauigkeit chronometrischer Lüngeiibestiinninngen. 

Von de Magnac. Compt. Rend , (Mi. S. 107. 

Die in neuerer Zeit von amerikanischen Marine -Oflicieren ausgeführten tele- 
graphischen Längenbestimmungen haben Verfasser in den Stand gesetzt, gelegentlich 
zweier an Bord dos französischen Kriegsschiffes „Jean Bart“ ausgefuhrten Reisen über 
die Genauigkeit sorgfältig ausgeführter Chronometer - Expeditionen, durch Vergleichung 
mit don auf telegraphischem Wege erhaltenen Resultaten, Erfahrungen zu sammeln. Dio 
Chronometer wuirden vor der Abreise und nach der Ankunft am Land sorgfältig beobachtet 
und aus diesen Beobachtungen die Coeftfeienten der Beschleunigung des täglichen Ganges, 



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ZfciTsrttKirr H'n iNATNt'MKHTKititnjiDlt. 
I’KBRI'AR 1«M. 



Referate. 



61 



in Functionen der Zeit und der Temperatur abgeleitet, welche zur Berechnung der täg- 
lichen Gänge während der Fahrt dienten. Die Abweichungen der auf dienern Woge 
erhaltenen Längen von don mittele der telegraphischen Methode abgeleiteten Werthon sind 
bemerkenswert!! klein. Nach einer Fahrt von 46 Tagen wurde für die Länge von Bahia 
ein Werth erhalten, welcher von der telegraphisch ermittelten Länge nur um 1,3 Secunden 
abwich: dieselbe Länge wurde nach einer andern 42 Tage dauernden Reise mit einem 
Fehler von 1,0 Secunden bestimmt. Diese Fehler entsprechen täglichen Gängen von nur 
0,028, bezw. 0,024 Secunden. 

Die Resultate sprechen ebenso für die Vollkommenheit der angewandten Chrono- 
meter, als sie die Wichtigkeit der Methode für geographische Zwecke beweisen. 

Intensität des Sonnenlichts. 

Fon A. Crova. Com/>t. Bend. Mi. S. 124. 

In einer zweiten Mittheilimg berichtigt Crova die früher angegebenen Werthe 
der Intensität des Sonnenlichts (vergl. diese Zeitschr. 1883, S. 27), die in Folge eines 
Rechenfehlers unrichtig gewesen waren. Er findet jetzt die Intensität des Sonnenlichts vom 
91. October 10 Uhr bei heiterem Himmel gleich der Stärke von 7870 Carcel - Lampen, 
3. November 10 „ „ fast wolkenl. „ 7320 „ 

8. Decembor 10 r „ otw. bedeckt. „ „ „ „ „ 5100 „ 

Verfasser schätzt hiernach die Intensität des Sonnenlichts bei vollständig klarem 
Himmel gleich der Licht-Intensität, welche 8500 Carcel- Lampen, im Centrum eines sphä- 
rischen Schirms von 1 m Radius concentrirt, auf diesen Schirm zu werfen im Stande wären. 



Ifns Hnlhschatten-Sncclmriiiietcr von Lnurent für weisses Licht. 

Von H. Dufet. Journal de Physique. Deretnber 1882. S. !ü’>2. 

Herr Laurent hat neuerdings soin Halbschatten - Saccharimeter auch für weisses 
Licht eingerichtet. Es bestoht aus einer Linse l , welche das Licht einer 20 cm entfernten 
Lampenfiamme auf die Blende t concentrirt, in welcher sich, bedeckt von einer dünnen 
Platte Kalibichromat, ein Loch von 2 mm Durchmesser befindet. Das hier durchgehende 
orangegelbc I.icht fällt zuerst auf eine Linse L, geht dann durch don polarisirenden Nicol 
P, darauf durch eine Halbplatte von Quarz M und — wenn vorhanden — durch die 
Zuckerläsung. Dann folgt ein Soleil’scher Compensator C, der analysirende Nicol A und 
endlich ein Galileisches Fernrohr TA, welches auf die Halbplatte eingestellt ist. 



1 


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i'ixnv.I . . _ _ 


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Die Halbplatte von Quarz ist, um joden einseitigen Licht Verlust durch Reflexion 
zu vermeiden, zwischen zwei Glasplatten in Canadabaleam eingebettet, der sie auf der andern 
Hälfte des Gesichtsfelds ersetzt. Sie ist parallel der Axe geschnitten und 0,0967 mm (bis 
0,1 mm) dick, so dass zwischen den durch sic hindurch gehenden ordentlichen und ausser- 
ordentlichen Strahlen im Lichte der D-Linie eine Wegdifferenz von l*/j Wellenlängen ent- 
steht. Wird nun die Axe dieser Quarzplatte unter oinem Winkel gegen dio Polarisations- 
ebene der eintretenden Strahlen gestellt, so weicht infolge obiger Wegdifferenz die 
Polarisationscbene der aastretenden Strahlen um denselben Winkel, aber im entgegen- 
gesetzten Sinne von dieser Axe ab. Es wird mithin so ein Paar übrigens identischer 
Strahlen erzeugt, deren Polarisationscbene (unter beliebig kleinem Abweiehnngsw'inkel) 



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62 



Hkfekatk. 



ZmTsniKirr ri'n 1 

FEBRUAR 1**3. 



ayinmetriftch zur Axe der Quarzplatte liegen. Sie werden also durch den analysirenden 
Nicol nur dann mit gleicher Helligkeit gesehen, wenn dessen Polarisationsebene entweder 
parallel oder (besser) senkrecht gegen die Axe der Quarzplatte steht, ünd was hier 
zunächst für das homogene Licht der D-Linie gilt, gilt auch factisch für die demselben 
(wenn auch mit sehr kleinen Abweichungen) benachbarten Strahlen, die das Kalibichromat 
hindurcblässt. 

Wird nun eine Zuckerlösung eingeschaltet, so würde die durch sie bewirkte 
Kochtsdrchung der Polarisationsebene einfach durch Nachdrehen des analysirenden Nicols 
vermittelt werden können, wenn das angewandte Licht ein homogenes wäre (Natron- 
flammo). I)a dies aber hier nicht der Fall ist, so ist ein Soleil'scher Compensator 
erforderlich, durch dessen Einstellung die durch den Zucker verursachte Rechtsdrehung 
der Polarisationsebene in allen Farben, die hier Vorkommen, gleichzeitig wieder aufge- 
hoben wird. Die Constraction und Wirkungsweise desselben darf als bekannt voraus- 
gesetzt worden. 

Behufs der praktischen Benutzung des Apjiarates wird man zunächst ohne Zucker- 
lösung dio Hnlbschattengleichheit einstellen und danach den Nullpunkt an der Scale des 
Soloil’schen t'ompensators bestimmen. Dieser Nullpunkt aber würde sich verändern, 
wenn man etwa den polarisirenden Nicol drehen wollte. Denn in diesem Fall würde auch 
am leeren Apparat die Ifalbschattcngloichhoit nicht mehr genan sein, vielmehr eine kleine 
Nachdrohung des analysirenden Nicols erfordern. 

Will man also die Empfindlichkeit des Apparats noch weiter steigern, so kann 
mau dies zwar erreichen, indem man die Richtung der Polarisationsebene des polari- 
sirenden Nicols noch melir derjenigen der Axe der Quarzplatte nähert; man muss aber 
von Nouem den Nullpunkt des leeren Apparats (d. h. ohne Zuckerlösung) bestimmen. 

Z. 

Speotral-Kpnlt mit symmetrischer Bewegung der Schneiden. 

Fon Lhr. H. Kruess in Hamburg. Carl’s. Rcpert. IS. S. 217. 

Der von Vierordt angegebene Doppclspalt, bei welchem die eine Schneide fest, 
die andere in eine obere und untere Hälfte getheilt ist, welche für sich durch Mikrometer- 
schrauben bowoglich sind, hat den Nachtheil, dass bei einer Aendernng der Breite des 
Spnlts gleichzeitig die mittlere Wellenlänge des den Spalt passirenden Lichtes geändert 
wird. Man hat deshalb tboilweise das Prineip des Viorordt’srhen Spaltes ganz verlassen 
und die Licht Schwächung nicht durch Verschmälerung der einen Spalthälfte, sondern 
durch Polarisation hcrvorgobracht. — wie dieses in den Apparaten von Glau und Hüfner 
geschieht — dadurch aber manche Vortheile aufgegeben. Dem erwähnten Uebelstande 
wird so gut wie vollständig dadurch abgeholfen, dass die Aenderung der Spaltbreite 
symmetrisch geschieht, so dass dio Mittellinie des Spalts unverändert bleibt; doch stiess 
bisher dieser Versuch auf technische Schwierigkeiten, da die Anwendung von zwei 
Mikrometerschräuben unbequem ist, während eine andere, seiner Zeit von Kruess in 
Hamburg nuf Viererdt's Vorschlag ausgoführte Vorrichtung, bei welcher die beiden gegen- 
überliegenden Schneiden durch eine einzige Schraubenspindel mit je einem rechten und 
einem linken Schranbengcwinde bewegt wurden, bei der erforderlichen Gleichheit der 
Schrauhcngängc hohe Ansprüche an die Ausführung stellte. 

Die neu |<atentirto Krness'sche Oonstruction erreicht die symmetrische Erweiterung 
des S|>alts dadurch, dass die Mikremetersohranbe in dem mit der einen Spalthälfte ver- 
bundenen Schlitten gelagert ist. wahrend ihre Mutter mit der andern Spalthälfte verbun- 
den ist. Eine Spiralfeder sucht die beiden Hälften zu nähern, und tührt daher jede 
Drehung der Mikremeterschranbe eine entsprechende Erweiterung des Spalts herbei. 



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/.HITKI HKirr rt?» I K MT H l'M KSTKXK DU DM. _ 

FKHKUAH IMS. JfcttrEKATK 

Dass diese Erweiterung symmetrisch zu einer bestimmten Linie vor sich geho, bewirkt 
ein Stahlhebel mit festem in der Grundplatte gelagertem Drehpunkt«. In gleichen Ent- 
fernungen von dieser Axe sind in den beiden die Schneiden tragenden Schlitten Stahl- 
axen befestigt, welche, durch Stahlfedern gegen den Hebel gedrückt, sich längs diesem 
gleitend bewegen können. 

Auch für Arbeiten der qualitativen Spectral-Analyso und in der Astronomie 
würde nach des Verf. Ansicht der symmetrische Spalt mit Vortheil benutzt werden 
können. In einer Anzeige dieses Spectral-Spalts wird noch eine besondere, nicht näher 
beschriebene Einrichtung der Trommeln der Mikrometerschrauben erwähnt, durch welche 
unabhängig von der Drehung der Schrauben selbst und ohne Druck auf dieselben der 
Nullpunkt der Theilung eingestellt werden kann. Eine kurze Darstellung der Principien 
der Messung mit dem Vierordt'schen Spalt nebst Beschreibung der Kruess’schen Vorrich- 
tung wird auch im Kep. d. anal. Chemie 2. S. 17 gegeben. T. 

Heber die Beobachtung von Uichtung und Stärke des Windes nuf Schiffen. 

Von Rykatschew. Wild’s Rep. f. Met. 7. S. 3. Petersburg 1880. 

Während früher im Allgemeinen die Wind-Beobachtungen auf der See zuver- 
lässiger und genauer angestellt wurden als auf dem Festlande, da die Geschwindigkeit 
eines mit allen Segeln vor dem Winde fahrenden Schiffes oder die Segel, welche das 
Schiff zu tragen im Stande ist, dem Seefahrer einen genügenden Anhalt zur Schätzung 
des Windes nach der von Beauffort aufgestellten Scale bietet, hat sich das Verhältniss 
neuerdings cinigermassen geändert, seitdem auf dem Festlande besondere Instrumente in 
Gebrauch gekommen sind, welche eine Messung der Windgeschwindigkeit in absolutem 
Maasse gestatten. Verf. hat nun vorgeschlagen, auch auf Schiffen windmessende Instru- 
mente zu benutzen und die Modificationen, welche die Angaben dieser Instrument« durch 
die Geschwindigkeit des Schiffes erleiden, in Rechnung zu ziehen. Auf seinen Vor- 
schlag ist in der That auf einem russischen Kriegsschiffe ein Robinson'sches Anemometer 
aufgestellt, das fortlaufend beobachtet wird. Das Anemometer ist cardanisch aufgehängt 
und trägt ausserdem unten ein Gegengewicht von kugelförmiger Gestalt, durch welches 
gleichzeitig der Schwerpunkt nach unten verlegt und die durch den Druck des Windes 
auf das Anemometer im Allgemeinen bewirkte Ablenkung der Drehungsaxe aus der 
verticalen Lage möglichst aufgehoben wird. Zur Beobachtung wird das vor dem Com- 
passe aufgestollte Anemometer in die Höhe gezogen und nach zehn Minuten abgelesen. 
Geht das Schiff unter Segeln, so ist die Beobachtung nur möglich, wenn während der- 
selben die unteren Segel entfernt werden. Aus dem Dreiecke, welches durch die Ge- 
schwindigkeit des Schiffes und die beobachtete scheinbare Windgeschwindigkeit als 
Seiten und dem Winkel zwischen der scheinbaren Windrichtung und dem Curse des 
Schiffes gegeben ist, lässt sich sowohl die wahre Windgeschwindigkeit (die dritte Seite) 
als auch die Richtung desselben leicht bestimmen. — Uobrigens wird diesem Gegenstände 
auch anderwärts längst die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt und ist ihm z. B. in 
dem im vorigen Hefte d. Zoitscbr. besprochenen „Handbuch der nautischen Instru- 
mente“ ein ganzes Capitel gewidmet. T. 

Einfacher Iuclinntionskreis. 

Fon W. Goolden und C. Cosella. The Nature. 1883. Vul. 37. S. 137. 

Für die Bedürfnisse höherer Lelmanstalten haben die Verfasser einen Inclinations- 
kreis conBtruirt, der wegen seiner Einfachheit ein geeignetes Lehrmittel sein dürfte. Die 
Nadel ist 3,5 engl. Zoll lang, ruht auf einer sehr sorgfältig gearbeiteten Axe und ist eia 




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64 



ßKrKRATR. 



ZunacmurT rCn I »«rar urittmk dm«. 

KRIHHUaK ls«S. 



für alle Mal magnetisirt. Um die Coincidenz des Schwerpunktes mit dem Aufhftngungs- 
punkto zu sichern, sind zwei leicht justirhare Gewichtchen an der Nadel befestigt, von 
denen das eine sich parallel zur Länge der Nadel bewegen lässt, während das andere senk- 
recht hierzu verschiebbar ist. Der metallne Kreis, in welchem die Nadel sich dreht, 

ist auf beiden Seiten getheilt und in einen Kasten eingeschlossen. Das Instrument dreht 
sich um eine verticale Axe, welche an einer starken auf drei Stellschrauben ruhenden 
Metallplatte befestigt und mit einem federnden Arme (s. Figur) versehen ist, welcher 
mittels Klemmschraube an die Axe festgokloimnt werden 
r-jd . kann. Auf der Metallplatte sind in gleichen Entfernungen 

k von einander vier mit conischen Löchern versehene Knöpfe 
fK- i« befestigt, in welche die Spitze des federnden Armes einge- 

l'W ll drückt werden kann. Ist der Apparat mittels einer kleinen 

Libelle horizontirt, so wird die Spitze des nicht fest geklemm- 
ten federnden Armes in eines der conischen Löcher eingedrückt. 
Während der Arm in dieser Lage mit der einen Hand fest- 
gehalten wird, dreht man mit der anderen den Vorticalkreis, 
bis die Nadel vertical nach unten auf 90 zeigt; in dieser 
Stellung, welche genau der magnetischen Ost-West-Linie ent- 
spricht, wird der Verticalkreis festgeklemmt. Zur Verificining 
dreht man den Kreis um 180°, bis man die federnde Spitze in 
das Loch des entgegengesetzt liegenden Metallknopfes ein- 
drücken kann ; die Nadel muss sich dann wieder in derselben Stellung wie vorhin befinden. 
Wenn man nun den Apparat um 90° dreht, also in den magnetischen Meridian bringt, 
dann noch einmal um 180° dreht, so wird das Mittel aus den Angaben der Nadel in 
den beiden letzten Stellungen als wahrer Inclinntionswinkel zu betrachten sein. Die 
Verfertiger haben, um den Apparat möglichst einfach zu gestalten, davon abgesehen, die 
Nadel reversirbar zu machen, und verlassen sich ganz auf die Just innig des Mechanikers; 
es dürfte dies ein schwacher Punkt sein, da der Apparat doch nicht immer justirt bleibt. 
Die Genauigkeit der Ablesung wird von den Verfassern auf 10' angegeben. 




Historische Untersuchungen über die Urmansse des Pariser Observatorium. 

Von C. Wolf. Erster ThefL An*. de Cb im et de Phi/s. Januar 1881. 

In der Vorrede zu seinen „Beobachtungen mit dein Bessel’schen Pendelapparat 14 
macht C. F. W. Peters folgende Bemerkung über die Toise du Per oh: „Da das Original 
der Toise du Pirou seit Bessel’s Zeit verloren gegangen ist, so hat die Bessefsche Toise 
erhöhte Bedeutung gewonnen**. Diese Bemerkung gab dem Director des Obsorvatorium, 
Herrn Admiral Monchcz, Veranlassung. Herrn C. Wolf mit genauen Untersuchungen 
über den unter dem Namen r Toise du JVtom“ im Besitz des Observatorium befindlichen 
Maassstab zu beauftragen. Im Verlaufe seiner sehr eingehenden und sorgfältigen Arbeiten 
beschränkte sich Wolf nicht ausschliesslich auf die Toise von Peru, sondern dehnte seine 
Untersuchungen auf sämmt liehe im Besitz des Observatorium befindlichen Urmaassc au». 
Die Resultate seiner Studien hat Wolf in einer sehr umfangreicbon Abhandlung liieder- 
gelegt, welche er in drei Abschnitte tbeilt: im ersten behandelt er die Toise von Peru 
und die Sordisrke Toise, im zweiten die Meterprototype und die Apparate, welche zu 
ihrer Oonstruetio» dienten, und im dritten die Gewichts-Prototype. 

Bei der grossen Wichtigkeit, welche die französischen Urmansse für die gesummte 
civilisirte Welt erlangt haben, wird es für die Leser dieser Zeitschrift von Interesse sein, 
die genaue Geschichte dieser Maasse und ihren jetzigen Zustand kennen zu lernen. Wir 



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Zimcnurr rfl« iKsntvmcirnivKniD«. _ fix 

FKBRUAK IHM. RkFRRATR. W 



beabsichtigen daher, don wosentlichon Inhall der Wolf'schen Abhandlung unseren Losem 
vortuführen nnd beginnen mit dem auf die beiden Toisen bezüglichen Theile, bestehend 
in der Geschichte der Toisen und die Beschreibung ihres jetzigen Zustandes. 

1. Geschichte der Toise von Peru und der Nordischen Toise. 

AU im Jahre 1735 eine Commission französischer Gelehrter nach Peru ging, um 
in der Näbo des Aequators einen Meridianbogen von mehreren Graden zu messen, wurde 
für die Längenmessungen eine sorgfältig gearbeitete eiserne Toise mitgenommen, die 
spatere Toise von Peru. Die Toise war von Godin, einem Mitgliede der Expedition, 
unter Beihtklfo des Mechanikers Langlois auf jener eisernen Toise etalonnirt worden, 
welche in die Treppe dos „Grand Chätelets de Paris“ im Jahre 1668 eingelassen, als 
öffentliches Aichmaass diente. Da nun La Condamine, ebenfalls Mitglied jener Expe- 
dition, befürchtete, dass letzteres Unnaass, allen Unbilden ausgesetzt, später nicht mehr 
geeignet sei, die Länge der Toise von Pont zu veriticireu, so liess or noch eine Toise, 
ganz gleich derjenigen von Pern, aofertigen. Es ist dicB diejenigo, welche später von 
die Mauportuis nach Lappland mitgenommen wurde und welche hiervon den Namen der 
mirducken Toise führte. Die beiden Toisen wurden in einer Sitzung der Akademie vom 
April 1735 mit einander verglichen und als ganz gleich befänden. Das Protokoll dieser 
Sitzung ist znm Theil verloren gegangen, aber La lande giebt in seiner „Astronomie“ 
alter die Art der Vergleichung einige Einzelheiten: „Mau wandte, mit Hülfo einer Lupe 
eilten Stangenzirkel an, eine Methode, mit welcher man die Länge bis auf Linie genan 
erhalten konnte. Ausserdem legte man die beiden Toisen auf einen Tisch neben einander 
und untersuchte die Iteiden Flächen eines jeden Endes; sowohl nach dem Gefühl, als mit 
der Lupe erschienen dieselben von genauer Continuitüt“. Jede der beidon Toisen hatte 
ihre Matrize, eine Eisenstange mit kurzen senkrechten Vorsprüngen an jedem Ende, in 
welche die Toise genau hineinpasste, so dass dio Matrizen sowohl die Toisen selbst con- 
trelirten, als auch zur Etalonnirung der im Terrain gebrauchten Holzmaassstäbe dienten. 

Dio Toise von Peru kam im Jahre 1748 nach Frankreich zurück und wurde in 
den Räumen der Akademie aufbewahrt, bis im Jahre 1756 eine allgemeine Vergleichung 
der in Paris befindlichen wichtigeren Toisen stattfand. Es geschah dies auf Vorschlag 
von Godin bei Gelegenheit der Nachmessung der Basis von Villejuif. Leider verbietet die 
Rücksicht auf den Raum, liier auf die Gründe einzugeben, welche Godin bei seinem Ver- 
schlage leiteten; nur soviel sei erwähnt, dass or für die Schaffung eines internationalen 
wissenschaftlichen Maasses plaidirte, und zwar unter Betonung der Gesichtspunkte, welche 
in dieser Beziehung noch heute maassgebend sind. — Dio Vergleichung fand statt am 
Ai. Juni 1756. Uns interessiron hier die übrigen zur Vergleichung gezogenen Toisen, die 
von Cassini, von Mairan, von La Caitle, wenn sie auch in der Geschichte der Geodäsie 
eine wichtige Rolle spielen, deshalb wenig, weil sie siimmtlich verloren gegangen sind. 
Bezüglich der erstgenannten beiden Toisen ergab die Vergleichung, dass dio Nordische 
Toise um Vjj Linie kürzer sei, als die Toise von Peru. Bei der Vergleichung war die 
nordische Toise durch die Kanton ihrer Enden detmirt worden, während bei der Toise 
von Peru die auf der Oberfläche befindlichen ziemlich grossen Punkte als Endpunkte be- 
trachtet wurden. Es erhob sich über dies Resultat in den folgenden Jahren ein ziemlich 
heftiger Streit unter den Gelehrten der Akademie, um so heftiger, als jede Partei dafür 
»tritt, ihre Toise als Prototyp Frankreichs proclamirt zu sehen. Gegen die Toise von 
Peru konnte kein Vorwurf erhoben werden, dagegen hatten die Vcrtheidigor der Nordischen 
Toise alle Mühe, ihre Toise gegen Angriffe zu schützen. Bei der Rückkehr der Expedition 
»ns Lappland im Jahre 1737 war nämlich das Schiff', welches die Instrumente trug, ge- 
scheitert : die Instrumente waren gerettet worden, aber man erhob don Vorwurf — nament- 

9 



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66 KturninmirT rO« ismvramanttJEeB 

Kefkkati. v KIIKI’VR is»v 



lieh tliat die» La Condamine — dass sich in Folge der Einwirkung des Meerwassers an 
den Enden Rost angesetzt habe, dessen Entfernung die Länge der Toise verändert habe. 
Dazu kam, dass Camus, Mitglied der lappländischen Commission, gestand, er habe die 
Matrize der Toise, die zu kurz gewesen sei, dem Feuer ausgesetzt, um sie zu verlängern. 
Es ist heute sehr schwer, in diesem Streite der Meinungen klar zu sehen: so viel ist 
indess sicher, dass man später wesentliche Bedenken gegen die Integrität der Nordischen 
Toise nicht gehabt zu haben scheint, da sie zur Etalonnirung der bei der Nachmessung 
der Basis von Villejuif verwendeten Holzmaassstäbe diente; sicher ist aber jedenfalls, dass 
die Toise von Peru aus dem Streit als Siegerin hervorging, indem sie am 1*5. Mai 1766 an 
Stelle der alten Toise auf der Treppe des Chätelet als Prototyp-Toise Frankreichs pro- 
clamirt wurde. 80 Copien der Toise von Peru wurden angefertigt und an die Provinzial- 
behörden geschickt, um als Aichmaasso zu dienen; es würde interessant sein, wenn man 
heute einige dieser Copien wieder auflinden könnte. Zwei ans jener Zeit herrührende 
Etalons hat Wolf kürzlich im Mnrinearsenal zu Havre gefunden, Normale der Pariser Elle 
und des altfranzösischen Fusses. Was die alte 1668 auf der Treppe des Chätelet etablirte 
Toise betrifft, so war bei ihrer Anfertigung sehr summarisch verfahren worden. Nach 
dem Plano sollte eines der äusseren Thore des Chätelet 12 Fuss breit sein, man mass 
einfach die Breite dieses Thores, halbirte sie und erklärte diese Länge als neue Toise. 

Die Toise von Peru wurde hierauf im Cabinet der Akademie, im Louvre nieder- 
golegt. Die Nordische Toise war nach der Nachmessung der Basis von Villejuif Le Mon- 
nier übergeben worden; nach einer Bemerkung Lalande’s findet sie sich noch im Jahre 
1776 bei diesem Gelehrten. 

Im Juni 1798 wurde dio Nordische Toise Lenoir übergeben; dort findet sich auch 
zu derselben Zeit die Toise von Peru, denn nach einer Notiz in den Protokollen des 
Bureau tles lAtm/iludes von 1798 „hat Lalande in Verbindung mit Lenoir gefunden, dass die 
Nordische Toise etwas kürzer ist, als die von Peru, obgleich man sie in der Matrize 
grosser gefunden hatte“. In Lenoir’s Werkstatt wurden zu jener Zeit die Verglei- 
chungen der Toisen unter sich, sowie mit don neuen Maassstäben Borda’s und den neuen 
Metern zuerst von Borda, Lavoisier und Brisson und dann von den Mitgliedern der 
zweiten Maass-Commission ausgeführt. Bezüglich unserer beiden Toisen findet sich in den 
Berichten dieser Commissionen Folgendes: „Die Toise von Peru und die Nordische Toise 
sind ganz gleich; ihre ganze Länge beträgt etwa 2 Zoll mehr als 6 Fuss; sie sind an 
jedem Ende bis auf etwa 8 bis 9 Linien abgearbeitet, so dass Kanten stehen geblieben 
sind. Die Entfernungen dieser Kanten gelten als Längen der Toisen; die beiden Vor- 
sprünge überragen diese Länge etwa um einen Zoll und dienen dazu, die Kanten vor 
Stössen zu sichern. Bei der Toise von Peru sind diese Kanten noch gut; an der Nor- 
dischen Toise ist an dem eineu Ende, nur in der Breite der Kanten, ein kleines Stück 
eingesetzt, offenbar, um die richtige Länge herzustellen. Es ist nicht zu entscheiden, ob 
dieses Stück vor oder nach der Reise nach Lappland eingesetzt worden ist“. 

Nach Feststellung des neuen Meter-Systemes wurden im September 1803 Etalons 
des Meter, des Kilogramm, sowie alle Maassstiibe und Apparate, die bei französischen 
Gradmessungen gebraucht waren, dem Bureau des Loru/itudes zur Aufbewahrung über- 
geben und im Pariser Observatorium niedergclegt. Das Protokoll der Uebemahme ist von 
Delambre und Prony unterzeichnet und führt als erste Nummern unsere beiden Toisen 
auf; von den Matrizen derselben ist keino Rede mehr. Das Protokoll spricht zum Schluss 
noch aus, dass sich sämmtliche übernommene Gegenstände in gutem Zustande befanden. 

ln den Jahren 1821 und 1823 wurden vou Fortin, wie allgemein bekannt, zwei 
Copien der Toise von Peru angefertigt, dio eine für Schuhmacher, die zweite für 
Bessel. Die Vergleichungen für die erste führte Arago, für die zweite Arago und 



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ZtUTSCHHIFT Ft!« Iumt’MGmnriDi ß7 

PFBRUAR 1898. Rekkratk. Ul 

Zahrtmanu. Eine dritte Copie wurde von Gumbey im Jahre 1831 angefertigt ; die Ver- 
gleichungen wurden von Arago, Mathien und Nyegaard ausgeführt. Die Protokolle 
dieser Vergleichungen findon sich weder in den Archiven der Akademie, noch in denen 
des Bureau des Longitudes oder in denen des Observatorium; ein Auszug derselben ist 
von Bessel in seinem bekannten Werke gegeben: „Darstellung der Untersuchungen und 
Maassregeln etc. Berlin 1839“. 

Wir kommen zum Jahre 1854. Im Anfänge dieses Jahres war Le Verrier 
Director des Observatorium geworden ; auf seinen Antrag wurde eine Commission ernannt, 
welche das Inventar des Observatorium aufnehmen sollte. Bis dahin gab es weder ein 
Inventar der vorhandenen Apparate und Instrumente, noch einen Katalog der Bibliothek. 
Zwar hatte im Jahre 1831 das Bureau des Longitudes, in richtiger Würdigung der grossen 
V erantwortlichkeit, welche man nicht allein Frankreich, sondern der ganzen Welt gegen- 
über betreffs der wichtigen Urmaasse hatte, beschlossen, dass ein Inventar der vorhan- 
denen Apparate und Moasse auf genommen werden solle; es war auch eine Commission zu 
diesem Zwecke eingesetzt worden, dabei aber war es geblieben. Endlich im Jahre 1854 
wurde nun der Bestand des Observatorium inventarisirt. Wir führen aus dem Inventar 
nur die uns hier interessirendcn Nummern an: 

No. 424. Toiso der Akademie, welche zur Gradmessung am Aequator gedient hat 
(Toise von Peru), von Eisen, mit Rost bedeckt, aber nicht an den Enden, in einer 
Kiste von Eichenholz. 

No. 425. Nordische Toise, in einer Holzkiste, mit Rost an verschiedenen 
Flächen bedeckt, besonders an einem der Enden. 

Vielleicht dürfte folgende Nummer noch Interesse erregen: 

No. 422. Zwei Maassstäbe von Stahl oder Eisen, wahrscheinlich Toisen, in 
einer Kiste von weissem Holz, mit Rost bedeckt, ohne Bezeichnung. 

Es ist nicht gesagt worden, woran die Commission die No. 424 als Toise von 
Peru erkannt hat. 

Im August 1854 Hess Le Verrier die beiden Toisen vom Rost reinigen, lies« sie 
firnissen und in neue Verschlusskästen legen. Wolf bedauert, dass diese Operationen mit 
den Toisen vorgenommeu seien, Operationen, welche den Gerüchten über schlechte Be- 
wahrung nnd Behandlung der Toisen einen gewissen Halt gäben und ihn daher veran- 
lassten, den Nachweis der Authenticität und guten Erhaltung der Toisen zu führen. Er 
thut dies im zweiten Theile. 

2. Gegenwärtiger Zustand und Authenticität der Toisen des Observatorium. 

In dem Protokolle einer Commission vom Jahre 1870, welche beim Eintritt Delau- 
n ay ' s in die Direction des Observatorium das Inventar dieser Anstalt aufnahm, heisst es 
über unsere Toisen: „Die Toisen wurden in ziemlich neuen Kästen gefunden; sic sind in 
neuerer Zeit gereinigt worden. An den Ecken sind Spuren von Rost zu constatiren, 
welcher durch die Reinigung entfernt ist. Dio Oberfläche der Toise von Peru zeigt, wenn 
man an ihr entlang sicht, kleine Unebenheiten, welche jedoch nur unter sehr schief auffallen- 
dem Lichte zu sehen sind. Die Tlieilungen und dio auf don Oberflächen gezogenen Longi- 
tudinallinien erscheinen intact“. — Die Untersuchung der Commission ist augenscheinlich 
unter dem Eindruck der Gerüchte geführt worden, welche über die schlechte Bewachung 
der Toisen im Umlauf waren; man erzählt sich ja, dass die Toise von Peru bei Neubauten 



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68 



Rkfkkatk. 



ZirricirKirr h'k I»»TnrMitmarxr*os 
KKBRUAR l««3. 



im Observatorium den Maurern als Richtscheit untl Hebel gedient habe. Die Commission 
findet indes« nur kleine Unebenheiten, wie sie wohl der Unvollkommenheit der mecha- 
nischen Kunst zu Anfang des 18. Jahrhunderts zugeschrieben werden können. Ferner 
findet die Commission Spuren von Rost an den Enden; im Jahre 1854 hatte die damalige 
Commission ausdrücklich constatirt, dass die Toise von Peru an den Enden nicht ver- 
rostet sei und dass dies nur an dem einen Ende der Nordischen Toise der Fall sei. In 
der That, bemerkt Wolf, zeigt eine aufmerksame Untersuchung nur an einem Ende der 
Nordischen Toise Spuren von Rost. — Wenden wir uns jedoch zu einer genauen Beschrei- 
bung des heutigen Zustandes der beiden Toisen. wie ihn Wolf findet. 

Die Toise von Peru ist aus geschmiedetem und polirtem Eisen von 40,1 mm 
Breite und 7,7 mm Dicke hergestellt. An den Enden ist die Stange bis auf 19,3 mm ein- 
geschnitten, derart dass auf der eine Hälfte zwei Vorsprünge stehen geblieben sind, welche 
jo um 13.3 mm über die eigentliche Stangenlänge hinausragen. Die äussersten Enden 
dieser Vorsprünge sind abgeschrägt, die der Kanten sind scharf, ebenso wie die übrigen 
Kämlor der Stange. Fehlerhafte Stellen, Schrammen, linden sich nur auf der unteren 
Fläche der Toise, eine, 5 Zoll vom Ende, nimmt auf eine Länge von 1 Zoll die ganze 
Breite der Stange ein. Keine dieser Stellen rührt von einem scharfen Instrumente her. — 
Die Länge der Toise ist die Entfernung zwischen den Kanten der Einschnitte. Die 
Kauten werden durch feine Linien verlängert, welche je in einem ziemlich grossen 
— 0,4 mm im Durchmesser haltenden — unregelmässigen Punkt endigen. Die Entfernung 
dieser Punkto wurde mehrfach als Länge der Toise angesehen. Die Existenz dieser 
Punkte wird als Merkzeichen der Toise von Peru betrachtet. — Auf derselben Fläche, 
auf welcher sich diese beidon Punkte befinden, ist die Toise längs ihrer beiden Ränder 
von drei zu drei Zoll getheilt; die beiden letzten Intervalle sind an einem der Enden 
und zwar zu beiden Seiten in Zolle getheilt und der letzte dieser Zolle in Linien; die 
Theilstriche endigen in Punkten. Ausserdem sind auf dieser Fläche drei Longitudinal- 
l.iniet) eingeritzt, von denen eine die beiden grossen Punkte verbindet und die anderen 
die Theilung in Linien abgrenzen. An demjenigen Ende, welches keine Theilung in Linien 
hat. sind ausserdem noch drei l.ongitudin&l-Linien, welche einen Zoll vom Ende aufhören. 

Die Nordische Toise ist ähnlich der von Fern, alter nicht mit ihr identisch. Sie hat 
eine Breite von 37.7 mm und eiue Dicke von 10.3 mm. Die Tiefe der Einschnitte beträgt 
21.S mni und die Länge der Vorsprünge 13.8 mm. Sie ist nicht getheilt: auf eine der 
OU-rthiehen ist der Name .Dom- iIh Aon /* eingravirt. Wann das Eingra viren ihres 
Nainemt erfolgt ist. lasst sich nicht mehr ermitteln. An einem der Enden befindet sich 
das mittels eines starken Stiftes befestigte Stück, welches die 1 dinge der Toise rectificirt. 
Oh dies vor oder nach der lappländischen Expedition angefugt ist, lässt sich aus dem 
vorhandenen Acten material nicht mehr naehweison, doch ist das erster? wahrscheinlich. 
Das Stuck ist 3,4 mm dick; eine selche Dresse hätten die Anhänger der Toise gegenüber 
den Angriffen ihrer Oegner gewiss nicht verheimlichen kennen. 

Die Angaben über die Orossenverhiltnisse der beiden Toisen sind nicht überall 
dieselben: so »ml die Lange der Vorsprunge von Einigen zu einem hallen, von Anderen 
ru einem ganzen Zelle angegeben: es gelingt ir.dcss Herrn Wolf der Nachweis, dass 
die letzteren entweder beim Niodorschrvil'on ihrer Angaben die Toise nicht vor Augen 
hatten oder frühere Angaben naehschriehen. Ferner stimmt der jetzige Befund vielfach 
nicht mit früheren OreSsenar.gal’en. \\ elf will hieraus nicht aut’ Aet.derungen der Toisen 
scho.essen. sondern die Schuld an der Differvr ,-en der. r.ur vager, und nngetähr zu nehmen- 
den Augalvn der Dc’.chrtcn des vorig« « Jahrhur. lens Ivimessen. 



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«9 



ZuiKMRtrr rt'M InritCMKvrKSKVxDK. 
KKHUt’AR 1<W3. 



Rrkkkatk. 



Eine genaue Messung und Vergleichung der beidon Toisen mit Hülfe des 
Lenoirschen Flkhlhebols ergab folgendes Resultat. Die Länge der Toisen zwischen den 
inneren Endpunkten der Kanten ist darin gleich L, resp. gesetzt. 



Lage nu den Kanten. Toise von Peru | Nordische Toise. 



Innerer Endpunkt 
1 Linie vom inneren Endpunkt 
6 mm n a 

10 mm „ „ „ 

IS mm „ „ „ 

Aeusserer Endpunkt 



L 

I. -f 0,0022 mm 
L — 0.0004 . 
/, — 0,0048 , 
Jj — 0,0030 „ 

L - o.oorifi , 



U 

/., -f- 0,0093 mm 
Li + 0,0894 . 
L, -t 0,0448 . 
L, -f 0,0*90 . 
L, + 0,0380 „ 



1 






Für die Längendifferenz der beiden Toisen erhielt Wolf folgende Werthe: 

Am inneren Endpunkt, der Schneiden Tp — T N — 4 0.09B8 min = 4-0,043 Linie 



1 Linie vom „ 








„ = 4-0,(i888 . 


= 4 0,040 


5 mm „ 


w 




„ 


„ - 4 0,0860 „ 


= 4 0,030 


10 mm ». 


r 




„ 


„ = 4- 0,0483 „ 


= 4- 0.021 


15 mm „ r 




n 


• 


„ = 4-0,0538 „ 


= 4-0,024 


Am äusHeren 


' 4* 


4. 


fl 


,. = 4-0,0530 „ 


= 4 0.023 



Die Endflächen der Toise von Peru sind ziemlich gut gearbeitet; die grösste 
Differenz zwischen zwei correspondirendeu Punkten der Schneiden beträgt nur o, 008 mm. 
Die Toise von Pern hat viel ungenauere Endflächen; die Differenz erreicht hier den Be- 
trag von 0,045 min. Die Toise von Pern ist an den äusseren Endpunkten der Schneiden 
kürzer, wie an den inneren; das Umgekehrte findet bei der Nordischen Toise statt. Diese 
Differenzen erklären die Verschiedenheiten in den Resultaten früherer Vergleichungen 
Im Jahre 1735 z. B. legten die Akademiker die beiden Toisen rieben oinander, verglichen 
also die Entfernungen zwischen den äusseren Endpunkten der Schneiden. Sie fanden die 
Toisen vollkommen gleich. Wolf findet heute an dieser Stelle eine Differenz von 0,052 mm. 
eine Grösse, welche den Gelehrten von damals wohl entgehen konnte. Im Jahre 1750 
wurden die inneren Endpunkte der Schnoidon als Vergleicliungspunkte genommen und dio 
Toise von Peru am */» Linie grössor gefunden, als die Nordische Toise. Wolf findet heute 
fast dieselbe Grösse, genauer 1 , Linie. 

Wenn nnn Wolf aus seinen Vergleichungen den Schloss zieht, dass wir hente 
die beiden Toisen genau in derselben Verfassung vor uns schon, wie sie aus der Hand 
des verfertigenden Künstlers hervorgegangen sind, so scheint das doch ein etwa» zu 
sanguinisches Urtheil zu sein. Bei der überaus sorglosen Weise, mit welcher man 
■fiese wichtigen autoritativen Maasse sich selbst und dem Rost überlassen hat, ist sogar 
die Vermuthnng nicht ausgeschlossen, dass die fragliche Toise eine der vielen Copien der 
Toise von Pern sei. Und selbst wenn wir annähmen, dass wir die Toise von Peru vor 
uns haben, müssen wir uns in zwingender Weise für überzeugt halten, dass ihr Zustand 
ein gänzlich unversehrter sei? Dass Wolf heute mittels seiner Prficisionsmessungen die 
rieh scheinbar widersprechenden Angaben früherer einfacher und — im Verhältnisse zu 
heute — roher Messungen in Uoliereinstimmnng bringt, beweist wenig angesichts der 
Kost Schäden, welche die Nordische Toise hat. 

Wenn man vielfach die Toise von Peru als verloren betrachtet hat, so wird 
man sie als Maassprototyp auch trotz der Bemühungen Wolfs immer noch für 
verloren ansehen. Anf alle Fälle sind aber die mit sorgfältigster Liebe geihhrten Unter- 
rachuugen Wolfs ein äusserst schätzenswerther Beitrag zur Geschichte der Geodäsie und 
Metrologie. 



t 

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70 



Rkprratb, 



ZKrTftcHturr rt*« liiit*c»)nrTMKnii>*. 
FEBRUAR IMS. 



lieber die Dichte geschmolzener Metalle. 

Von Roberts und Wrightson. Philosoph. Mai/. 1882. S. 360—867. 

Die Verfasser vergleichen ihre mit einem, Oncosimeter genannten Instrumente 
erhaltenen Bestimmungen dor Dichte verschiedener Metalle im geschmolzenen Zustande 
mit denen von Mailet. Die Resultate lassen sich in folgender Tabelle zusammenfassen, 
in deren letzter Columne nur die von dem Verfasser erhaltenen Wortho berücksichtigt sind: 



Metall | 


Dicht* de* ir«j»chmolx*n«ii 

Metall*. 

Mellet Onkosiineler 


Dicht« de* 
/etiten Metalls 


Zunahme de* 
Volumens beim 
Schmelzen. 


Wiamuth 


10,039 


10,065 


9,82 


- 2,3 % 


Kupfer 




8^17 


8,8 


+ 7,1 X 


Blei 


10, 05 


10,37 


11,4 


+ 9,93 % 


Zinn 


6,974 


7,025 


7,5 


+ 6,76 % 


Zink 


6,65 


6,48 


V 2 


+ 11,1 % 


Silber 


9,4« 


5,91 


10,57 


+ 1.1,2 % 


Gusseisen 




6,88 

1 


6,95 


+ 1,02% 



Apparat für (JlasgebläHO. 

Von F. Wright und W. Markie. Engineering wm 8. Decemher 1882. 

Das fortwährend steigende Bedürfniss nach Glasgefassen für wissenschaftliche 
Apparate, welches durch die Einführung der Incandescenz-Lampeu noch erhöht wurde, 
hat die Verfasser zur Coustruction eines Apparates für Glasgebläse geführt, welcher 
rascher und wirkungsvoller als ein geübter Glasbläser zu arbeiten und denselben daher 
das gesundheitsschädliche Blason mit der Lunge abzunchmen geeignet ist. 

Anf einer Metallbank sind zwei Supporte B und C (siehe Fig.) montirt, von denen 
der eine, B, fest ist, während der andere, 0, vermittels Zahnstange und Triebes in Ver- 
bindung mit dem Griff 1 > longitudinal gleiten, d. h. sich B nähern und von ihm entfernen 
kann. Jeder Support ist mit einer röhrenförmigen hohlen Spindel E und F versehen; die 
Spindel E wird mittels Riemen von einem Motor aus gedreht und F diese Bewegung mit 
derselben Geschwindigkeit von E aus mitgetheilt. Zu diesem Zwecke dient die horizon- 
tale Spindel G, die ein durch ein Zahnrand bei E bewegtes Getriebe e und ein zweites 




solches /' trägt, welches seine Bewegung dem gezahnten Rade bei F mitthoilt. Das 
Getriebe f ißt so construirt, dass es alle Bewegungen von G mitmachen muss, aber mit 
dora Support G frei longitudinal gleiten kann. 



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/KTTsrHairr rc« InmnumniiKioR 
FKrncAR \tm. 



N*tl KK8CH1BXKMK BüCItKM. 



71 



An den Enden der Supporte sind die Rohren H , K, welche an ihrem äusseren 
Ende geschlossen sind, aher mit den röhrenförmigen hohlen Spindeln E, F communiciren, 
angebracht; kleine Röhrchen h, k, welche nach Bedtirfniss mittels Halmes oder Ventils geöff- 
net oder geschlossen werden können, vermitteln die Verbindung der Röhren //. K mit 
einem Reservoir voll comprimirtcr Luft. 

Zwischen den Supports B und C ist ein Schlitten H angebracht, welcher längs 
der Metallhank mittels Zahnstange und Trieb in Verbindung mit dem Griff N auf und 
ab bewegt werden kann. Derselbe trägt einen zweiten Schlitten O, dessen Bewegungs- 
richtung senkrecht zu der des ersteren liegt und welchor zur Aufnahme des Löthrohrs P 
dient ; letzterem wird mit Hülfe der mit Hahn oder Ventil versehenen Röhrchen p Gas 
angeführt. Das Löthrohr dreht sich um eine auf 0 befestigto verticalo Axe, so dass die 
Flammen das Glas unter beliebigem Winkel troffen können. 

Die Röhren E, F sind zur Aufnahme der zu formenden Glasröhren an ihren inneren 
Enden mit kleinen eisernen Röhren 71, .S versehen. Dieselben haben innen eine elastische 
Bekleidung von Filz oder Kautschuk und sind so construirt, dass sie die Glasröhren fest- 
halten, ohne Spannungen hervorzurufen, während gleichzeitig das Ansströmen von Luft 
aus den Spindeln E, F vermieden ist. 

Der Apparat arbeitet nun in folgender Weise: Der zu formende Glastubus oder 
Glasstab T wird in den beiden Ansätzen R und S befestigt und die Spindeln E und F 
werden in Bewegung gesetzt. Die Löthrohrflamme wird auf irgend einen Theil der Glas- 
röhre gerichtet und der erhitzte Theil derselben durch Bewegung des Support C von B 
weg oder zu B hin dünner ausgezogen bezw. dioker gepresst. Indem man Luft unter 
bestimmtem Druck in eine der beiden Röhren H , K oder in beide einlässt, wird der Glas- 
tubus an dem erhitzten Theil zu einem GlasgeftUs aufgeblasen, dessen Form wieder von 
der Bewegung des Support C abhängt. — In derselben Weise können zwei Glasröhren 
mit einander vereinigt worden, indem man sie in den Ansätzen R , S befestigt, die freien 
Enden gegen einander bringt und dieselben nun durch die Löthrohrflamme erhitzt. 

Der Apparat ist von der Hammond Electrical Light Company angekauft 
und soll bei der Anfertigung von IncandoKcenzlatn|>on ausgedehnte Anwendung finden. 

Neu erNChlenene Hfit lirr. 

IMr rlekt rieche Beleuchtung in mjstemaUerhrr Behatullung. toiutructUm uiul Be- 

trirberrrhtittnlnxe der Cichtmanehinen, rlelctrlechm hampen und Kerzen. 

Für Ingenieure, Architecten, Industrielle und das gebildete Publikum. Von 

A. Merling. Mit in den Text eingedruckten Holzstichen. Braunschweig. 

Vieweg und Sohn 1882, 504 S. M. 16,00. 

Das vorliegende Werk bildet den ersten Band der elektro-technischen Bibliothek, 
welche in acht Bänden die sämmtlichen Anwendungen der Elektricität in der Technik 
behandeln sollen. Bei den mannigfachen Anwendungen, welche die Elektricität je länger, 
je mehr in der Technik gefunden bat, hei dem unerwarteten Aufschwung, welchen die 
elektrische Beleuchtung gewann und die elektrische Kraftübertragung zu gowinnen sich 
anschickt, kann sich der Ingenieur der eingehenden Kenntniss derselben nicht mehr ent- 
echlagen und es ist das Unternehmen dor Verlagsbuchhandlung als ein höchst zeitgemässes 
zu begrüssen. Dabei bürgt schon die Person des Verfassers, dor seit langen Jahren an 
der technischen Hochschule in Hannover den Lehrstuhl für angewandte Elektricitätslehre 
entnimmt, dafür, dass die Ausführung des Unternehmens nicht hinter der Absicht zurück- 
bleibt, die es ins Leben rufen liess. 

Dieser erste Band behandelt in zwei Abtheilungen die elektrische Beleuchtung 
und die Mittel zu ihrer Herstellung. Er zerftlllt in zwei Abschnitte, deren erster die 



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72 



Neu MtacmKNKXE Buches. 



ZsiTWHKtrT ri'K IMTKCMBimssi:KDR. 
FEBRUAR l*w. 



Grundsätze der elektrisclien Beleuchtung in 17 Paragraphen im Zusammenhänge darstellt. 
Auf Einzelheiten nur soweit eingehend, als es zum Verständniss im Allgemeinen nöthig 
ist, entwickelt der Verfasser unter Zugrundelegung des Joule’schen und Ohm'schen Ge- 
setzes die Bedingungen, unter denen das elektrische Licht zu Stande kommt, geht dann 
auf die Kosten der Einrichtungen und Messungen der betreffenden Vorgänge ein und 
giebt schliesslich eiuen Ueberblick tiber die weiteren zur Anlage nöthigen Thoile. — Der 
zweite Theil beschreibt zunächst in seiner ersten Abtheilnng in grosser Vollständigkeit 
die Lichtmaschinen , von denen 25 vorgeführt werden, während eine dazwischen einge- 
schaltete ergänzende Betrachtung zur genaueren Orientirung dient. Sodann werden die 
Lampen für continuirlichen Strom, die elektrischen Kerzen, die elektrischen Lampen für 
Wechselströme und die Incandescenzlampen beschrieben, in einem Anhang einige theo- 
retische Betrachtungen und in Nachträgen die neuesten Constnictionen augefügt. Der 
Beschreibung der einzelnen Maschinen und Apparate ist, soweit dies möglich, eine kurze 
Kritik ihrer Leistungsfähigkeit beigegeben, aber bei der noch sohr kurzen Zeit des Be- 
stehens dieses Zweiges der Elektrotechnik ist der Verfasser meist auf Berichte ange- 
wiesen, welche ihrer endgültigen Bestätigung noch warten. Die Natur der Sache bringt 
es mit sieh , dass dieser zweite Theil eine grosse Menge Einzelnheiten zusaininenstellen 
muss, doch suchen auch hier ergänzende Betrachtungen die allgemeinen Gesichtspunkte 
festzustellen. 

Das Verständniss des Buches setzt zunächst, keine sehr tief eingehende Kenntniss 
der elektrischen Lehren voraus. Dadurch ist der Verfasser gezwungen, vielfach in Noten 
unter dem Texte Thntsachen derselben auseinander zu setzen. Manchem wäre es viel- 
leicht zweckmässiger erschienen, wenn dies in einem einleitenden Theile geschehen wäre, 
allein dadurch hätte der Verfasser den Techniker, welcher gewohnt ist, möglichst rasch 
zur Sache selbst überzugehen, vielleicht gerade abgeschreckt. 

So dürfte denn dioses hauptsächlich auf das Bodüriniss der Technik berechnete 
Buch in der That berufen sein, den Techniker so rasch wie möglich in das Gebiet der 
elektrischen Beleuchtung einzuführen, und dies geschieht in einer Weise, die ihm und 
jedem, der sich ohne eingehendere Vorkonntnisse über den Gegenstand mit der elektrischen 
Beleuchtung und den Mitteln, die sie erhalten lassen, vertraut machen will, das Buch auf s 
Beste empfehlen lässt, um so mehr, als die in bekannter Vortrefflichkeit hergestellten 
zahlreichen Holzschnitte an Deutlichkeit und sauberer Ausführung nichts zu wünschen 
übrig lassen. Auch ausserdem ist die Ausstattung die vorzügliche, an der man bei den 
im Vieweg' sehen Verlag erscheinenden Büchern sich zu erfreuen gewohnt ist. G. 

tUektroterhnische Bibliothek. Band l. Die magnelelektrisehen und dynatnoelektrise'hen Ma- 
schinen und die sogenannten See nn dar- Batterien. Mit besonderer Rücksicht auf 
ihre Construetion dargestellt von Gustav Glaser De Cew. Wien 1882. 
A. Hartleben. 

Nach einer kurzen Erklärung der elektrischen Maasseinheiten bespricht der Ver- 
fasser in der Einleitung die historische Entwickelung der elektrischen Maschinen, indem 
er die Rednctionsersoheinungen kurz vorführt und die Pacinotti'sche Maschine (diese Zeit- 
schr. 1SH2. S. 70. 156) näher beschreibt. In den folgenden Capiteln werden die in der Technik 
wirklich gebräuchlichen Maschinen behandelt, zunächst diejenigen, welche Wechselströme, 
dann diejenigen welche gleichgerichtete Ströme liefern. Zwischen den magnetelcktrischen, 
denen der Verfnsser übrigens den Vorzug giebt. und den dynamoelektrischen Maschinen, 
ist systematisch nicht geschieden. Die Umschalter, Regulatoren und Secnndär-Batterien 
bilden den Gegenstand des nächsten Capitols, und wird namentlich aut die Bedeutung 
der letzteren als Regulatoren hingewiesen, während ihnen als soll stständigen Elektricitats- 



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ZfcfT» „»irr rCA IvJYitryxsi khitrMi« 
FRRRCAR I<|4L 



quellen mir geringer Werth beigemessen wird . Die Besprechung der in Betracht kommen- 
den physikalischen Gesetze fährt dann RU den für dio Construction elektrischer Maschinen 
wichtigen theoretischen Hegeln. Weiter wird dann die Anwendung der Maschinen zur 
Darstellung des elektrischen Lichtes besprochen, wobei Auszüge ans den vielfach repro- 
dncirten Berichten über namentlich in England mit den verschiedenen Systemen ange- 
stellte Versuche gegeben werden. Ein Schlnsscapitel behandelt die übrigen Anwendungen 
der elektrischen Maschinen; in einem Anhänge werden Formeln rar Construction von 
Elektromagneten entwickelt nnd dann die wichtigsten Messinstrumente beschrieben, ins- 
besondere diejenigen von Ayrton und Perry. 

Das vorliegende Buch schliertet sich eng an das breiter angelegte bekannte Buch 
von Schellen an, wenn es dasselbe auch an Klarheit der Darstellung nicht ganz erreicht. 
Zur allgemeinen Orientirung über den Gegenstand kann es jedoch wegen der kurzen 
Fassung empfohlen werden. L. 

F. Zajicek. Lehrbuch der praktischen Messkunst. Wien, Braumüller. M. 6,00. 

(«. Glaser-De-Cew. Die magnet-elektrischen und dgnamo-elektriiiehen Maschinen und die no- 
genannten Seeundär- Batterien. Wien, Hartleben. M. 3,00. 

H. Struve. Ueber den Einfluss der lHffractinn an Fernröhren auf Lichtscheiben. Leipzig, 
Voss. M. 3,00. 

E. Trutat. Tratte ilementaire du microseope. Paris, Gauthier-Villars. 

H. Weber. Der Rotationsinductor, seine Theorie und seine Anwendung nur Bestimmung den 
Ohm in absoluten Maannen. Leipzig, Teubner. M. 2,40. 

W. v. d. Becke. Die Milchprüfungsmethoden. Bremen, Heinsins. M. 2,80. 

R. Biedermann. Chemiker-Kalender für 1883. Mit Beilage. Berlin, Springer. M. 3,00 
bezw. 3,50. 

(i. Behrend. Tabellen über Kraft- und Sutzleitung von Dampfmaschinen. 1. Heft .Halle, 
Knapp. M. 2,00. 

C. Pntaky. Deutscher iletall-lnduslrie-Kalender. M. 2,00. 

V*. Simerka. Elemente der technischen Mechanik für de» Unterricht an Gewerbeschulen und 
-’»m praelisehen Gebrauch. Pilsen, Steinhäuser. M. 1,80. 

Hydrographisches Amt der Admiralität. Handbuch der nautischen Instrumente. Berlin, 
E. Mittler & Sohn. M. 12,00. 

P. E. Dabovich. Kautisch-technisches Wörterbuch der Marine: Deutsch, italienisch, franzö- 
sisch und englisch. 13. Lief. Pola 1882 M. 2,00. 



V EKEttCf KACHEICHTKA 



73 



Verelnanachrichlen. 

Deutsche Gesellschaft für Mechanik nnd Optik. Sitzung vom 80. Januar 1883. 
Vorsitzender Herr Doerffel. 

Herr Dr. Hagen hielt den angekündigten Vortrag „Geber die Toepler’sche 
Queck silborluft pumpe und den Weinhold’schen Quecksilber-Destillirapparat“. 
Der Vortrag, welcher in einem der nächsten Hefte der Zeitschrift mitgetbeilt wird, wurde 
von instrnctiven Experimenten begleitet. Die Sitzung fand diesmal ausnahmsweise im 
kleinen Anditorinm des physikalischen Instituts der Universität statt. 

Der Schriftführer: Blankenburg. 



10 



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74 n Zeitschrift für I*rr>rmurrKnctrsDB. 

PatrmtschaO. PRPRUAR l**S. 

PatentMfhaii. 

Besprechungen und Auszüge nach dem Patentblatt. 

Nauarungen an elektrischen Llchtlampen. Von H. Sedlaczek und F. Wilkulill in Leoben (Zu- 
satz zu Nr. 8580). D. R. P. 17370 v. 12. April 1881. Kl. 21. 

Bei dieser Lampe, welche insofern der im Hanptpatent beschriebenen gleicht, als 
die Kohlenhalter auf Kolben sitzen, die in zwei commnnicirenden mit Flüssigkeit gefüllten 
Cylindem stehen, wird die Regnlirang durch die Differenzen in der Geschwindigkeit des 
stromerzeugendon Motors bewirkt. Sobald der Widerstand im Lichtbogenstromkreis wachst, 
wird die elektrische und somit, auch die magnetische Kraft der Dynamomaschine geringer, 
was hei der hiedurch verminderten Arbeitsbeanspruchung des Antriebsmotors eine Vergrösse- 
rnng von dessen Geschwindigkeit, zur Folge hat. Diese Geschwindigkeitsschwankungeu 
werden nun direkt benutzt, um die Communication der beiden Cylinder und damit auch die 
Stellung ihrer Kolben mit den Kohlenhaltem zu variiren. Mit. dem Centrif ugalregulator des 

Antriebsmotors ist direct oder durch Hebel- 
ttbersetznng eine Zngstange / verbanden, 
die au die Kurbel k einer Spindel ff* anfasst. 
Diese Spindel trägt, eine Scheibe g, welche 
durch Rippen h zwei überstellende Flügel / 
eines durch Spiralfeder p niedergehaltenen 
Kolbens b fasst und bei Drehung der Spin- 
del ff 1 auch den Kolben b dreht. Dieser 
Kolben sitzt in einer Büchse a , welche in 
dom Vcrbindungscanal 10 der beiden Cylinder 1 und 2 angeordnet ist. Der obere Flantsch 
der Büchse a ist mit zwei oder mehr ansteigenden Schraubenflächeu versehen, auf welchen 
die Flügel / des Kolbens b hinauf- bezw. herabgleiten und so ein Heben des Kolben» l>e- 
wirken. Büchse a und Kolben h sind nun mit Oeffnungeu er* und d versehen, durch welche 
beim Drehen und liehen des Kolbens die Communication zwischen den Cylindem 1 und 2 
eine derartige wird, dass deren Kolben sich lieben oder senken, je nachdem es die Erhaltung 
einer coiistanten Entfernung zwischen von letzteren getragenen Kohlen erfordert. 

Neuerungen an Thermometern. Von Fr. Ras« muss in Magdeburg. D. R. P. 18824 v. ü. Jan. 82. KJ. 42. 

Die Neuerungen beziehen sich auf gewöhnliche Glasthermometer, welche in metallene 
Bolirvorschranhuiigeii eingesetzt, werden sollen, und haben den Zweck, zu ermöglichen, dass 
mau die Thermometer bei Bruch leicht aus wechseln kann. 

Neuerungen an Apparaten zur Messung des Druckes und der Feuchtigkeit der Luft. Von Wilhelm 

Lambrecht in Güttingen. D. R. P. 18481 v . 0. Januar 1881. Kl. 42. 

Anstatt Harnmoterkapseln und Gegendruckfedem aus Metall werden Kapseln aus 
Glas und Zuggewichto angewendet. Um die durch TemperatuzILnderungen und die in der 
Kapsel zurückgebliebene Luft entstehenden Fehler auszugleichen, Iwstehen die Säulen, 
welche die Kapsel oder eine Reihe von Kapseln tragen, aus demselben Material, wie diese, 
und haben die Längt' der Gesummt höhe der Kapseln. Dieselben erhalten ferner eine Ver- 
längerung aus einem Material, dessen Ausdehnung* vermögen demjenigen der in den Kapseln 
zurückgebliebenen Luft gleicbkommt. 

Fallen oder Steigen des Barometers wird mittels eines Differentialzeigers abgelesen, 
welcher aut einer besonderen Axe dem Hauptzeiger gegenüber mit geringer Reibung auf- 
gesetzt und mit dem vorderen Ende des Hauptzeiger* durch eine Schnur so verbanden ist, 
dass er mitgeht, wenn die Schnur infolge einer vom Hauptzeiger ausgeführten Bewegung 
straft' gespannt wird. 

Die durch Wechsel der relativen Feuchtigkeit und Lufttemperatur sich ergebende 
Thauputikt tempemt ur wird angezeigt, indem ein Ende eines hygroskopischen Fadens mit 
einem F.nde eines Metallfadens verbunden und da* Ganze zwischen compensirte Träger 
«angespannt wird. Die durch Verlängerung oder Verkürzung der combinirten Schnur 
entstehende Bewegung wird durch irgend eine Vorrichtung auf ein Zeigerwerk übertragen. 




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ZkiTHt-HKirr rt>« ImRiiiEiiTmi'xbK. _ 

FKRKUAR 1*8». PATMTaCHAP. 

Um geringe Schwankungen de« Luftdruckes zu erkennen, wird die Bewegung der 
Barometerkapsel durch einen an dieser befestigten Stahlstift auf einen um eine Axe drehbaren 
Spiegel übertragen. An der Scale de« Apparates ist ein Fernrohr mit lothrechter Marke 
befestigt, durch welches man in dem Spiegel du« Spiegelbild der Scale 
erblickt und den mit der Marke siel» deckenden Scalentheil abliest. 

Diese Neuerungen führt die Patentschrift in sehr vielen 
Mnditicatimicn und Combinationen vor. Nebenstehende Figur zeigt 
ein Beispiel derselben. In dieser sind S die aus den Glastheilen g und 
den Metnllstälxm m zusammengesetzten Compcnsationssäulen. An den 
dieselben verbindenden Querbalken li sind die durch Stahlaxen und 
Steinpfnunen zusaminengekuppelteu luftleeren Kapseln k aufgebängt. 
Das ZnggHwicbt g hangt an der von den Querbalken L geführten 
Stange F. Di«*! Bewegung von F wird auf den Zeiger : übertragen, 
entweder durch einen an F angebrachten Zapfen c, der auf das 
hintere Hebelonde des Zeigers drückt, oder durch eine an F ange- 
brachte Zahnung und eiu Trieb t. 

Neuerungen an elektrischen Lampen. Von Siemens Brothers £ Co. in London. D.U.P. 19505 
v. 23. Jnni 81. Kl. 42. 

Statt nur eines Paares beweglicher Kohleupole werden zwei oder mehrere Paare 
derselben angebracht, von denen die oberen Pole alle von einem und demselben Halter 
getragen und zur Regulirung des Lichtes zugleich auf- und abbewegt werden. Nimmt man 
au, dass bei dieser Hinrichtung zu Anfang der elektrische Strom durch ein Kohlenpaar A 
geht, das elektrische Licht bildend, so wird nach dem Abbronnon diese« Paares und dem 
daran!' folgenden Niedersinken des Kohlenhiilters ein anderes Kohlenpaar It in Berührung 
gebracht; es wird nun der Strom durch dieses Paar gehen und folglich beim Steigen de« 
Halters das Licht von A nach li verpflanzt. Sinkt nun wieder der Halter von /f, so werden 
wieder die Pole A zuor«t in Berührung kommen ti. s. f. bis beide Paare ganz abgebrannt sind. 
Neuerungen an Messapparaten zur Bestimmung der Stärke elektrischer Ströme. Von Th. A. Edison 
in Menlo Park. D. R. P. 18G71 vom 2. Juli 1881. Kl. 21. 

Die Messung erfolgt dadurch, das« in einem von dem Hauptstromkreis 1, 2 abge- 
zweigten Parallel-Schal Umgsstromk reis 3, 4, welcher die Verbrane hsstclle in sich schliesst, zwei 
Zweigleitungen 6 , ti und 7. 8 abgclenkt sind. Jede derselben enthalt eine Ablagerungszelle 
f.’ und ZJ, deren Anode a und Kathode r genau gewogen sind und aus deren beim Pasairen 







Pi*. I- Fl*. J. 

de» Stromes verursachten Gewicht» Veränderungen die Stromstärke bestimmt wird. Es genügt 
jeweilig eine der beiden Elektroden und zwar die Kathode zu wägen, die deshalb «o ange- 
ordnet ist, dass sie leicht entfernt und wieder eingesetzt werden kann. Zur besseren Coutrole 
sind aber zwei Zellen angewendet, deren Ablageruugsfähigkeit eine verschiedene ist. Din 
letztere Eigenschaft der Zellen kann erreicht werden durch Anordnung verschieden grosser 
Widerstände H und R 1 in die Zweigleitungen 7,8 und 6,6. Zum Ausgleich der durch Tempe- 
raturschwankung veranlagten Widerstände der Zellen ti und C sind in die Zweigo 6 und 8 
feine Kupferdrahtwiderstände St und S eingeschaltet. Die Anode a ist fest im Deckel F 
angebracht und durch eine Druckschraube J mit dem Draht ti verbunden, während die 
Kathode c mit einem hakenförmig umgebogenen Ende G durch ein Loch / de» Deckels F 



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70 



Patrktbchad. 



ZnTftcKJun rTn Ijrrr unimeintrsi>K. 
FKBRUAH ISS». 



hindurch ragt und an dem Träger e durch eine Flügelschraube II gleichzeitig mit dem Draht 7 
befestigt ist, so dass sie behufs Wägung leicht entfernt werden kann. 

Neuerungen an dem StelnheH’achen Prismenkreise Von Th. Wegener in Berlin. D. K. P. 17K54 

vom 4. August 1881. Kl. 42. 

Das Instrument gestattet eine Winkelmessung von 0° bis Üti0°, wobei die Object« 
unter jedem Winkel gleich lichtstark bleihon. 

Durch Anordnung des Supportes h für das Fernrohr ausserhalb des Limbus ist ©in 
Durchschlagen des einen Endes dei\Alhidade II ermöglicht, so dass man den ExcentritÄtsfehler 
der Theilung ohne Winkelmessung bestimmen kann. 




ki*. 4. 




Kl*. !L 



Das Instrument gestattet ausserdem die Anwendung von feststehenden, um die senk- 
rechte Axe drehbaren Bleudgläsera O O 1 . ohne die Alhidade II zu behindern. 

Das Lichtbündel, welches vom Prisma in das Fernrohr gelaugt, hat in der ungün- 
stigsten Stellung noch eine Breite entsprechend der Breite des Object ives. 

Die Prismen II und //, aus Flintglas sind gleichschenklig, und der von den gleichen 
Seiten eiugeschlossene Winkel betrügt 106°. Zur besseren Reflexion ist die jenem Winkel 
gegenüberstebeude Soito mit Quecksilber belegt. Die parallelen Flächen sind matt geschliffen. 
Neuerungen in der Beleuchtung durch den elektrischen Lichtbogen. Von Th. A. Edison in Menlo 
Park. D. R. P.' 17800 vom il. Juli 1881. Kl. 21. 

Cm den Lichtbogen fortwährend constant zu erhalten und einen gleichen Verbrauch 
beider Kolilon herbeizufilhren, wird eine oder werden beide Kohlen in schnelle Rotation 

versetzt, und zwar im ersten Falle mit 2000 bis 9000 Touren 
pro Minute, im anderen Falle jede Kohle mit der halben 
Geschwindigkeit, aber beide in entgegengesetzter Drehrichtung. 

In bestehender Ausführung wird nur die obere posi- 
tive Kohle C durch einen Elektromotor nach Pacinotti’a oder 
anderer Conatrnction in Rotation versetzt. Die Kohle ist mit 
dem Metall halt er /> durch das Kugelgelenk a verbunden und 
nahe der Spitze bei r geführt. 1, 2 sind die Hauptleitungen, 
K der Elektromagnet des Motors: die Spulen des letzteren 
liegen in dem Zweigstromkreis' 3, 4 und sind auf dem Rah- 
men A an entgegengesetzte Seiten des Halters 1) gestellt. 

Der rotirende Anker - Armatur) F des Motors sitzt 
auf der Hülse r, die sich auf dem Rahmen .4 befindet und 
durch welche der Halter /* hindurch geht: Halter und Hülse 
sind durch Ruth und Feiler oder dergleichen verbunden. Die 
Commntatorfedem des Motors sind mit tl e bezeichnet, wäh- 
rend / der rotirende Stromunterbrecher ist. Die Geschwindigkeit des Motors kann mit Hülfe 
eines justirbaren Widerstandes H, der in den Motorstrem kreis 3, 4 eingeschaltet ist, 
regulirt werden. 

Ein horizontaler, um einen Bolzen am Katimeu drehbarer and durch Anhalter gh in 
seinen Oaciliatioueu begrenzter Anker f » spielt zwischen zwei Elektromagneten H /, deren 




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i rüK iHSTKtmKjrruiKDMDR. 
PEBROAU 1BK3. 



Patemtsciiaü. 



77 



eratorer »ich im Lampenstromkreis 1, 2 befindet, während letzterer in den Motorstrom kreis 3, 4 
eingeschaltet ist. Der Halter /> geht durch eine Oeffhung im Hebel G, welcher letzterer mit 
durch Federn belasteten Klauen ik deu Bolzen l) erfasst. Die Klauen ik haben Arme Im, 
die an Anschläge n o treffen, wenn der Anker bei seiner Abwärtsbewegung eine gewisse Lage 
erreicht hat; alsdann geben die Klauen den Bolzen D frei. 



Neuerungen an elektrischen Weisaglühlampen. Von J. Janison in Newcastle upon Tync. England. 
D. R. P. 19530 v. 22. Jan. 1882. Kl. 21. 




Eine Anzahl Kohlenbügel K x bis K to ist auf den Gliedern C einer 
über zwei Walzen fi li laufenden Kette befestigt. Dieselben werden nach 
und noch, je nach Verbrauch oder Schadhaftwerden eines Bügels, in die 
höchste Stellung wie bei K gebracht, indem das mit der unteren Walze Ti 
»ul* einer Axe sitzende Sperrrad Ü durch eineu Schiebmechanismus EFGTil 
in der Richtung des Pfeils umgedreht und wieder festgehalteu wird. Die 
Bewegung dieses Schiebmechauismus kann entweder durch einen Elektro- 
magnet direct dadurch bewirkt werden, dass dieser die Armatur G am 
Hebel I anzieht oder indirect dadurch, dass dieser Elektromagnet ein Uhr- 
werk auslöst und wieder arretirt. Die Drähte J, J t führen den Strom 
durch die Ständer A nach und von den Enden des jeweilig am höchsten 
stehenden Kohleubügels. Zur Reinigung der Innenwand der Glasglocke soll 
ein im Innern derselben befindliches, mit einem Stück Eisen versehenes 
Polster dienen, welches durch einen starken, über die Aussenwand der 
Glocke hingeführton, Magnet überall hin bewegt werden kann. 



Elektrische Glühllchtlampen, deren Conductor quer getheilt Ist, resp. einen mehrfachen Contact gewährt. 

Von der Soci6t£ Anonyme La Force et La Lnmiäre in Paris. D. R.P. 17974 
vom 3. Mai 1881. Kl. 21. 

Das Patent betrifft Lampen, bei denen das Licht in einer luftdicht abgeschlossenen 
Glasglocke, und solche, hei denen es unter Luftzutritt erzeugt wird. Eine Lampe der ersteren 
Art zeigt Fig. 1. Zwei federnde Contactatücke R und S werden durch eine Schraube Z 
zusammengedrtickt und halten unter entsprechendem Druck zwischen den an ihren Enden 
befestigten Kohlenprismen A und Ti die einzelnen Scheiben a des Conductor«, die aus Graphit., 
Retortenkohle oder dergl. hergestellt sind. Der Druck darf weder so stark sein, dass die 
Theile a zerdrückt werden, noch auch so gering, das« zwischen den einzelnen Theilen sich 
Lichtbogen bilden könnten. V ist die Glasglocke, die in dem Halter X luftdicht befestigt ist. 




Fig. 2. zeigt eine Lampe der anderen Art. Der quergethoilte Leiter a b wird hier durch die 
Koppen einer Anzahl Stäbchen e an» schwerflüssiger Masse gebildet, welchen der Strom von 
den Contacttheilon A und B nur in ihren Kuppen und zwar quer durch dieselben zugofllhrt 
wird. Die Theile A B sind durch Schienen U O aas nicht leitendem schwer schmelzbaren 
Material verbunden. Zwei Büge! SS bewirken die Verbindung der Theile ,1 />' mit «len ilie 



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i 



i 






78 



Patz »tschau. 



ZwTArimm H‘« tHATAfJWBWTBWCA'P«. 

KKBHIUK IBM. 



Stäbchen r führenden Röhren, in welchen die Stübchen je nach Verbrauch durch Gewichte /» 
gegen die Müudnng hin vorgeschoben werden. 

Taschenapparat zur Messung der Kohlensäure der Zimraerluft Von A. Wolpert in Kaiserslautern. 
D. R. P. 90446 V. 23. Mai 1882. Kl. 42 

Auf dem Boden eines bis an bestimmter Höhe mit Kalkwaaser gefüllten Cyliuder- 
gef Asses ist ein Visirzeichen angebracht. Die zu untersuchende Luft wird mittels einer Glas- 
röhre mit Gummispritze, welche ein bestimmtes Volumen Luft fasst, eilige fuhrt. Der 
Kohlen&fturegehalt wird aus der Anzahl von Spritzen full ungeu gefunden, welche durch das 
Kalkwasser getrieben werden müssen, um das Zeichen am Boden bei verticaler Visirung ztun 
Verschwinden zu bringen. 

Doppelröhriges Optometer. Von H. Katsch. D. R. P. No. 18920 v. 4. Nov. 1881. Kl. 42. 

Die Refraction des Auges wird mittels dieses Instrumentes unter Ausschluss jeder 
Accomodation geprüft, da die beiden Röhrenaxen a a' durch die Triebschraube e von einander 
entfernt eingestellt werden können, so das» bei jeder optischen 
Prüfung Parallelismus der Sohaxen gegeben ist. 

Eine im drehbaren Ocular l* befindliche einstellbare 
Scheibe m mit stenopäischer Spalte gestattet die Refraction der 
verschiedenen Meridiane des Auges, deren Gradrichtung am Rande 
des Ocularrohrs /' abzulesen ist, zu prüfen und auf Astigmatismus 
zu untersuchen, d. h. ob die in jede Meridianebene einfallenden 
Strahlen sich genau in einem Brennpunkt vereinigen, oder ob die 
Krümmung der brechenden Flachen de» Auges in verschiedenen Meridianen verschieden ist. 




Neuerungen an elektrischen Lampen. Von Th. Anth. Edison in Washington. D. R. P. No. 17990 
vom 23. Aug. 1881 . Kl. 21. 




Damit beim Aufhören des Stroimlnrchganges durch die Kohleustifte einer von 
mehreren Lampen das Licht der übrigen davon ahhftngigcn Lampen nicht erlischt, ist eine 

solbstthAtig wirkende Schaltvorrichtung ange- 
bracht. die im Fall der Unterbrechung dos 
Stromes “zwischen den Kohlenstiften denselben 
durch den Rahmen der Lampe ohne Unter- 
brechung weiter führt. An der Verlängerung 
der Klemmschraube c bangt ein L-förmiger 
Arm r, der an seinem kurzen Ende ein Eisern- 
st, ückchen /t tragt. Die regulirbar« Feder e t 
halt den Arm e, so lauge C nicht magnetisch 
wirkt , in Contact mit der leitenden Stell- 
schraube /,. die von li durch .1 führt- F und // 
sind ringförmige Eisenplatten, die concentrisch 
vor .C liegen und durch welche der Kohlen- 
stab /> hindurebgeht. Die Schrauben h t A, 
halten // iu einer bestimmten Entfernung von 
C, wahreiul die relative Lage von F durch die 
magnetische Einwirkung von C einerseits und 
die um A, liegenden Spiralfedern A t A t anderer- 
seits bestimmt wird. Auf U sitzen die Klam- 
mern g x und haheu den Kohlenstift in der Nahe seiner Spitze. Für den Magnet C, sind die 
Anuatarstücke ähnlich wie bei (\ aber die Klammern /;* stelmn auf dem rohrförmigen 
Magnet und der Strom geht durch diese Klammeru, durch die Windungen von C, und nach 
dem Rahmeustück .1,. Magnet C, ist von der Platte F % und also auch von .4, durch einen 



Ring / isolirt. 



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ZiiTxrHurr rtiR lN«TBCUKXTEatKi’xi>B. 
FEPRÜAR IMI, 



Patentsciiau. 



70 



Barometrograph. Von Rud. Rikli in Wangen a. d. Aar, Schweiz. D. R. P. 19812 vom 
14. März 1882. Kl. 42. 

Die Bewegungen einer Bourdon’schen Röhre werden in der gewöhnlichen Weise 
mittels Sectors auf eine Welle übertragen, welche jedoch statt eines Zeigers ein grosses 
verzahntes Rad trägt. Letzteres setzt den Schreibstift in Bewegung, indem es in dessen 
unteren zahnstangen&hnlichen Fortsatz eingreift. 

Verfahren zur Herstellung plastischer Kohle zum Gebrauch als Kohlenbügel In elektrlsohen Glühlicht- 
lampen. Von F. Friedrichs in Stützerbach, Thür- I). R. P. 19858 v. 22. Febr. 1882. Kl. 21. 
Die plastische Kohle wird hergestellt durch Vermischung von Steinkohlentheer mit 
rauchender Schwefelsäure, darauf folgende Neutrnlisinuig der Masse durch Ammoniak und 
Zusatz von geglühtem Kienruss und Graphit. 

Neuerungen an den „Camera luclda“ genannten Instrumenten. Von Heimatli in München. 
D. R. P. 19547 v. 24. März 1882. Kl. 42. 

Zur Verhütung des Eindringens seitlicher Strahlen in die Einstellungsöffnung ist 
ein verstellbarer Schieber a angebracht worden, so dass die genannte Oeffhung, jo nach dem 
herrschenden stärkeren oder schwächeren Licht mehr oder weniger verdeckt werden kann. 

Der den Obertheil des Instruments tragende Fuss geht in eine oben gespaltene 
Hülse t ans, die mit zwei Backen / mit Klemmschraube g versehen ist. In diese Hülse ist 






i S 



eine oben geschlitzte zweite llülse h mit massivem Ende eingestellt, in welcher einestheils 
die Schraubenspindel /, anderenteils die Axo k der Camera, und zwar durch ihren Ansatz / 
in dem Schlitz der Hülse A, ihre Führung hat. Durch Drehen des Knopfes an der Spindel i 
kann der Camera also eine seitliche Drehung gegeben worden, während eine axiale Drehung 
mittels des an dieser befindlichen Knopfes vollzogen wird, wobei dann durch den Ansatz l 
der Axe k auch die Hülse h sich mit dreht. 

Ausserdem ist der eine Schenkel des zur Befestigung des Instrumentes dienenden 
Sehraubenwinkels ansgebohrt und wird in ihm mittels Zahnstange und Getriebe ein die 
Camera tragendes röhrenförmiges Stück verschoben, so dass dadurch auch eine Horizontal- 
Verstellung erreicht werden kann. 

Elektrisches Beleuchtungaverfahren. Von L. Somzee in Brüssel. D. R. P. 18080 v. 20. Mai 1881. Kl. 21. 

Das Licht wird erzeugt durch die vereinte Wirkung glühender Körpertheilchen und 
sehr kleiner Volta’scher Lichtbogen. Die Lichtstärke wird von den Schwankungen des elek- 
trischen Stromes dadurch unabhängig gemacht, dass der die beiden Elektroden trennende 
Raum / mit einem Strahl von metallisirten oder mit Metall- 
theilchen vermischten, sehr sertheilten, schlechtleitenden Stoffen 
(wie Kohlenpulver oder dergl.) mittels zweier um die Ausfluss- 
rohre R der Stoffe in entgegengesetzter Richtung aufgerollter 
und im Stromlauf der LAmpe eingeschalteter Spirale // ver- 
schiedenen Widerstandes in grösserer oder geringerer Menge 
gespeist wird. Die Dichtigkeit und Leitun gsfähigkrit dieses 
Strahles wird im umgekehrten Verhältnis zur Intensitätsver- 
änderung des Stromes vergrössert oder verringert. Die Verände- 
rung der Lichtstärke einer solchen Lampe, imabhängig von 
anderen, in demselben Stromlauf eingeschalteten Lampen wird 
durch mehr oder weniger starkes Schüssen der Auaflnssöffnung mittels eines vom elektrischen 
Strom unabhängigen Hahnes oder Ventile« bewirkt. 




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«0 



Für dir Wrrrstatt. 



ZBTTflmBirr rf* Isrr«mr.iiTKXKi'*DK. 

FEBRUAR IMS. 



Zeichentpparat. Von Chr. Schröder in Frankfurt, a. 3 
Beim Zeichnen mit. diesem Apparat visirt 




f. D. R. P. 19324 v. 16. Jan. 1882. Kl. 42. 
man den in das Becken A eingelegten 
oder auf die Spitzen O aufgesteckten 
Körper mittels des Diopters H und ver- 
schiebt das letztere auf der Glasplatte JET, 
indem man den Schnittpunkt des Faden- 
kreuzes über die Umrisse des Körpers 
hinfuhrt. Der Zeichenstift C fuhrt dann 
die Zeichnung auf dem ausgespannten 
Papier I) ans, indem sich der Panto- 
graph F um den Bolzen J dreht. Beim 
perspectivischen Zeichnen kann man das 
Bild durch eine in die Seitenwand des 
Kastens G eingesetzte Glaslinse auf- 
fangen und von einem in G schräg ge- 
stellten Spiegel auf die Glasplatte E wie 
bei der Camera obscura refloctiren lassen. 



Mess- und Nivellir Instrument. Von J. Graft in ux in Semph6ropol, Russland. D. R. P. 19833 vom 
28. Febr. 1882. Kl. 42. 

Das Diopterlineal trägt an dem einen Ende die senkrecht zum Lineal stehende 
Ocularplatte g und an dem anderen die mit Fadenkreuz versehene 
Objectivplatte. In der Ocularplatte befindet sich ein senkrechter Schlitz, 
Uber welchen die drehbare Platte h bewegt werden kann. Indem sich 
dabei der in letzterer befindliche Curvenschlitz »w über dem erstereu 
senkrechten Schlitz verschiebt, kann das entstehende kleine Viairloch 
auf- und niederbewegt werden. Die Stellung des letzteren bedingt die 
Steigung der Visirlinie; die Steigungswinkel werden durch den Zeiger n an der auf g befind- 
lichen Scale angegeben. 




Für die WerkataO. 

Conservirung des Ebonits. Engineering 1883. No. 5. 

Ebonit, ein ausgezeichnetes Material der Elektrotechnik, verliert leider seine isolirende 
Eigenschaft durch den Finfluss des Lichtes. Die Oberfläche verdirbt und es ist daher rath- 
sam, alle feinen elektrischen Apparate im Dunkeln aufznbewahren. Nach W. Hempel ist 
das beste Mittel, der Verderbniss vorzubeugen, die Aufbewahrung des vulcanirten Kautschuks 
in einer Atmosphäre von Petroleum. Hartgummi soll nach Demselben in einer Atmosphäre 
von Schwefel-Kohlenstoff geschmeidig werden. Ln. 

Doppelzange zur Herstellung von Breguet-Spiralen mit scharfeckig gebogenem Knie. Von 
C. Fiedler in Genf. Allgem. Journ. d. Uhrmacherkunsst, 1882. No. 51. 
Die nebenstehend abgebildete Doppolzango ist ein Uhrmacher- Werkzeug, 
welches zum Biegen des Knies von Brequet-Spiralen dient. Vielleicht lässt sich 
die Idee des Werkzeugs aber auch für Mechaniker vorwerthen. a ist eine starke 
Messingplatte , auf welcher zwei kleine, aber starke, gehärtete Stahlzangen 
b und r so angebracht sind, dass b sich vermittels der Schraube d auf- oder 
abwärts bewegen und r sich in beliebiger Entfernung seitwärts stellen lässt; 
n n n sind Führungssohrauben. Alles Uebrigo ist aus der Zeichnung ersichtlich. 




Nartidnirk »erboten. - 



Verlag von Julia« Springer >n Berlin X. — Druck von tl. 8. Hermaim in Berlin HW. 



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Rniactiim * Curatorium: * 

Geh. Keg.-K. Prot*. Dr. H. bandoll, li. Kuess. Heg.- Ruth Dr. L. Loe weither*, 

Voralttender. Heinitser. Schriftführer. 



Redaction: Dr. (Jeorft Schwirkng und Dr. Alfred Weutphal in Berlin. 

III. Jahrgang. Itlfirx INW3. Drittes Heft. 



Zur Theorie der Waage und Wägung. 

Von 

Dr. M. Thletten in Berlin. 

II. Der Einfluss der Axen-Neiguug. 

In einem ersten Artikel 1 ), dessen Bezeichnungen ich bei den folgenden Auseinan- 
dersetzungen als bekannt voraussetzen muss, habe ich unter gewissen einfachen Annahmen 
die Grundgleichnngen der Theorie der Waage, insbesondere die Ausdrücke tur deren Em- 
pfindlichkeit und Schwingungsdauer, abgeleitet und tlieil weise discutirt. Diese Ausdrücke 
dürfen aber nur als Nähenin gsformeln gelten und erweisen sich hei strengerer Prüfung in 
mehrfacher Beziehung als unzureichend. 

Von den verschiedenen den Thatsachen nicht genügend entsprechenden Voraus- 
setzungen, durch welche die Unzulänglichkeit der einfachen Theorie bedingt sein kann, 
soll zunächst die Annahme fallen gelassen werden, dass die drei Axen der Waage einander 
und dem Horizonte parallel seien, und zwar soll vorläufig angenommen werden, dass die 
Mittelaxe horizontal liege, dass aber die rechte Endaxe bei einer bestimmten durch den 
Ausscblagswinkel y definirten Stellung des Waagebalkens den Winkel i\ mit der Horizon- 
talebene und dass ihre Projection auf den Horizont den Winkel *, mit der Mittelaxe 
einscbliesse. Die Winkel *»j und sollen positiv sein, wenn die Endaxe bei ihrem Ver- 
laufe von der vorderen nach der hinteren Seite der Waage nach oben und nach rechts 
hin ausweicht. 

Die Wirkung einer schiefen Lage der Endaxe ist eine doppelte. Gewöhnlich 
allein beachtet wird der Einfluss, welchen eine Verschiebung des Gehänges, oder, genauer 
gesprochen, des gemeinsamen Schwerpunktes von Gehänge, Schale und Last in der Rich- 
tung der Axe bewirkt, sei es, dass diese Verschiebung durch ein nicht genügend sicheres 
Functioniren der Gehänge- Arret irung oder bei fehlerhaften Coustructionen durch das 
Aufsetzen der Last auf verschiedene Stellen der Schale oder — behufs Untersuchung 
resp. Berichtigung der Neigung der Endschneide — absichtlich herbeigeführt wird. Allein 
auch bei einem vollständig regelmässigen Functioniren der Waage wird durch eine schiefe 
Lage der Endaxen das Gesetz der Abhängigkeit, des Moments der Waage vom Aus- 
schlagswinkel und damit u. A. auch der Ausdruck für die Empfindlichkeit der Waage 
inodificirt, und dieser regelmässige Einfluss der schiefen Axenlage soll hier zunächst 
untersucht werden. 



*) Diese Zeitschr. 1882, S. 358. Ich bitte daselbst die folgenden Berichtigungen 
zu berücksichtigen: 



Seite SG4, Zeile 7 von unten, statt: 7 und 13 lies: 10. und 13. 
nn „6„ „ n P und C „ P und /. 

„ 365, „ 3 „ „ streiche: zunächst. 



11 



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82 



Thikakn, Waaok iisd Wiacxo. 



7.Err»n<Kirr rilR Ihatbo mavtaaacaue 
MX KZ l»«. 



Die Definition, welche für die Grössen /, und «, rosp. fl t in der einfachen Theorie 
gegeben wurde, genügt nicht inehr, sobald dio rechte Endaxe der Miltelaxe nicht mehr 
pandlel ist. Um eino entsprechend erweiterte Definition zu gewinnen, fallen wir aus dem 
gemeinsamen Schwerpunkte von Gehänge, Schale und Last — welche, wie vorläufig 
angenommen werden soll, einen starren, nur mn die rechte Endaxe drehbaren Körper 
bilden mögen — ein Loth auf die Endaxe, dessen Länge <r, sei, und definiren den Fnss- 
punkt dieses Lothes, welches eine in Bezug auf den Waagebalken feste Lage hat, als 
Ende des rechten Waagebalkens. Die Länge des rechten Balkens I , ist demnach gleich 
der Länge des vom Endpunkte des Balkens auf die Mittelschneide gefällten Lothes, der 
Winkel a, gleich dem Winkel zwischen dem letztgenannten und dem von dem Schwer- 
punkte des Waagebalkons auf die Mittelschneide gefällten Lothe. 

Gehänge, Schale und Last werden nur dann für sich im Gleichgewichte sein 
und keine besonderen Schwingungen ausfuhren, wenn ihr gemeinsamer Schwerpunkt in 
die durch die Endaxe gelegte Verticalebene fällt. Legt man in dieser Lage des Schwer- 
punktes durch denselben eine mit der Mittelaxe parallele Verticalebene, so entspricht der 
Abstand dieser Ebene von der Mittelaxe dem Hebelarme, au welchem Gehänge, Schale 
und Last wirken, und ihr Abstand von der parallelen durch den oben definirtcn Endpunkt 
dos Balkens gelegten Ebene dem Unterschiede jenes Hebelarmes von dem der einfachen 
Theorie entsprechenden Wertho. Man erhält den letztgenannten Abstand — wenn man 
die Länge zunächst auf die Horizontalebene projicirt und die erhaltene Projection 
u, sin i, auf die zur Mittelaxe senkrechte Horizontallinie projicirt — gleich g, Bin t, sin 
Die Grösse, welche dem durch die einfache Theorie gegebenen Ausdrucke für das Moment 
(Gleichung 1.) hinzugefügt weiden muss, um die Nicht-Parallelität der rechten Endaxe mit 
der Mittelaxe zu berücksichtigen, ist daher gleich — P, a, sin tj sin g, und der Ausdruck 
für das Moment selbst, falls jetzt auch die Schiefe der linken Endaxe unter ganz analoger 
Bezeichnung berücksichtigt wird, unter Ersetzung der Winkel a durch die fl gleich 

19. M — [ P, l, cos {(f + fl 2 ) — P, tfj sin i, sin r t — ps sin tf — P, /, cos (tf — flflj 

— P, ff, sin tj sin t, ) g. 

Die eingeführten Winkel t und t ändern sich mit dem Ausschlage der Waage, 
es handelt sich noch darum, ihre Abhängigkeit von dem Winkel <p abzulciten. Seien *• 
p die Werth« der betreffenden Winkel, wolche dieselben für tf = o annehmen, so ergeben 
sich leicht die folgenden Beziehungen durch Anwendung der Grundformeln der sphärischen 
Trigonometrie auf die sphärischen Dreiecke, welche für die beiden Wertho des Winkels </ 
von den Richtungen der Mit telaxe, der Endaxe und der Projection der letzteren auf die 
Horizontalebone gebildet werden. 

sin t cos i = sin P cos 4° cos tf — sin p sin tf, 
sin t — sin P cos tf + sin P cos f* sin tf. 

Die Ausdrücke vereinfachen sich noch durch Einführung des Winkels tj, welchen 
die End- und Mittelaxe einschlicssen und eines Hülfswinkels x, welche gegeben sind durch: 



20 . 



21 . 



Man hat dann 



cos g — cos p cos P = cos t cos i 



tgx = 



tgP 

sin P* 



sin p cos P — sin tj cos *; sin P = sin tj sin x 



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ZUTtcaurr rt'N iMTHniKiTUiuiiii. 
MÄRZ 1K8S. 



83 



TtllB»KM, WäAGK lau Wägung. 



and also 

22. »in t cos i = sin i/ cos (tp + x) 

23. sin i — sin tj sin (» + x) 
und durch Multiplication der letzten Gleichungen 

21 sin i sin i cos i = '/» sin*^ sin (2(p + 2x). 

Der Werth von cos i orgiobt sich aus Gleichung 23. Doch werden wir uns die 
Vernachlässigung erlauben, cost= 1 zu setzen; man findet leicht, dass der durch diese 
Annäherung begangene Fehler bei den Üblichen Constructionen selbst für sehr hohe 
Anforderungen an die Genauigkeit der Wägung unmerklich wird, so lange ij, der Winkel 
zwischen den Schneiden, nicht wesentlich grösser als 1“ ist. 

Der Ausdruck für das Moment geht nuti in den folgenden über: 

25. i( = jP, L, cos (ff + fl ,) — ps sin ,f — '/, !\ a t sin s tj, sin (2«/> + 2xj) — P, l x cos (,p — fl ,) 
— */« P.ff, sin* fj t sin (2 y + 2xi) j <J- 

Derselbe unterscheidet sich von dom der einfachen Theorie entsprechenden durch 
Gleichung 1. gegebenen Ausdrucke wesentlich dadurch, d aas jener nur trigonometrische 
Functionen des einfachen, dieser auch solche des doppelten Ausschlagswinkels enthält. 

Der obige Ausdruck für M möge für y = d verschwinden; d. h. d sei die Gleich- 
gewichtslage der Waage bei den Belastungen J\ y P r Es wird dann 

m r» Pflt cos ßt cos «f — ( /V- «in ß t 4- ps) sin d — ’/t P**t «in* hi «in (2d 4- 2'*) 

1 /, cos (d — fl,) 4- ■/, «, sin* 91 sin (2 cf + 2*,) 



Jetzt möge die Belastung der rechten Beite um J x vermehrt werden, und in 
Folge dessen die Gleichgewichtslage d 0 werden. Man erhält demnach eine zw*eite 
Gleichung aus Gleichung 26., wenn man die linke Seite durch P x 4- .7, und auf der 
rechten Beite d durch d 0 ersetzt. Zieht man von dieser Gleichung die Gleichung 26. ab, 
so gewinnt man zwischen der Gleichgewichtslage d und dem Zulagegewdchte J x eine 
Beziehung, welche der Formel 9. der einfachen Theorie entspricht. 

Durch Ausführung der angegebenen .Rechnung ergiebt sich zunächst: 

27 ^ _ A^injf cos cf + C sin 2 cf 4* B cos 2 d 

N | /, cos (d — fl, ) + Vt*i »in* nx sin (2d4- 2«,) j 



wobei die Grössen A, B, C, D , N nur von den Constanten der Waage und vou der 
Belastung P f abhängen. Da J x für d = d„ verschwindet, so kann man auch unter Ein- 
führung von neuen Constanten setzen: 

K sin (d — d«) + P «in (2cf — 2d g ) 4- Cr | cos (d — d 0 ) - cos (2d — 2d 0 ) \ 

z/| = • , # \ * 

A [ /, cos (d — fl,) -p V««i «in* »y, «in (2d 4 2*,) > 

Die zuletzt cingefuhrten Constanten haben die Werthe: 

2». K = /, cos (di» — ßi) 4- Vf <t\ «in* j 7, sin (2d y 4- 2xi); 

30. E = P,*,/, sin (ß t 4 ß t ) + ps^ cos ß x 4- VfPf^dt sin* sin (2d 4- 2* f ) sin (d 0 — ßi) 
4- Vftfi »in* tj X sin (2d 0 4* 2jr,j ( P%1% sin (d© 4- ßt) 4 P s cos d«, } ; 



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hi. 




82 



Wiarso. 



ZKrmriimri ri'u InnoHMrminM 
MAI« IHM. 



Die Defmiü“' 
gogeben wurde, gern 
parallel int. Um rii 
gemeinsamen Scliv > 
angenommen werde i 
bilden mögen < : 
punkt. dieses Lothi 
Ende des rechten V ' 
der Länge des toi 
Winkel «, gleich 
punkte dos Waag* 
Gehänge, 

und keino besondr 
die durch die End* 
punktes durch •" 
Abstand dieser 1 * 
und Last wirket 
des Dalkens gel 
Theorie entspi 
die Länge <r, 
a, sin i, auf 
Die Grösse, 
(Gleichung ] 
der Mittelav 
für das Mon 
Bezcicluiuic. 




A-fi) 

m «4 J «, sin* t]\ cos (2d 0 + 2x,) 

ju-W; 

» «t 4 j «t sin* ij, sin (2d„ + 2xi) 

imfo-p i)- 

/, bestimmt, welches bei der Belastung 



Waage zugelegt werden muss, um die Waage 
j xinitilhrrn Um den Ausdruck für diese Zulage 
ie«h verfügbar gebliebene 'Winkel d 0 gleich fl t 
£tibe von Vernachlässigungen eintrcten, indem 
-i* Grössen Vj«T »in’ r< gegen l und die Winkel fl 






, - «, sin’ ii, cos 2», 

* 



sin (2<t — 2/t|) 
cos (J — /?,) 



19. 



P 

es buml 
i* die V 
sich leii 1 
Trigonin 
von den 
Horizniii 



» «, sin’ »in 2*, cos (2c/ — 2£,) — cos ( d — ft ) 

^ $1 cos (it — ß, i 

— r Winkel ij und x wieder die t“ und i" ein, vcrnach- 
g _. entwickeln die trigonometrischen Functionen von 
j — flj unter Vernachlässigung der vierten Potenzen. 



, + * + -i' (A* - <V) + ? W - »V) } + P -f 



F { 7 *°| A + 7 *°» A } sin — 1*1 ) 



- % r { 7 <A f - 'V) + 7 (*V - <V) } sin’ (d — flj [. 

^rjK-hon Theorie die Tangente des der Gleichgewichtslage 
i dem Uebergewichte proportional ist, wird die Beziehung 
v«*phcirter. Es bleibt indessen noch nachzuweisen, dass 
Beziehung erheblich genug werden kann, um berück- 



die Ei 
20. 

21 . 




, Verhältnisse einer vortrefflichen neuerdings angefertigten 
soll angenommen werden, dass bei einer Länge der 
durch Zulage von 1 mg ihre Gleichgewichtslage um 10 inin 
^j-kaart ./j = tg (d — (t ) . lf> mg. Wir uehmen an, dass der 
^ „vnstante Glied der Klammergrösse in dem Ausdrucke 33. 
denselben die beiden andern mit sin <d — ßt) und sin* (d — / 1 X ) 
relativen Einfluss zu erhalten. P sei gleich 120000 mg; 






«vikl die passendst o; wollte man J„ so wählen, dass in dem nach 




_ cludteu Werthe von J, der Coefficient von (</ — cf 0 * verschwindet, 

* wi verschiedene Werthe nnnehmeit, was unzweekmUssig wäre. 

' 



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85 



ZuTBriuurr rti* Iks tiii'mkkt k.nki>m>k. 

YlARZ 1(193. Till RHRK, WäAÖE UND WaOUXO. 



ff| = c, = 1,5 /, was für die erwähnte Waage zutrifft. Endlich nehmen wir i,° = 7 t ° = 0,004 
(etwa 14' in dem üblichen Winkelmaass), e,° = f,° ■» 0,002 (etwa 7') an. Fehler dieser 
Grösse lassen sich allerdings noch leicht durch bekannte Methoden ermitteln nnd hei nur 
einigermassen genügender Justirvorricbtung auch sicher beseitigen; doch kommen that- 
sächlich solche und bei den i selbst etwas grössere Felder vor. Bei diesen Annahmen 
ergiebt sielt nun aus 33. 

= tg (d — ß) . 15 mg . {l — 0,288 sin (<J — ß,) + 0,144 sin* (i — ß t }. 

Setzt man jetzt tg (d — ß t ) und in der Klammer auch sin Id — ß,) gleich + */,,,, 
so wird der Werth des zweiten Gliedes + 0,019. D. b. wenn bei der erwähnten Waage die 
Schneiden um die angenommene Grösse schief ständen, so wurden auf der einen Seite der 
Scale 0,981 mg, auf der andern aber 1,019 mg nöthig sein, um eine Acndorung der 
Gleichgewichtslage von 10 mm zu verursachen. Das sind Unterschiede, welche durchaus 
l>eachtet werden müssen. Das zweite Glied nimmt dagegen den Werth 0,0006 an und 
liegt ziemlich nahe an der Grenze dessen, was bei so grossen Ausschlägen der Waage 
noch rationell berücksichtigt worden muss; der durch die Vernachlässigung dieses Gliedes 
tiegangene Fehler würde in dem ausgefuhrton Beispiele etwa die Hälfte dessen sein, den 
man begeht, falls man das Zulagegewicht, dem Ausschläge selbst statt dessen Tangente 
proportional setzt,. 

Aus den vorstehenden numerischen Ausführungen geht hervor, dass unter Um- 
ständen der gesetzmässige Einfluss einer schiefen Lage der Endschneiden recht merklich 
werden kann. Von einer weiteren Discussion dieses Einflusses soll hier aber abgesehen 
werden, weil in einem folgenden Aufsatze noch eine andere weit erheblichere Ursache 
besprochen werden wird, welcho den Ausdruck für die Abhängigkeit der Gleich- 
gewichtslage von dem Zulagegowieht complicirt, und auch weil alsbald ein construc- 
tives Hülfsmittel zu erwähnen sein wird, welches diesen bisher besprochenen Einfluss zu 
beseitigen gestattet. 

Der gefährlichste und meist allein beachtete Einfluss einer schiefen Lage der 
Endschneiden tritt bei einer Verschiebung des gemeinsamen Schwerpunktes von Gehänge, 
Schale nnd Last in der Richtung der Schneide ein. Durch diese Verschiebung ändern 
sich nämlich die Endpnnkte der Balken, wie sie in diesem Aufsatze definirt sind, und 
damit die Balkenlängen 7 und die Winkel ß. Sei >1, die Verschiebung auf der rechten 
Seite nach der Hintorscite der Waage hin, so wirkt die Last /*, nach der Verschiebung, 
von dem in o, multiplicirten Ansdruck abgesehen, nicht mehr an dem Hebelarme 
<i cos (tf — ß x ), sondern an dem Hebelarme /, cos (tf — ß x ) -f /, cos »j sin f , , falls », und e, 
die oben eingeführten Winkel sind, welche die Lage der Endschneide bestimmen. Führt 
man für sin f, cos i, seinen Werth in den Winkeln x, nach Gleichung 22. gleich 
sin y, cos (tf -|- x,) ein, so zeigt sich, dass die Grösse 7, cos ß, durch die Verschiebung 
den Zuwachs /, sin tj, cos x, und die Grösse /, sin ß, den Zuwachs — /, sin r lt sin X| erfährt; 
für 7, ergiebt sich daraus der Zuwachs sin q, cos (x, — ß,). Die Verschiebung dos 
Schwerpunktes auf der rechten Seite wird also dadurch berücksichtigt, dass man in allen 
strengen Formeln die Grössen 7, und ß, die entsprechenden Acnderungen orfahren lässt. 
Führt man für die linke Seite in analoger W’eise für dio Verschiebung nach hinten hin 
die Bezeichnung /, ein, so ist also zn setzen: 

34. f, cos ß, +■ X, Bin n, cos xj statt 7, cos ß t , 

7, sin ß, — X, sin tj, sin x, „ 7, sin ß,, 

7j cos ß t — /, sin tfj cos x? „ 7 S cos ß- t , 

l, sin ß t + Xi sin i p sin x 3 „ 7, sin ß.,. 



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Oft m w ZtciTBciiRirr rf R Iw* nrHKiTiiRnDt, 

w Thikbkk, Waaok itri» WXorto. März i#m. 

Man kann hiernach im Bedtirfnissfalle den strengen Einfluss der Verschiebung ohne 
Weiteres entwickeln. 

Bleibt man bei der ersten Annäherung stehen, so ergiebt sich unmittelbar, dass 
der Einfluss der Verschiebung X, auf die Gleichgewichtslage bei kleinen Ausschlägen der 
Zulage eines Gewichtes von der Grösse P ^ t,° auf der rechten Seite entspricht. Mit 
den Werthen 

P — 120000 mg; / = 100 mm; ü, = 0,1 mm; — 0,002 

würde dies einem Gewichte von 0,24 mg, also bei der oben erwähnten Waage einer 
Aenderung der Gleichgewichtslage von 2,4 mm gleirhkommen. Es geht hieraus hervor, 
dass sich der Winkel r," durch absichtlich herbeigefühlte Verschiebungen von mehreren 
Millimetern sehr genau bestimmen lässt, aber auch, dass selbst bei sehr kleinen Werthen 
von f,° kleine Verschiebungen des Schwerpunktes sorgfältig vermieden werden müssen, 
falls nicht eine erhebliche Fehlerquelle in die Wägungen eingeführt werden soll 

Bei der angenäherten Bestimmung der Aenderung der Empfindlichkeit durch die 
Verschiebung benutzen wir den Ausdruck 33. und vernachlässigen in demsellien zunächst 
die hohem Potenzen von sin (d — ft,) und ferner anch die Aenderungen von /, so dass 
also nur die Aenderung von Pft, zu berücksichtigen bleibt. 1 1 Diese ist aber genähert 
gleich — P y ij° um! also mit den obigen numerischen Werthen und für tj° *= 0,004 
gleich 0,48 mg. Ist also den früheren Annahmen entsprechend vor der Verschiebung 
»* tg (<J — ft,) . 15 mg, so wird durch die Verschiebung von 0,1 mm die Empfindlichkeit 
um 3°/ # geändert. Man kann daher durch starke, absichtlich herlieigeführte Aenderungen 
der Lage des Schwerpunkts aus der Aenderung der Empfindlichkeit der Waage den 
Winkel i ermitteln, freilich mit viel geringerer Genauigkeit als sich aus den Aende- 
rungeu der Gleichgewichtslage bestimmen lässt. Dem entsprechend ist auch dieser Einfluss 
der Verschiebung auf die Empfindlichkeit der Waage weniger verderblich als der vorher 
besprochene Einfluss auf die Aenderung der Gleichgewichtslage. 

Noch ein dritter Einfluss einer schiefen Richtung der Endschneiden ist zu 
erwähnen, nämlich derjenige, welcher bei einer Aenderung des Abstandes des gemein- 
samen Schwerpunktes von Gehänge. Schale und Last von der Endsehneide anftritt. Der 
Einfluss dieser Aenderung ist unmitt elitär aus den in diesem Aufsätze gegebenen Formeln 
abzuleiten, da in denselben sieh nur die Grössen rr, und G, entsprechend ändern, er 
entspricht dem Einflüsse dieser Grössen soll»st. soweit dieselben in die Formeln nur linear 
eingohon, was mit genügender Näherung allgemein znirifl't. Bleibt man anch hier bei der 
ersten Näherung stehen, so ergiebt sich aus den Formeln 19. und 27., dass die Aenderung 
der Gleichgewichtslage durch die Verschiebung o, gleich der durch Zulage des Gewichtes 

— P *' ♦,“«,* bewirkten und «lass «lie Aenilcrung von _ ^ , gleich P °] (#, dl — i',**) 

ist. ln l«ei«len Fallen ist als«« «1er Einfluss dieser Verschiebung ein viel geringerer als 
«ler Einfluss einer gleichen Verschiebung in «l.-r Richtung der Schneide und würde erst 
hei viel grosser«’ n Wertlion «ler Verschiebung denselben sioren.len Einfluss gewinnen. 

Es bleibt noch io l«esprvehen übrig, in welcher Weise Verschiebungen des 
Schwerpunkte» von Gehänge, Schale nn«l laut vor sich gi-hen und wie dieselben möglichst 
vermieden werden k««nnen. Zunächst kann eine Verschiebung des Gehänges und «lamit 
eine ehens.'grvwse Verschiebung des Schwerpunkt«* eimreten. falb die Gehänge-Arretirung 

" l'ie .Ven.t. raug v««n •, in «hm Ka.-t.'r tg ’I — ist dabei ausser Acht zu lassen. 
Kaue »pater at’tabuteude l'mtbrnmtig >le> Attsdnwi.es für «b» Empfindlichkeit wird jeden hier 
tnvh moglwhvn Zweifel beseitigen 



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l«IT*ni*IFT ri ll Is«TKi:UEIfTB9IKD«riK. 

MÄHZ IMS. Tmwi, WiAO* UHU WlaOBO 



nicht ganz sicher functionirt und das Gehänge nicht stets in genau gleicher Weise auf 
die Endschneide anflegt. Dem ist nur durch exacte Ausführung der Arretirung abzuhelfen; 
auch bei der bei gewöhnlichen Waagen üblichen, aber auch bei feineren öfters anzu- 
treffenden Anordnung, wonach eine Geliäugearretining unterlassen und die gleichbleibende 
Auflage des Gehänges dadurch gesichert ist, dass die in Spitzen auslaufenden Schneiden 
sich gegen zwei Stossplatten legen, können starke Unsicherheiten nur durch eino sehr 
gute Ausführung und sorgfältige Handhabung vermieden werden. Principiell ist die 
letztere Anordnung überhaupt zu verwerfen, da ein Spielen der Schneide zwischen den 
Stossplatten nicht vermieden werden kann und jedenfalls, wenn in einer Lage vermieden, 
bei den üblichen ebenen Stossplatten l>ei joder kleinen Verdrehung des Gehänges auf- 
treten muss. 

Ferner muss aber berücksichtigt, werden, dass Gehänge, Schalo und Last nicht, 
wie bisher vorausgesetzt wurde, einen unveränderlichen Körper mit festem Schwerpunkte 
bilden, dass vielmehr jedes Neuaufsetzen dor Last nicht leicht zu vermeidende Verschie- 
bungen mit sich führt, und dass in vielen Fällen wie bei Vergleichung von verschieden 
geformten Körpern, bei hydrostatischen Wägungen u. dergl. m. Verschiebungen in ver- 
tikaler Richtung systematisch auftreten. Der Einfluss dieser Verschiebungen muss nun da- 
durch unschädlich gemacht werden, dass die Schale mit der Last gegen das Gehänge voll- 
kommen beweglich gemacht wird; dann wirken Last und Schale so, als ob ihre Masse 
in dem Punkte concentrirt wäre, in welchem die Bewegung stattfinde», und der gemeinsame 
Schwerpunkt des Gehänges und der in diesem Drehpunkte concentrirt gedachten Masso von 
Schale und Last bleibt bei allen Verschiebungen der letzteren unverändert. Häufig wird die 
Beweglichkeit durch zwei auf einander senkrechte, am besten durch Schneiden dargestellte 
Drehungsazen herbeigeführt, von denen dnml die eine, zur Endschneide senkrechte, die 
Verschiebungen der Last in der Richtung der Endschnoido, die andere, der Endschneide 
parallele, die Aendernng des Abstandes der Laat von der Endschneide unschädlich macht. 1 ) 
Dass von den Constructenren die letztere Axe meistens als unerheblich betrachtet, 
dieselbe z. B. häufig durch ein Chamior, die andere Axe durch eine Schneide gebildet 
wird, muss in sofern als ungerechtfertigt erklärt werden, als der an sich geringere 
Einfluss dor Verschiebung senkrecht zur Endschneide in vielen, oben zum Thoil ango- 
denteten Fällen durch die Grösse dieser Verschiebung und ihr systematisches Auftreten 
an Bedeutung gewinnt. 

