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MITTHEILUNGEN
AUS
JUSTUS PERTHES’ GEOGRAPHISCHER ANSTALT
ÜBER
WICHTIGE NEUE ERFORSCHUNGEN
AUF
DEM GESAMMTGEBIETE DER GEOGRAPHIE
von
D* A. PETERMANN.
GOTHA: JUSTUS PERTHES.
‚p34
INHALTS-VERZEICHNISS,
NACH DEN
ERDTHEILEN GEORDNET.
KARTEN. :
Europa, Skisze der geograph. Verbreitung des Moorrauchs im Mai 1857, nach Dr. Prestel’s Angaben. (Hoissehnitt.) . Seite 106
Nirvellement vom Genfer See nach dem Grossen St. Bernhard, von F. Burnier und E. Plantamour. (Holzschnitt.) . „ 110
Kurts vom Gonrermement Astrachan, aufgenommen im J. 1852 vom Goometer Milewanofl, 5 u ‚ » Tafel 5
Karto vom Buropüschen Russland zur Übersicht der topogr. Aufnahmen. ‚, Von Gemeral-Major v. Bleramberg. » 8
Karte vorn Europäischen Russland zur Übersicht der trigonem. und astronom. Arbeiten. Von General-Major v, Blaramberg ” )
Geologische Aufsahmen des Uesereichlchen Kaiserstants bis 1858, (Holzschnitt.) 5 F 2 . e . Seite 313
Karte eines Theils der Alpen, von J. G. Marr, im Maussstab von 1:450,000, . p ; ’ P p . . Tafel 12
Asien, Der Canton-Itrom von Cunton er Macao und Hongkong. Von A, Petermann, . . „ . . . . Tafel 2
Skixzon aus dem Indischen Archipel. Nach I. Zollinger gezeichnet von A. Petermann. , . . “ . . . 1 3
Peking und der Pei-ho oder Weisse Fluss. (Holzschnitt.) a . . . . . Seite 117
Die Aufnahmen der Engländer, Franzosen und Hossen in Hinter-Asien bis sum T 1858. A P : B p Tall 6
Karte vom Russisch-Chinesischen Grenzgebiet amı Balchasch-See und lesyk-Kul. Von A. Potermann. . . . . 18
Skizze der höchsten Himalara-Gipfel von Nipal und Sikkim. (Holsschnitt) . a P » . . A . r Seite 491
Afrika, Die Insel Perim und die Eingänge in das Rothe Meer. (Holzschnitt.) . . . . . . “ .. x Beite 168
Karto von Süd-Afrika zur Übersicht der neuesten Entdeckungen. Von A. Petermann. . P , . . . Tafel 7
Skizze der Habab-Länder. Nach einer Original-Karte von Th. v. Heuglin. (Molnschnitt.) r + . . . . Seite 370
Karte der Länder am unteren Senegal, von G. Lejean, 1858. . a % . . “ » Tafel 17
Die Völker Ost-Afrika's. Nach Kapitän M,. Guillain. (25 ethnographische Typen.) . . - . . . . r 18
„ Dr. Bartlı's Karte von Central-Afrika. Entworfen und gezeichnet von A. Petermann. . . . . en ı9
(44 Ansichten und Abbildungen aus dem Lande der Tuareg, Bormu, Mussgu u. s. w. in Holzschnitt.) . . . B. 444-464
Australien. Skieze des Lake Gairdner, des neu entdeckten See’'s in Australien. (Holzechnitt.) + r i . Seite 373
Amerika. Karts zur Übersicht der neuesten Forschungen im Innern Nord-Amerika’s. Von A. Potermane. . . Tafel 10
Spezialkarte des Grossen Salzsor's von Utah und seiner Umgebungen. Von A. Potermann. ü i ; . F , " i1
Karto von Britisch-Columbis, Vaneonrer-Insel und Washington-Territorium. Von A. Petermann, . . . B „20
Inselwelt. Die Inseln des Südlichen Indischen Oveans, meist nnch Engl. Aufnahmen zusammengestellt von A. Petermann. Tafıl 1
Allgemeines, H. James’ Geometr. Horizontal-Projektion von zwei Drittbeilen der Erde. — J. Babinet's Homalographische
Projektion der östlichen Erdhälfte, — J. Babinet’s Homalogr. Projektion der ganzen Erdfläche. Yon H. ar Tafel 4
Profil von Lieutenant Dayman's Tiefenmessungen im Nord-Atlantischen Ocean 1857. {Holzsehnitt.) . Seite 151
Skizae zur Übersicht der Vulkan-Ausbrüche und Erdbeben in den Jahren 1855 und 1856, (Holzschnitt) + 256
Das Maro Crisium der Mond-Oberfläche nachı Professor Piaszi Smrih, f F 2 . Taf. 13, 14,15
(Englischer Sondirungs-Apparat, Holzschnitt.) 5 u ä * Seite 181
(Eine Probe des Nord-Atlantischen Ocoan-Bodens, Holzschnitt.) . . nm 155
l. EUROPA.
1. Grössere Aufsätze, us h. Gesellachaft, 1858 rt
Dis Salzsoe'n des Gourernements Astruchan und der Wolga-Min- i Jahresverszuinlung der K. Russ. Gcograp rn ” "
r R . Fils’ brpsometrische Arbeiten in Thüringen . . . 3105
dungen. Von Dr. Bergstrüsser, Kollegienrath und Direktor der
Der Mosrrauch das Jahres 1857. Von Dr. Prestel P . 106
Kais. Russ, Salawerke in Astrachan . 9
Nirellement vom- Genfer Seo nsch dem Grossen St. Bernhard . 110
Der kartographische Stendpunkt Europn’s au Schlusse des Jahres 7
Magnetische Beobachtungen der Österr, Marine im Mittelländ. Meere 111
1657, mit besonderer Rücksicht auf den Fortschritt der topogra- r B
| Neues Arbeiten des Königl, Preuss. Generalstabs für das J. 1858 156
phischen Spesial-Arbeiten. Von Emil von Sydow 14 | Berichtigung hierzu ern:
Die grossen topographischen Arbeiten des Europ. Kusslands. Aus | gung “ s 2 a z
einer Mittheilung vom General-Major r. Blarumberg, Direktord | Die Sechöhe von Dresden. . 0 16
Kai. Russ. m u. K "Di Bts en u "g51 | Wolfe baramotrische Höhenmessungen im Maraestiree . . . 157
Dogzap riegs-Dip x ' x Gheel, eine Stadt von Geisteskranken er . 158
‚Zar neuesten Kartographie der Alpenländer . . 307 | 6.1 r
y 4 ‚jean’s Aufuahmen in der Türkei . . 158
Die Vogn von Murcia und ihr Seidenbau. Von Dr. Reinhold B. Anton v. Roguly’s Forschungen im Ural 254
Der errupancen —_— ui wi . 817 Unterauch. über die phys. Geographie des Oesans an den Norw. Küsten 294
PhrigeTeR geograpiischen und Dy vera .. eiten in Bitsungen der K, Euss, Geogr. Gesellschaft vom 4. Dezember 1557,
Russland im Jahre 1857 a ’ 320
j 10. März und 7. Mai 1858 . . A . 295
Der Weinban in Bauland _ u Russische statistisch-geographische Arbeiten . 295
u Geographie Astrachans ud Umgeend. Von 397 Geologische Aufnahmen des ÜUsterreich. Kaiserstaates bis 1858 . 318
er ü x Höhrobestimmungen im Fürstenthum Birkenfeld . e 4
2, Geographische Notizen. Noch Einiges über den Moorrauch. Von Konrektor K. E: H. Krause 315
Ein neuer Gypsstock im Nordwest-Deutschen Tiefland . 36 Riukand-Fos in Norwegen, „der schänste Katarakt der Welt” . 319
Dis neueste Volkszählung in Russland , . 87 Arbeiten des K. Russ, Generalstabs für das J, 1868 . . . 322
Die Karten des K. Russ, Topographischen Kriege-Dipöte a . 37 Die hauptsächlichsten Städte der Russischen Monarchie . „8823
Die geringe Regenmenge in der Krim . R r 70 Die Steppen des Europüischen Rumlands . . R . „824
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‘ > Anite
Buch, Fluss- und Gebirgukarte von Württemberg u... w. . .541
Topographische Karte des Herzogthums Oldenburg. Blatt X . 541
Raub, Flätzkarts der Steinkohlen-Formation in Westphalen . „Dil
Topographische Karte des Kantons Zürich in 32 Blatt . . da
Staring, Geologische Kaart ran Nederland, Bintt 14 . + . 54
Kiepert, Operationskarte für den Feldzug in Italien von 1796 „ 541
1. Grössere Aufsätze, u
Hüben - Messun; im Wudy el Are‘ usw
in Palästina u. s. w.
Dr. Titus Tobler's Wanderungen in Palästisn, 1887, z PR
Der Teehu-kiang, Canton- oder Perlstrom. Von Unnton bis Macao
und Hongkong, nach neueren "Untersuchungen j ru El
Der Indische Archipel. Von H. Zollisger auf Jara „ P . 56
Die Volkssählung des Türkischen Reiches. Übersicht der bisher ge-
wonnenen Resultate, Von Dr. A. D. Mordtmann in Konstantinopel 89
Die neuesten Englischen, Französischen und Russischen Aufnahmen
in Hinter» Asien “ . 149
Rundreise um den Urmia- See in Persien , im Jahre 1856, Von
Nieolai v. Seidlitz . . +227
Prof. Dr. J, B, Rath's Reisen in Palästina, 4. Abschnitt. Erste
Ausflüge in die Ost-Jordan-Länder, 17. März bis 4, April 1858 267
Bemerkungen über die topographische Aufnahme des Orenburgischen
Ländergebiete. Von Gemeral-Major v. Blaramberg, Dircktor des
K. Russ, Topograpb. Kriegs-Döpöts , : . 331
Pr. Aug. Lühdorf‘s Schilderung der Wichtigkeit. des Russischen
Besitzes vom Amur-Strom und seine Reise von dessen Mündung
bis Moskau, 7, Okt. 1857 bis 17. Jan. 1858 . .'. . 384
Hypsometrie der Ost-Indischen Inseln . B . . .. 8338
(Nachtrag hierzu) . R . 475
P. vr. Somenow's Erforschungsreisen im Inner-Asien im Jahre 1887,
seine Aufnahme des Alpensee’s Isayk - Kul und anderer Theile
der nordwestlichen Russisch-Chinesischen Orenzländer bis zu den
Gletschern des Thiunschan-Gebirges „ ,. 351
Die nenosten Baglischen Aufnahmen im mittleren Himalaya, in
inschmir und im Karakorum. Nach den Berichten des Col. A.
- Waugh und Liout. T. G, Montgomerie . i . „401
Die dem Russischen Reiche untorworfenen Kirgisen. Sechste Beilnge
zu dem statist. Werke über die neunte Volkszählu ron dem
Aksdem. F. v Köppen. Aus dem Kuss, übers, von 2 T Ste in 486
. 2. Geographische Notizen,
Unter guhg ide Zumal. Ex; edition wuf ılıma Kas ischen Misere 37
V 7 1 E
Graham’s Entdeckungen im Osten von Djebel Haurasn . 169
N. v, Seidlitz’s Reise um den Urmin-See in Persien, 1856 160
Neue meteorologische Bee in Sibirien 2 .__838
te Kupferminen von Siugbhoom in Bengalen „836
Hrydrogr., genl. und meteorol, Untersuehungen in Nieder] Indien 337
"Aufruf zu einer grossen Vermessung Palästins’s . . 342
Tod des Prof Dr I N Roth in Palästipn ng
Der Fluss Tli als künftige Wasserstrasse nach dem nordwestl, China 407
DerMoriia-Honf 00 dh
Inhalts-Verzeichnisa. . v
Seite
Plans del Real Sitio del Pardo . . . jr . . l
Agardhı och Dahlman, Karta öfrer Sverige r R . . Bi
Gylden, Pläne von 31 Pinnischen Städten . a » s 54
Russische Generalstabs-Karten . . . ddl
Besprechung von Aufsätzen (103 Nr.) is, 11, 238, 433, 480, 481,
516, 539, 540
. Seite
Die Bugee. Beobachtun in den Niederl. Besitzun)
euos
Cirk atio = d n -Seg'
Der Handel T. or rg ng ge ETTT" 12
Peter vr. Tehiknteheff's Reisen in Kleio-Asien, 1858 _ . 473
Neueste Nachriehten über die Amur-Lände
Geo bische Wörter in Siem . 475
Die Daten, Norvara-Expedition, ron Ceylon bis Schanghai ._ #79
Die Eisenbahn von Smyrna nach Aidin a . ri . ‚515
3 _ Geographische Literatur.
Schlagintweit, Apercu des rösultats de Ia Mission. dans l’inde _ 74
Tho ar 2 ersis, Erin Chin ,— ,— 0
Russische Seekarten vom Dehrings-Meer u. s. w. R 74
Englische Admiralitäts-Karten yan Asien F „ 174,436,521,555
Narrative of tho U, 8. Expedition to Japan. Vol. II , R + 300
Abel, Arbeiten der Kais, Hass. Gessndtschaft au Pekii .» __300
ogan, Journal of the Indien Archipelngo. IL, Nr. 2 . 300
gell v. Uarnbee, Atlas van Nederlandsch-Indis# a j 200
„v..Seidlitz, Boten, Ergebnisse einer Roise durch Transkankasien ete- 435
5 F. Neumann, Geschichte des Englischen Reiches in Asien 435
K. F. Neumann, das Reich Japan z . 495
A jkskundig Wonrdenbork betrekkelijk Heirladsh- Indie ‚ 435
Atkinson, Oriental and western Siberis f j s R „435
Isasea, The Dead Se = 4
Leupe, Reize ran M, G. Vries in 1643 2 " n F : .__580
Yan de Velde, Map of the Holy Land. Mit Mömnire . & BET
Ven de Velde u. T. Tobler, Plan of the Town of Jerusalem , 521
Berghaus, Vorder-Indien oder das Indo-Britische Reich , , 521
Kolenati, Die Boreisung Hoch-Armeniems u. 8. w. . . „ 54
Blau, Kommerzielle Zustände Persien, , . . ., „Bd
Minturn, From New York to Delhi F R . a . ‚ 554
Winter, Six months in British Burmah , ” u R . _d54
Duprat, Livres relatifs & l’Inde . s 2 . . . . b54
en a Te Sochluckl In Taaki
Almenak voor Nedertöndsch-Indie, voor 1958 ; a i ‚554
Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde v. Nederl,-Indi®_ 554
Wüller, Het Eiland_ Boeroe F F . ® z „ b54
Collinson, The Chins Pilot —__ —_ —_ —_ — p54
Zes Jaren wit het leven van Wemmer von Herchem _ __: Bö4
Hoine, Die Expedition von C, Ringgeld und 3, Rodgers . ‚ 554
Besprochung von Aufsützen (78 Nm) 74,174, 300,435, 484, 520,554
vr Inhalts-Verzeichniss.
II. AFRIKA.
Lo Aufnät am
Die Hottentotten - Stämme und_ibre hischs Verbreitung im
Lichte der Gegenwart s 49
Sud - Alrıka im Jahre 1858,
erforschten Regionen dos Innern. Vornehmlich nach Dr. D. 1
vingstone, von E. Behm . . . B R
Albrecht Roscher's Reise nach InneroAfrika F
Die Schwierigkeiten und Gefahren der Erforschung Inner-Afrika' 8 546
Die Habab-Länder amı Rathen Meer. Bericht des K. K. Österr. Oen.-
Kansuls für Central-Afrika, Tb. r. Heuglin . . 370
Das Oebiet am unteren Senegal. Nach nenen ofüziellen Quellen
von Gi. Lejean . 395
Die Völker Ost-Arike's. Zur Erklärung der eihnographischen Typen
auf Tafel 18. Nach Guillain, Krapf u. A. . 206
Die hauptsächliehsten Stanten en Central-Afrika’s. Eine bolitisch-
geographische Übersicht nach Ihr. Barth's Beisewerk ‚443
2. hische Hotisen,
Metsereiagieche Beobachtungen am Kap der Guten Hoffnung . 48
Wiehti © Punkte, im Rothen Meere r R
Frör, Richard v.: Neimane, des Afrikan. er. Tod_, ‚ 165
Die Katarıkten des Nils und ihre Schiffbarkeit durch‘ Dampfboote 167
Die Bewohner der Westküste von Maerokbo , , 1085
Der Fluss Gabun und seine Bedentung, von L. Heimbürger .
„168
Ladislaus Magyar ne beabsichtigte Rückkehr und sein Reisewerk 169
Neuestes aus Ost- Afrika, Burton’s Expedition u. #. w. i ‚254
Der Senegal und die Französischen Posten daselbst . i ı 255
Livingstone's astronomische Positionen in Süd-Afrika , ä „255
Giftire Pische am Kap der Guten Hofnm 256
Du Chaillu’s Reisen im #quatorielen Theile von A Fike . 297
Die Hererd in Sud-Afrika und ihre Nachbarvölker _ "49
Die wahrscheinliche Versandung des projekt. Kanals von Bus . 375
Dus Gefälle des unteren Nils, Von Dr. J. P. Uble in Leipzig 377
Worner Mutsinger’s Forschungen in den Ländern am Rothen Meer 409
Englische Besitznahme der Insel Muscha unweit des Rothen Mec-
BEL nn sd
Neue astronomische Positionsbestimmungen am Senezul . 41
Bericht des Korn, a Yinsta Legl üher den unteren Lanf Ass Cunene 419
Aus am, Briefen des Süd-Afrikanischen Heinenden Prof, Wahlberg 414
tuchn ü £}
Dr. w. Bleck's Arbeiten in Süd-Afrika; Dr. Lisu tone am Kap 418
“ Seite
8._ Geographische Literatur,
Livingstone, Travels and Ressarches in Sontli Africa . N 76
- Hei in Shdwest-Afrik 51 —
isen in Nord- und Mittel - Afrika Fi 3
Votes _of the Hause of Assembly, Cape Town 4 ı 1%
Doeuments printed for te House of Arubl, Tn e Tom a 17
Solomon, Leetures on the native tribes_of the Interior 77
Tindall, Leetures on Great Namagqusland 7
Brugsch, Karte des Alten Agypten » 301
Schäuenburg, Ihe Reisen in Central- Afrika. 1.u. gr Lief. z . 438
Kotschy, Die Vegetation und der Kann! auf dem Isthmus von Suex 458
Hutchinson, Impressions of Western Afries , F j j . 485
La, Grande Kabylie 2 z z z 486
[13 ıs &
Kotachr, Umrisse aus den Ufertändern des Weissen Nil
Kotschr, Ardemone .
Englische Admiralitäts-Karten von Afrika R 186, 533, 561
Schramm, Neus Briefe aus Algerien . R „566
dengte : ® so
Schleiden, Die Landengo von Surs f FE . a ‚550
Uhle, Der Winter in Ober-A
Ancapitaine
Liringstone’s Missionsreisen und Forschungen in Süd- Alrika „ 550
Andree, Stid-Afrika und Madaynskar s 2 560
Kiesewetter, Erforsehungsrei isen im Innern Afrika’s : EAU
E winse de la wiogr. de l’Afrigne Anstrale
Miani, Nourelle carte du
1 „56
Besprechung von Aufsätzen (64 Nr.) 77
175, 301, 138, 188, 521, 560
Dis neuesten Entdeckungen in Australien , ...
2, Geographische Notizen.
En
Entdeckung einer neuen Straussart und einer Schlange mit Flüssen [?
Niederländische Expedition naeh Neu-Gninea 254,470
Nachrichten von &. Ulrich über die Beognostischen Aufnahmen r
win Aust 0111111411111 nn 20
Das Sidlicht in Australien, beobachtet von G. Neumaver , ‚_ 4
Christmas- (Weihnachts-) Insel u. ». w, im Grossen Ossan
Nou-Seeland, ein glinstiges Auswanderungsgebiet . . f ‚478
3. Geographische Literatur,
Dispatch Atlas, Australian , f ä r i f r R 78
Seie
. 176,524
524
Englische Admiralitätskarten von Nen-Seeland . .
Meinicke, lie Insel Piteairm F ä A s
Englische Admiralitätskorten von Australien . - . .
Hannnlord, Jottinge In Australin R R . R z A
Waugh’s Australian Almanne for _1858_, . » . j
Adam, ._—_ to New Zoaland 2 2 R E
Forsaith, New Zealand! r z s R A
Hodgkinson, The Provines of Canterbury, New Zealand .
A deseription of the prorince af Wellington, New Zealand
ne » m Prorinee of Nelson, New Zealund .
„ PR „ enlıny of Tasmania j f
n » „» „ eolany_ of New South Wales 5 5
solony of Vietorin .
eolo i
Besprechung von Aufsätzen (28 Nm) .
„ ” "."
78, 176, 302, 439, 524, 569
In halts -Verzeichniss. vıt
V. AMERIKA, NORD- vux» SÜD-.
L Grössere Aufsätze, At
nenesten Forschungen Lieutonant G. K. Wurren’s in den Jah-
ten 1855 und 1556 . ö . B ® i E P „272
Das Thal des Grossen Salzere’s von Utalı und die Heerstrasse nahe
dem 41. und 42. Parallel nach demselben. Von Dr. Ernst Hein-
huld Schmidt, Lehrer der Naturwissenschaften am Burlington-
Colloge im Stante Now Jeray . = j R . R . 280
Britisch-Columbia und Vaneouver-Insel, Gegenwärtigo Zustände und
Entwickelungslähigkeit der neuen Englischen Kolonie am Giros-
son Ocean . . + . . . . P e , 502
2. Geographische Notizen,
Welches ist der hischste Berg der Neuen Welt? ‚45
Der -Briefverkehr in den Vereinigten Stanten von "Nord-Ametika 44
Die hische_ Verbreitung des Mesynite-rBaumes _. R 45
Geogr.-statist. Übersicht der Staaten Amerika’s , . 381
Hande d Industrie der Vereinigten Stauten von No d-Ame rika 381
VE! POLARLÄNDER
. Grössere Aufsätze,
Die a ie Max - Inseln’, Kergnelen, St. Paul und
Neu-Amsterdam, Eine geographische Bkisse der hauptsüchlichsten
Inseln im stidl. Indischen Ocean. Von A. Petermann . . 17
83. Geographische Notizen.
Die Novara-Erpedition: Dr. Scherzer's Bericht über St. Paul „170
Fiora und Fauna von St. Helena . .. . 41
Positionsbestimmung von St. Paul durch die „Norara” . . 426
)
;
we!
|
|
3, Geographische Literatur.
Balıa
Ritobie, Wisconsin and its resources : 78
is
Ludewi 3 yierten of American aborig inal Inngus : A 1
„73
Sabine, Magnetiea] cn made at Toronto 5 i . 122
A_trip through the Lakes of North America 123
| "Smith Homans , Foreign Commerce of_tho United States R „128
‚ Fröbel, Aus Amerika „te?
' Grisebäch, Vegetation der Karsiben E . . « . 122
| Englische Admirslitätskarten von Amerika . f . 122,525, 571
| Keport of the Tommitter on the Hudson's Bay Compan 302, 440
| mi Ernort Fi thr Smithsonian Institution Tor Test 308
Möllbausen, Reise vom Mississippi nach der Südsee , , 308
Brasseur de Bonrbourg, Histoire des nations eivilisses du Mexigue 439
Verten!l, Ted
sert, .
sjerrert, A new Man of Tropi America R ä
. Ihe Canada Direeto for 1857-58. . PERL „br
ne Nora ritannia 4 r a . z Q
Keturn to an Auldress re The 4 s Da Com an 570
[öher, Land und Leute in de
a an
1
ı
- annual report of the
R ordora, Texns r r r
Fairbanks, The eity_of Saint Ka aa Florida. . ‚ 570
Squier, The states of Central Ameries - . z ; : .„ 570
Mission de Cuyenne et de la Guyane Fruncnise ‚ 570
rn Heise des Prinzen Adulbert von Preussen. nach” Brasilien —
» che Kolonie Blumens üd-Brasili 85
olo u Fi
En :
Maps of Canada, bel. to Report of the Commissioner of Crown Lands 571
Message of the President of the U. 5. . Illustrations. . 671
Page, Track Surrey_ of the River Pa 571
Bosprechnng von Aufsütsen (70 Nru.) "7, IR, 302, ‚130,488, D2B, 570
unp INSELWELT.
3. Geographische Literatur.
Beits
Edmond, Voyage dans les mers du Nord : F ö . . 124
Lätken, Grinlands Eekinodermats s 3 . 438
Kiesewetter, E. K. Kanc’a Nordpolar-Fahrten . . . . 488
Müller, Die Polarwelt . . . . „488
Brown, The North- West Passage . . „bil
Besprechung von Aufsätzen (7 Nm.) . 124, 527,580
. VL ALLGEMEINES.
1. Grössere Aufsätze,
Über H. James’ und J. Babinet's Batwurfa-Arten für Planigloben,
Von Herm. Berghaus P 63
Die Reaktionen des Erdinnern gegen die Erdoberfläche i in den Jahren
1855 und 1856. Von Emil Kluge, Lehrer an der K. Gewerbs-
schule zu Chemnitz . P > . 236
Ein Bliek auf den Mond: Ve ieichun unkte "zwischen Mond-
j Sekte
Neue Berechnung der Dimensionen des De Vor Anton
Steinhauser, K. K. Rath . . „465
2. Geog hische Notizen.
Goographische Nekrologie des Jahres 1857 . 33
Al. vr. Humboldt’s neueste Arbeit über die Vulkane der Erde . 3
Länge und Breite der Haupt-Sternuwarten . i .. 46
Die Österr. Novara-Expedition von Triest bis Corte 0.0.19
Statistik der Französischen Kolonien . . . . . 128
von Inhalts-Verzeichniss.
Heiler
Die Engl, Tiefenmessungen auf dem „Telegraphen-Plateau” . 151
Zur jüdischen geographischen Literatur . 254
Lieutenants Maury's neueste Arbeit über die Stürme des "Atlanti-
schen Ocean . . . . . 427
Das geame-kere im Atlantischen Ocsan r P »__ 428
Columbus und Martiv Behaim. Von Alexander Ziegler . .__429
3. Geographische Literatur,
ar vr Humbold zZ Bd. r P ö R F . „125
S m 0 phy . ;
Belte 1, ZU 22 v.ıu lies lenssten statt lenzten,
” „ "vo „ a„Kuba” statt „Kurn”,
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Müller, Das Buch der Pflanzenwelt . 488
y. Kittlitz, Reise nach dem Russischen Am
2Bster Jahresbericht der Rheinischen Miss:
lm eca en.
orenz, Puralle romatische Tafeln zum Studi um der eologie 527
v. Sydow, Wand-Atlas, 1. Bl. Erdkarte F
I
Beite4ßb, Bp. 2, ZL 19 v. u Mies con 5 statt o0ı 5 (7 re),
nA tler m ur (Ol r),
r 008, Oolumne 8 (Winkel sun Äquster), E. v. Men DIE. +0 1,“ statt
— 30" 12,”, und 21.1 v. m. Hen bis + 20° “aa = U 6er
a 460, Col. 3 (Winkel zum Pole), Z1. 2 v. u. lies D! 47" statt + 30°
124", und Z11 v. m lien hin — Go der mt Die + auf
= 466, Col. 5 (Sphäroid- ug Meridinngrade in Tolsen), Zi. T vn ber se lien D67005
» 460, Cal. 5 (Sphäruld-Mer Grade in T.), 71.1 w. miles bis +4 statt bis + dat.
EN. Inkel zum Äq.} ZU.8 v6. dien DIE: +20 Sh6 ur — 0 de”
„WI 3, Z.2 vu He DIE — we wtatt + 30° 6,
. 47 »13 (Fllchen-Inhalt in geograph. { Melden der Zune), EL dv. a Bas
- 46, Cal. ; härter geogr, Meilen), ZI 2 v. u. lies DIE. — 22
\ sent DIE, #.— 20,
„dm ni niärn n Mail 106 sa 32K0000t.
2 „Bru ablnyton Irving statt Washington, Irvii
In der Erkikrung anf Tafel $ Mes (wo nicht bereits berichtigt) Tiefe bis 6 P-
ab Tuatn Den Br Bias Est EB P und Tiefe dis Pre au
Auf Tafel 3, orten Kos Seo Bengolo statt 8. Kumbobn.
Auf Tafel 3, zweites les (Bee von Bator) 2236 statt 3436,
Prof. Dr. J. B. Roth’'s Reise nach Palästina.
Dritter Abschnitt: Höhen-Messungen im Wady el Arabah u, =. w.
Berechnet von Prof. ©, Kuhn").
Bei Veröffentlichung der meteorologischen Beobachtun-
gen des Herm Dr. Roth {Geogr. Mitth. 1857, Heft IX
und X, 58. 413— 416), auf welche die hier in Rede
stehenden Höhen-Messungen sich gründen, wurden die Um-
stände erwähnt, welche in Rücksicht zu bringen sind,
wenn man diese Aufzeichnungen zur Berechnung der ba-
rometrischen Höhen benutzen will. Diese Umstände bezie-
hen sich bekanntlich einer Seite auf die Korrektionen der
zur Reise benutzten Instrumente, anderer Seits aber auf
die zur Bestimmung der barometrischen Höhen-Differenzen
onerlässlichen gleichzeitigen Beobachtungen von Stationen,
an welchen der Gang des Luftdruckes und der Temperatur
nahezu derselbe ist, wie an den temporären Beobachtungs-
punkten. Da selbst unter Berücksichtigung aller dieser
Umstände die berechneten barometrischen Höhen-Differen-
zen immer noch solche Unsicherheiten an sich tragen, wenn
die Beobachtungsstationen in bedeutenden horizontalen
Entfernungen von einander sich befinden und der Gleich-
gewichts-Zustand der Atmosphäre durch horizontale und
vertikale Strömungen der Luftmassen gestört ist, dass bei
Bestimmung derselben mit der grüssten Vorsicht verfahren
werden muss, wenn die erhaltenen Resultate auch nur
einige naturgemässe Bedeutung. haben sollen: so sind die
ohne gehörige Berücksichtigung der auf die Angaben des
Barometers einwirkenden Umstände u. ». w. berechneten
Höhen um so mehr nur als rohe Annäherungen an die
wahren Werthe und ihre Bedeutung nur als eine sehr re-
lative zu betrachten ®),
‘) Vergl. Geagr. Mitth. 1857, Heft VI, SS. 260— 266, u. Heft IX
u. X, 58. 410-416.
% Oft begnligt man sich, für die vorliegenden Zwecke entweder die
Beobachtungen auf den sogenannten mittleren Luftdruck am Meere
(337, unter 45° Breite) und die mittlere Lufttemperstur von
+ 10%, R. zu beziehen, oder die barometrischen Höhen-Differenzen
aus den angestollten Beobachtungen unmittelbar zu berechnen. Im
ersteren Falle nimmt man daher on, dass der Barometerstand während
der gunsen Dauer der leise sich nicht änderte, im letzteren aber,
dass er während kurzer Zeitabschnitte unreränderlich geblieben ist.
Welche Folgerungen solche Hypothesen zulassen, erkennt man am be»
sten, wenn man von den vorliegenden Beobachtungen einige heranshoht,
So erhält man =. B, für die Höhe den Hothen Meeres Differenzen, die
Petermann’s Geogr. Mittheilangen. 1858, Left I,
‚angestellt von Dr. Pauli, in
Diese Gründe bestimmten mich, von der genannten
Beobachtungsreihe so lange keine Anwendung zu machen,
bis ich jenen Umständen wenigstens zum Theil Rechnung
zu tragen im Stande bin. — Obgleich nun im gegenwär-
tigen Augenblicke jene Bedingungen noch nicht in der
erwünschten Weise erfüllt werden können, so habe ich
mich, mehrfachen Wünschen entsprechend, dennoch jetzt
entschlossen, da ich in den Stand gesetzt worden bin,
einstweilen theilweise die genannten‘ Umstände zu berück-
sichtigen, die aus den Roth'schen Beobachtungen sich er-
gebenden wahrscheinlichen Höhen zu berechnen und in
dem Folgenden zur Mittheilung zu bringen. Ich habe es
der grossen Freundlichkeit des Direktors der K. K. Meteo-
rologischen Central-Anstalt zu Wien, Herrn Dr. Kreil, zu
verdanken, dass ich dasjenige Material für den vorliegen-
den Zwock benutzen konnte, welches zur vorläufigen Er-
mittelung der genannten Höhen unumgänglich nothwendig
war. Herr Dr. Kreil hatte die Güte, mir Beobachtungen
aus Kairo, angestellt von Dr. Reyer, und solche von Smyrna,
Folge meines: Ansuchens
zuzusenden. Die Beobachtungen aus Kairo, angestellt um
7» €, 21,» Ab. und 9° Ab., erstrecken sich auf die ganze
Dauer der ersten Reise des Herrn Dr, Roth, die Beobach-
tungen aus Smyrna gehören für den 1. Januar, dann 1.
bis 6. Mai 1857 und beziehen sich auf die Beobachtungs-
Stunden 7®M., 2® Ab. und 10" Ab. — Diese Beobachtun-
gen sind es nun vorzugsweise, die ich meinen Rechnungen
zu Grunde legte, und durch welche mir die Ermittelung
genäherter Resultate möglich wurde.
Was nun die Berechnung selbst betrifft, so wurden vor
Allem, um den korrespondirenden Beobachtungen aus Kairo
und Smyrna einen ausgedehnteren Worth beilegen zu kön-
nen, nicht bloss die mir gütigst von Herrn Dr. Kreil
um nicht weniger ala 200 Fuss von einander varsehleden sind; die für
Jerusalom berechneten Höhen würden sich um mehr als 500 Fuss von
einander unterscheiden u. s. w., abgesehen von den Ungereimtheiten,
die sich ergeben würden, wenn man sehr geringe Höhen auf diese
Weise berechnen wollte,
1
2 Prof. Dr. J. B. Koth’s Reise nach Palästina.
mitgetheilten Ermitfelungen benutzt, sondern auch für je
drei- oder viertägige Beobachtungen durch Interpolations-
Gesetze solche Tabellen entworfen, aus welchen sich der
Barometerstand und die Temperatur zu jeder Stunde des
Tages (zwischen 7® M. und 9" Ab.) näherungsweise erken-
nen liess. Die Ermittelung des wahren Fehlers des Roth’-
schen Reise-Barometers konnte noch nieht mit der gehö-
rigen Genauigkeit vorgenommen werden; es wurde daher
die Korrektion desselben von der Grösse angenommen, wie
sie sich aus früheren Erörterungen {man sehe a. a. O.)
ergab. Diese Korrektion wurde aber nicht unmittelbar an
den Beobachtungen angebracht, sondern es wurde für jede
berechnete Höhen-Differenz diejenige Verbesserung aufge-
sucht, die jener Karometer-Korrektion entspricht. Setzt
man nämlich die gesuchte Höhen-Diflerenz
h=Cig. >,
worin € den verbesserten barometrischen Koefficienten,
B den auf 0° R. u. e. w. redueirten Barometerstand an
der unteren, 5 jenen an der oberen Station bedeutet, 0
hat man bekanntlich
A4=+ SH dB oder dh = — er db,
die verlangte Verbesserung der Höhen-Differenz, je nach-
dem die temporäre Station dio untere oder die obere war,
worin beziehungsweise d# und db die Barometer-
Korrektion des Reise-Barometers bedeutet. Zur Berech,
nung von geringen Höhen-Differenzen, für solche nämlich,
bei welchen die Differenz der entsprechenden Barometer-
stände gering ist, ist es bekanntlich nicht zulässig, in dem
barometrischen Höhen-Ausdrucke die Temperatur-Korrek-
tion mit Hülfe der gebräuchlichen Tafeln vorzunehmen.
Ich begnügte mich daher bei FErmittelung von geringen
Höhen -Differenzen mit der Anwendung des genäherten
Ausdruckes :
be an Gi)
in welchem log. C 4,7529839 angenommen und wo-
bei noch ausserdem die Korrektion wegen der geographi-
schen Breite, so weit diess möglich war, berücksichtigt
wurde. Bei Berechnung der übrigen Höhen-Differenzen
aber wurden die Gaus®schen Tafeln und zur Kontrole der
Rechnung selbst u. s. w. die Beossel'sche Methode ') be-
nutzt, von beiden erhaltenen Resultaten aber das Mittel
als erste Annäherung der gesuchten Höhe genommen. Da
die simmtlichen Höhen auf die Hauptstation Kaire be-
zogen wurden, so war es einmal nothwendig, die Höhe
von Kairo selbst über dem Meere mit einiger Genauigkeit
zu ermitteln, dann aber musste auch der Ungleichheit des
Ganges des Luftdruckes wegen an der Hauptstation und
an den temporären Beobachtungspunkten der wahrschein-
N) Astron. Nachr, XV, 358.
I
liehe Fehler, mit welchem die berechneten Höhen behaftet
waren, so weit als die Umstünde diess zuliessen, ermittelt
werden, Es» wur eine solche Vorsicht um so mehr noth-
wendig, als die Angaben des Barometers zu Kairo nicht
unbedeutende Schwankungen innerhalb der Zeit, für welche
die Beobachtungen benutzt wurden, zeigten und »usserdem
vom 24. April bis zum 1. Mai der Chamsin zu Kairo
wüthete, der die Unsicherheit in den barometrischen Höhen-
Differenzen um nicht Unbedeutendes erhöhte.
[Der höchste Barometerstand zu Kairo war
vom 14. his 27, Dezember 340,8 P. L., der niederste 337,30 P. L.
IF 5. u, 28. April BIT HH Fri SE 4
» 24. Aprü bis 1. Mi 60 moon „Bild nm
ff} 2, bis 6. Mai Si6E mm ” [2 Bel nn
während die Luft- Temperatur an der Hauptstation inner-
halb der genannten Zeitabschnitte (in Reanmur'schen Gra-
den ausgedrückt) beriehungsweise zwischen + 5% (7 PM.)
und 18%, (2'14" Ab.), 10%, und 22%,, 13% und 300,
und 23, varüirte. |
Zur Ermittelung der Höhe
wurden die Beobachtungen aus
und cs ergnben sieh hiefür aus fünf Beobachtungen
ER)
re |
des Hurometers zu Kairo
Julie (®. a. u OÖ.) benutzt,
Kairo —- Jalfa 62 Par. Fuss,
” ” “u „ +
u „bb. ”
PM » Bu ”
" „ 76 u "
Mittel 66 Par. Fuss. Um so viel wurden daher
die mittelst Kairo berechneten Höhen verbessert, um die-
selben auf die Bcobachtungsstation zu redueiren. Da diese
nach Angabe des Herm Dr. Roth etwa 60 Fuss über
dem Meere sich befindet, so wären also alle in der fol-
genden Tabelle angegebenen Meeresböhen noch um + 60
Par. Fuss zu vermehren“). Zur beilüufigen Ermittelung der
Genauigkeit der mittelst Kairo berechneten Höhen dienten
1) die Höhen bekannter Punkte,
2} die Beobachtungen aus Smyrna vom 1. bis 6. Mai 1857.
Als bekannt konnten die Höhen von Jeruselem und
dem Rothen Meere ') angenommen werden. Durch erstere
wurden die mittelst der Beobachtungen vom 25. bis 27.
Dezember 1856, dann 1. Januar 1857 berechneten Höhen
auf ihre Fehler untersucht und «» die Fehler in den Höhen
über 2000 Fuss angenühert bestimmt; durch die letztere
konnten die Fehler kleiner Höhen -Differenzen und ins
Besondere jene genähert ermittelt werden, welche sich er-
geben, wenn die Schwankungen des Tuftdruckes bedeu-
tend sind. [Am Rothen Meere betrug die Schwankung
des Barometerstandes vom 23. April 2Y,® Ab, bis 24. April
also im
") Geogr. Mitth. 1855, 98. 366. 374. Hiernach beträgt nach
Lyech’s Nivellement die Höhe von Zion 2449 Fuss,
®% Nach den mir zugänglichen Quellen ist die Höhe ron Kairo über
dem Mittell. Meere im Ganzen nur etwa 60 Par. F. (Geogr. Mitth.
1855, 8. 367). A. Vetermann.
Prof. Dr. J. B. Rotl’s Reise nach Palästina. 3
6° Ab. nicht weniger als 24, in Kairo während dieser
Zeit beilüufig 3°] Mittelst der Beobachtungen zu Smyrna
aber wurden die Fehler, s0 weit die Umstände es erlaub-
ten, annäherungsweise zu ermitteln gesucht, welche sich er-
geben, wenn der Barometerstand zu Kairo zwischen 333,8
und 336,7 betrug. Auf diese Weise zeigte sich, dass im
Allgemeinen die betrüchtlicheren, mittelst der Beobachtun-
gen aus Kairo berechneten Hühen beiliufig um 'ı, bis 4,
der gefundenen Höhe fehlerhaft sein konnten, während
bei geringen Höhen-Differenzen der Fehler weit grüsser
ausfallen kann, wenn die Barometer-Schwunkungen bedeu-
tend sind. Die durch diese Ermittelungen erhaltenen
Verbesserungen wurden an den mittelst der ersten Annähe-
rung erhaltenen Höhen angebracht, sie reichten aber trotz-
dem für einzelne Punkte nicht aus, bei welchen sich zeigte,
dass die so erhaltenen Zahlen noch einiger Verbesserung
bedürfen, für deren Auffindung das vorhandene Material
als unzulänglich erschien. Es ist übrigens die Hoffnung
vorhanden, dass bei einer späteren Gelegenheit die Mög-
lichkeit sich darbieten dürfte, die in den verzeichneten Hö-
hen noch bestehenden Unsicherheiten, wenn’ auch nicht ganz
und gar, doch zum grossen Theile zu beseitigen.
Ich habe in der folgenden Tabelle die Höhen in der-
selben Weise an einander gereiht, wie sio der Terrain-
Gestaltung der Gegend, welche Herr Dr. Roth bereiste,
entsprechen; sie können daher ein Bild der Gestaltung
jenes Terrains ersetzen, dessen graphische Darstellung ich
mir für eine spätere Gelegenheit, wenn mehrere andere
Beobachtungsreihen hierzu bemutzt und mit den bis jetzt
vorhandenen vereinigt werden können, vorbehalte. Die
mit } bezeichneten Höhen erscheinen als unsicher, und
zwar entweder desshalb, weil die zur Berechnung dersel-
ben benutzten Elemente durch Interpolation ermittelt wur-
den, oder weil zur Zeit der Beobachtung heftige Luftströ-
mangen, Gewitter- Erscheinungen u. s. w. Statt fanden;
die mit H markirten sind etwas zu gross, jene mit tt}
aber als etwne zu klein zu betrachten, während alle übri-
gen diejenige Zuverlässigkeit ansprechen dürfen, welche
man unter Umständen, wie die hier obwaltenden, von ba-
rometrischen Höhen-Rechnungen überhaupt erwarten darf.
ee | Br
Jerusalem, Preass. Hospiz, im 3. Stocke . H 4 200 an
Hchron, im Hause des Schech Hamze {neben dem Dosagg
Grah Ahıraham's), 3, Stock , ara WeTer 2837 ı
Hebron, Platz vor der Qwarantaine . 2770
Nastack al Hossn, Station der Jehalin-Beduinen,
7 td. S$0O, ron Habron 1400
Perschid el Derwisch, halbwegs zwischen obiger
Station und Usdum = 1010
Kassr es Sueirah, im Pass gleichen Namens are — 1090
Ustum (Sodom), an der Salzhiühle Oak),
etwa 30 Fuss über dem Todten Meore . . — 1260
Wadi Dscheib, 3 Stunden aufwärts . — 820
Wadi Dicheib, 5 Stunden aufwärts . . — 460
Ain el Buerde, im Wadi Dscheib, 10 Std. aufwärts + »|ırr
Station Ridschmn al Gersie (auf einem kl. Hügel) 350
Station im Pars Elhai, hei’Ain Kamr . . 2140 | ++
Spitze des Djebei Haroun (Hor) (bei dem Grab
Aaron's) i 4270
Petra, auf einem "Heinen Plateau mitten unter
den Ruinen 2700 | +
Station Im el Heddi Hufeisen) Gm "Schatten
einer Mimsne) 980 ! +
Beim Austritt aus dem südl, "Fam | von a Wadi Musa,
in der Araba . Fa 540
2 Stunden weiter südlich in der Araba de 578
8 Stunden weiter südlich in der Arabn . 0 | +
Am Salzbrunnen Godian B 106
2 Stil. weiter im Süden, Station En Redte 153 | +
Akabe am Rothen Mvere (am Meer) . . . . 14
Akaba am Rothen Meere (im Kasernenhof) 5so| +
7 Std, nördi, von Akaba, Station ohne Namen 138 | +
An der Quelle Taba . . „ . 0. 100
1 Stunde weiter gegen Norden, Station” 290
1 Stunde närdlich von Ain Taba . . . 140
4 Standen nördlich von Ain Taba, Station. . 530 | +
Ai ÜGnrandel . a 680
2 Stunden nördlich von An Garnndel, Station . 650
Ain Taibe, Station \ F sıs | tt
In der Mitte der Aral, Pu einem Hügel \ von
Schuttland . . + 170
In der Mitte der Araba, uf dem Were nach
Hueihs, Station .. .. 3060
Brunnen Hucibd . . ee te 140
Hihe des Passes Fackfich, Station neuen 720
Höhe des Passes Es Sufa . 2 2 2 2 u. 1280
Wadi Dreibe, Station 2 2 2 2 20. 1180
Ebene Ubbed el Bul, Station . . . . 1760
El Karetin, Station . : = 2 2 02. 2170
7) Mit Halte der Beobachtungen vom $, und &, April and 0. Mai berechnet und
nach Früherem verbessert, .
Über Prof. Dr. J..B. Roth’s Höhen-Messungen in Palästina u. s. w.
Fon Prof. €.
In dem mir vor Kurzem zugekommenen neunten und
zehnten Hefte der Mitiheilungen befinden sich auf 8. 413 £.
die höchst interessanten meteorologischen Beobachtungen,
welche Prof. Dr. J. B. Roth auf seiner Reise durch das
Wady el Arabah machte. Eine Berechnung derselben von
Prof. C. Kuhn wird für später zugesagt. Es wäre schr zu
Koristke.
wünschen, dass eine solche so bald als möglich erfolgen
möchte"), da das Relief jenes Gebietes in Bezug auf seine
Höhen-Verhältnisse leider nur zu lange schon eine geogra-
phische Streitfrage bildet. Inzwischen kann ich mich doch
" Dieser Aufsatz kam uns zu, als der vorhergebende von Prof.
Kulbın sehon im Sats befndlich war. A. P.
1*
4 Prof. Dr. J. B. Roth’s Höhen-Messungen in Palästina u. s. w.
nicht enthalten, ohne dadurch der ausserordentlichen Ver-
dienstlichkeit der Roth'schen Beobachtungen im Geringsten
nahe zu treten, die Besorgniss auszusprechen, dass die
Berechnung der Niveuu-Differenzen der einzelnen Stationen
aus dem beobachteten Luftdruck und der Temperatur jene
Genauigkeit bei weitem nicht erreichen dürfte, welche
man bei einem so tüchtigen Beobachter und bei so guten
Instramenten zu erwarten berechtigt war. Es fehlt näm-
lich eine dem bereisten Gebiete hinlünglich nahe Beob-
achtungsstation, auf welcher während der Zeit der Reise
korrespondirende Beobachtungen hätten vorgenommen wer-
den sollen. Jerusalem hätte sich wohl am besten zu die-
sem Zwecke geeignet; indessen müssen wohl Ursachen vor-
handen gewesen sein, welche dies unmöglich machten.
Barometrische Höhenbestimmungen aus bloss Einer Beob-
achtung haben schon bei einer Entfernung von 20 Geogr.
Meilen einen wahrscheinlichen Fehler von 5 bis 6 Toisen,
welcher bei sehr gestürten Gleichgewichts-Verhältnissen der
Atmosphäre auch das Doppelte erreichen kann, und dieser
Fehler nimmt bei grüsserer Entfernung der beiden Baro-
meter bedeutend zu. Man wird daher bei Berechnung
dieser Höhen entweder einen mittleren konstanten Luft-
druck am Nivenu des Meeres annehmen, oder man wird
als korrespondirende Punkte Stationen wählen müssen,
welche jeden Falls viel zu weit entfernt sind. Bade An-
nahmen werden nur sehr ungenaus Werthe geben.
In Bezug auf die erstere möchte ich mir erlauben, auf
den nicht uninteressanten Umstand aufmerksam zu machen,
dass sich aus den oben erwähnten meteorologischen Beob-
schtungen ergiebt, dass wenigstens während der Zeit der
Reise der Barometerstand an demselben Orte im Allge-
meinen ein grösserer war Vormittage als Nachmittags, von
2 Uhr angefangen, wie diess z. B. folgendes kleine Täfel-
chen zeigt.
ae Umelll
Tate Ina jJerwamk ’Jewumal. Thduchim Akaheh Arsheh
Orte wind Fabarın pi fans vr. Ik Apr A, Ar er
16 Diec. | Dis. | 37. Dis. Ir. Apr a Ans n Art:
Von VER FR. 30 24 lee Slge Ed, ibn) Be Mbız Akne
Von UN bish A. BBd By: Alle Wh, ihre) Dile, la il dl
Es ergiebt sich hieraus, dass das Tages-Maximum und
Tages-Minimum des Luftdrucks in Palästina und in der Ama-
bahı nahezu denselben Gang einhält, wie in unseren Gegen-
den, wo,das erstere (im April und Mai) bekanntlich zwi-
schen 7—10 Uhr Vormittags, das letztere aber zwischen
3—6 Uhr Nachmittags füllt. Auf diesen Umstand müsste,
wollte man die orste Methode der Berechnung, nämlich ohne
korrespondirendes Stand-Barometer, wählen, vorzüglich Rück-
sicht genommen und es müsste eine für die verschiedenen Tu-
gesstunden geltende Interpolstions-Tafel entworfen werden.
Auf diese Weise erhielt ich die Sechöhe von Jerusalem
+ 2331‘, Hehron (Quarantaine-Platz) + 2538, Usdum (Ni-
veau des Todten Meeres) — 1274, Ain Hueibe + 10%,
Ain Taib* + 778‘, Ain Gurundel + 599’, Salzbrunnen Go-
dian + 113 Par. Fuss, Hiervon weichen die ersten bei-
den von den bisherigen Annahmen bedeutend ab, besser
stimmt das Todte Meer, welche Seehöhen natürlich nur
vorläufige Annäherungen sein sollen, bis zur versprochenen
definitiven Berechnung des Herrn Prof. Kuhn. j
Wollte man jedoch die zweite Methode benutzen, so
dürfte es ziemlich schwer sein, ein nahes korrespondirendes
Stand-Barometer aufzufinden. Bis vor Kurzem waren wohl
Athen und Neapel die zwei nächsten Beobachtungsorte;
mit dem Jahre 1857 aber sind, wie uns die allmonatlich
von der K. K. Meteorologischen Central-Anstalt in Wien
veröffentlichten „Übersichten der Witterung” belehren,
zwei weit nühere Beobachtungsstationen, nämlich Smyrna
und Kairo, ins Leben gerufen worden. Von beiden dürite
wohl Kairo eine zweckmüssigere Lage für Palistina und
die Arabah haben, da keine besonders hohen Berg-Ketten
dazwischen liegen, obwohl beide für die Berechnung einer
Höhe aus bloss einer oder zwei Beobachtungen doch noch
zu weit entfernt sind. Von Wichtigkeit wäre es dann,
genau die Seehöhe der unteren Quecksilber-Fläche des
Barometer» in Kairo zu kennen. Es ist mir nicht bekannt,
an welchem Punkte Herr Dr. Reyer, welcher in Kairo
beobachtet, sein Barometer aufgestellt hat, und die älteren
Nivellements in der Spitze des Delta geben hierüber na-
türlich auch keine Aufklärung. Aus diesem Grunde dürfte
der Versuch kein überflüssiger sein, durch Kombinirung
der bisher gemachten Barometer-Beobsachtungen in Kairo
mit gleichzeitigen in Europe, deren Sechühe bekannt ist,
direkt einen angenüherten Werth für die
Kairo zu finden. Bei einer sehr grossen Anzahl einen
grösseren Zeitraum umfaseender Beobachtungen nimmt be-
kanntlich der Einfluss der Entfernung beider Stationen auf
den wahrscheinlichen Fehler des Höhen-Unterschiedes sehr
ab, und schon bei Jahresmitteln rerschwindet er beinahe
gänzlich. Bei Monatsmitteln ist diess freilich noch nicht
der Fall; indess habe ich mir doch erlaubt, die drei Mo-
nate März, April und Mai 1857 und die Stationen Triest,
Ancona, Curzola (Dalmatien) und Rom zu einer solchen
Seehöhe von
Berechnung zu benutzen. Aus den oben genannten „Über-
sichten der K. K. Meteorologischen Central-Austalt” habe
ich mir zuerst die Monatsmittel des auf 0° reducirten Ba-
rometerstandes und der Taftternperatur zusammengestellt
und dabei in Pariser Linien und Rnumur’schen Graden un-
mittelbar erhalten:
f Asp. Apell
Station | Benhacbter,! u ’ Sal
Bar. | Te. Wind, | Diem. | Temp wind, Bar. | Peg Wird.
Triest Prof. Gatlo 1386, | Bar 0 FH +2,10 bs | la ENW:
Annan | Prof. Zazeini 094,00 Ge a 24) Yin, SO
Curzoia ‚Enn. Zatfeon 0 rn A a he Ad, Sun,
Kom .. Dir. Seecht 284.4 Bar 8 A Yu Er ra
Kairs . .|Dr. Beyer 88004} 14 RX, |BAG,4l 16 KW. 503 Mar |
Dr. Titus Tobler's Wanderungen in Palästina, 1857. 5
Die Kolumne „Wind” giebt die herrschende Wind-
richtung des Monates. Da an allen diesen Orten wenig-
stens (dreimal täglich beobachtet wurde, so ist jede der in
dem vörstehenden Täfelchen enthaltenen Zahlen das arith-
metische Mittel aus neunzig Beobachtungen. Die Ses-
höhen. der vier ersten Beobachtungsstationen sind be-
kannt, und zwar ist Triest 8,4, Ancona 12,6, Curzola 4,7,
Rom 29,9 Toisen. Die Berechnung aller dieser Beobach-
tungen mit Hülfe der Gauss’schen Tafeln ergab folgende
Sechöhen für Kairo in Toisen:
Kombinirte Orte. ! März, ! Aprll. Mai. ! Drei Monnts-Mittel.
Triest — Kairo , | + 14,0 | u l+ To | oe”
Ancona — Kain — told | + 9m | 107
Curzola — Kairo | + Ile | To | + 1310 | 10,4
Rom — Kairo... |! + 5 | a3 | — 1er | 2»
Mittel aus 4Btat.! + 7a: + Os | Tıs (Mittel 50
Das letzte allgemeine Mittel von 5,03 Toisen oder 30,18
Par. Fuss beruht somit auf 1080 Beobachtungen und doch
ist es offenbar noch mit einem bedeutenden Fehler behaftet,
da schon die Spitze des „Delta unweit Kairo eine Sechöhe
von 50 bis 60 Fuss erreichen soll. Dieses negative Resul-
tat dürfte indessen bei der Berechnung der Roth'schen Mes-
sangen einige nützliche Winke geben. Die niedrige Seo-
höhe von Kairo hat ihren Grund in einem zu hohen Ba-
rometerstand daselbst; dieser dürfte eine doppelte Ursache
haben, erstens das Vorherrschen der Nord- und Nordost-
Winde in Kairo während der drei Monate (wie aus obigem
Täfelchen erhellt) und zweitens einen wahrscheinlich durch
‘den Transport veranlassten konstanten Fehler der Notirun-
gen am Barometer des Herrn Dr. Reyer in Kairo. Da nun
während der Reise Prof. Roth's durch die Arabahı !} da-
selbst geradg Südwest-, West- und Nordwest-Winde, also
gerade jene vorherrschten, welche das Quecksilber im Ba-
rometer fallen machen, so ist es wahrscheinlich, dass dieser
Umstand, verbunden mit dem konstanten positiven Fehler
des Barometers in Kairo, bei einer Berechnung der Roth'-
schen Beobachtungen auf die Station Kairo zu grosse Höhen-
Differenzen, mithin auch zu grosse Sechöhen der berech-
neten Punkte zur Folge haben dürfte.
1) 8, Geogr, Mitth. 1857, Heft IX u. X, 8.413 u. 41.
Dr. Titus Toblers Wanderungen in Palästina, 1857.
Sowohl auf eine Nachlese in Jerusalem war es diess
Mal {vom 29. Oktober bis 17. Dezember} abgesehen, als
auch darauf, weniger bekannte oder besuchte Striche von
Palästina genauer anzuschauen und anschaulicher darzu-
stellen. Um nun letztere Absicht besser zu erreichen,
schien es’ mir als das Dienlichste, die Gegend zu Fuss zu
bereisen, weil man so nicht nur mit den Leuten des Lan-
des näher in Berührung kommt, und weil so, ob man
wolle oder nicht, das Mitleben platterdings unvermeidlich
wird, sondern nuch weil die Gegend selbst in mehr noch
ala bloss buchstäblichem Sinne zugänglicher wind; allein
als ich im Lande das Vorhaben auszuführen im Begriffe
stand, stiess ich auf Schwierigkeiten, auf die man im
Abendlande schwerlich ganz gefusst sein mag. In Jäfa,
wo ich Palästina erreichte, und von wo aus ich die ersten
Fussgänge machen wollte, war es mir, so zu sagen, un-
möglich, Fussbegleitung zu erhalten, weil man vorgah, dass
man an weiteres oder längeres Zufussgehen nicht gewöhnt
sei und es daher nicht aushalten könnte. Es muss mit
Nachdruck bemerkt werden, wie schr viele Stadtbewohner
Pulästina’s durch ein weichliches Lehen geschwächt sind,
und wie wenig Lust sie zur überlegten und kräftigen
That, zu Verwendung und Vermehrung der leiblichen
Kräfte besitzen, als wären die Beine des, Menschen zu
keiner Anstrengung, sondern nur zu übermüthigem Spa-
zieren oder zu eitelm Stolziren in prüchtigen Pluderhosen
erschaffen. Die Reiswerfahrangen lehren mich nunmehr
deutlich, dass mein Plan richtig war, ja in dem Grade,
dass da, wo ich zu Fuss ging, die Anschauungen klarer
waren als dort, wo ich ritt und mit sieben Plagen stritt.
Zu Fuss konnte ich auch leicht improvisiren durch un-
wegsame Strecken, was der reitende Wanderer im Voruus
hätte aufgeben müssen.
Es ist von Ed, Robinson, welchen jeder Freund und
Keuner des Heil. Landes immer mit grosser Hochachtung
nennen wird, zumal betont worden, dass es ihm nur in
Begleitung des sel. Eli Smith, eines der Landessprache
vollkommen kundigen Mannes, gelungen sei, durch Kreuz-
und Querfragen der Wahrheit näher auf den Aund zu
kommen. So wenig ich anfechten will, dass dieser Aus-
spruch einen Kern von Wahrheit enthält, so viel gebe
ich zu bedenken, dass trotz der unverkennbar grossen Vor-
züge beide Amerikeuer in die Schlinge mancher Fehler
geriethen, um nur an die unrichtige Lage von Böt Na-
küba, Der Jasin, El-Weledscheh, Kiriet es-Srideh und da-
ran zu erinnern, dass ich in Böt Düla der Karte von Ro-
binson gar nicht mehr folgen konnte. Ich stelle dancben
einen anderen Satz nuf, dass, wenn man eine vollkommen
6 Dr. Titus Toblers Wanderungen in Palästina, 1857.
richtige geographische Vorstellung bekommen soll, es mu-
gleich als dringlich erkannt werden muss, die Dorfschaften
wo möglich alle selber zu besuchen oder in der Nähe zu
beschen, damit keine optische Täuschung in Beziehung
auf das Diesscits oder Jenseits der Thäler Versetzen oder
Nachbessern nöthig mache.
Ich untersuchte, leider noch flüchtig genug, ein Stück
Philistäa,” und gerade diese etwas flüchtige Untersuchung
liefert den Beweis, wie gerade da Manches nachzuholen
sei. Z. B. giebt Raumer (Palästina, dritte Ausgabe) die
Entfernung Esdüds von Askaläin zu 8%, Stunden und
Ritter zu 3%, Stunden an, während sie in der Wirklich-
keit 2 Stunden beträgt; eine genauere Bereisung der Küste
von Jüfa bis Ghäseh gehürt, so weit mir die Literatur
bekannt ist, zu den Desideraten. Nicht mehr als drei
Tage verwendete ich auf den Ausflug von Jäfa über Es-
düd nach Askalän und über Ramleh zurück, weil der
Pferdetreiber nur mit harter Mühe vom gewöhnlichen, bes-
sern Wege, welcher direkt über El-Medschdel nach Ghäseh
führt, abzubringen war, in Ibns, Unhaltbares vorschützend,
nicht an die Meeresküste, wo Ruinen noch das Hafen-
Jamnia andeuten sollen, reiten und in Askalän sclbst
nicht der Meeresküste folgen oder die direkte Route nach
Barbereh einschlagen wollte, wesswegen diese geringe
Schmiegsamkeit des Pferdeknechtes, immerhin zu seiner
unangenehmen Überraschung, mich zur Umkehr bewog. Ich
gedenke darum dieser meiner bittern Reiseerfahrungen,
weil es auch andern Reisenden nicht besser, einigen sogar
schlimmer ging. Ich herührte auf dieser Reise El-Kube-
beh, Ibna, die Ruinen von Sugheir, Esdüd, Hamämeh,
Askalün, Ei-Medschdel, Saber (Dorf), Battäni (Dorf), Jäsür,
Katterah, Mochär (Dorf), Ramleh.
Auf einer zweiten Tour forschte ich nach den Quellen
in der Umgebung der grossen Teiche über Artäs und nach
der Vereinigung der von Ain Hanieh und Sätäf (Bet Ha-
nina) her strömenden Winterbäche, wovon ich, der Kürze
willen, den erstern Wädi Hanich und den andern Wädi
Rätäf künftig nennen werde. Ich besuchte Sür Bähil, Om
Tübs, Chirbet Laoka, die Trümmer von Der es-Seir über
dem Wüdi Dschennäb, das Böt Sähfr der Christen, Beth-
lehem, Artäs, Chirbet el-Chöch, Ain Attin (Etham), Dür
Benät, Ain und Chirbet Föghör, Ain Kasis, die Quelle der
drei Teiche (Borak), El-Chadher, Böt Dschäla, Ain Kan-
desch, das Felshäuschen Kaläat Sabbah el-Chör, Dorf und
Triimmer Bettir; Kiriet es-Saideh ganz nahe,
konnte aber im Wädi Hanieh wegen seiner vielen Win-
dungen nicht fortkommen, so dass ich dann über die
Wasserscheide zwischen diesem Thale und dem Wädi Sä-
täf bog und weiter im letzteren Thale, einmal vom Ain
Schkäf trinkend, zwischen Sätäf und Ain el-Habis vorbei,
kam ich
hinaufging bis zur Einmündung des Wädi Der Jüsin, in dem
ich dann bis zu seinem Ursprunge hinaufsticeg, um nüörd-
lich neben H. Kreuz nach Jerusnlem zurickzugelangen.
Auf einer dritten Tour stellte ich mir die Aufgabe,
das Land zwischen Jerusslem und Lätrün, zwischen Ter-
kümieh und El-Kubebeh (Emmaus der Mönche), nament-
lich auf Querzügen, zumal auch in Bextg auf die Boden-
gestaltung (Flussgebiete) und praktische Benutzung für den
Strassenbau, näher kennen zu lernen. Ich trachtete, so
viel möglich, auf Wegen oder in Gegenden zu wandeln,
wo der Fuss des wissenschaftlichen Reisenden nicht hin-
kam; überall aber war es mir nicht müglich. ins
Besondere von Süris an bis Sara und von hier bis Jälu
war ich auf den Routier Robinson's gleichsam gebannt, so
wehe cs mir tkat; die in Böt Mahsir erhaltene Nachricht,
dass die Beiluinen aus Ägypten ein paar Tage vorher in
den Wädi Sarin, den ich von Ain Schems aus weiter
hinab untersuchen wollte, eingerickt seien und die Sicher-
heit des Eigenthums im höchsten Grade geführdeten, machte
Von Jerusalem
nach Mür Eliäs gelangt, schwenkte ich gleich südlich von
da in ein Thal links ab und kum dann auf Umweg, ein
Stick weit im Wädi Dschennäb, nach Bethlehem. Von
hier ging's nach El-Chadher, El-Hasän {nahe}, in den Wädi
Amsaerr und Wädi Samt, nach Böt Nettif, Chirbet Boulos,
Jarmük (Jarmuth), Chirbet Dschennäbch, Bet Deschibrin,
Maräsch (Maresa), Kenisch Senta Hanneh, Dör Nachis
(nahe), Sennäbereh (nahe), Böt Nasib, Böt Düla, wo ich
im NW, das Dorf Kila (Keila oder Kegila) erblickte, Nühn,
Charass (Dorf), Chirbet Dschimrin, Surif (Dorf), Dscheba
(Gibeah), Fokin über dem Ain ed-Dib, nach Räs Abnı Am-
mär (Dorf), zur Vereinigung der Winterbiche von Sütäf
und Hanieh, nach Aktır (Dorf), Dir Abu Ammiär (Trüm-
mer), Chirbet el-Amür (Dorf), Abu Ghösch, El-Kubübeh,
Katannieh (Dorf), Säris, Böt Mahsir, Jeschüch, Sara, Büt
Süsin, Lätrin, Amuäs, Jülu, B#t Nübo, Böt Likieh, Ain
Dschifna (Quelle), Ed-Dschib und Jerusalem. Ich machte
also zuerst einen Zug in südwestlicher Richtung, einen
einen dritten in nördlicher, einen
vierten in südlicher, einen fünften in nördlicher und einen
sechsten in östlicher, dann sudüstlicher Richtung.
Auf diesen Zügen wurde ich mit dem Terrsin mehr
oder minder vertraut. Die gegen das Mittelmeer abfallende
Seite des Kalkgebirges Juda ist durch Thäler und Schluch-
ten mannigfaltig durchschnitten, die in der Regel einen
westlichen, aber auch einen südwestlichen und nordwest-
lichen Verlauf nehmen. In der Bibel wird das Land in
Berg und Ebene geschieden, und das ist wohl die Haupt-
Charakterisirung. Indessen lässt sich ziemlich leicht ein
Berg-, Hügel- und Niederland unterscheiden. Nach der
So
einen grossen Mtrich durch meinen Plan,
zweiten in üstlicher,
Dr. Titus Tobler's Wanderungen in Palästina, 1357. 7
Bibel wurde das Hügelland zum Niederlande gezählt. Wo
die Berge rauh, die Wände höher und steiler, die Thäler
enger sind, können wir das Bergland nicht verkennen;
da werden nach und nach die Berggipfel niedriger und
platter, gegen Abend hin erschaut man kein neues Vor-
rücken von Bergen mehr, die Thäler thun sich mehr auf
und bekleiden sich mehr mit Gewächsen — hier haben wir
des Hügelland vor den Augen. Wer möchte jetzt mehr
die Ebene schildern? Glaube man übrigens keineswegs,
dass es zwischen den Bergen, Hügeln und der Ebene eine
regelmässige, gerade Abmarkung gebe Nur ein Beispiel:
in der Gegend von Böt Nüba und Bet Likieh streicht das
Hügelland bedeutend weiter gegen Morgen als in jener
von Lätrün und Bet Süsin.
Wir betrachten jetzt die Wassergebiete, die alle dem
Mittelmeere sich zuwenden, und die ich mehr oder minder
kennen lernte.
1) Das Wussergebiet des Audscheh. Dieser Fluss, der
nach zuverlässiger Nachricht selbst in der grüssten Trocken-
heit nicht versickert, ergiesst sich nördlich von Jäfa ins
Meer. So weit ich Zeuge bin, erhält er das Wasser von
Ed-Dschib an, namentlich vom Wädı Soleimän, ferner von
all’ den weiter südlichen Seitenthälern, ja bis Sara; er
streicht nördlich von El-Kabäb vorbei.
2) Das Wassergebiet des Rubin (Sarär) konnte ich et-
was genauer untersuchen. Jerusulem, dem Todten Meere
angehörend, ist diesem zweiten Wassergebiete sehr nahe
gerückt. Der Wädi Rubin beginnt mit einem nördlichen
Arm unweit Böt Hanina und mit einem südlichen Arme
keine halbe Stunde westlich von Jerusalem. Der letztere
Arm, der Wädi Hanich, nimmt namentlich den Wädi Ah-
ned und den Wädi Bettir auf und vereinigt sich mit
dem Nordarme, dem Widi Satäf, erst etwa 11, Stunden
unterhalb Satäf. Der Winterbach tritt dann bei Artüf aus
dem Gebirge heraus und tliesst bei Ibna ins Meer. Ea
befremdet mich in hohem Grade, dass der Einschnitt des
Bodens für diesen Fluss, welcher schon bei Bettir und
Kalönieh das so scharf ausgeprügte Aussehen eines Win-
terstromes darbietet, und der auch noch bei Ain Schems
Gerölle hat, mir entgehen konnte, während das Bachbett
bei Esdüd mir auffiel. Die Bemerkung darf nicht vorent-
balten bleiben, dass man auf dem Wege von Jüfa über
Esdüd nach Askalün die eigentliche Ebene nicht übersicht.
Zwischen den Sandhügeln, die etwa auf eine halbe Stunde
Entfernung die Meeresküste begleiten, und dem östlich
zunächst anstossenden Wellenlande gewahrte ich eine von
N. nach 8. sielı hindehnende grosse Mulde, in die ich erst
nahe bei Saber ostwärts hinabsah. Wie oder wo sich ein
Bach durchwindet, war mir nicht erklürlich, und auch
mein Führer, auf dessen Worte ich übrigens wenig Gewicht
lege, wollte wissen, dass kein Bach vom Gebirge ununter-
brochen bis ins Meer laufe. Damit mag man zusammen-
halten, was Ritter schreibt, nämlich dass Philistüa in der
Regenzeit vom Gebirge herfliessende Wasser erhalten möge,
die aber auf dem weiten Laufe bis zum Meere in dem
lockern Boden durch den Seitendruck in ihren flachen
Thalsenkungen ohne tiefer eingeschnittenes Flussbett ver-
rinnen und grössten Theils durch natürliche oder künst-
liche Irrigation ihrer nächsten Thalumgebungen schon auf-
gebraucht sind, ehe sie noch als fliessendes Wasser ihre
Mündungen zu andern Wädi oder gar zum Meere errei-
chen, Hierbei möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass
ich, im Süden von Aklir, sowohl westlich als östlich von
Mochär über einen (Graben ritt, der gegen das Meer hin-
zog, eher in der Richtang gegen Ibna als. Esdüd. Übri-
gens waren alle Männer, die ich in Bet Dsehibrin be-
fragte, darin übereinstimmend, dass das Winterstrom-
Wasser wirklich ins Meer und nicht auf dem Wege dahin
in den Boden verlaufe. Bei Aklır kann die Wassermasse,
selbst vier bis fünf Tage lang, so gross werden, dasa kein
Mann auf dem Ross hinübersetzen könnte,
3) Das Wassergebiet des Samt. Es beginnt westlich
von El-Chadher bis Terkümieh. Das Hauptthal, als Wädi
Amsarr, zieht von der Nähe El-Hasäns hinunter, verläuft
dann in ein Ebene-gleiches Thal, den Wädi Samt, krümmt
sich beim Tell. Sakarieh nach Nord, darauf gegen West,
um in der Nühe von Esdüd selbstständig ins Meer zu
münden. Unweit östlich dieses Dorfes vereinigt sich mit
diesem Hauptbache ein Nebenbach, welcher das Gewässer
im Bezirke Böt Dschibrin bis Terkümich hinan aufnimmt,
und zwar fliesst letzterer Bach vom Räs Ain el-Köf nach
Terkümieh, Sennübereh, Nachüs, Böt Dsehibrin, Seta, Ed-
Dschusär, Es-Sawäfir, Böt Daräsch.
Durch die Betrachtung der Konfiguration des Bodens
und des Wassersystems wird die Prüfung der Strassen
wesentlich erleichtert. Welche Strasse führt nach Ghäseh?
Eine über Ramlch, eine andere über Hebron und eine
dritte über El-Chadher, die eich bei El-Hasän in eine
Thal- und Bergstrasse spaltet, in der Weise, dass sich dann
beide Zweige bei Böt Nettif vereinigen. Sie erreicht dann
Bet Dschibrin. Ich wählte den Thalweg. Die Tradition,
welche sich an den Philipp's-Brunnen im Wüdi Hanieh
knüpft, möchte zur Vermnthung leiten, dass etwa hier der
Weg nach Gaza durchführte; allein dieselbe verliert nach
meinen Untersuchungen allen Halt. Als ich den Winter-
bach von Bettir an abwärts mit seiner Unmasse von Öe-
schieben, seinen äusserst launenhaften Windungen, selbst
gegen Ost, aufmerksamer betrachtete, als das Auge sich an
der Öde der Gegend, an dem Mangel von Kultur, selbst von
einem Fusspfade ermüdete, war für mich das Räthsel ge-
8 Dr. Titus Tobler's Wanderungen in Palästina, 1857.
löst, dass dieses Thal keine Strasse bis zur Vereinigung
beider grossen Winterbäche je durchschnitt. Von Bettir
hinauf gen El-Hasin, um etwa hier einzulenken, geht es
steil und besteht einer der schlechtesten Wege, während
die Jerusalem-El-Chadher-Strasse, sich sorgfültig an die
Wasserscheide haltend, starke Steigung vermeidet oder um-
geht. Hingegen konnte eine Strasse durch den Wädi Dör
Jäsin, im Wädi Sätäf, Wädi Ismain und Wädi Sarür in
der Richtung nach Askalän oder Ghasch angelegt aein.
Die Strasse über Abu Ghösch und Ramleh ist die heute
weitaus am meisten besuchte.
Wir gehen jetzt über zur Verbindung der Moeresküste
mit Jerusalem, Für diese Stadt ist eine möglichst kurze
und eine gute Verbindung mit einem Meereshafen von un-
endlichem Werthe. Die in unsern Tagen gebranchteste
Strasse vom Büb Wädi Ali bis Jerusalem ist zu allen Zei-
ten des Jahres schlecht, besonders setzt sie Kräfte und
Mutlı des schwachen Geschlechts auf die Probe, und wenn
man auf den Meeresfluthen die Leiden überwunden, so
warten auf den Pilger und die Pilgerin noch andere, oft
noch grössere; von Lätrün abwärts bis Jäfa ist bei stark
anhaltendem Regen die Strasse, wenn nicht geradezu un-
gangbar, doch ungemein beschwerlich. Ja, es kann der
Fall eintreten, dass man in Jerusalem oder Jüfa auf bessern
Weg Tage lang warten muss, und man mag sich wohl die
peinliche Lage dort oben vorstellen, wenn man in der
Küstenstadt gerade ‚auf ein Dampfschiff eintreffen sollte.
Wir kennen zwei Hauptstrassen zwischen Jerusalem und
Jäfs, die über Abu Ghösch und Ramleh und die im Wädi
Soleimän über Lidd. Die erstere ist in der Gebirgsgegend
durch zwei Querthäler eingeschnitten, durch das eine von
Böt Hanina und durch das andere von Böt Naküba. Die-
ser Umstand hat zur nothwendigen Folge, dass es doppelt
Steigungen und Gegensteigungen, und zwar von bedeuten-
dem Belange, giebt. Die Pilgrime, man möchte behaupten,
alle ohne Ausnahme, ziehen diese Strasse vor. Sie bietet
allerdings den Vortbeil der Kürze. Die undere oder nörd-
liche Strasse zieht nördlich von Ed-Dschib vorbei, dann
im Wädi Soleimän weiter, ohne eine Gegensteigung, ziem-
lich gleichmässig fallend, nach Lidd und gegen Jäsir.
Nuch eigener Anschauung könnte ich die nördliche, wahr-
scheinlich beachtenswerthe, Abzweigung über Bethoron
nicht beurtheilen. Stark beladene Kameele treibt man
noch am liebsten durch den Wädi Soleimän. Der Aus-
gangspunkt ist bei diesen Strussen Jäfa; allein es könnte,
wie auch in ältern Zeiten, andere Ausgangspunkte geben,
als: in Cisarea, Jamnia (diess am bequemsten für die Be-
nutzung des Wädi Rubin), Askalon. Der Menschenstrom
hat sich jedoch, zwischen den verschütteten und versan-
deten Häfen, seit vielen Jahrhunderten so beharrlich auf
Jüäfh gewälzt, dass man vorläufig da stehen bleiben muss,
ohne in Abrede stellen zu wollen, dass eigentlich nichts
Ganzes denkbar, keine rationelle Durchführung möglich
ist, bis die Hafenfrage nach sorgfältiger Untersuchung und
Prüfung entschieden sein wird. Bei allen Bemühungen,
die Jerusalem den Europiern für das Gedeihen der Stadt
verdankt, kann man sich (und doch sollte man sich) bei
der partikularistischen Zerfahrenheit kaum wundern, dass
noch keine gewöhnliche Fahrstrasse alles Ernstes angestrebt
und in Angriff genommen wurde; das Projekt über eine
Eisenbahn wird aus dem Grunde nicht besprochen, weil
er zur Zeit mehr abenteuerlich erscheint. So lange keine
Strasse kunstgerecht gehaut ist, so lange sind an die Er-
reichung der Heil. Stadt von der Küste aus unleugbare
Mühseligkeiten gekettet, #0 lange bleibt der Franke vom
Fellachen, welcher die Preise theilweise diktirt, abhängig.
Ja dann erst, wenn eine gute Strasse, am zweckmässigsten
wahrscheinlich über das mit Unrecht in Schatten gestellte
Lidd und durch den Wädi Soleimän, hergestellt wäre,
würde Jerusalem, seiner Weltstellung gemüse, neu auf-
blühen durch einen ausserordentlich erleichterten Verkehr
zu allen Jahreszeiten, durch vermehrten Zufluss neugieri-
ger und frommer Reisender.
Mein Rückblick wird wohl einleuchtend machen, dass
in Palästina noch Manches aufgeräumt werden sollte. Ich
wählte nicht gerade die ergiebigste Gegend. Der Strich
von Näbulus abwärts gegen das Mittelländische Meer mit
dem ganzen Karmel würde beispielsweise dem suchenden
Geographen weit mehr versprochen haben, während dieser
dem Naturforscher die Freude an den nahe bei Kaifa in
der Wildniss lebenden Tigern, Leoparden und Hyänen
nicht missgönnte und den Dr, Johannes Roth für seinen
Neufund des Krokodils beglückwünscht !).
1) Aufmerksam gemacht durch Noth, frug auch ich diesem Thiere
nach. Nach mehrseitiger KErkundigung hült sich das Krokodil, das
nicht einmal selten sei und dort auf Ambisch temsäh genannt wird,
im Fluss Tamür auf, der in der Nühe von Tantüra vorbeifliesat. Einer
der Ersähler sah selbst das Ei von einem Palästinischen Krokoilil.
Der Tschu-kiang, Canton- oder Perl-Strom.
Der Tschu-kiang, Canton- oder Perl-Strom, von Canton bis Macao und Hongkong.
Nach neueren Untersuchungen.
(Mit Karte, ». Tafel 2.)
Es war um das Jahr 1556, also bereits vor 300 Jah-
zen, als Europäer sich zum ersten Male an einem Punkte
des Chinesischen Reiches, umd Ost-Asiens überhaupt, fest
niederliessen, Das waren die Portugiesen und ihre An-
siedlung und Festung Macao, belegen an der grossen,
meerbusenähnlichen Mündung des heut’ zu Tage gewühn-
lich nach der Stadt Canton benannten Stromes. Macao,
wenn auch sein Glanz lüngst verblichen, bildete die erste
Basis aller nachherigen Beziehungen der Europäer zu den
Chinesen, und am frühesten vom ganzen Chinesischen
Reiche erhielten Europäische Geographen genaue Kenntnis
von Macno’s Umgegend und dem Canton-Strom. Auch jetzt
noch kennen wir keine Gegend von China innerhalb des
blossen Küstenrandes so genau als die Strecke von. Macao
bis Cunton, wus etwa mit der Elbe-Strecke von Cuxhafen
über Hamburg hinaus bis Lauenburg korrespondirt. Doch
würde man vergeblich in der Mehrzahl der besten und
nenosten unserer Atlanten nachschlagen, wollte man sich
eine einigermassen ausreichende Vorstellung dieser Gegend
zu verschaffen wünschen. Da uns nun ganz neue Mate-
rialien zur kartographischen Darstellung dieses Theiles der
Erde vorliegen, und das Bedürfniss einer solchen Arbeit
— besonders einer speeiellen, ausreichenden und dabei
handlichen Karte — immer dringender wird, so halten wir
es für eine angenehme Pflicht, den Lesern dieser Zeit-
schrift durch Karte und Text einen Überblick vorzulegen
von dem, was man von diesem Theil des Chinesischen
Reiches im Lichte der Gegenwart weiss.
Die Englischen Aufnahmen des Canton-Stromes., — Die
ersten genauen Aufnahmen des unteren Tschu-kiang, der
grossen Bai, in die er sich ergiesst, und der zahllosen In-
seln, welche die letztere in Ost, Süd und West umgeben,
wurden von den Kapitäns Ross und Manglıan ausgeführt
und erstreekten sich aufwärts bis zur Zweiten Bar-Pagode.
Vervollständigt wurden sie später durch die von Kapitän
James Horsburgh, dem berühmten Hydrographen der Ost-
Indischen Kompagnie, während vieler Reisen nach Canton
angestellten Vermessungen und durch die Aufnahmen der
östlich von Lintin gelegenen Küsten und des Lintin-San-
des durch Kapitän Blakely und andere Offiziere der Ost-
Indischen Kompagnie. Über die Strecke von der Zweiten
Bar-Pagode bis Canton gaben zuerst die Arbeiten der Ka-
pitäns Newell, Auber und Moffat bestimmteren Aufschluss,
doch bezogen sie sich nur auf den nördlichsten, die Wham-
Petermann’s Geogr. Miftheilungen, 1958, Heft I,
poa-Insel einschliessenden Arm, der früher ausschliesslich
zur Kommunikation zwischen Canton und seinem Hafen
Whampoa benutzt wurde. Alle diese frühern Aufnahmen,
bis etwa zum Jahre 1830, wurden von Berghaus in sei-
nem „Atlas von Asia” dem Blatte Nr. 16 zu Grunde ge-
legt, welches bisher als die speeiellste. und beste der in
Deutschland erschienenen Darstellungen des Canton-Flusses
gelten durfte.
Im Jahre 1840 führte Sir E. Belcher seine umfang-
reiche Vermessung des Canton-Flusses und der vorliegen-
den Inseln aus, auf der hauptsächlich die neueren Engli-
schen Admirnlitätskarten beruhen; doch blieb das Gewirre
zahlreicher Arme und Anastomosen, welches der Fluss in
der Umgebung von Canton bildet, bis auf den nördlichsten
Arm grössten Theils unbekannt. Erst im Verlaufe des
Kriegs von 1841 entdeckten die Engländer einen südli-
chern Arm, die sogenannte Blenheim-Passage, die sich den
Fakterscien bei Canton gegenüber abzweigt, die Honan-In-
sel urgiebt und sich unterhalb Whampoa wieder mit dem
nördlichen Arm vereinigt; zugleich wurden sie mit einem
westlich von der Stadt von Norden nach Süden verlaufen-
den Gewässer bekannt, das sie Nemesis-Reach'!) nannten.
Überhaupt haben die Aufnahmen der Engländer während
der Kriege von 1841 und 1847 zur Vervollständigung und
Berichtigung der Belcher'schen Karte sehr viele Beiträge
geliefert, und namentlich befuhr die „Nemesis’” im Jahre
1841 den grüssten Theil des Hong-shang oder Broadway-
Flusses, eines schmalen und seichten Armes, der nordwest-
lich von Macao mündet und dessen zahlreiche Verschlin-
gungen auf den Engl. Admiralitätskarten vorzugsweise nach
einer Chinesischen Manuskriptkarte niedergelegt sind. Auch
der gegenwärtige, im Herbst 1856 begonnene und durch
die Vorgänge in Indien nur unterbrochene Krieg hat wie-
der manche Aufschlüsse zur Folge gehabt, besonders: weil
die Engländer dabei flach gehende Kanonenboote benutzen,
mit denen sie selbst in die seichteren Arme und kleine-
ren Passagen, die Schlupfwinkel der Chinesischen Kriegs-
Dschunken vorzudringen vermögen. So verfolgten im Mai
1857 die Kanonenboote unter Commodore Ellist mehrere
der Mündungsarme des Tong-kiang aufwärts bis zur Stadt
N Wir haben auf der Karte wie im Texte fast immer die Engli-
schen Bezeichvuungen und die Orthograpbie der Engl. Admiralitätskarte
beibehalten, Resch bedeutet eine Flussstrecko; unter dem ebenfalls
häufig vorkommenden Urook versteht man einen kleinen, seichten Flussarm.
2
10 Der Tschu-kiang, Canton- oder Perl-Strom.
Tungkuan, und im Juni gelangte Commodore Keppel mit
Booten bis in die Nähe der Stadt Fatscham auf dem schma-
len, seichten Arm, der südlich von der Gough-Insel mündet.
Die grosse Belcher'sche Aufnshme des Canton-Stromes
wurde von der Britischen Admiralität bereite im Jahre
1846 auf fünf Blättern grössten Karten-Formetes (Double
Elephant) in Kupfer gestochen und zu 15 Sehill. (5 Thaler)
publieirt. Von diesen Blüttern ist vor ein paar Monaten
eins neue Ausgabe erschienen, die viele Nachtrüge und
Berichtigungen enthült. Diese fünf Blätter liegen unserer
Karte zu Grunde, und zwar enthält sie, mit ein pmar Aus-
nahmen, alles Detail des Englischen Originale. Doch sind
und besten Kartenblättern des
For-
selbst nuf diesen neuesten
Canton-Flusses nicht
schungen zu finden, wie z. B, die des Commander Elliot
in den bedeutenden östlichen, nach der Stadt Tnungkuan
führenden Abgweigungen des Stromes. Wir haben diesel-
ben nach einem Original-Bericht des Commander Elliot in
den Illustr. London News, 15. August 1857, benutzt, und
sie erscheinen unseres Wissens in dieser Arbeit zuerst in einer
genauen Karte. Ausserdem benutzten wir mehrere undere
Quellen, unter denen wir bloss aufführen wollen die Karte
des Missionärs Winnes vom Sinon-Kreise in dem sauber
ausgeführten „Atlas der Evangelischen Missions-Lesellschaft
zu Basel”, von J. Josenhaus.
Das Flussgebiet des Canton- Stromes. — Dass der Cunton-
Fluss für die Beziehungen Chinas zu den auswärtigen
Mächten von der grössten Bedeutung ist, geht schon dar-
aus hervor, dass ihn die Engländer, gestützt auf ihre msch
emporblühende Kolonie Hongkong, in allen Konflikten mit
dem Chinesischen Reiche zur hamptsächlichsten Operations-
Basis machten. Er gestattet den Zugang zu einer der be-
völkertsten Städte des Reichs, übt den grössten Einfluss
auf den ausserordentlichen Handelsverkehr derselben aus
und bildet den Centralpunkt des ganzen südlichen China.
In ihm vereinigt sich der Tschu-kiang (Tschn-Fluss), der,
in Yun-nan entspringend, die Provinzen Kwangsi und
Kwangtung von Westen nach Osten durchläuft, mit dem
Pi-kiang und Tong-kiang, welche die Gewiüsser der nönd-
lichen und üstlichen Theile von Kwangtung sammeln;
sein Flussgebiet erstreckt sich also im Norden bis an die
sümıntliche Resultate nenester
Bergzüge, welche die südliche Wasserscheide des Yang-tse-
kiang bilden, im Westen bis in die Gebirge Yun-nans, im
Osten bis nach Fokien hin. Wenn daher die Beherrschung
des Canton-Flusses durch eine fremde Macht auch nicht in
der Weise an das Herz des grossen Reiches herangreift,
wie etwa eine Besitzergreifung der Provinz Kiangsu, welche
die Mündungen der beiden grössten Ströme Ühina’s, des
Yang-tse-kiang und Gelben Flusses, in sich fasst und durch
den grossen Kaiser-Kanal sogar mit den nördlichsten Pro-
vinzen und Peking in Verbindung gesetzt ist, so hut sie
doch eine ungleich grössere Bedeutung, als die Herrschaft
über die meisten andern Küstenpunkte, welche dem aus-
wärtigen Handelsverkehr geöffnet sind.
Der Canton-Fluss ist
imposantesten Gegenstände, die der Reisende in China an-
trifft". Dus Meer ist in der Nühe seiner Mündung über
und über mit zuhllosen Inseln besetzt,
nsch Robert Fortune „einer der
von denen die
meisten gebirgig sind, riesige Felsenmassen zeigen, aber
nur eine spärliche Vegetation tragen, Von Üsten
Westen finden wir hier Hongkong und Lanma, die grosse
Insel Lantao, umgeben von dichten Gruppen kleiner In-
seln und Felsen, und südlich von Macao die Inseln Mon-
nach
tanhı, Koks, Macarina um Typa; in südlicherer Reihe
schliessen die Lema-, Kypong- und Ladronen-Inseln nebst
Lingting, der Samun-Gruppe und Aichen diesen Archipel
gegen (das Meer ab. Die
Punkte sind hier die alte Portugiesische Besitzung Mucao
im Westen und das im Jahre 1841 von den Engländern
okkupirte Hongkong im Usten.
„Alacao”, sagt W. Heine (leise um die Erde
nach Japan, 1856), „war zur Zeit der Blüthe Portugnls ein
Hauptstapelplatz des Chinesischen Handels und in Folge
dessen erhielt die auf Halbinsel gelegene Stadt
schnell eine bedeutende Ausdehnung.
Höhen sind mit Forts gekrönt und für den Zustand des
Befestigungswesens in jener Zeit ihrer Erbauung jedenfalls
stark zu nennen. Eine Menge Kirchen, Klöster und an-
dere hervorragende Gebäude, meist schr pittoresk gelegen,
zieren die Stadt, deren geräumige, gut gepflasterte und
reinlich gehaltene Strassen den Eindruck grosser Behübig-
keit machen. Auf Promenaden, öffentliche Brunnen,
grosse Freitreppen und dergleichen ist gleichfalls viele
Aufmerksamkeit verwendet und der heimathliche Baustyl
der Portugiesen mit seinen Maurischen Anklängen, zu de-
nen hier noch einige Anwendung der in Uhins üblichen
Farben kommt, eignet sich ganz vortrefflich zur Umgebung.
Die Bevölkerung erschien mir gescllig und von ziemlicher
Bildung, das Leben ertrüglich und keineswegs kostspielig,
kurz, in dieser Beziehung schien mir Alles ganz gut zu
In Allem jedoch, was die Vorzüge eines Handels-
platzes und Hafens der Neuzeit betrifft, entspricht Macao
offene bomerkenswerthesten
Maco. -
einer
Die beherrschenden
stehen.
den Bedürfnissen nur auf höchst unvollkommene Weise,
Dos seichten Wassers wegen müssen selbst die kleineren
Schiffe viel weiter vom Lande abliegen, als in Hongkong,
die grüseeren sogar sechs Englische Meilen; die Güter müssen
in kleinen Dschunken verladen werden, um ans Land zu
gelangen, was die Geschäfte um so mehr erschwert, als
noch daru der Ankergrund günzlich ungesichert gegen
Winde ist, und so die Arbeit dos Aus- und Einladens
Der Tachu-kiang, Canton- oder Perl-Strom,
oft Tage lang unterbrochen win‘). Hongkong scheint dem
hiesigen Handel den letzten 'Todesstoss zu versetzen; die
bedeutendsten Handelshäuser siedeln dahin über.”
Hongkong. — „Diese Insel kann nümlich, wie alle von
den Englündern in der Neuzeit in Besitz genommenen
Hüfen, in Bezug auf die für einen solchen erforderlichen
Eigenschaften kaum günstiger gewählt sein. Die Lage
von Victoria auf der Nordseite einer, etwa 18 bis 20
Engl. Meilen im Umkreis messenden, gebirgigen Insel, in-
mitten eines ebenfulls gebirgigen Archipels, gewährt dem
sehr geräumigen Hafen den Vortheil zweier sich gegen-
über liegender Eingänge, so duss beinahe bei jedem Winde*
gefahrlos eingelaufen werden kann. Das Meer ist beinabe
durchgängig bis dicht am die [fer schr tief, s0 dass Schiffe
von 15 Fuss Tiefgang in ganz geringer Entfernung vom
Lande ankern können, ja selbat Schiffe von 25 Fuss an-
kern nur 300 bis 400 Yards (000 bis 1200 Fuss) weit.
Ein weicher, züher Lehmboden giebt guten Ankergrund
bis dieht an die Küste, und ein Schiff, das seine Anker
schleppte oder verlüre und auf die Küste getrieben würde,
dürfte kaum wesentlichen Schaden zu befürchten haben,
wenn nicht schon überhaupt die 800 bis 1800 Fuss hohen
Berge, welche das Hafenbassin umgeben, nach allen Seiten
hin genügenden Schutz gegen den, im Herbst und Winter
in diesen Gewässern grosse Verheerungen anrichtenden,
Typhun gewährten. Eben so vortrefflich ist die Lage in
Bezug auf Vertheidigung; einige wenige Landbatterien im
Verein mit einigen Kriegsschiffen, Kanonenbooten oder
schwimmenden Batterien in den beiden Einfahrten würden
vollkommen hinreichen, um jedweden Angriff zurückzu-
weisen. Trinkwasser liefern die Granitberge der Insel in
bester Qualität, aber in Bezug auf Nahrungsmittel ist die
Insel auf Einfuhr angewiesen, Was für grosse kommer-
zielle Vortheile Hongkong bietet, lässt sich aus dem wun-
derbar schnellen Aufblühen des Platzes ?), den zahlreichen
und trefflichen öffentlichen Bauten, den schönen, geräumi-
gen Häusern, dem regen Leben in den breiten Strassen
und dem überall ersichtlichen Wohlstande hinreichend
schliessen. Durch die Terrsinverhältnisse bedingt, hatte
Victoria noch vor wenigen Jahren nur eine einzige, pu-
rallel mit dem Ufer laufende Strasse; jetzt sind deren
schon drei, theils neben, theils über einander laufend,
durch viele Querstrassen, an mauchen Orten mit Stufen,
N) Die ästlich von Macas gelegene Bhede, von der Heine hier
spricht, hat nach, den Englischen Seekarten erst in der Entfernung von
fast 2 Naut, Meilen eine Tiefe von 3 Faden, 1", Naut. Meilen weiter-
hin wird sie 4 bis 4%, Faden und abermals 4 Naut. Meilen weiter
5 Faden tief, «on dass grosse Kriegsschiffe nur verhältsissmässig weit
von Marao unkorn kömmen. Der schmale Bingang zu dem inperen,
wostlichen Hafen ist nur 1”, Faden tief, gertattet also auch gewöhn-
lichen Handelsschiffen die Einfahrt nicht.
%) Vitoria zählt schon etwas 15,000 Einwohner.
11
unter einander verbunden. Selbst kleine Schluchten zwi-
schen den Bergen und einzelne vorspringende Abhänge
sind bereite mit monumentalen Bauwerken nicht unmale-
risch bedeekt.”
Unter solchen günstigen Bedingungen ist Hongkong
rasch der Hauptstützpunkt der Englischen Macht in China
geworden; dort haben die: obersten Behörden, welche den
Verkehr zwischen Gross-Britannien und China vermitteln,
ihren Sitz, dort befinden sich die bedeutendsten Magazine
und Arsenale und von dert nahmen ulle kriegerischen.
Öperationen ihren Ausgang, zu denen die schwierigen kom-
merziellen Beziehungen mit China so häufig Veranlassung
gegeben haben.
Das äussere Bassin des Canton-Flusses, — Nühert man
sich, die äusseren Inselgruppen verlassend, der Mündung
des Canton-Flusses, #0 gelangt man zunächst in das grosse
Becken, das von den Engländern „Outer Waters” (Äusseres
Bassin) genannt wird. Es dehnt sich durch etwa einen
halben Breitengrad (22° 15’ bis 22° 45° N, Br.) von dem
Lantao-Archipel bis zur Bocea-Tigris ans, ‚wird im Osten
vom Festland, im Westen von grossen, durch den Hong-
shan inselartig abgetrennten Landstriehen, namentlich der
Macao-Insel, begrenzt und schliesst mehrere kleinere Inseln
ein, wie die Lintin- und Kee-ow-Insel, die Inseln der Ty-
shan-Bai, Lankeet, Sampan-chow oder Boot-Insel und an-
dere. Auch diese Küsten und Inseln sind zum Theil ge-
birgig, doch trifft man auf ihnen, namentlich an den Ufern,
auch ausgedelmte Niederungen, die mit Beisfeldern bedeckt
sind und in denen man hie und da einige hübsche, von
Bäumen und Gebüschen umgebene Häuser oder Hütten ge-
wahrt. Das friedliche Ansehen der Wohnungen, die Fülle
des üppig wachsenden Beises und der Reichthum an
Fischen in diesen Gewüssern könnten zu dem Glauben
verleiten, dass die Bewohner ein stilles, glückliches Leben
führten, aber gerade jene anscheinend friedlichen Dörfer
beherbergen die zahllosen Räuberbanden, welche seit lan-
ger Zeit durch ihre Keckheit und Grausamkeit den Can-
ton-Fluss und dessen Umgebungen berüchtigt gemacht ha-
ben, die noch in der Jetztzeit schr häufig kleine Schifle
überfallen, die Mannschaft morden und die Waaren rauben,
die sich in dem vorjührigen Kriege selbst bis dieht unter
die Geschütze der Englischen Kriegsschiffe wagten.
. Die Bocea-Tigris. — Nördlich werden die Outer Wa-
ters von den Inselu Tycocktow und Chuenpee abgeschlos-
sen, die zwischen sich die eigentliche Mündung’ des Flus-
ses, die berühmte Bocca-Tigris oder Bogue, lassen. Steile,
nackte Felsenhöhen, von drohenden Batterien nmgürtet,
scheinen den Eingang in die etwa zwei Nautische Meilen
breite Mündung zu verwehren; dahinter erweitert sich der
Fluss zwar durch die östlich zwischen der Chuenpee- und
2 4
x
12 Der Tschu-kiang, Canton- oder Perl-Strom,
Anunghoy-Insel einspringende Anson-Bai, wird aber bald
von Neuem eingeengt und überdiess durch die beiden
Wantong-Inseln in zwei Passagen geschieden. Ehe man
die Bocea verlässt, hat man noch das östliche Kap der
Tiger-Insel zu umfahren, das in seinen Umrissen einige
Ähnlichkeit mit dem Kopf eines Tigers zeigt und dadurch
der Insel und der ganzen Mündung den Namen gegeben hat.
Oberhalb der Mündung erweitert sich der Fluss be-
trächtlich und bietet den Anblick eines Binnensoe’s. Die
Landschaft wird jetzt schön und pittorerk, die ausgedehn-
ten kultivirten Ebenen längs der Ufer werden in der Ferne
von Bergen umsäumt, die zwar der Vegetation entbehren,
aber einen hübschen Hintergrund zu dem Gemälde bilden.
Sowohl auf den Inseln im Fluss als auf den Niederungen
des Festlandes wachsen grosse Mengen Reis. Die Fluth
wird von den Feldern durch Deiche abgehalten, auf denen
die Bewohner Pisang ziehen. . Auch Zuckerrohr wird hier
in ausgedehnter Weise angebaut. Ausserdem wächst auf
den Ebenen in der Nähe des Flusses eine grosse Anzahl
der gewöhnlichen Fruchtbäume des Landes, wie der
Manglebaum, die Guava, Cookia punetata, Leechee, Longan,
Orangen, Citronen und Pumglows; ferner sieht man häufig
Cypressen, Thuja, Bananen, Feigen, Bambus, eine Art
Trauerweide und andere Bäume Längs der Ufer wird
Lotus in grosser Menge gezogen und ähnlich wie die Reis-
felder durch Deiche eingehägt. Flussarme und Kanäle
durchschneiden die weiten Ebenen in den verschiedensten
Riehtungen; an mehreren derselben liegen Dörfer und Ort-
schaften, entweder auf etwas erhöhtem Terrain und von
soliderem Material erbaut, oder in der Niederung und nur
von Bambus und auf Pfählen errichtet. Wenn dann die stei-
gende Filuth die Felder unter Wasser setzt, liegen die Ort-
schaften gleich kleinen Inseln in denselben. Bei der so-
genannten Zweiten Barre zieren eine grössere und eine
kleinere Pagode das linke Ufer. Von Osten her münden
hier die Arme des Tong-kiang, der fast alle Gewässer des
östlichen Theils der Provinz Kwangtung in sich vereinigt.
Bis zu der nördlichsten dieser Mündungen behält der Fluss
“ seine nordnordwestliche Richtung stetig bei, von da an
wendet er sich aber mehr nach Westen und wird zugleich
durch die Erste Bar-Insel, die Sechs Flachen Inseln und
die Dänen-Insel in zwei Arme getheilt, von denen der
nördliche nach Whampos, der südliche in die Blenheim-
Passage führt.
Whamzpoa, der Forposten Canton. — „Von Whanpoa”,
heisst es in Heine’s Werk, „ist wenig Bemerkenswerthes
zu sagen, ala dass os den Stapelplatz für den Canton-Han-
del bildet, wie Cuxhnfen für Hamburg und Bremerhafen
für Bremen; denn da das seichte Wasser den grösseren
Schiffen nicht verstattet, den Fluss weiter "hinsufzugehen,
so müssen die Güter hier in Dachunken und Boote umge-
laden werden. Der Ort selbst mag mehrere hundert Hän-
ser aus Bambus enthalten, mit im Verbültniss ziemlich
zahlreicher Einwohnerschaft, und eine eben so grosse An-
zahl lebt ganz und gar auf Booten. Der Ankergrund für
Schiffe ist gut, sicher und geräumig, die Verbindung mit
dem Lande und Canton leicht; doch soll von den täglich
zweimal durch die Einwirkung der Ebbe und Fluth über-
schwemmten Reisfeldern das Klima höchst ungerund sein
und das Wasser des Flusses, hier das einzige Trinkwasser,
leicht Kolik und Dysenterie erzeugen. Mosquitos sind hier
vorhanden, »0 viele das Herz nur wünschen mag, und
einige unserer süssblutigen Midshipmans sahen am Mor-
gen ganz getigert aus.”
Der Ort Whampoa liegt auf der gleichnamigen achma-
len und gegen vier Nautische Meilen langen Insel, die
durch den Whampoa-Kanal vom Festland, durch Fiddler's
Reach von der grossen Honan-Insel getrennt wird. Die
letztere begrenzt im Norden der kurze, seichte Arm, der
gewöhnlich zum Verkehr zwischen Canton und Whampoa
bemutzt wird, im Süden %ieht sich dagegen bogenförmig
die im Jahre 1841 von den Eugländern entdeckte Passage
um sie herum. Diese hat den allgemeinen Namen Blen-
heim-Passage erhalten, trägt jedoch ausserdem in verschie-
denen Theilen noch andere Namen; so heisst der die Fran-
zosen- und Haddington-Insel von Honan abtrennende Arm
Elliot-Passage und der nordwestliche Theil, oberhalb der
Mündung des Fatscham-Creek, Macao-Fort-Pasenge. Von
ihrem südwestlichen Winkel zweigt sich der Hongshan
ab. Die so gebildeten Inseln sind, wie auch das anliegende
Festland, flach, zum grossen Theil angebaut und mit vielen
Dörfern und hohen Pagoden besetzt. Zahllose kleine Waz-
serläufe und seichte Kanäle, meist noch ganz unbekannt,
durchziehen sie nach allen Richtungen und machen sie
zum Reisbau vorzüglich geeignet.
Canton, Fluss und Stadt. — Bei Canton ist der Fluss
breiter als die Themse bei London Bridge und bis vier
Faden tief. Die Scenerie in der Umgegend der Stadt und
dem anliegenden Lande ist reich und mannigfultig, ‘bietet
aber nichts Grossartiges. Im Norden und Nordosten der
Stadt ist das Land hügelig und sogar gebirgig; im Süden
bedeckt, so weit das Auge reicht, Wasser in zahlreichen
Fiussarmen und Kanälen einen beträchtlichen Theil, viel-
leicht '% der ganzen Oberfläche. Reisfelder und Gärten
nehmen die niedrigen Landstriche ein, hie und da von
einigen kleinen Hügeln und Baumgruppen unterbrochen,
welche Abwochselung in die sonst einförmige Fliche brin-
gen., -Als bemerkenswerther Punkt auf der Hongn-Insel .
ist die grosse Pagode zu nennen, dje Heine in seinem
Werke so ansführlich beschrieben hat.
Der Tschu-kiang, Canton- oder Perl-Strom. 13
Die Stadt selbst, auf einheimischen Karten Kwangtung-
sang-tsching (Hauptstadt der Provinz Kwangtung), von den
Einwohnern gewöhnlich Sang-tsching (Provinzial-Stadt) go-
nannt, ist von keiner sehr grossen Ausdehnung, und ob-
wohl sehr bevölkert"), beruht doch ihre Wichtigkeit haupt-
sächlich in dem bedeutenden einheimischen und auswär-
tigen Handel. Der von einer Mauer umgebene Theil der
‚Stadt bildet nahezu ein Quadrat, das jedoch an der Nord-
seite von der gerndlinigen Form abweicht, und wird durch
eine von West nach Ost laufende hohe, massive Ntein-
mauer in zwei Theile, die alte und die neue Stadt, getheilt,
von denen die letztere die südlichere ist. Die üusseren
Mauern sind theils aus Sand-, theils aus Backsteinen er-
baut, etwa 30 Fuss hoch und 25 Fuss diek und mit Ka-
nonen besetzt. Sie haben zwölf Thore: im Norden das
Chinpih-Thor, im Westen das Chingse- und Taeping-Thor,
im Süden die Thore Chuhlan, Yewlan, Tsinghne, Wooseen,
Yungtsing und Seaounan, im Osten die Thore Yunggan,
Chingtung und Seaoupih. In der inneren, die alte von
der neuen Stadt trennenden Mauer befinden sich vier
Thore, nämlieh von Westen nach Osten die Thore Kwer-
“ih, Taenan, Wanning und Tinghae. Der ganze Umfang
der äusseren Mauer beträgt ungefähr 5', Nautische oder
1Y, Deutsche Meilen. An dem nördlichsten Punkte der-
selben steht eine hohe, weithin sichtbare Pagode und eine
ähnliche, noch grössere, die „Stadt-Pagode”, im nordwest-
lichen Theil der alten Stadt. In der Nühe des Wooseen-
und Tsinghae-Thores, nicht weit von der südlichen Mauer,
liegt der Palast des Vice-Königs, der im Herbst 1856 von
den Engländern unter Sir Michael Seymour erstürmt
wurde.
Schr bedeutend sind die Vorstädte, welche den ganzen
Raum zwischen der südlichen Stadtmauer und dem Fluss
ausfüllen, im Südwesten einen grossen dreieckigen Raum
einnehmen und im Südosten einen kleineren, wie jener
am Fluss gelegenen Anhang bilden; im Norden fehlen sie
dagegen gänzlich, nur einige kleine Hütten liegen dort in
der Nähe des Hauptthores. An die südwestliche Vorstadt
schliessen sich lüngs des Flusses die fremden Faktoreien
mit ihren geräumigen Gärten und Waarenhäusern (Hongs)
an, die aber leider im Dezember 1856 zum grossen Theil
zerstört wurden. Ausserdem lebt bekanntlich eine be-
trächtliche Anzahl Chinesen auf dem Flusse selbst. „Tau-
sende von kleinen Fahrzeugen”, sagt Heine, „deren jeder
einer Familie alt Wohnung und Heimath dient, liegen
*) Über die Einwohnerzahl von Canton liegen keine sicheren Anga-
ben vor; im Allgemeinen nimmt man sie zu otwa einer Million an. In
dem zu Canton erschienenen „Anglo-Chines Calendar for the yrar 1847”
wird sie zu 1,236,000 geschätzt, bisweilen wird sie aber riel hüher,
segar zu drei Millionen angegeben (vergl. Illustr, London News,
31. Januar 1857). 2
längs dem Ufer hin, an Pfühlen befestigt. Man giebt die
Zahl derselben auf 60,000 an, was mir durchaus nicht
übertrieben scheint’); sie sind in regelmässige Strassen ab-
getheilt und stehen unter scharfer polizeilicher Aufsicht.
Die ärmlichsten derselben sind ungefähr 15 bis 20
Fuss lang, aus Bambus erbaut, mit Bambus ‚gedeckt, die
Fugen mit einer Art von ÜCement ausgefüllt; als Binde-
mittel dient gespaltenes Rohr, womit die Planken, so zu
sagen, zusammengenäht sind. Diese Boote werden meist
von armen Fischerfamilien bewohnt und wechseln des Er-
werbes wegen öfters ihre Stellen. Im Stern des Bootes
steht gewöhnlich die Frau und steuert mit einem langen
Ruder, das sie nach Art eines Fischschwanzes hin und
her bewegt; im Vordertheile hilft der Mann mit einem
ähnlichen Ruder, das er gelegentlich bei Seite legt, um
sein, entweder aus Rohr oder Fäden von der Schale der
Kokosnuss geflochtenes Netz auazuwerfen. In der Mitte
befindet sich die Küche, zugleich der Aufenthaltsort der
Kinder, von denen jedoch das jüngste entweder auf dem
Rücken der Mutter oder dem eines der älteren Geschwister
festgebunden ist. Sogar für einen kleinen Hausaltar von
ungefähr 1 Fuss Grösse, mit einer brennenden Lampe da-
vor, ist ein Plätzchen vorhanden. Diess ist jedoch nur
die Canaille der ambulanten Flussbevölkerung; die Fiuss-
Aristokratie bewohnt alte, unbrauchbar gewordene Dechun-
ken, die oft sogar mehrere Stockwerke und einen geräumi-
gen Landungsplatz haben, dem einige Zierpflanzen in Tö-
pfen das Ansehen einer Art von Verandah geben. Da-
zwischen sieht man oft ein grosses, bunt gemaltes, reich
vergoldetes Boot, Blumenboot genannt, aus dem hie und
da eine gelbe, kurzfüssige Schöne aus ihren geschlitzten
Augen verlockende Blicke wirft. Diese Boote sind der
Aufenthalt jener Klasse des weiblichen Geschlechts, welche
in Paris grössten Theils das Quartier notre Dame de Lo-
rette bewohnt, nach welchem sie auch benannt wird.
Die ganz grossen Handels-Dschunken liegen mehr gegen
die Mitte des Flusses, schwerfüllige, ungeschlachte Dinger
von bedeutender Grösse, hochbordig, wie Elephanten aus
dem Wasser ragend, 20, 25 Fuss, auch noch höher, mit
einem gewaltig breiten Stern, gleich dem eines althol-
ländischen Linienschiffes, bunt bemalt und vergoldet, das
Deck mit einem grossen Strohdache verschen, das die un-
behülfliche Maschine noch unbehülflicher macht. Die
Masten sind ungemein diek und ans einem Stück, haben
an der Spitze eine Rolle, durch die ein schweres Seil
von zwei bis drei Zoll im Durchmesser lüuft, um das
schwerfüllige Mattensegel, gespreizt durch Bambus-Stangen
"} Der „Anglo-Chinsse Calendar for 1847” giebt die Zahl der als
Wohnungen dienenden‘ Fahreruge bei Canton zu 84,000, die ihrer De
wohner zu 252,000 an.
14 Der Tsehu-kiang, Uanton- oder Perl-Strom.
in Zwischenrüumen von sechs bis acht Fuss, aufsnhissen.
Das Vordertheil ist meist roth gemalt und hat rechts und
links oft fünf Fuss grosse Glotzaugen, die ihnen das An-
schen von Riesenfischen geben, um Drachen und Sceun-
gethüme, die nach Chinesischem Glauben das Wasser be-
völkern, hinwegzuscheuchen. Gewöhnlich haben die gros-
sen Handels-Dschunken eine oder ein Paar Kanonen, wegen
der sehr hüufie vorkommenden Fluss-Piraterien.
Etwas näher gegen die Stadt zu lagern, neben einem
in der Mitte des Flusses erbauten Fort, auch einige Kriegs-
Dachunken, etwas schärfer gebaut als die Handels-Dschun-
ken, auch nicht ganz so hochbordig. Sie führen gewühn-
lich vier bis sechs Drei- oder Vierpfünder an den Seiten,
einen oder zwei lange Sechs- bis Neunpfünder im Vorder- .
theil, manchmal «uch im Stern einige kleine Kanonen.
Einige Ginguls oder Wallbüchsen, mit sechs bis acht Fuss
langem Lauf und zwei Zoll Durchmesser in der Mündung,
drehen sich in Zapfen auf ihrem Gestelle, das an den
Sechiftsseiten befestigt ist. Die Mannschaft ist mit Lunten-
flinten, Lanzen, Schilden und Säbeln bewaffnet, doch tra-
gen Viele auch noch Bogen und Pfeile. 25, auch 30
lange Ruder unterstützen die Segel.”
Die hydrographischm Verhältnisse des Canton- Flusses
(Gezeiten, Tiefe u. s. w.). — Was die specielleren hydro-
graphischen Verhältnisse des Canton-Flusses und nament-
lich die Tiefe des Fahrwassers in seinen verschiedenen
Theilen und Armen betrifft, so sind Ebbe und Fluth, nach
Horsburgh), in und vor der Mündung des Canton-Flusses
zu allen Jahreszeiten schr unrggelmässig. Als Regel kann
angenommen werden, dass die nächtliche Fluth am hüch-
sten während des Nordost-Monsun, die Tagesfluth am hüch-
sten während des Südwest-Monsun ist. Um die Ostspitze
der Typa-Insel (südlich von Macao) herum läuft die Fluth
nach der Stadt Macao, von da lüngs der Küste nach Nor-
den und über die Bai, bis sie oberhalb Lintin die Fluth-
welle trifft, welche aus der Strasse zwischen Lantao und
dem Festlande hervorkommt, worsuf beide vereinigt in ge-
rader Linie nach der Boeca-Tigris gehen. Die Fluthwelle
lüuft auf der Rhede von Macao bei Nordost-Monsun und
ruhigem Wetter mit einer Schnelligkeit von etwa 2} Engl.
Meilen, bei starkem Nordwind aber ist se nicht wuhrzu-
nehmen. Die Ebbe zeigt dann eine Schnelligkeit von 3
bis 3Y%, und 4 Engl. Meilen. Bei Lintin ist die Rich-
tung der Fluthwellen nahezu nördlich und südlich und die
Schnelligkeit der Ebbe bei starkem Nordost-Monrun ziem-
lich dieselhe wie auf der Rhede von Macao, aber dort ist
stets eine Fluthwelle von 1 bis 1Y4 Meilen bemerkbar.
Während der Höhe des Südwest-Monsun läuft die Ehbe
') Anglo-Chinese Calendar for the year 1836,
bisweilen mit einer Schnelligkeit von 6 bis 61, Meilen
nach heftigen Regengüssen, wogegen die Flutliwellen zu
dieser Zeit sehr schwach sind.
Wasserstandes und die Höhe
schiedenen Punkten, wie folgt:
Die Zeit des höchsten
der Fluth ist an den ver-
[5
Zeit des beichateu Höhe der Floh,
Wasurretewien,
Mu 2200000 100, 10 M. % Engl, Fuss.
Ihta 2202200. 2, 9 | 8 u „
Anunglor 2.0 ... En 0
Zweiter Bar-Urerk . ?„ 15. ! 8-10
Wlampa 2.2 22200. 2, 30. \ 09 ”
Cost 2... N i 35. 50.
Auf unserer Karte haben wir die Tiefe von fünf und
mehr Faden {l Faden = 6 Engl. Fuss), welche für die
grössten Kriegsschiffe ausreicht, besonders abgegrenzt und
durch einen dunklern blauen Ton bezeichnet, an den übri-
gen Stellen aber aus der grossen Anzahl von Sondirungen
diejenigen eingetragen, welche die grüsste Tiefe in dem
jedesmaligen Flusstheile ausdrücken, also zugleich auch
das Fuhrwasser andeuten. Man sieht, wie das fünf und
mehr Faden tiefe Wasser bei Hongkong überall dicht an
die Küste herantritt, während es Lantao schon in weite-
rem Kreise umgiebt und von Macao über sieben Nantische,
Meilen absteht.
mittelbare Verbindung mit Läntin, denn selbst die Strusse,
welche Lantao vom Festlande trennt, hat 11 bis 25 Faden
Tiefe. Bei Lintin wird es durch die lange, schmale Sand-
bank, welche sich nördlich und südlich dieser Insel an-
Es setzt den Hafen von Victoria in un-
‚ schliesst, in zwei Theile getheilt; der östliche Arm endet
schon in der Ty-shan-Bai, der westliche zieht sich dagegen
längs des Lintin-Sandes bis gegen dessen Noridspitze hin.
Diese nur eine bis zwei Nautische Meilen breiten Streifen
tiefen Fahrwassers abgerechnet, finden wir rechts und links
vom Lintin-Sande drei und vier Faden Tiefe, aber schon
wenige Meilen nach Osten und Westen die ausgedehnten
Sandbänke, welche sich an die Ufer der Outer Waters
anlehnen. Das nördliche Ende des westlichen tiefen Ka-
nals liegt etwa 11 Nautische Meilen oberhalb Lintin; bis
dahin können also grosse Kriegsschiffe gelangen. Zwischen
der Bank, welche sich von Tyeocktow herabzieht und die
Insel Jankeet einschliesst, und der Nordspitze des Lintin-
Sandes beträgt die Tiefe nur #', Faden, etwus weiter
nördlich kommt man aber bald wieder in 4 und 4", Fa-
den und vier Meilen unterhalb der Bocea Tigris aber-
mals in das tiefe Fahrwasser von fünf und mehr Faden.
Dieses erstreckt sich bis zur Zweiten Barre (22% 57° N, Br.),
nur an einer einzigen Stelle, gegenüber der Elliot-Insel,
von der sogenannten Kleinen Barre mit 3, bis A Faden
unterbrochen; cs bildet aber meist nur einen schmalen
Kanal, da es zu beiden Seiten von Bünken eingeschlossen
und innerhalb der Booca-Tigris durch die Wantong-Inseln
Der Tschu-kiang, Cantop- oder Perl-Strom. 15
und deren Sandbünke, swwie dureh einen isolirten, nur
18 Fuss hoch mit Wasser beteckten Felsen, den Duff-
Felsen, in zwei Arme getrennt wird. Die Gewüsser west-
lich von der Tiger-, Geefou-, Ellist-Insel u. =. w. sind
noeh nicht aufgenommen, wahrscheinlich aber bedeutend
seichter als der Hauptstrom; auch die Kanäle, welche die
Anunghoy- und Chuenpec-Insel östlich umiliessen, haben
nur 1 bis 3 Faden Tiefe. Von der Zweiten Barre an füh-
ren zwei ganz schmale, die Zweite Bar-Bank einschlies-
sende und drei bis vier Faden tiefe Kanäle nach dem,
vier -Meilen weiter oberhalb wieder beginnenden, tiefen
Fahrwasser, das sich südlich der Ersten Bar-Insel hinzieht
und bei der Dritten Flachen Insel endet. Aus ihm gelangt
man westlich von der Ersten Bar-Insel auf die 3', bis
5 Faden tiefe Erste Barre und nach Überschreitung der-
selben abermals in tiefes Wasser, das von der Ersten Bar-
Batterie bis nach dem Hafen von Whampoa hinführt. In
dem Kanal nordöstlich von der Ersten Bar-Insel fällt die
Tiefe auf zwei und einen Faden.
Die Mündungearme des Tong-kiang, welche sich zwi-
schen der Staunton-Insel und der Ersten Bar-Insel in den
Canton-Fiuss ergiessen, sind nur ein einziges Mal, im Mai
1857, von Englischen Booten beführen worden. Für die
nur drei Fuss tief gehenden Chinesischen Dsehanken hat-
ten sie hinreichende Wassertiefe, aber die 7 bis 7Y, Fuss
tief gehenden Englischen Kanonenboote liefen im Escape-
Creek alle auf den Grund, und man wusste zur weiteren
Verfolgung der Uhinesischen Kriegsschiffe zu kleinen Ru-
derbooten greifen, die bis zur Stadt Tungkuan hinauf-
gingen, Der „Hongkong”, Lieut. Dent, fuhr dabei den
Zweiten Bar-Orcek hinauf und gelangte in den Escape-
Creck'), su dass die Verbindung dieser beiden keinem
Zweifel unterliegt.
Der nördliche Flussarm zwischen Whampos und Can-
ton hat at manchen Stellen, namentlich, bei der Kuper-
Insel, nur 1", Faden Tiefe. Alle Hundelsschiffe gehen
desshalb in dem ersteren Hafen vor Anker, und selbst die
kleinen Passage-Dampfer, die regelmässig von Hongkong
heraufkommen, aukern zwei Meilen unterhalb Canton, we-
gen der Gefahren, die der Fluss weiter oben bietet. Die
eisernen Dampfer, die in Fällen der Noth bis zur Stadt
selbst hinaufgeschickt wurden, gingen nicht tiefer als sochs
Fuss, und obwohl im Jahre 1841 die Englischen Korvet-
ten und Sloops bis zur Stadt gelangten, so geschah diess
doch mit solchen Anstrengungen, die nur der Krieg erfor-
dert, und unter den grüssten Schwierigkeiten und Ge-
luhren ?).
" Kapitän Elliot’a Bericht in Ulustr. London News vom 15. Au-
sust 1857,
n) Sir John Fr. Daris, China, Vol. 1, p. 156.
Dafür bietet die Blenheim-Passage ein viel günstigores
Fahrwasser. In ihrem östlichen Theile sinkt die Tiefe in
der Mitte nicht unter drei Faden, an manchen Stellen,
wie südwestlich von der Dänen-Insel und um die Südspitze
der Franzosen - Insel herum, hat sie soger fünf bis neun
Faden.: Auch in dem Arme zwischen der Honan- und
Franzosen-Insel findet man überall wenigstens drei Faden,
wiewohl ihre Einfahrt von.Whampos her durch eine seich-
tere Stelle erschwert wird. Erst südlich von der Chang-
shan- und Haddington-Inssl sinkt die Tiefe des Fahrwas-
sers bisweilen auf 2", und 2 Faden und wechselt so zwi-
schen 2 und 4", Faden durch die ganze Macao-Fort-Pas-
sage. Noch seichter ist die Elliot-Passage im Norden der
Haddington-Insel, wo das Fahrwasser selten über 2, an
münchen Stellen nur 11% Faden tief ist. Im Fatscham-
Creek verringert sich die Tiefe bald auf 1%, 1 und 1%
Faden, so dass Kapitän Keppel am 1. Juni 1857 nur mit
kleinen Booten die Chinesischen Dschunken daselbst ver-
folgen konnte. In diesem Flussarm soll die Chinesische
Regierung Schiffswerften und eine grosse Menge Materialien
zum Bau und zur Ausrüstung von Dechunken besitzen.
Bei Canton selbst ist zwar der Fluss in der Mitte 3 bis
4 Faden tief, doch ist diess von geringem Belang, da beide
Zugänge beträchtlich seichter sind.
Die wahrscheinlich unbedeutende Tiefe des Hongshan
ist auf der Karte nicht angegeben, wiewohl ihn ein Dam-
pfer der Ost-Indischen Kompagnie im Jahre 1841 befahren
hat. Der mit ihm zugleich mündende, von Nordwesten
herkommende Flussarm hat zwar 4 bis 6 Faden Tiefe,
doch dürfte auch diess von keiner Bedeutung sein, da die
Schiffe erst einen Kanal von 2", und 3 Faden Tiefe pas-
siren müssen, ehe sie in denselben einfahren können.
Die Festungswerke am Canton- Fluss. — Die Belestigun-
gen am Canton-Fluss beginnen mit den berühmten Forts
an der Bocea-Tigris. Nie sind mit Hunderten riesiger Go-
schütze besetzt und haben ein furchtbares, drohendes
Aussehen, doch ist der Iuf ihrer Unbezwinglichkeit längst
dahin, denn sie sind bereits mehrere Male von den Eng-
lüändern genommen worden: zuerst!) im Jahre 1841 durch
Sir Gordon Bremer, dann im Jahre 1847 durch die Expe-
dition unter Sir John Francis Davis, wobei 827 schwere
Geschütze vernagelt wurden, und zuletzt im Herbst 1856
und Sommer 1857 durch Sir Michnel Seymour. Auch
eind sie in wunderlicher Weise erbaut. Tängs des Was-
sers sind Batterien mit ungeheuren Schiessscharten errieh-
tet, so dass die Mündungen der Geschütze etwa 5 bis 6
Fuss über den Wasserspiegel rugen; andere Mauern ohne
’; Nach einer Notiz in „Ilustr. London News” vom 17. Januar
1857 sollen sie schon vor 1841 durch Kapitän Muxwell von der „Al
coste” genommen werden sein,
16 Der Tschu-kiang, Canton- oder Perl-Strom.
Sehiessscharten ziehen sich an den Bergen hinauf, doch in
Folge dieses aufsteigenden Terruins. ist das ganze Innere
der Befestigungen, mit Ausnahme jenes kleinen Theils am
Wasser, jedem feindlichen Feuer blossgestellt). Nur die
Forts auf den beiden Wantong-Inseln würden mit ciner
besseren als der Chinesischen Besatzung dem Eintritt feind-
lieher Schiffe in den Fluss wirksamen Widerstand leisten
können. Die einzelnen Forts sind: östlich das Chuenpee-
Fort an der Westspitze der gleichnamigen Insel, ein Fort
an der Kwan-Spitze im Süden der Anunghoy-Insel, und
das Nord- und Süd-Fort am Fuss des Anunghoy-Pik, von
denen das erstere vor der Einnahme im November 1856
mit 100, das letztere mit 120 Kanonen armirt war. Auf
der gegenüberliegenden Tyeocktow-Insel nimmt ein gleich-
nnmiges grosses Fort, dessen 55 Kanonen im Herbst 1856
durch Kapitän Stewart vernagelt wurden, die Südostspitze
ein; ein kleineres von 50 Kanonen liegt der südlichen
Wantong-Insel gegenüber und ein drittes von 40 Kanonen
befindet sich auf den inselartig aus dem niederen, über-
Alutheten Lande nördlich vom Tyeoektow-Berge hervortre-
tenden Hügeln bei Scott-Spitze ®). Nord-Wantong war im
November 1856 mit 100, Süd-Wantong "mit 80 Kunonen
armirt. Zu den Bogue-Forts kann man auch noch das an
dem Nordostufer der Tiger-Insel errichtete zühlen, an
welchem die Schiffe, wegen der Towling-Bank am linken
Ufer des Flusses, sehr nahe vorbei müssen.
Oberhalb der Tiger-Insel trifft man keine Festungs-
werke bis zur Ersten Barre, wo sich am linken Ufer die
grosse Erste Bar-Batterie erhebt, die im Jahre 1841 er-
richtet wurde, und gegenüber am rechten Ufer eine andere,
bei weitem kleinere Batterie steht, Wiohtiger aber ist der
Punkt am Westende der Whimpoa-Insel, denn hier wird
der Fluss nicht nur durch eine Barriöre von Pfühlen ab-
gesperrt, sondern auch durch drei Forts und vier Batterien
an den Ufern vertheidigt. Die Forts sind: das Howqua-
Fort auf der Westspitze der Whampoa-Insel, das Napier-
Fort mit 22 Kanonen auf der Ostspitze der Kuper-Insel
und das diesem gegenüber am linken Ufer gelegene Bar-
rire-Fort mit 24 Kanonen. Von den Batterien stehen
zwei von je 26 Kanonen am rechten Ufer, auf der Strecke
zwitchen den beiden genannten Inseln, eine dritte dem
Howsa-Fort gegenüber, auf dem linken Ufer, wm eine
vierte von 12 Kanonen etwas weiter unterhalb an dem-
selben Ufer. Dieser Punkt würde unüberwindlich sein,
wären nicht die Forts ungeschickter Weise in vollkommen
N Heine a. a. O,
2, Dieaes Fort ist auf der Admiralitätskarte nicht ungogeben, es
befinilet sich aber auf einer Skizze der Bogue-Forts in „Ilustr. Lon-
don News” vom 31. Januar 1857, der wir such die Kanonenzahl die-
ser Ports entnommen haben,
quadratischer Form gebaut, #0 dass sie, wenn sich ein
Schiff einem ihrer Winkel nähert, kaum eine Kanone auf
dasselbe richten können. Die Schiessscharten oder viel-
mehr Fenster sind fast gross genng für einen Lord Mayor's-
Wagen und mit hölzernen Thürflügeln verseben, die bei
der Beschiessung reichliche Splitter für die Garnison lie-
fern‘). Es kostete desshalb Sir Michael Seymour am 21.
Oktober 1856 nur wenig Mühe, diesen stärksten Vorposten
von Canton zu überwinden.
Seit der Entdeckung und Benutzung der Blenheim-
Passage dureh die Engländer haben die Chinesen auch. hier
einige Festungswerke angelegt; so auf einer kleinen Insel
in ihrer nordwestlichsten Strecke, der Macao-Passage, das
Macao- oder Testotum-Fort und weiter oben am linken
Ufer derselben die Vogelnest- (Birds Nest-) Batterie, welche
beide von Sir Seymour längere Zeit hindurch besetzt ge-
halten wurden. Im Fatscham-Ursek hatten sie ebenfalls
unweit der Hyaeinth-Insel eine Batterie von 16 Kanonen
errichtet, aber auch diese gerieth in ıdie Hände der Eng-
länder, als Kapitän Keppel daselbst die Chinesischen
Dschunken zerstörte.
Canton selbst wird auf der Südseite dureh vier Forts
geschützt. Das wichtigste darunter ist das Dutch Folly
auf einer kleinen Felseninsel mitten im Fluss. Mittelst
seiner günstigen Lage beherrscht es nicht allein die Lan-
dungsplätze und die ganze Flussstrecke lüngs der Stadt,
sondern auch einen grossen Theil dieser selbst. Erst
nach bedeutenderem Widerstunde gelang es Sir M. Sey-
mour, sich seiner zu bemächtigen und von ihm aus den
Palast des Vice-Königs zu beschiessen. An die südwestliche
Vorstadt, jenseits der Faktoreien, schliesst sieh das unbe-
deutende Shameen- (Schamien-) Fort an; den Faktoreien
gegerfüber, auf der Nordwestspitze der Honan-Insel, erhebt
sich das kleine Rothe Fort (Red Fort), dessen Mauern un-
ten mit rother Farbe bemalt sind, und vor der Südostecke
«der Stadt, in dem Winkel, den der Canton-Fluss mit einem
kleinen Kanale bildet, stand früher das French Folly ge-
nannte Fort, das aber Sir M. Seymour gänzlich zerstört
hat. Ausserdem werden die Hügel im Norden der Stadt
von fünf kleinen Forts gekrönt und die massiven Mauern
der Stadt selbst sind mit groben Geschützen besetzt.
Wie man sieht, ist die Zahl der Festungswerke am
Canton-Fluss bedeutend, und reichlich sind sie mit Kanonen
bespickt; dass sie aber trotzdem kriegsgeübten Europäischen
Schiffen den Zugang zu Canton nicht verwehren konnten,
haben die mehrmaligen Kriege mit England hinlänglich be-
wiesen.
!) Sir John Pr. Davis, Memeir of the Neighbourhood of Canton
and Hongkong (Proceedings of the RB, G. 8, of London, No. IX}.
Die sogenannten „König Max-Inseln” u. s. w. 17,
Die sogenannten „König Max-Inseln”, Kerguelen, St. Paul, Neu-Amsterdam u. s. w.,
eine geographische Skizze der hauptsächlichsten Inseln im südlichen Indischen Ocean.
Von A. Petermann.
(Mit Karte, Tafel 1.)
1. DIE $06ENANNTEN „KÜNIG MAX-INSKLX”,
Seit Kurzem ist in vielen Deutschen Blättern eine
angebliche Entdeckung neuer Inseln ausposaunt worden,
welche im Indischen Ooean zwischen dem Vorgebirge der
Guten Hoffnung und Australien belegen sind, und über
welche Dr. G. Neumsyer berichtet und sie zu Ehren des
Königs von Bayern benannt hat. Scine Majestät wird sich
aber für die ihm zugedachte Ehre bedanken, wenn er er-
führt, dass diese Inseln von vielen Sehifffuhrern und Kat-
deckern vor Noumayer nicht bloss gesehen, sondern auch
genau bestimmt, beschrieben und auf Karten niedergelegt
worden sind, und dass diese wahren Entdecker, die bereits
der Inselgruppe andere Namen gegeben, jene Ehre be-
streiten können und sicherlich werden. In der That sind
der wissenschaftlich-geographischen Welt diese Iuseln be-
reits seit länger als drei Jahren bekannt, indem sowohl
die Amerikanische als auch die Englische Admiralität im
ihren offiziellen, allgemein zugänglichen, Schriften und
Karten seit Juli 1854 wiederholt darüber Bericht erstat-
tet hat, Wer aber über nautische Entdeckungen schreibt
und dabei die Arbeiten der Britischen und Amerikani-
schen Admiralität ignorirt, würde ähnlich handeln, als
wollte er über die Andes von Süd-Amerika berichten,
ohne A. v. Humboldt und seine Forschungen einer Be-
rücksichtigung zu würdigen.
Wir wollen damit nicht sowohl Herrn Neumayer einen
Vorwurf machen, oder ihm etwas Unrechtes zur Last le-
gen, als vielmehr an die Leichtigkeit erinnern, mit
welcher über geographische Dinge ohne Sachkenntniss
und Kritik geschrieben wird, während doch selbst für
den Fachmann die Beherrschung der riesenhaft wach-
senden geographischen Literatur und geographischen
Wissenschaft überhaupt immer schwieriger und umfang-
reicher wird. Angesichts dieser Schwierigkeit darf es da-
her auch weder befremden, noch als rücksichtelos ausge-
legt werden, wenn diese Zeitschrift, in ihrem Streben nach
Unparteilichkeit und Wahrheit, dann und wann auf geo-
graphische Irrthümer aufmerksam macht und sich bemüht,
dieselben zu berichtigen, Zweifel zu lösen, oder nicht
allgemein bekannte Thatsachen vorzuführen.
Potermann’s Geogr, Mittheilungen. 1858, Heft L
|
l
|
Der ausführliche Bericht von Dr. G. Neumayer, der
bekanntlich auf Kosten des Königs von Bayern auf einer
wissenschaftlichen Reise nach Australien und den Südsee-
Inseln sich befindet, lautet, nach der Australischen
Zeitung „Der Kosmopolit”, vom 23. Juni 1857, wie
folgt:
„Auszug ans dem Journale des Schiffes „La Rochelle”,
Kapitän Johann Meyer, und dem Abstract-Loy, geführt von
G. Neumayer am Bord desselben Schiffes auf einer Reise
von Hamburg nach Melbourne, 10. Januar 1837. -— Durch
Maury’s Sailing Dirsctions aufmerksam gemacht, welchen
zu Folge am 25. November 1853 der „Oriental”, !Kapitin
Heard, eine Insel passirte {auf 530 10 8. Br. und 74°
15° bis 74° 40° Ö. L.), wurde die verflossene Nacht mit
verdoppelter Sorgfalt nach Land ausgeschen. Jede Ge-
legenheit wurde wahrgenommen, um die Schiffsposition a0
genau, als unter den gegebenen Verhältnissen nur immer
möglich, zu bestimmen. Schon während des Nachmittags
wurde die Lokal- Attraktion durch einen Kompass im
Kreuztop bestimmt, dagegen konnte eine Beobachtung der
Variation nicht gemacht werden, da das Wetter durchaus
ungünstig war. Wir nehmen dieselbe desshalb so an, wie
sie sich aus einer Reihe Beobachtungen ergab, welche
früher an der Südküste von Kerguelen -Eiland gemacht
wurden, nämlich zu 28° W.') Glücklicher waren wir da-
gegen mit den Beobachtungen, welche zur Berichtigung
der Chronometer Nr. 568 und 83] (Delolme) dienen konn-
ten. Beide wurden beständig verglichen, und wir geben
hier nur die Bestimmungen, die sich auf den Chronometer
831 (Delolme) beziehen, da dieser bei den Beobachtungen,
deren Resultate hier folgen, ausschliesslich beobachtet
wurde. Am Abend des 9. Januar 1857 klärte es etwus
auf, und wir konnten mehrere Distanzen zwischen Jupiter
und dem Monde messen. Das Wetter war schr unfreund-
lich und die See rauhb; dessen ungeachtet wurde der Stand
des Chronometers 831 zu + 7 M. 20 8. gegen Green-
wich mittlerer Zeit gefunden, welches Resultat mit einer
" Die Variation an der Stelle, von der Dr. Neumager spricht, ist
eiwa 33° W,
Ss
.18 Die sogenannten „König Max-Inseln” u. s. w.
Reihe nachfolgender Beobachtungen und dem ursprüng-
lichen Gange des Chronometers ziemlich übereinstimmt,
wenn man überdiess noch erwägt, dass die beiden Gestirne
nahe am Horizont standen (scheinbare Höhe des Mondes
4° 42°, jene des Jupiter 10% 57").
Erst am 19. Januar bot sich wieder Gelegenheit, eine
Monddistanz zu beobachten, und nach dieser wurde der
Stand des Chronometers zu + 7 M. 416 8. gegen Urcen-
wich mittlerer Zeit gefunden, ein Resultat, das um so
mehr Vertrauen verdient, da die Verhältnisse günstig und
die Sonne zur Distanz-Messung benutzt worden war. Aus
einer Reihe von Beobachtungen, welche am 26. Januar
beim Kap Otway gemacht wurden, ergiebt sich der Stand
desselben Chronometers zu + B M. 11 5, Verbinden wir
die beiden Stände des Chronometers am 19. und 26., so
erhalten wir einen Gang von 3,6“ verzügernd, der mit dem
Original-Gang von Hamburg (3,5“) und mit jenen auf der
Reise abgeleiteten (3,0%, 3,4“, 3,8“) nahe übereinstimmt,
und den wir um desswillen als richtig annehmen konnten.
Die beiden Chronometer behielten wührend der Reise vom
10. bis zum 27, Januar, wenn beide für den einem jeden
eigenen Gang verbessert waren, dieselbe Differenz im
Stande gegen mittlere Greenwich-Zeit bei. Diese Umstände
geben ein Mittel an die Hand, um den für den 10. Ja-
nuar 1857 abgeleiteten Stand des Chronometers 831, der
zu + 7 M. 15 8. angenommen wurde, und die Genauig-
keit der darauf sich gründenden Ortsbestimmungen zu be,
urtheilen.
Am Morgen des 10. Januar wehte der Wind lebhaft
aus NO. und das Schiff eilte mit einer Fahrt von 11 Mei-
len auf dem Breitenparallel von 53° 8. Br. hin. Wir
hatten beständig Regen und dichten Nebel, so dass nur
wenig Hoffnung vorhanden war, eine gute Beobachtung
machen zu können. Gegen Mittag wurde der Nebel lich-
ter und plötzlich sah man nahe beim Schiffe einen zucker-
hutförmigen Felsen aus dem Nebel tauchen und unmittel-
bar darauf eine sattelförmige Insel. Die Peilung war
W. per Kompass, Entfernung 2 bis 2), Seemeilen unge-
fähr um 12 U. 15 M. Einige Minuten später wurde von
der Ausguck eine zweite Insel gemeldet, welche voraus in
Lee aus den Wolken ragte. Die Peilung war $. zu Ö,,
während die erste Insel nun NNW, von uns lag. Tha-
durch wurden wir gezwungen, den Kurs von KO. in
840. umzuändern. Um 1 U.6 M. Nachmittags wurde der
Himmel klar und die Sonne kam durch, so dass wir eine
Bestimmung der Breite ausser Mittag machen konnten, da
wir um 2 T. 38 M. cine zweite Beobachtung der Sonne
erhielten. Aus verschiedenen Reihen solcher Beobach-
tangen ergab sich die geographische Lage der verschiede-
nen Hauptpunkte, wie folgt: *
5. Br. Oel, iv. Or.
Zuckerhutförmiger Felsen . . = +» 0... 53° 8,,' 720 23,’
Für den Pik auf dem nördl. Ende der zweiten Insel 53 17,, 72 dä
Für das nördlichste Ende der zweiten Insel 53 13 se 44
Für das südlichste Ende der zweiten Insel . 52 50 13
Während der Fahrt durch die Strasse, welche die Inseln
trennt, wurden anhaltend Peilungen genommen, aus wel-
chen sich ulsbald ergab, dass ein heftiger Strom das Schiff
gegen Süden trieb. Die Kombination der Peilungen mit
den astronomischen Beobachtungen liess «inen Strom er-
kennen, der ®8. 15° W., rechtweisend, mit einer Fahrt von
5 Meilen setzte. Die Mitte der Strasse liegt ungefähr
53° 10° 8. Br. und 72° 36° Ö, L.
Es wird wohl von Interesse sein, etwas über die äus-
sere Erscheinung dieser eo weit südlich gelegenen Gruppe
zu erfahren, und wir geben hier das, was uns bei der
Fahrt lüngs der Küste der grösseren Insel wahrzunehmen
gegönnt war. Zuvor jedoch etwas über die Umrisse der
kleineren Insel. Wie wir oben bemerkt haben, zeigt die-
selbe die Form eines Sattels, wenn sich ein Schiff! west-
lich davon 2 bis 3 Meilen entfernt befindet. Doch wei-
ter gegen Süden steuernd, erscheinen die beiden Erhöhun-
gen des Sattels mehr getrennt, und wir waren versucht zu '
glauben, dass ein kleiner Arm des Meeres sie trennte.
Die grösste Erhöhung wurde gemessen, und wir geben hier
das Resultat, ohne auf eine grosse Genauigkeit, die bei
den ungünstigen atmosphärischen Verhältnissen kaum zu
erwarten war, Anspruch machen zu wollen. Die grösste
Höhe wurde gefunden zu 286° und die grösste Erstreckung
von 8. 17° O., rechtweisend, zu 4,5 Meile. Des grossen
Nebels wegen konnte eine Ansicht über die Erstreckung
von OÖ, gegen W. nicht gebildet werden, jedoch ist wohl
anzunehmen, dass diese die Erstreckung gegen Süden
nicht übersteigt. Die zweite, grüssere Insel flacht gegen
Norden zu ganz ab; erst 4 Meilen SO. zu O. von dem
nördlichen Ende erhebt sich ein hoher Pik, und von nun
an sind die Ufer, welche sich im Bogen gegen Süden zie-
hen, etwas steiler und endigen mit dem höchsten Berge
der Insel in SW. Die ganze Länge der Insel wurde zu
36 Meilen berechnet und auf dem dritten Theile dieser
Länge, von Norden gerechnet, erstreckt sich eine kleine
Bucht in das Land, welche durch einen grossen, abenteuer-
lich aussehenden Felsen beinahe abgeschlossen wird. Es
war kaum miglich, eine Höhenmessung der Berge auszu-
führen, da die Verhältnisse ungünstiger wurden; allein,
wenn wir die Höhe des höchsten Punktes über der Mee-
resfläche zu 1000’ angeben, so werden wir nicht weit von
der Wahrheit entfernt sein.
Das Land gewährte einen winterlichen, grossartigen
Anblick. Schurf begrenzt hoben sich die Eismassen der
Berge, deren Gipfel in Wolken gehüllt waren, von dem
Die sogenannten „König Max-Inseln” u. =. w. 19
Blau des Himmels ab, Nur hier und da schauten die
nackten Felswände ‚dureh, und nur weiter gegen die Küste
zu drängte sich an einzelnen Stellen kärgliches Grün
durch den Schnee, der im Übrigen bis zum Meeresspiegel
herabreichte und dort von dem wärmeren Wasser beleckt
wurde. Das einzige Leben brachten die stürzenden Was-
serfülle, die der schmelzende Schnee verursachte, und eine
grosse Masse von Vögeln in diese starre Natur. Unter
den letzteren machte sich besonders bemerkbar der Pinguin
und der chokoladenbraune Albatros. In der Strasse zwischen
den beiden Inseln trieben Eisschollen und nahe dem Lande
bemerkte man häufige Brandung an vereinzelten- Klippen.
So sieht es in diesen Breiten im Sommer sus, und wie
wird erst der Winter die Scene verändern!
Bis zum Mittag war der Wind frisch aus NNO,, Nach-
mittags ging er durch Norden nach Westen hinüber; um
12 Uhr in der Nacht war er NW4W,. Auffallend war
die Bildung der Wolken während des Nachmittags; * die-
selben hatten fast unveränderliche Formen (Cumulus) und
waren wegen ihrer reinen weissen Farbe kaum von den
Schneemassen zu unterscheiden, gegen das Blau des Him-
mels einen schönen Kontrast bildend. Alles Gewölke hing
durch feine Streifen mit einer dichten Cumulus-Wolke zu-
sammen, die den Gipfel des südlichen Berges einhüllte.
Zur Zeit der dritten Beobachtung, die zur Aufnahme
der Kiste dienen sollte, 5 U. 30 M. Nachmittags, brach der
Wind mit einer solchen Gewalt herein, dass kaum die Zeit
gegeben war, das Schiff unter kleine Segel zu bringen.
Wir lenzten vor dem Winde, während die Marssegel dicht
gereilt, Klüver, Grosssegel und Besahn festgemacht wur-
den. In wenigen Augenblieken war die Oberfläche des
Wassers in ein Schaummeer gepeitscht, die Heftigkeit des
Windes war zeitweise 7—B, und es konnte wohl kein
Zweifel sein, dass die kalte Luft der hohen Berge und des
von Eis starrenden Eilandes durch das Verdrängen der
wärmeren Luft über der Wasserfläche diese lokale Störung
des stmosphärischen Gleichgewichts verursachte. Dieser
Erklürung zu Folge ist es auch sehr begreiflich, dass die
See keine hohen Wellen hatte; trotzdem kam aber doch
das Wasser zuweilen hinten übers Heck herein und stürte
die Beobachtungen. Gegen 5 U. 45 M. Intte der Wind
die grösste Heftigkeit und nahm nach 6 Uhr ab, und um
7 uU. 30 M. wehte nur noch eine frische Brise, Beim
Untergang der Sonne sah die Luft ringsum aus, als wollte
der Wind von allen Seiten hereinbrechen, allein gegen
Mitternacht konnten wir schon einige Reefe ausstecken,
und man sah so, dass die Stürung des Gleichgewichts
nur eine lokale war. Wenn wir die meteorologischen
Boobachtungen, die unter der Küste gemacht wurden,
etwas nüher betrachten, so sicht man auch deutlich, wie
wir in die Region der Störung ein- und austraten. — Hier
möge die Tabelle folgen').
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‘UT. N 17—-8]331,411—|— _ u + pn
sU,30M. N [ T i u Bu ” Er} (7)
su, NW 6 0 2 9 „
10 „ |Nwaw| 5 | oO MH m
N Ozonpapier (10), #) Ozonpapier (6)*,
Gegen Abend konnte man weit in die Ferne sehen, so
dass man sugen kann, dass die grössere Insel sich wenig-
stens noch 20 Meilen gegen Osten erstreckte, von dem
SW.-Ende aus gerechnet. Es wäre sehr zu wünschen, dass
eine jener Seestaaten, die grosse Kriegsflotten besitzen und
die zumeist bei dem Handel nach dem Australischen Kon-
tinente betheiligt ‚sind, Schritte thun möchten, wm
auch die Ostgrenze: dieser Gruppe genau festzustellen.
Wir haben bei unserem flüchtigen Besuche dieser unwirth-
lichen Gestade zunächst im Auge gehabt, die geogra-
phische Lage der vorzüglichsten Punkte der Gruppe zu
bestimmen, um diesen Theil des Oocans sicherer zu ma-
chen und dem Seemann, im Falle er so weit südlich zu
gehen vorziehen sollte, die Gelegenheit zu bieten, auf der
langen Reise nach Australien einen erwünschten Punkt
zur Berichtigung seines Chronometers zu bieten. Bis heute
ist es uns nicht gelungen, irgend eine zuverlässige Ver-
zeichnung dieser Inselgruppe in den Karten, noch irgend
etwas daräber veröffentlicht geschen zu haben, mit Aus-
nahme dessen, was wir im Fingange citirten.
Wir gaben daher denselben den Namen „König Max-
Inseln”, zu Ehren des Königs von Bayern, dessen uner-
schütterlicher Eifer für die Wissenschaft auch den Bericht:
erstatter zu einer Ermittelung der magnetischen Koustan-
N, Die Richtung des Windes, so wie die Peilungen sind immer per
Kompass zu verstehen, wenm es nicht ausdrücklich anders ermübnt wird.
Der Barameterstand ist hier in Pariser Linien gegeben, die Tempe-
ratar in Röaumur-Senla. Üronpapier (10)? bedeutet: Ozon die Sonla
10, nachdem es 12 Stunden lang exponirt war; B ist Kegen, A Nebel.
A/? bedeutet: 2 Stunden Nebel. Der Barometerstand ist überdies
auf 0° Riaumur und dem Barometer (n) des Herm Professor Dove in
Berlin redueirt.
Unter Meilen sind immer solche zu verstehen, woron #0 auf einen
Grad des Äquator gehen.
3 “
Pa)
ten nuf dem Australischen Kontinente und den umliegen-
den Meeren ausgesendet hat. Jener Insel, die wenigstens
in Breitengrnden am meisten mit der von Heard gesehe-
nen Insel stimmte, geben wir den Namen „Heard’s-Insel”,
während die Strasse zwischen beiden Inseln „La Rochelle-
Strasse” genannt wurde”). —
Dr. Neumayeor eitirt zwar im Anfange seines Berichtes
jenes klassische Werk, „Maury’s Sailing Direetione”, und
erwähnt auch, dass durch Kapitän Heard's Entdeckung
einer nenen Insel seine Aufmerksamkeit auf jene Gegend
gelenkt worden sei, doch scheint er am Schluss seines
Aufsatzes das, was in Maury’s Werk zu finden ist, sehr
gering anzuschlagen. Diese Stelle heisst nun wörtlich s0®):
„Zwischen den Parallelen von 52° 53° 36% und 53°
12° 8. Br. und den Meridianen von 72° 35° und 74° 40°
Ö. 1. v. Gr. liegt eine kürzlich entdeckte und noch nicht
genau bestimmte Inselgruppe. Sie wurde zuerst von Ka-
pitün Heard von der Amerikanischen Barke „Oriental” am
25. November 1853 geschen. Am 12. Juni 1854 berich-
tete ich über diese Entdeckung an die Regierung der Ver-
einigten Staaten und es wurde dem Marine-Departement
vorgestellt, wie wichtig es sei, ein Schiff auszusenden, das
sie aufsuchen und ihre Position bestimmen sollte. Seit
ihrer Entdeckung durch den „Oriental” wurden sie von
'} Aus einem kürzern Bericht aus Briefen Neumayer’s in der Allg.
Augal. Zig. vom 25. September 19857 (zuerst in der Neuen Miinchener
Zeitung publieirt) entnchmen wir noch Folgendes: „Die Strasse, in der
die „La Bochelle” stewerte, war voll von Eis und alle Vorsicht war
nöthig, ein Kollidiren zu vormeiden. $o ging Alles vortrefflich bis
gegen 4 Uhr; die nöthigen Ortsbestimmungen waren beinahe alle ge;
macht: da näberten wir uns einer kleines, sich in das Land erstreckon-
den Bucht, und vun erhob sich mit einem Malin von den klaren,
schnetigen Höhen der Berge ein heftiger Wind; kaum hatten wir Zeit,
die nöthigsten Segel zu bergen. Die Sache war nun verändert. An
Derek war Niemand mehr, der nicht zum Ihenst gehörte; nilı Paasa-
giere (70 an der Zahl) fllahteten sich in ihre Betten und wussten
ihrer Angst nicht anders Luft zu machen, als in einem Strom von
Schimpfreden über mich, den sie ols die einzige Ursnehe «den vermeint-
Uehen Untergangs betrachteten. Man überlegte nicht, dass auch ieh et-
was zu verlieren hatte; alle meine Instrumente waren nicht versichert,
und wüs hätte »elbst diese Versicherung hier genätet® Allein wu anl-
chen Reflexionen hatte ich koine Zeit. Ich stanıl auf dem Hinterdeck,
am meine Beobachtungen zu vollenden, als eine hohe Welle von hin-
ten hereinbrach (die See lief schneller, als wir segeln konnten) und uns
Allo überdeckte, die beiden Leute um Ruder und mich; die Instru-
mente wurden vom Stromes mit fortgerissen. Kin Blick überzeugte much,
dass der Unfall durch ein Vorschen am Steuer veranlasst wurde, und
im Augenblick legte ich meinen Sextanten hinwer und sprang zum Ku-
der, seit drei Jahren zum ersten Mol wieder in die mir wohlbekasnten
Speichen greifend. Merkwürdiger — ich müchte sagen wunderbarer —
Weiso wer nicht ein einziges der Instrumente üher Bord gespillt; alle
fanden sie sich durehnäst, aber ohne erheblichen Schaden. (has war
vorübergehend; die Segel wurden gereeft; um 6 [br passirten wir die
süllichste Landsunge der grossen Insel und gegen 8 Uhr verschwanden
die höchsten Spitzen unseres neu entdeckten Landes. Der Kurs war
nun wieder Australien! Die Erstreckung der grösseren Insel von Süd
nach Nord ist sehn Deutsche Meilen, von Öst gegen Wert otwa zwüll,
Die geographische Lage der ganzen Grappe ist 53° 8° 8. Br. und 73°
24°. 0. L. r. Gr. bis 53% 47° 8. Br. und 73°? a0 OÖ, L. vr. Or.”
9, Lient. Maury’s Sailing Directions, 7. Ausgabe, Juli 1855, 9.862.
gemeint.
Die sogenannten „König Max-Inseln” u. s. w.
vier Englischen Schiffen gesehen, nämlich dem „Samarang”,
Kapitän Macdonald, am 3. Januar 1854; dem „Earl of
Eglinton”, Kapitän Hutton, am 1. Dezember 1854; dem
„Lineluden Castle”, Kapitän Rees, am 4. Dezember 1854,
und dem „Herald of the Morning”, Kapitän Attwaye, am
8. und 4. Dez. 1854. Kapitän Heard berichtet, dass ein Pik
der von ihm gesehenen Insel 5000 Engl. Fuss hoch sei.” —
Es ist allerdings möglich, dass Dr. Neumayer eine
andere Stelle desselben Werkes citirt (nämlich 8. 786),
wo einfach nur erwähnt wird, dass Heard die besagte Insel
passirt habe, und ferner, dass er die von uns eitirte
Stelle übersehen hat. Merkwürdiger ist, dass man nichts
Näheres über diese Inseln in Melbourne hütte wissen sol-
len, von wo aus gerade der früheste publieirte Bericht
ausgegungen ist und wo, aus nahcliegenden, unten näher
erörterten Gründen, viele der nachfolgenden Berichte zuerst
ans Licht traten.
Diese früheste uns bekannte Notiz nümlich ist datirt:
Melbourne, 5. Februar 1854, und findet sich in der „Ship-
ping Gazette” vom 17. Mai 1854, ferner im „Nautical
Magazine”, Juli 1854, 8. 395, wie folgt:
„Neue Inseln; Melbmerne den ö. Februar. — Kapitän
Macronsld vom Schifle Samarang, der s0 eben in Sidney
angelangt ist, berichtet die Entdeckung zweier Inseln,
scheinbar vulkanischen Ursprungs; die eine liegt in 53%
8. Br. und 72° 35° Ö, I. {v. Gr.\, die andere in 530 %
8. Br. und 73° 31° Ö. 1. Er hat die erstere Maodonald-,
die letztere Young-Insel genannt.”
Einige Zeit darauf gelangten drei weitere Berichte nach
London, die von drei Englischen Schiffs-Kapitänen her-
rührten, welche unabhängig von einander, und ohne von
Maodonald’s und Heard’s Entdeckung zu wissen, dieselben
Inseln passirt und ihre Lage bestimmt hatten. Die Be-
richte dieser drei Schifffahrer finden sich in der April-
Nummer 1855 des „Nautical Magazine” und lauten, wie folgt:
J. Kapitän J. 8, Hutton an den Sekretär des Londoner
Lloyds (Schiff Earl of Eglinton, auf See, 1. Dez. 1854). —
„Ich habe die Ehre, Sie zu beuachrichtigen, dass auf mei-
ner Reise von Greenoek, welchen Hafen ich am 24. Sept.
1854 in dem nenen, unter meinem Kommando stehenden
und nach Port Phillip in Australien bestimmten Schiffe
„Barl of Eglinton” verliess, in 52° 53° 36“ 8, Br. und 739 40°
Ö. L., bei 42” westlicher Abweichung, wührend das Schiff
südöstlich steuerte, am 1. Dezember um 2 Uhr Vormittags
ein Strich Landes gerade vor uns gesehen wurde. Die
ganze Mannschaft wurde sogleich gerufen, die Leesegel
wurden eingezogen und wir stenerten unter der Nordwest-
spitze bis innerhalb vier Meilen") von der Küste. Es
') Es sind hier überall naufische Meilen (60 — 1% des Äquators)
Die sogenannten „König Max-Inseln” u. s. w. 21
schien kein Strauch, keine Spur von Grün auf ihr zu
sein und sie diente nur zahllosen wilden Vögeln zur
“ Wohnung, die uns ganz beschatteten, als sie über uns
hinflogen., Nachdem wir uns auf etwa 7 Meilen vom
Lande entfernt hatten, lag die 'Nordwest-Spitze Nordwest
Y, West, die äusserste südliche Spitze Südwest; die letz-
tere schien sich in der Ferne zu verlieren und mit Schnee
bedeckt zu sein. In seiner Richtung von Nordwest nach
Südwest erschien das Land 15 bis 20 Meilen .lang. Ein
grosser kegelförmiger Berg, dem Pik von Pieo auf den
Azoren ähnlich, war am Südende, nebst einem flachen Ta-
telland, etwa von der Höhe und dem Anschen des Tafel-
berges in der Kap-Kolonie, wenn von der Tafel-Bai aus
gesehen. Ich füge eine Skizze davon bei. Die Position,
aus früheren und späteren Beobachtungen berechnet, ist
für die Nordwest-Spitze 520 53° 8. Br. und 73° 50° Ö.L.
Noch kann ich hinzufügen, dass zwei kleine Felsen vor
dem Westende liegen, mit einer offenen Passage, so viel
ich sehen konnte, zwischen dem Festland und der Insel.
Ich habe die Gruppe Sands-Gruppe und die grosse Insel
Hutton-Insel genannt.”
2. Kapitän 6. Hyde an den Sekretär des Londoner
Zloyds (Königl. Postdampfschiff Arge, 15. März 1855). —
„Ich habe die Ehre, Ihnen mitzutheilen, dass Kapitän Rec»
vom Schi! „Linceluden Castle” im südlichen Indischen Ocean
zwei Inseln entdeckt hat, die auch von Kapitün Hutton
im „Karl of Eglinton” und von Kapitän John Attwaye im
„Heruld of the Morning” geschen wurden. Der letztere
berichtet: „Am 3. Dezember entdeckte ich eine Insel und
fand in 73 Faden Tiefe Grund, aus schwurzem Sand be-
stehend. In der Entfernung von etwa 10 Meilen wurde
ein Hufen bemerkt, der sich gut prüsentirt, aber den West-
winden ausgesetzt ist. Am nächsten Tage, den 4. Dexem-
ber, zeigte sich eine kleine, von der grüsseren etwa 10
Meilen entfernte Insel und ein steiler Felsen, ungefihr
eine Meile von ihr; die grosse Insel ist etwa 40 Meilen,
die kleine 9 Meilen lang. I}ie Mitte der grossen setze
ich in 53° 10° 8, Br. und 74% 36° Ö. L. Die Länge ist
nach den Chronometern bestimmt, die sich bei meiner Ab-
reise vom Kap der Guten Hoffnung am 18. Dezember als
korrekt erwiesen.””
83. W. Rodgerson an den Redacteur des Nautical Maga-
sine (Liverpool, 20. März 1855). — „Wenn Sie in das
Nautieal Magazine den folgenden Auszug eines Briefes
aufnehmen, den ich von Kapitin Rees vom Schiff „Lin-
eluden Castle”, datirt Melbourne den 8. Januar 1855, er-
hielt, werden Sie vielleicht den zahlreichen Kapitünen,
welche jetzt diesen Hafen besuchen, eine Wohlthat er-
weisen. „Am 4. Dezember 1854, um 8 Uhr Morgens,
während eines klaren, aber sehr kalten Wetters (Thermo-
meter 28° F.) entdeckten wir zu meinem grossen Erstau-
nen etwas wie eine Insel. Auf der Karte ist in dieser
Gegend kein Land angedeutet. Es lag etwa Süd bei West;
wir steuerten um diese Zeit südöstlich bei 430 Abwei-
chung. Ich lenkte sogleich nach Süd bei Ost ein. Um
10 Uhr Morgens fuhren wir innerhalb 3 Meilen bei einer’
felsigen Insel vorbei, die anscheinend etwa 4 bis 5 Mei-
len Umfang hatte und 400 bis 500 Fuss hoch war. Ge
trennt von der Insel, etwa 1 Meile nach Westen, stand
ein hoher zuckerhutförmiger Felsen, der die Insel über-
ragte. Ich konnte ihn deutlich vom Hintertheil in 18
Meilen Entfernung sehen. Die Position der Insel nach
guten Beobachtungen ist 530 2‘ 8. Br. und 72° 50° Ö. L.
Ich nannte sie Gray-Insel nach dem Matrosen, der sie zu-
erst bemerkt hatte. Als wir dieser Insel gegenüber wa-
ren, wurde ein hohes Ufer im Südosten’ geschen, das mit
Schnee bedeckt und. dessen höchster Pik in Wolken ge-
hüllt war. Mittags befanden wir uns 7 bis 8 Meilen von
der Nordwest-Spitze; von dieser aus erstreckte sich das
Land nach Südwesten, so weit das Auge reichte; es war
hoch und steil. Wir segelten längs der Nordküste 2",
Stunden lang mit einer Schnelligkeit von 10 Knoten, wor-
auf die Südost-Spitze in Südwest Y, Süd lag. Während
der Fahrt lüngs der Nordküste sah ich eine Öffnung zwi-
schen zwei hohen Hügeln, einem schönen Hafen sehr ähn-
lieh; nach aussen davon erschien eine gute Bai, die nur
den Nordwest- Winden offen ist. Wir passirten zwei an-
scheinlich ganz kahle Felsen-Inseln, etwa 6 oder 7 Meilen
yon der grossen Insel entfernt. Die letztere bot einen
herrlichen Anblick; die Sonne schien glänzend auf ihre
Schneedecke und ihr höchster Gipfel verlor sich in den
Wolken. Ich konnte das Hochufer im Sonnenschein
deutlich 50 Meilen weit verfolgen. Breite des Nordwest-
Endes 53° 2° S., Länge 730 20° Ö. Breite des Südost-
Endes 53° 12‘, Länge 739 50° Ich nannte diese Dunn-Insel.””
In der nautischen Welt war inzwischen die Ent-
deckung s0 weit bekannt geworden, dass zu Anfang
1855, also zwei Jahre vor Neumayer, eine ganze Flotte
von Schiffen nach den neuen Inseln abging, theils um
sie näher zu untersuchen, theils um auf die Jagd von
See-Leoparden und See-Elephanten auszugehen, die daselbst
in ungehenerer Anzahl vorkommen‘). Überhaupt haben
N Bo berichtet John G. Cameron, Kapitän des Schiffes „Anne”, an
die „Commercial Genette”, eine Zeitung, die auf der Insel Mauritius
erscheint, 26. Mai 1855 (a. auch Nantienl Mägezine 1855, p. 674 und
875): -— „Krlauben Sie mir, «durch die Spalten Ihres Biattes eine
Nachricht zu veröffentlichen, welche den Kapitänen von Nutzen sein
wird, die das Prinzip des Great Circle Sailing auf ihrer Route nach
Indien oder Australien befolgen. — Als ich vom 28. April bis 4. Mai
d. J. zu Desolation (soll wahrscheinlich Kerguelen sein, von Cook „De-
solation’’ genannt, A.P.) mich aufhielt, berichteten mir die Kapitäne ers,
Church und Brown, dass eine grosse Insel oder ein Festland stidüst-
22 Die sogenannten „König Max-Inselu” u. s. w.
seit dem Jahre 1854 ohne Zweifel viele andere Schiffe in
ähnlicher Weise diese Inseln passirt, ohne duss darüber,
ale etwas schon Bekanntes, berichtet worden ist. Denn
bereits im Dezember 1854 legte Kapitän Macdonald der
Britischen Admiralität die Karte seiner Route und der In-
seln, s0 wie eine Ansicht derselben und sein Logbuch vor!),
und danach wurden die neuen Inseln sofort in die jene
Region betreffenden Seekarten, welche von allen seefshren-
den Nationen benutzt werden, eingetragen. Von denjeni-
gen dieser Seekarten, die in unserem Besitz befindlich
sind, ist die vom Indien Ocean, Western shret, Nr. 748a,
die erste, welche die besagten Inseln enthält; dieses Blatt
wurde bereits am 21. Januar 1856 ausgegeben. Auf ibm
und allen nachfolgenden sind die Inseln „Macdonald-Inseln”
benannt worden, was auch gewiss gerecht ist; denn wenn
auch Lieut. Maury — nachdem die Berichte der vier Engli-
schen Kapitäne schon publieirt waren — eine Mittheilung
macht, nach welcher der Amerikanische Kapitän Heard
auf eime gewisse Prioritüt der Entdeckung Anspruch zu
haben scheint, #0 kann sich dieses Prioritätsrecht doch
nur auf eine der Inseln erstrecken, da Heard nur von
Einer solchen Insel spricht. Diesem Anspruch könnte sein
Recht widerfahren, wene man die westlichere Insel, statt
dafür den Namen Mnedonald zu wiederholen, Heoard-Insel
nennt. Sogar das Schifl, auf dem Neumayer seine Beise
machte, kann billiger Weise bei der Nomenklatur verewigt
lieh und etwa 200 Meilen ron Kergusien entdeckt worden sei; bei ge-
nauer Nachforschung fand ich, dass dies wahr sei. Kapitän Rogers,
der eine Nachricht davon durch einen Kapitän Heard vom Amerikani-
schen Schiff „Oriental erhalten hatte, begab sich, sobald es die Juh-
reszeit erlaubte, im „Corinthian” nuch jener Gegend und fand Land,
ob aber einen Kontinent oder eine Insel, konnte er nicht sugen; er
kehrte nach Kergunlen zurück, verschaffte sich vier Tender, nämlich
den „Atlas”, „Mechanic”, „Exile” und „Franklin”, ul brach aber-
mals nach dem meuen Lande auf, Er kam im Märs 1855 mit dem
Corinthian, Atlas und Mechanie dert an, schickte Kapitän Brown vom
Atlas an die Küste, nach einem Hafen zu suchen, und segelte angleich
längs des Landes hin, indem er seine, Ioobuchtungen auf demselben
anstellte. Schliesslich entdeckten sie einen kleinen Urerk, mach Kapi-
tän Rogers, einem guten Beobachter, unter 53° 5. Br. und 72" 31°
6.L. Kapitän Church vom Alert setzt ilın nach seinem Uhrenomuter,
das, wie ieh mich selbst überzeugte, richtig ging, in 73’, L,. Rogers
und die Mannschaft von zwei Booten erhielten in einem Tuge 400 his
500 Fässer Öl ron SeerElephanten, und von einem kleinen Vargebirge
sus sah Bogers mit Einem Blicke 6 viele SemrBlephanten und Soo-
Leoparden, dass man 100,000 Fässer mit ihrem Thran hätte füllen können.
Da der Coriofbian das erste Schiff ist, das hier vor Anker win,
so denke ich, die Insel oder das Land soll Corintkian genaunt werden.
Kapitän Rogers segelte längs der Nordostküste desselben etwa 50 Mei-
len weit und entdeckte einen kleinen Hafen, wo er dem Atlas wund Uo-
rintbian vor Auker legte; aber es scheint «in unsicherer Hafen zu
sein. Er ing, wie er sagt, xchn Tage in grosser Gefahr während eines
Büdost-Sturmes, Das Lahl schomt mit Eis und ewigem Schnee be+
deekt au sein und kann nur eine Station für Wealtischfahrer werden,
da in der Mitte des Sommers bier nicht ein Grashalm zu sehen ist.
Bei der grossen Anzahl von Schiffen, welche für (den Handel von
Ost-Indien, Chins und namentlich Australien benutzt werden, um! bei
dem Umstand, dass dieses Land gerade auf einer sehr freynentirten
Route liegt, sollte man keinen Tag zögern, es gerau aufruneimten,”
7} Nastical Magazine 1855, p. 221.
werden, wenn die von ihm befuhrene Strasse zwischen
beiden Inseln „La-Rochelle-Strasse” benannt bliebe. Der
gunzcn Gruppe jedoch, welche Macdonald zuerst genauer
sichtete und bestimmte, gebührt entschieden der Name
dieses Seefahrers. s
Ein grüsseres Verdienst um diese Entdeckung uls alle
diese Männer hat vielleicht der geniale Lieut. Maury, in-
dem er sein Great Circle Sailing principle (Schifffahrt im
grössten Kreise) zur allgemeinen Beachtung brachte und
geltend machte und dadurch die Entdeekung dieser Inseln
veranlasst hat. Great Circle Sailing oder Schifffahrt im
grüssten Kreise nämlich ist das Segeln in dem grüssten
Kreisbogen, welcher zwei Punkte auf der Erdoberiläche
verbindet, und welcher zugleich der kürzeste Weg «wi-
schen diesen beiden Punkten ist, Auf einer Mereator's
Karte, wie sie in der nautischen Geograpkie allgernein
gebräuchlich ist, bildet eine gerade Linie nicht den kür-
zesten Weg zwischen zwei Punkten, uusser unter dem
Äquator und auf den Meridianen, weil auf einer solchen
Karte die Kugelfläche der Erde als eine ebene Fläche dar-
gestellt ist und Alles ausgereckt und verzerrt erscheint.
Der kürzeste Weg von Panama nach China (sage Schanghai)
z. B. geht nicht über die Sandwich-Inseln, sondern von
Panama durch das Mexikanische Meer, das westliche Ge-
biet des Mississippi, das Russische Amerika, die Behring's-
Strasse, nördlich von Kamtschatks, durch das Ochotskische
Meer, die Insel Sachalin und westlich von Korea; diese
Linie ist nicht weniger als 1200 nautische Meilen kürzer
als diejenige über Hawaii"). Eben so geht der kürzeste
Weg von Europa und Nord-Amerika um das Kup der
Guten Hoffnung nach Australien in einem weit nach Kü-
den laufenden Bogen, der gegen 590 bis 600 nautische
Meilen von der Breite des Kaps und von Melbourne sich
entfernt, daher auch südlich von Kerguelen - Land läuft
und die Macdonald-Inseln berührt.
Nachdem Maury’s Arbeiten und Vorschläge einmal in
der nautischen Welt Eingang gefunden, konnte &s nicht
fehlen, dass der bisher gewöhnlich befolgte Schiffekurs
nach Australien, durchschnittlich auf dem 39% 8. Br., auf-
gegeben und weiter nach Süden verlegt wurde 2). Eine na-
türliche Folge davon war die Entdeckung der Macdonald-
Inseln, und es kann nur ein Lächeln erregen, wenn in
schätzbaren Deutschen Journalen im vollen Ernst geschrie-
ben steht, dass Neumayer „in den höheren Breiten, welche
') Ich habe dieses Thema durch Karte und Text bereits vor hei-
nahe 10 Jahren näher erörtert (s. Petermann und Milner, Atlas nf
Physical Gengraphy, sheet 8, pp. 121 und 122). A. pP.
?) Nach Maury (Sailing Direetions, 7, Ausg, p. 74d) al much «ie
Winde in südliehern Breiten viel günstiger und bestänliger, so dass er
angiennt, dass Schiffe auf ılem Woge nach Australien für jeden Breitengrad,
den sie südlicher vom 39" halten, nicht weniger als 3 Tage gerinuen,
“
Die sogenannten „König Max-Inseln” n. =. w. " 23
die Walfischfänger im Suchen nach ihrer immer seltener
werdenden Beute in allen Richtungen durchkreuzen”, seine
Entdeckung gemacht habe, da der Kurs an den Macdonald-
Inseln vorbei gegenwärtig gewiss von allen einsichtsvollen
und praktischen Seeleuten eingehalten wird und in der
That als die grosse Fahrstrasse nach Australien angesehen
werden kann. Es ist desshalb auch nicht zu verwun-
dern, wenn binnen drei Tagen drei verschiedene Schiffe
dicht bei den Inseln vorübersegeln, wie es mit den
von den Kapitänen Hutton, Attwaye und Kees geführten
der Fall ist, über die wir im Obigen beriehtet haben.
Es ist uns leider bei dem beschränkten Raum dieser
Zeitschrift nicht gestattet, auf die einzelnen Angaben der
sieben von uns vorgeführten Anfahrten und Besuche bei
den Macdonald - Inseln speciell einzugehen, dieselben zu
zergliedern und wo möglich in Einklang zu bringen. Wir
haben aber, zur schnellern und bequemern Übersicht des
Lesers, sechs kleine Kartenskizzen (s. Tafel 1} entworfen,
welche die Beobachtungen und Beschreibungen von Heard,
Macdonald, Hutton, Attwaye, Rees und Neumnyer grü-
phisch darstellen, und haben ausserdem, in der allgemei-
nen Skizze im untern Theil der Karte, das allgemeine
Resultat, welches sich bei einer Vergleichung der verschie-
denen Beobachter ergiebt, anzurleuten versucht. Wenn
man bedenkt, dass alle unsere Berichterstatter ihre Be-
stimmungen und Beobachtungen nur en pessant machten,
so kann man sie im Wesentlichen als ziemlich überein-
stimmend anschen. Es geht aus ihnen hervor, dass diese
Inselgruppe hauptsächlich aus zwei Inseln besteht, einer
grüssern, östlich liegenden, und einer kleinern, westlich
davon. Die grössere erstreckt sich von Nordwest nach
Südest und trägt in der Nähe ihres Nordendes einen hohen
Berg; sie scheint 30 bis 40 nautische Meilen {7'/, bie
10 Deutsche Meilen) lang zu sein, ist also etwa noch
einmal so gross als Bornholm. Nach der einstimmigen
Aussage der Beobachter erheberf sich die Inseln bedeutend
über das Meeresnivenu; eine wirkliche Messung scheint in-
dess nur Neumayer an der kleineren Insel angestellt zu
haben. Er fand ihre Höhe zu 286 Fuss, während sie
Rees zu 400 his 500 Fuss angiebt. Noch abweichender
‚ind die Schätzungen der Höhe des Piks auf der grossen
Insel: denn wenn ihm Neumayer mur etwa 1000 Fuss
Hühe giebt, erschien er Heard (der ohne Zweifel die
grössere Insel sichtete) 5000 Fuss, und Hutton vergleicht
ihn sogar mit dem Pik von Pico (Azoren), der sich 7860
Fuss über das Meer erhebt. Der letztere stellt anch das
Plateau am Südost-Ende der grossen Insel dem Tafelberge
(3590 F.) gleich. Ausserdem haben wir hinsichtlich des
Reliefs der Gruppe nur noch die Angabe von Neumayer,
dass die kleine Insel eine- suttelförmige Gestalt habe, und
die von Rees, dass der zuckerhutförmige Felsen im Westen
derselben höher als die Insel selbst sei. Dieser Felsen
liegt nach Attwaye und Rees 1 Meile westlich von der
kleinen Insel, womit auch Neumayer’s Positionsbestimmun-
gen in Einklang stehen; ob das Felscenriff, welches Came-
ron 4Qgis 42 Meilen West bei Nord von dem Nordende
der grossen Insel sah, derselbe zuckerhntförmige Felsen
war, oder ein anderer, noch weiter wostlich gelegener, ist
aus den vorliegenden Berichten nicht zu ersehen; doch ist
es wahrscheinlich, dass die Gruppe noch von mehreren
kleinen Inselcehen und einzelnen Felsen umgeben iet, da
Cameron viele solcher kleinen Inseln gesehen haben will.
Jedem Zweifel überhoben ist, wie es scheint, die Existenz
zweier Felsen in der Nähe der Nordwestspitze der grös-
seren Insel. Die von Neumayer an der Südwestküste
dieser letzteren gesehene Bucht wurde auch von Attwayo
wahrgenommen, und eine ähnliche fanden Rees und Rogers
an der Nordostküste. Rogers’ kleiner Bach würde nach
seinen eigenen Positions-Angaben auf der kleineren Insel
* zu suchen sein, doch stimmt damit der ganze Bericht über
eeine Exploration nicht, vielmehr befand er sich danach
an der Südwestküste der grossen Insel, was auch Church's
Beobachtung zu bestätigen scheint. — Auf die klimatischen
und naturhistorischen Verhältnisse der Insel brauchen wir
hier nicht näher einzugehen, da die Aussagen darüber
klar und übereinstimmend sind. Die Beobachtungen er-
wiesen auch bei diesen Inseln, wie in allen anderen ark-
‚ tischen und antarktischen Gegenden, eine ausserordentliche
Entwickelung des Thierlebens im Gegensatz zu einer
höchst geringen Vegetation.
Was bei den Neumayer’schen Angaben über die Mao-
donald-Inseln besonders neu ist, oder wenigstens von den
übrigen Angaben abweicht, ist die bedeutende Erstreckung
der grossen Insel nach Süden. Doch ist dieselbe schr
fraglich und hat auch bei der Britischen Admiralität, der
sein Bericht bekannt ist, keine Berücksichtigung gefun-
den. Dieselbe hat in ihrer Generalkurte vom Indischen
Ocean, Nr. 2483 (ausgegeben am 15. April 1857) west-
lich der beiden Macdonald-Inseln eine dritte verzeichnet
und dieselbe „Meyer, 1857” benannt; doch muss sie auf
die Position nicht viel Werth legen, da ein Di deubtful,
zweifelhaft} dabei steht. Ein grosses Verdienst um die
Kunde dieser Inseln würde- sich Neumayer erworben ha-
ben, wenn er gelandet wäre und eine Aufnahme oder
Erforschung derselben bewerkstelligt hätte,
Nicht unmöglich ist es, dass eine genaue Aufnahme
der Macdonald-Inseln Englischer oder Amerikanischer Seits
bereits vorgenommen ist, obschon wir darüber noch nichts
erfahren haben. Vielleicht dass die Österreichische No-
vara-Expedition, die besonders auf Oceanische Entdeckun-
24 Die sogenannten „König Max-Inseln” u. =. w.
gen und Forschungen ausgegangen ist, diese interessante
Gruppe bei ihren Arbeiten berücksichtigen wird.
II. KERGUELEN-INSEL.
Ungleich genauer, wenn auch noch sehr mangelhaft,
ist die von den Macdonald-Inseln über 250 nautische
Meilen oder 60 Deutsche Meilen nordwestlich Jiegende
Insel Kerguelen bekannt, welche wegen ihrer ausge-
zeichneten Häfen und reichen Kohlenlager von Wichtig-
keit ist und desshalb auch wohl eine vollständige Aufnahme
und genauere Erforschung verdient Am 13. Januar 1772
entdeckte der berühmte Französische Seefahrer Kerguelen
die an der Westseite dieser Inseln belegenen Fortuns-In-
seln (s. Tafel 1) und bemerkte örtlich davon ein Land,
das er für einen grossen südlichen Kontinent hielt. We-
gen stürmischen Wetters konnte er die Küste nicht errei-
chen und kehrte nach Mauritius zurück, Seine Entdeckung
machte aber so allgemeines Aufschen, dass er beordert
wurde, mit zwei Kriegsschiffen, „Roland” und „L’'Oiseau”,
das Land genauer zu untersuchen. Im Dezember 1773
kam er abermals in Sicht der Haupt-Insel und benannte »
das 'nordüstliche Vorgebirge Cap Frangais, wurde aber
wieder durch Stürme an der Landung verhindert. Kapitän
Rosnevet vom „L’'Oisenu” fuhr jedoch am 6. Januar 1774
in den südlich von Cap Frangais belegenen Hafen ein
und nahm von der Bai und dem gunzen Lande im Na-
men des Königs von Frankreich Besitz. Kapitän (ook
bereitete sich gerade auf seine dritte und letzte Reise vor,
als die Nachricht von dieser Entdeckung nach England
kam. Die Admiralität instruirte ihn desshalb, auf seinem
Wege nach Tasmania genauere Nachforschungen darüber
anzustellen. In die Nähe des neuen Landes gekommen,
fand er zunüchst zwei Inseln von beträchtlicher Höhe
und 8 bis 9 Engl. Meilen Umfang, die er Cloudy- (Wol-
kige) Inseln nannte, und bald darauf einen augenfülligen
hohen Felsen, Bligb’s Cap, dem schon früher Kerguelen
den Namen Isle de Reunion gegeben hatte. Am Weih-
nachtstage ankerte er in der Bai des „L’Oiscan” und seit-
dem hat dieser vortreffliche Hafen den Namen Christmas-
(Weihnachts-) Hafen behalten. Eine genaue Aufnahme
desselben und eine allgemeine Rekoguoseirung der Nord-
ostküste der Insel vom Cap Frangais bis Cap Üieorge wa-
ren die Früchte des Besuchs jenes grossen Seefuhrers.
Die Illusion, dass das neue Land ein Theil eines ausge-
dehnten südlichen Kontinentes sei, wurde durch das Log-
Buch des Kapitän Furneaux, der Cook auf dessen zweiter
Reise begleitete, vernichtet, denn aus ihm ging hervor,
dass die „Adventure” im Febr. 1773 den Meridian der Insel
etwa 50 Engl. Meilen südlich vom Cap George gekreuzt hatte.
Nach Cook wurde die Nordostküste der Insel von Ka-
pitän Rhodes im Jahre 1799 genauer erforscht. Dieser
treffliche Soemann lag acht Monate lang mit seinem Schiffe
„Hillaborough” im Winter-Hafen in der Hillsboroush-Bay
und untersuchte während dessen auf Booten über funfzig
Buchten md Baien der benachbarten Küste. Ihm ver-
dankt man fast ausschliesslich die Kenntnis von der Ge-
staltung der wunderbar zerrissenen Umgebungen der Hills-
borough- und Whale Bay (Walfisch-Bai), s» wie des Bu-
sena, der zwischen Port Palliser und Howe’s Vorgebirge
in die Insel einschneidet und in der Tiefe dureh einen
Isthmus von nur %, Engl. Meilen Breite von der Wal-
fisch-Bai getrennt wird. Die Büdost-, Süd- und West-
küste sind dagegen bis jetzt nur nach den allgemeinsten
Umrissen bekannt, wie diess die im Jahre 1855 von der
Britischen Admirslität herausgegebene Karte zeigt, welche
unserem Carton {auf Tafel 1) zu Grunde liegt, Eben so
weiss man von dem Innern der Insel noch so gut wie
nichts, da nur ein schr kleiner Theil im Norden durch
die Expedition des Sir James Ulark Ross untersucht wurde,
Eine Abtheilung dieser Expedition ging nümlich im Jahre
1840 von der Cumberland-Bai quer iiber das Land nach
der Westküste, hatte aber mit unsüglichen Beschwerden
zu kimpfen und konnte dessbalb nur wenige Beobachtun-
gen anstelien. Auch dort, wie in der nächsten Umgebung
von Chrietmas-Hafen, bestand der Boden ans vulkanischen
Gesteinen, #0 dass man zu der Annahme berechtigt ist,
Kerguelen-Insel verdynke eben »o vulkanischen Kräften
ihren Urmprung, wie die anderen Inseln dieses Theils der
Erde, die Orozet-, Prinz Edward-, Macdonald-Inseln u. a. w.
Sir James Clark Ross hielt sich 68 Tage im Christmas-
Hafen auf und machte von diesem und seiner Umgegend
eine genaue Aufnahme. Eine grössere Ausdehnung seiner
Forschungen verhinderte das ausserordentlich stürmische
Wetter; dafür haben aber di@ Offiziere der Expedition
und namentlich der berühmte Botaniker Dr. Hooker viele
höchst interessante Beobachtungen angestellt, die über die
Naturbeschaffenheit der Insel und die meteorologischen
Erscheinungen des südlichen Indischen Oceans die wich-
tigsten Aufschlüsse geben. Da durch sie auch die oben
angeführten Berichte über die Natur und das Klima der
Maodonald-Inseln eine weitere Bestitigung und Ergänzung
erfahren, 30 wollen wir einige Haupt-Resultate kurz anführen.
Das Nordende der Insel ist gunz und gar vulkanischen
Ursprungs; die kühnen Vorlande der Kaps Cumberland und
Frangais gewähren einen auffallenden Anblick von der See
aus, da das Trap-Gestein, aus dem sie bestehen, eine Reihe
fast. horizontaler Terrassen bildet, welche eine grosse Ähn-
lichkeit mit geschichtetem Sand- oder Kalkstein haben.
Busalt ist das vorherrschende Gestein, er tritt in prisma-
tischer Form auf und geht häufig in Grünstein und die
verschiedenen Modifikationen von Amygdaloid und Porphyr
Die sogenannten „König Max-Inseln” u. s. w. 25
über. Die allgemeine Richtung der Bergketten ist von
Südwest nach Nordost, ihre Höhe variirt zwischen 500
und 2500 Fuss., Viele Hügel werden von Trapp-Adern
durchsetzt. Einige derselben, mit kraterühnlichen Gipfeln,
sind augenscheinlich einst vulkanische Öffnungen gewesen.
Drei oder vier eigenthümliche, isolirte Hügel in der Cum-
berland-Bai bestehen aus Fragmenten eines vulkanischen
Gesteins, durch die an manchen Stellen die Hauptmasse
in prismatischen Säulen hervorbricht, und haben sehr
saufte Umrisse. Die ungeheure Menge Trümmergestein,
die sich an ihrem Fusse aufgehäuft hat, erreieht an vielen
Punkten die Höhe von 200 bis 300 Fuss und giebt einen
schlagenden Beweis von der raschen Verwitterung, wel-
cher die Felsen hier bei dem häufigen und plötzlichen
atmosphärischen Wechsel unterworfen sind. Die, merk-
würdigste geologische Erscheinung der Insel ist das Vor-
kommen von fossilem Holz und Kohlen. Das erstere,
meist stark versteinert, findet sich im Basalt eingeschlos-
sen, während die Kohle in Legern von wenigen Zoll bis
4 Fuss Mächtigkeit in den Schlachten zu Tage tritt, in
engem Kontakt mit dem darüber liegenden Porphyr- und
Amygdaloid-Grünstein. Die Oberfliche der ganzen Insel
scheint von zahlreichen kleinen See'n und Wasserläufen
unterbrochen zu sein. Von den heftigen Regenfällen an-
geschwellt, welche mit Schnee und Frost abwechseln und
von starken Windstössen begleitet werden, rauschen die
letztera den Abhang der Berge und längs der Schluchten
in unzühligen wilden Bächen hinab, an vielen Stellen
schöne schüumende Kaskaden bildend, waschen die Ge-
steine aus und bestreuen die Ebenen und Thäler mit Ge-
rölle und fruchtbarem Allurium.
Die Vegetation von Kerguelen - Insel ist entschieden
antarktisch, obwohl die Insel in einer verhültnissmässig
niederen Breite liegt. Aus einiger Entfernung hat sie das
Ansehen vollkommener Sterilität und die, Soenerie verbes-
sert sich kaum, wenn der Reisende näher herankommt.
Ein schmaler Gürtel grünen Grases zieht sich lüngs der
Ufer des Hafens hin, untermischt und weiterhin verdrängt
von grossen rundlichen Massen von schmutzig-grüner oder
rostbrauner Farbe, die aus einer merkwürdigen, dem Bo--
lax oder Balsam-Bog der Falkland-Inseln verwandten Um-
bellifere gebildet werden. Höher an den Hügeln hinauf
besteht die Vegetation nur in zerstreuten Büscheln der- .
selben Pilanzen, die die niedere Ebene bewohnen, und in
der Höhe von 1000 bis 1200 Fuss hört sie fast ganz auf.
Selbst Kapitän Cook’s Beschreibung bleibt noch hinter der
Wahrheit zurück, wenn er, Anderson’s Journal eitirend,
sagt: „Vielleicht bietet kein bis jetzt entdeckter Punkt
unter demselben Parallel in beiden Hemisphären ein für
den Naturforscher so kärgliches Feld, als dieser öde Fleck”;
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft I j
denn er hätte für die «ädliche Hemisphäre noch 10, für
die nördliche über 20 Breitengrade hinzunehmen können
als die Grenzen, innerhalb deren eine solche Armuth an
Pflanzen-Species nicht weiter vorkommt. Selbst auf Spitz-
bergen giebt ces fast dreimal mehr Phanerogamen als
bier!). Die Zahl der während Cook’s Aufenthalt auf der
Insel entdeckten Species war, einschliesslich der Krypto-
gamen, 18; diese fand Dr. Hooker, mit Ausnahme einer
Flechte, alle wieder und brachte durch neu aufgefundene
Species die Flora der Insel auf etwa 150 Arten, nämlich
18 Phanerogamen, 3 Fuarren, 25 Moose, 10 Jungermannien,
einen Schwamm, gegen 100 Flechten und Algen. Die
Monokotyledonen verhalten sich zu den Dikotyledonen wie
1 zu 2, das niedrigste Verhältnis, welches bis jetzt auf-
gefunden wurde. Am nächsten kommt hierin die Melville-
Insel im Arktischen Meere, für die sich auf Kapitän Par-
ry’s erster Reise das Verhältniss von 2 zu 5 herausstellte.
Von den 18 Phanerogamen gehören zwei zu Gattungen,
welche der Insel eigenthümlich zu sein scheinen, eine
merkwürdige Kohl-Pflanze (Pringlea antiscorbutien) und
eine Portulacee. Die erstere, welche an der Küste in
Menge wächst und auch an den Hügeln bis zu deren Gi-
pfel hinauf vorkommt, diente während 130 Tagen der
Mannschaft der Expedition als Gemüse, und in dieser gan-
zen Zeit stellte sich keine Krankheit an Bord ein. Von
den übrigen 16 Phanerogamen bewohnen 10 auch das ant-
arktische Amerika und 4 sind neue ‘Species von Gat-
tungen, die daselbst gefunden werden. Sechs trifft man
auch auf der Auckland- und Campbell-Insel und zwei sind
in der ganzen gemässigten und kalten Zone beider Hemi-
sphären gemein. Von den Kryptogamen kommen die mei-
sten in höheren südlichen Breiten häufig vor, viele sind
Bewohner der Europüischen Alpen und noch mehr der
nördlichen Polar-Regionen, etwa zwanzig scheinen aber der
Insel eigenthümlich zu sein. Das Verhältniss der mit
Pflanzen bedeekten Oberfläche ist ungefähr dasselbe wie
auf Spitzbergen und der Melville-Insel, doch steht die
relative Zahl der Speeies zu den Individuen weit zurück;
denn während die Flora der Melville-Insel 67 und Spitz-
bergen 45 phanerogame Species hat, besitzt Kerguelen-In-
sel deren nur 18 und yon diesen bedecken nur acht einen
irgend beträchtlichen Theil der Oberfläche, Das Klima
der Insel, obwohl rauh, gestattet doch eine perennirende
Vegetation und kaum kann eine der Pflanzen, selbst von
den Gräsern, unter die einjährigen gezählt werden.
Landthiere wurden nicht gesehen, dagegen ist die See
in der Nähe der Insel reich an animalischem Leben. Die
N Weibnnchts-Hafen liegt in ziemlich derselben Breite als Paris
oder Stuttgart.
3
26 Die sogenannten „König Max-Inseln” u. =. w.
Sce-Elepkanten (Morunga elephantina) und Seehunde sind
zwar durch die beständige Verfolgung während einer lan-
gen Reihe von Jahren fast ausgerottet, aber Walfische
finden sich in grosser Menge, #»o dass 1843 noch 5- bie
600 Walfischfuhrer hier versammelt waren und meist eine
volle Ladung erzielten. Eine grosse Menge von Fischen,
darunter viele neue Species, wurden von der Expedition
beobachtet. Fünfsehn verschiedene Arten Scerögel wur-
den in dem Hafen und längs der Küsten geschossen, unter
anderen verschiedene Sturmvigel, Pinguine, zwei Meven,
eine Ente, ein Scerabe, eine Meerschwalbe, eine merkwür-
dige Chionis, ein russfarbiger Albatros (Diomelea fuligi-
nosa), Namentlich der letztere, so wie Enten und TPin-
guine waren in grosser Menge vorhanden. Aus der
Klasse der Insekten fand man nur vier Species, einen
Rüsselküfer, eine Motte und zwei Fliegen.
Das Wetter war im höchsten Grade unfreundlich. Wüh-
rend 45 Tagen von den 68 (12, Mai bis 20, Juli), welche
die Expelition in dem Christmas-Hufen zubrachte, herrschte
ein oft zur Heftigkeit eines Sturmes sich steigernder und
meist in plötzlichen starken Stössen auftretender Wind,
und nur an drei Tagen fiel weder Schnee noch Regen.
Die Temperatur scheint dagegen eine ziemlich gleichmäs-
sige zu »ein; denn als Cook mitten im Sommer (Dezember
und Januar) die Insel besuchte, fand er sie mit Schnee
bedeckt, und als Sir James Clark Ross im Winter sich
daselbst aufhielt, sank das Thermometer selten unter den
Gefrierpunkt und der Schnee blieb nie länger als zwei
bis drei Tage auf den niederen Ebenen liegen.
It. DIE INSELN 81. PAUL UND NEU-AMSTERDAM,
Von den übrigen Insel-Gruppen des südlichen Indischen
Öcenns sind nur noch St. Paul und Neu-Amsterdam eini-
germassen genau bekannt, auch ist besonders in Deutach-
land in neuester Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit von
Österreichischer Seite auf sie hingelenkt durch die beab-
sichtigte nähere Erforschung derselben durch die Novara-
Expedition und durch eine der K. K. Geographischen
Gesellschaft zu Wien am 13. Oktober 1857 vorgelegte Ab-
handlung von A. E. Zhishman, Professor an der K. K. Nau-
tischen Akademie zu Triest'. Da diese Abhandlung,
die zum grossen Theil aus etwas veralteten und man-
gelhaften Quellen geschöpft ist, mit dei Worten schliesst:
„erfreuend aber ist es, zu wissen, dass unserem Vater-
lande die erste genaue wissenschaflliche Erforschung der
Eilande vorbehalten blieb, und dass zu diesem Zweck
!) Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft zu Wien,
2. Heft, 58, 146 bis 156,
vielleicht in dem gegenwärtigen Momente ein: Österreichi-
sches Kriegsschiff dort vor Anker liegt”, — so künnte
man glauben, dieso Inseln seien bisher nur von unwis-
senschaftlichen Seefihrern besucht worden. Indess ist
besonders die interessantere der beiden Inseln, St. Paul,
in nenerer Zeit wiederholt von ausgezeichneten Sec-
Offizieren genau aufgenommen worden, einmal von
Kapitin E. P. Blackwood im Jahre 1842 und nach
ihm von den Oflizieren des berühmten Vermessungs-Schif-
fos „Herald” unter Kapitän Tlenham, im Jahre 1853. Die
Arbeiten beider Ofiziere sind unbegreiflicher Weise von
Prof. Zhishman günzlich ignorirt worden. Eben so hat
derselbe die Resultate der interessanten und umfangreichen
Nachforschungen, welche im Jahre 1854 in den Archiven
der Britischen Admiralität und des Britischen Museums in
London, der Ost- und West-Indischen Kompagnie in Am-
sterdam — über die Entdeckung und reehtmiässige Benennung
der beiden Inseln angestellt wurden, nicht berücksichtigt,
sondern bringt neue Verwirrung in die Benennung beider
Inseln, während die „Geographischen Mittheilungen” bereits
vor etwa drei Jahren über diesen Gegenstand eine Notiz")
enthielten, welche die „endliche Entwirrung” dieser Frage
in weiterm Kreise anzuzeigen zum speeiellen Zweck hatte,
Bei ihrer günstigen Luge auf der Route vom Kap der
Guten Hoffnung nach dem Indischen Archipel konnte ihre
Existenz nicht lange verborgen bleiben, und es unterliegt
keinem Zweifel, dass schon vor 1633 wenigstens die eine
derselben, St. Paul, bekannt war. Während nümlich all-
gemein Van Vlaming (1696) als Entdecker der beiden In-
seln angenommen wurde, hat das im Jahre 1854 in Am-
sterdam durch L. C. D. van Dyck aufgefundene Log-Buch
des Schiffes „Nieuw Amsterdam” dargethan, dass der he-
rühmte Seefahrer Van Diemen 1633 die auf damaligen
Karten bereits angegebene Insel St. Paul besuchte und
nördlich von ihr eine neue, nach seinem Schiffe Neu-Am-
sterdam benannte Insel entdeckte. Er setrte St. Paul in
38" 35‘ Neu- Amsterdam in 37° 30° 8, Br Es liegt
bierin auch ein fernerer Beweis, dass die südliche, mit
einem Kraterbecken verschene Insel St. Paul, die nürd-
liche Neu-Amsterdam genannt werden muss und dass die
Verwechselung beider Namen, s0 wie die Benennung Am-
sterdam statt Neu-Amsterdam durchweg uls Irrthum zu
betrachten ist?). Nach der Auffindung jenes Log-Buches
1) (ieogr. Mitih, 1865, 5. 56.
?) Über diese Verwechselung der beiden Namen gieht auch Al, v.
Humbollt im chen erschienenen vierten Banıle seines Kosmos (58. BR6,
587) folgenden höchst interessanten Paragruph: „Da in neuerer Zeit
die Namen der Inseln Amsterdam und St. Paul leider anf Karten oft
verwechselt worden sind, eo ist, damit bei ibrer achr verschiedenen
Gestaltung nicht er einen zugeschrieben werde, was anf ‚er anderen
beobachtet wird, hier im Alleemeinen zu bemerken, dass von den fast
Die sogenannten „König: Max-Inseln” u. s. w.
ist auch erklärlich, dass Pire Gui Tachard die Insel Neu-
Amsterdam auf seiner zweiten Reise im Jahre 1687, also
9 Jahre vor Van Vlaming, als bekannt erwähnt. Zuerst
betreten wurden die Inseln jedoch von Van Vlaming, und
‚die ersten, freilich schr unvollkommenen, Messungen von
St. Paul finden sich in dem Atlas zu Lord Macartney’s Chi-
nesischer Gesandtschaftsreise, während welcher die Englän-
der 1793 zwei Tage auf der Insel verweilten und haupt-
sächlich das Kräterbecken untersuchten. Später sind beide
onter einem wml demselben Meridian liegenden zwei Inseln ursprüng-
lich {schon am Eile des 17. Jahrhunderts) die südliche 8. Panl, die
nördliche Amsterdam bemamnt warde, Der Entiecker Vlaming gab der
ersteren die Breite ron 38° 40%, der zweiten 37" 45° im Süden dos
Aqustors, Diese Benennung und Ortsbestimmungen kommen merkwür-
dig mit dem überein, was ein Jahrhundert später D’Entrerasteanx auf
der Expedition zur Aufsuchung von La Pöranse gefunden bat (Voyage,
T. I, p. 43—45), nämlich für Amsterdam nach Beautemps-raupre
37° 47° 46% (omg. 75° 51%), für Se. Paul 38% 389°. Eine so grosse
Übereinstimmung müss für Zufall gelten, da die Beohaächtungsörter go-
wiss nieht ganz dieselben waren. Dagegen hat Kapit. Blackwood auf
seiner Admirulitätskarte von 1842 für St. Paul 38° 44° und long. 75°
1%. Auf den Karten, welche der Öriginnl-Ausgabe der Heisen des
unsterblichen Weltumseglers Cook beigegeben worden sind, =. B. der
der ersten und zweiten Expedition (Vorage to the South Pole and
round the World, London 1777, p. 1), wie der dritten und letzten
Reise (Voyage fo the Pacific Oceen, publ, br tie Admiralty, London
1784, in 24 ed. 1783}, ja selbst aller drei Expeditionen (A general
Chart, exbibitiug the diemveries of Capt, Cook in this 34 and to
preseeding voyages, by Lieut, Henry Boberts}, ist die Insel St. Paul
sehr richtig als die südlichere anzegelen, aber in dem Texte der Reise
von D’Entrecasteaux (T.1, p. 44) wird tudelnd erwähnt (ob mit Recht,
bleibt wir bei vielem Nachsuchen der Ausgaben auf den „Bibliotheken
von Paris, Berlin und Göttingen mehr als zweifelhaft), „dass auf der
Speetalkarte der letzten Conk’schen Expedition die Insel Amsterdam
südlicher als ®t. Paul gesetat sei”. Wenn eine eben solche Umkeh-
rung ıler Benennungen im ersten Drittel des jetzigen Jahrhunderts,
2. B. auf dem älteren verdienstlichen Weltkarten von Arrowsmith und
Purdy (1849), ganz gegen des ursprünglichen Willen des Entderkers,
Willem de Vlaming, häufig ist, »o haben wohl mehr noch als eine
Speeialkarte von Cook’s dritter Reise dazu gewirkt: 1) die Willkür
auf den Karten von Cox umd Mortimer; 2) der Umstund, dass in dem
Atlas der Reise von Lord Macartuey nach China die schön und rau-
chend abgebildete wulkanische Insel zwar sehr richtig St. Paul, unter
lat, 538° 42°, genannt wird, aber mit dem bisen Beisatz: „eommonly
enlled Amsterdam”, num dass, was noch wehlimmer ist, in der Reise-
beschreibung selbst Staanton und Dr. Gillan diess „Islam still in a
state of intlammation” immerfort Amsterdam nennen, ja sogar p. 226
kiazussteen inachdem sie p. 21% die wahre Breite gewebeni, „that St.
Paul is Iving to the northward of Amsterdam”; 5) die gleiche Ver-
wechselung der Numen durch Barrow (Voyage to Corhinchins in the
years A702 and 1793, p. 140-157), der die Rauch und Flammen
gebends südlichere Insel, welcher er ebenfalls die Breite von 58° 42’
beilegt, auch Amsterdam wennt. Malte-Bran (Preis de la Gösgraphie
universelle, T, V. 1817, p. 146} beschuldigt Barrow mit Hecht, aber
sehr irrig Mr. de Rossel und BenutenpwBenupre. Die letzteren bei-
den geben der Insel Amsterdam, dir «ie allein abbiklen, 837" 47°, der
Insel St. Paul, weil sie 50 südlicher liegt, 38° 38° (Voyage de D’En-
frerasteanx 1808, T. I, p. 40-46); nnd zum Beweis, dass die Ah-
bildung die wahre Insel Ansterdam von Willem de Vlaming vorstellt,
fügt Beauternpa-Heaupri in seinem Atlas dir Kopie des viel bewaldeten
Arnısterdim aus Valentym hinzu, Weil der berühmte Seefahrer Abel
Tasınan 1642 neben Middellmurg, in der Tonga-Gruppe, die Insel Tonga
tabıı Amsterdam genunnt hat (Hurner, chrenologienl historg of the
Voyages and Diseowerien in the South Sea or Pacitie Ocean, Part UI,
p- 81 und 437), im Int. 21°, so ist wieder aus Missverständniss bis-
weilen Tasmım als Entdecker von Amsterdam und St. Paul im Indi-
schen Ocean aufgeführt worden; #. Leidenfrost, histor. Handwlirter-
buch, Bd. VW, 8. 310,”
|
27
Inseln sehr häufig von wissenschaftlich gebildeten See-
fahrern besucht worden und schon seit langer Zeit dienen
sie als Meilensteine auf einer der frequentesten Strasse im
Indischen Ocean. Trotzdem bietet aber dieser Fels gewiss
noch einen schönen Punkt näherer Untersuchung und
Beobachtung für so eifrige Forscher wie diejenigen des
Schiffes Novuru,
Auf unserer Karte (Tafel 1) haben wir die beiden ge-
nauesten der bisherigen Aufnahmen der Insel St, Paul,
die von den Englischen Kapitänen Blackwood (1842) und
Denkam (1853) ausgeführten, in gleichem Maassstabe neben
einander gestellt, erstere bloss im Küsten-Umriss, weil sie
lediglich zum Vergleich mit der spätern dienen soll,
Wenn beide Aufnahmen unter sich einige Verschiedenheit
im Detail zeigen, so stimmen sie in der allgemeinen Ge-
staltung und den Grössenverhältnissen genau genug, um die
Unrichtigkeit der Karte zu Mucartney’s Reise aus dem vo-
rigen Jahrhundert, die im Journal der Wiener Geographi-
schen Gesellschaft!) reprodueirt ist, darzulegen.
Da die nenesten Untersuchungen der St, Paul-Insel so
wenig bekannt zu sein scheinen, ®»» können wir nichts
Besseres thun, als einen Auszug des Denham’schen Be-
richtes zu geben °).
„Von unserem Ankerplatz in 31 Faden und feinem
schwarzen, Schiesspulver ühnlichem Sande lag der Süd-
punkt der Insel SW.4W., 14 nautische Meilen entfernt.
Bei Südwest- und Nordwest-Wind ist diess eine gut ge-
schützte Lage und bei einem Sturm von Östen erlaubt
sie das Entkommen auf das offene Meer; aber sie ist den
grossen Wogen ausgesetzt, welche um die Süd- und[Nord-
spitze herumlaufen und bei vorherrschendem Westwind
das Schiff schwanken machen. Unsere Bekanntschaft mit
dem Charakter des Wetters und dem Gange dieser Wogen
ermuthigte uns jedoch, in grösserer Nähe, in 14 Faden
und feinem schwarzen, dichtem Sande, vor Anker zu
gehen, von wo der Kegelfels (Nine Pin Rock} 4 Meile
nordwestlich und die Eingangsspalte des Kraters etwa
3 Meile westlich lag. Wir hatten Grund, die grössere
Variation der Magnetnadel an der Küste im Vergleich
mit der aus Azimuthal-Beobachtungen an Bord gefunde-
nen einer magnetischen Störung in der heterogenen Struk-
tur dieser vulkanischen Insel zuzuschreiben; in der That
zeigte sich eine Anziehung, wenn ein Stück der umgeben-
den Felsenmassen, wie z. B. von dem Eingang zwischen
der See und dem Krater, auf 6 Zell weit an die Nadel
gehalten wurde. Der Nordwind bringt_hier trübes Wet-
ter und erschlaffende Luft, der West- und Südwestwind
!) Mittheilungen der K. K. Geograpbischen Gesellschaft, Heft 2,
Tafel 3.
#) Nautical Magazine, 1854, p. 68— 13.
4 .
23 Die sogenannten „König Max-Inseln” u. =. w.
sind scharf und stürkend., Das Barometer stand während
unseres Aufenthaltes zwischen 29,980 und 30,258, das
Thermometer zwischen 59%, und 64", F. Die heilsame
Einwirkung dieses Klima’s auf unsere Kranken zeigte sich
schon innerhalb, einer Woche, wozu auch der Überfluss
an gesunden Fischen, Stockfisch und Seebarbe, nicht we-
nig beitrug.
Die Position unseres Ankerplatzes war 38° 42° 45”
8. Br. uid 77° 34° 9% Östl. L. v. Gr. Danach liegt also
die Insel gerade 4 Meilen N.754 W, von der in Kaper's
Katalog angegebenen Position. Die magnetische Variation
an der Kiste war 234 W., auf offenem Meere 10} W.
Die Insel hat eine dreieckige Gestalt, wobei ihre Ba-
sis NNW.EW. streicht; 23 Meilen von der Mitte der
letzteren liegt die Spitze des Dreiecks, weiche den west-
lichen Vorsprung bildet. Die ganze Länge der Küste: be-
trügt in gerader Linie wenig mehr als 6 nautische Mei-
len; sie ist schr steil und oben abgeplattet, ihre Gipfel
erheben sich zu 740 bis 860 Engl. Fuss über das Mee-
resniveau. Es ist bekannt, dass die Insel ein merkwür-
diges vulkanisches Phänomen darbietet: ein kreisfürmiger
Krater bildet ein ausgedehntes Seebecken, dessen Ränder
sich nach dem Meere zu allmälig senken. Zu Vlaming’s
Zeiten war der östliche Rand noch einige Fuss über dem
Meere, wie man aus seiner durch Valentyn erhaltenen
Abbildung sieht; jetzt besteht eine 600 Yards weite Öff-
nung, durch welche ein Boot in das Bassin gelangen kann.
Die tiefste Stelle des Eingangs hat bei Fluth 8 Fuss
Wasser. Hat man die Barre überschritten {die Entfernung
von tiefem Wasser zu tiefem Wasser betrügt nur eine
halbe Kabellänge, 60 Faden), so kommt man in eine
prächtige” Wasserdocke mit seeartiger Oberfläche und stei-
len Ründern rings umher, Die Tiefe des Wassers betrigt
29 Faden!). Der Durchmesser dieser fast kreisförmigen
Wasserfläche ist etwa $ Meilen» lang.” Üppires Gras
wächst an den Seiten des Kratere, vielfach mit Felsen-
sticken untermischt; aber der Mangel an allen nutzbaren
Produkten, mit Ausnahme der Fische, und die Überzeu-
gung, das man sich auf die periodischen Besuche eines
einzigen Schiffes von der Insel Bourbon nicht verlassen
könne, haben die wenigen Bewohner der Insel veranlasst,
an den Abkängen des Kraters jede Anhäufung von Erde
sorgfültig zur Anlage von Terrassen zu benutzen. Inmit-
tcn der Felsenklippen der Insel bieten ihre kleinen ter-
rassenfürmigen Gürten einen erfrischenden Anblick und
geben den wohlthuenden Beweis, wie das Genie des Mon-
schen selbst die kärglichsten Gaben der Natur zu seinem
t) Auf seiner Karte hat Kapitän Denlum an einer Stelle, nahe am
Eingang, 22 Faden angegeben. AP.
t
1
Nutzen zu verwenden weiss. Der Ertrag lohnt reichlich
die Arbeit, so dass ein Tunschhandel mit den vorüher-
kommenden Schiffen betrieben werden kann. Jeder die-
ser kleinen Gärten ist etwa 50 (uadrat-Yards gross und
mit Hülfe schwerer Lavablöcke terrassirt, die bei Störun-
gen leicht locker werden und gleich Lawinen herabstürzen.
Bei den fast senkrechten Wänden dieser Terrassen mussten
zur Herstellung der Kommunikation mit dem Wasserbecken
Treppen angelegt werden, die sich bisweilen Hunderte von
Fussen steil durch die Felsen winden. Bei der Wahl
dieser Punkte hat mun sorgfältig darauf geachtet, dass sie
vor den Wirbelstürmen geschützt waren, die das Amphi-
theuter umbrausen. Dass der Boden und das Klima unsern
Europüischen Gemüsen günstig sind, bewies die vollkom-
mene Entwickelung der Erbsen, Mühren, Rüben, Kartof-
feln, Artischocken und des Kohls; der Weisen stand in
vollen Ähren. Einheimische Gewächse fehlen dagegen
ganz, mit Ausnahme von wildem Sellerie und einem üppi-
gen Gras, das wir auch auf Tristan da Cunha beobachte-
ten. Eben so wenig giebt es einheimische Thiere, dagegen
laufen eingeführte Schafo, Ziegen, Schweine, Katzen und
Müuse wild umher und Ochsen, Schweine, Hühner und
Kaninchen werden in der kleinen Ansiedelung gehalten.
Diese befindet sich rechts nahe am Eingunge des Bassins,
wo die Küste vor Brandung und Wellenschlag vollkommen
geschützt and ein leichter Steindamm zum Landen der
Boote errichtet ist. Hier bringen, die Boote die gefange-
nen Fische in die zum Einsalzen bestimmten Schuppen
und hier ladet auch der Schooner sein Sulz aus, welcher
der Fischergesellschaft gehört und in das Bassin einführen
kann, da er mur 8 Fuss tief geht. Er führt bisweilen
nach Neu-Amsterdam, um dort zu fischen, und bringt die
zubereiteten Fische nach Bourbon.
Der Vorsteher dieser Fischer-Niederlassung ist ein in-
telligenter Französischer Seemann, Fröderie Roure von
Bourbon, wo sein Chef, Marie Heurtevent, residirt, der
vor etwa 5 Jahren einem Polnischen Kaufmann 6000 Dol-
lars für die Niederlassung gab. Roure hatte drei Diener
bei sich und war schon im sechsten Jahre auf der Insel.
Robben und Sec-Elephanten kommen seit mehreren
Jahren nicht mehr bei der Insel vor, ausser daas sich et-
wa ein Dutzend im Laufe einer Saison schen lüsst: ein
oder ein Paar Walfische passiren ebenfalls hin und wieder
innerhalb Schussweite bei den Klippen vorbei. Syatema-
tisch wird die Fischerei nur längs der Ostküste mit der
Angel auf Stockfisch und Scebarben betrieben.
In jenen merkwürdigen Phünomenen, die Sir John
Barrow auf der Reise des „Lion” «s anschaulich beschreibt,
ist keine Veränderung eingetreten. An mehreren „Punk-
ten längs des nördlichen Randes des Beckens und in der
.
Die sogenannten „König Max-Inseln” u. =. w.
Höhe der Fluthlinie sahen wir Rauch aufwirbeln und hör-
ten die erhitzten Steine zischen, wenn die kleinen Wellen
Sie, wie ihre thonige Unterlage waren so
Hier war
sie erreichten.
heiss, dass man sie nicht anfassen konnte.
also Siedehitze, während eine Bootslänge davon die Tem-
peratur des Wassers an der Oberfläche 67° F, in der
Tiefe von 38 Faden 52% F. betrug. Wir warteten bis
zum Fallen des Wassers unter das mittlere Niveau und
fanden dann die Wassertümpel, welche 2 bis 3 Stunden
lang mit Salzwasser bedeckt waren und wogenden Rauch
ansgestossen hatten, voll kochenden eisenhaltigen Wassers.
Wir konnten mit ansehen, wie man die Fische aus dem
Wasser, in dem man sie gefangen hatte, unmittelbar in
dasjenige warf, in dem sie gekocht wurden. Diess kann
zu jeder Zeit geschehen, ausser bei hoher Fluth. Eben
»o kann man Eier und Kartoffeln kochen, ohne sich die
Mühe zu nehmen, ein Feuer anzumachen oder einen Kes-
sel zu benutzen. Abgekühlt ist das Wasser trinkbar, auch
benutzen es die Bewohner hierzu, wenn ihr Regenwasser
schal geworden ist, und Schiffe, die grossen Wassermangel
haben, nehmen gern einige Füsser duvon auf. Das Was-
ser wird für ein Specifikum gegen Rheumatismus gehal-
ten, indem sich der Kranke so lange hineinlegt, als er es
ertragen kann. Zu diesem Zweck sind passende Bäder in
den Felsen gehauen worden, in denen die Temperatur
des Wassers eine gemüssigte ist. Ausser den eigentlichen
Quellen finden sich an den Abhüngen Spalten von 3 bis
t Fuss Weite und 5 bis 6 Fuss Tiefe, welche Dämpfe
ausstossen und schon 2 Fuss unter der Oberfläche Siede-
hitze zeigen. In einer derselben kochten wir einen Bach-
krebs, Auch finden sich auf dem abgeplatteten Gipfel der
Insel thonige Schlarimlöcher zwischen Moosbüscheln, die
so heiss sind, dass sie Dämpfe ausstossen und dass man
eelbat mit den dieksten Stiefeln nicht in ihrer Nähe stehen
bleiben kann.
indischen Fener und vulkanischen Gasen angefüllt, doch
haben die Bewohner keinen Ausbruch und keine Erachüt-
terung beobachtet, und die beiden kleineren Krater an dem
gegenüberliegenden Abhange der Insel sind vollkommen
Die Insel ist augenscheinlich mit unter-
unthätig.
Aus den Temperstur-Beobachtungen des Herrn Roure
geht hervor, dass im Sommer das Thermometer bis 80% F.
steigt und im Winter bis 34° F. sinkt; Schnee bleibt auf
der Insel, wahrscheinlich wegen ihrer erbitzten Oberfläche,
nicht liegen, obwohl man auf N.-Amsterdam solchen liegen
sieht (N,-Amsterdam liegt nach unseren Messungen N. 1”0.
und 17 Französische Meilen von St. Paul entfernt). Der
Sommer dauert von November bis März, der Winter von
Juni bis September. Gewitter kommen nur im Winter
vor und gewöhnlich nur einmal im Jahr.
|
|
29
Das Klima hat sich als ausserordentlich gesund für
Europäer erwiesen; zwei grosse Hindernisse für eine zahl-
reichere Niederlassung auf der Insel sind aber der gänz-
liche Mangel an Brennmaterial und der an frischem Was-
ser. Wir fanden die Bewohner nur mit Regenwusser ver-
schen, das sie vom Winter her aufbewahrt hatten, und als
Breonmaterial war ihnen ein alter, unbrauchbarer Schooner
geschickt worden, dessen Holz sie nach Bedarf verwand-
ten. Kein Baum oder Strauch wächst auf der Insel wegen
der heftigen Windstösse, denen sie ausgesetzt ist.
Die Lage der Insel in der Mitte zwischen dem Kap
der Guten Hoffnung und Van Diemen’s-Land, von jedem
etwa 3150 Meilen entfernt, kann als genau bestimmt an-
genommen werden. Die Länge vom Kap-Observatorium
wurde mittelst neun Chronometer, deren Gang genau er-
mittelt war, (zu 59” 6° 59°) gefunden, so dass das Resul-
tat zuverlässiger ist, als irgend ein früheres.
Der Französische Agent, welcher als Repräsentant des
Herrn Marie Heurtevent gegenwärtig auf St. Paul lebt,
hält das Recht der Fischerei und den Besitz der Insel für
eine Suche, die sich von selbst gemacht hat und die jedem
spekulativen Manne irgend welcher Nation offen steht,
welcher den von dem Besitzer festgestellten Preis entrich-
ten will; auf den eigentlichen rechtlichen Besitz habe da-
gegen die Holländische Regierung die ersten Ansprüche.
St. Paul ist ohne Frage das Produkt des jetzt erlosche-
nen submarinen Vulkans, dessen ungeheurer Krater voll-
kommen hinreichend war, um die Materialien zur Bildung
einer weit grösseren Insel auszuwerfen, Der Geologe
findet einige Schwierigkeit in der Bezeichnung der ver-
schiedenen vulkanischen Produkte, welche unmerklich in
einander übergehen und, obwohl in ihrer elementaren Zu-
sammensetzung schr ähnlich, in der sonderbarsten Weise
durch den Hitzegrad, dem sie ausgesetzt waren, die Fort-
dauer dieser Hitze und die Art der Abkühlung modificirt
worden sind. Eine dunkle, kompakte, krystallinische,
amorphe, basaltische Lava bildet die Basis der Insel oder
ist wenigstens das unterste zu Tage liegende Gestein.
Darüber liegen die verschiedenen Arten blasiger und zel-
liger Lava, vulkanischen Tuffes, Schlacken nnd Asche, regel-
mässig in Schichten geordnet, die von einem gemeinschaft-
lichen Mittelpunkt eich herabseenken. Von anderen vul-
kanischen Produkten auf St. Paul sind zu erwähnen Bims-
stein und Obsidian in kleinen Qnuantitäten und nicht in
sitw, Man hat keinen Grund zu der Annahme, dass St.
Paul ein in der jetzigen Periode thätiger Vulkan gewesen
sei. Dass die kleinen Seitenhügel, die man an mehreren
Stellen um den Rand der Insel sicht, vor dem Aufhören
der Thätigkeit des grossen Kraters gebildet wurden, geht
daraus hervor, dass die Abbänge dieser kleinen Krater zum
30 Die sogenannten „König Max-Inseln” u. s. w.
Theil von horizontalen Ablagerungen schwarzer, rauher
Schlacken bedeckt sind. Die Insel hat noch jetzt Anzei-
chen verborgener vulkanischer Thütigkeit an vielen Stellen
vom Kruterrand aufwärts und eben so an dem äusseren
Abhange, wo sich viele warme Quellen und heisse (Gase
susstossende Spalten finden.
Die Insel trägt eine sehr dürftige Vegetation, die
hauptsächlich aus Gräsern und einer Binse besteht, aber
nicht einen einzigen Baum oder Busch aufzuweisen hat.
Einheimische Pflanzen zählt man 8 oder 9 ausser 3 Far-
ren, einom Bärlapp und etwa einem Dutzend Flechten und
Moose. Mehrere eingeführte Pilanzen und Unkrünter ha-
ben jetzt grosse Bodenstrecken bedeckt, besonders ein
wohlbekanntea Englisches Gras. Die Leute, welche bei
unserem Besuche die Insel bewohnten, hatten an dem stei-
lon inneren Abhange des Kraters zwischen losen Steinen
und Felsblöcken viele kleine terrassirte Stellen kultivirt.
Der fruchtbare schwarze Boden besteht, dort aus verwilter-
ter Luva und vulkanischer Asche, vermischt mit zersetzten
vegetabilischen Substanzen, die von den verfanlten Wur-
zeln der in grossen Büscheln wachsenden Gräser herrüh-
ren, und reichlich gedüngt durch den Mist der Viigel.
Gerste, Weizen, Kartoffeln, Kohl, Bohnen, Erbsen, Möhren,
Rüben und Artischocken werden mit Erlolg gebaut, und
ohne dass man des Land noch besonders dühgen müsste,
Mit Ausnahme einiger Seehunde giebt es auf St. Paul
keine einheimischen Säugethiere. Pottfische sollen selten
sein und nur in unregelmässigen Intervallen bei der Insel
erscheinen. Der eigentliche Walfsch (Balsena australis)
kommt alljährlich im Juli, August und September in die
Nühe von St. Paul, um Junge zu werfen. Die Euro-
päische Hausmans hat angefangen, sich über die Insel zu
verbreiten. Einige Hauskatzen sind ebenfalls verwildert
und ihre Nachkommenschaft ist jetzt zahlreich. Viele
Schweine laufen wild auf der Insel umher und eben so
eine Anzahl Ziegen, die vor B oder 9 Jahren eingehihrt
wurden.
Nach Roure giebt es keine Landvögel auf St. Paul.
Die Scevögel sind der Albatros, drei Arten Meerschwal-
ben, wovon eine schwarzschnäblige nicht gemein zu sein
scheint, eine andere mit rothem Schnabel aber von uns
auf Tristan d’Acunha angetroffen wurde; sie kommt im
Juli an und zieht im Mürz weg. Antareticus, Ponte
mauve, ist häufig und lebt hauptsächlich von dem Wal-
fisch-Vogel {Prion vittatus), raubt aber auch junge Kanin-
chen, Küchelchen n. s. w. und frisst alle Arten Aus. Bei
weitem der gewöhnlichste Vogel auf St. Paul ist der Wal-
fisch-Vogel, der dort zu Ende Juni ankommt und im fol-
genden März wieder wegzieht.. Wir hatten. Gelegenheit,
ihn beim Fressen zu beobachten, so dass wir uns den
Nutzen des merkwürdigen Mechanismus seines Mundes
erklären konnten. Am Ufer war der Boden überall von
den Höhlen dieses Vogels durchlöchert. Wir fanden ihn
in Spalten, unter Felsen und zwischen losen Steinen brü-
tend und er grübt sogar #elbst Löcher in die Erde. Er
legt ein einziges weiases Ei von bedeutendem Umfang im
Verhältuiss zu der (Girüsse des Vogels. Der riesige Sturm-
vogel brütet zwischen den Felsen am innern Abhang des
Kratere. Der Pinguin ist schr häufig, er legt zwei Eier
auf einige Grashalme, die kein ordentliches Nest bilden.
Er kommt im Juli an and beginnt sogleich zu brüten;
nach der Mauserung verlassen Junge und Alte die Insel,
zwischen dem 20. Mürz und 1. Ayril. Der einzige an-
dere Vogel, der St. Paul besucht, und während seines Auf-
enthaltes dasclbet der einzige getiederte Bewohner der
Insel ist ein schwarzer Sturmvogel von der Grösse einer
Taube. Er kommt im Mürz und April an, grübt eine
Höhle in den Boden und legt ein grosses weisses Ei.
Nach Roure giebt es weder Eideehsen, noch Frösche,
noch Schlangen auf St, Paul. Die vier wichtigsten Fische,
welche die Leute auf der Insel zum Einselzen fangen,
sind: der Kabot (Meer-Alet, Clupen), ein grosser, dem Ka-
beljuu ähnlicher, grauer und gefleckter Fisch mit stäche-
ligen Flossfedern; der Moru, cin Polynemus von 2 bis 3
Fuss Länge mit ‘grünlichen Längsstreifen; der Tassar, den
ich nicht selbst geschen habe, und der Poisson bleu, ein Po-
Iynemns von 1 Fuss Länge, bläulicher oder grünlicher Farbe
mit sieben dunklen Querstreifen; einer der Bruststrahlen
ragt 1 Zoll über die Flossfeder hinaus. Dieser letzte war
an unserem Aukerplatz der. häufigste, auch hält er sich
in Menge im Krater und an den Küsten auf.
Die merkwürdigste Crustacee um St. Paul ist ein sehr
schöner und, wie es scheint, noch unbeschriebener Palinurus
oder Bachkrebs, der überall von dem Rande des Wassers
bis zur Tiefe von 30 Faden vorkommt. Unter den Steinen
des Hafendammes zwischen den Fluthmarken wurden drei
Arten Sphacroma und eine Idotea gefunden. Porcellio ari-
stensis trifft man übersll auf der Insel unter Steinen und
an den Graswurzeln. Ein grosser Oniscus bewohnt die
Felsen an der Küste, wo er von faulenden thierischen
Substonzen lebt. Von Insekten kommen nur äusserst wenig
Arten vor. Landmuscheln scheint es auf St. Paul nicht
zu geben, auch Scemuscheln sind selten, da wir bei wie-
derholtem sorgfältigen Suchen nur 14 Arten auffünden
konnten.”
Nen- Amsterdam. — Wie St. Paul unzweifelhaft vul-
kanischen Ursprungs ist, so hat man auch auf Neu-Amster-
dam sichere Zeichen vulkanischer Thätigkeit beobachtet,
D’Entrecastenux sah auf seiner Reise (März 1792) die In-
sel zwei Tage lang in Flammen und Rauch gehüllt, und
Die sogenannten „König Max-Inselu” u. s. w.
wenn diess auch mehr von einem Wald- und Erdbrand
herzukommen schien, als von einem vulkanischen Ausbruch,
so deuteten doch kleine periodische Dampf-Eruptionen längs
der Küste auf unterirdisches Feuer. Als zuverlässigere
Zeugen älterer vulkanischer Vorginge sind aber die auf
der Insel gefundenen Schichten von Bimsstein zu be-
trachten,
Neu-Amsterdam wird von einem einzigen, 2760 Engl.
Fuss hohen Berge gebildet, der nach der Westküste steil
abfällt, nach der Ostküste aber mehr allmälig sich abflacht.
Auf seinem höchsten, abgerundeten Gipfel erhebt sich ein
kleiner kubischer Fele. Die Insel ist von einer kräftigen
Strauchregetation bedeckt und hat mehrere Quellen; auch
würden die vor den heftigen Westwinden geschützten
Thäler wahrscheinlich günstige Punkte für den Anbau
abgeben, aber ihr Inneres ist noch sehr unbekannt und
wegen des Mangels an Häfen und sicherem Ankergrund
wird sie wohl niemals Bedeutung gewinnen.
Am 24. August 1853 litt der „Meridian” auf dem Wege
von England nach Australien Schiffbruch bei Neu-Amster-
dam und den Passagieren wurde dadurch die unerwünschte
Gelegenheit, diese Insel näher kennen zu lernen. Sie
retteten sich auf das südliche Ufer, wo eine 3- bis 400
Fuss hohe senkrechte Felsenwand das Besteigen der Insel
unmöglich zu machen schien. Mit Hülfe von Tauen ge-
lang es jedoch am zweiten Tage, an ihr in die Höhe zu
steigen, wiewohl unter grossen Gefahren und Anstrengungen.
„Als wir oben angekommen waren”, schreibt einer der
Schiffbrüchigen '), „fanden wir die Insel auf eine Strecke
von 2 bis 3 Meilen fast eben und mit 5 bis 8 Fuss hohem
Rohr bedeekt; dahinter erhob sich ein sehr hoher Berg,
ebenfalls mit langem Rohr bedeckt. Glücklicherweise gab
es während unseres Aufenthaltes auf der Insel genug fri-
sches Wasser, obwohl im Sommer höchst wahrscheinlich
Mangel daran ist. So lange wir hier verweilten, fiel auf
dem Gipfel des Berges beständig Regen, der die zahlreichen
kleinen Ströme füllte. Um einem etwa vorbeikommenden
Schiffe ein Zeichen von unserer Loge zu geben, wurde das
Rohr angezündet, die Flamme verbreitete sich aber rascher,
als man vermutket hatte, und brachte unser Leben in Ge-
fahr, Eine Menge junger Vögel wurden aufgelesen, die
dem Feuer zum Opfer gefallen waren. Am 29. August
erschien ein Schiff, der „Monmouth”, und bemerkte zu
unserer grossen Freude die Signale, aber die Brandung war
an dieser Stelle so stark, dass kein Boot herankommen
konnte, Erst am 31, näherte sich ein Boot der Küste und
gab Zeichen, dass wir uns längs der Klippen weiter nach
Osten begeben sollten. Wir brachen rasch auf, fanden
” Nautical Magazine, 184, pp. 75 ss.
.
31
aber den Weg höchst rauh und wegen der wmherliegenden
grossen Felsblöcke sehr schwierig. Ausser Rohr und Bü-
schen wurden auf dem Wege von Vegetabilien nur wilde
Petersilie und Sandisteln geschen. Während der ersten
Hülfte des folgenden Tages fanden wir kein Wasser, wess-
halb uns die Hagelkörner sehr angenchm waren, die sich
unter den Tag und Nacht anhaltenden Regen mischten.
An dem ersten Wasserplatz holte uns ein Englischer Ma-
trose ein, der von dem Kapitän des „Monmouth” zu unserer
Hülfe abgeschickt war. Er sagte uns, wir sollten nach der
Nordseite der Insel geben, da kein Boot an den Platz ge-
langen könnte, wo wir Schiffbruch erlitten hätten. Das
Südufer ist der schlimmste Theil; beständig stürmt dort
die Brandung gegen die zerrissene Küste, ein Stmnd exi-
stirt nicht, nur ungeheure Blöcke eines harten Gesteines,
die von Zeit zu Zeit von den Klippen herabfallen. Am
2, September fanden wir weder Nahrung noch Wasser, an
den folgenden Tagen traf man uber mehrmals Wasser und
einige Kohlstrünke, die vor mehreren Jahren von Wal-
fischfüngern angesüet waren und gut gediehen. Am 5.
September kamen wir zu dem sogenannten Kohlgarten und
erreichten am Abend die Stelle, wo die Boote auf uns
warteten.
Die Insel ist vulkanischen Ursprungs, Kapitän Ludlow
vom „Monmouth” sagte mir, er habe gerade über unscrem
Lagerplatz Ranch aus einem Krater aufsteigen schen, und
alle wihrend unserer Reise über die Insel geschenen Fel-
sen hatten das Ansehen, als wiüren sie einst in einem
flüssigen Zustande gewesen. Die Steine sind sehr schwer
und enthalten viel Eisen. Ausser einer Menge Vögel sahen
wir keine Thiere auf der Insel, auch die Vegetation
ist gering, abgerechnet Rohr und Binsen; aber wir funden
guten Torf, der sieh zu den Feuern bei unseren verschie-
denen Lagerplätzen vortrefflich verwenden liess. Der Um-
fang der Insel betrügt etwa 25 Engl. Meilen. Der nürd-
liche Theil ist der angenehmste und wärmer als der süd-
liche. Nur dort sahen wir einige Büume. Die Art war
uns nicht bekannt, aber ein Matrose glaubte, es sei der
Hundebaum ({dog-tree), eine Bastardart des Mangle-Baumes.
Auf dieser Seite giebt es auch in geringer Entfernung von
der Küste eine Menge schöner Fische und an den Felsen
viele Muscheln.”
IV. FRINZ EDWARD- UND MAHION-INSEL.
Westlich von den vorhergehenden drei Inselgruppen lie-
gen noch zwei andere, über die es gestattet sei, ein paar
tlüchtige Bemerkungen aus dem Bericht der grossen antarkti-
schen Expedition von Sir James Clark Ross !) zu entueh-
N) Voyage to tho Southern Sens, vol. 1, pp. 45 ,
32 Die sogenamiten „Kömg Max-Inseln” u. s. w.
men. Diese Expedition kum am 21. April 1840 dicht bei
der Prinz Edward-Insel vorbei. Am südöstlichen Ufer,
etwa eine Engl. Meile südlich vom Ostkap, fand man in 86
Faden Tiefe einen sandigen Grund mit Korallen. Auf die-
ser Seite besteht das Ufer aus schwarzen, senkrechten, vul-
kanischen Klippen, welehe durch die Wellen sehr ausge-
waschen sind. Man bemerkte zwei oder drei kegelfürmige
Hügel, ähnlich kleinen Kratern eines Vulkanes, von dun-
kelrother Farbe. Vom Fusse dieser Hügel lief eine lange,
terrassenähnliche Erhebung nach dem Südkap, wo sie in
einer senkrechten Wand endete. Die Berge im Centrum
der Insel erheben sich zu einer bedeutenden Höhe, da aber
ihre Gipfel in Nebel gehüllt waren, konnte man sie nicht
messen; doch sah man deutlich, dass sie zum Theil mit
Schnee bedeckt waren.
Bäume zu erkennen, doch ist diess sehr zweifelhaft; Ka-
pitän Cook versicherte zwar, aus viel grüsserer Entfernung
Bäume und Sträucher auf dieser Insel geschen zu haben,
aber er hat sich sicherlich geirrt. Lange Streifen Seetang
erstreckten sich 2 bis 3 Meilen von der Küste bis jen-
seits des Ostkaps. Die Küste selbst war durch eine grosse
Anzahl Pinguine bevölkert, die sich hier in Gruppen von
vielen Tausenden aufhalten; auch andere Secvögel waren
häufig. In der Brandung zwischen den kleinen isolirten
Felsen spielten einige Seehunde von der Species Arcto-
cophalus falklandieus. Ein Schleppnetz, das in 95 Faden
tiefem Wasser, etwa 5 bis 6 Meilen östlich von der Insel,
eine kurze Zeit lang uusgeworfen wurde, brachte eine
Menge kleiner weisser Korallen und 30 bis 40 verschie-
dene Arten Seethiere herauf. Längs der nordöstlichen und
südöstlichen Küste scheint keine Bucht zu existiren, in
der ein Schiff vor Anker gehen könnte, wenn nicht etwa
gleich nördlich vom Ostkap, wo man einen kleinen sandi-
gen Strand zwischen zwei grossen Scetangwiesen zu schen
glaubte. Auch Kapitän Crozier sah keine Bai, als er am
nächsten Tage an der Nordküste vorbeifuhr. Er erwühnt
einen merkwürdigen isolirten, thurmühnlichen Felsen in
einiger Entfernung vom Nordkap, dessen Position er zu
46% 53° 8. Br. und 37° 33° Ö. L. bestimmte. An die
kleinere nordöstliche Insel konnte man nicht nahe genug
herankommen, um Buchten zu erkennen, doch sollen Wal-
fischfahrer bisweilen in der sogenannten Cave-Bai an ihrer
Ostseite (46" 40° 8. Br.) vor Anker gehen. Die grüssere
Insel, von einem Französischen Seeführer im Jahre 1772
entdeckt, wurde von Kapitän Cook einige Jahre später
Prinz Edward-Insel genannt.
V. CROZET-INSELN.
Am 26. April kam der „Erebus” in die Nühe der Cro-
zet-Inseln. Zuerst erblickte man die Pinguin- oder Unau-
Die Reisenden glaubten kleine -
gangliche Insel (Inaceossible Island}, die ihre heiden Namen
sehr wohl verdient, denn sie war buchstäblich bedeckt mit
Pinguinen auf allen Kanten ihrer zerrissenen Ufer, und
nirgends salı man einen Punkt, An dem eine Landung
möglich gewesen wäre. Wie bei allen anderen vulkanischen
Inseln enden ihre Gipfel in sonderbar gestaltete Spitzen,
und nicht die geringste Spur von Vegetation war zu be-
merken. Weiter nördlich sahen die Reisenden bald damuf
die Schweine-Insel (Pig- oder Hog-Island), die westlichste
dieser Gruppe. Sie bietet einen viel angenehmeren An-
blick, hat aber viele geführliche Riffe und einzelue Felsen
vor der Küste. Ihren Namen trägt sie wegen der Schweine,
welche Kapitän Distance im Jahre 1834 auf ihr aussetste
und die sich in weniger als 6 Jahren in fast unglaublicher
Weise vermehrt hatten. Obwohl eine grosse Anzahl jähr-
‚lich durch die Seehundsfänger getödtet‘ wurde, war die In-
#el doch noch dermasssen von ihnen bedeckt, dass man,
wie die Walfischfünger erzählen, kaum vor ihnen landen
konnte.
Auf Possession-Insel fand Sir Ross elf Leute, welche
daselbst den Sechundsfang betrieben und zum Theil schon
geit drei Jahren die Insel bewohnten. Sie waren ganz
zufrieden mit ihrer Lage und litten keinen Mangel an
Nahrungsmitteln, denn es fehlte nie an See-Elephanten,
Fischen und Eiern. Auch gedichen einige Ziegen, die ein
Amerikanisches Schiff dort ausgesetzt hatte, vortrefllich
und wille Enten waren so zahlreich auf einem See auf
dem Gipfel des Red Urag genannten Berges, dass die zu
dem Zweck ubgerichteten Hunde leicht jede beliebige An-
zahl fungen konnten, Der Boden soll fruchtbar sein, doch
haben die Sechundsfünger weder Kartoffeln noch Gemise
angepflanzt. Überhaupt schienen sie die Lebensart und
die Gewohnheiten von Eskimos angenommen zu haben;
ihre Kleider waren bnchstäblich mit Öl getrinkt und ver-
breiteten einen höchst widerwärtigen Geruch, ihre Stiefel
waren aus Pinguin-Bülgen mit einwürts gekehrten Fodern
gefertigt, und ihr ganzes Ansehen glich mehr dem der
Eskimos uls dem eivilisirter Wesen, nur dass sie noch
schmutziger als jene waren. Diese Leute gaben an, die
Insel sei 20 Meilen lang und 10 Meilen breit, an ihrer
Ostseite befünden sich drei Buchten: die Amerika-Bai, wo
sie sich niedergelassen hatten, die Lively- und Ship-Bai,
Sie bieten während des vorherrschenden Westwindes ge-
nügenden Schutz, die letztern beiden müssen uber bei
übrigens selten eintretendem Ostwind sogleich verlassen
werden, da nur die Amerika-Bai genug Raum hat, um ge-
gen den Wind aufkreuzen zu können, Als die Franzü-
sische Fregatte „Heroine” im Jahre 1834 diese Inselgruppe
aufnahm, hielt sie sich fünf Wochen lang in der Ship-
Bai auf, and während dieser ganzen Zeit trat kein Ostwind
Die sogenannten „König Max-Inseln” u. s. w. 33
ein. Die Westküste ist wegen der heftigen Brandung ganz
unzugünglich, Auch diese Insel ist augenscheinlich vul-
kanischen Ursprungs: auf den Gipfeln einiger Hügel konnte
man kurze Basaltsäulen erkennen und zwei oder drei
Spuren erloschener Krater. Die Küste ist hoch und am
Nordende steil und eigenthümlich geschichtet; gegen Osten
schneiden kleine Buchten in sie ein und man sah mehrere
Wasserfülle aus den ausgedehntern grünen Stellen der
Hügel hervorkommen und sich über die schwarzen Klippen
in die See stürzen. Das Nordkap, Dark Head genannt,
liegt in 46° 19° S. Br. und 51° 53° Ö. L.; westlich da-
von steht ein höchst merkwürdiger isolirter Felsen, der
ein so weites Thor bildet, dass ein kleines Schiff durch
ihn hindurch segeln kann.
Die Öst-Insel (East Island) het nur 3 bis 4 Meilen im
Durchmesser, aber ihre höchsten Spitzen erreichen wenig-
stens 4000 Fuss Höhe und die steilen Ufer erheben sich
an manchen Stellen mehrere Hundert Fuse senkrecht aus
dem Meere, Fast bei jedem Kap hat sie einen isolirten
Felsen, der ', bis 2 Meilen von ihr absteht; einer davon,
bei der Bull-Bai gelegen, ist seitwärts geneigt und sieht
einen Schiffe unter starkem Winddruck ühnlich, wesshalb
man ihn Schiff-Felsen (Ship Rock) genannt hat; ein an-
derer, nahe dem Siüdostende, wurde Kirchen-Felsen (Church
Rock) gensnnt.
FL. UNTIEFEN, ZWEIFELHAPTE INSELN U. 8. W. DES SÜDLICHEN
INDISCHEN OUFANS,.
Ausser den im Vorstehenden berührten Inseln giebt
es im Bereich unserer Kartenskizze des südwestlichen In-
dischen Oceans noch verschiedene Klippen, Bänke, Untiefen
und Inseln, von denen die meisten ihrer Lage und sogar
ihrer Existenz nach bis jetzt noch nicht genau bestimmt
sind. Es würde uns zu weit führen, dieselben einzeln
und speeiell zu erörtern, wesshalb wir sie auf der Karte
näher angegeben und alle unsichern Punkte mit einem ?
bezeichnet haben.
Die Betrachtung, wie mangelhaft unsere Kenntniss der
Erde sei, drängt sich auch bei den obigen Andeutungen
über die Geographie eines kleinen Fleckes des Weltmeeres
vorzugsweise auf, welcher keineswegs zu den entlegenen
Regionen gehört, sondern Jahr ein Jahr aus von Tausenden
von Schiffen besucht und durchschnitten wird. Wie viel auch
schon geschehen sein mag in der Feststellung der verschie-
denen darin belegenen Inseln, ihrer äusseren und inneren
Gestaltung, immer bieten selbst dieser verhiltnissmässig
kleine Raum und die wenig zahlreichen Inseln schon ein
grosses Feld für Expeditionen wie die Österreichische in der
„Novara”, die hier, wie es heisst, ihre ersten Arbeiten von
Belang vornehmen soll. Wir erwarten mit Spannung die
Resultate derselben.
‘ Geographische Notizen.
Geographische Nekrologie des Jahres 1897.
Dr. Gustav Adolph Jahn, berühmter Astronom und Mathe-
matiker, starb zu Leipzig am 5. Januar. —
Walter Henry Medhurst, einer der ausgezeichnetsten Mis-
sionäre und Kenner des Chinesischen, ging 1822 nach
Bataria, bereiste wiederholt den Indischen Archipel und
unternahm, seit 1843 in Schanghai ansissig, ausgedehnte
Reisen in das Innere China’s. Gesundheitshalber 1856
nach England zurückgekehrt, starb er, 61 Jahre alt, am
22. Januar, —
Dr. Eli Smith starb Anfang des Jahres in Beirut als Supe-
rintendent der Amerikanischen Missions-Anstalt daselbst;
er war der Begleiter des Dr. Robinson auf dessen Er-
forschungsreise Jurch Palästina, -
William €. Redfield, bekannt ale Autor zahlreicher werth-
voller geographisch -phbysikalischer Schriften, 1789 in
Middletown im Staat Connecticut von Englischen Eltern
geboren, starb am 12. Februar in New York), —
Dr. Elisha Kent Kane, der Arktische Reisende, Leiter der
zweiten Grinnel-Expedition 1853-—-1855 zur Aufsuchung
!) Nüheres über sein Leben und seino wissenschuftlichen Arbeiten
enthält ein Aufsatz von Prof, Dr. Olmsted im American Journal of
Seiene» and Art, No. 72. November 1867.
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft I.
Sir John Franklin’s, starb in Havanna am 16. Februar
im Beginne seiner 36. Lebensjahres. —
Francis Earl of Ellesmere, Präsident der Geogruphischen
Gesellschaft zu London in den Jahren 1854 und 1855,
starb am 18. Februar im Alter von 57 Jahren '). —
Prof. Andr“ Dument, Verfasser der ausgezeichneten geolo-
gischen Karte von Belgien, starb am 28. Februar in
Lüttich, 48 Jahre alt. Sein letztes Werk, eine grosse
schöne geologische Karte von ganz Europa, erschien nach
seinem Tode. —
Jakob Heckel, Custos-Adjunkt dee K. K. Hof-Naturalien-
Kabinets in Wien, starb am 1. März in einem Alter
von 67 Jahren. Er war einer der ersten Ichthyologen
Deutschlands, schrieb unter Anderm „Beiträge zur Kennt-
niss der fossilen Fische Österreichs” und bestimmte die
[ ee 3 =
von Russegger aus Klein-Asien und Baron v. Hügel ans
Indien mitgebrachten ichthyologischen Sammlungen. — :
Wezewoloschezki, Russischer Geheimer Stnatarath, starb
(Anfang Mürz?) zu Moskau im 86. Jahre; vielfach ver-
dient um Russische Wissenschaft, ist sein wichtigstes
Werk „Dietionnaire geographique et historique de VEm-
pire de Russie”, —
1) 8. Geogr. Mitth. 1857, 3. 330.
34 Notizen.
Dufrenoy, Direktor der Kais. Bergwerksschule und Gene-
ral- Inspektor der Bergwerke, starb am 21. März in
Paris. —
Dr. William Scoresby, der Nestor neuerer Polar-Reisen,
wurde 1783 geboren und starb am 31. März zu Tor-
quay in England. Von Jugend auf und zuletzt als Ku-
pitän eines Schiffes machte er zahlreiche Fahrten im
nördlichen Fismeere auf den Walfischfung, drang bereits
1806 bis 81% 30° N. Br. vor und schrieb sein berühmh-
tes Werk über die Hydrographie, Meteorologie und Na-
turgeschichte der Arktischen Regionen; später wurde er
Geistlicher, setzte jedoch auch als solcher seine Thätig-
keit als nautischer Schriftsteller fort. —
Prof. Karl Passerini, Italienischer Naturforscher, starb in
Florenz im Mürz vorigen Jahres, —
Lieut.-Col. Jervis, früher im Ingenieur-Corps der Ost-Indi-
schen Gesellechaft, eine kurze Zeit Leiter des Topogra-
phischen und Statistischen D£pöts im Englischen Kriegs-
Departement, welches seitdem mit dem Departement der
Generulstabs - Aufnahmen vereinigt ist"), starb am 3. '
April. —
Staatsrath von Tengoborski, bekannt ala national -ökono-
mischer Schriftsteller des Russischen Reiches, starb in
St. Petersburg am 11. April. —
Baron Derfelden von Hinderstein, Verfasser der grossen
Karte von Niederländisch-Indien in 8 Blättern, die 1842
mit einem M&moire publieirt wurde, starb am 17. April
zu Utrecht im Alter von 82 Jahren. —
John Maegregor, Britischer Statiatiker und National-Ökonom,
verfasste als solcher eine Reihe von Schriften, besonders
ein dickleibiges statistischea Werk über Amerika. In
den Bankerott der Royal British Bank als deren Direk-
tor verwickelt, musste er aus England fliehen und starb
zu Bonlogne am 23. April. —
Prof. Frances, Mitglied der aus ’den Vereinigten Stauten
nach Ecuador gesendeten Erforschungs-Expedition, wurde
von einem seiner Kollegen, Prof. Moore 'nus Ohio, in
einem Duell erschossen, zu Santa Rosa am Flusse Napo,
am 29, April. —
Dr. Wilbelm Gottlieb Tilesius v: Tilenau, K. Russischer
Hofrath und Akademiker, starb am 17. Mai in Mühl-
hausen, wo er 1769 geboren war. Er wur ein ver-
dienter Botaniker und begleitete v. Krusenstern auf sei-
ner ersten Weltumsegelung, 1803 bis 1806, hatte aber
geit 1813 keine bedeutende literarische Arbeit ver-
öffentlicht. —
Baron Cauchy, einer der ausgezeichnetsten Mathematiker
Frankreichs und Mitglied des Burcan des Longitudes
und der Akademie, starb im Mai. —
In demselben Monat starb zu Paris Herr Purenu de la
Malle, ein hervorragendes Mitglied der Akademie; (der-
selbe schrieb unter Anderem „Geographie Physique de
la Mer-Noire et de la Metiterrande.” —
Ebenfulls im Mai starb zu Modena Prof. Giovanni de
Brignole de Brunnhoff, einer der ältesten und geschätz-
testen Botaniker Italiens. —
Stephan Franseini, Schweizerischer Bundesrath und Chef
des Departement des Innern, starb, 61 Jahre alt, in Bern.
1) 8. Gengr, Mitth, 1857, 8. 479.
Er war Gründer und eifriger Beförderer der Schweize-
rischen Statistik. —
Aleide d’Orbigny, Professor der Paliontologie an dem Mu-
seum für Naturgeschichte in Paris, starb im Anfang des
Juli, Er war einer der ausgezeichnetsten neueren Na-
turforscher Frankreichs und unternahm vor etwa 20 Jah-
ren eine Erforschungs-Reise nach Süd-Amerika, über die
er ein grosses, luxuriöse Werk nuf Kosten der Franzö-
sischen Regierung herausgab. —
James Holman, bekannt unter dem Namen „der blinde
Reisende”, war früher Lieutenant in der Königl. Briti-
schen Marine, erblindete im Dienst und begann dann
1819 in Begleitung seines Dieners seine Wanderungen;
1822 unternahm er eine Reise durch Deutschland und
Russland, welche ihn bis 1000 Meilen über Tobolsk
führte. Seine Reise um die Welt, deren Beschreibung
für sein bestes Werk gilt, machte er in den Jahren
1827 bis 1832. Er starb in London um 28. Juli, —
Karl Lucian Buonaparte, Prinz von Canino, bekannt durch
seine zoologischen Studien, starb in Paris am 29. Juli
im Alter von 52 Jahren; er machte sich hauptsächlich ver-
dient um die Ornithologie der Vereinigten Staaten; sein
berühmtestes Werk ist „Ieonografia della Fauna Italien”,
Rev. W. D. Conybeare, F. G. S. und F, R. 8, verütfent-
lichte, meistens in den „Transactions of the Geological
Society”, eine Reihe werthvoller geologischer Untersuchun-
gen und Entdeckungen über England, gestorben am 12,
August in ltchen Stoke bei Portsmouth, —
Prof. Dr. Naumann, berühmt durch seine ornithologischen
Arbeiten, starb zu Ziebigk in Preussen, am 15. August. —
Dr. Couper, Professor der Naturgeschichte an der Univer-
sität zu Glasgow, starb in der ersten Hälfte des August. —
Otto Schomburgk, längere Zeit Mitredacteur von Froriep's
„Kortschritte der Geographie und Naturgeschichte”, Bru-
der von Robert und Richard Schomburgk, starb am 16.
August zu Buchsfelde in Australien, wohin er vor meh-
reren Jahren von Berlin ausgewandert war. —
Lieut. James M° Garty, welcher Dr. Kane auf dessen letz-
ter Arktischen Expedition begleitete, starb plötzlich zu
Boston am 2. September, —
Dr. M. C. H. Lichtenstein, Professor der Naturgeschichte
an der Universität in Berlin und Direktor des Zoologi-
schen Museums daselbst, starb, 77 Jahre alt, an Bord
des Dampfers auf der Überfahrt von Corsör nach Kiel.
In den Jahren 1803 bis 1806 lebte er Äls Eehrer und
Hausarzt im Hause des damaligen Gouverneurs der Kap-
“Kolonie, des Holländischen Generals Janssen, und hatte
als dessen Begleiter während einer siebenmonatlichen
Reise in das Innere Gelegenheit, sich eine genaue Kennt-
niss des damals noch wenig gekannten Landes zu vorschaffen,
Lieut. Herndon von der Marine der Vereinigten Staaten,
bekannt durch seine Exploration des Amazonen-Stromes
1850 bis 1852, fand einen traurigen Tod als Kapitän
des Postdampfers „Central America”, welcher auf der
Fahrt von Havanna nach Neu-York in der Nacht vom
12. zum 13. September unweit Cape Hatteras während
eines schweren Sturmes sank. —
Dr. Albers, Arzt und als Naturforscher namentlich ver-
dient um die Europäische Konchyliologie, starb am 27.
September zu Stuttgart. —
Notizen, 35
Largeteau, Mitglied der Französischen Akademie und des
Bureaa des Longitudes, starb zu Paris in der zweiten
Hüfte des Septembers. —
Dr. Joh. Heuffel sturb zu Lugos im Banat; ausgezeichnet
als Botaniker, hinterliess er noch im Manuskript: „Enu-
meratio planterum Banatus”, das Resultat dreissigjähri-
ger Arbeit. —
Bernhardt Perthes, Besitzer der Verlags-Handlung „Justus
Perthes” und Geographischen Anstalt in Gothe, starb am
27. Oktober am Nervenfieber, 36 Jahre alt. —
Marchese Mussimiliano Spinola, ein rühmlich bekannter
Naturforscher, starb in Genua am 12. November. —
Dr. Fleming, Professor der Naturgeschichte an dem Free
Church College zu Eiinburg, starb in der zweiten
Hälfte des Novembers, —-
Ebenfalls im November unterlag George R. Gliddon, be-
kannter Ethinolog, Verfasser von „Iypes of Mankind”,
„Indigenous races of the earth”!) u. = w., einem Fie-
ber, das ihn in Honduras, wo er bei dem Bau der Inter-
Oceanischen Eisenbahn beschäftigt war, befallen hatte,
Er hatte erst das 49. Lebensjahr erreicht, —
Friedrich Freiherr von Reden, einer der bekanntesten
Statistiker der Gegenwart, starb in Wien am 12, Der.
in seinem 53. Jahre. Er hat sich hesonders auf dem
Gebiete der Finanz-, der Handels-, der Industrie- und
Eisenbahn-Statistik nicht geringe Verdienste erworben,
war seit 25 Juhren als statistischer Sammler und Schrift-
steller thätig und stellte eine -der vollständigsten und
werthrollsten Sammlungen statistischer Schriften auf. —
Admiral Sir Francis Beaufort, einer der wissenschaftlich
gediegensten Seeleute Englands, der um die Kunde,
die Verbreitung und Erweiterung soliden geographischen
Wissens, besonders der exakten kartographischen Kunde
unserer Erde, grosse Verdienste Int, starb am 16, De-
zember in Brighton in seinem 84. Jahre, Bereits im
Jahre 1787 trat er in aktiven Scedienst, führte in den
Jahren 1810 bis 1812 seine verdienstvolle Aufnahme
der Küste von Karamenien aus und war von dem Jahre
1832 bis 1855 Chef des Hydrographischen Departements
der Britischen Admirnlität. In dieser Stellung wurden
unter seiner Leitung umfangreichere nautische Aufnah-
men und Forschungen in allen Theilen der Erde ge-
macht, als unter irgend einem anderen vor ihm leben-
den Manne oder Zeitgenossen. Alle Geographen, die
ihn persinlich kannten, werden in ihm einen eben so
grossen Wohlthäter der höhern Kartographie, als einen
biedern Privatınann schätzen. —
Graf Perowski, K. Russischer General der Kavallerie, frü-
her General-Gouverneur von Orenhurg, starb gegen Ende
des Jahres in der Krim. Unter seiner Leitung ging
1853 eine Expedition den Sir Darja hinauf und eroberte
das Fort Ak-Metschet, jetzt Fort Perowski. Wir ver-
danken diesem Zug eine Aufnahme des untern Laufe
des Sir Darju. (8. Geogr. Mitth. 1856, 8. 278.) —
4. von HumboldÜs neueste Arbeit über die Vulkane der
Erde. — Gegen das Ende des ausserordentlich reichhaltigen
und interessanten Abschnittes über die Vulkane in dem
») 8. Geogr. Mitth, 1857, 8. 451,
%
jüngst erschienenen 4. Bande seines „Kosmos” summirt Ale-
xander von Humboldt die Zahl der Vulkane, welche in
historischen Zeiten thätig gewesen sind, indem er sie zu-
gleich in kontinentale und Insel-Vulkane scheidet und die
Zahl derjenigen angiebt, welche noch seit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts Dämpfe ausstossen oder historisch ge-
wisse Eruptionen gehabt haben. Diese verdienstliche und
mühevolle Arbeit hat zu vollständigeren Resultaten geführt,
als frühere ähnliche Versuche; denn wührend Werner 198,
Cäsar von Leonhard 187, Arago 175 noch entzündete Vul-
kane aufführen, Leopold von Buch und Landgrebe aber kein
allgemeines Zahlen-Resultat zu geben gewagt haben, weist
Al. von Humboldt 407 Vulkane und darunter 225 noch
thätige nach. Sie vertheilen sich auf die einzelnen Theile
der Erde, wie folgt: a
Zaun) der Zubl der
Valsans Aber, och Ahrtigen
kaaypt, “ünne,
1. BESDE 0 2 0 am 7 4
2, Inseln des Atlantischen Ocean . » 2 2.2. M 3
N: BEER 0 ee ee 3 1
4. Das kontinentale Asien . 2.2... 15
a. Westlicher Theil und das Inne . ... u 6
b. Halbinsel Kamtschatka . , » ı 2». . M a
3. Ost-Asiatische losen » 2» 2 2 2 229 54
6. Sid» Asiatische Inseln FRE 120 56
7. Indischer Ocean : » 2 2 2 m an na o 5
5, Südsee . Er re 40 26
9, Dana kontinentale Amerika . 115 53
a Büd-Amerika . ». » 2 2 2 22. 26
5 ee a te 18
#: Peru und Bolira . » » -» 2... 14 3
y. Quito und Neu-Gransda . 2 22.2. .18 10
b. Central Amerika. . 2 2. 2 2 2. 18
Marie ann are Nee a 6 B
d. Nordwent-Amorika » . 2 2 222.2. HM 5
10, Auen, - 2 2 2 na 0 an 5 3
Summa 4u7 225
Von den 225 Schlünden, durch welche in der Mitte
des 19. Jahrhunderts das geschmolzene Innere der Erde
mit dem Luftkreise in vulkanischem Verkehr steht, liegen
70, also ein Drittel, auf den Kontinenten und 155, oder
zwei Drittel, auf der Inselwelt. Von den 70 Kontinental-
Vulkanen gehören 53 oder %, zu Amerika, 15 zu Asien,
1 zu Europa and I oder 2 zu der bisher bekannt gewor-
denen Feste von Afrika. In den Südasiatischen Inseln
(Sunda-Inseln und Molukken), wie in den Aleuten und Ku-
rilen, liegt auf dem engsten Raume die grösste Menge der
Insel-Vulkane. In den Aleuten sind vielleicht mehr in
neuen historischen Zeiten thätige Vulkane enthalten, als in
dem ganzen Kontinent von Südamerika. Auf dem gesamm-
ten Erdkörper ist der Streifen, welcher sich zwischen 750
westlicher und 125° östlicher Länge von Paris, wie von
47% südlicher bis 66° nördlicher Breite von Südost nach
Nordwest in dem mehr westlichen Theile der Sidsees hin-
zieht, der vulkanreichste. Im Innern des Grossen Ocenna
und um denselben her finden wir von den 225 entzün-
deten Vulkanen der ganzen Erde 198 oder nahe an 7%,
Die den Polen nächsten Vulkane sind nach unserer jetzigen
geographischen Kenntniss: in der nördlichen Hemisphäre
der Vulkan Esk auf der kleinen Insel Jan Mayen (719
I’ N, Br.), in der südlichen Hemisphäre der, röthliche,
pelbst bei Tage sichtbare Flammen ausstossende, Mount
Erebus (770 33° 8. Br.), welchen im Jahre 1841 Sir James
Ross auf seiner grossen südlichen Entdeckungsreise 11,630
5*
36
Pariser Fuss hoch fund: ungeführ 225 Fuss höher als der
Pik von Teneriffı.
Ein neuer Guypsstoek im Nordwest- Deutschen Tiefland. —
Konrektor H., Krause in Stade schreibt uns Folgendes:
Die von der K. Hannover'schen Regierung angeordneten
Boden - Untersuchungen haben seit einigen Wochen auch
bei Stade begonnen und in der Eutdeckung eines starken
Gypsstocker, also massiger Gosteine so weit von der Grenze
des Berglandes, von denen in unserer entfernteren Nähe
nur die von Lüneburg und Helgoland bekannt waren, einen
für die Wissenschaft bedeutenden Erfolg gehabt.
Für die Bohrungen wurde eine Stelle eben südlich von
Stade gewählt, nahe dem Thuner Wege, nur wenige Fuss
über dem Winterfluthen-Niveau der Schwinge und Elbe und
unterhalb des eigentlichen Geestrandes '), nahe an der moo-
rigen Niederung der Schwinge, in der bis auf 20 und 30
Fuss Torf gefunden ist. Ziemlich dicht dabei, an einer
etwas höheren Stelle, war wenige Zeit vorher mit dem Erd-
bohrer nach Wasser gesucht, und man war bis auf 109 F.
- Tiefe gedrungen, erst durch Sand, dann rothen plastischen
Thon, endlich ein gewaltiges Lager von schwarzem Thon;
da traf der Bohrer anf festes, nicht mehr zu durchdrin-
gendes Gestein, und man meinte, auf, einen der grossen
erratischen Grauitblücke gestossen zu sein. Bei der tie-
feren und so äusserst nahen Lage des neuen Bohrloches
vermuthete man, rusch jenen schwarzen festen Thon („Lü-
neburger Thon” Volger's) zu treffen; man fand aber statt
dessen nach Durchsinkung von etwa 4 Yuss mergeliger
Erde, die von den nächsten Abhängen in die kleine Sen-
kung zusammengeschwemmt ist — wobei auch zu bemer-
ken, dass die Oberfläche dort durch alte Schanzarbeiten
verändert erscheint — 2 Fuss schwärzlichen, sehr erdigen
Torf, damuf den gewöhnlichen (hier wasserführenden) Sanı,
dann röthlichen Thon. In 28 Fuss Tiefe traf man auf
lockeren, mit Thon gemischten Gyps, mit 34 Fuss auf
festes stahlgruues Gypsgestein, und mit 68 F. ist das Lager
noch nicht durchsunken. Wahrscheinlich hat man dieses
im früheren Bohrloche bei 108 F. Tiefe auch angetroffen.
Übrigens ist der Gypsstock doch schon früher den An-
wohnern an einer nahe liegenden Stelle bekannt gewesen,
obwohl ihn weder Otto Volger („über die geognostischen
Verhältnisse von Helgoland” u. ». w. 1846) in seiner
Aufzählung der Fundorte fester Massengesteine in der
Nord-Deutschen Tiefebene, noch neuerdings Girard („die
Nord-Deutsche Ebene” u, ». w. 1855) anführen.
Auf der „Horst” nämlich, nahe der Schwinge, nördlich
vom Platze der jetzigen Bohrversnuche und von ihm durch
eine Moor-Niederung getrennt, welche vom Schwingebette
her in die Geest einspringt, ist früher Gyps gebrannt wor-
den, und man kann die Gesteinstrümmer an jener Stelle
noch finden; man nannte ihn hier aber Kaik, wie auch
der Lüneburger Gyps überall unter dem Namen „Kron-
kalk” geht; gebrannter kohlensanrer Kalk wird dagegen
„Bethkalk” genannt.
In der Nühe des Bohrloches sind bei Gelegenheit dort
gemachter Anlagen vor einigen Jahren auch ziemlich grosse
Y Im Gegensatz gegen die Marach-Alluvionen und die Moore heisst
alles höhere Lend hier „Gcest”, von gist — unfruchtbar, dürr,
Notizen.
Stücke sogenannten Marienglases oder Gypsspathes gefun-
den. Eine weitere Ausdehnung dieses Gypsstockes achei-
nen einige fast kreisrunde, zum Theil tiefe Versenkungen
in der benachbarten Geest zu bekunden, wahrscheinlich
alte Erdfille, deren eine, der sogenannte Schwabensee, beim
Dorfe Campe, eine andere am Wege zwischen Riensförde
und Agathenburg liegt. Ein neuester Erdfall befindet sich
im Moor dieht unterhalb Campe, könnte aber eine „Dob-
ben"”-Bildung des Moores sein. Auch die Hartwasserbrun-
nen der oberen Stadt scheinen auf Gyps hinzuweisen.
Der rothe plastische Thon steht vor der Stadt an vier
Stellen zu Tage in nordwestlich- südöstlichem Streichen,
durchbrochen von der Moor-Niederung der Schwinge; höher
hinauf an der Schwinge eben so bei Fredenbeck.
Versteinerungen sind im Thon u. =. w. bisher nicht
aufgefunden oder doch wenigstens nicht beachtet; nur in
den Feuersteinknollen des Sandes trift man die bekann-
ten Echiniten und Belemniten. Bernstein wirft einzeln
die Elbe aus, besonders an zwei ziemlich gleich weit von
Stade oberhalb und unterhalb am Flusee belegenen Stel-
len ", — Boraciten sind in den zu Tage geförderten Gyps-
stücken nicht gefunden.
Unter den festen Gesteinen mögen noch die vielen
neu aufgeschlossenen Mergellager wenigstens Erwähnung
finden, namentlich aber der Fund erdiger Kreide bei Bas-
beck beim Bau der Stade - Ritzebütteler Chaussde. Auf
Versteinerungen ist weder bei den einen, noch bei der
anderen bis jetzt geachtet,
Bei Gelegenheit der Auffindung jenes Gypastockes müge
noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass dieser Zug
der Geest bei Stade dereinst als ein Vorgebirge in den
!) Die Bernsteinfunde, jetzt rerbültmissmässig seltener, haben früher
einer fast vellständig wieder weggerissenen Insel den Namen „Bern-
steinsand” gereben; heute sammeln eiteelne Leute bei niedrigem Was
ser (tiefster Ebbe) auf den Sänden vor dem Ausiluss des Flüsschens
Lühe im Alten Lande meist kleine Stlieke, und unterhalb Stade kommt
er von Grarerört bie Freiburg im Lande Kehdingen vor. Bei Gra-
verört (ärt heisst Winkel; springt das Ufer scharf in die Elbe vor;
dort wirft hei Sturmilothen der Fluss, dessen Fahrwaner hier hart an
dem abbrechenden Marschufer strömt, den Bernstein und zugleich das
sogenannte Triebholz aus, dessen Herkunft die Bremenser seit Innge
beschäftigt hat, Schon 1775 warden Vermutlungen darüber im „Han-
norerschen Magazin" aufgustellt, anscheinend genügend hat es aber
1828 der Hofmediens Errftbropel in Stade in einem medizinischen
Schriftehen : „Bemerkungen über das endemische Sommerlieber” u. s. w.,
das auch recht gesunde Ansichten über die Entstehung unserer Moore
enthält, erklärt. Er beschreibt das „Haia”" folgendermaassen: „Die
Holsstäcke finden sich von dem Gewichts einiger Piunde bis zu sehr
geringem Umfange, sind dunkelbraun, fast schwärzlich von Parbr, ah-
gerundet wie abgeschliffen, schieferartiger Textur, sehr leicht und
ieieht zerreiblich, jedoch ohne innere Beimischung von Bernstein.” In
den dieken Schichten mit ausgeworfener fein zertheilter vegetabilischer
Beste dersolben Art aber wird der Bernstein gesucht und gefunden;
selten werden Stücke von rin oder mehreren Lothen angetroffen. Einige
solche vom Ausfinsse der Lähe besitze ich selbst, Erythropel erklärt
nun dieses Holz für identisch mit dem an der Üsteee ausgeworfenen,
für „eine Art Aloexylon agallochum”, und wir haben es dann mit einer
Bildung der Braunkoblen zu thun, welche unter dem Flussbett ruhen
und, bei Nordwoststurm aufgewühlt, bei nachfolgenden Ostwinde an die
vorspringende Küste ausgeworfen werden. Die Einwohner wollen bei
liesem sogenannten Triebhoize schwefeligen Geruch wahrgenommen
haben: Wasserbau-bieamte haben es uuch wohl für einfache, lange rer-
senkte Hale- oder Stackstäcko gehalten, wie denn ullerdings auch —
natürlich — Schiffsreste wohl an denselben Stellen mit angeländet
sind.
Notizen. 37
i
-
weiten Meerbusen hineingereicht haben muss, der, sich von
Schulau, wo die Holateinische Marschküste beginnt, öffnend,
einst die weite Erstreckung bis zu dem Höhenzuge jen-
seits der Öste (Wingst, Dobrock) füllte, also die jetzige
Holsteinische Marsch, das Elbbette, die Marsch des Lan-
des Kehdingen, das grosse Kehdinger Moor und die Oste-
Marsch, während einige Dünmen-Inseln, unter denen viel-
leicht auch noch ein festes Gestein zu finden wäre, an sei-
nen Küsten auftsuchten. Der Dobrock war dann das äus-
serste Vorgebirge, um welches herum tuthend die offene
Bee des heutige Tand Hadeln und Wursten noch über-
deckte und auf der niedrigen Geest, die bis Ritzebüttel
reicht, ein äusserst flaches Watt bildete.
Die neueste Volkszählung ın Russland. -— Teter v. Köp-
pen, Mitglied der K. Akademie, Wirkl. Staatsrath in St.
Petersburg. schreibt uns unter dem 24. Dez. 1857 //5. Jan.
1858, dass seine Untersuchungen über Russlands "Bevöl-
kerung im Jahre 1851 so eben beendigt seien und in
einem Quarto-Werke von 40 Druckbogen die Presse ver-
lassen haben. Die Areal-Berechnung Russlands nach Krei-
sen ist im Werke und soll späterhin, zugleich mit den
Angaben über die Dichtigkeit der Bevölkerung in Gouver-
nements und Kreisen, erscheinen. Aus allen Kirchspielen
des Reiches werden der Akademie der Wissenschaften die
Verzeichnisse der zu denselben gehörenden Ortschaften
jeglicher Grösse zugesandt. Diese Verzeichnisse (deren
manches Gouvernement ein ganzes Tausend liefert) geben,
neben den Namen der Ortschaften, zugleich die Zahl, Na-
tionalität und Stand der Bewohner an. — In dieser Weise
wird eine noch nie vorhandene möglichst vollständige Auf-
zühlung aller Ortschaften des Reiches zu Stande kommen.
Zur Erreichung dieses Zweckes hat die Akademie über
170,000 Bl. drucken lassen, mit Angabe der zu liefernden
Nachrichten. Die Listen der Tula’schen Eparchie sind unter
der Presse und werden bald erscheinen. (Wir hoffen un-
sern Lesern demnächst Nüheres über diese umfangreichen
Arbeiten mitzutheilen.)
Die Karten des Kaiserl. Kussischen Topographischen
Kriegs-Depöts. — Von den zahlreichen Kartenblättern des
Russischen Generalstabes, über dessen Arbeiten wir bereits
in zwei früheren Heften dieser Zeitachrift berichtet haben
{Geogr. Mitth. 1857, 8. 474 u. 517), liegen uns nunmehr
durch die Güte unseres Korrespondenten in St. Petersburg
verschiedene Blätter vor. Da wir in einem der nächsten
Hefte in einer ausführlicheren Besprechung auf diese gros-
sen Kartenwerke zurickkommen werden, so wollen wir
hier bloss ein paar Worte sagen, einmal um nach, unseren
Kräften dazu beizutragen, dass das Faktum des nunmehri-
gen Erseheinens dieser wichtigen und umfangreichen Kar-
ten — wie es verdient — in möglichst weitem Kreise
bekannt werde, und dann, um den innern und äussern In-
halt derselben anzudenten. Der erste Eindruck dieser
Blätter ist der des Erstaunens, dass eine solche vortrefl-
liche Aufnahme und Karte von einem grossen Theil eines
so ausgedehnten Landes wie Russland überhaupt existirt,
eine Karte, die allen Anschein der Genauigkeit trägt, alles
topographische Detail enthält und überhaupt allen billigen
Ansprüchen genügen dürfte, die man an eine topographische
Karte eines verhältnissmässig dünn bevölkerten Landes
mit wenigen und einfuchem Terrain stellen kann. Die
einfache Erwähnung des Umstandes, dass diese Karte im
Maassstabe von 1:126.000 trefllich in Kupfer gestochen
wird, ist für das Werk schon bezeichnend, da, wie bekannt,
die Generalstabs-Karten mancher Central-Europäischer Staa-
ten bloss ‚lithographirt sind. Das Arcal, welches diese
Karte bedecken soll, wird über 100,000 geographische
Uuadrat-Meilen betragen, wührend z. B. die so anerkannt
vorzüglichen Generalstabs-Karten der Österreichischen Mo-
narchie des kleinern Maassstabes von 1: 144,000 in simmt-
lichen bisher fertig gewordenen Blättern den Flächen-In-
halt von 5000 geographischen Quadrat-Meilen noch nicht
bedecken.
Untergang der wissenschaftlichen Erpedition auf dem Kas-
pischen Meere, — Einem Briefe aus Astrachan vom 20, No-
vember / 2. Dezember entnchmen wir Folgendes: „Von
den vielen Unglücksfällen, die uns auf unserem Meere
heimgesucht haben, berührte uns Astrachaner am meisten
die Strandung des Dampfschiffs „Kura” in der Nähe des ’
Kapscheron’schen Vorgebirges, wobei viele hoflnungsvolle
junge Leute ihr Leben verloren und simmtliche Papiere
der wissenschaftlichen Expedition, welche mit dieser Fahrt
ihre dreijährigen unermüdeten und sehr erfolgreichen Ar-
beiten beschliessen wollte, vom Meere verschlungen wur-
den. Ein junger Arzt, den ich öfters gesprochen habe
und der die Katastrophe mitgemacht hatte, erzählte mir,
dass er dreimal von dem Wetter in eine Felsenhöhle ge-
schleudert und in derselben hin und her geworfen wurde.
Ein sehr hoffnungsvoller junger Offizier, ein Zögling unse-
res Astronomen Struve, v. Koschkül, hatte schon das ihm
zugeworfene Rettungstau ergriffen, war schon von seien
Freunden in der Nähe des Ufers als gerettet begrüsst, da
reisst das Boot vom Dampfer los, fällt ihm gerade auf
den Kopf, der von dem heftigen Falle gleichsam zur Hälfte
getrennt wurde, und zerschneidet das Rettungstau.”
Beobachtungen über die klimatischen Verhältnisse von Je-
rusalem. — Professor Dr. Franz Nardi in Padun summelte
auf einer Keise nach Palästina im Herbst 1856 eine Reihe
von Beobachtungen und Notizen über die Temperatur und
andere meteorologische Erscheinungen in Jerusalem und
schreibt uns darüber Folgendes !);: „Ich verdanke diese
Beobachtungen grössten Theils einem schr gelehrten Fran-
ziskaner, Pater Andrena Hüttisch aus Joachimsthal in Böh-
men, der seit mehreren Jahren in Jerusalem wohnt. Die
Zuverlässigkeit seiner Angaben scheint mir ausser Zwei-
fel. Die Beobachtungen sind aus zwei Perioden; die erste
umfasst nur ein Semester, vom 31. Oktober 1845 bis 18.
Mürz 1846, die zweite das volle Jahr 1855. In der
ersten Periode (Winter-Halbjahr) betrug die Summe der
Grade in 111 Tagen Morgens 728° R., Mittags 11190 R,
Abends 908° R., daher durchschnittlich die mittlere Tem-
peratur des Morgens etwa 6° R., des Mittags etwa 10° R,,
) 8, dessen Beobuchtungen über «das Klima Ägyptens 8. 426 der
Gsogr, Mitth. für 1857.
38 Notizen.
des Abends etwa 8° R. Aus den täglichen Beobachtungen
im Jahre 1855 geht hervor, dass der Januar, wie gewöhn-
lieh"), der kälteste Monat war, und xwar bemerkte man
die niedrigste Temperatur in seiner ersten Woche. Nie
aber, weder 1855 noch in vielen früheren Jahren, nk die
Termperatur unter Null. Der niedrigste Stand war + IP R,
Als der würmste Monat erscheint regelmässig der Juli,
in welchem das Thermometer bis 27% N. steigt. Dieser
Grad wurde auch in früheren Jahren nicht überschritten
und im Jahre 1855 nur ein einziges Mal erreicht, am
15. Juli. Die Unterachiede im täglichen Gang der Tem-
peratur sind ziemlich bedeutend, sie betragen zwischen
Mittag einer Seits und Morgen und Abend anderer Seits
im Winter 4 bis 6 Grad, im Sommer 7 bis 11 Grad. Es
sind gerade diese Sprünge, worüber die Einwohner klagen
und die vielleicht eine vorzügliche Ursache der endemi-
schen Fieber werden. — Was die Verkältnisse der atmo-
sphärischen Luft-Strömungen betrifft, so ist der bei weitem
vorherrschende Wind in Jerusalem der Westwind, nach
diesum der Nordwest- und Nordwind. Der Ostwind weht
ülters in den Frühlings-Monaten bis Juni. Südwinde sind
selten. Von Nachmittags 4 Uhr an werden Nord- und
Westwind heftiger und in den Monaten September und
Oktober sind sie mit einem ergiebigen Thau verbunden,
der wie ein schwacher Regen füllt. Schnee ist vollkom-
men unbekannt, nicht aber ein gewisser Reif, der ziemlich
bedeutend sein sol. Die Regenzeit füngt jetzt Ende Ok-
tober an, wie ich mich auf einer Exkursion nach Nazareth
habe persönlich überzeugen können. Der Regen füllt
stromartig und ist beinahe immer mit Wind verbunden.
Ich sagte jetzt, denn die Einwohner versicherten mir ein-
stimmig, dass in früheren Jahren die Regenzeit viel spä-
ter, nämlich in der zweiten Hülfte des November oder in
der ersten des Dezember, eingetreten sei. Obwohl ich sehr
oft die Unrichtigkeit solcher Aussagen über Veränderungen
der Klimate erkannte, so kann ich doch diese von so vie-
len Zeugen einstimmig verbürgte Angabe nicht verschwei-
gen. Die Regenzeit dauert bis März, von da an füllt kein
Regen mehr und das Land wird Ende September zur
Wiste. — Erdbeben sind leider nicht selten. Die gräss-
lichste Plage Jerusalems, die morgenlündische Pest, ist da-
gegen seit linger als 17 Jahren verschwunden. Das letzte
Jahr, in dem sie furchtbar hauste, war 1838, Die Cholera
hat 1855 ziemlich stark gewüthet und überhaupt kann
man Jerusalem für keine sehr gesunde Stadt ansehen, wo-
von die Ursache theils in dem Klima, theils in der Un-
sauberkeit und Trägheit der Bewohner liegt.”
Der musikalische @lockenberg auf der Halbinsel Sınar.
— Ward, einer der neuesten Reisenden auf der Halbinsel
Sinni, erzählt im Bullet. geol. XIII, p. 389 (s. auch Leon-
hard und Bronn, Neues Jahrbuch 1857, 8. 725) Folgendes
über den merkwürdigen Gebel Nakus oder „Glockenberg”,
der nordwestlich von der Stadt Tor oder Tur dicht am Rothen
Meere belegen ist und den Namen nach den musikalischen
Klüngen trägt, die man hier vernimmt. Der Weg dahin
" In Dore's Temperatur-Tafeln (1848) wird fir Jerunlom aus
einer einjährigen Beobachtungsreihe die mittlere Temperatur des Ja-
nusr zu 6%o9 B., die den Dezember noch etwas niedriger, zu 6%, R.
nugegeben. A. P.
1
führte über einen sich weit erstreckenden Sandstreifen, auf
einer Seite vom Meer und auf der andern durch ein steiler,
meist senkrechtes Gehänge tertiiren Sandsteins begrenzt,
in welchem durch atmosphärische Einwirkung an Stellen,
wo die Felsart von geringerem Zusammenhalt ist, Innzo
Furchen entstanden waren. Eine derselben, bis zum (H-
pfel des Berger reichend und etwa 15 Meter breit, er-
scheint als Böschung von gelbem glänzenden Sand; ihre
Neigung betrug 40 bis 45 Grad. Gegen den Wind war
diese Böschung geschützt zu beiden Seiten von mauerihn-
lich emporsteigenden Sandstein-Partien, die durch Zerfallen
ihrer oberen Theile stets die Sandmassen vermehrten. Sehr
langsamen Schrittes stiegen Ward und seine Gefährten die
erwähnte Böschung hinan, Während einiger Zeit war
nichts zu hören, sodann ein schwacher musikalischer Klang,
der abwechselnd sauk und stieg, mitunter dem einer Flöte
vergleichbar; plützlich aber erfolgten Töne, denen einer
grossen Orgel ähnlich und so stark, dass der gunze Hügel
zu heben schien. Aufmerksame Beobachtung ergab, dass
dieses Phänomen stets mit einer Bewegung des Sandes
verbunden war; erhob man beim Gehen den Fuss vom
lockereu Boden, so erzeugte der Sand, welcher augenblick-
lich die entstandene Vertiefung ausfüllte, Töne wie die
oben erwähnten; sie wurden am stärksten, als wine grosse
Sandmasse sich bewegte, In der gegenseitigen Reibung
der scharfeckigen Körner des quarzigen Saudes, in ihrer
Erhitzung dureh die Strahlen der tropischen Sonne liegt
die bedingende Ursache. Die seit Jahrhunderten bekann-
ten, wahrscheinlich durch die Lauftspannung hervorgebrach-
ten Klänge der aus Quarzit bestehenden Memnons-Statue,
jene, deren Humboldt gedenkt, als von granitischen Felsen
am Ufer des Orinoko ausgehend, sind andere, Beispiele na-
türlicher Musik; allein das Phänomen des Gebel Nakus
eruchtet Ward als wesentlich verschieden, gleichsam eigen-
thümlich in seiner Art.
Kussische Erpedition nech Persien. — In der Sitzung
der K. Kuss. Geographischen Gesellschaft vom 5. November
1857, unter dem Vorsitze des Admirals Liütke abgehalten,
machte Herr VW. Besobrasoff als Sckretär die Versammlung
mit dem Gang der Arbeiten und den wichtigsten Plänen
der Gesellschaft bekannt. Zu den letzteren gehört in
erster Reihe die Organisation einer wissenschaftlichen Ex-
pedition nach Persien, die von Sr. Majestät dem Kaiser
bereite autorisirt worden jst. Die erste Idee zu derselben
rührt von Herrn N, Chanykoff her, der in einem buson-
deren Memoire die Nützlichkeit und den Zweck des Unter-
nehmens besprochen hat. Während der Norden und Süden
Asiens von den Kussen und Engländern wissenschaftlich
durehforscht und aufgenommen werden, ist der westliche
Theil Persiens, das üusserste nördliche Ende Khorassans,
einige Provinzen Centml-Asiens und Afghanistan wenig-
stens 50 weit bereist und untersucht, um nicht mehr in
der Reihe der unbekannten Länder figuriren zu müssen,
Als solche können nur nech China, Japan, der an China
grenzende Theil Central-Asiens und der Südosten Persiens
angesehen werden. Von diesem letzteren weiss man noch
nichts Positives über die geologischen und meteorologischen
Verhältnisse, den Vegetations-Charakter, das orographische
und hydrographieche System, die natürlichen Hülfsmittel
% . ,
für industrielle und kommerzielle Entwiekelung u. s. w.
Das Land bietet ferner ein grosses Interesse fir das Stu-
dium der Ethnogrmphie und Sprachkunde, und die Gesell-
schaft hat demnach-eine Erforschung zunächst desjenigen
Theils beschlossen, der den Russischen Grenzen am nüch-
sten liegt. Die Instruktionen für eine derartige Expedi-
tion sind bereits ausgearbeitet und, wie schon erwähnt,
höchsten Orts genehmigt worden. Der bedeutenden Kosten
halber sieht sich jedoch die Gesellschaft genöthigt, die
Mithülfe des Staates und anderer bei der Expedition in-
teressirter wissenschaftlicher Institute Russlands in An-
spruch zu nehmen, Die Wahl der Mitglieder wird durch
die betreflenden Administrations- Behörden erfolgen und
die oberste Leitung Herrn Chanykofl' anvertraut werden.
Über die Zeit des Abgangs der Expedition scheint noch
nichts bestimmt zu sein"). Seitdem berichtet die Augsb. Allg.
Ztg. vom 6. Januar 1858 aus Petersburg vom 25. Dex.,
dass die Expedition in jenen Tagen abgefertigt worden
sei. Dem Herrn Chanykoff sind beigegeben: als Arzt und
Botaniker der Professor der Universität Dorpat Bunge,
als Geologe der Magister Göbel, ebenfalls von der Dor-
pster Universität, und als Geograph der Lehrer des Tech-
nologiechen Instituts Lenz. Ausserdem schliessen sich
der Kapitün-Lientenant Ristori von der Marine, Graf Key-
serlingk als Volontair und der Student der Dorpster Uni-
versität Binert als Gehülfe des Prof. Bunge der Expedi-
tion an, die ihren Weg über Tiflis und Baku nehmen
wird. Die kürzlich bestätigte Handelsgesellschaft des Kas-
pischen Meeres hat 3000 Silberrubel für die Expedition
zur Verfügung gestellt, welche, ungerechnet die von Sr,
Maj. dem Kaiser bewilligte Beihülfe, auf Kosten der Rus-
sischen Geographischen Gesellschaft zur Ausführung kommt,
Kotschy's Ersteigung des Fulkans von Demarend und
seine Forschungen in Persien. — Der Vulkan von Dema-
vend, welcher eiwa neun geographische Meilen vom süd-
lichen Litoral des Kaspischen Meeres liegt und sich nach
Lemm ?) zu 18,846 Par. Fuss erhebt, also nahe die dop-
pelte Höhe des Ätna hat, ist unseres Wissens ausser von
Thompson (vor etwa 20 Jahren) nur von einem einzigen
Europäer erstiegen worden, nämlich vom ‚Botaniker Th.
Kotschy, dessen Werk über den Bulghar Dagh in Kurzem
im Verlage dieser Anstalt erscheinen wird. Über seine
Besteigung des gewaltiger Vulkans bereitet der Verfasser eine
ausführliche Beschreibung und Kartenskizzen für die „Geo-
graphischen Mittheilungen” vor, eben so wie über Persien,
wo er als nomadisirender Botaniker zwei Jahre zubrachte,
MH. Zeollinger's Arbeiten über den Indischen Archipel. —
Von diesem verdienstvollen Forscher des Indischen Archi-
pels, über dessen Rückkehr nach den Sunda-Inseln wir im
vorigen Jahre berichteten (Geogr. Mitth. 1857, 8. 210),
liegen uns interessante neue Mittheilungen vor, datirt von
der Insel Java, 16. Maui, 13. und 20, Oktober 1857. Herr
Zollinger hält sich im östlichsten Theile der Insel Java, in
t) Über die letzte grosse Russische Expedition nach Persien im
Allgemeinen und der Provinz Khorassan im Besondern s. Geogr.
Mittb. 1856, 58. 137 bie 141, mit Karte.
2) Googr. Mitth. 1856, 8. 141. (8, aueh Humboldt's Kosmos,
4, Band, 88. 379 und 581.)
Notizen.
|
|
39
der Residentschaft Banjuwangi, auf, von wo aus ihn die
Verwaltung seiner riesigen Kokospflanzung zu häufigen ge-
schäftliehen Ausflügen nöthigt, welche ihm Gelegenheit zu
neuen Studien verschaffen. Den letzt datirten Briefen zu
Folge hatte er kurz vorher eine Reise nach Surabaya un-
ternommen und nahm seinen Rückweg über die wenig be-
kannte Insel Madurs. „Ich werde”, heisst es in dem er-
wähnten Briefe, „Ihnen über dieselbe eine Arbeit senden,
allein ich muss dort noch eine kleine Reise quer durch
die Insel muchen, weil sonst das Verständniss der geologi-
schen Bildung nur ein halbes bleibt. Von da zurückge-
kehrt, benutzte ich die Gelegenheit, einen Ausflug nach
Bali zu machen, wo ich mit dem Agenten der Regierung
das nordöstliche Gebirge besuchte, den Erhebungskrater,
Eruptionskegel und See des Bator durchzog und somit eine
Landschaft zu Gesicht bekam, die an wundervoller Schön-
heit und Erhabenheit wohl (bis auf eine) Alles übersteigt,
was der Indische Archipel aufzuweisen hat. Mit der drit-
ten, nordöstlichen, Gebirgsgruppe von Bali bin ich nun im
Beinen; mit dem mittleren System dagegen nicht, in wel-
ehem drei Kraterseo'n eingeengt liegen. Wir haben uns
vorgenommen, in der nächsten trockenen Jahreszeit dorthin
zu ziehen.” — Als Einleitung zu diesen wissenschaftlichen
Arbeiten und zum besseren Verstündniss derselben hat uns
Herr Zollinger eine Arbeit allgemeineren Inhalts mitge-
theilt, in welcher er von einem neuen Standpunkte aus
mit seinen Ideen über den Indischen Archipel bekannt
macht, wie er sich dieselben aus eigener Anschauung und
Erforschung gebildet hat; es enthält diese Arbeit, die wir
im nächsten Heft dieser Zeitschrift publiciren werden, na-
mentlich auch eine Skizze, in welcher der Verfasser ein
einheitliches und übersichtliches Gesammtbild der vulkani-
schen Erscheinungen entwirft.
Der grose Melcill de Carnbee'sche Atlas von Nieder-
ländtsch- Indien. — Einer durch Herrn Zollinger uns zuge-
gangenen Nachricht zu Folge ist die Fortsetzung (dieser be-
deutenden Kartenwerks, welches im VIII. Heft des vorigen
Jahrgunges dieser Zeitschrift, 8. 357, besprochen worden ,
ist, vom Niederlündischen Gonvrernement dem Ingenieur-
Kapitän W. F, Versteeg übertragen worden: Die Stellung
dieses Mannes als Chef des Topographischen Bureau’s in
Batavia, so wie seine ausgezeichnete Bekanntschaft mit der
Geographie und Topographie von Niederländisch - Indien
bürgen für den Erfolg dieser Wahl. Nach dem von Ka-
pitin Versteeg entworfenen Plan soll die Kartenzahl des
gauzen Atlas wo möglich fünfzig nicht übersteigen und es
werden die Verleger für eine rasche Aufeinanderfolge der
noch übrigen Lieferungen Sorge tragen. Bei der erwälın-
ten Besprechung* in dieser Zeitschrift hatten uns 16 Blätter
vorgelegen.
Telegraphen- Linien auf Java. — Auf Seite 521 des
vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift haben wir nach einer
Mittheilung des Herm van der Toorn in Amsterdam eine
Übersicht der Telegraphen-Linien gegeben, welche auf Java
angelegt werden sollten. Herr Staring, K. Niederl. Divisions-
Chef im Ministerium des Innern, schreibt uns darüber:
‘ „Die Mittheilung meines Freundes Herrn van der Toorn ist
dem Sitzungsberichte des Niederländischen Ingenieur - In-
4) Notizen.
stitates für April v. J. entlehnt und entspricht einem da-
mals von mir erstatteten, ans offiziellen Quellen geschöpf-
ten Berichte.
der Insel Java bedentend ausgebildet.” Nach einer uns
von Herrn Staring überschickten Karte ersahen wir, dass
im Oktober des vergangenen Jahres die eröffneten Tele-
gruphen - Verbindungen von Batavia bereits bis Surabaya,
also beinahe bis über das ganze nördliche Litoral von Java,
reichten. Am 11. Oktober wer auch die Strecke von Sa-
marang nach Ambarswa eröffnet und im Kommer dieses
Jahres sollen die übrigen projektirten Linien vollendet
werden.
Neimanse Nachrichten über Vogel und prajektirte Reise
nach Darjur. — Mit welchem tiefen, unermüdlichen Inter-
esse das Schieksal Vogel's, dieses jugendlichen kühnen Rei-
senden, von seinen Landalenten verfolgt und jede Nachricht
mit Begierde gelesen wird, beweisen unsere Tagerblätter.
So zahlreich nun aber auch in diesen die in dem letzten
Halbjahre gebrachten Nachrichten scheinen, #0 beruhen sie
sämmtlich auf bloss zwei Angnben: die eine, welche haupt-
sächlich Anfangs Dezember im Publikum weit verbreitet
wurde, giebt die Aussage eines Gesandten von larfur in
Kairo, worüber sich zahllose Deutsche Blätter aus London
berichten liessen, wihrend dieselbe Nachricht viel specieller
und ausführlicher mehr als drei Wochen früher in den
„Geographischen Mittheilungen” 1857, Heft 9, 10, 85. 427
und 428, zu finden war. Die zweite Nachricht ist die von
dem trefflichen, den Lesern dieser Zeitschrift wohlbekanu-
ten "; Bayerischen Keisenden Freiherrn Dr. von Neimans,
aus der entlehnt zwar eine vorläufige Notiz durch des Rei-
senden Vater, den Schul-Direktor Vogel in Luipsig, bekannt
gemacht worden ist, die aber in extenso, nach dem an
Se. Excellenz Freiherrn von Bunsen gerichteten Briefe —
ılatirt Alexandriu, 20. Nov. 1857 — lautet, wie folet:
20. „Bei meiner jüngsten Reise (Jumi bis Novem-
ber 1857) an den Kistenstrichen Armbiene hafte ich viel
Gelegenheit, über Central-Afrika Nachrichten einzuziehen
. und zu sammeln, indem ich gans besonders Djedda wäh-
rend der Zeit der Pilgerfahrt nach Mekka zu meinem Auf-
enthaltsorte erwählte, hier, wo der merkwürdige Zusam-
mentluss der verschiedensten Nationen mahomedanischen
Glnubens geographische Forschungen am meisten hegiinstigt
und erleichtert. In Armbischer Tracht, von zwei mahome-
danischen Dienern begleitet, galt ich selbst als cin Tune-
sischer Pilgrim, und in unbeargwohntem Verkehre mit den
übrigen Pilgern, gelang es mir, eine Menge von nützlichen
Notizen und Anhaltspunkten zu sammeln, indem ich vorgah,
von Djedda über Suakin, Darfur und Wadai nach meiner
Heimath zurückkehren zu wollen. Meine Fragen und Er-
kundigungen in dieser Richtung mussten natürlich auf die
Route unseres unglücklichen Reisenden Vogel sfoasen, von
welchem schon zur Zeit meiner Abreise von Kairo so he-
klagenswerthe Nachrichten über Tripolis eingelaufen waren.
Er golang mir, mehrere Pilger aus Wadai und deu umlie-
genden Ländern aufzufinden, welehe von der Reise des
Christen gehört und, wenn auch unvollkommene, so doch
berieksichtirenswerthe Naehriehten brachten.
8. Geogr. Mitth, 1556, 38. 488, und 1857, 35. 484,
Seitdem sind die Telegraphen-Linien auf
S
.
Die erste Nachricht erhielt ich von Schech Abdullah
Auwsad. Dieser, etwa 25 Meilen südlich von Warm aus
dem Tribus der Masselit, hatte von den Reisen des Christen
Abd-el-Wahed (so nannte er Vogel) am Fittre-See, Medozo,
Wadai und schliesslich von seiner Ankunft in Wara beim Sul-
tan Scherif gehört. Die Zeit dieser Ankunft versetzte er in
den Monat November (?). Dort soll Abd-el-Wahed in der Stadt
Wars gewohnt und in zahlreichen Ausflügen nach der Um-
gegend das ganze Land „aufgeschrieben” haben. Unweit
der Stadt befinde sich ein Heiliger Berg. welchen nur der
Sultan das Recht habe zu besteigen; auch das unterhalb
desselben liegende Gebiet sei nur für grosee Schechs zu-
gänglich und kein anderer Landeseingeborener dürfe das-
selbe betreten. In {?) und um sei Vogel oftmala und
lange, ungehorsam den Warnungen (?), herumgegungen und
habe hierdurch das Misstrauen der Wächter erweckt, welche
ihn eines Tages in der Nühe desselben überfallen, gefan-
gen und seitdem in Ketten geworfen hätten. Eine Tüd
tang desselben »oll nicht erfolgt sein.
Zwei andere Neger aus dem Wadai bestätigten im
Allgemeinen die Wahrheit dieser Erzählung, jedoch konnten
sie bei geringem Grade von Kenntnissen und geistigen An-
Ingen durchaus keine weitere Aufschlüsse über Land und
Leute geben, Vom Sultan Seherif engten sie, dass er ein
harter und geiriger Mann sei.
Einen anderen, bei weitem intelligenteren, Erzähler
fand ich bei meiner Rückkunft nach Kairo in der Person
des Seid Mohamet il Schingiedi. Dieser hatte im Taufe
der letzten zchn Jahre das ganze land von Timbuktu bis
Dartur durchwandert, woselbst er sich bei dem Herrscher
Hussein der Art in Gunst zu setzen wusste, dass dieser ihn
vor einigen Monaten mit Geschenken an den Viceküuig
von Ägypten abschickte. In steter Verbindung mit den
bewohnern des Inneren des Landes will er ein Schüler und
Freund des Schechs Bakai, des Herrschers von Timbouktao,
sein, desselben, welcher Dr. Barth so gastfrei und schirm-
-reich in “einem Gebiete aufgenommen hatte.
Mit seltenem Gedächtnis erinnerte er sich aller von
ihm gemachten Routen und kannte genau die von Abd-el-
Kerim (Barth) in den Jahren 1850— 1854 gemachten Wege
und die diesem berühmtesten Forscher entstandenen Er-
lebnisse. Er nannte ihn einen „saheh il aelm”, d. i. Be-
sitzer der Wissenschaften, und pries die sprachlichen und
geographischen Kenntnisse dieser „erleuchteten” Christen
mit einer für Mahomedaner seltenen Lebhaftigkeit und In-
telligenz. Die Rückkehr Barth's in seine Heimatlı war ihm
bekannt, und eben so dessen Versprechen, von dort an
Schech Bakai Arabische Bücher als Geschenke zu schicken;
den Tud Overweg's und den Aufenthalt Dr. Vogels (Abd-
el-Wahed) am Taadsee und Fittre-Ses bestimmte er in wenig
“ differirenden Epochen und dessen Ankunft in Wara hatte
ihn im höchsten Maasse interesirt. Er, selbst in Wara be-
kannt, beantwortete mir meine Fragen üher das Schicksal
unseres heldenmüthigen Reisenden mit genauen Detaila.
Leider scheinen sich nach diesen die unglücklichen Nach-
richten des Schech Abdullah in gesteigertem Maasse zu be-
wahrheiten. — Den gunzen Vorfall wie ersterer berich-
tend, bezeichnet er dyn sogenannten „Heiligen Berg” mit
dem Namen Djebel it drist. Auf der Spitze desselben be-
findet sich eine grosse Gups mit weiss übertünchten Stei-
Notizen.
nen, um welche herum drei kleinere Gebäude derselben
Art erbaut sind.
Der Berg und die Gepa, stets unbewohnt, werden nur
bei einem Thronwechsel von dem neuen Sultan erstiegen,
welcher dort eine bestimmte Anzahl von Stunden bis zum
Aufgange oder Untergunge eines gewissen (iestimmes zuzu-
bringen hat, um dann herabzusteigen und in feierlicehem Ge-
leite in die Stadt Wara zurückzukehren und als reehtiniissiger
Herrscher bewillkommt zu werden, Niemand ausser ih
hat jemals das Innere der geheiligten Gupe geschen und
nur drei gewisse Schechs besitzen die Schlüssel zu den
kleinen Gebäuden. Der Berg und eine geringe Umgebung,
geheiligt, werde von keinem Moslim betreten, viel weniger
könne ein Uhrist einen derartigen Versuch ungestraft wa-
gen. Die Bewohner des Landes schildert er nls roh und
gowaltthätig. Die Ankunft des Uhristen Abd-el- Wahed
habe ihnen, fanatischen Moalims, nur wenig Freude verur-
sacht, und dessen Spaziergänge in und ausserhalb der Stadt
seien ihnen im höchsten Mnasse unangenehm gewesen. Alk
man bemerkt habe, «nss die meisten derselben hauptsichlich
in die Umgegend' des Heil. Berges sich gerichtet, und er
dort mehrmals {?) schon am frühen Morgen gesehen wurde,
sci die mit der Bewschung des Heil. Berges beauftragte
Mannschaft, hiervon unterrichtet, ihm nachgeschlichen und
habe ihn überfallen und gefangen, um ihn zu tüdten.,
Bis hierher bleibt Seid Mohamet bei wiederholten Un-
terhaltungen, welche ich mit ihm über diese Vorfälle ge-
pflogen, sciner Erzählung stets getreu. Die Art und Weise
aber, in welcher der Tod des unglücklichen Vogel erfolgt
sei, berichtet er mit sichtbaren Zweifeln, indem er bald
angiebt, die Soldaten des Sultana hätten denselben aus eige-
ner Mächtvollkommenheit erschlagen, bald sugt, dass die-
selben den Gefangenen vor den Sultan gebracht und dieser
die Tödtung im Gefängniss befohlen habe. Mir schien er
oft, ala ob der so gewandte Mann in diesem letzten Theile
seiner Erzühlung eine gewisse Befangenheit habe; meine
Fragen über nühere Details schnitt er stets mit dem cein-
zigen Worte „katalouhn” == „sie tüdteten ihn” kurz ab,
Den Charakter des Sultans Scherif beschrieb er als höchst
ungerecht und herrschsüchtig. Der hervorstechendste Zug
desselben sei Habsucht; er besitze viele Flinten und Ka-
nonen und fürchte seine Grenznachbarn gegen das innere
Afrika eben so wenig als die Engländer, und desshalb habe
er sich uicht zu scheuen, wenn in seinem lande ein
Inklis Engländer, ermordet würde. Nur mit Hussein,
dem Herrscher von Darfur, suche ar Freundschaft.
Dieser letztere Umstand ist jedoch, wie ich aus frü-
heren Erzählungen meiner Djeddaer Freunde erfahren, nicht
ganz wahrheitsgemäss, vielmehr bestehen gerade im gegen-
würtigen Momente zwischen Dartur und Wadsi Besitzstrei-
tigkeiten, welche sehr wenig zu Gunsten des Sultans Hus-
scin zu enden scheinen.
In Folge dessen trat das unglückliche Absperrungs-
aystem Darfurs gegen Ägypten und das Verbot des Ka-
rawanenzuges über Dongola ein,‘ welches, so streng auf-
recht erhalten, dieses ganze Land bis heute allen Euro-
psischen Forschungen entzogen hat. j
Bei Andeutung dieser letzteren Besitzstreitigkeiten, durch
Erwähnung der dabei betheiligten Tribus, verstand mein
schlaner Freund, dass mir das Verhältniss seines Sultans
Potermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft I,
41
zu Sultan Scherif nicht günzlich unbekannt sei, und gestand
mir zu, dass der letztere auch seinem Herrn gegenüber
manchmal „battal schuoje”, d. i. ein wenig schlimm, sei;
ich unterliess es jedoch aus Rücksicht für sein Zartgefühl,
auf diese Verhältnisse nüher einzugehen.
Den Tod unseres vortrefflichen Dr. Vogel dem Sultan
oder dessen Leuten zuzuschreiben, ist möglicher Weise nur
ein Ausfluss persönlicher Abneigung Seid Mohamet's. Die
Widersprüche und Unbestimmtheit über dessen Todesart
und die bestimmten Versicherungen des Gegentheiles durch
Scheeh Abdullah scheinen mir aber nicht ohne Berück-
sichtigung für das etwaige Schieksal Dr. Vogel’s zu sein,
und der »0 hervorstechende Uharakterzug des Sultan Sche-
rifs, die Habsucht, lüsst mir immer - noch gegründete
Hoffnung, dass derselbe, wie Scheeh Abdullah sagte, nicht
ermordet, sondern nur in Ketten gefangen ist, Dass Sche-
rif einen Mann getödtet haben sollte, für dessen Leben er
bei seiner steten Verbindang mit Tunis und Tripolis von
England ein bedeutendes Lösegeld erhalten konnte, wäre
bei dem stets berechnenden Charakter eines Orientalen er-
staunlich. Wenn er es gethan hat, so geschah es sicher-
lich nur aus Furcht vor dem Fanatismus des Volkes; aber
denn würde eine Tödtung nicht, wie Seid Mohumet sagt,
im Gefingnisse, sondern öffentlich vor dem Volke gesche-
hen sein.
Dass sich solches nicht ereignet und die über "Tripolis
nach Europa gelangte Nachricht einer Enthauptung auf
öffentlichem Platze eine Lüge ist, hat sich bereits erwie-
sen. Die Hoffnung, dass Vogel nur im Gefingnisse, bis
zur Beruhigung des rasch vergessenden Volkes, verborgen
sej, scheint mir nach allem diesem nicht unmöglich, ja so-
gar wahrscheinlich. Ich theile diese Ansicht offen und
unumwanden Eurer Exerllenz, welche vielleicht andere An-
haltspunkte über Tripolis erhalten haben, zur Beurtheilung
und Vergleichung mit. Jedenfalle bleibt una bis zu be-
stimmteren Nachrichten über dessen Tod die Hoffnung un-
benommen, dass ein für die Wissenschaft so werthvolles
Leben erhalten sei; und die seiner Zeit so glücklich wider-
legten Gerüchte über Verunglüickung Dr. Barth’s berechtigen
uns, eine ähnliche Lösung für das Schicksal seines Geführ-
ten zu holen.
Gleichheit des wissenschaftlichen Strebens lässt mich
für Vogel ein Interesse nehmen, welches Euer Excellens
um leichtesten begreifen werden. Ist Vogel wirklich todt,
so starb er in dem Momente, in welchem er mit Deutscher
Gewissenhaftigkeit die Erfüllung seines Berufes, die Lösung
der ihm vorstehenden Aufgabe ausführte, und wir können
den Tod eines solchen Mannes nur mit Stolz betrachten
und beklagen; der Gedanke aber, dass er in Gefangen-
schaft schmachvoll zu Grunde gehe, wäre ein schmerzlich
erniedrigender Gir alle diejenigen, welche in seine Fuss-
stapfen zu treten bemüht sind.
- Ich werde im Laufe des Monates Dezember Kairo
verlassen, um über Chartum- die Grenze Durlurs zu errei-
chen. Mein eifrigstes Bestreben wird sein, möglichst bald
an die Westgrenze dieses Reiches zu gelangen, um dort
über Vogel etwas Bestimmtes zu erfahren. Lebt er noch,
#0 bin ich fest entschlossen, die Chauee, welche ein Ein-
dringen dem vom Ägypten Kommenden bietet, & tout prix
zu benutzen und Alles zu wagen, um mich mit ihm in
6
2 Notizen.
Verbindung zu setzen. 8o Gott will, werden die in mei-
ner Reiseausrüstung befindlichen reiche Geschenke hin-
reichen, den Sinn des habsüchtigen Herrschers von Wadai
zu befriedigen, und kein Opfer soll mir zu gross sein.
Meine Abreise von Kairo ist unmittelbar nach den Weih-
nachtstagen festgesetzt. Meine astronomischen und physi-
kalischen Instrumente haben sich auf meinen jüngsten Rei-
sen vortrefflich bewährt. und so Gott mich beschützt, hoffe
ich bald von einem Lande Nuchrichten zu schicken, in
welches bis jetzt kein Europäischer Fuss gedrungen ist.
Die heissen Sommermonate gedenke ich in den Gebirgen
von Darfur zu überstehen.”
Keise der Missionare Hahn und Rath zu dem Üunene-
Fluss. — Die unermidlichen Pionniere geographischer Ent-
deckungs-Reisen sind ununterbrochen an allen Enden der
Erde thätig. So sind die wohlbekannten und wackeren
Missionare Hugo Hahn und Rath am 19. Mai 1857 zu
einer Entdockungs-Reise in das Land der Owampo aufge-
brochen, mit der Absicht, den Cunene-Fluss zu erreichen,
Von diesem wichtigen Strome, der seine Quelle auf dem
Hochlande von Bihe hat, ist mit Sicherheit gar nichts be-
kannt. Die Tagebücher dieser Reise werden demnach er-
wartet und ihre Mittheilang ist uns bereits versprochen
worden.
Meteorolsgische Beobachtungen am Kap der Guten Hofl-
nung. — Im gunzen Gebiet der Kap-Kolonie giebt es nur
zwei Punkte, an denen regelmässige und vollständige Bei-
hen zuverlässiger meteorologischer Beobachtungen ange-
stellt werden. Der wine ist das Königliche Observato-
rium in der Nühe der Kapstadt, der andere zu Graham'a
Town, wo das Königl. Ingenieur-Depurtement eine meteo-
rologische Station errichtet hat. Auf den Leuchtthürmen
zu Cap Beeif und Cap l’Agulhas werden zwar Barometer
und Thermometer regelmüsasig ubgelesen, doch befinden
sich dort keine Regen- und Feuchtigkeitsmesser, auch ist
über die daselbst gemachten . Beobachtungen noch nichts
publieirt worden, Da auch die Resultate der Beobachtun-
gen zu Graham’s Town erst dann veröffentlicht werden
sollen, wenn eine genügende Reihe vorliegt, um die mo-
natlichen und jährlichen Mittel abzuleiten, so #ind wir in
Bezug auf die meteorologischen Vorgänge in der Kup-Ko-
lonie einzig auf die Beobachtungen im Observatorium der
Kapstadt angewiesen. Nun bedingen allerdings die Höhen-
züge, die Wecheelfolge von Bergen, fruchtbaren Thälern
und Wüstenstrichen, die verschiedenen Höhen über der
Meeresfläche Variationen in der Temperatur und Feuchtig-
keit der Luft, so dass verschiedene Lokalitüten der Kolonie
auch ein merklich verschiedenes Klima besitzen: doch ist
der Astronom Marlear der Meinung, dass der allgemeine
klimatische Typus des Gebiets der Kolonie (mit Ausnahme
der grossen Karru- und Buschmann-Ebene} hinsichtlich der
mittleren Temperatur, des atmosphärischen Druckes und
der Feuchtigkeit annühernd durch die in seinem Observn-
torium erhaltenen Resultate repräsentirt werde, Die Beob-
achtungen in diesem Observatorium datiren von 1842, und
zwar wurden sie vom Januar 1842 bis Juni 1846 unter
der Leitang des Colonel Fr. Eardly Wilmot stündlich,
Tag und Nacht, vom Juni 1846 an fünfmal täglich von
Maclear angestellt. Aus den erhaltenen Resultaten, die
sich in einem vor nicht langer Zeit publicirten Pamphlet ')
zusammengestellt finden, heben wir im Folgenden das
Haupteächlichste hervor.
| Jährliche Mittel
Jes
| | der des
ee! | Temperatur. Regentalins.
1848 30" ar re 2 26” 205
1548 BC PRO ar
1844 304 Gy 1b,
1845 unss 60,45 LATTE N
18416 LER? 62s 22 1403
1847 ,un Gl 22,518
1848 EN 6lyan Pisa
1848 AU ,ggu Hl, Zus
1850 30, lu Söyaar
1861 0,024 62, 2 go;
1852 BO. 02a 2lıae
1853 30,046 Ga 2l,nıs
1854 Saar [x Am ZU,n4a
1855 050 62:8 Bdussı
Monatliche Mittel der 14 Jahre 1842— 185.
Jansar 29" on Li R Dom
Februar 2D,45 GR, Ouası
Mir . 29 445 66 Uhaıs
April EUR 623 I nis
Mai Han 58, Bunte
Juni Muss hd dısıı
Juli My.00 Kap 2nzı
August Mar bin 3,323
September Hana LPr®N 2,332
Üktober Mıyası 61,06 Ins
November . . I9 a5 64, | Io
Dezember . - » » ' 29.053 Eis | Ossıs
Der mittlere jührliche Baromoterstand ist nach diesen
l4jührigen Beobachtungen 30,036 Zoli, die mittlere Jah-
rertemperatur 61’;; (aus etwa 54,600 Beobachtungen ab-
geleitet), Die Temperatur des Februar übertrifft die des
Juli um 14°,,, aber der Unterschied zwischen Janusr und
Februar ist so gering, dass ihre beiden Mittel zusammen
als die heisseste Zeit des Jahres betrachtet werden können,
was etwa der ersten Woche des Februar entspricht. Da
die grüsste Deklination der Sonne am 21. Juni und 21. De-
zember stattfindet, #0 bemerkt man also bis zum Eintritt
der Temperatur-Extreme eine Verzögerung von ungeführ
sechs W’ochen. Die mittlere Jahrestemperatur von 61°;
nähert sich in auffallender Weise der als mittlere Tempe-
ratur in England angenommenen (62° F.). Der jährliche
Regenfall schwankt zwischen 18,, und 33,r Zell und
betrügt im Mittel 23,,, Zoll; das Mittel der vier trocke-
nen Monate Januar, Februar, März und Dezember (0,3 Zoll)
betrigt etwa Y, des Regenfalls im Maui, %, desselben im
Juni, %, desselben im Juli und etwns über '%, desselben
im August. Blitz wurde durchschnittlich an 13 Tagen im
Jahre geschen, am häufigsten im März und April. Die
Richtung des Windes ist füst ausschliesslich von der, See
her, nämlich von Südost durch West bis Nordnordost.
Starker Ostwind wurde nie, schwacher nur selten beobach-
tet. Die Südwinde sind troeken, stark und bisweilen
heftig; die Südwestwinde treten in einzelnen heftigen
') Th. Maclear, Results from Metenrologieal obserrstions made at
tho Royal observatory, Cupe of Good Hope, 1842— 1836.
Notizen. 43
Stössen auf und sind meist von Regen oder Hagel beglei-
tet; die Nordwestwinde sind im Allgemeinen stark und
fast immer folgt Regen.. Den häufigen Winden verdankt
das Kap zum grossen Theil sein anerkannt gesundes Klima;
biliöse Wechselfieber, die in vielen andern Ländern durch
Sumph-Miasma oder anhaltend ruhiges, trockenes Wetter er-
zeugt werden, fehlen ganz, die putriden Exsudationen ausdem
Boden werden hinweggeführt, der üble Einfluss, den Mangel
an häuslicher Reinlichkeit auf die Gesundheit ausübt, wird
"bedeutend gemindert und die deprimirende Wirkung der
Sommerhitze in hohem Grade gemässigt.
Entdeckung einer neuen Straussert und einer Riesenschlange
mit Füssen (?). — Kapt. Devlin hat kürzlich auf der Insel
New Britain oder Birara, östlich von Neu-Guinen, eine neue
Species des Kasuar gefunden und cin lebendes Exemplar
nach Sidney gebracht, wo es Dr. Bennett in einem Schrei-
ben an Gould, datirt 10. Sept. 1857, beschrieb "). Der Vogel
ist bis zum Rücken 3, bis zur Spitze des Kopfes 5 Fuss,
hoch. Sein Gefieder ist rostfarben, auf dem Rücken und
an den hinteren Theilen des Körpers schwarz und um
Hals und Brust rabenschwarz. Der Nacken hat schöne
schillernde Farben von Bläulich-Purpur, Blassroth und Grün. |
Die langen und starken Beine und Füsse sind von blass-
sschgrauer Farbe. Von Casuarius galeatur unterscheidet er sich
ausserdem dadurch, dass er auf der Spitze des Kopfes statt
des helmartigen Vorsprunges eine Hornplatte trägt, die
das Anschen von mit Reissblei geschwärster Perlenmutter
hat. Die Form des Schnaßels weicht beträchtlich von der
beim Emu ab, da er schmäler, lünger und mehr gebogen
ist und an der Basis eine schwarze lederartige Wachshaut
hat. Hinter der Kopfplatte erhebt sich ein kleiner Büschel
schwarzer hagrähnlicher Federn, die auch in grüsserer oder
geringerer Menge über den grössten Theil des Nackens
verbreitet sind. Sein Ei ist ungeführ von derselben Grösse
wie das des Emu und von schmutzig-bleicher, gelbgrüner
Farbe. Der Vogel scheint sich mehr dem Emu als dem
Kasuar zu nühern und ein Zwischenglied zwischen beiden
zu bilden. Er giebt einen eigenthümlichen lauten Ton von
sich, der dem Worte „Muruk” ühnelt, wesshalb ihn auch
die Eingeborenen von New Britain Muruk nennen. Gould
hat diese neue, Species Casuarius Benhetli genannt und
setzt hinzu, dass ınan nun drei Arten dieser Abtheilung
der Struthionidae kenne: den Casuarius guleatus auf Neu-
Guines, den C. nustralis im Kap-York-Distrikt von Austra-
lien und diesen neuen C. Bennetti. Gould scheint demnach
diese Gruppe von dem Casuarius Uasoar oder indicus zu tren-
nen, welcher die Halbinsel Mälaka, Sumatra, Java, die Banda-
Inselo, die dichten Wälder der Südküste von Ceram, ferner
Butong und Aru bewohnt und bis jetzt der einzige allge-
mein bekannte Karuar wer. Der Emo, der über den Konti-
nent von Australien verbreitet ist; jedoch nicht in dessen
nördlichen Theilen vorzukommen scheint, gehört einer an-
deren Gattung (Dromsjus) an. Der Verbreitungsbezirk der
Kasusre beschreibt demnach eine länglich-gekrümmte Fi-
gur, die von dem Nordende Sumatra’s über Neu-Guinea 'nach
Birara sich erstreckt.
”, Athenseum, 12. Desember 1867.
Aus derselben Gegend der Erde vernehmen wir von
einer anderen, seltsameren, zoologischen Entdeckung. Die
Australische : Zeitung „Melbourne Argus” erwähnt in einer
Zusammenstellung der Entdeckungen, welche Herr Blan-
dowski auf seiner letzten Expedition nach dem unteren
Murray gemacht hat und berichtet, dass er in diesem Flusse
15 Arten Fische ausser fünf schon früher bekannten, darunter
drei Arten lebendige Junge gebärender Stachelfische, so wie
einige Sisswasser-Schwimme fand. „Die grüsste Merk-
würdigkeit in seiner Sammlung war aber eine Varietät der
Boa Constrietor mit zwei kleinen Füsseh, die zwar sehr
wenig entwickelt sind, aber doch hinreichen, um das Thier
in den Stand zu setzen, an den glattesten Büumen in die
Höhe zu steigen, indem es die Füsse in die Spalten und
Exkrescenzen der Rinde einsetzt.” — Die Existenz eines
solchen Thieres in einem Lande der Abnormitäten und
sonderbaren Gegensätze !) wie Australien ist sehr leicht
möglich; ob aber ein Reptil mit Fiissen zum Boa Constri-
etor-Geschlecht oder zu den Schlangen überhaupt gerechnet
werden kann, das ist cine andere Sache.
Welches ist der höchste Berg der Neuen Welt? — Wüh-
rend die Frage über die Kulminationspunkte der Alten
Welt durch die vortrefflichen Arbeiten des Colonel Waugh
neuerdings aufgehellt worden ist?), herrscht in Bezug auf
die höchsten Berge der Neuen Welt noch immer die
grösste Verwirrung. Nachdem durch die Pentland’schen
Angaben (obschon in sich selbst unsicher) der Chimborazo
entthront war, galt lange Zeit der Sorata für den höchsten
Gipfel der Andes, bis der Aconcagua, von der Fitzroy'-
schen Expedition im Jahre 1835 gemessen, an dessen Stelle
trat. Seit jener Zeit sind aber nicht nur die verschieden-
sten Angaben über die Hühe des Aconcagun bekannt ge-
worden, sondern es wurden auch mehrere andere Gipfel in
den Andes entdeckt, die ihm den Bang streitig zu machen
scheinen, Zunächst gab Pentland durch angebliche Kor-
rektion der Fitzroy'schen Messung (23,199 Engl. oder
21,767 Par. Fuss) die Hühe des Aconoagua zu 23,906 Engl.
oder 22,431 Par. Fuss an; darauf fand Kapitän Kellet von
der Fregatte „Heruld"” im Jahre 1845 seine Höhe zu
23,004 Engl. oder 21,584 Par. Fuss, und endlich ergab
Pissie’ trigonometrische Bestimmung im J. 1854: 22,301
Engl. oder 20,924 Par. Fuss (6797 Meter) ®). Diese Angaben
!) Schon Vollrsth Hoffmann schreibt: „Keunst Du das Land, wo
die Vögel Haare haben und die Säugethiere Schnäbel, wo die Adler
weiss aind und die Schwäne schwarz, wo den Birnen der Stiel am dicken
Ende sitzt und den Kirschen der Stein an der Aussenseite?" — Die
Bäuns verlieren im Winter nicht ihre Blätter, wie bei uns, sondern ihre
Hinde, und die sogemanuten immergrünen Büums verdienen „nimmer-
grün” oder „immerbraun” penannt zu werden, da letzteros ihre eigent-
liche, wahre Farbe ist. Das Gras ist hoch, die Bäume sind niedrig.
Die Bienen haben keinen Stachel. Viele Säugsthiere sind mit Taschen
oder Beuteln verschen, in welchen sie ihre Jungen tragen; einige vier-
füssigs ‘Thiere lesen Eier. Vögel gieht es, deren Zunge einem Besen
gleicht, die Eulen schreien am Tage, der Kukuk bei Nacht. Von dem
sogenannten Bingvögeln heisst einer bell-bird (Olockenrogel), ein anderer
eoachman (Kutscher), ein dritter Inufe-grinder (Scheerenschleifer), ein
vierter laughing jackass (Iuehonder Esel), — Besennungen, welche die
Beschaffenheit ihres Gesanges ausdriicken und denselben mit bekannten
Tönen vergleichen,
n) 8. Geogr. Mitth. 1856, SS. 379 und 360.
9, Anales de la Unirersidad de Chile, 1852, p, 219,
5*
44 Notizen.
differiren also um nicht weniger als 1605 Engl. oder
1507 Par. Fuss. Ziemlich gleichzeitig bestimmte Pissis
die Höhe des Tupungato zu 22,016 Engl. oder 20,656 Par,
Fuss (6710 Meter) '), so dass er nach ihm nur 268 Par,
Fuss niedriger ist, als der Aconcagun; aber nach einer
Winkelmessung des Lieut. Archibald Macrae im Jahre 1852
von Punta de las Vacas im Uapullata-Pass aus erhebt sich
der Tupungato 22,450 Engl. oder 21,063 Par. Fuss 2); er
wäre hiernach also 149 Engl. oder 139 Par. Fuss höher als
der Aconcagua nach der Pissis'schen Bestimmung. Ausser-
dem konkurriren®mit diesem ‚letzteren der Sahama, den
Pentland jetzt zu 22,350 Engl. oder 20,970 Par. Fuss
annimmt, der Parinscota (22,030 Engl. oder 20,670 Par.
Fuss), der Gualateiri (21,960 Engl. oder 20,604 Par. Fuss)
und der Pomarape (21,700 Engl, oder 20,360 Pur. Fusa) ?),
während der Chimborazo nur 21,420 Engl. oder 20,100 Par.
Fuss, der Sorata (Ancohum- Peak) 21,286 Engl. oder
19,973 Par. Fuss und der Illimani 21,149 Engl. oder
19,844 Par. Fuss?) erreicht. Dazu kommt noch, dass Bol-
Inert dem Lirima oder Techunkura östlich von Tarapuecn
eine Höhe von 22- bis 23,000 Par. Fuss giebt, was diesen
dem Aconcagua nach der höchsten Angabe (von Pentland)
gleichstellen würde; doch ist schon früher *} bemerkt worden,
dass die Bollaert'schen Höhenangaben auf Schätzungen und
nicht auf genauen Messungen zu beruhen scheinen, so dass
die Höhen-Angabe des Lirima kaum in Betracht gexogen
werden kann. Die Gilliss'sche Expedition hat nichts zur
Aufklärung dieser verwickelten Höhen-Verhältnisse gethan,
obwohl man diess mit Recht hätte erwarten können, da
sie, mit tüchtigen Kräften und guten astronomischen und
geodätischen Instrumenten ausgerüstet, die spezielle Auf-
gabe der wissenschaftlichen Erforschung eines bedeutenden
Theils von Süd-Amerika hatte. Die Angabe Macrne's über
die Höhe des Tupungato ausgenommen, die überdies nur
auf einer einzigen Winkelmessung in der Entfernung von
etwa $ Breitengrad beruht, begnügt sich Gillies in ecinem
Werke, in Bezug auf die Höhen der höchsten Gipfel der
Chilenischen Cordillere die Angaben von Pissis zu repro-
duciren; ja er schafft neue Verwirrung, indem er sciner
Karte der Argentinischen Konföderation ein Profil beigiebt,
auf welchem der Aconengua mit 23,120 Engl. oder 21,696 Par.
Fuss und der Tupungato mit 22,400 Engl, oder 21,018 Par.
F. bezeichnet sind. Noch verwirrender sind nenere Angaben
‘von Pissis, die er in einem Schreiben an die Pariser Akademie
vom 26. Sept. 1855 macht ®} und die wir hier folgen lassen.
I L.
| Badl. Br. er Tan FT ye
. I
©, del Mercedario|34° 5"osar 49",.| 6798, | 20,929 | 22,305
CorrodelaRamada32 5 8, |O 22 40, | 6347| 19,539 | 20,824
Acnneagua . . 32 BP425 j0 36 Ad, | 6B34,, | 21,030 | 22,423
Cerro del Juncal |33 351, 0 32 21, | 5962, | 18,355 19,562
Tupungsto . . 133 1650, 0 48 20, | 6526,. | 20,092 21,413
Corro del Plomo |33 13 0, |0 24 32. | a3; | 16,725 17,825
Maipu . . . 133 042710 46 48, | 5384,0 | 16,574 17,664
Hiernach nimmt Pissis jetzt den Aconcagua zu 115 Par.
Fass höher, den Tupungato aber zu 564 Par. Fuss niedri-
") Anales de ia Universidad de Chile, 1850, p. 12.
% Gilliss, U, S. Naval Astr. Exp. Vol. 1I, p. 75.
%), Pentland, La Laguns de Titicaen ete,
4 Geogr. Mitth. 1856, S. 70,
9% Comptes rendus, 1856, T. XL, p. 396,
ger an als früher; zugleich führt er zwei bis jetzt ganz
unbekannte, auf keiner uns zugänglichen Karte angegebene
Berge auf, den Cerro del Mercedario und den Cerro de la
Ramada, von denen der erstere nur 110 Par. Fuss niedn-
ger ist, als der Aconcagun nach Pissis’ letzter Angabe, und
5 Fuss höher als derselbe nach Pissis’ Mossung im Jahre
1854. Auch für den Juncal hatte er früher eine andere
Zahl angegeben, nümlich 20,368 Engl. oder 19,111 Par.
Fuss (8208 Meter) '. Worauf sich diese Verinderungen
stützen, ist aus seinem Schreiben nicht zu erschen; wahr-
scheinlich hängen sie jedoch mit dem Fortschreiten seiner
Triangulation Chile’s zusammen, da auch die oben angege-
benen Positionen bedeutend von denen abweichen, die sich
auf seiner Karte der Provinz Santiago (in Gilliss’ Werk
redueirt) finden. Der Juneal liegt dort in 33" 9%, der Tu-
pungato in 33° 24°, der Cerro del Plomo in 33% 20° und
der Maipu in 34% 17° 30% Südl. Br.
Wenn man nach dem Vorliegenden den Aconengua
immer noch mit Wahrscheinlichkeit als den Kulminations-
Punkt Nord- und Süd-Amerika's betrachten und seine Höhe
zu etwa 21,000 Par. Fuss annehmen kann, so ersicht man
doch aus den zuhlreichen widersprechenden Angaben, wie
wenig wir über die Höhenverhältnisse der gmuzen Andes-
Kette sildlich des von Al. v. Humboldt besuchten Theiles
wissen und wie dringend — wenn nicht eine gründliche
Erforschung derselben — doch wenigstens einigermaassen zu-
verlässige Messungen der zugünglichern und bekannteren
Kulminations-Punkte zu wünschen sind.
Der Briofverkehr in den Vereinigten Staaten ron Nord-
Amerika. — Wie weit der Briefverkehr in den Vereinigten
Staaten noch hinter dem in manchen Europäischen Län-
dern, namentlich in Grossbritannien, zurückbleibt, geht aus
folgenden Zahlenangaben hervor, die wir einem Aufsatze
von Pliny Miles im Bulletin der Geographischen Gesell-
schaft zu New York entnehmen. Die Zahl der in den
Vereinigten Staaten 1855 durch die Post befürderten Briefe
betrug 119,634,418, in Grossbritannien 1854 dagegen
410,000,000, Je 1000 Personen in den Vereinigten Sta-
ten schreiben im Durchschnitt jährlich 4121, im Gross-
britunnien aber 14,760 Briefe. In London kommen jähr-
lieh 41 Briefe auf,jedes Individuum, in New York nur 28.
Diese letztere Stadt mit ihren 700,000 Einwohnern hat
nur ein einziges Postburenu, und zwar an derselben Stelle,
wo vor-nunmehr 150 Jahren ein Holländischer Gouverneur
von Nou-Amsterdam cin solches gründete, während London
498, Manchester 107, Liverpool 56, Bristol 90, Glasgow
77 Postburcaux zühlt. Obgleich übrigens das Postwesen in
den Vereinigten Staaten sich nicht mit dem in Groasbri-
taunien messen kann, so darf man doch nicht verkennen,
dass es rasche Fortschritte macht. Die Zahl der beförder-
ten Briefe belief sich im J. 1790 auf 265,545, im J, 1800
auf etwa 2,000,000, im J. 1815 überstieg sie schon 7,000,000,
1825 betrug sie 10,000,000, 1340 bereits 40,000,000
und 1855, wie erwähnt, füst 120,000,000, Während sich
die Bevölkerung in den letzten sechzig Jahren siebenfach
erhöhte, hat sich die Briefkorrespondenz um das 440fache
vermehrt. Seit 1790 betrug in je zehn Jahren der durch-
!) Pissis, Map of Santingo in Gilliee' Werk, Vol. I.
Notizen. 45
schnittliche Zuwachs der Bevölkerung 34 Procent, der der
Ausfuhr 42 Procent, der der Staatsausgaben 95 Procent,
der der Briefe, die durch die Post befördert wurden, uber
140 Procent. Ebenfalls seit 1790 hat sich die Zahl der
Postbureaux in den Vereinigten Staaten von 75 auf’ 24,000,
die Länge der Poststrassen von 1875 anf 219,935 Engl.
Meilen erhöht.
Die geographische Verbreitung des Mesguste- Baumes, einer
Art Amerikanischen Gummi arabienm- Baumes, — Aus dem
Bericht des Kapit. R. B. Marey von der V.-St.-Armee über
die Expelition nach den Quellen des Brazos und Big Wit-
chit«-Flusses im J. 1854 entnehmen wir folgende Bemer-
kungen über die Verbreitung des Mesquite-Baumes '):—
„Während meiner früheren Reisen über diese Ebenen hatte
ich bemerkt, dass der Mesquite-Baum sich über weite Land-
striche ausbreitete, und hatte manche seiner nützlichen
Eigenschaften, wie seine Dauerlaftigkeit und seine Ver-
wendbarkeit als Brennmaterial, wahrgenommen, nie aber
habe ich mich so vollständig von sinem Werthe über-
zeugt, als während des vergungenen Sommers. Derselbe
beieckte einen grossen Theil des Landes, durch welches
wir reisten, und unsere Aufmerksamkeit wurde namentlich
auf das aus Stamm und Ästen schwitzende Gummi hinge-
zogen, das dem im Handel vorkommenden Gummi ambieum
schr nahe steht. Da ein grosser Theil des betreffenden
Territoriums noch unerforscht ist, so können wir die geo-
graphische Verbreitung des Baumes noch nicht genau be-
stimmen; meine eigenen Beobachtungen aber setzen mich
in den Stand, die bestimmte Behauptung auszusprechen,
dass derselbe nur in den grossen Ebenen des Westens und
Südens einheimisch ist, weit über die Grenzen der meisten
andern Baum-Varietäten sich ausdehnt und gerade in sol-
chen Lokalitäten eines Theils des Landes vorkommt, wo
kein anderer Baum wächst, indem er zugleich den Bedürf-
nissen der Bewohner dieser Landstriche ganz besonders zu
entsprechen scheint. Zwischen dem 26% und 36° N. Br.
und dem 97% und 1030 Westl. L. von Gr., also den mitt-
leren Theil von Texas umfassend, findet man den Baum
in grosser Menge, so dass oft weite Strecken damit be-
waldet sind; er ist auch in der That die einzige Silva
dieses Landestheiles. "Derselbe wird ebenfalls an vielen
Orten zwischen dem Felsengebirge und dem Stillen Ocean
angetroffen, doch scheint er in der Nachbarschaft des Gila-
Flusses besser zu gedeihen und grössere Dimensionen anzu-
nehmen, als in irgend einer andern Lokalität westlich vom
Rio del Norte. Geht man vom 33° N. Er. noch weiter
nach Norden, so werden die Bäume nach und nach immer
kleiner, bis sie zuletzt bloss noch Büsche sind und end-
lich, wenn man sich dem 36° nähert, günzlich verschwin-
den. Die ausgedehnte geographische Verbreitung des Mes-
% Der Mosquite-Baum wurde zuerst von Dr. Jumes entdeckt, der
im Jahre 1819 mit Oberst Long eine Expedition nach den Rocky Moun-
teins unternahm. Amerikanische Botaniker bestimmten ihn als eine
Species des Geschlechts Prosopis, später aber wurde er von ihnen
unter dem Namen Algarobia glandulosa beschrieben. Derselbe schwitet
einen dem gewöhnlichen Gummi arabieum fast gleichen Saft aus und
trägt vine als Nahrungsmittel und Viehfatter geschätzte schotenartige
Frucht, die derjenigen des Johannisbrodbaums (Üerntonia Biliqgun, L.)
ähnlich ist. Mehr als zwölf andere Species von Algurebia sind in
Mexiko und an der Westköste von Büd-Amerika einbeimisch.
|
|
quite-Baums und seine mannigfultige Verwendbarkeit ma-
chen ihn sehr nützlich, und ich zweifle nicht, dass er für
die Bewohner eines grossen Theils unseres neuen Territo-
riums künftig von der höchsten Wichtigkeit werden wird." —
Den Baum beschreibt Marey als niedrig, selten über 20°
hoch, mit einem im Durehschnitt 4—15" starken Stamm;
die Zweige sind kurz gekrümmt und dick mit starken Sta-
cheln besetzt; Blätter gefiedert, Rinde dunkelgrau, das Holz
spröde, aber äusserst dauerhaft. Das von Marcy gesammelte_
Gummi zeigte alle Eigenschaften des Gummi arabicum.
Die Frucht war sehr zuckerhaltig und nahrhaft; sie bildet
überall ein Nahrungsmittel der Eingeborenen und die nach
Kalifornien wandernden Emigranten verdanken derselben
oft ihre Erhaltung und die ihres Viches.
[3
Ihe Amerik. Aufnahmen in den Gebieten des Atrato und Rio
de la Plata. — Aus dem Bericht des Kriegs-Sekretärs in der
Botschaft des Präsidenten der Ver. St. vom Dez. 1857 geht
hervor, dass ein Kongressboschluss vom 3. März 1857 25,000
Dollars zu einer endgültigen Aufnahme der Flüsse Atrato und
Truando bewilligte, mit Bezug auf die Anlage eines Schiffs-
Kanals zwischen dem Atlantischen Ocean und dem Stillen
Mcere. Lient. Craven von der Kriegsmarine und Lieut. Mich-
ler von den Topographischen Ingenieurs der Armee wurden
mit diesem Dienste beauftragt, zu welchem der Schooner
„Varina” von der Küsten-Vermessung auf der Kriegswerft
zu Neu-York besonders hergerichtet wurde, und segelten
mit den entsprechenden hydrographischen und topographi-
schen Abtheilungen an Bord am 12. Okt. nach dem Golf
von Darien- ab. — Durch denselben Kongress-Beschluss
waren 25,000 Dollars zur Ausdehnung und Vollendung
der Erforschung des Parana und der Nebenflürse des Pa-
raguay angewiesen worden. Es wurde sofort mit Herrn R. B.
Forbes in Boston ein Arrangement getroffen, nach welchem
derselbe auf seine eigenen Kosten einen Schooner vun geeig-
neterm Umfang und Tiefgang zur Beschiffung jener Flüsse
herrichten, an einem passenden Punkt am La Plata ablie-
fern und der Regierung für einen solehen Zeitraum ver-
miethen sollte, wie ihn die beabsichtigte Aufnahme erfor-
dern würde. Dersclbe ist jetzt nahezu vollendet und wird
bald an den La Plata abgehen- Es ist betreffenden Orts
der Vorschlag gemacht worden, Commander Th. J. Page ')
mit passenden Offizieren und Mannschaft dorthin zu sen-
den, um das Kommando über die vom Kongress autorisirte
Erforschungs-Expedition zu übernehmen,
Zur Hyestograpkie Californiens. — Einer der regenreich-
sten Distrikte Nordamerika’s ist die Culifornische Küsten-
Region, und wie gewaltig die Anschwellungen der Flüsse
zu Zeiten sind, ersehen wir aus den Mittheilungen eines
Korrespondenten der „New York Tribune” (18. Dez. 1857),
der aus San Francisco vom 20. November schreibt: „Die
Flüsse Feather, Yuba, Bear, American, Cosumnes, Calaveras,
Mokelumne, Molumme, Merced und Stanislaus stiegen alle
von 10 auf 25 Fuss innerhalb 12 Stunden vom Beginne
der Fluth und zerstörten alle Damme und Wassergrüben
an ihren Ufern; au manchen Stellen hatten die Gold-
gräber nicht einmal Zeit, ihre Werkzeuge zu retten.”
Y Über dessen frühere Expedition ». Geogr. Mittb. 1857, 8. 404.
46 Notizen. — Literatur.
Länge und Breite der Haupt-Sternwarten. — Herr Pro-
fessor Wolfers giebt in dem kürzlich erschienenen „Ber-
liner Astronomischen Jahrbuch für 1860” eine Zusammen-
stellung der Länge und Breite der Haupt - Sternwarten,
die wir ihrer grossen Wichtigkeit für alle geographischen
Positionsbestimmungen wegen im Folgenden reproduciren,
indem wir nur für die Länge von Berlin, welche in der
Geographie selten oder nie in Anwendung kommt, die von
Greenwich substitwiren. Die Länge von Paris ist leicht
und schnell aus der von Ferro durch Addiren oder Suh-
trabiren von 20° zu erhalten.
Sesgr. Längr oa | Gwigr. Länge vor
I
Name ds Prim. | Worme: Grsnuin,
w_ worilieh
Altona . n. m 56 32”,,
Armaych n. 0 38 82,
Berlin n. 18 24 44
Bern n- 726 Dia
Dilk . 0. a “dh 14,
Batın ju. 50 48 45 j0. 24 45 T 51%
Breslau . in. 51 6 56, jö. 34 42 17 2 21,
Brüssel . je. 50 51 10, ja. 22 1 422 7,
Cambridge rusansı in. 52 12 5i. :8. 17 45 0 5 dla
Cambridge erssune in. 42 22 48. ww. 27 IT du
Christiania . n. 59 58 48, 13- es 23 10 48 33,
Copenhagen n. 55 40 53. jü. 30 14 12 84 48,
Uraonw . n. 0 3 So. 18. 3787 19 57 20.
Daneig . in, 54 21 18. |ö. 36 20 18 11 6
Dublin . n. 53 233 15, |ä. 11 19 6 20 30,
Durbam n. 5446 6, 6.16 4 1 084 Si,
Edinburgh . m. 56 57 23, 105. 14 28 310
Genf. ; m. 36 11 03. |5. 23 49 6 9 17,
Gotha x...» ja 60 56 5, jö. 28 23 10 43 47.
Göttingen . im. 51 31 47, |ö. 27 30 956 A,
Greeuwich , . . » |m. 5t 28 38. |ä. 17 89 _
Hamburg m. A830 7 |ü. 27 38 958 254
Helsingfors n. 60 9 a2, |öü. 42 87 24 57 44.
Kasun j n. 55 47 23. |ö. 66 47 49, 7 59
Königsberg no. 54 42 50. lö. 38 9 zu 29 44,
Kremsminster . n. 48 3 23. |8. 31.47 14 8 Au
Leiden - . nd re 4 29 13,
Leipzig . n. 51 0 20, ja. 2 12 22 25
Liverpool n. 53 24 47, |d. 14 39 3 0 Aa
Landon tr. Bias) |n. 51 31 29, |ö. 17 30 09 18,
Madras . . . - . m 13 4 9, |8. 97 54 BO 14 15,
Marburg . . . . In. 50 48 46, |, 26 26 546 16,
Marseille . . . . gm dB 17 49, [5,23 1 93 To
Modena . m de 10 5% 43,
Moskanı F in. 55 45 10, [5,55 14 37 34 14
München . - - n. 48 8 4b. |B. 28 16 11 36 20,
Neapel n. 40 51 46, |[ö. 51 54 14 15 4.
Nikolajew . n. 46 58 20, |ö. 48 38 a1 58 32,
Olmütz . n. 49 25 45, Id. 44 56 17 16 Din
Oxford . n. 51 45 36, |ö. 16 24 1 15 29,
Padua n. 45 24 2, |ä. 20 32 11 52 164
Palermo 2.38 8, ah 13 21 24.
Paramatta . 9 33 48 49,, [5.168 41 151 1 344
Paris n. 48 50 13, 8. 20 © = 20 14,
Petersburg mn. 59 56 29, |ö. 47 58 50 18 22,
Philadelphia jm- 39 67 Ta |W- 67 29 5 9 7%
Prag mn. 0 518, ı.32 5 14 25 Su
Pulkows . . m. SP 46 18, # 4759 30 19 40,
Bom, 2... 0. im 41 53 DB. 5. 80 8 12 28 44.
Benftenberg n, 50 5 10, 0.84 7 16 27 39,
Stockholm . n. 59 20 34, |ö. 35 48 18 8 33.
Turin nA 4 6 T4a2 6,
Upsala ; n. 59 51 50, 5. 35 18 17 38 335
Ymsdig. . » - . m. 45 25 49, 5.0 0 12 21 12,
Vorgeb.d.G. Hoffnung |s. 33 50 3. !ü.38 8 18 98 45,
Warschau . . . . m. 5218 5 ja. 38 41 21 Lim
Washingten . . .., |n. 38 53 38, jw.59 22 = 23,
Win 2. 2.0.20. |. 08 12 35, jd.90 2 16 22 50,
Neueste Geographische Literasur.
EUROPA.
Bürher.
1. Valentin Strefleur: Strassen- Stetistik des Üsterreichiächen
Kaiserstuate, I. Einleitung und Strassen- Beschreibung des Hercog-
thums Kärnten. Mi 2 Karten. In den Mittheilungen aus dem
Gebiete der Statianik, 5. Jahrgang, 1. Heft.
2. w, Haabe: Alecklenburgische Vatenlandeknmde, Wirmar und
Luderigelust, Hinstorfr. T. Lieferung. *
3. Dr. 4. @. Galle: Grundzüge der Schlesischen Klimatolagie.
Breslau, J. Mar «& Oo. 1807.
4. Prof. E, Plansamsur: De In temperasure & Genkre dapırs
eingt anıdea Mobserrations (1836 4 1800). Genre, JG. Fick, 1857.
5. Prof. E, Plantamonr; Kesumf mätdorolagigue de Dannde 1806
pour Genier et de Grand Saimı- Bernard, Tire de ia Bibliotkögue
unieerselle de Generr, Juillet 1856
6. Prof, E, Plantamuner: Resumf! metdorolöglgne de Fannir 186
powr Genive et Ir Grand Saint-Bernard, Tire de la Biblischegte
unmrerselle de ddendre, Acdı 18T,
T. Prof. Pellgrim Strobel: Kasei Wine dietrebutim orographico-
eographigue des Mollusgurs terrestres dons la Lombardie, Turin,
87. (Mit 2 ÄAarten.)
8. Fr. Foetterle: Mittheilensen der K. K. Geographischen Gesell-
schaft. 1. Jahrgang. 2. Heft. Wien 1857. (Mit 2 Karten.)
% Jahrbuch der K, K, Geologischen Reichsanstalt, 1857. Heft
und? Wien, W, Fraumilller, j
10, Norchlam des Vereins für Erdkunde zu Darwstadt und des
Mittelrheinischen Geolspischen Vereins. 1867. Nr. 6-0.
11. Memoiren des topographischen Äriega-Dephte, auf Allerklch-
sten Befehl Sr. Kuaiserl. Majestät herausgegeben vom Direktor des
Depbte, Generul- Lieutenant Schuber, 18 Bünde mit Kurten. 8t,
Petersburg, 1837—1856. (In Kuasischer Sprache,
Aufsätze,
12. Über die Wasserflächen im Preussischen Staat, (Misheilen-
gen des Statistischen Bureau’ in Berlin, Nr. 17-22.)
13. Übersicht des Weinhones im Prewasischen Staete und den
nit ihm die Übergampehgabe von Wein tkeilenden Vereinsländern
für die Jahre 1859, 1864 und 1856.- /Preuss, Handels- Archir,
Nr, 46.)
14. Die vorherrschenden Gewerbssreige in den Gerichteliutern
mit Beniehung nuf die Produktione- und Konsuemtions- Verhälmime
des Königreichs Surhsen. (Zeitschrift des Statistischen Bureau's
des K. Süchs. Ministeriums des Innern, Ar. 6 und 7.)
15, Jules Dural: (heel une enlonie Daliends. (Bewer des den
Mondes, 1. Norember.) R
16. £. Lami-Fleurg: Einules industrielle. Ta propridid sonter-
raine on Fraser. (Kbenda, 1. Okt, und 1. Nor.)
17. Bailleux de Marizy: Le Piemont, ses ‚Nnances et vers chrmins
de fer. (Kbende, 1. Oktober.)
18. Dr. H. Schacht: Über Funchal auf Madeira. (Zeitschrift
für Allgem. Erkunde, September,
Karen,
„ 1% Die Land md Wesser-Kıummunkotonen des Koiserthuns
Österreich, herausgegeben von der K. K. Direktion der adminiatra-
tiren Statistik, Wien 1856. Mat, 1:2.897.000. — Die Lamd- und
Wasser- kommenikationen des HHerzugthums Kürnten, Wien 1897,
Are. 1:589000. (Zu Nr, 1.)
W. Zioei Aarten über die Verbreitung der Land-Mollusken in der
Lombardei. (Zu Nr. 7.)
[Die von dem Ministerial-Sekretür Valentin Strefleur ausgearbeitele
umfangreiche Strassen-Statistik des Österreichischen Kaiserstantes anter-
scheidet sich von ähnlichen früheren Arbeiten besonders dadurch, dass
wie sich auf des ganze Staatsgebiet erstrockt, also namentlich auf Upn-
garn, während früher die besonderen Verhältnisse dieses Landen genaue
Ermittelungen über die Strassen nicht gestafteten; dass sie hauptaäch-
lich den Bau- und Erhaltungszustand der Strassen schildert, demnach
den Grad der praktischen Benutebarkeit überhanpt anzeigt, während
man früher nur die Verwendbarkeit für Handelszwerke ins Auge ge-
fasst hatte; und dass ausser der Strausenbesrhreibung wuch die Nach-
weise über die Strassenverwaltung uufgesommem wurden. Sie umfaast
Literatur.
alle Kammunikationswege, also die Eisenbahnen, alle Arten Landstras-
sen und die Wasserstrasen. In dem ersten, oben angeführten, Ab-
schnitt hespricht der Verfasser die früheren Versuche einer solchen
Strassen-Statistik und die Grundlagen der von ihm brarbeiteten, jriebt
eine Übersicht der Strassenlängen in Österreich im Vergleich zu denen
in anderen Ländern und eine ausführliche, tabellarisch ringerichtote
Darstellung der Strassen im „Iherzogthum Kärnten, mit Angabe der
Durchgangsorte und ihrer Einwohnerzahl im Jahre 1846, der Länge
und Breite der Strassen, der natörlichen Bodenbeschaffenheit, der Schot-
ter-Bezugsorte, der Steigungen, der Brücken, der Gefahren von Seiten
der Überschwemmungen, Verschüttungen und Schneeverwehungen, und.
mit einer Detail-Beschreibung. Sehr anerkennungswerth ist die Beilage
von zwei Karten, von denen die eine zur Übersicht des Eisenbahn-
und Beichsstrassen-Netxes im gunzen Kaiserstaate dient und eine Klas-
sißehrung der Flüsse nach ihrer Rehilfbarkeit enthält; die zweite ist
eine Speeinikarte von Kärnten mit eingexeichnetem Terrain, dem vor
sehiedenen Klassen von Strassen umd Brücken, sämemtlichen Ortschaften,
ferner mit Angabe der Schiffbarkeit der Füsse, der Kanäle," Schleusen,
Landungsplätze u. &. w. und mit einer Reihe Strassen-Profile. —
Die siebente Lieferung von Haabe’s Merklenhurgischer Vaterlunds-
kunde bildet den Schluss der Spexiellen Ürtskunds und enthält ein
vollständiges ÖÜrtzregister. (Über die früheren Lieferungen s. Gengr.
Mittb, 1857, 88. 430 u. 531.) — j
In einem wmfangreichen, auf Kosten der Schlesischen Gesellschaft
für vaterländische Kultur herausgegebenen Werke reröffentlirbt Dr.
Galle, Direktor der Steruwarte za Dreslau, die berechneten Resultate
der metenrologischen, suf Temperatur, Luftdruck, Windrerhältnisse,
Himmelsausicht und Niederschläge bezüglichen Benbachtungen, welche
»n 15 Sichlesisehen Stationen angestellt werden sind. Sie umfassen (lie
Benhachtungen zu Breslau seit 1791, zu Leohschütz seit 1805, zu
Neiase, Kreusburg, Neurode und Klein-Kuiegnitz seit 1823, zu Kupfer-
berg seit 1836, zu Polnisch-Wartenberg seit 1825, zu Zapplau seit
181%, auf der Schneckoppe seit 1824, zu Läwen weit 1840, au Lande
hut seit 1837, zu Glatz und Beichenstein seit 1R36 und zum Tarno-
wite seit BB, —
E. Plantamour, Professor der Astronomie an der Akademie zu Genf,
erörtert in einer Bingeren, aus den „Mömvires de la Sosiätö de Physique
et J’llistoire naturelle de tienöve, Tome XIV” besonders abgedruckten
Abhandlung die Temperatur-Beohnchtungen, die in den 20 Jahren von
1596 bis 1855 auf dem Observatorium zu Genf angestellt wurden. Die
mittlere Temperatur Sndet er zu + #8 B., die des Jaunar zu
— 0%# R., die des Juli u + 17%65 BR, — In seinen meteoreiogi-
schen Hiaumis flir 1855 und 1856 tbeilt derselbe die apexiellen Er-
gebnisse der gleichzeitigen Beobachtungen zu Gehf und auf dem Gros
sen St. Bernhard mit. Der Hühesunterschied beider Stationen beträgt
bach dem mittleren Burometerstande in den Jahren 1851 bis 1856:
2066 Meter, während das direkte Nivellement 2070,53, Meter erg
ben hat. —
Die Wissenschaft von der Verbreitung der Organismen auf der Erd-
oberfläche hat in letsterer Zeit besnnders dadurch eine beträchtliche
Erweiterung erfahren, dass anch die niederen Formen der Pilanzen und
Thirre in ihren Bereich gezogen wurden. Die Abhandlung run Pro-
Tessor Strobel über die Verbreitung der Land-Molluskon in der Lom-
bardei ist als ein um so werthrollerer Beitrag dieser Art zu betrachten,
als «darin sowohl die horizantale als vertikale Verbreitung berücksich-
tigt und die Hauptrasultate auf zwei Karten veranschaulicht worden-
sind. —
Wie das erste Heft”) der unter der Kedaktion des Bergratlis Fr.
Foetterle von der Geogr. Gesellschaft zu Wien herausgogchenen Zeit-
schrift zerfällt auch das zweite in «wei Theile, Sitzungsberichte und
grössere Abhandlungen. Die ersteren betreifen die zwischen dem &#.
Mürs und 13, Uktober 1857 statigehabten neun Sitzungen. Sie ent-
halten viel Detail über die Zurlstungen zur Novare-Expedition, eine
Meuge Besprechangen eingegungener Druckwerke und Karten, die auch
simumtlich in einem besonderen Verzeichnisse zusammengestellt werden,
Listen ‚ler neu aufgenommenen Mitgiieder, verschiedene Notizen über
geogrüphische Arbeiten und dergl. und einzelne längere Vorträge, wie
die Bemerkungen des Freiherrn y. Uzoernig über seine etlınographische
Karte ron Österreich und das vom Ministerial-Sckretär Dr. Beck In
„Anregung gebrachte, sum Theil schon im Manuskript vollendete Tayı-
graphische Lexikon der Österr, Monarchie, und «inen ausführlichen
Vortrag des Dr. Freiberre v, Reden über den Nil und die Forschungen
der Üsterr, Missionäre daselbst, hauptsächlich nach den Sahresberichten
1,8, Geogr Mitih, 1987, 4. #71.
47
des Marien-Vereins'). Von den Abhandlungen haben wir hier drei
auf Kurepa bezügliche zu erwähnen, mehrere andere werden unter den
betreffenslen Ubrigen Erdtheilen aufgeführt und der „Bericht über die
Durchstochung der Tandenge von Suez” ist schen früher besprochen
worden). Georg Frauenfeld macht in seinum kleinen Genrebild „Über
die Sommierbeschäftigung eines Theils der Bewohner des Wienerwaldes”
auf die Bedeutung unbeuchteter Neben-Erwerbsquellen uufmerksam,
namentlich auf das im Wienerwulde schr uusgebreiteie Sammeln von
Ameisenpuppen und Beeren. — Dr. Anton v. Rufkiner schildert in
den „Wanderungen auf dem Glorkner-Gebicte” sehr speziell den
Pasterzen-Gletscher, wolwi manche Irrthümer der Schlagintweit’schen
Karte, namentlich die Namenbezeichnungen, berichtigt werden, und die
höchst selten hetretenen Wege von Kaprean nach der Johannishütte auf
der Pasterze und von dieser fiber die Bockkarscharte und den hohen
Gang nach Ferleiten. — Dr, A. Kerner hat die Gruppe wärmer Quel-
len auf der uls „Bad-insel” beknmmten Schotterbank in der Donau bei
Ofen untersucht und bespricht in seinem „Beitrag zur Hydrographie
ron Ofen’ ihre Temperatur-Verkältnisse. —
Lie heiden ersten Hefte (Januar bis Juni) des Jahrganges 1857
vom Jahrburlh der K. K. Geslogischen Reichsunstalt bringen zunächst
die Fortsetzung von Johann Sokäly's Abhandlung über die geologische
Beschaffenheit des Egerer Kreises in Böhmen”), Während in den (rü-
heren Abschnitten die geologischen Verhältnisse der nordwestlichen
Ausläufer des Bähmer-Waldes, des Karlsbader- und Fichtel-Gebirges erör-
tert wurden, zieht der Verfüsser jetzt den südwestlichen Theil des
Ersgebirges in Betrachtung und geht dabei ausführlich auf die nutz-
baren Mineralien desselben ein. — Ütte Freiherr von Hingenau führt
in seiner „Grolsgisch-bergmännischen Skizze des Bergumtos Nagyäg
und seiner Umgegend’ den Vortrag weiter aus, den er in der geulo-
gischen Sektion der 32. Naturforscher- Versummiung zu Wien über
denselben Gegetstand gehalten hat. Dieser Vortrag ist dadurch zu
einer sehr werthvollen Monographie geworden, welche ausser den geo-
guostischen und berginännischen Verhältnissen des schon früh durch
seine Rotiimangan-Stufen, wie dureh seine Silber- und Goldgruben be-
kannten Nagyig im südwestlichen Theil Siebenbürgens auch die Topo-
graphie der Umgegend ausführlich behandelt, die auch in einem beige-
gebenen Holsschuitt deutlich und enschaulich dargestellt it. — In
einem Schreibun an Bergruth von Hauer „Über «ie Adnether Schich-
ten in den Karpathen” vergleicht Direktor L. Hohenegger die Petre-
fakten aus dem rothen Linskalke der Kurpäatben mit denen der Ad-
nether Schichten, wodurch die Übereinstimmung beider Formationen
wahrscheinlich gemacht wird. — Ebenfalls in einem Schreiben an Berg-
ratlı von Hauer apricht ©, W, Glmbel über winige geologische Besul-
tate seiner „Untersuchungen in den Bayerischen Alpen zwischen der
Isar und Salzach”, die or mit Unterstützung des Künigs Max von
Bayern nusgeführt bat, — ‘Bergmih M, V. Lipold erstattet „Bericht
über die geologischen Aufnahmen in Über-Krein im Jahre 1856”, die
er als Chef-Geolöoge der 2. Sektion der K- K. Geologischen Reichs-
unstalt leitete. Sie umfawsten den südlichen und üstlicehen Theil von
Ober-Krain, wo mit Ausmahnme einzelner wenig verbreiteter perphy-
rischer Diabase keine krystallinischen Schiefer- »und Massengesteine
vorkommen und von sedimestären Bildungen die Gailthaler Schichten,
die alpine Trias-, Liss- und Jura-Formation, die Kreide-Formation, die
Tertiär-Formation und das Dilurium und Allarium auftreten. — Hein-
rich Wolf stellt die Ergebnisse seiner zahlreichen „Hypsometrischen
Arbeiten vom Juni 1856 bis Mai 1857" wusimmen. Sie zerfallen in
drei Abtheilungen: das Nivellement zur Bestimmung des Höhenunter-
schiedes zwischen den Schienen des Nordhalnlofes und dem Pflaster
im Innern dor Stephanskirche zu Wien, weiches durch den Dirckter
der Sternwarte zu Prag, Dr. Böhm, angeregt wurde, da ein notl-
wendiges Verbindungsglied bildete, um den Höhenunterschied zwischen
der Uhrzeiger-Axe des Stephansthurmes, dem Fundamentalpunkte aller
trigonometrischen und bypsometrischen Arbeiten in Üsterreich, und
dem Standorte des Barometers im Observatorium zu Prag zu findent);
Barometermessungen, welche bei Gelegenheit der geologischen Über-
siehtsaufnahme der Venetianischen Provinzen durch die 3, Sektion der
K. K. Gesiogischen Reichsanstalt wihrend des Zeitraums vom Juni
bis Norember 1856 ausgeführt worden sind; und barometrische Höhen-
bestimmungen im Linzer-Areise Ober-Ästerreichs, im April 1857 aus-
geführt. Ihnen schliesst sich ein Nivellemont der Nullpunkte des Do-
') &, Geogr. Mitth. 1857, 8, a8.
7) 8. (ieogr. Minh. 1837, 8. 367,
”, &, Geogr. Mitıh, 1857, 8. 317,
+) 8. Geogr. Mlith. 1An7, 88, 149 und 497
ee
48 Literatur.
nanstroms ron auinem Kintritt in Ober-Üsterreich bei Bageihartszell
bis zum Austritt nach Nieder-Üsterrsich hei Proienstein an. Diese
höchst werthrolis Ablandiong ist uns auch in sinem Suparat-Abdruck
zugekommen. -— Br. Friedeich Rolle, auf dessen umfassende Arbeiten
über Steiermark wir schon früher hingewiesen haben Y, berichtet üher
seine „Geologischen Untersuchungen in der (Gegend zwischen Ehren-
hausen, Schwanberg, Windiseh-Feistrite um Windisch-Grats in Steier-
mark’ im Sommer 1855. — Kmanael Riedl giebt eine kurso „Ons-
guostische Skizze don Pristara-Thales bei Cilli” in Steiermark, in wel-
chem man neuerdings, unmittelbar an der Ausmündung des Pristore-
Tiales in das Sana-Thal, viel versprochende Gänge von Maluchit,
Kupferlasur und Rothkupfer aufgefunden hat. — Dr. Hermunn Kem-
rich besprieht in seinen „Ursgnostischen Notizen uns der Gegend von
Trient” die Lagerungsrerhältuisse an der östlichen Thalwand des Ktsch-
Chales awischen Trient und Neumarkt und in den Thalfurchen der
Vorsins und Noce unwelt ibrer Mündung in die Etsch. — Eine län-
gere Reihe von Aufsätzen, die Dr. Karl Peters unter dem Titel „Uee-
logische Studien aus Ungarn” zu veräflfentlichen beabsichtigt, hoginnt
mit einer detaillirten Beschreibung der geologischen Verkhltnisse des
rechten Donau-Lifers bei Ofen. — Rudolph Emdwig macht „Die Stein-
kohlen - Formation ron Öffenhurz im (irossherzugthum Baden” zum
Gegenstand einer durch viele Holsschnitte illustrirten Abhandlung.
K, A. Neumann sprioht „ber die Auffindung üassilen Kisens bei
Chotzen”, wo bei Durchbroehung des Tunnels an der Stantaeisenbahn im
Chrndiner Kreine Dühimens 1844 mehrere Stücke metallischen Eisen
in einem aus Plünerkalkschichten gebildeten Bergrücken gefunden wur-
den. Eine genaues Untersuchung dieser Stücke hat F. G. Nenmann
angestellt nnd theilt die Ergebnisse deraribon in seinen „Bemerkuagen
über das Einen von Uhnteen’” mit. Wir brauchen kaum au erwäh-
nen, dass die auch in den beiden vorliegenden Heftun abgeitruckten
Sitsungsberichts viele interessante und werthvolls Notiken enthalten.
Die SBoptembrr- und Oktober-Nummern des Darmstädter Natisbiattes
enthalten ausser einer Reihe kleiner Netizen geognostischen, pallonto-
logischen und statistischen Inhalts, die thrils won Vereinsmitgliedern
eingeschickt, theils anderen Schriften entnommen sind, einen Aufsatx
vom Salinen-Inspekter Schreibor über die neue Fassung und dus Ver-
halten den Soolsprudelsa Nr, 7 zu Nanbeim; eine Aufzählung von
Petrofakten, welche R. Ludwig in einem dunkelfarbigen Tlhionschiofer
der Devonischen Formation bei Wilts in den Luxemburger Arderinen
gesammelt hat; eine Liste von im Odenwald neu aufgefandenen Mina-
ralien und von neuen Fundeorten daselbst schon bekannter Mineralien,
von Seibert; atatistische Angaben tiber die Ertrügnisso der Jagden in
der Provinz Rheinhessen, ron Dr. Freiherem Dael von Köth-Wanscheld,
und eine Übersicht der metsorologisehen Beobachtungen zu Darmstadt
ans den Jahren 1855 und IHne,
Die 18 sturkon Quarthände der Mömoiren den Russ, Topographischen
Kriegs-Döpöts, die von Generallieutenant Schubert im Jahre 1837 be»
gonnen und von dessen Nachfolger im Wircktorst des Döpöts, Urneral-
lientanant Tutsehkow, seit 1847 fortgmetet wurden, enthalten die roll-
ständige (eschichte des Döpdts sowohl ais der gondätischen Arbeiten
des Russ. Generulstabes von 17% bis 1856 und sind durch den gros-
sen Keiehthum der darin nielergelegtem Resultate für die Gregraphie
des Russischen Reiches und der ungrenzenden Asintischen Länder von
hoher Bedeutung. Die Russische Spruche, in der sie abgrlasst sind,
ist ihrer Ibenatzung im weiteren Kreisen leider achr hinderlich, doch
all, wie wir erfahren, (lienor Übelstand durch ein Werk beseitigt wer-
den, das Generallientenant Schubert zu Anfang diese Jahres in Fran-
»Ssischer Sprache herauszugeben beabsichtigt und welchen als Rösums
dieser Mömoiren eine Übersicht aller geoditischen und astronomischen
Arbriten in Busaland geben wird. Die zahlreiehon Kartinbeilsgen sind
meist Skiszen von Dreiscksnetzen und Basis-Messungen. Wir gedenken *
auf dieses wichtige Werk zuräckzukommen. —
In Nr. 12 finden aleh die Resultate einer sehr apexiellen Berrch-
nung des Plücheninhaltes der ILnnd- und Strandsce'n, schiff- und Mäs-
barem and aller Obrigen Dewässer in den Prorinzsen und Begirrunge-
beairken des Preussischen Stautes zusummengentellt, Der ganze Atast
hat hiernsch bei 109,73 Geogr. Quadrat-Moeilen Ausdehnung 145,008
8. Gengr, Mitch Iar7, &, 27
Quadrat-Meilen oder 2,4; Procent Wasserfläche, die sich auf die acht
Provinzen folgendermsassen vertheilt:
Gesammt- Proventsats (her
Iberüäche Wasserfläche,
Preussen . 1178, Gun
Pommern B76.; Sr
Braudgesberg 734,4; er
Posen, . . Bad., bass
Schlesien Phlıaa On;
Barhsen Pl Le
ithela . u. . “a OR, Da
Westphalen „a “.. . Mn On
Sure BUG Im
Auf die Strandsen'n an der Östere kommen 59,37 Qnadrat-Meilen
oder 1,87 Procent, ao dass für die Binnengewänser nur 1, Prasent
übrig bleiben, nämlich für die Landsee'n 53,24 linadrat-Meilen oder
1,08 Process, für die schiff- uod fössbaren Gowässer 14,4% (Uusdrat-
Meiten odet O,9a Procent und fir die übrigen (Gjewüsser 7,225 Iluadrat-
Meilen oder O,14 Prorent. —
Einer tabellsrischen Übersicht der Wein-Praduktion in Preussen
und den angrenzenden Ländern nach wurden 1855 in Preussen 220,034,
in Luxemburg 28,34%, im Plirstenihum Birkenfeld und Oberamt Mei-
sonheim 1663, in Sachsen M194, im Kurfürstentimmm Hessen 533, in
den Thäringischen Vereinsstasten (ausschlienslich der Prouss. Landes-
theile) 715 Bimer Wein gewonnen, in allen diesen Staaten zusammen
also 270,283 Eimer, wogegen der Ertrng im Jahre I#64 sich auf
128,071, im Jahre 1953 auf 518,437 Eimer belief,
Dio allgemeineren Angaben über die Beziehungen swischen lem xe-
werbliehen Charakter und der Dichtigkeit der Bevälkerung in den (ie-
richtsämtern des Königreichs Sachsen, welche Nr, 5 der Zeitschrift des
K. 8ächs. Statint. Burean’s enthielt, werden in den folgenden Num-
mern speziell ausgeführt, und swar in der Weise, dass man vollstän-
digen Aufschluss erhält 1) über die Sitze der Iadustrioberölkerung in
den einzetnen Gerichtsämtern, 2) über die Zahl der Bewohner in den-
seiben, 3) über die Zahl der selbstihätigen Bewohner überhaupt,
4) über die Zahl der Selbatthätigen in gewissen, durch die Menge der
dabri Beschäftigten sieh auszeichnenden Gowerbsaweigen, 5) über das
Verhältniss der Selbatthätigen in diesen Gewerbseweigen zur Zahl aller
Selbatthätigen und aller Bewohner, %) fiber die Zumuhme der Berölke-
rung vom %. Desembor 1849 bis dalin 6855 in jedem Herichtsumt. —
Aus Jules Duval's interessanter, aus vigener Ansrhauung hervorge-
gangener Beschreibung von führel, dem Asfl der Geisteskrunken in
Belgien, werden wir mächstens Kiniges mittheilen. —
In den ersten Thoilen sviner Industriellen Studien spricht Lams-
Fleury über die Minen oder, wie er sie neimt, das unterirdische Eigrn-
thbam Frankreichs. Nach den neusten ofäziellen Dokumenten haben
nur 27 Departements des Landes keine Minen; in 45 Departements
findet man Kohlen, dio im Jahre 1842 eine Ausbeute son 49,039,258
Centner, im Werth von 46,751,306 Frames, wahen; die Eisenminen
lieferton 20,84M,334 Üentaer zu 7,717,046 Frances; die Salsproduktion
betrug 4,280,376 Contner za 7,853,099 Pranen; des Produkt anderer
Minen repräsentirt nur einen Wertb ron 1,751,955 Frunes, _ Ende Juli
1454 waren Koncessionen ertheilt zur Ausbentung von 497 Kohlen-,
223 Eisen- und 241 anderen Minen, Alle ausammen beschäftigen etwa
180,000 Arbeiter. Nach diesen statistischen Daten geht der Verfüsser
auf die Geschichte und den jetzigen Stand der Gesetzgehung hinsieht-
lich des untorirdischen Bigenthums ein, berührt die gengnastischen
Verbältnisee der Steinkoklen, die auf sie spesieli beuligliche Gesrte-
grbung und beschreibt die Methoden ihrer Aufsuckung und ihrer Be-
arbritung. —
Bailleux de Marizy brtruchtet das in wenigen Jahren zu so auffal-
lender Entwickelung erwachsene Eisenbahnnets Sardiniena im Zusam«
menhang mit den finanziellen, industriellen uud politischen Zuständen
des Tandes, —
Der bekanete Botaniker und Mikroskopiker Dr. Schacht giebt "ine
kurze, anschsnliche Beschreibung von Funchal, wo er sich 4 Jahre
(1*55—58) aufgehulten hat, Am ansführlichsten spricht er üher die
Vegrtalion der Umgrgend, doch hat ar sich leider mit einor ganz po-
pulären Darstellung begnügt.
(Osschlussen am 4. Februar 1448, )
Die Hottentotten-Stimme und ihre geographische Verbreitung
im Lichte der Gegenwart.
Die Völkerkunde interessirte sich früher sehr für die
Hottentotten. Das ist gegenwärtig undera geworden, und
in der That war ein Volk, wegen seiner Stupidität, wenn
auch mit Unrecht, verrufen, zum grossen Theile durch Ko-
lonisirung zertreten und scheinbar ohne Zukunft der Ent-
wickelung, nicht schr geeignet, auf die Dauer die Auf-
merksamkeit zu fesseln. Dazu kam noch, dass die Kunde
von den benachbarten bedeutenden Völkerfamilien, die,
je mehr man von ihnen entdeckte, immermehr die Forschung
reizten, den Blick von dem seltsamen Problem im äusser-
sten Südwesten des Erdtheils abzog., Und gerade dieses
Problematische der Erscheinung der Hottentotten, welches
immer vergeblicher auf eine genügende Lösung wartete,
hat nicht wenig dazu beigetragen, dieselben in Vergesaen-
heit zu bringen.
Erst in neuester Zeit ist man wieder auf sie aufmerk-
sam geworden. Die Erforschung des Süd-Afrikanischen
Sprachgebietes konnte unmöglich an den Hottentotten vor-
über kommen, ohne stehen zu bleiben und sich auf die
höchst auffallende Erscheinung zu besinnen, was für eine
Bewandtniss es mit einem Volke mitten in dem grossen
Süd-Afrikanischen Sprachstamme habe, dessen Zunge sich
“in demselben schlechthin nicht klassificiren lassen wollte.
Und glücklicher Weise ist man diessmal vor dem Objekte
stehen geblieben, und die neuere Sprachforschung wird es
hoffentlich festhalten und von Nenem die Aufmerksankeit
auf die Hottentotten und die Lösung des ethnographischen
Räthsels richten, welches in ihrer Erscheinung vorliegt.
So weit ist man bereits ins Klare gekommen, dass die
Hottentotten zu dem grossen sexuellen Sprachstamme ge-
hören, welcher die Indo-Germanen, Semito-Afrikaner und
Ägyptier umfasst, und die Vergleichung des Hottentottischen
mit dem Koptischen bietet immer interessantere lexikali-
sche wie grammatische Übereinstimmung und Verwandt-
schaft dar. Leider ist das sprachliche Material, das für
diese Forschungen zur Hand ist, noch ziemlich ungenügend.
Abgesehen von den Vokabularen älterer Reisenden, welche
zu dürftig waren, um zur Basis eingehender Untersuchun-
gen dienen zu können, «ind es lediglich die Arbeiten der
Missionäre unter den Hottentotten, welche bisher zu Ge-
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft Il.
bote standen, und sie sind von geringem Umfange. Es ist
schwerlich ein anderes Missionsgebiet zu finden, welches
so lange in Angriff genommen ist und #0 wenig linguisti-
sche Ausbeute geliefert hat, als das unter den Hottentotten.
Der Grund davon liegt in dem. bisher herrschenden Vor-
urtheile, dass es einem Erwachsenen unmöglich sei, das Hot-
tentottische sprechen zu lernen, denn die Kolonisten, welche
es reden, hätten es nur als Kinder erlernt. Unseres Wis-
sens haben es denn auch unter den Hottentotten-Missionä-
ren nur zwei zum Sprechen gebracht, Einer, der Berliner
Missionär Wuras, im 'Kora, der Andere, der Engländer
Henry Tindall, im Nama, und letzterer hat es als Kind
erlernt. Von beiden sind auch Grammatiken da; die über den
"Kora-Dialekt hat Appleyard in seiner Kafır Grammar ab-
drucken lassen, sie ist aber nichts weiter als ein höchst
dürftiger Abriss der Formenlehre; die Nama-Grammautik
ist von Tindall vollständig ausgearbeitet, aber noch unge-
äruckt. — Andere haben wenigstens mit Hülfe der Einge-
bornen Übersetzungen geliefert, und zwar in grüsserem
Umfange nur im Nama. Gewühren auch Übersetzungen
eine Einsicht in die Sprache im Grossen und Ganzen, so
müssen sie doch schon von einer meisterhaften Vollendung
sein, wenn sie eine tiefere Einsicht in das feinere Detail
derselben liefern sollen. Und das ist mit den Übersetzungs-
Arbeiten im Hottentottischen, die uns vorliegen, noch nicht
der Fall. Indessen wird gegenwärtig, namentlich im Nama,
an Ort und Stelle fleissig gearbeitet; auch steht zu hoffen,
dass Dr. Bleek bei seinem regen Interesse für Süd-Afri-
kanische Sprachen auch das Hottentottische zum Gegen-
stande seiner Aufmerksamkeit gemacht habe.
Sollte es nun aber auch, wie zu erwarten steht, durch
reicheres Material begünstigt, der linguistischen Forschung
gelingen , mit grösserer Präcision, als bisher möglich war, die
Affinität des Hottentottischen mit dem nordöstlichen Sprach-
gebiete Afrika's, resp. mit dem Koptischen, festzustellen,
so würde das die Fruge um nichts weiter bringen, wie die
Hottentotten in diesen südwestlichen Winkel des Erdtheils
gekommen seien. Der Gedanke an eine maritime Vermitte-
lung ist wohlfeil, aber, abgesehen von einigen höchst pre-
kären Traditionen der Hottentotten und der bekannten
7
en A
0 Die Hottentotten-Stämme und
Sage vön der Umschiffung Afrika’s durch Necho, auch nichts
weiter als dus. Viel richtiger scheint es zu sein, die Ver-
breitung der Hottentotten nach Norden hin zu verfolgen
und zu untersuchen, ob nicht eine zu Lande vermittelte
Kontinuität der Völker des Südwestens und Nordostens
Afrikn’s bestanden hat oder noch besteht. Geht man dabei
freilich von der Ansicht aus, dass die Hottentotten-Stimme
sich auf das Kapland und die nächste Umgebung dessel-
ben beschrünken, so ist dieser Weg der Forschung von
vorn herein gerichtet. Diese Ansicht ist aber nichts weniger
als erwiesen, und es lohnt «ich im Interesse jener Frage
wohl der Mühe, eine übersichtliche Darstellung der
Verbreitung der gegenwärtig bekannten Hottentotten-
Sitze zu geben; und das soll in dem Folgenden versucht
werden.
Beginnen wir mit der Südküste des Kaplandes. Sie
war noch im Anfange des vorigen Jahrhunderts vom Kap
bis zum Kai’) von rüstigen Hottentotten-Stämmen bedeckt.
Der Kai, wie noch viele Namen jener Gegend, ein Hotten-
totten-Wort, welches „der grosse” scil, Fluss bedeutet, bildete
‚die Grenze gegen die Kaftern.
weidereichen Lande zwischen 'Oamtos und Kai der mächtige
Hier hielt im wasser- und
Stamm der "Gonayua die Grenzhut, woher er auch seinen
Namen — „die Zusammenstossenden” — führte. Von da ab ge-
gen Westen lagerten die "Ganriqua, Sonqua, Attaqua, "Haisse-
qua, Susequn und um das Kap her die "Guncha. Hundert
Jahre später sind alle diese Stämme als solche verschwun-
den. Ihr Land, zur Niederlassung ungleich einladender als
der Westen und Norden der Kolonie, zog vorwiegend Ko-
lonisten an, welche dann auch bald die Herren desselben
wurden und in der bekannten Weise mit den Eingebornen
verführen. Was nicht ausgerottet wurde, musste in ihre
Dienste treten. 1810 wurde der letzten freien Kapitän-
schaft des Sildens ein Ende gemacht, und David Stuurmen,
der sie als der letzte Hänptling der 'Gonaqua begleitete,
starb 1830 als Verbannter zu Nenu-Süd-Wales, Zwei Jahre
zuvor hatte die Ordinance Sir Richard Bourkes’' alle Hot-
tentotten der Kolonie für frei erklärt und dem Vernich-
tungs-Prozesse der Kolonisten gegen dieses unglückliche
Volk Schranken zu setzen versucht. Fiir die Stämme des
Südens kam die Ordinance zu spät; sic waren in ihrer
nationalen Kraft bereits gehrochen und ihr Land konnte
sie ihnen nicht wiedergeben, Etliche Stümme sind bis
auf den letzten Mann ansgerottet; was noch übrig ist, hat
sich an einzelnen Punkten zusammengezogen. Der ungleich
bedentendste
Lande, im jetzigen Distrikte Fort Beaufort.
"Gont-
Sir A, Stoc-
dieser Sammelpunkte ist im alten
!) Kur Orientirung #. Tafel5 0. 20 in „Üeogr. Mitth.'" 1855, 20 wie
Stieler's Hand-Atlas, Nr. sd.
ihre geographische Verbreitung.
kenstrom erliess nämlich 1829 an die Hottentotten der
Südküste einen Aufruf, sich zum Schutze der Grenze
gegen die Kaffern in einem Settlement zusammenzuzichen.
Man leistete dem Aufruf Folge und ungefähr 6000 Köpfe
stark liessen sich dieselben in einer prüchtigen Landschaft
an den Süd-Abhiängen des Winter-Berges am Kat-River und
seinen Zuflüssen nieder. Sie leben da in zwölf Lokatio-
nen; Philipton ist der Centralort, um welchen her Wills-
dale, Wilsonten, Bruceton, Lushingten, Readsdale,, Buxton,
Maasdorp, Vanderkemp, Upshaw, Wilberforee und Tidman-
ton als grössere oder kleinere Ortschaften liegen. Ausser
diesen befinden sich noch fünf andere Hottentotten-Loka-
tionen im 'Gona-Lande: in der Nühe von Grahamstown,
an der Kasugn in Theopolis, in der Nähe von Uitenhagen, ,
in Bethelsdorp an der Algos-Bai und in Hımkey am "Gam-
tos. — Auch verdient noch das bekannte, an 6000 Mann
starke Hottentotten-Regiment der Cape Mounted Riffles er-
wähnt zu werden, welches ala Gamisen in verschiedenen
Orten dieser südöstlichen Distrikte der Kolonie liest. In
den südwestlichen Divisionen sind diese Lokationen minder
bedeutend; so hat die Division Georg nur drei, Avontuur,
Dyeselsdorp und Pucaltsdorp; Zwellendam nur zwei, Zonr
und Zuurbrack ; Caledon gleichfalls die beiden Herrenhuter-
Niederlassungen Genadendal und Elim. Ausserhalb dieser
Lokstionen leben Hottentotten-Familien vereinzelt auf eigene
Hand oder als Taglöhner der Kolonisten; es sind ihrer im
Ganzen aber wenige, und man darf mit ziemlicher Sicher-
heit annehmen, dass die vorhandene Bevölkerung auf den
Die Kopfzahl Aller im Süden
wird 20,000 nieht übersteigen. Der originale Racen-Typus
ist bei ihnen fast ganz verwischt. Bei weitem die Meisten
und Bedeutendsten sind Mulatten und Alle nach Sprache, ,
Sitte und Verfassung kolonisirt.
Lokationen beisammen ist.
Während so im Süden die Hottentotten-Stämme, von
den Kolonisten galrängt und durch die benachbarten Kaf-
fern am Ausweichen behindert, eigentlich erdrückt worden
und keiner Ausbreitung und Entfaltung fähig gewesen sind,
verhält es sich im Westen und Norden anders, Vom Kap
an bis zum-"Garib und über denselben hinaus wohnten
gleichfalls noch im Anfange des vorigen Jahrhunderte mäch-
tige Stimme dieses Volkes, in der Nühe des Kap die
Kochaqua und Udigna, nördlicher die Griqua, und am wei-
testen nach Norden, auf beiden Seiten des "Garib, lag der
mächtige Stamm der Namagqna. Die beiden ersten Stämme
Bis zur Division Clan-
william finden sich nur noch hier und’ da einzelne Mulat-
ten-Hottentetten auf den Instituten; eine in der Nähe von
Worcester noch ver eirigen Jahren versuchte Lokation ist
unbedentend geblieben und wird sich allmälig ganz auf-
lösen, Erst im Gebiete des Olifant in der Division Clan-
sind jetzt spnrlos verschwunden.
Die Hottentotten-Stämme und ihre geographische Verbreitung. 51
william kommen vereinzelte Hottentotten-Familien auf den
Höfen der Kolonisten als Taglöhner häufiger vor; auch lie-
gen noch an einigen Punkten ganze Hottentotten-Kraale,
wie z. B. in den Ücder-Bergen in Wupperthal und an der
Mündung des Olifant auf Ebenezer. Doch ist auch hier
schon die Hottentottische Nationalität stark am Verschwin-
den; gesprochen wird nur noch Kap-Hollündisch, von der
alten Kapitänschaft ist keine Rede mehr, der Kraal steht
unter dem.Feld-Komett; die Einwohnerschaft ist schon
sehr gemischt und das reine Blut bereits in der Minder-
heit; auf dem Kraal von Ebenezer z. B. sind unter 442
Köpfen 139 Hottentotten, 270 Bastard-Hottentotten, 18
Neger (frühere Sklaven) und 13 Mestizen. Dagegen fand
von hier aus, namentlich von Onder-Bokkeveld, "Hantam .
und Roggeveld, wo die alten Sitze der Griqua und Nama-
qua zussammenstiessen, gedrängt von den Kolonisten, gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts eine ziemlich lebhafte Emi-
gration nach Osten und Norden Statt.
Die Träger dieser Emigration sind unternehmende Ba-
starde jener beiden mächtigen Stämme. Die Griqua-Ba-
starde wandten sich nach Osten; zum Theil sind sie auf
dem Plateau um die Karreeberge her sitzen geblieben,
zogen dort lange Zeit planlos umher, bis sie sich gegen-
wärtig an zwei Punkten in geordnetem Gemeinwesen, zu
Amandelboom am West- Abfall der- Karreeberge, in der
Nähe des Zak-Rivier, und zu Schietfontyn an der Ost-Seite
der Karreeberge, grössten Theils gesammelt haben. Seit Ein-
verleibung dieser Gegend in die Kolonie stehen sie unter
dem Civil-Kommissär von Beaufort und haben ihr Land
von der Regierung nur in Jahrespacht, was ihre Existenz,
der andringenden Kolonisten wegen, nicht wenig gefährdet
und sie viel ungünstiger stellt, als die Hottentotten auf
den Lokationen, welche durch früher oder später mit der
“ Regierung aufgerichtete Verträge einen sichern Besitztitel
haben. Die Bastarde versprechen übrigens eine ähnliche
kräftige Entwickelung, wie die Bastarde am Kat-Kiver
und wie ihre Stammesgenossen, welche mit ihnen von dem
“Hantanı auszogen, schon seit einem Jahrhundert nicht ohne
Erfolg erstrebt "haben. Diese Letzteren sind unter dem
ursprünglichen Stamm-Namen der Griqua bekannt, während
die au den Karreebergen schlechtweg Bastarde genannt wer-
den. Sie setzten bei der Priska-Furt über den "Garib und
gründeten am rechten Ufer desselben den bekannten Frei-
staat mit dem Hauptorte Griqua-Stadt, der gegenwärtig
nicht mehr als 400 Einwohner zühlt. Von da verbreiteten
sie sich auch auf dem rechten Ufer des Nü "Garib, wo sie
die Ortschaften Philippolis, Rama, Backheuse und Groot-
fontyn anlegten. Durch ihre unfruchtbare Steppe sehr
ungünstig situirt, vielleicht auch durch das unruhige, wan-
derlustige Hottentotten-Blut in ihren Adern nicht minder
als dureh Europäischen Unternehmungsgeist getrieben, regte
sich schon seit Jabren in den Griqua die Lust zu neuer
Wanderung. Im Norden und Osten von den mächtigen
Betschuanen- und Bassuto-Stämmen eingeengt, richteten sie
ihre Blicke nach dem Nordwesten. Noch vor Dr. Livingstone
und Oswell sind sie an dem Ngnmi; quer durch die ‘Karri-
‘Karri ziehend, lassen sie sich wiederholt bei den stammrer-
wandten Namaqua-Bastarden an den Abhängen des’Awas sehen
und erzählen hier schon 1849, wie etliche ihrer Leute sieben
Tagereisen weit über den grossen See hinausgegangen seien
und, von Osten nach Westen ziehend, ein Gebirge gefun-
den hätten, welches sie die Wittebergen nannten; auf der
Nord-Seite dieses Gebirges liefen die Flüsse nach Norden,
auf der Süd-Seite nuch Süden, und wären immer voll Was-
ser. Es sei ein prächtiges Palmenland, das Überfluss an
Elephanten habe, aber merkwürdiger Weise kein anderes
Wild enthielte, nicht einmal Rhinozerosse; die Leute dort
führen auf Schilfkähnen und seien den Betschuanen ähn-
lich, mit Ausnahme eines mächtigen Volkes, welches von
denselben ganz verschieden und heller von Farbe sei. Die -
jüngste Entwickelung der Freistauten der Boers in der
Nühe der Griqua jst nicht gerade geeignet gewesen, sie zum.
Sitzenbleiben geneigter zu machen, und es wird, seitdem der
Anschluss an die Kolonie nicht beliebt ist, offen darüber
unterhandelt, das Griqua-Land zu verkaufen. Nicht unbe-
deutende Karawanen dieses Stammes ziehen bereits über
den Ngami hinaus, den Teoge hinauf, und haben Libebe,
die Stadt der Bawicko, erreicht, ein Ereigniss, das, wie
bald gezeigt werden wird, nicht als vereinzelte Jagd-Par-
tie anzusehen ist, sondern als ein Symptom der Hotten-
tottischen Emigration nach dem Norden neben mehreren
andern gewürdigt werden muss.
Die Griqua-Auswanderung war aber nicht die einzige,
welche gegen Ende des vorigen Jahrhunderts von ÖOnder
Bokkeveld und "Hantam ausging. Andere wandten sich
von da direkter dem Norden zu, es waren Namaqua And
wiederum Bastarde. Sie führen nach einem der ersten be-
deutenden Kolonisten, der sich in ihren Stammsitzen nie-
derliess, den gemeinsamen Namen der Orlam. Im raschen
grausamen Eroberungszuge unterwarfen sie sich fast alles
Land zwischen dem 'Aub, dem unteren 'Garib, der Küste und
dem Zwachaub, einen Lünderkomplex, der in seiner Längen-
Ausdehnung nicht weniger als siceben Breitengrade um-
fasst. Es fehlte den ÖOrlam das organisirende Talent des
Andries Waterboer, das den Griqua so treflich zu Statten
kam; man musste auch in dem weiten, grossen Lande die
Kräfte zersplittern: desshalb sind die Orlam-Horden jenseits
des ’Garib füst ganz roh, doch, weil ausserhalb der Kolonie,
völlig unabhängig geblieben. Sieht man von dem gemisch-
ten Blute, das sie, und auch nicht einmal alle, in ihren
52
Adern haben, und von den oberflüchlichen Eindriieken der
Kultur ab, welche sie aus der Kolonie mitgebracht und
zum Theil durch Schmausen und Missionäre später empfan-
gen haben, so stellt sich in den Örlam der Hottentotten-
Typus ziemlich ausgeprägt dar. Während die Griqua füst
nur Kap-Holländisch reden, findet man unter den Orlam
sehr viele, welche nur Nama sprechen. Die alte Hotten-
totfen-Art zu leben, die Sitten und Rechte der Väter be-
stehen noch; selbst die alten Namen der früheren Clan-
schaften des Stammes, z. B. der ’Oeicha-ai, der ‘Guun, der
’Kara-Kai-Koin u. 8. w., sind noch im Gebrauch, auch ist
die Kapitänschaft noch vollständig vorhanden. Neben eini-
gen kleineren haben sich aus den Hauptführern der Emi-
gration drei grosse Kopitänschaften gebildet: im Süden
unter dem jetzigen Kapitän David Christian Booi, welchem '
alles Land bis zum "Garib gehört, das vom 'Goangib-Grunde
durchzogen ist und von der Küste an bis auf die Terrasse
des Unuma ') und .seinen südlichen Ausläufer sich er-
streckt, mit den Hauptliegeplätzen Bethanien, ‘Ous und
“Koais; weiter nördlich unter Jan Frederick Booi, der sich
als den Herrn des Landes im Süden des "Kuisib ansieht
und noch keine festen Liegeplätze hat; und endlich unter
Jonker Afrikaner, dem ungleich bedeutendsten Orlam-Kapi-
tün, der das Hochland zwischen *Kuisib und Zwachaub
und den "Awas inne hat und seinen Hauptsitz in "Ai’ gams
oder Windhoek hält.
Die Emigration der Orlam ist so wenig zu stehen ge-
kommen, wie die der Griqua. Raublust, wiederholte Vexa-
tionen der eingesessenen Stämme, die Armutlı des Landes
und der alte Wandertrivb, von Neuem angestachelt durch
die oben erwähnten Pläne der Griqua, drängen die Orlam
schon seit Jahren weiter nach dem Norden. Jonker Afri-
kaner steht an der Spitze dieser Bestrebungen; mit ihm
halten es die allermeisten kleinen Orlam-Kapitäne, welche
noch nicht feste Sitze gefunden haben. In den letzten
beiden Jahren haben die Kämpfe mit den Eingesessenen
die nördlichen Orlam zu sehr beschäftigt, als dass sie ernst-
lich an ihre Wanderzüge hätten denken können. Aber
kaum ist vor zwei Jahren Friede geschlossen, so rüstet man
sich zum Weiterziehen, Vor Kurzem ist einer der tüch-
tigsten kleinen Orlam-Kapitäne, Namens Amraal, der bisher
am :Nosob lag und aus Galton’s und Anderson’s Reisebe-
richten bekannt ist, unterwegs, um eine neue Niederlas-
sung, halbwegs nach Libebe, in dem Gebirgszuge am untern
Omuramba zu suchen; ein Theil des Stammes ist bereits
dahin auf dem Wege. Die Gegend ist noch nie
einem Europäer gesehen worden.
von
") Der Name „Unumn” ist von Kapitän Alexander falsch wieıer-
gegeben, er lautet "Han-ami, d, h. Gebirge, worauf die "Han (Hothe
Zwiebel) wächst, dorselbe Name wie "Hantam in der Kolonie,
Die Hottentotten-Stämme und ihre geographische Verbreitung.
Kehren wir indess noch einmal zum "Hantam zurück.
Das Land von da bis zum "Garib, das sogenannte Klein-Na-
magualand, ist durch die Auswanderung keineswegs von
Hottentotten entblösst worden. Bekanntlich ist es der Kul-
tur sehr unzugänglich; auch die Bergbau-Unternehmungen,
welche mit der jetzt gewohnten stürmischen Hast vom Kap
aus seit einigen Jahren hier wieder begonnen wurden, haben,
bis auf zwei oder drei noch mit Vortheil bebaute Gruben,
unter grossen Verlusten wieder aufgegeben werden müssen,
wie solches auch mit ähnlichen Versuchen der Fall gewesen
ist, welehu jenseits des’Garib, im Innern wie an der Kiiste,
gemacht wurden. Die Kolonisten leben darum nur in den
südlichen Theilen des Klein-Namaqunlandes und auch da
nur sehr vereinzelt. Sonst ist das Land vorwiegend von Na-
narua-Bastarden bewohnt, welche sichan den Plützen Kom-
magas, Ugrabib und Pella gesummelt haben; mit reinen
Hottentotten zusammen sitzen sie in Lilyfountain, auf den
Kamisbergen und in Steinkopf. An den eigentlichen Ba-
stard-Sitzen wird nur Kap-Holländisch gesprochen, auf den
Kamisbergen und in Steinkopf verschwindet das Nama
immer mehr. Aber schon zu Ugrabib redet man fust nur
Nama, und unter den sogenannten Fluss-Hottentotten an
der Mündung des'Garib wird es ausschliesslich gesprochen.
Hier trifft man denn auch auf die ersten reinen Namaqua,
welche sich noch in ihren angestammten Sitzen unter einem
eigenen Kapitän befinden, dessen Besitzrecht auf diese
nordwostliche Ecke der Kap-Kolonie sogar die Regierung
bei der jüngsten Landesvermessung anerkannt hat. Der
Stamm selbst ist in dem kläglichsten Zustande von der
Welt, da sein Land eine vollständige Einöde ist, nachdem
ein Handels-Etablissement an der Mündung des "Garib
den einzigen der Kultur fühigen Boden an sich ge-
bracht hat.
Anders verhält es sich aber mit den freien reinen
Namaqua-Stämmen jenseits des "Garib. Ehe die Orlam ein-
brachen, bestand unter den meisten derselben eine grosse
Bundesgenossenschaft, an deren Spitze der Stamm der 'Kau-
bibkoin, gemeiniglich „rothes Volk” genannt, stand, dessen
Kapitän für das Oberhaupt Aller galt. Von diesem Bunde
haben sich auch jetzt noch Spuren erhalten, ja in nenester
Zeit hat "Oasib, der jetzige Öber-Hiuptling, von seinen
Oberhoheitsrechten wieder Gebrauch gemacht. Durch die
Invasion der Orlam hat der alte Namaqua-Staat allerdings
sehr gelitten, ganze Stämme sind ausgerottet oder unter-
jocht und andere aus ihren alten Sitzen verdrängt worden,
»0 dass diese Namsgqna-Bevölkerung sich eigentlich nur
noch auf der Ostseite des 'Aub bis hinauf zu den Quellen
des :Nosob, mit kleinen Orlam-Haufen untermischt, befindet.
Die 'Kaubibkoin stehen immer noch au der Spitze und
wohnen von Unuma bis "Awas, ohne einen festen Sammel-
Die Hottentotten-Stämme und ihre geographische Verbreitung. 53
punkt zu haben. Der Stamm stellt noch an 1000 mit
Feuergewehren bewaffnete Männer ins Feld, und in seinem
Gebiete liegen mehrere kleine Orlam-Kapitäne, welche als
Vasallen jährlich ein Mutterpferd Tribut zu geben haben.
Weiter nach Westen, in der Ebene am Süd-Ahhange des
“Awns, liegt der Stamm "Huisibs mit dem Sammelplatze
Rehoboth; im Süden die "Kowisin, reine Namaqua, die frü-
her diesseits des "Garib aassen; das Land am Karas-Gebirge
bis zum "Garib haben die "Gammi :nun oder Bondelzwarts
mit den Sammelplätzen Nisbethbath und Hoolesfonntain
besetzt. In allen diesen Stämmen liegt der Hottentotten-
Typus viel intakter vor als in den Orlam, welche auf sie
als auf Wilde mit Verachtung schen. Die Kimpfe um die
Herrschaft im Lande, welche zwischen beiden bis in die
neueste Zeit Statt gefunden haben, ruhen augenblicklich,
nachdem sie in :Nosob Frieden geschlossen haben; ob sie
aber rahig neben einander wohnen können, muss die Zu-
kunft lehren. — Jene alte Bundesgenossenschaft bildet je-
doch keineswegs die äusserste Ausbreitung der Namnqun
nach dem Norden. Die eigentliche Vorhut halten vielmehr
die :Aunin. Von ihnen ist den Europäern bis jetzt nur ein
einziger Stamm zu Gesicht gekommen, nämlich die bekann-
ten Topnaar, welches Wort eine Übersetzung des Nama-
wortes :Aunin ist, d.h. „die an der Spitze”. Dieser Stamm
führt noch den besonderen Namen "Narinku, von der "Nara-
Frucht, welche ihre Hauptspeise bildet. Er bewohnt be-
kanntlich die Walfschbai-Gegend, ist sowohl von Namma-
qua wie von Orlam öfters angefullen und ausgeplündert
worden, behauptet aber immer seine Unabhängigkeit von
beiden. Nach wiederholten Aussagen liegt die Hauptmacht
ihres Volkes weiter nach dem Norden in dem, den Euro-
püern bisher unzugänglichen, Landstriche, welcher die He-
rerö von den Ovambo und den nach der Küste zu woh-
nenden Neger-Stämmen scheidet. Orlam aus dem Zwachaub
sind bei ihnen gewesen und erzählen von grossen Dörfern
derselben, deren eins an 2000 Häuser haben soll.
Während so die Namaqua die unteren "Garib-Länder
und überhaupt den Westen einnehmen und mit den Griqua
zusammen schwerlich die Zahl 30,000 übersteigen, sind
die mittleren und oberen Landstriche des 'Garib von den
"Koranna bewohnt. ° Dieser Hottentotten-Stamm ist früher
sehr bedeutend gewesen und, wie die 'Gonaqua, seine Nach-
barn im Süden, gegen die Kaffern, bildete er gegen die
Bassuto- und Betschuanen-Stämme die Vorhut der Hotten-
totten im Nord-Osten. Da seine Sitze tiefer im Innern
lagen, entzogen sie sich lange Zeit der Kolonisirung. Die
"Koranna sind aber nicht so glücklich wie ihre Brüder im
Westen gewesen, welche durch ihre Einöden vor den Ko-
lonisten geschützt waren. Ihr gutes Laud zog endlich
die letzteren an und gegenwärtig ist in dem schönsten
Theil ihres Gebietes der „Orange-Fluss-Freistaat” als freie
Republik gebildet worden. Das hat denn auch für die
‘Koranna ganz dieselben Folgen gehabt, wie die Entstehung
der Kap-Kolonie für die südlichen und westlichen Stämme.
Die Kolonisten haben sie aus ihren Sitzen gedrängt und
damit den Lebensnery des Volks durchschnitten; der Weg
zur Emigration ist durch mächtige Nachbarn und durch
eino bereits weit vorgeschrittene Versumpfung des natio-
nslen Lebens fast unmöglich gemacht und das ganze Volk
in einer hoffnungslosen Auflösung begriffen, da das Land,
das ihnen verblieben ist, sie eben nur zur üussersten
Nothdurft ernährt. Noch sind die alten Kapitänschaften
and deren Namen vorhanden; es sind im Ganzen 17, von
denen jedoch einige kaum 2- bis 300 Köpfe stark sind;
die stärksten sind auf 2000 Köpfe anzuschlagen und das
ganze Volk mag noch 20,000 zählen. Die meisten liegen
am "Hai "Garib"), und zwar meistens auf dem linken Ufer
desselben; es sind die „Rechthände”, „Linkhände”, „Zau-
berer”, „Springböcke”, „Skorpionen”, „Esel”, „Fiusspferde”
und „Hohen”. Nur Wenige wohnen noch inmitten des
Freistaates mit Griqua und Betschnanen vermischt; unter
ihnen sind die bedeutendsten die „Grossen 'Koranna”, welche
sich am Kl. Vetflusse auf Meremezj niedergelassen haben;
sie sind die am weitesten, nacıı Osten wohnenden Hotten-
totten. Ausserdem erstreckt sich die westliche Ansdeh-
nung des "Koranna-Volkes den mittleren Lauf des Kai
‘"Garib entlang, wo sie als die Stimme des „Buchvolkes”,
der „Katzen”, „Schmalbacken”, „Schneider” und „Gerber”
den Fluss auf- und abziehen, zuweilen bis nach Pella
hinunterkommen und mit den Namaqua zusammenstossen,
welche wahrscheinlich früher in enger'm Verbande mit ilınen
lebten, wie darauf wenigstens die Übereinstimmung der
Namen mehrerer Clansehaften beider Nationen hindentet.
Ohne gernde stark verbastardet zu sein, haben die "Ko-
ranna doch die Einflüsse der Kolonisten mehr nls die Na-
maqua erfahren; sie reden zwar noch ihre Mottersprache,
aber bereits ist viel Holländisches und auch das Sechuana
eingedrungen; die Sprache verfällt sichtlich und mit ihr
die gesammte Nationalität.
Die bisher’ genannten Stümme begreift man unter dem
Namen der Hottentotten oder der Koi-Koin, wie sie sich
selber nennen. Ihre Ausbreitung liegt also klar begrenzt
") Nicht Kai 'Garib, wie gewöhnlich zeschrieben wird. "Garib
kommt von dem Hottentotten-Worte „'gari, laut sein,” ber und beisst
„ler laute, der tönende pd rauschende”, Kai "Garib ist „der Grosse
"Garib’ und diesen Namen führt der Strom rom Zusammenfluss der
beiden oberen Haupt-Zuflüsse an, Der nünllicbe dieser Zufliiser ist
der "Hai "Garib oder Gelbe 'Garib, Vaalttuss, in welchen sich von
Norden her der :Gaub '"Garib oder Herr-'Garib, Hartfluss, ergienst.
Der südliche Zufluss führt den Namen :Nu 'Garib bis dahin, wo sich
in den aus den Quathlamka-Bergen kommenden 'Garib der vop Norden
her tiessende Cnlelon ergieast,
54 Die Hottentotten-Stämme und
vor; sie reichen nach Norden nicht über den 19. Breiten-
Grad hinaus, Wären nun sie allein in Frage, so würde
die oben angedeutete Verbindung zwischen dem Südwesten
und Nordosten Afrika’s wenig Chancen für sich haben.
Es muss aber noch ein Volksstamm Auge gefnsat
werden, der, so vernchtet er auch ist, in dieser Frage von
der grüssten Bedeutung zu sein scheint.
Wir meinen die Saan, gemeiniglich Buschmänner ge-
nannt. Die Vermuthung ist alt, dass sie ausgeschiedene
vagabunde Hottentotten seien, das Proletariat der Nation.
Und daran ist gewiss so viel.richtig, dass die San mit
den Hottentotten zu cin und derselben grossen Völker-
Familie gehören; sie haben mit ihnen einen gemeinsamen
Bacen-Typus, der sich nicht bloss ia der äussern physi-
schen Erscheinung, sondern auch in der Sprache kund
giebt, die bei aller Verschiedenheit doch unleugbar mit
der der Hottentotten an Einem Zweige des grossen sexuellen
Sprach-Stammes gewachsen ist. Das ist aber auch eben so
gewiss fulsch, dass man die Sann ula hlosse Auswürflinge
der Hottentotten ansieht. Im Gegentheil weisen eine durch-
gehende, von den Hottentotten sie vortheilhaft unterschei-
dende Tüchtigkeit, die Selbstständigkeit ihrer Sprache und
ihfe Verbreitung, die weit über die Hottentotten - Sitze
hinausgeht, auf eine urwüchsige Stellung dieses Volkes
in Süd-West-Afrika hin. Es ist nicht unsere Aufgabe, in
eine nähere Untersuchung über das Verhältniss der Saan
zu den Hottentotten einzugehen; genug, wenn beider na-
tionale Affinität feststeht; ber das ist mehr als wahr-
scheinlich, dass die Saan die Ureinwohner dieser Gegen-
den sind und dass die Hottentotten-Stüämme sich über sie
hergeworfen und sie zum Theil ausgerottet oder unterjocht
haben, wie man diesen Prozess bis diese Stunde am Kap
und noch mehr im Namequalande wahrnehmen kann.
Diess erklärt zur Genüge umMl weit mehr als jene Hypo-
these die Stellung und namentlich die Feindschaft, welche
beide Nationen gegen einander haben, stimmt auch voll-
ständie mit den Traditionen der Hottentotten überein,
welche noch heute im Gross-Namaqualande erzählen, dass
sic den Sann das Land abgenommen und sie zu ihren
Knechten gemacht haben.
Wir müssen also nothwendig dieses Volk mit in den
Kreis unserer Betrnchtung ziehen, ja wir halten es für
einen der Haupt-Konduktoren der Forschung über die Ver-
breitung der Hottentotten nach dem Norden, wobei wir
selbstredend den Ausdruck „Hottentotten” in Ermangelung
eines anderen im weiteren Sinne als Kollektiv-Namen für
diesen gesammten grossen Süd-Afrikanischen Volks-, resp.
Sprich-Stamm gebrauchten. R
Die Hauptsitze der Saan im Kaplande sind bekannt
genug; 'sie erstrecken sich von der Kaffer-Grenze im Süd-
ins
ihre geographische Verbreitung.
osten quer durch die Kolonie bie in den Nordwesten der-
selben, — überall ein und dasselbe Volk, zum Theil ge-
zähmt und daun vereinzelt im Dienste der Kolonisten,
zum Theil im Zustand vollständigster Wildheit auf unzu-
günglichen Gebirgen oder in den öüdesten Steppen, von so
enormer Lebensfühigkeit, dass es die unnablässigen und un-
erhörtesten Verfolgungen der umwohnenden weissen, schwar-
zen und gelben Racen Jahrhunderte lang überstanden hat,
das odium aller Nachbarn und dennoch bei aller Verkom-
menheit voller Talente, die geschicktesten Viehhirten der
Kolonisten, tüchtige Kupitäne von Namaqua-Kraalen, Mei-
ster in Jagd und Krieg, in dem aller Plastik bauren Süd-
Afrika der einzige Stamm, der Kirri und Kalabasse nicht
minder als: die Höhlen der Berge mit seinen Skulpturen
bedeekt, voll stolzer Freiheitslust Herr des beinahe vierten
Theils der Kolonie. Sein Hauptsitz in der Kolenie ist
besonders das sogenannte Buschmannsland,; wo es nur dann
und wann einmal von einem Kommando der Bastarde oder
der Kolonisten des Roggevelds oder des "Huntam belästigt
wird und nach Sprache und Sitte noch in voller Ursprüng-
lichkeit lebt, Alle Versuche, welche besonders in den
nordöstlichen Theilen der Kolonie gemacht wurden, die
Saar, wie andere Hottentotten, in Lokationen zusammen-
zuzieben, sind an der Ungunst der Kolonisten gescheitert,
50 viel versprechende Anfünge auch dazu’ gemacht wurden.
Jetzt besteht nur noch eine in Freemanton, einem Saan-
Dorfe an der Südost-Grenze der Kolonie, wo sich unter
dem tüchtigen Kapitän Madoor in der Nähe der Hinduwee,
eines Zuflusses des Kai, am Fusse des Storm-Berges einige
Fingu und Hottentotten mit den Saan vereinigt haben,
welche vom Settlement aın Kat-River aus in Pflege genom-
men sind,
Die Saan beschränken sich nun aber durchaus nicht
auf das Land im Süden des "Garib.
nächst wieder in den Namaqua-Sitzen auf beiden Seiten
des "Aub. Noch che die Orlam in diese Gegend kamen,
waren sie von den Namiayua theils ausgerottet, theils zu
Knechten gemacht: in einzelnen kleinen Truppen achweifen
sie auch jetzt noch unabhängig im Lande umher und wer-
den von den Namanyua mit alter Grausamkeit behandelt.
Ihre Zuhl ist gering. Viel zahlreicher bewohnen sie die
grosse ‘Karri-Karri- — d. h. die „peinigende” — Wüste.
Hier sind sie vollkommen unabhängig und haben sich den
westlichen Nachbarn so furchtbar gemacht, dass sich kein
Namsb oder Orlam jemals durchwagt. Sie sind, wie ihr
Land selber, wenig bekannt, doch liegt ‘uns ein kleines
Vokubnlar aus der "Karri-"Karri vor. Eine Vergleichung
desselben mit dem bekannten Vokabular Liehtenstein’s er-
giebt bei allerdings vorhandenen Differenzen, welche sich
indessen nuch bei den Saan in der Kolonie finden, so
Wir finden sie zu-
Die Hottentotten-Stämme und ihre geographische Verbreitung. bb
dass dort oft die Bewohner nahe zusammenliegender Kraale
sich einander nur mit Mühe verständlich machen können,
eine unzweifelhafte linguistische Identität derselben mit
denen in der Kolonie, wie dern auch die Namagqna rück-
haltslos zugestehen, dass die gelben Nachbarn gegen Osten
ihnen stammverwandt seien. Dieselben beschrinken sich
aber nicht auf die grosse Wüste. Zunächst haben das die
Ngami-Expeditionen konstatirt. Auf der Bai-Strasse zum
See passirt man vom :Nosob aus zahlreiche Stämme der
Sean, mit denen sich Numa redende Orlam nach einigen
Schwierigkeiten nothdürftig verständigen können. Im Osten
des Sec’s, 23 Grad östl. Pariser Länge, hört Dr. Livingstone
zu Matlomaganfa von den Eingebornen Hottentottisch im
Saa-Dislekt reden. Fünf Tagereisen im Norden des Sews
findef Anderson die Saan wieder, welche unter den Bayeye
und deren Unterdrückern, den Betschuanen, in gunz ähn-
lichen Verhältnissen leben, wie unter den Namaqua und
Orlam. Sodann ist der Westen und Nordwesten des Nec’s
nach einstimmigen Zeugnissen glaubwürdiger Hererö, die
sich in vielen andern Fällen durchaus bewährt haben, von
zwei freien Völkerschaften derselben Hautfarbe wie die
Saan bewohnt; die eine, am nächsten bei denf Hererö und
Orambantierü, heisst im Herers Ovia Moschue, die andere,
Osten, führt den Namen Batserandu; die
so sagen die Hererö, sind schr klein und arın,
weashalb sie auch sehr dieke Bäuche dieselben
Bäuche, welche man in der Kolonie „armoed pens” heisst.
Dieselben Meuschen, so sagen alle Hererö, hätten das Land
zwischen den Ovambo und dem 'Garib inne gehabt, be-
vor sie und im Süden die Namayua eingetellen seien.
Ferner findet Galton unter den (vamls, die Saan wieder.
Sie bilden unter diesem Neger-Stamme so etwas wie ein
stehenies Heer. Buschmänner scheinen unter den
Neger-Stämmen naturalisirt zu sein”, erzählt dieser Rei-
sende, „und in den Grenz-Ländern zwischen ihnen bis zu
einer Eutfernung schr weit nordwärts von Ondonga frei
zu sein. Wie kann ich nicht sagen, doch glaube
ich sicher, bis zur Breite von Caconda, Ich halte sie für
einen schr weit verbreiteten Volksstamm.” Üalten hätte
noch Bestimmteres berichten können. Am Zwachaub er-
zählen alle Hererö und im Namayualande ist es ausfe-
machte Sache, dass nördlich von den Ovamb’, nur durch
einen zehn Minuten breiten Strom von denselben geschie-
den, ein rothgelbes freies Volk wolint,‘ welches eine ganz
andere Sprache als die Ovambö redet; die Namaqus nen-
nen es die :Nawusin, d. h. die Kletterer, und die Hererö
Ouronto wmiti, weil in ihrem Lande hohe Palmen-Biume
wachsen, von deren Frucht sie leben und die sic kletternd
hersbholen. Ihr Land ist eben und sandig, voll guter
(uellen; sie machen Gärten, leben in grossen Dörfern und
weiter nach
Leute,
haben,
„Die
weit,
nomadisiren nicht; zuweilen liegen sie mit den Ovambö
in Streit. Hererö geben an einer Stelle dann und wann
durch den Strom, wenn derselbe seicht ist und Aas Was-
ser ihnen nur bis über die Hüften geht.
So wäre die Verbreitung des Hottentotten-Stammes mit
ziemlicher Sicherheit bis zum 17. Breiten-Grade nachge-
wiesen. Das ist aber überhaupt die äusserste Grenze un-
serer genauen Kenntniss des innern Süd-Afrika’s, über die
nur Dr. Livingstone's und Gragn’'s Reise- Routen hinaus-
gehen. Selbst wenn diese beiden Reisenden nichts von
dem Vorhandensein der nördlichen Fortsetzung dieses
Stammes erkundet haben sollten, so wäre damit die Un-
tersuchung noch keineswegs geschlossen, wozu jeden Falls
eine genauere Kenntniss des Innern gehörte, als die ist,
welche, wenn auch noch so umsichtige, Reisende auf einer
vereinzelte Route sich zu verschaffen vermögen. Es wire
namentlich von grosser Wichtigkeit, den fraglichen Gegen-
stand linguistisch zu verfolgen.
Es ist uns nämlich von einem Reisenden versichert
worden, der sich in Habesch und später in Aden aufhielt,
dass es unter den Arabern der dortigen Küsten besonders
dunkelfurbige Stämme gübe, welche die Schnalzlaute in
ihrer Sprache hätten, Auch ist aus Moflat's Mittheilungen
bekannt, dass ihm ein Syrer erzählte, er habe auf dem
Markt von Kairo Sklaven gesehen, welche sehr tief aus
dem Innern Afrikn’s kamen,
andern waren und eine ähnliche Sprache releten, wie die
Hottöntotten, von welcher ihm Moflat ein Specimen gege-
ben hatte. Dr. Livingstone berichtet, dass. der Stamm, den
er in Matlomaganyı im Osten des Ngumi den Dialekt der
minder dunkelfurkig ala die
Saan reden hörte, fast so schwarz wie Kaflern sei, Unter
den “Koranna-Stümmen werden die „Rechthände” und die
„Zauberer” mit dem gemeinsamen Stamm-Namen :Nu ais,
d. h. „schwarzes Volk”, benannt; auch unter den Nama-
qua-Stämmen trügt einer den Namen Gami :mun, womit
sonst der Hottentott die Neger bezeichnet. Wenn schon
diese vereinzelten Erscheinungen darauf hinweisen, dass
die Vertreter des schnalzenden sexuellen Sprach-Stammes
ı Afrika nicht bloss in der uns bekannten gelben Race,
sondern wuch unter den schwarzen Stimmen zu sumehen
seien, und damit die Richtung angeben, in welche die wei-
tere Erforschung der Verbreitung _ dioser Sprach - Fumilie
über den Afrikanischen Boden habe, so thut
das in einem noch viel bedeutenderem Grade die Erschei-
nung eines Volks-Stummes in Süd-Afrika,
erforscht und doch für die
des von der grüssten Wichtigkeit ist.
Wir meinen die unter dem Namen der Damra bekann-
ten Schwarzen der Walfischbai-Gegenden, Man hat
thümlicher Weise auch die dort wohnenden Hererö Damra
einzulenken
der noch wenig
aboriginalen Zustände des Lan-
irr-
56. Die Hottentotten-Stämme und ihre geographische Verbreitung.
genannt; diese haben aber mit jenen höchstens die schwarze
Haut gemein und sind sonst in Sprache und Sitte voll-
ständig ron ihnen unterschieden. Die Damra selbst pro-
testiren gegen eine solche Auffassung, wenn sie sich :Hau
Daman nennen, d. h. „rechte Daman” oder :Hau Koin,
d. h. „rechte Menschen”, Man fand noch vor wenigen
Jahren Werfte der Damrn auf dem Unuma - Gebirge; so
weit haben sie nachweislich gegen Süden gewohnt. Sie
sind indessen in ähnlicher Weise von den Namaqua und
Orlam ausgerottet und unterjocht worden und werden noch
immer unterjocht, wie es mit den Saan jener Gegenden
geschehen ist. Doch findet man noch jetzt kleine freie,
unter eigenen Kapitänen stehende Damra-Werfte in den
Bergen zwischen "Kuisib und Zwnchaub, mitten unter Na-
maqus. Im Norden des Zwachaub behaupten sie schwer
zugängliche Höhen, wie Eronge, Ketjo, Konjati und den
Gebirgszug, aus welchem die Zuflüsse des Omuramla kom-
men, gegen die Angriffe der Hererö, die diess Damra-Land
vor noch nicht 100 Jahren in Besitz nahmen. Als voll-
ständig freie Leute aber und als Herren des Lander woh-
nen sie am untern Lanfe des Omuramba, und zwar hier
mit den freien Stämmen der Saan in gutem Einverstünd-
niss beisammen.
Dieses schwarze Volk ‘nun redet die Hottentotten-
Sprache. Man hat diese merkwürdige Erscheinung daraus
erklären wollen, dass die Damra die Sprache ihrer Unter-
drücker, der Namaqua, angenommen haben, Allein zu-
nächst ist noch gar nicht ausgemacht, dass sie den Nama-
Dialekt reden. Leider ist die Untersuchung durüber bis
jetzt schr ungenügend geführt worden; man berichtet nur,
sie sprächen Nama, aber schlecht; das erinnert an die
Saan. Sodann bleibt es bei dieser Annahme völlig uner-
klärt, wie die freien Damra-Stämme zu dieser Sprache
gekommen sein sollen. Und endlich ist bei ihnen nicht
die Spur einer Erinnerung vorhanden, dass sie jemals an-
ders geredet hätten. Wir lassen also jene Annahme fallen.
Näher scheint es zu liegen, an eine Übertragung des Saa-
Dislekts auf die Damra zu denken. Hoffentlich werden
bald Damra-Vokabulare zu Gebote »tehen; dann wird man
schen können, ob und wie weit Dama und Saa überein-
stimmen. Uns ist das von vorn herein wahrscheinlich,
da zwischen beiden Volks-Stämmen ein besonders gutes
Vernehmen Statt findet, welches cine Paritäts-Stellung bei-
der vermuthen lässt. Ob nun desshalb in beiden oder in
einem oder dem andern die Urbswohner Süd-Afrika's zu
schen seien, das ist etwas so Hypothetisches, dass wir diese
Frage hier einfach ruhen lassen. Aber das scheint uns
von der grössten Wichtigkeit zu sein, bei der Entdeckung
des Innern Süd-Afrika’s darauf zu achten, ob unter den
Schwarzen die Hottentotten-Sprache sich weiter nach Nor-
den fortsetzt. Sollte dann auch im ganzen Innern nichts
weiter von einer gelben Haut zu finden sein, so wäre die
Verbreitung der Sprache Grund genug, einen auf dem
Landwege vermittelten Zusammenhang des Nordostens und
Südwestens Afrika’s anzunehmen.
Der Indische Archipel.
Fon H. Zollinger auf Java”).
{Nehst Tafel 3.)
Umfang und Name des Indischen Archipels. — Was ich
unter dem Indischen Archipel im weitesten Sinne des
Wortes verstehe, das lässt sich geographisch durch folgende
Linien umschreiben:
") Wie wir bereits im vorigen Hefte dieser Zeitschrift {p, 1) er-
wähnt haben, ging uns diese Arbeit in drei Briefen aus Jara de dato;
16. Mai, 13, und 30. Oktober 1857, au; im ersten derseiben heisst
oa bezüglich des vorliegenden Aufsatzes: „— Da ich Ihnen ron Zeit
zu Zeit Mittheilungen aus dem und über den Indischen Archipel inachen
werde, so dürften einige einleitende Worte uls irundlage meiner künftigen
Darsteliungen sehr am llatze sein und für den Leser manchen Finger-
zeig enthalten, der ihm das Verständniss nicht nur erleichtern, sondern
auch eine, weht ich nieht irre, nene Anschauungsweise gewähren wird.
Wenn meine Ideen, wie ich sie hier in kurzen Zügen entwickeln werde,
nicht so nen sein sollten, wie sie mir scheinen, #0 kann ich dech mit
gatem Gewissen versichern, dass ich sie nirgends geschöpft habe, als
ats der Anschauung selbst, und dass mir bis jetst kein Werk bekasnt
ist, aus dem ich sio hätte entnehmen können.’
a) Im Süden dureh den 12% Südl. Br. vom 90 bis 140°
Östl. L. von Paris.
b) Östliche Seite. Erst vom 12 bis 10° Südl. Br. lüngs
dem 140 Längengrade und von hier über das Kap de Du-
mont d’Urville und bis zum Nordost-Kap der Insel For-
mosa in nahezu 26° Nördl, Breite.
e) Nördliche Seite. Erst die Nordküste vom Formoss
bis zum Nordwest-Kap derselben Insel; von hier bis zum
Kap Negrais in .Hinter-Indien und dem 90% Östl. L.
Diese Linie streicht nahezu über die Flussmündungen der
Flüsse von Sangen, Thaimen und Irawaddi, also über den
Hintergrund der Meerbusen von Tonkin und Martapan.
d) Die westliche Seite wird abgeschlossen durch den
90° Östl. L., so dass die Archipele der Andaman- und Ni-
Der Indische Archipel. . 57
kobar-Inseln ebenfalls innerhalb der Grenzen begriffen
sind, wie im Süden die Kokos- und Weihnachts-Inselehen.
Formosa ist auf diese Weise auch noch in das grosse
Areal des Indischen Archipels eingeschlossen. Es spre-
chen hiefür verschiedene Gründe. Diese grosse Insel bil-
det gleichsam den nördlichen Schlussstein der bezeichne-
ten Inselwelt und soll überdiess vulkanischer Art sein und
im Innern eine Bevölkerung haben, die eher der Malayi-
schen oder Öcennischen Race angehöre, als der Mongo-
lischen.
Nehmen wir die südöstliche Inselwelt in ihrem grossen
Ganzen, dessen kontinentalen Mittelpunkt Borneo bildet,
so unterscheiden wir zwei Theile:
1} einen intrakontinentalen, d. h. die ganze Inselwelt
zwischen den Kontinenten von Australien und Asien, wie
ich sie so eben umschrieben habe, und
2) einen extrakontinentalen, der im Osten des 140. Län-
gengrades peripherisch die Insel Neu-Guinen und den’
Australischen Kontinent umkreist und weiterhin in zahl-
lose Inselgruppen sich auflöst.
Der letztere Theil ist in der Geographie längst unter
dem Namen von „Polynesien” bekannt. Als analoge Be-
nennung für den ersten Theil schlage ich den schon von
Französischen Geographen angewendeten Namen „Malesien”
vor, eigentlich eine Abkürzung für den Namen Maluinesien,
der nicht mit Unrecht auf die Prüponderanz des Malayi-
schen Stammes und mit noch grösserm Recht auf die vor-
herrschende Verbreitung der Malayischen Race hinweist.
Ich ziehe die wollklingende Benennung Malesien derjeni-
gen von Melanesien vor, weil letztere mit vollem Rechte
nur auf die Inseln passt, welche von Menschen des Papua-
nischen Stammes bewohnt werden, also nur auf die Inseln
des südöstlichen Gebietes,
Sollte meine nördliche Grenze zu weit gezogen erschei-
nen, #0 schlage ich vor, dieselbe vom 90. Lüngengrade an
über die Südspitze der Halb-Insel von Martapan nach dem
Durchschnittspunkte des 120% der Länge und des 20°
Nördl. Br. zu ziehen und von da wieder bis zum Kap
d’Urville Dann fallen die insularen Glieder des Chinesi-
schen Kontinentes, wie Formoss und Hainan, nicht mehr
in das Arcal des eigentlichen Indischen Archipels. Die
Geographen in Europa mügen hierüber entscheiden. Meine
Ansicht ist bloss ein bescheidener Vorschlag.
Fertheilung der Ländermassen und Beziehungen Malesions
zu den umschliessenden Kontinenten. — Der Kontinent von
Asien sendet vier deutliche Glieder nach Süden, die
Arabische, Vorder-Indische und Hinter-Indische Halb-Insel
und den abgerundeten Kontinent von China. Erscheint
das letzte Glied als Ländermasse weniger vorgeschoben
und-isolirt, #0 bildet die Inselreihe von Formosa und den
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft II. .
Philippinen dennoch eine sehr deutliche Fortsetzung die-
ses vierten Gliedes. Wir werden gleich sehen, auf welche
merkwürdige Weise diese viertheilige Bildung in den Ar-
ehipelagischen Gruppen sich wiederholt. Im Ganzen ge-
nommen liegt die Indische Inselwelt in der Richtung von
NW, nach SO. zwischen den beiden Kontinenten ausge-
breitet und schliesst sich dort zunächst an Hinter-Indien
und Chine, hier an Tasman’s-, Arnheim’s-Land und Neu-
Süd-Wales (oder Torres-Land) an. Schon die beiden Kon-
tinente zeigen deutliche Übergänge zur insularen Bildung,
indem sie sich in eine Reihe von Halb-Inseln auflösen, im
NW. wie im 50, Noch entschiedener finden wir diese
Transformationen in der Inselwelt selbst wieder. Es ist
ein Gesetz, dass hier die grössten Inselmassen am nüch-
sten ap die Kontinente sich anschliessen und um so klei-
ner werden, je weiter sie sich von diesen entfernen.
Die drei Glieder ersten Ranges, drei der grössten In-
seln der Erde, schliessen sich unmittelbar an die nahen
Kontinente an: Sumatra, Borneo und Neu-Guinen, Drei
Glieder des zweiten Ranges folgen deräuf als die nächsten
Glieder und mehr nach Innen gewendet: Java nach Su-
matra, Celebes nach Borneo und Lusson nach Formosa,
das insofern eine Ausnahme bildet, als hier das grüssere
Gebilde nach Innen, das kleinere nach Aussen liegt. Die
westlichen Halb-Inseln Neu-Guines’s dürfen wir ganz ruhig
als insulare Glieder des zweiten Ranges betrachten, welche
vor die kontinentale Masse des eigentlichen Neu-Guinea
gelagert sind. Und sollte man die Ansicht verwerfen, so
treten bier Halmaheira (Gilolo) und zum Theil auch noch
Amboina als Glieder der zweiten Ranges auf. Timor er-
scheint gegenüber den mächtigen Massen von Tasman’s-
Land ebenfalls als Glied des zweiten Ranges.
Hat schon diese Vertheilung der Lindermassen viel
Gosetzmässiges, so ist die bereits erwähnte viertheilige
Gliederung noch eine weit auffallendere Erscheinung. Ich
habe sie zuerst angedeutet für den Kontinent Asien. Es
bleibt mir nun übrig, sie noch weiter nachzuweisen.
Gliederung der insularen Massen und der anliegenden
Kontinente. — Zunächst ist es Hinter-Indien selbst, das
eine Spaltung in vier parallele Erhebungen von vier
Lündermassen erkennen lässt. Die westlichste besteht aus
der Halb-Insel Martapan oder Martaban, begrenzt im Osten
durch das Stromgebiet des Suluen und den Meerbusen von
Martaban. Die zweite ist die äusserst merkwürdige kon-
tinentale Verlängerung von Unter-Siam und der Halb-Insel
von Malacca, die ihrem ganzen Wesen nach mehr Insel
als Festland ist. Die dritte besteht aus dem Gebirgslande
zwischen den Flüssen von Bankok und Kambodja oder
den Provinzen ÖOst-Sinms und den westlichen Provinzen
Anams. Die vierte ist das Gebirgsland von Cochinchina,
8
58 ”
das sich parallel mit dem müchtigen Flusses 'Kambodja’s im
Osten desselben von NW. nach 50. ausdehnt. Der Eng-
lische Reisende Earl will behaupten, dass diese vier Ket-
ten durch Sumatra und Borneo sich fortsetzen und jen-
seits der Querreihe der Sunda’schen Vulkane in Timor
und Australien aufs Nene emporsteigen !).
Wir kennen die betreffenden Länder und Inseln noch
zu wenig, um hierüber „schen entscheiden zu können;
denn es scheint mir, dass Eurl's Auseinandersetzung noch
allzu sehr hypothetischer Natur sei und viel zu wünschen
übrig lasse.
Schon Sumatra zeigt Spuren dieser Zertheilung im SO.
Vor den Niederungen Palembangs breiten sich die Inseln
Banka und Billiton aus, während die Siidküste in drei
scharfe Spitzen ansläuft, die durch die Meerbusen von
Samangka und Lampong von einander getrennt sind. Ge-
genüber auf Java korrespondiren drei ähnliche nordwest-
liche Vorsprünge, welche durch die vulkanischen Inselchen
in der Sunda-Strasse mit jenen verbunden scheinen.
Weit deutlicher schon breitet sich Borneo in vier öst-
liche Arme aus. Die nördliche Ecke schliesst sich durch
die Banguei-, die Balabak-Inseln und die langgestreckte
Insel Palawan an die Philippinen an. Den zweiten, nord-
östlichen, Arm bildet die Halb-Insel Unsang; sie setzt sich
in den Sulu-Archipel und durch diesen in den Archipel
der Philippinen fort. Der dritte, östliche, Arm endet in
dem Vorgebirge Kemungan und findet in dem nördlichen
Celebes eine beinahe rochtlinige Fortsetzung. Eben so
deutlich tritt der vierte, südöstliche, Arm in der Tanı laut
und der davor gelagerten Insel (Pulo) Laut, hervor.
Die östliche vierfache Spaltung von Celebes und Hal-
maheira (Gilolo} noch näher nachweisen zu wollen, wäre
Zeitverschwendung.
Anders verhält es sich mit den nördlichen und öst-
lichen Inseln, wo eine Nachweisung nicht überflüssig sein
dürfte. Der Philippinische Archipel sendet vier Arme
oder Fortsetzungen nach Süden. Der westliche verbindet
sich durch die Palawan-Inseln mit Nord-Borneo, der zweite
durch den Sulu-Archipel mit Nordost-Borneo, der dritte
vom südlichsten Vorgebirge Magindanao’s aus mit dem
nönllichen Arıne von Celebes, der vierte endlich vom glei-
ehen Ausgangspunkte durch die Morotai-Inseln mit Hal-
maheira.
Für Neu-Guinen lassen sich die vier Glieder sowohl
nach dem Östen, als nach dem Westen nachweisen. Die
letztern freilich sind weitaus schärfer ausgesprochen. End-
lich wendet auch Australien in den’ Vorsprüngen von Neu-
"} Earl, G. W., Contributions to the physical Geography of Bouth-
easters Asia and Australia, London, 1#53.
Der Indische Archipel.
Süd-Wales (im Norden Kap York) und den dreien von
Nordwest-Australien seine vier Arme nach dem NW., d.h.
dem Centrum des Indischen Archipels.
So schen wir die uuffallende Erscheinung, dass alle
kontinentalen Massen und die grüsern Inseln im Indi-
schen Archipel auf derjenigen Seite am stärksten geglie-
dert erscheinen, welehe von den Kontinenten abgewendet
und dem Herzen des Archipels zugekehrt ist, dass diese
Erscheinung selbst für Asien and Australien im grösseren
Manssstabe gilt, und ferner, dass diese Gliederung eine
wiederholt viertheilige ist.
Die geologische Bildung des Indischen Archipels. — Es
ist längst bekannt genug, dass die Indische Inselwelt aus
vorherrschend vulkanischen Gebilden zusammengesetzt ist
und zu den vulkanreichsten Gebieten der Erde gehört.
Indessen müssen wir uns die Vertheilung der Vulkane so-
wohl als der geologischen Massen überhaupt doch noch
etwas nüher betrachten.
Die Indische Vulkanenreihe beginnt an der Westküste
von Martaban mit einem Inselchen, Tscheduba genannt, in
etwa 19° Nördl, Br. Sie zieht sich dann in der Form
von dem Viertheil eines Kreisbogens über die Andaman-
"und Nikobar-Inseln, über Sumatra, Java und die kleinen
Sunda-Inseln bis zu dem Vulkane der Insel Banda. Auf
diesem Kreisbogen stehen zwei Vulkanenreihen wie Halb-
messer des nämlichen Bogens, beide von der Westkiste
von Formos ausgehend, ihrem nördlichen Endpunkte.
Die eine Reihe zweigt sich schon in den Philippinen ab
und steigt so ziemlich in der Richtung des 118® der Länge
kinunter bis zur Südepitze von Üelebes (wo sich der jetzt
unthätige Lumpu Bateng über 8000° hoch erhebt), folgt
der kleinen Insel Salajer, die in ihrer östlichen Bergkette
rein trachytischer Nutur ist, und schliesst sich endlich
durch den Gunung api an Bima und Flores an. Die üst-
liche Reihe zweigt sich ebenfalls in den Philippinen ab,
geht in südöstlicher Richtung durch die Insel Magindanao
hinunter bis zu Halmaheira und Morotai und endet in
der nordwestlichen Ecke Nen-Guinea’s,
Hier zweigt sich ein neuer Kreisbogen ab, der Austra-
lien im Norden und Osten umgürtet und in Neu-Seoland
sein Ende erreicht. Von Formosa hinwieder steigt ein
Bogen durch die Japanischen Inseln hinauf nach dem
Norden bie Kumtschatka, mit der Wölbang nach Osten
gewendet, wührend die Archipelagische Reihe dieselbe nach
SW., die Australische nach NO. richtet.
Den Mittelpunkt dreier Reihen bilden auf diese Weise
die Molukken, d. h. ins Besondere die Inselehen der Banda-
Gruppe. Die westliche können wir die Sunda’sche, die
nördliche die Philippinische und die östliche die Polyne-
sische nennen. Hie und da gehen Nebenzweige ab, über
Der Indische Archipel. 59
deren Zusammensetzung wir häufig noch im Unklaren sind.
So x. B. wissen wir noch immer nichts Gengueres über
den hohen Pik im Norden von Borneo, den viele Seefah-
rer als einen Vulkan betrachten. In der Meerenge an
der Südspjtze von Timor befindet sich ein Schlammvulkan,
und der „Jara Courant” berichtet, dass vom 26. auf den
27. Dezember 1856 der Berg Dun bane auf der Westküste
derselben Insel einen vulkanischen Ausbruch hatte, bei
dem zwei Menschen durch herunterfnllende Steine erschla-
gen wurden, während bisher Timor nicht für vulkanisch
gehalten wurde, Magindanao ist mit dem gänzlich vnl-
kanischen Mensdoe auf Colebes durch die Sangir-In-
seln verbunden, welche ebenfalls im Jahre 1856 auf
schreckliche Weise durch die Eruption des Berges Awu
» (d. h. der Aschenberg) auf Gross-Sangir heimgesucht wur-
den, Es war diess den 2. März. Es sind 2806 Menschen
ums Leben gekommen. Die vulkanischen Gebirge des In-
dischen Archipels gehören mit wenigen, äusserst seltenen
Ausnahmen den trachytischen Bildungen an. Wahren Ba-
salt fund ich bisher auf Java nur an Einer Stelle, Obsidian
nur an zweien und einmal auf Bali. Lava im eigent-
lichen Sinne werfen die Archipelagischen Vulkane nicht
aus, sondern glühende Steine, die ihre Form noch bewah-
ren, Sand und Asche; zuweilen bricht Schlamm hervor,
und Ergüsse von Dümpfen und Gasen sind häufig. Urge-
birgs-Formationen treten nur auf den Inseln auf, die den
Kontinenten nahe liegen, eben so die ältern Neptunischen
Bildungen. Wir finden sie auf Sumatra, wo die Vulkane
sie durchbrochen haben, auf Borneo und Timor und dem
extraperipherischen Samba. Neu-Guinea enthält sie ver-
muthlich auch, wiewohl wir darüber noch nichts Bestimm-
tes sagen können. Eben so sind wir noch im Ungewissen
über die beiden mittlern Arme von Celebes, wo die vielen
Metalle {z. B. reichliches vortreffliches Eisen und Gold)
auf ältere Bildungen schliessen lassen. Auf Java ist Gra-
nit nur in der westlichen Ecke aufgefunden worden, näm-
lich an den Berggehüngen von Jasinga. Ich vermuthe, es
seien emporgehobene Stücke, welche der Gunung Gede (so
wird der bezügliche Berg genannt) mit in die Höhe ge-
rissen ').
Ausserordentlich weit verbreitet ist die Kalkbildung
der Tertiür-Formation, und zwar eine der jüngsten, wie
die zahlreichen Petrefakten derselben beweisen. Sie geht
in quartäre Korallenbildungen über, die noch stets sich ver-
mehren und längs der Küsten der grössern Inseln unzäh-
lige Riffe und insuläre Bänke bilden. Bald ist die Ter-
tiär-Formation aufgehoben, wie an vielen Punkten der
: 7) Rigg, 7, Sketch of the Geology of Jasinge. Verhand. van het
Batar. Geuotseh. XV, p. 121. ‘
Südküste Java's und im Norden der Preanger Regentschaf-
ten auf derselben Insel, ferner an den Westküsten von
Celebes, Salajer, Timor u. a. Inseln. Bald ist sie horizon-
tal gelagert und nur um wenige Fuss, zuweilen auch um
einige Hunderte, über den Wasserspiegel emporgehoben ;
so ebenfalls an der Südküste des östlichen Java, wo sie
unter Anderm das Tafelland von Proa formt, auf ähnliche
Weise das südöstliche Tafelland von Bali und Lombok,
die südwestliche Ecke von Sumbawa, die langgestreckten
Hiügelreihen der Residenzen Japara, Bembang und Sura-
baja (im Norden Jara’s), die sich dann durch die Insel
Madura weit nach Osten fortsetzen bis an Bima vorbei, als
ein gefürchtetes und wenig gekanntes Labyrinth von In-
selchen, die nur zu häufig den Seeräubern zum Zufluchts-
ort dienen. Auch Sumatra hat an seiner Südwestküste
einen langen parallelen Saum von niedrigen Inseln der
Tertiär-Formation, die schon von Horsfield') deutlich be-
schrieben und auch auf der geologischen Skizze der Karte
von Raffies entschieden angedeutet ist. Es ist also un-
richtig, zu sagen, wie es in der Vorrede des Werkes von
Herrn Junghuhn über Java geschieht, dass dieser zuerst
die Tertiär-Formation auf Java entdeckt und naschgewie-
sen habe.
Eigenthünlichkeiten der vnlkanischen Gebilde einiger Theile
des Indischen Archipels. —— Zunächst weise ich hier auf
die ganz verschiedenen Verhältnisse der absoluten und re-
lativen Höhe, welche zwischen der Ost-Asistischen und Cen-
tral-Amerikanischen Vulkanenreihe Statt findet, hin. Diese
baut sich auf hohen Plateaux auf und die Kraterkegel ha-
ben trotz ihrer grossen absoluten Höhe dennoch nur eine
geringe relative, die von derjenigen der ersten Reihe
weit übertroffen wird. So finden wir, dass der Cotopaxi
in Süd-Amerika bei 17,900 P. F. nur eine relative Höhe
von 8900 Fuss hat. Das Gleiche gilt von dem Gualatieri
in Bolivia und dem Aconcagua in Chili (siehe Naumann’s
Geologie, I, p. 84). Von den Indischen Vulkanen dagegen
steigen die meisten, und zwar gerade die höchsten, entweder
mit dem gunzen Fusse oder doch einem Theile desselben
aus der See oder der Ebene auf, so dass ihre relative Höhe
mit der absoluten zusammenfällt. Eine Ausnahme bilden
viele Gipfel in Sumatra, wo indess der Ophir auch 9329
Fuss?) aus der nördlichen Ebene emporsteigt. So kommt
es, dass man weiter nach Osten aus See, im Norden oder
Süden füst alle höhern Berge, so zu sagen sich vom Ufer
an emporthürmen sieht.
Der Rindjani (Pik) auf Lombok hat eine Höhe von
7) Horsüield, On the Mineralogy of Java, Ibid. VIL, p. 139.
2, Es sind bier stots Iheinlündische Fuss angegeben (1 Bärinl,
Fuss = (gg Par. Fuss).
Br
60 Der Indische Archipel.
13,378 Fuss, relativ wie absolut !), der Semiru auf Java
eben so 11,910 F., der Slamat 10,899 F., der Ard-
juno 10,708 F., der Tambora auf Bima 9017 F. Über-
troffen werden solche Höhen nur vom Kliutschewskaja-
Sopka in Kamtschatka mit 14,790 P. F. Indess hat der
Tambora vor seiner Eruption in 1815 wohl auch diese
- Höhe gehabt.
Zweitens verdient es unsere Aufmerksamkeit, dass die
Konfiguration der Inseln» des Archipels gänelich abhängt
oder besser im innigsten Zusammenhang steht mit ihrem
geologischen Bau, und; wir können als Gesetz aufstellen,
dass da, wo die vulkanische Bildung vorherrscht, die In-
seln die langgestreckte Ausdehnung nach einer Längen-
Achse angenommen haben, insofern sie nicht gänzlich in
isolirte Stöcke getrennt sind, wie in der Sunda-Strasse und
zwischen Java und Sumbawa und östlich von Flores; es
zeigt sich diess am deutlichsten bei Java, Sumbawa und
Bima, Flores, überhaupt in der Reihe der kleinen Sunda-
Inseln, als ein Ganzes genommen.
Wo dagegen die vulkanische Bildung zurücktritt, da
zeigt sich eine gleichmissigere Bildung der Ländermassen
nach Länge und Breite. Öbenan steht hier Borneo, dann
die Hauptmasse von Neu-Guinen, Wir müssen indess ab-
sehen von den parallelen Reihen der Tertiär-Formation,
die sich vermuthlich an den meisten Stellen auf die vul-
kanischen Bildungen aufgelagert hat. Wahre Übergangs-
Formen sind Sumatra und Timor, wo die vulkanischen Ge-
bilde mit ältern Gebirgs-Formationen gepaart gehen.
Wenn wir von der Ansicht ausgehen, dass die Ost-
Asintischen Vulkane eine grosse Kette bilden, so unter-
scheiden wir die Knotenpunkte und die trennenden Glie-
der. Thalbildungen in der rein vulkanischen Region sind
äusserst selten und beschränken sich auf die vulkanischen
Kessel, die unten stets geöffneten Binnen, und eigentliche
Thäler zeigen sich nur da, wo zwei parallele Reihen neben
einander fortlaufen oder mehrere Knoten zusammentreffen.
Das wahre, charakteristische trennende Gebilde sind die
Gebirgs-Sättel, die in ihrer horizontalen Projektion nach
„den Enden sich ausweiten, näch der vertikalen sich aus-
tiefen, also gerade die untgegengesetzten Eigenschaften
der eigentlichen Thüler haben. Von der absoluten Hühe
dieser Sättel hängt es ab, ob eine Ländermasee zur lang-
gestreckten Insel wird, oder in einzelne Inselchen mit
einem oder wenigen Knoten auseinanderfällt.
Im westlichen Java erreichen diese Gebirgs-Sättel eine
N Ich halte diese Mossung das Herrn Melrill von Carnbie für rich-
tiger als die von Smits mit 21,490 F. da ich selbst für einen
niedrigeren Gipfel desselben Gebirges eine Höhe von 10,000 Pass ge-
funden und den höchsten Gipfel wohl noch 3000 F. über mich em-
porragen sah.
viel bedeutendere Höhe als im Osten. Z. B. zwischen
Salak und Pangerango etwa 1600 F. Zwischen Tankuban
prau und Bukit tunggul 4558 F. Zwischen Pengalen-
gan und Passir Kiamis 5981 F. Kleton, auf dem Sat-
tel zwischen Sindoro und Sumbing, 4727 F, „ Magelang,
zwischen Sindoro und Sumbing einer Seits und Merapi
und Merbabu anderer Seitz, etwa 1200 F, Selo, auf dem
Sattel zwischen Merbabu und Merpi, 5049 F. Von
hier an treffen wir plötzlich fürmliche Tiefländer, so zwi-
schen dem Merapi und Lawu die Stadt Solo mit 292 F.,
zwischen dem G. Lawn und Wilis die Stadt Madiun in
233 F. Höhe, Kediri zwischen dem G. Wilis und Klut
204 F, Lawang (dem Schweizerischen Worte „Klaus” ent-
sprechend) zwischen Ardjuno und Tengger-Gebirge 1723 F.
Klakka zwischen Tengger-Gebirge und Lamongan 734
F., Bondowosso im Kessel zwischen Ijang, Baun und G.
Ranu 874 F,
Mit einem Male sinken nun diese Gebirgs-Süttel unter
das Nivenn des Meeres und bilden die tiefen Meerengen
von Bali, Lombok, Allas, Sapi u. s. w., durch welche mit
faat unwiderstehlicher Gewalt die Strömungen des Oceans
hin und wieder fluthen ').
Sehliesslich wenden wir uns zu den Knoten selbst, die
uns zuerst durch das häufige Vorkommen von Zwillings-
Bildungen, sei es in ihren Kratern oder Gipfeln, auffallen
müssen, welche auf einfache oder wiederholte Bifurkationen
der vulkanischen Schlote im Innern hindeuten.
Schon der Salak und Gede erscheinen, von Batayin aus
gesehen, als ein grosses Zwillingspaar. Der Gede im wei-
tern Sinne thÄlt sich aber in eirck 7800 Fuss Höhe
in den Gede im engern Sinne mit dem noch thätigen
Krater und den nusgebrannten Gipfel des Pangerango *).
Der Patulıa trügt die Reste zweier Krater und die Gipfel-
krater des Tankuban prau sind noch beide thätig. Im
mittleren Java gruppiren sich paarweise die herrlichen
Sumbing und Sindoro, Merbabu und Merapi. Östlich er-
heben sich stolz der Walirtn und Ardjuno über 10,000 F.
und fassen zwischen sich das niedrigere Paar der G. Kem-
bar ein, die freilich auch erst über 8000 F. sich erheben.
Das Tengger-Gebirge und den Semiru kann man als ge-
pearte Systeme betrachten. Der letztere geht in zwei ge-
trennte Spitzen aus, deren südöstliche gerade in lebendi-
ger Thätigkeit verkehrt. Im Innern des Tengger-Gebirges
paart sich erst der bekannte Bromo mit dem länger erlo-
') Im Jahre 1845 suchten wir vergeblieh mit dem ausgezeichneten
Dampfer „Bromo“ die Strömung der Meerenge von Bali zu überwinden,
die mit einer Geschwindigkeit von 8 Meilen per Stunde nach Süden
drang.
”) Schon viel früher und öfter bestiegen, als Junghabn in seinem
Worke über Jnva angieht.
Der Indische Archipel® 61
schenen Widodarin, und diess wieder mit dem isolirten
Gunong Batok. Der jetzt so thätige Lameongan hat neben
sich in Nordosten einen höhern bewaldeten Gipfel (der
suf Junghuhn’s Karte gänzlich fehlt), Turup geheissen. Er
besitzt einen 4- bis 500 Fuss tiefen erloschenen Krater,
von dessen Rand wir in den kleinen Krater des eigent-
lichen Lamongan hineinsehen konnten. Smits giebt die
Höhe des Tarup zu 5238 F. un, vermuthlich, wie
manche seiner Höhen, zu niedrig.
Det mächtige: Raun hat als Zwillingsbruder den G.
Suket neben sich, Der Merapi, die höchste Spitze des
Idjen (9725 F.), trügt auf seinem Gipfel zwei beinahe
gleich grosse Krater. Dasselbe gilt (nach der Aussage der
Eingebornen) vom G. Agung huf Bali und nach meiner
eigenen Anschauung vom G, Tambora auf Bima und vom
G. Api am nördlichen Eingange der Strasse von Sapi.
Die Knoten selbst sind wieder an Ausdehnung, Zusam-
mensetzung und Höhe sehr verschieden. Den Gebirgsbau
von Sumatra kenne ich, ausser in den Lampong, nicht aus
eigener Anschauung. Im westlichen Java treten sie ala
grosse Massen auf, deren Gliederung nicht #0 scharf her-
vortritt: so in den Preanger Regentschaften und weiterhin
im Dieng-Gebirge und seinen Aceessorien. Dann aber tritt
plötzlich nach Osten hin eine scharfe Gliederung auf, die
einzelne Knoten deutlich isolirt und als einfache Riesen-
Pike oder komplicirte Systeme deutlich hervortreten lässt.
Sumbing und Sindoro eröffnen den Reigen, es folgen Mer-
babu und Mernpi, das Gebirge Lawn, das Gebirge Wilis,
die majestätische Gruppe, welche den Penangungan, Ar-
djunso und Waliran, Kawi und Klut oder in Nordwesten
das zerrissene Gebirge des Brubu in sich begreift.
Dann folgen das Tengger-, Semiru- und Lameongan-Ge-
birge, weiterhin der Ijang mit Ringgit und Ranu. Der
letzte grosse Knoten ist das Raun-Idjen-System. Die Inseln
Bali und Lombok können wir je als einen Knoten be-
trachten. Bima und Flores endlich enthalten Reihen vul-
kanischer Erhebungen, die weiter östlich wieder in einzelne
Inseln auseinanderfullen.
Vom Ardjuno an treten die Knoten als mehr oder we-
niger deutlich gegliederte Systeme auf, die sich durch eine
höchst ‘merkwürdige analoge Bildung auszeichnen, auf
welche ich bereits 1845 in einer kleinen Arbeit hin-
wies, welche in „het Tijdschrift voor Neerl. Indie, Jaar-
gang 1846, I.” unter dem Titel „Bijdragen tot de kemmis
der gebergte-systemen in Oost-Java” zuerst erschien. Spä-
ter hat sie die Naturforschende Gesellschaft in Zürich in
ihre Mittheilungen aufgenommen (1848, Nr. 25 und 26),
leider von einer Unzahl von Druckfehlern entstellt. Seit
ich die Arbeit geschrieben, haben mir spätere Reisen man-
nigfultig Gelegenheit gegeben, meine damals ausgesproche-
nen Ansiehten bestätigt zu sehen, zugleich aber auch
Vieles zu berichtigen, und endlich hat mir meine Reise
nach Bali letzten Monat September gestattet, einen klaren
Blick in das östlichste Gebirgssystem dieser Insel zu wer-
fen. Darum und weil eine Übersicht dieses Baues die
Grundlage meiner folgenden Schilderungen bilden wird,
gebe ich die Auseinandersetzung nochmals in vermehrter
und berichtigter Gestal. Wo der Bau zur vollständigen
Ausbildung gelangt ist, sind es folgende Bestandtheile,
die wir überall wiederfinden:
1) der grosse Erhebungskrater, in einen weiten, ganzen
oder durchbrochenen Ring ausgebildet;
2) die Eruptionskrater, bald einer, bald mehrere, bald
frei im Innern, bald an den Erhebungskrater angelehnt;
3) der Hauptecitenschlot, zuweilen einfuch, zuweilen
selbst wieder ein komplieirtes Gebilde; bald auf den Rand
des Erhebungskraters aufgebaut, bald frei ausserhalb des-
selben stehend ;
4) ein accessorischer Seitenschlot, meist isolirt, niedrig,
zerrissen und stets ausserhalb des Erhebungskraters, oft
so fern, als ob sie ein Bindeglied mit dem’ folgenden
Systeme ausmachten;
5) endlich die Thalschle des Erhebungskraters selbat.
Ausgebildet im vollen Sinne ist der Bau nur in-den Sy-
stemen des Tengger-Gebirges, des Raun-Idjen, des Bator
auf Bali, des Rindjani auf Lombok. Nur unvollkommen
und in blosen Andeutungen zeigt er sich im Ardjuno-
System, im Ijang, in der mittleren Gruppe von Bali, die
ich noch nicht hinlänglich kenne. Sie umfasst von Westen
nach Osten den Bata Kau (Pik von Tabanan der Karten),
einen namenlosen Gipfel, den Batu Lesson, einen zweiten
namenlosen Gipfel, den G. Bratian, Parang bulia und
Tapsai und birgt in ihrem Schoosse die See'n von Tam-
blingan, Bujan und Brattan. Die erste, westliche, Gruppe
ist ein Chaos von vulkanischen Trimmern obne wahrnehm-
bare Anordnung, ohne sichtbaren Mittelpunkt. Das Chaos
ist unbewohnt und wasserarm. Im Norden an der Küste
brechen einige warme Schwefelquellen durch den Korallen-
kalk empor, so in der verborgenen Bucht von Banju we-
dan in der St. Nikolas-Bai. In das nachfolgende Schema
ist daher nar die dritte, nordöstliche, Gruppe aufgenommen.
System ').
T. Kint- Ardjuno,
1) Erhebungskruter, Sohle des Kessels, Kruptionskrater, Hauptsei-
tensehlot: Kapn man dem Klut {4819 Rh. F. Jungh.), den Kawi (9128
Hh. F. Jungh.), den Ardjuno (10,708 Kh, F. Jungh.), die Kembar-
Gipfel, den Waliran (10,058 Rh. F. Zoli.) und das Brubu-Gebirge in
NW. (+,4000% nieht ala ein zusammengehöriges System betrachten,
”) In dem beigegebenen Profilen, welche die drei ausgebildetsten
Systeme zur Parallele darstellen, verbält sich der Höhen-Maassstab
zum Längen-Maussstab wie 2:1. Das Profil des Tengger-Gebirges be-
62 Der Indische Archipel,
als ein grosses Ring-Gebirge, in welchem statt eines einheitlichen Er
hehungskraters diese Riesenschlite sich gehoben haben? Dann ist das
Hochland von Ngantange die erntenle Soble in 1914 Eh. F, Höhe,
2) Accessorischer Seitenschlot: Pengangungan im N. 5ötl Ri FE.
Zollinger, mit erloschenem, aber wohl erbaltenem Arster. Durch den
Satte) von Trawas (242P Eh, F.) mit dem Weliran verbunden.
IL Tengger-Oebirge.
1) Erhehungskr.: Das Tenigger-Gebirge, geschlossen. Höhere Punkte:
Penanjaän (7677 Rh. F. Zell.) im N., Ider-kiler (Weg über den); im &,
(7677 Rh. F. Jungh.), Lombung im ®., höchster Punkt des Bingen
(8448 Rb. F. Jungt.). Wobnungen noch bis fiber BONN P, Kessel
über I geogr. Meile lang und *, geogr. Meile breit.
2) Soble des Kussels: Dasar, die „Bandace‘. Mittlere Höhe etwa
6TUO F. (6617 bin 6862 Jungh.), zieht sich als Ellipse um die Eruptions-
krater herum. Eine Sandwüste im Kleinen. .
8) Bruptionskr.: Die Gruppe des Widodarin mit drei Krutern. Der
höchste Gipfel, &. Kumbang, nach Junghuhn #253 Rh, Fuss, Das nord-
östliche Knie bildet der thätige Bromo (7326 Kh. F. Jungh.). Neben-
an staht der kegelfürmige und hulbbewuchsense G. Butok, wohl 7500
Bh. F. hoch.
4) Hauptseitenschlot: 4#. Semira im 8. Nordwestlicher Gipfel
11,811 Ei F. nach Zoll. 11,878 Rh. F. Jungh., 11,610 Ki. F. Smits
(irigonometrisch). Jetzt ist der südästliche Gipfel schr tbätie. Nach
Junghuhn ist der Semiru der Sritensehlot eines kleineren Systoms mit
dem G. Gumber als Ring und dem G. Gara als Eriptionskrater.
5) Access. Seitenschl.: Der G, Lamangun in steter Thütigkeit, etwa
50 P., während der Zwillingsgipfel inNÜO,, der Tarup, erloschen und
bewachsen ist (etwa 5800 F.). In W. der Sattel von Alakka (734 Ri.
F. Jungli,), im O, der von Tiris gegen den Ijaug etwa 1200 F,
III Ljang-Gebörge.
1} Erlı.-Kr.: Ein durch tiefe Rinnen in Keile zertheiltes Hochland
mit vielen Platenux von 6- bis BONO PL Ohne andere gemeinsame Na-
men als Lang. Ein Gipfel in ©, heisst Krintjing (#268 Kb. F, Zoll),
ein niedrigerer, steiler Vorberg in NO. 6. Sujimg.
2) 8. des K.: Noch unbekannt. Vielleicht das Pinteau (Togalan)
Doiuwang, wo der Fluss von Hesuki entspringt (#688 Rb. F. Zall.).
& Er.-Kr.: Obne Namen. Wir entdeckten ihn, «ls ich mit Herrn
Bosch vom Argopuro zurlekkehrts und nach Norden zog. Von diesem
contralen Kegelberge aus ziehen sich sternfürmig mach allen Seiten tiofe
Spalten.
4) Hptsschl.: Argopure im westlichen Rande (9605 Bl. P. Jnnzh.).
Mit Überbleibseln von Bittstätten und nicht von Tempeln, wie Jung-
huhn sagt. Auf dem Ardjun» und Waliran kommen sie noch höher vor.
5) Ascen. ®.: G. Ringgit in NO. (3822 Hb. F. Melsilh). Im Jahre
1566 bei einer Bruption rvingestürzt und zersprengt, so dass scharfe
Zucken‘stohen blieben und im Innern eine grause Wiiste entstand.
IV. Kaun- Idjen.
1) Erh.-Kr.: Den King bilden die Berge Haun (10,830 Ith. F,
Melr.}, Suket, Kendang, Kokonan, Krater des Widadarin (7315 Rh. F.
Jungh.) mit dem anstossenden Merapi (9725 Rh, F. Jungh.) dem Idjen
bildend, G. Ranti (d2#2 Rh. F, Mele.; und Pendil (7485 Rh. F. Melr.).
Durchbrochen im N. rom Sungipeit, ferner zwischen Ranti und Pendil,
Pendil und Raun.
2) 8. des K.: Die Flächen von Ungup-Ungup {5868 Bh. F. Zeil),
von Gending walu u. =, w Es sind dies wellenfürmigr Granfluren
mit einzelnen Quellen. Wohl eine geogr. Meile lang und ®, geogr.
Meile breit.
ruht auf der Karte des Horm Junghuhn und einem Panorama, lesen
Umrisse ich 1844 von NW. aufgenommen. Bei den beiden andern
Profiicrn beruhen die Längenverkältnisseo auf blosen Sehitzungen.
Die Höhen auf Java sind entweder burometrische (Junghuhn) oder
bypsometrische (Zollinger) oder trigonometrisch gemessene (Melvill und
Smits). Die meisten Angaben über Bali stammen von mir her und sind
barometrische Höhen, während ich auf dem Rindjaui aur die Höhe des
Sankarean annähernd bestimmen konnte, die andern darmach, so wie
nach der Messung dos Hurrm Melrill aber schätzte,
Die durchbrochenen Linien deuten an, duss die Umrisse nicht sicher,
sondern nur auf Vermutbungen gestützt, gezogen sind.
M Er-Kr.: Die kleinen Kegel von Gending wulu im 8, des Pla-
tean'n, Niedrig, erloschen, mit Grus bewarlisen,
4) Hptsuchl.; Hamm und Adjen. Der erktore stünst zuweilen noch
gross» Dumpfwolken aus. Am Idjen ist der Krater des Widndarin
tkütig, der 1817 noch eine verwüstenile Eruption hatte,
5) Arcess. 8.: G, Baluram im N. Ein sersprengter Kogel mit em
loschenem Krater im Grunde. (Noch 4612 Kl. F. nach Zeit) Von den
Javanen Telasa Wurung genannt, von den Serfahrern G. Seılano,
V, Batur-Gebirge auf der Insel Bali,
1) Erh.-Kr.: Der G, Bator im weitern Sinne, rinfärmigz weschlos-
sen, Mittlere Höhe 4500 P, Tielster Punkt in N. Höchste Punkte;
G. Sukawana im W, (5444 Rh. F.), G. Tulsk Biu im 0, zwei Gipfel,
von denen der höhere auch 5, Abang heisst und 6776 F. bach int,
Die äuserren Gehänge sind zur in NO. und ©, steil, sonst aber achır
sanft in die Tiefe verlaufond. Durchmesser eine geogr. Meile auf #5.
2) 8. des K.: Ringfüruig, Im 8... W. und N. ein engen, sandiges
Thal, im O. ein tiefer See fon Faden’), Dane Hutor gemnmmt, etwa
4 geogr. M, lang, ?, M. breik,
#) Er-Kr.: Der @. Bator im engeren Siane, etwa Gin F, hoch,
Ein steiler Gipfel mit vier Kmteru, von denen rinige in steter Thätig-
keit sind und ungeheuerse Dampfwalken ausstsssen. Grause Sehlacken-
»tröme wenden sich nach alles Seiten und die jüngrten sind 8 Jule
alt. Vegetation im W, bie zu 140 Rh. F.
4) Hpisschl.: Im 0. ausserhalb des Hinges der ti. Ayung mit zwei
Kratern (ünch Melrill 10,511 Eh. F.). Bis hinauf bewuchsen,
5) Accıms. 5.: Im NO, des G. Agung der 15. Saraja, ein xerrisae
ner Kassel mit senkrechten Wänden im Innern, kaum mehr üher 2ODO
F. hoch, durch den Bergsattel im 5. von Tjulik mit dem G. Agung
verbunden.
PL. Rindjani auf der Insel Lombok, »
))Erh.-Kr.; Ein einziger haher Ring, geschlossen, im N, aın niedrienten.
Der Siüdwest-Gipfel heisst Sankarean: ich fand ihn über 10,000 P.
hoch, Gegen 8. schlienst sich ‚laran der G, Bandeire, etwas niedriger;
im N. bildet die Kratermauer der U. Waijan (#500 F. hoch) und den
Hauptknoten bildet im NO. der Rindjeni im engeren Sinne (Pik von
Lombok nach Melsill 13,378 Rh. F.) mit einem Krater auf dem Gipfel,
% 8. des K.: In etwa 7 F. Höhe ein grünen Thal mit Weide
und Kasuariven, im W. sin tiefer blauer See, Dana (oder Bügara) anık
genannt, Der einzig mägliche Zugang ist von Norden her.
9 Er-Kr.: in der Mitte zwischen &ce und Ebene «in bewachsener
grüner Kegel, kaum über 500 F, bach.” Er mwuchte ein wenig, als ich
inich auf dem Gipfel des Sankarcan befund,
4) Uptsschl.: Der fi. Rindjani «elbet, der einige tansend Kurs
unter dem Gipfel keine Vogetation mehr hat, sondern mit Asche und
Geräölle überschüttet ist.
5) Accems, 8: Unbekannt, Entweder gar nicht vorhanden, oder
sollte es der Q, Sumbulun in NO, sein, der den Rindjani, wie ich
hörte, in einem ringlörmigen Segmente umgehe?
Auffallend ist das Verhalten der accessorischen Seiten-
schlöüte. Alle liegen im Nordosten oder Norden des grossen
Systems und scheinen der Sitz gewaltiger vulkanischer
Thätigkeit gewesen zu sein, oder sind es noch. Der
Penangungan hat zwar seine Form erhalten, aber drei fast
keilförmige Vorsprünge um die Mitte des Berges denten
darauf hin, dass einst das innere Feuer wohl nahe daran
war, ihn ebenfalls auseinander zu sprengen, wie ich sie
denn wirklich. als durch abyssodynamische Kräfte heraus-
getrieben glaube.
Der Tamongan ist jetzt einer der tkätigsten Vulkane
Java’s und so durchgebrannt (die ruuchenden Spalten zie-
hen sich bis zum Fuss nieder), dass ihm wohl das Ein-
stürzen in nicht allzu ferner Zukunft bevorstehen dürfte.
Ringgit, Balaran und Saraja haben diess Ereigniss bereits
erlitten, und es wäre gar nicht unmöglich, dass erst seit
James’ und Babinet's Planigloben-Entwürfe,
»ihrem Einsturze die Thätigkeit der Hauptschlöte wieder
begonnen. So beweist der Umstand, dass auf dem Argo-
puro der Krater durch die alten Bittstätten durehgebrochen
ist, dass seine Thätigkeit erst begonnen haben kann, seit
der Mohamedanismus sich auf Java verbreitete und die
Hindu-Tempel verlassen wurden; denn auf eine brennende
63
Stätte hätten die Eingebornen weder Terrassen aufgebaut,
noch Töpfe hingestellt, wie Herr Bosch sie bei seinem
ersten Besuche gefunden hatte.
Ganz dasselbe Verhältnis scheint mir zwischen dem
Baluran und den verschiedenen Kratern des Idjen, zwi-
schen dem G. Sarıja und G. Agung zu bestehen.
Über H. James’ und J. Babinet's Entwurfsarten für Planigloben.
Fon Herm. Berghaus.
(Mit Karte, s. Taf. 4.)
Au dem allgemeinen Fortschritte erdkundlicher Disei-
plinen in letzterer Zeit auch die Projektionslehre Theil
nehmen zu schen, muss um so erfreulicher sein, als in
diesem wichtigen Zweige der Mappirungskunst, welcher
der bildlichen Darstellung der Erd- und Himmelsräume
den festen Rahmen oder das Baugerüst darbietet, bis da-
hin ein ziemlieher Stillstand herrschte, da fast ohne Aus-
nahme alle Methoden zur Konstruktion der Orientirungs-
Linien der Erdkugel in die Ebene älter sind als unser
Jahrhundert. Ds der in der Überschrift bezeichnete Ge-
genstand unseres Wissens in einer Deutschen Zeitschrift
dahin einschlagenden Inhalts bisher noch keine Erwähnung
erfahren, so dürfte eine Besprechung desselben in diesen
ja jedem Zweige der Erdkunde gewidmeten Blättern nicht
übertlüssig sein. Zur besseren Beurtheilung und Charak-
teristik der in Rode stehenden Entwurfsarten aber scheint
es, auf die Gefahr bin, bekannte, obwohl nicht gerade all-
gemein geläufige, Dinge zu wiederholen, förderlich, die vor-
züglichsten der bisher angewendeten Methoden einer kur-
zen vergleichenden Übersicht zu unterwerfen. Von den
die Projektionslehre ausschliesslich behandelnden Werken
ist eins der vollständigsten wohl jenes von Tob. Mayer,
obschon es durch schr umständliche Darstellung und Be-
weisführung der Übersichtlichkeit entbehrt. Anschaulich-
keit in gedrängtester Form bietet ein im vorigen Jahre
erschienenes Buch von dem um die Förderung des geo-
graphischen Unterrichts in den Österreichischen Staaten
hochverdienten K. K. Rath A. Steinhauser, welches
neben den Grundzügen der Messkunst, Anleitung zur
Ausführung geographischer Zeichnungen und Angabe der
dabei anzuwendenden Hülfen und Vortheile‘ eine Übersicht
der bisher gebrüuchlichen Netzentwürfe in so fasslicher
Darstellüng enthält, dass der Entwurf schwieriger Projek-
tionen such ohne Anwendung der mathematischen Hülfs-
mittel durch mechanische Konstruktion möglich wird.
Bei der Unmöglichkeit, die Oberfläche der Kugel oder
nur eines Theiles derselben genau wmd ohne Fehler in
eine Ebene zu projieiren, werden die Mängel der Kon-
struktion um #0 bemerkbarer werden, je grüsser der dar-
zustellende Theil der Kugelfläche ist, am betrichtlichsten
also bei Darstellung der Kugelhälfte oder der ganzen
Sphäre, während bei einem Stücke von 4 bis 5 Graden in
Länge und Breite der Fehler 445 des Ganzen betragen,
also in kleinem Maassstabe fast nicht bemerkbar sein würde.
Diese unvermeidlichen Abweichungen durch Vertheilung
zu verringern oder von einem bestimmten Gesichtspunkte
aus zu regeln und je nach dem Zwecke des zu entwer-
fenden Erdbildes die eine oder die andere Eigenschaft des
Kugelnetzes, — entweder die rechtwinklige Stellung der
Meridiane und Parallelen, die Kreisgestalt derselben, Gleich-
heit und verhältnissmüssige Grüsse ihrer Theile oder rich-
tiges Verhältnis der Flächenräume, — und da nicht alle zu-
gleich berücksichtigt werden können, möglichst viele dieser
Eigenschaften hervorzuheben, ist die wesentlichste Aufgabe
der Mappirungskunde Am vollstündigsten entsprieht den
angeführten Bedingungen die Entwurfsart von Bonne, die
sich über Asien, den grössten Kontinent, ausbreiten lisst,
ohne dass die Fehler schr merklich werden, und fast bis
an die Hüänder hin die Anwendung ein und desselben
Maassstabes gestattet. Da dieselbe auf Planigloben nicht
anwendbar ist und hier vorzugsweise von den auf die
Hälfte oder einen grösseren Theil der Kugel anwendbaren
Netzen, die zugleich ein der äusseren Kugelgestalt ähnli-
ches Bild ergeben, die Rede sein soll, so kann sie eben
so wie Flumsteed’s Entwurfsart und die Konstruktionen
durch Abwickelung auf eine Kegelfläche (Murdoch's Pro-
jektion oder die eylindrische Abwickelung von Mercator)
hier nicht in näheren Betracht kommen.
Wird die Halbkugelflüche als von ein und demsel-
: ben festen Punkte aus betrachtet angenommen, so regeln
sich beim Entwurf derselben in die Ebene die Abweichun-
gen von der wirklichen Gestalt nach den Gesetzen der
Perspektive, es erscheinen also bei der gekrümmten Ober-
fläche der Kugel nur die der mittleren Gesichtslinie nü-
64 James’ und Babinet's Planigloben-Entwürfe.
heren Theile in einem annähernd richtigen Verhältniss, auf
Kosten der je mehr von derselben entfernten, um s0 mehr
verschobenen Theile. Je uschdem der angenommene Ge-
sichtspunkt dieser perspektivischen Entwurfsarten entweder
an der Oberfläche der Kugel oder in unendlich weiter
Ferne ausserhalb oder im Mittelpunkte derselben be-
findlich gedacht wird, theilen sich die häufiger angewen-
deten Entwurfsarten in eine stereographische, orthogra-
phische und Central-Projektion. Da nun die mittlere Ge-
sichtslinie entweder auf den Äquator oder den Pol oder.
irgend einen Punkt ausser denselben senkrecht auffallend
angenommen werden kann, so sind für jede der genannten
Projektionen wieder drei Entwurfsarten möglich, eine Äqua-
torinl-, eine Polar- »und «ine Horizontal-Projektion, was
neun verschiedene perspektivische Darstellungen der Kugel
ergiebt.
Die älteste derselben, die steresgraphäche Projektion,
welche schon von Hipparch (200 Jahre vor unserer Zeit-
rechnung) angewendet wurde, ist noch gegenwärtig die
für Erd- und Himmelskarten am meisten angewendete,
Sie zeichnet von einem an der Kugeliläche angenommenen
Augenpunkte die Linien der diesem Punkte gegenüber-
liegenden Hälfte der als hohl und durchsichtig gedachten
Sphäre auf-die Ebene des auf der mittleren Gesichtslinie
seukrecht stehenden grössten Kreises. Die Abstände der
Meridiane und Parallelen, welche bei der Äquatorial- und
Horizontal-Ansicht wirkliche Kreisbogen sind, während bei
der Polar-Ansicht erstere gerade Linien und letztere ganze
Kreise bilden, wachsen daher bei gleicher Eintheilung des
äusseren Umfangs von der Mitte nach der Peripherie zu,
und zwar wie die Tangenten der halben Bogen, wodurch
nach dem Rande zu die Flüchenräume derartig auseinander
gezogen werden, dass die äussersten Theile viermal so
gross erscheinen als die mittleren. Die Projektion muss
daher das Gegentheil von dem Eindruck der convexen Ku-
gelgestalt geben, das Bild einer hohlen Schale, deren innere
Seite in der Projektions-Ehene sich darstellt, wesshalb bei
Anwendung dieser Entwurfsart auf die Erdräume alle Lünder
dieser Erdhälfte in verkehrter Lage gezeichnet werden
müssten, also z. B. Afrika zur Rechten, Australien zur
Linken, Da aber die Figuren nach ihrer wirklichen Orien-
tirung eingetragen werden, so entsteht eine ganz unna-
türliche Konkavität, was bei den rein ideellen Voraussetzun-
gen, auf denen diese Projektion beruht, das Verstehen der-
selben erschwert. Diese, so wie die durch das unriehtige
Verhältniss der Flächenräume zu einander und die zu
starke Krümmung der Parallelen verursachten Übelstände
werden bei weitem nicht durch den Vorzug der wie auf
der Kugel als wirkliche Kreisbogen sich darstellenden und
rechtwinklig schneidenden Meridiane und Parallelen auf-
gewogen, wesshalb wir die ursprüngliche Anwendung die-
ser Projektion auf Sternkarten, wo der Standpunkt des
Auges gegenüber dem als Hohlkugel gedachten Firmament
ein natürlicherer ist, für geeigneter halten, als für Erd-
Hemisphären. Dass sie in Deutschen und Französischen
Atlanten zu Erdansichten immer noch fust ausschliesslich
gebraucht wird, ist zum Theil vielleicht dadurch zu er-
klären, dass sie unter allen perspektivischen Kugel-Pro-
jektiönen am leichtesten zu entwerfen ist.
Den Gegensatz zu der stereographischen bildet die
orthographische Projektion, welche den Gesichtspunkt in
unendlich grosser Entfernung von der Kugel annimmt, s0
dass simmtliche Gesichtslinien als keinen Kegel, sondern
einen Cylinder bildend, daher als parallel und senkrecht
auf die Projektions-Ebene fallend betrachtet werden. Die
Entfernungen von der mittleren Gesichtslinie verhalten
sich daber wie die Sinus ihrer Bogen, d. h. sie nehmen
von der Mitte der Projektion nach dem Bande zu bedeu-
tend ab, und zwur in viel höherem Grade als im umge-
kehrten Sinne bei der stereographischen Entwurfsart. Bei
der orthographischen Äquutorial-Projektion erscheinen die
Breitenkreise als gerade Parallel-Linien, die Meridiane als
Ellipsen, bei der Polar-Ansicht erstere als Kreise, letztere
als konvergirende gerade Linien, und in der Herizontal-
Projektion beide als Ellipsen. Die orthographische Ent-
wurfsart gewährt von allen am meisten den Eindruck der
Kugelgestalt, so wie etwa die Erde vom Monde aus ge-
sehen sich darstellen würde, zieht aber an den Rändern
die Figuren so zusammen, dass sie zur Übersicht der Erd-
theile nicht wohl dienen kann, ihre Anwendung vielmehr
auf astronomische Zwecke, namentlich zur Darstellung der
Mondoberfläche, beschränkt bleibt. *
Durch die Central-Projektion, bei welcher der Gesichts-
punkt im Centrum der Kugel befindlich angenommen wird,
lässt sich die Oberflüche derselben wie die sechs Seiten eines
Würfels auf sechs Quadraten darstellen. Da die Dimensionen
derselben von der Mitte nach dem Rande zu, aber noch
stärker als bei der stereographischen Entwurfsart, nämlich
im Verhültuiss der Tangenten der ganzen Abstände auf
der Kugel, wachsen und, weil die Tangente von 90° un-
endlich gross ist, es unmöglich wird, die volle Hälfte der
Kugel in Einer Ebene zu entwerfen, so ist sie, zumal die
Parallelkrejse Hyperbeln und daher schwierig zu konstrui-
ren sind, während die grüssten Kreise als gerade Linien
erscheinen, zur Darstellung der Erdräume wenig geeignet,
zum Entwurf von Himmelskarten jedoch, wie z,’ B. die
Doppelmaier'schen, mit Vortheil zu gebrauchen, da man
gewohnt ist, die Sterne so zu betrachten, als befünde sich
dus Auge im Mittelpunkte der sogenannten Himmelskugel.
Der stereographischen Projektion verwandt und als eine
James’ und Babinet's Planigloben-Entwürte. 65
Modifikation derselben zu betrachten ist die Entwurfsart
von De In Hire, bei welcher der Gesichtspunkt nieht wie
bei jener an der Oberfläche der Kugel, sondern ausser-
halb derselben in der Verlängerung des Radius (R) so
weit von der Oberfläche entfernt angenommen wird (R.
0,7071008), dass die gleichen Abstände des Äquator und
Mittelmeridians der Kugel auch in der Projektions-Ebene
(des grössten Kreises) gleich erscheinen. Bei gleicher Gra-
duirung der Peripherie sind daher auch in der Äqnaterial-
Projektion die Längengrade auf den einzelnen Parallelen
gleich, wogegen die Breitengrade vom Mittel-Meridian nach
beiden Seiten hin zunehmen. Meridiane und Parallelen bil-
den elliptische Bogen, deren einzelne Punkte mittelst Ab-
scissen und Ordinsten durch Rechnung zu bestimmen sind,
aber auch durch eine leichte Konstruktion gefunden werden,
indess der Kreisgestalt so nahe kommen, dass sie bei kleinem
Maassstabe der Projektion statt jenes etwas weitläufigen Ver-
fahrens ala Kreisbogen ausgezogen werden können. Diese
Entwurfsart, vorzugsweise Globwlar - Projektion genannt,
bildet den Mittelweg zwischen der orthographischen umd
stereographischen und ist daher der letzteren gewiss vor-
zuziehen, zumal nur nach den Seiten hin eine Vergrüsse-
rung stattfindet, welche, da die Breitengrade am Rande etwa
um die Hälfte grösser sind als auf dem Mittel-Meridian,
sehr gering gegen die Verzerrungen bei jener erscheint.
Die Äquatorial-Projektion, von de la Hire zu Sternkarten
bemutzt, wurde, wie es scheint, zuerst von A. Arrowsmiih
zu einer Weltkarte angewendet nnd findet sich meisten-
theils in den Erd-Ansichten Englischer Atlanten. Die
Polar-Projektion eignet sich besonders zu Sternkarten, in-
dem ‘dieselbe sich wegen der gleichen Abstände auf den
Meridianen leichter über den Äqnator hinaus verlängern
lässt, als dis stereographische, welche die Räume jenseits
des Äquators zu übermässig ausdehnt.
Während bei den perspektivischen Entwurfsarten die
Hauptsache ist, die Kugel als Ganzes betrachtet wiederzu-
geben, und wegen des einen Gesichtspunktes das Verhält-
nies der einzelnen Theile weniger in Betracht kommen
kann, so suchen die zum Unterschiede von den ersteren
sogenannten nicht-perspektivischen Projektionen, da bei
ihnen die Voraussetzung der Veränderlichkeit des Gesichts-
punktes gilt, wonach das Auge sich senkrecht über jedem
Punkte der zu projieirenden Flüche befinden könne, auf
verschiedenen Wegen jener Bedingung mehr zu genügen,
mit Ausnahme von Mercator's Projektion, die, bekannt ge-
mug in ihrem Nutzen für die Schifffahrt und ihrer An-
wendung zu allgemeinen physikalisch-geographischen Dhar-
stellungen, wegen günzlicher Abweichung von der Kreis-
gestalt mit den übrigen Planigloben nicht wohl verglichen
werden kann.
Petermaan’s Geogr. Mittbeiluugen. 1858, Heft II
Die einfachste nicht-perspektivische Entwurfsart beruht
auf dem Prinzip gleicher Abschnitte auf den Parallelen und
Meridianen, hat aber vor der Globular- Projektion den
Vorzug, dass, während die Meridiane gewisse nach aussen '
hin immer stärker gekrümmte Kurven sind, die Breiten,
ähnlich der Flamsteed’schen Projektion, gerade Parallel-
Linien bilden und dadurch die Flächen innerhalb je
einer Zone gleich bleiben, obwohl hierdurch die gleiche
Eintheilung der Periphörie eingebüsst wird und die Flü-
chenräume nach den Polen zu progressiv bedeutender aus-
gedehnt werden, so dass 100 der Länge unter dem 60. u. 70.
Grade ‚der Breite 112 und 95 Deutschen Meilen entsprechen,
während sie bei der vorgenannten Projektion nur 83 und
60 und in Wirklichkeit, die Erde als Kugel betrachtet,
75 und 51 Meilen betragen. Obschon diese Entwurfsart,
die wir wegen ihrer Ähnlichkeit mit Flamstoed’s Kon-
struktion wie diese nennen wollen, besonders wegen der
geradlinigen Parallelen der stereographischen immerhin
vorzuziehen würe, ihre Gestalt der Kugel noch leidlich
ähnlich sieht und numentlich sehr leicht, durch ganz
mechanische Konstruktion, zu verzeichnen ist, so hat
sie doch bis jetzt sehr wenig Anwendung gefunden. Die
als gerade Parallel-Linien sich darstellenden Breiten-
kreise gestatten es, das Netz über die Hemisphäre hinaus auf
die ganze Erdiliche auszudehnen, wie diess beispielsweise
in M. Malte-Brun’s Atlas!) auf einem Blatte mit verschie-
denen Erdansiehten geschehen ist. Die ganze Erdfläche
hat hier die Gestalt eines ilbermässig abgeplatteten Sphä-
roids, bei dem indess durch die allzu starke Krümmung
der Meridiane nach den Rändern hin die Verzerrungen der
Formen allzu beträchtlich werden.
Lambert's Projektion, die zwar den Vortheil der bei-
den vorgenannten Entwurfsarten, die gleiche Eintheilung
der Meridiane und Parallelen, entbehrt, zeichnet sich da-
gegeu vor allen bisher gonannten dadurch aus, dass die
Flächenräume derselben unter einander im richtigen Ver-
hältniss stehen, gleiche Flächen also gleichen Arcealen auf
der Kugel entsprechen. Da man, um beim Entwurf einer
Erd-Hemisphäre den Mittel-Meridian oder den Äquator als
halben grössten Kreis der Kugel darstellen zu können,
denselben zına Durchmesser der Projektions-Ebene anneh-
_ men, der Radius also (#%9®) == 1350 Deutschen Meilen, statt
wie bei der Erdkugel 859,4, entsprechend angenommen wer-
den muss, so kann die Peripherie nieht mehr einem grüssten
Kreise der Erde (5400 Meilen) entsprechen, sondern (2 Ra)
8482,53 Meilen, was demnach für den Flächen-Inhalt des
Projektions-Kreises 5,725,551 Q.-M. ergiebt, die sich zum
") Atlas eomplot du pröeis de la geographie universelle per M.
M.-Br., dressö par M. Lupie, eap.-ingen. geogr. 75 eis. Paris 1812,
9
66
Flächen - Inhalt der Erdhälfte (4,640,958 Quadr,-Meilen)
wie 1,2337:1 verhalten, oder wenn dic Peripherie als dem
grössten Kreise der Kugel entsprechend angenommen ist
wie 1:2. Dieser Unterschied, der sich nicht hinwegkon-
struiren lüsst, ist indess auf Lambert’s Projektion derart
geregelt, dass, wenn man wie im letzteren Falle die Peri-
pherie derselben als 5400 Meilen entsprechend annimmt,
der Flächen-Inhalt der Trapeze zwischen je 10 und 10°
der Länge und Breite vom Äquator bis sum Pol zu den
entsprechenden Trapezen der Kugel sich verhält wie folgt:
Auf Launbere Prapehlie Aof der Tode nie Huget beirertue,
010° 11,192, Quadr.-Meilen, 22,385 (Quadr.-Meilen.
10—20 10,854 Ps 21,708 “=
20-30 10,182, " 20,365 Be
200 9,204 . 18,408 .
40—50 7,944, A 15,889 _
60 6,438, 2 12,687 ”
ST 4,748 z 9,496 a
70-80 2,007,5 je 5,815 u
30—90 980 * 1,966 2
Da sümmtliche Wertke der ersten Spalte die Hälfte
der zweiten bilden und die Trapeze zwischen den Parallel-
Kreisen gleich gross bleiben, indem sie in dem Mansse an
Höhe zunehmen, als sie in der Länge schmäler werden,
so werden alle nach Theilen der Peripherie gemessenen
Flächen, verdoppelt, die wahren Werthe mit einer durch
die- Grüsse der Projektionsfläche bedingten Schärfe er-
geben. Bei gleicher Graduirung der Peripherie geschicht
die Abtheilung der Grade auf dem ale gerade Linie
erscheinenden Mittel- Meridian und Äquator im Verhält-
niss der Sinus der halben Bogen oder Winkel, indem
die Abstände von 0— 90° wie die Sinus von 00459
wachsen. Die dadurch entstehende Zusammenziehung der
Formen nach dem Rande zu ist daher, obschon immer
noch beträchtlich genug, geringer als bei der orthographi-
schen Projektion, bei welcher die Abstände sich wie die
Sinus der ganzen Bogen verhalten, und cs ist der Anblick
des Planiglobs immer noch kugelähnlicher als bei allen
übrigen, da die Formen an den Rändern fast wie per-
Die Parallelen und Me-
ridiane bilden kramme Linien besonderer Art. Die ersto-
ren werden durch Abseissen und Ordinaten bestimmt, wo-
für Lambert besondere Hülfstafeln berechnet hat, die
letzteren sind durch Verbindung der auf den Parallelen
aufgetragenen Durchschnittspunkte leicht zu konstruiren.
Die Bestimmung der Parullel-Kurven macht die Konstruk-
tion dieser Entwurfsart etwas mühsam und umständlich,
besondere bei kleinem Maassstabe, was vielleicht der
Grund sein mag, wesshalb dieselbe trot« ihrer durch Tob.
Mayer, Reichard und Andere genugsam hervorgehohenen
Zweckmässigkeit bisher sehr wenig angewendet wurde,
obschon sie vor der zumal in Deutschen Atlanten noch
spektivisch verkürzt erscheinen.
James’ und Babinet's Planigloben Entwürfe.
immer gebrauchten stereographischen Projektion gewiss
den Vorzug verdient.
Unter den perspektivischen Entwurfsarten gestatten nur
die stereographische und die Globular-Projektion den Kah-
men der Hemisphäre zu überschreiten, daher ihre Po-
lar- und Horizontal-Ansicht besonders zur Darstellung von
Himmels-Horizouten angewendet wurde. Allein bei Er-
weiterung der Horizontal-Projektion über die Kugelhülfte,
oder bei der Polar-Projektion über den Äquator hinaus,
steigert sich in der stereographischen Entwurfsart die Zu-
nahme der Flächen-Vergrüsserung dergestalt, dass die Po-
lar-Ansicht der Globular-Projektion hierin vorzuziehen ist,
da sie bei der Gleichheit der Abstände auf den Meridia-
nen sich besser über den Äquator hinaus ausdehnen lässt.
Ganz besonders eignet sich hierzu aber die perspekti-
vische Entwurfsart vom Oberst Henry James, Chef des Briti-
schen Vermessungswesens, indem dieselbe bei in Vergleich
zu den bisher angeführten sehr geringer Verzerrung der
äusseren Theile nahezu zwei Drittheile der Kugelfliche,
220 Grade auf Ägqustor und Mittel-Meridian, umfasst. Ein
in dem Eingangs erwähnten Werkchen von Steinhauser
gegebenes Beispiel einer Erweiterung der stereographischen
Horizontal-Projektion über die Halbkugel hinaus umfasst
zwar 230% auf dem Äquator und 240° auf dem Mittel-Meridian
und enthält, von quadratischem Rahmen eingeschlossen, da-
ber weit mehr als zwei Drittheile der Erdfläche, allein dort
erscheinen die vom Centrum entferntesten Grad-Abschnitte
dreimal #0 gross als die mittleren. Dieser bei der stereo-
graphischen Projektion unvermeidliche Fehler ist auf James’
Zweidrittels-Sphäre beträchtlich dadurch gemindert, dass
bei derselben in ähnlicher Weise wie bei der oben er-
wähnten Entwurfsart von De la Hire der Gesichtspunkt,
statt an der Oberfläche der Sphäre selbst, in der Entfer-
nung des halben Radius der Projektion ausserhalb der-
selben angenommen und die Projektions-Ebene nicht, wie
bei der stereographischen und De la Hire’schen Projektion,
in den senkrecht auf der mittleren Gesichtslinie stehenden
grössten Kreis, sondern parallel mit dem letzteren, um
20 Grade dem Gesichtspunkte näher gelegt wurde (s. die
Figur oben in der Mitte der Tafel). Die in die gegen-
überliegende Halbkugelflüche gerichteten Gesichtelinien
werden dadurch läuger, daher die “usseren gegen die der
Mitte näheren weit weniger auseinanderfallen und die Ab-
stände nicht in dem Grade nach 'dem Kande zu wachsen,
als bei der gewöhnlichen stereographischen Projektion ;
denn gleiche Längen der Sphäre sind am Rande hier nur
um ein Sechstheil grösser als in der Mitte, wührend bei
der letzteren Entwurfsart um das Doppelte. Einem an
den Präsidenten der Geographischen Gesellschaft in London
vom Oberst James gerichteten Schreiben vom 6. März v. J.
James’ und Babinet's Planigloben-Entwürfe. 67
erlauben wir uns die nachstehenden Bemerkungen zur wei-
teren Erläuterung dieser Entwurfßsart, welche in einer un-
ter Oberst James’ Leitung von J. O. Jarrels, einem der in-
telligentesten Assistenten der Landesvermessung, entwor-
fenen „stummen Karte” von äusserst genauer und geschmack-
voller Ausführung der Geographischen Gesellschaft vorgelegt
wurde, zu entlehnen:
„Indem ich die von Sir John Herschel in seinen Um-
rissen der Astronomie und von Sir Charles Lyell in des-
sen Grundzügen der Geologie aufgestellte interessante
Thatsuche, dass der Centralpunkt der Halbkugel, welche
die grüsste Masse Landes umfasst, nahezu auf London
oder genauer auf Falmouth, unsern westlichsten Ausgangs-
hafen für den Verkehr mit allen Theilen der bewohnbaren
Erde, falle, auf einem Globus prüfte, kam mir der Ge-
danke, zu untersuchen, wohin der Centralpunkt des Thei-
les der Erde, welcher das ganze Kontinent von Asien, Eu-
ropa, Afrika und Amerika umfasste, füllen würde, und fand
denselben im Wendekreise des Krebses (23° 30° N. Br.)
und unter 15° Ö. L. von Greenwich, in der Nähe von
Khat (Ghat) in Afrika, etwa 700 Engl. Meilen von Tripoli.
„Der Theil der Erdfläche, welcher von diesem Mittel-
punkt aus die vier sogenannten Hauptgebiete der Erde
umspannt, bildet schr nahezu zwei Drittheile der Erd-
oberfläche, und ich fand, dass beim Entwurf dieses Thei-
les der Sphäre auf eine Ebene, welche dem grössten Kreise,
dessen Pol der genannte Mittelpunkt bildet, parallel ist,
und von einem in der Verlängerung der Axe dieses gröss-
ten Kreises um die Hälfte des Radius der Sphäre ent-
fernten Punkte aus in der That das ganze Kontinent der
vier Welttheile in einer genau geometrischen Projektion
dargestellt werden könne. „
„Wie ich glaube, werden hiermit zum ersten Male
zwei Drittheile der Sphäre auf Einen Blick dem Auge dar-
geboten. Wie in allen anderen Projektionen eines beträcht-
lichen Theiles der Sphäre in einer Ebene, findet sich auch
hier ein gewisser Grad von Verzerrung nach dem Bande
zu, allein die Beziehung auf die Meridiane und Parallelen
beugt etwaigen Missverständnisstn über die wirkliche ge-
genseitige Lage aller Punkte hinlänglich vor, und man
wird finden, dass die mittleren Theile der Karte, welche
die Arktischen Regionen, Europa und Afrika umfassen,
auffallend wenig verzerrt erscheinen.”
Für physikalische Erdbilder, bei denen es daranf an-
kommt, möglichst grosse Landmassen bei möglichst. gerin-
ger Verzerrung auf Einen Blick darzubieten, namentlich
für geologische Darstellungen wird diese Entwurfsurt sich
sehr gut eignen, besonders aber, wie der Präsident der
Londoner Geographischen Gesellschaft in seiner vorjährigen
Adresse hervorhebt, für Sternkarten, da sie die Parallelen
bis zu 470 N. Br. abwärts vollständig enthält; nur ist
ihre Konstruktion bedeutend schwieriger als die der ge-
wöhnliehen stereographischen Horizontal-Projektion, da die
Parallelen sich nicht wie bei jener als Kreise, sondern als
Eilipsen darstellen; doch gewinnt das Netz dadurch und
durch die stürkere Krümmung der nach dem Rande zu
liegenden Meridiane ein mehr kugelühnliches Anschen.
Wir haben oben die lambert’sche Projektion als die
zweckmässigste von allen bisher für Flachkugelnetze ange-
wendeten Entwurfsarten bezeichnet, indem sie bisher die ein-
zige gewesen, welche alle Theile der Erde im richtigen Ver-
hältniss ihres Flächeninhalts darzustellen gestattet. Die-
selbe ist aber nunmehr durch die Akomelographische Pro-
jektion von J. Babinet, dem berühmten Mitgliede des In-
stituts von Frankreich, übertroffen, weil diese die Haupt-
eigenschaft der ersteren, gleiche Theile der Erdkugel durch
gleiche der Projektion mit Genauigkeit wiederzugeben, be-
sitzt und ihrer, dem Griechischen Worte üuwsöc (regel-
mässig) entlehnten, Benennung gemäss also die bei Entwurf
der Kugelfläche in die Ebene unvermeidliche Veränderung
der Flächenausdehnung regelt, dabei aber die bei jener in
der noch immer nicht unbedeutenden Verkürzung der For-
men nach den Rändern zu bestehenden Mängel nach einer
Richtung hin vermeidet und viel leichter zu konstruiren ist.
In der homalographischen Projektion der Sphäre stellen
sich ‚die Meridiane als gleich weit von einander entfernte
elliptische Bogen dar, die darch Verbindung ihrer Durch-
schnittspunkte auf den Parallelen leicht ausgezogen werden
können. Die Breitenkreise erscheinen als gerade Parallel-
Linien und theilen die Projektions-Ebene in Streifen, deren
Flicheninhalte sich unter einander verhalten wie die ent-
sprechenden Zonen auf der Halbkugel. Da die Streifen
der Kreisebene nicht wie die Kugelzonen von gleicher
Breite sein können, um dieser Bedingung zu genügen, so
sind die Abstände derselben auf dem Projektionskreise zu
bestimmen. Es kommt also, wenn man, um Babinet’s Ver-
fahren darzustellen, beispielsweise bei der Hemisphäre PP’,
deren Projektion pp’ sei, die Zone AE annimmt, darauf
an, zu bestimmen, durch welchen Punkt a die Parallele
an’ zu ziehen sei, damit. der Streifen aca’e’ der Zone
AEA’E' entspreche, oder um die Proportion zu erhalten:
Hemisph. PAP’P': Zone AE':: Kreis pap'p: Streifen.ae‘,
oder wenn man für die Hemisphäre als Maass derselben ihren
Radius — R, für den Winkel AOE oder die Breite der
Zone nuf derselben A und für den Winkel aoe oder die Höhe
des ihr entsprechenden proportionalen Streifens x setzt:
SrRt:h a R'sink:: ar Rt :fRex + Bersinzomx,
wonach sin = 2ı + 2 sinx oos x und vereinfacht:
z
air ten?
g9*
68
Wenn man in dieser Formel, welche Malte-Brun in den
Nouv. Ann. des Voyages (Aug. 1857) mittheilt, für A nach
einander die Bogenlängen von 0%-90° setzt, so ergeben sich
aus der Aufläsung derselben für sin x die Alwtände der
Punkte vom Äqtator in dem Halbkreise der Projektion, durch
welche die Parallelen gezogen werden müssen, welche die
den Zonen der Hemisphäre proportionalen Streifen begren-
zen. Von Jules Bourdin sind nach: Babinet's Formel Ta-
feln berechnet worden, welche die Breitenabstände von
halben zu halben Graden enthalten. Die Entfernungen
derselben vom Äquator von 10° zu 10° sind nachstehend
in Theilon des Radius 1 in der ersten Spalte enthalten.
Auf den 4 des Erd-Äquators entsprechend angenommenen
Radius der Projektion angewandt, ergiebt die zweite
Spalte diese Werthe für je 10% in Deutschen Meilen.
Abstände dar Breiten vom’ Grösse vom je 10° In
Asyumtor, Deeischen Meilen,
vo— 100 Oyrzanıass VO A ausns
20 Daran 0 mW 182 5110218
30 Oo 20 M 17810010006
44 Üsaustaan EL 40 |.41 Tluspsson
56 Gas 0 182 4901900
“| Oasen 80, 60 | Aölhsaann
0 Oasisıso |60 70 13 asasans
850 Onasanens u 80 11% rasıs00
90 | Inanoe |80 PO | Täznrnon
1260
Wie man aus den Werthen der zweiten Spalte deutlicher
sicht, nehmen die Breitehgrade nach den Polen zu allmälig
ab, während sio in der Nähe des Äquators beträchtlich grös-
ser sind als dio Äquatorgrade. ' Die hierdurch entstehende
Verziehung der Länder von geringer Polhöhe und anderer
Seits die Verkürzung nach den Polen zu, erstere geringer,
letztere beträchtlicher ala bei Lambert's Projektion, im
Ganzen aber viel unbedeutender als die Verzerrungen aller
übrigen Projektionen, bildet einen Nachtheil dieser Ent-
wurfsart, der indess einigermaassen dadurch wieder ausge-
glichen wird, dass durch die Verkürzung der vom Mittel-
punkte entfernteren Theile die Projektion der Hemisphäre
mehr als alle anderen ein kugelähnliches Ansehen bekommt.
Der Flächeninhalt bleibt, wie oben gezeigt, in allen Thei-
len im richtigen Verhältniss zu den entsprechenden Thei-
len der Sphäre; so nimmt Vorder-Indien im Vergleich zu
den Britischen Inseln oder zu Senegumbien, welche Theile
in der stereographischen Projektion um das Vierfache ihrer
Fläche gegen die erstgenannte Halbinsel vergrössert er-
scheinen, hier scin richtiges Raumverhältniss ein, wobei
die homalographische Projektion vor der Lambert’schen
noch den Vorzug besitzt, dass die Trapeze zwischen den
Parallelen wegen deren geradliniger Richtung die gleiche
Höhe behalten, während sie bei letzterer nach dem Rande
zu in dem Maasee an Höhe zunehmen, als sie an Länge
verlieren. Die hierdurch für das Augenmansa wenigstens
|
|
James’ und Babinet's Planigloben-Entwürfe.-
möglichen Tüuschungen über die Dimensionen der Erd-
theile werden bei Bahinet's Projektion vermieden. Wirk-
liche® Messungen des Flächeninhalt«e durch Triangulation
oder Qundratnetze nach Graden des Äquators berechnet
ergeben, durch die Zahl 1,:337 dividirt, die Werthe auf
der Kugel für alle Theile »0 genau, als es die für den
Radius der Projektion gewählte Grösse gestattet, also
bei einem Radius von 1 Fuss Länge schon bis in die
Zehner genau. Die homalographische Entwurfsart bildet
somit einen Mittelweg zwischen der Lambert'schen Pro-
jektion und jener von Flamsteed, die Vorzüge beider
vereinigend und die Mängel derselben vermindernd. Durch
die geradlinige Richtung der Breitenkreise lüsst sich
die gleiche Polhöhe entfernter Punkte sofort erkennen,
und es werden alle durch die Bogenform derselben auf
anderen Projektionen leicht entstehenden Irrthümer ver-
mieden, wie z. B., dass auf dem stereographischen Plani-
glob das Westende des Mittelmeer von Ost nach West
gerichtet scheint, während seine wahre Lage von NO.
nach SW, ist. Wie bei der Projektion nach Flamsteed
gestattet diese einfache Richtung der Parallelen die Aus-
dehnung des Netzes über die ganze Erdfläche, wobei die
äussersten Moridiane zwar auch eine sehr starke Krüm-
mung erleiden, aber die Flächenräume ihr richtiges Ver-
hältniss behalten und die Formen wegen der abnehmen-
den Grüsse der Breitengrade bei Weitem nicht so in der
Polrichtung auseinandergezerrt werden, wie bei jener, son-
dern, wie man auf dem unserer Tafel unten beigefügten
Beispiele trotz des kleinen Maassstabes sieht, an den Rän-
dern selbst immer noch erträglich ausfallen. Eine solche
Darstellung der Erde, welche in ihrer zwiebelartigen Form
immer noch eher an die sphäroidische Erdgestalt erinnert,
als Mercator's Plattkarte, würde zur Veraunschaulichung
physikalischer Erscheinungen, wie der Haupt-Windrich-
tungen, Vertheilung der organischen Natur-Erzeugnisse, bei
denen es. mehr auf die Verbreitung nach den Polen zu
als auf die Längenrichtung ankommt, jener Entwerfungs-
art vorzuziehen sein, mehr aber noch bei graphischer Dar-
stellung statistischer Thatsachen, bei welchen die Rück-
sicht auf das Flächen-Verhältniss in den Vordergrund tritt.
Die
ner, die genaue Richtung der Magnetnadel an jedem Orte,
die Stärke der Strömungen und die sorgfültigsten Nach-
weise über alle Meteore zu verzeichnen, indem es zu die-
sem Zwecke hinreicht, die Winkel auf der Karte zu ent-
werfen, während man nur die Parallele im Auge behält,
dagegen den Meridian und dessen Krümmung unberick-
sichtigt lässt.
Die vorstehenden Bemerkungen haben zu zeigen ver-
sucht, dass die homalographische Entwurfsart alle vorher-
geradlinig fortlaufenden Parllelen erlauben fer-
James’ und Babinet's Planigloben-Entwürfe.
genannten übertrifft und daher bei Darstellung von Plani-
- globen, sei es der Erdhälften oder auch der ganzen Erd-
fläche, vorzugsweise angewendet zu werden verdient. Die
erste praktische Anwendung derselben sahen wir bereits
in einer von A. Vuillemin ausgeführten Weltkarte, jede
Heomisphäre von 1 Meter Durchmesser, in der technischen
Ausführung äusserst sauber und geschmeckvoll, in Betreff
der geographischen Thatsachen aber nicht vollständig auf
dem Laufenden ).
In dem von E. Bourdin angekündigten homalographi-
schen Universal-Atlas, gezeichnet von A. Vuillemin, wer-
den wir zum ersten Male umfassenderes Kartenwerk
besitzen, welches den grossen Vortheil gewährt, alle Theile
in derselben Entwurfsart darzustellen, da die homalogra-
phische Projektion auf Karten von jeder Ausdehnung an-
gewendet werden kann. Allein dieser Vorzug, den die-
selbe vor allen anderen Netzentwürfen besitzt, wiegt zu-
sammt den oben genannten Eigenschaften den Nachtheil
nicht ganz nuf, dass auf homalographischen Karten die
entfernungen wegen der abnehmenden Breiten nicht ver-
mittelst eines einfachen Meilen-Maassstabes gemessen wer-
Babinet giebt desshalb für Karten von mitt-
lerer Ausdehnung eine modifieirte homalographische Pro-
jektion an, bei welcher eine einfache Abänderung durch
ziemlich gleiche Längen die nach allen Richtungen hin
gleichen Entfernungen wiederzugeben gestattet, zu welchem
Behuf das Netz von Östen nach Westen verengert wird,
so (nss für eine gegebene Breite (45° für Frankreich, 60°
"für Russland) die Entfernungen im gleichen Verhältnits
zur mittleren Breite des Landes stehen. Bei Karten von
dieser Ausdehnung ergeben jedoch auch die Entwurfsarten
von Bonne und die modifieirte Flamsteed’sche nur für schr
grosse Distanzen merkliche Fehler. Für die Darstellung
der Kontinente aber würden wohl die genannten und bisher
ein
den können.
1) Während in der natürlichen Länder-Konfigurstion diese Weit-
karte‘ mit Ausnahme von den auf Frunzüsischen Karten noch immer
fehlenden Bestimmungen von Middendorff im nördlichen Sibirien, den
neuesten geographischen Entdeckungen entspricht, ja «lurch die unbe-
dingte Aufnahme der Erhardt’schen Hypothese des fnst die Hälfte des
unbekannten Innern ron Sid-Afrika ausfüllenden Uniamesi-Soe's bei
Vernachlässigung von Lacerda’s Bestimmungen denselben ein Weniges
sörausellt, zeigen sich in der bei dem ansehnlichen Maasastabe ziem-
lich speziellen Darstellung der Gebietsrerkältniese beträchtliche Mängel.
Die faktische Annexstion von Nagpur, Audh und Sattara ist nicht be-
rürksichtigt, wogegen das Reich Golab-Singh’s dem Inda-Britischen Reich
einverleibt erscheint und die Andaman-Inseln als Britischer Besitz an-
gegeben sind, weiche Beseichnung bei den Lacca-Dive, Labuan, Helgo-
land und den Bermuden fehlt. Das unabhängige Kalfern-Gocbiet awi-
schen Britisch-Kaffrarin und Natal und die Oranje-Republik zeigen sich
in der Kap-Kolonie aufgegangen, während der Trans-Vaal’sche Freistaat
gar nicht angedeutet ist, Auch die Marianen, Kernao do Po und An-
nobon sind nicht als Spanische, Maeso, Dia, Daman, D. Prineipe und
8. Thomas nicht als Portugiesische Kolonien beseichnet.
69
vorzugsweise angewendeten Entwurfserten noch immer den
Vorzug behalten, da bei ihnen die Grade auf den äquidi-
stanten Parallelen den gleichen Theilen auf der Kugel ent-
sprechen und daher die Anwendung eines einfachen Maass-
stabes zur Messung der Entfernungen gestatten. Die
erstere lüsst sich auf ganz Asien ausdehnen, ohne dass die
Verzerrungen so beträchtlich ausfielen, als bei dem homa-
logrophischen Netz, da die Meridian- und Parallel-Durch-
schnitte nur nach den Rändern zu bemerkbar von dem
rechten Winkel abweichen; auf einer Karte von Nord-
Amerika nach dieser Entwurfsart betrügt bei zwei um
120” der Länge und 50° der Breite auseinanderliegenden
Orten der Fehler nur „5 der ganzen Euftfernung, was bei
einer #0 grossen Distanz, wie sie gewiss nicht oft auf -
einer solchen Karte gemessen wird, kaum in Rechnung
kommen kann.
Auch bei Ländern, welche sich zu beiden Seiten des
Äquators erstrecken, und fir die sich die Bonne’'sche Pro-
jektion, da sie sich weder bis an den Pol, noch weit über
den Äquator hinaus ausdehnen lässt, nicht eignet, dürfte
bei nicht zu grosser Ausdehnung in Länge und Breite,
also zur Darstellung von Afrika und Süd-Amerika, wegen
der gleichen Abstände der Parallelen die Entwurfsart von
Flamsteod der homalographischen vorzuziehen sein, zumal
sie auf die Ausdehnung der genannten Kontinente weder
augenfüllige Verzerrungen, noch grosse Distanzfehler er-
giebt. Die in der Ankündigung "des homalographischen
Universal-Atlas angeführte Bemerkung, dass die Englischen
Geographen, welche häufig die Projektion in konischer
Entwickelung anwenden, mit Afrika nicht zu Stande kom-
men, diese Schwierigkeit aber durch die homalographische
Entwurfsart gehoben werde und Afrika seine eigenthiüm-
liche Gestalt behalte, ist nicht ganz richtig; denn bei der
homalograpkischen Entwurfsart muss, da 10° der Breite
nicht 150, sondern 184 Meilen entsprechen, gerade Afrika
’
beträchtlich in der Richtung von Norden nach Süden aus-
einandergezogen erscheinen. Für Karten aber, die vom
Äquator durchschnitten werden und zugleich eine beden-
tende Ausdehnung nach beiden Polen zu haben, wie die
Darstellung des ganzen Amerikanischen Kontinents oder
Occan-Karten, wie sie in den physikalischen Atlanten sich’
finden, wird die homalographische Projektion nächst ihrer
Anwendung zu Planigloben sehr geeignet sein; namentlich
würde sich eine Karte des Stillen Oceans, die, da sie in
der Länge fast 180° umfassen und von Norden wie nach
Süden bis zu 70° der Breite ausgedehnt werden muss, in
allen übrigen Projektionen mehr oder weniger mangelhaft
ausfällt, in dieser Entwurfsart sehr gut ausnchmen.
70
(reographische Notizen.
Die geringe Regenmenge in der Krim. — Herr Chr.
v. Steven sagt in seinem Aufsatz über die wildwachsen-
den Pflanzen der Taurischen Halbinsel (Bullet. de la Sor.
Imp. des Nuturalistes de Moscou) hinsichtlich des Zastan-
des der Atmosphäre in derselben Folgendes: „— — Die
Atmosphäre ist schr trocken; «= füllt sehr wenig Regen
und Schnee, im Durchschnitt nur 15% Zoll; in manchem
Jahre betrügt der Niederschlag sogar in Sympheropol, wo
es immer mehr als in der Steppe regnet, nur 74 Z. und
in feuchten kaum 20 Z. Es regnet am meisten im Juni
und Juli, wo es wenig nützt, am wenigsten 'im Oktober
und im Februar, wo es am nöthigsten wäre. Dabei herr-
schen fast immerfort heftige Winde, meist aus Osten, im
Sommer bei glühender Hitze von 250—30°% R. und im
Winter mit Früsten von — 20" und mehr, Manchmal fallt
mehrere Monate lang kein Regen, »o dass alles Gras ver-
dorrt und das Vieh im- Sommer mit Heu gefüttert worden
muss; die weniger tiefen Brunnen versiegen und die
Einwohner sind genüthigt, ihre Dörfer zu verlassen, bis
ein Herbstregen ihnen wieder Wasser verschefft.”
Maximowitschs Forschungen am Amwr. — In einem
früheren Hefte dieser Zeitschrift ') haben wir auf die bo-
tanischen Forschungen des Herrn Maximowitsch, des Rei-
senden des Kais. Botanischen Gartens zu St. Petersburg,
im Amur-Lande aufmerksam gemacht, indem wir seine An-
gaben über die verschiedenen Vegetations-Zonen daselbst
nach einer im Bulletin der physikalisch - mathematischen
Klasse der Kaiserl. Akademie erschienenen Arbeit des
Herrn Ruprecht mittheilten. Seitdem hat der ‘Direktor
des Kaiserl, Botanischen Gartens, Herr Regel, in demsel-
ben Bulletin (Nr. 350, 351) mehrere Briefe des Reisenden
veröffentlicht, die eine vollständigere Übersicht der Vege-
tations-Verhältnisse am Amur geben und aus denen wir
desshalb im Folgenden das Wichtigste und Interessanteste
zusammenstellen wollen: — Da Nikolajew kein hinläng-
“lich interessanter Ort ist, um längere Zeit dort zu bota-
nisiren, ging Maximowitsch noch im Herbste 1854 nach
dem Posten Kisi und von da nach der Castries-Bai 2).
Wegen der späten Jahreszeit fand er Weniges in Blüthe,
und überdies war ihm Eile empfohlen, damit das Boot
noch vor dem Eisgunge nach Nikolajew zurück sein könnte.
So hatte er wührend der Fahrt auf dem Amur nur wenig
Zeit zum eigentlichen Sammeln. Die Bai durchreiste er
eine Woche lang nach allen Richtungen, allein auch hier
war die Ausbeute nicht bedeutend; deun während nach
v. Middendorff die Herbstwinde im Ochotskischen Meere
die reichste Algenbeute dem Lande zutreiben, ist hier das
Umgekehrte der Fall: mit der spüteren Jahreszeit beginnen
Winde aus Nordwest, wehen fast unausgesetzt den ganzen
Winter hindurch und wechseln erst im Frühjahr mit an-
deren Winden ab, schwemmen also im Tartarischen Golf
die Algen "mit sich for. Den Winter brüchte Maxi-
mowitsch in Kisi zu und führte dort ein regelmässiges
") Geogr. Mitth, 1857, 8. 314,
7, Zur Orientirung s. Geogr. Mitth. 1857, Tafel 13.
Notizen.
meteorologisches Tagebuch. Aus diesem führt er an, dass
der erste Schnee am 9. Oktober fiel, um 14. November
der Fluss gefror, die grösste Kälte (— 30°) am 15. Febr,
n. St. stattfand und dass der Fluss am 8. Mni n. St.
aufging. Im Winter 1853—1854 boleckte sieh der Fluss
mit Eis vom 25. bis 27. Oktober a, St. {8. November
n. St.) und ging am 8. Mai auf. Data früherer Jahre sind
nicht vorhanden, da Kisi erst 1853 gegründet worden ist.
Im Allgemeinen gesagt, hat Kisi, das mit der Bai de
Castrics ziemlich in derselben Breite liegt (51% 27° N.)
ein milderes Klima als Nikolajew, das, etwa 50 Werst von
der Amur-Mündung gelegen (53° 8° N. Br), namentlich
stärkere Schneestürme im Winter zu erleiden bat. Auch
geht der Amur daselbst viel später auf.
Bis dahin hatte der Reisende kennen gelernt: die
Küste, die Inseln nnd die nächste Umgebung der Bai de
Castries, das Ufer des fast sissen Limans des Amur mit
den Küstenwäldern und den Amur von der Mündung an
bie etwa 350 Werst aufwärts. Das Innere der grossen
Halb-Insel, die so. durch den fast rein von Süden kommen-
den Amur einer Seits und den Liman sammt dem Tarta-
rischen Golf anderer Seits gebildet wird, so wie das Land,
dus sich vom Amur nach Norden bis zum Ochotskischen
Meere erstreckt, hat er zwar selbst nicht besucht, er wagt
aber, auf Aussugen Anderer und zum Theil auf eigene
kleine Exkursionen gestützt, die an den Ufern und Küsten
beobachteten Verhältnisse auch auf das Binnenland auszu-
dehnen. Hiernach ist es ein Plateau von mässiger Höhe,
hier und “da von Bach- und Sumpfthälern durchschnitten
und von Hügelketten durchzogen, die sich öfters zu Ber-
gen von etwa 2000 Fuss Höhe erheben mögen. ÜGegen
die Küste und den unteren Amur hin fällt es in steilen
Abhängen, schr oft in steilen Felswänden ab, während
höher hinauf stellenweise nur isolirte Höhenzüge an den
Amur herantreten und zwischen sich ein weites Flachland
lassen, durch das sieh der Strom in vielen Armen und
durch unzählige schon gebildete und noch in der Bildung
begriffene Inseln durchwindet, so dass oft seine Breite
30 und mehr Werst betragen mag, Schon etwa 50 bis
86 Werst von seiner Mündung wechseln hohe felsige und
steile mit flachen Ufern ab; zwischen erstern eingezwängt
erreicht der Strom eine Breite von etwa 3 bir 4 Werst,
während -er, sich zwischen letzteren ergiessenl, mehr
einem inselreichen Landsee als einem Strom ähnlich sicht.
Überall am unteren Amur wird das Land von einem
ausgedehnten Nadelwald bedeckt, in dessen Zusammen-
setzung und Kräftigkeit eich jedoch, je nach der Örtlich-
keit, schr wesentliche Unterschiede bemerkhar machen.
Der ganze Küstenstrich um die Bai de Csestries scheint
einem rauheren Klima ausgesetzt zu sein und eine dün-
nere Humusdecke zu besitzen; der Wald besteht dort vor-
herrschend aus Picca obovnta. Weiter ins Innere hinein
und auf den Hochsümpfen und Tundreu scheint Larix
sibirica vorherrschend zu werden. Die Biume sehen ziem-
lich kümmerlich aus, sind von Flechten bedeckt, unmittel-
bar an der Küste krumm und selten mehr als "beindick.
Wald von derselben Zusammensetzung findet man auch
Notizen. 71
am Amur überall, wo das Platesu an ihn herantritt, allein
die geschütztere Lage und die viel häufigeren sanft abfal-
lenden Strecken und Bachthüler, sowie die dickere Humus-
schicht, geben ihm ein besseres Ansehen. Man findet hier
Lärchen, die 4 Fuss über dem Boden 9 Fuss Umfang und
190 Juhresringe haben, und Picen obovata von ähnlichen
Dimensionen. Wiührend längs der Küste sich kuum ein
Laubholz entdecken lässt, mischen sich dem Nadelwald
längs des Amur, wenn auch spärlich, Sorbtus aucuparis und
sambueifolia, Betula alba und Alnobetula frutieoss, Rupr.,
Populus nigra und tremula bei. Stösst man aber auf nie-
driges Amure-Ufer, sanfte Abhänge oder, grössere Flachland-
strecken, 30 sieht man die Abhäuge meist mit leichtem
Lärchenwalde bestanden, der sich auch anderer Seits auf
moorigem Boden findet; auf Alluvielstrecken treten Birken-
gehölze oder Wäldchen von Pappeln oder endlich gemisch-
ter Laubwald auf, der sich wohl, nur ärmlicher und ein-
förmiger, auch tiefer ins Innere hineinzieht.
Der Wald nimmt billig die erste Stelle in jeder Vege-
tationaskizze ein, um wie viel mehr in diesem Abriss, der
über ein Land handelt, das ein wahres Waldmeer ist, in
dem Wiesen, Grassümpfe, Brüche und Haiden nur sehr
kleine Partien bilden! Tundreu scheinen allerdings alle
mehr deprimirten Landesstrecken des Innern einzunehmen,
allein nur sehr selten werden sie den Namen Tundren,
mit denen man im Norden weite baumlose Moeorstrecken
belegt, wirklich verdienen. Hier sind solche Flächen
meist mit Lärchengestrüpp bestanden und tragen Oxycoc-
eus palustris, zwergartige Weiden, Ledum palustre, Rubos
Chamaemorus, Cassandra calyeulata, Pedioularis u. 8. w.
Unter den Gegenden, die nicht mit Wald bedeckt sind,
scheinen noch die meisten durch Gestrüppe eingenommen
zu sein.
Eigentliche Wiesen mit ihren mannigfaltigen Gräsern,
Cariees und dem so vielfültigen Blumenfler sucht man ver-
gebens, ‚Aufgoschwemmtes Flachland, Stellen, wie kleine
offene Vorgebirge und Landzungen, an die das Mecr oder
‘der Fluss neues Land ansetzt, bedecken sich, wenn am
Meere, meist mit Elymus, oft 4 Fuss hoch, oder mit
mannshoher Calamagrostis, an rüssen Gewässern stets mit
der letzteren. Von Pilanzen, die sich diesen einen Men-
schen an Höhe oft überragenden Graswäldern beimischen,
ist als Hauptpflanze für alle Wiesen Stellaria radians und
in weit geringerem Maasse Epilobium angustifolium zu
erwähnen. Die angeführte Vegetation findet sich an den
bezeichneten Stellen jedoch nur daun, wenn der Mensch
ihnen fremd bleibt. Gewöhnlich aber wühlt sich der Ein-
geborene solche Stellen, um sein Dorf anzulegen; sie ge-
währen ihm freiere Lage und bosseren Fischfung in der
hier gewöhnlich stärkeren Steömung. Hier baut er auch
seine Pullisadenreihe in den Fluss, an die er Netze bindet,
welche ihm, ausser dem Fischfang vom Boote aus, immer
einen Vorrath von Fischen bereit halten, den er nur jeden
Morgen abzusammeln braucht. Mit seiner Ansielelung
verändert er unwillkürlich die Physiognomie des Ortes;
alle nicht zu oft betretenen Zwischenriume zwischen den
Jurten und ein weiter Raum ausserhalb derselben bedeckt
sich mit einem Gebüsch mannshoher Artemisine (welche
den Giljaken eben so begleiten, als Datura Stramonium den
Zigeuner oder Bunins vrientalis den Kosaken), zwischen
denen häufig Urtiea divien wächst, ein unentbehrliches
Material zu Zwirn, Sehnüren und Netzen, die der Jurten-
bewohner sich kunstreich daraus zu bereiten versteht. Die
Schnüre geben an Gleiehmässigkeit und Festigkeit guten
Sorten unserer Hanfschnüre nichts nach und sind nament-
lich als Netze, im Wasser gebleicht, durchaus nicht zu um-
terscheiden. Auch wachsen hier gewöhnlich die den Men-
schen begleitenden Schuttpflanzen, wie Capsella Burea, Che-
nopadia, Potentilla anserina, Genm urbanum. — Auf jedem
jüngst angeschwemmten Lande, sei eg nun den grüssten
Theil des Jahres unter Wasser oder nur grüsseren Über-
schwenmungen unterworfen, findet man Calamugrostis-
Wiesen. Wenn der in seinem verbreiteten Flussthale in
mehreren Riunen fliessende Strom zwisehen zwei solchen
Iinnen eine Grasbank so weit erhoben hat, dass sie beim
niedrigsten Wasserstande (im Spütberbst) zum Vorschein
kommen kann, siedeln sich sogleich Weiden darauf an, die,
wenngleich fast das ganze Jahr über mehrere Fuss unter
Wasser, zu grossen Sträuchern werden und nach beiden
Seiten ihr Gebiet, es zugleich mit den Wurzeln festhal-
tend, durch neue Reihen junger Schossen oder Sämlinge
erweitern. Wie nach der Schnur gepflanzt ziehen sich die
Weiden im Flusse hin, schliessen sich an eine ältere,
schon diehter bestandene Insel an oder umschliessen ring-
förmig ein secartiges Wasserbecken, den steten Aufenthalt
unzähliger Wasservögel. Auf stillen Untiefeu zwischen den
Weidenreihen findet man ausgedehnte Wasserwiesen von
Panienum, wo es noch Bacher wird, Scirpus. Wächst eine
Calamagrostis-Wiese allmälig aus dem Wasser heraus, so
lichtet sie sieh mit der grüsseren Trockenheit immer mehr;
endlich kann der Wind den Inselsand fassen und führt
ihn zu welligen Dünen auf, auf welchen dann Corisperma,
Orobanche, Artemisiae, Aster spärlich gedeihen. Nun muss
die Calamagrostis weichen, die Weiden entwickeln sich zu
Biumen, Cornus, Rosae, Spiruene, Pappeln und Birken sie-
deln sich an und am Ende wohl auch Nadelwald.
Sümpfe traf der Reisende nur selten. Einer unweit
Nikolajew bot ausser Gentiana noch Cicutae, Sia, Comarum,
Nauenbergia thyrsiflora, grosse Carices, Scirpus und Iris.
Von Brüchen und See’n sah er nur eine kleine Probe auf
Kap Tschhickrach und den See Kisi; der erstere ist von
einem schwarzen Moorboden umgeben, in dem Simplo-
carpus kamtechatieus, Lobelia sessilifolia, Filix wachsen.
Im Sommer 1855 reiste Maximowitsch zugleich mit
L. Schrenk von Kisi längs des rechten Amur-Ufers nach
dem unteren Laufe des Ussuri. Da .wir schon früher L.
Schrenk’s Bericht über dies Keise mitgetheilt haben '), so
wollen wir dem des Herm Maximowitsch nur einige nü-
here Details entnehmen,
Recht schön konnte der Reisende das Auftreten neuer
Baumformen verfolgen und oft genau den Ort ihres Be-
ginnens angeben. In Kisi selbst scheinen ihre Nordgrenze
zu erreichen Maakin amurensis, Rupr., Acer laetum, eine
strauchartige Araliacee (Hedera senticoss, Rupr.) und ein
kletternder Strauch mit wohlriechendem Holze (Maximo-
wiezia amurensis, Rupr.). Etwa 25 Werst oberhalb Kisi
N, Geogr. Mittheil. 1856, 38. 180 bis 182 und Tafet 10.
\
12 z
sah er zum letzten Male Juniperur nana, zum ersten Mal
Taxus baccata, die von nun an auf allen Gebirgen vorkbm-
men soll. 30 Werst höher treten Prunus glandulifolia,
Kupr., Ulmus major, eine Syringa, Philsdelphus ooronarius
und eine Vitir auf, die aber erst etwa 100 Werst höher
mit reifen blauschwarzen Früchten vorkommt und die vom
Chungar an alle Laubwälder erfüllt. Noch 15 Werst weiter
hinauf findet man zuerst die Tilisa cordata, Mill, und bald
darauf die ersten baumartigen Pinus Cembra, die von nun
an in keinem Nadelwalde fehlen. Diese Sibirische Ceder
bildet das einzige Holz, aus dem sich hier die Eingebore-
nen ihre Boote anfertigen. Ferner "erscheinen Acer te-
gmentosum, Rupr. et Maxim., Trochastigina Kolomikta, Rupr.,
Evonymus Intifolio affinis, Acer tatarieum und Evonymus
europaeus. An der Mündung des Gorin kommt eine un-
terhalb noch nicht beobachtete Pieea vor; Sorbus sambu-
eifolia scheint hier zu verschwinden. Die am unteren Amur
seltene Ulmns glabra, Mill, und eine Fraxinus werden von
nun an häufiger; erstere bildet in der Nähe des Chungar
ganze Gehölze mit hohen, bis drei Fuss dieken Stämmen.
Zwischen den Dörfern Drifn und Dzongda, 15 Werst un-
terhaib der Chungar- Mündung, ist die Norlgrenze einer
dortigen Juglans- Art (Juglans mandschurien, Rupr. et
Maxim.). Gegenüber am linken Ufer, beim Dorfe Oxymoy,
erreicht der Kahchto-Baum weine Grenze, dessen Rinde am
Amur überall den- Kork ersetzt. Am rechten Ufer sıh ihn
Maximowitsch zum ersten Mal erst etwa 75 Werst weiter
südlich, beim Dorfe Dachare. In dieser Gegend wird auch
Rhamnus dauriea, Pall., angetroffen und von nun au in
Iaubwäldern häufig. Der von jetzt an ausschliesslich herr-
schonde Laubwald besteht aus Fraxinus, Quercus, Ulmus,
Betula alba, Pop#lus tremula, Acer, Juglans, Kohehto, einer
breitblättrigen Salix, Rhamnus mit eingestreuter Pinus
Cembra. Etwa 125 Worst oberhalb der Chungar-Mündung,
am Dorfe Da, tritt zuerst eine strauchartige Araliacer (Pa-
nax sessiliflorum, Rupr.) auf und die weiter unten nur
sehr seltene Betula daurica, Pall., wird häufiger. Am Nord-
abhange des Chöchzier-Gebirges, welches das rechte Ufer
des Ussuri an dessen Mündung bildet, sieht man wieder
Nadelwald (Pinus Cembra, Picea jexoensis, Abies, Larix)
bis nahe uns Ufer hervortreten, während an günstigen
Stellen eine neue, wunderschöne, baumartige Araliacer (Ara-
lie mandschurica, Rupr.) auftritt. Am Fusse desselben Ge-
birges sicht man endlich eine unserer Tilia grandifolia
entsprechende Linde (T. argenten). .
Den Ussuri verfolgten Maximowitsch und L. Schrenk
etwa 150 Werst aufwürts bis zur Mündung des Noor.
Längs dieser unteren Strecke des Flusses giebt es mar
zehn Nürfer von ein bis drei kleinen Jurten, so dass die
Einwohnerzahl sich kaum über 150 Seelen erheben wird.
Die Mehrzahl sind Golde, ein elendes, arınes, von Chinesi-
schen Kaufleuten nusgesogenes und durch von Zeit zu Zeit
hinkommende Mandsehu bernubtes und zoknechtetes Volk.
Ausser ihnen sind viele Chinesen am Ussuri sesshaft, die
sich mit Gartenbau und Handel beschäftigen. Durch Aus-
fmgen der Eingeborenen und durch Ansicht einer Chinesi-
schen Karte bei einem Mandschnrischen Beamten erfuhr
Maximowitsch, dass der Ussuri höher hinauf weit bevölkerter
wird. Sicben starke Tageroisen oberhalb der Noor-Mün-
Notizen.
dung (etwa 250 bis 300 Werst) empfüngt der Ussuri von
rechts den aus Südost kommenden reissenden Fluss Hun,
der von Chinesen und Orotschen bewohnt wird, und noch
drei Tagereisen höher von links einen aus Südwest kom-
menden Fluss Kengka, wührend er selbst nach der Karte
einen ungefähr nach Nordost gerichteten Lauf hat. Man
hat fünf Tugereisen den Kengka hinauf zu fahren, um in
den drei Tagereisen langen, zehn Tagereisen im Umfang
habenden See Kengka talgn zu gelangen. Der Kengka-Nce
und Fluss hat eine sehr dünne, aus Chinesen and Golde
bestehende Bevölkerung. Der Ussuri war auf der Karte
etwa zwei und der Hua etwa vier Tagereisen länger als
der Kengka gezeichnet. Vom oberen Laufe des Uasuri soll
eine fahrbare Strasse über einen niedrigen Bergrücken zu
einer am Meere gelegenen Stadt Chuntscho führen, die
man nach dreitägiger Fahrt erreicht. Auch vom Hna aus
könne man ans Meer gelangen, wenn man fünf Tage lang
über den sehr hohen und steilen Rücken geht, der die
Wasserscheide zwischen ihm und einem zum Meere gehen-
den, von Örotschen bewohnten Fluss bildet. Von merk-
würdigen nenen Pflanzen am Ussuri sind eine kleinfrüch-
tige Vitis und eine aın Amur nicht beobachtete Pyrus mit
fast einen Zoll im Durchmesser haltenden esshbaren Äpfeln
(Pyrus ussuriensis, Rupr. et Maxim.) zu erwähnen. Dass
hier Gemüse, Kartoffeln, Gerste, Tabek u. & w. kultivirt
werden, hat J.. Schrenk schon- bemerkt. Maximowitsch fügt
hinzu, dass alle diese Pflanzen aufs Üppigste in einem
Boden gedeihen, der nur mit der Hacke bearbeitet und nie
gedüngt wird, und ein solcher Boden sei am Ussuri füst
überall.
Bevölkerung der Hudsansbai- Linder. Wir entnehmen
dem kürzlich erschienenen Englischen Blue-Book über die
Hudsonabai-Länder folgende Anguben des frühern Gou-
verneurs dieses ausgedehnten Landes, Sir George Simpson,
über die Zabl der weissen und Indianischen Bevölkerung
in allen unter der Verwaltung der Hudsonsbai-Kompagnie
stehenden Ländern. War die Zahlenanguben der Indiener-
Stämme anbetrifft, so beruhen dieselben nur auf Schätzung.
Thiekwood-Indianer, ästlich von den Rocky Mountains 35,000 Seelen,
Die Stärıme in der Ebene (Blüuckfeet a, s. w.) . 25,000 „
Eakimos ur yo Dr GEL ur ar Gar 4,000
Indianer, die in Canada '} wolnen EA Zar Se 3,000 e
Indianer in Britisch-Oregon u. un der NW.-Küste . Er
Summe der Tndisnischen Bevölkerung 147,000
Weisse und Mischlinge im H,-B.-Territorium 11,000
Im Ganzen 158,000
Strassen nach dem Grossen Übean w. s. w. — Aus dem
Bericht des Sckretärs des Innern in der Nordamerikanischen
Präsideutenbotschalt vom Dezember 1857 ersehen wir, dass
das Tepartement durch einen Beschluss des letzten Kon-
grosses mit der Herstellung von 3 Fahrstrassen beauftragt
wurde, nämlich I} vom Fort Kearney, Nebraska, durch den
South-Pass nach der östlichen Grenze Kaliforniens in der
Nähe des Honey Lake; 2} von El Pass am Rio Grande
Y) Ks sind hier diejenigen Indianer mitgerählt, welche in der Neöch-
barschaft derjenigen Hundolspusten der IL-B.-Kompugnie Icben, welche
in Cnseda und ie dee jetzt zu den Ver, Stauten schäricen Territörien
Orewon und Washington liegen,
Notizen.
nach Fort Yuma an der Mündung des Gila-Flusses; 3) vom
Platte River über Omaba Reserve und Daeotah City nach
dem Running Water River. Die Arbeit hat an all diesen
Strassen begonnen und es sind die nöthigen Maassregeln
zu einer kräftigen Förderung derselben getrolfen worden.
— Die vereinigte Kommission zur Absteckung und Be-
zeichnung der Grenzlinie zwischen den Vereinigten Staaten
und Mexiko nach dem Vertrag vom 30. Dez. 1853 hat
ihre Arbeiten vollendet und sich am 1. Okt. 1857 aufge-
löst. Der erste Band ihres Berichtes ist vollendet und
wird in den ersten Tagen des Januars zur Vertheilung be-
reit gewesen aein !).
Die Brasilianisch Prorinz Maranküo. — Wir haben
bei einer früheren Gelegenheit (Geogr,. Mitth. 1857, 8. 204)
über C. Plagge’s Reise in dem Äquatorialen Theile Süd-
Amcerika’s berichtet und geben im Nachfolgenden seine
Beobachtungen über die Provinz Maranhio im Allgemei-
nen, nach den Angaben seines Bruders Dr. Th. Plagre (8.
auch Monatsblatt für medicinische Statistik und öffentliche
Gesundheits-Pflege, 1857, Nr. 10). -- Die Brasilianische Pro-
vinz Maranhäo erstreckt sich vom 2° bis zum 10% $, Br.
und vom 41° bis zum 45° W. L. v. Gr. Im Innern
durchziehen sie zahlreiche Hügelketten, welche vorzugs-
weise der bunten Sandstein-Formation angehören, höchstens
1000 Fuss Höhe erreichen und meistens bewaldet sind.
Die zwischen den Flussthälern gelegenen Plateaux bilden
theils Campos (vorzugsweise mit Gras bewachsene Flächen),
theils sind sie schwach mit Bäumen bewachsen; im All-
gemeinen ziehen sie von Süden nach Norden; parallel mit
ihnen verlaufen die Hauptflüsse Parnahiba, Monim, Itapi-
euro, Pindar® und Mearim mit den Nebenflüssen Grajahu,
da Corda, das Flores. Die meisten dieser Flüsse haben
trübes Wasser, niedrige, schlammige Ufer und überschwem-
men zur Regenzeit weithin die Thäler. Der Küstendistrikt
ist-theils hügelig, theils flach, namentlich an den Mündun-
gen der grösseren Flüsse. — Die Jahreszeit tbeilt man in
die nasso und trockene; erstere dauert vom Dezember bis
Juni, letztere vom Juni bis Dezember. Die Temperatur
ist in beiden Jahreszeiten wepig verschieden, indem das
Thermometer stets zwischen 22 und 28% U. mangirt. —
Gewitter sind in der Regenzeit häufig; Hagel wurde nur
einmal zwischen dem 5° und 6° S. Br. am 28. Okt, 1856
beobachtet, und nach den Mittheilungen alter Indianer soll
“ diess der winzige gewesen sein, der seit 60 Jahren gefullen
war. In der trockenen Jahreszeit sind die kleineren Flüsse
u. 8. f. ganz wasserleer, die in der Nühe der grüsseren bo-
findlichen Seen werden Sümpfe und Morüste voll Schilf
und anderer Wasserpflängen. Nur an den Küsten ist dann
grüne Vegetation vorhanden, während im Innern in Folge
des Wassermangels und der grossen Lufttrockenheit die
Bäume ganz blattlos dastehen; die Vegetation überhaupt
ist dann gänzlich erstorben, auf den Campos kein Gras-
halm u. & w. — Die bewohntesten Theile der Provinz
sind das Thal des Itapieuru, dann das des Mearim, Pin-
dar und Grajahu. Im nördlichen und mittleren Theil
‘) Wir haben ein vorläntiges Exemplar diesen Bandes bereits er-
hulten und 8. 543 der Geogr, Mitth, für. 1857 besprochen.
Petermann's Gcogr. Mittheilungen. 1858, Heft IE,
|
73
beschäftigen sich die Bewohner mit Viehzucht und Acker-
bau, im südlichen: fast nur mit Viehzucht. Das Vieh
(kleines, mageres Rindvieh) lebt in halbwildem Zustand in
den Wäldern und auf den Cumpos. Um dasselbe an den
Hof zu gewöhnen, wird ihm daselbst Morgens und Abends
Futter (Mais) hingeworfen; auch treiben berittene Vayquei-
ros, an den Grenzen des Bezirks herumreitend, dasselbe
von Zeit zu Zeit nach dem Hofe zu. Die Kälber werden
zum Schutz vor den zahlreich vorhandenen Tigern in mit
Baumstämmen umfriedigten Räumen aufbewahrt. Die Pferde-
zucht ist gering. Schafe gedeihen schlecht; besser kommen
Ziegen fort, Hühner aber werden in grosser Menge gezo-
gen. Den Ackerbau anlangend, so werden im nördlichen
Theil der Provinz Iwesonders Zuckerrohr, Reis, Bananen,
Mais, Yams und Mandiocca gebaut, im mittleren Theile
vorzugsweise Baumwolle (ausgezeichnet durch ihre Güte,
Weisse und. ihren langen Faden), lleis und Mandiocca, im
südlichen Theile füst nur Mandiocen und Mais zum eigenen
Üebrauche, Als Hauptileischspeise dient getrocknetes Rind-
fleisch, da das frische Fleisch ungesalzen sich nur etwa
einen Tag hält. Die Bereitung des Carne seeca geschieht
auf diese Weise, dass das Fleisch in diinne Streifen zer-
schnitten, mit Salz eingerieben und an der Luft getrocknet
wird. Zum Genuss wird es entweder gekocht oder über
Kohlenfeuer gebraten. Als Zuspeise dienen hauptsächlich
weisse Bohnen und Farinha (Stürkemehl, aus Mandiocca
bereitet). Das Salz wird in Aleantara aus Meerwasser ge-
wonnen. Bei den hohen Fluthen werden die zwischen
den dortigen Sandateinhügel-Ketten gelegenen Thäler 3, bis
4‘ hoch vom Meerwasser überschwemmt; durch mit
Schleusen versehene Dümme zurückgehalten, verdampft
dasselbe wihrend der trockenen Jahreszeit und das Sulz
bleibt in einer ein bis zwei Finger dieken Schicht am
Boden zurück. — Cazaza, aus Zuckerrohrsaft oder Melasse
bereitet und vom Rum dadurch unterschieden, dass er we-
niger alkoholreich und nicht durch Karamel gefürbt ist,
dient zum hauptsächlichsten geistigen Getränke. Das Trink-
wasser ist meistens Flusswasser; der grösste Theil dessel-
ben ist, wie schon gesagt, trüb und schlammig; am
schlammreichsten ist das des Mearim und seiner Neben-
tlüsse das Flores und Grajahn, am reinsten und klarsten
das des da Corda. Ausserdem wird Paraguay-Thee, welcher
wie schlechter Chinesischer schmeckt und wirkt, getrunken.
Indiunerstämme (Guajsjera, Canelas, Matos, Gamelas
u. a.) sind im südlichen Theile der Provinz zahlreich vorhan-
den. Sie leben theils von erlegtem Wild: Schweinen (Pecen-
ris), Tauben, Hühnern (Jacu, eine Art Birkhuhn), theils von
Fischen, die sehr zahlreich in den Flüssen vorhanden sind,
Farinha, Yams und Waldfrüchten. Ihre Wohnungen be-
stehen aus von Baumzweigen gebildeten Hütten. Ihre
Kleidung beschränkt sich auf einen Schamgürtel; nur die
Würdenträger (Capitao und Tenente) haben Hemd und
Hose, und die Frauen tragen von der rechten Schulter zur
linken Hüfte eine breite Binde. Die Männer sind mei-
stens fünf bis sechs Hessische Fuss gross, aber selten krüf-
tig gebaut. Die Hautfarbe wechselt vom Licht- bis zum
Dunkelbrann. Die meisten Frauen sind hässlich. Ihr
langes schwarzes Haar hängt theils lose über die Schultern
und ist vorn in geräder Linie mit den Augenbrausen ab-
10
74
geschnitten, so dass es stets die Stirn bedeckt (Gusjajamı),
theils ist es thurmartig zusammengehäuft und durch ko-
lossale Kämme befestigt (Canelas), theils ist es wie ein
Hühnerkamm aufgesteckt. In der Physiognomie haben diese
Indianer eine grosse Ähnlichkeit mit den Nord-Amerika-
nischen. — Da die hauptsächlich angesiedelten Theile der
Provinz die mit schlammigen Ufern und Sümpfen umge-
benen Flüsse sind, so walten, wie überall, wo sich diese
Bodenbeschaffenheit findet, intermittirende und remittirende
Fieber vor, und zwar grassiren sie am stärksten zu Anfang
der trockenen Jahreszeit, wo der Wasserstand der Flüsse
und Seen abnimmt und der Uferschlamm auszulrocknen
beginnt. Bösartig sind diese Fieber besonders in den obe-
ren Theilen des Mearim, Grajaht, das Flores und Pindaru,
Ausser den Sumpfliebern herrscht an der Küste, besonders
in der Hauptstadt Maranhäo, das Gelbe Fieber, Man be-
trachtet dasselbe eben so wie in Pernambuco und Bahia
ala daselbst einheimisch geworden. Die epidemische Cho-
lera, welche 1855 und 1856 sich von der Provinz Rio
Grande do Sul his nach Rio Grande do Norte verbreitet
hatte, drang in die Provinz Maranhäo nicht vor. Typhus
kommt zwar vor, doch tritt er, wie überall wo Sumpf-
fieber prädominiren, zurück. Rheumatismen sind ziemlich
häufig, zumal auf den Plateaux. Hauptmomente zur Ent-
stehung geben ab: die dort kühleren Nächte und das Schla-
fen in Hangematten, welche den Körper von unten nicht
warm genug halten. Tuberkulose und Skrophulose kommen
nur in den Städten vor; der der letzteren verwandte
Kropf und Kretinismus kamen in dieser Provinz nicht zur
Beobachtung. Der eigentliche Aussatz (in Brasilien die
Lazarus-Krankheit genannt und in der Provinz Minas schr
häufig) ist in der Provinz Maranhao nicht anzutrefien.
Elephautiasis Arabum und Hämaturie (letztere von den
häufig genossenen Lemonen und anderen sauern Früchten
herrührend), denen man in Rio häufig begegnet, kommen
hier weit seltener vor; Pocken dagegen grassiren oft
furchtbar.
Neueste Geographische Literatur.
ASIEN.
Bücher,
1. Apersu sommaire des rönltats de ia Mission scientifigue dans
PInde et la Haute Asie, confide par 8. M. ie Hoi de Prise et la
Compagnie des Indese a MM. Herman, Adolphe et Robert Schlag-
intweit Exrtrait des Öomptes rendus des sdances de PAcademie des
Sciences, tome XLFV, sdance du 12 oetobre 1857.
2. ©. Durrschmidt: Beport on the Copper Mines of Singbhoom
in the South West Frontier of Bengal, 'a, 1857. Mirl Karte.
3 Prof. Panius Cassel: Ine bngländer im Delhi, eine weltpe:
schichtliche Betrachtung. Erfurt, C. Villaret, 1857.
4. Beknopte Beschrijeing von den Gecostumeeien Optogt, te hou-
den door de Leden van het Deiftsche Studentencorps den 5. Mei 1857.
Deift, W. Beets, 1857.
&. K. E.e. Baer und Gr. v. Helmersen: Beiträge zur Kennt-
wiss des Russischen Reiches und der a senden Länder Asiens,
Bd. 20. Wiangal's Reise nach der östlichen Kirgisen- Steppe, it
1 Karte, St. Petersburg, 1866.
Aufsätze,
6. Theodor Kotschy: Topographische Skizze des Bulghar D
im Oibieischen Taurus. Mit 1 Karte, (Mitcheilungen der K, K. Pa
graphischen Gesellschaft, 1867, Heft 2.)
“
1
Notizen. — Literatur.
7. Polizei- und Gerichtawesen in Indien, (dJusland, 1867, Nr,
44 und 46.)
8. Der Cinildienet der Ost- Indischen Kompagnie in Indien.
{Ebenda Nr. 46 und 47.)
9% K. Graul: Über die Persnndinehnfe der nnten Draride-
Sprachen mit den Turco- Tatarischen. ( a Nr. 46.)
10. Caste in its stringency of actiom as erhikited in Trevancore,
(Church Missionary Intelligencer, November.)
11. ©. Lawollde: Le Royatme de Niom et une ambasade Anglaise
%» Bangkok. (Bevue d. d. Mondes, 15. Nowember.)
12. Julius Kigel: Die Banda- Inseln und deren Bewohner. (Aus-
dand, 1867, Nr. 45.)
13. Die Btevolutin in China (Grensboten, 1857, Nr. 44, 45 u. 46.)
14. Ausflug nach Hutschen und Hoangtschen, Nach einem Be-
richte von Jos. Eilkins mitgetheilt von Dr. Biernasski, (Zeitschrift
für Allgem. Erdkunde, September.)
Karien.
15. €, Durrschmidt: Map of the Copper Minen beiomging to
Messrs. Durrschmidt, Grob, Band d Üo, 1 Mesers, Mackey 2 Cs,
Compnled from Dr, Stähr's own Surveys and thow af Üaptain
Haugkton. 1867. Mat. 1: 187,000. (Zu Ar. 2.)
16. Karte u Wlangal’s Reise in die östliche Kirgisen-Steppe.
Met, 1:1.700.000, (Zu Ar. 5.)
17. Th. Kotschy: Topographische Skizze des Bulghar Dagh im
Oilieischen Taurns. Met. 1:250.000. (Zu Nr. 6.)
18. Karten, die wit der „Weekly Diepatch” ausgegeben wor-
den sind:
a) Ede, Weller: Persia. Mast. 1: 5.277.000.
b) Eidden. Weller: India, The North West Provinces.
1: 2.422.000.
e) China, Ast, 1: 7.000.000.
19. Russische Seekarten vom Behring's-Mrer und den angrenzen-,
den AMesren: N
n) Karte des Eismeeres und des Östlichen Oceana (Übersichts-
karte). 1844. Mer. 1: 7.716.000,
b} Plan des Hafens von Hakodade und Aarte der Taugar-
Strasse. 1864.
e) Karte der Ostküste der HTalb-Insel Kores nach den Aufnah-
men des Russ. Schiffs „Pallas” 1807. Met. 1:1.016.000. Cartons:
Unkowsk-Bai. — Port Lasarer. — Poncet-Hafen.)
d; Karte des nördlichen Theila des Ochotskischen Meeres von der
Tdski-Bai bis sum Tigd-Fluss, Nach verschiedenen Journalen und
Karten. 1849, Ms. 1:1.064.000. /Cartons: Der Hafen rum Ajan.
— Die Konstantin-Bai, 54° 6 7" N. Br., 137° 37° 30” 0. L.r. Gr.)
— Karte des südlichen T’heils des Ochotskischen Meeres mit den
Kurilen. Nach verschiedenen Journelen und Karten. 1852. Mat.
1:1.07.000. (Carton: Kleine Kurilen-Strasse sieischen den Inseln
Poramnschir und, Schumschu.)
e) Aarte des Östlichen Oceans und des Behring's- Meeres mit der
Halb-Insel Komtschatka. Nach verschiedenen Jourmalen md Kar-
ten. 1851. Mat. LILEDSEOD.
f} Karte des Östlichen Ocenns und der Küste von Kamtschatka
mischen den Kaps Schipunsli und Poworotsi nehet der Auratsche-
Bai. 1851. Ast. 1:206.500. (Cartons: Die Awntscha-Bai nach
dem Engl Kapitän Berchey vom Jahre 1827. Mat. 1:76.000. —
Hafen von Petropaulowah. Mat. 800 Sashen == 1,, Preuss. Zeil)
©) Karte des Behring's- Meeres mit der Nordostküste von Asien
zerischen den Aaps Öljstorsii wnmd Tsehukotsky. Nach der Karte
des Kapitin Lütke wad vervollstiindigt durch die Aufnahme der
Bai von Anadir durch die Schife der Aussisch- Amerikanischen
Kompagnie 1847. 18349, Mer 1:1.718.000, (Cartons: Mündung
des Flusses Anodir, — Strasse Senjawin zwischen der Insel Arakam
und dem Festland.
hi Aarte des Eismeeres vom Trehaun-Busen bis zum Eis-Kap
mit der Behring's-Strasse. 18%. Met. 1: 1.500.000,
i) Aurte des Östlichen Oceans und des Behring's- Ieerss mit den
Aleutischen und Komandorsiy- Insel. Nach verschiedenen Jowr-
nalen und Karten. 1848. Mat. 1:1.539.000. Cartona: Der nürd-
liche Theil der Behring’s-Insel, — Plan der wordicestlichen Bucht
der Behring'»Insel.— Plan der nordüstlichn Bucht der Medni- In-
sel. — Das Ort-Ende der Insel Attu, — Plan der Äirilowsky-Bai
der Insel Amtschitka. — Die Inseln Atcha und Amalia.)
k) Karte des Östlichen Oceane und des Behring's-Meeres mit der
Ust.
Literatur. 15
Halb-Insel Aljasko und den Aleutischma Inseln. Nach versekiade-
nen Jonrnalen und Karten, 1847. Mat. 1:1.478.000. (Cartans
Hafen von Unga. — Die Insel Uaga und die nächstliegenden. —
Der Kupreja-Hafen. — Der Wraugel- Hafen.)
t) Karte des Eis- und Behring's-Meeres mit der Nordwestküste
von Amerika zırischen Kap Lisburne und der Halb-Insel Aljaska,
Nach verschiedenen Journalen und Karten, 1852. Met. 1:1.689.000.
(Cartons: Die Insel Chamisso im Komebne-Bund. — Port Ularenen
und Grantley- Hafen.)
m) Äarte des Üstlichen Oceans zwischen den Inseln Sitka und
Kodjak, Nach verschiedenen Journalen und Karten, 1847. Mat
1:1.394.000. Cartens: Östliche Mündung der Kuprejane-Strasse,
— Die Kukak-Bai. — Mündung des Flusses Kaknı. — Nutachek-
Bai, — Burik-Hafen. — Seheliehoi- Bai oder Port Meri.)
n) Karte der Strause Äuprejanme meischen den Inseln Kodjak
und Afgonak, Nach Muraschei‘ 1849. Mst. 1:76.000.
0) Karte des Üstlichen Oseans mit der Nordwastküste von Amerika
und dem Aoloschensky-Archipel, Nach verschiedenen Jonrnalen und
Karten. 1848. Mer. 1:1.274.000. Cartons: Mindung des Flusses
Techilkat in den Linne- rg — Hafen von 1 : an der
Adiralitäts- Insel, — Hafen Ätolin au Wrangels- Insel, — Hafen
Tomgas auf der Insel Grabinna. — Hofen Aaigon an Prinz von
Wales- Insel. }
p) Karte der nördlichen Theils des Koloschenaly- Archipels
u.» .). Nach verschiedenen Journalen uml Karten. 1
1:526.000.
q) Karte des südlichen Theil« des gg Archipels (Prinz
von Wales, Königin Charlotte-Insel u. #. w.). Nach verschiedenen
Journalen und Karten. 1858. Mat. 1:526.000.
r) Äarte der Zugänge zu Neu- Archangelsk dureh die Sitka- und
Klokatscheira-Strasse und die Pogihschi- Hai, Nach Wasiljew I. 1809
umd Wasiljem II. 1888. 1848. Mar. 1: 145.000.
s) Äarte der Wrangel-Strasse (56° 40° N. Br. und 182° 8 W
L. ». Gr.) nach Lindenberg. 1860. Met. 1:37,600, — Karte des
Einganges zu dem, Columbia nach Beicher. 1850. Met. 1:56.600.
t) Aarte des Östlichen Ocean und der Nurdwestkilste von Ass
rıka zwischen Port Monterey und dem Königin Charlotte-Sund,
1848. Mat. 1:2.126.000. (Cartons: Der Hafen von Sr. Francisoo
nach Reechey 1827-28. — Fingang in den Hafen von St. Fran-
eisco. — Resanowa- [Humboldt-) Bau)
[In einem Schreiben an die Akademie der Wissenschaften zu Paris
geben die Gebrüder Schlagintweit einen kurzen Überblick ihrer drei-
jährigen Reisen in Indien, dem Himalaya und Tibet und heben einige
der wichtigsten Resultate herror . —
Der Bericht über die Kupferminen in der Division ron Bingbhoom
an der Südwest-Örenze von Bengalen ist ron Herrn C. Durrschmidt,
einem Deutschen Kaufmann in Calcutta, zummmengestellt und enthält
nebst den Hesultaten seiner eigmen Untersuchungen verschiedene Be-
richte Englischer Beamten und dort lebender Deutscher Fachmänner
über die geologische Struktur und die mineralischen Reichthümer, na-
mentlich an ergiebigem Kupfererz, derjenigm Hügelketten, die sich
westlich vom Flusse Soonbunreeka hinzieben. Herr Durrschmidt hat
der kleinen Schrift eine von ibm entworfene Kartenskieze im Maass-
stabe ron 1:187.000 mit Angabe der verschiedenen alten und nouen
Minen hinzugefilgt. —
Die Engländer in Delbi u. =, w. ist eine kleine Broschlire von
einigen zwanzig Seiten, welche eine Heide enthält, die in der zur Feier
des Geburtsfosten des Prinsen Adalbert von Proussen gehaltenen Sitzung
der K. Akademie Gem. Wissenschaften in Erfurt am 29. Okt. v. J.
gehalten wurde. Der Verf. weist auf die hohe geschichtliche Wichtig-
keit jener Ländergebiete hin, in denen jetzt der Kampf der Indischen
Empörung wusgekämpft wird, schildert sie als den Sitz der alten Brah-
manen-Weisheit, der mährchenhaften Alt-Indischen Pracht, aus deren
Trümmern in neuerer Zeit das Verständniss der Keilschrift und des
Sanskrit hervorgegangen sei, durch welches die vergleichende Sprachen-
kunde so mächtig gefördert wurde, Es werden dann die Verdienste
der Germanischen Nationen um diese Wissenschaft hervorgehoben,
besonders diejenigen der Engländer, die als Vertreter des Kosmopoli-
tismus der That von jeher das Licht der Cirilisation und des Christen-
thums erst über Kuropa (als die frühesten Heiden-Bekehrer), dann
mit sieh über die yanze Erde zeiragen hätten; auf den letsten Seiten
t) Vergi. Geogr. Mlıth. 1487, AS. 287, 268, Ban, 484.
3
|
|
endlich wird der Gedanke ausgeführt, dass nieht England allein, son-
deren das Christenthum am Ganges um eine Zukunft in Indien stritte, —
Au 5. Mai v. J. hielton die Studenten zu Deift, wo sich zugleich
die Lohranstalten für die künftigen Beamten der Holländineh-Öst-In-
dischen Kompagale befinden, einen grossen Anfang in Kostüm, welcher,
einen Muhomedanisch-Javanischen Fratzug . darstellend, einige 80 Uhn-
rakter-Masken in treuester Kopie ans Jara und dem Indischen Archipel
enthielt. Von dem Festeomitö wurde zuvor ein Broschürchen (Nr. 4)
herausgegeben, worin das darzustellende Post und jede einzelne Maske
kurs beschrieben ist; da die in demselben gelieferten Beschreibungen
nach eiguer Anschauung oder den zurverlässigsten Quellen zusummeng»-
stellt sind, so verdient dasselbe immerkin eine Erwühnung in der Li-
teratur der Volks- und Sitten-Geschichte des Indischen Archipels, —
Der Kapitän vom Corps der Berg-Ingenicure Wlangali bereiste in
den Jahren 1849 um 1851 auf Befehl der Hussischen Regierung den
östliehen Theil der Kirgisen-Steppe, um eine vorliufige geognostische
Rekognoseirung «daselbst auszuführen. Sein Bericht erschien zuerst
1853 in dem Hussischen Berg-Jowmal und in demselben Jahre voll-
ständiger als selbstständiges Buch unter dem Titel: „Geognostische
Reisen im östlichen Theile der Kirgisen-Steppe, ausgeführt in den Jah-
ren 1849 und 1851”. Ein Auszug in Deutscher Sprache dos im Berg-
Jourmal abgedruckten Berichtes wurde zwar schon im 13. und 14.
Bands von Erman’s Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland
veröffentlicht, er enthält aber nicht mehr als etwa den vierten Theil
des ganzen Werkes, so dass sich die Herausgeber der „Beiträge anr
Kenztniss des Russischen Reiches’ durch die Veröffentlichung einer
unverkürzten Übersetzung des Ganzen ein dankenswerthes Verdienst
erworben haben. Wlangali ging im Jahre 1849 von der Mündung des
Flusses Narım in den Irtysch nnch der Ansiedelung Kokbekty, unter-
suchte die Kulba-Ketts und kehrte über Ust-Kamanogorsk, den Irtgach
stromaufwärts verfolgend, nach dem Ausgnngspunkt der Expedition zu-
rück!) Im Jahre 1851 wandte er sich von Semipolatinck ans südlich
nach dem Ajagtıs, verfolgte die Piket-Strasse nach dem Fort Kopal im
Distrikt Ssomirstschinsk (Sichen-Stromland), drang bis zum Pass Migen-
Tasch im Alatau vor, über den dio Karawanon-Strasse von Kopal nach
der Chinesischen Stadt Di oder Kuldscha führt, besuchte dns (uell-
gebiot des Kuksu im Alstau und den Nordwest-Abhang dieses (ebir-
ges und gelangte auf demselben Wege, den er auf der Hinreise verfolgt
hatte, nneh Semipolatinsk zurück. Obgleich diess Reison in schr kur-
zer Zeit ausgeführt wurden und daher die Berichte nicht so inhalt-
reich und klar sind, als man winschen möchte, haben sie doch einen
grossen Werth, da sie Gegenden betreffen, die selten oder nie von
wissenschaftlichen Heisenden bosucht wurden, wie namentlich die weat-
liehen Theile des Alateu und die Niederungen zwischen ihm und dem
Balkhasch-Sre. Am meisten ausgeführt sind die geognostischen Bo-
schreibungen, doch finden wir auch viel Werthrolles über andere Zweige
der physikalischen Geographie und besonders viel Interessantes über
die Kirgisen. Wie Gr. vr. Helmersen in der Vorrede bemerkt, hat
Wlangali dem Original-Werke drei geologische Karten und mehrere
Gebirgsprofile beigegeben. Eine derselben, welche das ganze Gebiet
zwischen dem Irtrsch im Norden, dem lli im Süden, dem Balkhasch
im Westen und dem Saissan-Soe im Osten umfasst, aber in ihrer Aus-
führung und ÖOrlentirung sehr mangelhaft war, hat Gr. v. Helmersen
in vereinfachter und doutlicherer Gestalt, mit Hinweglassung des geo-
logischen Kolorits und mit Benutzung von Schrenk’s und Pedarow's
Berichten über dieselbe Gegend wiedergegeben: sie scheint aber wenig
zurerlissig zu sein, da sie mit der im Jahre 1854 im Karten-Dipöt
des Kaiser. Generalstabs erschienenen verbesserten Karte von West-
Sibirien auffallend differirt, Nach der Aussage Sehrenk’s, des besten
Augenzeugen über jene Gegend, erreicht übrigens auch jene Karte ron
Wost-Ribirien so wenig die Wahrheit, als die Wlangali’sche. Die Auf-
nahme, welche ein Militär-Topograph unter Schrenk’s Aufsicht gemacht
kat, ist noch nicht veröffentlicht. —
Theodor Kotschy giebt einen Überbliek über die Topographie und
Vegetation dee Bulghar Dagh im Cilicischen Taurus, den er in den
Jahren 1896 und 185% als Botaniker bereiste. Der Aufsate ist von
einer kleinen, undentlichen Kartensktzse begleitet, einor Reduktion der
grösseren Karte, welche zu einem selbstständigen Werk Kotschy’s über
den Bulghar Dagh gehört, das in Kurzem im Verlag von Justus Per-
thes erscheinen wird. —
Das „Ausland” enthält zwei Aufsätze über das Polizei- und Ge-
+ Zur Orlentirung ». Gengr. Mitik. 1884, Tafet 18, und #tleters Hemid-Atins
Nr. 44h,
10%
16 Literatur,
riehtewesen und dem Civildienst der Ont-Indischen Kompagnie in Indien.
Bie stützen sich auf Englische Quellen und dürften in Deutschland,
wo die Indischen Zustände im Allgemeinen wonig bekannt sind, wer
sentlich zum Verständeiss derselben beitragım, —
Der bekannte Missionär K. Gruul setst die Gründe auseinander,
welche für die Verwandtschaft der Dravida- oder Tamulischen Sprachen
im südlichen Indien mit den Tureo-Tatarischen sprechen, und bemerkt
dabei, dass auch die Physiognomie der Urbewohner Indiens auf eine
Verwandtsekaft mit den Hoch-Asintischen Välkern hinweise, —
Im „Churelı Missionary Intelligeneer” findet sich sin interessanter
Artikol über die Lebensstellung der Brakminen, Sudras oder Nairs und
Tiers oder Tschogans und ihrer Unterubtheilungen in Trarancore, wo
das Kustenwesen noch in ersprünglicher Kraft besteht, Auch wird
gezeigt, wolchen Kinftuns das Kastenwesen in der gegenwärtigen Bevo-
Intion geübt hat. —
©, Larolite giebt eine kurse Beschreibung des Känigreichs Siam
nach Bischof Pailegeix' Work, eine historische Übersicht der Bezie-
hungen Siams zu den Europäischett Mächten und «den Vereinigten
Staaten von Nord-Amorika und einen Auszug aus Sir Jahn Howring's
Work über seine Gesandtschaftsreise naeh Bangkok. —
Julius Kögel stellt einige interessante Notizen über die Banda-insel
zusammen, besonders über das Verhälteiss der Perkeniers (Basitzer von
Muskatnuss-Pflanzungen) zur Hollindischen Regierung, über das Klima
der Inseln, den Charskter und die Bitten der Bevölkerung, die Er
werbsquellen derselben und die Höhe der einzelnen Inseln. —
Ein Aufsatz in den „Grenzboten” erörtert in kurzer, treflicher
Weise «die Ursachen und den Verlauf der gegenwärtigen Mevolution in
Chins, so wie die auf dem Christenthum basirenden Lehren der Tai-
pings, hauptsächlich nach J. Neumark's Bearbeitung des Meadaws'schon
Werkes. —
Das Tagebuch des Missionärs Edkins über eine Kxkurion von
Schanghai nach Hutschen und Hangtscheu, ursprünglich im „Shanghai
Almanae for 1856” veröffentlicht, vervollständigt in einzelnen Theilen
" die Bosehreibung, welche Medhurst über dieselbe Üegend gegeben
bat! —
Die Karten mehrerer, in der Gegenwart politiseh interessanter, Go-
biete Asiens, welche mit der Englischen Zeitung „Weekly Dispatch”
gratis ausgegeben wurden, zeichnen sich durch Reichhaltigkrit, Brauch-
barkeit und Klarheit vortheilhaft vor vielen andern Karten aus, die in
nenerer Zeit zur Abbülfe eines augenblicklichen Bedürfnisses reröffent-
lieht wurden, —
Die unter Nr. 19 uufgeführten Hussischen Seekarten sind Dar-
stellungen der Küsten und imseln des nürdlichen Grossen ÜOceans,
der Behring's-Strasse und des Einmeers zwischen 36” und 72° N. Br.
und wahrscheinlich alle, weiche in dem Zeitruume von 1844 bis
1857 vorn dem Hussischen Marine-Ministerium Biber jene Gegenden
publieirt wurden. Wir haben sie oben nach der geograpbischen Lage
der betreffenden Theile geordnet, und es geht schon aus dieser Über-
sicht hervor, dass sie rin vollständiges Bild der Küsten des nerdöst-
lichen Asiens und des sonlwestliehen Amerika’s, so wie der zwischen-
liegenden Insnin, mit einziger Ausnahme des grüsseren Theils von Ja-
pan, geben. Ihr Werth ist ein schr rerschiedener. Die Übersichts-
karte vom Jahre 1844 ist in vielen Theilen schon ganz veraltet. Auf
Blatt b) und +) finden wir dagegen die neuesten Aufnahmen der Rus-
sischen Pregstten Dissa und Palles aus dem Jahre 1854 niedergelegt,
von denen mamentlich die letatere unsrre Aufmerksamkeit in hohem
(irade in Anspruch nisumt, da sie ein von dem früheren gänzlich ver-
schiodenes Bild der Ostküste ron Korea giebt, Noch auf den Engli-
schen Aumiralitätskarten won Japan (1855) und dem fjrossen Ocean in
12 Bl. (1657) ist die Ostkliste von Korea nach Krusenstern's Aufnahme
vom Jahre 1827 nindermeleet, aber schon im Januar 1855 viräffent-
lichte das „Morski Sbernik” eine leicht skiseirte Karte®) von der
Aufnuhme der Pallas, die wir nun in grössnerem Maassstabe und sorg-
fältiger ausgeführt auf dem 1857 erschienenen Blatte sehen. Die be-
deutendste Abwrielung von der frifheren Gestalt tritt in der Breite
zwischen 36 und 58° hervor. Die auf Ärusonstern's Karte tief in das
Land einschneidende Pirgboi-Bai mit ihren beiden Inseln ist gänzlich
verschwunden, «din Küste macht im Gegeniheil hier eine Ansbiegung
nach Osten, so dass ale .otwa 40° östlicher liegt, als früher, Wenn
such nicht so beträchtlich, aber immerhin augenfällig genug sind die
'y 8. Geogr. Mitth. IHB7, 8. 219
*) Diese werde für unsere Karte dns Grossen Oceans, Geogr. Mitthell, 1867,
Tafel 1, benatat.
Veränderungen lüngs der ganzen übrigen Küstonstroeke bis hinauf ge-
gen 43° N. Br. Kap Ülonard ist um etwa 4° nach Westen snrückge-
treten und hinter ihm öffnet sich die Bucht ron Unkowsk, Kap Ducos
existirt nicht; von hier weiter »ürdlich stimmt dio Küstenlinie ziem-
tech genau mit der nach den Messungen des Frauzosen Meouchex im
Jahre 19852 auf der Englischen Karte vom Grossen Ocean verzeichne-
ten. Der nördlichste Theil der Karte, som d’Anrille-Golf (Boswet-
Hufen der Eussen) bis aur Virtoris-Bei, ist eine Reduktion der Eugli-
schen Aufnahmen ron 1852 und 1855 1), Lie Karte vom Dchotskischen
Meere in 2 Bl. stimmt ziemlich geneu mit den Englischen, denen sie
auch wu Grunde gelegen kat; mur die Kurilen und die Insel Jose ha-
ben, jeden Falls nach neueren Russischen Arbeiten, einige (bei den In-
seln Iturup und Kunaschir schr bedeutende) Änderungen erlitten, wo
gegen die Englischen Aufnahmen im Tartarischen Golf sich nicht be-
nutzt Änden. Die neueren Russischen Aufnahmen an der Küntenstrecke
zwisehen den Kaps Oljatorski und Tschukotaky finden sich bereits auf
den ‚Englischen Seekarten, dagegen vermisst man auf der Hussischen
die Messungen des Kapdtän Moore (184%) beim Kap Techukotaks (Em-
ma Harbour und Port Proridener). Nr, 5b) ist in ihrem östlichen
Theile eine treue Kopie neuer Englischer Karten {nur der Salawik-
Lake im Kotzebue-Bund ist noch nicht angegeben) und enthält w. A,
bereits «ie von Kellett 1849 entderkte Herald-Insel (710 18° N. Br.
umd 175° 25° W. L. v. Or), in ihrem westlichen Theil beruht sie
dagegen auf ülteren, bereits anderweitig bekannt gewordenen Russischen
Aufnabmen. Für die Karte der Haib-Insel Aljaska und der Alouten
in 2 Bl. «ind nicht alle neueren Aufnahmen benstzt, da sie schon 1847
und 1848 erschien. Die Karte der Nordwestkliste von Amerika zwi-
schen Kap Lisburue und der Halb-Insel Aljaska stimmt bis auf ein-
solne unbedentende Punkte mit’ den Englischen überein, sie beschränkt
sich aber nieht auf die Küstenlinie, sondern stellt auch die wesentlich-
sten physikalischen Momente des Innern bis 155° W. L. vr, ür, Jar.
Dadarch, besonders dureh die detaillirte Zeichnung der Flüsse Krich-
pak und Kuskokwim nnd ihrer Nebenflünse, deren Lauf hier von dem
auf früheren Karten beidoutend abweicht, erhält sie einen hohen Werth,
Auf Nr. m) vom Jahre 1847 konnten ebenfalls dio neueren Englischen
Aufnahmen unch nieht eingetragen werden, wogegen Nr. u) eine neue,
sehr detaillirte, auf Englischen Karten noch nicht benntzte Darstellung
enthält. Die Übersichtskarte dos Koloschensky-Archipels (die Inseln an
der Nordwestküste Amerika’s von Sitka bis Vancouver) und die bei-
den griüsseren Karten seines vördlieben and stidlichen Theils jaasen na-
türlich auch die Englischen Aufnahmen seit 1857 vermissen, wie na
mentlich an der Königin Charlotte-Insel auffällig ist, die noch als eine
zusatememblingende Insel dargestellt wird. Die grosse Spexiulkarte der
Umgegend von Nen-Archangelsk datirt, wie die Geperalkarte des Kolo-
schensky-Archipels, vom 1848, ist also noch nicht nach den Aufnahmen
von Kapitän Vaanilieff (1850) berichtigt. Der Wrangel-Kanel, welcher
die Insel Kupreja ästlich begrenzt, ist nach Lindenberg, die Mündung
des Columbia nach Belcher gezeichnet. Die Karte der Kalifornischen
Küste ist bereits veraltet. Im Ganzen groommen haben diese Karten
also wenig Werth; schliessen wir die neuen Darstellungen der Kliste
son Korean, der Kurilen und der Flüser Kwichpnk und Kuskokwim ats,
»> findet sich auf Ihnen fast nichts, was nicht auch schon auf den
allgemeiner verbreiteten Englischen Admirslitätekarten angegeben wäre,
— «in nuener glänzender Beweis, wie die Englische Adtmiralität es
allen anderen Nationen in der raschen Verarbeitung und Publieirung
eigner und fremder Aufnahmen zurortlus.]
AFRIKA,
Bürber.
1. Parül Lawingstene: Missionory Trarels and Researches in
Sonth Africa, including a aketch of sirtern years’ reridener in dhe
interior of Africa, and a’ jonrney from the Cape of Good Hope to
Loanda m the West Coast, thence acrom the continent, down the
river Zamhbesi, to the Kastern Oceam. With portrait, maps by Ar-
romsmith and uwrmmerous illustrations, Jeondon, J. Murray, 1887.
2, Charles J. Andersson: Reisen in Südwest Afrika bis zum See
Ngamı in den Jahren 180 dis 1864. Aus dem Schwedischen von
Dr. Hermann Lotse. 2 Bd. Leipeig, H. Omtenoble, 1858. Afit
ner Karte.
3 Karl Arens: Die Eintderkungsreisen in Nord- und Mittel
8, über diene Aufnahmen, wie über die wichtigsten yo Aufnabmen
Im »ärdlichen Grossen Oeenn überhanpt Geogr Mitib, 1857,
literatur. 77
Afrika vom Richardson, Onerwey, Barth und Vogel. Mit einer Über-
sichtskarte. Leipzig, Karl B. Lorck, 18517.
4. Votes Fer proceedings of the House of Assembly, Bi arssion.
March 13 — June 4 13. Toren, 1856.
5. Documents printed for the House of Assembly during the se
sion of 186.
6. Lieni-ÜCoL Sutherland: hlemoir rerpecting the Kaffers, Hotten-
tota and Bosjemans, of South Africa. 2 Bänds, Cape Tomn,
1845 — 46.
T. Her. Eidicend Solomon: Two Leetwres on the native trüben
the Interior, delivered before the Mechamic's Institute. Cape
Toren, 1860. .
8. fer, Heury Tindall: Tieo Lectwres un Great Namaqualand
and its inkabitante, «delivered before the Mechanics Institute, Cape
Toon, 1856.
9% Dr. L. Pappe: ,Silea Unpensis, or a edeseription of South
African Forest - Trees and arborescent ahrubs, used for technical
and oecommnical purposes by tha rolonists of the Cape of Good Hope.
Cape Ton, 1854. "
10. Dr. L. Pappe: Symopsis of the Edible Fishes at the Cape
af Good Hope. Cape Town, i8 h
11. Henry Öloete: Pire Leetures on the Emigration af the Dutch
Farmers from the Colony of the Cape d Gond Hope, and their
settlement in the district of Natal, until their formal sbmission to
Her Majesty's authority ın the year 1843. Delirered 10 the Natal
Society at Pirtermaritshurg. Cape Town, 1856.
12, Seventk Annual Beport of the Natal Agrieuitwral and Hor-
tieulturel Society. Durban, 1867.
Aufsätze,
13. Fr. Steger: Der Kanal ron Suer, (Westermann's TUnstrirte
Deutsche Mimatahrfte, November.)
14. Theodor Kotschy: Allgemeiner Überblick der Nilländer und
ihrer Pflanzenbekledeung. (Mitthedungen der K. K. Geogr. Geell-
schaft, 1867, Hefe 2)
15. W, Munsinger: Die nordöstlichen Greneländer von Habesch,
(Zeitschrift für Algen. Erdkunde, September.)
16. Dr. Krapfs Seereise an der Süd- Arabischen Küste von
Aden bis Sihut, an der Ost-Afrikamischen Küste vom Kap Guarde-
Frei bis zur Insel Sauber. Schluss, (Ausland, 1857, Nr, 44, 45,46.)
17. Sklarerei und Baustwollkulur in Afrika, (Kbende Nr, 44.)
18, Henri Aucapitaine: Les Yen-Yem, tribe antkropophage de
PAfrique Contrale. /Nourelles Annales des Voyages, Oktober.)
Karten.
19. John Arrwesmith: Map of Sonch Afrien, showing the routes
of the Ber. Dr. Lisingstone between the years 1849 and 1856. Mir.
1: 17.400.000. — J. Aerwiesmith: Detailed Map of the Rex. Dr. Lieing-
“one's ronie across Afriwe, construztedl from his mitronomicel obser-
rations, bearinge, estimated distances, sIetcher ete, etc, 1867. Met.
1:4.400.000, (Zu Nr. 1)
20. ÄAarte der Damaro- und Namagnalandes nebst den wrahe-
genden Ländern u beiden Seiten der Ser’s Ngumi, nach Galton's
und Andersson's Beisen und Beobachtungen. Mat. 1: 3.785.000.
Zu Nr. 2.
a 21. Karte von Imer- Afrika nach den Forschungen won Richerd-
son, Örerweg, Barth und Vogel. Mat. 1:22.000.000. (Zu Nr. 3.)
[Das lange erwartete Reisewerk Dr. Livingstone's ist vortrefflich
mit Lithographien, Holssehnitten, einer Übersichtskarte, einer Spezial-
karte der Houts von Loanda nach t4uilimsse und einem idealen Profil
des Büd-Afrikanischen Kontinents ausgentattet md rechtfertigt hinsicht-
lich des grossen Reichthumns an interesenntem und werthvollem Detail
vollkommen die Erwartungen, die man davom gehegt hat, Da wir apli-
ter ausführlich auf seinen Inhelt zurückkommen werden, so brauchen
wir hier nicht näher darauf einzugehen. —
Wie schon früher erwähnt !), enthält der zweite Band der Dent-
schen Bearbeitung vou Andersson’s Reisen hauptsächlich seine Heise
nach dem Ngami-Ber, Anch ihm sind acht trefllich ausgeführte Thierbilder
und ausserdem die grosse Karte der Original-Ausgabo beigegeben, —
Direktor Arena’ populäre Bearbeitung der Afrikanischen Expedition
von Richardson, Barth u. s. w. in Lorck's Konversations- und Beise-
Bibliothek stätzt sich hauptaliehlich auf eine Arbeit des Dr. Steemstrup
"4 & Geogr, Mitth. 1887, $. MO.
in der „Dansk Maunelskrift” 1855 und auf A. Petermann's „Account,
„Geographische Mitthoilungen” u. =. w. Das’ Burth’sche Werk konnte
noch nieht benutzt werden. Die Darstellung des ersten Theils der
Reise, a0 weiß sie Richardson in seinem Tegebuche beschrieben hat,
ist ziemlich ausführlich und anschaulich, aber die Erzählung der spü-
teren Reisen Barth’s und Overweg’s int so dürftig, dass die Aufgabe
des Werkehens, „den äusseren Verlauf der Ereignisse zu erzählen und
zugleich den Boden und Schauplatz, „uf welchem sich «dieselben ent-
wiekelten, in seinen mannigfschen Erscheinungen treu und in fasslicher
Weise zu schildern", uur höchst unrollkommen gelöst wird. Mehr
Fleiss int dagegen wieder auf Vogel’s Reisen verwandt. Als Einleitung
dient eine kurze Übersicht der früheren Entdeckungsreisen in Afrika.
Für solche Leser, denen ex dartım sa thun ist, nur eine allgemeine
Keuntniss jener wiehtigen Expedition zu. erhalten, würde sich das
Workchen durch seine Kürze und Wohlfeilheit (es kostet nur 10 Sgr.)
empfehlen, wenn nicht die zahllosen Druck-, Schreib- und Grummati-
kal-Fehler, s0 wie die verwirremde Inkonsequenz in der Orthographie
der Namen dasseibe fast ungeniessbar machten. —
Eine uns kürslich zugekommene Sendung von Druckschriften aus
der Kapstadt (Nr. 4-11) uthält swar meist Werke ron nicht ganz
neuem Datum, uber wir haben dieselben mit aufgeführt, weil sie in
Deutschland »o gut wie gar nicht bekannt sein dürften und zum Theil
Beachtung verdienen. In den Verbandlungen ıles Kolonial-Pariuments
der Kop-Kolonie für 1856 findet sich nur wenig, was für die Geo-
grapbie der letzteren ron Wichtigkeit wäre, Die Erhebung von zwei
Distrikten, Tulbagb und Namaqualand, zu Divisionen und einige An-
gaben in der Eröffnungsrede des Gowrerneurs über den Werth der Kin-
und Ausfuhr ist Alles, was wir anführen können. — Von den für den
Gebrauch der Regierung gedruckten Dokumenten, weiche meistentheils
Berichte der verschiedenen Beumten entbulten, sind mehrere von Herrn
Wyley, dem Direktor der Landesrermessung am Kap, Er beriehtet
darin über einige Minen der Kupfer-Vistrikte in Süd-Namaqualand,
über den vermeintlichen Goldreichthum der. Umgegend von Smithfleid
(Orangetluss-Kepublik), über die Muitlond Mines (Blei und Kupfer) in
der Nähe von Part Elisabeth und über die Kohlomminen des Sturm-
bergs und den (geringen) Wertk ilıres Produkts. — Unter den tibrigen
Werken findet sich zuerst ein zweibündiges Buch von Oberst Sulher-
tand, io welchem eine grosse Menge Berichte, Dokumente und Erxüh-
Inngen gesammelt sind, die sich auf das früheste Zusammentreffen und
den Verkehr der Holländer in der Kap-Kalonie mit den Kaffern, Hot-
tentotten uhd Buschmännern vom 1640 bis aum Anfang dea 18, Jahr-
hundert» beziehen. Diese Sammlang ist, so viel-wir wissen, einzig in
ihrer Art und enthält viel Wertivolles über die früheren Verhältnisse
dieser Völkerschaften und die Emtileckungsgeschiehte des südlichsten
Theiles von Afrika, — Ferner zwei Vorlesungen, vom Missionär Solo-
mon im Mechanie’s Institute in der Kapstadt 1655 gehalten, in welchen
er die beiden grossen Wölkerstimme Sud-Afrika’s, Hottentotten und
Kaffern, mit Ihren Unternbtheilungen, den Namaquas, Kornnnas,. Busch-'
märnern, (riquns, Betschnanen und Damaras nach ihren charakteristi-
sehen Merkmalen, Wohnsitzen, Sitten und Gebräuchen und Sprachen
schildert. — tiewissermnassen eine Ergänzung hiersu alnd swei 1856
in demselben Institut von dem Missionär Henry Tindall gehaltene Vor-
lersungen über das Namagualand und seine Bewohner, worin dieser
Volksstamm mit seinen zahlreichen Abtheilungen, so wie das von ihm
bewohnte Land eine spenlelle Beschreibung erfährt. — Zwei kleine
naturhistorisehe Schriften von Dr. L. Pappe +nthalten eine systema-
tische Beschreibung der Waldbiume und Sträucher, welche von den
Kap-Kolonisten zu technischen und Ikonamischen Zwecken benutzt
werden, mit Angabe der Standörter, und «ine ähnliche Aufzählung der
essburen Fische in dor Table- und Palse-Bai, mit vorangehenden Be-
merkungen über die Kigenthümlichkeiten einiger Fische, besonders des
für giftig gehaltenen Tetraodon Honkenyi, Bloch, über das Verhältniss
der Meoros-Fauna am Kap zu der in anderen Meeren und den Expert
getrockneter Fische von der Kapstadt, wonach dieselben keinen ganz
unwichtigen Handels-Artikel bilden. — Endlich gehört hiersu eine
Reibe von fünf Vorlesungen über die Wanderung der Holländischen
Ansieiller aus der Kap-Kolonis und ihre Niederlassung im Distrikt von
Natal, von Henry Clocte in der Natal Society u Piotermaritsburg
1852 und 1855 gehalten, Die drei ersten dieserr Vorlesungen, welche
die Ursachen der Auswanderung und die Ereignisse bis zur Konstitui-
rung der Republik Natal behandeln, sind bereits früher erschienen und
von uns erwähnt worden '), die beiden letzten hat der Vorfasser jedoch
8. Gengr, Mlich, 1896, #, 197.
78 Literatur.
erst im Jahre 1856 heruusgegeben; er bospricht darin die Vorgänge in
Natal, welche die Umwandlung der Hallindischen Republik in eine
Englische Kolonie sur Folge hatten. Der Verfusser ist mit dem Ge-
genstande vollkommen vertraut, da er von Anfang an in amtlicher inni-
ger Beziehung zu den Vorgängen stand, und schildert sie mit der
grössten Unparteilichkeit. —
Der siebente jührliche Bericht der Gesellschaft für Acker- und
Gartenbau in der Kolonie Natal, welche in D’Urban ihren Sitz hat,
giebt einen erfreulichen Beweis von den Portschritten der von ihr ge-
pflegten Kultursweige, Besondere Erwähnung verdient die schnelle
Ausbreitung der für die Seidenzucht nöthigen Vorbereitungen, indem
die Gesellschaft im Zeitraum einer Jahres, bis Juli 1856, zwischen
7- bis 8000 Setzlinge von Maulheerbäumen vertheilte, Auch mit rer-
schiedenen Arten von Indigo werden viel rerspreehende Versuche un«
gestellt. Der Kurator der Gesellschaft führt ferner ein genaues ne-
teorologischen Register, welches den betreffenden offiziellen Berichten
(Bine Books) über die Kolonie zu Grande gelegt wird.