Durch passende Wald des Punktes, um welchen die Drehung der Schale statt- 
findet, kann man auch den erstbesprochenen gesetzmässigen Einfluss der schiefen Axon- 
richtung unschädlich machen. Legt man nämlich diesen Pnnkt in die Endnxe seihst und 

lässt man auch den Schwerpunkt des Gehänges in die 
Endaxe fallen, so verschwinden die früher eingoführten 
Grössen o, und Oj. Jedenfalls kann man dieselben auf 
die angegebene Weise so klein machen, dass ihr Einfluss 
praktisch verschwindet. Wie dies etwa zu bewerkstel- 
ligen ist, zeigt beistehende Figur, welche natürlich für 
die constmctivc Ausführung nicht massgoliend sein soll. Die auf der Endschneide 
ruhende Pfanne ist in ein Gohänge eingelassen, welches zwei Spitzschrauhen trägt. Dass 
letztere, wie in der Zeichnung angenommen, in der Ebene dor Pfanne liegen, ist weniger 
wichtig. Auf diesen Spitzen liegt ein Rahmen, welcher seinerseits zwei genau in der 

') Eine Einrichtung dieser Art, welche manche ronstruotive, aber nicht princi- 
pielle Eigentümlichkeiten zeigt, ist das in dieser Zeitsehr. 1H-S>, S. 885 beschriebene Compen- 
sationsgebänge von Sartorius. 



ui 







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88 



Tniksek, Waaoe esu Wiomo. 



ZWTACIIICirT rf'E W«T»VM «jrrUKI'all* 

u . k/ imö. 



Verlängerung der Endschneide liegende Spitzen trägt, auf denen dann der Bügel ruht, 
welcher die eigentliche Schale trägt. Vielleicht wäre eine andere Conatruction vorzu- 
ziehen, bei welcher mit der Plänne zwei in der Verlängerung der Endschneide liegende 
Spitzen verbunden sind; auf diesen würde dann oiu Bügel liegen, an welchem unterhalb 
der Endschneide an einer zu dieser senkrecht stehenden durch Spitzen oder eine Schneide 
gebildeten Axe die Schale hängt. In diesem Falle wäre nur das eine die Pfanne haltende 
Stück für sich möglichst auszubalanciren. 

Es möge noch eines Umstandes Erwähnung geschehen, welcher bei der oben 
citirten Besprechung der Sartorius' sehen Gehängeconstruction durch Herrn E. A. Brauer 
eine irrige Darstellung gefunden hat, des Einflusses der Schneidenlänge. Ein solcher ist, 
soweit nur die bisher besprochenen Punkte und nicht etwa eine abweichende Form oder 
die Festigkeit der Schneiden u. dergl. m. in Frage kommen, nicht vorhanden, wenn nur 
die eine selbstverständliche Bedingung erfüllt ist, dass der Schwerpunkt von Gehänge, 
Schale und Last in der Schneide seine Unterstützung findet. Ist diese Bedingung nicht 
erfüllt, so würde das Gehänge auf dem einen Ende der Schneide Iwdanciren, die Schneide 
würde als Spitze wirken. Bei einer Spitze liegt aber der Schwerpunkt von Last, Gehänge 
und Schale senkrecht unter dcrsellien; Waagen mit einzelnen Spitzen als Balkenenden 
müssen daher wie Waagen mit vollkommen parallelen Schneiden fungiren. Die naheliegende 
aber unzutreffende Annahme, dass die Spitze als Grenzfall der immer kürzer werdenden 
Schneide anfzufassen sei, hat Herrn Brauer dazu verleitet, für kurze Endschneiden den 
Fehler der Schiefstellung zu unterschätzen. In Wirklichkeit ist aber der Ueltergang von 
einer kurzen Schneide zu einer Spitze bezüglich des hier in Frage stehenden Verhaltens 
ein plötzlicher, kein stetiger. 

Schliesslich soll noch die bisher festgehaltcne Bedingung fallen gelassen werden, 
dass die Mittelaxe der Waage horizontal liegt. Dieselbe möge vielmehr den Winkel r 
mit dem Horizonte bilden, welcher positiv gerechnet werden soll, wenn das hintere Ende 
der Schneide höher liegt, als das vordere. Dann kommt für das Drehmoment der Waage 
nur die Coinponcnte der Schwerkraft zur Geltung, welche wir durch Multiplication mit 
cos ii erhalten ; in dem Ausdrucke lür das Moment ist also für den gemeinsamen Factor g 
der Factor g cos t> zu setzen. Da nun dieser Factor in dem Ausdrucke für die Gleich- 
gewichtslage und dem hieraus abgeleiteten für die Empfindlichkeit der Waage fortfallt, 
so würde der Einfluss einer schiefen Lage der Mittelschneide in dieser Beziehung ver- 
schwinden. Doch gilt die angegol«me einfache Berücksichtigung der schiefen Lage der 
Mittelschneide nur, wenn alle Tlieile der Waage dieselbe relative Lage behalten, wie bei 
der horizontal liegenden Mittolschneide. Diese Bedingung ist aber bei schief stehenden 
Endschneiden für den Schwerpunkt vou Gehänge, Schale und Last nicht erfüllt, und 
dieser Fall liedarf daher einer besonderen Untersuchung. Ich thcile hier nur das Resultat 
derselben mit, welches darin besteht, dass an Stelle der Terme a sin i sin r, welche in 
den Ausdruck für das Moment 19. eingeben, die folgenden treten: 

siu r cos r -1- cos i cos i sin r 

p I — siu ~ i tg i cos i -f- sin* r (cos* t -|- tg* i) 

Die Grossen t und i entsprechen daliei den früher so liezeichneten Grössen; falls 
man sich die Mittelsehncide in ihre horizontale Norrnallage zurüekgebrncht denkt. Ist 
der \\ inkol r von dor Ordnung der Winkel #, und vernachlässigt man wie früher vierte 
Potenzen der Winkel », r, so geht der obige Ausdruck über in 

<j sin f (sin i + sin e). 

Die durch die schiele Lago dor Mittelaxo hittzukotuuienden, iu sin (• multiplicirten 



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Zuinmirr H*« IkItbl'MKntickkuiidr. 

XARZ imo. SciiwiKKiift, Ankuoid-Bakomktek und -Manometer 



Tenne, werfen bei dieser Näherung, falls man auch für sin t den entsprechend genäherten 
Werth setzt, gleich 

o sin t> (*° cos tf — i® sin tf\ 

wo den Grössen 0 , e°, t° resp. der Index (|) oder ( } ) zu geben ist. Da die Terme nur 
trigonometrische Functionen des einfachen Ausschlagwinkels q enthalten, so beschränkt 
•ich ihr Einfluss darauf, die Bedeutung der in die einfache Theorie der Waage eingehen- 
den Constanten s, t, fl ein wenig zu ändern. 

Fassen wir die in diesem Aufsatze abgeleiteten Resultate kurz zusammen, so 
besteht der Einfluss einer schiefen Lage der Waagenaxen erstens in einer Aenderung des 
Gesetzes für die Empfindlichkeit der Waage, zweitens darin, dass Aenderungen in der 
Lage des Schwerpunktes der Last Aenderungen in der Gleichgewichtslage und Empfind- 
lichkeit der Waage bedingen und drittens in einer scheinbaren Aenderung der Schwer- 
kraft. Dem an zweiter Stelle genannten Einflüsse muss durch eine sorgfältige Construction 
der Gehängearretirung, sowie dadurch abgeholfen werden, dass die Schale, welche die 
Last trägt, gegen das Gehänge, vollkommen beweglich gemacht wird; eine richtige Wnhl 
der Stelle, ura welche die Bewegung stattfindet, lasst auch den erstgenannten Einfluss 
verschwinden. Der dritte Einfluss ist für die Wägung ohne wesentliche Bedeutung. 




Neue Gesichtspunkte für die Construction der Aneroid-Barometer 

und -Manometer. 

Von 

I>r. G. Nrhwirknt«, 

trebn. Ilülfuirbeitcr der Kaiser!. NnrmJtl-Alrbutiga-Cutii!nis»ri>n in Berlin. 

Die Normal-Aichun^B-Commission in Berlin war vor einiger Zeit bemüht, in 
den Besitz eines zur Bestimmung des Druckes in den Behältern ihrer Vacuum-Waagen 
geeigneten Barometers bezw. Manometers zu gelangen, bei welchem wenn möglich die 
Anwendung von Quecksilber vermieden war. Das letztere war erwünscht wegen der damals 
inch bei. den gewöhnlichen Temperaturen noch als erheblich angesehenen Spannung der 
Dämpfe des Quecksilbers, um deren Betrag der Druck hei der Bestimmung durch Queck- 
silbersäulen fehlerhaft gefunden wird. Es konnten also nur Aneroide in Betracht kommen, 
wenn man auch bei der bekannten Unzulänglichkeit dieser Instrumente gegenüber der 
hier erforderlichen Genauigkeit höchstens hoffen durfte, mittels eines ganzen Satzes von 
Minometeru , welche sich in die Scale von 0 bis 800 mm Quecksilbersäule thoilten, und 
trater Vorsorge gelegentlicher Vergleichung mit einem guten Quecksilberbarometer ein 
riaigermassen befriedigendes Resultat zu erhalten. Die hei feinen Wägungen erforderliche 
Genauigkeit ist unter Umständen eine sehr grosso; z. B. entspricht der gegenwärtig erreich- 
baren Wägungsgenauigkeit von -f- 0,01 mg bei Vergleichung eines Bergkrystallkilogramms 
mit einem solchen von Platin eine Genauigkeit der Bestimmung des Luftdruckes von 
etwa -f- 0,02 mm, also eine Grösse, welche auch bei dem besten Quecksilbermanometer 
nor unter Anwondung der sorgfältigsten Vorsichtsmassregoln und nach Vornahme der 
mühevollsten Fehlcrermittelungen verbürgt werden kann. Als einzuhaltcnde Genauigkeit 
würfe daher bei den Aneroiden der Betrag von 4- 0,1 mm als genügend angesehen, wobei 
überdies von den Aenderungen der Standcorrection , soweit sie sich mittels Queckailber- 
larometers controliren lassen, sowie den Einwirkungen der Temperatur noch abgesehen 
werfen sollte. 

Die Versuche, welche die Normal-Aichungs-Commission aus diesem Anlass mit 
Aneroiden aus einigen renommirten Werkstätten anstcllte, führten jedoeh zu keinen günstigen 

12 






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Zkitichur rt'n UiiHDUKinsKriDK. 

ScttWUKUS, AwKHOID-BaROMKTKK UND ‘MaNOMBTKK. M\RZ IMS. 

Ergebnissen; ich nahm daher Veranlassung, mich mit der Ursache der Unzulänglichkeit 
der Aneroide gewöhnlichen Vorkommens eingehender zu beschäftigen. Die Ergebnisse 
dieser Untersuchung haben zwar inzwischen in Folge der Entdeckungen Ernst B. Hagen ’s 
und Hertz’s 1 ), nach welchen die Spannung der Quecksilberdämpfe bei den gewöhnlichen 
Temperaturen als verschwindend klein anzusohen ist, für die Normal-Aichungs-Commission 
ihr unmittelbares Interesse verloren, indess wohnt ihnen, wie ich glaube, auch einiges 
allgemeine Interesse inne, weshalb ich mir erlaube, sie hier mitzutheilen. 

Bei der Untersuchung dos gewöhnlich vorkommenden Aneroids fallt vor Allem 
die ungemein geringe Eigenbewegung der Büchse auf. Ich fand sie bei den in dieser 
Richtung hin vollkommensten Instrumenten höchstens zu 0,01 mm pro Millimeter Queck- 
silbersäule, während sie bei den meisten anderen noch weit darunter blieb, ja bei einigen 
betrug sie noch nicht 0,001 mm. Diese geringe Eigenbewegung der Büchse erfordert, 
wenn Bie mit genügender Genauigkeit boobnehtet werden soll, eino sehr grosso mechanische 
oder optische Vervielfältigung, welche ihrerseits manchen znm Thcil recht grossen Fehler- 
ein Wirkungen unterworfen ist; ja in den Fällen, wo die Eigenliewegnng noch nicht 
0,001 mm erreicht, während noch Bruchtheile dieser kleinen Grösse sicher beobachtet 
werden sollen, kann das Erfordernis« genauer Beobachtung geradezu als unerfüllbar be- 
zeichnet werden. Dass bei dieser Sachlage die Fehler der Aneroide nicht grösser sind, als 
sie wirklich beobachtet werden, spricht für die Sorgfalt der Herstellung und gereicht den 
betreffenden Fabrikanten zu hohem Lobe; ja die Vollkommenheit z. B. der Naudet’schen 
mechanischen Uobertragnng scheint mir von diesem Gesichtspunkt aus die höchste Be- 
wunderung zu verdienen. Wie man nun aber loiclit erkennt, würde die Elasticität der 
Büchse unter günstigen Umständen ohne Schwierigkeiten eine zwanzigmal grössere Eigen- 
bewegung erlauben, als sie nach Obigom selbst bei den besten bisherigen Aneroiden zu 
finden ist. Man kann z. B. ein rundes Wellblech von 10 cm Durchmesser ohne Gefahr 
bleibender Formverändemng um 3 mm nach jeder Seite durchbiegen; setzt man ans zwei 
derartigen Blechen eine Büchse zusammen, so wäre dieselbe von der grössten Einbiegung 
bis zur grössten Ausziehung einer Gesammtbewegung von 12 mm fähig. Ist das zn 
messende Druckgebiet recht klein, wie z. B. bei einem stationären Barometer, dessen An- 
gaben nicht mehr als GO mm Quecksilbersäule zu umfassen brauchen, so könnte 'hiernach, 
vorausgesetzt, dass man die gesammte mögliche Eigenbewegung der Büchse fttr dieses 
Druckintcrvall nutzbar zu machen im Stande wäre, durchschnittlich 0,2 mm Btichsen- 
hew’ognng auf 1 mm Quecksilbersäule kommon, also eine Grösse, die in der That dem 
Zwanzigfachen des obigen Maximums entspricht und gross genug wäre, um sie auf ein 
Zehntel ihres Betrages, wie dies seitens der Normal-Aichungs-Commission gefordert wurde, 
schon mittels einer guten Lnpe direct beobachten zu können. 

Fragt man nun nach der Ursache der geringen Eigenbewegung gewöhnlicher 
Aneroido, so Btollt sieb als solche zunächst die ungemeine Stärke der Feder heraus, welche 
erforderlich ist, um den auf dor Büchse lastenden Atmosphärendruck aufzuuehmen. Diese 
Feder mnss bei stationären Barometern einen Druck von 30 bis über 50 kg tragen ; die 
geringen mit den Schwankungen des Luftdruckes eintretendon Aenderungen dieser Be- 
lastung sind daher nicht stark genng, um eine so kräftige Feder und die gleichfalls 
Widerstand leistende Büchse hinreichend zu deformiren. Bei einer gleicbmässig belasteten 
kreisrunden Platte nämlich, welche in der Mitte und längs ihres Umfaugcs gestützt ist 
— dieser Fall liegt hier vor — wird, wie sich leicht zeigen lässt, */, der Gesammtlast vom 
Umfange und */, von der Mittelstfitze getragen; bei einer Büchse von zwei Blechen beträgt 



') Vergl. u. a. diese Zeitschrift 1882 8. 40t. 



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ZcrrtcitRirr rl*n IvBTVtTMicjrTKirKtrRDM. Ql 

M \KZ 1 AHÄ. ScHWIKKÜS, AnUOID-Ba KOIIKTKR HMD -MaNOMKTKK. 

also der vom Luftdruck ausgeübte, von dor Feder aufztmehmende Druck auf die Mittelstützen : 
2 . '/j . 1,03. n f = 0,6394 <P 

in Kilogrammen, worin 1,03 kg der auf jedes Quadratccntimcter bei 700 mm Quecksilber- 
säule ausgeübte Druck, d der Durchmesser der Büchse in Centimetern bedeutet. Bleiben 
wir bei unscrm Beispiel, so würde "die Feder für d — 10 einen Druck von rund 64 kg zu 
tragen haben ; die Aondorung des Druckes aber würde bei einer GcsammtBchwankung von 
+ SO mm Quecksilbersäule nur etwa -f 4,0 % obiger Grösse , das sind 2,16 kg, entsprechen. 
V oransgesetzt also, dass die Büchse von der Feder bei dein mittleren Druck von 760 mm 
auch in der Mittellage gehalten würde, so müsste, um die ganze mögliche Eigonbowegting 
der Büchse auszuniitzen, beim höchstem Druck die diesem entsprechende Mehrbelastung 
von 2,16 kg hinreichen, um die Bleche der Büchse um je 3, die Feder aber um 6 mm 
dnrehzubiegen, was uicht entfernt dor Fall sein kann. Erschwerend wirkt hierbei ferner, 
dass der Widerstand der Feder mit zunohmender Durchbiegung znnimmt. Bei ab- 
nehmendem Luftdruck dagegen, wo der Feder das Aufziehen der Büchse obliegt, ver- 
mindert sich die Kraft der Feder mit ihrer abnehmenden Beanspruchung, während es für 
diesen Zweck gerade umgekehrt von Vortheil wäre, wenn ihre Kraft Zunahme. Die Eigen- 
schaft gespannter Federn, bei zunehmender Beanspruchung einen stärkeren, bei ab- 
nehmender einen schwächeren Widerstand ztt leisten, wirkt also hier gerade so ungünstig 
wie möglich, und es ist von diesem Gesichtspunkte aus schon als ein Gewinn zu be- 
zeichnen, wenn, wie dies neuerdings W. Lambrecht in Göttingen') thut, die Büchsen 
mittels eines angehängten Gewichtsstückes entlastet werden, da dieses doch wenigstens 
constant wirkt. 

Die starke Feder trägt noch aus einem anderen Grunde zur Fehlerhaftigkeit dor 
bekannten Aneroide bei; es ist dies die stärkere Neigung zu elastischen Nachwirkungen, 
welcher sie unterworfen ist, so sehr man auch die Güte des Materials mit der Zeit zu 
steigern gelernt hat. Auch aus diesem Grunde dürfte das Gewicht den Vorzug verdienen. 
Endlich ist auch die starke Beanspruchung dor zur Aufhängung der Feder dienenden 
Schneide vom Uobel, da ihre unvermeidlich zunehmende Abstumpfung Fehler verursacht, 
abgesehen von den Ungenauigkoitcn, welche bei nicht vorzüglicher Ausführung durch 
Gestaltfehler hervorgerufen werden können. 

Es könnte nach Vorstehendem scheinen, als ob es Vortheile böte, unter Weglassung 
der Feder den Wellblechen der Büchse selbst eine solche Stärke zu geben, dass die 
Büchse den Druck der Luft allein zu tragen im Stande ist. Bei den Goldschmidt'schen 
Aneroiden, wo dies eine Zeit lang angewandt wurde, scheint es sich nicht bewährt zu 
haben; neuerdings versucht es J. D. Möller*) in Wedel, Holstein, wieder. Es liegt jedoch 
auf der Hand, dass es völlig gleich sein muss, ob die Büchse in ihrer Eigenschaft als 
Feder allein den erforderlichen Widerstand leistet, oder ob eine eingeschaltete Feder 
sie mit grösserem oder geringerem Antheil dabei unterstützt, da beide zusammen dann 
gleichfalls wie eine Feder wirken. Mir scheint das letztere im Gegentheil noch vortheil- 
hafter, da man für die Feder wenigstens eine der Durchbiegung besonders günstige 
Form wählen kann, während man durch das orstere keinen weiteren Vortheil gewinnt, als 
eine geringere Belastung der Aufhängeschncide bezw. den völligen Wegfall derselben. 

Bei dieser Sachlage schien mir die Auffindung eines Mittels, um die Gesammt- 
belastung der Büchse beliebig zu vermindern, ohne an der Biegsamkeit der üblichen Wcll- 



') Diese Zeitschrift 1883 S. 74. 
*) Diese Zeitschrift 1881 S. 20ti. 



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Zeitschrift rt's I«iT«rm:smimnit 

ScnwiKKrs, Anrroid-Bakomktkk uni» -Manomktrk. März irrs. 



bleche etwas zu ändern, von bedeutendem Vortheil zu sein. Als ein solches Mittel bietet 
sich nun eine Anwendung des Principes der Flächenentlastung dar. 

Denkt man sich zwei gewöhnliche Büchsen, jedoch von verschiedenen Durchmessern, 
auf derselben Grundplatte befestigt und, statt an Federn, an den Endschneiden eines 
gleicharmigen Waagebalkens gehängt, dessen Mittelschneide zwischen beiden Büchsen ge- 
lagert ist, so wirkt auf die Deformation dieses Systems nur der Ueberschuss des auf die 
Fläche der grösseren Büchse wirkenden Luftdruckes über den auf die Fläche der kleineren 
wirkenden, indem er die grossere Büchse eindrückt, die kleinere aufzieht. Ist die Differenz 
der beiden Flächen nicht gross, so wird eine entlastende Feder ganz überflüssig sein, 
wenn auch eine derartige Anordnung wegen der übermässigen Belastung des Balkens 
nicht gerade vortheilhaft wäre. Dasselbe Hesse sich sogar mit zwei gleich grossen Büchsen 
erreichen, nämlich wenn ein entsprechend ungleicbarmigcr Balken angewendet würde. 

Statt dessen kann mnn nun auch ohne Waagebalken die beiden Büchsen direct 
und derart mit einander verbinden, dass sie zu einer entlasteten Doppelbüchse werden. 
Denkt man sich nämlich statt jedes einen der beiden Wellbleche einer gewöhnlichen 
Büchse deren zwei, aber von verschiedener Grösse, auf einen passend geformten Ring 
aufgelüthet, während ihre Mitten gleichfalls durch eine Stütze verbunden sind, und den 
Zwischenraum zwischen beiden Blechen luftleer gomacht, so wirkt auf Deformation dieser 
Combination wie inj vorigen Falle nur der Ueberdrack der auf dem grösseren Blech 
lastenden Luftsäule über dem auf dem kleineren lastenden; der Rest äussert sich in 
einer Pressung des zwischen beiden Blechen befindlichen Kerns und ist daher unschäd- 
lich. Werden je zwei solcher Bleche wieder zu einer Büchse zusammengesetzt, etwa in 
der Weise, wie dies die unten folgende Fignr zeigt, wobei nur zu beachten ist, dass der 
Raum zwischen den beiden inneren Blechen mit der Luft communiciren muss, so hat man 
eine entlastete Doppelbüchse von gloicher Biegungsfähigkeit wie zwei gewöhnliche Büchsen 
ohne Federn. Dieselbe wirkt so, als ob in eine grössere Büchse gewöhnlicher Art eine kleinere 
eingesetzt wäre, hei welcher sich das Vacuum aussen, der Atmosphärendruck aber innen 
befindet und auf welche sich dio grössere Büchse aufstützt. Die beiden Büchsen wirken 
einandor entgegen, so dass anf Deformation des Ganzen nur die Differenz der in den 
Mitten beider angreifenden Drucke thätig ist. Auch hier kann die Differenz so klein ge- 
wählt werden, dass eine besondere Feder ent weder ganz entltehrlich wird oder wenigstens 
beliebig schwach gomacht werden kann. 

Die mit der Stärke der Feder verbundenen Dcbolstände Hessen sich also auf 
diesem Wege beseitigen, dagegen wäre bezüglich der Eigenbewegung der Büchse noch 
kein Vortheil erreicht. In dem Maassc nämlich, als man den auf der Büchse lastenden 
Druck vermindert, vermindert man auch die auf Deformation wirkende Zu- und Abnahme 
desselben; die Büchse wird sich ähnlich verhalten, wie eine gewöhnliche von so starkem 
Blech, dass sie keiner Feder bedarf. Wird jedoch an Stelle einer Feder eine andere dem 
Luftdruck entgogenwirkende Einrichtung hinzugefiigt von solcher Beschaffenheit, dass ihr 
Widerstand bei zunehmendem Luftdruck, wo dio Büchse eingedrückt werden soll, sehr 
stark abnimmt, dagegen bei abnehmendem Luftdruck, wo die Büchse ansgezogen werden soll, 
möglichst ebenso stark zunimmt, so wäre auch diese Schwierigkeit beseitigt. Als eine 
solche Einrichtung bietet sich die Neigungswaage, d. h. ein Winkelhebel mit einseiti- 
gem Belastungsgewicht dar. An Stolle des letzteren kann bei transportabel einzurichten- 
den Instrumenten auch eine Feder treten, was hier deshalb keinen erhcbUchen Bedenken 
unterliegt, weil die Feder jedenfalls nur eine verhältnissmässig schwache zu sein braucht. 
Doch ist ein Gewicht immerhin vorzuziehen. Ich erlaube mir nachstehend einen in den 
Hauptzügen vollständigen Entwurf eines mit diesen beiden Neuerungen versehenen Stand- 



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ZnnniBirr rf* Instkum kmtknkuxdr 

M\KZ 1HK.1. ScilWIKKUB, AmKKOID-HaKOMKTKK UNI» -MaXOMKTKR. 



lurometers zu beschreiben, soweit es einer Beschreibung nach Vorstehendem überhaupt 
noch bedarf. Dasselbe ist mit Gewicht versehen , da die Anwendung eines solchen dabei 
zulässig ist. , 

Die Büchse ist eine nach den vorstehend erörtorten Gesichtspunkten construirte 
Doppelbüchse, bei wolcher der Flächeninhalt des grösseren Wellbleches den des kleineren 
um soviel überwiegt, dass der höchste zu beobachtende Luftdruck (790 mm) gerade hin- 




rezcht. um jedes Blech um 3 mm, die Büchso selbst also um fi mm durchzubiegen. Die 
laerzu erforderliche Kraft ist nicht so gering, als man nnzunohmen geneigt ist; sie betrug 
L B. bei einem einzelnen Blech von 10 cm Durchmesafer — leider dem einzigen mir zur 



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ZRITlcniin rt*K IMIUWMI UKUIDR 

Sciiwirkub, Ankroii»-Rak<»mkti-:r uni» -M a NOMKTKK. MÄRZ )H«I. 



Verfügung stehenden Probeobjecte, dessen Elasticität ich überdies nur durch Aufset rung 
von Gewichtsstücken auf die Mitte bei gestütztem Hände prüfen konnte, wobei einseitige 
Ausbiegungen und selbst Knicke nicht zu vermeiden waren — etwa 400 g pro Millimeter. 
Diese Zahl ist natürlich viel zu unsicher, um bei der Bemessung der erforderlichen 
Flächendifferenz als Anhalt dienen zu können; dem Fabrikanten wird es jedoch im gege- 
benen Falle leicht sein, für die von ihm verwendeten Wellbleche eine hinreichend sichere 
Zahl zu ermitteln. Die beiden für sich hergestellten Hälften der Büchse sind auf einen cy- 
lindrischen mit Löchern zur Communication der Luft zwischen innen und aussen versehenen 
Ring aufgeschraubt; die so entstandene Doppelbüchse hängt mit ihren Pfannen zwischen 
zwei Schneiden, von denen die untere fest mit dem Gestell verbunden ist, während die 
obere dem kurzen Arm eines 120-grüdigen Winkelhebels angehört. Die Länge des kurzen 
Armes ist so bemessen, dass der Winkelhel>el einen Bogen von 60° beschreibt, wenn die 
Büchse die gesammte Bewegung, der sie überhaupt ausgesetzt werden soll, also 12 mm, aus- 
führt. Am Ende seines anderen laugen Armes trägt der Hebel, dessen Drehungseinrichtung 
gleichfalls aus Schneide und Pfanne besteht, ein cvlindrisches Gewicht. Der Gewichtsarm 
steht in der tiefsten Stellung der Büchse, bei 790 mm Druck, vertical; der ganze Luftdruck 
wird also dazu verwandt, die Büchse durchzubiegen, ln dem Maasse, als der Druck ab- 
nimmt, lässt auch die Spannung der Büchse nach; diese Abnahme wäre jedoch bei einem 
Staudbnrometer eine zu geringe, um eine wesentliche Formänderung der Büchse hervor- 
zurufen. Da indess zugleich das Gewicht unter rasch wachsendem Momente niedensinkt, 
so unterstützt dieses die Büchse bei ihrem Bestreben, die Mittellage wieder einzunehmen, 
auf das kräftigste, so dass beim Mittoldrucke (760 mm) bereits ungefähr die Mittellage 
erreicht ist und beim niedrigsten Drucke (730 mm) die Kraft des Gewichtes sogar hin- 
reicht, die Büchse um 6 mm übör ihre Mittellage hiuaus aufzuzichen. Hieraus ergiebt 
sich die Grösse des Gewichtes, sowie der vortheilliafteste Winkel fiir den Hebel. Der 
letztere wird übrigens möglicherweise grösser zu wählen sein als 120°, da von einer ge- 
wissen Grösse des Gewichtes an die Gefahr labilen Gleichgewichtes, d. h. des Umkippens 
des ganzen Systems in eine der beiden Endlagen, ein tritt und dann nur durch Vergrösse- 
rung des Hebelwinkels, womit eine Aenderung des Wachsthums der einander zugehörigen 
Hebelarme verbunden ist, beseitigt werden kann. Bestimmteres lässt sich wegen der 
Unkenntnis» des dabei hauptsächlich in Betracht kommenden Factors, der Elasticität der 
Büchse, zunächst nicht augeben, doch würde sich der fragliche Uehelstand im schlimmsten 
Fallo nur der Ausnutzung der ganzen möglichen Eigenbewegung der Büchse hinderlich 
erweisen, wobei immer noch genug übrig bliebe, um die Ueberlegenheit der vorgo- 
schlagenen Art der Belastung über die bisher übliche zu sichern. Uebrigens vermin- 
dert sich das fragliche Bedenken auch in dem Maasse, als die Grenzen des zu beobach- 
tenden Druckgebietes erweitert werden, wie dies bei der wichtigsten Gattung dieser 
Instrumente, den Reisebarometera und Orometem, ohnehin geschehen muss. 

Am Ende seines Weges findet das Gewicht eine Stütze zum Auflager; eine 
Dosenlibelle ermöglicht die hier erforderliche genau horizontale Aufstellung. Mit dem 
Gewicht ist ein Gradbogen verbunden, dessen Theilung nur mittels Lupe oder eines 
kleinen Mikroskops mit Index abgelcscn zu werden braucht, um reichlich die erforderliche 
Genauigkeit der Beobachtung darzubieten. In der Zeichnung ist der Einfachheit wegen 
eine gleiohmässige arbiträre Theilung aufgetragen, welche erfahrene Beobachter ja auch 
vorziehen, während die richtige Theilung 60 von links nach rechts wachsende mit 730 bis 
790 bezifferte Intervalle zeigen müsste; die durchschnittliche Grösse, welche diese Inter- 
valle bei der hier angewandten kleinen Uebersetzuug erhalten würden, macht die Vorzüge 
grosser Eigen bewegung der Büchse besonders deutlich. Sollen nach demselben Princip 
transportable Instrumente hergestellt werden, so ist das Gewicht durch eine ziehende 



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Zurtmurr rt't lmm'HKmHuini. 

M&KZ IRS3. StÖCKBATH, Sm.ustkkg istu iukndk Waaok. 



Feder, am besten eine Spiralfeder, au ersetzen, welche gleichfalls zwischen Schneiden auf- 
rahängen wäre. Es wäre dann bei der Construction nur darauf zu achten, dass die 
Riehtoug der Zugkraft immer durch den unteren Aufhängungspunkt geht; auch wäre ein 
so langer Hebelarm wie bei dem Gewicht zu vermeiden, um die Feder nicht übermässigen 
Fonnveränderungen auszusetzon. 

Die Aufgabe, die Eigenbewegung der Büchse so weit als möglich zu steigern 
ohne doch dabei der starken Feder sowie der stark belasteten Aufhängeschneide zu be- 
dürfen, scheint mit Vorstehendem in einer Form golfist zu sein. Ich bin indess weit 
davon entfernt zu behaupten, dass man die damit gebotenen Vortheile wirklich bis zu den 
inaserstcn Grenzen ausnützen müsste, um die bekannten und beklagten Uebelstäude des 
bisherigen Aueroides am sichersten zu beseitigen. Es ist im Gegentheil sehr wohl mög- 
lich, dass bei so grossen Deformationen, wie sie danach der Büchse zugemuthet werden 
können, die letztere ihrerseits elastischen Nachwirkungen unterliegt, welche um nichts 
besser wären als die eben Imseitigten der schweren Federn, und dass man sich daher in 
der Ausnützung der Neuerung möglicherweise wird wesentlich ciuschränken müssen. Es 
wird sich eben vor Allem darum handeln, zu ermitteln, wie weit die Eigenbewegung der 
Büchse ohne Nacbtbeile gesteigert werden darf und der Vortheil des neuen Systems würde 
dann wesentlich darin bestehen, dass es erlaubt, die Steigerung wirklich bis zu diesem 
Punkte auszudehnen. Uobrigcns würde doch, selbst wenn man die Eigenbewegung der 
Büchse so klein zu lassen gezwungen wäre wie bisher, der blosse Wegfall der Feder und 
die Entlastung der Aufhängeschneide noch einen ansehnlichen Vortheil darbieten, da die 
Zartheit und Leichtbcwegtiehkeit, welche dem Mechanismus dann gegebeu worden kann, 
seinen Leistungen nnr forderlich Bein muss. 

Bis verdient noch bemerkt zu werden, dass die gewöhnliche Bourdonfeder genau 
genommen nichts Anderes darstellt, als eine nach den vorstehend erörterten Principien 
entlastete Büchse. Man würde jedoch sehr Unrecht thun, wenn man die damit gemachton 
ungünstigen Erfahrungen, welche zu der fast völligen Verdrängung des Bourdon-Aneroides 
dnreh die Wellblechbüchsen geführt haben, dom System als solchem zur Last legen 
wollte. Die Bewegungen der Bourdonfeder finden, weil die Flächendifferenz eine sehr 
winzige ist, mit so ungemein geringer Kraft statt, dass sich die kleinste elastische Nach- 
wirkung oder der kleinste Widerstand im Uebertragungsmechanismus in einer Verände- 
rung ihres Standes äusseru muss. Diese« Missverhältnis besteht hier nicht. 

Ich würde mich freuen, wenn einer der Herren Aneroidfahrikanten sich ent- 
schliessen könnte, einen Versuch im Sinne der vorstehenden Vorschläge, durch welchen 
die Grenzen der möglichen Vervollkommnung dieser wichtigen Instrumeutengattiing fest- 
gestellt würden, zu machen und seine Ergebnisse dann au dieser Stelle mitzutheilen. 
Ich hin, wenn mir die erforderlichen Augaben über die Elastieität der zu verwendenden 
Büchsen gemacht werden, zu jeder möglichen Beihülfe bei der Construction mit Vergnügen 
bereit. 



Waage zur graphischen Aufzeichnung veränderlichen Gewichtes. 

Von 

Mechaniker J. Ntllrkrath in Berlin. 

Die von mir constmirte und bereits in der Sitzung der Deutschen Gesellschalt 
für Mechanik und Optik vom 18. October 1881 vorgezeigte Waage zum selbstthätigeu 
Kegistriren veränderlichen, speciell abnehmenden Gewichtes soll, wie in dem betreffenden 
1 cmngberichtc bereits bemerkt wurde, zu einem ganz bestimmten Zwecke dienen. Dieser 



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ZMTSCHKirr rüK I kai ktmevte^k r wde. 

Stückratii, SkLB8TRKUI8TUIRENI>K Waaor. M\KZ |KAT 



war, soweit mir von dem Auftraggeber Aufschluss gegeben worden, das Brennen einer 
Kerze während 4 bis 5 Stunden derart zu control iren, dass man aus einer verzeichneten C’urve 
einen Schluss auf die Gleichmftssigkeit des Materialverbrauchs in möglichst kleinen Zeit- 
abschnitten machen und hierdurch einen sicheren Schluss auf die Güte und Gleichmässig- 
keit dos Kerzen-Materials gewinnen kann. — Es sei hier gleich bemerkt, dass der Besteller 
wohl noch andere Zwecke im Auge gehabt haben mag, denn die mit dem fertigen 
Apparat und mit gewöhnlichen Stearinkerzen angestellten Versuche haben einen so 
gleichmussigen Verbrauch von Material ergeben, dass eine Verbesserung der Kerzen nach 
dieser Richtung hin ganz unausführbar sein und jedenfalls gar keine praktische Be- 
deutung haben möchte. 

Hätte der Besteller, dem es bekannt war, dass der Apparat ziemlich theuer 
werden würde, Vorversuche etwa in der Weise angestellt, dass er eine Kerze gew r ogen, 
danach dieselbe eine bestimmte Zeit, etwa 2 Minuten, lang brennen lassen, hierauf wieder 
gewogen und dieselbe Manipulation eine Zeit lang wiederholt hätte, so wäre er sehr 
bald zu dem Resultate gekommen, dass nach dieser Richtung hin ein Regist rir- Apparat 
schwerlich die aufzuwendenden Kosten lohnen dürfte. 

Anders verhält sich allerdings die Sache, wenn Kerzen zur Verwendung kommen, 
deren Material aus verschiedenen Substanzen besteht, von welchen man nicht überzeugt 
ist, dass dieselben eine vollständig glcicbmässige Mischung bilden; dann könnten sich 
wohl erhebliche Differenzen zeigen; oder wenn Probekerzen fabricirt werden, deren Docht 
aus verschiedenem Material, von verschiedener Stärke, oder mit verschiedenen Substanzen 
imprägnirt ist. In diesem Falle könnten die von dom Apparat gelieferten Aufschlüsse 
vielleicht wichtig genug für den Fabrikanten sein, um für die Anschaffungskosten ein 
Aequivalent zu bieten. Selbstverständlich müssten dann photometrische Vergleiche Hand 
in Hand mit den Resultaten der Vorbrauclis-Registrinmg gehen. 

Gehen wir nun zur Beschreibung des auf der beigegebenen Steindrucktafel durch 
die Figg. 1 bis 3 in Aulriss, Seitenansicht und Grundriss dargestellten Apparates selbst, 
über. In einem allseitig geschlossenen Glaskasten, welcher so eingerichtet ist, dass die 
Deckscheibe auf der einen Seite ganz dicht über dem Waagebalken liegt, steht zunächst 
eine gute chemische Waage. Der Balken derselben ruht mit der Mittelaxe in einer 
dachförmig ausgeschliffeneu Achatpfanne auf einer festen Säule. Beide Gehänge ruhen 
mit ebensolchen dachförmigen Pfannen auf den Endschneiden. Das linke Gehänge trägt 
eine gewöhnliche Schale, während an das rechte Gehänge zwei Schalen, C und ( y angehängt 
sind. Ausserdem ist auf das rechte Gehänge noch eine Hülso II aufgeschraubt, welche 
durch eine Oeffnung der Deckscheibe des Kastens heraustritt und in welche der Licht- 
halter eingesotzt w'ird. Vor dem Balken, aber nur auf der rechten Seite, ist in der 
Axenhöhc ein Reiterlineal L angebracht; dasselbe ist durch Einschnitte dergestalt 
getheilt, dass auf die Länge zwischen Mittel- und Endaxe 40 gleiche Theile kommen, 
doch fallen, wie später erläutert wird, der Nullpunkt und der Endpunkt 40 fort. 

Am linken Ende des Balkens ist, gleichzeitig als Gegengewicht für das Reiter- 
lineal, die Contact-Einrichtung K (in Fig. 4 in grösserem Maassstabe dargestellt) ange- 
schraubt, w r elcho bei einem ganz bestimmten Ausschlag des Balkens, durch Schliessung 
eines elektrischen Stromes mittels des Elektromagneten G , ein Uhrwerk V x (Fig. 3) 
auslöst, dessen Zweck ist, automatisch zunächst den Balken zu arrctiren, sodann den 
auf dem Reiterlineal sitzenden Reiter auf demselben um einen Einschnitt w'eiter nach 
der Endaxe zu rücken und hierauf den Balkon wdeder frei zu lassen. 

Der Achatpfannen w'egcn war es nicht wohl thunlick, den Waagebalken selbst 
als Stromleiter zu benutzen, deshalb musste die Contactvorrichtung eine besondere Ein- 
richtung erhalten. Ausserhalb der Gehängschneiden S trägt der Waagebalken (Fig. 1. u. 4) 



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Zurrst h ki n rPs Ixrtnumkvtkwki'kiie. 

Marz im. Stückbatii, Sk(.b8thkoi8tkirkndr Waage 



an einem angeschraubten Arm noch eino kleine Schneide auf dieser niht ein kleiner 
Waagebalken ö, der aber statt der Endschneiden an seiner Unterseite Cnntact plättchon 
p p aus Platin tragt, die den beiden die Enden dos Stromkreises bildenden isolirten 
Platinschneiden qq gegenüberstehen; r r sind die Köpfe der Klemmschrauben für die 
Zulcitungsdriihte. Bei genügender Senkung des linken Endes des Hanpthalkens wird 
sich zunächst eines der Plättchen p auf eine zugehörige Schneide q auflegen, das zweite 
legt sich später auf, wenn der Balken sich bis zu einem ganz bestimmten Ausschlage 
gesenkt hat. In diesem Momente ist der Strom geschlossen, das Uhrwerk setzt sich in 
Bewegung und beginnt den Balken zu arretiren, wobei das linke Ende desselben wieder 
gehoben und dadurch der Strom wieder unterbrochen wird. 

Die Arretirung fasst den Balken nur an seinem linken Arm mittels eines an 
seinem Ende mit Justirschraube versehenen Winkelhobels A an, dessen Drehpunkt, hinter 
der Lagerpfanne des Balkens am Stativ befestigt, mit der Schneide der Mittelaxe zu- 
sanimenfällt und dessen zweiter Arm sich gegen einen Hebedaumen D stützt, welcher 
auf die aus dem Uhrwerk U, hervortretendo Axe aufgesteckt ist. Da der Daumen 1) eino 
solche Form bekommen kann, dass die Bewegung, die er dem Hebel beim Umgang dos 
Uhrwerkes ertkeilt, im Anfang und Schluss eine sehr langsame wird, so kann damit eine 
sehr ruhige und ohne Stösse erfolgende Arretirung bewirkt worden. Ist der Waage- 
balken in die horizontale Lage zurückgeführt, so stützt sich sein rechtes Ende, das bei 
dem speciellen Zweck der Waage niemals nach unten auszuschlagen braucht, gegen einen 
festen Anschlag, womit die Arretirung vollständig wird. Es kann allerdings der Uebel- 
stand eintreten, dass hei nicht genügender Justirung des Arretirhebels der Balken die 
horizontale Lago und damit den Anschlag nicht ganz erreicht, die Arretirung also unvoll- 
ständig bleibt; andererseits aber schadet eino kleine Ueberjustirung • nichts, da dann nur 
die Mittelaxe dos Balkens etwas aus ihrer Pfanne gehoben wird; cs kann somit jenem 
Uebelstande leicht vorgebeugt werden. 

Ein Stück des Umfanges des Hebedaumens ist conoentrisoh mit der Axe des- 
selben geformt, um den Balken eine kurze Zeit in der horizontalen Lage festzuhalten, 
während welcher das Fortrücken des Reiters ausgeführt wird. 

Auf derselben Axe, die den Hebedaumen trägt, ist ein Zahnrad R (Fig. 3) aufge- 
steckt, das in zwei rechts und links angeordnete gleich grosse Räder R l und R, eingroift, 
. deren Axen in der Vorderwand des Uhrwerkgehäuses einerseits und in einem am Stativ 
| befestigten Träger andererseits gelagert sind, durch letzteren hindurchtreten und etwas 
vor der Vorderfläche des Balkens zwei gleiche und gleich gerichtete Kreisexconter ER 
(Fig. 1) tragen, deren Excentricität gleich der Hälfte der Entfernung zweier Einschnitte 
des Reiterlineales von einander ist und welche durch ein Kuppelstück Q mit einander 
verbunden sind, das also bei jedem Umlaufe des Uhrwerkes eine Bewegung macht wie 
die Kuppelstangen einer Locomotivc. Das Kuppelstück trägt zwei vor und hinter dem 
Reiterlineale L hegende und wie dieses mit 39 Einkerbungen versehene Transporteur- 
lineale E, die unter die beiden Ansätze des oben f förmig geformten (in Fig. 5 besonders 
dargestellten) Reiters greifen, denselben vom Reiterlineale abheben und in dessen folgen- 
den Einschnitt wieder absetzen. Die relative Stellung der einzelnen Theile des Mecha- 
nismus unter einander ist so angeordnet, dass in der Ruhelage des Uhrwerkes die 
Mittelpunkte der Excenterscheiben senkrecht unter den Umdrehungsaxon liegen, die 
Transporteurlinealo also ihre tiefste Lago haben und ihre Einkerbungen in der Mitte 
zwischen denen des Reiterlincales liegen. Während des Zeitraumes, der für die Arretirung 
des Balkens erfordert wird, macht das Uhrwerk */ 4 Umgang, es kommen also die 
Excenter in die Lage, dass ihre Mittelpunkte links von den Dreliaxen und mit diesen 
in einer horizontalen Ebene liegen. Die Einkerbungen der Transporteurlineale coinci- 

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M'tKZ 



7xnvujn 

StCCKKAT«. SfLftfTlKülttllNOC Wa«I 

diren jetzt mit denen de« Reiterlineals und erfassen den Reiter. Während de* folge ade* 
halben Umganges des Uhrwerkes wird der Reiter bis mm nächsten Einschnitt gehoben 
and wieder gesenkt, «ährend gleich zeitig das concentriscbe Stück des Hetedanmens 
den Arretirhebel in derselben Stellung erhält. Im letzten Viertel de» Umganges erfolgt 
die Freilassung sowohl des Reiters als auch des Waagebalkens, der aber des nun rechts- 
seitig hergestellten Ueliergewichte» wegen noch so lange auf seinem Anschlag hegen bleibt, 
bis von dem Liebt ein 8tück abgebrannt ist. das dem vierzigsten Theile de» Gewichtes des 
Reiters entspricht. Ist dieser Augenblick gekommen, so schlägt die Waage wieder nach links 
aus, bis der Contact geschlossen wird und das Spiel des Mechanismus sich wiederholt. 

Hängt der Reiter im Einschnitt Kr. St, so findet er bei »einer Transportinmg 
keinen weiteren Einschnitt mehr, dafür alier stösst er mit seinen unteren Enden an die 
Wandungen eines am Stativ l)efestigten Trichters T, wird dadurch von den Transpor- 
teurlinealen herabgeworfen und fallt in die Sehaale C\ Es würde nun da» Functioniren 
des Apparates ein Ende finden, wenn nicht dafür gesorgt wäre, dass gleichzeitig mit dem 
Abwerfen des Reiters ein neuer dem Trans[«irteur so dargeboten wird, dass dieser ihn 
heim nächsten Umgang auf den Einschnitt 1 des Reiterlineales aufsetzen kann. 

Dies wird durch das Anslösen eines zweiten Uhrwerkes Uj, da» also immer dann 
einen Umgang macht, wenn das erste deren 4U vollendet hat, bewerkstelligt. Die ans 
demselben hervortretende Aze ertheilt mittels der Kurbelschleife Jf <Fig. IX des Winkel- 
hebels .V und der Stange O dem Schlitten P eine einmalige hin- und hergehende Bewegung. 
Beim Hingänge schiebt der Schlitten ans einer Anzahl von Reitern, welche in einem in 
seiner Form der Gestalt der Reiter folgenden Reservoire 1’ horizontal über einander 
gelagert sind, den untersten unter den übrigen fort und bringt ihn auf ein galielartiges 
Snpportstück X, dessen Zinken bis etwas über die Mittelaxe des Balkens reichen und 
sich einander soweit nähern, dass sie zwischen den Transporteurlinealen Platz haben. 
Gerade in der Verlängerung der Mittelaxe trägt jede der beiden Zinken eine Einkerbung 
wie das Reiterlineal nnd die Transportcurlineale. Ist der Reiter, der mit seinen beiden 
oberen Ansätzen auf den Gabelzinken, mit seinen Beinen, gegen welche der Schlitten 
drückt, noch auf dem Boden des Reservoirs aufliegt, soweit vorgeschoben, dass seine 
Ansätze in die Kerben einfallen, so verlieren die Beine ihren Stützpunkt, der Reiter 
fällt mit denselben zwischen den Gabelzinken hindurch und hängt nun in verticaler 
Stellung so, dass er heim nächsten Umgang des Uhrwerkes P, vom Transporteur 
gefasst nnd auf den ersten Einschnitt des Reiterlineales L gehoben werden kann. Der 
Schlitten P wird hierauf wieder bis vor das Reservoir V unter den übrigen Reitern 
hinweg zurückgezogen, und diese fallen nach. 

Aus den Zeitintervallen, welche zwischen den aufeinanderfolgenden Umgängen 
des Uhrwerkes P, vorfliessen und welche nnter sich gleichen Gewichtsabnahmen des Lichtes 
entsprechen, kann auf die grössere oder geringere Gleichförmigkeit des Verbrennungs- 
procosses geschlossen werden; dieselben werden graphisch durch einen Rogistrirapparat 
auf einem Papierstreifen dargestellt. Durch das Winkelgetriebe 5' (Fig. 3) ertheilt nämlich 
das Uhrwerk P, bei jodom Umgänge auch der Schraube ohne Ende X je eine Umdrehung, 
wobei die den Schreibstift tragende Mutter B, welche durch die auf der Leitschiene H’ 
gleitende Hülse J gegen Umkippon gesichert ist, nm je einen Gang fortgeftthrt und auf 
dom Streifen f, der über oinom unter der Schraube liegenden Cylindor g hängt, ein kurzes 
Stück einer geraden Linio beschrieben wird. Der Streifen f ist in beliebiger Länge auf 
die Walze d gewickelt und trägt znr Sicherung seiner Lage an seinom unteren Ende eine 
als Gewicht dienende Metallstnnge (Fig. 2). Der (’y linder g wird von ihm durch 
Reibung in Umdrehung versetzt, welche letztere durch ein gewöhnliches in der Zeich- 
nung nicht mit angegebenes Pendeluhrwerk, dessen Grossbodenrad unmittelbar auf der 



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LuKWKNIIKKZ, Olt HUNA LKKKIKTIIKll.il NO. 



99 



ZuiAuHKirr rf'K lan hi'mkmtkmküiiub 
MÄKZ IMS. 



Axt des Cylinders g befestigt ist, gleiclimässig geregelt wird. Während des Stillstandes 
des Uhrwerkes {/, schreibt dann der rnhende Schreibstift auf dem unter ihm hinweg- 
gehenden Papier ein Stück einer geraden Linie, das senkrecht steht auf der bei der 
Bewegung des Stiftes durch das Uhrwerk { 7 , beschriebenen Linie und das in seiner 
Länge proportional der 7 . wischen rwei Uhramgiingen verflossenen Zeit ist. Das auf dem 
Streifen f verzeichnete Diagramm besteht demnach aus einer Reihe von Stufen, deren 
horizontale (der Axe des Cylinders parallel gerichtete) Theile unter einander gleich, 
deren verticale abor, je nach der geringeren oder grösseren Gleichförmigkeit des Ver- 
brennungsprocesses, mehr oder weniger ungleich werdon. 

Der Deutlichkeit des Diagramms wegen kann die Ganghöhe der Schraube Z 
nicht unter 1 mm genommen werden, und da dieselbe auch w ieder keine übermässige Lange 
erhalten kann, so erreicht der Schreibstift das Ende der 280 mm langen Schraube schon 
nach dem Verbrauch von sieben Reitern. Um hierdurch den Gang des Apparates nicht 
zu unterbrechen, ist die Einrichtung getroffen, dass nach sieben Umgängen das Uhrwerk U t 
durch die Steuervorrichtung m (Fig. 3) die Umdrebnngsrichtung der Schraube Z uinkehrt. Ans 
diesem Grunde ist auch das Winkelgetriebe 1" kein einfaches, sondern ein Wendegetriebe 
mit Zahnkuppelung. Der Bequemlichkeit halber ist der ganze Registrirapparat auf einem 
mit dem eigentlichen Waagekasten nicht fest verbundenen Untersatz montirt und deshalb, 
um kleine Ungenauigkeiten der Aufstellung unschädlich zu machen, die Schraube Z mit 
ihrer im Waagekasten gelagerten Triebwelle durch eine kleine Oldenham'scbe Kuppe- 
lung verbunden. 



Nachträge betreffend die Herstellung von Originalkreistheilungen. 

Von 

Dr. Is. Lirwenheri in Berlin. 

(Vergl. Jahrgang 1882. S. 3üT> n. 447 nnd Jahrgang 1883. S. 52.) 

Das Princip, welches Edward Troughton bei der Herstellung seiner Original- 
kreistheilnng zn Grunde legte, ist schon im vorigen Jahrgang, S. 360 kurz dargelegt 
worden. Auf dem sorgfältig ahgedrehten äusseren Rand des zn theilenden Kreises 
wickelt sich eine eingetheilte Rollo ab, deren Umfang zum Kreisumfang in ein genaues 
Verhältniss gebracht ist; den Theilstrichen dor Rolle entsprechend wird auf dem Kreise 
eine provisorische Theilung ausgeführt, deren Fehler nach dem früher (Jahrgang 1882, 
S. 454) angedenteten Verfahren ermittelt werden, worauf man schliesslich die corrigirten 
Tbeilst riebe mittels der Rolle und einem mit dieser verschiebbaren, sorgfältig eingetheilten 
Hülfssector festlogt. Tronghton 1 ) hat die Rolle etwa doppelt so dick gewählt, als den 
Theilkreis, und den Rollenmantel schwach conisch geformt (der Durchmesser der oberen 
Basisfläche war um 0,001 engl. Zoll = 0,026 mm grösser als der der untern Basis); die 
Rolle konnte so viel gehoben oder gesenkt werden, dass ihr am Kreisrand sich abrollender 
Berührungskreis zum Theilkreis-Umfang das erforderliche Verhältniss erhielt. Die Rolle E 
vergl. nachstehende Figur) wird zu diesem Behufe in ein Gestell eingespannt, das aus 
zwei einander gegenüberliegenden und durch vier Situlcn mit einander verbundenen Platten 
lin der Figur ist nur die obere Platte C sichtbar) besteht; die Rollcnaxe reicht durch die 
Mitten der Platten hindurch und wird durch zwei von oben beziehentlich von unten her 

•) Philosophical Tronsactious for 1809. Part» 1. S. 115. 



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100 



ZKrTscimirT rt*« Iwwni Ml muw m. 
LoKWKRMKKZ, OmaiNAl.KRRIRTIIKILrxa. M \ HZ IW. 



wirkende Schrauben gehalten, deren erstere c auch in der Figur erscheint. Das die 
Rolle tragende Gestell ist mit einer wagenartigen Vorrichtung fest verbunden, deren 
Haupttheil eine mit vier Füssen n a n n auf den zu theilonden Kreis .1 sich aufstützende 
und durch zwei Frictionsrollon F und G an den inneren Kreisrand angedrückte Platte B 
bildet. Der innere und der fiussero Kreisrand waren so ahgedreht, dass Platte B durch die 
Rolle E einerseits und die Rollen F und G andererseits an jeder Stelle des Kreislimbus 
gehalten wurde und somit der ganze Wagen um den vollen Kreis herum verschoben werden 
konnte. Der Wagen trug das Reisserwerk J K h und das unmittelbar über dem (in der 
Figur nicht sichtbaren) Stichel liegende Mikromotermikroskop H. Die Platte B war 
entsprechend durchbrochen, so dass der mit den Handhaben tl il zu bewegende Stichel 
Punkte und Striche auf dem Kreise A einreissen konnte. Die Rolle E wurde in 16 
annähernd gleich grosse Tlieile eingetheilt, und ihr Mantel sollte hierauf soweit abgedreht 




werden, dass sein am Kreisrand anliegender Borührungskrois genau dem 16ten Theil des 
Umfanges von A entsprach. Um dies zu erreichen, wurde auf dem Kreis eine Punktmarke 
so eingestochen, dass sie in die Verlängerung eines Theilstrichs der Rolle zu liegen kam. 
Hierauf wurde der Wagen auf dem Kreis A vorwärts geschoben, bis die absichtlich 
noch etwas zu gross bemessene Rolle gerade 16 Umdrehungen gemacht hatte. Sodann 
wurde die Rolle aus dem Gestell gehoben, nach dem Ergebniss jenes Vorversuches 
möglichst genau justirt und zuletzt conisch abgedreht. Um endlich nach Wiederein- 
spannung der Rolle E ihre richtige Höhenlage zu finden, wurde das Umfahren des 
Kreises mit dem Wagen wiederholt, nachdem vorher die Hülfsmarke auf dem Kreis 
unter das Mikroskop H gebracht und ein zweites, so nahe als möglich neben li an der 
Platte B befestigtes Mikroskop auf den entsprechenden Theilstrich der Rolle E eingestellt 
worden war. Die Verschiebung des Wagens wurde zunächst mit der Hand ausgefuhrt, 
behufs der Feineinstellung konnte der Wagen an den Kreis angeklemmt und mittels 
Feinschraube noch eine Strecke weiter verschobon worden. 

War schliesslich die richtige Höhenlage der Rollo E erreicht, so wurde der Kreis 
noch einmal umfahren, zugleich aber bei jeder der 16 Abwickelungen der Rolle jeder ihrer 16 



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XKmcmurr rf** !»STvuMKirTK«KtmDS. 

MÄRZ 18*3. LOXWXKIIMS, OuiOlN A I.KlU-lHTHKt t.USO 

Thcilstrichc der Reihe nach unter dem betreffenden Mikroskop eingestellt und hierauf 
mit Hälfe eines besonderen, auf den Wagon aufgesetzten und mit ihm beweglichen 
Punktirers eine Punktmarke auf den Kreis A eingestochen. Die so erhaltenen 256 Punkte 
bildeten die provisorische Theilung. Um ihre Fehler nach der früher angedeuteten 
Weise zu untersuchen, montirto man den Kreis A gerade so, wie beim künftigen 
Gebrauch, und befestigte die beiden Mikroskope, nach und nach in verschiedenen Bogen- 
abständen von einander, am feststehenden 8up|>ort des Kreises, während man letzteren in 
Drehung versetzte. 

Nach Ermittelung dor Fehler der provisorischen Theilung, wurde der Kreis in 
seine ursprüngliche Lage zurückgebracht und der Wagen mit allem Zubehör von Neuem 
aufgesetzt. Um nunmehr die definitive Theilung aufzubringen, wurde von einem Hülfs- 
seetor Gebrauch gemacht, der gewissermassen eine Erweiterung der Rollo E bildete, 
aber nicht, wie diese, mit einer angenäherten, sondern mit einer sehr sorgfältigen 
Bogentheilung versehen war. Innerhalb des Gestelles, welches die Rolle trug, war auf 
die Aze der letzteren der Sector M N (> aufgesteckt, welcher, auf der oberen Basis der 
Rolle aufliegend, sich mit dieser drehte, jedoch auch mit dor Hand, unabhängig von 
der Rolle, herumbewegt, also gegen die Rolle verschoben werden konnte. Die Zusammen- 
setzung des Sectors aus zwei Rahmon M und N, welch letzterer den Bogen o o trug und 
innerhalb il beweglich war, gestattete die Centrirung des Sectors und Justirung seines 
Radius. Dieser wurde viermal so gross gewählt, als der der Rolle E. 

Da beabsichtigt war, den Kreis A bis zu Intervallen von 6' einzutlieilen, und 
einem solchen Kreisintervall ein Bogen von 16 X 6' = l c 20' auf der Rolle und dem 
Sector entsprach, wurde auf letzterem zunächst oino aus 16 Intervallen von je 1 "20' 
bestehend* Theilung und an den beiden Enden derselben, unmittelbar netten den 8trichen 
0 bezw. 16, je ein Hülfsintervall von derselben Grösse aufgetragen; dieso beiden Hülfs- 
intervalle wurden endlich in 8 Theile von je IO 1 eingetheilt. Die Theilung des Sectors 
geschah auf einer Theilmaschine, was nach Troughton's Meinung bei dem verhältniss- 
mässig kleinen Radius eine durchaus hinreichende Genauigkeit lieferte. 

Auf einem Fortsatz der Platte B trug der Wagon ein Mikroskop 1 , welches Uber 
der Theilung des Sectors eingestellt werden konnte; in der Figur ist es woggelassen 
und nur Bein Halter angedeutet. Wenn man nun das Mikroskop 11 auf eine der provi- 
sorischen Theilmarken des Kreisos A einstollto, den Wagon festklommtc und hierauf 
mittels seiner Feinschraube ihn selbst und mit ihm H bis zur benachbarten Theilmarke 
von A fortschob, so hatte der Wagen, wenn wir die provisorische Theilung vorläufig als 

22 5° 

richtig annehmen, einen Bogen von j' ( . und demnach der Sector oo einen Bogen von 
22,5 = 16 J / 8 X 1 C 2Ü* durchlaufen. War deshalb bei Beginn der Wagenbewogung das Mikro- 
skop I auf den Nullstrich der Hauptthoilung des Sectors eingestellt, so mussten während der 
Bewegung die 16 Intervalle der Haupttheilung und ausserdem 7 Unterabtheilungen (Achtel- 
theile) des einen Hillfsintervalls unter dem Mikroskop vorbeipassiron und am Schluss der 
Bewegtrog letzteres über dem vorletzten Theilstrich des lietreffenden Hülfsintervalles ein- 
stehen. Trat dies nicht ein, so bedurfte, vorausgesetzt, dass das befahrene Bogenstück des 
Kreises A genau jj, betrug. und die Theilung des Sectors fehlerfrei war, die Justi- 
rung der ganzen Vorrichtung und insbesondere die Centrirung des Sectors einer Correc- 
tkm. Dass nun die provisorische Theilung des Kreises A nicht ohne Fehler war, änderte 
hieran nur so viel, dass bei der Einstellung des Mikroskops // auf die zwei benachbarten 
Theilmarken von A ihre vorher ermittelten in Mikromctertheilen dieses Mikroskops aus- 
gedrückten Theilungsfehler berücksichtigt werden mussten. Zu diesem Behufe hatte man 




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102 



ZKITBClIBirT ri'R IlRTtrMKRTRKRrint. 
LöWmflTEKE, OlllOl MA I.KItFISTMKIl. I' MO. M\KZ 1MM. 

den Faden von II zunächst auf die provisorische Marke einznstellen und sodann nm so 
viele Mikrometertheile nach der einen oder anderen Seite zu verschieben, als dem Fehler 
der Marken entsprach. Diese Stellung des Fadens gab die corrigirte Lage der Theilmarken, 
und die corrigirten Lagen zweier benachbarten Theilmarken bestimmten einen genauen 
Bogen von . 

Für die Ausführung der definitiven Theilung hat man «ich gegenwärtig zu halten, 
dass dieselbe von 5 zu 5' fortlaufon sollte und die Intervalle der provisorischen Theilung 
22 5°v 

( iy ) keine ganzen Vielfache der definitiven Intervalle <iarstellten. Nach vorangegangener 

Justirung des Htilfssectors verfuhr man nun so, dass man bei festgeklemmtem Wagen 
das Mikroskop H auf die Anfangsmarke der provisorischen Theilung des Kreises .4, sowie 
das Mikroskop I auf den Nullpunkt der Haupttheilung des Sectors einstellte und nunmehr 
mit dem Reisscrwerk auf .4 den ersten Strich zog; mit der Feinschraube wurde sodann 
der Wagen so weit verschoben, bis der nächste Theilstrich des Sectors unter I erschien, 
worauf man den zweiten Strich auf A einriss. So fuhr man fort, bis der lßte Theilstrich 
auf A gezogen und damit das erste Intervall der provisorischen Theilung erschöpft war. 
Der nächste Theilstrich lag boreits im benachbarten Intervall, jedoch nur um einen Bogen 
von * X 5' von der korrigirten Grenzmarko entfernt. Man stellte deshalb jetzt H über 
der corrigirten Lage dieser Marke ein und drehte mit der Hand den Sector — über die 
unbewegt bleibende Rolle E hinweg — soweit zurück, dass der jenseits des Nullstrichs 
seiner Haupttheilung liegende erste Strich des benachbarten Hülfsintervalles unter dem 
Mikroskop I erschien; bowegte man hierauf wiederum mittels der Feiuschraube den 
Wagen, bis der Nullstrich des Sectors unter I gelangte, so erhielt man den richtigen Ort 
für den 17ten auf .1 einzureissenden Theilstrich. 

In dieser Weise fuhr man fort. Der erste Theilstrich im dritten Intervall der 

O 

provisorischen Theilung lag um einen Bogen von “ X 6' von der betreffenden Grenz- 
marke entfernt, und demgemäss war hier nach der Zurückdrchung des Sectors der zweite 
jenseits des Nullstrichs liegende Strich des Hülfsintervalles unter das Mikroskop I zu 
bringen, u. s. w. u. s. w. 

Vor jedem Uebcrgang von einom der provisorischen Intervalle in das lionachbarte 
erschien es rathsam, die Klemmung des Wagens zu lösen und sie erst nach angemessenem 
Zurückdrehon seiner Feinschraube wieder anzuzielien, um in dem Gebrauch der letzteren 
keine Störung zu erfahren. 

Der Ansfiduning der definitiven Theilung in irgend einem der 256 provisorischen 
Intervalle ging stets eine Vergleichung soines corrigirten Bogenwerthes mit der Sector- 
theilung und erforderlichen Falles eine neue Justirung und Centrirung des Sectors 
voraus, wodurch jede Unvollkommenheit in der Rolle und seiner Bewegung unschädlich 
gemacht wurde. 

Dieser ausserordentlich sinnreichen und höchst durchdachten Theilmethode lässt 
sich wohl der Einwnnd entgegensetzen, dass sie in letzter Linie von der auf dem Sector 
aufgotragenon Htilfstheilung abhängig ist. Doch dürfte dieses Bedenken nicht sehr in’s 
Gewicht fallen, weil die Fehler der Hülfsthoilnug nnr mit dem 16ten Theil ihres Betrages in 
die Fehler der definitiven Theilung eingelicn, also die Httlfstheilung noch Fehler bis zu 4" 
enthalten kann, wenn eine Genauigkeit von 0,25" erreicht werden soll. Da die Methode 
zudem recht expedit ist — wie schon früher mitgetheilt, brauchte Trougliton nur 13 Tage 
von je 8 Arbeitsstunden znr Theilung eines Kreises — , ro ist es gewiss auffällig, dass 
sie, wie es scheint, später, nach Tronghton, niemals wieder Anwondung gefunden hat. 
Wenigstens hätte es doch auch später nahe gelegen, sic zur Interpolation von Unter- 



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ZrjTBt ii Kirr h'k Ikitki'iiutuiiidiids. 
MÄRZ IHM. 



Ki.kinkrk Mittiikh.iinoks. 



103 



eintheilungen zu verwenden, ebenso wie Oertling für diesen Behuf die weniger zuver- 
lässige Schraube ') benutzt bat. 

Die Erklärung dieses Umstandes mag zum Tbeil wobl darin liegen, dass die An- 
wendung der Troughton'scben Methode erst die Herstellung besonderer Vorkehrungen be- 
dingt, während die Schraube bei allen mit einiger Sorgfalt anznfertigenden Originalthei- 
lungen gewöhnlich zur Hand ist. Für weit wichtiger erachte ich aber das Moment, dass 
das Troughton'sc-he Verfahren von selbst zu derjenigen Theilmethode führt, welche unter 
allen Umständen die genauesten, wenn auch nicht immer die schnellsten Ergebnisse liefert 
und darin besteht, aus einer minder genauen aber vollständigen Theilung unter Berück- 
sichtigung der sorgfältig IVi r jeden Theilstrich durchgeführten Fehlerbestimmung eine voll- 
kommenere Theilung durch sogenannte Copirung abznleiton. 

Es ist Nichts darüber bekannt geworden, zu welcher Genauigkeit die vortrefflichen 
Theilmethoden Kater’s und Reichenbach's unmittelbar geführt haben; dagegen ist es 
nicht verschwiegen geblieben, dass die inonatelangen Mühen, welche Oertling auf Herstel- 
lung seiner Originaltheilung verwandt hat, trotz der wohldurchdachten und überaus ge- 
schickten Anordnung seines Verfahrens leider nur einen mässigon Erfolg erzielt haben. 
Sein Originalkreis, der bekanntlich in hiesiger Stadt aufbewahrt wird, zeigt Fehler bis zu 3“ 
und darüber, und es heisst, dieselben sollen nicht bloss in den unter Zuhülfenahmc der 
Schraube festgelegten Unterabtheilungen, sondern auch in den Grad- und Halbgradstrichen 
sich vorfinden. Wenn dies aber der Fall ist, so muss man doch wohl die Hoffnung auf- 
geben, selbst durch ein so sinnreiches Vorfahren, wie das Lufteinthcilungsverfahren, sofort 
eine hinreichend genaue Kreiseintheilung zu erhalten; mau würde, wenn die äusserste 
Genauigkeit erreicht werden soll, selbst dieses Verfahren nur zur Herstellung einer ge- 
wissormassen noch provisorischen Theilung benutzen dürfen. Dann aber wäre es schade, 
monatelnnge Arbeit auf Schaffung dieses Provisoriums zu verwenden, da man im Stande 
ist, ans einer fehlerhaften Theilung durch wiederholte Copirung und unter fortgesetzter 
Berücksichtigung der besonders ermittelten Fehler in kürzerer Zeit ebensoweit zu gelangen. 

In der That ist es in neuerer Zeit fast allgemein üblich geworden, in der zuletzt 
angegebenen Weise Originalkreistheilungen herzustellen, wobei sogar häufig die erste 
Theilung von einem kleinen Kreise auf einen grossen übertragen worden ist. Die Unter- 
suchung der Fehler geschieht in der Regel nach dem im vorigen Jahrgang, S. 454, ange- 
deuteten Verfahren. 

Bei dem Vorhandensein [lassender Einreichtungen wird es gleichwohl auch jetzt 
noch vortheilhaft sein, wie wir es von der Genfer Gesellschaft*) erfahren haben, andere 
Methoden zur Herstellung von Originalkreistheilungen anzuwenden, doch iBt nicht ausser 
Acht zu lassen, dass auch in diesem FaLle wenigstens theilweise ähnlich verfahren wurde, 
indem auch hier eine provisorische Theilung eines Hülfsbogens ausgeführt wurde, deren 
Fehlerbestimmnng die Grundlage für die Berichtigung der Einrichtungen lieferte. 

Kleinere (Original-) Mlttheliiingen. 

Die Ausstellung von Lehrlings-Arbeiten der Berliner Gewerbe 
in der Zeit vom 18. bis 28. März 1883. 

Von geschätzter Seite geht uns folgende Mittheilung zu: 

In den letztverflossenen Tagen fand hier die zweite Ausstellung von Lohrlings- 
Arbeiten der Berliner Gewerbe statt, veranstaltet von der Gewerbe-Deputation des 
Magistrats zu Berlin und einem durch dieselbe berufenen Comitc. 

‘1 Vergl. Jahrgang 1882, S. 3ti7. 

*) Vergl. Jahrgang 1883, S. 52. 



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104 



K(.kinkkk Mitthkilüsokn. 



Zeitschrift rt'* issrsriiKsTBsKiTsiFE. 
MÄRZ lt*3. 



Der Zweck dieser, in regelmässigen Zwischenräumen von 2 Jahren sich wieder- 
holenden Ausstellungen soll lant des nnsgegebenen Programms sein: „das Interesse filr 
tüchtige Ausbildung der Lehrlinge zu wecken, zu stärken und in möglichst weite Kreise 
zu tragen, bei den Lehrlingen die Liebe zu ihrem Beruf zu erhöhen, den Wetteifer zu 
wecken und tüchtigen, strebsamen Lehrlingen Gelegenheit zu geben, ihre Fertigkeit zu 
zeigen.“ Hierbei sollen die Tüchtigsten durch Prämien und öffentliche Anerkennung ihrer 
Leistungen belohnt werden. Nach § 4 des Programms können zur Ausstellung gelangen 
„alle gewerblichen Erzeugnisse, welche von einem in einer Berliner Werkstatt arbeiten- 
den Lehrling selbständig“, also ohne jede fremde Hülfe, angefertigt sind. 

Was nun zunächst den Werth und die Berechtigung, oder sagen wir lieber 
die Nothwendigkoit solcher Ausstellungen anbetrifft, so wird kaum ein Zweifel darüber 
aufkommen können, dass eine derartige öffentliche Zurschaustellung der Leistungen von 
in ihrer Ausbildung begriffenen jungen Leuten und ihre Beurtheilung von berufenen 
Fachmännern sehr segensreich auf die Entwickelung der Gewerbe wirken muss, wenn 
einerseits genügende Gewähr für die selbständige Anfertigung der Arbeiten geleistet 
wird und andererseits die Beurtheilung nach richtigen Grundsätzen geschieht. 

Der schwierigste und wundeste Punkt bei solchen Ausstellungen liegt jedenfalls in 
Gewährleistung der völlig selbständigen Anfertigung der Arbeiten. Es wird keine Con- 
trols im Stande sein, in dieser Hinsicht volle Sicherheit zu bieten, so lange nicht sämmt- 
liche Lehrherren der ansstellenden Lehrlinge im Interesse ihreB Gewerbes und im wohl- 
verstandenen eigenen Interesse, da es sich um Heranbildung einer tüchtigen Gehülfenschaft 
handelt, von der Nothwendigkoit durchdrungen werden, die Controle selbst zu übernehmen 
und streng durchztiführen. Es würde eine verhängnissvollo Kurzsichtigkeit der Lehr- 
herren sein, mit augenblicklichen Erfolgen ihrer Werkstatt brilliren und zu diesem 
Behufs die Ausstellung nnsolbständiger Leistungen ihrer Lehrlinge dulden zu wollen, 
Mit. vollem Rechte hat. daher das Ausfülmings Oomite jedem Lohrherm zur Ehren- 
pflicht gemacht, für die selbständige Anfertigung der Arbeiten soitens seiner Lehrlinge 
einzustehen. 

Dioso Eigeneontrolo des Lebrherm hat sich aber nicht nur darauf zu beschränken, 
jede diroctc Unterstützung der Lehrlinge durch ältere Arbeiter zu verlündera, sie muss 
sich — und leider ist dieser Punkt von vielen Lehrherren auch bei der diesjährigen 
Ausstellung noch nicht genügend gewürdigt worden — bis dahin ausdebnen, durch 
[Müssende Answahl der nuszustellendcn Arbeiten dafür zu sorgen, dass ilie eigentliche 
Arbeit des Lehrlings nicht verdeckt werde durch äusserlichen Schmuck, durch fremdes, 
dem Lehrling fertig geliefertes Beiwerk. 

Auch in dieser Hinsicht ist zwar bei der diesjährigen Ausstellung ein Fortschritt 
gewiss nicht zu verkennen, doch scheint das Bewusstsein, was hier zu geschehen hat, 
noch lange nicht in wünschenswcrtliem Umfango allgemeine Verbreitung gefunden zu 
haben. Wenn derartige Ausstellungen das leisten sollen, was wir uns von ihrer öfteren 
Wiederholung versprechen, so müssen die Lehrbcrron vor allen Dingen scharf unter- 
scheiden zwischen den Zwecken einer Industrie-Ausstellung, welche ihre Fabrikate 
möglichst vorteilhaft dem consumirenden Publicum vorfilhren soll, und den Zwecken 
einer Ausstellung von Lehrlings-Arbeiten, für deren Beurtheilung gar nicht das consu- 
mirende Publicum, sondern einzig und allein dio Fachgenossenschaft massgebend ist. In 
demselben Maasse, als cs bei jener nicht nnr erlaubt, sondern geradezu geboten ist, alle 
Vortboilo hervorznsneben, welche das eigene Gewerbe des Ausstellers, sowie die Erzeug- 
nisse anderer Industrien bieten, mn das fertige Fabrikat zu einem gesuchten, begehrten 
Artikel zu machen, in demselben Maasse muss dies bei den nuszustellenden Lehrlings- 
Arbeiten vermieden werden. Ausstellungen der letzteren Art werden um so mehr ihren 



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106 



XKincHMR rB« IxmüuMtkiiKDinK. 

MÄRZ 1»K3. Klkinkkk Mittiikii.unokk. 



Zweck erreichen und dem Gewerbe Nutzen schaflen, je mehr alles blendende Beiwerk 
vermieden und lediglich danach gestrebt wird, einerseits die in dem betreffenden Ge- 
werbszweig zur Verwendung kommenden Rohmaterialien und andererseits die seitens 
des Lehrlings erlangte Geschicklichkeit in der Anwendung der Werkzeuge klar und 
deutlich zur Anschauung zu bringen. 

Das Beiseitelasseu jedes fremden Beiwerkes wird zudem noch durch Rücksichten 
der Billigkeit geboten. Die Waffen der concurrirendcn Lehrlinge sind möglichst gleich 
zu machen, und die Lehrlinge wohlsitnirter Meister dürfen nicht in den Stand gesotzt 
sein, die Mängel ihrer Arbeiten durch Anhängung von fremden Pachern entstammendem 
Schmuck, der ihnen seitens ihrer Lehrhorrn ohne Rücksicht auf Geldkosten eher geliefert 
werden kann, ganz oder tbeilweise dem Auge zu entziehen. 

Gerade für die uns hier näher interessirende Gruppe VI (wissenschaftliche 
Instrumente) waren die eben entwickelten Grundsätze in den weitaus meisten Fällen 
schon bei der Auswahl der ausgestellten Arbeiten streng befolgt wordon. Aber auch in 
Gruppen, in denen dies in geringerem Maasse geschehen, hatten diese Maximen doch 
wenigstens bei der Priimiintng Berücksichtigung erfahren, so dass manche gut ausge- 
führte, aber schmucklos und einfach erscheinende Arbeit die verdiente Anerkennung 
gefunden hat. 

Die Gruppe VI war, abgesehen von den chirurgischen Instrumenten, von 49 
Mechanikerlehrlingen beschickt, von welchen 

10 Aussteller im ersten Lehrjahr, . 

12 „ „ zweiten „ 

10 „ „ dritten „ 

17 „ „ vierten „ standen. 

Von den Ausstellern arbeiteten in Werkstätten, welche Bich vorzugsweise 
beschäftigen mit der Anfertigung von 





mathematischen Instrumente«! 


physikalischen Apparaten 


elektrischen 

Apparaten 


Lehrlinge im 




darunter prftmiirt 




darunter prftmiirt 










1 Preis «1. Geaellseb. 










1. Lehrjahr . . 


6 


3 


f. Verbreit, tL Volks- 
bildung, I Bronre- 
Medallle. 1 Diplom. 


8 






1 














1 Preis der »ladt 
Berlin. 

1 Silber-Medaille, 




2. 


Ü 




1 Rronce-Medaille, 


6 


4 


— 








1 Diplom. 






,3 Diplome. 




3. * 


5 


2 


(3 Diplome). 


4 


1 


(Preis der Stadt 
Berlin). 


1 (Diplom) 














1 Preis der Volka- 
»irtbschaftl. Oe- 




4. 


fi 


i 


(Preie der Stadt 


u 


4 


aellscbaft. 


1 






Berlin) 




1 Bronco-Medaille, 

2 Diplome. 









Thermometern 

uml derRl. 



i 



Die ausgestellten Stücke dieser Gruppe waren mit wenigen Ausnahmen nicht 
polirt und lackirt, sondern nur auf der Drehbank und mit der Feile vorgearbeitet; es 
waren meist einzelne Instrumententheile, welche aber fast durchgehende die seitens des 
Ausstellers erlangte Fertigkeit im Drehen und Feilen, den Grundlagen des mechanischen 
Arbeiteng, klar erkennen Hessen. Bei vielen Stücken war auch die Geschicklichkeit im 
Zusammen passen mehrerer Thcile wohl contrnlirbar. Einige Lehrlinge hatten ihren 
Arbeiten noch selbstgefertigte kleinere Werkzeuge, Drehstichel und Lochbohror, beigefügt. 
Es wäre erwünscht, wenn dies in noch grösserem Umfange geschehen wäre, denn die 

14 



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106 



KutlXSSX MlTTHKfl.UXaKX. 



ZxmiriiKirr rPx lMnrxitfriinm>t. 
SU KZ ISO], 



passendsten Formen dieser kleinen Werkzeuge sind noch keineswegs allgemein bekannt, 
und „gutes Werkzeug ist halbe Arbeit. 1 ' 

Die relativ besten Arbeiten sind von den Lehrlingen des zweiten Lehrjahres 
geliefert worden. 

Filr alle Mechaniker ist accurnte und saubero Arbeit mehr oder weniger unum- 
gänglich und auf joden Fall durchweg anzustreben. Der Sinn dafür, dass dies auch bei 
unwesentlichen Theilen festzuhalton ist, ist leider bei den jungen Leuten nicht überall 
genügend wach gehalten worden. Sache der Preisrichter war es, auch hierauf ihr 
Augenmerk zu richten, sie haben Fehler dieser Art, welche nur durch Unaufmerksamkeit 
des Lehrlings verschuldet sein konnten, um so strengor beurtheilt, jo älter der Lehrling 
war und je mehr seine Lehrwerkstatt voraussetzen liess, dass solche Fehler dort nicht 
nngerügt passiren können. Wegen derartiger Mängel, sog. „Liederlichkeiten“, haben 
mehrere sonst gute Stücke hinter andere zurücktreten müssen. 

Die Gruppe hat 10 Preise und Medaillen, sowie 9 Diplome erhalten; auf die 
sechs Hanptpreise, deren drei Ihre Majestät die Kaiserin-Kfinigin, drei der Staat zur 
Verfügung gestellt, hatten die drei Gruppen, welchen im Jahre 1880 Staatspreise zuge- 
fnllen waren und zu denen auch Gruppe VI gebürte, diesmal freiwillig verzichtet. Die 
übrigon Preise, Medaillen und Diplome waren ausser von der Stadt Berlin von ver- 
schiedenen Gesellschaften und Vereinen, darunter auch von unserem Fachverein, gestiftet. 

Die thatkräftige Unterstützung, welche die Bestrebungen der Industriellen von allen 
Seiten gefunden, beweisen am besten, welcher Werth diesen Ansstellungen beigelegt 
wird. So wünschen wir denn, dass der Eifer und das sichtbare Streben nach Besserem 
sowohl bei Lehrherren als Lehrlingen nicht erlahmen möge, damit die künftigen Aus- 
stellungen Berliner Lehrlings-Arbeiten nicht nur einen stetigen Fortschritt in dem von uns 
dargelegten Sinne anfweisen, sondern dass unsere Bestrebungen und Erfahrungen auch 
anfenernd auf die Berufsgenossen im weiten Deutschen Vaterlande wirken, um unserer 
Industrie den Platz zu erobern und zu sichern, den sie im Weltverkehr einnebroen muss. 

Zum Schluss wollen wir noch mit besonderer Genugthuung darauf hinweisen, 
dass der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, unser Fach- 
genosse P. Dörffel, welcher an der Spitze des Ausführungs-Comitis stand, um da« 
Gelingen der Ausstellung sich ganz hervorragende Verdienste erworben hat. 

Berlin im März 1883. 

Internationale elektrische Ausstellung in Wien. 

Dem Directions-Comitü der diesjährigen internationalen elektrischen Ausstellung 
in Wien verdanken wir folgende weitere Nachrichten über diese Ausstellung. 

8. M. der Kaiser von Oesterreich hat den Bau eines Pavillons für die Ausstellung 
befohlen. Derselbe soll den Zweck haben, die Wirkung des elektrischen Lichts auf 
reichere Textilstoffe und Stickereien zur Anschauung zu bringen. Das Innere dieses in 
grossen Dimensionen gedachten und reich docorirten Pavillons soll mit elektrischen 
Lampen verschiedenen Systems erleuchtet werden, um auf diese Weise ein Urtheil über 
deren Wirkungsweise zu ermöglichen. 

Wie im vorigen Jahre in München -wird auch in diesem Jahre in Wien Herr 
Marcel Deprcz eine grössere Anlago zur Uebertragnng grösserer Kräfte aus weiter 
Ferne vor Augen führen. Ausser ihm sind noch mehrere andere Aussteller angemeldet, 
deren Bemühungen auf den gleichen Zweck gerichtet sind; cs wird interessant sein, zu 
sehen, welcher von ihnen in der Lösung dieser so überaus wichtigen Frage am weitosten 
vorgeschritten ist. 



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ZcmcHurr ri'ic Ikstkumbmtkiikumdr. 

MBS im. 



Referate. 



107 



Welche Dimensionen die Ausstellung annchmen wird, mag aus dem Umstande 
ersehen werden, dass die für dieselbe nöthige Betriebskraft auf rund 1000 Pferdeferaft 
berechnet worden ist, von denen 700 allein auf die Beleuchtung sämmtlicher Ausstellnngs- 
räome entfallen. Die zum grossen Theile stabilen Dampfmaschinen und Kessel, welche 
rar Entwickelung dieser Kraft dienen sollen, werden gleichzeitig Ausstellungsobjecte bilden. 

Das Protectorat über die Ausstellung hat S. K. K. H. der Kronprinz Rudolph 
von Oesterreich übernommen. 

Bewerbung tim den Volta-Preis. 

Der durch Decret des Präsidenten der französischen Republik vom 11. Juni 
1882 ausgesetzte Volta-Preis, im Betrage von 50,000 Francs, wird nach einem Erlass des 
französischen Unterrichts-Ministers vom 15. November v. J. für eine erfolgreiche Ent- 
deckung auf dem Gebiete der Elektricität im December 1887 erthcilt werden. Die Preis- 
schriften können folgende Gebiete umfassen: die Elektricität als Wärmequelle, als 
Lichtquelle, als chemisches Actionsmittel, als Quelle mechanischer Kraft, als Mittel der 
Versendung von Nachrichten und als Heilmittel. Gelehrte und Techniker aller Nationen 
werden zur Bewerbung zugelasseu. Die Preisschriften müssen spätestens bis zum 
30. Jqni 1887 eingercicht werden. Der Unterrichts-Minister wird eine Commission ein- 
setzen, welche die eingelaufenen Preisschriften prüfen wird. Dor Bericht dieser Com- 
mission wird im „Journal officicl “* veröffentlicht werden. 



Referate. 



Heinr. Knppeller's patent, neues Maximum- und Mininimiithermoraeter. 

Von Dr. Brcitenlohner. Oesterr. lamlw. Wochenblatt. 1882. }fo. 39. 




Das Kappcller'sche Maximum- und Minimumthermometer stellt sich als 
eine Vereinfachung des Six'schen Instrumentes dar, indem dessen U-ftSrmig 
gebogene Thermometerröhre in eine gerade verwandelt ist Es besteht daher 
aus einem Wcingoistthermometer, das über der Capillare eine grössere, 
grossentbeils ebenfalls mit Weingeist gefüllte Erweiterung trägt und dessen 
Faden durch einen Quecksilborfadon unterbrochen wird. Ueber und unter 
dem Quecksilberfaden befinden sich die Indices zur Angabe des höchsten nnd 
niedrigsten Standes, aus kurzen Stahlstäbchen bestehend, welche in mit 
federnden Glashaaren versehene Glasröhrchen eingeschmolzen sind; durch 
einen Magneten können die Indices nach dor Beobachtung wieder gegen 
das Quecksilber geführt w erden. Zwei gleichlaufende nur um die Länge des 
Quecksilberfadens gegen einander verschobene Scalen zu beiden Seiten der 
Capillare lassen das Maximum und Minimum der Temperatur nach dem Stande 
der Indices ablesen. 

Die in der That wesentlichen Vortheile, welche Kappeller durch seine 
Construction erreicht, liegen in der bequemeren Form nnd Ablesbarkeit seiner 
Instrumente. T. 



Normal-Medlciiial-Thernionieter. 

Von J. C. Schloesser. Centr.-Zty. f. Merk, n. 0/>t. 1883. Nb. 4. 

Das Schloesser'sche Thermometer entspricht in seiner Form ganz 
einem gewöhnlichen etwa zwischen 35° und 42° in 0,°1 getheilten Medieinal- 
thermometer, zeichnet sich vor einem solchen aber dadurch aus, dass es den 



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ZwrorKKirT rii* IumtiiKiTinncriMtl 
MÄRZ 1**3. 



Eis- und Siedepunkt abzulesen gestattet. Die Capillare besitzt nämlich zwei zwischen 0° 
und 35° und wieder zwischen 42° und 100° liegende Erweiterungen, welche das zwischen 
diesen Temperaturen aus dem Gefässe austretende Quecksilber aufnehmen und dadnreh 
eine erhebliche Verkürzung des Thermometers gestatten. 

Diese Einrichtung muss als wichtiger Fortschritt bezeichnet werden, da nur bei 
Thermometern, welche wenigstens die Bestimmung des Eispunktes zulassen, den Aende- 
rnngen, welche jedes Thermometer erleidet, und welche bei der Genauigkeit, welche von 
Medicinal-Thermometern gefordert werden muss, in hohem Grade störend wirken, in 
bequemer Weise Rechnung getragen werden kann. Doch ist dieselbe höchstens ftir 
Medicinal-Tbormometcr neu und z. B. für Normalthermometer (das Wort in seiner eon- 
croten Bedeutung gebraucht), in der Weise ausgeführt, dass eine Calibrirang des Thermo- 
meters möglich bleibt, vom Ref. angegeben und seitdem mehrfach ausgeführt (Vergl. 
Thiesen: Vergleichungen von Quecksilberthermometem S. 9 in den Metron. Beitr. No. 8, 
herausg. von Foerstcr, Berlin 1881; ferner die in dieser Zeitschrift 1883, S. 42 reprodn- 
cirte Zeichnung aus den Memoiren des Internationalen Instituts und den Katalog meteorolo- 
gischer Instrumente von R. Fuess) endlich, jedoch nicht gerade zu demselben Zwecke, 
sondern nur zur Verkürzung der Scale bestimmt, nach mündlicher Mittheilung seit langer 
Zeit in Frankreich bekannt, wo die anderen Zwecken dienende, am Ende der Capillare 
übliche Erweiterung diese Anwendung nahe legte. 

Die in der referirton Abhandlung, welche übrigens lediglich der Abdruck einer 
Geschiiftsanzeige des Verfertigers ist, gegebene Anleitung, die Angaben des Thermometers 
mit Hülfe des beobachteten zeitigen Eispunktes zu corrigiren, enthält viele Irrthümer und 
führt durch fehlerhafte Anwendung einer an sich richtigen, der grundlegenden Arbeit 
des Dr. Pcrnet entnommenen Formel zu Resultaten, welche um etwas über 0 C ,06 fehler- 
haft worden können. Ferner muss darauf hingewiesen werden, dass bei der Schloesser- 
schen Oonatruction die in der Erweiterung zwischen 0° und 35“ befindliche Quecksilber- 
masse nicht der Körperwärme ausgesetzt ist und dass daraus Fehler von über 0, c l 
entspringen können. Wie weit die Thermometer im Uebrigen zuverlässig sind, wird nur 
ihre Untersuchung zeigen können. 

Ref. möchte hiernach seine Meinung dahin aussprechen, dass durch das 
Schloesser'sche Medicinal-Thermometer in dieser für Gesundheit und Lelien wichtigen 
Angelegenheit zwar ein höchst werthvoller Fortschritt gegenüber dem bisherigen Zustande 
angebalint, eine endgiltige Ordnung aber kcinenfalls herbeigeführt ist und dass eine solche 
auch wohl durch die Bestrebungen eines einzelnen Mechanikers, so grosses Lob diese im 
Uebrigen verdienen, nicht herboigeführt werden kann. T. 

Nachahmung der Diffrnctionsspectren durch Dispersion. 

Von Oh. V. Zenger. Compt. Iteml. »/;. S. 531. 

Verf. zeigt, dass, unter Anwendung seines Dispersions-Parallelepipeds (vergl. diese 
Zeitschrift 1881 S.263) und bei passendcrWabl der Flüssigkeit das Dispcrsions-Spectrum iden- 
tisch mit den Ditfraetions-Spectrcn gemacht werdeti kann, wenigstens für die dunkeln Strahlen 
Diese Anordnung würde für das Studium von Lichtquellen, welche schwächer als das 
Sonnenlicht sind, mit Vortheil angewendet werden können, z. B. für die spectroskopische 
Untersuchung der Sterne und für die Betrachtung der änssersten Theile des Spectrums. 

Modell-Auge ftir Demonstrationszwecke. 

Von Brady und Martin. Chem. News vom 3. Februar 1883. 

In der Sitzung der chemischen Gesellschaft zu Seitrastle-ii}>on-Ttne vom 28. Decem- 
ber 1882 wurde der folgende Apparat zur Demonstration des menschlichen Auges vor- 



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geführt: Ein langer rechteckiger Behillter wird mit Wasser oder einem anderen Medium 
angofullt. Das vordere Ende desselben ist mit Linsen und Diaphragmen von angemessener 
Form versehen, welche die Hornhaut und die Krystall-LinHo des Auges ropräsentiren; 
hohle Glas-Linsen nehmen ferner die Flüssigkeiten auf, welche die Stelle der wässerigen 
und der gläsernen Flüssigkeit im Augo vertreten; im Hintergründe endlich stellt eine 
Glasplatte die Netzhaut dar. Verschiedene hewoglicho Linsen von verschiedener Form, 
welche in dem Behälter angebracht sind, bringen die Eigenthümlichkeiten und Defecto 
des Sehens zur Anschauung. Unvollkommenheiten im Sehen werden daran erkannt, dass 
auf der hinteren Glasplatte ein verschwommenes Bild eines entfernten Objects ent- 
worfen wird. 



Kill vom Barometerstände unabhängiges Luft-Thermometer. 

Von A. Michelson. Americ. Joum. of Science 1882. S. 92. 



(Jv 

UkchclsoB. Borooulli. 



Die Beschreibung des Luftthermometers von Potterson (diese 
Eeitsc.hr. 1882 S. 149) gab dom Verfasser Veranlassung zum Vorschläge 
eines sehr einfachen Luft-Thermometers. Dasselbe besteht aus einer 
Glaskugel von etwa 40 mm und einer angeschmolzonen geraden Röhre 
von etwa 2 mm innerem Duchmessor. Die Kugel ist mit trockener Luft 
von etwa 100 mm Druck gefüllt, die getheilto Rohre enthält eine Queck- 
silbersäule von etwa 100 mm, über derselben befindet sich ein Vacuum. 
Das Instrument kann wie ein gewöhnliches Quecksilber-Thermometer, 
aber nur in verticaler Stellung benutzt werden. 

Referent möchte bei dieser Gelegenheit an das ebenso einfache 
und wohl leichter zu behandelnde, vor etwa 150 Jahren von David 
Bernoulli in seiner „Hydrodyuauiiea“ angegebene Luftthormometer 
erinnern, welches beistehend skizzirt ist. T. 



Ein neuer Apparat zur Bestimmung der specifischen Wärme. 

Fon M. W. Longuinine. Ann. de Chim. et I’hys. Nov. 1882. S. 898 — 108. 

Der von Golarz constrnirte Apparat ist eine Umformung dos von F. E. Noumann 
angegebenen Hahns, welcher zur Erhitzung der Körper auf 100° dient und die Uebel- 
stände des vom Verfasser ebenfalls benutzten Regnault’schen Apparats vermeidet. Der 

Erhitzungs- Apparat besteht aus zwei Cy lindern A und W; 
der Boden des ersteren und die Decke des letzteren werden 
von 8 mm starken Messing-Platten gebildet, wolche auf 
einander geschliffen sind. Mittels des Zapfens C lasst sich 
der untere Cylinder um den oberen, fest aufgestellten drehen. 
Die beiden Cylinder bilden einen doppelten Dampfmantel, 
welcher die Kammer 1) mngiebt, die sich einer excentrisch 
gelegenen Oeffnung in der Bodenplatte des Cylinders A 
anschliesst. Symmetrisch zu der genannten liegt die gleich 
grosse Oeffnung E in der Decke desCylindors fl, von welcher 
ein sich nach unten hin etwas erweiternder, den Cylinder ß 
durchsetzender Kanal ausgeht. Der in einem besonderen 
Dampfkessel entwickelte Dampf wird durch Röhren in den Dampimantel geleitet und 
strömt aus diesem ins Freie. In die Kammer D, welche ausserdem ein Thermo- 
meter aufnehmen kann, wird der zu untersuchende Körper gebracht. Sobald der- 
selbe die Temperatur des Dampfes angenommen hat, wird das auf einom kleinen Wagen 





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D..... .... 




befindliche Wasser-Calorimeter unter den soeben beschriebenen Ofen gefahren, durch 
Drehung des Cylinders B wird die Oeffnung E unter D gebracht, so dass der Körper in 
das Calorimeter füllt, und das Calorimeter zurückgefahren. Die ganr.e Operation ist in 
wenig Secunden ausgeführt und bedingt, wie Probeversuche zeigen, keine Erwarmung des 
Calorimeters durch den Einfluss de» Ofens. Um Wasserverlust zu vermeiden, wird dem 
Körper eine sphärische Gestalt gegeben, nöthigenfalls wird der Körper in kleinen Stücken 
in eine Kugel aus sehr dünnem Messingblech gebracht. 

Die vom Verfasser angestellten Versuche zeigen eine gute Uebereinstimmung 
untor einander und mit den besten anderweitigen Bestimmungen. T. 



Uebrr den elektrischen Widerstand und den Ansdehnungs-Copfflcienten von 
glühendem Platin. 

Von Nichols. Philosoph. May. 1882. S. 28 — 43. 



Verfasser mass den elektrischen Widerstand und gleichzeitig die Länge eines 
Platindrahtes, welcher durch eine Batterie von 40 Bunsen-Elementen auf verschiedene 
Temperaturen bis nahe zum Schmolzen erhitzt werden konnte, und vergleicht seine Resul- 
tate mit den von verschiedenen Beobachtern gegebenen Werthen über die Ausdehnung 
des Platins und seinen Widerstand in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur. Es 
ergeben sich dabei sehr bedeutende Abweichungen der Formeln unter eiuander und von 
den Versuchen. Zur Bestimmung höherer Temperaturen zieht der Verfasser schliesslich 
die Messung der Längen-Aenderung von Platindrähten vor, da der elektrische Widerstand 
bei den einzelnen Platinsorten sehr verschieden sei. T. 



Heber eine Explosion eines Sauerstoff-Gasometers aus Zinkblech. 

Von L. Pfaundler. Annal. d. Physik u. Chemie. IT. S. 176. 

Ein grosser Glockengasometer aus Zinkblech, welcher ein halbes Jahr lang mit 
Sauerstoff gefüllt stehen geblieben war, explodirte, als das ausstrüraende Gas mittels 
glimmenden Holzspans geprüft wurde. Die Ursache der Explosion wird darin gesucht, 
dass das Sperrwasser aus der Luft des Laboratoriums saure Dumpfe absorbirt und in 
Folge dessen mit dem Zinkblech Wasserstoff entwickelt hatte. T. 

Ueber den Einfluss der mechanischen Harte anf die magnetischen Eigenschaften des 

Stahls und des Eisens. 

Von Louis Cheesman. Annal. d. Physik u. Chemie I/i. S. 204 — 224. 

Drähte wurden zunächst in ausgeglühtem Zustande und hierauf, nachdem sie 
durch Klopfen, Biegen, Ziehen durch Löcher oder Dehnen mehr oder weniger gehärtet 
waren, in Bezug auf ihren Magnetismus untersucht. Es zeigte sich, dass bei Benutzung 
starker magnetisirender Kräfte Eisen im mechanisch harten Zustande mehr permanenten 
Magnetismus anzunehmen vermag, als im weichen, dass dagegen der Unterschied des 
magnetischen Moments von .Stahlmagneten in beiden Zuständen wesentlich von den 
Dimensionen der Magnete abhängt. T. 

Ueber die Einstellung eines Objectes am Totnl-Reflectometer. 

Von F. Kohlrausch. Annal. d. Ihysik u. Chemie. Hi. S. 609 — 610. 

Eine kurze Notiz, wie mittels einfacher Hülfsvorrichtungen das Total-Re'flecto- 
meter des Verfassers rasch zu justiren ist. T. 



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ZcrracitBirr rt‘i» IsnTRDMEirrKiniCMDK. 

W Ä M 7. 1AKS. VlCRRIMANAOlIRlCHTKN 

Ein Apparat zur Bestimmung der specifischen Wärme durch Erkaltung. 

Von Violle. Campten rendun 04 . S. 1610 — 1612. 

In einer kleinen Flasche mit engem Hals und dünner, dopjielter Glaswand wird 
dor Raum zwischen den beiden Glaswänden luftleer gemacht. Die Abkühlung von Körpern, 
welche in das Innere der Flasche gobraoht werden, findet dann stets unter denselben 
äusseren Bedingungen statt. In den Hals dor Flasche wird ausser dem Thermometer 
noch ein Rührer eingeführt, mit Hülfe dessen Temperatur-Unterschiede in don einzelnen 
Theilen der Masse vermieden werden können. Aus den Abkühlungszeiten, welche ver- 
schiedene Körper brauchen, um von einer Temperatur auf die andere zu gelangen, findet 
man nach bekannten Principien das Verhfiltniss ihrer specifischen Wärmen. Durch Ver- 
silberung der Glasobcrflilchen kann die Abkühlungszeit noch vergrössert werden. Bestim- 
mungen der specifischen Wärme des Quecksilbers mit dem Apparat gaben sehr befrie- 
digende Resultate, und, was besonders hervorzuhoben ist, die Zeiten dor Abkühlung waren 
einander genau proportional, wenn sich der Apparat das eine Mal in Wasser, das andero 
Mal in Luft von constanter Temperatur befand. T. 

llelter ein neues ('(tmlensntions-Hygrnnieter. 

Von Crova. Comptes rendun 04 . S. 1614 — 1616. 

Das Hygrometer entspricht im Princip dem Regnault’schen, ist aber nicht, wie 
dieses, von der Grösse der Bewegung der umgebenden Luft abhängig. Dasselbe besteht 
aus einer kleinen, vernickelten und im Innern sorgfältig polirten Messingröhre, welcho 
von einem mit Schwefelkohlenstoff gefüllten Metallmantel umgeben ist und beim Durch- 
streichen eines Luftstromes durch den Schwofeikohlenstoff abgeknhlt wird. Ein Thermo- 
meter zeigt die Temperatur des Schwefelkohlenstoffs und damit der inneren Röhre an. 
Die Röhre ist beiderseits durch Glasplatten verschlossen, von denen die eine matt ist und 
erleuchtet wird, Ȋhrend man durch die andere mittels einer Linse von grosser Brenn- 
weite die matt orleuchtete Fläche stark vergrössert erblickt. Zwei seitliche Röhren führen 
die Luft, deren Feuchtigkeits-Gehalt man bestimmen will, mittels eines Aspirators zu und 
ab. Die Aenderung in dem Anblick der leuchtenden Scheibe beim Beschlagen des vor- 
deren Glases und beim Verschwinden des Niederschlages ist ungemein scharf wahrzu- 
nehmen und daher der Thaupunkt leicht auf Vjo° genau zu bestimmen. T. 




Verelnsnachrlehteii. 

Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik. Sitzung vom 13. Februar 1883. 

Vorsitzender Herr Doerffel. 

Herr Prof. Dr. Weber spricht über „Die Prüfung der Gläser auf Wider- 
standsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse.“ — Unter den vielen Materialien 
zur Herstellung von Kunstartikeln ist wohl keines, welches eine so verschiedenartige 
Zusammensetzung besitzt, wie das Glas. Diese grosse Verschiedenheit bedingt nun auch 
ein verschiedenes Verhalten in der atmosphärischen Luft. Die Glasmassen, welche Sili- 
cate enthalten, werden besonders leicht durch die in der atmosphärischen Luft enthaltene 
Kohlensäure getrübt; selbst die festesten Silicate, wie z. B. Feldspath, widerstehen der 
Kohlensäure nicht. Das Glas in Tafelform überzieht sich durch die Abgabe von Alkali 
in Folge der Feuchtigkeit der Luft mit einer weissen Schicht. Ammoniak übt eine 
merkwürdige Zerstörungskraft auf das Glas aus. In Ställen, wo eine besonders starke 
Ammoniak-Entwickelung stattfindet, werden die Fensterscheiben bald blind. Es giebt 



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112 



Patkmtbciiau. 



ZttTICHUrT rPlt 1WTWII MTMPW . 
M AKK IMS. 



auch Gläser, — und namentlich ist dies bei den feinsten Sorten der Fall — welche Bich 
immerwährend mit Feuchtigkeit überziehen. Dio Gliiser, welche bereifen, enthalten xu 
viel Natron, diejenigen, welche immer bethauen, zu viel kohlensanrcs Natron. Gläser, 
welche viel Bleioxyd enthalten, sind besondeis der Zersetzung durch die atmosphärische 
Luft ausgesetzt, wie z. B. das Flintgins. Die tiüben Schichten zeigen sich merkwürdiger 
Weise an denjenigen Stellen, wo der Luftzutritt ein beschränkter war; die Stagnation 
der eingeschlossenen Luft ist also die Ursache der Zerstörung. 

Den Glasfabrikanten sind diese Umstände wohl bekannt, sie thun aber nichts, 
um etwa durch Wahl geeigneter Zusammensetzungen dem zerstörenden Einflüsse der 
Luft entgegen zu wirken. Für sie ist die Hauptsache eine leicht schmelzbare Masse, 
bei der die Blasen rasch entweichen und also Brennmaterial gespart werden kann. Die 
Fabrikanten fabriciren also wissentlich leicht zerstörbare Gläser. 

Gläser, welche zu optischen Zwecken gebraucht werden, müssen daher auf ihre 
Widerstandsfähigkeit gegen den Einfluss der Luft untersucht werden. Manche schlechte 
Glassorten werden schon beim Erhitzen über der Spirit uslampe trübe; es bildet sich auf 
ihnen eine Schicht von Hydrosilicat und durch Erhitzen tritt dann die Trübung schnell 
auf. Der Herr Vortragende hat, veranlasst durch ein Preisausschreiben des „Vereins 
zur Beförderung des Gewerbeflcisses“ einen einfachen Apparat construirt, in welchem er 
die zu prüfenden Gläser einer mehrtägigen Einwirkung von dampfförmiger Salz-, Schwefel- 
oder Salpetersäure aussetzt. Zahlreiche Proben, welche vorgezeigt werden, erläutern die 
Art der Untersuchung, sowie dio Oberflächen- Veränderungen der Gläser. Eine Compo- 
sition für gutes dauerhaftes Glas besteht aus 6 Atomen Kieselsäure, 1 Kalkorde und 
1 Alkali; 2 Atome Alkali machen die Couiposition schon unbrauchbar. 

Der übrige Theil des Abends ist geschä ft Heben Fragen gewidmet. 

Der Schriftführer: Blankenburg, 






Besprechungen und Auszüge nach dem Patentblatt. 

Neuerungen an Scballöbertragungen für Telephone und Sprechtelegraphen. Von K. M. Lockwood 
und S. IL Hartlot t in New* York. D. K. 1*. 18885 v. 1U. Juni HO. Kl. 21. 

Der Schall Übertrager besteht aus zwei Kohlenstäben .*1 nebst 
«lern lose zwischen demselben liegenden Kobleuknopf /i, welche Theilo 
in einer Hülle ( ' aus Kork otler einer sonstigen nicht widertönenden 
Masse eingescliloss«»n sind. Diese nicht widertönende Hülle (' wird von 
einer metallenen Büchse .ST mit Deckel h* umgehen. Um das Ganze 
wird dann eine Uuiklcidung F aus Leder, Kautschuk oder einem 
anderen nicht klingenden aber biegsamen Stoff' gelegt. Die Unterlage /> 
trügt z\vt*i Klemmschraube» mit welchen «las Mikrophon durch 
Drahte A* verbunden ist. Durch diese Einrichtungen wird bezw T eckt, 
«lass die Schallwellen nicht als Schwingungen eines tonenden Körpers, 
sondern als Molekularbewegungen der nicht tönende» Masse auf das Mikrophon über- 
tragen werden. 

Schienm-Lorgnettc Von W, II ellwig in Merseburg. I). R. P. 20323 v. 1. März 82. Kl. 42. 

Die Verbindung der ttla*fassnng geschieht durch eine Schiene 




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« '! \ aut welcher jene Fassungen mittels «1er Schieber B verschoben und 

\ ^ j‘ durch die in letzteren befindlichen Federn in jeder Lago festge- 

4 *-*•-'* halten werden. 



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Ztl TSC II RI IT rl'R lXSTRCMRXTKXKl'XnR. 
MiBS i»»3. 



P ATKNTftCHAU. 



113 



Apparat zum AufBuchen entfernt liegender Punkte. Ortschaften eto. mittels des Fernrohrs. Von J. H. 

Wenzel in Strassburg i. E. D. R. P. 20258 v. 24. Mai 82. Kl. 42. 

Am Fernrohr ist ein Hebel w augeschraubt, dessen 
herabhäugemles, in verticaler Ebene bewegliches Ende mit oiner 
Spitze y verseilen ist. Diese lässt sich mit jeder Stelle am 
äusseren Umfang des Cylinders in Berührung bringen, sobald 
das Fernrohr entsprechend bewegt wird. Die vom Standpunkt 
des Instrumentes entfernt liegenden Orte sind mittels Hebelspitze 
nach vorher erfolgtem Einvisireu am Cvlindermantel markirt 
und dann durch eingebohrte Löcher x x dauernd bezeichnet. 
Das einfache Hindeuten der Spitze y nach einem solchen Loch x 
und das Einsetzen in dasselbe genügt, um den gesuchten Ort 
mit dem Fernrohr sofort wiederzufinden. 

Im oberen Theile R* des Cylinderfussea bewegt sich 
über einer Körnerspitze in der Axe des Apparates ein aufgehäng- 
tes Loth, welches zur Einstellung des Apparates in die genau 
verticale Stellung dient. Statt des Lothes kann auch eine Li- 
belle angebracht sein. Loth oder Libelle können dann durch 
die mit Glas oder Glimmer bedeckten Durchbrechungen beob- 
achtet werden. 

Die untere Höhlung B dient einer Magnetnadel zur 
Aufnahme, welche ebenfalls genau in der Axe des Apparates 
angebracht und durch die im unteren Theile des Gestelles 
befindlichen Durchbrechungen von aussen dem Auge sichtbar ist. An Stelle des Hebels w 
kann auch ein Gradbogen in der durch Fig. 2 dnrgcstellten Anordnung treten. 




Fig. J. 



Neuerungen an Contacteinrichtungen für Telegraphenapparate und andere elektrische Apparate. Von 

G. Cumming und C.M. Brinkerhoff in New-York. D. R. P. 19C46 v. U.Marz82. Kl. 21. 

An Stelle des sonst üblichen Stiftcontactes sind 
zwei einander mit ihren Peripherien sich rechtwinkelig 
berührende Scheiben A und A 1 angewendet. Da diese 
Scheiben, deren Peripherie runden oder dreieckigen Quer- 
schnitt haben kann, verstellbar sind, so ist eine Abnützung 
weniger zu befürchten und ein guter Contact gesichert. 





Entfernungsmesser. Von A. Borkowsky in Wien. D. R. P. 20324 vom 
9. März 32. Kl. 42. 

Der Entfernungsmesser ist ein Winkelspiegel mit zwei über 
einander angeordneten 'Spiegelpaaren s* und «• « 4 , die durch je einen 
Ausschnitt m m* in beiden Gehftusewänden von einander getrennt sind, 
und von welchen die Spiegelflächen des oberen Spiegelpaares einen 
grösseren oder kleineren Winkel einschliessen, als das untere Spiegelpaar. 




Neuerungen an ^elektrischen Lampen. Von. H. St. Maxim in Brooklyn. 

D. R. P. 204154 v. 21. März 82. Kl. 21. 

Die luftdichte Einführung der Leitungsdrfthte in die Glasglocke A 
bei Incandescenzlampen erfolgt in ähnlicher Weise, wie bei dem vorigen 
Patent No. 19845 mittels conisclier Zapfen E, soll jedoch dem Bestreben 
der Zapfen, sich loszuarbeiten, dadnreh Vorbeugen, dass sowohl die Stahl- 
zapfen E , als auch die den Leuchtkörper F tragenden Conductoren D mit 
konischen Enden hergestellt und dass dieselben in die doppelt conischen 
Bohrungen des Glasstöpsels von oben und unten eingeführt und darin 
zusammengeschraubt werden. 

15 



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114 



PATKJfTHCHAr. 



Zritkchbipt Ff« IumrMit m n co pt 
M ’s KZ 



Mauerungen in elektrischen Licht-Regulatoren. Von Naumann, Schwarz & Weill und A. 
EJliashoff in Freiburg im Breisgati. D. R. P. 19025 v. 20. Jan. 82. Kl. 21. 

Die Arretiruug des durch da» Gewicht des oberen Kohlenhalters a in 
Bewegung gesetzten Räderwerkes erfolgt nicht wie bisher erst dann, wenn der 
Elektromagnet E y welcher die Auslösung bewirkte, durch die Abnahme des 
Widerstande» im Lichtbogen nicht mehr genügenden Strom bekommt, um der 
Feder d zu widerstehen, sondern der Zahn c wird schon eher zum Eingriff mit 
Rad b gebracht, indem durch die Daumenscheihe e der Hebel L an einem Ende 
niedergedrückt und also gewaltsam vom Elektromagnet E abgerissen wird. Ist 
der Abstand der Kohlen noch zu gross, d. h. also der Widerstand des Licht- 
bogens zu bedeutend, so geht der Strom noch immer durch den Elektromagnet E 
der Nebenschliessung und der Hebel L wird nochmals angezogen, das Räder- 
werk nochmals Ausgelöst und schliesslich der Hebel L abermals vom Elektro- 
magnet E abgerissen. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis der richtige Kohlenabstand 
erreicht ist. 