In recht fleissiger Zusummenstellung «rmählt Fr. Bteger die Ge
schichte des Sues-Kanals von seiner ersten Anlage durch Sesostris bis
zu den neuesten Projekten und diskutirt die wichtigsten anf diese be-
züglichen Fragen. —
Nr. 14 ist eine weitere Ausführung des unter gleichem Titel in der
„Bonplandia” vom 1. Juli 1857 ubgedruckten Aufsatzes, den wir
8. 438 des vorigen Jahrganges der „Geogr. Mittheilungen” erwähnt
haben. In der Hauptsache stimmt sie wörtlich mit ihm überein. —
W, Munzinger giebt ein lebendiges und detaillirtes Bild der pali-
tischen, socislen und religiösen Zustände der zwischen Ahessinien und
dem Rothen Meoro gelegenen Landschaften mit Rücksicht „uf ibre bi-
sterische Entwickelung und schildert sodann speziell Massus, seine
Bewohner und seinen Handel. —
Dor Schluss ') des interessanten Tagobuches, weiches der berlbmte
Missionär Dr. Krapf während einer Fahrt an der Südküste Arabiens
und der Ostktiste Afrika’s führte, enthält eine kurze Beschreibung der
Suahili-Käüste südlich bis Sansibar, viele werthrolle Natizen für dis
Geographie umd Ethnographie der anliogenden Länder, historische Be-
merkungen, Nachrichten von Bingebornen {z. B. über ein Land Gonsi
im Gnlla-Gebiet, weit im Innern norlwestlich von Baramı, in welchem
sich christliche Bewohner finden sollen; die allgemein verbreitete An-
sieht der Eingsebornen bei Baraws, dass der Dsehub nur der Arın
eines grossen Flusses im Innern sei, welcher sein Wasser dem Üsi,
dem Pangani und dem (Quilimane zusende; der Hauptiluss soll eim
Arın des Nils sein) und ausführliehere Schilderungen von Mukdischa
(Magodoxa), Baraws, der Insel Patta, dem angeblichen Ursitz der Sun-
hili-Nation, der Insel Lamu, dem Mittelpunkt des Sklavenhandels an
dieser Küste, von dem Darfe Takanngu bei Mombas und von dieser
Stadt aulbst. —
Das „Ausland theilt nach dem „Anti-Slarory-Reporter” ein Schrei-
ben des Englischen Konsuls Unmpbell in Lagus nm den Graf Clarendon
mit, worin or über die Ausdchnung der einheimischen Baumwollen-Kul-
tur in don westlichen Küstonländern und dem Stromgebiet des Niger
redet. Die Befürderung dieser Kultur hält er für leicht ausführbar
dureh Erleichterung des Absatzes und Einführung ron Maschinen zur
Reinigung der Baumwolle. Dass die erzeugte Baumwolle zum grössten
Theil das Produkt der Sklarenurbeit sein und bleiben werde, giebt er
zwar zu, betrachtet aber die Skinvorei in Afrika als ungleich weniger
drückend als die in Amerika, was er an mehreren Beispielen weiter
ausführt. —
Die Sage von der Existenz geschwänster Menschen in Afrika hat
sich seit altem Zeiten bis in die Gegenwart erhalten, und namentlich
sind es Franzosen, welche sich noch immer eifrig damit beschäftigen.
Die Pariser Akademie gab darauf berügliche Instruktionen bei Gelegen-
heit der verunglückten d'Escayrae’schen Expedition, Graf Castelnau un-
ternahm eine Heise maclı den Küsten des Rothen Moeres eigens zu dem
Zwocke, um gesehwänzte Menschen aufsuspüren ?), und jetzt tritt Ba-
ron Aucapitaine mit einer Reihe von Nachriehten hervor, welche er für
eine Bestätigung der Sage hält. Mehrere Neger, die nus Hansa und
Barnu mach Algerien gekommen waren, erzählten ihm, sie hätten Yem-
Yem oder Niam-Niem, wie jene wunderbaren Geschöpfe heissen, ge-
schen und häufig bet Annäherung dieser „Monschenfrossar"' die Flucht
ergriffen. Ein Französischor Lieutenant in Algerien versicherte ilın,
ein Neger seiner Kompagnie habe einen Vortsatz der Steissbeinwirbel
Y%, Gesgr. Mitth. 1857, 3, 0.
») 8. Geogr. Alıch. 1857, 8. 108.
von der Länge eines Fingers; dieser Mann ist jedoch leider in der
Krim geblieben, ohne untersucht worden zu sein. Araber in Algier
gaben an, der Dey Hussein habe wenige Jahre vor der Ankunft der
Franzosen in ihrem Lande einer Fruu aus largla einen solchen Appen-
dix abschneiden lassen, um sie zum Islam zu bekohren, Nach den
Aussagen der Araber des Tell and den zahlreichen Nachrichten, die
Reisende wie Castelnau, Couret, Armand, Vaissiöre, Rochet d’Höricourt,
WAbhadie, Edmond Combes über die Yen- Yen gesammelt haben,
glaubt sie Ancapitaine in die Gegenden westlich von den gronsen Ser'n
jenseits des Äquators versetzen zu dürfen. Auch soll eine Menschen-
race mit schwarzer Mundschleimhaut irgendwo im Innern Afrikua’s
existiren.]
AUSTRALIEN.
Anfsätze,
1. Neue Expeditionen in das Innere Australiens, (Zrechr. für
Allgem. Erdkunde, September.)
‘ Karten,
2. Australia. [ Öupplement to the Weekly Dispatch, 25. Oktober
1857.) Met. 1: 13.000.000.
[Zwei Briefe aus Sid-Australien, vom 2. und 10. Juli 1857, be-
riehten über die Expedition vom Stephan Hack '} und die Reise eines
Herrn Goyder, Landmessers in Süd-Australien, nach dem Torrens-Ses,
Hack hatte am 17. Mai Port Lincoln im Spencer-Golf verlassen und
war nordwestlich längs der Küste nach der Streakyr-Bai gegangen, wo
er am 1. Juni ankam. Er hat überall Wasser gefunden, abor es fehlte
bisweilen un Futter für die Pferde, Mehrere Eingeboreno erzählten
ihm von einem Alligator-Ähnlichen Thier, das im Innern in Heerden
von 10 bis 15 Stück vorkommen soll. Es liense sich daraus auf das
Dasein grösserer Wursermassen im Innern schliessen. Goyder erreichte
im April von Adelaide aus das Säd-Ufer des Torrens-See's in 290 22’
18° 5. Br,, fand das Wasser frisch und gut, ohne irgend welche Spu-
ren von Salz, und eine grosse Menge (uellen und Bäche, die sich in
den Soe ergossen und eine üppige Vegetation wührten. Auch das Was-
ser dieser (uellen war rein und geschmacklos, aber in ihrer Nähe
zeigte sich der Boden mit ammoniskhaltigen Salzen bedeckt. Üoyder
bemerkto 5 Engl. Meilen vom Ufer mehrere kleine Inseln von 1 bis 2
Engl. Meilen Länge mit stellen Ufern, die auf eine beträchtliche Tiefe
des Wassers schliessen lassen. (Diese Angeben erscheinen nach netie-
ren Nachrichten etwas enthusinstisch.) —
Auch hinsichtlich der Übersichtskarte rom Austrulischen Festland
gilt, was wir oben über die anderen, mit der „Workly Dispatch” gra-
tis ausgegebenen Karten bonterkt haben.]
AMERIKA.
Bücher,
1. James 8. Ritchie: Wisconsin and its reamurens: enhit Lake
ar oe vor, ds senimerae and nanigation ete. Wick iüllustrations and
authentio mapa © isconsin and the region of Lake Superior.
Philadelphia, 1857. “
2. Hermann E. Luderig: T’he Literature of Americon u
nal Langunge.. With addıtions and eorrections by Prof. Wan. W,
Turner, Inden, N, Trübner, 1858. i
8. Ber. D. P. Aidder and Ber, J, U. Fleteher: Brazil and the
Brasilions, portrayed in kistorieal and deseriptive sketehes. Tln-
strated by 150 engrarings, Philadelphia, 1857. Mit Karte,
Aufsätze.
4. Die Honduras - Risenbahn. (Zischr. für Allgem. Erdinnude,
September.) Mit 2 Karten,
5. Hamlel und Schifffahrt Brasiliens in dem Finanzjahre 1865
bis 1856. (Preuss. Handels-Archie, 1857, Nr. 46.)
6. D’Avesac: Considerasions aphiguen aur Uhistoire du Bre-
il, eramen eritigue d'une nowrelle histoire gendrale du Bresil recom-
ment publide en Portugais 4 Madrid par M. Francois Adolphe de
Varnhagen, Charge dafaires du Brösil en Espagne. (Bulletin de
la Soc. de Glograpkie, August, September, Oktober.) Mit 2 Äarten.
T. V. A. Malte-Brun: Les viaullats glographigues de Dexpedition
de M. le Comte F, de Castelnau dans lea rögions centrales de TAmd-
rigque du Sud, rdsumd en une aeule carte par M. le Doeteur A. Pe-
termann. (Nouvelles Annas des Voyages, Oktober.) Mit Karta,
1) 8. Geogr. Mitth, 1867, =. 448,
Literatur. 79
8. Ernest Desjardins: Le Perou axant la conyuete Espagnole,
Zme article, (Ebenda,)
9. Die Kordillere von Copiaps. (Ztschr, für Allgem. Erdkunde,
September.)
10. Beier durch die Pampas. Bruchstück aus der spiller er-
scheinenden Reise durch ee von H. Burmeister, | Ebde.)
arm
11. A new Map of the state of Wisconsin published by Charlıs
Desilver, Philadelphia, 1857, Mast. 1:1.770.000. — J. J. Hazard:
Map of Lake Superior wirh its railroad and ateam boat commection.
Met. 1:2.26.000. (Zu Ar. 1.) ü
. 2 wa: Published by J. H. Golton & Co, Ast. 1: 15.000.000.
(Zu Nr. 8.)
18. Der Staat Seu Saleador und die projektirte Honduras- Ei-
senbahn, nach den Aufnahmen vom W. N. Jefers 1868, He.
1:1.000.000. — Pverto Oaballos, nach der Aufnahme von Lieut.
Jefers, 1858. Ast. 1:70.000, (Zu Nr. 4)
14. D’Arezac: Esqwisse du Bresil oü eunt indiqudes les Fimites
successives de la premilre decauwerte et ler diverse emplacements at-
tribuds par les prötentions Espaguoles et Portugaises ı da ligne de
dimarcation de leur domaines Tautremer. Mat. 1:28.03.000, —
D’Avezac: Erquisse des Buuchen de PAmazone et des cötes roisines
pour serrir & da recherche de la sitwation wiritable de la rieidre de
Vincent Pincon. Ast. 1:5600.000. (Zu Nr. 6.)
[In dem Vorwort und der Einleitung spricht der Verfusser von
„Wisconsin u. s. w.'” den Zwork des Buchs deutlich aus, nämlich alle
die Vortbeile, welche Wisconsin dem Einwanderer vor anderen Staaten
bietet, in einer Darstellung von mäsgigen Umfang zusammenzufassen.
Die innere Einrichtung des Buchs ist die gewöhnliche; historische No-
tizen, die physische Beschaffenheit des Landes (meist wärtliche Aus-
züge sus den offiziellen Berichten), Beschreibung der hanptsächlichsten
Städte, des Handels, des Bank-Systems, der Eisenbahnen und anderer
„Improrements”, der Gesetze über die öffentlichen Ländereien u. &. w.
reihen sich an elmander. Der zweite Theil des Buchs giebt im ühnli-
eher Weise eine kurse Monographie des Lake Superior und seines
Amerikanischen Ufars. Die dritte Abtheilung enthält die Konstitution
des Stantes und Listen der Stastsbeamten, öffentlichen Institutionen,
der Tost-Bureaux und der Zeitungen (91 am der Zahl mit 9 Deutschen
und 1 in Norwegischer Sprache). Die beigegebonen Karten enthalten
manches Neuere, als 2. B. die in Colton’s Atlas; a0 geben sie das Ei-
senbahnnetz vollständiger und die Eintbeilang in Connties nach neue-
ren Bestimmungen; wie flächtig und ungenau sie aber geseiehnet wur-
den, geht schon daraus hervor, dass dieselben Gegenstände auf beiden
Karten oft ganz verschieden dargestellt sind, 2. B. der Lauf des Meno-
monie, des Grensflusses wwischen Wisconsin und dem nördlichen Mi-
ehigan, die Apostel-Inseln u. s. w. —
Eine höchst anerkennenswerthe und für Alle, die sich mit dem
Studium der Amerikanischen Ursprachen befassen, sehr wichtige Arbsit
ist die von N, Träbner herausgegeben« Bibliographie derselben. Wir
finden in derselben die Namen aller eingehornen Völker Nord- und
Süd-Amerika’s in alphabetischer Ordnung sufgefährt und unter diesen
Rubriken die einschlagende sprachliche Literatur angegeben. Den ur
sprünglichen Kern des Buchs bilden die Aufzeichnungen, die Herm.
E. Ludewig in Neu-York mit Benutzung einiger dartigen Bibliotheken
machte und Herrn Trübner zur Vervoliständigung in Eureps übergab.
Dieser fand in den Büchersammlungen Londons und den Kontinents
noch reichliches Material und war so glücklich, noch überdies die
Mitbülfe der Herren E. G. Squier und W. W, Turner in Washingten
zu erhalten. Die Beiträge des Letzteren, einer anerkannten Autorität
in Bezug auf die Indianischen Ursprachen Amerika's, waren so beden-
tend, dass Herr Trübner dieselben in einem besonderen alphabetischen
Verzeichniss seinem Buche einverleibt hat. Der Werth des Buchs und
die Mühe, welche seine Bearbeitung kosten musste, wird um so mehr
in die Augen springen, wenn man bedenkt, dass os die erste umfas-
sende Bibliographie auf diewem Felde der sprachlichen Literatur ist. —
Das Buch „Brazil anıd the Brasilians ete.” ist von zwei Amerika-
nischen Geistlichen verfasst, die den Süd-Amerikanischen Kaiserstant
nicht besuchten, um systematische Untersuchungen über das Land und
stine Bewohner anzustellen, sondern im Interesse ihres protestantischen
Glaubens, und um die Bücher einer Amerikanischen Bibel-Grsellschaft
zu vertreiben. Nach ihrer eignen Angabe war der Zweck der Abfas-
sung ihres Werkes, das übrigens die vereinigto Erfahrung von 20 Jah-
ren umfasst, ibre Nord-Amerikanischen Landsiente auf dieses wichtige
Reich aufmerksam zu machen, indem «ie sich bemlhten, eine treue
Schilderung der Geschichte desselben zu geben und, an die Erzählung
ihres Aufenthalte und ihrer Reisen anknüpfend, eine Darstellung der
Bitten, Gewohnheiten und Fortschritte dar Brasilianer zu lieforn. Bie
sehen dabei das Land mehr mit den Augen eines Touristen als eines
wissenschaftlichen Reisenden an, ‚theilen jedoch unter ihren Kompila-
tionen und den wenigen statistischen Angaben manches nicht Unintem
essante mit, namentlich in Bezug auf den Handel mit den Vor. Stauten
und auf die Kommunikations-Mittel zwischen beiden Lündern. Die
Ausstattung des Buchs ist reich; die vielen sorgfältig ausgeführten
Abbildungen enthalten Pilanusen, Thiere, Ansichten ron Städten und
Gegenden tv. s. w. Die begleitende Karte ist aus dem Etablissement
von J. H. Colton & Co. in Nen-York hervorgegangen ; zwar ist von ihr
in der Vorrede gesagt, „dass sie wahrscheinlich die rollkommenste sei,
die jemals erschienen wäre von einem Reiche; des nie aufgenommen
wurde, auch habe der jüngere Autor im Jahre 1855 eine Reise von
mehr als 3000 Meilen in Brasilien ausgefiihrt und dahei Korrekturen
auf der Karte angebracht a. s. w.”, — doch können wir mit gutem
Gewissen sagen, dass &« eine der schlechtesten Karten von Brasilien
ist, die uns jemals vorgekommen. —
Nr. 4 ist eine kurze Beschreibung des Terrains, welches die pro-
jektirte Honduras-Risenlahn zu durchlaufen hat, und der Häfen, welche
ihre Endpunkto bilden würden. Sie ist hauptsächlich Squier’s Bericht
„Chemie de fer interoedanique de Honduras, New-Vork 1855’ entlehnt.
Die beiden Karten basiren auf den in Squiers „Notes on Central Ame-
rien” publieirten. —
Ein Bericht im Preuss. Handels-Archiv, datirt Rio Janeiro, den
27. August 1857, enthält spezielle Angaben über Ein- und Ausfuhr,
Schiffsverkehr und Küstenhandel Brasiliens im Jahre 1855 bis 1846.
Dor Geosammtwerth der Einfohr belief sich auf 91,233,819 Milreis,
woron fast 50 Millionen auf England und seine Besitzungen kumen
und gegen 27 Millionen in Baumwolle bestanden. Die Ausfuhr hatte
einen Werth von 94,431,315 Milreis; daron empfingen die Ver. Staaten
für 30, England für 29 Mill. Waaren, und zwar war der Hauptartikel
Kaffee, zu 48 Millionen Milreis. —
Die Hefte 80—#2 (August bis Oktober) des Bulletin der Geogra-
phischen Gesellschaft zu Paris werden von einer ansführlicheren Arbeit
des Herrn D’Avesuc, WVieo-Präsidenten der Össellschaft, ausgefüllt,
Diesoibe betrifft die neuerlich in Pertugiesiseher Sprache erschienene
allgemeine Geschichte von Brasilien, deren Verfasser Herr Franz Adolph
de Varuhagen, Brasilianischer (ieschäftsträger in Madrid, ist, Im
ersten Theile der Ahhinndlung (3. 89— 152) verfolgt der Verfasser die
Geschichtserzählung des Herrn Varnhagen bis zum Jahre 1644, mit
welchem der bis jetzt erschienene Theil des Werks endigt; os ist die-
ser Bericht mit zahlreichen Noten und Citaten sowohl aus dem be-
sprochenen als andern Werken und Quellen begleitet, die zum Theil in
einem ziemlich umfangreichen Anhang enthalten sind, Im zweiten
Theile sucht der Verfasser den Herrn Varnbagen hauptgächlich in drei
Punkten zu berichtigen, in welchen ihm Letaterer durch nationale Vor-
urtheile, welche die Brasiliener von den Portugiosen goerbt zu haben
scheinen, irregeleitet zu sein scheint. Es sind diess die Geschichte
der Entdeckung, die Demarkations-Linie {zwischen den Portugierischen
und Spanischen Besitzungen in Süd-Amerika) und die nördliche Greuse
Brasiliens (gegen Französisch-Guayana). Es bildet diese Berichtigung
(8. 1535— 232) elne nach den einschlagenden Quellen ausführlich bear-
beitete historisch-geographische Kritik, und es sind diesem zweiten
Theile ebenfalls sahlreiche Noten beigefügt, so dass die gunse Arbeit
des Herrn D’Arexae mit dem Anhang 266 Seiten des Bulletin ausfüllt,
Letzterer enthält ausserdem noch eine Notiz über das Histerisch-geo-
graphischo Institut von Brasilien, das Organ desselben (Bevista tri-
mensal) und eine Aufzählung aller in Portugiesischer, Franzäsischer,
Deutscher und Englischer Sprache erschienenen Geschichtsworke über
Brasilien. Eine Kartenskixze stellt die successiren Grenzen der ersten
Entdeckung, so wie die verschiedenen Demarkations-Linien zwischen
den Spanischen und Portugiesischen Besitzungen dar, eine zweite die
Mündungen des Amazonen-Stromes, um die Lage des Fiusses von Vin-
sent Pincon zu zeigen. —
V, A. Malte-Brun hat den von ihm redigirten „Nonvelles Annales
des Voyages” A. Priermann’s Karte von den Central-Regionen Stid-
Amerika’s nach dem Castelnau’schen Atiıs (Geagr. Mitth, 1857, Tafel
10) beigegeben und sprieht sich in den Begleitworten über die Wich-
tigkeit dieser Arbeit aus, —
In dem zweiten Artikel) seiner Geschichte von Peru geht E. Des-
78, Geogr. Mitih, IA6T, &, Bit,
so
jardins die Regierungszeiten der einzelnen Incas, die dem Maneo-Capac
auf dem Throne folgten, durch, von Sinchi-Roca bis Atahualpa. Er
stützt sich dabei vorzugsweise auf Garcilaso und Balboa. —
Der Französische Reisende de Moussy giebt im „Nacional Argen-
tino" eine kurze Notix Über seine Übersteigung der Kordillere zwischen
Gopiaps und Tinogasta unter 28° 8, Br. Er befand sich dabei wäh-
rend fünf Tugemürsche auf einem 4000 Meter hoben Plateau, das
aus- kahlen steinigen Ebenen mit einzelnen schneebedeekten Gipfeln
Bibliographie, Oktober, November, Dezember 1857.
besteht. Das Thermometer sank im April auf — 10°C. De Moussy hat
ein genaues Nivellement von Caldera bis Tinogasta und ein zweiten
von Rosario bis Valparaiso ausgeführt. —
Professor Burmeister beschreibt in Tagebuchsforn und sehr aus-
führlich die erste Hälfte seiner Reise von Rosario nach Mendozs, die
ihn auf der gewöhnlichen Strasse über Esquina und Zanjon Hach der
"Stadt Rio Quarto am gleichnamigen Flusse führte.]
x
Bibliographische Übersicht
der im IV. ee 1867 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze und Karten.
Geographische und statistische Zeitschriften.
Noavelles Annales Ks ia marine et des colonies Be amnde. Oetebme — Di-
«embre. Paris, Depeon! pro Jahrg. (20 fr.) 6 Thir, 20 Ner.
Nouvelles Annalen ze enyazen, de In geöographie, de Thlsteire ut de larehdo.
logie, Be ee V. 4. Malte run. Wis Sdrie, 3s annde. Ostobre — Novembre.
Paris, A. Bertrand. 8 pro Jahre. (39 fr.} 10 Thir.
Annali universali di Btatistica, economlca pubblioa, Jeginlazione, storla, viaggi
1 eommerecio, enmpilati di Dims. Sacchi, Bu Berie. Vol. XIV. Fase. di Agusto —
Dicembre. Milano, 8. pro Jahrg, 7 Thir.
Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. Hrag von 4A. Zrman.
xvi. a. ie Heft, Berlin, G. Heimer. #. pro Jahrg. 5 Thir. 10 Ner.
wsiand, Kine Wochenschrift für Kunde: des u md or Se Le
Dans dar Volker, Red. ı 6. F. Peschel. Nr 4052, Stuttgart, Cotta.
pro Jahre. # Tor 10 Nar.
Boflettino di motlabe »tatistiche itallane & stranlere e delle piä Importansi Ia-
venzioni e mogresso dell’ Indostria e delle cognizioni, compllato da
Gina, Sacchi. Vol XL. Bettermbre — Norembre. Milano, 8.
Bremer Handelshlant in Verbindung mit O. Hübner's Nachrichten aus dem
Gebiete der Stants- und Volkswirthse) 6 Jahre. Nr. 40-32. Bremen, Schil-
nemann. #4 pro Jahrg. 4 Thir.
Bulletin de ia Boekitd de zgöographie, a I Mawry er V,. A. Malte
Brun. 4 Sörle. T. XIV. Aoft — Novembre, Paris, A. Bertrand,
pro Jahrg, (ie fr.) 4 Thir.
The Journal of the an Aschi go and Easton Asian, Edited br J. R-
Logan. New Series. Vol, II, Nr. 2, Singapore. & 2 Thir,
Journal of the Gears ‚Boelety of Londen. October — December, lLon-
don, Parker & don. 8. Jedes Heft (2 = 6 d.) I Thir.
Mitthellungen aus J. Perther geogr. Anstalt etc. 9.— 11. Heft. Gotha. J.
Perttes. 4. Mit Karen. Jedes on 10 Ner.
Mitthellangen des statistischen Hursau' in Berlin. Ilrme. von W. Dieteriei.
10. Jahre. Nr, 19-4, Mit erg Berlin, Mittler &8 8 pro Jahrg. 4 Thir,
The Nautieal Magazine and Naval Chroniele.. Vol, IXVIL. October — De-
cember. London, Simpkin. 4. Jedes Heft (1 =.) 12 Nor.
Notizblatt des Vereins für Erikunde und verwandte Wissenschaften zu Darım-
stadt und des Mittelrheinischen Geologischen Vereins, 4, Jahre. Nr, 1-6, Diarm-
wiadı, Jonghaun, #. pro Jahrg. v. 20 Nm. 1 Thir. 10 Ser.
Preassisches Handels- Archiv. Wochenschrift far Handel, Gewerbe und Ver-
kohrs-Anstelten. Hrag. von #. Firbahn und Samat-Pierre, 11. Jahrg. Nr. 40—5%,
Berlin, Deeker, 4. Mit Beilagen. Jeder Banı 2 Thir.
of the Royal Goograpblcal Roehety of Lomden. Nr. 9. 10. Lon-
don, Stanford. (1) 19 Ner.
Kerue de rOrient, de l'Algerie et des Ber Jem, Serie. Octobre — DE
eembre,. Paris, Romvier. #. Jahng. (20 fr.) 6 Thir, 20 Ner.
Bee- Magazin Hrag. von der Adımiralliar “57 September — November.
Petersburg. ®, {In Russ. Sprache] Jahrg. (5 R.) 9 Thir.
in voor Nederlandsch Indit, Ultgeg. door Een 19« Jaarg.
106— 12. Zalt-Bommel, Noman. 8.
, Zaierbeisages im Gebiete der Astronomie, Gengraphie und
pro Jahrg. 8 Ei
tchrift ffir allg. Erdkunde. Mit Unterstützung der Gesellschaft für Erd-
kunde zu Berlin, ete., hrag, von Ä, Neumaun, Neue Folge. II.Bd. 3,.—5. Heft.
Berlin, D. Reimer, 8. Mit Karten. ' Jeder Band 9 Thir. 30 Nar.
Zeitschrift des Statimischen Burenu's des Königl. Rächs. Ministeriems dies In-
wern. Red. vom Zrmit Engel. 3, Jahrg. Nr. 6-8, Dresden. 4. prodahrng. 1 Thir,
Geographische Lehr- und Handbücher.
Abrögd de Geographie commerelale et Rn eostenant in division Je ia
France par bassins, un tabloau syn poar chages prorince, ic, par PP,
B. 20» ddit, Ba te s, 106 pr. Mis 6 Karten. (50 c.) & Ner.
u Bi RK statistik Haandbog. 18. 18. Hefe. Capri—Chilll-
Esabarn Ph Blipsen. Jedes Hent von 32 pp. (Mak ) Ti Ner,
ur F. Petite gdographie moderne hi usage des deokes primairen, 784 dit,
Paris, Hachette & Co. ı8. #16 (18 ©.) 15 Ner.
Ansert, P. Pricis de geogra; moderne, Dis ddit. Paris, Foarant, 12. Mäyp,
Ansart, Fel. er Ambr. Rends. Geographie pbysique du Globe, ei giograp
generale de l’Asle moderne {einsse de six » IV, 100 pp. — jr. hie send.
rale de l'’Europe et de YAfrique molerne (classe de eingufbme). Ts
Geographie gendrale de l’Amdrique et de 1’ Ocdanie (ciasne [3 öpp-
— Deseription partienlibre de "Europe (olnsse de troisibme). Eibenda.
Balıi's — Erdbeschreibung oder Hausbuch d. er DFLsEEe.
Eine systemat. u lopadie . Erdkunde £ die Bedürfnisse der Gebildeten jedes
Standes 4. Aufl, Dearb. v. #7. Aerphous. 19.—18, (Schluss) Lief. (2. Bd. Die
Schilderungen von Asien, Afrika, Amerika und Australien 3 Wien,
Hartieben. & VII, pp B7— TH. jede Lig. 6 Ner.
4 A.
de l'Europe (clanse de
Zusammengestellt von H. Ziegenbalg.
Beitse, 0. La Gösgraphle mise ı ia des enfants, avec sutsnnalees.
9 6dit, Paris, 1858, Delalain. 8. VIIL, pp: Mit 1 Karte, (Ir. 50.) 16 Ner.
Bibliothwes pbien. Verzeichniss der seit der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts bis zu Ende des Jahres 1856 in Deutschland erschienenen Werke über
Geographie und Reisen mit Einschlums der Landkarten, Pläne und Ansichten,
Hrsg, von W. Bupinms. Mit einem amführlichen Sach-Repister. 2. Halne:
rg Theil: — Zwingenberg. Leipalig, Engelmans. 8. Vi. pp. Si
-! Naeı hneng 10 Ner (eplt 4 Thir.)
"Dibllothece historico-geographiea oder systematisch geordnete Lebersicht der
in Deusschland und dem Auslande anf dem Geblete der gesammten Geschichte
und Geographie neu erschienenen Bücher. Herausg. von Gat. Schmidt. 5. Jahrg.
1887. 1. ven. Januar bis Juni. Göttingen, Vandenhoock & R. #8. (spp. 6 Ngr,
Blanc, L. 0. Handbuch des Wissenswürdigsten aus der Natur und Örschiehte
ser Erde und Ihrer Bewohner. 7. Aufl, foriges, von Ad. Diesterwep. n. —1b.
Heft. (Schluss) Braunschweig, Schwetschke & & 8. Mit Holzschn.
‚Jedes Heft 10 Ner.
Clawsollen, P. Elements de aphie universelle, sulrant les rapperts de cette
seienoe avec l’astronomie, in logie, ots. Te ddit. Paris er Lyon, Perisse
ir. 19. XII, 823 pp.
Cortambert,
, 2: Description partienlibre de Fasie, de l’Alriqee, de FAmerlque
a de 1Ocsanie, röligde eie, pour In classe de seconde, Paris, Ye ©.
12. 316 pp. fr.) 20 Ngr.
Cortambert, #. Deseription partionlibre de l'’Europe, rödigee Pe, paar In clasıe
de trolslume, Ebenda. 12. 216 pp. dt fr. 30.) 18 Ner.
#. Geographie gändrale de l’Amdrique et de 1Oc6anle,
de ia revision de la göographie muderne de l’Asie, de Europe et de Ariane,
rödigde ete. pour In elasse de quaträkme, Ebenda. 12. 82 pp (76 0.) 7) Ner.
Göographie gendrale de V’Europe et de l’Afrkque moderne, nd
inguöbme, Ebenda. 18. 79 pp. (5 6) 7, Ser,
Cortambert, &. Geographie pers oo da glohe or GO Ile ginerale de l’ Anis
ia sixiteme. Ebenda. 12. 62 pp, (7b) 7] Neger,
his gänsrale de
Europe at de TAfri-
(a) Tal nd.
Pr.
L. Coars classique de göiographbie. Classe de alxitımer
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Classo de qustriöme de In gdographis de l’Asle, ” l’Europe et de l’Afri-
que. Geographie gintrale de V’Amerique er de 1 Ondande 26 — Cie de
troisteme ı — el mag rticnlitre de I’Eu: 190 pP. — c de seconde:
rope.
Description partieulfäre de TAnle. de Fäfrique, de Tämerique && de TOcdanie.
” an, Lauihe D De.
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tistisch , historisch , er — ae und oomparativ bearb, 1.—3. Lfie. Reprns-
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tiea, astronoemlca, Asica e morale ordinnte con nuoro metode, iöa ediz. Na yi
Cours de gesgra bie une Im partie: Geographie partieulläre
de troisitene 2 partie: Geographie partiouliäre de l’Asde,
de Fallaen, de l’Amerlque ei de , l'Ocdanle (elasse de wcomde). Paris, Dezobry.
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}
[6 Ir. 0 Near.
Das Jetat in 6 Hdn, komplere Werk koster (00 fr.) 20 Thir.
8.6. A co
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Does,
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Manuel de geogruphie, par Ach. Meissas et MMicheiot,. 24e ddit, Paris, Hachette
%& Co. 18, XIL, 182 pp. Mit 1 Karte. «2 fr.) 20 Ner.
Corso di iorien nntiea, del medio evo « moderna. 3a
ediz, 4 vol. Torino, Gulgunt, 8.
Mishan, P. L. Geografia univeranie. Venezia,
405 pp. (in greoo.) Com redute Interealate nel tem.
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Bornträger. 8. 287 pp. 2) Ner.
bie. Ir partie; Geographie phyalqus
Ch. Nouveas Coars de
Tipogr; Armena. 4. 404 u.
du Globe — Geographie windrale de N moderne. VI, y m-- % Fi
Geographie generale de FEarope. VI, 82 pp. — 3s partie: NAmerique et 1O06-
anie. 2 pp. Paris, Disobry, 12.
Guida per w le carte geoprafiche pubblicata per In gs
elasse dei ginnasl. Traduzione di M. @, Muri. Milano, tip. Boniotti. 8.
Sardou. L. Cours dlömentalre de rg wa Paris, 2
Schubert, Mt. Elemente der Geografie, oder : Erster Unterricht in der Erı
schreibung. 5. Aufl. Mit Illsstr.
ev. Seyalllie, & Sehul-Gnngrap!
gl Unterrieht. Mit 19 in den Text gedrackten Skizzen, ey #
I. Pr .
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af dansko Forfattere vod X. EZ. Mahl. 1446 Hefte. Kjöbenhavs, Gad. 8.
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u — et Europe, 2s dit, Ebenda. 18. 284 pp. Mit Abb. (2 fr. 9) 26 Ner.
eridsbygenaden, em Nlustrerad Handbek für Alla Samhällsklasser. . Efter
Blanc's «Handbuch des Wissenswüirdigsten« öfwersatt och bearb. af Get. Thomde,
8 och 9, Häfte: Prusoan Staternas Geographi, Statistik och Historia, Häftet
2 och 3. Stockholm, liek & Josephson. p. di—1, .
' - Jedes Haft (16 sk.) 10 Ner.
Mathematische und physikalische Geographie.
Babinet. Fitudes et lertures sur len selonees d’obserration. IVe vol. Paris,
Mallet-Bacheller. 12, 2304 Zn (2 fr. 50.) 28 Ner.
Entbalt u. A.: La Terre arant les dpoques giologfques, — De ia Constitu-
tion Intdrieure du globe terrestre et des trembiements de terre, — De ia
Pinje et des Inondations. — Les Salsons sur Ia terre et dans les autrun
piai ete.
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(tevus des deux monden, 1 Octobre.)
Dr. K, S. Clemenfs ar der Erdbeben-Bewegung, beleuchtet ron E. Kluge.
)
A. W. Klimatoiogische Beiträge. I. Thl. Berlin, D. Reimer, & VII,
296 pp. Mit 2 Karten, 1 Thir. 30 Ngr.
Hheranı einzeln:
Dove, ZW. Ueber das Gesetz der Stürme, Ebenda. 6, 118 mp. Mit l
Apr.
Gressier, #. 0. I» Die Efde, ihr Kleid, ihre Rinde und ihr Inneres durch #4
Karten und Zeichnungen zur Anschauung gebracht, 4. Aufl. Langensalza, Schul-
buchbandlung. 4. 68 pp. 1 Thir, 15 Ner.
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ihrer Besiehöng auf die Gesundheits- Verhlltnisse der Bevölkerung. Mit einer geo-
ersphisch-geordneten, die gesammte Frde umfassenden Sammlung klimatographi-
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Karten u. 3 Holzschn. 4 Thlr,
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zus Bd Besums des dix anndes IM45—1Ab4, et annde 1665. Paris, Impr.
Tpersel Die" mittlere Windrichtung an der NordwestkAste Tiestschlands fiir
jeden Tag Im Jahre aus neunzehn ‚Jahre umfnssenden Beobachtungen In Eusden,
sowie auch fhr Hamburg berechnet, und numerisch und graphisch dargestellt, Bin
Beitrag zur Lehre von der geographischen Einrichteng und der gesstizmäsigen
Drehnng des Windes Mlı 2 Taf (Verhandlen, d. K. Lospohliniseh-Carol; Akad,
4. Naterfurscher, Bd. XXVI, 1. Abth.) Auch besonders geiiruckt, Hresiau und
Boun, 4. T pp. 2 Thir. 20 Ner,
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mann's Miuh.. ? a. 10.)
Die verschiedenen Völkerstämtme aller Nationen In treusster Gesichtsbildung,
Farbe, Grösse und Nationaltracht. 4 Taf. Mit 50 grossen kolor. Fig, Nach dar
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de
26 #ait,. T.I, Paris, * XXVII, 421 Pr;
ne Preis für 20 fr.) 6 Thir. 20 Ner.
Knudren, J. M. Soe-Merke-Buch, ein Handbuch für Seefahrendo. enthaltend
einen vollständig aufklärenden Wegweiser durch das Kattegatt, den Jeresund, die
Belte und längs den Küsten der Herzogtkümer, Nach der 4. [Minischen Ausfahe
übersetzt. Neustadt. Altana, Lehmkuhl & Co. 12. XI, 186 pp. 22] Ner,
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Dupont.. & 8 pp. Mit 1 Taf. P
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19% Hefte, bavı, Eibe. 8. Jedes Heft von 96 pp. (40 ak.) 12} Ner.
Dufferin, Lord. Letters from Hhcb Latitudes; being some Acrount uf a Vorage
In tbe Schooner Yacht »Foam«, to leeland, Jan Mayen, and Spitzbergen, in IA56,
24 and &4 edit, London, Murray, #. 410 pp. Mit Karte . Abbilden.
ß (21 ©) 8 Thir, 12 Nor.
Lord Dugterin’s Voyage to Iceland, ete. (Quarteriy Boview, October.)
" Eitmond, Ch. (Choiegki). Voyage dans les mers du Nor, A burd da la Corrette
la Beine-Hortense. Notices sclentifigues communiquees par MM, Is mernhres de
Fexpdlition, Aree une carte du woyage, une carte peologigme de ’Inlande et des-
sins de K, Girarder, d’aprös Ion nımnrellen de Ch. Girmud er d’Abrantbs. Paria,
Lävy fr. 4. TA8 pp- (25 fr.) & Thir. 10 Ner.
der Rasa, Kongl. Srenıka Fregatten Eugenles Rosa omkring Jorden un-
dor Befäl af C, A. Virgin, Arc 1651 1855, Vetenskanliga Jaktiagelser pa H.
Malt Konung Oscar dem Förstes Befniining utriina af k. Svenska Votenskn
Akademien. Haft I och 2. Botanik 1, — Zonlegi I. Stockholm, 1887. 4, p. I—
Mu 1-8. Mit6 u. # Tat.
k 11
82
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Entdsckengsreisenden aller Zeiten und Nationen, von Marco Polo an bis auf um-
sere Tage ete, Weimar, 1868, Volgt. 8, VII 792 pp. Mit 10 lllmstr. 2 Thir. 15 Ner.
Gerstäcker, F. Weisen um die Welt. Ein Familienbuch. 2. Auf, 6 B ’
Leipxig, 1858, Schliecke, 8. XXVII, 968 pp, Mit & Abbildgn, 4 Thir. 24 Ner,
Grube, 4. W. Taschenbuch der Reisen für Freunde der Gograpbie ec. 1.
Jahrg. Mit 2 Karten u. 7 Illusr, Leipzig, 1868, Brandstetter, 5 x hr
Histeire universelle des voyages, Relation sueelncte at yiietene des narl-
von et des ddcowvertes les plus Interessantes. ParisHenaud & Co. 8 2
p- Mi A 0 (7 fr. 80.) 2 Thlr. 16 Nor.
e. Aumbeidi. — Travels and Besearches of Alex. v, Humboldt, By W. Mac-
(=. 6.4) 1 Thir. 18 Ser
jement du Lieutenant
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Ward & Lock. 13. 337 « #) 2 Thir.
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par W. de Suckas, Paris, Hechette & Co. 18. XIl, 620 pp. (8 fr. 30.) 1 Thir. 8 Ner.
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während eines Iajaarigen Aufenthalts in diesen Ländern, 1.—7, Heft. Berlin,
Bisler & Co, 8. 1. pP I-MM. 1) Ber.
Schöppwer, Aler, Hausschatz der Länder - und Völkerkunde, Gecgrap
Bilder aus der gessimmten neueren Heisellteratur. Mit Illestr. von P. Baumgarten
und A. Toller. 9.18. Lig, (Sehlwen) Leipzig, Weber. & AXV, u, pp. dis
Bir. Mit h Tafeln. Jede Lig. 10 Ner.
Seien Rb, Der enthalte Erdkreis, Ilustrirte Geschichte Alterer und newe-
ser wissenschaftlicher Entdeckungs- und Weltreisen in allen Eritheilen. Leber-
und bearbeitet. 2.Bd. 2.—4. Heil. Berlin, Bieler & Co. 4. , Mit
A Swedish V und the World, Tramslated by M Gay Cena,
oyage ro t ‘or y Mrs, 2
(Colburn's New Mandbly Mag, October — December.)
de Villowireps „ Ermest. aux Ustaractes du Nil. Comstantinople,
er Terre-Sainte, Egypte et Nuble. Angers, Cosnier & Lachbse. 18, 278 pp.
oyage antour du monde, contenant la desoription geographirne et pittorenque
den divern pays, lenquisse des moeurs de chnque peuple #ic,, Ay “
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Jun. Notes et de voyages los ‚ bes Alpen,
sourenirs dans
ben Pyrönden,, en Allemapme. em Beigique et en Italle. 2 wol, Montpellier, Inspr.
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4a edit. London, Stmpkin. 12. 330 pp. (464) 1 Thir
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in Zürich, 2. Jahrg... 1. w. 2. Heft.)
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Zonen. 8. 190 pp. {f. 1,80.) 1 Thir. 7} 3
au Qualıeoren 4; Rambies of a Naturalist om the Consts of France, Spain
and Sielly, Translated by £, €. Ottd. 2 vols. London, Longman. #8. 780 pp. {l5u.)6 Thir.
10 Tat. 4 ik helem 5" Tabingen a ac
. (Schluss, ‚ + pP . 8 pp. -
Mit 29 Taf, Sabser.-Preis "hir. 6 Nor.
(Subser.-Preis f, das complete Werk 10 Thir.; Ladenpreis 12 Thir.)
Deutschland,
Miss Ploressa A. Itindraire d'un voyage en Allemagne, Paris, Didot.
3, vı, 208 (4 fr.) 1 Thir. 10 Ner.
Deutschland. Galerle Ä er Ansichten des deutschen Vaterlandes und
Beschreibung derselben. ‚#2. Lig. Leipzig, Haendei. 4. I. Bd. pp. -B.
Mit 16 Stahlst, Jede . 6 Nor.
Mighen, ZH. The U) Rhine: the Scenery of its Bauks and ıihe Manners of
its People. Illastr, by
tet Foster, Mayenoe to Ihe Lake of Constance, Lon-
don, Routledge. &. 450
» (1 #,) 8 Thir. 12 Nor,
Rein, 4. Die Römischen Statlonsorte und Strassen zwischen Colonia kei
na and Berginatiam und Ihre noch nicht veröffentlichten Alterthämer. Kredeld,
übler & #82 pp. Mik 1 Taf. 15 Ner.
Der Kheln und die Hheinlande. Dargestellt In malerischen Orlginal-Ansie
ten von L, Lange. In Stahl gest. von 1. Hlsterlsch-topsgraphisch ge-
schlidert von Alnys Henninger. 2. Abıb, : Von inz bis Köln. 2. un. Nr. 1
12. Darmstadt, Lange, Jede Nr. von 3 Stahlst, w, & pp. Text 7} Ner.
Steinhard, 8. Voulksbiblloibek der Länder- und Völkerkunde oder geographi-
sche Haus- and Lesehöcher für Jang nad Alt. 2. Bd.5.m. 6. Li. A,u,d T.:
Destschland und sein Volk. Ein Lese- und Haushuch etc, 1. Theil: Deutsch-
land Im Allgemeinen. 3. Bd4.:; Deutsches Volk. 5, u, 6, Lig. Gotha, Scheube,
8. pp. BRB—I44. Jede Li. 6 Ner.
‚zier, Ed. Voyage pittoresque sur les bords de Bhin, Paris, Morkzut. 8.
IV, 206 pp, Mit Stahlstichem. (20 fr.) 6 Thir. 20 Ner.
Trich £. Im Eibthale vom Meissen bis Leitmeritz. Leipzig. Lorck. pi hi
2110 pp.
Oesterreich,
(Hinsuhtisurlich der ausserdeutschen Besitzungen.)
Ackner, 7. J. Die Colonben umd milltärischen Standlager der Römer in Da-
eien im heutigen Siebenbärgen. Wien, Braumtüller. 4. 34 pp, 16 Nor.
Maktrisch-histerlsches Albam vom Kinigreich Böhmen. Tre. von £4. Mälrel,
2—86, Lig. Olmfitz, Hölzel. Fol. 15 Taf. a. pp. 25-136, In 4 Jede Lie.
1 Thle 18 Ner.; kober, # Thir. 18 Ner.; htaung. gemalt 3 Thir. 18 Nr.
Malerlseh-historisches Album von Mähren und Schlafen, Hrsg, v. Zu. Hüinel.
Ebenda. Fol. 30 Taf. u. VII, 161 pp. Test in 4.
10 Thir, ; kalter. 16 Thir, SE Ner.: Prachtansg. gemalt 26 Thir. @ Nor.
(Erschien in 10 1.Ieferungem,
©. Ossernig, K. Frhr. Ei hie der isehen Monarchie. Hrsg.
durch die K. K. Direktion der administrativen Statistik. L Bd. 1, Abth. u. I.
!
I
|
Bibliographie, Oktober, November, Dezember 1857.
w. IT. Bd, Wien, Brasmüller, 4 XXXVII, 1388 pp. 104 pp. Beilagen, I Tab.
©, 2 Karten in Fol. 19 Thir. 20 Nor.
Damelbs. Mit einer sihnographischen Karte in 4 Bi. 18 Tülr.
Ulerans +Inzein abgedruckt:
- . X. Frhr. Die Vertbellung der Völkerstämme und deren Gruppen
in der Osesterreichisrben Monarchie [Äprachgronzen und Sprachinseln) nmmı einer
ststistisch-ethnographischen Uebersicht. Ebenda, 4. 60 pp, Mit I Karte in Fol.
2 Thir. 20 Ner. Mit I Karte in 4 Bl. Im Pol. # Thir.
re, Düringgfeld, Ida. Aus Dalmatien. Mit Anmerkungen won O, Frhr. von
Reinsberg-Düaringsield, 3. Bi Prag, Hellmann. 8, Xi, 372 pp- ı Thlr.
EHornpdnskg,. Vie, Geographische Lexikon des Könlgreiche
Berbischen Wolmedschaft mit dem Temescher Bannte, Nach amilichen Quellen
wnd den besten Hülfswerken bearl, Pest, 1884, Heckenast. & ae Kar.
? A .
Kreil, K. Entwurf eines meteorologischen Beobachtungr-Systema für die Üester-
reichische Monarebie. Wien, Gerold. #. 44 pp Mit Hoisschn. 7 Nar.
" # IMandi. 4. Die Btantsbahn von Wien bis Triest. 10,—12. Heft. (Schluss,)
Triest. Direkt. d, Oesterr, Lioyd. 4. Mit Stahlet. m. 1 Karte, Jedes Heft 10 Ngr.
Misthellungen aus (em Geblete der Statlmik. Hreg, von der Direktion der ad-
minbstrstiven istik im K. K. Handels-Minisseriem. &. Jahrg. 1. Heft,
1856, Braumlilier, 8. V, 180 pp. ® Thir.
Inbalt : Strassen-Statlstik des Oesterreichlschen Kalserstanies. 1 Einiekteng
Fr. Sussesn- Baisineikung des Herzogih. Kärnthen vom Fal. Strefieer
t 2 Karten,
Mittheilungen aus Serbien. Wojewedschaft Serbien (Ossterreichisch-Serbien).
(Destsche Vierteljahrsschrift, Nr. 80.1
Bapporto esenomico statistieo pei ee 1882 — 1850, ramegnato all! Be-
celso I. R. Ministero del commercie ı l imdestria e delle publiche oostruziomi,
della Camera di esmmmerebo ed Indaustria della prorineia diParia Paris, Fun. 4.
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Stein, ©. Gesgrapkische Charakterbilder ans dem Oesterreichischen Kaiser-
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Goographisch-statistische Tabellen des Össterreichischen Kaiserstantes, Nach
der De yendsaken, Eintheilung. Nach Angabe von A, B. Germda nunge-
führt von E. . KL Das Königreich Gslizien und Lodumerien mit dem
Gromsherzogthem Krakan und dem Hersogthümern Auschwitz und Zater. Prag,
Bellmann. Fol. s Ner.
Das Vaterlamisbuch. 8. Bd. A, an. d. T.: pbische Bilder aus dem Kal-
serreich Oesterreich. 3. Bd. : Vaterläandische Bilder aus Ungarn um Siebenbürgen,
der Wolwedina und dem Banat, Kroatien, Slavonien, der Milltärgrenze sowie Dal-
matten. Hrsg. von F. Körwer, 2 Abtlı Leipalg, 1888, Spamer. #. Vi. 106
w X, 186 pi. Mit 115 Holzschn. u. 5 Tondruckbildlern. Jede Abtbig. 20 Ner.
Preussen.
Schiesien, dargestellt nach seinen ph ben und statistischen
Ein Leitfaden für den Unterricht in der maibekunde, sunächst
beim Gebrauch der vom Verf. entworfenen Wandkane. 3 Auf, Breslau, Tre-
wendt. 8. VL 140 pp. Mit 1 Karte. & Ser.
Berlin, Ein Flihrer' durch die Stadt und Ihre Umgebungen mit Einschluss von
Potsdam. 5. Aufl. Berlin, Bartbol. 26, VIII, 870 pp, Mit 2 Plänen und 4
Kupferstichen, 1s >
Dieseriet, W, Ueber die Zunahme der Bevölkerung im Preussischen Btaate
Bezug auf Versbeilung derselben nach Stadt und Land. Berlin, Dümmier. 4
68 pp. (Aus d, Abhandlem. d. K. Akad, d. Wise.) 2 Ner.
Luchs, 4, Breslau. Ein Führer durch die Stadt. Bit 1 Plan, Hiresiam, Tre-
wende 8 m FE 6 Near.
Ungewinter, f #8. Die Preussische Monarchie, phisch, statistisch „ tupo-
isch und historisch assführlich dargestellt. Ein Handbech eis, 1.Lig. Ihe
‚, 1858, Nikolai, 8, p. 1-80. 8 Ner,
(Erasbeint in 10 Lieferungen.)
Die ländlichen Wohnsitze, Schlöwer und Hesidenzen der ritterschaftlichen
Grendbesitzer in der Preussischen Monarchie. Hrsg. von Air. 203
Lig. Berlin, A. Daneker. Fol. JedeLfg. mit 3 Taf, u. Spp. Text 1 Thir. 7} Ngr.
De ferseren Deutschen Sinaten.
Aremidis, X, Ueber die Bumeresf. der Berölkerung in Bayern im Allgemeinen
and über die Hessitate der letzten Unions-Volkszählung des Königreichs im Be-
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1 Thir. 6 Ner.— 4, Heft: Die Volkszählung Im Urossh. Baden vom
Irexbr, E86, VII, 86 pp. 24 Nar. — 8. Heft: Uebersicht über die
Auswanderung Im Grossh, Baden In den J, 1940 bis mit 1885. VIII, °
= pp. 9 Ser.
Bremen. Eis Führer durch Ale Mat und Ihre Umgebungen, Bremen, Küht-
mans & Co. 16. IV, 198 pp. Mit 1 Iilustr. Plan. ©» Ner.
Feat, ©. @. Der südwestliche Schwarzwald und des anstessende Rbeingebilet.
Zustände vom Land und Volk aus älterer und neuerer Zeit. Mit Karte und Ori-
giaei-aneRainn. 1. Abth.: Allgemeine Geschichte, Iörruch, 1888, Gnutsch. &,
I, 202 pp. Mit 9 Abbilden. 1 Thir. 12 Ngr.
Die vorherrschenden Gemwerbszweige In den Gerichträmtern mit Beziehung auf
die Prodsetlons- und Consumtious-Verhältnisse des Königr. Sachsen. I, Der
werbliche Charakter als die Grumdinge der ichtigkeit der Berötkerung. (Zeitschr.
4. Btatist. Bureaus d. K, Säche. Minlst,. d. Innern, Nr. 6—®.)
PR... Besgehniene der Bewegung der Bevölkerung im Könfgrelöh Sachsen,
in, Nr. 8, 9,)
Beise, P. Album der Schlösser und rg im Königreich Rachsen. Hrg.
von @, A. Pormicke, 84.87, Heß. Leipzig, Expedition. Fol. ‚Jedes Heft 1 Thir,
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rigneites, d’un plan et d'une carte. Dresden, Kontse. 16. XIII, 148 1 Thir,
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Zweiter Nachtrag zu Uosonia
»Lupodunum»: Conzenberg »Transitus Contlemsls«.
Stuttgart, Ebner & Sesbert, 8. 40 pp- 6 Ner.
Sumlborenne.
Ungarn und der -
Bibliographie, Oktober, November, Dezember 1857.
Das Königreich Rachsen, Thüringen und Anhalt dargestelit in malerischen
Ortginal-Ansichten. Nach der Natur aufgenommen von L. Kokbock und ©, Konkler,
in Stahl gestochen von dem ausgezelchnetstes Küustlern unserer Zeig, Mit hintor,-
töpegraph. Text. 1. Althı.: Das Königreich Sachsen. Nr, 19 —21. Darmstudt,
Lange. #%. Jede Lie. 8 Ner.; chines, Pap. 16 Ner.: ohines. Pap. in 4. 24 Nor,
Meyn, is Der Friedrichs - Koog in Ditmarschen. Ein Beitrag zur Geschichte
der Veränderungen der Norseekünte. Dit Karte. (Petermann’s Mitch, 11.)
Ortschafte-Verzeichulss für das Grosaherzugtham Oldenburg mit Angabe der
Zahl der (ebände, Haushaltungen und Einwohner nach der Zahlung vam 3. Dez.
1856. Hrsg. vom staulst, Rurenu. Oldenburg, Stalling. 4 1, B6 pp 15 Ner.
Zur Statistik des s Hannover, (Aus d. atistischen Buream). 5. Hf,
Hannover, Habn. Fol. XVII. 182 pp. 1 Thlr. 10 Ner.
Tabellarische Uebersichten (des FE ntriereen Handels im J. 1836, zusam-
mengestellt von dem handeisstntistischen Hurens. Hambarg, Nolte & Köhler. 4.
, „ 2 Ner.
Tabeilarische Uebersichten des Lübeekischen Handels im J. 1886. Pa...
göstellt vom Burenu der Handelskammer. Lübeck, v. Hohden. IV, 108 pp. 18 Ner.
Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Ata-
tistik und Topogragphie. Hrsg. von dem Königl. statistisch-topogr, Burenn. Jahrg.
1856, 1. Hen. Stuttgart, Köhler, 8. Ill, #94 pp. Mit I Taf. 98 Ngr.
Schwels,
Oberwallis. und die Vispthäler. (Ausland, Nr. 45.)
Die Schweiz in ihren blngerlichen tmd geliehen Zuständen, ihren finat-
ziellen, militärischen, Gewerbs- und Handels-Verhältnissen. 2, , Aufl. der
Sehrift »Schweizerische Zustände,« Zürich, 1838, Schabelltz. 8. IV, 182 pp. 15 Ner.
A. u. d. T.: Schweizerische Reise Bibliothek. 1. Bad.
Suöber, Ad. Neue Heischiider aus der Schweiz. St Gallen, Scheitlin & Zalll-
kofer. 16. IV, 13% pp. 12 Ner.
Studer, 0, Austlug in die Grajischen Alpen. (Mittheilen, d. naturf, Ges. in
Bern a, d. J. 1856, Nr. 360-244.)
Ein Tag in Bern. Führer zu den Sehenswlirdigkeiten der Bandesstadt und
deren nächster Umgebung. Bern, Heu! re 16. Vs W Ner.
Mit chromolithogr. Panorama in Fol. 18 Ner,
er, Kid. Kouvenux voyapes on zigrag & ia gramle Charreuse, asiour du
Mont Biane, dans los valltes d’}idrenz, de Zermatt, au Grimsel, & Gönen er & la
Corsiche, Arsc illustr, 2% ddit, Paris, 1868, Garnier fr, 8, En Tu
Zuchokke, U. Die Schweiz, geschililert In Ihrem klassischen Stellen, Mit Stahlst,
2. meshearb, Aufl. 13, — 9. Lig. (Schlaan) Sturtgam, Gebr, Scheitlin,. B. "
m—6. Mit 36 Sıahlst. Italien. Jede Lip. 6 Nr
Adinolii, Pasquale. Laterano e Via maggiore, Saggio della Topogmäa di Roma
nell et di mezzo date scqra pubbllel e peivati doeumentk Bess n ” rn
bir.
Amsico, Vito, Trzlomarlo eo della Sicilia, Annotato da Gioacı di .
2 vol. Palermo, Morrlilo, 8. 610 o. 780 p
dOrts « Varallo
Bonforti, L N Lago magglore # diternl con vinge al use
neil' Ossola, al monte laghi di Varese, di Como, di
eipali varchi delle Alpi eirconrieime. Arona. 16.
Dizlonsrio soregrafico - universalo dell’ Italia sistematieamente suddivim #»e-
eondo T'attunle partizione politien d’ogni singolo stato Itallano compilato da pa-
reechl dert itallanl, Disp- 181—154. Milano e Verona, Ciwelll, 8,
Jede Lig. (lir. 2.) 20 Ner.
Porster, E. llandbech für Reisende in Itallem. 6. Auf, Mit 5 Karten u. 97
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Fulchiron, J. ©. Voyage dans l'italie septentrionale, falsant sulte nux Voyages
dans Ilsalie mörkdiunale et centrale, T. VI Piemont — Turin, Paris, Didat, 8,
70 pp «6 fr.) 2 Thlr.
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8 ur. 48 fr, 50.) 1 Thir. 5 Ner.
sen „FF L Italii. Heisherinweringen. 8- all. (Schluss) Arnhem,
Bwnan, 8 XAXVIN, u. ol. 60 es.) 15 Ner. (epli. 4 Thir.)
Manunle wiorionstatintion-topografieo dell’ Archdincesi Bologmese compilato
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Rufini, Ale, Gehla di Koma 0 wood Contorni, ormata da parsechie vedute
della eitth e eorredata di tatte quelle notizie che possomno Importare al vinggiatore.
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% tir, 5, 36.) 1 Thir. 25 Nor.
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alEx. 8. ministro de Estado el representante de ia Bepublica, ei dia 28 de
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biqne, administrati?, jodicinire, etc., de ia France et de ser oolomies. He-
de et nupmenis par Warin-Thierry. 6 ddl, 2 vol, Paris, 1530, Locard &
Davi, 8. X, 1446 pp. & 3 coll.
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ton, A, Esqulsse d'une descripaion geologigue du haut Jura, et en be
eulier des environs de Salmt-Claude, avec une carte geologigue et une de
rad ad Rn Kalt bistorique, statistigte topoernph
ayno; un, u, . li
administrative, etc., de la Prance . ses oolonles, avec le recamsement
Paris, Hachette & Co, 4. #92 pp. (16 fr.) 8 Thir, 10 Ner,
Gulde du vo, sur be chemin de fer des Ardennes, metion de Beima &
Outenı 1 Gdsgrenke dlömentad = Diograpaln Ir 1. —r- Gard.
n 2 taire oe de t da
Nimen, Bedot. 18. V, 288 pp, Mit 1 Karte. u
‚Jeans, Ad, Gulde ts Versai) Saint Cloud, Ville-d’Avray, Meudon, Bellevue
and Sbrres. A Deseription #ic, Translated into Eeglish, Paris, Hachstte & Co,
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ractikal Paris Guhle; with the through Hontes betwern Londen and
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E Deseription geologigue de la päninsale de Borrent. Par
am je (Aus dem »Hallerin de ia w6olog. de France, 26 serie,
ome A
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Partie politigue et administrative, aa Parie, Deinlata, 2, rt‘ "m
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Beschrij van de
merkwaardige Plaatsen in Nederland, Bet Al.
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can (4, J, M. Nieuwe der voornaamste piaatsen in Nederland,
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wan fies, 0. De Nederiandsche handel em nlj met betrekking tot Oost-
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afbeelding der steden, dorpen, heerlükheden, landgoederen en verdere meerkwar-
dige planısen in ons vaderland. Zult Holland door A. W. Kroom. Ile du all,
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. . 3
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kunde, October.)
Han. (Behlese.) Kiobenhern, Kite Yngand, 6. KHiv, 0 pn. 4ab-aTR.
Ä 5 n, Kitten & „u pi —B7b,
Jedes Heft (12 ER 5} Ser.
Frisch, ©, F. Schwedens Berölkerung. (Petermann's Mättb.. 9. o. 10)
f. The Ozonian is Norway: or, Noten of Excursiona In that Country.
24 edit. dem, Hurst & Binckett. & 380 pp, Mit 1 Karte m, Abbild -
er.
00 ». 6 4.) 4 Thir.
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Schweden und Norwegen im Sommer 1866. (Itaumer's Ilistor, Taschenbuch. 8.
Folge. IX. Jahrg.)
Rudbeck, 7. &. Försök till Beskriining ofwer Städer | historisk, to-
iukt och wianiatink Hinsermde, Andra Delan: Rike, Seonare Hälften.
ed 16 Plankartor och INustr. Stoekheim, Bonnier. 8. Ir 129 296
(1 Bidr, 24 ak.) I Thlr, 18 Nor,
fahr, Behlfikhre ci. des Könhgreiche Dänemark. des Herzogtums Schleswig
Ausfahr, hrı ete. I . des
und des Hersogihums Holstein fir das J, 1886. H "ee Dem Babänies
Bureau, Deutsche Ausg. des 13. Bandes. Neue Reihe. en . ren
.) r.
4 226 pp.
Braslsriax Tabeivserk. Ny Rackke. Tolrte Binds anden Afılellmg. Indebol-
dende Tabeller orer Folkemaenglen efter Naeringerel Seilling I K
Danmark , Hertupdommer Siewrig og Hertagilömmerne Holsteen og Lanenborg.
Den Inte Febr. 1856. Udg. af det Sintistiske Burean. Ebenia,. 4. TI6 pp aalie
2 Bevölkerungskarten. (2 Bd. 48 #k.ı 2 Thie. 15 Ser.
Norihern Travel: Summer and Winter Pictures of Bwedan,
Taylor,
Lapland and Norway. London, Low. 8. 380 pp. 03». 6d.) 8 Thir. 12 Ner.
Trap, 4. P, SBantisnisk -Iopographisk Beskrivelse af Kongeriget Danmark,
Hefte. Kjöbenharn, Gad. 8, (9 sk.) 25 Ner.
Europäisches Russland.
Beiträge zur Kenntniss den Russischen Reichen und der angrenzenden Länder
Asions, Auf Kosten der Kaiserl, Akademie der Wissenschaften hrag. von Ä. E.
ı1®
84
e, Baer u. vw. Heimersse, 20. Bächn,: W 's Reise nach der Ustlichen Kingisen-
Mit 1 Karte. &t. Petersburg, 8 Xil, 361 pp 1 Thir, 3 Nor.
Net. La Russie en u Sonrenirs de voyage. 2? vol, Bruxelles,
Schnde & Co, 18, VII, #24 =. 204 pı 1 Thir.
Export Trade of Sosthern Taaa P ante Merchant's Mag., Oktober.)
Die Kaiserlich Russische geographische Gesellschan wi! Thätigkeit wäh-
rend des Jahres IS56 (Magazin f, d, Liter, d. Auslandes, Nr. MI—148.)
” äh einem Vorwort
52 pp. 1 Thir. 16 Near.
hie des Russischen Reichs in er
und nn Hinsicht, Aus dem Dieutsehen Übersetzt von J. P. Iteval.
2112 Dame) @ %.) 1 Thir, ax.
6. Fred. Murkbam In Russia; or. ihe Boy Travellors in
Land ı le London, .. = ns, 12. 372 pp. Mit Abb. (56) 2 Thir.
de Beaulien , Ivemäns de fer un Kassie. Etat actuel des
IR usclaien ei de Mu dans In Itusnie d’Europe, Bruxelles, Gnyot,
Memoiren des re ne ar Vereins, {Archiv für wissenschaftl
Kunde Russl xvi,
I an . Mimolre par Roper-Collard et Mar-
tan- Paris, impr. Lacour & Co.
= Me K Karte Kakanken und 5 Stellung zu Russland. (Ausland,
.
" Voker die Religion der heidnischen Tacheremissen im Gouvernement Kasan.
(Zeitschrift flir allg, Erdkunde, Auges.)
ätruwe, Ö. grund tn ographiques determindes en 1847 et 1848 par le lieute-
nant-colonel Lemm dans I» pays des Coraques du Don, et dans ne vernement
de NowgorodL Aveo une planche, (Mdm. de l'Acad. imp. d. Bc, st, Peter-
boung. Ge Berie, T. „ RER a = Alkiks
Atubenberg,, Iwan fr. Beschreibung des vernements von
dem Deutschen übersetzt. Petersburg. 8. 67 pp. [Russisch] (1 Antna TEE une:
Stwbenbderg, Jean Pr. Beschreibung des \verntments von Orenburg
Ural-Orenburgisches Linien. Aus dem Deutschen Nbersetzt. x * I 48 D
Russisch,
t ‚Fvan Pr. Beschreibung des Gourerneinents von u und
der Länder Kosaken vom Schwarzen Moore, Aus dem Deutschen afesestat,
a 4 pp. [Russisch.] wa
lichung der gromen und amsgedehnten Aufnahmen und Arbeiten
Kalsert. Russischen Topographischen Kriegs-Depöts. (Petermann's Mitth., 1
A Visit 16 ıhe Techerna Morsky Cossacks, I. IL (Colbarn's Un. Service
Mag., November, December.)
Ruropäische Türkel.
Berdikerung des Fhrstenthems Rserblen im J. 1850. (Petermann's Mitih., 11.)
Breithaupt, 4. Expesi Uber Maldanpek in Serbien. Freiberg, Baguihandi, 8.
2 Nor.
Gesgraphie Armenieng (In Armenischer Sprache.) Venedig, Armen,
Buchdr, 8. 278 pp.
Coup d'oell sur los "prorinces danublennes, eontennmt: Apercs historigue sur
en . cos cottrdes. L’origine du peuple romain, etc, Saumer, Gedet,
( >
Masqweles. Ilineraire do Galllpoli & Andrinople. Paris, Corrdard. 4. 9 Taf.
mit erläuterndem Texte.
Jam. 0. Roumanla: the Border Land of the Christian and the Turk,
Ing Adventures of Travel in Eastern Europe and Western Asia, With
New York, Hudd & Carleton, #, 520 pp «D, 1, 50,) 8 Thir.
Weeks in Porn. (Colburn’s New Mobthly Mag, November,)
Griechenland,
Mazweil, W. Ilona and the lonlans; their Manners, Castoms, and Treditions;
with a few Remarks on Mull, Staffa and Tyree. G| . 12. Topp. {5=.) 2 Thir.
Ussing, J. L. Griechische Reisen und Studien. openhagen , Gyldendal. &.
Mit 3 Tas, 1 Thir. 8 Nor
ASIEN.
EN = ar un Neuindien von dem amerikanischen Missionar Allen. (Aus
r.4
Arbeiten der Kaiserl. Russischen Gesandtschan In Peking über China, sein
Volk, seine Religion, seine Institutionen, rn Verhältnisse etc, Aus dem Rusal-
schen von C. Abel und 7, A. Meckiemburg. 1. IH. aan. FHuseen. 1.25, Bi pp:
Preis für 2 Bde, 6 Thir. 20 Nor.
Atkinson, TA. Willem. Oriental and Western Siberla: a Narrativo of Seren
.. A rg and Adventures in Alberia, Mangolin, the Kirghis ver,
tan Tartary, amd Part of Central Asia, With a Map and numerous Illustr.
an Hurst & Blackett. 8. XI, #11 ’ (42 ».) 16 Thir. 4 Ner,
Batte, H. Het Helllge land en de anden der Heilige Schrin in hunne na-
tunren staatkundige gestelheld en omderlinge betrekking. Schledam, Roelants. 8,
VI, 869 pp. Mi 4 Taf. «ft, 2, 10,) I Thir. 18 Ner.
Der hasch-See und der Fiuss IL (Archiv fir wissenschaftl, Kunde von
Russland, XVL, 4.)
ev. Bertkolomeri. — Belse des Kaiser, Boss. Obersten von Bartbholomaei in das
im Auszuge bwarlı. von Fe. Stein. Mit 2 Tafetn u. I Karte,
Pellegrinagpio Morlco e deserittivo di Terrasanta. 2 vol, To
rino, 8 XX, #98 u. 370 pp lir. 16.) & Thir, 10 Nor,
Beh, E. Imdien, seine a Areal. Grösse und Bevölkerung, selne Racen- u, Sprach-
Verschledenbeit, Religionen und Mösionen und das Angio- Indische Kriegsbeer.
Nach offie. und autiventischen Qusllon zusammengemellt. (Petermann’s Mitth.. 8.)
Dex, E, Enpelsch Indii, beschoumd tem opzägte vad zijne en
bewoners en zlinen militairen-toestand, Naar het Hoogd. wit de ph. M
theil, von Dr. A. Petermann , door Z. W. vun Schreven. Zwolle, Tijl. 8. 34
(86 ©.) 18 A
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Bijärapen voor de statistiek van het Nederlandsch-Indisch Jeger. (De Militäire
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Bradshaw's Overland Guide to Indin, Egypt and China; or, the Travelier's
Mansal of How to Resch and How 10 Lixe in the Three Presideneies of India etc,
London, Adams, 12. 30 pp. (d =) 2 Thir.
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Dr, D. Srandis‘ Beise nach Hinter-Indien, über Aden, Ceylon und Calowtta ;
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Captivity of Russian Princesses in the Cancasus: including a Beven Months‘
Residence In Shamli's Seraglio, im Ihe Years 1854—55. Translated from the Kussian,
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1 Karte, (10 #. 6 4.) 4 Thir. 6 Ner.
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mähen zum ersten Müle ktsamınengestellt nıunı verziichen mit den grugruphischen
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Ir södtiche Höbenang
Indolnietraiiun, in
Fmotti, 0s, La regpenra ıli Tunlel considerata nel wwol rapperti gengrafich
storiei - areheoiogiel - Idrograßeh - eoanrmereiall- agrionli - stntistiel ect, Malta, IAIE
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riqee centrale, duramt bes sibeles anterlenrs bh Christophe Cnlomb, ete, T. II, cum-
presant Mılstsire de TYocatan or da Guntemnla, arec celle de Anahune, Aurant
bo moyen-hge aztibque, Jusgu’b ta fondatlon die la royanutd & Mexico, Para, A.
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r
Erschien in @ Lign. zum rn a — A, u.d,
Das koch der Reisen und Entleckun; Bd ı.H
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oeesan, ?« titg. 2 deslen. (ua, v; Dunten IM Biadben, 268 n. 4, P-
Mit Abbilden. KM 1. 00) 1 Thin. 4 Mer
Phäkippo, James M. The "United States and Cuba. London, Pewirem, 8,
48 (8 & 6 d,) 3 Thir. 12 Ner.
Pfivatoering in the West Indies, — During the War, Contie. Nastical Mag.
— Deebr.
ee 25 The Common School System ofthe State of New York. (Ball,
of the American Ana re and Statist, Boc.. Vol, IL.)
Der Bothe Fluss (fedrirer) Nord-Amerikas, (Ausland, Nr. 50.)
En Reise til Amerika, aller femten D paa Havet. Efter det Franske, med
en Portale af C. Hauch. Andet Oplag. Zr. Lind. Indb, & 272 pp.
1 Ri, 24 »%,) 1 Thir. 7) Ner.
of the Goslogienl Survey In Kentucky, = during the Yenrs 1864
neu By D. Dale Owen; assisted by Ab, Peter and Sideey 3. Lyon. Frank-
ange 1856. Hodgen 4. 4löpp. Mit 7 Taf, u, geoiog. Karten, 7 Thir,
Report of the Beeretäry of the Treasury, tranamitting & Ropi-
of tba Commerce Navigation of the United States for the
Year ending June 30, a Washington, 1Ab6, Nichoison. 8, 683 pp. Era
from the Selset Committee on tbe Hudson's Bay Company; t
with the of 2 Committee, Minutes of Evidence, A ge ei nden,
Printed by order of the Homse of Commons, London, King. KR.
5 Karten. (6 X 2 Mi. AN
Br K. Die Ersteigung des Morne Garoun auf #t. Vincent, Kae
Nr. 50-52, 1.)
de ia Sagru, Ramon. rg a en e zum see de Cuba,
Livr, 78—80, Insectes. Paris, A. Bertrand, XXXVIl, 868
Jede Le fıs fr.) 4 Thir,
de Sausmıre. Voyage au Mexigue, Decsuverte den anclen vwolcan.
adressie hı M. de Lang Beanetie. (Bulletin de ia Soc, de gedogr., Novembre.)
ı F. Law. Wan
Seymour, Bon, Horatio, Toporraphy-and History of ıbe San ot New York,
(Bulletin of ibe American Geograph. and Statist. Hoe., eg 11.)
öktazen ans dem Norden Amerikas. (Margenblatt. N: r. 48.)
Die Stadt Humboldt in Kansas. (Zeitschr. f. allg. Erik, Oktober.)
Steanstrup, MM. @, @, Hovedirackkene af Gronlands Tyslske Deakaffenhed.
(Dansk Mannedaskrift, December.)
Sue, Jos. Henri le chancelier, souvenir d'un voyage dans Faman sentrale.
Paris. 18. 288 pp, (2 fr.) 20 Ngr.
Die häuslichen Verhältnisse der Indianischen Stämme, (Ausland, Nr. 42.)
To; Te Burrey of New Jersey. (Ballerin of the Ame-
Vol. 11.)
Bohnen ot Aventures de voyages. Histolres et riclis destind« I
intdrossor h !'ötnde de g6ogranhile. Ir» partie: Sehnen amdrienines, ir Meyruels&
Co. 16 VL 944 pp- fr.) 20 Nor.
Waring, Geo, E. jun. The Agrieuitural Features of the Censmus of ihe United
States for 1850. (Bulletim of the American Geograph. and Atatlst. Soe,, Vol. I.)
wi € Borrosi. A. Pligerfahrt nach den Vereinigten Beten .- Nord-
40 pP. 1 Tate. © Ser.
Warren, 0, K. Explorations in the Dakota Country in the Tan 1888. ar
shington. 8, A pr it Karten u, Abbilden 3 Thir, 18 Ner.
Wilken, pri Expedition during ihe Years IKAs, Iäie, 1840, 184l,
1842. Modern, Brazil, Southern Cruse, Chill, Peru, Pnumstu Group With En-
wrarings on sieel, and nüumerowm wonlouts, New York, Putanm on Pen
iD. &.} ir.
SÜD-AMERIKA,
Die neuesten Englischen und Amerikanischen Aufnahmen Im Gebiete des La
= -_ - ui der Republik Uruguay. Mit Karten, (Petermann's
„90. 10,
Briefe über Braallien. 1. Sklavenhamdel, 2. Bahandlung der Sklaven. 3. Aus-
wanderung nach Brasilien und Colonisation daselbst. Prankfurt a. M., Hedier. #,
VL 58 pp. 6 Nor.
. Reise durch die Pampas. Bruchstlick ans der später erschei-
nenden Heise + S0d.Amerika. 1. Von Iosarlo bis zum Poeblo R. Quarto. 11.
Vom Pueblo Rio Quarto bis Mendoza. (Zeitschr. f, alle. Erik. Oktober.)
Prof, Dr. Durmeister’s Reise in Uruguay, 1836. (Potermann’s Mitth.. ®. u. 10.)
Deisporte, H, Bowvenirs de voyage au Chili et dans visite chez les Aratcanlens.
(Bulletin de la Soc, de 2 Were) BR e- Kapetel
avant ia comg enpi oe, d’a es prineipanz
historiens originnux et q er. documents inddits. 1. IL (Nour, Aunales des
vr Septembre, Oct:
beabsichtirte ehsahung einiger minder bekannten imenos eonhecidas)
Provinzen Brasiliens durch eine grosse wissenschafliche National-Expedition.
(Zeitschr. f. allg. Brik., August.)
Dis Fortschritte des Unterrichtewosons in Chile, (Ebenda,)
Die bistorlsch-geograph. Gesellschaft In den La Plata-Stasten, (Ebenda.)
Gutierrer. Juan Maria. Uebersicht der neweren geographischen Arbeiten Im
der Provinz Buenos Altes, (Ebenda,)
Hessser. Die Schweizer auf den "Kolanien in 8t. Paulo In Brasilien. Bericht
> die Direktion der Polizei des Kantons Zürleh. Zürich, Schulthess. & iv,
Pifumdoidt, A. Bub } Amariin, Dun Damab Dei Er Södring. 8 — 1 Ler.
H Kr des Prinzen Adalbert = Preussen nach Brasilien im Jahre
jede Lig.1b Ner.
Kiunsinger, K. Antheil der Deutschen an der Entdeckung vom And-Amerika
oder Abenteuer des Ambros, Dallinger u, des Nikol, Federmann, beider von Ulm,
d. Geo, Hobemut v. Speler u. d. fränk, Ritters Phil. v, Iluiten unter der Herr-
schaft der Welser v, Augs nt Im er We Nach den Hasptquellen unnncn.
Stutigart, Sonnewalhd. 116 pp T Ner.
Neumann, K. Das Cuitunlarhe ‚eh DERRERE an der Magalhsens-
Strasse. (Zelischr. f. allg. Erdk,, Oktober.)
Nul mest propbbte en son paysı nourelle Breallienne, aver un aperca sur le
y In geographle, les mines auriferes, le eommmerce, ies oolons, lea moeurs, ete.,
n ze Bei 5 partieulitrement sur la colonie de Dena-Prancisea, Paris, Renault &
” PP.
Protoönlen de la confdrence sur In dellmitation des Gayanes frangalse et bre-
silienne. Rio de ‚Janeiro, 1857. 4. Vö pm
+Annexo relatorio do Ministerio dos negochos entrangelros de 1807..
Kartographische Arbeiten.
AMepboom, P. J..M. List van gedrukte Kaarten,, voorhanden in bet Archief
der Genie van bet Minlsterie van Oorlog, wÜravenhage. 4 46 pp.
ct, 4.) 2 Thir. 28 Ner.
Suwart, ‚ar. Te zeckasrten, uligegeren door de Engelsche admiraliteit, van
Augustus 1856 10 Augumus 1866. (Verhandel om bersen betrekkeljk bet zeu-
wesen, Nr, #.)
Atlanten über alle Theile der Erde.
Dawerkeller, 0. Wemisphöre de lest, sur carton em rellof. Paris, l’Autenr.
Blachs General Atlas ol the World; embracing all Ihe lasost Diseuverien, With
Introduetory COhapters on the Geography and Btatistien of Ihe various Countries
of the World, and a complete Index af 65,000 Names. New edit. Edin
A. & Ch. Black. Fol, (88 #.) 92 Thir, 12
Bluchwoods Shllling Atlas. Containing 18 Maps, with eoionred outlinen, in-
dex, «te. London, Jam Bisckwond. 4 da =) 12 Ner.
Ensdie, J. Uebemichts-Proßle oder das Relief der Continente und deren Erbe-
‘ m über den Meeresspiegel. Nach dem Plane von Humboldt und Ritter, Schw,
Nitzschke. 4, 4 Taf. in Fol, m. 4 pp. Text in 4. 1 Thie. 18 Ner.
Globe terrestre mobile, Le par J. B. Ferdun, Paris, 1846, Impr, Kaeppelin,
Handatias der Erde und des Himmels In 70 Lim. Neu redipirte Ausgabe.
17. 18. Lig. Mit Text. Weimar, Landes-Ind.-Compt. Fol. Jede fe. 10 Near
The Harrow Atlas of Classical Geogranhy:; seleeted from the Maps published
under the süperintendence of the Boclety for Diffusion of Lsefal Knowiedre. with
Index. London, Stanford Pol, (12 0. 6 d,) 5 Thir.
Bibliographie, Oktober, er Dezember 1857.
The Sechs Gain 8 Atlas. Ebenda, (7 #,) 2 Thir, 24
Nener Handatias über alle Theile der Erde. 6 Le iNr. 4. Ea-
Pr Kontinent von Australieg und NewSeeland. — 35, Nurdwestliches
kn. . — 38. Mittel-Amerika und West-Indlen.) Berlin, D. Reimer. Fol
1 Thir. 18 Ner.
Kiepert, H. Planiglob der Erde. Umgearb, von A. Graf, Weimar, Gegraph.
Institut. Fol, 0 Ner.
Lund, T, H. 3 Skolekort til Brug ved Underriisningen i den mathematiske
og ia Geographi, Kjöbenhavn, Kittendorff & Angard,. Fol. Mit ap, Text
in (1 Bd, 48 sk.) 1 Thir. 15 Nor.
Kleiner Schul-Atlas mit erläuterndem Text, hreg. von einem Lebrerrerein, 4.
> en Scehulbschh. d. Th. L.-V. 4. 9 Karten u. 20pp- Text, 75 Ner.
hischer Atins, (Russisch) Gotha, J. Pertbon Pol,
” Bi u ap PP. in ext in 4. 1 Tbir. 15 Ner.
v. Sydon, E. Hydrotopischer Atlas, [Russisch ) Ebenda. T aıBl. u
6 Pa "Russischer Text In 4. 1 Thir. 3 Ngr.
” Aydm, E. Netzatlas, [Russisch.] Ebenda. Fol. 16 BL. “ 12 Pr. Russi-
ar Text in 4. 25 Nor.
e. äydam, E, EEE Atlas. [BHussisch.) Ebemida, * Fol. = Bl. u.
6 m. Russischer Text in 4 1 Thir,
*. Bye, & Ors-Hydrographischer Atlas. [Russisch ) u x Fol. 28 Bl.
u.6 m. Russischer Text In 4. 1 Thir, 15 Ngr.
©. Sydine, £. Schul-Atlam 2, Life, [Hussisch.) Ebenda. Fol. 1081, 2 Ngr.
The University Atlas of Classica! amd Modern Geogra; ae all recent
Geögraphieal Discoverles. With Indexes. London, ha
ain6 a) a Thir. 18 Ner,
Karten von Europa.
Atlas Delamarche. Gute lyalgnn de V’En: 1858. — Eürope au XVille
siäcke, & I de Louis X L.— Idem en Irl5, » Tepogue de Louis XIV. —
Idem au XVie sich, ı l’dpoqee de Frangols er. "Paris, Impr. Leguy. Fol.
Carte gindrale de tomtes her rontes de pomtes d’Eui je rate par des offielers
Wtnt- major, - pn par Piet. Cliror. Paris, 1888, Clärot. Fol.
Grande Carta geografica delle strade ferrate d’Europa che son» attualmente In
secizio od > ri di eostrusione, Milano, Salri & Co. Fol. (L- 3,50.) 1 Thir.
PB, Karte von dem Königreich Polen, Grossberzogtkum Posen
und den angrenzenden Stasten in IV Sektionen nach den besten vorhandenen
Hülfemitteln entw, Berichtigte Ausg. Berlin, Seh & Co Fol. 4 Bl. 3Thir,
Hafrensberg, J. Kurt over Europa, Kjöbenhavn, Udgerer. Pol. (8 sk.) 8Ngr.
Kuchanoe, /. Allgemeine Eisenbahnkarte von er a. Moskau. Fol,
[Rassisch.) >) 1 Tür. 24 Ner.
Vettiernin. Nosvelle carte illustrde des dtats du nord Pr +, donnant la
Rassie d’Europe, la Subde et le Danemark , indiguant les dirvisions physiques et
politiques de cos difffrents diats ... .; gravde par Zangenin. Paris, Fatost. Fol.
—
Brasil, K. Panorama der Eisenbahn und Schifffahrt zwischen
den. Prag, Andre, Mit 64 pp- Text und 1 Orlentirungs-Karte. In 3 The 2 Nr.
Brockhaus’ Helse-Atlas, Entw. u. ges. von MH. Lange. 3. Lig. La ag,
haus 4, al, e 5
Brockhaus Helse-Atlas, Entw. u. gez. von H, Lange.
Karlsrube — Strasburg, Mit 1 Plan von Karlerube, 3 pp. Text.
Strusbarg — Basel — Schaffhausen Mit 1 Abbildg, 7 pp. Text.
Leipzig, Brockhaus 4. In 8.-Carton. Jedes Dintt 5 Ner.
Kre; 4, ud. Gräf, Nord und West-Destschland, der Preussische Staat u,
die & Zollvereinsstaaten. Mast. 1:1.800.000. Welmar, Geograph. last. Fol.
10 Ner. ; color. 12 Ngr.
Kumpfnäller, M, W. Uvbersichtskarte der gesammten kirchlichen Amts-Ein-
tbeilung vom Stid-Deutschland mit ieber Berücksichtigung der katholischen uw,
protestantischen Coufession, sowie Hauptämter des Israelitischen Kultus, enth.
die Abgrenzung der Erz- and Bisthümer © rseits, der Ober- und Consistorial-
Bezirke anilererselts, etc, ete. Ger. u. gest. von P. Gerstäcker. München, Belbst-
4 Fol, 4 Bl. 1 Thir. M Ner.: auf Leinw, u, in Mappe 2 Thir. 24 Nager.
‚ Spruner, K, Historisch. phischer Schul-Atias von Dentsehland. Gosha,
J Pertben. 12 Karten. Mit 20 pp. Text in & 1 Thir, 15 Ner.
Stieter's kleiner Atlas der Deutschen Bundesstasten und der nicht zum Diest-
schen Bundesgebiet gehörigen Preussischen und Oesterreichischen Provinzen, 5,
Aufl, Verb. o, verm. durch 4m. Berghaus und C, Vogel. AO ar er
‚gr.
u. Dres-
H. Ungarm mit seinen Nebenländern und Gallalen. Reridirt von ©,
Gräf. . 1:1,600.000, Weimar, Geogr. Institut, Fol. 10 Ner.
Neuer Plan vom Venedig. Venedig, Münster Fol. In I&-Carton, 20 Near,
Sndbahn-Albem. Malerische Ansichten in der Nähe der K. K. u
von Wien bis Triest. Nach der Natur aufen, vof Chapmy und Piedier. Triest,
Dir. d. Oesterr. Lioyd. 4. 31 B), in Stahlst. I Tbir, 10 Ner.
, AP, Schuiwandkarte von Ungarn, Jer Serbischen Wojwodschaft,
Temescher Batat, Siebenbürgen, Crontien, Stavonlen und der Militairgrenze, mit
Ungarischem und Dewtschem er in 4 er Arad, Gebr. Betteiheim. Fol, 2 Thir.
Bergwerks- und u ed des w eiphälschen Ober-Bergamts-Bezirkes, 2.
Aufl, Mast. 1:120,000, Easen, leer. 15 Ner.
Eirämeyer, I, Neuester Ben von ern mit Verzeichniss der ötramen, Plätze,
öffent!, Gebäude und Sohenslirdigkeiten. Berlin, I&$s, Schulze, Fol, 5 Ner.
Karte über die evangelische Kirchen- und Schulen- Verwaltung der Provinz
Posen. ae Flemming. It, 2m, 15 Ner,
die katholische Kirchen- und Schulen- Verwaltung der Prosius
Posen, Ebenda. Fol. 2 Bl. . 5 Ner.
Topographische Karte von Preussischen State: östlicher Theil, Bearh. in der
topograpb, Abth. des König, Prenss. Generalstaben, Mat, 1: 100.000. Seot. 2i4,
Wittenberg. 216, Jüterbogk, 278%. Gern. Berlin, Schropp & Co, Fol.
Jedes Diatt 16] Ner.
Kiepert, BE. Preussische Provinz Pommern , rabaciet nach den Preuss. Gene-
ralstabs- Aufnahmen. Hevidirt von A, Graf, Met, 600,000. Weimar, er:
Institut. Fol. 10
87
des Preusslschen Stantes in 9 Blättern, Neue Aufl,
2 Thir,
ER und U: zwischeh der Weichsel und
Netze, sowie = Königl. Oberförstereien Wtelno und Glinke, Mast. 1 28.000.
Bromberg, Aronsohn. Fol, 4 Bl, 1 Thir. 10 Ner.
Brückner, Max, Ansichten von Coburg, Cobarg, Riemann Jun. 4. M rel.
f.
Cotta, EX. Erläuterungen zu der Kohlenkarte von Sachsen. 2, Auff, dr
Engelhardt # 36 pp. Mit Holzschn.
Grdf, A, Die Hersogihümer Schleswig, Holstein usı Lauenbarg mit den ul
und Hansestädten Hamburg und Lübeck. Met. 1:445,000. Weimar, a 3
Fol.
Biessier,, Öse. Plan der Königl. Hanpt- und Residenzstadt Dresden.
schem oder französischen Text. Zen, Kuntze, Fol. Mit 30
Hessen ui
Mainz, Faber,
Kiepert, H. Das Königreich Württemberg und Bas arsgiiaen
Nach C. W, Welland’s Entwurf wölllg umgearbeitet. Beridirt von ©. Gräf,
1: u Welmar, Gesgr. Instlint, Pol 10 Ner.
Pe Hin Rack, vn A. Sant un PO
©
Rümer, P. Ad, m ns Karte von one koch
Klausthal, Göttingen un De en Berlin, 8e)
jede Section 1 Thir. 26 Ner.; wAnmeENeUug 15 Ner.
Siswmüch- Hörnig, Mor, Topegzaphische Bpecialkarıe vom Kı
sen. "Marl 250.000. Dresden, Burdach. Fol. 4 Bl, 2 Thir. Yoypypı
# Thir, 10 erde auf Leinw, mit Rollen 8 Thir. M Ner.
r. Süesmüch- Höraig, Mor. Specialkarte der Sächsischen Schweiz. Mast. 1: 12%,
Mit dentschen oder franaös, Text. Drosden, Kuntze, Fol. a. 2 pp. Tu. en
Dufowr, 4. H, Carte de V’Italie. Paris, Barba. Fol
: Bas halien. Revidirt von C. Graf, Met. 1: 2.000,009. Welmar, Sun
Ianitat,
Kiepert, H. Öber- und Mittel-Itallen, HKevidirt von ©. Gräf. Mat. 1: 1.200.
Bbenda, Fol. 10 Ner.
4. Unter-Itallen oder das Königreich beider Sicllien, ac vom
Mst 1:1.200,000. Ebenda. Fol 0 Ner.
Fuillemin, Nomvelle carte Illustrde de I'Italie, Bamn 1a diviston Versikeeiiis
de ses diffärents dtats...; gravrde par Langerin. is, 1858, Patont, Fol.
Dafour, A. H. Carte d’Espagne, ee
— Idem, partie oentrale et word. — Idem, partie sud. — Carte d’Espagne et da
Portugal. — Carte du Portagal, Paris, Barba. Fol. # Bl.
Atlas Delamarche. Carte physique de ia France, — Carte des colonies fran-
gaises, 1857, Paris, Impr. Legay. Fol, 2 Bl.
Carte gendrale de > 7 indiguant les chemins de for vonatruits om em
cours d’exiewion, par V, a. Autor. Parla Paris, Cldrot, Fol.
Mn de In Moselle, hlra de In carte de Nötat-major. Paris, Kaep-
ol,
„ei Fils, Carte d’ensemble des bassins du Rihöne et de la Saöne, sous
ia direetion de M. Fowrnel. Laees gr Seerdtant. Fol.
‚M. Ha röyiom de Bud, divisde par provincns et par döpartements,
2 Berta. Ad. Nouvelle Carte de la France, redigde spdelalement pour la g6o-
bie ayangtigue Wine we, et de la France et de ses oolonies, dressde par A.
Velllemin, u eng a Kisben u Det. Be.) SNer.
er. ort over Fran bavn, Udgerer. .
2 Carte que de pays Messin, traste sur la carte de Suse
levde les nn era majer. (Aonales des minee, Be Sörte, T, Xi.)
. Plan de la ville et du port de Brest. Paris, Logerot, Pol,
Normand, Ch. France departementale. Vendöme, Impr, Partols. Pol.
Plan gendral du eanal domanial des Alpines, depeis »a prise d’enn, a Malle-
mort, jusqw'su bassin de partage de Merle, branche merkdionale,... Paris, Impr.
Binetau. Fol
Plan der Stadt Paris mit einer kurzen Einleitung über die allmällge Vergröse-
ei der Stadt und Erläuterungen, 2. Aufl. Jena, Mauke, 4. 16 pp sr
2}
Saint - Germain - Jets, ra pour ia carte de in Prance netwelle, urde Ge
TAtlas Dufour, Paris [>
Viriflemen. res earte Empire Francais en 1868. Paris, Taride, Fol,
Bienen, J, W. Kaart van de provincie ar HE met sandalding van de
soort em lengte der wegen, de waterwegen over de Wadden en meer andere bilzon-
derbeden, Met «onen un zer. Groningen, Oomkens. Fol.
et. Thir. 12 Ner.: auf Leinw, (fl. 3.) 2 Thir, # Ner.
Afves „ “ ——— Ai = Ba Nederland, van > xvi un - .
heden. &% all, terdam , v. jeer & Verbruggen, ’ h
(#, 2 Thir, 12 Ner.
yrh van de an: Met toelichtende
Kaart no; de
Vol. (d. 1) 21 Ngr.
BER -—- A. AS.
sürsrenhage, Nannink.
a
mtant la geographie physique, ia distribetion ale des
villes oommergantes; gravde par Langevin. Egeg
England, West Const.— St, Ives Bay surveyel by Geo. Williems. 1MR. Len-
don, Hydrogr, Ofllee, Fol. (2 0) 24 Ner.
88
FR Eloffemsberg, J, Kort orer Blorbrisanien og Irland. ar ir = ft,
'o| } er.
ireland, Bast Coast, — Wexford Harbour wurveyed by Q, A. Fraser, 1645,
Correeted in 1887. London. Hydrogr. Offiee, Fol, 20) 2 Ner.
Kiepert, H, Die Britischen Ihseln oder die Vereinigten Königreiche Uross-
britannien und Irland, Hevidirt von C. Graf. Mst. 1:400,000. Weimar, Geser.
Institut. Fol. Ner.
Sostland. — Aberdeen er sürvreyed by Slater. 134, Correoted up to
1837. London, Hyıdrver. Office. Fol. (2 0.324 Ner.
Sootland, — Peterbead by Slater. 1844. Corrested to 1867, rr' in
.) 6 Nor,
. Seotland, East Coast, Sheet IV, Banff 16 the Ord of Calthness surreyed
by Siater and Ötter 1845, Correctlons to January 1857, Ebenda, Fol.
(3 =.) 1 Thir. 6 Nor.
Seotland, North Coast. — The Pirth of Peutiand zursd by Slater, Otter
and Thomas. 18%. Correotlons to 1887. Ebenida, (1 6,19% Neger.
Seotland, West Coast. Sheet VII. Le to Semamer Isles including
the Inner Channel and Part af the Minch, 1849 — 56, Surveyed by T. mich,
effery and Chamer, under the Direction of H. Otter and Wood. Ebemda, Fol,
(3 =) 1 Thlr, 6 Ner-
Spencer's New Map ol Ihe Tows
of Leicester, divided into Parishes and
Ward», eic. Londen, Simpkin. (1 #) 12 Ner.; ooloured (1 ». 6 d,) 18 Nor.
Butt, A Atlas over Danmark. Pi. 3.4. Kart over dem nordöstlige og nord-
westlige Deei af Sjaelland, Kjöbenhavs, Steen & Kon. Fol,
‚Jedes Biast {? Rd. 48 ak.) 2 Thir. 18 Ner.
Kort over ee Kjöbenhavn, Udgever, Fl, (dsk.} 8 Ner,
Kort over n og Langeland, Ebenda, Fol. (#t.k.) 10 Ngr.
Kort over Sjnelland Yanııy Lieel, af den virkellge 177
v0 ak.) 18
Kart orer Srerrig og None. Ebenida. Fol, (8 ak.) Nr.
Orientiruagskort over Möen og Mödens Kiint.
Ebenda. Fol,
Kort I Yan sand Störreise over Sinsrigs Fastland og Als,
(16 »k.) 6 Ner.
Efter Kriemini-
sterens Befall
Grundiag af
recognosceret I Aarene 1851 til 1856 af Officerer | Armeen pas
demsknbermes Selskabs Opmanlinger, Bearb, og üde. vo (enerni-
staben. I sex Blade. IL Det nordöstre Blod, og V. Dot ayılranra Blad, Kjö-
benharn. Fol. ‚Jedes Bl. (48 »k.) 15 Nor,
Mansa, J. H, Lommekart orer Kjöbenhavms Omegn, Kjöbenhavn, Gad, Fol,
(38 s%.) 10 Ner,
Atlas doonomique #t uaeeue dr Is Hussie d’Earope, publi6 par je en.
h
4 PEcensmie rurale du Minis des Domalnes de V’Etat, [Bussisch.) 3 eıllt,
Petersbourg. Fol, 10 Karten, 105 pp. Russischer Text In #. 106 Thir,
Das Europälsche . Revidirt von ©. Graf, Mar. 1: 0.588.000. Weimar,
. Institet, Pol, 10 Ngr.
Corps Impärial des ponts et chaunsder de France. Mission dans la region
danubienne, — Carte topographigue de l'isthme de Dobrowudeha, indiquant ia route
ouverto en 1865 entre Rassoura, sür le Danube, et Kustenjd, sur ia mer Noire,
par ordre de 5. Exe, M. Bouher et do 8. Ex. M. ie Mardchai Vaillant. Grande
par Avril frbres. Paris, Impr. Binetan. Pol.
Karten von Asien.
Algemsene Atlas van Nederlandsch Imdid., is offie. bronnen zamengesteld
door P. Baron Mehrill van Carndbde. Biel 21, 22, 23 en 34, (de Kosklentie Kedirl,
Probolinggo, bet Filanıd Batıka en de afdeeling Nyrowa (Residentie Kedirl). Bata-
via, Noman & Kolff. Fol. Jeden Bla (. 2, 26,71 Thir. 16 Ner.
Barciay. J. P, u‘ f Jeruanlem and Enrirons, from actual and minste Ser
vey completed on the Spot, and shaded from a veriied Model. - nerd Er
Riack's New Map of India, with the Canals, Roads and Mana Stations ete.
Bilntunah, Black, da 6d,) 18 Ner.: in Etul (3 #,) 1 'Thir, 6 Ner,
le du Camease, Parts, Impr. Lemercfer. F
ae Indes en 1887, Paris, Impr. ı Bouquillard. Fol,
Carte des possessions anglaises dans l'inde: Partie oocidentale, — Partie orien-
Gravde par Erhard. Paris, Barba., Fol. 2 Bl,
Carte du thdätre de Is guerre dans (’Inde, eomprenant I’Empire Chinois, los
Be Angieiuns ot frangalsen, d’apros la grande carte de l’Asie, par M. Brwd.
#, Logerot
tale,
Carte du Ihre de ia querre dans lInde. Gravde par Minster, Parls, Impr,
Dondey-Dupre. Fol.
Noavelle carte de l'Inde, potr suirre los opdrations milltalres dans les posses-
anginises. Gravde chez Erb. Schieble. #, Taride, Fol,
China, — Chu- Klang or Canton Rirer. Sheets IT to V, From Lintin Bar to
Canton, surveyed by Edw. Beicher. 1840. Corrested 1887. Londen, Hydrogr.
Office. Fol. Jedes Blatt (# =.) I Thlr. 6 Ner.
China Sen. — Gulf of Siam. Menam Chau-Shyn or Bangkok River surveyed
by J. Richards, assistel by G. H. Inskip and J, W, Haed, wu. grre N
(2 = } “
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Die Volks-Zählung des Türkischen Reiches.
Zusammenstellung der bisher gewonnenen Resultate,
Von Dr. 4. D. Mordimann in Konstantinopel.
General-Gourernement Chudavendigiar, Provinz Brussa.
3 | Nieht-Mohammedaner, | rund- |
Distrikte. g ee —— Tod. | sen EEE Ei
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‘ Total 9,094,268 u. 455,385 P. Kopfstr.
Petermann‘s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft ILL. 12
90 Die Volks-Zühlung des Türkischen Reiches.
General-Gouvernement Chndavendigiar, Provinz Kjutahia (Germijan).
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Zehnten 3,460,749
Andere Abgaben 358,809
Gosammitbetrag der Steuem. 3, 100, 167
Provinz Aidin.
Distrikte Bram Grundsteuer. Distrikte, Famitten, Grundsteuer.
Türk. Piane, Tark Pe,
Ölksel Misser ji nern nt 4,145 952,150 Transport za,236 | 7,10,120
Köschk , . Fe er a a a a ee 158 48,050 Bultan Missa . - >» 2 2 m 0 0. [2.003 275,704
Küschk Der . . Far er BE EEE 716 276,700 Atidacha . . Fe Fur . [3,05 292,230
Aja Solug (ph) u ee 510 104,150 Dallidschn „ N a 448 136,440
Baindir . . . Pa 2,650 702,800 Maxzun . a Er ar . EL 59,300
Alsschbr - - or 0 2 0 0200 2,451 077,430 Tr... . EEE Br ©) 916,940
Kujudehuk . 2 2 2 200. Per 3641 302,350 Gilas R . a SR Ce H 615 140,200
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Kuradscha Ssu, Jeni Sahehr . urn 2,808 273,300 BeiramlüÜ . . » -. + =... . | 220 51,240
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Kudschak .- - 2 +... + 4 430 121,760 Andere . ... 33,000.
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Anchikln 4 el ee a 5 Tara ı dies LERT
AmbEm Ed Zee Ba Sr Baur Zu Zu u Zu zu . “ | 12,200 Its 2918 Familien der ermien Gemeinde (Aidin-Gllzsl-Hlasar) alnıl der Heilgtom
a ER ER ER : | m nach wie folgt verthellt.
Wil. 2 00er ne ; m; Bn6 Mohammelamer » 2 2 22.20 5
Malen 2 nen .. F 2” 1,08 F Grlechen ,» ur 2 1 na rn 0 5 3
Arsalar Pa ee ee . zu 21.0 Si .» ,„ 2 2 0 200 + 1»
Kavalschik . s I =“ Armenter . Ej
Lats | 4902 LI Te 773 212
\
Die Volks-Zählung des Türkischen Reiches. a
__General-Gouvernement Diarbekir, Provinz Amid (Kurdistan),
i a
= Moham- Nicht- Mehsumedaner. |
Distrikte. = un —n ._ ———n| Total, |Ürundstewer,
k H !OÖRnEE, |. nmanter. | Chatäiae- | Kuno, [ante Griechen. | zen ! gesiäter. | Torak, |
f SuPaseh:. (5). TERM DRSEREEDEEN Dei RR ei. | An= B u Türk. Piaster.
Amid (Diarbekir) Rare: 56| 12,468 | 10,470 | 1189 | 1286 ! 1674 | 378 —_ — 114,956 | 27,424 | 418,130
Östlicher Distrikt . 2 = 2 2»: 1081 16,446 | 1,485 2 | — 132 un 3,159 | 19,005 u
Westlicher Distrikt. - 0 0. | 3184| 10,877 | 618 | _ ei - | —- | - | —
GM oh 78 12 _ 120 es ı 273 | 6,294 | 50,354
Tarkman 2 22) 2} 3,968 33 — — gun Fra - 381 3,006 | 36,378
Behrumgi I: x 36) 7,101 589 84 177 _ “4 — | 878 | 7,985 | 553,365
Beschiri . 85 | 11,50 | 7,075 | — 3015 _ 189 | 3882 14,361 | 25,005 | 197,986
Seivan und Mefarikn . . . . ST| 11,481 | 3,300 Io - _ 59 u 3,339 | 14,820 | 113,730
Mihreni . ee ne 18, 2,547 | 1,934 i—- 42 15 97 _ 1,418 | 3,065 | 24,961
Hazrn und Terdsehil . . . . . | sl 1000| sn | — I 270 _ 156 u 3,519 | 14,148 | 22,767
Hidscha . . . 2... 1 3082) 19,407-| 0003 | — _ _ _ 153 — | 6,795 | 26,20% | 123,409
GBA: | 3) | — _ = Ben | — En 6,750 | 19,735 | 172,469
77; | _ _ _ _ 1,598 | 3,010 | 40,728
Padigiau » 2 2 ren 9 4,545 _ | —_ = _ - I- - I — 4,545 | 11,416
Tsehapaktschur . . 2 22 2 831 19,554 | 1,34 | — _ - i- 1a _ 1,395 | 13,749 | 99,402
Gejinkler . 2 2 2200 s0| 3.384 2) — _ - | —- _ _ a02 | 3,786 | 30,641
Menischkur . Er 11) 1,404 18 | — _ _ - 1- — 3 135 | 1,590 | 10,268
Bidscher und Herta Bene 49 8,534 621 - _ u _ 69 _ | 690 2,624 48,069
Hani und Pnli Maden . . . ., | 21927 | 2380| — 184 165 | — 72 — | 2240 | 16,107 | 94,408
Dirk , 2. - ARE NUNRTERG 26) 4,212 TI I —- - —_ 48 174 | 699 | 4,911 | 66,004
Mitmen. 2 en 21 | 8,308 Ei u ur a ee = MB _ 3,303 | 19,746
MaBal: 2.00.05 er ce lerne 12 | 1,484 _ — 1. _ _ —_ ._ _ 1,484 15,171
Deschtkur. » - - 2» 0 2 0. 18 5 2,833 21 _ — _ u 12 -- 53 2,856 17,178
Akut. 2 2 22a 7! 1,476 si — | — -— ı- _ _ 6 | 1,482) 11,946
Jaktek. » >» oe er ent | 12] 1,685 11 —- | — a Mesa Mir — 3198| 1,850 | 19,862
Hüreldan. 2 2 2 0 ee sol a7 5 — — | rn _- | - -— 466 | 3,822 | 28.178
1 s0| am | 1,128 | — | an u -— | _ 1,128 | 6,618 | 28,841
Zikti und Tan. . . 2... “| sa 0 — _ = a en —-— | 200 | ars | asıra
Toial 12447 198,680 | 51,238 | 1201 | 1464
Zu der vorstehenden Bevölkerung von 265,431 Köpfen kommen noch
ga24 | 393 | 1112 4119 66,751 |265,441 1,701,084
Zehnten 1,859,585
katholische Jakobiten . 24 „ Steuern 1,492,330
katholische Griechen . LI 5,143,599
Protestanten . . » » 14 u Die Kopfsteuer betrug vor ihrer Abschaffung 87,750
Juden . . 2 2.0. BO
"266,498 Köpfe.
Die hauptsächlichsten Produkte der Provinz Amid sind, nich FR Range geordnet, im Distrikt Amid: Seide und Früchte; in dem acht folgen-
den Distrikten: Weigen, Gerste, Sesam, Reis, Baumwolie, Tabak, Weistrauben und Früchte; in den Distrikten Hasrn und Terdsehil und Mihrani:
Honig, Hirse und Weintrauben; in Chijan;: Hirse; in Kalb: Honig, Hirse, Reis, Baumwolle, Talak und Früchte; in Padigian: Honig, Hirso, Baum-
wolle und Tabak; in den Distrikten Tschapaktschur, Gejinkler, Menischkur, Abkur, Jaktok und Hürcidan: Weizen, Gerste und Hirse. Zu diesen
dreien kommen in Bidsehar und Herta noch Salz, in Hani und Pali Maden noch Tabak, Weintrauben und Früchte, in Deschtkur Weintrauben, in
Kich, Zikti ued Taus Tabak, Direk produeirt Hirse, Oliven, Tabak und Früchte, Mitnan Gerste, Gulläpfel und Tabak, Mahal Hirse und Heis. Es
werden also gewonnen Gerste in 20, Weizen in 19, Hirse in 18, Tabak in 15, Wein und Früchte in 12, Reis und Baumwolle in 10, Sesam in 8,
Honig in 4, Seide, Salz, Oliven und Galläpfel in 1 Prorinz,
General-Gouvernement Aleppo (Nördl. Syrien).
H
B
3 Moham- ! Nicht-Mohammedaner, t
Provinzen. ® N ——| Total
H umdanee, | Grischen, | eulsieihe | Jakubien. in. |trenimn. | ne L Juden Tosei.
Aleppo und Hnvendan . »» . | 9M | 67,092 | 1014 l 17 ‘17,082 | 20R2 | auu8 | | se} Bre6 1. |32, 291 | 99,583
Dschelel Schem’an und Schirwanlä u - “s ; 22,902 _ _ — I _ I —- —_ _ ! 22,902
Bab und Ischehul nn 47T | 13,695 _ -- u _ | 2 _ _ 13,635
ÜbkÜ 2 2 2 2 nun | ar — - 1 - _ - i- 1-01 8406
Marin -; cey.., amreera a si 0875| — _ _ _ -- - | - — 10,875
Bareln . : so aa en a3 | 10,881 | — _ _ _ = | - - i 10,881
FT Pe ee a | 12,000 | #70 _ I _ = | _ 870 | 13,470
ee te Se in. De 55 | 17,348 | 138 _ - 1- _ _ _ 138 | 17,487
Schr .» 2 2 na. | 9018| — 1683 - _ - - 1683 | 21,801
Derguch 2 > 2 2 22 | — a - | - _ - | - !- | 10
Mazyk . . N er ee ‘| Be) — 26 - = - a ne “| 2906
Ma’rat a Misrin. 2 2 2220| — 9 _ u = = | el a. 10
Sermin . . re BB MEI - i- _ - |- — |} Ba
Amik und Reihanli . . a — - 1 - |) - _ \ - |. 1018,26
Eingeschriebene Arabische Stämme ...:. 11512996 | — | - — | - - | - I — | — | 39,996
caT 260,358 | 2022 | 352h | 17,982 7 2082 | 2202 578 5766 | 35,087 ! 295,439
Aus andern Provinzen gekommen . . .» _ 18) — | — _ ii 1 — ii, —- | 1,015
92 Die Volks-Zählung des Türkischen Reiches.
General- Gouvrernement Aleppo (Nördl. Syrien).
(Fortsotzung.)
$ | Moham- | Nicht-Mohammedaner.
Provinsen. 3 | ar u ne BEER EEE EEE ORG EEE Total
& ; u “i | Geieben. | Anperder. gerne | | Iukobiten, [Wereuinen- Andaen en e h Juden, ° Tomi )
Antakis und Scheich Hl Hadid 18,408 | 2601 .- u = -— 1 —- 887 2968 | 21,396
Dachebel Akra und Orda 24 | 0,909 _ 6198 m _ DE Be Ep 6198 ı 15,507
Sureidid , .. ı 11) 7,947 | 4423 —_ _ u _— ji — 4323 , 12,270
Konseir Altun Ösi wisse| -— | —-— I! - I!—- I- = — | s0087
"[ 294: 72,301 6924 | 4198 - = ı ZI BT | 18,509 | 96,710
TEREFZIETETELEN \ 12,184
Biredschik . . . . Noch nieht eingeschriebene Provinzen. Alte
Rakka und Orfa . Owen,
"TE WERRTRERTR ANSEESERINFESERDEEE EEE REESHESRIEERSEER Ro; TEN 7.
Kilis Er sel 19755 , 3683 — | — - 3, —- 657 4,350 , 24,108
A'aazi Fellah und Türkman . 20. BE 204. — | — | — en - |- | - — 4 98974
Möbüdsch und Omki . 2. 2 nn. 1b] 820 - | —- _ - = _ _ | #280
Dechum . - ee BL BI ABI) | _ m Per N — —- | 5
Schikaki und Scheichler 7 NO | | — _ u = 0 | 4,970
Mussabegli . ; I» 1.200 | _ - | _- _ _ — - I - |
Okdschi Issedäinly I sl ss | — | = = le I = = = 0
Bercket Dagy_. | w|I 50) — _ _ _ _ _ _ —_ | 3,160
| 718 84,080 se”_ | — En _ u 657 4,350 | 89,430
Aintab . . . se , — 12,008 m en. _ 141 | 7359 , 12,908 ı 43,418
Deul und Kyayl Hissar P ' 41. 15,075 _ —_ — _ pa te — | 15,07
Telboschar . . - een ne| TI 6,9008 _ u _ _ _ er u — | 6,906
Techekida © > 22 220er il 70 ı — - ı—- _ _ _ — — | T440
Heriik . . .. I] sa — - I - _ - | - = -— | sn
Tacharbin, Kara Biykly und Kasık . KR | 33| 6,654 u - | —- —_ - — I u - 6,
285 | 72,687 12,008) — _ 141 | 759 | 12,908 | 65, 3
Total-Summe 1986 lu88.335 | 3946
25,419 | 17,982
ı@982 „| 2232 | 719 | T56B | 65,849 | 558,184
In den nicht eingeschriebenen Provinzen sind ungeführ 150,000 Mohammedaner und in der Provinz Orfa 14,185 Nieht-Mohummedaner, so
dans die Gesammt-Borölkerung ungefähr 730,190 Köpfe beträgt.
Die Einnahmen aus diesen Provinzen beitragen an Grundsteuer 4,855,099 Piaster,
Zehnten .. 5,182,019 n
Steuern 1,463,485 PR
Kopfgeld . . 270,870 =
11,770,978 Piaster,
In den obigen Zahlen sind die Beamten und das MiMtär, ferner cirea 12,000 irrmguläre Truppen (Baschi-Bozuk) und 300 Zabtit (Land-
Gendarmen) nicht inbegriffen,
(Die vorstehenden Tabellen, auf die wir ‚bereits im
vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift (S. 206) Bezug nah-
men, gingen uns von Dr. Mordimann unter drei verschie-
denen Daten, 23. April, 15. Juli und 2%. Juli 1857, zu
und bilden einen Theil der ersten genauen und umfang-
reichen Zählung des Türkischen Reiches. Es liegt auf der
Hand, dass Arbeiten dieser Art in einem Reiche, welches
wie das Türkische eben #0 ausgedehnt ist und aus vielen
verschiedenen Nationalitäten besteht, als auf einer verhält-
nissmüssig noch unentwickelten Stufe der Administrations-
Einrichtungen sich befindet, — gewaltige Schwierigkeiten
bieten müssen, und es ist desshalb auch nieht zu verwun-
dern, dass, obgleich die Zühlung bereits in der zweiten
Hiülfte des Jahres 1856 angeordnet wurde, erst die obigen
Resultate vorliegen. Da es vielleicht unerspriesslich sein
dürfte, auf die Beendigung der ganzen Zählung und die
Zusammenstellung ihrer Resultate zu warten, so hielten
wir es für angemessen, die bisher eingelaufenen Tabellen
zu veröffentlichen. Dieselben umfassen den grössern Theil
des Westlichen Klein-Asiens, einen Theil von Kurdistan
und vom Nördlicher Syrien. A. P.)
Die Salzsee’'u des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
93
Die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
Von Dr. Bergsträsser, Kollegienrath und Direktor der Kais. Russ. Salzwerke in Astrachan.
(Nebst Karten, s. Tafel 5")
Die weite, grosse Steppe des Gouvernements Astrachan,
südlich von Zaritzin bis hiu zum Kaukasus, westlich zu
den Höhen im Lande der Donischen Kosacken und östlich
bis tief in die Kirgisen- und Truchmenen- Steppe sich
erstreckend, — mit ihren vielen Salzkräutern: den Kali-
Arten in ihrer matten, ins Graue übergehenden Färbung
auf höheren, trockenen Stellen und den krautartigen, mei-
stens dunkelrothen Salicornien mit ihren fleischigen, saf-
tigen Blättern an niederen, feuchten Stellen, — mit ihrem
durchgehends sulzhaltigen Boden, — noch mehr aber mit
den zahlreichen grüsseren und kleineren Salzece'n in
allen kesselförmigeu Vertiefungen, in Thälern und Schluch-
ten, besonders häufig in der Nähe des Meeres, — hat
schon frühe der begründeten Vermuthung Raum gegeben,
dass diese ganze Gegend ein ehemaliger Meeresboden sein
müsse. Der Erste, der diess durch eigene Ansicht bemerkte
und mit einer gewissen Sicherheit aufstellte, war der eben
so scharfblickende als tiefgelehrte Akademiker Pallas. Er
hatte für die Abnahme des Kaspischen Meeres gegen sei-
nen früheren ausgedehnten Umfang auf seinen üfteren
Reisen in diesen Gegenden sehr viele und genaue Be-
weise gesammelt. Für das Ufer des früheren Meeres hielt
er das steile rechte Ufer der Wolgs und die bedeutenden
Anhöhen im Donischen Kosackenlande. Das Meer musste
demnach eine Ausdehnung haben, welche den jetzigen
Flächenraum von mehr denn 6000 Quadrat-Meilen um das
Dreifache übertraf; denn es bedeckte nach den Ansichten
mehrerer gelehrter Reisenden den ganzen Truchmenen-Isth-
mus, einen grossen Theil der Kirgisen-Steppe, die Wüsten
bei Mangischlack und bildete mit dem Aral-See und dem
Schwarzen Meere ein Ganzes. Die Abnahme des Kaspi-
schen Meeres und sein niederer Wasserstand gegen den
des Schwarzen Meeres bestätigte das trigonometrische Ni-
vellement einer besonderen wisenschaftliehen Kommission ;
N Wir haben die Original-Karten ohne wesentliche Veränderung
in Tafel 5 redueirt und bohalten auch desshalb die Verschiedenheiten
des Wolgu-Delta's bei, wie sie sich zwischen der Aufnahme Milewanoif’s
vom Jahre 1852 und der von Nasaroff 1856 herausstellen. In beiden
Originalkarten die Gradlinien fehlten, so geben wir hier einige in den *
Bereich unserer Karte fallende astronomische Positionen, nach den
Mimoiren des Kais, Russ, Topographischen Kriege-Döpöts, Bd. 13, 1881.
5
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Techernol dat . . 2.2. > a4 1 “2 20 40
devnomjewsk . , . .« . Um “u
Attracban GE re 1: u ' . eo u
'wähnt haben würde.
auch Akademiker v. Baer erläutert in seinen Kaspischen
Studien mit eben so umfassender Gelehreamkeit ala gründ-
licher Kritik den Rücktritt des Kaspischen Meeres in sein
jetziges Bett, wobei er besonders auf das Vorkommen von
Kaspischen Muscheln in der weiten Steppe, ja sogar gan-
zer Schichten derselben in dem hohen rechten Wolga-Ufer
hinweist, welche den Charakter der Kaspischen Brackwas-
ser-Muscheln haben).
Was die Zeit des Rücktrittes des Meeres anbelangt,
so vermuthet man allgemein, dass diess vor der histori-
schen Zeit geschehen sein müsse; so sagt v. Baer in sei-
nen Studien, dass nach der selır bestimmten Angabe He-
rodot’s, welcher das Meer völlig geschlossen, 15 Tagereisen
lung und 8 breit fand, — kaum mehr ein Zweifel gehegt
werden könne, dass schon zu dessen Zeiten dieses Meer
seine jetzige Form hatte, und gewiss auch schon längst
vor ihm, weil sonst die Nachricht von diesem seltenen
Naturereigniss sich bis auf ihn erhalten und er dessen er-
Auch ‘muss allem Dafürhalten
nach die Abnahme des Meeres eine sehr sche und plötz-
liche gewesen sein; dafür zeugen theils die deutlichen
Spuren von Auswaschungen durch die Wirkung des frü-
heren Meeres und seiner Brandung am Rande des rechten
felsigen, hohen, fast senkrecht steilen Ufers der Wolga,
von Kamischin nördlich bis Saratow und in einer Mäch-
tigkeit von Y/, bis ', Arschin und einer füst gleichen
Tiefe, wogegen man niedriger, an der Felswund herab bis
zum jetzigen Niveau der Wolgs, durchaus keine Einfur-
chungen bemerkt; — theils und noch mehr die höhlen-
n Im 18, Bande der „Beitrüge zur Kenntniss des Russischen Bei-
ches v. Baer und Helmersen, St. Petersburg 1858, sagt Herr Nüschel:
„Bine besondere Aufmerksamkeit verdient das Vorkommen von Mu-
schein in der Steppe (Kirgisen-Steppe), als: Turitella teiplienta und Car-
diem Verneuli; denn sie liefern den unumstösslich klaren Beweis, dass
diese Gogend noch in einer Zeit, die der gegenwärtigen geologischen
Periode kurz voranging, wirklich mit Meoereswasser bedockt wur, in
welchem Mollusken lebten. Die vielen Salmee’a und Salzsümpfe,
welche die grosse flache Niederung erfüllen, die sich vom Aral-Keo in
NNG, Richtung weit nach Sibirien zum Gestade des EBismeeres hin-
zieht, haben schon viele Geologen und Grographen vermuthen lassen,
dass hier einst wirkliches, jetzt trocken gelegtes Meer oder ein Mee-
resarm war, der weit nach Norden vordrang.” — Dasselbe behauptet
Herr Kirejewsky im dritten Hefte des „Bulletin de la Soriät& Imp6-
risle des Naturalistes de Moscon 1856" in seinen „kurzen Boohach-
tungen während seiner Beise in den Steppen von Central-Asien”, wo
er sagt: „Zu den interessantesten Erscheinungen in der Steppe muss
man die zahllose Menge von Salesee’'n rechnen; einige derselben ent-
halten sohr bedeutende Salrsehichten und trocknen nor an ihrer Ober-
fläche aus, andere laugen ihr Sals aus dem umgebenden Sandboden
aus, der sehr salzhaltig ist, und diese haben schen im Juli eine trockene
Sulzilecke." ‘
9 Die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
artig geformten Ausapilungen an den grobkörnigen Sand-
steinen in den hohen Nebenbergen des grossen Bogdo-
berges, welehe Aushöhlungen durch die abprallende Wir-
kung der Wogen, nach oben zurückschlagend, entstanden
und gunze Gewölbe mit ihrer Öffnung nach Südost zu bil-
deten, — während die tiefer unten vorkommenden gleichen
Sandsteine gar keine Spur der Wirkung eines Wellen-
Akademiker v, Baur sah
Ähnlicher an den hohen, felsigen Ufern der Ostküste des
Meeres bei Mangischlack ; unsserdem findet er für den m-
schen und plötzlichen Abtluss des früheren Binnen-Meeres
durch die Kuma-Manitsch-Niederung ein wichtiges Zeug-
schlages an sich tragen. Auch
niss in den langgezogenen, fast parallelen Hügeln, in den
sogenannten Bugora, die 6 bis 10 und mehr Faden hoch
und besonders deutlich an der Nordwestküste des Mecres
sind, von wo sie sich fücherähnlich nach der angegehenen
Richtung hinziehen, und die er, gewiss schr treffend, mit
„sanften, gleichmässig gewölbten Wogen, aus Erdmasse ge-
bildet”, vergleicht. — Ob der Rücktritt des grossen Aralo-
Kaspischen Binnen - Meeres in Folge eines Durchbruches
am Bosporus entstanden, wie schon Straho schreibt, oder,
wie nenere Geologen, Lyell, Buch und Rossmässier, glau-
ben, in Folge der Hebung der Oberflüche der Erde ent-
standen sei, darüber haben sich bis jetzt die Geologen
noch nicht entschieden; die Theorie der Hehung spricht
mehr für ein langsames, allmäliges Emporsteigen, als für
einen gewaltsamen Ruck oder Erdstoss, während wir hier
gerade durch die angeführten Gründe mehr für ein plötz-
liches Zurücktreten des Meoeres stimmen müssen.
Auf diesem ehemaligen Meereshboden der heutigen
Astrachsn’schen Steppen finden wir eine Menge Salzsee'n,
deren schon mehr als tausend bekannt sind und
deren Zahl noch immer in Vertiefungen, durch Auslaugung
des Bodens und Abschliessung von tiessendem Wasser,
zunimmt. Einige von diesen Sce'n haben kessclfürmige,
ovale, ausgedehnte Bassins, andere dagegen langgestreckte,
schmale Betten zwischen diehten Bugers oder in buchten-
ühnlichen Vertiefungen unfern des Meeres,
aller Wahrscheinlichkeit nach, von einer ursprünglichen,
alsbald nach Rücktritt des Meeres begonnenen, letztere
von einer viel späteren und noch immer fortdauernden
Bildung, wie wir in der Folge nachweisen werden.
Nach dem Vorhergehenden, nach den vielfachen An-
sichten und Meinungen, dass die Astrachan’schen Steppen
ehemaliger Meeresboden waren, dass diese ganze Strecke
noch jetzt durchgehends salzhaltigen Boden hat, dass beim
plötzlichen Rücktritt des Meeres in allen Vertiefungen, be-
sonders aber in den kesselförmigen, umfangreichen Bassins
bedeutende Massen von Meereswasser zurückbleiben muss-
ten, dass endlich die jetzigen Verhältnisse schon seit wohl
zwei
— erstere,
|
4000 Jahren bestehen, — sollte wohl die Meinung über
die Entstehung der hiesigen Sulzseo’'n aus Überresten des
ehemanligen Meerwassers oder durch Auslaugang des aulz-
haltigen Bodens feststehen: dessen ungeachtet finden wir,
dass noch immer zwei ganz verschiedene Meinungen über
die Entstehung der hiesigen Salzsee’'n vorherrschen, die
wir im Folgenden genauer erörtern wollen. Ehe wir je-
doch nüber auf diese beiden Meinungen eingehen, müssen
wir noch kurz darauf aufmerksam machen, dass nach Rück-
tritt des Meeres die Wolga sich ihr Bett durch diesen
ehemaligen Meeresbolen bahnen, oder riehtiger gesagt, hin-
durch waschen musste, un] zwar von der Stadt Chwalinsk
{der nördlichsten im Gouvernement NSaratow) nach rechts
südwestlich his zur Stadt Zuritzin,
durch hohe, steile Felswünde in ihrem Lauf nach Südwest
drängen, wo sic,
gehindert, eine südöstliche Richtung nahm und von da,
durch das fortwährende Drängen nach rechts, ein sich all-
mälig keilfürmig erweiterndes Delta bildete, welches süd-
lich in dem Boden sich bis auf
eine Breite von 150 Werst erstreckt und noch beständig
Westen wüh-
rend es nach links, nach Östen, durch Anschwemmungen
und erhöht wirt. Delta
Zaritzin bis zum Kaspischen Moere ist angeschwenmtes,
von Astrıchan leichten
nach rechts, also nach hin sich auslchnt,
verseichtet Dieses munze von
vom Fluss abgesetzter, also neu gebildetes Land, mithin
kann es keine Sulztheile enthalten, was aych schon daraus
deutlich hervorgeht, dass man auf den zahlreichen Inseln
in diesem Delta, welches ‚Humboldt sehr treffend den
Schlund des Kaspischen Meeres nennt, einen üppigen,
diehten Graswuchs und. sehr viele hohe,
findet.
hohen Steppen- oder ehemaligen Meeresboden, und zwar
auf der rechten Seite die Kalmücken- und links die Ural’sche
Diese Delta-Niede-
starke Bäume
Auf beiden Seiten dieses Delta’s hat man den sehr
Steppe ') der "kleinen Kirgisen-Horde.
", Die Namen der beiien Steppen werden öfters unders genannt:
im Russischen spricht un schreiht mon im gewöhnlichen Leben bei
der Wolgs von viner „Lerg-” und einer „Wiesenseite”, indem man
unter egsterer Ibeneumung die West- und unter letsterer die Ostseite
der Wolgs versteht, wodurch uler nicht die vigentliche Stepper be-
zeichnet wird. Richtiger nind gewiss die Namen Knlmlcken- und
Birgisen-Steppe, weil, wie aus der Karie zu ersehen ist, alles Land
hinter den unmittelbaren Woigu-Ansiedelungen unr sur Benutzung der
verschiedenen Kalmäcken-lUinssen bestimmt ist, während die Ursl’sche
Steppe nar von Kirgisen-Liussen benutzt ist, die unter der Jurislik-
tion des Orenburg'schen General-Gouverneum stehen. — Die Sehilde-
rung Nöschel'» ron der Steppe zwischen den Flüssen Or und Turgal,
Kumsck and Syr-Darija gielt ein trenes Bild der Astrschan’schen,
wesshnlb ich dieselbe hier anführe, wie wir sie iu den „Beiträgen zur
Kenneniss Husslands", Bd, 18, 5. 125 Mi, finden: „Die Steppe stellt
sich dem Beobachter als eine buumlose, an Bergen arme FEiche dar,
die sich mit einem meeresähnlichee Horizont an das blaue, oft ganz
wolkenlose Hinmelsgewölbe anxuschliessen scheint. Allein diese Fläche
bietet durchaus keine vollkommene Ebene dur, denn bei genuuer Un
tersuchung eig sie sich wellenförmig gestaltet, so dass Boss und
Reiter und sogur das gronse Kuameel auf dieser scheinbsren Ebene oft
in zeringer Entliernusg dem Auge verschwinden, als wären sie unter-
Die Sulzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen. 05
rung, das jetzige Wolga-Achtuba-Bett, wird daher als an-
geschwermmter und ausgelaugter Boden bei Betrachtung
des eigentlichen Terrmins der Salzase’'n ausgeschlossen sein.
Was nun die zwei wesentlich verschiedenen Meintn-
gen über die Entstehung der hiesigen Sulzsee'n anbolangt,
so müssen wir die erste Meinung, dass die Salzsee’'n aus
Rückstinden des ehemaligen Meereswassers entstanden
seien, in zwei Ansichten theilen; denn die Einen glauben,
dass sich die See’'n in der weiten Steppe ausschliesslich
aus den unmittelharen Rückständen des Kaspischen Mee-
res bei seiner plötzlichen Abnahme gebildet hätten „ wüh-
rend die Andern behaupten, dass die See’n erst späterhin
entstanden seien, und zwar nur durch Anslaugung der
Salze aus dem umgebenden salzreichen Steppenboden, aus
welchem dus durch atmosphärische Niederschläge aufge-
löste Salz einem tieferen Bassin zugeführt worden sei.
Beide Ansichten sind gegründet, nur müssen sie auf die
betreffenden See’n, bei deren Anblick oder Untersuchung
sich die jedesmalige Meinung gebildet und gegründet hat,
angewendet, nicht aber jede dieser beiden verschiedenen
Meinungen auf alle See'n zugleich bezogen werden. Die
erstere Ansicht ist von den beiden See’n, dem Elton und
seinem nicht allzu entfernten Nachbar, dem Baskuntschats-
ky’schen, entnommen, welche in dem nördlichen Theile des
Astrachan’schen Gouvernements liegen; die letztere von
den See'n an der unmittelbaren Nord- und Nordwest-
küste des Kaspischen Meeres.
Die zweite Meinung, deren hauptsächlichste Vertreter
Karsten und seine Stütze Göbel sind, wollen die vielen
Salzsce’'n entweder aus unmittelbar auf dem Boden der
See'n hegenden Steinslzlager (Elton und Baskuntschats-
ky’scher See) oder aus Soolquellen, aus entfernten Salz-
lagern kommend, entstehen lassen (Göbel hatte beide Arten
von Nalzsee'n jedoch nur flüchtig und aberflächlich ge-
getaucht, Sanfte Erhebungen wechseln mit Buchen Vertiefungen, ähn-
lieh «len Wogen eines grossen Meores, =» dass der Gesichtskreis bald
ausserordentlich erweitert, bald achr beengt ist" — „Der gänzliche
Mangel an markirten, grösseren Gegenständen, wie Bäume, Gebäude
und dergleichen, erschwert den Ungelibten das Messen der Entfernung
mit dem Auge so sehr, dass er den gröbsten Täuschungen ausgesetzt
ist. Hügel von wenigen hundert Funs Hähe tauchen schon in weitester
Ferne empor, aber weit überraschender sind die tiefen Wusserrisse und
Thäler mit steilen Rändern, an die der Reisende oft plötzlich gelangt,
ohne sie vorher bemerkt zu haben,” — „Licht, Wind und Schall wer
dem hier durch nichts aufgehalten; sie geben ungehindert ihren Gang,
wie nie wollen. Nirgends Schatten, nirgends Windstille, nirgends
Wiederbali und Echo. Überall gläbt es, fberall woht es, überall ist
es unbeimlich, still und stumm, Unter dunkeln Gewitterwolken wir-
beit sich bisweilen der Staul; empor und zieht in wilden Bewegungen
als mächtige, Alles zu überschitten drohende Sünle durch die Fläche
hin, Und wur in den unteren, stark erwürmtoen Luftschichten erleidet
das Licht eine merkwürdige Änderung in seiner Richtung und ruft
die vielbesprochenen trügerischen Bilder fata morgana hervor, und
Leben und Bewegung erblickt man nur an dem Ufern der Üewüsser
um auf den isolirten Hügeln und Bergen, die ousen- und inselartig im
dom grossun Steppunmvere liegen.” —
|
sehen). — Also much wieder zwei Ansichten. Karsten
sagt -in seiner Salinenkunde (I, 569): „Auf mehreren Punk-
ten der grossen Astrachan’schen Balz-Steppe” (— also doch
eine salzhaltige Steppe —) „kennt man schon Erhebungen
votı Kalksteinbergen. die theils der Zechstein-Formation,
theils Jurassischen Bildungen angehören. Noch häufiger
treten bedeutende Gypsmassen hervor, die man nur als die
Reste von früheren höheren Erhebungen ansehen kann.
Man wird daher die verschiedene Bildungsweise der Step-
pen-Salzsee'n wesentlich unterscheiden müssen. Einige
derselben sind nichts weiter als Ansammlungen von ge-
salzenem Wasser aus Soolquellen, entfernt von dem Ur-
sprunge der Quellen oder vielmehr von den Steinsulz-
massen, von welchen die (uellen ihren Salzgehalt ablei-
ten. Andere liegen an und auf dem Steinsalz-Gebirge,
dessen unmittelbare Nähe durch die Kalk- und Gypsberge
bekundet wird, welche die Salzsee'n gleich einem grossen
Bassin ganz oder theilweise einfassen. Diese See'n sind
die wichtigsten und ergiebigsten, werden aber weniger
häufig angetroffen, als die kleineren Salzsee'n, welche
beckenartige Vertiefungen bilden, worin die Salzquellen
nach und nach durch Verdunstung koncentrirt werden.”
Und weiter Seite 590: „Die Reihe von Salzseen am
Nordrunde des Kaspischen Meeres ist nur ein Theil von
der grossen Menge von Salzsee'n, die sich westlich von
der Wolgs bis zum Kaukasus und östlich vom Ural in
die Asistische Kirgisen-Steppe fortziehen. Alle diese See’n
werden durch schwächere oder stärkere Soolquellen ge-
nährt und sie sind nichts weiter als die natürlichen Bas-
sins, in welchen die Koneentrirung der Soole bewirkt
wird. Die zu Tage aufsteigenden Quellwasser werden von
dem Thonboden der Salzsee'n getragen und dadurch ver-
hindert, sich in dem Terrain zu verbreiten. Nur einige
von diesen Sce'n mögen dem Steinsalze so nahe liegen,
dass sie für die unmittelbar daraus aufsteigenden Sool-
quellen die Behälter geben.”
Man sieht hieraus, dass wirkliche Lokalverhältnisse zu
einer Hypothese benutzt wurden, welche natürlich nur bei
Jemanden sich bilden konnte, der die hiesige Gegend gar
nicht aus eigener Ansicht kennt. Wirkliche Steinsalzlager,
und zwar in getrennten Nestern, hat man im Gourerne-
ment Astrachan nur in den Sandhügeln Tschaptschatschi,
in einen tiefen, ausgetrockneten Bassin, das sich nur im
Frühjahre mit Schnee- oder Regenwasser füllt, gefunden,
in einer Entfernung von 80 bis 100 Werst von der Ach-
tuba in der Kirgisen- oder Ural’schen wasserarmen Hoch-
Steppe, von wo also etwaige Soolquellen, wenn solche die
Salzsee'n an der Nord- und Nordwestküste des Kaspi-
schen Meeres nähren sollen, — einer Seits gegen 100 Werst
zum Nordufer, wo eine „Reihe von Salzswe’n ist”, zurück-
9% Die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
logen, anderer Seits erst nach einer Strecke von 80 Werst
durch das Wolgs-Achtubs-Delta und zwar unter diesen
tief liegenden Flüssen hindurchgehen, am jenseitigen Ufer
wieder hinaufsteigen, die vielen Seitenarme der Wolga oft
unterminiren müssen, um zu den zerstreut zwischen den
Bugors liegenden Salzsee'n zu gelangen. Daher auch
v. Baer in seinen Kaspischen Studien (TIL, 101) sagt:
„Es werden diejenigen, denen es schwer wird, zu glauben,
dass in dem Erdreiche selbst die Quelle des Salzgehaltes
der See'n liegt, vielleicht mit Herrn Karsten annehmen,
dass er durch Soolquellen zugeführt würde. Ich antworte,
dass ich nicht die mindesten“ Spuren” (Herr v. Baer ist
mehr als drei Jahre unermüdet mit dem Studium der hie-
sigen Verhältnisse beschäftigt gewesen) „solcher Quellen
aus Salzlagern gefunden habe, wenn man nicht die Spuren
der kleinen Rieselungen aus den Bugors so nennen will.
Dann müsste man in jedem derselben, der neben einem
Salzsee liegt, ein Steinsalx-Lager annehmen, statt des zer-
streuten Salzes, — eine sehr sorgsame Finrichtung, um eine
Hypothese festzuhalten. Salzsümpfe, js überhaupt eine
versumpfle Stelle habe ich gar nicht gesehen, ausser dem
nicht salzigen Röhricht an den lLimanen. Von einer sal-
zigen Quelle weiss kein Mensch etwas. Von Salz-Abla-
gerungen kennt man nur solche, die in den Thälern lie-
gen, aus salzigem Wasser sich bildeten und, nachdem das
Wasser ganz verdunstet war, als eine trockene Schicht
zurückblieben und später vom Sand überwehet werden
können.” Ein soleher See iet z. B. der See Züngulduck
(siehe die Tabelle der Analysen, Nr. 35), der, 50 Werst
südlich vom Salz-Stapelplatz Bassi, am äussersten West-
Ende eines schon zum grossen Theil mit Sand verwehe-
ten Ilmen oder Liman liegt.
Nach allen diesen Gründen kann man wohl mit Sicher-
beit annehmen, dass die Meinungen Göbel's und Karsten's,
als ob die Salzeee'n aus Soolquellen entstanden seien, für .
durchans ungegründet zu halten sind, wesshalb wir zu der
ersten Meinung zurückkehren müssen, dsss nämlich die Salz-
see'n entweder unmittelbar aus den Überresten des Meerwus-
aers, das beim plötzlichen Rücktritt des ehemaligen grossen
Binnen-Meeres in tiefen, kesselförmigen Bassins zurückbiei-
ben musste, — oder darch Auslaugung des umgebenden salz-
reichen Steppenbodens, — entstanden seien, was wir noch
durch folgende Ansichten bestätigen wollen. Murchison
glaubt, dass nur diejenigen Salasee’'n aus den Überresten des
ehemaligen Meeres entstanden seien, welche am Westufer
des Kaspischen Meeres liegen, dass aber die am Nordufer
befindlichen {wahrscheinlich meinte er den Elton und den
Baskuntschatsky’schen, denn die vielen kleineren, dicht am
Nordufer wie im Kranze um dasselbe liegenden See'n hat
er nicht gesehen) ihren Ursprung entfernten Steinsalz-La-
gern zu verdanken hätten. — Hommaire de Hell, welcher
versichert, die Steppen in der Nähe des Kaspischen Mee-
‘res innerhalb mehrerer Jahre vollständig untersucht und
studirt zu haben, glaubt, dass alle Salzeee'n nur durch
Auslaugung des salzhaltigen Bodens entstanden seien (er
hat aber weder den Elton noch den Baskuntschataky’-
schen See gesehen). Diese Meinung hat er aller Wahr-
scheinlichkeit nach von Pallas entlehnt, denn es muss sehr
bezweifelt werden, ob er auch nur einen der biesigen
Salzsee'n erblickt hat; damit man ihn aber dessen nicht
beschuldige, sagt er, dass die Ansichten dieses grossen
Gelehrten unzuverlässig seien {secueillies avoe defance),
und behauptet, er habe seine Meinung in Folge des Ni-
vellements des Darmin’schen See's festgestellt, während er
nach den Beweisen des Akademikers v. Baer die Darmin’-
schen See’'n gar nicht einmal gesehen, wie viel weniger
nivellirt hat (siche Kaspische Studien, TIL, 102 #.), was
schon deutlich aus dem Umstande hervorgeht, dass er von
Einem Darmin’schen 8ce spricht, wührend in der Wirk-
lichkeit drei dicht hinter einander liegen (die Salzpfützen
ungerechnet) und er somit ohne das geringste Nivellement
mit unbewuffneten Augen immer drei sehen musste, wie die
Karte zeigt. Was Hommaire de Well von dem Salzreich-
thum und der Unerschöpflichkeit dieser See'n faselt, ist
rein endichtet; denn die zwei ersten See'n (der dritte kann
seines schlammigen Untergrundes wegen nicht befahren
werden, wesshalb er unbenutzt liegt) haben niemals eine
Million Pud Salz in einem Jahre gegeben, wie er versi-
chert, und sie sind zur Salzgewinnung von ', Million
Pud nur dann geeignet, wenn man während drei bis vier
Jahre den See'n Zeit und Ruhe gegünnt hat, damit sich
in denselben unterdessen wieder durch Auslaugung des
Bassins und der Bugors hinlänglich Salz ansammeln und
absetzen kann; auch hat die Qualität desselben. schon
merklich abgenommen, wie die Analysen zeigen. — Dhu-
bois de Montpereux, welcher die Salzseo'n am Südwest-
ufer des Kaspischen Meeres bei Baku und Salian unter-
suchte, ist auch der Meinung, dass diese See’'n durch Aus-
laugung der umgebenden sulzhaltigen Bodens entstanden
seien.
Wir sehen somit, dass von allen diesen Reisenden nur
Göbel allein, wie erwähnt, sowohl die See’n Elton und
Baskuntachateky, als- auch diejenigen, welche sich unmit-
telbar am Nord- und Nordwest-Ufer des Kuspischen Mee-
| ‚res befinden, gesehen hat, dass er auch die Entstehung
derselben wesentlich unterscheidet, dass er aber wegen
der Flüchtigkeit seiner Reise nicht die richtige Grund-
ursache der Entstehung aufland, und dass alle übrigen
nur die einen oder die anderen Seen untersucht oder
flüchtig gestchen hatten. Akädemiker v. Baer hat die
Die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen. 97
Entstehung der See'n um das Kaspische Meer so gründ-
lich studirt und erwiesen, dass darüber nun kein Zweifel
mehr obwalten wird; wir kommen darauf umständlicher
bei der Betrachtung der See'n neuerer Bildung zurück.
Wir wollen nun schen, ob das frühere Aralo-Kaspische
Meer so viel Salz in den kesselförmigen Becken und der
ganzen Steppe zurücklassen konnte, dass noch jetzt die
Salz-Ablagerung nicht aufgehört hat. Über den Salzgehult
des Kaspischen Meeres besitzen wir drei Analysen’ von
den Herren Rose, Göbel und Mehner. Ross hatte das zur
Analyse benutzte Wasser nicht weit von der Wolga-Mün-
dung und Göbel südlich von der Ural-Mündung genom-
men, während das eigentliche Meerwasser erst südlich von
der Insel Kulaly') beginnt, weil nördlich von derselben das
Wasser bei einer bedeutenden Untiefe, die Zufliisse des
Tereck, der Kuma, Wolgs, des Urals und der Emba auf-
nehmend, nur schr wenig gesalzen sein kann. Das Was-
ser, welches Mehner analysirte, hatte Akademiker v. Baer
in der Nühe des Vorgebirges Tjuk - Karagan gesammelt
(Kaspische Stadien, I, 9), und diess ergab einen Gehalt an
Kochsalz von 1,4000, während Göbel’s Analyse nur 0,0294
und Rose's sogar nur 0,1654 ergab; demm in der Nühe der
Wolga musste das von Letzterem genommene Wasser be-
deutend weniger salzhaltig sein, ala welches Göhel zur
Analyse benutzte und in der Nähe des viel geringeren
Zuflusses von sissem Wasser aus dem Ural gefasst hatte?).
Dass der Salzgehalt des Kaspischen Meeres viel be-
deutender sein muss, als diess die Analysen von Rose und
Göbel zeigen, dafür bringt Akademiker v. Baer noch den
Umstand in Betracht (Kaspische Studien, IIL, 67), „dass
Cardincese und andere Salzwasser-Muacheln, welche sich
in grosser Menge in allen Ablagerungen des Kaspischen
Meeres, in den salzigen »owohl als lose in der Steppe,
vorfinden, nachweisen, dass das Kaspische Meer von un-
% Zur allgemeinen Orientirung ». Stieler's Handatlas Nr. 43b,
7) Sowohl aus diesen Resultaten verschiedener Analysen und der
verschiedenen Ansichten über die Entstehung der Salssee'n, wie über-
haupt aus der Vorliebe des Menschen, gleich flir seine vorgefasste Idee
eino Hypothese aufzustellen, die im Entwickeln und Hineinreden fast
zur Überzeugung wird, hahrn wir auch die widersprechendsten Hypo-
thesen über das Kaspische Meer selbst, wie solche v. Baer in srinen
Kaspisehen Studien (IIT: zusasumengestellt hat und die wir hier kurz
erwähnen wollen. Es heisst dort: Göbel rvermuthet, dass das Kus-
pische Meer ursprünglich ein Süsswasser-See gewesen sein müsse, der
erst allmälig sein Sals aus der angrenzenden Steppe erhalten habe,
Später behnndelt er diose Vermutkung als begründete Hypothese, —
Eichwald hat das Wasser des Kaspischen Moores »o salzig und bitter
gefunden, dass er erklärte, dass die Thiere in demselben im Absterben
begriffen seien. — Hommaire de Hall gieht dem Kaspischen Meere so-
gar 5%, Salsgahalt, womit os das Weltmeer überbieten und eine Stufe
in der Reihe der Salssee'n schon erreicht haben würde, — Stuken-
berg bemitzt Kichwald’s Vermutlung zum Thems e»iner Leichenrede,
worin er erklärt, das Kaspische Meer habe sich überlebt und leide um
Altersschwüche, weil die Thiere in ihm absterben. Spätere unbaltende
Untersuchungen mögen wohl eher feststellen, dass das Kaspische Meer
an Salsgehall, wenn nuch mur sehr unbedeutend, eher ab- als zunchme,
Petermann’s Gengr, Mittbeilungen. 1858, Heft III.
nn nn
messbarer Zeit her salzig war, wahrscheinlich schon in
früheren Bildungsperioden des Erdballs, wo er vom allge-
meinen Meere nicht geschieden sein wird”, Da nun das
Wasser, welches v. Baer im eigentlichen Meere fasste,
seinem Salzgehalte nach fast genau dem des Schwarzen
Meeres entspricht, welches nach Göbel (dessen Reise, II, 91)
einen Kochsulz- Gehalt von 1,3019 hat, so ist, da beide
Meere früher ein zusammenhängendes Binnenmeer bilde-
ten, wohl mit Sicherheit anzunehmen, dass in den Vertie-
fungen des chemaligen Meeresbodens mit bedeutendem
Bassin, #0 wie in dem ganzen Steppenboden und den Bu-
gors, bei dem plützlichen Rücktritt dieser Meere eine sehr
grosse Masse aufgelösten Salzes zurückbleiben musste, wel-
chem Umstande die verschiedenen Salzsee'n ihre Ent--
stehung verdanken.
Nach allem Vorhergehenden glauben wir mun zu fol-
gender Eintheilung der Salzsee'n auf dem ehemaligen
Meeresboden berechtigt zu sein:
a) in See’n von ursprünglicher Bildung, welche ihren
Salzreiehthum zum grössten Theil direkt aus dem in tie-
fen kesselförmigen Becken zurückgebliebenen Meerwasser
durch Verdunstung des süssen Wassers erhielten, s0 wie
auch vom Zuströmen des aus den weiten Basains durch
atmosphärische Niederschläge aufgelösten und zugeführten
Salzes, das alljährlich in einer Reihe von gegen vier tan-
send Jahren die Salzmasse noch bedeutend vermehrte, und
b) in See’'n von neuerer Bildung, welche ihr Salz nur
durch Auslaugen aus dem amgebenden Steppenboden oder
-— in der Nühe der Wolga und ihrer Arme — durch Aus-
laugen aus den nebenliegenden Bugors erhielten, nachdem
sie, abgedammt gegen den Zufluss von Süsswasser aus der
Wolga oder deren Seitentlüssen, einzelne getrennte und
abgeschlossene Becken gebildet: haften, wie man aus der
Karte deutlich erschen kann.
Die See’'n ursprünglicher "Bildung haben daher auch in
ihren tiefen; noch unergründeten Becken einen nnerschöpf-
lichen Rteichthum des besten Kochsalzes von 94 bis 98
Theilen von hundert, während die letzteren, die See'n
neuerer Bildung, meistens nur sehr dünne Jahresschichten
haben, die oft bei reichlichen atmosphärischen Nieder-
schlägen im Winter und im Frübjahre sich ganz auflösen
oder nur sehr unbedentend sind; auch ist die Qualität in
den meisten sehr viel geringer, als in den ersteren Ser'n,
wie aus der Tabelle der Analysen sich zeigt. Zu den
See'n ursprünglicher Bildung gehören nur der Elton und
der Haskuntschatski.
1. Salzsee'n wrsprünglicher Bildung: der Elton-Ser. —
Der bedeutendste Astrachun,
wie überhaupt in ganz Russland, ist der Elton-See, der
alljährlich ein Quantum von 4 bis 5 Millionen Pud Salz,
13
Salze im Gouvernement
98 Die Salzsee’'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
oder !, des ganzen Salzbedarfs des Europäischen Russ-
lands, liefert. Er liegt im südöstlichen Theile des Kreises
Zarew, der im Jahre 1850, in Folge des neugebildeten Gou-
vernements Samara, vom Gouvernement Saratow zu dem
von Astrachan zugezählt wurde, dicht an der Greuze der
Kirgisen- oder Ural’schen Steppe. Der See, in ovaler,
von Westen nach Osten gezogener Form, hat in dieser
Richtung 20, von Norden nach Süden 16, im Umfange
47 und eine Oberfläche von 180 Quadrat-Werst; von der
Wolgs und zwar von dem Dorfe Nikolnjew, gegenüber
der Stadt Kamischin, Gouvernement Sarstow, wohin allein
der Salztransport jetzt nur noch Statt findet, liegt er 132
Werst und zwar unter 480 42° N. Br. und 64° 10° Ö.L.
Im Frühjahre sammelt sich auf dem See beim Auf-
thauen des Schnee’s und durch Regengüsse eine bedeu-
tende Masse Wasser oder Soole und dann gleicht er einem
gewöhnlichen Landsee, Dieses Wasser bringt schon einen
mehr oder weniger bedeutenden Gehalt an aufgelöstem
Salze aus der umgebenden Steppe, welche das Bassin des
See’s in einem Umfange von BO bis 100 Werst nach allen
Seiten hin bildet, mit und löst ausserdem aus den oberen
Salzschichten bis zu seinem Sättigungsgrade Balz auf.
Mit dem Eintritt der Sommerhitze verdunstet das Wasser
aus der Soole und es bilden sich Krystalle, die alsdann,
an Umfang und Schwere allmälig zunehmend, sich zu Bo-
den senken und eine neue Salzschicht bilden. Auf diese
Weise hat sich denn im Verlaufe so vieler Jahrhunderte,
je nach der Auslaugung des Salzes aus dem Bassin und
dem Zuströmen von Salz aus der Steppe, eine bis jetzt
noch nicht vollständig, weder in der Tiefe noch im jähr-
lichen Zuwachs, untersuchte, jedoch allen Berechnungen
nach fast unerschöpfliche Salzmasse gebildet, die sich deut-
lich in Jahresschichten sondert; denn zwischen jeder Schicht
iet ein Streifen schwarzen Schlammes, der besonders im
Elton vorherrschend ist. Wenn in trockenen Jahren, bei
geringen atmosphärischen Niederschlägen, die Soole auf dem
Salze nicht tief ist, so treibt der Wind dieselbe oft an
das entgegengesetzte Ende des Sew's, und dann zeigt sich
die schneeweisse, reine Salzdecke weithin von Soole so
entblösst, dass man einige Werst auf dem See bequem
ganz trockenen Fusses gehen kann. In nassen Jahren
hingegen, bei einer Tiefe der Soole von '/ bis 11, Ar-
schin, bemerkt man auf dem See bei starken Stürmen, die
in der baumlosen Steppe sehr heftig sind, einen bedeuten-
den Wellenschlag, und dann müssen natürlich alle Ar-
beiten auf demselben eingestellt werden, während wie-
derum ein niedriger Stand der Soole das Reinwaschen
des Salzes, so wie den Transport desselben zum Ufer
erschwert. ,
Professor Göbel meint (dessen Reise, II, 24, 31), dass
die Flüsschen Charasacha und Lanzuge, welche sich in
den Elton ergiessen, ihren Ursprung aus einem Steinsalz-
Lager haben müssten, weil das Wasser des ersteren Flüss-
chens nach seiner Analyse mehr als 4%, Kochsalz enthalte.
Göbel schöpfte das Wasser aus der Charasachs im Monat Mai,
also zu einer Zeit, als nach dem Aufthauen des Schnee's
und nach den Frühjahrsregen Niese Büche einen bedeuten-
den Zufluss un Wasser aus der umgebenden salzhaltigen
Steppe hatten und elso viele Salztheile aus einem weiten
Terrain auflösen konnten und mussten‘). Ich habe meh-
rere Mal das Wasser dieser Flüsschen zu verschiedenen
Zeiten und in ihrem ganzen Laufe, allerdings nur nach
Geschmack, untersucht und mich überzeugt, dass das Wus-
ser in denselben je nüher ihrem Ursprunge allmälig an
Salzgehalt abnimmt, und an der Quelle der Charasachz,
gegen 35 Werst vom Elton, hat das Wasser gar keinen
sulzigen Beigeschmack 2. Ausserdem habe ich gefunden,
dass das Wasser in diesen beiden wie in den übrigen
sechs Flisschen, die sich auch in den Elton-Seo ergiessen,
nur im Frühjahre salzhaltig ist, beim Wasserzufluss aus
der Steppe, und dass mit Abnahme desselben sich atıch
der salzige Beigeschmack mehr und mehr verliert, wie
überhaupt alle diese Flüsschen, ausser der Charasachan, im
Sommer ganz austrocknen. Wenn die Charasacha aus einem
Steinsalz-Loger küme, so müsste das Wasser derselben je
nach der Abnahme des Zuflusses aus der Steppe und des
dadurch erzeugten niedrigeren Nivenu’s an Salzgehalt zu-
nehmen, und man würde dann an seinen Ufern durchaus
keine Vegetation finden; — statt dessen mähet man da-
selbst im Monat Juni und Juli im ganzen Thale der Cha-
rasacha üppig und dicht wachsendes Gras und im Herbste
schneidet man hohes, saftreiches Rohr; es muss also das
Wasser der Charasacha diesen ganzen Boden längst schon
ausgelaugt haben, sonst würde eine solche Vegetation nicht
1) Wie reichhaltig der Boden im Gouvernement Astruchan noch im-
mer an Salz ist, beweist ganz einfach der Umstand, dass in jedem
Frübjahre in den tiefer liegonden Strassen der Stadt Astrachen, wo
feuchte Stellen sind, ganze Balzkrusten sich bilden und auf manchem
Gehöfte das Salz fingerdick heraustritt. Ähnliches hat man auch am
nördlichsten Ende des Gouvernements, in Surepta, wahrgenommen, wo
der vieljährige Einwohner und sohr genau beabschtende Apotheker
Langenfeld öftere Hindernisse bei seinen vielfachen Arpfanzungs- und
Akklimatisirungs-Versuchen in dem salzhaltigen Boden, selbst in seinem
viele Jahrzehnte schon benutzten Hansgarten, findet (Mittheilungen der
Ökonomischen Gesellschaft in St. Petersburg, Heft VI, 1850, 58. 432
u. 438).
#) Dasselbe fand Nöschel a Flusse Irgis in der Kirgisem-Steppe.
‚„Der Irgis sicht sich als ein wahrer Steppenfiuss nur langsam, und
wo er über Sand hinfloss, zur mit Mühe in seinem wohl nur durch
Frühlingswasser bier und da zerrissenen Bette durch die Steppe hin.
Seine Tiefe war höchst ungleich; Untiefen und Löcher, oft 8 Hass
tief, kommen neben einander vor. Das Wasser dossolben war, obgleich
sehr fischreich, doch salxhaltig und desto mehr, je weiter er sich von
seinem Ursprunge entfernte.” (Beiträge zur Kenntniss des Russischen
Reiches, Bd. 18, 8. 149.)
Die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
Statt ünden. Ausserdem haben alle Brunnen, welche sowohl
in der Nähe des See’s, als auch in bedeutender Entfernung
von demselben ausgegraben sind, salziges Wasser, ausser
einem einzigen, der am Rande eines tiefen Abgrundes in
sandigem Boden angelegt ist, aus dem wahrscheinlich das
zuströmende Wasser im Verlaufe so vieler Jahrhunderte
alles Salz ausgelaugt hat. Die übrigen Brunnen sind ge-
wöhnlich sehr tief, und je tiefer sie sind, desto salzhaltiger
ist gewöhnlich das Wasser, was sich nur je nach. der An-
näherung zum oben erwähnten Dorfe Nikolajew allmälig
verliert, oder wenn die Brunnen in sandigem Boden an-
gelegt sind. Vom Elton bis zu jenem Dorfe sind nämlich
je nach 5 Werst Eutfernung immer mehrere Brunnen
zum Trinken des zum Salstrunsport benutzten Zugviches
angelegt"). Bei der im Jahre 1805 zur Ergründung der
Tiefe und Mächtigkeit der Salzmasse vorgenommenen Un-
tersuchung des See's, in einer Entfernung von zwei Werst
vom Südwest-Ufer, fand man, dass anfänglich die Salz-
sehichten eine Dichtigkeit von '% bis 2 Werschock hat-
ten, dass sie jedoch nach der zunehmenden Tiefe mäch-
tiger und fester wurden, so dass nach 42 Schichten die
letzten schon eine Dichtigkeit von 5 Werschock hatten
und das Salz unvergleichlich härter und besser war; als
übrigens nach dem Durchbruch von 100 Schichten das
Salz so fest wurde, dass alle Instrumente brachen, auch
. die Salzaoole zu atark von oben eindrang und dadurch
die Arbeiten allzu sehr erschwerte, so unterblieben wei-
tere Untersuchungen.
Aus diesen angeführten Gründen wird man wohl die
früher aufgestellte Meinung, dass der Salzreichthum des
See’s Elton hauptsächlich aus den in seinem umfangreichen
und tiefen Becken zurückgebliebenen Überresten des che-
maligen Aralo- Kaspischen Meeres, »0 wie aus dem Aus-
laugen des den See weithin umgebenden Steppenbodeus
durch allmälige Verdunstung des Wassers aus der Soole
und dann erfolgte Krystallisirung entstanden sei, — bestä-
tigt finden; diess um s0 mehr, weil, wenn die Vermuthung
Göhel's, dass nur die zuströmenden Flüsschen dem See
das Salz aus einem nahe liegenden Steinsalz-Lager zuführ-
ten, gegründet wäre: —
1} alle diese Nebenflüsschen je nach der Abnahme
des Wasserzuflusses aus der Steppe an Salzgehalt zuneh-
men müssten, während sich doch gerade das Gegentheil
erweist;
2) alle diese acht Flüsschen keine so üppige Vegeta-
') Göbel meint: „unweit der Salz-Nioderlagen am Elton sind in
unbedentender Tiefe 14 Brunnen gegraben, die das herrlichste Wasser
liefern.” Diess beruht ohne Zweifel anf einem grossen Irrthume, und
Göbel, dem man wie jedem Reisenden Wasser aus dem erwähnten Brun-
nen brachte, schloss hiernach wahrscheinlich auch auf gleiche Eigen-
schaft des Wassers in allen ührigen Brunnen.
en TE EEE EEE
9”
tion an ihren Ufern und in ihren Thalschluchten haben
könnten, als sie wirklich zeigen, denn ein anhaltend
fliessendes Wasser von mehr als 4%, Salzgehalt lässt
keine Vegetation aufkommen; auch dürften sie als Sool-
quellen nicht austrocknen, während im Sommer nur die
Charasscha noch‘ etwas fliessendes Wasser hat.
3) Wenn sich der Salzreichthum aus aufgelöstem Stein-
salz, das sich auf dem Grunde des See’s befinde, gebildet
hätte, so müsste man doch im Verlauf so geraumer Zeit,
als der See schon bearbeitet wird, irgend wo Soolquellen
bemerkt haben, die aus der Tiefe hervorsprudeln, was aber
his jetzt noch nicht der Fall war. Die Soole auf dem
Salz kommt vom Schnee-, Regen- und Flusswasser.
4) meint Akademiker v. Baer (Kaspische Studien, ],
18 und 19), dass die ganze Gegend des Elton-See’s von
einem ziemlich stark gesulzenen Wasser hoch bedeckt ge-
wesen sein müsse; denn sehr häufig finde man in den
Einrissen, welche das Frühjahrswasser macht, Cardium tri-
gonoides und Cardium crassum von einer Grösse, wie sie
nieht in flachen, sondern nur in tiefen Becken der Jetzt-
zeit oder an seinen Urenzen vorkommen.
5) fand derselbe scharfe Beobachter und tiefe Gelehrte
überall (IL, 34) am Elton-See Kaspische Meeres-Muscheln,
wo auch nur geringe Wasser-Einrisse sich zeigen, drei,
zwei, ja nur Einen Fuss unter der Oberfläche, auch über-
all, wo Brunnen gegraben sind oder ein Haus gebaut ist.
Ihm scheint es, dass sich hier in der ganzen Steppe eine
salzhaltige Schicht auf den ursprünglichen Meeresboden
gelegt habe, und
6) was nun noch den Umstand anbelangt, dass die
Salzschichten sich ullmälig, wie die oben erwähnte Unter-
suchung dargethan hat, mit den Jahren verringert haben,
so muss man dies dem Umstande zuschreiben, dass die
Steppe mehr und mehr ausgelaugt wurde und also das
zuströmende Wasser dem See nicht mehr so viel Salz
zuführen konnte, ala ehedem. -
Das Salz aus dem Elton-See ist öfters analysirt worden
und hat jedesmal einen Kochsalzgehalt von 95 bis 96 Proz.
ergeben, wie die Tabelle ($. 105) zeigt. Die Gewinnung
des Salzes beginnt von Ende Mai und dauert bis Juli,
indem dasselbe mit Brechstangen gebrochen, — wobei die
Arbeiter in der Soole auf dem Salze stehen, — dann zer-
kleinert, in der Soole rein gewaschen und in flachen Booten
durch besonders in das Salz eingehauene Kanäle zum Ufer
geführt, dort bis zur Abtrocknung aufgesehichtet und dann
auf den Stapelplatz in besondere dachfürmige Haufen von
50,000 Pud geführt wird. Aus diesen Haufen kommt
das Salz nach Verlauf von zwei bis drei Jahren entweder
direkt zum Verkauf an die Salzhändler oder in verschie-
dene Vorraths-Magnzine an der Wolga, in Nikolajew, Ka-
13*
1ik)
mischin, Sarıtow, Nischni-Nowgorod u. s. w. Der Elton-
Seo ist schon im Anfange des vorigen Jahrhunderts be-
kannt gewesen, die eigentliche Salzgewinnung zunı Besten
des Staats begann jedoch viel später und nahm dann in
steigender Progression bis zu 10 und 13 Millionen Pud
jährlich zu. Im Durchschnitt beträgt der jährliche Bedarf
in den letzten Jahren zwischen 4 bis 5 Millionen Pad. Die
weite Entfernung dieses Salzsee's von der Wolga und der
beschwerliche Landtransport, besonders in nassen Jahren,
wobei das Zugvieh in dem durchweichten, zühen Boden
schr viel leidet, während in trockenen Jahren wieder an
Weidefutter fühlbarer Mangel ist, haben schon oft und
seit lange die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich go-
zogen, wesshalb schun im Jahre 1811 der Ingenieur-Gene-
ral Woronow einen Kanalbau von der Wolga bis zum EI-
ton projektirte. Dumalige Kriegsverhültnisse verhinderten
die Ausführung dieses Projektes. Im Jahre 1820 machte
General Betancour den Vorschlag, diesen Sce vermittelst
einer Eisenbahn mit der Wolga zu verbinden, welche Idee
sowohl von Seiten des Staates, als auch von mehreren
Privatpersonen spüter oftmals wieder angeregt wurde, je-
doch immer wieder auf Hindernisse stiess, ler Salztrans-
port geschieht noch jetzt innerhalb vier Monaten, vom
15. Mai big 15. Scptember, und um die jährlich im Durch-
schnitt zu verführenden 5 Millionen Pud vom Elton bis zur
Wolga zu stellen, braucht man, wenn man berechnet, dass
jede Fuhre 80 Pud ladet und zu ihrer Hin- und Zurück-
fahrt 10 Tage nöthig hat, 4 Monate lang 5200 Fuhren
und gegen 1500 Menschen.
Der Baskuntschataklsche Salsser, — Der Barkuntechats-
ki'sche See liegt in der Kirgisen- oder Ural'schen Steppe,
auf der sogenannten Wierenseite der Wolga, von welcher
er in gerader Richtung nieht mehr als 35 Werst entfernt
ist, im Kreise Tuchernoi-Jar, 292 Werst nördlich von
Astrachan; —- Dorfe Wladimirowka, wo früher ein
Salz-Stapelplats wur, das an einem breiten und tiefen
Arme der Wolga liegt, welcher fast das gunze Jahr hindurch
selbst für grosse Schiffe fahrbar ist, liegt der See 50 Werst,
unterm 48° 4 N. Br. und 64° 12° 0. I. Dieser nach
dem Elton grüsste Salzsee im Gouvernement Astrachan
hat von allen das beste Salz, wie überhanpt das vor-
züglichste Seesalz, wie aus der Tabelle der Analysen zu
Er erstreckt sich, nach der letzten zuver-
lüasigen Aufnahme im Jahre 1852, von Norden nach Sü-
den in seiner Länge auf 18, in seiner Breite von Westen
nach Osten auf U und hat in seinem Umfange 45 Werst.
Die Entstehung dieses Salzeee's und die Bildung des
Salzes in demselben kann nur denselben Ursachen und
Einwirkungen zugeschrieben werden, wie beim Elton-See,
winem nüchrten Nachbar: denn weder hat man je im
vom
ersehen ist,
B
Die Sulzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
Bogdo-Berge, der an seiner Biidwestseite liegt, Steinsulz,
auch nur Spuren desselben, gefunden, wie Manche vom
Hörensagen schreiben, noch kommt ein Fluss oder Bach
aus demselben, wie zuweilen erzählt wird. Der Berg ist
nichts Anderes, als eine ehemalige Insel im früheren Bin-
neu-Meere, denn oben auf seiner höchsten Spitze, die
nach Göbel an 600 Fuss über dem Spiegel des Kaspischen
Meeres sein ist nur versteinerter hellgrauer Meer-
schlamm, in dern man, so wie auch lose, eine Masse ver-
Muscheln verschiedener Art findet. Ich habe
oben auf der Spitze öfter an mehreren Stellen einige Fuss
tief diese Versteinerungen aufgraben lassen, dabei aber
keine feste Erde gefunden; auch steigt man auf der schrof-
fen Südseite nur über Versteinerungen hinab, Der Berg
dehnt sich nach Norden hin allmälig auf zwei Werst bis
soll,
steinerter
fast dieht zum Hause des Salz-Inspektors und des Ko-
sacken-Cordons herab, s0 dass man von du bis nahe zur
Spitze des Berges bequem reiten kann. Die Süd- und
besonders dio Nüdostseite des Berges sind schr steil, fast
senkrecht , dass sie den Einwir-
kungen eines oft und vielfuch aufgeregten Meeres lange
Zeit ausgesetzt waren; denn man bemerkt nach diesen
Richtungen vielfsche und starke Einrisse und in den Stei-
nen oben am Berge grosse und tiefe Gewölbe, in denen
bequem mehrere Menschen stehen können, und die mit
ihren Ölfnangen alle gegen Südost gerichtet sind, also
nieht von den Einwirkungen atmosphärischer Niederschläge
herrühren können, wie man zuweilen hört und liest. Für
einen Fluss oder Bach aus dem Bogdo hat wahrscheinlich
ein schr phantasiereicher Besucher die reine (Quelle süssen
Wassers gehalten, welche 100 Schritt nördlich vom Hause
des Sulz-Inspektors in einer Schlucht entspringt und das
nöthige Trinkwasser für die wenigen dort wohnenden
Menschen und deren Vieh liefert. Ausserdem giebt es am
Nordufer des Sec’s, dicht am Salzlager, eine salzhaltige
(uelle mit starkem Schwefelgeruch, die aber nichts wei-
ter zu sein scheint, als hervordringende Soole aur der am
Ufer schwachen Salzschicht, besonders bei Südwind. Da
der See keine Zuflüsse aus der Steppe hat, s0 ist die Soole
auf demselben nur von Schnee- und Regenwasser abhün-
gig und daher auch im Hochsormmer oft gering; dann er-
scheint der See, besonders wenn die geringe Soole von
starkem Wind an das andere Ende getrieben wird, —
als eipe blowso weisse Salzdocke. Von keinen der Astra-
chan'schen Salzsee'n ist so viel Fabelhaftes in Zeit- und
Sammelschriflen erzählt worden, «ls vom Baskuntschats-
ki’schen; — wer sich daran ergötzen will, findet Vieles
bei H. Kletke ,
und zeigen deutlich,
78. „Alexander vr. Humboldt's Keisen im Europäischen und Asia-
tischen Russland von H. Kietke, Iterlin 1856."
Die Salasee'n des Gouvernements Astrachan und. der Wolga-Mündungen.
Der EBaskuntschatski’sche See enthält, wie der Elton,
eine bis jetst noch nicht untersuchte, aber aller Wahr-
scheinlichkeit nach unerschöpfliche Masse des besten Koch-
salzes, das noch jührlich durch den fortwährenden Prozess
des Auslaugens der umgebenden Steppe an Menge zu-
nimmt. Die Ufer des See’'s sind meistens steil und drei
bis sieben Faden, hoch, nur an der Stelle, wo früher der
Salz-Stapelplatz war, ist das Ufer niedriger und tHacher.
Das eigentliche Salzlager im See beginnt vom Ufer aus
erst nach 20 bis 100 Faden, doch mmımnt diese Entfernung „
fast alljährlich mehr ab, je nach dem Zuwachse des Sal-
zes. Die jübrlich sich ansetzenden Sulzschichten siud
stärker als die im Elton-See, und das Salz selbst hat
eine dunklere Farbe, die mehr ins Braungelbliche, als wie
im Elton ins Gruubläuliche (beide im ungewaschenen Zu-
stande) schlägt; auch ist das Salz im Baskuntschatski’schen
See bedeutend fester und reiner, die Schichten sind nicht,
wie im Elton, durch eiwen schwarzgrauen Schlamm ge-
trennt, sondern nur durch einen sehr dünnen Streifen von
Sand aus der Steppe; von diesen Beimischungen rührt
auch die verschiedene Farle des Salzes in beiden Sce'n
ber. Das Salz enthält in 100 Theilen 98 Th. Kochsalz,
Im vorigen Jahrhundert wurden aus diesem See im
Gauzen gegen 5 Millionen Pud Salz gebrochen, aber zeit
1808 hat die Benutzung desselben, trotz seiner geringen
Entfernung von der Wolgu, ganz aufgehört. Jetzt liegt
dieser bedeutende Salzsoe olıne Benutzung nicht weit von
der mächtigen Wolgu und arbeitet ununterbrochen an sei-
nem Zuwachse, um dereinst, wenn der Holamangel fühl-
barer wird, statt Sudsalz, zu dessen Gewinnung im Betrage
von jährlich 7 Millionen Pud gegen 100,000 Kubikiaden
Brennholz nöthig sind, — benutzt zu werden. Da früher
öltere Sulx-Detraudationen an diesem See vorfielen, so wird
er jetzt von einem Inspektor und 20 Koficken bewacht.
Diese beiden Salssee'n, der Elton und der Baskun-
tschatski'sche, sind von unberechenbarem Nutzen für den
Staatshaushalt, denn sie geben olıne alles Zuthun des
Menschen, ohne alle Kosten, fertiges Salz, das zu brechen
und zu waschen nur 1 Kop. Silber pro Pud ausmacht,
während das Brechen des Steinsalzes in Iletz, im Gou-
vernement Örenburg, und in Kulpi und Nachitschewan, im
Kaukasus, 2 Kop. beträgt und das Sudsalz von 8 bis
50 Kop. pro Pud zu stehen kommt.
2. Salzsee'n neuerer Bildung. — Die Sulzsee’'n, von wel-
chen wir glauben, dass sie einer neueren Bildung ihre
Entstehung verdanken, liegen grössten Theils am Nord- und
Nordwestufer des Kuspischen Meeres, wie aus den Karten
deutlich zu erschen ist. Die am XNordufer sich in einer
langen Reihe hinziehenden kleineren, meistens von Nor-
den nach Süden sieh erstreckenden Salzsee'n beiinden
101
sich in seichten, buchtenfürmigen chemaligen Vertiefungen
des zurückgetretenuen Meeres, in Folge von Sandanhäufun-
gen aus den vielen Seitenarmen der Wolga und durch die
Einwirkung der Südwinde, welche bei hohem Wellengang
den abgesetzten Sand wie Dämme vor die kleinen Buch-
ten anschwemmen, wo sich die Gewalt der Wollen bricht.
Diese ubgedammten Stellen setzen mit der Zeit Salz ab,
wenn die Frühliogswasser den umgebenden Boden auslau-
gen. Die meisten dieser Salzsee'n setzen jedoch ausser
dem Kochsalz sehr viele Bittersalze ab, wie der Kisilbu-
Baidin’sche, die Ledenezki’schen, Belinski'schen
Von allen am Nordufer des Kaspischen Meeres
befindlichen See’'n wird zur Kochsalzgewinnung nur noch
ein einziger, der grosse Korduanische, bemützt.
Die Sulzsce'n am Nordwestufer des Kaspischen Meeres
liegen zwischen den langgestreckten Bugors an deren West-
ende. Das Hauptterrain der Bugors erstreckt sich, nach
den Forechungen des Akademikers v. Bauer, von Astruchan
auf der Westseite der Wolga und des Kaspischen Meeres
südlich bis zum Dorfe "Bassi, von wo sie bis zum Flusse
Kuma sich allmälig an Höhe und Zahl verlieren oder in
der Nähe des Meeres eine Menge Inseln bilden. Die Bu-
gurs auf der Westseite umfassen somit eine Strecke von
etwa 400 Werst und ziehen und verengen sich keil- oder
fächerähulich in der Richtung nach der Kuma-Manitsch-
Niederung. Zwischen diesen Bugors, in deren Thalver-
tiefung, ziehen sich unzählige lange Wasserarme, die sich
oft bis zu 80 Werst nach Bei
jeder Veränderung des Wasserstandes in der Wolga, sei
es durch Hochwasser im Frühjahr, oder durch den An-
drang voin Meere her in Folge starker Südostwinde, dringt
das steigende Wasser in diese Arme und treibt dorthin
mit seiner Strömung, besonders im Frühjahr, bedeutende
Massen von Sand und Schlamm.
run’sche,
u.» W.
Westen hin erstrecken.
Die Veränderungen des
Wasserstandes der Wolga, in Folge der Einwirkung von
Hochwasser im Frühjahr und der Südostwinde, ersieht
man deutlich aus der graphischen Darstellung (in Ta-
fel 5), in welcher diese Niveau-Veränderungen für vier
volle und das laufende Juhr angemerkt «ind. Beim Hoch-
wasser im Frühjahr werden besonders die nürdlichsten
Seitenurme von demselben angefüllt, und da alsdann auch
der meiste Sand und Schlamm aus dem Norden mit- und
zugeführt wird, so sind auch diese Arme am stärksten
versandet und nur in der kurzen Zeit des Hochwassers,
15. Mai bis 10. Juli, noch fahrbar, während mehr
nach Süden hin, bei steter Erweiterung des Wolgn-Delta's,
das Steigen des Wassers und somit auch die Sandablage-
rungen im Frühjahre geringer sind; so z. B. betrug die
Erhöhung des Wasserstandes im Jahre 1856, «ls dieselbe
vom
iu Astrmchan und den nordwestlichen Seitenarmen bia auf
102 Die Salzsee'n des Gonvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen.
11 Fuss 7%, Zoll stieg, an der Birutschaja Kosa, dem
Ausflusse der Wolga ins Meer, nur 1'/, Fuss. Die Er-
höhung des Wasserstandes durch Einwirkung der Südost-
winde vom Meere aus erstreckt sich dagegen mehr auf
die südlichen Seitenarme, und da das zuströmende Wasser
gegen den Strom der Welgs geht, so setzen sie auch die
Sandmassen, welche sie von dem seichten Nordende des
Kaspischen Meeres mit sich nehmen, meistens am Aus-
gange der Wolge ab und demnach viel weniger in den
südlichen Seitenarmen, welche also auch weniger versun-
det sind, als die nördlichen, und sich desshalb auch viel
tiefer nach Westen ins Land hinein erstrecken, als die
nördlichen, die schon sehr viel mehr zurückgetreten sind.
Man sieht auf der Karte des Wolgs-Delta’s deutlich, wie
die mehr nördlichen Seitenarme fast alle an ihren West-
enden schon Salzsee'n gebildet haben, während bei den
südlichen das Süsswasser sich noch viel westlicher in die
Steppe erstreckt und sie bedentend weniger Salzsee'n haben.
Die Seitenarme der Wolge theilt man in Ilmen oder Li-
Ilmen heisst der breite, seeihnliche’
Wasserhbehälter, wie auf den Karten zu ersehen ist, und
der Verbindangsarm zwischen zwei Ilmen ist der Jerick.
Bei jedem Steigen des Wassers drängt dasselbe von Osten
nach Westen, es wird also auch der in den Ilmen und
Jericks ahgesetzte Sand und Schlamm mit jedem Stei-
gen des Wassers mehr nach Westen oder den blinden
Enden der Wasserarme gedrängt. Hier setzt nuch das
Schnee- und Regenwasser den aus der Steppe und beson-
ders von den Bugors ubgeschwemmten Sand und Lehm
ab, wesshalb durch die immer westwärts vorgerehobene
Sand- und Schlummmasse die blinden Enden der Seiten-
arıne, die letzten Ilmen, allmälig durch dammartige An-
schwommungen in den Jericks mehr und mehr abgeschnit-
ten werden. Kommt nämlich im Verlaufe einiger Jahre
das Hochwasser nicht ganz zu den blinden Enden, so setzt
es den vorwärts geschobenen Sand und Schlamm vor
einem Ilmen ab und bildet somit gleichsam einen Quer-
damm, der, alljährlich zunehmend, einen westlichen Ilmen
nach dem andern abschliesst, dessen Wasser, das Balz aus
dem Bassin und den Bugors auflösend und im Sommer
verdunstend, mit den Jahren einen Salzsee bildet. Ist
der Damm nicht gleich anfänglich hoch genug gegen das
folgende Frühjahrs- oder Hochwasser, so wird der abgu-
dammte Ilmen wieder mit Süsswasser gefüllt und dadurch
seine Bildung zum Salzsee verzögert; so sind x. B. in den
Jahren 1853 und 1856 die Dachurukow'schen, Kobil’schen,
der Chaptoga und mehrere andere See'n überschwermmt
worden und haben jetzt, statt der früheren nicht geringen
Salzschichten, nur ein brackisches Wasser.
Da nun, wie erwähnt, die ganze Astrachan’sche Steppe
mane und Jericks.
noch immer sehr salzhaltig ist, so bilden sich in den
gänzlich abgedammten Ilmen auch schon nach einigen
Jahren zuweilen vollständige Salzsee'n, wührend andere
viele Jahre hindurch nur ein brackisches Wasser haben;
so sind z. B. die Choschatinski’'schen Salzsee'n beim Salz-
stepelplatz Bassi schon öfter zu Kochsalz benutzt wor-
den, während in denselben noch im Anfınge dieses Jahr-
hunderts die dort nomadisirenden Kalmücken Sandarten,
Brachsen, Karpfen und andere Fische in grosser Menge
. mit ihren gabelfürmigen, langen Spiessen gefungen haben;
— der neu entdeckte oder Schawerdow’sche Salzsee, anch
in der Nühe von Bassi, welchen der frühere Salzinspektor
Schawerdow vor ungefähr 15 Jahren fand, lieferte, ob-
gleich ullernenesten Ursprungs, bereits zweimal vorzüg-
liches Salz, das letzte Mal im Herbste des vorigen Jahres
mit einem Gehalte von mehr als 95 %,, — während viele
alte namenlose See'n bis jetst noch kein Sulz absetzen.
Ein fernerer Beweis für die Ralzhaltigkeit des Bodens
ist noch der, dass die Ilmen, wenn sie längere Zeit im
Jahre keinen Zufluss von Wasser aus der Wolgm hatten,
bruckisch werden, so dass das Wasser aus denselben zum
Hausgebrauch untauglich wird, auch dieselben sehr oft im
Winter gar nicht zufrieren, während auf der Wolga das
Eia so stark ist, dass es eine Dicke von 10 Werschock
{oder etwa 1,3 Rheinische Fuss) erreicht, wie diess im
letzten Winter der Fall war. E
Während die Salzsee'n am Nordufer des Kaspischen
Meceros da, wo keine Bugors sind, sich in den buchten-
fürmigen Vertiefungen meistens von Norden nach Süden
erstrecken, haben die See'n am Westufer, zwischen den
- Bugors, ausschliesslich eine schmale, lunggestreckte, von
Westen nach Osten gehende Form; wuch findet man mei-
stens in diesen Thalschluchten mehrere Salzsee'n in einer
Reihe liegen,” zwischen denen man deutlich die ange-
schwemmten Sand- und Scehlammdimme bemerkt. Im
Frühjahre, wenn diese Salzeee'n mit Soole angefüllt sind,
wird jeder flüchtig Reisende sie für gewöhnliche Land-
see'n halten, um so mehr, da oft in nur geringer Entfer-
nung von denselben fliessendes Wasser ist.“ Ein selbst
bei raschem Reisen leicht zu bemerkendes Unterscheidungs-
mittel ist, dass an den Salzsee'n ringsum, so weit die Ein-
wirkung der Salz#ole geht, keine Vegetation und keine
Wasservögel zu bemerken sind, während am süssen Was-
ser schaarenweise grosse und kleine Schwimmvögel und
ganze Wülder von drei und mehr Faden hohem Schilfe
zu sehen sind,
In diesem Terrain an der West-, besonders aber an
der Nordwestseite befinden sich auch die Sulzsee'n, aus
denen die Astrachan’sche Salzdirektion ihren jährlichen Be-
darf an Kochsalz, gegen 1'Y, Millionen Pud, gewinnt, und
Die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga-Mündungen. 103
zwar aus den Koschkaschin’schen See’'n, 30 Werst west-
lich von Astrachan, dieht am Wege nach dem Kaukasus,
gleich hinter der ersten Station, von denen zwei in ein
und demselben Thale liegen und der dritte nur durch
einen Bogor von jenen getrennt ist; — nicht weit von
denselben sind die Beschkul’schen, dann kommen unweit
der zweiten Station die Dermin’schen und an deren West-
ende die Muchur-Bai-Kuzuck’schen, einige Bugors hinter
der Station die Kurotschkin'schen und die Chamdusun’sehen.
Das sind die See’n, welche zum Salzstapelplatz Darma ge-
hören, und zwar werden gegenwärtig benutzt: die Kosch-
kaschin’schen zum Transport auf den Vorrathsplatz glei-
chen Namens, die Darmin’schen auf den neuen Stapelplatz
"auf dem Bugor Vorpost, der Kurotschkin’sche auf den
Vorrathsplatz gleichen Namens und der Charadusun’'sche
auf den ‚Vorrathsplatz gleichen Namens oder auf den Ku-
rotschkin’schen. Die am häufigsten ausgebeuteten See’'n sind
der Kurotschkin’sche und die Darmin’schen; der erstere
wurde schon längst vor der Ankunft des Kaisers Peter's
des Grossen in Astrachan, im Anfange des vorigen Jahr-
hunderts, vielfach benutzt, da er dicht am Fahrwasser
Kartusan, bloss durch einen Bugor von demselben getrennt,
liegt. Peter I. war in Astrachan beim Kaufmann Ku-
rotschkin abgestiegen, der sich als Gnadengeschenk vom
Kaiser den Salzsee, der noch jetzt seinen Namen trägt, er-
bat. Der Salzstapelplatz Bassi, unweit der vierten Station,
östlich von derselben und südöstlich von der dritten Sta-
tion, erhält sein Salz aus folgenden See’'n: dem Grossen Bas-
sin’schen, den Chatschntinski’schen, dem Schawerdow’schen,
dem Nowonaiden’schen und dem Malinow’schen, von de-
nen jedoch in Zukunft nur die drei ersten benutzt wer-
den, da die zwei letzten schon jetzt bedeutend weniger
Kochsalz und dagegen mehr Bittersalse absetzen. Der
Grosse Bassin’sche See liefert ein blendend weisses, hell
schimmerndes Salz, das jedoch nur 80 bis 90%, Kochsalz
enthält. Dieses Salz kaufen die hiesigen Fischereibesitzer
im Betrag von jährlich 200- bis 250,000 Pud, um mit
demselben ihre schon vollkommen durchgesalzenen Fisch-
waaren zu überstreuen, wodurch dieselben ein sehr schö-
nee Ansehen erhalten und daher eine bessere Handels-
wsare abgeben. Dieser zweite Stapelplatz ist, trotz seiner
bedeutend grösseren Entfernung von den Bertul’schen Salz-
vorraths-Magazinen, beibehalten, weil vom Salzstapelplatz
Darma in der kurzen Zeit des Hoch- oder Fahrwassers,
von Anfıng Juni bis Mitte Juli, das ganze Quantum des
nach Bertul abzuliefernden Salzes nicht gestellt werden kann.
Die Entstehung der Salzsee'n geschieht also dadurch,
dass die Westenden der Ilmen abgedammt wurden, und da
in dem hiesigen trockenen, heissen Klima die Ausdünstung
des Wassers viel bedeutender als der atmosphärische Nie-
derschlag ist, so setzt sich das aus dem Boden, dem Bas-
sin und den Bugors ausgelaugte Salz ab und bildet eine
dünne Schicht, die, durch das alljährlich mehr und mehr
aus den Umgebungen aufgelöste Salz zunehmend, zuletzt
einen Salzsee bildet, d. h. einen solchen, der den grüssten
Theil des Jahres je nach den Niederschlägen eine grös-
sere oder geringere Salzschicht hat; — je bedeutender
und umfangreicher das Bassin, je höher die Bugors, also
dos gunze Terrein ist, aus welchem Salz aufgelöst wird,
und je weniger dasselbe noch ausgelaugt ist, desto bedeu-
tender wird natürlich auch der Sulzsee.
Ausser dem Kochsalze setzen sich noch mehr oder we-
niger andere Salze ab, als: Glaubersalz, Bittersalz, Schwe-
felsaure Mognesia, Salz- und Schwefelsaurer Kalk. Was
“daher die (Qualität des Salzes in diesen See’n neuerer Bil-
dung anbelangt, ‘so ist dieselbe, wie aus der folgenden
Tabelle der Analysen zu ersehen ist, in den meisten be-
deutend geringer, als die des Salzes vom Elton und dem
Baskuntschatski’schen See, und je nach der öfteren Be-
nutzung dieser See'n nimmt der Gehalt an Kochsalz ab.
So wurden z. B. im vorigen und zu Anfang des gegen-
wärtigen Jahrhunderts bis zum Jahre 1820 die Ledenez'-
schen Sec’'n meistens, ja fast ausschliesslich zur Salzge-
winnung für die Algarin’schen Salzmagazine (im Kreise
Krasnoi-Jar) benutzt, während das Salz in denselben jetzt
zur Sodabereitung unentgeltlich abgelussen wird. Alle
Sev’'n in unmittelbarer Nähe der Wolgs, wie der Scham-
bai, der Abdir, der Birutsch’sche, der Maschtack-Huiduck
und andere, setzen seit vielen Jahren nur 60 bis 80%,
Kochsalz ab, was man wohl mit Recht dem Umstande
zuschreiben kann, dass diese in früheren Zeiten, noch vor
der Russischen Besitznahme, wegen ihrer güustigen Lage
fast ausschliesslich benutzt wurden. Aber auch manche
See'n nenester Bildung setzen viele Bittersalze ab, wie
z. B. der Malinow’sche, der bei seiner Benutzung in den
Jahren 1848 und 1849 mehr als 94%, Kochsalz hatte,
jetzt nur 70 bis 73%, hat. — Ähnliches erwühnt auch
Göbel vom Elton-See, „dass die Zunahme der Bittersalze
die Folge der starken Salzuusbeute aus dem Elton sei,
weil beim Waschen die leicht auflöslichen Bittersalze im-
mer zurückbleiben”. Das muss also bei den See’'n neuerer
Bildung, die nur geringe Salzschichten haben, noch viel
mehr der Fall sein. Warum sich an gewissen Stellen
mehr Bittersalze absetzen, als an anderen, ist bisher noch
nicht ermittelt worden, — die blossen Vermuthungen sind
zu wenig stichhaltig, um hier angeführt zu werden. —
Dergleichen See’'n findet man auch an underen Orten, so
in der Nähe des Elton und in der Ural- und Kirgisen-
Steppe; Herrmann, Pallas, Nöschel fanden deren auch in
der östlichen Kirgisen-Steppe.
104 Die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan und der Wolga4Mündangen.
Analyse der verschiedenen Astrachan’schen Salzsee'n.
u | | Salphas N ' Chloresi. | Sell at “|
Zeit Uhlorna- | Schwefel- | magmesine, Chlormag- | paa R i
. | i sauren | Kehwefel nlım, clan ealeis, Curdaig- |
Benennung der Salssoo'n. der triom, | Natron, saure 1 Salzasüre | 9eizanaır Behweiel im, | Waaser
| Salz-Anslyuen. | Kochnalz |Ülnubersats. u Magnesia. , eng | ak |
1. Abdir (wird für Sodafabrikation bearbeitet). | 1848 y Pure be = Dam A | Man | Lern
Im Juni 1865 | do Bun das Ba ed 9,0
I. Sept. 1855 | Ta MW | _ 1 13a: _ _ ö Das | 3,»
2. Sept. 1B5d | BB | 10m | 5 U | | Om On | Ans
8. Sept. 1855 | 680 yon Aus (Ir Ba FOR — On _
mass aracıpıa Iogen. ı N
?. Bept. 1855 | GOym 1ay _ dm | - Pr ER Yb,ye
lm Okt. 1855 | 90,1n Ian | — Li - Oo | Dos 2,50
2, Adschi-Gudschi (sind nie ausgrbeu- Nr. 1 1848 I Bye O,aa _ -— | — | Ö,s FT LM
tet worden). Nr. 2 Pa De Om Os — Io VO, 21a
Nr. 3 7 | Has - | - - . | I: | Om las
Nr. 4 ” na 3 being ir | .. I, Lori Iyag
en 1856 Pssı OD, — Oma i “ ' Aura Os Ina
Nr. 5 1248 9, Li FPFN — =. - | is Os Io
3. Baidinskoje. y 1846 Bd ion _ ur a BF On 4,
4. Baskuntschatski (ist früher ausgebeutet „1909 LM Ua - - 1-1 Om dm Ira
worden). 1850 Mon L,an en _ - | 4a lo Das
1852 DT,aa Os _ Oo —-— Ö On O,y0
1866 98,10 - — Os _ i 0m 0,50 O0
5, Bassin’scher, Grosser (wird bearbeitet), 1825 90,3 Oyan Us Ina 0,20 En (has Öya
1847 LI Oyan _ Fıra _ lu; 02 Bar
x 1848 BBysa 2,0 Ü,un Uns u | - Lan Iyoh
’ 1849 36,05 dyar —_ Leer _ ii Up On Aa
\ 24. Aug. 1856 | Ban _ Bon 1,54 BE O4 12,10
6. Bassinscher, Kleiner (wird nicht uusgehentet). | 1825 ı Man 1,64 Bus =. -_— | A Uns 2,on
182K | Kar han FT =. Oo! LET 6,13
1847 | Bas lyaa Öyrs On In ii — Ban On
1855 RT Turn u 4,03 ei Di. Oyu 6,
7. Beschkul (wird nieht bearbeitet). 1849 N, Os - - — Uns Dan 33
1855 Io #laa Oyar O8 — Os Or ln
8. Birutschi (wird auf Soda bearbeitet). 1851 ! Adsn 40a Ka - | _. Ii - en a
1855 GB .n Blssa _ Bio | -— N - Da 6,05
9. Belinskoje (werden seit 1850 nicht Nr. 1 1855 D4aı ku — Os _— | 0 0, 2,
mehr bearbeitet). Nr. 2 ” Mari Bun Ka Iyna u U4 Fr Io
Nr. 3 pri BI, | Io — er —_ 0,4 On son
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Nr. 6 = BBsı 3a - 20 _ | U, Oz 4,0
10. Gorkinkeje (Bittersee). in2d 9O,u4 Ounz O,nn * Hz Ga | — On Ö,n
I8b6 DB. LU = Dani — (kr Os 1,
tt. Hwiduck, Grosser (wird seit 1849 nicht 1825 | Kia On _ _ | _ l ls Ina O,n
mehr benutzt). j 1849 ı Yin rin _ Urs On 1 — Us Le
1550 lyar ar _ Or On ı ni Ian | Un
12. Huiduck, Kleiner. 1825 | Pla dan - | Om ar — Or | 6m
1540" 1. On - | One | Oma — Ama T sieh
13. Dabchir. Nr. 1 . 1847 + Bass Os _ \ Ua —_ Os On 3,3
2 Nr. 2 Pr Mr Or -_ N Ze H On | ae On | I.sa
14. Darminski, Oberer (wird noch benutzt), 1847 DA —_ — - _ Oo _ | Lem
; 1848 Ps _ _ _ u Os ug: er
Juli 1849 KM a Han nn _— 10 la | bu
Nor, 1519 Hm Iyra _ Ar: _— | Om Om | Om
15. Darminski, Unterer (desgl.). 1547 OBya Dun - - —_ Opa On | Op
1849 Bo O3 = In: we | On Om) Bm
16. Dschurukow (überschwerumt). 1848 : Dun O,43 _ buza - | Om rn ee
17. Kisilburun (benutzt zu Soda), | 185 16. EM Er | a Lem Bm
18. Kobilski {überschwernmt}, 1830 Bhanı Dar - | Im — ‚pr Dr Aus
13. Korduan (wird benutzt). IH25 Ab, 2, Iran Ua Om | Bi Lem Tr
20. Koschkaschinski (werden zu Koch- Nr, 1 1847 Yz Oo _ u — U, an Iso
sole benutzt), u. 1851 ı Dis On _ "ss - | Var Os Zus
Nr. ® 1847 I — I is - _ - as 1,
21. Kuroischkinski {wird zu Kochsalz benutzt), 1525 Ba! Im | Bas — | Oo 0 Im
' 1847 | BD.a | Gi | (hyg a | On Zu 2,0 | Ge
5 1849 Bi Sr | War Orr OÖ, _ EN Le
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Benennung der Salzsee'n. der ai, | uumen Tünhmehd- | aba | allen a | |
Salt-Anniyven, | Kochsais. |Oletemair, | Magnesia, | Magnesia. | On | MEI,
22. Ledenerky (werden seit 1820 nicht Nr. i 1825 Bun len ! Io Oo Oys _ Bo To
2 mehr auf Kochsalz bearbeitet), ” 1805 72,0 | Tem | — — Ias On 11,06
5 1856 Bis a | — Im -— == Oya Bu
Nr. 2 1825 87,00 Bun | lo O,s Os — 2.10 6,
" 1805 ar Bu | _ Sum - Os 0,03 8,0
” 1856 80,20 One I Er LER > a On
Nr. 3 1825 3,00 15, va 65 Oy A dei 6,9
” 1855 #0 IE 210 | —_— Bun _ 0,0 Ar duo
Nr. 4 1825 87, Yo Os Oo Os — lo 6,3
” 1855 90,1 Bısı —_ 1 wi Er log O,on 4,»
23. Malinowskoje (seit 1850 nicht benutzt). 1848 Hm Or | => Oy5 ou Oyio O5 3.
1849 9%, Om | —_ Oo — 1, Los 2,»
14, Aug. 1856. Lim po Ds 2, — — 0,04 14,
24. Maschtack-Huiduek (zu Soda benutzt). 1855 ir Ei = = or | 1m
25. Moschar (wird noch benutzt). 1847 I, I | — _ _ O,1a O,6 ls
26. Muchur-Bai-Kuzuk, Nr. 1 1848 PByor On _ Oyan _ Os Ba Os;
Nr. 2 1848 Gyr D4 = 0,2 = Os [AR Im
Nr, 8 1848 Im EM _ _ _ Ossa O,a0 Im
27. Nowonsidenoje, 1849 LI.JPeN lo —_ I, _ Os Our 6,
24, Aug, IBö6 68, sr 12,0 Bısı — — ‚or 170
28, Nowootkriti oder Schawerdow (wird be- 1848 96,4 OO, _ O0, _ O,ua Os Yu
nutzt zu Kochsala), 1849 95,50 OÖ, = O,n —_ O,an Oyıa 2,6
1850 Hys O4 _ Er _ Syaa Oo Oo
24, Aug. 1856 | 90, O1 - ET - Im Os
Dex. 1806 95,04 _ | _ 0,38 _ Ira 0,20 En
29, Sapnick, 1855 Ile Bar _ Ba _ _— O,an Do
80, Seitowka, 1850 Dh <A WER LeT I, lo O0 EoT
31. Chaptaga (überschwemmt). 1848 96, 0,0 —_— 0,10 —_ Osgr —_— ‚20
1849 Yb,;n Oys 0, 2 O,0 is
32. Charadusun (werden zu Kochsale Nr, I 1847 96, Oo _ 0,2 _ 0,45 Oo 2,
benutzt). „ 1856 DH |" On _ Or _ O,m O4 Las
Nr. 2 1840 97,2 Oo, re _ BE ve I
" 1855 9, Oyse _ ._ - Os Os »s
33, Chatschatinsky (desgl). 1848 9, nr 0,0 pe nd lo Lu Or
1849 Diyı Os Ya _ . ar I- er
34. Choschata, > 1855 Od 0,65 —_ Von - 1,se Os 3,16
35, Zängulduk (unter Sand). 1858 Pd Oz Or _ en Fiss is es
36, Schalna, 1855 T2,a BIFT _ »uaı u. 2,0 1,08 6,05
37, Schambai (benutzt zu Soda). 1847 93,17 EM ._ _ -_ _ Os 2m
1855 79,6 LER - 2,00 _ _ LU I
1856 79,04 In — du — _ Os 6,0
38, Elton (zur Kochsalsgemwinnung). 1840 EL wer O,us ui Os z— l,or 1,5 lo
1854 Am 0,0 _ I _ 9a Oos Bm
1855 96, On Er 0,0 ni Os Oo Io
Naeh Göbel: %, O4 rg Ons 1,ot — 0, Lar
(Geographische Notizen.
Jahreseersammlung der Kaiserl. Rus. Geographischen
Gesellschaft. — Wie uns aus St. Petersburg berichtet wird,
hielt am 15. Januar d. J. die Geographische Gesellschaft
zu St. Petersburg ihre einen. u an der unter
dem Vorsitz des Ticeprüsidenten F. v, Lütke 198 Perso-
nen Theil nahmen. Als neues Conseil- Mitglied wurde
Professor A. Ssawitsch, zu wirklichen Mitgliedern der
Gesellschaft die Herren Vice-Admiral A. Panfilow, 8. Je-
lagin, Fürst W. Dabidscha, v. Stein, L. Tangli und N.
Lange gewählt. In dem Rechenschaftsbericht über das
Jahr 1857 machte der stellvertretende Sekretär W. Beso-
brasow u. A. die Mittheilung, dass der statistische, nach
dem Stifter desselben Schukow'sche genannte Preis (712
Petermann’s Geogr, Mittheilungen. 1858, Heft III.
Rubel Silber), welcher dieses Jahr zum letzten Mal er-
theilt wurde, dem vortrefflichen Werke des verstorbenen
Schurawskij „Statistische Besehreibung des Gouvernements
Kiew" zuertheilt worden sei. Zum Schlusse der Versamm-
lung hielt A. v. Buschen einen Vortrag über die in letz-
ter Zeit in Russland gemachten Fortschritte in der Geo-
graphie und Kartographie.
Major A. W. Fil# hypsometrische Arbeiten im Thürin-
ger Walde. — Wir haben schon bei verschiedenen Gele-
genheiten (s. Geogr. Mitth. 1855, 8.148, 160; 1856, 8. 185)
der umfangreichen Arbeiten dieses unermüdlich fleis-
14 .
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106 .
sigen Offiziers gedacht, und freuen uns, Veranlassung zu
haben, über seine neuesten Messungen Bericht zu erstat-
ten. Dieselben betreffen den östlichen und höchsten Theil
des Thüringer Waldes, werden die Höhenverhältnisse des-
selben in grosser Specialitüt darstellen und einem Karten-
blatt zu Grunde gelegt werden, welches mit der gewöhn-
lichen topographischen Terrainzeichnung die Angabe von
Höhenkurven in dem vertikalen Abstande von 100 zu
100 Fuss vereinigt. Diese Karte, welche in einem Maass-
stabe von 1;60.000 entworfen ist und sich über viele
sehr besuchte und beliebte Punkte, wie Oberhof, Beerberg,
Schmücke, Elgersburg. Ilmenau u. s. w., erstreckt, wird
nebst dem dazu gehörigen Text in einem der niüchsten
Hefte der „Geographischen Mittheilungen” publieirt werden.
Skizze ıt. geogr. Verbreitung des Moorrnuebes Im Mat 1857, nach Dr. Prestel's Angaben.
k. Ost-Friesischen Hochmoor, hr rd Mimi,
2 Aremberger Moor. Twist.
Über den Moorrauch des Jahres 1857, com Dr. M. A.
F. Prestel in Emden. — In Folge der von Mitte Mürz
bis Anfang Juni 1857 vorherrschenden Polarströmung be-
hauptete das Wetter einen für unsere Gegend hüchst sel-
tenen stetigen und beständigen Charakter. Bei andauern-
den nordöstlichen Winden war die Luft ungewöhnlich
troeken. In Folge davon waren die obern Schichten des
Moorbodens in den Niederungen Nordwest - Deutschlands
und Hollands so ausgedörrt, dass die Moor-Kolonisten die
auf den Anbau des Buchweizens gerichteten Vorarbeiten,
namentlich das Moorbrennen, in einem Umfange durchfüh-
ren konnten, wie ihnen dieses nur selten vergönnt ist.
Eine unmittelbare Folge dieses Moorbrennens war der
höchst unangehehme Moordampf, durch welchen viele Ge-
genden in Mittel- und Süd-Deutschland, vielleicht stärker
als in irgend einem frühern Jahre, belistigt wurden. Auch
diessmal hat das Auftreten des Moordampfes, wie frü-
her bei ähnlichen Gelegenheiten, der Tagesliteratur zu
manchen verständigen Betrachtungen, aber auch zu vielen
Notizen.
ungegründeten Behauptungen und Erürterungen Veranlas-
sung und Stoff gegeben. Hierbei sind nicht allein Zwei-
*fel, Meinungen und Vorurtheile, welche man durch die
Schriften von Finke"), F. Arends*) und Egen ®) schon seit
dreissig Jahren beseitigt glauben sollte, von Neuem nuf-
getaucht, sondern man hat diesen auch neue Hypothesen
an die Seite gestellt und den Moorrauch uls dem Wohl-
stande des gesammten Deutschen Vaterlandes Gefahr brin-
gend und verderblich geschildert. Möge es jetzt auch uns
erlaubt sein, im Vorliegenden jenen mannigfachen Betrach-
tungen einige auf den Moor- und Höhenrauch bezügliche
Beobachtungen und Thotsachen in einfacher Darstellung an
die Seite zu stellen und den Versuch zu wagen, das Ka-
pitel der Meteorologie und Physikalischen Geographie, wel-
ches vom Höhenrauche handelt, einer definitiven (iestal-
tung und dem Abschlusse nüher zu führen.
Name und Ursprung. — Die Erscheinungen in der
Atmosphäre, welche man mit dem Namen Höhrauch, Höhen-
rauch, Heerrauch, Haarrauch, Landrauch, Sennenrauch be-
zeichnet, haben einen verschiedenen Ursprung. Die ge-
wöhnliche Quelle desselben ist das Brennen des Moores,
der Heide und des Rasens, er wird aber auch, wiewohl
seltener, durch Waldbrände und vulkanische Erdbrände
hervorgerufen, Wenn man über die Entstehungsweise der
Erscheinung ungewiss ist, so scheint mir der Ausdruck
Höhrauch,, weil derselbe nichts Hypothetisches involvirt
und keinen Irrthum veranlassen kann, den Vorzug zu ver-
dienen. Der Ausdruck trockner Nebel (brouillard sec, dry
fog) ist eine contradictio in adjecto. Sollten die Franzo-
sen und Engländer keinen bessern Ausdruck für dio Sache
haben, #0 macht der Name Höhrauch, für uns Deutsche
wenigstens, den Namen trockner Nebel ganz entbehrlich.
Der richtige Name für die im Mai des vorigen Jahres in
Deutschland beobachtete Erscheinung ist Moorrauch (Moor-
dampf, Heiderauch) oder Holländisch veenrook.
- Das Hochmoor bedeckt in Ost-Friesland eine Fläche
von 12’/, geogr. Quadratmeilen®). Die Grüsse des Arem-
bergischen Moores, so weit es zwischen dem Huimling,
der Hunte, Leda und Ems eine zusummenhangende Fläche
bildet, betrügt 28 geogr. (Juadratmeilen. Auf das auf dem |
linken Ems-Ufer liegende Bourtanger Moor und den Twist
kommen dann noch 25 geogr. (Jundratmeilen in ununter-
brochener Fläche. Folglich beträgt das Areal des Moores
auf beiden Seiten der Ems 65'/, geogr. Quadratmeilen.
Vom Bourtanger Moor liegen 6 Quadratmeilen auf Hollän-
dischem, vom Arembergischen Moore aber 14 Meilen auf
Hannöverschem Gebiet. Über diese weite Fläche sind die
Äcker verbreitet, welche jührlich im Mai und Juni durch
Abbrennen zum Anbau des Buchweizens und Roggens ge-
N) 1. 1. Finke, Naturbistorische Bemerkungen, betreffund eine auf
vieljährige meteorologische Beobnehtungen sich stützende Beschreibung
des Moordampfs in Westphalen. Hannover, 1820, ».
L. L. Finke, Der Moorrauch in Westphalen, ein Deitrag zur Me-
teorologie u. s. w. Lingen, 1825. 8.
*) F, Arends, Abhandlung vom Hasenbrennen und dem Moorbrennen.
Hannover, 1826. 8.
« » Egen, Der Haarrauch. Essen, 1836. 8,
u) F. Arends, Ostfriesland und Jever, Bd, 1.
Ibhyv CGooole
| by Google
‘ Notizen.
eignet gemacht werden'). Die Gesammtfläche des Moores,
welche jährlich gebrannt wird, lässt sich nur ungefähr an-
geben; sie mag etwa 30,000 bis 40,000 Morgen be-
tragen.
Zum Buchweizenbau wird der schwarze Moorgrund dem
grauen und weissen und der mit Heidekraut bedeckte dem
kallen oder mit Moos bewachsenen vorgezogen. Das
wüste Land ist zum Theil Eigenthum der daran grenzen-
den Gemeinden, der grösste Theil gehört aber zum Do-
manium. Nach und nach wird es angebaut. Die Anbauer
heissen Kolonisten (Moerker), ihre Wohnungen Kolonien.
An jedem geeigneten Tage wird mit dieser Operation
Morgens, sobald der Thau von den Sonnenstrahlen zufge-
zehrt ist, aufs Neue begonnen und damit bis Nachmittag
fortgefahren. Daher verschwindet auf dem Moore und in
der nüchsten Umgebung gegen Abend der Dampf oder
wird wenigstens auf ein Minimum zurückgeführt. Anders
ist es mit den am Vormittag aufgestiegenen Rauchwolken.
Diese führt der Wind fort und treibt sie Tag und Nacht
fortwirkend, wenn seine Richtung sich nicht ändert, anf
Hunderte von Meilen vor sich hin. Ist das Brennen voll-
endet und gut durchgeführt, so ist der Acker etwa einen
halben Zoll hoch mit Asche bedeckt und damit zur Ein-
snat des Buchweizens vorbereitet.
Erscheinung des Moorrauch# in Emden. — Emden liegt
von der Brandstätte, von welcher so eben die Rede ge-
wesen, 1'% bis 2 Meilen entfernt. Letztere zieht sich,
von NNO. ausgeheud, über NO. O., SO, immer an Aus-
dehnung und Mächtigkeit gewinnend, im Halbkreise bis
nach 820. herum. Stimmt die Windrichtung mit einer
der angesehenen Himmelsgegenden überein, so führt sie
zur Zeit des Brennens den Moorrauch herbei. Die Stärke
und Diehtigkeit des letztern richtet sich nach der Trocken-
heit und Ausdehnung des Areals, von welchem der Wind
den Dampf herbeiführt. Nie variirt von einer leichten,
weisslichen Trübung der Luft, bei welcher auf den ent-
ferntern Gegenständen nur ein leichter Duft ruht, bis zu
dem Grade, dass auf freiem Felde Häuser, Bäume u. & w.,
welche etwa 1000 Schritte entfernt sind, für das Auge
des Beobachters durchaus unsichtbar sind und die Sonne
mitten dın Tage nur mit einiger Mühe vom Auge aufge-
funden werden kaun. In diesem Fulle wird der Moor-
rauch durch die östlichen Winde über Holland- und den
Kanal bis nach England und in den Atlantischen Ocean
hinweg fortgeführt. Das mittlere, südliche und östliche
Deutschland pflegt in diesem Falle vom Moorruuche frei
zu sein. Springt der Wind dann, nachdem er mehrere
Tage dieselbe Richtung behauptet hatte, nach Westen um,
so geschieht es such wohl, dass der Moordampf in einer
jener erstern entgegengesetzten Kiehtung nach dem ur-
sprünglichen Ausgangsorte zurück und darüber hinaus ge-
trieben wird. Ist der Wind 8, SW, W. NW, oder N.,
N) Nach Exen a. a. O. sollen sich die Moore, auf welchen Haar-
rnuch erzeugt wird, in dem etwa 15 Mellen breiten Küstensaume der
Nordsee vom Zuider-Ber bis zur Nieder-Elbe erstrecken und gegen
145", Qusdratmeilen einnehmen. Es ist hierbei aber unzumerken, dam
zwischen der Weser und Elbe kein Monr mehr gebrannt wird, und
dass die Strecken im Oldenburgischen, wo das Moorbretimen üblich ist,
selbst noch ziemlich weit vom linken Ufer der Weser entfernt bleiben,
5
107
so ist Emden und der nördlich davon liegende Küsten-
strich vom Meorrauch frei, indem letzterer sich nun über
Deutschlands Gauen verbreitet, und zwar um so weiter, je
trockner die Witterung und je andauernder die Windrich-
tung ist. Das Voranstehende’setzt Jeden in den Stand,
aus der herrschenden Windrichtung mit Sicherheit auf die
Gegenden schliessen zu können, welehe beim jeweiligen
Brennen der Ost-Friesischen Moore vom Moorrauche heim-
gesucht werden. Umgekehrt bezeichnet eine durch die
Orte, an welchen der Moordampf nach und nach aufgetre-
ten ist, gezogen gedachte Linie die Richtung der über
den Niederungen Nordwest-Deutschlands hinweggegangenen
Luftströmung., Eben hierdurch können die auf das Auf-
treten des Moordampfs gerichteten Beobachtungen in der
Folge für die Meteorologie von bedeutendem Nutzen
wenden. :
Es ist schon hervorgehoben, dass bei nördlichen, nord-
westlichen und südwestlichen Winden Emden und die Um-
gegend vom Moordampfe frei bleibt. Bei einem einiger-
meassen starken Winde kann sogar ungeachtet der Nähe
der Brandstätte der auf der entgegengesetzten Seite des
Horizonts liegende Theil des Himmels bis zum Zenith hin-
auf ganz hell und klar erscheinen. In diesem Falle ge-
wühren die auf der andern Seite in die Hühe steigenden,
vom Winde umgelegten und fortgetriebenen Rauchsäulen,
deren Komplex dann den Horizont in einer Ausdehnung
von 60, 100 und mehreren Graden deckt, einen hüchst
interessanten Anblick. Die grossartigste Erscheinung die-
ser Art ist der im vollen Brande befindliche nördlichste
Theil des Bourtanger Moores, diesen vom diesseitigen Ufer
des Dollart aus betrachtet.
Bei einem solchen Brande fund ich die Grüsse des
Winkels, unter welchem die Höhe der Rauchmasse geschen
wurde, durch Messung 11°. Die nächsten Punkte, von
welchen der Rauch aufstieg, waren zwei Meilen entfernt,
Hieraus ergiebt sich als Höhe der Rauchmasse 9000 bis
10,000 Fuss.
Der Moorrauch im Jahre 1857. — Im März und in der
ersten Hälfte des April des Jahres 1857 war die Luft
feucht und der Boden nass. Am 21, April wunde der
Wind wieder östlich. Die nun auftretende und andauernde
Polarströmung trocknete den Boden schnell aus, #o dass
schon in den ersten Tagen des Mai mit dem Moorhren-
nen begonnen werden konnte. Am 6. Maxi habe ich das-
selbe zuerst bemerkt. Von da an dauerte es, die Tage
vom 24. bis 29. Mui ausgenommen, wo es von dem die
Gewitter begleitenden starken Regen unterbrochen wurde,
bis gegen Mitte Juni fort. Vom 6. bis 8. Mai wurde das
Moorbrennen von hier aus deutlich gesehen, bei N.- und
NO.Wind blieben wir imless vom Mourdampfe verschont.
Vom 8. an spielte der Wind zwischen O. und SO. und
nun wurde such der Rauch hierher getrieben. Am 11.
und 12, war der Himmel wieder klar, erst am 12. Abends
7 Uhr kam abermals eine Rauchwolke, und nun hatten
wir hier den Moorrauch vom 13. bis 23. bald mehr, bald
weniger dieht; am 19. und 22. war jedoch der Himmel
frei. In Folge des die Gewitter am 24. und 26. beglei-
tenden starken Regengusses musste das Moorbrennen ein-
gestellt werden. Am 2. Juni wurde das Brennen wieder
ı4*
108
aufgenommen, jedoch in schwicherem Grade. Am 18. und
19. Juni habe ich den Moorrauch zuletzt bemerkt.
Dieser Moorrauch hat sich weit verbreitet. Nach den
mir zugekommenen Nachrichten wurde derselbe beobach-
tet: am 10, und 11. Mai ii Ansbach, am 16., 17, u, 18.
in Hannover, Münster, im Siebengebirge, an der Ahr, in
Vischel, bei Altenahr, Gera, Frankfurt, Neunkirchen, in
Köln und Bonn (in den beiden letzten Städten aber nur
schwach), am 17., 18. und 19. in Bamberg, am 17. und
18. in Wien, am 18. und 19. in Dresden, am 19, in
Krakau.
Der Moorrauch in frühern Jahren. — Folgender Tüfel-
chen zeigt, an wie viel Tagen der Moorrsuch hier in Em-
den vom Jahre 1844 an beobachtet int.
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18571 —i- 1-1 |) 8! —' —'—ı—| 2
|| 6 250. 7 | 10
Die Zahl der Tage mit Moorrauch gestattet einen Rück-
schluss anf die Fauchtigkeit oder Trockenheit der Jahre
und Monate, für welche sie angegeben sind. Da indess
das Auftreten des Moormuchs an Orten, die nieht auf dem
Hochmoore selbst liegen, durch die Windrichtung bedingt
ist, so ist dabei grosse Vorsicht nöthig, Eine genaue An-
gube der Tage, an welchen auf dem Gesammtgebiete des
Hochmoors gebrannt worden und in welchem Umfange
diess geschehen sei, würde einen sichern Schluss auf die
Trockenheit oder Feuchtigkeit des Jahres zulassen,
Das Brennen im September findet nicht in dem Um-
fange Statt, wie im Mu und Juni, und geschieht nur dann,
wenn das Feld statt mit Buchweizen mit Roggen bestellt
werden soll. Im September. 1855 verbreitete der Nord-
wind den Moorrauch auf sehr bemerkliche Weise über
Westphalen und Rheinland.
Wie folgende nach Eisenlohr') entworfene Tabelle zeigt,
ist die Verbreitung des Moorrauchs auf einige 60 Meilen
von seiner Erzeugungsstätte nicht so ganz selten. Nach
den von 1779 bis 1780 zu Karlsrulie geführten meteoro-
logischen Tagebüchern ist die Zahl der Tuge, an welchen
Höhrauch (Moorrauch) beobachtet wurde, folgende:
1) ©, Einenlohr, Untersuchungen über das Klima und die Witte-
rungs-Verhältnisse von Karlsruhe. Karleruhe, 1832, 4.
Notizen. .
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Die meisten Erscheinungen, welche in den meteorolo-
gischen Annalen als Haar- oder Höhenrauch, brouillard see,
dry fog, aufgeführt werden, sind durch Brennen auf den
Hochmooren in Nordwest-Deutschland entstanden. Es liegt
aber vor Augen, dass jeder ausgedehnte Heide-, Steppen-
eder Waldbrand dieselben Erscheinungen hervorzurufen
im Stande ist.
Es ist: hier in Ost-Friesland üblich, das sogenannte Raps-
saatstroh, nachdem es auf dem Felde ausgedroschen ist,
an Ort und Stelle zu verbrennen. Im Juli und August
zählt man an einem Tage in der Umgebung von Emden
zuweilen 20 und mehrere davon herrührende Feuer. Als
Brennmaterial eines solchen Feuers ist nicht selten das
Kraut von 20 his 30 Morgen Landes zusammengehäuft.
Schon der hierbei aufsteigende Rauch ist bei Windstille
und schwachem Winde im Stande, die gesammte sichtbare
Halbkugel des Himmels leicht zu trüben und dieselbe er-
scheinen zu lassen, als ob sie schwach mit cirro-atratus
überzogen wäre. Dabei sind die entfernten Gegenstände
sm Horizonte in Duft eingehüllt, und gegen Abend lagert
fern am Horizonte eine dunkle, wolkenartige Schicht.
Diese Erscheinung zeigte sich im vorigen Jahre an den
Tagen vom 29. Juni bis zum 3. August bei völlig wol-
kenlosem Himmel ganz ausgezeichnet. Am 31. August
erschien die Sonne, durch eine solche dunkle Schicht von
Rauch gesehen, ganz blutroth, wie bei Mosrrauch., Auch
diese und ähnliche Erscheinungen mögen wohl hin und
wieder als Hührauch aufgeführt sein. Ob und wie weit
diese Erscheinungen über Ost-Friesland hinaus vorkommen,
darüber lässt sich bis jetzt nichts angeben. Ähnlich wie
auf die oben angegebene Weise, wiewohl seltener, wird
der Höhenrauch durch die vulkanischen Erdbrände verur-
sacht. Ein auffallendes Beispiel der Art wurde im Jahre
1783 während der Thätigkeit der Vulkane in Süd-Itslien
Notizen.
und auf Island beobachtet, wodurch auch die grosse Zahl
von Tagen, an denen in Karlsruhe im Jahre 1783 Höhen-
rauch auftrat, Erklärung findet.
Eintluss des Moorrauchs anf die Witterung. — Es bleibt
nun noch übrig, die Thatsachen, aus welchen man auf einen
Einfluss des Moorrauchs auf die Witterung und das orga-
nische Leben hat schliessen wollen, näher zu betrachten,
Finke") schreibt dem Moorreuche folgende Wirkungen zu:
1) der Moorrauch vertreibt den Regen;
2) er vertreibt die Gewitter;
3) das Moorbrennen erzeugt Wind;
4) der Moordampf ist kalt und giebt zu Nachtfrost
Veranlassung.
Diese Sätze hat Finke durch Schlüsse aus der Erfalı-
rung nachzuweisen versucht. Wir können aber durchaus
nicht sagen, dass ihm diess auch nur im Entierntesten
geglückt ist; ja wenn man die Sache genauer betrachtet,
so folgt aus dem, was vorliegt, gerade das Gegentheil von
dem, was bewiesen werden soll. Früher sollte der Moor-
rauch nach einer in Nord-Deutschlaud weit verbreiteten
Meinung ein „zersotztes Gewitter” sein. Hier wird er
nun als Gewitter-zersetzend hingestell. Wie sich aus
folgenden Thatsachen ergeben wird, hat der Moorrauch
weder auf Gewitter, noch auf den Regen Einfluss. Diese
sind in unsern Breiten einzig und allein eine Folge des
Konflikts warmer und kalter Luftströme, vorzugsweise des
Polarstromes und Äquatorialstromes.
Der Umfang, in welchem hier in Ost-Friesland im Jahre
1857 Moor gebrannt wurde, ist oben angegeben; wir wol-
len jetzt noch die das Moorbrennen und den Moorrauch
begleitenden atmosphärischen Erscheinungen betrachten.
Der Wind war vom 1. bis 7. Mai N, u, NO, wurde am
8. O, und verharrte in dieser Richtung bis zum 16. Dar-
auf drehte sich der Wind, er krimpte, wie man hier sagt,
und trotz des enormen Moorbrandes und Moordampfes trat
bei dieser Drehung des Windes am 21. ein Gewitter mit
Regen auf, Der Äquatorialstrom war aber nicht miüchtig
genug, um den Polarstrom zu verdrängen, der Wind wurde
wieder NO, und behielt diese Richtung am 22. und 23.
Am 24. begann die Drehung und der Kampf der Luft-
ströme aufs Neue, begleitet von Gewittern und Regen am
24. und 26. Der Wind wurde darauf abermals ost-nörd-
lieh. Der Boden war nun aber durchnässt und das Moor-
brennen musste einige Tage aufhören. Am 1. Juni war
das Erdreich’ so weit abgetrocknet, dass die Abbrennung
des Moores auch in grüsserem Umfange wieder aufgenom-
men werden konnte, Diess geschah umd trotz des Moor-
rauchs regnete es, wenn auch nicht stark, am 3. Juni.
Darauf wurde das Moorbrennen immer stärker, musste aber
am 7. wegen des durch den SW.-Wind herbeigeführten
Regens wieder eingestellt werden. Die eminente Moor-
dampf-Entwickelung am 3., 4, 5. und 6. war durchaus
unvermögend, das Gewitter und den Regenguss (674 Ku-
bikzoll auf einen Quadratfuss) am 7. zu hindern oder auch
nur zu schwächen. Der Moorrnuch war vom Regen völlig
niedergeschlagen und verschwand wieder bis zum 12. Als
es wieder abgetrocknet war, wurde vom 16. an noch an
nA.a. 0.8. 36.
109
einigen Orten Moor gebrannt, sber schwach. Die Arbeit
des Moorbrennens war für dieses Jahr vollendet, aber trotz-
dem, dass der Moordampf aufhörte, blieb es bis zum letz-
ten Juni trocken, ja dürr,
Genau denselben Verlauf der Erscheinungen zeigen
die Beobachtungen früherer Jahre. Am, 12. Mai 1853 war
der Moorboden so weit trocken geworden, dass mit dem
Brennen begonnen werden konnte. Der Wind war NO.
und behielt diese Richtung bis zum 26. Vom 16. bis 26.
lagerte über Emden und der Umgegend eine diehte Schicht
von Moorrsuch. Am 26. ging der Wind über O., SO,,
S, nach SW. herum, und schon am Abend dieses Tages
kam ein heftiges Gewitter zum Ausbruch. Bei fortdauern-
dem Kämpfe des Polarstromes mit dem Äquatorialstrome
und stetigem Wechsel von SO. SW. NW. N. NO. wie-
derholten sich die Gewitter am 27., 28. und 31. Am
28. Mai 1852 hatten wir hier bei NO.-Wind Moorrauch.
Am 29, wurde der Wind SW. und es fing an zu regnen.
Am 1. und 2. Juni dauerte der Regen bei NW. fort. Am
3. wurde der Wind wieder NO,, der Regen hörte auf und
am 12. trat der Moorrauch wieder auf. Am Abend dieses
Tages wurde der Wind SW. und es fing auch wieder an
zu regnen. Der Wind wechselte darauf bis zum 24, seine
Richtung häufig. Die Folge war, dass auch Regen, Moörrauch
und Gewitter abwechselten, und zwar auf folgende Weise:
Den 12. Juni Mittags Stidwind und Moordampf, Abends
Südwestwind und Regen; den 13. und 14, Südwestwind
und Regen; den 16. Wind $., bei Tage Moordampf, Abends
Gewitter; den 17. bei Tage Südwind und Moordampf,
Abends SO. und Gewitter; den 18, Wind SzO. und Moor-
dampf; den 19. Morgens SW.-Wind und Regen, Abends N.;
den 20. Nordwind und Regen; den 21. Moordampf bei
8. und 8z0.; den 22. Morgens Südwind und Moordampf,
Abends SO. und Gewitter; den 23. Morgens SW., Mittags
N., Gewitter und Regen; den 24. Moordampf mit NO.;
dann vom 27. bis 30. Regen,
Den 31. Mai 1851 NO.-Wind und Moorrauch; den 1.
und 2. Juni Wind NO. und O. Moorrauch, Vom 2. bis
7. war der Wind N., NW. und W. Emden blieb vom
Moorrauche frei, indem letzterer nach Deutschland fort-
geführt wurde Am 8. Juni wurde der Wind SW. und
damit stellte sich wieder Regen ein, welcher am 11., 12.
und 13. durehhielt.
Diese Erscheinungen bleiben sich durch alle Jahre hin-
durch gleich; auf dieselben fussend schliesse ich, dass der
Moorrauch weder Gewitter noch Regen zu vertreiben oder
abzuleiten im Stande ist.
Dass das Moorbrennen Ursache eines müssig starken
Windes werden kann, will ich nicht in Abrede stellen,
nur kann derselbe dann in Lingen nicht die von Finke
angegebene Richtung haben. Finke sagt nümlich: „Wenn
der Moordampf aus dem Saterlande kommt, so kommt er
mit NO.; wenn er aus dem Oldenburgischen kommt, mit
Nordwind, und wenn er aus Ost-und West-Friesland kommt,
so führt ihn der NW. herbei.” Die Ursache der Wind-
richtungen, welche Finke hier bezeichnet, kann nicht in
dem Moorbrennen an den genannten Orten gesucht wer-
den. Für Lingen würde ein durch das Moorbrennen im
Saterlande erzeugter Wind SW, ein durch das Brennen
110
im Oldenburgischen S,, ein in West-Friesland
aber SO, sein.
Um aber nachzuweisen, dass der Moordampf weder
kalt macht, noch zu Nachtirösten Veranlassung giebt, hat
man nicht erst nöthig, die Beobachtungs-Journa le zu Rathe
zu ziehen. Bei NO.-Wind ist der Himmel in der Regel
klar und die Luft kalt und trocken. Ist der NO. unste-
hend, so ist die obere Schicht des Moores in wenigen
Tagen trocken genug, um angezündet werden zu können.
Ist dann das Moor im Brennen begriffen, so geht der NO.
mit «einen Attributen und zugleich mit dem Moorrauche
weiter. Die Kälte und Trockenheit an den unter dem
Winde liegenden Orten ist daun aber nicht Folge des
Moorrauches, sondern der nordöstlichen Luftströmung. —
Nach Hannover kommt der Moorrauch mit SW.,, und mit dem
Moorrauch tritt daselbst drückend schwüle, warme Luft ein.
Ausser auf die Witterung hat man dem Moorrauche
such einen nachtheiligen Einfluss anf die Gesundbeit der
Menschen und Thiere, so wie auf die Vegetation zuge-
schrieben. Da hierüber bis jetzt nur Meinungen, nicht
aber Thatsachen und Erfahrungen vorliegen, #0 könnten
wir über diese Vorurtheile mit Stillachweigen hinweg-
gehen, wenn nicht gerade von letztern in jüngster Zeit
wieder als von etwas über allen Zweifel Erhabenem die
Kede gewesen wäre. So Inutet der Schluwssatz eines Ar-
tikela der „Nord-Deutschen Zeitung”, mit „Gefahren des
Moordampfes” überschrieben: „dass die Kultur des Moores
durch Abbrennen kein Erfolg wei für den enormen Scha-
den, den sie in Deutschland anrichte.” In einer Sitzung
des Landraths in Ansbach trug ein Abgeordneter vor, „dass
wir fast jedes Jahr im Monat Mai (wie dieses Jahr am
10. und 11. wieder), zu der Zeit, wo in Franken das
Korn und die Obstbäume in Blüthe stehen, von dem über
unsere Höhen sich Iagernden sogenannten Höhenrauche
heimgesucht werden, und dass ‚ieser Rauch der Erfahrung
gemäss höchst nachtheilig auf die Blüthe wirkt” u. & w. —
In Ost-Friesland hat sich bis jetzt ein nuchtheiliger Einfluss
des Moorrauchs auf die Blüthen u. ». w. nicht herausgestellt.
Den Einfluss auf die Gerumdheit betreffend, so schrich
der Medizinalrath von Halem an Finke, dass weder er,
noch andere Ost-Friesische Ärzte je erfahren hätten, dass
der Gesundheitszusteund der Menschen, die sich mit Moor-
brennen abgeben und dessen Dampf in vollen Zügen ein-
ziohen, davon alterirt worden sei. Ja, was noch mehr
ist, bei engbrüstigen und zum Blutspeien geneigten Per-
sonen, wenn sie rich auch Stunden lang dem dicksten
Dampfe ausgesetzt Hütten, sei keine Vermehrung ihrer
Zufülle entstanden. In dem vor mir liegenden, aus (der
Bibliothek des Medizimmlmths v. Haleın stammenden Exem-
plare der Schrift von Finke hat v. Halem bomerkt: „Das
lange fortgeretste Moorbrennen des Jahres 1819 hat be-
kunntlich hier weder die Vegetation, noch den Gesund-
heitszustand alterirt und der trockne, heise Sommer hat
uns nicht mehr geschadet, als andern, Provinzen, worin
kein Moorbrennen Statt hat!)
Bei den grossen Ununnchmlichkeiten, welche der die
verursachter
2) Beiläufig mag hier zoch bemerkt werden, dam der Moorrauch
auch aui das Schonbein’sche Ozxonmmetsr keine merkbare Einwirkung
ern Bon Urone
Notizen.
Atmosphäre verdunkelnde Moorruuch dadurch bereitet, dass
er den heitern Himmel dem Blicke verschleiert und, wie
dus Auge, so das Gemüth umdüstert, behält das Moorbren-
nen für die Moorgegenden eine hohe Bedeutung. Diese
besteht darin, dass es die verständigen, ordentlichen, ar-
beitsamen und nüchternen Kolonisten und die sogenann-
ten kleinen Leute in den alten Dörfern ohne Geld und
ohne Geldverdienst in den Stand setzt, einen kleinen
Grundbesitz urbar zu machen, so dass sie darauf allein
durch ihrer Hände Arbeit und unter mancherlei Entbeh-
rungen für sich und ihre Familien eine, wenn auch sehr
bescheidene, doch selbstständige und gesicherte Existenz
gewinnen. — Um aber den Moorrauch ganz verschwinden
zu Jassen, giebt es nur Ein Mittel, Dieses ist die Ent-
wickeluug der Moorkolonien durch Anlage von* Kapital.
Hierüber vergleiche man „Griesebach, Über die Bildung
des Torfos in den Ems-Mooren”.
Nivellement vom Genfer Sre nuch dem Grossen St. Bernhard,
von FF. Burnior und E. Plantamour. 8’ Betwbard
(Maassstab der öde zur Länge wie 10:1.)
|
Bekanntlich ist das Hospiz auf dem Grossen St. Bern-
hard nicht nur eine der höchsten permanenten Wohnun-
gen in Europa, sondern uuch eine wichtige meteorologische
Station, deren regelmässige Beobachtungen von den Mün-
chen des Hospizes angestellt werden. Um aber den vol-
len Nutzen aus dem Vergleichen dieser mit den auf ande-
ren Ntationen erhaltenen Beobachtungen ziehen zu können,
war es nöthig, die Hühe des Hospizes auch auf anderem
Wege ale dem mit Hülfe des Barometers zu bestimmen.
Diess wurde x. B. nöthig, um den Grad der Genauigkeit
festzustellen, zu welchen man bei barometrischen Höhen-
mesaungen gelangt, wenn man die verschielenen hypso-
metrischen Methoden und Tafeln benutzt, oder um den
— E
zeigt. Unter den Beuhachtnugen im Juli, zu welcher Zeit die Luft
von Moorrauch ganz frei war, und den im Mai und Juni findet, wie
folgende Übersicht zeigt, kein Unterschied Statt.
Oumgehalt der Luft.
E
3: Mal. dan. Jeik E Mal, | Janl, Jun,
&i Tan 'Kehi | Tag Hmibı | Tag. |Kucht &: Te Nae | Tag Wucht | Tag Nahe
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wi a8 TE er N
Notizen. 111
Einfluss zu untersuchen, welchen die Stunde und die Jah-
ruszeit auf die mit Hülfe des Barometers' erlangten Mes-
sungen ausübt. Es war dieas ferner winschenswerth, um
die Abnahme der Temperatur mit der Höhe beobachten
zu können. Diese Beobachtungen sind aus verschiedenen
Gründen vermittelst des Thermometers nur schwierig un-
zustellen, da man dasselbe dem Einfluss der Ausströmung
der Erde nicht entziehen kann, wohl aber sind sie ver-
mittelst des Barometers zu erlangen, wenn man die Höhe
einer Reihe staffelförmig auf einander folgender Punkte
kennt. Um nun eine solche Reihe hestimmter Punkte
zwischen Genf und dem St. Bernhard und schliesslich die
Höhe des Hospizes zu bekommen, führten die Herren
E. Pluntamour und F, Burnier eine Reihe genauer Nivel-
lements aus, dv wir im Folgenden (nach der Bibl. Univ,
de Gen“ve) mittheilen. Den Ausgangspunkt bildet der
Gipfel eines Granitfelsens im Genfer See, bekannt unter
dem Namen Petite Pierre du Niton.
Hötse über dem Moore.
Nieten. Fer. F.
1. Petitu Pierre da Niton 2. 2 2 20 nn Bu 1180
*. Auf der Brücke von Bouserette , 2. 200. BT 1160
3. Haspital Saint-Mauriee. - » >» 2 0 nr. Ita 1285
4, Stadt Merlin > 00 nen Hr 1462
&. Brücke Bas Ylslior ne nu Diban 1659
6. Brücke über die Dranse dei Bovernier ne A 196
T. Sembranchier, Dorf , . - ae Fade ji 709, 2iRS
& D’Orsitzen, Dorf. 2 2 na A 2740
2 Fontaine, Dorf Fer ar a Ger er 115 Bun an6h
10, Kapelle von St-Laurent . . 00... 130%, 4009
11. » „ Saint-Etieune -» 2 2 220.2. [EIERF 424%
12. Fleeken Saint-Pierre . . eo. 00, 308 1998
11. Kirche im Flocken Snint-Pierro . vr Ti FORT
1 W gen was von Proz . 2 2 2 0 nn BO Bi
13. Hähe des Thals von Pros . . 15 5807
16, Relage (Hospiz um Faser (les st. Bernhard) 20 BA
11, Brücke Hader . . : BIBI HT
1%, Brücke über ie Urenge unterhalb ia Combe » 2375, PRrR!
12, St. Bernhard, Höhe des Passen , . Mil 1610
zu, Pr Eingangspforte des Haspis Un 7617
2L P
Kugel des Barometer . .„ . . 2478 7629
Magnetische Beobuchtungen der Österreichischen Marine
sn Mittelländischen Meere im Jahre 1537. — Herr Dr. F.
Schaub, Direktor der Marine-Sternwarte in Triest, hatte
kürzlich die Güte, uns die vollständigen Resultate der von
ihm während der Monste August und September 1857
im östlichen Theile des Mittelmeers ausgeführten magne-
tischen Beobachtungen zu übersenden. „Alle Beobachtun-
ren”, schreibt er une, „wurden mittelst eines Lamont’schen
Theodoliten gemacht, welcher mit cinem Differenzial-In-
elinatorium verschen war (s. Lamont, Beschreibung der an
der Münchener Sternwarte zu den Beobachtungen ver-
wendeten neuen Instrumente, 8. 83 f£). Der Bostimmung
der Konstante, welehe in der angeführten Abhandlung mit
K bezeichnet wird, liegt die Inelination in Triest = 62°
17,8’ zu Grunde, wie sie durch ein vortreflliches Inclina-
torium von Barrow aus zehn Beobachtungen vom 11 bis
22, Januar 1858 gefunden wurde. Die horizontale Inten-
sitüt ist in der von Ganss eingeführten und in Deutschland
allgemein gebräuchlichen Einheit ausgedrückt. Ein Meh-
reres hier anzuführen, dürlte überflüssig sein, da mein
vollständiges Beobachtungs- Tagebuch in Kürze von der
Kaiserl. Marine veröffentlicht werden wird. Es bilden
übrigens die Beobachtungen des verflossenen Sommers nur
den kleinern Theil einer Reihe von magnetischen Beob-
achtungen, welche Se. Kaiserl. Hoheit der Herr Erzlier-
zog, Marine-Oberkommandant, im östlichen Becken des Mit-
telmeers ausführen zu lassen beschlossen hat.”
DE Ol. | year. | Ha)
Beobschtung®- Nörl), Länger, Dekii- Incline- | zont, | Beuhachtungs-
punkt Breite. , Green- nation tion. Imten-| tage,
wich, i sitar ;
Corfu . .. 30% 2u 199 AB 10 Bann! August L 5
Zante . Ar as 2 a 23 Ed Yazamn! iL 12
Cerigs . a5 224 2, 3 32,81 14, gun 12.13
Candia a 1 ea 11) SA a Bau 1L1ıL
Ithadas ‚a6 2a 17, T 90 ED Sn Bonany ! 12. 20.22.
Adalin. 'a5 Ar zu ah 6 20, & Bl Bram 26. 26.
Limansol, . a4 A a" an 29
Latakin as 21 25 Gl) A 59.2 46 Aa (Bursna! 30.31,
Beiruth EB ARE BE A 1 AA Fon! August & 3,
Jaifa ii 23,84 48 an Pr € e E Pr BUeRE LıiLıs
Alexandria hi IL a0 De: ZT 10, A Dis Bern, 1412,
Bamtıch a2 29 23 121 2 290 a8 Ds (Bra,
28,20,
Wir fügen eine Tabelle der magnetischen Deklination
änı Mittellündischen, Schwarzen nnd Rothen Meere bei,
die sich in dem „Nautical Magazine and Naval Chroniele
for October 1857” findet und «ine grüssere Reihe von
Beobachtungspunkten umfasst. Es ist nicht angegeben,
welchen Quellen sie entnommen wurden, jedenfalls basiren
sie aber auf neuen und sorgfältigen Ermittelungen, wie
schen. die: ziemlich genaue Übereinstimmung mit den
Schaub’schen Beobachtungen beweist. Es wird dabei auf
die Abnahme des Werthes der westlichen Deklination in
diesem Theile der Erde hingewiesen, welche seit Anfang
unseres Jahrhunderts mehr als einen halben Kompassstrich
(über 5° 374’) betragen hat. Die durchschnittliche jähr-
liche Abnahme scheint gegenwärtig im Westen des Mit-
telländischen Meeres etwa 3’, im mittleren Theile dessel-
ben 3’, im östlichen Theile und im Schwarzen Mcere 5’
und in dem Kothen Meere etwa 72’ zu sein,
Masmetische Deklination im Alittellindischen, Schwarzen und Rothen
‚Meere, im Jahre 1857.
Kap Spartel (Strasse von Gibraltar) 20° W,
Gibralter . » MD Oo.
Kap de Gata (Ostkliste ; von a Spanien) . 2 „
Kap Atutonio und Tarragona (chenda) . 18)
Barcelona und Kap Ureux (vbende) . , . 15 ei
Kap Ferrat (Küste von Alpeiat, östlich von Oran) 14 ,„
Algier . ‚ ... 20.0.0. 17 .
Marseille und Toumn 22200. a er Br "
Port Mahen {Minorga} . it .
Gensa - . ee a a B - 18 „
Corsiea um Sardinien fe Er
Kap Serrat (Ras-el-Munchiear an der Küste von Tripolis)
umd Insel Galita .. 15} „
Lirorno . 15 "
Kap Bon und Skerki-Bank (nordwestlich von n Kap Bon) 144 „
Insel Pastellaria und Westküste von Sieilien u „
Tripoli wear ar ie ee er ee Li} „
Monpel 8-8 00 0 one ae 13} "
Malta . . Bo age: wen: a zur nen ur aut a - in
Ostküste von Sieilin . . . oe... 12 „u
Kap Spartivento (Stidostapitze von Kalabrien) Pa Pre =
Golf von Tarıno , . 2 u.
Ben Ghasi (Küste von Tripali, nerdw. vor "der Gromen, Syrte) u »
Innische Inseln \ . + 14 „
Bomba (Küste von Teipali, «üdlich von Ras et Tin) Pe | 2.
Korintt: und Insel Cerigo . . . . Mi
Athen . » Fe a er Er er n
Dandanellen und Smyran Pe EV
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112 Notizen.
Alesandrin . - er: PW.
Eingang zum Bosporus und d Konstantinopel . MET ae NER: ”
en Per een. Bo
Odessa . . « Di een ö
Sum . ° ”
Alaja (am Golf vom Adalia, Kleis-Asien) und Westende "der
Insel Cypem . . rer" ur
Kosseir (am Köthen Merre) at ereen Mon
Westküste der Krim 0.0 ..“
Akka (Palästina) .
Beberget-Insel (Ft. Johns, im "Rothon Moore}
Insel Perim (Strasse von Bab-el-Mandeh) .
Binope (Schwarses Meer) . er
Busen von Iskenderun . . -
Djebel Tair (Insel im Kotlıen Mecre, gogeniber Loheia)
Strasse van Kertsch (Ächwarzes Meer) . .
Adn .
Östliche oder Treherkessische Küste des Schwarzen Meeres
De
3
uw an am
wu
se:
Prof, Dr. Jı B. Koth's Untersuchungen über die Pur-
gerthiere und Krokodile an der Küste von Palästina. — In
der ersten Sitzung der kürzlich gegründeten Literarischen
Gesellschaft von Jerusalem hielt Dr. Roth einen inte
santen Vortrag, über welchen der Englische Konsul James
Finn als Vorsitzender Folgendes berichtet (Athen. 26, Dez.
1857, 8. 1623): Dr. Roth aus München gab eine Beschrei-
bung seiner neuesten Nachforschungen und deren Resul-
tute in Bexug auf die Auffindung des wahren Färbertofls
für den Tyrischen Purpur. Er giebt an, dass in den na-
turhistorischen Schriften von Plinius und Aristoteles die
Namen Buccinia, Murex und Conchylia in so vager Weise
gebraucht worden wären, dass man aus denselben über
jenen Gegenstand nichts ersehen könne. Hasselquist ver-
muthete, dass das wahre Schalthier Helix fragilis Linn. und
Yandina fragilis würe, die purpurfurben sind und sogar
die Finger bei der Berührung fürben; ihre Farbe aber ist
nicht haltbar. Als Roth zuerst nach Palästina kam, fand
er in Jafta die Purpura patula, eine Schnecke, welche den
eingebornen Christen während der Fastenzeit zur Nahrung
dient. Wenn man diese ansticht, geben sie einen grün-
lichen Saft von sich, der im Sonnenschein eine Purpur-
farbe annahm, die durch Waschen noch lebhafter wurde.
Vergleicht man diess mit den Berichten der Alten, »o ist
diess offenbar ihr blauer Purpur, denn sie hatten einen
blauen, dunkeln und rothen Purpur. Zwischen Sur und
Suida') findet sich Murex trunculus in grosser Menge, des-
sen Farbe lebhafter als die der vorigen ist. Ein einziges
dieser Thiere ist hinreichend, einen Quadratzoll Zeug zu
fürben, während dazu fünf Thiere der Purpura patuln er-
forderlich sein würden. Wolle nimmt die Farbe am besten
en und hält sie am lüngsten; Seide ist am wenigsten dazu
geeignet. Bei all diesen Thieren ist der fürbende Saft
zuerst schmutzig- weiss, daun olivengrün, dann purpurn;
die Veränderung wird durch das Licht, nicht durch die
Luft hervorgebracht. Im Sommer geben die Thiere die
geringste Menge dieser Flüssigkeit von sich; im Juni und
Juli legen sie ihre Eier, welche in grossen Bündeln an
Felsen hängen und ebenfalls purpurfurben sind. Weitere
Untersuchungen werden in andern Jahreszeiten angestellt
werden. Dr. Roth fand in Sur ferner Überbleibsel der
N) Sur und Saida, die neueren Namen für Tyres und Bidon. A.P.
alten Glasöfen und Steine, die durch intensive Hitze aul-
einirt waren, mit Stücken unreinen Glases in ihrer Nähe,
von grüner, rother und blauer Farbe. Dieser Fund iet
insofern interessant, als es bis jetzt unbekannt ist, welche
Oxyde die Alten zum Färben des Glases gebrauchten.
Die mitgenommenen Proben sollen in Deutschland analy-
sirt werden.
Dr. Roth erwähnte auch seine Nachforschungen nach
Krokodilen in den beiden kleinen Flüssen Zerka und
Difleh '} zwischen Jaffa und Cisaren, von denen Vlinius
erwähnt, dass sie solche Thiere enthielten, und welche noch
jetzt auf ausführlichen Karten dieses Landes nach densel-
ben genannt werden. Nach fünftägigem Suchen fand er
einen deutlichen Abdruck eines Krokodils im Sande, 0 Fuss
lang. Die Eingehornen gaben an, dass «sie oft deren
fanden und tödteten, weil sie ihre Ziegen und Schafe
verzehrten. Vermuthlich kamen sie damals nicht zum
Varschein, weil es gerade die Zeit im Jahre war, wo die
wandernden Araber ihre Büffel nach den Flüssen treiben.
Zum Preussischen Vieekonsul Herrn Zitfo in Caiffa®} wur-
den bisweilen Exemplare dieser Krokodile gebracht. Im
vergangenen Frühjahr warf derselbe eins ins Meer, weil er
nicht wusste, was er damit machen sollte. Dr. Roth zugte,
dass er früher vermuthet habe, die gigantischen Knochen,
welche man vor Alters als Überhleibsel des Ungeheners
zus der Fabel des Perseus und der Andromeda in Jaffa
zeigte, wären fossilen Ursprungs gewesen, er habe aber
keinen einzigen Platz in der Nachbarschaft dieser Stadt
entdecken können, dessen geologische Beschaffenheit auf
das Vorhandensein solcher Fossilien schliessen lasse ?}.
Jura'sche geographische W. örter. — Angeregt durch das
Verzeichniss Indischer geographischer Wörter, welches wir
im letzten Hefte des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift
(8. 521) gaben, hat uns Herr J. K. Hasskarl in Clerve,
früher Direktor des Botanischen Gartens zu Batavia und
unsern Lesern durch seine Schriften rühmlichst bekannt ®),
die Bedeutuug einer Anzahl Wörter mitgetheilt, die aich
häufig auf Java'schen Karten vorluden. Sie gehören der
Malwischen, Sundsischen oler Java’schen Sprache an, was
% Der Zerka mündet in der Nühe und zwar närdlich von Ulsaren
(vgl, Stieler’s Hand-Atlas, Nr. d2b); der Fiass Difteh findet sieh auf
keiner uns zugänglichen Karte angegeben, AP
2, Der möglicher Weiss unter Cailfa gemeinte Ort ist Haipha oder
Hepha unweit der Mündang des Kison ip die Bucht von Akko (Pto-
lemais), südlieh von dieser Stadt. Vergl. Stieler'« Hand-Atlas, Nr, 42b.
Kiepert's Generalkarte des Türkischen Reichs. A.P.
3) Die Nachweisung der Existenz des Krokodils in Palästina durch
Dr, Hoth ist an und für sich eine Entderkung vom grössten Interesse
und wird es noeh mehr, wenn man bedankt, von wie vielen Hunderten
von Entdeckungs- um Erforsehungs-Reisenden Palästins durchwandert
worden ist und noch jetzt Jahr aus Jahr ein durchwandert wird, ohne
dass sie ein solches in die Augen fallendes Thier bemerkten; denn unseres
Wissens ist dessen gegenwärtige Existenz noch von keinem Reisenden
oder Schriftsteller angegeben worden. Muss man doch selbst am Nil
viele Meilen binaufgehen, che man ein Krokodil in natura antreffen
kann, und hier im Palästinn findet es Dr, Roth auf einmal über 100
Deutsche Meilen weiter im Norden! Wahrscheinlich erreicht es im
Zerka die grüsste Polhähe anines Verbreitungsbezirkes in der ganzen
Alten Welt, A. P.
%) 8. Geoogr. Mitih, 1857, 38, 274 und 288,
Notizen. 113
durch die in Parenthese beigesetzten Buchstaben m., #.
und j. unterschieden ist. Das Verzeichniss häufig vorkom-
mender geographischer Bezeichnungen in 26 verschiedenen
Sprachen von Herm. Berghaus in der 7. Auflage des Be-
richte zu Stieler's Hand-Atlas erführt durch diese Wörter
eine wesentliche Vervollständigung, und ähnliche Zusam-
menstellungen aus allen wenig bekannten Sprachen wür-
den uns sehr willkommen sein. Die Wörter sind folgende:
aljer (m), Wasser. prauw (m), Boot, Schiff.
spi (m), Feuer, | zulo (m), Insel.
bandjer (m, s), Fluth, Überschwen- | pulu (m, #), zehn,
mung nach starkem Regen. , | sap, 10. dun p., 20. tiga pn,
bandong {m}, Damm. 30, ambat p., 40. lima p., 50,
banju (j), Wasser. anam p., 60. Mit Beifägung von
besaar (m), gross, kotta Namen v. Orten in Sumatra.
bukit (m}, Hügel. .
gedö (s, j), gross.
guntur (m, #), z.
puntjuk (s), Berggipfel.
radjae (m), König, Fürst.
sawah (m), Reisfeld,
slokkan im), Wassergraben.
suka (m, s), Vergnügen.
|
I
gunung (m, $, j), Berg |
| sumbur (m, s), Brunnen.
1
kapala (m), Spitze eines
Berges, Quelle,
karıng (m), Fels, Klippe. tanna (m, #), Erde, Land,
kerta (j), Stadt. tjai, kontrahirt tji !) (s), Wasser,
kitjil (m), klein.
kotta (m), Stadt, grosse Ortschaft. |
mantri (m}, Prinz, hoher Beamter.
mega (m), Wolke.
monjet (m), Affe.
oran (m), Mensch.
udjung (m), Ecke, Kap.
utan (m), Wald.
warong (m), offenes Speise- und
Kaffeehaus, wie sie sich an allen
Ecken der Strassen befinden, wo
Alles für den täglichen Bedarf
pnddi (m), Reis (am Halme). gefunden wird.
parö (s}, desgl. wedono (j) und weldana (m), Di-
passir (m, #), Bergrücken. striktshäuptling.
Die Orthographie des Wortes Malüka. — Durch eine
Bemerkung Crawfurd’s (in dessen Descriptive Dictionary
of the Indian Islands and adjacent countries, 1856, p. 238)
veranlasst, haben wir in den „Geogr. Mittheilungen”
(vgl. Jahrgang 1857, 8. 457) statt der allgemein gebräuch-
lichen Schreibart Malaeea die nach Crawfurd korrektere Mä-
laka angewendet. Ein gelehrter Orientalist, Herr Dr. Rost
in England, machte uns kürzlich darauf aufmerksam, dass die
Accentuirung dieses Wortes zu einem Missverständniss füh-
ren könne. „Crawfurd bezeichnet nämlich in seinen neueren
Werken über das Malaiische, und so auch in dem ange-
führten Deseriptive Dietionary ete, das kurze a stets
durch ä, was natürlich Jeder, der mit Crawfurd’s Schreib-
weise nicht näher bekannt ist, für ein langes a anschen
wird. Nach der gewöhnlichen Umschreibemethode aus dem
Malaiischen muss man Maläka oder Mäläk& accentuiren.”
Wir beeilen uns, diese Erklärung aufzunehmen, weil sie
zum richtigen Verständnis von Crawfurd’s Aceentuirung
nöthig ist, da alle Andeutung darüber in der Vorrede des
besagten Werkes und überhaupt fehlt.
Wichtige Punkte im Rothen Meere. — Das Rothe Meer
und seine Küstenstriche ziehen gegenwärtig mit Recht viel
Aufmerksamkeit auf sich. Wir geben desshalb folgende
interessanten Mittheilungen eines Korrespondenten der Trie-
') Das Dj und Tj der Malaiischen, Sundsischen und Jara'schen
Sprache wird in manchen Deutschen Karten fälschlich durch Dsch und
Tsch wiedergegeben, es wird aber gerade so ausgesprochen, wie im
Deutschen.
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft IIL,
ster Zeitung -aus „Massaua, 19. September”: — Je mehr
der Reisende im Rothen Meere den Frenghi und den
Wohlhabenden zeigt, desto mehr Hindernissen und Erpres-
sungen setzt er sich mus; die Frage nach Ruinen und Al-
terthümern verschlimmerte von jeher seine Tage; mehr als
Alles aber thut es heut’ zu Tage die Frage nach Inselchen
und Stückchen Landes, Diess macht nicht allein Araber
und Türken, sondern auch die Engländer im Post Office
Aden stutzig. Hätten die Herren H. und T. ') aus Öster-
reich die Jagdliebhaberei zum Vorwand ihrer Reise nach
dem Rothen Meer, und noch dazu in der schlimmsten Jah-
reszeit, genommen, statt Gesundheitsrücksichten vorzuschü-
tzen, Niemand hätte daran gezweifelt, und wären die Her-
ren zu Fuss oder zu Pferd nach dem bloss eine Tagereise
von hier entfernten Adulis gegangen, kein Mensch hätte
je gedacht, sie daran zu verhindern. Um sich jedoch die
Sache recht bequem und sicher zu machen, wählten sie
den längeren Sceweg und mietheten einen Eingebornen
um 10 Doll, mit dem Versprechen von noch 10 Doll.
Bakschiss, wenn er sich eines guten Cicerone würdig zeige.
In Massaua schwankt die Monatsgage eines Dieners zwi-
schen 1 und 2 Gulden mit 5 kr. Beköstigung täglich;
daraus schon lässt sich die Unvorsichtigkeit einer so über-
triebenen Liberalität ermessen. Natürlich überraschte mich
die Nachricht nicht im mindesten, die ich erst acht Tage
nach ihrer Abreise erhielt, dass man ihnen in Adulis nicht
allein das Landen verbot, sondern sogar das Trinkwasser
abschlug. Adulis liegt, eirca 35 Engl. Meilen südlich von
Massaua, in Ansley’s Bucht und scheint zur Zeit der Lage-
ten, nach dortigen Inschriften zu schliessen, dieselbe kom-
merzielle Bedeutung wie Massaus heut’ zu Tage gehabt
zu haben. — Petros, der Englische Dragoman und Fakto-
tum des Gerenten, eines Italieners, war auch der Vertraute
dieser Herren, von denen er vernommen, dass sie auf ihrer
langen Reise bis zu den Mahara-Arabern im Hadramaut
kommen werden. Die Engländer, denen das zu Ohren
kommt, wissen natürlich, was diese Herren in „Geshenn”
möglicher Weise suchen können, und werden unter der
Hand Gegenanstalten treffen, wie der hiesige Pascha von
Adulie. Der hiesige Französische Konsul giebt dem Pascha
viel zu schaffen; er suchte ihn neulich mit dem neuen
(durch Englischen Einfluss eingesetzten) Naib zu überwer-
fen, der, wie es sich nun zeigt, von den Abessinischen Be-
hörden in der drei Tagereisen von hier entfernten Grenz-
stadt Halay Subsidien oder vielmehr einen Antheil am
dort erhobenen Zoll erhält, — ein Akt, der nach dem be-
sagten Konsul das Souverainetätsrecht der Türkei über den
Naib und über den ganzen Küstenstrich in Zweifel stellt.
Der Türkische Gouverneur will jedoch darin kein Arg se-
hen, dass der Naib bei den Abessiniern sich erhole, da er
es bei ihm nicht kann, und ist zufrieden, wenn letzterer,
seinen Verpflichtungen getreu, den Verkehr mit dem In-
nern hübsch offen erhält. Die Besatzung von Massaua
besteht aus 150 Baschi-Bozuks, 250 Nizams und einem Zoll-
kutter von etwa 20 Tonnen und vier verrosteten Acht-
pfündern; Feldartillerie, die hier so dienlich wäre, ist nicht
4 H. v. Heuglin und der Msjor der K. K. Kriegs-Marine Ir,
r. Tegethof (s. Geogr, Mitth, 1857, Heft XI, S. 485).
15
*
114 Notizen.
vorhanden. Mit solchen Streitkrüften thut der Pascha sehr
weise, sich mit dem Naib friedlich abzufinden, statt eines
Ehrenpunktes halber den Karawanenzug abzubrechen. Übri-
gens behaupten beide, der Französische und der Englische
Agent hier, die Türken hätten kein Souverainetätsrecht über
das Küstenland; wenn diess der Fall wäre, glaubt der
Französische Konsul nach einer Klausel im Türkischen
Zolltarif, würden seine Nationalen auf direkt in Abesainien
gekaufte Güter beim Verschiffen in Massaua nach einem
nationalen Hafen bloss 3 statt wie jetzt 12 %,, Aus- oder
vielmehr Durchgungszoll entrichten. Diese Häkelei scheint
mir jedoch eher Privatgründe zu haben, d. bh. um dem
Haus Pastr zum Eigenthumsrechte von Eht zu verhelfen,
das seit zwei Monaten 25 Baschi-Bozuks Besatzung hat,
um des Franzosen Agenten davon fern zu halten. Die
Ausfuhr über Massaus beläuft sich im Jahr auf circa
600,000 Doll. und die Einfuhr nicht gauz auf 400,000 D.
Die Hauptmasse der Einfuhr kommt über Ägypten und
Arabien und ist mit Zollbescheinigungen (Ratien) begleitet;
es ist daher nicht anzunehmen, dass die Einnahme des
Zollamts zu Massaus die Summe von 70,000 D. im Jahr
übersteige, Dass diese Summe nur knapp die Auslagen der
Besatzung dieses Ortes deckt, verrüth die Thatsache, dass
das hiesige Zollamt 30,000 Doll. Schulden hat, die zum
grössten Theil schon über drei Jahre datiren. Der Fran-
zösische Konsul ist vor einigen Tagen in Begleitung eines
Abessinischen Priesters nach Adua gereist, um, wie er sich
hat vernehmen lassen, Negus Yeh zu vermögen, der
Naib-Herrschaft ein Eude zu wachen und, wenn nicht der
Küste, doch wenigstens eines Küstenpunktes sich zu be-
mächtigen. Negus Yeh jedoch ist nicht in einer Lage,
sich neue Feinde zu machen; im Gegentheil ist es in sei-
nem Interesse, die Küstenbewohner und die Türken in
Massaua zu schonen, indem der bevorstehende Konflikt
mit dem Rivalkaiser Negus Tadruss (Theodor) leicht zum
Schlimmsten führen kann. Gobat, der anglikanische Bischof
von Jerusalem, und der Englische Konsul Plowden befinden
sich augenblicklich in Ain (Quelle) Takazeh mit der Armee
und im Gefolge von Negus Tudruss oder Kasa, wie er
sich früher nannte, der nur die troekene Jahreszeit abwar-
tet, um über seinen Rivalen herzufullen, was jeden Au
genblick der Fall sein kann. Es scheint, die Engländer
und der Protestantismus haben sich auf die Seite des Letz-
teren gestellt, wührend der Französische Konsul hier (je-
doch nicht seine Nationalen) und Padre, Jacobis zu Negus
Yeh halten. Was Padre Jacobis durch seinen persönlichen
Werth seinem würdigen Gegner Gobat gegenüber gut macht,
verderben zehnfach seine Akoluthen; der täglich betrun-
kene und schwatzhafte Konsul Chauvin Beliard jedoch
verträgt keinen Vergleich mit dem ernsthaften und wis-
senschaftlich gebildeten Engländer Plowden, der noch dazu
von zwei nicht minder füligen Landsleuten unterstützt
wird. Tadruss soll über 12,000 Flinten besitzen und Yeh
kaum so viele Hundert. Dass Letzterer in einer verzwei-
felten Lage sich befinden muss, lässt sich aus dem Bettel-
anlehen von 400 Doll. schliessen, das er vor einigen Tagen
von einer katholischen Mission machte, und eben so aus
dem Geschenke, das er jüngst unter Begleitung von drei
Abgeordneten dem hiesigen Gouverneur schickte und, das
in nichts weniger als einem 15 Dollars werthen Maulthier
bestand. Abessinien ist einem Foenpalast zu vergleichen,
dessen Fensterläden und Thüren von neidischen Faunen
verschlossen gehalten werden. Der erste Abessinier, ob
von David’s Stamme oder nicht, der es unternimmt, eines
der Thore nach dem Arabischen Golfe zu öffnen, und
10,000 Doll. an den Ankauf einer halben Maulthier-Batterio
(Haubitzen) wagt, der wird und bleibt Negus trotz aller
Rivalen und Traditionen; doch wäre dazu wahrscheinlich
noch ein „Walker” oder „Houston” nothwendig, und da
diese nicht im Rothen Meere zu finden, wird die Sache
wohl noch bleiben, wie sie ist. — Die ersten zwei Kars-
wanen in diesem Jahre brachten gegen 40,000 Pfd. Elfen-
bein und 350 Sklaven, auf welch’ letztere das Türkische
Zollamt dahier 7% Doll. pr. Kopf erhebt. Dieser Handel ist
ausschliesslich in den Händen mohammedanischer Abessi-
nier; Christen geben sich zu ihrem Ruhme mit demselben
nicht ab. — Ein Italiener, der vor wenigen Tagen mit
grossem Gefolge und einigen 80 Kisten, hauptsächlich
Glasperlen, hier anlangte, hat sich auf eine sehr thörichte
Weise auf dem Schmuggel von 20 Deutschen Doppelflinten
ertappen lassen und sich so zu seinem Schaden den Woug
zu ähnlichen Unternehmungen für die Zukunft abgeschnit-
ten. Die Nachfrage nach Flinten ist bedeutend; Doppel-
Hinten von 14—15 Fl. Werth bezahlen sich hier ohne
weiteres Markten mit 50 Doll. (100 Fl). Die hiesigen
Zollbeamten sind die unschuldigsten, die ich je gesehen,
und es gehört ein grosser Grad von Nachlässigkeit und
kleinlichem Geize dazu, um gegen dieselben zu ver-
stossen. — Arkiko hat in den letzten 13 Jahren bedeutend
zugenommen; es war damals nur ein Dörfchen und zählt
nun ein Drittel Wohnungen und Einwohner mehr als Mas-
saun, das stationär geblieben ist, wohl weil es sich der
Gräben halber, die dicht an die Häuser stossen, nicht
ansdehnen kann. Fünfzig Beschi-Bozuks sind in Arkiko
stationirt und das dortige Gericht wird unter der Autori-
tüt des Pascha’s abgehalten. Wenn Arkiko mit Wall und
Graben umgeben würde, würde es in wenig Jahren die
Bedeutung Hodeida’s erlangen und der reiche Boden der
Umgebung würde bald mit Gärten und Getreidepflanzungen
bedeckt stehen. z
Mac Carthy's Reise nuch Timbukte. — Dieser Franzö-
sische Reisende hat nicht, wie einige Zeitungen berichtet
haben, seine projektirte Reise angetreten, geschweige dass
er „bereits glücklich in Timbuktu angekommen”, in-
dess steht er im Begriff, von Paris abzureisen. Wie uns
unser geehrter Korrespondent in Paris, Herr V. A. Malte-
Brun, schreibt, „wird er die Reise allein unternehmen und
im Laufe dieses Monats antreten, sich ohne Aufenthalt bis
nach In’salah (Am Salah) und von da mit einer Eskorte
von Tuaregs nach Timbuktu begeben. Er hat sieh im All-
gemeinen zweierlei vorgenommen: 1) in der Wiiste nicht
nur der geraden Reiseroute zu folgen, sondern so viel
möglich rechts und links Abstecher zu machen, 2) durch
astronomische Beobachtungen genaue Positionsbertimmungen
zu gewinnen. Er scheint sehr entschlossen und betrach-
tet den Zug durch die Wüste bis zur grossen westlichen
Notizen,
Hauptstadt des Sudan nls etwas Leichtes. Was er nach
erfolgter Ankunft in Timbuktu zu thun sich vorgenommen
hat, kann ich nicht genau sagen; die Umstände, der Zu-
stand des Landes werden seine weiteren Schritte leiten. —
Herr Mae Carthy ist ein kleiner brauner Mann, untorsetzt,
von festen Körperbau, etwas mager von Gestalt und sehr
lebhaft. Er hat sich lange Zeit in den Provinzen Algier
und Constantine aufgehalten und hier alle Ruinen der
alten Römischen Städte, um mich so auszudrücken, Schritt
für Schritt verfolgt und wieder ans Licht gebracht. Er
ist streng in seinem Urtheil, namentlich. in Bezug auf die
Arbeiten über Afrika und besonders über die Karten un-
seres Generalstabs, Diese Strenge wird er olne Zweifel
auf seine eignen Arbeiten übertragen. Jeden Falls ist er
ein Mann von V#@rdienst, der fähig ist, sein Unternehmen
zu Ende zu führen; aber er ist noch nicht abgereist und
der unglückliche Ausgaug der Affaire von d’Escayrec de
Lauture muss uns vorsichtig machen, das Fell des Bären
nieht eher zu verkaufen, bis man ihn hat,” — Wir hoflen
unsern Lesern von dem Fortgung dieses Unternehmens
regelmässig Bericht zu erstatten.
Land und Volk der Diolloffs in West-Afrika. — Wäh-
rend seines Aufenthaltes in der Britischen Kolonie Bathurst
am Gambia-Fluss, deren eingeborne‘ Bewohner hauptsäch-
lich Djolleffs sind, hatte Lieut. Nupier Hewett besonders
günstige Gelegenheiten, die Sitten und Gewohnheiten die-
ses Volkes zu beobuchten. Das Interesse, welches sie ihm
einflössten, war so gross, dass er beschloss, eine Exkursion
in ihr Land zu machen. Aus der interessanten Beschrei-
bung dieser Exkursion in den „Proceedings* der Gesgr.
Gesellschaft zu London theilen wir im Folgenden das
Hauptsächlichste mit. Lieut. Hewett reiste von Fort Bullen
am nördlichen Ufer des Gambia über Yassaou — in dem
vom Künig von Barra den Englündern abgetretenen Gebiet
gelegen — nach Barra selbst, Einige Meilen jenseits der
Grenze dieses von Mandingos bewohnten Reichs gelangte
er zu einer befestigten, jedoch unlüngst zerstörten Stadt Na-
mens Whydalh, bald darauf zur Hauptstadt Berending, über-
echritt die Grenze zum zweiten Male, pussirte mehrere
Städte und Dörfer, kam nach Bäkändik und endlich in das
Land der Djolloffs, Saulaem, nach Weioutaou. Dieser Ort
lag der Schätzung des Reisenden nach halb Wegs zwischen
der Französischen Niederlassung St. Louis am Senegal und
der Britischen Kolonie am Gambia; Instrumente, um die
Position genau zu bestimmen, fehlten demselben und eine
flüchtig aufgenommene Kartenskizze ging leider später
verloren. Dus Land zwischen den beiden zuletzt genaun-
ten Flüssen wird von mohammedanischen Schwarzen be-
wohnt, die einen Arabischen Dialekt sprechen. Sie wer-
den Djolloffs genannt, bilden einen der miüchtigsten und
ausgebreitetsten der nordwestlichen Stämme und sind ein
gut aussehender, intelligenter, schöner Menschenschlag,
durchaus verschieden von den gewöhnlichen Negern in
Amerika und West-Indien. Die Gesichter der Männer sind
so vollkommen frei von allen charakteristischen Zügen der
Neger-Physiognomie, dass man dieselben, wären sie weiss
oder auch nur dunkelfarbig statt pechschwarz, als Muster
115
männlicher Schönheit aufstellen könnte. Ihre Gestalt ist
hoch, symmetrisch, ihr Benehmen würdevoll und
Hände und Fisse auffallend klein. Am bemerkenswerthe-
sten ist ihr Haar; dasselbe scheint länger zu sein, als die
Wolle der meisten Neger, und ist in kleine eylindrische
Locken gedreht und gewunden, von der Dicke dreier
Strohhalme und 5 bis 6 Zell lang. Man könnte daher
meinen, sie seien Araber, wenn sie nicht, abweichend von
diesen, ein sesahaftes Leben führten, in festen Städten
wohnten, Landbau und Viehzucht trieben und einen wohl-
geordneten Handel unterhielten. Lieut. Hewett scheint
in Betracht ihrer Religien, ihres Haares und ihrer andern
physischen Eigenthümlichkeiten, so wie der Ähnlichkeit in
allen diesen Punkten mit den Arabern und den kräftigern
Stämmen der Hindostanischen Halbinsel, sich eines Theils
zu der Ansicht hinzuneigen, dass sie nicht zu der Familie
der Neger, vielmehr zu der der Kaukasier zu zählen und
vielleicht aus einer sesshaft gewordenen Arabischen Horde
hervorgegangen wären; andern Theils aber hebt er die
peohschwarze Farbe und den Umstand hervor, dass die
Djolloffs vergleichsweise spät Mohnmmedaner" geworden
und in ihrem ganzen Thun und Treiben Neger seien. —
Ihr Land ist in drei oder mehr unabhüngige Königreiche
abgetheilt, die sich oft einander befehden. Die bedeu-
tendsten dieser Staaten sind: Dansar oder Senegal, Saulaem
und Ballagh oder Baa. Die Hauptorte von Dansar sind
Bowael und Kadjo; von Saulaem, welches südlich vom
ersteren liegt, Saulaem und Woioutaon, letzterer Ort halb
Wegs zum Gambia gelegen; Ballagh oder Baa liegt am
nördlichen Ufer des Gambia, jedoch weiter aufwärts an
diesem Strom. Die Würde des Oberhauptes des Staats
und jeder Stadt ist erblieh. Die Häuptlinge von Dansar
und Saulaem unterhalten regelmässige stehende Heere; das ,
des Ersteren, dessen Name Djumael, soll 12,000 Mann,
hauptsächlich Kavallerie, betragen; die Franzosen in 8t.
Louis und Goree scheinen dasselbe keineswegs gering zu
schätzen, wenigstens sind dieselben auf die wiederholten
Herausforderungen Djumael’s, sich mit seiner Armee im
freien Felde zu messen, nicht eingegungen. — Was das
Land der Djolloffs anbetrifft, so ist es zum grössten Theil
eine vollkommen ebene sandige Fläche, jedoch keineswegs
unfruchtbar; ea ist mit Palmen und andern hochgewachse-
nen Bäumen wohlbestanden neben Gestrüpp und Diekicht
von Mangle-Biumen, welche die sumpfigen, miasmareichen
Ufer der trige tliessenden Gewässer einfassen. Der Boden
ist zum grossen Theil unter Kultur und bringt Massen
von Kürnerfrucht hervor: namentlich überziehen die Blät-
ter der Erdnuss nach der Regenzeit den Boden mit dem
herrlichsten amaragdgränen Teppich. Fast‘ nicht minder
schön ist in der trocknen Zeit die goldgelbe Färbung der
Vegetation, gegen welche dann das Grün der Bäume ange-
nehm absticht. Einen eigenthümlichen Charakter erhält das
Land durch die grosse Menge der Termiten-Haufen. Die
am häufigsten vorkommenden Bäume sind die Palme, der
Baumwollenbaum (silk-cotton tree), der unsere gigantischsten
Eichen überschatten würde; ferner der Mahngoni-Baum,
ähnlich unserer Esche, der Gummi- und der Affenbrod-
Baum, die wilde Tamerinde und ein eigenthümlicher Baum
oder Busch, der 6 Fuse hoch wird und dessen Zweig-
1u*
116 Notizen.
Spitzen zu brennen scheinen, indern lebhaft scharlachrothe
Blumen an den Enden der Zweige sitzen, der ganze übrige
Busch aber olıne Blätter ist. — In Bezug auf das Thier-
leben des Djolloff-Landes erwähnt Lieut. Hewett nur einige
Hausthiere. Das Rindvieh ist der kurzhornigen soge-
nannten Highland-Race ähnlich, merkwürdig aber sind
die Schafe, sie sind langbeinig, von der Grüsse eines
Kalbs, gelb, braun und schwarz gefleckt und mit langen
Schwänzen verschen; auch sahı der Reisende dieselben nie
heerdenweise bei einander. Die Pferde sind klein, sym-
metrisch gebaut, feurig und ausdanernd. — Die Städte
und Dürfer der Djolloffs sind mit einer dreifachen Reihe
8 bis 10 Fuss hoher Pallisaden umgeben. Im Innern ha-
ben dieselben enge, nur etwa 3 Fuss breite Strassen zwi-
schen 7 Fuss hohen Mattengellechten, über welche nur
die runden, spitz zulaufenden Dächer der Häuser hervor-
schen. Die Kleidung der Djolloffsa ist der der Araber
ähnlich und verräth viel Geschmack und Kunstfleiss; na-
mentlich sind sie aber als Goldschmiede berühmt, auch
erhalten sie einen Theil ihrer schünen Lederwsaren und
eisernen Waffen von den Mandingos als Arbeitslohn, indem
sie rohes Gold für dieselben bearbeiten. Sie sind eifrige
Handelsleute und regelmässige Karawanenzüge gehen von
ihrem Land nach allen vier Weltgegenden, ausserdem ein
gutmüthiges, gastfreier Volk, ohne die mit Blut geschrie-
benen Gesetze der meisten andern eingebornen Völker;
auch in ihrer Religion, obgleich strenge Mohammeldaner,
sind sie nicht fanatisch, wenigstens nicht gegen Weisse,
wenn sie auch gegen andere heidnische Stämme der Skla-
ven und der Bekehrung wegen häufig Kriegszüge unter-
nehmen. Ein Europäer, mit einiger Kenntniss der Arabi-
schen Sprache und kleinen Geschenken versehen, kann
ohne Anstand ihr Gebiet durchziehen. Wie alle Neger
"lieben sie Musik und sind dem Aberglauben sehr ergeben.
Sie besitzen zahlreiche musikalische Instrumente und eine
eigene Zunft von Sängern. Eine ihrer bekanntesten Me-
lodien soll der Persischen Nationalhymne fast vollkommen
gleich sein. Ihr Aberglaube macht, dass sie sich mit Amu-
letten der verschiedensten Art behängen.
Positione- und ilabuhiiennge im südlichen Algerien.
— Der Französische Reisende Renou hat im Jahre 1853
eine Reihe astronomischer Ortsbestimmungen und barome-
trischer Höhenmessungen im südlichen Algerien ausgeführt,
deren Resultate, von W. C. Goetze berechnet, der Pariser
Akademie eingeschickt und in den Comptes rendus, Tome
XLI, Nr. 8 und 9, veröffentlicht worden sind. Die Po-
sitions-Bestimmungen betrafen folgende sieben Orte:
Osstl. Länge von Paris
Nördl. Breite —
| in Zeit in Bogen,
Diellaı > 2 2 nn eat
El Arbul . . ..,. 34520, 0233 00 8
Berriin - 020020132 49 4,0 A 2 2
Sid-Machluf 2... IB 7 BE4.0 2 233,10 38 21
Ba-Suade 20000058 12 50T Bi
Bikran ..:.2.22..|3 509018 21,8 0 19,5
Batne . . - 35 38 | 015 19413 49 54
Bei den rasen Höhenmessungen wurden die
gleichzeitigen Beobachtungen im Arsenal zu Algier vorge-
nommen. Das für El Arhuat erhaltene Resultat ist das
einzige, welchem «eine grüssere Reihe von Beobachtungen
zu Grunde liegt, und es stimmt dasselbe ziemlich genau
mit dem von Mac Carthy im Dezember 1852 erhaltenen
(750 Meter). Die für Biskra gefundene Höhe hält unge-
führ das Mittel zwischen denen von Fournel und Dubocy
gefundenen; die von Üonstantine ist etwa 40 Meter ge-
ringer, als sie von den Offizieren des Generalstabs ermit-
telt wurde. Die Höhe von Berriän schätzt Renoun ohne
instrumentale Messung auf 500 Meter.
S%a N
4 Stationen. Metern. fee rn
83:8} f z
32 | ElArhuat, Haus an der Südost-Ecke des Platzes
! im der Mitte der Stadt, am Ufer des Bathes | 746 | 2297
1, Sidi-Machluf, Karswanserai, im J. 1858 auf einem i
' Plateau erbaut, dus drei (Quellen beherrscht sı3 | 3811
3 | Djolfa, grossen His mit Zinnen . . 1090 | 3387
1 | Belim, Posten olıne Wasser, in der Ebene, balb |
Wege zwischen Djelfs und Bu-Satada . . ws | 30
2 | Bu-Sa’ada, Marktplate . . .-1 569 | 1762
3 & Haus des Kommandanten im nie- | |
drigsten Theil der Fastung , . ee STR | 1770
1 | Kerdüda, Berg, im Süden von Bu-Se' ads‘ Fa: v2 | 2869
ı; Ain-Omm-ech-Chemel, schöne Quelle in der Ebene 592 | 1822
1 |) Mdukkal, Berber-Dorf mit Palmen und Gärten 372 | 1145
ı : El Utais, nördlich von Biskra Br . »31 Tı1
7 | Biskra, Fort Saint-Germain 2 2240. a9 | 274
ı | El Gantran, Karawanscni . =: 2 2 0. 527 | 1622
1 | Ei Ksur, Karawanserdl . 2 2 2 2 20. 930 | 2463
I | Batna, Marktplatz - . - 1021 | 3143
Lambese, nach dem direkten Nivellement 110 |
Meter über Batoa u 1181 | 3482
|
I, AinsJagut, Herberge bei einer "schönen Quelle 805 | 2758
Ain-Mlili, schöne Quelle, Römisches Bassin . 31 : 2318
Beni-Mansur, Fransös, Posten, etwa 50 Meter
über dem Fluss Beugie (rechtes Ufer)
11 | Constantine, Place da la Brecht . . » . .- 809 | 1875
3 | Betif, Strasse Saint-Augustin . 1083 | 3440
I | Bu-Ariridj, Fort auf einem Hilgel mitten in
| der Ebene von Medjana . . 913 | 2811
2 | Vlsd-Brabim-BHu-Beker, Berber-Dorf in den Ber- |
| gen nordwestlich von Portes-de-Fer . . . 595 N “s3r
|
31 1019
Burton's Expedition in Ost-Afröka. — Nach den neue-
sten Nachrichten ist Kapitän Burton sehr krank am Fie-
ber gewesen, befand sich jedoch wieder auf dem Wege
der Besserung. Den fernsten Punkt, den die Expedition
in ihrer Richtung nach dem grossen Inner-Afrikanischen
See bis zum 6. September 1857 erreicht hatte, war zehn
Tagemärsche vor Ugögo und etwa in 6° 30° Siüdl. Breite,
36° 30’ Östl. Länge von Ürcenwich. Dies« ist zwar
noch nicht der dritte Theil des Weges von Bagımoyo nach
dem Sce und nur etwa 35 Deutsche Meilen von der Küste
entfernt, aber immerhin ein guter und interessanter An-
fang. {Zur Orientirung «, Tafel I im Jahrgang 1856 der
„Geogr. Mitth.”)
Inalogie zwischen (Quellgebieten in Uentral-Afrika und
Bayern. — „Beim Lesen von Dr. Livingstone’s Buch",
schreibt uns Herr B. Gäbler in Edinburgh, „an der Stelle,
wo er zu seiner Verwunderung findet, dass er die Wasser-
scheide ‘der östlichen und westlichen Flüsse, des Congo
und Liambey, durchwadet, ist mir lebhaft ein Besuch an
der Wasserscheide des Rheins und der Donau, einige
Notizen.
Deutsche Meilen südlich von Nürnberg, nicht weit von
der kleinen Stedt Neumarkt, eingefallen. Im Frühjahr ist
das Stückchen Hochebene ein Sumpf; darus fliesst ein
kleiner Bach nördlich in die Regnitz und damit in Main
und Rhein, und ein anderer kleiner Bach südlich in die
Altmühl und damit in die Donau. Der Ladwig’s-Kanal hat
den vollständigen Wasserweg von der Donau zum Rhein
hergestellt. Der See Dilolo'} entspricht ganz dem Bayer'-
schen Sumpfe; das Flüsschen südlich daraus, Lotembwa,
ergiesst sich in die Liba und damit in den Liambey, das
Flüssshen nördlieb, auch Loterabwa genannt, ergiesst sich
in den Kasai und damit ın .den Conge. Es giebt noch
einige andere Punkte der Vergleichung: der Congo fliesst,
wie der Rhein, in einer. nordwestlichen Richtung, der
Liambey, wie die Donau, in einer ost-sidöstlichen. Beide
Flusspaare verbinden die entgegengesetzten Ufer ihrer
Kontinente. Aber wie Afrika der grüssere Kontinent ist,
so tibertrifft auch das Afrikanische Flusspaar das Euro-
päische an Ausdehnung. Von der Mündung des Rheins
bis zur Mündung der Donau ist die schnurgerade Entfer-
uung etwa 1200 Nautische Meilen (60 = 1 Grad des
Äqunters), von der Mündung des Congo bis zu der des
Liambey etwa 1520 Naut. Meilen. Der ganze Fluss-Was-
serweg auf dem Rhein und der Donau betrügt etwa 1800,
der auf dem Congo und Liambey etwa 2220 Naut, Meilen,
der Sceweg von der Mündung des Rheins bis zu der der
’ Donau 3550, der vom Congo bis zur Mündung des Liam- '
bey etwa 3660 Naut. Meilen.” — Durch eine so nahe lie-
gende Anulogie, wie es deren zahllose andere giebt, ver-
liert die von Livingstone berichtete Verkettung des Congo
nnd Zambesi das Seltsame und Befremdende, was etwa
manche Leser darin finden möchten, und wir geben der
obigen Mittheilung in unsern Spalten gern Raum, »o all-
gemein bekannt auch das Phünomen gemeinsamer Quellen
oder Bifurkation von Flüssen vorausgesetzt werden muss.
Ihe Kakabuka-Fälle, ein Seitenstück zu Niagara. — Im
White Fish River, unweit des Obern Nee's, gelangte die
Palliser'sche Expedition fs. Athen. Nr. 1424) auf mühen-
men Wegen und durch dichte Wälder an diese grossarti-
gen Fülle. Das laute Gebrüll des Wassers diente ihnen
zuletzt als Wegweiser, und indem sie durch das angren-
zende Buschwerk drangen und einen hohen Felskamm er-
kletterten, genossen sie den Anblick der Fülle gerade von
dem vortheilhaftesten Punkte aus. Es ergab sich aus
einer schr genauen Messung, der Höhe derselben, dass
diese 171 Fuss 9 Zoll betrug. Nach dem Berichte
des Herrn Palliser sind sie, wenn auch nicht »o ausge-
dehnt als diejenigen von Niagara, doch viel wilder und
bedeutend höher. Er hält sie für bei weitem schöner als
die der Amerikanischen Seite des Ningam-Falles, die zu viel
Ähnlichkeit mit einem angeschwollenen Mühlenwehr haben.
Zu ihrem Erstaunen fünden die Reisenden auf diesem Ta-
felland zwei Gletschern ähnliche Berge von hartem Schnee
am 18. Juni. Das Lager war sehr malerisch in der Mitte von
Immergrün gelegen und von Giessbächen und Bergen nmgeben.
" Zur Örientirung #. Geogr, Mitth, 1855, Tafel 21, und 1856,
Tafel 17.
‚ziehung zu Peking zu geben.
117
Peking und der Pei-ho oder Weisse Fluss,
nach der Aufsahme der Macarineyischen Expedition, Manssuiab 1:1.400.000.
Au FiEN SImG
Zur Orientirung der Lokalitäten, welche bestimmt sind,
in Hinter-Asien und vornämlich im „Reich der Mitte”
früher oder später eine Rolle. zu spielen, dürfte es nicht
unangemessen sein, eine Skizze des Pei-ho und seiner Be-
Der Pei-ho ist die eigent-
liche Strasse nach der "Hauptstadt China’s, da die Kom-
munikation zu Lande äusserst beschwerlich und zum Trans-
port von Waaren und Lebensmitteln wenig oder gar nicht
benutzt zu werden scheint. An sieh ein kleiner und
seichter Fluss, erhält er durch diese Beziehung zu Peking
und durch seine Verbindung mit dem ausgebreiteten System
des Kaiserkamals eine hohe Bedeutung. Den Tatarischen
Gebirgen im Norden von Peking entspringend, geht er
östlich an dieser Stadt vorbei und ergiesst sich in den
Golf von Petscheli, nachdem er zuvor den Yeun-liong-ho
aufgenommen hat, welcher durch den Kaiserkanal mit dem
Huangho oder Gelben Fluss im Zusummenhang steht. Die
einzigen ausführlicheren Nachrichten, die wir über den
Pci-ho besitzen, so wie die einzige verlässlichere Karte dieses
Flusses, auf welcher auch die obige Skizze beruht, befin-
den sich in Sir George Staunton’s Werk über die Gesandt-
schaftsreise des Lord Macartney zum Kaiser von China
(Londen 1797). Diese Expedition, mit glänzenden Mit-
teln und Krüften ausgestattet, ging im, August 1793 den
Pei-ho hinauf bie zur Stadt Tongtscheu, nm von hier über
Peking nach der Tutarei zu gelangen, wo sich damals der
Kaiser aufhielt, und kchrte im Oktober desselben Jahres
auf dem nämlichen Wege zurück, jedoch mit dem Unter-
schiele, dass sie den Pei-ho nicht bis zur Mündung ver-
folgte, sondern von Tiensing aus den Yeun-liong-ho hinauf-
ging und erst bei Hantschufu wieder die Küste erreichte.
Das Hauptsächlichste aus dem Bericht über diesen Theil
der Reise ist kurz Folgendes.
Am 5. August schifften sich die Mitglieder der Ge-
118 Notizen.
sandtschaft im Petscheli-Golf auf den Briggs Clarence,
Jackall und Endeavour nach dem Pei-ho ein und kreuzten
bei günstigem Winde und einer Springfluth in wenigen
Stunden die Barre. Diese läuft von NNO. nach SSW.,
und ist bei Ebbe mit 3 bis 4 Fuss, bei Springfluth mit
6 bis 7 Fuss Wasser bedeckt; sie zerfällt zwar in cine
Anzahl getrennter Sandbünke, diese liegen aber so nahe
an einander, dass selbst kleine Schiffe, wie die genaunten
Briggs waren, nicht dazwischen hindurch passiren können,
ausser bei Fluth"). Auf und innerhalb der Barre ist das
Wasser dick und schlammig, ausserhalb derselben aber
auffallend grün und hell. Das Ufer des Golfes in der
Nähe der Mündung des Pei-ho ist so flach, dass man es
auf zwei Englische Meilen Entfernung kaum erkennen
kann, wie denn überhaupt der ganze zu beiden Seiten
des Flusses gelegene Landstrich bis hinauf nach Peking
eine fast vollkommen horizontale Alluvisl-Ebene bildet.
Innerhalb der Barre wird der Fluss sofort 3 bis 4 Faden
tief und etwa 500 Yard» breit. Am Siüdufer, in der Nühe
der Mündung, steht ein kleines Dorf, Namens Tung-ku,
mit einem Militärposten, oberhalb desselben das Dorf Sik-
ku und weiterhin die Stadt Ta-ku. Die Endsilbe ku be-
deutet, dass die Orte in der Nühe der Mündung des Flus-
ses liegen, die Anfangssilben dieser drei Namen deuten
dagegen darauf hin, dass der erste Ort nach Osten, der
zweite nach Westen zu liegt und der dritte von sunsehn-
licher Grüsse ist. Der Pei-ho hat in diesem unteren Theile
einen äusserst gewundenen lauf, und die grosse Menge
Schlamm, welche er mit sich führt, hat sein Bett so er-
höht, dass es un vielen Stellen höher liegt als die Ebene
und an beiden Seiten Dämme aufgeführt werden mussten, '
um die letztere vor Überschwemmung zu schützen. Ge-
gen Tiensing zu bemerkten die Reisendeu bei einigen
Städten und Dörfern Pyramiden von etwa 15 Fuss Höhe
und verschiedener Länge und Breite. Sie bestanden aus
mit Salz gefüllten Säcken. Die Quantität dieses Artikels,
die erforderlich ist, um solche Haufen zu bilden, schien
so ungeheuer gross, dass Herr Barrow veranlasst wurde,
“sie annähernd zu berechnen. „Die Zahl der Schober”, sugt
er, „betrug 222 ausser mehreren noch nicht vollständigen.
Der Querschnitt eines jeden Schobers zeigte 70 Säcke,
Keiner der Schober hatte weniger als 200 Fuss Länge,
einige bis 600 Fuss, Nimmt man die durelschnittliche
Länge zu 400 Fuss an, wovon jeder Sack den Baum von
2 Fuss einnahm, so hat man in jedem Schober 200 Lagen
oder 14,000 Säcke und in den 222 Schobern über 3 Mil-
lionen Säcke Salz. Jeder Sack enthielt etwa 200 Pfund
Salz, sümmtliche Schober zusammen „leo 600 Millionen
Pfund.” Diese Quantität würde für 30 Millionen Men-
schen auf ein Jahr binreichen, wenn man für China das-
selbe Verhältnises des Verbrauchs annimmt, wie für Frank-
reich. Fast alles Salz, das nach dem Pei-ho gebracht wird,
kommt von den Küsten der beiden südlichen Provinzen
Fokien und Quantung, wo es aus Seewasser bereitet wird.
Auch an der Mündung des Pei-ho gewinnt man Seesulz,
') Diese Verhültuisse waren naeh im Jahre 1350, als Kapitän
Crseroft den Fluss besuchte, genau so wie zur Zeit von Lori Macart-
ney's Reise (8. Nautieal Magazine 1957, p. 209).
aber nur in geringer (Quantität. Zum Transport dieses
Salzes werden jährlich fast 2000 Schiffe von je 200 Ton-
neu verwende. Wenn ein einziger Artikel so viele
Dschunken erfordert, so erklärt sich leicht die enorme
Menge dieser Fahrzeuge, welche den Pei-ho bedecken; in
der That überraschte die Reisenden weder die Zahl der
Städte und Dörfer, die man vom Pei-ho aus sicht, noch die
dichte Bevölkerung in dem Maasse, sondern die Menge
der Schiffe auf dem Flusse.