Neuerung an dem unter No. 17450 patentlrten Luftprüfer und Anzeiger für Nachtfrost. Gewitter. Hagel 
und Wind. Von W. Klinkerfues in Göttingen. D. R. P. 20445 v. 6. Mai 82 (Zusatz 
zu No. 17460 v. 14. Mai 81). Kl. 42. 




abgelesenen Lufttemperatur entspricht, 
Thaupunktstemperatur. 



Die gleichzeitige Angabe der relativen Feuch- 
tigkeit und des zugehörigen Thaupunktes wird durch 
denselben Zeiger L erreicht, welcher den VerAnder- 
rungen des hygroskopischen Haarstranges h folgt. 
Z zeigt auf der festen Scheibe A die Procente der 
jeweiligen relativen Feuchtigkeit und, wenn man die 
Temperaturscale B so dreht, dass der Theilstrich, 
welcher der augenblicklichen, an einem Thermometer 
auf 100 pCt. der Scale A trifft, zugleich auf B die 



Neueruig an Ziehfedern. Von G. Fulda in Berlin. D. R. P. 90707 v. 2S. Marz 82 (Zusatz zu 
17 vom 28. Mai 91). Kl. 42. 

Die Verbindung der Feder mit dem Ansteckzapfen geschieht ent- 
weder durch Federung im Schafttheil der Feder oder durch Federung im 
Ansteckzapfen: für den letzteren Fall versieht man den Zapfen mit einem 
Llingsspalt. 

Damit man behufs Stellbarkeit die Federzungen nicht zu durch- 
bohren braucht, benutzt man die in Fig. 1 skizzirte Vorrichtung. 

Für Federn mit zwei oder mehr Zungen (Fig. 2} kann die Abände- 
rung in der Weitenstellung durch Verschieben einer Zwinge bewirkt werden. Hierbei sind 
zum Zweck gleichmassiger Verth eil ung der Flüssigkeit in der Ziehfeder, die Zwischenzungen 
mit Oeffuungen versehen. 

Thermometer fUr hohe und ilcdrig« Temperaturen. Von P. Sc hoop in Biebrich a. Rh. D.R.P. 20345 
vom 4. Febr. 82. Kl. 42. 

Dieser Apparat soll hauptsächlich die Warme des bei Hochöfen angewendeten Gebläse- 
windes messen und besteht aus einem von dem Gebläsewind umspülten Gefass und einem 
Bourdon-Manometer, welches durch eine Capillarleitung mit dem GefAss in Verbindung steht 
und sich in dem Arbeitsraum des Aufsicht:, beamten befindet. Das GefAss ist mit einem 
trocknen Gas (Luft, Stickstoff u. dergl.) und die Manometerröhre mit einer Flüssigkeit von 
möglichst geringer Tension (Glycerin, Oel) gefüllt. Der Druck im GetAsse, welcher der 
Temperatur des umgebenden Mediums entspricht und dadurch entsteht, dass der Inhalt des 
GetAsses durch die in der Mauometerröhre befindliche Flüssigkeit begrenzt ist, bewirkt eine 
Gestaltsverauderung der Manometerröhre. Diese steht durch geeignete He bei Übersetzung mit 
einem Zeiger in Verbindung, welcher die Temperatur des Gebläsewindes angiebt. 



No. 160* 




Fi,. I. Ft,. 1. 



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ZsrrscsRirr Hk IKSTRtfinnTKRZusDK. 

MÄRZ IIM. 



Für dir Werkstatt. 



115 



Aiwendung von Aocumulatoren oder thermo-elektrischen Batterien in Verbindung mit dem Mikrophon. 

Von Fr. van Rysselborghe in Schaerbeck, Belgien. D. R. P. 20626 vom 19. März 

1882. KL 21. 

Die Aenderungen im Widerstande der Mikrophon-Contacte, welche die zu über- 
tragenden Indnctionsströme hervorrufen, werden von um so grösserer Wirkung sein, je 
geringer der öesammtwidorstand des Stromkreises, d. h. je geringer der innere Widerstand 
des Stromerzeugers ist. Diese letztere Eigenschaft zeigen sowohl secundäre Batterien, als 
auch thcrmo-elektrische Batterien, welche demzufolge mit dem Mikrophon in Verbindung 
gebracht werden sollen. 

Niuervng an elektrischen Lampen, sowie ein Verfahren zur Herstellung einzelner Thelle derselben. 

Von H. St. Maxim in Brooklyn. D. R. P. 19845 v. 31. Juli 81. Kl. 21. 

Zur Herstellung der Kohlenconductoren werden dünne Platten oder Streifen von 
Faserstoffen in Kohle verwandelt und sodann in kohlenstoffhaltigen Dampfen elektrisch 
erhitzt, bis ihr elektrischer Widerstand auf eine voraus bestimmte Normalstärke herabgemindert 
ist worauf ans diesen so praparirten Platten die Conductoren in der gewünschten Form 
ausgeschnitten werden. Die metallischen Leitungsdrahte werden mit ihren [oonisch zuge- 
spitzten Enden durch conische Bohrungen in dem erhitzten Glasstöpsel geführt, entweder 
mit oder ohne Anwendung eines Kittes oder Bindemittels. Ein oder mehrere Paare gerader 
Kohlenstreifen werden innerhalb der Glocke in der Form eines V an ihren Enden durch ein 




Stück leitendes Material vereinigt. Zum sicheren Einschmelzen der Zuführungsdrahte D in 
den Glasstöpsel B, werden dieselben mit Einkerbungen versehen und sodann mit mehreren 
Schichten E E E' von Kitt umgeben. 

Diese Schichten bestehen aus Mischungen von Kali, Kieselerde und Metalloxyden. 
Je naher die Schicht dem Metalldrahte liegt, desto grösser muss ihr Gehalt an Metalloxyd 
sein, wahrend die Schichten mehr und mehr glasartig werden, je weiter nach aussen sie 
liegen, damit eine bessere Vereinigung sowohl mit den Metalldrahten als auch mit dem um 
diese gegossenen Glasstöpsel erreicht werde. 



Für die Werkstatt. 

Anwendung von Glycerin bei der Versilberung von 6las. Les Mondes v. 23. Sept. 1982. 

Mancherlei Substanzen besitzen die Eigenschaft, Silbersalze zu reduciren und dabei 
eine zusammenhängende, dem Glase anhaftende Silberschicht zu erzeugen : gewöhnlich aber 
«erden die so erhaltenen Spiegel unvollkommen. Prof. Palmieri machte den glücklichen 
Versuch, Glycerin anzuwenden und erreichte damit eine hohe Vollkommenheit des Spiegels. 
Fügt man Glycerin zu einer ammoniakalischen Lösung von salpetersaurem Silber, so wird 
nach einiger Zeit die Flüssigkeit braun, setzt einen schwafzen Niederschlag ab und wird 
wieder klar und farblos. Wird die Mischung wieder erhitzt, bo nimmt sie eine successiv 
dunkler werdende bräunliche Färbung an, wird bei Siedhitze schwarz und lässt an der Glas- 



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116 



Fi‘a die Wehret att 



ZicrracHmrT rT* Imm 
MÄBZ 1«. 



wand de» Gefässes einen Metallüberzug von stahlgrauer Farbe. Werden der Mischung von 
Glycerin und ammomakalischer Lösung von Silber einige Tropfen Aetzkali zugesetzt, so 
entsteht nach kurzer Zeit eine Reduction von Silber, die einen sehr glanzenden Niederschlag 
abgiebt. Bei Zugabe von Aetlier zur vorigen Mischung wird fast augenblicklich ein metal- 
lischer Ring gebildet und in wenigen Secunden ist die Reduction in der ganzen Masse vollendet. 
Umrtihren der Flüssigkeit macht die Reduction gleichförmiger. Wenn man Alkohol statt 
Aether nimmt, so wird die Reduction noch schneller und der Spiegel sehr glanzend. Die 
Einwirknng von Licht und Warme modificirt den Vorgang. Das beste Resultat wird mit 
Aetzkali erhalten bei einer Temperatur der Mischung zwischen 60° und 70° (140° bis 158° F.) 
mit Aetzkali und Aether bei 30° bis 86°, mit Aetzkali und Alkohol bei 40° bis 45 c . Die 
Reaction ist in 8 bis 10 Minuten vollendet. Prof. Palmieri verspricht in einer spateren Notiz 
die verschiedenen Mischungsverhältnisse, welche die besten Resultate liefern, mitrutheilen. 

Ln. 

Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Eitern. Polytechn. 1883. No. 5. 

Das kürzlich in Frankreich patentirte Verfahren von M. Segnier in Paris, welches 
die Festigkeit des Eisens gegen Zug, Torsion und transversalen Stoss vermehren soll, besteht 
im Wesentlichen darin, dass man da« Eisen heiss in verdünnte Schwefel- oder Salzsäure oder 
in eine Mischung von 1 Theil Terpentinöl und ß bis 6 Theilen Wasser, die man in bestän- 
diger Bewegung erhalt, ointaucht. Im enteren Falle erhitzt man dos Metall bis zur Dunkel- 
rothgloth und bringt es ganz oder thoilweilse in eine warme Mischung von gleichen Volumen 
Wasser und Schwefelsäure von 60° R. Das Eisen lasst man dabei so lange in der Flüssigkeit, 
bi« e« deren Temperatur angenommen hat, dann wirft man es rasch in warmes Wasser. 
Selbstverständlich sorgt man bei nur theilweisem Eintauchen des Gegenstandes dafür, dass 
die einer erhöhten Inanspruchnahme auszusetzendeu Theile sich in der Flüssigkeit befinden. 

Ln. 

Härtescale der Metalle. Von Gollner. Techn. Bl. 1882. S. 181. 

Reines Weissblei 1, reines Zinn 2, reines Hartblei 3, reines weichgeglühtes Kupfer 4, 
reine» gegossene» Waichkupfer 5, weiche Lagerbronce '85 Cu. 10 Sn. 5 Zn.) 6, getempertes 
Gusseisen 7, sehnige» Schmiedeeisen 8, feinkörniges lichtgraues Gusseisen 9, verstärktes Guss- 
eisen (10'6 Spähnej 10. weiches Gusseisen mit 0,15 C. nicht zu härten 11, Gussstahl mit 0,45 C 
ungehärtet 12, Gussstahl mit 0,95 C ungehärtet 13, Tiegelgussstahl gehärtet und blau ange- 
UiMn 14 t desgl. gehärtet und violett bis orange angelassen 15, desgl. strohgelb angelaseen 16, 
harte Lagerbronce <83 Cu, 17 Zn) 17 und Tiegelgussstahl, glashart, 18. Es werden hieran« 
Probirst ifte angefertigt, die bei Ausführung der Probe mit einer bestimmten Belastung aus 
einer bestimmten Hohe eine bestimmte Anzahl Mal gegen die polirte Oberfläche des zu 
ante rauchenden Metalls fallen gelassen werden. Ln. 

Oie Beschützung dea Elsens gegen Rost Stahl und Eisen. März 1883. 

Dem VAncre de St. itizier zufolge ist eine neue Methode, um die Oberfläche von 
eisernen Gegenständen gegen Rost zu schützen, entdeckt worden. Der zu schützende Gegen- 
stand wird demzufolge der Einwirkung verdünnter Salzsäure ausgesetzt, welche einen Theil 
des Eisens auflöst und eine an der Oberfläche des Eisens fest haftende Haut von homogenem 
Graphit zurücklässt. Sodann kommt der Gegenstand in ein hydraulisch abgeschlossenes Ge- 
fäss und wird dort mit kaltem oder heissem Wasser oder noch besser mit Dampf behandelt, 
so dass das gebildete Eisenchlorid vollständig entfernt wird, dann getrocknet und der Ein- 
wirkung einer Lösung von Kautschuk, Guttapercha oder Harz in Petroleum auagesetzt. Wenn 
das Petroleum verdunstet ist, so bleibt ein dauerhafter, email ähnlicher Ueberzug zurück. Ein 
glasartiger Ueberzug wird dadurch erzielt, dass man das Eisen nach der Beliandlnng mit Salz- 
säure in ein Bad von kie.sel- nnd borsaurem Natrium eintaucht, wodurch ein ebenso harter 
als schön ausgehender Ueberzug entsteht. Ln. 



Nachdruck mtKXiD. 



Verlag tun Jalinn Springer ln Berlin N. — Drück von 11. S. Hermann in Berlin SW. 



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Redaction» ■ Curalorium: 

Geh. Reg.-R. Prof. Dr. II. l.nmlolt, R. Kuphh, Reg.- Rath Dr. L. Lopurptihorz, 

Vorait >en der. Btliititr. K«-Iir i ftfii lircr. 



Redaction: Dr. Georg Schwirkna und Dr. Alfred Westplial in Berlin. 

III. Jahrgang. April 1888. Viertes Heft. 



Besciireibung einer Kreistheilmasehine. 

Von 

Mechaniker Th. Wec<*ner ln Berlin. 

Angeregt durch die interessanten Mittheilungon des Horm Regierungsrath Dr. 
Lotwenherz filier die Entwickelung der mechanischen Kunst erlaube ich inir nachstehend 
eine Beschreibung der von mir in den Jahren 1876 und 1877 construirten Kreistheil- 
maschine zu geben. Dieselbe ist zur Hand-Eintheilung von Kreisen verschiedener Grösse 
mittels Copiren einer Original-Theilung eingerichtet. 

Die Kreistheilmasehine hat als wesentliche Thcile zwei Kreisscheiben aus Roth- 
guss von 1 m Durchmesser, welche in einem Abstande von 0,135 m parallel über einander 
gelagert sind. Der obere drehbare Kreis trägt die Originaltheilung und dient den zu 
theilenden Kreisen als Auflager. Der untere feststehende Kreis trägt, die Mikroskope, 
sowie die Brücke für das Reisserwerk. Die beiden Kreise sind in folgender Weise 
montirt: Auf einem starken, gusseisernen Drcifusse, desson Gewicht ca. 150 kg beträgt, 
ruht eine ebenfalls gusseiserne kräftige Hülse mit breitem Flansche, auf wolchom der 
untere feststehende Kreis befestigt ist. Der zweite Kreis ist mit einem starken in seinem 
Centrum befestigten Zapfen in dieser Hülse drehbar. Der Zapfen endet unten in einem 
glasharten eingesetzten stählernen Bolzen, welcher mit seiner unteren convexen Fläche 
sich auf die flachconcave Fläche einer glasharten stählernen Platte aufsetzt; letztere ist 
mit der Hülse fest verschraubt. Hierdurch ist oin überaus leichtes Drehen des oberen 
Kreises garantirt. Die Dimensionen aller Thoilo sind so gewählt, dass eine vollkommene 
Stabilität des Apparates erreicht ist. Die obere Kreisschoibe wiegt mit Zapfen 
ca. 125 kg; ihre Dicke beträgt in der Mitte 65 mm, am Rande 35 mm; der untere Kreis 
hat ein Gewicht von ca. 75 kg. Der Zapfen hat oben eine Stärke von 8 cm und verjüngt 
sich nach unten zu einer Stürko von 5 cm ; die Länge des Zapfens ist gleich dem Radius 
der beiden Kreisscheiben, also 50 cm. Letzterem Umstande schreibe ich nicht zum 
kleinsten Theilo die Stabilität der Maschine zu. Dieselbe steht so fest, dass ein mehrere 
Pfund schwerer Gegenstand, auf die Kante dos oberen Kreises aufgelegt, im Gesichts- 
felde der Mikroskope nicht die geringste Verschiebung der Theilnng bewirkt. 

Der feststehende untere Kreis trägt zunächst die zur Beobachtung der 
Originaltheilung dienenden Mikroskope, welche an beliebigen Stellen des Kreises und in 
beliebig grosser Anzahl festgeklcmmt und concentrisch zum Kreise verschoben worden 
können. Die Mikroskopo worden je von einer starken verticalen Sänle mit horizontalem 
Arm getragen; dieselben sind mit Doppel-Objectiven versehen und haben eine BOfache 
VergrösseniDg. Die Schraubentrommel der Mikroskope ist in 120 Tbcile getheilt; die 
Mikromcterschraube hat eine Steigung von 0,25 mm; zehn Umgänge entsprechen einem 
Intervalle von fünf Minuten, dem kleinsten Intervalle der Tkeilung dos Originalkreises, 
»o dass ein Trommelthoil einem Intervall von nur 0,26 Secunden entspricht. Auf dem 
Schlitten des Mikroskopos sind zwei Doppelfaden-Paaro in der Entfernung von genau 

16 



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118 



WzOKMER, Khüistiikiluarciiihk. 



EKlTM'HRjrr rl> lnSTKCWKRTRiniril»«. 
AI’HII. 1»«. 



zehn Schraubenumdrehungeu (gleich fünf Minuten) befestigt. Der Abstand der Fäden 
eines Fadenjiaares von einander ist so gewählt, dass bei der Pointimng auf einen Theil- 
strich des Mutterkreises derselbe das Fadenintervall fast ganz ausfüllt und nur eine 
kleine Lichtlinie auf beiden Seiten übrig bleibt; dieser Umstand dürfte auch dem unge- 
übten Beobachter ein sicheres Einstellen verbürgen. — Auf dem unteren Kreise ruht 
ferner die Brücke für das Beisserwerk. Zu diesem Behufo - endet der Kreis in zwei, 
diametral einander gegenüber stehende, starke und broite Flansche aus; von diesen trägt 
der eine zwei starke verticale Säulen, der andere deren eine; auf diesen ruht die Brücke 
für dos Roisserwerk. Dieso Träger können in der Höhe um den Betrag von etwa 
12 cm verstellt worden, so dass Kreise von der verschiedensten Dicke gothoilt. werden 
können. Die Brüekeuschienen sind oben abgeschrägt, damit sich der Schlitten des 
Reisserwerks auf zwei geneigten Ebenen bewegt und vorschiebt. Die Brücke kann 
mittels Justirschrauben, von denen sich auf jeder Seite zwei befinden, horizontal gestellt 
werden. — Derjenige Flansch des unteren Kreises, welcher zwei Brückenträger aufnimmt, 
trügt ferner die Schraube, welche die Foinbcwogung des Mutterkreises ver- 
mittelt. Es ist dies eine Schraube ohne Ende, welche auf dem Flansch befestigt ist 
und mittels eines über eine Rolle geführten Gewichts gegon den oberen Kreis angedrückt 
wird. Die Schraube ist derart auf dem Flansch angebracht, dass sie um eine horizontale 
Axe drehbar ist und vom oberen Kreise leicht abgehoben und zurückgelegt worden kann. 

Das Reisserwerk ist eine Copie des Martins'schen Reisserwerkes. Seine genane 
Beschreibung ist ohne Beigabe zahlreicher Zeichnungen nicht gut möglich; auch w'ürdc 
dieselbo sehr umfangreich werden müssen und kann daher einem besonderen Artikel 
Vorbehalten bleiben; ich begnügo mich hier mit einer allgemeinen Andeutung. Das 
Reisserwerk ist in der üblichen Weise mit einem Hebelarmo versehen, dessen hin- und 
hergehende Bewegung das Vorziehen und Niederlassen des Messers, ferner das Ziehen 
des Strichs bewirkt und endlich das Ausheben des Messers besorgt; zugleich wird das 
Messer mittels der Zoichenscheibo, welche mit dem Sperrrade des Werkes auf einer und 
derselben Welle sitzt, für verschiedene Strichlungen gestellt. Die Theilmaschine ist ferner 
mit einem Apparat versehen, welcher mikroskopische Ziffern einzuschlagen erlaubt. — 
Um das Ziehen der Theilstricho gleichzeitig mit der Beobachtung und Einstellung der 
Originaltheilung sowie ohne Erschütterungen ausführen zu können, ist folgende Ein- 
richtung getroffen worden. In die Wand des Raumes, in welchem die Theilmaschine 
steht, ist eine starke Eisenstange eingegipst, welche an ihrem äussersten Ende einen 
verticalen Lagerhalter trägt; die darin gelagerte Welle ist auf der oinon Seite mit 
Kurbel und Sperrrad, auf dor andern Seite mit einem kleinen geschlitzten Hobel ver- 
sehen. An letzterem ist eine Kuppelungsstangc verstellbar befestigt, welche die Kurbel 
mit dem Hebelarm des Reisserwerkes in ähnlicher Weise wie bei dor Räderkuppelung 
einer Lokomotive verbindet. Die Kuppolungsstange besteht aus zwei Hälften, von denen 
eine als Röhre ausgeführt ist, in welche dio andere hineingeschoben und verschraubt 
wird; je nach dem Radius des zu theilondon Kreises, also je nach der Lage dos Reisser- 
Werkes auf dor Brücke, kann auf diese Weise die Längo der Kuppelungsstange verändert 
werden. Beim Theilen kann mau da« Mikroskop, nach welchem man den Mutterkreis 
einstellt, so bofestigen, dass man dio Kurbel des Ucbertragungs-Mcchauismus unmittelbar 
neben sich hat; die Theilung kann also in Uusserst boqueiuer Weise vor sich gehen. 
Die Uebertragungs-Vorrichtung ist, wie eben beschrieben, vollkommen von der Theil- 
maschine isolirt. 

Die obere Kreisscbeibe trägt die Originaltheilung und dient den zu theilondon 
Kreisen als Unterlage. Zu letzterem Zwecke setzt sich dor Zapfen des Kreises nach 
oben in einen couischen Bolzen fort, auf welchen die zu theilenden Kreise aufgeschoben 



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ZUTSCUKirT K<*K lM8TKUMKNTKtlKlTNI>lt 
AI’KII. IHK.'t. 



WkOKNKH, KlUUKTIIKIUMARCHlMK. 



119 



werden. Die Horizontirung der Kreise geschieht mit Hülfe von Messingkeilen, welche 
je nach Erfordernis« mehr oder weniger weit untergeschoben werden; die Horizontirung 
wird durch einen Füblhebel controlirt, welcher in verticaler Richtung verstellbar ist, um 
Kreise verschiedener Dicke horizontiren zu können, und ausserdem nach ollen Richtungen 
gedreht werden kann. Ist der zu theilende Kreis genau horizontal gestellt, wird derselbe 
mittels Wachskitt mit dem Muttorkreise fest verbunden, so dass er den Drehungen des- 
selben folgen muss. 

Das Profil des Kreisrandes ist so gewählt, dass ein Original-Schraubengewinde 
Platz finden kann, weun die Maschine für automatische Theilung eingerichtet werden 
soll. Ich hatte dies ursprünglich beabsichtigt, habe mich aber später für Handtheilung 
entschieden. Das Profil des oberen Kroises trägt jotzt nur das Hülfsgowinde, in welches 
die Schraube für die Feiustellung des Kreises eiugroift. 

In den Originalkreis sind zwei silberno Reifen eingelassen, 4 mm breit und 1 mm 
dick, welche zur Aufnahme von vier Theilungen dienen können. Der eine der Reifen 
trägt jetzt die definitive Originaltheilung. Die Herstellung derselben ist nach vielen 
zeitraubenden und mühevollen Versuchen in der folgenden Weise ausgeführt worden. — 
Zunächst habe ich die Theilung eines lOzölligen Prismenkreisos, welcher in Zwölftel- 
Grade getheilt war, unbekümmert um etwaige Fehler, auf den einen Silberstreifen über- 
tragen. Zu diesem Zwecke batte ich auf der Brücke des Reisserwerks ein Mikroskop 
befestigt, um mittels desselben die Theilung des Kreises ablesen und hiernach die Kreis- 
scheibe einstellen zu können. Jeder Theilstrich des Prismcnkreises wurde nach und 
nach unter dos Mikroskop gebracht und dementsprechend mittels des an den Rand der 
Kreisscheibe geschobenen Roissorwerkea die Theilung in den Silberreifen eingeritzt. Diese 
erste Theilung musste ziemlich grosse Fehler aufweisen, da die Theilungsfehler dos 
kleinen Prismenkreises bei der Uebertragung auf die grosse Kreisscheibe nahezu ver- 
vierfacht wurden; in der That wies die erste Theilung Fehler bis zum Betrage von 
45 Secunden auf. Es handelte sich nun darum, die erhaltene Theilung sorgfältig auf 
Theilungsfehler zu untersuchen, die Theilungsfehler für jeden einzelnen Strich zu ermitteln 
und hiernach eine zweite corrigirte Theilung anzufertigen. — Die Untersuchung der 
Theilungsfehler habe ich von Anfang bis zu Ende mit zwei Mikroskopen nusgelübrt, da 
sich die Fehler unter Anwendung von zwei Mikroskopen weit einfacher in ihrer Be- 
ziehung zu einem bestimmten Nullpunkte darstellen lasseu, als wenn vier Mikroskope 
benutzt werden, abgesehen von der grösseren Arbeitslast, welche letztere verursachen. 
Bei der Untersuchung wurde ich von einem meiner Gehülfen unterstützt, dessen Auge 
genau mit dem meinen übereinstimmte, so dass die Einstellung der Mikroskope stets 
dieselbe sein konnte. Zunächst wurden sümmtliche um ISO 1 voneinander entfernte Theil- 
striche untersucht; zu diesem Zwecke wurden die beiden Mikroskope durch wiederholtes 
Drehen des Kreises und successives Verschieben des einen Mikroskope« genau 180° 
von einander festgcklcmmt. Mein Gohülfe stellte dann in dem einen Mikroskope nach 
und nach sämmtliche Theilstriche ein, während ich mit dem Mikrometer des andern 
Mikroskope« den Fehler des um 180“ entfernten Striches inass. Beispielsweise stellte 
der Gehülfe den Strich 30“ ein und ich mass, um wie viel der Strich 210° von dem 
Winkel von 180° abwich; dann wurde der Kreis losgeklemmt, um 180’ gedreht, der 
Gehülfe stellte den 210° -Strich ein, wahrend ich den 80 C -Strich beobachtete. Ich musste 
also genau dieselbe Abweichung einmal positiv und einmal negativ erhalten; gleichzeitig 
konnteu durch diese Controls etwaige Veränderungen der Mikroskope constatirt worden. 
Durch 2160 Beobachtungssätze dieser Art erhielt ich schliesslich die Abweichungen 
skmmtlicher Theilstriche von dem W T inkel von 180“ ; ich konnte daher aus allen diejenigen 
beiden Striche heraussuchen, welche genau um 180° von einander entfernt waren und 



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100 ... ZKnfi<-ttKin re* lnmitm»iTnir*ni 

ACKRBACH, Thorsoi» s Patkrtlothmaaciiiiik. APRIL IWW. 



einen derselben als Nullpunkt wühlen. Zufällig waren dies die Striche 0° und ISO“, ein 
Beweis, dass bei dem mehrfach erwähnten Prismenkreise diese Punkte sehr sorgfältig 
festgelcgt waren. — Hierauf wurden die Fehler der Punkto 90° und 270° bestimmt. Das 
erste Mikroskop wurde auf 0° eingestellt, während da» zweite auf den Strich 90° gebracht 
wurde. Poiutirte man nun der Reihe nach das erste Mikroskop auf die Striche 90°, 
180" und 270°, während das zweite Mikroskop die sich ergebenden Abweichungen mass 
und wiederholte man die Messung in umgekehrter Reihenfolge, so wurden die Fehler 
der Striche 90° und 270° mit grosser Schärfe erhalten. In gleicher Weise wurden die 
Punkto 45°, 135°, 225° und 315° bestimmt und endlich die Fehler der 15°-Intervalle 
erhalten. Ich hatte also jetzt 24 Punkto der Krcistheilung bestimmt. — Nunmehr unter- 
suchte ich die 10°-Intervalle. Das erste Mikroskop wurde wieder auf 0° eingestellt, 
während das zweite auf den Strich 10° pointirt wurde; dann wurde das erste Mikroskop 
successive auf die Striche 10°, 20°, 30° u. s. w. gebracht, während das zweite Mikrometer- 
Mikroskop die corrospondirenden Abweichungen mass. Da das Intervall von 0° — 180° 
fehlerlos war, so ergab die Summe sämmtlichor erhaltenen Abweichungen, dividirt durch 
36 zunächst den Fehler des ersten 10°-Intervalles, ferner erhielt man durch Anbringung 
dieses Fehlers an jede einzelne Abweichung den Fehler des betreffenden Striches, 
während man hierbei bei den schon bestimmten Strichen mannigfache Controlon hatte. 
— Die Grad-Intervalle untersuchte ich in ganz derselben Weise durch Herumführung 
des Intervalles von 11°; durch 360 Beobachtungssätze musste ich hierbei, von 0° aus- 
gehend, schliesslich wieder zu 0° kommen. — Die Unterabtheilungen dor Gradintervalle 
wurden mit Hülfe der beidon um fünf Minuten von einander abstehenden Doppelftden- 
Paaro des Mikromoter-Mikroskops untersucht. — Aus sämmtlichen Beobachtungsreihen 
stellte ich dann schliesslich eine Fehler-Tabelle zusammen, welche für jeden einzelnen 
Strich den ihm anhaftenden Fehler enthielt. 

Unter Anbringung dieser Fehler übertrug ich dann die erste Thcilung auf den 
zweiten Silberreifen der Kreisscheibe. Diese zweite Thcilung wurde in derselben sorg- 
samen Weise wie die erste untersucht, wieder eine Folder-Tabelle angelegt und dieser 
entsprechend eine dritte Theilung auf den ersten Silberreifen eingeritzt, nachdem von 
domseiben die erste Theilung entfernt war. Diose dritte Theilung, deren Untersuchung 
befriedigende Resultate gab, ist nun die definitive Original-Theilung. Ihre Fehler ülier- 
steigen den Betrag von 1 Secunde nicht. Die Herstellung der Originaltheilung hat, bei 
täglich 15 bis IGstündiger Arbeit etwa 6 Monate in Anspruch genommen. 

Ich habe mit meiner Theilraaschine bisher eine grosse Anzahl von Universal- 
Instrumenten, Theodolithen, Prismenkreisen, Sextanten u. s. w. getheilt; die Maschine 
functionirt zu meiner grössten Zufriedenheit. Vielleicht ist cs nicht ohne Interesse zu 
erwähnen, wie viel Zeit ich zur Theilung eines Kreises gebrauche. Zur Theilung in 
Zwölftel-Grade ist eine 11 bis 12stündige Arbeit nöthig; wird eine besondere Genauigkeit 
erstrebt, so sind 15 bis 16 Stunden hierzu erforderlich. Die Theilung eines Sextanten 
geschieht in 2 bis 2 V> Stunden. 



William Thomson s Patontlothmaschine. 

Von 

Dr. F. An erblich in BreaUu. 

In den beiden letzten Heften des Jahrganges 1882 dieser Zeitschrift gielit Herr 
Prof. Günther unter dem Titel „Die bathometrischen Instrumente und Methoden“ eine 
sehr verdienstliche Zusammenstellung der wichtigsten Apparate, welche auf dem Gebiete 



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XuracnairT rfn ImurMMicxKCiDt. 
Al'KIL m*3. 



La »DO I.T, PoLAUISTBODOUKTRU. 



121 



der Tiefseeforschung bisher construirt und angewandt worden sind. Mit vollem Rechte 
macht er dabei auf die Vortrefflichkeit der William Thomson 'schon Lothmaschine auf- 
merksam, ohne jedoch diesen Apparat gerade in seinem wesentlichsten Theile vollständig 
zu beschreiben. Der Thomson’sche Apparat, wenigstens in der einzigen mir bekannten 
Form, in welcher er ausgedehnte Anwendung, auch in der Deutschen Marine gefunden 
hat, gehört nach Herrn Günther’s übersichtlicher Eintheilung gar nicht in die erste 
sondern in die dritte Kategorie der bathometrischen Instrumente. Allerdings ist er mit 
einer getheilten Leine ans Stahldraht und einem Zählwerk versehen, allein die damit 
ausgeführten Messungen dienen lediglich zur Controlo. Dio wirkliche Messung, nnd das 
ist gerade der Vorzug des Apparates, geschieht mittels oines am unteren Ende der Leine 
befindlichen, in seiner Wirkung von der Länge der abgolaufcncn Leine gänzlich unab- 
hängigen Druckmessers. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einer oben hermetisch 
verschlossenen Glasröhre, welche auf der innom Wandung mit einem Belag von chrom- 
saurem Silber versehen ist. Durch den Druck des Wassers wird, je nach der Tiefe, in 
welche das Instrument kommt, die Luft in der Röhre mehr und mehr zusammengedrückt, 
und es dringt Wasser in die Röhre ein. Bis zu der Höhe aber, bis zu welcher das See- 
wasser steigt, verwandelt sich die rothe Farbe des Belages in eine geblich weisse, und 
diese Farbcnvorändorung gestattet, den Grad der Comprcssion der Luft und mithin 
die erreichte Tiefe zu messen; es ist hierzu nur noch erforderlich, den Apparat zu 
graduiren, was am besten empirisch geschieht. Jedem Schiffe, welches Tiefmessungen 
ausfuhren will, werden einige hundert in der ölten beschriebenen Weise präparirto Glas- 
röhren mitgegeben; die Kosten sind also minimal, um so mehr, als offenbar jede Röhre 
zu einer ganzen Reihe von Tiefenmessungen benutzt werden kann, von denen nur immer 
jede folgende sich auf eine grössere Tiefe beziehen muss als die vorhergehenden. 
Näheres hierüber, sowie über die Messungen, welcho von den Deutschen Schiffen mit 
dem Thomson’schen Apparate angcstellt worden sind, findet man in den drei letzten 
Jahrgängen der Annalen der Hydrographie. *) 



Neuerungen an Polaristrobometern. 

Von 

Prof. Dr. H. Landolt in Berlin. 

Die Apparate zur Bestimmung der Circularpolarisation von Flüssigkeiten haben 
bekanntlich in den letzten Jahren bezüglich ihrer optischen Einrichtung vielfache Ver- 
besserungen erfahren, dagegen ist dem mechanischen Theil weniger Aufmerksamkeit 
geschenkt worden. Alle bisherigen Polaristrobometer, gleichgültig welchen optischen 
Systems, zeigen ihrem Acussern nach immer einen Droifuss mit verticaler ca. 25 cm hoher 
Metallsaule, auf welcher horizontal eine Messingschiene von etwas über 20 cm Länge sich 
befindet, deren Enden die optischen Theile tragen. Diese Anordnung ist zuerst von 
Soleil in Paris bei den von ihm construirten Saccharimetern getroffen worden, um das 



*) Auch im „Bericht über die wissenschaftl. Instrumente auf der Berliner Gewerbe- 
Ansstellung i. J. 1879“ S. 1G4, sowie in dem jüngst erschienenen „Handbuch der nautischen 
Instrumente“ findet sich eine ausführliche Beschreibung mit einer in beiden Werken 
Übereinstimmenden, leider nicht ganz eorrecten Abbildung. Dass Herr Prof. Günther den 
Apparat nicht auch in der dritten Abtheilung seiner Abhandlung erwähnt hat, ist der 
Redaction allerdings entgangen. Vielleicht schien ihm, da er absolute Vollständigkeit nicht 
anstrebte, die Vorführung der dem Principe nach ähnlichen Typen von Hunt, Jolly, Neu- 
mayer u. A. ansreichend zn sein. D. Red. 



122 



Landolt, Polabistsoboiietzs. 



ZiuTCCHRirr rl'R Ivrthcurvtankl'rua 
Al’llll. |A«3. 



Instrument bequem vor einer gewöhnlichen Lampe aufstellen zu können, nnd sie wurde 
später in den Werkstätten von Schmidt &. Hänsch in Berlin, Hermann S Pfister in 
Bern, J. G. Hofmann in Paris u. A. auf die Wild’schen Polaristrobometer, Laurent’schen 
Halbschattenapparate u. s. w. tibertragen. Boi Instrumenten, welche für Flüssigkeitsröhren 
von nnr 2 bis 3 dm Länge gebaut sind, reicht diese Einrichtung aus, bei grösseren Appa- 
raten bietet sie dagegen Uebolständo. Diese liegen erstens in der Schwierigkeit einer 
unveränderlichen Centrirung der optischen Theile, zweitens in Hindernissen bezüglich der 
Einlegung von Wasserbadröhreu, wie sie bei acliven Substanzen, deren Drehungsvermögen 
mit der Temperatur variirt, unbedingt nöthig sind, und drittens in dem UmBtande, dass 
es nicht möglich ist, die Wasserbadrühre wegen der damit verbnndenen Kautsehnk- 
schläuche rasch gegen die zur Bestimmung des Nullpunktes dienende Röhre umznwechseln. 
Dieses letztere Erforderniss ist von Belang, denn nachdem durch Einführung der Halb- 
schattensysteme die Genauigkeit der polaristrobomotrischen Messungen wesentlich ge- 
steigert worden ist, rühren die den Beobachtungen anhaftenden Fehler grösstentheils nur 
noch davon her, dass bei Anwendung von Natriumlicht der Theil der Flamme, welcher 
zur Beleuchtung benutzt wird, meist eine nicht gleichmässige Helligkeit besitzt und diese 
Verschiedenheit zugleich oft. binnen kurzer Zeit wechselt. Es ist daher sehr wiinschens- 
werth, die Bestimmung der beiden Einstcllnngspunkte während möglichst constant 
bleibender Beschaffenheit der Flamme ansführen zu können, und hierfür ist ein wieder- 
holter rascher Umtausch der beiden Röhren erforderlich. 

Diese Anforderungen haben eine vermehrte Bedeutung erlangt, seitdem Prof. 
Lippich die Halbschatten-Instrumente in letzter Zeit noch wesentlich verbessert hat. 
Der von ihm construirtc Polarisator 1 ) erlaubt erstens den Winkel zwischen den Polari- 
sationsrichtungen der beiden Hälften des Gesichtsfeldes zwischen 0° und etwa 6° zn 
verändern, nnd zweitens ist derselbe für jedes beliebige homogene oder heterogene Licht 
anwendbar. Diese Eigenschaften finden sich bei keinem der bisherigen Halbsehatten- 
apparato vereint, denn der Laurent’sche erfüllt nnr die erste, derjenige von Cornn 
(n. Jellet) nur die zweite Bedingung. Zugleich giebt der Lippich’scho Polarisator eine 
erhöhte Genauigkeit, indem der wahrscheinliche Fehler einer Einstellung bei Anwendung 
von weissein Licht blos f 0,5 Minuten oder noch weniger, bei Benutzung der Natron- 
damme etwa 4- 1 Minute beträgt. Die Laurent’schen Apparate erlauben zwar unter 
günstigen Verhältnissen diesen Fehler ebenfalls bis auf naho -f 1' herunter zu drücken, 
allein dieselben sind nur für Natriumlicht brauchbar, während wie schon bemerkt der 
Lippich’sche Polarisator auch weisses lucht anznwenden gestattet, wodurch die Bestim- 
mung kleiner Drehungswinkel, bei welchen die Rotationsdispersion nicht mehr in Be- 
tracht kommt, eine wesentlich sicherere wird. 

In Folge der genannten Umstände erschion es wnnsehenswertb, nunmehr auch 
an dem mechanischen Theil der Polaristrobometer womöglich Verbesserungen anzubringen, 
und es haben die Herren Schmidt & Hänsch hierselbst auf meine Veranlassung einen 
Apparat gebaut, welcher folgende Construction besitzt: 

Zwei starke gusseiserne Platten A.4, deren jede unten in zwei Füsse ansgeht, 
Bind in senkrechter Stellung durch 4 horizontale vernickelte Messingstangen BB verbunden 
nnd bilden mit diesen ein festes, absichtlich schwer gehaltenes Stativ. Dasselbe hat eine 
Länge von 55 cm nnd ist mit den 4 Füssen auf eine dicke Holzplatte anfgescliraubt. Von 
den beiden Platten AA dient die eine zur Aufnahme des Polarisators C, die andere trögt 
den drehbaren Theilkrcis F mit dem Analysator. Zwischen diese Endtheile können 

’) Naturwissenscli, Jahrbuch „Lotos 11 . Neue Folge. Bd. II. Prop. Tempsky. I8S0. 
Ferner diese Zcitschr. 18S2. S. 1G7. 



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123 



ZBrrscMRiri rO* lurmrHKmuRi'KhB. T n 

APRIL IMS. IiAWDOLT, POLAKISTROROMKTRR. 

2 Flüssigkoitsröhrcn N (die Zeichnung enthält blos eine) eingolegt werden und zwar ist 
der Träger für dieselben in folgender Art eingerichtet: Zwei dicke Messingplattcn K 
und L sind durch 5 vernickelte Messingstangen verbunden, von welchen Sin einer Ebene, 
die beiden andern tiefer und mit den ersteren im Dreieck liegen. Das hierdurch entstehende 
doppelte Röhrengestell lässt sich horizontal verschieben, indem die Platten K und L auf 
zwei an den Enden der Stangen jB befestigten Unterlagen gleiten. Die Verstellung 
geschieht mit Hülfe des Hebels M, und zwei Arretirungen dienen dazu, entweder die eine 
oder die andere Röhre genau in die Sehaxe dos Instrumentes zu bringen. Selbstver- 
ständlich sind die Platten K und L mit je zwei Oeffnungen versehen. Was die Fliissig- 




keitsriihren betrifft , deren Länge bis zu 45 cm gehen kann, so sind diese in gewöhnlicher 
* Weise 1 ) hergestellt und mit einem Blechmantel N von 6 cm Durchmesser umhüllt, durch 
welchen man Wasser von bestimmter Temperatur fliesson lässt 2 ). Die Zu- und Ab- 
leitung desselben geschieht mittels zweier auf die Ansätze 00 gesteckter Kautschnk- 
schläuche von solcher Länge, dass die Verschiebung des Schlittens nicht gehindert wird. 
Eine dritte OeflTnung P dient zum Einsenken eines Thermometers. 

Der optische Theil des Apparates hat nachstehende Einrichtung: Das Licht dringt 
durch das Diaphragma C, wolches nöthigonfalls mit einer Kaliumbichromatplatte versehen 
wird, erst in eine Convexlinse von ca. 50 mm Brennweite und sodann in den Lippich- 
sehen Polarisator. Derselbe besteht zunächst aus einem Glan’sehen Prisma, welches in 
der Fassung C sich befindet und mit dieser durch den Hebel D etwas um seine Axe 
gedreht werden kann. Darauf folgt ein zweites fest stehendes 0 1 a n'sches Prisma, dessen 
Querschnitt nur halb so gross ist als der dos ersteren und dieses znr Hälfte bedeckt. 
Das Lichtbündel, welches in das nun folgende Diaphragma eintritt, hat somit in seiner 
einen Hälfte das erste und zweite Prisma, in der andern blos das erste passirt, und da 
dieses drehbar ist, so kann das austretende Licht in zwei um einen veränderlichen 
Winkel gegeneinander geneigten Ebenen polarisirt werden. Die Grösse dieses Winkels 
lässt sich an einem Gradbogon ableson, welcher unterhalb dos mit Stellschraube und 
Index versehenen Hebels 1) angebracht ist. — Der auf der andern Seite der Flüssig- 
keitsröhre folgende Analysator besteht wieder ans einem Glan 'sehen Prisma, dessen 

•) Siehe Landolt, das optische Drelmngsvermögen organischer Substanzen. Braun- 
«chweig 1879. S. 124. 

*) Ebendaselbst. S. 104. 



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124 



IiAKDOLT, PoLABlSTROBOJirTKR. 



ZwmcmuiT* rfii IsNTftrwF.irTKSKrst». 
APRIL IRftS. 



Fassung mit dem drehbaren Theilkreise verbunden ist. Der letztere hat einen Durch- 
messer von 25 cm und ist zum Schutze gegen Dämpfe u. s. w. dicht in eine Metallbüchse F 
cingeschlossen, welche in der Gegend der Nonien zwei mit Glimmerplatten liodeckte 
Oeffnnngen besitzt, vor denen sich die Ahleselnpen .7.7 befinden. Eine hinter jeder der- 
selben angebrachte drehbare Glasscheibe dient dazu, Licht auf die Theilstriche zu reflec- 
tiren. Entsprechend dem von Biot cingefiihrten Gebrauche, die Drehungswinkel in Graden 
nnd Decimalen derselben anzngeben, ist die Theilung so gehalten, dass die Nonien nicht 
Minuten, sondern Vioo° ablesen lassen, was bei der Grösse des Kreises keine Unbeqnem- 
lichkeit bietet und auch mit der möglichen Genauigkeit der Beobachtungen im Einklänge 
steht. Vermittels der 4 Knöpfe G lässt sich die Kreisscheibe um ihre Ave drehen, 
ferner ist sie durch eine Klemmschraube arretirbar und nun kann die feine Bewegung 
derselben durch einen Hebel bewerkstelligt werden, dessen unteres Ende links an einen 
mit Spiralfeder versehenen Stift, rechts an eine kleine excentrische Scheibe H anstösst, 
welche vermittels eines Griftes drehbar ist. Diese Einrichtung ermöglicht den Analysator 
um seine Einstellungslage rasch etwas hin und her zu bewegen, was für die Beobachtung 
weit zweckmässiger ist, als eine langsame Fortführung mittels Mikrometerschraube. Die 
Fassung des Analysators trägt endlich ein kleines Fernrohr E, welches mit achroma- 
tischem Objectiv von 75 bis 80 mm Brennweite versehen ist und eine 2 bis ämalige Ver- 
grösserung liefert. 

Beim Gebrauche des Instrumentes wird nach Einschaltung der activen Flüssigkeit 
das Ocular des Fernrohres bei erhellt gestelltem Gesichtsfelde scharf auf die verticale 
Trennungslinie l ) der beiden Hälften desselben gerichtet, sodann der Kreis an den 
Zapfen G bis zur nahezu gleichen Verdunkelung der Felder gedroht, und nun dem Pola- 
risator mit Hülfe des Hebels D diejenige Stellung gegeben, bei welcher die grösste 
Empfindlichkeit in der Ungleichheit der Beschattung auftritt. Dieso ist im Allgemeinen 
um so deutlicher, je kleiner der Winkel zwischen den beiden Polarisationsebenen ge- 
nommen wird, je dunkler man also das Gesichtsfeld macht. Hierbei tritt indess die 
grössere oder geringere Durchsichtigkeit der Flüssigkeit, sowie die verschiedene Intensität 
der Lichtquelle ins Spiel, und in Bezug auf letztere wird man finden, dass bei Anwendung 
einer helllouchtonden Gas- oder Petroleumlamjie ein Winkel von 1 bis 2°, und bei 
Katrinmfiammen ein solcher von 2 bis 8° sich gewöhnlich am günstigsten erweist. Die 
gewühlte Stellung des Polarisators wird durch Anziehen der an dem Hebel D befind- 
lichen Schraube fixirt. In die zweite Rinne des Apparates legt man behufs der Null- 
pnnktsbestimmnng eine mit Wasser gefüllte Röhre von derselben Länge ein, wie diejenige, 
welche die active Flüssigkeit enthält, um ungefähr einen gleichen Grad von Lichtab- 
schwächung zu erhalten. Die Beobachtungen werden nun in der Weise vorgenommen, 
dass man abwechselnd die eine und die andere Röhre in die Sehaxo bringt, und jedesmal 
eine oder zwei Einstellungen nebst den Ablesungen an den beiden Nonien vornimmt. Die 
letzteren werden durch zwei seitlich gesetzte Gaslampen beleuchtet, deren Hähne vom 
Platze dos Beobachters aus regulirbar sind. Um die Fehler der Excentricität des Analy- 
satorprismas auszugloichen, nimmt man die Beobachtungen an beiden, um 180° von ein- 
ander entfernten Einstellungslagen vor, so dass demnach zu jeder einzelnen Drehungs- 
winkclmessung 8 Ablesungen gehören. Verfinstern des Zimmers trägt zur Genauigkeit 
der Versuche wesentlich bei. 

Was die als Lichtquellen dienenden Natriumfiammcn betrifft, so liegen, wie schon 
Eingangs erwähnt, in diesen noch die einzigen Mängel der polaristrobometrischen Mes- 



1 Die Trennungslinie wird erzengt durch dio der Flüssigkeitsrölire angewandte scharf 
geschliffenen verticale Kaute des feststehenden Polarixatorprismas. 



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ZuTidiKtrr rf* Ism MrMKirriMKCTmit. 
APRIL ]8H.r 



Landolt, Polabistrobomrtrk. 



125 



sungen. Wenn man bei den verschiedenen Apparaten längere Zeit hindurch häufig die 
Nullpunkto bestimmt, so finden sich fortwährende oft erhebliche Schwankungen, und ich 
vermuthete früher, dass eine Veränderung der gegenseitigen Lage des Polarisators und 
Analysators die Ursache sei, da, wenn zu deren Befestigung Motallschienon angewandt 
werden, diese letzteren bei Tomperaturdifterenzen nicht nur Dehnungen, sondern auch 
Drehungen erfahren kiiunen. Ich lies« deshalb in der Werkstätte von Schmidt & Hmnsch 
einen Apparat hersteilen, bei welchem die optischen Theile in die Enden eines dicken 
Marmorblockes eingelassen waren und eine ganz unveränderliche Orientirung zu einander 
boten, allein auch hier zeigten sich die Nullpnnktsschwankungen. Der Grund konnte 
schliesslich nur in einer »ingleichen und fernor wechselnden Helligkeit der verschiedenen 
Partien der Beleuchtungsflamme liogcn, nnd eine solche Inconstanz lassen auch die 
meisten Natriumlampen, namentlich Bunsen’sche Flammen mit Kochsalzperlen, schon bei 
längerer Beobachtung mit freiem Auge erkennen. Um diesen Uebelstand, welcher auch 
schon bei andern Anwendungen des monochromatischen Lichtes störend empfunden 
wurde, zu beseitigen, hat Laspeyres eine besondere Lampe constrnirt. 1 ) Diese besteht 
ans einem Bunsen'schen Brenner mit breit geformter Oeflhung, über welcher ein aus 
aufgerollten Platindrahtnetz hergcstellter und mit geschmolzenem Kochsalz getränkter 
Cylinder von ca. 50 mm Länge und 4— D mm Dicke sich befindet. Die Flamme wird 
hierdurch auf eine grössere Flüche gleichförmig gefärbt nnd zugleich hält das Natronlicht 
lange an. Indess hat es sich gezeigt, dass diese Lampen bei den Halbschatten-Polarimetern 
nicht anwendbar sind, indem ihre Lichtstärke hierfür zu gering ist. Ich habe daher den 
Bunsen'schen Brenner ersetzt durch die von Muencke construirte Lampe*), welche 
eine erheblich höhere Temperatur giebt, und zwar bonutzo ich zwei hinter einander anf- 
gestelltc solcher Brenner mit breit gehaltener Oeflhung, zwischen welchen sich der 
Laspey res'scho Platindrahtnetz-Cylinder befindet. Zugleich ist ein Blechschornstein 
angebracht. Beide Flammen werden hiedurch hellleuchtend geftrbt, und es ist die Licht- 
stärke für polaristrobometrische Messungen vollständig befriedigend. Dagegen lässt die 
Gleichförmigkeit der Färbung immer noch etwas zu wünschen übrig, so dass weitere 
Veränderungen der Lampe vergenommen werden sollen. 

Handelt es sich um Beobachtungen bei weissem Licht, so sind entweder Lampen 
mit zwei Petroleumflachbrennern (Hink 'sehe Lampen), oder solche mit drei hintereinander 
liegenden flachen Gasbrennern, wie sie die Werkstätte von Schmidt &. Hiensch liefert, 
am empfehlenswerthesten. Lampen dieser Art sind bekanntlich schon seit einiger Zeit 
für die Soleil’schen, sowie die Halbschatten-Saccharimeter constrnirt worden, indem sich 
auch bei diesen Apparaten das Bedürfniss einer constanten Helligkeit des mittleren 
Flammentheils herausgestellt hat. 

Schliesslich führe ich beispielsweise zwei Beobachtnngsreiben an, welche Herr 
Dr. Lewkowitsch mit dem beschriebenen Apparate angestellt hat. Die active Flüssig- 
keit war eine wässerige Lösung von rechtsdrehender Mandelsüure und es wurde deren 
Temperatur constant auf 20“ gehalten. Der Neigungswinkel der beiden Polarisations- 
ebenen betrug 2°, als Lichtquelle diente zunächst die oben erwähnte Natriumlampe. 

l ) Diese Zeitschrift 1882. S. !H>. 

*) Diese Zeitschrift 1882. S. S6. 



17 



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120 



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4,00° 


4,66° 


4,660° 


+ 0,010 


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— 0,000 




19 


C4 




20 


356,01 


176,00 


63 


62 


026 


; — 0,025 



Haupt mittel 4.650° 



Hieraus ersieht sich: 

Der mittlere Fehler einer Bestimmung zu: + 0,0254 = 1,52' 

Der wahrscheinliche Fehler einer Bestimmung zu: -f 0,01G9 = 1,01 

Der mittlore Fehler des Resultats zu: +0,0080 =0,48 

Der wahrscheinliche Fehler des Resultats zu: +0,0053 =»0,32 

Bei Anwendung von weisscm Licht (Gaslampo), wobei der Hauptschnitt des 
drehbaren Polarisatorprisma gegen denjenigen des festen um einen Winkel von 1° 
geneigt wurde, gab eine sehr verdünnte Lösung von Mandelsäure folgende Ablesungen: 



Beob- 

acht. 

No. 


Halb 

hr*ln. 


Nullröhre 

Nonlna Nonius 

links recht» 


Beob- 

aebt. 

No. 


Flttssigkeitaröhre 

Nonius 1 Nonius 
link» recht» 


Urfhunjt»- 
% inkel 


Mittel 


Abwoirhun« 

vorn 

Haupt- 

Mittel 


1 


i 


180,28° 


0.22° 


2 


181,23° 


1,22° 


1.00° 






















1,(N>5° 


+ 0.004° 


3 


11 


180,24 


0.22 


4 


181.25 


1,23 


1,01 






5 


i 


180,24 


0,23 


6 


181.22 


1.21 


0,98 i 






7 


ii 


180.24 


0,22 


8 


181,20 


1,24 


1,02 


l.ooo 


— 0,001 


9 


i 


180,25 


0,24 


10 


181,29 


1.21 


0,!)7 






11 


ii 


18024 


0,22 


.2 


181,24 


122 


1,00 


0,985 


— 0,016 


13 


i 


180,25 


0,24 


14 


181,23 


1,29 


0,98 






15 


ii 


180,24 


022 


16 


181,24 


1.22 


L00 ; 


0,990 


- 0.011 


17 


i 


180,22 


0,21 


18 


181,25 


1,24 


14)3 






19 




180,23 


0,21 


20 


181,25 


123 


1,02 


1,025 


+ 0,024 














P 


anptmittel 


1,001° 





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ZmacHRirr rl'n Ikktki'mkkteski'äiu^ 
APRIL 1A*T 



127 



DvOKAK, AKCflTISCnB Appahate. 



Hieraus folgt: 

als mittlerer Fehler einer Beobachtung: + 0,0156° = 0,94' 

als wahrscheinlicher Fehler einer Beobachtung: -f 0,01(H = 0,62 

als mittlerer Felder des Resultats: +0,0070 =0,42 

als wahrscheinlicher Fehler des Resultats: + 0,0064 = 0,28. 



Die akustischen Rotationsapparate und Apparate zur Messung der 
Stärke der Luftschwingungen. 

Von 

Dr. V. OvorAk, 

ProfrMor an der ruiverait.it Agram. 

A. Ille akustischen Rotationsnppnrate. 

Der Zweck dieses Aufsatzes ist, eine kurze Darstellung aller bis jetzt bestehenden 
Ap|iarato zu geben, bei denen eine stetige Rotation durch Schall bewirkt wird. Es 
mussten demnach auch solcho Apparate aufgenommen werden, dio schon theilweise früher 
beschrieben wurden, umsomehr, als die 1 «'treffenden Mittheilungon in verschiedenen 
Zeitschriften zerstreut sind. Einige der hier angeführten Apparate sind jedoch voll- 
ständig neu. 

Die akustischen Rotationsapparate brauchen in der Regel starke Luftschwingungen, 
um sie leicht und sicher in Gang zu setzen. Am besten hnt sich bis jetzt zu diesem 
Zwecke eine kräftige Stimmgabel mit Rcsonanzkaston bewährt. Untersucht man jedoch 
verschiedene solche Gabeln, so wird man finden, dass bei einigen die Luft im Resonanz- 
kasten nur sehr schwach mitschwingt. 1 ) Natürlich ist für unsern Zweck ein solcher 
Resonanzkasten ganz unbrauchbar. Man ist also roin vom Zufall abhängig, ob man einen 
brauchbaren Resonanzkasten findot oder nicht. Es ist mir nnn nach mehrjähriger Be- 
mühung gelungen, der Bache auf den Grund zu kommen, bekanntlich hat die Luft im 
Resonanzkasten ihren eigenen Ton, den wir den Luftton nennen wollen. Den Luftton 
hört man, wenn man aus der Ferne schwach über den Rand des Kastens bläst, oder auf 
den Kasten klopft. Man hat sich bis jetzt begnügt, bloss den Luftton auf den 
Gabelten abzustimmen. Das ist jedoch bei weitem nicht hinreichend. Der mit der 
Gabel belastete Kasten bildet nämlich ein elastisches System, das auch 
seinen bestimmten Eigenton besitzt. Diesen Ton wollen wir den Holzton 
nennen. Um den Holzton zu hören, füllt man den Kasten ganz mit Baumwolle aus, 
klemmt einen Kork zwischen die Gabelzinken ein und klopft leicht mit einem Kork- 
hammer von oben auf die Zinkenendon. Der Klopfton, den man hört, ist anfänglich 
etwas schwer auf seine Tonhöhe zu bestimmen, aber nach einiger Uebung erkennt man 
die Tonhöhe mit Sicherheit. Der Holzton muss nahezu mit dem Gabolton und 
kuftton identisch sein, falls man kräftige Luftschwingungen im Kasten 
erreichen will. Bei den meisten Resonanzkästen von der jetzt gebräuchlichen Form 
«t der Holzton % gewöhnlich zu tief (wegen zu kleiner Wanddicke), daher schwingt der 
Kasten nur schwach mit. Ist der Holzton zu hoch, so lässt sich leicht dadurch noch 
helfen, dass man die obere und untere Fläche des Kastens so lange abhobelt, bis die 

•) Man findet darüber Einiges in meiner Mitthailung „Ueber akustische Abstossung“, 
Wied. Aim. Bd. III. 



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128 



ZBiTsniKirr rf r limmmtiEmpii. 
A PUL 1 WO. 



DVORAK, Akl 8TI8CIIK APPARAT*. 



richtige Tonhöhe erreicht ist. Natürlich muss bei Bestimmung des Hol 7 . ton es die Stimm- 
gabel aufgeschraubt sein, denn diese belastet den Kasten und vertieft seinen Ton 
beträchtlich. Schraubt man ilie Gabel ab, so ist der Holirton viel höher. Würde man 
die Gabel durch eine leichtere ersetzen, so würde der Holzton natürlich ebenfalls 
höher werden. 

Die von mir verwendete Gabel hatte den Ton G mit 392 ganzen Schwingungen 
und war 2(0 Gramm schwer. Um den Kasten nicht unnütz zu belasten, wurde der 
Stiinmgabelfuss möglichst klein genommen und die metallene Schraubenmutter, welche 
den Fuss am Kasten festbält, durch eine von Weissbuchenholz ersetzt. 

Als Resonanzkasten verwendete ich ein gewöhnliches gut verleimtes Packkisteben 
von altem Fichtenholz mit 8mm dicken Wänden, dessen Länge eg (s. unten Fig. 6, von 
der Stimmgabel ist nur der Fuss F gezeichnet) 13,5 cm betrug, die Breite eil war =11 cm, 
die Höhe ef= 10,5 cm. Um den richtigen Luftton zu erhalten, wurde vorn eine kreis- 
förmige Ocffnung von 5,8 cm Durchmesser herausgeschnitten. Der Holzton war zu hoch 
und es wurde deshalb der Kasten oben und unten abgehobelt, sodass die obere Holz- 
platte eine Dicke von 0 mm, die untere eine Dicke von 5 mm bekam. An den Boden 
wurden vier Stückchen Kautschukschlauch angeleimt, und zwar knapp an den Rand in der 
Längsrichtung des Kastens. Die gewöhnliche Art, wobei man «jner älter den ganzen 
Boden zwei Kautschnkschläuche anleimt, ist verwerflich. Obwohl die Dimensionen des 
Kastens ganz zufällige sind, da ich das Kistcben schon fertig vorfand, so scheinen sie 
doch nicht uftvortheilhaft zu sein. Die Wirkung ist wenigstens ausgezeichnet. Beim 
Streichen fasst man die Gabel heim Fuss, und lässt sie augenblicklich los, wenn der 
Bogen die Gnbo.1 verlässt. Der Ton ist sehr voll und kräftig, klingt aber natürlich 
bald aus. 

Bedeutende Vortheile erreicht man, falls man die Gabel auf elektro-magnetisclie 
Art in Schwingungen versetzt. Zwischen die Zinken kommt ein Elektromagnet E (Fig. 1 ), 
dessen Kern aus zwei durch ein Papierblatt getrennten Eisenplatten 
besteht. Der Elektromagnet wird von einem Holzarm abc getragen, 
der hinten an den Resonanzkasten K angeschranbt wird. Bei b wird 
der Holzarm an ein Stativ befestigt, so dass der Kasten ganz frei 
schwebt. Als Stromunterbrecher dient eine Stimmgabel von derselben 
Schwingnngszahl (mit Quecksilbeninterbrechung), deren Elektromagnet 
ebenfalls einen plattenfiirmigen Eisenkern besitzt. Die Rcsonanzgaliel 
kann durch einen Gyrotropen in den Stromkreis beliebig ein- und 
ausgeschaltet werden. Zur Vermeidung des Extrastromfunkens muss 
man (nach Helmholtzi einen passenden Zweigdraht anbringen. Da 
man die Amplitude der Resonanzgaliel durch ein Mikroskop (mit 
Ocnlarmikrometerl stets genau messen kann, so hat man eine Ton- 
quelle von genau controlirbarer Stärke. Ausführliche Details 
findet man in meiner Mittheilung „Leber einige akustische 
Bewegungserscbeinungen, insbesondere über das Schallradiometer“, Sitzber. 
der Wiener Akademie. Oct.-Heft 1881. 

Ich gehe nun zur Beschreibung der akustischen Rotationsapparate über. Sic 
lieruhen auf sehr verschiedenen, zum Theil noch nicht hinreichend klar gestellten Grund- 
erecheinungen. Diese sind.* 

1. Die Abstossung von Resonatoren. vSiehe darüber meine Mittheilung 
„Uebor akuet. Anziehung und Abstossung“, Wiener Sitzb. 1875.) 




ti« i. 



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129 



Zsirst-MHirr rf'u Irrt R rMKirritxKuiiOK. 
APKII. l>o*3. 



Dvorak, Akuhtihciik Apparate. 



Darauf gründet sieh: 

a) Das akustische Reactionsrad (Fig. 2) (No. 70 des neuen Koenig'schen 
Kataloge»; beschrieben in meiner Mittheilung „Ueber akustische Abstossung“). *) 
Vier leichte Glasresonatoren mit nur einer Oeffnung sind auf einem Holzkreuz befestigt, 
welches auf einer Nadelspitze schwebt. Für den Ton G von 392 Schwingungen nimmt 
man beiläufig den Durchmesser der Resonatoren = 44 mm, Durchmesser der Oeffnung 
= 4 mm, die Länge ab = 85 mm. Bei meiner Gabel konnte ich das Reactionsrad selbst 
noch auf 40 cm weit vom Kasten durch einige kräftige Bogenstriche in Drehung versetzen. 
Da ein Resonator ohne Rücksicht auf seine Lage zum Resonanzkasten stets 
in der Richtung seiner Axe fortgestossen wird, so ist schon ein einziger von den 
vier Resonatoren zur Erzielung einer stetigen Drohung genügend. Natürlich ist bei An- 
wendung von vier Resonatoren die Wirkung viel stärker. 




ri*. 5. 




b) Der rotirende Resonator, neu (Fig. 3a von der Seite, Fig. 3b von oben 
gesehen). Man mache aus glatter, harter Pappe einen kurzen Cylindor a bc und gobe ihm 
vier Ansätze d f. Jeder Ansatz hat nahe am Ende eine kreisförmige Oeffnung, auf 
welche noch ein kurzes Pappröhrchen von aussen angelcimt wird. Man bekommt so 
einen Resonator mit vier Oeffunngen. Oben befestigt man behufs Aufhängung einen Stift 
mit Oese, und bindet daran einen möglichst dünnen Seidenfaden. Unten befindet sich 
ein kleiner Blechbügel mit Oeffnung, in welche eine feine Nadel i gesteckt wird (um das 
Herumschwanken bei der Drehung zu vermeiden). Der Resonator dreht sich, falls man 
ihn nahe vor die Kastenöffnung bringt, ziemlich rasch um seine Axe. Die Dimensionen 
für den Ton G von 392 Schwingungen sind: ab = 70 mm, b c = 36 mm, tl f = 19 mm, 
die Länge der Ansatzröhrchen = 8 mm, Oeffnung = 6 mm. 

2. Die Bildung von Wirbelringen und Luftströmen durch Schall (noch 
wenig klargcstellt). 



’) Wied. Ann. Bd. 3, 1877. Auch Alfred M. Mnyer in New-York (Hobokon) hat 
(lKGi auf Grund der Abstossung von Resonatoren eine rpntinnirüchc Rotation horvor- 
gebracht. Siehe darüber Näheres im Juli-Heft des „American Journal of Science and 
Arts a , 1878, S. 28. 



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130 



Dvorak, Akustische Api'akatk. 



Zt-iTscHiurr ri'K lumciuaniuiimbA 
ATU II. 1*83- 



Darauf beruht : 

a) Dan Schallradiometer (Beschrieben in der schon citirtcn Mittheilung 
„Ueber akustische Bowegungserscheinungen etc. u ) Fig. 4, D. Man nehme ein Stück 
mittelfeinen weissen Carton vou 0,8 mm Dicke und schlage auf einer Bleiunterlage mit 
dem in Fig. 4A abgebildeten stählernen Durchschlag (a& = 3,8 mm, cd = 2 mm) in 




Abständen von 6 bis 0,5 mm Löcher hinein. Kehrt man den Carton mit der Schmalseite 
der Löcher dem Resonanzkasten zu, so zeigt sich Abstossung, im Gegenfalle eine unge- 
wöhnlich starke Anziehung. 

Man kann die Wirkung noch verstärken, und zwar auf folgende Art. Man 
nehme einen Stahlconus mit cy lindrischem Zapfen (Fig. 4B, fy = 2 mm, Kegel winkel 
— 55°), dessen unterer Theil genau in eine eiserne Leere (Fig. 40, hi = 4 mm) passt. 
Man befeuchtet den Carton zuvor etwas, legt ihn auf die Leore und bearbeitet jedes 
Loch noch einmal mit dem Stahlconus B , indem man auf diesen drei bis vier Mal massig 
klopft und ihn dabei dreht. Durch die zweite Bearbeitung tritt der Rand der Löcher 
noch mehr hervor und wird schärfer. (Conische Löcher ohne aufgeworfenen Rand 
getan keine Abstossung.) Zur Erhöhung der Haltbarkeit kann man den fertigen Carton 
mit Schellackfirniss einlassen. 

Setzt man vier Stück Cartou mit je 25 Löchern so zusammen, wie es Fig. 4 D zeigt, 
so erhält inan das Schallradiometer. Bringt man dasselta nahe vor den Resonanz- 
kasten der Stimmgabel, so dreht es sich ziemlich rasch. Dabei muss die Schmalseite 
der Löcher dem Resonanzkasten zugewendet sein. Eino bedeutende Steigerung der 
Rotationsgeschwindigkeit erhält man, wenn man die Flügel gegen die Arme etw r as schief 
stellt, so wie os Fig. 4F zeigt. 

b) Das akustische Windrad. I. Art 
(theilw'eiso neu), Fig. 5. Vor den Resonanz- 
kasten bringe man einen gewöhnlichen Holm- 
holtz’schen Resonator ab, jedoch nicht allzunahe, 
weil dadurch sein Ton zu sehr vertieft w’ird. 
Aus der Oeflnung a dringt beim Tönen ein Luft- 
strom, der mit Leichtigkeit ein kleines gewöhn- 
liches Windrad in rasche Rotation versetzen 
kann. Ich benutzte früher einen conischeu 
Resonator, indem ich die conische Form für wesentlich hielt (Siehe die schon citirto 
Mittheilung „Ueber akustische Abstossung 1 *). So ein conischer Resonator ist wegen seiner 




Fig. &. 



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ZBITtf'llftirr Kl*« IgfUTftllMI'.NTKNKrKniL 
APKIL ISH3. 



Dvohak, Akuhtihchk Apparats. 



131 



grossen Länge etwas unbequem. Die Dimensionou des Helmholtz'schon Resonators für 
den Ton G sind: Durchmesser — K) mm, die Oeffnung bei b = 16 mm, bei a — 2 mm; 
die Beachtung dor letzteren Dimension ist wichtig. 

Es mag auf den orsten Blick auffallend erscheinen, dass man den Resonator a b 
mit zwei Oeffnungen durch einen Resonator R (Fig. B) mit nur einer Oeffnung l 
ersetzen kann, die von dem Resonanzkasten abgewendet iBt (Abstand des Resonators von 
der Kastenöffnung beiläufig = 6 cm). Auch kann man der Axe ml des Resonators jede 
beliebige Stellung gegen die Längsrichtung des Resonanzkastens geben; man kann sic 
also z. B. senkrecht auf die Richtung Btellen, nur muss inan stets Sorge tragen, das 
Windrad in die riclitigo Stellung zur Resonatoröffnung zu bringen. Kehrt man die Reso- 
natoröffnung l dem Kasten zu, so kann man den Resonator selbst, auf einen halben Meter 
Entfernung vom Kasten bringen, und erhält noch immer eine rasche Rotation des Wind- 
rades. Sehr wichtig ist sowohl Grösse als Form des Resonators. Eine Glaskugel von 
50 mm äusserem Durchmesser wird an der Oeffnung oben ungeschliffen und die Oeffnung 
mit einer sehr dünnen Metallplatte bedeckt, die ein Loch von 3,5 mm Durchmesser besitzt 
8o entsteht ein fast genau kugelförmiger Hohlraum mit runder Oeffnung. 

Der aus dor Resonatoröffnung l dringende Luftstrom besteht, wie die strobo- 
skopische Untersuchung gezeigt hat, aus lauter Wirbolringen (Näheres findet man in der 
schon citirten Mittheilung „Ueber akustische Bewegungserscheinungen etc.“). Derselbe 
lässt sich leicht sichtbar machen, wenn man den Resonator mit Rauch anfüllt. 

Uebrigens kann man statt des eben beschriebenen Resonators R einen Resonator 
des akustischen Reactionsrades nehmen; jedoch achte man darauf, dass derselbe nur einen 
sehr kurzen conischen Ansatz besitzt, und seino Grösse die dort angegebenen Dimensionen 
nicht zu sehr überschreitet. 



c) Akustisches Windrad, II. Art (neu). 

Man nehme einen grossen Radiometerflügel mit 100 Löchern, stelle ihn mit der 
Breitseite der Löcher etwa 2cui vor die Kastenöffnung und hinter derselben in ziem- 
licher Entfernung ein kleines Windrad. Dasselbe rotirt sehr rasch in Folge des 
starken Luftstromes, der vom Radiometerflügel ansgeht. 

Um das Herumschwanken der Windräder (und des Radiometers) 
zu vermeiden, bonutzo ich ziemlich hohe Glasliütchcn (Fig. 6), die man leicht 
mit der Flamme aus einem Glasröhrchen hersteilen kann. Die Dimensionen 
des Windrades sind (Fig. 5): hi = 7 cm, ik = 17 mm; die Flügel sind aus 
Visitenkartenpapier. 

Zum Schluss will ich noch erwähnen, dass A. Haberditzel nach 
einem Vorschläge Mach’s ein gewöhnliches, leichtes Segner’scbcs Rad 
durch den Ton einer Pfeife in Rotation versetzt hat (Siehe Näheres in 
der Mittheilung „Ueber continnirliche akustische Rotationen und deren Be- 
ziehung zum Flächenprincip“ von A. Haberditzel, Wiener Ber. 1878. Nähere 
Details betreffs der Construction sind nicht angegeben). 




Ns-«. 



B. Apparate zur Messung der Stärke der Luftschwingungeil (Aknstische Drehwaagen). 

1. Die Abstossungswaage (beschrieben in der schon erwähnten Mittheilung 
„Ueber akust. Abstossung“ 1877) gründet sich auf dio Abstossung von Resonatoren. Auf 
einem Torsionsdraht ist ein leichter Holzbalken aufgehängt, der an einem Ende einen 
leichten Glasresonator trägt, dessen Abstossung ein Maass dor Schallstärke geben sollte. 



L 



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132 



ZtciTiiriiRirT if* IsmrMEmsKi^nr. 
AFRIL 1*8.1. 



LkMAM, BkOISTHIHLIXO rOM EaDSTHÖMKM 



Ich habe vorläufig von der Vervollkommnung diese« Apparates abgesehen, weil er nur 
für ganz bestimmte Tonhöhen zu brauchen wäre, und dafür 

2. die Radiometerwaage (neu) constrairt (Fig.7). 
Diese gründet sich auf die starke Anziehung eines 
Radiometerflügels, falls die Breitseite der Löcher der 
Tonquelle zugowendet ist. Auf einem leichten Querbalken 
mit bifilarer Aufhängung ist an einem Ende ein Radio* 
ineterflügel (mit 86 Löchern) befestigt. Dos andere Ende 
trägt ein Gegengewicht k. Unterhalb ist auf einem Säul- 
chen ein Spiegel S befestigt. Das Säulchen endet in eine 
Metallplatte f g, die in ein Gelass mit Oel taucht. Bei A ist 
ein Bleigewichtchen, tun die Empfindlichkeit zu verkleinern. 

Ich befürchtete Anfangs, dass die zufälligen Luft- 
ströme den Apparat unbrauchbar machen würden, denn in 
einen Kasten wird man denselben wegen der Schallrefiexiou 
an den Kastenwänden kaum eiuschliessen dürfen. Da die heftigston Gleichgewichtsstörungen 
von dem Herumgehen, Bewegen etc. des Beobachters herrühren, so entwarf ich (wie 
beim Thomson'schen Galvanometer) auf einer Scale das vom Spiegel reflectirto Bild eines 
Spaltes, und beobachtete dasselbe aus der Ferne. Es zeigte sich kaum eine Bewegung. 
Die Versuche mit dem Instrumente sind eben im Gange, und dürfte dasselbe brauchbare 
Resultate ergeben. Die Empfindlichkeit lässt kaum zu wünschen übrig. Die Dimensionen 
sind: ab = 9 cm, cd — 7 mm, Fadenlänge - 21 cm. 

Dass ebenfalls Rayleigh einen Apparat zur vergleichenden Messung der Schall- 
stärken constrairt hat (September 1882), dürfte aus dom Noveinberhefte dieser Zeitschrift, 
Jahrgang 1882, bekannt sein. Der Apparat beruht darauf, dass sich eine Scheibe immer 
senkrecht zur Richtung der Luftschwingnngcn zu stellen strebt. Betreffs dieses Principe» 
erwähne ich, dass ich schon im Jahre 1875 die Beobachtung gemacht habe, dass sich 
ein kleines bifilar aufgehängtes Papierquadrat stets senkrecht zur Axe 
einer schwingenden Luftsäule einstellt, wie man aus meiner Mittheilung „Ueber 
akustische Anziehung und Abstossung“ (5. Absatz), Wiener Ber. 1875, ersehen 
kann. Nach den dort mitgetheilten Erfahrungen über das eigenthümliche Verhalten einer 
kleinen Papierscheibe in einer schwingenden Luftsäule dürfte die Scheibe beim Rayleigh- 
schen Apparate die Lnftschwingungen sehr stark beeinflussen, was für den Gebrauch des 
Apparates vielleicht heachtenswerth ist. 

Agram, den 17. März 1883. 




Fis. t. 



Apparat zur automatischen Registrirung der Intensität von 

Erdströmen. 

Von 

Dr. A. I.rumn in Berlin. 

Zum genaueren Studium der in den Tclegraphenleitungen auftretenden, ihrer 
Intensität nach äusserst veränderlichen Erdstrftme wurde von der Erdstrom-Commission 
des hiesigen elcktro-teclmischen Vereins Herrn Mechaniker Wanschaff in Berlin die 
Construction eines Apparates aufgegeben, mittels wolchcs durch blosse Einschaltung des- 
selben in die zu untersuchende Leitung ein Diagramm erhalten werden sollte, das den 
Verlauf des Erdstromes hinsichtlich seiner Intensität darstellt und aus welchem zahlen- 



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ZuTiciuin rf* IaimriJE<m!(Ki'xiiK. 

A PUL HB, 



Lkman, Rbuintbircno von Rrdstböhbn. 



133 



massige Resultate entnommen werden können. Diese Aufgabe ist in folgender Weise 
gelöst worden: Die Erdströme sind in den meisten Füllen so schwach, dass ihre Existenz 
überhaupt nur durch ein sehr empfindliches Galvanometer wahrgenommen werden kann; 
es durfte daher ein mechanischer Registrirapparat, der zu seiner Bewegung einer gewissen 
Kraft bedarf, nicht zur Anwendung kommen, und es blieb danach nur übrig zur Photo- 
graphie zu greifen, woboi indess, um von der Tageszoit unabhängig zu werden, auf eine 
künstliche Lichtquelle Bedacht genommen worden musste. Die hierdurch erforderlich 
werdende grosse Empfindlichkeit der photographischen Platten (es kommen Bromsilber- 
Gelatine-Trockenplatten zur Verwendung) machte eine sehr sorgfältige Absperrung alles 
Nebenlichtes zur Bedingung; der ganze Apparat ist daher von einem hölzernen, in der 
Zeichnung weggenommen gedachten Cmschlusskasten umgeben. Dieser ist beim Ooffnen 
um die Scharniere c e drehbar und greift in geschlossenem Zustande in den Falz f f, der 
aus auf den Uutersatz aufgeschraubten Leisten gebildet wird, ein. An der Stelle, wo die 




Viden Messingrohrstücke r und r, zusammen kommen, hat der Kasten eine kreisrunde 
leffnung; das Rohr r, schliesst sich mittels einer mit Tuch bekleideten Scheibe s dicht 
an die Innenseite dos Umschlusskastcns an; am Ende des Rohrs r ist an einer mit Ge- 

18 



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134 



r „ _ ZRmcHSirr rt*B Ijcbtbthkiitbububi»®- 

LRMAN, KrO IST HI Hl* NO VON EbDSTkAmRN. APRIL 1WU. 



winde auf r drehbaren Hülse eine ebenfalls mit Tuch bekleidete Scheibe befestigt, die sich 
also fest an die Aussenwand des Kastens heranschrauben lässt. Die vordere Oeffnung 
des Kohres r ist mit einer Platte verschlossen, in der sich drei feine kreisförmige Oetf- 
nungen in gleichen Abständen horizontal nebeneinander befinden. Vor der Platte ist noch 
ein kleines Diaphragma d um einen seitlichen Stift drehbar, das nur eine Oeffnung hat, 
so dass also durch dasselbe die beiden äusseren der drei in der Verschlussplatte befind- 
lichen Löcher verdeckt werden können. Vor diesem Endo des Rohres wird als künst- 
liche Lichtquelle eine kleine Petroleumlampe aufgestellt, deren flache Flamme den Oeff- 
nungen ihre schmale Seite zukehrt. Von dieser geht bei Schluss des Diaphragmas d 
ein feines Lichtbüschel durch die Rohre r und r, ins Innere des Kastens und fällt auf 
ein total refloctirendos Prisma p, welches dasselbe auf den Spiegel G des durch die 
Drähte z in die zu untersuchende Loitung eingeschalteten Sie mens'schon aperiodischen 
Galvanometers (dasselbe findet sich näher beschrieben im „Bericht über die wissenschaftl. 
Instrumente auf der Berliner Gewerbeausstellung im Jahre 1879“, S. 452) wirft. Von 
dem Spiegel kehrt dasselbe zurück und trifft die Biconvexliuse I, deren Brennweite so 
gewählt ist, dass die bislang divergenten Strahlen des Lichtbüschels wieder nahe in 
einem Punkte vereinigt worden, der in der Ebene der photographischen Platte liegt. 
Die Platte wird in eine hölzerne Cassette k vor Beginn des Versuches bei geöffnetem Um- 
sehl lsskasten in den Schlitten S eingeschoben, in welchem sie durch eine Feder mit 
Einfallhaken festgehalten wird, so dass beim Ziehen au der Handhabe des Schiebers der 
Cassette diese lammt der Platte im Schlitten S zurückbleibt und nur der Schieber vor 
der Vorderseite der Platte weggozogen wird. Um dieses Zurückziehen bei geschlossenem 
Umschlusskasten ausführen zu können, hat letzterer an der entsprechenden Stelle eine 
rechteckige vorticale Oeffnung, gross genug, um die Finger der Hand durchstecken und 
die Handhabe fassen zu können; diese Oeffnung selbst ist aber mit einem losen Beutel 
aus dünnem Gummitaffet verschlossen, der, wenn der Schieber zurückgezogen werden soll, 
mit durch die Oeffnung gedrückt wird und unter welchem man durch das Gefühl die 
Handhaho finden und erfassen kann. Dor Schieber S geht in einer Führung F, gegen 
deren eine Leitschieno er sich mittels zweier fester Rollen stutzt, während eine dritte 
Rolle durch eine Feder gegen die andere Leitschicno gedrückt wird. Auf diese Weise 
ist seine gradlinige Bewegung gesichert. Die Vorderwand der Führung F hat natürlich 
in der Höhe der Linse l eine schmale horizontale Oeffnung, um das Lichtbüschel hindurch- 
zulasson. Der Schlitten selbst trägt auf seiner Rückseite eine Zahnstange, die in einen 
mit Gesperre auf der Triebaxe des Pendeluhrwerkes V sitzenden Triob eingreift ; er lässt 
sich somit frei in der Führung nach oben bewegen, bis er an den Anschlag a anstösst. 
Seine Abwärtsbewegung wird dann durch das Uhrwerk, für welches er gleichzeitig das 
treibende Gewicht bildet, gleiclimässig gemacht. Die Geschwindigkeit, mit der er sich 
abwärts bewegt, beträgt etwa 80 mm pro Stunde, so dass auf dem Diagramm ganze 
Minuten noch mit Leichtigkeit erkannt werden können. Es ist augenblicklich noch eine 
Aenderung beabsichtigt, die darin bestehen soll, dass der Schlitten zwei verschiedene Ge- 
schwindigkeiten, nämlich von 90 mm pro Stunde, was sich noch durch Verschieben der 
Pendellinse erreichen lassen wird, und von nur 15 mm pro Stunde erhalten kann. Zu dem 
Zweck wird der Schlitten noch eino zweite Zahnstauge, die in ein Ueborsotzungsrad und 
mittels dieses erst in das Triebrad des Uhrwerkes eingreifen soll, orhalten; beide Zahn- 
stangen werdon auf einem horizontal Imweglichen Schieber befestigt, werden, so dass 
immer nur eine von ihnen zum Eingriff kommt. Um die für den Gang des Uhrwerkes 
sowohl, als auch für den Galvanometer erforderliche näherungsweise Horizontalstellung 
des ganzen Apparates leicht ausführen zu können, ist oben an der Führung F bei o ein 
Loth aufgehängt, das auf eine am Fusse von F angebrachte Marke einspielt. 



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ZuTtcuirr rt'M Isstkumkktknkimik. 

APRIL IWtf. 



Klkinkkk Mittiikilumok». 



136 



Die aus dem Apparate beraustretenden freien Enden der Zuleitungsdrähte sind 
mit einem Umschalter verbunden, der es ermöglicht, zu beliebigen Zeiten den Apparat 
aas der Leitung auszuschalten. Das Galvanometer kehrt dann in soine Ruhelage zurück 
und markirt auf der empfindlichen Platte ein Stück einer geraden Linie, von der aus die 
Ordinaten der vom Erdstrom erzeugten Curve gemessen worden. Um auch unmittelbar 
den Maassstab zu erhalteD, in dem dieselben zu messen sind, wird zeitweilig auf einige 
Secunden ein Strom von bekannter Stärke eingeschaltet, der auf der Platte einen in 
bestimmter Entfernung der Abscissenlinie liegenden Punkt erzeugt. Zeitsignale werden 
auf der Platte durch das Oeffnen dos Diaphragmas d gegeben, wobei durch die beiden 
seitlichen OefFnungen zwei Punkte rechts und links von der Stromcurve erzeugt werden. 




Beistehende Zeichnung ist die Wiedergabe eines von dem Apparate aufgenommenen Erd- 
stromdiagrammes, wobei zu bemerken ist, dass die Abscissenlinie auf der Platte durch 
Verbindung der kurzen durch den Apparat markirten Stücke derselben a a durch eine 
feine mit Ziehfeder und Tusche orzeugto Linie ergänzt wordon ist. Die Stücke a sind, 
wie man deutlich erkennt, in der Mitte unterbrochen, und grade an der Stelle der Lücke 
linden sich die Punkte bb, deren Ordinaten den bekannten Stromstärken entsprechen. 
cc sind die Zeitsignale. 



Kleinere (Original*) IVIIttItelliingeii. 

Internationale elektrische Ausstellung ln Wien. 

Die diesjährige internationale elektrische Ausstellung in Wien scheint sich zu 
einer recht viel versprechenden gestalten zu wollen. Nach den uns vom Directions-Coinitd 
zugehenden Mittheilungen laufen die Anmeldungen zahlreich ein. Naturgemäss stellt Oestor- 
reich-Ungarn das stärkste Contingont an Ausstellern. In erster Reihe interessiren unsere 
Leser die Anmeldungen der österreichisch-ungarischen Gelehrten, welche die neuesten nach 
ihren Angaben von hervorragenden Mechanikern ausgeführton Apparate ausstellen. Prof, 
von Waltenhofen in Prag sendet seine elektro-magnetische Waage, welche die Wirkung 
von Strömen in Solenoiden auf massive und hohle Kerne, nach Massgabo ihrer Stärke 
demonstrirt. Prof. Mach in Prag führt eine Holtz’sclio Influenzmaschine vor, bei 
welcher die aufgewandte in Elektricität umgesetzte Arbeit unmittelbar ablesbar erscheint. 
Prof. Antolik in Arad stellt eine Reihe von instructivon Bildorn aus, welche die Wirkung 
der Elektricität auf berusste Glasplatten vor Augen führen. Aus Fiume schickt Prof. 
Salcher einen Apparat, welcher die Drohung der Polarisationsobeno unter dem Einflüsse 
des Erdmagnetismus demonstrirt. — Zahlreich sind ferner die Anmeldungen aus dom 
Gebiete der Elektrotechnik, der Telegraphen-Industrie und verwandter Zweige. 



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136 



Klkikkkk Mittbkiluzukh. 



ZstTACltairr rC* K« r htmihi bkkgvdk. 

APRIL KWJ. 



Aach ausserhalb Oesterreichs widmet man der Ausstellung lebhaftes Interesse. 
Die französische Kammer hat SOOOOFrcs. für die Beschickung dor Ausstellung bezw. 
Einrichtung einer Regierungs- Ausstellung liewilligt. Ferner unterstützt dor Kaiser von 
Russland die Ausstellung des russischen technischen Vereins durch eine Beihülfe von 
15000 Rubel. 

Feber eine Sichcrlieits Vorrichtung bei astronomischen Rcgistrirbeobachtungen. 

Bekanntlich haben die Erfindungen der Neuzeit auf dem Gebiete der Telephonie 
auch in der astronomischen Praxis ihren Eingang gefunden. Bereits ist das Mikrophon 
mit Erfolg zur Ucbortragung der Secundonschläge einer Pendeluhr auf Regist rirapjmrat 
oder Relais angewandt worden, und nur von der Beseitigung gewisser gegenwärtig noch 
vorhandener Mängel dürfte es abhängen, ob dasselbe die sonst üblichen metallischen Con- 
taetvorrichtungon auf die Dauer geradezu verdrängen wird. Iu Verbindung mit dem 
Telephon leistet das Mikrophon ferner gute Dienste bei der Vorgleichung der in verschie- 
denen Räumen dar Sternwarte aufgestellten Uhren, ohne Zuhülfenahme eines Chrono- 
meters oder elektrischer Contacte. Hier möge einer ähnlichen Anwendung Erwähnung 
geschehen, welche davon seit einiger Zeit auf der Berliner Sternwarte gemacht wird und 
die sich als durchaus empfehlenswerth herausgcstellt hat. Dieselbe liegt so nahe, dass 
nicht sie, sondern das freilich kaum minder einfache Detail der Einrichtung eine Mitthei- 
lung in dioser Zeitschrift rechtfertigen mag. Die Aufgabe, um deren Lösung cs sich 
handelt, ist lediglich die stetige Controle des die astronomischen Beobachtungen aufzeich- 
nenden Apparates während der Beobachtungsstuuden, deren Nothwendigkoit kaum Jemand 
anzweifeln wird, der längeren Gebrauch von Apparaten dieser Art, von welcher Construction 
dieselben immer sein mögen, gomacht hat. Gowiss ist die Aufstellung des Rogistrirappa- 
rates in dom Beobachtungsraume selbst in unmittelbarer Nähe des Beobachters das ein- 
fachste Auskunftsmittel, um Störungen in seiner Function sogleich erkennen und beseitigen 
zu lassen. Auf der anderen Seite aber unterliegt eine solche gewissen Bedenken, die 
hauptsächlich aus der oft sehr niedrigen und überhaupt stark veränderlichen Temperatur 
der astronomischen Beobachtungsräume entspringen, und wird ausserdem in allen jenen 
Fällen unthunlich, wo derselbe Apparat zeitweise verschiedenen Instrumenten dienstbar 
sein soll. Hier tritt mit Vortheil das Telephon ein. — Die Vorrichtung, die im Nach- 
folgenden beschrieben wird, und die von Herrn B. Sickert in Berlin herrührt, setzt einen 
Registrirapparat von der bekannten Fuess'schen Construction voraus, ist aber mit einigen 
Modifieationen auch auf andere Apparate anwendbar. An Stelle der metallenen Schiebe- 
wand, welche das Gangwerk des Registrirappurates auf der Seite dos Windfangs ab- 
schliesst, ist ein kleines Gehäuse getreten, welches das eigentliche Mikrophon enthält; ein 
in schräger Stellung befindlicher Kohlenstift wird mittels eiuer schwachen Feder mit 
seinem einen Ende gegen ein Kohlenscheibchen gedrückt, welches auf einer dem Apparate 
zugekehrton Membran von Pergamentpapier aufsitzt. Der Kohlenstift ist in leitender Ver- 
bindung mit einer metallischen Fedor, die auf der äusseren Endfläche der Walze, gegen 
dio der Pergamentstreifen gedrückt wird, schleift. Von dieser Walze oder vielmehr einer 
mit derselben in metallischer Verbindung stehenden Klemme führt eine Drahtleitung durch 
den Hauptdraht einer kleinen Inductiousrolle zu dem einen Pol eines Leclanche-EIementes, 
dessen anderer Pol mit dem Kohlenscheibchen in Verbindung steht. Die Enden de« 
Inductionsdrahtes gehen in das Telephon. Letzteres ist an einem geeigneten Platze im 
lleobachtungsraume befostigt; ebendaselbst sind auch das galvanische Element und die 
Inductiousrolle, beide in einem kleinon hölzernen Kaston, ferner ein kleiner Umschalter 
aufgestellt. Die Endfläche der genannten Walze ist nur zur Hälfte metallisch, zur anderen 
Hälfte ist ein Plättchen aus Hartgummi in sie eingolcgt. Die Folge hiervon ist, dass 



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KxRIXKUE MiTTHEILUNOKN. 



137 



Zbticikiit ri'u ImMCxniTminiiiL 
APRIL l&WL 



während der Hälfte ihrer etwa acht bi» neun Secunden betragenden Umdrehungszeit die 
Verbindung zwischen Mikrophon und Telephon horgostcllt, während der anderen Zeit 
unterbrochen ist. Ist daher alles zur Aufnahme der Beobachtungen bereit, so wird der 
Beobachter periodisch in Intervallen von vier bis fünf Secnndon die Schläge des Uhr- 
ankers und die des von ihm mittels Taster in Bewegung gesetzten Signalankers hören 
bezw. nicht hören. Sind die Signale beständig oder während einer ungewöhnlich langen 
Zeit vernehmbar, so ist dies ein sichorcr Beweis, dass der Apparat nicht oder mit stark 
verminderter Geschwindigkeit länft. Andererseits kündigt das Ausbloiben aller Signal- 
töne zweifellos an, dass ontwodor der Apparat wiederum ausser Gang ist, oder dass die 
Uhr bezw. der Taster nicht functioniren. Die durch das Telephon vermittelten Töne sind 
laut genug, um an allen Stellen des Beobachtungsraumes, selbst während des Tageslärms, 
gehört zu werden, ohne jedoch auf den Beobachter irgendwie störend oinzuwirken. Im 
Gogentheil dürfte eben dadurch, dass der Beobachter jederzeit über das Gelingen der 
Registrirung unterrichtet bleibt, die ruhige und gloichmiissigo Auflassung der Stemantritto 
nicht unwesentlich gefördert worden. Dio einzige Störung, welcho bei dem hier genannten 
(Spitzen-) Registrirapparat auch jetzt noch unbemerkt bleiben wird, entspringt aus einem 
ungleicbraässigcn Abrollen des Papierstreifens, wird aber von vornherein verhütet, wenn 
beim Aufsetzen der Papierrollo dafür Sorge getragen wird, dass ihr Schwerpunkt in die 
Umdrehungsachse fallt. E. B. 

Nene seismische Apparate. 

Die Herren Gobr. Brassart, Mechaniker des Kgl. italienischen meteorologischen 
Ccntralbureaus in Rom, setzen uns in den Stand, die Beschreibung zweier neuer seis- 
mischer Apparate zu geben, welche dieselben im Aufträge der Kgl. Ital. Commission für 
die Untersuchung von Erdbeben und unter Mitwirkung des Herrn Prof. Tacchini 
construirt haben. 

Der erstere Apparat ist zur Untersuchung der horizontalen, wellenförmigen 
Erdst risse bestimmt und ist nach einom von Prof. E. Galli angegebenen Principe con- 
struirt. Auf einer mit Stellschrauben versehenen Platte von Gusseisen ist, zwischen zwei 
Schrauben spitzen drehbar, der Hebel F tFig. 1) angebracht. Derselbe trägt an seinem 
linken Ende einen Trichter mit acht Rillen, während am rechten Ende ein Gewicht G 




Fl*. i. 

den Hebel im Gleichgewicht hält. Der Boden des Trichters ist durchbohrt, so dass der 
Hebel nach Art einer Waage oscilliren kann, ohne hieran durch das Säulchen r gehindert 
zu sein, dessen Axe die Verlängerung der Axe des 'Trichters bildet. Auf dem Säulchen r. 
dessen Oberfläche sich mit derjenigen des Hebels in der Ruhelage in einer Ebene befindet, 



L 



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138 



Klzikzri Mittiieii.unokn. 



7 t \ nrnnirr r>'n IxcTKCuKirrianEntnB. 
APRIL lltl. 



ruht ein kleines Stäbchen, welches das Gewicht P trägt. Das System ist so empfindlich 
— cs bedurfte einer besonderen Construction, um das Anfstellen des Gewichts P zu 
ermöglichen, — dass beim geringsten Stoss das Gewichtchen P herunterfallt, den Trichter 
beschwert und hierdurch eine Neigung des Hebels hervorbringt. 

Beim Gebrauche muss die Platte von Gusseisen und mit ihr die obere Fläche 
des Säulchen t; genau horizontal gestellt werden. Der drehbare und mittels einer Schraube 
fixirbare Trichter, dessen acht Rillen mit den Buchstaben der Windrose versehen sind, 
wird so befestigt, dass die Rillen genau in den bezcichneten Richtungen der Windrose 
liegen. Erfolgt nun ein leichter horizontaler Stoss, so wird das Gewichtchen P in eine 
der Rillen des Trichters fallen, aber nach der dem Stosse entgegengesetzten Richtung. 
Aus der Lage des Gewichtes P im Trichter wird man also auf die Richtung des Stosses 
schliessen können. Es ist aber noch nöthig, die Zeit des Stosses zu notiren, sowie den 
Beobachter, der ja nicht immer beim Apparat sein kann, zu benachrichtigen, damit er 
nach geschehener Beobachtung den Apparat wieder zur weiteren Functionirung einrichtet. 
Hierzu dienen folgende Einrichtungen. 

Auf der linken Seite deB Apparates befindet sich eine Pendeluhr, deren Pendel 
durch die Arretirungsvorrichtung A in seiner Bewegung gehindert wird. Die Vorrichtung 
A wird wieder durch einen Zahn des zum Elektromagneten K gehörenden, hebelartigen 
Ankers L festgehalten. Wird der Anker angezogen, so lässt der Zahn die Arretirung A 
fallen, wie Fig. 2 zeigt, das Pendel kann frei schwingen und die Uhr geht. Der hierzu 
nöthige Stromschluss im Elektromagneten E wird durch das mit Platinspitze versehene 
Schräubchen h vermittelt, welches die darunter stehende kleine gusseiserne Säule h 
berührt, wenn der Hebel F sich neigt. Die Säule « ist durch eine Umhüllung von ge- 
härtetem Kautschuk von der gusseisernen Platte isolirt. In den Stromkreis der Batterie 
ist ferner eine elektrische Klingel eingeschaltet, welche nach erfolgtem Stosse den 
Beobachter avertirt. 

Der Apparat functionirt also in folgender Weise. Das Gewicht P sei an seinem 
Platze, der Trichter genau justirt und das Pendel der Uhr, deren Zeigeretand notirt ist, 
durch die Arretirungsvorrichtung festgehaltcn. Erfolgt jetzt ein horizontaler Stoss, so 
fällt das Gewicht in eine der Rillen des Trichtere und zwar nach der dem Stosse ent- 
gegengesetzten Richtung. Aus der Lage des Gewichtes im Trichter kann man also auf 
die Richtung des Stosses schliessen. Das herabfallende Gewicht beschwert die linke 
Seite des Hebels F, zieht dieselbe nach unten, und die Platinspitze h berührt das Säul- 
chen. Hierdurch wird der Strom geschlossen, der Elektromagnet E zieht den Anker L 
an, der Zahn desselben lässt die Arretirungsvorrichtung A los nnd das frei gewordene 
Pendel beginnt seine Schwingungen; gleichzeitig ertönt die elektrische Klingel. Der 
hierdurch herbeigerufene Beobachter notirt Zeit nnd Richtung des Stosses und richtet 
hierauf den Apparat wieder zu weiteren Functionen durch Aufsetzen des Gewichts P und 
Arretirung dos Pendels ein. 

Der Apparat kann auch ohne Anwendung der Elektrieitüt functioniren. Zu diesem 
Behufe ist der Anker L hebelartig eingerichtet; er ist um zwei feine Schraubenspitzen 
drehbar; ferner erhält der Hebel F eine Verlängerung in einer feinen Metallspitze f. 
Sobald die linke Seite des Hebels F sich neigt, drückt f auf die rechte Seite des Hebels 
L\ der am linken Ende dieses Hebels angebrachte Zahn lässt die Arretirungsvorrichtung A 
los, dieselbe fällt herunter und die Uhr kann gehen. Man verzichtet bei dieser Construc- 
tiou aber auf den Vortheil, dass der Beobachter benachrichtigt wird; bei mehreren auf 
einander folgenden Stössen können daher einige verloren gehen. 

Der zweite Apparat ist für das Studium der verticalen Erderechütterungen 
bestimmt. Auf der gusseisernen Unterlage erhebt sich eine Säule von 30 cm Höhe, 



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Zn-nrHBirr rC* IumPKEiTXintuitDi 
APRIL 1883. 



Rkfkbat*. 



130 



welche durch einen Ring von gehärtetem Kautschuk isolirt ist. Von dem horizontalen 
Arm dieser Säule hängt an einer sehr feinen Spiralfeder das unten mit einer Platinspitze 
versehene Gewichtchen T) (Fig. 2). Dicht unter I) befindet sich eine mit Quecksilber 
gefüllte Kupferschalo T, deren Entfernung von D mittols einer feinen Schraube regulirt 
wird, welche der Schale zugleich als Stützpunkt dient. Die übrigen Theile sind bis auf 
eine gleich zu erwähnende Einrichtung identisch mit denen des ersten Apparates. — Ein 




ri«. t. 



verticaler Stoss erschüttert die Spiralfeder, das Gewicht D taucht in das Quecksilber und 
der Strom ist geschlossen. Die Pendeluhr Hingt an zu gehen und die elektrische Klingel 
ertönt wie beim vorigen Apparat. Bei sehr schwachen Stössen wird die Klingel aber 
nur einen leichten Schlag geben, der möglicherweise ungcliört verhallen kann. Um einen 
continuirlichen Ton zu erhalten, ist daher folgende Einrichtung getroffen worden. Die 
Arretirungsvorrichtung A fällt beim Niederfallen auf das mit Platinzapfen versehene 
Säulchen a, welches unterhalb der gusseisernen Unterlage mit dem Quecksilbornapf durch 
einen Kupferdraht verbunden ist. Der Strom bleibt also bo lange geschlossen und die 
Klingel ertönt so lange, bis der Beobachter beim Anhalten der Pendeluhr die Arretirungs- 
vorrichtung A in die Höhe hebt. 

Für beide Apparate genügt eine einzige Batterie und eine elektrische Klingel. 
Die Batterie besteht passend aus vier kleinen Chlorzink-Elementen, einer Modification 
der Leclancbe'schen Elemente; dieselben sind in ein Kästchen von 16 cm Höhe und 
100 qcm Grundfläche eingeschlossen. 



Referate. 

Fehlerquelle beim Polarisiren. 

Fon A. Hölzer. Chem. Ber. IS. S. 1932. 

Verf. macht auf eine quantitativ noch nicht untersuchte Fehlerquelle beim Pola- 
risiren aufmerksam, nämlich auf die eventuelle Färbung der Lösung. Die Versuche wurden 
auf Vorschlag des Herrn Prof. Tollens in der Weise angestellt, dass zunächst die Drehung 
einer klaren Zuckerlösung von bekanntem Zuckergehalt festgestellt wurde, alsdann zu der 
Flüssigkeit ganz geringe Mengen von intensiv färbenden Substanzen (Pikrinsäure und 
Tropäoline) gebracht und wiederum die Drehung bestimmt wurde. Verf. benutzte einen 
Wild'schen Apparat, der durch Herausnahme des Savart'schen Polariskops in einen 



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140 



Rkpkhatk. 



ZuTscifKirT rf'K («mriiKimntniOB 
APRIL 1**3. 



vervollkommnet«! Mitscherlich’schen Apparat verwandelt worden war. In diesem 
Apparat wurde bei Tageslicht und Lampenlicht beobachtet mit einem 200 mm Rohr. 
Ausserdem wurde mit demselben Rohr in einem Laurent'scben Apparat bei Natriumlieht 
die Drehung bestimmt. Beim Polarisiren mittels Lampenlicht wurde abweichend von dem 
allgemein üblichen Verfahren der Apparat nicht auf die breite Flüche, sondern gegen die 
Schürfe der Flamme gerichtet. Es erscheint dann in dem im Allgemeinen dunklen Ge- 
sichtsfeld in der Mitte ein scharfbegrenzter heller Streifen, wodurch eine schärfere Beob- 
achtung als bei Beurtheilung der grosseren Dunkelheit der ganzen Fläche ermöglicht wird. 

Aus dem zahlreich angeführten Beobachtnngsmaterial seien hier die folgenden 
Tabellen reproducirt. 



2G g Candis in 100 ccm Lösung zeigten Drehung: 



Apparat von 


Ungefärbt. 


Mit 

PikHnmure 
Ke färbt. 


Mit 

BtfnMvrropd 

gefärbt. 


Mitscherlich (Wild) Tageslicht . . 


38° 46' 


39° 29' 


34° 63' 


Mitscherlich (Wild) Lampenlicht . 


36 


38 


36 8 


32 41 


Laurent Natriumlicht ! 


34 


84 


34 38 


34 25 



13 g Candis in 100 ccm Lösung zeigten Drehung: 



Apparat von 


Ungefärbt. 


Mit Orun 1 

weingelb 
JW färbt. 


i Mit Oranae 11 
weinirrlb 
gefnrlit. 


Mitscherlich (kl. App.) Tageslicht 




17° 64' 


17° 18' 


Mitscherlich (kl. App.) Lampenlicht 




16 18 


16 0 


Mitscherlich (Wild) Tageslicht . . 


20° 21' 


17 48 


17 3 


Mitscherlich (Wild) Lampenlicht . 


17 80 


16 27 


16 10 


Laurent Natriumlicht 


17 3 


17 7 


17 14 



Aus diesen und den andern mitgetheilten Tabellen geht hervor, dass Bestimmungen 
über das Drehungsvermögen von Substanzen, die mit gefärbten Lesungen bei Tageslicht 
oder Lampenlicht ansgeführt worden sind, keinen Anspruch auf Richtigkeit machen können. 
Es ist nothwendig, bei allen gefärbten Lösungen einen Apparat mit Lichtquelle zu wühlen, 
der auch bei gefärbten Losungen die richtigen Zahlen liefert, was von den bisher unter- 
suchten Apparaten nur bei dem von Laurent der Fall ist. 

Zum Schlnss macht Verf. noch darauf aufmerksam, dass sich aus den Tabellen 
eine Erklärung für die Verschiedenheit der Angaben über das Verhültniss von « D : aj 
folgern lässt. In dem bekannten Landolt'schen Werke über das optische Drehungsver- 
mögon organischer Substanzen findet sich: 

de Montgolfier a D : aj — 1 : 1,129 und 
Weiss aß:(tj“l : 1,034. 

Verfasser fand im Mittel ans 120 Beobachtungen : 

bei Tageslicht a D '■ aj = 1 : 1,1601, 
bei Lampenlicht aD ’■ aj = 1 : 1,0324. 

Es zeigt sich also, dass de Montgolfier bei Tageslicht und Weiss bei Lampenlicht 
beobachtet hat. Letzterer giebt dies auch in seiner Originalarbeit an. Wb. 



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ZsrracnKrrT rP* !*?rrarrj*fcirntxxu*D«. 
APRIL 18 ns. 



Rkpkhatk. 



141 



Neuer Auftrago-Transportenr. 

Von E. Teischinger. Zeilsehr. f. Vermessungswesen. 1883. Heft 2. 8. 47. 

Bei der Anfertigung von Pliinen nach dem Polarsystem werden häufig Transpor- 
tenro von grösseren Dimensionen verwandt. Den bisherigen Constrnctioncn haften indess 
mehrfache Mängel an; Transporteure aus Metall werden hei grösserem Umfange wegen 
des bedeutenden Gewichts bald unhandlich, während die aus Carton verfertigten Trans- 
porteure in Bezug auf Veränderlichkeit ihrer Mittelpunkte leicht Fehlern unterliegen; 
ferner ist bei den meisten Constrnctioncn fiir eine festo Lage des Centrumpunktcs 
nicht gehörig gesorgt. Yerf. giebt nun eine einfache Construction an, welche diesen 
Mängeln abhilft. 

Transporteur und Mittelpunkts-Vorrichtung sind von einander getrennt. Letztere 
besteht aus einem durchbohrten Cyliudor mit kreisrundem flanschenförmigem Ansatz; 
derselbe ist mit drei feinen Nadelspitzen versehen, welche in den Plan, bezw. dessen 
Unterlage eingedrückt werden können. Zur Centrirung über einem bestimmten Punkte 
des Planes dient ein mit feiner Spitze versehener Centrircylinder, welcher gerade in die 
Höhlung des ersten Cylinders passt. Mit dem aus Carton verfertigten Transporteur ist 
eine Centrumsplatto verbunden, welche im Mittelpunkte des Transporteur eine kreisrunde 
Durchlochung von dem äusseren Umfange des Cylinders der Mittelpunkts-Vorrichtung bat. 
Ist letztere centrisch aufgestellt, so wird die Centnimsplatte des Transporteur auf den 
Cylinder aufgesteckt und die Arbeit kann beginnen. Damit ein Aufsteigon der Centrums- 
platte während der Arbeit vermieden wird, kann ein Bleicylinder über den Mittelpunkts- 
Cylinder geschoben werden. 

Die Mittelpunkts- Vorrichtung wird von C. Rickler in Karlsruhe ausgeführt. 

Neue Methode zur Bestimmung der Collimatioiis-Constanten eines Passagen- 

Instrumentes. 

Von J. M. Scbaeberle. Americ. Joum. of Science. Februar 1883. S. 144. 

Zur Bestimmung der Collimations- Constanten eines Durchgangs- Inst nunents 
schlägt Herr J. M. Schaeberle von der Sternwarte in Ann Arbor folgendes Verfahren 
vor: Ein leichter aber fester Kähmen bängt an den Zapfen der Horizontalaxe; die Arme 
desselben sind von solcher Länge, dass das Fernrohr auf den Nadir gerichtet werden 
kann. Die ganze Einrichtung hat Aehnlichkeit mit einem Hiinge-Niveau, nur ist anstatt 
der Röhre des Niveaus ein Planspiegel angebracht; derselbe wird sorgfältig in einer 
solchen Stellung erhalten, dnss, wenn das Fernrohr nnf den Spiegel eingestellt ist, die 
optische Axe nahezu senkrecht zur reflectirenden Oberfläche steht. Mit Hülfe einer 
justirenden Schraube kann der eine Arm des Collimators verlängert oder verkürzt werden, 
bis der Mittelfaden nnhezu mit seinem reflectirtcn Bilde coincidirt. Durch leise Drehung 
entweder des Fernrohrs oder des Collimators um die Horizontalaxe werden die beiden 
Bilder in Coincidenz gebracht. Sind dann m, und in, die Entfernungen des Mittelfadens 
von seinem reflectirten Bilde in beiden Lagen des Collimators, so wird die Collimations- 

Constante C = ?h + m « _ y M diesem Ausdruck tritt noch eine Constante, wenn die 

Zapfen, um welche das Instrument rotirt, nicht gleichen Durchmesser haben. 

Neuer und anodiflr.irter Apparat zur Bestimmung des speciflschen Gewichts. 

Von W. W. Nicol. Chemical News vom 23. Ftler. 1883. S. 85. 

Yerf. giebt eine Modification des Sprenge l T schen Apparats zur Bestimmung des 
»pec. Gew. von Flüssigkeiten an, wie sie in Fig. 1 abgebildet ist. An eine Koagensrühre 

19 



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142 



Rkfmatk. 



Z*rracir*irr rü* tumcMtniinriiDi. 
APRIL iftM. 



von ca. 1 15 mm Länge und 15 mm innerer Weite werden ölten und unten Capillarröhr- 
chen, deren äusserer Durchmesser etwa 2,5 mm und deren innerer 0,5 bis 0,7 lieträgt. 



A C 




Fl«. I. 



n angeschmolzen und so gebogen, wie nus der Zeichnung ersicht- 
* lieh ist. Die ganze Länge von A bis B lieträgt 181) mm: hei C 
ist die Marke angebracht. Der Apparat wiegt 15 bis 16 g, 
fasst 13 bis 15 ccm und liefert Resultate mit einem Maximal- 
fehler von + 0,00002. 

Fig. 2 zeigt einen ähnlichen Apparat zur Bestimmung 
des spec. Gew. von festen, in Wasser täglichen Körpern. Der 
Gebrauch des Apparats ist der folgende. Das zn untersuchende 





fi«. *. 



Salz wird bei D in denselben gebracht und alsdann das Röhr- 
chen vor der Gebläselampe geschlossen. Nachdem das Ganze 
gewogen ist, wird der Apparat mit Steinöl gefällt bis zur Marke 
C und abermals gewogen. Der Apparat wird jetzt ausgewaschen, 
leer gewogen, mit ausgekochtem Wasser gefüllt, wieder gewogen 
und schliesslich nochmals, mit Steinöl angefullt, gewogen. Die 
Operation ist zwar etwas umständlich, liefert dafür aber auch, 
gegenüber der gebräuchlichen Methode mit Fläschchen, Resultate 
von der grössten Genauigkeit. Wb. 



Geber eine neue Form de» Apparats zur Bestimmung des Ammoniaks in Trinkwasser. 

Von C. R. Tichborne. Chemical Nette vom 1. December 1882. S. 247. 

Die Luft der chemischen Laboratorien enthält gewöhnlich Ammoniakdämpfe, 
welche die Genauigkeit der Bestimmung geringer Mengen Ammoniak in Trink- oder 
anderem Wasser erheblich vermindern können. Der Verf. hat deshalb die allgemein 
gebräuchliche Methode der Ammoniakbestimmung dahin modificirt, dass er die Vorlage, 
welche das Destillat des zu untersuchenden Wassers aufnimmt, mit zwei besonders ge- 
formten Kngelapparaten, die einige Aehnlichkeit mit einem Liebig’schen Kaliapparat 
haben, in Verbindung bringt. Die Kugelapparate haben unten drei kleinere Kugeln, deren 
mittlere einen abwärts gerichteten Hahn trägt, und sind an beiden Seiten mit bimen- 
förmigen Erweiterungen versehen. In beide Apparate wird etwas ammoniakfreies Wasser 
(Wasser, welches einige Zeit heftig gekocht hat) gefüllt. Dieselben werden mittels 
Kantschukschlänchen mit einander nnd mit der Vorlage verbunden und an einem geeigneten 
Stativ aufgehängt. Das Wasser in der der Vorlage zunächst befindlichen Kugelröhre 
absorbirt das aus der Vorlage entweichende Ammoniakgas und wird nach Beendigung 
der Operation in die Vorlage gegossen, während die andere Kngelröhre ein Eindringen 
von atmosphärischer Luft und Dämpfen in den Apparat verhindert. (Aus den Proceedings 
of Ihe Royal Dublin Society.) 1F5. 



Dynamo-elektrischer Motor filr Luftschifffahrt. 

Von G. Tissandier. Compt. Rend. tut. S. 224. 

Seit ungefähr zwei Jahren haben sich die Gebrüder G. und A. Tissandier mit 
der Anwendung von dynamo- elektrischen Motoren auf die Luftschifffahrt beschäftigt und 
es ist ihnen gegenwärtig nach zahlreichen Versuchen gelungen, einen solchen Motor zu 
constiüiren. Derselbe ist aus drei Hauptbestandtbeilen zusammengesetzt: dem eigent- 
lichen Propulsor, einer dynamo-elektrischen Maschine und einer galvanischen Batterie. 
Der Propulsor besteht aus zwei schraubenartigen Flügeln von 2,85 m Durchmesser, welche 
mit gefirnisster Seide bezogen und mit Stahlfaden umsponnen sind. Diese Flügel sind 



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ZoTacmurr rÜB IimrumKncimDa 
APRIL iw. 



Neu beschienene Bücher. 



148 



nach dem Princip von V. Tatin construirt und besitzen das geringe Gewicht von 7 kg. 
Die dynamo-elektrische Maschino ist nach einem nenem Entwurfo von Siemens con- 
struirt worden und wiegt 55 kg. Die Uebertragung der Bewegung von der Maschine auf 
das Flügelpaar geschieht durch ein Zahnradsystem und zwar entsprechen 1200 Umdrehun- 
gen der Drahtrolle in der Maschine 120 Umdrehungen der Schraube. 

Was die Batterie betrifft, so besitzt dieselbe nur 24 Elemente und ist von 
Tissandier für diesen besonderen Fall construirt worden. Die Gefasse der Elemente sind 
aus hartem Kautschuk gefertigt, deren jedes 10 Zink- und 11 Kohlenplatten und als 
Flüssigkeit eine doppolchromsaure Kaliliisung enthält. Jedes Element hat einen Inhalt 
von 4 1 und wiegt 7 kg. Der Hauptvortheil dieser Batterie besteht darin, dass sie bei 
gleichem Gewicht eine viel bedeutendere Leistungsfähigkeit besitzt als die Faure’schen 
Accumulatoren. 

Mit diesen 24 Elementen, welche bei einer sehr concentrirten Lösung drei Stunden 
in constanter Weise ununterbrochen functioniren, lässt sich eine Rotationsgeschwindigkeit 
der Schraubenflügel von 160 Umdrehungen in der Minute erzielen. 

Das Gesamtgewicht der ganzen Maschine beträgt ca. 230 kg, ist also nicht grössor 
als das von 3 Mann, während die von derselben geleistete Arbeit der von 12 biB 15 Mann 
entspricht. Praktische Versuche sind mit diesem Motor noch nicht ausgefiihrt worden; 
doch haben die Gebrüder Tissandier den Plan gefasst, denselben in nächster Zeit an 
einem für diesen Zweck construirten Luftballon von ca. 1000 cbm Inhalt fnnctioniren 
zu lassen. R. 



Neu crMChlrnrne Huclier. 

Technologische» Lexikon. Von Dr. O. Dämmer, Prof. E. Hoyler und G. Brelow. In 
zwei Bänden oder in 30 Lieferungen mit nahezu 800 Abbildungen. Leipzig, 
Bibliographisches Institut 1883. Preis der Lieferung 50 Pfg. 

Ein „Handbuch für Gewerbtreibendc und Industrielle“, welches, nach den 
uns vorliegenden sechs ersten Lieferungen, ein Hachschlagobuch im besten Sinne des Wortes 
zu werden verspricht. Bei dem rapiden Wachsthnm der chemischen und mechanischen 
Technologie ist es dem Gewerhtreibenden, dem Industriellen, dem Mechaniker nicht 
möglich, so orientirt in allen Gebieten dieser weitverzweigten Disciplinen zu sein, wie es 
die gedeihliche Erfüllung seines Berufes fast täglich von ihm fordert. Diese Orientirung 
nun in raschester Weise zu ermöglichen, haben die Verfasser die Form eines Wörter- 
buches gewählt. Soviel sich ans der ersten Lieferung urtheilen lässt, ist die Sprache klar 
und leicht fasslich; zahlreiche Abbildungen erleichtern das Verständniss. 

Die Erscheinungsform des Werkes in billigen Lieferungen erleichtert auch dem 
Unbemittelten die Anschaffung. Das „Technologische Lexikon“ sei somit bestens empfohlen. 
Technisch-chemische» Jahrbuch . 1881 — 1882. Von Dr. R. Biedermann. Vierter 

Jahrgang. Mit 324 in den Text gedruckten Illustrationen. Berlin, Jnlius Springer. 
1883. M. 10,00. 

Der vierte Jahrgang des „Technisch-chemischen Jahrbuches“ schliesst sich den 
bereits erschienenen Jahrgängen ebenbürtig an. Er bildet einen illustrirten Bericht über 
die Neuerungen auf dem Gebiete der chemischen Technologie, welcher den Zeitraum vom 
1. Juli 1881 bis Ende Juni 1882 umfasst. Besondere Sorgfalt ist den patentirten Neue- 
rungen gewidmet, welche Verf. bekanntlich ans nächster Nähe kennen zu lernen 
Gelegenheit hat. Durch Hinzufügung eines Capitols „Apparate“ hat das Jahrbuch eine 
erwünschte Bereicherung gewonnen. Zahlreiche Abbildungen, welche zwar an Güte zu 



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144 



Nki: kbbchibbkbb Bcciibb. 



Zkitrciiriit rfs lMT»nw**TT*rr,T.» 
AI'RIL IKU. 



wünschen übrig lasson, aber fiir den vorliegenden Zweck wohl genügen, unterstützen das 
Verständniss. 

tJ<h t rot ich n isrhr Bibliothek. Band II. Die elektrische Kraftübertragung und ihre An- 
wendung in der Praxis. Mit besonderer Rücksicht auf die Fortleitung und 
Vertheilung des elektrischen Stromes, dargestellt von Eduard Japing. Wien, 
1883. A. Hartleben. 

Di diesem zweiten Bändchen ist zunächst die Zusammenstellung der elektrischen 
Maasseinheiten und deren Erklärung nochmals abgodrnckt, dann in einer Einleitung der 
Begriff der elektrischen Kraftübertragung festgestellt, diese Art der Debertragnng mit 
andern verglichen und ihr Vorzug für grössere Entfernungen dargetban. Bei der nun 
folgenden Untersuchung der für die elektrische Kraftübertragung sich eignenden Motoren 
giebt der Verfasser den grossen Dampfmaschinen den Vorzug vor Gasmotoren und gelangt 
zu dem Schluss, dass als Verbindung zwischen dem krafterzeugenden Motor und der 
elektrischen Maschine Montirung auf gemeinsamer Axe wünschonswerth ist. Nach einer 
kurzen Ueborsicht über die Construction der elektrischen Maschinen zur Stromerzeugung 
sowie der elektrischen Motoren, wird die Umwandlung des Stromes in Arbeit theoretisch 
untersucht und die erzielbaro Leistung der bisher fiir die Kraftübertragung construirtcn 
elektrischen Maschinen festgestellt. In einem folgenden Kapitel werden die elektrischen 
Leitungen, die Kabel und deren Isolirung besprochen, darauf über die bisher aufgestellten 
Theorien der Fortleitung und Theilung des elektrischen Stromes referirt. Der Verfasser 
giebt der Deprez’schen Methode, welche nur einen Theil der Leistungsfähigkeit der Ma- 
schine benutzt, vor der Froehlich’schen, die volle Kraft braucht, den Vorzug. Weiter 
werden noch andere Methoden der Transformation, sowie die Accnmulatoren behandelt 
und dann Mittel zur Verringerung der Energieverluste bei der elektrischen Kraftüber- 
tragung besprochen. Zum Schluss wird über dio wichtigeren der bisher bekannt gewor- 
denen praktischen Anwendungen berichtet und eine Rentabilitätsberechnung namentlich 
auf Grund der von Deprez in München vorgeführten Versuche angestellt. 

Das vorliegende Buch reicht zwar, wie dies bei seinem geringen Umfange auch 
nicht möglich ist. zu einem wirklichen Studium der in demsellien behandelten Materien 
nicht aus, giebt aber eine genügende Uebersicht über das ganze behandelte Gebiet und 
über alle Arbeiten auf demselben bis in die neueste Zeit. Namentlich ist noch horvor- 
zuhoben, dass bei den neueren Arbeiten überall die Quollen angegeben sind. L. 

F. Bessell. Ueber Zahl und Maass. Berlin, Habel. M. 0,60. 

C. F. Hertter. Zeichnende Geometrie. 1. und 2. Abtheilung nelist Tafeln. Stuttgart, 
Metzler. M. 4,50. 

A. Cliarpentier. Description d'un photoptnmetro differential. ParU, Davy. 

L. Dippel. Das Mikroskop und seine Anwendung. 1. Theil. Handbuch der allgemeinen 
Mikroskopie. 2. Abth. Braunschweig, Vieweg & Sohn. M. 15,00. 

P. Lnttenx. Manuel de teeliniqno microscopiquc, ou guide pratique pour l't'tnde et le 
maniement du microscope. Paris, Delahave et Lecrosnier. 

.1. R. Pliniinndon. Le barometre appliquä & la Provision dn temps dans la France 
centrale. Paris, Michelet. M. 1,60. 

E. Andees. Die Fabrikation der Lacko, Firnisse, Buchdrucker-Firnisse und des Siegel- 
lackes. Wien, Hartloben. M. 3,00. 

H. J. Powell, H. Chance and H. G. Hnrris. The Principles of Glass-Making, together 
with Treatisos on Crown and Sheet-Glass. London, Bell & Sons. M. 3,60. 

0. Fennel. Dio Wagner-Fcnnel’schen Tachymeter. Cassel, Freyschmidt. M. 1,50. 
li. Meissner. Die Kraftübertragung auf weite Entfernung und die Construction der Trieb- 
werke und Regulatoren. 3. und 4. Lieferung. Jena, Costenoble. ä M. 3,50. 



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üfwcHurf rü» InaiKiMKrTKnuMDK. 
AI’KII, IHM. 



Patbhtsciiaü. 



146 



Die Fortschritte der Physik im Jahre 1877 3. Abth., red. von Schwalbe. Berlin, 
G. Reimer. M. 10,50. 

— im Jahre 1880, 1. Abth. red. von Neesen. Ibid. M. 7,00. 

H. de Parville, L’electricite et sos applications. Paris, Masson. Fr. 6,00. 

(j. Wiedenmnn. Die Lehre von der Electricität. 1. Band. Braunschweig, Vieweg. M. 2,00. 
M. Th. du Monrel. Determination des elements de constrnction des electro-aimants. 
2. ed. Paris, Gauthier- Villars. Fr. 2,00. 

H. Weber. Der Rotationsinductor, sowie Theorie und seine Anwendung zur Bestimmung 
des Ohm in absoluten Maassen. Leipzig, Teubner. 

Fnraday. Experimental researches in Electricity. 3 Bände. London, B. Quaritsch. (Fac- 
simile reprint.) 48 sh. 

R. M. Kergusou. Electricity. New ed. revised by Jiimes Blyth. London, W. & R. 
Chambers 3 sh. 6d. 

G. Leouhnrdt. Eine neue optometrische Methode und ihre Anwendung auf die Praxis. 
Leipzig, Engelmann. M. 0,50. 

Kr. Neunmnn. Handbuch der Metalldreherei. 4. Aufl. Weimar, B. F. Voigt. M. 8,26. 
A. Merling. Elektrotechnische Bibliothek. 1. Band: Die elektrische Beleuchtung in 
systematischer Behandlung. Construction und Betriebsverhältnisse der Licht- 
maschinen, elektrischen Lanqmn und Kerzen. Braunschweig, Vieweg. M. 16,00. 
J. Weiss. Die Galvanoplastik. Ausführliche praktische Darstellung des galvanoplastischon 
Verfahrens. 2. Aufl. Wien, Hartlelten. M. 3,26. 

J. Z. v. Orion. Anleitung zum Croquiron des Terrains mit und ohno Instrumente. Wien, 
Gerold's Sohn. M. 3,00. 

W. H. Besaut. Treatise on Hydromeckanics. London, Bell & Sons. M. 6,00. 

J. Le Conte. Die Lehre vom Sehen. Leipzig, Brockhaus. M. 5,00. 

Th. Schwartze. Katechismns der Elektrotechnik. Leipzig, W eher. M. 4,30. 

G. Sire. Station meteorologique portative. Bcsanyon, Dodivers. 

Soret et Sarnsin. Sur la Polarisation rotatoire du quartz. Basel, Georg. M. 2,40. 

.1. Thomsen. Thermochemische Untersuchungen. 2. Bd.: Metalloide. Leipzig, Barth. 
M. 12,00. 

L. l'orhard. Le chromographe-pendule de M. Casperson. Nanoy, Berger-Levrault et Co. 
F. Grashof. Theoretische Maschinenlehre. 2. Bd.: Getriebe, mechanische Messinstru- 
mente. Hamburg, Voss. M. 6,60. 

0. Grave. Formeln, Tabellen und Skizzen für das Entwerfen einfacher Maschincntheile. 
Hannover, Schmorl & v. Soefold. M. 7,00. 

L. Weber und .1. Bnnscliinger. Maschine zum Prüfen der Festigkeit von Materialien 
und Instrumente zum Messen der Gestaltsveränderung der Probekflrper. München, 
Literar.-artist. Anstalt. M. 3,00. 

A. Robii-hoii. Le ballon dirigeablc Paris, Cabanon & Co. 

R. Kiedprnmnn. Technisch - chemisches Jahrbuch 1881 — 82. Berlin, Julius Springer. 
M. Kt, 00. 

b- Dippel. Das Mikroskop und seine Anwendung. 2. Lief. Braunschweig, Viewog. 400 S. 

K. E. Zetzsche. Katechismus der Telegraphie. 6. Aufl. Leipzig, Weber. 452 8. mit 

315 Fig. M. 4,00. 



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146 



Patbmtscuaü. 



Z «TUCH «in rfr* lmBi'ur.iTKXKi'ini. 
AI'RlL IM. 



Patentschau. 

Besprechungen und Auszüge nach dem Patentblatt. 

Instrument und Verfahren zur direoten Messung von Luftlinien, Höhen, Tiefen und horizontalen Ent- 
fernungen. Von A. Schellonberg und J. Moder in Wiesbaden. D. R. P. 20919 vom 
19. März 82. Kl. 42. 



Das Instrument dient zur directon Messung von Luftlinien, 
Höhen, Tiefen und horizontalen Entfernungen und gründet sich 
auf die Aohnlichkeit zweier Dreiecke, von doneu das eine stets 
bekannt ist. Bei der Messung von Luftlinien worden die ähnlichen 
Dreiecke AEB und CBG in Betracht kommen, welche durch die 
Seiten des das Instrument bildenden Quadrates AB CI) und den an 
einer Scale beweglichen Schenkel BC bestimmt werden. Das Anvisiren des Objectes erfolgt 
mittels zweier bei A bezw. B befindlicher Fernrohre. 

Neuerungen ao elektrischen Glühllchtlampeo. Von Th. A. Edison in Menlo-Park. D.R.P. 18887 
v. 10. Nov. 80. Kl. 21. 




Dos Patent umfasst Verfahren und Apparate zur Herstellung der weissglühenden 
Kohlenstreifen für Gltlhlichtlampen, sowie verschiedene Abänderungen in der Construction 
dieser Lampen selbst. Das Wesentliche des ersten Theils der Erfindung besteht in der Be- 
nutzung von Faserstoffen, welche aus einzelnen parallel nebeneinondcrli egenden und von 
Natur oder mit Hülle eines Bindemittels zusammengehaltenon Fasern zusammengesetzt sind 

und auch nach dem Verkohlen diese ihre ursprüngliche 
faserige Structur beibehalten. Solche Fasern sind Jute, Ma- 
nilahanf und vorzüglich eine als „Monkey Bast u bekannte 
südainerikanische Grasart. Diese Fasern werden, nachdem 
sie mit Zuckerlösung behandelt sind, durch das Carboniairen 
zu einem homogenen Faserbündel vereinigt. Zu diesem 
Zweck werden sie in eine Klammer aus Pokholz, welche 
auch verkohlt, gesteckt uud kommen in dieser in Berüh- 
rung mit den leitenden Platindrähten. Bei Benutzung von 
Fasern aus der Familie der Arundiuaceen, besonders der 
harten Aussenschicht des Bambusrohrs, gewinnt man leicht 
geeignete Foserbündcl. Um dieselben vollständig gleich- 
mässig iin der Stärke zu machen, sind Werkzeuge zum 
Schlichten und genauon Abrichten der Kanten der Bambus- 
roh rstreifen erforderlich. Dieselben werden beschrieben. 
Zum Carbonisiren der Fasern dient der in Fig. 1—8 dar- 
gestellte Carbonisirstreifen. In die Vertiefungen der Nickel- 
platten A werden die Fasern eingelegt, diese Platten dann 
übereinandergeschichtet in den Kasteu BC gebracht und 
mit diesem in den Ofen 1) gestellt Letzterer ist gross 
genug, um zu gestatten, dass die Hitze den Kasten von 
allen sechs Seiten umspiele. Der Deckel E des Ofens hat 
eine Abzugöffnung e für die Vorbronnungsproducto und om 
verschliessbares Schauloch E. Ein Bohr G führt die Ver- 
brennungsgase zu und geht in mehreren Windungen um 
den Ofen herum, von denen aus Rohrstutzon g nach dem 
Innern des Ofens abzweigen. In diese münden Rohr- 
stutzen h des von einem Gebläse kommenden und ebenfalls 
mehrfach gewundenen Luftzuführungsrohrs H. 

Um die fertigen Koklenbügel vor ihrem definitiven 
Einsetzen in die Lampe auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen, 
***■ 4 ' wird die Kohlenfaser a in einen Apparat C (Fig. 4) „Pro- 

birlampe* 4 gebracht und iu demselben durch einen Strom in ’s Woissglühen versetzt Dieser 





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ZHTICHKin Fl'H IXITHCMKMTKinCDIDK. 

AI’KII. MM. 



Patbntsciiau. 



147 



Apparat steht durch ein Rohr b mit einer Luftpumpe in Verbindung. Mittels Gummistöpsels B 
und einer darüber liegenden Quecksilberschicht E, welche mit Hülfe des biegsamen Rohres e 
leicht in das GefÄss d zurückgeleitet wird, kann ein luftdichter Abschluss leicht hergestellt 
werden. Rohr n führt zu einem Vacnummotor. Um entweder nach Abnutzung der Kohlen- 
lager die Lampe noch weiter gebrauchen zu können oder auch der Lampe zeitweise eine 
stärkere Leuchtkraft zu geben, werden zwei oder mehrere Kohleufasern gleich in eine Lampe 
eingesclilossen. Durch dieselben kann, entsprechend dem jeweiligen Zweck, entweder suc- 
cessive oder durch alle zugleich der Strom fiiessen. 

Schliesslich sind noch mehrere Constructionsarten von Lampen angegeben, welche 
don Zweck eines möglichst guten Verschlusses der Lampe entweder dadurch erreichen, dass 
die Zuftthrungsdrähte nach der Kohlenfaser und diejenigen von der Leitung durah Rohren, 
welche Quecksilber enthalten, in Verbindung stehen oder dadurch, dass die Zuführungadrähto 
vor ihrem Eintritt in dio Lampe schon durch einen mit dieser zusammeugeschmolzonen 
gleichfalls evaeuirten Raum hindurchgehen. 

Neuerungen an Kettenstäben. Von J. Louis in Neuwied. D. R. P. 21225 v. 9. Juni 82. Kl. 42. 

Damit sich die Kette immer auf den Boden lege, ist sie durch einen Ring, welcher 
auf dem Kettenstab verschiebbar ist, am Stab selbst befestigt. Der Ring hängt mit einer 
Schnur am Stab. Andrerseits kann der Ring auf Vorsprüngen ruhen, welche so gestaltet 
sind, dass sie dem Einstecken des Stabes in die Erde keinen grossen Widerstand entgegen- 
stellen. Zwischen Messband und Ring ist ein stärkeres Scharnierstück eingeschaltet, welches 
ohne Beschädigung den Fusstritten ausgesetzt werden kann. 

Schrafflr- Apparat. Von E. Dietrich in Holzmindon. D. R. P. 20003 v. 2. Mai 82. Kl. 42. 

Das Schraffir-Lineai setzt sich aus zwei Dreiecken A und B zusammen, von welchen 
das eine an der Kante des anderen verschoben wird. Die dadurch angespannten Gummi- 

bändchen a ziehen nach gefertigter Schraffirlinie das 
zweite Dreieck wieder nach. Mittels Mikrometer- 
schraube b oder excentriscber Scheibe ist dio durch 
Anschlag c und d gesicherte Hubbewegung verstell- 
bar eingerichtet. Jede unbeabsichtigte Verrückung 
des Apparates verhindern kleine Gummipolster e. 

Für die Herstellung von Straklenschraffen kommen zwei rechteckig gestaltete Lineale 
zur Verwendung, welche durch ein offenes Scharnier — behufs Sichtbarmachung des Centmms 
— mit einander verbunden sind, und von denon das eine mittelst loser Centrirspitzo 
auf der Zoichenebene festgehalten wird. 

Spiralen und Kreiezirkel. Von C. Engelhart in Glogau. D. R. P. 20369 vom 
1. Febr. 82. Kl. 42. 

Beim Gebrauch hält man den Kopf A fest mit der linken Hand und 
dreht den Griff E mit der rechten; dann bleibt die Axe A 1 mit dem Zahnrad B. 
fest stehen, und der andere Arm mit der Schraube L und dem Zalmrad AI dreht 
sich darum. Dabei dreht das durch B in Bewegung gesetzte Zahnrad AI die 
Schraube L in der Mutter V und schraubt so den Arm Q heran oder hinweg, 
während er horumgeführt wird. Auf diese Weise zeichnet derselbe Spiralen. 

Kreise werden mit dom Zirkel geschlagen, indem man ihn bei E dreht, 
ohne A festzuhalten. 

Entfernungsmesser. Von J. Hensler in Langenschwalbach. D. R. P. 20773 vom 
20. Mai 82. Kl. 42. 

Auf einem horizontal oinzustellenden Rohre ist, parallel mit diesem, ein Fernrohr 
Direct hinter dem Objectiv desselben befindet sich ein unter 45 ° zur Rohraxe 
gestellter Spiegel, welcher sich um dies Rohr herum drehen lässt. Ferner ist ein zweiter, 
unter einem grösseren Winkel als 45° zur Rohraxe stehender Spiegel auf dem Rohre ver- 
schiebbar angeordnet. Bei der Messoperation wird das Object, dessen Entfernung vom 
Standpunkte bestimmt werden soll, als reflectirtes Bild zunächst in dem ersterwähnten Spiegel 



A 




aufgesetzt. 




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148 



PaTK«T*CHAU. 



ZRiTffcnsirr rf« l*rr«nn»mw>TOA 
APKII. l«S. 



mittels jenes Fernrohrs anvisirfc, und sobald es mit dem Fadenkreuz zur Deckung gebracht 
ist, wird durch Verschiebung de» zweiten Spiegels, nachdem zuvor der erste Spiegel aus der 
Sehaxe gedreht worden ist, das reflectirte Bild ebenfalls mit dem Fadenkreuz zur Deckung 
gebracht. Die Entfernung der beiden Spiegel giebt dann ein verkürztes Maas» für die 
gesuchte Entfernung. 

Neuerungen an elektrischen Uhren. Von W. J. Menger in Amsterdam. D. R. P. 10634 vom 

2. Marz 82. Kl. 8 3. 

Die Bewegung des Echappement» geht von dem Hufeisenmagnet .1 (Fig. 1 und 2) 
aus, indem durch die über einander liegenden Spulenpaare UH' und CO Ströme von 
abwechselnder Richtung geschickt werden und dadurch ein Schwingen von .1 um a hervor- 
gehfaclit und unter Vermittelung der Hebel /> und K mit ihren durch die Zugstange t> 
verbundenen Klinken c und d die rotireude Bewegung des Echappementrades e vermittelt 
wird. Um eine gleichmäsmge Kraftabgabo durch die Arme ff (Fig. 2) an das Uhrpendel 11 
stattfinden zu lassen, wird in dem Gegengewicht g rf eine Ansammlung der vorher von dem 
Pendel bewirkten Krnftproduction vorgenouimen. Der Strom Wechsel wird durch das Um- 
schalten zweier Parallelmetallliebel bewirkt, welche auf einer Kautschuk platte um Bolzen 
drehbar sind. Durch Verschiebung eine» Kautschuk Verbindungsstückes können diese Hebel 
gleichzeitig aus der einen Contactlage mit 2 Metallplatten in die andere gebracht werden, 
sodass bei der zweiten Stellung dor eine Hobel diejenige Motallplatte berührt, auf welcher 
vorher der andere Hebel ruhte. 

Gleichzeitig mit diosor Verschiebung der Contacthebcl lassen sich die Widerstände 
in der Leitung Ausgleichen, verstärken oder schwachen. Es befindet sich nämlich noch eine 




Pi*, i. Fi«. 2. 



dritte Motallplatte auf der Kautschukplatte, welche direct mit der Leitung ixt Verbindung 
stellt. Die beiden anderen Metall platten dagegen sind durch Leitung mit einer Walze aus 
Kautschuk verbunden, von welcher ein aufgewickelter Leitungsdraht auf eine zweite Walze 
aus Metall gewickelt werden kann. Durch diese Einrichtung ist man also im Stande, den 
Walzendraht ganz oder nur theilweise in die elektrische Leitung ein zuschalten. 
Curvenabstecker. Von L. Cerebotani in Eltville. D. R. P. 20686 v. 28. April 82. Kl. 42. 

Sind zwei Periplieriepunkte AP bezw. die Sehne AP (Fig. 1) und die Läuge des 
Radius gegeben, so wird die Richtung des letzteren folgendermassen gefunden. Die Schiene 
Alt liegt unverrückbar auf der Geraden AP. Der Abschnitt A m, welcher sich aus dem Ver- 
hältnis» Am:AP=tnn zum Radius ergiebt, wird durch Verschieben des Drehpunktes m 
. , , AP . mn 

eingestellt; Am ist also = . 



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SUTsewrr ri'K Isstrumektbskuitp*. 
APRIL IMS. 



PaTSNTSCHAC. 



149 



Die Zange wrw (Fig. 2) wird nun nach der ebenfalls noch beweglichen Schiene AC 
derart hingelenkt, dass die Spitze n den Endpunkt n' des an AC festgesetzten Abschnittes 
An? = mn anrührt. Die Operation ist damit beendet und AC nimmt dadurch die gesuchte 
Richtung ein. 

Ist die Länge und Richtung des 
Radius gegeben oder durch vorhergehen- 
des Verfahren ermittelt, so werden sämxnt- 
liche Peripheriepunkte von einem belie- 
bigen Standpunkte aus auf der Peripherie 
innerhalb oder ausserhalb derselben (Fig. 3) 
auf folgende Weise ermittelt: die Schiene 
AB liegt unverrückbar auf der Radius- 
linie. Der Abschnitt Am, welcher sich 
zu AO (Radius -f- oder — des Stückes, 
um welches der Standpunkt innerhalb 
oder ausserhalb der Peripherie liegt) ver- 
hält wie mn zum Radius, also A m = 

Radius” ’ w * r< * nun durch entsprechendes 
Verschieben des Drehpunktes m der Zunge 
eingestellt-. Die Zunge wird nach der 
Schiene AC hingelenkt und wie vorhin 
mit dieser im Berührung gebracht. Dann sind die Endpunkte jener Geraden über AC, wobei 
sich AP zu An verhält (welche Lage auch mn haben mag), wie Radius zu mn, ebenso viel 
Punkte der abzu steckenden Peripherie. 

Neuerungen an Apparaten zum Messen und Registrlren elektrischer Ströme und Potentialdifferenzen. 

Von F. Uppenborn in Hannover. D. R. P. 19082 v. 26. August 81. Kl. 21. 

Bei den bisher in Gebrauch befindlichen Messinstrumenten ist die Constante von 
einem permanenten Magnet (entweder ein Stahlstab oder die Erde 
selbst.) abhängig; aber weder das magnetische Moment im erateren 
Falle, noch auch die Horizontalcomponente // im letzteren ist immer 
völlig constant. Deshalb sind diese Grössen bei vorliegendem Apparat 
eliminirt, auch sind Federn und dergl. nicht angewendet, vielmehr 
werden die durch den Strom erzeugten elektromagnetischen Zugkräfte 
mit einer völlig constanten Kraft, der Erdattraction verglichen. Der 
zu messende Strom wird durch den Elektromagnet E geleitet, welcher 
anziehend auf die mit verstellbarer Excentricität angeordnete eiserne 
Scheibe S wirkt. Die Grösse des magnetischen Zuges wird dadurch 
gemessen, dass sich dem magnetischen Drehmoment das Drehmoment 
gl . sin a entgegengestellt, wenn g die Grösse des Gegengewichtes, 
l seine Entfernung von der Axe und a den Ablenkungswinkel bei welchem beide 
Momente gleich gross sind, bedeutet. 

Neuerungen an Waagen. Von S. Post in Hamburg. D. R. P. 20693 v. 13. Juli 82. Kl. 42. 

Behufs Parallelführung des Gehänges belasten Wägeobject und Gewicht nur die 
eine Seit« immer unter constantem Druck, da für das Wägeobject entsprechende Gewichte 
abgenommen werden. Es genügt deshalb die einfache Verbindung des unteren Gestängethcils 
mit dem feststehenden Lagerbrett durch ein in Schneiden b und c ruhendes Gelenk o. Zum 
Zweck der leichten Justirung und Einstellung der Axenschneiden E und F besteht das 
Gehänge, gleichwie da« Gelenk a, aus zwei Theilon, welche durch die Schrauben l und m 
berw. p und g zu einander verschoben werden können. 

Zur beliebigen Arretirung des Waagebalkens dient der um die Mittelaxe Q drehbare 
ein- oder zweiarmige Hebel 0, welcher sich mit einem Winkel durch die an letzterem ange- 
brachten Führungsleisten S an dem Bogen T führt oder mittels des federnden, in eut- 

20 





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160 



Patentscbau. 



7 , kitsch mft rf« I smcumKintü»«. 
APRIL IMS. 



sprechende Löcher des Bogens eingreifenden Bolzens U festgestellt werden kaum Der Hebel O 
tragt die Feder F, deren Stellschraube W sich auf den Waagebalken stutzt, so dass sich 

letzterer gegen die Feder I r drücken kann, 
wenn sich der Arretirungsarm in seiner 
untersten Lage befindet. Die Gewichte 
werden auf einen mit dem Gehänge fest 
verbundenen Rahmen M in einzelnen Ab- 
theilungen gestellt, die nur für das eine 
bestimmte Gewicht Raum bieten, für 
kleinere aber in Folge Durchlochung des 
•Bodens keine Unterstützung gewähren. 
Beim Entfernen der Gewichte aus den Ab- 
theilungen werden dieselben auf die Hebel 
P gesetzt, welche zur Unterstützung der 
Gewichte bei N eingreif en. Bei den an- 
dern in der Patentschrift angegebenen 
Modifi eationen wird das Gewicht des Gegen- 
standes, z. B. die Pfunde und Unzen, an 
einem beweglichen Zifferblatt und die Drachmen mittels Zeiger markirt, 

Neuerungen tn Mikrophonen. Von £. Berliner in Boston, D. R. P. 19313 v. 27. Febr.90. CL21. 

Die Neuerungen betreffen die Aufhängung bezw. Führung des beweglichen Contact- 
theiles bei Mikrophonen. Dieser bewegliche Contacttheil c, meist ein Stäbchen von Kohle 
oder Metall mit Kohlenknopf, kann in einer unter ca. 45° gegen die Membran a geneigten 
hohlprismatischen metallischen Führung gleiten, welche ihm nur eine Bewegung in der 





Fl«. 1. Fig. 2. Fi«. S. Flg. 4. 



Richtung seiner Längsaxe gestattet. Es kann aber auch der bewegliche Contacttheil c an 
einem Bändchen w aus leitendem Material hängen und das Befestigungsstück s des Contact- 
theils c auf einem plattenförmigen Arme u ruhen. Schliesslich kann der 
Contacttheil auch behufs grösserer Beweglichkeit an einem permanenten 
Magnet m durch Anziehung festgehalten werden. 

Weitere Neuerungen an Mikrophonen. Von E. Berliner in Boston (Zusatz zu 

No. 19318). D. R. P. 19410 v. 9. Mai 90. Kl. 21. 

Zur Dämpfung der Vibrationen der Membran c ist diese mit einem 
Dämpfer versehen, der aus einem elastischen, mit einer Justirschraube & 
versehenen Arm d besteht, wobei die äusserste Spitze der Schraube, durch 
ein Ebonitplättcben tu isol irt, elastisch gegen das untergelegte Kautschuk - 
kissen n und dadurch gegen die schwingende Membran c stösst. 




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Zum «Kirr rCa IxsTar mkjitkxku vdk. 
APRIL 1(W3. 



Fön D!K "W KHKSTATT. 



151 



Verbesserung an Barometern. Von 0. Braun in Berlin. D. R. P. 20461 vom 
23. Juni 82. Kl. 42. 

Die Verbesserung besteht darin, mittels einer mit dem offenen 
Schenkel des Quecksilberbarometers l i verbundenen Fltlsaigkeitssäule e zu 
messen, wie viel der jeweilige Luftdruck geringer ist als ein gewisser, z. B. 
794 mm Quecksilbersäule. Sind z. B. 402,4 mm Wassersäule nöthig, um die 

402 4 

Quecksilbersäule auf 794mm zu bringen, so ist der Luftdruck 794 — jyjj- = 600 mm 

Quecksilbersäule. Die Säule S ist so getheilt, dass man daran direct die Grösse 
des Luftdrucks in Millimetern Quecksilber ablesen kann. Da Wasser ange- 
wendet wird, so kommt auf 1 mm Quecksilbersäule eine Länge von 1,36 mm. 
Das nöthige Wasser befindet sich in dem mit C durch Stutzen g und Rohr n 
verbundenen Gummiball », welchen man mittels Schraube k zusammendruckt, 
bis die den F usspunkt der Flüssigkeitssäule c markirende Glasspitze e die Ober- 
fläche des Quecksilbers berührt. Die zweite in dem luftleeren Raum eingeachmol- 
zene Glasspitze / dient nur dazn, um bei Aufstellung des Instrumentes sich über- 
zeugen zu köuneu, dass die richtige Quecksilbermenge darin ist, die bei einer 
bestimmten Temperatur den Raum zwischen t und / genau ausf allen muss. 

Verfahren, Entfernungen von einem Standplatz aus zu bestimmen. Von L. Cere- 
botani in Eltville (Zua. zu No. 16523). D. R. P. 20624 vom 9. Juli 
1882. Klasse 42. 

Das Messverfahren und der dasselbe nutzbar machende Entfernungs- 
messer gründen sich auf den Satz : A P : An = A B : A B — mn oder A P : 
dm = AB : dB (Fig. 1). 

Die Transversale, als welche hierbei eine Linealkante oder die die Visirspitze und 
das Diopter verbindende Gerade zu gelten haben, ist um einen Punkt drehbar und letzterer 
ist auf einer Geraden verschiebbar angeordnet Durch die hierbei erzielte Ablenkung vermag 
man die in Betracht kommende Dreieckseite in die Lage der anderen zu bringen, welche von 
vornherein festgelegt ist. Aus den drei Grössen AB, dB, dm, von welchen anfUnglich zwei 
gegeben sind, lässt sich endlich AB wie folgt ermitteln: 




P 




ptjt. i. 




Der Seitenabschnitt dm = An wird erhalten durch Verschiebung der von der Null- 
linie um eine bestimmte Entfernung liegenden, metrisch getheilten Linealkante L und- darauf 
folgende Drehung der letzteren um den Bolzen m, bis das am Drehpunkt befestigte Fernrohr F 
die gewünschte Visirrichtnng erhält. Hierauf folgt eine Verschiebung des zuvor von der 
Visimchtung abgolenkten Fernrohrs nach links. Die Differenz dB (d. h. ein Bruch der dem 
Instrument zu Grunde liegenden Differenz) ergiebt sich alsdann durch die weitere Verschie- 
bung des Lineals bezw. Drehung des Fernrohrs L in die verlangte Richtung. 



Für die Werkstatt« 

Patent* Schnell fl Iter. Von Piefke. Deutsche Industrie-Zeitg. v, 28. Febr. 1883. 

Reine Cellulose reinigt in 24 Stunden pro qm Filterfläche 60 bis 60 cbm Wasser und 
zwar nicht nur rein mechanisch, sondern es wird auch ein Theil der gelösten organischen 





152 



Für dir Wkhkbtatt. 



Zeit sch hi pt rtf« laBTicnaurrRMunHNk. 
APKIL IMS. 



Substanzen aufgesaugt. Das Filter besteht aus einem cylindri»chen Gefäss, in welchem eine 
Anzahl kreisförmiger Siel»© horizontal über einander aufgebaut ist. Die Siebe bilden die 
Bodenflache von Kammern und brauchen nur mit einer ganz dünnen Schicht des Filtermaterials 
beschickt zu werden. Die Kosteu des Filtennaterials belaufen sich je nach der erforderten 
Reinheit des Wassers nur auf 20 Pf. bis 1 M. pro 1000 cbm. Ln. 

Insulit. The Journal of the Franklin-Institute. Febr. 1888. Chron. Indust r. Nr. 37. 

Unter diesem Namen wird von L' Industrie liflgr ein neuer elektrischer Isolator be- 
schrieben, der aus Holz, Sägeapänen, baumwollenen Lumpen, Papier machö und anderen Faser- 
stoffen gefertigt wird. Durch eine besondere Behandlung werden die Materialien widerstands- 
fähig gegen Wasser und Säuren und leicht bearbeitbar gemacht. Es kann in Batterien 
sowohl als auch als Isolirmittel für Telegraphen-, Telephon- und zu Beleuchtungszwecken 
dienende Drähte verwendet werden und ist viel wohlfeiler als Ebonit oder Guttapercha. Ln. 

Ueber das Laokiren der Glasscheiben von Holtz’schen Influenzmaschinen. Von Mechaniker E. 

Borchardt in Hannover. Centr.-Ztg. f. Opt. u. Mech. 1883. No. 5. 

Verf. wendet zur Auftragung eines isolirenden Lackes auf die Glasscheiben von Holtz- 
schen Influenzmaschinen folgendes Verfahren au: In GO Gewichtstheilen absoluten Alkohols 
werden 40 Gewichtstheile Schellack aufgelöst und, nachdem die Flüssigkeit zur Entfernung 
etwaiger Unreinigkeiten filtrirt worden ist, 6 T heile reinen venetianischen Terpentins zuge- 
setzt. Das Lackiren geschieht nur bei ganz trockner Luft und nach gelinder Erwärmung der 
Glasscheiben. Letztere werden in einer Entfernung von 15 — 20 cm von einem Zimmerofen 
aufgehängt, bis sie handwarm werden; dann wird die Schellacklösung mittels eines reinen 
weichhaarigen flachen Pinsels von etwa 5 cm Breite aufgetragen. Zu beachten ist dabei, dass 
der Pinsel die schon lackirten Theile nicht mehrere Malo trifft, da sonst der noch nicht harte 
Lack loicht fortgerissen wird. Eine Nachwftrmung am Ofen ist zweckmässig; die Glasscheibe 
lässt man nach der Lackirung noch 10 bis 15 Stunden stehen, ehe man sie in Gebrauch nimmt. 

Hat eine alte Lackirung Risse bekommen, so empfiehlt es sich, den L&cküberzug zu 
erneuern. Die Beseitigung des alten geschieht am besten, indem man die Scheibe 1 bis 
2 Tage in kaltes Wasser legt. Das Wasser zieht sich durch die Risse der Lackschicht und 
endlich zwischen Glas und Lack, so dass man den letzteren leicht abheben oder abreiben kann. 

Da die kleinere bewegliche Scheibe häufig gereinigt werden muss, durch wiederholtes 
Abreiben aber die Lackschicht leidet, so empfiehlt Verf., die beweglichen Scheiben aus wirk- 
lich guter Glasmasse zu wählen und dieselben nicht zu lackiren. 



Berichtlgung-en. 

In der Beschreibung der Originaltheilung der Kreistheilmaschine der Hortete 
genevolae poiar Io ronotrurtion d'lnslrunenlt de PhyaUjue im Februar-Hefte 
lies S. 53 Z. 11 von unten: „JHcrkplottehen“ statt „Morkplattchen“, ferner 
„ „ "55 „ 13 „ oben: „da wir noch nicht im Besitze von Mitteln Harra" statt ,.olnd.“ 
In der Besprechung Uber den ..Bericht über dir wiaaenarhortlichen 
Apparate auf der Londoner internolionolrn Auantellunc Im Jahre 
(S. diese Zeitscbr. 1H£2. S. 32: ist ein magnetischer Demonstrations-Apparat von Clement in 
Halle erwähnt. Der Name des Verfertigers ist indes» falsch geschrieben; Verfertiger des 
Apparates ist der unsem Lesern wohlbekannte Mechaniker Hieeniann in Holle. Der 
Irrthum, welcher unserm Referenten nicht zur Last fallt, ist vielleicht durch einen Fehler 
eines der Ausstellungs-Kataloge entstanden. D. Red. 



Nachdruck verboten. 



'erlag von Jullua Springer iu Berlin S. — Druck von H. ö. Hermann in Berlin bW. 



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Redactiom Curatorium: 

Geh. Reg.-R. Prof. Dr. H. Lnndolt, R. Kuess, Reg.- Rath Dr. L. Loewenherz, 

Voriiti«Dd«r. .Schri ftf« hrer. 

Redaction: Dr. Georg Schwlrkus und Dr. Alfred Westphal in Berlin. 

III. Jahrgang. jVlai IMM3. Fünftes Heft. 



Das Ophthalmometer, seine Construction und seine Theorie. 

Von 

Dr. Arthur Kernig in Berlin. 

Zur Bestimmung des Krümmungsradius der äusseron Hornhautfläche am lebenden 
menschlichen Auge hat Herr v. Helmholtz einen Apparat, das Ophthalmometer, con- 
struirt, dessen Princip mit demjenigen des Heliometers, wie es in der Astronomie zur 
Messung kleiner Abstände zwischen den stetig in Bewegung begriffenen Sternen benutzt 
wird, grosse Aehnlichkeit besitzt. Aus den bei der menschlichen Hornhaut in Betracht 
kommenden Grössenverbältnisson lässt sich folgern, dass zur Messung des Krümmungs- 
radius bis zu einer Genauigkeit von */z °/ 0 unter Anwendung der sonst üblichen Methode 
i Messung des gespiegelten Bildes eines Objectes von bekannter Grösse und bekannter 
Entfernung) Verschiebungen des Augapfels, weleho 0,01 mm überschreiten, zu vermeiden 
sind. Da nun an einem leitenden Individuum eine solche Fixirung des Kopfes und des 
Auges sich nicht bewerkstelligen lässt, so war die Auffindung einer neuen Methode zur 
Lösung der Aufgabe unerlässliche Bedingung. Gehoben wurde diese Schwierigkeit, wie 
bereits erwähnt, durch die Erfindung des Ophthalmometers, eines Instrumentes, das seit- 
dem auch zu Krümmungsmossungen in den übrigen Zweigen der Physik, z. B. zur 
Bestimmung des Krümmungsradius spiegelnder Capillarmenisken u. s. w. Verwendung 
gefunden hat. 



1. Princip des Instrumentes. 



Das Princip, welches dem Ophthalmometer zu Grunde liegt, geben wir am besten 
mit den eigenen Worten dos Herrn v. Helmholtz 1 ): 

„Die Wirkung des Instrumentes beruht darauf, dass wir Gegenstände, welche 
wir durch eine schräg gegen die Gesichtslinie gehaltene Glasplatte mit vollkommen ebenen 




und parallelen Flächen betrachten, etwas seitlich verschoben erblicken, und dass diese 
Verschiebung um so grösser ist, je grösser der Einfallswinkel der Lichtstrahlen gegen die 
Platte. In Fig. 1 sei .4 ein Fernrohr, vor dessen Objectivglas« und schräg gegen seine 



l ) H. Helmholtz, Gräfe's Archiv f- Ophthalmol. Bd. 1. Abtli. 2. S. 1 und Wiss. Abhandl. 
Bd. 2. S. 283. 



21 



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ir>4 



Koksio, Ophtha i.nomktkk. 



ZxmcimirT rPx iMTBPMKirrKxKrXDE. 
MAI IHM. 



Axo die beidon planparallolen Glasplatten n, b x und b t so stehon, dass die dem Be- 
schauer abgewendete Hälfte des Objectivglases ihr Licht durch die Platte ri t die 
zugewendete durch die Platte u, 6, empfangt. Das Fernrohr sei auf das Object c d ein- 
gestellt, dann erscheint ihm durch die Platte a, b, das Bild nicht in c d, sondern in c, d, 
und durch die Platte u, 6, in c, d r Beide Bilder erscheinen gleichzeitig im Gesichtsfelde 
Fernrohrs neben einander. 

Wenn man nun die Glasplatten so weit dreht, dass das Ende d, des ersten mit 
dom Endo r t des zweiten Bildes zusammonfallt, und man die Winkel könnt, um welche 
dio Glasplatten gedreht sind, so lässt sich daraus bei liekannter Dicke und bekanntem 
Brechungscoeflicionten der Glasplatten die Liingo c d berechnen, ohne dass man dazu die 
Entfernung zwischen A und c d zu kennen braucht. Die Einstellung dor lietreffcndcn 
Ränder kann sehr scharf geschehen, selbst wenn sich das Object ein wenig bewegt, da 
die beiden Bilder c, d , und r, d t sich immer genau in derselben Weise mitbowegen und 
ihre Berührung dabei nicht gestört wird.“ 



2. Beschreibung des Instrumentes. 



Es stellt Fig. ‘2 in Vorderansicht die Messingrahmen .lf, und M t dar, welche die 
beiden plauparallelen Glastafeln Cr, und O t enthalten. Da durch die schräg gestellten 
Glasplatten das Object nicht nur scheinbar seitlich verschoben, 
sondern auch scheinbar genähert wird, so müssen, um bei der 
gewöhnlich geringen Entfernung des Objectes volle Deutlichkeit 
beider Bilder zu gleicher Zeit erziolon zu können, die beidon Platten 
dioselbe Dicke besitzen. Der Abstand der beiden Tafeln bei « b 
muss so gering wie möglich sein, damit alles Licht, welches in das 
Objectiv gelangt, entweder die eine oder die andere Platte passirt. 
An die beiden Rahmen sind zwei Zapfen Z, und X t angefügt, deren 
Axen genau in einer Linie, senkrecht zu a b und parallel den 
Flächen der Platten liegen müssen. Fest mit diesen Zapfen sind 
zwei Zahnräder B, und Ä, verbunden. Ein Metallkasten, den 
Ansicht zeigt, hat in zwei gegenüberliegenden Wänden conisch 
conisch geformten, den Messingrahmen zunächst 




Fig. 3 in seitlicher 
geformte Löcher, wolche die ebenfalls 




liegenden Theile der Zapfen aufzunehmen bestimmt sind und eine solche Lage haben, 
dass die oben erwähnten Bedingungen für die Lago der Zapfen erfüllt sind. Auf den aus 
dem Kasten heraus! rcl enden Theilen dor Znpfon sind in ganze Grado gothoilte Kreiso A", 



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Ziim-»«in rf* lumuuimiiKt'xi»:. 
MAI >SJÖ. 



Koeniq, Ophtha lmometkk 




und K t aufgeschraubt, au denen durch Nonien eine Ablesung bis auf '/io 0 ermöglicht 
wird. Die entgegengesetzte Drehung der beiden Platten wird durch ein Gotriebe bewirkt, 
dessen Einrichtung aus Fig. 4, welche das ganze Ophthalmometer im lätngsschnitt zeigt, 
ersichtlich ist. In die Zahnräder R, und R, greifen zwei kleinere Räder Q, und Q t ein, 
welche sich an Axen befinden, die ausserdem noch die beiden ineinander greifenden 
Zahnräder S, und .S, tragen. Die Axen treten mit je einem Ende aus dem Kasten heraus 
und sind an den Köpfon IT, und T t drehbar. Vermittels dieser Einrichtung ist die 
erforderliche Drehung der Platten sowohl durch 5T, wie durch T t zu bewerkstelligen. 
Zwei Drehgriffe sind nur zur eventuell leichteren Handhabung des Instrumentes 
angebracht. 

An der einen Seite des Kastens befindet sich die Oeffnung U, in wolche eine 
Concavlinse eingeschraubt werden kann, und an der gegenüberliegenden Seite ist die 
Hülse II angebracht, welche zur Verbindung mit dem Fernrohr dient, indem sie üher das 
Objectivende übergoschoben ist. Der an ihr angebrachte ringförmige Ansatz s *; welcher 
an seiner Kopfseite eine Theilung enthält, kann vermittels der Schrauben If an dom 
Ring »V der einen Indoxstrich auf der Kopfsoite trägt; in jeder Stellung ange- 
klemmt werden. 

Die fünfte und sechste Seite des KastenH endlich «'erden aus einfachen Messing- 
platten gebildet. 

Das Objectiv 0 des Fernrohres muss so eingerichtet sein, dass os von nahen 
Gegenständen ein gutes Bild entwirft. In der ursprünglich von Herrn v. Hclmholtz 
angegebenen Coustruction waren zwei achromatische Objective vorgeschlagen, von denen 
das eine in grosser Entfernung ein virtuelles Bild des Objectes entwarf, zu dessen 




Betrachtung dann das zweite Objectiv diente. Von Meyer- 
stein ist späterhin die Beschränkung auf ein geeignetes 
Objectiv vorgeschlagen und mit gutem Erfolge ausgeführt 
worden. Das astronomische Ocular ü enthält ein Faden- 
kreuz. Zur Herstellung dos Gleichgewichtes dienen zwei 
massive Messingcylinder C, welche an dem Ocularende des 
Fernrohres befestigt sind. 

Die Montirung dos Fernrohres wird durch Fig. 5 
zur Anschauung gebracht. Die an beiden Seiten in einem 
passenden Lager ruhende Drehungsaxe FF kann vermittels 



v der Schrauben E in jeder beliebigen Stollung festgeklommt 

werden. Die Einrichtung des Fussgestelles ist aus Fig. 4 ersichtlich. 



8. Prüfung des Instrumentes. 

Die erste Controle des Ophthalmometers hat sich darauf zu erstrecken, ob die 
Glasplatten völlig planparallcl sind. Ein geringer Grad von Krümmung verräth sich 
dadurch, dass bei schiefer Stellung der Platten keine scharfen Bilder mehr erhalten 
werden können. Instrumente, welche diesen Fehler besitzon, sind völlig unbrauchbar. 

Sind die Platten prismatisch, st> erfordert dassolbo Object boi grösserer Ent- 
fernung eine andere Neigung der Platten, um die Bilder zur Berührung zu bringen, als 
bei geringer Entfernung. Arbeitet man mit einem Ophthalmometer immer in derselben 
Entfernung vom Object, so bat der letztgenannte Uebelstand keinen Einfluss auf die 
Genauigkeit der Messung. 

Ausserdem ist das Ophthalmometer noch darauf zu prüfen, ob die beiden Platten 
wenn sie einander ]>arallel gestellt sind, auch senkrecht zu der Axe des Fernrohres stehen. 
Zu diesem Zwecke fixire man das Fernrohr in deu Lagern J durch die Schrauben E 



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156 



Koenio, Ophthalmometer. 



ZxiTscmirr rr* Itt-numavTEMxrsM. 
MAI IM. 



• Fig. 5) und gebe den Glasplatten durch die Schrauben T, und T t (Fig. 4) eine solche 
Stellung, dass in dem Fernrohr nur ein einfaches Bild gesehen wird. Stehen dann die 
Platten senkrecht zu der Fernrohraxe, so muss während einer Drehung des Kastens, der 
die Platten enthält (vermittels der Hülse I/), das Fadenkreuz immer mit demselben 
Punkte des betrachteten Objectes zusammenfallen. Ist dies nicht der Fall, so können 
genaue Messungen nur in der Weise gemacht werden, dass man 
jede Beobachtung bei zwei um 180° verschiedenen Stellungen (ab- 
zulesen an der Theilung auf ss) vornimmt, und den Mittelwerth 
aus den beiden so erhaltenen Resultaten benutzt. 

4. Theorie des Instrumentes. 1 ) 

Es sei in Fig. 6 A t A s A s A i eine der beiden Glasplatten, 
a x r, der einfaUende, c x c s der gebrochene, r, a f der ausgetretene 
Strahl; h t c t das erste, b, r s das zweite Einfallsloth. Der 
Einfallswinkel sei mit «, der Beobachtungswinkel mit fl bezeichnet 
Die Dicke der Platte sei gleich h. Wird der Strahl «, c t rückwärts 
verlängert, so scheint der leuchtende Punkt a t in dieser Linie zn 
liegen. Fällt man von a, ein Loth et, f auf die Verlängerung von 
<7 t r 3 , so ist die Länge dieses Lothes, die wir mit x bezeichnen 
wollen, die scheinbare seitliche Verschiebung des leuchtenden Punk- 
tes. Bezeichnen wir noch den Winkel c x Cff mit y, so ist 




Nun ist aber 



und 



x = C| C| . sin y. 



h 

cos ß 



y = a — fl, so dass 



x=* h 



sin (« — ß) 
cos ß 



Der hierin vorkommende Winkel fl wird, wenn w’ir mit « das Brechungsverhältniss 
der Glasplatte gegen Luft bezeichnen, durch die Gleichung 

sin er = » sin fl 

gegeben. 

Die zweite Glasplatte des Ophthalmometers bewirkt nun aber eine Verschiebung 
von gleicher Grösse nach der entgegengesetzten Richtung, so dass die Entfernung E 
zweier beobachteten Punkte, deren Bilder man auf einander gestellt hat, doppelt so gross 
ist als x, also 

= ^ 

cos ß 



Aus diesem Werthe ergiebt sich, dass die Entfernung des Ophthalmometers von 
dem Objecte, dessen Grösse gemessen werden soll, gar nicht in Betracht kommt. 



*) Vergl. H. Helmholtz, Gräfe’» Arch. f. Ophfch. Bd. I. Abth. 2. S. 9 u. Wiss. Abhdl. 
Bd 2. a 289. 



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ZimcmurT rC* iNrntruKrrKXKGHOK. 
MAI 1*83. 



Koenio, Ophtha I.MOMKTEK. 



157 



5. Bestimmung der Constanten. 

Die beiden Constanten des Ophthalmometers, deren Kenntnisa zur Berechnung von 
Messungen nothwendig ist, sind die Plattendicke h und der Brerhungscoefficient n. Die 
Auffindung derselben geschieht, indem man für mehrere Objecte von bekannter Grösse 
£, , E, u. s. w. (am besten die Intervalle eines Maassstabes, den man vor dem Ophthal- 
mometer aufstellt) den Drehungswinkel « bestimmt und aus dieser dann h und « berechnet 
Ich gebe nachstehend eine BerechnungHmethode, welche ich einer gefälligen 
persönlichen Mittheilung des Herrn Geh. Rath v. Hclmholtz verdanke. Für ein Object 
von der Grösse E m habe man den Winkel um gefunden, so dass also 



E m = 2A ~ fr).. 

COS ßm 



• 2 h (sin um — cos ». 



sin um \ 
n . cos ßm' 



Für ein zweites Object von der Grösse Ep (die man am besten ungefähr halb 
oder doppelt so gross wie E m wählt) ist 

Ep = 2A( sin ap — cos ap 
7 V n . cos ßp ' 

Aus beiden Gleichungen folgt 



Em 

Ep 



sin Um — cos Um . 



sin ap — cos ap . 



sin um 
n . cos ß m . 

sin ap 
n . cos ßp 



Die linke Seite dieser letzten Gleichung ist nun bekannt und man kann, indem 
mail zur Berechnung von cos ß m und cos ßp für « einen ersten Näherungswerth (etwa 1,6) 
benutzt, was bei den kleinen Werthen von a wegen der dann stattfindenden geringen 
Abhängigkeit des Werthes cos ß von « nur von einer geringen Ungenauigkeit begleitet 
ist, einen zweiten Näherungswerth für n berechnen, der dann w’ieder zur Erlangung eines 
dritten Werthes dient. Meistentheils w'ird dieser schon eine solche Genauigkeit haben, 
dass eine nochmalige Durchführung der Rechnung mit Rücksicht auf die bei der Be- 
stimmung von a unvermeidlichen Beobachturigsfehler ohne Werth ist. 

Mit dem so gefundenen Werthe von u berechnet man nun für jedes E den Werth 
von h. Dieselben werden immer sehr wenig von einander abweichen, und man erhält in 
ihrem Mittelwerthe eine Bestimmung, ivelche hinreichend zuverlässig ist. 

Die Richtigkeit der so erhaltenen Werthe für dio Constanten w und h kann man 
leicht in der Weise controliren, dass man aus ihnen und den beobachteten Grössen «, a* 
a s u. s, w., die Grössen E t E t E^ u. s. w. berechnet und zusieht, wie sehr diese von den 
wirklichen gemessenen Grössen abweichen. Auf diese Weise findet man auch den 
durchschnittlichen Grad der Genauigkeit der mit dem betreffenden Ophthalmometer nus- 
zufuhrenden Messungen. 

6. Handhabung des Instrumentes. 



Von der Art der gekrümmten Fläche, deren Krümmungsradius vermittels des 
Ophthalmometers bestimmt werden soll, ist auch die Wahl des in ihr gespiegelten Ob- 
jectes abhängig. Nur mit Berücksichtigung aller Umstände lässt sich hierüber in jedem 
einzelnen Falle entscheiden und es ist schwer, allgemeine Regeln aufzustellen. Manchmal 
eignet sich sehr gut eine rechteckige Fensteröffnung in dem sonst völlig verdunkelten 





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158 



T . _ Zutschmift fP« InTirMnmKciDi 

KoFSI«, Ol'llTHAl.MOMKTKH. MAI 1883. 

Zimmer, oder eine künstlich grell beleuchtete weis.se Flache auf dunklem Hintergrund. 
Hierbei kann man sehr scharf unterscheiden, ob die beiden durch das Ophthalmometer 
gesehenen Spiegelbilder sich noch nicht berühren, also durch eine feine schwante Linie 
von einander getrennt sind, oder bereits übereinander greifen, was sich durch einen 
hellen Streifen von doppelter Lichtintonsitiit sofort bemerklich macht. 

Bei Messungen an der Hornhaut werden ziemlich allgemein Lichtpunkte, welche 
sich in einem bekannten Abstande von einander lmfinden, als sich spiegelndes Object 
benutzt. Do es sich empirisch herausgestellt hat, dass man mit viel grösserer Genauigkeit 
entscheiden kann, ob ein Lichtpunkt in der Mitte zweier andern steht oder nicht, als ob 
sich zwei Lichtpunkte decken, so benutzt man gewöhnlich drei Lichtpunkte (Fig. 7) L,, 

O 

[Ö] 

Flft. 7. 

L, nnd L s , welche so geordnet sind, dass die Mitte von /,, und L, ebenso weit nach 
rechts von dem Ophthalmometer 0 entfernt ist, als L 3 nach links. Man giobt dann den 
Glasplatten ira Ophthalmometer eine solche Drehung, dass das Bild von L , in die Mitte 
von L, und L t fällt. Als Lichtpunkte verwendet man wohl die Flammen von Flach- 
brennern, welche mit der schmalen Seite dem zu untersuchenden Auge zugekehrt sind. 
Besser sind aber drei kleine Spiegel, in denen sich eine einzige seitlich von dem zu 
untersuchenden Auge befindliche möglichst kleine Flamme spiegelt. Diese Spiegel sind 
an einer Stange in bekannten Abständen befestigt und ermöglichen dadnreh, dass man 
die Neigung der Stange gegen die Horizontale ändern kann, Messung der Krümmungs- 
radien der Honihaut in allen Richtungen. Die Axo, um welche die Stange drehbar ist, 
nnd die an ihr befestigten Spiegel sind so anznordnen, dass die letzteren immer Tangential- 
ebenen an einer Kugel bleiben, deren Centrum genau in der Mitte zwischen dem zu 
untersuchenden Auge und der Lichtquelle liegt. Die Rechnung ist so dnrchxu führen, 
als wenn je ein Lichtpunkt in der Mitte jedes der drei Spiegel läge. 

Ein angebrachter Theilkreis ermöglicht, die Richtung der Stange und damit auch 
die dem gemessenen Krümmungsradius entsprechende Neigung gegen die Horizontalebenc 
zu bestimmen. Es ist selbstverständlich, dass man dem Kasten des Ophthalmometers, 
der die Glasplatten enthält, immer eine solche Stellung zn gelten hat, dass die Richtung 
der Verschiebung mit der Richtung der Stange zueammenfällt. Hierzu wird die auf »* 
(Fig. 3 und 4) befindliche Theilung benutzt. 

Leicht ersichtlich iBt fernerhin, dass jeder beliebige Neigungswinkel zwischen 
den beiden Glasplatten viermal hergestellt wird, wenn man vermittels der Schranlien 
7*, oder 7', jede der Hatten eine Drehung von 330° vollziehen lässt. Indem man den 
Winkel a in jeder dieser Stellungen abliest, befreit man die Messung von dem Einfluss 
der Fehler an den Theilungen auf A', und A”j und erhält somit eine grössere Genauigkeit, 
die noch dadurch vermehrt werden kann, dass man sowohl auf A", wie auch auf A", 
abliest und aus den so erhaltenen acht Werthen für « das Mittel nimmt. 

Ist für das zu messende Object die Dicke der Glasplatten zu gering, nm die 
erforderliche Verschiebung der beiden Bilder zn ermöglichen, so schraubt man die bereits 
oben erwähnte Concavlitise in die Oeffnung U (Fig. 3 nnd 4) nnd misst das durch diese 
von dem Objecto erzeugte vorkleinorto Bild. Indem man dann später an der Stelle, wo 
sich das Object befand, einon Maassstnb anbringt nnd seine Theilstricho misst, kann man 
die gesuchte Grösse des Objectes finden. 

Berlin, Physik. Institut, April 1883. 



4 




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ZDTwirwrr rß* Instri^mkiitkxkl'Sob. _ _ 

MAI issa. Lang, Physikalisch»! Apparate 

Notizen über physikalische Apparate. I. 

Von 

Prof. Dr. V. von Lang In Wian. 

1. Modell znr Demonstration der Uhrrogulirung. 

Eine im grossen Maas»stal>o ausgeführto Spindolhemmung wird von einer vier- 
eckigen Holzsäule getragen. Die letztere hat zwei horizontale Arme , zwischen wolcheii 
die Spindel mittels eines Stellringes so festgehalten wird, dass ihr oberes Endo über 
den oberen Arm ein bedeutendes Stück vorsteht. 

In die Spindollappcn greifen die Zähne des gekrönten 
Steigrades, dessen horizontale Axe in Metall gelagert durch die 
Säule geht und anf der andern Seite direct durch ein Gewicht 
in Drehnng versetzt wird. Ein Gesperr erlaubt das Modell 
aufzuziehen, wobei das Steigrad durch Hermiterschlagen eines 
Bügels gehemmt werden kann. 

Am oberen Ende der Spindel befindet sich die Unruhe 
in ihrer ältesten Form als ein gerader gezähnter Querbalken mit 
zwei Gewichten an den beiden Enden. Lässt man das Modell 
blos mit dieser Unruhe gehen und verringert das Uhrgewicht 
auf die Hälfte, so wird dio Zeitdauer der Schläge auch nahezu 
verdoppelt. Es zeigt dies den Einfluss, welchen Staub, Schmutz 
und ähnliche Bewegnngshindomisso auf diese älteste Art der 
Hemmung ausübten. Durch Hineinrücken der Gewichte konnte 
man allerdings wieder den früheren schnelleren Gang herstellen. 
Dieses Mittel war indess bei Taschenuhren nicht mehr anwend- 
l>ar, bei welchen statt der Gewiehto die Unruhe an ihren beiden 
Enden verdickt war, woher der Name LöfFelhemmung stammte. 

Wir fügen nun zu unserem Modell noch die Spiralfeder, 
indem wir das eine Endo derselben an die Spindel schrauben, 
das andere aber an eine Verlängerung der Säule so festklemmen, 
dass die aufeinander folgenden 8cbläge gleich werden. Lässt man jetzt das Modell gehen, 
so findet man den Einfluss, welchen die Aenderung des bewegenden Gewichtes auf die 
Zahl der Schläge in einer bestimmten Zeit ansübt, nunmehr sehr gering. 

Ganz verschwindend wird jedoch dieser Einfluss, wenn man die Hemmung durch 
da» Pendel regulirt. Um dies zu zeigen, entfernt mau Unruhe und Spiralfeder und schiebt 
das Pendel in einen Spalt des oberen Querarms, wo es durch eine Feder von oben festge- 
halten wird. In Bewegung wird das Pendel erhalten durch einen horizontalen Stift, der 
mit der Spindel fest verbunden durch eine Oeffnnng in der Pendelstange hindnrehgeht. 

Das Modell kann statt durch Gewichte auch durch eine Uhrfeder in Bewegung 
gesetzt werden. Zu dem Zwecke wird der Fedorstift an den unteren Theil der Holzsäule 
geschraubt und eine am Federhanse befestigte Schnur mit der Schnur des Gewichtes 
verbunden. 

Apparat zur Demonstration der Iiückwirkung bei geradliniger Bewegung. 

Mach bat schon 1868') gezeigt, wie man mit Hülfe elektromagnetischer Motoren 
die Sätze von der Erhaltung des Schwerpunktes und der Flächenräume demonstriren 
könne. Mach verwandte für den ersten Satz den Motor von Page, für den zweiten den 

') Carl's Rep. 4 . 8. 369: Ueber die Vorainnlichüng einiger Sätze der Mechanik. 




7w naiürl. Gr. 




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160 



Zitmirniiiri rC« I »irtpiiMTmniüi 
MAI 1«H3. 



Laro, Pii vhik ai.isciik Appauatk. 



Motor von Gruel. Letzteren Motor habe ich durch den alten Apparat von Ritchie 
ersetzt, wodnrch wie mir scheint einige Vortheile erreicht werden. Für den ersten Satz 
habe ich den Pagc’schen Motor beibehalten; da dersellw* aber in verschiedenen Formen 
ausgeführt wird, welche mir nicht gleich zweckmässig ihr den Unterricht scheinen, so 
will ich auch von diesem Apparat eine kurze Beschreibung geben. 

Die beiden Spulen des Page'schen Motor sind etwas von einander getrennt; der 
Eisenkern trägt in seiner Verlängerung zwei Messingstangen, welche über zwei gekerbte 




V» naliirl. <«r. 



Rollen laufen; die Axe der Spulen ist hierbei in gleicher Höhe mit der Axe des Schwung- 
rades. Die Stroinvertheilung geschieht durch einen auf die Schwungradaxe gesetzten 
Zapfen, welcher abwechselnd zwei dünne Messingfedem gegen zwei Platinspitzen drückt. 
Der Apparat ist mit drei Rädern versehen und wird auf eine glatte Unterlage gestellt. 
Wenn der Motor in Gang gerüth, so bewegt sich der ganze Apparat entgegengesetzt der 
Bewegung dos Eisenkerns. Durch Befestigung einer bestimmten Masse am entgegenge- 
setzten Rande des Schwungrades kann die oscillirende Bewegung des Apparates aufge- 
hoben werden. 

Der Widerstand einer der Drahtspulen ist an dem Exemplar meiner Sammlung 
gleich 0,8 SE, der Durchmesser des Drahtes 1,5 mm. 

8. Apparat zur Demonstration der Rückwirkung bei der Drehung. 

Ein Ritchie -Motor ist auf einem 
leichten Holzrahmen befestigt, der Rahmen 
selbst alier um seine verticale Mittellinie 
zwischen den Spitzen zweier Schrauben 
drohbar, welche an einem passenden Gestell 
l «festigt sind und auch zur Zuleitung des 
Stromes dienen. 

Die verticale Axe des rotirenden 
Elektromagnet« trügt an ihrem nbern Ende 
eine Querstange mit Löchern, in welche zwei 
Gewichte gehängt werden können. Wird 
der Motor in Gang gesetzt, so dreht sich die 
Qnerstange entgegengesetzt wie der Rahmen: 
das Verhalt niss ihrer Geschwindigkeiten kaun 
durch Versetzen der Gewichte geändert 
werden. 




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Der Viscovicta’sche Cyklonograph, nebst einigen geschichtlichen 
Bemerkungen über Orkan-Dromoskope. 

Von 

Prof. k. «eleiek. 

Director der Nautischen Anstalt an Lusalapiccolo in Istrien. 

Schon in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, als über die Kreisdrehung der 
Cyklonen keine Zweifel mehr ob*n walten schienen, dachte man daran, möglichst, einfache 
und genaue Regeln aufzustellen, nach welchen sich die Seeleute zu richten hätten, um 
der furchtbaren Gewalt des Centrum 8 zu entgehen. Ursprünglich wurden nur die allge- 
meinen Grundsätze angegeben, welche man beim Manövriren zu beobachten hatte; dann 
ging man zur Construction von Tafeln über, welchen man für jede Hemisphäre und für 
jede gegebene Windrichtung den einzuschlagenden Schiffscurs entnehmen konnte. Eine 
solche Tafel findet man am Schlüsse des berühmten Werkes von Dove „Das Gesetz der 
Stürme 44 . Um auch die Distanz vom Centrum wenigstens annähernd bestimmen zu können, 
entwarfen Piddington und Bridet auf Grund zahlreicher gesammelten Beobachtungen 
Tabellen, und zwar gab ersterer die Entfernung als Function des absoluten Barometer- 
standes, letzterer als Function des Barometerfalles perStunde an. Zur Piddington’schen Tabelle 
bemerken wir sogleich, dass sie nur für gewisse Gegenden einigermassen verlässliche Daten 
geben kann, da ja der absolute Barometerstand nicht überall derselbe ist. Ein Blick auf 
die verschiedensten Sturm berichte wird uns von der Unhaltbarkeit der Tabelle überzeugen. 
So waren die tiefsten beobachteten Barometerstände bei einigen Stürmen folgende 1 ): 
Cyklone 1833 an der Mündung des Hoogly: 685 mm; Mauritius-Cyklone, Mai 18G3: 
092 mm; Maur. Cykl. März 1874 : 712 mm etc. Während des Aprilsturmes 1847, welcher 
an der Malabarküste gewütket hatte, beobachtete inan in Madras, als sich das Centrum 
in 300 Seemeilen Entfernung befand, 701,3 mm, in Colombo dagegen bei gleicher Distanz 
nur 758,4. Die Bridet' sehe Tabelle nimmt den stündlichen Barometerfall als Basis an. 
Da jedoch dieser für ein gegebenes Schiff sowohl von der Richtung und Geschwindigkeit 
des Cyklone als auch von der eigenen Fortbewegung abhängt, so wird die Tabelle nur 
für den Fall angenäherte Daten liefern, dass sich der Beobachtungsort unbeweglich auf der 
Trajectorie befinden sollte. 

Sobald man nun eine Theorie der Winddrehnng und der fortschreitenden Bewegung 
besass, war auch schon damit die Grundidee zur Anfertigung eines Instrumentes gegeben, 
welches ohne Weiteres dem bedrängten Seemann im Augenblick der Gefahr Rath ertheilen 
konnte. Die einfachste Idee dazu gab Manry*), welcher jedoch nicht gleichzeitig auch 

der Erfinder eines solchen Instrumentes war, denn zu 
seiner Zeit kannte man schon die Hornkarte von 
Piddington, wovon wir sofort reden werden. Maury 
schlug vor einen einfachen Ring aus Papier (Fig. 1) 
auszu8chneidon und auf dessen Fläche die Pfeile n im 
Sinne der Winddrehung zu verzeichnen. Wird der 
Ring mit seinem Mittelpunkte b so auf die Seekarte 
gelegt, dass die Pfeile des gerade wehenden Windes 
auf den Schiffsort zu liegen kommen und dass das 
Nordzeichen (N) des Ringes mit dem magnetischen 
Meridian zusammen fällt, so wird man augenblicklich 
gewahr, in welcher Richtung das Centrum liegt, und in welchem Halbkreise, ob im 

*) Die Angabe dieser Daten ist nöthig, da sich der Cyklonograph Viscovich auf die 
Piddingtonische Scale zum Theil stützt. 

*) The phys. Geogr. of the Sea and bis Meteorol. § 791 der XIV. Auflage. 

22 




L 



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GkI.CH:», CvKUUiOOHAl’ll. 



lf!2 



Zut.ciuuft Fl u I, * i kl . : «i.a. 
Mil l»i 



gefährlichen oder im maniablen, »ich da» Schiff befindet. Bewegt man den Ring in der 
Richtung der Sturmbahn weiter, indem man jedoch die Nordrichtung immer parallel an 
»ich selbst erhält, so sicht man genau wie der Wind drehen wird, hat z. B. ein Schiff m 
Nordwind (nördliche Hemisphäre), so sieht es, dass das Centnun im Osten liegt nnd 
dass der Wind über NW nach W und WSW (n) drehen wird. 

Piddington hat noch früher die Anwendung des gleichen Apparates, in Verän- 
derter Form, vorgeschlagen 1 ). Anstatt eines einfachen Ringes wendet er eine durch- 
sichtige Hornplntto an, auf weloher sich mehrere concentrische Kreise verzeichnet befinden. 
Für jede der beiden Hemisphären ist eine Platte bestimmt; die Rotationsrichtung des 
Wirbels ist 'durch Pfeile angezeigt. 

Die Hornkarten von Piddington waren durch lange Jahre das einzige Hülfsmittel. 
dessen sich die Seeleute zur Orientirung während eines Drehsturmes bedienten. Man 
darf jedoch nicht glaubon, dass ihre Anwendung allgemein war. 

In den Jahren 1879 nnd 1880 haben zwei Offiziere, Commandant Ronz der 
französischen Kriegsmarine, nnd Linienschiifslicutenant Otto Burian der österreichischen 
Kriegsmarine, gleichzeitig nnd unabhängig von einandor, zwei andere Instrumente erdacht, 
welche von ihren Erfindern bezw. „Paracyklone“ und „Orkan-Dromoskop“ genannt wurden. 
Das Orkan-Dromoskop von Burian wurde auf der Weltausstellung zu Sydney mit dem 
ersten Preis nnd mit der „Mention spcciale“ prämiirt. 

Das Instrument von Roux kennen wir nur aus einer Erwähnung der Revue 
Maritime*), welche eine Modification desselben, vorgeschlagcn durch den Hydrographen 

I. Classe A. Bouquet De la Grye, veröffentlicht 
hat. Wir wollen also zuerst das modificirte Instru- 
ment kurz beschreiben und dann vom ursprüng- 
lichen Exemplar soviel mittheilen, als uns bekannt 
ist. Auf einor viereckigen Platte AB (Fig. 2) sind 
in den Räumen K, F, 0 die in den verschiedenen 
Fällen „Schiff auf der Trajectorie“ , „Schilf im 
gefährlichen-“, „Schiff' im maniableu Halbkreis“ 
auszuführenden Manöverregeln verzeichnet. Eine 
mit der Gradthcilnng versehene Windrose C ist 
um ihren Mittelpunkt drehbar und derart einzu- 
stellen, dass die beobachtete Windrichtung mit dem 
Windzeiger a Zusammenfalle. Im Mittelpunkte der 
Rose ist ein Schiff gezeichnet, welches angiebt, wie 
die Segel im ersten Augenblick des Sturmes gestellt 
worden müssen. Nun beobachtet man die Windrichtung, und sobald eine Veränderung 
wahrgenommen wird, stellt man die Rose C nach der neuen Beobachtung ein. Bei der 
hierbei nöthig werdenden Umstellung der Rose hat man nur im Sinne der vorgenom- 
menen Drehung längs der Pfeile il oder b weiterzusehen, um zur Colonne K oder ff zu 
gelangen, welche das auszuführende Manöver angiebt. Bleibt aber die Windrichtung 
constant, so zeigt der Weiser n, dass man sich wie in F angegeben lienehmon soll. 
Für den Fall der Spiraldrehung war in einer Ecke der Platte ein Diagramm M verzeichnet, 
dessen Bestimmung es war, die Richtung des Centrums anzugeben. 



Guide Prmilque den M»mn“u»re* en 
m« de Cyelonc. 

Hfanisphere Nord. 




Fi*, i. 



*) Dieser Apparat, unter dem Namen der PiddingtoniHclien Homkarte bekannt, wurde 
in mehreren englischen Werken beschrieben. Von der einschlägigen deutschen I.itteratur 
können wir nur Dr. Jilek’s Oceauographie, Wien 1867, welche eine Beschreibung dieses In- 
strumentes S. 62 und 63 giebt, &nfüliren. 

*) Bevue Maritime et Coloniale. Band LXVJI. 1880 S. 489. 



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1G8 



ZUTSCflRIFT rfR I>Him'MKSlK«KrVOK 

MAI 18*3. 



G RIX ICH, CvKIXNOnilAPn. 



Per Apparat von Roux war noch mit einer fixen Rose versehen, deren Nordsüd- 
linie nach der Richtung des magnetischen Meridians au oriontiren war. Dadurch war der 
Vortheil erreicht, dass man auf der Brücke des Schiffes eine naturgetreue Abbildung dos 
Orkans, nnch den vorherrschenden Verhältnissen angepasst und angoordnet, haben konnte. 
Die Modification durch De la Grye bezweckt grossere Einfachheit. 

Das Orkan - Dromoskop von Burinn 
besteht ans einer fixen Rose mit zwei beweg- 
/ H } n liehen eigenthiimlich geformten Alhidaden A, 

I ! ! &) Fig. 3, eine dorselbon filr die nördliche, die 

j / J 41« andere für die südliche Hemisphäre bestimmt. 

¥ !▼ lj Dio Einrichtung der Alhidaden ist im Prin- 

X j A ° .VVrW/. Htmitph cip folgende*). 

v V ; Auf beiden Seiten des Zeigers A 

\ sind zwei Arme B und C angebracht, welche, 

\ C gleich wie die Zeigerfläche, die ausznffihren- 

V ) den Monöverregeln enthalten. Auf einem 

's/ Seitenarm I) ist die Rotationsrichtung des 

r>*. s. Wirbels E angegeben; zwei Pfeile r und* 

lassen erkennen, dass bei steigendem Barometer (r) das Ccntrnm sich vom Schiffsorte 
entfernt und dass das Umgekehrte (s) bei fallendem Barometer stattfindet. Die Hand- 
habung ist einfach. Man stellt den Zeiger auf dio gegebene Windrichtung ein und wartet 
nun ah, bis die Drehung des Windes ausgesprochen ist. Stellt man m auf die neue 
Windrichtung ein, so muss man sich nach den Vorschriften desjenigen Armes richten, 
von welchem aus die Bewegung geschieht. Findet z. B. die Drehung im Sinne des Pfeiles 
X statt, so hat man sich nach den Angaben des Armes B zu richtep. 

Man sieht ohno W’eiteros, dass die Instrumente von Burian und von Roux (und 
beziehungsweise von De lu Grye) fast identisch sind, obgleich sie cigenthümlicherweise 
gleichzeitig erdacht und construirt wurden. Hätten wir eine Wahl zu treffen, so 
würden wir dem Apparat von De la Grye den Vorzug geben, da die Arme der Alhidadc 
von Burian immor Verwechselungen und Irrthumor gestatten, welche vcrhängnissvoll 
wenlen könnten. 

Wir gelangen jetzt zum Cyklonographeu des österr. Capitäninspectors boim 
Triester Lloyd, Franz Conte Viscovich. Der Apparat, welcher 18H2 in Triest ausgestollt 
war*), besteht aus einer ebenen Fläche von 1,17 m Länge und 0,8f> m Breite, auf welcher 
di« den Cyklonen eigenthümliche Wellenbewegung des Meeres en relief dargestellt ist. 
In allen Hauptgegenden bemerkt man kleine 8chiffe und zwar jene, welche das richtige 
Ausweichmanöver nusführen, in schwarzer, andere, welche der Gefahr entgegongehen, 
mit weisser Farbe bemalt. Eine Alhidade B steht ungefähr B cm über die Fläche der 
Grundebene erhoben und mnrkirt dio Richtung der Trajectorie. Vom Mittelpunkt F der 
Alhidadc ist an einem senkrechten Arme E die Distanzenscale vom Centrum nach den 
Barometerregeln von Leighton H. H. angebracht"). Die bewegliche Rose F mit dem 
verlängerten Durchmesser y J dient zur Fixirung der Centrumbobn. Ein System concen- 
triseber Kreise IJ mit an denselben angebrachten Pfeilen welche die Windrichtung bezeich- 
nen, ersetzt die concentrischen Kreise der Homkarte von Piddington mit dem Unterschiede, 
dass dieses System durch ein einfaches Räderwork, im Innern des Apparates angebracht, 



’) Revue Marit. et Colon. Bd. LXVII. S. 439. 

*) Almanacco dol Lloyd Austro-Uugarico. Triest 1883 S. 97. 
*) Practical application of the Law of Stromes at sea. 



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164 



Oklcicii, Cyklonookapii. 



X Km CH RI FT rPR Ts«rRrMK*TK*lCtrRDR. 

MAI 1*0. 



in Drehung versetzt wird. Die Kurbel A ist zu dem letzteren Zwecke bestimmt. Der 
Gebrauch des Instruments ist sehr einfach. Die Lage des Schiffes ist durch die Richtung 
des Windes (Polarwinkel) und durch den Barometerstand (Distanz vom Centrum und 
daher Radiusvector) in Polarcoordinaten gegeben. Denkt man sich den Alhidaden&rm 
nach Meilen getheilt, so sucht man zuerst auf einen beliebigen der concentrischen Kreise 




einen Pfeil, welcher die gegebene Windrichtung angiebt und dreht di© Alhidade solange, 
bis sie diesen Punkt deckt. Nun sieht man auf der Meilenscale der Alhidade, wie sich 
die schwarzen Schiffe benehmen, welche den gleichen Barometerstand beobachten, und 
führt genau dasselbe Manöver aus. Will man auch die Richtung des Centrums kennen, 
so dreht man den Arm gJ } bis er über die Schiffslage zu stehen kommt, und liest bei g 
die Peilung (Richtung) ab. 

Man sieht, dass es sich hier im Ganzen und Grossen um das Princip der Horn- 
karte von Piddington handelt, wobei die concentrischen Kreise, wie wir eben sagten, 
eine Bewegung annehmen können. Ueber die Anwendung einer bestimmten Barometer- 
scale würden wir uns aber entschieden ungünstig anssprechen müssen, und zwar ans den 
Gründen, welche wir im Eingänge unserer Abhandlung erwähnt haben. Als einen besonderen 
Vortheil des Instrumentes von Viscovich möchten wir die praktische Art hervorheben, in 
welcher der Erfinder die Manövrirregeln ersichtlich macht, da durch die Verzeichnung 
der Schiffe jede Verwechslung unmöglich gemacht wird. 

Als originell kann von allen beschriebenen Instrumenten nur die Hornkarte von 
Piddington bezeichnet werden. Roux und Bunan entfernten sich zwar etwas mehr von 
der Idee Piddington’s, jedoch unserer Ansicht nach ohne besondere Vortheile zu erreichen. 
Burian's Dromoskop bietet sogar die Möglichkeit verhängnissvoller Verwechslungen. 

Und nun noch einige wenigen Worte über die Anwendbarkeit solcher Apparate 
mit Bezug auf den neuesten Stand der Wissenschaft, ob nämlich die Kreistheorie oder 
die Spiraltheorie zu befolgen sei. Schon die ältesten Autoren haben die absolute Kreis- 
form des Wirbels in Zweifel gestellt. Reid 1 ) sagt z. B. dass ein Cyklone nur dann 
durch einen Kreis dargestellt werden kann, wenn er unbeweglich ist. Bridet*) spricht 

') On storms and variable winds. S. 4. 

’) Etüde sur les ouragans de Themisph^re austral S. 25. 



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165 



ZOT*CHUFT rl'K I)I8TIICMKUTEKK(7HDS. 

MAI litt. Jon«, Lmrhyoorafii. 



sich zuerst entschieden für die Kreiaform au«, giebt aber spater eine gewisse Störung der 
Kreisbahn zu 1 ), indem er annimmt, dass sich die Moleküle auf der vorderen Halbseite 
de« Cyclone durch den Widerstand der Luft gegenseitig reiben, wodurch die Kreisform 
nach und nach elliptisch wird. Auch Redfield und Piddington können die Kreistheorie 
nicht annehmen. Der Diroctor der Beobachtungsstation in Calcutta, Herr Willson, sagt, 
dass die Winddrehung einer Spirale folgt, welche um circa 20° von der Kreislinie ab- 
weicht*). Mol drum, Direktor des Observatoriums zu Mauritius, ist ebenfalls dieser 
Ansicht 3 ) u. s. w. Glücklicherweise verursacht die Spiraltheorie keine bedeutenden 
Aenderungen in den Manövrirregeln. Im gefährlichen Halbkreis dreht jedoch der Wind 
sehr langsam und man kann dadurch zu dom irrthümlichon Schluss geführt werden, 
das SchitF befinde sich auf der Trajectorie. Auf der gefährlichen Halbseite muss nun 
dicht an dem Winde gefahren werden; auf der Trajectorie muss man vor dem Winde 
laufen. Führt man das verkehrte Manöver aus, was bei einer Verwechslung des Pole« 
unbedingt geschieht, so rennt das Schiff dem sichern Untergang entgegen. Die geogra- 
phische Breite, in der man sich befindet, und die Windrichtungen werden im Ocean, wo 
die Sturmbahnen regelmässig sind, die Wahrscheinlichkeit einer annähernd richtigen 
Beurtheilung ermöglichen. In den chinesischen Gewässern, wo die Stürme sehr ver- 
schiedene Richtungen einschlagen, fehlt jeder Anhaltspunkt 4 ). 

Da also die Theorie Lücken aufweist, über welche „grössere Gewissheit 
wünsche n swerth wäre 5 ), so möchten wir zu den verschiedenen beschriebenen In- 
strumenten ein Fragezeichen für den zweifelhaften Fall der langsamen Drehung des 
Windes im gefährlichen Halbkreis, setzen. Beim Cyklonographen Viscovich wäre übrigens 
sehr leicht die Einrichtung zu treffen , dass der Apparat für eine und für die andere 
Theorie brauchbar wird, wenn man nämlich noch unter- oder oberhalb des kreisförmigen 
Windsy stems fixe Spiraläste an bringen würde. Wir bemerken zum Schlüsse, dass 
Viscovich streng genommen sein Windsystem nicht aus concentrischen Kreisen bestehen 
lässt, sondern dass er eine kreisförmige Spirale um den Mittelpunkt der Sturmbahn 
windet, welche Einrichtung jedoch auch nicht der Spiraltheorie vollkommen entspricht. 



Neuer Zeichenapparat (Embryograph) für schwache 
Vergrösserungen. 

Von 

ffl. June in DArratUdl. 

Durch die unbequeme oder unzureichende Handhabung anderer Zeichenapparate 
veranlasst, construirte der Verfasser nach freundlichen Rathschlägen des Herrn Prof. 
Br. von Koch hierselbst einen neuen Zeichenapparat, indem er in der nachfolgend beschrie- 
benen Weise auf ein Prä parir- Stativ von grossen Dimensionen eine Brücke’sche Loupe 
»ufsetzte, welche der Bestellung entsprechend Vergrösserungen von circa 1 bis 20 oder 
auch 4 bis 30 in fortlaufender Reihenfolge zuliess. 

*) A. a. O. S. 247. 

*) Annalea hydrographiques 37 , S. 18. 

*) Notes sur la forme des cyclones dans l’Ocäan Indien S. 22. 

4 ) Näheres in E. Gelcich. Phys. Geogr. des Meeres, S. 172 und in den Mitth. aus 
Geb. de« Seewesens; W. PotoCuik, Uober die Sturmtheorie, Jahrg 1875. 

Amial. der Hydr. und marit. Meteorologie 1878. Wagner: Ueber Stürme etc. 



i 



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ig*; 



JUSO, EmBKYOOUAPH. 



Zkitiu murr rüa IxRTKrMKmnrsDr. 
MAI IMS. 



Zur Erläuterung dor beistehenden Abbildung des patentirton und schon mehrfach 
(in der Werkstätte von W. Emil Boecker in Wotzlar) ausgefUlirten Instrumentes (Fig. I) 
sei Folgendes bemerkt. 

Auf dem schweren, viereckigen Eisenfuss ruht eine die übrigen Theile tragende 
Säule und der zur Beleuchtung durchsichtiger Objecte dienende untere Hohlspiegel. 




Fig. 1. (*/,« natürl. Or .) 



Letzterer ist ziemlich gross und besteht aus 
einer auf der hinteren Seite versilberten Plan* 
convexlinse. Zum Zwecke ausreichender Be- 
weglichkeit und um ihn nöthigeufalls bei Seite 
schlagen zu können, sitzt er auf einem mit 
Stöpsel versehenen Scharnier; der Stöpsel 
passt genau in die Federhülse A, und diese 
ist auf einem schweren, längs aufgeschlitzten 
Träger T befestigt. Genannter Träger liegt 
zur Erzielung grösserer Stabilität Hach auf 
dem Fusse und kann zur Erreichung jeder 
gewünschten Stellung des Spiegels sowohl 
um die ihn festhaltende Stellscheibe S ge- 
dreht, als auch längs des genannten Schlitzes 
verschoben werden. 

Auf die Säule ist der 100 mm lange 
und 120 mm breite Tisch mit Federklammern 
festgeschraubt. Derselbe besitzt statt runder 
OeHiiung in der Mitte einen nach vorn offenen 
hufeisenförmigen Ausschnitt von 30 mm 
Breite , welcher durch zwei eingepasste 
Plättchen ganz oder theilweise bedeckt 
werden kaim. 



Das Linsen-System , eine besonders dazu berechnete Brücke'sche Loupe mit 
variabler Yergrösserung, sitzt in dem Lorgnon des Trägers M und ist zur Vermeidung von 
Drehungen um die optische Axo au der unteren Fassung mit in den Träger eingreifender 
Naso versehen. Dor Träger selbst ist auf das Prisma I* aufgeschraubt, welches letztere 
durch Zahn und Trieb senkrecht auf und ab bewegt werden kann. 

An seiner freien Seite besitzt der Träger einen mit Federhülse versehenen Ansatz, 
in welchen von unten der Stift dos kleineren Spiegels eingeschoben wird. Dieser obere 
Spiegel soll zur Beleuchtung undurchsichtiger Objecte dienen und erhält sein Licht von 
dem unteren grossen Spiogel. Die Brennweiten beider Spiegel sind so rogulirt, dass bei 
stärkeren Vergrüsserungen doch immer noch das theoretisch mögliche Maximum der Be- 
leuchtung nahezu erreicht wird. Sollte schwächere Lichtstärke beim Arbeiten nothwendig 
werden, so kann dies leicht durch senkrechtes Verschieben des oberen Spiegels geschehen. 
Auf der einen Seite befindet sich für sehr schwache Beleuchtung (welche jedoch immer 
noch stärker ist als auffallendes Tageslicht) eine plangeschliffene Milchglasplatte. Nament- 
lich hat die Spiegeleinrichtung vor den bekannten „Beleuchtungs-Linsen 11 den grossen 
Vortheil, dass das Sehfeld immer etwas matt und gleichmässig stark beleuchtet wird, 
was bei nicht scharfen Contouren vieler Naturgegenstände die Sichtbarkeit ausserordentlich 
erleichtert. Vermöge seiner Befestigung kann der obere Spiegel jede Stellung zur Axe 
des unteren erhalten und ausserdem zu besonderen Zwecken in die Federhülse des vorher 
beseitigten, unteren Spiegels eingeschoben werden. 



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ir>7 



ZurraoimrT ri‘« I* «Turn Ein kvki-«dr. 
MAI IM3. 



Klf.i«kuf Mitthbilükoin. 



Wie Bchon erwähnt ist das System eine Brücke'sclie Loupe. Es besteht aus 
zwei achromatischen Objoctivliusen und einem Concav-Ocnlar. Die beiden Objoctivliusen 
können in einom Schneckengang von einander entfernt oder genähert werden, was durch 
Drehen dos goränderten Ringes Ji geschieht. Ebenso kann das Ooular durch Auf- und 
Abw&rtsschieben dos Tubus .V verschiedene Entfernungen von dem Objectiv erhalten. 
Dieser Tnbus ledert so an der inneren Fassung, dass durch etwas festes Zusammen- 
drücken der beiden Knöpfe k die Reibung l>eider Hülsen vermindert und so ein leichtes 
nnd sanftes Gleiten ermöglicht ist. Zur Erzielung sehr schwacher Vorgrösserungeu kaim 
endlich die untere Objectivlinse ganz herausgeschraubt werden. Durch diese Combination 
und noch zwei stärkere Ocularo worden bei rationellem Gebrauche alle Vcrgrösserungs- 
stufon in den angegebenen Grenzon erhalten. Noch stärkere Vergrüsserungen wurden 
ausser Acht gelassen, weil dafür das zusammengesetzte Mikroskop für Verfügung steht 
und andere wichtige Vortheile hätten aufgegoben werden müssen. Eine Scale zur Ab- 
lesung, etwa am Tnbusrande, wurde nicht angebracht, weil die directe Bestimmung so 
schwacher Vergrüsserungen sehr einfach durch Messen auszuführen ist Das freio Hehfeld 
bewegt sich im umgekehrten Vorhältniss zur Vorgrösserung in den Grenzon von 65 
bis 7 mm. 

Am Ocular ist zum bequemen Zeichnen eine Camera lucida mit drehbarem Ring 
angebracht, welche ähnlich der Zeiss'schen oine Neigung der Zeichenfläche zur Tischebene 
von circa 22 3 erfordert. Auch beim Drehen dos Ringes R oder beim Verschieben des 
Tubus zur Veränderung der Vergrösserung bleibt die Camora immer in dorselbon Lago 
mm Ocular und der Zeichenfläche, was als ein nicht zu uuterschäteoudcr, an vielen 
Instrumenten unbeachteter Vortheil anzusehen ist. 

Um das Instrument endlich auch zum Prüpariren benützen zu können, was bei 
Situs-Präparaten von kleineren Thieren doch nicht mehr gut mit freiem Augo möglich 

ist, sind Handauflagen angepasst, welche leicht entfernt 
worden können. Dieselben bestehen aus zwei hohlen 
Kästchen (Fig. 2) von derselben Höhe wie der Object- 
tisch; sie werden mit den Schraubenknöpfen c an den 
Fuss des Instrumentes durch Einsetzen in die Löcher c, 
und c, befestigt und können durch den in Zähne ein- 
greifenden Hebelarm A (Fig 1) in verschiedene Lago zur Horizontalebene gebracht werden. 

Anfänglich nur zum eigenen Gebrauch, besonders zum Zeichnen schwach zu ver- 
grössemder Thiere (Situs-Präparate, Embryonen otc.) bestimmt, erwies sich das Instrument 
bald auch als sehr geeignet zum Zeichnen von Pctrefacten und Steiuscbliffen (s. G. v. Koch, 
Palacontogrnpliica 1883) nnd dürfte auch für andere ähnliche Aufgaben mit Nutzen zu 
verwenden sein. 




Fijj. S. (V« MtSrl.Gr>) 



Kleinere (Original-) Mltthelliiiigen. 

Internationale elektrische Ausstellung in Wien. 

Wir sind in die Lage gesetzt, weitere Nachrichten über die bevorstehende elek- 
trische Ausstellung in Wien geben zu können, welche sich in der That zu einom über- 
sichtlichen Bilde der gosammten internationalen elektrischen Technik auf wissenschaft- 
lichem und gewerblichem Gebiete zu gestalten verspricht. Von wissenschaftlichen 
Apparaten sind folgende weiter angcmeldel. 



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168 



T ZuTscuiurT rtm. IxmPiikiaiiKciuft 

Ukkkkatk. MAI l«AJ. 



C. L. Menge» au» dem Haag sendet eine Collection von Instrumenten für elektro- 
technische Messungen, sowie elektrische Uhren. 0. Leuner in Dresden wird Influenz- 
Elektrisirmaschinen nach Töpler's System mit 20, 30 und 60 rotirenden Scheiben aus- 
stellen. F. O. R. Götze in Leipzig hat die phosphorcscirenden Apparate von Dr. Puluj 
angemeldet, sowie Geisler'sche und Crookes’sche Röhren, verschiedene Radiometer 
und einen Apparat nach De la Rive, welcher die Rotation des elektrischen Lichts uiu 
einen Magneten zur Darstellung bringt. 

Die Anmeldungen auf elektro-technischem Gebiete, dynamo-elektrische Maschinen, 
Apparate zur elektrischen Kraftübertragung u. s. w. sind zu zahlreich , als dass hier im 
Einzelnen auf dieselben cingegangen werden könnte. Wir wollen nur der von A. Kovaco 
in St. Petersburg angemeldeten Collection aus dem Gebiete der Galvanoplastik gedenken, 
sowie der Ausstellung der Londoner EUetriral Power Sloriu/e Company, welche Accurnu- 
latoren zum Betriebe von 200 Glühlichtlampon und ein von Accumulatoron getriebenes Schiff 
senden wird; letzteres wird wahrscheinlich während der Zeit der Ausstellung auf dem 
Donau-Kanale fahren. 

Die Ausstellungs-Commission bereitet eine Massregel vor , welche bei dom be- 
suchenden Publicum wahrscheinlich viel Beifall linden wird. Die Commission will nämlich 
den Besuchern der Ausstellung leichte eiserne Hülson für Taschenuhren zur Verfügung 
stellen, um letztere vor dem magnetisironden Einflüsse der dynamo-elektrischen Maschinen 
zu schützen, in ähnlicher Weise, wie die Schiflscompasse mit Compensations-Vorrichtungen 
versehen werden. 

Die Ausstellungs-Commission lässt ferner durch A. Hartleben eine vollständige 
Bibliothek der elektro-technischen Literatur aller Länder zusammenstellen. 



HcIVratr. 

Ein neues Universalstativ flir astronomische Kernrühre. 

Von G. Fischer in Tölz. Centr.-ZeiUj. f. Opi. u. Merk. 1883. No. 4. 

Die Liebhaber der Astronomie sind in den seltensten Fällen in der Lage, sich 
aus eigenen Mitteln eine mit allen Instrumenten ausgestattete Sternwarte zu beschaffen 
In der Regel begnügen sie sich mit dem einen oder andern Instrumente, meistens mit 
einem mehr oder minder guten Aequatoreal. Aus Mangel au geeigneten Hülfsmitteln 
beschränken sich die Liebhaber daher gewöhnlich auf die blosse Besichtigung der Himmels- 
körper. Es würde aber gewiss auch von ihnen manches wissenschaftlich verwerthbare 
Ergebnis» erzielt werden können, wenn sie in die leige gesetzt würden, ihr Fernrohr je 
nach Wunsch und Bedürfnis» sowohl als Aequatoreal, wie als Mittagsfemrohr, als Tbeo- 
dolith u. s. w. zu gebrauchen. Es hat bisher nicht an Versuchen gefehlt, astronomische 
Fernrohre derart zu montiren, dass sie dieser verschiedenen Anwendungen fähig werden; 
leider lassen jedoch die bisherigen Constructionen solcher Montirungen, sogenannter 
Universalstative, fast durchgängig viel zu wünschen übrig. Dieser Umstand hat den 
Verf. dazu geführt, ein Universalstativ zu construiren, das möglichst allon Anforderungen 
entspräche. Wie es scheint, ist ihm eine befriedigende Lösung der Aufgabe gelungen. 

Es handelt sich im vorliegenden Falle darum, die parallaktische und horizontale 
Montirung so mit einander zu verbinden, dass den strengen Anforderungen, welche an 
Präcisionsinstrumente gestellt werden müssen, Genüge geleistet ist. Die horizontale und 
parallaktische Aufstellung — Theodolith und Aequatoreal — unterscheiden sich vou ein- 
ander im Grunde nur durch die verschiedene Neigung der Axon gegen den Horizont. 



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Zcrrsctmirr rtn liiTKvnuTKiiKininc. 
MAI 



Rrikhatk. 



169 



Da nun aber bei dem Aeqnatoreal die schiefe gegen den Horizont geneigte Axenstellung 
durch den parallaktischen Kopf einestheils bedingt, nnderentheils aber auch nur durch 
ihn genügend gestützt wird, da also der parallaktische Kopf es eigentlich ist, der in 
letzter Instanz den Unterschied der beiden Aufstellungsarten bedingt und charakterisirt, 
so kam Fischer auf die Idee, die Lösungsvcreucho zu einem zweckmässigen Universal- 
stative an den parallaktischen Kopf anzulebnen. 

Der parallaktische Kopf stellt sich gewöhnlich als eine vierseitige rechtwinkelige 
Ergänzungspyramido dar, deren Höhendurchschnitt ein recht winkeliges Dreieck ist. Giebt 
man der Hypotenuse eine der Polhöhe entsprechende Neigung, so ist die parallaktische 
Aufstellung erreicht, wenn man die Stundenaxe an und parallel der Hypotenuse befostigt. 
Bringt man dagegen dieselbe Axe — bei unveränderter Stellung des Kopfes — au der 
einen Kathete und parallel zu ihr an, so wird die Stundenaxe zur Verticalaxe, der 
Stundenkreis zum Horizontalkreis, folglich auch die Declinationsaxe zur Horizoninlaxe 
und der Declinationskreis zum Vorticalkreis ; das Aeqnatoreal ist zum Theodolith geworden. 
— Diese Erwägungen ergaben als erste Lösung den Ausweg, die Stundenaxe jeweilig 
von der Hypotenuse zu lösen und an der verticalen Kathete zu befestigen und umgekehrt. 
Aus naheliegenden Gründen wurde jedoch hiervon abgesehen und der in Bezug auf 
Stabilität und Bequemlichkeit angemessenere Weg eingeschlagen, die Stundenaxe ein für 
alle Mal an der verticalen Kathete zu befestigen und ihro verschiedene Neigung und 
Stellung gegen den Horizont durch geeignete Drehung des Kopfes herbeizuführen. 

Die constructive Verwirklichung dieses Princips kann auf dreierlei Weise erreicht 
werden. Man kann erstens den Kopf so weit drehen, his die vorher verticale Kathete 
am den gewünschten Winkel zum Horizont geneigt ist und dann den Kopf an einen 
entsprechenden Ansatz des Stativs festschrauben. Zweitens kann nach erfolgter Drehung, 
utn eine neue genügende Basis für die neue Stellung des Kopfes zu erhalten, ein [lassen- 
des Ergänzungsstück angefügt und angeschraubt werden. Verf. verwirft jedoch beides 
und entscheidet sich für die folgondo dritte Methode. Er schneidet zur Gewinnung einer 
neuen Basis ein Stück von dem Kopfe weg. Hierdurch wird die ursprüngliche erste 
Basis allerdings bedeutend verkürzt, allein sic kann ja von Anfang an so lang genommen 
werden, dass sie auch nach geschehenem Abscliueiden ihrem Zwecke genügt. In Fig. 1 
und 2 stellt tf die neue Basis vor, während hf aus der alten Basis ab verkürzt ist; es 
giebt also in Fig. 1 bf die parallaktiscli-äquatoreale Aufstellung, während in Fig. 2 ef 




Fl*. I. Fl*, j. 



die Basis der horizontal-vertiealen Aufstellung ist. — Diese letzte Lösung der Aufgabe 
i*t von E. Hartmann in Würzburg mit einigen Modificationen in folgender Weise ans- 
gefohrt worden. 

Fig. 3 bis B zeigen das Instrument — einen 3V»zölligen Tubus — in den beiden Haupt- 
stellungen; Fig. 3uud4 als Theodolith, Fig. ß als Aequatoreal. Zur jeweiligen Einstellung 
dienen die beiden Anschläge u, und a 3 ; die Oorrectionsschrauben 6 regeln die Einstellung 

23 

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170 



Rkpkkatk. 



Zt.iiM niurr n'n lxiTRCiiKnuKiiiii. 
MAI IW.I 



auf das Genaueste. Die Feststellung in beiden Lagen geschieht durch die auswechsel- 
bare. Hukenschraube, durch doren Haken der parallak tische Kopf fest auf seine Basis 
niedergezogen und darauf festgehalten wird; die Corroctionsscliraubo b dient in der paral- 
laktischen Aufstellung zugleich als Polhöhencorrection. Werden die Correctionsschrautau 
durch Gegeuinutterclien festgebremst, so ist, wenn einmal in Indden Stellungen die genaue 
Oorrection vorgenommen ist, beim Wechsel der Aufstellung die neue Lage nahezu ver- 
bürgt; zur Controle kann an einem Ende der Drehzapfen ein auf Gradtheilung einspielen- 
der Zeiger angebracht worden. 

Die beiden Axen sind von Stahl und ruhen in Broncelagorn. Von der Anbrin- 
gung von Frict ionsrollen wurde vorläufig abgesehen, da sie bei kleineren Instrumenten 




PiK. 3. 




Piff- 4. 



Pig. S 



nicht gerade nöthig sind, wenn nur die Gegenspitze richtig eingestellt ist. Will man das 
Instrument in der Theodolithstellung als Höhenkreis oder Mittagsfernrohr verwenden, so 
wird die Stundcnaxc durch die beiden Druckschrauben d gegen Drehung gewahrt; die 
Klemmung ist solid ausgeführt; die Schrauben drücken nicht unmittelbar auf die Axen 
sondern erst auf ein längeres Bremsstuck. — Die beiden Axen haben sorgfältig gearbeitete 
Mikrometerbewegungon, die in allen Lagen zu gebrauchen sind und vom Oculare aus 
regiert werden. 

Der Stuudenkreis hat einen Durchmesser von 165 mm, der Declinationskreis 
einen solchen von 185 mm. Beide haben je zwei Nonien, mittels deren in Declination 
80 Bogon-Sccumlen, im Rectoscension 2 Zeit-Secuuden unmittelbar abgelesen und die 
Hälften dieser Grössen noch geschätzt werden können. Der Stundenkreis ist au das 
obere Axenende verlegt und festliegend angebracht worden, während sich die Nonien mit 
der Stundonaxc drehen. Der Kreis musste au das obere Ende verlegt werden, weil er 
sonst in der Theodolithen-Stellung in Collision mit der Säule des Stativs gekommen wäre. 

Ausser den schon erwähnten Correctionsschrauben sind noch folgende Rcgulir- 
vorrichtungen vorhanden: Correctionsschrauben an den Ringen des Fernrohrs, um die 
optische Axe desselben genau parallel zur Stundonaxe stellen zu können; die Wiege r, 
mittels deren die Declinationsaxe genau senkrecht zur Stuiuleuaxe gestellt wird; ferner 
sind die Nonien innerhalb gewisser Grenzen verschiebbar; endlich ist noch eine corrigir* 
und reversirbare Libelle vorhanden. 



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Znmnurr rt'K Imrtrcmrntkükkmdie „ 

MAI 1H ML BbFKMATII. 

Das in der Zeichnung augewendeto Stativ ist massiv von Eichenholz, mit Fuss- 
schrauben, Libello zum Verticalstellen der Säule und mit Rollen zum Fahreu versehen. 
— Das Uhrwerk ist in der Zeichnung wcggolasseii, da es nur auf eigene Bestellung ge- 
liefert wird, aber jederzeit leicht mit dem Gestelle verbunden werden kann. 

Verl*, erwähnt, dass der Schwerpunkt je nach der Aufstellung etwas veränderlich 
sei, doch hält Hartmann eine besondere Ausbalaucirung desselben für unnöthig, da er im 
Gestelle jederzeit genügende Unterstützung finde. 

Hoffentlich lässt die Mittheilung von Beoliachtungsergebnissen, aus denen Ge- 
naueres über die Brauchbarkeit dieses Fischer -Hartmanirschen Universalstativs zu 
entnehmen von grossem Interesse wäre, nicht allzulange auf sich warten. 

Ein Spektroskop mit grosser Dispersion. 

Von A. Cornu. Journ. de Phys. 1883. Februar . S. 53. 

Die Eigenthümlichkeit des vorliegenden Spektroskop besteht darin, dass es nur 
ein Fernrohr und ein einzigos Prisma besitzt. 

Das achromatische Objcctiv 0 (Fig. 1) von 1,20 m Brennweito, bildet zugleich 
Uollimator und Fernrohr. Zu diesem Zwecke ist in der Entfernung von 0,95 in vom 
Objectiv, etw r as über der horizontalen Hauptaxe, ein kleines total reflectirondes Prisma R 
angebracht; ferner befindet sich in der Hauptbrennweite des Objectivs an einer Seite der 
Spalt F. Das durch diesen eiufallende Licht wird auf das Prisma R geworfen und von 
demselben in einer zur Hauptaxe etwas geneigten Richtung nach dem Objectiv hin reflectirt. 
Der Einfachheit wegen sei angenommen, dass als Lichtquelle monochromatisches Licht 
dient Das aus dem Objectiv austretende, von parallelen Strahlen gebildete Lichtbündel 






Fis- 1. 

fallt auf das Prisma P und wird hier ein erstes Mal gebrochen. Das gebrochene Licht- 
Imndel Fällt auf den unter 46° geneigten und an der äusseren Seite versilberten Spiegel 3/,, 
welcher es vertical nach oben reflectirt und dann auf den zweiten, zum ersten unter 90° 
stehenden Spiegel M t wirft. Dieser macht das Lichtbündel horizontal und lässt es ein 
zweites Mal durch das Prisma P gehen, aber diesmal an einer etwas höheren Stelle, als 
da« erste Mal. Jetzt erfahrt das Lichthünde! an dem dritten Spiegel N eine fast normale 
Reflexion, welche es fast denselben Weg wieder zurücknehmen lässt und nach vier 
Rrechungen zum Objectiv zurückführt. Der Spiegel X ist um eine horizontale Axe ll H 
drehbar;- man regulirt seine Neigung derartig, dass das zurückkehrende Lichtbündel in 
Bezug auf die Hauptaxe symmetrisch zum austreteuden Bündel ist und in /*, ein wenig 
Guter und hinter dem total reflectirenden Prisma R , ein Bild des Spaltes F entsteht. Ein 
passendes Ocular L gestattet die Beobachtung dieses Bildes. 

Eine sehr einfache Anordnung gestattet die Justirung des Prisma P. Zu diesem 
Zwecke sind nämlich das Prisma und das System der beiden rechtwinkeligen Spiegel M l 
und }f t auf zwei unabhängigen Alliidaden (JA und OB montirt (Fig. 2), welche beido 



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172 



Hkpkkatk. 



Z Kl TS CHILI FT rt’K iMTll'MlITinniL 

MAI |RM. 



um 0 drehbar sind. In welcher Weise die gleichzeitige Bewegung der Alhidaden durch 
die Gliederung .4 0 H C rogulirt wird, ist aus der Figur ersichtlich. 

Der Beobachter justirt zunficlist die beiden rechtwinkeligen Spiegel durch Beob- 
achtung der reflectirteu Bilder des Augapfels seines Auges, welche sich in ein einziges 
Bild vereinigen müssen, das aber durch die gemeinschaftliche Kante der beiden Spiegel 
in zwei Theile getheilt wird. Sodann wird der Spiegel X derartig geneigt, dass in f ein 
Spaltbild entsteht. Es empfiehlt sich, bei diesen Operationen das Prisma zu entfernen 
und dasselbe erst nach erfolgter Justirung der Spiegel an seine Stelle zu bringen. Die 
erste annähernde Aufstellung wird durch die Anwendung intensiven Sonnenlichts 
sehr erleichtert. 