Etwa 30 Englische Meilen in direkter Entfernung von
der Mündung liegt die Stadt Tiensing, „Himmlischer Platz”,
das allgemeine Emporium für die nördlichen Provinzen
China's. Schon Marco Polo nennt sie cittä celeste, sie
war also schon im 13. Jahrkundert von grosser Bedeu-
tung. Hier mündet der Yeun-liong-ho oder „Getreide tra-
gende Fluss” in den Pei-ho, die grosse Wasserstrasse zum
Transport des Getreides aus den mittleren, dem Gebiete
des Kaiserkanals angehörenden, Provinzen nach dem Nor-
den und nach Peking. Beide Flüsse bilden bei ihrem
Zusammenfluss ein weites Bassin, das fast ganz von Fahr-
zeugen aller Art bedeckt iet und an Üessen Ufern sich
Tiensing ziemlich in derselben Länge hinzieht, wie Len-
don an der Themse. Die Mandarinen versicherten, dass die
Stadt 700,000 Einwohner habe und die Dschunken allein
enthielten gewiss eine Bevölkerung von mehreren tausend
Menschen. Auch zwischen Tiensing und Tongtscheu tra-
fen die Reisenden wenigstens 1000 solcher Getreide-Dschun-
ken und man berechnete, dass etwa 50,000 Menschen nur
zur Versorgung der Hauptstadt mit Getreide auf diesem
Theil des Flusses leben. Ausserdem passirten unzählige
andere Fahrzeuge beständig auf und ab oder lagen vor
den Städten am Ufer, und die Zahl der Personen auf ihnen
konnte abermals nicht weniger als 50,000 betragen, so
dass sich also die Bevölkerung der beweglichen Wohnun-
gen auf diesem Flusse allein auf 100,000 Seelen belief.
Tongtscheu, der Hafen von Peking, ist von Tiensing längs
des Flusses etwa 90 Englische Meilen entfernt. Oberhalb
dieser Stadt ist der Pei-ho nur für Boote führbar und auch
diess nur während der Sommermonate. Der Pei-ho wird
nämlich wie andere kleinere Flüsse im Norden China’s
zum Theil von dem Schnee gespeist, welcher im Sommer
auf den Hühen- der Tatarischen Gebirge schmilzt. Wäh-
rend dieser Zeit sind die Flüsse tief und zur Schifffahrt
geeignet, aber gegen Ende des Herbates, wenn die schie-
fen Strahlen der Sonne mit weniger Macht auf die Erde
fallen und das Schmelzen des Schnee's aufhört, werden
diese Flüsse so ausserordentlich seicht und so langsam in
ihrem Taufe, dass Boote von einiger Grösse nicht mehr
auf ihnen fortkommen können, selbst nicht vor dem Ein-
tritt des Frostes, der ihre verminderten und trügen Ge-
wässer erstarrt. Schon am 10. Oktober, ale die Gesandt-
schaft, von Peking zurückkommend, sich wieder zu Tong-
tscheu einschiffte, wär das Wasser des Pei-ho so seicht
und nahm so rasch ab, dass man befürchten musste, es
werde in wenigen Tagen die Dschunken nicht mehr tragen
können, obwohl sie nur 10 Zoll Tiefgang hatten, und
wirklich mussten sie mit grosser Anstrengung über meh-
rere seichte Stellen gezogen werden. Im August war da-
gegen die Auffahrt in Dschunken von 18 Zoll Tiefgang
Notizen. j 119
ohne Schwierigkeit von Statten gegangen. Wie seicht die-
ser obere Theil des Flusses ist,’ geht schon daraus hervor,
dass die sehr leicht und flach gebauten Handelsschiffe be-
ständig den Schlamm von dem Boden aufrühren, so dass
dns Wasser ungeniessbar wird. Weiter unten kommt da-
gegen die Ebbe und Fluth der Schifffahrt sehr zu Statten,
die sich bis 30 Engl. Meilen oberhalb Tiensing bemerk-
bar macht, An den Ufern des Pei-ho, wie an denen des
Yeun-liong-ho, der aueh Eu-ho oder „Kostbarer Fluss” ge-
nannt wird, befinden sich in Zwischenräumen von weni-
gen Meilen Militirposten zum Schutz des Handels und
der Reisenden gegen Räuber und Piraten.
Zwischen Tongtscheu und Peking existirt, wie er-
wähnt, keine Wuasserverbindung für Schiffe von der Grösse
der Dschunken, dagegen ist zwischen beiden Städten eine
prachtvolle, vollkommen ebene, mit grossen Granitquadern
gepflasterte Strasse angelegt, die wie der Pei-ho beständig
mit Leuten überfüllt ist, welche Peking mit Lebensmitteln
versorgen und von dorther Waaren nach Tongtschen
schaffen. Die Entfernung beträgt 11 bis 12 Engl. Meilen.
- Grossartüpkeit und Luxus der Amerikanischen Reisewerke.
— In den Verhandlungen des Amerikanischen Kongresses
während der letzten Tage des Januar kamen die jährlichen
Ausgaben desselben für die Herstellung der ofüziellen
Druckwerke zur Sprache. Diese Ausgaben haben sich in
den letzten Jahren zu enormen Summen gesteigert: für
den 32. Kongress betrugen sie 950,000 Dollars, für den
33. Kongress fast 1,700,000 und für den 34. Kongress
2,300,000 Dollars. Als Beispiele, wie thener die Her-
stellung solcher Werke zu stehen käme, wurde u. A. er-
wähnt, dass ein Band des offiziellen Berichts über Com-
modere Perry's Expedition nach Japan 99,000 Dollars, ein
aus drei Bänden bestehender Patent Office Report für 1856
110,000 Dollars, der siebenbändige Bericht über Lieut.
Gillies' Astronomische Expedition 115,000 Dollars, School-
eraft's Information converning the Indians bis jetzt 200,000
Dollars, Emory's Bericht über seine Aufnahme der Grenze
zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten 347,000
Dollars, 6 Bände von den Berichten über die Erforschung
der Eisenbahn-Routen nach dem Stillen Meere 473,000
Dollars, die Berichte über die Aufnahmen im Grossen
Ocean fast 833,000 Dollars gekostet hätten. Mehrere Se-
natoren machten darauf aufmerksam, dass Druck und Aus-
‚ führung dieser Werke dem Kongresse weit mehr Ausgaben
verursachten, als sie einem Privatmann verursachen wür-
den, und dass manche mit der Herstellung beauftragte Per-
sonen sich in wenigen Jahren ein fürstliches Vermögen
erworben hätten. Mug man darin auch zum Theil eine
Erklärung für die angeführten ungeheueren Summen finden,
so liegt doch der eigentliche Grund in der überaus luxu-
riösen Ausstattung. Es ist gewiss zu loben, wenn die
Resultate wichtiger und grossartiger Arbeiten „uch in
einem entsprechenden Gewande dem Publikum vorgelegt
werden, und noch mehr ist es anzuerkennen, dass die Re-
gierung der Vereinigten Staaten ihre Publikationen mit
der grössten Liberalität an Gesellschaften und einzelne
Gelehrte in der ganzen gebildeten Welt. vertheilt, auf der
andern Seite scheint es aber ausser Frage, dass die Ame-
rikaner während der letzten Jahre ein besonderes Stecken-
pferd in diesem äusseren Gewand gesucht und manche
ihrer Publikationen mit extravagintem Luxus ausgestattet
haben. Ob z. B. nicht eine beschränkte Auswahl der unge-
mein zahlreichen und kostspieligen Illustrationen zweck-
dienlich sein möchte, da nicht selten viele derselben vom
geographischen »0 wie uaturhistorischen Standpunkt aus
keinen besondern Werth haben, möchte der Erwägung zu-
künftiger Herausgeber soleher Werke anheimgestellt sein.
Wies doch einer der Senatoren nach, dass für Abbildungen
von Schnepfen, Eichhörnchen, Mäusen und anderen Thie-
ren für den neuesten Jahrgang des Patent Office Report
eine Summe von 45,440 Dollars verausgabt worden sei.
Durch eine weise Einschränkung in dieser Hinsicht würde
man Mittel gewinnen, den betreffenden Werken nach einer
andern Seite hin einen grösseren Werth zu verleihen.
Wührend nämlich die Illustrationen in der Art ihrer Aus-
führung in den meisten Beziehungen sehr wohl mit Euro-
püischen Kunstprodukten ‚dieser Gattung wetteifern kün-
nen, bleiben alle Karten und sonstigen kartographischen
Illustrationen in vieler Hinsicht weit hinter den Anfor-
derungen zurück, die man in Europa an sie zu stellen
gewohnt ist. Nicht nur die technische Ausführung ist
meist mangelhaft, sondern oft auch die wissenschaftliche
Behandlung, so dass die Regierung der Vereinigten Staa-
ten, wie diess auch die Direktion der Küstenvermessung
kürzlich ausgesprochen hat, vor Allem auf die Herbei-
ziehung und Heranbildung tüchtiger Kartographen ihr
Augenmerk richten müsste, um ihre Publikationen für die
wissenschaftliche Geographie nutzbringend zu machen und
dieselben Europäischen Arbeiten an die Seite stellen zu
können. Ferner ist aber der Punkt nicht ausser Acht zu
lassen, dass die ersparten Summen ungleich fruchtbringen-
der für die Expeditionen und wissenschaftlichen Unter-
nehmungen selbst angewendet werden könnten. Ist doch
schon oft mit verhältnissmässig höchst unbedeutenden Mit-
teln Grossurtiges geleistet worden! Wenn man z. B, be-
denkt, dass die gesammten Reisen Dr. Barth’s in Central-
Afrika und die grosse letzte Reise Dr. Livingstone’s quer
duroli den güänzen Süd-Afrikanischen Kontinent zusammen
wahrscheinlich nicht mehr oder nicht viel mehr als 10,000
Dollars gekostet haben, und erwägt, welch’ ein helle aneues
Licht dadurch auf das ganze früher so wenig bekannte
Innere eines grossen Kontinents ausgegossen iet, und dann
die vielen 100,000 Dollars ins Auge fasst, welche für den
|. blossen Bilderkram von ein psar (Inart-Bänden vernusgabt
wurden, »o müchten gewiss Viele denken wie jene Kon-
gress-Mitglieder, und in manchen Männern der Wissen-
schaft dürfte der Wunsch rege sein, dass für einen Theil
dieser grossen Summen lieber andere wichtige Forschungen
oder Untersuchungen angestellt wären.
Colonel Grant's Beschreibung von Vancouwer- Insel. —
In der Sitzung der Geogruphischen Gesellschaft zu Lon-
don vom 22. Juni v. J. gab Colonel Grant eine kurse
Beschreibung von Vancouver - Insel. Die grösste Ausdeh-
nung derselben von Norden nach Süden beträgt danach
270 Engl. Meilen bei einer durchschnittlichen Breite von
40 bis 50 Engl. Meilen. Ihr Anblick ist im Allgemeinen
12)
der eines rauhen, felsigen- Laudes, das dicht mit Wäldern
bedeckt ist. Das Verhältuiss des nutzbaren Landes auf
der Insel zu dem deg Kultur gänzlich unfühigen ist äus-
serst ungünstig. Das gunze Centrum bildet, so weit man
es jetzt kennt, eine felsige Wüste und die Bäume, die &
bedecken, sind zu jedem praktischen Zweck unbrauchbar,
Längs der Küste trifft man einige wenige Stellen ebenen
Landes, wo schünes Nutzholz wüchst und der Boden ans-
serordentlich fruchtbar ist, so dass dort alle in England
gebauten Feldfrüchte gedeihen würden. Das Klima ist
angenehm und gesund, der Sommer warm und trocken;
von März bis November füllt kein Regen und der übrige
Theil des Jahres ist eher eine Begenzeit zu nennen, als
ein strenger Winter. Es füllt zwar einiger Schnee, doch
bleibt er meist nicht lange liegen, Früste sind weder
streng, noch von langer Dauer. Die Insel besitzt wahr-
scheinliceh bedeutende Kohlenlager, obwohl man bis jetzt
nur geringe Quantitäten aufgefunden hat, und die Kohlen
sind von sehr guter Beschaflunhgit. In den höheren Thei-
len der Insel besteht der Boden vorherrschend aus Gneis
und Glimmerschiefer, weiter unten trifft man Grauwucke
und Thonschiefer. Diese werden von Gängen vulkenischer
Gesteine durehbrochen und an der Kiiste kommen hie und’
da Sand- und Kalksteinbecken vor. Die einheimische Be-
völkerung beläuft sich nach Grant auf 15- bis 20,000
Seelen, nach dem letzten, durch die Hwlsonbai-Kompagnie
veranstalteten Census sogar anf 20- bis 30,000 Seelen;
nach KR. Blanchard, «dem früheren Gouverneur der Insel,
zählte sie jedoch zu seiner Zeit nur 10,000 Seelen und
war im Abnehmen begriffen. Sie sind eine harmlose
Race und leben fast uusschliesslich vom Fischfang. Als
Kolonie ist die Insel noch im ihrer Kindheit; sie besitzt
viele sichere und bequeme Häfen, ist günstig gelegen für
den Handel mit Oregon, Kalifornien, den Sandwich-Inseln,
Central- und Süd-Amerika, Australien und China, und ob-
wohl noch wenig bekannt, so kann es doch nicht aus-
bleiben, dass Vancouver - Insel dereinst eine grosse Wieh-
tigkeit erlangen wird. ü
Entdeckung eines neuen Fulkans in Mexiko, — In der
Mexikanischen Provinz Mechoacan, nürdlich von dem Derfe
Taximaron, unweit der Grenze des Staates Mexiko, ent-
deekte de Saussure im August 1855 einen hohen, in der
Umgegend unter dem Namen San Andres bekannten Berg,
der unzweifelhafte Zeichen vulkanischer Thätigkeit dar-
bietet. Wie der Reisende in einem Schreiben an Herrn
de La Koquette (abgedruckt im Bulletin de la Societ@ de
G£ographie de Paris) angiebt, besteht der Berg ans bläu-
lichem Perlstein-Trachyt mit zahllosen Obsidian-Gängen.
An dem Abhange nach dem Dorfe Jaripeo zu befindet sich
ein kraterähnlicher Kessel, in dessen Tiefe ein über 100
Meter im Umfang haltender Teich beständig in kochen-
der Bewegung ist und schwefelige Dämpfe ansstürst. An
den Rändern des Kessels hat sich so viel Schwefel nieder-
geschlagen, dass er seit einigen Jahren mit Nutzen aus-
gebeutet wird. Auch an anderen Stellen des Berger fand
de Saussure kochende Quellen und heisse Dimpfe ausstos-
sende Spalten, so wie auch einen zweiten kleineren, hef-
tig kochenden Teich. Der Gipfel des Berger, Cerro Grande
Notizen.
genannt, sull weit über die Vegetationsgrenze hinausragen
und de Saussure glaubt, dass er über 40U0 Meter hoch «ei.
Ein anderer neuer Vrlkan in Mexiko. — In der Sitzung der
Nieder-Rheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
zu Bonn vom 3. Dezbr. 1857 berichtete Oberbergrath Bur-
kart (s. Köln. Zte. v. 15. Dez. 1857) über einen vulkanischen
Ausbruch in einer Gegend Mexiko's, in welcher in neuerer
Zeit bis dahin keine vulkanische Thätigkeit wahrgenommen
worden war, und führt darüber Folgendes an: Während er
sich im Anfang vorigen Jahres mit einer kritischen Unter-
suchung der Erscheinungen bei dem Ausbruche des Jorullo,
den er zu Anfang des Jahres 1827 besuchte, beschäftigt
und die Verheerungen aufs Neue betrachtet habe, welche
dieser Ausbruch vor nun fast hundert Jahren über eine
Gegend verbreitete, in welcher ringsum der Ackerbau blühte,
eine üppige tropische Vegetation den Boden hedeckte und
seit Meuschengedenken keine vulkanische Erscheinung die
Ruhe der ‚Bewohner gestört hatte, sei ihm hinterbracht
worden, dass auch jetzt wieder in jenen Gegenden ein
ähnlicher vulkanischer Ausbruch Statt gefunden habe. Nach
mehrfachen Bemühungen gelang es ihm, durch Vermittelung
des Herrn Blume in Hambarg, welcher in dem Staate von
Gundalaxara Bergwerks-Eigenthum besitzt und daher von
den Vorstehern seiner Werke zuverlässigere Nachrichten
einzichen konnte, zwei briefliche Mittheilungen zu erhal-
ten, nach denen zu Ende des Jahres 1856 -nördlich von
Guadalaxara ein vulkanischer Ausbruch wirklich Statt ge-
funden hat. Das erste Schreiben, von E. Weber in Tepie
an einen Herrn Augspurg in Guadalaxara gerichtet und
vom 30. August 1857 datirt, lautet:
„In Bezug auf Ihre Anfrage über den in der Nühe
der Magdalena gegen Ende vorigen Jahres entstande-
nen Vulkan kann ich nur das wiederholen, was ich Ihnen
schon +amals erzühlte, da meine Bemühungen, Jemanden
ans jener Gegend zu finden, der mir genauere Auskunft
geben könnte, bis jetzt vergeblich gewesen sind, Vor den
Leuten, mit denen ich gesprochen, welche jenes Terrain
kennen, ist Keiner nach jener Zeit dort gewesen, so dass
sie über spätere Veränderungen nichts wissen können, Als
ich einige Monate nachher auf meiner Reise nach dem
Tajo wieder durch die Magdalena kam, erkundigte ich mich
nenerdlings bei mehreren Leuten über dieses Naturereigniss,
ohne jedoch zu einem Resultate zu gelangen; es scheint
eine wenig besuchte und wilde Gegend zu sein, wo der
Ausbruch Statt gehabt. — Was mir damals der Ranchero
(Landmann) erzühlte, ist Folgendes: Die Lage des Vulkans
ist, seiner Aussuge nach, zehn Teguas nördlich von Hosto-
tipaquillo (einem kleinen Urte nordwestlich von La Mag-
dalena), einige Leguns von dem Flusse Rio Grande entfernt.
In der Nähe betindet sich eine schon vor Jahren verlas-
sene Hazienda und eine Legus weiter der Wohnort des Er-
zühlers; des Namens dieses Ortes erinnere ich mich nicht, —
Der Ursprung des Vulkans ist die Quella eines Baches, die
scchs Monate vor dem Ereigniss plötzlich verschwand, wäh-
rend sich an einer anderen Stelle in der Nähe ein kleiner
See bildete. Hier begann der Ausbruch mit einem Regen
von Erde, Steinen, Asche und kaltem Wasser, der bald
die Ruinen der erwähnten Hazienda bedeckte und die we-
Notizen. 121
nigen Bäume, welche sich in der Nähe befanden, spurlos
verschwinden lices, Der Himmel war durch Rauch ver-
dunkelt. Diese Scene wurde von einem unterirdischen
Domner und einem Getüse (bramido) begleitet, dass die
Berge davon widerhallten und die Erde bebte. Feuer und
Lava kamen nicht zum Vorschein. Diese Ausbrüche dauer-
ten mit Unterbrechungen ungefähr einen Monat. Der
Krater oder vielmehr die Erdspalten vergrösserten sich
fortwährend und zuweilen mit solcher Geschwindigkeit,
dass, als eines Tages der Erzühler in Begleitung von zwei
Anderen an die Öffnung heranreiten wollte, es ihnen kaum
möglich war, zurückzukehren, da sich inzwischen hinter
ihrem Rücken eine Spalte gebildet hatte, — Dieses ist s0
ziemlich Alles, was mir der Mann erzählte; ich glaubte
ihm, da seine Beschreibungen einfach und natürlich waren
und es ein ordentlicher Mann zu sein schien. So viel
scheint gewiss, dass jene Gegend durchaus vulkanisch ist.
Es existirt dort ein alter Vulkan, wie mir von vielen Leu-
ten versichert ward; heisse Quellen sind sehr häufige. Don
Jesus Gomez Cuervo behsuptet sogar, dass mitten im Rio
Graude eine solche existirt, die so stark ist, dass anf zehn
Varas im Umkreise das Wasser erwärmt werde; doch das
Merkwürdigste ist das, was die Leute mit dem Namen
„kleine Vulkane” bezeichnen, über deren Existenz kein Zwei-
1 obwalten kann, da mir sölche von mehreren glaubwür-
digen Personen bestätigt wurden. Es sind diess kleine
Öffnungen in der Erdoberfläche, von zwei bis sechs Zoll
Durchmesser, denen fortwährend heisse Dämpfe entströmen,
die mit einer grossen Kraft herausgetrieben werden, so
dass, wenn man den Hut darauf setzt, derselbe zuweilen
bis zu zehn Varas emporgehoben wird.”
Das zweite Schreiben, vom Direktor der Grube San
Pedro Analoo vom August 1857, lautet im Auszug: „No-
tiz über den Vulkan, welcher im September vorigen Jahres
auf dem Berge Santa Anna wahrgenommen wurde. Der
Vulkan des genannten Berges brach auf dem Abhange nach
dem Rio Chico (Kleinen Bach) hin, unmittelbar bei dem
Dorfe Juitun, hervor und es dauerte der Ausbruch bis zum
Monat Mai 1857 fort, erlitt dann aber eine Unterbreehung
dadurch, dass ein Theil des Berges, wohl eine Viertel-Le-
gun gross, einstürzte und eine Schlucht ebnete, welche
sich am Fuss des Berges befunden hatte. Dieses ist der
Hergung nach den Aussagen von Leuten, welche jene Ge-
gend hiufig besuchen, ohne wissenschnftliche Kenntniss in
der Sache zu besitzen.”
San Pedro Analeo, der Ort, von dem der letztere Krief
geschrieben wurde, liegt nördlich vom Rio Grande, 12 bis
15 Leguas von (madalaxara, und es stimmt die letzte An-
gabe der Örtlichkeit ziemlich genau mit jener von Weber
überein. Da beide Angaben aus ganz verschiedenen Quel-
len herrühren, so dürfte kaum daran zu zweifeln sein, dass
ein Ereignis der angegebenen Art in jener Gegend im
Monat Sept. 1856 Statt gefunden hat. Über die Erscheimun-
gen dabei dürfte nicht eher etwas Zuverlässiges zu erfahren
sein, als bis sich eine mit vulkanischen Vorgingen näher
vertraute Person an Ort und Stelle begiebt, wesshalb Herr
Oberbergratli Burkart den Herrn Blume dringend gebeten
hat, zu vermitteln, dass einer seiner dortigen Deutschen
Bergbeamten sich dieser Untersuchung unterziehen möge.
Petermann’s (eogr. Mittheilungen. 1858, Heft TIL
Die Grenze zwischen Französisch-Guayana und Brasilien
— Herr Malte-Bran schreibt uns: — „Sie werden in dem
Bulletin de la Soeidt# de Geographie für die Monate März
und April zwei lange nnd bemerkenswerthe Artikel finden,
den einen von Herrn de Varnhagen, Geschäftsträger Bra-
siliens am Hofe zu Madrid, als Antwort auf einen kriti-
schen Artikel des Herrn d’Arvezac, unseres wirklichen Pri-
sidenten und meines Freundes, in Bezug auf seine Ge-
schichte von Brasilien (Bulletin für Aug., Sept., Okt. 1857),
den andern von Herrn Chevalier Da Silva, Geschäftsträger
Brasiliens am Niederländischen Hof, in Bezug auf die grosse
Frage des Oyapok, oder der Grenzen von Französisch-
| Guayana; die Franzosen reklamiren nümlich die über-
schwemmten Jandestheile, welche sich von der Mündung
des Oyapok bir zu der des Amazonen-Stromes erstrocken,
die Brasilianer dagegen verweigern uns dieselben. Diese
M“moires werden Ihrer Aufmerksamkeit werth sein.”
ie Österreichische Novara- Erpedition, von Triest bis
Ceylan, 30, April 1857 bis 8. Januar 1858. — Wir gu-
bey im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift (8. 207) über
die Ausrüstung und den Abgung dieser interessanten Ex-
pedition einen Brief von Dr. Scherzer, der gleichzeitig in
demselben „unsern Lesern fernere direkte Mittheilungen
von Rio Janeiro oder von der Kapstadt an” versprach.
Aber obgleich seitdem bereits über zehn Monate verstri-
chen sind, haben wir bis dato (16. März) noch keine wei-
tere Mittheilung zu erhalten das Vergnügen gehabt, und
das ist ein Grund, wesshalb noch nicht wieder von die-
sem Unternehmen in unsern Blättern die Rede gewesen
ist; ein anderer Grund ist der, dass bis jetzt noch nichts
geographisch Neues zu berichten war, indem die während
der Fahrt durch den Atlantischen Ocean berührten Sta-
tionen oft besuchte und beschriebene Pankte sind und
von den auf offener See angestellten Beobachtungen, wie
Tiefenmessungen u. #. w., noch nichts bekannt geworden
ist, Am interessantesten bis jetzt ist der Besuch der In-
seln St. Paul und Neu-Amsterdam, und wir beeilen uns,
die wesentlichsten Resultate desselben nach den Berichten,
die in Österreichischen Blättern erschienen sind, anzuden-
ten. Nachdem die Novara am 30. April 1857 Triest ver-
lassen, berührte sie Madeim am 7. Juni und gelangte am
6. August nach Rio Janeiro. Von hier ging sie nach
einem dreiwöchentlichen Aufenthalt am 31, desselben Mo-
nats nach dem Kap unter Segel, welches sie am 2. Ok-
tober erreichte und in der etwas östlich von der Kapstadt
gelegenen Simons-Bai zu Anker ging. Die noch so we-
nig bekannte interessante Insel Tristan d’Acunha') konnte
nicht besucht werden, eben so wenig die geologisch und
paläontologisch so wichtige Algoa-Bai. Am 25. Oktober
verliess die Novara das Kap und langte am 19, No-
vember bei der Insel St. Paul an. Die Inselgruppen
Prinz Edward und Marion, Crozet, Kerguelen und Mac-
donald, die sämmtlich noch nicht oder nur theilweise auf-
genommen und untersucht worden sind, scheinen — nach
den Berichten, die uns vorliegen —- nicht berührt worden
zu sein; zu bedauern wäre diess ganz besonders in Bezug
1) 8. Beschreibung und Karte derselben in „Geogr. Mitth.” 1855,
16
122
auf die Macdonald-Inseln, da es auf der ganzen Erde nur
wenige andere in der Nühe der von der Novam zu befol-
genden Route liegende Inselgruppen geben dürfte, die
ein so neues und interessantes Feld für die Arbeiten einer
nautischen Expedition bieten"). — Was die Beobachtun-
gen auf den Inseln St. Paul und Neu-Amstordam betrifft,
so wurde als Position der erstern gefunden: 38° 42’ 55”
8. Br, 77° 31° 18" ©. Lv. Greenwich 2), was sehr
genau mit Denham's sehr sorgfältigen Beobachtungen
stimmt; derselbe fand für seinen Ankerplatz: 38° 42’ 45”
8. Br. und 77° 34° 9° Ö. L.; weiss man erst, welchen
Punkt die Österreichische Position bezeichnet, so wird die-
selbe wahrscheinlich noch besser stimmen. Die Position
von Neu-Amsterdam wurde zu 37° 38’ 30” 8, Br, 77°
34’ 40” Ö, L. gefungen®). Die Höhen beider Inseln
werden zu resp. 700 {durchschnittliche Höhe des Insel-
plateau’s) und 2784 Fuss angegeben (was für Fuss, wird
nirgends bemerkt). Auf unserer Karte (Tafel 1 der Geogr.
Mitth. 1858) hatten wir 820 {höchster Punkt) und 2760
Engl. Fuse.. Wiührend die nähere Erforschung der weni-
ger bekannten Insel Neu-Amsterdam als schwierig und
zeitraubend aufgegeben wurde, ist es für die genauere
Kunde von St. Paul von höchstem Interesse, zu erfahren,
dass die Expedition über 14 Tage lang, nämlich vom
20. Nov. bis 6. Dezember, auf derselben verweilte und
eine geodätische Vermessung mit detaillirter Rartographi-
schen Aufnahme nebst astronomischen, meteorologischen
und magnetischen Untersuchungen ausführte.
Statistik der Französischen Kolonien. — Herr V. A.
Malte-Brun theilt uns, nach den neuesten offiziellen Do-
kumenten des Kriegs- Ministeriums, folgende statistische
Übersicht der Bevölkerung, des Handels und der Schiff-
fahrt der Französischen Kolonien für das Jahr 1854 mit:
Bevölkerung Handel Geh,
Name der Kolonie. Ber Aus- und engeh £
rn a u a FE ae
[>77
Martinique . 129,681 um. "005 4, Bis 980) 1576
Gusdeloupe u. sugehör, Inseln - 1125,744|129,220)38,774,080| 1386
Fransös.-Guayana ' 16,817; 16,741| 7,011,771 177°
Röiunion (Bourbon) aara| 1alası 60,629,643 614
Senegal und Dependenzen ' 14,472) 14,564126,020,707 10865
Niederlassungen in Indien 199,319:206,229'23,725,358| 1288
Mayotte u. zugehörige Immeln I 87, 7939| 27,567. _ —_
Seint-Pierre und Miquelon . . | 1,809) 1,863| 7,791, ‚370 1187
Summe 633,936/659,197]
Ausser für die Kolonien in Ost-Indien umfassen diese
Zahlen weder die Beamten und Angestellten, noch den
Militärbestand, noch die Einwanderer, die als flottirende
Bevölkerung betrachtet werden.
') 8. dem Aufsats und Karte über die sogenannten König Max-In-
seln, Kerguelen, 8t. Paul und Nen-Amsterdam im 1. Heft der dies-
jührigen „Geogr. Mitth.'
?; Zu bemerken ist, dass diese Angabe — entlehnt von der Wiener
Zeitung Abendblatt, 10. März 1858 — um einen ganzen Grad von
der Angabe der Triester Ztg. vom 13. Febr. abweicht, welche 76° giebt;
vielleicht beruht letztere auf einem Druckfehler.
*) Hierfür hat die oben eitirte Triester Ztg. 37° 58° 20” und 77°
30° 40”, Eben so giebt dieselbe die Entfernung zwischen beiden Im-
seln xu #4, die Wiener Zig. zu 42 Meilen an,
Notizen. — Literatur.
Neueste Geographische Literatur.
AMERIKA.
Bücher,
Major -General Edward Sabine: Obrerrations made at the
eh meivorological obsereatory at Toronto in Canada,
Til, 1846, 1847, 1548. Wich Abstracts of Öbserrations 0
1868 Tuchstioe, London, Longmen d Co, 187.
2 4A Trip through the Leben of North America; embracing a
full description af the St. Lawrence River, together with all the
principal places on its banka, from its source to its mouth: commerce
of the lakes etc. Forming altogether a onm guide for the plea-
sure tracelier and emigrunt. New York, J. Disturnel, 1867. Mi
2 Karten.
An kistorieal and statiatical aceonnt
New- York, @. P.
8. 4. Smith Homans jun. :
of the foreign commerce of the United States.
utnam de Co. 1857,
4. Julius Fröbel: Aus Awerika. Erfahrungen, Reisen und Stu-
dien. 2 Bde. Leipzig, JS. J. Weber, 1857 u. 1868,
5. 4A. Grisebach: Systematische Untersuchungen über die Vege-
tation der Karaiben, imsbesundere der Insel Buadeloupe, Aus dem
siebenten Bande der Abhandlungen der Almigl. Gesellschaft der
Wissenschaften zu Göttingen, Göttingen, Dietrich, 1857,
Aufsätze,
- Prof. H. Cook: On 0 Suhsidener of the Land on the Sea-
coat of Neie Jersey and Long Island, [American Journal of
Seience and Arts, Norember,)
7. Lieut.-Colonei W. ©, Grant: Deseription of Vancouser Island.
(Proceedings af the R. Geogr. 8. of London, No. XI.)
8. Voyage au Mexi Diesmeerte Tun ancien rolean. Lettre
de M. de ug che F Dr de La Roquette. (Bulletin de la 8. de
G. de Paris, November.)
% Br. H,C. Cnliwen: ‚4 Notice of @ late Erploration of Da-
rien. (Proceedings of the BR. Gevgr. 8. of Londen, No. XL}
10, Dr, Karl Rahrbach: Die Ersteigung des Morne Garn auf
St. Vincent. (Ausland 1867, Nr. 50, 5, 52: 1858, Ar. 1.)
11. Prof. H, Burmeister: Beise durch. die Pampas. Zweiter
Abschnitt. (Zeitschrift für Allgem, Erdkunde, Oktober.)
12, 7. Delaporte: wenirs de voyaye au Chili ei d'une winite
chez ler Araucaniens, (Bulletin da ia 8. de 6. de Paris, Nor.)
13. Dr. K. Neumann: Das Chilenische Kolonisations- Territorium
an der Magulhaens-Strasse. Mir 1 Karte. /Ztschr. für Allgem.
Erdkunde, Oktober.)
Karleb,
14. Lake Ontario and the surrnunding country, showing all the
great routes of trawel etc, Ms. 1:2.:50000. — Map amd prosile of
the walley of the St. Laserence River and Lake a rn extendir
from Lake Superior to the Gulf of 82. Laserence, Mu
(Zu Nr. 2.)
15. Tierra del Fuego und die Magalhoens-Strasse, Nach den
Aufnahmen von King und Fitz Roy, Mst, 1:2.327,000. (Zu Nr. 15.)
16. Englische Admiralitäts- Karten:
a) Chart of a Part ı 4 the Const 4 Nora Seotia. From doru-
ments in the Hydrograpkic Üffice of de Kuren December 1826.
Sheet X. Corrections io 1857. Mat. 1:52.400,
b) North America, Nora Scotis. Country Harbour surseyed by
Capt. Bayfield 1856. Most. 1:24.300.
e) America, Kast Coast. Nantucket Shonls from the U, 8, Const
Survey publ, in 1854. Mar. 1:200.000. Carton: Bass River Har-
bour from the U, 8, Coast Survey publ, in 1864.
d) North America, Kast Coast. Muskeget Channel from the U,
8. Coast Surcey publ, in 1865. Mat, 1:60.000,
{1. Der dritte, umfangreiche Quartband ron General Sabine’ De-
rechnung der zu Toronto angestellten magnetischen und metsorologt-
schen Beobachtungen zerfällt in einen allgemeineren und einen speziel-
leren Theil. Der erstere fasst die gewonnenen Resultate und Gesetze
zusammen und belehrt über die Art der Beobachtung und Berechnung,
auch ist er von vier Tafeln zraphischer Darstellungen über den Gang
der Störungen und Varintionen der magnetischen Elemente begleitet.
Der spexiellere enthält im tabellarischer Form ılie Berechnung der von
#*
Literatur.
1846 bis 1848 angestellten Beobachtungen des Ganges der Magnet-
mudel, dos Barometer- und Thermometerstandes, der Feuchtigkeit und
Spannung der Atmosphäre und der Windriehtung und Windstärke, Auf
die hervorragende Wichtigkeit dieser Arbeit haben wir schen früher ')
hinzudeuten Gelegenheit gehabt, webei wir auch auf einige der haupt-
sächlichsten Resultate aufmerksam machten. —
®, 14. Nr. 2 ist ein fleissig nusgenrboitetes und recht brauchbares
Handimeh für Reisende in dem weiten Gebiete der grossen Nord-Amo-
rikanischen See'n und des St. Lawrener-Stromes, Alle bemerkenswer-
then Punkte, »o wie die Kisenbahnlinien, Dampfschiffeouten a, #, w.,
werden nach dem nenesten Stamipunkte beschrieben und durch die
Aufnahme vieler schätzbarer Angaben über Ausdehnung und Schiffbar-
keit der Seo’, Flüsse und Kanäle, über Handel, Produktion, Beräike-
rung hat das Werkehen einen nicht unbedeutenden Werth für die
Geographie dieses Theiles von Amerikz erhalten, Die beiden Karten
geben eine vollständige Übersicht der Eisenbahnen und Dampfschiff-
Kurse io Camds und dem nördlichen Theile der Vereinigten Staaten,
auch befindet sich auf der grösseren ein Profil der Wasserstrasse von
Fond du Lac bis Queber; "die technische Ausführung ist nicht m
loben. —
3, In einem Oktarbande ron nicht guna 200 Seiten hat J. Smith
Homans die Hauptdaten über den auswärtigen Handel der Vereinigten
Stanten zusammengestellt. Von jedem einzelnen Staste berührt er kurs
die früheste Kolonisstionsgeschichte, zählt seine natürlichen und künst-
lichen Kommunlkationswege und „eine Häfen auf und giebt eine Ta-
beile über den Werth sciner Ein- und Ausfuhr in den Jahren 1821
bis 1856, jedoch mit Ausnahme der Staaten und Territorien Missouri,
Mississippi, Kentucky, Tennessee, Indiana, Kalifornien, Oregon, Wis-
consin und Minmesota, für deren Handel nur die Zahlen aus den leta-
ten Jahren angeführt werden. Der Verlasser benutzte dabei haupt-
sächlieh die offiziellen Nachweise in den Berichten des Finanz-Sekre-
türs über Handel und Schifffubrt der Vereinigten Staaten (s, „Üengr.
Mitch.” 1857, 8. 541), ausserdem die Cenaus Beparts der Vereinigten
Staaten, De Bow's Review und melreres Andere, Darauf folgt ein
kurzer historischer Überblick über den auswärtigen Hundel der ge-
sammten Vereinigten Staaten und der Ereignisse, die fürdernd oder
henmmend auf ihn einwirkten, mit Tabellen über Kin- und Ausfuhr
weit 1821. Endlich schliessen sich daran tabellarische Nachweise üher
den gegenwärtigen Stand des Handels ‚der Europäischen, Amorikani-
schen und Asintischen Staaten und ihrer Kolonien, unter sperieller Be-
rücksichtigung ihres Verkehrs mit den Vereinigten Stasten und mit
Angabe ihrer hauptsächlichsten Häfen, Dieser Theil stützt sich auf
den Gothaischen Almenach für 13857, Mo Culloch’s Commercial Dictio-
nary, die Eneyelopaedia Britanniea, The Banker’s Magazine and Statis-
tie! Register u, =, w, Ist sonuch das Werk auch nur eine Kompi-
lation, wo enthält es doch ein reiches statistisches Material, das na-
mentlich denen von Nutzen sein kann, welche die Quellenschriften und
offiziellen Dokuments nicht zur Hand haben. —
4. Die Erfahrungen, Reisen und Studien aus Amerika von Julius
Fröbel sind nach des Verfüssers eigener Angabe nicht sowohl eine
naturwissenschaftliche Beschreibung der von demselben wührend der
Jahre 1849— 1856 in Nord- und Central-Amerika ausgeführten Reisen,
als vielmehr ein Stück seiner Lebenebeschreibung us jener Zeit.
Neben der Schilderung der äusseren Erlebnisse, der durchwanderten
Länder u. #, w. macht uns der Verfasser hauptsächlich mit dem gei-
stigen Anschauungen bekannt, die er von Land und Leuten, den sm
einlen und politischen Zuständen derselben, gewonnen hat; das mensch-
liche Leben mit seinen sittlichen Interessen hat dem Gesichtspunkt für
alle seine Beobachtungen abgegeben und auch die Natur wird vorzugs-
weise unter demselben Gesichtspunkt ins Auge gefasst, — Der Inhalt
des ersten Bandes zerfällt in drei Bücher, das erste derselben enthält
die Reise ron Deutschland nach den Vereinigten Staaten und den ersten
Aufenthalt in denselben (1849 und 1850). Fröbel’ beschreibt hier die
Eindrücke, die er damals, soeben aus den Europilischen Wirren der
Jahre 1848—49 ausgeschieden, wührend eines mehrmonstlichen Auf-
enthaltes In Neu-York und einer zweimaligen, bestinmten Prirat-
xwecken gewidmeten, Reise nach Virginien, die ihn auch an den Sitz
der Bundesregierung führte, über die Noerd- Amerikanische Republik
empfangen hat. Die Ausflüge in den genannten Sklaven-Staat guben
ihm namentlich Gelegmheit, die Neger-Sklaverei als eine Frage der
Ethik, Politik und Kulturgeschichte weitläufiger zu besprechen. Dem
Inhalt, wenn auch nicht der Zeit nach, schliesst sich an dieses erste
8, (feogr. Mitth, 1887, 8, 286
123
Buch das dritte an, indem es obenfalls von den Ver. Stanten handelt
und der Verfüsser im demselben die Resultate seiner Studien anf dem
Gebiete der Amerikanischen Politik und des Amerikanischen Boeialis-
mus mittheilt. — Die Urtbeile und die Darstellung Fröbel's im ersten
und dritten Buche seines Werkes glauben wir als solche bezeichnen
zu können, die sieh dureh Kinrheit, ruhige Unpartellichkeit und da-
durch auszeichnen, dass sie mit scharfem Verstand allseitig durchdocht
sind, und wenn auch Mascher, welcher die Verhältnisse der Tran
Atlantischen Republik zum Üergenstand seiner Studien gemacht, oder
dieselben ak eigener Anschauung kennen gelernt hat, in einigen weni-
zen Punkten mit dem Verfasser nicht übereinstimmen wird, so muss
doch die Lektüre jener Abschnitte des ersten Bandes allen denen drin-
gend empfohlen werden, die sich für die Entwickelung der sittlichen
Tendenzen des politischen und sorialen Lebens der Union interoseiren.
— Dias zweite Buch schildert die Bereisung von Niearagua. Frübel
unternahm dieselbe in der Hoffnung, sich dort als Naturforscher, etwa
durch Erforschung und Ausbautung der mineralischen Schätze des Lan-
des, eine bleibende Stellung zu erwerben, was ihm jedoch nieht gelung.
Er verliegs Neu-York im September 1850 und kehrte in demselben Mo-
nat 1851 dahin zuriick. Auf der Hinreise landete er zuerst in Chagres
und begab sieh dann von hier nach San Junn del Norte, durehkreuste
diesen Staat in vielfacher Richtung von Rivas und dem gegenüberlie-
genden Gestade des Stillen Oceans (San Juan del Sur) bis nach Leon
und machte eine Exkursiom nach der weniger bekannten Provinz Chon-
tales, nordöstlich vom See Nicaragua, wo er das Platenn von Mosquitia
erstieg. Mit Umgehung alles minder wichtigen Details des täglichen
Reiselebens hält Frübel auch hier den aben bezeichneten allgemeinen
Gesichtspunkt fest und liefert ein deutliches topegraphisches Bild der
von ihm besuchten Landestheile, ihrer charakteristischen Züge in Be
zug auf Geologie, Pilanzen- und Thierleben, und der socisl-politischen
Zustände der buntgemischten Berilkerung jenes in neuerer Zeit so oft
genannten Staates. Mit besonderer Vorliebe scheint er die Ethnologie
der eingebornen Indianer, ihre Sprache u. ». w., studirt zu haben, Da
Niearagua kurz vor Ihm und nach ihm von Squier, Scherzer und Wag-
ner u. A, bereist md beschrieben worden ist, so dürfen wir in dem
vorliegenden Reiseberichte nicht riel Nenes erwarten, zumal ein Theil
der Forschungen Fröbel’s an Squier mitgetheilt und von diesem be-
reits in seinem (1852 erschienenen) Reisewerk bekannt gemacht worden
sind. Dennoch enthält derselbe manche Berichtigungen der Angaben
des genannten Heisenden und es ist namentlich die Beschreibung der
Exkursion nach Chontales, der Orograpbie und Hydrographie dieses
Distriktes für den Geographen von Interesse und Wichtigkeit. — Der
zwuite Band umfasst die Erlebnisse des Verfassers in den Jahren 1852
bis 1855, Derselbe trat im Frühjahr 1852 mit einer Deutschen Firma
in Neu-Vork in Verbindung, welche nach dem Mexikanischen Stante
Chihnahus handelte, und begleitete im Spätsommer desselben Jahres
einen von Independence am Missouri ebendakin bestimmten Wagenzug.
Im November hier angelangt, hielt er sich, jede Gelegenheit zu Aus-
flülgen nach anderen Punkten Nord-Mexiko’s benuteend, bis zum Mai
des folgenden Jahres daselbst auf, Geschäfte veranlassten ihn alsdann,
über Texas (San Antonio) nach Neu-York zurückzukehren. Doch sehon
im Herbst desselben Jahres führte er eine zweite Wagenkarswane von
der Texanischen Küste abermals über San Antonio nach der Mexika-
nischen Gremzstation EI Paso del Norte am Rio Grande Umstände
nöthigten die Eigenthümer, die Wagen und Thiere von hier nach Ka-
Klornien zu schicken, wodurch Pröbel Gelegenheit erhielt, auch diesen
Theil des Kontinents zu durchreisen. Im Anfang September 1854 in
Los Angeles (Kalifornien) angelangt, begab er sich nach Ban Pranzison,
um dort für lüngere Zeit seinen Aufenthalt zu nehmen, Fröbel hatte
so Gelegenheit, den Kontinent Nord-Amerika's nach verschiedenen Rich-
tungen hin und namentlich auch den nördlichen Theil Mexiko’s ken-
nen zu lernen. Was er von Land und Leuten auf diesen Zügen ge-
sehen, schildert er in der schon im Vorstehenden angedenteten geist-
reiohen und lebendigen Weise und seine Schilderungen enthalten für
den Gengraphen und Naturforscher riel werthrolles Material. Die lets-
ten Kapitel beschäftigen sieh mit Kalifomien und der Kalifornischen
Gesellschaft und erzählen die im Herbst 1855 über Niearagus ausge-
führte Rückreise nach Now-York. — In Bezug auf manche Stellen den
zweiten Bundes können wir jedoch nicht umhin zu bemerken, dass
Fröbel, indem er Personen und Zustände vorzugsweise vom philoso-
phischen Standpunkte ans betrachtet, in Bezug auf ihre Holle in dem
grossen und allgemeinen Fortbildungs-Prozess des Nord-Amerikanischen
Kontinents dieselben in einem ganz anderen Licht sieht und beur-
theilt, als sie der nüchterne Blick eines Mannes auffassen wird, der
16*
124
nur das schen will, was die ungeschminkte Wirklichkeit seinem Auge
bietet, Auch scheint der Umstand, dass er sich in den Schilderungen
des zweiten Bandes auf einem Terrain bewegt, auf welchem die besten
Eigenschaften der Nord-Amerikaner am glänsendsten hervortreten, sein
Urtheil biaweilen bestochen au haben, so dass er die grübsten Aus-
wöchse Amerikanischer Ungebundenheit zu beschönigen sich bentrebt,
während er die Febler seiner eigenen Nationalität (welche aufrudeckem
wnxweifelhaft seine Pflicht war) in einer scheinbar geftissentlich krän-
kenden Weise rligt. Jedenfalls ist es wenigstens eine unwahre und
ungereehtfertigte Beschnldigung, wenn er der Ikeutschen Emigration
nFeigheit" und allzu grossu „Lebensliebe” vorwirft, weil rich dieselbe
nicht in grüsserer Masse den Tropengegenden zuwende, während wohl
keine Europäische Nation, aueli die Nord-Amerikanische niebt, mehr
wirkliche Arbeiter und Landbawer in die Tropen geliefert hat, als ge-
rade die Deutsche. —
5. Ein Französischer Arzt, Duchassaing, bat ir Panama und auf
Guadeloupe botanische Sammlungen ron soltenem Wertbe zussmmen-
gebracht, namentlich enthalten die ron der Insel Guadelonpe eine bei
Weiten grössere Anzahl von Arten, als irgend eine frühere Unter-
suelung der Karsibischen Inseln ergeben hatte. Diese Sammlungen
wurden ursprlinglich dem Botaniker Walpers zur Publikation übergeben,
nach dessen Tode kamen sie aber in Professor Grischach's Iände, (der
sie einer gründlichen syrtematischen Bearbeitung unterworfen hat, Um
seinem Werke eine gewisse praktische Brauchbarkeit für die Unter-
suchung Karaibischer Pflanzen überhaupt zu verleihen, nahın der Ver-
füsser in dasselle auch alle diejenigen Arten auf, welche sich bei Jüo-
quin, Swarte, West, Wickström, v. Schlechtendal u. A, aus dem (ie
biete der West-Indischen Inseln zwischen dem 15. und i®. Parallel
(zwischen Martinique und 8, Thomas) verzeichnet finden, wodurch die
Zahl der aufgeführten Species auf 1486 gestiegen lat. Es stellte sich
wuch bei dieser Arbeit heraus, dass die meisten der vermeintlich neuen
Arten auf bekannte zurlickzufähren waren und dass neibst auf Guade-
lonpe, wo die Mannigfaltigkeit geognostischer und klimatischer Bedin-
gungen eine verhältuissmässig sehr reiche Klara hervorgerufen hat, die
Zahl der Formen nicht so beileutend ist, wie in vielen nussertropischen
Gegmden, —
6. Von Profaser Coak's Abhandlung über das Sinken der See-
küste von New Jerser und Long Island haben wir schon früher einen
Aussug grachen !),. —
T, Siche oben 5, 119,
%, Siche oben 8, 120.
®, Dr. Culdweli von der Murine der Vereinigten Siaaten hatte zu
Anfang des Jahres 1866, während seiner Anwesenheit au Ühepigana im
Golf von San Miguel, verzommen, 0» existire ein verkältnissmässig
ebeuer Landstrich zwischen Fort Principe um Sarannı-Fluss und der
Caledonia-Bai an der Atlantischen Käste, in einer mehr mirdlichen
Richtung als die, welche Kapitän Prerast im Jahre iäbit verfolgte,
Er begab sich desskalb im April desselben Jahres nach Fort Principe
und schlug die angeleutete Richtung nach der Caledonin-Bni ein, war
über aus Mangel an Wasser gmöthigt umsukehren, ehe er die Kiste
erreichte, doch glaubt er das Meer in der Entfernung von wenigen
Meilen gesehen zu hbuben, Nach seiner Meinung hefindet sich die
höchste Stelle des ron ihm durchreisten Theils des Istlımus eine Tage-
reise nördlich ron Fort Principe, and von da soll sich das Land all-
mälig nach der Atlautischen Kliste hin senken. Es ist jedoch auf
diese Aussage nicht das geringste Gewicht zu legen, da Dr, Caliwell
mit Beschwerden aller Art zu kümpfen hatte und nicht mit Inatru-
meisten verschen war, um Hähben und Entfersungen zu messen. Auch
haben bereits früher Gisboror’s Aufnahmen an der Caledonia-Bai dar-
getlen, dass die längs der Atlantischen Küste verlaufende Bergkette
nirgends unter 900 Fuss Hähe herabsinkt und daher von der Anlage
eines interoeennischen Kanals an jener Stelle des lsthmus nieht die
Rede sein kann, —
10, Auf der Inarl St, Vinwent erhebt sieh als Kulminationspunkt
der Wulkan More Garu oder die Sonflriere, wie er auch von den
Bewohnern genannt wird. Auf seinem Gipfel trügt er einen grün be
wachsenen Kruter von 506 Fuss Tiefe, dessen oberer Rand rinen
Durchmesser von mindestens 2200— 2400 Fuss hat und in dossen Tiefe
ein Se klaren, grlnen Wassers von etwa SOP—640 Fuss Durchmesser
sich ausbreitet, Dieser Sen entstand erst, nachdem der Eruptionakegel
von 1718 bei dem lotston Ausbruch, der im Jahre 1812 Statt fund,
in den Krater rorsunken war. Im Jahre 1851 soll seine Überfläche
’y 8. Geogr, Mitih. 1857, 8. A86,
Literatur.
plötzlich um 3—36 Fuss gesunken sein, jedoch ohne irgend eins
Eruptisu oder Erschütterung, auch begana der sogenannte Dry-River,
welcher bei der Eruption von IBi2 ausgetrocknet wurde, um Weih-
nachten 1853 plötzlich wieder su Aiessen, Zeichen, die auf eine fort-
danernde Thätigkrit des Vulkens schliessen Inssen. In dem mehr-
fuches Interesse bietenden Aufsatz üher die Ersteigung desselben vum
Dr. Rohrbach machen wir namentlich auf die anschauliche Schilderung
der verschiodonen Vegetationszonen aufmerksam. —
11. Von Rio Unarto aus’) folgte Prof. Burmeister der Btrusse,
welche am Fuss dor Sierm de Cordoba nach Son Luis und von bier
über Bige de la Pax und Betamo nach Mendoxa führt. In der Be
schreibung dienes Theils der Reise ist ausser den Bemerkungen über
Bodenbrschaffenheit, Vegetation uud Fauns besonders die Sekilderung
der Aussicht interessant, welche der Reisende von Sau Luis an auf
die Cbilenische Konlillere mit ihren Biesengipfein, dem Aconcagun,
Tupungata and Maypu, genen. —
12. Deisporte, Direktor der Ackerbauschalo zu Santiago, giebt einen
allgemeinen Überblick über Ulile, besomlers binsiektlich der matikr-
lichen Bedingungen, die es für den Ackerbau bietet, der Aussichten,
welche die Entwickelung des Ackerbaues daselbst bat, und des gegen-
wärtigen Standen desselben, Als Haupthindernis für die raschere
Ausbreitung der Badenkultar wird der Mangel an Arbeitskräften und
lie Vertheilung dos Landes in übermässig grosse Güter hingestellt. —
13, 15. In seinem Aufsatze über die Chilenischen Kolonien in der
Magellan's»-Strasse bespricht Dr. Neumasn zunächst die Schifffahrt um
das Kap Horn und dureh die Magellan’s-Strusse, hauptsächlich nach
King, gieht eine allgemeinere Beschreibung des angrenzenden Landes,
wobei er eine Vstliche, mittlere uni westliche Zone unterscheidet, er-
zählt die vorunglüickten früheren Versuche einer Kolomisation der Meer-
enge und giebt zum Schluss die Überweisung eines in vieler Hinsicht
werthvollen Berichten des Dänon 3. Ü, Schytle (EI territorio da Ma-
gallanes i su eolonisaeion), der in den Jahren 1853 und I1K54 im Auf-
trag der Chilenischen Bewierung das Kolnnisations-Terrain besucht but.
Manches aus diesem Bericht, =. B. die metsorologiachen Beobachtungen,
ist schon von V. Peren-Rosales in dessen Werk über Chile 9 benutzt
worden; um so mehr murs #3 auffallen, dass Schytbe durchaus nicht
die entimsinstischen Hoffnungen des genanntes Autors hinsichtlich der
Zukunft der Muzellan’s-Birasse theilt. Der Anlau von Ü<rrenlion hat
nach il »ehr unbefriedigeude Kesultäte ergeben, da « auch im Bam-
mer nie an einigen Nachtfrösten fehlen soll. Die viel gerlibmten
Steinkehlenlager auf der Halbinsel Braunschweig scheinen ihm mehr
ein Gegenstand des wissenschaftlichen Interesses als des praktischen
Nutsens. Zur Viehzucht hält er dagegen das Territorium für geeignet,
auch “ll der Boden sobr fruchtbar nein, und er glaubt, dass es kein
gesumderes Klima in der Welt giebt. Interemsant ist die Angabe, dass
der Strauss auch noch südlich von der Maugellan's-Strasse vorkomme,
Dem Aufsatz ist eine gute Karte von Feuerland und der Mugellan'“
Strusse nach den Aufnahmen von King und Fitz-Roy beigegeben. -
16. Die beiden oben angeführten Britischen Admiralitätekarten von
New-Schottland stellen einen Theil der Nordostkiste dar und zwar die
neue Auflage der Sektion 10 einer im Jahre 1826 erschienenen Karte
die Strecke von der Nieomtau-Bei bis sum Indien Harbour mit Ein-
schluss des St. Mary- Flusses aufwärts bis Shurbrook; die zweite
schliesst sich nordöstlich un sie am wnd ist das Kosaltat von Kapitän
Bayfiehl's 1855 aungefübrter Aufnahme den Countey Harbour und aei-
per nüchsten Umgebung. — Die beiden anderen Admiralitätskarten sind
osch den Küntenvermessungen der Vereinigten Stnaten entworfen]
FOLARLÄNDER UND INSELWELT.
Bücher.
1. Charles Edmond: Voyage dans les mers di Nord & bord de
la Gorrröte „In Beine Hortense”, Notices seientifquns ovmiaen«
que par MM. Membres de PErpedition,. Carte p gehen (arte
gerdogigwe de PInlande eie, Paris, 1897.
Aufsätze.
2. 5. Babinet: L’Ocdan Islamiais, (Revue des deue Mondes, 1.
Noremder 1857.) i \
3, Anton ve. Eisel: Über die Mineralprodukte Süd-Grönlands,
Noch H. Rink. (Ztechr, für Allgem. Erdkunde, Oltober.)
t) & Gengr. Mitih, IAb#, Heft 11, A. 50,
N 9, (euer, Mitih, 1887, 8. 444
Literatur,
4. A. E, Zhöshman: Die Inseln Sr. Paul und Neu Amsterdam.
Mit Aarte, (Mitth, der RK. K. Geogr. Gesellschart, Heft 2.)
Karten,
5 Carte de ! Expedition den les mers due Nord en 1856. Mat.
1:6.235.000, — Islande arec Tindication des prineipau.r traits de In
eonstitution geologiue ei tn easai d’appliention du reset pentayemal.
sat. 1:200.000. (Zu Ar. 1.
6, Die Insel St. Pad. (Zu Nr. 4.)
(1, 3. Die Beschreibung der in den Sommermonaten des Jahres
1856 vom Prinzen Napoleon unternommenen Heise nach Island, Grün-
land und Skandinsrien ist in einer des hohen Reisenden würdigen äns-
seren Ausstuttung dem Publikum übergeben worden. Der beschreibende
Text ist von Herrn Charles Edmond, der ganz in der Weise rines
wortreichen Franwäsischen Touristen die Erlebnisse anf der ihrer Zeit
viel besprochenen Fahrt und noch vieles Andere, was er nicht erlebt
uni gesehen, erzählt, Der wissenschaftliche Theil ist in einem An-
kang enthalten und besteht is den Berichten der verschiedenen ge-
lehrten Mitglieder der Expedition. Die Relation nautiguo ist von dem
Sehiffslieutenant A. G. du Buisson und es geht aus diesem ziemlich
mageren und flüchtigen Bericht hervor, dass in nautischer Hinsicht
wenigstens die Expedition keine sehr bemerkenswertben Besultate ge-
liefert hat. Man machte zwar mehrore Male Versuche, Tiefenmessungen
zu erhalten, erreichte jedoch nur Einmal den Grund, ohne auch dies
Kine Mal ein zuverlässiges Resultat zu erzielen; auch hält’es der De
richterstatter für überllüssig, die genaue Position des Schiffes während
der Operation anzugeben. Die Exyeilition gelangte nördlich bis zu
einem Punkte, der etwa 54 Nout, Meilen südlich von der Insel Jan
Mayen liegt; Eis und Mangel an Kohlen zwangen zur Rückkehr, eho
der 70° N. Br. vollständig erreicht war, — Die Partio physiologique
et mödicale ist von den Marineirsten DDr. Bellebon und Guserault,
weiche den kurzen Aufenthalt in Grönland nach Möglichkeit benutzt
zu haben scheinen, um nach eigener Untersuchung einen Beitrag zur
Anthropologie der Eskimos zu liefern und ein Bild der unter ihnen
herrschenden Krankheiten aufzustellen. Am umfangreiehsten ist der
dritte Theil, die Partie geolagique, zusnumengestellt von BE. B. de
Clunevurtois, Ingenieur des mines etc, und Ferri-Pisani, Chef d’Es-
endron d’Etat-major. Die Kohlenregion von Neweustle und spexiell
die Mine von Segbäll, die Prins Napoleon besuchte, werden zuerst be-
schrieben, worauf eine Darstellung der genlogischen Verhältnisse von
Grönland und Island folgt. Bei dieser letzteren Arbeit machen die
Herren Verfasser selhst keinen Anspruch auf Origivalität, geben die
Quellen, aus denen sie geschipft haben, gewissenhaft an und bestrebon
sich nur, ein anschauliches Bill jener in geologischer Hinsicht #0 inter-
eseanten Länder in einer allgemein verständlichen Darstellungswriso zu
entwerfen. Die heigegehene geologische Kartenskisze von Island ist
eine Reduktion der bekannten 1844 von der Isländischen Literarischen
Gesellschaft herausgegebenen grösseren Karte; ausser dieser enthält das
Werk noch eine Kurskarte der Reine Hortenso und eine Reihe von
Abbildungen in vorzlglichen Holzschnitten.. Das ganze Bach kann
und will nicht als ein wissenschaftliches Werk von Bedeutung gelten,
wird jedoch demjenigen Kreis von Lesern, für den es bestimmt ist,
eine unterhalfende und auch vielfach belehrenpde Lektüre gewähren, —
2. Im Novomberheft der Rerue des deux Mondes befindet sich ein
Artikel des Herrs Babinet, Mitglieds des Instituts von Frankreich, un-
ter der Überschrift: L’Ocean Inlandais, in welchem der Verfasser ılie
auf der Fahrt der „Beine Hertense” erlangten und jüngst veröffent-
lichten Resultate in ein möglichst zilnstiges Licht au setzen versucht.
Er giebt im Eingunge eine allgemeine Beschreibung des Arktischen
Meeres und des nördlichen Atlautischen Derans, seiner Strömungen und
der in demselben vorkommenden Eisbildungen, ihrer Ursachen u. 3. w.,
Phänomene, welche alle auf der Reise der Heine Hortenss beobachtet
und vollständig bestätigt gefunden wurden. Die Ankäufung des Eines
an der Ostküste Grünlands giebt dem Verfusser Gelegenheit, über die
angebliche Verschlechterung des Klima's derselhen und die Gründe die
ser Erscheinungen zu sprechen, welche er in einer verminderten Strö-
murg des Golfstromes nach dieser Seite hin erblickt; die Ablenkung
desselben könnte herbeigeführt sein durch die bekannte Erhebung des
Meoeresbodens in jenen Breiten, zumal auch am Nordkap durch die
Temperoturmessungen des Warsers von Laroche-Poocit hewiesen sel,
dass auch hier die Wärme des Golfstromes, von 10 zu 10 Jahren we-
nigstens, eine merkliche Abnahme zeige, Die von den Mitgliedern der
Expelition in Island in verschiedenen Hühen gefundenen versteinerten
Hölzer dienen ihm als Seuls für die ullmälige Erhebung der Insel,
125
Falls die Voraussetzung richtig sei, dass jene ursprünglich vom Moere
angetrieben wären. Ausdehnung dieser Erhobungen des Bodens, welche
er auch längs der Französischen Küste beobachtet haben will, ihre
geologischen Gründe, der Eintluss der veränderten Golfesträmung auf
das mittlere Europa und einige andere meteorologische Beobachtungen
werden ebenfalls besprochen. Den Mangel un angestellten Tiefenmes-
sungen entschuldigt der Verfasser mit dem schlechten Wetter, welches
die Expedition begleitet habe; wenn derselbe aber bohauptet, dass diese
„le plus haut degrt da gönie de ia navigation arctique'” bewiesen habe,
so ist das gewiss nur als ein Kompliment zu nehmen. Nebenbei er-
wähnt er lobend ein Heisewerk des Amerikaners Loring Bracs über
Schweden und Norwegen. —
4, 6. Über Prof. Zhishman’s Monographie der Insıln St. Paul und
Neu-Amsterlam siehe die Bemerkungen in den „Geogr. Mittheilungen”,
1858, Heft I, 8. 26.]
ALLGEMEINES,
Bücher,
1. Alexander von Humboldt: Kosmos, Entwurf einer physischen
Weltbeschreibung, Be. IV. Stuttgart, Cotta, 1828.
2.0, M. Warren: A system of physical Geograph;
a description of the natural features of the land @
phenomene af the Atmosphere and the distribution of v
animal ie. To which is added a Treatise af the physical Geo-
rapıy of the United States. Mit Karten und Illustrationen. Phi-
Tadeiphio, H. Cowpertharait d& Co. 1856.
ö. Die verschiedenen Völkerstümme aller Nationen in freuwester
Gesichtsbildung, Farbe, Grüsse und Nationaltracht. 4 Tafeln mit
50 grossen kolorirten Figuren. Nach der Zusammenstellung von
Dr. Latkam. Stuttgart und Leipzig, Wüh, Nitzschke,
4. W. Engelmanı: Bibliotheca geograpkica. Zueite Hälfte, Leip-
zig, W. Engelmann, 1858,
6. P, ZI M. Meyboom: Ljet van Gedrukte Kaorten, voorhanden
in het Archief der Genie van het Ministerie van Oorlog. "«Graven-
haye, 1857.
6. Catalogus van Boeken, Plaatwerken en Kaarten over da Ne
derlandsche Bezittingen, zuu vroeyere ala woordige, in Arie,
Afrika en Amerika, Amsterdam, Frederik Auller, Oktober 184,
T. Annwaire des Deur Mondes, histoire generale des divers dtats,
1356— 1857. Paris, 1857.
8. Anmuaire pour Tan 1858. Publid par le Bureau des Longi-
tudes, Paris.
2%. M, Alexander Castren’s Ethnologische Vorlesungen über die
Altaischen Völker nebst Samojedischn Märchen und Tetarischen
Tleldensagen. Im Auftrag der Kais. Akademie der Wissenschaften
herausgegeben von Anton Schiefner, St. Petershturg, 1857.
10, Prof. Bernhard Cotta: Geolsgische Fragen, Freiberg, J. @.
Engelhardt, 1887. R
11. Prof. H. BR. Göppert: Über das Verhältnis der Boghead
Parrot Cannelsoal sur Steinkohle, Besonders abgedruckt ans der
Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinemvesen in dem Preus-
sischen Staate, F, 1. Berlin, 1867.
12. First and Second Keports £ the Liverpool Compass Com-
mitter to the Bourd uf Trade, 185 d 1850. Presented to both
Houses of Parliament. Londen, 1857.
13... We. Egloffstein: Neic Style of Topographical Drrmeing,
derived jrom late experiments wich the Photograph amd Daguerreo-
type, from mountain models, Washington, 1857.
Aufchtze,
14. John Chappelsmith: Über Minimal- Barometerstünde und
Stürsie, über wechselssitige Unabhängigkeit beider dieser Erschei-
nungen, wconn die Stürme von elektrischen Ausbrüchen begleitet sind,
sul über einige Irrthiinser der rotatorischen oder cyklowischen Sturm-
Theorie. (Alstthenlungen der K. K. eugr, Gesellschaft, Hefı 2.)
1b. Heney M, Wirt: Report on the Specifie Grarity af Sea- Wa-
ter om the West Coast of Africa. (Proceedings of the R. Gegr.
8. ‘ London, No. XI)
6. Auguste Laugel: La tldgraphie dlecirique entre des deum
mondes. (Herwe des Deur Mondes, 15, Öktober 1857.)
17. Dr. Karl Rohrbach: Über die Pyramiden in der alten wnd
neuen Welt. Vortrag, gehalten in der Geogr. Gesellschaft zu Berlin
im Mai 1867. (Ausfand, 1857, Nr. 47, 48, 49.)
containing
water, the
and
126
18. A. Uhde: Wesen wel Ursprung des Höhenrauche, (Wester-
man's /lustr. Deutsche Moustshefte, Dezember 1867.)
19. Die wisseischaftlichen Besen auf Befehl und mit Uuter-
stätsung des Könige Max von Bayern. (Bien Norember 1857.)
Karten,
2%. 6 Karten in ÄAupferstich und 8 Karten in Holzschwitt, ge-
zeichnet con J. H. Young. (Zu Nr. 2}
21. Dr. H. Kiepert: Neuer Hand-Atlas über alle Theile der
Erde. Lief. 1-6. Berlin, Dietrich Reimer, 1ES—HT,
22. Atlas der evangelischen Missions-Gesellschaft zu Hase, Nach
den Angaben der Missionare Locher, Plessing, Kies, Albrecht, Weigle,
Dr. Gundert, Lechler und Winner, unter Mitwirkung von Budalf
Gross, Ingenieur- Topograph, bearbeitet won J. Josenhans, Inspektor
der evangelischen Missions- Anstalt. Im Verlag des Crmptoirs der
evangelischen Missions-Wesellschaft zu Basel,
[1. Wie der dritte Band des „Kosmos als Erweiterung eines Thei-
tes des im ersten Bande enthaltenen allgemeinen Naturgemäldes die
uranologische Sphäre behandelte, »o ist der: vierte und letzte Band
dass bestimmt, die Ergebnisse der Beobachtung aus dem tellurischen
Theile der phreischen Weltbeschreibung darsustellen, und zwar werden
in der bis jetzt vollendeten ersten Hälfte die viel umfassenden Er-
scheinunges des Erdmagnetismun und YVulkanismns abgehandelt, Die
Fülle den Stoffes macht es uns unmäglich, hier auf die Einselheiten
des Inhaltes einzugehen, eine allgemeinen Übersicht denselben, »o wie
einige Auszüge haben wir aber bereits früher gegeben 9 und es bedarf
bei diesem Werke nicht unserer Bemlhung, die Aufmerksamkeit des
Publikums auf dasselle hinzulenken. Es möge daher genügen, wenn
wir hiermit unsere Bewunderung und Hochachtung vor dem Manne
ausdrücken, der es selbst noch im Greisenaltor rerstobt, die such jüngere
Kräfte überwältigende Masse der täglich sich mehrenden Entdeckungen
und Forschungen in ulen Gebieten der phyeikalischen Wissenschaften
zu beherrschen, ihren reistiven Werth und ihre Tragweite zu würdigen
und sio mit seinem eignen Wissen zu einem grossartigen Ganzen mu
verarbeiten, das als Spiegelbild unserer bisher errungenen Kenntnisse
die ferneren Forschungen anf die richtige Bahn lenkt. —
3, 20. $o wenig die zum Schulgebrauch bestimmten guographischen
Behriften der Nord-Amerikaner Im Allgemeinen zu loben sein möchten,
um so mehr verdient die zum ersten Unterricht bestimmte Bearbeitung
der physikalischen Geographie von Warren unsere Anerkonnung. Ex ist
diess ein physikalisch-geographischer Schul-Atlas, eine Reproduktion
in verjüngten Massstab der bekannten grüsseren Atlanten dieser Art,
von demen nach des Verfassers eigener Angabe der Atlas von Peter-
mann und Milner am meisten bemutzi worden ist. Doch können wir
in Bezug auf Anordnung und Bearbeitung des Stoffes, abgesehen von
den Kapiteln der physikalischen Gengraphie der Vereinigten Staaten,
die eine eigene Arbeit ist, dem Vorfasser nicht alle Originalität ub-
sprechen und glauben, dass derselbe den gegebrnen Stoff mit richtiger
Auswahl zum Gebrauch für Schulen, und zwar Amerikanische, abge
ändert und verarbeitet hat. Zur bessern Ropetition und zur Erleich-
terung des Lehrers ist mach Art der Mitschell’schen Lehrbücher eine
fortlaufende Reihe von Fragen unter den Taxt gesetzt, eine Methnde,
die schen desshalb nicht unpassend sein dürfte, weil aie den Lernenden
auf das Wichtigste und Morkenswortheste des Textes aufmerksam mücht.
Die 14 in dem Werke enthaltenen Karten sind theils separate Blätter,
tkeils Hotsschnitte oder zum Hochdruck prüparirt und in den Text
hineingelrackt, und wir freuen uns ordentlich, einmal etwas Anderes
als jene stereotypen Amerikanischen abschrockenden und geistlosen bup-
ten Karten zu sehen, au denen die dieken, grellen Farben als Haupt-
suche erscheinen. Da diess Karten jedoch Werke zum Vorbilde haben,
die 10 Jahre und’mehr zurlickäatiren, so liegt es auf der Hand, (ass
viele derselben dem jetzigen Standpunkte unseres geographischen Wis-
sens nicht angemessen «ind; besonders mangelhaft und unrichtig im
Detail sind die orographisch-topographischen Blätter zur Übersicht der
physikalischen Konfigurstion der Erdoberfläche, und ihre Zeichnung
und technische Ausführung bildet die sehwäche Seite des Werkes. Die
sur Erklärung in des Text zahlreich eingedruckten bildlielen Darstel-
inngen sind gut gemühlt und sauber ausgeführt, Im Anhang befinden
sich noch einige tabellarische Zusammenstollungen, betreffend die vor-
ztiglichsten Höher, Vulkane, Soon n. uw. —
#. Die bei Wilhelm Nitxschke, Stuttgart und Leipzig, herausge-
8, Geogt. Mitth. 1857, B. 400; 188, Heft I, #9, Mi u. 3,
Literatur.
kommenen Abbildungen der verschiedenen ViNkerstünme sind ein Pro-
dukt, das sich weder dureh churukteristische Zeichnung, soch dureh
künstlerische Ausführung empfiehlt und wobei zu rügen ist, dass der
Name eines verdienten Gelehrten wie Dr. Letlam in einer solchen
Weise auf dem Titel gesetst wird, dass der Unkundige rorleitet werden
kann, demselben einen Antlwil an der Autorschaft zuzuschreiben. Zur
Erklürung der Abbildungen sind einige (Quartseiten Text beigegeben, —
4. Mit dem zweiten Bande’) ist W, Eogelmann's Bibliotheca geo-
graphien zum Abschluss gekommen, Das wichtige und mit grossem
Floisse Iwarbeitete Werk hat den bedeutenden Umfang von 154 Bogen
engen Druckes erhalten und wird dem Geographen wie Jedem, der
sich in der Literatur über irgend einen Theil der Erde umschen will,
wesentlichen Nutsen gewähren. Zur Erleichterung des Gebrauches
wurde dem zweiten Bande ausser dem Inhaltsverseichnies noch ein aus
führliches, 77 Beiten starkes Hegister angehängt, das neben den Orta-
namen die Titel der wichtigeren und grösseren in dem Werke aufge-
führten Schriften und Karten enthält. —
5, Der Katalog aller Kartenwerke der Genie-Abtheilung des Hel-
ländischen Kriege-Ministeriums, der im vergangenen Jahre zuent er-
schien, ist nur eine einfache Zusammenstellung der verschiedenen Titel
jener Karten, obne irgend weiche kritische Bemerkungen, wie in andern
ähnlichen Katalogen, x. B, des Prouwischen Üeneraistabs, für den
Kartographon aber insofern von Interesse, als die Aufzählung der die
Kiederlands hetreffenden Karten eine voilstänlige zu sein scheint. —
6. Unser geehrter Korrespondont Herr v. d. Toorn in Amsterdam,
dem wir die Einsendung des vorstehend erwähnten Kataloge verdunken,
überschickte uns zu gleicher Zeit ein Verseichniss von Büchern, Bilder-
und Kartenwerkon über die Holländischen Iksitzungen in Asien, Afrika
und Amerika und die hiermit in Beziehung stehenden Länder, wie
China, Japau u. «. w., welcho bei Frederik Muller in Amsterdam er-
schienen sind. Lanselbe reicht zwar zur bis zum Oktober 1854, ent«
hält aber 1400 Nummern der einschliagenden Literatur und Karto-
graphie und ist daher als (Quellenrerzeichniss über jene Linder er
wähnenswerth. —
T. Von dem Anmsaire des Deux Monden, welcbes bekanntlich weit
dem Jahre 1850 als eine jährliche Kompretirung der Revue des Deux
Monidies herausgegeben wird, erschien der siebente Band, 1856— 1887.
Derselbe umfasst geren 1000 Oktarseiten und schliemt mit dem 18.
Oktober v. J, ab. Es zoll dieses Werk eine allgemeine Jahresgeschichte
der verschiedenen auf dem Schauplatz der Weltgeschichte vorzüglich
thätigen Stauten sein; ausser den Europäischen, Nord- and Süd-Ameri-
kanischen werden noch erwähnt: Hayti, Marokko, Persim, Siam, China
und Japan. In dem Kreis der Besprechung worden vorzugsweise die
politische Geschichte, die internationalen und diplomatischen Beziohun-
gen, die ganze innere und äussere politieche Situation der Stasten gr
zogen; weniger Sorgfalt wird auf die Darstellung der staate-Skononii-
schen Verhältnisse verwandt, und wenn auch bei den meisten Staaten
der Stand der Finanzen ungegeben, bei vielen auch dir Bewegung der
Berülkerung, die Fortschritte ın Bezug anf Ackerbau, Handel, Industrie,
Eisenbahnen, auf Kunst und Wissenschaft, mit mehr oder weniger voll-
ständigen statistischen Zahlenapgnben, besprochen werden, so fehlt doch
eine gleichmässige Behandlung dieses für den Gengraphen, Statistiker
und Stantemann gleich wichtigen Theils des Werks günzlich. Nument-
lieh fehlen dergleichen Angaben für sdmmtliche Deutsche, Nard- und
Süd-Amerikanische Stenten, Hussland u. s. w. Auch ist Frankreich.
das einzige Land, dewen Kolonien berlicksichtigt worden sind. Ver-
meidung dieser Mängel in ktinftigen Händen windle den Werth dieser
die politische Situntion meistens mit Klarheit und Aufmerksamkeit
schildernden Jahresberichte wesentlich erhöhen. —
#. Die Binriehtung des vom Bureau des Longitades zu Paris für
das Jahr 1858 ausgegebenen Annuaire ist dieselbe wie die der frühe-
ren Jahrgänge, aueh int ein grosser Theil des Inhalts unverändert ge-
blieben. Dem ausführlichen astronomischen Kalender folgen «ine Ta-
bells der Fiuthzeiten in len Hüfen Buropa's, eine Übersicht der Mnnase,
Gewichte und Münzen in Prunkreich und den auswärtigen Ländern mit
Hülfstafeln zu ihrer gegenseitigen Reduktion, Dieser schliessen sich die
Ergebnisse dex im Dezember 1858 in Frankreich ahgehaltenen Census nehst
anderen auf Frankreich und namentlich Paris besäglichen statistischen
Angaben au, was diesrm Jahrgänge einen gans speziellen Werth gieht.
Aus ‚dem vorigen Jahrgange sind ohne bedeutende Veränderungen ferner
beibehalten: eine Tufel sur Reduktion der in Englischm und Franz
sischen Zollen ausgedrückten Barometerhöhen auf Millimeter, eine ver-
YA, Geogr, Birth. 1497, 8. D6.
Literatur.
gleichende Tabelle der Thermometer-Skalen von Rdaumur, Celsius und
Fahrenheit, Zusammenstellungen des speriäschen Gewichts der bekann-
ten Gase, Dämpfe, Flüssigkeiten und festen Körper, eine Tabelle über
die Ausdehnung derselben bei zunehmender Wärme, Tafeln zur Be-
rechnung der Höhen durch Barometer-Beobschtungen mit einer Anwei-
sang, sie zu benutzen, die Höhen der bedeutendsten Berge und einiger
Wohnstätten der Erde, die Höhe der Belineelinte in rerschiedenen
Breiten und eine Zusammenstellung der geographischen Position und
Meereslöhe der Hauptorte der Arrondissements in allen Departements
Frunkreiehs, —
9. In einer biographischen Notiz über Alexander Unströn ) wurde
bereits früher auf dessen umfangreiche und fruchtbare etlinographische
und linguistische Forschungen über die Nord-Asistischen und Finni-
schen Vülkerstümme hingewiesen und es warden zugleich mehrere von
ihm hinterlassene Werke erwilhnt, deren Publikation zu erwarten stehe.
Von diesen sind sritdem die „Grundzüge einer Tungusischen Sprach-
lehre”, der „Versuch einer Burjütischen Sprachlehre” und die oben
angeführten Ethnologischen Vorlesungen erschienen, sämmtlich im Auf-
trag der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu St. Tetersburg von
Anton Schiefner herausgegeben. Die Zahl der unter dem allgemeinen
Titel „Nordische Reisen und Forschungen von M. Aloxander Caströn”
susammengelassten Werke ist dadurch auf acht gestiegen und ausser-
dem befinden sich noch von demselben Verfasser der „Versuch einer
Koibalischen und Karagassischen Grammatik’ und der „Versuch einer
Jenissei-Ostjakischon und Kottischen Sprachlehre” unter der Presse.
Schon aus diesen vielseitigen, gründlichen, an Ort und Stelle gemach-
ten Sprachstudien lässt sich schliessen, wie vertraut Caströn mit den
verschiedenen Zweigen der Völkerfamilie war, die er „Altnische’”” nennt
und die gewähnlich mit dem Namen „Tatarische” bezeichnet wird,
Dieser Schluss wird vollkommen gerechtfertigt durch (ie Ethnolegi-
schen Vorlesungen, die von Cnstren im Jahre 1851 an der Universität
zu Helsingfors gehalten, nach seinem Tode von Ü. G. Barg in Schwe-
ischer Sprache herausgegeben und kürzlich von Anton Sehiefner ins
Deutsche übertragen wurden; denn mag sich auch bei der kurzen Zeit,
die dem Verlasser zur Vorbereitung für diene Vorlesungen vergönnt
war, und dadurch, dass er vor ihrer Berision rom Toide ereilt wurde,
manche Fiüchtigkeit und mancher Irrthum eingeschlichen haben,
enthalten sin doch eine solche Monge werthvoller und neuer Untersu-
chungen, dass sie eins der bedeutendsten ethnographischen Werke der
neueren Zeit bilden. Nach einer kurzen Binleitung über Philologie
und Linguistik und über den relativen Werth physiologischer und
sprachlicher Untersuchungen für die Ethnographie beschreibt Caströn
die einzelnen Abtheilungen des Altaischen Volksstammes, nach Wohn-
sitz, Eintheilung, Geschichte, Sitten, Religion u. ». w. Diese Abthei-
lungen sind: Tungusen, Mongolen, Türken, Samojeden, Jenissei-Ostjaken
und Finmen, und die letsteren theilt er wieder in Ugrische Finnen
(Ostjaken, Wogulen und Unger), Wolga-Völiker (Tscheremissen und
Mordwinen), den Permischen Stamm (Permier, Syrjänen, Wotjaken)
und den Fimischen Stamm (Kareien, Tavaster u. ». w.). Den Vor
losungen reiht sich als zweiter Theil des Buches eine Anzahl Samo-
jelischer Märchen und Tatarischer Heldensagen an. —
10. Die Geoloplschen Fragen von Professor B. Cotta sind eine
Sammlung von allerlei geologischen Aufsätzen, die wesentlich für Fach-
genossen bestimmt sind, um ihnen gegenüber den Standpunkt des Ver-
fassers zu bezeichnen und manche zweifelhafte Dinge zu besprechen
und anzuregen. Indesen ist die Darstellung auch für das grössere
sich für Geologie interossirende Publikum berechnet, Der Verfasser
legt nämlich hier diejenigen eigenen Benbachtungen und Ansichten nie-
der, die in seinen anderen populären Schriften leicht der Aufmerksam-
keit seiner Fuchgenossen entgehen mussten, und sucht ein Bild von dem
zu entwerfen, was man eigentlich in der (ieologio weiss und was von
dem zuniichst Wissenswerthen man noch nicht weiss. Die Schrift ist
mit in den Text eingedruckten Holzschnitten vorsehen. —
11. Einer Aufforderung des Bau-Amtes der freien Stadt Frankfurt
folgend, giebt Prof. Güppert is einer kurzen Abhandlung sein Gut-
achten über die Natur der sogenannten Schbttischen Boglend Purrat
Cunneconl ab, indem er zugleich die Bildung der Steinkohlen und
Kohlenschiefer erläutert. Sein Gutachten geht dahin, dass die Boghead
Parrot Uunneleoal keine wahre Steinkohle, sondern bituminiser oder
Kohlenschiefer sei, da sie 25 bis 30 Prozent Mineralbestandtheile ent-
balto und keinen schwarsen, sondern einen grau-branunen Strich zeige, —
12. Die dem Englischen Parlament vorgelegten Berichte des Liver-
"8, Geogr, Mitıh, 1836, 8. 391.
)
127
pool Compass Committee geben Rechenschaft Über die Thätigkeit des
Committee’s in den beiden ersten Jahren seines Bestehens, 1855 und
1856. Dor Zweck desselben ist, Beobachtungen über die Abweichung
der Magnetnndel in hölzernen und eisernen Schiffen anzuregen und zu
sammeln, und obwohi die Zahl der zuverlässigen Beobachtungen noch
zu gering ist, um allgemein gültige Gesetse Jdarans abzuleiten, so ist
doch bereits nicht Unbedentendes geleistet, so dass den Berichten eine
ziemlich grosse Anzahl Disgramme, die angestellten Beobachtungen ver-
anschsulichend, beigegeben worden konnten. Es liegt auf der Hand,
duss diese Untersuchungen nicht nur der Schifffahrt praktisch dienen,
sondern dass sie auch für die rein wissenschaftlichen Forschungen über
die Variation und Deklination der magnetischen Elemente zur See von
der grössten Wichtigkeit ind. —
13. Die Methode der Bergzeichnung, die F. W, v. Egloffstein in
Nord-Amerika, ein Bekenner des Chauvin’schen Bystems, empfiehlt,
wimmt uns durch die dem Flugblatt beigegebens Stichprobe so wenig
ein, dass wir im Interesse der Kartographie glauben entschieden vor
deren Anwendung warnen zu müssm. —
14. Ein Aufsatz von John Chappelsmith in den Mittheilangen der
K. K. Geographischen Gesellschaft zu Wien bespricht die baromstri-
schen Erscheinungen, welche während eines am 30. April 1852 in der
Nähe von New Harmony (Staat Ohio) vorübersiehenden äusserst hefti-
gen Ternado’s beobnehtet wurden, sowohl an dem genannten Ort, uls
auch über ontferntere Gebietsstrecken (ler Vereinigten Staaten. Der
Verfasser glaubt beweisen zu können, dass die bisherige Annahme,
nach welcher zwischen Stürmen (Dove) oder Erdbeben (ran Swimdern)
und niedrigen ' Barometerständen «ein ürsächlicher Zusammenhang be-
stelio, eino irrige sei. Dem Aufsatse sind zwei Holzschnitte beigefügt,
welche den Barometerstand zu New Ilarmony, »0 wie über einen grossen
Theil der Vereinigten Stanten zur Zeit des Sturmes veranschaulichen, —
13. Von einer Anzahl Meeresproben, welche Dr. Campbell am Aus-
Huss des Congo in verschiedenen Entfernungen von der, Mündung sam-
melte, hat H. M. Witt das speciüsche Gewicht bestimmt und dabei
gefunden, dass es eine deutliche Abnahme zeigt, je müher das Wasser
an der Flussmündung geschöpft wurde. Das höchste specifische Ge-
wicht war 1,027#65, das niedrigste 1,025200, Das des offenen Meeres
an der Westküste von Afrika in 3° 17° S. Br. war zwischen 1,02748
und 1,02785, Adalph und Hermann Schlagintweit fanden auf ihrer
Reise von Southampton nach Bombay im Jahre 1854 das mittlere
speeifische Gewicht den Atlantischen Meeres zu 1,0277, wogegen Admi-
ral King das des Grossen Ocsans zwischen 10° und 40% 5. Br. zu
1,02648, zwischen 40" und 600 8. Br, zu 1,02613 bestimmte, —
16, Der Aufsatz ron Auguste Laugel behandelt in populärer Weise
alle die Fragen, welche bei den Problem des Atlantischen Telographen
in Betrucht kommen: das Relief des Meeresbodens, die Sondirungsappa-
rate, die Konstruktion des Taues, die Schnelligkeit de« eluktrischen
Stromes in verschiedenen Arten des Taum tnd bei Anwendung ver-
schiedener Methoden, die Apparsto zur Legung des Taues u, s. w., und
giebt eine kurze Übersicht des Verlaufs der missgliückten Operation. —
17. Nach einigen Bemerkungen über die Pyramiden von Gizeh, die
er im Jahre 18656 besuchte, giebt Dr. Rohrbach eine ausführliche Be-
sehreihung mehrerer von ihm im Mexiko, auf dem Wege von Puebla
nach der Hauptstadt, geschener pyramidenartiger Bauten und besonders
eines alten, ebenfalls prramidenertigen Tempels bei dem Dorfe Xochi-
ealoo südlich von Cnernaraca, der vhemals dem Sonnendienste geweiht
war und zu dem Zwecke eine höchet merkwürdige Einriehtung hatte,
Der Unterschied zwischen den Ägyptischen und Mexikanischen Pyrra-
nüiden besteht nach ihm hauptsächlich darin, dass die ersteren wirk-
liche mathematische Prramiden und Grabmäler der Pürsten sind, wälı-
rend die letzteren eher Terrassenthürme darstellen, auf ihrer Spitze
einen Tempel trugen, wur religiösen Zwocken dienten und die Woh-
nungen der Priester bildeten. —
18, A, Uhde bekämpft die nock immer nicht gunz verschwundene
Ansicht, dass der Hähenrauch metoorologischen Vorgängen seine Ent-
stehung verdaske, indem er seinen Ursprung in allen Fällen von dem
Verbrennen der Torimeore im nordwestlichen Deutschland ableitet.
Dieselbe Ansicht vertritt auch Dr. Prestel in Binden; #. oben 8. 106 f. —
19. Ein Artikel in Westermatin’s Ilastrirten Deutschen Monatsheften
fasst die wissenschaftlichen Unternehmungen kurs zusammen, welche in
neuester Zeit durch König Max von Bayorn ins Leben gerufen und
unterstützt worden sind. Auf dem geographischen Gebiete werden die
Reisen Dir. Neumayer’s nach Australien, Dr, Rotk’s nach Palästina und
Dr. Moritz Wagner’s nach Amerika erwähnt und namentlich der Plan
der letztern mitgotheilt. —
128
#1. Von Kiepert's Neuem Hand-Atlas in 40 Blättern (Verlag von
Dietrich Reimer) liegen gegenwärtig 6 Lieferungen mit 24 Blättern vor,
und obgleich wir es vorziehen würden, mit einer Besprechung «dieses
Workes zu warten, bis «dasselbe vollständig ist, s6 nehmen wir doch
schon jetzt Verunlasung, über die bisher erschienene grüssers Hälfte,
wenn auch nur in gedrängter und allgemeiner Weise, zu referiren, zu-
mal da sieh in derselben Inhalt und Werth des Gunzen siemliceh unrer-
konnbar susspricht, Der Zwock des vorliegenden Atlas, wie er in ge
wissen Andeutungen Jes Prospeetur, als: „populäre Tendenz”, „Itck-
sicht für den gebildeten Mittelstand und besonders für noch in ihrer
Ausbildung begriffene jüngere Leute”, bezeichnet scheint, dürfte recht
wohl erreicht sein; als ein in jeder Beziehung ausreichendes und
erschöpfendes kartographisches Hülfsmittei für die Gegenwart aber
kann er bei allen sonstigen Vorzügen nicht angesehen werden, da
viele dieht berölkerte und wollbekanste Theile unserer Erde nicht
detaillirt und ausführlich genug dazgustellt sind. Wenn die Karten
aber auch nicht ausreichend und erschöpfend genannt werden können,
so missen wir ihnen auf der andern Seite das wohlverdiente Lob
spenden, dass das, was sie enthulten, sehr sweckentsprechend dar-
gestellt ist: die Anlage ist wohl durchdacht, der innere Gchalt ver
räth wissenschaftliche Durcharbeitung, Umsicht, Fleiss und Beherr-
schung des Stoffes; die teehnische Ausführung ist im Allgemeinen lo-
benswerth, eben »o wie die Äussere Ausstattung, Papier, Druck und
Kolorit, wobei wir als besonders rühmlich erwähnen die gelungene Kombi-
nation des blauen Tondrucks für die Meere mit dem gewöhnlichen Hand-
Kolorit der politischen Ländergrensen. Die 24 Mätter sind in ihrem
inneren und äusseren Werth unter sick wiemlich verschieden, doeh ist
es erfreulich, zu bemerken, dass im Allgemeinen dio zuletzt erschione-
nen Blätter bosser ausgefallen sind, als die ersten. Die Blätter, die
uns am besten gefullen, sind die von der östlichen und westlichen
Hemisphäre, Europa, Niederlande und Beigien, Dänemark (mit dem
südlichen Schweden und Norwegen), Asien, Kleim-Asien mit Syrien
und Armenien, Vorder-Asien, Austral-Kontinent und Neu-Seeland, die
Nilkinder, Tunis, Algerien- und Marokko, Vereinigte Staaten Nord-Ame-
rika’s, östlicher und westlicher Theil, West-Indien und Central-Ame-
riks. Weniger gefallen uns: die Blätter von Italien und Ialmatien,
Prankreich nebst Niederlanden und Beigien, Britische Inseln, Skandi-
nsvische Halbinsel, Europäisches Russland, Europäische Türkei und
Griechenland, Afrika; am wenigsten gefallen uns: Vorder-Indien, Hin-
ter-Indien, Sunda-Inseln, Chin und Japan, Australien in Mercator's
Projektion, — diese letstern sind theils im Stich, theils im Kolorit
sehr misslungen. Im Allgemeinen aber sprechen wir mit Vergaligen
unser Urfheil dahin ans, dass das Werk sowohl dem Autor, als dem
Verleger Ehre macht, Wenn wir ein solchen Urtheil füllen, so go
schicht das allerdings von einem Standpunkt wus, bei dem wir es ver-
schmähen, einzeine Fehler und Mängel sufzuzählen, deren wir in den
rorliegenden Biättern mit leichter Mühe allerdings zu Hunderten nam-
haft machen könnten. Allein ein solches Kritisiren oder Pehlerfinden
kännen auch Nicht-Geographen üben, ja der Zeitungsieser, der die
Lokalitäten der Tagen - Ereignisse im seinem ‚Atlas aufzufinden
sucht, oder wohl gar der Baner, der sein Dorf in demselben vermisst.
Wir sind der Ansicht, dass ein jedes derartiges Unlerachmen von wirk-
liehem Werth wis das vorliegende, das nicht ein blosses kommerziel-
lea Kopir-Fabrikat, sondern das Iesultat langwieriger geistiger Arheit
und technischer Kunst ist, alle Anerkennung und Aufmunterung der
Kritik sowohl uls des Publikums verdient, Das mangelhafte mensch-
liche Wissen offenbart sich vielleicht bei keiner Arbeit in offensrer
Weise als bei einem geogmmphischen Atlas: manche Karte, die heute
in wissenschaftlichster und gewissenhaftester Weise verfüsst wird, ist
morgen durch die Nachrichten neuer Entdeckungen, Beobachtungen ler
Aufnahmen im günstigen Falle mangelhaft, im ungünstigen gänalich
unbrauchbar. Der Hauptrorzug, die conditie sine qua non eines jeden
guten und brauchbaren, auf einen dauernden Werth Anspruch muchen-
den Atlusses muss vor Allem darin bestehen, dass er von seinem An-
fang an durch ununterbrochene, ja tägliche Verbesserungen, Nachträge,
theilweise oder gänzlich Umarbeitungen einzelner Blätter, au courant
gehalten wird und den Besitzern, die sich nicht jedes Jahr einen
neuen Atlas kaufen wollen, durch fortwährend publieirte Supplement-
Blätter ein leichtes und billiges Mittel an die Hand giebt, ihr Werk
wu erneuern oder auf der Höhe seiner Brauchbarkeit zu erhalten, Am
hesten und leichtesten kann dieser Hauptvorzug erreicht werden bei
Literatur.
einem in Kupfer gustochenen Atlas eines nicht au grossen Formates,
weil man «die in der Darstellung: mangelhaft werdenden Erdikeile, dem
Hauptkörper des Werkos am wenigsten schadend, herausneimen kann
wnd die nachgiebige Beschaffenheit des Kupfers wiederholte ansge-
dehnte Veränderungen erlaubt, wie sie x. B. bei der spröden Masse ıles
litbogmmphischen Steines gänzlich unmöglich sind. Bebalten die Vorkänfer
und Känfer eines Atlas von verhältmissmüssig kleinem Format diesen Punkt
im Auge, ro werden sie sich leicht zu trösten wissen, wenn sie finden,
dass Atlanten grisern Formates üusserlich anschnlichere Karten-Blätter
enthalten oder einen «tattlieher und grossartiger ausschenden Band bil-
den; denn je grösser ein Atlas ist, je hestechlieher der Umfang seiner
Blätter, desto schwieriger, kostspieliger, jn unmikglieher wird die so
wichtige Verbesserung und Erneuerung sein® Inbaltes. — Das Format
des Neuen Kiepert’schen Atlas ist zwer nicht =0 zwerkmässig und be-
quem als danjenige einiger der gangbarsten, in gegenwirtiger Zeit all-
gemein in Gebrauch bründliehen Atlanten, doch bei Weiten nach nieht
so unbandlich wie das von anderen, deren tiebrauch überhaupt nar in
grössern Zimmern oder auf grössern Tischen mäglich ist; es bezeichnet
etwa ie üusserste Grenze, und denshalb wollen wir es nicht verwerden
oder tmieln; aber wir missen zwei Umstände beklagen, die damit zu-
senmenbängen: orstens die bisher, nämlich in den letzten drei Jahren,
publieirten 24 Blätter beziehen sich, mit wenigen Ausmalımen, auf aus
serouropäische Länder, und ron den noch zu puhlieirenden 16 Im-
ziehen sich 13 Blätter auf Europäische Staaten; um aber den Atias
möglichnt lange brauchbar zu erhalten, hätten sümmtiiechr Kurnpälsche
Karten, die wicht an leicht veralten wie andere Blätter, zuerst puhlicirt
werden missen, und nicht zuletzt, da es sich leider lei der Vollendung
des Atlas, der mindestens fünf Jahre zu seiner Bearbeitung und Her
stellung nehmen därfle, heransstellen wird, dass die Karten ausser-
europäischer Länder bereits in mehr oder minder heträchtlicher
Weise veraltet sein werden, Der zweite Umstand ist der, dass von
den vorliegenlen Hlättere etwa ein Dritttbeit lithograpbirt, nämlich
auf Stein gestochen ist, «ine Metlinde teehnischer Herstellung, die
aus oben ungeführten Gründen bei einem Werk von der Bedeutung
und in diesem Format auf die Dauer ale unzulünglich und unzweck-
mässig sich erweisen muss. — Schliesslich wünschen wir von Herzen
diesem verdienstlichen Unternehmen diejenige Anerkemmung Seitens des
Publikums, die es in einem so hohen Grades verdient. —
22. Der Atlas der Baseler Missions-Üesellschaft besteht mas 11
sauber lithographirten Karten: 1) Weltkarte der Mission mit Angabe
der Verbreitung der Hauptrelizionen über die Erde (Protestanten, Rö-
mische Katholiken, Griechische Katholiken, Kopten und Armenier, Mo-
hammedaner, Heiden) und einer Übersicht der Mirsionsgebiete der ver-
schiedenen Gesellschaften, 2) Afrika im Muassastab von 1:23.800,000
mit Cartons von Liberis, Kap Sierra Leone und dem Kapland; 5)
Mittel - Went- Afrika in 1:10,00,000 {zwischen 0° und 18° N, Br.,
0% and 30% 0, L. v. Ferro) mit Carton vom untern Lauf des Gabun;
4) Südliches Wolta-Gebiet auf der Galdküste von West-Afrika mach
dom Angaben der Missionare Locher und Plensing in 1:540.000: 5)
Vorder-Indien in 1:12.500,000 mit Unrtons, eine Übersicht der Spra-
chen und Dialekte in Indien and eine dergleichen von der Kunara- und
Mainbar-Küste darstellend; 6) Süd-Mahratta nach den Angaben des
Missionar» G, Kies in 1: 750.000; 7} Nord-Kanara nach den Angaben
der Missionare 6. Weigle und H. Albrucht in 1:750.000: 8) Stüd-
Kanara nach den Angaben des Missionars G. Weigle, mit einem Plane
von Mangalur and einer Spezinlkarte des Distrikts Udapi, in 1:250.000;
9) Malabar und die Nilngiri oder Blauen Berge nach dem Anguben vom
Missionar Dr. Gundert in 1:750.000, mit Carton des Kiistenstriecl-
swischen dem Wadsgeri und Walarpatnam; 10) das rigentliche China
in 1:18,7%9.000, mit einem Carton, der die administrative Kintheilung
der Prorins Kanten nach Missianar Lechler's Angeben zeigt: 11) der
Sinen- oder Sanon-Kreis er Chinesischen Provinz Kanton mach den
Angaben des Missionar Winnes in 1:700,090. — Diese Karten geben
nieht nur eine vollständige Übersicht der Stationen der Baseler und
anderer protestantischer Missions-Gesellschaften, sondern enthalten zum
Theil auch einiges nieht allgemein hekanntes geographisches Material,
so namentlich die Karten 4,6, 7,8, und 11, Der Atlas verdient dess-
halb die Aufmerksumkeit des Kartographen wie des Publikums, Vor
gedruckt sind ausser einer vollständigen Statistik des Baseler Missions-
Vereins Verzeichnisse dor in Afrika arbeitenden protestantischen Missions-
Gesellschaften und der protestantischen Missions-Stationen daselhst.]
(Geschlossen am 31. Marz 1898,}
* -
Die Britische Kolonie Belize.
Fe Von Julius Fröbel,
Unter den leichter zugänglichen Theilen Amerika's
scheint das Britische Honduras oder die. Kolonie Belize zu
den am wenigsten bekannten zu gehören. Man könnte cs
einen der obskursten Winkel der Neuen Welt nennen, ob-
schon es dem kleinen Territorium weder an einer inter-
essanten. Geschichte, noch an einer interessanten Natur,
noch auch an einer gewissen kommerziellen und selbst
politischen Wichtigkeit fehlt. Ich habe mich während
der Monate Februar und März des vorigen Jahres zu Be-
lize aufgehalten, auch einige Exkursionen in benachbarte
Theile des Innern gemacht und vermuthe, dass die fol-
genden Umrisse einer Beschreibung zur Erweiterung der
über das Territorium gangbaren geographischen Ansichten
beitragen werden.
Das Innere des Territoriums ist selbst in der Kolonie
nur an den Flüsson hin genauer bekannt. Man giebt ihm
einen Flächenraum ven 37,500 Englischen Quadrstmeilen,
was natürlich nur auf einer annähernden Rechnung be-
ruhen kann. Es existirt in der Kolonie das Amt eines
Kronen-Gesmeters (crown surveyor), der mit einem Ge-
hülfen an einer allmäligen topographischen Aufnahme ar-
beitet. Ich habe einige Blätter seiner Zeiehnungen als
Resultat dieser Arbeit geschen — Theile vom oberen
Laufe des Belize River") und Sherboon, wo interessante
geologische und physisch-geographische Verhältnisse vor-
handen sind. Die Quellen dieser Flüsse liegen in steilen,
zum Theil hohen Gebirgen, an. deren plutonischen Kern
sich Schichten schwarzer Schiefer anlagern, die ihrerseits
Schichten von Sandstein mit Gypsthon tragen. Von da an
gegen die Küste zu ziehen niedrige, aber sehr steile und
felsige Kalkstein-Hügel durch das Land. Ich habe sie an
der Lagune von Manati beobachtet, wo der Kalkstein —
ein verschieden gefärbter Marmor — augenscheinlich einen
metamorphischen Charakter zeigte. Dieser Kalkstein zeich-
net sich durch die vielen und ausgedehnten Höhlen und
natürlichen Tunnel aus, welche in ihm vorkommen. In
der Gegend der genannten Lagune sind deren zwei. Die
eine, welche eine unterirdische Passnge des Manati-Flusses
" Zur Orlentirung ». Tafel 14 der Geogr. Mitth. für 1856.
Potermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft IV,
bildet, wird von den in der Gegend wohnenden Negern,
welche als Jäger und Holzhauer die Wildniss durchziehen,
die grosse Manati-Hühle genannt. Man kann dem Laufe
des Flusses mit einem Kanot durch die Passage folgen,
welche einen Felsenhügel quer durchsetzt. Die zweite
Höhle liegt in einem Hügel am Ufer der Lagune. Ihr
Eingang am Fusse einer senkrechten Felswand von grauen
Kalkstein, zwischen alten Baumstümmen, riesenhaften Pal-
menblättern und den aus der Höhe herabhängenden dieken
Tauen ven Schlingpflanzen, ist eine der merkwürdigsten
und ergreifendsten Naturansichten, die ich jemals gesehen
habe. Eine gewaltige Tropfsteinmasse hängt von der Mitte
der Wölbung des Einganges heral» und theilt das Thor in
eine Doppelpforte. Im Inneren enthält die Höhle alle
Schönheiten und Merkwürdigkeiten stalaktitischer Bildun-
gen. Auch ‚die Quellgewässer des Belize-Flusses, so wie
die des Sherboon, gehen durch unterirdische Passagen.
Man kann sich kaum enthalten, diese Erscheinungen mit
dem so häufigen Vorkommen unterirdischer Gewässer in
den von Stephens bereisten Gegenden von Yucatan in
Verbindung zu setzen, Wo sogar an den meisten Orten die
Bewohner in ihrer Existenz ganz von den grossen unter-
irdischen R«servoirs und Wasserläufen abhängig sind, zu
denen sich schon die alten Erbwer der nur noch in ihren
Ruinen vorhandenen Städte künstliche Zugänge eröffnet
haben, Die Formation der Küste ist eine jüngere Koral-
lenbildung. Über die Kalkstein- und Sandsteinbildungen
vermösg ich in Bezug auf geologische Periode nichts Be-
stimmter zu sagen; doch müshte man nach gewissen all-
gemeinen Verhältnissen geneigt sein, im Sandstein mit
Gypsthon den neuen rothen Sandstein, in dem Kalksteine
mit der Höhlenbildung die Jura-Formation und in dem
ganzen Bau des Landes eine Analogie mit der geologischen
Struktur von Texas zu vermuthen, von der sich in Yueu-
tan auch die Kreide-Formation ünden möchte. Der See
von Petön — Lago del Peten-Itz4 — ist ungeführ 250
Englische Meilen von Belize entfernt. Ich sprach am letz-
teren Orte einen jungen Franzosen, welcher ein Mal von
Bacalar aus, ein zweites Mai von Belize aus die Reise
dahin gemacht bat. Das alte Peten, welches die Spanier
17
130
erst 1697 in Besitz genommen und dabei zerstört haben,
lag auf.einer Insel im See und ist jetzt unbewohnt. Das
später neu entstandene Örtehen, welches denselben Namen
führt, ist nichts als eine Anzahl von Hütten, in welchen
eine durchaus Spanisch redende Bevölkerung lebt. Das
Land steigt bis in die Gogend des See’'s fortwährend, aber
ganz allmälig, so dass der See den Scheitel eines breiten
und flachen Landbuckels einnimmt, welcher, wenn mein
Berichterstatter sich nicht in seiner Beobachtung geirrt
hat, südwärts nicht mit den höheren Gehirgen von Vers
Paz zusammenhängt. Diese dagegen scheinen sich in nord-
östliehen Ausläufern bis in den südlichen Theil des Briti-
schen Gebietes zu verzweigen, wenn nicht etwa die Cox-
comb Mountains und andere hohe und ulpinisch ausschende
Gebirge dieser Gegend, die man auf dem Kurse von Be-
lize nach Omen von der See aus sieht — Gebirge von
äusserst schroflen Formen — aus gunz- isolirten Gruppen
bestehen. Man kann die Reise von Belize nach Peten
zum grossen Theile auf dem Flusse machen, indem die
Schiffbarkeit desselben für kleine Kanots ziemlich hoch
hinauf reicht, obschon sie durch verschiedene Stromschnel-
len unterbrochen ist, Über diese muss man das Boot hin-
aufschaffen, um die Reise fortzusetzen, bis endlich nicht
nur die Seichtigkeit, sondern auch die Richtung des Flus-
ses, dessen oberer Lauf aus Süden kommt, den Keisenden
zwingt, die Landreise anzutreten, welche ihn in drei oder
vier- Tagen nach Peten bringt. Am Finusse hinauf findet
man zerstreute Wohnungen; der Strich zwischen dem Flusse
und Peten scheint ganz oder fast gunz unbewohnt zu
Mein Berichterstatter konnte auf diesem Wege kei-
nen Wasserlauf entdecken, kam aber durch häufigen Sumpf,
welcher die Reise beschwerlich machte. Man hört zuwei-
len die Behauptung, der Fluss von Belize komme aus die-
sem See, es scheint aber, dass dieselbe irrig ist, und
höchstens könnte hier ein .unentwickelter und unvollkom-
mener Zusammenhang durch einen periodischen und schwa-
chen Wasserlauf bestehen. In seinem mittleren Laufe da-
gegen steht der Belize-Fluss mit mehreren ziemlich ausge-
dehnten Lagunen in Verbindung, in die ein Theil seines
Wassers zur Regenzeit abtliesst und deren Umgegend der
einzige ungesunde Theil des Britischen Territoriums ist.
sein.
Der schlechte Ruf, in welchem in dieser Beziehung das .
Klima von Belize steht, ist nach dem, was ich an Ort
und Stelle beobachtet. und von den Einwohnern, darunter
mehreren Deutschen, gehört habe, unbegründet. Ein tro-
pisches Klima ist natürlich für den gebornen Nordlünder
bis zur erlangten Akklimatisution immer mit einigen stö-
renden Einflüssen auf die Gesundheit verbunden, diese
Einflisse brauchen aber nicht schädlicher zu sein als die,
welche umgekehrt bei einer Verpflanzung aus der heissen
“ niedrigere Region der nämlichen Zone eintreten.
Die Britische Kolonie Belize.
in die, gemüssigte Zone oder aus einer höheren in cine
Beson-
dere gefährliche klimatische Verhältnisse, wie z. B. die,
welche einen Aufenthalt zu Chagres und selbst zu Pa-
namk unrathsam machen, existiren zu Belize nicht, und
Deutsche Kaufleute, welche jetzt daselbst ansässig sind,
nachdem sie vorher verschiedene Hafenplätze West-Indiens
bewohnt haben, versicherten mich, duss Belize vor den
meisten Wost-Indischen Hüfen entschieden den Vorzug °
verdiene. Überhaupt gilt die ganze Küste von Yucatan
für geund. Da & derselben nicht an zahlreichen Lagu-
nen, Flussmündungen und sumpfigen Partien fehlt, so ist
diese Gesundheit wohl hauptsichlich den regelmässigen
Seewinden zuzuschreiben, von welchen die Atmosphäre
der Küste gereinigt wird. Die häufigen Nordwinde des
Mexikanischen Moerbusens streichen sogar über ganz Yu-
entan und erreichen noch die Küste von Omoa, oft mit
ausserordentlicher Gewalt und einer so niedrigen Tempe-
ratur, dass man sich nach wollener Kleidung umsicht.
Der Sommer, also die Regenzeit, soll zu Belize sehr
schwüle und unangenehme Tage haben, mehr durch die
Übereüttigung der Atmosphäre mit Wasserdämpfen. Die
Masse des atmosphärischen Niederschlages scheint dann
ausserordentlich zu sein, denn der Fluss füllt zu dieser
Zeit tief eingesehnittenes Bett und überschwemmt
weite Landstrecken zu seinen beiden Seiten, wovon La-
gunen zurückbleiben, welche in den Savannen der Sand-
region, die man im Lande die Pine Ridges nennt, während
der trocknen Jahreszeit das Trinkwasser für die Vichheer-
den liefern. Diese Sandregion erstreckt sich zwischen dem
Küstengürtel und den (ebirgen des Innern und stellt ein
mit mittelmässigem, oft schlechtem Grase bedecktos Park-
land dar, auf welchem zerstrente Kiefern und kleine Grup-
pen und Diekichte von Fächerpalmen umherstehen. Man
könnte die Region ein tropischer Haideland nennen, and
wo zufällig die Fücherpalmen fehlen, hat man die Phy-
siognomie einer nordischen Landschaft vor sich. Durch
das Klima aber kann man nachdrücklich an den exotischen
Charakter seiner Umgebung erinnert werden. Bei heiterem
Himmel brennt in diesen steppenartigen Flächen die Some
unerträglich, und sollte der romantische oder wissbegierige
Reisende hier auf einer Exkursion von einem Gewitter-
gusse überrascht werden, so wird es ihm nützlich sein,
wenn er schwimmen gelernt kat. Aber was den Eintluss
des Klima’s auf die Gesundheit betrifft, so habe ich mit
meinen Begleitern die Erfuhrung gemacht, dass man sich
hier solchen Einwirkungen aussetzen kann, ohne auch nur
die Nachtheile zu erleiden, die man in jedem Europäischen
Klima als eine unvermeidliche Folge einer solchen Aus-
setzung betrachten würde. Das Gelbe Fieber indessen —
ein
Die Britische Kolonie Belize.
diess darf ieh nicht zu erwähnen vergessen — wird von
Zeit zu Zeit durch Schiffe nach Belize gebracht und for-
dert dann einige Opfer, ohne jedoch zu einer allgemeinen
und bösartigen Epidemie zu werden. Omoa und Truxillo
an der Kiste von Honduras sind weit ungesundere Plätze
als Belize, beide aus ganz lokalen Gründen. In den bei-
den Monaten meines Aufenthaltes zu Belize, also im Win-
ter — der die trockene Jahreszeit hätte sein sollen, aber
im verflossenen Jahre nicht war, so wie es umgekehrt im
vorhergehenden Sommer an den regelmässigen Regen ge-
fehlt hatte — war das Klima äusserst mild und ange-
nehm. Während mehrerer Wochen wechselte in unserer
Wohnung die Temperatur Nacht und Tag um kaum zwei
Grade Fahrenheit, indem sie sich immer in der Nähe von
79° hielt. Die Wohnung war indessen am Meere und
der Seewind strich frei durch die Zimmer. Die Einwohner
schlafen in diesem Luftzuge, indem sie ihre Betten mitten
zwischen zwei nur durch Gitter geschlossene Fenster
stellen.
Das Gebiet der Kolonie ist, mit Ausnahme der Stadt
und einiger weniger Punkte, wo ein Stück Land kultivirt
wird, noch eine Wildniss, Die Einwohnerzahl der Stadt
und des ganzen Territoriums ist nicht genau bekannt.
Als wahrscheinliche Zahl wurde mir für letzteres 30,000
angegeben. Zu dieser Höhe ist die Bevölkerung neuer-
dings hauptsüchlich durch die starke Einwanderung aus
Yucatan gekommen, welche durch die blutigen Bürgerkriege
dieser Mexikanischen Provinz veranlasst worden ist und
noch veranlasst wird. An einer Stelle der Küste in der
Bahia del Espiritu Santo und speziell in dem Winkel, wel-
ehen die Engländer New River Bight nennen, zwischen
der Mündung des Rio Hondo und der des New River, ist
in den letzten Jahren eine neue Stadt Namens Corozal
entstanden, welche bereits 1500 Wohnungen und 5000
Einwohner zühlt, sämmtlich Emigranten aus Yucatan,
hauptsächlich von Bacalar, Diese letztere altberühmte Stadt
Yucatan» hat fast keine Einwohner mehr. Auf gleiche
Weise haben sich die Einwohner des grossen Fleckens
Chichanhä, dessen Lage ungeführ in der Mitte zwischen
Bacalar und Peten ist, füst sämmtlich auf das Britische
Territorium gezogen, nachdem der Ort im Jahre 1856 von
den Mexikanischen Truppen zerstört worden ist. Fast
alle diese Einwanderer von Yucatan gehören der Indiani-
schen Bevölkerung, also der Mayn-Nation an, und in der
That ist die Maya-Sprache in den Strassen und Kaufläden
von Belize füast so gemein wie die Spanische. Die reine
weisse Race ist in der Bevölkerung der Kolonie nur durch
einige hundert Individuen, und darunter nur einige wenige
weiblichen Geschlechts, repräsentirt. Die alten Ansiedler
haben sich seit Anbeginn der Niederlassung mit Negerin-
|
131
nen und anderen farbigen Frauen verbunden und eine
gemischte Bevölkerung hervorgebracht; welche sich Eng-
lisch nennt, Englisch spricht und Englische Familiennamen
fortführt. Dazu sind durch den Sklavenhandel und die
spätere Abschaffung der Sklaverei zahlreiche neue Ele-
‚ mento der schwarzen und gemischten Racen gekommen.
Die von den Engländern hier nnterhaltene kleine Truppen-
Abtheildng besteht aus Negern, von denen ein grosser
Theil noch in Afrika geboren ist und von gefangenen
Sklavenschiffen genommen wurde. Nach einer gewissen
Dienstzeit werden sie frei, so dass auch dadureh die Zahl
der Schwarzen und Farbigen in der Kolonie sich fort-
dauernd vermehrt. Diese farbige Bevölkerung führt im
Ganzen, wie überall, ein leichtsinniges und harmloses Le-
ben, arbeitet möglichst wenig und ist zu wenigen Verrich-
tungen zu gebrauchen. Eine gewisse Zahl von Individuen
tüchtigeren Charakters findet sich aber darunter, und einige
tausend Männer dieser Race leisten in den Mahagoni-Wer-
ken als brauchbare Arbeiter gute Dienste, obschon sie in
Hinsicht ihrer Leistungen den Karaiben nicht gleichkom-
men. Von diesem letzteren Volke, dessen an den Küsten
des Golfes von Honduras zerstreute Bestandtheile bekannt-
lich aus West-Indien in diese Gegend verpflanzt worden
eind, besishen im Gebiete der Kolonie Belize zwei Dör-
fer, Nord- und Süd-Stancreek, welche an der Küste südlich
von der Stadt liegen. Die Karaiben sind die fHeissigste,
tüchtigste und zuverlässigste Menschenklasse in diesem
ganzen Theile der Welt und ohne ihre Arbeitskräfte könn-
ten die Mahagoni-Schlägereien von Honduras nicht betrie-
ben werden. Es mögen ungeführ 5000 Männer dieser Race
in den Schlügereien beschäftigt sein, aber nur ein kleiner
Theil von diesen wohnt permanent und hat seine Familien
auf dem Britischen Territorium, wo ja auch nur ein Theil
der Mahagoni-Werke ist, die von den Handlungshäusern von
Belize betrieben werden. Diese Werke erstrecken sich
vielmehr über den ganzen Küstenstrich von Kap Cntoche
bis Kap Gracias « Dios und weit an den Flüssen von Hon-
duras und Mosquitia hinauf. Aber das Mahngoni-Holz wird,
nachdem es die Flüsse hinab geflösst worden und an
ihrer Mündung für die Verschiffung zugehauen worden ist,
durch Küstenfahrer nach Belize gebracht und hier nach
auswärtigen Häfen verladen. Alljährlich zur Neujahrszeit '
kommt das ganze in diesem Industrie- und Handelszweige
beschäftigte Personal nach der Stadt Belize, um daselbst
mit den Unternehmern die Jahresrechnung abzuschliessen.
Belize soll dann 15,000 bis 20,000 Menschen beherber-
gen, während seine regelmässige Bevölkerung sich vielleicht
anf 6000 belaufen mag. Die Holzhauer werden nach all-
gemeinem Gebrauche auf acht bis zehn Monate gedingt und
erhalten beim Anfange auf vier Monste Vorschuss. Die
17*
132 y
ganze Zahlung wird halb in Geld, halb in Waaren ent-
richtet und der Lohn schwankt jetzt zwischen 15 und
20 Dollars pro Monat nebst freier Kost. Während der
Arbeitszeit bilden die Holzhauer förmliche kleine Dörfer
im Walde. Ein jeder erhält drei Tage Zeit, sich sein
Haus zu bauen. Nord-Amerikaner, welche als Aufseher
über solche Unternehmungen dieses Leben im Walde mit-
gemacht, haben mir dasselbe als „sehr unterhaltend” dar-
gestellt. Sie hatten die ergiebigste und interessanteste
Jagd, welche man sich wünschen kann, und erhielten von
Zeit zu Zeit Besuch, auch von „Damen”, bei welcher Ge-
legenheit im Urwalde und unter dem Krachen stürzender
Mahagoni-Stimme „Bälle gegeben wurden”, Die Familien
der Holzhauer, seien diese Neger und Mülatten oder Ka-
riben und Zambos von Mosyquitia, bleiben zu Hause, wo
sie in der Regel im kleinsten Maassstabe ein wenig tro-
pischen Landbau treiben. Die Banane oder Plantane und
die Mandiocea sind die beiden vegetabilischen Nahrungs-
mittel derselbe. Daneben aber liefert diese Küste mit
ihren Lagunen einen solchen Überfluss an Fischen, Schild-
kröten, Muscheln, Krabben und Hummern, dass es schwer
ist, sich von diesem natürlichen Reichthum au Nahrungs-
stoff einen Begriff zu machen.
Die ‘natürliche Scenerie des Landes hat ausserordent-
liche Schönheiten, und es ist merkwürdig, wie die Ein-
wohner von Belize mit wenigen Ausnahmen so ohne‘
Kenntniss dieser Thatssche sind. Während & zu San
Juan de Nicaragua zur Zeit, als ich jenen Ort besuchte,
nieht an enthusiastischen Bewunderetn der ausserordent-
lichen Reize der Natur au den Ufern des Flusses fehlte,
erklärte mir zu Belize fast Jedermann, dass «es nicht der
Mühe werth sei, eine Exkursion den Fluss hinauf zu
machen. Ich fund aber gerade das Gegentheil, und zwar
sind die Schönheiten des Flusses von Belize durchaus von
anderem Charakter als die des Flusses von San Juan de
Niesragua. An den Ufern des letzteren ist die Natur
überüppig und das Gewebe blühender Schlingpflanzen lässt
kaum irgendwo die einzelnen Baum-Individuen erkennen,
von denen es getragen wird und die es mit den reichsten
Gewändern und Draperien überzieht,. An den Ufern des
Flusses von Belize dagegen, sohald man über die Mangle-
Dickichte der Mündungsgegend hinaus ist, erscheint die
Schönheit der Natur mansevoll. Einzelne Gruppen pracht-
voller Bäume mit riesenhaften Wipfeln, da und dort eine
mujestätische Palme, steken auf Rasenplätzen, welche mit
Dickichten von Wald und Gebüsch abwechseln. Hier und
da liegt in dieser Umgebung eine Hütte. Oder riesenhafte
Wedel von Bambus hängen über das Ufer herab auf den
Fluss und verbergen auf eine kurze Strecke dem Blicke,
das anstossende Land.
Die Britische Kolonie Belize,
Eine selbst den Bewohnern von Belize fast ganz un-
bekannte Gegend ist die der Lagune von Manati, eines
Doppelsce's von Salzwasser, welcher mit dem Mcere durch
einen engen und gewundenen Kanal zwischen Mangle-Bäu-
men zusammenhängt, im Lande aber sich in vielen Busen
und Gliedern weit zwischen Wald, Savannen und steilen
Hügeln verzweigt. Der Eingang ist an der Küste südlich
von Belize. Ich habe mich mit meiner Familie und eini-
gen Freunden einige Tage lang auf diesen Gewässern, die
von einer absoluten Wildniss umschlossen sind, herumge-
trieben. Auf einer Landzunge, die sich bei einer Breite
von einigen hundert Schritten mehrere Meilen weit in
die erste Lagune zieht, fanden wir unter Kokospalmen
und zwischen diehtem Baumschlage versteckt Aie Hütten
einer Bevölkerung von Negern und Mulatten, die sich an
dieser Stelle einer glücklichen Unabhängigkeit erfreuen.
Ich vernahm ausser der Englischen, Spanischen und Fran-
zösischen Sprache hier auch unverständliche Laute, deren
Heimath irgendwo in Afrika sein muss, and während wir
von einer jungen und auf einige. Eleganz Anspruch ma-
chenden Mulattin mit natürlichem guten Geschmacke ein-
geladen wurden, in ihre Hütte zu treten, bemerkte au einer
benachbarten Hütte einer meiner Begleiter einen aus Stein
gebildeten Alligator, der neben dem Eingange an der Wand
hing, von dessen näherer Untersuchung er aber durch die
wuwilligen Gesichter der Bewohner abgehalten wurde.
Fast sollte man also meinen, dass sich hier in der isolirt
lebenden, unabhängigen Negerbevölkerung neben den von
den Berührungen mit der weissen Race übergegangenen
Kulturelementen wieder Spuren des Afrikanischen Feti-
schismus eingeschlichen haben. Vielleicht war hier auch
ein Rest alten Aberglaubens durch die zufüllige Auffin-
dung einer Skulptur Alt-Indianischen Ursprungs neu be-
lebt worden; denn das Britische Territorium ist nicht ohne
Alterthümer, ähnlich denen von Ymuentan, auf welche je
doch bisher noch Niemand geachtet hat, obschon mir als
sicher mitgetheilt wurde, dass eine Zucker-Plantage am
Belize-Flusse sich zwischen solchen Ruinen und zum Theil
auf ihren Trümmern befindet.
Der Zuckerbau ist in dem Territorium schon mehrfach
versucht worden, doch nicht mit grossem Erfolge. Klima
und Boden würden ganz entsprechend sein, aber es fehlt
durchaus an brauchbaren Arbeitskräften. Ein Herr Mac Don-
nald zu Belize hat viel Geld damit verloren, eine Zucker-
Plantage und kostbare Einrichtungen am Ufer der Lagune
Ich habe daselbst das von ihm
gebaute Wohnhaus, halb yon den Würmern zerfressen, zwi-
schen dicht verwachsenem Gesträuch und etwa eine Meile
davon die kostbare Maschinerie im Walde geschen. Er hatte
die Stelle Cumberlandhouse genannt, und einem anderen
von Manati anzulegen.
Die Britische Kolonie Belize,
Kulturversuche in der Gegend der von mir oben erwähn-
ten Höhle, der eben so fehlgeschlagen und wieder der Ver-
wilderung preisgegeben ist, hatte er den Namen Ben Lomond
gegeben. Bis jetzt ist Mahagoni-Holz das einzige hedeu-
tende Produkt dieser Kolonie. Früher vertrat Farbhols
(logwood) diese Stelle. Man sieht noch jetzt an den Ufern
des Belize-Flusses Brasilholsbäume wachsen, aber alle,
die ich bemerkt habe, waren jung und bilden also wohl
einen Nachwuchs von der Zeit, seitlem das Farbholz auf-
gehört hat, der Stapelartikel der Niederlassung zu sein.
Das Recht, Malıngoni-Holz zu schlagen, erhielten die An-
siedler erst 1786 durch den Londoner Vertrag. Neben
der Ausfuhr des Mahagoni-Holzes und der Einfuhr für die
Bedürfnisse der Kolonie vermittelt Belize auch einen Theil
des Handels der benachbarten Spanisch - Amerikanischen
Länder. Nicht nur die Bewohner der anstossenden Theile
von Yucstan und Gustemala kaufen ihre Bedürfnisse an
fremden Waaren zu Belize ein, sondern auch ein grosser
Theil des Handels von Honduras geht über Belize. Be-
lizer Häuser versehen nicht nur Omoa und Truxillo mit
einem Theile der Waaren für den inneren Markt, sondern
es kommen auch Kaufleute von Comayngus und anderen
Hondurensischen Städten nach Belize, um hier selbst ein-
zukaufen. Die Werthe werden hauptsächlich durch Rinds-
hänte und Felle, s6 wie durch rohes, Silber gedeckt, und
auch ein Theil, aber der kleinere, des Indigo und der
Cochenille der benachbarten Gegenden des Inneren nimmt
diesen Weg. Indessen haben die Häfen Truxille, Omos
und Yzabal alch einen, obschon nieht sehr wichtigen, von
Belize unabhängigen Handelsverkehr mit West-Indien und
den Vereinigten Staaten.
Belize steht die Britisch-West-Indischen Post-
dampfschiffe über Jamaica und St. Thomas in regelmüssi-
ger einmonatlicher Verbindung mit England. In den Ver-
einigten Staaten wind die Häfen Boston, New York und
New Orleans in regelmässigem Schiffsverkehr mit dieser
Kolonie. Die Fahrzeuge, welche die Verbindung mit New
Orleans unterhalten, sind Schooner, von denen in der Re-
gel alle vierzehn Tage einer geht. Sie bringen Mehl,
Schinken, Branntwein und andere Lebensmittel nach Belize,
von wo sie sich nach der Insel Ruatan zu begeben und
daselbst als Rückfracht nach New Orleans eine Ladung
Plantanen, Bananen und Kokosnüsse einzunehmen pflegen,
Von New York und Boston kommen grössere Fahrzeuge
— Briges und Barken — nach Belize, vom ersteren der
beiden Häfen alle zwei Monate, vom letzteren alle drei
Monate eins, Ausser Provisionen bringen sie andere Nord-
Amerikanische Artikel, darunter Bretter und zugeschnitte-
nes Bauholz, und nehmen als Rückfracht Mahngoni-Holz,
Hiüute und einige andere Artikel aus Honduras und Guate-
durch
133
mals. Im Übrigen zieht der Stapelartikel der Kolonie,
das Mahngoni-Holz, aus den verschiedensten Europäischen
Häfen Schiffe herbei, welche fast sämmtlich bloss in Bal-
last kommen und ihre Ladungen an den Kays einnehmen,
welche, durch Riffe verbunden und fortgesetzt, eine ge-
fährliche Umgebung dieser Küste bilden. Innerhalb dieser
Kette von Inselehen und Klippen ist für Küstenfahrer ein
sehr ruhiges und bequemes Fahrwasser, in welchem die
Reise um den grössten Theil der Halbinsel Yucatan zu
einer der bequemsten Seereisen in der Welt wird.
Diese Natur der Küste hat die Veranlassung zur Ent-
stehung der Britischen Niederlassung zu Belize gegeben,
deren Geschichte merkwürdig genug ist. Von ihren De
tails scheint wenig bekannt zu sein, da die Kolonie län-
gere Zeit als blosse Privat-Nielerlassung, ohne Verbindung
mit der Regierung des Mütterlandes, existirt hat und die
öffentlichen Dokumente zweimal durch Unglücksfälle,
welche die Stadt betroffen, zu Grunde gegangen sind.
Diess geschah das eine Mal bei dem Orkane, welcher 1787
die ganze Stadt und alle Schiffe im Hafen zerstürte, —
ohne Zweifel ein West-Indischer Tornado, dessen Kreis-
linie die gewühnliche Grenze dieser Stürme überschritten »
hat, denn Belize ist solehen Ereignissen sonst nicht aus-
gesetzt.
Die ersten Britischen Unterthanen sollen 1638 durch
einen Schiffbruch veranlasst worden sein, sich an dieser
Küste niederzulassen.“ Wahrscheinlich war es eine Bande
West-Indischer Flibustier, denn das genannte Jahr ist das
nämliche, in welchem eine Spanische Macht diese Freibeu-
ter aus Tortugn vertrieb. Seinen Namen verdankt Belize
einem Anführer dieser verwegenen Abenteurer, dem Schot-
ten Wallace, dessen Name auch Wallis oder Willis ge-
schrieben- wird. Die Spanier schrieben ihn Valize oder
Balize, woraus endlich Belize, die jetzige Englische Schreib-
art, entstanden ist. Dieser Schotte wurde, nachdem sich
die Flibustier wieder auf Tortuga gesammelt, von dort
durch die Französische Expedition unter Levasseur ver-
trieben, was im Jahre 1640 geschah. Dieses Jahr also
muss als das der Gründung der Britischen Kolonie Belize
betrachtet werden. Die Natur der Küste gewährte den
bedrängten Freibeutern einen erwünschten Schutz gegen
Spanische Verfolgung. Zu Wallace stioss 1665 der bo-
rühmte oder berüchtigte L’Ollonois, welcher mit seiner
Bande sich der neuen Niederlassung an der Mündung des
Belize-Flusses anschloss, Ähnliche Ansiedlungen aus ähn-
entstanden an verschiedenen Punkten
der Kiste von Yuentan und Mosquitian, aber Belize ist
die einzige, welche sich gehalten und den grössten Theil
der Bevölkerung der anderen an sich gezogen hat. Die
Ansiedler gaben das bis dahin petriebene Piratenhandwerk
lichen Elementen
134
anf und fingen an, Farbholz zu schlagen, welches damals
in Europa ein Artikel von hohem Werthe war. Die Nie-
derlassung war lange Zeit sich selbst überlassen. Zwar
trat sie 1670 in die Stellung einer von Spanien aner-
kannten Englischen Besitzung, aber spätere Verträge hoben
diese Konzession wieder auf und die Kolonisten hatten
ihre Selbstständigkeit und Existenz meist ohne Hülfe
Englands mit eigenen Kräften zu vertheidigen, was ihnen
auf eine glünzende Weise gelang. Nachdem im Jahr 1779
die Spanier St. George's Kay, eine der kleinen Inseln
vor der Mündung des Belize-Flusses, überfallen und die
Britischen Ansiedler derselben nach Merida und Havana
in die Gefangenschaft geschleppt, unternehmen die Kolo-
nisten von Belize, welche sich auf den Inseln Runtan und
Bonaca mit ihren Freunden und Landsleuten von der Mos-
quito-Küste vereinigt hatten, eine Expedition gegen Omon,
nahmen das dortige Spanische Kastell mit Sturm und wochsel-
ten die Besatzung desselben gegen ihre zu Merida und Havana
schmuchtenden Genossen aus. St. George's Kay wurde
den Spaniern wieder abgenommen und neu von Englän-
dern besetzt, und als 1798 zum zweiten Male eine Spa-
‘ nische Flottille erschien, um die kleine Insel zu räumen,
verbrannten die Kolonisten ihre Häuser, und was sie sonst
von ihrem Eigenthum nicht nach dem festen Lande trans-
portiren konnten, leisteten aber zugleich solchen Wider-
stand, dass die nicht unbedeutende Spanische Macht —
dieselbe bestand aus 32 Segeln mit 500 Sceleuten und
2000 Mann Truppen — gezwungen wurde, sich unver-
richteter Sache zurückzuziehen. Die Kolonie regierte sich
lange Zeit selbst. Noch 1738, also 100 Jahre nach An-
kunft der ersten Ansiedler, wählten sich die Kolonisten
selbst ihren Gouverneur. Erst 1765 wurde Sir William
Burnaby von Jamaica sus nach Belize beordert, um da-
selbst mit einem Spanischen Regierungskommissir gemein-
schaftlich gewisse "Angelegenheiten der Kolonie zu regu-
Die Britische Kolonie Belize.
liren. Bei dieser Gelegenheit gub derselbe auch der An-
siedlung im Namen des Königs eine Verfassung, „gegrün-
det auf die altgebräuchlichen Formen, unter denen die Ko-
lonisten sich von Anfang un regiert hatten, — nämlich Ge-
setzgebung durch öffentliche Versammlungen (assemblies)
und Ernennung der Beamten durch das Volk". Diese Ver-
füssung hat sich im Britischen Honduras mit gelegentlichen
Abänderungen und Verbesserungen bis heute erhalten, doch
wird der Gouverneur oder Superintendent, wie der offizielle
Titel ist, von England geschickt, Die Militärststion war
früher höher oben am Flusse, da wo sich die beiden Mün-
dungsarme desselben theilen; die Kaufleute aber wohn-
ten und hatten ihre Waarenlager auf St, George’s Kay.
Die gegenwärtige Stadt liegt an der Mündung des süd-
lichen Armes, welcher der längere, aber engere ist und
die geringere Wassermasse des Flusses abführt. Er win-
det sich bis zu der Theilung durch ein Mangle-Dickicht,
Die Stadt liegt auf beiden Seiten, welche durch eine höl-
zerne Brücke verbunden sind. Die Strasse auf der Kiid-
seite bildet eine Front am Meere, welche mit ihren Ko-
kos- und Kohlpalmen und ihren Blumengärtchen vor den
Häusern einen freundlichen Eindruck macht. Die Häuser
sind mit wenigen Ausnahmen von Holz; neuerdings sind
nach einer Feuersbrunst mehrere Backsteinhäuser errichtet
worden. Ikıs Material dazu wurde von England gebracht,
denn die Technik von Belize hat sich noch nicht his zur
Ziegelbrennerei entwickelt. Ein anständiges Gebäude ist
die St. John’s-Kirche, welehe dem Gottesdienste der epi-
skopalen Gemeinde gewidmet ist und als’ Metropolitan-
Kirche der ganzen Kolonie gilt. Sonntag Nachmittags wird
in derselben für die Jugend der ärmeren farbigen Volks-
klasse Schule gehalten, — eine edle Beschäftigung, der
sich zur Zeit meiner Anwesenheit selbst die Gemahlin des
damaligen Gouverneurs, weleher seitdem nach Mauritius
versetzt worden ist, widmete.
Der kartographische Standpunkt Europa’s am Schlusse des Jahres 1857
mit besonderer Rücksicht auf den Fortschritt der topographischen Spezial-Arbeiten.
Von Emil von Sydoi.
Als wir vor Jähresfrist bemüht waren, in den beiden
ersten Heften dieser Zeitschrift für 1857 den kartographi-
schen Standpunkt Europa's am Schlusse des Jahres 1856
zu bezeichnen, waren wir genöthigt, zur richtigen Beur-
theilung des Zustandes der speziellen topographischen
Quellenwerke gelegentliche Rückblicke auf die Geschichte
ihrer Entstehung und die Verhältnisse zur Beförderung
oder Hemmung ihres Gedeihens zu werfen. Hierdurch zu
einer Grundlage für das Verfolgen der weiteren Entwicke-
lung gelangt, lüge uns nunmehr die Pflicht ob, zu unter-
suchen, inwieweit die Hoffnungen, welche wir zu hegen
berechtigt gewesen, in Erfüllung gegungen sind oder in-
wiefern das schnellere Fortschreiten hinter unseren Er-
wartungen zurückgeblieben ist. Dieser Eundschau über die
topographischen Spezial-Arbeiten wird sich wiederum die
Anführung einzelner wichtiger Karten anreihen; wir be-
Die Kartographie Europa's bis zum Jahre 1858, 135
merken jedoch abermals, dass es dabei keineswegs auf die
Aufnahme aller publieirten Karten abgeschen ist, sondern
dass wir nur derjenigen Erscheinungen gedenken, welche
nach dieser oder jener Richtung hin für das Spezialstudium
der Geographie einen originellen Werth behaupten, oder
dass wir kompilirter Werke nur alsdann gedenken, wenn
sie nach unserem Bedünken den gegenwärtigen Standpumkt
der geographischen Wissenschaft irgendwie charakterisiren.
Unter solchen Umständen könnte die Besprechung allge-
meiner Atlanten und päcdagogischer Kartenwerke nur in
einzelnen Fällen gerechtfertigt sein, was zu beachten wir
verschiedentlichen Ansuchungen gegenüber hiermit ganz
besonders zu bedenken geben. Dagegen werden wir die
Gelegenheit unserer jährlichen Rückblicke stets dazu be-
nutzen, die irrthümlichen und mangelhaften Angaben frü-
herer Aufsätze zu berichtigen und zu ergänzen, und ge-
schieht diess nicht immer in ausreichendem Maasse, #0
liegt das nicht in unserer nach der Aufklärung strengster
Wahrheit strebenden Bereitwilligkeit, sondern in der Ver-
saumniss, von betreffender Stelle aus uns eines Besseren
zu belehren. Bei der Beeiferung dieses Journals, von ein-
zelnen Noritäten so schleunig wie möglich Kenntniss zu
geben, werden Wiederholungen zwar hier und da nicht zu
vermeiden sein, der Gesichtspunkt unserer Besprechung
ist jedoch ein wesentlich anderer und wird namentlich
durch das spezifische Gewicht, welches wir auf den karto-
graphischen Nahrungsstoff der geographischen Wissenschaft
legen, darnach streben, die eigenthümliche Stellung einer
kritisch berathenden Nachricht zu behaupten.
T. Russland,
Kein Staat Europa’s macht unsere Klagen über den
Mangel kartographischer Hülfsmittel plötzlich so verstum-
men wie Russland und keiner verwandelt die bisher ge-
rechtfertigte Trauer über die völlige Unzulänglichkeit geo-
graphischer Hülfsquellen auf so glänzende Weise in die
Freude, der Wissenschaft ein reiches Feld einträglicher
Eroberungen erschlossen zu sehen.
Zunächst müssen wir erwähnen, dass durch die Peters-
burger Akademie der Wissenschaften Struve's Bericht über
die Russisch-Skandinavische Gralmessung gegenwärtig ver-
öffentlicht wird. Es ist von dieser Gradmessung, welche
sich in den Jahren von 1816 bis 1855 von Hammerfest
bis zur Donau-Mündung über einen Meridianbogen v
25° 20° erstreckt hat, im vorigen Jahrgange der „Üeo-
graphischen Mittheilungen"') mit vollem Rechte als von
einer der grossartigsten und wichtigsten wissenschaftlichen
Y Geogr. Mittheilungen 1857, S. 315: Die grosse Russisch-Skandi-
navische Breitengrad-Messung swischen der Donau-Mündung und dem
Norden Enrope’s, nehst Karte, », Tafel 14.
Arbeiten Russlands vorläufig Nachricht gegeben worden,
und das Publikum wird mit Begierde sowohl dem allge-
mein wissenschaftlichen Theile seine Theilnahme schenken,
als auch den speziellen wichtigen Daten, welche für die
Landeskunde Russlands in jenem Berichte niedergelegt sind.
Für die Kartographie Europa's ist eine fortlaufende Kette
von Positionen zwischen dem Eismeere und dem Schwarzen
Meere, genau bestimmt nach Breite, Länge und absoluter
Höhe, von ausserordentlichem Werthe; demnächst wird aber
auch die Berechnung von Gestalt und Grüsse unseres Pla-
neten durch ein neues schätzbares Element bereichert, und
wenn sonst die Nachricht ihre Bestätigung finden sollte,
dass die Französische Regierung geneigt ist, eine südliche
Fortsetzung der Russischen Gradmessung zu unterstützen,
so steigert sich die Bedeutung derselben zu einem Maasse,
welches die kühnsten Hoffnungen (er ersten Hälfte unseres
Jahrhunderts weit überschreitet.
Ein grosses Verdienst erwirbt sich ferner um die
unmittelbaren Interessen der Kartographie die Kaiser-
lich Russische Geographische Gesellschaft. Während ihre
wissenschaftlichen Sendboter nach allen Gegenden (les
weiten Reiches ausziehen und namentlich Asien zum Ge- _
genstande vielseitigster Forschungen machen, hat es sich
die Gesellschaft, neben vielen wichtigen anderen Arbei-
ten, in jüngster Zeit zu besonderer Aufgabe gemacht,
für die Kartographie des eigenen Landes thätig zu sein.
Ein glänzendes Zeugniss hierfür liegt uns in dem nun-
mehr verausgabten Topogmphischen Atlas des Gonver-
nements Twer } vor. Derselbe gewährt uns in dem
grossen Masssstabe von 1:84.000 den klarsten Einblick
in «das topographische Detail eines 1223 Deutsche Quadrat-
meilen grossen Gebietes, er löst in dem Quellbassin der,
Wolga eines der wichtigsten Territorien Europa’s in allen
Beziehungen der natürlichen Beschaffenheit und Kultur des
Bodens auf das Anschaulichste auf und übertrifft in seiner
korrekten und eleganten technischen Ausführung gar man-
che gleich zielende Arbeiten der Neuzeit. Obgleich für den
orographischen Theil des Atlas eine etwas bestimmtere
und namentlich durch Angaben absoluter Höhen eine die
"Aufklärung des Bodenreliefs mehr befördernde Haltung zu
wünschen bleibt, so besitzen wir doch in dieser Schöpfung
der Geographischen Gesellschaft ein wirklich vortheilhaft
ausgezeichnetes Kartenwerk, welches den Leitern der Ar-
") Topographischer Vermessungs- Atlas dos Twer’schen Gouverne-
ments, zusammengestellt in den Jahren 1848 und 1849 wach dem
Arbeiten des Vermessungs-Corps und militärisch-topographischen Be-
richten unter Leitung des Generalmajor Mende som Generalstabe und
unterstätst durch die Kaisorl. Russ. Geographische tiesellschaft. Heraus-
gegeben anf Allerhüchsten Befehl 7. d. K. K. Gesgraphischen Gesell-
schaft i, J. 1854. Mansastah 1: 84.000, 97 Bit. Chremolithographie ;
Moskan, (Itussisch.)
186 Die Kartographie Europa’s bis zum Jalıre 1558.
beit und Fürderern der Herausgabe zu gleich grosser Ehre
gereicht. Da indessen ein so umfangreicher Atlas von #7
Blatt für Viele aus praktischen Rücksichten unzugänglich
bleiben muss, so ist es sehr «dankbar unzuerkennen, dass
die Gesellschaft bereits eine redueirte Ausgabe auf vier
Blatt in viermal kleinerem Maassstabe veranstaltet hat"),
denn dieselbe kommt dem allgemein geographischen Be-
dürfnisse zu voller Genüge entgegen.
Mit grossem Interesse entnchmen wir dem „Compte-
Rendu de la Soeietl Geographique Imp£riale de Russie pour
l’Annfe 1856” die Notiz, dass wuch für die Beurbeitung
gleieher Atlanten von den Gouvernements Jarosluw, Nischni-
Nowgorod, Wladimir, Tambow und Kjäsan ausreichende
Mnterialien vorliegen, müssen jedoch bedauern, dass peku-
niäre Rücksichten vorläufig von der Bearbeitung abhalten.
Nichtsdestoweniger ist die Gesellschaft, von der wissen-
schaftlichen und praktischen Bedeutung ihrer übernom-
menen Mission durchdrungen, darauf eingegangen, zunächst
eine Karte des (iouvernements Bjisan, in zweimal klei-
nerem Manssstabe wie der des Topographischen Atias vom
Gouvernement Twer, zu publieiren, und da zu hoflen
steht, dass diese Ausgabe bei geringerem Kostenaufwande
doch denselben wissenschaftlichen Werth erhalten werde,
so erwarten wir, dass die (icsellschaft in der weiteren
Ausführung ihres so glänzend eröffneten Vorhabens nicht
durch materielle Rücksichten behindert werde. Obwahl dio
Gesellschaft von der ganz richtigen Ansicht ausgeht, dass
gerade hei Karten ein besonderer Werth auf die kinst-
lerisch gute und korrekte Vervielfültigungsmiethode zu legen
sei, wenn sie dem Zwecke einer leicht verständlichen und
naturwahren Belehrung entsprechen sollen, so hätte ‚doch
‚vielleicht eine weniger Inxuriöse technische Herstellungs-
weise ganz dieselben Dienste geleistet und dem wissen-
schaftlichen Bedürfnisse nicht die Aussicht auf eine schnel-
lere Fortsetzung des verdienstlichen Unternehmens getrübt.
Die Zukunft wird nns lehren, wie die Förderung der Wis-
senschaft aus dem Kampfe mit den materiellen Hinder-
nissen hervorgeht.
Während die Gesellschaft die Sorge für die Spezial-
Belehrung nicht aus dem Auge lüsst, verfolgt sio auch’
die Interessen des Allgemeinen, insofern sie gegenwärtig
mit der Herausgabe einer Generalkarte des Europüischen
Russlands im Maassstabu von 1:1,680.000 auf zwölf Blatt
beschäftigt ist. Es wird diess Unternehmen von allen
Seiten mit freudiger Spannung verfolgt werden, da die
1) Karte des Twer'schen Gourerneimeuts, zusammengestellt im 4.
1849 mach den Arbeiten des Vermessungs-Corps unter Leitung des
(enerulmsjor Mende vom Generalstabe, und nach dem grossen Atlas
desselben Gouvermements redueirte Ausgabe der K. BE. Geographisehen
Gesellschaft i. I. 1854. Masssst, 1:336,000, 4 Bit. Lithographie;
Moskau, (ussisch.)
eigenthümliche Entstehungsweise der Generalkarte Wosch-
tschinin’s, trots der anerkannten Verdienste des Verfas-
sers um die Kartographie Russlands, nicht den Anspruch
auf eine tiefer eindringende Befriedigung geographischen
Beiürfnisses macht, und wir werden nicht verfchlen, seiner
Zeit von den bezüglichen Erfolgen der rühmlichen Thätig-
keit der Geographischen Gesellschaft Weiteres zu berichten.
Eine neue Ära bezeichnet endlich für alle Kartographen
dus Jahr 1857 durch die Kaiserliche Verfügung, dass bis
auf schr wenig Ausmahmen alle seit fünf und dreisig Jah-
ren im Topographischen Kriegs-Ihpöt gestochenen Karten
dem Publikum käuflich überlassen werden sollen. Die
„Geogruphischen Mittheilungen” haben (1857, SS. 474, 517;
1858, 8. 37) von diesem für die geographische Wissen-
schaft hochwichtigen Ereignisse bereits in gebührender An-
erkennung Akt genommen und ein Verzeichnis der be-
züglichen Karten und Pline geliefert '). Wir haben unter-
dess von den topographischen Karten des Königreichs Polen
und des westlichen Russlands Einsicht genommen und die
Überzengung gewonnen, dass sie in keiner Weise den
besseren gleich gerichteten Arbeiten underer Stanten nach-
stehen, wohl aber in ihrer sauberen Kupferstichausführung
vielen derselben voran stehen. Trotz des Manssatabes von
1:126.000 hat es der lichtere Anbau des Bodens, unbe-
schadet der zu rühmenden Schärfe und Deutlichkeit, ge-
stattet, eine reichhaltigere Signaturentafel in Anwendung
zu bringen, wie bei den topographischen Karten des west-
lichen Europa’'s in weit grösserem Masssstabe, so dass das
!) Es heisst daselbst wörtlich: Die Karten und Pläne, welche wäh-
rend d. JS, 1857 v. Milit.-Topogr. Döpöt herausgegeben und verkäuf-
lich sind, sind folgende: 1. Gowrermement Wilnn, Mussst. } : 210.000;
EL — BR. i5K. 2 Gour. Wilna u. Kowno, 1:210.000; 11 BL
— RB. 65 K. 3. Ein Theil v. Wolynien u. Wodolien, 1: 126.000; 28 B.
— RE. K. 4. Gour. Grodns, 1: 210.000: 81. —R. 75K. 5. Plan
4, Umg. d. Fürstunhofes (Lagerplats d. Grennd.-Corps im lv. Nowgarnd
an d. Mündung d. Schalon), 1:21.000; 4 B., £ R. #, Umgebung v.
Kramoje Sselo, 1:16.800; 4 B. ı R. 7. Halbinsel Krim, 1: 42,000;
95 B., 1R. 8. Gour. Minsk, 1:210.000; 20 B. — RK. z6K. ». Umg.
v.Narwa, 1:16.800; 1 B, ıR, 16. Umg. v. St. Petersburg, 1:42.10;
24H, ı R. 11. Gour. Podolien, 1:210,000; 16 DB — R.30K.
12. Könige. Polen, 1:126.000: 57 DB, 1 BR. 13. Der westi. Theil des
Rasa, Beichs: pur. Örodno, Minsk, Wolynien, Kiew, Podolien, Cherseon,
Kurland, Bessambien, 1: 126.000; 220 B,, 1 R. Die in früheren Jah-
ten v., Milit.-Topogr. Depöt ausgeführten und nun in den Verkauf über-
gegangenen Karten «ind folgende: 1. D. Lund d. Unnisehen Heeres,
1:128,000; 065 B. — I. So K. 2. Milit.-topegr. K, d. Umerals
Marchin (Krim), 1:168,000; 10 B. — HB. 50 K. 3, Halbinsel Krim
von Überst Betew, 1:210.000; 8B. — R. 75 K. 4, Krieguschau-
platz in d. Eurmp. Türkei, 1:430.000; 10 B, ı R. 5, Gour. St. Pe
ternburg, 1:210,000; 9 Bl... 1 R. 6. Umg. v. St. Petersburg, 1 142.000;
PB. — R. 50 K, 7, Scmitopogr. K. dl. Umg. vr. St. Petersburg,
1:84.000; 8 B. — BR. 50 K. 8. Umg. v. Konstantinopel ({n. d. Augen-
masss aufgon.), 1:210.000; 4 B.— R.50K. 9. K. v, Indien, be-
riebtigt b. =. I, 1857, 1:5,000,000, 1 B., 1 H. 10, Gen.«K. d. Oren-
burger Distrikt», 1:2.000.000; 2 B, iR. 50 K 11. Gen.-K. d.
westl. Sibiriene mit d. Kirgisen- Stepper, 1:2.000,000, 4 B — R
75 K. Die Summe aller auf diese Weise im Magazin des Genern-
stabs käuflichen Karten heträgt #25 Blätter und dieselben kosten zü-
sammen über Z00 Rubel.
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1858.
topographische Detail bis auf die kleinsten Interessen ver-
folgt werden kaun, Der Wiedergabe des orographischen Ele-
mentes ist zwar nach den Regeln der Lehmann’schen Si-
tuations-Zeichnenkunst auf dus Anschwulichste entsprochen,
so dass der Militärtopograph volle Befriedigung erhält,
für das geographische Bedürfnisse müssen wir indessen den
Mangel numerischer Höhenangaben bedauern. Wenn auch
die Detailanfnahme eines grossen Theiles des dargestellten
Terrains in eine Periode füllt, wo die Terrainaufnahme ver-
imittelst äyuidistanter Horizontalen noch zur Seltenheit ge-
hörte und in den flachen Landschaften deren von schr ge-
ringen Abständen nöthig wären, so muss man doch voraus-
setzen, dass bei der Triangulirung es nicht versäumt wor-
den ist, wichtige Punkte in ihrer abeolnten Höhe zu be-
stimmen, und es kann nur ein wahrhaft dringendes Bedürf-
niss der geographischen Wissenschaft erfüllt werden, wenn
diese Resultate eine weitere Publikation in allgemein zu-
gänglicheren Nachweisen finden, wie bis jetzt geschehen. Je
flacher und ausdrucksloser die allgemeine Terrainform, um so
mehr gefallen sich Aufnehmer und Stecher darin, einzelnen
Rändern in Länge und Stärke der Bergstriche mehr Werth
beizulegen, wie ihnen nach dem Maasse der Reduktion
zukommt; sie freuen sich gleichsam über die Gelegenheit,
ihren Bildern, zu Liebe relativer lendschaftlicher Anschauung,
ein lebhafteres Ansehen dadurch zu verleihen, Bei äqui-
distanten Horizontalen stört das weniger; wo aber jeder
Anhalt fehlt, wird man zu übertriebenen Schätzungen hin-
geführt und kann keine richtige absolute Ansicht vom Bo-
denrelief gewinnen; desshalb sehen wir mit Spannung Bei-
trigen zur Hypsometrie Russlands entgegen.
Die Neuheit des Gegenstandes fordert uns zu einigen
spezielleren Notizen auf. Das im Fluss- und Strassennetz
höchst sauber ausgeführte und recht vollständige Tableau
d’assemblage für die topographische Karte des Königreichs
Polen weiset 56 ganze und vier halbe Sektionen nach und
ist im Manssstabe von 1:1.008.000 entworfen. Die Karte
selbst hat das Reduktionsmaass von 1:126.000; jede Sektion
misst von Nord nach Süd 15, von Ost nach West 21 Rhld.
Duodeeimal-Zoll und ist mit einem nacli Warschauer Länge
und von Minute zu Minute eingetheilten Gradrande versehen ;
Spezialuotizen der Zeit und Person der Aufnahme fehlen.
Die in Polnischer, Russischer und Französischer Sprache geo-
gebene Zeichenerklärung ist sehr reichhaltig und enthält
unter Anderem die Unterschiede von vier Wegeklassen
ausser den Eisenbahnen, Stein- oder Holzaufführung ein-
zelner Gebäude, wie Kirchen, Kapellen, Mühlen, Brücken
u. #. w. Wald mit und ohne Morast, trockener und nasser
Wiese, Fundorten und Bearbeitungsstätten der wichtigsten
Metalle, als Eisen, Kupfer, Zink, Blei, Galmei u. dgl. m.,
a0 dass alle topographischen und viele Kulturinteressen bis
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1868, Heft IV.
137
in’s Detail vertreten sind, Der unter Aufsicht von Chr.
Minter durch Mare, Noack, Kleinig, Maull, Zipter, Sporer,
Meyer, Eglofl, Thiel und Gajewski ausgeführte Kupferstich
zeichnet sich in Situstion und Schrift durch Schärfe, Klar-
heit und bestimmten Charakter vortheilhaft aus; die Nomen-
klatur ist in Polnischer Sprache gegeben und die ganze
Karte wird, wie gesagt, mit wahrer Freude von Allen
empfangen werden, welchen es daran gelegen ist, ihre
Kenntniss durch gediegene Originalquellen zu erweitern.
In noch erhühetem Maasse gilt das von der grossen Karte
des Russischen HReichs, da für Polen doch bereits Manches
vorhanden war und selbst Handtke auf den betreffenden
Erweiterungsblättern der Reymann’'schen Karte von Deutsch-
land viel Gutes und hier das anerkennenswerth Mögliche
geleistet hat, Für die Karte des Russischen Reichs liegt
uns ein Übersichtsblatt vor, welches innerhalb des Raumes
des Paraliels von Wiborg und der höchsten Gruppe des
Kaukasus, wie zwischen dem Meridian von Kasan und der
Westgrenze des Reiches 751 Sektionen nachweiset, von
denen circa der dritte Theil als bereits fertig und der
sechste Theil als in Angriff genommen angegeben ist. Das
Gradnetz der Karte basirt auf der Bonne’'schen Projektion
und Annahme der Erdabplattung zu 1/302,:; e8 ist nach
dem Pulkowner Meridian von 20 zu 20 Minuten nusge-
zogen, aber jede Sektion enthält in einem zweiten Rande
auch die ebenfalls von Minute zu Minute abgetheilte Pariser
Länge. Die Grösse jeder Sektion hält 17 Rhld. Duodeeimal-
Zoll in der Breite und 23 dergl. in der Länge. Die Reich-
haltigkeit der Signaturen, bei denen wir z. B. eine sicben-
fache Klassifleirung der Wege antreffen, und der in Si-
tuation und in Russischer Sprache gehnltenen Schrift vor-
trefflich ausgeführte Kupferstich lassen nichts zu wünschen
übrig. Da beispielsweise die uns vorliegende Sektion „Cher-
son” mit dem linken Dnjepr-Ufer abschneidet und das Tau-
rische Gouvernement nicht ausführt, so müssen wir darauf
schliessen, dass die Karte nicht in einem grossen Ganzen
zusammenhängt, sondern das Reich in grüssere Gruppen
gliedert. Gleichviel, das Tableaun weiset in dem Manas-
stabe von 1:126.000 die bereits erfolgte Ausführung des
ganzen westlichen Theiles des Reiches und des Landes der
Don’schen Kosuken, also eines Areals von 12.942 Deut-
schgn Quadratmeilen, nach und legt auf diese Weise dar,
dass die vollendeten Russischen Spezialkarten dieses einen
Theiles allein schon jetzt die Ausdehnung des ganzen
Österreichischen Kuiserstastes um 821 Q.-M. übertreffen.
Rechnen wir zu den dargestellten zehn westlichen Gou-
vernements (Kurland, Kowno, Wilno, Grodno, Minsk, Wo-
iynien, Podolien, Kiew, Bessarabien und Cherson} mit
10.092 Q.-M. das Königreich Polen mit 2319 Q.-M., so
liegt fir den zusammenhkängenden westlichen Theil des
18
138
Reiches eine Karte im Masssstabe 1:126.000 von einem
12.411 Q.-M. grossen Raume vor; hierzu in gleichem
Maasse das Land der Don’schen Kossken mit 2850 Q.-M,,
so resultiren 15.261 Q.-M. Ganz abgeschen davon, ‚dass
nun auch noch viele andere Theile, wie die Krim, Umge-
bungen von Moskau, Petersburg n. s. w. in grösserem Maass-
stnbe dargestellt sind, 30 genügt jene Angabe gewiss voll-
kommen, um die ausserordentliche Thätigkeit der Russischen
Topographie zu bezeichnen und von dem grossartigen Maass-
stabe der Kraftentwickelung des Kaiserlichen Kriegs-Depöts
zu erwarten, dass die Europäische Kartographie früher die
Grenzen Asiens erreicht, als sie die Landschaften des altcivili-
sirten Südwesten aus dem Nebel unbestimmter Umrisse erlöst.
Mit grosser Spannung sehen wir dem für das Frühjahr
1858 verheissenen Werke des greisen Generals von Schubert
„über die big 1856 in Russland ausgeführten geodätischen
und astronomischen Arbeiten” entgegen; es wird zweifels-
ohne des Mittheilenswerthen für einen nächsten Bericht
zu reicher Auswahl darbieten.
Während von Russland aus die Kartensammlungen der
Europäischen Archive um so Vieles bereichert worden sind,
fährt das Französische Depöt de la Guerre fort in der Fran-
zösischen Übertragung der Schubert'schen Karte von Russ-
land und hat bis jetzt 35 Blatt davon publieirt ).
IL. Schweden und Norwegen.
Da sich unsere Hoffnungen auf die Publikation der to-
pographischen Karte von Schweden im Maassstabe 1:100.000
im Laufe des Jahres 1857 nicht erfüllt haben und unser
vorjähriger Bericht möglichst weit vorgegriffen hat, so ist
wenig von kartogrophischen Neuigkeiten zu berichten. Die
Kenntniss Norwegens ist durch keine neuen Karten er-
weitert worden, da uns von den halb offiziellen Ämterkarten
im Manssstabe 1:200.000 eine Fortsetzung nicht erfreut
hat; dagegen ist es fir die kartographische Aufklärung
Schwedens wichtig, dass die topographischen Länskarten
um die vom nördlichen Theile von Elfsborgs- Lün oder
Dalsland?) bereichert worden sind. Auch der Ljunggren'-
sche Atlas Schwedischer Städte ist um fernere zehn Blatt
angewschsen und A. Hahr liefert dem Publikum die erste
grossartigere Einsicht in die allmälige Entfultung des Schwe-
dischen Eisenbahnnetzes dadurch, dass er zwei Blatt seiner
Karte im Maassstabe 1:500,.000 als eine besondere Karte tiber
die verschiedenen Eisenbahn-Projekte ?) herausgegeben hat.
"} Depöt de la Guerre: Carte do ia Rwwsie. Maussst, 1:420,000,
neiterlichst erschienen die Sekt, 18, 2%, 23, 28, 29, 33 bis 39, bis
Ende d. J. 1857 in Summa 35 BL ü Bl. # Thlr.
*} Topsgrüaphisches Corps: Norra Delen af Elfsborgs-Län elier Dals-
land, Manssst. I: 200,000; Stockholm, 1856. 24 Thir. — H. Ljunggren :
Atlas Schwelischer Städte, Manssat, 1:20,000, seit 1853 bis jetzt 46
Bl. & } Tälr.
N Aug. Hahr: Kurta öfver föreslagne Jornvügs- Kormunfkationer
|
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1558,
So lange die geognostische Karte vom Minerslogen und
Berghauptmann von Forselles (also nicht zu verwechseln
mit dem Landmesser und Militär v. Forsell, wie im vor-
jährigen Bericht irrthümlich geschehen) noch nicht publi-
eirt ist, muss immer noch auf die ältere geologische Karte
über Mittel- und Süd-Schweden von W. Hisinger im Maass-
stabe 1:800.000 hingewiesen werden; im Übrigen steht zu
hoffen, dass die geologische Karte des Thals von Fyris bei
Upsala, welche Professor Erdmann im Auftrage der Land-
wirthschaftlichen,, Gesellschaft zu Upsala bearbeitet hat"),
nicht vereinzelt dastehen bleibt, sondern das Signal zu
weiteren schätzbaren Unternehmungen giebt.
Je weniger wir Veranlassung haben, durch die Erschei-
nungen des Jahres 1857 in unserem Kartenkataloge die
Sektion Skandinavien absonderlich zu beschweren, um #0
mehr ist es Pflicht, daran zu erinnern, dass als Vater der
Schwedischen Kartographie Freiherr von Hermelin zu be-
trachten ist. Derselbe gnb bereits in den Jahren 1795—97
einige Generalkarten und Karten der Norländischen Läne,
1798-—99 die Finnischen Lüne, 1801—4 die Läne Swea-
lands und 1808 —12 Süd-Schweden in eirca 30 Karten heraus,
meist durch thätige Mithülfe Hallström’s und Forsell’s und
in dem Maassstabe 1:200.000. Den heutigen Anforderungen
entsprechen jene Karten zwar nicht, mehr oder minder bil-
den sie aber die Grundlage aller neueren und noch jetzt
die Aushülfe für alle Landschaften, welche die Messtische
der Topagraphen noch nieht durchdrungen; die Wissenschaft
wird daher. eines Mannes, der sein ganzes Leben und Ver-
mögen der Förderung der vaterländischen Kartographie Schwe-
dens gewidmet, stets chrend gedenken.
III. Dänemark.
Obgleich uns auch das Jahr 1857 keine Fortsetzung
der topographischen Spezialkarte im Manssstabe 1:80.000
gebracht hat, so hat rich doch die Thätigkeit der Topo-
graphen des Generalstabes geäussert in der Herausgabe
einer schr speziellen Karte von Kopenhagen und Umgegend
im Maassstabe von 1:20.000°%) und in Publikation der
ersten Blätter einer Karte von Schleswig und Alsen im
Maassstabe 1:120.000 2), so auf Grundlage der Aufnahmen
der Wissenschaftlichen Gesellschaft durch Revisionsarbeiten
in den Jahren 1851—1854 entstanden ist. Einigermanssen
inom Stockhalms, Upsala, Nyköpings, Westeräs, Örebro och Carlstada-
Län; Skalen 1:500,000, 2 Bl., Stockkolm, 1856. 34 Thir.
") Geologisk Karta öfrer Fyris-Ans dalbäcken. Manssst, 1: 100,000,
1856, 1 Thir.
®% Kgl. Dün. Generalstab: Kort orer Kjähenharn og Omegn; 1: 20.000,
6 Bl. Kjbh. 1857. 1. D. nordrestre Bi. 5 Thlr., kolor. 14 Thir.,
komplet 4 oder 6,% Thlr.
2) Kgl. Dän. Goneralstab: Kort i 1:120.000 sand Stärrelse over
Slesrigs Fastland og Als. Efter Krigsministerens Befaling recognosceret
i Aarene 1851 til 1854 af Öfficerer i Armeen pas Grundlag af Videns-
kabernes Selskabs Opmaalinger, I 6 Bid. Kjbh. 1857. IL, D. nordästre
BL, V. d. sydrestre Bl. og VL d. sydöstre BL. & } Thlr.
Die Kartographie Europa’s bie zum Jahre 1858.
abweichend von dem anerkannt gediegenen und genau ein-
dringenden Charakter dieser offiziellen Arbeiten ist die
Form eines nen begonnenen Atlas von Dänemark, heraus-
gegeben von Adolph Bull"). Insofern es der grosse
Maassstab von 1:96.000 unter Zugrundelegung der Ka-
tastralvermessungen erlaubt, alles: topographische Detail
niederzulegen und namentlich auch die administrative und
kirchliche Eintheilung bis auf alle einzelnen Pfarreien zu
verfolgen, mag der Atlas seinen lokalen schr. praktischen
Werth haben, allen Anforderungen der geographischen Wis-
senschaft entspricht die lithographische, etwas grossartig
gehaltene Ausführung aber keineswegs und mag nur so
lange die höhere Gunst wissenschaftlicher Beachtung auf
sich ziehen, als sie im Stande ist, der grossen topogra-
phischen Karte voraus zu eilen, was nach dem bisherigen
Gange derselben freilich nicht schwer fallen dürfte.
IV, Niederlande und Belgien.
Die reichhaltige Auswahl kartographischer Belehrungen
in Betreff des Königreichs Belgien ist in dem vorjährigen
Berichte genügend dargelegt worden; Neues aus dem Jahre
1857 hinzuzufügen, ist uns nicht Gelegenheit geboten. An-
ders verhält es sich mit dem Königreich der Niederlande,
Wenn uns auch aus dem Haag keine Fortsetzung der
neuen topographischen Spezialkarte im Maassstabe 1:50.000
zugekommen ist, so sind uns doch reichhaltige Nachwei-
sungen zugeflossen, welche unseren * früheren Bericht we-
sentlich ergänzen und die kartographische Thätigkeit der
Niederlande in ein ausserordentlich günstiges Licht stellen.
Wie könnte es auch anders sein in einem Lande, wo der
Mensch in ewigem Kampfe mit den entfesselten Elementen
lebt, wo die Kraft und Intelligenz seines Geistes durch die
Schule der Gefahr gross gezogen ist und ein Zoll höher
oder niedriger oft das Schicksal Tausender entscheidet! Wir
fühlten das und setzten in unserem früheren Berichte die
Existenz einer Menge spezieller Kartenmaterialien voraus,
ohne welche der alte Ruf der grössten Wasserbaumeister
der Welt nicht bestehen könnte; aber es mangelte uns an
speziellem Nachweise. Jetzt liegt uns durch sehr gütige
kriegsministerielle Zusendung ein elegant ausgestatteter Ka-
talog aller gedruckten Karten vor, welche im Archive des
Ingenieurcorps beim Kriegsministerium vorhanden sind ?),
” Adolph Bull: Atlas over Danmark. Maassst. 1:96.000, 23 Bl.
Kjöbenharn, Chr. Steen & Sön, 1856. & Bl. 2} Thir. (Bis jetzt 4 Bit,
„Fyen og Langeland med omliggende Öer"" in 2 Bl. und No. 3 w.4
„Kort over den nordüstlige og nordrestlige Deel af Sjaelland”. Der
Atlas wird 5 Serien bilden: Nord-Jütland a 15, See u. Min & 4,
Finen wu. Langeland a 2, Lanland u. Falster & 1 u. Bornholm A 1 Bit.;
die Terrainzeichnung ist Ergebniss des Okulär-Croquis des Hirn. L. Both.)
?) Lijst van gedrukte Kaarten, roorhanden in het Archief der Genie
van het Ministerie van Oorlog. Opgemaakt naar de Ilegisters van het
Archief door den Adjunet-Commies P. J. M. Meyboom.
hage, 1867.
'sGraven-
139
und in Übereinstimmung mit den zuvorkommenden Mit-
theilungen des Herrn Staring an Herrg Dr. A. Petermann
wären wir im Stande, eine sehr zahlreiche Liste werth-
vollster Spezielkarten zu liefern. Doch das ist nicht unser
Zweck; wir heben daher bloss von den 429 Nummern,
welche jener Katalog aufweist, diejenigen Provinzkarten ”)
neueren Datums hervor, welche als Ersatz für die noch
nicht von der neuen topographischen Spezialkarte berühr-
ten Gegenden zu betrachten oder von besonderem selbst-
ständigen Interesse sind, geben eine Übersicht der wich-
tigsten Seekarten ®), welche für sehr billigen Preis beim
Y 1. Nienwe atlas van de Provineie Friesland, bevattende de dertig
grietenijen, mot inbegrip van de daarin gelegen steden en hare juris-
dietien, als mede de eilanden Ameland en Schiermonnikoog; 1: 25.000;
ingevolge besiuit van Pror. Staten door J. Wittereen; W. Eekhoff,
Leeuwarden (von den 32 Bit. bis jetzt 25 erschienen), 1850 —.
2,3. H. Jappt: Kaart van de Prorv. Groningen, met een gedeelte
van Drenthe en Friesland; 1: 50.000, 4 bld., Groningen, Oomkens, 1835.
». G, Acker-Stratingh en J. A. Smit van der Vert: K. v. d. Prov.
Groningen, met aanduiding van de grondgesteldheid en den Waterstaat,
en vele voor de geschiedenis van haren bodem belangrijke bijzonder-
heden; 1: 105,000, 1837 (trotz des Alters noch ausgezeichnetes und
sehr brauchbares Work).
4. J. H. Jappe: K. vr. d. Prov. Groningen enz,; 1: 100.000, 2 bid.,
i Oomkens, 1847.
5. A. Werneke en J. C. Brauns: K. v. d. Pror. Drenthe; 1:50,000,
4 bid., Groningen, Oomkens, 1845.
6. A. Kommers en J. Ü. Brauns: K. vr. d. Pror. Drenthe; 1: 100.000,
2 bid., Groningen, Oomkens, 1845.
7. K. v. d. Prov. Overijssel, opgemankt op last van de Staten
dat gewest; 1:50.000, 4 bid., 1849—1854. = 5
8. W.Kuijk: Topogr. K.v.d. Prov. Gelderland; 1:50.000, 15 bld., 1843.
®. J. Kips: K. vr. d. Pror. Utrecht; 1:50,000, 4 bid., 1850.
10. ©. Grol: K. v. d. Prov. Noordholland; 1: 50.000, 12 bld., 1853.
11,G. A. de Geus: K., v. d. gemeente Hasrlemmermeer, met om-
liggenden grond en water enz.; 1: 50.000; Rotterdam, van Gogh, 1855
(zter Abdruck 1857). ”
12. Prorine. Staten: K. v.l. Prov. Zuid-Holland ; 1:50.000, D bld., 1846,
13, L. de Pauw: Topogr. K. v. het voormalige Staats - Vlaunderen
ens.; 1:64.800, 1819.
14. P. Lampert: Karte v. het eiland Walcheren enz.; 1: 50.000, Mid-
delburg, van Benthem en Jutting, 1852,
15. L. V. D. Voort Pieck en M. Kuijl: K. v. d. Prov. Noord-Bra-
bant; 1:50,000, 12 bid., 1842—45.
16. J.J. Boniver: K. v. het Hertogdom Limburg ; 1: 75.000, 4 bld., 1849,
(Past sämmtliche genannte Karten sind sehr gut ausgeführt, beruhen
auf den Katasteraufnahmen und sind meistens auf Kosten der Provinzen
herausgegeben.)
nı.A. van Rhijn: Hydrograph. K. v. d. Monden van de Eoms
enz.; 1:50,00, 3de druk 1852.
2. — — Hydrogr. K. v. het Vriesche Zeegat ; 150.000, 3de dr, 1854.
3. — — Hräregr. K. v. de Zeegaten van Vlieland, Terschelling en
Ameland; 1:50.000, 22e dr, 1858,
4. — — Hprdrogr. K. v. de Eijerlandsche Gromden; 1:50.000, 1852.
5. J. J. Kikkert: Kaart van Texel enz.; 1:30.000, 1846.
6. A. van Rhijn en A. R. Blommendal: Hydrogr. K. van de Zuider-
zee; 1:50.000, 4 bid., 1846 en 1848.
7. — — Hrürogr. K. der Zeegaten ran Goeree en de Maas; 1: 30,000,
1839 —52 en 1854.
8. A. van Wijngaarden en A. Decker: K, v. het Goodersesche Gat,
de Flacquee, het Velkrak, het Haringvliet, hot Vuilegat en het Hol-
landsch Diep; 1:40.000, 1827—1828.
9. A. van Rhijn en A. R. Biommendal: Hy . K. der vaar-
waters van het Haringrliet, Krammer, Volkrak en Hollandsch Diep;
1:40,000, 1855, 2de druk,
10. A. van Rhijn en 8. J. Keuchenius: Hydr. K. v, het Brouwersha-
vonsche Zeegat, Roompot en Oosterschelde; 1: 50.000, 1855, 44° druk.
i18*
140
Marineministerium zu haben sind, und verweisen nochmals
auf die unmittelbar praktisch wie wissenschaftlich gleich
beileutungsvolle Herausgabe der Flusskarten '), deren Be-
“ arbeitung im Topographischen Bureau des Kriegsministe-
riums bereits in dem Jahrgange 1857 der „Geogr. Mitth.”
8. 478 ausführlicher gedacht ist. Stellen wir neben
diese Zeugnisse reger kartographischer Thätigkeit die fort-
laufenden gleichen Interessen für die überseeischen Be-
sitzungen, die Bearbeitung einer geologischen Karte Seitens
des Herrn Staring, dessen „Bodem van Nederland” bereits -
das höchste wissenschaftliche Interesse erregt hat, einer
bedeutenden Zahl spezieller oder allgemeiner Karten ver-
schiedenen Werthes, so alljährlich in den Niederlanden er-
scheinen, gar nicht gedenkend, so kann die geographische
Wissenschaft nur mit wahrer Freude auf die reichen karto-
graphischen Quellen und den sie regierenden und schaffen-
den Geist hinblieken.
Indem wir hiermit eine Lücke unseres früheren Be-
richtes ausgefüllt haben, können wir es nur mit besou-
derem Danke erkennen, dazu in den Stand geketzt worden
zu sein, und möchten wünschen, dass in ähnlichen Füllen
auch von anderen Seiten her unser Bestreben auf gleiche
Weise freundlich unterstützt würde.
V. Frankreich.
Während wir zur höchsten Genugthuung wissenschaft-
licher Forderung über das gleichmässig rüstige Fortschrei-
ten der vortrefflichen topographischen Karte des Deöpöt de
la Guerre in 1:50.000 Maassstab?) berichten können und
unter Anderem hervorheben, dass die neuesten Blätter be-
reits Im meisterhafter Darstellung die West- und Ostflanken
11. w. van Wijngsarden en A, Decker: Kaarten v. d, Öosterschelde
(1820), Westerscheide (1819) em de Schelde (1829); 1:40,000, 4 bild.
12. A. van Rhija: Hydrogr. K. der Zeegaten van de monden der
Schelde; 1:5W.000, 4de dr. 1856,
" Atlas der hoofdrirleren van bet Koningrijk der Nederlanden, ver-
vaardligd op last van den Minister van Bintenlandsche Zaken, onder di-
reetio yan den hoofdingenieur van den waterstaat B. H, Goudriaan,
resp. omder dirertie van L. J. A. van der Kun en R. Musquetier; schaal:
1: 10,000, op stern gobragt en gedrukt op het topographisch bureau
van het Departement van Vorlog, INAD—IRS—.
Vollendet: 1, De Bovenrijn, de Wnal, de Merwede, do oude en een
gedoolte van de nienwe Maas, van Lobith tot Brielle; 20 bild. henerens
2 supplementaire bild. voor de Deordsche Kil (met register van peilingen;
de oevermetingen en peilingen zijn gelnan in de jaren 1830— 55).
2. De Boven- en Nederrijn, de Lek en de nienwe Müas, van Lobith
tot Briello; 20 bid. en 2 supplmt. bild. voor d. oude Rijn en voor de
Noord (m. regist. r. peiliugen ; d. oevermtng. en peilg. 3. d. jr. 183442),
%. De Ijssel, van Werterroort tat Kampen, 22 Lid. (m. register v
peiling.; d. oevermtg. cn peiling. I. di, jr, 18448),
In Arbeit: 4, K, vr. d, ririer de Maas; 34 bild. — Näheres siche:
„Geogr. Mittheilungen”, Jahrg. 1857, 8, 478,
2, IMpüt de la Guerre: Carte topographique de la France; Maassst.
1:8.000, 258 Bit, Paris, Longuet, & Bit. 4 oder T Fres. Bis zum
Schlusse d, J, 1857 erschienen 190 Blt. Zur ee der Über-
sichtskarte im 2. Hefte der „Üoogr, Mitth.” Jahrg, 1857 sei bemerkt,
dass neu hinzugekommen, aber ar theilweiso Fan Fran sind die Num-
mern: 58, 73, 177, 118, 10%, 198, 194, 204, 215, 226, 238, 250, 255, 258,
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1558.
der Pyrenäen ergriffen haben, ig uns durch direkte sehr
geneigte Mittheilung Gelogenheit gegeben, einige irrthüm-
liche Angaben des vorjährigen Berichtes zu berichtiged,
Wenu daselbst (S. 13) gesagt wurde, dass auch Oberst
Michel sich an der Leitung der Bearbeitung der p. Karte
betheiligt habe, so beruht das auf einem Fehler der von
uns benutzten (uelle; derselbe ist im Ikpöt de la Gnerre
anderweitig beschäftigt und nur den Colonels Blondel und
Levret ist diese Angelegenheit anvertraut. Desgleichen
gaben wir die Herstellungskosten der Sektion Grenoble ir-
riger Weise auf 18.000 Fres. an und ergünzen diese Be-
merkung dahin, dass jene Summe allein für den Stich der
Berge aufgewendet wurde, was freilich eine ganz andere
Vorstellung von den finanziellen Opfern begründet, welche
der Förderung des Werkes gewidmet werden. Endlich
sind wir belehrt worden, dass unsere Hoffnungen etwas
zu kühu waren, wenn wir vermeinten, die gauze Karte
würde binnen zehn Jahren vollendet sein. Wir schrieben
diess gern einer anderen Mittheilung nach, weil wir es
sehnlich wünschten ; jetzt müssen wir leider berichten, dass
ein Komplex von zehu Sektionen im Bereiche der Alpen
noch nicht aufgenommen ist und dass erst in zehn bis
zwölf Jahren nach Vollendung dieser schwierigen Arbeit
durch die nicht minder aufhaltende Herstellung des Stichs
auf eine günzliche Vollendung gerechnet werden kann. So
dankbar wir dem IXpöt de la Guerre auch für diese, den
räumlichen Stand der Spezialtopographie bezeichnende, Notiz
sind, sa geben wir sie doch mit wahrem Bedauern weiter,
weil der Wissenschaft dadurch noch auf lüngere Zeit eine
sehr empfindliche Licke verbleibt. der Reduktion
der grossen Spezialkarte '} auf den Maassstab von 1:320.000
ist uns im J. 1857 nur die Sektion Metz als Kompletirung
zu nunmehr 16 Blättern zugegangen und wir bedauern
diescs etwas langsamere Fortschreiten besonders um des-
willen, weil wir hoffen, dass diese reducirte Ausgube die
allgemeinere Theilnahme an einem naturwahren Terrain-
Bilde Frankreichs wesentlich erleichtern wird. Wenn Herr
Dufour in seiner neuen „Carte administrative et physique
de la France”?), welche uns besonders für den neuen Stand
der Kommunikationen werthvoll sein muss, keinen Gebrauch
von der Existenz eines Bildes macht, welches bereits über
zwei Drittel ganz Frankreichs vollständig neuen Aufschluss
liefert, s0 mag das eben in der zinmal cingeschlagenen
Generalisirungsmanier begründet sein, welche durch ihre
elegante Ausführung ein grosses Publikum für «ich ge-
Von
N Dipöt de la Guerro: Carte de la France a l’öchelle de 1: 120,000,
d'apr&s C, topogrpk., Paris, Longuet. Won den 32 Bit. bis zum Schluwse
d. 5. 1857 erschienen 16 Bit. 4 1—7 frus.
”) A. H. Dufaur: Carte administrative et physigtue de ia France ete,
als die No, 12, 13, 34 u, 15 aus dessen „Atlas univererlle”: Paris,
Panlin et Chevalier, 5 Thlr,
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1858.
wonnen hat; wenn aber in Deutschland "Kartographen bei
gegenwärtigen neuen Bearbeitungen Frankreichs das Vor-
handensein der schünen Quelle der Karte des Dipöt de
la Guerre völlig ignoriren, so entspricht das dem Rufe
der Deutschen Gründlichkeit keineswegs, am allerwenig-
sten aber der Gewissenhaftigkeit, welehe Jeder üben sollte,
der die Benutzung der nwuesten (uellen auf den Titeln
seiner Werke anpreist, Auch in Weimar ist cine Gene-
ralkarte von Frankreich!) im J. 1857 erschienen.
VI. Spanien und Portugal.
So weit es öffentlich bekannt geworden ist, beschränkt
sich die Erweiterung der topographischen Erkenntniss der
ganzen Halbinsel durch die Kartographie für das Jahr 1857
auf den Fortgang des Coello'schen Atlas”). Dass dieser dem
Bedürfnisse nur unvollkommen entspricht, haben wir in
unserem früheren Berichte angedeutet; wir bedauern also
den Stillstand der kartographischen Hülfsquellen, welche zu
Anfang unseres Jahrhunderts einen so regen Aufschwung
zu nehmen schienen, und müssen von den neuerlichst ein-
geleiteten Maassregeln das Beste für die hoffentlich nahe
Zukunft erwarten.
VII. Ialien,
Wihrend Sardinien durch fortgesetzte Publikation seiner
Spezialkarte im Maassstabe 1:50.000°) für die genauere
Einsicht in die Topographie des Festlandes sorgt, liegen
für die Instruktion über die Insel Sardinien zwei Karten
vor, welehe uns bei Abiussung des ersten Berichtes nicht
zur Hand waren. Beide haben den General Marmora zum
Autor und schliessen sich in den Maassstäben von 1:250.000
und 1:500.000 den. Verhältnissen des Bildes der Nerrn
ferma an. Die grössere, von 1845 datirende Karte*) doku-
mentirt sich in jeder Beziehung als das elegant und korrekt
ausgeführte Resultat darch und durch wisseuschaftlicher
Bearbeitung; mit der cigenthümlichen Darstellungsmanier
des Terrains söhnen zahlreich eingetragene Höhenzahlen
aus, die Unterscheidung kultivirten und unkultivirten Bo-
dens ist hüchst werthvoll und das reiche Detail der geo-
graphischen Erkenutniss nach vielen Richtungen hin dien-
lich.
geführte Keluktion®) der ersteren aus dem Jahre 1853 und
The kleinere Karte ist eine nicht minder schön aus-
Y Weimarisches Lumles-Ind.-Compt.: Uivneralkarto von Frankreich,
rorilirt von C. lirüf; Maassst, 1:1.200.000, 4 Bit, 24 Thir.
%; D. Franciseo Coillo; Atlas de Expalhn y aus Pososiones de ultra-
mar; die Kurop. Provinzen. Mauss#t. 1: 200,000, eirca 60 Blt., Madrid,
seit 1848, a Bit, 2} Thir. Im J. 1857 erschienen die Provinzblätter:
Orense, Almeria, Ponteredra; bis jetıt 27 Bit.
% Kel. Surd, Generaistab: Carta degli Statl de Sun Maestü Sarda
in Tereu-ferma;, Maassst. 1:50.00, 9ı Bit, Turin, seit 13, A Bit.
15 Thir. New erschienen No. 5, 19, 28, bis jetzt 5a Bit
“% Lit-Genrl, Alberto della Marmora; Carta deil' Isola e Regno di
Sardegnaetc.; Maussst, U: 250.000, 2 Bit, Turin no. Paris, 1845, 6 Thir,
>) Lit. -Genrl. Alberto deila Marmora: Carta dell’ Isola di Sar
degna: Maassst, 1:500,000, 1 Bir, Turin, 1853.
i4dl
gewährt in ihren gedrüngteren Formen ein überraschendes
Bild der natürlichen Bodenplastik, sobald man eich an
die Auftassung der einseitigen Beleuchtung gewöhnt hat.
In der nunmehr vollendeten „Carte de la Partie Sud-
Ouest des Fints de !’Eglise”'), mit anderen Worten „der
Umgebung Roms im weitern Sinne”, hat das Französische
Depöt de la Guerre wiederum einen neuen Beweis seiner
vorzüglichen Leistungen geliefert... Es ist interessant, diese
Karte mit den betreffenden Blättern der vom Österreichi-
schen General-Quartiermeisterstabe herausgegebenen Karte
von Mittel-Italien zu vergleichen. Dieselben zeichnen sich
durch kräftige, charsktervolle Haltung aus; dennoch müssen
wir den Französischen Blättern den Vorzug geben. Nicht
um des grüsseren Maussstabes willen, was bei dem geringen
Unterschiede zwischen 1:86.400 und 1:80.000 wenig aus-
macht, wohl aber im Interesso einer grösseren Klarheit
und absoluten Wahrheit, als Resultat einer Aufnahme in
äquidistanten Horizontalen. Die grosse Menge eingetragener
Höhenzahlen lässt hierüber keinen Zweifel aufkommen und
belehrt von Neuem — wenn darüber noch verschiedene
Meinungen herrschen sollten —, dass nur die Anwendung
der Höhensehichten-Methode das Terrain bis in seine klein-
sten Falten unaturgetreu auflöst und vor den so hiüufig
vorkommenden Übertreibungen und gemachten Bildern
schützt. Wenn die Österreichische Aufnahme, wie wir
glauben, ohne Anwendung äquidistanter Horizontalen ge-
schehen ist, s0 gereicht der Ausfall der Karte den Zeich-
nern zur grüssten Ehre; um wie viel mehr würden aber
solch’ wohlgeprüfte Augen und geschickte Hände leisten,
wollten sie die sicheren Führer jener Horizontalen nicht ver-
schmähen! Ein Plan von Rom im Maanssstabe 1:20.000 ver-
leiht der Frunzösischen Karte noch einen besonderen Vorzug.
Von der höchsten Bedeutung und von der Wissenschaft
mit spannender Freude begrüsst wird unzweifelhaft die Nach-
richt, dass im Militär-geographischen Institute zu Wien an
einer grossen Generalkarte von ganz Italien im Manssstabe
1:288,000 in 27 Blatt gearbeitet wird, und dass bereits
einige Blätter im Kupferstich vollendet sind; möchten wir
bald über den Beginn der Publikation berichten künnen !
FIIL Türkisch-Griechische Halbinsel,
Die unmittelbare Erweiterung unserer Kenntnis der
Halbinsel
durch- die nunmehr vollendete Triangulirung und Detail-
ist zwar um ein Betrüchtliches vorgeschritten
mappirung der Walachei Seitens Österreichischer Offiziere;
,„» Dipät de Ia Guerre: Carte de In Partie Sud-Ouest des Etats de
V’Eglive, röligee et gravde au Dip. d. la Gur. & l’öchelle de 1: 80.000
Waprts la friangulation et les leris exientös par les officiers du corps
d’itat-major. ({Ktant Directsar le Colonel Blondel) Paris, 1856, 4 Bit.
10 Thlr,
142
zum (Gemeingute wird die Frucht dieser mit unsäglichen
Schwierigkeiten und Anstrengungen verknüpft gewesenen
Arbeit aber erst werden können, wenn die gegenwärtig im
Wiener Militär-geographischen Institute bearbeitete Karte im
Maassstabe von 1:288.000 auf sechs Blatt veröffentlicht ist.
- IX. Österreich.
Trotz der eben erwähnten topographischen Thätigkeit,
welche Österreich ausserhalb seiner Reichsgrenzen entfal-
tet, schreitet dieselbe innerhalb derselben auf seiner be-
kannten vortrefflichen Grundlage rüstig weiter, verleiht
den verschiedensten kartographischen Leistungen stets neue
Nahrung und- muntert dazu auf, die Ausbeuten des reichen
Quellenmaterials in die Interessen des praktischen Lebens
hinüberzutragen. Während man zu einer neuen Aufnahme
von Salzburg unter schärferer Berücksichtigung reichhal-
tiger Hühenangaben vorschreitet, lieferte das Jahr 1857 für
die Fortsetzung der Spezislkarte von Böhmen!) fernere
sieben Sektionen und den Schluss der Komitatskarten von
Ungarn). Dass diese, laut früher ausgesprochener Vermu-
thung, nur als einstweilige Lückenbüsser einer grösseren
Arbeit vorangingen, findet erfreuliche Bestätigung in der
Mittheilung von der Angriffnuahme einer sechzehnblättrigen
Generalkarte von Ungarn im Manssstabe 1:288.000, mit
braun eingedrucktem Terraiu, deren fünf erste Sektionen
(No. 1, 11, 13, 14, 15) mit Nächstem das Militär-geogra-
phische Institut zu Wien verlassen werden. Wie unab-
lässig dessen Leistungen nach Vervollkommnung streben
und von einer höchst einsichtigen, tüchtigen Leitung Zeug-
niss geben, das zeigt unter Anderem das bis Glogenitz
und zum Schneeberg reichende vierte Blatt, welches neuer-
lichst der Umgebungskarte von Wien?) im Mauassstabe
1:43.200 hinzugefügt worden ist. Kummersberg’s Karte
von Galizien*) im Maassstabe 1:115.200 hat einen gleich
schätzenswerthen Zuwachs von vier Blatt, worunter ein
Blatt einen höchst sauberen Plan von Krakau im Maass-
stabe von 1:10.800 darbietet, erfahren, wodurch das Kar-
tenmaterial für die östlichen nicht Deutschen Kronlande
immer mehr an Vollstündigkeit gewinnt. In dieser Be-
xiehung verfehlen wir nicht auf zwei Karten hinzuweisen,
welche in unserem früheren Berichte mit Recht vermisst
" K. K. Goneral-Auurtiermeisterstab : Spezial-K. d. Kgreh. Böähmen,
Manssat, 1:144.000, 39 Blt., Wien, Milit.-geogr, Inst, seit 1849. Im
J. 1857 erschienen Na, 1a, #, 12, 14, 18, 19, 26, bis jetst 26 Bit.
a Bit. ı fl. 40 kr. oder 5ü kr.
» K. K,Milit.-geogr. Institut: Komitats-Kurten des Königr. Ungarn,
Manssstab 1:238.000, Wien, 52 Blt., 1854-1857, ä Bit. } oder 4 Thir.
3 Dasselbe: Umgebungen von Wien, Maasastab 1 :43.200, nunmehr
4 Bi, Bl
* Karl Kummerer Kitter von Kummersberg, K. K, Hauptm.: Admi-
nistratir-Karte v. d. Königr. Gnlizieo nnd Lodomerien vte., Manssstab
1: 115.200, 60 Bit,, Wien, seit 1855, A Bit. 124 Sgr. Dis jetat 29 BL,
im J. 1857 erschienen No. 2#, 13, 44, 48.
ueumaunuhun
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 185°.
werden. Einmal Mersich's Karte von Siebenbürgen!) im
Maassstabe von 1:432.000, welche durch Angabe der Be-
wuldung und genaue Nachweisung der sdininistrativen
Eintheiluug nächst Bevölkerung, such Vermerk mehrerer
Hihhenpunkte eigenthümliehen Werth erhält und einiger-
moassen die gänzlich fehlende Terrainzeichnung ersetzt;
alsdann von Friedberg’s Karte der Serbischen Woiwodschaft,
des Temescher Banates?) u. 3. w. im Maassstabe 1:288,000,
so in einer klaren und sicher ausgeführten Haltung das
beste Kartenmaterial für jene Landschaften darbietet.
Während die Spezialkartographie solcher Gestalt fort-
führt, die nähere Kenntniss einzelner Landschaften zu be-
fördern, bleibt die Sorgfalt für die Zusammennrbeitung zu
grossartigeren Gesammtübersichten nicht zurück. Zunächst
müssen wir in dieser Hinsicht anführen, dass von der
Scheda’schen Karte des Österreichischen Kaiserstaates®) im
Maassetabe von 1:576.000 drei fernere Blätter erschienen
eind. Dieselben liefern die interessanten Bilder Italiens
bis zum Parallel von Rom und des westlichen Alpen-
Gebietes mit nördlicher Umgebung bis zum Parallel von
Strassburg. Es ist auf diesen Blättern die Vereinigung von
kräftigem und charıkteristischem Terrainbilde mit ausser-
ordentlich reicher Situntions- und Schriftfülle mit einer
grossen Meisterschaft beherrscht worden, und wer die Schwie-
rigkeiten nur entfernt ahnt, welche die gewissenhafte Be-
arbeitung und die technische Herstellung eines s0 gross-
artigen Werkes verursacht, 'der wird dem Autor seine
höchste Anerkennung nicht versagen, selbst wenn er ver-
meinte, dass Diess oder Jenes anders gehalten sein könnte.
Dem „Major Scheda ist die ausserordentlich schwierige Auf-
gabe gestellt, nach zwei Seiten Front zu muchen; er soll
eben so wohl charıktervoll und in prügnanten Zügen ge-
neralisiren, wie topographisch möglichst speziell nachweisen,
denn die praktische Beziehung lehrt, dass die meisten Be-
sitzer einer solehen zwunzigblättrigen Karte ihr verschie-
dentliches Bedürfnisse vollständig durch sie befriedigt wissen
wollen. Es ist viel leichter, eine Speziulkarte in grüsserem
Maassstabe genügend herzustellen oder ein ganz allgemeines
Bild flüchtig zu skizziren, ale sich mit gliicklichem Takte
in der schwierigen Mitte zu bewegen; der Autor arbeitet
sich mit eben so viel Talent wie kräftiger Ausdauer hin-
durch; wir wünschen ihm aufrichtig die fernere Gunst der
letzteren, damit er sein grosses Ziel erreiche. Nach langem
1) A. Mersirh, K. K. Katastral-Landes-Obergeometer: K. d. Uross-
fürstenthuns Siebenhlirgen, Maussst, 1:432.000, 2 Dit, herausg, r. d.
K.K. Organisirungs-Landes-Kommission, Herwannstalt 1854.
%) E. von Frielberg, Hauptm. im Genrlqurtmst.: General-K. der
Vojrodsehaft Serbien und des Temescher Danates ete.; Maassst. 1:288,000,
4 Bit, 1858, ’
#) J. Scheda, K. K. Major: General-K. d. Österreichischen Kaiser-
stastes; Munsastab 1:576.000, 20 Bit, Wien, seit 1856, Bis jetzt er-
sehionen Na. 6, 11, 12, 16, 17.4 Bl. i4 A
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1858.
Hoffen ist endlich der Anfang des von Üzörnig’schen Eth-
uographischen Werkes !) über die Österreichische Monar-
chie veröffentlicht worden. Der engere Zweck unseres Be-
richtes gestattet es nicht, auf den so höchst bedeutungs-
vollen und interessanten Inhalt (dieses "berühmten Werkes
einzugehen; wir müssen uns auf den Vermerk beschränken,
dass zwei ethnographisch kolorirte Karten dasselbe beglei-
ten. Die grössere derselben hat den Maassstab von 1:864.000,
bietet auf vier Blatt eine recht vollständige geographische
Unterlage für das mit grosser Gennuigkeit, geschmackvoll
und deutlich in verschiedenfarbigen Gruppen bezeichnete
ethnographische Element und ist in ihrem ausgezeichneten
Werthe durch eine übersichtliche Terrsinzeichnung in
Kreidemanier wesentlich gesteigert worden; die kleinere
Karte in Einem Blatte entbehrt der letzteren Beigabe, ge-
nügt aber, besonders unter Hinzuziehung des erläuternden
Textes „über die Vertheilung der Völkerstämme und deren
Gruppen in d. Österr. Monarchie (Sprachgrenzen und Sprach-
inseln)”, für eine allgemeine Orientirung vollständig. Alle
bezüglichen Karten älteren Datums sind hierdurch entbehr-
lich gemacht; Freiherrn von Üzörnig’s verdienstliches Wir-
ken für die Statistik im ausgedehnteren Sinne ist hiermit
Ihe Sta-
tistik liefert mittel- und unmittelbar überhaupt wiehtige
Beiträge zur Kartographie; die vortreffliche Arbeit
Ministerial-Sekretärs Streffleur über „die Strassen-Statistik
des Österr. Kaiserstantes und die Strassenbeschreibung des
Hrzth. Kärnten” in dem 1. Hefte des 5. Jahrg. der „Mit-
theilungen aus dem Gebiete der Statistik”?) ist hierfür ein
schlagender Beweis, welcher sich beiläufig durch eine Kom-
munikations-Übersichtskarte des ganzen Kaiserstaates und
eine gleiche, mit chmrakteristischer Terruinzeichnung ver-
sehene Karte von Kärnten auszeichnet. Von dem Strom-
Atlas der Donau in 50 Bit,, deren sieben bereits dem Sta-
tistischen Kongress zu Wien vorgelegen haben, ist una
leider noch keine nähere Einsicht geworden, wir müssen
uns aber freuen, dass der Donau endlich das Recht wird,
das sie schon lange beanspruchen konnte. Die immer
weitere Ausbildung von „Sanitätskarten” scheint zumal in
Österreich durch die militärische Rücksicht der Beuar-
tierungsverhältnisse geboten zu sein und dürfte wieder-
holeutlich den vielseitigen Werth kartographischer Dar-
stellungen darthun. Mit unermüdlichem Eifer
dureh neue glänzende Beitrige gekrönt worden.
des
setzt die
") Karl Freiherr von Uzömig: Ethnegraphie der Österreichischen
Monarchie. Wien, Braumüller, 1#57, irrosse Tertausgabe mit der vier-
blättrigen Karte 1% Thir., mit der Karte in 1 Bit. 125 Thir. Kleine
Teıtausgabe (d. i. oben genannte Abhandlung) m. d. K. in 4 Bl. #8 Thir.
und dieselbe m. d. K. in 1 Bil. 24 Thir.
2, Mitthoilungen aus dem Gebiete der Btatistik, herausg. r. d. Di-
rektion d. administr. Statistik im K. K. Handels-Ministerisin. 3. Jahre,
1. Heft, Wien, Braumüller, 1856, # fl.
148
Geologische Reichsanstalt ihre Arbeiten fort und die bei
dieser Gelegenheit angestellten Höhenmessungen. liefern der
allgemeinen Kartographie um so wertlivollere Beiträge, als
auf den topographischen Spezialkarten das hypsometrische
Element bisher nicht ausreichend genug vertreten war.
X. Preussen.
Der Königliche Generalstab widmet dem Fortschreiten
der Spezialtopographie Preussens seine vollste und theil-
weis höhere Thütigkeit, als aus diesem oder jenem Passus
unseres früheren Berichtes vielleicht entnommen werden
könnte, weil der günzliche Mangel offizieller Nachrichten
uns öfters dazu nüthigte, die mühevolle Zusammenstellung
eines abgerundeten Bildes aus den verschiedensten nicht
amtlichen Nachrichten zu schöpfen. Wie wir damals zu
nicht geringer Erschwerung unserer Arbeit das Fehlen jedes
amtlichen Nachweises über Geschichte, System und Leistung
der Preussischen Topographie bedauern mussten, in dem-
selben Maasse erkennen wir jetzt die einigen uns gütigst
gemachten Mittheilungen dankbar an. Die Thätigkeit des
Generalstabes für die rein kartographische Seite der Spe-
zieltopographie können wir füglich dreifsch gliedern: vor-
bereitend, unmittelbar erzeugend und publieirend und das
Veröffentlichte revidirend und auf dem Laufenden erhal-
tend. Vorbereitend hat im Laufe des Jahres 1857 die Tri-
gmometrische Abtheilung gewirkt durch Triangulirungen in
West-Preussen und der Altmark Bcehufs demnächst hegin-
nender Detailaufnahmen, durch Dreieckmessungen von der
Jade bis nach Holstein für den Zweck einer genauen Küsten-
karte und durch ein Nivellement vom Brocken nuch der
Nordsce Über trigonometrischen Dreiecks-An-
schluss mit Russland, wie über das vollständig ausgeglichene
Dreiecksnetz von Thüringen, basirt auf das Dreieck Brocken,
Inselsberg und Herkulcs (bei Kassel), ist mit Nächstem eine
hin. den
Publikation zu erwarten. Von der Topographischen Abthei- _
lung werden jährlich an 80 bis 100 Qundratmeilen vermes-
sen, redueirt und publieirt. Die acht im Laufe d. J. 1857 er-
schienenen Blätter der topographischen Karte des Osttheiles ')
im Maassstabe 1:100.000 (nämlich: Wittenberg, Jüterbogk,
Eisieben, Querfurt, Naumburg a. d. Saale, Lucka, Gera und
Altenburg) repräsentiren einen Flächeninhalt von etwas
mehr wie 140 Quadratmeilen und man sicht es dem gleich-
mässigen, deutlichen und durch reichlich eingetragene Hö-
henzahlen werthvollen Charakter derselben an, dass die
Leitung der betreffenden Arbeiten in vortrefflichen Händen
K. Prouss. Goneralstab: Topographische K. v. östlichen Theile
der Monarchie; Maassstab 1:100.000, 320 Blt., Berlin, & Bl. } bis
"5 Thir, Bis jetat 166 Mt, Obige Sektionen haben nach der Ein-
teilung des alten, nicht mehr gültigen Übersichts-Tablean’s (wie es auf
der Petermann’schen Karte im vorigen Jahre noch beibehalten werden
musste) die No. 132, 133, 146, 104, 180, 182, 199, 200,
144
ist, welche, in Huldigung der neuesten Aufnahmemethoden,
nach festen Grundaützen ihr Ziel verfolgen. Alle Krüfte auf
die Fürderung der topographischen Spezialkarte koncentrirend,
hat sich der Generalsfab aller anderen Unternehmungen
entschlagen, daher auch den Plan einer (früher erwähnten)
Gebirge-, Gewässer- und Strassenkarte von Central-Europa
im Maassstabe von 1:500.000 ganz aufgegeben. Nur nüher
liegende Einzeleracheinungen können unter solchen Um-
ständen Berücksichtigung finden; so die Herausgabe einer
Karte der Umgegend von Halle'}, bestimmt für das Manöver
des vierten Armeecorpe, im Maassstabe 1:50,000 und ein
Buntplan der Gegend von Berlin und Charlottenburg im
Maussstabe 1:12.500, dessen Publikation jeden Augenblick zu
erwarten. Durch die Revisionsarbeiten des Topographischen
Bnrcan’s sind im J. 1857 von der Karte des westlichen
Theiles der Preuss. Monarchie im Maassstabe 1:80.000 14
Blätter bei Nachtrag der Eisenbahnlinien mit einer dritten
Auflage?) und vom östlichen Theile im Maassst. 1: 100,000
19 Sektionen”) mit einer zweiten Auflage bedacht worden,
und es ist diese wenig erquickliche Arbeit des Nuchtragens
aller wichtigen baulichen Veränderungen nicht genug an-
zuerkennen, da die topographischen Karten gewöhnlich dem
Schicksale eines schnellen Veraltens verfallen. Es muss
dieses Verdienst des Generalstabes um so höher angeschla-
gen werden, als die neunblättrige Karte des Cours-Bureau's
nur noch in den Eisenbahnen nachgetrugen wird und bis
jetzt vergeblich auf die Publikation der grossen Strassen-
karte gewartet worden ist, welche das Handelsministerium
zur Hersurgabe vorbereitet hat. Auf diese Weise in der
Hoffnung getäuscht, . ein hervorstechendes nener kartogra-
phisches Werk über ganz Preussen aus dem J. 1857 nam-
haft machen zu können, führen wir die Bereicherungen an,
welche mehrere Theile der Monarchie durch Monokarto-
gruphien erfahren haben. Von den Hohenzollern’schen
. Landen nennen wir zunächst die Liebenow’sche Karte*) im
Maassstabe 1:100,000, welche wir um so mehr bedauern
in unserem früheren Berichte aus Versehen ausgelassen zu
haben, als sie in ihrer höchst vollständigen, korrekten und
1) Karte für die Übungen des 4. Armeceorps (Halle) 1857; Maas
atab 1:50.00, Berlin, Schropp, $ Thir.
7, K. Pretss. Generalstab: Topogr. K. 7. ıl. Prov. Westphalen und
dor Rleisprorinz »te, Manssstub 1: K0.000, 72 (nicht 70) Bit, Berlin,
Schropp, ü 5% und $ Thir. In dritter Ausgabe die Sektionen: I Rheine,
2 Wester-Cappeln, 7 Tecklenburg, 8 Versmwid, ® Bielefeld, 20 Wesel,
31 Dorsten, 22 Dortmund, 23 Boost, 26 Crefeld, 39 Schwelm, 30 Iser-
iohn, 33 Döswldorf, 36 Solingen.
9 Von der Topogr. K. des östllghen Theiles der Monarchie in awei-
ter reridirter Ausgube: 158 Priedeberg, 157 Filelhne, 171 Landsberg
a.d4,W, 172 8ehwerin », +LW., 187 Frankfurt, 192 Posen, 207 Kosten,
208 Schrinzen, 221 Franstadt, 22% Lisen, 223 Üostrn, 237 Glogu, 238
Guhran,. 230 Kobrtin, — 148 Berkausen, 14P Werben, 164 Garde-
legen, 1655 Tangermände, 197 Magdelrarg.
% W, Liebenew: K. d. Hohenzollern'schen Lane; Manssst, 1: 100,000,
Berlin, I. Reimer, 14 Thlr.
Die Kartographie Europa's
bis zum Jahre 1358.
eleganten Ausführung nur der grüssten Anerkennung werth
ist und weit über den anderen Karten jener Landechaften
steht. Nuch ihrer Bestimmung nicht minder werthroll er-
scheint die geognostische Karte") von Achenbach im Maas»-
stabe 1:150.000, welche einer Geognostischen Beschreibung
der Hohenzollern’schen Lande beigegeben -ist. Die ausge-
zeichnete geologische Karte der Rheinprovinz und West-
phalens?) ist um die Sektionen Warburg und Köln vorge-
rückt, vom Kreise Salzwedel?} liegt eine Karte (es Haupt-
manns Liebeskind -im Maassst. 1: 75.000, von der Umgegend
Brombergs ein Plan des Premierlieut. v. Schulz*) im Munss-
stabe 1:25.000 vor; Herr Nowack liefert eine gute Spe-
zialkarte des Reg.-Bez. Frankfurt”) im Engelhardt’schen Cha-
rakter zum Maassstabe von 1:300,000, :und eine Karte des
Kirchspiels Neuende und -‚Heppens®) stellt zum ersten Male
die Räumlichkeit des Preussischen Hafengebietes an der
Jade in dem grossen Maassstabe von 1:10.000 dar,
XT. Deutschland.
Nüchst Preussen und Österreich hat nur Bayern im J.
1857 durch Vermehrung seines topogruphischen Atlas im
Muassstabe 1:50.000 um die Blätter Homburg und Gerols-
hofen dazu beigetragen, die Lücken in den publieirten to-
pographischen Spezialkarten Deutschlands auszufüllen, wäh-
rend undere Staaten noch mit den Vorbereitungen zu fer-
neren Publikationen beschäftigt geblieben sind. Wir glau-
ben den gegenwärtigen Standpunkt der auf neueren offi-
ziellen Arbeiten beruhenden Spezialkartographie Dentsch-
lands nicht kürzer bezeichnen zu können, als durch Auf-
zühlung der Lücken, welche unsere Kartensummlungen noch
aufzuweisen haben, Es restiren die topographischen At-
lenten von Bayern noch mit 9 Blatt (Lichtenfels, Culm-
bach, Orb, Aschaffenburg, Lauterecken, Kaiserslautern, Fran-
kenthal, Zweybrücken, Pirmasens); von Sachsen mit 8 Blatt
(Bautzen, Grossenhayn, Oschatz, Löbnitz, Elsterberg, Plauen,
Schünberg und Jückendorf); von Kur-Hessen mit 6 Blatt
(Kassel, Schmalkalden, Steinbach, Rodenberg, Rinteln, Ol-
dendorf); von Oldenburg mit 14 Blatt. Es sind noch gar
Y Ad. Achenbach: Geognostische Beschreibung der Hohenzollern”
schen Lande mit geogm. Karte im Masssstabe I: 150,000 (besonderer
Abiruck a. d. Zeitschr, d. Deutschen Genlog. Gesellschaft, Jahrg. 1850),
Berlin, W. Herts, 1857, 14 Tbir.
” H. v. Dechen: Wienlogische Karte der Kheinprorioz und d. Pror.
Westphalen ete.; Manssstalb 1:30.00, 33 Bie., Berlin, zeit 1856, bis
jetst 11 Bid. & ı Thir. ö
”) Hptm. C, Liebeskind: K. Tv. Kreise Salemedel, Manssst. 1: 75.000,
1847, I Thir.
*) Premierlieut. v. Schulz: Plan v. Bromberg u. Urgeg., Manssstab
1:25,00, 4 Bit, Bromberg, Aronsohn, 1857, 14 Thir.
*) Nowack : Spesialkarte v. d. Reg.-Bez, Frankfurt, Manssst, 1:300.000,
Berlin, Sehropp, 1837, 14 Thir.
*) K. v. Kirclepiele Neuende und Heppens, auf rund der Kataster-
Piurkarton angefertigt: Mansastab 1: 10,008), 1866,
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1858,
nicht durch neuere topographische Spezialkarten vertreten:
die Mecklenburg’schen Grossherzogthümer, die Lippe'schen
Fürstenthümer, Waldeck und Nassau. Die Gebiete der
Freistädte Lübeck und Bremen dürfen wir nieht zu diesen
Lücken zählen, da sowohl die Behrenesche Karte vom
Lübecker Gebiete!), wie die Thätjenhorst'sche von Bremen?)
das Resultat neuerer trigonometrischer Arbeiten sind, ob-
wohl es in Betreff der letzteren Karte dahin gestellt bleibt,
ob sie vor den ausserordentlich gründliehen Arbeiten von
Heinecken in d. J. 1798 und 1805 einen Vorzug des in-
neren (chnltes besitzt. Von der Hannöverschen unpubli-
eirten Vermessungskarte im Maassstabe 1:21.3334 liegen uns
durch schr gütige Überweisung wiederum 11 Blatt aus der
Aufnahmeperiode von 1856 vor; wir künnen nur wieder-
holt auf den originellen und praktischen Werth aufmerk-
sam machen, welcher in der Vervielfültigung der Original-
Aufnahmen, sei es auch in der roheren Gestalt flüchtiger
Metallographie, liegt, und möchten wünschen, dass Hanno-
ver in dieser Auszeichnung nicht isolirt stände.
Bei dem bekannten zersplitterten Zustande der Deut-
schen Spezialtopographie ist es den sammelnden General-
oder Spezialkarten immer sehr schwer, sich von inneren In-
konsequenzen, selbst Unrichtigkeiten, zu befreien, und es
wird noch eine gersume Zeit vergehen, bis es möglich ist, ein
in sich harmonirendes, kritisch durchgearbeitetes kartogru-
phisches Gesammtbild Deutschlands in dem angemessenen
mittleren Maassstabe von etwa 1:500.000 herzustellen.
Die Holle’'sche Karte von Deutschland?) scheint sich über
diese Schwierigkeiten hinweg zu setzen, denn sie ist bo-
reits bis zum 20, Blatte vorgeschritten und liefert gerade
solche Gegenden, welche eigentlich nur mit Zaghaftigkeit
betreten werden können. Die Keymann’sche Karte von
Deutschland?) lässt klüglich die Erneuerung solch empfind-
licher Stellen vorläufig auf sich beruhen und schreitet im
Süden auf der Grundlage offizieller neuerer, wenn auch
nur theilweise neuester, Arbeiten vor. Sie lieferte im J.
1857 die lithographirten Sektionen Regensburg, Colmar,
Villingen und München und die in Kupfer gestochenen
Blätter Bruneck und Botzen, welche in ihrer vortrefflichen
r
»u4,L. und G, Behrens: Topogr. K, d. Geb, der Ireien Hanse-
Stadt Lübeck, Manssstab 1: 11,700, Lübeck, vr. Rohden, 2. Aufl. 1848,
14 Thir.
t %) J. H. Thätjenhorst und A. Duntse: K, r. d. Geb. der freien
Hanse-Stadt Bremen. Nach trigonometr. Messungen entworfen n. n. d,
Kutaster-Karten bearbeitet. Bremen, Kaiser, 1851, 3 Thlr.
#) Holle'sche Spexinlkarte v. Deutschinnd ete., Maassstab 1: 200.000,
Wolfenbüttel, seit 1551, & Bl. $ Thilr, (Nach d. 1. Lief. No, 1—9
erschienen: No. 16 Rendsburg, 17 Rostock, 18 Stralsund, 24 Leeu-
warden, 2% Neu-Strelitz, 29 Leyden, 30 Amsterdam, 31 Berlin, 32
Frankfurt, 35 Rotterdam, 36 Cleore.)
*) Reymann’s Spezialkarte v. Deutschland etc., Manssstab 1: 200.000,
Glogau, Flemming. Bis zum 1. Januar 1858 in neuer Ausgabe erschie-
nen 291 Biatt & & Thir.
Petermann’s (ieogr. Mittheilungen. 1858, Heft IV.
145
inneren und äusseren Durcharbeitung sehr vortheilhaft ab-
stechen. Wir haben in unserem früheren Berichte den
Werth dieser Karte gebührend hervorgehoben und im Mit-
gefühle der grossen Schwierigkeiten, mit denen sie zu
kämpfen hat, gar manche Mängel nicht für nöthig gehal-
ten besonders aufzustechen. Auch jetzt unterlassen wirs,
in Anbetracht der grossen relativen Dienste, welche das
grossartige Werk geleistet hat und auch ferner zu leisten
im Stande ist, insofern es gelingt, den Verlust der thätigen
und umsichtigen Redaktion und unmittelbaren Betheiligung
des Herrn Handtke entsprechend zu ersetzen. Als Epoche
machend für eine ganz neue Richtung der Kartographie
müssen wir die Publikation der beiden ersten Blätter von
Papen’s Höhenschichten-Karte Central-Europa's"; im Manss-
stabe 1:1.000.000 bezeichnen, An und für sich sind Hö-
henschichten-Karten nichts Neues, Major Papen selbst hat
schon im J. 1844 einen Vorläufer zu seiner jetzigen Ar-
beit durch das Höhennetz seiner Karte von Hannover ge-
liefert; aber das so eben veröffentlichte Werk verspricht
zu zeigen, was konsequente Durchführung üyuidistanter
Höhenkurven innerhalb gewisser Grenzen auf einen grüs-
seren Länderraum für eine überraschend anschauliche Wir-
kung hervorbringt. Wollten wir eine detaillirte Recension
über die beiden ersten Blätter niederschreiben, so würden
wir vielleicht hier und da Ausstellungen nieht unterdrücken
und würden namentlich die zu minutiöse Ausführung un-
seren Augen zu Liebe abgestellt, dagegen das deutlichere
Hervortreten mehrerer landschaftlicher Kulminationspunkte
zugosetzt wünschen, um für die Orientirung zahlreichere
Anhalt- und Ruhepunkte zu haben; es wäre aber am un-
rechten Platze, wollten wir das Resultat einer #0 riesigen
Arbeit bei ihrem ersten Auftreten in seinem weit reichenden
Werthe irgendwie herabsetzen. Wir haben einzelne Ge-
genden, besonders auf Franzüösischem Boden, mit zufüllig
ganz gleich gerichteten eigenen Untersuchungen verglichen
und sind erstaunt gewesen über die Sorgfalt und Gewissen-
haftigkeit, mit welcher der Autor zu Werke gegnngen ist;
er hat uns ein Vertrauen für den gunzen Fortgang seines
Unternehmens abgewonnen, welehes wir für Pflicht halten
öffentlich weiter zu geben, Der von Hrn. Ravenstein ge-
leitete höchst schwierige Buntdruck ist vortrefflich ausge-
führt und es scheint nichts gespart zu werden, den Er-
wartımgen von einem Werke zu entsprechen, welches —
wir betonen es nochmals — bestimmt zu sein scheint, der
Kartographie einen unentbehrlichen Schlüssel zur natur-
getrenen Darstellung des Bodenreliefs in die Hand zu geben,
1) Major Papen: Höhenschichten-Korte von Central-Europs, Maanssst.
1:1.000,000, Frankfurt a. M., Havenstein’s Geogr. Institut, 1857, ä BL.
ı Thir.
19
146
sobald die Benutzung von richtigem Verstündniss geleitet
wird.
Für einzelne Theile Deutschlands haben wir mancherlei
Werthvolles anzuführen, manches Verfehlte zu bedauern,
Der Elb-Strom ist in seinem Laufe innerhalb des Königreichs
Sachsen durch eine meisterhafte und höchst elegant aus-
gestuttete amtliche Karte!) im Maassstabe von 1:12.000, wie
auch durch eine Reiluktion von Platt, an seiner Mündung
durch zwei wertliwolle Karten von Hübbe ®) vertreten.
Trommer's Hühenkarte von Sachsen®) verbirgt guten Kern
in sehr mangelhafter Schale und die topographische Spe-
zialkarte des Königreichs Sachsen von M. von Süssmilch-
Hörmig") verleugnet in ihrer Ausführungsweise ganz und
gar das ihr so nahe stehende ausgezeichnete Vorbild einer
meisterhaften Darstellungskunst. Dis Grossherzogthum Ba-
den veröffentlicht zwei Sektionen seiner längst erwarteten
Reduktionskarte®) auf das Munss von 1:200,000 in einer
höchst vollkommenen, durch Höhensngaben, bedeutende
Grenzübergrille und kräftige Zeichnung bevorzugten Weise,
wählt aber leider die lithographische Herstellung und setzt
sieh, wie wir's erfuhren haben, einem recht ungleichen
Drucke aus. Diesem schliesst sich eine ganz neue Karte
des Grossherzogthums Hessen®) an, leider nicht in dem
Maassstabe, denn sie hat die Reduktion von 1:250.000,
wohl aber in der vortrefflichen Ausführung. Das interes-
sante Terrain des Grossherzogthums mit seinen Angren-
zungen ist auf zwei grossen Blättern auf das Bestimm-
teste und Klarste veranschaulicht, das reiche Material ist
nach einigen, angestellten Untersuchungen höchst korrekt
und beim Maasse glücklichen Taktes doch in grosser Voll-
ständigkeit niedergelegt; die Kartographie Deutschlands
kann sich zu dieser neuen Bereicherung nur gratuliren.
Von speziellen Umgebungskarten ist die Luxemburgs vom
Hauptmann von Dömming?) besonders anerkennend hervor-
" Kgl. Sächsisches Finangrermessungs-Burean : Karte den Elb-Stromes
innerhalb des Königr, Sachsen mit Angabo des durch das Hochwasser
vom 31. März 1845 erreichten Überschwemmungsgebietes. Musssstab
1:12.000, 15 Sekt., bearbeitet ron — in d. J. 1840-55, & Thlr.
*, H. Hübbe: Stromkarte der Elbe v. Hamburg bis zur Mündung
etc, Manssstub 1: 100.000, 2 Bit., Hamburg, Nolte & Köhler, 1857,
14 Thir. — Demelbe: Stromkarte der Elbe vr. der Mündung der Lühe
bis Glückstadt etz, ebend, 1856, 14 Thir.
3) Trommer:; Höhenkarte (von Sachsen], entlialtend die Höhen nach
Pariser Fuss v, 234 Ortschaften u, 272 Bergen; Leipzig, 1857, 4 Thlr,
9% M. r. Süssmilch-Hörmig: Topogr. Spezialkarte v. Königr. Sachsen ;
Maassstab 1: 250.000, 4 Bit., Dresden, Burdach, 1857, 24 Thir.
%), Grossheraögl. Mad, Generalquartiermeisterstab: Das Grossherzeg-
tbum Baden; Maassstah 1: 200,000, 6 Bit. erschienen Bit, Karlsrulie
und Freiburg, & Bit. 1 Thir., 1857.
€) Grossherz. Hessischer Generulquartiermeisterstab: Karte ron dem
Grossherzogtlium Hessen und den angrenzenden Ländern; Maassstab
1:230.000, 2 Bit, Darmstadt, Jonghaus, 1857.
*) Hptig. von Dömming: Plan der Umgegend r. Luxemburg, Maass-
stab 1:25,000, 4 Bit, Luxemburg, Bück, *} Thlr.
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1808,
zuheben; von den geologischen Karten ist es erfreulich
diejenige Hessens Seitens des Mittel-Rheinischen Vereins um
die Sektion Büdingen!) vermehrt und die Boemer’sche des
Königreichs Hannover auf Grundlage der Papen’'schen Karte
in drei wiederum vortrefflich durchgearbeiteten -Blüttern?)
fortgesetzt zu schen, während v. Strombeek anf derselben
Basis eine nicht minder ausgezeichnete Arbeit für Braun-
schweig?) geboten hat.
XIT. Schweiz.
Eine Fortsetzung der eidgenössischen Spezialkarte im
Maassstabe 1:100.000 hat uns im J. 1857 zwar nicht be-
glückt, dagegen ist die Topographische Karte vom Kanton
Zürich?) bereits in 13 Blatt veröffentlicht und präsentirt
sich als eine der hervorrsgendsten Schöpfungen der Topo-
graphie. Der Buntdruck, Isohypsen von 10 zu 10 Meter,
der grosse Manssstab von 1:25.000, Alles trügt dazu bei,
eine so klare und scharf zerlegende Landschaftsansicht zu
entwerfen, wie es nur gewünscht werden kann. Eine
weitere kartographische Belehrung verdanken wir wiederum
Herrn J. M. Ziegler. Derselbe hat seine rühmlichst be-
kannte Karte der Schweiz im Maassstabe 13:80.000 in
einer neuen Gestalt herausgegeben®); er hat durch den
braunen Eindruck des Terrains und dessen bestimmteren
Ausdruck in seiner bekannten genialen Manier die Deut-
lichkeit des ganzen Bildes mehr gehoben und durch Be-
richtigungen und Nachträge verschiedenster Art die Kor-
rektheit mit müglichster Sorgfalt erzielt. Auch die bei-
gegebenen Erläuterungen enthalten der Ergänzungen, na-
mentlich für die Hypsometrie, sehr beachtenswerthe, und
ein nur flüchtiger Einblick überzeugt davon, dass der Autor
seine Aufgabe mit demjenigen Verstündnisse und Gefühl
gelöst hat, wodurch allein die scheinbar todte Form inneres
Leben erhält. Auch eine geographische Karte der Schwei-
zerischen Gewerbsthätigkeit®) des Herm Ziegler können
wir nicht unerwähnt Inssen. Auf der bekannten plastisch
') Karten u. Mittkeilungen des Mittel-Rhoinischen Geologischen Ver-
eins etc, 3, Sekt. Büdingen, Muassstab 1:50,000, Darmstadt, Jong-
haus, 1867, 28 Thlr.
*) UM. Roemer: Üvsognostische K. v. Königr. Hannover; Madasstab
1: 100,000 ; bis jetzt (seit 1852) erschienen: Sekt. Hildesheim, Ein-
beek, Proßie bierzu, Clausthal, Wolfenbüttel, Göttingen und Farben-
erklärung. Berlin, Schropp, in Summa 11} Thir,
”) A. r. Stromleck: Geogmostische K. d. Herangth, Braunschweig
ete., Maassstab 1: 100.006, 3 Bit. inet. 1 Bit. Profile, Braunschweig,
Schulbuchhandtung, 1556, 4 Thlr.
') Topograph. K. vom Kanton Zürich; Manssstab 1:25,000, 33 Blt.,
bis jetzt erschienen: Übersichtstableau und die No. 11, 13, 14, 15, 17,
18, 19, 21, 22, 23, 25, 26, 230, & Bit. 3 Thir,
3. M. Ziegler: Neue Karte der Schweiz; Maassstab 1: 380.000,
mit Erläuterungen ete., Winterthur, Wurster & Comp., 1857; auf Lein-
wand im Carton 34 Thir.
®, Derselle: Gengr. K. d. Schweizerischen Gewerbsthätigkeit; Manss-
tab 1:600,000, ebend. 1857, 4 Thlr,
[Ale vorstehend zugrführten Karten sind jederzeit durch die Simon Schropp'sche Landkartrn-Handiuug (h. Berinzuier) un Berlin (Jägersirasse 24) zu besicken.
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1558.
sprechenden Grundlage des Schweiz-Blattes aus des Ver-
fassers Hand-Atlas drücken verschiedenfarbige Flichentöne
und Signaturen die manchfuchen Industrierichtungen aus,
so dass man z. B. auf den ersten Blick die Verbreitung
der Alpenwirthschaft südöstlich der Linie Appenzell-Vevay,
die Zone der Uhrmacherei im Bereiche des Jura-Systems,
die Region der spinnenden und wehenden Industrie zwi-
schen Bodensee und Reuss u. &. w. erkennt. An und für sich
fesselt die praktische Bedeutung des Bildes ungemein, zur
vollständigen tieferen Anffassung gehören jedoch noch an-
dere Angaben, und wir müchten wünschen, dass das vor-
liegende Blatt eine Nummer aus einem systematisch geord-
neten social-statistischen Atlas der Schweiz sei, dessen Ab-
fassung des Verfassers Fleiss und Talent ohne Zweifel voll-
kommen beherrscht.
XIII. Gross Britannien.
Unser früherer Bericht versuchte es, ein allgemeines
Bild des spezial-topographischen Standpunktes zu entwer-
fen, ohne auf einer so ausführlichen Quelle fussen zu kön-
nen, wie sie gegenwärtig in einem offiziellen Berichte
über die „Ordnance Survey” des Vereinigten Königreiche
für die Periode 1855—56 Seitens des Chefs der offiziellen
Landesaufnahme, des Lieutenant-Colonel of Royal Engineers
Henry James, vorliegt. Es enthält dieser Bericht genaue
Nachweise über die disponibeln personellen und finanziellen
Kräfte, wie über den Gang und gegenwärtigen Stand von
Aufnahme, Reduktion, Zeichnung, Stich und der Publika-
tion der Generalstabskarten, er wirft aleo ein helles Licht
auf die grossartig entfaltete Thätigkeit. Er liefert aber
auch in 28 artistischen Beilagen nicht allein die Übersichts-
Tableaux, sondern vorzüglich auch die Proben des Stichs, der
photographisch erzielten Reduktionen in verschielenen Maass-
stäben und der manchfaltig angewandten Manieren der Ver-
vielfältieung und gewährt einen so lehrreichen Einblick
in die umsichtige Leitung der ganzen Aufnahme und ihrer
weiteren Fixirung, dus® dieses Aktenstück Niemand fehlen
wird, der sich näher von dem heutigen Stande der topo-
graphischen Wissenschaft informiren will. In Anbetracht
dessen können wir uns anf einige allgemeine Resultate be-
sehränken und überlassen es der eigenen Einsicht in dieses
Jedem zugüngliche Frugment der Parlamentspapiere'), sich
von den Mitteln zu überzeugen, wodurch diese Resultate
erzielt worden. Die Anwendung der Maassstübe für die
Aufnahme der Städte mit mehr wie 4000 Einwohnern von
1:500 und der Kirchspiele in stark angebauten Gegenden
von 1:2500 lässt auf eine grosse Genanigkeit der Beibringung
Ordered, by tbe House of Commons,
Priee 8 «.
') Papers. Ordnanse Survey.
to be printed, 30 June 1857. — 147.
|
147
des Details schliessen, und dass die Kedueirung dieser De-
tails zur Einverleibung in die Grafachaftskarten in 1:10,560
und wiederum die Übertragung dieser in die grosse Karte
des ganzen Königreichs in 1:63.360 auf dem Wege der
Photographie geschieht, gewährt für die Zusammenstellung
der Zeichnungen ein grosses Vertrauen, abgeschen von den
bedeutenden Zeit- und Geldersparnissen, welche dieses Ex-
periment mit sich bringt. Kechnen wir hierzu die Auf-
nahmemethode des Tergains mit üquidistanten Horizontalen
und dabei noch die Einzeichnung der Bergstriche, so wüss-
ten wir nicht, was der Stecher noch wünschen sollte, um
seine Aufgabe möglichst vollkommen lösen zu können. Wenn
die neuen Blätter von Nord-England und Schottland alle so
aus der Hand des Graveurs hervorgehen, wie es die Proben
des besagten Berichtes zeigen, so stellen wir die Ordnanoe-
Maps der Gegenwart unbedenklich in die erste Reihe aller
Generalstabskarten. Noch das Aufgebeu der geflammten
Bergstriche, für deren Festhaltung wir nun einmal keinen
Grund finden, eine korrektere Stellung derselben und die
deutliche Markirung der Horizontalen im Stieh, aber nicht
das Wiederfallenlassen dieser so mühsam errungenen sicheren
Führer — und wir würden die Britischen topographischen
Spezialkarten als Musterbilder hinstellen, obwohl wir sehr
gut einsehen, dass nicht überall dieselben Mittel zu Gebote
stehen und auch die absolute Nothwendigkeit nicht vor-
liegt, die höchsten Stufen der Kunst auf diese eine Seite
der vom Staate ausgehenden Belehrung zu werfen, wenn
andere Interessen darunter leiden sollten. Immerhin sei
es uns vergönnt, das Ideal der topographischen Wissenschaft
zu verfolgen und demnach auch zu wünschen, dass dem
rühmlichen Verdienste des Lieutenant-Colonel James nichts
in den Weg trete, was die volle Ausführung des so vor-
trefflich Eingeleiteten beeinträchtige.
Was den Fortechritt der topographischen Karten der
einzelnen Haupttheile anbetrifft, so sei Folgendes angeführt.
a. England. Von den sechs nördlichen Counties, welche
im Masssstabe 1:10.560 gravirt werden, sind publieirt:
Lancaslire, Yorkshire und Durham, in Arbeit und theil-
weise publicirt: Westmoreland und Northumberlaud, noch
ganz aufzunehmen: Cumberland. Die Reduktion auf den
Maassstab 1:63.360 zum Anschluss an die übrigen Theile
von England und Wales ist für Yorkshire im Stich und
wird für die übrigen Grafschaften unmittelbar ihrer Vollen-
dung im grösseren Munssstabe folgen. b. Schottland. In
dem grossen Maassstabe von 1:10,560 sind publicirt: Edin-
burgshire, Haddington, Linlithgow (auch im Mnassstab
1:2500), Fife, Kinross, Wigtownshire, Kirkeudbright, Isle
of Lewis; aufgenommen und theilweise publicirt: Ayr,
Dumfries, Renirew, Peebles, Berwick; qufgenommen und in
Zeichnung: Lanark, Boxburgh, Selkirk, Harris Island (alle
19*
148 Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1558.
zum Theil), woruus ersichtlich, das von Süd- Schottland
nur wenig fehlt und bereit» Mittel-Schottland und durch
Lewis und Harris auch Nord-Schottland in Angrif! genommen
ist. Die ebenfalls erfolgende Reduktion auf 1:69.360 ist
für die erste Gruppe der publieirten Counties in Situation
bereits gestochen und von einigen Sektionen auch die Aus-
gabe mit ausgefülltem Terrain schon geschehen. c«. Ireland.
Die bereits vollendete Karte im Maassstabe 1: 10.560 (ohne
Terrain) wird einer neuen Revision unterzogen; dieselbe
ist bereits erfolgt tür den Theil nördlich einer Linie von
der Donegal- zur Dundalk-Bai. Die Reduktion auf das
Maass 1:63.360 ist von der Hälfte der ganzen Insel voll-
endet und der p. Bericht verheisst die Beendigung des
Sticha der Situation (of the outline) von der ganzen Karte
mindestens bis zum 31. März 1859, Auch die Eintragung
des Termins schreitet vor, die Bergskizzirung von ein
Viertel Irelands ist für den Stich vorbereitet und in dem
grossen Manssstabe von 1:10.560 sind mit Horizontalen
(eontours) versehen: Donegal, Londonderry, Tyrene, An-
trim (theilweis), Louth, Kilkenny, Dublin. Für die Ein-
sicht in das ausserordentlich reichhaltige Verzeichniss der
Städtepläne verweisen wir auf den p. Bericht, dem wir
unter Anderem auch mit Interesse die Notiz von der Exi-
stenz einer Spezialkarte der Inseln Malta und Gozo ent-
nehmen.
Da von kartographischen Privatunternehmungen uns
nichts neues Hervorragendes bekannt geworden ist, was
den früher bezeichneten Standpunkt derselben anders cha-
rakterisirte, so schliessen wir unseren Spezialnachweis mit
dem Vermerk, dass auch die Admiralität unermüdlich fort-
führt, die Reihe ihrer vortrefflichen Seekarten zu vermeh-
ren, und somit in Gross-Britannien von Staats wegen für
die nähere Kenntniss unserer Erde durch die Vermittelung
der Karte in einer dankbar anzuerkennenden Weise gesorgt
wird.
Wir halten es der Überschrift unserer kurzen Beleuch-
tung angemessen, wenn wir mit einigen ‘Worten des Ein-
flusses gedenken, welchen die Arbeiten der Spezialtopo-
graphie nachgerade auf die allgemeinere oder geographische
Kartenzeichnung ausgeübt haben und welchen sie im Be-
griffe stehen für die Zukunft auszuüben. Das von allen
Seiten zusammentliessende Material der speziellen Landes-
vermersungen konnte von denjenigen geographischen Kar-
tenzeichnern nicht lange unbenutzt gelassen werden, wel-
chen es darum su thun war, die nichts sagenden oder ge-
radezu falsch sprechenden Landesbilder in nuturgemässe
umzuwandeln. Die raupenartigen Gebirgsbezeichnungen der
Herren von der Wasserscheide-Theorie verschwanden immer
mehr, nachdem man eingesehen hatte, dass der Zusammen-
fall von markirter Gebirgshöhe und Wasserscheide keines-
wegs als ein nothwendiges Gesetz in der Anordnung der
äusseren Bodengliederung anzutreflen sei. Wie es so häufig
geschieht, verfiel man in das Extrem, man ging in der
Zeiehnung nicht mehr von den dominirenden Höhen aus,
sondern von den Tiefen; jedes kleine Thälchen erhielt eine
hervortretende Büschung seiner Seitenwände, man baute in
geschmackvollen Gruppirungen Terrasse auf Terrasss und
erhielt endlich Bilder, welche eher einer nach allen Seiten
hin krystallisirenden gefrorenen Dunstflüche glichen, wie/dem
Abbilde einer Naturlandschaft. Immer mehr der äusseren
Form der Situationszeiehnenkunst Mächtige gingen an das
Zeichnen geographischer Karten, sie fanden ein Vergnügen
daran, die kleinsten Kärtchen mit Bergstrichen aller Nüan-
ven anzufüllen, rissen die Kupferstecher und später die
Lithographen mit fort in der Erfindung neuer Landesbilder
und schufen wiederum Karten, welche in Überladung und
Übertreibung die Originale der Natur verleugneten. Also
stand es wenigstens mit der Metamorphose der goographi-
schen Karte in Deutschland noch in den zwanziger Jahren
unseres Jahrhunderts, wenige Autoren ausgenommen, wel-
che rechtes Maass hielten, und viele ausgetommen, welche
gır kein System verfolgten. Die Geographie fand tüchtige
Lehrer, die Spezialkarten boten immer mehr Material, das
Pıblikum forderte, von dem Allen etwas auf seinen Karten
zu schauen, ohne die Bequemlichkeiten handlichen For-
mates und billigen Preises aufgeben zu wollen. Die ver-
vollkommnete Technik kam den Zeiehnern zu Hülfe, es
wurde möglich, eine Menge Stoff auf kleinen Raum zu-
sammenzupressen und dennoch ein wohlgefülliges Ansehen
festzuhalten, ob auf Kosten der. Augen und der guten
Übersicht, das musste vorläufig ausser Acht bleiben. Aber
je mehr Zeichen und Namen für die Karte verlangt wur-
den, um desto mehr kam man in Verlegenheit mit Unter-
bringung der Bergstriche; die Generalisirung der Terrain-
zeichnung fand für den denkenden Zeichner jedoch noch
keinen rechten Schlüssel. Da traten die Geologen aus ihrer
Abgeschlossenheit, sie reichten den Geographen die Hand
zum gegenseitigen Austausch, sie zeigten ihnen ihre Karten
und wiesen auf die Harmonie zwischen fusserer Terrain-
form und innerer Beschaffenheit hin, und so kam es denn,
dass kein gewissenhafter geographischer Kartenzeichner
mehr ein Landeebild entwerfen wollte, ohne auch das geo-
logische bei Seite zu haben. Die Bilder wurden nun wie-
der natürlicher, in vielen Fällen erhielten sie ein iber-
raschend treues Gepräge, aber in anderen Fällen sah man
das in der Stube entwickelte System nicht mit dem äus-
seren Ansehen der Natur übereinstimmen. Die durchdachte
geographische Karte steht noch jetzt zu einem grossen Theile
auf diesem Punkte, denn «as Bündniss mit der Geologie
Die Kartographie Europa’s bis zum Jahre 1558. 149
ist noch ziemlich neu; die undurchduchte Karte wandelt
ihren bequemen Weg ruhig weiter fort und hascht nur
nach Äusserlichkeiten, um zu bestechen. In neuerer Zeit
ist denn unn durch das Beitirfniss der Geologen, Techniker
und Topogruphen ein neues Element mit Eifer kultivirt
worden, «as des geographischen Kartenzeichners Aufmerk-
samkeit rege hält; es ist das hypsometrische, Noch muss
das ungleich vertheilte Material der Hühenkenntniss des
Bodens die Verarbeitung auf der allgemeinen Karte oft in
Verlegenheit setzen; aber es darf keine Mühe gescheut
werden, die Höhenregister zu vervollständigen, denn es ist
kein Zweifel, dass ihr Inhalt es ist, welcher ausgebentet
werden muss, um das System’ einer naturgetreuen Terrain-
darstellung zu begründen. Die geologische Karte auf der
einen, die hypsometrische auf der anderen Seite,. wird es
der geographischen Karte bald gelingen, mit glücklichem
Erfolge zu generalisiren, und jeder Beitrag wird ihr will-
kommen sein, welcher sie in Lösung dieser schwierigen
Aufgabe unterstützt. Desshalb muss der Geograph such mit
besonderer Aufmerksamkeit die gegenwärtige Aufnahme-
methode der topographischen Spezialkarten in dem Systeme
der äquidistanten Horizontalen verfolgen, und wenn ers
auch sehr schmerzlich empfinden muss, dass fast alle solche
Karten in dem Stadium ihrer Vollendung ängstlich die
Spuren dieser Linien tilgen, welche ihnen die Erzielung
ihres Bildes verschaflten, so freut er sich doch, dass die
Resultate dieser Nivellements in reichbaltigen Höhenangaben
stehen geblieben sind. Aus ihnen und aus der Menge sich
durchkreuzender Nivellements, welche gegenwärtig unsere
kultivirten und kultivirt werden sollenden Landschaften
durchziehen, lassen sich Höhenschichten-Karten konstruiren,
welche nicht allein als die Vorläufer richtiger und charak-
teristischer Terraindarstellung auf Generalkarten zu betrach-
ten sind, sondern welche auch einen unmittelbaren Nutzen
für die Interessen des praktischen Lebens zu erzielen im
Stande sind. Gemde in diesem Augenblicke künnen wir
sagen, dass die Erzeugung von Höhenschichten-Karten ein
Kennzeichen für das Weiterstreben einer naturgemissen
Kartographie ist; es ist daher auch unsere Pflicht, das all-
miülige Entstehen derselben zu verfolgen, um in der treuen
Aufzeichnung der Geschichte der Kartoggphie nicht über-
stürzt zu werden von der raschen Aufeinanderfolge neuer
Vervollkommnungsmittel, mit denen unser erfinderisches
Jahrhundert gewiss noch nicht zu Ende ist. Herr Rath
A. Steinhauser in Wien hat uns der Mühe einer hezüg-
lichen Untersuchung überhoben; sein scharfes Urtheil und
seine wisseuschaftliche Weitsicht hat die Bedeutung des
hypsologischen Elements in der Kartographie richtig ge-
würdigt und ihn bewogen, im rechten Momente über Ge-
schichte nnd Bestand der Niveaukarten höchst anziehende
Vorträge in der Geographischen Üiesellschaft zu Wien im
Anfunge dieses Jahres zu halten. Herr Steinhauser führt
die Geschichte der Höhenkarten auf Dupain-Triel zurück,
welcher die älteste Schichtenkarte Frankreichs nach der
Idee des Genfer Ingenieurs du Üarla verfertigte und .die
ersten Begleitworte dasa vom Jahre 1791 datirt hat. Die
vollständigere Ausbildung des Aufnahmesystems in äqui-
distanten Horizontalen gebührt la Place, die erste offizielle
Anwendung fund bei Anfertigung der neuen topographischen
Karte von Frankreich im J. 1818 Statt, Der Vortrag ver-
folgt die verschiedenen Zeugnisse für die allmälige Aus-
bildung des Wesens der Nivenukarte, gedenkt mit gerechter
Anerkennung der bezüglichen Verdienste des Feldmarschall
Hauslab für Österreich und schliesst mit Besugnahme auf
Ziegler's Hypsometrischen Atlas und Papen’s Hühenschich-
ten-Karte, als die neuesten Erscheinungen, welche das
hypsometrische Element zum Hauptgegenstand ihrer Dar-
stellungen machen. Trotz gütiger Erlaubziss wollen wir
der Mittheilung dieses anziehonden Thema’s durch die Zeit-
schrift der Wiener Geographischen Gesellschaft nicht weiter
vorgreifen und uns darauf beschräuken, die Aufmerksam-
keit auf dieselbe zu lenken.
-
Die neuesten Englischen, Französischen und Russischen Aufnahmen in Hinter-Asien.
(Nehst Karte, Tafel 6.)
Nachdem wir früher auf die umfungroichen neuen Auf-
nahmen an den Küsten von Korea und der Mandschurei
aufmerksam gemacht haben), welche besonders seit 1854
ausgeführt wurden, geben wir jetzt auf Tafel-6 die Resul-
tate dieser Arbeiten. Unsere Karte ist nicht das Ergeb-
1) 8. Geogr. Mitth. 1857, $, 91, und 1858, 8. 76.
niss einer einzigen fortlaufenden Vermessung, sondern sie
ist zusammengesetzt aus schr verschiedenen, von Engli-
schen, Französischen und Russischen Seefahrern ausge-
führten Spezialarbeiten und schliesst selbst noch manche
Chinesische und Japanesische Elemente ein.
Da La Perouse auf seiner berühmten Entdeckungsreise
im Jahre 1787 die Küsten von Korea nicht berührt hat,
150, Die neuesten Englischen, Französischen und Russischen Aufnalımen in Hinter-Asien.
so gebührt Kapitän Broughton (1797) das Verdienst, zuerst
einige Punkte derselben genauer "bestimmt zu haben, uls
diess früher durch Chinesen und Japanesen geschehen war.
Aus dem Tatarischen Meerbusen zurückkehrend, sah er die
Ostküste der Halbinsel unter 42° 22’ N. Er., entdeckte
die grosse nach ihm benannte Broughton-Bai, bestimmte
die Position des Tschosan-Hafens und legte eine Anzahl der
zahlreichen Inseln auf der Karte nieder, die sich der Süd-
küste bis nach Quelpart hin vorlagern. Wie Hüchtig seine
Aufnahme auch war, so konnte doch Klaproth mit ihrer
Hülfe die Chinesischen Karten der Östkiiste Korea's so weit
berichtigen, dass sie ein im Ganzen richtiges Bild gaben,
"während später durch Benutzung Japanesischen Materiales,
das hauptsächlich durch von Siebold und von Krusenstern
(1827) bekannt wurde, abermals bedeutende Irrthümer,
namentlich das weite Einspringen der Pinghai-Bai nach
Westen, in die Karten übergingen und noch heute die
neuesten Atlanten verunstalten. Die Westküste Korea’s,
wegen ihrer Unzugänglichkeit viel weniger bekannt, liegt
auf den älteren Chinesischen Karten viel zu weit nach
Westen, sodass die Halbinsel eine unverhältnissmässig breite,
viereckige Gestalt bekam, wie man diess 2. B. noch auf
den Karten in La Perouse’s Atlas sieht. Lord Amherst
und seine Begleiter, Kapitän Maxwell von der „Alceste”
und Kapitän Basil Hall von der „Lyra”, waren die Ersten,
welche diese Küste näher untersuchten (1816). Sie fanden
jene zahlreichen Inselgruppen auf, weiche heute unter den
Namen des Koreanischen Archipels, der Clifford-Inseln und
der James Hall-Gruppe bekannt sind und auf deh Chine-
sischen Karten offenbar zum Festland gezogen worden wa-
ren; auch erreichten sie die Westküste an der Basil- Bai
und waren dadurch im Stande, die Halbinsel auf ihre wahre
Breite zu redueiren. Dieselben Seefahrer dehnten ihre
Vermessungen auf den Petscheli-Golf aus, dessen südlicher
Theil schon durch Lord Macartney’s Gesandtschaftsreise
(1793) einigermaassen bekannt geworden war, und Maxwell
rekognoseirte namentlich die Ostseite des Leaotong-Golfes
und die Halbinsel Prince Regent'a Sword, wührend Kapi-
tän Hall die Südwestküsten der Petscheli-Bai untersuchte.
Die Inselgruppe im Nordosten von Prince Regent's Sword
blieb ihnen dagegen unbekannt, sie wurde zuerst von Klap-
roth, nach der grossen Jesuitenkarte aus Kaiser Khanghi’s
Zeit, unter dem Namen Johann Potocki-Archipel in die
Europäischen Karten eingeführt (1820) und ist bis heutigen
Tages nur sehr ungenau erforscht. Eben so wenig hat man
genaue Aufnahmen von den Küsten des Gelben Meeres
nördlich von der James Hall- Gruppe, nur einige Punkte
ausgenommen, welche der Expelition Lindsay’s, im Jahre
1832 unter Begleitung des Missionür Gützlaff von Macao
ausgesendet, festzustellen gelang. Dieselbe Expedition ent-
deckte auch nördlich von der Basil-Rai den Marjoribanks-
Hafen.
In neuerer Zeit wurden zunächst von Sir E. Belcher im
Jahre 1845 Quelpart und die nordöstlich davon gelegenen
Inseln näher untersucht und es folgten darauf in den fünf-
ziger Jahren die umfangreichen Aufnahmen der Ameri-
kaner, Franzosen, Russen und Engländer, welche wir be-
reits mehrfsch erwähnt haben. Die wichtigsten ihrer Ar-
beiten, die sich auf die in Rede stehenden Küsten bezie-
hen, waren: die Aufnahme der ganzen Ostküste Koren’s
durch die Russische Fregatte „Pallas” im Jahre 1854, wel-
che sowohl Broughton’s als Mouches’ (1852 zwischen Kap
Hugon und Kap Ducos ausgeführte) Rekognoseirungen ver-
vollstindigt und überflüssig gemacht hat; ferner die ge-
nauen Vermessungen des Vietoria- und D’Anville-Goltes,
so wie der Mandschurischen Küste weiter nach Norden,
durch Hill und Freeman in den Jahren 1855 und 1856,
und endlich die neue Aufnahme der Ostküste des Leno-
tong-Golfes durch Kapitän Ed. Vansittart im August 1855.
Die Untersuchungen der Koreanischen Küsten durch Contre-
Admiral Guerin von der „Virginie” im Sommer 1856 und
die nautischen Arbeiten der Amerikanischen North Pacifie
Exploring Expedition im Petscheli-Golf sind unseres Wis-
sens noch nicht veröffentlicht worden, dagegen konnten
alle neueren Untersuchungen an den Küsten von Japan,
so weit «diese in den Bereich unserer Karte füllen, benutzt
werden, wie namentlich auch die Aufnahmen der Oki- und
Gotto-Inseln durch Richards im Jahre 1855.
Nächst der neuen Gestalt der Ostküste Korew’s, die sich
nun wieder mehr der Darstellung Klaproth's nühert, fallen
namentlich die Veründerungen in die Augen, welche der
südlichste Theil der Mandschurischen Küste durch Hill’s
und Freeman’s Arbeiten erlitten hat, und wir haben sie dess-
halb mit allen Details der Englischen Adminlitüts-Karte in
dem oberen Theil unserer Karte dargestellt.
Notizen. 151
(reographische Notizen.
K.rUSP LAND
Die Englischen Tiefen- Messungen auf dem sogenannten
„Telegraphen-Plateau” im J. 1857. — Auf Tafel 24 des
vorigen Jahrganges der „Geogr. Mitth.” legten wir unsern
Lesern eine Zeichnung von vier Profilen vor, welche die
Resultate der von Berryman und Dayman ausgeführten
Tiefen-Messungen im Atlantischen Ocean zwischen Irland
und Neu-Fundland in vergleichender Zusammenstellung ver-
anschaulichen. Lieut. Maury, der uns diese Profile einzu-
senden die Güte hatte, begleitete sie mit einigen kurzen
Erläuterungen, indem er die Unzuverlässigkeit der Berry-
man’schen Messungen nachweist, die des Lieut. Dayman
dagegen als Vertrauen verdienende bezeichnet, wobei er
jedoch bemerkt: „Ich habe keinen Bericht über die Me-
thode gesehen, die er bei seinen Messungen angewendet
hat, und kann desshalb kein Urtheil über die Genauigkeit
seiner Resultate abgeben, doch sehe ich auch keinen Grund,
sie anzufechten.” Dieser Bericht wurde erst einige Monate
später von der Britischen Admiralität herausgegeben ') und
ist uns so eben von Kapitän Washington, Chef der Hydro-
graphischen Abtheilung der Britischen Admiralität, gütigst
mitgetheilt. Wir nehmen desshalb Veranlassung, hier noch
einmal auf den so höchst interessanten Gegenstand zu-
rückzukommen.
Einglischer Sondirungs- Apparat.
Die ersıe Figur zeigt den Apparat im Zustamdle, hinabgelassen zu werden: die
zweite, wenn er auf dem Boden angekommen ist; die dritte in dem Augenblick,
wo das Guwicht sich abgehängt hat und die Spindel wieder hinaufgesogen wird.
a. Blelernes Gewicht.
Giromes elsernes Gewicht (sinken),
„ Eisendrähte, au eine das Gewicht tragende Pintte befestigt.
‚ Klappe, um Proben des Bodens beraufzubringen.
Feder, auf die a alt und so die Oeffnung von d schliesst.
. Massey's Patent: Somlirengs-Maschine,
Lieut. Dayıman bediente sich bei den Sondirungen des
bekannten Brooke'schen Loth-Apparutes, jedoch mit der
Modifikation, dass das Gewicht statt der kugelförmigen eine
means
!) Deep Sen Soundings in tho North Atlantic Ocean between Ireland
and Newfoundland, made in H. M. S. Crelops, Lieut.-Commander Joseph
Dayman, in June and July 1857. London, published by tbe Admi-
ralty, 1858.
u 11 Auge Im
“hier rien dem Talngraphenian
Profil von Lieat, Dayman's (lm Engl. Dampfer „Oyelop#”) Tiefen-Messungen Im Nord-Atlantischen Ocean 1857, in der natfirlichen Krümmtng der Erde, (Die Tiefen alnd
längliche Gestalt erhielt und an Eisendrühten statt an
Leinen aufgehängt wurde, damit es eich leichter ablöse, und
dass die Klappe, welche dazu bestimmt ist, Proben des
Meeresbodens mit heraufzubringen, eine andere Einrich-
tung bekam. Ausser der gewöhnlichen Lothleine, von
18,000 Faden oder 108,000 Fuss Länge, wurden 4000
Faden Walfischleine und 5000 Faden seidene Leine von
5 Zoll Durchmesser angewendet. Die letztere, von Du-
freney und Comp. in Paris gefertigt, hatte der Französische
Ingenieur Delamarche bei seinen Sondirungen im Mittel-
ländischen Meere zwischen. Frankreich und Algerien im
Jahre 1856 benutzt. Die Sondirungen wurden mit den
Massey’schen Maschinen bewerkstelligt, deren sich 20 an
Bord befanden. Die Zeitintervalle zwischen dem Ablaufen
von je 100 Faden wurden sorgfältig notirt und sie zeigten
mit ein oder zwei Ausnahmen, wann das Blei zu fallen
aufgehört hatte; in diesen Ausnahmsfällen nahm man die
Angaben der Maschine, korrigirt nach den ermittelten Feh-
lern des Index, als die gefundene Tiefe an. „Der grosse
Fehler der Massey’schen Maschine in ihrer jetzigen Form”,
"sagt Dayman, „ist, dass der Zapfen, welcher niederfällt und
die Walze anhält, sobald das Loth aufhört zu fallen, so
schwer ist, dass er, wenn bei sehr tiefen Sondirungen das
Loth langsam sinkt, in Folge der grossen Menge Leine,
die es nachziehen muss, durch sein eigenes Gewicht nie-
derfüllt und die Walze feststellt, ehe das Loth den Boden
erreicht hat, so dass die Angaben der Maschine werthlos
werden.”
Wenn das Resultat einer Sondirung fehlerhaft ist, so
muss cs nothwendig zu gross sein, wie auch Lieut. Maury
a. a. O. bemerkt, und zwar giebt Lieut. Dayman als Feh-
lerquellen an: 1) Zeitverlust bei Berechnung des Momentes,
in welchem das Loth aufhört zu sinken, mittelst der Zeit-
intervallen; 2) Verlust von Leine, verursacht durch die
Abweichung gewisser Theile derselben von der senkrechten
Linie, wenn sie durch Wasser geht, das von tiefen Strö-
mungen bewegt wird. Die erstere Fehlerquelle kann durch
Übung in der sorgfältigen Überwachung des Ablaufens der
Leine auf ein verhältnissmässig kleines Maass reducirt
werden, aber bei aller Sorgfalt geben nach Dayman’s Mei-
nung Sondirungen in Tiefen über 1000 oder 1500 Faden
keine genauen Resultate innerhalb 20 bis 25 Faden, aus-
genommen bei Anwendung sehr dünner und leichter Lei-
nen. In Bezug auf die zweite Fehlerquelle versichert Day-
man, dass er nach den ersten zwei oder drei Sondirungen
keine Schwierigkeit fand, den „Cyelops” wihrend der gan-
zen Operation genau auf demselben Punkte zu fixiren, und
fügt hinzu: „Ohne die theoretischen Voraussetzungen von
der Existenz tiefer Strömungen zu diskutiren, will ich einen
merkwürdigen Vorfall erzählen, der sich im Laufe unserer
Fahrt ereignete und der nach meiner Ansicht beweist, dass
die Wirkung solcher Strömungen auf unsere Sondirungen
152
nicht in Betracht kommt. Am Abend des 16. Juli, als die
See für die Anwendung dünnerer Leinen zu hoch ging,
wenn man Aussicht haben wollte, Proben des Meeresbodens
heraufzubringen, sondirte ich mit der verjüngt zulaufenden
Walfischleine und einem Loth vou 96 Pfund Gewicht, hin-
sichtlich der Tiefenangabe mich auf die Maschine verlas-
send, deren Fehler mit derselben Leine ermittelt war. Die
so gefundene Tiefe beitrag 2176 Faden, aber man hatte
2400 Faden ablaufen lassen, um sicher zu sein, dass das
Gewicht sich loshänkte, und zu unserem Erstaunen kamen
die 200 Faden, welche dem Loth am nüchsten waren, in
einem verwirrten Kuaul an die Oberfläche. Das Loth
hatte sich abgelöst und die Klappe, wie gewühnlieh im
tiefsten Wasser, war voll weichen Schlammes; aber jener
Theil der Leine, der als ein Knaul am Boden gelegen hatte,
war an vielen Stellen mit demselben Schlamm bedeckt und
dieser war während der ganzen Passage bis zur Oberfläche
an ihm haften geblieben.. Ziehen wir 200 von 2400 Faden,
der Länge der abgewiekelten Leine, ab, so erhalten wir
die annähernde Tiefe von 2200 Faden oder etwa 24 Faden
mehr als die von der Maschine angezeigte. Da das Schiff
während der ganzen Operation genau über der Leine fixirt
wurde und die Angabe der Maschine, auf die man sich in
diesem Falle glücklicher Weise verlassen konnte, bis auf 24
Faden mit der Länge der Leine (abgerechnet die 200 Fa-
den, die am Boden gelegen hatten) übereinstimmt, so er-
heilt, dass die Leine nahezu perpendikulär hinabgegangen
sein muss und daher von keiner Strömung in der Tiefe
affieirt wurde. Es kamen noch ein oder zwei Fülle ähn-
licher Art vor, aber da dieser der merkwünligste und be-
friedigendste ‚war, so ist es unnöthig, sie anzuführen.”
Der „Cyelops” hielt sich auf dem grössten Kreise zwi-
schen der Valencia-Bai in Irland und der Trinity-Bai in
Nen-Fundland, Dayman's Sondirungslinie liegt daher im
Allgemeinen etwas nördlicher als die Berryman’s im „Are-
tic”. Die Hauptresultste fasst Dayman in seinem Berichte
folgendermaassen zusammen.
Von der [rischen Küste bis 11° 15° W.L. v. Gr. ist
der Boden sandig und die Tiefe nimmt allmülig bis 90
Faden zu. Unter 12° W. L. fanden wir felsigen Boden
und eine Tiefe von 200 Faden, von da bis 13° 15’ W.L.
eine durchschnittliche Tiefe von 400 Faden mit schlam-
migem Boden. Eine sandige Ebene mit einer mittleren
Tiefe von 200 Faden liegt zwischen 13° 30" und 14°
30° W, L. Unter 14° 48’ W,L. haben wir 550 Faden
bei felsigem und unter 15° 6' W. L. 1750 Faden bei
schlammigem Boden. Dies ist die stärkste Neigung in
dem ganzen Ocean.
Zwischen 15 und 45° W.L. liegt der tiefste Theil des
Meeres, dessen Boden fast ganz aus derselben weichen,
mehligen Substanz besteht, die ich in Ermangelung einer
besseren Bezeichnung Schlamm genannt habe. Diese Sub-
stanz ist merkwürdig klebrig, da sie, wie oben angegeben
wurde, an der Nondirungsleine während deren Passage vom
Grund bis an die Oberfläche haften blieb, bisweilen aus
einer Tiefe von mehr uls 2000 Faden. Sie liegt wahr-
scheinlich in einer Schicht von unbedeutender Dicke, denn
in manchen Füllen fanden sich kleine Gesteinstückchen in
der Klappe, die den Schlamm efithielt, woraus ich schliesse,
Notizen.
dass die Spindel durch die weiche Masse auf den festen
Grund gedrungen war, auf dem sie lagert. ‘
Innerhalb des genansten Raumes ergaben die Sondi-
rungen an zwei Stellen einen Boden underer Art, das eine
Mal in 52° 14° N. Br. und 30° 45’ W. L., das zweite
Mal in 51° 52° N. Br. und 33° 21° W. L. An der
ersteren - Stelle, bei einer Tiefe von 1765 Faden, hatten
wir zerbrochene Muscheln, darunter ein Fragment von be-
deutender (irisse, das aber unglücklicher Weise in den
Händen des Arztes zerbrückelte, als er es abwusch. Da
dieses die interessunteste Probe des Meeresbodens wur, die
wir erhalten hatten, war es ärgerlich, sie auf diese Weise
zu verlieren, und ich versuchte, das Blei au derselben
Stelle noch einmal hinabzulassen, wurde aber durch schlech-
tes Wetter daran verhindert. An der letzteren Stelle hatten
wir 1600 Faden und brachten nur zwei kleine Steine
herauf. Diess sind die einzigen Ausnahmen von dem
gleichförmigen Charakter des Bodens zwischen .15° und 45°
W. L. Lient. Maury hat diese Strecke das „Telegraphen-
Plateau” genannt, und obgleich die wiederholten Sondirungen
gezeigt haben, dass die Tiefen auf ihr zwischen 1450 und
2400 Faden wechseln, #0 sind diess doch verhältuissmässig
kleine Unebenheiten auf ihrer Oberfläche und bieten keine
neue Schwierigkeit für das Projekt, das Tau quer durch
den Ocean zu legen. Die Bedeutung der wechselnden
Tiefen schwindet ganz, wenn man die Ausdehnung des
Raumes, über den sie vertheilt sind, in Betracht zieht.
Die grösste Schwierigkeit liegt in der erwähnten plötzlichen
Senkung nahe der Irischen Küste, wo in wenig mehr als 10
Engl. Meilen Entfernung die Tiefe sich um 7200 Fußs ver-
ändert; aber diese Senkung war bei dem letzten Versuch, das
Tau zu legen, einige Zeit, bevor dasselbe riss, glücklich über-
wunden. ’
Zwischen 45° W, L. und der Küste von Neu-Fund-
land sind die Tiefen unregelmässig und der Boden besteht
aus Steinen und Kies. Dieser ungünstige Theil kann ver-
mieden werden, wenn man etwas nach Norden von der
Linie des grüssten Kreises geht, wo die auf dem Rückweg
gemuchten Sondirungen zwar eine ähnliche Unregelmässig-
keit in der Tiefe, aber eine andere Beschaffenheit des Bo-
dens, einen dieken Schlamm, ergaben. In der Trinity-Bai
ist das Wusser sehr tief und der Boden,ein dieker, zäher
Schlamm. Die Küsten dieser Bai sind auf allen unsern
Karten falsch gezeichnet und müssen genauer aufgenommen
werden.
Die Strömumgen an der Oberfläche fanden wir unbe-
ständig in der Riehtung und von geringer Stärke. Auf der
Hinreise nach Neu-Fundland befand sich das Schiff mehrere
Tage nach einander um Mittag einige Meilen nördlich von
der berechneten Linie und wir schlossen, dass diess die
Wirkung des Golfstroms sei, bei der Rückfahrt aber fanden
wir auf derselben Strecke nicht die geringste Strömung.
Eben so hatten wir in der Nähe der Neu-Fundländischen
Küste, unter günstigen Umständen und bei grosser Aufmerk-
sarıkeit auf das Steuern, mit Dampf allein einen genauen
Kurs eingehalten, um auf dem grössten Kreise zu bleiben,
und als wir uns am nächsten Tage Mittags 6 Engl. Mei-
len. südlich von der berechneten Position befanden, so
schlossen wir, von der Südwest-Strömung, welche an dieser
Notizen.
Küste vorberrschen soll, getrieben worden zu sein. Wenige
Tage später jedoch, bei der Rückkehr über dieselbe Strecke,
unter ebon so günstigen Verhältnissen, zeigte sich keine
Spur einer Strömung. Es ist jedoch gewiss, dass bei der
Küste von Neu-Fundland zu Zeiten eine starke Strömung
nach Süden existirt, und wir sahen ihre Wirkung an einigen
Eisbergen.”
Diesen allgemeineren Bemerkungen folgen in Dayman’s
Schrift die ausführlichen Berichte über jede einzelne Son-
dirung, deren Hauptresultate in übersichtlicher Zusammen-
stellung die folgende Tabelle enthält.
2-7; er
Position. 23 Beschaffenheit | x3 —
Datum. | 2! E Ri: F
187 | ar FEIERT
-| Nördl. Br, :W. L. v.tir, ”: Boden, ‚ #5 1: .
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51 59 00 11 00 00 78 ; Feiner Sand 61 61 61
52 100 |11 14 a0 0 1] Sand —_— lu lo
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52 5 30 Ji2 vo on | 199 | Felge | i-
32 740 J12 25 00 | are | Lehm 54 |60,,'59,,
52 10 00 12 50 00 | 418 | Lebm 5 60 |
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Juni »:52 13 00 |13 38 00 | 226 ) Sand 55 |57 I56
|52 14 00 J13 48 00 | 230 | Feiner Samıl 55 |57 |ö6
Juli 24152 13 30 [14 00 00 | 216 | Sanıd so 81 co
|52 14 30 1a 16 Y ! 186 | Sand sr 616
Juni #]52 17 oe [1a 20 00 | 20 | Feiner Sand 55 167 |56
Juli 24l52 16 40 /14 48 30 | 554 | Felsig 59 158,188,
Juni tılöe 21 40 J18 6 on |1756 | Schlamm 54 55 I53
Juli 22152 20 00 19 20 00 [1759 Schlamm a 186 |55
se 16 30 18 46 00 2050 | Schlamm sr ill,
Aug. i1lö8 37 00 j17 30 00 N10H0*| Sellamm _ lol.
Juli 21j52 23 00 [18 19 00 |2100 | Schlamm —_— I I
»2 a0 00 19 10 00 [2100 | Schlamm si 61 I61
Juni 13/52 40 10 |20 10 00 11575 | Schlamm 53 154,153
„ 14152 45 00 |21 90 00 I1800?} Schlamm 5 195 53,
„ 14152 32 00 22 30 00 I2455? - 55 155, |56
„ 1532 26 00 25 30 00 I1950 ) Rehlanama 35 j55.j56
„ 15152 3000 |24 40 00 |18T5 ) Rehlamm 36 |53 |56,
Juli 18152 29 00 [26 14 00 /2400 | Rehlamm 57 |60 I59,,
„ 171152 26 00 |28 10 00 2050 | Bellanmam 57 50 |58
„ 1052 16 30 |29 98 a0 12176 | Kehlammı ss 586 |57
Juni 20/52 14 00 |s0 45 00 |1675 | Muscheln 34 158 |54
„ 2052 11 00 |31 37 80 \2080 | Schlamm 58 |58 167
Juli 1552 7 00 |32 en ou (156 | Schlamn I ET #7,
„ 15151 52 00 [34 21 00 |1800 | Steine 54,556 bb
Juni zeisı 57 60 |s4 20 00 |1975 | Schlamm 32:53 158,
„ 22151 49 00 [35 44 00 |1657 | Selılamım sı |s8 51
Juli 1451 40 0 |36 42 00 2180 | Schlamm 5155 1
Juni 2315: 36 30 [55 54 00 | air | — -— je je
Juli 13/5: 29 0 |38 m 00 Neo | Schlamm 54 154,58
Juni 24151 25 @® |38 57 00 11950 | Schlamm 52 |52,150,
Juli 1851 900 lau 300 12424 _ b4 188, 51
„ 135 PO (a0 10 00 Fayir _ — ji |
Juni 25/50 57 30 |41 19 00 (2250 | Schlamm s2 54 |53
„ 2550 48 0 42 26 00 |2050 Schlamm 33 1544/54,5,
„ 26.50 35 OD |43 20 00 |2085 | Schlamm 5 I67 |56
„ 26:50 26 00 44 19 00 /2300 | Schlamm 53 155 54
Juli 11/50 28 30 |44 27.00 2365 | Schlamm 5 50 Ja8y
Juni 27/130 14 00 |45 23 00 |9925 | Schlamm ab 58 \h8
t) Hier riss das Telegraphentau am 11. August 1857,
2), sure beiowtet, dass der Boden mit 1529 Faden nech richt or-
reicht war. ap.
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft IV.
|
|
153
._ u R ! ds Lafttempe-
Position. 23 | eschaffenteit | 48 er
Datsın. isı 8 5
- z. des 95 Fi .%
1887, FE |25: 33 H
= H; Bodens. 12: 38
Nördl. Br, W.Lvün 5 | i; s ®
'a A
y & r . I Paar, Mabr.| Wahr,
Juli 10|50*, 6 30" 45945’ 007) 1450 \Schlamm 49° 49° [487
Juni 27:50 9 00 :46 15 00 |1450 Schlamm 51 49,,/49
1 28/49 47 30 |46 51 00 11495 ‚Schlamm 49 149,,|49,,
Juli 10/49 42 30 |4T 38 00 |1450 |Keinen Boden erh, 47 |46,,/45.r
Juni 28/49 32 30 |48 04 00 [1203 |Schlamm 47 150,149,
„ 294% 24 00 |48 48 00 | 954 ISchlamm 48 l4r li7
Juli 949 18 00 |49 12 on | 725 Lehm 42 |44,,j44
Juni 20/49 12 00 [49 35 00 | 742 |Lehm 48 47 147
Juli 949 925 00 |40 48 00 | 381 Sand a2 148,146
Juni 29,49 05 00 |5u v8 00 | 406 Lehm “2 48 |46
Juli 9/49 18 00 |50 03 00 | 170 Lehm 42 a5 44
„949 12.00 |60 19 00 | 154 /Lohm 44 [44,,/44
Juni 2948 57 sn Im 23 © | 140 |Steine ‘2 las as
Juni un!as 52 m |nO 20 00 | 1906 |Sand, Lehm, Steine’ 4® a5 |a4
48 47 06 506 51 30 | 126 Steine 42 145 Id4,
48 42 00 \51 06 00 \ 221 |Felsig 42 145 44
48 38 00 |51 17 30 | 112 _ 'a2 la4 44
48 34 00 151 350 00 | 56 |Steine Iam.jaa 44
48 30 00 |51 40 00 | 108 |Pelsig IL EFZ EB FI
43 28 00 |61 45 00 , 116 |Lehm 4445 45
Die folgende Tabelle giebt
tungen über Temperatur ufd
verschiedenen Tiefen.
hier Fahrenheit’sche.
die Resultate der Beobach-
Dichtigkeit des Wassers in
Die Thermometergrade sind auch
ä “ '8e
Fasten. = am 3 33 | Dichtigkelt
Datum. | x i Eder! ra | a E- 5 | nn
) - 75 Teme.dwe 8 ||
m el 53 Ta: | mim.
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„ 1451 39136 42 | 7 |59,,559 605/42, | 70054 |1,onss| Ion
„ul ii —- “| 585 I 1,usas| Lean
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„10 — _ 6 159,,)59,759,.44 19325158 1uoses| Ins
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„u— ii 6 l64 63, 6 TOO EN Tara 1onns
Endlich stellt Lieut. Dayman noch seine Beobachtungen
üher die Deklination der
Magmetnadel zusammen.
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„ 2:49 20 | 49 uiid 0
oe
Obgleich wir schon a, «. U. das von Lieut. Maury nach
Dayman’s Angaben entworfene Profil der sondirten Linie
publieirten, schien es uns doch von Wichtigkeit, ein neues
Profil derselben nach dem offiziellen Berichte Dayman’s
zu konstruiren und unseren Lesern vorzulegen. Einmal
veranlassten uns hierzu die mehrfachen, wenn auch nicht
sehr erheblichen, Differenzen in den Tiefenangaben Beider,
wie sie die folgende Tabelle zeigt:
. ' Tiete in Engl Faden
Westl.L, v.Gr,
Nördl, Br. ne
nach Bnury. nach Dayman.
52° 0 0” 150 39° .07) 1740 | 1750
53 370/17 3906 | Tehlt 1950
32 or lea! 195 2050 9)
s3 11 0 |31 2730| 206u 2030
3 7o|32 © ©) 1500 1550
1 70H “0 0! 1970 1975
531 30 o|36 42 0 19683 21259
st 2 0) 00 2850 2350
KOT 20 Tue Dur Tue El) 1515 1450
Wie diese Differenzen entstanden sind, vermögen wir
nicht anzugeben; es scheint fast, ala sei es das unver-
meidliche Schicksal der Tiefenmessungen auf dem soge-
nannten Telegraphen-Plateau, dass ihre Resultate in ver-
schiedenen Lesarten veröffentlicht werden. Selbst das von
Lient. Dayman seinem Berichte beigegebene Profil enthält
einzelne von den im Berichte angeführten abweichende
Zahlenangaben.
Ferner war bei Lieut. Maury’s Profil der Maassstab
der Höhe im Verhältniss zu dem der Länge so bedeutend,
dass es schwer hielt, sich danach eine annähernd richtige
Vorstellung von den Unebenheiten längs der sondirten
Linie zu bilden. Es kam darauf an, die Abweichungen
der Dayman’schen und Berryman’schen Resultate recht
deutlich hervortreten zu lassen, und dazu musste ein so
unnatürliches Verhältniss der Masssstäbe gewählt werden;
da ein solches aber leicht zu Missverständnissen führt, so
haben wir bei dem neuen Profil das Verhältniss der Muass-
stäbe 10:1 zu Grunde gelegt, was schon eine viel natür-
lichere Ansicht giebt, obgleich die perpendikulären Ab-
stände immer noch zehnmal zu gross, die Abhänge noch
zchnmal zu steil sind., Es war Anfangs unsere Absicht,
den Maassstab der Höhe dem der Länge gleich zu setzen,
wir hätten aber dann die letztere übermässig ausdehnen
" An der Küste bei St. John's, Neu-Fundland.
?) In dem zu Dayman's Bericht gehörigen Profil als ya45 bezeichnet,
” In dem genannten Profil 1975.
Notizen.
müssen, um die Unterschiede der Tiefen noch einiger-
maassen bemerkbar zu machen. gi
Diese Unterschiede sind zwar nicht unbedeutend, denn
die durchsehnittliche Tiefe zwischen 15° und 45° W. L.
v. Gr. beträgt etwa 2000 Faden oder 11,260 Pariser Fuss
und an Einer Stelle sinkt der Boden bis 2424 Faden oder
13,646 Par. Fuss unter das Niveau, aber man sieht schon
aus unserem Profil, wie sie dureh ihre Vertheilung auf die
bedeutende Strecke von 45 Längengraden gemildert wer-
den, obgleich sie hier in zehnmal zu grossem Maassstabe
dargestellt sind. Wenn -auch die bisherigen Sondirungen
auf dieser Linie noch nicht genau und zahlreich genug
sind, um die Neigungswinkel mit einiger Sicherheit be-
stimmen zu können, und es daher nicht unmöglich ist, dass
auf ihr Erhebungen vorkommen, die ähnlich wie das Harz-
gebirge oder der Thüringer Wald plötzlich aus den ebe-
neren Theilen hervorspringen, so macht dieser Theil des
Meeresbodens doch mehr den Eindruck einer sanften, wel-
lenfürmigen Einsenkung, die nur unter dem 15° W. L.
v. Gr. mit der starken Neigung von etwa 1 auf 84 Fuss
von 1750 zu 550 Faden (9850 zu #100 Par. Fuss) steil
emporsteigt, von wo sich dann nach Osten jene Hochebene
fortsetzt, die den Boden der Mecrestheile um Gros-Bri-
tannien und der Nordsee bildet. Für Lieut. Maury’s An-
nahme, dass der tiefe, zwischen 15° und 45° W. L. ge
legene Theil des Nord- Atlantischen Oeceans ein Plateau
darstelle, vermögen wir in Dayman’s Messungen auch keine
rechte Stütze zu finden, denn Lieut. Dayman giebt die
grösste Tiefe des Wassers nicht, wie Lieut. Maury sagt,
zu beiden Seiten seines Mittelgrundes un, sondern viel-
mehr gegen die Mitte desselben, in 26° und 40° W. L.
Der Vergleich mit einer hakenförmigen Landzunge, die
sich unterseeisch von Grönland aus fortsetze, scheint uns
daher nicht recht haltbar, so lange nicht neue Messungen
eine andere Konfiguration des Meeresbodens ergeben, als
die Dayman'schen. Wohl könnte man aber diese verhält-
nissmässig Mache Einzenkung eine Hochebene nennen im
Vergleich zu den enormen Tiefen, die weiter im Süden
des Ocenns aufgefunden wurden, besonders wenn man das
Projekt der Telegraphen - Verbindung im Auge behält,.
welches ohne Zweifel nicht wenig dadurch begünstigt wird,
dass der Atlantische Ocean gerade an der schmulsten Stelle
zwischen Europa und Amerika einen viel höheren und
ebeneren Boden hat, als weiter südlich.
Endlich schien es uns nicht ohne Interesse, das Profil
eines Theils der Erdoberfläche einmal in seiner wahren
lage zum Mittelpunkt der Erde, d. h. mit der der Wirk-
lichkeit entsprechenden Krümmung darzustellen, besonders
da wir dadurch dem gegen uns dirckt ausgesprochenen
Wunsche mehrerer unserer verehrten Leser und Korre-
spondenten, wie des Herrn Strong, Generul-Bevollmächtigten
des „Hamburger Korrespondenten”, nachkommen. Sie
dürfte allerdings ein viel anschaulicheres und - natürlich
auch richtigeres Bild von dem Meeresboden geben, als eine
Projektion, wo die Meeresoberfläche als horizontal ange-
geben wird.
In dem Anhang zu Dayman’s Bericht erfahren wir auch
Näheres über die Beschaffenheit des Meeresbodens durch
Thomas H. Huxley, welchem die Proben zur Untersuchung
Notizen. 155
übergeben worden waren. Seine Bemerkungen enthalten
manches Neue und wir theilen sie desshalb im Auszug mit.
Eise Probe des Nord-Atlantischen (rean-Bodens In einer Tiee von 2400 Faden
oder 14,000 Engl. Fuss (in Vergrösserung gezeichnet).
ab. e. d, e Globigerinae von verschiedener Grösse, gatz
1. Fragment einer Globigerina
#- Unorganisches Bruchstiick
„Die von mir untersuchten Proben wurden aus Tiefen
von 1700—2400 Faden heraufgebracht, welche also Höhen
zwischen dem- Pik von Tencrifa und dem Mont Blanc
entsprechen. Eine sonderbare Gleichförmigkeit herrscht
im Charakter derselben, #0 weit sie mir vorliegen. Sie
bilden ein ausserordentlich feines, hellbraunes, schlammiges
Sediment in den Flaschen, in denen sie aufbewahrt wur-
den, aber in diesem Schlamm kann man eine gewisse
leicht fettige Substanz bemerken, die aus kleinen harten,
kaum "su Zoll im Durchmesser haltenden Partikeln be-
steht, Wenn man ein wenig von diesem Schlamm heraus-
nimmt und vollstindig trocknet, so wird er weiss oder
rüthlich-weiss und schr feiner Kreide ähnlich.
Fast in’ allen Sedimenten finde ich eine Menge merk-
würdiger, rundlicher Körperchen, die allem Anschein nach
aus verschiedenen koncentrischen Schichten bestehen,
welche ein kleines helles Centrum umgeben, und die auf
den ersten Blick wie einzelne Zellen der Pflanze Proto-
coceus aussehen; da sie aber von verdünnten Säuren rasch
und vollständig aufgelöst werden, so können sie nicht or-
ganischer Natur sein und ich will sie einfach Coceolithen
nennen. Ausser diesen Bestandtheilen sicht man immer
eine grüssere oder geringere Menge eckiger Fragmente
eines hellen Minerals, dem Anschein nach Quarz, und sehr
oft solche einer eigenthümlich durchsichtigen grünen Mi-
neralsubstanz, Manche dieser Fragmente sind so gross
wie Erbsen.
Die oben erwähnten, verhältnissmässig schweren und
festen kalkigen Organismen bilden durch ihre grössere
Gestalt die Huuptmasse der fettigen Substanz. Sie sind
fast undurchsichtig und erscheinen bei auffallendem Lichte
weiss. Ich habe ihre Masse zu °/,u des Ganzen geschätzt
und ich bleibe gewiss noch hinter der Wahrheit zurück,
wenn ich behaupte, dass 8", Zehntel von diesen °/,,, oder
85 Proz. des Ganzen, aus einem Genus und, wie ich glaube,
aus einer Species der Foraminiferne, nämlich der Globige-
rina, in allen ihren verschiedenen und mannigfachen Ent-
wiekelungsstufen bestehen. Die übrigen 5 Prozent der
kalkigen Organismen sind Foraminiferae von höchstens 4
oder 5 Arten. Die noch fehlenden 10 Prozent ‚des ganzen
Sedimentes bestehen theils aus der oben erwähnten gra-
nulisen Substanz, theils aus thierischen und vegetabilischen
Orgunismen, die mit kieseligen Skeletten und Schalen ver-
schen sind, Unter den letztern, die man Diatomascene
nennt, kommt ein auffallend grosser und schöner Coscino-
discus in grosser Menge vor, aber gewöhnliche Distomaceae
sind ausserordentlich selten und gewöhnlich zerbrochen
und leer. Die ersteren sind entweder Polyeistineae, dar-
unter eine Anzahl schöner Formen, wie Flustrella, Eueyr-
tidium, Stylosphaera, Haliomma u. s. w., oder zugespitzte
Körper, gewöhnlich bekannt als Spongolitharia, oder solche
zweifelhafte Organismen wie Codium und Rhizosalenia.
Wenn man das ungeheure Areal bedenkt, über wel-
ches dieses Lager ausgebreitet ist, die Tiefe, in der seine
Bildung vor sich geht, und seine Ähnlichkeit mit Kreide
oder mehr noch mit solchen Gesteinen wie die Mergel von
Caltanisetta, so gewinnt die Frage: woher kommen alle
diese Organismen? ein hohes wissenschaftliches Interesse,
In Übereinstimmung mit der vorherrschenden Ansicht, dass
das Leben auf verhältnissmässig geringe Tiefen beschränkt
ist, hat man vermuthet, dass diese Organismen entweder
aus seichteren Gewässern an ihre jetzige Stelle geschwemmt
worden sind, oder dass sie an der Oberflüche des Meeres
leben und erst später auf den Boden niederfallen.
Der ersteren Vermuthung widerspricht die scharf mar-
kirte zoologische Eigenthümlichkeit der tiefen Meer-Fauna.
Wären die Globigerinae aus seichtem Wasser nach ihrer
jetzigen Stelle geschwemmt worden, so müsste man mit
ihnen vermischt eine grosse Menge der charakteristischen
Bewohner seichter Gewässer finden, und dies müsste um
so mehr der Fall sein, als die in bedeutenden Tiefen so
häufigen grossen Globigerinae solider und massiver sind,
als fast irgend eine andere Foraminifere, Aber es ist That-
sache, dass die Menge der anderen Foraminiferae ausser-
ordentlich klein ist; auch habe ich bis jetzt in den Pro-
ben aus grossen Tiefen keine Spur von Fragmenten von
Mollusken, wie Echini u. s. w., aufgefunden, die in seich-
tem Wasser gemein sind und eben so gut weggeschwemmt
werden könnten, wie die schweren Globigerinae.
Die zweite Hypothese ist viel wahrscheinlicher und
erhält eine kräftige Stütze durch die Thatsache, dass man
von vielen Polyeistinene und Coscinodisci recht wohl weiss,
dass sie an der Oberfläche des Meeres leben, Herr Mac-
20*
156
donald, Assistenzarzt auf dem Schiffe „Herald”, jetzt im
südwestlichen Grossen Ocean, hat kürzlich einige sehr
werthvolle Beobachtungen über lebende Formen dieser Art
nach England geschickt, die er in dem Magen von Meer-
Mollusken antraf und die also gewiss Bewohner der ober-
flächlichen Sehichten des Oceans sind. Aber es ist eigen-
thümlich, dass nur eine der von Herrn Macdonald abge-
bildeten Formen einer Globigerina ähnlich sieht, und selbst
diese hat einige Charaktere, die mich an ihrer Verwandt-
schaft mit jener Gattung zweifeln lassen. Sie ist mit lan-
gen strahlenfürmigen Fortsätzen verschen, von denen ich
nie eine Spur an einer Globigerina geschen habe. Sollte
diese letztere wirklich solche Forteätze besitzen, so würde
diess erklären, wns sonst ein gewichtiger Einwurf gegen
die Annahme der Hypothese ist, wie nämlich die schwere
Globigerina sich an der Oberfläche des Wassers hulten
könnte.
Wenn die organischen Körper in den Proben aus
grossen Tiefen weder dahin geschwemmt, noch von oben
gefallen sind, so bleibt nur eine Alternative, sie müssen
duselbst gelebt haben und gestorben sein. Dieser Ansicht
stellen sich sofort gewichtige Einwendungen entgegen.
Wie kann man begreifen, dass animalisches Leben unter
solchen Bedingungen des Lichts, der Tempemtur, des Dru-
ckes und Luftgehaltes bestehen kann, wie sie jene unge-
heuren Tiefen bieten? Darauf kann man nur erwidern,
dass wir mit Sicherheit von sehr hoch organisirten 'Thie-
ren wissen, dass sie in Tiefen von 300 bis 400 Faden zu
leben vermögen, und dass der Unterschied in der Quan-
tität des Lichtes und der Wärme bei 400 und bei 2000
Faden wahrscheinlich viel geringer ist, als der Unterschied
in der Komplicirtheit der Organisation zwischen diesen
Thieren und den niedrigen Protozos und Protophyta der
Proben aus grossen Tiefen. Obwohl weit davon entfernt,
es schon jetzt für ausgemacht zu halten, dass die Globi-
gerinse in diesen Tiefen leben, scheint mir doch die Ba-
lance der Wahrscheinlichkeiten sich mehr nach dieser
Beite zu neigen.”
Neue bevorstehende Arbeiten des K. Preuss. Generalstabs
für das Jahr 1856 w. x. w. — Durch gefüllige Mitthei-
lung des Herrn Major von Wrangel, Chefs der Topographi-
schen Abtheilung des K. Preuss. Generalstabes, sind wir
in den Stand gesetzt, folgende Notiz über die Arbeiten
des Topographischen Bureau’s des Königl, Preuss. General-
stabs zu veröffentlichen, welche im Laufe der nächsten
Zukunft zur Ausführung kommen sollen. Es wird näm-
lich beabsichtigt, 1) in diesem Sommer die Hobenzollern’-
schen Fürstenthümer von einer Abtheilung des Topogra-
phischen Burcau's vollstindig aufnehmen zu lassen, um
hiernsch eine Karte derselben im Maassstab von 1:50.000
zu publieiren; 2) die Vermessung der Altmark zu beendi-
gen, um im „Jahre 1859 mit allen Kräften die Provinz
Preussen unfassen zu können; 3) die Anfnahme der Um-
gegend von Berlin wird vollendet und revidirt and im
Maassstab von 1:50.000 in Kupfer gravirt werden; 4)
eine Karte von Schleswig- Holstein im Maassstab von
1:100.000 wird mit Nächsten vollendet und gedruckt;
5) es sollen umfassende Versuche in Anwendung der Pho-
[3
Notizen.
tographie für die Zwecke des Topographischen Buremi's an-
gestellt werden.
Die Sechöhe com Dresden. — Ingenieur-Major Peters,
Direktor des Königl. Sächs. Topographischen Bureau's zu
Dresden, schreibt uus: — „Durch die von Herrn J. F.
Julius Schmidt, Astronomen der Sternwarte zu Olmütz,
in seinem Aufsatze „die Sechöhe von Olmütz”, mitge-
theilt im Desemberhefte 1857 der „Geographischen Mit-
theilungen”, mit Recht hervorgehobene Wichtigkeit der
Feststellung von Seehöhen möglichst vieler Orte, als Basis
für weitere Höhrnmessungen, veranlasst‘, theile ich in
Nachstehendem dasjenige mit, was, an die Arlwiten der
Herren Schmidt und Prof. Böhm anknüpfend, zur Bestim-
mung der Sechöhe von Dresden, beziehentlich des Nivenu-
Unterschiedes des Adristischen Meeres und der Nordsee,
beitragen dürfte. Die Berechnungen gründen sich theils
auf selbst ausgeführte Nivellements (Eisenbahn von der
Süehsisch - Röhmischen Grenze bis Dresden), theils auf
mehrjührige Barometer- Beobachtungen Herru Wiemann’'s
(vergl. die Orts- und Höhenbestimmungen zum Topograpli-
schen Atlas vom Königreich Sachsen), und es ist dabei
1 Wiener Klafter — 3,34875 Dresdener Ellen = 0,97318
Toisen == 6,04314 Preuss. Duodezim.-Fuss = 6,49554 Bayeri-
sche Fuss angenommen. Reducirt man auf die Hühe des
Bahnhofes zu Olmütz über dem Adriatischen Meere, und
zwar nach Böhm’s Annahme —= 107,34 Toisen, so erhält
man: Bechöhe file dem Adristischen
Koten, Meere In
Wan. Ki, Wien Kifte Toiern Imesdn. Kilen,
Bahuhot Olmita 2... O0 10T 36
„ Triebitz OO UF Tikna
ai Pardubitz . = da 13a 20 38
„ Kolim Te Tr ET
» Pe .. U DT dm
Er Raudnitz . —_ u 0, Ta 267%
” Lobositz — 3a Ta Tun 260,15
„ Ausig . - 35 Wa Am Möın
» Bodenback Pe ze } Fer 68,4 [| Free 1°.
Bahn a, d,Söchn-Böhm.Grene — Hu Gin Gh Plan
Rahubof Pirna ne Be 59, BB 20
Nullpankt d. Dresd, Eibmessers — 57, 534 Bla 178,45
Nach Wiemann lirgt, nach dessen mehrjährigen Baro-
meter- Beobachtungen und Vergleichen mit den Beobach-
tungsmitteln der Berliner, Breslauer und neuerdings der
Prager Sternwarte, der Nullpunkt des Dresdener Elbmes-
sers (alte Brücke) 180,09 Dresdener Ellen = 52,33 Toisen
über der Nordsee (nach den früheren Angaben Lohrmann's
179,5 Ellen —= 52,16 Toisen); es wäre hiernach der Ni-
veau-Unterschied des Adriatischen Meeres und der Nord-
see — 0,56 Toisen. Mun kann daher wohl mit Hinweis
auf Al.v. Humboldt im Kosmos, Band 1, Seite 324, sugen,
dass die Oberfläche beider Meere hinsichtlich ihrer mitt-
leren Höhe in Niveau stehe. — Es würde von wissen-
schaftlichem Interesse sein, sowohl vorstehende Werthe,
als iiberhaupt mehrere barometrisch ermittelte Höhenbe-
stimmungen nach Manssgabe der vorhandenen Eisenhahn-
und Strom-Nivellements beurtheilen, beziehentlich berich-
tigen zu können. Wenn daher die Herren Ober-Ingenieure
der zum Deutschen Eisenbahn-Vereine gehörigen Bahnen
die Koten ihrer betreffenden Bahn-Anschlüsse durch Dr.