Wenn der Apparat gonau justirt ist, genügt eino Verstellung der Alhidade OB 
der rechtwinkcligen Spiegel, um im Gesichtsfelde des Fernrohrs die Reihenfolge der 
Spectralstrahlen vorzuführen. Mikrometrische Messungen ktmnen nicht nur mit einem am 
Oculnr angebrachten Fadenmikrometer ausgeführt werden, sondern auch mit Hülfe der 
Schraube ohne Ende V. welche in den gezahnten Umfang einer mit der Alhidade ver- 
bundenen Kreisplatte eingreift. Die gotbeilte Trommel dieser Schraube befindet sich 
nahe am Ocular und gestattet noch 0,001 K zu schätzen. 

Als passendstes Prisma P empfiehlt Cornu ein Flttssigkeitsprisina, mit Schwefel- 
kohlenstoff gefüllt. 

Verf. hat die Idee dieses Apparatos schon vor einer Reihe von Jahren angegeben 
und Bich einer provisorischen Ausführung dessellmn schon seit längerer Zeit bedient. 
Die definitive Construction ist indess erst kürzlich vollendet und von Mechaniker 
Duboscq in Paris ausgeführt worden. 

Um eine Vorstellung von der Wirkungsweise des Apparates zu geben, führt 
Verf. folgendes Experiment an. Wenn man den au der äusseren Beite versilberten 
Spiegel iV mit einem innen versilberten Glase mit gut parallelen Seiten vertauscht, so 
erscheint das continuirliche Spectrum eines intensiven Lichts von Frauzen durchfurcht, 
welche bekanntlich von der Interferenz der reflectirten Wellen herrühren. Das Speetro- 
skop erlaubte 17 bis 18 Franzen in dem Intervalle zwischen den beiden Strahlen D, 
und D, des Sonuenspectrums zu zählen; das Glas des Spiegels war ungefähr 3 mm dick. 

Um störende Reflexbilder zu vermeiden, die durch das einfallende Licht im 
Objectiv entstehen, hatte Uornu (wenn er das Spectrum photographiren wollte) kleine 
Stückchen schwarzen Papiers auf die glänzenden Stellen des Objectivs geklebt; für 
optische Beobachtung genügt Fizeau's Verfahren, durch einen kleinen Dreht am Ocular 
die leuchtenden Punkto zu verdecken. 

Verf. hat mit Schwefelkohlenstoff bei gleichbleibender Temperatur die reinsten 
Bilder des Spectrums erhalten; Flintglas findet er selten homogen genug. Die Haupt- 
schwierigkeit liegt in der Aufgabe, spiegelnde und brechende Flachen in genügender Voll- 
kommenheit herzustellen. 

Mit Rücksicht hierauf hält Referent die Herstellung dieses S)>ectroskop8 keines- 
wegs für einfacher als die der meisten anderen. 

Apparat zur Untersuchung der Parallelität von Spiegeln und Schnttenglüsern für 

Reflexionsinstrumente. 

Von Mechaniker C. Plath i» Hamburg. Cmtralzeitg. f. Opt. u. Meck. 1882. Xo. 23. 

Das diesem Apparat zu Grunde liegende Princip, mittels zweier gegen einander 
geneigter Fernrohre Spiegel- und Schattengläser auf ihre Parallelität zu prüfen, ist nicht 
neu, sondern bereits von Pistor & Martins in Berlin im Jahro 1848 augewendet worden 
Mittels des Pistor & Martins'schen Apparates konnte man jedoch nur constatiren, ob die 



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»C» I**TKOMRirrKaittnrDR. 
MAI IMS. 



Kaper ats. 



173 



Spiegel parallel waren oder nicht; Jen Spiogelfehler konnte man mit demselben nicht 
bestimmen. Letzteres ermöglicht Jor vom Verf. construirte Apparat. 

Zwei auf ein Brett geschraubte Träger AA (Fig. 1) tragen zwei Fernrohre /i/i, 
»eiche unter einem Winkel von 150° gegen einander geneigt mul seitlich so gestellt 
sind, dass ihre optischen Axen sieh schneiden. Der zur Aufnahme der zu untersuchenden 
Gläser dienende Träger C ruht auf demselben Brett mit drei Schrauben Df) und von 




Fl*, i 



denen nur zwei in der Figur sichtbar sind. Die Verbindungslinie der beiden Schrauben 
Dl) geht durch den Mittelpunkt der runden Platte des Trägers C und steht senkrecht 
auf der von diesem Punkto nach E gezogenen Linie. In welcher Weise die Stücke F 
und G auf dem Träger C befestigt sind, ist naheliegend und überdies aus der Figur 
ersichtlich, G trägt drei kurze Spitzen, anf welche die zu untersuchenden Uläser 
gelegt werden. 

An der Schraube E ist eine gethoilte Scheibe K befestigt, deren Theilnng mit 
Hälfe des Lides /, abgelcsen wird. Diese Einrichtung dient zur Messung des sogenannten 
^Regelfehlers, des Winkels, welchen die beiden Flächen eines nicht parallelen Spiegel- 
eier Schattenglases mit einander bilden. Das Vorhältniss zwischen Oangwoite der 
Schraube E und Entfernung ihres Mittelpunktes von dem Mittelpunkte der runden Platte 
von C ist so gewählt, dass eine Umdrehung der Schraube einer Winkolbewegung dieser 
Entfernung (des Armes, durch den sie geht) von 10 Minuten entspricht. Die Scheibe ist 
in 910 Th eile getheilt; jeder Theil ist gleich einer Secunde, so dass eine ganze Umdrehung 
der Schraube (6 Minuten entsprechend) den Arm tun den doppelten Betrag des Winkels 
hebt den die Theilnng angiebt; dies Verhältnis« ist aus einem bestimmten weiter unten 
ersichtlichen Grunde gewählt worden. — Die Fernrohre sind mit Fadenkreuzen versehen; 
das Fadenkreuz desjenigen, durch welches bei der Untersuchung gesehen wird, des 
Aogenfernrobrs (in der Zeichnung das rechts gelegene), ist ein schräg liegendes Kreuz; 
dasjenige de» Objectfernrohrs (in der Zeichnung das links gelegene) besteht aus einem 
Horizontal- und zwei Verticalfäden. Um das von dem zu untersuchenden Spiegel reflec- 
tirte Bild des Fadenkreuzes des Objectfemrohrs im Augenfornrohr deutlich und scharf 
m sehen, ist zum genauen Einstellen am ersteren eine Hebelvorrichtung angebracht, durch 
welche der Auszug des Fernrohrs leicht und sicher bewegt wird. 

Die einfachste Anwendung findet der Apparat bei der Untersuchung unbelogter 
Spiegel. — Der Apparat wird zunächst so anigostcllt, dass das Tageslicht oder eine 
künstliche Lichtquelle direct in das Objectfernrohr fallen kann. Der Spiegel wird auf 
die drei Spitzen gelegt, und Fernrohre und Fussschrauben so eingestellt, dass ein scharfes 
Bild des Fadenkreuzes des Objectfernrohrs im Augenfemrohre sichtbar ist und zwar in 
4er Lage, dass der Horizontalfaden genau durch den Schnittpunkt des schrägen Kreuzes 
geht und di« beiden Verticalfaden in gleichen Abständen von demselben sieb befinden, 
wie es Fig. 2 zeigt. Dreht man dann den Spiegel horizontal um 180°, so befindet sich 
üc untere Fläche des Spiegels wieder in derselben Ebene, und wenn der Spiegel 



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174 



Rifriutr. 



Z Kl TSC II RIFT rP« IurrBCMCKllKrSDR 

MAI isu. 



parallel ist, nimmt auch die obere Fläche genau wieder dieselbe Lage ein; man wird 
also die Bilder der Fadenkreuze in derselben Stellung sehen wie früher. 

Ist aber der Spiegel nicht parallel, so wird natürlich nach dem Umdrehe« 
die obere Fläche eine andere Lage einnehmen. In Fig. 3 sei ein nicht paralleler Spiegel 
mit seiner dünnen Seite dem Objectfenirohr zugekehrt und es sei der Apparat und die 
obere Fläche e f des Spiegels so eingestellt, dass der vom Horizontalfaden kommende 




Fl*, i. Fi«. J. 



Strahl ab, in der Richtung h c reflectirt, genau den Schnittpunkt des schrägen Kremes 
trifl't. Wird nun der Spiegel wieder wie oben gedreht, so wird Hich die obere Fläche 
nunmehr in der Richtung der pnnktirten Linie rf befinden, ab wird nach b <1 reflectirt 
und das Bild des Horizontalfadens wird unterhalb des Schnittpunkts des schrägen Kremes 
erscheinen. Um nun dies Bild wieder in seine vorige Lage zu bringen, wird man den 
Spiegel genau in die frühere Ebene e f bringen müssen; es geschieht dies, indem man 
den Spiegel durch Drehung der Schraube E um den doppelten Betrag des von der oberen 
und unteren Fläche gebildeten Winkels r, also um den doppelten Spiegelfehler, hebt. 
Die Differenz der Angaben der getheilten Scheibe in den beiden Lagen des Spiegels giebt 
also, entsprechend der oben beschriebenen Einrichtung der Ablcsevorrichtung, direct den 
Betrag des Spiegelfehlers. 

Für Spiegel, welche mit. Folie belegt sind, gelten andere optische Verhältnisse; 
demgemäss wird die Bestimmung des Spiegelfehlers sich etwas anders gestalten. Es 
würde jedoch hier zu weit führen, auf diese Untersuchung näher einzugehen; ans dem- 
selben Grunde müssen wir uns eine Schilderung der Untersuchung der Spiegel auf etwa 
vorhandene Krümmung versagen und diesbezüglich auf das Original verweisen. 

Elektrische Messinstrumente. 

Vo» W. E. Ayrton «»(/ J. Perry. V EUrtricien i882. No. 38. S. 580. 

In Folge der grossen Fortschritte, welche in den letzten beiden Jahren auf dem 
Gebiete der elektrischen Beleuchtung und der Kraftül>ortmgnng nuf weite Entfernungen 
mittels der Elektrirität gemacht worden sind, haiien die Herren Ayrton und Perry den 
interessanten und anerkennenswerthen Entschloss gefasst, im 1.' t'Jntncu’n mittels einer 
Reihe von Aufsätzen eine kurze Beschreibung aller von ihnen erfundenen und constrnirten 
elektrischen Messinstrumente zu geben. 

In dem vorliegenden ersten Aufsätze wird mitgetheilt, dass man seit Anfang 1881 
eine neue, bereits früher von Carpentier nnd Deprez beschriebene Methode ange- 
nommen hat, welche es ermöglicht, liei den elektrischen Messapparaten die Abweichungen 
der Magnetnadel den Stromstärken proportional zn machen. Dieselbe besteht darin, die 
Axe der Drahtumwindungen schräg zur Axe des magnetischen Feldes zn stellen nnd nicht 
rechtwinkelig, wie dies l>ei den alten Galvanometern der Fall ist. 

Bei den gewöhnlichen Galvanometern nimmt das magnetische Moment, hervor- 
gebracht durch die Wirkung des elektrischen Stromes, in dem Maasse ab, als die Nadel 
abgelenkt winl , so dass der Strom viel rascher zunehmen muss als die Abweichung 
der Nadel. Bei den neuen Ap|«traten dagegen wird durch die Schrägst ellung der Draht- 
umwindungen bewirkt, dass das durch den Strom erzeugte magnetische Moment bis zu 
einem gewissen Punkte wächst. 



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175 



Das erste hier beschriebene Instrument ist ein Ammeter mit Umschalter. 
Die Helle dieses Ammeters (Abkürzung für Ampere-Motor) besteht aus zehn Leitnngs- 
drahten von genau gleichem Widerstande, welche mittels eines einfachen Umschalters 
ein- und ausgeschaltet werden können. Auf diese Weise lässt sich die Empfindlichkeit 
des Instrumentes verzehnfachen, ohne «lass der Charakter desselben in irgend einer Weise 
taeinträchtigt wird. Diese Ammeter sind meist so regulirt, dass ein Gradstrich einem 
zwei oder fünf Arnpöre entspricht. Da der Gradbogen 45 Theilstriehe enthält, lassen sich 
mit der letzten Art Ströme von über 200 Ampöre Intensität messen. 

Uebrigens hat sich herausgestellt, dass diese Ammeter mit Umschalter in Folge 
ihrer grossen Empfindlichkeit auch zur Messung schwacher Ströme von 0,5 bis 2 Ampero 
benutzt werden können, wie solche z. B. bei Glühlicht-Lampen in Anwendung kommen. 

Ein zweites Messinstrument ist das Voltmeter mit Umschalter, welches nach 
ganz demselben Princip constmirt ist wie das Ammeter. Das Voltmeter unterscheidet 
sich von letzterem nur durch den Widerstand der einzelnen zehn Fäden, welcher bei dem- 
selben 40 Ohm und beim Ammeter 0,03 Ohm beträgt. Bei Einschaltung der zehn Leitungs- 
drahte enthält demnach das Voltmeter 400, das Ammeter dagegen nur 0,3 Ohm Wider- 
stand. Die Graduirung bei den Voltmetern ist in der Weise ausgefuhrt, dass ein Grad 
Ablenkung einem oder fünf Volt entspricht, so dass sich mit dem letzteren elektromoto- 
rische Kräfte bis zu 225 Volt messen lassen. H. 

Kegeln für Behandlung von Chronometern. 

Von T. S. und J. D. Negns in New- York. Annalen d. Hydrographie. //MW. Heß I. S. 16. 

Die rühmlichst bekannten Chronometer-Fabrikanten T. S. und J. D. Negus in 
New-York haben in den r Proceedings of the U. S. Saval Institute u oine Reihe von Hegeln 
über die Behandlung von Chronometern veröffentlicht, welche wegen der Wichtigkeit des 
Gegenstandes an der oben bezeichneten Stelle in vollständiger Uebersotzung wiedergegeben 
werden. Die Regeln beziehen sich meist auf die Behandlung der Chronometer an Bord 
von Schiffen, doch werden auch eine Anzahl von Vorschriften allgemeineren Charakters 
gegeben ; letztere sollen in Folgendem mitgetheilt werden. 

Schnelle horizontale Drehungen sind, abgesehen vom Ingangsetzen eines abge- 
laufenen Chronometers, stets zn vermeiden. Es wird auseinandergesetzt, dass solche 
Drehungen Aendcningen des Chronometerstandes im Betrage von 1 — 50 Secnnden im 
Gefolge haben können. Als Nachwirkung tritt dann in der Kegel eine tägliche Verlang- 
samung des Ganges um einige Zehntel bis zu einer Secundo ein, vermuthlich infolge der 
erhöhten Spannung, durch welche die Elasticität der Spirale vermindert oder doch zeit- 
weise geändert worden ist. 

Die Chronometer sollen stets in ihren Transport kästen bleiben und in gut venti- 
lirten, jedoch vor Zugluft geschützten Räumen aufbewahrt werden. Die Transportkästen 
müssen ausser beim Notiren der Zeit und beim Aufziehen stets geschlossen bleiben, um 
die Chronometer möglichst vor plötzlichen Tempo raturwechseln zu bewahren. Die Chrono- 
meter sollen niemals in solcher Nähe von Magneten, Compassen oder Elektromagneten 
untergebracht werden, dass sie deren magnetischen Einflnsse unterworfen sind. 

Chronometer, deren Werke 54 und 50 Stunden gehen, sollen täglich und zwar 
immer genau oder doch ungefähr zu derselben Zeit aufgezogen werden; solche aber, 
welche acht Tage gehen, sind nicht täglich, sondern nur einmal in der Woche aufzuziehen. 
— Will man ein abgolaufones oder beim Transport ungehaltenes Chronometor wieder in 
Gang setzen, so vermeide man, die Zeiger zu verstellen, sondern warte, wenn möglich, 



hmmurT rOu ImiTKOiKirrciCKL’üDK. 
MAI IWS. 



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n ZüTirauit rfn iKmntKmnnBi 

Rrpkratk. Hai iah*. 



bi» zur angegebenen Zeit und bringe e» dann durch ungefähr eine halbe Drehung in der 
Ebene des Zifferblatteo in Gang. 

Für den Transport von Chronometern mittels der Eisenbahn soll die Unruhe 
festgestellt werden. 

Die Chronometer sollen mindestens alle S'/j Jahre gereinigt und geölt werden 
und zwar früher, ehe es absolut nöthig ist. Wenn man Chronometer so lange gehen 
lasst, bis das Oel vertrocknet oder klebrig geworden ist, so wird der Schwingnngsbogen 
der Unruhe und folglich die Wirkung der Spirale durch den zunehmenden Widerstand 
und die Abnutzung der Zapfen reducirt. Der nachtheilige Einfluss auf das Werk kann 
durch Nachjioliren der Zapfen, Ausfüttern der Zapfenlöcher durch Einsetzen neuer 
Rubinen u. s. w. beseitigt werden, aber die Spirale hat, entsprechend der Länge der 
Zeit, während welcher sie ihre Tliätigkeit nicht ausüben konnte, Schaden genommen. 
Hieraus resultiren sehr ernste und langwierige Unregelmässigkeiten. 

Betreffs des Oels, mit welchem die Reinigung vorgenommen wird, machen die 
Herren Negns die Mittheilnng, dass sie ihr Oel aus der Kinnlade des Delphin (Delphinus 
Phocanea) bereiten; dasselbe muss jedoch noch mit anderen Oolcn gemischt worden, um 
ihm mehr Consistenz zu geben. Leider machen die Verfasser die Art der Bereitung des 
Oels nicht bekannt. 

Historische Untersuchungen iilter die Urmnasse des Pariser Observatorium. 

Von C. Wolf. *IT. Theil. Ass. de Ckim. et de Phys, Januar 1881. 

Im ersten Theil der Abhandlung sind folgende Maasstäbe und Apparate, die zur 
Messung dor Dimensionen der Erde und zur Constituirung des metrischen Maasssystems 
gedient haben, erwähnt worden: 

1) Die Toise de Acadomie oder du Perrou. 

2) Die nordische Toise. 

3) und 4) Eine grosse Kupferstange von ungefähr 4,4 m Länge, die zur Prüfung 
der Platinmaassstäbe und zur Festsetzung des Meters gedient hat, nebst zugehörigem 
Läufer, in Zehntansendstel der Toise eingethoilt. 

5) Die grosse Stange ans Kupfer und Platin, die zur Messung der Pendellänge 
durch Borda und Cassini gedient hat. 

G, 7 und 8) Die vier Stäbe aus Kupfer nnd Platin, die zur Basismessnng gedient 
haben, mit ihren Niveaus und Dreifüssen aus Holz nnd Eisen. 

9) Das Meter aus Platin, conform mit dem der Archive. 

10) Das Meter aus Eisen. 

11) Das Doppelmeter aus Eisen. 

Zur Reconstitntion der Geschichte dieser verschiedenen Apparate und Maassstäbe 
sind nur die in der „Base du Systeme metrique tomos I et III“ nnd in den Sitzungs- 
berichten der Akademie und des llarean des Ijongitndes enthaltenen Documonte vor- 
handen. Die auf dio Feststellung des metrischen Systeme» bezüglichen Manuscripte sind 
mit Ausnahme derjenigen, die sich auf die geodätischen Messungen von Delambre und 
Mdchain beziehen, sehr unvollständig. 

1. Der Comparator von Borda und Lenoir. 

Der von Lenoir wahrscheinlich 171*2 ennstruirte Comparator bestand ans einem 
starken Knpferstabe von 13 Fuss Länge nnd einem Läufer (Anschiebestftck?), auf welchem 
Theilungen von Zehntausendstel der Toise aufgetragen waren; Verniers, in gewissen 
Intervallen auf dem Stabe selbst gezogen, theilten jedes Zehntausendstel auf dem Läufer 



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2 Ul SCHUFT rtf* iMTRl-UnmCHKCVDK. — 177 

MAI mu Rkfkbatr. 



noch in zehn Theilo, so dass die Ablesung auf etwa 1 / 116 der Linie erhalten werden konnte. 
Aof diesem Coraparator haben Borda und Lavoisier alle Messungen der Platin- und 
KupferstUbe, die zur letzten Bestimmung der Pendellange und zur Basismessung für die 
Gradmessungsarbeiten gedient haben, ausgefnhrt; nuf demselben maassen 1784 Borda und 
Brisson das provisorische Meter nns Kupfer und machten die Commissare des Jahres VII 
die Vergleichungen der Toise von Pemu, der nordischen Toise, der Toise von Mairan und 
der vier Stäbe, die zur Messung der Basis von Melun und Perpignan benutzt wurden. 
Nach einer ersten Umänderung diente er schliesslich zur Bestimmung des definitiven Meters. 

Dieser Comparator ist demnach wohl der historisch interessanteste aller Apparate 
zur Bestimmung des metrischen Systeme»; er wurde auch, den vorhandenen Protokollen 
zufolge, nach dem Observatorium gebracht und dem Bureau des Jsmgitudes zur Auf- 
bewahrung übergeben; dennoch sucht man ihn vergebens in dem im Februar 1854 
anfgenommenen Inventarverzeichnisse. Vorhanden ist er trotzdem, aber durch spätere 
Veränderungen soweit entstellt, dass im Jahre 1870 die Mitglieder der internationalen 
Metercommission bei ihm vorübergingen, ohne ihn zu beachten. Man hielt, ihn damals fiir 
den von Delamhre als Comparator des Observatoriums bezeichneten. 

Eine genauere Untersuchung hat gezeigt, dass die oben unter No. 8 und 4 auf- 
jrrt’uhrte Kupferstange nebst Läufer der Lenoirische Comparator ist, und man kann in 
den Papieren des Bureau des Lomjitudes sowohl als in der „Base du Systeme metrique“ 
die Geschichte der Veränderungen verfolgen, die ihn in den gegenwärtigen Zustand 
gebracht hüben. Jener Stab, 4,4 m lang, 6,0 cm breit und 1,0 cm dick, ist in seiner Mitte 
durch eine Bohle, bestehend aus zwei hochkant gestellten Hölzern, zwischen welchen ein 
starke» Bandeisen sich befindet, gestützt; an einem seiner Enden trägt er das von Borda 
beschriebene Anschlagstück. Auf der Oberfläche Anden sich noch fast alle die oben 
erwähnten Verniers, mit sehr feinen Strichen, jeder leicht auffindbar gemacht durch einen 
gröber gravirten Stern. Auf dem vom Anschlagstück abgewandten Ende sind die 
Theilungcn nicht mehr vorhanden; die Sternchen existiren jedoch noch. Der Läufer nebst 
»einem Wagen existirt nicht mehr. Eine erste Aenderung wurdo von den Commissaren 
des Jahres VII vorgenommen. Da man nämlich die verschiedenen Punkte der Endflächen 
der Toisen du Perou und du Nord nicht mit dem Borda’öchon Anschlagstück in Berührung 
bringen konnte, so lies» man ein zweite» noch jetzt vorhandenes Anschlagstück 0,465 m 
vom ersten entfernt, von anderer Form anbringen. Der Läufer und die Verniers von 
Borda wurden bei diesen Vergleichungen noch benützt, aber für die Festlegung des defi- 
nitiven Meters wollte man, es mag dahin gestellt bleiben ob mit Recht oder Unrecht, eine 
grössere Genauigkeit als ca. l /u« Par. Linie erreichen, und Lenoir versprach einen 
Comparator herzuHtellen, der Tausondstel-Linien geben sollte. „Er ist ganz ähnlich dem- 
jenigen“, sagt Dclambro, ..den Lenoir später für das Obscrratoire imjtb'inl ausführte; der 
einzige Unterschied ist, dass der für das definitive Meter Milliontel der Toise, der des 
Observatorium V 500000 ^ C8 Meters gab.“ Dieser Comparator von Lenoir existirt nicht mehr. 

Als das Bureau des Ixtngitudes die Apparate und Maassstäbe übernommen hatte, 
wollte es eine Reihe von Vergleichungen der Längen derselben ausführen und es war 
hauptsächlich Prony, der sich dieser Arbeit unterzog. Lenoir hatte seinen Comparator 
vervollkommnet und mehrere Exemplare davon angefertigt, deren letztes und vollkommen- 
ste» von Prony in einer Abhandlung: ..Description et usage du comparateur de Lenoir“ 
Base du »yst. metrique t. III p. 447), beschrieben worden ist. Eines dieser Instrumente, 
»of einer tannenen Bohle von 2,5 m Länge, welches für einen fremden Gelehrten gebaut 
war, wurde zuerst im Beginn des Jahres X zur Vergleichung des Meters mit der eng- 
fochen Elle und den Toisen du P£rou, du Nord und de Mairan verwendet. Da das 
Instrument wahrscheinlich von seinem Eigenthümer zurückgenommen wurde, so wünschte 

24 



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I 



178 



Rkpkratr. 



Zxrracmrr rüa lnmi«mnnD(. 
MAI ihm. 



das Bureau des Ixmgitudes ein Ähnliches zu besitzen und beauftragte Lenoir durch Prony, 
ein solches anzufertigen und an den alten Com parator anzubringen, der zu diesem Zweck 
an Lenoir ausgeliefert wmrde. 

Dieser neue Comparator existirt noch; er ist identisch mit dem in der oben 
erwähnten Abhandlung von Prony beschriebenen, auf der Tafel XI des zweiten Bandes 
«ler „Base du Systeme m£trique u dargestellten und unterscheidet sich davon nur durch 
Unwesentliches. Eine bedeutendere Abweichung ist die Ersetzung der Theilung in 
Linien auf der seitlichen Scale der Zeichnung durch eine solche in Doppel miürmeter; 
ebenso giebt die Eintheilung des Bogens (für die Ablesung eines Fühlhebels?) I / a80 Milli- 
meter statt Vs«, Linie. Sowohl diese Modification, als der Wunsch, ein vollkommnereB 
Instrument zu besitzen, bilden wahrscheinlich die Gründe, welche das Bureau des ljongi- 
tudes bewogen, den Comparator der Commission des Jahres VH durch einen neuen zu 
ersetzen. Man kann in dieser Benutzung älterer Thcile für neue Apparate eine Erklärung 
ftir das auffällige Datum finden, welches der Läufer dieses neueren Comparators trägt: 
invente et execute jtar Lenoir en 1794. Vielleicht lasst sich dasselbe aber auch damit 
erklären, dass Lenoir auf dem letztem und vollkommensten Exemplare seiner Compara- 
toron das Datum der Erfindung hat conserviren wollen. 

Gleichzeitig mit Anbringung dieses Comparators wurde die Kupferstange mit 
einem neuen beweglichen Anschlag und mit Stücken zur Sicherung des Parallelismus 
ihrer Kanten mit denen der zu vergleichenden Maassstabe versehen. 

Endlich erfuhr zu einem nicht mehr feetzustellonden Zeitpunkte diese Stange 
eine neue Veränderung, die ihr Aussehen vollends veränderte. An dem freien, dem Borda’- 
schen Anschlag entgegengesetzten Ende befestigte man in sehr roher Weise ein schmaleres 
und dünneres Ansatzstück, an welches durch eine seitliche Druckschraube ein Fortin’scher 
Comparator befestigt ist. 

Dieser Comparator ist zwar nicht bezeichnet, aber in seiner Form mit einem 
anderen Comparator von Fortin im Besitz des Observatorium übereinstimmend und ebenso 
mit einem solchen, der nie das Atelier dieses Mechanikers verlassen hatte und «len erst 
kürzlich der Enkel desselben «lern Observatorium übergeben hat; es kann daher über 
Beinen Ursprung kein Zweifel walten. Der Gebrauch, der von diesem Instrumente 
gemacht worden ist., lässt sich ans zwei Besonderheiten desselben schli essen. Zunächst 
ist die Sohle desselben aus Eisen, während die der beiden anderen aus Messing besteht; 
sodann ergiebt die Bogeneintheilung desselben, die mittels des Verniers auf , / soo des 
Millimeters abgelesen w erden kann, bei zunehmender Länge des untersuchten Maassstabes 
abnehmende Ablesungen. Diese beiden Besonderheiten waren aber dem von Biot bei 
allen Pondelmessungen in Frankreich, Schottland und Italien und den Vergleichungeu 
mit dem mehr des archires nnd den metre de Vobservatoire gebrauchten Fortin'schen 
Comparator eigentümlich. Biot hatte denselben aus Eisen construiren lassen, weil er 
eiserne Pendelstangen verwandte, und macht ausdrücklich an mehreren Stellen seiner 
Manuscripte auf die vorerwähnte Eigenschaft der Gradeinteilung aufmerksam. Es ist 
somit im hohen Grade wahrscheinlich, «lass man hier den Biot’schen Comparator vor sich 
hat. Zweifellos sind bei der Anbringung des vorhin erwähnten Supportstückes die sehr 
feinen Theilungen der Borda’schen Verniers auf dem ursprünglichen Lenoir’schen Com- 
parator verwischt worden. 



2. Die Basisstangen von Borda. 

Der Ursprung und die Geschichte dieser ans zweierlei Metallen gefertigten 
Stangen ist in den drei Bänden der „Base du Systeme metrique“ mit allen notwendigen 



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ZamotRin rt'« lN*TftovitxTKXKPxi>it. 
MAI WH. 



Rk.FI» ATE. 



179 



Details gegeben; es ist nur mit dem General Morin zu bedauern, dass in diesem ganzen 
Werke nur ein einziges Mal, und dieses noch dazu von einem Fremden, Lavoisicr’s 
gedacht ist, der an der Fundirang des metrischen Systemen und besonders an der Con- 
struction und Vergleichung dieser vier Borda’sclien Stangen den regsten Antheil genommen 
bat, wie denn auch die Mehrzahl der Versuche über die Ausdehnung derselben in dem 
Garten seines Wohnhauses, Boulevard de la Nouvelle-Madelaine, vorgenommen worden sind. 

Nach dor Messung der Grundlinien von Melun und Pcrpignan bliehen die Stangen 
wahrscheinlich bei Istnoir, von wo sie am 19. Juli 1803 nach dem Observatorium gebracht 
wurden. Dort blieben sie indoss nicht lange. Als im Jahre XII der Colonel Henry bei 
der Triangulation der Schweiz und des Eisass die Stangen zur Messung seinor Basis 
benutzen wollte, beschloss das Buroau, die Stango No. 1, die von Bords als Normal 
gewählt worden war und mit der er die drei übrigen verglichen hatte, zurückzubehalten. 
Vor und nach dor Messung dieser Basis, der von Ensisheim, wurden die Stangen mit 
einander verglichen. Am 18. Mai 1823, als die drei Stangen an den Colonel Bonne znr 
Messung einer Basis bei Brest übergeben werden sollte, stürzte bei der Vergleichung 
die Stange No. 2 anf die Böcke des Gerüstes; sic zeigte dann eine sehr merkliche Bie- 
gung und nach vorsichtiger Wiederansrichtung eine Verkürzung (?) von ca. 0,015 mm. Die 
vom Burean beschlossene Veröffentlichung des Protokolls über diesen unglücklichen 
Zufall ist unterblieben und es entsteht dio Frage, ob dio späteren Benutzer der Stange 
Kenntniss von der Veränderung derselben hatten. Es scheint dies nicht der Fall zu sein, 
denn in der Desrriplion gromelrit/ue ile France stützt Pu issa nt die Berechnnng der Grund- 
linien anf die von Borda selbst gegebenen Zahlen, ohne der Aendernng, die dieselbe im 
Jahre 1823 erlitten, zu erwähnen. • 

In der Folge wurden die Stangen durch Bonne 1823 zur Messung der Basis von 
Planescat verwendet und nach der Beendigung derselben mit dor Stange No. 1 ver- 
glichen, ferner in den Jahren 1825, 20 und 27 durch Delcros, Brousseand und Coraboeuf 
zu Messungen der Grundlinien von Aixoderde la Grau, von ßordentix nnd von Gourbera 
verwendet. 

Biot hatte schon 1825 auf die von den Commissairs des Poids et Mesnres eon- 
statirte Unsicherheit der Bestimmung des Nullpunktes des Borda’schen Metallthermometers 
aufmerksam gemacht; cs konnte indess erst im Jahre 1827 nach Messung der Basis von 
Gourbera seinem Antrag auf Neubestimmnng der Ausdehnung der Stangen Folge gegeben 
werden. Ueber die Ausführung dieser Untersuchung, die Biot aufgetragen worden war, 
ist nirgends etwas zu linden, auch Puissant kennt die Resultate derselben nicht. Erst 
in neuerer Zeit ist die Frage nach der Ausdehnung der Stangen von Rangier und Fizean 
wieder aufgenommen und abgeschlossen worden; die Resultate sind am 17. Felir. 1870 
der französischen Section der internationalen Metercommission in zwei Noten mit- 
getheilt worden. 

Im Jahre 1863 wurden seitens des Kriegsministcriums die Borda’schen Stangen 
No. 2, 3 und 4 zu einer Vergleichung eines Apparates Porro anf dem Observatorium selbst 
benutzt; 185G verglichen Ihaüez nnd Saavedra die von Brünner constmirte spanische 
Stange mit der Stange No. 1 in der Werkstatt Brünner’ s, bei welcher Gelegenheit man 
die Endflächen der Stange No. 1 in vergrössertem Maassstahe photographirte. Seitdem 
ist diese nicht mehr aus dem Observatorium, wo sie unter Schloss und Siegel bewahrt 
ist, herausgekotnmen. 

Der Sitzungsbericht vom 18. Brumaire des Jahres XII erw'ähnt gleichzeitig mit den 
Stangen zweier grosser Niveaus zur Bestimmung dor Neigung der Stangen hei der Be- 
nutzung zur Basismessung und der Drcifüsse, zehn aus Eisen, sieben ans Holz, anf welche 



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180 



Repf.hatr. 



Z«t«cmiitt re« Iimruurrnnftt 
HAI ins*. 



die Stangen gelegt wurden. Diese Niveaus und Dreifüsse finden sich anch noch im 
Inventarverzeichnisse vom Jahre 1864; seitdem aber sind die Niveaus und die hölzernen 
Dreifüsse verschwunden. 

Von dem Pendel, zu dessen Messung Borda und Cassini eine fünfte ebenfalls 
aus zwei Metallen bestehende Stange verwandten, deren Beschreibung und Anwendung 
sie in ihrer Abhandlung (Base du Systeme metrique t. UL S. 345 ff.) geben und die mit 
den vier anderen dem Observatorium übergelten wurde, existirt jetzt nur noch die Linse 
aus Platin, die in den Händen MÄchain’s geblieben und im Jahre 1806 durch dessen Sohn 
dem Observatorium übergeben worden war. Im Jahre 1806 wurde dem Bureau, man 
weiss nicht mehr von wem, der sonderbare Antrag gemacht, die Platinstange in zwei 
Theile zu schneiden, um sie leichter transportiren zu können, wo die Versuche wieder- 
holt werden sollten. Ob dieser Antrag, der zwar den Sitzungsberichten zufolge 
angenommen wurde, auch wirkb'ch zur Ausführung kam, ist nicht zu ermitteln, 
doch hat es den Anschein, als ob aus den Stücken der Borda'schen Stange Biot und 
Arago eine halb so lange, otwa 1 Toise lange mit Metallthermometer versehene Stange 
hätten fertigen lassen, mit der sie ihre ersten Pendelversuche ausführten; indessen finden 
sich woder in den auf diese Versuche bezüglichen Abhandlungen, noch in den Mannscripten 
von Biot Notizen, die auf den Gebrauch einer Platinstange hindeuteten. Biot erklärt nur 
die Gründe, die ihn verhinderten, die grosse Stange von Borda zu verwenden, ohne jedoch 
von der beschlossenen Zerstörung derselben zu sprechen. Seit, diesem Zeitpunkt findet 
sich keine Spur mehr von dieser Borda'schen Pendelstange, von der selbst die Bruch- 
stücke verloren gegangen sind. 

lieber einen neuen Collimator. 

Von L. Tkollon. Compt. Rentl. (Hi. S. 642. 

Verf. bedient sich bei spectroskopischon Sonnen - Untersuchungen seit mehreren 
Jahren eines mit Flüssigkeitsprismen versehenen Apparates. Der Natur seiner Constrnction 
nach muss der Apparat unbeweglich in horizontaler Stellung bleiben und kann z. B. nicht 
mit einem Aequatoreal verbunden werden, um den Bewegungen desselben zu folgen. In 
Folge desson muss auch der Spalt, um den Kanten der Prismen stets parallel zu sein, 
fortwährend dieselbe Richtung haben. Es war deshalb nicht möglich, mit dem Apparate 
alle Protuberanzon unter gleich günstigen Bedingungen zu beobachten. Neuerdings bat 
nun Verf. diesem Uebelstand abgeholfen; er hat eine Einrichtung getroffen, welche es 
ermöglicht, dem Spalte alle möglichen Richtungen zu geben, während er, durch den 
Collimator gesehen, trotzdem vollkommen unbeweglich und in constanter Richtung 
erscheint. 

Hinter dem Spalte des Collimators wird ein total reflectirendes Prisma derart 
angebracht, dass seine Hypotennsen-Fläche sowohl dem Spalt, als anch der Axe des Colli- 
mators parallel ist. Das aus dem Spalt austretende Licht wird boiin Eintritt in das 
Prisma in gleicher Weise wie beim Austritt gebrochen und ferner total auf die Hypo- 
tenuson-Flächo reflectirt, so dass man durch das Prisma das Spalt bild so sicht, wie man 
es direct sehen tvürdo; nur entspricht, wie beim Zöllner'schcn Reversionsprisma, der 
linke Rand des Bildes dem rechten dos Spalts und umgekehrt. Dreht man jetzt den 
Spalt um einen Winkel a und das Prisma um die Hälfte dieses Winkels, so ist die 
Hypotennsen-Fläche desselben jetzt parallel der Halbirungslinie des Winkels « und man 
wird, da diese Fläche als Spiegel dient, das Spaltbild in derselben Stellung sehen, wie 
früher. Obgleich der Spalt also um den Winkel a gedreht ist, erscheint das Spaltbild 
unbeweglich an derselben Stelle; dies gilt für jeden Werth von «, wenn die Drebnng 



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ZttTKIItn rl'K iRrTKrMBMTKHKÜltDB. 
MAI ISSSu 



Rivkiatk. 



181 



des Prisma in demselben Sinne und um die Hälfte kleiner als die Winkelbewegung des 
Spaltes ist. — Verl', bewirkt die Drehung des Spaltes und des Prisma durch ein ein- 
faches Triebwerk, welches vom Beobachter leicht gebandhabt worden kann. Ein raatt- 
polirter Olaskreis, welcher an der Axo der Zahnräder befestigt ist, erlaubt in jedem 
Augenblicke den Werth von a abzuleson. — Der Collimator ist vom Mechaniker Gautier 
in Paris construirt 



Heiss schiene mit Transporteur-Einstellung. 

Vom A. Hoermann. AUg. Joum. d. Vhrmaeherkunst. 1883. No. 21. 

Beim öfteren Aufträgen von Winkeln für Zeichnungen ist eine Reissschiene nütz- 
lich, welche zugleich die Dienste eines Transporteurs leistet, vorausgesetzt, dass der 
Halbkreis des Transporteurs genügend gross ist, um auch das Ablcsen der Bruchtheile 
von Graden zu gestatten. Eine solche Schiene ist von A. Hoermann in Hoboken (New- 
York) angegeben und in den Vereinigten Staaten Nord-Amerika’s patcntirt worden. 

Das Lineal dieser Schiene wird ohne Klemmschraube durch einen einfachen 
Mechanismus unter jedem beliebigen Winkel eingestellt. Zu diesem Zwecke ist das 
Lineal mit einer conischen Drehscheibe versehen, wolche genau in eine correspondirende, 
also gleichfalls «mische Vertiefung des Schienenkopfes passt, der mittels eines am Ende 
zur Scheibe erweiterten Stellhebels und mit Hülfe schief abgeflachter Rippen in der 
betreffenden Stellung festgehalten werden kann. 

L’ebcr zwei ältere Platin-Meter. 

Vom Tresca. Compt. Rend. !M1. S. 667. 

In den Sammlungen der ,.Ecole des l'onts et Chtwssees“ hat Lalanne zwei ältere 
Platin-Meter vorgefunden, welche aus der Zeit der ersten Meter-Commission, gegen Ende 
de« vorigen Jahrhunderts, herrühren und von de Prong gefertigt sind. Die beiden 
Meter scheinen ihrem Aensseren uaeh nur bei den provisorischen Bestimmungen gedient 
tu haben nnd würden daher nur historisches Interesso verdienen, wenn nicht der eine 
Stab zugleich End- und Strichmaass wäre. Es schion daher Tresca wünschensworth, zu 
untersuchen, bis zu welchem Grade von Genauigkeit man zu jener Zeit End- und Strich- 
maass batte in Uebercinstimnmng bringen können; Tresca hat zu diesem Behufe die 
beiden Meter einer Vergleichung mit dem Milte des Archives unterziehen lassen. 

Der oine Stab, welcher zugleich End- und Strichmaass ist, hat an dem einen Ende 
in einer Entfernung von etwa 4 mm von der Endfläche zwei Kreuz-Linien, welche durch 
eine transversale Linie verbanden sind; letztere deflnirt das Ende des Stabes; ob ein 
bestimmter Punkt der Trnnsversal-Linie als Endpunkt gilt, ist nicht erwähnt. An dem 
anderen Ende ist mittels Schraube mit dem Stabe eine Zange fest verbunden, welche 
etwa 4 mm über die Endfläche des Meters übergreift ; auf derselben ist das Meter-Ende 
in derselben Weise, wie am andern Ende des Stabes, deflnirt. 

Die Vergleichung ergab einen Unterschied zwischen beiden Stäben — als End- 
niaasac genommen — von <i, H (>4. Boi dem zweiten Stabe differirten End- und Strichmaass 
um 22, "öl, also ein Grad der Genauigkeit, der noch zu wünschen übrig lässt. 



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182 



ZmT«riiRirr rr« IxfrTKt’MfcmKKrvuR. 
MAI 1R83. 



NkI' EHSCHIEÜENR BÜCIIKK. — PaTKNThCII All. 



leu crxcllicm'iic Hudler. 

F. Aschicri. Gcomotria projettiva o descrittiva. Vol. I. Mailand, Höpli. M. 6,00. 

G. Bohrend. Da» elektrische Licht. Malle, Knapp. M. 1,20. 

Braun & Heider. Zur Orientirung über die Frage der elektri»cheu Beleuchtung. Wien, 
Frank. M. 0,60. 

T. B. Grierson. Electric Lightiug by water power. London, Spons. M. 1,00. 

L. J. Gruey. Le strepboscope universel. Paris, Chaix. 

.1, Langlebert. Applications modernes do l’cloctricito, nouvelle» machine» magneto- 
electriques et dynamo-clectriijue». Pari«, Delclain freres. M. 1,20. 

.1. G. Munker. Die Grundgesetze der Elektrodynamik, synthetisch hcrgeleitet und experi- 
mentell geprüft. Nürnberg, v. Ebner. M. 1,00. 

H'amttafrln zur V'.rklfirHny der elekt I'it-dtfiitnni*chrn Musrhinrii. München, Buch- 
holz & Werner. M. 5,00. 

J. Perry. Practical Mechanic». London, Cassell. M. 3,50. 

W. H. I'lilund. Handbuch für den praktischen Maschinen-Constructeur. Leipzig. Baum- 
gartner. M. 3,00. 

.1. A. Berly. Adressbuch der elektro - technischen Indrustric. London. (Berlin. 
Springer.) M. 8.00. 

.1. Buplessis. Tratte du levA des plan» et de l'ari>entage. Paris, Baudry. M. 3,20. 

W. Ph. Biiuck. Die galvanischen Batterien, Accumulatorcn und Thermosanlen. Wien, 
A. Hartleben. M. 3,00. 

H. R. Kempe. Handbuch der Elektricitfttsmessungen. Aus dem Englischen von J. Bau- 

mann. Braunschweig, Viewog & Sohn. M. 8,00. 

M. Pieper. Zur Kritik der Theorie des Foucault’schen Pendelversuches. Programm des 

Gymnasiums in Dessau. 

P. Kaint-Martin. De l’installation du pluviometre. Paris, Kibaut. 

0. Pin us. Uebor den Einfluss von Temperaturäuderungen auf den Magnetismus des 
galvanischen Eisens. Inaugural-Dissertntion. Erlangen. 

A. Coffluiöre« de Nordeck. Sonde idectrique. Pion & C. 

H. Gnrnault. Extincteur et avertisseur automatique d’incendie. Nancy, Berger-Le vrault Ä Co. 

K. Lalbiu. Etüde sur les apparcils centrifugos. Paris, Chaix. 

A. Musil. Die Motoren fiir das Kleingewerbe. Braunschweig, Vieweg & Sohn. M. f>,00. 
A. Komain Nouveau manuel complet du plombier, zingeur, couvreur et de FappareiUeur 
a gaz. Paris, Rovot. M. 2,80. 



Patentjücftmii. 

Besprechungen und Auszüge nach dem Patontblatt. 



Verwandelbarer Maassstab für die bei Architectur- und Ingenieur-Zeichnungen gebräuchlichsten Ver- 
hältnisse. Von K. Engel hart in Glogau. No. 20438 v. 1. Febr. 1882. Kl. 42. 




Der innere Cylinder A mit am Umfange eiugravirten 
verschiedenen Maassstftbcn wird durch Drehen an den beider- 
seitigen Knöpfen D so gestellt, dass immer nur ein Mnaxsstab 
in dem Ausschnitt F sichtbar wird. Hierbei wird die Fest- 
stellung durch den Schnepper L bewirkt, welcher in entsprechoude 
Vertiefungen der Stirnwand C eingreift. 



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PATK(rr8CllAU. 



183 



ZUTSCHUrT n'R I MH I KI'MKM KTtKt'! 
MAI INU. 



Elektrische Lichtbogen- und Glühlampe mit automatischer Regulirung. Von L6on Somz6c in Brussel. 

No. 19848 v. 8. Oct. 82. Kl. 91. 

Die Erfindung beruht auf dem Glühen eines dünnen Kohlenstübchens und der Ent- 
wickelung des Volta’schen Lichtbogens am Umfange eines zwischen diesem Stäbchen und 
einem zweiten Kohlenrheophor von grossem Querschnitt fest oder beweglich angebrachten 

Isolirstiftes. Der Lichtbogen ist unveränderlich, 
weil der Widerstand deeseiben von dem Ver- 
hältnis* di«* Querschnittes des Isolirstiftes zum 
glühenden Kohlenstübchen abhängt und dieses 
Verhältnis* ein constantes ist. 

Die Patentschrift giebt zahlreiche Aus- 
führungsformen von Lampen nach obigem Sy- 
stem, deren Typus die beistehenden Skizzen 
erläutern. I 1 ist der dicke Kohlenblock oder positive Rhoophor, JV das negative Kohlen- 
Stäbchen und C der Isolirstift. Drei Bewegungen sind nüthig, um dio Lichtquelle während 
der Verbrennung der Kohle in derselben Höhe zu erhalten: eine Bewegung des dicken 
Blockes P in der Richtung des Pfeiles/, welche indessen wegen der geringen Abnutzung 
dt»s Blockes unterdrückt werden kann, so dass nur zwei Bewegungen übrig bleiben, nämlich 
eine absteigende Bewegung J* des dllnnen Kohlenstübchens, um saune Abnutzung zu compeu- 
siren und eine Bewegung /", welche die Berührung zwischen dem Kohlenstäbchen und dem 
feuerfesten Isolirstift sichert. Ausserdem muss noch in gewissen Fällen die Vor würtsbewegung 
des Isolirstiftes bewirkt werden. 

Neuerungen an der Geissler sehen Vacuumpumpe. Von P. Giere 
und A. Heiucrt in Paris Nr. 21050 v. 25. März 
1882. Kl. 42. 

Das Schraubenventil P lässt genau den Moment 
erkennen, in welchem nach Hebung der mit Quecksilber 
gefüllten Glaskugel C die Luft aus dem Gefäss B und der 
Manometerrühre O ausgeströmt ist.. Dieser Moment tritt 
ein, sobald man, nach Hochschrauben von /*, Kügelchen 
von Quecksilber, welches der durch das Röhrchen Y ent- 
weichenden Luft folgt, in das Gofäss T ausfliessen sieht. 

Hermetische Batterie Von C. A. Ny ström in Paris. No. 19523 v. 3. Dec. 1881. Kl. 21. 

Der feucht« Leiter ist von einer Wandung umgeben, welcho selbst undurchdringlich 

ist und sich hermetisch den metallenen Scheiben an- 
passt, zwischen denen derselbe angeordnet ist. Hier- 
durch soll verhindert werden, dass die Flüssig- 
keit, welche der feuchte Leiter einsaugt, sich ül>er 
dio äusseren Ränder der metallenen Scheiben ver- 
breitet, wodurch eventuell Localschliessungen veran- 
lasst werden könnten. Um dio Polarisation zu ver- 
meiden, wird der feucht« Leiter aus zwei Theilon 
gebildet, welche durch eine Membran von einander 
getrcitnt sind und mit geeigneten Flüssigkeiten ange- 
feuchtet werden. In der dargestellten Batterie von 
fünf Elementen sind 1 und 2 die gewöhnlichen Schei- 
ben aus Kupfer und aus Zink; die Ringe 3 und 4, 
aus Kautschuk oder Guttapercha, bilden die undurchdringliche Wand und zwischen denselben 
ist die Membran 5 angebracht* Der Theil ü des feuchten Leiters ist mit angesäuertem Wasser 
oder Zinkvitriollösung und der Theil 7 mit einer für das Kupfer passenden Flüssigkeit 
getränkt. Die ganze Batterie wird von zwei Holzscheiben 8 zusammengehalten, welche durch 
Schraubenbolzen 9 mit Muttern 10 verbunden sind ; das Ganze kann von einem Glascy linder 1 1 






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184 



pATlJtTOCHAÜ. 



ZBTicfiun *ru hrm'timinim 
MAI 1*M. 



umgeben »ein. Eino elastische Scheibe 12 und eine solche 13 aus nicht elastischem Material 
vervollständigen das Ganze. 

Elektrophon mit mehrfachen vibriremien Platten. Von L. Maiche in Paris. No. 18476 vom 
24 Juni 1881. Kl. 21. 

Bei mikrophonischen Apparaten, welche auf Linien mit 
hohem Widerstand oder mit starker Äusserer Beeinflussung 
gebracht wurden, hat man bisher entweder die Coutacte ver- 
mehrt oder auch schwingende Platten (Membranen) von grosser 
Ausd eh nung und also grossem Schwingungsanschlag benutzt. 
Im letzteren Falle leidet aber die Uebertragung namentlich der 
tieferen Töne wesentlich. Diesem Uebelstande soll vorliegender 
Apparat abhelfen. Es ist die grosse schwingende Platte ersetzt 
durch eine Anzahl kleinerer, deren jede mit einem Mikrophon* 
contact vorsohen ist, und die alle gleichzeitig unter der Wirkung 
der erzeugten Schallwellen stehen. Der Schalltrichter li ist 
demgemäss in einzelne llohre 6 b get heilt, welche die Schallwellen 
zu den einzelnen Membranen a führen. Die Mikrophoncontacte werden gebildet durch 
Kohlenknöpfe c, welche an den Membranen a befestigt sind. Gegen diese legen sich Kugeln / 
aus Kohle, die an belasteten Winkel hebeln g verstellbar sitzen. Sowohl die Knöpfe c, als 
auch die Knöpfe / sind auf ihrem Umfang, mit Ausnahme ihrer beiderseitigen Berührungs- 
stelleu, metallisch überzogen. 

Neuerungen an constanten galvanischen Elementen. Von A. Michaud in Paris. No. 19512 vom 

Die Elemetttengeftase sind von prismatischer Ge- 
stalt. Zwei einander gegenüberliegende Wandungen be- 
stehen aus porösen Thonplatten, die beiden anderen Wan- 
dungen aus gefirnisstem Holz; sie werden mit den Thon- 
platten durch Falz Verbindung oder mittels Zapfen and 
Löchern zusammeugehalteu. Soll das Elcmentengefäss 
zwei ErregungsflUssigkeitcii enthalten, so wird es in der 
in Fig. 1 gezeigten Form hergestellt, cc sind zwei an den 
Wilnden A und B befestigte Kautschukbeh älter mit durch- 
löchertem Boden, welche die Krystallo für die Kupferlösung 
aufnehmen. Eine Hebervorrichtung zur Abführung über- 
schüssig eingoführter Lösung besteht ans der Äusseren 
Glasröhre / (Fig. 2), dom inneren Kantschukröhrchen ab nobat daran sitzendem Glaaröhrcheu bc. 
Diese Anordnung soll das Eindringen von Luftblasen in das Capillarrölirchon bc verhindern, 
wodurch ein regelmässiges Fortschaffen der Flüssigkeit bezweckt w'ird. 

Elektromagnet mit innen liegendem Anker. Von A. D. Maikoff und N. de Kabath in Paris. 
No. 19145 v. 23. Octbr. 1881. Kl. 21. 



9. Sept. 1881. KL 21. 




Fl*. I. Fi*. 3. 




Fig. U 

gleiche 



Die Wirkung dieses Elektromagneten cliaracteriairt sich 
dadurch, dass »io nicht durch die Anziehung des Ankers, wie 
bei den seitherigen Magnetisiruugaspiraleu, vielmehr durch Ab- 
stossung desselben sich äussert, indem Kern und Anker gleiche 
Polaritäteu annohmeu. Die Ausführung dieses Principe kanu 
verschiedenartig sein. Die Figuren zeigen beispielsweise zwei 
Ausfühmngsformen. In Fig. 1 wird der Anker </, nachdem er 
mittels de» den Elcktromagnetkom a in den Windungen b um- 
kreisenden Stromes polarisirt ist, in der Pfeilrichtung abgestosseu. 
In Fig. 2 besteht der Anker aus zwei Thailen d und «*, welche 
hei g drehbar sind und nach eingetretener Polarisation einaoder 
Pole zukehren, folglich sich gegenseitig in der Pfeilrichtuug abstossen. 




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ZzmcHJiirr n*n Ixatki-mohskukdk. 
MAI 18**. 



Patestbciiai*. 



m 



Neuerungen In der Herstellung und Aufstellung elektrischer Lampen. Von T. A. Edison in Menlo- 
Park. No. 10929 v. 17. Juli 1881. Kl. 21. 

Aus Gründen der Ersparnis» besteht nicht der ganze Zuleitungsdraht aus Platin, 
sondern nur der in das Glas der Glocke eingeschmolzene Theil, wahrend sich sowohl inner 
halb der Glocke zum Tragen des Kohlcnbügels, als ausserhalb zur Verbindung mit den 
Leitungsdrähten Kupferdrahte anschliessen, welche durch Klemmen, durch Umwickeln oder 
auf andere Weise mit dem kurzen Stück Platindraht verbunden sind. Da während des Ge- 
brauchs der Lampe nach des Erfinders Beobachtung eine förmliche örtliche Verschiebung der 
einzelnen Kohlentheilchen des Bügels und zwar vom negativen nach dem positiven Ende 
desselben stattfinden soll, so verwendet er entweder von vornherein Kohlen, die am 
negativen Ende stärker sind und nach dem positiven Ende zu schwächer werilen, 
oder er benutzt Kohlenbügel, die bereit« durch den Gebrauch derartig in ihrem 
Querschnitt verändert sind, und nimmt das bisherige positive Ende als negatives und 
umgekehrt. Die Ablagerung von Kohlenpartikelchen auf der Innenwand der Lampen- 
glocke soll durch Anbringung eines permanenten Magneten ausserhalb der Glocke 
vermieden werden. Um eine erlöschende Lampe sofort durch eine andere automatisch zu 
ersetzen, werden je zwei oder mehr Lampen in ebensoviele Parallelstromkreise geschaltet, 
und durch den Anker eines beim Erlöschen einer Lampe in Thätigkeit gesetzten Elektro- 
magneten wird sofort der Strom von der erloschenen in eine der anderen parallel geschalteten 
Lampe geleitet. Damit das Unterbrechen des Stromes in einer Lampe eines Systems nicht 
auch das Erlöschen der anderen Lampen veranlasse, ist jede Lampe mit einer Schaltvor- 
richtung versehen, welche während der Un thätigkeit der Lampe einen dieser entsprechenden 
Widerstand in den Stromzweig derselben ein- und bei wiederhergestellter Brauchbarkeit der 
Lampe ausschaltet. 



äü o? 



Neuerungen an elektrischen Lampen, sowie deren Aufstellung und Befestigung Von T. A. Edison in 

Meulo-Park. No. 19287 v. 12. Juli 1881. KL 21. 

Das Patent betrifft verschiedene Anordnungen, welche den Zweck haben, die Glüh- 
lichtlampen schnell und bequem in ihrem Halter zu befestigen oder von demselbem zu ent- 
fernen, ohne dass es einer besonderen Verbindung mit den Zuleitungsdrähten bezw. einer 
Lösung dieser Verbindung bedarf. Der Lampenhals ist zu diesem Zwecke mit einer Metall- 
hülse umgeben, welche Gewinde hat, um sie in den Halter einzuschrauben. Der Mantel 
dieser Hülse steht mit dem einen Kohlenbügelende und ihre Bodenplatte mit dem anderen 
in leitender Verbindung. Ebenso ist das metallische Muttergewinde des Halters mit den 
beiden Zuttihrungsdrähten verbunden. Bei einer andern Anordnung wird der Hals der Lampe 
in den Halter gesteckt und daselbst durch zwei oder mehrere mit den Zuleitungsdrähten ver- 




bundenen Klemmfedern festgehalten. Mit Hülfe einer hahnartigen Vorrichtung kann der 
Strom innerhalb des Halters beliebig geschlossen oder unterbrochen und somit die Lampe 
entzündet oder gelöscht vrerden. Weiter umfasst das Patent Lampenconstmctionen, welche 

25 



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186 



PaTKJ»T8CIIAC. 



Zcimciinirr ri'K lmirMEini;m hol 
MAI IMS. 



die Benutzung der Glülilichtlampen als Hängelampen« als Stehlampen oder als Gelenkarm- 
leuchter gestatten. Letzteres wird ermöglicht durch Schleiffedern, welche anf den metallischen 
und von den einzelnen Gliederarmen isolirten Drehzapfen der letzteren schleifen und so bei 
jeder Stellung des Lampenarmes die Stromleitung geschlossen halten (Fig. 3 u. 4\ 

Neuerungen an der durch das Patent No. 8551 geschützten Doppel-Winkelhebelwaage. Von Emil 
übrig in Berlin-Moabit. No. 21010 v. 21. Dec. 81. 

Die Winkelhebel abe und r/r/ (Fig. 1) sind 
durch ein in der Mitte beschwertes Stück cj verbunden, 
so dass dieses Belastungsgewicht durch ein Gelenk- 
Parallelogramm geführt wird , dessen vier Schneiden 
parallel und nahezu vertical stehen. Zur üebertragung 
des Gewichtsausschlages auf einen bei i drehbaren Zeiger 
dient eine als Zahnstange wirkende Schraube, in die 
ein die Zeiger tragendes Schraubenrftdchen eingreift. 
Zur Vermeidung von Lftngsverschiebungen zwischen 
Pfanne und Schneide in beiden Richtungen ragt die 
Stossplntte o (Fig 2) der letzteren in den schwalben- 
schwanzfönnigen Einschnitt p der Pfanne. Die Schneide lasst sich auch in ein gegabeltes 
Stück einsetzen, wodurch die Anbringung der Stossplatten /> zwischen den beiden Befestigung!«- 
theilen s ermöglicht wird (Fig. 3). 

Neuerungen in der Herstellung elektrischer Lampen und der Anbringung der Kohlenfäden. Von C. H. 

Gimingham in Newcastle on Tyne. No. 19851 v. 11. Dec. 81. Kl. 21. 

Die Enden des Kohlenbügels werden mit den Platindrähteu in der Weise 
verbunden, dass letztere an ihren Enden abgeflacht und rohrartig aufgebogeu werden, 
um die Kolilenbügelondon zu umfassen. Diese Platindrähte mit der Kohle werden 
in ein Stück Glas und dieses sodann in die Kugel eingeschmoizen, anstatt dass, wie 
bisher, die Platindrähte in den Lampenhals eingeschmoizen werden und dieser 
sodann mit der Kugel vereinigt wird. Zur Erzielung eines grösseren Lichteffectes 
wird eine Anzahl Kohlenbügel in einer Glocke augeordnet, indem dieselben von 
zwei Hauptdrähten getragen werden, die durch Zuführungsdrähte mit der Leitung 
verbunden sind. 

Runder graduirter Messtisch zum Messen von Winkeln und Einträgen derselben auf dem Terrain selbst. 

Von Tixidre in Paris. No. 17945 v. 16. Octhr. 1881. Kl. 42. 





Der Messtisch ist am Rande mit einem Gradtisch versehen und mit dem Diopterlineal 
derart combinirt, dass sich dasselbe um den Mittelpunkt drehen lässt und, mit seinen Enden 
den Azimuth bestreichend, je zwei Winkel von 180° Differenz, die Mittellinie des Lineals und 
die Fäden des Diopter bezw. des Fadenkreuzes eines Fernrohres in eine sphärische, vertical e 
Ebene bringt. Das Verfahren mit dem Messtisch ist folgendes: 

Nachdem das Stativ lothrecht über dem ersten 
Statiouspimkt aufgestellt und das Instrument hori- 
zontal gestellt ist, bestimmt man den Punkt a auf 
dem Papier des Croquis und stellt den Nonius über- 
einstimmend mit dem Lirnhus auf o der Graduirung- 
Hierauf visirt man das Fadenkreuz bezw. die Diopter 
nach / ein und arretirt das Instrument in dieser 
Stellung. Nachdem die Linie a‘-o‘ parallel der Allii- 
dade abgeschoben, visirt man 6 ein, schiebt die Linie 
a'-b' ab, und notirt den Winkel o' o' b\ während 
der Kettenzieher die Länge der .Stationslinien misst. Hierauf wird das Instrument über 
Station h aufgestellt. Station c einvisirt und deren Direction an deu Stichpunkt der Stations- 
länge a'-b‘ angeschroben, worauf inan mit dem Instrument zur nächsten Station geht, um eine 
weitere Visur vorzunehmen und so fort, bis die letzte Visurlinie Station / kreuzt. 





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Zmtc-BRirT rt« l»rrncMEXTKXKCyi>K. 

Mai 



Patestscmau. 



187 




Neuerungen an Elektrometern. Von 11. St, Maxim in Brooklyn. No. 21182 v. 21. Mftrz 82. Kl. 21. 

Bei der Klemmschraube J tritt ein Theil dea 
zu messenden Stromes in die Windungen der Elektro- 
magnete W IP ein, welche abwechselnd die Armatur 
P eines mit beschwerter Sperrklinke r versehenen 
Pendels 1' Anziehen, indem bei den Schwingungen 
des Pendels die an diesem befestigten federnden 
Contactarme b b 1 abwechselnd bei c c* den Strom durch 
die Drfthte et* der Elektromagnet e W IP scliliessen. 
Die Sperrklinke r setzt bei den Pendelschwingungen 
ein Sperrrad V in gleichmäßige Bewegung, welche 
durch die auf derselben Axe t sitzende Schnecke T, 
dem Schneckenrad T und mithin dem Conus P rait- 
getheilt wird. Zwischen letzterem und einem zweiten 
Conus P* ist eine Reibrolle O auf einer axial ver- 
l schiebbaren und mit kammartig angeordneten Ringen 

Z — m versehenen Welle AI angeordnet, so<lass bei axialer 

— Verschiebung dieser Welle m das Uebersetzungs- 

rerhältniss zwischen den Conen P und P\ mithin die Geschwindigkeit des von der Welle Q 
des letzteren unter Vermittlung des Schneckenbetriebes qr angetriebenen Zählwerks /? ver- 
ludert wird. Eine solche axiale Verschiebung der Welle M wird, entsprechend der Stärke 
des Stromes, welcher das Solenoid B durchlauft, bewirkt, indem der Solenoidkem bei wach- 
sender Stromstärke nach unten gezogen wird, entgegen der Feiler E den Hebel E abwärts 
bewegt, wodurch das Zahnsegment L eine Linksdrehung macht und die Ringe au der Welle M 
wie in eine Verzahnung fassend, diese Welle verschiebt. Hierbei nähert sich die Rolle 0 der 
Basis des Conus P und der Spitze de» Conus P‘ und demnach wird die 
Geschwindigkeit des letzteren und also auch des Zählwerks eine grössere. 

Luftpumpe zum Betrieb eines pneumatischen Hammers für zahnärztliche Operationen. 

Von Rob. Telschow in Berlin. No. 21098 v. 29. Juni 82. 

Die zum Betriebe des pneumatischen Hammers dienende Luftpumpe 
besteht aus dem schwingenden Cylinder a, dessen Kolbenstange d an den 
Zapfen f eines an der Schnurscheibe g verstellbaren Schiebers h greift, 
wahrend Schnurscheibe g und Lagerung des Cylinders an einem Rohr r 
angebracht sind, welches zur Befestigung der Luftpumpe an dem Bohr- 
maschinengestell dient. Die Luftpumpe wird durch ein zum Treten ein- 
gerichtetes Schnurrad mittels der Schnurscheibe g getrieben. 




Unrveraalwinkelbrettchen. Von G. C. Krause in Berlin. No. 21299 v. 29. Aug. 82. 




Der eine Schenkel c ist bei / drehbar und mit 
einem Gradzeiger i versehen, wahrend sich Schenkel d in 
einem Schlitz verschieben lasst. Das Instrument dient zum 
Messen und Construiren von Winkeln und kann ausserdem 
als Lineal benutzt werden. 



Neuerungen an Glimmerschutzbrilien. Von Max Raphael in Breslau (Zu», zu No. 19501 vom 
12. Marz 82'-. No. 21408 v. 28. Sept. 82. KL 42. 

Die nach Art der Halbmaaken gestaltete Schutzbrille tragt behuf» leichter Aus- 
wechselbarkeit die Glimmerscheiben in Splinten. Zur Herstellung einer Ventilation hat die 
Maske seitlich je ein Metallgewebe. 



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188 



ZEiTtrufttrr rt‘n linmr Huii-.\uini 
MAI IMS. 



1883. No. 12. Aus ^Journal 







PI«. J. 



FCl DIB WkHKBTATT. 

Flir die Werkstatt« 

Werkzeug um oval zu drehen. Allgem. Jonm. d. Uhrmacherkunst 
euisse d*horlogerie a . 

Auf einem gewöhnlichen Drehstuhlgestell befindet sich die Welle m (Fig. 1), deren 
Äusseres Ende mit einem Gewinde b (Fig. 2) versehen ist. An dem Körper ist in einem Falze 

der Schieber c bewegbar, welcher die 
Rolle d trügt. Diese beiden Stocke be- 
sitzen eine länglich-ovale Oeffhung o, 
durch welche die Welle m frei hin- 
dnrchgehen kann. Die Rolle d kann 
mittels der Schraube t excentrisch zur 
Welle m gestellt werden. Das Ge- 
winde b tragt einen kleinen Aufsatz z; 
in der Mitte desselben ist wieder ein 
Schieber g % welcher ebenfalls eine 
Welle i trägt, auf deren Gewinde die 
dünne Platte k geschraubt ist. Auf letzterer werden die zu drehenden Gegenstände mittels 
Lack befestigt. Aut' den Schieber g sind in der Mitte durch die Schrauben n und f»j zwei 
Platten A und A, befestigt, welche durch den Aufsatz z hindurchgehen und sich an den 
Umfang der Rolle d anlegen. 

Wird die Welle m in Bewegung gesetzt, so ertheilt die Rolle d den Stotzen A und A t 
eine abwechselnde Bewegung, und folglich auch dem Schieber g und der Platte k , welche 
mit jenen ein Stück bilden. Die an k befestigten Gegenstände nehmen dann, wenn man sie 
abdreht, eine mehr oder weniger ovale Form an, je nachdem der Mittelpunkt der Rolle d 
mehr oder weniger von der Axe der Welle entfernt ist. Es handelt sich hier also um eine 
kleine Ausführung des gewöhnlichen Oval werk«; der Gang soll ein sehr ruhiger sein. 
CompositiOBi-Polirfeileii für Stahl. Von H. Eisen in Genf. Allg. Joum. d. Uhrmacherknnst 1883. No. 3. 

Herrn H. Eisen, Uhrmacher in Genf, ist es gelungen, eine Cömposition zu finden, 
welche unter Anwendung von Diamantin und Oel in einigen Secniulen auf sauber geschliffenen 
Stahltheilen eine tiefschwarze, rissfreie Politur erzeugen soll. Die zu polirenden Stahlt heile 
werden zuerst auf einer Glasplatte mit Oelsteinpnlver sauber vorgeschliffen und mit Benzin 
gut abgewaschen und getrocknet. Alsdann werden dieselben -auf einem sauberen Pfropfen, 
welchen man in den Schraubstock spanut, mit der abgezogenen und mit Diamantin und Oel 
bestrichenen Feile polirt; sechs bis acht Züge genügen vollkommen, um eine tadellose Politur 
zu erzeugen. Das Abziehen der Feilen geschieht am Besten mit einem Zapfenpolirstahl ; das 
Abziehen mit Schmirgel, Sandstein u. dgl. macht die Composition unbrauchbar. 

Die Compositions-Feilen sollen bereit« in vielen Genfer Fabriken in Anwendung sein 
und sich allgemeinen Beifalls erfreuen; dieselben werden demnächst in den Handel kommen. 
Schleif- und Polirapparat. Von 0. Gärtner in Sterkrade, Rheinprovinz. D.R.P. 20376 vom 
22. Marz 82. Kl. 83. 

Ebene Flächen werden mittels einer Scheibe i polirt, welche 
hin- und herbewegt und dabei durch Spiralfeder n unter Vermittlung 
des mit Rollen m versehenen Bügels r gegen die Platte b gedrückt 
wird. Die Entlastung des Bügels r geschieht durch Aufziehen der 
Stange l und Feststellung der letzteren mittels Nase t. 

Will man runde Flächen, Zapfen etc. poliren, so bedient man 
sich eines Schiebers, an dem zwei Arme mit Rollen, welche in Schienen/ 
der Platte a laufen, angebracht sind. Hierbei kann man durch An- 
wendung einer grossen und einer kleinen Rolle ein Schiefstellen des 
Schiebers bewirken, so dass auch das Schleifen conischer Zapfen 
ermöglicht wird. 




Nachdruck verbalen. . 



Verlag von Julius Springer in Berlin N. — Druck von H. 8. Hermann In Berlin SW. 



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Rrdactiona • Curatorium: 

Geh. Reg.-R Prot*. Dr. H. Landolt, R. Fürs», Reg.- Rath Pr. I» Loewenlter«, 

Voratl s« nd«r. H« i • i ti c r. h r h r i fifii h r * r. 



Rcdaction: Dr. (*. Srliwirkus und Dr. A. Westphal in Berlin. 

III. Jahrgang. .Imii 1**51. Sechstes Heil. 



Die Verwendung des Watt’schen Pendels zur continuirlichen 
mechanischen Registrirung des Robinson’schen Schalenkreuzes. 

Von 

Dr. Maurer. 

A<t)nnrt der Schweiler. Meleorol. Cenir«l»n»ti«U in Znrirh. 

Die Aufgabe, unter Benutzung des Robinson'schen Schalenkreuzos das Verhalten 
des "Windes bezüglich seiner Geschwindigkeit durch eine — wenigstens in kurzem 
Zeitabschnitten — vollkommen continuirliche mechanische Aufzeichnung zur An- 
schauung zu bringen, ist im Eaufo der Zeit bereits in mehrfacher Weise gelöst worden. 
— Wohl eine der verbreitetsten zu diesem Zwecke in Vorschlag gebrachten Methoden 
ist die von Beckley ') gegebene, bei der bekanntlich die Windgeschwindigkeit durch eine 
schraubenförmige Metallrippe — deren dnreh das Schalcnkreuz vermittelte rotirende Be- 
wegung proportional der Windstärke vor sich geht — auf einer sich gleichförmig drehen- 
den Trommel aufgezciclmet wird. — Bei dem von dem Amerikaner Eccard*) constmirten 
Windstärke-Anemographen dagegen kommt behufs continuirlicher Registrirung ein Schreib- 
stift zur Verwendung, der dnreh eine auf einer Spindel eingeschnittene rechts- und links- 
gingige Schraube geführt, sich parallel der Axe eines rotirenden Cylinders anf- und 
niederbewogt, ebenfalls mit einer der Windstärke proportionalen Geschwindigkeit. 

Endlich erwähnen wir noch den von Dr. Sprung*) in jüngster Zeit gemachten 
Vorschlag, darin bestehend, je in einem Imstimmten Zeit-Abschnitte (beispielsweise pro 
Stunde) durch eine Uhr einen Markirstift gleichförmig quer über den durch die Be- 
wegung des Schalenkreuzes (proportional soinor RotationMgeschwindigkeit) vorwärts 
geschobenen Papierstreifen hinwegzuführen, dadurch einerseits das Anemogramm in 
einzelne Abschnitte, proportional den Stundenmitteln der Windgeschwindigkeit 
™ zerlegen, andererseits aber auch für den gewählten Zeitabsphnitt (Stunde) eine Curve 
zu erhalten, deren mehr oder weniger regelmässige Gestalt einen Schluss auf dio Variation 
in der Rotationsgeschwindigkeit des Schalenkreuzes (bezw. in der Windgeschwindigkeit) 
auch Ihr einen beliebigen Zeitmoment gestattet. 

Ebenso einfach, dem Principe wie der praktischen Ausführung nach, für eine 
vollkommen continuirliche Registrirung der Windgeschwindigkeit gestaltet sich nun die 
folgende Methode, die wir uns in Nachstehendem kurz zu skizziren erlauben: 

Man übertrage — sei es direct oder indirect — die rotirende Bewegung dos 
Schalenkreuzes entweder auf eine flüssige Masse von erheblichem specifiscben Gewicht 

■) Oesterr. Zeitschrift für Meteorologie, Band IV. 

*) Elektro-technische Zeitschrift (Mai-lleft): Bericht Uber die Ausstellung in 
Paris, Ref. Dr. Schreiber. 

*) Zeitschrift für Instrumenten künde, 1BS2. S. 20t>. 

2 « 



L 



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190 



MaURKR, WaTT’rCHER P KROKI. ALS AnKMOOR APII. 



Zr.i tm Hmn ri'« lnminiümirint 
JUNI ISM. 













(Quecksilber) und registrire die durch die Centrifugalkraft bewirkte (parabolische Form 
annehmende) seitliche Erhebung der freien rofirenden Flüssigkeitsobcrfläche, oder aber 
man lasse an der rotirenden Bewegung der Schalenkreuzspindel ein gewöhnliches W atti- 
sches Pendel, wie es ja in der Maschineu-Tcchnik in Form des Schwungkugel- 
regulators seit Jahren bereits die weitgehendste Verwendung findet, theilnehmen. 
Letzteren Fall wollen wir hier vorzugsweise im Auge behalten. 

Jeder bestimmten Tourenzahl n rosp. Winkelgeschwindigkeit w = des Schalen- 
kreuzes entspricht alsdann eine bestimmte Gleichgewichtslage, sowie ein bestimmter Aus- 
schlags winkel a der Pendelkugeln; jede Ge- 
schwindigkeitszunahme wird ein Steigen, jede 
Geschwindigkeitsahnahme ein Fallen seitens 
der Pendelkugeln zur Folge haben. Für die 
Registrirung hat man daher einfach mit der 
auf der Regulatorspindel verschiebbaren und 
den Bewegungen des Pendels folgenden Hülse 
einen Schreibstift zu verbinden, der das 
gewünschte Ancmogramm auf einen gleich- 
massig fortschreitenden Papierstreifen auf- 
zeichnet. 

Da die Hülsen Verschiebungen auf der 
Regulatorspindel — d. h. die Ordinaten des 
entworfenen Anemogramms — , dieselben ge- 
rechnet von der Ruhelage des Pendels, 
in einfachster Weise mit dom bezüglichen 
Au8schlagswinkol a des Centrifugalpendels 
und seinen Dimensionen Zusammenhängen, 
diese Elongationswinkel aber selbst wieder 
einfache Functionen der Rotationsgeschwin- 
digkeit des Schalenkrenzes etc. sind, so 
lassen sich ohne Schwierigkeit für jede vor- 
liegende Tourenzahl n (d. h. auch für jede 
gegebene Windgeschwindigkeit, da letztere 
der ersteren als nahe proportional angesehen 
werden kann) die entsprechenden Ordinaten 
von vornherein auf den betreffenden Streifen 
auftragen. Noch einfacher aber kann die 
F, &- l * behufs directer Ablesung der Windge- 

schwindigkeit, welche einem bestimmten Momente zukommt, nothwendige Graduirung des 
Streifens vorgenommen werden, indem man das Centrifugalpendel auf eine Rotations- 
maschine setzt und die den entsprechenden Umdrehungszahlen zukommenden Stellungen 
der Pendelhülse auf der Registrirtrommel notirt. 

Um das Pendel möglichst empfindlich zu machen, so dass dasselbe schon auf 
ganz minime Tourenzahlen reagirt, stehen zwei Wege offen. Entweder bringe man die 
Aufhängepunkte der Pendelkugcln ziemlich seitlich von der Axe des Schalenkreuzes 

an. Bezeichnet etwa w = die Winkelgeschwindigkeit des letzteren, z die Projection 
des (verlängerten) Pondeiarmes zwischen Axe und Kugelmittel puukt auf die Axo (vergl. 
Figur 1), L dio Hälfte des Gewichts der Hülse, welche auf der Regulatorspindel die 
Bewegungen des Schreibstiftes vermittelt, im Weiteren Gr« das Gewicht der Aufhünge- 






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191 



Zn rinitirr rft Ikbi hi'mi.jti kkk ithor. 

JUHI 1WO. 



Mai’kkk, WattViies Pendki. als Anemoorapii. 



Stange, endlich G das Gewicht einer Schwungkugel, so besteht unter der Voraussetzung 
rhombischer Aufhängung dos Pendels sehr nahe die einfache Beziehung 

= i wobei V = L + G.\ 0‘ - G + G.; 9 = 9,81; 



ferner: 



z = / cos « 4- c cotg. «; 



w = 



n n 
30* 



V. 






3 v «hD* 

F»f- a. 



r 



a w 2v 



Der zweite Wog besteht darin, ein 
zusammengesetztes Centrifugalpendel zu 
verwenden, wie es die nebenstehende Figur 2 
zeigt, bei welchem die Empfindlichkeit durch 
Verschieben der zweiten (an Gewicht der 
ersten naho gleichen) Kugel nach Belieben 
gesteigert worden kann. Für die einer be- 
stimmten Windgeschwindigkeit entsprechende 
Gleichgewichtslage besteht hiebei — falls 
man von dem Stangengewicht absieht — 
die Relation: 

»i, • 9 • Q = r ,r * • x 4- m, . <j . r q to * . y, 



woraus 



cos a = 



& 



rn, L — m f l 
ii /,*- 4- i| P* 



Noch auf einen Umstand wollen wir hier aufmerksam machen. Wenn z. B., wie 
es bei momentanen Windstössen, Gewittern, Böen etc. Vorkommen kann, das Anwachsen 
des Windes sehr rasch erfolgt, so liegt auf der Hand, dass, wenn auch die maximale 
Umdrehungszahl des Schalenkreuzes erreicht ist, das Pendel dennoch nicht momentan zum 
Stillstände gelangen, d. h. in die der letzteren entsprechende Gleichgewichtslage sich 
einstellen wird, sondern unter dom Einflüsse der aufgenommenen lebendigen Kraft sich 
noch weiter bewegen und erst nach einzelnen Schwingungen zur Ruhe gelangen wird. 
Diesem Uebelstande lässt sich aber leicht auf doppelte Weise abhelfen. Entweder ver- 
bindet man mit irgend einem Theile des Apparates ein widerstehendes Mittel, welches 
das Pendel nicht hindert, seine wahre Ruhelage anzunehmen, jedoch (hei plötzlichen 
Windstössen) sein Moment oder seine Schwungkraft hinreichend schnell auf hebt, mit 
audern Worten also, man versieht das Pendel mit einem sogenannten Katarakt e 1 ), d. h. 
mit einem künstlichen Widerstand, welcher der beschleunigten Bewegung der Hülse resp. 
des Schreibstiftes entgegentritt. Oder man umgeht jenen Uebolstand dadurch, dass man 
dem Pendel überhaupt keine Bewegung gestattet, sondern den Druck, den die Hülse 
infolge der Schwungkraft nach oben ausübt, in Bewegung umsetzt, sei es nach dem von 
Sprung, sei es nach dem von Eccard für seinen fernregiKtrirenden Barographen ange- 
gebenen Verfahren*). Natürlich ist in letzterem Falle elektrische Registrirung nicht 
zu vermeiden. 



*) Wie er ja auch in der Praxis bei den Schwungkiigolregnliitorcn in deu verschie- 
densten Formen Verwendung findet, vergl. Weisbacb’s Maschinenmechanik, III. S. 1024. 

*) Oesterr. Zeitschrift für Meteorologie, Band XU und Elektrotechnische Zeitschrift, 
Mai 1882. S. 187. 



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192 



Form, Mktkoiiolooihcmk Apparat*;. 



7 -Krrir imirT rltn I wrrmrif Emmu-iro*. 

Jl?NI 18S3. 



Zum Schlüsse noch die Bemerkung, dass hei dor soeben skizzirten Einrichtung 
des Apparates der letztere nicht unmittelbar die Stundemnittel der Windgeschwindigkeit 
liefert, wie dies z. B. bei den Anemometern der Seewarte der Fall und wie es auch von 
Dr. Sprung bei seinem behufs continuirlicher Registrirung des Robinson'schen Schalen- 
kreuze8 gemachten Vorschläge vorgesehen ist. Die Stundemnittel müssten jeweilig aus 
einer bestimmteu Anzahl Ordinaten des Anemogramms für den gewühlten Zeitabschnitt 
(Stunde) eigens bestimmt werden. Immerhin Hesse sich die Einrichtung auch so treffen, 
dass neben der continuirlichen Registrirung auch jener Forderung: Unmittelbare Angabe 
der Stundenmittel der Windgeschwindigkeit, Genüge geleistet werden konnte. Ich werde 
mir erlauben, sobald das nach dem beschriebenen Principe in Aussicht genommene Anemo- 
meter für die hiesige meteorologische Centralnnstalt hergestollt ist, in einer weiteren 
kurzen Mittheilung darauf zurückzukommen. 



Neu© registrirende meteorologische Apparate. 

Vaq 

)|«4hAniker H. KuPhm in Berlin 

1. Registrirender Regenmesser. 

Das im Freien aufgestelltc Regen- Auffangcgefäs« a (Fig. 1) hat in seiner 
oberen Oeffnung einen Querschnitt von 0,05 qm. Die aufgefangene Regenmenge lauft ans 
ihm in oin Glasrohr, welches durch eine Bleirohrleitung unter der Erdoberfläche mit dem 




regist riren den Apparat in Verbindung stellt. Die Rohrleitung mündet in einem teller- 
förmigen Ei senge lass b } welches etwa zur Hallte mit Quecksilber gefüllt ist und aus 



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lu Ti Ol «irr rP* IxrrRirMKKTKXKriDiL 
JUNI IMS. 



Fuess, Metkokoloowchk Aitauatk. 



193 



welchem sich ein Steigrohr s erhebt, etwas oberhalb des Quocksilbcrspiegels. Das 
Eisengelass h communicirt mit einem eisernen H ohl cy 1 i nd er r, in welchem ein hölzerner 
Schwimmer auf dem Quecksilber ruht. Die vom Auffangegefsss nach dein registrirenden 
Apparate führende Rohrleitung ist unter allen Umständen bis zu dem auf der Zeichnung 
durch die punktirte Linie NN morkirten Nullniveau mit Wasser gefüllt. Empfängt das 
Auffangegefass Regen, so steigt die Wassersäule in der Rohleitung und dem Steigrohr s, 
verdrängt das Quecksilber aus 6 nach c und bewirkt ein Steigen des Schwimmers. 
Hierdurch wird mittels einer ZahnradUhortragung, die bei wiederholter Construction 
eines solchen Apparates zweckmässiger durch Schnur resp. Flacbkottcben ersetzt, werden 
soll, ein Bleistift t quer über einen durch ein Uhrwerk u bewegton Papiorstreifen p geführt. 

Der Apparat würde zu functioniren auf hören, wenn das Steigrohr g ganz angefüllt 
würde, wobei weiter hiuzukoinmendes Wasser, ohne durch Vennehrung der Druckhühe 
auf das Quecksilber und deu Schwimmer zu wirken, einfach oben Uberfliessen würde. 
Um dies zu vermeiden, ist nach dem Vorschläge von Dr. Sprung in Hamburg (See warte) 
an das Steigerohr * unmittelbar über dem dem Nullniveau entsprechenden Punkte dos 
Heberrohr A angeschmolzen, das die Entleerung des Steigerohres automatisch in dem 
Augenblick herbeiführt, wo das Wasser in letzterem den höchsten Punkt des Heberrohrs 
erreicht. Die Höhe des Hebers ist so bemessen, dass die Wiederherstellung des Null- 
nireaus jedesmal dann statt findet, wenn soviel Regen gefallen ist, dass die Bedeckung 
des Erdbodens um eine 4 mm hohe Wasserschiclit zugenommen hat. Während des Ab- 
saugeus des Wassers kehrt der Schreibstift t aus seiner grössten Entfernung von der 
durch das Nullniveau bezeiebneten Abscissenachse bis zu dieser zurück und zieht dabei 
eine den Vorgang markirendc gerade Querlinie auf dem Papierstreifen. Mittels eines mit 
einer Nadelspitze armirten Hobels wird von Stunde zu Stunde durch das Uhrwerk als 
Zeitmarke ein Punkt auf dem Papierstreifen eingedrückt, so dass sich also aus dem Dia- 
gramm Anfangszeit, Dauer, Quantität und Verlauf der eingetretenen Rcgenfülle mit aller 
erforderlichen Genauigkeit entnehmen lassen. 

Eine Fehlerquelle, die unter Umständen, namentlich bei sehr feinem Sprühregen, 
wo die Quantität der Wassermenge nur sehr langsam zuuimmt, von nicht zu unterschätzen- 
der Bedeutung werden kann, scheint auf den ersten Blick durch die Unsicherheit im 
Functioniren des Hebers eingeführt zu werden. Vom Verf. nach dieser Richtung hin 
imgestellte Vorversuche haben indess gezeigt, dass bei passender Wahl der Grösse des 

Rohrquerschnittes und der Form der Biegung, 
sowie des Querschnittes ein Fehler gänzlich 
vermieden werden kann. Durch Wirkung der 
Capil larität kommt dann die Flüssigkeit nicht 
dazu, bei sehr langsamem Ansteigen in der 
anfänglich erwarteten, in Fig. 2 skizzirten Art 
Uberzufliessen und an der Wand des abstei- 
genden Schenkels langsam herabzurieseln, 
oder bei unvollkommener Netzung in einzelnen 
Tropfen herabzufallen, wobei die abfliessende 
Menge ohne rogistrirt zu werden verloren gehen würde; es bildet sich vielmehr ein 
Meniscus, der in der in Fig. 3 veranschaulichten Weise auch bei ganz langsamem Wasser- 
rufluss in dem Rohre fortschreitet bis zu einem gewisseu Punkte a, nach dessen Erreichung 
plötzlich die Wassersäule überstürzt. Die auch sonst in vieler Beziehung sehr interessanten 
und lehrreichen Vorversuche, die unter Anderem ergeben haben, dass, um ein gauz 
sicheres automatisches Wirken des Hebers zu garantireu, der absteigende Schenkel gegen 
das Ende zu von einem bestimmten Punkte ab eine Erweiterung erfahren muss, damit 



tt 




Ft*. 2. Fl*. S. 



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194 



Fcrss, Mktrorolooi&chk Appakatr. 



ZUTicimtn rf* ImRVMKmni'iit>t 
JUNI IfWS. 



nicht durch einen von unten eindringenden Luftstopfen die Thätigkeit vor gänzlicher 
Absaugung bis zum Nullniveau unterbrochen und durch Rückstau eine grössere Wasser- 
menge in das Steigrohr 8 zurückgedrängt wird, zeigten, dass die Lage des Punktes a, 
bei welchem das Uoberstürzen erfolgt, auch bei sehr verschiedenen Geschwindigkeiten des 
Ansteigens dos Wassers bis auf Bruchtheile eines Millimeters unverändert bleibt 

Bei der vorliegenden Construction des Regenmessers ist angenommen worden, 
dass sich die Hebervorrichtung an dem registrirenden Apparat und in gleichen Niveau 
mit der Sammelröhre des Auffangegefasses befinde. Die Function des Apparats ist aber 
offenbar dieselbe, wenn die Absaugeröhre direct mit der Sammelröhre verbunden wird. 
Diese Einrichtung wird in allen den Fällen sogar geboten Bein, wo der Auffangeap}>arat 
höher Hegt als der registrirende Theil (s. B. auf dem Dache eines Observatoriums). Der 
IJeberdruck des in der Leitung stehen bleibenden Wassers müsste dann, wie von Dr. 
Sprung schon früher angegeben wurde, durch eine Quecksilbersäule von entsprechender 
Höhe aequilibrirt werden. 

2. Barograph. 

Auf der Quecksilbersäule des Gefässbarometers a (Fig. 4) schwimmt in verticaler 
Stellung ein in einem Hartgummipfropfen eingeschlossener kleiner Hufeisenmagnet. Die 
Pole desselben sind wie Fig. B zeigt, nach aussen gewandt; an seinem unteren Ende 





ist an einem langen Platindraht eine kleine Platinkugel zur Beschwerung angebracht, die 
ihn in seiner verticalen Lage erhält. Die seitlich in den Gummipfropfen eingelassene 
Schraube trägt auf ihrem Kopfe eine horizontale Strichmarke, um an einer auf die Röhre 
gezogenen Theilung unmittelbar den Barometerstand ablesen zu können. Ein zweiter 
grösserer Hufeisenmagnet b, der auf der Endschneide einer empfindlichen Waage an dem 
Gehänge horizontal befestigt und durch das Gewicht g in seiner Lage gesichert ist, 
umfasst mit seinen Polen die Barometerröhre und folgt somit den Schwankungen der 
Quecksilbersäule. Am anderen halb so langen Arm des Waagebalkens hängt ein mit 
Quecksilber gefülltes spiralig gekrümmtes Glasrohr r, das oben offen ist, als Gegengewicht. 
In der beiderseitig verlängerten Pfanne der Mittelschneide des Waagebalkens ruht mit 
zwei Schneiden der btigelartige Hebel h, der an seinem linken Ende den Schreibstift /, 
an seinem rechten, durch das Stellgewichtchen m etwas Uebergewicht erhaltenden Ende 
die Stahlschraube 8 trägt. Der rechte Arm des Waagebalkens ist, wie in Fig. ß zu sehen, 
an seinem Ende gegabelt und die Schneide in der Mitte unterbrochen; die Pfanne hat 
an dieser Stelle eine Durchbohrung, durch welche die Schraube s frei hindurchtritt 
Auf dem im Rohr r enthaltenen Quecksilber ruht der eiserne Schwimmer w, dessen Form 
aus Fig. (i deutlich ersichtlich ist uud der die gehärtete Stahlspitze q trägt, auf die sich 



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die Schraube s mit ihrer gleichfall» gehärteten ebenen Unterfläche stützt. Diese Anordnung 
ist getroffen, um eine Compensation der Veränderung der Höbe der Quecksilbersäule im 
Baromctorrohr bei Temj>eraturvoränderaug herbeizuführen; die Länge des Hohres r oder 
genauer der darin enthaltenen Quecksilbersäule ist demnach, 
entsprechend der Ungleicharmigkeit des Waagelialkens im 
Verhältnis» '/« gleich der halben Länge des mittleren Baro- 
h meterstande» oder 380 mm. Wäre die Spitze q unver- 
änderlich mit dem Bohr r verbunden, so würde jederzeit 
der Hebel h parallel mit der Verbindungslinie der Schneiden 
de» Waagebalkens bleiben und somit der Schreibstift / un- 
mittelbar den von der Temperatur beeinflussten Schwan- 
kungen des Barometerstandes folgen. Das Ende der Spitze 
q, das bei mittlerer Zimmertemperatur genau in der Ver- 
bindungslinie der beiden Schncidenhälften liegt, wird aber 
bei Temjieraturerhöhnng resp. Erniedrigung über dieselbe 
gehoben bezw. darunter gesenkt und zwar um genau den 
halben Betrag, um «'eichen durch die Ausdehnung oder Zn- 
sammenziehuug des Quecksilbers im Barometerrohr der 
wahre Barometerstand verfälscht wird. Damit wird der 
vi« Hebel h im entsprechenden Sinne aus der Parallelität mit 
dem Waagebalken abgelenkt und es geben die Ablesungen des registrirten Diagramme» 
den auf irgend eine constante Temperatur reducirten Barometerstand au. Infolge der will- 
kürlichen Verstellbarkeit des Hebels k durch Drehung der Schraube s kann ausserdem 
über die Normaltemperatur, auf welche die Angaben sich beziehen sollen, nach Belieben 
verfügt werden. 

Die Entfernnng des Schreibstiftes von dem gemeinschaftlichen Unterstützungs- 
punkt des Hebels h und des Waagebalkens beträgt nahezu das Doppelte der Länge des 
linken Armes des letzteren; eine geringe Abweichung vou dem genauen Verhältniss com- 
pensirt den Einfluss der Veränderung des Niveaus des Quecksilbers im Gefäss des Baro- 
meters. Die somit in doppeltem Maassstab erhaltene Aufzeichnung wird der Bequemlichkeit 
der Ablesung wegen unmittelbar in ein gedrucktes Coordinatenuetz eingetragen. Der 
bogenförmigen Bewegung des Schreibstiftes wegen hat dasselbe gekrümmte Stunden- 
curven; die Höhen jedoch sind geradlinig zu messen, demzufolge ist die Tbeilung der 
Horizontallinien des Netzes gleichmässig, von 2 zu 2 mm. Das Netz wird auf die 
Trommel z aufgezogen, die von dem Uhrwerk m in einem Tage einmal um ihre Axe 
gedreht wird, and ist von Tag zu Tag zu erneuern. Als Schreibstift wird ein Bleistift 

benutzt; da aber bei continuirlichem Schrei- 
ben der Beibnngawiderstand erhebliche Ver- 
fälschungen des Diagrammes bewirken könnte, 
so liegt der Stift nicht fortwährend auf 
dem Papier auf, sondern wird nur von drei 
zu drei Minuten für kurze Zeit an dasselbe 
durch den vom Uhrwerk bewegten Bügel 
d angedrUckt. Der kurze Druck würde 
indess nicht im Stande sein, eine für die Er- 
n ( . zeugung einer sichtbaren Marke ausreichende 
Abnützung des Bleistiftes zn bewirken; es 
mnsste also dem Stift beim jedesmaligen Andrücken eine kleine seitliche Bewegung 
ertheilt werden. Diese wird durch Einwirken des Bügels d (Fig. 7) auf die Nase k und 





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196 



Zeitschrift rt»E lx*T*r»iKirTE!nvr*D«. 
Fl3K88, MrTROROT.OOISCIIE APPARATE. JCSI 1883. 



Zurückschioben derselben unter Zusammendrücken der flachen, schleifenartig gekrümmten 
Feder /"bewirkt; die gezeichnete Curve besteht demnach aus einerReiho kurzer horizontal 
verlaufender Striche, die bei geringen Schwankungen des Barometers Übereinandergreifen 
und somit eine fortlaufende Linie bilden, bei starken Veränderungen, wie sie z. B. bei 
Gewittern eintreten, indoss deutlich treppenförmig nebeneinander liegen. In diesem 
Falle sind natürlich die Anfangspunkte der einzelnen Striche die raaassgebenden 
Registrirungen. 

Dem an sich naheliegenden Gedanken, einen Schwimmer von dem Quecksilber tragen 
zu lassen, begegnete bislang immer die Befürchtung, einerseits durch die im Iunem des Ya- 
cuums gänzlich uncontrolirbare Reihung des Schwimmers an der Glaswand der Röhre ein 
Bewegungshiiulerniss von beträchtlicher Grösse einzuführen, andererseits aber möglicher- 
weise durch die unvermeidliche Veränderung der Oberflächenspannung die Beweglichkeit 
des Quecksilbers zu beeinträchtigen. Zum genaueren Studium dieser Frage eigens vom 
Verf. angestellte Versuche haben zu sehr interessanten Resultaten geführt. Zunächst 
zeigte sich, dass die erstere Befürchtung gänzlich grundlos sei; der Schwimmer kommt 
mit der Wand der Röhre gar nicht zur Berührung, eine Erscheinung, die sich eigentlich 
a priori hätte schliessen lassen; er wird vielmehr durch den kleinen Quecksilberwal], 
der sich zwischen ihn und die Wandung drängt von allen Seiten nach der Mitte der 
Röhre hin gedrückt, also central eingestellt. Wird er dann ausserdem, wie in Fig. 5, 
unten beschwert, so dass er nicht umkippen und mit seinem oberen Rande an der Wand 
schleifen kann, so nimmt er völlig reibungfrei an den Schwankungen des Quecksilbers Theil. 
Die Kraft, mit der er von der Wand ahgedrüngt w T ird, wächst mit der Abnahme des 
Zwischenraumes und wird bei grosser Enge des letzteren sehr beträchtlich, so dass sogar 
relativ starke Erschütterungen des Barometers den Schwimmer nicht zum Anstreifen tu 
bringen vermögen. Der Schwimmer « im Rohre r (Fig. 6) ist unten nicht belastet und 
wird sich also mit einem Punkte seiner oberen Führungscheibe gegen die Wand de-s 
Rohres stützen. Hier ist der so entstehende Reibungswiderstand jedoch bedeutungslos, 
da zu seiner Ueberwindung eine viel grössere Kraft vorhanden ist, als im Barometerrohr. 
Was den zweiten Punkt, die zu befürchtende Beschränkung der Beweglichkeit des Queck- 
silberspiegels durch das Aufsetzen des Schwimmers, anlangt, so ergaben die Versuche, dass 
es hier hauptsächlich auf die Grösse des Zwischenraumes zwischen Schwimmer und Rohr- 
wandung ankommt. Wird derselbe zu gross genommen, dann erleidet allerdings die 
sich darin bildende ringförmige Quecksilberkuppe mit den Schwankungen des Luft- 
druckes Deformationen (sie erhöht oder verflacht sich), die erst eine gewisse Grösse 
erreichen müssen, ehe dem Schwimmer eine Bewegung nach ol>en oder unten ertheilt 
wird. Bei genügender Enge des Spielraumes dagegen ist auch bei den kleinsten Ver- 
änderungen des Luftdruckes eine Verzögerung in der Mitnahme des Schwimmers nicht 
zu bemerken, es scheint vielmehr als ob die sehr starke Spannung der kleinen freien 
Oberfläche günstig auf die Ueberwindung der Reibung des Quecksilbers an dem Glase 
einwirke. In der Ausführung beträgt die Grösse des Spielraumes nur ca. */ 4 nun. 

Einem ferneren Bedenken, das sich gegen die Zuverlässigkeit der Uebertragnng 
durch die Magnete richten könnte, lässt sich zahlenmässig begegnen. Wurde der kleine 
innere Magnet unbeweglich festgestellt und das den äusseren tragende Gehänge durch Auflage 
von Gewichten belastet, so fand eine Trennung der Pole um */io mni bei Anwendung 
eines Decigrammes statt, wurde der innere Magnet dann ganz entfernt, so war zur Er- 
zeugung eines Ausschlages des Waagebalkens um 30 mm am linken Ende, dem ungefähren 
Betrage des Maximums der einseitigen Barometerschwankung entsprechend, ein Gewicht 
von 2 Centigramm erforderlich. Daraus geht hervor, dass bei deu äussersten Grenzen 
des Ausschlages eine Verfälschung der Regist rirnng um nur 0,02 rum eintreten, auf geringere 



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Zeitschrift fI'r iMfTKtruKXTKNKtrsu*. 
JUKI nwa. 



FuMB, MKTKOKOLOOfaCHE APPARATE. 



197 



Ausschläge davon aber nur der entsprechende aliquote Theil entfallen würde. Nimmt inan 
nun auch an, dass die in vollkommen gesättigtem Zustande diesen Versuchen unterwor- 
fenen Magneto im Laufe der Zeit eine Abschwächung von 60°/ 0 erfahren, eine Grösse, 
die bei dem vorzüglichen Wolframstahl aus dem die Magnete gefertigt, sind, sicher nicht 
erreicht werden wird, so ist eine Unsicherheit von immerhin nur 0,04 mm im Maximum 
zu erwarten, die sich fast noch innerhalb der Strichdicke des Diagrammen hält, und 
jedenfalls von der Unsicherheit, die durch Strecken resj). Zusammenziehen des Coordinaten- 
papieres infolge seiner hygroskopischen Eigenschaft entsteht, übertroffen wird. Letzteren 
Fehler, der auch proportional der Grösse der Barometerschwankung sein wird und über 
dessen Betrag man sich leicht durch Nachmessen unterrichten kann, so klein als möglich 
zu machen, werden die Coordinatenblütter übrigens im Trockendruck hergestellt, um 
wenigstens nicht gleich von vornherein durch das Trocknen mit groben Unrichtigkeiten 
behaftet zu werden. ' 

Die Walze, um welche das Papier gelegt wird, ist ein Cylindermantel aus Messing- 
rohr, der in der Nähe seiner Endflächen Strichmarken trägt, mit welchen die Grenzstriche 
des Coordinatennetzes coincidiren sollen. Ist letzteres in Folge Veränderung der Breite 
des Papiers nicht mehr der Fall, so ist das umgelegte Papier so zu verschieben, dass eine 
Halbinmg des Fehlers eintritt. Der Mittelstrich des Strichnetzes, der ja den mittleren 
Barometerstand markiren würde, erhält dadurch seine richtige Lage zu dem barometrischen 
Theile des Apparats; es würde also auch hier der durch das veränderte Papier erzeugte 
Fehler, wenn nicht grade Extremfalle im Barometerstände vorliegen, ausserordentlich 
klein sein. 

Ein letzter Fehler kann endlich noch durch die Unvollkommenheit der Temperatur- 
compensation, die nur bei mittlerem Barometerstand streng richtig ist, die Abweichung 
von demselben aber uncompeusirt lässt, resp. übercompensirt, entstehen. Zur Ermittelung 
des Maximums derselben werde die grösste Abweichung der Temperatur von der mittleren 
Zimmertemperatur von + 18° C zu d* 10° angenommen. Da im Grenzfalle 30 min nach 
jeder Sehe hin uncompensirt bleiben, bei einer Temperaturerhöhung um 1 Centigrad die 
Ausdehnung einer 1 m langen, in einem Glasrohr eingeschlossenen Quecksilbersäule unter 
Vernachlässigung des unerheblichen Einflusses der Ausdehnung des Glases aber 0,18 mm 

beträgt, so ergiebt sich der grösste Werth des entstehenden Fehlers zu ^ ^ = 

ü,üö mm, d. h. nahezu dieselbe Grösse, die oben für die Trennung der Magnetpole erhalten 
wurde. Beide Fehler werden sich addiren, wenn die Zimmertemperatur bei hohem Baro- 
meterstände unter 18° fUllt, bei niederem über 18^ steigt; in den entgegengesetzten Fällen 
heben sie einander auf. 



3. Thermograph. 

Die Constmction des registrirenden Luftthermometers unterscheidet sich von der 
des Barographen nur dadurch, dass das GefÜssbarometer durch ein Heberbarometer ersetzt 
ist, dessen kurzer Schenkel durch ein sehr enges Rohr mit einem kupfernen von der 
Registrirvorrichtung beliebig entfernt gelegenen Ballon von etwa 2 I Inhalt in Verbindung 
«tebt, der mit trockner Luft von 0° bei 700 inm Barometerstand gefüllt ist. Die Queck- 
silbersäule des Barometers steht also nur unter dem Einflüsse des Druckes der Luft in 
dem Ballon und wird proportional der Zu- und Abnahme der Temperatur des letzteren 
steigen oder fallen. 

Während für diesen Apparat, dieselben Fehlerquellen und Fehlergrössen in Be- 
tracht kommen, welche bei dem Barographen erwähnt worden sind, tritt noch der Fehler 
des veränderlichen Volumens des Luftgefässes hinzu. Bei der angegebenen Grösse des 




1 00 _ _ , _ ZuTSciiRirr rf* ixiTUTHKmiuioi. 

HOPFMANN, illOIISOJ« SCHB IjOT IIM ASCII ISK. JUNI 1883. 

letztem und einer Weite der barometrischen Röhre von 14 nun würde die Volumeniinde- 
rung zwischen Temperaturen, welche um Gü u auseinanderliegen, ungefähr 0,01 des Luft- 
raumes betragen, wodurch eine Druckdifferenz von der Grösse eines halben Grades, rxler 
bei gleicher Vertheilnng nach beiden Seiten ein Fehler von 0,26° in den extremsten Fällen 
entstehen könnte. 



Nochmals die Thomson’sche Lothmaschine. 

Von 

t'orvettcn-Capiuin HofTmanu in Berlin. 

Bei dem erfreulichen Interesse, welches sich in der Zeitschrift für Instrumenten- 
künde auch für nautische Instrumente kund giebt, ist es mir vielleicht gestattet, auch 
meinerseits einige, die Thomson’sche Lothmaschine betreffende Bemerkungen zu machen. 

Diese Maschine, vom Erfinder als navigational sounding - machine bezeichnet, 
ist kein bathometrisches Instrument im Sinne des Aufsatzes von Prof. Günther, sondern 
dient lediglich zur Orientirung auf Hachem Wasser nach den zu diesem Zweck in die 
Seekarten eingetragenen Tiefenangaben. Für Tiefen von mehr als 4— 500 m ist sie kaum 
geeignet. Jedes Kriegsschiff unserer Marine ist mit einer solchen kleinen Maschine aus- 
gerüstet, nicht für wissenschaftliche Zwecke, sondern zum praktischen Gebrauch. 1 ) 

Für grosse Tiefen stehen der Anwendung des pneumatischen Princips hei 
Bathometern immer noch ungelöste Schwierigkeiten entgegen, welche bei geringen Tiefen 
fortfallen. Die kleine Thomson’sche Maschine löst mit kaum jemals gehofftem Erfolge 
das Problem, bei jeder beliebigen Geschwindigkeit des Schiffes ohne irgend welche Unter- 
brechung der Fahrt fortwährend zu lothen, denn der frei ablaufende Draht lässt das 
Loth mit grosser Geschwindigkeit zum Grunde niederfallen. 

Der Nutzen dieser Erfindung für die Schifffahrt, namentlich für die Dampfschiff- 
fahrt, ist gar nicht hoch genug anzuschlagen. Ueberall, wo die Karten genaue Sondirungen 
uachweisen, kann man sich bei schnellster Fahrt, seinen Weg gleichsam auf dem Grunde 
des Meeres entlang tasten, ja inan erhält bei schneller Fahrt sogar günstigere Resultate 
als bei langsamer. Wenn früher bei jeder Lothung die Fahrt unterbrochen werden 
musste, so ging dabei einmal viel Zeit verloren, dann aber auch wurde der Nutzen 
des Lotbens dadurch beeinträchtigt, dass der Schiffsweg, auf uncontro Urbare Weise durch 
Wind und Strömungen beeinflusst., nicht mehr als gerade Linie, auf welcher alle in Frage 
kommenden Tiefenangaben liegen müssen, in die Karte eingetragen werden konnte. Der 
Werth der Lothungen blieb somit wesentlich beeinträchtigt. 

Leider vermag sich dieses nützliche Hülfsmittel der Navigation nicht allgemein 
Eingang zu verschaffen, weil der Preis der Maschine, auf welche Sir W'illiam Thomson 
ein Patent entnommen hat, sehr hoch ist. Es würde gewiss leicht sein, nach demselben 
Princip eine sehr wohlfeile Maschine herzustellen, und vielleicht tragen diese Zeilen dazu 
bei, hierzu einen Anstoss zu geben. Ich bin der Ansicht, dass, wenn ein Gelehrter von 
der wissenschaftlichen Stellung Sir William Thorason’s einen Apparat znsammenstellt, 

’) Gern einer Anregung des Hern» Verfassers folgend, bemerken wir, dass sich die 
von uns auf S. 121 erwähnt« Unrichtigkeit der in den Ge Werbeausstellungs-Berichten mul im 
Handbuch der nautischen Instrumente gegelienen Abbildung, von einigen kleinen blossen 
Verzeichnungen al>gesehen, auf die irrthümliche und allerdings die Orientirung erschwerende 
Bezeichnung der Lothleine mittels des für das Bremstau bestimmten Buchstaben be- 
schränkt. Die Red. 



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ZKlTMOIMirr ri‘R iMTRUMEIITltAKCXDE _ _ _ r 1QQ 

JUNI IH8.1. bcilNKlDF.Il, FaHALLAKTIBCIIK MoNTIKUNO. 



welcher die Sicherheit der Schifffalirt in so ausgiebiger Weise befördert., eine geschäft- 
liche Austieutung nicht stattfinden müsste, welche nirgend so störeud auf die allgemeine 
Anwendung einwirkt, nls bei den Hülfsmitteln der Navigation. 

Sir William Thomson bat sich die am Apparat «pater angebrachten Verbesserungen 
auch in Deutschland patentiren lassen. Der Belag von chromsaurem Silber in den Glasröhren, 
welcher durch das hi ne ingepresste Seewasser entfärbt wird, hat sich nicht immer voll- 
ständig sicher erwiesen, wird von stark angesüsstem Wasser, z. B. in der Ostsee, nicht 
scharf genug entfärbt und bleicht bei längerer Aufbewahrung leicht aus. Trotzdem er- 
scheint die Anwendung derartiger Röhren, welche Sir W. Thomson wieder aufgegeben 
hat, die einfachste und wohlfeilste Art, das Princip des pneumatischen Loths zur Geltung 
zu bringen, und es wäre wohl der Mühe werth, diese Anwendung noch weiter zu ver- 
vollkommen, was den Chemikern als Erfolg versprechende Aufgabe hiermit empfohlen 
sein mag. 

ln Betreff der Einzelheiten der Thomson’schen Maschine selbst und des dazu- 
gehörigen Tiefen messap}>arateH muss ich auf das Handbuch der Nautischen Instrumente, 
besw. die vom Erfinder verbreiteten Beschreibungen hinweisen. Es schien mir hier nur 
der geeignete Ort, auf ein neues und vorzügliches Navigations-Instrument, welches noch 
mancher Verbesserung fähig ist, die Aufmerksamkeit zu lenken. 

Berlin, Hydrographisches Amt, im Mai 1883. 



Eine parallaktische Montirung mit Anbringung der Beleuchtungs- 
lampe am unteren Ende der Polaraxe. 

Vun 

Mfrhanlker F.. Mchneider io Währing t*ei Wien. 

Das k. k. militür- geographische Institut in Wien beauftragte mich im vorigen 
Jahre mit der parallaktischen Montirung eines vierzölligen Fernrohrs aus der optischen 
Werkstatt von Caurhoix. Da die Anordnung der Einzelheiten mir überlassen wurde, 
beschloss ich, den Versuch zu machen, die Beleuchtungslarape am Ende der Polaraxe 
anzubringen und fertigte die bezüglichen Zeichnungen an. Nach Genehmigung derselben 
durch Herrn General von Wanka und den Leiter des astronomischen Observatorium 
des k. k. militär- geographischen Instituts, Herrn Major von Sternek, ging ich an die 
Ausführung des Instruments. Es zeigte sich, dass die neue Beleuchtung vollkommen gut 
functionirte ; das zum Ocular gelangende Lampenlicht leuchtet in allen Ferarohrstellungen 
gleichmässig und ruhig. Im Nachfolgenden erlaube ich mir, an die Hand der neben- 
stehenden Zeichnung die Beschreibung des Beleuchtungssystems zu geben. 

In den beiden liothgusslagern B und C ist die der ganzen Länge nach durch- 
bohrte Polaraxe D fest gelagert. Damit die Reibung in den Lagern auf das erreichbare 
Minimum reducirt wird, sind am unteren Ende Gegenfedern, am oberen FrictionsroUen an- 
gebracht. ln der Verlängerung der Polaraxe wird an passender Stelle eine Lampe auf- 
gestellt, deren Lichtstrahlen durch die Linse E gesammelt und parallel gemacht werden. 
Am oberen Ende der Polaraxe ist ein Planspiegel a angebracht, dessen Stellung von aussen 
her mit Hülfe der Schrauben a und (j nach allen Richtungen corrigirt werden kann 
Dieser Spiegel reflectirt das von der Lampe kommende Licht durch eine cylindrische 
Bohrung in der Pfanne der Declinationsaxe hindurch zu dem Spiegel b y der es wieder auf 
den Spiegel e wirft, welcher vor der ebenfalls durchbohrten Declinationsaxe steht. Die 



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200 



SCHNRIDKR, PaHAI.T.AKTISCHK MoRTIKUNO. 