Petermann’s „Geogr. Mittheilungen n. s. w.” veröffentlich-
Notizen. 157
ten’), so würden. die Niveau-Unterschiede mehrerer Rhein-,
Elbe-, Donau-, Oder-Pegel, des Bodensee’s, der Ostsee
u. 8. w. festgestellt und somit zuverlässige Unterlagen für
weitere Höhenmessungen _ gewonnen. Als Anbindungs-
punkte dürften vielleicht ausser den oben angegebenen
die Höhen folgender Urte gebraucht werden können:
Dresdener Eib-Nullpunkt über der Nordsee , , , — 52,9 Tolsen,
Riesser Beute 44. ”
Bahnbof Riesa der Leipsig-Dresdner Bahn PS ng" 50, “
er Leipsig u. Sins ”
” ” der Leipzig-Magdeburger Bahn er Blase m
Pr Görlitz der Sächs.-Schles,. Bahn . . » » Dia
en Hof der Sächs.-Dayerischen Bahn . » » . 2b
Barowetrische Höhernmessungen im Mars-Gebirge in Mäh-
ren, von Heinrich Wolf. — Herr H. Wolf, Geolog der K.
K. Reichsanstalt in Wien, theilt uns folgende werthvolle,
bisher noch nicht publieirte Höhenmessungen mit: —
Ich wollte mich durch eine Durchschnittsreise von Krum-
sier über Zdaunek, Strzilek durch das Murs-Gebirge gegen
Ungarisch - Hradisch überzeugen, ob der geulogische Bau
und die Schichtenfolge in demselben analog sei wie im
grossen Karpathen-Zug, an der Grenze Mährens, Galiziens
uml Ungarns, in den Bieskiden und in dem dem Wiener-
Wald angehürigen Gebiete längs des XNordabfalls der
nordöstlichen Alpen, wo mir schen diese Schichtenfolge
durch die geologischen Aufnahmen bekannt war. Diese
Voraussetzung hatte sich vollkommen bestätigt, und bei
dieser Durchschuittsreise war zugleich die Gelegenheit ge-
boten, mehrere Höhenmessungen 'mittelst Barometer aus-
zuführen, welche ich hier bekannt gebe. — Diese Mes-
sungen sind mit einem Gefüss-Barometer nach Capeller’s
Konstruktion ausgeführt, welches noch vor der Exkursion
Horr Dr. J. Schmidt, Astronom an der Sternwarte in Ol-
miütz, durch zwölf Ablesungen zu vergleichen die Güte
hatte. Um dieses Abweichungen so wie um die durch die
Konstruktion des Instrument# bedingte Korrektion wegen
der Veränderlichkeit des Nullpunktes der Scala im Gefüss
wurden meine Ablesungen korrigirt.
Mittelst der sehr zuhlreichen Ablesungen (des Herrn
Dr. Schmidt konute die Tugeskurve des Luftdrucks kon-
struirt werden, um darauf cine richtige Interpolation von
Barometerständen für soiche Zeiten zu gründen, in welchen
meine Beobachtungen mit‘ denen des Herrn Dr. Sehmidt
nicht zusummenfielen. — Die Berechnung der Höhen wurde
nach der bekannten Gauss’schen Formel: A (log. =) eo
* bei vorhergegangener Reduktion der larometerstände auf
0 Grad Temperatur und bei Vernachlässigung der Ein-
flusses der horizontalen und vertikalen Kömparente in der
Intensität der Schwere, durchgeführt. Die Korrespondenz-
Beobachtungen wurden dem Barometer im Arbeitszimmer
des Dr. Schmidt entnommen, dessen Nullpunkt 117,50 Tei-
sen — 120,74 Wiener Klafter, nach den neueren Bestim-
mungen des Dr. Schmidt, über dem Adriatischen Meere
sieh befindet. — Bever ich noch die Messungen hier an-
schliesse, will ich Einiges über die orographischen Ver-
hältnisse des Gebietes, in welches sie fallen, voraussenden.
Da wie vorhin erwähnt. wurde, die Schichtenfolge im
!% Wir erklären uns dass mit Vergnügen" bereit. 4P.
Mars-Gebirge eine analoge, aus denselben Gesteinen be-
stehende ist, wie die in dem nördlichen Karpathen-Zug
und in dem nördlichen Abfall der Alpen, so lässt sich
dadurch ein fast ununterbrochener Zusammenhang beider
Gebargsketten nachweisen. Dieser Zusammenhang lässt
sich auch durch eine Erhebungslinie erkennen, die sich
genau nach dem Streichen der Schichten zwischen die
Endpunkte der beiden Gebirgssysteme einschaltet. Diese
Erhebungslinie beginnt schon im Wiener-Wald von den
westöstlich laufenden Alpen gegen NO. abzuweichen, gerade
da, wo die Wien-Linzer Poststrasse die Wasserscheide
übersebreitet, Diese nordöstliche Richtung der Hebungs-
linie bleibt nun konstant bis zur Wasscracheide zwischen
den Quellen des Oder-Finsses in Schlesien und dem Wang-
Flusse in Ungarn, welche auch von der Strasse von Te-
schen über Jablunkau, Uzaeza, Neustadtl nach Silein über-
schritten wird. An dieser Wasserscheide') beginnen die
Karpathen ihren südöstlichen Verlauf. Die ganze, 33 Mei-
len lange Zwischenlinie zwischen den Alpen und den
grossen Karpathen wird von drei Flüssen durchrissen,
deren Richtung an den Durchreissungsstellen senkrecht
auf die erwähnte Erhebungslinie zu stehen ‚kommt. Es
sind diess die Donau zwischen Korneuburg und Wien, die
Thais zwischen Wisternitz und Eisgrub und die March
zwischen Kremsier und Napagedl. Das zwischen der Do-
uau und der Thais liegende Stück der Erbebungslinie
zeichnet sich aus durch die Höhen des Ernstbrunner-Wal-
des und der Palnuer Berge, und das zwischen der Thaia
und der March befindliche zeichnet sich durch das Mars-
Gebirge aus. Dieses Mars-Gebirge uls ein Verbindungsglied
der Alpen mit den Karpathen hervorzuheben, war der
Zweck des Vorhergehenden. Andere topographische .und
orographische Verhältnisse dieses Gebirges werden näher
in Walny’'s Topographie von Mähren gegeben.
Frehöhe in
Kr. Ort der Messup. nn
Ben _ Ka ua
I Kre sınier, Gasthaus x. Primas, 1. Stock (Mittel von zwei |
| Messungen) . “eu. „ [1110108
2| Luttopeta, West won Krenisier Fe ee 5 EUREN 51:7 PFFN
= Stobitz, West von Kremsier . . 119, 118,0
fi Krsselka, Wirthsh., W. v. Kremaier, SO. 7 Niemtschite 189,0 1184,0,
5| Sattel «wischen Tettalita u. Weezek, SW. Fr. Kremsier | 100.4 | 183.44
#| Potschenits, am Bach, NNO. v. Morkowits .. 0 ./43843]135,0
7. Morkowite, Schloss, Basis . „+00. + [15413]
s| Sliean, 0, bei Markowite, am Bache. Pa 5 17 RP} 1: 797
9| Mühle bei Tranbek, W. vr, Zdaunck . .„ = + 0 + 112604011225
10, Zinunek, am Bäche, bei dem Schlosse .„ » » = + 1 ESgol Tide
11) Diwok, 8. v, Zuummck . . 2...
12i Rosehtin, Kirche, Basis . . 2 2 2 2 000. +18 a] Mäua
18 Obere Kirche, 8. bei Roschtin . » » + + + +16 donliäde
14 Zetschewits, Schloms, Basis . . ‚11 71,aa | 1675
13! mean, Wohnung des Herrn W uldbereiters Nassck,
. Stock {Mittel aus zwei Messungen) . + + [1Ed,na | Elan
16 Rule Hrad, Basis, SO. hei Strailok , . 283,44 |276,
17) Omellennter d. Ruine Hrad, 80. b, Strailek a. ==s°R) 247401 240,45
18| Friedhof v. Strzilek . . Da | 1 Zn 5 5} ZN
19| Stdpowa, Wirtbshaun, oberhalb” des Jhgerhaunes . + [171,95 1106,03
26) Höchster Punkte. Stranse zwisch. Stupowa u. Buchlowitz [248,0 [24 8,57
21) Ungarisch-Ilrudlisch, Gasthans zam grünen Baum, 1.
Stuck (Mittel ans vier Messungen) , . » + + + 10050] Ta
22° Ungarisch-Hradisch, Baimliol . 2 2 2 2 20004710244 100
N Die Jablunkauer Schanze,
153 Notizen.
Gheel, eine Stadt von Geistenkranken. -— Mitten in dem
sterilen Kempen-Lande in der Belgischen Provinz Ant-
werpen liegt ein Städtchen Namens Gheel, welches eine
so seltsame Erscheinung bietet, dass es schwer halten
dürtte, ihm etwas Ähnliches an die Seite zu stellen. Dort-
hin werden nämlich seit alten Zeiten zahlreiche Geistes-
kranke aus den benachbarten Provinzen gebracht, um im
Schoosse der einheimischen Familien ein gesunderer und
freieres Leben zu führen, als diess gewöhnlich in Hospi-
tülern möglich ist. Man zühlt unter den 9- bis 10,000
Einwohnern etwa 7- bis 800 Geisteskranke, die letzteren
machen also etwa den zwölften Theil der Bevölkerung aus.
Sie werden nicht durch Mauern von der Mitwelt abge-
schlossen, nicht durch die strenge Disziplin der Irrenliu-
ser gequält, sondern leben mitten unter der gesunden Be-
völkerung, ala freie (lieder der Familien, deren Obhnt sie
anvertraut sind, sie nchmen Theil an deren Arbeiten im
Hause und auf dem Felde, an den Vergnügungen wie an
den religiösen und patriotischen Festliehkeiten. Nur die
Ungleichheit des Verstandes unterscheidet die Bürger der
Gemeinde von ihren geisteskranken Gästen, und (dieser
intellektuelle Gegensatz macht den Irren zu einem Schütz-
ling des ‚Vernünftigen, der die morslische und gesetzliche
Verantwortlichkeit übernimmt. Unter der einfachen Gn-
rantie dieser Vormundschaft herrschen Ruhe und Sicher-
heit zu Gheel eben so wie an irgend einem Orte der
Welt. Jules Duval, der in der „Revue des deux Mondes”
diese eigenthümlichen gesellschaftlichen Zustände von Gheel
in lebendiger Weise schildert, erzählt eine anziehende Le-
gende über die Gründung des Urtes und den Ursprung
der Irren-Kolonie. Die Gründung von Gheel, heisst es,
fällt in die erste Zeit nach Einführung des Christenthums
in Belgien. Seit dem siebenten Jahrhundert erhob sich
in den Wüsten des Kempen-Landes eine Kapelle, die dem
heiligen Martin, dem Apostel der Gallier, geweiht war.
Einige von frommen Leuten erbaute Zellen umgaben sie
und bildeten den ersten Kern des heutigen Gheel. Hier-
her flüchtete sich die junge Tochter eines Königs von Ir-
land, um sich der sträflichen Liebe ihres Vaters zu ent-
ziehen. Dymphne, dies war der Name der Prinzessin,
wurde auf ihrer Flucht von einem Priester Namens Ger-
rebert begleitet, der sie zum Christenthum bekehrt hatte.
In diesem Asyl hoffte sie in Frieden zu leben und ver-
gessen von der Welt zu sterben, aber weder Einsamkeit
noch Entfernung konnte sie schützen. Ihr Vater ent-
deckte ihre Spur, verfolgte und erreichte sie; Gerrebert
liess er durch seine Diener ermorden, und da sich Nie-
mand fand, seine blutigen Befehle gegen seine Tochter
auszuführen, enthauptete er sie mit eigener Hand. Arme
Irren des Landes, die Zeugen des entsetzlichen Vorganges
waren oder, wie andere Berichte sagen, die das Mitleid
auf das Grab der Schlachtopfer führte, wurden geheilt.
Das Verdienst dieser Heilung schrieb man dem heiligen
jungen Mädchen zu, die seitdem die geliebte Schntzpatro-
nin der Geisteekranken geworden ist. Angezogen durch
die Hoffnung auf ein Wunder, führten neue Familien ihre
irren Angehörigen an den Fuss des Kreuzes, das zur Er-
innerung an die Tugend und das Mürtyrerthum der heili-
gen Dymphne errichtet worden war. Bald wurde der Ge-
brauch allgemein, die Besucher vertrauten ihre Kranken
der Sorgfalt der Bewohner an, die sich in immer grüsserer
Zahl um die heilige Stätte ansiedelten; es entstand ein
Städtchen, und wo früher die Kapelle des heiligen Martin
stand, wurde im zwölften Jahrhundert eine schöne, grosse
Kirche zu Ehren der heiligen Dympbne erbaut. Durch
viele Jahrhunderte hat sich die Kolonie ungestört erhalten
und seit 1803 werden sogar die meisten Irren aus dem
Hospital zu Brüssel dahin gebracht, so dass ein grosser
Theil der Bewohner Gheel's durch die Verpflegung Geistes-
kranker ihren Unterhalt erwirbt.
@. Lejeun’s Aufnahmen in der Türkei, — Je seltener
und schwieriger es ist, zuverlässige Data über die Geo-
graphic der noch so unvollständig bekannten Europüischen
Türkei zu erlangen, um #o mehr freuen wir uns, in einem
der nächsten Hefte unsern Lesern einige neue hierauf be-
zügliche Forschungen mittheilen zu können. Herr G.
Lejean, Mitglied der Commission centrale de la Societ& de
Geographie in Paris, hat die Güte gehabt, uns Bericht und
Karte über seine im vergangenen Jahre (1857) ausgeführte
Reise in Bulgarien und Rumelien zu übersenden. Wir
bereiten diese vielfach interesaunten Dokumente, die zum
Theil gänzlich unbekannte, von einem Europäer noch nie
betretene Theile, besonders im Hohen Balkan, betreffen,
zur ehesten Bekanntmachung in dieser Zeitschrift vor.
Neuestes von Dr. J. B. Roth in Palästina. — Von
diesem treiflichen Reisenden liegt uns ein interessantes
Schreiben, datirt „Jerusalem, 4. März 1858”, vor, in wel-
chem er sich hauptsächlich über die bisher dunkel geblie-
bene Gegend der Wasserscheide im Wady El Arsbah ')
ausspricht. Gleichzeitig erfahren wir zu unserer grossen
Freude, dass Roth anf den Vorschlag Alexander v. Hum-
boldt’s den weitern Auftrag erhalten hat, das Basult-Fel-
senthal von Aden, die Basult-Insel Perim 2), die Insel
Peral ‚mit den Obsidian- Strömen, Zobsyer und Farsan,
den Vulkan Djebel-Tair und den Vulkan von Medina
zum Zweck geologischer Forschungen zu bereisen. — Dr.
Roth’s Brief lautet: — „Da die Vermuthung ausgesprochen
wurde, als sei es mir nicht gelungen, oder als hätte ich
versäumt, auf meiner Reise durch die Araba im April und
Msi 1857 den Punkt zu ermitteln, von welchem ab die
Regenwasser eines Theils nördlich in das Todto Meer, un-
dern Theils südlich in das Rothe Meer fliessen, so ge-
währt es mir nicht geringe Befriedigung, Ihnen mittheilen
zu können, dass die Aufsuchung dieses wichtigen Punktes
von ınir weder versäumt worden ist, noch missiungen
scheint. Er befindet sich bei und um den Brunnen Go-
diän, nur sieben Stunden Kameel-Schrittes von dem nörd-
lichsten Ende des Ailanitischen Meerbusens, über welchen
Meeresspiegel der Salzmarsch von Godiän hüchstens 200
Fuss ®} sich erheben mag. Da ich die barometrischen Be-
obachtungen nicht berechnet habe, auch nicht weiss, was
') 8. Geogr. Mitth, 1857, 88. 260-266, 410-416; 1858, 88. 1-5.
” 8. dariiber 8, 163 dieses Heftes,
?) Nach den „ehr sorgfültigen Berechnungen Prof. Kukn's (s. Geogr.
Mitth. 1858, Heft I, S8. 1-—3) liegt der Salsbrunnen Godiän 106 Par.
Fuss über dem Niveau d& Mittelländischen Meeres,
Notizen.
sie ergeben werden, stütze ieh mich auf die einfuchsten
Wahrnehmungen in trockenen Kinnsalen, auf die Lage
von Triftgegenstanden. Die ganze Breite der Araba an
der besagten Stelle bietet keine unmittelbar augenfüllige
Steigung oder Senkung dar, sondern im Gegentheil ebene
Flächen, die wührend der Regenzeit mit Wasser bedeckt
sind, und aus welchen kleine Inselehen mit Üyper-Grüsern
horausragen, wie Erdaufwürfe eines gigantischen Maul-
wurfes, oft so nahe beisammen, dass man, von einem zum
andern springend, weit in die Mitte des trockenen Nee’'s
gelangen kann. Zu Ende April war das Wausser ver-
schwunden (eingesessen oder verdampft), aber der thonige
Boden noch an vielen Stellen sehr feucht und nachgiebig,
so dass die Kameele tief einsanken. Die Wasserausamm-
lung ohne Abfluss erstreckt sich etwa eine Stunde im
Umkreise, dann kommt südlich und nördlich eine nur an
Triftgegenständen (Reisig, dürren Binsen u. a, w.) bemerk-
liche Abdachung, die sich auf der Westseite des Thales
als der tieferen befindet; die Regenbüche kömmen zum
grösseren Theile aus dem Edomiter-Gebirge heraus und
führen bedeutende Massen Schuttes mit sich, der jene
Seite fortwährend erhöht.
„Ich habe keinen Zweifel, dass die Araba ein urultes
Jordan-Bett ist — dass das Todte Meer und das Jordan-
Thal bis zum Tiberias-See durch einen Einsturz gewaltiger
Höhlen (Sinkwerken in riesigem Maassstabe durch Auflü-
sung von Steinsalzlagern) zur jetzigen Depression gekom-
men sind — und dass die vulkanischen Erscheinungen,
von welchen die Genesis bei der Katastrophe von Sodom
und Gomorrha berichtet, und welche in geringem Grade
noch bis heute fortdauern, aus Bründen in den Lagern des
bituminösen Schiefers erklärt werden können. Schlacken
dieses Schiefers habe ich erst vor einigen Tagen wieder
gefunden in dem unteren Theile des Kidron-Thales, zwei
Stunden vom Todten Meere; die Lager sind hier vom
Thale durchbrochen und zeigen oben gunz unverkennbare
Spuren von Verbrennung, die auch die nicht Bitumen hal-
tenden oberen Kalksteinschichten merkwürdig verändert
hat. Ich bin noch nicht bereit, diese Ansichten ganz dar-
zulegen, da noch #0 viele Ergänzungen zu meinen Bewei-
sen nöthig sind, welche im Laufe” dieses Frühjahres und
Sommers eingesammelt werden sollen.
„In zehn Tagen von heute ab gedenke ich über Usdum
nach Kerek, Tafileh und Bozra und dann entlang der
Ostküste des Todten Meeres bis zur Jordan-Einmündung
zu reisen; weiter können mich die Jehalin-Beduinen nicht
bringen. Zur Reise nach Gilead (es-Szalt) muss ich hier
andere Leute und Thiere suchen; wenn mir einmal dieser
Geschäft obliegt, kann ich Ihnen von der Vollendung einer
schwierigen Exkursion berichten.”
Cyril ©. Graham’s Entdeckungen im Osten von Djebel
Hauran. — Herr Cyril C. Graham hielt in der ersten
Sitzung der Literarischen Gesellschaft zu Jerusalem einen
Vortrag über eine interessante Reise, die er kürzlich von
Damaskus aus nach der gänzlich unbekannten Gegend im
Osten des Djebel Hauran ausgeführt hat. Auch schickte
er einen Bericht über dieselbe an die Asintische Gesell-
schaft zu London ein, begleitet ron einer Anzahl alter
|
159
Inschriften in einem noch unentzifferten Alphabet. Aus
diesen beiden Berichten (im Auszug publieirt im Athenscum
26. Dezember 1857, 8. 1623, und_27.' Februar 1858,
8. 279) entnehmen wir Folgendes: Als sich Herr Graham
im vorigen Jahre zu Damaskus aufhielt, erregte der An-
blick der von den Höhen bei der Stadt in der Ferne
sichtbaren Berge in ihm den Wunsch, nach Osten vorzu-
dringen. Man wusste, dass diese Berge zu einer ausge-
dehnten felsigen Gegend Namens el Safah führen, in deren
Nähe sich nach den Aussagen der Araber viele Ruinen
alter Städte finden sollen, — eine Gegend, die in ihrer
Physiognomie dem el Ledjah im Hauran ähnlich ist und
den Hebräern als das Land Baschan bekannt war. Er
verliess Damaskus im September und begab sich mit dem
Missionar Porter nach Salkhut und in die Ledjah; von
hier lüngs des Ostrandes derselben hinwandernd, gelangte
er zur Ostseite des Djebel Hauran (der äussersten Grenze
der bisherigen Forschungen der Europäer in diesen Ge-
genden), unter der Leitung des Araber- Stammes Ghias.
Bald nachdem er den Hauran verlassen hatte, betrat er
eine Ebene, bedeckt mit grossen Basaltsteinen, die lose auf
dem Boden lagen, aber so dicht an einander, dass die Ka-
meele kaum hinreichend Raum fanden, ihre Füsse in die
Zwischenräume zu setzen, Dieser steinige Landstrich, der
sich von Ost nach West fünf, vom Nord nach Süd zwei
Tagereisen weit erstreckt, wird von den Arabern el Hhar-
rah genannt. In ihm befindet sich der Distrikt el Safah,
eine vulkanische Gegend, ähnlich dem Distrikt el Ledjah
im Hauran. Ihr Aussehen vergleicht er mit dem einer
geschmolzenen Masse, die durch ein mächtiges Agens auf-
gerührt und dann plötzlich abgekühlt wurde. Die Rich-
tung von el Safah ist nahezu nordsüdlich. Auf seiner
Oberfläche findet sich nicht ein einziger Tell (natürlicher
oder künstlicher Hügel, Stätte einer alten Stadt), aber
eine Hügelkette von 40 Engl. Meilen Länge zieht sich
fast in derselben Kichtung, nur etwas nach Nordwest ab-
weichend, durch dasselbe hindurch. Herr Graham über-
schritt diese vulkanische Insel nicht, sondern er ging an
ihr nach Süden hin und passirte sie auf dieser Seite nach
der westlichen Ebene zu, um nach den Städteruinen zu
suchen, von denen er gehört hatte, Bald darauf fand er
einen grossen Stein mit einer Inschrift in unbekannten
Schriftzügen, die er sorgfültig kopirte. Einige Zeit später
traf er einen ähnlichen Stein und in fast demselben Zwi-
schenraum einen dritten. Er kam nun auf die Vermu-
thung, dass diese Steine zu dem Zwecke aufgestellt wor-
den seien, um die Entfernung von irgend einer wichtigen
Stadt anzugeben, dass sie also Meilensteine wären. Plötz-
lich stiess er auf eine in Ruinen liegende Stadt aus weis-
sen Steinen, wie er sie nirgends auf der Ebene gesehen
hatte, die ganz sus dunkelfarbiger Lava bestand. Vier
ähnliche Städte existiren um Safah, aber in keiner konnte
Graham eine Inschrift änden, obwohl viele sonderbare und
rohe Skulpturen umherlagen. Von hier ging der Reisende
einige Tagereisen weiter nach Osten und fund dabei mehr-
mals kleine Strecken von 300 bis 400 Yards Umfang, auf
denen fast jeder Stein die rohe Darstellung von Kameelen,
Gazellen, Affen, Pferden, Reitern u. s, w. zeigte, immer
von Inschriften begleitet. Etwa zwanzig von diesen In-
160
schriften schickte Graham an die Asiatische Gesellschaft,
viele davon waren aus dem Wadi el Nimärch, einem
schmalen, mit einer Menge von Panthern bevölkerten
Landstrich südöstlich von Safıh, wo sich die Ruinen einer
Stadt und viele tausend Steine mit Inschriften befinden,
Andere wurden aus dem östlicheren Thal Warran gunom-
men. Der Hügel Omm el Djeried am Ausgang des Wadi
el Nimäreh ist die letzte Erhebung des Bodens, von wel-
cher an die Wüste in einer vollkbömmen ebenen Fläche
sich fünf Tagereisen weit bis zum Fuphrat erstreckt,
Überall in dieser Region trifft man auf viele alte Städte,
die bisher noch nie besucht wurden und vortrefllich er-
halten sind, mit Inschriften in verachiedenen Charakteren.
Die von Gralam kopirten Inschriften bilden nur einen
sehr kleinen Theil von der grossen dort umher zeratreuten
Anzahl; aber die Furcht der Araber vor ihren Feinden,
den benachbarten Anezi, und der Mangel an Wasser - vor-
hinderten einen längeren Aufenthalt an diesem Orte. Die
Araber haben keine Überlieferung in Bezug ’auf die In-
schriften oder das Volk, von dem sie herrühren; aber sie
stimmen darin überein, dass alle Einwohner von Tamerlan
hinweggetrieben worden seien. Die Schriftzeichen sind
roh, analog den ältesten Griechischen und Phöüntsischen
Alphabeten; sie werden bald von rechts nach links, bald
von links nach rechts gelesen und gleichen bald mehr dem
Griechischen, bald mehr dem Hebrüäischen Alphabet, sind
aber keine Palmyrenische Schrift. Bis jetzt ist noch kein
ernstlicher Versuch gemacht worden, sie zu entziffern;
unglücklicher Weise sind die von Graham kopirten sehr
kurz.
In westlicher Richtung zurückkehrend, kam der Rei-
sende iiber eine herrliche Römische Strasse, die von Bosrah
nnch Bussorah führt, alle Brunnen aber fand er mit Stei-
nen angefüllt. Im Norden von Amman und im Südwesten
von Bosrah gelangte er zu einer Reihe alter Städte, unter
ihnen Kirioth und Kiristhaim (vergl. Jeremias XLVIIL,
23, 24), welche auch heute noch die Namen Kiriath und
Kiriatain führen und deren Gebäude so gigantische Ver-
hältnisse und primitive Formen zeigen, dass man fast
glauben sollte, sie seien das Werk der Emims oder Riesen
der Vorzeit. Sie sind stark genug, der Zerstörung durch
Menschenhände, so wie der Wirkung gewöhnlicher Erd-
beben zu trotzen. Ihre Dächer sind von neben einander
gelegten, 25 Fuss langen Steinen gebildet, die von vier-
eckigen Steinpfeilern getragen werden, und die unfürm-
liehen Thüren bestehen jede aus einer einzigen Steinplatte,
Die hauptsächlichste dieser Städte ist Omm el Djama}, in
der citirten Stelle des Jeremias Bethgamul genannt. Die
alten, zwar verlassenen, aber noch ausgezeichnet gut erhal-
tenen Städte sind in den von Herrn Graham besuchten
Landstrichen #0 zahlreich, dass er in fünf Tagen durch
37 derselben kam.
N. ev. Seidlitz's Keise um den Urmia-Nee in Persien dm
Jahre 1556, — Ein junger Russischer Gelehrter, Nikolai
von Seidlitz, hat uns über seine Reise um den Urmia-See
einen Bericht zugeschickt, der von mannigfachem Inter-
esse ist und die Natur ‚dieses grossartigen Gebirgs-Beckens
in lehrreicher und anziehender Weise schildert, auch unter
Notizen.
Anderm Müngel und Irrthümer berichtigt, wie sie auf un-
sern besten Karten dieser Regiou vorkommen. Wir hoffen
diesen Bericht im nächsten Heft der „Geographischen Mit-
theilungen” aufzunehmen.
Tigerjagd in Radschputana. -— Lieut. Will. Rice giebt
in seinem Buche „Tiger-Shooting in India ete.” folgende
Beschreibung der Art und Weise, wie cine Treibjagd auf
Tiger in Radschputana angestellt wird. „— — Nuchdem
wir wieder geladen und die Treiber sich uns angeschlossen
hatten, begannen wir nach dem zuerst verwundeten Tiger
zu suchen. Zu diesem Zweck wird ein Zug gebildet, wie
folgt. In der vordersten Reihe geht zwischen uns, sich
stets zur Erde bückend, unser Haupt-Shikarree, oder erster
Jüger, der sorgfültig jede Fuasspur oder den kleinsten
Blutstropfun beachtet und die Richtung andeutet, welche
das verwundete Wild eingeschlagen hat. Indem wir über
ihm ınit gespannten Büchsen Wache halten, gehen wir an
der Spitze der keilfürmigen Zuges. Unmittelbar hinter uns
folgen unsere besten und ruhigsten Leute, die vorrüthig
geladenen Flinten tragend. Dann kommt die „Musikbunde”,
welche aus vier oder fünf Pauken und einer grossen Trom-
miel besteht; ein Mann läutet eine ungehener grosse Glocke,
andere blasen etwa ein grosses Blechliorn oder schlugen
Cymbeln; ausserdem feuern zwei von unseren Leuten
fortwährend blinde Schüsse aus ein Paar growen Reiter-
pistolen. Auf beiden Seiten dieses Haufens gehen einige
mit blanken Sübeln und zwei Heliebarden, oder äusserst
farchtbar aussehenden Speeren bewaffnete Leute; letztere
dienen dazu, die Treiber zusammenzuhalten, da alle deren
breite, glänzende Spitzen sehen können, auch wenn sie
durch Gras und Binsen höher als ihre Köpfe gehen. Ganz
zuletzt kommen eine Anzahl Männer, die fortwährend
grosse Steine schleudern, die sie entweder im Vorrücken
auflesen, oder vorrüthig mit sich führen, je nachdem der
Boden steinig ist oder nicht. Diese Steine fallen überall,
vorn und auf den Seiten, dicht am Zuge nieder und jügen
oft einen verwundeten Tiger auf, der sonst uns vielleicht,
trotz des betäubenden Lärms dicht bei ihm, hätte vorüber-
gehen lassen, Ein Mann auf einem Baum, den er dann
und wann erklettert, ehe wir an demselben vorüber kom-
men, überblickt Alles und schaut gut aus nach allem gros-
sen Wild, das sich etwa vor uns herbewegt. Die ganze
Gesellschaft geht dicht aneinandergeschlossen in einer kom-
pakten Masse im Schneckenschritte vorwärts, fortwährend
aus Leibeskräften schreiend, so dass in der That ein ganz
höllischer Lärm entsteht. Kein Tiger wird vor einer sol-
chen Masse Lürm und Menschen Stand halten, und wenn
dieselben auch bisweilen bis wenige Ellen im Angriff
nahe rücken, wendet er sich doch jedesmal zur Flucht,
nachdem er meistens bei diesem missglückten Versuch
wohlgepfeffert oder todt geschossen worden ist. Bei die-
sem Verfahren ist jedermann vollkommen sicher, während
einzelne Leute oder Nachzügler unfehlbar bei dem Ver-
such, einen verwundeten Tiger in seinem Schlupfwiukel
aufzusuchen, zerrissen werden würden. Wir hatten auch
niemals Mühe, die Leute zur Begleitung auf die Tigerjagd
zu bewegen, nachdem sie gefunden hatten, dass so wenig
Notizen.
Gofahr dabei war; sie betrachteten die ganze Geschichte
vielmehr als einen guten Spass.”
Otto Esche's Expedition nach dem Amur, — Ein Deut-
scher Kaufmann in San Franzisco, Herr Otto Esche, war
schon seit mehreren Jahren mit dem Plane wmgegangen,
Handelsverbindungen mit den neuen Russischen Ansiede-
lungen am Amur anzuknüpfen, und nachdem er sich auf
einer Reise nach Europa mit mehreren hohen Russischen
Beumten in Verbindung gesetzt, rüstete er im vorigen
Jahre ein Schiff, den „Oskar”, aus und fuhr mit demselben
durch die Strasse von La Perouse nach der Castries-Bai!).
In dem ausführlichen Bericht über diese Expedition (im
„California Democrat” vom 5. Dezember 1857) findet sich
manches Interessante und Neue, das wir im Folgenden
kurz zusammenstellen wollen.
Die Kurilen passirte das Schiff zwischen den Inseln
Simusir und Urup, die durch die Bussole-Strasse getrennt
werden. In Simusir hat vor etwa acht Jahren ein grosser
vulkanischer Ausbruch die ganze Insel verwüstet. Alle
(uellen vertrockneten, so dass die Insel später wegen
Wassermangels verlassen werden musste und seitdem un-
bewohnt ist. In der Strasse selbst liegen zwei kleinere
Inseln, die Nord- und Süd-Zschirpoy-Insel. Auf der erste-
ren ist ein noch thätiger Vulkan, dessen Feuer und Rauch-
säulen auf weithin in der See sichtbar sind. Alle diese
Gruppen zeigen die Spuren neuerer vulkanischer Thätig-
keit, mächtige Basaltmassen reichen bis ans Ufer und bil-
den steile Klippen.
Am 14. Juli ging der „Oskar” in der Castries-Bai vor
Anker. Diese bietet keinen angenehmen Anblick. Die
Einfahrt ist gut, allein die Ufer haben nur niedrige, üde
Hügel mit niedrigem Baumwuche Die Sandstein - Forma-
tion herrscht überall vor. Das Lootsenboot in Castries-Bai
gab 20 Mann von seiner Mannschaft ab, um den „Oskar”
durch die enge, schwierig anfzufindende Durchfahrt bei
Kup Lasarew nuch dem Amur zu bugsiren, Herr Esche
selbst aber wühlte den angenelimeren Weg über Kisi nach
Nikolajewek. Ein Fussmarsch von wenigen Stunden brachte
ihn an dus Ufer des nur vier Meilen von Castries-Bai ent-
fernten Kisi-See’s. Dort miethete er ein Boot, mit Gil-
jaken bemannt, das rasch auf dem 60 Meilen langen, An-
fangs öden, doch bald mit majestätischen Wuldungen um-
‚eüumten See dahin glitt. Von Kisi ging die Fahrt den
Amur hinab bis Nikolajewsk, wo Herr Esche am 8. August
ankam. Nikolajewak liegt auf einer weit sich hinstrecken-
den Hochebene, die so viel Raum wie San Franzisco bietet
“und steil nach dem Flusse abfällt. Die Stadt sieht freund-
lich aus und ist rings von einem üppigen Walde umgeben,
nur etwa 500 Acres um dieselbe sind bis jetzt gelichtet.
Der Marktplatz ist »o gross wie Washingtonsquare in San
Franziseo; auf der einen Seite öffnet er sich gegen den
Fluss und in der Mitte steht die neu gebaute, einladende
Kirche mit einem grösseren und vier kleineren Thürmen.
Von dem Marktplatz aus laufen breite Strassen, von denen
die eine, parallel mit dem Flusse, durch den benachbarten
Wald gehauen ist und sich bis zur Villa des Gouverneurs
', Zur Orientirung s. Geogr. Mitth. 1857, Tafel 13.
1858, Heft IV,
Potermann’s Geogr. Mittheilungen.
|
161
fortsetzt. Die Stndt hat überhaupt eine hübsche Anzahl
Strassen und ist mit Rücksicht auf ihre künftige Bedeutung
angelegt. Hötels kennt man dort nicht. Das Leben in
Nikolajewsk ist ausserordentlich angenehm. Man findet hier
eine Bibliothek von über 4000 Bänden aus allen Fächern
des Wissens, wobei die Schifffahrtskunde ausnehmend reich
bedacht ist, einen Ess- und einen Ballsaal und eine grosse
Auswahl von Zeitungen, wie die Augsb. Allgemeine, andere
Deutsche und Französische Zeitungen, die Independance
Belge, Petersburger und Moskauer Blätter. Die Verhält-
nisse sind natürlich durchgängig militärisch, da fast kein
einziger gebildeter Mann dort lebt, der nicht im Militär-
Verbande steht. Die Stadt ist in der That nichts als ein
Fort, das 12- bis 1500 Mann Besatzung hat mit 100 bis
200 Offizieren. Eine Insel im Filnss wird eben aufgefüllt
und eine Batterie dort erbaut; drei weitere Batterien decken
den Platz und weiter unten am Fluss sind ebenfalls Be-
festigungen. Nikolajewsk hat schöne, im Einklang mit
den Bedürfnissen des Klima’s erbaute Blockhäuser, aus nett
behauenen Baumstämmen aufgeführt, mit soliden Thüren
und Fenstern, Die innere Einrichtung lässt nichts zu
wünschen übrig. Es giebt daselbst zwei Militärschulen.
Ganz besonders angenehm fühlt sich der Deutsche berührt
durch ein gewissermaassen Deutsches Leben; man findet
viele Deutsche, Kurländer und sonstige Deutsch sprechende
aus den Russischen Östsee-Provinzen. Bei Gelegenheit
einer Kirchen-Einweihung war sogar einmal ein Deutscher
Gottesdienst, zu dem ein Deutscher Geistlicher von Sitka
herüber kam. Herr Esche traf zwei Deutsche Ärzte, einen
Deutschen Apotheker und viele Deutsche Offiziere, und es
war im Plane, eine Deutsche Gesellschaft zu gründen.
Ein Württemberger ist Vorsteher der der Regierung gehö-
rigen Maschinenbau-Werkstätte. In der Nühe von Niko-
lajewsk finden sich mehrere Dörfer, bewohnt von Russi-
schen Bauern, die von Sibirien her sich dorthin überge-
siedelt. Die Leute bauen Roggen, Hafer, Kartoffeln, Rü-
ben, Bohnen und einige andere Produkte und sind so heiter
und lebensinstig wie der Russische Bauer im Allgemeinen.
Doch wird hier nur #0 viel gezogen, als man selbst braucht.
Um so wichtiger aber sind die Produkte, die auf flachen
Booten den Amur-Fluss herunterkommen, wie Salzfleisch,
Schinken, Erbsen, Hanf, Roggenmehl, Leder, Eisenwaaren,
Holzgefässe, Hausgeräthe u. ». w. Der Hanf aus Sibirien
stellt sich dem besten Russischen Hanf au die Seite, 700
bis 800 Engl. Meilen von Kisi, an der südlichsten Biegung
des Amur, wächst ein herrlicher Tabak. Die Bohnen sind
in Nikolajewsk billiger als in San Franziseo, dagegen
verkaufte sich die Kalifornische Butter gut, da die aus
Sibirien gebrachte schlecht ist. Herr Esche erwartet nüch-
sten Sommer grosse Flösse von Eichen, Buchen, Ahorn,
Nussbüumen und ühnlichen harten Hölzern. Die Beförde-
rung auf dem Amur ist leicht, da die Russische Regierung
vier Dampfer auf demselben gehen hat.
Der Amur hat bei seiner Einfahrt viel Ähnlichkeit mit
der Elbe. Der Strom wird breiter und breiter, so dass
man kaum die Ufer auf beiden Seiten sicht, So gelangt
man bis Kap Pronge, etwa 40 Meilen unterhalb Nikola-
jewsk. Hier ist das Bild noch ähnlicher und erinnert
ganz an die Einfahrt von Blankenese bis Hamburg. Man
21
162 Notizen.
rückt nur langsam fort, denn der Amur krümmt sich im
seinem Laufe beständig und das Fahrwasser selbst erfor-
dert ganz die Erfahrung eines Lootsen, der den Fluss ge-
nau kennt, Meist ist es tief, aber dieht neben 20 Faden
tiefen Stellen finden sich Untiefen, die kaum von einigen
Fuss Wasser bedeckt sind. Bei Kap Pronge rücken die
Ufer etwas näher zusammen, dennoch hat der Strom eine
grössere Breite, als der Mississippi bei New Orleans, Dar
rechte Ufer ist nach dem Fluse zu flach, während im
Hintergrund niedrige, mit dichten Wäldern bedeckte Hü-
gelreihen aufsteigen. Hier und da liegt mitten in der
Niederung ein Giljaken-Dorf, Nikolujewsk liegt aın livken
Ufer des Fiusses, während dieser nur auf der rechten
Seite tief genug für Schiffe von einigem Tiefgang ist.
Die Schiffe müssen daher mittelst Nuchen ausgeladen
werden.
Die Russische Regierung beabsichtigt, Nikolajewsk zum
Sammolplatz Russischer Wulfischfahrer zu machen, und
muntert Russische Schiffe in jeder Weise zu diesem Ge-
schäft auf, Wer die herrlichen Waldungen um Amur
gesehen, begreift leicht, dass Nikolajewsk eine herrliche
Schiffs-Station abgeben wird. Zudem finden sich ausser
den reichen Kohlenlagern am Amur gute Kohlen unmit-
telbar an der Küste bei Dui an der Jonquiere-Bai auf der
Insel Sachalin. Die dortigen Kohlen-Bergwerke werden
bereits von den Russen in ziemlich ausgedehntem Maass-
stabe bearbeitet und können sich den besten Englischen
Kohlen an die Seite stellen. Der fremde Kaufmann wird
in Nikolajewek mit der grössten Zuvorkommenheit empfian-
gen und die Behörden thun Alles, um ihm in seinen Ge-
schäften behülflich zu sein. Aber der Handel beschränkt
sich bis jetzt nur auf Provisionen, Weine, Eingemachtes,
Kleidungsstoffe, Eisenwaaren u. s. w., wofür allerdings be-
reits werthvolle Waaren, wie Pelze u. dergl., geboten wer-
den. Der Handel muss also erst entwickelt werden, che
Kolenisten sich nach diesem fruchtbaren Lande wenden
können. Ist diess geschehen, so werden die günstigen Be-
dingungen, welehe die Russische Regierung den Kolonisten
bietet, schen Ansiedler dorthin ziehen. Die Regierung
wünscht Einwanderer und fürdert sie in jeder Weise. Der
Einwanderer und seine Nachkommen sind vom Militär-
dienst frei, er erhält Land und manche andere Begün-
stigung.
Auch in den Thälern der Quellflüsse des Amur, Schilka
und Argun, hat der Unternehmungsgeist der Russischen
Regierung in neuerer Zeit eine Entwickelung geschaffen,
von der mun in Europa kaum etwas ahndet; sie hat Ma-
schinen- Werkstätten gebaut, die sich mit den Europäischen
messen können. Eisen-, Silber- und Kupfer-Bergwerke
werden betrieben und der Verkehr auf den Flüssen ge-
regelt. Die Natur selbst scheint diesen Thälern eine
grossartige Entwickelung vorbehalten zu haben. Dort kom-
men die Deutschen Laubhölzer, die man auf’ der ganzen
Strecke vom Ural bis zum Baikal nicht findet, wieder vor.
Man findet Buchen, Eichen, Linden u. & w. Der Boden
ist ausnehmend fruchtbar und bringt alle Getreidearten
hervor; Häute, Leder, Wolle bilden Ausfuhr-Artikel, und
was die Hauptsache ist, diese Produkte können leicht auf
den Markt gebracht werden. In den Eisengiessereien und
Maschinen-Werkstätten, weiche die Hussische Regierung
zu Petrowsk besitzt, wurde die ganze Maschinerie zu zwei
kleinen Dampfern gebaut und zu Land nach dem nicht
schr weit entfernten Tschita gebracht. Dieses liegt af der
Ingoda, auf der die einzelnen Theile hinab bie nach
Schilka, am Zusammenfluss des Argun und Schilka, ver-
schifft wurden. Dort wurden sie zusammengesetzt und
die beiden im Russischen Asien gelmuten Dampfer befah-
ren jetzt den Amur. Ausserdem befindet sich in den dor-
tigen Gebirgen ein Mineralreichthum, der sich mit dem
jeden Landes der Welt messen kann. Die Silber-Berg-
werke in Nertschinsk sind vielleicht die reichsten in der
Welt., Auch Kupfer, Zinn und Zink finden sich in diesen
Gebirgen, eben so ein schr feinkörniger Granit, der zu
Miühlsteinen benutzt wird, und Marmer ').
1 Die Triester Zt, vom #7. Novenber 1857 briugt folgende Nach-
richt; — Von Nikolojewak an er Mündung des Amur wird gemeldet,
das bri Eröflnunge der Schifffahrt im vorigen Jahre dasclbat sechs
Amerikanische Schiffe mit Waaren im Werthe von Sim Silber Ru-
bel anlangten; Nikolsjewsk wurde mit Lebenamitteln und Comfort rer
sehen, Lie dortigen Magazine bieten die schönste Auswahl von Jape-
nischem wnd Ubinesischem Hausgeräth, kostbaren Munilla- und Havanna-
Cigerren, Zucker, eingemachten Leckereien, Poaatsten, Obst, Austern,
Seekrebsen, Annean, Trauben, Ram, Porter. Weinen, Seiden- und Ga-
lanterie-Waaren un tausend andern Gegenständen, die auf dem Se»
weg herangebracht and zu billizen Preisen verkanft werden, so (ass
den Russen Jer Einfuhrhandel vollständig von den Amerikanern entrisen
wurde, Bussischer Beits wird er vun der Regierung antürlich begünstigt,
Sohuld ein Hundelsuchitf an der Mündung des Amur erscheint, wird
ein Dampfier hinnusguschiekt, om #s über das MHuiff nach Nikolsjewak
wu dugsiren. Leute zum Löschen werden sofort uugesteilt und die ein-
gekaufisn Wagren anf Staatsdampfern kostenfrei uach Schilinsk befär-
dert, Mit Ausnahme einiger Gegmstünde ist ie Aus und Einfahr
aller Artikei frei gegeben. Nikolnjewsk ist ein Freikafen im vollen
Sione des Warte. Trotz der dem Russen eigenthiimlichen Upbeweglieb-
keit und Unentschlossenheit wüchst die Zahl der Handeitreibenden auf
dem Amwr mit jedem Tage. Besonders int = lie Firma der Kauflaute
erster Gllde Serehronikow & Simim, weiche den Verkehr Sibiriens
mit Europs und Amerika mittelst des Amur belebt nnd den Anfang ge
mächt but zur Herstellang der Handel«-Dampfschiffahrt auf dem Amer
und der Schiffahrt um «lie Welt, theils anf eigenen, tbeils auf fremden,
in Finnland, Hamburg oder London befruehteten Schiffen. Die Ameri-
kaner beabsichtigen, einen Bugnir- Dempfachifisdienst auf dem Amur
bin nach Schilke und aelıst bis Techila zu oranisiren. Da bie jet
keine Konkurrenz zu besorwen wer, so wir ler liundel auf dem Amer
weder schwierig noch mit Risiko verknüpft, demn jegliche Waare fand
Absatz, welchen Namen sie auch haben mochte, In Hongkong ist be
reits sine Amerikanische Gesellschaft zur Betreibung des Handels auf
dem Amur zusammengetreten, — Die ongrkommenrn Amerikanischen
Kauffahrer brachten die Nachriebt, die Engländer beabsichtigten, die
Nardküste von Mutsmai ued den Hafr» am Tatariachen Ufer in Besitz
zu nchmen, welchen «io wwischen dem Russischen Kuiserhafen und dem
Meerbussn Voswet entdeckt haben, Von hier aus wollen sie die Tlıä-
tigkeit der Russen und ihrer Schiffe auf dem Amur beobachten, —
Die Politiker in Washington, so will es scheinen, haben nächst den
Staataminnern in St. Petersburg zuerst eine bestimmte Abnung von
dem Werthe der Hüss. Besitzungen in Nardl-Asien und von ihrer im-
inensen und heute noch unbereelienbaren Belentung für die Zukunft
gehabt, Auf Veranlasung der ihm von der Central-Begierung zuge
gungenen Weisungen macht Herr Cnllins, der für div Amur-Üchiete vor
1’/, Jahren neu ernannte Amerikanische Konsul, seine Reise nicht zur
Ser dorthin, sondern von St, Petersburg aus quer durch Kusslanıd und
das ganse Sibirien. Es ist nicht näher bekannt guwerden, wie viel
Tags derselbe darauf verwendete; aber der jetzt in Chins mit dem
Unterbandiungen wwischen der Russ, Regierung nnd dem Kaiserhof zu
Peking betraute Admirul gebranehte auf demelben Strecke nicht mehr
als 70 Tage. Es ist damit bereits erwiesen, dass Russland heute, in
Notizen,
Die Insel Perim und die Eingänge in das Rothe Meer.
(Manssstal 1:70.06, )
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Die obige Skizze der Strasse von Bab-el-Mandeb und
der Insel Perim ist der im Jahre 1836 erschienenen und
vor Kurzem mit neuen Berichtigungen ausgegebenen Mo-
resby’schen Karte des Rothen Meeres entnommen. Diese
Karte, in vier Blüttern und im Masssstabe von 1:700.000,
ist bei Weiten die vollstüindigste und genaueste, die wir
über jenes Meer besitzen, und das Resultat langjähriger
Arbeiten Britischer Öffieiere. Bei der Erläuterung unse-
rer Skizze künnen wir uns auf die thatsüchlichen Verhält-
nisse beschränken, welche die Karte selbst veranschau-
licht, da die ziemlich dürftigen Nachrichten über die Na-
turbeschaffonheit der Insel und ihrer Umgebungen nus der
Anschung seines Sihirischen Besitzes, die kürzeste Verbindungslinie
zwischen Earopn und China in den Händen hält, und allerding« wäre
die nähere Ausmittelung dieses bochwichtigen Verhältnisses allein schon
die Sendnng des Herrn Collins von Seiten des Kabinets von Washing-
ton werth gewesen. Indess xielte dasselbe bei dieser Mission noelı auf
durchaus andere Resultate, Im Grunde genommen Äindet eine jede Seo-
küste in der grgenlüberliegenden das Kriterium ihrer kommorziellon
Stellung ausgesprochen. Wenn das westliche Amerika, ungesechtet früh-
zeitig ılahin gelangter Anniedler, nicht recht auf dem Bahnen der Kul-
tur vorschreiten konnte, mindestens noch bis vor Kurzem nicht, so war
diess in dem Mangel an Gegenlündern begründet, mit denen ein Ver-
kehr hätte eingeleitet werden kännen, Chin und Japan verschlossen
sich gegen eine jede Annäherung und der Ost-Asistische Russ. Besit«
hatte kaum eine andere Bedeutung für den Handel als die Geatade des
Eistmeores,. Drei Ziele sind es daher frühzeitig gewesen, denen alch
die Politik der Vereinigten Stsaten in diesen Gegenden entgegen wen-
dete: China zu Ölfnen, mit Japan Hundelsverträge abzuschliessen und
der Kultar zu dem Russ. Öst-Asien einen schnelleren und breiteren
Zugang zu verschaffen. Van diesem Standpunkt aus mass man Pläne
anschen, wie denjenigen, weichen neulich der genannte Amerikanische
Konsul aufs Tapet gebracht und der die Erbauung einer Eisenbahn
vom Awur-Strom, und awar von demjenigen Punkte aus, bis au welchem
er noch von Serdampiern befshren werden kann, mach Irkutak hexweckt,
163
vortrefflichen Darstellung K. Kitter's (a. dessen Verglei-
chende Erdkunde von Armbien, 1. Band, 1846, S. 664 #.)
und den zahlreichen Auszügen aus derselben, welche in
jüngster Zeit in den verschiedensten Blättern zu lesen
waren, als bekannt vorausgesetzt werden müssen.
Die Strasse von Bab-el-Mandeb wird im Nordosten von
dem Has Bab-el-Mandeb (Berg an der Pforte der Gefahr),
im Südwesten von dem Djebel Seajarn begrenzt und hat
eine Breite von 13 bis 14 Nautischen Meilen (60 —1°
des Äquators). Etwas nordwestlich von der diese beiden
Punkte verbindenden Linie liegt die nackte Felsen-Insel
Perim, auch Mehun genannt: Sie ist von eirunder Ge-
stalt, ihre grösste Länge, von WNW. nach OSO., beträgt 3,
ihre Breite etwas über 2 Nattische Meilen. Sie ist
ein unwirthliches Stückchen Erde, ein unfruchtbarer,
kahler Fels ohne Wasser und fast ganz von Vegetation
entblösst, aber an ihrer Südwestseite öffnet sich ein pracht-
voller Hafen, 1%, Naut. Meilen lang, Y, bie 2, Naut.
Meilen breit und 7 bis 8 Faden tief, der-an 40 Kriegs-
schiffe fassen soll. Sein Eingang ist nicht ganz '% Naut.
Meile breit, aber 16 Faden tief und sicher., Dieser Hafen
und die eigenthümliche Lage inmitten der engen Strasse
geben der Insel die hohe Bedeutung, welche England ver-
anlasste, sie zu wiederholten Malen zu okkupiren. Der
Besitzer von Perim ist auch der Beherrscher der Strasse
von Bab-el-Mandeb. Zwar lässt die -Insel zwischen sieh
und der Afrikanischen Küste eine 10 Naut. Meilen breite,
zum Theil sehr tiefe Strasse, welche nur durch die Insel-
Gruppe der „Brüder”, von den Küstenbewohnern Agestin
genaunt, um 1 Nant. Meile beschränkt wird, aber die
Klippen und Untiefen an der Afrikanischen Küste, so wie
die eigenthümlichen Verhältnisse‘ der Luftstrümungen am
Eingang ins Rothe Meer zwingen die Schiffe, sich in der
Nähe von Perim zu halten, und die gewöhnlichste Fahr-
strasse ist sogar die enge Durchfahrt zwischen Kap Bab-
el-Mandeh und der Insel. In dem öfter von uns rühmend
erwähnten Aufsatz über den Indischen Ocean im „Nautical
Magazine” (Oktober 1857, 8. 540) lesen wir darüber
Folgendes:
„Man führt in das Kothe Meer durch eine von zwei
Strassen ein, welche die „Grosse” und „Kleine Strasse”
(Great and Little Straits) genannt werden; die erste wird
durch die Afrikanische Küste und die Insel Perim, die
zweite von dieser und dem Kap Bab-el-Mandeb gebildet.
Die Kleine Strasse wird am häufigsten benutzt, da die
Tiefe des Wassers es gestattet, nöthigen Falls in derselben
vor Anker zu gehen. Nähert man sich dieser Strasse, so
zeigt das Loth plötzlich eine Abnahme in der Tiefe des
Wassers von 18 bis auf 8 Faden. Ein Fahrzeug, welches
mit günstigem Wind in dieselbe einsegelt, sollte sich in
der Mitte des Kanals oder etwas näher an die Insel Pe-
rim als an die Arabische Küste halten. Es ist in diesem
Kanal keine Gefahr vorbanden, obwohl das Loth eine ab-
wechselnde Tiefe von 13 bis 7 Faden zeigt. Ist ein Fahr-
zeug durch die Kleine Strasse hindurch und ungewiss, ob
es Mocha vor Nacht erreichen kann, so sollte es bei dro-
hendem schlechten Wetter von SW. unter dem Schuts
des Kap Bab-el-Mandeb, nördlich von demselben, im Ein-
gang der Strasse zu Anker gehen. Die See ist hier ruhig,
21”
164 Notizen.
während ausserhalb eine hohe Sce steht und das Schiff
von da mit grösserer Schwierigkeit Mocha erreichen
wird.
„Die Grosse Strasse, welche etwa 9—10 Meilen breit
ist, wird im Westen von der Abessinischen Küste, im Sü-
den durch die kleinen Inseln, die Brüder genannt, und
im Östen durch die Insel Perim begrenzt, Längs eines
schmalen Streifens auf beiden Seiten findet man Grund, in
der Mitte aber erreicht das Loth denselben nicht bei 90
Faden. In einer kurzen Entfernung von den’ „Brüdern”
und nahe an der Küste von Abessinien ist der Grund un-
eben, indem die Tiefe von 25 bis zu 13 Faden wechselt.
Da man in der Grossen Strusse keinen Ankergrund findet,
mit Ausnahme gegenüber der Insel Perim, der nordwestlichen
Insel der Brüder und nahe bei der Abossinischen Küste, so
wird die Kleine Strasse gemeiniglich sum Aus- und Eingang
in des Rothe Meer vorgezogen. Mit einer guten Brise indes-
sen und während der Nacht ist die Grosse Strusse vor-
zuziehen, und es würde dann unklug sein, die Kleine
Strasse zu wählen, Sobald ein Schiff in die Grosse Strasse
einfährt, sollte es sich nahe an der Insel Perim halten,
wo es, im Falle der Wind fehlen und es gegen die Brüder
hin getrieben werden sollte, guten Ankergrund fünden
kann. Betritt es die Grosse Strasse bei Nucht, sollte es
in kurzen Gängen zum Westen von Mocha aufkreuzen bis
zum Anbruch des Tags. Es kaun sich dann nahe an der
Abessinischen Küste halten in abwechaelnden Tiefen von
15 bis 19 Faden. Es ist besser, zu laviren und oft zu
wenden, als bei einer frischen Brise vor Anker zu liegen,
was leicht den Verlust eines Ankers herbeiführen kann.
In jenem Falle sollte aber ein Schiff sich hüten,
über Mocha hinauszugehen; denn während der Zeit der
herrschenden südlichen Winde läuft nördlich davon lüngs
der Küste von Abessinien ein starker Strom. Das Weitere
würde indessen zur Navigation des Rothen Moeres selbst
gehören, für welche wir auf die ausgezeichneten Anwei-
sungen von Horsburgh und Kapitüin Moresby verweisen,
welche dieses Meer oft besucht haben.”
Die Kleine Strasse ist nur 1%, Naut. Meilen breit und
wird durch die kleine Piloten-Insel (Djebel Rahan), welche
dem Kap Bab-el-Mandeb vorliegt, noch mehr eingeengt, so
dass die hier durchgehenden Schiffe unter den Kanonen
der Fostungswerke passiren müssen, welche die Englünder,
wie neuere Reisende berichten, seit ihrer zweiten Besitz-
nahme vom 14. Februar 1857 auf der Insel anlegen. Es
giebt diess wieder Zengniss von der Umsicht und dem
pruktischen Blick der Engländer, die sich in den verschie-
densten Regionen der Erde solche Schlüsel-Punkte unzu-
eignen verstanden, wie z. B. Helgoland, Gibraltar, Malta,
das Kap der Guten Hoffnung, Malaks, Hongkong u. a.
Als Veranlassung zu der neuerlichen Okkupation der Insel
betrachtet man wohl mit Recht die Aussicht auf den
Durehstich des Isthmus von Sues, welcher Perim eine un-
gleich bedeutendere Wichtigkeit geben muss, als es gegen-
wärtig hat, und namentlich dürfte es von den Englindern
als ein Vorposten von Indien betrachtet werden, dessen
Zugänge sie von allen Seiten mit so grosser Vorsicht be-
sctzt haben. Auch die erste Okkupation im Jahre 1799
geschah als Vorsichtsmasseregel gegen eine mögliche Unter-
nehmung der Franzosen gegen Indien von Ägypten aus,
und sie wurde erst 1801 wieder aufgegeben, ala der letzte
Anschein einer solchen Befürchtung verschwunden war.
Dr. 0. Heuglin's Reise in den Somali- und Danakıl-Län-
dern, 1857. — Von dem unermüdlich thätigen Reisenden
Dr. v. Heuglin liegen uns zwei Briefe vor, die, an die
zuletzt von uns veröffentlichten!) anschliessend, über des-
sen Wanderungen und Forschungen vom Ende August
1857 bis Ende Januar 1858 Hechenschaft ublegen: —
„Aden, den 13. Oktober 1857. — Hier eine kleine Skizze
der Habab-Länder mit Karte, die sicherlich, so inkomplet
sie auch genannt werden kann, für die Geographie Afrika’s
nicht ohne Intereses ist, Im Text habe ich bei Aufzüh-
lung der Flüsse Ain-Saba, des Stroms von Barkaı und des
Mureb weiter nichts über deren Lauf erwähnt; die nöthi-
gen Notisen hierüber finden Sie auf der Karte selbst. —
Ich kehre von meinem Ausflug in die Somali-Länder mor-
gen nach Kairo und von dort wahrscheinlich bald nach
Europas zurück, wo wir uns wohl seben werden. Von
Massaua aus hatte ich zuerst die Bucht von Ädulis®) und
Dahlak, dann die Hauskil- und Amphila-Bai, Edd, Bas
Beilal, Mocha, die Assub-Baj und Perim besucht, war dann
nach Tedjura gegangen, in dessen Umgegend ich vier Wo-
chen zubrachte, dann nach der Eissa-Somali- Küste, Seile
und Berbera, von wo aus es mir gelang, einen Ausflug an
die heissen (Quellen von Dobar und nach dem „Fliessenden
Wasser” (Bio-gore) zu machen, und war weiter immer der
Küste gefolgt bis Bender Guam, wo ich das Unglück hatte,
verwundet zu werden, und mich eiligst genöthigt sah, hier-
her zurückzukehren. Die gefertigten Karten u. s. w. stehen
später zu Ihrer Disposition. — Nuch Briefen aus Kairo
war Herr von Neimans nach Konstantinopel gereist, um
Genugthuung für verschiedene Unbilden zu verlangen, die
er in Djedda erfahren hatte, Er hätte meiner Meinung
nach besser gethan, nicht als Muselmann und Araber zu
reisen, und ich glaube gewiss, dass man als Europäer in
jeder Beziehung sicherer reist, als in der Verkleidung eines
Türken. — Von Ost-Afrika nicht viel Neues. Speke und
Burton sind im Juli ven Zanzibar ins Innere abgegangen.
Ein gewisser Mr. Lambert, der sich längere Zeit auf Röunion
(Bourbon) und Mauritius aufgehalten, soll den Versuch ge-
macht haben, den Sohn der regierenden Fürstin von Ma-
dagaskar auf den Thron zu bringen, wurde aber verrathen
und gefesselt nach St. Marie gebracht, wo man ihn be-
deutete, er möge, wenn ihm sein Leben lieb sei, sich
nicht mehr in Madagaskar schen lassen. Der besagte
Kronprätendent soll eine Art Französischer Erziehung ge-
nossen und versprochen haben, im Falle er zum Zweck
gelange, die Insel unter Französische Protektion zu stellen.
Herr Lambert soll mit grossartigen Geschenken und Unter-
stützungen von auswärta seine Unternehmung betrieben
haben, aber zu vorlaut mit seinen Plänen gewesen sein.”
In einer Nachschrift fügt Herr von Heuglin dieser Nach-
!) Geogr. Mitih. 1857, 8. 485,
2, Vorgl. Stieler's Hand-Atias, Nr. 45b, Hauptblatt und Carton, wo
sich sämmtliche folgenden Orte mit Ausnahme des als Endpunkt der
Reise genannten Bender Gam angeführt finden,
Notizen.
richt noch bei: „Eben erfahre ich, dass Mr. Lambert als
Französischer Konsul nach Aden designirt sei.”
Kairo, 25. Januar 1858. — — „Am 2. Januar bin
ich mit der Bombay-Mail nach einer Seereise von 7 Tugen
glücklich in Suez und am 3. in Kairo angekommen. —
Über eine neue Nil-Expedition, die ich ohne Zweifel mit-
mache, bald Näheres. Ein Dampfboot wird eben für dem
Zweck in England konstruirt, — Ein Gesandter des Sul-
tan Hussein von Darfur an den Vieekönig von Ägypten
ist vor vier Wochen von hier in sein Vaterland zurück-
gegangen. Er soll von Seiten des immer grossmüthigen
Vieekönigs sehr reiche Geschenke für die schwarze Maje-
stät mit sich führen. Ich selbst habe kürzlich eine Par-
tie der für die Fscayrac'sche Expedition angekauften In-
strumente von seiner Hoheit dem Vieekönig zum Ge-
schenk erhalten. — Auf meiner letzten Reise habe ich
fleissig gearbeitet und glaube, dass ich Ihnen mit der Zeit
etwas Gediegeneres liefern kann, vorzüglich über die Da-
nakil- und Somali-Länder.”
Freiherr Richard von Neimans', des Afrikanischen For-
schers, Tod. — Obgleich der unerwartete, schnelle Tod
dieses Mannes durch die Tagespresse bereits im weitesten
Kreise bekannt geworden ist, so ist es uns doch eine
schmerzliehe Pflicht, such unserer Seits darüber Bericht zu
erstatten, nicht bloss weil wir den Verstorbenen als einen
der hoffnungsvollsten aller jetzt lebenden Reisenden betrach-
teten, sondern auch weil wir bei der ursprünglichen Ver-
anlassung und dem Plane seines Unternehmens betheiligt
waren, und weil derselbe diese Zeitschrift auserkoren hatte,
um über den Fortgang desselben dem Publikum Rechen-
schaft abzulegen), wesshalb wir auch vomussetzon, dass
das traurige Schicksal des vortrefllichen jungen Mannes
für unsere Leser nicht ohne Interesse ist. — Am 5. April
erhielten wir von dem Bruder des Reisenden, Karl Frei-
herru von Neimans in München, die erste Nachricht von
dessen Tode, nach Briefen der Agenten Herren A. Dum-
reicher in Alexandrien und G. Gwinner in Triest, welche
eben erst eine beträchtliche Geldsumme an den Reisenden
übermacht hatten. Bald nach Empfang dieser Nuchricht
kam uns von einem unserer geehrten Korrespondenten in
ÖOst-Afrika, Dr. Th. Bilharz, Professor der Anatomie an
der medizinischen Schule in Kairo, folgendes ausführlichere
Schreiben, datirt „Kairo, 16, März 1858”, zu:
„Tief erschüttert melde ich Ihnen einen schweren Ver-
lust, der die geographische Wissenschaft und unsere Nation
; Die bisher von uns poblicirten Berichte und Nachrichten sind:
1) Dr, von Neimans’ Bericht über das Erdbeben zu Kairo am 12.
Oktober 1856. {lieogr. Mitth. 1856, 53. 488 u. 489.)
2) Baron Dr. von Neimans’ Reise nach Arsbien. (lieogr. Mitth. 1857,
8. 484.)
9) Der Handelsrerkehr Aloxandriens seit Mehemet Ali. Von Dr. Frei-
herrn von Neimans, (Geogr, Mith, 1857, 53. 502-504.)
4) Export und Agrikultur Ägrptens. Von Dr. Freiberrn v. Neimans,
(Geogr. Mitth, 1857, 88. 44 —507.)
5) Neimans’ Nachrielten über Vogel und projektirte Reise nach Darfur,
(Geogr. Mitth. 1858, Heft I, 83, 40-42.)
(Siehe auch Th. v. Heuglin’s Nachrichten über R. v.
voriger Seite.)
Neimans auf
165
getroffen hat. Freiherr Richard von Neimans ist gestern
Abends 6 Uhr nach kurzem Krankenlager verschieden.
Kaum hätte sein Leben unter tragischeren Umständen enden
können. In vollster Jugendkraft, an der Schwelle einer
grossen Unternehmung, zu deren erfolgreichen Durchfüh-
rung er durch innere und äussere Eigenschaften, durch
gründliche Vorbereitungen und günstige äussere Umstände
in hohem Grade befähigt war, hat ihn ein jüher Tod hin-
gerafft.
„Da ich dem Verblichenen seit seiner Ankunft in Kairo
besonders nahe gestanden habe, so fühle ich mich berufen,
seinen Freunden in Europa, deren der trefflliche Mann ge-
wiss viele gehabt, eine kurze Notiz über seine letzte Le-
benazeit zu geben, und bitte Sie, geehrtester Herr Doktor,
derselben in Ihrer weit verbreiteten Zeitschrift einen Raum
zu gestatten.
„Richard von Neimans kam im Herbst 1856 in Kairo
an, ungefähr zu gleicher Zeit mit den Mitgliedern der
verunglückten Nil-Expedition, zu welcher er ein vielfach
interessantes Gegenstück bildet. Er hatte sich aus den
Problemen des räthselvollsten aller Welttheile eines der
schwierigsten und gefahrvollsten erlesen: die Erforschung
der Reiehe Dar-Fur und Wadai. Ersteres war nur einmal
und zwer in der zweiten Hülfte des vorigen Jahrhunderts,
letzteres noch niemals von einem Europäischen Fusse be-
treten worden. Dar-Fur, von Mohammed Ali einer seiner
schönsten Provinzen (Kordofans) beraubt, hat sich seither,
auf das Vorsichtigste gegen Ägypten abgeschlossen. Die
Karıwanen wurden sorgfältig überwacht, jeder Ankömm-
ling heller Hautfarbe wurde zurückgewiesen oder, wenn er
{als Überbringer von Briefen an den Herrscher des Lan-
des) zugelassen worden war, zurückgehalten. Die Berichte,
welche Neimans in Ägypten einsammelte, lauteten über-
einstimmend über diesen Punkt Er fasste daher den
Entschluss, sich durch ein Empfehlungsschreiben des Scherif
von Mekka einführen zu lassen, und unternahm zu diesem
Zwecke im Frühjahre 1857 eine Reise nach Djedda. Trotz
reicher Geschenke und gewichtiger Empfehlungsschreiben
von Konsteuntinopel wurde er von dem Scherif mehrere
Monate hindurch hingehalten, und als er endlich nahe dar-
an war, sein Ziel zu erreichen, empfing er einen Brief
von mir, worin ich ihm die Ankunft der Gesandtschaft
aus Dar-Fur an den Vicekönig von Ägypten anzeigte,
Dieses bestimmte ihn, sogleich zurückzukehren, und er
überzeugte sich durch mehrere Unterredungen mit dem
Gesandten, dass seinem Eintritte in Dar-Fur weiter keine
Schwierigkeit entgegenstehen würde. Im Dezember machte
er eine Reise nach Konstantinopel. Nach seiner Rückkehr
wur er mit den letzten Vorbereitungen zu seiner lteise
beschäftigt. Die Abreise sollte in diesen Tagen Statt fin-
den. Die Barke war gemiethet, die Kisten wurden ge-
packt. — Doch sein Schicksal war anders beschlossen.
Ungefähr 8 Tage vor seinem Tode hatte er sich mehrere
Zähne ausziehen und einen plombiren lassen. Letzterer ver-
ursachte ihm während mehrerer Tage starke Schmerzen.
Er achtete nicht darauf, sondern setzte sich durch ange-
strengte körperliche Arbeit beim Packen wiederholten Er-
kältungen aus. Den 11. März Abends verspürte er Schling-
beschwerden und Schwierigkeit im Kauen; am folgenden
166 Notizen.
Tage Mittags konnte er keine Speise mehr zu sich nehmen,
am 13. konnten die Kinnladen kaum zwei Linien von
einander entfernt werden und die Sprache wurde undent-
lich. Am 14. Morgens trat Steifigkeit des Nackens ein,
welche sich mit grosser Schnelligkeit zu allgemeinem Starr-
krampf (Tetanus) entwickelte, bie den 15. März Abends
6 Uhr der Tod seinen Leiden ein Ende machte.
„Was ärztliche Hülfe, was freundliche Pflege vermoch-
ten, ist redlich geschehen, und ich: habe besonders die
aufopfernde Theilnahme der Herren Dr. Rullmann aus
Wiesbaden und Dr. Reil aus Halle zu preisen. Aber
menschliche Hülfe war gegen das farchtbmre Leiden nn-
mächtig.
» „Mit Richard von Neimans sinken grosse Hoffnungen
in das Grab. Lange Jahre mögen vergehen, ehe ein kür-
perlich und geistig gleich befühigter Reisender in diese
Lünder dringen wird. Er wur von athletischem Körper-
bau, etwa 28 Jahre alt, von strotzender Gesundheit. Ent-
behrungen und Anstrengungen ertrug er mit Leichtigkeit.
Er war körperlich sehr gewandt, ein ausgezeichneter Schütze,
Er war ein scharfer Beobachter, umsichtig, welterfahren,
von un und ausgebreiteten Kenntnissen, geistreich,
von offenem, gewinnendem Wesen, von unbeugsamer Wil-
lenskraft und grosser Energie, voll Begeisterung für sein
Unternehmen, auf das er sich durch jahrelange Stadien und
grosse Geldopfer vorbereitet hatte. In meteorologischen
und astronomischen Beobachtungen wohl erfahren, mit In-
strumenten und Büchern wohl versehen, im Besitze be-
deutender Geldmittel, hinreichend bewandert in der Am-
bischen Sprache und Sitte, hätte ihm ein bedeutender
Erfolg nicht fehlen können. — Nun ruhen seine Gebeine
in der Nähe seines grossen Vorbildes Burckhardt, dessen
vergessene Grabstätie er im vorigen Jahre mit mir wieder
aufgefunden hat, dessen Arabischen Namen (Ibrahim) er
adoptirt hatte. Beide hat ein grausames Schicksal nieder-
gewortien, als sie eben im Begriffe waren, in dus geheim-
nissvolle Innere Afrika’s einzudringen. Burckhardt hat es
Zeit gewährt, seinen Namen unsterblich zu machen, in
Neimans hat es unerbittlich den Baum mit den Knospen
geknickt. Und «0 iet denn der langen Reihe edler Deut-
scher Forscher, deren Gebeine — von Hornemann 'bis
Overweg, von Burckhardt bis Vogel — die Afrikanische
Sonne bleicht, ein neuer hinzugefügt. Er war ihnen eben-
bürtig. Möge sein Andenken mit ihnen fortleben !"
Weiter erhielten wir auch von dem zur Zeit in Kairo
weilenden verdienstvollen Forscher Th. vr. Heuglin ein
Schreiben, datirt „Kairo, 18. Mürz 1858”, dem wir noch
Folgendes entnehmen: „— — Unser armer Freund starb
am 15. Abends 6 Uhr, am Vorabend seiner auf den 16.
bestimmten Abreise in den Sudan, und wurde am letztge-
nannten Tage Abends 5 Uhr auf dem protestantischen
Friedhofe zu Alt-Kairo beigesetzt. An ärztlicher Hülfe
fehlte es vom Momente an, wo sich das Übel deklarirte,
durchaus nicht. Zwei’ Schwedische und drei Dentache
Doktoren, alle Freunde des Verstorbenen, verliessen kaum
sein Lager. Der Beerdigung wohnten natürlich alle die
vielen Freunde und Bekannten des braven Neimans bei,
‚das ganze Österreichische Konsulats-Corps, den General-
Konsul in Uniform an der Spitze. So hat denn abermals
der Erforschung Afrika's ein Opfer fallen müssen, ein mu-
thiger und unverdrosseener Kümpfer für die Wissenschaft,
auf dessen dereinstige Leistungen sein Vaterland hätte
stolz sein dürfen. Friede seiner Asche!” !)
! Kin Brief von Ihr. Beil aus Halle, datirt „Alt-Kairm, den 18.
März 1458", am Dr. Brugsch („lie Zeit”, 18, April) schildert den Ver-
luuf der Krankheit ausführlich und giebt einen neuen Beweis daren,
wie allgemein beliebt und geschätzt der Verstorbene war, „Wollte der
Himmel, wäre eine Frewdenbotschaft, die ich Ihnen ans Ägypten
nachsende, nachdem ich Sie kaum von hier bube scheiden schen! Lei-
der ist es aber ein» Tramerbotschaft, welehe Sie eben so erschüttern
wird, wie sie uns erschüttert hat und wie sie in weiteren Kreisen ein
schmerzliches Aufsehen erregen wird! Denkeu Sie «ich, unser allrer-
ehrter um gelichter Freund Baron Neimans ist nicht mehr! An dem zu
seiner Abreise bestimmten Tage, den 15, d.M., Montag Abends 5%), Uhr,
erlag er, nach nur istündiger Krankheit, einer der seltensten und
fürchterlichsten, dem Mundstarrkrampf, Triswus und Tetanus! Lassen
Sie sich die näheren Umstände dieses tief erschütternden Ereignisses
in kurzen Zigen einer Krankengeschichte auseinandersetzen, Während
der letzten Wochen seiner Aufenthaltes hier in der Pensfon zu Alt-
Kairo hatte sich Neimann, wie Sie wissen, vie} und apgestrengt mit
den Vorbereitangen zu weiner grossen Reise beschäftigt, dabei viel des
Nachts geschrieben oder astronomische Bonbactıtungen gemacht und sich
so körperlich und geistig angestrengt, dass er «einer Aussage nach im
einen nerrösen, reiabaren Zustand verfallen war und an Schlaflosigkeit
litt, Bei der Gewalt, sich zu beherrschen, merkte man ihm diess jedoch
nicht an; nur schilderte er selbst eine Konstitution stets als Fine
nervöse, reizbare, mit seinen sonstigen berkulischen Kärperzuständen
nicht im Einklunge stehende, Nicht unerwihnt darf ich lassen, dass
er seit seinem 1' jährigen Aufenthalt im Orient zweimal (1856—57 in
Kairo und 1857 im August in Djedda) cinen Typhua zu überstehen
hatte. In der Woche, welche seiner Erkrankung vorausging,-hatte er
sich verschiedentlichen schmerzhaften Zuhmoperationen, Hersuszichen,
Tödten der Nerven, Plombiren, unterzogen; die danach folgenden
Schmerzen achtete er wenig, ritt vor wie nach in die Stadt, verhan-
delte mit vielen Lunten, packte seine Sachen und setzte sich dabei
leicht bekleidet und stark transpirirend «rweislich den Gelegenheiten
sur Erkültung mehrluch aus, Donnerstag den 11, Märg Mittags klagte
er zuerst über Beschwerden beim Schlingen, ritt aber gegen 4 Uhr in
die Stadt, kehrte erst am 9 Uhr zuriick und nahm unschrinend ge-
sund, heiter und rauchend an unserer Unterhaltung Theil. Freitag den
12. Mürz bestanden dieselben Beschwerden in etwas erhöhtem Maasse;
niehtsdestoweniger packte er seine Eifekten und verhandelte mit Louten,
die su ihm kamen, konute aber nichts essen. Sonnabend fräh unter
suchte ich und Bullmann, da er über vermehrte Sehlingbenchwerden
klugte, seinen Gaumen; der Mund liess sich hinlänglich öffnen, wenn
auch nieht ganz, man bemerkte mur geringe Röthung des Gaumsngels,
keine Grsehwulst der Mandeln; Fieber war gar nicht vorhanden. Ka-
tapinsınen, Gurgein von Malvendokokt und Einreitungen von Opndeldek
wurden den ganzen Tag fortgesetzt. Ich sah ihn noch Abends 10 (hr
in seinem Zimmer, das er den ganzen Tag nicht verlassen hatte, und
er war heiter, über Langeweile scherzend. Zuhnschmerzen waren in
den letsten drei Tagen nicht vorbanden gewesen. In der Nacht vom
13, zum 14, Mürz, früh gegen 5 Uhr, weckte sein Pochen und Hülfe-
rufen den neben ihm schlufenden Wiener, so wie Dr, Rullmann und
mich, die wir seit dieser Zeit bis zu srinem Tode ihn keine Sekunde
gleieharitig verlassen haben, Wir funden ihn ateif im Nacken und
Häcken, mit fest verschlossenen Kiefer, Iilchstein Angstausiiruck, ge-
rithetem und schweissbedeckten Gesicht im Bett, konnten un der
Diagnose den ausgebrochenen Totanuıs und Trismus nicht mehr zweifeln
und wandten im Moment Chloroform-Einsthmeng an, so wie starke
Sinapismen auf Rücken und Nacken. Der sofort gerufene Dr. Bilhare,
der ihn an den vorigen Tagen schon mit bersthen hatte, stimmte die
ser Behandlung vollkommen bei, die nun von uns drei in der Weise
fortgeführt wurde, dass die Chloroformirungen dreimal his zum andern
Tag Vormittags fortgesetzt, auch am Abend des ersten Tags, in der
folgenden Nacht und am anderen Vormittag je ', Gran Morphiunm ge
goben, Uhloroform äusserlich aufgelegt wurde, Wenn auch diene Nar-
eotiea bald nach ihrer Anwendung einen Nachlass der tetanischen Stei-
figkeit, besseren Öffnen des Munde, Nachluss der Schmerser und
Notizen.
Wir haben dieser 'Trauerbotschaft nur wenig hinzuzu-
fügen, da wir auf das grosse, durch seinen Tod nun unaus-
geführt gebliebene Projekt nur mit stillem Schmerz hin-
blicken und dasselbe um so weniger berühren können,
als wir es bisher vermieden, davon zu sprechen, weil wir
prinzipiell über derartige Unternehmungen nicht zu früh
zu berichten pflegen. Wir waren der vollen Überzeugung,
dass der Verstorbene in hohem Grade befähigt sei, sein
kühnes und ruhmwürdiges Unternehmen mit den schön-
sten Erfolgen für die geographische Wissenschaft durch-
zuführen, und zweifelten nicht, dass seine Forschungen
endlich das Dunkel aufklären würden, welches zur Zeit
noch über dem grossen und so mannigfach interessanten
Theile Inner-Afrika’s schwebt, der zwischen dem Nil und
dem Tsad-Becken sich ausdehnt und, ausser von Dr. Vogel,
noch nie von einem Europäer betreten iet. Aber mensch-
liche Berechnung ruht auf schwachen Stützen: alle die
mühsumen, Jahre lang tortgesetzten Vorbereitungen zu
diesem grossen Unternehmen, alle die bedeutenden Geld-
opfer, die es bereits gekostet, sind nun umsonst, die Hoff-
nungen, die wir an dasselbe knüpften, sind plötzlich zer-
trümmert, und vielleicht werden viele Jahre vergehen,
ehe ein in gleichem Mansse Befähigter in die Fusstapfen
Richard von Neimans’ treten wird.
Wir sprechen von dem Verstorbenen in solcher ancr-
kennungsvollen Weise, während vielleicht Viele urtleilen
dürften, dass er noch nichts geleistet, dass er noch nicht
gezeigt, in wie weit er eines solchen Unternehmens fähig,
kurzum, dass er eines solchen Lobes kaum würdig sein
dürfte. Allein sein Projekt war eins jener gänzlich un-
eigennützigen, rein im Interesse der Wissenschaften unter-
nommenen, wie sie in unserem materiellen Zeitalter nicht
schr häufig vorkommen, Viele Entdeckungen und Erfor-
schungen gehen aus dem Berufe der Reisenden hervor;
die weltbeherrschenden Engländer z, B. bilden, so zu sagen,
eine ganze Nation von Reisenden, und die meisten ihrer
Reisen werden durch ihre Handels-Bexiehungen oder durch
Bestrebungen veranlasst, ihre politische Macht zu erwei-
tern oder zu befestigen und ihre Kolonien auszudehnen ;
die Missionäre können oft ihren Beruf nicht erfüllen, ohne
grosse und gefährliche Reisen zu unternehmen; die Nim-
rods-Jünger, die die wilden Tbiere zu ihrem Vergnügen
jagen, müssen nebenbei Reisende sein. Manche unterneh-
men Reisen, um sich dadurch eine Carriere zu eröffnen,
ihre Existenz oder Lebensstellung zu begründen; — mit
Einem Wort, gewiss die grosse Mehrzahl von Reisen wer-
den entweder aus Beruf unternommen, oder um materielle
Vortheile dadurch zu erreichen. Richard von Neimans
hatte keinerlei solcher Nebenzwecke, er verliess seinen
Vstündigen Schlaf zur Folge hatten, *« entwickelten sich dennoch die
Erscheinungen des Trismus und Tetanme sum vollkommensten (rede,
Am 15. Mittags stellten sich Delirien mit Verlust des Bewusstseins,
um 2 Uhr Sopor ein, und um 5%, Uhr machte ein letzter fürchter-
lieber, alle Muskeln des Körpers ergreifender Anfall durch Erstickung
dem Leben ein Ende! — Am 16. März Abends haben wir ihn unter
ofüzieller Begleitung sämtlicher Mitglieder des Osterreichiselen Kon-
sulats, der aahlreichen theilnehmenden Begleitung seiner hiesigen und
Kairoer Frounde, auch der Konsuln Heuglin, Müller und Buuerhorst
auf dem Englischen Kirchhofe unter Nr. 164 begraben !''
167
heimathlichon Herd und Comfort, um sein junges krüf-
tiges Leben, sein betrüchtliches Vermögen für die Erwei-
terung der geographischen Wissenschaft in die Schanze
zu schlagen. — Für die Rettung seiner Papiere, unter
denen sich manches Werthrolle und Interessante, wohl
auch die eine oder die andere grüssere Arbeit finden wird,
ist gesorgt, und wir hoffen, später unseren Lesern darüber
zu berichten.
Die Katarakten des Nils und ihre Schiffbarkeit durch
Dampfboote. — Als die einzigen Resultate der ihrer Zeit
so viel besprochenen und zu einem so beklagenswerthen
Ende gelangten Nil-Expedition des Grafen D’Eseayrac de
Lauture kaun man die zum Theil gelungenen Versuche
des Engländers Herm A, W. Twyford ansehen, mit den
Dampfschiffen der Expedition die Katarskten des Nils hin-
aufzugehen. Herr Twyford hat in der Sitzung vom 22,
Juni 'v. J. der Geographischen Gesellschaft zu London
über diese Versuche ausführlichere Mittheilungen gemacht,
die interessant genug sind, um der Hauptsache nach hier
angeführt zu werden. — Herr Twyford hatte unter den
Instruktionen der Ägyptischen Regierung zwei Schrauben-
dampfer von 30 und 15 Pferdekraft, vier grosse Nil-Boote,
die mit den nöthig erscheinenden Lastwagen schwer be-
laden wuren, und vier gewöhnliche Schiffisboote zusummen-
gebracht, die zusammen mit 60 Soldaten und Matrosen
bemannt waren. Die Fahrzeuge verliossen Kairo am 1%.
Oktober 1556 und gelangten zum ersten Katarakt am 31.
desselben Monats. Für die landesüblichen Boote waren
die bier beginnenden Schwierigkeiten weniger bedeutend,
da dieselben jetzt häufig die Katarakten auf- und abgehen ;
anders verhielt es sich mit den Dampfern; denn ausser
den beiden Fahrzeugen dieser Art, welche 1820 Mehemed
Ali und sein Gefolge nuch Korosko geführt hatten, ist bis
auf Herrn Twyford kein Beispiel bekannt, dasa Dampfer
die Katarakten hinaufgebracht worden wären. Die Haupt-
sehwierigkeit bestand für Letzteren in der Unlust der Ma-
trosen, hei diesen Arbeiten kräftige Hand anzulegen, und
im Entsetzen der Einwohner, mit welchem diese den
ganzen Vorgang betrachteten; übrigens war auch die Jah-
reszeit bereits zu weit vorgerückt, und während nach
Herrn Twyford’e Meinung ein Fahrzeug, welches nicht
mehr als 10 Fuss im Wasser geht, mit Leichtigkeit über
den ersten Fall hinweggeschafft werden kann, missglückte
diess bei seinem grösseren Dampfer. Es besteht dieser
erste Full in nichts Anderem als darin, das an mehreren
auf einander folgenden Stellen nur schmale, seichte Rinnen
im Flussbotte fahrbar sind, durch welche das Wasser mit
grosser Schnelligkeit, etwa von 6 bis 8 Meilen die Stunde,
hindurchstrümt. Etwa 3 Meilen von Assımn kam man an
die erste Reihe von Felsen, welche sich quer über den
Fluss zieht und nur einen ganz schmalen Kanal offen lüsst,
so dass das Wasser mit grosser Gewalt sich hindurchdrän-
gen muss, Mit Hülfe der kräftigen Maschirfe gelangte der
grössere Dampfer glücklich hindurch. Von Assuan bis zu
diesem Theil des Kataraktes betrug die Tiefe des Stroms
10 bis 20 Fuss, der nun etwa %, Meilen weit ruhig floss,
bis man zu der zweiten Felsenreihe gelangte, einer Wie-
derholung der ersten, jedoch mit der Ausnahme, dass, je
165 ‚
höher man kommt, das Fahrwasser desto reissender und
seichter wird. Der Dampfer passirte auch die zweite
Stromschnelle, bei der dritten aber begann er rückwärts
zu gehen, und nur die Austrengungen des Rais oder Nil-
Lootsen und seiner Leute, welche fürchteten, im Falle des
Missglückens vom Vicekönig alle enthauptet zu werden,
brachten ihn hinüber. Nicht weniger als ungefähr 800
Mann hatten sich an die Taus gespannt und es kostete
eine immense Arbeit. Zehn Minuten weiter aufwärts
wurde die Strömung stärker als je, der Dampfer ging aber-
mals rückwärts und fuhr endlich gar auf einen Felsen auf,
jedoch ohne leck zu werden. Aus allen Hütten am Ufer
wurden Weiber und Kinder zusammengetrieben und zum
Ziehen an den Tauen gezwungen, 30 dass ea gelang, den
Dampfer wieder flott zu machen. Endlich erreichte man
die vierte Felsenreihe; hier aber fuhr das Schiff wieder-
holt fest, erst an der Westseite, dann in der Mitte des
Kanals, wo es fortwährend so heftig gegen die Felsen
stiess, dass Herr Twyford, die Unmöglichkeit einsehend,
mit dem grösseren Dampfer über den Kataraıkt zu gelan-
gen, denselben nach Assuan zurückführte. Dennoch glaubt
derselbe durch nachfolgende genauere Untersuchung der
schwierigen Flussstellen zu der Meinung berechtigt zu
sein, dass hei geeigneter Beihilfe der Übergang gelungen
sein würde; auch war er entschlossen, einen zweiten Ver-
such zu machen, der Rais verweigerte aber allen weitern
Beistand und derselbe musste unterbleiben, Am 12, No-
vember waren der zweite Dampfer und alle anderen Boote
glücklich über die Katarakten gebracht, am 13. wurde die
Reise stromaufwärts fortgesetzt und am 23, das Dorf Wadi
Halia erreicht, jenseits dessen der zweite Katarakt be-
ginnt. Dieser verdient den Namen eines Falles mehr als
der erste. Es existiren hier zwei Kanäle, der eine seichter
als der andere, aber beide zur Zeit des hohen Wasserstan-
des pussirbar; das Wasser strömt mit der grüssten Gewalt
und es findet wirklich ein Wasserfall von 2 bis 3 Fuss
Höhe Statt. Auch diese Katarakten bilden eine Reihe auf
einander folgender Stromschnellen, jede folgende geführ-
licher als die vorhergehende. Die Fülle bieten für das
Auge keinen #0 schönen Anblick, als man wohl erwarten
sollte, sind aber weit ausgedehnter und gefährvoller als
die von Assuan. Niemand kann sich eine Vorstellung von
der reissenden Schnelligkeit machen, mit der das Wasser
herabstürzt. Herr Twyford brauchte x. B. in einem klei-
nen, von 50 Mann gezogenen Boot 8 Stunden, um hinauf-
zukommen, und nur eine, um wieder hinabzufahren; bei
dem Übergang über eine der Stromschnellen musste er
Alles aufbieten, um nicht rücklings aus dem Boot zu fallen,
so viel höher stand der Bug desselben über dem Hinter-
theil. ‘Den Dampfer und die Boote über diese Katarakte
hinwegzuschaffen, nahm 16 Tage in Anspruch, während
welcher Zeit 3500 Menschen bei dieser Arbeit in voller
Beschäftigung waren. Die Katarıkten sind zwölf Meilen
lang und drei breit; Felsen und Inseln, einige eine Meile,
lang, die trotz zeitweiliger Überschwemmung alle öde und
unfruchtbar sind, liegen zerstreut über diese Flussstrecke;
zwischen ihnen hindurch müssen die ankommenden Boote
je nach der Jahreszeit verschiedene Kanäle wählen. An
manchen Stellen fiel das Wasser 3 bis 4 Fuss hoch her-
Notizen.
ab, an andern bildeten die Stromschnellen eine glatte,
ununterbrochene Wasserfläche von 300—400 Yards Länge.
Am Morgen des 15. Dezember hatten die Reisenden die
Fülle von Wadi Halfa nach vieler Mühe und Noth glück-
lich hinter sich und gingen in der Frühe des andern Tags
nuch Dongola ab. Sie fanden auf dem Wege noch vier
Katarakten, deren Namen Ambereole, Tangir, Dal und Han-
nek waren. Nachdem dieselben nicht ohne Schwierigkeit
überkommen waren, gelangte man am 4. Januar 1857 nach
Dongola. Hier blieb Herr Twyford vierzehn Tage, um
die Fahrzeuge auszubessern, und brach am 28. nach Meroe
oder dem vierten Katarakt auf. Ehe er denselben erreichte,
erhielt er jedoch einen Brief vom Vicekönig, in welchem
dieser ihn von der Auflösung der Expedition in Kenntniss
setzte mit dem Befehl, umzukehren und im Dorfe Abdim
seine Ankunft zu erwarten.
Die Bewohner der Westküste von Marokko, — Ea
herrschte bisher im Allgemeinen die Annahme, dass die Be-
wohner der Westküste Marokko's eben so wild und gegen
die an ihrem Gestade landenden oder verschlagenen Europäer
eben so ungastlich gesinnt wären, wie ihre berüchtigten
Brüder im Norden, die Riffpiraten. Der Bericht des Eng-
lischen Konsuls in Rahet, welcher im Dezemberheft (1857)
des Nautical Magazine enthalten ist, belehrt uns hierüber
eines Bessern. Kurz nach seiner Ankunft in Rabat be-
suchte ihn der oberste Priester des Orts, den er weit we-
niger fanatisch fund, ula die Muselmänner diess im Allge-
meinen zu sein pflegen; er nahm das Haus des Konsuls
unaufgefordert unter seinen speziellen Schutz. Auf seine
Veranlassung hiu erhielt der Reisende den Besach eines
Kabylen-Häuptlings, der mit reichen Geschenken an Eiern
und Geflügel zu ihm kam und ihn einlud, ihn in seinem
6—T Meilen entfernten Lager zu besuchen. An dem be-
stimmten Tag fuhr der Konsul ohne militärische Bekorte,
nur begleitet von dem Bruder des „Gouverneurs der wun-
dernden Stämme”, den Fluss Buregrag hinauf, besuchte
unterwegs die 4', Meilen von Rabat entfernten interes-
santen und wohl erhaltenen Ruinen einer einst bedeuten-
den Stadt, Schella, und gelangte dann durch eine herrliche
Ebene mit weidendem Vieh aller Art in das Lager der
Kabylen, von denen er auf das Freundlichste aufgenom-
men wurde, Als er zu seinem Boote zurückkehrte, fand
er es angefüllt mit Eiern, Geflügel, Melonen u. =. w. als
Geschenk.
Der Fluss Gabun und seine Bedeutung, von Lrdeig
Heimbärger. — Herr Ludwig Heimbürger in Plützkau hei
Bernburg, der fleissige Studien über die Geographie von
Afrika gemacht hat und sich lebhaft für die Erforschung
dieses Erdtheiles interessirt, überschickte uns kürzlich eine
kleine Abhandlung über den Gabun, in welcher dieser
Fluss ala derjenige bezeichnet wird, auf dem man wahr-
scheinlich am weitesten in das Innere des Kontinentes
würde vordringen können. Herr Heimbürger sagt: „Seit
den Ägyptischen Expeditionen auf dem Nilarme Kiti oder
Tubirih (1839 —1842), den Reisen Barth's im Sudan {1850
bis 1855) und Livingstone's im südlichen Central-Afrika
®
Notizen,
(1841—1856) herrscht überall rühmlicher Eifer zur wei-
teren Aufschliessung des dritten Erdtheiles. Hierbei be-
gegnet man jedoch oft Vorstellungen von den zu durch-
forschenden Ländern, die eine sehr unkritische Benutzung
des vorhandenen Materials beurkunden. Da es vorzugs-
weise die grossen Flüsse sind, welche in Betracht kom-
men, so erlaube, ich mir, über diese einige Resultate mei-
ner Nachforschungen mitzutheilen.
„Afrika hat nur fünf Ströme ersten Ranges: Nil, Nt-
ger, Gabun, Zaire, Zambeze. Der Gariep (Orange) würde
der Grüsse seines Flussgebietes nach auch mitzurechnen
sein, allein seine Wassermenge ist zu unbedeutend und er
ist nicht schuffbar. Der Nil entsteht aus fünf grösseren
schiffbaren Quellströmen: Bahr el Azrek, Sobat, Kiti (Tu-
birih), Balır el Ada und Keilak (Gula, Kulla). Die Ägyp-
tische Regierung beginnt zwischen den von Assuan bis
Berber befindlichen Katarakten desselben Dampfschiffe zu
postiren, durch welche eine regelmässige Postverbindung
zwischen Ägypten und Chartum erzielt werden kann.
„Der Niger soll jetzt fünf Jahre hindurch von Engli-
schen Dampfern untersucht werden. Es ist sehr zweifel-
haft, ob dieselben weiter als frihere Expeditionen gelan-
gen und die furchtbaren Felsbünke und Stromselinellen
oberhalb Bussa und Jauri zu überschreiten vermögen. Be-
ginnen die Franzosen mit den rechten Mitteln von Algerien
aus zum mittleren Niger vorzudringen, »0 werden sie hier
den Engländern und Nord-Amerikanern zuvorkommen ').
Weit mehr Erfolg verspricht den Englündern die Schiff-
fahrt auf dem grossen östlichen Nebenflusse des Niger,
Techadda und Benue genaunt, doch ist sein oberer Lauf
noch zu wenig bekannt, um entscheiden zu können, wie
weit man auf ihm ins Innere von Afrika wird vordrin-
gen können.
„Der Unterlauf des Zaire und seine unüberschreitbaren
Katarakten sind durch Tuckey’s unglückliche Fahrt (1816)
bekannt genug geworden. Den Zambeze will jetzt Living-
stone mit einem Dampfer untersuchen. Wenn er die
schwierige Fahrt durch das höchst ungesunde Delta und
die Stromschnellen in der Lupata überwindet, so werden
das äusserste Ziel seines Schifflos die Katarakten von Ke-
brabasa, einige Tagereisen oberhalb Tete, sein. Unterhalb
Sens empfängt der Zambeze aus Norden den Schiri, einen
Fluss von enger, aber tiefer Mündung, von dem eine Un-
tersuchung durch Livingstone wünschenswerth sein würde.”
Nach dieser allgemeinen Charakteristik der übrigen
grossen Ströme Afrika’s spricht Herr Heimbürger über den
wahrscheinlichen Lauf des Gabun, des unbekanntesten
jener Strüme, der aus den Äquatorial-Gegenden des Kon-
tinentes hervorkommt und in der Nähe des Äquators in
den Atlantischen Ocean mündet. Herr Heimbürger erör-
tert die Nachrichten, welche J. E. Bowdich (Mission from
Cape Coast Castle to the Ashantee. London, 1819) über
den oberen Lauf des Flusses einzog, und sucht damit in
") Die Kommunikation durelı die Wüste wird immer eine sehr un-
vollkommene bleiben, Nur die Aussicht auf sehr bedeutenden Gewinn
kann einen rogelmässigen Waarenverkehr auf diesem Wege unterhalten,
denn die letaten Jahre haben =. B. gelehrt, dass die Ausfuhr aus
Bornu nsch Tripoli gänzlich aufhärte, sobald der gewinnreiche Skla-
venkandel an dem letsteren Orte unterdrückt war. A. P.
Petermarn’s Geogr. Mittheilungen, 1858, Heft IV.
169
Verbindung zu bringen die von Kölle (Polyglotts Africana)
gesammelten Erkundigungen über den Fluss Nen, den von
Dr. Barth bekannt gemachten Bericht des Fellstah Fighi
Sambo über einen grossen, nach Westen fliessenden Strom
südwestlich von Tendelti, die Aussagen Ibrahim’s aus Runga
und des Sultan Teima aus Kordofan (Cadalvöne et Breu-
very, Ifgypte et la Turgquie. Paris, 1836. — Jomard,
Observations sur le voyuge au Darfour. Paris, 1845) vom
einem grossen Strom tief im Süden von Wadai und Dar-
fur, der aus einem grossen See entstehe, Edrisi’s Bemer-
kungen über den Nil der Neger, die Aussagen der Negerin
Mandschopo aus Fertit') und Dr. Krapf's Erkundigungen
über die Gegenden westlich vom See von Uninmesi. Er
glaubt, dass alle diese Nachrichten sich auf den Gabun
beziehen und dass dieser Strom aus dem grossen See von
Uniamesi seinen Ursprung nehme, also ein sehr bedeuten-
des, tief in das Herz des Kontinentes eindringendes Fluss-
gebiet habe.
Er fügt hinzu: „Die Ufer des Gabun sind gesund und
dieht bevölkert, im Gegensatz zu den anderen Strömen
Afrika’s ist sein Wasser ganz rein und hell. Die Mün-
dung, an welcher die Franzosen seit 1843 Fuss gefasst
haben, kann die grössten Flotten aufnehmen. Lässt die
Französische Regierung Strom und See durch flache Dam-
pfer untersuchen, so geschehen welthistorische Verände-
rungen, denn sie wird Herr auch am oberen Zaire, Zam-
beze und Nil.”
Die Möglichkeit, dass das Flussgebiet des Gabun eine
80 weite Verzweigung habe, ist zwar nicht zu leugnen,
das Vorhandensein grosser Flüsse in der Äquatorialzone
Afrika's sogar schr wahrscheinlich, aber da der Fuss eines
Europäers diese Zone noch nicht betrat, so muss es doch
als gewagt erscheinen, den Gabun mit solcher Zuversicht
als den Strom zu bezeichnen, welcher daselbst die Haupt-
rolle spielt. Immerhin ist es verdienstlich, gerade jetzt
wieder auf ihn hinzuweisen, wo sich ein so allgemeines
Interesse für die Erforschung des Inneren von Afrika
kund giebt, und wir stimmen Herrn Heimbürger vollkom-
men hei, wenn er sagt, dass eine Befahrung des Gabun
von Seite der Franzosen als schr wünschenswerth und
wichtig erscheint.
x
Ladislaus Magyar, seine beabsichtigte Rückkehr nach Eu-
ropa und sein dreibändiges Reisewerk. — Bei Gelegenheit
der Publikation unseres Berichtes über die Reisen von
Ladislaus Magyar in Süd-Afrika, im vorigen Jahrgange
dieser Zeitschrift?), bemerkten wir (S. 184), „dass es sehr
befremden müsse, dass Livingstone bisher mit keiner Silbe
des Ungarischen Reisenden erwähnt hat, besonders da er
bei seinem langen Aufenthalte in Angola und bei seiner
Berührung mit den Portugiesischen Beamten jeden Falls
von ihm gehört haben dürfte, Mit Recht dürfen wir dess-
halb erwarten, dass Livingstone in dem bei Murray in
London erscheinenden Reisewerke Nachrichten über Ladis-
") Herr Heimbürger behauptet, dass der Ort Boreu, welchen die
Mandschopo passirte, keineswegs identisch mit Barnu sei.
9) Geogr. Mitth, 1857, 88, 181-191,
22
170
laus Magyar bringen werde.” In dieser Hoffnung haben
wir una getäuscht gesehen, da Livingstone in dem besag-
ten Werke auf einem vollkommenen Stillschweigen über
den Ungarischen Reisenden verharrt. Es macht uns dess-
halb um so grüssere Freude, ganz neue Nachrichten von
Ladislaus mittheilen zu können, die wir der Güte unseres
geehrten Korrespondenten in Öten, Herrn Johann Hunfalvy,
verdanken. Derselbe schreibt: — „Wahrscheinlich haben
Sie es schon ans den Üsterreichischen Zeitungen erfahren,
dass unser Laudsmanı Ladislaus Magyar den ersten Band
seiner Reisen in Afrika in Ungarischer Sprache auf dem
Wege der Portugiesischen Regierung nach Ungarn geschickt
und dass die Ungarische Akademie den Beschluss gefasst,
das Werk auf ihre Kosten drucken zu lassen, und mich
mit der Korrektur des Manuskriptes und der Besorgung
des Druckes betraut hat. Im einem Jahre gedenkt er
selbst uach Hause zu kommen und wird die folgenden
zwei Bünde mit sich bringen. Das ist der Inhalt der Briefe,
die vom 1, März 1857 datirt sind.
„Den Briefen und der Vorrede zu Folge soll das ganze
Werk folgende drei Theile enthalten. Im ersten Hand wer-
den die Kimbnnda-Länder zwischen dem #. und 15° 8. Br,
und 11. und 19° Ö. L. in physischer, politischer, eth-
nographischer und statistischer Beziehung geschildert; im
zweiten Bande die Mun-ganguella - Länder zwischen dem
3. und 11° 8. Br. und 19. und 27° Ö. L. (v. Gr.); im
dritten Bande endlich die verschiedenen Mombuella-Länder
zwischen den erwühnten Längegraden bis zum 20° 8. Br.
— Im vorliegenden ersten Bande werden in den folgen-
den Abschnitten geschildert: 1) Bengnela und Umgebung,
die Mundombe u. =. w.; 2) die Reise nach Bihe, die in
vier Abschnitten die verschiedenen dazwischen liegenden
Länder achildert; 3) seine Niederlassung in Bihe und Be-
schreibung des Landes; 4) allgemeine Schilderung des
Kimbunda-Volkes und seiner Gebräuche (schr detaillirt);
5) epezielle geographische Beschreibung der Kimbunda-
Länder; 6) einige Bemerkungen über die Sprache der
Kimbunda-Völker. Das Ganze ist in zehn Abschnitte ein-
getheilt und wird gegen 20 Druckbogen ausmachen. Aus-
ser einigen ethnographischen Zeiehnungen ist eine sehr
detaillirte Karte beigelegt, die die Küstenländer zwischen
dem 9. und 144° 8. Br. und zwischen dem 12} und 19°
Ö. Länge darstellt, welche Länder der Fluss Koanza in
einem Halbkreis im Osten und Norden begrenzt.”
Die Novera-Erpedition: Dr. Karl Seherzer's Bericht
über St. Paul und New- Amsterdam. — Als unsere Notiz
über den bisherigen Verlauf der Novara-Expedition auf
58. 121 und 122 des vorigen Heftes der „Geogr. Mitthei-
lungen” durch die Presse ging, waren wir noch nicht
durch eine Zuschrift des Dr. Scherzer erfreut worden; bald
darauf erhielten wir jedoch auf dessen ausdrücklichen
Wunsch durch die Güte dee Herrm Bergrath Foetterle in
Wien die Abschrift eines ausführlichen Berichtes, worin
jener treffliche Reisende seinen und seiner Reisegeführten
Aufenthalt auf den Inseln St. Paul und Neu-Amsterdam
schildert. Er hat uns dadurch zu grossem Danke ver-
pflichtet und wir beeilen uns, schon im Voraus auf diesen
Notizen. — Literatur.
Bericht aufmerksam zu machen, der in den „Mittheilungen
der K. K. Geographischen Gesellschaft”, Jahrgang 1858,
Hett I, publieirt werden wird. Gegen drei Wochen, vom
19. November bis 6. Dezember 1857, hielten sich eine
Anzahl Offiziere und die Naturforscher der Expedition auf
St. Paul auf und führten daselbst, obwohl von höchst un-
günstigem Wetter behindert, eine vollständige Vermessung
der Insel, so wie eine Reihe physikalischer und naturhi-
storischer Beobachtungen aus, Im Allgemeinen wurden
die Angaben früherer Besucher der Insel, namentlich Lord
Macartney’s und Denham’s '), vollkommen bestätigt. Zur
Bestimmung der Position von St. Paul wurde ein Obser-
vatorium auf einem Hügel nördlich von den Ansiedler-
hütten errichtet und man fand diesen Punkt in 38° 42'
55" N. Br. und 77° 31° 18” Ö. L. v. Gr. Die Breite
der Einfahrt in das Kraterbassin giebt Dr, Scherzer auf
306 Fuss, ihre Tiefe bei Fluth zu ®,s Fuss, die Länge der
nördlichen Barre zu 1002, die der südlichen zu 600 Fuss
an. An einer Stelle in der Mitte des Beckens fand der-
selbe erst in 34 Faden Tiefe Grund, während nach Kapi-
tän Denham die grösste Tiefe 32 Faden beträgt und nahe
am Eingang angetroffen wird. Ausser den von Denham
genannten einheimischen Thieren erwähnt Dr. Scherzer
noeh die Kaubmöve (Lestris Cntaraetes) und eine Land-
schwalbe (Cypselus apus); der an den Küsten in Menge
gefangene Stocküsch ist nach ihm nicht der gemeine, son-
dern eine Unterart, Cheilodaetylus.. Das Fischerei-Etablis-
sement auf St. Paul war seit Denham’s Besuch in die
Hände des Franzosen Öttovan auf Bourbon übergegangen ”
und statt des Herrn Roure war ein alter Frinzoee Namens
Viot als Aufscher eingesetzt. Am 7. Dezember landeten
einige Mitglieder der Expedition nach mehreren vergeb-
lichen Versuchen in Neu-Amsterdam und den Herren Dr.
Hochstetter und Zelebar gelang es, die Höhe zu erklim-
men, sie hielten sich aber nur sehr kurze Zeit daselbst
auf und wurden durch mannshohe Binsen (Uyperaceae) an
umfangreicheren Untersuchungen verhindert, namentlich
konnten sie keins der haumartigen Gewächse erreichen,
welche die Insel zum Theil bedecken. Dr. Hochstetter
überzeugte sich jedoch, dass die Insel aus denselben Ge-
steinen bestehe wie St. Paul und wahrscheinlich derselben
Entstehungsperiode angehöre. Die vom Schiffe aus be-
stimmte Position von Neu-Amsterdam ist 37° 58’ 30”
8. Br. und 77° 34’ 40” Ö. L. v. Gr, der höchste Punkt
der Insel wurde 2784 (Wiener?) Fuss, der zweithöchste
2553 Fuss hoch gefunden.
Neueste Geographische Literatur.
EUROPA.
Bücher,
1. Aavier Heuschling: Congres international de Statistigue. Troi-
siöme session, ten dh Vienne du Sl Act au 5 Septembre 1857.
Extrait du Moniteur Beige du 2b Novembre 1857. Bruxelles, 1897.
8, unserm Anfantz über die Inseln 8. Paul und Nou- Amsterdam
in Googr. Mitth. 1858, Heft I, 88, 26—H.
Literatur.
» 2. Österreich auf dem Statistischen Kongresse. Ein Rückblick
auf die dritie Versammlung des Internationalen Aongresses für Sta-
tistik zu Wien im 1557. Prag, €. Beilmann, 1858,
8. Prof, Fr. A. Guenstedt: Der Jura. 4. Lief. Tübingen, H.
Laupp, 1868. Mit 27 Tafeln und 1 Profil,
F, Alan: Het eland Vlieland en zipne bewoners.
kaartje. Amsterdam, 1857.
6. F. Allan: Het eilanıd Ameland en zijne bervoners, Met con
kaartje. Amsterdam, 1857.
6. Prof P. W. Forchhammer: Halkyasia. Wanderung an den
Ufern des U: schen Aerres, Sendschreiben an Herru Gehei-
men Bath und Professor Böckh zu dessen fünfsigjährigem Doktor-
Jubiläum. Berlin, Nicolai, 1857.
7. P. Trap: Beskrivelss af J.andet Bornholm. Kjöbenhaon,
@. E. ©. Gad, 1867.
8. 7.6. Budbeck: Försök Hl keskrifning üfeer Sreriges atiider
i historiskt, topoyrafiskt och statistiaht hänseende, after de bästa
tryckta källor, som! wed mönge nya hllägg. 1.0.2. Theil. 1. Ab-
theilung. Stockholm, A. Bonnier. Mit Städteplänen.
a Nyt Mayasın for Natureulens Aa y L2
ives den ’ hiske Forening i Christiania. 9. Hafı
—4, GET Das, 1856 mul 1867. Mit 5 Karten. v
10. Dr. Renard: Bullerin de ia Soeiötd Impiriale des Natura-
Ei de Moscou. 156 Nr. 2 und 3, 1857 Nr. 1, Moscou, 1856,
1857.
Me can
Aufsälze.
11. Die Hauptergebnisse der Bewegung der Berölkerung ım Ai
nigreich Sachsen. (Zeitschrift des Statist, Durcau's des K. Nächs,
Ministeriums des Innern, 1857, Nr. 8 und ©.)
12. Oberwallis und die Fispthäler. (Ausland, 1857, Nr. 46.)
13. X. Landerer: Über die Heilynellen der Thermopylen. (dus
dand, 1857, Nr. 49.)
14. Feirway Lights and Danger Lighthonses.
(Nautical Magazine, Norember 1867.)
1b. The Devil Bock, Atlantie. ( Nantical Magazine, Desember 1857.)
Karten.
16. F. Allen: Kaart van het eiland Vlieland. (Zu Nr. 4.)
17. F. Allan: Kaart van het eilond Amsland. (Zu Nr. 5.)
18. Aurtenakizze eines Theil der J.ofoten. — G sche Karte
vom Langesund’s Fjord. — Drei Geolonsche Karten vom südlichen
Noricegen, von Th. Kjeruif, (Zu Nr. 9.)
19. Apercn sur des prinzip Ines salds des Karo-Koumas et de
la Steppe aride. (Zu Nr. 10.)
0. Chart shewing the localitier in which the total wrecke only
twok place in the English amd St. Gcorge's Channels in ihe years
1862, -b3, -54, -bb and -56. Compiled from Parliamentary Beturna,
Also a proposed line of jairway Üghts wich an imward and ontrard
track for steamere in the foreign trade. Mast. 1:2.675.000, — Chart
shewing the loealities in which oollisions hare ocrnred in the Enzplah
and St. Georges Channels in the yearı 1852, -53, -54, -D5 and -D6,
Mat. 1:2.675.000, (Zu Nr. 14.) BE
21. Jmeph Schrda:;: Generalkarte des Österreichischen Äaiser-
#inates in A) Blärtern nnd im Macssstab von 1:576.000. Sekt. VI,
XVII und XVII.
22. Morits vom Nüssmilch-Hörnig: Topographische Spasialkarte
vom Aömigreich Sachsen. Anf Stein gezeichnet won J. H. Klahr,
Parbendruck von J. Braunsdorf, Dresden. H. RBurdach, 1867.
Met. 1: 2.000,
23. C. Bolia: Karte des Grossherzogthums Baden und des gröse-
ten Theile des Königreich Württemberg. Heidelberg, Jul Groos,
Mat. 1:450,000,
24. Dr. Franz Buchenan: Atlas zum Gobrauche beim ersten yeo-
graphischen Unterrichte, s0 wie zur Erginzung der gewöhnlichen
Schulatlanten für die Schulen Bremens und der Umgegend. 1. Sekt.
Bremen, G. Hunckel, 1857. "
=. H. Müller: Geognostische Übersichtskarte des Erzdissrikts
von Schneeberg. Freiberg, J. G. Engelhardt. Met. 1:121.000.
=». M Orsliig eserb waldasdg da Temesi Binsdig, Erdöly,
Horvdt, Tus-Orssag da a Hatdrörvidek, nagy tdrkipe inkaldk sadmd-
ra, mogyar ds nemet ssöreggel 4 Iapım terweste ds rajsolta T’hot, A.
J. F. (Schul- Wandkarte ron Ungern, der Serbischen Wejwodschaft,
Temescher Bunat, Siebenbürgen, Kroatien, Slaromien und der Mi-
Mit 2 Karten.
171
Itärgrense, wit Ungarischem und Deutschem Texte in 4 Blättern.
Entworfen und . von Ad. J. F. That. Arad, Gebrüder Bet-
telheim. Preis 3 A.
27. J. M. Ziegler: Neue Karte der Schweiz. Winterthur, J,
Wurster d: Co, 1867. Mast. 1:380.000. Mit erlänterndem Texte,
28.J. 0, Ziegler: Geographische Karte der Schweizerischen G6-
rn Winterthur, J. Wurster & Co, 1857. Maassstah
2%, Sieben Englische Generalstabs- Karten.
30, Englische Admiralitäte- Karten:
a) Ei East Coast. Entrance to the River Tiyme. Correo
tions to 1867. .iat, 1:50.000.
b} England West Coast. St. Ives Bay surr, by Cap. Williams
1848. Mer. 1:18.300.
e) Scotland East Coast, Sheet IV, Banf to the Ord of Caithuess,
Correstiona to 1867. ‚Mat. 1: 147.000.
d) Scotland North Coast. The Firth of Pentland sure. by Com-
ander Slater 1800. Mat, 1:50.000,
e) Scotland West Const. Sheet FIT, Arduamurchan to Summer
Fern nn the Inner Channel and part of the Minch. Met.
f) Seotland. Peterhead by Commander Sister 1834, corrected 16
1857. Ast. 1:18.00.
x) Seotland, Aberdeen Harbour, Met,
1:7.300.
h) Ireland Enst Coast. Wexford Harbour, eorrested by Cap,
Fraser 1866. ‚st. 1:22.40.
i) Greece Petoli Gulf and the Kastern Part of ihe Enri
Chaunel sure. by Capt. Th. Grares 1845, 1846. Publ. 1857. Ye.
1: 114.000.
31. Toupographischer Vermessungs- Atlas des Tier'schen Gouver-
nements, Zusammengestellt in den Jahren 1848 und 1549 nach den
Arbeiten des Vermessungs-Corps und militärisch-twpographischen Be-
richten ımter Leitung des Generalmajor Mende vom Generalstab
und unterstütst durch «die Auais. Kuss, Geogr. Gesellschaft. Herans-
gegeben auf allerhüchsten Befehl von der Kuis. Kuss. Geogr. Gesell
no im Jahre 1858. 97 BL Moskau, Met. 1:34.00.
3. Aurte des Gunsernements Twer, zusammengestellt im Jahre
1549 nach den Arbeiten des Vermessungs-Corps unter Leitung des
Gemeralmajer Mende vom Generalstab und zugleich mit dem Atlas
des Gouvernements herausgegeben ron der Kais, Kuss, Geogr, Gesell-
t. Moskan, 1858. 4 Bi. Mat. 1:386.000, =
Milisär-topograpkische Karte von Bussland, Übersichtsblatt
und Sekt, XAIP, 8, LUFT 10, XXVII 6, NUCX IL, im Mor.
ron 1:126.000, 2.
4. Topographische Karte des Aimigreichs Polen, Übersichts-
karte in 1:1.008.000 und Sekt. II 8, IV. 6, 7. 6. im Maassıtab
von 1: 125.000.
[1, 2. Über die im Soptembor 1557 zu Wien abgehaltene dritte
Sitzung des Internationalen Statistischen Kongresses sind zwei Schrift-
chen erschienen, welche eine Übersicht über die daselbst entwickelte
Thätigkeit geben und somit vorläufig das Hauptsächliehste von dem
zur Koenntniss dos Puhlikums bringen, was der noch nicht vollendete
offixielle Berieht enthalten wird. Beide referiren kurz über den Ver-
auf der Verhandlungen und die daraus hervorgegangenen Berichte,
während aber leuschling, Mitglied der Central-Kommission für Sta-
tistik in Brüssel und Belgischer Ahgenrdneter auf dem Wiener Kon-
gross, sich einfsch an «as Thatsächliche hält und unpärteiisch fiber die
Versammlung referirt, bemüht sich der anonyme Vorfasser der zweiten
Schrift, den Beweis zu führen, dass Alles, was auf dem Wiener Kon-
gress geleistet worden ist, auf Rechnung von Österreich zu setzen sei,
„Mit Beantwortung der Frage: Was hat Österreich auf dem Statisti-
schen Kongresse und für denselben gethan? ist auch bereits die Frage
beantwortet: Was ist auf dem Kongresse überhaupt geschehen?" 1x
ist seibstrerständlich, dass der grösste Theil der Arbeiten den Üster-
reichischen Statistikern oblag; denn wie in Briissel Belgische, in Paris
Französisele, so mussten in Wien Österreichische Statistiker die Pro-
gramme entwerfen und ansarbeiten, und unter den 496 über diese Pro-
gramme berathenden Mitgliedern der Versammlung waren wiederum
nieht weniger als 427 Österreicher und nur 69 Ausländer. Wenn aber
der Verfasser zu wiederbolten Malen ausspricht: „Die Thätigkeit des
Kongresses bestand in nichts Anderem, als in ıler Anerkennung und
Annahme des Programms”, #0 befindet er sich im Irrihum oder sucht
die Wahrheit absichtlich zu verbergen; denn wie wir aus sicherer
22"
eorrections to 1867.
172
Quelle wissen, wurden wenigstens einzelne Programme, wie =. B. das
über die Mortalitäts-Statistik, in den Sektionssitzungen bedeutenden
Veränderungen unterworfen, »o bedeutenden, wie selbst nicht in Brlis-
sel oder Paris. Diess werden die später erscheinenden offiziellen Bo-
richte um so klarer erweisen, als sie diessmal, was früher nieht der
Fall war, aueh das Detail der Verbandinngen in den einzelnen Sck-
tionen enthalten werden. Es ist aber überhaupt einseitig und lücher-
lich, bei so universellen, allen Stanten gleichmässig zu Gute kommen-
den Zwecken, wie sie die Statistischen Kongresse im Auge haben, ein
einzelnes Land auf Kosten der anderen anzupreisen und somit Riva-
litäten bervorzurufen, welche nur nschtheilig wirken können. Hätte
der Verfasser die vortreffliche Rede beachtet, mit welcher der Beigische
Minister des Innern, Piereot, dem Brüsseler Kongress eräffnste, so
würde er gewiss das Unpussende seiner Bemilbung erkannt haben,
Dert heisst es u. A.: „La statistigue ninsi eoncuer aurs pour resultat
de resserrer davantage encore les liens qui rattschent les mations les
unos aux uutres, et de fortilier partout cos sentiments de fraternit#
et de paix qui protigent aujourd’hui l’kumanit# eonmtre le retsur de
folles riralitös nationales.” Wenn aber der Verfasser am Behlusse sei-
zer Schrift dagegen ankümpft, dass die Privatthätigkeit mehr und nıchr
von den Kongressen ausgeschlossen wird und diese zu Regierungs-Kon-
ferenzen umgestaltet werden, ein Bemühen, das auf dem Wiener Kon-
deutlich hervortrat, #» können wir ihm nur beipflichten; demm
eine allseitige Förderung der statistischen Wissenschaften ist nur durch
das Zusammenwirken der Regierungen und Privaten möglich. —
3, Von dem vortreflichen Werke Prof. (Quenatedt’s „Der Jura” ist
die vierte oder Schluss-Lieferung erschienen, in weleher die Beschrei-
bung des Weissen Jura und seiner Versteinerungen beendet wird. Eine
Übersichtstafel des Weissen Jura, ein ideales Profil darstellend, voran-
schaulicht die Lagerung der verschiedenen Stufen und das Vorkommen
der Potrefakten in denselben; ausserdem sind 27 sunber litbogrephirte
Tafeln mit Abbildungen von Petrefakten beigegeben, so dass sich die
Anzahl der zum ganzen Werke gehörigen Tafeln auf 100, die der Kar-
ten auf 3 beläuft. — "
4, 5, 18, 17. Jene Heihe Inseln, welche sich von der Spitse der
Provinz Nord-Holland vor der Mündung der Zuider-See, den Küsten
von Friesland und Groningen bis zur Mündung der Ems hinsieht, bat
in Herrn Allan einen sorgfältigen Beschreiber gefunden, der in einer
Reihe ausführlicher Monographien eine historisch-topographische Dar-
stellung derselben entweder schon geliefert hat oder nach liefern wird.
Da die Wichtigkeit jener Inseln nicht sowohl in den wenigen Quadrat-
Meilen Landes, welche sie umfassen, und in der geringen Berülkerung
beruht, die sie bewohnt, sondern darin, dass dieselben die Vormauer
für das Festland gegen die andrängende Nordsee bilden, so ist die
Aufmerkssmkeit des Verfassers auch gunz bosenders auf diesen Punkt
und auf die Rolle hingerichtet, welche die Inseln seit frühester Zeit
in dieser Hinsicht gespielt haben. In dem Anhange zu dem Werk-
chen über Ameland findet sich denn aueh eine ehronologische Anfzäh-
lung und kurse Schilderung aller bekanpten Sturmfutken, welche seit
dem Jahre 435 n. Chr. Priesiand betroffen haben. Da es in der Ab-
sicht des Verfassers gelegen zu heben scheint, bei Schilderung der die
Inseln umgebenden Meerestbeile auch die Interessen der Schifffahrt zu
berücksichtigen, so hätte bei Anfertigung der heigegebenen Karten wohl
etwas mehr Rücksicht hiernuf genommen werden können. —
6. Der bekannte Philolog und Alterthumsforscher Professor P. W.,
Forehhammer in Kiel beschreibt in einem Sendschreiben an Geheimen
Rath Pickh seine Wanderung von Nauplis Über Argos, Phlius, Titane,
Sikyen, den Isthmas von Korinth und längs den Halkyonischen Meeres
bis Bulis in Böntien. Sie war ungewöhnlich reich an archäologischen
Ergebnissen; en gelang, die Lage mehrerer bisher zweifelhafter Orte
festzustellen, und namentlich bot das Vorgebirge von Agios Nikoluos
«wischen dem Busen von Korinth und dem Halkyonischen Meere eine
reiche Ausbeute. Dort entdeckte Prof, Forchhammer u. A. die Orakel-
höble der Hera Akräa nordwestlich von dem kleinen See Bouliasmeni.
Yon diesem Vorgebirge, so wie von dem Hafen von Kreusis und seiner
Rächsten Umgebung sind topographische Skizzen in Holzschnitt einge-
druckt. — Wir beumtzen die Gelegenheit, auch auf einige frühere
Werke dewelben Verfüssers aufmerksam zu machen, so besonders auf
seine Bentheographische Karte des Meeres zwischen Tenelos und dem
Festlande, einen dankenswerthen Versuch, die Unebenheiten des Meeres-
grundes in derselben Weiss kartographisch derzustellen, wie die des
Fertlandes; stine Topographie des alten Theben mit Karte, und seine
zugleich mit Spratt herausgegebene Beschreibung und Karte der Ebene
von Troja. Auf dieser letsteren Karte wurde zum ersten Malo die so
Literatur.
oft genannte Beschika-Bai richtig angesetzt. „Ich kan es um s5
sicherer wissen”, schreibt uns der Verfasser, „in ich gewinsermaassen
bei ihrer Taufe zugegen gewesen. Der Hügel „Beschik-Tepe”, nach
dem sie genannt wurde, ist uf der Karte genau angegeben. Die
Ebene verdient übrigens in physikalischer Beriehung wuch hrute eine
besondere Aufmerksamkeit. Es giebt wohl auf dem ganzen Erdenrund
keinen Flock, der durch eine so eigenthümliche Lage den Einfitissen
der Witterung so ausgesetzt wäre, wie diese Ebene, indem der Regen
bringende Südwind zu gleicher Zeit die Wolken um ıen Ida sammelt,
von diesem Gebirge gewaltige Wassermassen in die Ebene sendend,
und dus Meer gegen die Mündung des Hellespont und dessen Gewässer
von unten gegen die Ebene und gegen den Simeis und die anderen
Flüsse hinantreibt, so dass er die Strömung im Heilespont um so höber
gegen und über das Ufer staut und hebt, als gerade derselbe Wind
durch den winterlichen Zufluss unzähliger und mächtiger Flüsse die
Gowässer des Schwarzen Meeres zu einer ungewöhnlichen Höhe hinauf-
treibt, So haben die gewaltigen Kämpfe in der Ebene zwischen Was-
sern aus dem (Gebirge und dem übertretenden Gewässern des Hollespont
eine und dieselbe Ursache und wiederholen sich noch heute jeden
Winter.” Auch dus kleine Werkehen „Über die Reinheit der Ban-
kunst auf Grund des Ursprungs der vier Hanupt-Baustyle. Mit 9 Bild«
tafeln, Hamburg, 1855” verdient die Heechtung des geographischen
Publikums, weil es «die Haupt-Banstyle auf die jedem Lande rigen-
thümlichen Baumaterialien, die Bedingungen der klimatischen Verhält-
nisse und die damit in Verbindung stehenden Bedürfnisse der Bewohner
»urlickzuführen sueht und der Verfasser auf Autopsie gegründete Be
sultate gewinnt, die wesentlich von den bisher aufgestellten abweichen.
In allen diesen Arbeiten tritt das Bestreben hervor, im Neuen das
Alte wieder zu finden, um zugleich das Neue zu erklären und das Alte
für dasselbe fruchtbar zu machen. —
7. Trup's Beschreibung ron Borsholm enthält theils einen beson-
deren Abdruck der von dem genannten Verfasser herausgegebenen To-
pographie ron Dänemark N, theils einen Anhang, worin die Höfe u. s. w.
Bornhalma rerzeichnet sind. —
#, Die Beschreibung der Schwedischen Städte von Hudbeck wird
in drei Theilen erscheinen. In dem ersten sind die Stüdte von Svea
Eike beschrieben und es enthält derselbe die Pläne won Bödertelfe, Norr-
telje, Waxholm, Sigtuna, Öregrund, -Östhammar, Enküping, Strengnäs,
Thorshälle, Westeräs, Nors, Linde, Fahlun. Die ermte Hälfte des awei-
ten Theil bringt ausser den Plünen von Norrköping, Linköping, Jön-
köping und Kalmar im Götbn Rike die zum ersten Theil gehörigen
Pläne von Upsala, Sala, Trosn, Nyköping, Köping, Mariefred, Carlstad,
Askersund, Örebro, Arboga, Christinehamm und Filipstad; dieses erste
Hälfte enthält ausserdem 37 Illustrationen, so wie dem ersten Bande
ebenfalls zahlreiche Illustrationen, besonders von wichtigerun Ge-
bänden Stoekholms, beigegeben sind, Der Plan von Stockholm im
grüsserem Manssstabe folgt erst mit dem dritten Bande und gleichzei-
tig eine Ansicht ron Stockholm als Prümie, Die Beschreibung der
Städte zerfällt in einen historischen, topographischen und statistischen
Theil. Im ersten Bande gründen sich dio statistischen Angaben, was
die Bevölkerung anbetrifft, noch nickt auf die Volkszählung von 1855,
denn Stockholm wird =. B. mit 95,950 Einw,, Södertelje mit 1168,
Norrtelje mit 977, Waxholm mit 1252, Upsula mit 7288 Einw, auf-
geführt 4. Hingegen finden sich in der ersten Hälfte des zweiten
Bandes die Berülkerungs-Angaben hin und wieder in Übereinstimmung
mit der jetzten offiziellen Liste für 1855, während bisweilen auf 1854
und 1858 Bezug genommen ist, Ürtspositionen sind nur für einzelne
webige Städte gegeben, —
9, 18, Das von Chr. Langberg redigirtoe Neue Mugusin für Natur-
wissenschaften erseheint jährlich in 2 bis 3 Heften, jedes von 6 bis
7 Bogen, und ist fast ausschliesslich geologischen und geognostischen
Inhalts. In don vorliegenden vier Heften des neunten Bandes finden
sich folgende Abhandlungen: Heft I. 1) Über die Parallelstruktur in
den, älteren Gebirgearten, ‚von Darid Forbes (Dänisch). 2} Minerale-
gische Beobachtungen in der Umgegend vom Arendal und Kragerö, von
D. Forbes und T, Dahll, Fortsetzung (Dänisch). 3) Notizen über das
errstische Phänomen in Lofoten, Senjen und bei Tromsö, von J. Ü.
Hörbre (Dänisch), Zu diesem Aufsatze gehört eine lithogmaphirte Tafel
über einen Theil des Lofoten nebst minerslogischen Zeichnungen, Am
Schlusse desselben findet sich eine historisch-kritische Darstellung der
verschiedenen von L. v. Buch und Haussmann, von Hisinger und Nau-
Literatur.
mann, von Lyell. Keilhau, Steffens, Keferstein, Dechen, Murchison und
Forchbammer dargelegten Tihearien über die ungeschichteten Gebirgs-
arten im Gebiet von Christiania; dann folgt eine Andeutung der Rich-
tang neuerer Untersuchungen yon Bischof, Bunsen, Scheorer u. A.
4) Th. Kjerulf's Beantwortung der ron dem Akademischen Kollegium
den 23. Mai 1854 aufgegebenen Preis-Aufgabo: Die verschiedenen
Theorien, weiche über die Bildungsweise der ungeschichteten Gebirge
arten in Christiania's Übergangs-Formation dargelegt sind, einer wis
senachaftlichen Prüfung zu unterziehen (Dünisch), 8) Bericht an das
Collegium neademicum über eine auf öffentliche Kosten unterhommene
zoologische Reise im Sommer 1850, von J. Koren (Dänisch), Die
Reise hatte den Zweek, sich mit dor Vertheilung der niederen Thiere
in den grösseren Tiefen un der Küste von Bergen bekannt zu machen.
Heft IL. 1) Über die Einrichtung und den Gebrauch ron Hunsen’s
Photemeter, von Chr. Langberg (Dünisch). 2} Beitrag zur Kenntuiss
von der Litoral-Fauna des Mittelmeers, Reischemerkungen aus Italien,
von M. Sars (Dänisch). 3) Geologische Untersuchungen über das me-
tamorphische Gebiet au Norwegens Beeküste, von D. Farbes (Dänisch).
4) Mineral-Notisen von Nic. Bonj. Möller (Dänisch). Mit geologischen
Profilen us einer geolsgischen Karle des Langesunds - Fjord in
1:255,000, Sie stimmt mit der von Tellef Dahli {s. Gengr. Mitth.
1857, 8. 268) im Masssastab und meist auch im geologischen Kolorit
überein, zeigt uber noch nicht das Lager von Deronischem Sandstein,
weiches sich von der Spitze des Eidanger Fjord nuch Nordnordwost
erstroekt,
Heft III und IV. 1) Über die Geologie des südlichen Norwegens,
von Th. Kjerulf und Tellef Dahll (Deutsch), mit Karten nnd Profilen.
Einen besonderen Abdruck dieses Aufsatzes haben wir früher bespro-
chen), 2) Einige Worte über die Entwickelung der Medusen, von
M. Sars, 8) Geologische Verhältnisse in der Gegend von Kongsberg,
von N. Mejdell. —
10, 19. Von dem Bulletin der Naturforscher-Gesellschaft zu Maos-
kau haben wir nachträglich noch einige, uns erst kürzlich zugekom-
mene, Hefte zu erwähnen. Chr. v. Steven’s Verzeichniss der auf der
Taurischen Halbinsel wild wachsenden Pflanzen und Dr. Ed, Bichwald's
Beitrag zur geographischen Verbreitung der fossilen Thiere Russlands
gehen auch durch diese Nummern durch. Im dritten Hoft des Jahr-
ganpes IB56 ündet sich eine kurze, aber lebendige und lohrreiche
Schilderung der Steppen wärdlich vom Sir-Darja von E. Kireevsky,
mit speziellen Untersuchungen über die- dortigen Salzsee’n. Interessant
ist die Angabe, dass der Reisende in dem weiten Steppengeblet zwi-
schen Orenburg und Fort Perowsky niemals eine Fata morgena goschen
hat, und die Behauptung, duss dieses Phänomen überhaupt nur ron sehr
phantasiereichen Leuten bemerkt werde, ähnlich den Irrlichtern. Auf
der beigegehenen Kartenskieze sind der Lauf des Bir-Darja und seine
Ufer bei Weitem nicht so gennu niedergelegt, als auf Iwaschtschin-
20”s Karte”), dagegen giebt sie eine gute Übersicht der Salssoe'n
vördlich vom Fort Perowsky. In dem vorbergehenden Hefte giebt der
Reisende eine Notiz über merkwürdige kohlenhaltige Kalksteine, die
zerstreut auf den Sandhügeln am Aral-See, uördlich von der Mündung
des Sir, umiherliegen und nach Ausschen und chemischer Zususumen-
setzung aus vegetabilischen Stoffen entstanden zu sein scheinen, Spassry
theilt in Nr. 3 (1856) die Resultate der zu Monkau von Januar bis
Juni 1856 angestellten meteorologisehrn Beobachtungen mit. J. 6.
Büttner bekämpft in Nr. 1 (1857) die Ansicht, dass nur Nahrungs-
Mangel die Thiere zum Wandern treibe, und führt viele hierbker ge
hörige Speeialia über das Wandern der Thiere an, —
11. Aus den offiziellen Augsben unter Nr. 11 über die Bewegung
der Berälkerung im Königreich Sachsen geht hervor, dass von 1827
bis 1856 die Gesammtberölkerung dassihst von 1,358,008 auf 2,056,364
gestiogen ist, und dass der jährliche Überschuss der Geburten über
die Todesfälle in derselben Periode 12- bis 25,00 betrug. —
Nr. 12 ist eine gedräugte Schilderung des oberen Rhäne, des
Viap-, Sauaser- und Zermatter-Thales, ihrer Seenerie, Ortschaften, Al-
terthümer und Bewohner, —
18, Professor Landerer beschreibt die noch heute zu Heilzwecken
benutzten Schwefelquellen der Thermopylen, die mit einer Temperatur
von 68° R. den Spalten eines aus Übergangskalk, Theonschiefer und
Serpentin bertehenden Felsens in grosser Anzahl +ntströmen und in
ihrer Umgebung ıie sonderbursten ” Stalaktiten - Bildungen hervor
bringen. —
"+ &, Geogr, Mitth. 197, 8, 260,
', 8, Gengr, Mitch. 1836, Tafel 18.
!
173
14, 20. Schiffbrüche und Zusammenstossungen von Schiffen sind bo-
kanntlich an den Englischen Küsten trotz der umfangreichsteu Vorsicht«-
masasregeln so häufig, dass man durchschnittlich zwei solcher IUnglücksfälle
auf jeden Tag des Jahres rechnen kann. Der Grund daran liegt zum gros-
sen Theil in der ausserorlentlichen Frequenz der dortigen P
und Häfen und in den beträchtlichen Gefahren, die viele Theile der
Englischen Küste, besonders der Kanal und die Gewässer zwischen
England und Irland, bieten. Ein Aufsstz im „Nautieal Magazine”
hebt aber hervor, dass das bisherige System der Leuchtthlirme, wo-
nach dieselben auf den gufährlichsten Stellen ungebracht sind, nicht
wenig zu der Häufigkeit jener Unglücksfülle beitrage, denn die Schiffe
würden dadurch geswungen, sich diesen Stellen zu nühern, um ihre
Position kennen zu leren. Auf den beiden begleitenden Karten, auf
denen die Leuchtihürme im Englischen und St. (Georg - Kanal und die
‚Lokulitäten der daselbst von 1852 bis 1856 vorgekommenen totalen
Schiffbrüche und Kollisionen angegeben sind, ron jenen gegen 400, von
diesen etwa 230, sieht man allerdings deutlich, dass die meisten dieser
Unglücksfälle, ganz besonders aber die Kollisionen, in der unmittel-
baren Nüho der Leuchtthürme sich ereignot haben. Zur Abhülfe des
Übelstanden schlägt der Verfasser vor, längs des Fahrwassers achwim-
imende Leuchtthürme von 1 zu 1 Grad anzubringen und die Schiffe
anzuhalten, sich wo möglich stets zur rechten Seite dieser Leuchtthärme
zu halten, damit die Konto für die suslaufenden Schiffe nicht mit der
dor einlaufenden kollidirt. Dass sich diess hauptsächlich auf Dampf-
schiffe bezieht, versteht sich von welbst. Die Positionen der prope-
nirten Leuchtthärme wie jene beiden Routen sind auf den Karten an-
gedeutet. —
15. Die wahre Position dos gefürchteten Teufels-Felsen im Biseayi-
schen Moerbusen int noch immer nicht bekannt, aber weun iln auch
die „Ariadne”, welche vom der Englischen Regierung eigens zu seiner
Aufsuchung abgeschickt war, nicht finden konnte, = scheint doch seine
Existenz keinem Zweifel mehr unterworfen, deun erst nenerlich wurde
er wieder von der Barke „Eameraldn”, angeblich in 45° 13° N. Br.
und 16° 48° W, L. v. Ör., gesehen. Die abweichenden Positions-
Anguben verschiedener Beobachter (z. B. mach Lient, Sprigg 46° 12°
N. Br. und 15% #3’ 30" W, L., nach Kapitän Livingstone 46° 9° 80”
N. Br. und 12° 50° W. 1.) deuten vielleicht darauf hin, dass in jener
Grgend mehrere Felsengipfel einer unterseeischen Bodenerhebung die
Oberfläche erreichen. — .
21. Der Schedn’schen Generslkarte des Österreichischen Kaiserstau-
tew ist bereits 8.142 dieses Heftes so ausführlich Erwühnung geschehen,
dass es am diesem Ürte unnäthig ist, darauf zurücksukommen. Das-
selbe ist der Fall mit den meisten nuchstehenden Kurtenwerken, wess-
halb dieselben bier gar nicht oder nur beiläußg besprochen werden. —
22. Die Stissmilch-Hörnig’sche Karte ron Sachsen ist augenschein-
lich mit vielem Fleisse und bedeutenden Geldopfern hergestellt, um so
mehr ist er zu bedauern, dass wir mit gutem Üowissen dieselbe nicht
aligemein lobend oder anerkennend vorführen können; Zeichnung sowohl
als technische Ausfilirung, zu welcher ein komplieirter, äusserst schwie-
riger lithographischer Buntdruck gewählt war, — sind nicht in be=-
friedligender Weise gelungen. Dus Beste an der Karte ist ihr reiches
Detail, das Übersichtliche der Waldungen und ganz besonders die Voll-
ständigkeit der neuesten politischen und adıninistrativen Eintheilung,
welche letztere wohl in keiner anderen Karte so speziell wiederzufin-
den sind. —
23, Bolis’s Karte des Grossherzogtlums Baden umfasst ganz Hohen-
zollern und dem grüssten Theil ron Württemberg, ist lithagraphirt und
zum Handgebrauch wohl geeignet, obgleich ihr niedriger Preis (#5 Ngr.)
schon verrüth, dass wir in ihr keine klassische Karte erwarten
dürfen. —
24. Die erste Lieferung von Dr. Buchenau’s Atlas für die Schalen
Bremens bestcht aus drei sauber in Buntdruck ausgeführten Karten,
von denen die erste, im Manssstab von 1:300,000, den Unterlauf und
die Mündung von Weser und Elbe bis Verden und Bergedorf, die
zweite die Unter-Weser von Verden bis sur Mündung in 1:400,000,
und die dritte das Gebiet der freien Stadt Bremen im Maassstab von
1:117.000 «darstellt. Die zweite und letzte Lieferung wird einen
Plan der Stadt Bremen und je eine Karte von Deutschland und Kuropa
bringen. —
25. Die Müller'sche Karte des Erzdistrikts von Schneeberg ist eine
in Furbendruck sauber ausgeführte geognortische Skizze im Manssstab
von 1:121.000, Das herrschende Gestein ist durch Flächenkolorit und
alle in demselben vorkommenden Gang-Formationen sind durch ver-
schiedenfarbige Linien angedeutet. —
174
26, Thot's Wandkorte von Ungurm ist mit Fleiss, Suchkenntniss
und Geschick beurbeitet, in technischer Ausführung sweckmässig be
handelt, gut gedrüekt und aunber kolorirt, so dass sie unter den ape-
ziellen Wandkarten einen würdigen Standpunkt einnimmt. —
27, #28. Für die trefflieken und vielfüch belehrenden neuesten Zieg-
ler’schen Karten der Schweiz s. oben 88. 146 u. 147. —
29, Die sieben unter dieser Nummer hegriffenen grossen Karten-
blätter (Adler-Pormat) beziehen sich fast alle auf die Grafschaft Kıdin-
burgh und geben eine Idee über die Groasartigkeit der gegenwärtig
im Werke befindlichen Aufnakme von Schottlasd. Wir haben in diesen
Blättern die Darstellung ein und derselben Gegend in dreifschem
Maassstabe: 1: 1056, 1: 10,560 und 1: 63.300; in dem grössten dieser
Manssstäbe (1:1056) sind sogar die Grundrisse der Haupt-Gebände
genau verzeichnet, Wenn wir ferner bemerken, dass die dreifachen
Muassstähe «dieser äusserst detsillirtem Aufnahme durch einen unüber-
trefflich sanberen, genauen und geschmackrollen Kupferstich ausgeführt
werden, und dass fast alle übrigen Theile ganz Gros"-Iritanniens in
ühnlicher Weise doppelt und dreifach mappirt worden sind oder noch
mappirt werden sollen, so ist ersichtlich, dass «lie Aufsahme dieses
Landes an Orossartigkeit Alles weit üherbietet, was in andern Ländern
geleistet worden ist, wenn auch freilich das Terrainbild bisher etwas
vernschlässigt wurde, daher mangelhaft und lückenhaft geblieben ist,
und desshalb auch anlbst dieses graue Werk für alle Zwerke generali-
sirender Kartographie bisher nicht alle Wünsche erfüllt hat. —
30, Die vorliegenden neuen Karten der Britischen Admiralität be-
ziehen sich, ınit einer einzigen Ausnahme, auf Britische Küsten, und
von ihnen ist das siebente Blatt der Karten von der Westküste Sohott-
lands für allgemeine Kartographie das wichtigste, weil es unsore frühere
Vorstellung dieser Kiste, die früher nis genau vermessen war, am
wesentlichsten ändert. —
31, 32, 33, 84. Die unter diesen Nummern enthaltenen höchst wich-
tigen Kussischen Kartenwerke sind bareits oben (53. 135— 138), so wie
in den Geogr. Mitth. 1857, 58. 474 u. 517; 1858, 8, 37, näher be
leuchtet worden; wir führen sie hier bioss mit auf, weil nie zu dem-
selben Abschnitt geographiseber Erscheinungen geböären, wie wir sie
nach der chronologischen Heihenfolge ihres Eintreffens zusammen-
legen.]
ASIEN.
Bücher.
1. P. J. Veth: Het Batarinasch Gemotschn
Wetenschappen. Overgedrukt wit De Gide, 1851.
2. Tidechrift roor Indische Land-, Taal- en Volkenkunde, tit-
geyeven door het Batoviaasch Genootschap ran Kunsten en Weten-
ppen onder redaktie ran Dr. P. Bieeker, J. Munnich en #&,
Netscher, Batavia. T. Theil. (Neuer Serie 4, Theil) Het 1-83.
3. Natwurkundig Tijdschrift voor Nerlerlandsch Indie, witgegeren
door de satrurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indie ander
hoofdredaktie van Dr. P, Bieeker, Bataria. Theil 13 (dritter
Serie 3. Theil) und 14, Lieferung 1-3.
Aufsätze,
4. A. J. Kerr: On the varied popwlations of the Seraits Setrle-
ment, and ou their füness for the reseption of English Lee, (Lite
rory Gazette, 12. Dezember 1857.)
5. J F. COheralier: Voyage 10 Siam.
21. November 1857.)
6. Karl Friedrich Neumann: Die gegemrürtigen Zustände des
chinenischm Reichs und seine Stellung zu den Fertragmlichten.
(Unsere Zeit, Heft 11.)
T. Die Pratas- Klippen im Chinesischen ‚Heere,
Allgem. Erdkunde, Oktober.)
8. Mercer Brooke und Firnst Knorr: Kine Küstenfahrt in Japan.
Schlnas, /Westermann's TUustr,. Deutsche ‚Monatshefte, Dezember.)
9 Korl Dr. Neumann: Die Kirgie-Kaisaken und ihre Stellung
su Russland. (Ausland, 1867, Nr. 51 und 2.)
Karten,
10. Englische Admiralitäits- Karten: i
a} Gulf of Rengad, Shen V, Palsiyra Point to Chittagong, by
Cap. Idoyd 1840, Correetioms to 1867. Met. 1:744.000.
b) Chrna Sen, Gulf of Siam. Menam Chaw-Shya or Banıylak
River surreyad by John Richards, R. N, H. M. 8. Sarasen, 1356.
Mat. 1:41.00,
von Äunsten en
(Tllustr. London Nears,
(Zeitschrift für
Literatur.
[t. Herr J. P. Veth bat im Beginn des vergangenen Jahres in der
Zeitschrift „De Gids” (der Führer) eine allgemeine Übersieht der 6
sehichte der Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft in Bataria ver-
öffentlicht, die damm in der vorliegenden Broschire einen besondern
Abdruck erfuhr. Dieselbe erzühlt uns die Entstehung und Entwick
lung jener bekannten (Gesellschaft, schildort alle die Männer, die eine
rühmliche Theiloahme an derselben genommen, so wie die Kesultute
ihrer gelehrten Forschungen, in so weit dieselben in den Gesellschafte-
schriften niedergelegt sind. Das Institut wurde im Jahre 1777 als sin
Zweig der „Hollandsehe Maatschappij der Wetenschappen” gegründet,
erhielt jeinch erst im folgenden Jahre seine eigentliche Lebenskraft
durch den Hinsutritt vieler angeschener Münner in Batavia. Mit Aus
schluss aller Verhandlangen, welche die Ost-Indische Kompagnie irgend-
wie Angingen, snllte wich die Gesellschaft mit der Befärderung von
Kunst und Wissenschaften im Allgemeinen, mit der Naturgesehielite,
den Alterthimern, Sitten und Gewohnhsiten der Välker des Indischen
Archipels, namentlich aber such mit alle dem beschäftigen, was dem
Landbau, Handel und der Wohlfahrt der Kolonien nütalich sein kännte,
Sio suchte dieses Zwreke durch Ausschreiben von Preisaufgsben zu er-
reichen, fand auch unter der Leitung einer Reihe thätiger Männer eins
ziemlich rege Theilnshme, die jedoch nneh dem Jahre 1794 in der
Art erstarb, dass die (ieeellachaft von da an bis zum Jahre 1814 fast
ohne Lebenszeichen vegetirt baben würde, wäre nicht Mr. Horsefield
im Jahre 1#02 nach Jara gekommen, um seine bekannten rirljährigen
Forschungen im Indischen Archipei zu beginnen. Im Jahre 1814, wäh-
rend der Englischen Zwischenrerirrung, hauchte Sir Thomas Stamford
Rafflen als Lient.-Gourerneur ron Java der (iesellschaft neues Leben
ein, indem er ihr eine xzweckmissigere Organisation verlich und ihr
seine musgehreitete wissenschaftliche Thätigkeit widmete. Durch dem
Abgang der Engländer bei Zurückgube des Archipel« an Hollanıl drolite
von Neuem Verlall, der jedoch durelı die Thätigkeit des Generalgon-
verbeurs Baron van der Capellen und Anderer noch für einige Zeit auf-
geschoben wurde, Erst nach 1850 erwachte wieder einst grüssere
Thätigkeit, «die glünzendste Periode aber für die Gesellschaft beganı
seit 1843, seit welcher Zeit sich ein ernsten wissenschuftlichen Strehem
in mannigfaltiger Richtung kund gab. — Die Verhandlungen der Geseil-
schaft, die Herr Veth in seiner Broschlire, meist mehr oder weniger
eingehend, bespricht, waren bis zum Beginn des vergangenen Jahres in
25 Blinden niedergelert und der Vollendung des 26. und 27. Bundes
wurde bald entgegengsehen, Ausserdem erscheint seit 1559 eine eigene
Zeitschrift der tieselischaft unter dem Titel; „Tijdschrift voor Indische
Tasl-, Land- en Volkonkunde’”, von welcher his jetzt die erston Hefte
des 7. Bandes ausgegeben worden sind. —
2. Der Inhalt dieser letzten Hefte ist, wie der der vorhergehenden
sechs Rände, voerherrschend philologischer, historischer und numismati-
scher Natur; indess geht auch die Geogruphie nicht lerr aus, So fin
den wir u. A. folgends Aufsätze: Annterkeningen betreffende Bornen's
Wostkunt door BR, C. Prehn (p. 5—52). — Aunterkeningen omtrent
Bali, Extrakt uit het dagbock van den auıbtenaur P, 7,. Bloemen-Woan-
ders, belast met eene Kommisnie in Belilieg (Del V, pag. 447, en Deel
YIlL, p. Th—TR), — Verslag vun de Kommissie tot verbetering der
Indische Zeekaarten, omtrent de verrigtingen Yan de hydrogralie vun
Neierlandash Indie, gedurende het jaar 1856 {p. 97—104) — Togt
door ernige gedeelten van de residentie Ternate, door C. F, Goldman,
toenmuls resident aldaar (p. 303— 210). — Aunterkeningen omtrent Sol-
lok en de Solloksche Zeeruorers door A. J. F. Jansen, resident von
Menado (p. 211—2I9). —
3. Neben der liesellschaft für Kunst und Wissenschaft besteht in
Batavia noch ein Naturforscher-Verein, dessen Zeitschrift ebenfalls ron
Dr. P. Bleeker redigirt wird. Von dieser Zeitschrift erscheinen jühr-
lich sechs Hefte, die zusammen einen Band bilden, und bis jetzt liegen
13 Bände und vom 14. die ursten drei Hefte vor. Sie ist für ılie
Kenntnis des Indischen Archipels von hohem Wertke, da sie treflliche
Mitarbeiter hat und reiche Materialien ans dem Gebiete der Geographie,
Meteorologie, Geologie und verwnndter Disziplinen liefert. Der 13.
Theil enthält u. A.: Über die Anzahl der Gewitter und Kogestage auf
Javs, von MH. Zollinger (p. 225—234). — Etwas über den Gumung
Baluran, von H. Zollinger (p. 2659 —275). — Arheiten der Geographie»
sehen Ingenieure in Niederländisch-Indien {p. 273 und 466), — Ar
beiten der Berg-Ingenieure in Niederländisch-Indien (p, 274 und 485),
-— Über einige warme Quellen und eine Salfatara auf Javs, von J.
Van Vallenborren und J. Yan Es (p. 275—287). — Über den Begriff
und den Umfang einer Flora Mulesians, von H. Zollinger (p. 293-323).
Literatur,
Aus den drei ersten Lieferungen des 14. Bandes heben wir folgende
Abhandlungen hervor: Beitrüge zur geologischen und mineralogischen
Kenntniss von Niederländisch-Indien, von den Ingenieuren des Minen-
wesens daselbst; südliche umd östliche Abtheilung von Borneo, von
Corn. de Groot (mit 2 Tafeln). — Chemische Untersuchung zweier
warmer Mineralquellen in der Nähe des Pasangrähan in Gunung Passir-
Kiamis, Preanger Regentschaft, von P. J. Maier. — Kurze Charakter-
Skizze der Flora ron Amboina, ron C. L. Doleschall, 1) die Umgebung
der Stadt und das niedere Gebirge im Südosten derselben, — Arbeiten
der Geographischen und Berg-Ingenieure in Niederländisch-Indien. —
Vulkanische Erscheinungen in Java im Jahre 1856, von J. Hagemann.
— Vulkanische Erscheinungen im Indischen Archipel im J. 1857. —
4. In der Sitzung der Asistischen Gesellschaft zu London vom
5. Dez. v. J. wurde eine Abhandlung von A. J. Kerr, cinem früheren
Beamten der Englischen Regierung zu Singapore, verlesen, worin der-
selbe eine Übersicht der verschiedenen Vülkerschaften und Sprachen
in den Britischen Kolonien auf der Halbinsel Maläks, Pinang, Singa-
pore und Maläks, giebt und auf die Schwierigkeiten hinweist, denen
die Einführung Englischer Gesetze unter einer #0 gemischten Bevölke-
rung begegnet. —
5. Chevalier, Kapitän der Barke „Gleuner”, beschreibt einen Be-
such in Bangkok und eine Audienz bei dem zweiten König von Siam,
indem er zugleich einige allgemeinere Bemerkungen über den Menam-
Fluss, die Umgebungen von Bangkok, die Produkte von Siam u. s. w.
macht. Allustrirt wird dieser kurze Aufsatz durch_die interessante
Abbildung einer schwimmenden Bambus-Hitte zu Bangkok und die der
Barke des zweiten Känigs von Siam. —
6. Seinem früher erwähnten ') allgemeinen Überblick über das Chi-
nesische Reich, sein Länder-Gebiet und seine Grenzstellung xt Gross-
Britannien und Russland lüsst K. Fr, Neumann eine ausführliche und
gründliche, auf authentischen und zum Theil sehr seltenen Quellen
bssirende Abhandlung folgen, in welcher mit Beibringung vielen inter-
essanten Details die Regierungen der letzten Kaiserreihe charakterisirt,
die geheimen Gesellschaften und der Verlauf der Revolution der Tai-
pings besprochen, der Handelsverkehr der westlichen Völker mit Indien
und China in Zahlen dargestellt, der Anglo-Chinesische Krieg von sei-
nen Anfängen bis Mitte vorigen Jahres verfolgt und die Stellung China’s
gegenüber den Engländern, Nord-Amerikanern und Franzosen betrachtet
werden. In Beziehung auf die Geschichte des Anglo-Chinesischen
Krieges erhält die Abhandlung namentlich dadurch einen besonderen
Werth, «ass der Verfasser die Vorgänge auch vom Chinesischen Stand-
punkte aus beleuchtet, während in Europa fast nur Englische Berichte
bekannt werden. —
7, Unter Nr. 7 ist aus verschiedenen Berichten und Logblichern
eine kurze Beschreibung der berüchtigten Pratas-Klippen zwischen
Luzon und der Chinesischen Küste zusammengestellt. —
8. In Nr. & wird die zweite Hälfte) der abenteuerlichen Fahrt be-
schrieben, welche ein Boot der „Vineennes” 1855 längs der Ostküste
von Niphon unternahm, Sie betrifft die Küstenstrecke zwischen Utsiura
und der Sangar-Strusse, Der Verfnsser dieser vorläufigen populären
Beschreibung hat es mehr auf Unterhaltung als auf Belehrung abge-
schen. —
9. Dr. Neumann betrachtet, zum Theil nach dem Werke des Ru
sischen Staateruths Lewschine „Description des Hordes et des Steppes
des Kirghie-Kazaks ou Kirghis-Kaissaks, Paris 1840”, das Verhältniss
der Kirgis-Kaisaken zu den verwandten Välkerstimmen, ihre Geschichte,
ihre Besiehungen zu Hussland und ihre Religion und Gebräuche, —
. 10. Von den beiden oben angeführten Englischen Admiralitäts-Kar-
ten ist die erste eine neue verbesserte Ausgabe ron Lloyd’s Aufnahme
des Gunges-Delta’s, auf welcher das verwickelte Netz von Flussarmen
und Sandbünken mit allen Details und zahllosen Tiefenangaben nieder-
gelegt ist. Die zweite ist das Resultat der im Jahre 1856 von John
Kichards ausgeführten Aufnahme der Mündung und des unteren Lanfes
des Menam bis hinauf nach der Stadt Bangkok, Sie ist die erste
auf genauen Messungen beruhende Karte dieses Flusses.)
AFRIKA.
Bücher.
1. D. K. Fliekinger: Of Hand sbetehrs of men and things in
Western Africa. Dayton, Ohio, 1867.
', & Gesgr. Mitth. 1837, #8. 484.
2, 8. Geogr, Mitth, 1857, 8, 530.
‚8.6. de Paris, November,
175
2. Ker. Thomas West: The life and jowrnals of the Bee. Daniel
erg a Berg ‚am deputation to te Mission
stations om Gold Coast, Western Afriea. London, 7.
3. ©. Hugo Hahn, Missionar im Dienste
der hei Missions-Gesell ! einer Grammatik
des Hererö (im westlichen Afrika). Berlin, 1867.
en ne ee Tu eig eo
Namague- X 1 zur
ikanischen Li Berlin, 1867.
6. Th. Maclear: Results from .M ü
eteorological Observations made
oyal observatory, Cape of Good Hope, betieeen January 1542
and January 1866.
at the R.
Aufsätze.
6. 7, A. Malte-Brun: Les Puits artisiens du S’ah'ara Algerien.
(Nowr, Annales des Voyayes, Nurember.)
7. J. Barrow: Maroeco, Procteding up the Boorayrey. (Naut,
Iagazine, Dezember.)
8 Lieut, J. F. Napier Hewett: On the Jolloffe of West Africa.
(Proceedings of the R. Geogr. Society af London, No. XI.
9. Capitaine Vignon: Le Royaume de & et lee Bambaras.
Mit 1 Aarte, (Nour, Annales des Foyages, November.)
10. F. Fredour: Quelques mots sur les Bechuanas. (Bull. de la
r
11. Rev. Franeis Flemlag: A short Account'of a Journey across
the Rivers of British er her aaa the Great Kai to the
Gnabaka Rirer, with a Description and Shetches of Foasil Remains
near the mouth of Ihe Gnabaka. (Proceedings of the BR. Geogr. 8.
of London, No, I.)
Karten,
tale comprenant
Niger. (Zu Nr. 9)
[1. Der Missionär Flickinger von der Amerikanischen Station Good
Hope auf der Sherbro-Insel, südöstlich von Kap Sierra Leone, giebt in
seinen „Handzeichnungen” kurze, aber rocht lebendig geschriebene und
manches Interessante enthaltende Notisen und Beschreibungen der theils
heidnischen, theils mohammedanischen Stämme von Sherbro, Mendi und
Timiny in der Umgegend von Good Hope. Die Einrichtung ihrer
Wohnungen, ihre Nahrungsmittel, Kleidung, Industrie, Verguügungen,
die Eigentlhümliehkeiten ihres Charakters, ihre Sprachen, Ceremonien und
Gebräuche, Regierungsformen u. #. w. werden darin kurz erläutert,
während ihre religiüsen Anschauungen und der Einfluss, welchen die
Berlbrung mit den Weissen und die Errichtung von Missions-Stationen
u sio gehabt haben, einer ausführlicheren Besprechung unterzogen
werden. —
2. In der Lobensbeschreibung des Ber. Daniel West, eines Wos-
leyanischen Geistlichen, herausgegeben von dessen Bruder, wird ein
Tagebuch mitgetheilt, welches der Erstere wührend «iner Inspektions-
Reise durch die Wesleyanischen Missions-Stationen an der Goldküste
vom Oktober 1856 bis zum Februar 1857 aufgezeichnet hat. Cape
Const Castle, Akrah, Lagos und Abbeokuta waren die Hauptzielpunkte
seiner leise. Die mitgetheilten Bemerkungen schildern zwar im All»
gemeinen den damaligen Zustand der bereisten Küste, beziehen sich
aber fast lediglich auf die Angelegenheiten der Missions-Anstalt und
haben nur wenig geographisches Interesse. —
3, Das Werk des Herrn C. Hugo Halın behandelt ein Idiom, das
die südwestliche Grenze des bis jetst noch namenlosen grossen Süd-
Afrikanischen Sprachstamumes bildet, der in grüsserer oder geringerer
Abweichung, in mehr originaler oder mit fremden Elementen gemischter
Form im Silden des Aquators von einer überaus grossen Anzahl von
Völkerstämmen geredet wird. Das Idiom ist die Sprache der Hererö
und Mbangerü und liegt zwischen 22" 58° und 19° 30° S, Br. und
reicht von 14° 20° Ö. L, v. Gr. bis ein paar Grade westlich vom Seo
Ngami. Das Manuskript wurde bei der Rückkehr des Verfassers nach
seiner Missions-Station Herm Prof. Dr. Lepsius zur Veröffentlichung
übergeben, welche durch Unterstützung der Käönigl. Akademie der
Wissenschaften in Berlin ermöglicht wurde. Das Buch zeichnet sich
nach dem Urtheil des letztgenannten Gelehrten durch Sorgfalt und
176
Zweckmässigkeit der Darstellung, vornämlich sber durch vollständige
Beherrschung des verarbeiteten Materials vortheilhaft aus, Der Vor
fasser hat acht Jahre in dem Lande der Hererd mit seiner zum Theil
dort gebornen Familie gelebt und spricht, wie diese, die Sprache des
Volkes fast so vollkommen wie seine Muttersprache, ein seltener Vor-
theil für den Verfasser einer Afrikanischon Grummatik, der dem Works
in allen seinon Thieilen sichtlich zu Gute gekommen ist. Die Üüram-
matik umfasst 93 Selten gross Oktar, das Wörterbuch 104 Seiten.
Unter den angrhängten Tabellen befindet sich noch ein vergleiehendes
Vorsbularium ilber die Sprachen zwälf verschiedener Süd-Afrikunischer
Völkerschaften, unter denen rier (die Tauana, Zulu, Nika, Galln) eine
von der Hererö-Spruche abweichende reden. —
4. Inspektor J. C. Wallmann macht in seinem Schriftchen, mit Zu-
grundelegung der linguistischen Arbeiten der Deutschen und Englischen
Missionare des Namaqua-Lendes, einen Vorsuch zu einer Formenlehre
der Namaqua-Sprache, wulcher er eine Übersetzung des kleinen lutherischen
Katechismus ungebängt hat. Die Namagua bewohnen bokanntlich das
trockene Küstenlanid des westlichen Süd-Afrika zwischen dem 20, unıl
30. Breitengrale; sie gehören zu den Hottentotten und bilden gegen-
wärtig ‚den ansehnlichsten und originalsten Rest dieses merkwürdigen
Volkes, —
5. Der Astronom der Kapstadt, Mäclear, theilt die Hesultate der
meteorologiachen Beobachtungen mit, die von Anfang 1#42 bis Ende
1855 auf dem unter seiner Leitung stehenden Observatorinm angestellt
wurden, und begleitst sio mit Bemerkungen über die angewendeten
Methoden und Instrumente, so wie über die allgemeinen Schlüsse, zu
denen sie Veranlassung geben. Die hauptsüchlichsten Data haben wir
3, 42 dieses Jahrganges zusammengestellt. —
6. V. A. MalteBrun erzählt nach General Desvaux’ Bericht) den
Hergang bei der Anlegung der sechs Artesischm Brunnen in der Alge-
rischen Sahara, indem er zugleich die früheren, vielleicht bis zum
sechsten Jahrhundert zurückzuführenden Versuche xum Graben von
Brunnen daselbst und den wohlthätigen Rinflus der neu angelegten
auf die einheimische Berälkerung berührt, —
7. Der Britische Konsul Barrow in Rabat beschreibt die den Mo-
kammedanern für beilig geltenden Kuinen der Stadt Schella am Fiusse
„ etwa vier Engl. Meilen oberhalb Rabat, umd ein Lager der
Kabylen an demselben Finsse, —
#. Lieut, Nopier Hewett schildert die Dschollof und ikr Land, das
sich an der Westküste Afrika’s zwischen Benogal und Gambia ausbrei-
tet. (Siehe 8. 115 im vorhergehenden Hefte.)
9, 12. Kapitän Viguon, der 10 Jahre in Senegumbien auf verschie
denen Posten gedient hat, veröffentlichte in der „Reruo coloniale' rom
November 1866 einen Artikel über Segu, den V. A. Malto-Irun in den
„Nourelles Annales” reprodweirt und mit einer Kartenskizse begleitet.
Der Artikel stützt sich auf die Angaben einen eingebornen Sergeanten
Namens Dhianandonla, der lange Zeit in Segu und an anderen Orten
am oberen Laufe des Djoliba gelebt hat. Er enthält eine sprzielle Be-
schreibung ven dor Hauptstadt des Königreichs Segu und den Sitten
und Gebräuchen der Bambaras, nebst einigen auf die Geographie der
Gegenden am oberen Djelibs bezliglichen Angaben. Nach diesen letz-
teren soll der Djolibe im Lande Male auf einem kahlen Berge ent-
springen, den dio umwehnenden Malinke „Kongoloma”, die Mandingo
„Konge” und die Bamıbaras „Kuru” vengen. Zur Regenzeit soll sich
das Wasser mus dem Ses Debo in den Fluss orgiessen, so dass dieser
rückläufig wird. Der Fluss, an welchem die Stadt Hure liegt, habe
nieht den Namen Tankisso, sondern Dafing. Die Karte stellt den Lauf
des Djeoliba von Yamins bis Isaca dar und glebt «in von den bishe-
rigen sehr abweichendes Bild, doch berafit sie nur auf einer Skizze,
die Kapitän Vignon nach dem Aussagen der Eingebornen gezeichnet
hat, ist alsn wenig zuverlässig. Der Carton ist nach einem Blatte aus
Stieler's Hand-Atlas gezeichnet. —
10. Der Französische Missionär Fredoux in Motito bespricht kurz
die wichtigsten wissensehaftlichen Reisen in das Land der Betschuanen,
zählt die bekunntesten Stämme dieses Volkes auf und erwähnt einige
ihrer Gebräuche und Traditionen. —
11. Francis Pieming machte im Jahre 1855 von King William Town
eine Exkursion nach der Mündung des Gnabaka-Flusses, der sich süd-
westlich vom Baschi ins Meer ergiesst, und untersuchte daselbst flich-
8, Geogr. Mitih. 1967, 58, 440 und 41.
Literatur.
tig die in den dortigen Sandstein- und Üselit-Felsen vorkommenden
Überreste riesenhafter Saurier. In der kurzen Notiz, welehe er über
diese Eıkursion publieirt, finden sich einige werthvolle Angaben über
Namen und Lauf der Flässe, die zwischen dem Grossen Kei um dem
Baschi das Meer erreichen.]
AUSTRALIEN UND POLYNESIEN.
Aufsätze,
1. A. ©. Gregory: Continuatim of the Beport of the North Au-
en Expedition. (Proceedings of the I. Geogr. 8. of London,
Nr. XL) "
2, Win, H. Fitton: On the Structure of North- Western dustra-
ka (Eberle)
3. The new Aome af the Pitcairners, (Ilustr, London News,
21. Norember.)
4. Pacijie Papers. Christmas Island, and Harbours of Hivasa,
Marquesas. (Naut. Magazine, Dezember.)
Karten,
5. Englische Admiralitäts- Karten von Neu-Seeland:
0) Nee Zenlasd, Norch Island, West Coast, Entrance to Mann-
kan Harbour. Met. 1:24.30.
b) Neu Zealand, Midele Inland, Sheet VIII. Cape Cam ta
Banks Peninsula, surs. by a Stabes ete, Met. 1:270.000.
e) New Zealand, Middle Island. Awarna or Harbmer of the
Blu and New Rirer, swer, by Capt, Stokes eis, 1850, Met. 1:36.400.
Cartma: Entranoe to dwarna Harbour, Met, 1:8,.110, — Contin-
uerion af New Birer to Inrercargill, sure, by J. T. Thomson 1866.
[1. Die „Prooeedings” bringen den Schluss von (iregory's affiziel-
leıa Boricht an den Staatssekretär für die Kolonien, H, Labouchere,
über den Verlauf der Nord-Australischen Expedition, —
2. Dr. Fitton spricht über die geogmostische Beschaffenheit des
nordwertlichen Theils von Australien, so weit man sie durch die Un-
tersuchungen von Flinders, King, Leichhardt, Stokes und Wilson ken-
nen gelernt hat, Es scheint ihm eine Thatsuche, dass der ganze
Küstenstrich vom Golf von Carpentaris bis zur Scene von Kapitän
King’s Untersuchungen im Werten, also auf eine Strecke von 14 Län-
gengroden oder etwa 975 Englischen Meilen, ein grosses Lager alten
rothen Sandsteins sei, —
3. In der „Illastr, London News” wird die Norfolk-Insel, die neun
Heimath der Pitenirm- Insulaner, wach gengnostischer Beschaffenheit,
Flora und Fauna kurz beschrieben und- ein Theil derselben shgebildet.
Bei den äusserst günstigen klimatischen Bedingungen, welche diese
kleine Insel für die Kultur subtropischer Produkte, wis Sea-Island-
Baumwolle, Bataten, Arrowroot u. s, w., bietet, ist der Mangel eines
sicheren Hafens sehr zu beuiauern,
4. Kapitän Hooper wurde im vorigen Jahre von den Sandwich-
Inseln abgeschickt, um das Wrack der Barke „‚Fromont” aufzusuchen,
welche im November 18556 an der Weihnachts-Insel (des Üressen
Drenus; — bekanntlich besitst der Indische Ocean eine andere Insel
desselben Namens) Schiffbruch gelitten hatte. In arinem Bericht über
diese Expedition finden sich einige Interessante Notizen über das Innere
der Insel, wo er u. A. einige Seo’n mit stark koncentrirtem Balrwasser
und mehrere kleine Wälder von Kakan-Bäumen fand. — Derselbe Ar
tikel enthält Vorschriften für Seeleute, welche nach den Häfen der
Fanning- und Weihnachts-Insel und nach denen der Marguemms-Inaeln,
Hiwaos, Fatuhiwa und Fetuhuku, steuern, so wie die Nachricht, dass
Kapitän Englich in 83° 40° N, Br. und 157° 20° W, L. r. Gr. eine
Untinfe entdeckte, die nur mit 6 Fuss Wasser bedeckt ist und „Diana
Shoal’” genannt wurde. —
5. Die oben aufgeführten neuen Blätter dor ausgeseichneten, unter
der Leitung von Kapitän Stokes, Drury und anderen Offieieren der
Britischen Marine ausgeführten Kisten- Aufnahme von Neu- Seeland
stellen die Nurdostküste der mittleren Insel som Kap Campbell bis
zur Banks-Halbinsel, den Eingang zum Mawukau-Hafen un der West-
küste «der nördlichen und den Awsrus-Hafen mit dem New Biver auf-
wärts bis Invrercargill an der Sildküste der mittleren Insel dar. Sie
beschränken sich nicht auf die Kästenlinien und Inseln, sondern zeigen,
wie die früher erschienenen Sektionen, die Beschaffenheit des Landes
auf eine heileutende Entferuung landeinwürts.]
Geschlossen am 91. April 1888.)
Süd- Afrika im Jahre 1858. »
Eine geographische Skizze der neu erforschten Regionen des Innern.
Vornämlich nach Dr. D. Livingstone von E, Behm.
(Nebst Karte von A, Potermenn, s. Tafel 7.)
Die letzten zehn Jahre haben uns so umfangreiche, zu-
gleich aber eben so wichtige und zuverlässige Aufklärun-
gen über die Geographie der Südhälfte Affıka's gebracht
— Dank sei es den erfolgreichen Beisen eines Livingstone,
Oswell, Murray, Vardon, Moffat, Gulton und Andersson,
Gassiott, Ladislaus Magyar u. s. w. —, dass man mehr und
mehr in den Stand gesetzt wird, die geographischen Grund-
züge dieses Theils unseres Planeten festzustellen. Ganz
besonders aber hat die letzte grosse Reise Livingstone's,
von Losnda nsch Quilimane, eine foste Linie erforschten
Landes ergeben, die in ihrer Stellung zu allen übrigen
Forschungen als Hauptbasis erscheint, an die sich selbige
anschliessen und herumlagern. Die geographischen Resultate
von Dr. Livingstone’s Reisen ins Auge füssen, heisst also
eine Basis unserer geographischen Vorstellung Süd-Afrika's
im hichte der Gegenwart entwerfen. Bereits waren diese
Reisen seit dem ersten Beginn dieser Zeitschrilt wieder-
holt Gegenstand ihrer Abhandlungen und Besprechungen
gewesen !). Es wurden einzelne Abschnitte derselben nach
den jedesmal vorliegenden Briefen bearbeitet und durch
Karten erläutert, kritische Untersuchungen über zweifel-
hafte und widersprechende Angaben angestellt und ein
übersichtliches Gesammitbild des Verlaufs und der haupt-
sächlichsten Resultate gegeben. Jetzt bleibt noch übrig,
auf Grundlage des seitdem erschienenen vollständigen Reise-
werkes und der ausführlichen, dasselbe begleitenden Karte
das wissenschaftliche Material zusammenzufassen, mit dem
') Die in den „Geozr. Mittheilungen” bisher veröffentlichten Arbei-
ten übor Dr. Livingstone's Heisen «ind folgende
Die nenesten Forschungen in Süd-Afrika. Von A. Petermann.
1865, 88. 41-53, Mit Karte, Tafel 5.
Dr. Livingstone’s Reise vum Plusse Liambey much Loanda, 1BH5— 1954.
Von W, Desborough Cooler. Jahrg. 1855, 85. Sii—218. Mit
Kurte, Tafel 21,
Dr. Livingstone’s urue Reise ins Innere von Afrika. Jahrg, 1856, 8, 114.
Entdeckusg der Quelle des Zambesi-Finsses, Jahrg. 1856, 8. 4856.
Dr. Livingstone’s Reisen in Süd-Afrika, 1541 — 1356. Jahrg. 1857,
S8, 81—108,. Mit Karte, Tafel 3.
Vergl. auch: Jonquim Haudriguex Graga's Heise zu dem Muata-ya-aro
in Inner-Alrike. Von W. Desboraugh Cooley. Mit Bemerkungen
von A. Petermann. Jahrg. 1856, 8$. 309 —320. Mit Karte, Tufel 17.
1858, Heft VW,
Jahrg.
Fetermann's Geogr, Mittheilungen.
diese wichtigen Reisen die Geographie bereichert haben.
Wenn auch die Briefe des külınen Missionars, auf denen
alle jene Arbeiten beruhten, und die nach seinen astrono-
mischen Beobachtungen und eingesandten Skizzen ange-
fertigten Karten uns mit den Hauptzügen der von ihm
erforschten Regionen bekannt machten, so erhalten wir
doch erst in seinem Reisewerke die Gesammtmasse seiner
vielumfassenden Untersuchungen; Vieles ist genauer und
vollständiger angegeben, mancher Zweifel und mancher
Widerspruch gehoben, und reiche Materialien sind ganz
neu und werden hier zum ersten Male geboten, Mit die-
sem Werke hat Livingstone die Publikationen über seine
bisherigen Reisen abgeschlossen, im ihm findet sich alles
das vereint, was er beobachtet und erkundet hat, es bil-
det desshalb die einzige genügende Grundlage zu einer
Darstellung dessen, was wir über die zuerst von Living-
stone erforschten Theile Afrika's wissen.
Eine solche Darstellung zu geben, ist der Zweck die-
ser Arbeit. Karte und Text gehen auch hier Hand in
Hand; was jene an sich schon deutlich zeigt, bedarf kei-
ner weitläufigen Auseinandersetzung im Texte. Nühere
Angaben über die in der Karte verarbeiteten Elemente
werden am Schlusse folgen, hier soll mur noch kurz das
Wesentlichste über die Art der Bearbeitung des Textes
berührt werden.
In Livingstone's Werk sind, wie es in BReisewerken
gebräuchlich ist, die wissenschaftlichen Beobachtungen aller
Art mit der Erzählung der persönlichen Erlebnisse, den
eingezogenen Erkundigungen, den subjektiven Ansichten
und Ideen aufs Innigste vermengt; das thatsächliche wis-
senschaftliche Material abzusondern und s0 zu ordnen,
dass man eine rasche Übersicht über dus durch Living-
stone's Forschungen Gewonnene erhält, war daher die
nächste Aufgnbe dieser Arbeit. Ein grosser Theil
eigenthümlichen Reizes, den das Werk selbst hat, geht
des
hierdurch günzlich verloren, die höchst originelle Darstel-
lung des Reisenden, der sich durch seinen vieljährigen
Autenthalt tief im Innern des Kontinentes, fast abgeschnit-
23
ER
178 Süd-Afrika im
ten von jeder Berührung mit Europäern, ganz in die An-
schauungsweise der Eingebornen eingelebt hat, die vielen
unwillkürlich hervortretenden Zeichen seines geraden und
einfachen Charakters, seiner liebenswürdigen Bescheiden-
heit, seines glücklichen Humors, die zahlreichen span-
nenden Schilderungen der Gefahren und Abenteuer, —
Nichts von alledem konnte hier auch nur angedeutet wer-
den.” Dagegen wurde mit Sorgfult dahin gestrebt, den
wissenschaftlichen Stoff, wenn auch in sehr gedrängter
Weise, wie dies der Raum dieser Zeitschrift erfordert,
möglichst vollständig zusammenzustellen und in verschie-
dene, sich natürlich abgrenzende Rubriken zu bringen, so
dass dadurch einer dereinstigen Bearbeitung der Geographie
Süd-Afrika’s Vorschub geleistet werde. Für den interes-
santesten und wichtigsten Schauplatz von Livingstone's
Reisen, das eigentliche Centralland Süd-Atrika’s, für einen
Raum von 15 Breitengraden und fast eben so viel Län-
gengraden, bilden seine Forschungen das einzige sichere
Material; für die in Ost, West und Süd anstossenden Ge-
biete konnten dagegen die Ergebnisse früherer und gleich-
zeitiger Reisen benutzt werden, und wenn im Folgenden
auch für diese Livingstone's Beobachtungen stets als Haupt-
sache hingestellt bleiben, so wurden sie doch mit denen
Anderer in Verbindung zu bringen gesucht.
Diskussionen wurden dabei möglichst vermieden, das kri-
tische Element der Arbeit liegt nur in der Auswahl der
Angaben, die als auf Thatsachen beruhend angenommen
wurden, während alles Subjektive weggelassen oder cin-
fach als solches hingestellt und das nicht von Livingatone
selbst Wahrgenommene, sondern aus zweiter Hand Mitge-
theilte in einen besonderen Abschnitt verwiesen wurde.
In der Reihenfolge der einzelnen Abschnitte nimmt
der über die Bodengestaltung in Verbindung mit der geo-
logischen Struktur des Landes als Grundlage alles Übrigen
billig den ersten Rang ein.
Kritische
I, BODESGESTALTUNG UND GEOLOGIE,
Der berühmte Englische Geologe Sir Roderick I. Mur-
chison war der Erste, der die Konfiguration Süd-Afrika's
im grossen Ganzen erkannte und seine Ansicht darüber
bestimmt und öffentlich aussprach. In dem Jahresbericht,
den er als Präsident der Geographischen Gesellschaft zu
London am 24, Mai 1852 erstattete ), erwähnte er einer
von Hall an Ort und Stelle angefertigten Karte der Kap-
Kolonie und knüpfte daran folgende Auseinandersetzung:
„Unsere Kenntniss von Afrika ist durch diese werth-
volle Originalkarte in soleher Weise erweitert worden,
dass wir, wie ich zu zeigen versuchen werde, fast zu der
1) The Joummal of tie R. Geogr. Soc. of London, 1852, p. CXXLL.
Jahre 1858.
Annahme berechtigt sind, die vorherrschende Struktur
jenes Welttheils sei ähnlich der seines Südendes. Zur
Stütze der allgemeinen Ansicht, auf welche ich jetzt Ihre
Aufmerksamkeit lenke, muss ich vornus bemerken, dass
ich mir dieselbe in Folge der Darlegung der geologischen
Phänomene der Kap-Kolonie durch Herrn A. Bain gebil-
det habe. Dieser bescheidene, aber energische Mann, viele
Jahre als Wegevermesser in der Kolonie thätig, hat auf
allen seinen Exkursionen Proben der Felsarten und ihrer
Fossilien gesammelt, die verschiedenen Formationen ver-
folgt und sie auf der erwähnten Karte angedeutet "), Auf
diese Weise hat er uns gezeigt, dass die ültesten Gesteine
(krystallinischer Gneis und Thonschiefer, hie und da von
Granit durchbrochen) einen unterbrochenen Küstensaum im
Süden, Westen und Osten um die Kolonie bilden und
von Sandsteinen überlagert werden, welche nach den ein-
geschlossenen Fossilien Äquivalente der silurischeu oder
ältesten Versteinerangen führenden Gebilde sind. Diese
Urschichten nehmen die höheren Strecken ein, wovon der
Tafelberg ein Beispiel ist, neigen sich von allen Seiten
nach dem Innern des Landes und werden von kohlen-
führenden Schichtgesteinen überlagert. Über all diesen
alten Schichten und daher ein grosses Centralbecken ein-
nehmend kommen Schichtgesteine vor, die dadurch bemer-
kenswerth sind, dass sie nur Land- und Süsswasser-Fossi-
lien führen, und es war in einem Theil dieser Anhänfung,
dass Herr Bain die Knochen höchst eigenthümlicher Vier-
füssler entdeckte. Einer dieser Typen, von Professor Owen
Dieynodon genannt, ist ein der Sekundär-Periode angehö-
riger Reprüsentant der Hippopotami der jetzigen Soc’n und
Flüsse. Die Betrachtung dieser Karte hat mich daher
veranlasst, Ihnen zu zeigen, wie gross das Feld eines
Gedankens ist, den die Arbeiten eines einzigen emsigen
Geologen hervorgerufen haben, und meiner Seits auszu-
sprechen, wie warm wir die Verdienste des Pionniers unter
den Gesteinen anerkennen sollten, der uns in den Stand
setzt, eine, wenn auch noch unzulängliche, Theorie zu bil-
den über das gunz neue und grossartige geographische
Phänomen, dass, wie Süd-Afrika jetzt ist, s0 seine Haupt-
züge durch zahllose vergangene Jahrhunderte, vor der Er-
") Die geologische Karte des Stlendes von Afrika von Andrew
Geddes Bain nebst einer Heihe geolngischer Profile, Abbildungen von
Fossilien und mehreren interessanten Ahliandlungen: On tbke Geology
of Southern Africa, by Andrew Geddes Bain; Dirseription of Fossils
from the Secondary Rocks of Sunday Rirer and Zwartkop River, South
Africa, vollected br Dr, Atherstone and A, G. Bain. By D. Sharpe;
Description of Palneoxoie Fossils from South Afrien, br D, Sharpe
and J. W. Saiter; Report on tbe Reptilian Fossila of South Africa,
by Prof. Owen — befindet sich in den „Transaetions of the Geologieal
Soriets of London. Sesond Series, Vel. VIL, Part IV, Landen, 1856,"
Nach ihr wurden die geologischen Formationen im südlichsten Theile
von Afrika auf unserer Karte, Tafel 7, eingetragen.
Süd-Afrika im Jahre 1858.
schaffung des Menschengeschlechts, gewesen sind. Denn
die alten Gesteine, welche seinen äussern Saum bilden,
umgaben ohne Zweifel ein sumpfiges oder sceartiges Land
im Innern, in welchem der Dieynodon zu einer Zeit blühte,
als nicht ein einziges Thier irgend einem lebenden Ding,
das jetzt die Oberfliche unserer Erdkugel bewohnt, ähn-
lich sah. Die gegenwärtigen Gewässer der centralen
Längszone, See’n, Flüsse oder Sümpfe, die sich vom Tsad-
bis zum Ngami-See erstrecken, mit den Flusspferden an
ihren Ufern, sind daber nur die grossen modernen, übrig
gebliebenen Erscheinungen derer aus dem mesozoischen
Zeitalter. Die Unterschiede zwischen der geologischen
Vergangenheit Afrika's und seinem jetzigen Zustande sind
jedoch ungeheuer. Seit jener Urzeit ist das Land bedeu-
ten über das Meceresniveau gehoben worden, Eruptivge-
steine sind stellenweise durchgebrochen, tiefe Spalten und
Engpässe haben sich plötzlich in den umgebenden Höhen-
zügen gebildet, durch welche einige Flüsse nach Aussen
entkommen, während andere in dem Sand un ‘den See'n
des Innern sich verlieren; und mit diesen grossen Verün-
derungen sind ganz nene Racen geschaffen worden.”
Zu derselben Anschauung gelangte Livingstone durch
seine ausgedehnten Forschungen an Ort und Stelle. Seine
Reise von Loanda nach Quilimane hat es klar erwiesen,
dass der mittlere Theil Süd-Afrika's ein von Nord nach
Süd gestrecktes, bedeutend über den Meeresspiegel geho-
benes Becken darstellt, das zu beiden Seiten von nord-
südlich verlaufenden Höhenzügen eingefasst ist. Living-
stone’s Höhenmessungen beschränkten sich zwar auf Be-
obachtungen des Kochpunktes, die nicht ganz genaue Re-
sultate ergeben, da cs sich aber hier um Unterschiede von
mehreren tausend Fuss handelt, so reichen sie vollkommen
hin, um die Konfiguration Süd-Afrika's im grossen Gunzen
zu zeigen !).
.% Die in Liringstane's Werk aufgeführten Hähenbestimmüngen
sind, nach ihrer geogr. Lage von West nach Ost georiinet, folgende;
Karkgunat. Engl. Pom. Par. Kom
Pungo Anlonge, Gipfel der Felsen . 204° F. 4210 39%
Höhe von Tale Mungonge . 208 sı5ı 2937
Fuss desselben im Quango-Thale 208 zT 1968
Fuss des Ostrandes dus Quango-Thales 205 achn 1453
Gipfel desselben . . .-.. 200 AeiS 4052
Bee Dilolo, 4} Eugl. Meile stkälich davon „203 4rar 4448
Vereinigung des Loett un Liambye 203 4741 4448
Linyanti _ euere... 2064 521 a8
Flüsschen Lekone 204} 3845 3701
Marimba 2034 a 4324
Fluss Kulomso, Gipfel. des ästl. Höhenzugs 202 BEI8 4982
Flüsschen Nakatschinta, östl, Abbhang desselb. 204 4210 3950
Gipfel der Somalembue-Hügel am Kafus 204} 4078 3887
Fusa derselben u ee ta Ca RE 5288 2085
Flüsschen Kambare, 7’ oder #° NO. oder OND.
von d, Mündung des Kafne in den Zambesi 205} ala 3204
Uler des Zambesi, 8-10" onterhalb der
Müundang des Kafur . 2 101 1474
Zumbe, Kuinen der Kirche 2094 1440 1851
179
Das grosse Centralbeeken, im Süden von den Kisten-
gebirgen der Kap-Kolonie begrenzt, seukt sich von da
allmälig bis zum Gebiete des Ngami-See’'s, wo es wahr-
scheinlich im See Kumadau seine niedrigste, nicht viel über
2000 Fuss über dem Meere gelegene Einsenkung erfährt.
Von Kolobeng bis zum Kumadau betrügt die Senkung nach
Livingstone's Schätzung mehr als 2000 Fuss. Von hier
aus steigt es nördlich bis zur Wasserscheide zwischen Ka-
sai und Liambye wieder um etwa 2000 Fuss an, um dort
die Hochebene von Lobale und Londa zu bilden, die sich
wahrscheinlich weit nach Nord, Wert und Ost vollkom-
men horizontal erstreckt. „Nördlich vom oberen, ostwest-
lichen Laufe des Lieba”, erzählt der Reisende, „betraten wir
eine ausgedehnte, wenigstens 20 Engl. Meilen breite Ebene,
die an den seichtesten Stellen mit knöcheltiefem Wasser
bedeckt war (Anfang Februar). Wir wichen etwas von
unserem nordwestlichen Kurs ab und behielten den ersten
Tag die Piri-Hügel fast zur Rechten, um die noch höher
überfutheten Ebenen von Lobale im Westen zu vermei-
den. Diese sollen nach den Aussagen der Eingebornen
gegenwärtig unpassirbar sein, da das Wasser einem Manne
bis an den Schenkel reicht. Die Ebenen sind so voll-
kommen horizontal, dass das Regenwasser auf ihnen Mo-
nate lang steht. Sie waren nicht vom Lieba überschwemmt,
denn dieser war noch tief zwischen seinen Ufern. Hier
und da sind kleine Inseln, mit Dattelgebüsch und mageren
Bäumen besetzt, über die Oberfläche zerstreut. Die Ebe-
nen selbst sind mit einer dieken Schicht Gras bedeckt,
welche das Wasser verbirgt und die Flüche wie eine
grosse blassgelbe Prürie erscheinen lässt, mit ununterbro-
chenem Horizont. Das helle Regenwasser muss schon
einige Zeit zwischen dem Gras gestanden haben, denn
eine grosse Menge Lotuspflanzen waren in voller Blüthe,
Schildkröten und Krabben wurden bemerkt, so wie andere
Thiere, welche den Fischen nachstellen, die ihren Weg
auf die Ebenen gefunden haben... Die Ebene von Lobale
im Westen soll weit ausgelehnter sein, als die, welche
wir za sehen bekamen, und eine ähnliche Vegetation von
Gras mit wenigen und mageren Bäumen besitzen; sie sind
das Quellland sehr vieler Flüsse, die vereint den tiefen,
immer fliessenden Tschobe bilden. In jhnlichen ausge-
dehnten Flächen entspringen der Loeti und Kasai” Auch
vom Dilolo zum Kasai setzt sich diese horizontale Flüche
Dass diese Hähenbestimmungen auf keine grosse Genauigkeit An-
sprach muchen können, wird schon deutlich dureh die Anguben für
den See Diloloe und die Mündung ıes Loeti, die beide in gleicher
Höhe liegen soilen, während doch der Lotembwa und Liehn von dem
ersteren bis zu dem letzteren Punkte eine Strecke run etwa 43 Deut-
schen Meilen «direkter Entfernung durchlaufen, eine Ablackung, went
nuch much so gering, also sicher Statt findet,
23°
180 Süd-Afrika im Jahre 1858,
fort, auch hier steht das Wasser alljährlich so lange, dass
Lotus und andere Wasserpflanzen zur Reife gelangen.
Diese Hochebene nennt Livingstone eine Art erhöhter
Scheidewand (elevated partition) in dem grossen Längsthal
Süd-Afrika’'s, er glaubt, dass sie sich vom 12° bis 6° 8,
Br. orstrecke und dass auf ihr die Hauptarme des Zam-
besi, des Kasai und vielleicht auch des Nil entspringen.
Nach Norden hin muss dann eine ähnliche Neigung des
Centrallandes existiren, wie nach Süden, denn der süd-
lichste von Dr. Vogel erreichte Punkt im Mussgu-Lande
(9° N. Br.) liegt nur 900 Par, Fuss über dem Meere.
Das Gebiet des Tsad (800 F.} würde also eine dem des
Ngami (3500 F.) analoge Einsenkung bilden, nur dass sie
beträchtlich niedriger ist, während ferner das Hochland
der Saharı dem der Wüste Kalshari und ihre nördlichen
Randgebirge den Abfällen des Plateau’s im Kap-Lande
entsprechen.
Nach Osten und Westen steigt da« Centralbecken ganz
allmälig nach den Höhenzügen an, die os von den Küsten-
strichen scheiden, Über sanfte Wellenbildungen kommt
man unmerklich auf eine Höhe von etwa 5000 Par. Fuss
über dem Meere, die Livingstone auf dem ÖOstrande des
Quango-Thales und auf dem Kamm des Höhenzugs zwi-
schen dem Zambesi und Kafue mass. Die Entfernung
zwischen den Kämmen des östlichen und westlichen Höhen-
zugs schätzt er auf etwa 10 Längengrade oder 150 Gesgr.
Meilen. Von Berggipfeln nuf denselben konnte er nichts
in Erfahrung bringen und auch in dem von ihnen um-
schlossenen Raume befindet sich kaum ein solcher. Der
Monakadze, östlich vom Lieba, ist der höchste, aber er
erhebt sich nicht mehr als etwa 900 Par. Fuss über den
Boden des Thales. Die Berge ausserhalb dieser Höhenzüge
sind nur eine niedrige Einfassumg, oft nicht viel höher
als der Boden des grossen Contral-Thales. „An der Stelle,
wo der östliche Höhenzug sich nach Westen, bis zu den
Victoria-Fällen, einbiegt, kann man die Gestalt des Lan-
des als eine Furche in der Mitte, mit hohen, etwa 200
Engl. Meilen breiten Höhenzügen an den Seiten, bezeich-
nen, von denen sich das Land beider Seits nach dem
Meere abdacht.”
Wie weit sich der üstliche Höhenzug nach Nordosten
erstreckt, konnte Livingstone nicht angeben; südlich von
den Victorie-Fällen biegt er nach Südosten um, da die
Berge der Maschona nach Moffat etwa vier Tage östlich
von Matlokotloko, der jetzigen Residenz Mosilikatse's, er-
scheinen. In etwa 224° S. Br. wird er vom Limpopo
durchbrochen, setzt rich aber dann in den Tafel-Ländern
der Trans-Vaal’schen und Örunje-Fluss-Republik mit einer
Meereshöhe von etwa 5- bis 7000 Fuss nach der Kap-
Kolonie fort, üstlich mit dem Quathlamba - Gebirge und
1
den bis 9000 Fuss ansteigenden Draken-Bergen steil ab-
fallend, westlich aber in allmäliger Senkung in das Cen-
trulbecken übergehend. Dieselbe sanfte Abdachung nach
dem Innern nahm Moflat wahr, als er von Mosilikatse's
Residenz westlich nach dem Kame vurdrang. Den west-
lichen Höhenzug übereehritt Livingstone da, wo das Thal
des Quango in denselben einschneidet. Dieses ganze
breite Thal ist wahrscheinlich durch eine Wasserfluth aus-
gehöhlt worden, denn noch stehen in ihm Stücken des
Plateaw's, welches einst den jetzt leeren Raum ausfüllte,
und zeigen dieselbe Struktur rother horizontaler Schichten
von gleicher Höhe wie die an den Rändern der Thales.
Eine dieser isolirten Massen, Namens Kasala, etwa 10
Engl. Meilen WSW. von Cnssange, erheht sich über 1000
Fuss hoch und hat so steile Abhänge, dass selbst die Ein-
gebornen es für fast unmöglich halten, ihren Gipfel zu
erklettern. Gleichfalls sehr steil und nur an einzelnen
Stellen zu passiren jst der 1500 Par. Fuss hohe östliche
Rand des Quango-Thales, der wegen der vielen Einschnitte
und vorspringenden Kanten ein gesigtes Aussehen hat.
Der westliche Rand, Tala Mungongo („Sieh die Bergkette?!”)
genannt, erhebt sich nur etwa 1000 Par. Fuss über die
Thalsohle, ist aber sonst genau so beschaffen wie der
östliche.
Jenseits des Tala Mungengo senkt sich dieser Höhen-
zug nur langsam nach der Küste, da er bei Pungo An-
dongo immer noch gegen 4000 Fuss Meereshöhe hat, und
umgrenzt von zahlreichen einzelnen Bergen und Hügel-
ketten geht er allmälig in die Ebene am unteren Coanza
über. Nördlich setzt er sich durch das Tafelland Hungo
und über den Congo hinaus fort, der seine Granitmassen
durchbricht; südlich bildet er wahrscheinlich das Hoch-
land, auf dem die Zuflüsse des Ngami und die westlichen
Nebenflüsse des Liambye einer Seits, der Coanza, Cunene
und die zwischenliegenden, der Atlantischen Küste zu-
strömenden Gewässer anderer Seits entspringen. Im Da-
mara-Lande zeigt sich seine Fortsetzung in dem von Gal-
ton zu 6000 Engl. Fuss Meereshöhe angegebenen Plateau
nördlich von Schmelen’s Hope und steigt in den Omatako-
Bergen bis 8800 Engl. Fuss an. Eben so lüsst er sich
durch Gross- und Klein-Namaqua-Land verfolgen, wo er
bereits nüher an die Westküste gerückt erscheint ').
Hand in Hand mit der allgemeinen Konfiguration Süd-
#) Messungen längs dieses Höhensuges und am Ngami-Sce ergaben:
Barmen 4324 E, F. | Bethanin 839345 E. F.
ÖOtjomntanga 5189 „ | Neamirsen 3713 „
Rehoboth Abo ! Kobis A708
Anmhoup-Fluss 4480 „ | Vier daselbst A870 „
Ww. C. Oswell zub die Höhe den Ngami-See's zu 2835 E, F. an,
eine Differcaz, die vorderhand ungeläst bleiben muss,
0
Süd-Afrika im Jahre 1858, 181
Afrika’s geht sein: geologischer Bau. Wie Bain in der
Kap-Kolonie, #0 erkannte Livingstone zunüchst in den
nördlich daran stossenden Gegenden eine Neigung der
Primitivgesteine nach dem Centraltheile und in Folge des-
sen eine Muidenform. „Rings um das grosse Central-Thal
der Kalahari”, sagt er, „lauft ein Rand von Primitivgestei-
nen, die sich nach dem I[onern neigend ein Bassin bilden,
dessen Boden aus den ältesten silarischen Gesteinen be-
steht. Das Bassin ist in vielen Theilen durchbrochen und
ausgefüllt worden von eruptivem Trapp und Brewien, die oft
eckire Fragmente der älteren Gesteine einschliessen, wie
man an den Fossilien erkennt, die sie führen. Obgleich
nun grosse Strecken auf diese Weise dislocirt worden
sind, &0 dass nur noch wenig von der ursprünglichen Thal-
bildung zu sehen ist, so ist es doch wahrscheinlich, dass
die Muldenform über einen grossen Landstrich vorherrscht;
und da die Schichtgesteine an den Rändern, wo der meiste
Kegen fallt, nach dem Centrum hin sich neigen, s0 leiten
sie wahrscheinlich Weser unter die Ebenen, die von den
Wolken nur sehr wenig Wasser erhalten.
nung, dass stehende Brunnen durch einen neuen und tie-
Die Erschei-
feren Ausflus beständige Flüsse bilden, bestätigt die An-
sicht, dass das Wasser von den Rändern des Landes nach
dem Boden des Uentral-Thales hin fliesst, und es liert
nicht jenseits der Grenzen der Möglichkeit, dess das Strom-
äystem im Norden, das nach den Aussagen der Eingebor-
nen einen bedeutenden Zuwachs an Wasser in den „Ketten”
genannten Quellen verursacht, seinen befruchtenden Ein-
Huss bis unter die ‚Ebenen der Kalahari geltend macht.
Es ist daher wahrscheinlich, dass man in den nusgelchu-
ten Ebenen Afrika's, die jetzt aus Mangel an Wasser nicht
bevölkert sind, Artesische Brunnen wird anlegen können.
Aus diesem Grunde scheint Süd- Afrika günstigere Aus-
sichten auf zukünfiige Bedeutung zu haben, als Central-
Australien.” Die Kalnhari ist auffallend Hach, aber im
verschiedenen Theilen von ehemaligen Flussbetten, wie
z. B. dem Mokoko südöstlich vom Kumadau, durohschnit-
ten. Die allgemeine Formation ist Sandstein, der an der
Oberfläche in einen hellfurbenen weichen Sand, fast reine
Kieselerde, zerfallen ist. Die ehemaligen Flussbetten ent-
halten viel Allnvial-Boden und nach dem Zuga hin fund
Livingstone in ihnen zuerst den Kalktufl, der am. Zuge
selbst und weiter nördlich die Ebenen Hunderte von Engl.
Meilen weit bedeckt. Die Muscheln, die hier mit der
Erde. aus den Hüöhlen der Ameisenfresser ausgeworlen
waren, zeigten sich identisch mit den noch jetet im Ngami-
See lebenden.
Bei Ntechokotsa beginnt in der Tufl-Ebene eine Reihe
von Salzflächen, die mit einer Eftlorescenz von Kalk, wahr-
scheinlich salpetersaurem Kalk, bedeckt sind. Schon die
erste hatte einen Umfang von 20 Engl. Meilen und sie
glich bei untergehender Sonne »0 vollkommen einem See,
dass sich selbst die Rinder, Pferde und Hunde und sogar
die Hottentotten tiuschen liessen. Eine der Salzlachen,
‚Ntwetwe, ist 15 Engl. Meilen breit und 100 Engl. Meilen
lang. Obwohl diese merkwürdigen Stellen gunz horizan-
tal zu sein scheinen, zeigen sie doch alle eine leichte
Abdachung nach Nordaet; dorthin zieht sich alles Regen-
Dadurch
ist das im Wasser aufzelüste Salz nach einer Lache in
wasser, von dem sie bisweilen überdeckt sind.
jener Richtung, Namens Tschuantsa, gebracht worden, uuf
der ein 1% Zoll dieker Kuchen von Salz und Kalk liegt.
Alle anderen haben eine Efliorescenz von Kalk und nur
Auf einigen findet man eine dicke Lage
Muscheln, -die identisch mit den im Ngumi-See und Zuga
sind, An der Seite einer jeden Salzlache befindet sich
eine Quelle, deren Wasser salpetersaures Natron enthält.
eine von Nitrat.
Wahrscheinlich sind diese Lachen Überbleibsel grosser,
nur wenig salziger See’n, von denen ein grosser Theil bei
der weiterhin zu erwähnenden allgemeinen Austrocknung
des Landes verschwunden ist.
Südöstlich wird diese Kalktuff-Ebene begrenzt von den
7- bis 800 Fuss hohen, aus grossen Massen schwarzen
Baseltos gebildeten Bakaa-Bergen, deren nördlichste Aus-
läufer, die Bamangwato-Hügel, bis Le«tlotsche, zehn Tage-
reisen südlich vom unteren Laufe des Zugn, reichen. An
der Ostseite dieser Hügel finden sich merkwürdige tassen-
fürmige Höhlungen von einer Grüsse, die an Krater erin-
nert. Innerhalb derselben sieht man Maasen säulenförmig
krystallisirten Basaltes, Die Gipfel der Süulen haben eine
deutlich sechsseitige Form, „ber sie sind nicht von einan-
der getrennt. An vielen Stellen kann man die Lavaströme
erkennen, denn dort ist der Felsen nach allen Richtungen
hin zerrissen und zersplittert und noch hat keine Erde
die Zwischenräume ausgefüllt. Aın Abend nach einem
heissen Tuge war es sehr gewöhnlich, diese Basalt-
massen zersplittern und unter einander fallen zu bören mit
dem eigenthümlichen klingenden Ton, der das. Volk glan-
ben macht, das Gestein enthalte viel Eisen. Mehrere
grosse Massen, welche so durch die Einwirkung der Kälte
auf die von der Hitze des Tages ausgedehnten Theile ge-
sprungen waren, sind die Abhänge der Hügel hinabge-
glitten und sich gegen einander lehnend haben sie Höhlen
gebildet, welche die Bakna sls Zufluchtestätten vor ihren
Die Basultnasse, etwa 6 Engl. Meilen
lang, hat im Osten und Westen die alten silurischen
Schichten aufgeworfen, welche den Boden des elıemaligen
grossen Thales bildeten,
Gesteine dieses Landes hat sie eine heisse Quelle in ihrer
Feinden benutzten.
Wie alle neuoren vulkanischen
Nachbarschaft, die von Serinane.
182 Süd-Afrika im Jahre 1858,
Weiter nach Nordosten von den Bakaa-Hügeln folgte
Moffat '; dem Saume der Tuff-Ebene und fand in dem
Quellgebiet der nordwestlichen Zuflüsse des Limpopo, des
Serule, Motlotse, Schaschi u. s. w., s0 wie auf der Was-
serscheide zwischen dem Limpopo und Zambesi, als vor-
herrschende Formation Granit. Dieser dient nicht nur
den ebenen Landstrichen zur Unterlage, sondern bildet
auch zwischen dem Ramokhuabanes einem Nebenfluss des
Schaschi, und dem Kushe, der sich in den Kame und so-
mit in den Zambesi ergiesst, ein eigenthümlich gebirgiges
Terrain, aus halbkugelföürmigen, meist isolirten Bergen be-
stehend, die riesige Felsblöcke auf ihren Gipfeln tragen.
In den Flussbetten bemerkte Moffat hier häufig Basalt-
gerölle. Die Granit-Formation erstreckt sich bis nach
Matlokotloko hin, westlich von dieser Stadt aber besteht
der Boden des oflenen, wellenföürmigen Landes aus Sand-
stein, der sich weiter nach dem Innern zu in leichten,
lockeren Sand auflöst, während an höheren Stellen Kalk-
stein auftritt. Zwischen dem Kame und Mapui führte
Moffat's Weg über Schluchten und ausgewaschene Höhlun-
gen, die sich von den östlicher gelegenen Hügeln herab-
zogen und grosse Massen schwarzen Basaltes enthielten.
Wie weit sich die Tuf-Ebene nach Westen erstreckt,
ist nicht bekannt; am Ngami und südwestlich davon längs
des Nordrandes der Kalahari fand Andersson, wie aus sei-
nen Andeutungen hervorgeht, meistens Sandflächen, nur
von der Ghanze genannten Einsenkung bemerkt er, dass
sie von Kalkstein umgeben sei. Nördlich von den Salz-
lachen tritt wieder tiefer Sand an die Stelle des Tuffes
und bildet dort die traurigste Einöde, die Livingstone je
sah. Hiermit beginnt auch die vollkommen ebene Fläche,
(die sich bis nach dem Liambye und wahrscheinlich noch
weit über den Teoge hinaus erstreckt. Nur der Ngwa-
Hügel erhebt sich etwa 3- bis 400 Fuss über dieselbe,
sonst briugen nur die riesigen Termitenbauten einige Ab-
wechselung in die Einförmigkeit der Landschaft. Die Ufer
des Tschobe bestehen wieder, wie die des Zuga, aus wei-
chem Kalktuff, in den sich der Fluss ein tiefes, senkrech-
tes Bett eingeschnitten hat. An seiner Mündung liegt die
Insel Mparia, die aus Trapp von jüngerem Alter gebildet
ist, als das Tufflager, denn wo sich beide berühren, ist
der Tuff in Saccharoid-Kalk verwandelt worden. An der-
selben Stelle geht ein Amygdaloid-Gang quer durch den
Liambye. Zwischen Linyanti und Sescheke ist der Boden
ein fetter, dunkler, zäher Lehm, wie überall, wo er Über-
schwemmungen ausgesetzt ist, an den Ufern des Liambye
bei Sescheke und Katonga finden sieh aber zwischen den
1) Moffat, Visit to Maselekatse, King of the Matebele (Journal of
the R. di. 8. of London, Vol. AXVl).
Baumgruppen auch sandige Stellen. Eine sandige Erhe-
bung, mit Bäumen bedeckt, läuft parallel dem Flusse und
etwa 8 Engl. Meilen von ihm entfernt; sie bildet die
Grenze der Überschwemmungen am nördlichen Ufer, In
dieser Richtung giebt es, wie Livingstone in Erfahrung
brachte, grosse Striche solcher aandigen Wälder, bis man
zu anderen grossen Distrikten von Alluvial-Boden und mit
wenigeren Bäumen kommt. Weiter aufwärts wird das
Land zu beiden Seiten des Flusses felsig, die Humusdeeke
hat eine röthliche Farbe und ist überaus fruchtbar, wie
man aus der grossen Menge Getreide sieht, welche die
Banyeti alljährlich ziehen. Die Felsen sind ein röthlich-
bunter, gehärteter Sandstein mit Madreporen - Löchern.
„Dieser Sandstein und breite horizontale Lager von Trapp,
bisweilen von 100 Engl. Meilen Ausdehnung, von denen
jedes eine etwa 1 Zoll dicke Lage von schwarzer, kiese-
liger Substanz auf sich hat, als wenn sie in ejnem flüssi-
gen Zustande dahin geflossen wäre, bilden einen grossen
Theil des Bodens des Central-Thales. Diese Gesteine sind
besonders in dem südlichen Theile des Landes oft mit 12
bis 15 Fuss diekem, weichem Kalktuff bedeckt. An den
Katarakten von Bombwe haben wir denselben Trapp mit
strahlenfürmigem Zeolith und weiter unten tritt er wieder
an der Mündung des Tschobe auf”"). Im Barotse-Thal,
am Lieba, Lokalueje und von da nordwestlich bis über den
Tschikapa hinaus besteht der Boden aus einem tiefen Al-
luvisllehm von schwarzer Farbe und grosser Fruchtbarkeit.
Zwischen Schinte's Dorf am Lieba und dem Totelo, einem
Nebenflisschen des Kasai, hatte Livingstone keinen Stein
angetroffen, am Totelo uber kamen einige Stücke eines
eisenhaltigen Konglomerates zum Vorschein, in dessen
Matrix von Eisenoxydul abgerundete Kiesel von Sandstein
und (luarz eingebettet sind und der in einem grossen Di-
strikt um und nördlich von diesem Punkte alle anderen
Gesteine bedeckt. Am'Quilo waren die fast 500 Yards
hohen Thalwände aus gehärtetem Kalktuff gebildet, der
auf Thogschiefer und Sandstein ruhte und von jenem eisen-
haltigen Konglomerat überlagert war. Am Moamba, süd-
'} An einer anderen Stelle (S. 474) seines Werkes sagt Livingstane :
„Der Trapp, welcher jetzt die Ausfüllung des grossen Thales bildet,
war mir immer ein Räthsel, bis inir Sir Hodericek Murehison’s Erklä-
rung der ursprünglichen Form des Kontimentes bekannt wurde; denn
nun konnte ich klar schen, warum dieses Trappgestein, welches noch
in vollkommen horizontaler Lage ausgedehnte Flächen beilsckt, in #ei-
ner Masse eckige Fragmente enthielt, in demen sich Algen der alten
Schiefer finden, welche den Iden des ursprünglichen Seo-Bassins hil-
den: der Trapp hatte ste beim Durchbruch zertrümmert und die Bruch-
stücke bewahrt. Ausserdem giebt es Hügelreihen in den Centraltheilen,
die aus Thoa- tmd Sandsteinschiefer bestehen, deutliche Zeichen des
Wellonschlages tragen und in denen man keine Fossilien findet: aber
da sie gewöhnlich von den Massen horizontalen Trapps verworfen sind,
so ist es wahrscheinlich, dass auch sie einen Theil des ursprünglichen
Bodens bildeten und dass man in ibmen doch noch Fossilien finden
wird.”
Süd-Afrika im Jahre 1858. 133
westlich von Cabango, wo Livingstone ebenfalls Gelegen-
heit hatte, die geologische Struktur des Landes zu beob-
achten, liegt zu unterst ein grobkörniger Sandstein, wenige
Kiesel einschliessend, und mit ihm verbunden trifft man
hie und da einen weissen Kalkstein so wie Bänke locke-
rer runder Quarzkiesel. Darauf ruht ein trappähnlicher
Basalt, auf diesem ein blass-rother gehärteter Sandstein
und zu oberst eine Decke eisenhaltigen Konglomerates,
das an vielen Stellen aussieht, als wäre es geschmolzen
gewesen, denn die abgerundeten Knollen gleichen Schla-
ckenmassen und haben eine glatte Schale an der Ober-
fläche; aber aller Wahrscheinlichkeit nach ist es ein wäs-
seriger Niederschlag, denn es enthält ausgewaschene und
meist kleine Kiesel aller Art. In dieser Gegend trifft
man auf den Abhängen der Hochebene nach den Fiuss-
thälern überall abgegrenzte Sümpfe, von Gruppen hoher,
gerader, immergrüner Bäume umgeben, die sich auf dem
mit gelblichem Grase bewachsenen Boden ausserordentlich
anmuthig ausnehmen. Einige dieser Simpfe ergiessen
eine Fisenlösung, die auf der Oberfläche priematische Far-
ben zeigt. Auch an dem Östrande des Quango - Thules
macht das Konglomerat die oberste Lage aus, darunter
zeigt sich aber rother Thonschiefer in horizontalen Schich-
ten. Der rothe Thonschiefer liegt ferner dem breiten
Quango-Thale zu Grunde, des an Fruchtbarkeit mit dem
des Mississippi wetteifert. Leider Kegt aber dieses schöne
Thal fast ganz brach, da die Portugiesen und ihre ge-
mischten Abkömmlinge, obwohl sie jeden beliebigen Betrag
von Getreide bauen könnten und für die Viehzucht nicht
minder günstige Bedingungen vorhanden sind, ihre Auf-
merksnmkeit ausschliesslich dem Handel mit Wachs und
Elfenbein zuwenden; sie leben hauptsächlich von Maniok
und die Europäer kaufen ihr Mehl, Brod, Butter und Käse
von den Amerikanern.
Von Tala Mungongo bis Pungo Andongo bildet röther
Sandstein die Haupt-Formation, der nach Osten zu Tein-
körniger wird und mit etwas Glimmer gemischt ist. Der
letztere Ort steht mitten in einer Gruppe sonderbar säu-
lenfürmig gestalteter Felsen, die eine grosse Ähnlichkeit
mit der Stonehenge-Gruppe in der Salisbury-Ebene haben
sollen, nur dass sie alle über 300 Fuss hoch sind. Sie
bestehen aus einem Konglomerat abgerundeter Stücke
Gneis, Glimmer-, Thon-, Sandsteinschiefer, Trapp und Por-
phyr, die in eine Matrix von dunkelrothem Sandstein ein-
gebettet sind. Sie ruhen auf einer dieken Schicht dieses
letzteren Gesteins, auf der man fossile Palmen gefunden
hat. Sollte dieser Sandstein derselben Periode angehören,
wie der auf der Ostseite des Kontinents, auf dem ähn-
liche Palmen liegen, so kann Kohle unter ihm vorkom-
men, eben so wie unter dem zu Tete. Es ist Livingstone
aber nicht bekannt, dass ein Kohlenlager irgendwo in An-
gola die Oberfläche erreicht ), Weiter westlich, im Di-
strikt von Golungo Alto, tritt Glimmerschiefer zu Tage,
der fast immer eine Neigung nach dem Innern des Lan-
des zu hat und jene Bergketten bildet, welche dem Di-
strikt einen Hochland-Charakter verleihen. Nach Westen
ist er von eruptivem Trapp begrenzt und gehoben. Wo
dieser und das ältere Gestein sich berühren, findet man
grosse Massen stark magnetischen Eisenerzes. Der lehmige
Boden, der sich durch Zersetzung des Glimmerschiefers
und Trapps gebildet hat, ist der günstigste für den Kaffee-
baum und auf diesen Bergabhängen und anderen von ähn-
lichem rothen Lehmboden hat sich diese Pilanze von
selbst weit verbreitet. Das Uferland am Coanza und un-
teren Lucalla ist rother Alluvial-Boden von grosser Frucht-
barkeit. Die Stadt Massangano steht auf einem Kalktuff-
Hügel, der eine grosse Menge fossiler Muscheln enthält,
von denen die jüngsten denen in dem Mergeltuff an der
Küste gefundenen gleichen. Dieser Mergeltuff nämlich,
der eine weite Strecke in der Umgegend von Loanda be-
deckt, schliesst Muscheln ein, die mit den noch jetzt im
Meere lebenden identisch sind ?®).
Granit, der den östlichen Höhenzug de, wo ihn Li-
vingstone überschritt, gehoben hat und an dessen hüchsten
Gipfeln zum Durchbruch gekommen ist, wurde in Angola
nicht beobachtet, dagegen tritt er am Congo zu Tage ‚und
ist südlich zwischen der Walfisch-Bai und Barmen, so wie
im Gross-Namaqus-Land überwiegend. Trapp und Busalt
scheinen Galton und Andersson hier nicht gefunden zu
haben, dagegen deuten die warmen Quellen bei Barmen
(157° F.), Eikbams (194° F.), Rehoboth und andern Orten
auf eine vulkanische Natur des Bodens. Auch sollen nach
Andersson in Gross-Numaqua noch manchmal unterirdisches
Rollen und Erdbeben vorkommen, wogegen sich Niemand
vulkanischer Ausbrüche erinnern kann. In dem ganzen
Central-Thale zwischen 7° und 27° 8. Br. hat sich nach
Livingstone wahrscheinlich in den letzten zwei Jahrhun-
derten kein bemerkbures Erdbeben zugetragen, da sich
N) An Caloi, einem kleinen Nebentluss des Zenra, soll Steinäl vor-
kommen, aber die geologische Formation dieser Gegend, Glimmerschie-
fer, nach Osten abfaltend, spricht nicht dafür, Auch zu Dande und bei
Cambambe soll Steinäl gefunden werden.
?) „Das Land zwischen Loands und Massangano”, sagt Liringstone,
„ist verhältnissmäanig eben, und da sich dieser ebene Lanidstrich länge
des nördlichen l’fers des Coanza bis zum Hande des Bassins von Cas-
sange fortsstzt, so würde man leicht bis dahin eine Eisenbahn bauen
können, auf welcher die Produkte der reichen Distrikte von Csssange,
Pun Andango, Ambaca, Cambambo, Golungo Alto, Unzenge, Mu-
tschima und Calumbe, mit Einem Worte die von ganz Angola und den
unabhängigen Btämmen an den Grenzen dieses Känigreiehs, leicht trans-
portirt wurden könnten.” Spezielleres über die Geologie Angola’s An-
det sich in einem Briefe Livingstone's an Sir R. Murchison, datirt
Cassange den 13. Februar 1655. (3, Geogr. Mitth, 1957, 88. 102 u. 103.)
184 Süd-Afrika im Jahre 1858.
keine Sage von einem solchen Ereigniss erhalten hat, was
bei der Genauigkeit, mit welcher die Eingeborenen alle
wichtigeren Vorfälle von Generation zu Generation über-
liefern, jeden Falls geschehen wäre. Auch sieht man keine
Anzeigen neuerer Risse oder Störungen der Gesteine in
dem Üentraltheile Süd-Afrika’s, ausgenommen an den Fäl-
len von Gonye. Nach der Ostküste zu kommen dagegen
wieder Erdbeben vor. So erfuhr Livingstone von Senhor
Candido zu Tete, dass sich im Lande der Marayi und in
nieht grosser Entfernung von‘ Tete zu wiederholten Malen
leichte Erderschütterungen ereignet hätten, „Die Bewe-
gung scheint von Osten zu kommen und niemals lünger
als einige Sekunden gedauert zu haben. Sie heisst in der
Maravi-Sprache Schiwo, in der der Bewohner von Tete
Schitakoteko, d. i. Schaudern. Diess stimmt vollständig
mit dem überein, was man auf der Küste von Mozambique
beobachtet hat: einige leichte Störse von kurzer Dauer
und alle von Osten kommend. Auch zu Senna ist bis-
weilen ein einzelner Stoss verspürt worden, der Thüren
und Fenster erschütterte. Sowohl Tete als Senna haben
heisse Quellen in ihrer Nähe, über die Stösse schienen
nicht von ihnen herzukommen, sondern von Osten, und
gingen nach Westen. Sie stehen wahrscheinlich mit den
thätigen Vulkanen auf der Insel Bourbon in Verbindung.”
Von den hier erwähnten heissen Quellen befindet sich die
eine, Namens Nyamboronda, in dem Bett des kleinen
Flusses Nysondo, der oberhalb Tete von Norden her in
den Zambesi mündet. Ihre Temperatur fand Livingstone
zu 160° F., das Wasser hat einen salzigen Geschmack
und setzt in der Umgebung ein weisses Sulz ab; die For-
mation ist eruptiv. Die zweite, eine Schwefelquelle, ent-
springt dem nördlichen Fusse des wahrscheinlich 3- bis
.4000 Engl. Fuss hohen Berges Morumbala östlich von
Senna. Ausserdem soll sich 2} Tagereisen westlich von
Semalembue’s Dorf am Kafue auf einer Hügelgruppe eine
heisse Quelle Namens Nakalombo befinden, die wegen der
ausgertossenen Dämpfe schon von Weiten geschen wird.
Die heisse Quelle von Serinane in den Bakaa - Hügeln
wurde schon oben erwähnt, und es ist bekannt, dass auch
in’ der Trans-Vaal’schen Republik und der Kolonie Natal
solche Quellen vorkommen, wie namentlich das Warm-Bad
östlich von den Macapan-Hügeln und die bedeutende
Schwefelquelle an der Tugela !).
Stellen wir jetzt die geognostischen Beobachtungen zu-
sammen, welche Livingstone auf seiner Reise von Sescheke
nach der Ostküste machte, »» kommen wir von dem Zeo-
lith an der Mündung des Tschobe zunächst auf Augit-
Porphyr und Basalt. In diesem letzteren hat sich der
') 8. Geogr. Mitth. 1855, 5. 279.
Spalt gebildet, in welchen sich der Liambye bei den Vie-
toria-Füllen stürzt '). Hier zeigt sich zuerst geschichteter
Gneis, die Formation eines grossen Theils des Hochlan-
des, das Livingstone von da bis an den Kufue verfolgte.
Seine allgemeine Streichungslinie ist ven Nord nach Süd
und seine Neigung gegen die Mitte des Kontinentes ge-
richtet, aber die Schichten sind oft so gehoben, dass sie
fast auf der Kante stehend, erscheinen und bei den Fällen
hat die eruptive Kraft des Basalt seine Richtung in eine
ostwestliche, seine Neigung in eine nördliche verwandelt.
Westlich von Kaonka's Dorf trifft man neben dem Gneis
weissen Glimmerschiefer mit einer allgemeinen Neigung
nach Westen und bei dem Dorfe selbst, #0 wie auf der
höchsten Höhe des Rückens am Kalomo treten grosse ab-
gerundete Massen Granit mit schwarzem Glimmer zu Tage.
Dieser Granit hat wahrscheinlich die Hebung des ganzen
Höhenzuges bewirkt, denn die Schichtgesteine treten in
Ost und West an ihm hinauf und von nun an zeigen der
Gneis und Glimmerschiefer eine Neigung nach Osten.
Auch weiter südlich bildet er wahrscheinlich die Grund-
lage der Bodenerhebung, welche das grosse Central-Thal
östlich begrenzt, denn Moffat fand ihn, wie oben erwähnt,
ala Haupt-Formation im Lande der Matibele und er lüsst
sich durch den Trans-Vaal’schen und den Oranje-Fluss-
Freistaat verfolgen.
Südlich und etwus östlich von dem Punkte, wo Li-
vingstone den Mozuma oder Dila kreuzte, steht der Hügel
Taba Tscheu oder „Weisser Berg”, s0 genannt wegen einer
Masse weissen Gesteins, wahrscheinlich Dolomit, auf sei-
nem Gipfel. „Als ich zu Linyanti von diesem Berge
hörte, dachte ich, die glünzende Substanz möchte Schnee
sein, und meine Berichterstatter waren laut in ihren Ver-
sicherungen von seiner ausserordentlichen Höhe; ich hatte
aber vergessen, dass ich mit Leuten sprach, die an Ebe-
nen gewöhnt waren und nichts von hohen Bergefi wuss-
ten. Als ieh mich erkundigte, was die weisse Substanz
sei, antworteten sie sogleich, es sei eine Gesteinart. Kei-
ner der Hügel in dieser Gegend ist von bedeutender
Höhe.” Uhizamena, Kisckise, Chamai sind lauter niedrige
Hügelketten, nur die den Zumbesi einfassenden Berge er-
schienen von Iier aus als hohe dunkle Ketten. In dem
trocknen Bette des Dila zeigte sich Lignit, der vielleicht
die Existenz von Steinkoblen anzeigt, während solche im
Centrallande gänzlich fehlen. Jenseits des Flüsschens Na-
katschinta passirte der Meisende Rücken von demselben
Glimmerschiefer, der so häufig bei Golungo Alto in Angola
') Bei diesen Fällen siud mach Livingstone'“ Schätzung erst (drei
Fuss von dem Munde des Basalt-Folsens abgewaschen, worats man
schliessen kann, dass diese Spalte in nicht schr entfernter Zeit ent-
standen ist,
Süd-Afrika im Jahre 1858. 185
ist; hier war er von röthlichem Porphyr und fein lamel-
lirtem Feldspathkies mit Trapp überlagert. Am Mbai und
weiterhin ist das unterliegende Gestein Trapp, im Flussbett
fand sich rosenfarbener Marmor, wie auch einige kleine
Hügel in der Nühe, besonders an der Spitze, aus schönem
weissen Marmor, am Grunde aus Trapp bestanden. Nörd-
lich von der Furth über den Kafue bestieg Livingstone
den Hügel Mabue asula („Steine riechen schlecht”) und
fand ihn 900 Fuss hoch über dem Niveau des Flusses.
„Er ist zwar nicht der höchste dieser Gegend, aber ge-
wiss nicht mehr ala 100 F, niedriger als die höchsten.
Von ihm aus sieht man fünf verschiedene Hügelketten,
von denen Bolengo die westlichste, Komanga die üstlichste.
Die zweite heisst Sekonkamena, die dritte Funze. Auf
ihren Gipfeln haben sie schöne weisse Quarzfelsen und
einige tragen eine Decke von Dolomit. Im Westen der
zweiten Kette giebt es grosse Massen Kyanit oder Disthene
und an den Abhüngen der dritten und vierten viel magne-
tisches Eisenerz mit grossem Metallgehalt. Viele der
Hügel sind durch Granit gehoben worden, wie der beim
Kalomo. Gänge dieses Granits sieht man ungeheure Mas-
sen Glimmerschiefer und Quarz- oder Sandsteinschiefer in
die Höhe drängen. Die oberste Tage ist immer Dolomit
oder weisser Quarz.” Östlich vom Tschipongs bestehen
die Hügelreihen aus Glimmer- und Thonschiefer. Am Bo-
den derselben fand Livingstone einen Wald grosser ver-
steinerter Bäume, die durch die Erhebung der Hügel um-
gestürzt und nach dem Flusse zu gefüllt erschienen. Sie
gehören der Familie der Coniferen an und tragen den
Typas der Araucarien. In Mburuma’s Gebiet treten die
Hügel zu beiden Seiten des Zambesi nahe an die Ufer
heran und bilden eine enge Schlucht, die wie alle anderen
von derselben Art Mpata genannt wird. Längs des Flus-
ses führt ein schmaler Fussweg hin, aber Livingstone zog
einen ofleneren Weg durch einen Pass in den Hügeln
Namens Mohango vor. Die Hügel erheben sich 800 bis
1000 F, und bestehen aus verschiedenfarbigem Glimmer-
sehiefer. Parallel mit dem Zambesi lag ein breites Band
von Gneis mit Granaten darin. Es stand auf der Kante
und verschiedene Gänge von Basalt mit Dolerit hatten es
durchbrochen. Weiter abwärts treten die seltener werden-
den Hügel immer weiter vom Flusse zurück.
Die Formation zwischen Zumbo und Lupata ist wei-
cher grauer Sandstein mit Dachschiefer-Lagern, die sich an
dem ersteren Orte nach Süden neigen und das Flussbett
bilden. Im Tachicova-Distrikt, südlich vom Zambesi, lagen
abermals viele versteinerte Biume über das ganze Land
zerstreut, darunter einer von 4 Fuss 8 Zoll Durchmesser.
Hier sollen einst Silberminen existirt haben, Livingstone
konnte jedoch keine Anzeigen von Silber auflinden, auch
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft V.
wissen die Eingebornen Silber nicht von Zinn zu unter-
scheiden, wesshalb es wahrscheinlich ist, dass das Gerücht
von früheren Silberminen in dieser Gegend falsch ist.
Am Flüsschen Bangwe und weiter östlich treten Basalt-
gänge, von Süd nach Nord verlaufend, zwischen dem Sand-
stein hervor und am Nake zeigte sich zum ersten Male
unter dem Sandstein eine dünne Kohlenschicht. Die Por-
tugiesen zu Tete kennen neun die Oberfläche erreichende
Kohlenlager in der Nähe des Ortes, wovon fünf auf dem
linken Ufer des Zambesi. Livingstone besuchte einige am
Flusse Lofubu oder Rerubu gelegene, der etwa zwei Engl.
Meilen unterhalb Tete dem Zambesi zuströmt. Das erste
befand sich am Muntize oder Motize, das zweite am Mo-
rongozi, beides Nebenflüsschen des Lofubu. Weiter auf-
wärts existiren andere Lager in den Flüssen Inyavu und
Makare und an mehreren Stellen im Maravi-Lande. Li-
vingstone zweifelt nicht, dass das ganze Land zwischen
Zumbo und Lupata ein Kohlenfeld ist von wenigstens
2} Breitengraden Ausdehnung, denn so weit erstreckt sich
der graue Sandstein, auf dessen Oberfliche man verstei-
nerte Bäume findet '):
Die Bergkette Lupata hat ihren Namen von der Schlucht
erhalten, durch welche der Zambesi seinen Ausweg nach
Osten findet, denn Lupata bedeutet „Schlucht mit senk-
rechten Wänden”. Sie erstreckt sich nach Norden weit
in das Magandja-Land, biegt dann wieder nach dem Flusse
zu um und endigt in dem hohen Berge Morumbäla, Senna
gegenüber. Auf der Südseite des Flusses hat sie einen
geraderen Verlauf und soll dort im Gorongozo ®), einem
Berge westlich von demselben Punkte, enden. „Einige
Portugiesische Schriftsteller haben angegeben, sie sei so
hoch, dass das ganze Jahr hindurch Schnee auf ihr liege,
und sie bestehe aus Marmor. Sie ist aber augenschein-
lich nicht so hoch als die Campsie-Hügel ”), vom Vale of
Clyde aus geschen. Die Westseite ist die steilste und
scheint am höchsten, da sie von der Oberfläche des Was-
sers 6- bis 700 Fuss senkrecht aufsteigt. Von der klei-
nen Insel Mozambique am westlichen Eingange der Schlucht
aus gesehen, ist sie indess sicherlich nicht höher, als Ar-
thur's Seat von der Prince's Strasse in Edinburgh aus
erscheint. Das Gestein ist Kieselschiefer von blass-röth-
licher Farbe und in dünne Schichten gespalten. Die Ost-
seite der Kette füllt viel sanfter ab als die westliche,
auch ist sie mit Bäumen bedeckt. Am östlichen Ende
der Schlucht stehen zwei konische Hügel aus Porphyr,
" Dr. Sutherland berichtet von einem ähnlichen Zusammentreifen
von Sandstein, Trapp und Koble in der Kolonie Natal, namentlich in
der Klippfluss-Division (vgl. Geogr. Mitth. 1855, 8. 278).
2) Der Gorongozo war einst eine Jesuiten-Station und ist berillmt
wegen seiner klaren kalten Gewässer und seines gesunden Klima’s.
#) Die Höhe der Campsie-Hügel ber dem Meere ist 1500E.P, A.P,
2
|
iized by Googl
186
Namens Moenda en Goma; ein anderer konischer Hügel
am jenseitigen Ufer heisst Kasisi (Priester).”
Bei Senna besteht die Formation aus einem graniti-
sehen Sandstein, durchbrochen von mehreren kegelförmigen
Trapphügeln, wie z. B. von dem 3- bis 400 Fuss hohen
Baramnana, "4 Engl. Meile westlich von Senna, und wei-
ter unten im Delta des Zambesi wird der Sandstein von
Kalktuff überlagert.
An nutzbaren und werthvollen Minerulien ist das
Centralland, so viel uns Livingstone darüber Aufschluss
giebt, sehr arm. Ausser Eisenerzen, welche die hübsche
grüne Kette der Saloischo-Hügel östlich vom Lieba in
Menge beherbergt und die von den Balonda bearbeitet
werden, ist nur das Salz zu erwähnen, welches die Salz-
lachen der Tuff-Ebene nördlich von Ntschokotsa liefern.
Ähnliche Lachen sollen jedooh auch etwa 14 Tagereisen
westlich von Naliele sich befinden und Livingstone erhielt
während seiner Anwesenheit in dieser Stadt einen kleinen
Vorrat von dem dort gewonnenen Salze. Sonst scheint
dieses wichtige Nahrungsmittel im Innern Süd-Afrika’s,
wie im Sudan, äusserst selten zu sein und bildet =. B,
auch im Reiche des Muropue einen bedeutenden Einfuhr-
Artikel. Merkwürdiger Weise soll sein Mangel selbst
Europäern wenig fühlbar sein, sobald nur Fleisch und
Milch in genügender Menge vorhanden sind. Auch in
den höheren und gebirgigen Theilen im Osten und Westen
des Centrallandes ist Balz gerade nicht häufig. So war
das Salz, welches die Eingebornen aus dem Sande des
Flüssehens Tschowe, das bei Mosusa’s Dorf in 31',* Östl.
L. v. Gr. in den Zambesi füllt, gewinnen, das erste, wel-
ches Livingstone auf seiner Route von Löanda nach Qui-
limane antraf, seitdem er Angola verlassen hatte. In die-
ser Kolonie wird es nur im Lande der Quisama am Nord-
Ufer des unteren Coanze in grösseren Quantitäten produeirt
und in Krystallmassen von etwa 12 Zoll Länge und 1'%
Zoll Dicke verkauft, indem es nächst Calieco als vorzüg-
lichstes Tauschmittel in Angola angesehen wird. Anders-
son sah Salzinkrustationen in der Schlucht Etoscha im
Ovampo-Lande.
An Metallen sind dagegen die östlichen und westlichen
Gegenden Süd-Afrika’s keineswegs arm. Bei Ambriz,
nördlich von Loanda, wird bekanntlich Kupfer gewonnen,
der Distrikt Cazengo in Angola besitzt reichhaltiges
schwarzes magnetisches Eisenerz, das eingeborne Berg-
leute und Schmiede auf Kosten der Regierung bearbeiten
und daraus monatlich 480 bis 500 Barren gutes Eisen pro-
duciren. In den Bergen bei dem Bassin Otschikoto finden
die Buschmänner Kupfererze, die sie an die Ovampos ver-
kaufen; in Gross-Namaqua-Land findet man Zinn, Blei, Eisen
und Kupfer und namentlich enthalten alle Berge um Re-
Sud-Afrika im Jahre 1858.
hoboth reiche Erzstufen mit 40 bis 90 Prozent Kupfer ",
Auf dem östlichen Höhenzuge bereiten die Batoka und
Banyeti Eisen durch Ausschmeizen des Erzes und liefern
jührlieh eine grosse Menge Hacken als Tribut nach Li-
nyanti; die Hügelreihen am nördlichen Ufer des unteren
Kafue sind reich an magnetischem Eisenerz; eben »0 sol-
len die Basengn, nördlich vom Zambesi, Überfluss an schö-
nem, reichhaltigen Eisenerz haben und dasselbe eifrig be-
arbeiten. Weiter hinab am Zambesi nimmt das Gold den
ersten Rang unter den Mineralprodukten ein. Livingstone
erzählt, dass er von Tete aus das Flüsschen Mokorozo be-
gucht habe, in dem früher die Portugiesen Gold gewaschen
hätten, und fügt hinzu: „Das Gold kommt in dem Sande
in sehr kleinen Blüttehen vor. Ausserdem giebt es in
Nord und Ost von Tete sechs wohlbekannte Stellen, wo
Gold gewaschen wurde, sie heissen Maschings, Schindundo,
Missula, Kapata, Mano und Jaua®), Wahrscheinlich findet
eich das Gold sowohl in Thonschiefer ale in Quarz. Nach
Westen zu erwähnen die alten Portugiesen eine Station
Namens Dambarari in der Nähe von Zumbo, am Flusse
Panyame, wo viel Gold gefunden wurde. Weiter westlich
ing das jetzt unbekannte Königreich des Abutus, das che-
mals wegen des Metalles berühmt war; dann nach Osten
uns wendend haben wir die Goldwüschen von Maschona
oder Bazizulu und weiter östlich die von Manien, wo Gold
viel häufiger gefunden wird, als an allen anderen Punkten
dieses Landes, und welches Land von Manchen für das
Ophir des Königs Salomon gehalten worden ist. Ich sah
von dort Goldkörner von der Grösse der Weizenkürner.
Das in den Flüssen, die nach dem Kohlenfeld fliessen,
gefundene besteht aus sehr kleinen Blättchen. - Wenn wir
den einen Schenkel eines Zirkels in Tete einsetzen und
den andern 3", Grad erweitern und ihn von Nordosten
von Tete über West nach Südost fortbewegen, so berühren
oder schliessen wir das ganze Land ein, welches als Gold
produeirend bekannt ist. Da das Gold an dieser Peri-
pherie in gröberen Körnern gefunden wird, als in den
Strömen, welche nach dem Mittelpunkt oder Tete zugehen,
so vermuthe ich, dass das eigentliche Goldlager ringe um
das Kohlenfeld herumliegt, und bestätigt sich meine Kon-
jektur, so haben wir Kohlen, von einem Goldlager umge-
ben, Überfluss an Holz, Wasser und Lebensmitteln bei
einander, eine Kombination, die sich nicht häufig in der
’) Andersson erzählt, duss 8 bis 10 Tagereison östlich von Bethania
Meteor - Risen in fust unerschöpflicher Menge vorkomme. „Ich habe
Stücke von mehreren hundert Pfund Gewicht geschen.”
?) Gamitto, in der Beschreibung seiner Expedition von Tete nach
Cazembe’s Stadt, erwähnt anaser diesen Stellen noch das Vorkommen
von Gold auf den Krongütern Inbasiugere und Soxe in geringer Ent-
fernung nördlich von Tete, goldhaltige Steine in dem Flüsschen Mussu-
puze und die Geldminen ron Senguereze,
Süd-Afrika im Jahre 1858. 187
Welt findet.” Ferner erwähnt der Reisende, dass die Por-
tugiesen in früheren Zeiten nach den Maschinga-Bergen
gegangen seien, um dort Gold zu waschen, und dass ihm
ein Häuptling am Flusse Nake gesagt habe, die Eingebor-
nen hätten vormals auch aus dem Sande der Flüsse Mazoe
und Luis, die sich in den Luenya vereinigen, Gold ge-
wonnen. Die Goldausfuhr der Portugiesen in diesem Theil
Afrika’s betrug früher jährlich etwa 130 Pfund, jetzt nur
8 bis 10 Pfund.
Ausser Kohlen und Gold giebt es am unteren Zambesi
nur Eisen, aber dieses von vorzüglicher Güte und in gros-
ser Menge. Silber oder Kupfer scheinen nicht vorzukom-
men. Malachit wird zwar von den Leuten des Cazembe
' bearbeitet, doch sah Livingstone keinen solchen, noch irgend
ein anderes Metall. Gelegentlich findet man einige wenige
Edelsteine, mit Achaten aber sind manche Stellen ganz be-
deckt. In den Tschopo-Hügeln, nordöstlich von den Ba-
mangwato-Bergen, kommt nach Moffat viel Kupfer- und
Eisenerz vor, und in den Gebieten der Holländischen
Freistasten und der Englischen Kolonie Natal hat man
Eisen, Kupfer, Spuren von Gold und Kohle gefunden.
gl HYDROGRAPHLE.
Wie hinsichtlich der Bodengestaltung und geologischen
Struktur Süd-Afrike’s stimmen Livingstone's Angaben auch
in Bezug auf die ehemalige Existenz ausgedehnter Binnen-
seen mit Murchison’s Ansicht überein. Er äussert sich
darüber in folgender Weise: „Sowohl der Lekone als der
Unguesi fliessen in einer dem Zambesi entgegengesetzten
Richtung nach dem Centrum des Landes, es war also klar,
dass wir stiogen, indem wir nach Osten gingen. Das Ni-
venu des unteren Theils des Lekone liegt etwa 200 Fuss
höher als das des Zambesi bei den Fällen und bedeutend
höher als Linyanti "), folglich war zu der Zeit, als der
Fluss in seinem alten Bette floss®), anstatt durch die
Spulte, das ganze Land zwischen hier und dem Höbenzug
jenseits Libebe im Westen, dem See Ngami und dem Zuga
im Süden und bis jenseits Ntschokotsa im Osten ein gros-
ser Süsswasser-See. Von der Existenz und der Ausdeh-
nung dieses mächtigen See's in den angedeuteten Längen
und in der Breite zwischen 17 und 21° 8. Br. giebt es
hinlängliche Beweise, Dieser ganze Raum ist mit einem
” Da Linyanti in 140 Engl. Meilen direkter Entfernung von den
Vietoria-Fällen am Tachobe liegt, der sick 35 Engl. Meilen oberhalb
der Fälle in den Zambesi ergiesst, so kann das Bett des unteren Lo-
kone unmöglich bedeutend höher als Linyanti liegen, zumal wenn
nur 200 Fuss über dem Nirean des Zambesi bei den Fällen liegt.
*) Liringstone hält das Detf des Lekone für das alte Strombett
des Zumbexi, das er erst nach der Bildung der Spalte, in die er sich
jetzt stüret, verlassen habe. Er giebt aber keine näheren Gründe
dafür an,
Tuffbett gepflastert, das mehr oder weniger- weich ist, je
nachdem es mit Erde bedeckt oder den atmosphärischen
Einflüssen ausgesetzt war. Überall, wo Ameisenfresser
tiefe Löcher in diesen alten Boden graben, werden Süss-
wasser-Muscheln ausgeworfen, identisch mit den jetzt im
Ngami und Zambesi lebenden. Aus diesem grossen See
floss wahrscheinlich ehemals der mächtige alte Fluss Mo-
koko in den See Butschap. Das Barotse-Thal war ein
anderer See von ähnlicher Natur, ein dritter existirte jen-
seit Masiko und ein vierter in der Nühe des Orange-Flus-
ses. Alle diese See'n wurden mittelst der Spalten abge-
Inssen, welche durch die Hebung des Landes in den ein-
fassenden Höhenzügen entstanden. Die Spalte bei den
Victoria-Fällen liess das Wasser dieses grossen Thales
heraus, indem nur ein kleiner Fleck, wahrscheinlich an
der tiefsten Stelle, unter Wasser blieb, der jetzige Ngami.
Die Fälle von Gonye boten dem See des Barotse-Thales
einen Ausweg und eben so war es mit den anderen gros-
sen See'n der früheren Zeit. Auch der Congo findet sei-
nen Ausweg nach dem Meere durch eine enge Spalte, so
wie der Orange-Fluss, im Westen. Alle bis jetzt entdeck-
ten Afrikanischen Seen sind seicht, da sie nur die Re-
sidua viel grüsserer chemaliger Wassermassen sind.”
Lässt sich hiergegen im Einzelnen auch Manches ein-
wenden, so sprechen doch die Beschaffenheit des vermeint-
lichen ehemaligen Seebodens und die so auffallend sich
wiederholenden Durchbrüche und Katarakten im unteren
Laufe aller grüsseren Süd-Afrikanischen Flüsse ') entschie-
den für Murchison’s und -Livingstone's Ansicht. Durch
diesen Vorgang des Abilusses von See’n, auf deren Grund
sich dann die Flüsse ihren Weg suchten, erklärt sich Li-
vingstone auch die Bildung der vielen Anastomosen unter
ihnen, die er freilich meist nur nach den Aussagen der
Eingebornen auf seiner Karte verzeichnet hat und von
denen weiterhin die Rede sein wird.
Der Ngami-See, eins der Besiduen jener ehemaligen
Binnensee’'n, stellt ein in sich abgeschlossenes System
dar, analog dem Tsad. Denn wenn es sich auch, was sehr
problematisch ist, erweisen sollte, dass sein einziger Zu-
fluss, der Teoge, durch den Embarrah mit dem: Tschobe
und Zambesi in Verbindung steht, so fehlt ihm doch ein
N) Auch der Coansa bildet bei der Mündung des Lombe und welter
hinab bulk Cambambe grosse Wasserfälle, zwischen denen der Fluss eine
reissende Strömung und ein felsiges Bett hat; und van den Filiswen
der Westküste im Allgemeinen berichtet Ladislaus Magyar {s. Geogr.
Mitth. 1557, 8. 184): „Die in das Atlantische Meer sich ergiewsenden
Flüsse Süd-Afrika’s sind wenig geeignet zur Schifffahrt. Büdlich von
dem Äquator erstrecken sich viele Gebirgszüge in paralieler Richtung
mit dem fer, welche die Becken der meistens von Ost nach West
strümenden Fliisse‘ durchkreuzen und in demselben eine grössere oder
geringere Zabl von Katarakten bilden, wolche die Schifffahrt erschweren
oder gunz verhindern.”
241 *
188
Abfluss, der.scine Gewässer dem Meere zuführt. Der
Emtburrah theilt sich nach Livingstone’s Vorstellung in
den Teoge und Tzo, dieser wieder in den Mubabe und”
Tamunakle, von denen der erstere in einem Sumpfe enden
soll), der letztere aber sich in den Zuga fortsetzt. Der
Punkt, wo der Tamunakle den Namen Zuga annimmt,
steht zwar durch einen schmalen und seiehten Arm mit
dem Östende des Ngami-Sce's in Verbindung, doch ist die-
ser Arm kaum als ein Ausfluss des See's zu betrachten,
denn er ist vollkommen stagnirend, man hat ihn nie nach
der einen oder anderen Seite fliessen schen. Der Zuga
dugegen ist zur Zeit des Hochwassers breit und tief, wird
aber allmälig schmäler, je weiter man ihn abwärts ver-
folgt, und verliert sich in den kleinen Sce Kumadau von
etwa 3 bis 4 Engl. Meilen Breite und 12 Engl. Meilen
Länge. War die Wassermasse grüsser als gewöhnlich, so
fliesst ein wenig auch noch über den Kumadau hinaus in
das trockene felsige Flussbett, das von ihm nordöstlich
abgeht. Die allmälige Abnahme der Wassermenge des
Zuga nach seinem uuteren Laufe hin erklärt Läivingstone
nicht durch Einsickern, das er überhaupt bei keinem Afri-
kanischen Fluss bemerkt hat, sondern durch Verdunstung
bei langsamen Zufluss. In Folge der anhaltenden Regen-
güsse, welche weiter im Norden, im (Quellgebiet des
Teoge und Tzo, während der Monute Februsr, Mürz
und April füllen, beginnen sich im März oder April diese
Flüsse zu füllen, während vorher ihr Bett so ausgetrock-
net war, dass nur einzelne, durch lange Zwischenräume
getrenute Tümpfel stehen geblieben waren. Die herab-
kommenden Wassermassen werden durch die geringe Nei-
gung und den ausserordentlich gewundenen Lauf der Fluss-
betten} aufgehalten und kommen kaum vor Ende Juni
bis in den Kumadan, natürlich nur zum kleinsten Theil,
da bei Weitem das meiste Wasser durch den Tschobe in
den Zambesi und durch den Teoge in den Ngami-Seo
gelangt. Im September hören die Flüsse wieder auf zu
fliessen, und da zu dieser Zeit das Bett des Zuga noch
nicht einmal vollständig ausgefüllt ist, so verdampft sein
1) Auf der Karte zu Livingstone’s Werk ist eine Verbindung des
Mobabe mit dem Tsehobe vermittelst eines Flusses Namens Sonta an-
gedentet, in dem Texte aber findet sich hierzu keine Erklärung und
der Sonta ist daselbst gar nicht genannt.
?) Der Teoge windet und schlängelt sich in seinem unteren Laufe
so vielfach, dass Andersson in dreizehn Tagen, während welcher er ihm
aufwärts folgte, nur ungeführ einen Breitengrad nördlich von dem Ser
aus zurücklegte, und doch reiste er in dieser Zeit durchschnittlich
täglich 5 Stunden und machte die Stunde 2", Engl. Meilen. AÄlnlich
ist es mit dem Vschobe. Liringstone und scine Makololo hraueliten
42", Stunden, um bei einer Schnelligkeit ron 5 Engl. Meilen in der
Stunde von Linyanti nach der Mündung (etwa 130 Engl. Meilen (direkte
Entfernung) xu rudern; und der Fluss soll bisweilm 40 Engl. Meilen
oberhalb Linyanti bereits 14 Tage früher über seine Ufer treten, ehe
die Filuth Linyanti erreicht.
Süd-Afrika im Jahre 1858,
Wasser rasch in der Luft, che er zu vollkommener Ent-
wickelung gelangt ist.
Der Ngami-See selbst hat seinen höchsten Stand im
Juni, Juli und August und sein Wasser ist dann voll-
kommen süss, den übrigen Theil des Jahres hindurch hat
ea dagegen einen sulzigen Beigeschmack und eine s0 ge-
ringe Tiefe, dass die Kühne mit Stangen fortgestossen
werden und das Vieh nur mit Mühe durch die sumpfigen,
schilfbewachsenen Ufer das Wasser erreichen kann. Den
Umfang des See'a schätzt Andersson auf 60 his 70, Li-
vingstone auf 75, J. Macabe, der ihn im Jahre 1852 ganz
umging, auf 90 bis 100 Engl. Meilen N).
Andere Überreste der ehemaligen grossen Binnensee'n
finden wir in den zahlreichen und zum Theil sehr ausge-
dehnten Salzlachen östlich vom Ngumi-Sce, welche bei dem
Mangel an jedem Zufluss gänzlich eingetrocknet sind und
sich nur in der Regenzeit mit etwas Wasser füllen. Würde
der Ngami-See nicht durch den Teoge gespeist, so würde
er jeden Falls zu einer ühnlichen Salzlache geworden sein,
da er, wie bemerkt, bei Abnahme des Zuflusses von süs-
sem Wasser salzig wird. Ein grosses ausgetrocknetes Bee-
bett fanden Chapman und Edwards (welche den Missionar
Moffat auf dessen Heise zum Mosilikatse begleiteten, um
zu jagen und Handel zu treiben) östlich vom See Kuma-
dau. Sie schützten seinen Umfang auf 300 Engl. Meilen
und erfuhren von den Buschmännern, dass die trocknen
Flussbetten, welche von den Bergen im Osten (von ihnen
N Von einer vollständigeren Beschreibung des Ngami und Teoge
kann hier abgesehen werden, da eine solche schon früher in den „Geogr.
Mittheilungen’ (1855, 58, 42—h, und 1856, S, 103] gegeben wurde
und weder Liringstone’s noch Andersson’'s Werk etwas wesentlich
Neues enthält. Nur eine Angube aus dem letzteren über ein der Fiuth
und Ebbe ähnliches Phänomen auf dem Ngami möge hier Platz finden:
„Ehe der See entleckt wurde und als man ihn ur gerächtweise kannte,
hörte man von den Eingebornen, dass sein Wasser „sich täglich zu-
rlckziehe, un Nahrung zu holen, Ich vermuthe, dass man damit auf
ein eigenthümliches Phänomen hindeutete, welches ich auf einer Fahrt
auf dem breiten Wasserspiegel des Nyami beobachtete und damals vom
Winde herleitete, obwohl ich bei nüherem Nachdenken mit grüsserer
Wahrscheinlichkeit annchmen zu müssen glaube, dass es in der Au-
ziehungskraft des Mondes seinen Grund babe. Bei unserer Fahrt auf
dem Soe stiegen wir zewöhnlich jeden Abend ans Land, um hier die
Nacht zuzuhringen, und ich beobachtete die Vorsicht, das Wiehtigste,
was wir bei uns hatten, mit ans Land zu nehmen. Die Boote warden
stets so nahe uns Lfer gesogen, als das seichte Wasser es erlaubte,
und etwa 150 Ellen vom Lande sich selbst überlassen. Als ich den
Leuten Vorstellungen darlber machte, dass sie nicht besser für unsere
kleine Flottille sorgten, antworteten sie, dass alle weiteren Vorsichts-
manssrrgeln üborflüssig seien, da das Wasser, weil die Ebbe schon eln-
trat, in kurzer Zeit sich zurückziehen und die Boote auf dem Trock-
nen zurücklassen würde, Ich wollte es ihnen nicht recht glauben, aber
lions sie gewähren. Im Verlauf der Nacht wurde es rubig, Es hatte
nämlich den Tag über ein frischer Wind geweht, und am nächsten
Morgen fanden wir, dass unsere Ruderer recht gehabt hatten; die Boote
standen eben #0 weit vom Wasser entfernt, als sie am Abend vorher
vom Ufer entfernt waren. Sobald der Wind wieder zu wehen begann,
kam das Wasser alimälig zurück und etwa um ® Uhr Morgens hatte
es soine gewöhnliche Höhe wieder erreicht, no dass die Boote olıne
eine Bemühung von unserer Seite wieder flott waren.”
Süd-Afrika im Jahre 1558.
Matoppo-Berge genannt) mach dem ehemaligen See hin-
laufen, früher immer Wasser geführt hätten !). Nördlich
vom Gebiete des Ngami kommen wir zu dem. grossen
System des Liambye, von dessen Existenz man vor Living-
stone’s Reisen keine Ahnung hatte. Livingstone betrachtet
den Lismbye als den oberen Lauf des Zambesi, und wenn
er den Zusammenhang zwischen beiden auch nicht ausser
allen Zweifel gestellt hat, so sprechen doch so viele
Gründe zu Gunsten seiner Ansicht, dass ihre Richtigkeit
in hohem Grade wahrscheinlich wird. Nachdem er den
Fluss früher von Sescheke aufwärts bis zur Mündung’ des
Lieba befahren hatte, verfolgte er ihn bei seiner letzten
Reise von diesem Punkt abwärts bis zu den grossen Mosi-
oatunya- oder Viectoria-Fällen ?} in 18° 8. Br. und 25°
45’ Östl. L. v. Gr. Sekwebu, ein Makoleolo, der, als
Knabe von den Matchele geraubt, mit ihnen bis in die
Nähe von Tete gewandert und später mehrmals längs bej-
der Ufer des Zambesi gereist war, „ein Mann von Verstand
und gesundem Urtheil”, rieth ihm, sich von da an vom
Flusse fern zu halten wegen des felsigen Bodens und we-
gen der Tsetse-Fliege, die ihn -unfehlbur seiner Ochsen,
des einzigen Transportmittels, beraubt haben würde Er
entschloss sich desshalb, wenn auch ungern, in nordöst-
licher Richtung über den Kamm des östlichen Höhenzuges
nach dem Kafue zu gehen, und kam erst 8 Engl. Meilen
unterhalb der Mündung des Kafue wieder an den Zambesi,
ohne den Zusammenfluss selbst zu sehen. Die gerade Ent-
fernung zwischen den Victorin-Fillen und dem Punkte,
wo Livingstone zuerst wieder an den Zambesi gelangte,
beträgt etwa 270 Engl. oder 58 Deutsche Meilen, d. i.
etwa eben so viel als die Entfernung von Ulm nach Magde-
burg. Denkt man sich, es ginge ein mit den Deutschen
Flusssystemen gänzlich unbekannter Reisender die Donau
bis Regensburg hinab, verliesse hier den Fluss, wendete
sich links in das Gebirge und käme nach langer Landreise
bei Dresden an die Elbe, so könnte er diese mit vieler
Wahrscheinlichkeit für die Fortsetzung der Donau halten,
wenn er von deren Ablenkung nach Südosten nichts in
Erfahrung gebracht hätte. In ähnlicher Weise könnte
sich auch Livingstone getäuscht haben und man wäre zu
dieser Annahme um so mehr berechtigt, als der Liambye
bis zu den Vietoria-Fällen eine südöstliche, also nicht
nach der Mündung des Kafue hinweisende Richtung hat.
Dagegen lässt sich nun Folgendes anführen. Zunächst
N) Chapman und Edwards dehnten ihre Reisen bis nach Linyanti,
dem Ngami-Sor umd dem Lande der Baricko am Teoge aus, Wir
besitzen Ober diese Reisen, über welche bisher unseres Wissens nichts
im Druek erschienen ist, eine interossante handschriftliche Kartenskizze
nobst Beschreibung, die wir bei dieser Arbeit benutzt haben.
») Livingstone’s interessante Schilderung dieser Fülle siehe in
„Geogr. Mitth.” 1857, 55. 523—525.
189
die Identität des Namens: „Die Barotse nennen den Strom
Liambai oder Liambye, d. h. der grosse Fluss oder der
Fluss par exeellenee. Luambeji, Luambesi, Ambezi, Ojim-
besi und Zambesi sind Namen, die ihm in verschiedenen
Theilen seines Laufes gegeben werden je nach dem Dia-
lekte der Anwohner, und alle drücken denselben Begriff
aus, dass dieser Strom der Hauptiluss des Landes sei.”
Wir legen dem jelloch keine grosse Beweiskraft bei, weil
die Flüsse im Innern Afrika’s meistens keine speeißschen
Namen besitzen, sondern schlechthin „Fluss” genannt wer-
den '} und weil es sogar noch mehrere andere „Zambesi”
daselbst giebt. Gewichtiger sind Sekwebu's bestimmte,
unzweideutige Aussagen. Dieser mit dem Zambesi genau
bekannte Makololo sagte Livingstone, als er ihm von der
weiteren Verfolgung des Flusses über die Victoria-Fälle
hinaus abrieth, dass der Liambye jenseits der Fälle sich
nach Nordnordost wende. Als ferner Livingstone auf dem
Höhenzug am Flusse Dila war, erzählte er ihm, dass einst
die Matobele diesem Punkt gegenüber den Zambesi über-
schritten und Sebituane angegriffen lütten, der damals
gegen die Batoka Krieg führte. Von Monze’s Dorf aus
sah Livingstone im Sitdosten dunkle Bergketten, die ihm
als längs der Ufer des Zambesi liegend bezeichnet wur-
den, und erfuhr, dass dort die Stromschnelle Kansala wäre,
die ein Hinderniss für die Schifffahrt sei. Oberhalt, der-
selben solle der Fluss einen ruhigen Lauf haben bis hinauf
zu dem Gebiete des Sinamane, eines Batoka-Häuptlings,
der den Fluss unterhalb der Fälle beherrsche. Auf zu-
verlässige Angaben der Eingebornen muss sich Livingstone
auch stützen, wenn er sagt: „Von dem Gipfel der Ko-
manga-Hügel {am nördlichen Ufer des Kafue) genossen wir
eine prachtvolle Aussicht. In geringer Entfernung unter
uns sahen wir den Kafue sich über eine bewaldete Ebene
dem Zusammenflusse zuwinden und auf ‚der anderen Seite
des Zumbesi, jenseit des Zusammenflusses, lag eine lange
Kette dunkler Hügel. Eine Reihe flockiger Wolken
zeigte sich lüngs des Laufes des Zambesi an ihrem Fusse.”
Diess sind !sicher nur wenige von den Erkundigungen, die
der Reisende über die so wichtige und ihn selbst so leb-
haft interessirende Frage einzog, obwohl er es nicht für
nötkig hält, noch weitere anzuführen. Er ist der festen
Überzeugung, dass der Liambye mit dem Zambesi ein und
denselben Fluss bildet, dass, wie er sich an einer Stelle
ausdrückt, die Mosioatunya-Fälle „das verbindende Glied
(the conneeting link) zwischen den unbekannten und be-
kannten Theilen des Flusses” sind. Da er der einzige Eu-
ropäer ist, der Gelegenheit gehabt hat, an Ort und Stelle
N Vergl. „Die Nomenklatur der Afrikanischen Fllisss” in „Gengr.
Mitth.” 1867, 8, 526.
1%
Erkundigungen einzuziehen, da seine Forschungen durch-
weg das Gepräge eines redlichen Strebens nach Wahr-
heit tragen und da er sogar mitten in den Triumphen, die
er nach seiner Rückkehr in England feierte, bemüht ge-
wesen ist, die übertriebenen Erwartungen seiner Lands-
leute von den Folgen seiner Entdeckungen auf ihr rich-
tiges Maass zurückzuführen, so sind wir nicht berechtigt,
seine bestimmten Versicherungen mit Misstrauen zu be-
trachten.
Dazu kommt noch, dass seine Ansicht eine kräftige
Stütze an den Beobachtungen Moffat's findet. Dieser be-
rühmte, mit dem Charakter der Eingebornen und den
Sprachen Süd -Afrika's wie Wenige vertraute Missionar
nüherte sich von Mosilikatse’s Stadt den Vietoria-Fällen
auf nicht ganz zwei Breitengrade und lässt auf seiner
Karte!) die im Lande der Matebele von ihm überschrit-
tenen Flüsse sämmtlich durch den Longwe in den Theil
des Zambesi fallen, der zwischen den Victoria-Fällen und
der Mündung des Kafue liegt. Diesem Theil des Flusses
giebt auch er eine nordöstliche Richtung und ausserdem
deutet er noch zwei Nebenflüsse an, den Sepungwe und
Luize, die ebenfalls jenen Theil des Zambesi von Süden
her erreichen. In seinem leider sehr kurzen Reisebericht
führt er allerdings nicht an, worauf sich diese Zeiehnung
stützt, er sagt darin nur, dass jene Flüsse dem Zambesi
zustrümen. Jenseit des Kleinen Schaschi oder Schaschane-
Flusses angelangt schreibt er in sein Tagebuch; „Alle
Flüsse, die wir von dem Banguaketse an passirt hatten,
liefen nach Osten und Östsüdosten. Heute haben wir
Flüsse passirt, die alle nach Nondlnordwest fliessen, wäh-
rend weiter rechts noch Nebenflüsse des Limpopo sich be-
finden. Wir reisen also längs des Rückgrates oder des
höchsten Punktes dieses Theils von Afrika zwischen 27°
und 29° Östl. L. v. Gr. Alle nordwestlich fliessenden
Fliissee wenden sich nach Norden und fallen in den Zam-
besi.” Es ist aber anzunehmen, dass seine Zeichnung auf
den Aussagen der Matebele beruht, und dass diess mit
dem Laufe des Liambye genau bekannt sein mussten, un-
terliegt keinem Zweifel, da sie langjührige Kriege mit den
Völkerschaften im Norden dieses Flusses geführt hatten.
Behielte der Liambye jenseits der Victoria - Fälle seinen
südöstlichen Lauf bei, um etwa durch den Sabina das Meer
zu erreichen, so würden die Matebele, welche Moffat ab--
schickte, um Livingstone Unterstützung zuzuführen, nicht
den weiten Weg nach der Insel oberhalb der Victoria-
Fälle eingeschlagen haben, sondern sie würden dann in
nordästlicher Richtung gegangen sein, dahin, wo Moflat
% Map to illustrate a visit ta Moselekntee, king of the Matebele,
by the Ber, R, Moffat 1856. Im Journal of the BR. Geogr. Society,
Vol. XXVL
|
Süd-Afrika im Jahre 1858.
den Sabia andeutet, nur etwa 16 Deutsche Meilen von
Mosilikatae's Residenz,
Ferner sind auch die Gründe durchaus unhaltbar,
welche man gegen den Zusammenhang des Liambye mit
dem Zambesi angeführt hat. Der Haupigegner Living-
stone's in Bezug auf diese Frage ist W. Desborough Cooley,
ein auch unseren Lesern bekannter, um die Geographie
Afrika’s hoch verdienter Gelehrter. Schon in seinem
Werke „Inner Africa laid open, London 1852" und rpä-
ter in mehreren Artikeln, die im „Athenseum” (Nr. 1507,
1520 und 1581) veröffentlicht sind, macht or hauptsäch-
lich zwei Einwürfe geltend. Der erste stützt sich auf die
angeblich verschiedene Zeit des hohen Wusserstandes im
Liambye und Zambesi. Cooley sagt: „Die Gewässer des
Innern sind am niedrigsten im März und April, wenn der
Cuama (Zambesi) ganz voll ist, und der höchste Wasser-
stand findet im Juli und August Statt, wenn der Cuama
kaum mit einem Boote befahren werden kann. Diese
klare, unzweideutige, bestimmte Thatsache erledigt die
Frage vollständig und beweist, dass durchaus kein Zusam-
menhang zwischen diesen. beiden Zambesis existirt, deren
beierseitige Quellen in gänzlich verschiedenen Klimaten
liegen. Der Kontrast zwischen den beiden Flüssen ist so
stark ala möglich. Der östliche Zambesi wird im Juli so
niedrig, dass der grüssere Theil seines Bettes trocken liegt
und eine Zeit lang die Hauptstrasse des Landes bildet.
Die unbedeckten Schlammufer erheben sich 20 Fuss über
den Wasserspiegel und eine kurze Strecke oberhalb Tete
kann man den Fluss durchwaten, während zu derselben
Jahreszeit sich eine ungeheure Fluth über die Ebenen
des Innern örgiesst, in einer Entfernung von vielleicht
500 Engl. Meilen, die eine Wasserfluth leicht in 5 Tagen
zurücklegen könnte. Umgekehrt, wenn der östliche Fluss
seine Fluthen herabwälzt, sind dieselben Ebenen ganz
trocken und von Salzinkrustationen glänzend. Die Nicht-
Identität beider Flüsse bedarf keines weiteren Beweises.”
Dieser Einwurf ist leicht zu beseitigen, ja Cooley
scheint ihn später selbst fallen gelassen zu haben, da er
ihn in seinem letzten Artikel (Athenseum Nr. 1581, 13.
Februar 1858) nicht wieder vorbringt. Er verwechselt
nämlich die Zeit des Hochwassers im Ngami-See mit der
im Liambye. Der Ngami hat seinen höchsten Wasserstund
allerdings im Juni, Juli und August, da sein Becken von
dem Teoge gefüllt wird, der vom Mürz bis September
Hiesst; das Hochwasser des Liambye füllt dagegen in die
Monate Februer, März und April '), also genau in dieselbe
Juhreszeit wie im unteren Zambesi. Ein Theil des
Wassers bei der Überschwemmung kommt von Nordwest
N Siehe den folgenden Abschnitt.
Sud-Afrika iin Jahre 1858. 191
den Lieba herab"), das meiste aber von Nord und Nordost
im Bette des Liambye selbst. Das ganze Barotse-Thal wird
in einen Seo verwandelt, aus dem die auf Hügeln erbau-
ten Dürfer wie Inseln hervorsehen. Nur 10 Fuss braueht
das Wasser über den niedrigsten Stand zu steigen, um
das ganze Thal zu überschwemmen, 2 oder 3 Füss mehr
würde alle Dörfer unter Wasser setzen, was jedoch nie-
mals vorkommt. Bei Gonye, wo der Fluss zwischen hohen
Felsenufern eingeengt wird, steigt er dagegen 60 Fuss,
weiter hinab bei Sescheke immer noch volle 20 Fuss, wo-
bei das anliegende Land 15 bis 20 Engl. Meilen weit
überschwemmt wird, und bei den Vietoria-Fällen etwa 10
Fuss. Nicht weniger beträchtlich sind die Überschwem-
mungen des Tschobe in derselben Jahreszeit; sie breiten
sich auf seinem nördlichen Ufer etwa 30 Engl. Meilen
weit aus und reichen im unteren Laufe, wo der Techobe
den Nebenarm Sanschureh abgiebt, bis an den Höhenzug,
welcher von dem Ngwa-Hügel in nordöstlicher Richtung
nach dem Liambye sich erstreckt.
Obwohl also die Zeit des Hochwassers im Liambye
und Zambesi identisch ist und damit der erste Einwand
Cooley’s wegfällt, so machen sich doch einige Verschie-
denheiten in den näheren Umständen bemerklich. Wiäh-
rend der Liambye jührlich nur Ein stetig zu- und abneh-
mendes Hochwasser hat, zeigt sich im Zambesi ein drei-
bis viermaliges Steigen und Abnehmen innerhalb der Zeit
vom Januar ‘bis April, und während die Gewässer des
Liambye auch bei der Überschwemmung klar und durch-
sichtig bleiben, sieht man die des Zambesi bisweilen stark
gefürbt. Beide Differenzen erklären sich aus derselben
Ursache. An dem Ost-Abhang des Höhenzuges, den Living-
stone zwischen den Victoria-Füllen und dem Kafue über-
schritt, fällt viel häufiger Regen, als weiter im Westen,
weil die wasserreichen Luftströme, die vom Indischen
Ocean herkommen, dort einen grossen Theil ihrer Feuch-
tigkeit absetzen. Die Zuflüsse des Zambesi, welche auf
jenem Abhang entspringen, bedingen daher mehrmals wäh-
rend der Regenzeit ein Anschwellen des Hauptstromes,
ohne dass ınan gleichzeitig im Liambye ein Steigen be-
obachtet. Der Höhenzug entbehrt aber der diehten Gras-
decke, durch und über weiche die Zuflüsse des Liambye
ihren Lauf nehmen; während diese letzteren daher auch
bei Hochwasser den Boden nicht answaschen -und sich da-
durch entfärben können, thun diess die von dem Höhen-
”) Als Liringstono auf dem Rückweg von Angola, südlich von Schin-
te's Stadt, wieder an den Lieba kam, bemerkte er Zeichen, dass er wäh-
rend der letaten Fluth üler 40 Fuss perpendikulär gestiegen war, aber
diess ist wahrscheinlich aussergewöhnlich hoch, da die Menge des Re-
genfalls grösser als gewöhnlich gewesen war. Die 20 Fuss hohen Sand-
steinufer unterhalb der Mündung des Lieba werden jedock regelmässig,
wenn auch mir auf kurse Zeit, bedeckt.
zug herabkommenden Nebenflüsse des Zambesi. Living-
stone selbst beobuchtete ein viermaliges Steigen, obwohl
es gewöhnlich nur dreimal Statt finden soll. Zuerst im
Januar unterhalb der Mündung des Kafue, wo es 2 Fuss
betrug und mit Färbung des Wassers verbunden war.
Nachdem der Fluss wieder um 2" Fuss gefallen, stieg er
im Februsr so hoch, dass die Reisenden gegenüber dem
Hügel Pinkwe gegöthigt waren, ihn zu verlassen. Zum
dritten Mal begann er am 10. März bei verhältnissmässig
klarem Wasser um mehrere Fuss zu steigen und fuhr da-
mit bis zum 21. März, immer mit nur sehr geringer Fär-
bung, fort. Dieses allmälige Anwachsen war das bedeu-
tendste und wahrscheinlich durch die Überschwemmung
im Innern bedingt. Am 2, April endlich trat wieder ein
plötzliches Steigen um mehrere Fuss mit starker Färbung
des Wassers ein, wie das erste und zweite wahrscheinlich
die Folge von Regenfillen in verhältnisemüssig geringer
Entfernung, nämlich auf dem Ost-Abhang des östlichen
Höhenzuges. „Die Thatsache”, sagt Livingstone, „dass der
Fluss drei- bis viermal jährlich steigt und ‘dass die eine
Fiuth der Überschwemmung mit den anderen untermischt
ist, erklärt, wie die Portugiesen die Erscheinung der
periodischen Überschwemmung nicht erkannt haben, die in
dem Centrallande so wohl bekannt ist.”
Der zweite Einwurf Cooloy’s betrifft die Bodengestal-
tung. In seinem letzten Artikel (Athenaeum, 13, Februar
1858) heisst es: „Wir erfahren von Sekwebu, dem einzi-
gen Eingebornen, welcher das Land kannte, dass der Kafue
bis zum Zambesi schiffbar ist, aber man fand, dass der
Punkt, wo der Kafue überschritten wurde, dieselbe abso-
lute Höhe habe, wie Linyanti am Tschobe (2800 Engl. F.),
und die vermeintliche Vereinigung des südlichen und
nördlichen Flusses ist von jenem Punkte in gerader Linie
16 Nautische Meilen (60 = 1° des Ägnuators) entfernt.
Der Fall des Kafue auf eine durchweg schiffbare Strecke
von 16 Meilen ist also gleich dem Fall von Linyanti an
(600 Geogr. Meilen) oder, nach mässiger Schätzung, 1000
Fuss, einschliesslich 400 Fuss für die Victoria-Fälle und
Kansala! Wie ist das zu erklären? Wir müssen aunelimen,
dass der grosse Fluss — „der Fluss par excellence” —,
nachdem er von den westlichen Hochlanden herabge-
kommen ist und alle Vertiefungen in den Ebenen ausge-
füllt hat, wieder auf die östlichen Hochlande emporsteigt.
Diess würde sicherlich ein ganz ausserordentlicher Lauf
sein, aber der Fluss ist kein gewöhnlicher und darf nieht
als den vulgüren Gesetzen der Physik unterworfen betrach-
tet werden.” Die einfache Thatsache ist die: Linyanti
liegt nach Livingstone’'s Messung 3521, nicht 2800, Engl.
Fuss über dem Meere, der Spiegel des Zambesi 8 Engl.
Meilen unter der Mündung des Kafue aber 1571 Engl. F.;
19% Süd-Afrika im Jahre 1858.
die Höhe der Victoria-Fülle giebt Livingstons zu 100 Fuss
an, es bleiben also für den Fall des Flusses von Linyanti
bis 8 Meilen unterhalb der Mündung des Kafue (etwa
500 Engl. Meilen) 1950, und wenn wir die Stromschnelle
Kansala zu 50 Fuss annehmen, 1900 Fuss übrig, also fast
4 Fuss auf 1 Engl. Meile. Der Fluss hat also keineswegs
nöthig, bergauf zu laufen, und kann sich vollständig den
physikalischen Gesetzen unterordnen. Was den Kafue be-
trifft, #0 äussert zwar Livingstone an einer Stelle (8. 566),
dass er an dem Punkte, wo er ihn überschritt, ziemlich
in gleicher Höhe mit Linyanti liege, dem widersprechen
aber seine Messuffgen auf das Bestimmteste. Er ermittelte
nicht die Höhe des Wasserspiegels des Kafue, sondern
die eines benachbarten Hügels (bei Semalembue's Dorf ge-
legen), und fand dessen Gipfel 4079, dessen Fuss 3288
Engl. F. über dem Meere. Wenn wir nun auch den Spie-
gel des Kufue in gleiche Höhe mit dem Fuss des Hügels
setzen wollen, obwohl er auch betrichtlich niedriger sein
kann, so liegt Linyanti immer noch 233 Fuss höher als
der Kafue. Sodann bleibt allerdings noch ein Gefülle von
1717 Fuss auf die Strecke von der Übergangsstelle bis
8 Engl. Meilen unterhalb des Zusammenflusses mit dem
Zambesi (etwa 60 Engl. Meilen} oder von 28 bis 29 Fuss
auf 1 Engl. Meile, was jeden Falls die Schiffbarkeit des
unteren Kafue unmöglich macht. Aber abgesehen davon,
dass Livingstone die Hüho des Kafue selbst bei der Furth
nicht angiebt, diese also möglicher Weise viel niedriger
liegen kann, als der Fuss des benachbarten Hügels,
spricht er auch keineswegs mit solcher Bestimmtheit von
der Schifibarkeit des Kafne, wie Cooley annimmt. Er
führt an, dass ihm Sekwebu die warme Quelle Nakalombo,
2), Tagereisen westlich von Semalembne’s Dorf, als einen
Lieblingsaufenthalt des Sebituane bezeichnet und gesagt
habe: „Wäre Sebituane noch am Leben, so würde er Sie
dorthin bringen, um mit ihm da zu leben. Sie würden
an dem Ufer des Flusses sein und mit Kähnen sogleich
zum Zambesi hinabfahren und die weissen Leute am Meere
besuchen” (8, 568), An derselben Stelle berichtet er aber
auch, dass die Furth über den Kafue unterhalb Semalembue's
Dorf wenigstens 250 Yarde breit, aber felsig und seicht
sei und dass der Fluss dicht bei dem Dorfe in eine enge
Schlucht trete, die er nach einem benachbarten Hügel
Bolengwe-Schlucht nennt; und an einer früheren Stelle
(8. 483) sagt er: „Wahrscheinlich kann man den Kafue
mit Kühnen hinabfahren, obwohl er viele Katarakten ent-
halten soll.”
Was, fragen wir endlich, sollte aus dem Liambye wer-
den, wenn er nicht in den Zambesi überginge? Cooley
macht sich die Beantwortung dieser Frage sehr leicht, er
nimmt an, der Fluss verliere sich bald unterhalb der Vic-
toria-Fälle im Sande. Er sagt (Athenneum, 13. Februar
1858): „Um die Möglichkeit eines solchen Endes zu be-
weisen, brauchen wir nur auf den Zuga hinzudeuten, den
Livingstone eben so wie den Liembye „einen herrlichen
Strom” nennt und der dennoch 300 Engl. Meilen vom
Ngami-Sce im Sande der Wüste verschwindet. Und was
namentlich hier von Wichtigkeit iet, die Gewässer des
Zuga und Nenmi sind durch Quer-Kanäle mit denen des
Liambye verbunden, das Schwinden (wasting) des Zuga
ist also zugleich das Schwinden des ganzen Systems. Der
Liambye ist zwar ein bedeutenderer Fluss als der Zuga, aber
er wird unzweifelhaft bei den Fällen abgedämmt, so dass nur
ein, vielleicht verhältnissmässig kleiner, Theil des Wassers
darüber hinaus geht. Das ganze System dieser Gewässer
des Innern ist offenbar aus sehr schlecht entwickelten
Flüssen zusammengesetzt, deren Wasser sich zum grösseren
Theil verliert. Wenn wir also den herrlichen Fluss, den
Zugn, 300 Engl. Meilen unterhalb des Ngami-See's in dem
Sande verschwinden sehen, warum sollten wir da die
Möglichkeit oder sogar Wahrscheinlichkeit leugnen, dass der
grössere, aber viel mehr aufgehaltene (impeded) Liambye in
ähnlicher Weise #300 Engl. Meilen unterhalb Sescheke
endet?” Zu einer solchen Argumentation hat sich Cooley
sicherlich nur durch das Bestreben verleiten lassen, seine
Ansicht von der Verschiedenheit des Liambye und Zam-
besi zur Geltung zu bringen; denn es kann ihm unmög-
lich entgangen sein, dass zwischen dem Zuga und Liambye
auch nicht die mindeste Analogie besteht. Jener ist ein
periodischer, nur während und einige Zeit nach der Regen-
zeit und am Rande der Wüste fliessender Strom, dessen
Zufluss, der Tamunakle, schon aufhört, Wasser zu führen,
ehe das Bett des Zuga bis zum See Kumadau vollständig
ausgefüllt ist. Der Liambye aber ist ein michtiger, das
ganze Jahr hindurch nnansgesetzt fliessender Strom, der
selbst zur Zeit des niedrigsten Wasserstandes bei den
Victorin-Fällen 400 Yards (1200 Engl. Fuss) breit und
3 Fuss tief ist, und der von einer grossen Anzahl bedeu-
tender und ebenfalls beständig fliessender Nebenflüsse
genährt wird. Von einer Abdämmung desselben bei der
Vietoria-Fällen giebt Livingstone, der einzige Bericht-
erstatter, nicht die geringste Andeutung, das Wasser stürzt
im Gegentheil mit grosser Schnelligkeit den Fällen zu
und verfolgt hier tobend und schäumend seinen Weg
durch eine feste Basaltspalte, wo es sicher keine Gelegen-
heit hat, sich im Sande zu verlieren. Ein Zusammenhang
des Systems des Zuga und Ngamji mit dem des Liambye
ist höchst problematisch und kann höchstens in der Weise
Statt finden, dass sich zur Zeit der Überschwemmungen
vorübergehende Verbindungen bilden oder dass der Em-
barrak einen oder einige Arme nach dem Liambye oder
Süd-Afrika im Jahre 1858.
Tschobe sendet; denn nühme er oder der Tso umgekehrt
aus dem Liambye oder Tschobe Zuflüsse auf, so müssten
sie nothwendig eben so das ganze Jahr hindurch Wasser
führen, wie der Liambye selbst. Die Behauptung, das Ver-
schwinden des Zuga im Sande habe zur nothwendigen
Folge das Versiegen des Liambye-Systems, ist demnach
durchnus nicht gerechtfertigt ').
Ist es also nicht wohl anzunehmen, dass der Liambye
im Innern des Landes versiegt, so dürfte es auch schwer
halten, für ihn einen anderen Ausweg zu finden, als den
Zambesi. Dass er nicht in den Limpopo übergeht, hat
Moffat's Reise bewiesen, und die Unwahrscheinlichkeit sei-
nes Zusammenhanges mit dem Sabia wurde schon oben ge-
zeigt, diese beiden sind aber die einzigen bekannten grös-
seren Flüsse, die südlich vom Zambesi in den Indischen
Ocean münden. Hält man diess mit den oben angeführten
Gründen für die Verbindung des Liambye mit dem Zam-
besi zusammen, so kommt man zu dem Schlusse, dass die
Annahme dieser Verbindung die einzige haltbare ist nach
Allem, was wir gegenwärtig über jene Gegenden wissen.
Die Erkundigungen, welche Livingstone über den Lauf
des Liambye oberhalb der Mündung des Lieba (wo er den
Namen Kabompo annimmt) eingezogen hat, sollen später
angeführt werden; jetzt wollen wir kurz zusammenfassen,
was sich auf die Frage seiner Schiffbarkeit bezieht. Von
der Mündung des Lieba, der bis zu einem Katarakt ober-
halb Nyamoana’s Dorf für Boote schiffbar ist, bis hinab zu
den Mosiostunya-Fällen giebt es viele lange Strecken, wo
ein Schiff wie die Themse-Dampfer, die zwischen den
Brücken hin-- und hergehen, eben #0 frei sich bewegen
könnte, wie jene auf der Themse, Er ist oft, selbst bei
der Mündung des Lieba, eben so breit als jener Fluss bei
London Bridge, aber ohne genaue Messung der Tiefe kann
man nicht sagen, welcher von beiden mehr Wasser ent-
hält. Dagegen stellen sich einer ununterbrochenen Schiff-
fahrt auf Hunderte von Meilen viele und ernste Hinder-
nisse entgegen. Etwa 10 Engl. Meilen unterhalb der
Einmündung des Loeti z, B. giebt es viele grosse Sand-
bänke in dem Strom; von da bis zum Simah hat man
etwa 100 Engl. Meilen, wo ein Themse-Dampfer zu allen
Jahreszeiten gehen könnte; die Strecke zwischen dem Simah
und Katima-molelo („ich löschte Feuer”), wo sich der Fluss
") Eben so wenig stichhaltig ist Cooley's Behauptung (Inner Africa
laid open, p. 137), dass, wenn der Liambye wirklich einen Ausfluss nach
der Seo hätte, das Innere nicht ein so unentwickeltes Flnsssystem mit
Sümpfen und Salzlachen zeigen könnte, sondern bald trocken gelegt
worden wäre. Unentwiekelt ist nber vorzugsweise das System des
Ngami und Zuga, die keinen Abfluss haben, nicht das des Liambye;
und dafür, das ein vollkommen entwickelter Fluss doch
Stümpfe und Lachen in seinem Gebiete dalden kann, lässt sich als
oklatantes Beispiel der La Plata mit den Sämpfen von Xarıyes at-
führen,
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Hoft V,
193
nach Osten wendet, hat aber wieder 5 bis 6 Stromschnel-
len und Katarakten. Bei hohem Wasser sind die Schnellen
nicht sichtbar, die Katarakten von Nambwe, Bombwe und
Kale, jeder 4 bis 6 Fuss hoch, müssen dagegen immer ge-
fährlich bleiben, und ein noch ernstlicheres Hinderniss
sind die 30 Fuss hohen Fülle von Gonye, wo die Kühne
über eine Engl. Meile weit zu Lande weiter. getragen
werden müssen. Zwischen diesen Stromschnellen und
Katarakten sind Strecken tiefen, ruhigen Wassers von
mehreren Meilen Länge. Jenseits Katima-molelo bis zur
Mündung des Tschobe hat man wieder fast 100 Engl.
Meilen eines in derselben Weise wie im Barotse- Thal
schiffbaren Flusses. Der Strom ist hier in der That präch-
tig, oft über eine Engl. Meile breit und mit vielen Inseln
von 3 bis 5 Engl. Meilen Länge geschmückt; nur bei Se-
scheke finden sich viele Sandbänke in dem Flusse, wo-
nach die Stadt auch ihren Namen („Weisse Sandbänke”)
erhalten hat. Den Tschobe befuhr Livingstone von Linyanti
bis zur Mündung mit Booten. Bei dem ersteren Orte ver-
zweigt”er sich in eine grössere Anzahl Arme, nachdem
sich diese wieder vereinigt haben, ist er aber ein breiter
und tiefer Strom. Unterhalb der Zabesa oder Zabensa
genannten Stelle, wo er sich in einen kleinen Sce aus-
breitet, behält er immer eine Breite von 100 bis 120
Yards und trocknet nie so ein, dass man ihn durchwaten
könnte. Der Punkt, wo beide Flüsse zusammenkommen,
lässt sich schwer bestimmen, da der Tschobe wie der
Liambye sich hier in mehrere Arme theilen, Etwa 10
Engl. Meilen unterhalb Sescheke, bei der Insel Nampene,
beginnen die Stromschnellen, welche sich bis zu den Vic-
toria-Füllen fortsetzen. Die Strümung des Liambye be-
trügt im Allgemeinen 3%, Engl. Meilen auf die Stunde,
eine sehr geringe Schnelligkeit im Vergleich zu dem be-
deutenden Falle desselben, was sich aber aus den Strom-
schnellen und Katarakten erklärt. Von der unbekannten
Strecke zwischen diesen Fällen und der Mündung des
Kafue wissen wir nur, dass der Fluss sich noch 30 bis
40 Engl. Meilen jenseits der Fülle durch eine enge, tiefe
Spalte fortwindet, dass er von Sinamane’s Gebiet bis zu
den Stromschnellen Kansala einen ruhigen Verlauf hat
und dass diese letzteren ein ernstliches Hinderniss für die
Schifffahrt sein sollen.
Nach der Vereinigung mit dem Kafue, der bei Sema-
lembue’'s Dorf über 200 Yards breit ist, wird der Strom
viel breiter, als er oberhalb der Vietoria-Fälle war, so
dass die Reisenden vergebens versuchten, ihre Stimme bis
an das andere Ufer ertönen zu lassen. Er enthält hier
viele Inseln und die Strömung ist reissender, als bei Se-
scheke, oft 4", Engl. Meilen in der Stunde. Bei Zumbo
wird er von dem an der Mündung über Y, Engl. ‚Meile
25
194 Sud-Afrika im Jahre 1858.
breiten Loangwa verstärkt. An der Übergangsstelle unter-
halb Mpende’s Dorf war er von Ufer zu Ufer 1200, das
tiefe Wasser 700 bis 800 Yards breit, die Schnelligkeit
der Strömung betrug hier 3°, Engl. Meilen in der Stunde,
Etwa 60 Engl. Meilen oberhalb Tete kommt man wieder
zu einer Stromschnelle, der ersten seit Kansala, Living-
stone war genöthigt gewesen, schon weiter oben, dem
Pinkwe-Hügel gegenüber, vom Zambesi abzubiegen, weil
die durch den Regen gefüllten kleinen Nebenflüsse nur
näher an ihren Quellen zu überschreiten waren und weil
er mehrere Häuptlinge vermeiden wollte, die den Durch-
reisenden schweren Tribut abfordern; er sah desshalb diese
Stromschnelle nicht und erfuhr ihre Existenz erst in Tete.
Sie befindet sich in dem Distrikte Tschicova, trägt den
Namen Kebralasa und wird als eine Anzahl Felsen beschrie-
ben, die quer über den Strom laufen. Diese Felsen sind
wahrscheinlich die Fortsetzung der Basaltgünge, die Living-
stone südlich davon antruf. Bei Tete beträgt die Breite
des Zambesi etwas über 1000 Yards, Die Lupata-Schlucht
ist gewunden und 200 bis 300 Yards breit. Der Fluss
soll hier überall sehr tief sein. Livingstone schien es,
als könnte ein Dampfer in vollem Laufe hindurchfahren.
Unterhalb der Schlucht breitet sich der Fluss über zwei
Engl. Meilen aus, ist jedoch voller Inseln, die meist mit
Rohr bedeckt sind. Nach den Aussagen der Portugiesen
bleibt auch beim niedrigen Wasserstand immer ein Kanal
tiefen Wassers, und obwohl dieser sehr gewunden und
veränderlich sein soll, so glanbt. Livingstone doch, dass
ein kleiner, flach gebauter Dampfer das ganze Jahr hin-
durch bis Tete hinauffahren könne. Ende April, als er
selbst von Tete hinabfuhr, hätte auch ein grosser Dam-
pfer ohne Hinderniss gehen künnen ').
Über das Delta des Zambesi und seine Verbindung mit
dem Quilimane-Fluss haben wir nur Einiges zu dem hin-
zuzufügen, was schon bei einer anderen Gelegenheit in den
„Geogr. Mittheilungen” gesagt wurde®). Der verstorbene
Kapitän Hyde Parker, der den Luabo bis Mazaro hinauf-
ging, beschreibt die zwei Engl. Meilen breite Mündung
dieses Hauptarmes des Zambesi als von zwei Barren ver-
schlossen, die nur eine enge Passage zwischen sich lassen.
Quer über diese Passage entsteht bei Ebbe eine Brandung
und ein grosser Theil der Bänke ist dann unbedeckt, an
manchen Stellen ragen sie 7 bis 8 Fuss über den Waaser-
spiegel empor. Auf den Bänken sieht man zu allen Zei-
ten Brandung, aber bei Flutb und schönem Wetter kann
!) Nach Kapitün Th. Boteler (Narratire of a Voyage of Discovery
to Afries and Arubis, Lomdon 1335) ist die Fahrt von Senna bis Tete
wegen der beständig atarken Strömung immer schwierig und erfordert
wenigstens 6 Wochen.