ZKiTfciiAirr rCK InmnimnusDic. 

ji:ni i*wa. 



Stellung der beiden Spiegel ist von aussen her mittels der Correct ionsschrauben y, J. 
bezw. t, £ justirbar. 

Das vom Spiegel c in das Fernrohr gelangende Licht kann in zweifacher 
Weise benutzt werden. Will man im Gesichtsfelde des Fernrohrs dunkle Fäden auf 
hellem Grunde benutzen, so wird mit Hülfe eines an der Aussenseite angebrachten 
Triebes K der im Mittelstück J angebrachte Spiegeltrager m mit den beiden Spiegeln d 
und e etwas gedreht, so dass die Spiegel vor die Declinationsaxe zu stehen kommen; die 
beiden Spiegel reflectiren dann das Lampenlicht gegen das Objectiv und von dessen 




Flächen aus zum Ocular in ausreichender Stärke. — Will man dagegen helle Faden auf 
dunklem Grunde erzeugen, so werden die beiden Spiegel mittels K in die normale Lage 
zurückgedreht, und nun fällt das Licht, auf den an der Deckplatte des Mittelstücks be- 
festigten Spiegel f. Dieser, mit Hülfe der Correctionsschrauben tj und # justirbar, reflectirt 
die Lichtstrahlen in eine im Innern des Fernrohrs ausserhalb des Objectiv-Strahlenkegels 
montirte Röhre />, welche die beiden Linsen g und h trägt. Die Kanäle innerhalb der 
Polaraxe 1), der Axenpfanne H und der Declinationsaxe konnten aus constructiven Rück- 



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GeI.CICH, tN.HTKI'MKNTKXKCXDK IM SpAXIKK. 



201 



Z«T><m*irr »vr iMTkUMUTeiixrjiDB. 

Jim mx 



sichten nur einen Durchmesser von 16 mm erhalten. Nun hat aber der Objectiv-Strahlen- 
kegel an derjenigen Stelle, an welcher der in der Mitte elliptisch durchbohrte Spiegel k 
steht, der das von f kommende Licht zu den an der Peripherie des Diaphragma mon- 
tirten Glasprismen / und n roflectiren soll, selbst nur einen Durchmesser von 16 mm. Es 
musste also dafür gesorgt werden, dass der Lichtcylinder der (parallelen Strahlen von 
16 mm auf mindestens 92 mm erweitert wird, da er sonst zum grössten Theile ungenutzt 
durch die Oeffnung des Spiegels k hindurchgehen würde. Das sollen nun die Sammel- 
linsen g und h bewerkstelligen. Der Durchmesser von g wurde gleich demjenigen des 
von den Spiegeln a, b c und f reflcctirten Lichtcylinders, also gleich 16 mm gezahlt, 
während die Linse h einen Durchmesser von 82 nun erhielt, auf welches Maass der Licht- 
cylinder gebracht werden sollte. Die Durchmesser der Linsen mussten ferner propor- 
tional zu ihren Brennweiten gewählt werden, da paralleles Licht von Sammellinsen in 
deren Brennpunkt vereinigt wird, umgekehrt aber ein im Brennpunkte einer Sammel- 
linse concentrirtes Licht (»arallel gemacht wird; die Linsen mussten aus diesem Grunde 
auch um die Summe ihrer Brennweiten von einander entfernt sein. Die Linse g ist mit 
Hülfe des an der Aussenseite des Fernrohrs angebrachten Messingknopfes M verstellbar. 

Wie die Spiegel a f b, c und f, sind auch die beiden letzten Spiegel * und k 
mittels der Correctionsschrauben $ und x, bezw. X und u von aussen her justirbar. Wie 
bereits erwähnt, ist der Spiegel k in dor Mitte elliptisch durchbohrt, um den vom Objective 
kommenden Lichtstrahlen freien Durchgang zum Diaphragma N zu ermöglichen. 

Das Ocular ist am Positionsk reise montirt und mit allen nöthigen Bewegungs- 
und Correctionsvorrichtungen versehen. 

Das Instrument ist nicht mit Sucher ausgestattet ; man hätte aber sehr leicht 
auch für einen solchen ausreichende Beleuchtung schaden können. Man würde hierzu 
das aus dem mittleren Theile des Spiegels t kommende Licht, welches durch die in k 
befindliche Bohrung ungehindert durchgeht und unbenutzt, auf die innere Wandung des 
Fernrohrs fallt, benutzt haben. Man hätte zu diesem Zwecke die Fernrohrwand zwischen 
den Schrauben X und durchbohrt, und das von t kommende Licht mittels zweier Spiegel 
in den Sucher geführt. 

Trotz der siebenmaligen Reflexion gelangt das Licht in vollständig genügender 
Stärke zu den Fäden; dieselben erscheinen in allen Stellungen dos Oculars als gleich- 
massig hell beleuchtete Linien auf dunklem Grunde. 

Ich möchte noch darauf 'Hinweisen, dass die Anwendung von Gaslicht oder 
elektrischem Licht bei meiner Anordnung bequemer durchzuführen wäre als bei den 
üblichen Constructionen. 



Notizen zur Geschichte der Inßtrumentenkunde in Spanien. 

Nach den Disquisidones Nantkas von C. F. Duro. 

Frei be«rbeku*e Ton 

Prot Kux. Cielrich in Luwinpicrolo. 

Die hervorragende Bedeutung der spanischen Cosmographen und Piloten zur 
Zeit der grossen Entdeckungsreisen des sechszehnten Jahrhunderts ist hinlänglich bekannt. 
Ihnen haben nicht nur Schifffahrt, Nautik, Erdkunde, Kartographie, sondern nicht zum 
geringsten Theile auch die Instnimentenkunde manches zu verdanken; was spociell letztere 
*nbe trifft, so war man von der hohen Wichtigkeit genauer Instrumente für die Schifffahrt 
za sehr durchdrungen, um nicht ihrer Vervollkommnung die grösste Aufmerksamkeit zu 



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202 



_ Zr.iracHRirr rf« litrROiuwi hkuuib 

(tEl.CICH [NftTRrMKNTKNKPVDE IR SPANIEN. JUNI IMS. 



widmen. Es konnte daher nicht fehlen, dass die Instrumententcchnik in Spanien auf 
einer für die damalige Zeit ziemlich hohen Stufe der Vollkommenheit stand. Man richtete 
sein Augenmerk auch auf die Prüfung der Instrumentalfehler; es bestand eine vom Staate 
eingesetzte wissenschaftliche Behörde, welche die Prüfung der nautischen Instrumente 
vornahra, eine Einrichtung, welche noch heute nicht, in allen Staaten zu finden ist. 

Zu der damaligen Blüthezeit der wissenschaftlichen Technik trug nicht znm klein- 
sten Theil der Umstand hei, dass die Kosmographen und Piloten des X VI. Jahrhunderts 
in Spanien zumeist auch Instrumenten-Fabrikanten waren. Jaime Ferrer, Kosmograph 
aus Catalonien, Juan de la Cosa, Amerigo Vespnci und selbst auch Colon verfer- 
tigten Karten und Astrolabien. Die „Cosa de In Contratacion de Sevilla* 1 und die Utiiver- 
sidad de Mareantes“ hatten eigene Lehrstühle für die Instrumentenlehro gestiftet, welche 
in der Regel nur solchen Kosmographen verliehen wurden, die sich in der Anfertigung 
von Instrumenten Ruf verschafft hatten. Es konnte indess nicht fehlen, dass auch unvoll- 
kommene Instrumente aus der Hand ungeschickter Fabrikanten in Gebrauch kamen. 
Dr. Pedro de Medina klagt in der Einleitung seines Werkes „Arte de Navegar“ (Vala- 
dolid 1546) über die vielen Unglücksfälle, welche zur See stattfanden und zum grössten 
Theil der Unwissenheit der Piloten, ihrer mangelhaften Vertrautheit mit den nautischen 
Instrumenten und auch der Unvollkommenheit dieser letzteren zuzuschreiben wären. Da 
solche Klagen sich in den folgenden Jahren häufig wiederholten, würde 1565 schliesslich 
eine Königliche Ordonnanz erlassen , welche die Prüfung der Astrolabien, der Jakobsstübo 
und der übrigen nautischen Instrumente obligatorisch machte. Die amtliche Prüfung der In- 
strumente würde dem „Handelsamte fiir die indischen Besitzungen“ übertragen; an der Spitze 
der zu diesem Zwecke gebildeten Behörde standen der Pifoto mmjor (Lootsencommandeur) 
und die königlichen Kosmographen, welche unter Hinzuziehung anderer Sachverständigen 
die Untersuchung der Instrumente Vornahmen. Als erste Präsidenten dieses Aichamtes 
werden Alonso de Chaves und Jerönimo de Chaves genannt. — Instrumente, welche 
den Anforderungen der Wissenschaft und der Technik nicht entsprachen, wurden ent- 
weder vernichtet, oder es wurde auf denselben die Marke R R (Reprobacion) eingravirt. 
Die als richtig befundenen Instrumente erhielten den Amtsstempel des indischen Handels- 
amtes 1 ). Wer Instrumente verkaufte oder benutzte, welche diesen Stempel nicht trugen 
oder gar das Zeichen R R hatten, wurde mit einer Geldstrafe von mindestens 30 Du- 
katen bestraft. 

Die Stellung des Fifafn mmjor. sowie diejenige der Kosmographen, w r ar daher von 
ungemeiner Wichtigkeit — Die Regierung liess es sich deshalb auch angelegen sein, für 
eine möglichst, gute Vorbildung zu diesen Stellen Sorge zu tragen und bei der Besetzung 
derselben die grösste Sorgfalt zu beobachten. Der Piloto tuayor wurde auf Vorschlag 
des indischen Handelsamtes vom Könige ernannt. Kam die Stelle zur Erledigung, so 
wurden Aufforderungen zur Bewerbung um dieselbe den Universitäten von Sevilla, Kala- 
manca, Valladolid und Alcalä, sowie in den grösseren Hafenstädten Cadix, San Lncas, 
Santa Maria und Ayamonte erlassen. In derselben Weise erfolgte die Anstellung der 
Kosmographen. Es waren von dem Prinz-Regenten Don Felipe während der Abwesen- 
heit seines Vaters (Kaiser Karl V) durch Edict vom 4. Decembor 1552 zwei Lehrstühle 
für Kosmographen errichtet w f ordon. Der erste Kosmograph war inehr Theoretiker und 
hielt die Vorlesungen über Nautik, Astronomie und Theorie der Instrumente, während 
der zweite, der selbst Mechaniker sein musste, die praktische Ausbildung der Studiren- 
den leitete. 

') Coleccion de documentos ineditos do Vargas Poncc. No. 11 und No. 7. Gesetz 
vom 26. Februar 1565 



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ZmiCHurr r#ft Ins rKiniEKTHNKtTMDK. r 

JUNI UMS. (tKLCICH, iNHTRrMKXTKNKT'NOK I» SpANIRN 

Von grossem Nutzen für (He Instrumentenmacher der damaligen Zeit war das 
Werk des Kosmographeu Juan de Rosas: „Commentarium in Astrolabium, quod Planis- 
ferium vocant, libri sox num primum in lncein editi. — His additus est iudex capitum ac 
rerum, quae toto opere continentur, lncupletissimus. — Imp. Lutetiae apud Vascosanum, 
via Sncotnoa ad insigne Fontis, 1551. Cum privilegio. I Band in Quartformat.“ Das 
Erscheinen dieses Werkes muss ein wirkliches Bedürfnis» gewesen sein, denn es wurde 
gleich in's Französische und Italienische übertragen. Juan de Rosas war selbst Mecha- 
niker; in der Bibliothek des Escorials befindet sich ein zehnzölliges Astrolabium von seiner 
Hand, welches die Sternbilder, die Zeichen des Zodiakus etc. enthält und mit zwei Alhi- 
daden, eine auf jeder Seite des Instrumentes, versehen ist. 

Den Zustand der Instrumentenkunde in Spanien im siebzehnten Jahrhundert ersieht 
man am besten aus einer Schrift des Jesuiten J os£ de Zaragoza: „Fäbrica y uso de varios 
instrumentos matemäticos.“ Madrid, por Nieto 1684. Jose de Zaragoza war ein bedeu- 
tender Mathematiker seiner Zeit und Lehrer des Königs Karl II. Er hat für seinen 
Königlichen Schüler eine Sammlung von Instrumenten angelegt, deren Einrichtung und 
Gebrauch in dem eben genannten Werke beschrieben ist. 

Im Laufe des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts machte die spanische 
Instrumenten - Fabrikation mehr und mein: Rückschritte und gegen Ende des vorigen 
Jahrhunderts befand sich die wissenschaftliche Technik in einer geradezu kläglichen Ver- 
fassung. Zu dieser Zeit machte der berühmte Admiral Mazarredo den Versuch, die me- 
chanische Kunst in Spanien auf einem Gebiete zu beleben, welches für die Schifffahrt 
besondere Wichtigkeit hat, auf dem Gebiete der Chronometer-Fabrikation. 

Als Harri son in England und Le Roy in Frankreich ihre bedeutenden Erfin- 
dungen gemacht hatten, befand sich in Spanien kein Künstler, welcher im Stande gewesen 
wäre, einen Chronometer zu verfertigen. Die spanische Marine hatte beim Fabrikanten 
Louis Berthoud in Paris zehn Chronometer angekauft, und als vier davon gereinigt 
werden sollten, wagte kein Uhrmacher, die Arbeit zu übernehmen; sie mussten daher 
nach Paris geschickt werden, wo sie in einem solchen Zustande anlangten, dass die Re- 
paratur so viel kostete, als die Neuanschaffung anderer vier Chronometer betragen hätte. 
Schon im Jahre 1765 hatte Don Jorge Juan darauf hingow'icsen, dass es nöthig wäre, 
zw'ei oder drei spanische Uhrmacher nach London zu schicken, damit sie wenigstens die 
Reinigung der Instrumente erlernten. Später nahm sich dieser Angelegenheit der Admiral 
Mazarredo an, dessen Verdienste um die Marine von den spanischen Bibliographen aus 
politischen Gründen ignorirt worden sind. — Mazarredo suchte aus der Uhrmacher- 
schule (Escuola de relojeria de Ia calle del Barquillo) den geschicktesten und fleissigsten 
Schüler heraus, um ihn auf Staatskosten zu weiterer Ausbildung in das Ausland zu 
schicken. Als solcher wurde ihm Cayetano Sanchez, eine arme Waise aus Madrid, 
durch den Grafen von Florida Bianca empfohlen. Am 19. April 1789 Unterzeichnete 
Sanchez einen Vertrag mit dem spanischen Marine-Ministerium, dessen Hauptpunkte wir 
hier folgen lassen. Die spanische Regierung verpflichtet sich, dom Sanchez die Mittel zu 
liefern, um sich in der Uhrmftcherkunst weiter zu vervollkommnen. Sanchez hat sich 
nach Paris zu begeben, um dort drei Jahre lang beim Fabrikanten Louis Berthoud in 
die Lehre zu gehen. 

Die Reisekosten werden von der Regierung gezahlt; ausserdem erhält Sanchez 
eine monatliche Unterstützung von 300 Reales während des ersten, von 400 während des 
zweiten und von 500 während des dritten Lehrjahres. Der Mutter des Sanchez wird eine jähr- 
liche Pension von 1825 Reales angewiesen. Sanchez übernimmt dafür die Verpflichtung, nach 
seiner Rückkehr in Spanien sämmtliche Uhren des Königl. Marine-Observatoriums in Cadix 
gegen einen jährlichen Gehalt von 12000 Reales in »Stand zu erhalten. Nachträglich 




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204 ZKIT*rH*IFT Ft*« lK«T«Ulir.!tTr*Kfin»t 

GkLCICII, iNHTRIIMRXTKKKt'NnK IN SPANIKN. JUNI 1IM. 



wurde dom Vertrage noch die Bestimmung hinzugefügt, dass es Sanchez erlaubt sein 
»olle, eino private Werkstatt cinzurichten, dafUr musste er sich aber verpflichten, die für 
die Marine nöthigen Uhren nur gegen Ersatz der Herstellungskosten zu liefern. 

Im Monat Mai desselben Jahres wanderto Sanchez nach Pari» und 8 Monate 
nachher berichtete Berthoud dem spanischen Marine-Minister, «lass in höchstens einem 
Jahre Sanchez seine Lehrzeit vollendet haben würde. Und in der That folgte in der an- 
gegebenen Frist ein zweiter Bericht, worin Berthoud meldete, dass Sanchez sowohl mit 
der Praxis als mit der Theorie der Uhrmacherkunst vollkommen vertraut sei, dass er 
zwei Chronometer eigenhändig fertiggestellt habe und iin Stande sei, die Temperatur- 
tafeln für verschiedene Uhren aufzustellen; auch sei er mit allen Werkzeugen versehen, 
welche für die Einrichtung einer Werkstatt in Cadiz nöthig seien. Berthoud er- 
hielt für seine Mühe das Honorar von 20000 Francs. Sanchez wurde nun noch nach 
London geschickt, um bei dem Künstler Emery noch weitere Studien anzustellen. Emery 
erklärte sich für die Aufnahme des nunmehr vollendeten Uhrmachers bereit, mit der Be- 
dingung jetloch, dass ihm ein Lehrgeld von 200 Pfd. Sterl. ausbezahlt werde und dass 
Sanchez sich nachher nicht in England niederlasse. Sanchoz blieb ein Jahr in London; 
vor der Rückreise nach Spanien erhielt er noch 30 334 Reales, um Instrumente und Werk- 
zeuge anzukatifon. 

Im Monat März 1703 kehrte der nunmehr 2-1 jährige Jüngling in seine Heimatk 
zurück; er überreichte dem König eine von ihm verfertigte Uhr und erhielt dafür ein 
Geschenk von 0000 Reales. Sogleich übernahm er die Dienste, welche er zu leisten sich 
verpflichtet hatte, nnd gab dabei Beweise einer solchen Kunst und Fertigkeit, dass er 
1798 zum Kammernhrmacher ernannt wurde und das Recht erhielt, eine Hof - Uniform 
zu tragen. 

Mazarredo war mit diesem Erfolge noch nicht zufrieden und dachte eine höhere 
Uhrmacherschule zu gründen und seinen Schutzbefohlenen zum Leiter derselben za 
machen, als die Pest den noch nicht zum Mannesalter gereiften Sanchez im Jahre 1800 
dahinraffte. Sanchez hatte sich zwar einen Nachfolger herangebildet, aber auch diesen 
ereilte bald nachher dasselbe Schicksal. 

Schon vor Sanchez' Tode hatte die Regierung Antonio Molina in das Ausland 
geschickt, welcher sich ebenfalls in London und Paris zum Ohronoinetormacher ausbil- 
den sollte, aber auch er starb bald und ebenso ging es seinem Nachfolgor C&rlos 
La Rue. 

Es schien, als ob ein widriges Geschick die guten Absichten der spanischen Re- 
gierung zu nichto machen wollte, abor dor Admiral Mazarredo ermüdete nicht. Anfs 
Neue wurden zwei junge Uhrmacher, Augustin Albino und Blas Munoz, nach Paris 
geschickt, um nach einom von Berthoud unterworfenen und von Mazarredo gebilligten Plaue 
zu Chronometer-Künstlern ausgcbildet zu werden. Die Lehrzeit war auf vier Jahre fest- 
gesetzt: im ersten Jahre sollten die jungen Leute in den rohesten mechanischen Arbeiten 
geübt werden; das zweite Jahr war der feineren Construction der Uhrbestandtheile, ihrer 
Zusammensetzung, Jiistirung u. s. w. gewidmet; im dritten Jahre wurden theoretische 
Studien in Angriff genommen, und zwar über Temperatur- und Luftdruck-Oorapensation, 
über die Beschaflenheit der Spiralen, ihro Elasticität,, ihre zweckmässigsten Dimensionen, 
über die Function der Hemmung nnd über die verschiedenen in Vorschlag gebrachten 
freien Hemmungen; ferner wurden im dritten Jahre comparative Studien vorgenomnien: 
das vierte Jahr endlich war der Vorfertigung und Vervollkommnung von Präcisionsuhren 
bestimmt. Parallel mit diesem Lehrgang sollte der Unterricht in der Mathematik und 
im Zeichnen gehen. 



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ZBTsrHKtrr V9> IümuiiMTitiimjJins _ T r , <MV\ 

JÜXI IMS. JtlKA*OW8Kl, ZEICHRNimTKSBICHT. 

Die beiden zuletzt erwähnten Uhrmacher hatten im Jahre 1805 ihre Studien 
vollendet, erhielten aber die Erlaubnis», noch längere Zeit in Paris zu bleiben, da sie 
einen Chronometer und eine astronomische Pendeluhr in Arbeit hatten, die sie vor der 
Heimkehr zu vollenden wünschten. 

Im Jahre 1800 kamen sie in Cadix an und wurden sofort als königliche Uhr- 
macher mit cinom Gehalte von 12000 Reales angestellt. Es wurden ihuen die gleichen 
Verpflichtungen auferlegt, wie ehemals Sanchez, ausserdem ertheilte man ihnen noch den 
bestimmten Auftrag, baldthunlichst eoncrete Vorschläge zur Errichtung einer höheren Uhr- 
macherschule zu unterbreiten. 

Theils die Napoleonische Invasion, theils Coinjjetenzfragen und Zwistigkeiten, 
welche zwischen Albino und Mutlos entstanden waren, Hessen die gehofften Erwartun- 
gen nicht in Erfüllung gehen. Dessenungeachtet hatte Albino eine Pondeluhr System 
Ellicot, eine andere System Berthoud und drei neue Chronometer angefertigt. Ausserdem 
hatte er zwei tüchtige Schüler herangebildet. Albiuo starb im Jahre 1813. Munoz blieb 
nun noch allein zurtick. Der russische Gesandte am spanischen Hofe gab sich grosse 
Mühe, um ihn zu bewegen, nach Russland auszuwanderti, wo ihm ein sehr reiches Gehalt 
in Aussicht gestellt wurde. Munoz konnte sich aber nicht eutschliessen, seine Heimath 
zu verlassen; er zog nach Madrid, wo er 1823 starb, nachdem er mehrere Uhren ange- 
fertigt und auch einige gute Schüler herangebildet hatte. 

Die Bestrebungen der spanischen Regierung, die einheimische Chronometer-Fabri- 
kation zu heben, hatten keinen dauernden Erfolg. Nach Munoz’ Tode wurde die Stelle 
des Uhrmachers am Observatorium zu Cadix auf Antrag des Direktors des Observatoriums, 
Bon Julian Canelas, aufgehoben, und man beschränkte sich von der Zeit darauf, die 
Chronometer vom Auslande zu beziehen. 



Die Methode des Zeichenunterrichts für Mechaniker und Optiker 
an der Berliner Handwerkerschule. 

Von 

Mcrliaulk^r Ci. llrsbownkl in Berlin. 

Das lebhafte Interesse, welches sieh hoi Gelegenheit der kürzlich stattgebahten 
Ausstellung von Schülerarbeiten der Berliner llandwerkerschnlo auch von Seiten der 
Mechaniker bekundete, berechtigt zu der Hoffnung, dass die folgenden Mittheiliingen and 
Bemerkungen, die sich auf das Vorhältniss dor genannten Anstalt spocioll zu dom Fache 
der Optik und Mechanik beziehen, auch in weiteren Kreisen willkommen sein möchten. 

Die unter dor thatkrüftigen Leitung dos Herrn Director Jessen stchoude allge- 
mein-gewerbliche Unterrichtsanstalt hat dio Aufgabe, Lehrlingen und Gohülfcu aller 
Benifskiassen in ihren Freistunden diejenige wissenschaftliche, zeichnerische und kunst- 
gewerbliche Ausbildung zu geben, welche als notbwondige Ergänzung zu dor in der 
Werkstatt erlernten Praxis hinzutreten sollte. Die Anstalt, vor 2'/, Jahren mit 3tJ0 Schülern 
«öffnet, hatte iin verflossenen Wintersemester schon 1013 Schüler, die von 2ti Lehrern, 
meist Fachleuten, unterrichtet wurden. 

Nach Aufhebung der Fnclischule des Vereins der Deutschen Gesellschaft für 
Mechanik und Optik, dio als Specialanstalt von jeher viel Mühe verursachte und bedeu- 
tende Opfer forderte, wurden an dor Handwerkerschule netto mathematische Kurse und 
eine besondere Fachzeichenklasse für Mechaniker und Optiker eingerichtet. Die Bethei- 
lignng der Lehrlinge dieses Gewerbes an dem Unterricht in Mathematik, Mechanik, Physik, 
im Freiband-, Zirkel- und Fachzeichnen mit 88 Schülern ist eine recht rege zu nennen, 

28 



L 



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Zritm< Hmn- r(‘» IvrrBCMKiiTKiiKriDt. 

4 OKI IMS. 



besonder» erfreulich aber war der Umstand, dass im letzten Semester auch 26 Mechaniker* 
geholfen die Handwerkerschule besucht haben. Im letzten October musste, weil die eine 
Fachzeichenklasse die grosse Zahl der sich anmeldenden Schüler nicht aufuehrnen konnte, 
noch ein zweiter Curaus eingerichtet werden. Die Theilnahme dieser 114 Mechaniker an 
dem Unterricht war eine ganz freiwillige; Zwang von Seiten irgend welcher Meister ist 
auch indirect nicht ausgeübt worden. Das Schulgeld im Betrage von 6 Mark pro Semester 
für 8 wöchentliche Stunden ist von den Schülern aus eigenen Mitteln zu bestreiten. 

Grossen Einfluss auf die Erzielung so erfreulichen Resultates übt jedenfalls das 
zunehmende einsichtige und alle Anerkennung verdienende Bestreben vieler Lehrherren 
der Anstalt Schüler zuzuführen, indem sie ihre Lehrlinge auf die Vortheile einer fach- 
gemässen theoretischen Ausbildung aufmerksam machen, denselben auch wohl durch 
besondere Unterstützungen die Betheiligung am Unterrichte erleichtern, wie denn wohl 
überhaupt die früher vielfach und namentlich unter deu durch Selbststudium gebildeten 
Meistern verbreitete Meinung, dass die theoretische Ausbildung einerseits die jüngeren 
Kräfte nur eingebildet mache und sie zu hohen Ansprüchen veranlasse, andererseits das 
theoretische Denken bei der Arbeit die letztere der Quantität nach verringere und die 
Arbeitskraft selbst herabsetze, in jetziger Zeit glücklicherweise als ganz überwunden anzu- 
sehen ist. Absolute, auch öffentlich zur Schau getragene Gleichgültigkeit, die nur auf die 
möglichste Ausnutzung der Gehülfen und Lehrlinge als Arbeitsmaschinen hinzielt, für die 
es nebensächlich ist, oh letztere zu brauchbaren Fachgenossen erzogen werden oder zu 
blossen Fabrikarbeitern herabsinken, und die allerdings noch weit schlimmer wirkt als 
die obige verkehrte Meinung, wird wohl uur in so seltenen Fällen anzutreffen sein, dass 
aus derselben eine wesentliche Beeinträchtigung des ganzen Gewerbes nicht, zu 
befürchten ist. 

Vorzugsweise Mechanikerlehrlinge bedürfen einer genügenden theoretischen 
Ausbildung, um später als Gehülfen oder selbstständige Meister ihr Fortkommen zu haben 
und gleichzeitig das Geworbc selbst zu fordern. Der Mechaniker ist derjenige Hand- 
werker, der mehr als alle andern im Dienste der Wissenschaft arbeitet, weil er es ist, 
welcher die der Wissenschaft zu ihren Untersuchungen unentbehrlichen Apparate und 
Instrumente anzufertigen hat. Ohne ein Verständniss der Zwecke, für welche die Instru- 
mente und Apparate gebraucht werden sollen, wird er viel häufiger bei der Anfertigung 
derselben Missgriffe begehen. 

Der Klempner, der Schlosser, der Maschinenbauer und alle anderen Handwerker 
können eher Tüchtiges leisten, wenn ihnen das höhere theoretische Verständniss abgeht, 
da sie ihre Arbeiten nach Angaben von Technikern machen, welche ebensowohl Praktiker 
als Theoretiker in ihrem Fache sind. Der Mechaniker dagegen hat meist nach Angaben 
wissenschaftlich gebildeter Männer Arbeiten auszuführen, die praktische Kenntnis« des 
Mechanikergewerbes wenig oder gar nicht besitzen. Die gestellten Aufgaben leicht und 
richtig aufzufassen, wird er nur dann im Stande sein, w’enn er selbst hinlängliche theo- 
retische Kenntnisse hat. Man kann daher mit Rocht sagen, dass «1er Mechaniker gleich- 
zeitig der Ingenieur für seine praktischen Arbeiten sein muss. Umgekehrt auch haben, 
wie die Erfahrung lehrt, vielfach Männer der Wissenschaft in der Erfindung mechanischer 
Apparate und Methoden erst dann Zweckmässiges und wirklich Bedeutendes geleistet, 
wenn sie sich seihst auch praktische Erfahrungen auf diesem Gebiete angeeignet hatten. 
Man sieht hieraus, w'ie hei dem Mechaniker, wenn er Tüchtiges leisten will, Theorie und 
Praxis stets Hand in Hand gehen müssen. Selbstverständlich kann der Mechaniker der 
Kenntniss fremder Sprachen, sowie auch solcher exacten Wissenschaften, die seinem 
Beruf oder der Specialität desselben, der er sich widmet, ferner liegen, entbehren; aber 
ohne in der Mathematik und in der Physik Bescheid zu wissen und ohne zeichnen, ent- 



206 



Hkaiiowmki, Zeichen c mt erricht. 



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Zimts« h H in rtt» Inrtbumrntisiikondk. „ „ 

ji ni i88i Hkahowbki, Zkichendktkhricht 

werfen und construiren zu können, wird er Tüchtiges in seinem Beruf zu leisten ausser 
Stande sein. 

Das Zeichnen ist für den construirenden Handwerker von grösster Wichtigkeit; 
es ist die praktische Anwendnng der Mathematik. Etwas Neues herzustellen, Etwas zu 
erfinden, ist ohne Zeichnen, der fehlenden Anschauung wegen, schwierig, ja geradezu 
unmöglich, wenn es sich um Herstellung eines neuen grösseren Werkes handelt. Der 
Ingenieur und der Architekt bringen nicht umsonst die Hälfte ihrer gesammten Studien- 
zeit mit Zeichnen zu. Jeder junge Mensch wird durch guten Zeichenunterricht an Sauber- 
keit, Gründlichkeit, an mathematisches Denken, an richtiges, genaues Sehen, kurz an alle 
besonders für den Handwerker wichtigen guten Eigenschaften gewöhnt, seine Geschick- 
lichkeit wird vergrössert und der Sinn für schöne und geschmackvolle Formen ausgebildet. 
Grade das Zeichnen, auf welches man bis jotzt in den Schulen viel zu wenig Gewicht 
gelegt hat, ist diejenige wissenschaftliche Kunst, die für den Handwerker am allerwich- 
tigsten ist Herrn Director Jessen gebührt das Verdienst, zuerst energisch hierauf auf- 
merksam gemacht und diese Einsicht auch praktisch zur Geltung gebracht zu haben, 
daher die vielen Curse der von ihm geleiteten Ilandwerkerschulo sowohl fiir das Zeichnen 
im Allgemeinen als für das Fachzeichnen. 

Es wird nicht uninteressant sein, auf die in dem Institut für das Fachzeichnen 
für Mechaniker und Optiker befolgten Principien etwas naher einzugehon. An demselben 
nahmen im letzten Wintersemester Theil: Sonntag von 8—12 Uhr 11 Gehülfen und 
19 Lehrlinge; Mittwoch und Sonnabend von 8—1) Uhr 8 Gehülfen und 19 Lehrlinge. 

Der verschiedene Bildungsgrad, welchen die Schüler besitzen (viele haben kaum 
Gemeindeschulen durchgemacht, während andere die Secunda der höheren Schulen absol- 
virt und einzelne sogar das Abiturientenexamen bestanden haben), bedingt den Einzel- 
unterricht, bei welchem jeder Schüler seine besondere Aufgabe und besondere Anleitungen 
erhält. Jedes andere Unterrichten, ein Demonstriren und Vorzeichnen an der Wandtafel, 
wie es zum Beispiel in den ersten Semestern an der technischen Hochschule geschieht, 
wäre unstatthaft, weil entweder der weniger gebildete Schüler nicht mitkommon oder der 
höher gebildete nicht so schnell als möglich gefördert wird. Beiläufig gesagt, ist der 
Einzelunterricht im Zeichnen selbst da, wo die Schüler durchschnittlich gleichen Bildungs- 
grad haben, vorzuziehen, weil es nicht auf diesen allein, sondern auf die Auffassungsgabe 
wesentlich ankommt, und somit auch hier der eine Schüler rascher fortschreiten kann als 
der andere. 

Es wird nicht, wie es leider noch in vielen Schulen geschieht, nach Vorlagen, 
sondern nach körperlichen Modellen gezeichnet oder nach Angaben des Lehrers entworfen. 
Ein mechanisches Abzeichnon, ein Oopiren nach Vorlagen, bei welchem allerdings sehr 
leicht saubere Zeichnungen hergestellt werden können, hat viel weniger Werth, als das 
Zeichnen nach körperlichen Modellen, hoi welchem der Schüler sein Auge mehr übt und 
seinen Verstand mehr gebrauchen muss. 

Die ersten Zeichnungen, welche die durch das Zirkelzeichnen vorbereiteten 
Schüler in der Fachklasse machen, sind Netzahw'ickelungen. Der Schüler erhält die Auf- 
gabe. einen aus Blech angofertigten Gegenstand nach der ihm gegebenen Anleitung durch 
Grund- und Auf- oder Seitenriss in richtiger Grösse darzustellen, und dann auf construc- 
tivem Wege das Netz abzuwickeln, d. h. die Formen, in welchen die Blechstücke zur 
Herstellung des Körpers zugeschnitten werden müssen, zu zeichnen. Diese Aufgabe 
eignet sich deshalb ganz besonders für den Anfänger, weil sie ihn von vornherein an ein 
mathematisches Denken beim Zeichnen gewöhnt, ferner weil sie in kurzer Zeit, so dass 
seine Geduld nicht zu sehr auf die Probe gestellt wird, zu Stande gebracht wird, und 




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ZKiT«niKirr rf* iwnnatmKrm. 
JUNI 1*13. 



208 



HkaüOWKKI, ZkICHENCNTKKUHHT. 



endlich, weil ihm dadurch Gelegenheit gegeben ist, mit allen zum Zeichnen nöthigen 
Utensilien, auch mit dem Pinsel, richtig und sauber umgeben zu lernen. 

Auf der zweiten Unterrichtsstufe werden Projectioncn gezeichnet. Ausser der 
allgemein bekannten Schraubenprojection ist die Projection des gekrümmten Dreifusses 
und der unter einem schiefen Winkel angebrachten Theile eines Instrumentes, wie z. B. 
eines Lupenträgers, eines Mikroskoptrögers u. s. w. für den Mechaniker von besonderer 
Wichtigkeit. Derartige Zeichnungen werden, um die Construction zu erleichtern, meist 
in vergrössertem Maasstabe ausgeführt. 

Auf der dritten Unterrichtsstufe werden Zeichnungen vor Instruuiententheilen 
hergestellt. Zuerst werden hierbei von einfachen Flächen begrenzte (gedrehte und ge- 
feilte) Metallkörper, dann complicirtere Theile benutzt; dieselben werden aus freier Hand 
in der Weise, wie sie später gezeichnet werden sollen, skizzirt, die zur genauen Aus- 
führung der Zeichnungen nothwendigen Maasse werden eingesclirieben, und endlich w'ird 
nach dieser „Maassskizze“, nachdem das Modell bei Seite gelegt ist, die Zeichnung 
vollständig ausgeführt. In derselben Weise werden später auf der vierten Unterrichts- 
stufe vollständige Instrumente und Apparate gezeichnet; nur fallen die Maassskizzen, 
sobald der Schüler sie richtig machen und nach ihnen zeichnen gelernt hat, der Zeit- 
erspamiss wegen fort. Alle für diese Zeichnungen verwendeten Modelle sind nicht 
Durchschnittsmodelle, d. h. solche, welche dem Auge die wirklichen Durchschnitte vor- 
führen; es sind die complicirten Apparate selbst, welche der Schüler, um die Durchschnitte 
richtig zeichnen zu können, auseinander nehmen muss. 

Schüler, welche die oben angegebenen vier Stufen durchgemacht haben, was bei 
solchen, die begabt sind, recht gut in zw r ei Semestern möglich ist, und welche also im 
Stande sind, jeden beliebigen, auch complicirten Apparat richtig und sauber abzeichnen 
zu können, zeichnen von nun an Entwürfe von Instrumententheilen. 

Aus dem Gedächtnis» skizzirt der Schüler möglichst viele in der Praxis vor- 
kommende, einem und demselben Zwecke dienende Instrumcntentheile, z. B. Gelenke, 
Axensysteme, Justireinricht ungen, Linsen-, Spiegel- und Prismenfassungen u. dergl. Nach- 
dem der Lehrer den Schüler dann noch auf andere bew ährte Constructionen der Instrumenten- 
t heile hingewiesen, und seine Skizzen, soweit es nöthig, vcrl»es»ert hat, führt der Schüler 
die vollständigen Zeichnungen nach den systematisch geordneten Skizzen aus. Andere 
Entwürfe, die speziell von solchen Mechanikern gemacht werden, welche optische In- 
strumente anfertigen, und welche den als „Mathematische Uehungen“ bezeichnet en Cursus 
der Handwerkerschule absolvirt haben, sind zeichnerische Darstellungen einfacher optischer 
Probleme, wie sie dom construironden Optiker gestellt sind. 

Allo Zeichnungen werden in der jetzt in der Präcisionsmechanik gebräuchlichen 
einfachen Weise mit schwarzer chinesischer Tusche, zum Theil ohne, zum Theil mit 
Schattenlinion, ausgozogeu; nur Netzo und Durchschnitte werden farbig angelegt. Das 
in der Maschinentechnik jetzt gebräuchliche farbige Bändern empfiehlt sich aus ver- 
schiedenen Gründen nicht für die Mechanikerfachklasse. Einmal sind die Apparatentheile 
oft viel zu fein und deshalb die Conturst riebe auf der Zeichnung viel zu nah an einander, 
als dass an jedem derselben ein farbiger Rand gezogen werden konnte. Ferner würde 
der farbige Rand an jedem Strich die etw'a vorhandene Unsauberkoit desselben ver- 
decken, — ein für Anfänger leicht vertierblich wirkender Umstand. 

Dass die Gelegenheit zu einer zeichnerischen Ausbildung, wie sie in Vorstehendem 
anschaulich gomacht. ist, verhält nissmässig noch immer von nur wenigen aus der sehr 
grossen Zahl der in Berlin oxistironden Mechaiükerlehrlinge benutzt wird, dürfte wohl 
dem Umstande zuzuschreiben sein, dass die Kenntniss der Leistungen der Handwerker- 
schulo und der Wichtigkeit dessen, was diese Schule den Lehrlingen beibringt, noch 



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Z«iT*cHBirr rT* IvnTiirif KXTKJTKrxDR. T , 

Juni ihm. Klkinkkk. Mittiikiminokx. 



209 



keine allgemein« geworden ist. Ick glaube daher, die vorstehenden Mittheilungen und 
Bemerkungen nicht besser schliessen zu können, als mit dem Apj>ell an alle diejenigen 
Mechaniker, die bisher von der Handwerkerschule keine Notiz genommen haben, in ihrem 
eigenen Interesse und in dem ihre« Gewerbes sich von den Leistungen der Handwerker- 
schule durch persönliches Erscheinen bei dem Unterricht und auf den jährlich stattfinden- 
den Ausstellungen überzeugen zu wollen, und indem ich dem lebhaften DankgefOhle 
gegen diejenigen Herren, welche in der einen oder andern Weise ihr förderliches 
Interesse für die Handwerkerschule bewiesen haben, hiermit öffentlich Ausdruck gebe. 



Kleinere (Original-) ItllUltelliiiiifcvi. 

Die Hygiene- Ausstellung. 

Die allgemeine Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungs- 
Wesens, welche am IG. Mai v. J. eröffnet werden sollte, alw*r vier Tage vorher in Flammen 
aufgiug, ist am Jahrestage des Brand Unglücks, am 12. vorigen Monats, in erweitertem 
Umfange eröffnet worden. 

Wir werden wiederholt Gelegenheit haben, sowohl auf einzelne Gegenstände, als 
auf ganze Gruppen der Ausstellung in dieser Zeitschrift ausführlich einzugehen und 
machen in diesem Hefte mit Besprechung meteorologischer Regist ririustrumente den 
Anfang. An dieser Stelle sollen nur die Namen der wichtigsten Aussteller von wissen- 
schaftlichen Instrumenten zusamro engestellt werden. Die letzteren sind vorzugsweise in 
die Gruppen l und IG eingereiht. 

Im Hauptgebäude begegnen wir in Gruppe 1 den Berliner Ausstellern : Bonsack 
(Festigkeitsprüfer für Gewebe), Dannhäuser (Mikroskopir- Lampen), Heele (Kymographion, 
Spectralapparate), Ch. F. Geissler Sohn (Thermometer, Barometer, Quecksilberluftpumpe), 
Dr. Muencke (chemische Laboratoriumsapparate), Pensky (Petroleumprober), I)r. Rohrbeck 
(chemische Laboratoriumsapparate), Schieck (Mikroskope), Schmidt & Haensch (Polari- 
sation«-, Spectralapparate, Mikroskope u. s. w.), Schober (Laboratoriumsgerathe), Thate 
(Mikroskope), ferner den auswärtigen: Johannes Greiner in München (chemische Labora- 
toriumsapparate, Barometer u. s. w.), Prof. Dr. Hartnack in Potsdam (Mikroskope), Heintz 
in Stützerbach (Glasinstrumente), Hugershoff in Leipzig (chemische Laboratoriumsapparate), 
Kxüss in Hamburg (Spectralapparate u. s. w.), Prof. Dr. Recknagel in Kaiserslautern 
(Anemometer), Wanke in Osnabrück (Waage) und Westphal in Celle (Waagen und 
Gewichte). 

Zur Gruppe 1 gehören noch der Pavillon des kaiserlichen Gesundheits- 
amtes mit vollständigen Laboratoriumseinrichtungen und der meteorologische Pavillon. 
Die Apparate des ersteren stammen zum Theil von einigen der bereits genannten Aus- 
steller, zum Theil von Apel in Güttingen (Lactobutyrometer), Katsch in München 
(Mikrotom), Wiesnegg in Paris (Thermostat), Zeiss in Jena (Mikroskope) oder von den 
Berliner Mechanikern: R. Fuess (Barometer), Florenz Müller (gradnirte Geftisse) und 
Pfeil (Brenner) her. 

Der meteorologische Pavillon vereinigt Ausstellungsgegenstände von Otto 
Bohne (Aneroide), Dörffel (Barograph und Thermograph), Ernecke (Hygrometer), R. Fuess 
(meteorologische Registrir- und Ablesungs-Instrumente, sowie Anemometer), G. Polack 
(Thermometer und Barometer) — summt lic-li in Berlin — , von Schubert in Meran (Haar- 
hygrometer), Dr. Tschaplowitz in Proskau (Volumenhygrometer) und Wanke in Osnabrück 




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210 



ZfUTtcHRirr rt'R Im»riiEirn«sc«BL 
Kkkkratr. JUNI i&ftS. 



(signalisirender Barograph). Ausserdem enthält dieser Pavillon ein vollständig aus- 
gerüstetes Modell der Wetterwarte der Magdchurgischen Zeitung in V» der wirklichen 
Grösse, sowie eine Reihe von Karten des Vereins für landwirtschaftliche Wetterkunde 
zu Magdeburg, deren Centralstelle jene Wetterwarte bildet. Von letzterer rühren auch 
die täglich am Pavillon angehefteten Wett erprognosen her. Der an der Aussen wand 
des Pavillons befindliche Wetterkasten der See warte in Hamburg enthalt die von dieser 
veröffentlichten Wetterkarten und Hafentelegramme. 

In unmittelbarer Nähe des meteorologischen Pavillons haben noch ein registriren- 
der Winddrnckmesser, nach einem Vorschlag des Prof. Dr. Bömstoin von Fuess con- 
struirt, sowie ein regist rirender Pegel für Grund wasserstand von demselben Mechaniker 
Platz gefunden. 

In Gruppe 16 finden sich eine vollständig eingerichtete Augenklinik, sowie 
ophthalmologischo Apparate von Dörffcl, ferner eben solche Apparate von Mester, und 
von Sydow in Berlin, Mikroskope von Reichert in Wien, modicinische Thermometer von 
Kircher & Co. zu Roda hei Ilmenau und von Stendel (Otto Talg’s Nachf.) in Berlin, 
endlich elektro-medicinische und andere elektrische Instrumente von Galle, Hirschmann. 
Rud. Krügerund Rob. Voss (Influenzmaschinen ) in Berlin, sowie von Gauemack & Reinboth 
in Dresden und von Reiniger in Erlangen. 

Zum Schluss mögen noch die in Gruppe 5 ausgestellten Unterrichtsapparate von 
Eroecke, Gebhardt, Trempler in Berlin und von Haack in Leipzig Erwähnung finden. 



Referate« 

Apparat zur Untersuchung von Sclinttenglitsern für Sextanten. 

Von G. M. Whipple. The Nature vom 15. Mürz 1883 , aus den Proceedings Royal Society . 

Herr G. M. Whipple, Director des Kew Observatory, bedient sich zur Unter- 
suchung von Sextanten-Schattenglfisern auf Parallelität des folgenden von ihm erfundenen 
Apparates : 

Ein Fernrohr von 3 (engl.) Zoll Oeffnung und 48 Zoll Brennweite, ferner zwei 
Collimatoren von 1 Zoll Oeffnung und 10 Zoll Brennweite und ein Heliostat sind aut' 
einem starken Brett so befestigt, «lass ihre Axen sich in derselben Horizontalebene be- 
finden. Das Ocular des Fernrohres ist mit Mikrometer versehen. 

Das Fernrohr wird auf parallele Strahlen eingestellt. Die Collimatoren werden 
neben einander so angebracht, dass ihre Objectivgläser dem des Fernrohrs gegenüber- 
stehen; mit den Diaphragmen der Collimatoren wird jo eine mit scharfrandigem kreis- 
runden Loche versehene Metallplatte verbunden. Es wird dann mit Hülfe des Heliostaten 
Licht in die Collimatoren geworfen und die Objectivgläser mittels Zahnstange und Trieb 
so eingestellt, dass scharfe Bilder der kreisrunden Diaphragmen-Oeffnungen im Fernrohre 
in Form von übereinander liegenden, 12 Bogenminnten im Durchmesser haltenden hellen 
Scheiben gesehen werden; etwaige Collimationsfehler werden durch Umlegen der Colli- 
matoren untersucht. Die beiden hellen Scheiben werden dann soweit von einander ge- 
trennt, dass sie sich nur in einem Punkte berühren. 

Das zu mitersuchende Glas findet in einem drehbaren Rahmen vor dem Objective 
des einen Collimators Aufstellung, während ein ganz ähnliches Glas zwischen dem 
Heliostaten nnd dem Diaphragma des anderen Collimators angebracht wird. Nachdem 
nun Sonnenlicht in die Collimatoren geworfen ist, werden die beiden Scheibenbilder in 



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ZRtTfe-Hkirr rP* I krti tm rstt.kk us t»jc. _ 

JUNI IBM. RbfkraTK 



unveränderter Stellung gesehen, wenn die Flächen des zu untersuchenden Glases genau 
parallel sind. Sind dieselben aber nicht parallel, so erscheinen die beiden Bilder je 
nach der Form des Glases entweder von einander getrennt oder greifen übereinander; im 
letzteren Falle wird das Glas um 180° gedreht und hierdurch eine Trennung der Bilder 
herbeigeführt. Der Betrag dieser Trennung wird mittels des Mikrometers des Fernrohres 
gemessen. Je nach dem Betrage der Entfernung erhalten die Gläser von Seiten des Ketc 
Observator# ofticielle Marken: erscheinen die Bilder höchstens um 20" von einander ge- 
trennt, so erhält das Glas die Bezeichnung K. O. 1; beträgt die Trennung der Bilder 
zwischen 20 und 40", so wird die Marke K. O. 2 eingeritzt. Gläser, welche eine grössere 
Trennung der Bilder ergeben, werden verworfen. 

Waage - Thermometer. 

Von Kirk und Brayton. Scientific American t*. 7. April 1883. 

Die Verf. geben für ein zu öffentlichen Zwecken dienendes, weithin ablesbares 
Thermometer die folgende Einrichtung an, deron Princip indess nicht neu sein dürfte. — 
Ein gewöhnliches Quecksilber-Thermometer ist nach Art eines Waagebalkens auf Spitzen 
drehbar. Bei einer bestimmten Temperatur liegt das Thermometer genau horizontal; steigt 
oder fallt die Temperatur, so entfernt sich das Thermometer nach der einen oder andern 
Seite mehr oder weniger von der horizontalen Lage und bew f egt sich wie der Zeiger 
einer Uhr an einem getheilten Zifferblatt oder Bogen vorbei. Die Bezifferung der 
Theilung ist so gewählt, dass die von der Spitze des Thermometers angezeigte Tempe- 
ratur der von dem Thermometer selbst angegebenen entspricht. Die Dimensionen der 
Theilung des Zifferblattes, die Fehler des Thermometers, «1er einer bestimmten Tempe- 
raturschw'ankung entsprechende Ausschlag der Zeigerröhre müssen natürlich sorgfältig 
berechnet sein, um so inehr, als die Fehler des Thermometers sich in vergrössertem 
Maasstabe auf das Zifferblatt übertragen. 

Das Waage -Thermometer ist in den Vereinigten Staaten von Nord -Amerika 
patentirt worden und es hat sich eine Gesellschaft zur Ausbeutung des Patentes gebildet. 

IVber die («rndnirung von Galvanometern zur Messung von Strömen und Potentialen 

in absolutem Maasse. 

Von Andrew Groy. Nature. Nov. 1882— Febr. 1883. 

Unter diesem Titel veröffentlicht der berühmte englische Elektriker eine Reihe 
von Artikeln, die in eingehendster und klarster Weise das ganze Gebiet der Messung 
elektrischer Grössen in absolutem Maasse behandeln. Der Inhalt gestattet eine referirende 
Behandlung nicht; es sei hier nur auf ein von J. T. Bottomley angegebenes Magneto- 
meter zur Bestimmung der Horizontalcomponente des Erdmagnetismus erw’ähnt, welches 
in dem ersten Artikel mitgetheilt ist. Ein scheibenförmiger, mit Spiegel versehener 
Magnet, wde dieselben im Th om so n 'sehen Reflexionsgalvanometer gebraucht werden, ist an 
einem Coconfaden von etwa 10 cm Länge so befestigt, dass beim Aufhängen des Fadens die 
magnetische Axe genau horizontal, der Spiegel genau vertical ist. In einen Mahagonistab 
wird eine Rinne eingeschnitten, die sich an einem Ende zu einem Hohlraume erweitert, 
dessen Durchmesser nur wenig grösser ist als der Durchmesser de« Magnets. Der Uocon- 
faden wird am entgegengesetzten Ende mit Wachs befestigt und dann die Rinne mit 
einem Holzbrettchen bedeckt, das dem Hohlraum gegenüber ein Glasfenster hat. Das 
Ganze wird auf einem mit Stellschrauben versehenen Fussstück befestigt. Von den 
Stellschrauben wird die eine in einen conischen, die andere in einen V förmigen Einschnitt 




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0|*> _ 7.wTS(n«irt ri'ii I*mtriiit»Ti:rtc*t>E. 

Rkitkhatb. JUNI 1S*$«. 



der Tischplatte, die dritte unmittelbar auf die Platte gesetzt. Hierdurch ist eine sichere 
verticale Einstellung des Instrumentes möglich. Als ablenkende Magnete werden 10 ein 
lange, 1 cm starke, aus hartgeglühtein Stahl gefertigte, bis zur Sättigung mngrietisirtj 
Stäbe benutzt,. Da der Raum, in welchem der Magnet schwingt, möglichst eng ist. 
werden die Schwingungen sofort gedämpft, so dass derselbe sich sogleich in die durch 
Einwirkung des ablcsnkenden Magneten hervorgerufene Gleichgewichtslage einstellt. Die 
Beobachtungen werden nach der Üblichen Methode angestellt und berechnet. Z*. 

lieber Sec« udürhatterien. 

Von G. F. Bark er. Chemical Nem vom 27. April 1883. S. 138. 

Der Aufsatz enthält zur Theorie der Secundärbatterien wenig Neues; es wird ein 
Apparat beschrieben, der die Unzuträglichkeit verhindern soll, dass beim Laden einer 
Batterie eine Umkehrung des Stromes eintritt, wenn infolge irgend eines Zufalles die 
elektrische Spannung der ladenden Dynamomaschine unter die der Batterie gesunken ist. 
Der Ladungsstrom geht zunächst durch eine Rolle, in die ein weicher Eisenkern hinein- 
ragt, welcher von einer Seite durch eine Feder gehalten wird. Ist der Strom stark genug, 
so wird der Kern in die Rolle gezogen und ein an denselben angesetztes Messingstück 
stellt einen Oontact her, der die zti ladende Batterie in den Stromkreis einschaltet. Wird 
hingegen der Ladungsstrom zu schwach, so wird der Eisenkern von der ihn haltenden 
Feder zurückgezogen und der Contact unterbrochen. Die Kraft dieser Feder kann fiir 
bestimmte Stromstärken justirt werden. L. 

Telephonischer Zeitgeber. 

Von M. W. Harri ngton. Science vom 20. Ajtril 1883. S. 302. 

Eine interessante Anwendung des Telephons wird in Ann. Arbor (America) für 
Zeitangaben zu industriellen Zwecken gemacht. Der Stromunterbrecher eines Ru lim - 
korff’schen Inductors wird von einem Rädchen gebildet, das in 2 1 /* Minuten eine Um- 
drehung vollendet. Die Zähne sind so angeordnet, dass in jeder Secunde einmal der 
Strom geschlossen wird, jedoch während der letzten fünf Secumlen einer vollen Minute 
der Strom unterbrochen bleibt. Bei jedem Stromschluss entsteht in einem mit dem 
Inductor verbundenen Telephone ein lautes Geräusch. Wünscht ein Alionnent (meist 
Uhrmacher) die genaue Zeit, so drückt ein Beamter mit Beginn einer vollen Minute auf 
den Knopf des Apparates, und das Spiel desselben beginnt. Bei jeder Umdrehung hat 
der Interessent vier Vergleichmomente, die drei Anfänge der Minute und den Schluss 
der letzten halben Minute. Es können gleichzeitig bis 25 Telephone in die Leitung ein- 
geschaltet werden; mit Erfolg wurde 75 Meilen weit die Zeit angegeben. Im Allgemeinen 
ist. es nicht nöthig die Minute zu bezeichnen, mit, welcher der Apparat in Thätigkeit 
gesetzt ist; andernfalls wird dies mündlich durch Telephon mitgetheilt. L. 

Y’erliesscrtes Dnitniiiond'sclies Licht. 

Von A. de Khotinsky. Scientific American . 1883. März 17. 

Statt des Drummond’schen Kalk-Cylinders verwendet A. de Khotinsky ein 
Prisma ans eigentümlich präparirter Magnesia. Ein solches Prisma wird von der Luft nicht 
angegriffen und soll hohen Temperaturen so gut widerstehen, dass ein einziges Prisma 
300 Stunden brennt. Ein Strom von Sauerstoff und gewöhnlichem Leuchtgas unter massi- 
gem Druck wird auf die Axe des Prisma gerichtet und bringt dasselbe zum Leuchten. 
Das Prisma leuchtet, ungleich dem Drummond’schen Kalklicht, in Form einer 2 Zoll 
langen nach allen Richtungen hell strahlenden Linie. 



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ZBtTftCUKIPT rflR iKffl KITURX'f KNKt'NDE 

JUNI IHM. 



Rrfkratr. 



213 



Früheste Anwendung von Metnlldrnlit bei Tiefseelotlmiigeii. 

Fon W. H. Dali, Science v. 23. Feln-uar 1883 8. 05 und mm 23. März 1883 S. 191. 

In «einer Abhandlung ülier die bathomotrischen Instrumente und Methoden 
schreibt Prof. S. Günther die Einführung des Metalldrahtes in die Tiefseelothungen 
Sir W. Thomson zu. Wie W. H. Dali an den bezeichneten Stellen der neuen 
amerikanischen Zeitschrift. Science mittheilt, liegen jedoch schon frühere Versuche vor, 
die Anwendung von Metalldraht liei Tiefseelotlinngen zu ermöglichen. Der erste, welcher 
Metalldraht an wandte, soll der amerikanische Marineofficier Wilkes im Jahre 1812 ge- 
wesen sein; derselbe soll Versuche mit Kupferdraht gemacht luiben, die jedoch nicht zur 
Zufriedenheit ansfielen, da der Draht stets brach. Die Versuche wurden in ausgedehn- 
terem Maasse in den Jahren 1819 und 18nO von Lieut. J. Walch, Commandeur des 
ü. S. Schooner „Toney“, mit Stahldraht fortgesetzt, jedoch nicht mit glücklicherem 
Erfolge. Das wenig günstige Resultat der Untersuchungen rührte zunächst davon her, 
dass ein Loth von zu geringem Gewicht (von 12 Pfund, in einem Falle sogar von nur 
8 Pfund) benutzt wurde; in Folge dessen lief immerfort Draht ans, solbst wenn der 
Meeresboden schon erreicht war, da letzteres nicht zeitig genug erkannt wurde; ferner 
brach auch hier der Draht bei jeder T.othung, — Im Jahre 1819 wurde noch ein Ver- 
such von Capt. Bornett, Commandeur des englischen Kriegsschiffs „Thnnderer“, mit 
Eisendraht gemacht; der Draht brach bei 2000 Faden und das schreckte vor weiteren 
Untersuchungen zurück. — Erst, dio weitere Vervollkommnung der Lothmaschinen, An- 
wendung von Friktions-Dynamometern n. s. w. konnte die Anwendung von Metalldraht 
bei Tiefseelothungen endgültig ermöglichen. 

Eine Bürette für Flüssigkeiten, welche Kautschuk nngreifen. 

Fom Karl Abraham. Fresenius' Zeitsehr. 22. 8. 28. 

Die Bürette besteht ans einem graduirten Cylinder und einem heberartig gebo- 
genen dünnen Glasrohr, das mittels eines hakenförmig gebogenen Ringes so an dem 
Cylinder befestigt ist, dass es mit geringer Reibung auf und nieder bewegt werden 
kann. Der äussere Heberarm ist am Ende seitlich abgebogen und hat eine enge Ausfluss- 
öffnung. Je nach der Tiefe des Eintauchens kann man bewirken, dass die Flüssigkeit in 
Form eines Strahles oder in Tropfen, welche sich in Zwischenräumen von einer bis zehn 
Sekunden ablösen, nnsfliesst. Die Füllung des Hebers geschieht dadurch, dass man nach 
Eintauchen desselben in die im Cylinder enthaltene Flüssigkeit ein gelegenes Rohr an 
das offene Ende des Cylinders setzt, dieses mit der Hand möglichst luftdicht schliesst 
und dann durch Einblasen von Luft einen Druck auf die Flüssigkeit ansilbt. Wb. 

Feber die Messnng der Windungsflttche einer Drahtspule auf galvanischem Wege 
und über den absoluten Widerstand der Quecksilbereinheit. 

Von F. Kohlrausch. Jiepert. il. Pliys. ttt. S. 110. 

Bei absoluten galvanischen Bestimmungen ist es in der Regel nüthig, die Fern Wir- 
kung einer von einem Strome durchflossenen Drahtspule aus den Dimensionen dieser 
Spule zu berechnen. Wie mehrfach nachgewiesen, kann die übliche Art der Messnng 
aus der Länge des angewandten Drahtes zu erheblichen Fehlern Anlass geben, da der 
Draht während des Aufwinden« gestreckt wird, und auch nachträglich durch den Druck 
der Drabtwiudnngen Formänderungen eintreten können. 

Das Verfahren des Verf. besteht nun darin, dass die Wirkung einer solchen 
Drahtspule verglichen wird mit der Wirkung eines von demselben Strome durchflossenen 
Drahtkreises einer Tangentenbussole, dessen Dimensionen sich leicht sehr scharf bestim- 
mt 



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RkPKKATR. 



ZktTUCRMlKT rC« l»llT1irMK)mas*C»BR 
JUNI IMS. 



men lausen. Man stollt die Spule östlich oder westlich von der Nadel, in bekanntem, 
verhältnissmüssig grossem Abstande auf, die Spuleuaxc nach der Nadel gerichtet, und 
beobachtet den Aussschl&g der Nadel einmal, wenn die Spule und Tangentenbussole in 
gleichem Sinne auf die Nadel wirken, das andere Mal, wenn der Strom der Tangenten- 
bussole umgekehrt ist. Das beschriebene Verfahren setzt voraus, dass man das Quadrat 
des Verhältnisses der Spulendimonsionen zu dem Abstande vernachlässigen kann; andern- 
falls muss die Beobachtung in verschiedenen Abständen der Spule wiederholt werden. 

Verf. wandte das Verfahren auf den zu seiner absoluten Widerstandslmstimmung 
im Jahre 1869 benutzten Erd-Inductor an und fand für denselben einen von der ursprüng- 
lichen Bestimmung merklich verschiedenen Werth; durch die betreffende Oorrection 
konnten die älteren Resultate in gute Uebereinstimmung mit den neueren Bestimmungen 
des Ohm gebracht werden. T. 

Einflnss eines Metalls auf die Beschaffenheit der Oherflärhe eines anderen, sehr 

nahen Metalls. 

Von Pellat. Campt. Kernt. 94 . S. 1347. 

Verf. findet, dass, wenn man zwei metallische Oberflächen parallel mit einander 
in einer Entfernung von wenigen Millimetern oder Zehntel-Millimetern von einander auf- 
stellt, jedes Metall eine leichte Veränderung in der Beschaffenheit seiner Oberfläche er- 
führt; die Aeudemng tritt nur allmälig ein und wächst mit der Zeit bis zu einer ge- 
wissen Greuze. Entfernt man die Oberflächen von einander, so erlangen sie nach und nach 
ihren alten Zustand wieder. Die Erscheinung wurde durch Messung der Potenzial- 
Differenz zwischen den in Contact gebrachten Metallen entdeckt, ist alier nicht elektrischer 
Natur; sie ist fitr verschiedene Metalle verschieden und wird vom Verf. der schon bei 
gewöhnlicher Temperatur vorhandenen Verflüchtigung der Metalle zugeschrieben, wobei 
er an den leichten Geruch einiger Metalle erinnert. T. 

rntersnehungen iiber die Vertheilnng der Wärme in dem dunklen Tlieile des Sonnen- 

spectrums. 

Von P. Desains. Compt. Kernt. 94 . S. 1144. 

Verf. findet, dass in den verschiedenen Jahren und Jahreszeiten zwar die Lage der 
kalten Linien (den Frauenhoferschen Linien entsprechend) und der Wärme-Maxima im 
Sonnenspectrum dieselbe bleibt, dass die relativen Intensitäten sich aber ändern. Die 
Ursache glaubt er in dem verschiedenen Wassergehalt der Luft zu finden. Zur Er- 
zeugung der Spectren wurden Prismen aus Flintglas, Kronglas und Steinsalz ver- 
wendet. T. 



Spectroskup mit geiirigteni Spalt. 

Von P. Garbe. Compt. Kernt. IMS S. 836. 

In der Sitzung der Pariser Akademie vom 26. März reclamirt Verf. Herrn 
Thollon gogonülier (diese Zeitschr. lts-ij. S. 180) die Priorität für die Construction eines 
Spectroskops mit geneigtem Spalt. Im Wesentlichen ist die Construction des Verf. die- 
selbe wie die Thollon’s. Hinter dem Spalt ist ein total refiectirendes, gleichschenklig 
rechtwinkliges Prisma so angebracht, dass seine Basis parallel zur Axe des Collimators 
liegt; wird dann der Spalt um irgend einen Winkel gedreht und das Prisma um die 
Hälfte dieses Winkels, so erscheint das Spaltbild, wie gross auch der Drehungswinkel 
sei, stets fast an derselben Stelle im Fernrohre, Die Thnllon’sehe Construction zeichnet 
sich indess vor derjenigen des Verf. durch den Umstand aus, dass Spalt und Prisma 



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Zmamurr ri'u I 

JUNI 1ÄM. 



Rkfkuatk. 



215 



fest mit einander verbunden sind. Verf. 1 heilt noch mit, dass Hr. Trepied, Director 
der Sternwarte in Algier, die Neigungswinkel des Spaltes zur Ortsbestimmung der Pro- 
tuberanzen auf der Sonnenscheibe benutzen will. 

Heber die magnetische Eigenschaft von Platiuerz. 

Von Th. Wilm. (hem. Her. Ui. S. 664. 

Verf. hat viele Proben von Platinerz uralischen Ursprungs untersucht und 
gefunden, dass sie sämmtlieh vom Magneten angezogen werden. Diese Eigentümlichkeit 
hängt nicht ausschliesslich vom Eisengehalt des Erzes ab, da derselbe ein sehr schwan- 
kender ist (zwischen 4 und 18 pCt.). Verf. versuchte auf magnetischem Wege eine 
mechanische Reinigung des Erzes vom Eisen zu erzielen, was aber nicht gelang oder 
wenigstens nicht zu praktisch brauchbaren Ergebnissen führte. Wb. 

Scheidetrichter und Kcttbestimmuiigapparat. 

Von A. Gawalowski. Fresenius ’ Zeitsehr. '4*4. S. 30. 

Wie aus den beigegebenen Zeichnungen (Fig. 1 und 2) 
ersichtlich ist, besteht der wesentliche Unterschied des vom 
Verf. angegebenen Scheidetrichters von dem gebräuchlichen 
darin, dass zwei Gloshähne, zwischen denen sich ein kleiner 
Hohlrauin befindet, unter einander angebracht, sind. Durch 
diese Construction wird dem Uebelstande vorgebeugt, dass 
Theile der specitisch leichteren Flüssigkeit (z. B. Oel) mit 
in das Unterwasser gelangen. Sobald man den letzten Rest 
desselben ablassen will, schliesst man den Hahn H t und öffnet 
//,. Die unter H x gedrungene Oelbläschen steigen in dem 
wieder über //, angesammelten Wasser auf: man schliesst 
nun //,, öffnet //* und lässt, //, nunmehr vorsichtig öffnend, 
abermals ab, bis die ganze Oelschicht, frei von allem Wasser, 
über H t steht. Um das in dem Hohlraum zwischen den 
Hähnen und in der Bohrung von // t befindliche Wasser ab- 
zulassen, wird der die zweite Bohruug des Hahnes //, (Fig. 3) 
schliessende Stöpsel p gelüftet, wodurch eine Verbindung des 
Hohlrauins mit der äusseren Luft hergestellt wird. Das Oel kann dann rein und wasser- 
frei abgezapft werden. Wb. 

Methode zur Bestimmung der Bildiingswünue von schwer verbrennbaren, flüchtigen 

organischen Stoffen. 

Von J. Thomsen. Ckem. Ber. Ui. S. 2966. 

Das Eigcnthümlicho der Methode, die hauptsächlich zur Bestimmung der Bil- 
dnngsgrösse der Chlorverbindungen des Kohlenstoffs Anwendung findet, besteht darin, 
dass die gasförmige Verbindung mit Wasserstoff gemischt und durch Sauerstoff verbrannt 
wird. Es kommt hierl>ei ein kleiner Apparat zur Anwendung, der aus einem Glasbehälter 
von etwa 40 mm Höhe und 20 min Weite besteht, an dessen oberem Ende ein enges nach 
oben sich verjüngendes Rohr angeschmolzen ist. Die in dem Behälter befindliche zu ver- 
brennende Flüssigkeit zieht sich durch einen Docht von gereinigter Baumwolle oder 
Asbest in der Röhre in die Höhe und wird hier durch eine glühende Platinspirale er- 
wärmt, die sich in einer, die enge Röhre umgebenden weiteren Röhre befindet. Durch 
*ro seitliches Ansatzrohr wird in das Gefass Wasserstoff geleitet, der sich mit den 
Dämpfen der Flüssigkeit sättigt. Wh. 




210 



Referate. 



ZmrracnatrT rC* Iwinnn mii wwt 
JUNI ms. 



Neuen, sehr empfindliches Thermometer. 

Von Michelgon. Jotim. de Physiqne. 1882. S. 183. 

Zwei Lamellen von Hartgummi und von Kupfer, 50 mm lang, 1 mm breit und 
etwa 0,1 mm dick, werden auf einander gekittet. Das eine Ende der Doppel-Lamelle wird 
befestigt, an dem anderen Ende ist ein rechtwinklig gebogener Glasfaden angebracht; 
die Krümmung, welche diese Doppel-Lamelle in Folge der Wärme erleidet, wird dadurch 
gemessen, dass die Glasspitze gegen einen leichten an einem Cocon -Faden hängenden 
Glasspiegel drückt, dessen Drehung durch Fernrohr und Scale gemessen wird. T. 

Anwendung eines horizontalen Fernrohrs für spectroskopisehe SonnenheohnchtungeD 

Von T hol Ion. Compt. Bend. !Hi. S. 1200. 

Der Apparat., dessen sich Verf. zur Projicirung des Sonnenbildes bei spectro- 
skopischen Sonnenbeobachtungen bedient, ist ein horizontales Fernrohr einfachster Form 
ohne Tubus. Dasselbe bestellt im Wesentlichen aus einem Objectiv von 9 Zoll Oeffnung, 
welches in einer starken eisernen Fassung befestigt ist. Die horizontale optische Axe 
des Objectivs trifft auf der einen Seite die Mitte des Spaltes und der Objective des 
Spectroskops, auf der andern die Mitte eines ebenen Spiegels von versilbertem Glas und 
0,30 m Durchmesser, der um eine horizontale und eine verticale Axe drehbar ist. Zwei 
Schnuren ohne Ende sind um die Köpfe der Schrauben, welche die Bewegungen des 
Spiegels vermitteln, und um zwei Rollen, welche links und rechts vom Spectroskop 
sich befinden und vom Beobachter leicht zu erreichen sind, geschlungen; letzterer hat 
die Bewegung des Sounenbildes also nach Belieben in der Hand. — Die Vortheile einer 
solchen Einrichtung liegen auf der Hand, besonders wenn Spiegel nach Dr. Loewy’s 
Vorschlägen angewandt werden. 

Keil- und Dinphrngmn-Photonipter. 

Von R. Sabine. Philosoph. Magazine, Januar 1883. The Nature mm 28. December 1882. 

Die Nothwendigkeit, die jetzigen photometrischen Methoden und Apparate zn 
vervollkommnen, veranlasst fort während zu Neuconstmctionen, ohne dass es bisher gelungen 
w’äre, ein Photometer zu construiren, das allen Anforderungen entspräche. Auch der vor- 
liegende Apparat dürfte nicht für alle Zwecke der Photometrie genügen. (Vgl. diese 
Zeitschr. 1882 S. 4t>9: „Die Grundlagen der Photometrie von Dr. H. Kruess/ 4 ) Die Con- 
stniction des Sabine’schen Photometers ist folgende: 

Eine auf einem Stativ horizontal aufliegende gerade Röhre trägt an dein 
einen Ende eine Paraffin -Lampe, an dem anderen ein Ocnlar. In der Mitte ist die Rdhre 
aufgeschnitten, ein Rahmen übergezogen und mit diesem ein Gestell verbunden, das einen 
mittels Zahnstange und Getriel>e jnstirharen Keil von neutral gefärbtem Glas trägt. I® 
Innern des Rahmens ist transversal eine Scheibe von Opalglas befestigt., welche durch 
die ParafHnlampe bis zu einem gewissen Grade erleuchtet wird. Diese Scheibe bildet 
das Vergleichsfeld; der Grad ihrer Erleuchtung hängt von der Anwendung einer Reibe 
von Diaphragmen mit verschiedenen Oeffimngen ah, welche in der Nähe der Lampe 
angebracht werden. Seitlich, zwischen dem Keil und dem ihn tragenden Rahmen, beflndet 
sich eine schmale Opalglasscheibe und dicht hinter derselben ist ein kleiner Spiegel unter 
45° zur Axe des Tubus l*efestigt. Der Spiegel wurd durch eine vom Centruin der trans- 
versalen Opalscheihe ausgehende Befestigung so gehalten, dass der Spiegel die Art der 



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ZxrrsciiKirr re* I*rr*cinurrinrKnin* 
JUNI IHM. 



Neü KRHCHIKNKXE BOCBKB. 



217 



Befestigung dem Beobachter verdeckt; in Folge dieser Anordnung werden die beiden zu 
vergleichenden erleuchteten Flächen nebeneinander gestellt. 

Die zu vergleichende Lichtquelle wird auf der rechten Seite des Photometers 
anfgestellt und der Baltinen so gedreht, dass das Licht senkrecht auf den Keil an jl'alit. 
Das Lieht geht dann durch den Keil, durch die sehmale Opalscheibe, fällt auf den Spiegel 
und wird von da zum Beobachter reflectirt. Halten beide Bilder nicht gleiche Halligkeit, 
so kann dieselbe durch Verschieben des Keils, also durch Einfügung eines dickeren oder 
dünneren absorhirenden Mediums erreicht werden. Genügt des Verschieben des Keils 
nicht, so kann die Helligkeit dos Vorgleichsfeldes durch Anwendung geeigneter Dia- 
phragmen geändert werden. 

Dem Apparate ist oiue Tafel beigegeben, aus welcher Ihr jede Stellung des 
Keils uud für jedes Diaphragma die Intensität der verglichenen Lichtquelle in Normal- 
kerzen zu entnehmen ist, für eine Entfernung von 1 in vom Photometer im Betrage. 
War die Lichtquelle mehr oder weniger als 1 m entfernt, so ist der Tafelwerth noch 
durch die Quadratwurzel aus der Entfernung zu dividiren. 

Der Apparat ist von den Mechanikern Gehr. Elliott angefertigt 



Iru er*«*lilt*nene Bücher. 

K. Hospitalier. Fortnulaire pratique de l'clectricien. Paris, G. Massou. 1883. 

A. Coro u. Sur la proportion de hindere polarisco ]>ar reflexion snr les corps d'indico 
voisin de l’nnite, application ä l'illumination dos corps transparent». 5 S. Paris, 
itnpr. Clmix. 

E. Itehrun. Nouvclle balanc« electro-dynamique. 3 S. Paris, Association francaise pour 
l'avancement des Sciences. Congres de 1882. M. 1,50. 

L IHtscheiner. Ueber die Guf'bhanl’schen Kinge. Wien, Gerold. M. 1,50. 

A. E. Dolbear. The Teloplione: an Account of tbe Phenomcna of Electricity, Magnetism 
and Sound, as involved in its Action; with Directions for making a Speaking 
Telephone. New Edit. Boston. 2 sh 6d. 

H. (Jreer. A Dictionary of Electricity: or the Electricians Handbook of Reference, incltt- 
ding recent Electrical aud Technical Terms and Dcscriptions of the lato Inventions 
of the Paris Kloetrical Exhibition and of other new inventions in Electricity and 
Magnetism. Illustrated. New-York. 12 sh. 

K. Hollefreund. Die Gesetze der Lichtbewegung in doppeltbrochcuden Medien nach der 
Lommel’achen „Rcihungsthoorio“ und ihre Uobereinstimmung mit der Erfahrung. 
Leipzig, Engelmann. M. 2,00. 

H. Kayser. Lehrbuch der Spectralanalyse. Berlin, Springer. M. 10. 

8. Klememic. Uober die Gapacität eines Plattencondcnsators. W'ien, Gerold. M. 0,25. 

(■ Kroch. Photomel rische Untersuchungen. Berlin, Gärtner. M. 1,00. 

V. v. Lang. Die Cnpillarwaage. Wien, Gerold. M. 0,30. 

E »ohipert. Notos sur le magnotismo et sur la compensation des compas. 70 S. Nancy, 
Berger-Lovrault A Co. 

K. Sumpf. Schulphysik, Methodisches Lehr- uud Uebungshuch für den Gebrauch beim 
Unterricht an höheron Schulen. Hildesheini, Lax. M. 4,50. 

0. Wieileiuanii. Die Lehre von der Electricität. 3. AttlL, 2 Bd. Braunschweig, 
Vieweg. M. 25.00. 



918 Zwtiit'MiuFT rC* lMT»i!«»T«mrn>t 

V F.KKINHNACIIKICHTKN. JUNI IMS. 

Yerelnsnaclirichteii. 

Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik. Sitzung vom 30. Februar 1883. 

Vorsitzender: Herr Haensch. 

Der Abend ist ausschliesslich der Berathung innerer Voreinsangelegenheiten ge- 
widmet. Es wird eine namhafte Vermehrung der Bibliothek beschlossen ; die von dem 
Bibliothekar Herrn Stück rat h aufgestellte vorläufige Liste von Werken der Fachliteratur 
wird dem Vorstände als Grundlage zu eventuellen Vorschlägen überwiesen. Ferner be- 
schließt die Versammlung, möglichst je einen Vereinsabend im Monat der freien Dis- 
cussion von Vereins- und Berufsangelegenheiten zu widmen. 

Sitzung vom t>. März 1883. Vorsitzender: Herr Haensch. 

Herr Grimm macht einige Mittheilungen über Telephon-Anlagen. Herr Haensch 
bespricht den patentirten Polarisations-Apparat von F. Schmidt & Haensch. — Die 
Berathungen über Vennehrung der Bibliothek werden fortgesetzt. 

Sitzung vom 8. April 1883. Vorsitzender: Herr Haensch. 

Die Angelegenheit der Vermehrung der Bibliothek wird durch Annahme der 
Vorschläge des Bibliothekars und des Vorstandes, unter Berücksichtigung specieller von 
einzelnen Mitgliedern geäusserter Wünsche, erledigt. 

Herr Regierungsrath Dr. Loewenherz hält den angekündigten Vortrag über 
„Die Aufgaben der Kaiserlichen Normal-Aichungs-Commission.“ 

Durch Gesetz (Maass- und Gewichtsordnung vom 17. Aug. 18t»8) sind diese Auf- 
gaben im Allgemeinen dahin festgestellt, dass die Commission darüber zu wachen hat, 
dass im gesummten Reich (ursprünglich Norddeutschen Bundesgebiet) das Aichungs wesen 
nach übereinstimmenden Regeln und «lern Interesse des Verkehrs entsprechend gehandhabt 
werde. Ihr liegt die Anfertigung um! Verabfolgung der Normale an die Aichungsstellen 
oh. Sie hat die sämmtliclicn technischen Vorschriften betreffs der zur Aichung zuzu- 
lassenden Maasse, Gewichte und Messwerkzeuge, sowie betreffs des hei der Aichung zu 
beobachtenden Verfahrens aufzustellen. 

Die Aufgaben der Commission lassen sich im Speciellen etwa folgend ermassen 
gruppiren : 

1. die Aufstellung der technischen Vorschriften für das Aichw’esen; 

2. die Arbeiten zur technischen Ausrüstung der Aichbehörden; 

3. die Arbeiten zur Siclierstellung der technischen Grundlagen für Verausgabung 
und Richtighaltung der Aichungsnormale; 

4. die Einführung der neuen Maass- und Gewichtsgrösson in den Präcisions- 
verkehr und in die Wissenschaft. 

Die technischen Vorschriften für das Aichwoseu mussten sich auf alle verschie- 
denen Gattungen von Maassen, (Längen-, Flächen-, Hohlinaassc) auf Gewichte, Waagen 
und andere Messwerkzeuge (Alkoholometer, Gasmesser) erstrecken. An die Aufstellung 
der Vorschriften schliesst sich die fortgesetzte Ueberwachung ihrer Zweckmässigkeit. Auf 
Grund der Erfahrungen der Praxis ist man fortdauernd darauf bedacht, die Aichungs- 
methoden und -Einrichtungen thunlichst zu vorbessern; besondere Untersuchungen wurden 
veranstaltet, um über die Brauchbarkeit verschiedener Materialien für die Anfertigung aich- 
fthiger Maasse und Gewichte, über die Dauerhaftigkeit der Anstriche, über den Einfluss 
der Porosität auf Haltbarkeit der Gewichte, über Veränderungen gewisser Maasse und 
Gewichte in Folge dos Gebrauchs u. s. w. sicheren Anhalt zu gewinnen. 

Dio unter 2. und 3. angeführten Arbeiten begründen die eigentlich wissenschaft- 
liche Thätigkeifc der Commission. Die im öffentlichen Verkehr bei Massen und Gewichten 
einzuhaltendcu Genauigkeit sgrenzen zwingen bei den Normalen zu einem Genauigkeitsgrad, 



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ZülTlU'KUn KfR IWRTKÜMKMTEXKL'NItE. _ 

JUNI IHsS. V KRKINANACHfclCRTZN 



der die Anwendung der feinsten wissenschaftlieben Methoden erforderlich macht. Der 
Vortragende wie» im Besonderen nach, wie schon die Anforderungen, welche die gewöhn- 
liche Maschinentechnik an Maassstäbe stellt, die Ausrüstung der Aichbehörden mit Haupt- 
nonnnlen bedingen, deren Längen bis auf wenigstens 0,0n2 mm genau ermittelt sein 
müssen. Will man dies erreichen, so müssen die Temperaturen der Maas.se bei ihren Ver- 
gleichungen bis auf wenige Hunderttheile des Centigrads gemessen und die Ausdehnung 
der Stäbe in Folgo von Tcmperaturvoranderungen mit äusserster Schärfe ermittelt werden. 
Für wissenschaftliche, geodätische, astronomische und ähnliche Zwecke werden an die 
Längenmessung selbstverständlich die weitestgehenden Anforderungen gestellt, doch 
sind selbst aus gewissen Aufgaben der Praxis, B. der Gewehrfabrikation, der Herstellung 
von Lehren für Buchdruck lottern, der Münzfabrikation Probleme der Lüngemnessung 
erwachsen, zu deren Lösung die Hülfe der wissenschaftlichen Metronomie in Anspruch 
genommen werden musste. 

Die Herstellung und Richtighaltung der Normale für Gewichte bedingen ebenso 
feinwissenschaftlicho Untersuchungen. Es handelt sich hier nicht nur um Ausbildung 
der Wägungsmethoden und um kritische Untersuchung «1er benutzten Waagen; der Ein- 
fluss des Luftgewichts bei Gewichts Vergleichungen von Körpern verschiedenen Volumens 
erfordert genauere Untersuchungen über sämmtlicbe das Gewicht der Luft beeinflussende 
Factoron und über die Methoden ihrer Ermittelung. Neben den eigentlich barometrischen 
Arbeiten gehören hierher Versuche über Feuchtigkeit der Luft, über Ausdehnung des 
Wassers u. a. m. 

Ein umfangreiches wissenschaftliches Arbeitsgebiet der Commisson liegt in der 
Tliermometrie, deren Bedeutung für feine Längen messungen und Wägungen ebenso 
wie für alkoholomet rische Untersuchungen der Vortragende im Einzelnen nachwies. Die 
thermometrischen Arbeiten der 0. bezogen sich auf die Veränderlichkeit der Eispunkte 
von Quecksilberthermometern, die Beziehungen der Angaben letzterer zu denen der Luft- 
thermometer, die Methoden zur Ermittelung höherer Temperaturen u. s. w. 

Auch die Alkoholometrie hat, reichliche Gelegenheit zu besonderen wissen- 
schaftlichen Untersuchungen geboten. Die Oberflächenspannung verschiedener Flüssig- 
keiten, die Capillarität derselben sowie ihre Ausdehnung mussten durch sorgfältige 
Methoden festgestellt, auch die Contractionsverhältnisse hei Mischung gewisser Flüssig- 
keiten studirt werden. 

Ebenso hat die unter 4. angeführte Aufgabe der Commission, die Einführung der 
neuen Maasse und Gewichto in die Präcisionsteehnik und Wissenschaft, mancherlei 
besondere Untersuchungen veranlasst, welche indess unter den vorstehenden Zusammen- 
fassungen schon mit enthalten sind. 

Zu «len Aufgaben, welche die Commission im Interesse des öffentlichen Verkehrs 
als eigentliche Centralstolle für Maass und Gewicht zu lösen hatte, traten im Verlaufe 
der Zeit noch solche hinzu, bei welchen ausschliesslich für behördliche, steuerliche oder 
polizeiliche Zwecke eine amtliche Beglaubigung von Geräthen oder Apparaten erfordert 
wurde. Hier sind die Messgeräthe für Schitf’svermessung, «lie Gerät he für Spirit us- 
«lenaturirung (darunter die Essigprober), die Aräometer für Mineralöle und schliesslich 
die Petroleumprober zu nennen. Die auf diese Gegenstände • bezüglichen Arbeiten 
dehnten sich fast durchweg auch auf die Constmction der betreibenden Apparate aus, 
deren jetzige Gestaltung wesentlich den Bemühungen der Commission zu danken ist. 

Umfangreiche Untersuchungen wurden durch diejenigen Apparate veranlasst, 
welche als Grundlagen der für das Reich beabsichtigten Spiritus- und Biersteuer- Reform 
dienen sollten. Der Siemens’sche Spirit usmessapparnt und der Gläser’sche Maisch- 
messer, sowie ähnliche Branntweinsteuer-Controlapparato haben die Thätigkeit der Com- 




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<»0 ÄltrriicHRfn rl‘« Ji«T*v«ini*TKaf*rsD*, 

“ Fatkntrchaü. JUNI JAM. 



mission viele Jahre lang in Anspruch genommen, ebenso sind langau dauernde Versuche 
in Brauereien veranstaltet worden, um die Zuverlässigkeit von Malzwäge- und Malzmess- 
apparaten zu prüfen. Zur amtlichen Beglaubigung aller dieser Apparate ist cs bis jetzt 
nicht gekommen, da die Steuerreform auf den genannten Gebieten bisher ohne Fortgang 
gehlieben ist. 

Sitzung vom 17. April 1883. Vorsitzender: Herr Haenscb. 

Der bisherige erste Vorsitzende, Herr P. Pörffel hat zum Bedauern des Vor- 
standes das Amt des ersten Vorsitzenden uiedergelegt. An seine Stelle tritt Herr Fuess 
als erster Vorsitzender; Herr Haensch ist zum zweiten, Herr Handke zum dritten 
Vorsitzenden gewählt worden. Herrn Dörffel wird bei seinem Scheiden aus dem Vor- 
stande der Dank der Gesellschaft für seine hingebende Thätigkcit im Interesse des 
Vereins durch Erheben von den Plätzen ausgedrückt. 

Herr Halle führt einen neuen Axenwinkel-Apparat vor. Der Construction dieses 
Apparates liegt eine Idee von Prof. Adams in London zu Grunde; die neueste Con- 
struction ist von Herrn Fness ausgeführt. 

Herr Grimm spricht übor das Fraisen und legt zahlreiche Proben seiner neuen 
Methode, Fraisen herzustellen, vor. 

Der Bericht des Herrn Handke über die Ausstellung von Lehrlingsarbeiten 
wird mit grossem Interesso entgegengonominon. Herr Brandt beantragt, diesen Bericht 
zu erweitern und ihn dem Magistrat zu unterbreiten. Der Vorstand wird diesen Antrag 
auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen setzen. 

Sitzung vom 1. Mai 1883. Vorsitzender: Herr Haensch. 

Herr Stad. mod. Schreiber führt Tuberkel- Bacillen-Prü parate vor und spricht 
über Wesen und Bedeutung dieser Mikro- Organismen. 



Besprechungen und Auszüge nach dem Patcntblatt. 

Vorrichtung zur automatischen Anzeige schlagender Wetter in Bergwerken. Von J. Kitsee in 
Cincinnati, Ohio. No. SK) 63 v. 1. Aug. 1882. Kl. 42. 

Bei dieser Vorrichtung wird durch Ent Zündung der schlagenden Wetter innerhalb 
der Davy’schen Sich erlie itslampe entweder eine für gewöhnlich unterbrochene elektrische 
Leitung geschlossen oder umgekehrt eine geschlossene Leitung unterbrochen, um selbstthfttig 
ein akustisches oder optisches Signal zu gehen. Erste res, die Stromschliessung, wird z. B. 

durch den Metnllring It (Fig. I) und die mit 
den Polenden der Leitnngsdrähte IT verbun- 
denen Metallstifte t erreicht, welche, durch die 
1km Vorhandensein von Grubengas auf lodernde 
Flamme der Sic herlie itslampe. erhitzt, sich Atis* 
dehnen und einander berühren; desgleichen 
nach Fig. 2 durch Abhrennen der leicht schmel- 
zenden Litze c, welche die Leitungsdrähte II 
und 1F, von einander entfernt hält und so den 
Stromkreis unterbricht. Schmilzt aber c, *0 
1F nach unten durch und es treffen die Contactpunkte /» und p' zusammen. 
Abwechselnd unterbrochen und geschlossen wird der Stromkreis nach Fig. 3 durch 
Schmelzen der Masse /f, infolge dessen sich die Litze c von 11 ahlust und die Schaltklinke /* 
ausser Eingriff mit, der Scheibe /> gebracht wird, worauf das Gewicht w mittels Litze r' die 
Axe S in Drehung versetzt und die mit den Zähueu d in kurzen Zwischenräumen zusammen- 




S HS 



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Zeit ««-HU FT rC> IX«TKUMF.!tTfcXKl»I»R. _ 991 

JUNI im. Patestsciiau. 



treffende Feder * den Strom bald schließt und bald unterbricht, so dass ein Signal besonderer 
Art gegeben werden kann. 

Neuerungen an Quecksilber-Luftpumpen. Von C. H. Stearn in New-Castle upon Tyne, England. 

No. 80009 v. 9. April 1882. Kl. 42. 

Die Neuerungen beziehen sich auf die Sprengel’schen und Geissler sehen Luftpumpen, 
welche die periodische Wiederkehr des Quecksilbers von einem Niveau zum andern erfordern. 
Dieselben sind in der Zeichnung an einer Pumpe vom Sprengel -Typus veranschaulicht. Die 

Qnecksilbcrfallröhre A ist in die Äussere Röhre IS 
eingedichtet, welche durch die Röhre r mit 
dem oberen, und durch die Röhren h d mit 
dem unteren Behälter I) in Verbindung steht. 
Letzterer ist um das Gelenk G drehbar und 
wird von der Feder e getragen. Mit A hangt 
dos .Saugrohr a zusammen, welches an seinem 
freien Ende den zu evoeuirenden Behälter «r, 
tragt. Je eine mittels eines Motors in bestän- 
diger Bewegung erhaltene Luftpumpe com- 
mnnicirt mit dem oberen und unteren Behälter 
und zwar mit dem oberen durch die biegsame 
Röhre r f , mit dem unteren durch die Röhre //. 

Sobald nun genügend Quecksilber in 
den unteren Behälter b gelangt ist, geht dieser 
nach unten und bewirkt das Oeflhcn des mittels 
Feder e und Hebels g gedrehten Ventils F. 
Hierauf saugt die sich an c 1 schliessende Luft- 
pumpe die Luft aus C, /?, a und ihren Com- 
municationsröhren theil weise heraus. Oefihet 
man jetzt den Hahn /, so bläht die durch F 
eiudringeude Luft das den Behälter b in die 
Abtheilungen d x tl* zerlegende Diaphragma K 
nach links und treibt «las Quecksilber durch die 
Röhren d und J nach von wo es durch die 
Röhren L und / nach A gelangt. Während 
das Quecksilber so auf ein höheres Niveau 
gelangt., nimmt das Gewicht von b ab, die 
Feder e erlangt das Ueberge wicht und verhindert 
durch Schliessung von F den weiteren Luftzutritt. Ist /> von Quecksilber leer, so öffnot man 
den Hahn der Röhre //, sodass die an diese sich anschliessende Luftpumpe die Abtheilung d 7 
leer sangt. Infolge dessen bläht sich E in der Richtung nach rechts, das Quecksilber fliesst 
ans IS durch b und d nach den Behälter I), bis dieser sinkt und das beschriebene Spiel 
von neuem beginnt. 

Herstellung eines neuen Stoffes aus Metall und Cellulose für elektrotechnische Zwecke. Von II. Aron 

in Berlin. No. 21957 v. 22. Juli 1882. Kl. 21. 

Diese Anwendung der Cellulose in der Elektrotechnik basirt auf der bis jetzt nicht 
bekannten Eigenschaft ihrer chemischen Derivate, als Schiessbaumwolle, Collodinm etc., mit 
den meisten Metalloxyden bezw. Metallverbindungen einen Stoff zu bilden, welcher unter 
gewissen Umständen den elektrischen Strom leitet. 

Eine aus Collodinm und Bleisuperoxyd hergestellte Masse ist nicht mehr wie Collo- 
diura in Aetheraikohol löslich und dabei vollkommen homogen. 

Patentinhaber nennt so hergestellte Stoffe Metallodium. Ausser Metalloxyden kann 
man auch in wässrigen Flüssigkeiten unlösliche Salze, wie schwefelsaures Bleioxyd, kohlen- 
«Mires Bleioxyd etc. benützen. Das Metallodium lässt sich sowohl durch chemische als auch 

* 30 




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222 



Patknt«ciuu. 



ZvurnmrT ri'R lMT«niKUKiKr»t 
.1IM IMS. 



durch galvanische Mittel reduciren. Dabei geht da« Metalloxyd in Metall über und die Deri- 
vate der Cellulose verwandeln sich, da der Nitrorest darin vom Wasserstoff occupirt wird, in 
Cellulose xurack. Um die Leitungsfühigkeit und Festigkeit des Metallodiums zu erhöhen, 
kann man ihm Kohlenstoff mechanisch lieimeugen. 




Arretirvorrichtung an Tafelwaagen mit röhrenden Waarenschalen. Von J. W. D. Petersen in 
Altona. No. 21578 v. 28. Juli 1882. Kl. 12. 

Dos in kleineren Quant itUten abzu wägende 
Material wird ans einem oberhalb der Waarenschalen * 
angebrachten Behälter in eine der Waarenschalen ge- 
schüttet. Durch Aufsetzen eines Gewichtes auf die 
dafür bestimmte Schale wird der Waagebalken aus der 
horizontalen Stellung und die Gabel ij nach oben be- 
wegt. Hierbei tritt das hcrabgebogene Ende des Stabes t 
in eines der in der Nal»c n dos Kreuzes vorgesehenen 
Löcher o und verhindert eine seitliche Bewegung des 
letzteren so lange, bis sich bei gleicher Belastung der 
Schalen der Wage lial keu in die horizontale Lage wieder 
eingestellt hat. Alsdann schwingt die eine gewisse 
Quantität Waare enthaltende unsymmetrisch gestaltete Schale, dem Gesetze der Schwere 
folgend, um den Bolzen h nach unten, wobei sie selbst t hfl tig sich ihres Inhaltes entleert. 



Neuerungen an elektrischen Uhren. Von Wetzer in Pfronten bei Kempten. No. 21583 vom 
12. September 1882. Kl. 83. 



Die Vorrichtung l>ezweokt die periodische Ein- 
stellung der Stationsubrzeiger nuf die von einer Normaluhr 
angegebne Zeit durch Elektricitöt. In bestimmten Inter- 
vallen, die al»er ganze Vielfache einer Stunde sein müssen, 
umkreist der elektrische Strom die Spule l>ewegt dadurch 
den Hebel II und giebt den bei II drehbaren Winkelhehel //, 
der Wirkung einer Feder x frei. Eilt die Uhr der Normal- 
uhr voraus, so triflt der Stift f, die Flflrhe /, hebt den 
linken Sperrkegel nuf und löst dadurch die Kuppelung 
des auf der Zeigerrolle lose aufgesteckten und durch die 
Sperrklinken von derselben mitgenommenen Stückes l> 
nach links. Sowie sich der Sperrkegel » gegen den An- 
schlag »i legt, wird durch den Druck von /, gegen die schiefe Flüche / das Stück h sannnt 
Zeigerrohr und Zeiger nach links auf die Normalstellung gedreht: jetzt wird auch der rechte 
Sperrkegel durch den Stift t t bis zu seinem Anschlag gehoben und durch die zwischen / und 
f, entstandene Lücke geht der Stift r, frei hindurch Bleibt die Uhr gegen die Normaluhr 
zurück, so wird umgekehrt wie vorhin, durch den Stift /, die Verkuppelung nach rechts 
aufgehoben und die Zeiger nach rechts in die Normalstellnng gebracht. Durch das Excenter e. 
dos gegen den Stift t drückt, wird der Hebel //, nllmfllig wieder zurück gedreht und die 
Feder .r für die nächste Kcguliruug gespannt. Die Einrichtung hat den bemerkenswerthen 
Uehelstnml. dass das Einwirkm des Stiftes V auf die geneigten Flüchen, die umso ungünstiger 
gestellt sind, je grösser der Fehler der Uhr ist, eine ziemlich starke Feder .r erfordert, bei 
deren Spannung der Uhr selbst wahrend der nächsten Stunde die Ueberwindung eines nicht 
unbeträchtlichen Widerstandes uufgebürdet wird, der bei den darauf folgenden Stunden 
fort füllt. Die Folge davon wird eine unter Umstünden sich recht fühlbar machende Unregel- 
mässigkeit des (»unges sein. Dass die bei der jedesmaligen Regulirung erfolgenden heftigen 
Stösso auf den Mechanismus der Uhr schädigend wirken müssen, liegt auf der Hand. 




Elektrisches Logg Von H. Manu Lowne in East-Eml, Engl. No.21129 v. 15. Aug. 1882. Kl. 42. 

Bei der Fortbewegung des Instrumentes im Wasser wird der mit Schraubenflügeln 
versehene Cy linder a in Rotation versetzt. Dadurch kommt der im Cylinderinneru befindliche 




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ZwTscuairr rt'H I»mtki MK imcxKtrsuK. 
JOM IM*. 



Patkhtsciiac. 



223 



Apparat in riiütigkeit un<l öffnet und schliesst nach einer bestimmten Anzahl von Um- 
drehungen abwechselnd den elektrischen Strom. In der mittleren Abtheilung des Cy lindere a 
hangt an einer in der Axe des Uotatore liegenden Welle «, ein Gewicht b, wodurch die eratere 
in ihrer Lage festgehalten wird, wenn der Rotator um seine Axe sich dreht, d. h. das Gewicht 
und die Welle a x nehmen an der rotirenden Bewegung nicht TheiL Die in der vorderen 
Abtheilung befindliche Kurbel i, die auf dem Zapfen der Welle a x befestigt ist, wird demnach 
ebenfalls, in Bezug zur Drehung des Rotatore, stillstehen. 




Die Platt© o trügt einen Satz ineinander greifender Rüder, dessen letztes Rad A, 
sowie seine Welle sich in Drehung setzen, sobald die das erste Rail treibende Sehrnu>»e ohne 
Ende r l( die in der Axe des Rotators liegt, sich dreht. Dies«* Drehung wird hervorgobracht 
dadurch, dass die auf der Schrauben welle C| befestigte Kurbel c gegen die feststehende Kurbel i 
trifll und damit ebenfalls festgehalten wird, wtthrend sich das übrige Rüderwerk mit der 
Platt© o, auf der es montirt ist, und dein Rotator umdreht. Au der Seite des Rades A steht 
ein Stift hervor, der mittels eines am Schwungrad «/ angebrachten Stiftes dieses mit herum- 
nimmt. Auf der anderen Seite des Schwungrades </ steht, ein ähnlicher Stift hervor. Dieser 
letztere wird hei jeder Umdrehung des Schwungrades «/, das ungeordnet ist, um die Zeit des 
elektrischen Coutactes zu verlängern, die Feder r erst ztitilckdrücken, dann aber nach Uebor- 
windnng des todten Punktes seihst von der Feder r gedrückt werden und dadurch dem 
Schwungrad einen weiteren kleinen Impuls geben, so dass dasselbe jetzt mit Leichtigkeit den 
federnden Hebel /, der auf der Platte «> befestigt ist, heben und mit seinem Contact f x für 
eine Zeit lang gegen den Contact g pressen kann. Dadurch ist der elektrische Strom geschlossen. 
Sobald das Schwungrad «/ weitergeht, verlasst der Stift «/, den Hebel /, und der Strom 
wird unterbrochen. 

Neuerungen an dem unter No 20773 patentirten Entfernungsmesser. Von J. Hensler in Laugen- 

schwalharh, Reg.-Bez. Wiesbaden. No. 22 3f>0 vom 1. Dec. 1882 (Zus. zu No. 2077$ 
vom 20. Mai 1882). Kl. 42. 

Die gesuchte Entfernung wird durch Messung des Winkels ermittelt, welcher durch 
die beiden Lagen der Verrichtung eingeschlossen wird, welche hei einem bestimmten Ab- 
stand der beiden Spiegel nötliig sind, um nach einander das Bild des Objectes im Drehspiegel 
and im festgestellten Schielfespiegel in die Visirlinie zu bringen. 

Ntuerungen an Barometern. Von C. F. Schlegelmilch in Manebach. No. 2l. r »00 vom 
19. Juli 1882. Kl. 42. 

Um Luftdruckschwankungon in */io oder noch kleineren Theilen des Millimeters 
ableseu zu können, ist in die enge Steigeröhr«* des QuecksillH-r-Barometers eine horizontal 
liegende Spirale eingefügt, welche Uber einer Scalenscheibe liegt und deren Querschnitt '/io 
bi« Vid des Querschnitts am oberen Ende «1er Baroineterröbre betrügt. Sobald sich also das 
obere Ende der Quecksilbersäule um 1 mm bewegt, muss in der Spirale sich ein durch eine 
Luftblase (im Barometer!? D. Red.': markirtcr Punkt «1er SAule um 10 bis 20 nun verschieben. 



901 ___ ZrjTSciiRirr rt*« limirMimirnJ»«. 

Fr* !>IE W EKKPTATT. JUNI 1H*S. 

ITir die Werkstatt. 

Biegsame Negativplatten bringen Fick eisen und Becker in Villingen als Ersatz für 
Glasplatten zu photographischen Aufnahmen in den Handel. Dieselben sind ebenso durch- 
sichtig, dabei billiger, leichter und indifferent gegen Flüssigkeiten. Sie können auch gleich 
emulsionirt bezogen werden. (LH. Industrieztg. No. 92, 1883, Mai, S. 219.' Jm. 

Härten von Kupfer nach Everitt. 

Um Kupfer und Kupferlegi rangen grossere Harte und Zähigkeit zu geben, w'ird 
folgendes Verfahren empfohlen: 1 bis 6% Manganoxyd (am Besten ist das natürlich Tor- 
kommende schwarze Oxyd) wird mit dem Kupfer zugleich in einem Tiegel oder Schmelzofen 
eingeschmolzen. Ist die Masse in Fluss, so wird das Manganoxyd gehörig durchgerührt und 
der sich dabei bildende Schaum sorgfältig abgezogen. Das Metall ist dann zum Gusse fertig. 
Bei der Herstellung von Messing wird ebenso verfahren und die nöthige Menge Zink zugesetzt. 
Obgleich hauptsächlich bei den Messinglegirungen angewendet, eignet sich dieses Verfahren 
doch auch für alle anderen Legintngen, in denen das Kupfer den Hauptbestandteil bildet. 
Dieselben werden dadurch homogener, härter und zäher und haben sich bei Siederohren, 
Axbüchsen u. dergl. gut bewährt Ln. 

lindsay $ Beisszange für Draht eto. Allg. Journ. d. Uhrmacherkunst. 1883- No. 22, aus „Techniker - . 

Die Beisszange für Draht, Bolzen etc. ist ein äusserst kräftiges Handwerkzeug, das 
seinen Vorzug durch eine geschickte Benutzung des Principes des Kniehebels erhält. 

Die vier Hauptstücke der Zange bestehen aus Stahl und können, wenn unbrauchbar 
geworden, ausgewechselt werden. Die beiden Handgriffe sind durch einen Drehstift mit ein- 
ander und durch zwei andere mit den Armen der eigentlichen Zange verbunden. Die 
Verbindung zwischen den drei Stiften bildet ein Kniehebel-Gelenk, dessen Knie durch Zu- 
sara menschlies wen der beiden Griffe zusammengedrückt wird; hiedurch bewegen sich dann die 
Schneidekanten der Zange mit grosser Kraft gegen einander. Eine einfache eingelegte 
Bandfeder hält die Zange für gewöhnlich offen. Um die Sclmeidek&nten zu schonen, wird 
die Scliliessbewegung durch einen Stift zwischen den beiden Griffhebeln beschränkt. Die 
Bewegung der Schneidekanten ist durch sorgfältige und zweckmässige Herstellung der Ge- 
lenke immer genau parallel und ein Verbiegen ist nicht zu befürchten. 

Die Beisszange wird von S. A. Smith in Chicago, 154 Lake Str„ angefertigt. 

Ueber das Härten und Anlassen des Stahls. Allg. Jonrn. d. Uhrmacherkunst 1888. No. 19. Aus 

«Journal suisse d’horlogerie“. 

Für das Härten der Feilen wendet Raoul in Paris folgendes Mittel an: 90l>g 
Hammeltalg, einfach in Stücke zerschnitten, ebensoviel Schweinespeck und 56 g weissen 
Arsenik in Pulverform lässt man in einem bedeckten eisernen Topfe so lange sieden, bis 
eine Handvoll frisch gepflücktes und mit der Mischung aufs Feuer gesetztes Nagelkraut sich 
kräuselt und auf der Ol>erfläche der Flüssigkeit schwimmt, bis also seine Feuchtigkeit ganz 
verschwunden ist. — Die Operation nimmt man, der Entwickelung des schädlichen Arsenik- 
rauches wegen, am Besten unter einem Rauchfang vor. 

Zum Anlassen empfiehlt es sich, die Stolilstücke in ein Kästchen von starkem Eisen- 
blech, das dicht schliesst, einzusetzen. Auf den Boden des Kästchens breitet man eine dichte 
Schicht nicht allzufeinen Kohlenstaubes, legt die Stücke darauf und bedeckt sie mit demselben 
Staub; dann bindet man das Kästchen mit grobem Eisendraht, umgiebt es wie im Inneni und 
erhitzt es in einem Ofen mit Holzkohlen wenigstens zwei Stunden lang. Nach dieser Zeit 
lässt man das Feuer langsam erkalten, sucht aber die etwa in das Kästchen eilidringende 
Luft abzuhalteu. Dieses langsame Abkühlen uuter Abschliossung des Luftzutritts erhält den 
Stahl geschmeidig. 

% 

- Nurlidmrk r«rkot«n. — 

Verlag «um Jnliua Sprlniter in BwIIb N. — Dnirk loa H. 8. Herma uu in lletlin BW. 



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Reilactions ■ Curatorium 



Geh. Reg.-R. Prof. Dr. H. LandoU, !L Fuchs, Heg.- Rath Dr. L. Locwettherz, 

Voriiliendtr. B«i«its»r. Schriftführer. 

Redaction: Dr. A. Lcumn und Dr. A. Wratphal in Berlin. 



III. Jahrgang. «full I88S. Siebentes Heft. 



Die Winkelmessungen bei Tage und bei Nacht. 

Von 

W. Werner, 

Auiilcut in« Kgl. gr'*däti»i.‘bi‘n lulilul an Herl io. 

Die im letzten Jahrzehnt von verschiedenen Beobachtern angcstellten Versuche, 
die Nachtsignale in die praktische Cicndfisie wieder einzufiihren, sind nach den erschöpfen- 
den Experimenten, welche von Seiten der Coa»t amt Oeodetir Survry, in Bezug auf die 
Leistungsfähigkeit der verschiedenen Arten von Nachtsignalen ausgeführt sind, zu einem 
Abschluss gelangt, der es angemessen erscheinen lässt, im Zusammenhänge auf die 
einzelnen Versuche näher einzugehen. 

Die ersten Versuche, die anzuvisirendon Objecto durch intensive Lichtquellen 
sichtbar zu machen, dntiron von dem Endo des vorigen Jahrhunderts. Als zu jener Zeit 
die von der Pariser Akademie angcordnete Neumessung des französischen Meridians 
ausgeführt wurde, zeigte es sich, dass die iu den beobachteten Winkeln verbloilieiiden 
Unsicherheiten zum grossen Tlieil ihren Grund in der ungenauen Pointirtmg auf Signale 
landen, die bei Sonnenschein in Folge der Phascnhildung mit dem Stande der Sonne 
wechselnde Objecte darboten. Auf grosse Entfernungen wurden die natürlichen Objecte 
ausserdem so lichtschwach, dass sie im Fernrohr nicht scharf eingestellt werden konnten; 
als es sich darum handelte, die Balearen mit dem Festlatide zu verbinden, mussten Biot 
und Arago ihre Zuflucht zu Nachtsignalen nehmen: es waren dies Lampen, welche im 
Focus eines Rcflectors von entsprechendem Durchmesser brannten. 1 ) 

Bei der Vermessung in Indien verschaffte sich Everest im Jahre 1822 Nacht- 
signale von sehr primitiver Constrnction. In einer irdenen Schale brannten mit Oel und 
Harz getränkte Baumwollenfnsom; über das Ganze wurde ein irdener Kessel von 2'/, engl. 
Fass Durchmesser gestülpt, der nach der Seite des Beobachters einen genügend grossen 
Ausschnitt hatte; bei windigem Wetter versagten diese Signale seihst verstand lieh. Durch 
Einführung der Nachtsignalc hat. nach Everest die Vermessung in Indien ihren Charakter 
rollständig verändert („changed the whole face“). Als Everest i. J. 1830 von Europa 
nach Indien zurückkehrte, brachte er für die Tagesheobachtnngen die Heliotrope (wenn 
« an der betreffenden Stollo auch nicht ausdrücklich gesagt ist, so war zu dieser Zeit die 
Erfindung von Gauss in England sicher schon bekannt)*) und für die Nachtbeohachtangcn 
Lampen mit; es waren dies Argand’schc Brenner mit Reflcctoren von 12 engl. Zoll 

') „Base du Systeme metrique decimalo“. Tome I. Discours preliminaire 8. 106 und 
„Recuril d’obeerrations göixlesiques, aatronomiques et physiques pur Biot et Arago.“ 
lairoduction. 

*i Die erste schriftliche Mittheiluug über sein „Heliotrop“ gibt Gauss in den „Göt- 
tingischen Gelehrten Anzeigen“ 1SBI, S. 1240— IBM. ln den „Astronomischen Nachrichten“, 
Bd. L No. 7 erwähnt Gauss, dass er seinem Instrumente eine noue Form gegeben und tbeilt 

81 





226 



ZfciTBrHRirT rr* l«mnNRmnr>Dr. 
JULI l««. 



WkKSKH, WlNKKt.MKSfcUSOKK. 



Durchmesser und 4,9 Zoll Tiefe. Beide Apparate wurden auf demselben Stativ montirt 
uin die Centren der Tag- und Nachtsignale mit einander zusammenf&llcn zu lassen und 
somit Excentricitätsfehler zu vermeiden. 1 ) 

Die Nachtsignale wurden auf dem Festlande durch die ingenieuse Erfindung des 
Heliotrops von Gauss verdrängt. Bei allen grossen Vermessungen wurden die natürlichen 
Objecte durch das Heliotrop ersetzt, wodurch es ermöglicht wurde, für alle in der Praxis 
verkommenden Entfernungen gut sichtbare Objecte zu erhalten. Die Verwendung der 
Heliotrope ist aber mit mehrfachen Uebelstünden verbunden: dieselben lassen sich einmal 
nur bei Sonnenschein benutzen, und ferner ist die für die Beobachtungen günstige Zeit 
nur von kurzer Dauer; dieselbe beträgt im Durchschnitt nicht über zwei Stunden am 
Tage und im Hochsommer sind für diese Zeit die Bilder häufig noch so unruhig, dass an 
ein scharfes Pointiren nicht zu denken ist. Don hieraus resultirenden Pointirungsfehler 
hat Perrier dadurch verringert, dass er das Fadenuetz des Fernrohrs aus einem festen 
und einem beweglichen Faden zusammensetzt; mittels des Letzteren wird dann für die 
nämliche Kreisablesung das Heliotroj>enbild mehrmals in schneller Aufeinanderfolge einge- 
stellt, wodurch im resultirenden Mittelwerth der Pointirungsfehler auf das Maass des Ab- 
lesuugsfchlers zuriiekgoführt wird. 