9) 8. Geogr. Mitth. 1857, 88. 107 und 108.
sie ein Boot in der Nähe der Östspitze kreuzen. Bei
Springfluth steigt das Wasser an der Mündung 20 Fuss,
»0 dass zu dieser Zeit jedes Schiff einfahren kann'). Ebbe
und Fiuth wird bis 25 oder 30 Engl. Meilen aufwärts
wahrgenommen; : jenseits dieses Punktes läuft der Strom
in der trocknen Jahreszeit 1", bis 2", Engl. Meilen in
der Stunde, aber in der Regenzeit viel schneller. Der
Mutu, d. i. der Kommnnikstions-Kanal zwischen dem Zam-
besi und Quilimane-Fiuss, war im Oktober ganz ausge-
trocknet, 30 bis 40 Yards breit, mit Bäumen und Gras
überwachsen und wenigstens 16 bis 17 Fuss über dem
Nivesu des Zambesi gelegen). In der Regenzeit muss
das Steigen des Finusses nach den Marken, die Kapitän
Parker sah, fast 30 Fuss betragen und sein Wasserrolumen
enorm sein. Die Fahrt bis zum Mutu dauerte 7 Tage,
obwohl sie in 4 Tagen zurückgelegt werden könnte; die
Rückfahrt bis zur Barre führte Parker in 2', Tagen aus.
Die Wasserscheide des Zambesi ist bis jetzt nur an
zwei Punkten genauer bekannt, gegen den Limpopo hin
durch Moffat (siehe oben) und gegen den Kasni hin durch
Livingstone. Die letztere wird von der Hochebene in der
Gegend des Dilolo-See's gebildet, und zwar soll hier das
eigenthümliche, obwohl auch in anderen Ländern bisweilen
vorkommende, Verhältnis obwalten, dass der See einen
Theil seines Wassers durch den Zambesi nach dem Indi-
schen und einen anderen Theil durch den Kassi nach dem
Atlantischen Ocean entsendet. Nachdem Livingstone auf
der Rückreise von Angola die Ebenen zwischen dem Kasai
und Dilolo-See überschritten hatte, kreuzte er den Lotem-
bwa, nordwestlich vom Dilolo.. Der Fluss war hier etwa
1 Engl. Meile breit (im Juni} und 3 Fuss tief, voll von
Lotus, Papyrus, Arum, Schilf und anderen Wasserpflanzen.
„Ich beobachtete”, erzählt der Reisende, „nicht die Rich-
tung des Laufes beim Übersetzen, sondern da ich früher
den Lotembwa auf der anderen Seite des Dilolo-See's nach
") Lieot, A. H. Hoskins, welcher zu derselben Zeit wie Parker die
Mündungen des Zambesi besuchte, theilte Liringstene mit, des der
Fluss fünf Hauptmündungen zu haben scheine, von denen der Luabe der
süllichate und für die Schifffahrt geeignetste sei, Zwischen diesem
und dem Quilimane-Fiuss lügen der Cumana und zwei undere, Die
Springiluth auf der Barre des Luabo steige 22 Fuss, und da in der
Passage bei der niedrigsten Ebhe nie weniger als 4 Fuss Wasser seien,
so wäre der Eingang im Durchschnitt von genlgender Tiefe für Has-
delsswecke. — Die Schaluppe „Greeian”, welche dieso Küste im Jahre
1852,53 besuchte, bestimmte div Position der Mündung des Lusbo zu
18° 51’ 8. Br. und 36° 1%° Östl. Lv. Gr. Auch fand ale noch zwei
grössere Mündusgen Namens Majudo (18° 52° 8. Br, und 36° 13°
Östl. L.) und Catrina (18° 50° 8. Br. und 36° 24° Östl. L.).
2%) Selbst im Mai bei hohem Wasserstande, als «ich der Zumbesi
zum Theil durch den Mute orgoss, war dieser so selcht, dass Living-
stone dio von Tete mitgebrachten Kähne zurlcklassen und etwa 15
Engl. Meilen über Land gehen musste, bis zur Einmündung des Pangazi,
der von Norden kommt und dessen Wasser den Kanal schifhar macht.
Ein anderer Fluss, der Luare, füllt ibn noch mehr an und zuletzt
kommt noch der Likuare hinen, so dass diese drei zusammen mit der
Fiuth den Quilimano-Fluss bilden.
Süd-Afrika im Jahre 1858.
Süden hatte fliessen schen, vermuthete ich, dass diess eine
einfache Verlängerung desselben Flusses über den Dilolo
hinaus sei und dass er in dem grossen Sumpflande ent-
springe, welches wir auf unserem Wege nach Nordwesten
nicht geschen hatten. AlsYwir aber zu dem südlichen
Lotembwa kamen, erfuhren wir von Schakatwala, dass der
von uns überschrittene Fluss in entgegengesetizter Rich-
tung fliese, nieht in den Dilolo, sondern in den Kasai,
Die Erscheinung eines Flusses, der nach zwei entgegen-
gesetzten Richtungen fliesst, kam selbst seinem Geiste son-
derbar vor, und obgleich ich die Strömung nicht beob-
achtete, einfach weil ich es für ausgemacht hielt, dass er
dem See zufliesse, so zweifle ich doch nicht, dass seine
Aussage, die auch von Anderen bestätigt wurde, korrekt
ist und dass der Dilolo wirklich die Wasserscheide zwi-
schen den Flusssystemen bildet, die nach Osten und Westen
fliessen. Ich würde zurückgekehrt sein, um diesen höchst
interessanten Punkt sorgfültiger zu untersuchen, aber ich
war von Krankheit befallen und hatte ausserdem keinen
Grund, Zweifel in das Zeugniss der Eingebornen zu
setzen; die Entfernung zwischen dem Dilolo und den
Thälern, welche nach dem Kasai führen, beträgt nur 15
Engl. Meilen und die zwischenliegende Ebene ist voll-
kommen flach, Ich befand mich demnach auf der Wasser-
scheide oder dem höchsten Punkte dieser beiden grossen
Systeme und doch nicht höher als 4000 Fuss über der
Meeresfläche, also 1000 Fuss niedriger, als der Gipfel des
westlichen Höhenzugs, den wir bereits überschritten hatten.
Statt hoher Schneeberge hatten wir hier ausgedehnte Ebenen,
über die man einen Monat lang reisen kann, olme etwas
Hüheres als einen Ameisenhügel oder einen Baum zu schen.”
Die meisten Nebenflüsse des Zambesi scheinen das
ganze Jahr hindurch Wasser zu führen, denn auch bei
den kleineren, wie dem Lefuje („der Schnelle”), dem Lo-
kalueje, Nuana Kalueje („Kind des Kalueje”), Mona Kalueje
(„Bruder des Kalueje”), Tschifumadze n. a., deuteten die
auf ihnen liegenden Kähne darauf hin. Dagegen sind alle
von dem Höhenzug zwischen dem Liambye und Kafue
herabkommenden Flüsse mit einziger Ausnahme des Ka-
lomo periodische, eben so wie eine Anzahl kleiner Flüsse,
die Livingstone südlich von der Stromschnelle Kebrabasa
überschritt, der Nake, Kapopo, Ue, Due u. s. w.
Im Vergleich zu dem Zambesi ist über die anderen
grösseren Stromsysteme Süd-Afrika’s in neuester Zeit nur
sehr wenig neues Thatsächliches bekannt geworden. Die
überaus schätzbaren Arbeiten der Missionäre in Zanzibar
beruhen grössten Theils auf Zeugnissen der Eingebornen,
ihre eigenen Beobachtungen erstrecken sich kaum einige
Längengrade in das Innere. Major Gamitto's Tagebuch
seiner in den Juhren 1831 und 1832 unter Major Mon-
195
teiro ausgeführten Reise von Tete zum Musta Cazembe N)
giebt leider nur sehr verwirrte und widersprechende An-
deutungen über den einzigen dabei berührten grüsseren
Strom, den Lueia. Die Forschungen Wahlberg’s im Ge-
biete des Limpopo und Embarrah, den er bis Libebe (nach
ihm in 17° 40° S,. Br.) hinaufging, werden vielleicht für
immer der Wissenschaft verloren sein. Vom mittleren und
oberen Lauf des Cunene ®} haben wir noch immer keine
bestimmteren Nachrichten, aber man kann solche mit
Sicherheit in nächster Zeit erwarten, da Ladislaus Magyar
im Begriff steht, ein Werk über seine ausgedehnten Reisen
zu veröffentlichen”). Über das grosse System des Congo
haben zwar die vortrefflichen Arbeiten Cooley’s viel Licht
verbreitet, bekannt ist aber ausser dem untersten Theile
des Laufes nur eine Reihe Quellflüsse, die Livingstone
überschritt !). Der Kasai, Kasye oder Loke ist an den
Stellen, wo er ihn sah, ein sehr schöner Fluss, ähnlich
!) Das Tagebuch erschien in Portugiesischer Sprache zu Lissaben
im Jahre 1854. Unter dem Titel „Der Munta Cazembe und die Völ-
kerstäsıme der Mararis, Cheras, Muizas, Muemibes, Lundas und] andere
von Büd-Afrika’ hat Prof. W. Peters einen ausführlichen Auszug dar-
aus geliefert in der „Zeitschrift für Allgem. Erdkunde”, Bd. f, 1856,
begleitot ron einer Reduktion der Originalkarte und einer Nebenkarte,
auf der sich Dr. H. Kiepert bemäht hat, die Route der ltäückreise vom
Cozembe nach Tete festzustellen.
”) Von einer Portugiesischen Expedition, welche im Jahre 1884
von Mossamedes aus die Mündung des Cunene besuchte und diesen
Finss eine kurse Streeke aufwärts rorfolgte, ist uns ein Bericht von
Fernando da Costse Leal zugegungen, der in einem der nächsten Hefte
der „Geogr. Mittheilsngen” publicirt werden wird. Das wichtigste
Resultat war, dass die Mündung durch eine Sundbarre vollständig ver-
schlossen wird und Jass der Flus« bis #1 Meilen aufwärts (so weit
drang die Expedition vor) eng, gewumden, voll Wasserfälle und daher
unsekiffbar ist. Die im Berichte enthaltenen Angaben wurden auf
Tafel 7 benutzt.
”) Die Expedition der Missionüre Hahn und Rath, die Ende Mai
1357 von Otjimbingue im Damarı-Land aufbrachen, um nach Libele
und dem Cunene zu gehen, ist leider den neuesten Nachrichten zu
Folge gescheitert. Sie sahen sich genöthigt, den Weg über Nangnro's
Residenz in Andongo zu nehmen und hutten hier dasselbo Schickenl
wie Gnlton und Andersson: der Häuptling verweigerte ihnen die Wei-
terreise. Am 30. Juli begaben sie sich daher auf den Rückweg, wur-
deu aber von den Övampos hinterlistig angegriffen und entkamen nach
einem fürmlichen Gefechto nur mit genauer Noth, (Sonth African
Commercial Adrertiser, 4, März 1858.)
% Über die Widersprüche, welche die früheren Karten Livingstone's
in Bexug auf den Lauf des Tschikonde, Tachikapa, Tsehihombo n. «. w.
enthielten (s- fioogr. Mitth. 1856, Tafel 17), spricht er sich in seinem
Werke folgendermaassen aus: „Da wir jotst (auf dem Wege nach Un-
bango) diese Flüsse beträchtlich weiter unten überschritten und viel
weiter nach Osten uns fanden, als da wir sio zuerst krouzten, so kann
kein Zweifel sein, dass sie denselben Lauf nehmen wie die anderen,
nämlich in den Kasai, und dass ich im Irrthum war, wenn ich sagte,
dass einige von ihnen nach Westen fliessen. In der That wurde es
mir erst um diese Zeit klar, dass alle westlichen Zuflüsse des Kasai,
mit Ausnahme des (Qmango, zuerst von Westen nach dem Centrum
des Landes liessen und dann sich allmälig mit dem Kasai selbst nach
Norden wenden, und dass nıch dem Zusammenfluss des Kassi und
Quango eine ungeheure Wassermasse, ans allen diesen Armen grsam-
melt, ihren Weg aus dem Lande mittelst des Flunses Congo oder Zaire
an der Westküste findet.” — Wie neueste Nachrichten melden, ist der
schr befähigte Amerikanische Boisende Dr. Chaille in Gabun ron Kap
Lopez aus nach dem Quellgebiet des Zaire oler Congo aufgebrochen;
weitere Nachrichten sind jedoch nicht singelnufen.
25*
1%
dem Clyde in Schottland, und 100 Yards breit. Der Ufer-
rand ist etwa 500 Yards hoch und schön bewaldet; der
Fluss windet sich langsam von einer Seite zur anderen
in dem schönen grünen Thal, eingefasst von üppigen Wie-
sen, die mit Waldvegetation abwechseln. Der Tschikapa
war in der Regenzeit 40 bis 50 Yards breit und be-
trächtlich tief, wogegen er den grössten Theil des Jahres
hindurch so seicht sein soll, dass man ihn durchwaten
kann. Eine halbe Engl. Meile unterhalb der Furth (10°
22’ 8. Br.) stürzte er mit grossem Geräusch über einen
Felsenkatarakt. Der Quango ist östlich von Üassange
150 Yards breit und sehr tief, sein Wasser war schmutzig,
was Livingstone bei keinem Flusse in Londa oder dem
Makololo-Lande gesehen Iatte; zwei kleine Nebenflüsse
desselben, der Lui und Luare, enthalten sulzigea Wasser.
Was endlich den Coanza betrifft, so haben wir durch
Cooley’s Besrhbeitung von Graga’s Reise) manche wichtige
Anhaltspunkte erhalten, und es steht zu erwarten, dass
auch Ladislaus Magyar über ihn schätzenswerthe Auf-
schlüsse geben wird. Livingstone hat nur seinen unteren
Lauf zum Theil festgestellt. Er hat bei Massangıno eine
Breite von etwa 150 Yards; grosse Kähne können ihn
von det Barre an seiner Mündung bis Cambambe, 30 Engl.
Meilen oberhalb Massangano, befahren und täglich pussiren
10 bis 12 solcher Kähne, mit Landesprodukten beladen,
Massangano. Ein kleiner Dampfer würde mit Leichtigkeit
auf dem Flusse gehen können, aber die Barre verschliesst
seinen Eingang. Ein schöner Wasserfall bei Cambambe
verhindert die Schifffahrt weiter hinauf. Sein Nebenfluss
Lucalla ist etwa 85 Yards breit und für Kähne von der
Mündung bis 6 Engl. Meilen oberhalb der Einmündung
des Luinha schiffbar.
Da es hier darauf ankam, das Thatsächliche zusammen- j
zustellen, so übergehen wir die auf den Aussagen der Ein-
gebornen oder subjektiven Ansichten beruhenden Angaben
über den Verlauf und die Beschaffenheit solcher Flüsse,
die nicht von Europüern untersucht wurden, indem wir
uns vorbehalten, in dem letzten Abschnitt, welcher die
von Livingstone eingezogenen Erkundigungen enthalten
wird, darauf zurückzukommen.
I. KLIMATOLOGIE,
Sowohl zur Erklärung des oben erwähnten periodischen
Steigens’und Fallens der Flüsse Süd-Afrika’s, als auch um
eine Grundlage für die nachfolgende Darstellung der geo-
graphischen Verbreitung der Pflanzen und Thiere daselbat
zu gewinnen, ist es nöthig, hier zunächst dasjenige zu be-
rühren, was man gegenwärtig von den metcorologischen
und klimatologischen Erscheinungen Süd-Afrikn's weiss.
1) 8. Geogr. Mitth. 1856, 88. 307—320 und Tafel 17.
Süd-Afrika im Jahre 1858.
Vollständige, wenn auch nur ein Jahr umfassende,
Reihen meteorologischer Beobachtungen sind nur von sehr
wenigen Punkten Süd -Afrika’s bekannt. Nach Maclear,
dem Astronomen der Kapstadt, werden in der Kap-Kolonie
solche nur auf seinem Observatorium und zu Graham’s
Town angestellt, letztere sind aber noch nicht veröffent-
licht. Dove hat in seinen Tempersturiafeln (Berlin 1848)
zwar von sieben Orten der Kap-Kolonie Reihen von Ther-
mometer - Beobachtungen zusammengebracht, doch liegen
diese Orte simmtlich südlich vom 32. Breitengrad und
die Beobachtungen scheinen wenig zuverlässig zu sein, da
die aus der Kapstadt erhaltenen von den sorgfältigen
14jährigen Beobachtungen Maclear’s') bedeutend abweichen.
Er giebt z. B. als mittlere Jahrestemperatur für die Kap-
stadt 15,32 und 15,72 R., Muclear dagegen 18,2°R. Aus
dem ganzen weiten Gebiete zwischen Graf Beynet und
dem Äqustor konnte Dove für keinen einzigen Punkt
irgend vollständige Temperatur - Beobachtungen erhalten.
Auch bis jetzt sind dergleichen nur noch von D’Urban in
Natal bekannt geworden. Es ist zwar anzunehmen, dass
in den Portugiesischen Besitzungen, namentlich zu Loanda,
Tete und Quilimane, so wie in Zungibar wenigstens in
einzelnen Jahren regelmässige meteorologische Beobachtun-
gen angestellt worden sind, es ist aber unseres Wissens
nichts. davon zur Öffentlichkeit gelangt. Eine sorgfältige
Durchsicht vieler älterer und fast sämmtlicher neuerer
Reisewerke, der Schriften der Geographischen Gesellschaf-
ten und anderer geographischer Journale, der Missions-
Berichte und kompilatorischen Werke hat nichts ergeben,
als ganz vereinzelte Angaben, die sich noch dazu meistens
auf ungewöhnliche und auffüllige Phänomene beziehen und
keinen Schluss auf die gewöhnliche Beschaffenheit- der
Atmosphäre erlauben. An einer einigermasssen zureichen-
den Grundlage zur Bearbeitung der Klimatologie Kiid-
Afrika's fehlt es daher noch gänzlich und es könnten sich
namentlich die Missionäre und Kolonial-Beamten, die sich
Jahre lang an demselben Orte aufhalten, mit geringer
Mühe ein hohes Verdienst um die Meteorologie erwerben,
wenn sie regelmässige Beobachtungen anstellen und ver-
öffentlichen wollten. -
Die Temperatur-Beobachtungen von Maclear in der
Kapstadt (1842—1855) und die von Eeroyd in D’Urban?)
(1851) ergaben folgende Mittelwerthe:
| Össtl. | Dez, ! März, | Juni, Sept. |
|&:Be| Lv | Jan, | April | Juik Okt. | Jahr.
ür, | Febr Mal, : August. ! Nor. |
Kapstadt | 83086°) 16028" 16,90 R-! 13,45 R. 10,4 B. Bag R. Ida R.
D’lrban 29 AT] 30 45 db Bye ME Ida
1) 8, Geogr. Mitth. 1858, Hoft L, 8. 42.
?) Mitgetheilt ia William C. Holden’s Historg of the Calony of
Natel. London 1855, p. 32,
Sud-Afrika im Jahre 1858, 197
Die von Dove für andere sechs Orte der Kup-Kolonie
ermittelten Werthe sind wahrscheinlich zu hoch, doch
fügen wir sie der Vollständigkeit wegen bei.
März, ‘Juni, Sept...
April, Jult, |Okt., | Jahr,
al. ı Aug. | Nor, :
ee Ortl. fine üb, 'Der.,
L. v. |&, Meere, Jan,,
5. Br. |
Or. !' e.» |Febr.
n Rn. k =.
Hottentot Holland I540 18050‘ 3500 EHRE, LAT LURTEE TR
Swellendam la 012020) 475 172 /1h ie] 1Arro
Stellenbosch 33 50 118 40 | 275 19a 1d,a0'Llyantidyani Lö,ge
Vltenhapue 3345125 20| — H6yg 14,7 10,055 = 118,18
Zwartland las EL B U. Ze BEE a 5 JRPZ DUB I KERZE E WIE LE
Graf Reynet \38 11126 ©) 1100 [194413501 10,0 12a: ]1Brar
Von Zanzibar haben wir nur für einzelne Perioden des
Jahres vollständige Reihen von Temperatur-Beobachtungen,
die Kapitän M. Guillain daselbst angestellt hat”), Es sind
folgende:
n . bin 35,
| #. bis 1 Oktober 1417. | 21. Aprli bis 8, Mai 1848. |Kev. Ar
jab Murg. Nieingn. üh Abe; mern. 08 More: | Mitain. ‚0h gm en [?® Marge.
Mittel | 206 | 220 | E45 | Bin | Bra | Bdrsa | 2Brn0 | 2Bon | 2a
Maxim. 22 |22,, |23, 122, i24 |24 |236 |23, | 295
Minim.|20 [21% [21 |20 1214 Bin | 21: | 200 | 22
Die von Livingstone aufgezeichneten Thermometer-
stände sind zwar nicht zahlreich und regelmässig genug,
um Mittelwerthe daraus abzuleiten, denn er hielt sich
meist nur kurze Zeit an einem Orte auf, sie geben aber
“ doch, in Verbindung mit den vereinzelten Angaben ande-
rer Reisender, wie Galton, Andersson, Moffat, und der
Rheinischen Missionäre, Anhaltspunkte, um sich über die
"Temperatar-Verhältnisse des Innern von Süd-Afrika eine
annähernd richtige Vorstellung zu bilden. Wir wollen sie
desshalb sämmtlich hier aufführen, indem wir sie nach
den Jahreszeiten und der geographischen Lage ordnen und '
die Fahrenheit'achen auf Reaumer'sche Grade redueiren.
Frühling (September, Oktober, November). — Zu Kolobeng
(24° 40° 8. Br.) steigt bei Eintritt des Frühlings die
Temperatur während des Tages durchschnittlich über 28,449,
sinkt aber bei eintretendem Regen sofort. Zu Ötjim-
bingue oder Richterfeldt am Swakop (22° 20’ S. Br.) be-
obachtete Galton am 26. September 3 Uhr Nachmittags 28",
Andersson gegen Ende November Mittags 34,67%. Zu
Babampeng bei Moselekatse’s Stadt (20° S. Br.) fand Moffat
am 23. September während des Tages 27,36", Abends 23,119.
Zu Linyanti (18° 17’ 20” 8. Br.) zeigte das 'Thermo-
meter während des Oktober im Schatten den Tag über
30,670, wenn es nicht vor dem Ostwinde geschützt war
sogar 34,670, bei Sonnenuntergang 25,53°%, 10 Uhr Abends
21,33° und sank dann allmälig bis Sonnenaufgang, wo es
1) Die mittlere Jahrestemperatur in der Kapstadt übertrifft danach
die von Nenpel (1%,35° und 12,56” Dove) in 40° 52’ N. Br. und kommt
der von Palermo (13,44° und 13,51° Dore) in 38° 7’ N. Hr. ziemlich
onbe. Die von D’Urban ist nur wenig höher als die von Gibraltar
(15,75° Dore) in 36° 7’ N. Br.
?) Capitaine M, Gulllain: Documents sur Ihistoire, la geographie
et ie commerce de l'Afrique Orientale, Tome Il, p. 78,
auf 16,89° stand. Sonnenaufgang ist auch in dieser Ge-
gend gewöhnlich die Zeit der niedrigsten Temperatur in
je 24 Stunden. Am 22. Oktober stand das Thermometer
am Tage in der Sonne auf 47,11°, im Schatten auf 383,780,
bei Sonnenuntergang auf 28,44°, wenige Tage darauf traten
die ersten anhaltenden Regen ein. Zu Namilanga (17°
35° 8, Br.), auf dem östlichen Höhenzug über 4000 Fuss
hoch gelegen, am 26. November den Tag über 32°, nach
Sonnenuntergang 27,560. In dem Gebiete nördlich von
Kaonka, gegen 5000 Fuss hoch (27° 20’ 8, Br.), am
28. November 6 Uhr Morgens 16,59°, Mittags 25,73°, Abends
23,119. Zu Naliele (15° 24° 17° $, Br.) zeigte das Ther-
mometer Mitte November im Innern einer kühlen Hütte
am Tage zwar nur 23,110, in der freien Luft stieg es aber
sofort überall über 25,780.
Sommer (Dezember, Januar, Februar). — In Klein-
Namaqua-Land beobachten die Rheinischen Missionäre im
Sommer bei Ostwind bisweilen 32,80° 3 Uhr Nachmittags;
in Bersaba in Oross-Namaqua (26° 8, Br.) ist die Tem-
peratur nach Hugo Hahn im Januar und Februar Mittags
sogur gewöhnlich 30,679 bis 34,67%. Zu Ntschokotsea (21°
24° 8. Br.) im Februar beobschtete Livingstone am Tage
im kühlsten Schatten 28,44, die Wärme des Bodens, zwei
Zoll unter der Oberfläche, betrug 42,87%. Nach einer
solchen Hitze folgte zu Kolobeng immer Regen, zu Kuru-
man kann man schon bei 23,11° Regen erwarten, aber
weiter im Norden steigt das Thermometer auf 30,67%, che
Regen erfolgt. An dem Abhang des östlichen Höhenzugs
nach dem Kafue hin (16° 8. Br.) wiirde die Temperatur
gegen Mitte Dezember durch die #iglichen Regengüsse
beträchtlich erniedrigt; manchmal zeigte das Thermometer
bei Sonnenaufgang mar 16° und bei Sonnenuntergang
18,87”, im Allgemeinen aber stand es bei Sonnenaufgang
auf 17,78% bis 18,67°, Mittags anf 25,780 bis 28,44° und
bei Sonnenuntergang auf 21,330 bis 23,11%, In den Hügel-
ketten, welche das linke Ufer des Zambesi unterhalb der
Mündung des Kafue begleiten (15° 50’ 8. Br.), beobach-
tete Livingstone im Dezember bei Sonnenaufgang 22,22°
bis 24°, Mittags im kühlsten Schatten 28,44% bis 29,33,
bei Sonnenuntergang 24°, obwohl es regnete. Diess war
verschieden von Allem, was er im Innern erfahren hatte,
denn dort erniedrigen die Regen die Temperatur immer
auf 17,78° oder sogar 16°. Gegenüber der Insel Schibanga
am Zambesi (15° 40° 8. Br.) fiel die Temperatur am
16. Januar auch des Nachts nicht unter 21,33%, bei Son-
nenuntergang betrug sie noch 26,22%. An diesem Theil
des Zambesi war im Januar der niedrigste Stand des Ther-
morneters 19,11? bei Sonnenaufgang, durchschnittlich zeigte
er um diese Zeit 20,89°%, um 3 Uhr Nachmittags 25,78”,
bei Sonnenuntergang 22,23°. Seit dem Beginn des Februar
193
sank die Temperatur daselbst merklich, im Durchschnitt
stand das Thermometer auf 24,89%, nur einmal stieg es auf
27,56%, worauf ein Gewitter erfolgte, in der Nacht fiel es
auf 16,89%. Nach heftigen Regenschauern sank es bis-
weilen innerhalb einer Stunde um 6°, Während der zwei-
ten Hälfte des Januar zeigte das Thermometer in Schinte's
Stadt am Lieba (12° 37’ 35" S. Br.) bei hellem Himmel
selbst Morgens und Abends im Schatten 22,22°, aber so-
bald die Sonne nicht schien, fiel es bis auf 17,78% Zu
Katema’s Stadt südlich vom Dilolo-See (11° 35’ 49”) am
19. Februar im Schatten 25,78%, obwohl das Zelt auf alle
mögliche Weise kühl zu machen gesucht wurde. Zu
Pungo Andongo in Angola (9° 42’ 14” 8. Br.) stand das
Thermometer in den Monaten November und Dezember
Morgens 7 Uhr meist auf 15,56%, Mittags 18,67°, Abends
17,760. In dem bedeutend tiefer gelegenen Thal des
Coanza unter Pungo Andongo war die Temperatur durch-
schnittlich um 3,110 höher. _Zu Cnssange (9° 37’ 30” 8. Br.)
Mitte Januar am Tage meist 27,56° bis 28,39% im kühlsten
Schatten; am Quango selbst 28,44 bis 29,330 im Schatten.
Herbst (März, April, Mai). — Bei Unku, nördlich von
der Salzlache Ntwetwe (20° 8. Br.), stand das Thermo-
meter Anfang März zwischen 1 und 3 Uhr Nachmittags
meist auf 28,44%, aber des Nachts sank es auf 14,67%. An
der Oberfläche des Bodens in der Sonne zeigte cs 41,330
und 3 Zoll unter derselben 47,11%, Man konnte die Hand
nieht auf den Boden halten und selbst die hornigen Fuss-
sohlen der Eingebornen mussten durch Ledersandalen ge-
schützt werden. Ds Wasser in den Teichen stand auf
30,87, aber in der Tiefe konnte man angenehm kühles
Wasser schöpfen. Zu Tete (16° 9° 3” 8, Br.) Anfang
April Morgens um 9 Uhr 23,110, Mittags 25,78%, Abends
9 Uhr 24,44%, bei Sonnenaufgang 21,78%. Mitte März war
die Temperatur im Allgemeinen um 1,78° höher. Zu Ca-
bango (9° 30° 8, Br.) Mitte Mai Morgens & Uhr 11,56
bis 12,44%, bisweilen an geschützten Stellen 14,22°, die
Kälte war empfindlich; Mittags bis 21,350, Abends unge-
füihr 20,44%. Zu Golungo Alto in der zweiten Hälfte des
Mai 21,330 am Tage, 19,560 des Nachte. Zu Tala Mun-
gongo war es gegen Ende April empfindlich kalt.
Winter (Juni, Juli, August). — Am Lieba (14° 8. Br.)
betrug die Temperatur des Wassers im Juni am Morgen
6,870, die der Luft 8°, aber am Tage brannte die Sonne
sehr heiss und das Thermometer zeigte dann im kühlsten
Schatten 24,89% bis 25,78%, am Abend 19,560 bis 20,44°.
In Schinte's Stadt (12° 37’ 35” 8. Br.) in demselben
Monat früh am Morgen 4,44° bis 8,#9°, Mittags 27,56° bis
28,44°, Abends etwa 16,89%. Im Gross-Nammjua-Land zeigt
sich nach den Berichten der Rheinischen Missionäre im
Mai, Juni und Juli auf dem Hochland oft 1 Zoll dickes
Süd-Afrika im Jahre 1858.
Eis am Morgen. Auf seiner Reise von Ondonga (18° 8.
Br.) bis Neu-Barmen (22° 8. Br.) fund Galton im Juni
und Juli fast jeden Morgen Eis. „Das ganze Innere von
Süd-Afrika”, sagt Livingstone, „hat einen deutlichen Win-
ter, dessen Kälte je nach der geographischen Breite von
verschiedener Intensität ist. In den Centraltheilen der
Kap-Kolonie ist sie oft heftig und der Boden mit Schnee
bedeckt. Zu Kuraman fallt selten Schnee ’";, aber der
Frost ist scharf. Frost kommt bis zum Tschobe hinauf
vor und ein theilweiser Winter noch im Barotse- Thal,
aber jensoits des Orange-Flusses haben wir nie Kälte und
Fenehtigkeit zugleich, ein Regenschauer füllt dort selten
oder nie während des Winters und daher die Gesundheit
des Klima’s im Betschuana-Lande. Es ist zweifelhaft, ob
es nördlich vom Barotse-Thal jemals friert, aber bei vor-
herrschendem Südwinde sinkt das Thermometer auf 4,44
und man hat die Empfindung bitterer Kälte, Selbst zu
Cabango verbreitet im Winter gelegentlich ein kalter Nord-
wind einen winterlichen Anblick über alle Vegetation, die
zarten Triebe der immergrünen Büume auf der Südseite
werden wie verdorrt, die Blätter des Maniok, des Kürbis
und anderer zarter Pflanzen sterben ab, während dieselben
Arten an Stellen, die durch Wald geschützt sind, das
ganze Jahr hindurch grün bleiben. Die Bäume, welche im
Süden während der Wintermonate kahl stehen, haben jedoch
zu Cabango nur eine kurze Periode der Blattlosigkeit.”
Etwas genügendere Resultate ergeben sich in Bezug
auf den atmosphärischen Niederschlag, obwohl die Regen-
menge auch nur an wenigen Punkten Süd-Afrika’s ge-
messen worden ist. Die aus den 14jährigen Beobachtungen
in der Kapstadt von Maclear ermittelten Durchschnitts-
werthe und die zu D’Urban vom Juli 1855 bis Juni 1856
im Garten der Agrieultural and Hortieultural Society be-
obachteten ?} sind in der folgenden Tabelle enthalten.
D’Vrban,
’ Kapstadt. |
rs Ikegenmenge in Engl. Zahl der
Zoll. Regentage.
Januar . ‚#40 3m | 3
Februar . u 0,033 Bau | 4
März oe |
April 1,n18 as | &
Mai „3,57% 2,510 7
Juni ı dan zo | 15
Juli | 2m 10,000 12
August . | 2 ER ED u Eu
September ı 2,93 13,018 | 11
Oktober ' 1,004 29,428 10
Novenber . ı 1,nu0 0,3 | 1
Dezember . 0,516 [iR Du 3
’y Im Klein-Namagun-Land bleibt der Schnee nach den Berichten
der Kheinischen Missionäre im April, Mai und Juni oft mehrere Tage
lstıg auf den Gipfeln der Berge liegen, Selbst im Damara-Lande kommt
mach Andersson bisweilen, wenn auch selten, Schnee vor.
% Serentli Annıal Report of the Natal Agrieulturnl and Horticul-
tural Society. D’Urban 1856,
Süd-Afrika im Jahre 1858. 199
Die durchschnittliche jährliche Regenmenge beträgt also
am Kap 23,31 Engl. Zoll!) und schwankt zwischen 18,78
und 33,47 Zoll. Kein Monat ist daselbst ganz olıne Re-
gen, dieser füllt aber vorzugsweise vom April bis Novem-
ber und am ausgiebigsten im Juni, also im Winter, wäh-
rend die Sommermonate Dezember, Januar, Februar und
März -verhältnissmässig trocken sind. Gewitter wurden
durchschnittlich an 13 Tagen im Jahre beobachtet, am
häufigsten im März und April. In D’Urban erreichte die
Regenmenge im Jahre 1855/56 die bedeutende Höhe von
116,949 Zoll?), und zwar fiel der meiste Regen zwischen
Mürz und Oktober, also im Herbst, Winter und Frühling,
während die Sommermonate auch dort trocken sind. Ähn-
liches beobachtet man im Kleiu-Namaqua-Land, wo die
Regenzeit bei Westwind durch die Monate April® Mai und
Juni anhält, wogegen es im Sommer niemals regnet. Ge-
rade umgekehrt sind die inneren und nördlichen Theile
der Kolonie, das Buschmannsland, während der genannten
Monste dürr und trocken, im Sommer werden sie dagegen
durch Gewitterregen befeuchtet ®)., Es vergehen aber bis-
weilen Jahre, ohne dass in dieser öden und trocknen
Region am Orange-Fluss ein Tropfen Regen füllt.
Die Region zwischen der Grenze der Kolonie und der
Breite des Ngami-See’s kann man nach Livingstone in
drei longitudinale Zonen theilen, welche ihre bestimmten
klimatischen Eigenthümlichkeiten haben. „Die östliche
gebirgige Zone ist gut bewässert und hat eine beträchtliche
jährliche Regenmenge. Die mittlere Zone mit nur weni-
gen niedrigen Hügeln hat wenig Quellen und noch weni-
ger Flüsse; Regen ist sparsam und alle Paar Jahre kann
man auf eine Dürrung rechnen). Obne künstliche Be-
% Eins ähnliche jährliche Regenmenge haben =, B. Bristol (23,35
EB. 2.), Edinburgh (23,35 E.Z.), San Franeisco (23,55 BE. Z.), Melbourne
(23,93 E. Z.). Siehe Dove’s Abhandlung „über die Vertheilung des
Regens auf der Oberfläche der Erde” in der Zeitschrift für Allgem,
Ereikunde, Neue Folge, zweiter Band.
2) Ziemlich dieselbe jährliche Regenimenge haben u, A. Gongo Soes
bei Villarien in Brasilien (115,74 E. Z.) und Gwalparah am Brahmm-
putru in Indien (116,10 E. Z.).
2) Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft, 1851, Nr. 24.
% Zu Tschonuane, wo sich Livingstone zuerst unter den Bakwains
niedertioss, trat während des ersten Jahres seines Aufenthaltos ein»
jener Dürrungen ein; die Gemeinde siedelte desshalb an den Fluss
Kolobeng über, aber such hier erfolgte im zweiten und dritten Jahre
eins entsetzlichse Dürrung. „Nicht 10 Zell Wusser Gel während dieser
zwei Jahre und der Kolobeng-Fluns trocknete gänzlich ein. Es kamen
so viele Fische um, dass sich die Hyäünen aus der ganzen Umgegend
za dem Muhle versammelten, sie waren aber nicht im Stande, die fau-
lenden Massen zu bewältigen. Ein grosser alter Alligator lag unter
den Opfern trocken im Schlamm. Das vierte Jahr war eben so un-
günstig, indem der Regen nicht hinrelchte, das Getreide zur Reife su
bringen, man musste es vielmahr während dieser ganzen Zeit von Ku-
ruman herbeischaffen. Wir gruben im Flussbett tiefer und tiefer, um
ein wenig Wasser zur Erhaltung der Fruchtbäume zu gewinnen, aber
vergebens, Nadeln Ingen Monate lang unter freiem Himmel, olne zu
rosten, ein Gemisch von Schwefelsäure und Wasser, welches in einer
wässerung gedeiht kein Europäisches Getreide. Die west-
liche Zone mit Einschluss der Kalahari- Wüste ist noch
ebener und hat noch weniger Wasser. Der Grund, wa-
rum auf diese ausgedehnten Ebenen so wenig Regen füllt,
ist wahrscheinlich der, dass der vorherrschende Wind in
dem grüssten Theil des Innern Ost- oder Südostwind
ist'). Die Feuchtigkeit aus dem Indischen Ocean wird an
dem östlichen Abhang niedergeschlagen und die geringe
Menge derselben, welche der östliche Luftstrom noch führt,
wenn er die Ebenen erreicht, kann sich wegen der auf-
steigenden heissen Luft nicht zu Regen eoncentriren. Dass
die Kalahari dennoch eine viel reichere Vegetation be-
"sitzt, als die entsprechende Breite von Central-Australien
(zwischen 20° und 30° 8. Br.), hat seinen Grund in der
geologischen Struktur des Landes, das eine Mulde bildet,
von deren Rändern das Wasser unterirdisch nach dem
Centrum fliesst, so dem Boden eine gewisse Feuchtigkeit
gebend.”
Manches deutet darauf hin, dass ehemals in dieser lte-
gion mehr Regen gefullen ist, als gegenwärtig. „Die Bak-
wains”, sagt Livingstone, „waren früher reich an Rindern,
aber das Land ist allmälig so ausgetrocknet, dass in Flüs-
sen, aus denen ehemals viele tausend Rinder trauken,
Galvanischen Batterie angewendet wurde, rerlampfte vollständig, an-
statt noch mehr Wasser anzurichen, wie es in England gethan haben
würde. Die Blätter einheimischer Bäume welkten, wurden weich und
runzelig, obwohl sie nieht abstarben, und die der Mimosen waren des
Mittags geschlossen, wio sie es des Nachts sind. Mitten in dieser
traurigen Dürre war es merkwürdig, die kleinen Ameisan mit unge
schwächter Lebkaftigkeit umherlaufen zu schen. Ich grub die Kugel
eines Thiermometers 3 Zoll unter die Oberfläche In der Mittagssonne
und fand, dass das (uecksilber auf 132 bis 134° P, (44,40’ bis
4633° R.) stieg, und wenn einige Küfer-Arten auf den Ibioden gelegt
wurden, so liefen sie einige Sekunden umber nnd starben sodenn.
Aber dies rüstende Hitze vermehrte nur die Thätigkeit dor lungbini-
gen schwarsen Ameisen, sie ermüden niemnls. Wo bekommen diese
Thiere ihre Feuchtigkeit ber? Unser Haus war auf einem eisenhaltigen
Konglomerat-Felsen erbaut, um vor den Weissen Ameisen gesichert u
sein, aber sie kamen trotz dieser Vorsicht, und sis waren nicht nur
im Stande, die Erde sur Bildung ihrer Günge bis zur Konsistenz von
Mörtel anzufeuchten, sondern die innern Kammern ihrer Bauten zeigten
sogar eine überraschende Feuchtigkeit. Und doch Gel kein Thau und
eine unterirdische Kommunikation durch den Felsen zu dem 300 Yards
tiefer gelegenen Flussbett war unmöglich, Wäre os denkbar, dass sie
die Kraft besüssen, den Sauerstoff und Wasserstoff ihrer vegetabili-
sches Nahrung zu Wasser zu verbinden?”
Eine sehr hohe trockne Hitze erlebte Andersson im Norember zu
Otjimbingne (Richterfeidt) am Swakop. „Diese Hitze ‘der At-
mosphäre bewirkte, dass alles aus Horn oder Holz Gemachte sich auf
merkwürdige Weise zusammen oder krumm zog. Selbst die aus bestem
Englischen Weallnussbolx gearbeiteton Büchsenschäfte gaben 4 Zoll
nach. Die Tinte vertrocknete in der Feder fast in demselben Augen-
bliek, nachdem man sie eingetaucht hatte." Ahnliches beobachtete Ka-
pitän Sturt auf seiner berühmten Beiso in Australien.
N) Diess kann sich jedoch nur anf die märdliche Hälfte der in
Rode stehenden Region beziehen oder auf die Regenzeit, denn zwischen
den Grensen der Kop-Kolonie und dem 25” 8. Br. sind varh Moflat
(Missionary Labours and Scenes in Southern Africa, p. #7) West- und
Nordwestwinde vorherrschend, Ostwind ist daselbst sellen, bringt aber
dann gewöhnlich Regen.
200
jetzt niemals Wasser fliesst und sie nicht eine einzige
Heorde tränken können. — Der Kuruman-Distrikt giebt
fernere Beweise, dass diese trockne südliche Region vor
niobt sehr langer Zeit eben so gut bewässert war, als das
Land nördlich vom Ngami-See jetzt ist. Alte Flussbetten
sind überaus häufig und man sieht noch oft die Mündun-
gen ausgetroekneter Brunnen mit dicken Tufllagern an den
Rändern und Aushöhlungen an den Seiten, wohin das
Wasser sonst fiel.” Bei Lopepe hatte Livingstone im
Jahre 1842 einen grossen Teich gefunden, aus dem ein
Bach nach Süden zu ausfloss; 1849 waren beide ver-
schwunden und es hielt schwer, durch Nachgruben in
einem Brunnen einiges Wasser zu finden. Auch Andersson
erzählt: „Sowohl Namaquas als Damaras klagen schr dar-
über, dass es jetzt nicht mehr so viel regnet, wie noch
vor einem halben Jahrhundert. Die zahlreichen früheren
Flussbetten auf den weit gestreckten Sandebenen und die
tiefen zerklüfteten Abhünge und Seiten der jetzt verbrann-
ten und verwitterten Höhen lassen deutlich erkennen,
dass fast das ganze Land nördlich vom Orange-Fluss, s0
weit Europäer vom Kap aus vorgedrungen aind, in frühe-
rer Zeit weit mehr bewässert war.”
Interessant ist auch die Bemerkung Livingstone’s, dass
in jener Zone in gewissen Perioden eine mehr als gewöhn-
liche Regenmenge füllt. Im Jahre 1852, als er zum vier-
ten Male durch und längs des Randes der Kalabari nach
dem Norden ging, war eine solche grössere Regenmenge
gefallen, was sich dreimal nach einander in Zwischenräu-
men von 11 bis 12 Jahren ereignet haben soll. Überein-
stimmend damit berichtet ein Rheinischer Missionär "), der
Kuisip habe in den Jahren 1848 und 1849 während
der. Regenzeit das Meer erreicht, seit 11 Jahren zum
ersten Male.
Wie im Norden der Kolonie füllt auch im Betschuanen-
Lande und in der Kalahari nur im Frühling und Sommer
Regen, nie oder doch fast nie im Winter; im Juni wird
vielmehr das Gras so trocken, dass man es in der Hand
zu Pulver zerreiben kann. Nach Andersson
Neu-Barmen gewöhnlich schon im September und Oktober
die ersten Regenschauer ein, obgleich die wahre Regen-
zeit nicht vor dem Dezember und Januar beginnt. Den
13. Januar (1851) war der Swakop zum ersten Male mit
Wasser gefüllt. Im Mai und Juni folgen dann starke,
trockne Ostwinde, jedoch fallen auch zu dieser Zeit bis-
weilen noch tropische Regen, worauf aber immer eine
plötzliche Kälte eintritt. In den nördlichen Theilen von
Gross-Namaqus-Land beginnt die Regenzeit zu derselben
Zeit wie im Damara-Lande, weiter südlich aber tritt sie
") Berichte der Rheinischen Missionsgeseilschaft, 1850, Nr. 10,
treten zu
Süd-Afrika im Jahre 1858,
später ein und ist unbestimmter. Es fehlen hier nach den
Beobachtungen der Rheinischen Missionäre '} die regelmäs-
sigen Soeregen im Winter, welche das Klein-Namaqua-Land
befruchten, vielmehr kommen nur Gewitterregen vor und
ihre Zeit ist Dezember und Januar; schwache Gewitter-
regen fallen auch im September und Oktober oder im Mai
und Juli.
Zwischen dem Nordrande der Kalahari und dem Liam-
bye haben wir im Innern eine Zone, welche ein Mittel-
glied bildet zwischen der trocknen Region im Süden und
der überaus feuchten im Norden. Namentlich im Früh-
ling leidet das Land oft ausserordentlich von Dürrung.
Die Begenzeit füllt zwar auch hier ausschliesslich in die
Zeit vom September bis April, aber der Eintritt ist noch
nicht so ®estimmt, wie weiter im Norden. Zu Linyanti
fielen die ersten Regenschauer Ende September, am Mapui-
Fluss nach Motlat schon am 1. September, aber anhaltende
Regen traten an ersterem Ürte zuerst am 27. Oktober bei
Nordostwind ein, wie dieser auch zu Kolobeng am Anfang
der Regenzeit beobachtet wird, und eben so beginnt die
eigentliche Regenzeit zu Matlokotloko nach Moffat im Ok-
tober. In den gleichen Breiten im Damara- und Ovampo-
Lande kommen, wie Galton berichtet, vom November bis
Januar gelegentlich und bisweilen sehr, heftige Regenfälle
und Gewitter vor, die Regenzeit ist aber zwischen dem
1. Januar und letzten April?). Der Boden wird dort sel-
ten vor dem Februar gesättigt, dann aber findet man über-
all stehende Regentümpfel; im Juni sind alle bis auf die
grössten wieder ausgetrocknet,
Au dem Liambyo treten wir nun in die eigentliche
Zone der tropischen Regen ein. „Die Eigenthümlichkeiten
der Regenzeit in dieser wunderbar feuchten Region”, sugt
Livingstone, „mögen in gewisser Beziehung die periodi-
schen Überschwemmungen des Zambesi und vielleicht auch
die des Nil erklären. Der Regen scheint dem Laufe der
Sonne zu folgen ®), denn er füllt im Oktober und Novem-
ber, wenn die Sonne über diese Zone nach Siiden geht.
Erreicht sie den, Wendekreis des Steinbocks im Dezember,
so ist es trocken, und Dezember und Janunr sind die
Monate, in welchen schädliche Dürrungen in der Nähe
dieses Wendekreises (yon Kolobeng bis Linyanti) am mei-
sten zu fürchten sind. Kehrt sie wieder nach Norden
zurück, im Februar, März und April, so haben wir die
grossen Regengüsse des Jahres und die Ebenen, welche
") Berichte der Rbeinischen Missiousgesellschaft. 1851, Nr. 26.
*) In Kamba um Cunene (zwischen 15° und 16° 8. Br.) dauert
die Regenzeit nach Ladislaus Magyar drei Monate, Februar, März und
April (Geogr. Mitth. 1857, 8. 197).
3, Vergl. Dove, Über die Vertheilung des Regens auf der Oberfläche
der Erde. 20.0.8 1£
Sud-Afrika im Jahre 1858, 21
im Oktober und November gut befeuchtet waren und den
Regen wie Schwämme einzogen, werden jetzt übersättigt
und ergiessen jene Flutlien klaren Wassers, welche die
Ufer des Zambesi überschwemmen. Ein ähnliches Phä-
nomen verursacht wahrscheinlich die periodischen Über-
schwemmungen des Nil. Beide Flüsse entspringen in der-
selben Region, aber es ist ein Unterschied in der Zeit der
Fluth, wahrscheinlich weil sie eine entgegengerstzte Lage
zu beiden Seiten des Äquators haben. Die Gewässer des
Nil sollen im Juni zu steigen beginnen und die Fluth
erreicht ihre grüsste Höhe im August ') oder zu der Zeit,
wenn wir annehmen können, dass die Übersättigung Statt
findet?). Der Gegenstand ist würdig der Nachforschung
derer, welche die Gegend zwischen dem Ä4quator und
10° 8. Br. untersuchen werden; denn der Nil zeigt kein
bedeutendes Anwachsen, wenn die Sonne an ihrem wei-
testen Punkte nach Norden, dem Wendekreis des Krebeos,
angekommen ist, sondern zur Zeit ihrer Rückkehr nach
dem Auator” 9).
In Angola, Londa und am Kafue kommt der Regen
meist von Norden, im Betschusnen-Lande immer von Nord-
osten oder Osten, zu Tete ebenfalls von Osten. An die-
sen letzteren Orte fallt bisweilen auch im Winter ein
%
78, Geogr. Mitth. 1855, 8. 307; 1857, 5. 522.
2) 8, Sir Koderick I. Murchison’s gleiche Ansicht in Geogr. Mitth.
1557, 8. 340,
” Livingstone bemerkt dazu: „Das Obige geht aus meinen eigenen
Beobachtungen und zugleich aus den Nachrichten hervor, die ich im
Innern ron Angola von den Partngiesen erhielt, und ich kann hinzu-
fügen, dass die Resultate der vieljährigen Beobachtungen der Herren
Gabriel und Brand zu Lonnda an der Westküste damit übereinstimmen.
Dort regnet es vorm 1. bis 40, November, Januar und Dezember sind
aber nwist warm und trocken. Die heftigeren Regenfälle begionen um
den 1. Februar und daurra bis den 15. Mai. Dann füllt vom 20, Mai
bia 1. November kein Begen. Der Niederschlag betrügt jährlich im
Durchschnitt 12 bis 15 Zelt, im Jahre 1952 belief er sich auf 12,034,
im Jahre 1853 auf 15,473 Zull. Ich hatte kein Mittel, die Menge des
Niederschlag» in Londa zu messen, bin aber überzeugt, das sie viel
bedeutender ist, als an der Künte. Ich beobachtete, dass der Regen
plötzlich am 28. April aufhörte (als er sich zwischen dem Kumape und
Loajiıma befand) und dass die kleinere Kegenzeit etwa i4 Tage
vor dem Anfang des November eintrat, — Nehmen wir die Aussagen
der Eingebornen als richtig an, welche die feuchte Region, der der
Nil und Zambesi wahrscheinlich ihren Ursprung verdanken, in die
Breite zwisehen 6” und 12° 8, Dr. versetzen, =0 müssen wir fragen:
warum füllt dort s0 viel mehr Regen, als in demselben Breiten nürdlich
vom Äquator? Warum entsrndet nicht auch Darfur grosse Ströme, wie
Iamda und das Land östlich von ihm? Die vorherrschenden Winde auf
dem Meere, welches dem bezeichneten Gebiete gegenüber liegt, sollen
wihrend rines grossen Theils des Jahres Nordost- und Südostwinde
sein; ihre Strömungen erstrecken sich, wenigstens auf einer Seite des
Äquators, bis weit über das Centrum des Kontinents und selbst bis
Angola, wo sie den Seewinden ron dem Atlantischen Ocean begegnen.
Wie run die Kainhuri-Wöäste desshalb keinen Regen hst, weil die ron
dem Indischen Ocean kommenden Luftströmungen an den östlichen
Bergketten ihre Feuchtigkeit niederschlagen, so nehmen die Abessini-
schen Berge jenen Winden ihre Peuchtigkeit und sind die Ursache,
dass Darfur ein trocknes Land ist, In der Breite von 6° bis 10°
südlich vom AÄquator giebt es dagegen keine Bergkette an der Ostküste,
sondern die vereinigten Südost- und Nordostwinde entladen ihre Feuch-
tigkeit auf dem hohen Plateau, dem der Nil und Zumbesi entspringen.”
Petermann’s Googr. Mittheilungen. 1858, Heft V.
feiner Regen. Westlich von Tete beobachtete Livingstone
im Februar Regen bei Westwind, was im Innern ganz
ungewöhnlich ist. In Klein-Namaqua-Land ist Westwind
während der Regenzeit: (April bis Juni) der vorherr-
schende '), wogegen im Damara-Lande in Kurzem alle Ve-
getation versengt und zerstört wird, sobald der Westwind
sich einstellt (August) ?).
Die Richtung des Windes ist am Kap der Guten Hoff-
nung nach Maclear fast ausschliesslich von der Sce her,
nämlich von Südost durch West bis Nordnordost. Starker
Ostwind wurde nie, schwacher nur selten beobachtet. Die
Südwinde sind trocken, stark und bisweilen heftig; die
Südwestwinde treten in einzelnen heftigen Stössen auf
und sind meist von Regen oder Hagel begleitet; die Nord-
westwinde sind im Allgemeinen stark und fast immer folgt
Regen. In Natal sind Ost- und Südwestwinde vorherr-
schend. Nach den Beobachtungen zu D’Urban im Jahre
1855/56 vertheilten sie sich in folgender Weise ®):
Monate ‚BU, Vermitings IU-Nachmirtage,, PU, Abende,
Juli 1858. I SW 4 BW. | 8%,
August „ 0. Ö. 0,
Soptember „, . ' 0, | SW. 0.
Oktoler SWw.u.0 | . ! Dr
November „ 0.0 "sw. ' 9. u 80.
Dezember „ SW, | 8W. u. 50.
Januar 1836. SW, nu. 0, SW. SW, u. 80,
Februar „u 30, u. W, a 0,
Mürs Es 0, e: sw. | 0, “ ew. | SW.u.0,
April „ 0.
Mi %„ |sw.no, 0. | 0. u. sw.
Jusi » | Bw. sw. I 8.u.0,
In Klein-Namaqua-Land herrschen im Sommer Süd-
ostwinde, in der Regenzeit (April, Mai, Juni) Westwinde,
Im Betschuanen-Lande, nördlich bis 25° S. Br., sind nach
Moffat die vorberrschenden Winde von West und Nord-
west, Kalte Winde wehen während der Wintermonate
häufig aus Süden. Im Frühjahr (Ende August) beginnen
Nordwinde und wehen mit grosser Heftigkeit täglich von
10 Uhr Morgens bis Sonnenuntergang, worauf eine ruhige
heitere Nacht folgt. Während diese Winde vorherrschen,
wns bis November der Fall ist, worauf dann Gewitter
eintreten, ist die Luft mit diehtem Staub aus der Wüste
angefüllt. Selten kommt der Wind aus Osten und er bringt
denn gewöhnlich Regen. Eben so wehen zu Kolobeng
bei Eintritt der Regenzeit im Frühling Ostwinde. Zu
derselben Zeit, wo die grösste Trockenheit herrscht und
Alles nach Regen schmachtet, beobachtet man bisweilen
in der Kalahari einen heissen Nordwind. „Er fühlt sich
”
an”, erzühlt Livingstone, „als käme er aus einem Ofen, und
*, Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft.
9, Andersson, Heisen in Stüdwest-Afrika, I, 8. 235,
9) Seventh Annual Report of the Natal Agric. and Hortic. See,
26
1851, Nr. 24,
202
hält selten länger als drei Tage an. In seinen Wirkungen
gleicht er dem Harmattan von Nord-Afrika, und uls die
Missionäre vor 35 Jahren sich zuerst in dem Lande nie-
derliessen, führte er feinen röthlichen Sand sich.
Obgleich jetzt nicht mehr von Sand begleitet, ist er doch
so trocken, «dass er die am besten ausgetrockneten Eng-
lischen Kasten und Gerüthe einschrumpfen macht, +0 dass
jeder nicht im Lande selbst angefertigte hölzerne Gegen-
stand sich wirft. Dieser Wind ist so elektrisch, dass ein
Büschel Straussfedern, die man ihm wenige Sekunden
entgegen hält, eben so stark geladen werden, als wären
sie mit einer krüftigen Elektrisirmaschine in Kontakt ge-
bracht worden, und sich an die gonäherte Hand mit einem
scharf knatternden Laut anklammern.
Wind weht, und selbst zu anderen Zeiten, verursacht der
eigenthümliche stark elektrische Zustand der Luft, dass,
wenn sich ein Eingeborner in seinem Mantel aus Fellen
bewegt, darin ein Strom kleiner Funken entsteht” '. Die
Nordwinde sind bis nach Londa hinauf immer heiss, die
Südwinde kalt; in Katema’s Stadt am Lieba beobachtete
‚Livingstone im Februar zum ersten Mal einen kalten
Wind von Norden und eben so kommen bisweilen kulte
Nerdwinde in Cabungo vor. Nord- und Südwinde «ind
indess im Innern selten.
In der ganzen Breite des Kontinents zwischen 6° und
10° 8, Br. sind, wie oben bemerkt, Ostwinde vorherr-
schend. Zu Cassange werden diese nur in den Monaten
Januar, Februar, März und April von veründerlichen Win-
den verdrängt.
vor, selbst die Sagen der Eingebornen wissen nichts da-
von. Über Zanzibar bemerkt „Der
Nordost-Monsun beginnt Ende November und hört in der
letzten Hülfte des März auf, er erreicht seine grüsste
Stärke vou Mitte Dezember bis Mitte
Zeit weht er oft aus Nord und Nordnordwest.
west- Monsum beginnt in der letzten Hälfte
kommt aber in Zanzibar viel häufiger aus Südsüdost ?) und
Er dauert bis zum November.
mit
Wenn dieser heisse
Stürme kommen im Linmbye-Thal nie
Kapitän (inillaim:
"cbruar; zu dieser
Der Siüd-
des April,
Südost, als aus Südwest.
Die Amber theilen ihn in zwei bestimmte Theile: der
erste, Qouss genannt, ist der stärkste und währt bis An-
fung September; der zweite heisst Dimän’ und dauert bis
Ende Oktober,
der Wind von Südwest nach Ost und wechselt mit Wind-
stille ab.”
Von da an bis Ende November dreht sich
1) im Ovampo-Lande beobachtete Galton im Juli bei dieker, kalter
Luft und Frost am Morgen ebenfalls viel Elcktrieität- in der Luft,
jedes wollene Zeug knisterte, sein grosser schwarzer Hund war „eine
gewaltige Eicktrisirmaschins” geworden.
2) Von Märs bis Mai, als Livingstone sich zu Tete aufhbielt, war
such hier Südslidostwind vorherrschend.
Süd-Afrika im
Jahre 1858.
Endlich wollen wir hier noch anführen, was Living-
stone und Andere von den Krankheiten in den von ihnen
bereisten Gegenden Süd-Afrikua's berichten. Das ganze
Land lüngs der Kalahari über Kolobeng
hinsus nach der Breite des Ngami-See’s ist merkwürdig
wegen seines ausserordentlich gesunden Klima’s. Nament-
lich für Lungenkranke ist es achr zuträglich und der voll-
kommene Gegensatz zu dem kalten feuchten Klima Eng-
lands. Da im Winter, vom Mai bis Ende Augnst, nicht
ein Tropfen Regen fällt, so finden sich Kälte und Feuch-
tigkeit niemals zugleich. Obwohl die Hitze bisweilen sehr
gross wird, so hat sie doch nicht die schwächenden Wir-
kungen, wie in Indien oder an den Kisten Afrika's. Unter
den Bakwains sind nur sehr wenige Krankheiten bekannt.
Tuberkulose und Skrofeln existiren nicht, Wahnsinn und
Hydrocephalus sind selten, Krebs und Cholera ganz unbe-
kannt. Wasserscheu acheint auch in Afrika unter den
Tropen nicht vorzukommen. Blattern und Masern grus-
sirten vor etwa 30 Jahren im Lande und rafften Viele
hinweg, seitdem sind sie aber nicht wieder erschienen,
obgleich die ersteren fast immer irgend einen Theil der
Küste heimsuchen, Sonderbarer Weisse gebrauchen die
Eingebornen im Liambye-Thal Einimpfung gegen diese
Krankheit. Syphilis erlischt im Innern Afrika’s auch ohne
medizinische Behandlung.
von Kuruman
Die Bangwaeketse, welche sie
von der Westküste mitbrachten, verloren sie, als sie in
ihr eignes Land, südwestlich von Kolobeng, kamen. Sie
scheint sich in keiner Form in Personen von reinem Afri-
kanischen Blute irgendwo im Innern des Landes zu hal-
ten, während sie unter Mischlingen von Europäern und
Eingebornen, wie den Corannas und Griquas, dieselben
Verheerungen anrichtet, wie unter Europäern, Nord-Ameri-
Eben so unbekannt
sind Blasensteine, obwohl das Wasser oft stark gypshaltig
ist.
sollen ste Ausserst selten vorkommen.
kanern, Südsee-Insulanern u. ». w.
Auch bei den Negern in den Vereinigten Staaten
Bei den Barotse
fand Livingstone eine Krankheit, welche der aus der Ge-
Die
vorherrschendsten Krankheiten sind: Pneumonie und andere
Entzündungen, wie der Eingeweide, des Magens, der Pleura;
Kheumatiemus; Herzkrankheiten; verschielene Formen von
Indigestion und Opkthalmie; hiufig ist Keuchhusten, Ge-
wöhnlich tritt jedes Jahr vor der Regenzeit eine Krank-
heit epidemisch auf, bisweilen Ophthalmie, der Ägyptischen
ähnlich, bisweilen Dinrrhöe. Häufig sind die Eingebornen
mit fbrösen und Fett-Geschwülsten geplagt, In der feuch-
ten Region nach dem Äquater hin, schon vom Zuga an,
ist Fieber die grosse Plege des Landes '), uber auch die
schichte bekannten foeda mulier sehr ähnlich sah.
!ı Liringstone hatte auf seiner grossen Beise über 36 Fieberanfälie,
Süd-Afrika im Jahre 1858. 203
einzige vorherrschende Krankheit. Auszehrung und Skrofeln
kommen nicht vor, Wahnsinn nur selten, Hydrocephalus
sah Livingstone nur einmal, von Epilepsie nur wenige
Fülle. Auch das Fieber ist an den’ Küsten viel geführ-
lieher und heftiger, als im Innern, denn südlich vom
8° 8, Br. nimmt es hier fast immer deu intermittirenden
Typus an. Im Lismbye-Thal tritt es meist Anfang Juni
auf, wenn die überschwemmten Flächen eintrocknen. In
Cassange folgen immer nach Westwinden viele Fieber-
erkrankungen; so lange Ostwind herrscht, erfreut sich
Alles einer guten Gesundheit, aber vom Januar bis April,
bei veränderlichen Winden, ist die Krankheit allgemein.
Die Ufer des Quango, obwohl sumpfiger und mit üppigerer
Vegetation bedeckt, sind verhältuissmässig gesunder, als die
Gegend von Cassange. Der gesundeste Ort in Angola ist
Pungo Andongo. Auch der östliche Höhenzug scheint
frei von Fiebern zu sein und Livingstone setzt hierauf
seine Hoffnung, dort bleibende Niederlassungen zu grün-
den. Den grössten Theil von Moselekatse’s Gebiet hält
Moffat ebenfalls für gesund, besonders den höher gelegenen
mit Granit-Formation. Dass in den nördliehen 'Theilen,
namentlich in der nassen Jahreszeit, Fieber häufig sind,
erleidet keinen Zweifel, aber sie sind nicht von der Hef-
tigkeit wie die, welche Livingstone weiter in Nordwest
beobachtete. Nach Andersson erfreuen sich die Bayeye
im Allgemeinen einer guten Gesundheit, doch leiden sie
in Folge des nassen Bodens oft an Rheumatiemus und
ähnlichen Krankheiten, auch kommen Augenleiden vor.
Wie am Ngami ist das Land um den Teoge von geführ-
lichen Fiebern heimgesucht. Im Damara-Lande sind eben-
falls Fieber und Augenleiden die am gewöhnlichsten vor-
kommenden Krankheiten; das erstere zeigt sich im April
und Mai, die letzteren fangen dagegen im September und
Oktober an und erreichen ihren höchsten Grad, wenn die
kalte Jahreszeit eintritt. Die Missionsstation zu Elephant-
Fountain musste wegen der dort herrschenden Fieber auf-
gegeben werden. Bei weitem verheerender sind jedoch
bekanntlich die Fieber in den Portugiesischen Besitzungen
an der Ostküste, besonders zu Quilimane, Mozambique
und in der Delagoa-Bai, so wie weiter nördlich auf Zanzibas
und an der Suaheli-Küste. Die gefihrlichste Zeit ist im
Delta des Zambesi und zu Tete vom November bias März,
in der Delagoa-Bai von Anfang September bis Ende April.
Für die gesundeste Portugiesische Station an der Ostküste
wird Inbambana gehalten‘). Dass auch die Gegend zwi-
schen Tete und Cazembe's Stadt nicht frei von Fiebern
ist, dafür finden sich in Gamitto’s Reisebericht hinlängliche
Beweise.
N) Owen, Narratire of Voyages to Africa ete.
Iv. PHYTOGEOGRAPHTE.
Um den Charakter der Vegetation eines Landes zu er-
kennen, ist es nüthig, dass wenigstens ein grösser Theil der
einheimischen Pflanzen bekannt sei, damit man im Stande
ist, das Verhältnis der Zahl der Species, die den einzel-
nen Familien angehören, annähernd zu bestimmen. In
Bezug auf Süd-Afrika ist diess bis jetzt nur von einem
geringen Theile möglich, nämlich von der Kap-Kolonie
und den östlich daran stossenden Küstenstrichen, so wie
annähernd von der Westküste, südlich bis 10° 8, Br.
Dort haben uns hauptsächlich die ausgedehnten Unter-
suchungen von E. Meyer und Dröge ") mit dem Charakter
der Flora bekannt gemacht, hier geben die Arbeiten von
Sir William Hooker?) und Brown) wichtige Anhalts-
punkte. Die Resultate derselben hat Alph. De Candolle
in seiner „Geographie botanique raisonnee, Paris 1855.
Tome II.” gesammelt und wir stellen sie hier zur besseren
Übersicht in eine Tabelle zusammen. Die Zahlen drücken
die Procente aus, so dass z. B. Compositae 16,8 heisst:
unter je 100 Pflanzen gehören 16,8 der Fumilie der Com-
positae an. Die Rubriken sind nach der geographischen
Breite geordnet, A. bedeutet das ganze Südende von Afrika
zwischen 343° und 28° 8. Br., B. die Gegend vom Tafel-
berg, Paarlberg, Winterhoeksberg, Nieuwekloof u, s. w.
zwischen 32° und 344° 8, Br., ©. die Gegend von Gra-
hamstown und den benachbarten Bergen, D. den östlichen
Theil der Kap-Kolenie, Port Natal u. s. w. zwischen
293° und 314° 8. Br., E. die Gegend um die Mündung
des Congo (4° bis 6° 8. Br.), F. die Westküste von Afrika
zwischen 10° N. Br. und 10° 8. Br. Alle diejenigen
Familien, welche keinen wesentlichen Bestandtheil der
Flora bilden, indem sie nur eine geringe Procentzahl aus-
machen, wurden unberücksichtigt gelassen.
| A | u. | c | D E F.
Composite . . » I6,a 18 | 15 125 ! An da
Leguminome . . « Tr Ta | 6 12 I 16% il
Graminene . . - » ka | Bu | 65:20 Te 8,
Irideae . 2 2.» 4, be | 2 1,s _ _
Lilineenae » 2...“ 4 Er 44 — u _
Restisceae a u 9° j 7 u En om —
Uyperaomae. ı » ER u Be Fr Be Be Fe Pr [PP er |
Serophalurlacene . . Is —_- | Bu 1, li
Geraniacnne . .. : Ba | 2a Br . En
Ericamae . . . . I 2) du ı- -— | _
Proteaeese. . 0. Bu I iu — - = -
Euphorbiacene . . 2 tr | Mm 2a | 35 3a
Orchidee . , . . i Is | 24 EM _ ni _
Polygnlear . » » .» ! ni 2 _ | —— BE:
Crassulneeae . Aa er 7 on 2 | — —_ en
Asclepiadeae . . » lys | —_ Be | ie _ =
Umbelliferae . . . mr | Sa Ion i — u: -
Rutacae . » 2:1 — | al I un =
!) E. Meyer und Dröge, Zwei pflanzengeographische Dokumente,
%) Sir William Hooker, Flora Nigritians.
9% Brown, Obs, Tuckey’s voy. Congo 1818,
2.*
4 Süd-Afrika im Jahre 1858,
P,
ao
fe) N
m
A | Rn. 1
Rosaceie I Er Bu _ — u
Labiatae | — - 2,5 EAN — —
Rubiaceae . ..;.— _ 35 | ds I 10
Büttneriacese . , » - ı — | Or u —
Malvuceas . Zr ng A Ti
Acanthacene — = —_ Ba | Be |
Convolrulacese Be _ Pe 2 Ba) m
Amarantaceae | — - _ la ı — _
Tiliscese _ _ Be —- | Je =
Urtiesae _ _ - | —- Fa
Melnstomsceae - 1-1 m — Sa
Commelinene . -1.|-|- -_ Im
Man erkennt hier auf den ersten Blick manche inter-
essante Erscheinung, 2. B. das Abnehmen der Compositae
und das Zunehmen der Leguminosae, (Graminene, Cype-
racene, Euphorbisceae, Rubineeae u. =. w. vom Pol nach
dem AÄquator hin, die auffullend hohen Procente der
Iridene, Lilinoeae, Restinoene, Geraniacene, Ericacene, Pro-
tencene am Kap, die Beschränkung gewisser Familien, wie
der Rutacene, Rosacene, Büttneriscese, Tiliacene, auf ein-
zelne Gebiete, das Auftreten anderer in dem warmen
Küstenstrich von Natal und an der tropischen Westküste
u 8. w.
Aus denselben Arbeiten lüsst sich auch das Verhült-
niss der Monokotyledonen zu den Dikotyledonen berech-
nen. Die ersteren machen in dem südlichsten Theil
Afrika's bis 28° 8. Br. 24 Procent aus und verhalten sich
zu den letzteren wie 1:3. Dieses hohe, in keinem gleich
grossen Theile Europa's beobachtete Verhältniss erklärt
sich vornämlich aus der grossen Menge Iridese und Li-
liaceae um Kap. Am Congo ist das Verhältuiss wie 1:4,
da die Monokotyledonen nach Brown daselbst 20 Procent
bilden. An der Westküste zwischen 10° N. Br. und 10°
8. Br. haben wir das Verhältniss von 1:3,6, indem auf
je 100 Species 21,8 Monokotyledonen kommen.
Für das Innere fehlen einigermaassen vollständige Auf-
züählungen von Pflanzen noch günzlich; ein gründliches
Studium der Flora ist nur bei einem längeren Aufenthalt
an ein und demselben Orte möglich und wir dürfen ein
solches nicht von Reisenden erwarten, welche in verhält-
nissmässig kurzer Zeit und mit allen Hindernissen käm-
pfend grosse Strecken zurücklegen. Zufüllig war auch
keiner der Reisenden, welche in das Innere von Süd-
Afrika vorgedrungen sind, Botaniker von Fach und na-
mentlich hat Livingstone diesem Zweige viel weniger Auf-
merksamkeit geschenkt, als z. B. der Zoologie. Schen wir
aber auch ganz davon ab, einen Einblick in den Charak-
ter der Vegetation zu erhalten, und suchen wir nach den
Angaben, welche über die geogmphische Verbreitung ein-
zelner wichtiger Familien und Arten Aufschluss geben
könnten, so lüsst sich auch darüber nur wenig feststellen,
denn es ist in dieser Rücksicht in Süd-Afrika bei weitem
weniger geleistet worden, als in der nördlichen Hälfte des
Kontinentes durch Barth, Vogel und Andere. Aus diesem
Grunde können wir im Folgenden nur wenig Thatsäch-
liches über die Verbreitung einzelner Pflanzen beibringen
und müssen uns damit begnügen, in allgemeinen Umrissen
die Eigenthümlichkeiten der Vegetation und die Verthei-
Jung der Wüsten, Wälder, Grasflächen u. s. w., so weit es
gegenwärtig möglich ist, anzudeuten.
Der Landstrich vom Orange-Fluss im Süden (29° 8. Br.)
bis zum Ngami-See im Norden und zwischen 24° Östl. L.
v. Gr. und der Westküste ist einfich desshalb eine Wüste
genannt worden, weil er kein fliessendes Wasser und nur
sehr wenig Quellen besitzt. Er ist aber keineswegs von
Vegetation und Bewohnern entblösst, denn Gras und eine
grosse Menge kriechender Pflanzen bedecken seinen Bo-
den; ausserdem findet man auch ausgedehnte Gehbüsche
und selbst Bäume. Die Masse Gras, welche in dieser
merkwürdigen Gegend wächst, setzt selbst diejenigen in
Erstaunen, welche Indien kennen. Gewöhnlich steht es in
Büscheln mit kahlen Stellen da@wischen, oder die Zwi-
schenräume werden von kriechenden Pflanzen eingenom-
men, die ihre Wurzeln tief in den Boden senken und
desshalb wenig von der sengenden Sonne zu leiden haben.
Eine grosse Anzahl hat Knollen, welche durch ihre Struk-
tur Nahrung und Feuchtigkeit geben, wenn solche bei den
lange anhaltenden Dürrungen nirgends anderswo zu finden
sind; ja manche Pflanzen, welche in andern Gegenden
keine Knollen tragen, nehmen hier solche an, wie nament-
lich eine Cucurbitacee mit einer kleinen, scharlachfarhenen
essbaren Gurke. Dasselbe beobachtet man auch in Angola
an einer Art Trauben tragenden Weinstocks, welcher zu
demselben Zweck mit Knollen versehen ist. , Andere
Knollengewächse sind die Leroschna und Mokuri mit Knol-
len von der Grösse eines Mannskopfes, die in ihrem locke-
ren Zellgewebe eine kühle und herrlich erfrischende Flüs-
sigkeit bergen. Die Eingebornen wissen sie sehr zu schä-
tzen und finden sie dadurch auf, das sie in der Nähe
der Pflanze mit Steinen auf den Boden schlagen, bis ihnen
die Verschiedenheit des Klanges die Stelle der wasserhal-
tigen Knollen anzeigt’). Die merkwürdigste Pflanze der
Wüste ist aber die Wassormelone (Cueumis cafler), Kengwe
oder Keme genannt. In Jahren, wo mehr als die gewöhn-
liche Quantität Regen füllt, sind weite Striche «des Lan-
des buchstäblich von ihr bedeckt, Dies« war früher, uls
die Regenmenge grösser war, alljährlich der Fall, geren-
wärtie kömmt es nur einmal in je 10 oder 11 Jahren
vor. Dann erfreuen sich die Thiere jeder Art und jeder
') Danach haben Huschmänner und Bakalakari wahrscheinlich schon
vor Auenbrugger die Perkussion geübt.
Süd-Afrika im Jahre 1858.
Namens, einschliesslich des Menschen, dieser reichen Nah-
rungsquelle. Der Elephant, das Rhinoceros, Antilopen,
Löwen, Hyänen, Schakals, Mäuse, alle scheineu den Segen
zu kennen und zu würdigen. Grosse Strecken der wasser-
losen Ebenen werden von Mesembrianthemums bedeckt,
deren Samenkapseln die Eigenthümlichkeit haben, dass sie
während der grössten Hitze der sengenden Sonne ver-
schlossen bleiben und ihre Samen erst bei beginnendem
Regen wuswerfen. Sie kommen desshalb auch da fort, wo
Gras nicht mehr gedeiht. Eine Species dieser Familie,
M. edule, ist essbar, eine andere, M. turbiniforme, hat
jedesmal ganz dieselbe Farbe wie der Boden und die
Steine rings umher und dient einer Heuschrecke zur
Nahrung, welche dadurch wiederum dieselbe Farbe
erhält.
Das mehr begünstigte Betschuanen -Land östlich von
der Kalahari hat den grössten Theil des Jahres hindurch
eine hellgelbe Farbe, nur wenige Monate während der
Regenzeit legt es ein angenehm grünes Kleid an, Auch
hier besteht die Vegetation meist aus Gras, das zwischen
niedrigen Büschen von Acacia detinens („Wacht een bigte”,
d. h. „Wart’ ein Bischen”, der Holländer) in einzelnen
Büscheln wächst; doch kommt diese Akazie nur auf Kalk-
boden vor. An geschützten Punkten trifft man Gruppen
der weissdornigen Mimose (Acacia horrida oder A. atomi-
phylla) und grosse Mengen wilden Salbei’s (Salvia Afri-
euna), verschiedene Leguminosae, Ixins und grossblüthige
Zwiebelgewüchse, wie Amaryllis toxicaria und A. Brunsvi-
gia multiflor.. An einigen wenigen Stellen des Landes
trifft man nbch Überreste ehemaliger Wälder von wilden
Ölbiumen- (Olea similie) und Kameeldorn (Acasia giraffae).
Merkwürdiger Weise sind fast alle Pflanzen in den trocke-
nen Theilen Süd-Afrika’s geruchlos oder übelriechend, wo-
gegen in den feuchten Gegenden von Londa die meisten
Blumen einen angenehmen Geruch verbreiten.
Die dornigen Akazien sind in dieser ganzen Zone bis
an die Westküste die charakteristischen Büume; der Ka-
meeldorn, der auch im Damara-Lande den vorzüglichsten
Schmuck der öden Landschaft ausmacht und im Liambye-
Thal bis gegen die Mündung des Lieba hin vorkommt,
und die Acacia detinens, eine grosse Plage des Reisenden,
deren dornige Gebüsche Andersson nördlich bis an die
kultivirten Landstriche von Ondonga und östlich bis nach
dem Ngami-See, Livingstone bis gegen den Tsehobe antrafen,
sind ein Paar der bekanntesten Vertreter der Familie.
Eine andere Akazienart, Monato genannt, erscheint zuerst
bei Schokuane, nördlich von Kolobeng, und ist, Wälder
und Gebüsche bildend, bis Angola gemein. Im Namaqua-
Land hört der dichte Wald der Dorngebüsche zwei bis
drei Tagereisen südlich von Rehoboth auf und nur längs
205
der Flüsse ziehen sich noch einzelne Mimosen weiter nach
Süden.
Die Eigenthümlichkeit der Vegetation in dem Orange-
Fluss-Freistsat zeigt sich vornämlich in den weit ausge-
dehnten Grasebenen, welche die Boeren „hooge veld” nen-
nen und die nieht nur zahllosen Heerden wilder Thiere
Nahrung gewähren, sondern auch die Schafzucht ausser-
ordentlich begünstigen. Die Baumvegetation wird auch
hier hauptsächlich durch Mimosen repräsentirt, die in brei-
ten Gürteln die Ufer der Flüsse bekleiden. Weit üppiger
ist der Boden der Trans-Vaal'schen Republik mit Busch-
werk und Büumen bedeckt, häufig sogar mit Hochwald be-
standen. Mehr nach Östen überschreiten wir die mit
immergrünen saftigen Bäumen, wie Strelitzia, Zamis hor-
rida, Portulacaria Afra, Schotia speciosa, Fieus-Arten, ge
schmückten gebirgigen Theile und steigen endlich nach
den warmen Küstenstrichen ‚von Natal und dem Zulu-Lande
hinab, die schon eine fast tropische Flora ') mit Acantha-
ceen, Cinchonaceen, Asclepiadeen, Indigo, Palmen u. & w:
haben.
Die Kalihari reicht bis an das südliche Ufer des Ngami-
See's, doch ist sie westlich von diesem schon von 214°
$. Br. an mehr bewaldet); jenseits des 20° 8, Br, geht
sie daselbst in ein dichtes Wald- und Sumpfland und
nordwestlich vom 18° 8. Br. an in das fruchtbare Kultur-
land Ondonga über, während sich die Wüste an der West-
küste bis über die Mündung des Cunene hinaus fortsetzt?).
Im Betsehuanen-Lande ändert sich dagegen der Charakter
der Vegetation, sobald man den Wendekreis überschritten
hat. Bei Serotli zeigen sich grössere Gruppen von Bäu-
men und Büschen und setzen sich 60 bis 70 Engl. Meilen
nach Norden in einer Gleichförmigkeit fort, dass es selbst
für die Eingebornen schwierig ist, sich nicht zu verirren;
bei der Quelle Lotlakani (21° 27' 47” 8, Br.) treten die
ersten Palmen, eine der Indischen ähnliche Palmyra, auf
und die Salzflächen bei Ntschokotsa sind im Südosten von
einem dichten Gürtel Mopane-Bäume umgeben.
Zur Bestimmung der Palmen-Grenze in Süd- Afrika
haben wir ausser dieser interessanten Angabe Livingstone’s
nur wenige Anhaltspunkte. Galton und Andersson fanden
auf ihrer Reise von Barmen nach Ondongs Palmen zuerst
') Vergl. das kurze, aber manches Interessante enthaltend
”) Unter die Mimosenwälder bei Ghanze, südwestlich vom N; -
See, mischt, sich das sogenannto Stinkholx der Kap-Kolanie, das Anders-
dem
% 8. Fruneis Galton’s Map of Damara Land etc.
Digitize by ‚oogle
Digitized/ (St gle
206
in 20° 8. Br. östlich von dem Sumpfe Omambonde. Es
war eine Art Fächerpalme, ähnlich der an der Natal-Küste
wachsenden, aber während diese nur 15 Fuss hoch wird,
erreichte jene die Höhe von 50 und mehr Fuss, Südlich
von diesem Punkte kommen an der Westseite des Kon-
tinentes wahrscheinlich keine Palmen vor, denn Anders-
son, welcher den ganzen Landstrich zwischen Ondonga
und der Kapstadt bereist hat, giebt die Südgrense aus-
drücklich in 20° 8. Br. an"). Derselbe Reisende fand in
der Umgebung des Ngami-See’s die ersteu Fächer- und
Dattelpalmen am unteren Teoge und Livingstone erwähnt
Dattelpalmen zuerst nördlich vom Ngwa-Hügel und in
dem Landstrich zwischen dem Tschobe und Liambye.
Moffut scheint auf seiner Reise zum Moselekatse keine
Palmen gesehen zu haben, sonst würde er wohl davon
gesprochen haben, denn sie hätten für ihn cine eben so
auffallende Erscheinung sein müssen, wie für Livingstone.
Möglich also, dass in dem Lande der Mutebele die Pal-
mengrenze noch etwas nördlicher liegt, als in dem der
Ovampo. An der Ostküste steigt sie dagegen bis zu 31°
oder 32° S. Br.?), denn E. Meyer‘) erwähnt eine Hy-
phaene an der Südostküste zwischen den Flüssen Umsamcnba
und Umgani und Kupitän Allan F. Gardiner berichtet ®):
„Der ganze Distrikt längs der Küste des Kaffernlandes
südlich von Natal muss früher reich an Palmyra-Bäumen
gewesen sein, da die Stumpfe von 5 bis 12 Fuss Höhe
zahlreich sind; aber jetzt ist kaum ein einziger Baum
übrig, die Eingebornen haben sie ulle zerstürt. Die Pal-
metta oder niedrige strauchartige Palmyra wächst überall,
dichte Gebüsche bildend, meist um die Stämme der ab-
gehouenen Palmyras herum.” Dass an der Delagen-Bai
Palmyra- Palmen vorkommen, war schon durch White®)
und Owen bekannt.
Einen viel grüsseren Verbreitungsbezirk hat der Mo-
pane-Baum, eine Banhinis, welcher die Portugiesen den
Namen Eisenholzbaum gegeben haben. Er kommt schon
in der Kap-Kolonie vor, schmückt auch die trockensten
') Kapitän Thomas Boteler (Narrative of a Voyage of Discovery
performed from 1821 to 1826 under the Command of Copt. Owen.
London 1835, Vel. IE, p. 314, 315) erzählt, dans er bei seiner Fahrt
längs der Westküste vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Negro
(16° 45’ 8. Br.) nicht einen einzigen Baum in der äden Wüste sah,
welche diose ganze Küste einnimmt, und dass auf Kap Negro sich au-
erst wisder ein Baum und zwar eine Palmo zeigte. Danach dürfte
dieser Punkt dio Grenze der Palmen an der Westküste bezeichnen. -
*) In Sid-Afrika erreicht demnach die Palmengrenze die geringste
Polhähe, denn in Australien, Stid- und Nord-Amerika befindet sie sich
in 35°, in Asien (Japan) in 40° und in Europa (Italien) in 4b,
7 Grundeüge einer physikalisch-geograpbischen Beschreibung ron
Süd-Afrika, In H. Berghaus’ Almanach für 1840.
% Narrative of » Journey to the Zuolu Country. London 1838.
p. 229.
#, White, Nachrichten von Da Lagos-Bai. Pr. v. Zuch's Monat-
liche Korrespondenz, Bd. III, 3801, p. 56 f.
Sud-Afrika im
Jahre 1358,
Gegenden des Innern und der Westküste und erstreckt
sich bis in das feuchte Gebiet nach dem Äquator hin,
scheint jedoch such hier vorzugsweise trookne Landstriche
zu lieben, wie die Sandebenen am unteren Cunene (nach
Ladislaus Magyar) und das dürre, nur von periodischen
Flüsschen durchzogene Land am rechten Ufer des Zambesi,
südlich von den Stromschnellen Kebrabasa.
Die Ufer des Zuga sind schön bewaldet, an manchen
Stellen so dieht, dass die Reisenden viele Bäume umhauen
Ausser der Pal-
myra finden sich hier wieder manche Bäume, die im Siü-
dem nicht geschen werden, wie der schöne Mokutschong
oder Moschomo, der Motsonri mit angenehm säuerlichen
Pflaumen und vor allen der riesige Baobab (Adansonia
digitata), dessen südlichste Repräsentanten, nahe am Zu-
sammenflus des Zuga mit dem Neami-See und nürdlich
von der Salzfliche Ntwetwe in 20° 20' 8, Br., bereits
den Umfang von 70 bis 85 Fuss erreichen !).
müssen, um mit Wagen fortzukommen.
Hier kom-
men auch ein Hibiscus, aus dessen Fasern die Bayere ihre
Fischunetze verfertigen ?), zwei Arten Baumwolle und wil-
der Indigo in Menge vor. Östlich vom Zuga ist die Vege-
tation weniger reich, auf viele 100 Engl. Meilen im Um-
kreis wird hier der Boden nur von weichem kurzen Gras
mit einzelnen Mopane- und Baobab-Bäumen bedeckt, die
grossen mit Salz imprägnirten Strecken entbehren der
Pilanzendecke gänzlich und zwischen Maila und dem Ma-
babi durchzog Livingstone die trostloseste Wüste, die er
jemals sah; nur ein niedriges Gestrüpp fristete sein Leben
in dem tiefen Sande.
Die Bakua-Hügel sind bis zu den Gipfeln mit grünen
Bäumen bekleidet und selbst über die nördlich anetossende
Ebene verbreitet sich ein lichter Wald von 20 bis 30 F.
hohen Bäumen. Die Thäler zeigen oft das lieblichste Grin,
doch wächst das Gras nur in einzelnen Büscheln mit kah-
lem weichen Sande dazwischen, nirgends sicht man etwas
Ähnliches wie die Englischen Kasenplütze. Im Gebiete
der nordwestlichen Nebenflüsse des Limpopo, vom Serule
bis zum Schasche, fand Moffat dichte Wälder, auch die Berge
nördlich vom Ramokhunbsne waren Inst ganz bewaldet, und
zwar meist mit immergrünen Bäumen, besonders Ficus-
Arten, wie sie auch nordwestlich von Matlokotloko die
N Am Sürmwestende des Ngumi-Sor’s sah auch Andersson zuerst
den Baobab, im ganzen Ihasmars- und Ovanpe-Lande scheint er nicht
vorzukormmen, wogegen er in Kamba am Cunene von Ladislaus Magyar
beobachtet wurde. Molfat truf einen Baobab etwas sAdlich vom Lohala-
Thai in 22° 20° 8. Br. An der Ostküste scheint er gänzlich zu
fehlen.
2) Andersson erzählt, dass «die Bayere ihre Fischnetze auch zus
den Stacheln einer Aloe-Art bureiten, die in dem Ländern der Nama-
quas, Damaras und Orampos und anderen ästlich davon gelegenen Ge-
genden vorkömmt, ihre grösste Vollkammenheit aber am Teoge
erreicht.
Süd-Afrika im
Hauptbestandtheile des Waldes bilden. Am Kame zeigten
sich dagegen wieder Mopane-Biume, obwohl eine üppige
Vegetation mit dem Ricinus seine Ufer schmückt.
Am Ngwa-Hügel und weiterhin nach dem Tschobe ge-
wührt das Land wieder einen aumuthigen Anblick, viele
neus Bäume, Papilionsceen, Dattelpalmen, Ficus Indiea,
immergrünen Cypressen ühnliche Motsonri, die prächtige
Motsintsela, beide mit easbaren Früchten, bilden dicht be-
laubte Wälder, und das Gras ist oft höher als die Wagen.
Hier traf Livingstone auch zuerst wilde Weinstöcke (in
18° 8. Br.), die zwar ein beliebtes Futter der Elephanten
sind, deren Trauben aber wegen der Säure in den Kernen
keinen angenehmen Geschmack haben. Die Ufer des
Tschobe und Sanschureh sind auf weite Entfernung hin
mit hohem Schilf bedeckt; dazwischen wächst ein Gras
mit eigenthümlich gesägten Blättern, die an den Kanten
wie Rasirmesser schneiden, und ein kletternder Convol-
vulus, dessen sturke Stengel das Rohr zusammenbinden,
so dass es einen fast undurchdringlichen Gürtel bildet.
Auf einer Insel des Flusses fand Livingstone den Brom-
beerstrauch und lüngs des tiefen Wassers grosse Massen
Papyrus. Der Landstrich zwischen Linyanti und Sescheke
ist mit grobem Gras bedeckt; auf den mehr erhöhten
Stellen wachsen Acacia giraffae, A. horrida und Baobabs,
an sandigen Stellen Pulmyra-Palmen und auf den Über-
resten der Ameisenhügel gewöhnlich wilde Dattelpalmen.
Inseln und Ufer des Liambye sind aufwärts bis zum
Barotse- Thal mit üppigem Wald geschmückt, hier aber
tritt er vom Ufer zurück, sich auf die Höhenzüge in Ost
und West beschränkend, so dass man im Barotse-Thal nur
wenig Bäume sieht. Dagegen sind die Wiesen dieses
Thales ausserordentlich üppig, eine Grasart erreicht die
Hihe von 12 Fuss, und die ungeheuren Heerden der Ma-
kololo sind nicht im Stande, sie abzuweiden. 20 Engl.
Meilen oberhalb Libonta tritt der Wald wieder bis an den
Rand des Wassers und man begegnet hier abermals vielen
neuen Formen, namentlich sah Livingstone an der Mün-
dung des Loeti eine Palme in grosser Anzahl, die er nie
zuvor bemerkt hatte. Wo der Lieba und der Ligambye
zusammenkommen, zeigt sich zuerst in auffullender Weise
der Einduss des feuchten Klima’s darin, dess die Baum-
stümme mit Flechten überzogen sind und eine Menge Farrn-
kräuter in den Wäldern auftreten. Wo immer eine
Stelle im Walde zur Anlegung eines Gartens gelichtet
und später wieder verlassen wurde, kämpfen Farrnkräu-
ter mit anderen Pflanzen um den Besitz des Bodens.
Diess ist auf der ganzen Strecke bis Angola der Fall und
zeigt die grosse Verschiedenheit des Klima’s zwischen
diesem und dem Betschuanen-Lande, wo ein Farrnkraut
mit Ausnahme von 1 oder 2 harten Species niemals ge-
Jahre 1858, 27
sehen wird. Baumfarren (Cyathea Dregei} beobachtete Li-
vingstone nur in einigen Nebenflüsschen des Tschihombo
zwischen Cabango und Nyakalonga's Dorf"), Ihr Stamm
hatte etwa 4 Fuss Höhe und 10 Zoll im Durchmesser.
Auch sah er hier zwei Arten Grasbiiume, die an feuchten
Stellen eine Höhe von 40 Fuss erreicht hatten,
Der Lieba windet sich durch ein höchst anmathiges,
Park-ühnliches Land mit abwechselnden Baumgruppen und
Wiesen. Hier wüchst das Gras nicht, wie im Süden, in
einzelnen Büscheln, sondern bildet einen zusammenhän-
genden Rasen. Der Wald, der an manchen Stellen so
dicht ist, dass man ohne Axt nicht weiter kommen kann,
und der von mannigfachen Schlingpflanzen durchwebt
wird, zeichnet sich durch das Vorherrschen der immer-
grünen Bäume und den fast gänzlichen Mangel dorniger
Gewächse aus; diesen Charakter behält er in der ganzen
feuchten Region bis nach der Westküste hin. Hie und
da kommt schon am Lieba die in Angola häufige, als Färbe-
stoff benutzte, Orseille- (Lekmus-) Flechte an den Bäumen
vor, Mit der bedeutenderen Bodenerhebung findet sich
nördlich von Nyamoana's Dorf eine Art des Silberbaums
vom Kap (Leueodendron argenteum) in Menge ein; er
wichst anf dem Tafelberg in einer Höhe von 2- bis 3000
Fuss, am nördlichen Abhang der Caschan-Berge und am
Lieba in 4000 Fuss Meereshöhe. Bei den Dörfern sielıt
man häufig den Rieinus, die Iatropha eurcas, die ebenfalls
ein purgirendes Öl liefert, Bananen, Fieus Indiea und an-
dere tropische Bäume.
Jenseits der weiten Grusflächen zwischen dem Licba
und Kasni, die sich weit nach Lobale hinein erstrecken
und den „Manga” genunnten Landstrich am Loeti bedecken
sollen, charakterisirt sich die Vegetation bis nach Cabango
und dem Thal des Qnango durch eine traurige Einfürmig-
keit dunkler Wälder und offener Grasebenen. Auch das
Quango- Thal ist in seiner ganzen Breite mit dunklem
Walde bekleidet, ausser wo hellgrüne Wiesen am Flusse
selbst ihn unterbrechen. Der Kamm und die Seiten
der Abflinge sind ebenfalls mit Bäumen bestanden, nur
die steilsten Stellen sind kahl. Livingstone sah hier Bam-
bus so dick wie ein Arm und viele neue Bäume, so wie
andere, die seit Kabompo's Stadt nieht vorgekommen wa-
ren, Erst am Quize wird das Land wieder olfener, das
Gras, welches im Quango-Thal einen Reiter noch um zwei
Fuss überragt, wird verhältnissmässig niedrig und die
ganze Flora beginnt eine grössere Mannigfaltigkeit zu
') Nach Kapftän Allan F. Gordinsr (Narrstire of a Journey to the
Zoolu Country, p. 353) sollen in Natal in der Nachbarschaft von Agate
Vale (am Ostubhang des Kahlamba-Gebirges in 29° 15' 8, Br.) Baum-
farren gemein sein. Eine Bestätigung dieser Angabe ist mir nicht
bekamut,
208 Süd-Afrika im Jahre 1*58,
zeigen. Schöne Wälder, zum Theil aus prüchtigem Zim-
merholz, zum Theil aus Fieus-Arten, deren man in An-
gola über 20 kennt, Palmen und anderen Bäumen be-
stehend, Sträucher, Schlingpflanzen, eine grosse Menge
verschiedener Gräser !) mit nur wenigen Kräutern bilden
die Vegetation. Die Uppigkeit derselben ist ausserordent-
lich und soll der um Rio de Janeiro gleichen. Am unte-
ren Lucalla und bei Golungo Alto erscheint u. A. die Öl-
palme (Elaeis Guineensis), die den Portugiesischen Be-
sitzungen an der Ostküste zu fehlen scheint.
Westlich von dem Gebirgsdistrikt Golungo Alto nach
der Küste zu nimmt das Land mehr ein steriles, nicht ein-
ladendes Aussehen an und südlich nach dem Thal des
Coanza zeigt sich ebenfalls ein Wechsel der Vegetation,
indem hier wieder Bäume vorkommen, die identisch mit
denen südlich vom Tachobe sind, das (iras wieder in ein-
zelnen Büscheln wächst und die Wiesen sich mit Zwie-
beigewächsen, Gladiolus, Amaryllis toxicaria, Hymanthus
u. &, w., schmücken, welche in derselben blühenden Fülle
und Kraft stehen wie am Kap.
Das Hochland zwischen den Viectoria-Fällen und der
Mündung des Kafue ist auf seinem Kamm bei weiten
kahler, als die westliche Bodenerhebung zu beiden Seiten
des Quango-Thales. Zwischen dem Kalomo und den
Tschizamena-Hügeln wird der Boden von kurzem Graso
bedeckt, aus dem nur wenige einzelne Bäume emporragen;
die Abhädge sind zwar bewaldet, doch ist die Vegetation
nirgends üppig. Es ist bemerkenswerth, dass hier diesel-
ben Bäume wieder auftreten, die Livingstone beim Hinab-
steigen nach der Westküste geschen hatte. Viele Bäume,
Sträucher und Kräuter sind identiech mit denen zu Pungo
Andongo. Eine Art Stereulia, der gewöhnlichste Baum zu
Loanda, und der Buobab blühen hier; der sogenannte Mo-
schuks, der sich auch auf Tala Mungongo findet, lieferte
in seinen kleinen, Äpfeln ähnlichen Früchten den Beglei-
tern Livingstone's viele Tage fast die einzige Nahrung,
fand sich aber nicht tiefer al« 3500 Fuss über dem Meere.
Viele andere Fruchtbäume und Früchte überhaupt "sind auf
dem Hochlande heimisch, #0 dass die Buatoka versichern,
hier könne Niemand Hungers sterben; ausserdem trifft
man häufig ein I-ucodendron, das ähnlich wie Akazien
und Bauhinia bei Trockenheit die Blütter zusammenfältet,
Palmen, riesige Fieus u. =». w. Die Orseille-Flechte, Moos
und Farrnkräuter zeigen sich auch bier, doch nirgends
in solcher Menge wie in Angola.
7, Dr. Welwitsch, ein Deutscher Naturforscher, der seit mehreren
Jahren in Angola lebt, theilte Ihr. Livingstone mit, das von den 58
Grasarten, die bei Loande vorkommen, mur 4 oder 4 bei Golungo
Alto gefunden werden, und zwar die kleinsten Arten, dass dagegen die
24 verschiedenen Ürssarten von Golungo Alto füst alle ron rienenhaf-
tem Wuchs sind.
Die Tier des Zambesi unterhalb der Einmündung des
Kafue tragen eine überaus üppige Vegetation von dichten
Dechungeln und Wald, die von Zumbs an einem dichten
dornigen Gebüsch, abwechselnd mit üppigem, aber nicht
Bei Zumbo selbst wach-
sen auf einer Insel in der Mündung des Lonngwa Mangle-
bäume und Tamarinden. Letztere beobachtete Livingstone
auch bei Mostusa’s Dorf zugleich mit dem Motondo, der
ein von den Portugiesen sehr geschätztes Zimmerholz
liefert. Südlich von dem Tschieova-Distrikt traf or ein
hartes Mopane-Land mit grossen Euphorbias ), dessen
Thäler jedoch mit dichten Dschungeln und riesigem Gras
bewachsen waren. An den Flüsschen Kapopo und Te
wuchsen viel wilde Weinstöcke, die überhaupt längs der
Ufer des Zambesi überall häufig sind. Im Batoka-Land
kömmt eine Varietät mit schwarzen Trauben von grosser
Süssigkeit vor, andere haben grüne oder purpurfarbene
Traaben. Die Eingebornen essen alle Varietäten und die
Portugiesen bereiten Essig aus den Beeren.
In der Umgegend von Tete, so wie in dem ganzen
Distrikt nördlich und nordwestlich davon wechseln wald-
bewschsene Hügel mit sehr fruchtbaren und gut angebm-
ten Thülern?). Indigo {Indigofera argenten, der gewöhn-
liche _ wilde Indigo von Afrika) findet sich überall und
eine grosse Menge von Senna-Pflanzen *) wüchst in Tete
und anderen Theilen, aber weder Indigo noch Sonna wird
gesoramelt. Calumba-Wurzel, die im Überfluss an einigen
Stellen weiter um Finse hinab vorkommt, wird von den
Amerikanern gekauft, wie man angt, als Färbestoff, Eine
Art Sassaparilla ist von Londa bis nach Senna verbreitet,
aber nie ausgeführt worden. Unter den Bäumen bemerkte
Livingstone die Palmyra, aber keine Ölpalmen:; das dann
und wann exportirte Öl wird vielmehr aus der Erdnus
gewonnen). Zu Hibrösen Geweben eignet sich eine Art
Aloe Namens Conge, die Wurzel einer wilden Dattel und
sehr hohem Grase, Platz macht.
'; Die Euphorbis vondeiabrum fand Andersson in arasaer Menge
im Damara-Lunde, besonders in der Narip- Ebene und bei Okamabati,
Dis Damaras vorgiften mit dem Säfte der Pünnze ihre Pfeile, Nach
Owen kommt sie auch an der Delagos-Bai vor, wo «ie bis 30 Fuss
hoch wird: in Natnd findet sie sich Bin der Kitste und sie scheint
überhaupt über einen grossen Theil Süd-Afrika's verbreitet zu sein,
?) Über den Landstrieh zwischen Tete und Unsembe's Start haben
wir einige Andeutungen durch Gumitto's Tagebuch, aus denen hervor
geht, dass etwn die erste Hiülfte des Weges übwerhselnd durch Wäl-
der und tiranllächen führt, «dam aber bis zu Casembers Stadt eine
mächtige Ebene. genannt Dambeo, durchsrhneidet, auf der Bäume nur
äusserst selten vorkommen,
?) Bie gehören nach Dr. Henker zu Cnssin seutifolia oder der wah-
ren Senna des Handels, die sich in verschiedenen Theiien von Afrika
und Indien finder
* In der Umgebung der Delagoa-Bai grwinet man nach Owen aus
der Didynanıia gymnsspermia (Azaite der Portugiesen, Mapota der Bin-
geboruen) ein Öl, das dem Olivenöl gleich gestellt wird und auf dem
Indischen Markt io eben an hobem Prrise steht. Sie wächnt daselbst
überall wild und wird an der ganzen tropischen Ostküste viel angebent.
Süd-Afrika im Jahre 1558.
eine Pflanze Namens Buaze, welche wahrscheinlich ein
nützliches Surrogat für den Flachs werden wisd. Sie be-
sitzt nach dem Urtheil von Sachkennern eine sehr feste
und feine Faser, ühnlich der des Flachses, vielleicht aber
noch vorzüglicher. Sie ist wahrscheinlich eine bis jetzt
unbestimmte Pflanze und soll nach der Aussage der Por-
tugiesen in grosser Menge im Lande der Maravi, nördlich
vom Zambesi, wachsen, aber nieht kultivirt werden. Eine
Apocynee, Kumbanzo genannt und der Malouetia Heu-
dlotii, Decaisne, in Senegambien nahe verwandt, wächst
einzeln bei Tete und bildet ganze Wälder bei Senna und
im Delta von Quilimane; ihre Rinde gilt als wirksames
Fiebermittel ').
Im Schire, wie in allen ruhiger fliessenden Armen
und Iagunen des Liambye, ist die Trapa nutans häufig;
im letzteren fand Livingstone auch die Azolla Nilotien,
die im oberen Nil vorkommt, Gegenüber der Mündung
des Mutu (bei Mazaro) ist das Ufer des Zambesi mit Wäl-
dern schönen Zimmerholzes bedeckt, aber das Delta, wel-
ches hier beginnt, ist nur eine ungeheure flache Ebene
mit hohem, grobem Gras und Rohr, aus dem sich dann
und wann ein Mangle- oder Kakao-Baum erhebt. Ersterer
bildet an den Küsten und Flussmündungen bis über die
Delsgoa-Bai hinaus gewöhnlich einen dichten Gürtel.
N In der „Bonplandia” vorm 15. März 4. J. findet sich eine Hesen-
sion von Dr. Krapf's Werkchen: „Afrika von Süd nach West und von,
West nach Ost endlich einmal durchkreust, oder kurse Übersicht der
Missionsreisen und Entdeckungen des Dr. Livingstone u. s. w.”, von
Bialloblotaky, in welcher alch dieser Herr bemüht, ausschliesslich auf
die Angaben jenes popnlür gehaltenen, auf keine wissenschaftliche Ge-
hanigkeit Anspruch machenden Schriftchens hin die Glaubwürdigkeit
und die Verdienste Livingstone’s unzugreifen, ohne sich nur die Mühe
zu wehmen, Livingstone's Briefe oder gar dessen Reisewerk, das bereits
im November vorigen Jahres die Presse verlassen hat, zu lesen. Er
stützt sich dabei auf angebliche Widersprüche, die aus seiner eignen
Unkenntniss bervorgegungen sind fer ist x. B. der festen Überzeugung,
dass der Zuga in den Ngami-See sich ergieswse, und kann desshalb nicht
begreifen, wie Livingstone vom Seo Kumadau aus seinem Jaufo ant-
geyengegungen sein kann), lässt sieh aber am weitläufigsten und heftig-
sten über die Angnbe Krapf's nus, duss Liringstone bei Tete China-
Bäume gefunden habe, und erlaubt sich dabei die maasalosesten und
gehässigsten Iunvektiven gegen Liviugstone, wie gegen „die gulanken-
losen und unkundigen Preisriehter", welche ihm die goldenen Medsillen
der Geogr. Gesellschaften zu Lomien und Paris zuerkannt haben. Wenn
sich Liviogstene rielieicht anfänglich zu einen solchen Irrtum hat
verleiten lassen — was wir übrigens noch nicht für ausgemacht hal-
ten, denm in seinem Briefe au Sir Hoderick Murchison von Tete aus
steht nichts von Cinchona-Bäumen und es ist nicht unwahrscheinlich,
dans die von ihm erwähnte Fieherrinde erst in dritter und vierter
Hund sich zu wahrer Uinchons umgewandelt bat —, so hat er ihn
später eingesehen und berichtigt, In seinem Reiscwerke findet sich nur
die obige Angabe Imzüglich einer Apoeynee, deren Rinde als wirksamen
Fiebermittel gelte, Herr Bialloblotzks kömmt also zu spät, wenn er
„durch die Aufforderung zur Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Ge-
nauigkeit mehr zur Verrollkommnung «es grösseren BReiseworkes bei-
zutmgen glanbt, als derch ein gedankenloses Einstimmen in das unbe-
dingte Lobreden”. — Wir wilirden jene gehüssige, ungerechte und da-
bei gänzlich unkundige Kritik keiner Bemerkung gewürdigt haben,
hätte sie nicht in der „Bonplandia” Aufnahme gefunden, «lie bisher
als ein geachtetes wissenschaftlichen Blait bekaunt wur.
Petermann's Geogr, Mittheilangen. 1858. Heft V.
209
Die Kulturpflanzen, auf deren Verbreitung in Süd-
Afrika wir noch einen Blick werfen wollen, sind daselbst
in beträchtlicher Anzahl vertreten. Roggen und Gerste
sind auf die gemässigte Zone beschrünkt, nur im Damars-
Lande reichen sie bis in die heisse Zone hinein, jedoch
nimmt der Roggen bei Otjimbingue, dem nördlichsten
Punkte, wo er gebaut wird, einen etwas bittern Geschmack
an"). Weizen ist dagegen noch bei Sanza und Pungo
Andongo in Angola, so wie bei Zumbo und Tete von vor-
züglieher Güte. Der Mais bedarf einer beträchtlichen Re-
genmenge zu seinem Gedeihen und kommt desshalb im
Betschunnen-Lande nur in tiefen Höhlungen an den Ufern
der Flüsse fort, weiter nach der Ostküste, in der Trans-
Vaal’schen und Orange-Fluss-Republik, in Natal und an
der Delagoa-Bai, so wie in der ganzen tropischen Zone,
im Lande der Makololo, im Barotse-Thal, um Lieba, Lo-
kalueje, Kwile, Kasai, im Lande der Batoka, am Zambesi,
im Lande der Maravi, liefert er einen reichlichen Ertrag.
Ungefähr dieselbe Verbreitung hat Holeus sorghum oder
Durrha, aus dem die Makololo eine Art Bier (boyaloa) be-
reiten. Hirse traf Livingstone im Barotse-Thal, am Lo-
kalueje und Kwile, bei Mosusa’s Dorf am Zambesi und zu
Tete, Owen an der Delagoa-Bai; Pennisetum typhoideam
Ersterer am Lokalueje, im Lande der Batoka, bei Mosnsu’s
Dorf und zu Tete. Kürbisse, Melonen, Gurken, Bohnen
und andere Gemüse werden im Lande der Betschuanen,
Makololo, Barotse, Ovampo, Bayeye, am Zambesi, in der
Trans-Vaal'schen Republik und weiter südlich gebaut; Kar-
toffeln gedeihen noch zu Üassange. Bataten und Yams
finden sich von Angola bis zum Barotse-Thal und an der
Ostküste durch die Trans-Vanl’sche Republik bis Natal;
Maniok (latropha manihot und I. utilissima) in Angola,
am Kwilo, zwischen Cabango und dem Dilolo-See, am
Lieba, im Barotse-Thal, im Lande ‘der Maravi und an der
Delagoa-Bai; Erdnüsse (Arachis hypogaea) ausserdem im
Lande der Bayeye, um Zambesi und in Natal. Der Reis-
bau beschränkt sich auf die Küstenländer im Westen und
Osten; am Zambesi erhielt Livingstone zuerst westlich von
Selole's Dorf ein wenig Reis als grosse Seltenheit; nach
Gamitto bauen ihn die Maravi, nach White und Owen
die Eingebornen an der Delagon-Bsi. Dem Barotse-Thal
eigenthümlich scheint die Kultur des Arum Aecgyptiacum
als Nahrungsmittel, dem Maravi-Lande die des Panicum
Eleusine und Sesamum Indieum.
Unter den Früchten hat der Wein ein sehr ausgedehn-
tes Gebiet, er liefert ein ausgezeichnetes Produkt am Kap,
gedeiht schr gut im Klein-Namaqua-Land, in Natal und
") 28, Jahresbericht der Rhein, Missionsgesellschaft vom J. 1857,
Barmen 1858,
27
210 Süd-Afrika im Jahre 1558.
der Trans-Vaal’schen Republik, trägt essbare Trauben im
Batoka-Lande, zu Golungo Alto und Pungo Andongo in
Angola und kommt selbst noch an der Mündung des Congo
fort, ohne jedoch hier seine Trauben zur Reife zu bringen.
Citrus-Arten bilden ganze Haine in der Trans-Vaal’schen
Republik, Natal, an der Delagon-Bai und im Maravi-Lande
und kommen auch in Angola bis Cassange mehrfuch vor.
Acajou-Nüsse sind in Angola, namentlich zu Pungo An-
dongo und Cassange, ungepflanzt; Ananas in Angola, an
der Delagoa-Bai und in Natal; Feigen ausserdem uoch im
Klein- Namaqus-Land und am Kap. Die Bananen traf
Livingstone zuerst am Lieba, häufiger sind sie in den
Küstenländern, in Angols, dem Maravi-Lande, an der De-
ingoa-Bai und bis Natal herab zu finden. Im Distrikt
von Golungo Alto sind ausserdem von früheren Missio-
nären aus Nüd-Amerika Gunvas (Peidium), Melonenbäume,
Flaschenbäume, Pitangss und Jambos eingeführt worden.
Erstere fand auch Gamitto im Maravi-Lunde.
Zuckerrohr wird im Innern im Barotse-Thal und am
Lieba gebaut, die Eingebornen verstehen jedoch nicht, den
Saft auszuziehen, sondern brauchen das Rohr nur zum
Kauen. Die flachen Alluviel-Ebenen in Angels, am Zenza
oder Bengo sind schr geeignet für den Anbau von Zucker,
eben so der Distrikt von Massunguno; auch befindet sich
zu Jeollo i Bengo bereits eine grosse Zuckerfabrik. In
den Portugiesischen Besitzungen en der Ostküste wurde
früher das Zuckerrohr, wie der Kaffee, bis nach Tete in
bedeutender Ausdehnung angebaut, aber gegenwärtig liegen
beide Kulturzweige gänzlich darnieder, namentlich sieht
man kaum einen einzigen Kulfeebaum mehr. lm Maravi-
Lande soll nach Gamitto Zuckerrehr gebaut werden, an
der Delagoa-Bai fand es White; an der Küste von Natal
und an einigen Stellen der Trans-Vanl’schen Republik ist
sein Antau in jüngster Zeit mit Glück versucht worden.
Der Kaffee hat in Angola ein so günstiges Feld ge-
funden, dass er sich von selbst etwa 300 Engl. Meilen,
bis Tala Mungongo, landeinwärts verbreitet hat, und man
findet dort bedeutende Pflanzungen, wie z. DB. bei Trom-
beta mit 900 Kafleebiumen. Am untern Zamhesi ist er,
wie erwähnt, fast ganz ausgerottet, dagegen scheint er in
Natal mehr und mehr Fuss zu fassen. Der Kakaobaum
kommt nur in den tropischen Küstenstrichen vor, im Thal
des Coanza, am untern Zumbesi, bei Mozambique.
Der Tabaksbau ist fast über gunz Süd-Afrika ausge-
dehnt, die Makololo, Balonda, Bayeye, Ovampo, Damara,
Maravi pflegen und lieben ihn nicht weniger als die Por-
tugiesen, die Boeren und die Engländer. Daneben wird
von allen Stämmen des Innern, z. B. den Makololo, Ba-
toka, Balonda, den Stämmen am Kasai, den Damara, Ma-
ravi, der Hanf (Cannabis sativa) geraucht; „uch in der
Trans-Vaal'schen Republik soll or von den Eingebornen zu
demselben Zweck gebaut werden.
Baumwolle findet man im Innern zuerst im Iande der
Makololo und Maschona; weiter westlich entdeckte sie der
Missionär Rath (1857) in dem dicht bewaldeten, gut be-
wässerten und von Buschmünnern bewohnten Lande nord-
östlich von Okamabuti (etwa 19° 8. Br., 18° 30° Östl. L.
v. Gr... Sie wird sowohl in Angola, wie am Kwilo,
Lokalueje und Zambesi gebaut und ist nenerdings in Na-
tal eingeführt worden. Indigo wächst au vielen Orten
innerhalb der heissen Zone wild oder angebaut, findet sich
aber nuch noch wild in Natal ').
Y. ZOOGEOGRAPIHIE.
Kein Theil der Erde von gleich grosser Ausdehnung
hat wohl einen solchen Reichthum an grossem Wild auf-
zuweisen, wie Süd-Afrika. Von jeher fühlten sich dess-
halb die Sportsmen aller Nationen dorthin gezogen und
es kann nicht verwundern, dass in #0 vielen Reisewerken
über Süd-Afrika die Beschreibung der Thierwelt, wie die
Erzählung von Jagdabenteuern eine bervorragende Rolle
spielen. Auch Livingstone, der zu Kolobeng in einem
der reichsten Jagdgebiete lebte und vielfach mit den
reuommirtesten Jägern, wie Gordon Cumming, Oswell und
Andern, verkehrte, hat die Thierwelt in seinem Werke mit
ganz besonderer Vorliebe behandelt und eine Menge der
interessantesten Beobachtungen über Charakter, Lebens-
weise und Jagd der verschiedensten Thiere, so wie über
ihre Bedeutung für den Menschen niedergelegt. Duzu
kommt, dass für mehrere Theile Süd-Afrika’s auch neuer-
dings vortreflliche wissenschaftliche Bearbeitungen der
Zoologie erschienen sind, so besonders für die Kap-Kolonie
und die anstossenden Gegenden bis jenseit des Wende-
kreises von Dr. Andrew Smith und für die Kiüstenländer
um Zambesi von Dr. W. Peters, Die Kenntniss der Thier-
welt von Süd-Afrika ist daher verhältnisemüssig weiter
vorgeschritten, als die der Pflanzenwelt, dennoch sind die
Materialien für eine »peziellere Darstellung der geographi-
schen Verbreitung der Thiere daselbst immer noch sehr
mangelhaft. Namentlich bieten im Innern des Landes
für eine solche Darstellung die einzelnen, allein bekann-
ten Routen der neueren Reisenden nur wenige Ankalts-
punkte dar, und da die systematische Zoologie, so wie die
reichen Materialien über die Eigenthümlichkeiten der Thiere
günzlich ausser dem Bereiche unserer Arbeit liegen, so
wird dieser Abschnitt nicht weniger unvollständig bleiben
müssen, «ls der vorhergehende, ganz abgesehen daven,
) In Nord-Afrika fünd Dr. Barth die Nordgrenze des Indigo in
Air unter 18° 5’ N. Br.
Sud-Afrika im Jahre 1858. 211
dass hier schon des beschränkten Raumes wegen überhaupt
nur Skizzen gegeben werden können. .
Fast alle grösseren Säugethiere haben sich in neuerer
Zeit mehr und mehr von der Südspitze Afrika's zurück-
gezogen. In der Kap-Kolonie, wo ehemals die zahllosen
Schaaren der Antilopen und der sie stets begleitenden
Raubthiere die Reisenden in Erstaunen, die Ansiedler in
Schrecken setzten, fristen nur noch einige Blesböcke (An-
tilope pygarge), Blauböcke (Antilope coerulea), Steinböcke
(Irmgulus rupestris} und Gnus (Untoblepas guu) eine elende
Existenz. Alle übrigen, besonders Elephanten, Büffel,
Elands (Boselephas oreas), trifft man erst mehrere hundert
Engl. Meilen jenseits der Grenzen der Kolonie an und
nur bisweilen unternehmen noch einzelne Arten, wie die
Springböcke (Gazella enchore), in grossen Heerden, wie
man sagt, bis zu 40,000 Stück, Wanderungen aus der Ka-
lahari in die Kolonie. In Britisch Kaffraria waren nach
Fleming ') im Jahre 1852 Elephanten, Löwen, Flusspferde,
Büftel, Quaggas und Giraffen bereits ganz verschwunden,
man traf aber noch Leoparden, Panther, Wölfe, Schakals,
Paviane, kleinere Affenarten, den Ameisenbär und andere
kleinere Thiere. Giraffen und Löwen erscheinen nach ihm
selten südlich vom Vaal-Fluss und nie südlich vom Orange-
Fluss; Büffel kommen noch bisweilen lüngs des Yisch-
Flusses bis in die Grenzen der Kolonie und im Jahre
1851 soll es sogar im Addo-Busch, 50 Engl. Meilen süd-
westlich von Graham’s Town, an der Strasse nach der
Algos-Bai, noch Elephanten gegeben haben. Diess war
aber auch der einzige Platz in der Kolonie, wo man noch
von ihnen hörte, sonst kamen sie nirgends südlich vom
Grossen Kei-Fluss vor. Dr. Bleek?) berichtet, dass in
Natal die wilden Thiere schon sehr ausgerottet seien; ein
Löwe sei eine Merkwürdigkeit, Elephanten gebe es nur
noch südlich vom Umkomanzi, wo die Weissen noch nicht
Fuss gefasst haben; häufiger treffe man Leoparden. Auf
der Westseite des Kontinentes sah Andersson die ersten
Spuren von Elephanten am nördlichen Fusse der Omatako-
Berge; die Eingebornen sagten aus, dass diese Thiere heer-
denweise in den Wäldern nördlich von Okamabuti lebten,
zur Winterszeit aber in grossen Massen hierher kümen
und langsam nach Norden zurückkehrten, wenn das Wasser
abzunehmen anfange; auch versicherte man, dass ihre
Spuren oft bis an den Swakop, nieht weit von dessen
Mündung, verfolgt werden könnten. Den Hippopotamus
fand Andersson zuerst in der periodischen Sumpflache
Omambonde in 20° 8. Br, das Eland am Omoramba
K’Omstako, Giraffen und Büffel schon am Tjobis, einem
—_—
1) Ber. Francis Fleming: Kaffrıria and its inhabitants,
7, Geogt. Mitth. 1856, 58. 363— 175.
Nebenfluss des Swakop; eine Menge Antilopen, wie der
Klippspringer (Antilope oreotragus), Gemesbock (Oryx),
Springbock, Kudu (Strepsiceros eapensis), Pallah (Antilope
melampus), so wie Zebras, Guus, Löwen, Hyänen, Schakals,
Leoparden, Karakals (Felis curacal) finden sich auch an
der Walfsch-Bai und bei Scheppmannsdorf und ein Rhi-
noceros schoss Andersson am Hountop im Gross-Namaqua-
Land; er bemerkt jedoch, duss diess wahrscheinlich ein
Nachzügler gewesen sei, denn diese Thiere zeigten sich
höchst selten südlich vom Kuisip-Flusse ').
Der Küstensaum des Namaqua-Landes ist eine öde
Wüste, in der nur wenig Thiere leben, die Kalahari be-
herbergt dagegen ausser ungeheuren Heerden gewisser
Antilopen, die, wenig oder kein Wasser bedürfend, über
dio pfadlosen Ebenen hinschweifen, auch eine Menge edle-
ren Wildes. „Der Felle wegen”, erzählt Livingstone, „er-
legen die Bakalahari folgende "fleischfressende Thiere:
Motlose oder Schwarzer Schakal (Megnlotis Capensis), der
den wärmsten Pelz hat, den das Land überhaupt bictet;
Pukuye oder Goldener Schakal (Canis mesomelas und (.
sureus), dessen Pelz sehr schön aussieht, wenn er zu den
„Kaross” genannten Fellmänteln verarbeitet ist. Am näch-
sten stehen im Werthe der Tsipa oder Kleine Ocelot (Fe-
lis nigripes), der Tuane oder Luchs, die wilde und Ge-
fleckte Katze und andere kleine Thiere. Auch eine grosse
Anzahl von Puti- (Cephalopus mergens) und Puruhuru-
(Tragulus rupestris) Häuten werden gewonnen ausser denen
von Löwen, Leoparden, Panthern und Hyänen”®). Rhino-
cerose, Büffel, Gnus, Giraffen, Zebras und Pallahs können
nur auf einzelne Punkte der Kalalıari beschränkt sein, da
sie sich nie mehr als 7 bis 8 Engl. Meilen vom Wasser
entfernen; aber man kann Hunderte von Elands, Düiker
(Cephalepus mergens), Steinböcken, Gemsböcken, Kudus,
Springböcken, so wie auch das Stachelschwein (Hystrix
N Die an der Aiüdwestküste vorkommenden Rhinocernse sind
schwarzu. Man unterscheidet in Süd-Afrika vier verschiedene Arten,
zwei dunklere und zwei hellere, die desshalb gewöhnlich gehwarze und
weisse Rhinoserose genannt werden. Alle haben zwei Hörer. Die
beiden schwarzen Arten alind Rhinoeeros bieornis oder Africanus (Borele
der Betschuanen} und Rh. Keitlos, A. Smith, das jedoch von Wahl-
berg und Dr. W, Peters (Naturwissenschaftliche Reise nach Mosam-
bique 1842-1848. 1. Süngethiere. Berlin 1852) fir nicht sperifisch
verschieden von Eh. Afriesnus gehalten wird: die beidem weissen Arten
sind Rh. simus, Burchell, (Monuhu der Betschuanen) und das Kuabaoba
oder Rh. Oswellli, Gray, mit langem, vorwärts gehogenem Hom, von
Oswell und Liringstone zuerst am Zugn geschen. Das weisse Rhino-
coros ist schon sehr selten und wirdlich vom Zamhesi bereits ganz
ausgerottet. Wahlberg fand es in der Trans-Vaal’schen Republik erst
nach langem Suchen, häufiger trafen es Livingstone und Owwell noch
am Zuga und Andersson auf soiner Route zwischen dem Damara-Lands
und dem Ngami-See,
% Wihrend der Zeit, als Livingstone unter den Bakwain lebte,
wurden zwischen 20- und 30,000 Felle zu Karossen verarbeitet, welche
zum Theil von dem Kingebornen geiragen, zum Theil aber auch an
Händler verkauft wurden, utul Livingstone glaubt, dass riele ihren
Weg nach China finden.
27°
212
Capensis) und den Strauss antreilen, ohne dass man'30 bis
40 Engl. Meilen im Umkreis Wasser findet.
Fast unglaublich ist die Menge des Wildes in den Ge-
bieten, die östlich und nördlich an die Kalahari sich an-
schliessen. Die Erzühlungen Gordon Cumming’s, der fünf
Jahre lung in der Umgegend von Kolobeng und nördlich
bis Letlotsche jagte, geben nach Livingstone's Zeugniss
einen riebtigen, durchaus nicht übertriebenen Begriff von
-der Süd-Afrikanischen Jagd. Zwei andere Engländer, die
in derselben Gegend jagten, erlegten in einer Saisen nicht
weniger als 78 Rhinocerose, obwohl gerade das Rhinoceros
ungleich seltener ist, als Elephanten, Löwen und andere
grosse Thiere. Die Bakwain fingen in ihren grossen, „hopo”
genannten Fallen oft während einer einzigen Woche 60
bis 70 Stück grossen Wildes, Khinocerose, Giraffen, Büffel,
Zebras, Gnus u. s. w. Seit der Einführung der Feuer-
waffen unter den Betschuanen schmilzt das Wild aller-
dings gegenwärtig schr zusammen, aber in den entfernteren
nördlichen Distrikten findet man es noch in enormer Menge.
Vardon und Oswell erlegten in einem Jahre nicht weniger
als 89, Galton und Andersson bei Tunobis (südwestlich
vom Ngami-See) innerhalb weniger Tage 30 Rhinoverose,
der Letztere allein auf seinen Reisen gegen 60. Wohl
nicht geringer war die Anzahl der Elephanten, Rhinocerose
und underer grüsserer Thiere, die Wahlberg auf seinen
Reisen in dor Trans-Vanl’schen Republik und zusammen
mit Green und Anderen am Ngami und in den Gegenden
nördlich und westlich davon erlegte.e Am südlichen Ufer
des Zuga fanden Livingstone und seine Begleiter Elephan-
ten in fübelhafter Anzahl; Oswell, einer der geschicktesten
Elephantenjäger, schoss hier bisweilen vier alte Männchen
an einem Tage‘). An diesem Fluss trafen sie auch eine
neue Antilope, Letsche, die nur in der unmittelbaren Nähe
von Wasser lebt und ausserhalb des contralen feuchten
Bassins von Afrikn ganz unbekannt ist. Mit der Nakong,
einer zweiten neuen Wasser-Antilope, kommt sie in gros-
sen Heerden am unteren Teoge, am Tachobe, in den Ebe-
nen zwischen Linyanti und Sescheke und im Liambye-
Thal vor, die Nakong selbst bis nördlich von Njambi zwi-
schen den Distrikten der Kasabi und Kasan, wo sie jedoch
eine schr seltene Erscheinung ist. Am nördlichen Ufer
des Lismbye, bei Sescheke, zeigte sich auch noch eime
dritte neue Antilopen-Art, die Tianyane, die man weiter
südlich nicht kennt.
Noch grösser ist der Wildreichthum in dem neu ent-
deckten Centrallande, dessen Bewohner noch nicht mit
Feuerwaffen verschen sind. Am Techobe, Liambye,. im
') Den Werth des Elfenbeins, das Oswell in solehen Fällen gewann,
schätst Livingstone auf 100 Gufnees (gegen 700 Thaler).
Büd-Afrika im Jahre 1858.
Lande der Batoka, am unteren Kafue und längs dos Zam-
besi bis nach Tete hin sieht man oft weite Landstriche
im eigentlichen Sinne des Wortes bedeckt von den- Heer-
den wilder Thiere, die »o wemig scheu sind, dass sich
Livingstone und seine Begleiter bisweilen erst durch Lär-
men und Schreien einen Weg durch sie bahnen mussten.
In der Gegend von Mosusa’s Dorf am Zambesi bauen die
Eingebornen ihre Hütten auf hohe Pfühle, um vor den
Hyänen, Löwen und Elephanten gesichert zu sein; Löwen
namentlich sind oberhalb Tete überaus häufig, da sie von
den Eingebornen aus Aberglauben hier nicht getödtet wer-
den. Zwischen Mutlokotloko und dem Zambesi sollen nach
Moffat ungeheure Heerden Elephanten leben, die im Som-
mer nach Süden herabkommen. Das Land zu beiden Sei-
ten des Liambye-Thales wimmelt von Elephanten, Büffeln,
Zebras, Teessebe (Acronotus lunata), Tahetsi (Aigooeros
eqwina), Elands, vielen anderen Antilopen, wilden Schwei-
nen und Haubthieren und alle Flüsse und See'n dienen
Flusepferden in grosser Anzahl zum Aufenthalt.
Khinoceros fehlt in diesem Centrallande und ist auch
nördlich vom Zambesi äusserst selten, was sich Livingstone
dadurch erklärt, dass sie während der Überschwemmungen
eine leichte Beute der Eingebornen wurden, die mit ihren
Kähnen überall hinkommen konnten. „Schwieriger zu
erklären ist die gänzliche Abwesenheit der Giraffe and
des Strausses in dem offenen Hochlande der Batoka nörd-
lich vom Zambesi '), wenn man nicht der Angabe der Ein-
gebornen Glauben schenkt, dass weiter im Norden, in der
Nähe des Schuia-See's, sich noch ein zweites Netzwerk
von Flüssen befindet, welches die Wanderungen dieser
Die Batoka haben
weder für die Giraffe noch für den Strauss einen Namen
in ihrer Sprache, aber da die erstere in grosser Anzahl
in dem Winkel zwischen dem Liambye und Tschobe exi-
stirt, kann sie längs des westlichen Höhenzugs von Ner-
An dem weiteren Vordringen
nach Osten war sie durch den Liambye verhindert, wo-
gegen sowohl die Girafle als der Strauss an seinem Süd-
ufer, in der Kalahari und im Lande der Maschona hän-
fig sind.”
Interessant ist die Abnahme der Gröss, die Livingstone
an manchen Thieren, namentlich aber am Elephanten, be-
merkte, je näher er dem Äqustor kam. Am Limpopo ist
ein ausgewachsenes Elephanten-Männchen über 12 Fuss
hoch, am Zuga 11 Fuss 4 Zoll, am Kafue nur 9 Fuss
Nur das
Thiere von Norden her verhinderte.
den her gekommen sein.
’) Auch Gamitto berichtet, dans es im Lande zwischen Tete und
Cazxembe’s Stadt weder Giraffen noch Strausse gebe, dagegen kümen
andere wilde Thiere, wie Blepıhanten, Löwen, Leoparden, liyaena ero-
cuta, Canis adustus, Flusspferde, Antilopen, Stachelschweine (Aulacodus
Swinderianus, Temminck) und andere, in Menge daselbst vor.
Süd-Afrıka im Jahre 1858,
10 Zoll. Dagegen glaubt er, dass die Stösszüähne an Grösse
zunehmen, je näher dem Äquator die Elephanten leben.
Den grellsten Gegensatz gegen den fabelhaften Wild-
und 14° ®, Br. bil-
det der fast günzliche Mangel an vierfüssigen Thieren in
reichthum in der Zone zwischen 27”
den höher gelegenen Gegenden vom Lieba bis zum Quango-
Thal und bis jenseit Cabango. Noch 30 bis 40 Engl. Mei-
len oberhalb Libonta ist die Zahl der wilden Thiere aller
Art ungeheuer; Heerden von Büffeln, bis 80 Stück, Elands
und andern Antilopen kamen olıne Furcht bis dicht an
das Lager der Reisenden heran, Löwen waren hier noch
weit häufiger als in dem Lande am. Ngumi, Zuga nnd
Tschobe; aber schon bei Nyamoana’s Dorf unweit des Lieba
erschien die Gegend wie ausgestorben, nur einige Zebras,
Büffel und die
Antilope Hakitenwe (Philantomba) zeigten sich hie und da.
Algoveros equina, Bubalus caamn, kleine
„Liiere aller Art”, schreibt Livingstoue, „sind am nördlichen,
ostwestlichen Lauf des Lieba so selten, dass Englische
Baumwollenstoffe zur Bekleidung dort viel gesuchter sind,
als Perlen und Schmucksachen.” Bei Quendende’s
südlich vom Dilolo-Sce kommen usch einige Büffel, Elandz,
in)
BSETOT-
dentlich Felle uls
Tribut dem Matiamvo zuschicken, werden sie viel gejagt ")
Kudns und andere Antilopen vor, sie sind aber
scheu, denn da die Eingebomnen die
In der Umgegend von Katende's Dorf am Kasni und bis
zum Rande des Quango-Thales waren keine vierlüssigen
ausser Mäusen ®} und cinem hellblauen
Thiere zu schen,
Maulwurf, welchen die Eingebornen begierig nachstellten,
um sie als Nahrungsmittel zu benutzen. Eben se erblickte
Livingstone auf seiner Reise vom Quange-Thale bis Cn-
Erst
die Spur eines Elande, am Tselühombo, 12 Engl. Meilen
bango kein gröseres Thier. bei Uabango fand er
sildlicher, die von Büffeln und in Bango’s Dorf wurden er
und seine Begleiter durch das Fleisch eines Pallah erfreut,
aber bis jenseit des Dilolo-Ser’s blieb das Wild aunsser-
ordentlich selten und schen. Nur der Hippopotamus fin-
det sich auch in den Gewässern dieser stillen Gegenden,
obwohl nicht in solchen Schanren, wie im Lismbye und
Tschobe.
Lentan sahı Liringstone zuerst die Felle des Pa-
luma (Golobus gwersan), eines grossen, von Nleuglin in Abesinisu hin
fig angetrofnnen, such il vorkonmuender Akım,
weiche ama. den närdlioheren Thailen von Matiamrn's Keich hierber ge-
brucht würen.
r Die Zahl der Mäuse, deres Süd-Afrika che viele verschiedeue
Arten nufsnweises kat, ist im emanelen Landstrioben #0 gross,’ dass der
Bleu von ihren Hählen unterminirt ist, dass der Fuss: bei jnelen
Kehritse einsinkt. Drei Arten (Kuryotis unisuleatus, Umrier, Mus pu-
melie, Spar., ımıl Mus Teloola, Seit) tragen kleine, etwa zwei Fuss
babe Heuschober zusammen, eben + wie ihre Stammwerwandten ia
solchen Gegenden, wo der Boden jährlich mit Schnee bedeckt wird,
obwohl in Afriko der. Zweck dıvsa vicht winzuschen ist. — Unmiito
erwähnt eine enabare Moua (Btenlomys edulis} im Lande der Marari.
Hei Schinte'e
2 wie Seprtinhien
Dorf
215
In den bevülkerteren Theilen von Angola, #» weit die
Flinten der Portugiesen reichen, ist das Wild natürlich
auch selten geworden, aber am Coanza findet man noch
Elephanten und Flusapferde, letztere auch im Onango, und
in den wilderen Gegenden im Süden; namentlich am (u-
nene traf Ladislaus Magyar grosse Hecerden von Elephan-
ten, Riunoeerosen, Flusspferden, Giraffen, Zebras, Büfleln,
Löwen, Leoparden, Hyünen u. =. w.
Der Strauss findet sich auch gegenwärtig noch inner-
halb der Grenzen der Kap-Kolenie, bei weitem am häufig-
sten aber in der Kalahari, wo jährlich eine grosse (Juan-
tität seiner Federn gesammelt wird und die Bakalahnri
Die feuchteren Kü-
stenländer im Osten meidet er gänzlich, im Westen „ber
Wulfisch-Bai. Wie weit er
sich auf dieser Seite des Kontinents nech dem. Äquator
N
zum Theil von seinen Eiern leben.
kommt’ er’ bis dicht an die
hin verbreitet hat, lässt sich nicht angeben; I. Magyar
Kamba
seiner Route
fand ihn noch in am ÜCunene, Livingstone be-
Loanda nicht. Im
Osten reicht sein Gebiet nördlich bis an den Zuambeei, im
merkte ihn auf nach
Thal des Linmbye und, so viel uns bekannt, auch zwi-
schen diesem und dem Nygeni-See kommt er nicht vor.
Das Liambye-Thal ist dagegen an anderen Vögeln über-
„Als
Liembye unter den überhängenden Bäumen der Ufer hin-
aus reich. wir”, erzühlt Livingstone, „auf dem
wegluhren, sahen wir oft die hübschen Turteltauben fried-
lich auf ihren Nestern über dem lärmenden Strome sitzen.
Ein Ibis (Tantalus Capensis, Lich.) hatte sich auf dem Ende
eines Bammstammes niederzelnesen, Sein lauter, ranher
Schrei „Wa-wa-wa” und das Pfeifen des Fischgeiers sind
Laute, die Niemand vergessen kann, der die Flüsse, aörd-
20° 8. Br. befahren hat.
folgt uns der Charadrius
das Ufer
eine Art
Regenpfeifer, ein sehr lästiges, für das allgemeine Wohl
lich von Wenn wir
betreten, earuncule,
bedachtes Individuum, das unermüdlich alle Thiere vor der
Der Alarmruf „tuk-tink-tink”
einer anderen’ Varietät derselben Familie (Pluvisuus ar-
nahenden Gefahr wurnt.
watus, Berchell) gleicht s4 sehr einem metallischen Ton,
dnss dieser Vogel „Eisenhämmern” genannt wird ({setula-
Zoll langen
scharfen Sporn, ähnlich dem an der Ferse des Hahns. Es
tapi} Er trägt an der Schulter sinen 1%
ist diess derselbe Vogel, der am Nil wegen seiner Freund-
schaft zum Krokodil bekannt ist. Auch
ihn oft Krokodil auf derselben
Häufig sind lines der Ufer
hier sicht
Sandbauk.
Weberrögel,
Frankolin- und Perlhühner; auf einem Baumstamm oder
Felsenstück sicht man bisweilen ‘ein oder zwei Arten des
Plotus- oder Schlangenvogele Die niedrigen, senkrechten
Uler des Liambye im Barotse-Thal sind von Hunderten
von Löchern durchbohrt, welche zu den Nestern dines
man
neben dem
pechschwarse
214
hübschen Bienenspochts (Merops apiaster und bullockoides,
Smith) führen. Au ähnlichen Stellen bauen drei Arten
Eisvögel, auch Uferschwalben bewohnen die Ufer und
bleiben, wie am Orange-Fluss, das ganze Jahr über. Wenn
der Fluss zu steigen beginnt, kommen zahllose Ibis reli-
giosa, Anas histrionien, Anastomus lamelligerus, Querque-
dula Hottentota, Procellaria turtur, Pelikane in Heerden
von 300 Stück und.eine Mengg anderer Wasseryögel und
Insekten fressender kleinerer Vögel herab. Ausser den
gewöhnlichen sieht man auch einige fremdartige Varietäten.
Die hübsche weisse Ardetta sitzt auf dem Rücken der
grossen Büffelheerden, wie auch der Textor erythrorhyn-
chus. Löffelgänse, den schönen Flamingo, den Numidischen
Kranich und zwei andere Arten hellblauer Kraniche trifft
man in grosser Anzahl. Ein hübscher kleiner Sumpfvogel
mit aufwärts gebogenem Schnabel steht auf seinen langen
Beinen wie auf Stelzen; die Parra Afrieana läuft auf den
schwimmenden Lotus-Blättern umher, Insekten fangend.
Überall sieht mdn in grosser Menge schwarze Gänse (Anser
leucogaster und melanogaster} umherwandern, die wie der
erwähnte Regenpfeifer an der Schulter Sporen haben, aber
bedeutend längere. Auch die Ägyptische Gans (Vulpanser)
und Myriaden von Enten von drei verschiedenen Arten
sind überall auf dem Liambye häufig. Kein Wunder, dass
die Barotse immer auf dieses fruchtbare Thal zurückblicken,
wie die Isreliten auf die Fleischtöpfe Ägyptens. Die
ärmsten Leute sind so reichlich mit Nahrung aus ihren
Gürten, Früchten von den Waldbäumen und Fischen aus
dem Fluss versehen, dass ihre Kinder ganz abmagern und
sich zurücksehnen, wenn sie in den Dienst der Makololo
kommen, wo sie nur Eine Mahlzeit des Tages haben.”
Zugleich mit der Zahl der vierfüssigen Thiere nimmt
auch die der Vögel vom Lieba an nach Norden und Westen
auffallend ab. Schon am Lieba begegnet man fast nur
noch kleineren Singvögeln, die, wnähnlich den Brasiliani-
schen, meist unscheinbare Farben haben. In Katema’'s
Dorf wie in anderen Theilen von Londa wird ein hüb-
scher kleiner Sänger Namens „Cabazo”, eine Art Kana-
rienvogel, häufig in zierlichen Käfigen gehalten und die
Eingebornen haben eine solche Vorliebe für diese Thiere,
dass sie dieselben oft auf ihren Wanderungen mitnehmen.
Die Ebenen am Dilolo-See wurden nur von einigen Geiern,
Ziegenmelkern, Schwalben, Spechten und Lerchen belebt,
und auf der ganzen Strecke zwischen dem Quango-Thal
und Cabango zeigten sich nur selten einige Blaumeisen,
Sylvien, Dierurus Ludwigii, Smith, oder Neuntödter.
Das Krokodil hat im Südosten Afrika's eine weitere
Verbreitung, als man früher annahm). Zwar erwähnen
t) In Berghaus’ Physikalischem Atlas ist seine Südgrenze an der
Ostkliste in 9° 8. Br. gexogen.
Sud-Afrika im Jahre 1858,
weder White noch Owen sein Vorkommen in der Um-
gegend der Delagou-Bai, aber Wahlberg !) erlegte ein Kro-
kodil im Umsinto, der den südlichen Theil von Natal
durchströmt und sich unter 30° 30° 8. Br. ins Meer er-
giesst. Hält man diess mit der Angabe Dr. Roth’s zu-
sammen, dass sich noch gegenwärtig Krokodile im Zerka
in Palästina unter 32° 35° N. Br. vorfinden ?), so ergiebt
sich für dieses Thier in der Alten Welt ein Verbreitungs-
bezirk von 63 Breitengraden. Im Westen scheint dagegen
der Cunene die Südgrenze des Krokodils zu bezeich-
nen, denn hier wie im Kamba-See fand es Ladislaus
Magyer, während Galton und Andersson nichts von seinem
Vorkommen weiter nach Süden melden. Livingstone er-
wähnt eines Krokodils im Kolobeng-Fluss, Moflat beobach-
tete eg im Kame. Im Gebiete des Ngami-See’s scheint
es von keinem Reisenden bemerkt worden zu sein, da-
gegen ist es im Zambesi, Liambye, Liebs, den Quellströ-
men des Congo, im Coanza und nach Gamitto im Lande
der Maravi und Chevas häufig. Im Liambye ist ihre Zahl
erstaunlich und dort sind sie nach Livingstone wilder,
als in anderen Flüssen ®), x. B. dem Lieba. Viele Kinder
werden jährlich zu Sescheke und in anderen Städten des
Liambye-Thales von Krokodilen geraubt, auch viele Käl-
ber gehen so verloren und selten kann bei Sescheke eine
Anzahl Kühe durch den Fluss schwimmen, ohne dass
einige den Krokodilen zum Opfer fallen.
Eidechsen sind über den ganzen Kontinent verbreitet,
Varanus Nilotieus kommt im Maravi-Lande vor, am Liam-
bye werden die grossen Iguanas als Nahrungsmittel sehr
geschätzt. Landschildkröten sah Livingstone häufig nürd-
lich von Kolobeng, Wasserschildkröten giebt es vorzugs-
weise in dem feuchten Centrallande, darunter auch eine
schöne essbare, wahrscheinlich dem Sternotherus sinuatus,
Smith, verwandte Art. Batrachier sind überall zu finden,
sogar in den trocknen Ebenen der Kalahari, wo der grosse
Pyxicephalus adspersus, Smith, nach jedem Regen in Masse
zum Vorschein kommt, 30 dass die Eingebornen glauben,
sie fielen von den Wolken herab. Bana faseinta, Boid,
ist ungemein häufig am Tschobe und Liambye; am Lieba
kommt eine hellgrüne Kröte von 1 Zoll Länge vor. Von
derselben Grüsse ist der Brachymerus bifaseintus, Smith,
den Livingstone nur einmal im Bakwain-Lande sah und
Smith am Limpopo unter dem Wendekreise fand. Es ist
eine hässliche, pechschwarze Kröte mit scharlach-rothen
Flecken.
Schlangen trift man im Innern überall, wo . Mänse
” Brief Wahlberg’s, datirt Port Natal den 21. Dezember 1839, in ,
G. v. Düben’s „Johann August Wahlberg. Ein Gedichtnisshlatt.”
2) $. Gongr, Mitth. 1858, Heft II, S. 118.
?) Ladislaus Magyar erwähnt, dass die Krokodile im unteren Congo
die biutgierigsten seien, die er in Afrika angetroffen habe.
Süd-Afrika im Jahre 1858.
häufig sind. Eine Art, Namens Picakholu, wurde einst
zu Kolobeng getödtet, die 8 Fuss 3 Zell lang und von
tief brauner Farbe war. „Diese Art ist so reichlich mit
Gift versehen, dass, wenn eine Anzahl Hunde sie angrei-
fen, der zuerst gehissene fast augenblicklich, der zweite
in etwa fünf Minuten, der dritte in einer Stunde und der
vierte in einigen Stunden stirbt. Aus den Fangzäbnen
der zu Kolobeng getödteten floss klares Gift noch Stunden
lang, nachdem der Kopf abgeschnitten war.” Alle haben
Wasser nöthig und kommen aus weiten Entfernungen zum
Zuga und anderen Flüssen und Teichen. Andere geführ-
liche Schlangen sind die Puffadder (Vipera brachyura, Cur.),
auch von Wahlberg am Moriqua gefunden, und verschie-
dene andere Vipern. Eine, von den Betschuanen „Noga-
put-sane” (Schlange einer jungen Ziege) genannt, stüsst
des Nachts einen Schrei aus gerade wie das Meckern einer
Ziege. Ferner findet man die Cobra (Naja haje, Smith)
in verschiedenen Varietäten, die über ganz Süd-Afrika
verbreitet zu sein scheint,’ denn sie ist ziemlich allgemein
in der Kap-Kolonie und Natal, kommt nach Andersson im
Namagqua- und Damara-Lande vor und wurde von Gamitto
im Maravi-Lande beobachtet. Eben so hat der Python
Natalensis, dessen grösste Exemplare etwa 15 bis 20 Fuss
in der Länge messen, eine ausgedehnte Verbreitung über
die südöstlichen Länder, dus Betschunnenland, die Kalahari,
das Namaqua- und Damars-Land, Angola und die Gegen-
den zwischen Tete und Cazembe’s Stadt. Ihr Fleisch wird
von den Buschmännern und Bakalahari sehr gern gegossen.
Ausserdem beobachtete Livingstone mehrere Arten Den-
drophis, Bucephalus viridis und Cupensis, Dasypeltis inor-
natus, Smith, Lutra inunguis, Cuv., und eine grosse An-
zahl Wasserschlangen, von denen namentlich der Quango
viele giftige enthalten soll. Gamitto sah im Maravi-Lapde
die schr giftige Echidna arietans. Einige Theile im Süd-
westen, zwischen dem Örange-Fluss und dem 17° oder
18° 8. Br., sind nach Andersson so von Schlangen heim-
gesucht, dass sie kaum bewohnt werden können; ausser
den schon genannten fand er die Vipera inflata, Coluber
eanus, Trimerorhinus rhombestus und einige andere.
Fische kommen alljährlich im Liambye, Tachobe und
Zugu mit dem Hochwasser in grossen Bünken herab. Die
häufigsten sind der Mugil Africenus, Clarias Copensis,
Smith, der weit durch das Innere verbreitet ist, und Gla-
nis siluris, ein grosser, breitköpfiger Fisch ohne Schuppen.
Er wird bisweilen so gross, dass, wenn ihn ein Mann auf
der Schulter trügt, der Schwanz bis auf den Boden herab-
hängt. Er nährt sich von Vegetabilien und gleicht in
vielen seiner Gewohnheiten dem Aal, namentlich kann er
auch das Wusser auf längere Zeit verlassen und man sicht
ihn häufig auf den überschwemmten Ebenen am Lokalueje,
215
Die Baycye kennen zehn verschiedene Arten Fische im
Teoge. Der Lieba und Kasai mit ihren Zuflüssen enthal-
ten sehr wenig Fische, so dass sich auch hierdurch die
Armuth jener eigenthümlichen Region an animalischem
Leben aufs Deutlichste zeigt.
Unter den Insekten verdient die Tsetse-Fliege (Glos-
sinn morsitans) die grüsste Beachtung wegen ihres ver-
nichtenden Einflusses auf Rinder- und Pferdezucht N). Ihre
geographische Verbreitung ist eine ganz eigenthümliche,
denn obwohl sie im Allgemeinen Flussthäler und sumpfige
Gegenden höheren und trockenen Landstrichen vorzieht,
kömmt sie doch such auf Hügeln und sogar in der Kala-
hari vor und ihre Gebiete sind bisweilen so bestimmt ab-
gegrenzt, dass sich an dem einen Ufer eines Flusses My-
rinden dieser Thiere finden, an dem anderen nicht ein
einziges Individuum. Nach Chapman), der sich längere
Zeit in den südöstlichen Küstenländern aufgehalten, weite
Reisen im Innern ausgeführt und spezielle Untersuchungen
über die Verbreitung der Tsetse angestellt hat, scheint
der südlichste Punkt, an welchem sie sich vorfindet, der
von Südwest in die Delagoa-Bai fallende Fluss (Maputa?)
zu sein. Von da soll sich ihr Gebiet in westnordwest-
licher Richtung nach dem östlichen Ufer des Limpopo und
on diesem nach Norden erstrecken, am westlichen Ufer
des Flusses soll sie jedoch nicht vorkommen. Bekanntlich
fand sie Major Vardon am Limpopo und Wahlberg verlor
am Zusammenfluss desselben mit dem Moriqua seine Och-
sen durch die Tsetse. Moflut erfuhr, dass die Tschopo-
Hügel, nordöstlich von den Bamangwato-Bergen, von der
Fliege infieirt seien, und berichtet, dass in einem grossen
Theil von Moselekutse’s Gebiet, nach dem Zambesi hin,
wegen der Tsetse keine Rinder gehalten werden, sie er-
strecke sich bis in die Nähe des Zambesi und ziehe sich
zwischen ihm und den von Moifat durchreisten Gegenden
nach dem Lande der Mükololo. In den westlichen Theilen
Süd-Afrika's wurde sie von keinem Reisenden beobuchtet,
Andersson traf sie vielmehr zuerst am Teoge. Im Cen-
trallande traf sie Livingstone zuerst am Tamunakle, wäh-
rend nach ihm und Chapman der Zugn und Ngumi-See
frei davon sind; aber Andersson erfuhr von einer Anzahl
Griquas, welche durch die Kalahari bis wenige Tagereisen
vom Ngami-Sce vorgedrungen waren, um Elephanten zu
jagen, dass ein Theil des von ihnen durchreisten Landes
von der Tsetse heimgesucht sei, durch deren Biss sie meh-
rere Pferde und Ochsen verloren hatten. Nach Chapman’s
Manuskript- Karte ist das Insekt zu beiden Seiten des
Teoge und in dem sumpfigen Landstrich zwischen diesem
N) Siche: „Die Tsetse-Fliege, die grosse Plage Süd-Afrika's”, in Geogr.
Mitth, 1867, 8. 526.
?) Mass, Bemerkungen.
216
und dem Tzo weit verbreitet, steigt am siidwestlichen
Ufer des Embarrah bis gegen Libebe hinauf, begleitet den
Tamunakle, Mababe und Tschobe und infieirt den Land-
strich zwischen dem letzteren Flusse und dem Ngwa-Hü-
gel. Er bemerkt jedoch, duss es auch noch an anderen
Flüssen vorkäme. Am Tsohohe beschränkt sich die Taetse
nach Livingstone auf das Siüdufer, geht an diesem zum
Liambye hinab und findet sich hier bis 16° 16’ 8. Br.
aufwärts, Das Barotse-Thal ist frei davon, so dass die
Barotse grosse Rinderheerden halten; auch üstlich und
westlich davon soll sie nicht vorkommen, aber 20 Engl.
Meilen oberhalb Libonta, wo der Wald wieder an das
Ufer des Lismbye herantritt, findet sich auch die Tsetse
wieder ein und begleitet von da den Liambye und Lieba
aufwärts bis etwas nördlich von der Einmündung des Ma-
konde. Nördlicher reicht ihr Gebiet im Centrallande
nicht "), so duss schon die Gegend um Schinte's Stadt für
Rinderzucht sich eignet. Die Balonda, Kasabi und Tachi-
boque halten zwar keine Rinder, aber die Tsetse scheint
dennoch in ihren Ländern gänzlich zu fehlen, wofür auch
das Gedeihen der kleinen Heerden spricht, die Schinte,
Katema und Matiamvo für ihren eigenen Bedarf halten *).
Auf seiner Route nach Loanda traf Livingstone das In-
sekt zuerst wieder am untern Laufe des Lucalla, während
Ladislaus Ma-
gyar berichtet nichts von seinem Vorkommen in Bengnela,
es sonst in Angola selten zu sein scheint,
vielmehr fand er auch in Kamba am Cunene grosse Iin-
derherrden; dagegen fehlen nach ihm Rinder und Pferde
am unteren Coggo, woraus man vielleicht auf die Anwe-
senheit der Tsetse daselbst schliessen könnte.
Von Sescheke abwärts begleitet die Taetse den Zam-
besi wahrscheinlich ohne Unterbrechung bis Tete. Auf
der noch unbekannten Strecke kommt sie nach Sekwehbu's
Aussage vor, während sie auf dem Hochlande der Ratoka
fehlt; Livingstone verliew sie im Thml des Lekone, wohin
sie erst neuerdings durch Büffel gekommen sein soll, und
1) Fliegen, an deren Stich die Pferde oft sterben, fand Dr. Barth
zwar auch im Innern von Nord-Afrika, er hält sie aber nicht für iden-
tisch mit der Tartse. Indem er von ihrem Vorkommen am Schari in
der Nähe von Assu spricht, beuerkt er: „Die Stiche dieser Fliege sind
fast so gefährlich, wie die der Tuetse in den südlichen Theilen dieses
Kontinente», und viele Reisende verlieren alle ihre Pferde an den Ufern
dieses Flussex; aber glücklicher Weise Ist sie auf dieses Ufer be-
schränkt" (Bd. LIE, 8. 280). Auch auf seiner Reise von Sar nach
Timbuktu traf er westlich von Libtako sinen Distrikt, „der stark von
einer gefährlichen Art Fliegen heimgesucht wurde, die unsere Thiere
ausserordentlich quälte; in den üstlichen Gegenden des Sudans ist diene
Art überaus selten’ (Bd. IV, 5, 306),
?) Livingston® hält es für wahrscheinlich, dass diese Länder früher
von der Tsetse beimgesucht waren, dass aber (ieses Insekt in Folge
«dor Ausrottung des Wildes ans Mangel an Nahrung verschwunden ist,
„Es wird jetzt nur gefunden, wo wilde Thiere häufig wind, und da die
Balonıda, die im Besitz von Flinten sind, das meiste Land von allem
grösseren Wild gesüubert haben, so sind wir vielleicht gerade zu einer
Zeit gekammen, wo es möglich ist, Rinder zu halten,"
Sud-Airika im Jahre 1H58.
traf sie nicht eher wieder, als am Flüsschen Tschiponga
und unterhalb des Zusamimnenflusser des Kufue mit dem
Zambesi. Von da ist das ganze Zumbesi-Thal infieirt und
wahrscheinlich auch viele Nebenflüsse desselben, wenig-
stens fand sie’ Livingstone am Nuke. Bei Tete selbst ist
sie hüufig,«in der weiteren Umgebung dieser Stadt aber
kömmt sie nicht vor, und «es ist zweifelhaft, ob sie dem
Zambesi weiter hinab folgt. Das land zwischen Tete und
dem Csazembe scheint von der Plage der Tsetse frei zu
sein, denn Gamitto spricht von Rindern bei den Marsvis
und Chevas, Auchan der Delagos-Bai werden Rinder, gehalten.
Von anderen schädlichen Insekten erwähnt Livingstone
u. A, eine giftige Zecke, Tampan genennt, die im Bet-
schnanenlande wohl bekannt ist und von ihm im Distrikt
Ambsca in Angola, wie auch zu Tete und im ganzen Lande
der Banyai wiedergefunden wurde. Sie ist Argos
reflexns nahe. verwandt und ihr Biss soll unter Umstän-
den den Tod herbeiführen können. Morkitos sollen am
Mabube und Tamunakle häufiger als in irgend einem an-
deren Theil des Landes sein, in Londa -sind sie dngegen
selten und zwischen Cabango und dem (uango-Thale schei-
dem
nen sie gänzlich zu fehlen, in diesem letzteren aber wer-
den sie wieder schr lästig und am Zenza giebt es Myri-
aden dieser Thiere, und nach dazu die lästigsten und wi-
desten, die Livingstone je sah. Am Liambye kommt eine
Hornisse vor, deren Stich elektrischen Schluge
gleicht, und wenn in der Nühe des Auges, eine vorüber-
In Londa, das
sonst arm an Insekten, wie an jedem animalischen Leben
tinem
gehende Bewusstlosigkeit zur Folge hat.
ist, finden sich viele grosse und zum Theil giftige Spin-
Die Ngwa-Hügel verdanken ihren Namen einer
Raupe aus der Familie der Chrysomelidse, mit deren Saft
dig Eingebornen ihre Pfeile vergiften. Ameisen sind über-
all häufig, Termiten oder weisse Ameisen scheinen aber
nen.
doch nur hie und da in grüsserer Menge vorzukommen;
sehr häufig sind sie nach Andersson bei Schmelen’s Hope;
am Tschobe und zwischen Linyanti und Sescheke sieht
man ihre riesigen Bauten, auf denen dort gewöhnlich Dat-
telpalmen wachsen, auf weite Strecken hin; in der Gegend
der Chizamena-Hügel auf dem Hochland der Bateka sah
Livingstone ihre Hügel gleich Heuhaufen in der Ernte
oder Misthaufen im Frühjahr über die Oberfläche zer-
streut; in den Wäldern erreichen die Bauten einen Um-
fang von 40 bis 50 Fuss und eine Höhe von wenigstens
20 Fuss. Zu Tala Mungonge und Cassange kommt eine
rotls Ameise in grossen Schaaren vor, die im Gegensatz
zu den Termiten dem Lande dadurch von
den weissen Ameisen
und anderen Insekten, so wie von Ratten, Mäusen, Eid-
beträchtlichem
Nutzen wird, dass sie & von
echsen und selbst dem Python Natalensis sänbert.
Sud-Afrika im Jahre 1858,
Heuschrecken sah Livingstone ausser im Süden, wo
sie oft als Nahrungsmittel benutzt werden, in Unmassen
auf dem Hochlande der Batoka. In Angola lebt auf Fi-
eus-Arten und anderen Bäumen ein der Aphrophora spu-
maria, Familie der Cercopidae, in England verwandtes In-
sekt, das ohne Unterbrechung, Tag und Nacht, eine klare
Flüssigkeit destillirt, die zu Boden fallend einen kleinen
Tümpfel bildet. Stellt man am Abend ein Gefäss unter
eine Kolonie von 7 bis 8 dieser Insekten, so enthält es
am Morgen oft 3 bis 4 Nösel (pints) Flüssigkeit. Living-
stone, der selbst wiederholt Beobachtungen angestellt hat,
erhielt einmal 4 Nösel 10 Unzen innerhalb 24 Stunden.
Er hat Grund zu der Ansicht, dass die Thierchen die
Flüssigkeit nicht allein aus den Pflanzen ziehen, sondern
vorzugsweise auch aus der Luft, da die Destillation bei
feuchter Luft am schnellsten und auch dann ungerchwächt
vor sich geht, wenn man den Zufluss der Säfte nach dem
Zweig, auf dem sich die Insekten befinden, möglichst ab-
zuschneiden sucht. Eins der nützlichsten Insckten im
Betschuanenlande ist der sogenannte Gassenkehrer-Käfer.
Wo er häufig vorkommt, wie in Kuruman, haben die Dör-
fer ein nettes, reinliches Ausschen, denn sobald thierische
Exkremente zur Erde fallen, kommen die Käfer, durch
den-Geruch angelockt, herbei und rollen sie in runden, oft
wie Billard- Kugeln grossen Stücken hinweg. Erreichen
sie eine Stelle, die sieh für das Legen ihrer Eier und die
Sicherheit ihrer Jungen eignet, so graben sie die Erde
unter dem Ballen aus, bis sie ihn ganz eingescharrt und
bedeckt haben, Während die Larven wachsen, fressen
sie das Innere des Klumpens auf, che sie an der Ober-
fläche zum Vorschein kommen. Der Käfer mit seinem
riesigen Ballen sieht aus wie Atlas mit der Weltkugel
auf dem Rücken, nur geht er rückwärts, den Kopf zar
Erde gebogen und mit den Hinterfüssen seine Last fort-
stossend. Von grösserer Bedeutung, namentlich auch für
den Handel, sind die Bienen; nicht nur in den Portugie-
sischen Besitzungen an der Öst- und Westküste, wie be-
sonders bei Inhambane und im Lande der Kimbondo, süd-
lich von Pango Andongo, auch im Innern, in Londa his
zum obern Lieba herab und in den südwestlich angren-
zenden Gebieten, bildet das Wachs einen gesuchten Han-
dels-Artikel; die ersten künstlichen Bienenstöcks traf Li-
Fingetone nördlich von Nyamoana’s Dorf am Lieba, von
wo an sie bis nach Angola gebräuchlich sind. Die Balonda
bereiten aus dem Honig einen starken, berauschenden Meth.
Das am weitesten verbreitete Haasthier in Siüd-Afrika
ist nächst Hühnern, Hunden und Ziegen das Rind, das
mit Ausnahme von Londa') und den Grenzgebieten zwi-
1, Dass auch in Londa einzeino kleine Heerden Rinder vorkommen,
ist oben bereits bemerkt worden.
Petermatnn's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft V,
217
schen diesem und Angola überall da gehalten wird, wo
keine Tsetse existirt. Besonders gross und schön sind
die Rinder der Batauana am Ngami, die früher im Besitz
der Batletli am Kumadan-See waren, Eins der Hörner
dieser Race, das Major Vardon nach England brachte, hält
nicht weniger als 21 Nösel (pints) Wasser; ein von Oswell mit
nach England genommenes Paar Hörner misst von Spitze
zu Spitze 8) Fuss. Eine ähnliche grosse Rinderart ist
die im Barotse-Thal gehaltene, während die Batoka-Rinder
eine kleine, kurzgehörnte Race sind. Beide Arten werden
von den Makololo gezogen. Bei den Maschoua fand Moffat
Rinder von zwerghafter Gestalt. Pferde giebt es in grös-
serer Anzahl nur in der Kap-Kolonie, Natal und den Ge-
bieten der Holländischen Boeren; selten sind sie im Lande
der Hottentotten !) und in den Portugiesischen Besitzun-
gen und fehlen ganz im Lande der Damaras, Ovampos, im
Gebiete des Ngumi und Liambye und in Londa. Eben so
selten und nur von Europäern eingeführt ist der Esel.
Häufiger sind Schafe, doch bleiben sie in feuchten, flachen
Ländern, wie in dem Netzwerk von Flüssen nördlich vom
Tschobe, im Ovampo-Lande u. =. w., kaum am Leben; in
Londa findet man sio nicht. Hier wie im Damara- und
Ovampo-Lande sind auch Schweine selten, jedoch scheinen
diese ziemlich überall verbreitet zu sein.
vl. ETHNOGRAPHIE,
Da dieser Aufsatz bis jetzt schon zu einem beträcht-
lieheren Umfang herangewachsen ist, als Anfangs beabsich-
tigt wer, so müssen wir uns in dem ethnographischen
Abschnitt damit begnügen, aus den vielen interessanten
Nachrichten über Süd-Afrikanische Völkerstämme und den
Schilderungen ihrer Eigenthümlichkeiten, welche sich in
den Reiseberichten Livingstone’s, Andersson’s, Moflat's
1) Hieräber macht Livingetone folgendo Bemerkung: „Die ersten
Einwanderer landen bei den Hottentotten ungeheure Heerden schiner
Rinder, aber weder Pferde, noch Esel, noch Kameele, Das ursprüng-
liebe Rind, das man noch in manchen Theilen an der Ürenze der Ko-
lonie sehen kann, muss von Nordnordost herabgebracht worden sein,
denn die Eingebornen geben allgemein an, dass ihre Wanderung von
dorther ausgegangen sei. Sie brachten Rinder, Schafe, Ziegen und
Hunde, warum nicht das Pferd, den Liebling wilder Herden? Einge-
führte Pferde gedeihen in der Kap-Kolonie schr gut. Naturforscher
bezeichnen gewisse Bergketien als Ürenzen des Verbreitungshesirkes
gewisser Thiere; in Afrika giebt es aber keine Cordillera, die diesem
Zweck entsprechen könnte, es giebt keine sichtbare Schranke zwischen
den nordöstlichen Arabern und den Hottentotten-Stümmen, welche diese
auf ihrum Wege nach Süden genöthigt hätte, ihre Pferde zurückzu-
lassen. Aber er giebt eine unsichtbare Schranke, unüberwindlicher als
Bergkotten, die Pferdekraukheit (Peripnsumenie), die über füst sieben
Breitengrade (20* bis 27" 8. Br.) mit grosser Heftigkeit herrscht und
fast immer tödtlich ist. Das Pferd ist dieser Krankheit so sehr aus»
gesetzt, dass es nur bei der grössten Vorsicht hinsichtlich der Stallung
den Sammer über (Dezembor bis April) erhalten werden kann, Diese
Schranke scheint demnach die Abwesenheit von Pferden unter den
Hottentotien zu erklären, obwohl sie der südlichen Wanderung der
kinder, Schafe und Ziegen nicht entgegenstand.”
28
218 Süd-Afrika im Jahre 1859,
u. s. w. vorfinden, "die Resultate in Beziehung auf die
territorialen Verhältnisse der Hauptstämme herauszuziehen.
Eine solche Einschrünkung dürfte um so mehr gerecht-
fertigt erscheinen, als die „Geogr.- Mittheilungen” schon
öfters ausführlichere Beschreibungen der verschiedenen
Völker im Innern wie in den südlicheren Theilen ent-
hielten '). Die Sitze der einzelnen Abtheilungen der grös-
sern Familien sind aus der Karte zu ersehen und bedür-
fen hier keiner spezielleren Erläuterungen.
Die eingeborne Bevölkerung zwischen dem Kap und
etwa dem 20° 8. Br. zerfüllt in zwei grosse, durch phy-
sische Eigenschaften wie durch Sprache und Sitten deut-
lieh von einander verschiedene Abtheilungen: die Hotten-
totten und Kafır. Die geographische Verbreitung der
Hattentotten — eigentliche Hottentotten mit den Orlam,
Namaquas, Corannas, Grignas und Buschmänner oder Saan
— ist erst vor Kurzem in dieser Zeitschrift?} in #0 ein-
gehender Weise besprochen worden, dass wir zu unseren
Zwecken nur wenige Worte hinzuzufügen haben. Es
wurde dort hervorgehoben, dass einige Zweige des Hot-
tentotten-Stammee, namentlich die Saan, eine grüssere Ver-
breitung haben, als man früher glaubte, dass sie von Li-
vingstone nördlich von der Salzfläche Ntwetwe bei den
„Ketten” genanuten (Quellen, von Galton und Andersson
im Damara- und Ovampo-Lande, von Andersson unter den
Bayeye gefunden wurden und dass sie nach Galton’s Mei-
nung bis zur Breite von Caconda verfolgt werden künnen.
Wir können hinzusetzen, dass die Missionäre Hahn und
Kath auf ihrer missglückten Expedition von Otjimbingue
nach Nordosten zwei Tagereisen nördlich vom Omuramba
K’Omatako (etwa in 194° 8. Br. und 19° Östl. L. v. Gr.)
in ein von Buschmännern bewohntes, wohl bewässertes
und bewaldetes Land kamen, und dass man dieses Volk
im Südosten bie in das eigentliche Kafir-Land verfolgen
kann. Der Missionär Edward Solomon bemerkt in einem
interessanten Vortrag über die Eingebornen Siid-Afrika’s }:
„Man findet noch gegenwärtig Buschmänser im Lande der
Amnponda, in den Bergketten, auf denen der Titen ent-
springt, weit jenseits des Kei-Flusses und nicht sehr ent-
fernt von Natal. Sie begleiten die Amaponda auf die
Jagd und erhalten von diesen stets das erste erlegte Wild
als Zeichen, dass das Wild ihnen als den ursprünglichen
Eigenthümern des Bodens gehört.” Die Orlam unter Jon-
ker Afrikaner haben ihr Gebiet im Verlauf der letzten
?) 8. Geogr, Mitth. 1855, 88. 41-53; 1857, 88. 91-108; 1558,
Heft II, 88. 49—56, und Dr. Blerk’s Berichte 1856, 83. 302-—375,
#% Geogr. Mittb. 1858, Heft II, 88. 49—5#,
N Rev. Eılward Solomon: Two Leetures on the native tribes of
the interior of Africa delivered before the Mechanics’ Institute, Cape
Town. Cape Town 1855.
Jahre su betrüchtlich erweitert, dass die im Damara-Lande
errichteten Missionsstntionen Otjimbingue, Otjikango (Neu-
Barmen) und Okahantja (Schmelen’'s Hope) gegenwärtig in
dasselbe eingeschlossen sind und dass die Rheinischen Mis-
sionäre seine Nordgrenze jetzt in 21° 42’ $. Br. ziehen ')
anstatt, wie früher, südlich von Otjimbingue. Die Nama-
gqteas erreichen nach ihnen an der Westküste die Breite
von 19° 24’ und nehmen zugleich mit den Berg-Damaras
oder Haukoin die gebirgigen Landstriche zwischen dem
obern Lauf des Omurambr und dem Lande der ÖOrampo
ein. Missionär Tindall jun.?}, einer der wenigen Euro-
päer, welche der Hottentotten-Spraehe mächtig sind, ist
geneigt, auch die im Damara- und Ovampo-Lande leben-
den Buschmäuner zu den Namaquas zu rechnen, und zwar
zu dem einstmals mächtigsten Stamme derselben, der mit
dem Namen „Grosser Mantle-Stamm” bezeichnet wurde.
Dieser Stamm hielt früher die Ghou Damoup oder Burg-
Damaras in Unterwürfigkeit und so, lüsst sich das seltsame
Faktum erklären, dass noch jetzt die Buschmänner von
den Berg-Damaras als ein ihnen überlegenes Volk ange-
sehen werden, während sie sonst überall als ein unter-
drückter Stamm gelten.
Die zweite grosse Völkerfamilie Süd-Afrıka's bilden
die unter dem Namen Kafir-Stimme zusammengelassten
eigentlichen Kafir an der Ostküste und Betschuanen, zu
denen in neuerer Zeit auch die Owaberero oder Damaras
und Ovambantieru gerechnet werden. Es ist zwar ge-
bräuchlich, die Kafir der Ostkiiste von den Betschnanen zu
trennen, vergleichende Sprachstudien haben indes klar
erwiesen, dass beide zu einer Familie gehören ”, und da-
mit stimmen auch die Ansichten der Eingebornen überein ®).
Im Süden sind die Grenzen der Gebiete der eigentlichen
Kafir und der Betschuanen dieselben geblieben, wie man
N 8. Atins der Rheinischen Missions-thesellschaft. Zweite Auflage.
#) Rev. Henry Tindall: Two Lectures on Great Namaqualand and
its inhabitunts, delivered before the Mechanics’ Institute, Cape Town.
Cape Town 1856.
9) Edw, Solomon sagt a. a. O.: „Das Sitschuana (Sprache der
Botschuanen) ist nur ein Dinlekt der ron der allgemeinen Kafır-Famille
geredeten Sprache. Der Dialekt der Betschwanen im Norden und der
der Katir-Stämme im Osten sind so ähnlich in ihrem Bau, des« nach
meiner Überzeugung Eine Grummatik, mit einigen Noten zur Erklärung
der Differenzen, für beide geschrieben werden könnte. Die Vokabeln
stiramen ao überein, dass wahrscheinlich von jo 100 Wörtern in den
beiden Abtkeilangen 30 genau dieselben aind oder nur in gewissen,
durch feste Regeln bestimmten Veränderungen (er Buchstahen al-
weichen.”
#) Die Makololo „der Basuto theilen nach Livingstone den Välker-
stamm, zu dem sie sich selbst zählen, in drei Theile: 1) die Matebele
oder Makankobt, die Kafkır an der Ostküste des Landes; 2) die Bakoni
oder Basuto: 3) die Bakalahari oder Botschuanen in den Cmntraithrilen,
einschliesslich aller Stämme, welche in oder an der grossen Kalatızri-
Wüste leben. — Eine Übersicht der Botschuanen-Stürdme noch den
neuesten Forschungen geben u. A. Solomon in der eitirten Schrift und
der Französische Missionär F, Frödoux zu Motito im Bulletin de In
Soriet# de Göngraphie. 1857, Nr. #3, Novembre.
Süd-Afrika im Jahre 1858.
sie schon seit einigen Jahren auf den Karten dargestellt
hat"); aber etwa von 22° $. Br. an haben sie durch die
neueren Forschungen beträchtliche Veränderungen erfahren,
obwohl weder die geographischen noch die sprachlichen
Untersuchungen in den neu entdeckten Gegenden des In-
nern 80 weit vorgeschritten sind, um mit Sicherheit die
Verwandtschaft jedes einzelneu Stammes mit der einen
oder underen Familie bestimmen zu künnen. Abgeschen
"davon, dass solche Bestimmungen erst bei lüngerer und
genauerer Bekanntschaft mit den verschiedenen Völker-
schaften möglich sein werden, von denen ja bis jetzt ein
grosser Theil noch nicht einmal von einem Europäer be-
sucht worden ist, so liegt für die ethnographischen Stu-
dien in jenen G@genden eine bedeutende Schwierigkeit
darin, dass durch politische Umwälzungen der neueren
Zeit viele Stämme zersprengt und in weit entfernte Län-
der versetzt, andere unterjocht und einverleibt und manche
Reiche aufgebaut wurden, die aus einem bunten Gemisch
der verschiedensten Nationalitäten bestehen, Die grosse
Völkerbewegung im Inuern von Nord-Afrika, die Dr. Barth
so vortrefllich schildert, findet sich iA auffallender Weise
in der Südhälfte des Kontinentes wieder. Nach Osten
haben wir die mächtige Bewegung der Matebele unter
Moselekatse, der nach langen Kämpfen im Südosten end-
lich ein grosses Reich im Norden errichtet hat, das sich
vom Schaschi-Fluss bis zum Zambesi erstreckt, wo alle
Bootsleute an dem südlichen Ufer seine Autorität aner-
kennen. Mit seinen Matebele vermischt leben nach Moflat
Trümmer einer grossen Anzahl verschiedener Stämme, wie
Makalaka, Bakurutse, Maschona, Bakuabi, Masuase, Ba-
tonga und andere. Wenn also hier die eigentlichen Kafr
auch das herrschende Volk bilden, so ist doch Moseleka-
tse's Reich nicht als ein ausschliessliches Land der Küsten-
Kafir anzusehen. Ein Theil der Maschona, welche früher
alles Land um Matlokotloko besassen, flüchtete sich vor
Moselekatse in die Gebirge, welche sich östlich davon er-
heben, und haben bis jetzt ihre Unabhüngigkeit bewahrt.
Ihre Sprache ist nach Moffat dieselbe wie die des Maka-
laka-Stammes, „eines Zweiges des Sitschuana”,
In dem Gebiete des Tschobe und Liambye setzten sich
in neuerer Zeit die Makololo fest, ein Basuto-Stamm, der
unter Sebituane scine Sitze in der heutigen Orange-Fluss-
Republik verliess und nach Norden ziehend alle Völker
des Centrallandes zwischen dem Taschobe und 14° 8. Br.
sich unterwarf. Auf diesem Zuge inkorporirte Sebituane
die jüngeren Leute der von ihm besiegten Betschuanen-
Stämme, wie der Bakwain, Bangwaketze, Bamangwato,
Batauana, welche letzteren heut’ zu Tage als ein schwa-
%) 8. Geogr. Mittb. 1855, Tafel 20; Stieler's Hand-Atlas, Nr. 4öd.
|
219
cher Stamm unter Letschuletebe am Ngami-See leben, in
sein eignes Volk, und als die aus einem gesunderen Klima
kommenden Makololo in dem neuen feuchten Lande zum
grossen Theil durch das Fieber aufgerieben wurden, wandte
er dasselbe System mit den unterjochten Negerstämmen,
den Barotse, Banyeti, Bapalleng, Bayeye und Batoka'), un,
so dass sein Reich eben so wie dis des Moselekatse aus
sehr verschiedenartigen Elementen zusammengesetzt ist.
Die Negerbevölkerung, die, so weit sie von ihm unter-
jocht wurde, mit dem gemeinschaftlichen Namen Makalaka
bezeichnet wird, bildet indess immer noch den grössten
Theil seiner Unterthanen.
Zwischen den Makololo und Batauan« im Westen und
dem Reich des Moselekatse im Osten sind auf einem ver-
hältnissmässig kleinen Raum die Trümmer einer Menge
verschiedener Nationen vereinigt, die bis jetzt ihre Unab-
hängigkeit bewahrt haben. So fand Livingstone, wie er-
wähnt, nördlich von den Salzlagern Buschmänner, dort
Batletli genannt, am nördlichen Ufer des Zuga ein Dorf
der Bakurutse, eines Betschunnen-Stammes, an den Ufern
des Sumpfes, in welchem sich der Mababi verliert, ein
Dorf der ‚Banajoa, eines Stammes, der sich weit nach Osten
erstrecken soll und dunkler als die Betschuanen ist, und
zu Maila eine Anzahl Maschona, die sich dem eisernen
Scepter Moselekatse's entzogen hatten.
Im Westen waren es hauptsächlich die Damara, welche
bedeutende Umwälzungen veranlassten. Sie sind nach
") Die Barotsee nennen »ich selbst Baloians oder Kleine Balei, ihre
Hauptstadt ist Nallele, Die nördlichste Stadt der Makolelo in ihrem
Lande ist Libentn; darüber hinaus finden sich nur einzelne zerstreute
Viehstationen und Weller, bis man zu dem Dorfo der Manenko, äst-
lieh vom Liebe (134° 8, Br.), kommt, dem südlichsten Dorfe der Ba-
londa. Schr bexeichnend ist schon hier in diesem Ürenzorte die Wärde
der Häuptlingschaft einer Fruu übertragen, was sich bei keiner der
südlichen Vöikerschaften findet.
Die Banyeti bewohnen als ein armes, aber fleissiges und geschicktes
Volk beide Ufer des Liambye; sie heissen auch Manyeti.
Die Bapalleng sind ein den Makololo untergebener Stamm am
Flusse Tan,
Die Bayeyo amı oberen Zuga und dem Ngumi-Sce werden von ihren
Herrschern Bakoba genannt, was an das Vorhältniss von Sklaren er-
innert. Ihre Sprache zeigt klar, dass sie mit den Stämmen des Nor-
dens verwundet sind,
Die Batoks lebten früher auf den grossen Inseln im Lismbye und
fühlten sich hier in ihren natärlichen Festungen vollkommen sicher;
das ganze Batoka-Land war damals dicht beröülkert. Da sie aber die
Maätebele beim Übergang über den Liambye gegen Sebituane unterstützt
hatten, rottete dieser Häuptling einen Theil vollständig aus und unter
warf die Übrigen, während nur Wenige zum Moselekatse entkamen,
Sie haben jetet hauptsächlich das Hochland zwischen den Vietorin-
Fällen und dem unteren Kafue inne, Virle leben aber auch ästlich vom
Burotse-Thal sermischt mit den Baschukulempe, Der westliche Theil
ihres Landen steht noch gegenwärtig unter der Herrschaft der Mako-
lolo, der Häuptling Moyara am Lekone ist diesen noch ganz und gar
unterworfen und Knonka zahlt einen jüßrlichen Tribut an Muis und
Erduüssen an Sekeleta, Sebituane’s Sohn, aber jensrit des Flusses
Diela kam Livingstone zu ganz unalıhängigen Bataka, die nich selbst
Batonga nennen und bis gegen Zumbo hin das linke Ufer des Zumhbesi
bewohnen.
28*
220
Hahn ") vor etwa 100 Jahren von dem Hochlande Cen-
tral-Afrikn’e nach Südwesten gekommen und haben sich
der Gegenden zwischen dem Kuisip und dem 19° 8. Br.
bemächtigt, die vorher im Besitz der Ghou Damoup ?) und
Buschmänner waren. längere Zeit lebten sie ungestärt
als Hirtenvolk in dem neu erworbenen Gebiete, aber nach-
dem die Orlam sich in Gross-Namaqua-Land festgesetzt
und weiter nach Norden vorgelrungen waren, erregten
ihre grossen Heerden den Neid dieser unruhigen Horden,
IJonker Afrikaner unternahm häufige Raubzüge in ihr
Land und gegenwärtig sind sie nicht nur bis jenseit des
22° 8. Br. zurückgetrieben, sondern zum Theil schon ver-
tichtet ‘). Westlich grenzen sie an die Aunin oder Kiisten-
Namaquas, im Norden an die Ovampo und an ein wüstes
und gebirgiges Land, das von Berg-Damara , und Busch-
männern bewohnt wird, im Osten an die Mbangeru oder
Ovambantieru, welche nach Hahn dieselbe Sprache wie
die Ovaherero reden und sich bis wenige Längengrade
westlich vom Ngami-Sce erstrecken.
Ist somit die verwandischaftliche Beziehung und terri-
toriale Abgrenzung der nördlichen Stämme der Kafır,
Betschunnen und Damara gegen einander und gegen die
Negervölker des Nordens eine schr unsichere und wech-
selnde, #6 hat man bis jetzt in Bezug nuf den dritten
Bestandtheil der Süd-Afrikanischen Bevölkerung, die Neger-
stämme, noch weit weniger zu befriedigenden Resultaten
gelangen können. ,
Die westlichen Negerstimme hat man mit dem allge-
meinen Namen Bunda-Völker genannt, weil ihre Sprache
zu demselben Zweige gehört, wie die der Ambonda, eines
unabhängigen Volkes südöstlich von Angola. Diese Sprache
wird nicht nur von den Eingebernen in den Portugie-
sischen Besitzungen an der Westküste, in Congo, Angola,
Benguela, und von den benschbarten freien Stämmen ge-
redet, sie erstreekt sich auch nuch Livingstone bis in das
Herz des Kontinentes, da die Makalaka, d. h. die Barotse,
Bayeye, Banyeti u. s. w. ebenfalls einen Dialekt des Bunda
sprechen. Erinnert man sieh, dass Moflat die Sprache der
Maschona für gleich mit der der Makolaka erklärt, &0
scheint das Bunda in südöstlicher Richtung bis zum 31°
Östl. L. v. Gr. vorzudringen. Moffut erwähnt aber ferner,
dass die Sprache der Makulaka ein Zweig des Sitschuana,
der Sprache der Betschuanen, sei; es eröffnet sich also hier
N) Grammalik des Horerü.
% Die Ghou Dasmonp oder Berg-Damara huben durchaus keine Ver-
waudtschaft mit den Övnherero oder Damarı der Ebenen, doch ist man
über ihre Stellung zu den Suud-Afrikanischen Välkerfamilien nech nicht
im Beinen. Sie reden Nams und entsienen sich nicht, je eine andere
Sprache geredet zu haben, ihre Farbe und Körgerbildung deuten aber
eher auf eine Verwandtschaft mit den Negerstämmen des Nordens hin.
7) 28, Jahresbericht der Rhein. Missione-Gesellschaft vom Jahre
1857. Barmm 1868.
Süd-Afrika im Jahre 1359.
ein Übergang von den Betschuanen zu den Bunda-Völkern,
‘der vielleicht später auf eine nühere Verwandtschaft zwi-
schen den nördlichen und südöstlichen Stimmen führen
wird. Livingstone stgt zwer bestimmt, dass die Neger-
bevölkerung im Thal des Jiambye eine andere Sprache
rede als die Makololo und dass das Sitschuana nur die
„Hofsprache” daselbst sei, er macht aber an siner anderen
Stelle die Bemerkung: „Die Dialekte der Stimme im Sii-
den haben eine nahe Verwandtschaft mit denen, welche
die Völker an ihrer Nordgrenze sprechen; einer geht in
den anderen über und ihre. Verwandtschaft ist so leicht
aufzufinden, dass man sie sofort als verwandt erkennt.
Vergleicht man die Dialekte extremer Punkte, wie den
der Kafir mit dem der Stimme in der Nähe des Äquaters,
so ist die Thatsache schwieriger zu erkennen, dass alle
diese Dialekte wirklich nur zwei Sprachfamilien angehören.
Die Prüfung der Wurzeln der Wörter zeigt, wenn man
die Dialekte in geogruphiacher Reihe ordnet, dass sie in
einander übergehen.”
Dass auch die Negerstäimme im Osten, nördlich vom
Zambesi, mit der Kafir-Familie verwandt sind, davon geben
Dr. Krapf’s Arbeiten über die Sprache der Suaheli und
Galla Zeugmiss, die nach Solomon fast nur eine leicht
modifieirte Form des Sitachuana sein soll. Pa aber diese
sprachlichen Untersuchungen erst weiter gediehen sein
müssen, um zu entscheidenden Kesultaten zu führen, so
halten wir vorläufig an der üblichen Trennung der Neger-
stämme von der Kafir-Familie fest, indem wir versuchen,
die Grenze zwischen beiden zu ermitteln.
Im Osten betrachtet Livingstone den Zambesi im All-
gemeinen als die Greuze, doch dürfte dies nur in der
Weise aufzufassen sein, dass die Kisten-Kafir bis dahin sich
ausdehnen, denn zwischen diesen kommen Negervölker,
wir wir geschen haben, noch bis gegen den Limpope kin
vor. Es ist auch noch nicht einmal ausgemacht, dass die
Küsten-Kafir den untern Lauf des Zumbesi erreichen, denn
Livingstone sagt selbst, dass er nicht entscheiden könne,
ob die Landiens, welche vor einigen Jahren mit den Por-
tugiesen Krieg führten und das rechte Ufer des Flusses
unterhalb Tete besetzt haben, Zulu oder Maschona seien.
Eben so wenig 'sagt er etwas Bestimmtes über die Natio-
nalität der Banyai'!). Dass die Mutebele unter Moselekatse
bis an den unbekannten Theil des Zambesi vorgedrungen
N Die Gegend von Mpende’s Dorf am Zambesi kann vielleicht ala
die Grenze zweier getrennter Nationalitäten angesehen werden, Liring-
stone erzählt, dass er ästlieh dnvon in ein Land kam, wo strenge
Jugdgusotze herrschen. „ns Gebiet eines jeden Häuptlings ist bier,
wie bei den Bamajela, genau begrenzt, gewöhnlich durch Flüsse, von
denen eine grosse Anzehl von beiden Seiten dem Zumbesi zuflirssen,
und wenn ein Wild auf fremdem Boden erlegt wird, #0 hat der Eigen-
thömer des Gebietes dos Recht auf vinen Theil desselben.
Iunern findest man keine Spur von diewm Gesetz.”
Weiter im
|
Süd-Afrika im Jahre 1858. 221
sind, scheint gewiss, unter ihnen so wie unter den Be-
tschuanen am Liambye, Tschobe und Ngami leben aber
viele Negerstämme, so dass hier eine Abgrenzung unmög-
lich wird. Auf der Karte (s. den Karton) wurde daher
dieses Gebiet als ein von gemischten Nationalitäten be-
wohntes bezeichnet und dabei ist die ungefähre, nur an
einzelnen Punkten bestimmt nachzuweisende Grenze der
Negervölker gegen Süden und der Kafir und Betschuanen
gegen Norden angedeutet worden.
Für die Südgrenze der Negerbevölkerung im Westen
geben die Forschungen von Galton und den Rheinischen
Missionären ziemlich sichere Anhaltspunkte, sie fällt mit
der Nordgrenze der Namaqua, Ovaherero und Ovambantieru
zusammen. Die letztern beiden, die, abgesehen von der
Identität der‘Sprache, auch von Andersson als Ein Volk
angesehen werden, müssen wir auf der Kurte vorläufig als
einen besonderen Stamm bezeichnen, da seine Beziehungen
zu der Kafir-Familie und den Bunda-Völkern noch nicht
genügend festgestellt sind.
Das bedeutendste Negerreich in Süd-Afrika ist das des
Matiamvo, über den im folgenden Absehnitt einige inter-
essante Nachrichten zusammengestellt werden sollen. Das
südlichste Dorf seines Gebietes nach dem Lande der Ba-
rotse hin ist das der Manenko; Nyamoana, Schinte oder
Kabompo, der grösste Balonda-Häuptling dieser Gegend,
Katema, der sich selbst den grossen Moene (Herr) Katema
und Kollegen des Matiamvo nennt, Kanyonke, Kapende,
ein Neffe von Schinte, Kawawa, Nyakalonga, die Schwe-
ster des vorigen Matiamvo, Muanzanza, der zu Cabango
residirt, sind ihm alle unterthan, während das westliche
Ufer des Lieba die Balobale unter Kangenke inne haben.
Von Katema’'s Dorf zieht sich die Südwestgrenze nach
Nordwesten, nördlich von Kangenke's Residenz vorbei, bis
zum Flüsschen Loange, das Livingstone „als die Westgrenze
von Matiamvo’s Reich bezeichnet wurde. Nach anderen
Richtungen hin ist die Ausdehnung seines Reiches noch
unbekannt, wir wissen nur, dass Cagembe sein Vasall ist und
dass er den oberen Liambye und dessen Zuflüsse beherrscht.
Zwischen Londa und Angola passirte Livingstone meh-
rere Grenzstimme, die Kasabi, Kasau, Techiboque und Ba-
schinje, von denen die letzteren beiden in einer Art
Alliance mit dem Matiamvo stehen. Die Bangala bei Cns-
sange sind die östlichsten unter Portugiesischer Herrschaft
stehenden Eingebornen und Cassange ist die am weitesten
nach dem Innern vorgeschobene Niederlassung der Portu-
giesen. Alle Stämme von hier bis zur Küste sind diesen
unterthan, doch erstreckt sich ihre Macht südlich nur bis
an den Covanza, an dessen linkem Ufer die unabhängigen
Kissamas, Libolo und Kimbonda wohnen. In Nordosten
ist das erste unabhängige Volk das der Jinga.
Am Zumbesi reicht das Portugiesische Gebiet gegen-
wärtig nur bis Tete hinauf, obwohl die Eingebornen noch
immer die Gegend von Zumbo, einer jetzt in Ruinen lie-
genden. Station, als den Portugiesen gehörig betrachten.
Nördlich von Tete breitet sich eine Reihe von Stämmen
aus, die man unter dem Namen Maravi zusammenfasst,
Nordwestlich von diesen nach dem Cazembe hin durch-
zogen Lucerda und später Monteiro und Gamitto die Länder
der Cheva und Muembn, doch von grösserer Ausdehnung
und Bedeutung sind in jenen Gegenden nur die Bubisa,
gewöhnlich als Moene Moesi aufgeführt, da sie den Han-
del mit den Anwohnern des Zambesi in Händen haben,
indem sie Englische Baumwollenwasren gegen Elfenbein
und Sklaven ') vertauschen.
Westlich von Tete, auf dem rechten Ufer des Zumbesi,
bis zum Flusse Nake befinden sich die zahlreichen Dörfer
der Bambiri, eines Zweiges der Banyai. Der Häuptling
dieser Bambiri, Katolosa, dessen Residenz östlich von Nya-
koba’s Dorf liegt, ist der Nachfolger des „Kaiser Monomo-
tapa” der Geschichte. Er hat keine grosse Macht und er-
kennt zugleich mit Boroma, Nyampungo, Monina, Jira und
Susa die Oberherrschaft des Nyatewe an, der alle Besitz-
streitigkeiten schlichten soll. Dieser Band ist ganz ühn-
lich dem in Londa und anderen Theilen von Afrika. „In
Bezug auf den Ausdruck Monomotapa”, sagt Livingstone,
„ist zu erinnern, dass Mono, Moene, Mann oder Morena
einfach Häuptling bedeuten, und es ist grosse Verwirrung
dadurch entstanden, dass man verschiedene Völker nach dem
Plural des Häuptlingsnamens benannt hat. Die Namen Mo-
nomeizes, auch Monemuiges und Monomuizes gesprochen,
und Monomotapistas auf diese Stimme angewandt ist genau
dasselbe, ala wenn man die Schotten Lord Douglases nen-
nen wollte. Motape war der Häuptling der Bambiri und
wird jetzt in der Person des Katolosa vertreten. Die Por-
tugiesen ehrten ihn durch eine Ehrengarde und er war
wahrscheinlich ein Mann von grösserer Energie, als sein
Nachfolger, aber doch ein unbedeutender Häuptling. Mo-
nomoizes ist entstanden aus Moiza oder Muiza, dem Sin-
gular des Wortes Babisı oder Aiza, des Namens eines gros-
sen Stammes im Norden. Grosse Irrthümer sind auch durch
die Vorliebe für den Buchstaben r entstanden, z. B. ist der
Fluss Loangwa Arroanga, der Luenya Ruanha genannt worden.
Von den Bazizulus spricht man als von den Morururus.”
1) Am Zumbesi hat sich der Skinvenhandel von der Ostküste bis
294° Östl. L. v, Gr. verbreitet, Livingstene bemerkte auf seiner Reise
von Sescheko nach Tete das erste Zeichen davon bei dem Häuptling
Mobalu, westlich vom Selole, der für eino kleine Quantität Reis einen
Sklaren verlangte. Im Liambye-Thal hatte erst kurz vor der Ankunft
Livingstone’s der Sklarenhandel durch die Mambari, einen Bunla-
Stamm aus der Gegend der Kleinen Fischhai, begannen, In Londa
und bei den westlicheren Völkern ist er schon seit alten Zeiten ge-
Digitiz
222
ANHAXK,
Von Eingebornen erhaltene Nachrichten.
Nachdem im Vorhergehenden das Hauptsächlichste von dem kurs
zusammengestellt wurde, wos an über die Geographie des Innern von
Bud-Alrikn tlintsächlich weiss, ist es nothwendig, zum Schius noch
die Nachrichten anzuführen, die Liringstone von Eingebornen über
solche Landstriche eingezogen hat, welche er nicht selbst besuchte,
Sio beziehen sich zwar zum Theil auf Gegenden, Völker und Häupt-
linge, über die man sehon früher von anderen Seiten Manchos erfahren
hstte, wle auf den Matiamvo und Cazembe, den Nyandja oder Nyassa
u. ». w., da sie aber manchen älteren Nachrichten widersprechen oder
sie medificiren und daneben gans Neues enthaltın, #0 theilen wir sie
vollständig mit, wos um so eber möglich ist, als sie von verhältniss-
mässig geringem Umfang sind. Es ist gewiss, dass die Aussagen ein-
gebornor Afrikaner nur mit grosser Vorsicht wufgenommen werden
dürfen und das durch eine zu grosse Leichtglänbigkeit in «dieser
Beziehung viel Verwirrung und Irrthum in die Gongraphie Afrika's
gekommen ist; unter Anwendung einer verständigen Kritik hat Ihre
Benutzung aber vielfach zu den schätzenswerthesten Resultaten geführt,
Es ist nun nicht zu leugnen, dass die Erkundigungen über unbekannte
Regionen den schwächsten Theil in Livingstone's Keinewerk bilden; im
Vergloich zu seinen eignen Forschungen sind sie höchst dürftig und
können sich in keiner Weisse mit denen messen, die z. R. Dr. Barth
ir Innern von Nard-Afrika zu sammeln gewusst hat, Doch soll damit
kein Vorwurf gegen Livingstone ausgesprochen sein, dessen Bestro-
bungen ganz verschiedener Natar von denen Barth's waren und dem es
bei Ausarbeitung seines Werkes nicht in gleicher Woise auf Vollstän-
digkeit ankam. Auch waren die Leute, mit denen «s Livingstone zu
thun hatte, bei weitem weniger intelligent und nicht so welt gereist,
als diejonigen der mohammedanischen Pilger oder Handelsreisenden, die
Earth a0 vielfach in Nord-Afrika traf. Wir ordnen im Folgenden die
einzelnen Nachriehten nach ihrem geographischen Zusammenkange und
wiederholen bier nochmals, dns wir sie unsbgeküirst und vollständig
mit Liringstone’s eigten Worten geben.
Der Kasai umd seine Nebenflässe: die Häuptinge Mai und
Luba. — In Cabango traf Livingstone einige eingeborue Handelsleute,
welche das Land Luba besucht hatten, das weit im Norden von Un-
bange liegt, so wie mehrere Lento, die in der Stadt des Mai, weit
unten ulm Kasni gelegen, guwesen waren. Von ihnen erfahr er in Be
zug auf diese entfernten Gegenden Folgendes: Auf dem Wege nach der
Stadt des Mai überschritten die Händler nur awel grosse Fllsse, den
Losjima und Tsehibombo. Der Kasi fliesst etwas ästlich an Mai vom
hei und in dessen Nähe befindet sich ein groser Wasserfall in dem
Flums. Nuch ihrer Beschreibung ist der Kasai dert von schr bedeu-
tender Ausdehnung und wendet sich von da nach Westen um. Als ich
einen alten Mann, der im Begriff stand, zu soinem Häuptling Mai zu-
rückzukehren, aufforderte, er solle sich vorstellen, er sei zu Hause, und
nach dem Zusammeniluss des GQuange mit dem Kasai hindeuten, so
drehte er sich sofort um und eagte nach Wosten zeigend: „Wenn wir
fünf Tape (55 bis 40 Engl. Meilen) in dieser Richtung reisen, kom-
wen wir zu ihm.” Auch gab er an, dass der Kassi einen anderen
Fluss Namens Lubilasch aufsehme, Man findet unter den Balonda
nur Eine Meinung hinsichtlich «des Kasai und Quango. Ohne Unter
schied sagen sie aus, dass der Kassi den (luango sufnimmt und danach
don Namen Zuird oder Zerizers erhält, Der Kasai ist selbst vor der
Mündung des Quange viel breiter als der (fange, wegen der vielen
Zuflüsse, die er empfängt. Ausser denen, dio wir schon passirt haben,
erhält er den Tschihombe, der bei Cabango vorbeigeht, und 42 Eugl.
Meilen weiter östlich von diesem Orte läuft der Kasut selbst; 14 Engl.
Meilen jenseits desselben fliesst der Kaunguesi, noch 42 Engl. Meilen
weiter östlich der Lolus, ausser zahlreichen kleinen Strömen, welche
alle in den Kasai münden. — Mai's Stadt wird wonlnordwestlich von
Cabango in der Entfernung von 32 Tagen oder 224 Engl, Meilen, oder
etwa in 5°” 45° 8. Br. liegend nngegeben. Die Hauptstadt des Luba,
eines andern unabhängigen Häuptlinge, liegt acht Tugereisen weiter
in derselben Richtung oder in 4° 50 8, ir, Nach der Erscheinung
der Lente wu schliessen, «ie zu Handelsswecken von Moi gekommen
waren, sind die Stämme im Norden in einem eben so uncirilisirten
Zustande wis die Balonda. Sie bekleiden sich mit einer Art Tuch,
das aus der inneren Rinde eines Baumes gefertigt wird, Weder Flin-
ten noch einheimische Händler werden in das Land zugelassen, da der
Häuptling Leba Purcht vor Neuerungen hat, Wenn ein einheimischer
Händler dahin geht, muss er sich wie die gemeinen Leute in Angola
Süd-Airika im Jahre 1858.
in ein weites, dem Schottischen Kilt ähnliches Gewand kleiden. Der
Häuptling handelt nur mit Muschein und Perlen. Seine Leute tödten
die Elephanten mittelst Speere, vergifteter Pfeile und Fallen Alle
versichern, dass die Eirphantensälne von jenem Lande schwerer und
länger sind als allo anderen. — Aus allen Nachrichten, die ich hier
und anderswo sammeln kummte, geht hervor, dass die Gewässer von
Londa nach Norden laufen und dam ich westwärts wenden. Die
Länder Luba und Mai sind offenbar niedriger nls dieses (Usbango) und
doch hat dieses auch keine grosse Badewerhebung, wahrscheinlich nicht
mehr als I606 Fuss tiber dem Meeresspiegel.
Matiamco und sein Deich. — Da ich zu Cubange ziemlich sichere
Nachrichten Sber einen mich sehr interensirenden Punkt erkalten hatte,
nämlich dass der Kassi vom der Küste ans wicht mit Schilfen befahren
worden kann, wegen des grossen Wasserfalles in der Nähe von Mai’s
Stadt, und dass in der jenseitigen Gegend, zwischen Uabango und dem
Aquater, kein grosses Keich existirt, sn wlrde ich gern den Matiamıro
besucht haben, Diess schien ein schr wünschenswerther Schritt, da
sowohl king als billig ist, dem Souverain rines Landes anzuerkennen;
und sowohl Balonda als eingeborne Händler versicherten mich, dass
ein bedeutender Arm des Zambesi in dem Lande ästlich ron seiner
Stadt entspringe und nach Süden abfliesse. Dieser ganse Arm, seibst
bis hinab zu dem Punkte, wo er sich westlich nuch -Masiko wendet,
ist auf der Karte wahrscheinlich zu weit nach Osten werlegt. Er
wurde gezeichnet, als ich den Matinmvo und Uazembe weiter östlich
ginubte, als ich seitdem zu glauben Grund gesehen habe. Da dies
Alles aus dem Zeugnias der Eingebornen geschöpft ist, vo wird es dem
Loser mit Schlichternheit geboten, als der Bestütigung durch wirkliche
Erforscher bedärftig. Die Bewohner jenes Landes, Namens Kanyika
und Kanyoka, die «u den Ufern des Flusses leben, werden als zahl-
reich und freundlich gesimnt geschildert, aber Matiamro erlaubt unter
keiner Bedingung einom Weissen, sie zu besuchen, da er seine Haapt-
zufuhr an Elfenbein von ihnen erhält, Zei dem Gedanken, wir könn-
ten diesen Arm des Zembesi bis Masiko hinab verfolgen und von da zu
den Barotse gelangen, fühlte ich eine starke Neigung, den Versuch eu
machen. Die Waaren jedoch, die wir mitgebracht hatten, um unsere
Reise damit zu bestreiten, waren durch den langen, durch Fieber und
Schwäche meiner Leute und meiner selbst verursachten Aufenthalt zu
einem kieinen Frugment zusammengeschmolzen, und ds ich mar wenig
bekannt mit der Balonds-Sprache bin, so nalı ich ein, dass ich weder
Überredung noch Geschenke unwenden konnte, meine Zwecke ausu-
führen. Nach Allem, wus ich über den Matiamvo hörte, zeigte sich
keine Aussicht, dass wir die Erlaubeiss erhalten würden, durch aela
Land nach Süden vorsudringen. Wäre ich nur zum Besuch zu ibm
gegangen, so hätten wir alle Wauren in der Zeit bis zur Rückkunft
nach Cahaugo ausgeben mässon, und wir hatten das Bettlerieben anf
unserem Wege nach Norden wicht so anziehend gefunden, um uns sur
Bückkehr zu demselben anaulocken.
Die Stadt des Matiamro oder Muata-ya-nro, des obersten ber
schers aller Balonda, steht ungefähr 34 Engl. Meilen östlich von dem
Lolua oder 132 Engl. Meilen ontnordästlich von Usbango I). In Uuen-
dende’s Dorf (stidlich vom Dilotw-See) traf ich einijge Leute, die gersde
van seiner Stadt angekommen und ahgeschickt waren, um dem Tod des
vorigen Hinptliegs dieses Namens anzuzeigen, Matiamıro ist der erb-
liche Titel, muata bedeutet Herr oder Häuptling, Der vorige Ma-
tiamro scheint unch dem Berichte dieser Leute wahnsinnig gewesen
su sein, denn er soll bisweilen in der Stat herumgerns't sein und
Allen, denen er begeenete, die Köpfe abgeschlagen haben, bis er einen
ganzen Haufen Menschenköpfe hatte, Matismvo erklärte dieses Begin-
nen mit dem Ausspruch, dass seiner Leute zu riele wären und sie
vermindert werden imiissten, Er hatte absolute Gewalt über Leben
und Tod. Auf die Frage, ob Menschenopfer noch gebräuchlich seien,
wie zu Vereira's Zeit in der Stadt des Cusembe, erfuhren wir, das
sie niemals sn häuflg gewesen würen, wie Pereira angegeben hat, son-
dern dass sie nur gelegentlich vorkommen, went der Häuptling g6
wisse Theile des menschlichen Körpers ru Zaubermitteln gebucht.
Es wurde hinzugefügt, dass man hoffe, der jetzige Häuptling werde
nicht wie sein teller Vorgünger handeln, sondern nur die tödten, welche
") „Die Siadt des Matigmen scheint 19 Tapereisen ostnordästlich ven Cabango
nr im 8° 20° 5, Br. und 29° 33° Geil I. v. Gr. zu liegen“ ıDr. D. Livingstune,
Exjplornılons into tbe Interlor af Africa, Journal B. &, 3. 1867, m. 350). Auf
Arruwsmith's Kurte zu Liringstowes Werk ist die Position von Matlamroe# Bearht
zu 8° 4 8. Br. und 21% 9Y Oesl. L v. Gr. angenommen; Cosiey setzt sie moner- |
Jinge in 8° 8. Br. und 237° 30 Oestl. L. v. Gr. is. Geoer. >Mlich. 1836, Tafel 171,
Macqusen dagegen in 7" 3, Br. und 24° Oestl, L- r. Gr. (Journal R. G. 5. 1816).
Süd-Afrika im Jahre 1858.
sich der Zanberei oder des Diebstahls schuldig gemacht hätten. Diese
Leute waren schr erstaunt über die Freiheit, deren sich die Makololo
erfreuen, und als sie fanden, dass alle meine Leute Rindrieh besässen,
erfuhren wir, dass nur Matiamvo selbst eine Heerde habe, Ein sehr
intelligenter Mann unter ihnen fragte, wenn er einen Kahn zimmern
und ihn den Fluss hinab zu dem Makololo bringen würde, ob er dann
eine Kuh dafür bekommen würde? Diese Frage, die meine Leute be-
jahend beantworteten, war wichtig, da sie die Kenntniss einer Wasser-
kommunikation von dem Lande des Matiamvo zu den Makalalo be
weist’); der Fluss läuft durch ein fruchtbares Land, das reich an
grossen Nutzholzbäumen ist. — Ferner sagten die Leute aus: Wenn
ein Häuptling stirbt, wird eine Anzahl Sklaven gesehlachtet, um ihm
als Begleiter in die andere Welt zu dienen, Die Barotse folgten der-
selben Sitte. Auch versicherten sie, dass, wenn der verstorbune Ma-
tiamvo eine Vorliebe zu etwas gefasst habe, er ein ganzes Dorf verkauft
hütte, um es von dem Fremden zu erlangen. Wenn ein Sklaven-
händler ihm besuchte, nahm er von allen seinen Waaren Besitz, dann,
nach 10 bis 14 Tagen, schickte er eine Anzahl Männer zu einem be-
deußenderen Dorfe, liess die Vornehmsten tiklten und bezahlte die
Waaren durch den Verkauf der Einwohner. Diess sei oft vorgekom-
men und fast alle seine Besucher seien Schwarze gewesen.
Ein alter Maun, der um dieselbe Zeit wie der verstorbene Ma-
tiamvo geboren und dessen beständiger Begleiter durch das ganze Le-
ben gewesen sein will, und den ich in Katema's Stadt traf, erwähnte
den Lolo (Lulua) als den Arın des Lismbye, der südwärts oder süd-
südöstlich Aiesse; aber die Leute des Matiamvo wären ihn niemals
binsbgegangen, da ihr Häuptling sieh immer vor der Begegnung mit
einem Stamme gefürchtet habe, den ich aus ihrer Beschreibung als den
der Makololo erkannte. Er beschrieb fünf Flüsse als in den Lolo
fallend, nämlich den Lischisch, Liss oder Lise, Kalileme, Ischidisch
und Molong. Keiner von ihnen sei breit, aber wenn sie sich im Lolo
vereinigt hätten, bildeten sie einen betrüchtlichen Strom. Das Land,
das der Lolo durchfliesse, sei flach, fruchtbar, gut bevölkert und habe
grosse Strecken Waldes, Dieser Bericht stimmt vollkommen mit dem
der Leute des Matiamvo, die wir in Quendende’s Dorf getroffen hat-
ten. Aber wir konnten weder sie noch sonst Jemand in diesem Lan-
destheile bewegen, auf dem Boden eine Karte zu zeichnen, wozu die
Leute im Süden sich leicht bereit finden lassen. b
Matiamvo’s. Land soll gut bevölkert sein, aber seine Unterthanen
treiben wenig oder keinen Handel, Sie erhalten Calico, Salz, Schiess-
pulver, grobe indene Waaren und Perlen und geben dafür Elfenbein
und Sklaven. Sie besitzen kein Rindrich, nur Matinmro selbst hat
eine einzige Heerde, die er nur des Fleisches halber hält, Der
jetzige Herrscher soll mild in seiner Regierung sein und einen Unter-
häuptling wegen ungerechten Betragens absetsen. Er sendet bisweilen
100 und mehr Engl, Meilen weit, um einen aufsässigen Beamten ent-
haupten zu lassen. Aber obwohl mir die Portugiesen sagten, dass er
absolute Gewalt besitzt, s0 hatte doch sein Name weniger Einfluss auf
seine Leute, mit denen ich in Berührung kam, als der des Sekeletu
selbst auf seine in viel grösserer Entfernung von der Hauptstadt leben-
den Unterthanen ausübt.
Cazembe; der Loapula. — Die Stadt des Balonda- Häuptlings
Cazembe liegt nach der Aussage der Eingebornen NO, bei O. von der
Stadt Schinte's. Viele Leute von hier sind dorthin gegangen, um ku-
pferne Spangen zu kaufen, die in Cuzembe’s Stadt verfertigt werden,
und sie sagen, dass die Entfernung etwa fünf Tagereisen betrage ?).
Ich forschte bei einigen der ältesten Bewohner in den Dürfern am
Lonaje, einem kleinen Nebenfluss des Lieba, nach dem Besuch von
Pereira und Lacerda in jener Stadt. Ein alter grauköpfiger Mann ant-
wortete, dass sie früher oft von weissen Männern gehört, aber niemals
) An einer audern Stelle (8. 483) sagt Livingstone: „Die Gegend am Zusam-
menfluss des Lieba und Liambye ist Ihrer geographischen nach viel ver
sprechend für Civilisation amd dei. Das rechte Ufer des Lieba ist hier den
Veberschwenmangen nicht ausgesetzt und von diesem Punkte kann man auf
Käbinen in das Land der Kanylaa und zum Cazembe gelangen, Indem nur ein
oder zwei Wasserfälle zu umgehen sind. Nach dem Barotse-Thal hinab giebt es
kein Hinderniss und wahrscheinlich kann man den Kafve oder Baschukulompe
obwohl er viele Katarakten enthalten soll.”
v. Or.) je
den Falls weiter von Sichinters Stadt entfernt sein. Arrowsmith hat deshalb auf
seiner Karte zu Livingstone's Werk obige Angnbe unberhicksichtigt gelnssen ; auf
dieser | Canembers Stadt etwa 390 Engl, oder 71 Deussche Meilen von Schinte,
eine ‚, die in Inner-Afrika unmöglich in fünf Tagen zurückgelegt wer-
223
einen solchen gesehen hätten, und er fügte hinzu, dass einer zum Ua-
zembe gekommen sei, als er jung gewesen, und wieder zurückgekehrt
sei, ohne diesen Theil des Landes zu betreten. Das Volk des Cazembe
sind Balonda oder Baloi und sein Land ist von den Portugiesen Londa,
Lundas oder Iai genannt worden. — Pereira hat eine glühende Be-
schreibung von Cazembe's Macht gegeben, aber meine Erkundigungen
bestätigen sie nicht. Die Leute des Matiamvo guben mir an, dass
Cazemle ein Vasall ihres Fürsten sei, und aus den Aussagen aller Ein-
gebornen, die ihn besucht haben, geht hervor, dass er gerade so ist
wie Schinte oder Katema, nur etwas mächtiger. Der Titel „Kaiser”,
den man ihm beigelegt hat, scheint ganz unpassend. Die Angabe
Pereiru's, dass zwanzig Neger an einem Tage geschlachtet wurden, ist
von Niemand anderem bestätigt worden, obwohl während seines Auf-
enthaltes beim Cazembe bei einer besonderen Gelegenheit eine Anzahl
getödtet worden sein kann, denn überall in dem Lande närdlich vom
20° 5. Br., das ich als ein wirkliches Negerland betrachte, findet man
die Sitte, Opfer zur Begleitung des verstorbenen Häuptlings zu schlach-
ten und gelegentlich Menschenopfer zu bringen. Wegen der Verbrei-
tung soleher Gebräuche, der Ähnlichkeit der Sprache und des Um-
standes, dass die Namen der Fiässe sich von Norden nach Süden durch
diese ganze Region immer wiederholen, glaube ich, dass die Bewohner
ursprünglich einer Familie angehörten.
Ein Mann in Tete, welcher den Major Monteiro zum Cazembe be-
gleitet hatte, sagte aus, dass er den Lunpura oder Lonpula bei der
Stadt des Häuptlings vorbei in den Lunmeji oder Liambye habe flies-
sen schen, aber er vermuthete, dass er seinen Weg irgendwie nach
Angola fünde!), Die Thatsache, dass man bisweilen Plüsse wie diesen
nach dem Cmtrum dos Landes fliessen sah, brachte Geographen zu
der Vermuthung, das Innere von Afrikn bestehe aus hohen Sandehenen,
in denen sich die Flüsse verlören. .
Der Weg von Zanzibar in das Immere und der See Nyandja. —
Da ich es für unmöglich befunden hatte, eine Fahrstrasse nach der
Westküste zu eröffnen, so entstand die Frage, nach welchem Theil der
Ostküste wir unsere Schritte lenken sollten, Die Amber {welche Li«
vingstone am Liambve traf) waren ron Zanzibar durch ein friedliches
Land gekommen. Sie versicherten, dass die mächtigen Häuptlinge
jenseits des Cazembe im XNorilosten, nämlich Moatutu, Moaroro und
Mogogo, Häuptlinge der Stämme Batutu, Baroro und Bagogo, nichts
gegen meine Keise durch ihr Land, haben würden. Sie beschrieben
die dortige Bevölkerung als in kleine Därfer vertbeilt, wie die Balonda,
und dass das Keisen unter ihr keine Schwierigkeiten habe, Auch er-
wähnten sie, dass in der Entfernung von 10 Tagereisen jenseits Ua-
zembe ihr Pfad um das Ende des See’s Tanpanyenka herumführe,
Aber wenn sie diesen Ser etwas nordwestlich von seinem Südende
erreichten, fünden sie leicht Kähne, um überzusetzen, Sie schliefen
auf Inseln, denn man soll drei Tage zur Überfahrt gebrauchen, so
dass seine Breite 40 bis 50 Engl. Meilen betragen mag. Dort werden
die Kühne auf der gunzen Überfahrt mit Stangen fortbowegt, die auf
den Grund aufgesteınmt werden, ein Beweis, dass der See wicht ist.
Viele kleine Flüsse und drei grosse Strüme giebt es nuf dem Wege.
Ferner sagten die Araber aus, die Gegenden östlich von den Theilen
Londa’s, die wir durchreist hätten, glichen diesen in ihrer Bildung.
Sie berichten von sumpfigen Steppen, von denen einige keine Bäume
tragen und wo die Bewohner Gras und die Stengel des einheimischen
Kornes als Brennmaterial benutzen. Der Ser Tunganyenka steht mit
einen anderen Namens Kalagwe (Garague?) in Verbindung, der weiter
nördlich liegt und der Nyandja der Mararim sein kann), Aus diesem
See wird mittelst zahlreicher kleiner Flüsse der Loapula hergeleitet,
der östliche Arm des Zambesi, der, von Nordost kommend, bei der
Stadt des Cazembe vorbeifliesst. Das Südende dieses See's liegt zehn
Tage nordöstlich von Cuzembe's Stadt, und da diese wahrscheinlich über
") „Weder Portugiesen noch Fingeborme zu Teto hatten eine Ides, wo die
Quelle des Zambesi sei. Sie schickten nach den am weitesten gereisten Einge-
bormen, aber Keiner kannte den Fings bis Kansala. Der Vater eines der Rebellen,
weiche in den letzten Jahren gegen die Portugiesen Krieg flihrten, hatte weite
Reisen nach Südwesten unternommen und sogar von unserem Besuche am Neami-
Bee gehört, aber er wusste eben so wenig wie alle Anderen, dass der Zambesi im
Centrum des Landes fliese.”
*) Dem widerspricht die Karte zu Livimpstone's Werk entschieden, auf welcher
der Nyandja südostlich von Tanganyenka angegeben ist. Vergl, über diese See'n
und benachbarten Flusssysteme: „J., Erhardt's Memolre zur Erläuterung der
von ihm und J. Rebmann en Karte von Ort- und Centm]-Afrika,
Mitth. 1886, 58. 19-32 und Tafel 1. Geographr of
Afrien, from Ihe Itesearches of Livingetone, Monteiro, Graca, anıl oibers, By Ja-
mes Macqueen” Im Journal of the R, 0, &, 1856, pp. 100—130, mit Karte,
224 Süud-Afrika im
fünf Tage vom Schinte’'s Dorf ontfernt ist, »o können wir nicht näher
als auf 150 Eazl, Meilen an ihn herangekommen sein. Walrseheinlich
bildet dieser See die Wasserscheide „wischen Jean Zamberi und Nil,
wie der Dilnlo-Ser die zwischen dem Lieba und Kusai bildet.
Einer der au Tete anwesenden Herren, Seoubor Cundido, hatte einen
Sre 45 Tagereisen nordnordwestlich von Teto beaueht, weicher wahr-
scheinlich der Seo Marsri der Geögraphen ist, demn auf dem Wege
dahin passirt man das Volk dieses Namens, Die Bewolner seiner
Südküste heissen Schiva, dio der Nordküste Mujso und sie nennen
dın See Nyanıdja oder Nyandje, was einfach ein grones Wasser oder
das Bett eines grossen Flusses bedeutet. Ein hoher Berg »tcht im
seiner Mitte, Murombo oder Murombala genannt, dessen Bewohner viel
Rinder besitzen. Er gab au, dass er an einer engen Stelle über den
Ses gefahren sei und dazu 36 Stunden gebraucht habe, Die Kähne
wurden den ganzen Weg durch Stangen fortbewegt, die auf den Grund
den See's aufgestossen worden, und wenn wir die Schnelligkeit zu
etwa 2 Engl. Meilen in dor Stunde aunehmen, so beträgt die Breite
ungefähr 60 bis 70 Engl. Meilen. Bingsum ist ılas Lend eine mit
Gras bowachsene Ebene, die Reisenden trafen auf dem Hinweg wäh-
rend 7 bis 8 Tage kein Hols an und kochten ihre Speise mit Gras
oder den Stengeln von Negerkorn,. Die Einwalner verkauften ihre
Rinder zu sehr niedrigem Preis, Aus dem Südende des See's kommen
zwei Flüsse: der eine, nach dem Ser selbst Nyundja genannt, geht
naeh dem Meere an Jdor Ostküste unter einem anderen Namen; der
andere ist der Schire, der etwas unterhalb Senna in dem Zambesi
fallt‘). Beim Austritt aus dem See hat der Sebire den Namen Schirwa
und Senhor Camdido erfuhr, als er sich dert aufbielt, dass der Seo
nur die Ausbreitung des Flusses Nyanılja sei, der von Norden komme
und den Berg Murombo umgebe. „Murombo” heisst Vereinigung in
Bezug darauf, dass dus Wasser, welches sich an seinem Nurdende g#-
trennt hat, an seinem Südende sich wieder vereinigt, Der Schire fliesst
durch ein niedriges, flaches, sumpfiges Land, das aber dicht bevölkert
ist, wie man sagt, mit tapferen Stämmen. bie Portugiesen können den
Sehire nicht aufwärts zum Ses Nyandja befahren wegen der grousen
Menge ron Wasserpflanzen (Pistis stratioides), welche das Forkkommen
der Kühne guuz und gar verhindern, Als Bestätigung kann ich an-
geben, dass ich beim Übergnug Aber die Mündung des Schire grosse
Massen derselben Pflanze in den Zambesi fliossen sah, und riele Stellen
der Ufer weiter hinab waren wit den abgestorbenen Pllanzen bedeckt.
— Senkor Candido hat das Amt eines Richters bei allen Streitigkeiten
der Eingebornen und kennt ihre Sprache vollkommen.
Fluss-Anastomnsen, der Kafur, Schwia-Sr und das Land der
Baschwkalompe, — Wenn wir dem Zeugniss der Eingehomen glauben
wollen, #6 bilden viele Flüsse des Afrikanischen Contraltliales Anuste-
mosen oder ein Netawerk, So ». B, versicherten sie, duss, wenn sie
den Simah in einem Kahn hinaufgingen, sie in den Tschobe gelangen
und diesen hinab in den Liambye fabren können, oder sic können (dem
Kamo hinauffahren und auf dem Simah zurückkommen, Yben so bei
dem Kufue. Er soll auf diese Weise im Norden mit dem Liembye
zusammentängen und den Loangwa abgeben; die Makolulo führen zuf
Kähnen von dem einen in den anderen, Und obwohl des Flechtwerk
nicht ganz so susgedchnt sein mag, als die Eingebornen glauben, »o
ist inch das Land wo eben und die Flüsse sind so gewunden, dass mir
der Schluns nicht unwahrscheinlieh ist, dass hier ein Netzwerk von
Gewässern von sehr eigenthlimlicher Natur existirt. Ich selzn dess-
wegen «iniges Vertrauen in die Berichte der Eingebornen, weil ich
fand, dass ie von ihnen auf mein Verlangen geeeichnetv Karte rück-
sichtlich des Laufes des Liumbye sehr genau war, so dass ich bei mei-
ner späteren Bofahrung dieses Flusses wur geringe Änderungen zu
manchen fand).
Gamitto erfuhr von Eingeborsen, ass der Chiri-Flums (#chlee)} older Kleine
Shanja (Nyandja) keinen Zusammenhang mit dem Ürossen Nhanja (See Nyanılja)
babe.
% Wir haben schut oben unsere Zweifel Eher die Existenz der zahlreichen
Flüs+-Verbiodeugen ansgesprochen, die Lärinpstune anf meiner Karte darstellt,
Es Nissen sich dafür zwar anführen, dass «inige der jetzigen Fine als Hesiluen
den shemaligen Winnonaee's sich vwerschtungene Kandle im dem erlernen, trocken
gelsgten Boden ausfurchten nad noch zu keiner rallkanımemen Entwickelung oe
intzt sind, dass der Tuehohe und Tenge Im unteren I,sufe anaseruedentlich gr-
wnsden und von geringen Gefäile sind md dass (ler Mangel an Glralfen und
Straussen nörtlich vom Zambost vielleicht auf eln Nemwerk von Fiason deuts,
weiches ihre Ausbreitung daselbst verbinden habe; atrer die hearschtliche Se
keng der Eodens von der Gegend des Lilloie-Beu's bis Bescheke und das ziemlich
starke Gefllie ıes Liamiıye machen derartige Annslonıneen kelır unwahrscheinlich.
Ausserdem kennt man auch aus anderen Thelles Afrika’ gemugsam «ie Nelzung
der Eingebornen, von Flüssen, die am den (Quellen oier an einer Stelle ihren Lau-
Jahre 1358.
Der Kafur oder Baschuknlompo fliesst durch ein fruchtbares Land,
das von Famasası gut berälkert int, welche die einheimischen Pro-
dukte in grosser Ausdehnung anbauen. — Die Gegend bei der heissen
Unslle Nakalombo wlrde einen günstigen Penkt zur Bildung eines
Civilisations-Centrums abgeben. Im Norden ist ein ausgedehntes ebe-
nes Land, das von den Baschukulompe und anderen Stämmen bewohnt
sein soll, die grosse Maungen Getreide, Erdnüse, Butaten u. s. w.
bauen. Auch ziehen sie Zuckerrohr. Wenn sie Abasts fünden, würden
sie sich gewins gern zur Baumwolienkultur entschlisssen.
Während meiner Abwesenheit von dem Makololo-Lande hatte Se
keletu einen Raubeug gegen die Stadi der Sebola Makwais, einer
Herrscherin im Nordosten, unternommen. um sich ihrer BRinder-
heerden zu bemächtigen. Er fulr in Kähnenm verschiedene Ströme
hinauf und kam zu dem kleinen Soo Schwis. Nachdem er in den
Loangwa gelangt war, der nach Osten Biesst, fand er © für gerathen,
umzukebren, da die Einwohner kriegerischer wurden, je weiter er in
dieser Richteng vordrang, Der Araber Ben-Habib ron Zanziber, suf
dessen Ratlı sie den Zug unternommen und der mit ilnen war, zeigte
ihnen vor der Umkehr einen Höheneug in der Ferne, indem er sagte:
„Wenn wir diesen schen, wissen wir immer, dass wir nur 10 bis 15
Tagereisen vom Meere entfernt sind.” Als ich ihn später sah, erzählte
er mir, dass auf demselben Höhenzuge, aber viel weiter im Norden
dio Banyassa leben und dass die Flüsse von ihm nach Südwesten fie
su. Auch bestätigte er des anderen Arabers Bericht, dass der l.oapuls,
den er bei Üszembe's Stadt überschritten, in derselben Richtung dem
Liambye zufliesse.
Die Basenga und Marari, — Die Gegend im Norden der Hügel
am linken Ufer des Zambesi (in der Näbe von Mypende’s Khorf) heisst
Senga, da sie von den Hasengn hewohnt wird, welche eifrige Eisen
arbeiter sein und Übertuss an schönem, reichhaltigen Eiseners haben
sollen, Jensoits Sengs liegt vine Bergkotte Namens Masehinge und
jenseits dieser Berge Gndet sich eine grosse Anzahl Stämme, die mit
dem allgemeinen Nümen Marari bezeicheet werden. Nach Nordosten
bin sind dert ausgedehnte Ebenen obpe Häunie, aber mit Gras bederkt,
und am manchen Stullen ist das Land sumpüg. Das ganze Land nörd-
lich vom Zawmbesi soll viel Iruehtbarer sein, als das südlich von dem
Flusse. Die Marari 2. H, zichen Hatuten von ungeheurer Grösse, wer
den diese über an das Sädufer verpäanzt, so artın sie bald ans, Die
Maravi und alle Stämme dieser Seite stellen mit den Portugiesen auf
Teindlichem Fussr und es ist daher geführlich, unter ihnen zu reisen.
Ophir. — Drei Tagıreisen nordwestlich vum Gorongozo-Berge liegt
Manien, das als bestes Goldiund in Ost-Afriku bekannt ist. Den ein-
zigen (rund, den die Portugiesen dafiir haben, dass sie es fiir das
alte Ophir halten, ist, dass zu Sofala, seinem nächsten Hafen, Stücke
bearbeiteten Golde» in der Nöhe des Forts und in den Gärten ausge
graben worden sind. Auch berichten sie von der Existenz hahauener
Steine in der Nachbarschaft, aber dies könten nur wenige gewes®
sein, denn alle Steine zum Bau des Forts von Sofaln sollen aus Por
tuga) gebracht worden sein. Eingeborue von Manica oder Manns, wir
sie es nennen, «lie ich in Sekeletu’s Land traf, erzählten von zehreren
Gruben und Mauern aus bekanenen Steinen in ihrem Lande, vom denen
sie glauben, dass «ie ein Werk ihrer Vorfahren aind; aueh jet dert
nach der Aussaso der Portugiesen ein kleiner Araher-Stamm, der den
anderen Eingebornen vollkommen gleich geworden ist. Zwei Flüse,
der Motirikwe und Sabia oder Sabo, Inufen durch ibr Land nach dem
Meero, lie Portugiesen wurden von den Landiens aus dem Lande ver-
trieben, sprechen aber jotst von der Wiedereroberung Manies’s.
Die Ganguellas; Kainko's Dorf. — Von Porto, dem Anführer der
Mambarl, weiche im Jahre 1353 von Bibe in das Barotse-Thal kamen,
um Sklavenhandel zu treiben, erfuhr ich, dass er dreimal versucht hatte,
das Thal von Bihe aus zu erreichen, aber immer durch den Stamm der
Ganguellss daran verhindert worden sei. Im Jahre 1933 versuchte er
östlich ron Naliele zu gehen, konnte aber nicht üher Kainko's Dorf
hinauskomien, los am Baschukeloimpo-Fiuss, # Tagereisen von Naliele,
steht.
Kangenke, Häuptling von Lobule, — Als Liringstone in Kutema’s
Dorf wur, kamen viele junge Männer dakin, „‚die vor Kungenke, Hünpt-
ling von Lobale, gefoben waren, weil er ihre Verwandten un eingehorat
Portugiesen, die sein Land besuchten, verkuuft hatte”,
fes sich eimanıer nabe kamen, #0 zu sprechen, als siänden sie im ananterhro-
chener Kommunikaslın. Trasse Indess elnige drser Abastioınoser bestohen könnre,
wollen wir nicht bestreiten, eben 46 wenig auch, Zuss sich in der Kogenseit Ver
kientungekautie biiden mögen,
ZEIG
Süud-Afrika im Jahre 1858. 225
am
oder 100 Engl. Meilen südlich liegt, in einer Bergkettie Namens Mo-
ba und im Lande der Basongo. Wir konnten von hier aus eine
Mungongo sich herumziehenden Hoch-
urch welche der Fluss kommt.
nza und Ausdehnung der Portugiesischen Herr-
schaft in Angola, — Der neue Distrikt Duke Braganzu wird vom Lu-
calla und vielen seiner Nebenflässe bewässert und soll ausserordentlich
fruchtbar sein. Das Land westlich davon wird als gebirgig, gut be-
waldet und bewässert beschrieben. Wilde Kaffeebiume sind schr häufig
dort und die Einwohner bauen ihre Hütten aus ihnen, Die Flilsse
Dande, Senza und Lucalla sollen in ein und derselben Bergkette ent-
springen. Zahlreiche unabhängige Stämme bewohnen das Land nürd-
lich Le Die Portuglesische Macht erstreckt sich hauptsächlich über
die Stämme, durch welche wir gekommen «ind. Fest begründet int sie
nur „wischen den Filssen Dande und Coanza, Nach dem Innern or-
strockt sie sich etwa 300 Engl. Meilen bis zum Quango und die Be-
völkerung dieses Gebietes kann nach den unvollständigen Angaben des
jährlich von den Kommandanten der 15 oder 16 Distrikte, in dio es
getbeilt ist, nusgeführten Census nicht unter 600,000 Seelen betragen N).
„Pombeiros”. — Die Kaufleute zu Unssange unterhalten mit allen
umliegenden Ländern einem beträchtlichen Handel mit Hülfe eingebor-
ner Hundelsleute, welche sie „Pombeiros’ nennen. Zwei von diesen,
in der Geschichte von’ Angola „die handelnden Schwarzen‘ genannt,
Pedro Joäo Baptista und Antonio Jose, wurden von dem ersten Por-
tugiesischen Kaufmann, der zu Onssunge lebte, ausgeschickt und kamen
von einigen der Portugiesischen Besi im Osten mit Briefen vom
Gouverneur von Mozambique im Jahre 1815 zurück, indem sio da-
dureh die Möglighkeit einer Kommunikation zwischen Mozambique und
Lonnda bewiesen. Ditss int das einzige Beispiel, dass eingeborne Por-
tugiesische Unterthanen den Kontinent kreusten. Kein Europäer Iat
diess je gethan, obwohl die obige Thatssche kürzlich so dargestellt
worden ist, als würen es „Portugiosen” gewesen ®).
Der obere Lauf des Ovansa; Wiederholung Afrikanischer Na-
men. — Da wir jetzt (westlich vom Tsehikaps) in der Breite waren,
die dem Connza zugeschrieben wird, war ich sehr erstaunt darüber,
dass die Eingebornen dieser Gegend gänzlich unbekannt mit dem Fluss
waren. Aber ich wusste damals nicht, dass dor Coanza weit im Westen
von diesem Punkte entspringt und einen verhältnissmässig kurzen Lauf
von seiner (Quelle bis zum Meere hat. Der berülimte Dr. Lacerda
scheint denselben Irrtum wie ich gehabt ” abet sn = _—n
der von Anı eine Reihe von Ports längs er dieses
len ine Be urn Zwecke, init der gegenüberliegenden Küste
in Verbindung zu kommen, Da eine solche Reihe van Forts nach
Süden anstatt nach Osten führen würde, so können wir daraus erken-
E
ie
E
ich meinen Weg nach dem Connza dahin riehtete, wo er nieht existirt.
Auf einer alten Portugiosischen Karte ist der Osanza so dargestellt,
als entspringe er auf dem Tala Mungongo; aber in Cnssange erfuhr
ich, dass er seine Quelle bei Bibe hat, weit im Südwesten von hier,
und dass wir ihn nicht srhen würden, bevor wir nach. Pungo Andongo
kämen. Es ist merkwlrdig, dass keine genaneren Anyaben über diese
Gegenden publieirt worden sind. Kapitän Neres und Andere in Cas-
"Von einigen Distrikten tlsellt Liringstions die Ergebnisse des Census von
186051 mit; die Hauptzahlen «Ind folgende:
Der Distrikt Golango Alto hatte nach dem letzen Comsus 26,000 Fouerstellen
rechnet man auf jede vier Seelen, »u erhält man 104.000 Bewolmner,
3. Paul de Lonmila hat «awn 12,000 Einwohner. Daran sind 530 Welse, wo-
Teollo I Hengo hat eine Bevölkerung von #59 Schwarsen, 172
Mulstien und AL, Weisesn. Das Verhältniss der Sklaven Ist nur 8,38 Procent der
Einwohner,
Distrikt Onzeongo hat 18 Einwohner, woranter 10 Welsse,
Der Diseriks Perar Einwohner mit nie 915 äklaren, die
sunge hatten richtige Vorstellungen von dem Laufe der Flüsse und
theilten ihre Kenntnisse offen mit, aber um dieselbe Zeit wurden von
Angola nach Kuropa Karten geschickt, die den Conanza und Quango
als densolben Fluss bezeichnen und Oassange etwa 100 Engl. Meilen
von seiner wahren Lage entfernt angeben. Das häufige Vorkommen
desselben Namens hat wahrscheinlich die Konfusion vermehren helfen.
Ich habe mehrere Quangos überschritten, aber alle waren unbedeutend
ausser dem, der die Gewässer dieses Thales (in dem Cussange liegt) in
sich aufnimmt. Die Wiederholung beliebter Namen von Häuptlingen,
wie Ostende, ist auch verwirrend, da ein Cntende für einen anderen
genommen worden kann, Um diese Verwirrung so viel als möglich au
vermeiden, habe ich mich enthalten, viele Namen anzugeben. ?
Die Quelle des Coanza soll sich südöstlich oder südsüdästlich von
der Mündung dos Lombe und in der Nähe von Bihe befinden, Als wir
su Sanza waren, versicherte man, sie liege füst südlich und 8 Tage
reisen von diesem Punkte, Diese Angabe scheint dadurch bestätigt zu
werden, dass wir viele Leute trafen, die von Bibe zum Matiamvo und
nach Loands gingen. Beide Parteien waren nach Sana gekommen und
trennten sich hier, um nach Osten und Westen zu geliem,. Die Quelle
des Connza ist daher wahrscheinlich nicht weit von Sanza '),
Bemerkungen zur Karte, Tafel 7.
Es sind zwar erst drei Jahre verlosen, seitdem wir den Lesern
der „Geogr. Mittheilungen” eine Karte von Std-Afrika zwischen dem
5° und 35° 8. Br. vorlogten®), welche bestimmt war, die Ergebnisse
der neuesten Forschungen daselbst vor Augen zu führen; seit jener
Zeit ist aber eine soleho Menge neuer Beobachtungen und Untersuchun-
gem ausgeführt und veröffentlicht worden, dass eine neue, in grösserem
Maassstabo angelegte Karte, welche den heutigen Stand unserer Kennt-
niss von Süd-Afrika zeigt, ein dringendes Dedürfniss wurde, _ Diesem
Bedürfnis abxulelfen, ist der Zweck unserer Tafel 7. Man übersicht
auf ihr die überraschenden Fortschritte, welche die Goographie Säd-
Afriku's in dem kurzen Zeitraum von wenigen Jahren gemacht hat:
Dr, Livingstone's ruhmvwürdige Reise liegt in ihren Resultaten voll-
endet vor unsern Augen, Andersson’s Porschungen konnten in detail
lirterer und bestismmterer Weise eingetragen werden, die durch Moffat’s
') Vergl Oooley über Graga's Heise in Gengr. Mätih, 1856, 33. 300-818, und
Ladieinue a ebenda 1887, 88, 181-199, >
Grund hılervon lege darin, dass an Mündong des Flüsses sich Sandbänke
bilden, welche ihn zwingen, seinen Weg unter der jo zu nelumen, olgleich er
auch inanchmal durch diese Hänuke
Ihre Handebreinen
I
\msarne dasulbst amsammenfiessen. Auf der Karte habo ich auch die Namen
mehrerer anderer Stämme mit aulgunommen,
dieseiben ältten u, #. Be a Ir ren Von den ren 2
genanut, w es ont Damara-Iprache bezeichnet,
war reg mug ae -anaer ne
über urs Mukovanja von jorsson Nachrichten
siche In Geogr. Mitch. 1886, 5. 45. HE
Der Omoramba K'Omatako, den Galton auf seiner Karte In einen Plus Na-
mens Biribe übergehen und durch diesen seine
a ee nd ee tee ent Si Be
4
226
gehenden Aufsatze ausführlicher die Rede war, s0 wie einer Mauuskript-
Karte der nördlichen grössern Hälfte von Benguels, die wir in dienen
Tagen erhielten. 80 bedeutend aber auch diese Fortschritte sind, so
bleibt immer noch ein ungeheures Feld für künftige Forschungen ührig:
bei woitern dor grösste Theil des auf der Karte dargestellten Gebietes
wurde noch von keinem wissenschaftlich gebildeten Europäer betreten.
Wir waren alsn auch hier wieder genöthigt, Sicheres mit Unsicherem
zu verbinden, und um die Geographie dor unbekannten Theile nicht
durch eigne neue Konjekturen zu vermehren, schien es uns am unge
messensten, die grosss Mehrzahl der Anschauungen Dr. Livingstone's,
wie sie auf den zu seinem Werke gehörigen Karten niedergelegt sind,
such auf unsere Karte zu Übertragen, wenn auch viele derselben günz-
lieh unsicher und widersprochend «ind; wir erwähnen bloss die Lage
von Cnzembe's Hauptstadt ') und Kainko; erstere ist von Livingstone
im Text zu 5 Tagersisen Entfornung von Schinte angegeben, in der
Karie zu 2#6 snantischen Meilen (also 57 nautische Meilen oder hei-
nahe einen ganzen (rad auf den Tag’); Kainko im Text zu 8 Tagorrisen
von Naliela, in der Karte zu 133 nautischen Meilen (oder 165 auf den
Tag). Um aber den hauptslichlichsten einiger derjenigen Vorstellungen
gerecht zu werden, welche, abweichend von Dr, Livringstone's Ansichten,
in neuester Zeit bekannt wurden, haben wir sie in kleinerem Manss-
stabe in der linken untern Ecke der Karte ihren Hauptzlgen mach zu-
sammengestellt ?), Für das Innere, namentlich zwischen dem 20° und
8° 5, Br. bilden Livingstone's astronomische Positions - Bestimmungen
die hauptsächlichste Grundlage.
J. Arrowsmith ist bei der Konstruktion der Karte zu Livingstone's
Werk von dessen Längen-Bestimmungen häufig etwas abgewichen, meist
nur wenig, in einzelnen Fillen aber bedeutend; diese Irtzteren Fälle
bat er in den Noten zu Livingstone's Verseichniss der Positions-be-
stimmungen auch besonders herrorgehoben, und zwar bezeichnet er da-
selbst als die wahrscheinlich richtigere Länge von dem Ufer des Tachi-
hune 20° 25° (20° 58° Liv), von longa Panza’s Dorf 20” 117 (20°
16' Liv.), von dem Flüsschen Kambare 28° 56° (28° 14’ Liv), von
der Stelle gegenüber dem Pinkwe-Hügel 31° 46° 30* (32° 5 Lir.),
vom Flüsschen Moschus 31° 56' (32° 22" Liv.), von Senna 85” 10" 15°
(34° 57° Liv), von Guilimane 36° 56° 8” (30° 40' Liv.) Da er die
Itinerarien Livingstone’s zu Ratbe ziehen konnte und Jie Karte unter
Mitwirkung und Zustimmung des Reisenden gezeichnet, also gewies
triftige Gründe zu den erwähnten Anderungen gehabt hat, #06 wurden
dieselben wuch anf unserer Karte beibehalten,
Von den zu unserer Karte benutzten kartograpbischen (Quellen sind
folgende «io hauptaächlichsten ;
Kilstenkarten: v
1. English Admiralty Charts: Capt. W, F. W. Owen, Afrien, sheet LEI;
London 1827.
Capt, W.F, W, Owen, Africa, sleet IV;
London 1847,
Capt. W.F.W. Owen, Africa, sheet V;
London 1848,
. IE ”
3. ” ” »
") Für diesen Paukt haben wir matärlich die Bestimmungen der Portugiesen
benutzt,
*% El. Kliepert'« Darstellung finder sich in Nr. 39 meines „Neuen Hand-Atlas”,
Maoyueen's im 26. Banıle des Journ. of KR, G. 5., London 1656,
Süd-Afrika im Jahre 1858,
4. Eoglish Admiralty Charts: Afrien, South eoast, sheet X ; Lond. 1852,
5. m » n 2 2 sheet I; Lond. 1851
(sorrertel 1868),
6 PR r » Lieut, Dayısan, Port Natal: Lond. 1856,
’ EL ” ” ” 23 Algoa Bay; Lond. 1856
(additions 1857),
8 " ” n. Capt. W. F. W, Owen, Africa, East coast,
sheet Il; Lond, 1847 (correei. 1867).
9 " ” » Lieut. Dayman, Cape Hangklip to Dyer
Island: London 1867.
10, " » Lieut. Dayman, Dyer Islund to Struys
Bay; London 1857.
11. William Messum, A Chart of part of the West const of Africa
(Aanuskript).
(Naelı vorstehenden Küstenkarten ist die Zeichnung der Küste gegen
frühore Darstellungen vielfach und wesentlich berichtigt.)
Auf Livingstone's Reise bezügliche Karten:
12. Route of Moss" Livingston, Öswell and Murray to L. Ngami (Journ.
of R. G. 8. Vol. 20, 1850).
13. Africa betwoen 11” and 30” South Latitude (cbemda Vol. 2%, 1852).
14. Dr. Livingston's Koute from the River Chabe to Loando (ebd. 24, 1854).
15. Pr ” + „m Burötae Valleyto Loando (ebd. 25, 1855).
” „ across Africa (ebenda Vol, 27, 1857).
17, Map of South Afries, showing Dr, Liringstone's Routes 1849 —
1856 (in Dr. Livingstone’s Missionary Travels in South Africa,
London 1857).
18. Dutailed Map of Dr. Livingstone's Route neross Afriea (ebemdas.).
.
19. Andrew Geddes Bain, Geologieal Map of South Afrien (Transaotions
of Genl. Soe. of London. * Ser, vol. Yil, Landon 1856).
20. Henry Hall, Map of the Eastern Frontier of the Cnpe Colony.
Londau, E, Stanford,
21, Sketch of the Sovereignty beyond the Orange River (English
Elne baoks),
22, Carte dn pays des Bassoutos, par H, M. Dyke; Paris 1847.
23. H, Bergbaus, Das Capland nebst den Süd-Afrikanischen Freistasten
(Stieler's Hand-Atlas, Nr. 45d).
24. Map to illustrate Mollat’s Journey to Moselekatae (Journ, of R. G,
8. Vol. 26, 1858),
25. Capt. Varden’s Sketch of the upper Limpopo and Malopo (Mauuskr.).
26. Map af M" Chapman's Boutes in South Afrien (‚Umnuskript!.
27. Charles Bell, Sketch of the Copper distriet South of the Orange River.
28. Franeis Galton, Map of Damara Land (zu dessen Beisewerk).
London 1858.
29. A. Petermaon, Karte der Kolonie Natal (fieogr. Mitth. 1856, Taf, 19).
30, Map of Anderson’s Routes 1A51—1353 (3 Bl. im Mat. 1: 900.000).
#1, Atlas der Rheinischen Missimms-Gesellschaft, 2. Ausgabe, Barmen.
32. (Manuskript-) Karte der Närdi. Hälfte von Bunguela.
33, Karte von Major Monteiro’s Houte van Tete nach Lunda (U Musta
Casembe, Lisbon 1854; =. anech Zeitschrift für Allgem. Erdkunde,
Dd. VI, Tafel 1).
Berichtigung
zu der im 4. Hefie gegebenen Notiz über die bevorstehenden Arbeiten des Königl. Preuss. Generalstabs.
Wenn es bei Besprechung der Arbeiten des Königl, Preuss, Goneraistabs für das Jahr 1858 auf 8. 156 des 4. Heftes unter Anderem heisst,
dass 4) vine Kurte von Schleswig-Holstein im Maassst, 1:100,000 mit Nächster vollendet und gedruckt würde” — »0 sind wir durch eine
später eingegangene Notilikation ermächtigt zu erklären, dass die Bezeichnung der Herausgabe einer solchen Karte auf einem vollständigen Irrtum
berulit, indem nicht der grosse (isneralstab, sondern ein Hauptmann desselben rine Karte der Hersogthümer im Manssstabe von 1:450,000 der
natürlichen Länge herauszugeben beabsichtigt, was wir nicht verfehlen als Berichtigung für unser Journal und andere aus ihm entnommene Referate
hiermit zu öffentlicher Kenntnis zu bringen.
(Gesoblossen am 12. Jumi 1856.)
Rundreise um den Urmia-See in Persien, im Jahre 1856.
Fon Nieslai von Serdlitz.
Der Septembermonat (a. St.) 1856 nahete seinem Ende.
Nach einer zweiten Exkursion in das südlich von Tabris
12000 Engl. Fuss über das Meer aufsteigende Ssühänd-
Gebirge, zu der mich einige sommerliche Tage zu Anfang
dieses Monats aufgefordert hatten, war derselbe in mehr-
fachen Ausflügen verflossen, die ich in die müchtigen, in
dem Ausläufer der Ssawellan-Kette am Adshitschai gelegenen
Salzgebirgsstöücke, so wie zu denen, welche am Kysyl-Usen
die Südgrenze des Aderbeidshän bilden, unternommen hatte.
Schnee begunn die nahen Berggipfel rund um Tabris zu
decken und auch auf der Hochebene, auf welcher diese
Stadt gelegen ist, war der Herbst mit Regen und kalter
Witterung eingezogen. Dennoch glaubte ich zum Schlusse
meiner fust zweijährigen Reisen in Trans-Kaukasien und
Persien noch einen nähern Blick auf den Urmia-See werfen
zu müssen, welchen ich einst zwischen Ssofflan und Tabris
durch Luftspiegelung aus weiter Ferne über die völlig
flache Ebene herüberschimmern gesehen, dann von der Spitze
des Seihänd in deutlichen Umrissen seiner üstlichen und
südlichen Ufer und' Inseln, wie der südlich ihm zufliessen-
den Stromarme bewundernd gemustert hatte. Auf die Ge-
fahr hin, wegen der herbstlichen Färbung der Gegend ein
trübes und wenig anziehendes Bild vorzuführen, beginne
ich deren Betrachtung nach den während der Reise selbst
gemachten Aufzeichnungen.
Am 30. September a. St. verliess ich in Begleitung
zweier Tatarischer Diener und zweier Tscharwadaren oder
Führer der von ihnen auf die Dauer der Tour gemietheten
Reit- und Packpferde Tabris, mit geringer Hoffnung, eine
vollständige Rundreise um den Urmia-See ausführen zu
können, da mir die Schwierigkeit und Gefahr derselben
bei so geringem Geleite vorgestellt worden, indem ich am
Süd- und Westufer des See’s durch einen von Kurden be-
wohnten Landstrich kiüme.
Lange führte unser Weg zwischen den hohen Lehm-
mauern der grossen Gärten der Vorstadt hin, erst nach
einer halben Stunde Rittes betraten wir die flache, dürre
Salzebene, welche der Adshitschai (Bitterfluss) durchschnei-
det, um sein meist geringes salziges Wasser dem Urmia-
Petermann’s Geogr, Mittheilungen. 1858, Heft VL
See zuzuführen. Dichte Wolkenmassen am trüben Himmel
verhüllten uns die hohen Ketten des Seähänd-Gebirges und
verschleierten die des Akdagh im Norden, welche einiger
frisch gefallene Schnee deckte, während ihre, zu unserer
Rechten deutlich sichtbaren, unteren Gebirgsmassen in ihren
bunten — bald rothen, bald grauen und blauen — Farben
schön gegen das weit ausgedelinte grüne Gartenmeer der
Stadt Tabris abstachen. Unser Weg führte nahe am Fusse
der letzten niedrigen Ssühänd-Terrausse hin, die sich oben
in eine weite Fläche ausbreitete, während ihre niedrigen
grauen Abhänge von zahlreichen Gartenanlagen mit herbst-
lich beblätterten Pappeln und graugrünen Elaengnus-Bäumen
geschmückt waren.
Dicht vor dem etwa zwei Meilen vom Mittelpunkte
der Stadt Tabris entfernten Sserdirud (Kälte-Fluss) durch-
schneidet ein Glied der untersten so eben erwähnten
Ssüähänd-Terrasse den Weg. Sobald man diesen schmalen,
unbedeutenden Hügel überschritten hat, erfreut man sich
der lieblichen Aussicht auf den grossen Flecken Sserdirud
mit seinen zahlreichen schönen Fruchtgärten, über die sich
ein Hügel erhebt, gekrönt mit verfallenen Lehmmatıern
einer alten kleinen Feste. Da ich erst nach Mittag Tabris
verlassen hatte, beschloss ich schon hier meinen ersten
kurzen Tagemarsch.
Ein heiterer Tag — wenn gleich der Morgen desselben
kalt war — lachte uns am 1/13. Oktober entgegen und
bot uns die herrlichste Fernsicht. Als wir die lange Reihe
der Gärten Sserdiruds hinter uns hatten, sahen wir vor
uns über der wagerechten Ebene die Bergkette Schahi auf
gleichnamiger Halbinsel steil emporsteigen — einen langen
schroffen Rücken mit zuckiger Felshöhe, jetzt aller Wald-
bedeckung entblösst, die Ker Porter in seiner Reisebe-
schreibung hervorhob. Hinter dieser Halbinsel hervor er-
glänzte in weiter Ferne die lange Reihe der Kurdistani-
schen Alpen, welche — wie das Talüschinische Gebirge —
in ihrer meridionalen Erstreckung eine Grenze des Ader-
beidshän gegen die Nachbarprovinz, das Türkische Kur-
distän, bilden. Diese interessanten, vom Naturforscher kaum
berührten Hochalpen waren jetzt in tiefsten Winter be-
30
225
‘
graben und thaten dadurch kund, dass sie wegen ihrer be-
deutenden Höhe auch im Hochsommer einigen Schnee bergen.
Über dem, nur durch Luftspiegelung von der niedrigen,
ihn umgebenden Ebene unterscheidbaren, Urmis-See traten
die gebirgigen Inseln dieses grossen Binnengewässers her-
vor. Einzelne hohe Gipfel des Mischaudagh und Akdagh,
welche im Norden unsern Horizont begrenzten — Gipfel,
die gestern bei feuchtkalter Witterung von dichten Wol-
kenmassen verhüllt waren — zeigten sich heute bei völlig
heiterem Himmel von frisch gefallenem Schnee bedeckt,
während längs ihrer Basis grauen Gesteines eine Beihe
von grünen Streifen die Gärten wohl bebauter Dorfschaften
der fruchtbaren Günei und Tschab-üster Magnle oder Di-
strikte am Nordufer des Urmia-Soe’s verkündete, Auch die
Höhen des Ssähind-Gebirges zu unserer Linken, welche sich
gestern unsern Blicken entzogen hatten, zeigten sich heute
mit neuem Winterkleide bedeekt. Nachdem wir zwei Phar-
saghen !) geritten, hielten wir ein wenig an der Karawan-
serai Hadshi Mir Abul Hassan, einem geräumigen neuen
Gebäude, nahe dem Fusse der Ssähünd-Gruppe auf der gros-
sen Salzplaine erbaut. Hier hatte ich statt der einzelnen
kleiren Dörfer, welche am kurzen Gehänge der letzten
Ssähind-Terrasse unsern Weg begleitet hatten, die schüne
Aussicht auf ein breites Thal, das durch Zurücktreten der
niedrigen Vorberge entstand, Es war diess das Kultur-
thal von Uskü, ganz von den Baumpflanzungen mehrerer
mit einander zusammenhängender Dürfer erfüllt. Über ihm
erhoben sich die Ssühünd-Berge, unter denen sich der Saul-
tandagh besonders durch seine Höhe und die breit abge-
stutzte Spitze seines fast isolirt hervortretenden Kegels
hervorthat. Einen Pharsaglı etwa hatten wir uns von der
letztgenannten Karawanserai entfernt, als wir Dihkargan
ansichtig wurden, das in weiter Ferne gerade vor uns sich
in langem grünen Streifen seiner zahllosen Baumgärten
am Fusse einer Bergkette hinzog, die sich über der Stadt
— dieselbe in weitem Halbkreise umgebend — im Tuar-
dagh und Kaflankuh zu bedeutenden Trachytkegeln erhob,
während sich nahe zu unserer Linken niedrige, halb zer-
störte Terrassen von Kalk- oder Sandgesteinen an sie an-
lehnten, in und an denen das Dorf Mamaghan, kaum unter-
scheidbar von den pittoresken Verwitterungsformen des um-
gebenden Felsbaues, aus Lehm erbaut ist.
Lange ritten wir auf steinigem Boden am Fusse der
Berge hin — oft nähe dem Rande der niedrigen Ebene,
die in Perioden von annähernd 12 Jahren Meilen weit von
den Wassern des Urmia-See’s überfluthet wird, wo dann
die Halbinsel Schahi zur Insel wird. Auch jetzt war dieses
" Ein Pharsagh — oder, statt das Persischen mit Tatarischem Aus-
drucke bezeichnet, Aphadsch — wird in diesen Gegenden Persiens gleich
7 Russischen Wersten oder einer Deutschen Meile angenommen.
Rundreise um den Urmia-See im Jahre 1856.
vom Adshitschsi durchschnittene Gelände noch stellenweise
feucht und bewahrte in Salztümpeln die Spuren des vielen
Wassers, das ihm zur Winterzeit vom nahen Berglande zu-
kommt, während die völlige Horizontalität des öden, aller
Vegetation ermangelnden Bodens deutlich die Verheerungen
durch Überfluthung mit der Salzsoole des Urmia-Bee’s dar-
thut. Aus weiter Ferne, von der grossen Ebene, die sich
südlich von Schischewan bis zum Dshagatü-Delta am Süd-
ufer des grossen Binnengewässers hinzieht, geschen, lässt
die hier häufige Luftspiegelung die gehirgige Halbinsel
Schahbi durch einen breiten Scearm vom Festlande getrennt
erscheinen. .
Ein langer, sich allmälig gegen den Seespiegel senken-
der Bergrücken, unter dem sich viele Dörfer mit ausge-
dehnten Obstbaum- und Weinpflanzungen hinziehen, die
kaum von Dihkargan getrennt sind, eutzieht diesem an-
inuthig gelegenen Städtchen die Aussicht auf den nicht
sehr fernen Urmia-Spiegel. Wohlstand und Ordnungsliebe
der Bewohner, deren Hauptertrag im wohl bekannten Wein
ihrer Gürten besteht, zeigt sich bei jedem Schritte durch
das hübsche Städtchen, dessen herrliche Nussbüume, Celtis-
und Maulbeerbäume bald stattliche Häuser überschatten,
die aus Backsteinen und Lehm erbaut sind, bald mitten
in der Stadt anf kleinen reinlichen Plätzen Kirchhöfe zie-
ren, deren kleine, aufrecht stehende Grabsteine aus dem
schönen durchscheinenden Marmor dieser Gegend errichtet
sind.
‚ No wie von Sserdirud nach Dihkargan hatten wir auch
am 2, Oktober nach Rechnung der Eingebornen bis Schische-
wan 6 Pharsaghen zurückzulegen, wenn gleich mir letztere
Entfernung grüsser schien, als die der vorigen Tagereise,
wohl wegen des steten, wenn auch geringen, Bergauf-, Berg-
absteigens im Gebirge, Bald unchdem wir Dihkargan ver-
lassen hatten, gelangten wir ins Gebirge, in dem wir etwa
nach einem halben Pharsagh Weges dieht an der Strasse
eine Mineralquelle mit braunrothom Niederschlage des Was-
sers von + 18° R. Temperatur fanden, über welcher ein
kleines Steinhäuschen zur Bequemlichkeit der Kranken er-
richtet ist, welche hier im Bade Heilung ihrer Gebrechen
suchen. Sie entspringt nahe unter dem hohen Gebirge
aus einem Plateau von weissem durchscheinenden Kalk-
steine, der stellenweise wenig blasenfürmig aua der Damm-
erde hervorsteht und eben so wie der in den berühmten
Marmorbrüchen, mit dem er die grösste Ähnlichkeit zeigt,
durch Absatz kalkhaltiger Quellen
scheint.
Nachdem wir 1—1} Pharsaghen von der Quelle dureh
das unfruchtbare Gebirge weiter geritten waren, befanden
wir uns am Abhange eines gegen den Urmia-See vorsprin-
genden Berges, von dem sich uns eine herrliche Aussicht,
entstanden zu sein
Rundreise um den Urmia-Bee im Jahre 1856. 929
Nahe zu unserer Rechten zogen rich zahllose
kleine Hügel hin, welehe, künstlich aus Steintrimmern
aufgehäuft, die Marmorbrüche umgeben.
eich ein unbedeutender Gebirgszug, der eine kleine, völlig
flache Ebene abschloss, während er, in den Ser als Vor-
sprung eindringend, eine Bucht desselben abgrenzte, deren
eröffnete.
Vor uns erhob
hellblau zlinzendes Wasser von weitem schnesweissen
Salzsaume umkrängt wur. Dahinter ragten Yie hohen In-
soln des Urmia-See’s von weissem tertiiren Gesteine empor,
über denen sich, jenscitie des grossen Wasserberkens, die
schneebedeckten Ketten der Kurdistanischen Gebirge am
blauen Himmel nbzeichneten. Nachdem wir vom Berge,
von dem wir dieses herrliche Schauspiel genossen hatten,
in die kleine Ebene zu unseren Füssen hinabgestiegen
waren, wandten wir uns rechts vom Wege ab gegen das
Urmia-Ufer hin und ritten einige Hundert Schritte dem
Fusse des Berges entlang, um zu den Marmorquellen zu
gelangen, die an demselben ihren Ursprung nehmen.
Am Fusse dieses Vorgebirges befinden sich mehrere tlach
gewölbte Erhöhungen, die sich schon aus einiger Entfernung
durch die weisse Farbe ihres Hauptes und der Alachung
bemerkbar machen, indem sie ihre Entstehung dem kalk-
haltigen Wasser verdanken, das aus ihrem Gewölbe klar
und heil mit starker Blasenbildung hervorguillt und theils
gleich oben eine Kalkkruste zurücklässt, theils mit Hinter-
lassung desselben schneeweissen Niederechlages über die
Abhänge hinabriant. Die Temperstur des Wassers fand
ich auf einem dieser Hügel, die einige äussere Ähnlichkeit
init den Schlammvulkanen bei Ssaliun und Bakı nicht ver-
kennen lassen, zu 114 Grad Reaumtr. Betritt man einen
solchen Kalksteinnufwurf oder Hügel, so vernimmt man
ein dumpfes Getöse — nicht wmähnlich dem auf frisch
gefrorenen Eisflichen unserer nordischen Gewässer. Oft
anch hört man dünne Kelkschalen unter dem Fusse knistern.
Unfern von diesen kleinen Hügeln — unter denselben — be-
finden sich Gruben, die theile — wenn die Kalkbildung
weiter vorgerückt ist — horizontale Marmorablagerungen
enthalten, theils mit Wasser beileekt: sind, das, mit Luft-
blasen erfüllt, aus der Erde hervorgillt. Sie sind, wie
echon vorhig bemerkt ward, mit Trümmern eines gelb-
braunen Kulksteines umgeben, der bei Erbeutung des Mar-
mors von «dessen Oberfläche gebrochen und als ‘nutzlos bei
Seite geworfen ward.
In den Tümpeln des mit Kalk: gesittigten‘ Wasters
wüchsen freudig Büsche von Uharen, die, wenri sus ‘dem
Wasser 'genommen, beim Trocknen wich mit dicker Kalk-
kruste bedeoktenr- Auf den Kalkplatten der grossen Gruben
gediehen- "anr"Runde ‘ der petrifieirenden Flüssigkeit” eine
Schilfart undeinig® Csinposilen, während an demtrockenen
niedrigen. \Marmörwanden- side 'eigenthümlichs, ungemein
fein verzweigte weissblüthige Cruoiferenstaudo mit dürren,
glatten Ästen ihr kümmerlicher Dasein fristete. — Aus
einer der vorhin erwilinten Quellen sah ich einen Abrug
zu den Gruben hinabgeleitet, in denen somit der Märmör
nicht bloss natürlich aus dem am Grunde derselben her-
vorquellenden Wasser abgesetzt, sondern auch durch düs
künstlich herbeigeführte petrifieirende Wasser gebildet wird.
Der hier gewonnene, bei den Orientalen unter dem Nümen
Balghami bekannte Marmor ist in den fussdieken Platten,
in denen ich ihn vielfach zu Grabstoinen in Tahris und
Dihbkargan, später in Urmia, verwendet sah, durchscheinend,
welche letztere Eigenschaft nicht wenig zu seiner Schön-
heit beiträgt.
Nachdem wir diese Steinbrüche verlassen, blieben uns
vom Tagemarsche noch etwa 2—3 Pharsugbien durch das,
allen Anbaues entbehrende, Gebirge zurückzulegen, das hier
aus Thonfelsen oder Talkgestein besteht. Endlich stiegen
wir, nachdem wir zeitweilig mehrere unbedentende, in das
Gebirge eingebettete Ebenen überschritten hatten, vom
letzten Vorgebirge des Seähänd-Systems, das unsern Weg
durchschneiden sollte, hinab in eine ungeheure Ebene, an
deren Nordrand wir in Kurzem das Dorf Schischewan
erreichten,
Dieses Dorf, das sich mit seinen ausgedehnten Gürten
und Baumpflanzungen mehrere Stunden weit über die
Elene bis in die Nühe des Urmia-See’s# in langer Reihe
hinzieht, erfreut sich eines eichtlichen Wohlstander, den
es theils seinen reichen Weinbergen, Fruchtgärten und
Feldern, theils der Beschiffung des Urmis-See's verdaukt,
auf dem hier Eisen und andere Handelsartikel nach der
grossen und reichen Stadt Urmia und deren fruchtbaren
Umgebumgen verführt werden. Es ist der gewöhnliche
Wohnort seines Bösitzers, des Schach Sad“ Melik Kassim
Mirsk (Sohnes von Fet Ali Schach), in dessen, ®inen
Deutschen Edelsitze gleichender, Winterresidenz ich wäh-
rend der Abwesenheit des Prinzen, da jeh ihm empfohlen
war, Aufnahme und Nachtlager fand.
Am folgenden Tage, den 3. Oktober, verliess ich Sehi-
schewan, um den Prinzen Melik Kassim -Mirsi in einem
zeitweiligen Wohnsitze Emirahad im Dihagatıı- Delta zu
besuchen und-—— werin ich solches thimlich fände — mif
diesem direktesten Wege eine Umreisung des Urmia-Bels
stiszuführen. Die "heutige, #8 Phursäghen oder Geographi-
eöhe Meilen lange Tagereise ging in geringem Bogen um
die Södostbucht des Sera gen Bilden — eine’ atarke Tor
durch ein meist ödes Gelände. Im Dorfe Selüschewan” durch:
riiten wir den Kalntschni und xogen lange dureir die
von. wenigen Feldern ünterhroöhene Reihe von Weiigärten,
weiche die "Häuser dieses- Dorfes, - do wieder kaum davon
geschiedenen Ortachaften Adshapachir, Nerbia und niehroror
30*
230 Rundreise um den Urmia-See im Jahre 1856.
anderer umgeben, — nicht weiter denn etwa eine Stunde
Weges vom schwer zugänglichen flachen Gestade des Bee’s
entfernt. Ala wir diese Dörfer hinter unserem Rücken
liegen gelassen hatten, erblickten wir im Südosten vor uns
die schöne Gartenreihe des Fleckens Binab und Karatschu-
buch, die wir zu unserer Linken lassen mussten, um dureh
Abkürzung des Weges noch heute Emirnbad erreichen
zu können. Ein breiter Fluss oder vom Urmin-Seo her
überschwernmtes Terrain schien mich von Binah zu trennen
und mir einen unerwarteten weiten Umweg zu verur-
sschen, — so auffallend war diese optische Täuschung, die
meine der Gegend kundigen Führer häufig gesehen hatten,
so dass sie keinen Anstand nahmen, mich auf Befragen
sogleich meines Irrthums zu belehren. Noch mehr über-
zeugte ich mich davon, dass ich es mit einer Erscheinung
zu thun hätte, die mir eine Traumgestalt vorführte, als
ieh nach einiger Zeit meinen Blick gen Schischewan zu-
rückwandte und dessen Baumgruppen ebenfulls von mir
durch einen breiten Wasserstreifen getrennt sah, in wel-
chem sie sich spiegelten.
Wir zogen nun über eine weit ausgedehnte Ebene hin,
die bald mit verschiedenen, uft lebhaft roth gefärbten
Chenopodinceen bewachsen war, bald auf weite Strecken
hin allen Pflanzenwuchses entbehrte, indem der graue todte
Lehmboden von den noch jetzt bei klarem Himmel wär-
menden Sonnenstrahlen nach zeitweiliger Wasserbedockung
von vielen Rissen durchfurecht und in Polygene gespalten
war. Als wir nun den Ssofitschai, ein jetzt unbedeuten-
des Gewässer, überschritten, das wie der Afitschai, den os
bald unter Binab aufgenommen hatte, aus dem Ssähänd-
Gebirge entspringt, liessen wir dieses Städtchen zu unserer
Linken liegen — dahinter das grössere und viel beschrie-
bene Marsghä, welches sich reizend am Fusse des Ssä-
händes ausbreitet. Demseiben Gebirgssysteme verdankt der
Mürditschai seine Entstehung, der Anfangs nach Süden,
dann — nach ziemlich scharfer Wendung — gen NW.
fliesst, um sich selbstständig in die südöstliche Bucht des
Urmia-Sec’'s zu ergiessen. Dieses grossen Wasserbeckens
sumpfiges und völlig unzugängliches Südufer, dessen Um-
teisung wir nach Überschreiten des letztgenannten Flusses
begannen, ist weiter, als unsere Karten angeben — auf
denen diese Gegenden bisher völlig falsch verzeichnet waren
— ziemlich gerade von Osten nach Westen ausgedehnt
und besitzt an beiden Enden eine kleine Bucht; dagegen
bilden die Sumpfinseln der zahlreichen Dahagatıı - Arme
während der Ufererstreckung einige geringe Vorsprünge in
den See.
Unser Weg führte uns nun an mehreren Dörfern vor-
bei oder durch solehe hindurch. Mit leichter Mühe über-
schritten wir dann den Karakuby und Adshikuby, zwei
Flussarme des Dshagatd, die im Frühlinge in weithin über-
schwemmter Ebene dem Reisenden kaum überwindliche
Hindernisse in den Weg setzen. Beide trennen sich vom
Hauptflusse oberhalb unserer Route beim Borfe Karawiran
ab, welches nicht uninteressant ist als südlichster Punkt,
den eine Russische Heeresabtheilung während des letzten
Persischen Feldzuges erreichte. Spuren ihrer hier errich-
teten Erdhütten sollen noch in der Nähe des Dorfes er-.
halten sein. Eben so geringe Schwierigkeiten zum Über-
schreiten wie der letztgemannte Fluss setzte uns nun der
Dahagatü selbst entgegen, ein bedeutend breites, doch jetzt
zu Pferde leicht zu passirendes Gewässer, das im Früh-
linge über seine Lehmufer hinaustritt und weithin die
flache Ebene bedeckt, wo man dann auf einem jetzt un-
benutzt liegenden Flosse mit Mühe dasselbe übersetzt.
Nahe seinem linken Ufer, mit dem das vom Dahagatü und
Tätawi eingeschlossene Mijan-duib- oder „zwischen zwei
Gewässern” genannte Land beginnt, liegt die jetzige Som-
merresidenz des Schach Sad Melik Kassim Mirst — Emir-
abad.
Hier gedenkt dieser Prinz in Kurzem statt der dürf-
tigen und nicht schr geräumigen Lehmgebäude einen Som-
merpalsst zu erbauen, dem er wegen der häufigen und
nicht gefahrlosen Überschwemmungen eine betriichtliche
Höhe geben will. Ein Garten mit stattlichen, weit aus-
gedehnten Baumpilanzungen, zwischen denen verschiedene
Europäüsche Gemüse mit Sorgfalt gepflegt werden, ver-
schönert schon jetzt diesen auf weithin baumlosem Terrain
gelegenen Ort. Nahe bei Emirabad erheben sich aus
dem flachen Mündungsgelände des Dshagatıı mehrere kleine
isolirte Felshügel, deren einer, gen Westen gelegen, die
von Rawlinson kopirte Keilinschrift enthält, welche beson-
ders dadurch merkwürdig, dass sie die nördlichste dieser
Inskriptionen ist. — Wenn man von Emirabad am linken
Ufer des Dahagatii hinsbgeht, gelangt man durch einen
Wald von Tamarix-Strüuchern, die zu Anfung des Sommers
mit feinen weissen Blüthen bedeckt sind; nach etwa einem
Pharsagh Weges zu dem Dörfe Tschillik, einem kleinen
Orte, der dem ganzen umliegenden Magal (Distrikt), wel-
cher dem Schach Sad® Melik Kassim Mirsä gehört, den
Namen gegeben hat. Von hier bleiben noch 24 Pharsagben
bis zur Mündung des Flusses — ein wahres Sumpfland,
das von zahllosen Wildschweinen bewohnt und nur von
Kurdenhorden bisweilen durchstreift wird.
Nachdem ich zu Emirsbad einen Tag gernstet, ver-
liess ich am 5/17. Oktober das gastliche Haus des Prinzen
und begab mich auf den Weg nach Ssoutsch Bulagh, dem
Hauptorte der Kurden der Mikkri-Tribus, dessen Entfer-
nung 5 Pharsaghen beträgt. Wenige Minuten Rittex von
Emirsbad überschritten wir beim Dorfe Hassil Kuby den
Rundreise um den Urmia-See im Jahre 1856.
gleichnamigen kleinen Arm des Dshagat), von dem auch
dieser Sommersitz des Prinzen häufig Hassil Kuby statt
Emirabad genannt wird. Wir hatten auf unserem Wege,
der uns nach Südwesten führte, in nicht gar weiter Ferne
zur Linken die Bergketten des Kurdistan, während nach
Südosten und Östen die weite Ebene, welche das Mün-
dungsgelände des Dshagatıı bildet, von fernen Bergketten
begrenzt war, Zur Rechten und bald in unserem Rücken
zeigte sich deutlich das Ssähänd-Gebirge. Nun mussten wir
zahlreiche Flussarme oder natürliche Kanäle des Dshagatı
überschreiten, die uns jetzt keinen Aufenthalt verursachten,
da sie den grössten Theil ihres Wassers den Feldern dieser
« grossen Ebene abgeben mussten, um auf denselben Weizen,
Baumwolle, Rieinus, Melonen und Wassermelonen, den
Hauptreichthum dieser Gegend, zu-erzielen. So ritten wir
etwa zwei Stunden bald durch Felder, auf denen der Wei-
zen bereits abgeerndtet war, bald an Baumwollenpflanzungen
vorbei, derer Zwischenrüume nach Sitte dieser Länder
regelmässig mit Rieinus-Stauden besetzt waren, bald an
diehten Schilfwäldern hin — und gelangten, nachdem wir
den Tüätawi, die Grenze des Kurdistan, überschritten hatten,
an den Fuss der Gebirge. Diese begannen mit mehreren
flachen Bergrücken, die sich einzeln über die Ebene er-
hoben, wie wir schon nordöstlich von Emirabad einige wenige
kleine Vorläufer derselben gesehen hatten und wie west-
lich von diesem Orte der durch Rawlinson’s Entdeckung
interessante Taschtäpä mit der Keilinschrift isolirt aus der
Ebene aufsteigt. Hier sahen wir die ersten von Kurden
bewohnten Dörfer, deren elende, von Schmutz starrende,
aus Lehm halb in die Erde hineingebaute Häuser, mit
Stroh und Schilf auf Hachen Dächern gedeckt, des Schmuckes
von Raumpflanzungen entbehrten. Bald betruten wir ein
breites Thal, dessen ebener Boden von flachen Bergrücken
aus hellem Gestein umgeben war und dessen Breite auf
der Strecke von drei Meilen bis Ssoutsch Bulagh allmälig
abnahm. Anfangs überschritten wir in demselben eine un-
bebaute Fläche, auf der Chenopodiaceen, strichweise auch
hohe Schilfstauden am breiten Wege, der von reger Fre-
quenz zeugte, ungehindert gedieben. Dann kamen wir an
gut bebauten Feldern vorbei, auf denen viele weit zerstreute
Arbeiter mit Einerndten der häufig schon geplatzten Baum-
wollenkapseln beschäftigt waren.
Je mehr wir uns Ssoutsch Bulagh näherten, desto besser
bewissert und bebaut fanden wir das sehr verengte Thal,
welches drei Flüsse durchziehen, von denen der bedeu-
tendste den Namen der Stadt Ssoutsch oder Ssouk Bulangh
führt, was kalte Quelle bedeutet, Im Sommer wird sein
meistes Wasser durch Gräben auf die Felder geleitet und
er verliert sich dann in einen kleinen See, während er
im Frühling von hier his zum Urmia-See gelangt. Etwa
\
2831
einen Pharsagh vor der Stadt bogen wir links, nach Osten,
vom Wege einige hundert Faden, um die in einem flachen
Gebirgsrücken gelegene Grotte zu besuchen, welche das
Volk Köschki-Färchad oder Lusthaus des mythischen Hel-
den Färchad nennt. Hoch an gelber Kalksteinwand, in
der sich Spuren von versteinerten Korallen fanden, ist ein
starkes Stück des Felsens glatt behauen und dann zu tiefer
Grotte ausgehöhlt, deren Decke von 4, zu 2 und 2 hinter
einander stehenden, eylindrischen Säulen derselben Felsart
getmgen wird. Wir stiegen in diese Grotte, zu der kein
Weg gebahnt ist, nicht hinein, hörten aber von einem
Kurden, der sich dienstfertig zu diesem kleinen Wagstück
erbot, dass sich daselbst drei runde kleine Wasserbehälter
befänden, die jetzt leer stünden. Colonel Rawlinson be-
suchte auch diese Gegend im Jahre 1839 und wir finden
seine interessanten hier gemachten geographischen Ent-
doekungen im Anhange zum 9. Bande von Ritters Erd-
kunde aufgezeichnet. Rawlinson, der in diesem, wohl nur
durch Caprice eines angesehenen Kurdenhänptlings (wofür
der Volksname Lusthaus des Färchad spricht) in das leicht
zu bearbeitende Gestein gehnuenen, Bauwerke — wie es
so häufig geschieht — ein Königsgrab vermuthet, liess
sich an der glatt behauenen Wand an Seilen emporziehen,
Diese Grotte befindet sich zwischen den Dörfern Ander-
katsch und Kumkala, deren ersteres Ritter mit Belassung
der Englischen- Rechtschreibung Inderkush nennt, ein Name,
der in derselben, den umwohnenden Kurden völlig unver-
ständlichen, Form auf Kiepert’s verdienstrolle Karte über-
gegangen ist,
Als wir in die Nähe von Seoutsch Bulagh gelangten,
wohin ich schon vorher einen meiner Begleiter mit dem
Empfehlungsbriefe des Prinzen Melik Kassim Mirsi an den
Gouverneur Medshit Chan entsandt hatte, erstaunte ich
über den stattlichen Kriegerhaufen, der mit malerischer
Kopfbedeckung und Kleidung, an lange Lanzen gestützt,
bei seinen zahlreichen Pferden am Abhange eines Hügels
harrte und bei meiner Ankunft unter Führung des jüngern
Bruders des Gouverneurs und mehrerer mich bewillkom-
menden Häuptlinge sich in Bewegung setzte, um mich in
die Stadt zum weit ausgedehnten, aus Lehm erbauten
Schlosse des Befchlshabers zu geleiten.
Hier fand ich die kühlen Räume eines mächtigen Saalos
für mich mit Teppichen ausgelegt und mit «wei gebrech-
lichen Lehnstühlen verschen, auf welchen — einem Luxus-
gegenstande, der zum Empfange von Europäern die weiten
Rumpelkammern verlässt — die Hauptpersonen der nun
folgenden Scene ihren Sitz nehmen sollten. In Kurzem
erschien auch mein Wirth, dessen schlichte Persische Klei-
dung nicht vortheilhaft gegen die malerischen Gestalten
der ihn begleitenden Kurdischen Häuptlinge abstach. Nach-
232
dem Medshit Chan mit mir an einer kürzern Wand im
Grunde des Saales auf den Lehnstühlen Platz genommen
hatte, während sein jüngerer Bruder — der in seiner Ge-
genwart nicht das Recht zu sitzen hatte — neben uns
stand, setzten oder stellten sich — je nachdem es ihr Rang
erlaubte — die Kurdenhäuptliuge an den lüngern Wänden
des Gemaches, wührend an der uns gegenüberliegenden
Thüre das dienstbare Gefolge sich in neugierigen Haufen
zusammenschnarte,. Das Haupt dieser Kurden jeglichen
Standes deckt der bekannte rothe Türkische Fess, um den
ein mächtiges Tuch geschlungen ist, welches fein schwarz,
roth und weiss gestreift ist und Fitä genannt wird. An
dem, einem Arabischen Burnus ähulichen, ziemlich weiten
Oberkleide, der Awwä, konnte ich den Stamm unterschei-
den, dem die zahlreiche Versammlung angehörte, indem die
meisten derselben, als der Mikkri-Tribus angehörig, diesen
weiss und braun gestreift trugen, während ein schöner
junger, mir als Bilbashäuptling bezeichneter Krieger den-
selben einfarbig weiss hatte. Ein verzuckerter Absud des
schlechten /Thoe’s, mit dem die Englünder durch dessen
Wohlfeilheit die jenseits des Kaukasus gelegenen Länder
überschwemmen, ward auf einer Theemaschine bereitet (die,
wie ich erfuhr, über Astrachan aus Tula ihren Weg in den
Kurdistan gefunden) und der Gesellschaft gereicht, dann
Schälchen bittern Kaffee’s, während der Kallian (Wasser-
rohr) mit Schiraser Tabak denjenigen Gästen. herumgereicht
ward, welche nicht, wie die Kurden gern thun, selbst-
gezogenen Tabak aus kurzen Tschibüks in Türkischer Weise
rauchten. Bevor noch Medshit Chan mit seinem Gefolge
mich verlassen, wurden mir mehrere Platten aus Weis-
blech präsentirt, auf denen Melonen und Wassermelonen
aufgehäuft waren, während eine derselben auf mehreren
irdenen Schüsseln verschiedene Sorten der schönsten Wein-
trauben fasste. Unter den verschiedenen Speisen des am
Abend mir zugesandten Mahles fielen mir die marinirten
jungen Stengelglieder einer bei Ssontsch Bulagh wachsen-
den Umbellifere auf, welche hier häufig unter dem Namen
Biwüsä oder Kurdisch Bis& gegessen werden. — Nicht
unerwähnt glaube ich lassen zu dürfen, dass Medshit
Chau ——- selbst ein Kurde aus der Mikkri-Tribus und
von der Persischen Regierung mit der Gouverneurswürde
betraut — wie mehrere der ihn begleitenden Kurden durch
sein von den Pocken zerrissenes Gesicht die Häufigkeit
und Heftigkeit der Krankheit bei diesem Naturvolke be-
kundete.
Am 6/18. Oktober verliess ich Ssontsch Bulagh. Gleich
hinter der Stadt, die in dieser Richtung nicht weit aus-
gedehnt ist, überschritten wir den Ssoutsch Bulaglı-Fluss
und betraten, unsern Weg nach Westen nchmend, eine
breite Allee von Elsengnus-Bäumen, gemischt nit Wallnuss-
Rundreise um den Urmis-Sse im Jahre 1856.
bäumen und Rosenbüschen, zu deren Seiten die Weinpflan-
zungen und Gärten des Ortes lagen. Dann kamen wir
ins freie Feld, genossen die liebliche Ansicht der Stadt
mit ihren reinlichen Häusern und der Umgebung von Gär-
ten und erhoben uns in ein von flachen Kalkgebirgskimmen
eingefasstes Thal, das uns ziemlich steil hinaufführte, bis
wir in etwa % Pharsagh Weges von der Stadt die Pass-
höhe erreichten. Von hier aus zeigte sich unter uns ein
zweites Thal, in dem das Dorf Käräsä, von Bäumen und
Baumwollenfeldern umgeben, sich fast zu unseren Füssen
befand. Wir stiegen am Gebirgmbhange ein wenig hinab,
um uns gleich von Neuem mit dem Thale wieder zu er-
heben, dessen Passhöhe in } Stunden erreicht ward. Von
hier oben ritten wir lange in engem, wenig geneigten
Thale hinab, an dessen flachen, dasselbe einfussenden Berg-
rücken sich alle Gewächse verdorrt zeigten. Weiter nach
unten verbreiterte sich allmälig dieses Anfangs sehr schmale
Theil und liess zu mehreren kleinen Feldern Raum, auf
denen die schon vorhin erwähnten Kulturpflanzen dieser
Gegend gebaut wurden. In 1% Stunden Rittes erreichten
wir seine breite, hier schon völlig verflachte und gut an-
gebaute Mündung, in welcher das Dorf Machmetschah ge-
legen ist, das noch von Kurden bewohnt wird, welche der
Mikkri-Tribus angehören. Mit diesem und einem andern
gleichnamigen Dorfe, welches links vom Wege in einem
Seitenthale liegen blieb, beginnt das Gebiet von Ssoldüs
und es eröffnet sich die Aussicht auf eine weite Ebene,
die im fernen Westen und Siüdwesien von einer hohen
Gebirgskette begrenzt und mit zahlreichen Dürfern besetzt
ist, welche von schün grünenden Bäumen umgeben sind.
Fast zwei Stunden ritt ich über dieses flache Kesselthal
hin und legte in dieser Zeit etwa 2 Pharsaghen Weges
zurück, mit denen ich dasjenige der Ssoldüs-Dürfer erreichte
— es schien das grösste und beste derselben zu sein —
in welchem Kassim Chan, das Oberhaupt dieser Gegend,
residirte. Diese weite Ebene soll nach der Aussage ihres
Beherrschers — was ein Zeichen der Fruchtbarkeit ihres
feuchten Bodens — tiber 90 Dörfer enthalten. Weite
Strecken dieses völlig flachen Landes sind mit Schilf be-
deckt, andere mit Weizen- und Reisfeldern besetzt, zu denen
zahlreiche Gräben, die ihren Ursprung dem Gädar-Flusse
verdanken, das nöthige Wasser liefern. Dieser Fluss ent-
springt im nahen Kurdistanischen Gebirge vom Keli-Schin
Berge, der sich hier sehr deutlich mit seiner neuen und
nicht bedeutonden Schneebedeekung zeigte. Über diese Ge-
birge rechnet man von Seoldüs 18 Pharsaghen nach der
Kurdischen Stadt Eriwandüs (nicht Rowändus), welchen
Weg man leicht in zwei Tagen zurücklegen könne. Die
Bewohner des Distriktes Ssoldüs sind zum Theile Kurden
der Mikkri-Tribus, doch grössten Theils Karapapachen, ein
Rundreise um den Urmia-See im Jahre 1856.
Tatarischer Volksstamm, der bis zur Eroberung Eriwans
darch den General Puskewitsch in jetzt Russischem Gebiete
am Goktscha-See und im Pambak-Gebirge ansissig wear,
welche Gegenden heute hauptsächlich von Armeniern be-
setzt sind. Von Ssoufsch Bulaglhı nach Ssoldüs hatten wir
5 Pharsagheu zurückgelegt.
Am folgenden Tage, den 7/19. Oktober, legten wir
den 6 Pharsaghen langen Weg nach Daschaghyl zurück —
eine durch Abwechselung und schöne Ferusicht angenehme
Tagereise. Noch keine Stunde hatten wir über die durch
zahllose Gräben durchfurehte, sumpfge Ebene zu reiten,
um das erste niedrige Vorgebirge zu erreichen, das gegen
die Ebene hin von den Bergen entsandt wird, welche die-
selbe rundherum einschliessen. Nach Westen sind diese
Berge — gleichwie nach Norden, wo sie die Ebene vom
Urmia-Ses trennen — niedriger als in andern Richtungen,
Nach Südwesten hin erhebt sich die schöne Schneekette
des Kurdistanischen Grenzgebirges mit dem'Ispäräs und
Kelischin. Dass diese völlig flache, sumpfige Ebene frucht-
baren Alluvialbodens früher ein Seebecken gewesen, wel-
ches seinen Abfluss gegen den Urmia-See durch irgend
eine Erdrevolution erlangt, drängte sich mir beim’ ersten
Anblick dieses Landstriches auf, Noch mehr bestärkte
mich in dieser Ansicht eine flache Salzstrecke, die, theils
völlig vegetationsloer, theils dürftig mit Chenopodineeen
bewachsen, sich in der nordwestlichen Ecke der Ebene
unter der sie einschliessenden Gebirgskette ausdehnte. Eine
halbe Stunde etwa ritten wir über diesen Salzboden hin
und überschritten dann wieder eine niedrige Bergkette.
Etwa 2 Meilen von Ssoldüs endlich erreichten wir den
flachen Höhenpass, der uns eine herrliche Aussicht auf
den Urmia-See zu unseren Füssen eröffnete. Über dem,
in der Sonne in hellem Blan glänzenden, Seespiegel er-
hoben sich schroff die zahlreichen grossen Inseln des Soe’s
— der beliebte Jagdgrund des Prinzen Melik Kassim Mirsa,
welcher ausschliesslicher Eigenthümer des Urmia-See’s ist,
den er von seinen Vorfahren mütterlicher Seits, aus der
Afscharen-Dyunastie, welche am Urmin-Sce ein unabhängiges
Reich beherrachte, ererbt hat. Herr Chanykow, Kais. Rus-
sischer Generalkonsul in Tabris, der einzige gebildete Eu-
ropäer, der bisher diese Inseln besucht hat, wird gewiss
nicht unterlassen, seine interessanten daselbst gemachten
Beobachtungen, welche einen geringen Theil seiner reichen
Kenntnisse des Aderbeidshän und benachbarter Landstriche
Vorder-Asiens bilden, der Öffentlichkeit zu übergeben. Bisher
wurden diese Inseln, nach Monteith’s falschen Angaben, der
sie besucht und vermessen zu haben vorgab, alle völlig
falsch benannt und in meridionaler Richtung ausgedehnt
gezeichnet, während die Hauptinseln in Wahrheit in der
Richtung der Parallelkreise streichen. Diese interessante
233
hohe Inselgruppe ist — eine Seltenheit im wüsten Ader-
beidshän — mit einigen Sträuchern ") bestanden und wird
von zahllosen Mufflons (wilden Bergschafen, Ovis orien-
talis) ausser verachiedenen Hühnerarten bewohnt.
Von dem Gebirgspasse aus ritten wir den sanft ge-
neigten Ablang etwa eine halbe Stunde lang hinab und
gelangten solcher Weise an den Rand des See's. Abermals
mussten wir bald einen Ausläufer der Kurdistanischen
Vorberge übersteigen, welcher die Gebiete von Seoldüs
und Urmia abgrenzt. So ritten wir mehrmals über
geringe Ebenen hin, dann wieder über wenig erhobene
Bergrücken, zwischen denen wir in schmalem, gegen den
Bee geöffneten, ziemlich weit gegen das hohe Gebirge hin-
ziehenden Tiisle das Dorf Balistan mit Gärten sahen, die
eine kleine, einen Hügel krönende Festung umgeben. Meh-
rere andere ausgedehnte, freundlich grünende Dorfschaften,
an denen unser Weg vorbeiführte, sind wie Balüstan vom
Tatarischen Stamme der Karapapachen bewohnt, den wir
schon in Ssoldüs kennen lernten. Die gleiche Bewohner-
schaft hat auch das am hellgrauen Abhange des Kurdista-
nischen Alpensystems, nahe dem Scespiegel gelegene Dorf
Daschaghyl, in dem wir unseren heutigen Tagemarsch be-
schlossen.
Vom Dorfe Daschaghyl, in dem auch Ker Porter auf
seiner im Winter des Jahres 1819 am Urmia-Ses unter-
nommenen Reise rastete, musste ich am 8. Oktober aber-
mals 6 Pharsaghen zurücklegen, um zur Stadt Urmia zu
gelangen. Dieser Tagemarsch, einer der angenehmsten und
abwechselungsvollsten wihrend dieser Reise, führte mich
Anfangs nahe am Sce hin, den ich stets im Gesichte be-
‘hielt — bald über kleine schilfbewachsene Ebenen hin,
bald über Vorgebirge, die mit Dörfern und deren Garten-
grün gexiert waren. Dieses Gebiet der Frühlingsflor trug
jetzt eine duftende Artemisia und die dornigen Halbsträu-
cher der No&a spinosissima, die unten am niedrigen See-
rand einem braunrothen Felde der verschiedensten Cheno-
podineeen Platz inachten. Nach Untersuchung dieser eigen-
thümliohen Flor unternahm ich den vergeblichen Versuch,
zum Wasser des hellblau glünzenden Salzsee’s zu gelangen,
dessen Nähe schon durch einen starken Geruch wie von
fanlenden Austern bemerkbar war. Ihn umgiebt ein An-
fangs grauer, dann violettgrauer und endlich schwarzer
Rand salzhaltigen Schlammes, an welchen sich der breite
schneeweisse Salzsaum schliesst, der, das blaue Wasser-
becken einfassend, tüuschend die neu sich bildende Eis-
decke nordischer Gewässer nachahmt. Nicht kann ich die
Namen der hier durchzogenen Dorfschaften oder der rechts
") Der Beschreibung des Prinzen Melik Kassim Mirsä au Folge sind
diess ein Terebinthacemm-Strauch, welcher das unter dem Namen Ssakla
bekannte Harz liefert (Pistacin mutien), und eine hahe Wachhalderart.