Dio Anwendung der Nachtsignale bietet namentlich bei umfangreichen Triangu- 
lationen den grossen Vortheil dar, die für die Beobachtungen günstige Zeit, welche in unseren 
Breiten ohnehin auf wenige Sommermonate beschränkt ist, möglichst auszunutzon, denn 
klare zu Beobachtungen geeignete Nächte sind häufiger als Sonnentage. Die Nachtbe- 
obachtungen erfordern freilich eine Erleuchtung des Gesichtsfeldes im Fernrohr, sowie der 
Theilung des Kreises unter den Mikroskopen, wodurch die Beobachtungen anbequem und 
in Folge der tbeilweisen Erwärmung des Kreises auch fehlerhaft werden. Perrier 
beseitigt den letzteren Uebelstand dadurch, dass er ceutriscli über seinem Azimutlial- 
instrumente in angemessener Höhe eine Lampe aufhängt, über welcher ein Milchglas- 
refloctor von entsprechendem Durchmesser angebracht ist. Mittels totalreflectirender 
Prismen werden die Kreisabschnitte unter den vier Mikroskopen gleichmässig beleuchtet. 
Um das Fadennetz des Fernrohrs zu erleuchten, ist auf die Objectiv-Fassung eiu Ring 
aufgesetzt, welcher im Centrum des Objectivs einen kleinen geneigten Metallspiegel hält, 
durch den das Liebt der Centrallampe nach dem Fadennetz reflectirt wird.*) 

Im Folgenden sollen die mit Nachtsignaleu von verschiedener Construction ange- 
stcllteu Versuche, sowie die für Tag- und Nachtbeobachtungeu abgeleiteten Genauigkeiten 
im Zusammenhänge vorgeführt werden. 

Dio Einrichtungen, welche getroffen werden, um auf kurze Entfernungen zum 
Zwecke der Azimuthbestimmungen scharf einstellbare Miren zu schaffen, können hier, 
wo es sich um kSiguale für geodätische Messungen auf grössere Entfernungen handele 
wohl übergangen werden. 



die mit dem Heliotropen erzielten Erfolge mit. Im VII. Hände derselben Zeitschrift findet 
sich der Aufsatz von Gauss: „Die Berichtigung der Heliotropen“ (1827). Aus dem „Brief- 
wechsel zwischen Gauss und Schumacher** Bd. II S. HO ist zu ersehen, dass der Mechaniker 
Rumpf in Göttiugen für Humphry Davy in England im Jahre 1825 zwei Heliotrope 
angefertigt hat. 

') Account of the Operations of the great trigonometrical Survey of India 
Volume II. S. 57. 

*) Compt. Rend. 7A. S. 1082; & 4 , S. 1313, sowie „Verhandlungen dor fünften allge- 
meinen Conferenz der Europäischen Gradmessung etc. für das Jalir 1877“. S. 140—141. 



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ZEiTsrniurr rP* I skthi'mkstkskt'mdr. . 

JULI 1*83. WKKKKB, WlNKEI. MKS8UNOKN. 

AU im Jahre 1874 der französischen Akademie der Flau zu einer Neumessung 
(der vierten) des französischen Meridians vorgelegt wurde, wies de Beaumont darauf 
hin 1 ), dass es von Vorthoil sei, in dem nämlichen Dreiecke zur Vergleichung die Winkel 
bei Tage und bei Nacht zu messen nud dabei für die Untersuchung solche Dreiecke zu 
wählen, bei denen die verschiedenen Umstände zur Geltung kämen, «'eiche muthmosslich 
von Einfluss auf die Genauigkeit der Bcobachtungsresultato sein könnten, dass also 
in dem einen Falle ein Dreieck zu «’ählon sei, dessen Seiten hoch Uber das dazwischen 
liegende Terrain liefen und dann ein solches, bei dem dio Visuren nahe der Erdoberfläche 
blieben. An Stelle der Roverberon, deren Bedienung umständlich und kostspielig ist, 
wurdon für dio Nachtsigualo Magnesium-Lampen, für sehr grosse Entfernungen elek- 
trisches Licht vorgeschlageu. Die Oberleitung wurde dem Obersten Perrier übertragen, 
welcher die Triangulation in Algerien bereits nusgeführt hatte. 

Bei Tago wurde auf Heliotropenlicbt eingestellt und bei Nacht auf „optische 
Collimatoren.“ Von der Verwendung von Reflectoron wurde ganz Abstand gonommen, 
da dieselben nach Perrier's Ansicht 

1. nicht immer sicher und leicht nach der Empfangsstation gerichtet werden 
können, 

2. ihro Beaufsichtigung viel Sorgfalt erfordert, was ihre Anwendung kost- 
spielig macht, 

3. bei Dreiecksseiten von 40—50 km Länge Dimensionen erfordeu, die den Traus- 
port und das Aufstellen schwierig machen. 

Durch die „optischen Collimatoren“ werden nach Perrier alle diese Uebelstände 
beseitigt. Die angewandten Collimatoren sind von Maugin construirt und bestehen im 
Wesentlichen aus einer Sammellinse, in deren Brennpunkt eine Petroleumlampe mit Flach- 
brenner angebracht ist. Die angewandte Objectivlinse ist planconvex vou 0,2 m Durch- 
messer und 0,0 in Focaldistunz. Der ganzo Apparat ist um eine verticalo Axe drohbar auf 
einem Tische aufgestellt, um das Licht nach allen Richtungen senden zu können. Mit 
dem Collimator ist ein Fernrohr verbunden, dessen Axe parallel zur Axe des Collimators 
ist, wodurch eine genaue Orieutirung erzielt wird. Das aus der Linse austretende Licht- 
bündel hat eine Amplitndo von ungefähr 1 Grad. Die Bilder dieser Collimatoren erscheinen 
im Fernrohr häutig von rotlier Farbe, sind rund mit scharf begrenzten Contoureu und 
gleichmässiger Färbung und entsprechen dem Bilde eines Sternes erster oder zweiter 
Grösse, so dass sie Bich leicht und sicher cinstcllen lassen. Bei günstigem Wetter sind 
diese Lichtsignale nuf 80 km Entfernung noch mit freiem Auge sichtbar. Gleich nach 
Sonnenuntergang sind dio Bilder, entsprechend den Holiotropenbildem kurz vor Sonnen- 
untergang, verschwommen und unruhig, wenn auch in geringerem Maasse, als es bei den 
Heliotropenbildem der Fall ist. Dns „Hüpfen“ lässt allmälig nach, die Bilder nehmen 
einen festen Kern an und nach Verlauf einer Stundo tritt der für die Beobachtung 
günstige Zustand ein, welcher zuweilen bis Mitternacht anbält. Im Jahro 1875 wurden auf 
allen (10) Stationen, deren Seohöhen zwischen 200 und 750 m schwanken, die Beob- 
aebtungsreihon doppelt ausgeführt, einmal bei Tage und einmal bei Nacht, wodurch eine 
Vergleichung zwischen den Genauigkeiten der auf beide Weisen erhaltenen Resultate 
ermöglicht wurde. Zwei entsprechende Boobachtuugsreihen sind in Bezug auf Instrument, 
Beobachter und Bcobachtungsmodus vollständig identisch und nur verschieden in Bezug 
auf Zeit und Object. Jede Richtung ist in 20 Sätzen, über den Kreis in aequidistanten 



>) Compt. Rernl. TS. S. 729— 73S. 




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228 



ZuTaniKtrT rfu JimtiaurrHKtnD«. 
\\ KRNKR, \Y INKKLMF.ft8imOK!1. JUU 1WO. 



Abständen vertheilt, beobachtet In der folgenden Tabelle sind die erhaltenen Resultate 
zusammengestellt. 



Grad der Genauigkeit der 
Beobachtungen 


Schlussfehler der Dreiecke 






Station 


Zahl d. 
beob. 
Kli'hlR. 


Mittlerer Fehler 
einer H*- ‘tim ihr. 

bei Ta« |l». Narbt 


Dreiecke 


Beobachtungen 
bei Ta« ih. Narbt 


HifrrcBi 


Sermur 


2 




Arpheuille - Toule — Sermur 


— l"l3-+0"39 


l.”52 


Toulc-St.Croix 


3 


1. 30 1.40 


Cnllan— Toule— Arpheuille 


+0.63+0.38 


0. 25 


Arphouillc 


4 


1.3» 1.29 


Vilhain — Cullan — Arpheuille 


-0.38—0.38 


0.00 


t 'ullau 


4 


1.44 1.51 


St. Amand— Cnllan — Vilhain 


+0.25— a 77 


1 02 


Le Vilhain 


4 


1.5» 1.8(1 


Beaux- V ent*— Amand — V ilhain 


— 0. 67 


— 0. 19 


0.48 


St. Amand 


4 


1.4» 1.6S 


Beaux-Vents— Amand — Bourges 


—1.05—0.38 


0.67 


Bourges 


8 


1. 42. 1 3* 


Humbligny -Bourges — Beaux-Vents 


+0. 33 -0.13 


0.46 


Beaux-Vents 


6 


1.67] 1.10 


Charite — Humbligny — Beaux-Vents 


-0.57 +0 62 


1. 19 


Humbligny 


4 


1.3» 1.4S 










La Charitö 


4 


1.59 1.32 










Mittel 


37 


±1.48 + 1.48 










Mittl. Fehl. e. Beob. 


+ 1 49 ±1.47 











Aus diesen Vergleichungen zieht Porrier folgende Schlüsse: 

1. Der mittlere Fehler, oder der Grad der Genauigkeit, ist in beiden Fällen eine 
Grösse derselben Ordnung; 

2. die Nachtbeobachtungon genügen den geometrischen Bedingungen des Netzes 
besser, als die Tagbeobachtungen, es werden also die von atmosphärischen 
Einflüssen herrührenden Fehler durch die Nacht beobacht ungen besser com- 
pensirt. 1 ) 

Im Jahre 1876 setzte Perrier die Vergleichungen fort. Auf dem Puy-de -Dome 
wurde das Aziinuth einer 10 km entfernten Mire direct bestimmt und sodann der Winkel 
zwischen dieser Mire und der Richtung nach Sermur in 40 Sätzen, auf Tag und Nacht 
gleich vertheilt, beobachtet. Die Höhen dieser drei Punkte sind 1465, 740 und 1200 m. 
Heliotrop und Collimator standen centrisch. Die Resultate beider Reihen weichen nur 
um 0."17 von eiuander ab. Der wahrscheinliche Fehler des Resultats aus den Tagbe- 
obachtungen beträgt 0."21, aus den Nachtbeobachtungen 0."27. 

Seitdem wurde in Algerien am Meridiankreise des Observatoriums zu Algier- 
Voirol mittels des beweglichen Fadens die Differenz zwischon einem Collimator als 
Meridianmarke von 70,1 m Focaldistanz und einem Punkte auf den kleinen Antillen in 
30 km Entfernung gemessen. Der Höhenunterschied beider Stationen betrug 637 m und 
der Lichtstrahl ging hoch über die Ebene von Metidja hinweg. Die Gipfel der Alpen 
w’aren mit Schnee bedeckt. Heliotrop und Collimator standen centrisch zu einander. An 
sechs für die Beobachtungen günstigen Tagen und Nächten wurde der Winkel in 



*) Compt. Rend. S4. S. 1313 — 1315, sowie „Verhandlungen der permanenten Com- 
mission der Europäischen Gradmessung etc. für das Jahr 1875 u . Annexe 5: Etüde comparative 
des observations de jour et de nuit par M. Perrier. 



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tUTBcnin ri« IiiTHUMumMKimDiL 

JULI 1883. 



WfKXKK, W INKEI. MK8ä('NDKS. 



229 



32 Gruppen beobachtet. In jeder Gruppe wurden für jede der beiden Kreislagen 
20 Pointirungen der Mire ausgefübrt, denen 20 Pointirungen des Heliotropen rcsp. opti- 
schen Collimators voransgingen und ebenso viel folgten. Das Gosnmmtresultat ist demnach 
auf 3840 Pointirungen basirt. Das Resultat, war bei Tago 2' 14."90 -I- O."02, bei Nacht 
2 1 14."94 4- 0.‘'04, welche Werthe man als identisch betrachten kann. Das Resultat dieser 
unter den verschiedensten atmosphärischen Zuständen uusgeffthrten Vergleiche fasst 
Perrier dahin zusammen, dass 

„die Nachtbeobachtungen eine Genauigkeit besitzen, die mindestens gleich, 
wenn nicht grösser ist, als diejenige der Tagesbeobachtungen, und dass des- 
halb die Nachtbeobachtungen in die praktische Geodäsie einzuführen sind.“ 

Für die Neumessung des französischen Meridians werden daher beide Beobach- 
tungsarten beibehalten, um auf diese Weise die günstige Beobachtungszeit möglichst aus- 
zunützen und man strebt danach, auf jeder Station für die einzelnen Richtungen eine 
gleiche Anzahl Beobachtungsreihen bei Tage und bei Nacht zu erhalten, so dnss die 
auf beide Weisen erhalteuen Resultate mit einander verglichen werden können und sich 
gegenseitig controliren. 1 ) 

Kiiieii interessanten und den Gegenstand erschöpfenden Beitrag zur Vergleichung 
zwischen Tag und Nachtbeobachtungen liefern die von Boutello im Aufträge der Coaxt 
an<l Gtwletic Sunri/ angestcllten Versuche.’) Die Veranlassung dazu gaben die Beobach- 
tungen auf Station Hüll Khii in Virginien im Jahre 1871, welche in Folge des jede Fern- 
sicht verhindernden Dunstes, mehr als die doppelte Zeit in Anspruch nahmen. Der Dunst 
blieb bestehen, während das Thermometer sich um 60° F. und das Barometer um 2 engl. 
Zoll änderte; der Wind kam während der Zeit aus allen Richtungen; besonders dicht 
war der Dunst bei wolkenlosem Himmel. Bei Westwind senkte sich zuweilen der Dunst 
gegen Sonnenuntergang, und es hatten bei der Einrichtung von Nachtsignalen die Nacht- 
stunden ansgenützt werden können. 

Die ersten Versuche mit Nachtsignalen wurden im Jahre 1874 augestellt, zunächst 
mit „German Student lamps“, die zum Brennen von Kerosin eingerichtet, im Focus eines 
parabolischen Reflectors von 0,2 m Durchmesser angebracht waren. Der Versuch war 
zum Theil in Folge mangelhafter Orientirung ohne Erfolg und führte zu dem Schlüsse, 
dass nur intensive Lichtquellen angewendet werden dürften. Die sonach in Betracht 
kommenden Lichtquellen waren: 

1. das elektrische Licht; 2. das Calcinm- oder Oxyhydrogenlicht und 3. das 

Magnesiumlicht. 

Die zu wählende Lichtquelle muss den folgenden Bedingungen genügen: 

sie muss wohlfeil, leicht und wenig umfangreich in der Construction der Hilfs- 
apparate und zum Transport nach den Bergspitzen geeignet sein, auch von 
einem gewöhnlichen Arbeiter beaufsichtigt und bedient werden können. 

Diese Bedingungen schlossen das elektrische und das Calciumlicht’) aus, und 
nur das Magnesiumlicht kam in Frage. Die Versuche wurden mit einer von Solomon 

') Compt. Rend. S4. 8. 1880—1383, sowie „Verhandlungen der ftliiltcn allgemeinen 
l'oaferenz der Europäischen Gradmessung etc. für das Jnhr 1877“ 8. 141—145. 

*) Report of tlie United State Coast and Geodetic Survey tbr the Year 1880. 
Appendix Nr. 8. 

’) Der von Drnmmond erfundene Apparat, wie er von Colby i J. 1825 bei der trigono- 
metrischen Vermessung in Irland benutzt wurde, findet sich zuerst mit Abbildung beschrieben 
im „Edinburgh Journal of Science“, Bd. V, S. 313 — 322“ als Auszug eines Vortrags „On tlie 
Meana of Facilitating the Observation of distnnt Stations in geodetical Opemtious“, gehalten 
rom Erfinder in der Royal Society of London am 4. Mai 1820. 



230 



Wum, Winkelmksschoex. 



Zeitschrift ri>R IxsTRrKKirrRiKrrot. 
JULI ISM. 



in London construirten Magncsiumlamjie angcstcllt. Bei dieser Lampe werden zwei 
Magnesiurostreifen durch ein Uhrwerk zugeführt und verbrennen im Focus eines Reflec- 
tors von 0,2 in Durchmesser. Der Verbrauch von durchschnittlich 0,4 m pro Minute (ein 
Streifen) war ausreichend, um ein brillantes und beständiges Licht zu erzeugen. Der 
ganze Apparat wog 5 Pfund, und die Kosten betrugen pro Stunde etwas über 6 Mark, 
eine Ausgabe, die vollständig durch den erzielten Zeitgewinn aufgewogen wird, da die 
zum Beobachten günstige Zeit bei Nacht im Durchschnitt doppelt so gross ist als bei Tage. 

Die ersten praktischen Versuche in Bezug auf Lichtstärke und den Mechanismus, 
welcher den Streifen zufährt, wurden im Jahre 1877 auf Kings Mountain in Nord -Carolina 
angestellt. Die im Handel vorkommenden Lampen wurden auf einer festen Unterlage 
angebracht und mit einer Fusschranbe und einer Marke, centrisch unter der Mitte des 
Reflectors, versehen, wodurch die Oricntirung ermöglicht wird. Die Entfernung betrug 
zuerst 63 km; das Wetter war klar und der Mond ziemlich zu einem Viertel voll. Das 
Licht war mit freiem Auge sichtbar und nahe dem Glanze des Jupiter zu vergleichen. 
Sodann wurde die Lampe in 104,5 km Entfernung aufgestellt und auch auf diese Entfer- 
nung noch mit freiem Auge gesehen. Die Versuche wurden während dreier Nachte 
fortgesetzt und lieferten den Beweis, dass die Intensität dieser Lampen ausreicht, um 
auf alle in der praktischen Geodäsie vorkommenden Entfernungen mit dem Fernrohr 
beobachtet werden zu können. Im Herbst desselben Jahres wurden für die Beol»ach- 
tungon auf Station Poor-Moun ta i n zwei Richtungen in Entfernungen von 04 und 57 km 
durch diese Signallampen sichtbar gemacht. Da bei den Satsbeobachtnngen tlie Reihen- 
folge der anzuvisi runden Objecte eine bestimmte ist, so wurden die Lichtsignale der 
Magnesiumlampo nach einer festgesetzten Zeittafel gegeben. Jeder Lampe war eine Uhr 
beigegeben und bei Beginn der Beobachtungen wurde vom Beobachter durch Lichtsignale 
die Zeit gegeben. Während eines Satzes brannte jede Lampe für beide Femrohrlagen 
zusammen fünf Minuten, so dass für die Beobaebtungszeit von rund vier Stunden, jede 
Lamjm in Folge der Einrichtung der Zeittafeln nur l 2 / 3 Stunden brannte, wodurch die 
Kosten bedeutend vermindert wurden. Die Beobachtungen erstreckten sich über drei 
Nächte vom 9. bis 11. October. Die Nächte waren klar und der Mond über halb voll. 
Dos Instrument war ein 20zölliger Theodolit li. Die Mikroskope wurden mittels Lampen mit 
ebenen Glaswänden abgelesen. Die Beobaohtungsmethode war «1er bei Tage befolgten 
ähnlich. Auf jedem Stande wurden drei Sätze beobachtet. Der benutzte Theodolith 
hatte leider ein fehlerhaftes Objcctivglas, welches alle hellen Objecte mit einem Schwänze 
zeigte, wodurch eine scharfe Pointimng sehr erschwert, Wurde; aus diesem Grunde konnte 
die Vergleichung der relativen Genauigkeit zwischen Tag- und Nacbtbeobacbtungen keine 
gute sein. 

Der Durchmesser der angewandten Reflectoren, 0,2 m, entspricht für «lio an- 
gegebenen Entfernungen einem Winkehverthe von 0 M ,73, bezw. 0",44, während am 
9. October die Bilder in Folge der Irradiation, auf 10" geschätzt wurden. Dieser Uebel- 
stand liess sich für «lie Folge durch Verminderung der reflectirenden Fläche leicht be- 
seitigen, entspreeheml der Entfernung und der Durchsichtigkeit der Luft. Die Apparate 
besassen in Bezug auf leichte Handhabung die nöthige Einfachheit; schon am zweiten 
Abend konnten die Wärter die Lampen scharf orientiren, sowie die Uhr nach den 
gegebenen Zeitsignalen einstellen und nach den Angaben der Zeittabelle leuchten. Am 
Schlüsse jeden Abends wurde auf der entfernten Station (94 km) «las Magnesiumlicht 
direct ohne Refleetor gezeigt. Dasselbe konnte im Fernrohr wahrgenommen worden, je- 
doch nur im dunklen Felde, uml ertrug keine Beleuchtung der Fäden. 

Das Uhrwerk, welches den Magnesiumstreifen zuführt, zeigte einige Mängel; die- 
selben wurden beseitigt und im Sommer 1879 kamen die verbesserten Lampen in An- 



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ZoTaciiurr rf> larmcuKirrKnccsuK. 

JULI litt. 



"W EBNES, WlNKRLMRBRrifOK!«. 



231 



Wendung. Gleichzeitig wurden zwei „optische Collimatoren“, wie sie Porrier benützt, 
angeschafft, um die Leistungsfähigkeit beider Systeme mit einander vergleichen zu können. 
Die „optischen Collimatoren“ waren so eingerichtet, dass sie am Tage als Heliotrope 
dienen konnten, indem die Laterne dann entfernt und an ihrer Stolle ein Spiegel ein- 
gesetzt wurde. Diese Apparate sind sehr compcndiös; jeder wiegt in zwei Kisten 
verpackt, 280 Pfund. 

In diesem Jahre war Sugar-Loaf-Mountain Beobachtungsstation. Zn den Be- 
obachtungen wurde ein Theodolith mit einem Kreise von 0,5 m Durchmesser benutzt. Der- 
selbe war mit drei Mikroskop-Mikrometern versehen, welche direct ganze Secunden gaben. 
Die Vergrösserung des Fernrohrs betrug 68. Jede Richtung wurde auf 11 aequidistanten 
Ständen des Kreises, jeder Stand in drei Sätzen beobachtet. Da in jedem Satze die 
Nullmarke mit beobachtet wurde, bo haben die Ablesungen in jedem Satze an 12 Stellen 
des Kreises stattgefunden; es ist also das Resultat das Mittel aus 33 Sätzen an 132 ver- 
schiedenen Stellen der Theilung abgelesen. Bei Tag und Nacht wurden die Beobachtungen 
ganz gleichartig durchgeführt, nur dass bei Nacht das Fadennetz erleuchtet werden musste. 

Um einen Vergleich zwischen der Intensität eines Collimators und einer 
Magnesiumlampe zu erlangen, wurden dieselben auf zwei nahe Ijei einander in fast gleicher 
Entfernung vom Beobnchtnngsorto gelegenen Punkten aufgestellt, so dass beide Licht- 
quellen unter denselben physikalischen und atmosphärischen Bedingungen beobachtet 
werden konnten. Hierzu wurden die Punkte Granite und Wolf gewählt. Der zweite 
Collimator wurde auf der Station Strecker aufgestellt. Die Visur geht hier nahe über den 
Boden, während die Visur nach dem anderen Collimator unter gerade entgegengesetzter 
Bedingung stattfand. Die Nnllmarke war in 6,11 km Entfernung angebracht und bestand 
in einem weiss angestrichenen Brett von 0,8 m Länge und 0,4 m Breite mit einem verti- 
raien schwarzen Streifen von 0,025m in der Mitte für die Tagbeobachtungon; centrisch 
war eine Durchbohrung von 0,010 m Durchmesser angebracht, durch welche bei Nacht die 
Strahlen eines dahintergcstelllcn Ochsenauges fielen. Von den beobachteten Richtungen 
sind für nnsern Zweck nur diejenigen von Interesse, welche bei Tng und Nacht beo- 
bachtet wurden. 

Auf Bull- Run war der Reflretor bis auf eine Hoffnung von 0,1 m Durchmesser 
mittels eines Schirmes verdeckt. Es war das Licht immer mit freiem Ange sichtbar. 

Anf Mnrshall musste bei dunstigem Wetter mit dem vollen Reflector geleuchtet 
werden. In der Zeit vom 26. September bis 1. October waren 10 Kreis-Stände, in jeder 
Nacht zwei Stände k 3 Sätze beobachtet. Der letzte Stand hätte in dieser Zeit bequem 
erledigt werden können, jedoch wurde es vorgezogen, bei diesen experimentellen Be- 
obachtungen nur zwei Stände in jeder Nacht zu absolviren. Bei Tage wurden in derselben 
Zeit acht Stände beobachtet 

Die Beobachtungen nach Wolf und Granite machten den immensen Vortheil klar, 
den bei dunstigem Wetter der Reflector mit Magnesinmlarape gegenüber dem Collimator 
hat. Das Magnesiumlicht konnte im Fernrohr immer gesehen werden, zuweilen sogar mit 
freiem Ange, während das Licht des Collimators nnr wahrgenommen werden konnte, 
wenn alles Seitenlicht abgeschnitten wurde; die Fäden durften dabei nicht beleuchtet 
werden, so dass ein Beobachten unmöglich war. Die leuchtende Fläche des Collimators 
betrug das Vierfache derjenigen des Reflectors. In klaren Nächten gab der Collimator 
gnte Bilder für die Pointirnng; das Licht war im Allgemeinen rüthlich gefärbt und nicht 
intensiv genug, um durch Irradiation beim Beobachten störend zu wirken. Das weisse 
Licht der Magnesiumlampe erschien trotz verminderter Oeffhung des Reflectors zuweilen 
m gross für eine scharfe Pointirnng. 



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232 



WkkNF.U, WlXKRt.MICBKt’WOKN, 



XiuTsciiRirr r^R l«*TRnMR*Tic*KC*oa. 

Juli »wa. 



Die Visur nach Strecker blieb, wie schon erwähnt, nahe der Oberfläche des 
Bodens und kremte den Potomac zweimal. Die Ausdünstungen des Bodens und des 
Wassers bewirkten grosse Unregelmässigkeiten in den Beobachtungen, sowohl bei Tage 
als bei Nacht, jedoch waren zur Nachtzeit die Bilder immer ruhiger als bei Tage. In 
folgender Tabelle sind die Resultate der Beobachtungen als Mittelwerthe, nicht nach der 
Methode der kleinsten Quadrate ausgeglichen gegeben; die einzelnen Ablesungen sind 
um den Ruubetrag der Mikroskope verbessert. 



Stat ion 


Entf. 

Km. 


Beobacht. Richtungen 

l>ei Ta«« bet Narbt 


bei Tage 
r | N 


Wahn 

bei N 

r 


schein 

acht 

Af 


ich« Fehler 

bei Tage 
r* 


bei Narbl 
r- | /(■ 


Marke 


0 


0° 


0' 


1 

oooo 


o!'ooo 












Bull Run 


MM 


4!» 


27 


15 «2 


16. 927 


0."52 «"«94 


0"47 


0”082 


«"41 0"l23 


0"35 0"l(16 


Mt. Mnrrthnll 


88/» 


05 


30 


60. 710 


50.712 


0.83 0.151 


0. 09 


0. 118 


0.57 0.181 


0.38 0.115 


Wolf 


04,7 


307 


40 


15. 497 


15.233 


0.77 0. 133 


0.09 


0. 12« 


0.71 0.213 


0.58 0.174 


Granite 


09, 5 


20 9 


66 


1 1.22-1 


11. 115 


0.64 10.096 


0.51 


0.088 


0.42 0.125 


0.38 0.115 


Strecker 


02,9 


338 


23 


3-1.873 

i 


34.830 


0.76 0. 130 


0.88 


0. 163 


0. 05 0. 197 


0.80 0.241 












Mittel : 


0. 08 0. 121 


0.06 


0. 112 


0. 55 j 0. 108 


0.50 0.151 



r und R sind die wahrscheinlichen Fehler einer Beobachtung und des Resultats; 
r' und R‘ die des Standmittels und des Mittels ans 11 Ständen. 

Bei Wolf scheinen die Abweichungen in den Resultaten aus Tag und Nacht- 
beobachtnngen eine Folge zufälliger Einflüsse zu sein, bei Butt Run dagegen gaben 8 von 
11 Ständen bei Nacht den Winkel mit der Marke grösser als bei Tage; ein Grund lässt 
sich für diese Abweichung nicht angeben, da alle Beobachtungen von gleicher Gute sind. 
Die wahrscheinlichen Fehler sprechen et was zu Gunsten der Nacht beobacht ungen, jedoch 
ist die Differenz so gering, dnss die Beobachtungen beider Arten als gleichwerthig an- 
gesehen werden können. Es waren bei diesen vergleichenden Beobachtungen Instrument, 
Beobachter, Art der Pointirnng und Ablesung, sowie überhaupt alle Bedingungen, die 
von Einfluss anf die Beobachtungen sind, in beiden Fällen die nämlichen; verschieden 
waren nur Signale tind Beobachtungszeit. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass auf Wolf 
und Strecker das Centrum des Heliotropen und des Collimators in Folge der erwähnten 
Einrichtung das Nämliche war; anf den übrigen Stationen wurde die grösste Sorge ge- 
tragen, dass das Centrum des Heliotro|>en mit demjenigen des Reflectors zusammentiel; 
eine Abweichung grösser als 0,01 m ist unmöglich; dieser Linearwerth entspricht einem 
Winkelwertlie von 0",0(W, resp. 0",003 und 0",Ü02. 

Gegen Ende der Beobachtungen wurden noch Vergleiche zwischen den , Student 
lamps“ und den Collimatoren angestellt. Auf Bull Run wurde eine solche Lampe aufge- 
stellt; dieselbe musste, da Snijnr Loaf Mountain nicht sichtbar war, nach der Marke des 
Heliotropen orientirt werden. Das Licht war als klares, helles, rundes, beständiges Bild 
sichtbar und ertrug die volle Beleuchtung der Fäden, was bei keinem der Collimatoren 
der Fall war. (Für diese war aber auch die Entfernung grösser). Wenn man diese 
Reflcctoren des Windes wegen statt durch eine ebene Glasscheil>e durch einen Meniscus 
schliesst, so wird die Wirkung noch erhöht. Die Bedienung dieser Lampen ist eine 
höchst einfache; für ihre leichte Orieutirung sprechen die Versuche anf Bull Run. Ueber- 
all, wo die Collimatoren sich anwenden lassen, d. h. bis auf 70 km Entfernung, sind diese 
Lampen mit Vortheil zu verwenden. 



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ZtlTSt IIKJFT ri’K iKflTttrUKMTKXKCRDK. 
JULI IMS. 



Wkknrk, WlXKKt.UKsaiTNazx. 



233 



Auf Orund dieser verschiedentlich angestellten Versuche kommt Boutelle zn 
Schlüssen, die denen von Perrier in Bezug auf die Reflectorcn zusamiuongestellten voll- 
ständig diametral gegonüberstehon. Nach Boutello Bind die Reflectoren von 0,1 m Durch- 
messer auf Entfernungen von 00 km noch dem freien Auge sichtbar, während das Licht 
der „optischen Collimatoren“ von 0,2 m Durchmesser im Fomrohr nicht wahrgenommen 
werden konnte. Ein anderer Einwurf von Porrier richtet sich gegen die Sicherheit der 
Orientirung. Die Orientirung der Reflectoren geschieht in der Weise, dass auf dem Leucht- 
brett eine Linie als Schnitt der Verticalebene durch den Stationspnnkt und die entfernte 
Station aufgezeichnet wird; in diese Linie wird einmal die centrisch unter dem Reflector 
befindliche Marke, sowie auch die Spitze der hinter dem Uhrwerk befindlichen Stell- 
schraube gebracht; mittels der letzteren wird die Axe des Reflectors auf die richtige 
Höhe eingestellt- Auf diese Weise hat sich die Orientirung des Reflectors auf Entfer- 
nungen von 50 bis 105 km leicht bewerkstelligen lassen. Andererseits ist für die Reflec- 
toren eine so scharfe Orientirung nicht absolut erforderlich, da die angewandten Reflec- 
toren nicht vollständig parabolisch sind und somit eine Divergenz des refloctirten Licht- 
bündels statt findet, welche zuweilen sehr beträchtlich ist. Bei den Versuchen auf Ungar 
Ijoaf Mountain konnte der Heliotropist auf Kuli Run die nach Maruhatt gegebenen Licht- 
signale noch sehen, obwohl der Winkel zwischen beiden Richtungen 20° betrug. Bei 
den optischen Collimatoren ist diese Divergenz nur sehr gering, weshalb für diese die 
Orientirung viel schärfer sein muss. 

Die einzigo bei der Magnesiumlampe erforderliche Adjustirung besteht darin, 
die Orientirungslinie anfznzeichnen und das Uhrwerk zum Zuffibren des Magnesinm- 
streifens zn regeln, eine Aufgabe, welche dem die Station einrichtenden Beobachter zufällt. 

Die „sturfmt lamp“ ist ähnlich adjustirt und, wenn einmal aufgestellt und ango- 
ziindet, erfordert dieselbe kaum eine weitere Aufmerksamkeit. 

Vergleicht man noch die Handlichkeit der verschiedenen Lampen, so ist zu 
bemerken, dass die Magnesiumlampe verpackt 40 Pfund, die ,, stiulent lamp" 25 Pfund, 
der optische Collimator dagegen 280 Pt'nnd wiegt. Die mit letzterem vorgenommene 
Veränderung bezweckt, einmal die effective Lichtstärke zn vermehren und sodann das 
Gewicht zu vermindern. 

Die Schlüsse, zu denen die Experimente und Resultate auf Sogar Loaf Mountain 
geführt haben, sind in Folgendem zusammengestellt: 

1. Die Nachtbeobachtnngen sind um ein wenig genauer, als die Tagesbeobach- 
tungen; die Differenz ist jedoch nur gering. 

2. Die Kosten des Apparates für Nachtsignale sind geringer als für gute Helio- 
tropen. (Eine Magnesiumlampe incl. Uhr, Laterne und Verpackungskiste kostet 
210 Mark und die in Anwendung gekommene ,Mmlent lamp“ kostet mit allem 
Zubehör 85 Mark). 

3. Die Nachtsignale können durch dieselben Leute, die man sonst zum Heliotro- 
piren verwendet, bedient werden. 

4. Die Beobachtnngszoit wird bei klarem Wetter durch die Nachtbeobachtungen 
im Durchschnitt mehr als verdoppelt. 

5. Reflector-Lampen nnd optische Collimatoren, zum Brennen von Petroleum ein- 
gerichtet, können mit Vortheil verwandt werden bei Entfernungen bis 70 km; 
für grössere Entfemnngen ist das Magnesiumlicht das beste und vortheilhaftcr, 
indem es zuverlässiger ist. 

32 



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234 



Wkrrzr, WlRKKt.MKSSCKOKX. 



ZRrrtritRirT mm luTRrxiimucni. 
JT'I.l ISO. 



6. Gegenwärtig sind beido Arien der Beobachtung, bei Tag nnd bei Nacht, bei- 
zubelmlten, nnd sind von den Beobachtern weitere Versuche anzustellen über 
die zu Nachtbeobachtungen geeignetsten Signale. 



Die sonst noch mit Nachtsignalen angestellten Versuche dürften kaum so 
erschöpfend durchgeführt sein, als es in den hier mitgetheilten Versuchen von Pcrrier 
und Boutelle geschehen. So wird unter andern von Sadebeck’) mitgetheilt, dass 
zwischen dem Golm und HagelxlM'rg auf 58 km Entfernung Mngncsiumlicht versuchsweise 
in Anwendung gokoimnon ist. Die Lampe war gleichfalls aus der Fabrik von J. Solomon 
in London. Aus dem Originalbeoliachtungsbuche ist zu ersehen, dass in Summa drei 
Sätze bei Magnesimnlieht beobachtet sind, welche dann als überflüssig nicht in die 
Rechnung eingeführt sind. Ueber die Beschaffenheit dos Lichtes finden sich an dieser 
Stelle keinerlei Notizen. 

Für die in der Praxis am häufigsten vorkommenden Entfernungen reichen die 
vorhergehend angeführten Lichtquellen vollständig aus. Ueliersteigen die Entfernungen 
eine gewisse Grenze, die allerdings noch nicht durch Versuche fcstgestellt ist, so wird 
die Verwendung des Magnesiumlichtes nnvort heilhaft worden, nnd es verbleibt dann noch 
die stärkste künstliche Lichtquelle, das elektrische Licht, zur Verfügung. Dass man 
im Stande ist, mittels desselben Objecte auf dio grösstmöglielien Entfernungen sichtbar 
zu machen, dafür legt die zwischen Spanien nnd Algerien im Jahre 1879 ansgeführte 
geodätische und astronomische Verbindung Zeugnis* ab. Es war hierbei Gelegenheit 
geboten, Vergleiche zwischen Magnesiumlicht nnd elektrischem Licht anzustellen; jedoch 
die Losung der mit so mancherlei Schwierigkeiten nnd Beschwerden verknüpften Haupt- 
aufgabe nahm die Beobachter in solch hohem Grade in Anspruch, dass an diese, in diesem 
Falle untergeordneten Versuche nicht gedacht wurde. 

Die in Frage kommenden Entfernungen schwankten zwischen 225 and 270 km. 
Bei den im Sommer 1878 ansgeführten Recognoscirtingen erschienen die Bilder der 
gewöhnlichen Heliotropen trotz der optischen Stärke der angewandten Fernrohre sehr 
schwach und unbestimmt, kaum wahrnehmbar; es wurden deshalb für die Tagesbeobach- 
tungen Heliotrojs) vorgesehen mit Spiegeln von 0,3 m Durchmesser. Für die Nachtbe- 
obacht ungon wurde, nachdem Versuche mit Drnmmond’schem Kalklichte fehlgeschlagen, 
elektrisches Bogenliclit in Aussicht genommen, welches im Foous eines Spiegels von 
0,50 m Durchmesser brannto, da auf Entfernungen grösser als 120 km die gewöhnlichen 
optischen Colliraatnron als ungenügend erkannt wurden. 

Der von Mangln constrnirte aplanatischo Refloctor l>esteht ans einer convcx- 
concavcn Linse von 0,50 m Durchmesser; die Krümmungsradien der convexen resp. con- 
caven Oberfläche betrogen 1,00 m resp. 0,70 m. Die convexe Fläche ist mit einem Silber- 
linlag versehen nnd functionirt somit als concaver sphärischer Spiegel. Die Krümmungs- 
radien sind so berechnet., dass die von dor reflectirenden Fläche herrührende Aberration 
durch dio von der concaven Flüche dor Linso bewirkte Brechung aufgehoben wird. 
Die ganze Linse functionirt als parabolischer Spiegel von 0,00 m Focaldistanz. Dnrch 
snccessives Nachschleifen wurde diesem Projector die durch die Theorie angezeigte Form 
gegeben tind direct angestellte Versuche, bei denen im Brennpunkte eine Lichtquelle von 
mindestens 1 mm Ausdehnung angebracht war, zeigten in genügend grosser Entfernung im 
Fernrohr alle Punkte der Oberfläche des Projectors gleichmüssig erleuchtet, ohne die 
geringsten Lücken. Die angestellten Versuche nnd Rechnungen führten ferner zu dem 
Resultate, dass eine im Brennpunkte des Projectors angebrachte Lichtquelle, deren Aus- 

') Gcueral bericht über die Europäische Qradmessnng für das Jahr ISO!». S. 43—43. 



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ZuTaciiRirr ri'n I xitkdu kjctm kurd r. 
JULI IRftS. 



WkUMKR, WlNKKLMKritU NOE». 



235 



dchnung einer leuchtenden Scheibe von G mm Durchmesser zu vergleichen ist, durch 
Reflection einen centrischen Kegel weissen Lichtes von 24' Amplitude, umgeben von 
einer Corona regenbogenfarbigen Lichtes erzeugt; da die Orient imng des Projectors bis 
auf eine Minute scharf ausgeführt werden konnte, so musste der Lichtkegel den Beob- 
achtungsort einschliessen. 

Der elektrische Strom wurde durch eine Gramme’ sehe dynamoelektrische Maschine 
erzeugt, zu deren Betrieb V/ 4 Pferdestärken erforderlich waren. Die Dampfmotoren hatten 
drei Pferdestärken, welche auf fünf gesteigert werden konnten. Die angewandten Kohlen- 
stifte haben einen Durchmesser von 7 mm und der dazwischen befindliche Lichtbogen ent- 
spricht einer leuchtenden Scheibe von G mm Durchmesser; mittels einer Regulirvorrichtnng 
an der Lampe wird der positive Pol im Brennpunkt des Beflectors festgehalten. Der 
ganze Apparat besteht demnach; 

1. aus dem oben beschriebenen Projector; 

2. einer Serrin’schen Lampe mit Regulator für Fixirung des Lichtbogens; 

3. einem kleinen Special- Apparat und Fernrohr mit 3 Zoll Oeffnnng, um den 
Apparat zu regeln und sicher zu orientiron. 

Der ganze Apparat ist auf einem Holzrahmen um eine Achse drehbar montirt 
und durch drei Schrauben festgehalten. 

Der Apparat kann nach Perrier unter Verwendung einer optischen Hilfsein- 
richtnng, deren Constructionsdetails aber nicht näher angegeben sind, benutzt werden. 1 ) 

Auf allen Stationen, von denen zwei auf spanischer und zwei auf algerischer Seite 
lagen, waren die Instrumente im Wesentlichen dieselben. Die Gramme’schen Maschinen 
waren im Detail etwas verschieden. Die Geschwindigkeit betrug ‘.100 und 1800 Touren 
pro Minute. 

Bei der Ansführung sind die, übrigens nicht mit dem Mangin’schen Reflector, 
sondern wie schon erwähnt, mit Heliotropen von 0,3 m Durchmesser abgegebenen Sonnen- 
signale in Folge atmosphärischer Hindernisse vollständig missglückt, indem die über dem 
Mittelmeere aufsteigenden Nebel das Holiotropenlicht zu sehr abschwächten; innerhalb 
der zweimonatlichen Beobachtungszeit sind dieselben auf keiner der vier Stationen wahr- 
genommen worden. Die Nachtsignale sind in der Zeit vom 9. September bis 2. October 
beobachtet, auf jeder Station mindestens 40 Sätze. Die elektrischen Signale hatten auf 
diese sehr erheblichen Entfernungen eine Lichtstärke gleich derjenigen der optischen Colli- 
matoren mit Petroleumlampen bei 30 kin Entfernung. Im Fernrohr erschienen die Bilder 
als rothe Scheiben mit gut begrenzten Umrissen und gleichmässiger Färbung, so dass 
sie leicht und sicher einznstellcn waren. Die meiste Zeit über waren die Signale sogar 
dem freien Auge sichtbar und erschienen als Feuerkugeln einem Stern erster Grösse 
vergleichbar. 



') Die betreffende Stelle lautet wörtlich: „Ajoutons qne le miroir peilt aussi fonc- 
tionner comme heliotrope u l’aide d’nn appareil optiquo convergeant, qui permet de concentrer 
au foyer sons forme de disque eclatant nn faisceau de rayons solaires dinge paral- 

lel einen t ä Faxe memo du miroir. On utilise ainsi tonte la surface du miroir et l’on obtient 
des effets optiques incomparables.“ (Wir wollen hinzufügen, dass der die Sonnenstrahlen im 
Brennpunkt <les Refleetors concentrirende optische Hilfsapparat, mindestens dieselbe Oberfläche 
ha)»en müsste, als der Reflector selbst, wenn die Wirkung derjenigen eines Heliotropenspiegels 
von der gleichen Oberfläche, der das an sich schon parallele Sonnenlicht direct nach der 
Beobac.htnngsstation sendet, dessen Herstellung allerdings nicht ohne Schwierigkeit sein würde, 
gleich werden soll. D. Red.) 



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236 



WkkN'KK, WlMKKLMKHSt'NORN. 



Zkitkciikipt »('* UiTiriiKiiTznnDi. 
JULI 1««. 



Zur Beurtheilung der erreichten Genauigkeit können die Schlussfehler der Dreiecke 
dienen, nämlich — 0."2o6, — 0."712, 4- l. # *921 und 0."952, also Grössen, wie sie auch sonst 
hei Dreiecken von mittleren Seitenlangen Vorkommen. 1 ) 



Durch Einführung der Nachtbeobachtungon ist man in den Stand gesetzt, die 
systematischen Aenderungen, welche die Visirlinie in Folge atmosphärischer Einflüsse er- 
leidet, zu verfolgen. Der Unterschied zwischen den Resultaten, aus Tag- und Nacht- 
beobacht ungen getrennt hergeleitet, wird Aufschluss geben über den Betrag, um welchen 
Beobachtnngsresultate in Folge vorhandener Lateral-Refraction unsicher sein können. 
Dass die Lateral-Refraction die Genauigkeit der Beobachtungen beeinträchtigt, bestätigen 
wohl alle praktischen Geodäten, wenn auch in Betreff der Grösse dieser Abweichungen 
die Meinungen auseinander gehen. Die über diesen Punkt Angestellten theoretischen 
Untersuchungen geben den Betrag der Lateral-Refraction sehr gering an. In der Praxis 
dagegen findet man in den Schlussfehlern der Dreiecke zuweilen Betrage, welche grösser 
sind, als nach den aus den Beobachtungen hergeleiteten Fehlern zu erwarten war.’ Man 
sucht in der Praxis den Einfluss der Lateral-Refraction im Resultat dadurch zu eliminiren, 
dass man die Beobachtungen über eine längere Zeitdauer vertheilt , um auf diese Weise 
unter verschiedenen atmosphärischen Bedingungen zu beobachten. 

Boutelle kommt auf Grand seiner Untersuchungen auf Sugar Loaf Mountain zu 
dem Schlüsse, dass die Stunden zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht in jeder klaren 
Nacht für die Beobachtungen geeignet sind und nach ihm sind die Beobachtungen dann, 
entgegen der früheren Meinung, in so kurzer Zeit als möglich durchzuführen. 

Boutelle selbst findet aber für die Richtung Bull Run zwischen den Resultaten 
aus Tag- und Nachtbeobachtangen eine Differenz von 0."29, die er nicht zu erklären weiss 
und dieser Betrag ist in Anbetracht der grossen Zahl von Beobachtungen von Belang. 

Villarceau und mit ihm wohl alle diejenigen, welche Vergleiche zwischen Tag- 
und Nachtbeobacht ungen angestellt haben, hält dafür, dass die Nachtbeobachtungen von 
den systematischen Fehlern, (Lateral-Refraction) unabhängiger als die Tagesbeobachtnngen 
sind. 

Bauernfeind hat bei der Bestimmung der terrestrischen Refr&ction zwischen 
den Stationen Dtibra und KaptUenberg Vergleiche zwischen Tag- und Naclitbeobnchtungen 
angestellt. Die Entfernungen waren 17, 29 and 48 km. Bei Tage wurde Heliotropeniicht 
beobachtet. Zu den Nachtsignalen wurden Kolb’sche Reflectoren benutzt. Die Reflec- 
toren aus Messingblech hatten 0,34 m Durchmesser und als Lichtquelle diente eine Petroleum- 
lampe mit einfachem Rumlbrenner von 22 min Durchmesser. Das Licht dieser Reflectoren 
kann auf 60 km Entfernung noch mit freiem Auge gesehen werden und es konnten die 
Signale während der ganzen Nacht selbst durch leichten Regen hindurch noch beobachtet 
werden. Auf nahe Entfernungen musste das Licht der Reflectoren ähnlich wie das 
Heliotropeniicht durch Vorgesetzte farbige Gläser gemildert werden. Aus den ver- 
gleichenden Beobachtungen folgert Bauern feind, dass zwischen Döbra und KapeUtwbcrg, 
wo die Visirlinie allerdings 200 m über das zwischenliegende Terrain geht* eine Lateral- 
Refraction von Belang nicht vorhanden ist. Aus den nämlichen Bauern fei nd'schen 



') Generall»ericht Uber den Fortschritt der Arbeiten für die Europäische Gradmessnng 
im Jahre 1879. S. 89: Jonctiou de TAlgerie avec l’Espagne* 4 . 

Derselbe vom Jahre 1880. S. 44 ff.: .Jonction Geod^sique et Astronomique de PAlgthrie 
avec TEspagne.* 



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ZnTKRUn rt'R iKrraüMRWTKMIirKIlK. 

JULI IW«. 



WlCKMKK, W I NKKUM KKSI' Nli km. 



237 



Beobachtungen glaubt Andrae das Vorhandonsein einer Lateral-Rofraction, die mit der 
Entfernung wächst, nacliweisen zu können. 1 ) 

Dass der Betrag der Lateral-Befraction in einzelnen Fällen, wo die Visur nahe 
am Boden oder an steilen Felswänden vorülmrflihrt , einige Secunden erreichen kann, da- 
für fehlt es in der Praxis nicht an Beispielen. 

So theilt Ferrero mit, dass hei der Alignirung der Grundlinie von Summa, welche 
eine Länge von 10 ktn hat, man zu Nachtbcobachtuugen seine Zuflucht nehmen musste. 
Der Lichtstrahl ging nahe an einem Walde vorüber und wenn der Wald Schatten auf die 
Visirlinie warf, hatte man zwischen den Tag- und Nachtbeobachtungen eine Differenz 
von 5."* *) 

Ein anderes Beispiel liefert die Triangulation in der Schweiz. 3 ) In dem Viereck 
b'de — Saye — Berra — Stichel zeigt das Dreieck Berra — I)öle — Saye oinen Schlussfehler von 
— 7. "67 nnd das Dreieck Berra — Dole — Suchet einen solchen von ■+■ 4. "20. Die Be- 

obachtungen der Richtungen Berra — Dole wurden wiederholt, jedoch kein wesentlich 
anderes Resultat gefunden. Dio Richtung Berra — Dole war offenbar mit oinem Fehler 
behaftet, der nicht anders als durch den Einfluss von Lateral-Refraction erklärlich ist. 
Die Kichtung geht zum Theil über den See, welcher zur Zeit der Beobachtung cino 
beträchtlich niedere Temperatur als die Bergabhänge zu beiden Seiten hatte. 

Nimmt man den Betrag der Lateral-Refraction an jedem Endo der Richtung zu 
2" an, so wird der Fehlor erklärt. Da auch ohno diese Richtung die Punkte ausreichend 
(«stimmt waren, so wurde dieselbe fortgelassen um die Resultate der andern Stationen durch 
diese fehlerhafte Richtung nicht zu beeinflussen. Pluntamour schlug vor, auf den 
Punkten Berra und Dole die Beobachtungen während des Winters, wo dann die atmo- 
sphärischen Bedingungen entgegengesetzt sein mussten, wiederholen zu lassen, ein Unter- 
nehmen, welches wegen der Höhe der Stationen fast unmöglich gewesen wäre. In 
diesem Falle würden vielleicht während der Sommermonate fortgesetzte Tag- und Nacht- 
beobachtungen einmal Aufschluss über den Fehler der Richtung und sodann, in Verbindung 
mit meteorologischen Beobachtungen an verschiedenen Punkten der Vorticalobono angestellt, 
einen wichtigen Beitrag zu den theoretischen Untersuchungen in Bezug auf die Lateral- 
Befraction geliefert haben.*) 

In letzterer Hinsicht werden dio Beobachtungon bei der Neumessung des Meriilirn 
de France welche nach dom von Perrier aufgestellteu Plan auf allen Stationen sowohl 
bei Tage als bei Nacht gleichmässig ausgefulirt werden sollen, ein schätzenswerthcs 
Material liefern. 

Berlin, im Mai 1883. 



*) „Ergebnisse aus Beobachtungen der terrestrischen Hefraction von Carl Max von 
Baoernfeind.“ Separatabdruck ans den Ablidlg. der Bayer. Ak. d. Wissensch. II. CI. XIII. Bd. 
III Abth. S. 45 u. ff. Sowie „Verhandlungen der sechsten allgem. Confercnz der Europ. 
Gradmessung etc. für das Jahr 1880. Anhang IV. „Ueber Refractionsboobachtungen von Carl 
von Bauernfeind.“ 

*) „Verhandlungen der permaneuten Commission der Europäischen tiradmessung etc. 
fur das Jahr 1878.“ 8. 1& 

*) „Proces-verbaux des Seauces de la Commission geodesique suisse tenus les SB. Mars 
et 27. Jufflet 1879.“ 

*) In der Schrift: „Der Einfluss der Lateralrcfraction auf das Messen von Horizont- 
•rinkcln“ von Prof. Fischer sind noch mehrere hierher gehörige Beispiele aufgeführt. 



238 



ZKiT«« Miurr rf« lmir*tmiumuuunroi. 
HaMHKKO, M IKUOMKTKHNCHHAUHKK. .IIM.I 1 KM. 



Apparat zur Anfertigung von Mikrometerschrauben. 



Von 

Sleclunibr Hnrabcrg Berlin. 



Dem von Herrn C. Reichel im ersten Hefte des Jahrganges 1881 dieser Zeitschritt 
beschriebenen Vorfahren zur Herstellung von Mikrometerschrauben haftet der Mangel 
an, dass dasselbo naturgeiuäss der unvermeidlichen Abnutzung des Stichels wegen, sich 
nur auf Schrauben von begrenzter Lange anwenden lässt und ausserdem fiir jede 
Ganghöhe eine nouo Patrone erfordert; auch ist dasselbe von einer gewissen Umständ- 
lichkeit nicht freizusprechen, nnd es kann bei demselben der Uebelstand eintreten, dass 
eine mit Mühe und Sorgfalt auf der Patronoubank vorgesclmittono Schraube beim Nach- 
regulircn mit der Kluppe bei nicht ganz geschickter Handhabung der letzteren wieder 
verdorben wird. 

Der im Folgomlon beschriebene, von mir zu eigenem Gebrauch in zwei Exem- 
plaren angofertigte Apparat umgolit diese Mängel vollständig, er gestattet, Schrauben bis 
zu 20 cm Länge von beliebiger Stärke und Ganghöhe von '/ 4 , 3 /< und ’/, inm zu schneiden 
und liefert durchaus tadellose Arbeit. Die beigegebeue Zeichnung stellt denselben in 
7 4 dor wirklichen Grösse in Seitenansicht und Grundriss dar. 





Eine starke Grundplatte A aus Gusseisen trägt mittels der Böcke BB das sorg- 
fältig bearbeitete, gehobelte und geschliffene stälderne Prisma P von hochkant gestelltem 



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Zurx iiKin rn» Ikütkdmemi'Kbkum uk. 
JUL! IBM. 



Bamhkko, Mikhonktkunciikahben, 



230 






recht eckigem Querschnitt, auf dem die drei Roitstöcke S t ,% S, verschiebbar und 
durch Druckschrauben 9 feststellbar sind. Zwischen den Reitstöckdn S, und &, ist die 
stählerno Normalschraube N von 10 mm Durchmesser und '/* mm Ganghöhe beiderseits 
mit Spitzen in Hohlkörncrn laufend gelagert. Sie erhalt ihre Bewegung durch das 
auf ihr sitzende Zahnrad Aj von 4(i mm Theilkreisdurchmesser mit 40 Zähnen, in welches 
das halb so grosse Rad r, eingreift, das auf der durch die Handkurbel K in Umdrehung 
vorsetzten Welle W sitzt. Die mit Gewinde zu versehende Spindel wird zwischen die 
Reitstöcke .S', und S, ebenfalls beiderseits mit Spitzen in Hohlkürnern laufend eingespannt 
und mittels Herz und dem vom Rade R getragenen Mitnehmer m gedreht. Das dem Rade Aj 
völlig gleiche Rad R sitzt lose auf der vom Reitstock S t getragenen Axe a, die gleich- 
zeitig die Hohlkörner zur Aufnahme der Spitzen der Normalschraube und der zu 
schneidenden Spindel führt; cs wird angctricben durch das dem Rade r, gleiche Rad r 
das auf der Welle 1K aufgestockt ist. Die Normalschraube bewegt durch ihre horizontal 
getheilte Mutter M aus Messing, deren Hälften durch Schrauben und Federn verbunden 
und gegen die Spindel goprosst werden, den starken Rahmen 0, der an beiden Enden 
durch Loitstiickc auf dem Prisma gelagert ist. Mittels Stellschrauben , welche von oben 
durch die Leitstücke und durch seitliche, das Prisma P umfassende Lappen der Letzteren 
hindurchgehen, und mit ihren flach abgeschnittenen Endflächen am Prisma gleiten, erhält 
der Rahmen sichere Führung und kann in jeder Lage justirt werden. Zum Schutz der 
oberen Fläche wirken die vertiealen Schrauben, die die ganze Last des Rahmens tragen, 
nicht unmittelbar, sondern durch untergelegte flache Federn auf das Prisma. Bei den 
horizontalen Schrauben war diese Vorsichtsmassregel nicht nothwendig, da sie nur eben 
bis zur sanften Berührung ungezogen werden dürfen. Um dem Ralunou ein sicheres 
Auflagern an dem der Mutter M entgegengesetzten Ende zu ermöglichen, ist er mit 
letzterer durch Spitzschrauben verbunden, um die er sich in verticalem Sinne frei drohen 
kann. Er trägt an seinem freien Ende eine Platte G, auf der über einer Durchbohrung 
die Kluppe I) in Schwalbcnscliwanzführung iu verticalem Sinne beweglich ist. Die obere 
Schneid hacke der Kluppe ist durch die Kopfschraube E nachstellbar, die untere dagegen 
nicht, eine einseitige Wirkung der Backen wird durch die Beweglichkeit der ganzen 
Kluppe ausgeschlossen. Um beim Schneiden die Kluppenbacken bei den einzelnen Touren 
um gleiche Beträge auziehen zu können, ist der geränderte Kopf der Schraube E, welcher 
in Wirklichkeit grösser ist als auf der Zeichnung, mit Theilung versehen. 

Der gauze Rahmen kann, wenn es sich um die Herstellung aussergewöhnlich 
langer Schrauben handelt, verlängert werden; seine Seitentheile bestehen aus je zwei 
flachen Schienen, von denen die äusseren mit der Kopfplatte G verbundenen einen langen 
Schütz V haben, durch den die Yerbindungsschrauljen Ob gehen, welche in den mit der 
Mutter il verbundenen inneren Schienen ihr Gewinde haben. 

Um mit derselben Normalschraube Gewinde von verschiedener Ganghöhe her- 
steilen zu können, lässt sich das 20zähnige Rad r,, das auf der Welle W auf einem 
Conus mit Reibung aufgesteckt ist, und durch die Stellschraube 11 festgopresst wird, 
nach Abnahme der Handkurbel gogon ein 30- resp. 40zähniges Rad vertauschen. Es 
wird dann der zu schneidende ßolzon iin Verhältniss */ 3 rosp. ’/* langsamer gedieht als 
die Normalschraube, während die Kluppe ebenso schnell fortschreitet als die Mutter auf 
der Normalscliraubo, wodurch also Ganghöhen von %, bezw. •/« mm erzeugt werden. 
Der die Lager der Welle \V tragende Rahmen J wird von den am Prisma P ango- 
schraubten Ansatzstücken Q Q, getragen und kann sich bei Q um eine verticale Axe, 
die durch das äussere Endo der Berührungskante dor Thoilkrcisc der beiden Räder R r 
hindurchgeht, drehen. Das andere Ende des Rahmens J wird mittels einer Klemm- 
schraube, die durch einen bogonförmigen Schlitz in dom Stücke Q, geht, fest gestellt. 




240 



/Ki rn« iihipt rl‘« f**Ti«riiic*Tr.*«c*pr 

JüM MM. 



RaMUKKO, MlKRoMCTKR»rilMAUnr.N. 



Sämmtliclio Kuder wirken freilicb dann unter einem Winkel gegeneinander und können 
sieh in Folge dessen nicht mehr auf der ganzen Broito der Zähne berühren; da der 
Winkel aber nur klein ist, die Falle, wo Schrauben von anderer Ganghöhe als '/« mm za 
schneiden sind, auch selten Vorkommen, so ist eine starko einseitige Abnützung der Kader 
nicht zu boitirchten. 

Auf eine ursprünglich vorgesehene Corrigirbarkeit der ganzen Kluppe gegen die 
Kopfplattc O des Rahmens konnte Verzicht geleistet werden, da es sich bei der Benutzung 
zeigte, dass es vortheilhaft sei, die Schneidbacken auf dem Apparate selbst anznfertigen. 
Es wird der gleichfalls auf dem Apparate hergestellte Normalbohrer für die Mutter der 
zu schnoidcndcn Schraube zwischen die Rcitstöcko S, und .S', eingespannt, die noch weichen 
vorgobohrton Backen in die Kluppe eingesetzt und ausgebohrt, dann herausge- 
nommen, mit den erforderlichen Ausschnitten versehen, gehärtet und mit einem Oelstein 
auf den schneidenden Uorizontalflächen abgezogen, worauf das Schneiden der Schraube 
vorgenommen werden kann. Selbstverständlich braucht dies nicht für jede neue Schraube 
zu geschehen, vielmehr können gebrauchte Backon, so lange sie noch nicht abgenutzt sind, 
zu weiterem Gebrauch aufbewahrt worden. Des nicht ganz zu vermeidenden todten 
Ganges der Räder wegen darf das Schncidon nur nach einer Richtung hin geschehen; 
bei der Riickbewogung müssen die Backen gelüftet oder dürfen mindestens nicht uach- 
gezogon werden. Der Durchmesser dor Schraube wird durch Prohiren mit der vorher 
angefertigten Mutter gefunden. 

Der vorliegende Apparat vereinigt die beiden von Herrn Reichel zufolge der 
erwähnten Abhandlung getrennt vorgenominenen Operationen des Vorschnoidens der 
Scliraubo auf der Patronenbank und Naclirogulirung mit der Kluppe, gewissermassen zu 
einer einzigen. Denkt man sich nämlich statt der Kluppe des Apparates einen einzigen 
Scbneidzahn, so ist der Apparat nichts Anderes als eine Patrononbank, wobei die Normal- 
schraube die Patrone darstellt. Der nach Herrn Reichel bei sofortiger Anwendung der 
Klu| )jM3 durch den Umstand, dass die einzelnen, da« Schneiden beginnenden Punkte nicht 
ein und derselben Schraubenlinie angeboren, «ehr leicht zu verursachende periodische 
Fehler verdankt sein Entstehen nur der Unsicherheit der Führung dor Kluppe im Be- 
ginn der Operation. Er kann nur dann wirklich eintreten, wenn die Kluppe von der Hand 
geführt wird, welche dem bei Eintritt des Fehlers erfolgenden, durch Eckon hervor- 
gerufenen Schlendern der Handhaben der Kluppe nachgeben kann, wird aber mit Sicher- 
heit vermieden, wenn, wie es hier dor Fall ist, letztere derart eingespannt und geführt 
wird, dass sie nur Parallelbewegung ausführen kann, Drehungen uni irgend welche Axen 
aber absolut ausgeschlossen sind. Analog kann man sich, nachdem die Gewinde schon 
eine gewisse Tiefe erhalten haben, dio Mutter der Normalschraubo gelöst oder ganz ab- 
genommen denken; es wird alsdann der Apparat eine gewöhnliche Drehbank reprüsen- 
tiren und die Kluppe das vollkommene Ausschneiden allein auszuführen im Stande «ein. 
Dass das Geschlossenhalten der Mutter nicht den geringsten Nachtheil haben kann, liegt 
auf der Hand. 

Die Güte der erzeugten Schrauben hängt, abgesehen von dem tadellosen Gang 
der Rüder, dio nach der Preisung sorgfältig untersucht und nachgearbeitet sind, haupt- 
sächlich von dor Güte der Normalschraube ab. Dieselbe ist unter Berücksichtigung aller 
erforderlichen Sicherheiten] assregeln auf der Leitspindelbank hergestellt, zunächst durch 
Anwendung eines über eine ganze Reiho von Gängen reichenden sclireubstahlartigen 
Werkzeuges von gröberen Unrichtigkeiten und namentlich einem etwaigen fortschreitenden 
Fehler befreit, und endlich einer umfassenden Regulirung zur Beseitigung periodischer 
Fehler unterworfen worden, obwohl der Einfluss der Letzteren durch die grosse Länge 
der Mutter 3/, die über ÖO Gänge reicht, nicht unwesentlich verringert wird. Es dürfte 



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ZuiwMmrr rrn Inci hi-'mi.h i kmkiiki*k 
JUI.I IM1 



Bamiikuu, Mikbomktehhciikakmkn. 



an 



vielleicht nicht uninteressant sein, auch den hierzu benutzten kleinen Apparat, der in der 
folgenden Zeichnung in */j der wirklichen Grösse in Vorderansicht und Grundriss (largo- 
stellt ist, kurz zu beschreiben. 




J 




Die rechteckige Grundplatte A desselben ist in Schwalbonschwanzführung längs 
des oberen Supportschiittons einer Drehbank, zwischen deren Spitzen die zu regulirende 
Schraube cingcspannt ist, verschiebbar. Sio trägt auf iltror Oberseite gleichfalls in 
SchwalbengchwanzfUhrung die beiden durch tlie Mikrometerschraubou Al , Af 3 quer zur Ver- 
scluebuiigsrichtung des ganzen Apparates beweglichen Schlitten S, N,. Mit dem Schlitten <S’, 
ist fest verbunden ein Stück einer Schraubenmutter aus Messing, welche durch die 
Mikrometerschraube ,V, zur innigen Berührung mit der zu regulirenden Schraube, zu 
deren Gewinde sie passt, gebracht wird, und von dieser bei deren Umdrehung eine fort- 
schreitende Bewegung erhält, die von ihr auf den ganzen Apparat übertragen wird. Der 
zweite Schlitten S, trägt einen dritten, senkrecht zu seiner eigenen und somit parallel zur 
Bewegungsrichtung des ganzeti Apparates durch die Mikrometerschraubo Ab, verschiebbaren 
Schlitten .Vj. auf dem das Stichelhaus H festgeschraubt ist. Dieses gestattet in seiner 
eigeuthümlichcn Form den Stichel, der in dio Einschnitte c desselben (lasst, successive 
unter den Winkeln 0°, 30“, 00°, 90° gegen die Horizontale einzustellen, und somit dio 
Glieder des periodischen Fohlors, die vom einfachen, doppelten, drei- und sechsfachen 
Winkel abhängen, gänzlich zu beseitigen. Die den Stichel gegen die Schraulio bewegende 
Mikrometerschraube Al t besitzt cinon Kopf mit Thuiluug, die au eiuem Index J, der an 
der Grundplatte A befestigt ist, abgeloson werdon kann. 






33 



1 





■ 



242 



Lbma», Wl*t>M.t>OKLttKGI<LATOB 



Zimmurr rr« ImiRi’MMnmcitn 
JULI 1WU. 



Yvon Villarceau’8 astatischer Windflügelregulator. 

Von 

I>r. A. I.rmnn in Berlin.') 

Die Theorie der Kraft inaschinonrcgulntoren unterscheitlet zwischen statischen und 
astatischen Regulatoren. Erstere hahen, wie «las einfache Rotations|>enilel die Eigen- 
schaft, für jede boliobige Umdrehungsgeschwindigkeit, für diese aber nur eine bestimmte 
Gleichgewichtslage anzunehmeu, die zweite Art dagegen, z. B. eine solche, bei der die 
Kugeln gezwungen sinyl, sich auf den Aesten einer um ihre Axe rotirendeu Parallel zu 
bewegen, ist nur für eine ganz bestimmte Umdrehuugsgeschwindigkeit, für diese alter 
in jeder beliebigen Lage im Gleichgewicht. Die erste Art wendet man für Maschinen an, 
die bei veränderlichem Widerstande nahe constante Arlteit leisten sollen, die zweite für 
Maschinen, die möglichst gleichförmigen Gang haben sollen, wobei die verrichtete Arbeit 
mit wachsendem Widerstande zunimmt. Die erstere Art erfordert streng genommen nur 
die Berechnung einer einzigen Constanten, nämlich des Gewichtes der Kugeln, bei der 
zweiten dagegen sind drei Uonstanten zu ermitteln, der Parameter der Parabel, das 
Gewicht der Kugeln und eine constant wirkende Last. 51 ) 

Auf die Windflügelrogulatoren für Uhrwerke lassen sich die Begriffe statisch 
und astatisch in genau dem Sinne wie für Kraftmaschinen zwar nicht übertragen; in der 
That spielt auch hier der Regulator eine wesentlich andere Rolle als dort, da er hier 
• unmittelbar den Gang des Uhrwerkes durch den von ihm erzeugten Widerstand beein- 
Husst und regulirt, während er dort erst durch die Transmission auf den Zufluss der 
motorischen Kraft in einer dem von aussen her kommenden Widerstande entsprechenden 
Weise einwirkt. 

Eine Verwandtschaft der Begriffe jedoch ist augenfällig, wenn man von den 
phoronnmisclmn Erscheinungen am Regulator selbst, d. h. seiner Gleichgewichtslage ab- 
strahirt, dafür aber die Zwecke, wofür die beiden Arten von Regulatoren hier wie dort 
Verwendung Huden, im Auge behält. In diesem Sinne kann man den Flügelregulator mit 
festen Flügeln einen statischen Regidator nennen, da er für jede beliebige Grösse der 
Triebkraft eine andere, bestimmte Geschwindigkeit annimmt, wobei die von dem Gewichte 
des Uhrwerkes verrichtete Arbeit nahe constant wird, der Gang dessell»en aber durchaus 
nicht regelmässig zu werden braucht, sondern durch von Aussen her noch accidentiell 
hinzutretend«* Widerstande beeinflusst wird. Aus demsellxm Grunde ist dann der von 
Villarceau angegebene Regulator mit beweglichen Flügeln als ein astatischer zu bezeichnen, 
weil der Zweck, der bei seiner Construction erreicht w'erdcn sollte, der war, für jede 
beliebige Triebkraft eine constante Geschwindigkeit, die auch völlig frei von den zufälligen 
veränderlichen Widerständen im Uhrwerk oder in dem von demselben zu bewegenden 
Mechanismus ist, zu erreichen, womit also genau wie bei den Mascliinenregulatoren die 
geleistete Arbeit mit dein zu überwindenden Widerstande wächst. 



*) Unter Benutzung des bezüglichen Expose im Bulletin de la Socirte Archeologüptr. 
Scieniijitjue et l.üh raire du Vmdämois. Tonte XXI. 

*) So einfach wird der Fall in der Praxis natürlich nicht, da umn «la weder die eint* 
noch die andere Art von Regulatoren rein anwendcu kann, sondern nur solche, die in gewissen 
Grenzen die Eigenschaften leider genähert vereinigen, wodurch die unzähligen verschiedenen 
Formen der Regulatoren sich erklären. 



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ZUTtOMin rt'K Ixh-tmum Kirrt» iTKua. 040 

JI L1 IMS. LkMAN, Wl1H»KLÜOEI«»BOULATOR. 

Die überaus einfache Construction iler Regulatoren ist aus der Fig. 1 sofort ver- 
ständlich; die Flügel L sind um Zupfen A, die in den gabelförmigen Enden des auf der 
lundrehungsaxe unbeweglich befestigten Querhnnptos T gelagert sind, drehbar und mit 

den auf Schraubstiften sitzenden Massen ,lf M\ 
sowie mit den Lenkern I, die also snmmtlicli 
an der Drehung theilnehmen, fest verbunden. Auf 
die Enden der Lenker t wirkt mittels des zweiten 
Lcnkorpaares f die auf der Umdrehnngsaxe mittels 
der Büchse l) verschiebbare constantc Last Q, 
deren Hub durch die Anschlagringe H und IV 
beiderseitig begrenzt ist, und die in ihrem oberen 
Theile hohl ist, um sie durch Zulegegewicbte ver- 
ändern zu können, ein. Um die durch das Herab- 
fallen der Last y bei plötzlichem Anhalten des 
Uhrwerkes entstehenden nachtheiligen Stösse zu 
vermeiden, hat der Anschlagring IV die Gestalt 
einer Hülse, in der eine kleine Sprungfeder ent- 
halten ist. Durch den conischeu Trieb am unteren 
Ende der Axe erhält der Regulator seinen Antrieb. 

Eine eingehendere Theorie ist an der Stelle, aus 
der diese Mittheilung geschöpft ist, nicht erörtert, 
sondern nur andeutungsweise gegolten; os erhellt 
aus derselben, dass auch hior für eine bestimmte 
vorgeschriebene Geschwindigkeit drei Constantcn zu 
ermitteln sind, die durch die Massen .V, 3P und die Last Q ropriisentirt werdon, und die 
empirisch dadurch bestimmt, bozw. berichtigt werden können, dass man die Umdrehungs- 
geschwindigkeiten für drei verschieden grosse Triebkräfte bestimmt und durch Ver- 
schiebung der Massen M M‘ auf den sie tragenden Stiften und durch Vermehrung oder 
Verminderung von y durch kleine Zulegegewicbte für jeno drei verschiedenen Triebkräfte 
gleich macht, worauf diese Geschwindigkeit für alle beliebig grossen Triebkräfte constant 
sein muss. 

Bei einer plötzlichen Acndorung in der Grösse der Triebkraft oder des äusseren 
Widerstandes wird natürlich, da damit eine Veränderung der faigo der einzelnen Theile 
verbunden ist, nicht sofort die richtige. Gleichgewichtslage entstehen, sondern es werden 
erst einige Schwankungen um dieselbe stattfinden, die indess sehr schnell verschwinden; 
eine Unsicherheit aber könnte bei der bekannten Verschiedenheit des Rcibnngscoefficienten 
für die Ruhe von dem für die Bewegung dadurch entstehen, dass die Theile überhaupt 
nicht bis zur richtigen Gleichgewichtslage gelangen, sondern in einer derselben sehr be- 
nachbarten Stellung festgehalton würden, wobei natürlich auch der Jsochronismus beein- 
trächtigt würde. Diesem Uobolstando soll dadurch abgohollen werden, dass das grosse 
cotiische Rad, welches in das Trieb eingreift, mit einem excentrischen Gewicht belastet 
st, welches also bei dem Umgänge oino sich stetig etwas ändernde Triebkraft erzeugt, 
welche wiederum das Flügelwerk nicht in einer bestimmten Ruhelage belässt, sondern 
es’ zwingt, perpetuirlichc langsame Schwankungen zu machen, die sich dann bei einer 
Hazukommcnden zufälligen Unregelmässigkeit der Triebkraft oder des Widerstandes ohne 
Zwang bis zu der dieser entsprechenden Grösse nach der einen oder andern Seite hin 
erweitern. 

In der bisherigen Gestalt, bei der die Lage der Umdrehnngsaxe vortical voraus- 
gesetzt war, hatte der Apparat den Uebelstand, nur für eine ganz bestimmte Umdrehungs- 




* 

1 

Flu. I. 



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244 



LkMAN. WlNnri.ÜQKLKMtULATOH. 



SUTK iiiin li'R lOTrmniBvraU'iM 
JULI IR» 



gcschwindigkeit nutzbar zu «ein. Nnch Villarccau ergiebt aber die Theorie de« Instru- 
mentes, das« cino Noigung der Axe den Isochronismus nicht beeinträchtigt, dagegen die 
Geschwindigkeit vermindert, und zwar so. das« letztere bei horizontaler Lage der Axe 
vollständig Null «ein «oll. Letztere« klingt allerdings paradox, findet seine Erklärung 
indess in dem Umstande, dass dann die Last Q keinen Einfluss mehr üben kann, und 
der Apparat dadurch überhaupt als astatischer zu wirken aufhört. Es wird deshalb die 
Umdrchnngsaxo nicht, in einem festen Rahmen gelagert, sondern dieser ist um eine Axe, 
die mit der dos grossen antreibenden conischen Rades zusammenfallt, drehbar und an 
einem getheiltcn Gradbogen vorstellbar. Augegeben ist, dass in der Nähe der verticalen 
Lago cino Neigung um etwa 15 Bogunminuten cino Veränderung der Rotationsgcsckwin- 



Von bedeutendem Einfluss dürfte, abgesehen von dem mit dem Barometerstände 
und der Temperatur wechselndem Widerstande der Luft, dessen Einfluss experimentell 



für feine mit dem Apparate auszuführende Messungen darum von Wichtigkeit ist, als es 
auf eine sehr grosse Genauigkeit der Tompernturbestimmung dabei nicht ankommt. 

Der Apimrat ist zum Rcgistriren eingerichtet. Mit einer der Axen des Uhrwerkes, 
die in ca. 30 Secnndon einen Umgang macht, während der Regulator in derselben Zeit 
deren 3<X) macht, ist ein mit Papier bekleideter Cylinder von 102 mm Durchmesser ver- 
bunden, ein Schreibstift, dor von einer der Axe des Cylinders parallelen Schraube fort- 
bewegt wird, schreibt auf dem Papier eine Linie, die in gleichen Zeitintervallen von etwa 
zwoi Secnndon eine Zacke erhalt, indem der Stift auf elektrischem Wege von einem Chrono- 
meter ausgerückt wird. 

Um den Einfluss der Ungenauigkeit der Zahnthcilnngen und 
a der Zahn form unschädlich zu machen, ist abweichend von dem ge- 



Stück des Registrirdingrammes, der Pfeil darauf bedeutet die Richtung der Rotation des 
Registrircylindors, AH eine parallol der Axe desselben verlautende Linie, die Zacken sind 
durch einfache Querstriche markirt. 

Die Erwartungen, die der Erlindor in Betreff dor Leistungsfähigkeit seines 
Apparates au denselben knüpfen zu dürfeu glaubt, sind sehr grosse zu neunen, da er ihn 



digkeit von * bewirkt. 





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0 5 » 

tim >. 



wohnlichen Gebrauch, der für die Zähnezahlen zweier zusammen 
arbeitenden Räder gern relative Primzahlen wählt, die Ein- 
richtung getroffen, dass nach jedem vollen Umgang des Cylinders 
durchweg immer wieder dieselben Zühno zusammen kommen. Ist 
dann der Gang des Apparates regelmässig geweseu, so müssen 
nach Auswicklung des Papieres die um jo 30 Sccunden ausoiuaudcr- 
liegendcn Zacken in einer geraden Linie liegen, während iin All- 
gemeinen die zwischen jo zwei benachbarten Zacken liegenden StUcko 
der Unvollkommenheit dor Verzahnungen wogen unter einander 
nicht ganz gleich zu sein brauchen. Da man die Umdrehungs- 
geschwindigkeit dann aus der Anzahl der Zacken innerhalb vieler 
voller Umgänge des Registrircylinders schliessen, und dadurch 
für das Wegintervall zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zacken 
einen mittleren Worth erhalten wird, so wird man von jenen Unge- 
nauigkeiten so gut wie vollkommen unabhängig. Fig. 2 zeigt ein 



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ZuTtcaurr ri n Ihr rat' mkrt kick unke. 
JULI IMS. 



Nkkskn, QtrRCKSii.HKBi.rrTruMrK 



sogar für fähig hält, bei relativen Messungen der Intensität der Erdschwere dem invariablen 
Pendel mit Erfolg Concurrenz machen zu können. 

Unter den Schwierigkeiten, die sich der Anwendnng des letzteren entgegenstellen, 
sind der noch nicht genügend bekannte Widerstand der I.uft und der bei transportablen 
Pendelapparaten wohl nie ganz zu vermeidende störende Einfluss des Mitschwingens des 
Supportes die hauptsächlichsten. Beide kommen bei Anwendung des vorliegenden Ap|iarates 
in keiner Weise zur Wirkung und werden auch, soweit bis jetzt ersichtlich, durch neue 
Fehlerquellen nicht ersetzt. Einen sehr bemerklichen Einfluss auf die Rotations- 
geschwindigkeit werden allerdings ausser der schon erwähnten Temperatur noch die je- 
weiligen Zustände der Atmosphäre haben ; in geeigneter Weise, unter künstlicher Variation 
der einzelnen Factoren in beliebig weiten Grenzen, anzustellende Versuche wenlen aber 
die Mittel bieten, die unter verschiedenen Umständen ermittelten Geschwindigkeiten auf 
einen' Normalzustand der Luft zu reduciren. 

Nach der Theorie deB Instrumentes ist das Verhältniss der Intensität der Erd- 
schwere zum Quadrat der auf einen und denselben Zustand der Luft redneirten 
Rotationsgeschwindigkeit für jedes einzelne Instrument eine Constante. Diese lässt sich 
nnn allerdings unabhängig nicht ermitteln, und deshalb kann der Apparat zu absoluten 
Bestimmungen, der Erdschwere nicht dienen; da alter, wenn g und 9, die Intensitäten an 
zwei verschiedenen Orten, w und ot, die an denselben beobachteten reducirten Ge- 
schwindigkeiten bedeuten, die Gleichung statt findet 




«vier mit anderen Worten die an zwei verschiedenen Orten herrschenden Intensitäten der 
Schwere sich zu einander verhalten wie die Quadrate der reducirten Rotntions- 
geschwindigkeiten, so wird die Konntniss der Erdschwero an einem Orte genügen, um 
die Grösse der letzteren an allen andern ermitteln zu können. Selbstverständlich wird 
man sich bei den Beobachtungen nicht eines einzigen Apparates bedienen, sondern mehrere 
anwenden, die sich untereinander controlircn, auch die Beobachtungen am Ansgangsorte 
wiederholen, in derselben Weise, wie man bei Zeitübertragungen sich auch nicht auf einen 
einzigen Chronometer verlässt. 

Der erste auf Kosten des Bureau des Longitudos von Mechaniker Bregnet in 
Paris angefertigte Ap|mrat gestattete die Bestimmung dos Verhältnisses gjg bis auf etwa 
äüuii 3C ' ,IM Wert lies unter Aufwand oiucr etwa vierstündigen Beobachtungszcit; die 
Genauigkeit wird sich indess, wenn noch mehr Erfahrungen vorliegen werden, sicher bis auf 
.'«ui bringen lassen, was sich mit dem invarinhlen Pendel allerdings ebenfalls unschwer 
leisten lässt; vielleicht aber wird selbst | U J HI)| noch erreichbar sein. 



Ergänzungseinrichtung zur Quecksilberluftpumpe ohne Hahn. 

Vom 

Prof. Or. F. XffNfR in Berlin. 

An der von mir im Augustheft 1882 dieser Zeitschrift, S. 205 beschriebenen 
t^iecksillierlnftpumpc lässt sich folgende Ergänzung anbringen, welche dns Arbeiten mit 
dieser Pumpe wesentlich erleichtert. 

Das mit Quecksilber gelullte Gefäss A wird dreihalsig gemacht. Zn den beiden 
Hälsen J, welche das Rohr B und die Verbindung (1 zur Pumpe atifnehnien, kommt noch 
ein dritter Hals p hinzu, um den ein Giimmischlauch o mit innerer Drahtspirale und 



246 



Kuim« Mitthrilusorx. 



ZErrsrnurr rCm I *f7*r vuniKtHM. 

jcli i*x 



unterhalb » mit 

u 



äusserer Band Umwicklung geleimt ist. An «las kleine Geifern i, in welches die Luftblasen 
aus B anfnteigen, ist ein Glasrohr m mit einem Hahne n angesetzt. Dieses Glasrohr ist 
lern Gtunmischlauch o verban«len. 

Ist der luftleer zn machende Recipient an «/ angeschlossen, 
so wird Huhn w geöffnet, während Hahn k geschlossen bleibt. Die 
mit 0 verbundene Kolbenluftpumpe saugt nun Luft heraus, bis das 
Maximum der Verdünnung erreicht ist, welches mit dieser Pumpe 
erzielt werden kann. Darauf schliesst man n und wendet jetzt die 
Quecksilberluft pumpe an. Das Rohr »i füllt sich dabei von oben 
mit Quecksill>cr, welches in »i bleibt, bis man, nachdem ein neuer 
zu evaenirendor Recipient an «/ angeschtosHon ist, n öffnet. Auf 
diene Weise gestaltet sich das Pumpen mit der Quecksilberluft pumpe 
auch bequemer, weil man nie Gefahr lauft, «lass grössere Luftblasen 
Quecksilber in die Höhe werfen. Der Halm « kann mit Fett ge- 
dichtet sein, ohne das« man Gefahr läuft, dass Fettdampfe in die 
Kugel B und den Recipienten kommen, denn erstens lastet aul 
«lern Hahne » eine bedeutende Quecksilbersäule in iw, welche das 
Verdampfen des Fettes hindert und zweitens würden «liese Fett- 
diimpfe auch nur in das kleine Geftiss t, welches von B durch 
Quecksilber abgeschlossen ist, eintret en. Daher kann inan auch zum Abschluss von * gegen 
die äussere Luft einen mit Fett gedichteten Hahn k anwenden. Hei beiden Hähnen k 
mul w lässt sich selbstverständlich an Stelle von Fettdiclitung auch Quecksilberdiehtung 
anwenden. 




Kleinere (Original-) Miltlieil landein 

Neuer beweglicher Object träger für Mikroskope. 

Von H» Jung in Darmstadt. 

Der schon mehrfach beschriebene') bewegliche Object träger von Optikus W 
Boecker in Wetzlar, «1er vermöge seiner einfachen und sinnreichen Einrichtung allen 
an ein derartiges Instrument zu stellenden Bedingungen entspricht, besteht aus zwei 
Huupttheileu, «lern unteren, auf dem Mikroskop tisch festzuschraubenden A und «1cm 
oberen beweglichen B. Die Platte A besitzt zwei Klemmschrauben iw, womit sie aiu 
Objocttisch T des Mikroskopen befestigt wird und trügt alle übrigen Theile. 

Der bewegliche Tlieil B kann durch Schrauben sowohl in der Längs- als in der 
Querrichtung um leicht messbare Beträge verschoben werden. Erste re Bewegung wird 
durch die Schraube S bewirkt, welche den Schlitten .1/ in einer circa 40 nun langen 
Coulisse verschiebt. Auf der «len» Beobachter zugekehrten Seite des Schlittens befindet 
sich Millimeterthoilung mit Nonius zum Aldescn «1er Verschiebung bis auf 0,005 min. — 
Die Bi^wegnng quer durch das Gesichtsfeld geschieht durch eine Schraube ohne Ende, 
welche in «las Zahnrad eingreift. Die Axe dieses Rades ist in der Platte A gelagert 
und mit der den Schlitten M führenden Coulisse. fest verbunden, so dass hei der 
Rotation «1er gnnze Tlieil B mit genommen wird. Ueber der an A befestigten unbeweg- 
lichen Theilscheibe 3/, geht ein Zeiger, welcher auch hier di© Grösse der Bewegung bi« 

*) L. Dippel: Das Mikroskop und seine Anwendung. II. Autlage. S. 649 661. — 
Botanisches ('ontralblatt. Jahrgang 1882. — Journal of the Royal Mier. Soc. 1883. 



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Z«!ts< iiuirr rr« IxrrarMKXTKiMmiDR. 
JULI IMS. 



Ki.fixkkk Mittiikii.dnokn. 



217 



auf 0,005 mm abzulesen gestattet. Die etwa 40 mm lange und 60 mm breite OefiFnung, 
welche über dem runden Loche der Platte A wandert, gestattet das Durchsuchen eines 
nahezu ebenso grossen Objectes. Neben derselben befinden sich Federklammern und 
Marken zur Fixirung der Lage des Präparates. Kleine Röllchen an der untern Seite der 
Platte B vermindern die Reibung bei der Verschiebung. 




Ein grosser Vorzug des Instrumentes, neben durchaus sicherem und sanftem 
Gang ist seine geringe Dicke (nur 8 mm), welche ermöglicht, dass die Blende des 
Mikroskopisches nüthigenfalls bis dicht zum Objectträger heran fgeschoben werden kann. 
Die Handhabung ist sehr einfach und ans der Beschreibung leicht zu ersehen; »1er 
Apparat kann zu Messungszwecken, sowie auch sehr gut als „Finder“ verwendet werden. 



Stromwähler. 

Von Mechaniker R. Kleemann in Halle a./S. 

Für Schulversuche ist es oft wünschenswert!» , verschiedenartige Combinationen 
einer galvanischen Kette in einfacher und üls?rsichtlicher Weise herstellen zu können. 
Die vielfach üblichen Mittel, diesen Zweck zu erreichen, sind meist umständlich, oder sie 
erfordern die immerhin unsaubere Berührung mit den Elementen selbst. Diesen Uebel- 
ständen zu begegnen, hat der Realschul-Oberlehrer Herr I)r. Sommer einen Stromwähler 
znsammengestellt, und mir die Ausführung desselben ül>ertmgen. Der Apparat lässt so- 
wohl hinsichtlich der Form, als der praktischen, sicheren und bequemen Handhabung der 
Schaltungen nichts zu wünschen übrig. 




PiK i. 



Der beigezeichnete Apparat ist für acht Elemente (Bunsen) bestimmt. Es wird bei 
ihm der Schluss durch Stöpselungen herbeigeführt. Die Stöpsel haben die gefällige 



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248 



ZKiTicnarrr rfi« futmum it in kkihh 
JULI 1883. 



Refrkatr. 

Form der Riemons’schen. Ueber die eigentliche Ausführung ist wenig zu sagen, dieselbe 
ist ziemlich deutlich aus der Figur (Fig. 1) ersichtlich. Um ein Ausarbeiten der + Schienen 
bei Durchsetzung derselben von den -f- Verbindungen zu um- 
gehen, wurden an die Verbindungsstücke 2 min hohe Nasen 
angoarlmitot , auf welchen die i Schienen aufliegen (Fig. 2). 
Das Brett des Apparates wird auf dem Elementenkasten 
- verschraubt und die Poldrähte der Zeichnung entsprechend eingefilbrt. Will man nun 
herstellen: 

1. 8 Elemente einfach (hintereinander), so wird gestöpselt: 

1—8 und 23 (fl Stöpsel); 

2. 4 Elemente 2fach (2 mal nebeneinander), so wird gestöpselt: 

1-8. 6—8. 15. 16. 23. (10 Stöpsel); 

3. 2 Elemente 4fach (4 mal nebeneinander), so wird gestöpselt: 

1. 3. 5. 7. a 11. 12. 15. 16. 19. 20. 23. (12 Stöpsel); 

4. 1 Element 8fach (8 mal nebeneinander. Grosse Platte), so wird gestöpselt: 

8-23. (16 Stöpsel). 

An Stelle von Pressschrauben bei K. 15 und 7. 15 worden Ständer (Klemm- 
schrauben) angeordnet, und dadurch ermöglicht, die Kette leicht zu theilen (Ampere'sche 
Versuche). 

Es können dann, wie eben erwähnt, zwei Ketten zunächst hintereinander lienntzt 
werden, wobei zu stöpseln sein würde: 

1. 2. 3 und 8 (erste Kette); 

5. 6. 7 und 23 (zweite Kette). 

Falls zu einer Kette nur zwei Elemente gebraucht werden, so wird gestöpselt 3 und 
12 (2 Elemente), während 5. 6. 7 und 23 bleibt. (Ampere’sche Versuche mit gleich nnd 
entgegengesetzten Strömen.) Soll der Unterschied zwischen grosser Platte und Kette 
bei gleicher Anzahl Elemento gezeigt werden, so wird gestöpselt : 

einmal a 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. (Grosse Platte); 
das andere Mal 5. 6. 7. 23. (Kette.) 

Es ist hieraus ersichtlich, wie vielfach die Cnmbinationen noch sein können nnd 
wie leicht, schnell und sicher diese Wechsel erfolgen können, wenn man sich ein kleines 
Täfelchen ziisaminenstellt. Der Appnrat hat bisher mit grösster Sicherheit gearbeitet. 

lieferale. 

Historische Untersuchungen über di»» Urnmasse dos Pariser Observatorium. 

Von C. Wolf. Zweiter Theil. Ann. de (' him . et de Vhys. Januar 1882J) 
(Fortsetzung.) 

3. Die Metermaassstäbe. 

Das definitive Meter konnte erst narb Vollendung der geodätischen Arl>eiten von 
Delambre und Mechain liergestellt worden. Da indess im Jahre 1705 die Assemldee 

') Tn den beiden vorangehenden Referaten im 2. nnd 5. Heft ist die Jahreszahl 1881 
irrthümlich angegeben. 




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ZKjtsriiKirr fik Isstkiukktfnkijikk 
.1111.1 IMS. 



Rkfeuatk. 



249 



amventümeUe die Vortheile des metrischen Systeme» inzwischen schon zur allgemeinen 
Verwendung bringen wollte, so wurde beschlossen, einen provisorischen Maassstab, der 
aus der alten Gradmessung in Frankreich bestimmt worden sollte, dessen Genauigkeit für 
alle Bedürfnisse des Verkehrs genügen, und welchen man schliesslich nur um einen sehr 
geringen Betrag zu corrigiren gezwungen sein würde, anfertigen zu lassen. 

Dieser provisorische Maassstah wurde aus Kupfer hergestellt; seine Länge bei 
10° des hunderttheiligen Thermometers sollte gleich 3 Fuss 11,44 Linien der eisernen 
Toise der Academie bei 13° R. sein. Der Bericht von Borda und Brisson, gegengezeichnet 
von Lagrange, Laplace, Prony und Berthollet enthält die Beschreibung aller Ver- 
sicheni ngsmassregel n , die angewendet worden sind, um diesen Zweck zu erreichen. Das 
provisorische Meter wurde dem Comite de V Instruction publique am 18. Messidor des 
Jahres III vorgelegt; es befindet sich jetzt im Conservatoire des Arts et Metiers. In der 
Instrmiientcnsnminlung der Ecole des Ponts et Chaussees befindet sich ein zw eites Exemplar 
des provisorischen Meters aus Messing, bezeichnet No. 2. In der That wurden vier 
gleichartige Stäbe hergestellt, die aneinandergelegt, auf der grossen Kupferstange mit 
den beiden Toisen, und darauf untereinander verglichen worden. Am Ende des bezüg- 
lichen Berichtes liest man, dass unter diesen vier Metern sich eines fand, das um dieselbe 
Grösse länger war als das Meter M, um welche dieses selbst zu kurz war, nämlich das 
Meter No. 2. Deshalb wurde das Meter No. 2 als provisorisches Normal angenommen. 
Ob dieses Meter No. 2 nun wirklich das wahre provisorische Meter von Borda und 
Brisson ist, ist eine Frage von nur noch rein historischem Interesse. 

Nach Beendigung der geodätischen Arbeiten lioss die Commission des Poids et 
Mesures durch Lenoir eine gewisse Anzahl von Metern aus Eisen nnd Platin fertigen, 
die unter sich und den vier Borda’sohen Stäben mittels des Lenoir’schen Fühlhebelcom- 
parators verglichen wurden. Die entstehende Frage, ob eines von diesen Platin- 
metern das jetzige Meter des Obscrvatorinm sein kann, giebt dom Vorf. Anlass 
zu eingehenderen Auseinandersetzungen und Untersuchungen, von denen wir hier nur 
die Hauptmomentc hervorheben können. 

Nach Dolambre, der in seiner Schrift „Metro definitif* angiebt, dass nur zwei 
Meter aus Platin und zwölf aus Eisen angefertigt, wurden, ist dies zweifellos; Van Swinden 
spricht in einem Bericht an das Institut national vom 29. Prairial des Jahres VII sogar 
nur von einem Meter aus Platin; der Kasten des Meters enthält ferner die folgende 
Inschrift eingravirt: „Metro conforme ä la loi du 18 germiral an III, präsente lo 4 Messidor 
an VII, fa.it par Lenoir. u Dagegen fügt die Connaissanee des temps den Berichten über 
die Vergleichungen des Meters und Kilogrammes des Observatorium eine auch im 
3. Bande der „Base du Systeme metrique“ abgedruckte Vorrede hinzu, die dem Meter 
einen ganz anderen Ursprung zuschreibt. Es w'ird in derselben gesagt, dass, nachdem 
ein Erlass der Regierung die Aufbewahrung der Platinstäbe nnd aller Instrumente, die zur 
Bestimmung der beiden fundamentalen Einheiten des metrischen Systeme» gedient 
hatten, auf dem Observatorium angeordnet hatte, es vortlieilhaft w'ar, diesem Depot noch 
ein Meter und Kilogramm hinzuzufügen, damit die Gelehrten jederzeit Gelegenheit hätten, 
die bei ihren Arbeiten verwendeten Maassc damit zu vergleichen, ohne so oft genötiugt 
zu sein, die Staatsarchive in Anspruch zu nehmen. Lenoir und Fortin, welche die 
ersten Maassc gefertigt hatten, und auch im Besitz aller Instrumente waren, deren sie 
sich dabei bedient hatten, wurden beauftragt, diese neuen Maassc, welche dieselbe Authen- 
ticität haben sollten, anzufertigen. Vergleichungen derselben haben am 8. Jan. 1805 nnd 
20. Juni 1806 stattgefunden. 

Hiernach w r ürde das Meter des Observatorium, ebenso wie das Kilogramm, 
trotz der Versicherung Delambros und der Inschrift auf dem Kasten erst vom Jahre 1806 

34 



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Rkzrkatk. 



250 



ZunrilurT ri'n ls»r«riii:mMnrDt 
Jll.I 1A*3. 



datiren. Morin vertritt dieselbe Ansicht; nach ihm würde das von Delambre erwähnte 
zweite Platinmeter dasjenige des Conversntoire des Arte et Metiers sein. Eine dritte An- 
sicht entwickelt, Dumas in soineni Bericht an die Akademie der Wissenschaften über 
die Prototype des metrischen Systemen, nach welchem dieMaasse des Observatorium nn*l 
des Consorvatorinm später in Folge specieller Decrete hergestellt seien. 

Die französische Section der internationalen Metercommission, obwohl ans Gelehrten 
bestehend, die in der Sache competent. sind, schien gleichfalls nicht besser über die 
wahre Geschichte der Maassstiibe unterrichtet zu sein; sie nahm, mit Ausnahme von 
Fizeau, der wiederholt die Vermuthung ansdrückte, dass das Meter des Observatorium 
identisch sei mit dem in verschiedenen Documenten als Meter des Institut bezeichneten. 
die Morin’sche Meinung an, setzte aber doch schliesslich im Jahre 1870 eine Unter- 
commission, aus den Herren Laugier, Fizeau und Tr es ca bestehend, zur definitiven 
Untersuchung der Frage ein. Die Ereignisse desselben Jahres, sowie der Tod Laugiers 
unterbrachen indess die Forschung, die seitdem nicht wieder anfgenonnnen zu sein scheint. 

Der Verfasser weist nunmehr iin Anschlüsse an eine vorläufige Aeusserunj; 
Laugiers aus «len in den Sitzungsberichten der mathematisch -physikalischen Klasse der 
Akademie der Wissenschaften enthaltenen ausführlichen, al>er bislang niemals veröffent- 
lichten Geschäftsverhandlungen mit .Tauet ti, der die Vorbearbeitung der Platinstübe um! 
Kilogramme ausgeführt hat, nach, dass dieser aus dem ihm übergebenen Rohmaterial vier 
Meterstäbe nnd vier Kilogramme hergestellt hat, die im Jahre 1801 vollständig fertig 
waren, mit Ausnahme eines Kilogrammes, das an Janetti zurückgegeben worden war. 
nachdem es Fort in 1 km der Justining verdorben hatte. 

Die Frage, weshalb man vier Maassstiibe batte herstellen lassen, ist leiclit zu 
beantworten. Die Bestellung ist sicher zu Lebzeiten Borda’s, vielleicht von ihm selbst 
gemacht worden. Dieser wollte ebenso, wie er im Jahre 1795 vier kupferne Meter mit 
der Summe zwoier Toisen verglichen hatte, auch hier vier Platimncter mit seinem Stabe 
No. 1, dem Modul in Platin, auf welches das Meter bezogen werden sollte, vergleichen: 
der genaueste dieser vier Stäbe würde das Prototypmeter geworden sein. Nach dem 
Tode Borda’s verliessen die Commissare des Jahres VII, obwohl mit Unrecht, diese 
Methode nnd bestimmt on, nach dem Bericht, von Delambre, das Prototypmeter mittels 
zwölf eiserner Meter nnd zweier Toisen, wobei sie natürlich Gefahr liefen, in die Be- 
stimmung Fehler, aus der ungenügenden Kenntniss der Ausdehnnngscoefficienten der 
verschiedenen Metalle horriihrend, einzufhhren. Demzufolge war auch die gleichzeitige 
Bestimmung jener vier Platinstäbe für die Commissare nicht mehr erforderlich; es wird 
sich jedoch zeigen, dass mindestens drei davon bestimmt worden sind. Das erste wurde 
das Meter der Archive, ein zweites ist jetzt das Meter des Conversatorium, vom dritten 
wird im Folgenden naehgewiesen werden, dass es das fragliche Meter des Observatorium 
ist, und was endlich das vierte anlangt, so schien es gänzlich in Verlust gerathen zu 
sein; am selben Tage, wo Verf. die Resultate seiner Untersuchungen der Akademie vor- 
legte, machte Tresca die Mittheilnng, dass er soeben in den Sammlungen der Eeole 
des 1\>ste et ChassserS ein von Prony herrührendes Meter ans Platin entdeckt habe, 
welches nach seiner ganzen Form eines der Meter der Commission dos Jahres VII zn 
sein scheine, also das vierte derselben sein dürfte. 

Die authentische Geschichte des Meters des Observatoriums reicht dem Voran- 
gehenden zufolge nur bis zum 20. Juni 180ß zurück, es bleibt zn untersuchen, ob es 
vorher schon exist irte und unter welchem Namen. 

Im ersten Theil der Arbeit ist das von Delambre nnd Prony Unterzeichnete 
Protokoll der Vebergals» der Apparate und Etalons an das Observatorium im Jahre 1803 
mitgctheilt worden; dasselbe erwähnt unter den Nummern 10 und 11 die beiden Meter, 



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ZriTSrHKlFT n'K iMRTttrMKWTRinttrBDB. _ Of>1 

JULI i«a. Kkkeiiatf.. 



«las eine an« Platin, das andere aus Eisen. Dieselben existirten demnach sicher schon 
vor «lern Jahre 1805, eine Erwähnung derselben findet sich aber auch schon vor dieser 
Epoche. Im Jahre 1801 legte Prof. Pictet aus Genf der mathematisch -physikalischen 
Klasse des Instituts unter einer grossen Anzahl anderer Apparate einen Etalon englischen 
Maasses nebst einem Comparator mit Mikrometermikroskopen, beide von Throughton con- 
stmirt, vor. Auf sein Ansuchen wurden Legendre, M&chain und Prony beauftragt, 
diesen Maassstab, von dem 36 Zoll eine englische Elle ausmachen, mit «lern Etalon des 
Meters aus Platin zu vergleichen. Nach dem Bericht Pronj T ’s wurden diese Vergleichungen 
mit beiden Metern des Institutes, das eine aus Platin, das andere aus Eisen, aus- 
geführt und später auf alle damals dem Institut gehörigen Maassstäbe ausgedehnt. Das 
bei dieser Gelegenheit aufgeführte Verzeichniss stimmt genau mit der Liste derjenigen 
Maassstiibe überein, die im Jahre 1803 der Obhut des Observatorium übergeben worden 
sind. Auf diese Weise bestätigt sich die oben erwähnte Vermuthung Fizeau’s, dass die 
Meterstiibe des Observatorium schon vor 1806 existirten unter dem Namen der Meter 
des Institutes, und es beantwortet sich nunmehr dadurch die von der internationalen 
Metercommission im Jahre 1870 gestellte Frage: Welches Platinmeter stellt demjenigen 
«ler Archive ira Alter am nächsten? Der Ursprung «les Meters des Institutes ist evident, 
ebenso wie derjenige des Stabes und Kilogrammes der Verwaltung der Maasse und Ge- 
wichte bei dem Ministerium des Innern. 

Am 16. Nivose des Jahres VIII wird auf Veranlassung des damaligen Ministen« 
des Innern, Lncian Buonaparte eine aus Lefevre-Gineau, Coulomb, Delambre und 
Mecliain zusammengesetzte Commission eingesetzt, um die Copien des Meters und 
Kilogramme«, die nach dem Gesetz vom 19. Frimaire «les Jahres VIII der Regierung 
übergeben werden sollten, zu aichon. Dor auf diese Arbeiten bezügliche Bericht Lcf&vre- 
G ine au’ s zeigt zunächst, «lass im Jahre VIII mehrere Platinmeter beim Institut vor- 
handen waren, die schon nahe berichtigt waren, da sie vom wahren Met«*r um nicht mehr 
als 2 l /*MiUiontel der Toise oder 5 Tausendtel des Millimeter abwichen. Es wird hiernach 
wahrscheinlich, «lass stimmt liehe vier Meter Janettrs von der Commission des Jahres VII 
juatirt worden sind. Dieselbe wird unter ihnen das Genaueste zum Prototyp der 
Archive gemacht haben, conform dem Verfahren von Borda und Brisson für das 
provisorische Meter. Die drei übrigen mit dem Stempel der Commission versehenen 
(«lasjenige der Archive trägt keinen Stempel) sind ohne Zweifel gleichzeitig mit. dem 
Prototyp «lern gesetzgebenden Körper vorgelegt worden ; daher tragen ihre Kästen 
sämmtlich dieselbe Inschrift: Metro conforme ü la loi du 18. germinal an III, präsente 
le 4 messidor an VU.“ 

Von diesen drei übrigen Metern Hess, wie «ler obige Bericht weiter zeigt, die 
Commission zwei noch genauer justiren. Das eine davon wurde «las Meter des Ministerium 
«les Innern, ging dann auf das Ministerium für Landwirthschaft und Handel und schliess- 
lich auf «las Conserratoire des Art s et Mittels über. Das zweite wurde zunächst das Meter 
«les Institutes gleichzeitig mit einem «ler eisernen Meter, wahrscheinlich demjenigen, 
welches zu den Vergleichungen des Jahres VIII ge«lient hatte, lind endlich im Jahre 1803 
Meter des Observatorium. 

Es ist wichtig zu bemerken, dass im Jahre VIII keines dieser letztem beiden 
Meter direct mit dem Prototyp, sondern immer nur mit dem eisernen Meter verglichen 
worden ist; für «las des Observatorium giebt die Commission nicht einmal die Gleichung 
in Bezug auf «las letztere an. In dieser Thatsache ist der Grund zu erblicken, weshalb 
«las Bureau des Longitudes, so lange es im Besitz «les Meters war, die Absicht hatte, es 
mit «lern der Archive zu vergleichen und ferner dafür, dass die ofßcielle Existenz des Meters 



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252 



Zirriciiun rl'n ImtniuTKnrwi 

JUL! IMS. 

des Observatorium erst vom 26. Juni 1800, dem Tage dieser Vergleichung, hat «latirt 
werden können. 

Eine directe und officiolle Vergleichung des Meters des Conservatorinm mit dem 
der Archive scheint vor 1803 nicht stattgefunden zu haben. 

Was die Kilogramme anlangt, so berichtet Lefövre-Gineau nur von der Justirung 
eines einzigen im Jahre VIII, in der Tlint war auch von Janetti zu dieser Zeit erst eines 
fertig gestellt worden. 

Es ist nunmehr nicht schwer, die wahre Bedeutung der widersprechenden Vor- 
rede der Qmuaissanrc des temps festzustellen. Von den darin erörterten Normalen ist 
allerdings eines von neuerem Datum, aber nicht das Meter, sondern das Kilogramm, da 
das nahe gleichzeitig mit dem Meter von Janetti hergestellte, wie früher schon erwähnt, 
von Fort in bei der Justirung verdorbon worden war. Der durch die betreffende Stelle 
erregte Zweifel ist lediglich durch die etwas ungenaue Fassung derselben entstanden: 
der Wortlaut selbst, ans dem nunmehr jede Zweideutigkeit verschwindet, ist geeignet, 
die erläuterte Ansicht zu bestätigen und zur Gewissheit zu erheben. 

Das Metre ä bonts von Platin des Observatorium ist eine Stange von recht- 
eckigem Querschnitt von 23,5 mm Breite und 3,75 mm Dicke. Es trägt keinerlei Inschrift; 
an jedem seiner Enden auf derselben Fläche ist. ein Stempel in Gestalt einer durch ihn 1 
Axen in vier Soctoren gotheilten Ellipse eingeschlagen. Drei der Quadranten sind mit 
Haschining gefüllt, der vierte tragt die Zahl 10000000, welches Symbol augenscheinlich 
andeuten soll, dass das Meter der zehnmillionte Theil des Quadranten des Erdmeridians ist. 
Es ist der Stempel der Commission für Maass und Gewicht. 

Das eiserne Meter k bouts ist ebenfalls von rechteckigem Querschnitt von 23 mm 
Breite und 8,7 mm Dicke. Es trägt nur auf einer Seite an einem Ende denselben Stempel. 

In dem Bericht von Van S winden an das Institut über die Grundlagen des neuen 
metrischen Systems ist gesagt, dass die eisernen Meter an beiden Enden Vorsprünge aus 
Messing zum Schutz der Endfluchen trügen. Das eiserne Meter des Observatorium zeigt 
auf den Endflächen je zwei mit Gewinden versehene Löcher, welche dazu gedient haben 
können, diese Stücke zu befestigen. Ausserdem finden sich in dem Inventarverzeichnisse 
vom Jahre 1854: „zwei kleine Büchsen oder Garnituren vermuthlich von Sillier, wahrschein- 
lich zum Schutze der Endflächen der Mcterstäbo bestimmt“. Dieselben finden sich in 
den späteren Verzeichnissen nicht mehr und sind verschwunden; es ist nicht unmöglich, 
dass dieselben die Stücke sind, von denen Van Swinden spricht. 

Zu welchen Messungszwecken seit der erwähnten Vergleichung mit der englischen 
Elle im Jahre 1801 bis zur Vergleichung mit dem Meter der Archive das Platinmeter des 
Observatoriums gedient haben mag, ist ans den zu wenig ausführlichen Protokollen nicht 
mehr zu ermitteln, doch scheint aus denselben hervorzugehen, dass die letztere Verglei- 
chung nicht als eine alleinstehende Arbeit, die dazu berechtigen könnte, einen Schluss 
auf die Zeit der Anfertigung des Stabes zu ziehen, anzusehen ist, sondern nur ein Glied 
in einer grossen Reihe von Bestimmungen bildet, die zur Feststellung der Verhältnisse 
aller derjenigen Maasse dienen sollten, in deren Besitz das Bureau gekommeu war. 
Prony hat in seiner Abhandlung die Resultate einiger solcher Messungen Unterlassen, 
ein grösserer Theil und leider gerade derjenige, der sich auf die Vergleichungen des 
Meters mit den Stäl>en von Borda bezieht, ist verloren gegangen. 

Neben den Metern von Platin und Eisen existirte auf »lern Observatorium noch 
ein Doppelmeter von Eisen, das von Lenoir für das Burma des Longitudes im Jahre VIL 




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ZuTXHKirr rt*R Ikhi rtmeh t kmkum>k 
Jl'l.l IWJ. 



Rkkkratk. 



253 



angefertigt worden ist. Der Verfasser hat dasselbe, trotzdem es ganz in Vergessen- 
heit gerat hen war, in gutem Zustande wieder aufgefuuden. 

Im Jahre X hatte das Institut ein zweites Doppelmeter hersteilen lassen, welches 
mit einer Copie der Toise au J. Mel underhjel tu gesandt und von den schwedischen 
Astronomen zur Gradmessung in Lappland gebraucht wurde. 

Die Royal Society in London veranlasst e im Jahre 1817 das Bureau des Ijonyi- 
ludes zwei Meter, eines Endmoass, das andere Striclunaass, von Fortin anfertigen zu lassen, 
welche durch Arago mit dem Meter des Observatorium und durch Kater in London mit 
dem Etalon von Sir George Shuckburgh verglichen wurden. 

Das Observatorium besasH noch kein Meter in Strichmass. Im Jahre 1821 Hess 
das Bureau des Jx)uyitudcs ein solches von Fortin anfertigen; Burckhardt, Biot, Arago, 
Mathieu und Prony wurden beauftragt, einen Bericht darüber zu erstatten, der sich 
aber nicht finden lässt. 

Auf die Anregung Biots, der nach der Rückkehr von einer Expedition zur Pendel- 
messung in Turin, Mailand, Fiume, den Liparischen Inseln und Forinentera seine Maass- 
stabe nicht allein mit dem Endinaass des Observatorium, sondern auch mit dem der 
Archive verglichen und zwischen dieseii Etalons bedeutend grössere Differenzen als aus 
den Vergleichungen im Jahre 1806 folgten, gefunden hatte, wurde eine Commission aus 
Prony, Biot und Mathieu zu einer officiollen Vergleichung der beiden Prototypmeter 
gebildet. Die erhaltenen Resultate waren folgende: 



Datum 


Anz. <1. Beol>. 


Temp. 


Mot. Obs — Met. 