234
und links zur Seite des Weges liegenden nennen, da schon
die geringe Auswahl derselben unsere Spezialkarten über-
füllt und ein vom frühern Gouverneur Urmia’s Prinz Melik
Kassim Mirsä angeordnetes blosses Namensverzeichniss der-
gelben, das sich in den Händen Herrn Chanykow's befin-
det, ein starkes Heft bildet. Ich erwähne nur des grossen
Syrischen Dorfes Göktapa, in welchem die Amerikanische
Mission ein Schulhaus und eine Kirche für die Nestorianischen
Christen gründete. So über die reich bewüsserte und an-
gebaute Ebene hinziehend, die nach und, nach breiter ward,
gelangte ich an Feldern vorbei, auf denen roth blühender
Tabak, der Urmia auszeichnet, gebaut wird, und setzie auf
schöner Brücke aus Backsteinen über den Schähertschai oder
Stadtfluss, welcher, wie der am Anfange der Tagereise von
uns überschrittene Barandustschai den Kurdistanischen Al-
pen entquellend, eine Fluth des schönsten Wassers der
Küstenebene zuführt und dieselbe hierdureh in das best-
bebauete Gartenlaud verwandelt.
Urmis, in dem ich beim Bruder meines freundlichen
Wirthes von Emirabad, dem Prinzen Melik Mansur Mirss,
abstieg, ist die schönste Stadt des Aderbeidsbän. Sie zählt
in ihren aus Backsteinen dauerhaft erbauten Mauern 25,000
Einwohner und zeichnet sich vor Tabris durch breitere
Strassen und zahlreiche hübsche Plätze, die mit vielen
Kirchhöfen oder stattlichen Platanen, einem Schmucke, der
Tabris gänzlich fehlt, besetzt sind, vortheilhaft aus. Bald nach
meiner Ankunft in dieser eines parsdiesischen Distriktes wür-
digen Hauptstadt führte der Prinz einen Mann bei zir
ein, welcher, über die Ankunft eines Europäers erfreut,
zu ihm geeilt war. Es war diess der Dr. Wright, Arzt der
Amerikanischen Mission bei den Nestorianischen Christen.-
In seinem Hause lernte ich Herrn Perkins kennen, das äl-
teste Mitglied der Amerikanischen Mission und den Vor-
steher der Typographie des Institutes, in welcher die ganze
Bibel und verschiedene Erbauungsschriften in Alt- und Neu-
Syrischer Sprache gedruckt wurden. Nach einem Familien-
mahle, dem einzigen, welchem ich während meiner Anwe-
senheit in Persien beigewohnt, forderte mich Hr. Perkins
auf, mit Dr. Wright und dem Prinzen einen Besuch in
die 1} Pharsaghen entfernte Missionsstation Seir zu unter-
nehmen, was in einem über Trebisond aus Amerika hier-
her gelangten stattlichen Fuhrwerk ausgeführt ward. Bei
feuchtem und kühlem Wetter fuhren wir durch die Felder
der Urmia-Ebene hindurch und erhoben uns durch das Sy-
rische Dorf Haiderlu allmälig zu dem an hohem Berge etwa
1000 Fuss über Urmis gelegenen Dorfo Seir, in welchem
die mit allem nur zu wünschenden Comfort verschenen
Wohnungen der Missionsglieder uns reichlichen Ersatz für
die unfreundliche Witterung boten. Diess ist der Haupt-
sitz der Amerikanischen Mission bei den Nestorianischen
Rundreise um den Urmia-See im Jahre 1856.
Christen, zu denen die würdigen Glieder der mit reichen
Mittein ausgestatteten Gesellschaft stete Rundreisen in den
Umgebungen von Urmia und in die fernen Gegenden des
wilden Kurdengebirges unternehmen, um sie im Christen-
thum, Ackerbau und Gewerben zu unterrichten. Durch
wahrhaft uneigennütziges und christliches Leben hnt dieses
im Aderbeidshän schon seit dem vorigen Jahrhundert wir-
kende Mission, welche eine grosse Unterstützung in der
unentgeltlich gebotenen ärztlichen Hülfe findet, sich Ach-
tung und Anerkennung selbst von Seiten der Mohamme-
daner errungen, und ihr Leben wird nur selten durch
Lüsternheit nach dem durch Fleiss und Ordnungsliebe er-
rungenen Wohlstande der Nestorianer getrübt. Leider
musste ich ein solches Beispiel bald nach meiner Ankunft
in Tabris erfahren, wohin sich die Amerikanischen Mis-
sionäre um den kräftigen Schutz des Russischen General-
konsulats gewandt hatten.
Am 10/22. Oktober verliess ich Nachmittags das schöne
Urmia, in dem ich bei den freundlichen Missionüren manche
angenehme Stunde verlebt hatte. Anfangs führte unser
Weg auf hohem schmalen Erdaufwurfe hin, der wohl wegen
des unergründlichen Schmutzes, der in dieser reich bewäs-
serten Ebene im Spätherbst und Frühlinge herrschen mag,
errichtet ward. Dann zogen wir durch gut bebaute Felder
auf schöner breiter Strasse, die jedoch häufig von Grüben
unterbrochen wurde, in denen der Regen schon einen sehr
zähen Lehm aufgeweicht hatte. Wenn gleich Wolkenmassen
und ein steter feiner Regen uns des Anblickes der schönen
Kurdistanischen Schneeberge gänzlich beraubten und selbst
die Spitzen der hier schon sehr nahe an den Weg treten-
den hohen Berge meist völlig verhülltön, so boten schon
die zahllosen Dörfer, die uns fortwährend rings umgaben,
ein liebliches, stets wechseindes Bild. Wir liessen zur
Rechten den hohen Busodagh, der sich schroff aus der nie-
drigen Kulturebene erhebt, um sogleich zum nahen Scee-
spiegel hinabzusinken. Dann durchzogen wir die mit schö-
nen Baumgruppen abwechselnden Weingärten Gärd Abads,
das an kleinem Flüsschen gelegene, seines guten Reises
wegen in der Gegend bekannte Schikssermes und gelangten
dicht inter dem Dorfe Tschankarallö auf einer mächtigen,
kunstvoll in alter Zeit aus Backsteinen ‘erbauten Brücke
über den nicht unbedeutenden Naslytschai. In dem von
Urmia 3 Pharsaghen entfernten Dorfe Sssatl}; fand ich ein
geheiztes Obdach zum -Nachtlager, dessen ich bei meinen
völlig durchnässten Kleidern und kühler Witterung dringend
bedurfte.
Am 11/23. Oktober verliess ich früh Morgens mein
Nachtquartier und reiste unter strömendem Regen durch
die fruchtbare Urmia-Ebene, welche bald durch einen Aus-
läufer des hohen Gebirges, den schroffen und ausgedehnten
Rundreise um den Urmia-See im Jahre 1856. 235
Gkys-Ralä-Berg (Jungfernschloss), bedeutend vereugt wird.
Lange ritten wir am Fusse dieses Gebirges hin, an wel-
chem einige hübsche Dörfer, wie Chanagd und Imamkänd,
gelegen sind, während gegen den See hin, über den die
gebirgige Halbinsel Schahi nahe und deutlich emporragte,
sehr bald die Überzahl schün bebauter Felder und Dürter
aufhörte, um einem schmalen Striche niedrigen Landes
Platz zu machen, der — mit Chenopodisceen bewachsen —
unmerklich in den eigenthümlichen sumpfigen Seerand
überging, der hier breiter war, als ich ihn bisher um Ur-
mia-Strando zu beobachten Gelegenheit fand. Hier liegt
— einer Seits vom hohen Gkys-Ralä, anderer Seits vom
nahen Seespiegel begronzt — an sehr passender Stelle
eine elende Lehmbaracke, die unter dem Numen Defter
Chanä als Zollhaus dient, in welchem die mit Baumwollen-
zeugen und getrockneten Früchten vorbeiziehenden Karu-
wanen einen meist willkürlich erhobenen Tribut entrichten
müssen. Ohne aufgehalten zu werden, ritten wir weiter
und kamen nach etwa einer Stunde durch das Dorf Kul-
lundshi, welches — wie Kuschtschi, das wir, uns nach
NW. vom See abwendend, zur Rechten liegen gelassen —
sich am Fusse des Gebirgszuges hinzieht, welcher nach
N. hin die Urmia-Ebene abschliesst und dieses meist von
Tataren bewohnte Chanat gegen den Bezirk von Ssalmäs
abgrenzt, dessen Einwohner christliche Nestorianer und
Armenier sind. Dieses vulkanische Gebirge, dessen Spitzen
Beidaghy und Schach-Ssewent wohl einige Tausend Fuss
über den Soespiegel emporragen und somit eine Moeres-
höhe erreichen, auf der in den Schweizer Alpen bald die
Schneegrenze beginnt, bildet ein breites Vorgebirge, das
nördlich von der Halbinsel Schahi wie diese in den See
hineinragt und denselben bedeutend verengt. Wir muss-
ten durch dieses Gebirge gegen zwei Pharsaghen zurück-
legen, um zu dem Dorfe Iszy-ssu zu gelangen — ein
wüstes, düsteres Gebiet, wo über die durch Verwitterung
fein zertheilten Gebirgstrümmer zahllose Gruppen nadel-
fürmiger Felszacken emporstarren. Büsche von Ephedrs,
Daphne, Atraphaxis und Tragueanth - Astrugnlen — das
Feuerungs-Material der nahe gelegenen Dürfer — bildeten
mit den stachligen Stauden des Eryngium den kärglichen
Schmuck dieser üden Gegend. Unser ersehntes Nucht-
quartier, das von Seuatly sechs Pharsaghen entfernte Dorf
‚Iszy-sau (heisse Quellen), gehört dem Schach Sande Melik
Mansor Mirsk und ist von Kurden bewohnt, die fleissig
dem Felfbau obliegen.
In breitem Thale, dessen sehr wenig und stetig ge-
senkte Sohle von einem kleinen Flüsschen durchrauscht
wird, ritten wir am 12, Oktober in nordöstlicher Richtung
über einen Pharsagh weit zwischen wilden vulkanischen
Felsgehängen. Aus dem Gebirge zu unserer Rechten rag-
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VI
ten der Beidaghy und Schach-Nsewent hervor, während
in der andern parallelen Kette zur Linken der Saurät
sich durch seine Höhe hervorthat. Am Ausgange dieses
Thales liegt das Dorf Kürtkeran und nahe dabei die un-
scheinbaren Ruinen einer alten Stadt, wie mir gesagt ward.
Davor dehnt sich ein fruchtbarer, von weidendem Vieh
belebter Grund aus, auf dem in mehreren kleinen Gruppen
die schwarzen Filzzelte nomadischer Kurden liegen. Zur
Linken sieht man zahlreiche mit Bäumen umgebene Dör-
fer des fruchtbaren Ssalmaser Distriktes, dessen nicht ferne
Hauptstadt wir nicht besuchen konnten. Nahe zu’ unserer
Rechten — halb von einzelnen kleinen, aus der Ebene
aufsteigenden Hügeln verdeckt, dehnt sich der flache Rand
des Urmin-See's aus. Es ist diess ein kleiner Seebusen,
der nach Süden von einem gebirgigen Vorgebirge begrenzt
ist, welches mehrere unter dem gemeinsamen Namen Ka-
rabagh (schwarzer Garten) bekannte Dörfer trägt. Über
die vorerwähnte Ebene erhoben sich gen Norden die hohen
Gebirge, welche Chei vom Ssalmaser Bezirke scheiden
(mit dem hervorragenden Karatapa), dann westlich und
mehr in meridionaler Richtung ausgedehnt die Kurdistani-
schen schneebedeckten Alpen, welche die nahe Grenze des
Türkischen Reiches bezeichnen. An unserem Wege folgte
bald dem fruchtbaren Wiesengrunde eine vom Regen der
letzten Tage völlig durchweichte, nur mit Chenopodiaceen
bevölkerte Strecke, an deren Stelle wiederum — eine
liebliche Abwechselung im waldlosen Aderbeidahan — ein
grosses Gebüsch von Tamarix-Sträuchern trat. In letzterm
liegt das Dorf Küngarly, das einzige, welches wir auf die-
ser acht Pharsaghen langen Tagereise durchzogen, #0 nahe
wir auch mehrmals an Dorfschaften vorbeikamen. Noch
sine Strecke flachen Chenopodiaceen-Bodens, aus der meh-
rere kleine Hügel schroff emporsteigen, brachte uns an die
elende Lehmhütte, welche als Zollstation dicht unter den
Bergen der Mischaudagh-Kette, nahe dem sumpfigen Ge-
stade des Urmin-See's, errichtet ist. Von hier mussten wir
unsern Weg nach Nordosten vom Seeufer entfernt nehmen,
während der kürzere, jetzt durch Herbstregen ungangbar
gewordene, Uferweg durch die Überfülle lebhaft gefürbter
Chenopodineeen mich leider vergeblich anzog. Dicht unter
dem Abfull des Mischaudagh zogen wir nun auf der gros-
sen Choi-Tabriser Post- und Karawanenstrasse hin. Dorf
bei Dort lag zu unserer Linken in etwa drei Pharsaghen
langer, kaum wenig unterbrochener Reihe von Baumpflan-
zungen, die sich in die zahlreichen breiten, doch nicht
tiefen Thäler der Mischaudagh-Kette einbetten, deren
Schichten vom See her steil emporgehoben erscheinen.
Zahllose Wasserrinnsale, die ihre Entstehung dem nahen
Gebirge verdanken, durchbrechen dieses Terrain und ma-
chen & schwer gaugbar. Endlich erreichten wir nach
3
236 Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1555 und 1856.
acht Pharsaghen lauger, durch steten Regen und schlech- getreten hatten, so dass unsere Pferde uns nur mühsam
ten Weg lästiger Tagereise das Dorf Tossudsh, eine viel- , fortbrachten und häufig strauchelten und fielen. Da ich
besuchte Station am Karawanenwoge, der über Choi, Er- wegen der in Tabris wüthenden Cholera das Russische Ge-
serum und Trebisond nach Konstantinopel führt. Es be- neral-Konsulat daselbst noch nicht vorfand, entliess ich
sitzt zuhlreiche Basere und geräumige Karawanserais und meine für die Dauer der Urmia- Rundreise gemietheten
liegt unter dem Almas-Berge, dessen naher Gipfel eben Fuhrleute und erreichte auf Postpferden noch bei ein-
von frisch gefüllenem Schnee bedeckt worden war. brechender Dunkelheit den Sommer - Aufenthaltsort unse-
In zwei Tagereisen legte ich nun am 13, und 14. Ok- res General-Konsulats, das hübsch am Fusse des Ssähänd-
tober a. St. die 13 Pharsghen weite Strecke bis Tabris Gebirges gelegene Nehmet Abad, wo mir die liebenswürdige
zurück, auf der mir trotz der herbstlichen Witterung un- | Gesellschaft gebildeter Landsleute und die gediegene Aus-
unterbrochen grosse Karawanen begegneten, deren regel- | wahl neuer Journale und Zeitungen den vollen Genuss des
mässig unter Schellenklang einherschreitende Pferde tiefe | fernen Europa verschafften.
Stufen in den zähen Lehm der Tabriser Hochebene ein- '
Die Reaktionen des Erdinnern gegen die Erdoberfläche in den Jahren 1855 u. 1856.
Von Emil Kluge, Lehrer an der Königl. Gewerbschule zu Chemnitz.
Sklese zer Lebersicht der Vulkan-Aunbrüche und Kedhebes in dem Jahren 1985 und 14.
- -
“. Fourusen der TE U Orientirende, isoälrt oder von der Haupt-Erdhelen-Zone antierut lingends Punkte, au denen
Vulkan-Assbrüche N eisen Perth ee Bansak 97. Vera Cme
w . T 1. E ı 10. n. | 19. Bensalen. . Vera .
cn ar 1 | 1: Schemacha. 20. Lallo. 28. Beilzeggjonderas
A. Albay, 31. Mürs 1886. I. Ertboben in der Schwein, 35. | % Lecksand, 12, Kirensk. | 21, Halmaheira, und Manalea.
V. Verar, 1. Mai 1888, 2 Juli 18886 "4 Wetssaari. 13, Irkutsk. ——n 1 Sem,
Mauna Los, 11. ti ; 5. Have. 14, Kiächta. ' =. Wellington. h yaqu
ee 18. Petschill. | 2. 8. Pransisko. | 31. Truxillo,
0. Gunong Apl, 39 dann HER, 0 en im Mittell Meere, | 7. Zitten. 18. Bimoda u. 0: w. | 25. INinomundKen- | 33. Lima.
F. Puego, Janwar IA06, | "a. Oktober IRS6. "I 8. Bahemnitaz. 17. Pandschab, tueky. 38, Chili
Awu, 2. Mrs 1866, ki 9 Kronstadt 14, Bombay. I #6. Baltimore.
Fassen wir sämmtliche Erscheinungen zusammen, welche | namische Thütigkeit hervorgerufen wurden, so sind be-
während der Jahre 1855 und 1856 durch die abyssody- | kannt geworden acht Eruptionen von Vulkanen und gegen
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856, - 297
300 plutonische (d. h. von Vulkanausbrüchen unabhängige)
‚Erdbeben, die sich in weit über 2000 einzelnen Stössen
kund gaben.
Eruptionen zeigten folgende Vulkane:
1) Der Fulkan von Alblay am 22. März 1835. Der-
selbe ist unter den zehn Vulkanen, welche sich auf der
Halbinsel Comarines auf der Insel Luzon (Philippinen) be-
finden, von N. nach 8. gerechnet, der vorletzte und führt
auch den Namen Mayon. Die letzten Eruptionen dieses
Vulkanes fanden am 20, Juli 1766, 23. Oktober 1766,
im Oktober 1800 und in den ersten Tagen des Februar
1814 Statt. Der Ausbruch vom 22. März 1855 war von
einem starken, vier Minuten langen vulkanischen Erd-
beben begleitet, das besonders den Hauptort des Bezirks
Cagayın stark heimsuchte. Bemerkenswerth ist, dass in
den Erschütterungen, welche vom 28. Februsr bis in den
August 1855 Brussa und Konstantinopel täglich heimsuch-
ten, gerade in den Tagen vom 18, bis 23. März an beiden
Orten eine Pause selbst in den leichten Schwankungen
des Bodens entstand.
2) Der Fesue am J. Mai 1855. Die Thätigkeit des-
selben begann schon am 14. Dezember 1854, indem sich
am westlichen Ende der Punta del Palo ein neuer kleiner
Krater bildete; sie steigerte sich im März und April 1855
und gelangte zum Ausbruch am 1. Mai 4 Uhr Morgens.
Eruptionserscheinungen zeigten sich bis in das folgende
Jahr hinein. (Ausführlich ist diese Eruption beschrieben
in dem trefflichen Werke von Jul. Schmidt: „Die Eruption
des Vesuv im Mai 1855” und in den Abhandlungen von
Charles Döville in den Verhandlungen der Französischen
Akademie.) Beinahe gleichzeitig mit dieser Eruption fand
ein heftiges Erdbeben zu Kairo in Illinois an der Öhio-
Mündung Statt.
3) Der Mauns Loa auf Hawaii am 1]. August 1855.
Die letzten Ausbrüche dieses 14,000° hohen Vulkans fan-
den 1846 und 1852 Statt. Der Ausbruch som 11. August
zeichnete sich aus: 1) durch die Menge der Lava; die-
selbe floss ohne Aufhören beinahe 9 Monate den Berg
hinab und bildete einen Strom von 65 Engl. Meilen Länge
bei einer durchschnittlichen Breite von 3 Meilen; 2) durch
seine Ruhe, olme alle Erschütterungen; 3) dadurch, dass
die Lava unter einem Winkel von über 3° sich verbrei-
tete, was beweist, dass ein grösserer Winkel bei erkal-
teten Lavaströmen nicht allemal das Resultat von Hebungs-
kräften ist, welche ihnen erst später eine grössere Nei-
‚gung gegeben haben; 4) durch den basaltischen Charakter
der Lava; 5) dadurch, dass trotz der Grösse und Höhe des
Kraters keins bedeutenden Schlackenauswürfe vorkamen;
6) dadurch, dass die Eruption nicht als eine zufällige _
Katastrophe auftrat, die etwa durch zufälligen Zutritt von
a
Wasser und plötzliche Bildung von Dämpfen abhängig
war, sondern als Schluss einer direkten Reihe von unter-
irdischen Vorgängen, und endlich 7) dadurch, dass die
Eruption in einer Höhe von 12,000’ erfolgte, während an
den Seiten desselben Berges 6000’ weiter unten der Kra-
ter Kilauea mit kochender Lava schon gefüllt war und,
ohne überzufliessen, in seinem Gemurmel ruhig fortfuhr.
Nähere Mittheilungen über die merkwürdige Eruption die-
ses Vulkans enthalten: American Journal of Science and
Arts, Vol. XXI, 139 und 240, Qunterly Journal of
Geologie Soc. XII, 171 und 386, Arch. des Se. phys. et
nat. 1856, XXIII, 159, Journ. des D£b. 6 Jauv. 1856, Ga-
ligmani's Messenger 21—22 Janv. 1856, Augsb. Allgemeine
Zeitung u. 8. w.
4) Der Guneng Apr auf der Insel Banda (4° 30' 8. Br.,
127° 40° Östl. L. v. Paris), Von demselben wird nur
berichtet, dass er in der Nacht vom 29. zum 30. Januar
1856 starke Detonationen hören liess und während dieser
Zeit dicke Rauchwolken ausstiess. Den Tag vorher fün-
den starke Erdbeben auf Sumatra und Menado (Molukken)
Statt. Der letzte grössere Ausbruch dieses Vulkans ereig-
nete sich im Juni 1820.
5) Der Fulkan Fuego bei Guatemala (14° 33’ N. Br,
93° 24' W, L.) im Januar 1856. Derselbe warf eine so
grosse Menge Asche aus, dass dieselbe 40 Meilen in der
Runde Alles bedeckte und namentlich die Cochenille-
Pflanzungen stark beschädigte.
6) Der Awu /Aboe) auf der Insel Gros- Sangir (Mo-
lukken, 3° 40’ N. Br.). Der Ausbruch erfolgte am 2. März
1856 Abends zwischen 7 und 8 Uhr ohne alle andern
Vorzeichen als einige leichte Erdbeben im vorhergehenden
Monate, die aber in jenen Gegenden sehr häufig sind, und
wiederholte sich am 17. März. Die Lavamasse, welche
dem Krater entquoll, war ungeheuer und es fanden durch
dieselbe, so wie durch den Aschen- und Steinregen und
die dabei auftretenden Überschwemmungen der Bergströme
gegen 4000 Menschen ihren Tod. Der letzte und eben-
falls s0 fürchterliche Ausbruch dieses Vulkans fand vom
10. bis 16. Dezember 1711 Statt. .
7) Der Ausbruch eines unteraeischen Vulkans in der
Strasse von Unimak (Aleuten) am 25. Juli 1856. Der-
selbe war begleitet vom Ausstossen starker Bauchsäu- .
len aus den vulkanischen Kegeln der benachbarten Inseln
und von einem vulkanischen Seebeben und charakterisirt
durch das Aufsteigen einer Rauch- und »Feuersäule aus
dem Meere, so wie durch das Erhitzen des Meerwassers
und den Auswurf von Lavastücken und Bimssteinen.
8) Der Ausbruch eines neuen Fulkans auf dem Berge
Santa Anna, 10 Leguas nördlich von Hostotipaquillo (einem
kleinen Orte nordwestlich von la Magdalena), einige Le-
31*
258
guas von dem Rio Grande in Mexiko. Derselbe brach
im September 1856 auf dem Abhange nach dem Rio
Chico (kleiner Bach) hin, unmittelbar über dem Dorfe
Juitan, hervor und dauerte bis Monat Mai 1857, erlitt
dann aber eine Unterbrechung dadurch, dass ein Theil
des Berges, wohl eine Viertel- Legua gross, einstürzte und
eine Schlucht ebnete, die sich am Fusse des Berges befun-
den hatte.
Von den plutonischen Erdbeben während dieses Zeit-
raumes erreichten folgende eine grössere Ausdehnung:
1) Das Erdöchen von Brussa am 2%. Fehrwar und dessen
heftige Wiederholung am 11. April 1855. Dasselbe er-
streckte sich über einen grossen Theil Klein- Asiens, die
Europäische Türkei und den Griechischen Archipel. Als
äusserste Grenzen desselben lassen sich, da die Stösse von
SW. nach NO. gitigen, Macri, die Insel Rhodus, Kiutahia
und Adrianopel bezeichnen. Obgleich Brussa der Ort war,
wo die Erschütterungen am intensivsten wirkten, so scheint
es doch nicht der erste Ausgangspunkt des Erdbebens ge-
wesen zu sin, von dem aus die Stösse sich weiter ver-
breiteten. Wenn sonst die Angaben der Zeit und Rich-
tung der Stösse richtig sind, s0 nahmen die Erschüt-
terungen ihren Anfang im Südwesten von Klein - Asien
und verbreiteten sich von da linear in nordüstlicher
Richtung weiter. Auffüllig sind hierbei folgende Erschei-
nungen:
a) Die Wellen des Erdbebens richteten die grössten
Verheerungen nieht an dem Ürte an, von welchem sie
susgingen, sondern erst an einem weit duvon entfernten
Ponkte, wo die Bedingungen zu einem Erdbeben jeden
Falls in grüsserem Manssstabe angehäuft waren und die-
selben erst durch diesen Anstoss in Thätigkeit versetzt
wurden. Es geht diess auch daraus hervor, dass zu Kon-
stantinopel und Brussa den Äusserst heiligen vertikalen
Stössen horizontale Wellen in der Richtung von SW. nach
NO. vorangingen.
b) Der Punkt, wo die Erschütterungen am stärksten
fühlbar waren, schritt nach und nach im Laufe der Zeit
in nordöstlicher Richtung fort. Die Stösse vom 28. Febr.
verbeerten namentlich Brusse und die westlich davon ge-
Iopenen Ortschaften, wie Kirmasto und Muhalitzsch, wurden
von Grund aus zerstört, während östlich davon gelegene,
wie Aksı, Einigyol, Jenischeher, fast gar keinen Schaden
litten und in Kiutahia das Erdbeben bloss als leichte
Schwankung verspürt wurde. Der Stoss vom 11. April
entwickelte seine grüsste Heftigkeit in der Gegend nörd-
lieh von Brussa; zu Ghemleck, Nurschumlu und Mudanis
wurde der Stoss viel heftiger gefühlt, als am 28. Februar,
während die Gegend zwischen Muhnlitzsch und Brusaa
durch diesen Stoss nur sehr wenig getroffen wurde. Seit
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1355 und 1556,
dem 9. Juli endlich waren die stärksten Äusserungen der
unterirdischen Kräfte nach Skutari verlegt, wo die Erd-
stösse bis zum 15. August nicht aufhörten und namentlich
an dem letztgenannten Tage starke Verhoerungen an-
richteten.
c) Die Erschütterungen scheinen überhaupt nur inner-
halb eng umgrenzter Heerde sehr stark Statt gefunden zu
haben, die unter sich nur durch sehr enge Kanäle kom-
munizirten. In der Umgebung von Brussa wurden zahl-
reiche Dürfer und Gehöfte von Grund aus zerstört und
sogar die Grundmauern zu Tage geworfen, während eine
halbe Stunde weiter östlich gelegene Dörfer fast gur kei-
nen Schaden litten. So führt man den Ort Tepeidjick,
ungeführ 7800 Meter NNÖ. von Brussa, an, welcher voll-
ständig zerstört wurde, während Demir-tacb, 1300 Meter
NNW, von jenem, und Kelever, 2600 Meter NO. von ihm,
keinen Unfall erlitten. In Brussa selbst litten namentlich
die Häuser des unteren Theils der Stadt, während die
halbmondföormig zwischen den beiden Vorsprüngen von
Gögdere im oberen Theile des Thales und zwischen Emir
Sultan gelegenen relativ noch gut erhalten sind.
2) Das Erdbeben in der Schweiz und den angrenzenden
Ländern am 25. Juli‘ 1855. Die äussersten Grenzpunkte,
wo dasselbe gespürt wurde, sind im Süden Venedig, Ve-
rona, Mailand, Genua und Nizza, im Westen Lyon, Gre-
noble, Auxoune und Besangon, im Norden Coney in der
Pieardie (Aisne), Schloss Schaumburg im Nassauischen,
Schloss Kallenberg bei Koburg und Bischofswerda in Sach-
sen, im Wosten Ingolstadt, Landshut und Passau. Das
Erdbeben war ein centrales und der Mittelpunkt der Er-
schütterungen die Umgebungen der Stadt Visp im Zermat-
ter-Thal in Ober-Wallis. Die Stösse, welche am 26. und
27. Juli erfolgten, breiteten sich beinahe eben zo weit zus
wie der am 25., schon am 28. waren sie aber durch einen
viel engern Raum begrenzt und seit dieser Zeit beschränk-
ten sie sich mit wenigen Ausnahmen nur auf die Umge-
gend von Visp.
3) Das Erdbeben con Algier vom 21. bis 25. Augual
1856. Es verbreitete sich über die ganze Nordküste von
Algier, von la Calle bis Algier, und von da aus nördlich
bis St. Pierre auf Sardinien, Mahon auf den Balearen und
selbst bis Genua und Nizza. Die unterirdischen Bewe-
gungen breiteten sich strahlenförmig von einem Mittel-
punkte aus, welcher wahrscheinlich im Meere in einiger
Entfernung von Djidjelli war; denn in dieser Gegend und
bei Collo und Philippeville waren die Stüsse am heftig-
sten, zuhlreichsten und beharrlichsten. Die auf dem gan-
zen Litorale gefühlten Erschütterungen schwächten sieh
‚sichtbar gegen Osten bis la Calle, gegen Westen bis .nach
Algier und mehr noch nach Süden gegen Setif, Batna
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856. 239
Milah, Konstantine und Guelma in dem Maasse, als man
sich nach dem Innern zu bewegte, ab. Das Gebirge
scheint den Erschütterungswellen einen schützenden Damm
entgegengestellt zu haben, während sie sich dagegen nach
Norden zu bis zu den oben genannten Punkten in Europa
fühlen liessen. Im Gebirge bei Nizza wurden die Stösse
noch viel heftiger gespürt, als in der Stadt, namentlich in
dem durch Erdbeben so häufig verheerten Bezirke, in wel-
chem sich die Mineralquellen von Roceabigliera befinden.
Wie bei dem Erdbeben in der Schweiz, so nahm auch die-
ses nach dem Cenfrum hin an Dauer und Intensität zu.
Die beiden heftigen Stösse vom 21. und 22. August sind
beinahe die einzigen, die bis nach Algier, Setif, Batna,
la Calle und Nord-Italien bemerkt wurden. Zu Bons und
Bugia zühlte man aber schon ungeführ fünf Stösse und zu
Philippeville, Collo, Djidjelli kann man nicht mehr die
Zahl feststellen und'vom 21. August bis zum 24. Sep-
ternber und selbet bis zum 15. Oktober kann man kaum
12 bis 15 mehr markirte Schwingungen in der Mitte der
beinahe unaufhörlichen Erzitterungen unterscheiden, die
sich bis dahin jeden Tag oflenbarten.
4) Das Erdbeben im Mittelländischen Meere und in den
angrenzenden Ländern am /2. Oktober 1856. Fs ist das-
jenige, welches die weiteste Verbreitung hatte, da man die
Erschütterangen nicht nur auf simmtlichen Inseln zwi-
schen Sieilien und Cypern fühlte, sondern auch in Ägyp-
ten, Syrien, einem grossen Theile Klein-Asiens, der Euro-
päischen Türkei, Griechenlands, in Unter-Italien und Del-
matien. Eine gleichzeitige Erschütterung wurde selbst
in Zittau in Sachsen gespürt. Die Zeitangaben, welche
über den Eintritt dieses merkwürdigen Erdbebens von den
verschiedenen Punkten zu uns gekommen sind, sind leider
so dürftig und oft eo widersprechend, dass sich über die
Propagationsform desselben etwas Genaues nicht sagen
lässt, Halten wir dieselben mit den Richtungslinien und
der verschiedenen Intensität der Stösse zusammen, so
scheint sich herauszustellen, dass die Propsgationsform die
parallele, das Erdbeben mithin ein transversules war. Die
Achse der Erschütterung würde dann durch eine Linie be-
stimmt, welche ungeführ in der Richtung von O,. nach W,
von der Insel Malta über Kandia, Rhodus, Macri nach dem
Innern Klein-Asiens läuft und von der aus sich dann die
Bewegung nach N. und 8. mit Neigung nach NW. und
SO. in lauter parallelen Linien fortpflauzte, Erwähnens-
werth ist bei diesem Erdbeben noch, dass der Ätna, der
seit zwei Monaten ruhig war, am Ture des Erdbebens
anfing, dicke Rauchwolken auszustossen.
Alle anderen Erdbeben sind, wenigstens im Vergleich
zu diesen, mehr als lokale zu bezeichnen, obgleich sich
einige doch über xiomlich bedeutende Räume ausdehnten,
Dieselben verbreiteten sich über die einzelnen Länder
folgendermaassen '):
Deutschland: 26.— Tratna und Idria in Ober-Krain 1,
Tigring und Klagenfurt in Kürnthen I, Bruck und Allenz 1,
Aflenz 1, Laibach 3, Weisskirchen in Kärnthen 1, Kla-
genfurt und Villach 1, Pankratz, Hinterstoder und Vorder-
stoder in Ober-Österreich 2, Triest 2, Cilly 1, Riva in
Tirol 1, Schloss Tirol 1, Innsbruck 1, Meisenheim in
Hessen-Homburg 1, Ravensburg in Würtemberg 1, Zittau
in Sachsen 2, Erbach im Odenwalde 2, Siebengebirge 1,
Soest 1, Plan in Böhmen 1.
Schweiz?): 31. — Bex 2, Aarthal 1, Neuenburg 3,
Lutry (Waadt) 1, Thaingen (Schaffhausen) 1, Thierachern 1,
Thun 2, Solothurn 3, Liestal (Baselland) 1, Coffrane (Neuen-
burg) 1, Zürich 5, Interlaken 4, Locle 1, Stanz 1, Genf 2,
Basel 1, Luzern 1.
Frankreich: 13. — Eins, welches ganz Guienne und
Languedoc traf, ferner im Dröme-Departement 1, Dor-
dogne-Dep. 1, Dep. Basaes-Pyrences 1, Gueret (Ureuse) 1,
Saintes (Uharente inferieure) I, Havre 2, Avignon 1,
Ahun 1, Tauxigny, Doulus und Cormery (Dep. de !’Indre
et Loire) 1, Draguignan (Var) 1, Auch (Gers) 1.
Nord- und Mittel-Italien: 26. — Mehr allgemeine in
Sardinien 6; ganz lokale in Chambery 3, Mondovi 3,
Nizza 4, St. Remo 4, Genua 1, Parma 1, Spezia 1, Gua-
stalla 1, Vieenza 1, Frascati 1.
Süd-Italien: 30, — Mechr allgemeine namentlich in
Calabrien 12; ganz lokale in Cosenza 4, Lagonero 1, Co-
trone 2, Catanzaro 1, St. Germano bei Neapel 1, Sessa 1,
Castrovillari 3, Nicastro 2, Reggio I, Cittaducale 1, Pa-
lermo 1.
Europäische Türkei und Griechenland: 42. — Kon-
stantinopel?} 33, Salonichi 5, Philippopel 1, Athen 1, am
Berge Olymp 1, Kalamata 1.
Inseln des Mittelländischen Meeres: 14. — Metelin 5,
Khodus 3, Samos 3, Malta 2, Gozzo 1.
Dalmatien: 7. — Sämmtlich zu Raguss.
Donaufürstenthümer: 2. — Beide in Galacz.
Siebenbürgen: 1. — Kronstadt.
Ungarn: 5. — Schemnitz 2, Moor (Stuhlweissenburger
Komitat) 2, Franzenthal und Bustyahaza 1. ’
” Es verstcht sich rom selbst, dass unter den angeführten Urten
diejenigen nicht mehrfach aufgeführt werden, die schon im Iereiche
der allgemeinen Erdbeben liegen.
% Es sind hier nur die angeführt, die theils vor dem grossen
Erdbeben vom 25. Juli 1855 sich ereigneten, theils au Punkten ganz
lokul entfernt vom eigentlichen Erschütterungsheorde, dem Zermatter-
Thal, und anscheinend ohne nähern Zusammenhang mit demselben
Statt fanden,
”) von denen allerdings viele mit den Stüssen von Brussa identisch
sein mögen.
240 Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856,
Pyrenüische Halbinsel: 17. — Murcia u, Curtagena 10,
Granada 4, Barcellona 1, Lavilla 1, Lissabon 1.
Skändinavien: 3. — Kingservig in Norwegen 1, Ber-
gen 1, Lecksand in Schweden (Provinz Stor« Kopparberg) 1.
Asien: 62. — Sibirien 9 (sämmtlich im Gouvernement
“ Irkutsk, nämlich zu Irkutsk 5, Kiächte und Maimatschin 3,
Kirensk 1}; Ost- Indien 2 (Pandschab 1, Buranpur 1);
China 3 (Petschili 2, Yoo Tsching 1); Georgien 4 (Tiflis
3, Schemacha 1); Klein-Asien 16 (ausser den vielfältig
wiederholten Stössen zu Brussa, die sich auch an andern
Orten kund gaben, waren rein lokal und, wie es scheint,
unabhängig von jenem Centralheerd in Skutari 2, eben-
falls mit dauernder Repetition, Maeri, der Insel Khodus
gegenüber 2, Smyrna 8, Khargö 1, Angora 2, Tarsus 1);
Asiatische Inseln 28 (Japan 2 [Hakodadi und Yeddo], Ke-
diri und Pasudan im Osten Asiens 1, Banda 4, Sumatra 1,
Java 3, Ternate 5, Amboina 2, Menado 7, Philippinen 1,
Dodinga 1, Tidore 1).
Amerika: 33. — Nord-Amerika 24 (Kalifornien 18,
Mexiko 1, Kentucky 1, Baltimore 2, Kairo 1, Golconds in
Ulinoie 1); Mittel- Amerika 3 (Honduras 2, Guatemala 1);
Süd- Amerika 4 (Chile 1, Lima 1, Guayaquil 1, Truxilio 1);
West-Indien 2 (St. Thomas und Jamaica).
Australien; 4. — Melbourne 1, Transnaki 1, Neu-
Seeland 2.
Afrika"): 6. — Algier 2, Konstantin 1, Blidah 1,
Maskara 1, Cherchell in Algier 1.
Das Verhältniss der Vertbeilung der mehr lokalen Erd-
beben, abgesehen von den oben angeführten allgemeinen,
ist also folgendes:
Mittel-Europa . . 2 2 0 2.0. 17
Süd-Europe 2 2 ne. 186
Nord-Europm . 2 2 2 2 20% 4
Asien re rer TE
Amin. = 2 Er +
BErikn : u. a0 are oe 6
Australien - 2 2 2 0 0 0. 4
322
Aus, diesen Zahlen auf eine grössere oder geringere
Hiufigkeit von Erdbeben in den verschiedenen Theilen der
Erde überhaupt zu schliessen, ist selbstverständlicher Weise
ganz unzulässig, da ja nur in kultivirten Ländern Nach-
richten über Statt gefundene Erdbeben aufgezeichnet wer-
den und selbst diese in vielen Fällen nicht alle zur
Kenntniss eines und desselben Berichterstatters kommen.
Auch ist ein Zeitraum der Beobachtung von zwei Jahren
viel zu kurz, um bestimmte Gesetze über die Vertheilung
derselben aus den gesammelten Notizen zu ziehen.
Vergleicht man jedoch die Lage sämmtlicher erschüt-
t) Das grosse Erdbeben von Algier mit seinen wielerholten Stässen
fällt weg, es sind hier nur die angeführt, die vor dem 21. August
1856 Statt fanden.
terter Punkte auf einer Karte, so fallen doch einige Haupt-
momente der Vertheilung unwillkürlich in die Augen.
Bei weitem die grösste Anzahl der Erschütterungen füllt
nämlich in eine Zone, welche durch den 36° und 48°
N. Br. begrenst wird und rings um die Erde herumgeht.
Dieselbe umfasst in Europa und Afrika allein die Erschüt-
terungsheerde von Süd-Frankreich, Süd-Spanien, der Schweiz,
Nord-Algier, Italien, Illyrien, Steiermark, Ungam, Sieben-
bürgen und die Donaufürstenthümer, die Türkei, Griechen-
land mit den Inseln des Mittelländischen Meeres, also
mindestens '*/, süämmtlicher erschütterter Punkte. Ver-
lüngert trifft dieselbe die Erschütterungsheerde Klein-Asiens, .
die vulkanische Halbinsel Apscheron und den vulkanischen
Gebirgszug des Thian-schan (Himmelsgebirge), indem eine
von W. nach O, gerichtete Zone von vulkanischer Thätig-
keit jeglicher Art der Manifestation erscheint. Als die
östliche Verlängerung des Thian-schan kann der In-schan
angesehen werden (Erdbeben in der Provinz Petschili und
der Stadt Yoo Tsching vom 14. bis 17. August 1856).
Die weitere Verbreitung umfasst dann das vulkanische Ja-
pan, Kalifornien, den Erschütterungsdistrikt am Zusammen-
flusse des Ohio und Mississippi (Erdbeben am 1. Mai 1855)
und die Gegend von Baltimore,
Aber uuch die- erschütterten Punkte, welche ausserhalb
dieser Linie liegen, lassen gewisse Beziehungen zu der-
selben nicht verkennen. Lecksand ist der einzige Ort,
wo ein Erdbeben in Schweden Statt fand, dasselbe liegt
aber gerade über dem mehrfach erschütterten Zittau in
Sachsen, und verlängern wir die Linie zwischen beiden,
so kommen wir auf die häufig von Erdbeben heimgesuch-
ten Orte Aflenz, Bruck, Cilly in Steiermark, welche wie-
der auf den vulkanischen Heerd Unter-Italiens, den Vesuv
und Ätna und die Inseln Malta und Gozzo, verweisen N,
Gleiche Erschütterungslinien, welche diese Erdbebenzone
kreuzen, lassen sich ziehen von Algier über Barcellona,
Lavaur, Gutret, Tauxieny, Havre nach Perth in Schott-
land, ferner von Stora und Djidjelli in Algier über Dra-
guignan, Nizza, durch die vulkanischen Heerde der Schweiz,
nach dem Siebengebirge und den Erschütterungsbezirken
Norwegens. In Asien endlich wird die Erdbebenzone
durchschnitten durch eine Linie, welche in Neu-See-
land beginnt, über Melbourne nach den Südost - Asin-
tischen Inseln Banda, Ternate, Amboina, Menado u. &, w.
verläuft, den Erdbebendistrikt von Petschili schneidet und
auf die Erschütterungen von Maimatschin, Kiächta, Ir-
kutsk und Kirensk verweist, und in Amerika durch die
Erdbeben, welche in der Kette der Kordilleren Statt Anden.
?) Bestätigt wird diese Linio durch die neuerlichen füerehtbaren Erd-
beben in Unter-Italien, denen ebenfalis solche in Schweden folgten.
Erdbeben und volkanische Eruptionen, 1855 und 1856. 241
Vereinzelt würden also nach den obigen Angaben fust
nur die Erdbeben in Ost-Indien dastehen.
Die grosse Neigung vieler der angeführten Gegenden
für Erdbeben hängt innig zusammen mit dem Synehronis-
mus mancher Erschütterungen an ganz verschiedenen, weit
von einander entfernten Punkten. Bei der grossen Häufig-
keit der Erdbeben, wo fust auf jeden Tag, wenn man
auch nur die kultivirten Länder ins Auge fasst, eins
kommt, scheint derselbe weniger Aufmerksamkeit zu ver-
dienen, da das Zusammentreffen rein zufällig sein kann.
Erwägt man aber, dass Erdbeben mehrmals an denselben
weit von einander entfernten Orten zu derselben Zeit zu-
sammentreffen und auch die Richtung der Stüsse , von
einem Punkt auf den andern verweist, so wird derselbe
zu einem Momente von der höchsten Bedeutung. Ver-
stärkt wird derselbe noch, wenn zu derselben Zeit zwischen
diesen verschiedenen Pänkten ungewöhnliche atmosphä-
rische Ereignisse eintreten. Aus der langen Reihe hierher
gehöriger Erscheinungen will ich nur einige anführen.
Zittau in Sachsen wurde zweimal in dem Zeitraume
von 1855 bis 1856 erschüttert; beide Male nahm man
namentlich die Schwingungen auf dem Johannisthurm
wahr. Das erste Mal geschah diess am 1. Februar 1856
früh Punkt 10 Uhr. Um 9 Uhr 20 Minuten bemerkte
man aber zu Bern, Zürich, Neuenburg, Thun, Genf, Locle
und Solothurn ein starkes Erdbeben, dessen Schwingungen
von SW. nach NO, gingen. Eben so wurden an demsel-
ben Tage in Cosenza, Nicastro, Catanzaro und Sessa in
Unter-Italien zwei leichte Erdstösse wahrgenommen (leider
ohne nähere Angaben der Zeit und Richtung). In ganz
Deutschland, Ungarn und Frankreich wehte um diese Zeit
ein furchtbarer Schneesturm und in Glarus bemerkte man
ein starkes Nordlicht: Das zweite Mal verspürte man auf
dem Johannisthurme in Zittau eine Erschütterung am
12. Oktober 1856 6 “Minuten nach % 2 Uhr Morgens.
An demselben Morgen um 2 Uhr 12 Minuten erfolgte aber
das grosse Erdbeben, welches beinahe sämmtliche Inseln
des Mittelländischen Meeres und die Küsten desselben ver-
heerte. In- Neapel erfolgte dasselbe um 2 Uhr und die
Schwingungen gingen hier von 8. nach N., also ebenfalls
wie beim vorigen in der Richtung nach Zittau. Die merk-
würdigen atmosphärischen Erscheinungen, welche dieses
Erdbeben begleiteten und ihm folgten, habe ich schon an
einer andern Stelle angeführt N.
Am 24. Januar 1856 bemerkte man zu Stanz in der
Schweiz Morgens vor 1 Uhr ein leichtes Erdbeben, den-
selben Tag eins zu Granada und Abends drei leichte
Stösse zu Erbach im Odenwalde. Die Nacht zum 25. Ja-
9) 8. Geogr. Mittheilungen 1857, Heft IX und X, 8. 424.
nuar zeichnete sich ausserdem durch ausserordentliche at-
mosphärische Ereignisse aus, An allen Französischen Kü-
sten und zu Paris traten furchtbare Stürme mit Wasser-
hosen ein; in ganz Frankreich, Belgien und West-Deutsch-
land zeigten sich viele und äusserst heftige Gewitter (im
Januar!), in Holland Wasserhosen mit Stürmen, in Frank-
furt a. M. und Neustadt a. d. Haardt starkes Hagelwetter
mit Gewittern, der Hagel hatte hier die Grösse von Vogel-
eiern; in Pegau Abends 9 Uhr bei heftigem Sturme eine
grosse Feuerkugel, in Aarau ungewöhnliches Wetterleuch-
ten; in München hatte man an diesem Tage die höchste
Temperatur des ganzen Monats, in London beispiellos hef-
tige Windstösse mit Regenschauern und die Nacht wurden
beim hellsten Mondenscheine merkwürdige Lichtphänomene
in der Atmosphäre beobachtet (sämmtliche Ereignisse bie-
ten eine überraschende Ähnlichkeit mit denen vom 12.
Oktober 1856 dar!) u. s, w. Merkwürdiger Weise wieder-
holte sich aber am 25. Januar Morgens 1 Uhr, also in
derselben Nacht, das Erdbeben zu Stanz in der Schweiz
und zu Erbach im Odenwalde und am letzteren Orte
machte sich dasselbe namentlich stark in einem Hause am
Bergabhange fühlbar, das auf Sandstein erbaut ist und
wo das Erdbeben vom 25. Juli 1855 ebenfalls stark wahr-
genommen wurde. Die furchtbaren Gewitter mit Stürmen
dauerten auch an diesem Tage in West-Deutschland, Frank-
reich und Belgien fort und auch zu Menado (Molukken)
spürte man am 25. Januar ein leichtes Erdbeben.
Andere Beispiele gleichzeitiger Erdstöwe sind noch
folgende: y
19. April 1855: Erdbeben zu Ragusa um 9 Uhr Abends,
Konstantinopel um 10 Uhr Morgens; in Brussa ein starker
horizontaler Stoss.
20. April 1855: Erdstösse zu Ragusa um 2 Uhr 8 Mi-
nuten, 2 Uhr 45 Min., 8 Uhr 50 Min. und 8 Uhr 55 Min.
Morgens; in Brussa 12 Minuten vor 1 Uhr Morgens ein
starker horizontaler Stoss, um 2 Uhr 13 Min. noch ein.
sehr starker horizontaler und um 11 Uhr 20 Min. Mor-
gens vier schr heftige horizontale Stösse, die auch zu
Konstantinopel gefühlt wurden.
23. April 1855: Brussa 5 Uhr 10 Minuten Morgens
schwacher Stoss, 8 Uhr 55 Min. Morgens unterirdisches
Geräusch ohne Stoss; Konstantinopel 2 Uhr 45 Min. Mor-
gens schwacher horizontaler Stoss von SW. nach NO.;
Ragusa 10 Uhr 2 Min. Morgens 8 Sekunden dauernde
Schwingungen des Bodens. Beginn der magnetischen Stö-
rungen am Lamont’schen Apparate bei heftigen Nordstür-
men am Vesuv-Observatorium; unerhörter Temperatur-
wechsel in Nord-Italien.
1) 8, Geogr. Mittheil. a. a, O.
Digitized by GGOÖg«
22
5. Januar 1855: Bex in der Schweiz 4 Uhr 50 Min.;
Nizza um 7 Uhr und 8 Uhr 30 Min. Morgens».
23. Januar 1855: Furchtbares Erdbeben zu Neu-Noe-
land; Stösse zu Kronstadt in Sicbenbürgen um 11", Uhr
Nachts.
24. Januar 1855: Konstantinopel 4 Uhr 50 Min. Mor-
gens von O. nach W.; starkes Erdiwben in Kalifornien
10 Uhr Abende.
31. Januar 1855: Schemnitz in Ungarn und Postenza
in Unter-Italien.
5. Fehrune 1855: Nizza 2 Uhr 15 Min; St. Bemo
bei Genua 1 Uhr 50 Minuten Abends; Erdbeben in Ka-
lifornien.
27. März 1855: Konstantinopel 11 Uhr Abends von
©. nach W.; St. Remo 3 Uhr 20 Min. Abends.
28, März 1855: Brusse 8 Uhr Morgens äusserst lefti-
ger Doppelstoss; Konstantinopel 10 Uhr Abends von O0,
nach W.; ernsuerte Stüsse zu St. Remo.
12. April 1855: Konstantinopel I Uhr Morg.; Konstan-
tine $ Uhr Morg.
5. Mai 1855: Erdbeben zu Raguas; am Berge Olymp
zerriss an diesem Tage der Boden an acht verschiedenen
Punkten und nus einem dieser Risse sprudelte cine (Quelle
mit schwärzlichem, schwefeligen Wasser hervor; der Aus-
fluss der Lava am Vesuv, der am 4. Mai etwas nachge-
lassen hatte, beganı am 5. Abends mit neuer Kraft.
11. Juni 1855: St. Remo und Ragusa.
29, Juni 1855: Zwei starke Stösse zu Tiflis; achtmal
wiederholte Stösse zu Frasenti bei Rom.
3. Juli 1855: Salonichi 6 Uhr Morg.,von O. nach W.;
Skutari 4 Uhr Abends von OÖ. nach W,
‚18. August 1855: Visp 31, Uhr Morg., 11 Uhr Abends;
Solothurn 2", Uhr: Konstantinopel und Brusan.
21. August 1855: Visp vor Tagesanbruch wenig merk-
bare Bodenschwingungen, dasselbe gegen 4 Uhr M. und
121% Uhr Ab.; Brusse und Konstantinopel 10 Uhr 30 Min.;
Konstantinopel 5 Uhr Ab. von O. nach W.
26. August 1855: Visp 9%, Uhr M., 4%, 5 und 11
Uhr Ab.; Hayre 6 Uhr; in Brussa wurden die Erdbeben
wieder stürker. i
12. September 1855: Visp zwischen Mitternacht und
2 Uhr Morgens zwei oder drei Detonntionen, die von fern
her zu kommen schienen, und schwache Stösse; Cilly in
Steiermark 3 Uhr Morg.; Erdstöwe zu Tauxigny, Doulus
und Cormery (Dep. de l’Indre et Loire).
5. Dezember 1855: Truxillo in Süd-Amerika; Hum-
boldts-Bai in Kalifornien; sechs Erdstössee in Süd-Frank-
reich von 6", bis 10 Uhr Abende.
5. Januar 1856: Brieg in Wallis 5 Uhr 50 Min. M.;
Galaez 2 Uhr M.
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856,
12. Januar 1856: Erdbeben zu Lissabon, das auch in
ganz Portugal gespürt wurde; auf beiden Ufern der Aar
in der Schweiz; Meisenheim in Hessen -Homburg früh
gegen 5 Uhr.
18. Januar 1856:
N. nach 8,
28. Januar 1856:
W.; Menado.
5. März 1856: Sieben heftige Erschütterungen zu Leck-
sand in Schweden zwischen 2 und 3 Uhr Abends; Erd-
stoss mit Detonntionen zu Visp; Abends in Smyrna ein
Stoss von 8. nach N. -
14. Mai 1856: Abends 10 Uhr in Moor in Ungern
von O. nach W.; zu derselben Stunde ein Erdbeben zu
Pankratz, Hinterstoder und Vorderstoder in Ober-Österreich.
8, Juli 1856: Nachts 12 Uhr 16 Min. 54 Sck. hefti-
ger Erdstoss zu Titlis in der Richtung von NW. nach SO.
Derselbe wurde auch in Troixko-Ssawsk, unweit Kiächta,
auf einem Umkreise von 500 Quadr.-Werst verspürt. Die
Bewegung des Stosses war dieselbe wie in Tiflis.
8. Oktober 1856: Metelin 4 Uhr M., 9%, Uhr Ab.
und um Mitternacht heftige Stösse, ohne die leichten
Schwingungen in den Zwischenriumen; in ganz Savoyen,
namentlich in Chambery, Morgens 2 Uhr ein heftiger Stoss.
6. Dezember 1856: Siebengebirge 9 Uhr 30 Min. Ab;;
Eilinois nach ® Uhr Abenda,
21. Dezember 1856: Schloss Tirol kurz vor 8 Uhr M.;
Tiflis Mittags 12 Uhr.
27. Dezember 1856: Metelin und Smyraa um 3 und
5 Uhr Morg. von NO. nach SW.; Irkutak und Kiichte
4 Uhr 6 Min. Morg.; im Dröme-Departement gegen 1'%
Uhr Morg.; ferner cin starker Erdstoss zu Lima in Per.
Die Erfahrung, dass bei allen bedeutenden Erdbeben
sich die "Stösse nach ihrem ersten Auftreten mehr oder
minder häufig wiederholen, finden wir anch bei den oben
angeführten bestätigt, und zwar stund die Repetition der
Stösse meist mit der Heftigkeit der ersten Erschütterungen
und der Ausdehnung derselben in geradem und mit ihrer
Entfernung von Vualkanen in umgekehrtem Verhäliniase.
In den meisten Füllen waren die ersten Paroxysmen die
heftigsten und die später auftretenden Schwingungen nah-
Bei einigen Erld-
beben jedoch traten die heftigsten Erschütterungen erst
Monate nach dem ersten Stosse ein und wiederholten sich
in abwechselnd gesteigerter oder verminderter Heftigkeit.
Menado (Molukken); Banda von
Benculen auf Sumatra von O, nach
men nach und nach an Intensität ab,
Diess ereignete sich namentlich bei dem Erdbeben von
Brussa. Der erste Stonss erfolgte hier am 28. Februar
1855; 24 Stunden lang nach demselben erzitterte der Bo-
den fortwährend wie das Verdeck eines Schiffes und bis
zum 31. März spürte man mit Ausnahme der Tage vom
Erdbeben ung vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856.
18. bia 23. März, wo auch in den leichten Schwankungen
des Bodens eine Pause entstand, jeden Tag mehrere Stösse,
unter denen sich namentlich die vom 9,, 23. und 28, Mürz
durch Stärke auszeichneten. In Konstantinopel erzitterte
noch acht Tage nach dem 28. Februnr der Boden bestän-
dig unter den Füssen und an den meisten Orten der West-
küste Klein-Asiens fanden während der folgenden Tage
andere weniger starke Stösse Statt. Vom 1. bis 10. April
wurden die Stösse immer häufiger und am 11. April trat
die unter allen heftigste Erschütterung ein. Schwä-
chere Schwingungen folgten ihr das ganze Jahr hindurch,
stärkere aber traten namentlich ein am 17., 18., 20., 22.,
23., 26., 28. und 29. April, ferner am 16. und 29. Mai,
20. Juli, 18., 20., 21., 26. und 27. August, 9. September,
14., 15., 16, Dezember und noch am 9. März 1856 schreibt
man, dass die Erschütterungen in -lüngeren und kürzeren
Perioden fortdauern und dass selten eine Woche vergeht,
ohne dass eine stärkere Erzitterung an die Fortdauer einer
ungesehenen, unberechenbaren Kraft mahnt,
Das auffallendste Beispiel von einem langen Anhalten
der Erschütterungen liefert das Erdbeben zu Visp am
25. Juli 1855, wo die Erde vier Monate nach dem ersten
Stosse gar nicht zur Ruhe kam und die letzten Mahnun-
gen der unterirdischen Thätigkeit sich noch im Jahre
1857 fühlen liessen. Als weitere Beispiele solcher lange
andauernder Erdbeben sind ausser dem schon oben er-
wähnten von Algier noch folgende anzuführen. Dem Erd-
beben, welches sich am 5. August 1856 von Honduras bis
Jamnika erstreckte, folgten innerhalb acht Tage zu Omos
in Honduras nicht weniger als 108 Stösse und am 27.
August war die Erde noch nicht wieder ruhig. Vom
11. November 1855 bis zum 5. Januar 1856 zühlte man
bis zu 10 Erdbeben zu Murcia, Cartagena und namentlich
in den Dürfern Librilla, Alhama und Inchola, die im We-
sten einer Dioritkette, Carraseoy genannt, gelegen sind.
Die Kraft derselben, die in den ersten Tagen sehr bedeu-
tend war, nahm nach und nach ab. Das Erdbeben zu
Schemacha (Georgien) am 23, Juli 1856 Morgens 9 Uhr,
daa sich um 5 Uhr Nachmittags mit verstärkter Kraft
wieterholte, dauerte acht Tage lang fort, Ein Erdbeben
zu Ternate währte vom 14. bis 20. Juli 1855 und die
Erschütterungen auf Rhodus und der Insel Chalki wieder-
holten sich nach dem fürchterlichen Stosse vom 12. Ok-
tober 1856 einen ganzen Monat alle Tage.
Antheil der Atmosphäre. Was den Antheil der Atmo-
sphäre an den in den letzten Jahren Statt gefundenen
Erdbeben anbelangt, so ist derselbe wohl nicht wegzu-
leugnen; ob aber ausserordentliche atmosphärische Erschei-
nungen zugleich eintretende Wirkungen derselben Grund-
ursache sind, oder ob starke Erdbeben an und für sich
Petersuaun’s Geogr. Mittheilungen. 1958, Heft VL.
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ungewöhnliche atmosphärische Erscheinungen hervorrufen
können, und umgekehrt, darüber lassen sich bei dem jetzi-
gen Stande unseres meteorologischen Wissens und den un-
genauen und oft sich widersprechenden Beobachtungen bei
dergleichen Erscheinungen nur Vermuthungen aufstellen. Die
Aufgube des Forschers beruht hier zunächst nur in der
Kompilation vieler Thatsachen, die als Basis für später
zu entwickelnde' Gesetze dienen können, und der Satz
Al. v. Humboldt's (Kosmos, 4. Bd. 8. 222): „Da in der
Natur unter wieder eintretenden ähnlichen Bedingungen
sich Alles wiederholt, s0 muss men durch Nicht-Verschwei-
gen nuch des noch unvollständig Beobuchteten die Auf-
merksamkeit künftiger Beobachter auf spezielle Phänomene
leiten”, findet hier vollständig seine Anwendung.
Vor dem Erdbeben zu Brussa zeigte schon seit Mitte
Oktober die dortige Witterung ungewöhnliche Verände-
rungen. Der Herbst, sonst gewöhnlich die schönste Jah-
reszeit, bis nahe zum Ende Dezembers war schr regne-
risch, so dass nur selten regenlose Tage den sonst tropi-
schen Niederschlag unterbrechen. Im Januar fiel eine seit
langen Jahren nicht gesehene Schneemasse von 3° Höhe,
der wieder grosse Regenmassen folgten. Gegen die Mitte
des Februar traten heftige Südwest-Winde ein, die übri-
gens den ganzen Winter und Herbst die herrschenden ge-
wesen, und eine Wärme, die den Frühling mit einem Male
brachte. Am 28. Februar trat nach mehrtägiger grosser
Wärme mit Südwest-Sturm ein sehr heftiges Gewitter
mit Schlossen ungefähr gegen 1 Uhr Nachmittags ein, den:
dann gegen 3 Uhr der erste Stoss folgte.
Eine der am häufigsten bei Erdbeben auftretenden Er-
scheinungen ist das Vorkommen starker Windstösse, die
entweder dem Erdstosse vorangehen oder denselben beglei-
ten, und nach manchen Beriiten kleinerer Erdbeben
möchte man fast glauben, "es sei der Sturm die primäre
Erscheinung und die Erderschütterung, etwa in Folge des
verminderten Luftdrucks, die Wirkung davon (Erdbeben
von la Paz am 17. Oktober 1856). Aus der grossen An-
zahl von Erdbeben, die in Begleitung starker Stürme auf-
traten, will ich hier nur einige anführen.
Das Erdbeben von Brussa trat nach mehrtägigen Süd-
west-Stürmen ein: in Konstantinopel legte sich der Wind
plötzlich im Augenblicke des Stosses (derselbe Fall ereig-
nete sich auch bei einem Erdbeben zu Innsbruck); in
Smyros fand die Erschütterung unter furchtbarem Sturme
Statt. Unmittelbar nach dem Stosse vom 11. April erhob
sich in Konstantinopel cin starker Windstoss mit Regen
von WSW,, aber von kurzer Dauer; zu Mectelin folgte dem:
Erdstosse ein starker Windstoss von Süden, und in Adria-
nopel, wo das Erdbeben ebenfalls schr stark gefühlt wurde,
war es gleichfalls von einem starken Windstosse gefolgt.
hr}
244
Bei dem Erdbeben von Algier war, als der erete Stoss zu
Bugia eintrat, der Himmel ganz heiter und der Meeres-
spiegel glatt und ruhig; mit einem Male erhob sich ein
gewaltiger Wind, der über die Stadt hinbrauste, und auf
den Bergen zuckten Blitze. Zu Candia trat am 12. Ok-
tober 1856 plötzlich auf einen heftigen Windstoss eine
Stille ein, während welcher der ungemein starke, 40 bis
50 Sckunden danernde Stoss erfolgte. Ausser den schon
oben angeführten Erdbeben von Zittau, Stanz und Erbach
im Odenwalde gehören noch folgende Tuge hierher: .
1855. 12, 13, 19. und 22, April: Erdbeben zu Kon-
stantinopel bei starken Südwest- Winden. — 90. April:
Erdbeben zu Kairo an der Olio-Mündung, furchtbarer
kreisender Orkan von Morgens 11 Uhr bis Nachts in der
Südsee; zwischen Sorrent und Capri Nachts 10 bis 12 Uhr
Gewitterstürme, denen in den ersten Morgenstunden des
1. Mai die Eruption des Vesur folgte, — 13. November:
starkes Erdbeben zu Konstantinopel; furahtbarer Sturm
mit Regengüssen im Lager zu Balaklara. — 15. Dezember:
Erdbeben zu Brussa, Konstantinopel und Wallis; furcht-
bare Stürme im Mittelländischen und Schwarzen Meere.
— 19. Dezember: am Vesur öffnete sich Nachts un dem
Krater von 1850 ein neuer Schlund, aus welchem ein
Luftfluidum (fuidi »eriformi) die deckende Materie mit
solcher Gewalt in die Luft schleuderte, dass die Steine in
grosser Entfernung auf dem Abhange des Kegels nieder-
fielen; Morgens 6 Uhr die niedrigste Ebbe, die seit 30
Jahren in Antwerpen vorgekommen war; Bora-Sturm in
Triest; schwere Stürme in der Krim bei — 19°” R.; am
20. und 21. Dezember fürchterliche Nordstürme in ganz
Italien mit Schneegestöber. \
1856. 5. Junuar: Erdbeben zu Menado und Galaez,
letzteres begleitet von Meftigem Winde und Brausen;
furchtbare Stürme im Atlantischen Ocean. — 9. Februar:
Erdbeben im grössten Theile der Schweiz; schwere Stürme
an den Französischen, Englischen und Irischen Küsten. —
21. Februar: drei starke Erdstösee in Palermo, ein star-
ker Wind in gleicher Richtung wie die Stösse, von 80.
nach NW., begleitete dieselben; tiefster Barometerstand in
beinahe ganz Deutschland im Monat Februar; heftige
Schneestürme in den Alpen; prüchtige Feuerkugel zu Sö-
derköping in Schweden, — 22. bis 23. Februar Nachts:
furchtbares Erdbeben in Klein-Asien, dasselbe hielt zwei
Tage lang an und zerstörte Kharpont (Kargö), Samsun und
mehrere andere Städte fast vollstündig; zu gleicher Zeit
farchtbarer Orkan im Schwarzen Meere, der in Konstar-
tinopel allein 17 Minsrets einstürzte. — 13. Febr.: starke
Stürme an der ganzen Südostküste Amerikn’s und am 14,
und 15. Februar einige zwanzig Erdstösse in Kalifornien.
— 5. März: Erdbeben zu Lecksand, Visp und Sınyraa;
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856.
starker Sturm in der Gegend der Insel Öland; denselben
und die folgenden Tage furchtbare Schneestürme in ganz
Russland, an den Ufern der untern Donau und sogar in
Klein-Asien. — 10. Mürz: Erdbeben in Unter-Italien;
Bora in Triest; starke Stürme in der Nord- und Östsee.
— 4. April: Stürme und Regenschauer in ganz Nieder-
Bengalen, Madras und Ceylon und am 6. und 7. April
eine Reihenfolge von Erschütterungen in beinahe dem
ganzen Umkreise des Pandschab und selbst zu’Simla; die-
selben Tage auch furchtbare Orkane mit Gewittern und
Hagel in ganz Süd-Frankreieh, Italien und Öst-Deutsch-
land. — 28. Mai Morgens 5 Uhr: ein Erdstoss zu Ternnte,
zu derselben Zeit thürmten sich in Simla (Vorder-Indien),
eine seit Jahren dort ungewühnliehe Erscheinung, Wolken-
massen im Südosten auf einander; um 84 Uhr kam stark
brausend ein furchtbarer Orkan über die Berge gezogen
und sogleich nahm die Atmosphäre eine gelblichrothe Farbe
an. Nach einer halben Stunde begann der Regen, mit
Hagelstücken vermischt, herabzustürzen. Der Sturm dauerte
zwei Stunden und war von Donnerschlägen und sehr hef-
tigen Blitzen begleitet. — 27. September: Erdbeben in
Laibach; schwere Stürme im ganzen Mittelländischen Meere,
an den Küsten von Frankreich, England und in der Nord- ,
und Ostsee; starker Fühnwind in der Schweiz. — 28,
August: starkes Erdbeben auf St. Thomas; schwere Stürme
im West-Indischen Mcere, namentlich an den Küsten von
Cuba. — 9. Oktober: Erdbeben zu Metelin ‚und Cham-
bery; entsetzlicher Hagelsturm zu Oran in Algier; heftige
Stürme in Schweden und Norwegen. — 17. Oktober:
30stündiger Orkan zu In Paz mit Erdstössen. — 25. No-
vember: Erdbeben zu Galaez; durchtbare Stürme in ganz
Deutschland; Gewitter in Antwerpen, mehreren Theilen
Böhmens und Ungarns; entsetzlicher Sturm im Süden
Frankreichs; starkes Nordlicht in Pari. — 6. Dezember:
Erdbeben im Siebengebirge und Illinois; schwere Stürme
in der Nord- und Ostsee. Die Temperatur, die in Ham-
burg am 5. 11° unter Null stand, hob sich am 7. auf
+ 10° R. — 20. Dezember; Erdstoss in Mexiko; furcht-
barer Orkan zu Vera-Cruz. ;
In Verbindung mit dieser Koincidenz der Stürme und
Erdbeben könnte das Sinken des Barometerstandes stehen,
welches man bei Erdbeben manchmal bemerkt haben will.
Gerade bei den grösseren Erdbeben der verflossenen Jahre
ist jedoch keine solche Erscheinung beobachtet worden,
und von simmtlichen während der Jahre 1855 und
1856 vorgekommenen Erdbeben sind mir nur folgende
Fälle bekannt geworden, wo ein ungewöhnliches Sinken
des Barometers in Verbindung mit Erschütterungen ge-
bracht werden könnte. Das auffallendste Beispiel davon
bieten der 26. und 27. Dezember 1856 dar. Am 26. De-
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856.
zember, wo früh 4 Uhr 30 Min. ein Erdbeben zu Irkutsk
Statt fand, hatte men in Wien und Augsburg den niedrig-
sten Barometerstand, seitdem Beobachtungen existiren, näm-
lich in Wien 317,25 und in Augsburg 304,4; in Calw
erreichte derselbe den ungewöhnlichen Stand von 26”
1,58” und in Bern nur 25” 7”. Den Tag darauf aber,
am 27. Dezember, fanden die sehon oben erwähnten Erd-
beben zu Metelin, Smyrna, Irkutek, Kiüchta, im Dröme-
Departement und zu Lima in Pern Statt. Ein starkes
Sinken des Barometers bemerkte man ferner den Tag vor
dem starken Erdbeben am 29. Dezember 1854 in ganz
Nord-Italien und Süd-Frankreich. Bei dem Erdbeben zu
Alten im Aar-Thale in der Schweiz am 8. Mai 1855 zeigte
das Barometer an einem sehr einfachen Erdbebenmesser
ein plötzliches Sinken von 24 Millimetern der Quecksilber-
Bäule an. Nach dem Erdbeben von Leeksand in Schwe-
den traten am 6. und 7. März zwei Nordlichter bei dauernd
sinkendem Barometerstand ein. Den Tag vor dem Erd-
beben zu Bustyahaza, Franzenthal und Kerekhagy in Un-
garn, am 20. August 1856, war das Barometer stark pe-
fallen und bei dem Erdbeben im Mittelländischen Meere
zeigte das Barometer zu Kairo 07655, während es den
Tag vorher O”re34 zeigte; am 13. Oktober, wo sich das
Erdbeben Nachts zwischen 10 und 11 Uhr in drei schwa-
chen Stössen wiederholte, stand es 0”7se9. Bemerkens-
werth ist auch, dass in der Tabelle der Barometerstünde
für Rom von J. Schmidt (Eruption des Vesuy, 8, 71) der
tl. April, der Tag des Erdbebens von Brussa, mit dem
tiefsten Stande des ganzen Monats bezeichnet ist, näm-
lich 330,7”, und dass man zu Brussa und Konstantinopel
die Beobachtung gemacht hat, dass die Erdbeben nament-
lich häufig bei Südwind, also relativ tieferem Barometer-
stande, eintreten.
Mag nun aber der Zusammenhang zwischen Erdbeben
und Luftdruck problematisch sein oder nicht, so steht doch
so viel fest, dass bei vielen Erschütterungen materielle
Veränderungen in der Beschaffenheit der Atmosphäre vor
sich gehen, welehe mehr oder minder von Bedeutung wer-
« den können, Die letzten Jahre sind reich an Beispielen,
dass Gnsarten und Dimpfe, theils von niederer Tempera-
tur, theils entzündet, bei Erschütterungen aus dem Erd-
boden entwichen. So bemerkte man bei dem Erdbeben
von Algier einen sehr ausgeprägten Schwefelgeruch und
ein Offizier sah in der Nähe von Djidjelli am Abhange
eines Thalos Flammen, die aus der Erde hervorbrachen,
sich bis zu einer Höhe von vier bis fünf Metern erhoben
und verschwanden. Diese Erscheinung dauerte etwa eine
halbe Stunde. Ein Entweichen von Gas beweisen ferner
das drei Tage lange Aufwallen des Meeres bei Djidjelli
und die Irrlichter auf den Bergen von Oued-Missia. Im
245
Bezirke Kassamos auf Kandia entstand bei dem Erdbeben
vom 12. Oktober 1856 an der Stelle einer Ortschaft ein
Bee, der Schwefeldünste aushauchte. Auch in Ägypten
zeigte sich bei demselben Erdbeben und in Brussa bei
dem Stosse vom 28. Februar 1355 ein ausgeprägter Schwe-
felgeruch, Bei dem Erdbeben zu Wellington auf Neu-
Sceland am 14. Februar 1855 wurde eine grosse An-
zahl Fische durch schwefelige Aushauchungen, die sich
aus der Tiefe des Meeres erhoben, getüdtet.
Erklärt wird durch das Aufsteigen irrespirabler Gas-
arten auch die Beunruhigung der Thierwelt, welche sich
gewöhnlich kurz vor den grösseren Erdstössen kund giebt.
Zu Algier wurden die Thiere durch die Stösse verschie-
den affieirt. Hunde stiessen ein klagendes Geheul aus,
Schwalben entfernten sich augenblicklich, und einige Se-
kunden vor dem Stosse 22. August sah man ein
Pford seine Krippe mit den Zähnen ergreifen und sich
steif in den Beinen halten, als wolle es sich gegen die
Möglichkeit eines Sturzes schützen. Zu Bugia, einer Stadt,
die von vielen Gärten durchschnitten wird, in denen sich
viele Singvögel aufhalten, bemerkte man, dass acht Tage
lang nach dem Stosse vom 21. August keiner mehr sang;
sie fingen erst in der Morgenstunde des 29. August an,
sich wieder hören zu lassen. In Philippeville soll ein
Blinder sehend geworden sein (?), eine andere Person habe
die Sprache verloren und ein Mann, der seit Jahren von
einer Lähmung heimgesucht worden, habe sich plötzlich
wie durch Zauberei geheilt gesehen. Diese letzte Erschei-
nung soll auch bei dem Erdbeben vom 25. Juli zu Lyon
vorgekommen sein (wohl eine Folge der Ersehütterung
des Nervensystems durch den Schreck). Aus dem schon
oben angeführten Berichte eines Offiziers der Afrikanischen
Armee, der in der Nähe von Djidjelli arbeitete, erhellt,
dass derselbe den Tag vor dem Erdbeben mit seinen Ka-
meraden ein unbeschreibliches Unbehagen fühlte, so dass
35 Mann vom Arzte behandelt werden mussten. In
Alexandrien erhoben vor dem Erdbeben vom 12. Oktober
1856 die Hunde und Esel ein fürehterliches Geschrei, dass
fast alle Einwohner erwachten. , In. Kairo heulten und
bellten schon zwei Stunden vorher die zahlreichen Hunde
der Stadt und die Sperlinge zeigten sich während des
Morgens sehr unruhig und verliessen um 11 Uhr die Ge-
bäude. Vor dem FErdstosse zu Brussa am 28. April 1855
fingen um 8 Uhr 20 Minuten die Hunde fürchterlich m
heulen an und beinahe gleich darauf hörte man ein unter-
irdisches Geräusch, dem ein 20 Sekunden dauernder hori-
zontaler Stoss folgte. Bei dem grossen Schweizer Erd-
beben berichtet man von Grenohle aus, dass am 25. Juli
dort Jedermann mehr oder weniger von einer unerklär-
baren Unruhe eingenommen war; eine Menge fühlten
32*
vom
246
Herzübel, Schwindel und Blendung vor den Augen. Eine
grosse Anzahl glaubte sich von Apoplexie befallen; Andere,
- welche sich zu Tische setzen wollten, wurden von Er-
brechen überrascht, schwangere Frauen gingen zu Bett,
in der Überzeugung, sie würden von den Wehen befallen.
Hunde flüchteten zitternd zu den Füssen ihrer Herren,
Pferde wurden unruhig im Stalle, Vögel flatterten ängst-
lich in der Luft und hörten auf zu singen. Ein Arzt
will sogar in den Armen und im Kopfe eine mehrere
Minuten anhaltende Empfindung gehabt haben, wie bei der
Berührung eines elektrischen Apparats. Seit dem ersten
Stosse zu Visp vermieden es die Schlangen sorgfältig, sich
in Mauerrissen oder Geröllhaufen zu verkriechen, und
auch die Schwalben vermieden ihre frühere Wohnstätte.
Was den Eintluss der Erderschütterungen auf die Wärme
der Atmosphäre anbelangt, so wird auch durch die Ge-
schichte der letzten Jahre die Thatsache bestätigt, dass
auf viele Erdbeben eine auffüllige Abnahme der Tempera-
tur erfolgt. Ohne die mannigfüchen Berichte zu erwiüh-
nen, in denen gesagt wird, dass auf vorausgegangene
Schwüle nach dem Erdbeben ein plötzliches Gefühl der
Erfrischung folgte, — eine Eınpfindung, die rein physiologi-
scher Natur sein kann, — will ich hier nur auf einige durch
genaue Messungen konstatirte Erscheinungen dieser Art
aufmerksam machen. Eins der auffälligsten Beispiele die-
ser Art liefert das schon mehrfach erwähnte Erdbeben von
Lecksand in Schweden und Smyrna am 5. März 1856,
Vor dem Erdbeben zu Lecksand hatte man wahrhafte
Frühlingstage, wührend man den Tag darauf zu Upsala
20° Kälte bemerkte. In Smyrna, wo das Erdbeben gleich-
zeitig eintrat, fiel das Thermometer von + 17° R. auf
+ 4° R. und dieselbe Nacht war die külteste des gan-
zen Winters, da auf den Bassins sogar eine Eisdecke lag.
Denselben Tag wehten auch bei furchtbarer Kälte in Ungarn
und im ganzen südöstlichen Europa starke Schneestürme.
Während des Erdbebens in Sardinien und Süd-Frankreich
am 29. Dezember 1854 Gel das Thermometer auf + 1,6°
und ein wenig vor Aufgang der Sonne war @& 0°. Der
Tag vor dem Erdbeben war schön und die Temperatur
hatte die gewöhnliche Winterwärme Auch zwei Tage
nach dem Erdbeben behauptete die Temperatur eine Tiete
von — 1°, was ziemlich selten in dieser Jahreszeit zu
Nizza vorkommt, Im Marseille fiel bei demselben Erd-
beben die Temperatur von 0° auf — 1,5°. — Nach dem
Erdbeben von Tarsus in Klein-Asien am 16. Januar 1855
fiel die Temperstur bedeutend und stand bis zum 24. Ja-
nuar beinahe immer auf — 0,2” C, (eine ganz anomale Tem-
peratur für den Süden Klein-Asiens) und auch eisige Re-
gen hürten nicht auf, bis zum Februar zu fallen. Nach
dem Erdbeben von Brussa, Konstantinopel und Ragusa, wo
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856.
die magnetischen Störungen am Vesur begannen, am 23,
April 1855, trat in ganz Nord-ltalien ein unerhörter Tem-
peraturwechsel ein; in Mailand hatte man am 23. April
nur + 0,4° C. In der Nacht des Erdbebens zu Draguig-
nan sauk die Temperatur zu Marseille am 12. Dezember
1855 auf 8° 10° unter 0.° Am 15. Dezember 1855 hatte
man bei Erdbeben zu Konstantinopel, Brussa und in der
Schweiz, bei furchtbaren Stürmen im Schwarzen und Mit-
telländischen Meere in Riga — 19° und in Moskau und
dem Intern Russlands — 30 bis — 35° R. Am 18. De-
zember 1855 fühlte man ein furchtbares Erdbeben zu
Visp und sehr heftige Stösse in Smyrna. In Smyrna war
der sonst um diese Zeit andauernde Itegen noch nicht ein-
getreten, und während bis zur Mitte des Monats ein wah-
res Sommerwetter geherrscht hatte, ging am 16. das Ther-
mometer innerhalb fünf Stunden von + 15° unter den
Gefrierpunkt. Am 12. Januar 1856, wo Erdbeben in ganz
Portugal, Hessen-Homburg und im Aar-Thale Statt fünden,
trat zu Paris eine plötzliche Temperatur-Erniedrigung ein,
auf der ganzen Pyrenäischen Halbinsel und in Süd-Frank-
reich bemerkte man fortdauernde furchtbare Regengüsse
und in Balaklara sank das Thermometer von + 10° auf
— 12° R. Bei dem Erdbeben zu Maskara in Algier in
dor Nacht vom 2. zum 3. Juli war bei starken Orkanen in
Nord-Italien an vielen Punkten Deutschlands die Emie-
drigung der Temperatur so bedeutend, dass es im Erz-
gebirge, Thüringen, z. B, Meiningen Eis fror. Zu
Kiächta fiel bald nach dem Erdbeben vom 27. Dezember
1856 die Temperatur von — 12° auf — 25° R. Bei
dem grossen Erdbeben im Mittelländischen Meere aın 12.
Oktober 1856 endlich fiel zu Kairo 20 Minuten nach der
ersten Erschütterung das Thermometer von + 25° C. auf
+ 23° 0.
Auffällig sind allerdings nach den obigen Angaben
zwei Erdbeben, wo gerade das Gegentheil, eine Erhöhung
der Temperatur, eintrat. Zu Titlis stieg nämlich während
der Dauer der Erschütterung am 8. Juli 1856 das Ther-
mometer von -+ 3,6° auf 4,0° R. (allerdings immer noch
in Beziehung auf Jahreszeit und Geographische Breite eine
sehr niedrige Temperatur) und auf das Erdbeben von Bal-
timore am 28. Juni 1855 folgte am 29. Morgens eine Tem-
peratur von 72° F.; dieselbe stieg bis Nachmittags 3 Uhr
im Schatten eines kühlen Lokals auf 92° und auf 120° in
der Sonne und blieb auf dieser Höhe bis Abends 8 Uhr;
die ganze Nacht war drückend heiss.‘ Am 30. Juni stieg
die Hitze bis auf 94° F. im Schatten und erst am 2. Juli
milderte sich die Temperatur etwas. f
In Verbindung mit dieser Temperatur - Erniedrigung
könnte auch der Umstand stehen, dass häufig nach oder
mit dem Erdbeben starke Schneestürme eintreten. Ein
.
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856. 247
Berichterstatter über das Erdbeben am 5. Dezember 1855
in Süd-Frankreich sagt, dass man dert die Beobachtung
gemacht habe, dass schr häufig nach den Erachütternngen
Schneewetter eintrüte. Dieselbe Beobachtung hat man
auch in der Schweiz und Kärnthen gemacht. Vor dem
Erdbeben von Mondovi am 16. März 1855 war eine
Sirokko-Atmosphäre, gleich nachher eine schneidende Tra-
montane mit Schneefull in den Gebirgen. Von starken
Schneestürmen waren ferner begleitet die Erdbeben am
1. Februar zu Zittau, in der Schweiz und Unter-Italien,
im März 1856 mehrere zu Brusse, das zu Lecksand und
Smyrna, zu Aflenz aın 15. März 1856 u. a. m.
Die Wirkurgen der Erdbeben beschrünkten sich aber
nicht bloss auf eine augenblickliche Termperatur-Erniedri-
gung, sondern häufige Errlbeben in einem Monate liessen
auch die Temperatur des gunzen Monats stark unter Jas
Mittel sinken. Als Beispiel dafür will ich nur einen der
Erdbeben-reichsten Monate, den Dezember 1855, anführen.
In demselben fanden an folgenden Tagen Erschütterungen
Statt: am 1. zu Vicenza, 4. Borcellonn und San Sebastian,
5. Truxillo in Süd-Amerika, Kalifornien, Süd-Frankreich,
6. Sid-Frankreich, 9. Visp, 10. Visp und San Nicolas,
Kalamata in Griechenland, 11. Kalifornien, 12. Draguignan,
13. Konstantinopel, 14. Brussa, 15, Brussa und Konstan-
tinopel, 16. Brussa, 18. Visp, Smyrna, 19, Ausbruch am
Vesur, 22. Ravensburg, 23. und 25. Zürich, 26. Sitten,
30, Kalabrien. Vom 1. bis 24. Dezember hatte man also
20 Erdbeben, vom 24. bis 81. nur 3. Die Tage des De-
zember zeichneten sich aber vom 1. bis 24. durch eine
auffallend niedrige Temperatur in ganz Europa aus, Am
3. hatte man zu Meiningen bereits — 21° R,, den 4. in
Königsberg — 18° R,, in Leipzig — 125° R., in Pontar-
lier am 10, 17°, am 11. 13°, am 12. 19”, am 13. 17°,
am 14. 16°, in Lons le Saulnier am 20. — 14°, wäh-
rend man früher in den strengsten Wintern nie unter
— 7° gehabt hatte. Die Isöre war an mehreren Punkten
zugefroren, was seit Menschengedenken nie so früh und
in solchem Grade der Fall war; auch in Madrid waren
die Teiche des Retiro zugefroren. In Wien hatte man
seit dem Jahre 1775 nur drei kältere Dezember gehabt
(1788, 1829, 1840), in Odessa untl Rom seit 36 Jahren
keine solche Kälte. In Turka, sechs Meilen südlich von
Sambor in den Karpathen, hatte man am 19. — 30%° R.
und am 20, somr — 344° R. in Stockholm am 14,
— 17° RE, in Falun am 10. — 25°, in Söderhkamm: am
14. — 25°, in Pitei am 4, — 36° R. Ähnliche Be-
richte kamen von ganz Deutschland, den Donaufirsteuthü-
mern, Serbien, der Krim, Russland, Italien u. sw. Vom
24. Dez. an aber trat: beinahe zu gleicher Zeit in allen eben
ip r
Nach diesen Berichten könnte man uber auch umge-
kehrt annehmen, dass die niedere Temperatur die Ursache
und nicht die Wirkung der Erschütterungen sei, oder dass
beide Erscheinungen als Folgen ein und derselben Ur-
sache zu betrachten seien. Ein Beweis dafür würde in
der grössern Hänfigkeit der Brschütterungen im Winter
und bei Nacht zu finden sein, im Verhältnisse zu denen,
die im Sommer. und bei Tage, also in höherer Temperatur,
Statt finden. Die Zahl der Erdbeben auf der nördlichen
Halbkugel in den Jahren 1855 und 1856 ist, nach den
verschiedenen Monaten geordnet, folgende 1:
j Jan. Febr, März. Azıril. Mai, Jund, Jul, Aug, Sept. Okt, Nov, Des,
15.12 1 aa dh
} U: 1 Pause I Busse 7 Bas | Bel u Se Tasse Ya Base Ze Bu Zu 73
ur Tuer Tau Sur Tas Pre Tue Tr Ts PT er Tuer To
Frühling: 21 Sommer: 20 Herbst: 14% Winter: #1
14 23 2 Ei
16 14 38 33
1 a7 77 67
Sommersemester: 51 + 57 — 1OR
Wintersemester: 77 +91 166
Das Verhältnis der Erdbeben im Sommer ‚zu denen
im Winter ist also 108:168 oder 60 im Winterhalbjahr
mehr, und es werden dadurch die Untersuchungen von
Merian, Perrey und Volger von Neuem bestätigt.
Was das Verhältniss der Häufigkeit der Erdstösse zu
den Tageszeiten anbelangt, so vertheilen sich 472 genau
der Zeit nach bekannte einzelne Stösse während dieser
beiden Jahre folgendermanssen :
Mrg. 6— TU. 8}Ab, 12—1 U. 16!Ab, a TU. 18 Mrg, 12—1V. 22
» T—=8,.8| „ 1-2, 10 u 2-8 „ .» In
Par ar Tone 7 Haase er She 7 are Dora Doin a ne. 88
OA
- Fe, le, 3, de, 97
„ae. a. 5,
Mrg. 6—1? = #1|Ab. 12—6 = 91 Ab. 6—12 = 119)Mrg. 12—6 = 181
Abends 6 bis Morgens 6 Uhr 181 + 119 = 300
Morgens 6 bis Abends 6 Uhr 94 DI= 112
Dazu kommen noch ohne genauere Angabe der Zeit als
Tag und Nacht 157 Stösse, von welchen nur berichtet
wird, dass aie während der Nacht Statt funden, und vier, die
würde sich also zu der am Tage wie 457:176 verhalten.
2: Wa by Google;
248
natürlich die ungünstigsten sind. Bestätigt wird diess
auch dadurch, dnss gerade von mehreren Punkten, wo die
Erschütterungen sich täglich wiederholten, wie von Brussa
und Algier, angeführt wird, dass dieselben sich weit hiu-
figer bei Nacht als bei Tage ereigneten.
Die Einwirkung der Erdbeben auf den elektrischen
Zustand der Atmosphäre zeigte sich namentlich bei den
Erschütterungen, welche vom 11. November 1855 bis zum
5. Januar 1856 in der Gegend von Murcia in Spanien be-
obachtet wurden. Die Nadel eines Elektrometers zeigte
während derselben sehr starke Abweichungen und nahm
ihre gewöhnliche Stellung erst nach dem Stosse vom 5.
Januar wieder ein. Auffällige elektrische Erscheinungen
seigten sich auch bei dem Erdbeben am 5. Dezember
1855 in Süd-Frankreich und am 15. Februar 1856 in
Kalifornien.
In Verbindung damit könnte wohl auch das blitzähn-
liebe Aufleuchten stehen, das man bei einigen Erschüt-
terungen wahrgenommen haben will. Dasselbe wurde be-
obachtet am 8, Mai 1855 bei einem Erdbeben, das Mor-
gens 2 Uhr im Asr-Thale bei Alten in der Schweiz Statt
fand. Auch bei dem Erdbeben zu Algier bemerkte man
an einigen Punkten Blitze in der Luft, und in einem Be-
riehte von Kandia über das Erdbeben am 12. Oktober
1856 heisst es: „Aus dem Zeugnisse zahlreicher Personen,
die sich an verschiedenen Punkten der Insel, auf dem
hohen Meere und an den Küsten befanden, erhellt, dass
ein ganz besonderer Lichtschein vor und während des Erd-
bebens gesehen wurde; die Farbe desselben soll roth ge-
wesen sein und man habe eine zitternde Bewegung daran -
unterscheiden können. Nach allen Personen, die es ge-
sehen haben, unterschied es sich gänzlich von einem Blitze
und wiederholte sich nicht.” Auch von Malta wird über
dasselbe Erdbeben berichtet, dass eine röthliche Gluth am
Himmel dem Ereigniss vorausging.
Hinsichtlich des Zusammentreffens von Erderschütte-
rungen mit mehr lokalen elektrischen Phänomenen, wie
Gewittern, Hagelschlag, Wasserhosen u. s.
ausser den schon oben angeführten merkwürdigen Tagen,
dem 24. und 25. Januar 1856, 28. Febr. 1855, 30. April
1855, 25. November 1856, 5. Dezember und 12, Oktober
1856, nur noch zwei besonders hervorragende anführen.
Am 24, August 1855, Nachts 123 Uhr, fand zu Visp eine
starke Detonstion und ein Erdstoss von 8. nach N. Statt,
den man auch lebhaft zu Sitten, Wangen im Kanton Bern,
Tartmann, Brieg, Burg, Bern, Lausanne und Interlaken
spürte; 3 oder 4 Stösse ereigneten sich noch vor Tages-
anbruch und ein schwacher Stoss mit Detonation gegen
') Allgemeine Deutsche Naturbistorische Zeitung 1857, 8.375,
w., will ich -
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1355 und 1856.
5 Uhr Abend. Am 25. und 26. August fünden neue
Stösse in derselben Gegend Statt und an letzterem Tage
auch ein heftiger Erdstoss zu Havyre und stürkere Stösse
in Brussa. Vom 24. bis 26. August wehte aber auch ein
furehtbarer Gewittersturm mit Hagelschlag in einem gros-
sen Theile Europas. Derselbe nahm am 23. Abends sei-
nen Ausgang im Südwesten von England, ging über den
Kanal durch Nord-Franukreich, Belgien, Holland, West-
Deutschland und Ost-Frankreich nach der Schweiz, wen-
dete sich von da nach Bayern (auch in München will man
während seiner Dauer einige Erdstösse verspürt haben)
und ging dann in nordüstlicher Richtung durch Bayern,
einen Theil Sachsens, Böhmen, Schlesien, Provinz Preus-
sen, bis er sich am 26. August in der Ostsee verlor.
(Nähere Berichte über die farchtbaren Zerstörungen dieses
in seiner Art einzigen Gewittersturms findet man nament-
lieh in der Augsb. Allgem, Zeitung) Am 28. Oktober
1855 erhob sich gegen $1 Uhr Morgens ein furchtbares
Ungewitter zu Visp und in seinen Umgebungen, ein starker
Regen überschwemmte die Strassen, Donnerschläge mit
Blitzen erschreekten die Einwohner und endlich vereinigte
noch ein unterirdisches Ungewitter seine Wuth mit der
der Atmosphäre. Von 14 bis 4 Uhr Morgens zühlte man
30 Stösse, von denen vier äusserst heftig waren, Die mei-
sten derselben worden von Detonationen begleitet und
ihnen folgte unterirdisches Geräusch und mehr oder we-
niger verlängerte Schwingungen des Bodens. Um 6} Uhr
Morgens fühlte man einen neuen, aber schwachen Stoss
und unterirdisches Geräusch und dasselbe um 23 Uhr und
10 Uhr Abends. — In Algier fiel gleich nach dem ersten
Stosse vom 21. August 1856 eine Wassertrombe und in
Nizza fand nach demselben Stosse ein Wolkenbruch Statt.
Die bedeutende Störung des elektrischen Gleichgewichts,
welche durch die anschnlichern Erdbeben bewirkt wird,
wirkte bei einigen auch störend auf die Magnetnadel ein.
Mit den zu Brussa, Konstantinopel und Ragues gleich-
zeitig auftretenden Erschütterungen am 23. April began-
nen am Lamont'schen Apparute am Vesuv-Observatorium
die magnetischen Störungen, die sich bis zum Ausbruche
des Vesuv fortsetzten. Bei dem Erdbeben im Mittellän-
dischen Meere bemerkte der Kommandant eines Türkischen
Kriegsschiffes, das in Kanen stationirt war, dass die Mag-
netnadel in seiner Boussole vor dem Erdbeben bedeutend
abwich und dass sie eret nach den Stössen wieder ihre
normale Richtung annahm. Ganz ähnliche Erscheinungen
berichten die Kapitüne eines Türkischen Schiffes und einer
Jonischen Brigg, welche letztere von Korfu nach Kundia fuhr.
Die Magnetundel eines Schiffes, das in vierstündiger Ent-
fernung von der Insel Kreta war, machte während des
Erdbebens plötzlich eine achtmalige schnelle Bewegung um
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1855 und 1856.
ihre Achse und wich nachher noch nach Kanen zeigend ab,
so dass sie einer Korrektion bedurfte. Merkwürdiger
Weise geriethen auch zu derselben Zeit die Magnetnadeln
in der K. K. Central-Anstalt für Meteorologie plötzlich in
starke vertikale Schwingungen.
Hierher würde auch das gleichzeitige Auftreten von
Nordlichtern mitzurechnen sein, deren Zusammenhang mit
dem Erdmagnetismus und den Erdbeben Hr. Dr. Ami Bone
trefflich erwiesen hat"), Ausser dem schon oben erwähn-
ten von Glarus, das mit den Erdbeben von Zittau, der
Schweiz und Unter-Italien zusammenfiel, und dem von
Paris ist noch bemerkenswerth, dass am 5. März 1856,
wo das Erdbeben zu Lecksand, Visp und Smyrna eintrat,
in Schweden, wo die Nordlichter den ganzen Winter aus-
serordentlich selten waren, plötzlich zwei ausserordentlich
schöne bei sinkendem Barometerstande hinter einander
eintraten.
Es bleibt schliesslich nun nur noch übrig, Einiges über
das unterirdische Getöse zu bemerken, welches die mei-
sten Erdbeben begleitete, und über die theils vorüber-
gehenden, theils dauernden Wirkungen, welche dieselben
heryorriefen.
Als der gewöhnlichste Begleiter der Erdbeben ist das
unterirdische Getüse zu bezeichnen, das beinahe fast bei
allen, selbst bei den schwächsten und ganz lokalen, ein-
trat und das sich häufig auch an den von Erdbeben dauernd
heimgesuchten Orten hören liess, ohne dass ihm gerade
alle mal Stösse folgten. Dasselbe erfolgte bei den oben
angeführten Erschütterungen auf keine andere Weise, als
es bei früher beschriebenen Erdbeben geschildert ist. Ea
liess sich bald als Brausen wie das eines Sturmwindes
(Algier, Kandia, Galnez), bald als Brüllen, Pfeifen und als
dumpfe Detonstionen, ähnlich den Salven einer entfernten
Batterie (Brussa, Visp}, bald als Rollen wie das eines
schwer beladenen Wagens (Süd-Frankreich, Sardinien, Lai-
bach) u. s. w. hören. Eigenthümlich und von den frühern
Beobachtungen verschieden ist, dass bei dem Erdbeben
von Brussa die senkrechten Stüsse, welche am verheerend-
sten wirkten, ohne vorheriges Geräusch eintraten, während
die horizontalen jedes mal mit vorhergehendem unterirdi-
schen Gebrause erfolgten. Bei dem Erdbeben in Sardinien
am 29, Dezember 1854 wurde das Getöse in den Niede-
rungen lärmender und erschreckender gehürt, als in den
höhern Regionen, wie in Cuneo z. B,, von wo aus voll-
kommene Abwesenheit desselben bei sehr intensivem
Stosse gemeldet wird. Was die Art des Geräusches an-
') Parallele der Erdbeben, der Nordlichter und des Erdmagnetis-
mus sammt ihrem Zusammenhang mit dar Krdpinstik sowohl als mit
der Geologie. Verhsndlüngen der K. K. Akademie der Wissenschaften,
55, 395—468,
249
belangt, so ist noch zu .bemerken, dass bei dem Schweizer
Erdbeben sich ‘dasselbe vom 25. Juli bis zum 3. Oktober
stets als Knall (Detonstion) hören liess, während von die-
sem Tage an gleichzeitig mit den Detonationen ein dum-
pfes unterirdisches Rollen und Brausen eintrat.
Über die Wirkungen, welche die Erdbeben in den ver-
flossenen Jahren auf die uns sichtbaren Theile der Erd-
kruste ausübten, ist namentlich Folgendes anzuführen.
Bei dem Erdbeben von Algier war die aufinllendste Er-
scheinung eine allgemeine Vermehrung der Wassermellen.
In der ganzen Ebene unterhalb Djebel Halia bildeten sich
auf dem Boden weite Spalten, die parallel liefen und auf-
fallend geradlinig waren und aus denen sich eine beträcht-
liche Menge Wasser bis zur Höhe von mehreren Metern
ergoss. An einigen Stellen führte das Wasser eine grosse
Menge Sand mit sich fort, an andern dagegen eine schlam-
mige Masse, aus der sich übel riechende Dünste erhoben.
Diese Wasserergiessungen dauerten nur wenige Minuten.
Auf der Strasse von Setif nach Bugia stieg in den ersten
zwölf Stunden nach dem Erdbeben das Wasser eines
Brunnens einer Karawanserai um mehrere Fuss und blieb
so hoch am folgenden Tage, auffullender Weise aber färbte
sich das Wasser roth. Zu Philippeville erhob sich das
Wasser eines Brunnens bis zu einer Höhe von 1 Meter
50 Centimeter und einen Augenblick nachher war es mit
2 Meter Sand bedeckt. Im Umkreise von Philippeville
spalteten und senkten sich die Felsen. Risse von 1 bis
1,5 Meter Breite und 5 bis 6 Meter Länge üffneten sich
und warfen bisweilen Wasser aus, oft selbst warme Wasser,
untermischt mit Sand oder einem Schlamm, der einen
schwefeligen Geruch aushauchte. Einige alte Quellen ver-
schwanden, eine grüssere Menge entstanden aber neu und
hielten wenigstens einige Wochen hindurch aus. Die
Flüsse schwollen schnell an und hatten nach einem Mo-
nate noch nieht ihren normalen Stand erreicht. Um Dji-
djelli herum bildeten Wassergarben und Ausbrüche eines
schwefeligen Schlammes in den Dünen und in der Ebene
von Chekfa bis Beni-Ider kleine schmutzige Kraiere. In
den Umgebungen von Bugia bildete sich nur eine kleine
Anzahl Spalten, die sich sogleich wieder schlossen. Da-
gegen sah man hier Büche, die vollkommen trocken
waren, auf einmal wieder fühig werden, ihre Mühlen
zu treiben. Vom 20. August bis 2, September erhob
sich die Ausgiebigkeit der Quellen, welche die Stadt ver-
sorgen, von 18 auf 23 Liter in der Minute und zu Kon-
stantine von 68 auf 72 Liter. Ein vollkommen trocke-
ner Bach, Oued-Akkar, gab noch am 2. Oktober 30 bis
40 Liter. In Stora gab die Quelle, welche die Cisternen
versorgt, am 20. August 1 Liter in der Minute, am 22,
16 und am 17. Sept. noch 11 Liter. Der Saf-Saf wuchs am
2”
22. August von 15 auf 20 Centimeter und an gewissen
Punkten geschah der Einbruch der warmen Quellen so
schnell, dass Wäscherinnen kaum Zeit zur Flucht hatten.
Bei dem Erdbeben von Brussa wurde am 28. Februar
ein Dorf in der Nähe von Macri von der Erde, die sich
trichterförmig öffnete, vollständig verschlungen. In dem
Dorfe Ayas-Kioy bei Muhnlitzsch verschwand ein etwas
ausserhalb des Dorfes gelegenes einzelnes Gehöfte mit
zwei Zimmern und einem 5- bis 600 TJEllen haltenden
Garten unter schäukelnder Bowegung sammt und sonders
vor den Augen des nicht weit davon entfernten Besitzers,
während ein starker Wasserstrahl,‘ mächtig genug, um eine
Mühle zu treiben, emporschoss und dann ruhig weiter floss,
Untersuchungen auf 50 bis 60 Fuss Tiefe zeigten keinen
Grund, während die Umgebung vollkommen sicher steht.
Die Mineralquellen, die nach dem Stosse vom 28, Februar
für einige Tage versiegt, dann in bedentenderor Tiefe und
geringerer Müchtigkeit wieder erschienen waren, vermehr-
ten sich ganz ausserordentlich nach dem Stosse vom 11.
April. In Cekirghe bruch nahe der alten Quellenfassung
in der offenen Strasse eine Masse warmen Wassers hervor
und unterhalb des Dorfes entstanden an mehreren Orten
neue warme Quellen. Bei Kiukürtli (d. i. Schwefelquelle)
traten ebenfülls mehrere sehr reichhaltige Quellen zu Tage,
eben so unter Kara Mustafa. Einige Tage nachher nah-
men jedoch trotz der fortwährend grollenden, täglich sich
noch mehrmals einstellenden, wenn auch leichteren, Erd-
stösse die neu entstandenen Quellen ab, einige verschwan-
den ganz wieder und nur die alten Quellen sind in ihrer
frühern Reichhaltigkeit und in ihren äussern physikali-
schen Eigenschaften verblieben. In einem Berichte vom
23. Mai heisst es: „Die meisten der durch das Erdbeben
vom 11. April entstandenen warmen Quellen sind versiegt,
und zwar mit einem Male, während an einer andern Stelle
im Dorfe, wo ein warmes. Badehaus fast ganz in dem
sumpfigen Boden versunken war, eine neue, ziemlich reich-
haltige Quelle zu Tage getreten ist.”
Bei dem Erdbeben zu Visp nahm die heisse Quelle
im Bade Leuk um 7° an Wärme zu und floss dreimal
reichlicher, aber sichtbar getrübt; ähnliche Erscheinungen
bemerkte man auch auf einigen Inseln des Mittelländischen
Meeres am 12. Oktober 1856.
Ganz eigenthümliche Erscheinungen bemerkte man an
Am 11. Juli 1855 nabm man von 9 Uhr
Morgens bis 4 Uhr Nachm. ein ausserordentliches Steigen
und Fullen des Wassers im Lake Superior-Kanal wehr
(10 Stunden vorher fand ein starkes Erdbeben in Kali-
fornien Statt). Um 10 Uhr hatte cs die Höhe von 14”
2” erreicht, von 10—12 Uhr fiel es bis 10° 9* Höhe
und von da an stieg und fiel es abwechselnd bis um 4 Uhr.
einigen See'n,
)
|
|
Erdbeben und vulkanische Eruptionen, 1865 und 1856.
Während der Zeit blieb sich die Wasserfläche oberlalb
der Rapids völlig gleich. Vom Bodensee wird vom 12.
Mai 1856 berichtet: „Vor einigen Tagen bemerkte man
auf dem See eine interessante, ganz neue Erscheinung,
indem, ähnlich der Ebbe und Fluth auf dem Meere, der
Wasserstand des Sce’s von halber zu halber Stunde stieg
und fiel. Am deutlichsten war dies an der Konstanzer
Rheinmühle bemerkbar, indem diese, so lange die Erschei-
nung dauerte, abwechselnd eine halbe Stunde lang still
stand und dann beim Steigen wieder eine halbe Stunde
arbeitete” Am 4. Juni 1856 erhob sieh während eines
Ungewitters plötzlich das Wasser des Ontario - See's um
3 Fuss, um beinahe sogleich wieder zu fallen; die näm-
liche Bewegung wiederholte sich mehrere Male.
Dass bei den heftigen Erschütterungen des Bodens auch
benachbarte Meere in Schwingungen mit gerathen mussten,
verstoht sich von selbst. Bei dem Erdbeben auf der Insel
Nipon in Japan am 23. Dezember 1854 gerieth unmittel-
bar nach dem Erdstosse das Wasser in der Bai von $i-
moda in so hohem Grade in eine wallende und strudelnde
Bewegung, dass innerhalb eines Zeitraums von 30 Minn-
ten die Kussische Fregaite Diana, die sich gerade im Ha-
fen befand, sich 493 mal wie ein Kreisel herumdrehte.
Ihre Ankerketten und Ankertaue rissen wie die Fäden
eines Spinnengewebes, Die See wich so weit vom Ufer
zurück, dass die Fregatte nur 8 Fuss Wasser zur Seite
behielt, während die Tiefe sonst an dieser Stelle 21 Fuss
betrug. Als das zurückwallende Meer wiederkehrte, stieg
es 5 Faden über sein gewühnliches Niveau, und nachdem
es darauf noch einmal zurückkehrte, blieb nur eine Tiefe
von 4 Fuss, so dass die am Meeresgrunde liegenden Anker
über das Wasser hervorragten. In 8. Franzisko, 4800
Engl. Meilen von Simoda, langte die erste kolossale Fluth-
welle 12 Stunden 16 Minuten später an, als sie den Ha-
fen von Simoda verlassen hatte, so dass sie sich mit einer
Geschwindigkeit von 6% Engl. Meilen in der Minute über
den Oosan bewegt hatte. Die erste Woge bewirkte dort
eine Erhöhung des Wasserspiegels um 0,7’, die eine halbe
Stunde lang anbielt.
Bei dem Erdbeben zu Brussa bemerkte man merkwür-
diger Weise auf dem Bosporus nichts, während ein bei
der Insel Marmora vorbeisegelndes Schiff einen iusserst
heftigen Stoss erhielt.
Zu Algier waren in der ganzen Länge der Küste und
bei ruhigem Wetter die Stösse von einer Filuthwoge be-
gleitet, die sehr ungleich in ihren Wirkungen war. Zu
Bona stieg das Meer einen Meter und überschwemmte 12
Stunden lang einen Theil des Exereirplatzes. In Philippe-
ville senkte es sich schnell auf 0,6 Meter. In Djidjelli
erhob es sich 2—3 Meter und nahm sogleich wieder sein
Die grossen topographischen Arbeiten des Europäischen Russlands.
gewöhnliebes Niveau an, aber es sprudelte drei Tage lang
fortwährend auf. Zu Bugia stieg es auf 5 Meter und
fiel nach 5 oder 6 grossen Oseillationen, ähnlich der Ebbe
und Fluth, wieder zurück, Das Schiff „Tartar” erfuhr auf
hohem Meere, als es sich auf der Hühe von Stora und
Djidjelli befand, zar nämlichen Stunde ala in Algier zwei
so heftige Stösse, dass Alles, an einen Schiffbruch glau-
bend, sugenblicklich aufs Verdeck stürzte, Gleiche Er-
scheinungen an Schiffen nahm man auch an vielen Punk-
ten des Mittelländischen Meeres bei dem Erdbeben vom
12. Oktober wahr.
Sümmtliche eben angeführte Wirkungen der Erdbeben,
die Entstehung von Spalten, Ausschleuderung von Wasser,
Sand und Schlamm und die Einwirkungen auf Flüsse,
See'n und Meer, sind im Allgemeinen doch nur als vor-
übergehende zu betrachten. Von den für die ganze Ent-
wickelungsgeschichte der Erde s0 bedeutsamen permanenten
Erhebungen und Senkungen der Erdkruste bieten uns die
Jahre 1855 und 1856 nur zwei Beispiele dar: eine säku-
lare Dislokation der Erdoberfläche, die man in den all-
mäligen Niveau - Veränderuugen des Bodens zu Andaux
(Basses-Pyröndes) vom April 1855 an wahrnahm, und eine
instantane Dielokation bei dem Erdbeben zu Neu-Soeland
am 23. Januar 1855. Über diese letztere berichteten die
Ingenieure Edw. Roberts und Walter Mantell, die sich da-
mals auf Neu-Seeland befanden, an Sir Ch, Lyell: „Auf
|
251
Neu-Seeland machte sich am 23, Januar 1855 ein Erd-
beben fühlbar über eine Fläche dreimal so gross als die
Britischen Inseln. Nach seiner Beendigung fand sich eine
Landstrocke von 4600 Engl. Qusdrat-Meilen oder so gross
als Yorkshire in der Nähe Wellington’s von 1 bis ® Fuss
ansteigend gehoben, eine Reihe älterer Felsschichten war
emporgestiegen, während die ostwärts daran grenzende
Tertiär-Ebene von Wairarapa unverändert in ihrem Niveau
geblieben war. Ein 9 Fuss hoher Felsen - Absatz von N.
nach 8. bildete 90 Engl. Meilen lang die Grenze zwischen
beiden. Da die Nordseite der Cooks- Strasse 5 Fuss hoch
bei Wellington und Port Nicholson gehoben worden, »
bleibt die Fluth vom Hutt-Flusse jetzt ausgeschlossen,
wührend im Süden der Strasse, wo die Küste der Mittel-
Insel 5 Fuss gesunken ist, die Fluth nun einige Meilen
weiter in den Wairau-Fluss einströmt als früher. Die
Hebung zu Wellington selbst betrug nur I} bis 4 Fuss,
nahm aber südestwärts 12 Engl. Meilen weit gegen Muka-
Muka -Point bis auf 9 Fuss zu und endete hier plötzlich
in der erwähnten Ebene mit der Fels- Treppe, an deren
Fuss stellenweis eine ziemlich bedeutende Kluft zu schen
ist.” Dieselbe Erscheinung wiederholte gich am gleichen
Orte bei einer Erschütterung am 14. Februar 1855, wo
die Küste sich in weitem Umkreise 2} Fuss über das
Nivenu des Meeres erhob.
Die grossen topographischen Arbeiten des Europäischen Russlands').
Aus einer Mittheilung des General-Major von Blaramberg, Dircktor des Kaiserl Russ. Topographischen Kriegs-Dipöts.
‘ (Nebst zwei Karten, Tafel 8 und 9.)
Alle Anordnungen, welche die geodätischen Arbeiten
des Generalstabs betreffen, werden im Topographischen
" Wir haben wiederholt Gelegenheit genommen, anf die ausseror-
dentliche Thütigkeit aufmerksam zu machen, welche sich seit einer
keihe von Jahren in allen Zweigen geodätischer Arbeiten in Russland
bomerkber macht, Im ihrem ganzen grossartigen Umfange waren sie
uns aber selbst noch nicht bekannt und wir freuen uns daher doppelt,
unsern Lesern zwei Karten vorlegen zu können, welche eine volistän-
dige Übersicht der Ausdehnung gewähren, die sowohl die astronomischen
Beobachtungen, trigonometrischen Vermessungen, Gradmessungen, Chro-
nometer-Exrpeditionen, Nivollirungs-Arbeiten, als auch die auf ihnen
berubenden topographischen und anderweitigen Aufnahmen im Euro-
päischen Russland bis jetzt erlangt haben. Der Leiter aller dieser Ar-
beiten ist gegenmärtig Üeneral-Major von Blaramberg, Direkter des
Kaiserl. Russischen Topographischen Kriegs-Dipäts in St. Petersburg,
der mit gleichem Eifer wie seine berühmten Vorgänger, die Generel-
lieutenants Schubert und Tntachkow, seine schwierige Aufgabe durch-
zuführen sucht. Der Güte des Herrn von Blaramberg abor verdanken
wir die beiden Karten, die er eigens für uns hat anfertigen lassen
und über welche er in dem folgenden Aufsatze einige schr wertlivolle
Erläuterungen giebt.
Wir enthalten uns für jetzt, ausführlicher über diese grossartigen
geodätischen Arbeiten zu sprechen, hoffen dioss jedoch in Kürse nach-
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VI.
|
Kriegs-Depöt gemacht, dem es obliegt, die Herausgabe ver-
schiedener Karten und Pläne in militärischer und kriegs-
adıninistrativer Hinsicht zu besorgen.
Als Basis kartographischer Arbeiten dienen vorzüglich
topographische Aufnahmen, welche sich auf vorher gemachte
genaue trigonometrieche Messungen gründen. Den ausge-
holen zu können. Einstweilen verweisen wir nur in Betreff der Ni-
vellirung «wischen dem Schwarzen und Kaspischen Merre auf das schon
vor längerer Zeit hierüber erschienme und umfangreiche Werk: „Be
schreibung der zur Ermittelang des Höhen-Uuterschiodes zwischen
dem Schwarzen und Kaspischen Mecre mit allerkächster Genehmigung
auf Veranstaltung der Kain. Akademie der Wissenschaften in den Jal-
ren 1850 und 1887 von G, Fuss, A, Sawitach und G. Sabler ausgeführ-
ten Messungen, nach den Tagehüchern und den Berechnungen der drei
Beobachter zusammengestellt von G, Sabler, Astronomen der Haupt-
sternwurte. Im Auftrage dor Akademie horsusgegeben von W. Strure,
Direktor der Hauptsternwarte, St. Petersburg, 1844" — und in Be
treff der Breitengradmessung zwischen der Donau und dem Eismser
auf unsere Arbeit und Karte hierüber in „Geogr. Mittheil.” 1857, SB,
315—321 und Tafel 14. Über die wenig bekannte Gradmessung in
der Nähe dos 47. Parallels liegen uns werthrolls Dokumente vor und
such auf sie gedenken wir nächstens zurlickzukommen. A. P.
a4
252
dehnten Besitzungen Russlands und den verschiedenen
Eigenschaften des Landes zu Folge können die geforderten
Resultate der Topographie des Reiches nicht überall cine
und dieselbe mathematische Genauigkeit und Ausführlich-
keit hoben, weil alle Unternehmungen dieser Art die rich-
tigste Ausführung, den geringsten Zeitaufwand und den
mindesten Verlust unnützer Ausgaben zum Hauptzweck
haben. Aus diesem Grunde werden die topographischen
Arbeiten in Russland mit verschiedener Genauigkeit aus-
geführt. In den strategisch wichtigen und viel bevölkerten
Gouvernements wurden uusführliche topographische Arbei-
ten unternommen; in den wenig bevölkerten, waldigen
oder steppenartigen und keine besondere strategische Wich-
tigkeit darbietenden Gouvernements wurden nur halb-
instrumentale, nach dem Augenmanss und Recognoseirungen
ausgeführt, Die topographischen Aufnahmen gründen sich
auf vorher bestimmte trigonometrische Punkte und bei die-
sen Aufnahmen werden alle Gegenstände mit nlöglichster
Genauigkeit dargestellt, die dem Maassstabe angemessen
sind, welcher von 200 bis 250 Faden auf den Engl. Zoll
(= 1:16.,800 — 1:21.000) genommen wird. Für Pläne
der Städte, Kriggspositionen und besonders bemerkens-
werthe Orte wird der Maasastab von 50 bis 100 Faden
auf den Engl. Zoll (= 1:4.200 — 1:8.400) angewendet.
In dem Manssstabe von 200 bis 250 Faden auf den Engl.
Zoll wurden alle Gouvernements, die längs der westlichen
Grenzen Russlands liegen, aufgenommen. Für instrumen-
tale Aufnahmen wird der Manssstab von einem Zoll die
Werst (= 1:42.000), für halb-instrumentale von zwei Zoll
die Werst (= 1:21.000), für Aufnahmen mit dem Augen-
manss und für Hekoguoscirungen der Muassstab von 5 bis
10 Werst auf den Engl. Zoll (= 1:210.000 — 1:420.000)
angenommen. Als Basis der eben genannten Aufnah-
men dienen die vorher schon bestimmten astronomischen
Punkte oder bei der Instrumental - Aufnahme selbst trigo-
nometrische Punkte,
Die systomatische Ausführung der topographischen Ar-
beiten in Russland nahm im Jahre 1820 ihren Anfang.
Von dieser Zeit bis zu Ende 1844 wurden alle topogra-
phischen Arbeiten nach einem angenommenen Systeme aus-
geführt, welches darin bestand, dass auf der zur Aufnahme
bestimmten Landesfläche zuerst ein trigenometrisches Netz
gebildet wurde, und durch Berechnung fand man die
sphäroidalischen rechtwinkligen Koordinaten von allen be-
stimmten trigonometrischen Punkten. Die bereehneten
Koordinaten wurden auf den zur topographischen Aufnahme
bestimmten Blättern aufgetragen, welche quadrutfürmig
sind und in ihren Breiten und Längen ganze Zahlen
von Wersten enthalten. Da das Messtischblatt gewöhnlich
eine Quadrat-Arschine (28 Engl. Zoll) enthielt, so war die
Die grossen topographischen Arbeiten des Europäischen Russlands.
Beite des Quadrats 10 Werste, beim Maassst. von 200 Fa-
den nuf den Engl. Zoll. Bei der Aufnahme wurden die Gegen-
stünde, wie es noch jetzt geschieht, nach den bekannten
Regeln der Topographie ausgedrückt.
Genaue topographische Aufnahmen nach der angenom-
menen Methode fanden, wie oben erwähnt, meistens in
den westlichen Gouvernements des Europäischen Russlands
Statt, und zwar mit einem solchen Zeitaufwand, dass für
jedes Gouvernement ausser den bedeutenden Ausgaben
zur Aufnahme selbst an 8 bis 10 Jahre nöthig waren,
Bei Fortsetzung dieses Systems würden viele Jahrzehnte
verflossen sein, ohne das Ende einer solchen Aufnahme
absehen zu können, und der Mangel an Hülfsmitteln zur
Zusammenstellung topographischer Karten der vorzüglich-
sten Theile Russlands würde unterdessen immer fühlbar
geblieben sein. Diese grosse Unbequemlichkeit wurde von
dem Kriegs-Depöt seit 1844 dadurch beseitigt, dass man
von diesem Zeitpunkt an festsetzte, alle topographischen
Aufnahmen forthin kriegs-topographisch auszuführen, für
den Maassstab der Aufnahme eine Werst im Zoll anzuneh-
men und in das trigonometrische Netz nur die Haupt-
gegenstände der Landesfläche mittelst Instrumente (instru-
mental) zu bestimmen, wie Flüsse, grosse Wege, Grenzen,
Dörfer, Meierhöfe u. 8. w., den übrigen Flächeninhalt aber
nach dem Augenmaass aufzutragen. Die Ausführung mili-
tär-topographischer Aufnahmen brachte den Nutzen, dass
man zur Beendigung der Aufnahme eines jeden Gouverne-
ments nur 3 Jahre brauchte; ferner wurden die Ausgaben
bei der Aufnahme dreimal geringer als vorher. Die Ge-
nauigkeit der Kesultate der Anufnalıme war indessen
höchst befriedigend. Auf diese Weise war das angenom-
mene System der topographischen Aufnahmen von 1820
bis 1850, ansser der 1844 in Hinsicht des veränderten
Maassstabes gemachten Abänderung, beinahe ein und das-
selbe. Aber seit dieser Zeit schritien die Wissenschaften
in der Topographie vor, und da das Kriegs-Depöt stets
diese Fortschritte im Auge hatte, »o erzielte es wichtige
Vervollkommnungen bei den kriegs-topographischen Auf-
nahmen. Damit bei denselben die verkleinerte Landes-
fläche mit der grössten Genauigkeit dargestellt werden
künne, wurde seit dem Jahre 1850 die sogenannte Müff-
ling’sche Methode angenommen (die Preussen vor uns bei
sich einführte), nach welcher die Form der Messtischblät-
ter verändert ward; anstatt der früheren Quadratform wur-
den trapezienartige angenommen, deren Seiten die’ Me-
ridiane und Parullel-Kreise bilden. Diese neue Einfüh-
rung gab die Möglichkeit, alle trigonometrisch bestimmten
Punkte ohne alle Projektion auf die Aufnahms - Blätter
einzutragen, da man nur ihre Breite und Länge nöthig
hatte und dazu benutzte, somit entfernte man die Anwen-
Die grossen topographischen Arbeiten des Europäischen Russlands.
dung der Koordinsten; dadurch ist die Mühe ihrer Berech-
nung bedeutend erleichtert. Ausserdem ist mit dieser
newen Methode für topographische Aufnahmen ein sehr
wichtiger Vortheil dadurch bezweckt, dass die Entfernung
zwischen den übertragenen trigonometrischen Punkten auf
den Messtischblättern mit den wirklichen Entfernungen in
der Natur vollkommen übereinstimmt und überdiess die
angenommene Methode, was die Mathematische Geographie
anbetrifft, als Quelle folgender kostbarer statistischer und
geographischer Grundlagen (donndes) dient:
a) Auf jedem Aufnahmsblatt wird mit der grüssten
Genauigkeit dessen Flächeninhalt berechnet und auf dem
Rande desselben beigeschrieben.
b) Auf dem Plane (Aufnahmsblatt) bestimmt man sehr
leicht die geographische Lage jedes Punktes, wodurch sich
die Möglichkeit ergiebt, nach der Aufnahme eines Gou-
vernements vollständige alphabetische Verzeichnisse aller
Städte, Dörfer und anderer bemerkenswerther Orte zusammen-
zustellen, mit Angabe ihrer respektiven Längen und Breiten.
Zur Vereinfachung und grösseren Genauigkeit bei Auf-
tragung der trapezienförmigen Planchett- Rahmen theilt
das Kriegs-Depöt jeder Aufnahms-Verwaltung eine kupferne
Platte mit, auf welcher schon alle Kalımen bestimmt an-
gezeigt sind, so wie auch die Breiten und Längen. Aus-
serdem wird noch eine Tabelle der Trapezienflächen bei-
gegeben, für ganze Planchetten (Messtischblätter) so wie
auch für jede Minute.
Zum Schluss der eingeführten Vervollkommnungen bei
der Ausführung der topographischen Arbeiten kann man
hier noch beifügen, dass seit 1854 gleichzeitig. mit der
Ausführung der Aufnahme die verhältnissmässige Lage
aller bomerkenswerther Punkte bestimmt wird, so dass
man nach dem Plane nicht nur die geographische Lage
der Gegenstände, sondern auch ihre Höhe über dem Mee-
resspiegel ersehen kann. Alle diese Messungen werden
mit gewöhnlichen Mitteln und mit wenig Zeitverlust voll-
zogen, indem im Felde nur die Kipregel mit dem Höhen-
kreis angewendet wird und bei der Berechnung der Hö-
hen die dazu gehörigen Tabellen N.
N Die Grösse der Messblätter fir die in Russland Statt findenden
kriegs-topographischen Aufnahmen nach dem nenen Müffling’schen
Aystem ist zweierlei. Bei allen Aufnahmen, welche südlich vom 55°
Kördlicher Breite Statt finden, haben die Rahmen der Blätter 10° Breite
und 15’ Länge; alle Aufnahmen dagegen, weiche in den Gourernements
nördlich ron 55° Breite ausgeführt werden, haben Messblätter mit
Rahmen von 10’ Breite und 20° Länge.
|
|
253
Zur Erklärung der auf den Karten unterschiedenen Ar-
ten der Aufnahmen fügen wir noch bei:
1) Unter topographischen Aufnahmen verstehen wir
alle Aufnahmen im Maassstabe von 200 bis 250 Fa-
den auf einen Engl. Zoll (= 1:16.800 — 1:21.000),
basirt auf ein trigonometrisches Netz. Diese Aufnahmen
fanden von 1820—1844 Statt.
2) Die kriegs-topographische Aufnahme ist ein und die-
selbe mit der vorigen, nur dass der Maassstab 500 Faden
auf einen Zoll (= 1:42.000) ist. Nach diesem Maass-
stabe werden seit 1844 alle topogtaphischen Aufnahmen
im Innern Russlands fortgesetzt.
3) Instrumentale Aufnahmen durch die abgesonderten
Korps (das Kaukasische, Orenburgische, Sibirische) sind
topographische Aufnahmen von 500 Faden auf den Zoll
(= 1:42.000), basirt auf astronomische Punkte.
4} Halb-instrumentale, ausgeführt durch vereinigte Krüfte
des Generalstabes und des Ministeriums der Reichs-Domä-
nen, heissen die Aufnahmen %n mittleren und östlichen
Theil des Europäischen Russlands (in den Gouvernements
Jaroslawl, Nijny-Nowgorod, Simbirsk, Wladimir, Twer,
Rjüsan, Tambow) im Manssstabe von 500 Faden (1 Werst)
auf einen Engl. Zeil (= 1:42.000), basirt auf vorher dort
bestimmte astronomische Punkte.
5) Halb-instrumentale Aufnahmen im Maassstabe von
1000 Faden (2 Werst) auf einen Engl. Zell (= 1:84.000),
basirt auf astronomische Punkte, Solche Aufnahmen wur-
den in der Kirgisen-Steppe des Orerburgischen Länder-
gebietes ausgeführt.
6) Aufnahmen nach dem Augenmanss und Rekognos-
eirungen, beide vermittelst der Boussole, im Manssstabe
von 5 bis 10 Werst auf den Engl. Zoll (= 1:210.000
— 1:420.000), wurden im westlichen Theil des Russischen
Reiches ausgeführt, z. B. im Gouvernement Samara (5 Werst
auf den Zell), auf astronomische Punkte basirt; ferner in
den Steppen jenseits der Wolga so wie in den Sundwüsten
und den Öden mit Salaboden im Südosten der Kirgisen-
Steppe, überhaupt in den wasserlosen und gunz öden,
unbewohnten Gegenden (10 Werst auf 1 Zell).
Über die Ausführung der Hühenmessungen bei topographischen
Aufnahmen und die Hülfstabellen dazu siche Mimoiren des Kriegs-
Döpöts, Bd, XIX. 58. 117—130, über die Berechnung der Trapezien
auf einer Sphäroide von 1° Länge und Breite ebendaselbst $..
131-147,
Notizen. ’
Geographische Notizen.
Anton v. Beguly’s ethnographische und geographische For-
schungen am Ural, — Wie uns Herr A. v. Reguly schreibt,
ist dieser treffliche Ethnograph gegenwärtig mit der Aus
arbeitung seines Reisewerkes beschäftigt, dessen Verüffent-
lichung im nächsten Jahre beginnen soll. Es erfüllt uns
diese Nuchricht mit um so grösserer Freude, als von den
Resultaten seiner Forschungen bisher in weiteren Kreisen
fast nichts bekannt geworden ist. A. v. Reguly verwen-
dete mehrere Jahre (1844 und 1845) auf geographische
und speziell ethnographische Untersuchungen in den Ge-
genden zwischen dem nördlichen Ural und dem Ob, die
vorher so gut wie unbekannt waren und auch von der
Hoffmann’schen Expedition zum grössten Theil nicht be-
rührt, wurden. Die Darstellung der allgemeinen Richtung
des nördlichen Ural und dessen östlicher Abhänge er-
litt durch sie die wesentlichsten Berichtigungen, der Ver-
lauf der westlichen Zuflüsse des unteren Ob, ganz beson-
ders des nördlichen Sossva-Flussos zeigte sich gänzlich ver-
schieden von dem, wie er auf früheren Karten erschien,
und ausser einer Menge höchst werthroller Daten aus dem
Gebiete der Physikalischen®Geographie hat Herr v. Reguly
durch überaus mühsame und genaue Nuchforschungen von
Dorf zu Dorf die speziellsten Angaben über die Verbrei-
tung der Wognlen, Ostjaken, Syrjänen, Samojeden und Ta-
taren gesammelt. Eine Spezialkarte dieser Reisen bereiten
wir für die „Geographischen Mittheilungen” vor.
Bergrath Foetterles Reise nach dem Orient. — Eine
viel versprechende wissenschaftliche Reise ist in diesem
Frühjshr von dem ausgezeichneten Geologen der K. K.
Geologischen Reichsanstalt zu Wien Bergrath Fr. Foctterle
ausgeführt worden. Er ging Anfıng April au Bord des
Lioyd-Dampfers „Neptun” nach Konstantinopel, um von
hier aus einige Punkte der Klein-Asistischen Küste an der
Marmara und dem Schwarzen Meere zu besuchen und da-
selbst die geologischen Verhältnisse zu studiren. Er ge
dachte zehn Wochen auf diese Untersuchungen zu ver-
wenden und etwa bis Trebisond vorzugehen.
Zur jüdischen geographischen Jateratur. — Mittelst di-
rekter Mittheilung von Dr. E. Hecht (dat. Hoppstädten im
Fürstenthum Birkenfeld, den 8. Juni 1858) erfihreh wir,
dass dieser Herr die von Rabbi Bar Benjamin Jona aus
Tudela im 12. Jahrhundert verfasste Reisebeschreibung,
die häufig von biblischen Archäologen eitirt wird und für
die Geographie des Mittelalters höchst wichtig ist, zum
ersten Male ins Deutsche übersetzt und mit Noten ver-
schen hat, Auch befindet sich eine 60 Bogen starke Be-
schreibung der Reise des Dr. Frankl von Wien nach Pa-
lästina im Jahre 1856 unter der Presse. Sie wird vom
Institut zur Beförderung der jüdischen Literatur edirt und
nicht in den Buchhandel kommen.
Niederländische Expedition nach Neu» Guinea. — Zu
Anfang dieses Jahres hat die Regierung von Niederlän-
|
disch-Indien eine Expedition nach Neu-Guinen abgeschickt,
welche den doppelten Zweck hat, eine feste Niederlassung
daselbst zu gründen und wissenschaftliche Untersuchungen
anzustellen. Wie das „Algemeen Handelsblad” meldet,
wır der Dampfer „Eina” dazu bestimmt, die Mitglieder
der Expedition, unter denen mehrere Offiziere und eine
Anzahl Soldaten, nach dem Hafen von Dorei im Nord-
westen der Grossen Geelvinks-Bai zu bringen, die vor
anderthalb Jahrhunderten von den Holländern entdeckt
und aufgenommen wurde. Dort «oil ein Fort errichtet
und ein Detschement von 50 Mann postirt werden, wäh-
rend zugleich Ausflüge in die Umgegend zur Untersuchung
des Landes, der Küsten und Inseln unternommen werden.
Unser geehrter Korrespondent H. Zollinger auf Java gchreibt
uns darüber, dass sich unter den Naturforschern, welche
die Expedition begleiten, auch Dr. Limburg-Brouwer be-
findet, der noch vor Kurzem bei der geodütisehen Ver-
messung Jaya's mitarbeitete, aber von dieser Wirksamkeit
zurückgetreten ist. „Das Gleiche hat auch der Astronom
Do Lange gethan und das Werk wird nun durch den
Astronomen Oudemans weiter geführt werden, der aus Eu-
ropa erwartet wird.”
Neuestes aus Ost- Afrika: Zustand des zu ‚Zancibar ge
hörigen Gebietes; Burton’s Expedition. — Dem Schreiben
eines geehrten Französischen Korrespondenten, datirt Zan-
zibar den 22. März 1858, entnchmen wir Folgendes: „Ich
bin von einer Exkursion zurückgekehrt, die ich bis zu
2° 8. Br. ausgedehnt habe. Ich besuchte die alten Städte
von Sivy Pate’), von denen nur noch Ruinen übrig sind,
Lamo, ‚einen wichtigen Handelsort, die Ruinen der Stadt
Melinde, die alte Rhapta Metropolis, Mombas u. s». w,
Die Suahelis, welche diese Gegenden bewohnen, werden
etwa 8000 Köpfe stark sein. ser die Völkerschaften im
Innern dieser Küste habe ich sehr werthvolle Erkundi-
gungen eingezogen, und wenn meine Aufzeichnungen ge-
ordnet sind, werde ich Ihnen genauere Berichte geben. —
Said Said, Imam von Mascat, hat bei seinem Tode seine
Staaten unter drei Söhne vertheilt, von denen zwei auf
der Arabischen Halbinsel residiren; Zanzibar und die zu-
gehörigen Gebiete sind Said Medjid zugefallen, einem 25
Jahre alten, schr sanften und gutherzigen, aber energielosen
Manne. Er besitzt eine Flotte von fünf Fahrzeugen:
2 Korvetten, 2 Briggs und 1 Go#lette, sämmtlich Geschenke
von England, aber gegenwärtig fehlt ihnen die Remannung.
Auch hat er eine Armee von 3- bis 4000 Arabischen Sol-
daten, bewaffnet mit Sübeln und Luntenflinten, aber ohne
die geringste Taktik. — Die Stunten des Sultans von
Zanzibar umfassen die ganze Afrikanische Küste vom Kap
Delgado bis Magadoscha und die Inseln Monfie, Zanzibar
und Pemba. Seine Macht heschränkt sich jedoch auf die
Stidte, Dörfer und Inseln der Küste und bis zwei Meilen
ins Innere; jenseit des Jub (Dschub) bis Magadoscha ist
seine Autorität nur nominell, die Somali-Städte überlassen
8, Geogr. Mitth. 1856, Tafel 1.
Notizen. . 255
ihm einen Theil der Zölle und in jeder residirt eine Art
Gouverneur. — Was den Handel von Zanzibar betrifft
oder den der Küste, denn Zanzibar ist nur ein Entrepöt,
so glaube ich, dass er sich auf 10- bis 12,000,000 ') be-
laufen kann. Gegenstand des Handels sind Kauris (Mu-
scheigeld), Sesam, Kokos, Felle, Kopal, Gewürznelken,
Pfeffer, Sehildpatt und Elfenbein. Die Insel Zanzibar
produeirt viel Indigo und Zuckerrohr, aber beide Artikel
werden vernachlässigt. Handelshäuser giebt es, so viel
ich weiss, acht: 2 Französische, 3 Hamburgische und eben
so viel Amerikanische. Die Franzosen importiren Baum-
wollenwaaren, Waffen, Glaswasaren u. 8. w., die Ameri-
kaner Baumwollenwaaren, Seife, über 30,000 Fass Pulver,
Waffen u. s. w.; die aus Deutschland hierher kommenden
Artikel sind Glaswaaren aus Venedig, Säbelklingen, rothe
Tuche, Kurze Waaren u. s. w. Der Handel steigt jedes
Jahr. Wir haben hier Englische, Französische und Ame-
rikanische Konsuln; jede dieser Nationen hat einen Han-
delsvertrag mit dem Imam abgeschlossen, wornach fünf
Prozent des Werthes aller eingeführten Waaren un die
Dousne abgegeben werden. — Der Sklavenhandel besteht
hier noch in voller Kraft, Zanzibar ist ein grosser Markt
für Menschenfleisch und die Araber kommen dahin, sich
mit dem nöthigen Vorrath zu versehen. Die Bevölkerung
des Landes ist ein Gemisch von einer grossen Anzahl Afrika-
nischer Stämme und sehr vielen Indiern. -— Die Küste
des Festlandes und das Innere sind ausserordentlich frucht-
bar, die Vegetation ist sehr üppig und das Klima gesund,
Die Inseln Zanzibar, Pemba und Monfia sind Gärten, be-
pflanzt mit tropischen Früchten, wie Zimmtbäumen, Ge-
würznelkenstrüuchern und Kokospalmen. Fieber kommen
nur nach der Regenzeit häufig vor,
„Die letzten Nachrichten von Kapitän Burton und Speke
datiren vom Monat September; damals waren sie zu Ugogo,
acht Tagereisen vom See. In Kurzem erwartet man die
Ankunft einer Karawane, welche uns Nachrichten über
sie bringen wird, und ich werde mich beeilen, sie Ihnen
mitzutheilen. Auf der Küste habe ich erfahren, dass die
Korawanen in einem Monat nach Kaffa?) gelangen und
dass der Fluss Jub und der Osi ein und denselben Ur-
sprung in einem Sce bei Kaffa haben.”
Der Senegal und die Französischen Posten daselbst. —
Dem „Journal du Havre” (vergl. auch Moniteur universel
vom 10, Januar 1858) entnehmen wir folgende interessante
Notizen über den Senegal: Die Franzosen beherrschen den
Fluss auf eine Strecke von 250 Lieues, von der Mündang
bis zu den Katarakten von Felu. Auf dieser ganzen Länge
ist er nur während der fünf Monate Juli, August, Sep-
tember, Oktober und November, d. h. während der Regen-
zeit, schiffbar. Den übrigen Theil des Jahres hindurch
können die Schiffe wegen des niedrigen Wasserstandes
mur bis Mafu, 85 Lieues von der Mündung, hinauffahren.
t) Die Benennung der Zahl fehlt, wahrscheinlich sind es Thaler,
da in Zansibar fust ausschliesslich K. K. Österreichische Marie-There-
sien-Thaler kursiron.
”) 8, Stieler's Hand-Atlas, Nr. 45b.
Dieser Umstand hat eine Theilung der Kolonie in zwei
Arrondissements veranlasst, das des oberen Flusses oder
von Bakel und das des unteren Flusses oder von Seint-
Louie. Die Französischen Militär- und Handelsposten
längs des Flusses sind folgende: 3 Ligues von der jetzigen
Mündung (sie verändert sich bisweilen um mehrere Lieues)
steht Saint-Louis, die Hauptstadt der Kolonie; 40 Lienes
von Saint-Louis findet sich Dagana; 25 Lienes weiter Po-
dor; 100 Lieues von Podor Matam, das erst im Jahre
1857 in der Provinz Futa gegründet worden ist; 45 Lieues
von da Bakel; 40 Lieues weiter Medina, das am Fuse
der Katarakten von Folu gelegen ist. Ausserdem haben
die Franzosen noch den Posten Senudebu am Flusse Fa-
leme, der sich 10 Lieues oberhalb Bakel in den Senegal
ergiesst. Alle diese Stationen sind für den Feldzug von
1857 —58 in vollkommenen Vertheidigungszustand gesotzt
worden. ‚
Eine Reihe astronomischer Beobachtungen, welche der
Schiffslieutenant Gaillard längs des Flusses von Saint-Louis
bis Medina ausgeführt hat, haben erwiesen, dass der nörd-
lichste Punkt des Senegal an der Krümmung bei Podor
liegt, wührend er auf allen Karten weiter östlich, bei Ba-
robe, angegeben ist, und dass sein Lauf zwisghen Podor
und Bakel kürzer ist, als dieselben Karten zeigen, weil
die Krümmung zwischen beiden Punkten nicht so stark
ist, als man vermuthete.
Der Handel am oberen Senegal hält sich trotz des
Krieges in blühendem Zustande. Die nach Bakel gebrach-
ten Landesprodukte reprüsentirten im Jahre 1856 —57
einen Werth von 1,200,000 Franes, worunter für 60,000
Franes Gold. Die daselbst eingeführten auswärtigen Waa-
ren hatten einen Werth von etwa 1 Million Frances. Nach
wiederhergestelltem Frieden rechnet man besonders auf
eine sehr bedeutende Vermehrung des Handels mit Erd-
nüssen (Arachis hypogaen).
Licingstone’s astronomische Positionen in Säd- Afrika. —
Da wir früber nur die kleinere Hälfte derselben mitge-
theilt haben N), so lassen wir hier alle übrigen folgen, wie
sie sich im Appendix zu seinem Werke zusammengestellt
finden, wiederholen jedoch von den früheren diejenigen,
welche Veränderungen erfahren haben, und fügen der Lünge
von Greenwich die von Paris bei.
Den, Lı ©.
Varis,
Ngwa-Thal, } E. M. N. vom Hügel 118027’ 20° ,24°13' 36” |21°53' 22"
Am Tachobe, 3 E.M. 5. r. Sekeletu's | |
Sad . 2 2 220 MER 0350 10
Insel Mahonta im Tschobe „ . . 1TBR 0124 6 21 46
Sescheke amı Zambesi . . » . . 173138 25 13 22 53
Mündung des Njoko in den Zambei 17T 31 |
| Endt. Dr. |Osatl. Lur.ür.|
Kalo-Kataraıkt . . ’ 10 49 53 i |
Fälle von Gonye . 2. 0... 16.38 50 |23 55 21 35
Naneta . 2 2 0 een. 162 9 | !
Litofe-Insel, Stadt . . 20. 0. 15855 Ol |
Mündung des Lotti . . x. . |14 18 57
Y 8. Geogr. Mittheil. 1855, 8. 32.
2) Dr, Livingstase giebt die faigenden Längen nur in rundes Zah-
len, d. i. in ganzen Minuten mit Hinweglassung der Sckunden, an.
Wir haben desshalb auch bei der Reduktion auf die Länge von Paris
nur 2° 20’ statt 2° 20° 14” abgezogen.
256 ‚
Kabampo‘ s Stadt . . ‚182°37’ 36” 20027
Dorf NW. von den Piri-Högela ‚12 66 ig# 7 i20 #7
Dorf der Soana Molops , » , „ jil a9 22 j22 42 20 42
Quendende's Dorf . . ,. - . . | 41 IT!
Ufer des Lovon. 0 20.0. 11 a0 34
Nyamosna’s Darf . 2 52 35 22'499 20 29
Mündung des Mukondo in den Lieba 13 23 12
Katoma’s Stalt . . . j11 35 40 |28 97 20 7
E. M. 8, vom Dilolo-Ser . ie ı1 32 ı
Jarf nahe der Furth über den Kosl (11 15 55
Bango’a Duff. . 2» 2 2.“ 10 22 55 120 58 18 38
Ufor des Techibane . . . . . [10 87 mw !20 58 18 33
longa Panza’a Dort . ....{025 0 |20 15 17 56
Furth über den er or. a DT 16 7
Camanee . ale . 37 30 |17 49 15 24
Tala Mungoago . -
Ufer des Quize, nahe de Quee
Sanza um Anlee. .
Pungo Andango . »
Am ÜUoanzıa, ®' W. von pP. And.
Candumba., .
Mündang des Lombe in 1 den Coanas
Golungo Alte . .
„Aguses doces”, 10' w. 7 Gel. Alto
DES USE DRS nm
% 1 - & a
[23
er
»
Mündung des Luinha in den Lucella 26 23
Massangano u 37 46
Ambacs : | 16 35 15 28 13 3
Kalai, bei den Vieteria-Fällen 17 81 34 ‚26 at 23 81
Fiüsschen Irkone ia ss 2 86 ı23 35
Kalomo-Flus. 2. 2 » 2... .+j17 8 0 |
Flüsschen Dila © 2» 22 20. 16 56 0,26 45 24 25
Kise Kise-Hüyel vs = 0. 0» [1627 20 [|
Flüsschen Nakotschinto . + 118 11 24
Eloephenten-önb . + «136 3 0128 10 25 m
Kaie-Hügel, Flüsschen Losito . . .j1656 0 j28 3 25 41
Am Kafue, 8Ö.r.d. ea re 15 48 19 ,28 22 ss 2
Mündung des Kafue . . 15 58 0
7--8' NÖ, davon, am Kambare . |15 40 0 |28 84 2.14
Ufer d. Zumbesi, 8-10’ unterhalb des
Zuaammenfiussen . «+. 0.) 0 49
Ma-Mhuruma’s Dorf . . » . » [15 36 57 13092 Fi |
Zumbo . . een. MS BT 22 50 28 13
Tschilonda’s Dort . . . . 118 38 54 |30 52 as 32
Dem Pinkwe-Hügel gegenäber . . ji sp 11 |88 5 20 45
Flüsschen Moschus . ., » u. j15 45 33 (32 28 0 2
Flüsschen Tangwe “00. 0. 116 13 38 [22 28 sw 9
Tote . » + +16 9 8 |83 28 a1 8
Heisse Quelle” Makorosi . +. + ]15 859 35 |
Insel Mosambigne im Zambesi . . |16 54 46 las 51 20 31
Insel Nkuea ., » +... » [IE 1 6) |
Benna . - ee 00.0. ,3j17 937 118 67 192 37
Insel Schupanga . : 17 51 58 r
Kleine Insel 6—8 E. M. unterkalb N
Bcehupanga . » + =» . IT 50 BR
Mnzero oder Mutu . +» » j18 a 47 135 57 \s3 a7
Quiliman . + = “nr nn. 1758 836.40 34 20
Giftige Fische am Kap der Guten Hoffnung, — Unter den
Fischen, die man in Simon’s Bay fängt und die auch längs
der östlichen Ufer vorkommen, gilt eine Art als im höch-
sten Grad giftig und wird wegen (dieser Eigenschaft von
Fischern und Einwohnern ganz besonders gefürchtet, nkm-
lich der Tetraodon Honkengi, Bloch, dessen ausführlichere
Notizen.
|
Beschreibung desshalb hier folgen mag. Der Körper ist
länglich, die Haut dick, schlaff, schleimig und mit kleinen
hervorrmgenden Knötchen versehen, namentlich an der un-
tern Körperfläche; den Bauch kann derselbe wie einen
Ballon aufblasen; der Kopf ist kurz, breit, flach; die un-
tere Kinnlade ragt vor, beide aber sind scharf, schneidend
und 50 getheilt, dass sie zwei Zähnen gleichen. Die Na-
senöffnungen befinden sich vorn vor den Augen und sind
röhrenförmig. Kiemendeckel und drei Kiemen sind unter
der Haut verborgen, die eine schmale Seitenspalte an jeder
Seite besitzt. Keine Bauchflosse; Afteröffnung weit hin-
ten; Brust- und Steissflosee abgerundet. Die Ribben sind
unentwickelt (almost absolete); Darmkansl zweimul gebo-
gen und ohne Blindsäcke; Leber einlappig, oben stumpf
und spitzig an der Basis. Milz und Gallenblase klein,
letztere fast von der Grüsse einer Erbse. Nieren gross,
liegen schr hoch und haben Ähnlichkeit mit Lungen.
Schwimmblase zweilappig. Kopf, Rücken und Seiten sind
braungrün und mit grünlich-weissen Flecken marmorirt.
Ein breites, langes schwefelgelbes Band läuft von unter-
halb der untern Kinnlade bis zum Schwanz an beiden
Seiten des Körpers. Die Seitenlinie beginnt unter den
Augen, steigt aufwärts und endet in der Nähe der Schwanz-
flosse, Alle Flossen sind olivengrün mit einem gelblichen
Schein. Bauch weiss, Augen klein, zum Theil von der
Haut bedeckt; die Pupillen hell flaschengrün; Iris bluth-
roth., Länge 6—7 Zoll — Dieser Fisch (Blassopoisch,
Balloonfish, Tondfish) findet sich niemals in der Tafel-Bai,
sehr häufig aber in den Buchten östlich von derselben; er
ist schr gefrässig und desshalb leicht zu fangen, Sobald
er gefangen und ausserhalb des Wassers ist, bläst er sich
auf, giebt einen eigenthümlichen, grunzenden Ton von
sich und verräth in seinen funkelnden, dann wirklich
schrecklich anzuschenden Augen einen hohen Grad von
Wildheit. Vermöge seiner bedeckten Kiemen und seines
schleimigen Überzugs kann er aussergewöhnlich lange Zeit
susserhalb des Wassers leben. Er hat einen nauseösen
Geruch und nährt sich von Mollusken und Krustaceen. —
Viele Fälle, in denen der Genuss dieses Fisches den Tod
herbeigeführt hat, sind als unzweifelhaft konstatirt. Die
durch seinen Genuss herbeigeführten Vergiftungssymptome
sind: Übelkeit, Kolik, grosse Hitze und heftiges Jucken
der Haut, schneller Puls, Schwindel, Verlust des Gesichts,
kalter klebriger Schweiss und endlich der Tod unter Kon-
vulsionen. Über die Natur des Giftes selbst ist man noch
ganz im Unklaren; auch ist es noch nicht ausgemacht, ob
der Fisch zu allen Jahreszeiten diese giftigen Eigenschaf-
ten besitzt oder nicht. Andere Species derselben Familie
sind ebenfalls giftig, so der Tetraodon ocellatus, L. {siehe
Osbeck’s Reise nach China und Ost-Indien), ferner eine
in dem Rothen Meer vorkommende Tetraodon - Art, von
der sich die hier beschriebene dadurch unterscheidet, dass
die Unterkinnliade vorstcht, der Schwanz abgerundet ist,
ferner durch die Brustflossen und eine verschiedene Färbung.
. Bibliographie, Januar, Februar, März 1858.
267
Bibliographische Übersicht
der im I. Quartal 1858 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze und Karten.
Zusammengestellt von H, Ziegenbalg.
Geographische und statistische Zeitschriften.
nn amselın de la marine et des eolonlen. Xe annde. Janrier — Bis:
pro Jahrg. (20 fr) 6 Thir. @ N
ne Anasien des den la u Free R de Tarcheo-
bagie. ung mar , A, Malte n. + an Decembre. a
Janvier — urn Parka, A, ad. © ro Jahrg. (30 Ir.) 10 Thin,
Annall untverdall di Statistien, aaa A Feeistazione, worin
t eommereio, eompilatl di Gum. ar 3a Serie, Vol. XV. Fase, di o
— Febbra)o, Milano, 8. pro =. a... 14,8
Archir für wissenschaftliche Kunde von Rumland. Herausg. von d. Erman.
xv1l. Bd. 1. Heft, Berlin, G. Reimer, pro Jahrg. 5 Thir, 10 Ner.
8
Das Ausland. Eine Wochenschrift für Kunde des geistigen und sitilichen
Lebens der Völker. Bed: & F. Posche. #1. Jahrg. - en re 9 TR. 30 Mer. 4
Ballettino di notizie statistiche Itallane e straniere € Bee See pin Impertanti
venzioni © te Eee deit Industria e delle I cumplinta da
(us, Sach. ol. XLE. Dieembre. Milano. & di. y 60.) 2 Thir. 6 Nar.
Bremer Handelsblatt in Verbindung mit O. Habmer's Nachrichten aus dem
Gebiete der #tants- und Volkswirtischan. 7. Jahrg. Nr.i-13. Bremen, Schüne-
mann. 4. pro Jahrg. 4 Thir.
Bulletin de la Bordits de bie, ridigd Maury es V. A.
Brun. . Serie. T. XIV. IMeem T. XV, Janvier, Ferrier. Paris, A, Her-
The Joerasl of Ihe Indian Archipeiage
Logan. New Series.
Vol. ey ht Nr. 1 Bugn Bin; 1807.
Statistienl Society of Londen, Londen
Journal of the Parker & Son. 8. Ja
— Mareh.
De Hal (4 0 0.8) 1 Thlr.
Mittbellungen des statistischen Burean's in Berlin. Hrag. von W. Dieteriel.
11, Jahrg. Nr. 1-6. Berlin, Mittler &3, 8, Mit Beilagen.
Mitthellungen der a ie 5 bischen Gesellschaft. Red. von Fr. For
1. Jah I 2. Heft. Wien, Braumälier, 8, XX, 180 pp. Mit 1.
und ? »
Anlagen ans Justus Pertbos Geographischer Anstalt, ete. 1887, 13. Heft.
1858, 1. 2. Gotha, J. Perties. 4. Mit Karten. Jedes Her 10 Ner.
Morskil Swornik. See-Magazin. Hrsg. von der N" R_.: December.
1858, Jah. Februar. P & [Kussisch.) pro Jahrg. (6 B.) 9 Thir.
Tbe Nautioal Magazine "Naval Chronleie, Vol. XXVII. gr March.
London, Simpkins. 8. Jedes Heft {1 ».) 12 Ner.
Pronssise Handels- Archiv. Wochenschrift für Handel, Gewerbe und Ver-
kehrs- Anstalten, Hrag. von r. Pidckn und Saint - Pierre. 12. Jahre, Ne. 1-18,
Bertin, Decker. 4. Mit ur u a .._ va.
Procesäings of the 'hical Bochet London. Nr, ®
: ne. Er ei Jedes m (1 =.) 12 Ner,
Paris, Rourier. ® pro
Bapiskl, etc. Schriften der kaiserl, Rumischen
zu, »s Unter der Hedaetion P. X. Nebolsin’s, Mit 8 Tafeln. Petersburg, 1BST,
VI 448 pp. [Beste] (dt KR. 50.) 2 Thir. M Neger.
Inhalt: Wasilen hreibang der Mandscharel (p. 1—T#), — Deraibe,
Ueber Ningut (11h), — ee Ueber die merkmwürdigsten «Ibirischen
Alterthümer und die Achnlichkeit einiger derselben mit grosserussischen
(188, — German. De allmälkge Ausbreitung der Kronbauern Im Goa-
vern. Woronesch (397). — Abramms, Beschr, des Kreises Baresuow (—HR).
Tijdschrift vor Nederlandsch Indie. Titgeg. door W. R. van Holvel, 506 jnarg.
1-3. Zalt-Bommel, Noman & Zoon. 8. ze zum. (di. 18.) 9 Thir.
Tijtschrift voor #tasthulsboudkunde en statistiek. Mr. B.W.A, E. &loet
tot Oldhuis. 166 deel. 1. 2, tukken. Zwolle, Tjeenk Willink. &
pro Jahrg. von 8 id. 3, 50.) 8 Thir. 25 Ner.
Wochenschrift für Amronomie, Meteorologie und Geographie, . von Zeis.
Neno Folge, 1. Jahrg. 1858, Halle, Schmidt. Nr, "1. pro Jahrg. #3 Thlr.
Zeitschrint für allgemeine Be Mit Unterstützing der Gesellschaft für
Erdkunde zu Berlin vo. e. w. Hreg- ii 3 X. Neumann, Neue Folge. Il. Ba., 8.
6. Ben und IV. Bd. 1. Heft, Bla D . Reimer. # Mit Karten.
Jeder Hand 2 'Thir. 20 Ner.
Geographische Lehr- und Handbücher.
Adams, W. Pirst Lessons in G by: with a Specini Article on the Tond-
stones of Derbyshlre, a Glossary, ete, Diss, Moziey. 18, 173 pp
(di # 64) 18 Ner.
Ankiaer, & Geographisk-statistiek Haandbog. 174e Hefte. Chilllcoahe — Colle
di Val d’Eisa. gr ern Philpsen. #8, „Jedes Heit von 32 pp. (Mak-) 7) Ner.
Becker, W. Geographie für Gymnasien und höhere Bürgerschulen. Köln. De
Mont-Schauberg. 12 1, 520 pp- ı Thir,
H. Was man von der Erde welss Fin Lehrbuch zur Beibsibeleh-
rung für die Gebildeten aller Stände, Lig. 1724. Berlin, Hamelberg. #.
geor a ae.
hitotheen historico-geographiea oder u ge nete Debersicht D
Deushisst end dem Awlande auf dem Gebiete der gesammten Geschichte und
apbie nen erschienenen Blicher. Hrsg. von Gst. Schmidt, 5. Jahrg. 1887.
2. Heft: Jall — December, Goettingen, Vandenhoeck &R. 8. ld pp. #9 Ner.
g V, Petit eomrs ne de geographie, Be Edit, rerne et vorri-
ge, avec un tablean synoptique des dipartements de In Frante, eumprenant
|
|
|
!
les cheis- Meux, les auus-prefectures, les principales villes secondalres #1
population d’aprbs le dernier tecensement, Paris, Hiveri. 1A, HN a
©.
da Castro, Fine Gran Dizionario geografico, polltieo, atatlatien, storico,
tare « cmumerclale dell’ Europa complinto com ordine lessico e metsdico sulle
—“ Arrowsunlth, Busching: 1 Balbi, Cannabich, etc. eis. Vol, Il, Disp. 15—42,
o, 1857, Pagnoni. 8. pp. 217-064. Jedes Heft (80 cunt,) 7 Ner.
Volksansgabe (30 u | » 2.2
= an Gaeiamo. Element di Geografia generale, Venezia, rk yo
” ı.%)
©. 4. Petite phle gindrale ot coamorrapkle, Bi le taxıe
des Atlas de gdographie. ee Co 8 6
Chiara, L. Elementi di geografia unirersale fisica, morale, politica, Industriale,
vorugrafica, eoc., rilevati sul clas-
eormmerelale, storica, monumentale, astronsmica,
., com tutte be movitä a turto 11
sich autorl modern! Itallani, francesi , tedeschi, ecc.
1897. Seguito da um trattato di e serra armlliare. Napoli, 1857, 12,
(50 gr.) 1 Thie,
Cornell, James. Geography for Beginners, London, A
* er.
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Poster, A. P, Manual of Geographieal Promunelation. London, Stanford. ._
(2 =.) 24 Nor.
u geographle möäbolique, par Achiie Meissas et A, Michwiet, suivie diem
petit teaitd ser construntion des cartes, par Churie, Paris, Ha-
ehatte & Co 2 XVI, 360 pp. Mit 2 Karten, .
Geograßa storlca moderna universale, corografien, polition. statisticn, oommer-
elale e industriale, compilata colle norme e sulla opere dei pilı Älinstri Geografi e
Statkstiei di tütte le nazloni e speolalmente di Audr, ed Eug. Balbi, Marmocchi,
Rütter, Roon, rt Chauchard, Muntz, Ghiberti, Lavalice, eoc., per cura di
una societä di ee A ee Ba Y. de Casiro e A.
Strambio. Punt. 2—12, Milano, 1857, Pagnoni, 8, 2 28, Mit SuSE
er
"des Heft (40 cent.) 5
Erscheint In 3 Tkin oder circa 20 Heften.
La Geograßia universal, segun los novisimos descubrimientos, tratadcs, balan-
cos eomerelales, oensos 6 Investigaciones, redactado en vista de las obras de An-
tilton, Mlüano, Torrente, Verdejo, ete., por lo que respeeta d la parte espahola,
y Balbi, Malte-Brun, Eryes, Huot, Larenandidre, tocante d In parte estranjern, y
oompisinda asia bay äle vor san seciedad Ikeracie. y la parte estadistica por D.
U. de R. 2 toımos, d, 1857, Lib, espafole, 8. 396 u. 589 m mess
(15 ra.)
Grabe, A. W. Geographische Charakterhilder in abgerundeten Gemälden ans
der Länder- und Völkerkunde, Nach Musterdarstellengen der deutschen und aus-
landischen Literatur u. &. w. 7. Aufl 1. 2. Lig. Leipzig, Brandstetter. #. XV,
#4 ıp. 1 Thlr. 2) Ngr.
(Erscheint In 4 Ligen.)
= Guisiatn, L, Eiäments de geographie anclenne, Harre, Impr. Lemble. 12,
PP-
Chrph. Leitfaden der physikalischen und politischen a
Nürnberg, Schmid. 8 IV, B8 pp. Mr ge 75 Ner.
. „Erepelupadie der Erd-, Völker- und en - 26,
2. wi. Leipaig, Arno 4. p Biel 4 Ner.
Leeelones Instructivas nen in gan in tt Sr Obra
port. Con ey refürmas esprosdas en el naadas Loy de
#36. y seguldos de une rudimentas de ER. 2 de ze, vn D. Mariano
de Hwerta. Madrid, 1886, Colleja. 8. XTE, 476 pp. Mit 1 Karte = Spanien w
rl Abbilldgn, «10 rs.) 1 Thir. 10 Ner.
de Irtarte, Tom. Leveiones Instructivas sobre la historla y ia a. Obra
postuma. 4a odie, por Aldi. Gome Kanere, Corregida y numentnda ete,, ete., y
adornadn con 9 estampas histerlens 24 geogräflens, Madrid, 1857, Hui 8
Vi, 560 pp. Mit 1 Karte von # ao re) 1 Thir. 10 Nor.
v. Ältden, G. A. Handbuch der Erdkunde. 1,—85. Lig. Berlin, Weidmann.
8 hass 1400. Mit Holsschn, 10 Nor.
Kleine Sieh
seriham Oesterreich nebst einem ng der biblisehen Geografie. 7.
Muster. Aufl, Pest. Lampel. &. er-
phbe als Lohr- und Lesebuch für
p. Mit 1 Karte
» Pr. Tr. Die Eiaenne Game
Oymnasien, Real-, Bürger - und Pc un tt, 3. Aufl, Nordhausen,
Büchting. 8. IV, 128 pp- 12 Ner.
Kutsser, /. 0. Geographische Bilder, enthaltend das Interassanterte um! Wis-
senswürdigste aus der Länder und Völkerkunde und der Physik der Ente, Nach
neuen und guten Quallen für Lehrende und Lernende, sowie Mir Freunde der Geo-
graphie bearbeitet und gesammelt. 1, Bd. Europa. Glogau, Flemming. # VII,
468 m 1 Thir.
ne Te Alographie du üge. Epli Bruxelles, Ve Pilliet.
moyen - ogue. Bruxelles, Ver
# 208 op. Mit 8 {? fe. 650.) 2 Thir. 20 Ner.
Locher, Pr. Allgemeine Erdkunde, oder petiestes Handbuch zur Beförderung
und Belebung des geographischen Sinner und Wissens für Schule um! Maus, Sta-
tistlach, En Br ne und comparativ bearb. 4. 3. Lig. en
Manz. 8. p. 97 Jeie Liz. & Ner.
258
MLeod, Walter. Examinatien (Questions in Physical amı Political Samen.
London, Kongman. 18. (=) 18 Ner,
Malte- Brum. er. universelle, illastrde par Get. Dorde. ale popslaire.
Berkes 8-12, Kan 4 Jede Berie u 0 pp. 2 8p. Mit 5 Karten und
zahlr. Abbildgn, (2 fr. 10.) 21 Ner.
Malte-Iirum. O phie universelle, rerme, reetifide et Cor; t mise at
niveau de Yötat netuel den connalssances gdographiguen, par E. Paris,
Dufour. #. T. IIL 2 p MI-4M. T, IV, 1. p 1—146,* T, VIE, 2. p MI—H8
Mit a hoheen u. Karten. Jede Abih. (fr) 1 Thir. ®0 Ner.
‚ Dumarenivra. Nocionen elementales de geografia universal
€ historin an & Benal Espafia, para mo de Ion nifios de ambos sexos de las enonelas ele-
mentales y auperiores. Barcelona, 1856, Granell, #. 12 pp. Mi 5 ey
(dr) gr.
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with more than ffty oerographie Maps, and numerons Woodeut Ze.
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RBoffy, ©, Bepätitions derites «’histolre et de geographie pour le baoralı
des sciences et l’Ecole de Saint-Cyr. 2+ edit, Tonlonse, Privat, 1#
[) fr. 50.) I Thir. Ne
Reuschle, K @. Handbuch der Geographie oder neseste Erübesshruibung Cab mit
besonderer Rncksicht Ta Statistik und Topographie. 1—5 Lip. erg Schwei-
zerbart. B zu IM ede Lig. 18 Ner.
Schmidt, Ad. Beuel für Handels- und PRETEE, 1.—3, Heft.
Pest, Heckenast. p 1—128. pro complet 1 Thir. 10 Nor.
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Frangais. 2% eilt. entiörement refondue. Berlin, Gutientag. 8. X, 408
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on fi an
based on the larger Dietionary. 4ıh edit, London, Murray. s, “2 BR... Er
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partienlar de u 24 edie. Madrid. 1857, Sanıa Coloma. 8. pp. (tra )8 Ner.
ee a ee Se meine, 5 lement rödigd
pour Atlas didmentaire simpliäd, Nowv. ddit./ revus par A. “ Paris, An-
drivemu. 18. VIII, 428 pp.
Spitzer, Jak. Gseograi e für Volksschulen. Mit einer Uebersichtstahelle des
ganzen Kaiserstaates versehen, 9 verm. Aufl. Wien, Mayer & Co, 8. Naher
Stein, Ohr. Gestfir. Dan., und Pd Hörscheimann. der
und Statistik für die ran Stände, Neu bearbeitet unter Kung
mehrerer Gelehrten vom J. on au T. Auf. 1. Bd, 8. Lig. (3. Abtbell.:
a Std - Amerika. En Woppiws. p 1-96). Leipzig, Hin-
Dasselbe. 7. Aufl, 9. Bd. Zumen: 1. Lfg. er! I Dar.
sicht. a J. E. Wappäus. Russland, Von Feosdor Possart. 300 pp.) Ebenda-
selbst.
Se. I Handbook to the Berien of large Physical Ma; for School far
strostiom. Edited by J. Tülserd. Gotha, 1887, J. Peribos. & "m 10 Ner.
The, Ant J. F. Lehrbuch der allgemeinen Erdbeschreibung, mit
Berücksichtigung dies üsterreichischen Kalsersiantee Fir asien, Heal- und
Handelsschulen. 3 Abtbien, Arad, Gebrüder Bettelbeim. #8, 1.u 2, au
2 1 Thlr.
Fournouz , Ai. Gdographie en relief. Sphäre terresire, Explicntion de ia
figure, Paria. FH a
Ungewitier, F. H. Neueste rg und Stantenkande. 4. Auf.
14-18. Dresden, Adler & Dietws. “u
w
'ennberg, P, M. Pörberedan
graphien, for Folkscholar. 4. Uppl, Stoekbolm, in
öre.) a
(25
Wer! en, en Illmstrerad Handhok für Alla Samhlillsklasser, E
Blanc's „Handbech des Wissenswürdigsten” öfwerstatt och bearb. af Gst. Thomde.
10. 11. Haftet: Buropeiska Staternas Geographi, Dot od Fauteaia, Häßtet 4
och 5, Stockholm, Exp. af Konv.- Lexikon. 8& p. 10—
Jedes Heft Ben (16 sk.) 10 Ngr.
Mathematische und physikalische Geographie. ,
Buche, A. D. On the Winds of the Western Coast of the United States,
from Obserrations in conneetion wih tbe U. 8. Coast darrep. with a Plate.
(Bllliman's Amerlcan Jourmal of Beienco and Arts, Ji
Boitlol, La mitdorologie dans los mimolres dies Bochdide savantes. ‚3 article,
(Bevsa des Socidtös sarantes, 1897, Novembre.)
#. Wo kommt der Wind b her? und Wo geht er hin? En pe
rer Vortrag. Leipzig, ©. Wigand. gr.
Di «tworsemin keli « TE wre ad larıy a A obra-
zöw geologieznych Dominika Zonnera. ‚ Daikowski. 8.
(Die Inte der Erschafung De Erikoge. Bine popaläre Abhandlung,
angepasst dem geologischen Bildern des ik Zonmner. x
Geographie physiqwe de la mer, (Hevue britannique, Janvier, etc.)
Mar, Trails Ars. Comparstire Physical Geogmphy: or, the Earth in relntiom to
ranslated from the French by © ©. Felton. 24 edit. er Kyı
Ic 12
. D? umbotdt, Aier. Kosmos, Entwurf einer physikalischen weilbenchreibung.
4, Bd. Stuttgart, Cotta. #8, 650 pp. a Thir. 6 Nor.
Sindor Koszmosz. A vilig egyetcmes terındazeii leirüms. M
ral Miksits Imre, Eied füzet, Pest, 1857, Emich. 8. #4 pp. Jodes Ile 16
Pränumerstionspreis für das ganze Werk 10 Thir, © Nr.
(Komme, #oa Aleı. vr. Humboldt.) Ladenpreis 18 Thir. 10 Ner.
Alter. Des Volcans. [Fragment du 4e vol. da Kosmos.) (Berne
germanigue, 31 Janvier.)
(American Almnnae
ing, Jos Terrestrial Magnetism, [Conelasion.]
for 1838, eng
De quelgues pbeinombnes mitdorsiogiques, vonts alizde, eouramts
m de la ıner, giboulden, vents Irrögullers produits par les aerolithen, Reims.
32 pp. (Aus den Travanı de l’Acnd, imp. de Reims.)
Merian, P. Meteorologlsche Uebersicht des Jahres 1858. (Verhandi, der na-
turfursch Gesellsch. in Basel, 1857, 4. Heft.)
Netoficka, Bug. Blicke in die Geheimnisse des Mondes. Eine popeläre Dar-
Bibliographie, Januar, Februar, März 1858. .
stellang seiner kosmischen har pbysischen Beschaffenheit und sine
Wechselbesichungen zur Erde, Graz, 1837, Damian & Sorge. #, IV, 107
Mit 1 Mondkarte und mehreren Zeichnungen.
Oettzen, W. Argelnnders Zonen- Beobachten vom 15. bis #1.
cher Deelinstion in mittleren Positionen flir -0. Wien, 1887, Gerold. 8.
[0 ie’? (Aus d Sitzungsber. d. k. Akad. der Wias.) »“
be a Geosgraphy of the Sea. {Frasers Mag., Fehraary.)
nn geographigue de Vuniversallid des metdores en zumes
PR. 1 an ques, solnires ou Junaires; de jeurs rm; entre elles, (Nouv,
Annales des voyages, Förrier.) — Auch separnt gedruc Paris, A. Bertrand,
% 4 pr
Mary. Physical u 9 A din edit,, —n
a Portrait, London, u. 8 1.) Te Thir. 18 2
Stark, James. Address to the Meteoruingienl Soelety of Beotiand ı ahoml
tbe Bearing of the Farts ascertained during the two past Years on the Theory
Storms, anıl their Periodielty; on tbe Infiuenoe of the Son, Winds, and Gulf Stream
on oar Insular Position; on Ihe mean Temperature of the Different Distriots of
Bootlamd, etr. Head befure tbe General Meeting of ihe Soclety, January 18, 1858,
Edinburgh, Menzies, &, 24 pp Mit I Taf. (1) 19 Ner.
, Ant, Grundafige der mathematischen Geographie und der Land-
karten . 1. Einleitung. Vorbegriffe der Messkunst, Örlentirung, Land-
kartsahmnde. IE. Mathematische Gesgraphle und Projestionsichre, Ein Mandbusk
für Jeden, der ohme Vorkenntniss der höheren Mathematik sich über den Gegen
stand unterrichten will, imsbesondere flr Lehramtscandidaten der G: kon
Realschulen und Hauptschulen. Wien, 1867, Beck. &. 188, IV, II, su IR 313
r.
La Terre illnstrde, om tables eg et globe an le Rn physi Rn
botanique et ethnograpbique, Bruxelles, Kiessling & Co. 4. 13 Taf,n. En
(14 fr.) & Thir. 10 =
L Ar Die Messung von Benchöhen. (Natur und Offenbarung ,
Allgemeines Geographisches, Ethnographisches und Statistisches.
Almanach de Paris. Anmualre international, dipleanatigne, administralie, sta-
tistiqve, financier, imdustriel et commercial, Ire annde. 1868. Franck, 18.
VI 42 pp. u rar 10 Ner.
The Moerien Almanse and Reposit of Usefel Koowledge, for ibe Year
Boston, Crosby, Nichols & Co. ®. VIII, 376 74 (D. 1) 2 Thir.
Carsı, 0.0. Die Frage nach Entstehung und Gliederung der Menschheit
vom Sta ikto gegemwärtiger Forschung. (Unsere Zeit, 14. Heft.)
3 The Systems of Cirilized Nations. (Hunts Merchants Magazin,
.)
4. Histoire naturelle de !’homme ot de In femme d Due pa
ton sur le globe terrestre Jusqu’h nos jours; race a kan Bu
un racee-)
Perle Donte. 18, g. Mit 10 Abbilden.
den races humaines. Ile memoire :
Enden
thode maturelle Wethnologie, Paris, 1867, Leiber & Comelin. 8. os Slam
Eiteemere, Bari. Essays on History, Biography, Geography, Engineering. etc.
Contributed 10 the „Quarterly heviem. | Londun, Murray. 8. VI, 474
cı2 .) 4 Thir. 4 Ner.
Enthält u. A.: Manners and Usages of Japan. — Hecolleotions a
Hudsons Day Company. — bu to Ihe Antarotie Regiona,
ng Usteke Undersögeiner esmtinberdig Ko
A. Bin L) af enak Iadhold.
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par E. Trieauit. Are 9 cartes. (Hevue colonlale, Janv,, Ferr.)
Mawry, Alf, Rai falt le 27 novembre 1857 hi ia sreonde amembide gind-
rale annuelle de la BED Wr DaB dam enn. ER SER, Sun: yesgnin dan
us
de
wlonces Ballade ues depuis je 10 tre 1866. Paris 8 72 (A
ne de geogr.. Die. 1887.) m
‚ st, Deile razze umane. Bagplo einsloglen. Vol. 1.
Pt 1887." 8. voll, p. 1176. Mit Abbilden.
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bes pays comstituds du monde, reouelllis d’aprıs les Gonndee | ion plus en.
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sopis N: u Heft, Prag.)
Williams, J. Ensays, Hologleal, Philosaphieal, Etbnologleal and Archaeolo-
eonnected with Ihe Prehistorlen! Hecords af Ihe eirliized Nations of Ancient
gi of et 7 L- which first oceupled Great Britain. Londons, J
R. Smith, T Taf, (16 a.) 6 Thir. 12 Ne
Wolters, Fa Teblaun s synoptiques des chemins de fer du glohe et des prinei-
socidtds par actions, ji d dran texte explicutif des chamins de fer. Paris,
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Nautik
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-
Bibliographie, Januar, Februar, März 1858.
Becher, A B. La agujs de las tormentas, d sea manual sobre huracanes para
wso del navegante. Con la teoria de los hearncanes puesta al alcance de todos,
Uustrada con liminas y moticins de hurscanes, Pussto en eastellano por el te-
niente de navio de la armada Lobe. Con un upändice que contiene el uso
de la rosa trasparente de Talco., tomada de la obra de Mr. Piädington. titalade:
Cartilla sobre Ia ley de las tormentas, para nso del naregante. Barcelona, 1856,
Tamo, R. er (8 ra.) 1 Tülr. 2 Ner.
Bremiker, Nantisches — oder vollständige Ephemeriden und Taseln
für das Jahr 1860, zur Bestimmi der Länge, Breite und Zeit zur See, nach
astronomischen Beobachtungen ne einer gomeinfamlichen Anleitung, wie die
erforderlichen Rechnungen ansnmellen sind. Unter gen Aufricht Ibveraus-
gegeben, 9. Jahrg. Berlin, G, Reimer, #. LVI, 218 15 Ner.
Connalssance des temps on des ınnurements odlestie: a Vunapge den astrono-
mes et des narignteore, Ra pabli# par le Bareas des longiiwden.
Paris, Mallet- ra 44 pp iS fr.) I Thir. 20 Near.
möme, Ben — pP a 2 = a Thlr, 18 Ner.
de Corbis, Brossard. sploration hy hique de aldınd. (Hevue
eeioniah, Ferrier ) ” BR
Durondeaw. Notice sur les erreurs des compas (nes aux attranions locales
a bord des narires en bois et en fer, mulvie Winmruetlons str les moyens de dd-
terminer ces errenrs et de les corriger, Paris, Depont 8. Bi pp.
Doer, 7. WW. Ueber die Temperatur der Ostseo verglichen mit der des atlanti-
schen Oceana. (Zeitschr. f. allg. Erik., Januar.)
Bralon. Mittheilung über die Meerostiefenmessungen des Schiffes Arctle,
(Monstsbericht der K. Prenss, Akad. d, Wissensch., 1857, December.)
Une entreprise maritime au dix-meuriöme aldele, I. Le lieutenant Maury,
influence de son oeuvre sur le commerce et ja narigation. (Hevue des deux mon-
des, 1 et 18 Mars.)
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. (Noav, Annales de In marine, Janrier.)
Keller, #, A. E, Instruetlon sur la navigation par are de grand cercie & l'aide
du double planlsphäre. Paris, Didm. MR. 31 pp.
» Kmsai aur es Ourazans et Ins tompäter, et ptlons en
ir en noaflrir le meins de dommapen possible. "Paris, Hoblquet. #. IV, 192
it 2 Taf. und 2 Karten. (8 fr) 1 Thir. 20
Lehrbach der Narigation und Ihrer mathematischen Half » Wissenschaften.
Für die Königl. Preum. Navigationsschulen bearb, von MP. Albrecht und ©. 8.
Fieros. Hrsg. im Auftrage den Könlgl. Mint. für Handel etc, 2. Aufl. Berlin,
1857. Decker. & XVI, 644 pp. Mit Holzschn. u, 2 Taf. 3 Thir. 18 Ner.
Maurpy. Ins Telegraphen-Plateau des nord-atlantischen Ocean. Nebst Karte,
(Peternann's Mitihefl. 1867. XIL)
Maury. Ueber die Sondirungen auf dem er en-Piatean«. Mitgethellt
von Prof. Ehrenherg. (Zeitschr. f. allg. Erdk., 7, Novbr „ .)
(Mörsite. Aristide.) ProfondeÄrs de l'Oedan. rt Aun, de ia marine, Färr.)
The Nautieal Almanse and Astronomical Eyhemeris for the Year 1861, to
which is added a Supplement, enntaining Ephemerides of Ceres, Palins, Jane,
Vesta, eie., for the Year 1858. Poblished by .. of tbe Lords Commisioners
of ihe Hmm London, 1887. Murray. 8 VI, 896 pp. (2#.6.11 Thir. 6Ngr.
Neptunus. ‚anrboekje voor bet Koninkiijk Institwut voor de Marine 184%,
Willemsoord, de Nalsonid. ®. XI, 288 pp {f, 1, 80.) 1 Thir, 7) Ner.
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de Rossroat, Beconnalsancn hydrographigse des codter oecidentales da
Centre Amdrique, provinen de Veraguas (|Nouvelle-Grenade). Paris, 1837. Düpnnt.
s 22 pn. dt fr.) 10 Ner.
Publientben du Dipdt den enstes et plans de 1a marlam, ir. 24D,
Rtatistiques marltimes gr (Nosr. Annalen de la marine, Fövrier.)
Suppläment au Ilrre des Etat gändral des phares alluında ou modl-
fin depuis la publinstion du =. des pharen Deerigs en norembre 1857 par Le
Gras. Paris, pont. 8 67 pp
Fublisation du Depde des carım et plane de Im warten.
Suraart, Joe. Kast- en havenlichten aan de kusten der Noord-Zee. Alphabe-
tische inhond van voornoemde list. (Verhandelingen en berigten betrekkelljk het
zeewezen, esc,, 1457, Nr. 4.)
wie, HM port om the Speciße Gravity of the Ben- Water on the West
Cost of Africa. (Proceedings of the R. Geogr. Soc., XL)
Reisen durch mehrere Welttheile und Länder.
Armand, Ad. Bonvenire don mereein milltaire, France, Afrique, Malie, Tur-
quie, Crimde. Paris, Kusier,
39. VI, 276 pp, - fr. 90.) 16 Ner-
Chartan, RE. Beiser | anldre og nyere Paa Tanak ved H. Bödring. 14
154 Tiefe Kiöbenharn, Eibe. RB Jedes Tlet von 96 yp 40 »k.) 12) Ner.
Dumas, Aler. Impressions de voyase. ‚Jourmal de Mme Gioranni en Anstralie,
wux, lies Marquised, h Taltl, h ia Nouvelle-Calkdonie, en Cnlifoenie er nu Mexkıne,
Paris, Dufour, Mulat & Roulanger, &, ?läpp. Mit8 Abbilden, (#fr. 50.) 1 Thir.5Ner.
Ennemoser, Pr. Jos. Eine Reise vom Mittelrhein {Mainz) über Köln, Paris
und Harre nach den tiordamerikanlschen Freistanten beziehungsweise nach New-
Orkans, Erinnerungen an tiese Sende und Röckrelse Aber Bremen. es
1981, Tascher, 8. 1V, 127 pp Ner.
Die erowen Entdeckungen in den Jabren IM9P—1AbE, (Deutsche Vierteljahr
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Kirke, H. Alex. von Humbaoldı'n reinen In Amerika en Azlö, Uh het Hoog-
daltsch, Je — 4u all. Amsterdam, Gebr. v. En 8, p. 1 — 128,
Erschrint im 4 Thin. oser 40 Liym Jeile Lig. (0 es.) 7 Ner,
Lord I, x Leiters om Eıypt, Bdom, and the Holy Land, bin edit. with
sonsklerable Adıdlitioms, imelading a general Index; mw fire illantrated wich 86
beautifel wond engrarings and imo Maps London, Robn, R (5 #) 2 Thir,
Martins, Ch. Promenade bosaniqus be long dies rötes de ’Anlo-Mineure, de Im
Byrie et de Eerpte, a bar de (Hyıdaspe, bateaı & vapear den Messageries Impe-
riales. Montpellier, Impr, Martel mine. 4. 32 pp. Mit 4 Taf.
Miein. Lan salnte lloux. Pblerinage & Jerumalem en passant par l’Autriehe,
Is Hongrie, 4 Slavonie, Is prorinces danublennes, Constantinople, l'Archipel,
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VI.
259
le Liban, In Syrie, Alexandrie, Malte, ia Sielle et Marseille. 8 vol. Paris, Le-
eoffre & Co. &, XXXVi, ss, 612 und 548 pp- Miı 5 Karten und ? Piänen.
fr.) 8 Thir,
Baint-Marc Girardin. Kai Seyappiin 36 Bil ai Du Saraite Sapahe ie kanal
de Paris, (Nervus des demx mondes, 15 Mars.)
Springer. Kb. Der emthällte Erdkreie. Tllusteirte Geschichte älterer und neue-
zer wimsenschaftlieher Entdeckungs- und Welt-Beisen in allen Erdthellen. Veber-
setzt und bearbeitet. 2, Bd. 5.—&. Heft Berlin, Bieler & Co. 4. pu 129-256,
Mit Holzschn. Jedes Helt 8 Ner,
Lu 0. Geschichte der Polarreiten. Mit 1 Karte. (Die Naier, 3.4.6. 7.8. =
ges schont] Paris,
Bauen, De ‚ lAnnde seientilique,, 2s annde.
one 2 0a. [8 fr. &0.] I Thir. & Ner.)
Warburton, Eliot. The Crescent and the Cross; or, Romance and Realities of
Eastern Trarel. 14 edit. London, Hurst & Diackett. 12. 368 pp. (6#.)2 Thir, 12 Ngr.
EUROPA,
Crouset, H. Geographie h we et politique de !'Europe, depuis la demina-
tion er junqwianx Lraitda de 1818. Be lit. Begnt. deut
Gedard-Fawitrier, V. D’Angers au Bosphore dant in guerre (
stantinople, Athbnes, Rome, Impressions, artehes, archdologte, art et histolre,
öablissements chretlens, monuments tins. Souvenirs d’A
pies, ete. Anger, Cosnier & Lachalse. #. Ill, 364 pp. Mit 32 Taf,
Kastner , Der Dam Vollständiges Lexicon der Eisenbahn- und
ropa. Mit Benützung der amti. Quellen bearbeitet.
. @, 2, Heft. Wien, Mechitaristen-Congr-Buchh. #. 4 Miti Karte,
J Heft 15 Ner,
Lee, Edwin. The Batlıs of Germany, France and Switzerland. 84 edit. Lon-
don, Churchill. R. 280 pp. (8 ». 6 d.)8 Thir. 12 Ner.
Roobr, Octariss. The Life af the Moselle, from its Source in the Vongen
Mountains to Its Junetion with the Bhine ar Coblenz, London, Booth. RB. 290 Pr
Mit Abbliden. A.) 8 Thir. 12
Tjagufyra Brof frän Prankrike. Tyskland och Sweitz, 1856 — 18b6. Forra
Dolen. Aderton Bref, Bednnrre Ielen, Box Href Upsaln, 1887, Wahlström & Co.
12, 355 u Wi pp. Mit I Karte (2 Rıdr. #2 sk.) 2 Thir. 20 Ner.
Ohne Karte (2 Rıdr. 16 »k.) 2 Thir. 10 Ner.
Geographische Uebersicht über alle Theile von Europa, deren bedeutendste
Städte und Fillese, Häusersahl und Einwohner, mit Rücksicht auf das Kalserthum
Oesterreich, Zum Gebrauch flir Alle, die in kurzer Zeit elnlre gengraph. Kennt-
nisse erlangen oder die bereits «erlangten vor Vergemwenheit bewahren wollen.
Villach, 1857, Hoffman. E- Ei}
eoks' Seamper through Ihe
Wilson, Erasmus, Spas of Germany
and Belgium, Londen, Caraaiıl # 64 pp- (6 6 8 d.) 2 Thir, 18 Ner.
Deutschland.
Denkwürdiger und nftzlicher rlweinischer Antiquarias. welcher die wichtigsten
und angenohmsten gengraphischen, historischen und politischen Merkwlirdigkelten
dien ganzen Hheinstrams te darmell. Mittelrhein. I. Abah. 7. Bd. 1. 2. Lö. u,
TI. Abeh, 5, Bd. 1.8, Life, Coblenz, Horgt. R. Jede Lig. © Ner.
Briz, €. 4. Alphabetisches Iiegister aller Eisenbahnstationen und Haltepunkte
Deutschlands, sowie der Anschlusshahnen der Grenzländer mit Angabe der Rahn-
us zum praktischen Gebrauch ete, 3. vorm. u, verb. Aufl, Bautzen, Weller,
. 6 Ngr,
Deitschland, Galerie pirtoresker Ansichten (en deutschen Vaterlandes amd
Beschreibung derseiben. 28 —35, Lfg. Leipzig, Haendel 4. TI. Bd. p. 97-120
u, 111, Bd. p, 1-40. Mit 32 Stablat. Jede Lig. 6 Ner.
Gisiel, J. Bystem der deutschen Katarakten, Insbesnndere Hayern», Osster-
reichs ob und unter der Enns, de Kammerguts und Salabergs, Tyrois, der Steyer-
mark und Schweiz ete., mit hyilrggraphischer Boigabe über die Bee'n, Gempen,
Hungerbrunnen, Moore u. & w, des Königreichs Bayern. Straubing, 1857, Schor-
ner. 8. 278 pp. £} Ner.
(depamat-Abirmek aus; Varuma, Hr, vom 3. Glami)
Der ihein und die Iiheinlande. Dargemtellt in malerischen Orkeinal- Ansichten
. L. Lange, In Stahl pet. won J. Poppel, Historisch-topegraphisch jpeschildert
Alayı Henwinger. 2. Abih.: Von Mainz bis Köln. 2. Aufl, Nr.12—18, Darm-
Sad ana ‚Jede Nr, von 3 Stahlet, u. 8 pp. Text 7} Ner.
Sterehord, 3. Volksbiblisthek der Länder - nnd Völkerkunde oder geographi-
sche Haus- uud Lesebücher für Jung und Alt. .Nd 7—B®, Lie. A.u.d. T.:
Deutschland und wein Volk, Ein Lese- und Haushuch ete. 1, Theil: Deutschland
im Allgemeinen. 2. Bd.: Trutsches Volk, 7.—®. Life. Goiha, Sebenba, 8. XV,
u. p- Bi5- Ri, Jede Lig. 6 Ner.
h,
Deuterreic!
(Kinschiäesslich der annnerdemischen Besitzungen.)
Malerisch-historisches Album vom Königreich Böhmen. Hreg. vom Ed. Hölzer
T. Lig. Olmtz. Hölzel,. Fol, 8 Tat, u, p. 197-166 In &.
Jede Lfg. I Thir. 15 Near. :o0l. 2 Thir, 18 Ner.: Prachtausg. gem. 8 Thir. Dan
Berleht über die von den Mitgliedern des Museums naturwissenschaftl. Ab
tbeilung im verfiossenen Jahre nach dem Böhmerwalde nniernommenen Reise,
Böhmisch.) (Ziva. Casspis prirodnieky, V, Jahrg.. 4. Heft. Prag)
Coorha, Jdssf. Bomogy wärmepye Ismertotdse, Pert, 1487, Emich, 8. F2ipp
Mit 1 Karte.
{Beschreitung des Hameayer Comitates.)
Deserizlone delio mato firleo-politico-statietieo-starien-bingrafieo della prorincia
e dioresi di Cremona, Disp. 24-32, Cremona, Copeleti, 8. p. 497-732.
Viistanzen-Tahelle fiir dns Somogyer Comitat zusammengestellt auf Grundlage
der im Jahre 1858 vorgenommenen Kettenvermessungen. ut von der k. k.
Comitatsbehlirde flir Samogy, Gr. Kanischa, IBST, Markbreiter,
Due Yebsanunıe Z Des Liha- und Krbara- Tas 1u Aeläute « Thseiien.
Wien, 1887, Gerold. #8. 2 pp. Mit 1 Karte. (Aus den Sitzungsber. 1887 Her
x. Akad. der Wissensch.) & Ner.
Prieheise, stein, Mugyarorsnig, a #zerb Vojendina da temesi Bänsig Irguinhb
felosztäss hetüremdben. RBeptikönyv mindennemä hirstalok, feyvedek » mapin-
felek hasandlatird ib, Mdsodik kladas, Pont, J. Möller 8. 152 und 14 rs
(1 @, 40 kr.) 1 Thir. 6 Ner.
Die neumute Hinthrllung Umgures, der serbischen Wajwndschaft und des Temmeber
Batıntes In siphabeilseher Ortwung.)
260 Bibliographie, Januar, Februar, März 1858.
Jahrbuch der k. k. Geniogischen Reichsanstalt. 1887, VII. Jahre. Nr. 2.
Wien, Braumäller, 4 p. MS—4m, Mit Holzschn. pro 4 Nrm. # Thir. 10 Nor.
Jarssch, J. A, Topographisches Universal - Lexikon des österreichischen Kai-
serstunten, emihaltemd alle Städte, Märkte, Dörfer, Weller, Einschichten, Gebirge,
Seen und Fiüsse etc, sAmmtlicher Provinzen der Monarchie. In alphabet. Ord-
nung nach den besten nesesten und verlässlichsten Quellen bearb, 1. 2. Heft.
Olmitz, 1867, Neugebauer, 8. p. 1-1. Jedes Heft 10 Ner.
Kirsebietut Im airen I6 Neitem.
Industrie und Handel Im Kalserthum Ossterreich. Nach Ihrem gegenwärtigen
Standpunkte dargestellt von L. Brodkuber, 4. Heinrich, RB. Heym, €. Holdhums, A.
Martin und C. Neeiebi, 1,2, Lie. Wien, 1857, Typ.-Iit-art. u =. 74 ri
jgr-
Kopper, 4. TDrarch Stdbihmen nach Oberösterreich, (Westermann's Illustr,
Deutsche Monatsbeite, März.)
Kerwer, A. Belirag zur Eyärgregile von Ofen, Wien, 1857, Braumtller,. 8
4 pp. (Aus d. Mitth. der k, . Ges, 1857, II, Heft.)
Äutiner, Alex Rede) von Ungarn , Kroatien, Slaronien und Dalma-
tien, von der Woiwodschaft Serbien und dem temescher Danat, dem Fürstenthim
Siebenbürgen und der Militärgrenze nebst einem Abriss der übrigen Kronländer
des . Kuiserstaaten. Pest, 1857, Lampel. 8. IL 108 pp. Mit un Karte
von Ungam. 8 Ner.
Mayr, Leop, Freimdenfahrer in Ischl und Umgebung. Wels, 1887, Hans, 8,
VUL 159 pp. Mit einer Karte.
Mertini, Gior. TI pmsnato, Il ziresente # l'avvenire della Industria manlfatturlera
in Lombardia. Milano, 1867. Banrito. & 2 pp. di, a. &) 1 Thlr.
Mittheilangen aus dem Gebiete der Suatintik. Hrsg. von der Direction der ad-
ministrativen Statistik Im k. k. Handels - Ministerium. & Jahrg, 1m, a
Wien, 1857, Braumiller. #, 1 Thir. 29 N
Inhalt: 1. Die Veränderungen in der Gliederung der Justiz - Behörden
österreichischen Kalserstants und der Ihnen zugewiesenen Wirkungskreise
während der Jahre 1848 — 1857 von Adf, Fieber. VI, 160 pp. M Neger. —
2 Indastrie-Statistik der Österreichischen Monarchie für das J. 1866. 1. Heft:
Stein-, Thon-, Glaswaaren. X, 136 pp, Bit ? BE Karten.
? 1 Thir. 5 Ar
Possenti, ©. Becondo nbbozzo di progretto dun canale per
domentich dei communi dell’ alto Milnnese e per navigaziene fra Mliano ed lage
Maggiore. Com tavrola. Milano, 1887, Salvi & Co, 4. 8 pp. Mit 1 topser. a.
ad Karte. {L. 1. 80.) 16
Rössedgi, Mart. L. €. Heimatkunde wom Königreich Ungare. In n-
nützlichen Lesestücken darmestellt etc, Arad, Gebr. Bettelheim. 8. 108 pp. 10 Ngr.
#. Ruthner, Ant. Wanderungen nach dem Glocknergehirte. Wien, 1867, Bran-
mäller. 8, 28 (Aus d. Misıh. der k. k, geogr. Ges, 1857, IL. Heft.)
und 1 A. Die Seo-Höhe von Olmbtz (Petermann’s Bitihellungen,
}
Schubert, Pi. Kursgelusste Darstellung des Österreichischen Kalserstasten,
Zum Gebrauche für Volks- und Unter-Bealschulen. 7. verh. Aufl. mit arg
begung der nesosten politischen Eintbellung, Wien, Sallmayer & Ca 8. 150
16
Physikalisch- phisch-statistische ®klaze von Siebenbürgen. Mit 3 Kan-
' oben. (Petermann's Mittheil, 1867, XIL)
Stern, & Geographische Charakterbilder aus dem Österreichischen Kaiserstaate,
Aus den besten Reisewerken für die Jugend. Wien, Pichlers Wwe & Sohn. #,
172 pp. 18 Ner.
Preussen.
Fix, W. Uebersichten zur äusseren Geschichte des Proussischen rt —
Hülßbuch für Lehrer und Freunde der vaterländlschen Geschichte . zugleich
käuterangmchrift zu der »Wandkarte zur Geschichte des Preuss. Staats”, Bern,
Bchropp & Co. 4 VI, 282 pp Mit 1 Karte. 2 Thir. 20 Ner.;
die Karte einzeln 20 Ner.
Glocker , Ernst F._ Geognostisehe Beschreibung der preussischen Oberlausitz,
tbeillweise mit Berücksichtigung des sächsischen Antheils, Nach den Ergebnissen
einer sul Kosten der maturforschenden Gesellschaft In Görlitz unternommenen
Reise unterworfen. Görlitz, Heyn. &, XXI, 434 pp. Mit 56 Hoizschn., 1 Tafel,
1 geognost, Charte und 1 Charte der land- und forstwirthschaftlichen Bodenclassen
der jrewss, Oberlausitz. » Thir,
Statistische Nachriehten vom dem Preussischen Eisenbahnen, Bearb, auf An-
ordnung des Ministers für Handel, Gewerbe und Öffentliche Arbeiten von dem
technischen Eisenbahn-Bureau des Ministeriums, 4. Bi.. enthaltend die Ergeb-
nisse des J. 1866 nebst 1 Debersichtskarte, 1 Nivellements-Plan und 1 Schienen-
Profil, Berlin, Ernst & Korn. 4. WII, 248 pp. u, 2 Tab. # Thir-
Die prenssische Iihederei mit Ihren sämmtlichen See-Schiffen Im Anfange des
A ey 12. Jahrg. Zusammengestellt von @st, Metzler, Stettin, BMEBET. Rn
pm. er.
Sehmebel, Alfr, Historlsch-topographische Beschreibung des Hochstiftes Merse-
berg. Ein Beitrag zur Deutschen Vaterlandskunde. 6. Lig. Halle, 1857, Berner.
[3
Ser.
Ungewitter, P. H. Die preussische Monarchie, isch, wur t1opo=
isch und historisch awsführlich dargestellt. Fin ı ndbuch « = 2.3 Lig.
in, Nicolai, & p. BI—M0. e Lig. 8 Ner.
Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Hesidenzen Be Ferner
Grundbesitzer in der lschen Monarchie, u. #, w, Tlrsg. von Aler. Duncker,
4. 5. Lig. Berlin, A. cker. Fol. Jede Lfg. mit8 Taf, u.3Dl.Tem. 1 Thir. 7, Ngr.
Ilesuns
«ianeln ı
Provinz Brandenburg, 1. Lig. Ebendas, 3 Taf. u. 3 Bl, Text,
1 Thir, 12} Ner,
—— Prorinz Sachsen. 2. Liefg, Ebendaselbst. 3 Taf. und 3 Bl, Text,
1 Thir, 125 Nor.
Die ferneren Deutschre Stanten.
Albam der Hesidenzen, Schlösser und Rittergfitter Thüringens, insbesondere
der sächsischen Lande er u In Verbindung mit Mehreren mit
Text begleitet und hreg, von JS. Gersderf, L. Bechstein, A. MM. Schule, W. Hein,
Fr. Hafmans. 1. Heil. Leipzig, Expedition si 3 Fol, 3 Taf. mit 14 pp. Text.
27 Ner.: color. 1 Thir. 10 Ner.
Dasselbe. Prachtausgabe. 1. Heft. 4 Tafeln mit 14 ıs Text.
ir. 15 Ner.
Arnd. €, Geschichte der Provinz Hanan und der unteren Maingegend, BMit
2 ülum, Karten. Hanau, König, #. X, 615 pp. Bubseriptionspr, 1 Thir.& N
Ladenpreis ? h
Bad Gleisweiler, das obere Hanrdtgebirge uni die pfülzische Schweiz, Ein
Führer und Brinnerungstueh für Kurgäste und Touristen. Mit 9 Btahler. u, 1 Bi-
tnationskärteben von Bad Gleisweiler und Umgebung. Neustadt a, d. H-, um
Gotischick, 8. 8 pp. ae Fer
Becker, A. Die Pfalz und die Piüizer, Mit 80 in dem Text gedr. Abi Iden,
u. 1 Karte der Pfalz. Leipzig, Weber. #. XVi, 836 pp. * Thir, 16 Ner.
J. Die andwest -hayerische Schweiz, oder das Allgan im Allgemeinen
und ein Theil von Sonthofen Insbesondere, vom eräkundlich - naturwisseuschaft-
lichen undhistorisch-statinischen Standpunkte für Naturfreunde und Heisende ge-
schildert. Straubing, 1887, Schorner. 110 pp- 7} Ner.
Separsi-Abdruck ann: Verona, Hlng, von J. tstel,
Hassentamp, Ernst, Gengnostische Beschreibung der Braunkohlenformation In
der Hhön. Mit 1 Taf. Würzburg. (Fulda, 1858, Mnlier.) 8, 27 pp. tab
atıs den Verhamil. d. Würzburger phys.-med. Ges. Vin. Ba.) er.
Heise, F. Album der Schlösser und Rittergüter Im Königreich Se 1
von @. A, Poenicke, 88.26. Heft. Leipzig, Expedition (Poenleke), Fol.
Jeses Heft 1 Thir,
Katalog der geschichtlichen, gengraphischen und militärischen Literatur des
Grosshersogihums Baden. Ein Hand für Historiker, Geograpben und
Freiburg im Br.. Wagner. 4. II, 87 pp. 2 Ner.
igreich Buchsen, Thüringen und Anhalt dargestellt in sehr
Original-Ansichten. Nach der Nator aufgenommen von L. Roabsak und €, Koehler,
In Stahl ges. von den awrgrzeichnetsten Künstlern unserer Zeit. Mit bistorisch-
topograph, Text. 1. Abtb,r Das Königreich Sachsen. Nr. 22-236. Darmstadt,
# Jede Life. 8 Ner.: chines. Pan. 16 Ner. : chiner, Pap. In 4. 4 Ner.
Statistische Mitbeilungen Aber den Clvilstand der freien Stadt Frankfert und
Ihrer Landgemeinden im J. 1857. Frankfurt =... Völcker, 4, 19 pi " Ner.
Feder. Anhaltische Vaterlandskunde. 1. Abth. A- u. Fi T.ı
fan und Statistik des Herzogth. Anhalt-Kernburg. Bernburg, Gröning. \ 7 +
ir,
Kichard - Janilien. Wanderungen darch die Ruinen des Hehlelberger Schlos-
ses und seine Umpebengen. Heidelberg, 1857, Groos’ Unir-B. ® II, 1586 pp.
Mit 1 lich, Plan, 22, Ner.
Riehl, W, H. Die Pihlzer, Ein rheinisches Volksbild. Stuttgart, Cotta. 8
VI, 408 pp. 1 This. 97 Ner.
Ruckderchel. Der historisch »- topographische Führer Im Fichtelgebirge mit
besonderer Berlicksichtigung des Waldsteins. ?, verm. Aufl. Wunsiedel, Bat»
mann. 16. VI. 176 yp. Mit 2 artist. Beilagen und 1 Proßl- Riss des Fiehtel-
8 Ner.
e ©. P. T. Verzeichnies der gesammten Ortschaften des Königreichs
Sachsen mit Angabe deren Lage nach der Kreisdireetion, den A rg an
der Amtshauptmannschaft, des Bezirksgerichts, ete., endlich der
ner, der Wohngebäude amd der Familien - Hanshaltungen nach or le vom
3. Dexbe. 1886. Dresden, 1887, Adler & Dietze. 8. IV, 84 pp. Eu)
Trommer , J. K. F. zes vom Köntgreich Sachsen, besanders Ertänte-
ienen Landes. Enthaltend: die Beschreibung der Karte,
ste, ete, Dresden, am Ende. 8. VIII, 120 pp. 10 Ner.
Statistische Liebersichten über Wanren-Verkehr und Zoil.Ertrag im destschen
Zoll.Vereine für das J. 1866. Zusammengestellt von dem Central-Bürean des Zoil-
Vereins nach den amtlichen Mittbeilungen der Zollvereins - Staaten. Berlin, G.
Reimer. 4, 1L Bu. 1 Thir. 15 Ner,
Die malerischen Ufer der Eister, von der Quelle bis zum Jepus . Hrag. von
O. Henning, 2.—5. Lig. Greiz, Henning. F p- ?—24. Mit 8 Taten.
f Jede Lfg. 6 Ner.; feine Ang. 12} Ner.; col. 1 Thir, 15 Ner.
Schweir.
Finsier, @, Zune gg de In Sulsse rdformde. Tradult de Palle-
mand par J. Aickiy et J. D. &trasbourg, Impr. Alibermann, 8. VIII, 96pp,
Inbkerisch Gecrap ia statietiechen Gemälde der Schweig. 4. Bd. Au
Der Kanton Luzern, historisch - geographisch - statistisch geschildert. Ein
und Hausbech für Jedermann, Von Ausim, Dfyffer. 1. Thl. Bt, Gallen, Huber
#&Ce. 8 vi 4l aa 1 Thlr, 14 Nor,
Jahn, Al, oder geschichtliche, ortkkundige und statistische Beschrei-
bang des Kantons Bern, alten u. in a!Iphabetischer Ordnung, von den älte-
sten Zeiten bis auf die Gegenwart. . Tzürich, 1807, ag 4. zn
724 pp. Mit & Kupferat. Ir. 4
Pilstrie, Creme Dore. Switzerland, the Pioneer of the IRRN ic or,
Beisse allemande. Transinted from the French, and eomprising the Chapter au
messe, by order of the Imperial Government, in tbe Parisian editiom of ii
ork. by 8.0, 2 wols. Londen, Fullarton. 8. WO pp. (tie) 8 Thir. 12 Ngr.
en A Er irs des Alpes, ou notes de voyages. Denune, Impr. HBa-
a @. Die Behtelgung des Mont Velan Im Sommer 1856. (Berner Taschen-
buch auf das J. 1888,) »
Ein Ausflog an den Lirls ins Gebiet der alten Vosker, Von Dr. & HM.
(Ausland, Nr. 16, 11, 18, 17.)
Bresster, Margaret Maria. Letters from Cannes and Nice. Edinburgh, 1867,
8 20 (12 ») 4 Thir. 94 Ner.
‚AB. Storia della marina pontißeia dal secolo ottaro al decimo-
nom. Vol, L Homa, 1558, #. XVII, 226 pp. 2 Thir. 20 Ner.
degli Stati di 8, M. Sarda in terraferma ad uso delle am»
eivill e mllltari eompilato diordine del Ministers di Goerra da
sita commissione nell’ uffieio del Corpo HR, delio Stato mapriere Anno 1AS6.
Terine, 1857, Franeo e Figli e Co. 4, Si? pp. Mit zahlr, Karten, (ir. 12.) 4 Thir.
* Zum, Aana, Von Itom über Frosinone nach Neapel. Mai 1857. (Ausland,
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re, J. Pr. Bom: Bein Regent und seine Institute. Aus dem Engl. ron
C B. Reising, Mit 1 Portr. Begenabu h Sue. „8. 22 00 m 27 Ner.
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London, Murray. 12. #70 pp. Mit Karten um Plänen. (12 #,) 4 Thir.
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les Krats Komalns. Bruxelles, Impr. Hayes. 4. 15 pp.
Spızien und Portugal.
Adolphus, JS, Leieester. Letters from Spain, in 1886 and 1847, London, Mur-
ray. #. 410 pp. (10s #4.) 4 Thir. 6 Nor.
Gula de fürasteros en Madrid para el abo de IA58, Madrid, impr, Nacional.
8. 608 und 284 pp. Mit 1 Karte von Spanien und Portugal.
Erschien in 6 verschied. Ausg. von (32-1 ra.) 4—25 Thir.
Mermoria sobre el estado de las obras peblicas en en 1836, Presen-
tada al Exemo, Sr, ministro de Formento ia direceion general de Obras Pübli-
car. DBindrid, 1846, Impr. Naciohal,. Fol. 554 pp. Mit 2 Eisenbabn- und Tele-
graphen-Karten. (50 re.) 6 Thir. 20 Nor.
de Olasabai, Lucas. Buelo, clima, euliwo agrario y forestal de la provincia
de Vizeaya. Memoria premiada Con 2 läminas. (Memorias de In B. Acad. de
Cienelas T. IV. 8erled Clewelan natur. T. II, 2. Madrid, 1837.)
de Rosas y Onmpwsano, J. P, Itinerario general de fa, con el nombre de
los pmeblos todes, veeindario, distancia que tienen entre si em haras de murcha de
ia tropa y en loguns legalen de 20,000 pien, etc. 4e edie Madrid, 186. #2. d6
(4 m.) 16 Ngr.
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d, t du Hhöne. Histoire, statintique, be, 1,
Brun & Cu 12. VIIL 148 FP dt fr. 80.) 18 Nor.
Canron, A. Gaide de ltranger dans Is ville d’Avignon et ses enrirons,
Avignon, Fischer alnd, #2. VI, a {2 fr.) 20 Nor.
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ment de FAlsne, pubild avee le ooncomrs ds vonsell de co depnrtement, Ouvrrage
ons de zu reprösentant les armoiries des villes et des familles, T. II. Pa-
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Vignancour, #8, IV, 560 pp.
. Geographie histerigme et statistinue du departement de la Bamme,
renfermant de giorienx sonrenirs et d’intdressants details sur les 832 communeg
mi le compesent. 3 ddit., revme ei corrigie, Amlens et Paris, Caron & Lambert.
# 30 pp.
de Pa Daniel. Brest, son ehlitena, »a oltd, son ‚#8 rade, position pio-
phlque, Iimportance cirile, militalre, commerclale, elimat, #16. Brest. 1857, Al-
Fersen. 12.- 175 pp. (2 dr.) 20 Nor.
Napolien, La Corso, Notice göographigue et satistique, etc, Lyon,
1887, Impr. Perrin, 8. 38 pp.
Saurei, Alfr, Statistigue de iu oommune de Cassis, departement des Bouches-
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|
|
Staristiqus de 1a France. 2s Serie. T. IL. Ir partie. Monrement de ia m
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pm ’
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ses fauboargs, Bruxelles, cher ’Auteur, #. dB pp, (4 fe.) 1 Thlr MiNer,
‚ Aiph. Neierland en bet leren Im Kederland geschetst. Naar het
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op het beieid der regering van Nerderlandsch Indi. 1» deei, Antwerpen van
wet, bepevens register. XIl, 168 u: LXXXHI pp. 2+ dee. Memorliön en versla-
gen. 372 pp. 3+ deel. Beraadslagingen. 97i pp, Utrecht, 1487, er 4
. 20.) 14 Thir.
Merkwaardige Kastesioen in Nederland. Donr Mr. 4 ram ar 4 on Ws
Uofayjt, 2e serie, 2 dosien. Amsterdam, 1857. 8. 225 u. 287 pp. Mit Abbilden.
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Koninklijke Nederlandsche Marine op den Im Januar) Inss, Uiteer. door
het Department van Marine, 'wÜrnvenhage. #, 108 pp. (85 cts.) 18 Ner.
Statietique des horpiecen et des bursaux de bienfnisance da royaame de Bel-
we, days bes budget de lexercice 1568, Bruxelles, 1897, Impr, Lesiene, 4.
R Fanntigne des prisons de ia Heigique, Päriode de 1801 a 1855. Ebendas.
Geretelljke statistiek van het Koningrijk der Nederlanden in 156. 'wGrnren-
hage, 1857, v. Weelden # Mingelen. Fol. XXX, 181 pp. (1. 1,80.) 1 Thir.2 Nor,
Tegenwoordige &tant von Koningrijk der Nederlanden. Beschrijving en
afbeelding «der steden, dorpen, heerlijkheden, lamdguederen en verdere meerkwar-
dige plaatsen In ons vaderland. Zuld Holland door A. W, Arosm. T— Be nf,
Amsterdam, Loman. 4 p. 40-4. Mit 2 Taf. Jede L.fg. 180cte.) 6) Ner.
Terwen, J. £ Het Koningrijk der Nederlanden, voorgesteld In eene reeks van
schiblerachtige gezlgten zijner bela kste plantsen, merkwaardigste steden, ker-
ken, kastoslen em anıere aanzienlijke geboawen van vrorgeren en iateren td,
naar de natuur geteekened en in »tanl gegraveend door om kunste-
naar, 23. af. Gouda, v.Goor. 8, p.89-96. Mit 3 Btahlst, (10 em.) 11 Ner.
Pracht-Ausg, in 4. cf, 1,90) 25 A
Versing van bet beheer en den staat der Nederlandsche beziitingen en kolo-
nlän in Oost- en West - Indil en ter kust van Guinea over 1949, Ingediend door
den Minister van Kolonlön, Utrecht, Kemink & Zoon, #, XIX, 485 pp.
(8. 6.) 4 Thir. 6 Ngr.
Grossbritannien und Irland.
Annual Statement of Ihe Trade and Navigation ofihe United Kingdom with
Foreign Countries and British Poasessions in the Year 1856, Presented 10 both
Houses of Parliament by Command of H. M. London, 1867. a in .- PP.
G* ) 8 Thir,
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the Cape of Good Hope, amd Loanda ; and Reports from Tiritish Naval Officers,
relating to the Slave Trade from April 1, 1856, tn March 31, 1A87T, Presented to
both Honses of Parliament by Command of H, M. London. 1857, Fol. IX, 104 pp.
dence with Britisti Ministers and Agents In Forel;
Correspan Conntries, and
with Foreign Ministers in England, relating to the Slare Tra From April 1,
1456, to March 81, 1857. Presented to bosh Houses of Parliament by Command
et H.M, Londen, 1857, Fol. ÄXXIV, 582 pp
Ireland, Past and Present, (North American Heriew, Jesu)
Geo. OD. Bea-side Stadies at Ufraoombe, Tenby, the Iy Ialen, and
ir
In the Great Metropolis, London, Nelson. 18 42 pp.
Dean. Beminiscenoes of Bcotilah Life anıl Charaster, 24 edit. im«
burgb, Edmonston & Douglas, 12. 102 pp.
& Erindringer fra Skotlanı. (Dansk Maanodskrift, Jan. — Marts,)
Statistieal Tables relating 10 the Colomial and otber Possensions of tbe Uni.
ted K Pt. II. Presented to both Howses of Parliament by Command of
HM. om, 1857, Fol, XXVII, 200 pp. (6 #.) 2 Thir. 12 Nor,
Dänemark, Schweden und Narwrmen.
Antockni om Norrköpl Stad, samlade och utgifne af P. Herteman och
L. Ringberg. fi 1851 —1Abb. "Gerebro, 1857. 8 2% pp. (itdr, 2.) ? Thir.
AM A Visit to Ioeland In the Summer of 1857, L (Colbern's
New Monthiy Mag., March.)
Caleniter over den Kongelige danske Sdotat for Aar 1858, Kjöbenhavn, Niel-
sen. 8, 92 pp. (64 #k.) 20 Neger.
Pristeat "IB. F. Waästgoografisk Skildring of Södra Angermanland. Al
misk Athandling. Upsala, 1857, Wahlström & Co, 8. 40 pp
Handtok für Resande, som besökn Norrköping. Fü Argäugen, Norrkö-
ping, 1857, Törneqwist. 32. 45 pp, (8 ak.) 5 Ner,
Meitin, G. HM. Das Volksteben und die Natur des Skandinarlschen Nordens.
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dem Schwedischen von €. F, Schirf. Wien, Hartieben. 8. Zei pp. 16 Ner,
Au 4 T.: Leipeiger Losekabänet, 21. Thl.
Muwahtell , Blärag till beskrifnine Diwer Esklistuna. Aksdemisk
Afhandling. Upenla, 1657, Wahlström & Co. 9. 22 pp.
Stoekholms Stad I jJurfdiskt, administratirt, statistiskt och bormerligt hän-
seende. Iäte Iläftet, Stockhaim, Berg. 8. p. IEIs—IiM, (I Bde.) 1 Thir,
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s4*
262
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„PM. Fremdenführer in Warschau, Warschau, Natanson. 8.
31 pp. Mit I Plan der Stadt und 10 in Stahl gest, Ansichten. 20 Nor.
Eirschlen gieictuneörig Im franade. sprache um gieiehmen Probs.
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»chreibang des Gourernemenis Pensa, Petersburg, Du # vi52 u, VLıS
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dt R) 1 Thir, nt
Buropäische Tärkel. Kor
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1)
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Vimnercati, Oisar. Cosstantinopie et I Egypie, de edit., revae et corrigde jıar
Ch. Hertz. Paris Impr, Gnitiet & Co. &. 378 pp. Mit Portralt. (9 ir.) 8 Torr.
Criechenland.
che
. Abowi, Bdm. La Grbce contemporaine. de &ilt. un: "671 Thie. 8 Ser.
T oroyrapin ae greipov zör re duoger üllyrımdr zal "dpe-
ud» Kuger drarpizoroa ward, veigar rd dv adıais aupfdr ra dad
oe amrnpiov Frous wirpe tod 1864. Ton. U. "Er "Adnvan, 1857.
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Liry fr. 8. 481 pp. 7 fr. 20.2 16 -
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Ethnolowiska Foreläaningar öfver Altalska Folken; samt namsjeleka och tatarlıka
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1 Thir. 8 Nor.
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Ballly-Baillibre, 4 878 pp. (14 va.) I Thir, 26 Ner.
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(Bibliorbbqus unir, de Genbve, 1857. Deoembre.)
Promcs, Herinneringen vit dem levensioop van oem Indisch ambienaar van
1615 to4 Indl. Medgedeelt in brieven, deeien, Batarin, 1886, 7 Dorp. #. IV,
22 u. Il, 833 pp. {a 30.3 7 Thir,
Garbs, #. A. Land und Volk dies alten Banden Geographische Handbuch
beim Ribellesen und beim Unterrichte In der biblischen Geschichte „ mit .—
biblisch-gesgraphischen Lexikon; zugleich al« Leitfaden zum Gehranche
ph. Wandkarte beim Bibellesen etc. beart, Hannover, Ehlermann. 8. rt
Pr.
Sar la gdographie greegue et Intine de IInde, dans ser rn sver 2
graphle sanserite, Analyse d’un memolre de M. Virien de Balnt-Martin.
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Me herakleotische Halbinsel und Ihr Einfluss auf den Gemundheitszustand,
ns.
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veert. A szent sir templumdnak jegyzsiekkel kisdrt alsprajadvai. Pest, 1887,
Gyurlan. & 120 pp. Mit 1 Plam.
(Wegführer ins beillge Land u.» w. Für die ungarischen Pilger bestimmt.)
Haussossun, A. La Chine, rdsume historkque de Ninsurrectlon et des drene-
ments qui ont eu lleu dans ce pays depeis le commencement de ia guerre de
Pe junqu'en 1887, Illustrd par Ch Metiois; scoumpagn# d'une nowvelle carte
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(1 fr, 7004 17 Ner.
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itinige Wochen im BE Lande im Jahre 186.)
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=. fr. 8 XXU, 462 ws fr.) 2 Thir,
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zu. (Nerıh American Keview, January.)
" 8. 4 The Commerce of Imılia;: being a View af the Homtes wurnensi-
4 ae by the Commerce beiween Europe and the East, and of the Pulirienl
produced by ıhe several Changes. London, Simlıh, Elder &Co, 8. 2 pp.
7. 64)3 Thar
denace, Abb, A. The Trewi Ben: or, Notes and Obserrations made during
Joarney 10 Palestine in Iä86--7, om M. de Bauley's supposed Disonrers uf 1be
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London, 1867, Hatchard & Som. ». 100 pp, (# ».) 2 Thin.
, Ch Ede. Üketches of Indian, Ancient and Modern, im conzeerion
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)
Ueber Prof. Dr. J.B. Rotivs Höhenmessungen in Palästins u #.w,
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Historisch - statistische Uebersicht der Handeisverhindungen Rus
lands nit China. Kasan, 1857. 8 466pp [Hwsisch] d21.30,) 4 Thir. Ih Ner.
” A phische Skiize des Bulghar Dagh Im ellicischen Tan-
rus, Wien, 1857, &, Iö pp. Mit I Karte, (Aus den Mitthell. der x. k. geogr,
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Lamunsty, &, Erauieme higque du bassin de ia mer d’Aral et
iralta des moeurs des habitanta de Boukhara, Khiva et Kokan. (Bull. de ia
de zer. Janvier, Fevrier.) Separat gedruckt. 8. 40 pp
inai y* landbouw . onderneming op bet eilanı Hottl. ME ijdsebrin voor Nederl,
Rn ebruarlj.
de Lomopr, } L’inde contemporaine, Noarv. #dit., comprenant a
Hinsurreetion de 1867, Paris, Hachette & Co, 18. a N so pr, Mit -
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Levgsschn Norman, H. D. De Britische heerschappil over Java en onderhoo-
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. Die ersten botanischen Nachrichten über das Amsrland.
Erste Abtbig. Beobachtungen von C. Mozwssntsch, fedigirt von Ruprecht. Mi
1 Taf. (Arklv f. an Kunde von Russland, XVII, 1.)
Vegetations- Skissen des Amurlandes, gesammelt von Munimewitsch,
nebst Bemerkungen von #. Reyel, (Eibendas.i “8
Aerruau, P. LEgypte en, 140-1857, De Meöhdmet-Alli h Sald-
Pacha; precddde dune lettre de Fu. de Lesueps, Parks, Didier & Co. 8, LV,
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Veber Nikolajewsk um das Geblet am Amur, Ebendas.)
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Neu- Amsterdam u. #, w. . eine gengraphische Sklane der bauptsächlichsten Inseln
im südlichen Indischen Ocean Mit Karte. («Petermann’s Mitth, I.)
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Erscheint in D Lim
Atlas anirersel de Göographle physigue, politigue, anclenne, do
es moderne, de toutes Jen parties da monde pour serrir hi l’intelligence de
de la aeographie «et des voyages dremd par A. Arwd, Nouv, ddit, revue en wug-
mentse par CA Pirgwei et complete» par #, Granger. Paris, Barthelemier, Fol,
65 Bart. (100 fr.) 38 Thir. 10 Ner.
Belize, 0. Atlas dldämentaire de gdographie moderne, ®s ar zn. Dela-
lain. 4. 10 Karten (2 fr. 80.) 35 Ner.
Bromme, ung illemrirter Hand - Atlas der bie und Statistik Im 48
color. Karten mit 60 Bogen Text, mehr als 100 Origimal-Holzschn, und 12 Bist-
tern in Farbendrosck, (le Ansichten sämmtlicher Hauptstädte der Erde, die Wap-
pen und Orden der europäischen Orossmächte und die Pi aller Nationen
darstellend, Zum allgem, Gebrauch hrag. 1. Lfie. Stuttgart, Krals & a
Fol. 28 pp. mit eingedr. Holsschn., 9 Tat. u. 4 Karten. 1 Thlr,
Erscheint In 8 Lüge.
Bibliographie, Januar, Februar, März 1858.
Brut, A. Cartes des cing parties du monde aree une meppemonde «et une
ar carte LEr la France. Nour, didit,, rewus, completse en 1857. Paris,
jemier.
Afigne .„ . . MO) A Tale, MNgr,
Amsdrigque sept. (20 fr.) 6 Thir 20 Nor.
Aue ,„ „ „ (0 fe.) 8Thir.20Ner. | Amdrique märkt. 120 fr.) A Thir. 20 Ner.
Ocdan . (Mr) 6Thir.2WNgr- Franee, etc. (15 fr.) 5 fir.
Cortambert, E. Petit atlas wiograpbique du premier Are, compond de neuf
carte et d'un texte explicnsid, Paris, MHacherte & Co, 18. B0pp. (dc) Binz
Detitsch, ©. Netier Netzntias nuf Wachspnpier zum Kartenzeichnen. lat,
Leipzig. Hinrichs. 1 Thir. : einzelne Blätter # Nor.
Dower, J. A Shart Atlas of Modern FE, for the Uns of Schools. New
edit, London, Ward & Lock, 4. (5 &.) 2 Thir,
Handatlas der Erde und des Himmels In 70 Lim. Neu redigirte Ausgabe.
19,— 12. Lig. Mit Text. Weimar, Geogr, Institut, Fol. Jede 1,fe. 10 Nor,
JS. Atlas der evangellschen Misslons - Gesellschaft zu Hasel. Nach
den Angnben der Missionare Locher, Plessinz, Kies. Albrecht, Welgle, Gunidert,
Leeiler und Winnes unter Mitwirkung von Rd, Re DM, Basel, 1867, Compt.
d, evang, Miss «Ges. Fol. 11 Karten und 19 pn. Tex
Inhalt: 1. Weltkarte. 2. Afrika. 2. Mittel- Wen. Afrika. 4.8841. Wolta-Gebiet.
s, Indien. 6. Süd-Mahratın. 7. u. A, Nord- und SNd-Kanara. 9, Malabar
und die Nilagiri. 10. China. 11. Sinon-Kreis.
editerranean Ben, 1862. Correcied to 18657. London, 1857, Hyıdroer. Office,
Fol. (2 «. 6. d.) 1 Thir.
Püte, Gugl. Atkante gengraßeo-sorico ad wo delle senole, Parte I,: 11 mondo
antico. Con testo illnstratirn, Primo versione Itallama di ul de Angeli. Con 16
carte Incise soyıra otto tarole. Regensburg, Manz. Fol, XVI pp. Text 21| Ups
Pütz, K Historisch - geueraphlsche School - Atlas, 1. Afdenling. 2...
Ult het Hooguduitsch door Be
Ebendas, Fol, XVI pp. Text. Be
- Atlas der nemeren Erdheschreibeng u #
Thelle der arten 5. durch H. verbesserte und vermehrte Aufl,
en entbeft zu allen Ausgnben: Vorderindion nehet Burman, Assam ete., vun
Arrowsmith bearb, Glognu, Flemming. Fol. 4 Ri. Subser. Preis 10 Ser
Latenpreis 16
‚Stieler's, Adf., Hand-Atlas über alio Theile der Erde nach dem neuseten
stande und über das Pu Bearbeiter von P, ». Srülpmamel, Berphaus,
Ho. Berghaus und 4A. Priermann, Zur vollständ. abe in &3 Karten. Neue
Bearbeitungen ans dem J. 1857. 3 Karten. Gotha, J. Pertles, Fol a
1s Ner,
[3 , & Wand-Atlas Nr. 1. Erikarte in 2 grossen Plantgioben, Nebst
zwei, wördliche nnd südliche Halbkugel darstellenden Planigioben und eine
Erdansicht in Merentor's Proleetion (12 Seetionen), 4 verb, Auf, Ebendas. Fol,
Mu 0 Beplehtworten in 8, 1 Thir, 15 Ner.; auf Lw, a in Mappe 3 Thir.
Vogl, K. The Tllustrnsed Atlas of Geography (Physical and Politieni); with
descriptive Meer New edit. London, Gorer. #. (6#,) 3 Thir. 12 Ner.
Karten von Europa.
Carta fislea, politicn e atradale deil’ Europa. Milano, 1857, Vallardı. Pol.
Nuova carta delle #trade ferrato dell’ Europs. Milano, 1857, Salri &Co. Fol.
Elsenbahn-Atlas von Deutschland, Belgien, Bisam und dem nordöstlichsten
Theile von Italien in 16 Speclalkarten auf 13 Bl, nebst 1 Uchersichtskarte. Von
Drag und 2. C Bär. 18. Auf. Gotha, Justas Perthes. am Ten
Neuester Eisenbahn - Atlas von Deutschland, Belgien, den Niederlanden und
dem Lombardisch - Venetlanischen Königrelche . Frankreich, «te. Enthaltend 11
u gem für Eitenbshnrotiten, nebst einer Üebersichtskarte von Miitel- Europa.
Nach neuesten und besten Materialien entworfen und bearb. 3, verm. u. verbess.
Aufl. Nürnberg, Serz & Co. & 18 Ner.
aus Y. Carte gendrale des chermins de fer de Europe. Paris, chez l’An-
tuur.
Huber, J. Polen mit den angrenzenden Ländern, westlich bis Wien, zu.
dis Odessa, Östlich bis Moakau, nördlich his Heval als Uchersichts - Charte des
Foinischen Gebietes in verschiedenen Zeitperioden, Nürnberg, -
Möller, H, Telegraphen-Karte von Europa. Nach zuverlässigem Material ent-
worfen y gezeichnet. Glogau, Flemming, Fol, 18 Ner.
phische Speelaikarte von Deutschland nmd den angrenzenden Staaten
140. — 148. Lig. SBect. 26%. Chatilten - sur - Seine:
Ingen,. — M1. Regen: : 368. Colmar, — 276. München ; 311. Bruneck.
Glogau, Flemming. Fol. jede Lig. v. 2 Di. 20 Ner.: einzelne BL 15 Ner.
Groose Spoorwegkanrt van Central - Europa, met vermelding van de sistions
der spoorwegen en de naastbij liggende diligenco- en stoomboot - verbindingen.
Ambem, de Jong. Fol, #4 Bl. dd. 2,) 1 Thir. 12 Ner.;
auf Leinw, mit Rollen cf, 4, 30.) 3 Thir. & Ner.
Vuillemin, Carte göndrnle des chemins de fer de ia France et de l'Alle-
magne, a usage des voyngenrs. Paris, uk Fol.
Entw, und zes, vun Ai Zange. 4-7. Lie.
Broekhans, 4, Jede Lig. 10 er.
Lang, H. Wandkarte von Deutschland für Schwulen, Neun gezeichn, u. hrag.
8, verb. Aufl. Nürnberg, Beyerlein. Fol, ® Bl. 1 Thir. 20 Ner.
Papen, A. Hoebenschichten-Karte von Central-Europa. 1? Bl. Mst. 1: 1.000.000.
1. Lig. Beet. 1: Hamburg; Beet. T: Stettgart. Frankfurt, Geograph. +
— re (20 fr.) A Thir. 20 Nr.
Eorope . 120.) 6 Thir. 0 Ner,
Carte della Provincia di Sondrio seconde Yultimo eompartimente territoriale
voll” Iisejns delle ze sirade dello Stelvios © Splugo. Mat. 1:.376.000.
Carte del adore, 8,1. ed. Fol,
Promenaden- Plan von Carisbald zur König Otto’s Quelle, Carlsbad, 1897,
Gebr. Franleck, Fol,
s
|
|
%
265
ort F. Karte des Königreichs Böhmen nach der Fäntheilung vom Jahre
184 auf Grundlage officieller IMaten hrag. 2, Autl. Prag, 1857, Tempeky. Fol.
Kieiner Atlan des Preussischen Stante Gotha, J, Ai 4 9 Karten.
A. w dd. T.: Schul-Atias des Preuss, Stanis. 15 Ner.; cart. 18 Neger.
rn. Carnall, R. tische Karte von Öber- Schlesien 2, Aufl. Mast. 1:200,000,
Berlin, un = p & Co. Fol, 2 Bi. 2 Thir. ® Ner.
Fiz, » Karte zur Geschichte des Prewssischen Staats, Insliesondere
seht 1418. Daten, Fol. 9 Bi, 5 Thir. 10 Npr.: aof Leinw, 8 Thir. 10 Ner.;
anf Lainw, mit Rollen 9 Thir.
Topograpbische Karte vom Preusslschen Staate ; östlicher Theil. Beart, in der
Jedes Blast 107 Nor.
Plan von Berlin. Mit 150 Ansiehten. Berlin, Hirsch, Fol. Mit 4 p». Text
in 16. In 18.-Carton. 18 Ner.
Karte von dem Grosshersogthum nn ond den re“ Ländern ron
28° 15° hin 27° 20° L. Umtlich von Ferro, 49° 12° his 51” 20° nördl, Br, in dem
Mat, von 1:250.000 bearb. im Grossherzogl. Hessischen Suse Gesine
stabe, Darmstadt, Jonghaum. Fol. 2 Di. 1 Thir. 15 Nor.
®. Witsich, 4. Plan der Umgegend von Mainz Mast, 1:25.000, Mainz, v. Za-
bern. Fol, 1 Thlr. 15 Ner.; auf Leinw, 1 Thir. 9 Ngr.
Ziegler, L N.
Reduction 1:6.
, Geographische Karte der schweizerischen Gewerbathätigkeit.
609.000, Winterthur, 1857, Wurster & Co, Fol. 18 Ngr.
Hoffensberg, JS. Koort over Italien. Kjöbenharn. Udgerer. (8 sk.) 2 Ner.
Sartorius von Waltershausn, W. Atlas den Aotna. Mit Beihtlfe von 8. Cm-
wallori, ©. F. Peters und €, Roos. 5.0.6 Lig. Weimar, 1857, Geogr, Tomtitut,
51 Karten in Pol. 8 pp. Text, 10 Thir.
Hioffensberg, J. Kort over Spanien i Fortagal. Kjöbenharn, Udgever. (Bak.) 3Ngr.
Albem gdographigue de la ville de Paris, cinmonseription et ennßgwration des
12 arrondissements et des 48 quartiers, avec un plan densemble et une carte (de
Te En tout 62 eartes et plans, servant de gulde dans cette capitale,
Atlas communn! de departement de in Seine: Communes M’Auteuil (en 2 feull-
len), de Batienolles, de Clichy, de Montmarire, canton de Neuilly, arrondisseıment
de Saint-Ienis, ge ardes par Avril he Paris, Impr. Lemereier. Pol. 5 fenilies,
Atlas de I Canton de Solssons, pubike 'aprda les docaments authen-
Bolssons, Deenmp, Pol.
Mangson. Fol.
Bocase. Carte de la delimitation da flamand et du frangals dans le nord de
la France en ram Lille, Impr, Lefebvre-Ducroeg. Pol.
a y. Varrondissement de Salnt - Quentin, Salnt- Quentin, Imprim. Hosr-
oı
Carte du chemin de fer d’Arkguon aux Alpen, onmprenaut Is direction par
gr . a 2 les embranchements war Alx et sur Constantine, Arignon,
e. Arei
Cartöron. Carte da departement du Lolret, dressde d’aprıs he u
me > mouvelle carte de la France et los plans de cadasire, ibans,
meau.
Öwdrard. A. Nouvelle carte de la France, töligde speeinlement pour ia g6o-
Fate Ta Pr etc, de in France et de son colonien, Drussde par Piiliemim.
de pays Messin traode mür . carte de France
Ind pie 1es Gibeters dEant- r. (Ann. des mines, T. XII, 4
Brun, V. 4. Esquisse historique sur los gramden Earl topograpbigu
de ia France, et compte-renda partienller de la carte au Niro, Feduite au —
de ia grande earte de l’Etat-Major. (Bulletin de la Soo. de geugr,, Mars.)
Nosltat, J. #, Nouvelle carte topographique et statlarigue du departement da
Rhöne, u d’aprbs In grande carte de Cassini. Grarde par Blondenn. Paris,
Logerst. Fol.
Vieux Paris et ses monwments, XVIle sibelo aves lo trand de sen limlten some
Philippe-Anguste, Charles VI, Louis XIL et les Iimites actuelles, Paris, Imprim.
Fosset Basset. Fol.
Pestel, E. Carte da depariement des Chtes-du-Nord, dressde ei rddnite d’apris
ia carte du Depdt de In gworre wos Nadministration de M. ie comte Hivand de ia
Raffiniöre; gravde chez Erh. Schleble. Salnt-Brieux, 12 Gem Irkres, Fol.
Plas kendral du camp de Chälons-wur-Marne, dressd daprds ia carte da depdt
de in wuerre. Paris, Blot. Fol.
Bous, Chemin de fer de Paris h Lyon, Vole, Traversde de vole Ah angle
droit (ou prösqwe droit). Paris, Impr. Binstesn. Fol.
de Gews, ©. X. Piatie grond der siad Hanrlem. a % de Geus, Fol
a. 1, 25.) 26 Ner.
Topographische Kaart van het Kaninkrijk der P+rm vervaard)
de Officleren van den Generalen Dial on aupravend op bet Toplpe sch Bureau
TE TIL ul on, ud ea
terdam en Vier! raven) van
Eu Jedes es «2 A. 80.) 2 Tbir.
Theo Banks of Som to the Westward of the British Islanıa, sarrered by
A. T. E, Vidal, 1880, and 1. Corrected to 1867. London, 1857, Hydrograph,
Office, Fol ‘2 0.) 24 Nor.
Daries' "Map of Euvirons of London, on a Senle of one Inch to a Mile Lon-
don, Stanford, Fol, (8) 3 Thlr, 6 Ner.
Daeier Map of Londun. Ebendas. Fol. (1 =.6d,) 3 Thir.
England, Coast, Apensesben to Harwich, surveyed by Br and E,
Berstal, 1847. Corrections to Lowdon , 1857, ee ; hr.
(8 «) 1 Thir.
B
266
England, Sowih Coast. — Tor Bay, surveyed by heringham, amisted by Cox
and Taylor, #62. Ebendas. Fol, dan6 2 hi 4%
Ireland, Bosth Coast. — Konmare River, iu by Church,
6, Veltch and (, George, 1854. Ebendas. Fol das) Iron Thir en‘ Ner.
Bevtland, West Const. — Tuner Channel Sound of Beil to > in of Mell,
sorr by ©. G, Robinson and E. J. Redford, assisted by R, B. Creyke and
J. Wart, 1855. COorreetions to 1857. Eibeudas, Fol (4 8d.) 1 Thir. 12 Ner.
Seosland, West Comst, — Northern Part of the Sound of Raasay and Inner
Soned, sarseyed hy T. Smith, J. Jeffrey and H. G. Cramer , under ıbe Direstion
ef H. C, Otter, 1890. Ebendan Fol. (8 0) 1 Thir. & Nor.
Beotland, West Coast, — Sound of Mall, warreyed by Otter and BE. J. Red-
ford, amister by T. Kmith, ur Barstal, J Jeffory and Bourchier, I51— 54
Correstert 10 1857, Ebendas. (8 0.) 1 Thir. & Ner.
A ae oft the Islands of in Sereq and Term, wirh Ihe urmunding
Dangers, by Martin White Correeted to or Ebendas, Fol. (34) 1 Thir. 6 Ngr.
„ H. Carte da Danemark, de in Subde, et de la Norräge. Paris, Pau-
in & Cheralier. Fol. Mit 4 pp- Text h 2 Spalten in 4.
(2 fr. 30.) 26 Ner,; color. Falten
(Bl, 26 den Atlas universel, physique, historigue et pakigee.)
he ee a ı The
Kaart i Ya sand Siderelse over Blenvigs Fastland og Als. Plan VI, Syd-
östre Biad. Kjöbenharn, Generalstaben. Fol, ‘1 Rd.) I Thir,
. B. Karte von Schweden und Norwegen oder der Bisatinauiechen
Halbinsel. Nach der neuesten Geographie und den bestem Hölfsmitteln gezeichnet,
Nümberg, Beyeriein. Pol. 15 Ner.
Popuistionskanrt over det dansko Monarki | Aaret 1B45 og I Auret 1885. Kjö-
benhavn, Gyldendal, Fol. 2 Bl. mit 4 pp. Text von Lieutenant Auer,
4
(48 ak.) = Nor.
— Dieselbe, Mit deutschem Text. Ebendas, 20 Nor.
de llempire rume, tant en wen Asie,
Dufowr . H. Carte genfraie
Paris, Paulin & Le Cheraller, Pol, Mit 4 Per Text a9 Spalten im Mu
12 fr. 60.) 25 Ner.; colar. (8 fr.) I Thir.
(BI 31 des Atlas universel, physigwe, historique et polltigee.)
Karten von Asien.
Berehaus, #, Gemeral-Karte von Vordesindien zur Uebersicht der Haupt-
verhältnisse, Mat. 1:4000,0006. 2. Auf. Gotha, J. Periben. Fol.
Äsf Leinw, und in Mappe ? Thir. 10 Ngr.
Nonrelle earte de la Chine, dremsie pour suirre les operations des Europedens
wur les cötes de cei empire. Paris, Basset. Fol.
China Sea. — Carimata Strait, Correetions t0 1857. Londen, 1887, Hydrogr.
Office. Fol. (ie. 6d) i8 Nor.
Chu- Klang, or Canton River from Marao to Canton, and the Western Dran-
ches to Sam-Shui, Ebendas. Fol. @ ».)9 Ner.
Ounmingham, Alız me ot the Comntry between Lucknow and Cawnposor.
Londos, Topogr. Depot, War Department. Fol. (id =. 6 d.) 20 Ner.
Duafour, A. H. Care physigue de l’Asie. Paris, Barba. Fol.
Chine proprement dite, Partie sad-ent de l'empire chimnis. — Men-
anie, Mandchourl et Corde. Partie word de lempire Ch — Byrie Eben-
dan 3 Bi. Fol,
Hughes, Ede. An Atlas of ne Lands; designed für the mse of Schools and
Seripture Studente. New edli dem, Longman. 1%. (ia, 6 d.) 18 Ner.
Jara Island, from the Bra of Baron Melrili de Carnbee and of other Ofl-
cers af Ihe Deteh Hoyal Navy, IM8&. Correotions to 1887. BEN Kr An
Office, Fol.
Karte von Indien. Fortgeiüährt bis sum Jahre 1867, PL IT, Yası. Fol.
et my) 1 Thir. M Ner.
Karte des Östlichen Ufers ıder Halbinsel Korea, zusammengestellt nach Herich-
ten der Officiere der Frejatte »Pallası, Gestochen im hydrogr. Dei ent des
Marine-Ministeritms. Petersburg, 3857. Fol. [Bussisch.) (50 kop.) 27 Ner.
. #. Karte von Armenien, Kurdistan und Azerbeidschan in 4 Blatt
mit Anschluss am die IV wertlichen und mittleren Blätter der Karte vom Kieln-
Asien, entworfen und bearbeitet 1852— 1856. Mast. 1: 1.000. 00, Ierlin, ni
& Ce. Pol. , 4 Thir.
Uns beilige Land aus der Vogelschau. Darstellung der Orte md Städte, welche
in der heiligen Schrift erwähnt sind. 6. Aufl. Leipzig, Weber, Fol 1 Nota-
schmitttafel In & .Cartom 10 Ner.
Map of Jerusalem nnd Enrirnms, from sctual and minste Serrey, made on
the Bm amt Shnde from » rerißed model. u T. Barelny & Bons. Philadel-
phia, Challen & Sons, Fol. (59 014.) 1 Ir.: ob, (Tbris) I Thir 16 Ner.:
in Etui (D. 1.32 Thir.: auf Rollen (b 1, 7%.) 8 Thir. 15 Ner.
Milltary Map of India. Londen, Topograph. Depot, War Department. Fol.
@“.84)1 Thir,
” Plan of the Cliy amd Suberba of Canton. eompiled by the Quarter - Master
Generats Trpartment Chinese Expeditionary Foroe. Ostober 1887, London. Hy-
äregr. Office. Fol. 2084) 1 Thir.
Plan of the mr en Position of the British Garrison at Lucknew 1857.
London. Topsgr. Depot, W ment. Pol: (3«.1 1 Thir, @ Ner.
Plan of ıhe Siege «of Deib and the »urrounding Coentry, Ehendas, Fol.
(4. #4) 1 Thir.
Robiquet, Carte de ia cite de Coromandel, de Pondichry au bane de San-
tipiliy, daprös les trarnux die lieutenant W. Fell Paris, Impr. Lemersier. Fol
(6 fr,1 3 Thir.
Sketch Plans of Bripadier-Cieneral Havelnek’s Actions on Ihe Huute from Ala-
babad tn Cawnpare anıl at Rithoer, ein, Prom Sketches taken om the Apnt by
W. KR. Moorsom. Londen, Topogr, Depot, War Department. Pol. c2a.) 2iNgr.
wunnnannnn
|
Bibliographie, Januar, Februar, März 1859.
“
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Verillemin. Carte geönirale de Vinde. Indiquant les territorialen
de hAnglieterre et les colonies francaises, Parie, Garnier fr. Fol. (Bfr.) 1 Thir,
Walker, J. New Chart of the Bay of Bemgal. Wirh Plans of Coringah Bay,
Point de Galle, Triacomalee Harbour, Colombo Harbour, Paumber Pass. Chitta-
gong Riyer, Kyouk Phyon, Port of Akyab, eie.. eompiied” chiefiy from Burveys of
the Ofßters of the Hon. East India Company. London, Allen & Co. Fol. ? Bi.
(10 ». 6 d.) 4 Thir, 6 Ner.
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Africa, North Coast. — The Port 04 Alexandria, surreyed ‚by E. W. Brooker,
F. ükend. and R. Il, Biamey, under the Direetion of A. L. Manseil, IA87. Lon-
den, 1887, H . Office, Fol, («1 1 Thir. @ Ner.
Afrien, 8 I. From the River Gambia to Cape Lopez and Anneben, Inolnd-
Ing the Night of Biafre. Ian „00 Zaurus, 0; F. W. Owen, A. T. F, Vidal, Ien-
ham, 1012, 1626 amd 1619-1846, Adı. to I1A87. Evendas. Fol. ı#..) 1 Thir.@ Ner.
Africa, South Bast Comst — Algen Hay, by Jos. Dayman, amisted by H. G.
Simpson, 1888. Additions to 1887. Ebendas, Fol (de. 8d.) I Thir, 19 Ner.
Africa, Somth Coast, — Cape Hangkiip to Dyer Island, surreyed bıy J. Day-
u H nen a Rn a Fol. ud «.) 1 Thir. & Ner.
ion, Sonst. = er to Btroys 4. Dayıman
and 11.0. Simpson, 1858, Ebenda« Fol. ey a.) varhi 6 Ner.
Africa, Boutb Const. — Sheet V. Cape Reeife to the River Kelskamma Inelud-
ing Algın Bay. Correetions to 1856. Ebendas. Fol. (1 #) 12 Ner.
Africa. 8. W, Coast. — Table Bay from the sarveyn of W. F. W, Öken in
1825 and E. Melcher in 1846, Ebendas, Fol, (0 #) 1 Thir, & Ser.
Afrion, West Comst, Bheet XVIE. ‚Inboo to River Forcadeon, at
=. Deka, a 1887. „sseden, Beer. a as) Pr In.
Afrique tale an et n du dresat F. Deianzoye,
par E. George. Paris, Hachette & Co. Pol. du
Sielierrancas . . — Damiette to Elarish, surveyed by A. L. Mansell,
yirogr. Office. Fol. (3 «.) 1 Thir. 6 Ner.
Ruez Bay wurveyed by A. L., Mansell, 1886, amslsted by B. W.
"Red
Brooker, 1857. Ebendas. Fol. (i= 64.) 14 Near,
Karten von Australien.
Australia, Bouth Coast. — Gwltk of &t, Vinsent and Spenrer, sarveyed in 189},
Pronders, with Additions by T. Simpson and other ofleial Docements . Io.
tions ta 1857. London, 1857, Hydrogr. Office, Fol. {41 Thir. ER
Chart. of Terra Austratis, by M. Prmders. 2 —3# Nor Coast, Shoe
Correetions by Stokes, 1841. Additional Soundings br Chimme 1a56. Fbendan
Fol (8 «.) I Thir. 6 Neger,
South Coast, Sheet III. 1M02 With Addition« by Wickbam and
Biokes, 1441. Correetions to IAb7, Ebendas. Pol. 3») 1 Thir, 6 Ner,
New Zenland, North Island — Aber L The be Coast from Hoklangn
on the West to Tutu-Kaga on the East, surveyed by J. L. . Stokes, B. Drury,
1949 — 1985, Ehendas. Fol. (4 a) I Thir. 6
New Zealand, North Island. — East Sun — Sheet Ill. Mayor Inland to
verty Bay, sürveyed by B. Drüry, H. Kerr, P. Oke, W. Bisckney, 6. Pa. der -
H. Rilie, 1858, Ebenden Fol, an)ı Sen
New Zentand North Island, Enst Coast, — Sheet IV. Paverty
Port and Continuntion 16 Cape Palliser, serteyed by J. L Stokes, B, a
19—35, Eibendas, Fol. @ =) 1 Thir. 6 Nor.
New Zesland, North Island, — Sheet VI. Manukas Harbour to u Be
sürveyed by B, Drary and the Officer ‚of FA. €. 8. Pandora, From New Piy-
mosth to the Soethward by 3. L, Stoken and the Officers of H. M. 8. Achern,
IR —M. Wh: Waikato Biver. Aoten Harbour and New Plymouth or Taranaki
Bond. Ebendns, Fol, (3 a.) 1 Thir. 6 Ner.
New Zenland, North Island, — Hangnoanen or Awanul River, aurreyed
Drery, T. Kerr amd P, Oke, 1852. Ebendas, Pol. ae
Now Zealand, Sontb or Stewart Island. — Paterson Inlet and Pert Willem,
surveyed by I. 1. Bioken, ausisted by F, J. Evans, R. Bradsham, R. Burnett,
M. Oke and D. Pender, 1849. Ebendas. Fol. @ a“) 1 Thir 6 Kr.
Karten von Amerika.
Otret, V. Nouvelle eprte memtibre de Norden Atlantiqgue, a Tusage des voya-
«t des malsons qui font be enmmerce avec FAmdrique, renant les di-
verses Nirnes de paquebets bh wepeur et ins chemins de fer de TEsrope et des
Bite- Unia, Grarde par Delnmware, Paris, ches l’Autser, Fol.
Dessuche. Nouvelle oarte dos deux Amüriquen; revme par A. Vailiemin. Pa-
ris, ILogerot, Fol
Gimens, Laurtmuo. Mapa en escala de la Isla de Cuba d emsayo de
ia peoerafia en roliew. Miadrid. 4.
North Amerios, New firenswirk, — Quodidiy Head 10 Cape Leprenm,
by W. FW. Owen, IB London, 1887, Hyirger. Office Fol. {2 #) M Nor,
North Amerien Nora Beontia, Sourh Kast Coamt, Pubnieo to Yarmonth, saur-
veyrd by P. F. Shortland, ein. 185084. Ebendas. Fol, #3 #.) 1 Thir. 6 Nor,
North Amerien, Nova Sootia. — Wihltehaven, surveyed by H. W, Ba 24
aneitel by J. Ortebar. J. Hancock, W, Forbes and T, Tier Hrisay, 1886.
das, Fol. (8 ».) 1 Thir. 6 Ner.
Rnuih Ameriea, Brazil. — Hahla de todes os Bantoa from Ihe 8 “of Rb.
Fitz Roy, 1832, E. Belcber, 1996, Barom Ronsaln, 1819, and Barral, Indl. Ebendas,
Fal, 264,1 Thir,
Soutb Amerien, East Comt. — Eastern Entrance to Magellan Streit, br N.
Uns A and the Officers of H. M. #8. Beagle 1834. Additions to Er Ehen-
Fal ae) M Nor.
(Geschlossen um 24, Juni Ins#.)
Prof. Dr. J. B. Roth’s Reisen in Palästina.
IV. Abschnitt‘): Erste Ausflüge in die Ost-Jordan-Länder, 17. Mürz bis 4. April 1858).
Ich hatte mit dem Schech der Jehalin-Beduinen einen
Kontrakt gemacht, mich mit sicherem Geleite über Usdum
(Sodom) um das Südende des Todten Meeres nach Kerek
in Moabitia und Tafileh in Gebalene?) und zurück zu führen.
Bei der bekannten Habgier der dortigen Beduinen musste
eine nicht unbedeutende Summe zum Einkauf verschiede-
ner Geschenke an die Scheehs bestimmt werden. Daher
belief aich die vereinbarte Summe für Eskorte, Pferde und
diese Geschenke nuf 7000 Piaster, zu welcher ich mich
entschliessen musste, da keine Aussicht war, auf andere
und billigere Art die Reise muchen zu können. Wie ge-
wöhnlich bei diesen Halbwilden, «die keinen Begriff von
dem Werthe der Zeit haben, liess mich meine Begleitung
zwei Tage warten; statt am 15. Mürz konnte ich erst am
17. von Jerusalem aufbrechen nach Hebron, das, entspre-
chend seiner höberen Lage, eine weniger vorgerückte Ve-
getation, jedoch volle Frühlings-Flora zeigte. In der Nacht
fiel die Temperatur auf + 2,2° C., sehr empfindlich unter
einem dünnen Zelte. Am 18, brach ich un 9 Uhr von
Hebron auf; cs schlossen sich mir einige Kaufleute aus
Kereck an, auf ihrer Rückreise dahin. Wir verfolgten die
gewöhnliche Route nach Kirmel (oder Kurmul, dem Car-
mel Nabal’s, 1 Sam. 25, 2), bis wir es ansichtig wurden,
bogen aber dann links ein in das Wadi Et-Touani®), das
oben etwa "% hor. gegen O. von Kirmel einige Ruinen-
haufen und an dem Gehänge der rechten Seite viel Quell-
wasser hat. In der Thalschle guter Anbau, Getreide und
Linsen. Ractama Ractem, Bois. (Retem der Araber, Ge-
nista monosperma, Linn.) stand in voller Blüthe, als „Plan-
tagenet” ein historisch merkwürdiger Strauch. Über wel-
«") Über die frlihern Abschmitte ». Geogr. Mitth. 1857, 55. 260 und
1858, 8. 1, A. P.
%) Nach dem uns gätigst zur Publikation mitgetheilten, „an die
Herren Mitglieder der mathem. -physikal. Klasse der K. Akademie der
Wissenschaften in München” adressirten Schreiben des unermiädlich
thätigen Beisenden, de dato Jerusnlem, 19. April 1858, 4. P.
”) Zur Orientirung s. Stieler's Hand-Atlas Nr. 425 und Van de
Velde’s in den nächsten Wochen im Verlag dieser Anstalt erscheinende
grosse Karte, wo Kerak oder Kir Moab und Tufileh er ist,
„BD,
418,
% Tawäneh bei V. de Velde, der aber nur einen Tell Gig Ta-
wäneh angiebt, ostsüdistlich won Kurmul.
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VIL
liges Land, aus Schutt bestehend, der selten die Kulkstein-
schichten‘ schen liess, kam ich in das Beduinen-Weideland,
das sich hauptsächlich auszeichnet durch die günzliche Ab-
wesenheit jeden Strauches oder Baumes. Kameele, Ziegen
und Schafe lassen nichts Perennirendes aufkommen; selbst
dio scharfen Milchgewächse, Euphorbien und Aselepiadeen,
sind nicht sicher vor ihnen. Um 4 Uhr Nachmittags kam
ich bei den Zelten der Jchalin an und schlug das meinige
auf an einem Orte, der nur Wadi Seyal hiess, eine Stunde
nordöstlich von dem Platze, wo ich sie vergangenes Jahr
im April getroffen hatte. Sie wollten am nächsten Tage
auch diesen Lagerplatz wieder vertauschen mit einem zwei
Stunden abwärts gegen NO. in demselben Wadi Seyal ge-
legenen, aus Furcht vor Rüubereien eben jetzt anziehen-
der Beduinen aus der grossen Wüste Tih, welche an dem
bevorstehenden Kampfe zwischen Abu Gosch und den Be-
duinen von Pazı Theil nehmen wollen. Auch andere
unbequeme Eindringlinge hatten die Jehalin auf dem Halse,
Beduinen aus Wadi Musa, die wegen mangelnder Weide
und Strenge des Winters ihre gewöhnlichen Reviere zeit-
weilig verlassen hatten. Alles dieses schien mir nichts
Gutes zu bedeuten, und wirklich, wenn der Kontrakt nicht
schon früher geschlossen gewesen wäre, hätte ich jetzt keine
Begleiter mehr bekommen. Die Auswahl und Ausrüstung
der Eskofte von sechs Mann nahm nicht viel Zeit in An-
spruch; am folgenden Morgen, am 19. um 10 Uhr, konnte
die Karawane von 13 Menschen aufbrechen mit 9 Pferden,
4 Kameelen und 4 Eseln. Wir zogen von Wadi Seyal
über die Höhe gegen SSO., denselben Weg, den ich vo-
riges Jahr hinabwärts genommen hatte. Der erste Blick
auf das Todte Meer eröffnete sich durch ein Thal, das
wir links liessen, genannt Dananir. Wir stiegen den Pass
Es-Zoueira ohne viel Beschwerde hinab und lagerten nicht
fern vom Ausgang desselben in einem kleinen Seitenthale.
Während des Marsches hatte sich wildes Kriegsgeschrei
hinter uns erhoben und eine Bande Keulentrüger ward
sichtbar, die sich vergewissern wollte, ob wir nicht eigent-
lich Kameeldiebe seien.
20. März. Um 6 Uhr früh weiter den Pass hinaus an
das Steinsalz-Gebirge von Usdum. Die vielen grossen und
35
268
kleinen, ganzen und halben Kegel aus thoniger Erde,
welche vor und an der Steinsalzbank von Usdum gelagert
erscheinen und welche, zwar etwas übertrieben, darge-
stellt sind auf zwei der Kupfertafeln zu Lynch's Jordan-
Expedition, sind nur verwitterter, d. i. ausgelaugter, Salz-
stein und finden sich an vielen andern Orten der West-
küste des Todten Meeres und des rechten Jordan-Ufers.
Die Distanz zwischen dem Salzgebirge und dem Wasser-
rande des Todten Meeres ist an einer Stelle sehr gering,
nur 200 Schritte, und Treibholz auf dem Trockenen zeigt,
dass in der Regenzeit auch diese kleine Strecke über-
fluthet ist; aus vielen Klüften strömen im Winter salzige
Bäche hervor und schaffen in der kurzen Zeit mächtige
Verheerungen im Innern und an der Aussenseite des
Djebel el-Mel’h. Wir überschritten das Südende des Ghor
{oder vielmehr das Ghor des Südendes des Todten Meeres)
ohne viele Mühe; es trug schon gut die Lnstthiere, welche
vur in und nahe bei den acht Rinnsalen, die aus der
Araba herabkommen und jetzt auch nicht mehr flossen
(bis auf das der Quelle En-Arous !}) tief einsanken. Der
salzthonige Boden macht diese Wasser gleich salzig und
ist ohne alle Vegetation. Im Hochsommer tritt eine andere
nicht geringere Schwierigkeit der Passage ein, der Boden
zerklüftet sich nämlich in unzählige Risse bis zu einer Tiefe
von etlichen Fussen und wird höchst unsicher für einen
schwereren Tritt. Gerade in der Mitte der nackten Fläche
fand ich grosse Massen von Gebeinen von Ziegen und
Schafen, welche, letzten Winter während eines Schnee-
sturmes von Kerek herübergetrieben, hier im Schlamm ver-
sunken waren. Wir brauchten 14 Stunden zum Über-
gang über diese gefährliche Stelle und beschritten dann
das Ghor Safieh, gebildet durch Quarzsand und die be-
fruchtonden süssen Wasser dos El-Ahsa oder Ahsy?), der
mit einigem Fleiäse von den Ghoarni ?)- Beduinen in zahl-
reichen Kanälen über eine grosse Strecke geleitet wird.
Üppig stehende Getreidefelder, von Dornhecken umgeben,
liegen mitten in einer Baumwildniss, durch welche man sich
nur schwer durcharbeiten kann. Bäume und Gesträuche,
die man sonst nicht in Palästina sieht und die mehr dem
Glücklichen Arabien eigenthümlich sind, kommen hier zu-
gleich mit den auch grössere Dimensionen als gewöhnlich
einnehmenden, allgemeiner verbreiteten Nebek-, Talh- und
Turfa-Bäumen (Rhamnus, Acacia, Tamarix) vor und Schling-
gewächse verbinden sie unter einander. Kleine Pflanzun-
gen von Indigo und Tabak, von Bohnen und Gurken zei-
gen schon, dass die Ghoarnis, obwohl aufs Äusserste ver-
1) *Ain-el-"Arüs bei Van de Vellde.
?) Bei Yan de Velde nur im oberen Laufe Asy, im unteren Sättch
genannt.
3, „Ghawärineh” V, de Velde,
|
Prof. Dr. J. B. Roth’s Reisen in Palästina.
achtet und misshandelt, nicht nur von ihren Nachbarn,
den Beduinen, sondern auch von Europäischen Besuchern,
die von ihnen ale einer verkommenen Bace” etwa wie
von Buschmännern reden, keineswegs auf einer so niedri-
gen Stufe stehen. Wir fanden bald einige dieser Acker-
bau treibenden Beduinen, die uns in ihr grosses ständiges
Zeltlager führten, wo wir nicht nur alsbald gastlich be-
wirthet, sondern auch über Nacht zu bleiben genöthigt
wurden. Es ging eine grosse Vertbeilung von Mediein
vor sich, vom Schech an bis zum Geringsten. Ich sah
kein Kind, das nicht au Wechselfieber (Skuni) zu leiden
hatte; das Leiden ist reltener bei Erwachsenen, welche
dafür oder in Folge davon allerlei Abdominal-Verhärtungen
an sich fragen; man sieht selten zwei gute, ‘gesunde Au-
gen, dagegen Hornhaut- und Linsen-Verdunkelungen =
häufig wie in Ägypten.
21. März. Da ein heisser und langer Marsch bevor-
stand, wurde schr früh aufgebrochen, durch dus Ghor ge-
gen Norden, wobei die nächsten Berge Aus bunten Sand-
stein, in denselben grotesken Formen wie in Petra, zur
Rechten blieben, in einer Entfernung von einer Stunde.
Die Fruchtbarkeit hörte” bald auf mit dem Wusser. Wir
kamen auf höheren Grund mit sehr viel Gerülle aus bun-
tem Sandstein, Granit und Grünstein - Breecie; daneben
wirkliches Dschungel, hauptsächlich aus Tamarisken. Bei
der Quelle El-Merah ') ist ein Wely-Schech-Salch mit eini-
gen Ruinenhaufen und Gerstenfeldern, in welche meine
übermüthigen Begleiter ihre Pferde führten, Nach 7 Stan-
den erreichten wir das Flüsschen Ed-Drae ®), das auch zur
Bewässerung von vielen Feldern benutzt wird und an der
Südostecke der Halbinsel Mezrne in das Todte Meer sich
ergiesst. Wir lagerten für eine Stunde an dem Bache in
einiger Höhe, von wo die gunze niedrige, zum grössten
„Theil öde Halbinsel übersehen werden konnte. Damm
begann die Ersteigung des schwierigen Pussea Charusi;
auf seiner halben Höhe ist eine kleine Ebene mit unbe-
deutenden Ruinen, genannt einfach Abu. Angekommen
auf der Höhe erblickten wir das Kerek-Thal mit senk-
rechten Kalksteinwänden im Kidron-Thale bei Mar
Saba; wir zogen eine Strecke auf der Höhe des linken
Ufers fort gegen Osten, die Zeit war aber 80 vorgerückt
und die Thiere #0 ermüdet, dass wir zwei Stunden vor
Kerek bei der Quelle Ersis lagern mussten. In dem Passe
von Charasi fanden sich eigenthümliche, wie durch Feuer
bewirkte Veränderungen des Kalksteines, wie Öfen aus-
gehöhlte, unregelmässige Kegel mit verhärteter, jedoch san-
diger Aussenschale und sehr zcrreiblichem Innern: der
wie
N „Nmeisah” V. de Velde.
2) Ed-Dera’ah, nach V. de Velde's Karte identisch mit dem Kereck-
Flusse.
Prof. Dr. J. B. Roth's Reisen in Palästina.
Vergleich mit Blasen lag nahe. Es zeigten sich auch ein-
zelne Trappgänge und die Kalksteinschichten fielen stark
nach W, ein.
22. März. In dem Verfolg des Kerck-Thales, das ge-
gen 200 Fuss unter uns lag, ein wildes Chaos von Felsen-
blöcken, trafen wir mehrere starke Quellen mit herrlicher
Vegetation ringsum, z. B. Um Sidri, 14 Stunden von
Kerek, Beduinen vom Stamme der Haggia hatten nahe
am Wege ihr Lager aufgeschlagen, und dahin musste aich
meine Eskorte begeben, da ein Vorüberziehen ohne Ein-
kehr als schwere Beleidigung angesehen wird. Ich setzte
meinen Ritt mit den Kaufleuten ganz unbelästigt fort
und erstieg den hohen Berg von Kerek, wo ich um 8 Uhr
Morgens ankam. Meine Briefe aus dem Griechischen Klo-
ster in Jerusalem verschafften mir die bereitwilligste Auf-
nahme in dem besten Hause der Stadt, dem nur von einem
einzigen Mönche bewohnten Griechischen Kloster neben
der Kirche. Die Häupter der nicht unanschnlichen Chri-
stengemeinde stellten sich buld- ein und verliessen mich
nur zu selten während meines viertägigen Aufenthaltes.
Kerck liegt auf einem hohen, von drei Seiten natürlich,
auf der vierten künstlich isolirten Berge; die Area des
Gipfels hat etwa eine Stunde im Umkreise und war sicher-
lich früher ganz eingenommen von Festungswerken, Gär-
ten und Gebäuden. Erstere, aus der Kreuzfahrer- und
nüchsten Sarazenen-Zeit, liegen ganz in Ruinen, die Gärten
sind nur ärmliche Tabakspflanzungen und die Häuser, mehr
unterirdisch, Anfangs schwer zu unterscheiden, da man
über viele wegschreitet, andere nur eine nachlissige Mauer
von 3 Fuss über dem Boden zeigen. Unähnlich der Bau-
art in Palistina, die wegen Mangels an Bauholz überall
Gewölbe und Kuppeln anbringt, sind hier die Dächer flach,
aus rohen Balken mit Flechtwerk und fest getfetener Lehm-
erde, bei besseren Häusern auch einer Art Cement; fast
jedes Haus hat eine geräumige Cisterne aus alter Zeit
und nie Mangel an Wasser, da die jährlich fallende Re-
genmenge sehr bedeutend ist. — Zu den beiden Bächen
an der Nord- und Westseite des Berges, die sich an sei-
ner Nordwest-Ecke zum Kerek-Flusse vereinigen, ist der
Hinabweg beschwerlich und zeittaubend; sie treiben einige
einfache Mahlmühlen, die mit herrlichen Ölbaum- und
Aprikosen-Pflanzungen als ein wohlthätiges Geschenk aus
der jüngsten besseren Zeit, aus der noch nicht vergesse-
nen Herrschaft der Ägypter unter Ibrahim Pascha, zurück-
geblieben sind. Der Griechische Priester giebt seine Ge-
meinde zu tausend Seelen an, die aber ziemlich zerstreut
im ganzen Distrikt und über diesen hinaus gegen Süden
wohnen, hauptsächlich ala Hirten und Ackerbauer. Chri-
sten und Mohammedaner rühmen sich, dass sie wie Brü-
der neben und mit eingnder leben, und wirklich konnte
269
ich während meines kurzen Besuches nur ein gutes Ver-
hältniss zwischen beiden wahrnehmen. —
Mein Erscheinen in Fränkischer Kleidung erregte An-
fangs nur Neugier, keine Ungezogenheit wie anderswo,
und nachdem jedem Applikanten ohne Unterschied Arznei
oder Rath gespendet worden, konnte ich mich selbst einer
Zuvorkommenheit von Seiten der Bevölkerung erfreuen,
Diese war zur Zeit nicht bedeutend; nur ein Drittel de-
rer, die hier im Winter wohnen, war zurückgeblieben, die
Andern mit dem Vieh auf den Sommerfrischen unter Zel-
ten. Auch der Schech der Mohammedaner, Midschelly,
über welchen sich die früheren Reisenden wegen Erpres-
sungen bitter beschweren, war abwesend, weit im Osten;
diess hatte für mich den schweren Nachtheil, dass ich
nieht in dem Distrikte heramreisen konnte, während mir
von anderer Scite Glück gewünscht wurde zu dieser Ver-
fchlung des Häuptlings; denn man sagte mir geradezu,
mein Gaffr, d. i. Ehrengeschenk, würde als viel zu gering-
fügig abgelehnt werden. So liess ich dasselbe für ihn zu-
rück und will nur hoffen, dass der nächste Europäer, der
Kerek betritt, nicht dafür leiden müsse.
Der Osten von Kerek wird beschränkt durch eine
mässig hohe Hügelreihe, hinter welcher unmittelbar ein
selten unterbrochenes weites Flachland als Hochebene be-
ginnt; bei Rabba, 3 Standen in NO., steht schon blasiger
Basalt an, der früher für Kerek schöne Platten zur Be-
dachung und Bekleidung der Wände lieferte. Der Kerek-
Berg ist gebildet aus Kreide mit einer gewaltigen obern
Schicht von Feuerstein; un dem Abhang gegen N. geht
ein Trappgung zu Tage aus, der nicht viel Verwerfung
zu Wege gebracht hat. Die Seiten des Berges sind mehr
kahl als die jenseitigen Höhen, welche auch ohne Kultur
einen herrlichen Pflanzenwuchs zeigen; übrigens fand ich
fast keine Verschiedenheit von der Flora der Hochebenen
Judän’s bis auf eine früher nie gesehene Convallaris und
ein Eheum, das als beliebte rohe Speise der Kerekiner
sus den Basaltstrichen, wo sich Sumpfboden finden soll,
gebracht wird, In den beiden Büchen lebt eine Cyprinus-
Art in solcher Anzahl, dass man sie mit den Händen fan-,
gen kann. Der Hauptreichthum der Leute ist Vieh, das
in grossen Trieben wöchentlich nach Hebron und Jerusalem
gebracht wird; Getreide scheint genug für den eigenen
Gebrauch gebaut zu werden. Die wenigen Import-Artikel
liefern Kaufleute aus Hebron und Damaskus, zu welcher
letzteren Stadt man fünf starke Tagereisen rechnet. —
Von den Kerekinern kann man wie von den meisten Be-
duinen sagen: „Sie kümmern sich nicht um den Sultan,
— doch nehmen sie seine Huld an.” Seit vier Jahren
hat der- Pascha von Damaskus nicht gewagt, um den Miri
oder irgend eine andere Art von Steuer bei ihnen anzu-
35*
270 Prof. Dr. J. B. Roth's
klopfen. Wie 1854 im Russisch-Türkischen Kriege die
Kassen in Konstantinopel und in den Hauptstädten der
Paschaliks gänzlich geleert waren, versuchte der Seraskier
von Damaskus für seinen Herrn auch bei den Beduinen
eine Kriegsbeisteuer zu erwirken, indem er ihnen beweg-
liche Botschaften über den trostlosen Zustand des Staats-
beutels zusandte. Für die Osmanli haben die moslemiti-
schen Araber wenig Sympathie, die christlichen gar keine,
und in dem gegebenen Falle mochte sich bei den letzteren
natürlich einige Hinneigung zur andern Seite regen, aber
der Häuptling Midschelly vermochte endlich seine Stam-
mesgenossen, ein direktes Einsammeln von freiwilligen
Gaben zum Glaubenskriege zu gestatten. Zehn Soldaten
aus Damaskus gingen von einem Lager zum andern und
empfingen Beistener in Geld oder Vieh und cs» kam eine
erkleckliche Summe zusammen. Die unfreudigen Geber be-
sehuldigen nun — mit welchem Rechte, mag dahingestellt
bleiben — die Hauptbeamten in Damaskus, dass sie die reali-
sirte Summe unter sich getheilt haben. Ein zweites Mal
möchten die zehn Soldaten übel heimgeschiekt werden.
Das Vorbeiziehen der grossen Karawane der Mekka-Pil-
grime auf der Strasse im Osten (eine Tagereise von Kerek,
bei dem Kastell von Kutrani) ist eina Zeit grossen Ge-
wsunes für die Kerekiner, die durchaus aller Opferfreudig-
keit baar sind.
Als ich sah, dass vor der Rückkehr des Schechs an
ein Weiterreisen innerhalb seines Gebietes nicht zu den-
Ken sei, dieselbe aber ganz unbestimmt war, entschloss
ich mich, zur zweiten Stadt, welcher ich einen Besuch
zugedacht, nach Tafilch, mich zu wenden, wobei auf dem
kürzesten Wege, gerade nach Süden, Moab verlassen wer-
den konnte.
Am 26. März verliess ich mit meinen Leuten, die mitt-
lerweile in einem nahen Beduinen-Lager kampirt hatten,
die alte Stadt, in welcher es mir besser ergangen war, als
irgend einem meiner Vorgänger, dessen Reisebericht ver-
öffentlicht worden ist. Nuchdem die Schlucht im Osten
überschritten und die andere Seite gewonnen war, ritt ich
drei Stunden lang in südlieher Richtung über eine wellige
Ebene, die viele Spuren chemaliger Kultur zeigte, begeg-
nete einer Anzahl kranker Leute, die sich zusammen auf-
gemacht hatten, den fremden Hakim in Kerek, dessen Ruf
bereits erschollen, zu befragen. Das Dorf Kethrabba') blieb
links liegen, eben so ein Wely Safieh; viel Vieh und
Pferde auf der herrlich bewachsenen, gut bewässerten,
strauchlosen Ebene, die stellenweise den hier zu Lande
ganz fehlenden Anblick einer Wiese darbet. Es wurden
mehrere Beduinen-Lager erblickt, zu nicht geringer Bestür-
N) „Kotherabba” V, do Velde,
Reisen in Palästina.
zung meiner Leute, die nicht wussten, ob Freund oder
Feind. Bei einem derselben wurden wir angerufen und
zu bleiben dringend eingeladen, ich nahm aber nichts an,
besonders da mein Diener in den Sprechern zwei der
Leute (vom Stamme der Schrein) wieder erkannte, die
mich im vorigen Jahre bei Usdum angehalten hatten. Sie
lachten herzlich über die Begebenheit, erzählten, wie ihnen
zwei Tage darauf nicht nur die leichte Beute von dem
Meinigen, sondern auch ihr rechtmässiges Eigenthum an
Waflen abgenommen worden und wie der eine auch seine
Flasche mit Augenwasser, das ich ihm gespendet, einge-
büsst habe. Da der letztere noch wie damals an chroni-
scher Ophthalmie litt und überaus begierig war, ein neues
Fläschchen zu bekommen, entschloss er sich ohne Wider-
rede, uns zum Nachtlager zu begleiten, nur neun Stunden
weit. Und er erwies sich schr brauchbar und hülfreich ;
denn bald wurde der Weg. der sich hinabbog in das Tief-
thal des El-Ahsy, so furchtbar, dass die genaueste Orts-
kenntniss (bei meinen Leuten nicht zu finden) erforderlich
war, um die Kamerle heil hinabzubringen. Der wenig
betretene Steig war au vielen Stellen durch Winterwasser
abgerissen worden und selbst die an der Trense geführten
Pferde ohne Last scheuten die jäh ubfallenden Klippen.
Ein gewaltiger Trappdurchbruch in dunkeln Eisenfarben,
mit seiner Basis bis hinab in das Ahsy-Bett reichend,
wurde zur Linken gelassen und die Risse und Spalten,
die er im Kulksteine zu Wege gebracht, theilweise hinab-
wärts verfolgt. Das Wady hatte geringe Breite, hüchstens
4 Stunde, und führte etwa nur den dritten Theil der
Wassermenge, welche an seinem Ende, neun Stunden gegen
WNW., angetroffen wird. Auf der andern Seite ging «es
minder steil hinvan, hauptsächlich auf stark inklinirten
klingenden Kalksteinschalen mit unzähligen wohlerhaltenen
Gryphien.
In den ältesten Zeiten scheint der El-Ahsy (Sared
— Weidenbach — 5 Mos. 2) die Grenze von Moab und Geba-
lene gewesen zu sein; er ist es noch jetzt. Der alte Name
des letzteren Distriktes hat sich ganz erhalten als Gebal
{oder Dschebal). Das Anschen des Schechs von Kerck
hört am Ahsy auf und macht Platz dem Namen des Schechs
der Ben-Gasi, eines Zweigs der Wadi Musa-Leute (Edo-
miter). Diess hindert jedoch nicht, dass Abtheilungen
auch in den Distrikt von Kerek auf einige Zeit zur Weide
ziehen; so: stiessen wir num nach einem Ritte von zwölf
Stunden auf die Haggein, von denen wir Zelte im Kerek-
Thale angetroffen hatten. Ihr temporärer Sitz, Felbe ge-
nannt, lag auf einer beschränkten Ebene, die wenig Weide
bot und desswegen auch bald verlassen werden sollte, Sie
betruchteten unser Bleiben bei ihnen als von selbst ver-
ständlich; in einem Augenblicke, war mein Gepäck im
Prof. Dr. J. B. Roth's Reisen in Palästina.
Gastzelte und die Vorbereitungen zur Bewirthung be-
gannen. i
27. März. Ich verliess die gastfreien Haggeia, welche
den Hakim in mir hoch ehrten, um 8 Uhr Morgens und
stieg noch höher auf eine undulirende Ebene (Sahel) mit viel
Kultur, obne irgend eines der Dörfer ansichtig zu werden,
die rechts und links vom Wege versteckt lagen. Nach
zweistündigem Ritte erschien das Thal und jenseits die
Stadt Tafileh, beide von sehr friedlichem Ansehen; die
Zerstörung der Oberfläche durch Erdbeben und Ansbrüche
hat sich hierher weniger sichtbar erstreckt und ist jetzt
wenigstens durch Anbau verwischt. Zu diesem ist- aller-
dings jegliche Aufforderung vorhanden, denn ausser tiefer
guter Erde und leicht verwitterndem Gesteine erfreut: sich
die nächste Umgebung von Tafilch eines ganz vertheilten
Überflusses von Wasser; hundert und eine nicht versie-
gende Quelle rühmen sich die Fellahin zu besitzen.
Bei der Annäherung zur Stadt merkte ich wohl, dass
bier Franken höchst selten gesehen werden, und dass die
Bevölkerung im Ganzen unduldsam sein müsse; diese Be-
merkang drängte sich mir stündlich auf während meines
Bleibens in Tafileh. Zwei junge Kaufleute, Söhne des
Mufti von Hebron, an welche ich von ihrem Vater ge-
wiesen worden, nahmen mich bereitwilligst auf in ihr
Haus, dessen einziges Gemach Wohn- und Schlafzimmer
für fünf Personen, Küche, Waarenmagszin und Vorrsths-
kammer zugleich vorstellte, übrigens geräumig genug war,
auch noch mich und meinen Diener zu beherbergen. Der
Schech Abdullah war abwesend, so wie zwei Drittel der
Einwohner, auf den nahen Bergen und Weideplätzen unter
Zelten; von meinen Wirihen beschickt erschien er bald
und trennte sich nicht mehr von wir und den Kaufleuten,
mit denen er auf dem vertrautesten Fusse stand. Inso-
lente Habgier trat in ihm weniger hervor, und wenn auch
nicht alle seine Erwartungen von einem so seltenen Be-
suche erfüllt werden konnten, hatte er doch Feinheit ge-
nug, seine Unzufriedenheit zu verbergen. So weit war
Alles gut und die Hoffnung stand fest, dass ich mich in
und um Tafileh frei würde bewegen können. Aber der
erste Versuch, im Thale zu botanisiren ohne die lästige
Gesellschaft meiner neuen Freunde, schlug ganz fehl, und
eben so fand der Plan, die weitere Umgegend zu besuchen
oder gar eine Rundreise zu machen, bald ganz unerwartete
Hindernisse. Die Fellahin von Tafileh stehen in einem
gewissen Abhängigkeits-Verhältniss zu den Ben-Gasi-Be-
duinen und zunächst zu dem Schech von Schobeck ;' dieser
erschien nun mit zuhlreichem Gefolge und forderte Ehren-
kleider und andere Geschenke. Er erhielt zur Antwort,
dass ich nicht ermangeln werde, solche darzubringen, wenn
ich einmal nach Schobeck komme und mich unter seinen
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|
a7
unmittelbaren Schutz stelle, dass ich aber jetzt weder da-
zu vorbereitet sei, noch eine Verpflichtung anerkennen
könne. Auch alte Streitigkeiten zwischen den Jehalin
(meiner Eskorte) und den Ben-Gasi kamen zur‘ Sprache,
und führten dazu, dass die ersteren eine baldige Abreise
dringend wünschten. Diese erfolgte auch, um weiteren
Plackereien mich zu entziehen, am 30. März Morgens, nach
einem Aufenthalte von drei Tagen. — Die Aussicht von
Tafileh gegen W. und NW, ist herrlich; nicht nur ein
Theil der Araba und des Todten Meeres sammt der Felsen-
wüste bis dorthin, sondern auch die jenseitigen Höhenzüge
in der Wüste von Tih und Judah waren deutlich und
scharf abgegrenzt, aber es fand sich Niemand, der ausrei-
chenden Bescheid wusste über die wichtigeren Punkte im
Gesichtskreise; selbst die Lage von Hebron war ein Ge-
genstand des Streites, bis mein Fernrohr denselben ent-
schied. Die Verbindung zwischen den beiden Städten ist
schwieriger, unsicherer und seltener als die zwischen Kereck
und Hobron; es wird zwar nur eine starke Tagereise ge-
rechnet sowohl von Tafileh als von Kerek nach dem Ghor
Safieh, wo sich die Strassen vereinigen, und die Route
aus dem SO, ist um einige Stunden kürzer als die nord-
östliche, aber so schlimm ist die erstere, dass sie höchst
selten mit Lastthieren betreten wird. Als Ibrahim Pascha
Syrien zu räumen gezwungen wurde (1840), wollte er den
Gepücktross durch den Pass von Khanzireh ') in die Aruba
herabsteigen lassen, alle Kameele kamen dabei um, das
Gepäck wurde im Stiche gelassen und fiel den Beduinen
in die Hände, die noch jetzt die guten Ägyptischen Sühel
umgürten,
Der Schech von Tafileh und mein freundlicher Wirth
wollten mir das Geleite geben bis zur Grenze des Distrik-
tes; unter den obwaltenden Umstünden war das Anerbieten
auch schr annehmbar. Nachdem wir den Hügel Hinabge-
stiegen waren, fast in nördlicher Richtung, kamen wir
durch angebautes Hügelland, das zum Theil eben jetzt
wieder umgebrochen wurde für die Herbstregen, denn
reichlich die Hülfte des urbaren Landes liegt für Jahre
brach. — Wir ritten durch ein grosses Dorf von etwa
hundert guten Hüusern, Aime', das ganz verödet und ver-
lassen wur; nach einer weiteren Stunde trafen wir die
Bewohner in einem Zeltlager bei Ain-ct-Thaa, wo wir
nicht nur Dewirthung aunehmen, sondern auch über Nucht
bleiben mussten. Meinen Begleitern und mir (10 Personen)
zu Ehren wurden 8 Schafe und 2 Ziegen geschlachtet
und das Fleisch #0 vertheilt, dass jedes Zelt für seine
sämmtlichen Bewohner ziemlich gleiche Portionen bekam.
"N Der Khaneirch ergiesst sich beim Brunnen Meralı in’ Todte
Meer,
272
Die Zubereitung war einfach, ee wurde in Molken von
Ziegenmilch gesotten.
31. März. Es waren noch zwei Stunden Weges bis
zum Anfang des Passes Labrasch, der für sich selbst acht
Stunden in Anspruch nahm. Eine so wilde Zerrissenheit
wie hier war mir noch nicht vorgekommen. Der bunte
Sandstein, an vielen Stellen mit Thoneisen und wirk-
lichem Blutsteine, unbedeekt von jüngeren Gebilden, aber
ausgewaschen zu den sonderbarsten Formen, war durch-
kreuzt und verworfen von Trappgängen, die regellos, ohne
Centrum und ohne Anschluss, hie und da hervorstarrten.
Kein Grün milderle die düstern Farben und die Mittags-
sonne hatte das Gestein so erhitzt, dass eine beklemmende
ILnft aufstieg. Die üusserste Anstrengung war nöthig, die
Kameele hinabzubringen; zweimal mussten sie abgeladen
und das Gepäck über die schlimmsten Stellen hinweg-
getrmgen werden. Als es gerade schien, als ob die Kraft
der Leute wud Thiere erschöpft sei, eröffnete sich die
Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes.
Aussicht auf die Wasser des Ahısy, welche für sich allein
schon erfrischend wirkte. Noch eine kleine Strecke und
das gastliche Zeltdorf der Ghoarni im Ghor Safich war
erreicht, das wir vor zehn Tagen verlassen hatten.
Die Rückreise nach Jerusalem, in vier Tagen über Us-
dum, Es-Zouera und Hebron, erforderte besondere Umsicht
in der Leitung; feindliche Streifpartien hatten schon
Schrecken verbreitet. Wir waren an einem Tage 15 Stun-
den im Sattel, um eine Begegnung zu vermeiden, kamen
auch glücklich durch auf selten betretenen, „abgelegenen
Wegen.
Am Morgen des Österfestee kam ich am Thore von
Jerusslem an, wie eben eine Menge befriedigter Griechi-
scher Pilgrime ihren Rückweg nach Jaffa antrat. Seitdem
ist die öffentliche Sicherheit im Paschalik von Tag zu Tag
geführdeter geworden und ist jetzt #0 bedreht wie jen-
seits ausserhalb der Türkischen Kontrole bei den beute-
lustigen Beduinen,
Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes.
Ein Resume der neuesten Forschungen Lieut. G. K. Warren’s in den Jahren 1855 und 1856.
(Nebst Karte, ». Tafel 10.)
Früher, als wissenschaftliche Expeditionen und geo-
graphische Unternehmungen überhaupt seltener waren,
zogen einzelne Theile der Erde immer durch längere Pe-
rioden fast ausschliesslich die Aufmerksamkeit der Geo-
graphen wie des grossen Publikums auf sieh; der Verlauf
und die Ergebnisse der nur von Zeit zu Zeit unternom-
menen grüsseren wissenschaftlichen Reisen gaben der pe-
riodischen Literatur, in der eich hauptsächlich das jedes-
malige Interesse der Mitwelt widerspiegelt, auf lange Zeit
Stoff zur Füllung ihrer Blätter. _In der Jetztzeit, wo die
Kommunikation so ausserordentlich erleichtert ist, wo der
Welthandel nach den entlegensten Punkten vordringt, wo
die Wissenschaften in immer weiteren Kreisen Eingang
finden und zum Mitarbeiten an dem grossen Werke der
Erforschung unseres Planeten näch allen Richtungen an-
regen, — da zeigt sich ein reges Streben gleichzeitig an allen
Orten und Enden; wohin wir blieken mögen, auf die
Lufthülle der Erde, auf die Oceane und ihre Arme, auf
die verschiedenen Theile der festen Oberflüche, überall
schen wir die raschesten Fortschritte zu ihrer gründlicheren
Kenntniss. Lässt sich auch die jetzige Periode in der Ent-
wickelung der geographischen Wissenschaft nicht jener
glänzenden Zeit an die Seite stellen, als gleichzeitig mit
den grossen Entdeckungen in den Himmelsriumen die
ganze westliche Hemisphäre unserer Erde den Blicken
Europa’s sich erschloss und die Auffindung des Sceweges
nach Indien um die Südspitze von Afrika den Gesichts-
kreis nach Orten erweiterte, so kann man doch dreist be-
haupten, dass unsere Zeit durch die allgemeine und rasch
fördernde Thätigkeit in allen Zweigen und Gebieten der
Geographie sich vor allen früheren Perioden auszeichnet.
Auch für den Fleissigsten und Aufmerksnmsten ist es da-
her gegenwärtig schwer, ja fast unmöglich, die Masse der
sich mehr und mehr häufenden Materialien zu beherrschen,
und es erfordert nicht geringe Anstrengung, in einer Geo-
graphischen Zeitschrift, wie die unsrige, ullen Arbeiten
in den verschiedensten Gegenden der. Erde in gleicher
Weise gerecht zu werden.
Diese Bemerkung drängt sich uns heute von Neuem
auf, wo wir unseren Blick auf einen Theil des Nord-
Amerikanischen Kontinents lenken, der vor weniger als
zwanzig Jahren noch so gut wie unbekannt war und über
den man jetzt schon ein bündereiches Werk schreiben
müsste, wenn man Alles vollständig verarbeiten wollte,
was in letzterer Zeit über ihn in Erfahrung gebracht
wurde. Wir meinen die westlichen Regionen der Ver-
einigten Staaten zwischen dem Mississippi und der Küste
des Grossen Oceans.
Die weit gedehnten Prairien am Arkansas, Platte und
Missouri, die westlich sie begrenzenden Felsengebirge mit
Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes, 273
den dazwischen liegenden und daran stossenden Hochebe-
nen, der grüsste Theil von Kalifornien, das schon zu einem
blühenden Staate herangewachsen ist und keinen geringen
Antheil an dem Weltverkehr nimmt, wurden bis vor Kur-
zem nur von Indianern und den Jägern der Amerikani-
schen Pelskompagnie durchstreift, deren Sammelpunkte
einige weit entlegene, zerstreute Posten waren. Erst durch
Fremont’s kühne und folgenreiche Explorationen in den
Jahren 1842 bis 1846 wurden die Hauptzüge des Landes
bekannt und ıyın folgte eine lange Reihe von Reisen und
Aufnahmen, die meist einen offiziellen Charakter trugen
und praktische Zwecke verfolgten, wie militärische Re-
kognoseirungen, Grenzbestimmungen, flüchtige geologische
Untersuchungen, vor Allem aber in neuester Zeit die Auf-
nahme von fünf Routen zur Führung einer Eisenbahn
nach dem Grossen Ocean, eine Arbeit, wie sich deren kein
Land von ähnlicher Ausdehnung wie die Vereinigten Staa-
ten von Nord-Amerika, ausser Europa, rühmen kann und
die bei der grossartigen, vollständigen und wissenschaft-
lichen Weise, in welcher sie trotz aller erdenklichen Hin-
dernisse binnen wenigen Jahren durchgeführt wurde, den
Vereinigten Staaten zum grössten Ruhme gereicht. Die
grosse Masse von Daten, welche die Untersuchung dieser
fünf zwischen dem 32° und 49° N. Br. gelegenen Routen
geliefert hat!), hurren noch einer wissenschaftlichen und
übersichtlichen Bearbeitung und würden in Verbindung,
mit den Forschungen Fr&mont's, Emory’s in Neu-Mexiko,
Steansbury’s in Utah und vieler Anderer, so wie mit den
Beobachtungen, die in und um die Militärposten seit vie-
len Jahren angestellt wurden), einen dankbaren Stoff zu
einer ausführlichen, umfangreichen Arbeit geben, die aller-
dings noch nichts Vollstindiges sein könnte, weil noch
der grüsste Theil jenes Gebietes terra incognita ist und
vur die freilich vielfuchen Routen bekannt sind, welche
aber gar manche interessante Thatsache, namentlich aus
dem Gebiete der physikalischen Geographie, ans Licht
ziehen würde.
Für die Kartographie sind diese reichen Materialien
ebenfalls noch bei weitem nicht so ausgebeutet worden,
wie es wünschenswerth erscheint, hauptsichlich wohl, weil
sie nicht. allgemein zugänglich und zum grossen Theil
noch sehr neu sind; wir begrüssen desshalb mit Freude
einige kartographische Arbeiten von Lieutenant G. K.
Warren, Ingenieur - Topograph der Vereinigten Staaten,
' Reports of Explorations and Surreys to ascertain the most
practieable and eeomomical route for a ruilroad from the Mississippi
River t0 the Paeifie Ocenn. Washington 1865—57.
2, Zum Theil gesammelt in: Statintienl Report on tho Sickness
änd Mortality in the Army of the ÜU.8. By R. H. Coolidge. We-
shingten 1856.
|
welcher selbst bis in die neueste Zeit thätigen Antheil an
den Aufnahmen des Missouri Theil genommen und auf
einer Reihe von Karten die Ergebnisse der verschiedenen
Expeditionen verarbeitet hat. Für den Bericht über die
Erforschung der Eisenbahnrouten fertigte er eine Über-
sichtskarte mit Angnbe der Tracen !) und eine Reihe von
Höhenprofilen ?) an; seine eigenen Untersuchungen aus dem
Jahre 1855 zwischen Sioux City und Fort Pierre am
Missouri und den Forts Kearny und Iaramie am Platte
legte er auf einer grossen Karte im Maassstabe von
1:600.000 nieder ?); endlich hat er auf einer zweiblätt-
rigen, grossen Karte der Westhälfte der Vereinigten Staa-
ten*) die Hauptrosultate aller Explorstionen zusammen-
1) Map of Routes for a Pacific Railroad eompiled to nt
the Bepert of the How. Jefferson Davis, Secr. of War, 1855. Mat,
1:6.0200,000,
#) Profiles of Routes proposed for a Puciie Rail Road, oompiled
to accompany the report of the Hon. Jofferson Duvis, Seer, of Wür,
by Lieuts G. K. Warren and H. L. Abbot. 18855.