1825 Oct. 13 


6 


+ 1!)°W5 


C. + 0~Ü0453 


15 


10 


10,441 


0,00485 


„ 1« 


6 


17,480 


0,00489 


* 1« 


6 


16,700 


0,00305 


182ti Jan. 21 


8 


1,315 


0,00200 


„ 25 


4 


0,!J67 


0,00304 



Die Vergleichungen sind von Biot allein auf »lern Fort in 'sehen Com parator aus- 
geführt, mit Ausnahme derjenigen vom 21. Jan. 1826, au der die beiden anderen Herren 
Theil nahmen und bei welcher statt der Fort in’ sehen Contactstücke solche von Gambey 
angewandt wurden. Dieselben zeigen verhältiiissiuässig recht gute Uoboreinstimmung unter- 
einander und geben im Mittel etwa 0,00314, während im Jahre 1806 weniger als 
0,00167 gefunden worden war. Eine geringe Verschiedenheit der Ausdehuungscoeffi- 
cienteu die angedeutet erscheint, bedingt nicht nothwendig einen verschiedenen Ursprung 
der Stäbe, wenn man bedenkt, dass Janetti die ganze Menge des ihm übergebenen 
Rohmaterials nicht in einem Guss verarbeiten konnte. 

Am Endo dieses selben Jahres 1826 wurde der Gambey ’sche Comparatnr con- 
Btruirt, auf dem ausschliesslich seither das Meter des Observatorium bei Vergleichungen 
verwendet wurde. 

Eine* neue Vergleichung mit dem Prototyp der Archive wurde auf Anregung 
Aragos im Jahre 1837 von Arago, Mathieu, Gambey und Sa Vary aUHgcführt; die 
Resultate sind nicht bekannt. 

Im Jahre 1830 erscheint ein neues Meter ä traits, vielleicht eine neue Bearbeitung 
desjenigen, das Fortin im Jahre 1822 angefertigt hatte; jedenfalls besitzt das Obser- 
vatorium heute nur ein einziges Strichmeter; dasselbe wird von Arago um etwa 
langer gefunden, als das Meter ü bouts der Archive, verunglückt im Jahre 1844 und wird 
nach der Reparatur durch Gambey am 17. Sopt. desselben Jahres um 0,0045 kürzer 









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254 



Rkfkkatk. 



ZKtTscHRirr rl'R iMsmt'MKirrKXKrit». 

JCLI lütt. 



gefunden, als da« der Archive hoi einer Temperatur von wahrscheinlich 20, °8. Eine 
gleichzeitige Vergleichung des Meter a bouts des Observatorium giebt die Gleichung: 

18-14 Sept. 17 Met. Obs «= Mot. Arch + 0,008 bei 20, °8. 

Am 13. Nov. 1861 macht Laugier die Resultate seiner in den Jahren 1850 u. 51 
ausgeführten Vergleichungen von Maassstüben des Observatorium mit dem Meter der 
Archive bekannt und zwar 

1. Strichmeter aus Platin = Met. Arch — 0,0041 

2. Messing = „ — 0,0011 + 0,00068 t 

3. Meter aus Eisen = „ — 0,0069 -f- 0,00271 t 

wo die Ausdehnungscoefficienten relative sind. Der absolute Ausdehnungscoefticient des 
Meters dor Archive wird zu 0,00885 angegeben, während Borda für das des Observatorium 
0,00866 auniinmt 

Im Jahre 1865 giebt Villarceau die Gleichung zwischen den beiden Endmeteru 
des Observatorium 

Meter aus Eisen — Meter aus Platin — 0,0006 -f- 0,00223 t 

wobei der Ausdehnungscoefficient aus dem obigen Borda' sehen und dem Lavoisier'schen 
0,01079 für w'eiclien Stahl hergcleitet ist. Das Meter ist t (tatsächlich aus Eiseu und nicht 
aus Stahl; nimmt man auch hier den Werth von Borda 0,01 150, so würde, da die Messung 
von Villarceau hei 7, c 72 angestellt ist, die Gleichung folgen 

Meter aus Eisen = Meter aus Platin — 0,0155 -f- 0,00300 t 
und mit dem relativen Coeflficient von Laugier 

Meter aus Eisen = Meter aus Platin — 0,0133 bei 0°, 
während Prony, Legendre und M^chain 1801 gefunden hatten — 0,008, Laugier 1800 
aber — 0,7)106. 

Die letzte Vorgleichung des Meters des Observatorium (O) mit dem der Archive 
(A) und gleichzeitig mit dem des Cnuservatorium (C) fand im Jahre 1870 durch Laugier 
und Tresca statt; die Resultate derselben sind die folgenden: 

0 = A -f 0,0060 bei 11, °5 C = A + 0,0021 bei 11, °5 0 - C -f 0 , 75)17 bei 6,°5 

0 = A + 0,0046 „ 11,5 C = A + 0,0048 „ 11, 5 0 = C + 0,0025 „ 11, 5 

C = A + 0,0051 „ 11,3 C = A + 0,0028 „ 11,3 0 + C -f 0,0042 „11,3 

Die Vergleichung des früher erwähnten St rieh m nasses von Gatnboy 0\ wofür 
wie schon erwähnt 1844 die Gleichung gefunden worden war: O 1 = A — 0,0045 gab 
jetzt — 0,0083, was aber wegen der schlechten Beschaffenheit der Striche unsicher ist. 

Aus der folgendeu Zusammenstellung aller Vergleichungen des Meter des Obser- 
vatorium mit dem der Archive: 



Datum 


0 — A 


Tom]). 


Comparator 


1806 


+ o|Öoi7 


22, °0 


Lenoir 


1826—20 


+ 0,003!) 


12, 5 


Fortin 


1814 


+ 0,003 


20, 8 


Gamliey 


1870 


0,0052 


11, 4 


Gamboy 



deren Differenzen unter einander sich durch dio von Biot itn Jahre 1825 und 26 con- 
statirto Verschiedenheit dor Ausdehnungscoofücienten nicht erklären lassen, da dieselbe 
im umgekehrten Sinne wirken würde, erscheint eine allmälige relative Verlängerung 



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Zutimiin rl'R immirHRminiiniiii. „ Qfifi 

JULI |(US. Kbkkbatic. 

des ersteren gegen das zweite horvorzugehen. Ob dieselbe eine vielleicht durch 
stärkere Abnutzung de« häutiger gebrauchten zweiten Meters der Archive erklärbare 
Realität hat, ist indes» zweifelhaft, wenn man berücksichtigt, dass die Messungen mit 
verschiedenen Coinparatoren und verschiedenen, thcils cv lindrisch, theils sphärisch 
geformten Contactstiicken ausgeführt worden sind. Uoberdios überschreiten die Differenzen 
nicht die in einer einzelnen Messungsreihe auftrotendon. 

Hopkinsens Strommesser. 

Engineering vom 9. März 1883. S. 213, aus Journal of The Telegraph. Soe. No. 47. S. 96. 

Der Apparat rogistrirt die während einer gewissen Zeit verbrauchte Elektricitäts- 
menge. Der Strom durchfliesst einerseits die Kolle einer kleinen Dynamomaschine, deren 
Armatur zu einer Axe verlängert ist, andrerseits eine Rolle von feinem Draht, welche 
jene Axe am andern Ende umfasst. Zu beideu Seiten der letzteren Rolle trägt die Axe 
Scheiben aus weichem Eisen, deren untere mit der Axe fest verbunden ist, während die 
obere mit derselben rotirt aber auf ihr gleiten kann. Die letztere ist durch Gelenke mit 
einem Centrifugalregulator verbunden, welcher ebenfalls mit der Axe rotirt. Regulator 
und ol>ere Scheibe worden durch eiue Feder gehalten. Geht nun ein Strom durch den 
Apparat, so bewirkt die Dynamomaschine eine Rotation der Axe, und die Kugelu des 
Regulators suchen eiue Lage nnzuuehmen, welche der vorhandenen Rotationsgcsckwindig- 
keit entspricht. Andererseits wird die Platte, welche mit den Kugeln verbunden ist, von 
der zweiten Rolle angezogen, was der Centrifugalkraft entgegenwirkt. Da die Intensität 
des magnetischen Feldes dem Quadrate der Stromstärke und damit auch der Rotation»- 
Geschwindigkeit der Axe nahezu proportional ist, die Centrifugalkraft alier in demselben 
Verhältnisse zur Rotationsgeschwindigkeit steht, tritt in letzterer ein Gleichgewichts- 
zustand ein, welcher der Stromstärke proportional ist. Die Zahl der Umdrehungen der 
Axe giebt demnach ein Maass des durch den Apparat geflossenen Stromes. Die Rotation 
der Axe ist in einfacher Weise durch Schraube und Zahnrad auf ein Zählwerk übertragen. 

Dieser Apparat giebt nur ein Maass für die Strommenge, nicht zugleich für die 
Spannung. Dies reicht aus, so lange der Strom nur für Belenchtungszwccke verwendet 
wird, wo im Allgemeinen wesentliche Armierungen der Stromstärke nicht cintreten. Wird 
aber, wie dies in New-York thatsächlich der Fall ist, der Strom in erster Linie zum 
Betriebe von Maschinen gebraucht, so müsste der Messapparat auch die Spannungen 
registriren. Es verhält sich hiermit genau w r io mit den Wassermessern. Soll den 
('ousumenten nur Wasser für den Gebrauch geliefert werden, so genügen Messapparate, 
welche nur die gelieferte Wassermenge registriren, sollen aber mit dem Wasser Motoren 
getrieben werden, so müsste ausserdem noch der Druck desselben bei der Abrechnung 
zwischen dem Lieferanten und dem (.'onsumenten in Betracht gezogen werden. In der 
Coostruction genügender Messappurate für Elektricität zu commcreicllen Zwecken scheint 
noch ein weites Gebiet für die Thätigkeit der Mechaniker offen zu sein. L. 

Ueber mechanische Perspective und Pltutograninietrie. 

Von Prof. G. Hauck. Verhdlg. d. Phys. (iesell.seh. in lierlin vom 4. Mai 1883. 

Prof. G. Hauck sprach in der Sitzung der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin 
vom 4. Mai d. J. über die mechanische Perspective und Photogrammetrie. Der Vortra- 
gende präcisirt die Fuudameutalaufgabe der darstellenden Geomotrio (im engeren Sinne) 
dahin: Es ist aus zwei gegebenen Projcctionen eines räumlichen Gebildes eine beliebige 
dritte Projection zu ermitteln. Sind z. B. die zwei gegebenen Projcctionen Parallel- 



256 



Rkkkhatk. 



ZKITai-HRiri ri‘K | MTIT HUTEIKÜIM 
.111.1 |ML 



projectionen (etwa Grundriss und Aufriss), die gesuchte dritte Projection eine Contral- 
projection, so liegt das Problem der Perspective vor. Sind die zwei gegebenen Pro- 
jectionen Centralprojectionen (etwa zwei Photograph ieen), die gesuchte dritte Projection 
eine Parallelprojection (Grundriss oder Aufriss), so ist das Problem der Photogramm- 
metrie zu lösen. 



Letztere Methode, geometrische Aufnahmen von Terrain- oder Architektur-Objecten 
mittels photographischer Aufnahmen zu bewerkstelligen, wurde seit 1854 von Laussedat 
in Paris ausgebildet und mit verschiedenem Erfolge praktisch ausgeübt. Die Lösung 
der diesbezüglichen constructiven Aufgabe, die schon 18J15 von Beautemps-Beaupre 
gegeben worden war, kommt auf eine Rückwärts-Construction der Persj>ective heraus. 

Der Vortragende hat nun die Lösung der Aufgabe, aus zwei Projectionen eine 
beliebige dritte zu ermitteln, in ihrer allgemeinsten Form in Angriff genommen, in der 
Erwartung, dass deren Lösung die mannigfachen Specialconstructioneu der praktischen 
Perspective und Photogrammetrie sämmtlicli als einfache Specialtalle in sich enthalten 
werde. Dies bestätigte sich in der That. Die Lösung der Aufgabe erwies sich als identisch 
mit dem Fundamentalproblem der drei bündig-trilinearen Verwandtschaft ebener 
Punktsysteme. 

Die in Ilede stehende Fundamental-Construction kann nun sehr leicht in einen 
mechanischen Apparat umgosetzt werden, welcher — bestehend aus einem kinematisch 
verketteten Gestänge init zwei Fiihrungsstiften und einem Zeichenstifte — die l>etreiFende 
Construction in der Art mechanisch ausführt, dass, wenn man mit den ‘zwei Ftihrungs- 
stiften die zugeordneten Linien der zwei gegebenen Projectionen durchfahrt, gleich- 
zeitig der Zeichenstift die entsprechende Linie der dritten gesuchten Projection beschreibt. 

Das von dem Vortragenden vorgeführte Modell eines solchen Apparates (für das 
Beispiel „Perspective aus Grundriss und Aufriss“ eingestellt) besteht aus einer Anzahl 
von Linealen mit Schlitzen, in welchen Stifte, die in das Reissbrett eingespiesst oder an an- 
deren Linealen befestigt sind, schlittenartig gleiten und deren Bewegungen durch Hebel 
und gleichschenklige Sclmbkurbeln unter sich vermittelt werden. Bei der wirklichen 
Ausführung in Metall würden nach dem Vortragenden an Stelle der geschlitzten Lineale 
Rundstäbe gesetzt werden, die sich in mit Friktionsrollou versehenen Hülsen ver- 
schieben; ausserdem würden an allen Unterstützungspunkten Rollen angebracht werden, 
so dass jegliche gleitendo Reibung beseitigt wäre und überhaupt würden alle bei den 
neueren Pantographen ange wendeten Feinheiten zur Verwerthung gelangen. 

Bei dem vorgelegteu Modell ist trotz der vorhandenen gleitenden Reibung die 
Beweglichkeit doch schon eine sehr leichte; die stetige Curvenzeichnung giebt recht 
brauchbare Resultate, doch gebt die Genauigkeit der Construction bei dem Modell nur 
bis etwa 0,5 mm. 

Snmintlicho gerade Linien in den drei Hauptrichtungen können (durch Feststellen 
einzelner Theile des Apparates) unmittelbar gezogen werden; ebenso werden Curvcn 
parallel zur Grundriss- oder Aufriss-Eboue mit einfacher Führung eines einzigen Führung*- 
stiftes gezeichnet. Für die übrigen Linien (namentlich Raumcurven) ist eine gleichzeitige 
Führung beider Führungsstifte erforderlich. Dies geht sehr leicht und genau durch Zu- 
sammenwirken zweier Personen, von denon jeder einen Stift führt. 1 ) 



') Wie verhält es sich aber hier mit dem Verliältniss der Geschwindigkeiten, mit 
denen die beiden Fahrstifte bowegt worden? Dasselbe muss zur Erzeugung gerader Linie 
doch co ns tan t, wo es sich um gekrümmte Curvon handelt, nach einem ganz bestimmten Gesetz 
veränderlich sein. Wie dies erreicht wird, ist uns nicht klar geworden. Anw, d. Red. 



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XlUTSCNKirT WH iMttTKUMKMTKMKl'NDB. 

JULI ihh:i. 



RkUvHATK. 



267 



Was die praktische Verwendung de» Apparates anlangt, so kann dorselbe schon 
zu rein theoretischen Curven - Untersuchungen wichtige Dienste leisten, insofern er aus 
zwei gegebenen, als Prqjectionen der nämlichen Ilaumcurve aufgefassten Curvcnty]>en 
beliebige weitere Typen auf mechanischem Wege liefert. 

Die Bedeutung ihr die praktische Pcrs|>ective liegt klar. — Wo» ferner die Ver- 
wendung für photogrammetrische Zwecke betrifft, so war es bisher der praktischen 
Goometrie nur in der Weise möglich, Curvon aufzunehmen, dass man oinzelne Punkte 
derselben einvisirte und festlegte, welche dann durch einen stetigen Curvonzug aus freier 
Hand verbunden werden mussten. Die Photogrammetrie aber stellt nun die Möglichkeit 
in Aussicht, mit Hülfe des Apparates Curven in ihrem ganzen continuirlichen Verlauf 
unmittelbar aufzunehmen. — Unter Anderem dürfte nach dom Vortragenden für die Auf- 
nahme von Hohencurveu eine wesentliche Erleichterung von dom Apparate zu er- 
hoffen sein. 



Notiz Uber einen liölirensUinder zum Nesslerisiren. 

Von P. T. Austen und P. A. Wi.lbur. Client. News 44!. S. HUS. 

Der Stauder, welcher bei Wasseranalysen zum Gebrauch beim Nesslerisiren 
dienen soll, besteht ans zwei schwarz angestrichenen Schildern, von denen das oine etwa 
doppelt so hoch ist als das andere, und die durch ein Kreuzstück mit einander verbunden 
sind. Letzteres hat mehrere Löcher zum Einstecken der Röhren, die mit dem untern 
Ende auf dem weiss gemalten Boden ruhen. Durch dieses Arrangement wird ein genaues 
Erkennen des Eintretens der Färbung der zu untersuchenden Lösung ermöglicht. Der 
Ständer wird mit der höheren Seite gegen das Licht gostellb Wb. 

lieber die Polarisation des gebeugten Lichts. 

Von Gouy. Campt reiut. !>4i. S. 6!)7. 

Der Verfasser beobachtet durch ein Mikroskop von schwachem Ocffnungswinkel 
die Erscheinungen, welche am scharfen Rande eines undurchsichtigen Schirmes auftreten, 
wenn auf denselben von der andern Seite her ein Bündol schwach convorgirender Licht- 
strahlen das Bild einer Lichtquelle projicirt. Es zeigt sich dann der Rand des Schirmes 
durch oinen Lichtfaden begrenzt, der sich lebhaft von dem dunklen Gesichtsfelde des 
Mikroskops abhebt und von oinigen sehr feinen Fransen begleitet ist. Seine Helligkeit 
nimmt ab, je mehr sich der Ablenkungswinkel dem Werthe von 90° nähert 

Dieser Lichtfaden ist augenscheinlich nur durch Beugung entstanden und ohne 
Beimischung refleetirton Lichts, wofern man zuvor sorgfältig die Staubtheilchen vom 
Ramie des Schirmes entfornt hat. Hier zeigt sich nun die Polarisation sehr regelmässig, 
während man in den bisherigen Beobachtungen an Gittern oft widersprechende Re- 
sultate erhielt 

War das auffallende Licht natürliches, so ist das gebeugte Licht dein Rand 
parallel, d. h. senkrecht gegen die Beugungsebene polarisirt, und zwar sehr stark, wenn 
der Beugungswinkel 50“ überschreitet. War das einfallende Licht linear polarisirt, so 
ist auch das gebeugte Licht linear polarisirt oder doch fast linear, abor in einem grösseren 
Winkel gegen die Beugungsobono, als das einfallende. So war beispielsweise an oiner 
Stahlschneido (Rasirmesser) der Polarisationswinkel von der Beugungsobene aus gemessen : 
im einfnllenden Lichto . . . 37°, 24°, 18°, 11°, 
aber nach einer Beugung um . 10°, 80’, 46°, 60°, 
im gebeugten Lichte . . . 46°, 45°, 46°, 45°. 



35 



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208 



_ _ ZKiTKiuirr rt*K I 

NKU KBSCIIIKIlEIfK IjÜOIIKR. JIM 1SA3. 

Uebrigens scheint die Substanz des Schirms nicht ohne einen gewissen Einfluss 
zu sein, besonders bei den farbigen Metallen. 

Dies Gesetz gilt für das nach dem Schatten des Schirms bin gebengte Licht. 
In dom nach der entgegengesetzten Seite gebeugten Lichte ist auch die Polarisation ent- 
gegengesetzt, d. h. bei natürlichem einfallenden Lichte in der Beugungsebene. Hier ist 
bei grossem Beugungswinkel die Polarisation fast vollständig und unterscheidet sich 
dadurch von derjenigen, welche aus einfacher metallischer Reflexion entstehen würde. 

Somit erzeugt dorsell»e Rand zwei complementaro Arten der Beugung — eine 
wichtige Thatsache, welche natürlich an Gittern nicht zur Erscheinung kommen konnte 
und welche keine Theorie vorausgeschen hatte. 

Für etwaige Controlversuche achte man darauf, dass die Schneide absolut scharf 
sei, da schon bei geringer Abrundung derselben jede Lichterscheinung ausbleibt. Z. 

Kraftübertragung. 

Von Tr es ca. Compt. Rend. 1883. 8. 157 u. 530. 

In zwei Mittheilungen an die Pariser Akademie berichtet Herr Tresca über 
zwei Reihen von Versuchen, die er am 11. und 18. Februar zur Prüfung der von Marcel 
Deprez angegebenen Methode der elektrischen Kraftübertragung in die Ferne, im Verein 
mit andern Forschern, angestellt hat. Hier dürfte nur das Endresultat der gut überein- 
stimmenden, mit verschiedenen Apparaten vorgenommeneu Messungen interessiren. Von 
der vom Motor geleisteten Arbeit sind bei einer Entfernung von 8500 m, für die der 
Strom 17 000 m Tolcgraphendraht von 4 mm Stärke zu durchlaufen hatte, im Mittel 31 
bis 32°/ 0 nutzbar übertragen worden. Die Verluste setzten sich zusammen aus etwa 
21 °/ 0 bei den mechanischen Uebert Tagungen, 26°/„ Wärmeentwickelung und 31 ®/ 0 bei der 
eigentlichen Kraftumwandlung, welche letzteren im Einzelnen noch nicht genügend aufge- 
klärt sind. L. 



Neu erNchlenene Hüclirr. 

W. Ahendroth. Leitfaden der I’liynk, mit Einschluss der einfachsten Lehren der Chemie 
und matheumt. Geographie. 1 Cursus (Unterseounda). Leipzig, Hirzel. M. 2,00. 

K. Bissoll. Nouveau eompas de nier dnnnant la dircction vraie du m^ridien magnetique 
sur les navires cn fer, avec 4 fig. 20 S. Paris. 

.1. T. Brown. Photomelry and Gas Analysis. 112 8. London, Scientific Publishing 
Co. 21 sh. 

E. Gripon. Cours eleincntaire de physique. Eloctricitö. Avec fig. 239 S. Paris, 
V. Polin et fils. 

II. Schellen. Der elektromagnetische Telegraph in den Hauptstadien seiner Entwicklung, 
6. Aull. Braunsehwcig, Vioweg. M. 3,00. 

Th. Kehwnrtze. Telephon, Mikrophon und liadiophou. Mit besonderer BUcksicbt auf 
ihre Anwendung in der Praxis. Wien, Hart leben. M. 3,00. 

B. Stewart. Physik. Deutsche Ausgalie von E. Warburg. 3. Aull. Strassbarg, 
Trttbner. M. 0,80. 

W. Thomson und P. G. Tnit.. Treatise on Natural Philosophy. New edit. VoL 1, 
Part. 2. 540 8. London, Cambrigde Warehouse. 18 sh. 



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ZWTBCURlV-r Fti* iKftTKl'MKKTMKUKDR. 

juli 



Patkmtschau. 



250 



J. Tyndall. Sound. 4. edit. reviaed and augmented. 450 S. London, Longmans. 10 sh ß d. 
A. V. Frbnuitzky. Las elektrische Licht und die hierzu angewendeten Lampen, Kohlen 

und Beleuchtungskörper. 2. Aufl. Wien, Hartlehen. M. 3,00. 

A. Wilke. Die elektrischen Mess- und Pritcisionsinstnimente, sowie die Instrumente zum 
Studium der elektrostatischen Elektricitüt mit besonderer Rücksicht auf ihre 
Construction. Wien, Hartleben. M. 3,00. 

P. Zech. Elektrisches Formelbuch. Wien, Hartleben. M. 3,00. 

K. Jncobsen. Chemisch-technisches Repertorium. 1882. 1. Halbjahr, 2. Hälfte. Berlin, 

Gärtner. M. 2,25. 

E. Japing. Kupfer und Messing, sowie alle technisch wichtigen Kupf'erlegirungen, ihre 
Darstellungsmetboden, Eigenschaften und Weiterverarbeitung. Wien, Hartloben. 
Mark 3,00. 

Mittheilungen aus den Künigl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin. Redacteur: 
H. Wedding. 1. Jahrgang 1883, 1. Heft. Berlin, Springer. Pro Jahrgang 4 bis 
8 Hefte. M. 10,00. 

W. Siemens. Einige wissenschaftlich-technische Fragen der Gegenwart. 2. Folge. 
Berlin, Springer. M. 2,40. 



PatentAcliaih 

Besprechungen und Auszüge aus dem Patentblatt, 

Vorrichtung zum Anzeigen de* Wasserstandes auf grössere Entfernungen vom Dampfkessel. Von 

B. Lefövre und P. Ren aut in Paris, No. 21770 v. 1. October 1382. 

Durch einen Schwimmer wird der Kolben k (Fig. 1) eines kleinen oberhalb des 
Dampfkessels angebrachten Dampfcylinder» der Veränderung de« Wasserstande» entsprechend 
verschoben. Der Ranm oberhalb des Kolbens steht mit der freieu Luft in Verbindung. In 
den Dampfcylinder münden seitlich eine Anzahl 
enger Rohre in verschiedener Höhe deren jede« 
oben ein Ventil trägt (Fig. 2). Ist der Kolben 
soweit gehoben, dass der Dampf innerhalb des 
Kessels zn einer der Mündungen Zutritt erhält, 
so drückt er das Ventil nach oben, wobei er 
sich den Ausweg durch das Rohr verschliessfc. 

Ein über silmmtlichen Ventilen liegender Hebel 
der bei r einen Drehpunkt hat, bei p ein Ge- 
wicht trägt, dreht bei seiner Hebung den Zeiger 
uro ein bestimmtes Maass. Beim Herabgehen 
des Koltaus condensirt sich der Dampf in den vom Kessel abgespej rten Röhren und der 
Hebel pr drückt die entsprechenden Ventile nach unten zurück. — Der Apparat kann in der 
vorliegenden Form zu groben Irrthttmem Veranlassung geben, da es nicht ausgeschlossen ist, 
dass bei hoher Dampfspannung der durch ein eonstantes Gewicht belastete Schwimmer durch 
den Kolben von der Wasserfläche abgehoben wird. Vortheilhafter wäre es gewesen, den 
Kolben so lang zn machen, dass er in seiner tiefsten Stellung die Mündungen sämmtlicher 
Canäle verdeckte und dem Dampf auch Zutritt über den Kolben zu gewähren. Hierdurch 
wäre dieser entlastet und der beregte Uebelstand beseitigt worden. 

Neuerungen In der Herstellung von Kohlen für Glühlichtlampen. Von F. A. Hanse in Weida. 

No. 22570 v. 14. Sept. 1882. Kl 21. 

Um Kohlen von gleichmäßiger Leuchtkraft, zu erzeugen, welche neben Festigkeit 
und Dichtigkeit noch genügende Elasticität besitzen, um dieselben in verschiedene Formen 




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260 



P ATKMTACHAl*. 



ZRiTCCiiurr rf* ixarxniKJTm 

JULI UHU. 



za bringen, wird eine Art Zuckoirohr mit einer wässrigen Losung von Kohlehydrate^^ 
Zocker, Starke, Gunnni oder dcrgl. in einem hermetisch verschlossenen und vor dom 1 * 

ovacuirten Gefftss imprägnirt, Ans dem so erhaltenen Material, welches in dünne 
gespalten werden kann, werden dann die Glulihügel geformt und hierauf carbonwirt. 



Gyroskop zur Bestimmung der geographischen Lage eines Punktes der Erdoberfläche, ohr 
nähme von Sonnen- oder Compassbeobaohtungen. Von C. de Nottbeck in St. P 
No. 22347 vom 2*. Novbr. 1882. Kl. 42. 



Wenn die Scheibe A durch die Wirkung 
triachen Stroms in schnelle Umdrehung versetzt 
1000 Umdrehungen pro Minute macht, so wird 
das Bestreben haben, in der El>eno zu verbleiben 
heim Beginn der Drehung hatte, und man kann 
Apparates verändern, ohne dass diese Ebene 
Wird die. Rotationsnxe der Scheibe in die Hiebt 
nach Westen gebracht, so wird der Hing F ui: 
Axe sich drehen und eine vollkommene Umdr« 

24 Stunden nasführen. Wird die Lage de« 
Beginn des Experiments an einer am Träger 
Scale markirt, so muss sich am folgenden To 
nämlichen Stunde an derselben Stelle Im 
gesetzt, der Apparat liefindo sich an Bord < 
man hätte heim Beginn der Reise den Punkt 
wo sich der Ring F befindet, so wird i 
24 Stunden die Scheibe A eino Abwoichn 
dem Unterschied der geographischen Länge der Benhachtnngspunkte ents 
auf diese Weise den Meridian des Punktes (mit einiger Zuverlässigkeit?) 




Neuerungen an elektrischen Regulatoren zur Erzeugung synchroner Bewegungen. 

Askovhns in Yojen, Dänemark. No. 22104 v. 23 Sept. 1882. 

Die Neuerungen beziehen siel» auf die im Pat, 3332 beschriebet 
beruhen auf der Beobachtung, dass die Schwingungsdauer einer durch • 
brechtlug fuiictiouirenden Stimmgabel wächst, wenn die Schenkel der 

magnetischen Anziehung an 
diese Dauer aber abnimmt, 
geringer wird. Man kann 
gungsdaner verlängern ind 
Elektromagneten den Sei 
nähert, oder 2) indem i 
Elektromagnet verstärkt ; 
durch Entfernen der P 
schwächeren Strom di» 

Gabel verkürzt. 

Die erstgenannt« 
gnngsdauer der Gal>el t 
enden A T des Elektroma^ 

« erreicht, während die 
zweier Batterien / und 
und eines polariairten 
bewirkt wird, welche Theile in der einen Station angebracht si 
dieser Station schneller als dasjenige der anderen Station. 

Contacten jyjt das Relais um, so dass die Zunge 7. anstatt 
stärkere Batterie 21 einschaltet, die nun einen stärkeren Strom n 




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ZKlTBCBUrr rt'U iHRTKUMRHTRKKCrHnE. 
JULI 1SM3. 



Patbntschau. 



Neuerung in der Befestigungsweise teleskopartig in einander gleitender Röhren. Von H. 

in Pari«. No. 22288 vom 23. Nov. 1882. Kl. 42. 

Zur Sicherung der Stellung teloskoportig in einander gleitender Kohren 
Kanüle in oder an dem ftnsseren Rohre angebracht, in welche von dem innereu 
Rohr eine Zahnstange a und ein Führungsstuck b hineinragen; ausserdem ist ein 
unter Federdruck stehender Riegel c angeordnet, der in die Zahnstange eingreift 
oder aus derselben hemnsgeschoben werden kann, der stets aber in einem seiner 
Form entsprechenden Schlitz in einer Wand des ihn umgehenden Gehäuftes 
gehalten wird. 

Rechenapparat. Von W. Specht in Rathenow. No. 21934 v. 30. Sept. 1882. Kl. 42. 

Prismen <7, deren Seitenflächen verschiedene Farben haben, verdecken die 
Locher einer Platte von hinten und können durch einen Stoss mit einem Stübchen | 
umgedreht werden, so dass ans Punkten bestehende Zahlenbilder entstehen. r "l 
Federn h drücken hierbei die Prismen gegen die Platte und ermöglichen eine 
Umdrehung derselben um ihre Axe. Zwischen der Platte und den wagerechten 
Prismenreihen ist eine Schiebervorrichtung eingefügt, welche aus durchlöcherter 
Scheide und durchlöchertem Schieber c mit regelmässig abwechselnden farbigen 
Querbändem besteht und den Zweck hat, durch Verrückung des Schiebers um ein 
oder zwei Loch breiten ganze Pnnktreihen auf einmal in der einen oder anderen 
Farlx* erscheinen zu lassen, bei eingeschobenem Schieber aber wegen der Corre- 
spondenz der in Platte, Schieber und Scheide befindlichen Oeffhungen die Aufgabe 
der hinter den Oefihjpngen befindlichen Prismen nicht beeinträchtigt. 



Magnet-Mikrophon. Von H. Kaltofen in Cölln-Meissen a. E. No. 21091 
vom 11. Mürz 1882. Kl. 21. 

Das eine Kohlencontactstück r sitzt am Ende eines bei o pendelnd 
aufgehängten Magnetstabes /, auf welchem es auf- und ni odergeschraubt 
und durch eine den Polkopf des Magnets bildende Contromntter m 
festgestellt werden kann. Das Contactstück r* ist mit. einer Messing- 
fassnng in der Mitte der Membran durch eine eiserne Schraube a 
befestigt, welche den Anker des Magnetes t bildet. Das Kohlen- 
scheihclien r ist etwas excentrisch gestaltet, so dass dessen Abstand 
von dem zweiten Contactstück regnlirt werden kann. Die gegenseitige 
Anziehung zwischen Magnet. / nnd Schraube a soll die Innigkeit der 
Berührung beider Contacte sichern. 



Chronometer-Pendelgang. Von A. E. Müller in Passau. No. 2233-1 v. 

Die anf der Ankorgabelaxe sitzende Pendelstange a trifft bei ihrer 
Schwingung in der Richtung des Pfeiles b mit ihrem Seitenarme r anf den 
oberen Tlieil des Hebels d und löst dessen Haken e ans, giebt also das 
Steigrad / frei. Bei diesem Vorgang treibt der Steigradzabn die Impuls- 
stange n in der Pfeilrichtung h und erthcilt. somit den Impuls. 

An der Welle * sitzt eine Spiralrolle 4*, in welche eine Feder l ein- 
gesetzt ist; letztere kann durch Verstellung de« Stiftes tu beliebig ge- 
spannt werden. Der Einfall des Hakens e in die Steigradzähne wird durch 
den verstellbaren Stift n begrenzt. 



261 

Poigniet 
sind zwei 







Von F. Fischer und 



Neuerung in dem Verfahren der Herstellung der Oamosu-Saccharometer. 

Röwer in Stützerbach. No. 22390 v. 15. Jnni 1882. Kl. 42. 

Statt der bisher üblichen Scale von Papier wird der grösseren Haltbarkeit und 
Unveränderlichkeit wegen eine solche von Emailglas verwendet. Diese Scale hat die Fonn 



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P ATKXTSCn Aü. 



Züncnun rC« lH#T«cns)fT*jntuTM. 

JUI.I IRSS. 



202 



einer Röhre, deren Äusserer Durchmesser etwas kleiner ist, als der innere Durchmesser der 
Röhre des Russe reu Gla.sköq>ers, in welche sie eingeschoben wird. Nachdem dies geschehen, 
wird die Scale an ihrem oberen und unteren Ende mit dem Rnsseren Gla*kflq>er zu einem 

Spiral-Zirkel. Von A. Knipschild in Frankfurt a. M. No. 22340 vom 

1. Dec. 1882. 

Beim Herumdrelien des Zirkels schraubt sich das Gehäuse //. 
welches man mittels des Griftes C leicht in der Hand halt, allmalig 
in die Höhe, wobei der Stift T die nnn immer weiter werdenden Spiral- 
gRnge der Feder ]' passirt. Der Zirkel öffnet sich dementsprechend 
immer mehr, indem er durch die Feder f auseinander gespreizt wird. 
Die Veränderung der Spiralform wird durch Aufwinden der Feder /■’ 
auf das drehbare und mittels Sperrklinke festzustellende Stück li und 
dementsprechendes Heben des Griffes C im Schlitze * erreicht. 

Trocknes galvanisches Element. Von C. Schüler in Dresden. No. 22647 
vom 30. Nov. 1882. 

Tn einen an beiden Enden offenen Kupl'ercy linder wird ein 
ebenfalls an beiden Enden offener, aussen amalganrirter Zinkcylinder 
hineingestellt. Hierauf wird gebrannter Gips mit einer gesättigten Lösung von Chlorzink, 
welcher ohne Zusatz von Wasser 7°/ 0 Kochsnlz zugefügt werden, in solchem Verhältnis« ange- 
rührt, dass der Gips einen steifen Teig bildet., der sich eben noch giesse» lässt. Dieser Teig 
wird zwischen die beiden Hohlcylinder eingegossen und bis zum Erhärten der Ruhe überlassen. 



Ganzen verschmolzen. 




Briefwaage. Von Koch, Fuge & Peuat in Hannover. No. 21797 
vom 26. October 1888. Kl. 42. 

Durch Anliegen eines Gegenstandes (J auf die Waag- 
schale wird* eine dessen Gewicht entsprechende Anzahl Ketten- 
glieder k gehoben; gleichzeitig giebt der Zeiger h die kleineren 
Gewichtsunterschiede auf der Scale an. 

Apparat zur photographischen Aufnahme von Sterecskopbildern , welche 
durch ein entsprechend gebautes Stereoskop betrachtet, 
durchaus in den Dimensionen der wirklichen Gegenstände 

erscheinen. Von F. Stolze in Berlin. No. 21622 vom 
4. Jan. 1882. Kl. 42. 

Zur Aufnahme grosser stereoskopischer Bilder dienen zwei, mit ihren Axen gegen die 
Sehrichtung senkrecht stehende Cameras VC* (Fig. I). In diesen werden durch die Objective 
au* und Prismen hb‘, deren Hypot.enuseriUe.hen versilbert (wozu das ? d. Red.) sind, die Bilder 
nach v v und rv * geworfen. Die Cameras können mit Hülfe einer entgegengesetzt ge- 
schnittenen Schraubenspindel *«' für beide Objective gleichzeitig eingestellt werden. 



\ 




1 




1 


7v (r 

t t 


Li 




Zn diesem Aufnahineapparat gehört ein ähnlich gebaute» Stereoskop (Fig. 2) mit 
Prismen pp' und Linsen //', welche letztere einerseits die Correction der Weite des deut- 




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ZKJTSCHBirr fI'k ImiTRnMEimumtTNite. 
JULI IRH.X 



Fü» dib Wkkkstatt. 



263 




liehen Sehens, andere rseits den Abstand der Bilder bb und b ' b * mit der Brennweite der Aut- 
nahmeobjecte in Uebereiustimmung zu bringen bezwecken. 

Maasszeicbeninatrument. Von H. A. Wachs und O. Lüdolff in Leipzig. No. 217U9 vom 

15. Sept. 18*2. Kl. 42. 

Das Lineal ruht auf Köllen, von denen die eine a, den Spurkranz h berührt und 
dadurch auf der Zeigerscheibe x jede Parallel Verschiebung inarkirt. Die Scheibe tragt, einen 
Carton mit einem rothen Zeiger und zehn rothen Hand- 
strichen. Die feste Glasdecke aber ist an der Unter- 
Hache mit einem weissen’ Ueberzug versehen, in welchem 
entsprechende Oeffnungen neun Intervalle zu zehn Quo- 
tienten (?) bilden. Um die Mitte liegt, ein Kranz schwnrzor 
Zahlen, die jedoch, vom gleichfalls dunklen Grund der Scheibe verbucht, erst über einer Be- 
leuchtungsstelle die mit der Scheibe rotirt, jedesmal da sichtbar werden, wo der rothe Zeiger 
den Stand angiebt. 

Neuerungen an Hauswirthschaflswaagen. Von 11. 

Bock back er in Berlin. No. 21472 v. 

28. December 1881. Kl. 42. 

Beim Belasten der W aarenachale a 
wird die Blattfeder b so gebogen, dass das Ver- 
bindungsstück c sich parallel verschiebt und 
dadurch eine Längsverschiebung der Zahn- 
stange d veranlasst, derzufolge das Bildchen t 
und der Scalenzeiger / gedreht werden. 




I'iir die WerkslHlt 

Neue Schlauchverbindung. Von Hunt und A 1 i 1 1 o n in 

Birmingham. Maschinenbauer, Heft 13, S. 302. 

Der auf das Bohrstück a aufgeschobene Schlauch 
wird durch das Anziehen der Ueberfall mutter b an der 
Mündung des Rohres a unter Compression besonders fest 
angedrückt, um bessere Dichtung herbeizuführen, cc sind 
Handspeicheu, die an der Ueberfallmutter angegossen sind. 

Ln* 

Anleitung zur Behandlung von Fralsern und anderen Werkzeugen. Allg. Journ. d. Uhrmacherkunst 

1883. No. 21. Aus dem „Prakt.. Maschinen-Constructeur“. 

Die rohen Fraiscplatten werden zunächst in einem mit reinen Bohrspanen gefüllten, 
hermetisch verschlossenen und mit Lelim verstrichenen Eisenblech kästen ausgeglüht; zur 
sicheren Controle wird durch die Mitte des Kastens ein etwa 4—8 min dicker Eiscnstah 
geführt. Erscheint dieser Stab hellroth, so kann derselbe aus dem Kasten genommen werden; 
man lässt dann die Stücke in dem noch verschlossenen Kasten erkalten. Die Zeitdauer des 
Ausglühens betrügt, je nach der Grösse der Küsten zwei bis vier Stunden, wobei ein ruhiges 
Feuer unterhalten wird. Nach diesem ersten Ausglühen wird der Fraisor roh in di«? Form 
gedreht und dann einem zweiten gleichen Glühprocosse unterworfen. Dieses zweite Glühen 
bezweckt hauptsächlich das Geradebleiben und Nichtreissen des Werkzeuges. Besonders bei 
Fraisscheiben empfiehlt es sich, zweimal zu glühen, da hei diesen ein Verziehen oder Beissen 
nach dem Härten sonst leicht vorkommt. 




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I 




264 



Füb di« Wkhkstatt. 



ZKiTSciiRirr »Hu lüiTHt'MKmtKniPi 

JOM 1«*». 



Ist iler Fraiser fertig, so wird er in einem Retortenofen hellrotb erwärmt und zwar 
so, dass das Stück überall in gleicher Farbe erscheint, dann wird er senkrecht — so gerade 
als möglich — nicht allzurasch in Wasser mit Salzlösung hei 25° — 30° C. abgekühlt. Hierauf 
wird das Stück, dessen Inneres seiner grosseren Wärme wegen nach aussen spannend wirkt, 
in Oel vollständig gekühlt. Sodann werden die ebenen Flächen allgeschmirgelt und das Stück 
auf einer eisernen Platte, die auf dem Feuer liegt und rothwarm erhalten wird, je nach dem 
davon zu machenden Gebrauch hellgelb bis dunkelbraun angelassen. 

Schmirgel auf Leder zu befestigen. Allg. Jouro. der Uhrmacherkunst 1883. No. 24. 

Man koche zu diesem Zwecke den Leim sehr dünn und gebe etwas Milch dazu. 
Hierauf zupfe man das Leder auf, mache es rauh und trage danach den Leim auf das- 
selbe; endlich streue man den Schmirgel darüber und lasse das Ganze kalt werden. 

Schutzmittel für Elsen gegen Rost. Revue industrielle vorn 20. Juni 1883. S. 346. 

Um die Oxydation des Eisens zu verhindern haben Neujean und Delaite ein Ver- 
fahren der Galvanisation angegeben, das siel» besonders durch dio Einfaoheit seiner An weudmig 
auszeichnet. Man überzieht die Gegenstände mit einem Anstrich aus sehr fein gepulvertem 
Zink in Oel, in Verbindung mit einem Siccativ. Eine einfache Schicht genügt; es ist indes* 
besser deren zwei anzuwenden. Die Farbe der Gegenstände wird eiseugrau, man kann sie so 
belassen oder auch bronciren oder lackireu. 

Metallisiren von Holz. Revue industrielle vom 27. Juni 1883. S. 256. 

Das Verfahren von Rubonnick zum Metallisiren von Holz ist folgendes: Man taucht 
zunächst das Holz in ein Bad von caustischor Alkali lauge und lässt es je nach der Aufnahme- 
fähigkeit zwei bis drei Tage lang darin bei einer Temperatur von 70 bis 00°. Darauf kommt 
das Holz in ein anderes Bad von Schwefelcalcium; nach Verlauf von 24 bis 36 Stunden fügt 
man eine conccntrirte Losung von Schwefel hinzu, lässt das Holz dann noch während 
48 Stunden bei einer Temperatur von 35 bis 50° in der Flüssigkeit und legt es endlich 
40 Stunden lang l>ci einer Temperatur von 40° in eine Losung von essigsaurem Blei. Nach 
dem Trocknen nimmt dus Holz daun eine schöne Politur und einen metallischen Glanz an, so 
dass man daraus sogar Spiegel herstellen kann. Dabei wird es sehr hart und widerstands- 
fähig. Leider ist nicht gesagt, oh es auch leitend für Elektricität wird. 



HcricliUg-miK. 

In meinem Aufsatze im Aprillieft, dieses Jahres findet sich S. Ul) die Stelle, dass hei 
Uebertragung der Tlieilung eines lOzölligcn Kreises auf einen solchen von 1 m Durchmesser 
die Theilungsfehler sich nahezu vervierfachen. Von der Redaction auf das Unzutreffende 
dieser Ansicht aufmerksam gemacht, bemerke ich hier, dass ich in dem Bestreiten, mich kure 
auszudrücken, dem bezüglichen Satze nur eine etwas zweifelhafte Fassung gegeben halte um! 
eigentlich damit einen wesentlich anderen Sinn verbunden wissen wollte, als ihm allerdings 
der Wortlaut zu gehen scheint. Dass l>ei absolut genauer Pomtirung dio Theilungsfehler des 
kleineren Kreises in genau derselben Grösse auf den grossen Kreis übertragen werden würden, 
ist ja selbstverständlich, dagegen werden sich Einstellungsfehler, die auf dem kleinen Kreise 
noch vollständig der Wahrnehmung entgehen und die wohl bis auf etwa 10 — 15 Secunden 
ansteigen können auf dem grossen Kreise, hei »lein etwa vierfach genauere Beobachtung 
möglich ist, noch sehr w'ohl erkennbar machen; da dieselhon zu den eigentlichen Theihuigs* 
fehlem hiuzukommen, so wird die Tlieilung des grossen Kreises wesentlich schlechter aus- 
fallen, als die des kleinen. Der als Beispiel angeführte Fehler von 45" ist natürlich rein 
zufällig entstanden. Th. Wegoner. 



Nachdruck verboten. - - .. 

Verlag von Julius Springer iu Berlin N. — Druck von 11. 8- Hermann in Berlin BW. 



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Redactions • Curatorium 

Geh. Reg.- R. Prof. Dr. H. Landolt, K. Fupss, Reg. -Rath Dr. L. Loewenherz, 

Vortit Sender. Ilelnitxer. Schriftführer. 



Redaction: Dr. A. Leimt u und Dr. A. Westphal in Berlin. 

III. Jahrgang. AuifiiM 1**3. Achtes Heft. 



Das Periheliotrop. 

Ven 

Ingenienr F. II. Reite in HatnbnrK. 

Bei der Arbeit des Anfsuchens der Dreieckspunkte eines projectirten Triangula- 
tionsnetzes im Felde würde es die schnelle Anfeindung recht günstig gelegenerneuer Punkte 
häufig sehr erleichtern, wenn man die schon fixirten etwas mehr nach allen Seiten hin er- 
kennbar machen könnte, als dies durch die gewöhnlich gebräuchlichen Mittel, Signale aus Holz, 
Flaggen u. s. w. möglich ist. Dies führte den Verfasser vor längerer Zeit zu der Con- 
struction eines bisher noch nicht mitgetheilten Heliotropen eigenthümlicher Art. Dasselbe 
erfüllt die Aufgabe, ringsumher zeitweise einem jeden Punkte des Horizontes einen Blitz 
reflectirten Sonnenlichtes zuzusenden: es wurde ihm daher der Name Periheliotrop beigelegt. 

Von besonders weitgehendem Interesse dürfte der Apparat auch für die Schifffahrt 
werden. Von weiter Feme her scheint den aus See kommenden Schiffen die Küste einem 
Nebelstrcif ähnlich dazuliegeu, und es tritt der Wunsch ein, baldmöglichst vollständige 
Sicherheit zu erlangen, wie genau das Besteck des Schiffes, die letzten Bestimmungen 
seines Ortes und der endlich zur Erreichung eines gewissen Küstenpunktes zu wählende, 
aus dem Ort des Schiffes und dem des Küstenpnnktes sich ergebende Curs, mit der 
Wirklichkeit übereinstimme. Wenn das Schiff dann schon auf weite Entfernung hin 
vom Lande ein sicheres' Zeichen erhalten könnte, dass irgend ein vermutheter Küsten- 
punkt, ein Leuchtthurm, ein Cap, irgend eine Einfahrt in einen Hafen, in der vermutheten 
Richtung wirklich liegt, so wäre dies immer wenigstens recht erwünscht, in manchen 
Fähen aber gewiss von grossem Nutzen; eine vorhandene, vielleicht durch eigentümlich 
ungünstige Umstände hervorgebrachte unverschuldete Unvollkommenheit der letzten Orts- 
bestimmungen des Schiffes könnte unschädlich gemacht werden. Das Zeichen, welches in 
der Nacht durch die Phasen der weithin sichtbaren Leuchtfeuer den Schiffen gegeben 
wird, sollte durch das hier besprochene Instrument am Tage mittels des jede direct 
überhaupt sichtbare terrestrische Entfernung besiegenden Heliotropenlichtes ersetzt werden. 
Für jeden Küstenpunkt könnte ein bestimmtes Zeitmaass für die wiederkehrenden Blitze 
festgesetzt werden. 

Es lag nahe, einen einzigen Spiegel für den belegten Zweck zu verwenden und 
demselben eine solche Bahn anzuweisen, dass er sein reflectirtes Licht rings am Horizonte 
herum senden muss. Es würde dies durch die in Fig. 1 dargestelltc Construction 
erreicht werden. 

Eine der Erdaxe parallele Axe ed, in Lagern an einem Gestell drehbar, trägt an 
ihrem Ende d ein Gelenk und einen nach der Declination der Sonne für jeden Tag nach 
einem Gradbogen stellbaren Arm df. Die Axe ed wird in 24 Stunden Sonnenzeit einmal 
durch ein auf dem Gestell angebrachtes Uhrwerk V herumgedreht. Am Ende f desArmes df 
befindet sich ein Kugelgelenk, um welches sich der den Spiegel b tragende Arm fg drehen 

SU 



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268 



Michaelis, Pneumatisches Dexbimetek. 



ZBiTiciiRirr Fi 1 * Is*TEr«ErmnmM 

ADGÜKT iwa. 



seine horizontale Axe 20 mal so schnell wie die Verticalaxendrehung erfolgt, so wird 
jedes Mal ein Blitz von etwas verlängerter Dauer erfolgen, da mehrere Prismenseiten in 
kurzer Folge zur Wirkung kommen. 

Für das in Figur 2 dargestellte Periheliotrop ist eine Drehungsvorrichtung ihrch 
den Wind gewählt. Zwei turbinenartige Körper HB drehen sich durch den Waid. An 
ihren Axcn befinden sich unten Triebe T, welche in ein feststehendes Stirnrad S ein- 
greifend die langsamere Drehung des ganzen Apparates um die verticale Axe bewirken. 
Am obe'm Ende der Axen der Windräder befinden sich konische Bäder c, die in eben 
solche Räder an den Enden der horizontalen Axe des Spiegelprisma A eingreifen und 
ihm die 20 mal schnellere Drehung mittheilcn. Das ganze Instrument, bestimmt, lange im 
Freien zu stehen, ist durch passende Bedeckungen gegen Witterungseinflüsse geschützt 

Die Vorrichtung, um das Instrument durch den W T ind zu drehen, wird da. wo es 
sich um Phasen von bestimmter Wiederkehr handelt, durch ein Laufwerk mit Windflügel 
ersetzt, welches das Instrument in 5, 10, 20 Secunden u. s. w. mit der hier verlangten 
Genauigkeit um seine Vertiealaxe dreht. 

Es mag noch darauf hingewiesen werden, dass bei der Anwendung des zuerst 
beschriebenen Instrumentes, ohne die Dimensionen desselben allzugross zu machen, die , 
Ausrüstung desselben mit einem verhältnissmfissig sehr grossen Spiegel möglich ist 
während bei der zweiten Construction die Grösse der Spiegelstreifen massgebend für die 
GrösBe des ganzen Apparates wird. Zur Verwendung für die Zwecke der Schifffahrt 
dürfte demnach die erste Construction vorzuziehen sein. 



Pneumatisches Densimeter. 

Von 

Dr. H. Michaeli* in Berlin. 

Apparate zor Bestimmung des speoifischen Gewichtes von Flüssigkeiten, auf dem 
Prinzip beruhend, dass die Höhen unter gleichem Druck im Gleichgewicht befindlicher 
Flüssigkeitssäulen, z. B. in communicirenden Röhren, ihren specifischen Gewichten indirect 
proportional sind, wurden soweit bekannt ist, bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahr- 
hunderts von Peter van Musschenbroek in Leyden construirt. Nach ihm sind wieder- 
holt ähnliche Apparate beschrieben und ausgeführt worden, von denen indess die grössere 
Zahl der wenig handlichen, oft recht complicirten Construction wegen keine allgemeinere 
Anwendung gefunden hat. Es gehören dahin das Panhydrometer von Mester, das Litra- 
meter von Hare, das Hydrometer von Alexander und von Mohr und andere mehr oder 
weniger bekannte Vorrichtungen 1 )■ 

Nachfolgend beschriebenes, der nämlichen Classe angehörendes Instrument, seiner 
Einrichtung und seinem Zwecke gemäss: „Pneumatisches Densimeter“ genannt, zeichnet 
sich vor verschiedenen früheren dieser Art vorthoilhaft durch seine leichte Handhabung 
bei der genauen Niveaueinstellung mittels Mikrometerschrauben, durch die directe Ab- 
lesbarkeit der specifischen Gewichte an einer Scale und endlich dadurch aus, dass ein 
sehr geringes Quantum Flüssigkeit zur Untersuchung genügt. 

A ist ein Metallrohr, welches in dem Fussgestell B befestigt ist und unterhalb 
desselben in eine Schlanchspitze ausläuft. An letztere ist der Gummiball C angesetzt. 

■) A. Michaelis, Einführung in die allgemeine Chemie etc. — H. Schiff, Anwen- 
dung der Chemie und Pharmacie. 



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ZktTacmurT rt*« Ixbt ncmkm eski/skh. n 

AL'<»U*T ifis.i. Rkitz, Pkiuiikliothop. 



267 



Das beschriebene Instrument bedarf einer sorgfältigeren Aufstellung, Correctnr 
nnd Behandlung, als gewöhnlich bei der ihm zugedachten Verwendung verfügbar 
sein dürfte. Es soll für den bestimmten Tag die Dcclination der Sonne einge- 
stellt werden, auf alle Functionen des Instrumentes muss sorgfältig geachtet werden, 
was vielleicht nicht immer einem Lcuchtthurmwärter oder Mesggehülfen anvertrant werden 
könnte. Es war aus diesem Grunde motivirt, eine andere Lösung der gestellten Aufgabe 
zu versuchen, die sich denn auch in der in Fig. 2 dnrgestelltcn Construction ergeben 
hat. Dies Instrument ist leicht herzustellen und bedarf keiner Correctur, auch fallt die 
Einstellung für die Declination der Sonne für den bestimmten Tag fort, endlich werden 
die Blitze nicht allein in horizontaler Richtung, sondern nach allen Richtungen entsendet. 

Wenn man ein Prisma, A in Figur 2 aus Spiegelstreifen bildet, also z. B. wie 
es hier gewählt wurde, ein hundertseitiges Prisma, (dessen Seiten etwa 15 mm Breite 
und 200 mm Länge haben) und dieses bei horizontaler Lage der Seiten um eine verticale 
Axe ah der Figur dreht, so wird eine Lage des Prisma erreicht werden, in der eine der 
Seitenflächen nahezu in die Lage kommt, das Sonnenlicht einem bestimmten Punkte 
zuzusenden. 

Giebt man nun, während das Prisma sich um die verticale Achse ab dreht, zu- 
gleich der horizontalen Axe des Prisma eine schnellere Drehung, so wird, wenn das 
Verhältniss von Seitenzahl des Prisma und Zeitverhältniss beider Drehungen richtig 
gewählt wurde, eine der Seiten wirklich dem Punkte einen Blitz senden. Da die auf 




Flg. 2. 



einander folgenden Prismenseiten bei der hier getroffenen Wahl von 100 Spiegelstreifcn 
einen Winkel von 8,6 Grad mit einander bilden, da ferner der Strahlenkegel, der von 
einem Spiegel ausgeht einen halben Grad umfasst und die Drehung des Prisma um 



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270 



Freu«, SlNl’BülKKXK. 



2 RITSCH Kl FT if« limcMUTUKITDl 

AOQDIT i*«a. 



die meisten chemischen Zwecke genügenden Genauigkeit an. Eine event. Rcduction anf 
Normal-Barometerstand fällt fort, da die zu untersuchende Flüssigkeit unter denselben 
Druckverhältnissen mit destillirtem Wasser verglichen wird. Auch eine Temperatur- 
corrcetion kann im Allgemeinen vernachlässigt werden, da die Flüssigkeiten hei derselben 
Temperatur verglichen werden. Bei genaueren Messungen ist natürlich eine Temjieratur- 
Rednction voi zunehmen. Ausserdem können mit dem pneumatischen Densimeter schnell 
hintereinander Controlversuche angestellt werden, während dies boim Pyknometer be- 
kanntlich viel Zeit in Anspruch nimmt. 

Aräometer, gleichviel welcher Constrnction, geben unmittelbar nur genaue Resul- 
tate bei der Temperatur, für welche sie angefertigt sind und während mit dein pneuma- 
tischen Densimeter sowohl Flüssigkeiten, die leichter als auch solche die schwerer als 
Wasser sind, untersucht werden können, sind für jede der beiden Arten von Flüssigkeiten 
besondere Aräometer nothwendig. 

Die Reinigung des pneumatischen Densimeter ist eine sehr einfache, indem durch 
schnelles Auf- und Niederschrauben von D Wasser, Alkohol oder eine andere geeignete 
Flüssigkeit in E und F hin und her bewegt und damit ein Auswaschen der Rohre be- 
wirkt wird. Sind heterogene Flüssigkeiten wie z. B. Olivenöl und eine Zuckerlösung un- 
mittelbar hintereinander zu untersuchen, so würde man zweckmässig das an den Wänden 
adhärirende Ool durch wiederholtes Auswaschen mit absolutem Alkohol, diesen darauf 
durch Ausspülou mit Wasser entfernen und dann orst die Zuckerlösung aufsaugeu lassen. 

Sollte es wiinschenswerth sein, auch den oberen Theil der Röhre einer Reinigung 
zu unterwerfen, so könnon die Röhren durch Herunterstreifen des Gummiringes bei H 
leicht aus A herausgezogen werden. 

Ein pneumatisches Densimeter ist in Gruppe ltj der Hygiene-Ausstellung zu Berlin 
von Herrn G. Reimann ausgestellt. 



Vorschläge zur Construction einer Sinussirene. 

Von 

Dr. Fr. FucIim. PrivntiWent In Bonn. 

Auf so verschiedenartigen Princijiien bislang auch die Constructiouen der Sirene, 
dieses so interessanten akustischen Instrumentes, basirt worden sind, so giebt es unter 
ihnen bislang doch nicht eine einzige, die einen reinen, dein Ohre angenehmen Ton erzeugte, 
der bezüglich seiner Höhe leicht geschützt werden konnte. Es liegt dies daran, dass die 
Luft wellen discontinuirlieh stossweise erzeugt werden und dadurch einen so unregelmässi- 
gen Verlauf erhalten, dass sie nicht einen einfachen Ton, sondern eine Reihe von Partial- 
tönen geben. Am deutlichsten zeigt sich dies, wenn inan mit der Sirene tiefere Töne 
hervorbringen will; dieselben kommen gar nicht zu Stande, sondern statt ihrer nur ein 
puffendes oder rasselndes Geräucli. Dieser Uebelstand würde verschwinden, wenn man 
dem die Luftschwingungen herbeiführenden Körper eine regelmässig periodische Bewegung, 
wie sie die Zinke einer Stimmgabel oder einer schwingenden Saite ausführt, ert heilen 
könnte. Eine solche Bewegung macht wenigstens sehr augenähert das gradlinig geführte 
oder um einen verhältnissraüssig entfernt gelegenen Drehpunkt oscillirende Ende einer im 
Vergleich zum Kurhelrtidins sehr langen Kurhelstange 1 ) und es liegt der Gedanke nahe, 
diese Thatsachc zur Erreichung des angedeuteten Zweckes zu benutzen. 

*) Vergl. Thomson und Tait, Handbuch der theoretischen Physik, Dt. Uebers. von 
Üelmholtz und Wert heim, S. 41. wo die Bewegung des Trittbrettes eines Spinnrades oder de« 
Kolbens einer Dampfmaschine als Beispiele einfacher harmonischer Bewegung angeführt sind 



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Zinirmn rl'K IxvrHiiMKrTKiiKirxoK. 

AU«r irr ibw. 



F ucns, SlMI'ftftlRKNK. 



271 



Auf einer dureli Zolin- oder Koihungsrädcrühorsetzuug oder auch mehrfachen 
Schnurlauf von einer Handkurhel au«, in möglichst leichter und geräuschloser Weise in 
sehr schnelle Umdrehung versetzharen Axe denke man sich eine kleine Kurbel k (Fig. 1) 
von vielleicht 1 bis 5 mm Radius, statt deren man auch 
zweckmässig ein kleines Kreisexcenter anwenden könnte, 
befestigt. Das freie Knde der daran angreifenden Plcyel- 
stange s werde entweder in einer geraden CouKsse /*, 
vielleicht zur Vermeidung von Reihung durch eine Rolle 
geführt, oder auch an einem Faden oder leichten Lenker aufgehangen und mit einer 
senkrecht zur Bewogungsrichtung stehenden Platte V versehen. Letztere würde im 
Fall gradliniger Führung am Vort heilhaft eston mit «lern Gleitstück verbunden werden, 
dürfte aber voraussichtlich unbeschadet der Wirkung auch unmittelbar an die Schubstange 
oder den Lenker angebracht werden können. Zur bequemen Zählung der Schwingungen 
würde die Einrichtung zu treffen sein, dass die Umdrehungsgeschwindigkeit der Axe ein 
Ifekanutes hohes Vielfaches von derjenigen der Handkurbel ist, deren Umdrehungen durch ein 
einfaches Zählwerk markirt werden. Wird der Apparut in Gang gesetzt, so wird die 
Platte eine schwingende Bewegung machen und in der Luft einen Ton erregen, dessen 
Schwingungszahl au «lern Zählwerk al »gelegen werden kann. 

Da die Kurbclstnngc hier keinen in einem Cylinder gehenden Kolben, sondern 
nur eine frei in der Luft schwingende Platte zu führen hat, so wird die zur Bewegung 
des Apparates erforderliche Arbeit auch bei grösserer Umlaufsgeschwindigkeit keine allzu 
grosse sein. 

Eine in dieser Weise construirto Sinussirene — so könnte man den Apparat 
nach der Bewegungsform der Platto wohl neunen — würde, da die Platte eine einfach 
pendelnde Bewegung macht, einen einfachen Ton geben, wie eine Stimmgabel, ausser- 
dem al>er vor den bekannten Sirenen mancherlei Vorzüge, besonders für Demoustratious- 
zwecke haben, bezw. durch Nebeneinrichtuugeu leicht erhalten können. 

Bei sehr grosser Amplitude der Schwingung werden allerdings auch hier im 
Klange Obertöne Auftreten, wovon man sich bei einer jeden heftig schwingenden Stimm - 
gal>el überzeugen kann (vergL Helmlioltz, die Lehre von den Tonern ptindungen; Braun- 
schweig. 1877, Seite 2(3). Auch bei kleinerer Schwingungsweite werden die Obertöne 
nicht ganz fehlen,, da die Platto nur hei unendlicher Länge der Kurholstange eine rein 
sinusförmige Bew egung macht . Die Obertöne werden aber um so mehr zurückt roten, je 
länger die Kurltelstange im Verhältnis* zur Kurbel ist, und würden durch eine Ein- 
richtung wie bei Fig. 2, bei welcher statt der gewöhnlichen Schubkurbel eine rechtwink- 
lige Kiirbelschleife angewandt ist, gänzlich beseitigt 
weiden können. Auch hier könnten selbstverständlich 
die Führungen f der Schubstange s durch Frict ionsrollen 
ersetzt werden, ebenso würde die Aufhängung der Stange .* 
au zwei gleich laugen Lenkern am Bewcgungsgesetz 
nichts ändern und also auch Obertöue nicht erzeugen 
köuucn: !>ei ungleicher Länge der I*eukcr w ürden solche allerdings w'ieder auftreten. 

Auch die Anwendung zweier Parallelkurbeln, an deren Kuppelstange die Platte 
P befestigt werden könnte (Fig. 3) würde voraussichtlich zu gleichem Resultat führen, 
wiewohl hier, wenigstens in den Verhältnissen der Figur, die Platte zu mehr Wirbelbe- 
wegungen der Luft Veranlassung bieten dürfte. Denkt man sich aber die Flache der 
Platte im Verhältnis* zum Kurbelradius sehr gross, so ist leicht einzusehen, dass der 
Effect nicht sehr verschieden von demjenigen einer einfach vor- und rückwärts getriebenen 




J r 

Kl#. 3. 




Kl#. I. 




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070 _ _ Zkitschhiit rtn 

rvcns, iSis« «8IUENK. AUGUST IHM. 

Platte sein kann. Weniger geeignet möchten dagegen die aus dem oscillireuden Knrbel- 
getriebe (Fig. 4) abzuleitenden Mechanismen sein, da bei demselben die Verschiedenheiten 
in der Geschwindigkeit des Vor- und Rückganges bedeutend grösser werden. (Dasselbe 




Fig. s. Fig. 4. 



wird bekanntlich bei Hobelmaschinen vielfach zur Urzeugung schnellen Rückzuges des 
Stichels angewandt). 

Die Amplitude der Schwingung bleibt bei Aenderung der Tonhöhe die gleiche: 
sie kann durch Aenderung der Kurbellänge leicht variirt werden. Die objectivo Tonstärke 
wird hier dem Quadrato der Kurbellänge und dein Flächeninhalte der Platte proportional 
Bei gegebenen Dimensionen der Kurbel mal der Platte ist also die Stärke eines Tones 
von gewisser Höhe völlig bestimmt. Eine Sirene dieser Art würde daher, wenn genügend 
Sorge dafür getragen wird, dass der Ton nur an die Luft und nicht an die Unterlagen 
abgegeben wird, dazu benutzt werden können, um phonomctrisch die Stärke einfacher 
Töne, z. B. des Tones eiuer zwischen den Polen eines Elektromagneten schwingenden 
Stimmgabel, in absoluter Maasseinbeit festzutellen. 

Am anderen Ende der Axe kann eine zweite Kurbel angebracht und diese eben- 
falls mit einer Kurbelstange und Platte versehen w r erden. Man erhält dann zwei Töne 
von gleicher Höhe, deren Phasen sieh w illkürlich ändern lassen, indem man die relative 
Stellung der beiden Kurbeln variirt. 

Auch für die Demonstration der bei Zusammenklang von Tönen verschiedener 
Höhe entstehenden Erscheinungen: Dissonanzen, Scliw'ebungen, Accorde, des Tartinische» 
Tons u. s. w\, für die Nachahmung der Vocale und anderor Klänge, fiir die Demonstration 
der Unabhängigkeit der Klangfarbe von den Phasenunterschioden der Theiltöne u. s. w'. 
würde sich die Sinussireue eiurichten lassen. Die Construction würde aber olsdaun eine 
complicirtere werden, da dann mindestens zwei mit Schallplatten versehene Kurbeln 
von verschiedenen U mlanfsgeschwindigk eiten, deren Verkältniss je nach Bedürfnis» ver- 
ändert werden könnte, erfordert würden. 

Ein Mechaniker, der von den im Vorigen erläuterten Ideen Gebrauch machen 
wollte, würde die Priorität der Erfindung mit vollem Rechte ftir sieh in Anspruch nehmen 
dürfen, denn der Gedanke ist in diesem Falle ein höchst nahe liegendor, wührend die 
Ausführung des Apparates, zu dem hier nicht mehr als einzelne Andeutungen gegeben 
sind, noch immerhin nicht geringen Aufwand an Scharfsinn und technischem Geschick 
erfordern und der Voroxperimento wegen wahrscheinlich nicht ohne beträchtliche Opfer 
an Zeit und Geld zu verwirklichen sein dürfte. 



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ZKllSt'llHii-r H k Ikktui mkxckxki.'Ki>k. 
AUGUST |»KÄ. 



Oklcicii, Compamcompsnsatioxbn. 



273 



üeber Compasscompensationen und Cursverwandlungsapparate. 

Mit g e 8 c li i c h 1 1 i c li e n Notizen. 

Von 

Prwf. Knx. f-t-lrich in Luuiupirroln. 

L 

Die Variation»- Compasso de« sechzehnten Jahrhunderts. — Erste Ent- 
deckung der Deviation oder der Local-Attraction. — Die Compensation des 

Capt. Flinders. 

Schon bald nach der Entdeckung der Veränderlichkeit der magnetischen 
Declination — letztere von den Seeleuten auch Missweisung oder Variation des 
Compasses genannt — sann man auf Mittel, um die magnetischen Richtungen — seemän- 
nisch Curse, wenn es sich tun die Bngrichlung des Schiffes, Peilungen, wenn es sich 
um die Richtung anderer Objecte handelt — in wahre zu verwandeln, ohne die bezfigliche 
Rechnung ausführen zu müssen. Martin Cortez schrieb in seinem „Compendio de la 
sphera y de Harte de navegmr, eon naevns inslrumentns y reglos. Sevilla 7556"“ die Art und 
Weise vor, den Compass nach der bekannten Variation zu corrigiren; um dies zu bewerk- 
stelligen, war die Nadel auf der Rose beweglich, so dass nach erfolgter Einstellung dio 
Bussole wahre Curse angab. War z. U. die Variation 10° West, so hatte man nur das 
Nordende der Nadel tim den gleichen Betrag westlich von der Nord-Sndlinio der Roso zu 
verrücken. 1525 hatte Felipe Guilen einen sogenannten Variations-Compass, mit dem 
man auch dio Höhe der Sonne messen konnte, construirt; das Iustrument scheint indcss 
in der Navigation keine weitere Verwendung gefunden zu haben. 

Abgesehen von der Wichtigkeit, welche die Kenntnis» der magnetischen Decli- 
nation für die unmittelbare Richtungsbestimmuug lmt, musste ihr im sechzehnten und 
siebzehnten Jahrhundert eine ganz besonders grosse Bedeutung zugeschrieben werden, 
da man auf ihre absolute Grösse die Längenbestimmung stützen wollte. Die vielen Instru- 
mente, welche man zu diesem Zwecke erfunden UDd theilweise auch construirt hat, bieten 
weder in wissenschaftlicher noch in technischer Beziehung Bemerkenswerthes, weshalb 
wir von ihrer Beschreibung absehen können. 

Es handelte sich dnbei auch mehr um die Bestimmung der Missweisung als um 
die Anfertigung von variationslosen Bussolen. Im Jahre 1073 machte Don Lazaro 
Flores in seinem Arle de Navcgar den Vorschlag, die Bussole mit einem senkrechten 
Stifte zu versehen, aus dessen Schattenlängen, in corrcspondirenden Sonnenhöhen, die 
wahre Richtung des Meridians und somit die Declination gemessen werden könnte. 

Die Bussolen mit beweglicher Nadel haben sich bis in unsere Tage erhalten, und 
man findet, wohl gegenwärtig noch Handelsschiffe, vorzüglich Mittelmeerfahrer, welche sich 
durch solche Instrumente dio kleine Rechnung der Correction der Variation ersparen. 

Schon im Jahre 1(166 machte der französische Hydrograph Guillaume Denis 
die Bemerkung, dass zwei an verschiedenen Stellen des Schiffes aufgestellte Compasse 
verschiedene Richtungen angaben; der bcrühinto Seefahrer Dampier konnte sich die 
Thatsacho nicht erklären, dass die verschiedenen Declinationsbestimmungen, welche am 
Cap der guten Hoffnung vorgenoinmeu worden waren, nicht identische Resultate lieferten. 
Der Astronom Walles, der den Seefahrer Cook in den Jahren 1770 — 1780 begleitet 
hatte, Vancouver (1790 — 1795), Phipps, Lord Mulgrave, Beautomps-Benuprö 
(1793) und Andere hatten ähnliche Wahrnehmungen gemacht, ohne jedoch die Ursache 
dieser Anomalien zu finden. Es scheint, dass ein Engländer Dowine zuerst eine Ahnung 

37 



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274 



XitiTartiiiirT rC« 

AlMil’KT IfWS. 



OrLTICH, CoNrjtMCUMPRRRATIORIR, 



von dom Einfluge der Eisenmassen des Schiffes auf die Compassnadel gehabt habe. In 
einem Berichte aus dem Jahre 1794 Russe rt er einige Vermuthungen darüber, ohne »ich 
jedoch bestimmt und sicher auszudrücken. Unbekannt scheint es unter den Historiographen 
geblieben su sein, dass D. Jose de Mcndoza in seinem „Trat ad o de uaregario* ( 17S7)r 
empfohlen hat, keine Eisonstücko in die Näho def Compassnadel zu bringen. Ob er al<er 
von dem Einflüsse der übrigen Eisenmassen des Schiffes unterrichtet gewesen ist. darf 
sehr bezweifelt werden, denn von störenden Einflüssen nennt, er den Blitz und die Polar- 
lichter, dann bezeichnet er als schädlich auch den Gebrauch, die Nadel in einem Etui 
aufzubewahren, ohne ihr die freie Bewegung zu gestatten; von einem Schiflfsmagnetismoa 
aber spricht er nicht. 

Erst der englische Capitän Flinders (1801) untersuchte die Störungen der Nadel 
mittels methodischer Experimente, wobei er ganz richtig erkannte, dass der Winkel 
zwischen Nadel und magnetischem Meridian — die Abweichung oder Deviation 
genannt — bei den Cursen Nord und Süd Null wrar, und dass sie ihr Maximum bei den 
Bugrichtnngen Ost und West erreichte. 

Der Gedanke, dass die Aenderung der Abweichung in den Zwischenricht ungen 
der Rose nach irgend einem bestimmten Gesetze vor sich gehen müsse, lag nach den 
Beobachtungen von Flinders nahe; er versuchte diese Aendemug dem Sinus des Curs- 
winkels proportional zu setzen. Ausserdem nahm er an, dass die Maximaldeviation der 
magnetischen Inclination proportional und dass das Verhältnis» dieser beiden Grössen für 
ein und dasselbe Schiff constant sei. Er hat somit nur jenen Theil der Deviation gekannt, 
welchen wir semicirculär nennen, d. h. jenen Theil der Abweichung, welcher zum grössten 
Theil durch die permanent-magnetischen Eisenmassen des Schilfes verursacht wird. Die 
inductive Einwirkung des Erdmagnetismus auf das w'eiche Eisen kennt er noch nicht. 
Bezüglich des constanten Verhältnisses zwischen der magnetischen Inclination und der 
Maximaldeviation hat Flinders cVie Horizontalcomponente des Erdmagnetismus ausser 
Acht gelassen, vermöge welcher die störenden Kräfte auf Holzschiffen eher der Tangente 
der Inclination proportional sind. 

Um die Bussole von der Deviation zu befreien, rieth Flinders, eine neutrale 
Stelle im Schiff auszusuchen und an dieser don Compass möglichst hoch aufzustellcn. Da 
er ferner aus seinen Experimenten fand, dass die Nadel derart abgelenkt wird, „als wenn 
sich im Vordortheil des Schiffes magnetisirto Eisenmassen befanden, so kam er auf die 
Idee diese Wirkung durch eine oder mehrere im Achtcrtheil vertical ange- 
brachte Eisenstangen aufzuheben. 

Die englische Admiralität liess im Jahre 1812 auf fünf Schiffen der Kriegsmarine 
Untersnchungen über die Flinders’scben Vorschläge nnstollen. Die Theorie erwies sich 
hierbei als nicht ganz mit der Praxis übereinstimmend, nber die Versuche regten zu einer 
weiteren Verfolgung der Flinders’sehen Ideen an. Scoreshy fand die richtige Beziehung 
der magnetischen Induction zur Inclination, Sabine bewies, 1 ) dass die Nnlldeviation nicht 
genau den Cursen Nord und Süd entspräche. Sabine änderte somit das Flinders’sche 
Gesetz dahin, dass er die Abweichung nicht dem Sinus des Curswinkols, sondern dem 
Sinns desjenigen Winkels proportional setzte, den die Bugrichtung des Schiffes init der 
Richtung der Nulldeviation bildeto. 

Es begann nun eine Reihe von Studien, Untersuchungen nnd Ex peri menten, welche 
bis znm Jahre 1838 und 39 w r ährtcn nnd mit den vollendeten Theorien von Poisson und 
Airy endigten. Da wir aber hier nur die Compasscouipensationen und die Cursverw'nnd- 
Inngsapparate zu behandeln beabsichtigen, so würde uns eine Schilderung der schrittweisen 

Philos. Trans. London 1R19. 



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ZHTSi'MKirr Ff« lwsTmrMRXTKsia**t>B „ 075 

AUGUST 1881. GklCICII, COMPASSCOMPENSATIOXKII. 

Entwickelung der Deviation 8 theorie zu weit fahren; die Entwicklung dieser Theorie ist 
übrigens auch schon verschiedentlich behandelt worden. 1 ) Vorzüglich betheiligten sich 
bei diesen Arbeiten Barlow und Christ ie, welche die Wirkungen des indneirten Mag- 
netismus untersuchten, Poisson,*) der bezüglich unseres Gegenstandes auf rein analy- 
tischem Wege allen seinen Zeitgenossen vorauseilte, Airy, s ) auf den wir noch znrück- 
zukoimnen haben werden, Scoresby, der sich vorzüglich mit dem subpermanenten 
Magnetismus beschäftigte 4 ) und Sabine, dessen Aufmerksamkeit mehr dem Erdmagnetismus 
zöge wendet war. 5 ) Hohe Anerkennung verdienen die englischen Offiziere A roh i bald 
Smith und Evans, welche die Theorie ungemein anschaulich gestaltet haben. 

n. 

Compensationsversuche von Scaramella, Young und Barlow bis auf Airy’s 
Coinpensation. — Compensation dos Krängungsfehlers. 

Der Dänische Gesandte am römischen Hofe, Baron Schubart, 0 ) erwähnt in einem 
Brief einer vollständig compensirten Bussole, deren Erfinder der venetianische Ingenieur 
Scaramella war; dio Compensation bestand indes« nur darin, dass das Bussolengehäuse 
ganz aus Eisen bestand. Wir wissen nicht, ob je ein Schiff versucht hat, diese Erfindung 
anszunützen. Sicher ist es, dass ein solches Vorgehen nur Unheil gestiftet hätte. 

In einer italienischen Zeitung aus dem Jahre 1819") findet man eine Notiz über 
eine nicht näher beschriebene Compensation. Dieselbe lautet: ,,Dr. Jcuuing hat eine 
Methode erfunden, um die Richtung der Magnetnadel unabhängig von jeder, auch in ihrer 
Nähe befindlichen Eiscnmasse, zu machen. Der Capitain Du mbar, ein erfahrener See- 
mann, bediente sich auf der Rückreise von Smyrna nach England einer sogenannten 
isolirten oder versicherten Bussole (di una cosidetta bussola assicurata o isolata) aus der 
Fabrik des Dr. Jouning. Er versichert, dass, obwohl er auf seinem Schiff viel Eisen 
hatte, die Bussole doch nicht die geringste Abweichung zeigte.“ Es ist zu vermuthen, 
dass dieser Dr. Jenning kein anderer als der Dr. Young 8 ) war, welcher zum ersten Mal 
nachwies, dass die durch den permanenten Schiffsmagnetismus hervorgebrachte Deviation 
umgekehrt proportional der Horizontalintensität des Erdmagnetismus ist und dass die 
durch die Verticalinduction hervorgebrachte Deviation sich wie die Tangente der Incli- 
nation ändert. Welcher Art aber seine Compensation war, ist nirgends angegeben. 

Im Jahre 1820 machte Barlow 9 ) folgende merkwürdige Entdeckung: „Zwei 
Kugeln aus demselben, dom Einflüsse des Erdmagnetismus unterliegendem Material, von 
denen die eine voll, die andere hohl ist, letztere um ein Viertel des Gewichtes der ersteren 

*) Admiralty Manual for the doviations of the com pass by J. J. Evans and Archi- 
bald Smith. — A. Coli et. Regulation et Compensatiou des C’ompas. Paris 1882. 

*) Memoire» de l’Acad. des Sciences. Bd. V und Bd. XVI. 

s ) Philosoph. Transactions 1839. 

4 ) Philosoph. Trans. 1811); Account of the Arctic Regions Bd. II; Journal of a Voyage 
in the Northern Whale Fishery. 

*) Phil. Trans. 1840—68. 

*) La paralizzazione delln inobilitn delP ago maguetico, ecoperta 1'anno MDCCCXVI dal 
geometra Antonio Scaramella di Venezia. Seite V. 

’) Nuovo Oaservatore Veneziano, vom 11. September 1819. No, 109. 

*) Quarterly Journal 1820. Vol. IX. 

9 ) Essay on Magnetic Attrnctions 1890. 



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270 



Zritsciirift Ff r iN*TRrnr.*Tr-XKrst»R 
GrLCICII, ( •»MPAHSroMrK.VK ati«*xks. Ar<5|T«T IMS 



leichter, bringen unter sonst gleichen Umständen identische Deviationen hervor.“ Die» 
Bemerkung brachte ihn auf den Gedanken, die Deviation des Compasscs durch eine solche 
Kugel oder aber durch einfache Scheiben aus weichem Eisen za neutralisiren. Die Auf- 
steilungslogo der compensirenden Masse war empirisch durch Versuche zn l>estiinmen. 
Diese Compensation wäre für alle Breiten giltig gewesen, denn die Aenderungen der 
Induction in den weichen Eisenmnssen des Schiffes und in der compensirenden Vor- 
richtung hätten immer im gleichen Verhältnis« stattgefnnden. Doch zeigte es sich hei 
don ersten Versuchen, was Poisson schon früher vorausgesagt hatte, dass, wenn bei 
diesem Vorgänge die Deviation nicht ganz genan componsirt wurde, in anderen Breiten 
dann bedeutende Missverhältnisse auftraten. Deshalb schlug Barlow später vor, die 
Lage der Scheibe zuerst am Lande durch Erzeugung gleich grosser Deviationen, wie ant 
dem jeweiligen Schiffe zn bestimmen, nnd dann am Schiff die Controle derart ansznühen. 
dass man sich zuerst zu überzeugen hatte, ob in gleicher Lage wie am Lande die Scheibe 
die Deviationen verdoppelte. Dieses Vorfahren Hess, wie man leicht ersieht, die indn- 
cirende Wirkung des Schiffsmagnetismus auf dio Compensationsvorrichtung unberücksichtigt 
und konnte in höheren Breiten bedeutende Differenzen verursachen. Die Compensation 
wurde indess doch angewendet ; zwei Scheiben von 0,8 m Durchmesser nnd 8 cm Dicke 
waren mit einer dünnen Zwischenlage von Holz derart verschraubt, dass sie nur eine 
einzige Platte bildeten; diese in der Mitte durchbohrte Scheibe war anf einer metallenen 
Axe beweglich und mittels einer Schraube feststellbar. 

Alle diese Versuche wurden zu einor Zeit gemacht, als man noch keine bestimmte 
und richtige Konntniss über den Einfluss des Schiffsraagnetismus anf die Compassnadel 
hatte, und solange man nicht im Stande war, diesen Einfluss in mathematischen Formeln 
darzustellen, war auch an eine richtige und vollständige Compensation nicht zn denken. 

Der Holzmangel in England und die Fortschritte der Eisentechnik beförderten 
unterdessen ungemein den Eisenschifflau; man hatte bald Schiffe, deren Hauptbestand- 
teile nllc aus Eison waren, nnd deren Compassnadcln bis zn 60° vom magnetischen 
Meridian abwichen. Es war daher sehr an der Zeit, die Sicherheit der Navigation durch 
eine zweckentsprechende Componsation zu erhöhen. Die englische Admiralität beauftragte 
daher Sir G. Airy mit der Lösung dioser Aufgabe, während gleichzeitig die Gcneral- 
DampfschiftTahrts-Gesellschaft das Schiff „Rainbow“ für die bezüglichen Experimente 
zur Verfügung stellte. 

Nachdem Airy nachgewiesen hatte, dass die Compensation von Barlow der 
Strenge nach unrichtig war, schlug er selbst die Anwendung permanenter Magnete und 
weicher Eisenmassen zu diesem Zwecke vor. Um sich eine richtige Vorstellung des 
Airy 'schon Verfahrens und der später zu besprechenden daraus gefolgerten verschieden- 
artigen Compensatiousmethoden zu machen, müssen wir jedoch zur mathematischen 
Gleichung der Deviation zurückgreifen. Bedeutet d die Deviation, r den magnetischen 
Guts des Schiffes, so besteht dio Relation: 

sin d = SH eos d + SB sin (e — d) 4- 6 cos (c — ff) -f- S) sin (2r — d) + (S cos (2c — d) 

wo 31, 33, li, t), (5 die Coefticienten der Deviation sind. — Dieselben haben 
folgende Bedeutung. 

Die Grössen 31 and <5 rühren von einer horizontalen Induction im weichen Eisen 
her, welches unsymmetrisch zu beiden Seiten eines durch den Coinpass gelegten Vertical- 
längsschnittcs des Schiffes vertheilt ist, Ihr Betrag ist in der Praxis gewöhnlich nahe 
gleich Null. 

Die Grössen SB mul (5 bestehen aus zwei Theilen, deren einer von der horizon- 
talen Componente des permanenten Magnetismus der Eisentheilc abhängt, der andere 



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Zril&CIIKin Kt‘M IXSTKllMKNTfc.3fKll|lllK. 

AIU2UHT IMS. 



OkLCICII, ( '(>kf TAHKCOM l’KKH ATlnN KM. 



277 



aber von einer verticalon Induction in dem woichen Eisen, welches unsymmetrisch vor- 
* heilt ist su lieiden Seiten dos vertical durch den Compnss gelegten Querschnittes für 4! 
und Längsschnittes für G. Hie Grösse 4) kann auch als die mittlere Resultante der Richt- 
luiflt nach dem Buge und G die mittlere Resultante der Richtkräfte nach Steuerbord 
(rechte. Schiffsseite, wenn man das Gesicht gegen den Bug hält) angesehen werden. Im 
Allgemeinen bedeutet also -)- SB einen Zug nach dem Buge, 4- 6 einen Zug nach 
Steuerbord. 

® rührt von einer Induction in dem weichen Eisen her, welches symmetrisch, 
sowohl bezüglich des vcrlicalcn Längs-, als anch des verticalen Querschnittes vertheilt 
ist. Die Grösse © ist die mittlere Resultante der Richtkräfte gegen das nordwärts 
gewendete Ende erzeugt von der nordwärts gekehrten Seite des Schiffes, während 6 die 
mittlere Resultante der Richtkrüfto gegen das nach Westen gewendete Ende von der 
westwärts gekehrten Seite des Schiffes erzeugt, bedeutet. 

Sämmtliche Coefficienten sind in Theilen der mittleren Richtkraft der Nadel 
ausgedrückt. 

Wir können nun zur Airy 'sehen Com|iensation übergehen. Vernachlässigt man 
die Theibetriige S1 cos d und G cos (2c — d) so hat man: 

sin d = SB sin (c — d) + G cos ( c — d) + © sin (2c — d). 

Denkt man sich das Schiff mit dem Bug gegen magnetisch Nord (oder Süd) 
gedreht, so ist r = o; befestigt man nun einen senkrecht zum magnetischen Meridian, 
also queraebiffs gerichteten Magnetstab mit seiner Mitto unter dem Ccntnim der Rose 
in solcher Entfernung, dass die Deviation verschwindet, d. h. erzeugt man mit dem 
Magnetstab eine kfinstlicho Deviation, welche der gegebenen gleich ist, aber ein von ihr 
verschiedenes Vorzeichen hat, so wird c — d = 0, also der Coefticient von SB gleich Null 
und für die anderen Curae erübrigt noch 

sin d = G cos (c — d) + S sin (2r — d). 

Dreht man weiter den Ilug nach Ost (oder West) so dass also <• = 90° wird und geht 
wie oben vor, indem man jetzt einen zweiten Magneten längseliiffs anbringt, so wird 
c — d = 90°, also der Coefticient von G gleich Null und cs erübrigt 

sin d = © sin (2c — d). 

Man kann SB und G auch gleichzeitig durch einen einzigen Magnetstab compen- 
siren, wfelcher ln der Richtung der Resultante von S) und G aufgestellt wird und dessen 
Entfernung von der Rose empirisch zu bestimmen ist. Die Richtung der Resultante 

ergiebt sich einfach aus der Relation tg a — hängt nur von der horizontalen 

Induction im weichen Eisen ab; man wird daher 
diesen Tlieillietrag durch woiche Eisenmassen auf- 
lieben können, indem man das Schiff nach NE, SE, 

SW oder NW (c = 45°) dreht. Bestimmt man durch 
Versuche jene Lage der weichen Eisenmasse, für 
welche d = 9 wird, so hat man damit auch den Ein- 
fluss von SD gleich Null gemacht. 

Fig. 1 repräscnlirt eine mit der Airy 'sehen 
Compensation erster Art vorsehono Bussole. Die 
Comppnsatoren B und C, welche die Wirkung der Coeffi- 
cienten S3 und G aufheben sollen, sind auf einem verticalen Ständer ex angebracht, welcher 




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97« _ Z*rTnrn«iFT kPh UmnwKSlxtnr^M 

GKLCICff, COMPASSCOMPKJtSATIOKKSJ. AUfil'ST IMS. 

sich im Gehäuse 0 senkrecht unter dein Centrum der Rose befindet. Die Compeu- 
satoren D D, welche den Ooefficienten neutral isiren, sind nach dem Vorschläge des 
Liverpooler ComposB-Comite hohle weiche Eisencylinder von der Form der Figur und 
23 bezw. 30,5 cm lang. Die Axe -der Cylindcr soll so gut als möglich in der Ebene der 
Coinpässnadcl liegen. Aus Versuchen mit solchen von E. De nt & Co. in London 
gelieferten Cylindem ergaben sich folgende Daten: 1 ) 



Distanz «los Cylindercnde* vom 
Mittelpunkt der Kose: 

17.8 cm 

20.3 „ 

22.9 

25.4 „ 

27.9 „ 

30.5 „ 



Deviation, vc 


•rursacht durch: 


den kl. Cylind. 


den grAss. Cylind. 


10,17° 


12, 8° 


0.28 


8,45 


4.13 


5,95 


2,87 


4,30 


1,97 


3,07 


1,40 


2,25 



Die Correction für quadrantalo Deviation*) in der angegel>eneii Form war in der 
Praxis durchaus nicht so leicht au szti fuhren, als man glauben sollte. Es ist nämlich sehr 
schwer, grössere Eisenmaasen ganz frei von permanentem Magnetismus zu erhalten. 
Ausserdem ist in Anbetracht ihrer Nähe zur Compassnadel die Indnction der Nadel in 
Berücksichtigung zu ziehen, worauf wir noch zu sprechen kommen. Um grössere Qua- 
drantal-Devintionen zu componsiren, schlug Evans vor, die gegenseitige Wirkung zweier 
Compasse auf einander anzuwenden. Es erzeugen nämlich zwei Compasse, welche in 
einer auf dem verticalen Längsschnitt des Schiffes senkrechten Linie aufgestellt sind, 
gegenseitig eine quadrantale Deviation, wodurch es möglich wird, die von dem Eisen des 
Schiffes herrührende Quadrantal-Deviation aufzuheben. Unseres Wissen hat diese Methode, 
welche verschiedene Nachtheile aufzuweisen hatte, keine weitere Verwendung gefunden. 

Gegen die Compensation von 3$ und U, nach der Angabe Airy’s, hatten sich in 
England gewichtige Stimmen erhoben, welche die Genauigkeit des Verfahrens sehr in 
Frage stellten. Man erkennt nämlich auf den ersten Blick, dass durch permanente 
Magnete eben nur der permanente Magnetismus des Schiffes neutralisirt wird. Diese 
Ooefficienten hängen aber auch von einer Verticalinduction im weichen Eisen ab (obwohl 
eigentlich dieser Theilhetrag specieli tur ($ fast Null ist), welche bei Aendcrung der 
Breite ihren Werth ändert. Es lag zwar nahe, hier durch die Stange von Flinders Ab- 
hilfe zu schaffen, doch schöpfte diese Idee erst viele Jahre später Sir W. Thomson. 
Dr. Scoresby hatte aber noch ein weiteres Bedenken. Im Jahre 1854 strandete 
der kurz vorher fertig gestellte Dampfer ^Taylor, dessen Deviation nach der Methode 
Airy’s compensirt worden war. Dieser Unfall erregte grosses Aufsehen, um so mehr als 
Scoresby die Behauptung aufgestellt hatte, die Ursache der Strandung sei eben in der 
Compensation des Comp^sses Z u suchen. Er hielt darüber in Liverpool einen Vortrag» 
wo er nachzuweisen suchte, dass der permanente Schiffsmagnetismus durch den Wellen- 
schlag seinen Charakter geändert hatte, und dass die Comj>ensation hierdurch unrichtig 



*) Handbuch der Navigation. Bydrogr. Amt. Herlin. II. Aull. 1881. pag. 107. 

*) Die durcl» 3) und (S verursachte Deviation nennt inan qnadrantal, weil sie in 
jedem Quadranten das Zeichen wechselt; die durch 3J und (5 horvorgo brachte nennt mausend- 
circular, weil sie in zwei aufeinander folgenden Quadranten gleiche Zeichen behftlt. Man 
Überzeugt sich davon, wenn man in den bezüglichen Theilbet rügen der Gleichung in erster«® 
Falle (®, (5) 90-j-r, 180 -f-c und 270 -f-<% in letzterem 180 + e anstatt r einsetzt. 



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ZmiCHBIW rP* 1*.H I MI’MKSt r CHRIINKK. „ _ 279 

- AIHJU8T ÖKMJICH, CoarAWCOMFICIISATIOftMf. 

werden musste. In der Folgo entspann sich eine heftige Polemik zwischen Scoresby und 
Airy, 1 ) der wir die genaneren Kenntnisse über das Wesen des sogenannten subperma- 
nenton Magnetismus ztt verdanken halten. Dabei gelangte man zu der Einsicht, dass der 
magnetische Charakter von Eisensehiffen neuer Oonstruotion fortwährenden Aenderangon 
unterworfen ist, dass jedoch nach den ersten zwei oder drei Fahrten dio Coefficientcn 
eine constante Grosse annehmen. 

Theils dieser Umstand, theils die von der Verticalinduction hervorgobrachten 
Betrüge von St und 15, schliesslich dio Veränderlichkeit der semicirculiiren Deviation mit 
der Breite, erweckten Misstrauen, so dass man noch vor wenigen Jahren in den Lehr- 
büchern über Deviation las, cs seien gegen die Anbringung der Compensation „grosse 
und wie es scheint begründete Bedenken“ erholten worden.*) 

Ein weiterer Nachtheil dor Compensation war der, dass bei Aufstellung der 
Deviationsgleichung die Lange der Compassnadel ausser Acht gelassen wurde, was man 
* bei den Compensatoren wogen ihrer allzugrossen Nähe nicht mehr thnn darf. Eiue theore- 
tische Betrachtung*) ergab jedoch, dass ein System von zwei oder vier parallelen Com- 
passnadeln wieder gestattet, die Dimensionen des Compasses unberücksichtigt zu lassen. 
Wendet man Bosen mit zwei Nadeln an, so müssen letztere tim jo 30’, wendet man 
vier Nadeln an, so müssen zwei davon um 15° und dio anderen zwei um 1 5 ; von dem 
mit ihnen parallelen Durchmesser abstchen. 

Man pflegt manchmal Vortiealmagnote zur Compensation von SB und (5 zu benutzen. 
Ein solches Vorgehen kann nicht gebilligt werden, da diese Compensation nur so lange 
giltig ist, als das Schiff" auf geradem Kiel liegt. Bei einer eventuellen Neigung nach der 
Seite (seemännisch: Krängung) geratliQii die Enden des Mngnetcn ans der Verticalebene 
des Compasses nnd erzeugen eine neue Deviation. 

Ein weiterer Factor, welcher in der Navigation sehr störend wirkt, ist der 
Einfluss der Neigung des Schiffes und der Stampfbewegungen. Wenn sich das 
Schiff gegen eine Seite neigt, so ändern die Eisenmassen ibro Lage gogen die Compass- 
nadel und es ändert sich somit auch die Deviation. Beim Stampfen des Schiffes verursacht 
jede Bewegung eine neue Deviation, daher ein Abweichen der Nadel vom Compass- 
meridian bald nach der einen, bald nach der anderen Seite, wodurch die Nadel in Schwin- 
gungen versetzt wird, welche, wie man sich leicht verstellen kann, für den Steuermann 
sehr störend sind. 

Schon das Liverpooler Compass-Comitö war auf den Einfluss der Neigung auf- 
merksam geworden, doch waren dio Ursachen, welcho man diesem Fehler znschrieb, nicht 
ganz richtig erkannt. Im Jahre 1SGO schrieb Airy, 4 ) dass über diesen Gegenstand noch 
nicht genügend Beoliachtungsmaterial vorliege, dass die betreffende Correction noch nicht 
auf einfache Gesetze zuriiekgeftihrt werden könne und dass die praktische Correction des 
Krängungsfehlers noch grosse Schwierigkeiten habe. Im Jahre 18C2 erschien das berühmte 
und in diesem Zweige der nautischen Wissenschaften epochemachende Werk „Admiralty 
Manual for ascertaining and applying the Deviations of the Coui|1h8s, caused by the iron 
of a Ship by E. J. Evans nnd Archibald Smith“, welches auch die Frage des Krün- 
gungsfehlcrs einer glücklichen theoretischen Lösung zuführte. Dio Verfasser, anstatt sich 



*; Philosoph. Trans. 1H56. 

*) Admir. Manual. Deutsche Bearbeitung von Itr. Schaub, S. 100. Dr. Pangger 
Lehrbuch der Nautik, S. H2. 

*) Schaub a. a. O., S. KJ ff. 

*) Transactions of the Iustit. of Nnval Codictots. Bd. 1, S. 107 ff. 



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280 



OKLCICtl, C^MrAÄftroill'KKSATIOSItM 



7.KiTnriiKirr rf*« l*n*i'MKn-WKC*o« 

AUUUftT mx. 




X 

Fl«. *. 



noch weiter auf die Ergebnisse der Beobachtungen zu verlassen, leiteten aus den Formeln 
von Poisson Ausdrücke ab, welche die durch die Neigung verursachte Acnderung der 
Coeflicientcn darBtellen. Hatte man einmal eine theoretische Gleichung für den Einfluss 
der Krängung, so war es nunmehr leicht, diesen Einfluss zn compensiren. Um das Wesen 
der Compensation des Krängtingsfehlers leicht zu verstehen, denke man sich über den 
Mittelpunkt der Rose o ein dreiaxiges Coordinatcnsystem gelegt, und zwar in den 
Richtungen nach dem Bug (o.r) nach dem Querschnitt des Schiffes (o y) und vertical 

nach unten (o r). Längs den Coordinaten- 
axen wirkt der gesammte Magnetismus des 
Schiffes und es leuchtet ein, dass die Com- 
ponenten o x ihre Lngo bcibehalten, auch 
wenn das Scbift' krängt, da diese Bewegung 
um dio Axe nx stattfindet. Dagegen sieht 
man sofort ein, dass die Componenten, welche 
längs der Axe oy wirken, wio z. B. on um 
einen Betrag n c geändert werden. Die Ver- 
ticalcomponente o <1 schliesslich, welche auf 
geradem Kiel nur die Inclination vermehren 
oder vermindern kann, kommt bei einer 
Neigung des Schiffes mit einem Betrag og 
zur Geltung. Entsprechend verhält es sich 
beim Stampfen des Schiffes, das einer Drehung 
um die Axe oy gleich kommt, wobei also 
die Componenten in der Richtung dieser Axe 
ungeündert bleiben, die in der darauf senkrechten Richtung ux aber in dop|ielter Weise 
beeinflusst werden. Nunmehr ist es leicht, das Wesen der Compensation zu verstehen. 
Bringt man nämlich in der Richtung der Axe o y einen Magneten so an, dass er bei einer 
Neigung um i eino Componcnte — ca und — oy erzeugt, einen zweiten von analoger 
Wirkung in der Richtung ox, so ist dio Compensation erwirkt. Dasselbe kann man 
auch durch einen Magneten in der Richtung der Axe « z erreichen. Dabei muss 
imless noch Iterücksichtigt werden , dass wir von den Componenten des Schifls- 
magnetismus im Allgemeinen gesprochen haben, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass 
wir die Componenten des permanenten und des durch Induction erzeugten Magnetismus 
längs der Axen oy und oz wirkend haben. Es müssten daher zur Compensation sowohl 
permanente Magnete als weiche Eisenstangen verwendet werden. In der Praxis verfahrt 
man aber ebenso, wie bei der Compensation der semicircularen Deviation, nämlich man 
betrachtet die ganze Störung als eine durch permanenten Magnetismus hervorgornfene. 
Im übrigen compcnsircn die Stnngen für ® gleichzeitig einen Theil der Rolldeviation, was 
ohne weiteres einznsehen ist. Dieses approximative Verfahren hat dann zur Folge, dass 
diese Compensation nur für geringe Aenderungen in der geographischen Position 
richtig bleibt. 

Noch sei bemerkt, dass sowohl für diese als auch für die Compensation der 
Qnailrantaldeviation auch die Anwendung eiserner Ringe, welche im verticalen Längs- 
schnitt concentrisch mit dem Compass anzubringen gewesen wären, in Vorschlag 
gebracht wurde. 

Dies sind dio Compcnsationsmittel, welche beim Erscheinen der 111. Auflage des 
Ailmirally Manual bekannt waren. Die grosse Zahl der folgenden Erfindungen — speciell 
die letzten zehn Jahre haben nach dieser Richtung Unglaubliches geleistet — halt sich 
immer an dasselbe Princip. In wiefern einer oder tler andere Erfinder Anspruch auf 




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281 



Originalität erheben kann, wird sieh aus dem Folgenden ergeben, wo sich auch Gelegen- 
heit linden wird, die technischen und wissenschaftlichen Fortschritte auf diesem Gebiete 
hervorzuheben. 



m. 

Der Deviationsapparat von J. P. Belaveuetz. — Doppelt compensirtc Bussole 
von Franz Viscovich. — Die Arbeiten des Oesterr. Finanzrath Garbich. 

Tin Jahre 1858 schrieb Tuxen, ein bekannter nautischer Schriftsteller und könig- 
lich Dänischer Seoofiizicr, Folgendes: „Die Veränderung der Deviation bei Krängung, in 
Vereinigung mit der Unhaltbarkeit der Conlramngnete (Compensatoren) sind im Ganzen 
genommen wesentliche Hindernisse gegen die Anwendung von Eisenschiffen.“ Wie schon 
erwähnt, findet man auch noch einige Jahre später in den Lehrbüchern über Doviation 
Bedenken gegen dio Compensation. Die 
Wissenschaft und die Technik durften sich 
offenbar einen Ausspruch wie jenen Tuxen's 
nicht so leicht gefallen lassen und von allen 
Seiten widmete man der Comiiensationsfrage 
dio grösste Aufmerksamkeit. 

Im russischen Marino-Pavillon der 
Wiener Weltausstellung 1873 war der Devia- 
tionsapparat von J. P. Belavenetz ausge- 
stellt, dem auch eine Broschüre mit der 
Beschreibung des Instrumentes beigegeben 
war.') Der Apparat (Fig. 3a) besteht aus 
einem Tischchen «; in der Mitte desselben 
ist ein rundes Brettchen tr zum Tragen eines 
Cempasscs angebracht, welches durch die 
Schraube tl in bestimmter Höhe Uber dem 
Tischchen festgestellt werden kann. Eine 
Stütze r, in der Mitto des Brettchens ange- 
bracht, erleichtert die Aufstellung des Com- 
paases. Der Träger des Brettchens ist die 
Köhrc f, in welcher der Krängungscompcn- 
sator k in jeder beliebigen Höhe durch 
Zahnstange und Trieb g fixirt werden kann. 

Auf dem oberen Bande des Tischchens 
ist ein messingner nach Graden getheilter 
Kreis xx, an zwei diametral gegenüberliegen- 
den Nonien o o ablesbar, befestigt (Fig. 8b). 

Eine hölzerne Scheibe nn mit acht nach aussen 
vertretenden Armen tu m ist der Träger der 
Nonien o o. Auf den vertretenden Annen 
"im sind Schiffchen p zur Aufnahme dor 
hohlen gusseisernen Cylinder qq angebracht, 
welche dio Quadrantaldoviation zu coinpensiren halten. Dio Gestult der Cylindor ist aus 
Eg. 3b zu ersehen. Je nach dom Betrage der zu compensirenden Doviation werden zwei 

*) Beschrieben auch in den „Mitth. aus dem Geb. des Seewesens/ 1873, S. 53U ff. 

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oder drei solcher Cylinder übereinander gebracht, und zwar derart, dass ihre Axen radial 
zur Hose zu stehen kommen. Auf der Scheibe un ist der Kähmen rr aufgesetzt, welcher 
die Führung für dio beiden nach unten und oben verstellbaren Brettchen s trägt, zwischen 
welchen der Compensator u durch Schrauben festgeklemmt ist. Die Schraube v ist 
bestimmt, die Brettchen s in einer gegebenen Lage festzustellen. Die Compensation der 
semicircularen Deviation wird also hier durch einen einzigen Magneten bewerkstelligt 
Durch die Drehung des Kähmens n n werden die Compensatoren q q und auch m in Be- 
wegung versetzt. 



Der Vorgang bei der Compensation ist nun einfach. Zuerst w-inl die semicir- 
cularc Deviation neutralisirt, indem mau den Compensator u nach einer Richtung stellt, 
welche mit der Kiellinie des Schilfes den Winkel n = arc tg ,f, bildet. Durch Heben 

und Senken der Brettchen s wird dann die nöthige Distanz ermittelt. Um die Quadran- 
taldcviation aufznheben, richtet man den Bug gegen eine iutcrcardinale Richtung und 
setzt die Cylinder um den Compass in der Richtung nach der Schiflsbreite zu. Mau kann, 
um die Operation an Bord rascher zu bewerkstelligen, zuerst am Lande gleich grosse 
und entgegengesetzte Deviationen erzeugen, wobei aber zu bemerken ist, dass dio am 
Laude erhaltenen Resultate der veränderten Richtkraft der Nadel wegen an Bord nicht 
mehr genau richtig sein werden. 



Dio vier in gegenseitig rechtwinkliger Lage und gleicher Entfernung placirten 
gusseisernen Cylinder können keine Deviation erzeugen, weil sich ihre Wirkungen gegen- 
seitig neutralisiren. Dafür tragen sie aber dazu bei, die Richtkraft der Nadel 
zu vermehren. 



Wir sehen hier zum ersten Mal einen Apparat, welcher die zur Vornahme der 
Compensation nöthigen Bestandthcilo alle in sich enthält, und bei welchem man mir ein- 
fache Bewegungen nuszuführen hat, anstatt des vielen empirischen Aufsuclicus der bezüg- 
lichen Lagen der Compensatoren. Neu Ist hier die Idee, die Kichtkmft der Nadel durch 
am Apparat angebrachte Eisentheile zu vermehren, woraus Bolnvenetz dio Idee zur Con- 
struction von Intensitäts-Multiplicatoren geschöpft hat. Zwnr findet man im ,1dm. Ma- 
nual eine Discussion derjenigen Vertheilung der Eiscnmasscn dos Schilfes, welche die Richt- 
kraft vermehren oder vermindern kann, und wenn man will, hat Belavenetz eben nur 

die Formel 1=1 + des Manual ins Praktische übertragen. Als Airy die Gompen- 

sation von £ durch zwei querechiffs liegende liorizontalo Eiscustangen vorgeschlagen hatte, 
machte er auch auf dio dabei erzielte Vermehrung der Richtkraft aufmerksam. Um diese 

Anordnung auf Schilfen mit Eiseudeck nachzuahmeu , rieth 

/ \ das Manual, den Compass über einer Luke wie in Fig. 4 auf- 

/ \ zustollcn. Dann wirkten dio Thcilo er der Deckbalken als 

' ' Compensatoren und vermehrten gleichzeitig die Richtkralt der 

Nadel. Bis auf Belavenetz hatte aber jedenfalls noch Niemand 
daran gedacht, einen Inteneitäts-Multiplicator am Compass selbst anzubringen. 



Der Erfinder scheint sich aber mit seinem Apparat nicht mehr näher beschäftigt 
ztt haben, denn es war an demselben ein Mangel vorhanden, welcher eine Verbesserung 
angezeigt hätte. Mit den angewendeten Eisencylindern konnten nämlich nur Qoadrantal- 
deviationen bis zu 8 oder 10“ aufgehoben werden. Ueberstieg die qundrantnlc Deviation 
diesen Betrag, so wurde nach dem Vorschlag Airy ’s ein zweiter Compass in die Nähe 
des Apparates gebracht. 

Ungefähr zur selben Zeit erdachte der Capitun des österr.-ungarischen Lloyd 



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AUGUST 1»W. GKLCICH, (/OMrfcSHCoMI’KNSATIONKM. 



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Franz Viscovich 1 ) eine andere Anbringungswoiso der Compensation. Er nannte «ein 
Instrument, welches ebenfalls in Wien ausgestellt war: doppelt compensirto Bussole, wobei 
das Vorwort doppelt wahrscheinlich bedeuten sollte, dass es sich ebon um eine vollstän- 
dige Compensation handle und besser weggelassen worden wäre. 

Die Compensation der semicircularen Deviation bewirkte man auch hier durch 
einen einzigen Magnetstab S N Fig. 5, dessen Lago mit der Schraube V regul irbar war. 
Die Anordnung dieses (Kompensators hatte hier das 
Eigenthüiuliche, dass er cnrdanisch suspeiulirt war und 
somit auch beim Neigen und Stampfen des Schiffes 
mit der Rose parallel blieb, was als ein Nacht heil 
bezeichnet werden muss, da die Compensatoren sich 
mit dem Schiffe neigen müssen, wenn sie den gleich- 
namigen Grossen in jeder Lage das Gleichgewicht 
halten sollen. Die Quadrantaldeviation wurde durch 
zwei verdcal aufgestellte Cyiinder aus weichem Eisen 
B B compensirt und zwar soll ihre Anziehungskraft 
genügend gewesen sein, um die grösste vorkommende 
Ablenkung aufzuheben, sobald sie in die Nahe der 
Nadelenden gebracht wurden. Die Compensatoren B B waren am Umfange der Rose 
drehbar und konnten mithin den Polen genähert oder von denselben entfernt werden. 

Der Vorgang bei der Compensation war folgender: Man brachte das Schiff mit 
dem Buge snccessive nach allen Windrichtungen ; sodann näherte man die Compensatoren 
den Nadelenden, bis man eine Lage fand, für welche die quadrantale Deviation seines 
Curses Null wurde. Dio Lage des Compensators wurde am Umfang des Kreises, um 
welchen er sich bewegte, mit einer Linie und mit den Anfangsbuchstaben des jeweiligen 
Curses bezeichnet. Sollte also das Schiff z. B. magnetisch Nord fahren, so brachte inan den 
Compensator auf den mit N bezeichneten Punkt und fuhr dann nach der gegebenen Richtung. 

Obwohl dieses Instrument durchaus nicht als praktisch bezeichnet werden kann, 
da bei Nacht eine Irrung sehr leicht möglich wurde, so gab doch Viscovich der Coinpen- 
sationsidee einen neuen Impuls, indem er einmal bewegliche Quadrantalcompensatoren ein- 
ftibrte und zweitens mit dem Com pass ein förmliches Dromoskop vereinigte. Diese 
Principicn waren sehr gut geeignet, spätere und bessere Erfindungen zu erleichtern oder 
anzuregen. Vollkommen war die Compensation von Viscovich nicht, da der Krängungs- 
fehler bei ihm unberücksichtigt blieb. Vielleicht thcilte der Erfinder die Ansicht, dass 
die cardanischc Snspensation der semicircularen Compensation die Neigung wirkungslos 
machen könnte, w as eben nicht statt findet. 

Wir kommen nun zu den Arbeiten des österr. Finanzrath Garbich, der für die 
nautische Wissenschaft eine besondere Vorliebe zeigte, obwohl sein Beruf von dem des 
Nautikers so grundverschieden war. Im Jahre 1874 entwickelte er die Gleichungen der 
Deviation, indem er Polarcoordinaten anstatt cartesiscber Orthogonalcoordinaten benutzte. 
Boi dieser Gelegenheit gab er eine strenge Analysis der Compensationstheorie, was bis- 
her nicht geschehen war. 

Zuerst zeigte Garbich wie fehlerhaft es sei, bei der Compensation der Qnadmntal- 
deviation den Coefficienten so gauz zu vernachlässigen. In derThat haben w ir gesehen, 
dass man nur immer bestrebt war, zu eliminiren. Eine kleine analytische Betrach- 
tung wird aber mit Leichtigkeit zeigen, wie der Compensator für S? auch den Theilbetrag 
G eliminiren kann. Wir müssen uns aber vorerst noch einen Rückblick auf die Gleichung 




') Mitth. aus dem Geb. des Seewesens, 1873, S. 040. 



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