?) Roconnoissanees in Ihe Daeota Country by G. K. Warren, made
while attacheil to the Staff of Brt. Brig. General Harney, Commander
of the Sioux Expedition in 1855. Mit Profil der Boute von Fort
Pierre nach Fort Kearny. S
*) Map of the Territery of the United States from tlıe Mississippi
to the Pacific Ocean ordered by the Hon. Jefferson Davis, Seer. of
War, to aecompany the reports of the explorations for a ruilroad route
made in accordanee with the 10tb and I1'h suetions of the Army
Appropriation Act of March ärd 1855. Compiled from nuthorized
explorations and other reliable dats by Lient. G, K. Warren, Top.
Engrs. in the Office of Pacific R. R. Surveys, War Dpr. under the
direetion of Brt. Maj. W. H. Emory in 1854 and of Cnpt. A. A,
Humphreys 1854, -5, -6, -T. Mat, 1:3,000,000, Die Erklirung
der Karte weist folgend« Quellen nach:
Copts Lewis and Clarke, U, 8, A., Exploration across the Con-
tinent . . » . 1804, -5, 8
‚Maj. Ss. 4, Long, Top. Eng., Expedition to Rocky "Mountains 1819, -20
"Maj. 5. H. Long, Top. Eng., Expedition to Suurces of St. Peter's
Rirer and Ned River of the North . 1823
J. ©. Brown, Survey of rad from Pt. Osage Mo. to S. Fer-
nando de Taas N. M. 1825, »Ö, -7
Lt. H. W. Baytield, R. N,, Map ot of Lake Superior, published in 1828
1. N. Nicollet, under Top. Barcau, Hydr. Basin of Upper Missia-
sippi . . . 1836, -7, 8, -d
Capt. A. Talcott, Eng., Survey Mouth of Mississippi ‚ 1848
Lt. Col, T. Keurnoy and Maj. J. D. Graham, Top. Bogen, East
Bonndury of Tem . . R 1840
Com. U, Wilkes, U.8.N, Explorations. in Oregon R . 1841
Capt. N. Boone, U, 5. Drag, Reconnt® between the Arkansas
and Canadian . . . 1843
Brt. Capt. J. C, Fremout, Top. Eng, Explorstions ot 1842, 3,4,
Capt. J. Mackay, Top. Eng., Survey of Matagorda Bay . . . 1846
Lt.J. W. Abert, Top. Enge, Canadian River and New Mexico 1845, 6, +7
Brt. Maj. W. H, Emory, Top. Eng., Militarg Reeoun® of the
Arkansas River, Rio del Norte an Rio Gila. . 1840, -7
Lt. W, 6. Peck, Top, Eng., Bee. of Cimarron Route . . . 1847
Brt. Capt. W, H. Warner, Top. Eng., Reoonnt®s in California 1847, -#, -9
J. Imray’s Chart of Harbors on the Pacifie, published in. , 1849
Let. 5, 14. Simpson, Tap. Enge, Canadian River and Navajo Country 1849
Brt. Capt- J. Pope, Top. Eng., rar to Red Rirer of the
Nortb . . . ..o. «+ 1849
3. D. Cardova’s Map of Texas f . 1849
Cupt, H, Stansbury, Top. Eugs., Kxpedition to Great Salt Lake 1849, -50
Lt. Col. I, E. Johnston, Top. Engs., Explorations in Texas 1849, +50, -51
Capt. L. Sitgreaves and Lt. 1. C, Woodruff, Top. Engn., Boun-
dary ul Creek Country ne... 1850, -Zi
274 Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes,
gestellt, die bis zum Jahre 1857 in jenen Gegenden aus-
geführt wuren. . Diese letztere Karte giebt zwar im All-
gemeinen kein übersichtliches Bild, weil die Terrainzeich-
nung meist zu minutiös und unverständlich gehalten ist
und der Verfasser es verschmäht hat, die Lücken zwischen
den wirklich erforschten Gebieten durch Konjunkturen
auszufüllen, sie ist aber dennoch für die Kartographie von
Amerika von grosem Werthe, da auf ihr das bisher Er-
rungene fleissig zusammengefasst und durch Angabe der
aufgenommenen Konten als Grundlagen sowohl der Beleg
für ihre Glaubwürdigkeit als eine Übersicht des noch Un-
bekannten gegeben wird.
Auf diesen Arbeiten Warren’'s beruht der Hauptsache
nach unsere Tafel 10. Sie umfasst ganz Nebraska, den
grössten Theil von Minnesota, das seit dem 14. Mai die-
ses Jahres in die Reihe der Unions-Stasten aufgenommen
ist, und von Jowa und kleinere Abschnitte von Missouri,
Utah, Oregon und Washington. Wir haben gerade dieses
Gebiet herausgegriffen, weil es zu den unbekanntesten in
Nord-Amerika gehört, weil die eigenen Arbeiten Warren’s
in dasselbe füllen und weil es von den Strassen durch-
schnitten wird, die nach Washington, Oregon und dem
Grossen Salzsee, dem Sitze der Mormonen, führen, wess-
halb es in neuester Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit
in erhöhtem Maasse auf eich gezogen hat ').
Capt. L. Sitgreaves, Top. Eugs., Zuni amd Colormlo Rivers , . 1851
Lt. I. C. Woadrufl, Top. Eng., Walnut C. Pawnee Fork . .„ . 1802
Capt. ®. B. Marey, U. 8. Inf,, Sources of Red Hiver of Louisiana 1952
Gor, 1. 1. Storons, Survey for R. I, Route near ATth und 46th
Parallels + oo. 488, 4
Capt, J. W. Gunnison, Top. "Eng., Survey of R R Route near
Ash Parallel . . 1853
Lt. E. G. Beckwith, Art, Survey of R. ” Route nenr ie
Parallel . san aaa AM
Lt, A. W, Whipple, Top. Eng,, Surrer of R. B. Kouto near
55th Parallel . . . 1858, -4
Lt. R. S, Willinmson, Top. Eng., Survey in Sierra "Nevada and
Coast Mountains for R. B. Bontos . .„ 1853, -4
Lt. I. 6. Parke, Top. Eng., Ware of R. R "Route near sgnd
Parallel:and California Pl . 1854, -5
Brt. Capt. John Pope, Top. Eng, ) Surveys of R. R. Houte near
$2nd Parallel, Texan. . .„ I854, +5
Capt, R. B. Mares, Inf., Sources of Brasoe® and Big Wiehita . 1854
Capt, J, H. Simpson, Top. Eng., Survey of Hoads in Minnesota 1854
Lt. F. T. Bryan, ki Eng., Reconn®® for Bonds in Kansas and
Nobraskn . . ET WERE: ... 1885, -6
L.6G.. KW arren, Top. Eng., Reconnoes in Nebraska and
Minnesota f . 1855,
Lt. L. N. Moore, Drags, Map of Conntry betwem "Rio Grande
and Rio Pesor.
Major W. H. Emory, U, 8. A., Surrey of Mexican Boundary
1840, -50, -52, 8, -4, +5
A. D, Bache, Supt., U. 8, Const Survey Maps of Pacifie Ocean
and Gulf of Mexico,
Survey of the Lakes, under Top. Bareau.
U, 8. Land Offiee Surveys,
’) Auch durch die vermehrte Einwanderung bieten diese Gegenden
gerade in der jetzigen Periode ein erhöhtes Interesse. „Die Besiede-
lung des Platte-Thales in Nebraska”, berichtet die Köln. Zt. (1858,
Nr. 160), „gebt in diesum Jahre auf eine überraschende Weise vorwärts,
Warren begleitete seine grosse Karte vom Daoota-
Lande mit einem Bericht über seine Explorationen, dem
eine kurze Abhandlung von Dr. F. V. Hayden beigefügt
ist, welcher letztere als Naturforscher einen grossen Theil
des Landes am Missouri bereist hat. Aus beiden Berichten
wollen wir im Folgenden das Wichtigste und Interessan-
teste mittheilen.
Flüsse. — Nachdem Warren die bisher nur ungenau
bekannte Strecke des Missouri zwisehen Fort Pierre und
Fort Union aufgenommen hat (1856), kennt man den Lauf
dieses Stromes von der Mündung bis Fort Benton und bis
in die Nähe von Clark's und Cudott’s Pass, die Stevens
im Jahre 1853 überschritt. Warren befuhr ihn im Jahre
1855 bis zur Mündung des Schyenne in dem Dampfboot
„Olara” von 54 Fuss Tiefgung. Die Fahrt bot beträcht-
liche Schwierigkeiten; bei der Mündung des 1’Eau qui
Court, dessen Fluthen eine grosse Sandbank in den Mis-
souri zetrieben haben, musste das Boot erleichtert werden
und eben so an der Mündung des White River und nnter-
halb der Grossen Biegung (zwischen Fort Lookout und
Fort Pierre). Man brauchte 39 Tage, um von St. Louis
nach Fort Pierre zu gelangen; aber es war auch die Zeit
des niedrigsten Wasserstandes, und Warren ist der An-
sicht, dass die Dampfschifffuhrt auf dem Missouri nach
Hinwegräumung der vorzüglichsten Hindernisse, bei ge-
nauerer Kenntniss des Fahrwassers und mit Anwendung
geeigneter Boote eines bedeutenden Aufschwunges fähig
ist. Das Hochwasser hält vom 20. April bis 1. Juni an.
Der wichtigste Nebenfluss des Missouri innerhalb des
in Rede stehenden Gebietes ist der Platte oder Nebraska;
sein breites, grasbedecktes, nach Westen führendes Thal
bildet einen der besten Wagenwege von solcher Ausdeh-
nung in Amerika. Der Fluss ist etwa eine Engl. Meile
breit und fliesst über einen sandigen Boden; wenn das
Wasser bis an den Kand des Uters tritt, beträgt die Tiefe
durchweg etwa 6 Fuss, aber dennoch ist er nicht für die
Schifffahrt geeignet, da bei seiner grossen Breite das Waa-
ser selten eine genügende Tiefe erreicht und das Hoch-
wasser nur von kurzer Dauer ist. Bisweilen steht es so
Columbus, Buelanar und Fremont sind bis jetst die Haupterte in
jenen Theile. Zwischen Columbus und Fort Kearney beginnt nuch
schon te Ansiedelung und wird sehr zunehmen, sobald der Abtretungs-
vertrag wegen der Ländereien der Pawnie-Indianer bestätigt ist, Die
beiden Hauptansiedelungen auf dieser Strecke von 110 Engl. Meilen
sind Mengotu und Grand Island City, die letztere fast ausschliesslich
von Deutschen bewohnt, Das Land ist schr gutes Ackerland und mit
weniger Arbeit zu bestellen, als dieselbe Fläche in New York oder
Ohio. In Omaha City hat sich unter Leitung des Herrn Schulz ein
Deutscher Gesangverein gebildet, welcher üher-60 Mitglieder zählt.” —
Auch in den gesegneten Landstrichen am Big Sioux ist den neuesten
Nachrichten zu Folge die Einwanderung im Frühling dieses Jahres
aussorordentlich stark güwesen.
Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes.
niedrig, dass man den Fluss überall ohne Schwierigkeit
durchwaten kann. Eine Eigenthümlichkeit der Flüsse die-
ser sandigen Region ist, dass sie auch bei niedrigem Was-
serstande die ganze Breite des Bettes einnehmen. Über-
halb Fort Laramie kommt der Platte aus den Thülern ‚und
Schluchten des Gebirges und hat dort den Charakter eines
Bergstromes.
Loup River, ein 600 Fuss breiter Arm des Platte,
gleicht diesem letzteren in seinem untern Laufe in jeder
Hinsicht; wie weit er sich nach Westen erstreckt, konnte
Warren nicht in Erfuhrung bringen, nach seinem Volumen
schliesst er uber, dass seine Quelle ungefähr im Meridian
von Ash Hollow liege. Er hat zahlreiche grosse Neben-
fisse,
L’Eau qui Court oder Rapid River hat seine Quelle
nahs westlich von Rawhide Peak, etwa 25 Engl. Meilen
nördlich von Fort Laramie, und #iesst meist durch ein
unfruchtbares Land. Wo ihu Warren überschritt (100°
W. L. v. Gr.), war er 600 Fuss breit mit 140 Fuss hohen
und steilen Ufern; das klare Wasser strümte rasch über
ein sandiges Bett dahin. Schiffbar ist er nicht.
White River entspringt ungefähr 35 Engl. Meilen öst-
lich von der (Quelle des Rapid und ziemlich in derselben
Breite. Während der ersten 15 bis 20 Engl. Meilen ist
sein Bett in eine enge Schlucht eingeschlossen, sodann
tritt er in ein breites offenes Thal von 90 Engl. Meilen
Länge, bis er zwischen die hohen, abschissigen Felsen
der Bad Lands gelangt; durch diese windet er sich nach
dem South Fork hin und von da an bis zur Mündung hat
er ein schönes bewalietes und mit Gras bewachsenes Thal
von 1 Engl. Meilo Breite. Bei der Mündung des South
Fork ist der Fluss etwa 420, eine kurze Strecke oberhalb
des Einflusses in den Missouri 600 Fuss breit.
Der Bad River, Wahpa Schitscha, Teton oder Kleine
Missouri entspringt üstlich von den Bad Lands, ist bei
hohem Wasserstande 75 bis 120 Fuss breit und kaun
nieht ohne Brücke oder Fähre überschritten werden. Seine
Umgebungen sind reich an Salzquellen und Salzinkrusta-
tionen, aber sein Wasser ist trinkbar.
Der Big Shyenne, Wascht@ö Wahpa oder Good River
wird von zwei (luellflüssen gebildet, von denen der nürd-
liche aus den Black Hills kommen soll und der südliche
nicht weit von der Quelle des L'’Eau qui Court entspringt.
Nachdem er die Black Hills verlassen, fliesst er zwischen
hohen Thon-Ufern über einen schlammigen Boden und ist
nahe an seiner Mündung etwa 600 Fuss breit. Er könnte
wie der Platte zum Flössen dienen, da Tannen und Cot-
tonwood (Populus angulata) an seinen Ufern wachsen.
Unbedeutender sind die ebenfalls am ÜUstabhang der
Black Hills entspringenden Flüsse Moresu, Grand und
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 13383, Heft YIL
275
Cannon Ball, dagegen ist das Gebiet des Kleinen Missouri,
der in 474° N, Br. in den Missouri fällt, schr ausgedehnt,
man weiss jedoch bis jetzt schr wenig von ihm. In 483°
N. Br. theilt sich der Missonri in den Yellowstone, der
von Südwesten kommt und wenig bekannt ist, und in den
nördlichen Arm, der den Namen Missouri beibehält; dieser
letztere hat jedoch ein geringeres Wasservolumen und
eine weit weniger reissende Strömung.
Von den linken Zuflüssen des Missouri, Riviöre A
Jaques oder James River, Vermilion und Big Sioux, wür-
den der erstere und letztere nach Warren’s Ansicht bei
Hochwasser eine weite Strecke aufwärts mit Dampfbooten
zu befahren sein !).
Bodenbeschaffenheit. — Nuch Hayden zerfällt das Land
am Missouri von der Mündung des Platte bis zu den Fel-
sengebirgen in drei geologische Systeme.
I. Die Kohlen-Formation, deren obere Glieder an der
Mündung des Platte deutlich entwickelt sind und sich bis
etwa 30 Engl. Meilen oberhalb Bellevue in Nebraska er-
strecken. Hier verlieren sich die Kalksehichten unter
dem Bett des Flusses und ihnen folgt ein Lager gelblichen
Sandsteins, dessen Alter nicht genau bekannt ist, der aber
wahrscheinlich zu der Kreide-Formation, gehört.
II. Die Kreide-Formation, von der man bestimmt weiss
dass sie an der Mündung des Big Sioux vorkümmt, und
welche von da bis zu den Gebirgen die Grund-Formation
bildet. Auf ihr ruhen
III. die Tertiär-Gebilde, welche ein sehr grosses Arcal
bedecken und in drei Hauptbecken geschieden werden
können: 1) das Tertiärbecken des White River, ein Areal
von 250 Engl. Meilen Länge und 50 bis 60 E. Meilen
Breite einnehmend; 2) das grosse Lignit-Bassin, das am
Missouri nahe der Einmündung des Cannon Ball beginnt
und, bis zur Mündung des Muscleshell reichend, eine Strecke
von nahe an 800 Engl. Meilen in gerader Linie, dem
Yellowstone 600 bis 700 Engl. Meilen aufwärts folgt; in
dieser letzteren Richtung sind seine Grenzen nicht be-
kannt. {lm Sommer 1854 verfolgte es Hayden bis zur
Mündung des Big Horn und erhielt von den Krähen-
Indianern unzweifelhafte tertiäre Fossilien von einem 200
Engl. Meilen weiter oben am Flusse gelegenen Punkte.)
Das Arcal dieses Beckens kann man auf 4- bis 6000 Engl.
Quadrat-Meilen veranschlagen. 3} Die „Bad Lands of the
Judith”, welche ein besonderes Becken zu bilden scheinen,
dessen Alter nicht genau bestimmt ist, bedecken ein Ge-
N Von einigen dieser Flüsse gleht Hayden eine annähernde Berech-
nung den Stromgebietes: L’Eou qui Court 300 Engl. Meilen lang und
60 E. M. breit: White River 250 E, M. lang und W E. M. breit;
Bad River 100 E. M. long und 30 E. M. breit; Schrenne 350 E. M.
lang und 60 bis 80 E. M, breit; der Kleine Misssuri 250 E. M, lang
und 50 E. M. breit,
36
276
biet von etwa 40 Engl. Meilen Länge und 10 bis 20
Engl. Meilen Breite,
Der Boden des Landes nördlich vom White River ist
thonig, südlich von diesem Flusse sandig. Dieser Unter-
schied ist wichtig in Bezug auf die Strassen durch beide
Abtheilungen, da die erstere in der nassen Jahreszeit füst
überall ungangbar ist, während die letztere durch den
Regen nicht wesentlich beeinträchtigt, in einigen Theilen
sogar vorbessert wird. Das Wasser in den thonigen Land-
strichen ist gewöhnlich nicht beständig, und wo es in
Lachen stehen bleibt, häufig salzhaltig. Die Flüsse steigen
und fallen plötzlich und ihre Betten sind mehr oder we-
niger schlammig und schwierig zu durchsehreiten. In der
sandigen Region siekert der Regen in die Oberflüche und
verläuft weder plötzlich, noch verdampft er rasch; reines
Wasser in kleinen Seen, Quellen und hellen Flüssen ist
die Folge, doch sind diese nicht zahlreich. Die Flüsse
sind bei ihrem sandigen Boden leicht zu durchwaten. Das
Gras der thonigen Landstriche ist, wie gewöhnlich, feiner
und nahrhafter als in anderen Gegenden.
Die Black Hills von Nebraska bestehen, wie man glaubt,
aus Primitivgesteinen und bilden den östlichen Theil des
grossen Berggürtels. Sie zerfallen in getrennte Höhenzüge,
die von Nordwest nach Südost verlaufen, und haben ihre
Fortsetzung wahrscheinlich in den Snowy-, Beurs Paw-
und Little Missouri-Bergen des oberen Missouri und in
den Cyprus-Bergen u. s. w. in den Britischen Besitzungen.
Bear Peak zwischen den (uellfllüssen (Forks) ‚des
Shyenne, so wie Raw Hide Peak, nördlich und etwas west-
lieh von Fort Laramie, sind vereinzelte Theile dieser
Kette und wahrscheinlich aus Primitivgesteinen gebildet.
Alle übrigen Hügel, Piks oder Buttes, östlich davon be-
stehen aus Schichtgesteinen, den Überbleibseln mächtiger
Zerstörungen durch Wassermassen. Die felsigen Abstürze
und Höhenzüge am White River, zwischen ihm und L’Eau
qui Court und am Platte sind meist weicher Kalkstein
oder Mergel, hier und da von hartem Grit (grobkörnigem
Sandstein) überlagert.
Die Bad Lands (Les Mauvaises Terres) liegen zwischen
dem Shyenne und White River und erstrecken sich üst-
lich längs des letzteren bie zur Vereinigung der Forks.
Sie gehören der Tertiärperiode an. Dr. Hayden glaubt,
dass die Bijou-Hügel ein Theil derselben Formation sind,
und nach dem äusseren Ansehen schienen Warren auch
die Dog’s Ears und der Turtle-Hügel ihr anzugehören. Sie
liegen in einem ausgedehnten Höhenzug, der von der
Richtung der Bad Lande am White River kommt, und
haben einen ähnlichen lithologischen Charakter. Wo der
Weg vom White River nach der Quelle des Bad River
die Mauvaises Terres durchschneidet, ist die Oberflüche an
Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes.
+
vielen Stellen mit Chaleedon bedeckt und hart, an ande-
ren ist er thonig und bei nassem Wetter sehr weich.
Die steilen Höhen der Mauyaises Terres sind etwa 200
Fuss hoch und gewähren einen höchst merkwürdigen
Anblick.
Die Sand Hills (Sandhiigel, Buttes de Sable) sind am
charakteristischsten ausgebildet dieht nördlich vom Calamus
River, wo sie sich nach jeder Richtung hin bis zum äus-
sersten Rande des Horizonts ausbreiten. Der Sand ist
fast weiss oder hellgelb und zu etwa drei Viertheilen mit
groben Gras und anderen Pflanzen bedeckt, deren- Wur-
zeln so tief eindringen, dass es fast unmöglich ist, sie
heranszuziehen. Der Sand ist in umgrenzten Becken ange-
sammelt und man muss über deren Ränder beständig auf-
und absteigen, wobei die Thiere hüufig tief einsinken, »0
dass man nur äusserst mühsam vorwärts kommt. Die
ganze Scenerie macht im höchsten Gmde den Eindruck
des Öden, Melancholischen, Einsamen und Stillen. Anti-
lopen und bisweilen Büffel sind zahlreich. Diess ist der
gewöhnliche Kampfplatz der Dacotas, Krühen - Indianer,
Omshas, Poncas und Pawnies. Der Charakter der Gegend
ist in der That schr geeignet, eine heimliche Annäherung
oder einen Rückzug zu verbergen, und wenn Jemand sich
so viel als möglich in den Vertiefungen hält, kann er s0-
gar seine Flinte innerhalb 4 Engl. Meile von des Feindes
Lager abfeuern, ohne dass der geringste Laut das Lager
erreicht. Zwei Parteien können dicht an einander vorbei-
gehen, ohne gegenseitig ihre Anwesenheit gewahr zu wer-
den, und jeder Versuch, einen Flüchtling in den Sand
Hills einfangen zu wollen, würde hoffnungsios sein. Wei-
ter westlich nehmen diese Hügel, wie Warren erfuhr, an
Höhe zu und sind dann für Pferde unübersteiglich. Ihre
Ost- und Westgrenze sind nicht genau bekannt, aber ohne
Zweifel nehmen sie fast alles Land zwischen dem Loup
Fork und L'Eau qui Court ein und bilden ein beständiges
Hinderniss für jede direkte Kommunikation zwischen
beiden. Wo Warren sie durchreiste, betrug ihre Breite
60 Engl. Meilen. Das Land zwischen dem Republican
Fork des Kansas und dem Sonth Fork des Platte, das
Fremont beschrieben hat (Senate Doc. No. 174, 24 acss.
28th Congress, pp. 109, 110), ist höchst wahrscheinlich
eine ähnliche Gegend.
Höhenmessungen. — Die bis jetzt bekannt gewordenen
Resultate von Höhenmessungen solcher Punkte, welche in
den Bereich unserer Karte fallen, sind ziemlich zahlreich;
da sie sich aber auf einzelne Linien beziehen, zwischen
denen noch grosse Räume unerforscht liegen, so reichen
sie doch bei weitem nicht hin, um danach ein“ richtiges
Bild der Bodengestaltung zu geben. Diese Linien eind
hauptsächlich der Missouri bis an den Russ der Felsen-
Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes.
Gebirge, unterhalb Fort Union von Warren und Donelson,
oberhalb desselben von Governor Stevens und dessen Be-
gleitern, Lieut, ©. Grover, A. W. Tinkham und J. Mullan,
aufgenommen; Stevens’ Route von Fort Snelling am Miasis-
sippi nach Fort Union und den Felsengebirgen; Warren's
Routen von Fort Pierre nach Fort Kearuy und von da
nach Fort Laramie; Fremont's Routen zu den Felsen-
gebirgen und dem Grossen Salzsee in den Jahren 1842
und 1843; endlich Stansbury’s Route von Fort Leaven-
worth am Missouri nach dem Grossen Salzsee im Jahre
1849. Der grösste Theil und «war die wichtigeren dieser
Höhenangaben, die ausschliesslich auf barometrischen Be-
obachtungen beruhen, sind- auf unserer Karte eingetragen;
es ist desshalb unnöthig, sie hier zu wiederholen; nur
einige Differenzen wollen wir hervorheben.
Fort Pierre soll nach Warren 1504 Engl. Fuss !) über
dem Mexikanischen Golfe liegen, Lieut. Donelson (Railroad
Reports, Vol. I, p. 460) giebt dagegen seine Höhe zu
1566,7 E. F. an. Fort Laramie hat nach Warren 4250,
nach Stevens (Railroad Reports, Vol. I, p. 81) 451P E. F.
Meereshöhe. Fort Union liegt nach Stevens in 2019,
nach. Donelson (Mittel von 62 Beobachtungen) in 2055
E. F. Höhe; Fort Benton nach Stevens in 2329, nach
Lorin Blodget (Mittel aller barometrischen Messungen; 's.
Bailrond Reports, Vol. I, p. 567) in 2662, E. F. Höhe;
Fort Hall nach Stevens in 4700, nach Fremont in 4504
E. F. Höhe.
Klima; geographische -Ferbreitung der Pflanzen und
Thiere. — Au Missouri und den westlich daran grenzen-
den Landstrichen unterscheidet man deutlich eine nasse
und eine trockne Jahreszeit. Die nasse Jahreszeit beginnt
um die Mitte des März und hält bis Mitte Mai an. Wäh-
rend dieser Zeit regnet es häufig und stark, bisweilen
30 Tage ohne Unterbrechung. Die trockne Jahreszeit be-
ginnt um die Mitte des Juli und dauert gewöhnlich den
Herbst, bisweilen auch einen Theil des Winters hindurch,
Vielleicht $ der Pflanzen des Landes stehen während der
Monate Mai und Juni, oder der ersten Hälfte des Juli, in
Blüthe. Im September dürrt der Boden aus, nur schr we-
nig Vegetation bekleidet die Prairien und Alles hat ein
ödes Ansehen. Ausser einigen Compositen sieht man
höchst selten eine Blume.
Der grösste Theil der Flora des oberen Missouri gehört
zu den grossen Familien der Üruciferse, Leguminosae,
Compositae,' Chenopodiaceae und Graminene. An Krypto-
1) Diese Zahl steht sowohl auf der Karte vom Diecotabh-Lande als
im Texte, auf dem Profil der Route zwischen Fort Pierre und Fort
Kearny aber steht 1509. Soleher kleiner Abweichungen, rum grüssten
Theil, wie es scheint, Druck- oder Stichfehler (z. B. 1630 statt 1680,
2030 statt 20R0, 1060 statt 1900) finden sich mehrere in Warren’s
Arbeiten.
277
gamen ist grosser Mangel. Hayden fand nur zwei Arten
Farrnkräuter, sehe wenig Moose, Flechten und Schwämme.
Über die ganze Kalksteinregion des Staates Missouri ist
der Zuckerahorn (Acer saccharinum) in grosser Menge ver-
breitet, auch viele Arten Eichen und Wallnuss. Diese
hören in 423° N. Br. auf. Auf den mit reicher Vege-
tation bewachsenen Hügeln am Kleinen Sioux-Fluss hat
ein Ansiedler einen Versuch mit dem Weinbau gemacht
und verspricht sich guten Erfolg. Am Big Sioux befinden
sich ausgedehnte Waldungen schönen Nutzholzes, wie
Fraxinus Americana, Fraxinus quadrangulata, Tilia Ame-
rieans, Gymnocladus Canadensis, 60 Fuss hoch, Populus
Canadensis, der gewöhnlichste Baum am oberen Missouri,
Ulmus_fulva, Juglans nigra, Juglans cineren, Celtis oeci-
dentalis, Gleditschia triacanthos, Aoer rubrum, von dem die
Indisner am Big Sioux und Vermilion früher Zucker be-
reiteten, zwei oder drei Arten Eichen u. s. w. _ Von
Sträuchern wollen wir erwähnen die Shepherdia argentea,
die hier zuerst auftritt, längs der Flussränder auch Zan-
'thoxylum Americanum, Staphylea trifoliata, Evonymus
atropurpureus, Symphoricarpus vulgaris, der gemeinste
Straueh im ganzen Ober-Missouri-Lande, die niedrige Prai-
rie oft auf viele Meilen weit bedeckend; Cornus sericeg
und stolonifera, Vitis, Ribes, Rosa, von jedem mehrere
Arten, Bhus und Salix. Dorion's Hügel an dem linken
und die Mündung des L’Eau ini Court an dem rechten
Ufer des Missouri (42° 50° N. Br.) kann man als die
Grenze des wirklich fruchtbaren Landes betrachten. Hier
verschwinden viele der oben genannten Bäume und Sträu-
cher und von da bis zu den Gebirgen zeigen sich nur
sehr wenig Waldbäume: der überall vorkommende Cotton-
wood Tree (Populus angulata), Ulmus Americans, eine Art
Fraxinus, Negundo aceroides und häufig, obwohl nicht
gemein, Quereus macroearpa mit ein oder zwei andern
Eichen-Arten. Zwei Species von Juniperus sind ganz ge-
mein, eine in der Tiefe, die andere auf trocknen Hügeln.
Eine kriechende Art beginnt in den Tertiär-Betten bei
Fort Clark und bedeckt oft die dürren Hügel dieser For-
mation wie mit einem Teppich, Auf den hohen Ufer-
ründern des L’Eau qui Court und White River, den Black
Hille, am Yellowstone und Missouri oberhalb Fort Union
kömmt eine Fichtenart sehr häufig vor, die Pinus brachy-
pter.. In den Bad Lands beobachtet man eine zweite
Speries dieser Familie, und es ist diess die einzige Loka-
lität, an der sie Hayılen geschen hat, die Abies Douglasii.
Etwa 50 Engl. Meilen unterhalb Fort Pierre fritt ein
merkwürdiger Salzstrauch auf — Sarcobetus vermieularis
— zuerst vom Prinzen Maximilian auf dessen Reise im
Jahre 1832 entdeckt. Er gehört zur Familie der Cheno-
podincone und gelangt zur grüssten Entwiekelung in dem
. 36 *
’s Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes.
unfruchtbaren, salzhaltigen Thon der Kreidebecken. Bei
Fort Pierre ist er selten, auch am Shyeune nicht gemein,
aber oberhalb Fort Union bedeckt er den Boden so, dass
er selbst die Artemisia und Linosyris verdrängt. Am
Yellowstone, besonders in der Nühe des Tongne River,
überzieht er die niedrigen Proirien und wird als Breun-
material von den Indianern und Händlern gebraucht, die
ihn Fettholz nennen. Er wird 6 bis 8 Fuss hoch und
bisweilen 2 bis 3 Zoll diek. Die Elaengnus argenten
sah Hayden nur auf den hohen Hügeln über Fort Clark.
Von den essbaren Wurzeln ist die wichtigste die Pso-
ralen esculenta, die pomme blande der Reisenden. Man
findet sie sehr häufige im ganzen Sioux-Lande von den
Dorion’s-Hügeln an, obwohl nicht gemein im Thal des
Yellowstone und des oberen Missouri oberhalb Fort Union.
Unter den wilden Gewächsen ist sie das nützlichste Nah-
rungsmittel der Indianer; manche Sioux-Stümme, die nur
wenig Wild besitzen, leben mehrere Monate des Jahres
hindurch füst ausschliesslich von ihr. Auch die Erdnuss,
Apios tubeross, ist für die Indianer von grossem Nutzen.
Sie wächst in Menge längs der Flussthäler und wird von
einer Art Waldmaus in grossen Massen als Wintervorrath
gesammelt. Die Indianer-Frauen machen sich im Oktober
und November ein Geschäft daraus, diese kleinen Thiere
zu berauben, und oft sah Hayden mehrere Bushels Knollen
in einer einzigen Hütte. Sie werden mit getrocknetem
Bütfelfleisch gekocht und geben ein nahrhaftes und wohl-
schmeckendes Gericht. Die Indianer machen auch Gebrauch
von der Wurzel einer Helianthus-Art, die der Artischocke
ähnlich sieht und im Februar und März an den sandigen
Ufern der Flüsse gesammelt wird. Auch einige nusge-
zeichnete Früchte sind am Missouri einheimisch. Cerasus
Virginiana wächst an vielen Stellen in grosser Menge und
ihre Früchte werden in grossen Quantitäten gesummelt
und getrocknet. Oberhalb Fort Union und am Yellow-
stone bildet sie ausgedehnte Diekichte, den Lieblingsauf-
enthalt des Grauen Bären zur Fruchtzeit. Bei weitem die
köstlichste Frucht ist die Speierlingsbeere, Amelanchier,
die ebenfalls sehr häufig vorkommt und im Juni reift.
Auch Pflaumen giebt es in Menge. Viel weniger schmack-
haft, aber oft von hoher Wichtigkeit für den hungrigen
Reisenden oder Indianer ist die Frucht einer Rosenart,
welche den grüssten Theil des Winters hindurch an dem
Busch bleibt und oft das Leben des nahrungslosen Wan-
derers erhält.
Viele der grösseren wilden Thiere am oberen Missouri
nehmen gegenwärtig rasch an Zahl ab und die, von denen
die Indianer hauptsächlich leben, werden in wenigen Jah-
ren ausgerottet sein. Die Büffel, die für die Erhaltung
der Indianer von so grosser Bedeutung sind, sammeln sich
2
jetzt allmälig in ein kleineres Gebiet, und obgleich man
in dem Thale des Yellowstone und lüngs des oberen Mis-
sonri noch Tausende sehen kann, so vermindern sie sich
doch jührlich in sehr rapider Weise. Im Jahre 1850
wurde der Büffel am Missouri bis zum Vermilion-Fluss
herab angetroffen und 1854 wurden einige wenige beim
Fort Pierre erlegt, uber gegenwärtig findet man keinen
unterhalb Fort Clark, es sei denn ein herumirrender Bulle.
Sogar am Fusse der Black Hills würde es einer Gesell-
schaft Weisser schwer werden, sich durch die Jagd zu
erhalten. Wahrscheinlich sind jetzt wilde Thiere, wie
Büffel, Antilopen, Eiennthiere, Bighorn (Ovis montana),
Biber, im Thal des Yellowstone häufiger, als in irgend
einem andern Theil dieses Landes. Als Hayden im Jahre
1854 dieses Thal 350 Engl. Meilen abwärts verfolgte, sah
er beständig Wild in grosser Zahl. In der Nähe von
Floyd’s Bluff und von da bis zum L'Eau qui Court ist
der Ceryns Virginianus häufig; die Santies vom Mississippi
und die Janktons, welche den Sommer beim Fort Pierre
zubringen, jagen ihn dort im Winter. Einige Elennthiere
kommen ebenfalls dort vor. Schr häufig sind wilde Trut-
hühner in dieser Gegend, sie halten sich aber gewöhnlich
in der Nähe der Civilisation auf, einige sind an der Mün-
dung des White River und in dessen Thal gesehen wor-
den. In der Nühe der Grenze giebt es Myriaden von
Prairie - Vögeln, die gewöhnliche Art unserer westlichen
Staaten (Tetrao Cupido). Sie finden sich in ausserordent-
licher Menge von Council Bluffs bis zu Floyd’'s Bluff und
einige trifft man auch an der Mündung des Vermilion
und möglicher Weise am Missouri hinauf bis Dorion’s Hügel.
Hier nimmt eine andere, nahe verwandte Art, Tetrao Pha-
sianellus, die Stelle von Tetrao Cnpido ein und ist von
da bis zu den Gebirgen häufig. Die Wachtel (Ortyx
Virginiane) ist nicht oberhalb der Mündung des L'Eau qui
Court geschen worden. Die Nordgrenze des Seiurus ma-
gnicaudatus oder Fuchs-Eichhörnchens ist ebenfalls die
Mündung dieses Flusses. Zu Floyd's Bluff ist es ganz
gemein. Der Waschbär (Procyon Lotor) ist noch nicht
weit über die Grenze hiususgegangen; einige sind im Thal
des White River geschen worden und 1854 erlegte Hayden
einen Waschbür am Missouri, 40 Engl. Meilen oberhalb
der Einmündung des W’Eau qui Court. Um Floyd's Bluff
ist er häufig und sein Fell ist ein bedeutender Handels-
Artikel der Indianer. Cervus macrotis wird selten unter-
halb Fort Pierre angetroffen, hauptsächlich findet er sich
in den Schluchten und den wildesten Theilen in der Nähe
der Black Hills und Felsengebirge, besonders um Shyenne
und Sage Creek. Auch die Antilope kommt selten unter-
halb Fort Pierre vor, im Sioux-Lande ist sie jedoch das
gewöhnlichste Wild und auf offene Prairien beschränkt.
Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes. 279
Elennthiere sind noch häufig in der Bergregion, grosse
Hcerden davon trifft man im Thal des Yellowstone und
längs des Missouri oberhalb Fort Union; weiter unten
sieht man sie selten heerdenweise. Ovis montana belebt
die fast unzugänglichen Gegenden, die unter dem Namen
Mauvaises Terres bekannt sind, sie werden aber von den
Indianern nicht viel gejagt. Die Zahl der Biber wüchst
sehr rasch, so dass viele Bergströme buchstäblich von ihnen
wimmeln. Seit die Tage der Pelzjäger vorüber sind und
der Preis des Pelzes so gesunken ist, erlaubt man ihnen,
sich ungestört zu vermehren. Ihr Fleisch wird von den
Indianern in Ermangelung andern Wildes gegessen. Auch
Wölfe und Füchse scheinen nicht abzunehmen.
Indianerstämme. — Den grössten Theil des Landes,
das unsere Karte darstellt, haben die Dacotas oder Sioux
inne, sie sind über ein ungeheures Gebiet zerstreut, das
sich vom Mississippi im Osten bis zu den Black Hills im
Westen und von den Quellflüssen des Platte im Süden
bis zum Teufelssee (Devil’s Lake) im Norden erstreckt.
Nach ihrer Aussage bedeutet ihr Name „die Verbündeten”
und öfters sprechen sie von sich als den „Ocheti Shaowni”
oder „Sieben Rathsfeuern”. Diess sind die sieben Haupt-
stümme, aus denen die Nation zusammengesetzt ist, nämlich:
1. Die Mde-wakan-tonwans, d. h. Dorf des Geistersee’'s
(Spirit Lake).
2. Wahpekutes, d. h. Blattschützen (leaf shooters).
3. Wahpe-tonwans, d. h. Dorf in den Blättern.
4. Sisi-tonwans, d. h. Dorf des Sumpfes.
Diese vier bilden die Mississippi- und Minnenota-Da-
cotas und werden von den andern am Missouri „Isanties”
genannt. Ihre Zahl schätzt man auf 6200. Einige von
ihnen sollen die Ansiedler im nordwestlichen Jowa und
in Nebraska schr beunruhigen. Fort Ridgely liegt in ihrem
Lande. .
5. Die Janktonwans, d. h. Dorf am Ende (Janktons),
bisweilen Witschijela oder „Erste Nation” genannt. Sie
leben an der Mündung des Big Sioux, zwischen diesem
und dem James-Fluss und am jenseitigen Ufer des Missouri.
Die Zahl der Feuerstellen wird auf 360 veranschlagt. Be-
rührung mit den Weissen hat sie beträchtlich degenerirt
und die Entfernung von den jetzigen Büffel-Gefilden macht
sie verhältnissmüssig arm.
6. Die Janktonwannas, eine Abtheilung der Janktons,
leben zwischen dem James-Fluss und dem Missouri, närd-
lich bis zum Teufelssee. Sie zählen 800 Feuerstellen und
sind lebhaft und kriegerisch.a Im Kriege von 1812 foch-
ten sie gegen die Vereinigten Staaten und ihr Häuptling
ging zu einem Besuch nach England. Von dem Wazikute-
Zweig dieses Stammek sollen die Assinniboins oder Hohe
der Dacotas abstammen. ,
7. Die Titonwans, d. h. Dorf der Prairie, bilden, wie
man vermuthet, mehr als die Hälfte der ganzen Daoota-
Nation. Sie leben im Westen des Missouri und nehmen
in ihr Gebiet die Kette der Black Hills von den Quell-
flüssen des Platte bis zum Yellowstene auf. Wechsel-
seitige Heirathen haben sie mit den Shyennes und Aricaries
verbündet, sie sind aber die Todfeinde der Pawnies. Die
Titonwans haben nie Getreidebeu getrieben, ausgenommen
einige der Brülös am White-River und die Familien,
welche durch Heirath mit den Weissen in Verbindung
stehen. Sie sind in sieben Abtheilungen getrennt, nämlich:
I) Unkpapas, d. h. „die, welche bei sich selbst kam-
piren”. Sie leben am Missouri, nahe der Mündung des
Moreau, und streifen vom Big Shyenne aufwärts bis zum
Yellowstone und westwärts bis zu den Black Hills. Früher
heiratheten sie häufig in den Stamm der Shyennes. Sie
zühlen ungefähr 365 Hütten. i
2) Sihasapas, Schwarzfüsse (Blackfeet). Heimath und
Jagdgründe dieselben wie bei den Unkpepas; 165 Hütten.
Diese zwei Abtheilungen haben sehr wenig Respekt vor
der Macht der Weissen.
3) Oo-he-non-pas, d. h. „Zwei Kochende” oder „Zwei
Kessel-Bande”, Sie sind jetzt unter anderen Abtheilungen
schr zerstrent und zählen etwa 100 Hütten.
4) Die Sitachangus, „Gebrannte Schenkel”, „Brüles”, be-
anspruchen das Land lüngs des White River und die da-
ran stossenden Gegenden. Sie haben 480 Hütten. Zu
ihnen gehören auch die Wazezhas, der Stamm des Ma-
toiya („Zerstreuender Bär”), der von der Regierung zum
Häuptling aller Daeotas ernannt und von Lieut. Grattan
getödtet wurde.
5) Die Ogalalas, „die, welche in den Bergen leben”,
bewohnen das Land zwischen den Quellflissen des Platte
und zählen 360 Hütten.
6) Die Minikanyes, „die, welche am Wasser pflanzen”,
leben an und zwischen den Quellflüssen des Shyenne und
in den Black Hills; 200 Hütten.
7) Die Itahziptschois, „Pfeilkraft” (Bowpith, Sans Arc),
bewohnen denselben Landstrich wie die Vorigen und züh-
len 170 Hütten. Diese beiden Abtheilungen sind den
Einwanderern ausserordentlich lästig gewesen.
Rechnet man auf jede Hütte acht Einwohner, und dass
ein Fünftel derselben Krieger sind, so erhält man folgende
annähernde Schätzung "):
Thomas 8. Twiss, Agent für die Angelegenheiten der Indianer
am oberen Platte, rechnet 5} Bewohner und 2 Krieger auf die Hütte,
Nach ihm zählen die Ogalalas 450, die Brülis 250 Hütten (Message
from the President of the United States, St Congros, 34 Session,
1856—57. Vol. I, p. 647).
\
D
SR Das Innere des Nord-Amerikanischen Kontinentes.
%
Kürnes, Emwohner Bıilager
Isantior . . a a a ER 175 son 1240
Janktonwans (Jauktons} . u lernt + BE 2ARU b76
Janktonwannas NEBEN PP |) san 1380
Unkpapas - 002.2. 2n20 584
Sihnasapas (Binckfeet) Fr EEE | ' | 1320 264
Oohbenonpas . FE 800 160
Sitschangus (Brünn Fu | 3340 THR
Ogalalas . . FE a a | 2a 576
Minikanyos . . Fa re |) 1610 320
Ituhziptscheis (Sans Arc) a A Wache 170 1360 272
Summe 3775 30200 604
Die Dacotas lebten früher m den Quellflüssen des
Mississippi und des Red River des Nordens, später aber
wanderten sie nach Südwesten und drängten die Shyennes
vor sich her, mit denen sie auf freundschaftlichem Fusse
stehen und die ihren Namen dem Shyenne des Red River,
dem Big Shyenne des Missouri und dem Landstrich ge-
geben haben, den sie jetzt zwischen dem Platte und Ar-
kansns inne haben. .
Im Sommer folgen die Dacotas den Büffeln in ihren
Zügen über die Prairie, im Winter schlagen sie ihre Hüt-
ten in den Gebüschen und Waldstreifen längs der Ufer
der See’'n und Flüsse auf. Da die Rinde des Cottonwood,
so lange Schnee liegt, das Futter ihrer Pferde ausmacht,
so sind diese Bäume in grosser Menge nusgerottet worden,
so dass viele Flüsse jetzt ihrer früheren schönen Haine
beraubt sind.
Ihre Pferde erhalten sie entweder durch Handel mit
den Indianern weiter im Süden, die sie in Neu-Mexiko
stehlen, oder sie fangen sie auf den Ebenen nach den
Felsengebirgen hin wild ein. Die Nation ist eine der
intelligentesten, kriegerischsten und zahlreiehsten im Ge-
biete der Vereinigten Staaten, und könnte sie dazu ge-
bracht werden, in ihre eigene Macht Vertrauen zu setzen,
so würde sie ein furchtbarer Feind sein. Im Einzelkampf
zu Pferde sind sie unübertrefflich — eine Geschicklich-
keit, die sie durch beständige Übung mit Pfeil und Bogen
und langen Lanzen, mit denen sie ihr Wild in vollem Jagen
erlegen, sich erworben haben.
Trotz der Verheerungen, welche Biattern und Cholera
unter ihnen angerichtet haben, glauben Manche, dass sich
ihre Zahl eher vermehre als vermindere, ausser wo sie an
der Grenze mit den Ansiedlungen in Berührung kommen.
Die Pawnies, etwa 800 Krieger, mit denen die Daoo-
tas in Krieg liegen, und die Poncas, 300 Krieger, mit de-
nen sie auf befreundetem Fusse stehen, haben den süd-
östlichen Theil von Nebraska inne; im Südwesten leben
die Shyennes, 1000 Krieger, zwischen denen und den
Ognlala- Dacotas die freundschaftlichsten Beziehungen be-
stehen. Die ‚Krähen-Indianer (Crows), ein mächtiger,
kriegerischer Stamm, bewohnen das Land zwischen den
Black Hills und Wind River-Bergen, an den Quellen des
Yellowstone. Im Jahre 1849 schlossen sie am Horse-
Creek einen Friedensvertrag mit den Dacotas, im Herzen
sind sie aber Feinde. Gegen Norden leben die kleinen
Banden der Mandans, Aricaries und Minnitares und der
müchtige Stamm der Assinniboins. .
Das Thal des Grossen Salzsee’s von Utah und die Heerstrasse nahe dem 41. und
. Parallel nach demselben.
Von Dr. Ernst Reinhold Schmidt, Lehrer der Naturwissenschaften am Burlington-College im State New Jersey.
{Mit einer Karte, Tafel 11.)
Grundzüge der «westlichen Hälfte Nord- Amerikas. —
Vergegenwärtigen wir uns die Struktur der westlichen
Hälfte des Kontinents in ihren allgemeinsten Zügen, so
schen wir die Mitte des weiten Landes zwischen der tief-
sten Stelle der Nord-Amerikanischen Üentral-Ebene, welche
der Mississippi durchströmt, bis zum Küstensaume des
Stillen Meeres in der Richtung von Süd nach Nord von
einem breiten Plateau durchzogen, der Wasserscheide zwi-
schen den Gebieten beider Ocenne, des östlichen und des
westlichen. Der Kamm dieser mächtigen Schwellung hat
in Mexiko seine grüsste Erhebung über dem Meere, fällt
nordwärts allmälig ab, bis er unter 32° N. Br. seine ge-
ringste Erhebung von 5200 Fuss erreicht, steigt daun
wieder bis auf nahezu das Doppelte dieser Höhe unter
38° N. Br., sinkt in seiner weiteren nördlichen Richtung
nochmals bis auf 7500 F. unter 42° 24', auf 6000 F.
unter 47°, und verliert sich in dem noch unerforschten
Gewirre der äussersten nordwestlichen Bergländer nach
dem Eismeere zu.
Auf dieser breiten kontinentalen Wasserscheide als
Basis erheben sich mit derselben Hauptrichtung von Sü-
den nach Norden Reihen von konischen, oft scharf zuge-
spitzten Berggipfeln (Peaks) plutonischer Massengesteine,
welche gewöhnlich mit dem allgemeinen, aber unbestimm-
ten Namen der Felsen-Gebirge (Rocky Mountains) bezeich-
net werden. Sie steigen mitunter zur Höhe von 18,000
Fuss in die Region des ewigen Schnee’s hinauf, bilden
aber nur, wie gesagt, die erhabenen Ränder des gewaltigen
Das Thal des Grossen Salzsee’s von Utah.
Plateau’s, welches, nach Osten der grossen (entral-Ebene
zugekehrt, wie eine ungeheure Brustwehr über der san-
digen Fläche sich erhebt, die als obere Terrasse zur unab-
sehbaren Wellen-Prairie absinkt. Westwärts überblicken
sie ein unermessliches Tafelland, das in der Nühe_ des
Stillen Meeres durch eine andere Brustwehr, die hoch-
ragenden Alpen der Sierra Nevada und der Kaskade-Ge-
birge, von der Küstenregion abgegrenzt wird. Dieses
grosse westliche Plateausystem, der Rückgrat des Konti-
nents, ist allerdings noch lange nicht zur Genüge erforscht,
um uns eine klare Vorstellung seiner physikalischen Ge-
staltung zu gewähren, durch die verschiedenen neueren
und wichtigen Reisen und Expeditionen ist indessen so
viel ermittelt worden, dass wir zum wenigsten das Cha-
rakteristische des gesammten Gebiets mit hinlänglicher
Sicherheit zu zeichnen vermögen.
Das östliche Gebirgsplateau hat, wie wir so eben go-
gehen, die eigenthümliche Erscheinung, dass es mit seinem
absehüssigen Rande wie ein Wall aus der Ebene sich er-
hebt, mit Bergzweigen, die gleich Bastionen gegen dieselbe
vorspringen, und steilen Flanken, welche von zahlreichen
Flüssen tief durehschnitten sind. Die felsige Bergkette
aber, welche als Brostwehr auf dem Plateaurande jüh auf-
steigt, findet sich an vielen Stellen unterbrochen; die ein-
zelnen Glieder überspringen, so zu sagen, einander, so
dass zwischen ihren Flanken sich natürliche Pässe bilden,
welche nicht nur den Zugang nach dem hohen Plateau
gestatten, sondern selbst zur Anlage von Fahrstrassen und
Eisenbahnen hie und da unerwartet günstige Bedingungen
darbieten. Als Sierra Madre in Mexiko, und Felsengebirge
zum Theil weiter nordwärts, umschliesst dieses System
von Hochlanden und Gebirgen alle Ketten auf beiden Sei-
ten des Rio Grande, der in furchtbaren Felsenschluchten
(deren obere Seitenwände sieh oft röhrenfürmig nähern
und desshalb von den Spaniern und Amerikanern canons
genannt werden) sich durch dieselben seinen Weg nach
den Ebenen von Texas bricht. Nahe den Quellen dieses
Flusses und des Arkansas vereinigen sich die verschiede-
nen Ketten; das Hochgebirge erlangt hier seine mächtigste
Entwickelung, wenn auch seine einzelnen Gipfel eine ge-
ringere relative Höhe erreichen, als manche von den wei-
ter nördlich gelegenen. Von hier verzweigt sich das Ge-
birge unter verschiedenen Namen. Die nordöstlichen Berg-
reihen führen zuweilen den Gesammtnamen der Parkberge,
weil sich zwischen ihnen eigenthümlich schöne und weide-
reiche Thalgründe, von den „trappers” oder Biberfängern
und Pelzbändlern Parke genannt, hindehnen, die das Pa-
radies der einheimischen wilden und zahmen Hocerden,
welche hier zu allen Jahreszeiten schwärmen, und der be-
liebteste Zufluchtsort der Indisner sind. Diese Ketten
281
sinken unter 40° 30° N. Br. zur Kammhöhe des Platenu's
ab, wo sie, vom Nord-Platte und seinem Zuflusse, dem
Sweetwater durchsehnitten, den berühmten Südpass tragen
und sich nördlich vom Platte-Fluss unter dem Namen
„Schwarze Berge” als die äusserste östliche Flanke des
Felsengebirgs-Plateau’s bis zum Missouri-Flusse fortsetzen,
der %ie mit seiner grossen nördlichen Biegung umgeht.
Die Hauptkette zieht sieh vom Südpass als Wind River-
Berge weiter nordwärts, hebt auf ihrem Rücken den
sehneeigen Fremonts Peak bis zu 13,500 F., giebt dem
Missouri und dem Columbia, den beiden Hauptadern des
gesammten Kontinents, Entstehung und entgegengesetzte
Richtung, bildet weiterhin die riesige Wasserscheide zwi-
schen dem Stillen und dem Nord-Atlantischen Meere, mit
Bergkegeln, die zu 16,000 F. anschwellen, und senkt sich
dann allmälig zum Eismeere ab.
"ast gleichlaufend mit dem Platenu der Sierra Madre
in Mexiko ziehen sich die westlichen Cordilleras, die Fort-
setzung der Andes, von dem Isthımus von Tehuanfepee
nach der Spitze des Kalifornischen Meerbusens. Hier
den Gila und Colerado bei deren Vereinigung überschrei-
‚ tend bilden sie die Halbinsel von Alt-Kalifornien süd-
wärts, nördlich aber, unter dem 35. Parallelkreise, theilen
sie sich in zwei Hauptketten. Die östliche zieht als rie-
sige Felsenmauer unter dem Namen Sierra Nevada (ur-
sprünglich Cordiller« nevada de los Andes, „die schneeige
Kette der Andes”) lüngs des Randes des inneren Tafel-
landes bis ungeführ zu 41” N. Br., mit einer Kammhöhe
von mitunter 10,000 Fuss, aber ohne besonders auffüllige
Gipfel, ausgenommen im Norden, wo Mount Shasta in der
Nähe des Mudelin-Passes bis auf 18,000 F. aufsteigen
soll; die westliche bildet, als Seewall gegen den Ocean
gesetzt, das Küsten-Gebirge Kaliforniens. Zwischen bei-
den liegt die Goldregion dieses Staats, das gesegnete Dop-
pelthal des San Joaquin und des Saeramento, deren ver-
einigte Wasser das Küsten-Gebirge an der Spitze der .Bai
von San Franeiseo durchbrechen.
Unter dem genannten Breitenkreise nimmt die Kette der
Kaskade-Gebirge die Küstenberge und die Sierra Nevada
in sich auf, Den Fuss in die ewig grüne Ebene gesenkt,
welche vom Stillen Meere sanft ansteigt, die Flanken von
den herrlichsten Urwäldern riesiger Tannen und Cedern
bekränzt, hebt diese wundervolle Alpenregion ihre spitzen
Schneekegel hoch über die Wolken hinaus. Die höchsten
Berge Nord-Amerika’s finden sich hier; die drei Vulkane
in Oregon und Washington, Mount Jefferson, Mount Hood
und St. Helen, messen jeder über 15,000 Fuss, und Mount
St. Elias im fernen Nordwesten hebt seinen in ewigen
Schnee gesetzten Feuergipfel zu 17,800 Fuss empor.
Zwischen den östlichen und westlichen Hauptketten,
282
deren Form und Richtung wir #0 eben gezeichnet, dehnt
sich die mittlere Sektion, das Grosse Becken, wie os ge-
nannt wird, als ein unabsehbares Tafelland aus, durch
transversale Bergzüge, die von den westlichen Cordilleras
nach der Sierra Madre oder dem Felseugebirge laufen, in
drei oder nach Anderen ia sechs oder
Becken getheilt. Es ist ins Besondere diese mittlere Region,
von welcher wir eine noch durchaus ungenügende Kennt-
nis« haben und über deren Gestaltang mitunter sehr irrige
Ansichten laut werden. Versuchen wir nach den zuver-
lässigsten Reiseberichten in einem allgemeinen Umriss
die physikalische Geographie dieser weiten Einöden zu
umfassen.
Vom oben genannten Westrande geht im Staate Jalisco
ein Bergzweig (die Berge von (ueretaro) quer über das
Platenu nach der Sierra Madre und begrenzt so das erste,
südlichste und kleinste, Becken, die Hochebene von Mexiko,
auf welcher die gleichnamige Hauptstadt dieser Republik
gelegen ist. Von diesem trennt weiter nördlich ein an-
derer Zweig, in derselben Richtung laufend (die Berge
des Rio Florida), ein zweiter Becken — dns Buleon di
Mapimi — in den Nord-Mexikanischen Staaten Durungo
und Covahuila. Die westliche Flanke beider Platenux hat
eine s0 grosse geschlossene Kammhöhe, dass die Dünste
des Stillen Meeres sie niemals übersteigen;
führt die Gewässer der Hochebehe zu jenem, Sec'n stehen-
den Wassers nehmen den feuchten Niederschlag der Berg-
seiten auf und geben ihnen denselben durch Verdunstung
zurück. — Weiter nordwärts zweigt sich von der west-
liehen Flanke ein dritter Bergzug, die Sierra Mimbres, ab
und in fast nördlicher Richtung mit’ der Sierm Madre
250 Geogr. Meilen als Ein grosses Bergplatenu fortlaufend
bildet er als Wasserscheide des Colorado und Rio del
Norte das dritte Becken, die weiten Hochthäler des del
Norte, von diesem, vom Üonchos und Peeos entwässert,
die am Fusse der Sierra Madre sich vereinigend dieselbe
in tiefen enüons durchschneiden und als Rio Grande zur
Golf-Ebene abfliessen.
Verfolgen wir die westlichen Cordilleras weiter durch
den Staat Sonora im nördlichen Mexiko, s0 schen wir
dieselben, wie schon un einer anderen Stelle bemerkt
wurde; an der Spitze des Kalifornischen Meerbnsens zu
einem hohen Gebirgsknoten aufsteigen, von dem sikllich
und nördlich die Küstenberge und östlich die Sierra Ne-
vada ausgehen, die letztere als Westrand des inneren
Tafellandes. Von diesem Bergrande geht ein vierter
Höhenzug schräg über das innere Platenu in meist nörd-
licher Richtung hinweg, scheidet die Zuflüsse des Colorado
von denen, welche dem Grossen Salzsee Utahs zugehören,
und verläuft sich zwischen den Quellen des Schlangen-
sieben innere
kein Yluss
Das Thal des Grossen
Salzsee’a von Utah.
flusses in Oregon und dem Grünen Flusse, dem Hanpt-
zweige des Colorado, ins Felsengebirge, unter dem Namen
der Wuhsateh-Berge. Durch sie wird südwärte das vierte
Becken abgeschlossen, das des Colorado, häufig auch schlecht-
weg das Südbecken genaunt — ein Hochland von ausser-
ordentlichem Umfunge, grosser Erhebung und voll wunder-
barer Naturbildungen. Wie dem dritten Becken der Rio
Grande durch grossartig furchtbare in der
Sierra Madre entweicht, #0 strömen die ‘vereinigten Ge-
wässer des Colorado durch das erstaunliche, 400 Englische
oder gegen 90 Deutsche Meilen lange canon des Colorado,
einer Spalte von 1000 bis 2000 Fuss senkrechter Tiefe, aus
den westlichen Cordilleras nach dem Kalifornischen Meer-
busen. Aber die beiden zum Atlantischen und zum
Stillen Meere hinziehenden grossen Fiussthüler verbindet
keine. Schlucht durch die Sierra Mimbres, welche sie
scheidet; nur Pässe führen auf langen öden Felsenplateaux
von dem einen Golfe zum andern hinüber.
Nahe dem 42, Breitenkreise werfen die westlichen
Gebirgsränder quer über das Tafelland eine fünfte, viel-
leicht 300 oder 400 Geographische Meilen lange, gewun-
dene und oft unterbrochene Keite, deren mannigfaltige
Gliederung uns fast noch gänzlich unbekannt ist. Sie
trennt die Wasser des Grossen Salzsee’s von den Zuflüssen
des Columbia, vereinigt sich mit den Wahsatch-Bergen und
läuft mit diesen alsbald in das Felsengebirgs - Plateau
hinauf. Zwischen den beiden transversalen Bergreihen
dehnt sich die grosse Utah-Wüste, die Central-Hochebene,
welche das Gelobte Land der Mormonen, „Deseret”, in einer
ihrer Vertiefungen einschliesst, deren näherer Betrachtung
wir die folgenden Blätter gewidmet haben.
Das sechste Becken endlich in der Reihenfolge ist das
des Columbia, ein prüchtiges Rund von Bergrerzweigungen,
Hochebenen, 'Thälern und Schluchten mit zwei grossar-
tigen Flüssen und unzähligen Nebenströmen, welche von
dem westlichen Rande der Centrul-Ebene Nord-Amerika's
ab das ganze Gebirgsplateau durchziehen und sich ver-
einigend die Alpenkette des Stillen Oceans in wunder-
vollen Kaskaden durchbrechen. Die Okonnagan-Bergkette,
von den Küsten-Alpen in der Nähe des Puget-Sundes
nordwärts auslaufend, schliesst das Columbia-Becken von
dem noch wenig bekannten Becken des Frazer - Flusses
nördlich ab.
Landschaftlicher Charakter der westlichen Hälfte Nord-
Amerika's. — der Struktur des westlichen Konti-
nentes, die wir, flüchtig und unvollkommen in der That,
zu zeichnen versucht haben, lässt sich schon der allge-
meine Charakter seiner physikalischen Erscheinungsformen
Der nächste Punkt der Betrachtung sind die
durch die physikalische Gestaltung der Hochebene bedingten
Schluchten
Aus
erkennen,
Das Thal des Grossen Salzsee's von Utah.
und auf dieselbe rückwirkenden klimatischen Erschei-
nungen. Die Winterregen, welche auf die Küste des Stil-
len Meeres fullen, reichen nämlich nicht bis zur Hoch-
ebene hinauf. Ihr Einfluss erstreckt sich somit nur auf
einen schmalen Gürtel längs jener Küste, von 12 bis 50
Geographische Meilen Weite, der einen überaus fruchtbaren
Boden und das herrlichste Klima der Welt besitzt. Da-
zu kommt, dass der obere Passatwind, obgleich mit den
Dünsten des Stillen Meeres geschwängert, gegen die unge-
heure Felsenmauer der Küstenberge und die westlichen
Flauken der Ketten des inneren Bergplateau's anschlegend,
aller seiner Feuchtigkeit bei der abnehmenden Temperatur
der Höhen beraubt wird. Die Luft, welche über die fel-
sigen und sandigen Becken des inneren Tafellandes weht,
ist daher ausserordentlich trocken, obgleich erheiternd,
stürkend und gesund, aber der grüsste Theil der fust regen-
losen Hochlande und alle die östlichen Flanken der Berg-
ketten sind dürr, jeder Vegetation baar und zur Kultur
durchaus unfähig. Dieser Churukter üusserster Sterilität
wird bereits auf dem östlichen Abhange des Plateau’s der
Felsengebirge ersichtlich. Von dem Bande dieses Berg-'
systems ab bildet die Oberfläche des Bodens, wie wir ge
sehen haben, eine weite, beinahe ein Drittel der gesammten
Breite des Kontinents einnehmende, nach Osten und Süd-
osten zum Mississippi-Thale und zum Mexikanischen Golfe
abfallende Ebene. Eine Anzahl überaus langer und ein-
ander meist paralleler Flüsse, vom schmelzenden Schnee
der Felsengebirge getränkt, durchziehen dieselbe in tiefen,
unter dem Niveau der Ebene liegenden Betten, so dass
ihre Wasser der letzteren wenig zu Gute kommen. Die
niedrigste Region dieser Ebene, welche vom Mississippi
bis zum 98. Längengrade sunft aufsteigt (die Staaten Texas,
Louisiana, Arkansas, Missouri, Jowa und Minnesota und
zum grossen Theil auch die Kansas- und Nebraska-Gebiete
in sich schliessend), bildet ein weites, grasreiches, unter
dem Einfluss der feuchten Südwinde des Golfes sehr
fruchtbares Wellen- und Prairienland von 100 bis 150
Geogr. Meilen Weite. Über den genannten Längengrad
aber hinaus dehnt sich, bis zum Fusse des grossen Ge-
birgsplateau’s in Stufen oder geneigten Ebenen allmälig auf-
steigend, die grosse Amerikanische Steppe, eine tlache,
einförmige und baumlose Öde, nur längs des Saumes der
tief einschneidenden Flüsse (River bottoms) von Streifen
einer dichteren Vegetation und weichholsigen Biumen be-
standen. Des untere Stufenland dieser Ebene mit einer
Erhebung von etwa 2000 Fuss über dem Meere, von 98°
bis 101° W, L,, ist zwar sundig, dürr und unerträglich
heiss im Sommer, aber doch mit einer leichten Grasdecke
überzogen, der geizigen Mutter zahlloser wilder Heerden;
die höhere Terrasse aber, vom letztgenannten Meridian bis
Potermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VII.
283
an den Fuss des Bergplateau's 50 bis 20 Gevgr. Meilen
und zu einer Erhebung von eirca 5000 Fuss ansteigend,
ist mit Ausnahme der Flussthäler durchaus wüst und
zum Unterhalte von Menschen und Thieren ganz unbrauch-
bar. Nur nördlich vom Missouri erscheint in den besser
bewässerten Senkungen dieser Region wiederum Vege-
tation und mit. ihr die wesentlichste Bedingung einer
späteren Kultur.
Dieser sterile Charakter setzt sich noch in grösserem
Manssstabe bis zum hohen Küstenrande des Stillen Oceans
fort. Die östliche Seite, oder das Plateau der Felsen-
gebirge und der Sierra Madre, mit einer durchschnittlichen
Breite von 50 Geogr. Meilen erscheint auf weiten Strecken
als eine Jdürre, sandige oder steinige, wasserlose Wildniss
ohne Baumwuchs und häufig ‘ohne alle Vegetation. In
solchem Charakter zeigen sich die unter dem Namen Llano
Estacado wohl bekannten Sandöden des Pecos, die ominöse
Jornado del Muorte des Rio del Norte-Thales in Neu-
Mexiko, das 8000’ hohe Thal San Luis ebendaselbst,
welches neuere Reisende jedoch zum System der inneren
Ploteaux rechnen und das in seinem unteren Theile einer
Kultur vermittelst künstlicher Bewässerung durchaus günstige
Bedingungen bietet; ferner das Plateau westlich vom Fort
Laramie unter 41° N. Br., die sogenannte Artemisia- Wüste
auf den östlichen Flanken der Felsengebirge um die Quel-
len des Missouri herum u. a. m. Dügegen tritt auf ande-
ren Stellen der Alpen-Chbarakter der Felsengebirge freund-
licher hervor. Die meisten Westhänge der höheren Berg-
reihen und Verzweigungen, welche einige Feuchtigkeit
von der Luft erhalten, füllen ihre kleineren oder weiteren
Thäler mit üppigem Graswuchse, der sich zuweilen die
Bergseiten entlang auf prächtigem Weidelande hinstreckt,
Wo von den Felsenhängen sich Bergströme abstürzen,
wo der die Elemente grosser Fruchtbarkeit enthaltende
Boden von zertrümmerten plutonischen Gesteinen ab in
weite ausgetrocknete Flussthäler gewaschen ist und die
Struktur der Oberfläche künstliche Bewässerung zulüsst,
da ist das Hochland nicht nur bewohnbar, sondern ent-
hält auch alle wesentlichen Bedingungen für die Gründung
neuer Binnenstaaten und das Gedeihen eines kräftigen
und thätigen Bergvolkes. Von solcher Art erscheinen
manche weite Strecken des Rio del Norte-Thales in Neu-
Mexiko, die lieblichen Parkgegenden in der Nähe des
39. Breitenkreises, der Nord-, Süd- und Mittel-Park, wo
der südliche und nördliche Zweig (South und North Fork)
des Platte, so wie des Grande-Flusses im Colorndo-Gebiet
entspringen, die Gegend des Südpasses unter 42°, über
welchen die Strasse nach dem Lande der Mormonen
führt, und viele andere zerstreute Gebirgsthäler und Hoch-
ebenen.
Er
254
Westlich von diesen Hochlanden, auf der gunzen Reihe der
grossen inneren Becken, deren Centrul-Ebene eine Höhe
von 4000 Fuss und eine Weite von mehr als 100 Geogr.
Meilen hat, gleitet das Auge über gänzlich öde oder nur
hie und da mit Flecken wilder Wermuthpflanzen bedeckte,
steinige und salzige Wüsten, von Nichts gefesselt, ausser
von einförmigen, banmlosen, transversalen Bergketten am
Horizonte, von kleinen, aus dem allgemeinen Nivenu des
Beckens wie Felseninseln abrupt aufsteigenden, nackten
Platenux {mösas} und zuweilen von verödeten Senkungen
mit einem stehenden Gewässer in der Mitte, oder von
Spulten, in deren furchtbarer Tiefe, dem Auge des Reisen-
den erst am Rande ersichtlich, die kleinen Bergwasser zu
einem Hauptstrome sich vereinigten. In solcher Weise
höhlten sich der Rio del Norte, der Colorado, der Co-
lumbia in dem dritten, vierten und fünften Becken des
Tafollandes ihren mühsamen Weg zum Meere aus, Wo
aber auf dieser trostlor schauerlichen Wüstenflüche die
Gewässer nirgends einen Ausweg gefunden, verlieren sie
sich entweder im Sande oder "sammeln sich zu stehenden
Teichen und Lachen un, in welchen unter der Einwirkung
chemischer Kräfte die alkalischen Bestandtheile des feld-
epathigen Gesteins in brakische oder salzige Lösungen
übergehen. Solcher Art sind unter vielen anderen die
Teiche des weiten Sulinas Basin in Neu-Mexiko und der
Grosse Salzsee von Utah.
I. DIE HEERSTEASSE NACH DEM SALZSEE VOX UTAH.
Das Thal des Platte bis zum Südpass, — Die gewöhn-
liche Emigranten-Strasse nach dem Salzsee beginnt ent-
weder beim Fort Lenvenworth am Missouri und zieht sich
über die weiten Wellenprairien von Kansas und Nebraska
nach dem Platte-Fluss, oder sie beginnt etliche Meilen
oberhalb der Mündung desselben in den Missouri, bei
Council Biuffs, dem alten Sammel- und Berathungsplatze
der Missouri-Indioner (woher der Name). In der Nähe
des Fort Kearney vereinigen sich die beiden Wege und
von hier bis zum „Südpasse”, der Wasserscheide des Kon-
tinentes, giebt uns das Thal des Platte und seines nörd-
liehsten Zuflusses genau die Richtung unseres Weges an,
den wir auf einer bereits fostgetretenen und im Allge-
meinen vortrefflichen Heerstrasse verfolgen.
Der Platte oder Nebraska-Fluss ist der längste der
Tributarien des Missouri. Seine Quellen entspringen auf
den nordöstlichen Verzweigungen jenes höchsten Theiles
der Hochlande, weicher, wie wir an einer anderen Stelle
gesehen haben, den Arkansas, den Rio del Norte und die
Quollwasser des Grande nach dem Colorado zu fortsendet,
Der lüngste der beiden Hauptzweige (forks) des Platte
ist der nördliche, welcher nach Aufnahme seines von den
Das Thal des Grossen Salzsee's von Utah.
Wind -River-Bergen am Sudpasse herabkommenden Zu-
flusses, des Sweetwater, und erst nach einem gewundenen
Laufe von 170 Geogr. Meilen mit dem Südzweige sich
vereinigend, dem Platte Entstehung giebt. Seinen Namen
führt der Strom von der seichten Beschaffenheit seines
Bettes, die ihn während seines ganzen Laufes von 1200
(270 Geogr.) Meilen charakterisirt.
Das Thal des Platte, von seiner Mündung (etwa 130
Geogr. Meilen oberhalb der Vereinigung des Missouri mit
dem Mississippi) bis zum Zusummenflusse seiner beiden
Zweige, ist etwa vier Engl Meilen weit, häufig je-
doch enger, reichlich begrast, aber baumlos in Folge der
verheerenden Grasbründe, welche jührlich im Herbste über
die Prairie fegen und auch die niederen Thalgründe nicht
verschonen. Nur hin und wieder hart am Flussrande und
auf den Inseln des Stroms finden sich Dickichte von
Wasser-Pappeln. Die „Blutis’ oder 'Thalränder bestehen
aus Sandstein, Sand und Lehm, welcher dem Flusswasser
eine schmutzig-gelbe Farbe ertheilt, sind von Ravinen
vielfach durchschnitten und steigen oft senkrecht 100 oder
| 200 Fuss kühn und malerisch von der Thalfläche auf.
Bald nähern sie sich dem Strome, bald treten sie weiter
von diesem zurück; häufig erscheinen sie nackt und zer-
klüftet, häufiger noch von Cedern und Buschwerk über-
wachsen, zwischen welchen Caetus-Pflanzen und die Purpur-
blüthen der Amorpha in Überfluss sich bemerklich machen.
Das ganze lange Thal ist in der That nichts weiter als
eine ungeheure in der hohen Prairie ausgehöhlte Rinne,
denn die Höhe der Blufts liegt fast im Niveau der welli-
gen Ebene, über die das Auge in unbegrenzte Fernen
schweift.
Die Strasse, auf dem südlichen Ufer des Platte fort-
laufend, erforderte vor dem Marsche der Truppen in letz-
ter Zeit etwa 40 Geogr. Meilen oberhalb des Forts Kearney
ein durch den Triebsand seines Bettes oft beschwerliches
Überschreiten des Südzweiges (South Fork). Sie folgt als-
dann dem Nordzweige in einem schönen, allmälig zu einer
niedrigen Prairie sich erweiternden Bottom-Lande, indem die
felsigen Bluffs von dem Ufer weit abtreten und in ihren
vielfachen Windungen wilde, oft höchst malerische Trüm-
mergesteine einschliessen. Eine der bekanntesten dieser
»erklüfteten Sandsteinbildungen ist der sogenannte „Schorn-
stein-Felsen” (Chimney Rock), welcher mit seinem sonder-
bar geformten Säulenschafte den Trappers und Emigranten
auf 40 oder 50 Engl. Meilen thalauf- und abwärts als
Landmarke dient. Seine Umgebung ist überdies "wegen
der vielen Quellen klaren Wassers daselbst ein beliebter
Rastort für die Emigranten -Züge. Eine kurze Strecke
weiter aufwärts zieht sich die Strasse allmälig wieder
vom Flusse weg, um cine dicht an den Uferrund heran-
Das Thal des Grossen Salzsee's von Ltah.
tretende unbefahrbare Klippe, das sogenannte Scotta Blufl,
zu umgehen, und von diesem Punkte 11 Guogr. Meilen
weiter thalauf langt man endlich beim Fort Laramie an,
der Hanptstation aller Expeditionen und Emigranten-Züge
vor ihrem Marsch ins Gebirge.
Fort Laramie, früher eine befestigte Station der Ame-
rikanischen Pelzhandels- Gesellschaft, ist gegenwärtig als
wichtiger Militärposten im Besitz der Föderul-Regierung
und hatte bis Anfang dieses Jahres eine Garnison von
zwei Kompagnien Infanterie und einer Schwadron Dragoner,
um die Wilden längs dieses Theiles der grossen Eimigran-
tenstrasse nach Oregon und Kalifornien im Zaum zu hal-
ten. Die Lage des Forts ist 42° 12° 38” N. Br. und
104° 31° 26° W, L. v. Greenwich, 490 Engl. Meilen
(106$ Geogr.) von Couneil Bluffs am Missouri und 725
{158 Geogr.) Meilen vom Fort Leavenworth ebendaselbst
entfernt
Hinter Fort Larsmwie ündert sich mit der Bodengestal-
tung der landsehnftliche Charakter der Gegend. Östwärts
dieses Meridians, eagt Frömont, bildet die Haupteigenthüm-
lichkeit des Landes die Abwesenheit von Gehölz und die
ungeheure Ausdehnung der mit reichlichem und für Weide
höchst trefflichem Grase bedeckten Prairie. Wo nur die
Nähe der Menschen sie nicht stört, geben grosse Heerden
von Büffeln der Landschaft Leben. Westwärts von Lara-
mie, bemerkt derselbe Reisende, ist die Gegend sandig und
steril und an die Stelle der Gräser treten die zähen, stei-
fen, in Klumpen wachsenden, einen harzigen Geruch ver-
breitenden Sträucher der Artemisia (wilder Wermuthsträu-
eher) und ähnlicher Pflanzen, für welche der sandige Bo-
den und die trockene Luft der Hochebene besonders
günstig erscheinen. Die Felsen, welche bald zu steilen
Bergen ansteigen, bestehen aus Kalk- und Sandsteinen;
die allgemeine Oberfläche des Bodens enthält verschiedene
bunte und eisenhaltige Sandsteine, Thon, Gyps und feine
Konglomerate, während das tiefere Thal des Nord-Fork
Mergel und andere weiche, erdige Kalkbildungen und
Sandsteine als Hauptbestandtheile aufweist. — Die gewöhn-
liche Strasse schweift oberhalb des Forts vom Fluss be-
trächtlich ab und überschreitet mehrere kleinere Bäche
(von denen etliche aus warmen Quellen entspringen) oder
trockene Flussbetten, die, mit Quarz- und Granitblöcken
angefüllt, Zeugniss von der Gewalt der Fluthen geben,
welche beim Schmelzen des Schnee's sich von dem Gebirge
abwälzen, Etliche 50 Engl. Meilen vom Fort windet
sich nun die Strusse, fast parallel mit der in einiger Ent-
fernung von Nordwest nach Südost laufenden Hauptkette
der Schwarzen Berge, meilenweit über hohe, wellenförmige
Y) Bericht des Kriegsministers von 1855.
"Namens höchst willkommenen Zufluchtsort
235
Felsenrücken mit schr tiefen, abschüssigen Bavinen zu
beiden Seiten -— bis sie sich allmälig dem Platte wieder
zuwendet. Gewöhnlich überschreiten die Emigranten-Züge
den Nord-Fork an dieser Stelle auf einer rohen, aus Kunoes
zusammengefügten Führe, die vermittelst einer an den
beiden Ufern befestigten Leine hin und her gezogen wird,
Hier, auf dem Nordufer, fanden die Offiziere der Erfor-
schungs-Expedition von 1849—50?) Kohlen-Flütze zu Tage
treten, mit Bruchstücken von Sigillarien und Calamites in
der unterliegenden Formation, Einen dieser Flötze konnte
man an dem aufsteigenden Hügelrande des Ufers verfolgen
und das Mineral schien der Kännel-Kohle sehr ähnlich zu
sein. Auch findet man bereits Teiche mit stagnirendem
sulzigen Wasser und das Salz auf dem Felsenboden
effloreseiren. Der Charakter der Landschaft wird immer
bestimmter der einer troeknen, traurigen Wüste; die Ar-
temisia ist beinahe die einzige Pflanze, welche im Über-
fiuss wächst, und das wenige Gras reicht schwerlich für
die zahlreichen Emigranten-Züge aus, welche vom Missis-
sippi-Thale her, allzu reichlich mit Hab und Gut beladen,
hier allsommerlich den beschwerlichen Weg durch die
westlichen Wüsten beginnen. Die brennenden Sonnen-
strablen, von dem nackten Steinboden mit grosser Inten-
sitüt zurückgeworfen, werden peinvoll für das unbeschützte
Auge und der heiss-trockne Wind, welcher oft heftig
über die Hochebene daherfegt, füllt die Luft mit Wolken
von Sand,
Die gewöhnliche Strasse verlüsst endlich den Platte in
der Nähe der sogenannten Hot Spring Gaps (Heisse Quei-
len-Felsenthore), oberhalb welcher tiefe cafons den Fluss
einschränken, und zieht sich über einen Bergrücken nach
dem Sweetwater (Süsswasser), dem obersten Zuflusse des
ersteren. Hier schliesst sie sich dem Ufer in der Nähe
des weit bekannten Independence Rock (Unabhängigkeits-
Felsen) an, der mit den sogenannten Red Buttes (Rothen
Marken), hohen, vom östlichen Uferrande des Platte weit vor-
springenden, röthlichen Sandsteinfelsen, für die Emigranten-
Züge als ersehnte Landmarke dient. Der Independence-
Felsen ist eine etwa 2000 Fuss lange und 40 Fuss hohe,
aus ebener Fläche isolirt aufsteigende Granitmasse, deren
untere Wand die Namen von Tausenden westlicher Aben-
teurer aus allen Nationen als „Verewigungstaiel” trügt. —
Eine kleine Strecke aufwärte von dieser Stelle führt der
Weg durch die „Teufelspforte”, einen trotz des drohenden
in der bren-
nend heissen Felsenöde, wo der Fluss sprudelnd und kühl
über Steingerölle im engen Bette zwischen senkrechten
’) Capt. Stamsbury's Expl. a Survey of the Valley of the Orsat
Salt Lake, 8, 61 f.
37%
236 Das Thal des Grossen Salzsee's von Utah.
Granitfelsen von 3- bis 400 Fuss Höhe sich windet —
und jenseits derselben gelangt man in eine weite Hoch-
ebene, welche niedrige Bergreihen umschliessen, über de-
nen das Wind-River-Gebirge mit schneeigen Gipfeln wie
Wolken am Horizonte sich außhürmt. Diese fesseln das
fern blickende Auge Tage lang und nichts Ungewöhnliches
in der Erscheinung der näher liegenden Landschaftsformen
zieht die Aufmerksamkeit des Beisenden von ihnen ab.
Mit gewohntem schweren Wandererschritt zieht er die
Ebene entlang und macht endlich an dem niedrigen Ufer-
rande eines Büchleins Halt, dessen kühle Wasser zum
Aufschlagen der Lagerzelte einladet. Unbekannt mit der
Lokalität, ahnt er wenig, dass dieses klare, trüpfeinde
Wasser, welches er preisend schöpft, dem Stillen Öceane
zufall. Der Reisende steht auf der grossen Wasserscheide
des Kontinente, auf dem berühmten Südpass ").
Vom Südpass nuch der Mormonen-Stadt am grossen Sals-
sse. — Die Stelle, auf welcher alle Emigranten ohne Aus-
nahme rasten, um einen letzten Blick und ein letztes
Lebewohl nach dem östlichen Horizont zu senden, hinter
dem „die alte Welt” und die alte Heimath sich birgt,
führt den zwar etwas kühn, aber doch überaus glücklich
gewählten Namen der Paeifie-Quellen. Es sind die oberen
Gewässer des Sandy Creek (Sandigen Baches), der als Zu-
fluss nach dem Green River oder Colorado des Westens
führt. Dem Laufe des kleineren und grösseren Sandy
folgend, bringt uns die Strasse in ein paar Tagemärschen
über denselben dürren, rüthlichen Sandboden der Hoch-
% Frimont beschreibt diesen Pass folgendermsassen: „Das Auf-
steigen war so allmälig gewesen, dass trotz der genauesten Lokalkennt-
miss unseres Fütrers, der dieses Land seit 16 Jahren wu seiner Hei-
muth gemacht hatte, wir sehr scharf umherspähen mussten, um «den
Platz «u finden, an dem wir die kulminirende Höhe erreicht hatten.
Er lag zwischen zwei niedrigen Hügeln, die zu beiden Seiten 50 oder
60 Fuss anstiegen. Als ich nach demselben vom Fusse des unmittel-
baren Abhanges auf der westlichen Seite zurückblickte, erschienen sie
mir etwa 120 Fuss höher, — Es ist schwierig, die Breite dieses
Passes genau zu bestimmen, Von der unebenen Bodenfläche, wo er
beginnt, am Fusse der Wind-River-Kette, schweift der Blick nach
Büdosten über eine ebene Landschaft, welche in der Entfernung von
19 (Engl) Meilen vom Tafelfelsen unterbrochen wird, der mit den
übrigen isolirten Hügeln in seiner Nähe auf einer verhältaissmässig
glatten Fliche zu stehen scheint. Diese Feisenpartie halto ich fiir den
Endpunkt des Passes, da der Bergrücken jenseits des Tafelfelsens sei-
nen rauhen Charakter wieder annimmt. Man sieht, dass der Pas in
Nichts den Orten gleicht, denen man gewöhnlich diese Bezeichnung
giebi; Nichts von dem Schluchten-Ähnlichen Charakter und der gewun-
denen Steigung der Alleghany-Vüsse in Amerika, des Grossen St. Bern-
hard und der Simpion-Pässe in Europ Wenn man sch ilm von der
Mündung des Sweetwater nähert, fährt «ine sandige Ebene 120 (26
Geogr.) Meilen lang mit allmäligem, regulürem Ansteigen auf den Kulm,
der 7000 Fuss (nach neneren Messungen 7490 F.) über dem Meere
liegt, und der Keisend», obme dass Etwas auf seinem milhseligen
Marsche ihn an einen Wechsel mahnt, findet sich plötzlich an den
Wassern, welche nach dem Stillen Meere fliessen. Auf der Strasse,
welche wir reisten, ist die Entfernung 320 (89) Geogr.) Meilen von
Laramie oder 950 (206 Geogr.) Meilım vom der Mündung des Kansas”
(1. Rep. p. 80).
ebene nach der Fähre des Green River (Grünen Flusses),
der hier bereits ein schöner und schneller, von den vielen
Bergwassern der Wind -Kiver-Kette reichlich gespeister
Strom ist. Die Landschafteseenen werden nun mannigfal-
tiger, reizender, und entfalten sich bald zur Grossartigkeit ').
Yom Grünen Flusse auf dem westlichen Thalhauge wieder
aufsteigend, gelangen wir bald zum Fort Bridger.
Dieser durch die letzten Winter-Cantonnements der
Vereinigten Stasten-Truppen den Zeitungslesern wohl be-
kannte Platz liegt in einem der vielen, von den verschie-
denen Zweigen des Grünen Flusses gebildeten, Querthäler
(Black Fork Valley), 7254’ über dem Meere, 942 (205
Geogr.) Meilen von Couneil Bluffs und 1072 (233 Geogr.)
Meilen vom Fort Lewvenworth am Missouri entfernt?)
Das „Fort” ist bis jetzt nichts weiter als eine umzäunte
und verpalissadirte Privatbesitzung eines Amerikanischen
Pelzhändiers, dessen Namen es trägt. Aber auf neutrelem
Boden zwischen den einander feindseligen Indianer-Stäm-
men, den Shoshonces oder Schlangen-Indianern und Crows
im Norden, den Ögalalas und Sioux im Östen, den
Sheyennes im Südosten und den kriegerischen Utah-India-
nern im Süden, trefflich gelegen, hat es eine überaus gün-
stige Stellung zur Gründung eimts militärischen Postens.
Die in der Nähe dieses Purallelkreises (zwischen 41° und
42°) für allein möglich erklärte Eisenbahnlinie nach dem
Salzsee und — um unsere individuelle Überzeugung aus-
zusprechen — dio allein mit sicherer Aussicht auf Erfolg
zu unternehmende Eisenbahn nach dem Stillen Meere führt
am Fort vorüber, und endlich die Lage am wichtigsten
Kreuzwege der beiden grossen Heerstrassen nach Üregon
und nach dem Salzsee und Kalifornien hat seit lange
Fort Bridger zu einer Hauptstation der westlichen Emi-
gration gemacht.
Bei dem in wissenschaftlicher und militärischer Hin-
sicht gesteigerten Interesse, welches sich gegenwärtig auf
dieser Strecke zwischen Fort Bridger und der Mormonen-
Stadt am Salzsee koncentrirt, wird vielleicht eine etwas
genauere Übersicht der Lokalitit dem geneigten Leser
nicht unmwillkommen sein. Wir entnehmen dieselbe als
Auszug zum grössten Theil den neuern schönen Berichten
an den Kongress über die Forschungen und Vermessungen
zur Feststellung der ausführbarsten und billigsten Eisen-
') Man muss die trefflichen Schilderungen Prömont’s über diese
Berglandschaften und vor Allem srinen Bericht über die mit seinem
braren Deutschen Reisogeführten Karl Preuss und vier seiner Leute
glücklich gewagte Ersteigung des höchsten Schneegipfels der Wind-
River-Gebirge — der passender Weise seinen Namen trägt — selber
lesen, um eine Vorstellung von der eigenthümlichen Natarpracht dieser
wilden Felsengebirge und von der unerschütterlichen Energie ihres
berühmten „Pfadänders” zu gewinnen,
#) Bericht des Kriegsminister über die Messungen zur Destimmung
der Eisenbahnlinie nach dem Stillen Meere,
Das Thal des Grossen Salzsee's von Utah,
bahnlinie vom Mississippi nach dem Stillen Moore ) —
in Verbindung mit dem bereits angeführten amtlichen
Berichte des Ingenieur-Kapitän Stansbury und den beiden
älteren Berichten Fremont’s. Die Zuverlässigkeit dieser
Angaben ist daher ausser Zweifel gestellt.
Derjenige Theil des merkwürdigen Green River-Thales,
in welchem Fort Bridger gelegen ist (der wohl auch we-
gen seines Reichthums an Steinkohlen das Kohlenbecken
des Grünen Flusses genannt wird), hat eine Länge von
nur 20 bis 100 Engl. Meilen, dagegen eine Weite von
mehr als 200 (44 Geogr.) Meilen in der Richtung von
Osten nach Westen. Es wird östlich von dem eigent-
lichen Felsengebirge, das wir so eben durchwandert, nord-
östlich von den Sweetwater- und Wind-River-Bergen, nord-
westlich und westlich von dem Besr Rivor-Gebirge und
südlich von den durch das tiefe canon des Grünen Flusses
durchbrochenen Uinta-Bergen umschlossen, hinter welchen
der Fluss als Hauptstrom seinen langen Weg durch das
grosse Südbecken des Colorado fortsetzt. Der allgemeine
Charakter des Thals ist der einer welligen Hochebene mit
einem leichten und trocknen Boden, spärlichem Baumwuchs
von Cedern auf den Berghüngen und mit hinlänglich reich-
lichem Grass längs des Saumes seiner Gewässer. Im Übri-
gen hat die Artemisia, welche wir schon an anderen
Stellen als die das ganze Gebirgsplateau charakterisirende
Sandpflanze kennen gelernt haben, mit nur wenigen, spär-
lich zerstreuten Gräsern unbeschränkte Herrschaft über
die weite öde Gegend. Dessen ungeachtet ist das Thal
eine schr beliebte Zufluchtestätte, selbst im Winter, für
die Lastthiere der Pelzhündler und Jüger im Gebirge, da
der Schneefall trotz der grossen Erhebung des Landes
(7000’) hier merkwürdig gering ist. Die Kantonnirungs-
Quartiere der Truppen sind desewegen auch mit Vorbe-
dacht beim Einbruch des Winters in dieses Thal verlegt
worden. Auch die Mormonen hatten bereits Niederlas-
sungen in der Nühe des Forts, mit zahlreichen Viehheerden,
welche hier und in den benachbarten Thälern ihre Sub-
sistenz das Jahr hindurch fanden.
Zwei theilweise mit einander verkettete Bergrücken
trennen dieses Thal von den Gewässern, welche dem Gros-
sen Salzsee zugehören. Die östlichate und niedrigste ist
die oben genannte Bear River-Reihe oder die Berge des
", Berichte des Artillerie-Lieutenants Beckwith:
a) über die vom Kapitän Öunvison 1853 unternommene Expedition
auf der 38. und 3%. Parallele, von der Mündung des Kansas bis
zum Sevier-See im Grossen Becken (dem Orte der Ermordung der
Expedition durch eine Bande Utah-Indianer);
b) über die von ihm selber 1854 unternommenen Forschungen auf
der 41. Parallele, westwärts.
Baide Reporte im Kongress-Hericht des Kriegsministers von 1855 über
die fünf grossen Expeditionen nach dem Btillen Meere. Sunate Doc,
vol. U.
287
Bären-Flusses, welche gegen Norden in hohe Gipfel auf-
laufen, gegen Süden aber, breiter und offener, eine Art
hoher Terrasse von 8373 F. auf ihrem höchsten Kamme
bilden und sich mit den Ausläufern der Tinta- und Wah-
satcoh-Berge im Süden verknüpfen. Auf dem östlichen
Abhange entströmen ihnen der Black Fork („Schwarzer
Gabelzweig”, an dem Fort Bridger liegt) und dessen Zu-
flüsse auf dem westlichen die Bergwasser des Bären-Flusses,
welcher in den Uinta-Bergen entspringt, nach einem ziem-
lich langen Laufe in nördlicher Richtung sich plötzlich
wendet, das Wahsatch- Gebirge durchbricht und in den
Salzseo südlich nbtliesst.
Die zweite, westliche Gebirgsreihe bilden nun die
letztgenannten Berge als hochragender östlicher Thalrand
des grossen Utah-Beckens, nach welchem alle Wege von
Osten her über dieses Gebirge in Defildeen und Engpässen
hinführen. — Es ist in der That ein einziger hoher, fest
geschlossener Felsenwall, welcher von der Nähe des Klei-
nen Salzsec's unter 38° N. Br. sich von Süden nach Nor-
den durch mehr als fünf Breitengrade erstreckt und nur
durch vier Engpässe, die canons des Sevier, des Timpa-
nogos, Weber- und Büren-Flusses, durchbrochen wird. Sein
Kamm läuft mit einer Erhebung ven 3000 Fuss über
dem Niveau der ‘westlichen Hochfläche in fast gleicher
Linie fort; nur an wenigen Stellen füllt er auf 2000 F.
und steigt an etlichen Punkten bis auf 4000 oder 4500 F.
Er bildet ein weites Terrassen-Platenu, dessen westliche
Seite aber schr steil, meistens unersteiglich ist; längs sei-
nes Fusses dehnt sich ebendaselbst eine flache Ebene,
deren Boden in grösserer oder geringerer Weite aus ab-
gewaschenen, zersetzten Felstrümmern besteht und mehr
oder weniger von den abfallenden Bergwassern befeuchtet
wird. Es ist in Wirklichkeit nur ein schmaler Streifen,
der den Fruchtboden der Ebene trägt, und nur an etlichen
Stellen, wie z.B. am Utah- und Grossen Salzsee, erweitert
er sich zu 10 oder 12 Engl. Meilen. Auf diesen Streifen
allein beschränken sich die Haupt - Niederlassungen der
Mormonen und isolirte Kolonien finden sich in dem Berg-
reviere nur, wo ähnliche Bedingungen eine erfolgreiche
Kultur zusichern.
Die grosse Emigranten-Strasse, welche gegenwärtig über
dieses merkwürdige Gebirge nach dem Sce führt, wurde
von den Mormonen erst im Jahre 1847 angelegt. Sie hat,
vom Fort Bridger ausgehend, eine Länge von 124 (27
Geogr.) Meilen und übersteigt zunächst in südwestlicher
Richtung die oben bezeichnete breite und hohe Terrasse
der Bear River-Reihe, welche die Wasserscheide zwischen
den oberen Tributarien ‚des Colorado, also des Stillen Mee-
res, und den oberen Thälern des Binnensee’s von Utah
bildet, dessen Wasser keinen Abfluss nacı dem Meere
288
haben. Keine Schwierigkeiten bieten sich auf diesem
Wege bis zur Wahruteh-Kette, Das Bottom-Land des Büren-
Fiusses, nach welchem sich die Strusse wieder absenkt,
ist hier etwa anderthalb Euglische Meilen breit und läuft,
sich erweiternd, als eine vollkommene Ebene mit reich-
lichem Graswuchs zwischen hohen, zum Theil bewaldeten
Berghängen in nördlicher Richtung fort. Die grosse Oregon-
Strasse führt längs des Ufers dieses Flusses abwärts,
die Strasse nach dem Salzsee aber zieht sich nach Über-
schreitung des Bären-Flusses !) an einer sonderbar gestalteten,
wegen ihrer zerklüfteten Spitzen „die Nadeln” genannten
Felsenpartie vorüber, längs des Randes eines in den Bä-
ren-Fluss abfallenden Baches aufwärts, übersteigt dann die
steilen Hügel, welche diesen von den Tributerien des
Weber-Flusses, eines anderen in den (irossen Salzsce ab-
fliessenden Bergstromes, scheiden, verfolgt das offene ‘Thal
des Echo-Baches und weiter abwärts das enge und roman-
tische Thal des Rothen Zweiges, der zum Weber-Flusse
führt und wo sich bereiis die ersten Defilden zeigen, und
dann, anstatt durch die Engpüsse des letzteren direkt nach
dem Salzseo zu führen, geht sie auf seinem rechten, weide-
reichen und lieblichen Ufer eine Strecke lang aufwärts
und steigt endlich, immer dem Laufe von Nebengewässern
folgend, zum Westrande des Kammes der Wahsatch-Berge
hinau, von welchem ein Defil@, „der Goldene Puss”, längs
des Grossen Kanyon-Baches ins Thal des Salzsee’s abführt.
Dieser von den Mormonen etwas erweiterte und für die-
selben gegenwärtig schr wichtige Pass ist ein fast zur
Schlucht sich verengendes Thal auf der westlichen Seite
des Gebirges, von kühn aufsteigenden, mit Buschwerk be-
wachsenen Felsen eingeschlossen, zwischen denen der kleine
Bergstrom in der Tiefe rauschend sich durchwindet. Die
Strasse folgt allen Krümmungen der Schlucht und kann
an manchen Stellen in Folge des zerbrechlichen Sand-
steins der Felsen sehr geführlich gemacht werden. Im
Winter wird sie wegen des Schnee’s, der, von den Hiühen
herabgeweht, oft 20 bis 50 Fuss tief sich auf ihr anhäuft,
ganz unzugänglich
schieht alsdann, wenn nur irgend möglieh, allmonatlich auf
dem gefährlichen Maulthierpfade durch den Engpass des
Weber-Flusses, den wir weiter unten beschreiben werden.
Kapitän Stansbury, in seiner Rekognoseirung der oberen
Thalgegend des Grossen Salzsee's im Herbste 1849, hat
auf einen anderen leichteren, aber nur auf einem langen
Umwege zu erreichenden Zugang nach dem Sulzsee auf-
merksam gemacht, und da sein Vorschlag in jüngster
Zeit auch in militärische Betrachtung gezogen worden
und die Expedition der Posten ge-
" Die Furtb beträgt nach Btansbury 400 F. mit nur 24 F. Wasser,
das in ziemlich starker Strömung Über ein kieseligen Bett Hiesst.
|
Das Thal des Grossen Salzaee's von Utah.
ist, so dürfte eine kurze Beschreibung der Route hier um
so passender sein.
Züge auf dieser Ronte verfolgen die alte Emigranten-
Strasse nach Oregon, welche schon Frömont in seinem
zweiten Berichte über die Expedition von 1843 —44 um-
stündlich und trefflich beschrieben. Nach Übersteigung
der Wasserscheide nämlich zwischen den „Forks” des
Grünen und denen des Bären-Flusses, in der Nähe von
Fort Bridger, zieht sich die Strasse, wie wir bereits an
einer anderen Stelle angedeutet haben, genau längs des
Ufers des letztgenannten Stromes in nördlicher Richtung
thalabwärte, Mit ihren trefflichen (irasplätzen, klaren,
niemals fehlenden Bergwassern und (Quellen, darunter
zahlreichen eflervescirenden Mineralquellen (Soda Springs),
bei der Gefahrlosigkeit des Weges und Abwesenheit nn-
türlicher Hindernisse, gewährt diese Strasse den nördlichen
Emigrenten-Zügen höchst willkommene Kampir-Plätze, auf
denen die müden Wanderer sich von den Anstrengungen
der bisherigen Mürsche zu erholen und auf die Mühselig-
keiten der weiteren Reise vorzubereiten pflegen. Wo der
Büren-Fluss sich westlich und südlich nach dem Wahsatch-
Gebirge in wilde und schwer zugängliche Engpässe ab-
wendet, verlässt die Strasse sein Thal, übersteigt die
niedrige Wasserscheide, welche das Utah-Gebiet von den
oberen Verzweigungen des Columbia und somit vom nörd-
lichen Gebiet des Stillen Meeres trennt, und führt in ein
paar kurzen Tagemärschen das Thal des Port Neuf ab-
wärts nacl: Fort Hall, einer anderen Amerikanischen Han-
delsstation, die am Lewis Fork des Grossen Columbia ge-
legen ist. In der Nühe desselben vereinigt sie sich mit
der neuen Strasse, die von den Mormonen-Niederlassungen
längs des östlichen Randes des See's, das Ausflussthal des
Bären-Flusses kreuzend, den steilen nordwestlichen Pass über-
steigt, welcher von dem Thale des Roseaux oder Schilf-
wassers, das in den Bären-Fluss mündet, nach dem Pannack-
Fluss, einem anderen Bergwasser des Lewis Fork, führt. —
Das Thal des Kosenux, auch Malade genannt, ist etwa
eine Geogr. Meile weit, durchaus eben und für Wagen
leicht fahrbar. Stansbury verfolgte dieses Thal weiter
aufwärts, als die Emigranten-Züge für Kalifornien, welche
den Weg über die Mormonen-Stadt vorziehen, zu gehen
pflegen. Die Strasse der letzteren wendet sich westwärts,
direkt über den hohen Bergrücken hinweg, der, das Ma-
lade-Thal westlich abaschliessend, als felsiges Vorgebirge
in den Grossen Salzsee abspringt. Die Wasserscheide
zwischen dem Malade dagegen und den Tributarien des
Port Neuf und Lewis Fork hat einen leicht übersteiglichen
Abhang. „Das Resultat dieser Exploration (sugt Stans-
bury),war die Nachweisung einer durchaus praktisch aus-
führbaren Wagenstrasse vom Fort Hall nach den Mormonen-
Das Thal des Grossen Salzsee's von Utah,
Niederlassungen am Grossen Balzsee, Mit Ausnahme des
Bergrückens, welcher die Wasser des Pannack von denen
eines anderen Zuflusses des Port Neuf scheidet, ist die
gezeichnete Linie unbedenklich zulässig und bietet Vor-
zige für die beste natürliche Strasse, die ich jemals ge-
schen. Obgleich zur Zeit, als wir die Gegend passirten,
nicht einmal die Spur eines Weges sich vorfand, zeigte
sich die Oberfläche des Landes doch so günstig, dass ich
meine Vorräthe ohne die geringste Schwierigkeit hinüber
transportirte, obgleich jeder meiner Wagen mit nicht we-
niger als 3500 Pfund beladen war. Der genannte Berg-
rücken kann mit wenig Arbeit leicht führbar gemacht
werden, und selbst wie er ist, bietet er nur geringe Hin-
dernisse dar. Bei hohem Wasserstande müssten der Port
Neuf und der Büren-Fluss auf Führen überschritten werden,
oder sollte die Frequenz von Reisenden auf dieser Strasse
es je erfordern, so könnte Bauholz für die Konstruktion
von Brücken aus der Nühe beider Lokalitäten herbeige-
schafft werden” '). \
Ausser den beiden genannten Strassen führen nach
dem Thale des Salzsee’s, wie schon angedeutet worden,
Engpässe durch die cealons der drei Flüsse, welche die
Wahsateh-Kotte durchbrechen, längs welcher Kunstetrassen
die Schwierigkeit der Übersteigung steiler Bergpässe oder
der weiten Umgehung des hochragenden Thalrandes in
Zukunft vermeiden werden. Wir haben bereits die Eng-
pässe des Büren-Flusses im Norden der Kette bezeichnet.
Stansbury ist der Meinung, dass eine - künstliche Strasse,
vom Fort Bridger über die abrupten Bergketten, welche
das obere, nach Norden abfallende Thal des Bären-Fiusses
von dem unteren, nach Süden streichenden Thale desselben
trennen, zum grossen canon des Stromes geführt, für die
immer mehr zunehmende Emigration nach Oregon und
Kalifornien von der grüssten Bedeutung sein müsste,
Diese würde direkt nach dem nürdlichen Thale des Sulz- '
sce’'s gelangen, und die ungemeinen Hülfsquellen des
schönen und weiten Cache-Thales, das vom unteren Bären-
Flusse, bevor derselbe das Gebirge durchbricht, durchzogen
wird, wo Wasser, Holz, Überfluss an Fischen und das
herrlichste Weideland für jede beliebige Anzahl von Heer-
den die bestmöglichen Bast- und Erholungsplätze ge-
währen — würden sich den Emigranten-Zügen gerade zur
Zeit aufschliessen, wenn sie das Thal erreichten udd der
Erholung um meisten bedürften. —- Die beiden anderen Eng-
püsse (die eanions des Weber-Flusses und des Timpanogos)
sind durch die neuerdings untertommenen Forschungen
und Messungen zur Bestimmung der Eisenbahnlinie nach
dem Stillen Meere noch besser bekannt geworden ®\. Der
%) Rep. 8. a. 0. 8, 93,
#) Rep. of Expl. Senate Doe. vol. II, p. 60 fi.
289
Weber-Fluss, welcher direkt nach dem grossen Salzsce führt,
bildet die nördlichere, ‘der Timpanogos mit seinem Ausfluss
in den Utah-See die südlichere Linie. Jene führt vom
oberen Thale des Büren-Flusses über die bekannte Wausser-
scheide nach einem kleinen Zuflusse des Weber und in
das obere Thal des letzteren. Zwei Engpässe durch das
Gebirge präsentiren sieh hier. Der obere ist eine Schlucht
(Defil&) von 8", Engl. Meilen Länge. Die Felsen steigen
auf beiden Seiten zu einer schr grossen Höhe empor,
sind rauh, abschüssig und von Ravinen zerklüftet. Der
Fluss windet sich von einer Seite zur andern, so dass er
hänfig den Fuss der Felsen bespült und der Pfad ihn oft
kreuzen muss. Der tiefere Engpass, nahe dem Thalrande
des Salzsee’s, welcher vier Engl. Meilen lang ist, verdient
an etlichen Stellen seinen Namen (Cason) vollkommen.
Er ist, verschieden von dem oberen, schnurgerade und
hat eine durchschnittliche Weite von 525 Fuss, während
der Fluss selber etwa nur 90 Fuss breit ist und oft mit
heftiger Strömung gegen die Basie der Felsen anschlügt,
die mitunter senkrecht bis zur Höhe von 2000 Fuss und
darüber aufsteigen. An Einer Stelle nahe dem oberen
Ende des canon verengt sich der Finss auf die Hälfte
seiner gewöhnlichen Weite und hat sich ein Bett von
20 oder 30 Fuss Tiefe dureh den harten Gneistelsen ge-
waschen, der ibn hier an der Nordseite überhängt und
durch seinen vorspringenden Fuss nur auf wehige Schritte
von seiner schnurgeraden Richtung ablenkt.
Der Timpanogos-Engpass ist 10 Engl. oder etwas über
2 Googr. Meilen lang, 300 bis 900 Fuss weit, sehr
gerade in seiner Hauptriehtung und erhält nur durch die
wechselweise auf beiden Seiten in den Fluss vorspringen-
den Felsenhänge eine leicht geschlängelte Form. Dieser
hat gleichfalls eine Durchschnittsbreite von 90 Fuss und
ist sehr reissend. Die Berghänge bestehen hier aus ab-
schüssigen Kalksteinfelsen und erscheinen auf der Südseite
des canon oft nahezu senkrecht. Anf der Nordseite sind
sie mehr geneigt, offener und mit losen Steinen und
üppigem Graswuchs bedeekt. — Diese drei Pässe bieten
für die Konstruktion von Kunststrassen oder Eisenbahnen
keine unübersteiglichen Hindernisse, stehen aber bei dem
gegenwärtigen politischen Zustande jener Gegend aller Be-
rücksichtigung fern. Die Distanz von Fort Bridger auf
der letzteren Strasse durch das Timpanogos-Canon nach
dem Südende des Grossen Salzsee-Thales ward durch die
Messungen der letzten Expedition auf 182,55 (beinahe 40
Deutsche) Meilen bestimmt.
IL. DAS THAL DES GROSSEN SALZERE'S vOX Ural UND DIE
NIEDERLASSUNGEN DER MORMONEN.
Nachdem wir somit alle bekannten Zugänge, welche
2%
von Osten her in das Thal des Grossen Salzsee's führen,
beschrieben haben, wollen wir dem .Leser, der uns bis
hierher gefolgt, eine Übersicht der physikalischen Gestal-
tung und des Charakters jener merkwürdigen Region zu
geben versuchen, die häufig, wenn auch in kaum zu recht-
fertigender Vergleichung, das 'Todte Meer der westlichen
Hemisphäre genannt wird. — Wir haben bereits in der
allgemeinen Übersicht des westlichen Kontinentes die Ge-
staltung und Beschaffenheit des grossen inneren „Beckens”
kennen gelernt, von welchem das Utah-Becken die cen-
trale Abtheilung bildet. Wir haben geschen, dass dieses
letztere eine furchtbar öde Steinwüste ist, eine Hochebene
von 4- oder 5000 Fuss Erhebung mit einer Breite von
50 und einer Länge von mehr als 100 Geogr. Meilen.
Wir wissen bereits, dass besonders im östlichen Theile
dieses Beekens der dürre und sandige Boden zum grossen
Theil mit alkalischen Bestandtheilen geschwängert ist, die
zuweilen als eine Kruste efflorescirten Salzes sich bemerk-
lich machen oder aufgelöst in Lachen und Scee’n, die kei-
nen Abfluss haben, sich ansammeln. Von allen diesen
stehenden Binnenwassern ist der „Grosse Salzsee Utahs”
die auffallendste und durch die verhältnissmüssig grosse
Ausdehnung seiner kulturfähigen Gelünde bei weitem die
wichtigste Erscheinung in dem gesammten „inneren
Becken”. Dieser See, im Nordosten des so eben bezeich-
neten Territoriums in einer weiten Bodensenkung ruhend,
ist ungefähr 12 Geogr. Meilen lang und etwa halb so
breit, hat eine sehr unregelmässige Form und umschliesst
wehrere höchst merkwürdige Felseninseln. Die beiden
auffälligsten, welche nahe dem Südrande liegen, haben
einen schr ansehnlichen Umfang und tragen auf ihrem
Rücken Bergkuppen, die bis zu 3000 Fuss über dem Spie-
gel des See's sich erheben. Ausserdem enthalten sie Quel-
len süssen Wassers, trefflich begraste Hünge und Gründe,
und gewähren so den Heerden der Bewohner des Thals
sichere und höchst willkommene Weideplätze Die klei-
neren, zerstreut liegenden Eilande sind meist nackte Fel-
sen und die ungestörten Zufluchtsstätten unzählbarer Schna-
ren von Möven, Reihern und Pelikanen und deren Brut.
Ausgenommen das Gekreisch dieser Vögel in der Ferne,
ruht eine tiefe Stille auf den Eilanden, wie auf der mit
leichtem Nebeldufte verschleierten Oberfläche des See's,
und macht einen unvergesslichen Eindruck auf das Gemüth
des Reisenden, wenn er über die krystallhelle Fluth glei-
tet oder vom Gipfel der Inselberge das prüchtige Rund-
gemälde der Ufer überschaut.
Das Wasser des See’'s, wie gesagt, vollkommen durch-
sichtig und klar, ist, wie der Name cs schon vermuthen
lisst, stark salzig; man würde uber kaum vermuthen, dass
es in dieser Eigenschaft selbst die reichsten Salzquellen
Das Thal des Grossen Salzace’s von Utah.
der östlichen Staaten übertrifft). „Die Dichtigkeit des
Wassers (sagt Stansbury) ist so ausserordentlich, dass man,
ausgestreckt auf dem Rücken liegend, mit Kopf, Hals, den
Beinen bis zum Knie und den Armen bis zum Ellbogen
ausserhalb des Wassers, von demselben noch getragen
wird. In sitzender Stellung, die Arme des Gleichgewichts
halber ausgestreckt, bleiben die Schultern über der Öber-
fläche. Das Schwimmen ist dessen ungeachtet sehr schwie-
rig in Folge der beständigen Neigung der unteren Extre-
mitäten, zur Oberflüche zu steigen, und der Salzgehalt des
Wassers ist überdiess so stark, dass die geringste (uan-
tität, welche ins Auge kommt, einen scharfen Schmerz
verursacht und dass schnelles Ersticken dem zufälligen
Verschlucken einer grüsseren Menge folgen muss. — Nach
dem Baden wird es nöthig, die Haut mit süssem Wasser
zu waschen, um die durch schnelle Verdunstung sich bil-
dende Salzkruste Trotzdem
ist ein Bad in diesem Wasser eine herrliche Erfrischung
und Stärkung”®). Wo die Fluth durch Stürme über die
flachen Uferränder getrieben worden, da bildet sich häufig
in Folge der schnellen Verdunstung eine so feste Schichte
von Salz, dass bei anhaltend trocknem Wetter selbst
Lastthiere über dieselbe wie auf solidem Eise schreiten
können.
Die Uferränder des Salzsee's sind flach. Im Süden
und Westen haben sie auf etliche Meilen weit eine fast
von derselben abzuspülen.
unmerkliche Neigung, ausser wo abrupte Bergzweige nach
dem See vorspringen. Das gunze westliche Ufer ist in
der That nur eine ungeheure Ebene, aus weichem Schlamm
und Sand gebildet und häufig von kleinen Bächen salzig-
bittern oder schweflichten Wassers durchzogen, die alle
in den Boden versinken, noch che sie den Seerand errei-
chen können. Wenn im Hochsommer die brennenden
Sonnenstrahlen den brakischen Schlamm erhärtet haben,
ist der Marsch über diese Uferflüche leicht zu bewerkstel-
ligen, aber jeder heftige Regenguss macht den trügerischen
Boden so unergründlich, dass dann das Reisen über den-
selben mit Lastthieren ausserordentlich mühsm und oft
sogar gefährlich wird. Diese Ebene ist mithin bis zum
entfernten Platonu, das ihren äussersten westlichen Rand
bildet (die Pilot Peuk-Reihe, von etlichen als Marke her-
1 Nach einer analstischen Bestimmung des Wussers vom Salanee
durch Dr. Gale in Washington enthält dasseibe 22,472 Procent feste
Bostandtheile, und zwur:
Chlornatrium (Kochsalz) . . 20,196
Schwefelsaures Natron (Glauberenle) 1,84
Chlormagnesium . . “ 0,202
Chlorenleium . Spuren
Die Anwesenheit der beiden letzten Salze macht den sus der Soole
gewonnenen Handelsartikel zwar etwas feucht, bei ihrer grossen Lös-
lichkeit lassen sie sich aber während des Krystallisirens leicht entfernen.
N) Rep. 8. 218.
Das Thal des Grossen Salzsee'a von Utah,
vorragenden Gipfeln so genannt), der Kultur ganz unfähig,
schrecklich öde und ohne Vegetation, ausgenommen wo
hier und da etliche Sträucher der Artemisia und Salicornia
Wurzel zu fassen vermochten. Kleine Salskrystalle glitzern
über der ganzen Oberflüche des zühen, blasigen Schlammes
und täuschen das Auge in der Ferne mit dem Anschein
einer blinkenden Wasserfliche; Luftspiegelungen ausser-
ordentlicher Art verzerren jeden Gegenstand zu den wun-
derlichsten phantastischen Formen. Ein paar Felsen-
vorsprünge, zerstreute Artemisia-Sträucher, die Salzkruste
des Ufersandes schwimmen vor dem erstaunten Blick wie
schwebende Gürten, Orangenhaine, Lustschlösser und ro-
mantische Gebirgssee'n in der Ferne. Ein verdorrter
Stecken im Boden thürmt sich als Riesenbau am Hori-
zonte auf, ein „einsamer Wanderer vervielfültigt sich zu
einer langen Reihe Giganten, die im gemessenen Takt
schwerfüllig dahin wandeln, und wenige ermüdete Reiter
und Packesel erschrecken das aufblickendse Auge mit dem
Schauspiel einer in militärischen Evolutionen anrückenden
Heerachaar.
Das Nordufer des See's, längs der Bear River-Bai, ist
etwa 2 bis 3 Geogr. Meilen weit und erscheint gleich-
falls bis zum Rande der steilen Berge, welche es um-
schliessen, als eine Wüste mit vorherrachend sandigem
oder lehmigem Boden. Auf ihrer Fläche jedoch erheben
sich viele abschiüssige Erdhügel (Buttes genannt) wie Ei-
"lande, vermuthlich die Überbleibsel eines früheren höheren
Ufers, welches die von Stürmen über den Rand getriebenen
Wasser des See's beim Zurückweichen allmälig weggewa-
schen haben. Der Erdboden ist weich und erlaubt kaum
eine Passage; nur längs des Uferrandes können leichte Wa-
gen fortkommen. Von den entfernteren Hügelseiten er-
giessen sich zahlreiche Bäche, verschwinden aber in dem
Schlamme der „Flats”. Auf den höheren Gründen und
längs der unteren Berghänge finden sich trefflliche Weide-
plätze. In den Thülern des Bären- und Malade-Flusses
ist stellenweise trefflicher Ackerboden, und wo jener die
Felsenthore der Wahsatch verlässt und künstliche Bewäs-
serang durch Dämme zulissig wird, mögen weite Strecken
für den Landbau gewonnen werden. Eine Anzahl kalter
und heisser Quellen findet man unterhalb dieser Thore
in der Nähe des Flusses und seiner Führe. Man berichtet
unter Anderem, dass hier auf einer Strecke von nieht mehr
als 30 Fuss drei sonderbare Queilen vorkämen. Die nie-
drigste ist eine heisse Schwefelquelle, die nüchst höher
gelegene eine salzige warme Quelle, und die höchste ein
kaltes treffliches Trinkwasser. Alle drei, aus tiefen ‚Erd-
löchern entspringend, vereinigen sich und fliessen als
eprudelnder Bach zum Wiesengrunde ab.
Das unmittelbare Südufer des See’s ist gleichfalls flach,
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VII.
291
Um so merkwürdiger sind jene kühnen Felsen-Inseln, von
denen wir bereits früher gesprochen haben, welche, mit
dem flachen Seerande durch Sandbarren halb verbunden,
unzweifelhaft die losgetrennten Spitzen der gegenüber-
liegenden Bergvorsprünge sind. Alte Uferterrassen, von de-
nen die am bestimmtesten ausgebildeten nur wenige Fuss
über den gegenwärtigen Spiegel des See’'s sich erheben,
andere dagegen in der Höhe von 300, ja sogar von 600
oder 800 Fuss am Hange der Berg-Inseln sich erkennen
lassen, deuten auf gewaltige Veränderungen des Seebettes
und seines jetzigen Thales hin. Eine allmälig aufsteigende
Kette hoher Gebirge umschliesst diese Uferlläche. Dort,
auf der Höhe der oberen Thüler, liegt der liebliche Utah-
Bee, bekränzt durch ein prächtiges Rund von Bergen und
Matten. Es ist ein Süsswasser-See von etwa 6 (eogr.
Meil, Länge und 2 MI. Breite, in dessen stillen Schooss sich
die frischen Bergwasser rauschend abstürzen. Er hat seinen
Abfluss nach dem Salzsee nordwärts durch den „Jordan”,
und sein Thal, wie das des letzteren und fast aller Berg-
ströme der südlichen und östlichen Ketten, gewährt den
Bewohnern dieser Region die trefflichsten ‚Weideplütze das
ganze Jahr hindurch. Wenn mit dem Anbruch des Früh-
lings der Schnee von den niederen Geländen verschwindet,
folgen die Heerden der rückweichenden Schneelinie, bis
sie im Hochsommer den Kamm des Gebirges und die Nühe
der Bergspitzen erreichen. Dann liefern die Hänge reich-
lich das beliebte Bunch- oder Bündelgrase (welches seinen
Namen wohl von der Art seines Vorkommens erhalten
hat), das werthvollste der Gräser in den Felsengebirgen,
bis um die Herbst-Nachtgleiche die Winterstürme auf-
steigen und in wenigen Wochen die Heerden ins tiefere
Thal zurücktreiben. Bald füllen furchtbare Schnecwehen,
von dem eisigen Kamme der Berge herabgefegt, jeden Pass
und jede Ravine, oft bis zur Tiefe von 100 Fuss, und
schliessen diese innere Felsenwelt von der äusseren gänz-
lich ab.
Der Utah-See, gleichwie sein Abfluss, der Jordan,
wimmelt von Fischen, unter denen besonders die gefleckte
Lachsforelle von grossem Gewicht und trefflichem Geschmack
im Überfluss vorkommt. Diese Fische bilden ein Haupt-
Nahrungsmittel der Mormonen, der Indianer und der zahl-
losen Schaaren von Wasservögeln, welche ihre Nester auf
den kleineren und öden Felsen-Eilanden des Todten Salz-
soe's haben. — Der Jordan-Fluss, dem See an seiner nörd-
lichen Spitze entströmend, bricht sich seinen Weg durch
das Traverse-Gebirge, dessen Lage und Richtung durch
den Namen hinlünglich bezeichnet wird, und bildet sein
gepriesenes „Kanyon” (canon) durch welches er schäu-
mend, mit einem Abfall von etwa 100 Fuss auf zwei Engl.
Meilen, zwischen vorspringenden Felsenklippen abwürts
48
292
ranscht. Unter geschickter Leitung kann indessen dieser
Engpass von Kühnen befahren werden. Unterhalb des-
selben fliesst der Jordan als ein schöner, breiter Strom in
saonftem und schlängelndem Laufe zum Grossen Salzsee -
ab. Seine Ufer sind oberhalb hoch und steil, der Thal-
rand weicht aber vom Kanyon nach den Oquirrah-Bergen
zurück, die den Fluss westwärte von dem weidereichen
Bergthale von Tuilla scheiden. Die Osthänge des Jordan-
Thales werden durch mehrere kleinere Bergströme ent-
wässert, die einen Streifen Alluvielboden von 1 bis 5
Geogr. Meilen Länge und 1 bis 2 Meilen Breite durch-
Der Jordan ist wegen der Leichtigkeit, mit wel-
cher er seine Fluthen für die nothwendige künstliche Be-
wässerung des oberen Salzsce-Thales leiht, und durch die
dem Betriebe von Mühlen und Maschinenwerken niemals
fehlende Kraft seiner abfallenden Gewässer für die Mor-
monen von unberechenbarer Wichtigkeit.
Wir kommen nunmehr zum Ostufer des Grossen Salz-
see’s, welches die Haupt-Niederlussungen der Mormonen
trägt. Hier, längs des westlichen Fusses der steilen Wah-
satch-Berge, deren wenige Pässe wir umständlich beschrie-
ben, dehnt sich ein Streifen flachen Uferlandes bis zum
Bären-Flusse im Norden des Thales. Er umfasst den kul-
turfühigen Boden desselben und misst, wenn wir die Thäler
des Jordan und des Utah-Ser’s dazu rechnen, etwa 30
Geogr,. Meilen in der Länge, Dieser Boden, gebildet aus
dem zersetzten feldspathigen Granit und Gneis der Ge-
birge und reichlich mit zertrimmertem Kalkstein gemischt,
enthält selbstverständlich die Elemente unbeschränkter
Fruchtbarkeit in sich, aber der Mangel an Regen während
der Periode des Wachsthums und der lose, poröse Cha-
rakter der Oberflüche, welche die voll herabschiessenden
Wasser der Borgströme, noch che sie die Ebene erreichen,
schnell verschluckt, machen den grössten Theil dieser Ebene
zwischen dem Fusse der Berge und dem Uferrande des
See’s im äussersten Grade steril. Wo aber durch Dämme
und Abzugskanäle von der Mündung der cafens aus eine
künstliche Bewässerung geschaffen wird, da bringt der ge-
wonnene Ackerboden dem fleissigen Anbauer hundertfältige
Frucht. Alle die gewöhnlichen Feld- und Gartenfrüchte
(Mais, das Hauptprodukt der östlichen Staaten, ausgenom-
men, für den die herbstlichen Fröste zu früh eintreten)
gedeihen zu einer ausserordentlichen Grösse und in ganz
vorzüglicher Güte). — Das Klima des Thals wird als
fliessen.
"Wo die Bedingungen einer rationellen Bewirthsehaftung befolgt
werden, Iassen sich x, B. 40 bis 60 Bushel Weizen vom Acre (ungefähr
25 bis 40 Scheffel von 14 Preuss, Morgen) mit Sicherheit erwarten.
Kapitän Stansbury beglaubigt u. A. einen Fall, wo 180 Bushel auf
» drei und einem halben Acre ron einem einzigen Bushel Ansssat ge-
wonnen wurden. Wurzelkräuter aller Art und Gemüse im Allgemeinen
kommen fast noch besser fort,
Das Thal des Grossen Salzsee's von Utah.
günstig und durchaus gesund geschildert, und zwar nicht
nur von den Bewohnern, sondern auch von den Theil-
zcehmern der allen möglichen Strapazen ausgesetzten Ex-
peditionen. Die Hitze in den Sommertagen ist allerdings
auf der baumlosen, rings abgeschlossenen Ufer-Ebene oft
sehr drückend, wird aber durch die in ungewöhnlichem
Grade Statt habende, Wärme bindende Verdunstung der
Wasser des See's etwas gemässig. Die Temperatur
steigt zuweilen bis zu 30° R., fällt aber bei ihrer grossen
Veränderlichkeit oft in wenigen Stunden bie zu empfind-
lieber Kühle‘), Die Atmosphäre erscheint fast immer wie
von einem leichten Nebeldufte gefürbt und in der bei-
nahe regenlosen Jahreszeit, vom Mai bis Oktober, erschwe-
ren überdies Wolken kleiner Insekten das Erkennen fer-
ner Gegenstände. Dagegen weht zu diesgr Zeit ein küh-
ler Luftzug aus den canons der Bergseiten von den Höhen
herab und macht den Aufenthalt in der Nähe dieser Zu-
fluchtsstätten gegen die brennenden Sonnenstrahlen und
plagenden Moskitos und Sandfliegen äusserst angenehm.
Die Herbst- und Winterstürme sind oft schr heftig. Im
Thale selber liegt der Schnee, zum Theil in Folge der
vielen warmen Ünellen, weder tief noch lange, dagegen
füllen sich die Thalschluchten und Pässe, wie schon be-
merkt, mit unergründlichen Schneewehen und schliessen
die Bewohner „Deseret’s” auf fünf Monate fast gänzlich
von der Aussenwelt ab.
Die Niederlassungen der Mormonen. — Es kann natür-
lich nicht unsere Absicht sein, eine Geschichte der Mor-
monen und der Gründung und Einrichtung ihres sonder-
baren „Staates” zu liefern. Andere und fühigere Kräfte
haben bereits diese Aufgabe zur Genüge gelöst) und wir
") Nach den ron den Offizieren der verschleienen Expeditionen
sufgezeichneten meteorologischen Beobachtungen, welche einen Zeitraum
von 3 Jahren und 10 Monaten umfassen (wobei aber die drei Monate
August, Sept, und Okt, gewisser Unterbreciungen wegen unbeetimmt
gelassen wurden), vertheilt sich die Wärme durchschnittlich für die
einzelnen Monate nach Graden Röaumur’s folgendermaassen: Jan. — 2 1A,
Febr. 1,34, März 3,17, April 8.1, Mai 14,76, Juni 133%, Juli 22,00, —
— — Nor, 4,0, Des. 0,95. Diess gäbe etwa für das Frühjahr #76,
für den Sommer 20 und für den Winter den Gefrierpunkt. Vgl. L.
Blodget: Climutology of to United States. Phil, 1887. 8. 50 f.
9 Von allın den zahlreichen, meist mit Parteilichkeit. und Leiden-
schaft geschriebenen Nachrichten und Werken über die Mormonen und
ihr Wesen und Treiben ist mir keines bekannt, das mit grüserer
Klarbeit und Unparteilichkoit und in einem =0 f#rofllichen, gedrängten
Style diesen Gegenstand behandelt, als ein kleines Werk des (dureh
seine Forschungen im Westen (als Assistent in Kapitin Stausbury’s Ex-
pedition und als Leiter der Expedition auf dem 38, und 39, Breiten-
grade) rühmlichst bekannten Ingenieur-Kapitins Gunnison, der leider
auf der letzten Forschungsreise im J. 1853 ainen grausamen Tod mit sei-
nen Gefährten (darunter zwei talentvellon Deutschen, dem Landschafts-
zeichner und Topographen R. H. Kern und dem Botanikor J. Kreutz-
feldt) unter den Händen einer Bande Utah-Indinner fand, Das be-
zeichnete Werk führt den Titel: The Mormons or Latter Day Saints
in the Valley of the Great Salt Lake, Phil. 1859. Es ist eine Ge-
schichte des Erstehens, der Fortschritte, eigentbümlichen Doktriven,
des gegenwärtigen Zustandes und der Aussichten der Mormonen, nach
Das Thal des Grossen Salzsee’'s von Utah.
dürfen voraussetzen, dass dem Leser im Allgemeinen die
Schicksale, Bestrebungen und Hoffnungen jener Religions-
Sekte bekannt sind. Wir wollen hier nur in gedrängtester
Übersicht den lokalen Charakter ihrer Niederlassungen be-
schreiben, um durch die Kenntniss desselben ein näheres
Verstindniss der gegenwärtig vorgehenden und für die Zu-
kunft des westlichen Kontinents überaus wichtigen Ereig-
nisse vorzubereiten.
Die „Salzsee-Stadt”, wie sie genannt wird (Salt Lake
City), der Hauptort der Mormonen-Niederlassungen und ihr
„Zion”, wurde erst im Sommer 1847 von den Pionnieren
der grossen Mormonen-Emigration aus den westlichen Staa-
ten angelegt. Ihre geographische Lage ist unter 40° 46’
N. Br. und 112° 6° W. L., 4350 F. über dem Meeres-
spiegel, hart am westlichen Fuss der unter dem Namen
Wahsateh bekannten Bergkette des östlichen Utah-Terri-
toriums, etliche Meilen südlich vom Salzsee und auf dem
rechten Ufer des Jordan-Flusses.
Der Plan der Stadt ist treffllich und umfassend und
zeigt nicht nur den praktischen, sondern auch fern blicken-
den Geist ihres Gründers und genialen „Propheten”. Das
ganze Stadtgebiet ist in regelmässigen Quadraten ausge-
legt, die von breiten Strassen rechtwinklig durchschnitten
werden. Jedes Strassen-Viereck ist 40 Ruthen im Quadrat,
zu je acht Baustellen abgetheilt, von denen jede 1} Acker
Grund und Boden enthält. Jedes Haus steht mit der
Frontseite 20 Fuss von dem Strassensteige ab und der #0
frei gelassene Raum ist zur Anpflanzung von Zierstrüuchern
und Bäumen bestimmt, eine Anordnung, die in dem baum-
und schatteniosen Thale von den wohlthätigsten Folgen
sein wird. Die Strassen mit Trottoirs von 20 Fuss sind
130 Fuss weit. _. Ein unversieglicher Strom reinen und
süssen Wassers fliesst durch die Stadt und vertheilt das-
selbe durch ein sinnreiches System von Abzugskanälen
nach beiden Seiten hin zu jedem Hause und in jeden
Gartenplatz. — Die Häuser sind natürlich meistens klein,
einstöckig und (da Holz sehr spärlich in diesen Gegenden
vorkommt und selbst zu den geringsten Bedürfnissen aus
den cafons und von den Hochthälern durch Lastthiere
herbeigeschleppt werden muss) aus Lehm gebaut, der an
der Sonne zu Ziegeln getrocknet worden. Mit der zuneh-
menden- Blüthe der Niederlassung erweiterten sich natür-
lich auch Privat- und öffentliche Unternehmungen und die
Stadt besitzt jetzt schon manche treffliche und umfang-
reiche Gebäude. Über alle diese ragen die Grundmauern
eigenen Beobachtungen niedergeschrieben. Bin sehr empfehlenswerthes
Deutsches Werk über demselben Gegenstand, welches sich auf das oben
genannte und auf verschiedene noch neuere Angaben atülzt, ist „die Ge-
schichte der Mormonen von Theodor Olshausen aus St, Louis” (erschie-
nen in Göttingen 1356).
. 23
des Tempels hervor, zu dessen Bau und Einrichtung jeder
„Heilige” seinen Zehnten an Geld und Arbeit zu entrich-
ten hat und der bestimmt ist (wie die Gläubigen ver-
sichern}, an Grösse und Pracht alle Tempelbauten der Erde
eben 50 weit zu überragen, wie ihre Religion die „des
Restes der Menschheit” übertrift. Die meisten üffent-
lichen Gebäude und das Haus des Präsidenten oder Hohen-
priosters zieren den weiten Platz um dieses moderne Zion
herum.
Die Umgebung der Stadt hat eigenthümliche Schön-
heiten und ist überdiess schr günstig für die Entwickelung
einer zahlreichen Bevölkerung. Die Ebene, in welcher sie
liegt, wird durch einen vom Fuss der Hauptkette vorsprin-
genden Bergrücken im Osten umschlossen. Der Jordan
bespült sie im Westen, während das Auge südwärts eine
zu blühenden Garten umgeschaffene weite Ebene über-
schaut. Nichts fehlt bereits zum Reiz einer vollstündigen
Kulturgegend, als der Schmuck von Bäumen, die langsame
Arbeit der Natur für kommende Jahre. .
Die Niederlassungen der Mormonen beschrünken sich
indessen nicht auf das Thal des Jordan und seine nächste
Umgebung. Längs der ganzen Basis der Wahsateh-Berge,
auf 80 Deutsche Meilen, dehnt sich derselbe kulturfühige
Streifen ebenen Landes, das entweder natürliches Wiesen-
und Ackerland ist, oder doch durch die zahlreich abfallen-
den Bergstrüöme in solches umgewandelt werden kann,
während die höheren Thäler, ins Besondere die des Tim-
panogos, Weber-, Ogden- und Biüren-Flusses, herrliche
Weideregionen einschliessen. Von dem Cache-Thale des
letztgenannten Stromes haben wir bereits gesprochen. Die
Camas-Prairie zwischen dem oberen Timpanogos und We-
ber-Flusse wird als eine 12 Engl. Meilen lange und halb
so breite, fruchtbare, wohl bewässerte und liebliche Hoch-
ebene geschildert, die ein ausgesuchter Sammelplatz für
die zahlreichen Heerden der Mormonen ist. Ein bedeu-
tendes Geschäft wird hier und in den benachbarten Thä-
lern von den Viehzüchtern getrieben, welche die ermatte-
ten und heruntergekommenen Lastthiere der Emigranten
für ein Billiges erhandeln, auf diesen geschützten Berg-
weiden dieselben wieder aufbringen und mit grossem Ge-
‘ winn entweder gegen neu ankommendes Vieh der Emi-
granten-Züge vertauschen oder nach dem Markte Kalifor-
niens oder Oregons treiben. — Weiter nordwärts, wo der
Ogden-Fluss in tiefen Schluchten aus den Bergen hervor-
bricht, um sich mit dem Weber-Fluss zu vereinigen, wird
gleichwie am oberen Jordan eine ungeheure Wasserkraft
der Industrie der Bewohner des Thals dienstbar. An sei-
nem Ufer liegt die Mormonen-Kolonie Ogdenstadt, in der
Nähe schüner Wiesen, deren ausgedehnte Flächen sich
durch Berieselung sehr bedeutend erweitern lassen. Zahl-
3s*
294 ı
reiche Gehöfte (Farmen) und kleine Dörfer springen überall
ins Leben, wo nur die Möglichkeit einer durch Wasser
gesicherten Kultur des Bodens vorhanden ist.
Auch beschränkt die Ostebene des Salzsee’s keineswegs
die Niederlassungen der Mormonen. Die Ansiedlungen am
Utah-Soe haben wir bereits in Betracht gezogen. Südlich
von diesem, nn einem seiner Tributarien, liegt die Stadt
Paysan; 30 Geogr. Meilen weiter, an der Strasse nach
Kalifornien, in dem Thale San Pete blüht eine andere Ko-
lonie; noch weiter südlich am Kleinen Salzsee von Utah,
54 Geogr. Meilen von der Hauptstadt von „Deseret” ent-
fernt, ist von dieser aus die „Cedernstadt” angelegt wor-
. den, deren natürliche Vortheile, treffliches Wasser, Holz,
Eisenerze und vermuthlich auch Kohlen, für ihre Blüthe
viel versprechen. “Überhaupt lag es in der bisherigen Po-
litik der Mormonen, ihre Kolonien, wo es nur immer müg-
lich war, nach Westen hin auszudehnen und so eine fort-
laufende Kette von Niederlassungen ihrer Glaubens- und
Gesinnyugsgenossen bis zum Stillen Ocean zu gewinnen).
Es unterliegt keinem Zweifel, dass der östliche Thalrand
des Grossen Salzsee’s eine diehte Bevölkerung ernähren
kann. Diese gäbe den Hauptkern eines neuen Staates,
der gegen Osten zu vollständig durch das Felsen-Gebirge
und die Amerikanischen Sandwüsten abgeschlossen liegt
und mit der Zeit ganz unnahbar gemacht werden könnte,
Im Westen liegt er dagegen ganz offen, es sei denn, dass
die Mormonen Zeit gewünnen, die Pässe der Sierra Nevada
und somit die Kontrole des ganzen inneren Beckens in
ihre Hände zu bekommen. Dieser Staat „Deseret”, wie
sie ihn voreilig nennen, würde sich südwärts über eine
weite Gebirgszone hin erstreeken, wo nur immer die ähn-
liehen Bedingungen zur Kultur des Bodens oder zum Un-
terhalt von Viehheerden sich fünden, und wir haben be-
reits in der allgemeinen Übersicht dieses Gebirgsgürtels
") Die ausgelehnteste dieser Niederlassungen und eine der wich-
tigsten überhaupt war die von Ban Bernardino in Kalifornien, weiche
im Jahre 1851 von der Salusee-Stadt aus gegründet worden, aber gegen-
wärtig aufgegeben ist, '
Das Thal des Grossen Salzsee's von Utah.
gesehen, dass hier in der That alle die wesentlichen Be-
dingungen für die Gründung eines Binnenstaatse und das
Gedeihen eines kräftigen und thätigen Bergvolkes vorhan-
den sind. ° Kapitän Gunnison, der diese Gegenden aus
eigener Anschauung kennt, bemerkt ausdrücklich, dass die
Ertragsfühigkeit dieses weiten Streifen Landes, auf wel-
chem künstliche Bewässerung durch die vom Schnee der
Gipfel gespeisten Ströme ermöglicht ist, unberechenbar sei.
Auf den südlicheren Parallelen liesse sieh die Baumwolle
und das Zuckerrohr pflanzen; unerschöpfliche Tager von
Steinkohlen, reiche Eisenerze und vor Allem die trefllichste
Bergweide für zahllose Schafheerden ins Besondere recht-
fertigen die weit ausschende, unternehmende Politik der
Mormonen-Niederlassungen. Die gegenwärtigen Störungen
haben jedoch den Fortgaug dieses Systems von Niederlas-
sungen unterbrochen, da die Koneentrirung der streitbaren
Kräfte der Mormonen in dem Thale des Salzseo’s von den
Führern dieses, mit der eingebildeten Gofahr einer wie-
derholten Vertreibung bedrohten, Volkes für nöthig erach-
tet worden. Welchen Einfluss diese Störangen auf die
begonnene Kultur des grossen Plateau-Landes und auf die
Civilisation der Indianer-Horden des Westens haben wer-
den, muss die nächste Zukunft lehren. Die Bürger der
Staaten verlieren diesen Punkt bei ihrem gegenwärtigen
Entschlusse, die Souverainetät der Union über die Gebiete
zu behaupten, keineswegs aus dem Auge. Die von Jahr
zu Jahr steigende Nothwendigkeit der Anlegung einer
Eisenbahn nach dem Stillen Meere macht die gleichzeitige
Sicherung und Kultur der öden Gegenden, welche diese
Bahn zu durchziehen hat, zu einem Gegenstande von der
grössten Bedeutung, und es unterliegt keinem Zweiiel, dass,
wenn auch die Mormonen als solche nicht dazu berufen
sind, einen in Sitte und Politik abgesonderten Staat zwi-
schen den beiden Meeren einzuschieben — dennoch der
Fortschritt der Civilisation nach dem Westen durch andere,
mit dem Gesammtcharakter des Amerikanischen Volkes
mehr in Harmonie stehende, Krüfte bewerkstelligt werden
wird.
Geographische Notizen.
Untersuchungen über die physikalische Geographie des
Ocsans an den Norwegischen Küsten. — Dass der Golfstrom
in einer seiner Ausmündungen sich bis an die nördlichsten
Küsten Europa’s und darüber hinaus erstreckt, wenn auch
in einer nur schwachen Meeresstrümung, dass das verbält-
nissmässig milde Klima Eiropäischer Küsten von Spanien
bis zum Nordkap vorzugsweise dem Golfstrom zu danken
ist, dass der Golfstrom allein es ist, der die Nordküsten
Europa’s von Arktischen Eisbergen frei hält w. s. w., sind
Annshmen, die durch die Arbeiten und Ansichten der
ausgezeichnetsten Gelehrten zu unbezweifelten Thatsachen
geworden sind. Dennoch haben Schottische Meteorologen
in ganz neuer Zeit darzulegen versucht, dass selbst die
Sehottischen Küsten vom Gollstrom günzlich unberührt
und unbeeinflusst seien und dass die bisherige Annahme
der Ausdehnung und des Einflusses jenes berühmten Stro-
mes eine eingebildete und falsche sei. Es ist für diese
Frage von Interesse, zu erfahren, das die Norwegische
Regierung in den Jahren 1841, 1842 und 1844 unter der
Leitung der Vermessungs - Direktion verschiedene Unter-
ir
Notizen. 205
suchangen anstellen liess, die auch über obigen Gegenstand
neue Thatsachen versprechen, Die Resultate dieser Unter-
suchungen, von denen bisher Nichts in den Druck gekom-
ınen ist, werden durch die Güte des hochverdienten Chefs
der Norwegischen Generalstabs-Aufnalımen, Majors Vibe,
zur Poblikation in dieser Zeitschrift zusammengestellt.
Sitzungen der K. Russ. Gesgr. Gesellschaft vom 4. De-
sember 1857 bis 7, Mai 1856. — Aus den Bulletins
über diese Sitzungen erfahren wir zunächst Einiges
über die letzten Arbeiten und nächsten Pläne der Sibiri-
schen Expedition. Der Astronom Schwarz verfolgte im
Juli und August vorigen Jahres den Lauf des Witim von
der Mündung 540 Werst aufwürts bis zu dem Wasserfall
Dyljun’-Urän oberhalb der Einmündung des Emalyt, eines
von der rechten Seite kommenden Nebenflusses des Witim.
Der eigentliche Wasserfall, der erste der drei grossen
Fälle des Witim, befindet sich zwei Werst über dem Dyl-
jun’-Urän. Auf Grund seiner Untersuchungen hat er eine
Karte des Witim-Bassins konstruirt, auf welcher die schon
früher bekannten Punkte genau von denen unterschieden
werden, die durch diese Expedition bestimmt wurden, so
wie von denjenigen, die für die Wissenschaft nur ungenau
bestimmt bleiben. Besonders arm an geographischen Be-
stimmungen zeigen sich hier zwei Landstriche: der zwi-
schen der Lena, dem untern Witim und dem gebirgigen
“nördlichen Ufer der nördlichen Angara und die Strecke
zwischen der Zypa und dem Witim oder das Thal des
Amalat, eines Nebenflusses des Witim. Für den letzteren
Landstrich, den Schauplatz der Forechungen des verstor-
benen Smirjagin, sind jedoch einige Marschrouten vorhan-
den, vermittelst deren. wenigstens die allgemeinen Umrisse
jener Länderstroeken bestimmt werden künnen. In diesem
Jahre soll Herr Ussolzew die Gegenden zwischen der Lena,
dem mittleren Witim und der nördlichen Angnra bereisen,
während stch die übrigen Mitglieder der Expedition mit
dem südlichen Theile des Nischne-Udinskischen, dem Mi-
nussin’schen Kreise und dem Thale der südlichen Angara
beschäftigen werden. Dabei wird Herr Roschkow die An-
gara von Irkutsk bis Jenisseisk hinabgehen und drei bis
vier Punkte des Laufes bestimmen, da es auf dieser gan-
zen Strecke der Angera keinen einzigen astronomisch be-
stimmten Punkt giebt, Herr Schwarz selbst wird so weit
wie möglich nach den Quellen des Jenissei vordringen.
— Herr Radde, der auch im vorigen Jahre seine For-
schungen am Amur fortsetzte, hat im Juni und Juli das
Ching-gan-Gebirge, die in der Nähe desselben befindlichen
zahlreichen Inseln des Amur und die Gegend am Ussuri
untersucht. Unter Anderm macht er die Bemerkung, dass die
Umgegend des Ussuri, obwohl sie südlicher als das Gebirge
Ching-gan liegt, dennoch an Pflanzen ärmer als dieses sei.
— Der Khorassan’schen Expedition, welche aus den Her-
ren Chanykow als Leiter, Prof. v. Bunge als Botaniker
und Arzt, H. Göbel als Geologen, H. Lenz als Physiker
und Kapitän-Lieutenant Ristori besteht, wird sich auch
Graf Keyserlingk auf eigene Kosten anschliessen. Den Prof.
v. Bunge begleitet als Gehülfe Herr Student Bienert. Die
neu gegründete Handelsgesellschaft des Kaspischen Meeres
hat für dieses Jahr 3000 Rubel Silber zum Besten dieser
Expedition zur Verfügung gestellt: Ausser 2000 Rubel
Silber von Seite der Geographischen Gesellschaft wird die
Expedition auch von der Regierung eine bedeutende Unter-
stützung erhalten. — Die unter dem Vorsitz des Herrn
General von Blaramberg gebildete Kommission zur Heraus-
gabe einer Generalkarte von Russland hat beschlossen:
1) die Karte in Kupfer graviren zu lassen; 2) bei der Ge-
birgszeichnung das Lehmann’sche System anzuwenden;
3) nur die Uralischen, Kaukasischen, Krim’schen, Karpa-
thischen und Finnländischen Gebirge in die Karte aufzu-
nehmen, da die übrigen Bodenerhebungen wissenschaftlich
noch nicht bestimmt. aind; 4) alle in Kussland bestimmten
Höhenpunkte mit Zahlen anzugeben; 5) die Herstellung
einer Ausgabe der Karte mit Lateinischer Schrift der Per-
thes’schen Geogr. Anstalt in Gotba zu überlassen. —
Endlich ist beschlossen worden, nach dem Muster der
Geographischen Gesellschaften zu London und Paris all-
jührlich vier goldene und eine unbestimmte Anzahl silber-
ner und bronzener Preismedaillen zu vertheilen.
Russische statistisch - geographische Werke. — Aus einer
Reihe von Briefen, welche wir kürzlich von einem geehr-
ten Korrespondenten in St. Petersburg erhielten, theilen
wir unseren Lesern einige interessante Stellen mit, die
sich auf verschiedene Russische geographische Arbeiten be-
ziehen. Bei Erwähnung einer statistischen Beschreibung
des Gouvernements Kutsis, die vor Kurzem im Druck
erschienen ist (ein Band in gross Oktav, 334 Seiten hal-
tend), heiset es: „Ausser den grossartigen geodütischen Ar-
beiten, welche im Russischen Reiche fortwährend ausge-
führt werden, sind schon seit 1837 durch den Kaiserl.
Generalstab topographisch - statistische Beschreibungen der
verschiedenen Ländergebiete des ungeheueren Reiches ge-
macht worden." Bisher waren aber diese Arbeiten nicht
der Öffentlichkeit übergeben, sondern die seit 1838 in drei
Auflagen gedruckten topographisch - statistischen Beschrei-
bungen von 69 Gouvernements und Provinzen wurden nur
den verschiedenen Behörden zum Gebrauche verabfolgt.
Seit vergangenem Jahre sind nun 51 Generalstabs-Ofhi-
ziere in eben #0 viel Gouvernements abgoschickt worden,
um deren topographisch-statistische Beschreibungen zu re-
vidiren, zu vervollständigen und nach einem neuen Pro-
gramme zusammenzustellen. Von diesen Beschreibungen
wird nun eine neue Auflage gedruckt und dem Publikum
überlassen unter dem Titel: „Statistische Beschreibungen
der Gouvernements und Provinzen des Russ. Reiches, auf
Höchsten Befehl durch den Kaiserl. Generalstab herausge-
geben” (in Russischer Sprache). Der Beschreibung jedes
Gouvernements oder jeder Provinz wird eine Karte bei-
gelegt, vielleicht auch mehrere, um dem Werke mehr In-
teresse zu geben. Die obere Leitung dieser statistischen
Arbeiten, welche an Vollständigkeit der Materialien und
Details wenig oder nichts zu wünschen übrig lassen, ist
dem General-Quartiermeister des Kais. Generalstabs, Gene-
rul-Adjutanten Baron v. Lieven, anvertraut.”
Russische Forschungen in Inner- Asien. — Über die höchst
wichtigen Forschungen des Herrn Semenoff am Issikul
heisst es in demselben Schreiben: „Was die kartographische
2%
Kunde der Regionen des Balkasch und des Issikul be-
trifft, so sind bei dem letzteren besonders noch gar keine
astronomischen Beobachtungen an dessen Ufern oder in
dessen Umgegend gemacht worden. Herr Semenoff ist von
seiner Reise dorthin zurückgekommen, doch hat er sich
vorzüglich mit Naturwissenschaften, Orographbie und Geo-
logie beschäftigt. Sein letzter Brief aus Semipolatinsk
vom 20. Oktober 1857, in dem 6. Hefte (1857) des „Geo-
graphischen Boten” (Westnik) abgedruckt, giebt sehr inter-
essante Aufschlüsse über die Gestalt und Beschaffenheit
der Gebirge Ala-Tau und Tian-Shan (Himmels-Gebirge).
Semenoff hat 23 Passagen durch diese Berge besucht und
die Hälfte dieser Durchgänge sind, seinen Angaben nach,
höher als der Grosse St. Bernhard; besonders ist er ganz
entzückt von dem Pass Kokdjar (10,600 Fuss), von wel-
chem aus der Gipfel Khan-Tenghri, höher als der Kau-
kasische Elborus, sich in seiner unvergünglichen Majestät
zeigt. Die Gruppe dieser Berge, welche er Ende Juli vo-
rigen Jahres besuchte, hat ihm einen unvergesslichen Ein-
druck zurückgelassen, der ihn an die Worte des Englischen
Dichters „beautiful and dreadful like a dream” erinnert.
Überhaupt, wenn dieser Theil Hoch-Asiens einmal erforscht
und aufgenommen sein wird, so werden vielleicht die
Alpen und selbst der Kaukasus durch die Himmels-Gebirge
in Schatten gestellt werden” — Endlich erfahren wir
noch, dass der um die Geographie Kaukasiens #0 hoch ver-
diente Professor Abich, der seit Jahren mit einer geolo-
gischen Karte des Kaukasus beschäftigt war, kürzlich wie-
der auf zwei Jahre nach Tiflis gereist ist, um diese Karte
zu beendigen und zu vervollständigen.
Physikalisch-geographische Beobachtungen in Jerusalem. —
Die thermischen und hyetographischen Beobachtungen, die
bisher von verschiedenen Reisenden und Forschern in Je-
rusalem angestellt und bekannt gemacht worden sind !),
waren entweder nicht exakt genug oder dehnten sich auf
zu kurze Perioden aus, um ein wissenschaftlich genaues
oder maassgebendes Resultat zu bieten. Die umfangreich-
sten und am meisten Vertrauen verdienenden sind folgende,
dem jüngst erschienenen Werke des Amerikanischen Mis-
sionärs und Arztes J. T. Barclay entlehnte, welcher während
34 Jahre seinen Wohnsitz in Jerusalem hatte. Die Angaben
über Temperatur sind nach dessen eigenen, die über die
Regenmenge nach den Beobachtungen mitgetheilt, welche
in dem Anglikanischen Hospital in Jerusalem unter Dr.
Me Gowan/s Leitung ‘angestellt wurden. Zu diesen wird
bemerkt, dass die Beobachtungen des letzten Jahres (1853/4)
vermittelst eines nicht ganz zuverlässigen Instrumentes
angestellt wurden.
N Wir müssen in Bezug auf die von Prof. Nardi mitgetheilten, im
ersten Hefte dieses Jahrgangs der „Geogr. Mittheilungen” publieirten
Thermometer-Beobachtungen, von denen nicht speeifieirt war, von wem
dieselben angestellt waren, nachträglich erwähnen, dass der kleinere
Theil jener Beobachtungen vom Dr, Titus Tobier herrührt und von
ihm in extenso in „Denkblätter aus Jerusalem” im Druck erschienen
ist, Auch ist die durch Prof. Nardi publieirte Angube des Pater
Hüttisch, „dass Schnee in Jerusalem unbekannt sei”, ungenau, da in
jedem guten kompilatorischen Werk über die Jerusalems
zu finden und zu erhärten ist, dass Schnee daselbst, wenn auch schr
selten vorkommend, dennoch nicht ganz fehlt, u
Notizen.
Jährliche Zeemen. in Engl, Zoll.
Monate. isn ITS 1BA8-0 1800-0 18001 1ssı aussen ans] Durch-
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Wird bei vorstehender Tabelle Behufs der Durchschnitts-
rechnung die als zweifelhaft bezeichnete Kolumne (1853—4),
in welcher die Regenmenge- wahrscheinlich zu gering an-
gegeben ist, unbeachtet gelassen, so erhält man statt 56,5
als jährlichen Durchschnitt 61,6 und von den fünf ersten
Kolumnen sogar beinahe 70 Zoll. Eine kaum bestimmbar
geringe Menge Regen fällt vom Juni bis September, eben-
falls sehr wenig im Mai und Oktober, mehr als neun
Zehntheile aber in den Monaten Dezember bis März, wäh-
rend der Februar jeden andern Monat übertrifft. Zuweilen
regnet os anhaltend, aber sehr mässig, mehrere Tage lang,
meistens jedoch kommen heftigere Schauer, 6—12 täglich;
zwischen den einzelnen Schauern oder Regentagen ist hel-
ler Himmel und Sonnenschein, und obgleich während der
Regenzeit eine längere Pause und gänzliches Aussotzen
des Regens nicht eintritt, wie man nach den Bemerkungen
einzelner Reisenden vermuthen sollte, kommt doch zwi-
schen der Mitte des Dezember und der Mitte des Februar
ein Interregnum vor, welches mehrere Wochen trockenes
Wetter bringt und die ganze Regenzeit in zwei Hälften,
eine Art Vor- und Nachwinter, scheidet.
‚Mittlere Monats- Temperaturen in Fahrenheitschen Graden.
iE|=* ls re er
er: EEE SHE REN
o ” o 3 u ° L
1B1 an in Ta Td,a 78,2 75 72567 58,5
1852 . 49,0 52,156 02,2 69,4 73,178 78 Thıdöa OB 5bun
1853 . . . . 51,460,4.60,68 774 77,378 80 80,5 Thal, DB
1854 . * + 49,6 50,4 51 158,1 74,1 76,4 80,4 BO,n 115 72,0 64,4 56,
1855 Mm in iu
im Durchschnitt Ad, 54, 5b Ol TB Td, 79 19% 77 70.60,
Jährlicker Durchschnitt: 66,5 °,
Der grösste Unterschied im Thermometerstand in einem
einzelnen der vorstehenden Jahre war 52°, in der ganzen
Periode 54°. Der höchste Stand des Quecksilbers betrug
92° N), der tiefste 38°; nur ein einziges Mal stieg dasselbe
in der Sonne auf 143°, und ebenfalls nur einmal bei
einem besonders ausgesetsten Standort, unmittelbar vor
Sonnenaufgang, fiel es auf 28°; diesen ganzen Tag über
hielten sich # Zoll dicke Eissapfen im Schatten. Die
ganze Zeitperiode, über welche sich die vorstehenden
meteorologischen Beobachtungen erstrecken, war durch die
bedeutendsten Abweichungen im Wetter bemerkenswerth,
den tiefsten Schnee, den stärksten Regen, die grösste Dürre,
den niedrigsten und wahrscheinlich auch höchsten Stand
des Quecksilbers, so dass dieselbe alle nöthigen Elemente
bietet, um sich eine richtige Idee von dem Klima Jerusa-
lem’s zu bilden.
1) Nach Titus Tobler steigt die Hitze im Sommer bisweilen auf
32° R. oder 104° F, (s. dessen „Deukblätter aus Jerusalem”). A.P.
Notizen. 207
Burton’s Expedition nach dem Grossen See Inner- Afrika’s.
— Die neuesten brieflich an uns ergangenen Nachrichten
über diese Expedition ') sind sehr wichtig. Zwar lag der
unternehmende Leiter, Kapitän Burton, selbst krank dar-
nieder, und leider ist zu befürchten, dass seine Constitution
bereits ernstlich und nachhaltig angegriffen und geschwächt
worden ist; aber sein Begleiter, Kapitän Speke, war bis
nahe an Ujiji, und zwar bis 31° 22° Östl. L. v. Gr. und
5° 15° 8. Br., also etwa 500 Engl. Meilen weit von der
Küste ins Innere vorgedrungen. Diese Entfernung kor-
respondirt mit der zwischen Tripoli und Mursuk, oder Wal-
fisch-Bai und Ngami-See, oder Loanda und Cabango. Von
diesem Punkte aus, wird berichtet, soll der Sce UÜkerewe
nordnordöstlich (?) liegen. Man darf wohl nicht ohne
Grund hoffen, dass die nächste Nachricht von Speke seine
Ankunft an jenem berühmten und interessanten Seo an-
zeigen wird. Immerhin werden die Resultate der Reise
bis Ujiji schon von grüsster Bedeutung für die a u
Inner-Afrika's sein.
Du Chaillu's Reisen im ügquatorialen Theile von Afrika.
— In dem Aufsatze über Süd-Afrika im 5. Hefte dieses
Jahrganges wurde erwähnt, dass ein Amerikanischer Na-
turforscher, Du Chaillu, vom Gabun nach den Quellen des
Congo vorzudringen im Begriff stehe. Jeden, der sich für
die Geographie Afrika’s interessirt, muss ein solches Unter-
nehmen mit der grössten Theilnahme erfüllen, denn das
Gelingen dieser Reise würde einen Theil der wichtigsten
geographischen Probleme der Äquatorial-Zone Afrika’'s lö-
sen; und selbst wenn es dem külnen Reisenden nicht ge-
lingen sollte, sein Ziel zu erreichen, so sind schon die
bisher von ihm ausgeführten Forschungen in den fast gänz-
lich unbekannten Küstenländern in der Nühe des Gabun
und des Kap Lopez von so hohem Interesse, dass einige
Notizen über dieselben willkommen sein werden. Wir
verdanken sic dem Dr. med. Hartlaub in Bremen, der
für die Geographie und specieller für die Ornithologie
Afrika’s ausserordentlich thätig ist, mit vielen Punkten
an der Westkiste dieses Erdtheils in lebhaftem wissen-
schaftlichem Verkehr steht und sich erst noch kürzlich
durch sein „System der Ornithologie West-Afrika’s’ in
weiteren Kreisen bekannt gemacht hat. Er schreibt uns
Folgendes:
Pierre Beloni Du Chaillu, Franzose von Geburt, reist
seit einigen Jahren im Auftrage und Solde der Academy
of Natural Seienets zu Philadelphia, und zwar in Gabun,
einem naturgeschichtlich ebenso unbekannten als überaus
reichen und eigentlümlichen Gebiete des tropischen Afrika.
Er reist eigentlich nur als Sammler für jenes wissenschaft-
liche Institut, scheint aber seinen bisherigen Mittheilungen
nach einen weiteren Horizont seiner Anschauungen zu
haben, als die Mehrzahl ähnlicher Reisender. Herr John
Cassin, ein Angestellter der Akademie zu Philadelphia,
welcher sich ganz speeiell für Du Chaillu interessirt und
dessen Sammlungen und Mittheilungen in Empfang nimmt,
berichtet darüber von Zeit zu Zeit in den „Proceedings”
der Akademie. Die erste derartige Nachricht befindet sich
y 5. die früher von uns mitgetbeilten Nachrichten, 1857, 88. 328,
520, 1858 Heft III, 8. 116.
in den Proceedings vom April 1855 8. 324. Ex, spricht
dort von den bis dahin gemachten Sammlungen geologi-
scher Gegenstände und es heisst u. A.: „Ein unternehmen-
der juuger Reisender, welcher ausgedehnte und fast unbe-
kannte Gegenden von West-Afrika in der Nähe des Äqua-
tors erforscht hat, und dessen zoologische und geographische
Eutdeckungen in einem hohen Grade wichtig und inter-
essant sind. Herr Du Chaillu überzeugte sich von der
Existenz dreier Bergketten in der Entfernung von 150
Engl. Meilen von der Küste, in welchen er den Fluss
Moonda bis zu dessen Quelle verfolgte.” Zu einem in der
Februar-Nummer 1857 der Proceedings abgedruckten Ka-
talog von Vögeln, welche Du Chailln im Jahre 1856 am
Flusse Muni sammelte, bemerkt Herr Cassin ferner: „Die
Vögel, welche in diesem Kataloge aufgezählt werden, sam-
melte Herr Du Chailln auf einer Reise lings des Flusses
Muni, die er in der Hoffnung antrat, die vermeintliche
Quelle des Congo, wie sie auf neueren Karten angegeben
wird, erreichen zu können. Diess gelang ihm jedoch nicht,
da er durch hohe Bergketten aufgehalten und dadurch an
der Weiterreise verhindert wurde, dass die Negervölker
au dem äussersten, von ihm erreichten Punkte keinem
ihrer Leute erlaubten, ihn zu begleiten und offenbar nichts
von den Nationen jenseits der Berge wussten. Er drang
bis 250 oder 300 Engl. Meilen von der Küste vor und
verfolgte den Muni bie an dessen Quelle.
„Herr Du Chaillu steht gegenwärtig im Begriff, den
Fluss Camma (etwa in 1° 30° 8. Br.) aufwärts zu gehen,
abermals in der Hofinung, den Congo zu erreichen, und
wenn ihm diess gelingt, denselben bis zur Quelle zu ver-
folgen. Mit dieser Reise wird er das gegenwärtige Jahr
ausfüllen und er ist durcli die Freigebigkeit der Akademie
mit der nöthigen Ausrüstung für dieses kühne und gefahr-
volle Unternehmen hinreichend versehen.”
Endlich theilt Herr Cassin in der Sitzung der Aka-
demie vom 17. November 1857 einen sehr interessanten
Brief Du Chaillu's mit, datirt Fernando Paz-Fluss, den
17. August 1857. Hier heisst es: „Auf der Jagd nach
dem Gorille (dem kolossalen, 6 Fuss hohen Affen des
äquatorinlen Afrika) traf ich vor einigen Tagen ein Männ-
chen umgeben von einigen Weibchen. Das Männchen hat
einen rothen Kamm wie ein Halın. Die Vögel des Fer-
nendo Paz-Landes sind, bis man nach dem Innern kommt,
genau dieselben, wie die vom Kap Lopez, auch das Land
bietet einen ähnlichen Anblick. Am Kap selbst giebt es
keine Stadt. Die grösste Stadt des Volkes von Kap lo-
pez ist Sangatonge, an der durch das Kap gebildeten Bai.
Sie ist die Residenz des Königs und liegt in einer schö-
nen Prairie am Fusse eines Hügels, der sich etwa zwei
Engl. Meilen von der Küste erhobt. Der Boden am Kap
Lopez ist im Allgemeinen sandig und leicht, das Land
sieht ganz anders aus, als das zwischen Fernando Po und
dem Gabun, indem es vielmehr mit seinen grossen Prai-
rien und Wäldchen den Landstrichen des südlichen Afrika
nach dem Kap der Guten Hoffnung hin ähnlich ist. In
den Hainen haben die Leute von Kap Lopez ihre An-
‘pflanzungen, da dort ein guter Boden ist. Die Produkte
sind Bataten, Cassada, Pisung, Erdnüsse und Zuckerrohr.
Sie werden in ziemlich grossen Quantitäten gepflanzt, da
298 Notizen. — Literatur.
sie den,„hauptsächliehsten Theil ihrer Nahrung ausmachen;
besonders Bataten gedeihen ausserordentlich gut. Brauch-
bure Strassen könnten leicht hergestellt werden und wür-
den ein wirksames Hülfsmittel für die Kolonisation sein.
Eine ansehnliche Menge wilden Rindvichs sicht man über
die Prairien wandern. Wasser schien selten zu sein, da
ich während einer 60 Engl. Meilen langen Reise ins In-
nere nur vier Flüsse angetroffen habe; aber die Eingebor-
nen versicherten mich, dass am Fusse der Hügel in der
Mitte der Haine viele Bäche existiren. So weit ich ins
Innere gekommen bin, fand ich das Land hügelig; Sumpf-
boden traf ich nur an einer einzigen Stelle und dieser
Sumpf war noch dazu von geringer Ausdehnung. Etwa
50 Engl. Meilen von der Küste nehmen die Prairien ab
und Wälder treten an ihre Stelle. Die Gegend, durch
welche ich kam, war dünn bevölkert, die Bewohner leben
gewöhnlich an oder nahe bei dem Gabun, dem Nazareth-
Fluss oder deren Nebenflüssen. Dieser Mangel an Be-
völkerung würde ebenso wie der eines guten Hafens für
die Kolonisation hinderlich sein. Das Land in der Nähe
des Nazareth bietet in dieser Hinsicht mehr Vortheile.”
Neueste Geographische Literatur !).
EUROPA.
Bärber. Fr
1. Karl Freiherr von Csosriig: Kihnographie der Üsterreichischen
Mwnarchie. Mit einer Etinograpkischen Aarte in 4 Bl. Heraus.
durch die X. &, Adwinistratum der administrativen Sta-
tistik. Wien, 1557.
‚2% Die Vertheilung der Vülkeratiiome und deren Gruppen in der
Österreichischen Monarchie (Sprachgrensen und Sprachinseln) sammt
einer a re bersicht, Abgedruckt aus dem
ersten Bande der „Eihnographie der Österr, Monarchie von Karl
Freiherrn von Csoernig”. Wien, 1866. Mit einer Karte,
3. Josef Wenzig und Johann Ärnjei: Die Umgebungen Prage,
orwrapinsch, piltoresk und historisch geschildert, Mit 20 phymo-
giomischen Landechafterkizsen me einer Karte, Prey, (. Bell-
mans, 1857. :
4. Verhandlungen des Naturkistorischen Vereins der Preussischen
‚Rheinlande und Westphaliens. Herausgegeben vom Prof, Dr. 0. 0.
Weber, 14. Jahrgang, Heft 8.
b. Itinerario generale della Sardema vompilato Tordine del
Ministero delle finanze per euro della diresiome del censimento pre-
diale & Cagliori. Torino, 186. Mit Karten.
Aufsätan,
6..Karl Fritsch und Franz Löw: Phänomenologische Übersichten
von Österreich im Juni 1857.
7. A. I Burkhardt: Übersicht der Witterung im Juni 1887.
Mit einer Tafel, den Gang der Wärme und des Luftdruckes im
Juni 1867 darstellend.
®. Meteorologische Beobuchtungen im Kimigreich Preussen im
Seytember und Oktober 1857. (Mittheilungen des Statist, Burean's
in Berlin, 1867, Nr. 24.)
9. Produktion der Bergwerke, Hütten um Salinen im Press.
Staate im Jahre 1856, (Preuss, Handels-Arckir, 1858, Nr. 5.)
10. Prof. Dr. A. Pokorny: Über die Wirksamkeit des Zoologisch-
botanischen Fereins in Wien. (Zeitschrift für die ÜÖsterreichtschen
Gymasien. 1808, Heft 1.)
11. Dr. Adılph Pichler: Zur Geognosie der Tiyroler Alpen, Aus
Wir mössen unsere vielen geelirten Korresponidenten und Fraunde um Eut-
schuklienng bitten, dass wir Ihre In den letzten Monnten gemachten gltigen Zu-
sendlungen und Mittbeilusgen noch nicht besprechen konnten, well dieses wegen
ungewöhnlicber Überhänfung amlern Materiaben bisher mmmiürglich war. Der gegen-
«ärtige Literstur-Bericht beirtffi Schriften und Karten, die sehon wlhrend des
Junwars «ii n waren, duch bofen wir durch schnellere Aufeinanderluige
der Hefte von jetzt ub das Versäueute bubd uschholen zu können. A. P.
einem Briefe au Geh, Rath v. Jronhard, (Neues Jahrbuch für Mi-
neralayie u. . 0, 1867, Heft 6.)
12. Robert Einel: Zur Umgebung ron era. Ein Beitrag zur
Kenntniss der dasigen quaternären Gebilde. (Zischr. für die ge-
serumten Natwrwissenschaften, 1867, September.)
13. ( Giebel: Ausflug dureh die Bündner Alpen an den Üomer-
Ser. (Eberula, August.)
14. Prof. John Phillips: On the Malern Hille. (Notices the
R Institution of Great Britain. Part VII, Nor. 1 bis
Juli 1857.)
15. Capt. T, a : Deep Nounilinge in the Mediterranean Nea
east of Malta. it Karte,
16. Commander A. L. Mansell: Deep Sinendings betircen Aleran-
dria, Rhodes, and Smyrna.
Karten.
17. Major Scheda: Eihnographische Karte der Österr, Mmarchie
in4 Bi. Mast. 1:864.000. (Zu Ar. 1.)
18, Eiknographische Karte der Österr. Monarchie von Karl Frei-
herren v. Üzwernig. Beducirt nach dessen von der K. K. Direktion
der administratieen Statistik herunsgegebenen Eiknsgrephischen Karte
der Monarchie in 4 Bl. Wien, 1856. Met. 1:1.554.000. (Zu Nr. 2.)
19. Übersichtskarte der Umgebungen vom Prag. Met. 1 Zeil =
KON Klaftern. (Zu Nr. 3.)
N. Caria itineraria della Sardegme 1855. Mer. 1:5130W. —
Atlante «li Cartine ihinerarie mandamentali, (Zu Nr. D.)
21. Reymann's Spesialkarte ron Deutschland w. a ww. Met.
1:200.000. Glogau, y mer Sektionen München und Brunsck.
22. K. Preuss. Generalstab: Topographische Karte vom östlichen
Theile der Monarchie. Mast. 1:100,000. Schlesien: Sekt. 264 Li-
ben, Zbb Areinau, 266 Praumit:, 268 Liegnäts, 269 Neumerkt, 270
Breslau, 282 Sohmiedeberg, 33 Schweidnitz, 284 Strehlen.
28. Grosshagl, Hessischer General-Quartiermeisterstab: Karte von
dem Grossherzogthum , Hessen und den angrenzenden Ländern von
26° 14 bis 27° W Ost Lv. Ferro, 49° 1% bis 61? 20 N. Br,
in dem Masssstabe von 1:250.000, 2 Bi
24. Ü. Mees: Historische Adlas van Noord-Nederlaund von de
AVT erum tot op heden, 5-8 aflerering. Te Hotterdam, bij Fon
der Meer di Verbrugsgen. 1854— 1557.
[1, %, 17, 18. In der Kihnagraphie der Österr. Monarchie und der
daxu gehörenden Karte in 4 Blättern hat der Verfasser die Früchte
einer I6jührigen Arbeit niedergelogt. Die Karte wurde schon ver mahı-
reren Jahren (1855) vollendet, jedoch nicht veröffentlicht, um erst die
Vollendung des umfangreichen Kommentars abmuwarten. Da jedoch der
ausgedehnte Plan, der dem Werk zu Grunde gelegt worden ist, eimm
Vollendung des Ganzen nicht so bald erwarten liess, wurde zur Ver-
öffentlichung der Karte und der drei ersten Bände geschritten. Hs
hat sich nämlich der Verfasser nicht mit der Darstellung des stati-
stischen Theils der Etbnographie Österreichs, d. i. einer Darstellung der
etinographischen Verhältnisse im Raume, begnügt, sondern auch «ine
solche in der Zeitfolge oder einen historisch - ethınographischen Theil
hinzugefügt, um auf diese Weise die Gewinnung einer gründlichen
Einsicht in die #6 sehr komplieirten ethnographischen Verkältuisse im
der gesummten Österreichischen Monarchie und ihre allınülige Entwicke-
lung zu ermöglichen. Dieser historische Theil, bei dessen Abfassung
der Verfasser durch die Herren Häufler und Feil, Sekretäre beim Mi-
nisteriem, unterstützt wurde, bildet auch die Hauptmassa der vorlie-
genden, schon mehr als 1400 Ümartseiten umfassenden, drei Bände, ob-
wohi der erste Band nur im seimer ersten Abtheilung vollendet ist.
Dieselbe enthält nun zurörderst den allgemeinen Theil des ganzen Wer-
kes, mimlich einen Überblick der Bevölkerungs-Geschichte der Üsterr.
Monarchie, als Ganzes betrachtet, und eine übersichtliche Beschreibung
der Sprachgrenzen und Sprachinseln sammt statistisch-ethnographischer
Angabe aller in derselben lebenden Vülkerstämme; diess letztere bildet
zugleich vorzugaweise den erklärenden Text sur Karte, Der Verfasser
geht alsdaun zur spegielleren historisch-etlmographischen Beschreibung
der einzelnen Kronlünder und zwar zunächst der Diutschen über, in-
dam er uns ein Bild der Katstehung und Entwickelung des Erzhersog-
thuma Österreich unter der Euns giebt, uns mit dem Gang der Kultur-
und Sittengeschiehte, so wie dar Geschichte der innern Sffentlichen
Organisstion desselben bekannt macht. Bei einer derartigen Schilde-
rung des Stammlandes der herrschenden Dynastie, in welchem auch die
Hauptstadt des ganzen Reichs liegt, musste Manches berührt werden,
ws4 sich auf das lotstore im Allgemeinen bericht; so finden wir denn
Literatur.
such hier eine Darstellung der innern Neugestaltung Österreichs seit
1948, namentlich in Bezug auf die Betheiligung der ethnographischen
Elemente. Es worden die durch jene herbeigeführten Verinderungen
der Verlassung, so wie die einzelnen Zweige der gesummten innern
Organisation in der Art beschrieben, dass dadurch ein detaillirter Sche-
maetismus für die verschiedenen Äusserungen der Regierungsthätigkeit
entsteht. Den Schluss der ersten Abtlieilung des ersten Bandes end-
lich mucht eine Geographisch-statistische Übersicht des Erzherzogtbums
Österreich unter der Enns, welcher zwei sehr sauber in Farbendruck
ansgeführte Kartenbeilagen beigegeben sind, eine orographische Skizze
und eine geologische Karte des Eraberzogtbums., Die Beröikorungs-
Verhältnisse Wiens werden in diesem Abschnitt besonders abgehandelt.
Der zweite und dritte Band enthalten eine historische Skizwe der
Völkerstämme und Kolonien in Ungarn, Kroatien und Slavonien, in der
Berbischen Wejwodschaft sarmmt dem Temeser Banat, in Biebenbilrgen
und der Militärgrenze. Diese geschichtliche Darstellung der gerade in die-
sen Theilen des Kaiserstants so sehr verwickelten othnographischen Ver-
hältnisse ist vorzugsweise das Werk des schon oben genannten, jetzt lei-
der verstorbenen, Ministeriulsekretürs Häufler. Es ist in derselben der Ein-
wanderung der Deutschen in jene Länder und dem Antheil, welchen
diese an der Entwickelung dersolben genommen haben, eine herror-
ragende Beachtung zu Theil geworden. Diejenigen, die sich fir
Deutsche Emigration Überhaupt interessiren, finden hier interessante
und beachtenswerthe Resultate niedergelegt; leider aber geht auch aus
diesen und andern Schilderungen des Werkes hervor, dass, obgleich
das ethnographische Bild Österreichs in seinen Grundzügen seit 300
Jahren dasselbe geblichen ist, doch gerude die Deutschen sich nicht
durch nachhaltige Zähigkeit im Festhalten ihrer Nationalität ausge
zeichnet haben, — Was nun die zu dem Werke gehörende grosse Karte
anbetrift, so muss flir dieselbe zuvörderst bemerkt werden, dass sie
nicht sowohl die Verbreitung der Sprachen, ala vielmehr das ethno-
graphische Moment im strengen Sinne dus Wortes berücksichtigt. und
darstellt, also z. B. Czechische Orte, in denen vorzugsweise Deutsch ge-
rodet wird, auf derselben dennoch als Siavisch bezeichnet werden, wenn
ihre Bewohner der Nationalität nach Slaren sind, u.s.w, Die Deutsche
Sprache hat daher in der Österreichischen Monarchie eine bei weitem
grüssere Verbreitung, als die Karte zeigt, In Bezug auf die Richtig-
keit des auf der Karte gegebenen ethnograpbischen Bildes verdient er-
wähnt zu werden, dass überall, wo Zweifel herrschten, durch sschkun-
dige Männer Untersuchungen un Ort und Stelle angestellt oder dureh
offizielle Kommissionen genaue Erhebungen ganzer Lundestheile, Banat,
Wojwodina, vorgenommen wurden. Die bedeutendsten Abweichungen
von den bisher als zuverlässig geltenden Karten finden wir denn auch
besonders in den eben genannten Ländern, ferner in der Begrenzung
des Romanischen Elements gegen das Magyarische und Slarische im
nordöstlichen Ungarn und in der Bukowins, der Ruthenen und Polen in
Galizien u. ». w. Weniger bedeutende Abweichungen finden sich auf
allen Grenzen, Als besondere Vorzligs beansprucht die Karte eine
neue richtigere Zeichnung der Kurpathischen Gebirgezüge nach den
jüngsten militärischen Aufnahmen zwischen dem nordöstlichen Ungarn
und Galizien, ferner genaue Unterscheidung der Kreis- und Bezirks-
Hauptorte nach der neuesten administrativen Eintheilung der Mo-
narchie durdh verschiedene Schrift der Ortsnamen, während die Ver-
schiedenheit der Ortszeichen die Städte von %- bis 5000, von &- bis
10,000 und über 10,000 Einwohner kenntlich macht. Die Karte
wurde im Manssstabe von 1:864.000 vom Major Scheda, im K. K.
Militärisch-goograpbischen Institut, entworfen und ausgeführt und der
Furbendruck in demselben Institute besorgt. — Eine Reduktion der
Karte auf Einem Blatte und im Manssstabe von 1:1.584.000 ist be
sonders ausgegeben worden; sie ist ohne Terrain und zeigt einige Ver-
einfschungen in der Signatur, ist aber sonst, namentlich was das
ethnographische Kolorit anlangt, eben so vollständig. Auch ein beson-
derer Abdruck des Absehnittes über die Vertheilung der Völkerstämme
und deren Gruppen in der Österreichischen Monarchie (Sprachgrenzen
und Sprachinseln), der vorzugsweise zur Erklärung der Karte dient,
ist erschlenen,
Das ganze Work ist ohne Frage eins der bedeutendsten aller eth-
nographischen Werke, die bisher erschienen sind, und gereicht der
Österreichischen Thätigkoit zur grössten Ehre. —
3, 19, Die Schilderung der Umgebungen Progs, ein gut ausgestat-
teter (uart-Band, zerfällt in zwei Theile. Der erste, von Johann
Krejei ausgearbeitet, besteht in einer populär gehaltenen Beschreibung
der Ciosteinarten, deren Lagerung und Einfluss auf die Öberfüchen-
gestaltung in der Gegend son Prag. Erläutert wird sie durch 20 in
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VII.
299
Umrissen gexeichnete Landschaftsckizzen, welche eine Reihe verschie-
dsnartiger Terrainformen vorfübren, wie sie durch die j ige geo-
— Beschaffenheit bedingt sind. In dem zweiten Theil führt
osef Wenzig den Leser auf vier hervormgende Punkte in der Nähe
von Prag und zeigt ihm von da aus die landschaftlich und historisch
merkwürdigsten Gegenden, Orte, Gebünde u. #. w., wobei das Histo
zische bei weitem in den Vordergrund tritt. Seine Darstellung ist
lebendig und fieswend, sehr blamenreich und mit einer grossen Menge
poetischer Ergüsse untermischt, Die Beschreibungen halten sich ziem-
lich in der Grenze der beigogebenen, wenig angiehenden und aller oro-
graphischen Darstellung entbehrenden, Karte, die von Mnisek im 8.
bis Schlan im N. und von Auwal im O. bis Boraun im W, reicht. —
4. Das Schlusshäft rom Jahrgang 1857 der Verhandlungen des Na-
turhistorisehen Vereins der Preussischen Rheinlaude und Westphalens
enthält eine Reihe spezieller Abhandlungen aus den Gebieten der Ento-
mologie, Mineralogie, Pnlüontolagie und Botanik, denen wir hier, als
kaum in das Gebiet der Geographie eingreifend, keine besondere Auf-
merksumkeit schenken können. In den beigedruckten Sitzungsberichten
der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Helikunde finden
sich aber Auszüge von einzelnen Vorträgen, die Anspruch auf unsere
Beachtung machen: so die Bemerkungen des Geh. Medizinnlraths Wutzer
über Brusss, den Bithynischen Olymp und die Mineralbäder bei Brussa
(#. Geogr. Mitth. 1857, 8. 113); der Vertrmg des Dr. G. vom Rath
über die Geologie der Bündtner Alpen, leider in sehr kurzam Auszug
mitgetheilt; die Ansichten des Bergbauptmauıns von Dochen über Thal-
bildung, und eine Abbandleng vom Geheimen Medisinalrnth Prof.
Mayer über die Gesichts- und Schädelbildung der Axtekan-Zwerge und
die Amerikanische Bass überhaupt. —
5, 20. Das Werk über die Strassen der Insel Sardinien schliesst
sich an das Itinerario generale des Sardinischen Festiandes an (8.
Geogr. Mitth. 1857, 8. 530) und enthält in seinem ersten Abschnitt
eine vollständige Liste der Comuni mit Angabe des Bezirks (Mandı-
mento) und der Provinz, zu weichen sie gehüren, wie auch der Ent-
fornung jeder einzoinen von dem Hauptorts des botreffenden Manda-
imento und der Provinz; im zweiten Theil eine Tabelle der Distanzen
zwischen sämmtlichen Städten und Berirks-Houptorten; im dritten
eine allgemeine Wegekarte der Insel mit Untersebeidung der Bezirks-,
Provinzial- und Nationalstrassen und 87 einzelne Berirkskürtchen mit
Bezeichnung der Comunal-, Bezirks-, Prorinzial- und Nationalstrassen
zwischen sämmtlichen Ortschaften, jedoch sind die Strassen nur durch
gerade Linien angedeutet; der vierte Abschnitt endlich enthält spezielle
ltinerarien swischen den Hauptstüdten der Provinzen und von der
Hauptstadt jeder Provinz nach den einzelnen Hauptorten der Besirke,
Alle Entfernungen sind in Kilometern ausgedrückt, —
6, 7. Die allmonatlich in dem Sitzungsberiehten der Wiener
Aksdemie, Mathematisch -naturwissenschaftliche Klasse, veröffentlichten
und uns durch die Güte der Verfasser in bosonderen Abdrücken -
den phänomenologischen und meteorologischen Beobschtungen in Öster-
reieh liefern eine #0 regelmlssige und vollständige Reihe, wie man sie
selten aus einem anderen Lande wiederlindet; namentlich ist uns nicht
bekannt, dass die ersteren ausserhalb Österreich in annähernder Fülle
und Ausdehnung gesammelt werden. Diese von K. Fritsch und Fr. Löw
zusammengestellten Pbünomenologischen Übersichten geben für 31 in
der Monarchie zerstreute Orte die Zeit des Erscheinens der ersten
Blüthen von 49 verschiedenen Pflanzen und für 11 Orte die Zeit des
ersten Erscheinens von 22 Thierspeeiss an. Bei der weiten Ausdeh-
nung des Österreichischen Staates und den mannigfaltigen Klimaten in-
nerhalb seiner Grenzen stellen sich dabei höchst interessante Differen-
zen heraus, nur würden sie noch mehr hervortreten, wenn die Orte
statt alphabetisch nach ihrer geographischen Breito oder auch nach der
Höhe über dem Moere geordnet wären. Nicht weniger schätzenswerth
und vollständig sind die Übersichten der meteorologischen Beobach-
tungen von A. U. Burkhardt, Assistenten an der K. K. Central-An-
stalt, die sich auf 101 Orte besiehen und Temperatur, Luftdruck,
Dunstdruck, Niederschlag und Windrichtung umfassen. Die an 14 Or
ten angestellten Beobachtungen werden regelmässig zu graphischen
Darstellungen des Ganges der Wärme und des Luftdruckes be
nutzt. —
9. Die tzbellarische Übersicht der Produktion der Bergwerke u. s. w.
in Preussen während des Jahres 1856 weist folgende Hauptsummen
nach: Einzelne Werke 4038; Werth der gesammtan Produktion
111,976,044 Thaler; Zahl der Arbeiter 169,165, deren Fruwen und
Kinder 323,336. Gesammtwerth im Jahre 1855: 96,106,646 Thaler,
also mehr im Jahre 1856: 15,869,468 Thaler. —
39
300
10, Prof. Pokorny bespricht die Geschichte, die Zweeke, Samm-
lungen und Schriften des Zoalogisch-botanisehen Vereins in Wien, der,
erst seit 1851 bestehend, schon eine ausgebreitete Wirksamkeit ent-
faltet bat und seiner Aufgabe, die Fauna und Flora des Österreichi-
schen Kalscrstantes gründlich und rallstindig zu erforschen, mit Kifer
und Erfolg entgegenstrebt. Sehr dankenswerth ist die systematisch
geordnete Anfsühlung und kurze Besprechung der in den orsten sechs
Jahrgängen der Abhandlungen des Vereins enthaltenen Aufsätee und
Notizen. —
11 enthält einige machträgliche Bemerkungen zu Dr. Pichler's Ab-
handlung im Jahrbuch der Geologischen Beichs-Anstalt, 1846, VIL,
88. T17—T38. —
12. R. Eisel macht den schwierigen und, wie es scheint, ersten
Versuch einer Alterseintheilung der gquaterkären Gebilde des Eilster-
Gebietes von Cronapits über Gera bis Crossen, Als allgemein interessant
erwähnen wir daraus, dass er wie Schlotheim und Sehottin der Über-
zeugung ist, die Menschenknochen in den Köstritzer Gypsbrüchen seien
mit sämmtlichen dort gefundenen Thiorresten, Mammut, Rhinoreros,
Höhlenbär a. ». w., gleichzeitig dabin gelengt und dass diese Thiere
bier mit dem Menschen zugleich lebend ereilt worden, mithin keine
urweltlichen, sondern erst in historischen Zeiten zusgesterbete Arten
unseres Vaterlandes seien. —
13, C, Giebel schildert eine Vergnägungsreise nach Appenzell, dem
Vordar- used Hinter-Rhein, Tessin, Como, Mailand, dem Engudin, dem
Veltlin, Meran nnd Innsbruck, Naturwissenschnftliche Notizen sind
reichlich in den lebensvollen Bericht eingentreut. —
14. In der Sitzung der Royal Institution vom 18. Mürs 1857 trug
Prof, Phülips, Lektor der Geologie an der Universität Oxford, seine
Ansichten von dem geologischen Ban und der Entstehung der Malvern-
Hügel vor. Einige Profile in Holzschnitt sind dem Auszug aus winem
Vortrag zur Erläuterung beigegeben. —
15, 16. Von den Berichten der Kapitäne Spratt und Mansell (Nau-
tienl Mogaeine, 1857, August, September und Oktober) über die in den
Jahren 1856 und 1857 von ihnen musgefährten Bondirungen im ünt-
lichen Theil des Mittellindischen Meeres sind uns besondere Abürlicke
zugegangen, 9. über diese höchst interessanten Arbeiten „Geogr.
Mittheil.” 1857, 88. 234, 433 und 516, —
21. $. Geogr. Mitth. 1858, Heft IV, 8. 145. —
22. Die oben angeführten 9 Sektionen der Preuss, Generalstabs-
karte des östlichen Theils der Monarchie sind die ersten, welche bis
jetzt über Schlesien publieirt wurden, obwohl die Aufnahmen in den
Jahren 1823 bis 1831 ausgeführt wurden; such ihre Herstellung in
Lithographie füllt in die Jahre 1830 bis 1833, aber Chaussion und
Eisenbahnen wurden bis 1856 nachgetragen. Sie bedeeken den mitt-
leren Theil von Schlesien und entsprechen den Sektionen 172, 173,
174, 188, 190, 191, 207, 208 und 209 unserer „Karte ron Üentral-
Europa zur Übersicht des Standpunktes der grüsseren Landes-Aufnah-
men zu Anfang des Jahres 1857” (s. Geogr. Mittheil. 1857, Taf, 4),
da die Eintheilung bekanntlich abgeändert worden ist. Hähenzahlen
fehlen günzlich. —
23: Über die schöne Karte vom Grossherzogthum Hessen im Met.
von 1:250,000 s. Geogr. Mitth. 1858, Heft IV, 8. 146. —
24. Die vier uns vorliegenden Lieferungen von Mees’ Historischem
Atins der Nieilerlande enthalten je «ine Karte im Maassstahe von
1:778.000, umgeben von mehreren Cartons. Die vier Hauptkarten
stellen die Niederlande in den Jahren 1590, 1648, 1746 und 1808
dar, während die Cartons theils die politische Eintheilung in verschie
denen Zwischenperioden (1580, 1672, 1801, 1805), theils einzeine Pro-
vinsen, Landschaften und Städte zeigen. Die Ausführung in Litho-
graphie und das Kolorit ist klar und sauber, so das dieso Karton
sowohl in dieser Hinsicht als wegen des reichen Details und der
zweckmässigen Bearbeitung zu den besten historischen Karten zu zäh-
len sein dürften. Jede Karte wird von etwa 30 Folio-Seiten Text
begleitet.)
ASIEN,
Bücher.
1. Narratire of the Expedition of an American Sguadren to the
China Seas and Japen, performed in the years 1862, 1853 and
1854, under the command of Commodore M, Ö. Perry, D,8 N,
by order of the government af the U.8. Fol. II. Washington, 1866,
Mit Karten.
2, Arbeiten der Kaiserl, Russischen Gesandtschaft zu Peking
f
über China, sein Volk, seine Religion, seine Institutionen, socialen
Literatur.
Verhältnisse u. 2. w. Aus dem Russischen von Dr. Karl Abel und
F. A. Meckienburg. Berlin, F. Heinicke, 1858,
8. The Journal of the Indian Archipelage and Eastern Asia.
Edited by J. R. Logan. Singapore. Fol. II. New Series, No. II.
Aufsätze.
4. Theodor Kotschy: Topographische Skisse des Bulghar Dagh
im Ciheischen Taurus, Mit 1 Aare.
5. Die Stellung und die Zustände der Indo-Chinesischen Beiche,
(Ausland 1868, Nr. 2)
6. Visit 10 the City of Hangchou. (New- York Tribune, 1. De-
zember 1857.)
harten.
T. Karten zu Nr, 1:
a) Map intended to ahsıe the positions of the Coal Mines east-
er ru Island of Formosa. Maassstab: 14 Zeil auf 1
‚Heude,
m W, ©, Redfield: Chart shmeing the tracks or courses of va-
rious Gales and Hurricanes. (8. Geogr. Mittheil, 1867, 8. 462.)
e} Lieut, Bent: Chart echibiting the analogy between ıhe Gulf
Stream and the Äuro-Simwo. Met. 1:28.698.000.
d) 16 Tafeln graphischer Darstellungen der Schiffskurse, Mee-
resströmtungen und meteorologischen Beobachtungen.
*) Chart of ıha World showing the track af the U. 8. Steam
ah Sen Mssinppi, 8 anma and Poihaten under command
af Commodore Perry, 1 1854. Met. 1:57.000.000.*
N) Chart of the Conat of China and of the Japan Ialanda inche-
ding the Marianes and a part of the Philippines. Compiled by
order of Commodore Perry from the latest anthorities, wıih addı-
tions and correetions by the U, 8, Japan E ition by Laeutt,
W. L. Maury und 8, Ban. 1855, Afet. 1:3,760.000.
g) Island or Lew Chew surr by order of Commodore ‚Pe;
by Whiting, Bent, Balch, Matheres and Bardot in 1808-1851.
Mat. 1:147,000.*
h) The Harbour of Napha, Low Chew Jd,, surw. by Lieut, Bent
1853. Mat. 1:21.300, *
i) Lew Chew Id Deep Bay. sure, by Lieue,. Whiting and Bar-
bor 1858— 184. Aat. 1:41.
k) Lew Ühew. Tubooteh and Sueo Harbors, surv, by Lieut.
Whiting and Barbot 1864. Met. 1:20.000.
li Shah Bay, Lew Chew Id, sure. by Zieut, Whiting and
Barbot 1853. Mat. 1: 9000,
m) Äerlung Harbor, Formosa Id, suru. by Laeut, Prebble and
W. F. Jones ee For 1:000, FOR
n) The Coffin da sure, by Lieutt. Balch, Cooper and Beard-
alee 1864, A 1:24.600. R
o) Western Shores of the Day of Yedo sure, by Lieut. W. L,
Maury 1854. Mat. 1: 74.000,
p) Gulf and Bay of Yedo sure. by Lieut. W, L. Maury 188
ge ei dy Liewe, M Bent, N
q) Simoda Hai sure. ienits, Maury, Bent, Nicholson,
Barbot, Denniston, Houston 1854. Met, 1:18.700,*
r) The Harbor of Hakodeadi surr. by Lieut, Maury, Prebble,
Nicholson and Barkot 1854. Mast. 1: 36.700, *
s) Ändermo Harbor, Island of Jesao, sure. by Ü. A. Sterns
and RB. L. May 1854. Mat. 1:15.00.
8. P. Baron Meleille v. Carnbee: Algemeene Allas van Neder-
landesch Indit. Fortsetzung.
[i, 7. Der Verlauf und die hauptsäehlichsten Resultate der grossen
Expedition der Vereinigten Stasten nach Japan unter Commodore Perry
sind bereits früher durch die Arbeit von Praneis L. Hawks ') bekannt
geworden, welcher im Auftrag Perry’s die Berichte der einzeinen Ofi-
ziere ausgezogen und kompilirt hat. Vollständig und in ofilzieller
Form werden nun diese Berichte in dem prachtvoll ausgestatteten, suf
Kosten der Regierung der Vereinigten Staaten herausgegebenen Werke
veröffentlicht. Da uns der erste Band bia jetzt nicht zugekommen ist,
müssen wir uns mit einer kurzen Inhaltsangabe des zweiten heanligen.
Dr. Green berichtet über die Nutzyflanzen und die Agrikultur auf
Madeira, dem Kap dor Guten Hoffnung, Mauritius, Coylon, Singapore,
der Grossen Lntschu-Insel, auf Japan und in China, s0 wie über das
Klima und die Krankheiten auf Japan. Dr. Morrow behandelt eben-
falls die Agrikultur der Lutschu-Inselo. Dr. Fahs schildert die Fiera
*) 8. (ioogr. Mitth. 1856, 8. 307.
Literatur.
und die Bewohner der Grossen Lutachu-Iusel und erstattet zugleich
mit Bayard Taylor Bericht über ihre gemeinsame Erforschung der
Peel-Insel (Bonin-Gruppe),. Der Geistliche der Expedition, Kaplan
George Jones, beschreibt die geologischen Verhältnisse der Grossen
Lutschu-Insel, eine Mineralquelle bei Hakodadi und seinen Besuch
der Kohlenlager auf Formosa. Von den letzteren hat er eine Karten-
akizse nach dem Augenschein entworfen. Prof, B. F, Bache giebt eine
vergleichende Analyse der Cumberland-, Formoss- und Japan-Kohlen.
G. RB. West sprieht über die Agrikultur in China und giebt mehrere
Abbildungen vom Geräthschaften und Maschinen daselbst. Lieut. Boyle
berichtet über seine Untersuchung der Vulkan-Bui auf dor Insel Jesso;
Kapitän Albot über die zwischen Hakodadi und Simoda längs der Ja-
panischen Küste ausgeführten Sondirungen und über seine Erforschung
der Bonin-Inseln. Diesen meist kurzen Berichten folgt eine Abhand-
lung ron Commodore Perry über die Leichtigkeit, den Amerikanischen
Handel in Ost-Asien noch mehr zu heben, und «ine zweite über die
zu erwartenden Handelsbeziehungen Amerika's zu Japan und den Lu-
tschu-Insein; ferner William C. Redtield’s Arbeit über die Typhune
des westlichen Grossen Ocsans mit Kartenskiese (s. Geogr. Mitth. 1857,
8. 45%); Lieut. Bent’s Aufsatz über den Kuro-Siwo (s. Geogr. Mitth,
1857, 88. 96 und 37) mit einer Karte zur Vergleiehung dieses Stro-
mes mit dem Golfstrome; die systematische Beschreibung der während
der Expedition gesammelten naturbistorischen Gegenstünde (die Vögel
von John Cassin, die Japanischen Fische von James Carson Brevoot,
die Muscheln von C, Jay, die Pflanzen von Prof. Asa Gray bearbeitet)
mit schön und luxuriös ausgeführten Abbildungen; eine Zusummen-
stellung von Segel-Dircktionen und nautischen Bemerkungen, und ein
Bericht von Kapitän Adams über den Hergang bei der Hatifikation
des zwischen Japan und den Vereinigten Staaten abgeschlossenen Ver-
trags. Im Anhang ist noch das von einem Uhinesen wihrend des zwei-
ten Besuchs der Expedition in Japan geführte Journal aus dem „Ürer-
land Register” reprodueirt und ein Facsimile des Vertrags in Japa-
nischer Schrift gegeben. Die wichtigsten Karten beilinden sich schon
in Hawk’s Werk in redueirtem Manssstabe (wir haben sie in der obi-
gen Liste mit * bezeichnet), die grösseren Übersichtskarten sind nur
skizsirt. —
2. Bei unserer Erwähnung der „Arbeiten der Mitglieder der Russ,
Geistlichen Mission in Peking. St. Petersburg 1852—1857” im vori-
gen Jahrgange (8. 273) dieser Zeitschrift sprachen wir unser Bedauern
aus, dass die Benutzung der reichen, in vielfncher Hinsicht bedeu-
tungsvollen Materialien, welche in jenen Arbeiten niedergelegt sind,
durch die Russische Sprache erschwert werde, Dankbar erkennen wir
daher das Verdienst dor Herren C. Abel und F. A, Mecklenburg un,
eine Deutsche Übersetzung ron dem interessanten Werke geliefert zu haben,
Durch Zusammensiehung einzelner Abhandlungen ist der Umfang vÄn
drei auf zwei Bünde vermindert worden. In Kurzem soll auch eine
Englische Übersetzung von Dr. Abel pnblicirt werden. —
3. Die zweite Nummer des zweiten Bandes (Neue Folge) von Logan’s
vortreflichem Journal des Indischen Arebipels enthält »unächst zwei
Arbeiten über Pulo Pinang, die Englische Kolonie in der Strasse von
Malska, eine schr nusführliche Schilderung der Malaien auf der Insel
wie in der gegenüberliegenden Provinz Wallenley von J. D. Vaughan,
der sieben Jahre unter ihnen lebte und ihre Gebräuche, Beschäfti-
gungen, ihre dramatischen und musikalischen Leistungen, ihre Jagden,
die Zubereitung der Speisen, die Trachten, die religiösen Ceremonion
und Anschauungen, die abergläubischen Varstellungen, ihre Wohnungen,
Waffen, Krankheiten, Spiele aufs Genaueste beschreibt und zum Schluss
eine Anzahl Legenden beifügt, — und unter dem Titel „Notices of
Pinang” eine Reihe von ofliziellen Dokumenten, die sich auf die Reisen
und Verhandlungen des Kapitäins Light vor dessen Gründung der Ko
lonie Pinang im Juli 1786 bezichen, Ferner finden wir aus dem
„Bencoolen Miscellany” von 1822 das Tagebuch des Kapitäns Salmond
über seine im Jahre 1818 ausgeführte Reise von Fort Mariborough
mach Palembang auf Sumatra roprodueirt. Er giug von Fort Marl-
borough (bei Benmolen an der Westküste von Sumatra) den Beneoolen-
Fiuss hinauf, überstieg das Gebirge und folgte dem Musi und Palem-
bang-Fluss abwärts, Die Reise ist desshall von besonderem Interesse,
weil Salmond, 50 viel man weiss, der erste Europäer war, der Sumatra
von einer Küste zur anderen durchkreuste. Paul Ambrose Bigandet,
Bischof von Kamatlın, theilt ein rergleichendes Vokabulär der Sprachen
der Schan (Laos), Ka-kying und Pa-laong mit, das er in Bhamo, der
grossen Birmanischer Handelsstadt am oberen Irawaddi, sammelte. Lo-
gan, dor dieses Vokabulär mit einigen Erläuterungen begleitet, macht
darsuf aufmerksam, dass von den beiden letzteren Sprachen bisher
301
keine Wörtersammlungen existirten. Die Ka-kying bewohnen die Berge
im Norden, Osten und Süden ron Bhamo und sind verwandt mit den
Karenen; ihre Sprache ist ein Dialekt des Sing-pho. Die Pa-laong
leben in den Thälern südöstlich von Bhame, jenseit der ersten Berg-
kette, und ihr Dialekt gehört zu der kleinen Reihe der Ost-Himn-
lagischen Sprachen (Aunam, Kambodja, Mon, Kasia) Hinter-Indiens, —
4. Von Kotschy’s Skizze des Bulghar Dagh (s. Geogr. Mitth. 1858,
rn U, 85. 74 und 75) haben wir einen besonderen Abdruck er-
alten. —
5, Im „Ausland” wird die neuerte Geschichte der Beziehungen der
Hinter-Indischen Länder, Birma, Laos-Stnaten, Siam, Annam und Kam-
in zu den Engländern und Frunzosen kurz und übersichtlich er-
rt. —
6. Im August vorigen Jahres reisten drei Engländer von Schanghai
über Kishiug, Hangtscheu und Schauhing nach Ningpo. Aus ihrem
Berichte (in der „Times’), der manches Interessante über das Leben
und Treiben in diesen grossen Chinesischen Städten enthält und einen
abermaligen Beweis liefert, wie freundlich die Chinesen im Allgemeinen
den Fremden gegenüber sich zeigen, giebt der „New-York Tribune”
einen Auszug, ist aber der irrthämlichen Meinung, die Reisenden seien
nach dem Hangtschew in der Provinz Hunan, nordusrdwestlich von
Canton, gelangt. —
8. Melrille v. Carnbee’s Atlas von Niederländisch-Indien schreitet
rüstig vorwärts, so dass wir abermals über vier neue Blütter zu be-
richten haben. Das eine ist eine Karto der Residontschaft Probolinggo
im Muassstab von 1:266.000, von M. v, Carnbee im Jahre 1856 ge-
zeichnet, Das dargestellte Gebiet nimmt den schmalen Istlımus im
östlichen Jara, südlich von der Strasse van Madura, ein und füsst u. A.
das durch Junghuhn näher bekannt gewordene Tengger-Gebirge in sich,
von dem auch ein Profil beigegeben ist, Ein zweites Bintt, von M.
v. Carnbee im Jahre 1855 gezeichnet, enthält die Residentschaft Ke-
diri im mittleren Theile von Java, im Maussstabe von 1:327.000, ren
welcher auf einem dritten Blatte die Abtheilung Ngrowo nach Jer Auf-
nahme von J. D. van Herwerden in den Jahren 1835--1839 eine ape-
ziellere Darstellung erfahren hat. Sie ist im Manssstabe von 1:193,000
von M. v. Carnbee im Jahre 1855 ausgeführt. Dieses wie das lolgende
Blatt ist dureh eine höchst sonderbare, naturwidrige i
verunziort. Das vierte Blatt, eins Karte der Insel Banka nach der
topographischen Aufnahme des Lient, L. Ullmann aus den Jahren
1852— 1855 und im Maassstab ron 1:560.000, ist von weit grösserer
Bedeutung, ala die vorerwähnten, welche durch die Junghuhn’sche Karte
von Java ziemlich überflüssig gemacht worden sind; auch enthält «s
eine Zusammenstellung ron einer grösseren Anzahl Höhen.)
AFRIKA,
’
Bücher.
1. Bee. Joseph Shooter: The Kafırs of Natal and the Zul
Country. Londm, E. Stanford, 1867.
Aufsätze, _
2, Theodor Kotschy: Allgemeiner Überblick der Nilländer und
ihrer kleidung.
3. P, A. Malte-Brun: Resumd historique du d i
& In eöte orientale ur et erdeutd pendant Ay 1846, 1847,
1848 sous lee de M. le oo. Ouillein. Mit Karte,
(Nouvelles Annales des Voyages, 1857, ru
4. Valentin Ferdi # Beschreibung der Westküste Afrika's
bis zum Senegal mit Binleitung und Anmerkungen von Dr. Fried-
rich Kunstnann. (Abhandl. der Histor. Klasse der K. Bayer. Ako-
demie der Wissenschaften, Bd. VIII, Abtk, 1.)
Karten, .
D. Dr. H. Brugseh: Karte des Alien Agypten. 1867. Leipzi
7 C. Hinrichs. Mast, 1:1.530.000. zn
[1. Der Vorfusser des Buchs über die Kaffern ron Natal und das
Sulu-Land lebte in der erstgenannten Kolonie über vier Jahre als
Geistlicher und benutats namentlich einen intelligenten und zuverläs-
sigen eingebarnen Diener, um Aufschlüsse über das Leben und Treiben
seiner Landsleute zu erhalten, nächstdem aber andere gedruckte und
ungedruckte Aufzeichnungen über jene Länder (so die „Truvels” des
Mr. Isasca, eines der ersten Kolonisten in Natal, das Manuskript
des Boisendon Green u. A.), mündliche Mittheilungen der Missionäre
(u. A. des Deutschen Missionärs Dohne). Es ist dem Verfasser auf
diese Weise gelungen, eine umfangreiche Schilderung des socialen und
öffentlichen Lebens der Kaffern jener Gebiete zu entwerfen; namentlich
sr
302 Literatur.
ist auch den in dem letzten Jahrzehnten dort vor sich gegangenen go-
waltsamen Umwälzungen, den Kriegen des berühmten Sulu-Häuptlings
Techaks und seiner Nachfolger mit Kuifern und Boers, Aufmerksamkeit
geschenkt worden. Der Anlımng enthält eine kurze physikalisch-geo-
grapkische Skizze der Kolonie Nuatal vom wenig Werth, erwähnt die
Operationen und Erfolge der Missionäre und giebt eine kurze Aufzüh-
lang und Beschreibung der verschiedenen Stämme der Sulu - Kaffern
nebst einigen Notizen über deren Sprache, Zur Illustration des Werks
dienen eine kleine unbedeutende Kartenskizse, einige Lithographien
und Holzschuitte. —
2. Von Kotschy’s vortreiflicher Arbeit über die Vegetation der
Nilländer (a, Geogr. Mitth. 1857, 8. 439; 1858, Heft Il, 8. 77) ist
uns ebenfalls ein besonderer Abdruck zugegangen. —
3. V, A, Malte-Brun giebt einen kursen Aussug aus Gulllain’s
Werk und begleitet ihm mit der grossen Übersichtskarte aus demselben.
(8. Geogr. Mitib, 1857, 8, 222.) —
4. Valentin Perdinand (Fermandes Aleman) aus Mähren lebte zu
Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts als Buchdrucker und
Notar zu Lissabon und rverfaasto ausser mehreren Übersetzungen «in
genealogisches Werk über die Abstammung des Kaisers Max I. und
eine geographische Beschreibung der von den Portugiesen in Afrika
und Indien entdeckten Länder (de insulis et peregrinatione Lusitano-
rum), Diese letstero, eine Kompilation aus dem Berichten des Diego
Gemez, Johann Rodrigues, Thomus Pirix, Hans Maier (eines Deutschen,
welcher den Vieckönig Don FPrancisoo de Almeida 1505 nach Indien
begleitete) und mehrerer Anderer, so wie aus Azurara's Chronik über
die Entdeckung von Guinen, wurde in den Jahren 1507 und 1508 ge-
schrieben und fand sich im unvollendotem Zustande unter dem Nach-
lasse Konrad Peutinger’s in Augsburg vor, Gegenwärtig befindet nie
sich in der Königl. Bibliothek zu München. Von diesem, für die Ge-
schichte der geographischen Entdeckungen wichtigen, Schriftstücke giebt
Dr. Kunstmann eine aussugsweise Übersetzung mit werthrellen kri-
tischen und erläuternden Noten und einer längeren Einleitung über
die Lebensverbältnisse und sehriftstellerischen Verdienste Valentin
Ferdinand’s. —
5. Dr. HM. Brugsch's Karte des Alten Ägypten verdient diejenige
Aufmerksamkeit und Anerkennung, die alle Arbeiten dieses ausgezeich-
neben Forschers beanspruchen, Nur wäre eine bessere technische Be-
arbeitung und Ausführung zu wünschen gewesen; so unterscheiden sich
&, B. die heutigen Arabischen Ortsnamen von den antiken Benennungen
wenig oder gar nicht.]
AUSTRALIEN UND POLYNESIEN.
Aufsätze,
1, Ludiig Becker an Geheimerath won Leonhard. (Neues Jahr-
buch für Min ie u a. u. 1867, Hefe 6.)
2. Les vignes de T Australie märidimale. (Moniteur unir. 14.
Jansar. ,
ne iülderungen der Loyalitäts- Inseln (Uta). (Ausland, 1858,
Ar. 2.)
[1. In einem Schreiben an Geboimorath v. Leonhard, datirt Mel-
bourne, den 21, Juli 1857, bespricht L, Becker mehrere geologische
und mineralogisehe Entdeckungen in Victoria, namentlich das Vorkom-
men von gediogenem Zink am Mittamitta-Fluss, 160 Engl. Meilen
nordöstlich von Melbourne, das Aufinden einer Höhle nahe Mount
Mneedon, 40 Engl. Meilen nordwestlich von Melbourne, durch dem Re-
gierungs-Geologen Belwyn. Sie befindet sich im Basalt, der auf dem
Silurischen ruht, und besteht aus niedrigen, verschlungenen Gängen;
darin vorgefundene fossile Knochen sind Reste von Thieren, die den
jetzt icbenden sehr ühnlich waren, lauter Bowtelthiere, Auf solche
und andere Erscheinungen gestützt, hält L. Becker die Fauna und Flara
Australiens für die Älteste der Erde, da sie seit der Bilurischen Periode
nieht gestört worden sei. —
2. Ein Herr Bahbage verlas in der Adelaide Philosophical Society
ein M&maire über den Weinbau in Süd-Austrelien, dem der „Monitenr
univ.” oinige statistische Angaben entnimmt. Im Jahre 1847, in wol-
ehem zuerst Wein in grösserer Menge angebaut wurde, waren 198
Acres damit bostellt. Diese Zahl hob sich im Jahre 1854 auf 4098
und im Jahre 1856 auf 753) Acres, Die hauptsächlichsten Distrikte,
in denen Weingürten liegen, «ind: Brighton, Burnside, Echungs, Noar-
lunga, Onkaparings, Para Wirrs und West Torrens mit je 11% bis
154 Acres; Angaston, East Torrens, Mount Crawford und Yntala mit
je 21 bis 30 Acres; Ülarendon, Morphett Vale und Tonunda mit je
43 bis 50 Acres; Highercombe mit 754 Aecres; Mitcham mit 874
Acros und Payneham mit 1094 Acres, Diess Distrikte liegen simmt-
lich zwischen 34° 20" und 85° 10° 8. Br., meist in der Grufschaft
Adelaide, einige auch in der nördlich daran stossenden Grafschaft
Light, Der Wein wird meist im Lande konsumirt, doch wurden schon
1853 82 Gallonen, 1854 480, 1855 880, aber 1A56 mur 334 Gallonen
exportirt. In Neu-Süd-Wales versuchte man den Weinbau schon 1801,
aber erst seit 1829 hat man ihm dort grössere Aufmerksamkeit zuge-
wandt; die besten dort erzielten Weine sind der Cambden und Irra-
wang. —
3. Das „Ausland” entnimmt «den neuesten Mittheilangen Henri de
Couz’ einige interessante Notizen über die Insel Uta von der Gruppe
der Loynlitäts-Inseln (östlich von Neu-Caledonien), ihre Bewohner und
die Geschichte der Französischen Mission daselbst.]
AMERIKA.
Bücher,
1. Report from the Select Committee on the Hudson's Bay Com-
together with‘ the proceedings of the Committee, minuten of
hust, appendix and index. iu The Home of Com
Zn er 3 and 11 August 1867. Mie 1 ‚Karte,
2. Annual Report of
Institution, showing the operations, expenditures
the Institution, for tha year 1850. Washington 1867.
3. Balduwn Möllhausen: T' ch einer Beise vom Mississippi
nach den Küsten der Büdses, Lingeführt von Alexander em Hum-
Boldt. Mit Ilustrationen in Ölfe und Tondruck, mit Holz-
schnitten und einer Speeialkarte. 2 Bände Leipeig, Herm. Men-
delsscohn, 1868. a
ufsälze.
4. Fr. Lichterfeld: Californien, I. Entdeckung und Geschichte
Cahforsiens bis zum Kintrist Ober- oder Neu-Californiens in den
Nord- Amerikanischen Staatenverband, (Westermann's Illuströrte
Deutsche Monatshefte, 1868, Januar.)
b. es in the Mississippi Valley. Nero York Tribune,
23. Oktober 1867.)
6. B. F. Prince: The Indions af the Great Basin. (Ebenda, 37.
Oktober 1857.)
T. An eretursion in the North- West. (Kbenda, 16. Des. 1857.)
8. Dr. Karl Rohrbach: Der Asphalt-See in Trinidad. (Ausland,
1868, Ar. 3 und 4.)
9. Adolphe de Circourt: Annexao ao relaterio do ministerio dos
neyocios estrangeiron de 1867. Jumites com a Guyana Francera,
Probocollos das eoufereneias havidas na corte de Paris entre os ple-
u, rior do Brasil « de Franga para a determinagdo da
Pe (Nous. Annalas des Vornpı, 1867, Dezember.) 2
Karten,
10. J. Arröissmith: Map of North America. Mat. 1:11.774.000,
(Zu Nr. 1.)
11. Dr. H, Lange: Karte zu Balduin Möllhausen's Reise
vom Mississippi nach der Südsee im Jahre 153-1854. NMaassst,
1:6.015.000. (Zu Nr. 3.)
[1, 10, Nachdem im Jahre 1838 der Hudsonsbai-Kompagnie das
Recht des ausschliesslichen Hanıels über den nordwestlichen Theil
von Britisch-Amerika (Indian Territory) gegeben war, forderte das
nahe Erlöschen diesos Termins zu einer eingehenden Untersuchung des
Zustandes derjenigen Länder auf, über welche jene Kompagnie ent-
weder das Eigenthumsrecht (Rupert’s Land, Streimgebiet der Hudsons-
bai) oder nur ausschliessliche Handelsbefugniss oder Alınlicke Rechte
besitzt (Indian Territory, Vancouver's Irland), namentlich da Canada
eine Änderung dieser Verhältnisse beanspruchte, um weiteres Gebiet
zur Kolonisation zu erlangen. Die Untersuchung wurde einem Selcet
Committee des Parlaments tbergeben, dessen Arbeiten und Itesultate
seit dem Sommer 1857 in einem über A00 Palisseiten umfassenden
Bive Book dem Parlamente vorgelegt worden sind. Dieses enthält aus-
führliche Vernehmungen früherer Beamten und Nesidenten jener Län-
der, nsch denen die Kommission zu dem Beschluss gekommen ist, dem
Parlament zu empfehlen, einzelne Distrikte (am Bed Rirer und Sas-
katchewan) an Canada zu überlassen, Vanenuyer's lIaland aus der Ver
bindung mit der Hudsonsbai-Kompagnie zu lösen und diese Kolonie
durch Zuweisung eines festländischen Küstenstrichs westlich der Fel-
sengebirge zu vergrössern, alle übrigen der Kompagnie untergebenen
Länder aber in dem bisherigen Verhältniss zu derselben za belassen.
Auf der beiliegenden Karte sind das Gebiet, welches die Hndsonsbai-
Kompageie kraft der Belehnungs-Urkunde von Kari II. beansprucht, die
Literator.
übrigen Britischen Territorien und das Russische Amerika dureh, be-
sondere Farben unterschieden und hierin besteht ihr spezieller Werth,
Die Grenze des Gebiets der Hudsonsbai-Kompagnie verläuft genan auf
der Wasserscheide dieses Meerbusens. —
2. Der Beriebt des Direktorenhofes der Smithsonian Institution für
das Jahr 1856 hat dieseibe Einrichtung wie der für das Jahr 1855
(s. Geogr, Mitth. 1857, 5. 279); der erste Theil giebt Aufschinss über
die Vorgänge und Veränderungen, die Finanzen, den Zuwachs der
Sammlungen und enthält daneben eine Übersicht der von den Ver-
einigten Staaten nusgegangenen wissenschaftlichen Expeditionen und
Reisen während des genannton Jahres, so wie eine Liste sänmtlicher
meteorologischer Stationen innerhalb der Vereinigten Staaten; in dem
zweiten Theile finden sich eine Anzahl Vorlesungen, anderweitige Ab-
handlungen und Korrespondenzen zusammengestellt. Unter ihnen haben
wir zu erwähnen J. 6. Kohl's Vortrag über seine Sammlung Amerika-
tischer Karten (s. Geogr. Mitth. 1857, 85. 444 und 445); Vorschriften
für das Bummeln. Aufbewabren und Transportiren naturhistorischer
Gegenstände von Professor 3. F. Baird; eine Liste der Fische von
New York mit kurzen Beschreibungen von Thieodore Gill; einen Bo-
richt über die bisherigen Resultate der zu praktischen Zwecken unter-
nommenen geologischen Aufnahme von Trinidad von G. P. Wall und
Jas. Sawkins; eine Beschreibung des von Charles Smallwood errich-
teten Ohserratoriums zu St. Martin, Isle Jesus, in Ost-Cnnada (45°
32" N. Br., 73° 56° W. L. v. Gr, 118 Engl. Fuss über dem Merre);
eine längere Abhandlung von L. W. Meech über die relative Intensität
der Wärme und des Lichtes der Somne in verschiedenen Breiten der
Erde, und den Schluss des ins Englische übertragenen Berichtes über die
neueren Fortschritte der Physik von Prof. Job. Müller in Freiburg. —
3, 11. Nachdem bereits im Janunr diesws Jahres der erste Theil
des Tagebuchs u. s, w. von Möllhausen veröffentlicht war, liegt dieses
snsiehende und vom Verleger prächtig ausgestattete Werk (beinahe
500 Seiten gross Quart) durch die im Mai erfolgte Ausgabe des zweiten
Theils nunmehr vollendet vor uns, Gegenstand dieses Tagebuchs ist
die Beschreibung der Expedition, weiche unter dem Amerikanischen
Ingenienr-Lientenant A. W. Whipple in den Jahren 1855—54 vom
Fort Smith am Arkansas Hings des 38. Breitengrades nuch dem Hafen
von Sun Pedro an der Kalifornischen Küste sich bewegte, um auf die-
ser Route das Terrain in Berichung auf eine anznlegende Eisenbahn
zu untersuchen, Miällhausen, welcher diese Expedition als Geograph
und Zeichner begleitete, beabsichtigt in seinem Tagebuch keineswegs
sine wissensehaftliche Darstellung derselben; er schildert dieselbe viel-
mehr in der Absicht, dem Leser ein getrewes Bild der grossartigen Na-
tur jener weiten Landstricehe und des Kulturzustandes ihrer Indiani-
schen Urbewohner zu geben, so wie des Lebens und Treibens der-
jenigen „Bleichgesichter”, welche entweder vorübergehend als Reisende
oder dauernd als Hinterwäldler und Peizjäger jene Gegenden durch-
wandern; um dieses zu erreichen, erzählt er uns nicht nur von ihm selbst
Geosehenes und Erlebtes, sondern flechtet auch die Eriebnisse und
Schilderungen Anderer ein. Wir finden aus demselben Grande die
eigentliche Topograpbie nur gelegentlich besonders beachtet, so im
ersten Theil {von Fort Smith längs des Thals des Canadian über den
öberen Lauf des Rio Peeos nach dem Rio Grande del Norte) bei der
Beschreibung der Cross Timbers, jenes morkwürdigen Waldstriehs, der
von Arkansas bis zum Braxos die haumlosen Regionen des fernen
Westens durchzieht, der Liano Estacado n. s. w.; häufiger. geschieht
es im zweiten, welcher uns ron Albuquorque am Rio (irande über die
Sierra Madre und zwischen den S. Franciseo- und Bill Williams-Ber-
gen hindurch nacht dem Rio Coleralo bei der Mündung des Bill Wil-
liams Fork und von hier durch das Thel des Mohare und den Csjon-
Pass nach der Küste des Stillen Meeres führt, eine Honte, die u ein-
gehenderen topographischen Schilderungen schon desshalb mebr auffor-
derte, weil das durchzogene Terrain eine grössere Mannigfaltigkeit bot
und mur erst sehr spärlich bekannt war. Die Pflanzen- und namentlich
die Thierwelt wird in ihren charakteristischen Exemplaren vorgeführt,
ohne dass das Buch in dieser Bexiehung etwas Neues bieten dürfte,
Besondere Beachtung wird, wie schen erwähnt, den verschiedenen
Indianer-Stimumen geschenkt, ihren Traditionen, ihrer Herkunft, Ge-
schichte und jenen merkwürdigen Bauwerken und historischen Über-
bleibseln, welche in den Pueblos von Neu-Mexiko angetroffen werden.
Dass aber das Werk Möllbsusen’s trotz der absichtlich mangelnden
Wissensehaftliehkeit unsere besondere Aufmerksamkeit verdient, dafür
möchte das Vorwort Humboldt's und sein darin niedergelegtes Urtheil
schon vin vollgültiger Beweis sein {s, Geogr. Mitth. 1857, 8. 545). —
Dem zweiten Band sind eine Keihe von Anmerkungen beigefügt, mei-
„tens Auszüge aus dem Bericht des Geologen der Expedition, Herra
303
Jules Marcou, jetet Professor an der Polyteehnisehen Schule in Zürich;
ferner ein Auszug wus dem offiziellen Bericht des Kriegsministers in
Washington, Jefferson Daris, über die erlangten Resultite der Expe-
dition in Bezug auf die Anlegung einer Eisenbahn, so wie endlich
Erlinterungen zu der beigegebenen Karte von Dr. Heury Lange, nebst
einem Verzeichniss der auf derselben eingetragenen astronomischen Po-
sitionen. Diese deutlich und goschmackvoll ausgeführte Karte umfasst
das Gebiet zwischen 30° und 38° N. Br. und zwischen dem Grossen
Ocean und Fort Smith nm Arkansas, Die Materialien, welche die
nenen Aufnahmen und Rekoguoseirungen der projektirten Eisenbahn-
routen, so wie die Vermessungen in Arizons und Neu-Mexiko geliefert
baben, sind darin vollständig verarbeitet und ihr Werth wird noch er-
höht durch die Beigabe eines Höhen-Profils von Fort Smith bis zum
Grossen Ocean im Höhenmaassstab von 1:150,000. — Volle Anerken-
zung verdient auch die trpographische Ausstattung des Werkes, wel-
ches ausser einigen Holzschnitten mit 13 Illustrationen in Ölfarben-
und Tondruck geziert ist. —
4. Dr, Lichterfeld giebt in dem ersten Abschnitt seines Aufsntzes
über Kalifornien einen klaren und lebendigen Abriss der Entdeckungs-
und Kolonisstions-Geschichte Kaliforniens bis zur Zeit seines Eintritts
in die Reihe der Vereinigten Staaten und einen kursen Überblick der
physikslischen Geographie des Landes, —
5. Veranlasst durch das Erdbeben am oberen Mississippi vom
8. Oktober vorigen Jahres, über welches in derselben Nummer des
„New-York Tribune” mehrere Berichte abgedruckt werden, kommt ein
Korrespondent dieser Zeitung auf die heftigen Erderschütterungen zu
sprechen, welche vom 16. Dezember 1811 bis Mitte Februar 1912 die
Länder am Mississippi heimsuchten, über die aber nur schr unroll-
kommene Berichte existiren. Er stellt zusammen, was man von der
Ausdehnung und Heftigkeit jenes Erdbebons in Erfahrung gebracht hat,
und beschreibt ausführlicher einzelne Seenen und Wirkungen, Die
Spuren haben sich bis jetzt noch nicht ganz verwischt; in der Nähe
von Neu-Madrid ie Missouri, dem Üentrum der Erschütterung, findet
min noch beute zuhlreiche Erdspalten und Schluchten, welche damals
entstanden sind; hier wie in der Grafschaft Hickman in Kentucky
und weiter hinab in Tennessee sind noch viele See’'n und Teiche, durch
das Eindringen des Wassers in die Erdspalten und Senkungen gebildet,
zu sehen und der St. Franeis-Fluss im Norlen von Arkansıs windet
sich durch eine Wildniss yon See'n, Bümpfen und stehenden Kanälen,
welche derselben Ursache ihre Entstehung verdanken. Man hat dieses
Erdbeben irrthümlich mit dem xusammengeworfen, welches am 25,
März 1812 Caracas zerstörte, am Mississippi hatten aber nachweislich
die Erschütterungen schon im Februar aufgehört, —
% B. F, Prince schildert kurz die physischen und moralischen
Eigenschaften der drei Indianer-Stämme, welche das Grosse Bassin im
Utab-Territorium bewohnen, der Piots, Schoschonen und Uitahs, und
stellt ihren Charakter und ihre Fähigkeiten ie ein schr günstiges Licht.
Die Piots haben das Gebiet zwischen der Sierra Nevada und dem Hum-
boldt-Bee, einschliesslich des ganzen Carson-Thales, inne, die Scho=-
schonen leben zwischen dem Humboldt-Soe und dem Goose-Creek-Moun-
tain, die Utahs zwischen diesem und dem Ostrande des Beckens. Ihre
Gesammtzahl schätzt Prince, der sich 6 Jahre lang unter ihnen auf-
hielt; auf 60- bis 75,000, Nebenbei erfahren wir, dass er den Lauf
von vier verschiedenen Flüssen, ausser dem Hanboldt, verfolgte, die
alle wie dieser in Soe’n enden und noch auf keiner Karte verzeichnet
sein sollen, und dass die Kolanisationsfühigkeit des Landes zu bei-
den Seiten des liumboldt je nach der Entfernung zunehme. —
T. In demselben Journsl finden wir die Beschreibung einer grüssten
Theils zu Wasser zurückgelegten Reise im Quellgebiet des Mississippi.
Der Verfasser hatte den grossen und herrlichen Lesch-Ser besucht
und fuhr auf seiner Rückkehr nach Crow Wing (an der Mündung des
gleichnamigen Fiusses in den Mississippi) auf dem breiten, ruhigen,
von wilden Reisfeldern und üppiger Sumpf - Vegetation bekleideten
Leech-Fluss in den Mississippi hinab, folgte diesem bis au den Fällen
oder richtiger Stromschnellen von Pekagema, mächte einen Abstecher
nach dem lieblichen Sandy-Ses und fahr dann wieder auf dem Missis-
sippi nach Crow Wing. Die Erzühlung ist beiebt und anschaulich.
Dass der Mississippi oberhalb Crow Wing mit Dampfern befahren
werden könne, hält der Verfusser nicht für wahrscheinlich, da auch
unterhalb Pekagema noch ein halbes Dutzend Stromschnellen existiren. —
8. Dr. Rohrbach giebt eine ausführliche Beschreibung des berühm-
ten Asphalt- oder Pech-See's bei La Brea auf der Insel Trinidad. Er
bestätigt im Allgemeinen die Angaben früherer Reisenden, x. B. J. E,
Alexander’s (Edinb. New Philos, Journal, 1833, XXVIl, pag. 94 fl),
bemerkt aber, dass der Band des Thonbeekuns, welches die Asplult-
304
ansammlung ausfällt, an seiner höchsten Stelle etwa 25 his 40 Fuss
und die Asphaltlläche selbst nur 30 Fuss über dem Moere lioge, wüh-
zend Montgomery Martin und Alexander die Höhe zu 80 Fuss angeben.
Von dem Asphalt auswerfenden Schlunde bei Napariına glaubt er, dass
er mit dem See in unterirdischor Verbindung stehe, —
8. A. de Circourt theilt aus dem Protokollen der jüngsten Kon-
ferenz zur Bestimmung der Grenze zwischen Französisch-(uyans und
Brasilien Einiges mit und bespricht die historische Entwickelung jener
Grenzfrage.]
ALLGEMEINES.
Blicher.
1. Dr. Wilhelm Hofmann: Eneyklopädie der Erd-, Wülker- und
Btaatenkunde, eine geographisch - statistische Darstellung der Erd-
theile, IäAnder, Meere, Inseln, Gebirge, Berge, Vorgebirge, Buchten,
Häfen, Flüsse, Seen, Völker, Staaten, Städte, Flecken, Dörfer, Bä-
der, Berg- und Hüttemeerke, Leuchtthürme, Aanäl, Bisenbahnen
u. 8 ww. nebst den geographisch-astronomischen Bestimmungen der
Lage der Orte. Lief. 1-27. Leipzig, Arnold, 184-1887.
2. Dr. H. Berghaus: Was man von der Erde weiss. Lief. 19-24,
Berlin, Hasselberg, 1857.
3 Dr. Franz Locher: Allgemeihe Erdkunde oder newertes Hand-
buch zur Befürderung und Belebung des geographischen Sinnes
und Wissens ai Schule und Haus. Lief. 1—b. Regensburg, @.
J. Manz, 18517.
4. Dr. Alerander Schöppner; Hausschatz der Länder- und
Völkerkunde. Geographische Bilder aus der gesammten neueren
Beiseliteratur. Mit Ansichten in Tondruck und 38 Fignetten,
Leipzig, 1558.
fu Dr. J. Roth: Die Fortschritte der physikalischen Geographie
im Jahre 1854. (A kt aus dem zehnten Jahrgange der
„Fortschritte der Physik")
6. E. A. Zuehold: Bibliotheca historieo-naturalis. 7. Jahrgang,
1. Heft. Januar bis Juni 1957. Göttingen, Vandenhosck d&
Ruprecht,
1. Dr. A. Mühry: Kl ische Untersuchungen oder Grund-
züge der Klimatologie in ihrer Besiehung auf die Gesundheits- Fer-
hältuisse der Berölkerungen. Mit einer + iphisch geordneten,
die gesammte Erde umfassenden Sammlung klimetologischer Schil-
derungen. Afit 2 Karten. zu u. Heidelb., C. F. Winter, 1868.
8, Report of the tie meeting of the British Association
Jor the u se held at in August 1856.
London, J. Murray, 1857. Mit 2 Karten,
9 William C. Redfeld: Obserrations in relation to of
the Western Pacifie: embraced in a communication to Commodore
Perry. Mit einer Karte.
T. Prof. Dr. Dermison Olmsted: Adıdress on the scientifie life
and labors of Williom C. Redfield, A. M., first president of the
American Asweiation for the Adeancement of Seience Deliwered
before the Association at their annual meeting in Montreal, August
11, 1857, New Haven 1857.
11. John Rodgers and Anton Schimborn: On the aroidance of
the violent portions of Öyelmes; with notiees of a typhom at the
Bonin Islands (from the American Joumal of Science and Arts,
Vol. XXIII. March 1857).
12. Report of the Secretary af War, communicating information
respecting the Purchase of a for the purposes of military
tran ion. Washington,
13. Rapport sur P’ Exposition Universelle de 1865 pri &
t’ Enıpereur par 8. A. I. fe Prince Napolion, icdent la Com-
mission. Paris, Imprimerie imperiale, 1557. Mit 2 Plänen.
14. Chr. Frisch: Joannis Kepleri —eräesate TS emmia. Vol I.
Francofurti et Erlangae, Heyder d Zimmer, 1
i Aufsätze.
15. A. Steinhauwser: Über die Grüsse der Geographischen Quadrat-
meile und ihr Verhältnisse zur Österreichischen Qnadratmeile. (Ztschr.
für die Österr, Gymnasien. 1858, Heft 1.)
16. John Watkins Brett: On the Aubmarine Telsgraph. (Notices
the Meetings af the Members of the Royal Institution of Great
itain. Part VII. Nov. 1856 bis Juli 1857.)
Karten,
17. Hygrometeorische Weltkarte, zu allgemeinster Übersicht der
Vertheilung der vollen Dampf-Saturasion (Begen) ; mit Angaben über
Literatur,
die Haupt- Temperatur- Linien und Houpt- Winde. MHst. 1:130.000,000.
— Die vier klimatischen Gebiete von Deutschland. Met, 1:9.000.000,
Zu Ar, 7.)
s 18. Die Mündung des Mersey nach den Termessungen aus den
Jahren 1689, 1706, 1813 und 1847. — Arran Island, Frith of
Chyde. Met. 1:00.000, (Zu Nr. 5.)
19. Exposition Universelle. Plan d' Ensemble. Mat. 1:00, —
Exposition unieerselle. Plan de la Cerimönse de Clöture du 1b No-
vennbre 1555. ar. 1:1000. (Zu Nr. 18.)
[1. Der neueren geogr. Literatur fehlt es nieht an guten und branch-
baren geogr. Lexieis und unser Jahrzehnt allein het eine ganze
Beihe solcher Werke entstehen sohen (wir erwähnen nur: A Gazetteer of
the World, Edinburgh, Fullarton, 1860-—1857; Tho Imperial Ünzettoer,
Glasgow, Bilackie, 1850 — 1855; Lippinontt's Propouneing Gazettser,
Philadelphia, 1865; die vierte Auflage von Ritter's Üoogr.-statist. Lexi-
kon, Leipzig, 1855). Es ist diess das beste Zeichen, wie das Bedürf-
niss nach Orlentirung in den rasch wachsenden geographischen und
ststistischm Materialien such im grossen Publikum mehr und mehr
zunimmt. Dass sich bei Vergleichung dieser gleichzeitig entstandenen,
ein und dasselbe Ziel verfolgenden Werke häufig eine Identität heraus-
stellt, kann nicht Wunder nehmen, aber es wäre voreilig, desshalb
neue ähnliche Unternehmungen für überflüssig zu erklären. Im Gegen-
theil muss uns immer noch ein jedes geographische Lexikon willkom-
men sein, soball es in sachkundiger und selbstständiger Weise bearbeitet
ist; denn nicht nur schreitet die Wissenschaft täglich mit raschen
Schritten vorwärts, sondern oa ist selbst für ein umfangreiches Werk
dieser Art unmiglich, den Stof vollständig zu bewältigen, so dnss erst
eine grössere Anzehl dem Bedürfniss genügen kann, Ist sehon aus
diesem Grunde die Hoffmann’sche Eneyklopädie eine erfreuliche Er-
schsinung, »» wird sie es doppelt, wenn man ihren inneren Werth he-
rüeksichtigt. Überall zeigt sich das eigene, selbstständige Studium, ein
unermüdlicher Floiss in Bomutzung auch der neuosten Forschungen und
eine Vorliebe für wissenschaftliche Behandlung im Verein mit prak-
tischem Sinn für kurse, übersichtliche Darstellung. Dabei ist eine
seltene Vollstindigkeit erreicht worden, wie denn diese Eneyklopädie
bei gleich kompressem Druck und etwas grösserem Format ziemlich
die doppelte Bogenzahl des Ritter'schen Lexikons erhalten wird. Die
kis jetzt erschienenen 27 Lieferungen gehen bis zu dem Namen Hu-
balow, bilden also erst dis kleinere Hälfte des Gunzen, und doch um-
fassen sie bereits 135 Bogen. Nicht geringer Werth ist such auf die
Wohlfeilheit des Buches zu legen (jede Lieferung von 5 Bogen kostet
nur 4 Sgr.), da sie die allgemeinere Verbreitung so sehr begünstigt.
Gegenüber solchen Vorsligen und den ungeheuren Schwierigkeiten,
welche einer derartigen Arbeit sich entgegenstellen, wollen wir dem
Verfasser keinen Vorwurf darıns machen, dass hie und da reralteta,
namentlich statistische, Angaben, wie wir sie x. B. in dem Stein’schen
Lexikon finden, sich eingeschlichen haben, —
2. Die Lieferungen 19—23 des früher {a. Geogr. Mittb. 1857, 5.
462) von uns nüher besprochenen Werkes „Was man von der Erde
weiss” von Dr. H. Berghaus enthalten den Schluss der trefllichen
allgemeinen Übersicht von Deutschland und die speslalleren Schilde-
rungen des Alpenlandes und der Deutschen Mittelgebirgs-Laudschaften
nach ihren physikalischen Vorbältuissen, ihren Bewohnern und deren
Lebrns- und Wirthsohaftsweise,. —
3. Die sich stark mohrende Zahl der geographischen Handbücher
— es sind jetzt gleichzeitig wohl ein Dutzend im Erscheinen begriffen
— giebt ein unsweideutiges Zeugnis von der Unzulänglichkeit der
biaberigen ab. Wie Ausgeseichnetes auch auf einxelnen Gobieten der
Geographie geleistet wird, die schwierige Aufgabe eines vollständigen,
dem neuesten Standpunkte entsprechenden Handbuches ist noch nicht
gelöst worden, Eine solehn Aufgabe lässt sich aber nuch kaum an
einen Einzolnen stellen und meist begnügen sich daher die Verfasser
geogr. Handbücher damit, einen besonderen Theil der Wissenschaft
vorzugsweise zu besrbeiten oder ihr Werk für die geringeren Bedürf-
nisse Jder Schulen und des grösseren Publikums einzurichten. In die-
ser Weise fassen wir auch das Handbuch von Dr. Fr. Locher auf, das
von der mathematischen (13 Beiten) und allgemein physikalischen (33
Seiten) Geographie nur flüchtig skissirte Andeutungen entkält, in den
topographischen, historischen und statistischen Theilen aber ziemlich
ausführlich wird, wenn auch immer in mehr populärer Weise. Warum
& „zur Beförderung und Belebung dos geographischen Sinnes und
Wissens” mehr als andere ühnliche Werke geeignet sein soll, schen
wir nicht ein, da die Darstellung möglichst trocken ist und das Buch
in dieser Hinsicht manchen anderen, diesen spesiellen Zweck berück-
sichtigenden, Schriften weit nachiteht. Die in der Anklindigung ge-
Literatur.
machte Bemerkung, dus Handbuch habe u. A. den Zweck, „gewissen
Grundsätzen, Schlagwörtern und dem schleichenden Gifte mancher
geogr. Werke entgogenzutreten’, können wir nur wuf einige wenige
Stellen beziehen, in denen auf die bekannte, längst abgedroschene
Weise die Zweckmässigkeit der Einriehtungen der Natur und die Wois-
heit dos Schüpfers an einzeinen Beispielen gezeigt wird. In wissen-
schaftlicher Besiehung genügt das Handbuch nicht, seibst zum Nach-
schlagen der Zuhlenangsben ist os nicht zu gebrauchen, weil es hierin
ıneist auf älteren Quellen basirt. Das ganze Buch ist auf 10 Liefe-
rungen zu je 5 bis 6 Bogen berechnet; die uns vorliegenden 5 ersten
enthaltım die allgemeine Beschreibung von Europa und die speziellere
von Deutschland, Italien, der Schweiz und den Niederlanden. —
4. Dr. Schöppner ist bei der Zusammenstellung seines Hausschatzes
von dem Grundsatz ausgegangen, dass man beim Unterricht in der
Geographie der phantusierollen, frischen Jugend zuerst lebendige, kon-
krete Gestalten, nicht aber traurige, Geist und Gemüth tödtende, sche-
matische Kompendien vorlegen, — dass nüch dem Ausspruche des Däni-
sehen Naturforschers Schouw ein Lehrbuch der Erdbesehreibung „sich
lesen lassen müsse”. Um dem aus der Nichtbeachtung dieses® Grund-
sotzos entstehenden Bedürfniss abzuhelfen, will er neben das aystema-
tische „Lehrbuch”, welches vorwiegend eine Beschreibung des „Lan-
dee’ giebt, ein „Lesebuch” stellen, in welchem hauptsächlich die
Staffogs des Landes, „die Leute”, ins Auge gefasst und lebendige
Charakter-Bilder der Länder- und Völkerkunde gegeben werden. Es
ist dem Verfasser sun auch unstreitig gelungen, aus (Jen klassischen
Werken fast ausschliesslich der Deutschen Reiseliteratur eine höchst
ansprechende und lehrreiche Sammlung jenor Bilder eusammenzustellen.
Für den dabei 'angewendeten Fleiss spricht das angehlngte Quellen-
verzrichniss, welches 264 Nummern enthält; jeder einzelne Aufsatz ist
mit der entsprechenden Nummer bezeichnet, #6 dass auch der Leser
der Quelle desselben nachfoigen kann, Das Werk enthält übel 300
Seiten in grons Oktar und ist in einer Weise ausgestattet worden, die
der Verlugshandlung grose Ehre macht; besonders sind die ganz vor-
zöglichen Holzschnitte in Tondruck zu rühmen, welche dieses empfoh-
lungswertho Werk schmücken, —
Nr. 5 ist eine Zusammenstellung von kurzen Besprechungen, theil-
weise auch nur der Titel, von etwa 80 Büchern und Aufsützen aus
dem Jahre 1854. Sie sind je nach ihrem Inhalt in die Abschnitte:
Hydrographie, Orographie,' Vulkane und Erdbeben, und Allgemeines ge-
ordnet, der Literatur verschiedener Länder entnommen und geben, da
meist nur beientendere, auf die Fortschritte der physikalischen Geo-
graphie einwirkende Arbeiten gewählt wurden, einen allgemeinen Über-
bliek über diese Fortschritte selbst. —
6. Vergl. Geogr. Mitih. 1867, 8. 229. —
7, 17. Dr, A, Mühry's nosogeographische Untersuchungen, deren
erste Früchte im Jahre 1856 dem Publikum geboten wurden’), sind
seitdem bedeutend vorwärts geschritten, so dass nach kaum zweijäh-
rigen Zeitraum abermals ein starker Band mit einem grossen Schatz
zeu gesummelter Materialien vor uns liegt. Wie in dem früheren
Werke wurden auch hier wieder die spexiellen klimstologischen und
biostatistischen Schilderungen aus den vorschiedensten Theilen der
Erde in dem zweiten Abschnitt zusammengestellt, während die aus
ihmen abgeleiteten allgemeineren Schlisse und Gesetzo in dem ersten
kürzeren Abschnitt Platz fanden. Mit bewunderungswürdigem Fieisse
hat der Verfasser die geographische, namentlich die Reiseliteratur zu
soinen Zwerken ausgebeutet und beide Werke zusammen enthalten nicht
weniger nls 570 gesammelte und ausgezogen® Berichte, Gleichen Sehritt
hat die Verarbeitung derselben gehalten, die hauptsächlich den Zweck
verfolgt, nach und nach eine Grundlsge der klimatischen Ätiologie zu
gewinnen, und die bis jetzt gewonmenen Resultate, obwohl kein voll-
ständiges System darstellend, verdienen alle Anerkennung, da sich der
Verfasser auf oin höchst mangelhaft angebautes Feld der Forschung
begeben hat, Gleich das erste Kapitel bringt eine vortreffliche Ab-
handlung über die Klimatologie der Gebirge, in welcher von unserem
Standpunkt aus als besanders rühmlich hervorzuheben sind der Ver-
such zur Konstruktion von Hypsothermen, d. i. Linien oder vielmehr
Flächen gleicher mittlerer Temperatur, welche durch die Erhebung
über den Meeresspiegel bedingt ist, und ein Versuch, die Schneegrenze
im Winter und Sommer getrennt festzustellen. Dieser Abschnitt scheint
uns der bedeutendste dos Werkes zu sein. Das zweite Kapitel han-
delt yon der Absenz der Lungenschwindsucht auf einigen Arcalen und
besonders in der dünneren Luft hoher Regionen; das dritte von der
8, Gesjer, Mitch. 1866, 8, Bus,
‘
305
Salubrität der Klimate, deren Bedingungen und relativen Unterschieden,
Unterschied für Eingeborne und Fremde, Aoclimatisation u. s. w, mit
einer Übersicht von Beispielen der vorsöglichsten gesunden und unge-
sunden Wohnorte der Erde. In dem kurzen vierten Kapitel „über die
Mischungsverhültnisse der Atmosphäre in zeographischer Hinsicht”
wird dargethan, dass das Verhältnis der Bestandtheile der Atmosphäre
überall und immer dasselbe ist und dass nur in den aceidentellen, gas-
förmigen oder inhärirenden, Beimischungen einige Besonderheiten Statt
finden. Nachdem in dem fünften Kapitel die Salubritäts-Verhältnisse
kleiner Inseln und der Meeresküsten noch besonders besprochen wor-
den, unterzieht der Verfasser im sechsten das Klima von Doutschland
einer ausführlicheren Untersuchung, indem er dabei vier klimatischs
Gebiete unterscheidet. Diese werden getrennt durch die von Nord
nach Süd über Rostock, Halle, Regensburg verlaufende Isochimene von
0° R. und durch die westöstlich über Trier, Hof, Oppeln verlaufende
Isothere von 14° und 15° R., so dam sio als die Gebiete der Nord-
see, der Östsse, des Ober-Kheins und der Ober-Donau, und der Mittel-
Donau bezeichnet werden können (anf einer Kartenskizze ist diese
Eintheilung angegeben). Im siebenten Kapitel wird eine Klassifieirung
der Krankheiten nach ihrer Abhängigkeit von der Temperatur versucht.
Die fünf übrigen Abschnitte des allgemeinen Theils gehen wieder spe-
zieller auf die geographische Verbreitung einzelner Krankbeitsformen
ein, wie der Malaria, der Pest, des Kropfos und Cretinismus, Gicht,
Krebs und einiger anderer, Schliesslich werden noch einige werth-
volle Erläuterungen über die an sich unbedeutende, nichts Neues ent-
haltende Regenkarte gegeben. Man sicht aus dieser Übersicht des In-
haltes, das noch nichts Ganzes und Fertiges vorliegt, aber die An-
fünge sind bedeutend und höchst beachtenswerth, und es steht au hoffım,
dass anf so gutem Boden dieser fast neue Zweig der Wissenschaft sich
bald kräftig entfalten wird. —
8, 18. Eine ähnliche Anordaung, wie sie bei den Versammlungen
der „British Assoeintion for the Adrancement of Science” beobachtet
wird und wie wir sie unseren Lesern im vorigen Jahrgange dieser
Zeitschrift (88. 387 #.) in dem Hesumd über die Versammlung zu
Dublin vom August 1857 aungedentet haben, zeigt sich nuch in den
ausführlichen Berichten, welche tiber jede dieser Versammlungen nus-
gegeben werden. Wir finden also darin zuerst die Statuten der Ge
sellschaft und die Liste ihrer Mitglieder, ein Verseichniss der voraus
gegangenen Versammlungen mit Namhaftmachung der Präsidenten und
Sekretäre, die Berichte des Kassirers, des Ausschusses, des Goneral-
Comitö’s und der «inzelinen Comitd's, Hierauf folgt der Alsdruck der
Adresse des Präsidenten, in welcher die Fortschritte der Naturwissen-
schaften während des rerfliossenen Jahres skizzirt werden, die Berichte
über Forschungen und Arbeiten, die von der Gesellschaft bei Gelegen-
heit früherer Versammlangen angeregt und zum Theil unterstützt wur-
den, und endlich Auszüge, oft auch nur die Titel der Vorträge, weiche
in den einzelnen Sektionen gehalten wurden. — In der Versammlung
su Chbeltenbam im August 1856, von welcher der letste uns vorliegende
Bericht handelt, war Dr. Charles Daubeny, Professor der Botanik an
der Universität Oxford, Präsident. Er verbreitete sich in seiner
Adresse hauptsächlich über die Fortschritte der Chemie und Botanik,
und weil vor ihm nur eiumal ein Chemiker und noch nie ein Botaniker
von Fach Präsident gewasen war, so griff er auf einen längeren Zeit-
raum zurück, wodurch seine Übersicht einen nicht gewöhnlichen Werth
erhält. Unter den Berichten über die von der Üssellschaft angeregten
Untersuchungen nehmen die von Robert Mac Andrew und Philip P.
Carpenter über die Mollusken des nordöstlichen Theils des Atlantischen
wnd der benschbarten Meere und fiber den gegenwärtigen Zustand
unserer Kenntniss der Mollusken au der Westküste von Nord-Amerika
bei weitem den grüssten Ratım ein, sie füllen etwa ein Drittel des
ganzen starken Qnartbandes und sind mit mehreren Tafeln Abbildungen
ausgestattet, Ausserdem interessiren uns von diesen Berichten nur der
von Baden Powell über die in den Jahren 1855 und 1856 beobnch-
teten leuchtenden Meteore und der von einer besonderen Kommission
erstattete Bericht über die Veränderungen, welche mit dem Pahrwasser
und den Sandbänken am Ausfluss des Merser innerhalb der letztem
50 Jahre vor sich gegangen sind. Der letxtere wird dureh eine Karte
illustrirt, auf weicher die Resultate der Vermessungen von Collins im
Jahre 1689, von Eres im Jahre 1755, ron Thomas im Jahre 1818
und von der Admiralität im Jahre 1847 niedergelegt sind. So inter-
essant diese Karte auch ist, so giebt sie doch ein unklares, verwir-
rendes Bild, weil die verschiedenen Konturen nicht neben einander,
sondern auf ein und demselben Blatte, sich vielfach durchkreuzend,
dargestellt sind, Aus der grossen Heihe von Vorträgen, von denen
meist nur sehr kurse Auszüge, nach den Sektionen geordnet, gegeben
306
werden, heben wir folgende als in das Gebiet der Geographie eingrei-
fende hervor: Professor Chevalier über die Gezeiten an der Küste
von Nen-Schottland; Thomas Dobson über die Ursschen grosser Über-
schwerımungen; Henry Poole’s Beobachtungen mit dem Aneroid-Baro-
meter und Thermometer während einer Reise durch Palästina und
längs der Küsten des Todten Meeres Im Oktober und November 1865
(mit zahlreichen, höchst werthrollen Höhenangaben); William H. Baily
über Fossilien aus der Krim; Dr. Vogel’s Beschreibung des ron ihm
im Benne entdeckten Ajuh; Dr. W. B. Baikie über neus Entdeckungen
in Oentral-Afriks und die Gründe für weitere, erneuerte Forschungen
daselbst; A. G, Findlar über einige vulkanische Inseln im Südosten.
von Japan, einsehliosslich der Bonin-Inseln; F, D, Hartland über den
Vesur und seine Ernptionen; Dr. Livingstone’s Rückreise ron Loanda
quer durch Süd-Afrika (kurzer Abriss); Dr. Macpherson's Untersuchun-
gen über die Lage der alten Griechischen Stadt Panticapaeum (Kertsch);
E. Virian über die ersten Spuren mmmschlieher Gebeine in Kent'«
Höble zwischen Torquay und Babbicombe; Lord Stanloy’s Adresse zur
Eröffnung der statistischen Sektion (mit allgemeineren Betrachtungen
über die Aufgaben und Fortschritte der Statistik); Richard Heamiah
über die Statistik von Cheltenbam; Dr, Louis Kr. Daa's Tabelle der
Lappen und Finnen in Norwegen nach dem Census von 1845 und 1855;
Vincent Seully's Tabelle der Bevölkerung Irlands zu verschiodenen Zei-
ten zwischen 1803 und 1856 mit Angabe der Ursachen der periodischen
Ab- und Zunahme; J, Towne Danson über die Halbinsel Wirral und
das Wachsthum ihrer Bevölkerung während der letzten 50 Jahre in
Verbindung mit Liverpool und dem Manchester-Distrikt; R. G. La-
tham, Statistischos über die Verbreitung der Albanesen in der Türkei,
Griechenland, Österreich, Russland und Italien; F. M. Kelley’s Unter-
suchungen im Thal des Atrato zum Zweck der Herstellung eines Inter-
Ocoanischen Kanals. —
%, Die Beobachtungen über die Typhune des westlichen Grossen
Oceans von W. Ü. Bodfield, von denen uns ein besonderer Abdruck
sugekommen ist, machen einen Theil des Perry’schen Werkes „Narre-
tive of the Expedition ete.” aus und enthalten wesentlich dasselbe, wie
der bereits früher in Silliman’s American Journal erschienene Aufantz
desselben Verfassers (s, Geogr. Mitth. 1857, 8. 452), nur sind sie hier
noch ausführlicher mitgetbeilt. Die Karte ist dieselbe geblieben. —
10, Prof. Olmsted hat uns gütigst seinen höchst anziehenden und
lehrreichen, mit dem Portrait Bodfield’s geschmückten Vortrag über
das Leben und die wissenschaftlichen Arbeiten dieses leider zu früh
verstorbenen ausgezeichneten Gelehrten zugeschickt, den er in der Ver-
summlung der „American Assoeiation for the Adransement of Science”
au Montreal im August 1857 gehalten und in Silliman’s Journal (Nor.
1857) veröffentlicht bat, —
11. Auch von der werthrollen Arbeit von John Rodgers und An-
ton Schönborn fiber die Vermeidung der heftigen Theile der Trphune,
pubticirt in Silliman’s Journal (s. Geogr. Mitth. 1857, 8. 298), haben
wir Somder-Abdrücke erhalten. —
12. Es ist durch die Zeitungen bekannt geworden, dass während
der letzten Jahre die Acelimatisation rom Kameelen in Texas rermucht
worden ist, und diese im Ganzen günstig üusgefallenen Versuche haben
mit Recht Aufschen und Interesse erregt. Alle darauf beatglichen
ofüziellen Dokumente bie zum Beginnes des vorigen Jahres, namentlich
aber die ausführlichen Berichte des Major Henry ©. Wayne und Lieut.
David D, Porter, welehe im Auftrag der Eogierung der Vereinigten
Staaten in den Jahren 1855 und 1856 den Ankauf von Kameelen in
Tunis, Ägypten, Smyrun, Konstantinopel und der Krim besorgten, fin-
den sich in einem besonderen, in der 3. Session des 34. Kongresses
dem Semnte vorgelegten Berichte des Kriegssckretärs vereinigt. Da
diese beiden überall bei den unterrichtotsten Personen Erkundigungen
über die verschiedenen Racen der Kameels, ihr Verhalten gegen die
Klimate, ihre Behandlung und Verwendung einzogen und mehrere aus
führlicke Abhandlungen darüber, u. A. von General Carbuccia über
die Kameele in Algerien und von Oberst Oolombarli über die Zem-
boureks oder die Dromeiler-Feldartillerie in Persien, zugeschickt er-
hielten, => enthält der Bericht viele interessante Kinzelnheiten und
manches nicht allgemein Bekannte, besonders auch was die verschie-
denen Racen, ihre Verbreitung und ihren Gebrauch anlangt. Fir das
Arabische Kumeel scheint das Klima der südwestlichen Theile der
Vereinigten Staaten wohl geeignet zu sein, die dahin gebrachten Bak-
trischen oder zweibuckligen Kamsele aber starben bald nach der An
kunft, —
13, 19. Die Reihe der Publikationen über die Weltausstellung zu
Literatur.
Paris im Jahre 1855 wird geschlossen durch den offiziellen Bericht
des Prinzen Napoleon, Präsidenten der Commission impäriale. Er ent-
hält sämtliche Erlasse und anderweitigen Dokumente, die zum Theil
schon in den „Rapports du Jury mixte international, Paris 1856" zu-
sammengestellt sind, statistische Tabellen über Einnahme und Ausgabe,
Zahl der Aussteller und angestellten Gegenstände, der Besucher
(5,160,000), Listen der Kommissäre, Agenten und Mitglieder der Jury,
die bei Gelegenheit der Ausstellung gehaltenen Hoden; ferner sinen
zusammenhängenden Bericht des Prinzen Napoleon über die Verhand-
lungen der Commission impirial, die Organisation, Verwaltung, Preis-
vertheilung u. #. w. mit einigen allgemeineren Bemerkungen in Berug
auf die Erfahrungen, die man bei dieser Ausstellung gemacht hat, und
die Anderungen, welehe für nachfolgende Ausstellungen zu treffen wä-
ren. Das schön ausgestattete Werk wird durch einen ‘Plan der Champs
Elysöos mit den Ausstellungsgebänden und einen Plan des Palais de
VIndustrie zur Zeit der Schlussceremonie illustrirt. —
14, Vor den Schriften Keppler’s, des Begründers der neueren
Astronomie, existirte bis jetzt keine vollständige Sammlung, so dass
wohl ner wenige Bibliotheken alle seine Werke besitzen. Eine Menge
kleinerer Schriften und namentlich Briefe sind sogar niemals gedruckt
worden und es ist desshalb ein höchst verdienstrolles Unternehmen des
Herrn Chr. Frisch, diese sämmtlichen gedruckten und ungedruckten
Schriften Keppier's in ein achtbändiges Werk zu vereinigen. Unter-
stätet wurde er dabei hauptsächlich durch Staaterath F. G. W. Strure,
der ihm die reiche Sammlung dar Pulkowaer Sternwarte zur Benutzung
überliess. Der orste Band enthält folgende Schriften: Prodromns dis-
sertationum conmograpkiesrum continens mysterium cosmographicum de
admirabili preportione orbium eoelestium; — Apelogfı Tyehonis con-
tra Ursum; -— die Kalendarien und astrologischen Schriften, nämlich:
der Briefwechsel Keppler's über astrologische Gegenstände; — Schreib-
kalemler auff das Jahr nach doss Herrn Christi unsers Erlösers Geburt
MDXOVIIL; — Calendarium in annum 1599; — Do fundamentis astro-
logise certioribus nora dissertatiunenla al cnsmotheoriam spertans cum
proguosi physica anni Ineuntis a nato Christo 1602; — Judieiam de
Trigono igueo 1603; — Prognssticum auf das Jahr 1805; — Gründ-
licher Bericht von einem ungewohnlichen Newen Stern, welcher im Oo-
tober diss 1004, Jahrs erstmahlen erschienen; — Prognasticum ron
allerhandt bedraulichen Vorbotten künfftigen Übelstands in Regiments-
und Kirchensschen, sonderlich von Cometm und Erdbidem, auf das
1618. und 1619. Jahr; — Antwort auff D. Holisuei Räslini Mediei «et
Philosophi Discars Von heutiger zeit beschaffenheit, und wie es ins
künftig ergelien werde; — Tertius interrenions,. Sämmtliche Abhaud-
lungen sind von wertvollen Vorreden und Anmerkungen des Horaus-
gebers begleitet, Er schreibt den Namen Kopler mit Einem p, weil
er sich so unter den meisten ron dem berühmten Astronomen selbst
untersehriebtnen Briefen findet, während der Name auf seinen godruck-
ten Werken und einer kleineren Anzahl Briefe mit pp geschrieben wird.
Strure entschied sich dagegen für Keppler mit pp (Schumacher's
Astronomische Nachrichten, Ju. XIX, Nr. 451). —
15. Die Berechnung der Geogr, Quadratmeile aus der Österreichi-
schen und umgekehrt geschieht noch häufig, selbst in den Publikationen
des Österr. Statist. Burenu's, unter Zugrundelogung älterer und unge
nauer Verhältnisse. Der auch um die mathematische Geographie hoch-
verdiente Rath A. Steinhauser in Wien mucht desshalb neuerdings wie-
der auf die zweite Berechnung der Länge der Geogr. Meile durch
Bessel aufmerksam, die 3807,235 Toisen oder 22843,4 Par. Fuss ergab.
„Das giebt nach dem Verbältniss der wohlverglichenen Grössen der
Toise und der Wiener Klafter 3912,467 Wien. Klafter oder 23,474,8
Wien. Fuss. Hieraus folgt weiter das Verkältniss der Österr. Meile
(zu 4000 Wien. Klafter) zur Geographischen wie 1: 1,0ezstw und um-
gekehrt der Geogr. Meilo zur Österreichischen wie 1:0,97871006, former
der Österr. Quadratmeile (su 10,000 Joch) zur Geographischen wie
1:1,08:24577 und der Geogr. Quadratmeile zur Österreichischen wie
1:0,956772%0.” Zugleich fügt er einen Schlüssel oder Rechenknecht
zur Beduktion der einen Quadratmeile auf die andere bei. —
16. In der Versammlung der Royal Institution vom 20, März vor.
Jahres hielt J. W. Brett einen interessanten Vortrag über den Antheil,
den .er an den ersten Versuchen zur Legung untersoeischer Telegraphen
genommen hat, und über die unter seiner Leitung ausgeführte Her-
stellung der telegraphischen Verbindung zwischen South Foreland und
Sangate durch den Kanal im September 1851 (der ersten unterserischen
Telographenlinie) und zwischen Spezzia, Corsika, Sardinien und Al-
gerien.]
(Geschloasen am 234. Jell 184)
Zur neuesten Kartographie der Alpenländer.
(Nebst Karte, Tafel 12.)
Seit unsere modernen Verkehrswege angefangen, aus
den Ebenen und Mittelgebirgslandschaften ihre eisernen
Arme auch bis tief in die Thäler des Hochgebirges aus-
zustrecken, und selbst die gewaltigen Kämme desselben
zu unterjochen streben, ist die Zahl der Reisenden, die
dem herrlichsten Gebirge der Welt zuströmen, sich Gene-
sung und Stärkung, Erheiterung und Belehrung zu holen,
in fortschreitendem Wachsen begriffen. Dass auch das Be-
dürfniss nach zuverlässigen Führern — nicht allein sol-
chen, die den Wanderer über Gletscherspalten zerren und
vor den Folgen des auf der Alp nicht immer zu vermei-
denden Schwindels wahren, sondern auch solchen, die dem
Reisenden alle Wege zeigen, ihm aber bescheiden die Wahl
überlassen und gleich von daheim mitgeführt werden kön-
nen — gleichzeitig sich gemehrt hat, ist um so natürlicher,
als zugleich die Erdkunde in weiteren Kreisen sich einzu-
bürgern begonnen, und mehr zur ÖOrientirung in ihrem
Sinne nöthigt. Neben zahllosen Reisebüchern, die dem
Wanderlustigen wenig Wahl für seinen Weg übrig lassen,
und eben so vielen Reisekarten einzelner Alpengebicte,
besonders der Schweizer Alpen, hat es bisher gleichwohl
an einer Karte gemangelt, welche die Alpen im Zusam-
menhange umfasst und zugleich die einer Reisckarte wün-
schenswerthen Eigenschaften: ausreichenden Maassstab,
Vollständigkeit des Inhalts, natürlichen Ausdruck und Le-
serlichkeit, vereinigte. Wir glauben daher die Leser dieser
Blätter auf das seiner Vollendung nahe Werk: „J. @.
Mayr's Atlas der Alpenländer: Schweis, Sevoyen, Piemont,
Süd-Bayern, Tirol, Salzburg, Ersherzogthum Österreich,
Steyermark, Illyrien, Ober-Italien u. ».w, 9 Blätter, Maas-
stab 1: 2öN.OOV, Gotha, Justus Perthes” als ein durchaus
zeitgemässes und den berührten Bedingungen in hohem
Grade entsprechendes aufmerksam machen zu dürfen. Die
bisherigen kartographischen Arbeiten J. G. Mayr's, Reise-
karten von Tirol, dem Bayer'schen Hochgebirge und dem
Salzkammergut, sind als für Reisezwecke besonders prak-
tisch bekannt. Zahlreiche Wanderungen, besonders in den
Mittel-Alpen, während eines langen, kartographischen Ar-
beiten gewidmeten Lebens haben denselben in hohem
Grade vertraut gemacht mit der Natur und der Wegsam-
Petermann’s Öeogr. Mittheilungen. 1858, Heft VILL
keit dieses Gebirge. Dieser Umstand wird der in Rede
stehendeu Karte, von der wohl kaum erwähnt zu werden
braucht, dass sie auf kritisch sorgsamer Benutzung der
über alle Theile der Alpen jetzt vorhandenen grossen
Staatsvermessungen beruht, jene an den früheren Arbeiten
des Verfassers zu rühmende praktische Brauchbarkeit sichern.
Die Karte vertheilt sich auf neun zum Zusammensetzen ein-
gerichtete Sektionen von 31 Rhul. Zoll Länge und 23 Zoll
Höhe des Papierformats, im Maassstabe von 1:450.000 der
natürlichen Grösse, und reicht von Grenoble bis Wien und
von Strassburg und Passau bis Florenz und Livorno, ent-
hält also ausser dem Alpengebiet noch ein gutes Stück
von Mittel-Europa, namentlich die wichtigsten Apennin-
Strassen. Die Anordnung der Sektionen ist so berechnet,
dass die einzelnen Blätter ihrem Inhalt nach eine gewisse
selbstständige Brauchbarkeiterhalten, indem wo möglich jedes
einzelne, immer aber je zwei zusammen ein bestimmtes,
wir möchten sagen, durch die gewöhnliche Richtung der
Touristenzüge oder durch die grossen Alpenstrassen be-
zeichnetes Reisegebiet umfassen und s0 selbst für grössere
Alpenreisen nicht die Anschaffung oder Mitnahme der
gunzen Karte nöthig machen. So enthalten Nr. I u. IV
den am meisten besuchten Theil der Schweizer und Sa-
voyer Alpen zwischen M* Cenis und der St. Gotthard-
Strasse, Nr. II die Bayer'schen Alpen und Nord- Tirol,
Nr. V Graubündten und Wilsch-Tirol, beide zusammen die
gesammten Mittelalpen, Nr, III und VI das Gebiet der
Österreichischen Alpen mit den Routen Salzburg-Wien und
Wien-Triest. Ein zehntes Blatt enthält ausser dem Haupt-
titel auf einem Tableau d’Assemblage in skizzirter Ausfüh-
rung eine Übersicht der Gruppirung und Gliederung der
Alpen, zu beiden Seiten die möglichst bestimmte Abgren-
zung dieser Gruppen und die Erklärung der in der Karte
gebrauchten Signaturen, welche in Angabe der politischen
Grenzen, simmtlicher grösserer Wohnplätze und Dörfer,
der Weiler, Schlösser, Ruinen, Klöster, Wallfahrtskirchen,
Bäder, Poststationen, Püsse, Klausen, einzeln stehender
Wirthshäuser, Wasserfälle, Alphütten, Aussichtspunkte und
fünf Klassen von Strassen bestehen, als Eisenbahnen
im Betrieb und im Bau, Chaussden, Vieinalstrassen, Fahr-
40
308 Zur neuesten Kartographie der Alpenländer.
und Saumwege, alle in leicht zu unterscheidender Be-
zeichnung.
Drei Blätter der Karte liegen zur Ausgabe bereit: das
Titelblatt, Nr. I und Nr. IV, letztere die westlichen Schweizer
undSavoyer Alpen enthaltend. Wir haben ein Stück aus Sect.
IV, welches möglichst alle Arten der Signaturen und zu-
gleich einen der interessantesten und besuchtesten Theile
der Alpenwelt enthält, als Probe zur leichteren Beurtheilung
der Ausführungsart beigegeben, an welcher die auf Alpen-
karten bei der Masse interessanten Details #0 schwer zu
vereinigende vollkommene Deutlichkeit der Namen und
möglichst plastische, übersichtliche, auch bei anhaltendem
Anblick dem Auge wohlthuende Haltung des Terrains zu
rühmen ist. Es ist indess bei dieser Probe wohl zu beachten,
dass sie, erstens, durch lithographischen Umdruck herge-
stellt ist, welcher bekanntlich bei weitem nicht die Schärfe,
Sauberkeit und Dentlichkeit bietet als’ die Original-Kupfer-
platten, von welchen die vollständigen Karten selbst ge-
druckt sind, und dass unsere Probe in Bezug auf diese
Eigenschaften keine Richtschnur abgeben, sondern nur von
Art der Ausführung und dem Inhalt eine ungefähre An-
deutung geben kann. Ausserdem ist auch, zweitens, das
Äussere der vollständigen Blätter durch sauberes Kolorit
der politischen Grenzen, der Gletscher und Firne und end-
lieh der Hauptwege wesentlich verschönert.
Ein Blick auf den Mond: Vergleichungspunkte zwischen Mond- und Erdvulkanen.
Nach Professor Ü. Piazzi Souyth, Königl. Astronomen für Schottland.
(Nebst Mondausichten, s. Tafel 13, 14, 15.)
Der Glaube an ein dem terrestrischen ähnliches Leben
auf dem Monde, welchem selbst Männer der Wissenschaft
vielfach huldigten, ist längst durch die exakten Beobach-
tungen der Astronomen vernichtet worden; seitdem diese
nachgewiesen haben, dass die Dichtigkeit des Mondes fast
halb so gering ist als die der Erde, dass auf seiner Ober-
fläche demnach eine 6% mal kleinere Schwere Statt findet
als auf letzterer, dass ihm Wasser und eine der unsrigen
ähnliche Atmosphäre mangelt, mussten alle jene Phantasien
aufgegeben werden, welche unseren Trabanten mit Pflan-
zen, Thieren und Menschen, analog denen der Erde, be-
völkerten. Nur in Bezug auf die Gestalt und Entstehung
der Gebirge hielten Einige noch eine Analogie zwischen
Erde und Mond fest, und da sich hierbei wenigstens zum
Theil auf sicheren Beobachtungen fussen lässt, so hat man
in neuester Zeit diesen Gegenstand wieder in ernstere Er-
wägung gezogen. Hatten schon früh die eigenthümlichen
Ringgebirge des Mondes unwillkürlich an Vulkane erinnern
müssen, so lieferten die ausgezeichneten, auf langjährige
Beobachtungen und Messungen gegründeten Mondkarten
von Tobias Mayer, J.ohrmann und namentlich von Müdler
die Grundlage für genauere weitere Betrachtungen dieser
Art, und auf sie, #0 wie auf seine eigenen, durch eine lange
Reihe von Jahren fortgesetzten Beobachtungen gestützt,
hat es in unserer Zeit hauptsächlich J. F. Julius Schmidt,
Astronom der Sternwarte zu Olmütz, versucht, die Ähn-
lichkeiten und Unterschiede in den indischen Vulkanen
und den Ringgebirgen des Mondes festzustellen '). Es kann
77. F. Julius Schmidt: Der Mond, Ein Überblick über den
gegenwärtigen Umfang und Standpunkt unserer Kenntnisse van der
OÖberflächengestaltung und Physik dieses Weltkörpers. Leipzig 1856.
sich dabei natürlieh nur um die äussere Konfiguration und
die Dimensionen handeln, da der innere Bau und die Na-
tur der Gesteinsmassen bei den Mondgebirgen unserer
Beobachtung gänzlich entzogen sind; aber aus jenen heiden
Faktoren werden sich vielleicht später, wenn erst voll-
ständigere Reihen von Messungen der Höhen, Neigungs»-
winkel u. =. w. vorliegen, Schlüsse giehen lassen, die auf
die Geologie und namentlich die Lehre von den Vulkanen
fürdernd einwirken N).
Insofern nun also solche, den Astronomen obliegende
Untersuchungen die Lehre von der Erde und der Entstehung
ihrer jetzigen Oberflichengestaltung berühren, fallen sie
zugleich in das Gebiet der Geographie im weiteren Sinne
des Wortes, und da sie in jüngster Zeit in England wieder
aufgenommen und weiter geführt wurden, so halten wir
eine Erwähnung dieses interessanten Gegenstandes auch in
) „Nach dieser Auffnssung des Vulkanismas, die nur auf die äussere
Gestaltung und Lage, #0 wis auf das relative Alter, dagegen aber auf
die Natur der Gestoiusmassen gar keitie Rücksicht nimmt, darf man
sagen, «lass auch die Oberfläche des Mondes in der Gestalt, wie wir sje
jetzt schauen, durch den Valkanismus gebildet worden sei, olıae dabei
irgend vorauszusetzen, dass der Mond den irdischen ähnliche Vulkane
haben müsse und überhaupt in Hinsicht reiner Gebirge mit denen der
Erde unmittelbar vergleichbar sei. Aber man kann fragen, ob zwischen
einzelnen Gebirgsmassen der Erde und ihres Bagleiters in Betreff der
Riehtung, der Höhen und Neigungsverhältuisse, ob zwischen unsern
rulkanischen Kratern und den gigantischen Ringgebirgen des Mondes
eine solche Übereinstimmung des Baues sich nachweisen Insse, die auf
eine mehr oder weniger ähnliche Art der Entstehung hindentet; man
kann endlich untersuchen, ob für beide Himmelskörper eine Abhängig-
keit der Gebirgsrichtungen von (len Rotationsazen Statt finde oder nicht,
Es sind die grossen und generellen Züge, und wenn der Ausılruck ge-
stattet ist, die, kosmischen Uharaktere, aus denen wir die alte Ge-
schichte dieser Weltkörper su enträthseln versuchen” (Jul. Schmidt
» 0).
Ein Blick auf den Mond: Vergleichungspunkte zwischen Mond- und Erdrulkanen.
unseren Blättern für gerechtfertigt. Eine spezielle Veran-
lassung dazu fanden wir darin, dass uns drei schöne,
auf mehrjührige Messungen basirte Karten eines Mond-
theiles von dem Verfasser, dem ausgezeichnsten Astro-
nomen der Steruwarte zu Edinburgh, Professor C. Piazzi
Smyth, gütigst überschickt wurden, die wir einer weiteren
Verbreitung in hohem Grade für würdig halten ')., Wir
legen sie auf Tafel 13, 14, 15 unseren Lesern vor und
werden am Schlusse einige Erläuterungen dazu geben.
Julius Schmidt stellte mehrere Profile von Kratern
und von Ringgebirgen des Mondes zusammen, um die un-
leugbare Ähnlichkeit in der Konfiguration beider zu zeigen;
da aber die Grössenverhältnisse so überaus verschieden
sind, indem sich auf der Erde nichts den riesigen Ring-
gebirgen nur annähernd Vorgleichbares findet, so kam er
zu dem Schlusse, dass „die Ähnlichkeit der Mondgebirge
in Betreff ihrer äusseren Form und Gruppirung, mit denen
der Erde verglichen, sehr gering sei”. Piazzi Smyth sucht
nun neuerdings das Hinderniss, welches diese Grüssenver-
hältnisse der Vergleichung entgegenstellen, durch eine
geistreiche Hypothese zu beseitigen und weist noch auf
manche früher nicht oder weniger beachtete Analogien hin,
die er während seines Aufenthaltes auf dem Pik von Tene-
riffa (Juli bis September 1856) in Höhen von 8870 und
10,700 Engl. Fass beobachtete. Wir reprodueiren hier
einen Vortrag, den er hierüber in der Astronomischen Ge-
sellschaft zu London am 12. März d, J. hielt?).
„In einer der letzten Publikationen unserer Gesell-
schaft wurden die oberen Theile von Teueriffa als eine
sehr Mond- ähnliche Gegend beschrieben. Dieser Ausdruck
ist nieht wenig bezeichnend, und warum? Weil in jenen
Höhen die Luft dünn und durchsichtig ist; während eine»
grossen Theils des’ Jahres lüsst sich keine Wolke darin
erblicken; die Vegetation zeigt sich auf ein Minimum re-
dueirt; scharfzackige Felsen erheben ringsum ihre nackten
Formen, auf der einen Seite schimmernd und sogar blen-
dend erleuchtet von den intensiven Strahlen einer unver-
schleierten Sonne, während sie auf der anderen ausseror-
dentlich dunkle Schatten werfen; und endlich sind alle
diese Felsen, Plateaux und Abhänge durchaus vulkanisch.
Jeder Astronom wird sofort die Ähnlichkeit verstehen und
zugeben, er würde aber unweise handeln, wollte er die
Meinung einiger hervorragender Geologen übersehen, die
uns die Versicherung geben, dass das, was wir durch das
Teleskop auf der Oberfläche des Mondes schen, durchaus
") Sie sind den „Extracts from the letter-pross of the Astronomi-
cal Obserrations made at the Royal Observatory, Edinburgh, by Charlas
Piassi Smyth. Vol. XL for 1849-54, Edinburgh 1857” beigegeben.
%) The Literary Gazette, 17, April.
309
keine Vulkane sind. So bestimmt man aber auch diese
Ansicht aussprechen hört, so war ich doch bisher nicht so
glücklich, in der Literatur Etwas zu finden, was man als
die vollständige Auseinandersetzung der Gründe dieser
Geologen ansehen könnte Ohne desshalb eine Dis-
kussion der augenscheinlich schwachen und eingestandener-
masssen unvollkommenen Meinungen zu versuchen und
ohne auf den umfassenden Gegenstand der Vulkane im
Allgemeinen einzugehen — obgleich sich vielleicht dar-
thun liesse, dass für ihre natürliche Entwickelung und eigen-
thümliche Aktion der Mond eine geeignetere Gegend sei
als die Erde — will ich jetzt nur einige wenige That-
sachen hervorheben, welche, wie ich hoffe, beiden Theilen
gleich annchmbar sein und ein verbindendes Glied in
jenem weiten Spalt abgeben werden, welcher zwischen
den bisher bei Mond- und Erdvulkanen angewendeten
Beobachtungsmethoden liegt.
„Ein beträchtlicher Unterschied dieser Art wird sich
immer herausstellen müssen, denn wir dürfen nicht hoffen,
die wichtigsten Beweismittel für Erdkrater, die gegenwär-
tigen Eruptionen und die chemische Analyse der ausge-
worfenen Materien, jemals beim Monde anwenden zu kön-
nen. Dort giebt es nur erloschene Vulkane, die überdiess
so entfernt von uns sind, dass sich in der That selten ein
Mann finden möchte, welcher aus den im Teleskop gese-
henen Formen sich eine eben »o richtige Vorstellung bilden
könnte, wie von einem Berge der Erde, den er in Wirk-
lichkeit betreten hat. Um diese verschiedenen Untersu-
ehungsmethoden einander zu nähern und auf solche Weise
die ihnen eigenthümlichen Fehlerquellen zu beseitigen,
verlassen wir mit Vortheil die thätigen Vulkane, wie den
Vesur, wo das Feuer, der glühende Rauch und die Ver-
wüstungen der früheren und jetzigen Eruptionen sich den
Augen und Nerven der Beschnuer zu vorherrschend auf-
drängen, und wenden uns lieber zu einem erloschenen
Vulkan, an dem wir die Spuren der durch Myrisden von
Jahren sich folgenden Ausbrüche- betrachten können, vor-
ausgesetzt, dass sie nicht durch geologische Verinderungen
verwischt sind und dass wir die Formen und Eigenthüm-
lichkeiten eines solchen Exemplars aus einer Höhe und
Entfernung betrachten können, die für das unbewaffnete
Auge ähnliche Gesichtswinkel ergeben, wie die des Mondes
im Teleskop. Suchten wir über die ganze Breite der Erde
nach einem swichen Beispiel, so könnten wir kaum ein
besseres finden, als den kolossalen Pik von Teneriffa.
„Zuerst möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf das schöne
Modell im Maassstab von 1:30,000 lenken, das Herr James
Nasmytb mit seiner wohlbekannten Kunstfertigkeit und
unter Benutzung aller Messungen der Länge, Breite und
Höhe, die ich ihm liefern konnte, hergestellt hat. Der
40”
310
auf diese Weise repräsentirte Raum ist etwa 16 Engl.
(uadrat-Meilen gross und umfasst einen Theil der nörd-
lichen Küstenlinie der Insel Teneriffa zugleich mit dem
Pik, dem grossen Kreter und den höchsten Theilen des
Inneren. Das Kolorit entspricht der Natur; das Grün in
der Nühe des Meeres deutet die Vegetation an, die im
Niveau der Sommerwolken (4000 Fuss) und unter dem-
selben vorherrscht; oberhalb dieser Linien überwiegen die
Farben des Lavagesteins; das älteste, hell und glänzend
gelb, ist das ausgedehnteste, das jüngste, schwars, ist
hauptsächlich auf den oberen Theil des Pik und auf einige
besondere Kratermündungen in anderen Theilen beschränkt,
während das zwischenliegende roth und braun gefärbt ist.
Lässt man einen intensiven Strahl seitlichen Lichtes auf
das Modell fallen, #0 treten die Variationen der Formen
stark hervor und unter diesen ist die merkwürdigste die
riesige Gestalt des „Erhebungskraters”, da er etwas mehr
als 8 Engl. Meilen im Durchmesser hat. Auf dem Boden
dieses Kraters ist der Centralkegel, bekannt als Pik von
Teneriffa, gebildet worden. Von dem Rande des südlichen
Walles des grossen Kraters, 8900 Fuss über dem Meere
und 2000 Fuss iiber dem Boden des Kraters, und dann
von einer Station am Abhang des Centralkegels, in einer
Höhe von 10,700 Fass, hatten wir während unseres zwei-
monatlichen Aufenthaltes daselbst eine ausgezeichnete Über-
sicht der vulkanischen Landschaft aus der Vogelperspektive;
sie bot bei der dünnen Luft oberhalb der Wolken und bei
der grellen Sonnenbeleuchtung in der That viel Ähnlich-
keit mit einer Mondansicht.
„Um dem Verdachte zu entgehen, dass sich in meine
eigenen Zeiehnungen theoretische Ideen eingeschlichen
haben, will ich eine Reihe von Photographien vorlegen,
welche von dem Rande des grossen Kraters und von den
Abhängen und dem Gipfel des Centrulkegels aus genommen
wurden, Auf ihnen zeigen sieh folgende Eigenthümlich-
keiten: In Bezug auf den grossen Krater 1) die grüssere
Steilheit der inneren im Vergleich zur äusseren Oberfläche
des Kraterwalles, die Neigung der inneren Seite beträgt
nahe dem Kamme 80° bis 90°, die der äusseren nur 12°
bis 14°; 2) Beweise von ausgedehnter Zertrümmerung und
Abnahme nieht nur im inneren Raum des Kraters, sondern
such an einigen Theilen seiner Wände; 3) die Schichtung
des Materials der Wälle ist nahezu konform mit dem äus-
seren Abhang des Kraters in jeder Richtung nach dem
Meere hin. — In Bezug auf die kleineren Krater ist
auffallend: 1) die häufig vorkommende bedeutende Breite
im Verhältniss zur Höhe, was ihnen, von oben betrachtet,
mehr das Aussehen von Schüsseln oder Untertassen giebt,
als dass es der gewöhnlichen Vorstellung von terrestrischen
Vulkanen, nümlich einem hohen Aschenkegel mit einem
Ein Blick auf den Mond: Vergleichungspunkte zwischen Mond- und Erdvulkanen.
kleinen Loch an der Spitze, entsprüche. Einer der kleinen
Krater auf dem Boden des grossen, an desson südlicher
Seite, ist ganz und gar ein Loch und selbst die Anhäu-
fungen von Lapilli, die er ausgeworfen hat, scheinen nicht
über die umgebende Oberfliche hervorzuragen. 2) Die ge-
wöhnlich grössere Steilheit der Wände nach dem Innern zu;
3) das gewöhnliche, wenn nicht beständige, Vorhandensein
einer Bresche in den Wällen, an der Seite nach dem Meere
hin, durch die gewöhnlich der Lavastrom abfloss.. — An
dem Üentralkegel bemerkt man 1) eine grössere Steilheit
des Abhanges als an dem umgebenden Krater; 2) Locker-
heit des Materials, denn Bimsstein wie Lava, grosse wie
kleine Blücke schienen vollkommen lose und getrennt, wie
der Sand in einem grossen Stundenglas; 3) eine ausser-
ordentlich weisse Färbung im Innern des Endkraters; 4)
eine Tendenz zur Dreifachheit, wenn nicht ihre wirkliche
Ausbildung. Die Centralspitze, Rambleta, hat ihren etwa
# Engl. Meilen im Durchmesser haltenden Endkrater nach
dem Erguss einer grossen Menge Lava wieder ausgefüllt
und auf ibm einen kleinen Kegel gebildet, den jetzigen
Kulminationspunkt von Teneriffa. Der Krater der west-
lichen Spitze, Chajorra, der eben s0 gross als der des Ram-
bleta ist, scheint einst mit Hüssiger Lava bis zum Rande
angefüllt gewesen zu sein, und nach dem sie abgekühlt war,
ist der grüsste Theil dieser Masse aufgebrochen und her-
ausgeworfen worden, mit Ausnahme einer dem südlichen
Rande anhängenden Partie. Die Ostspitze, Montafia Blanca,
ist eine domfürmige Masse Bimsstein, aus der mehrere
Lavaströme hervortreten. — Was die Lavaströme anlangt,
so zeigt sich: 1) dass die Laven des grossen Kraters unter
Wasser flossen, daher ihre Schichtung, ihre Dichtigkeit
und die Abwesenheit von Bimsstein; 2) dass die Laven
des Centralkegels nicht unter Wasser flossen; 3) dass von
diesen die gelben ihrer Lage nach die ältesten sind, anf
die dann die rothen und zuletzt die schwarzen folgen;
4) dass die Farben dieselbe Ordnung bestätigen, indem
das Gelb und Roth nur von Oxydation der Oberfläche her-
rührt; 5) dass die gelben Laven der Masse nach die tiber-
wiegenden sind und mit Leichtigkeit flossen, während die
schwarzen diess am wenigsten thaten; 6) dass die Art
ihres Fliessens noch deutlich sichtbar und höchst instruk-
tiv ist; die gelben Lavaströme haben vorzugsweise Quer-
wellen, wie die Meeresbrandung; die rothen haben dieselben
Querwellen, aber in geringerem Grade, so dass sie mehr
wie Gletscherfalten ausschen, auch sind sie von einigen
Längsstreifen begleitet; die schwarzen haben dagegen nur
Längsstreifen und schen in der That nur wie lange Er-
hebungen einer trockenen, pulverfürmigen Substanz ans.
„Vergleichen wir diese Eigenthümlichkeiten mit denen
der Mondvulkane, so drängt sich uns zuerst die Bemerkung
Ein Blick auf den Mond: Vergleichungspunkte zwischen Mond- und Erdvulkanen. sı
auf, dass unser grosser Krater von 8 Engl. Meilen Durch-
messer noch nichts ist im Vergleich mit vielen im Monde,
von denen manche 50 bis 60 Engl. Meil. Durchmesser haben.
Sind desshalb jene grossen Ringgebirge des Mondes keine
Krater? Darauf können wir antworten: 1) Dass im Mond
sehr häufig kleine Krater die Wände der grossen durch-
brechen und nie grosse die der kleinen, zeigt an, dass
die älteren Vulkane dort im Allgemeinen immer die grüs-
seren waren; dieses Resultat stimmt vollständig mit der
Theorie der vulkunischen Thätigkeit, nach welcher die
hervorragenden Erscheinungen dieser letzteren dem Über-
rest der von der Art der Planetenbildung herrührenden
Hitze zugeschrieben werden. 2) Auf Teneriffa war der grosse
Krater der ältere, wie cs auch nach der eben erwähnten
Theorie, die ebensowohl auf die Erde als auf den Mond
anwendbar ist, der Fall sein musste. Der Zeitraum aber,
den wir in der vulkanischen Geschichte der Erde zurück-
gehen können, ist nichts im Vergleich zu ihrem wirklichen
Alter oder im Vergleich zu dem, der sich beim Monde
zurickverfolgen lässt, wegen der einfachen und offen vor-
liegenden Thatsache: der Gegenwart eines Ovenns auf der
Erde, verbunden mit sekulären Veründerungen des Niveau's
von Land und Wasser. Diese Verinderungen, welche
noch vor sich gehen, sind durch solche unermessliche Zeit-
perioden in Kraft gewesen, dass die Geologen keinen Theil
der Erde aufgefunden haben, ausgenommen neue, kürzlich
aufgeworfene Vulkane, welcher nicht mehr als einmal unter
dem Ocean gewesen wäre, und zwar a0 lange und so tief,
dass sich auf ihm Sedimentgesteine von vielen tausend Fuss
Michtigkeit abgelagert haben. Kein Theil der Welt, selbst
nicht die Riesenkette der Anden, scheint diesem Prozess
der Versenkung und des Niederschlages entgangen zu sein.
Was kann demnach das Schicksal der früheren und mäch-
tigeren Vulkane unseres Erdballs gewesen sein, als eben-
falls unter die See hinabzusinken? wobei ihre Vorsprünge
und Vertiefungen durch die Jahrhunderte lang fortgesetzte
zerstörende Thätigkeit der Brandung und der allmälig über
sie hereinbrechenden Wellen abgewaschen und ausgeglichen
wurden und wobei sie dann unter so tiefen Lagen harten
Gesteins begraben wurden, dass, wenn sie auch wieder in
die Luft emporgehoben wurden, doch kein Nachgraben des
Menschen jemals wieder ihre vollständigen Formen bloss-
legen könnte. Wenn wir von dem noch nicht erloschenen
Chajorra oder Rambleta, die etwa $ Engl. Meilen im
Durchmesser haben, zu dem grossen Krater von Teneriffa,
mit 8 Meilen Durchmesser und seit der menschlichen Pe-
riode erloschen, zurückgehen, oder in gleicher Weise von
dem noch thätigen Vesuv mit seinem } Meile breiten
Krater zu der Somma, die, so lange Italien trocknes Land
ist, kein Lebenszeichen von sich gegeben und einen Durch-
messer von 2 Meilen hat, — so finden wir, dass die äl-
teren Krater die grösseren gewesen sind; und wenn sie
im Vergleich zu denen im Monde keine schr grosse Aus-
dehnung haben, so kommt das daher, dass ihre Entstehung
immerhin noch in die neueren Zeiten der Geologie fälit,
dene die an den unteren Abhängen beider Vulkane ge-
{undenen Muscheln gehören der post-pliocenen Periode an.
Die grossertigen vulkenischen Ringe der alten „primären”
und „secundären” Zeiten sind also auf immer dem Blicke des
Menschen entzogen; will er sich aber eine Vorstellung
von ihren mächtigen Verhältnissen bilden, als die Kruste
der Erde dünn und ihr ganzes Innere mit einer glühenden
Flüssigkeit angefüllt war, als ihre flüchtigeren Substanzen
in Öceane von Dämpfen aufgingen, die mit furchtbarer
Heftigkeit gegen die schwache Kruste resgirten, «0 mag
er die uns zugekehrte Oberfläche des Mondes betrachten,
die niemals unter einen Ocean hinabgesunken ist, und
dort mag er wie in einem zu unserer Belehrung vorgehal-
tenen Spiegel sehen, welche Wehen die Erde erduldet und
welche Grösse ihre vulkanischen Öffnungen in der ersten
Zeit ihrer Feuerprobe gehabt haben müssen '),
„Bei näherer Beobachtung lassen sich zwischen den
Mond- und Erdvulkanen noch viele andere Unterschiede
auffinden, die bedingt sind durch die unendlich geringe
Atmosphäre und die kleinere Kraft der Schwere auf dem
ersteren. Um die Untersuchung über die Natur solcher
Modifikationen zu erleichtern, haben wir glücklicher Weise
auf Teneriffa Beispiele von Vulkanen, welche zur Zeit
ihrer Thätigkeit unter dem Niveau des Meeres, und undere,
welche über demselben waren; wenn wir die glatten Ab-
hänge der ersteren mit 12° Neigungswinkel und daneben
die bis 28° ansteigenden, ausserordentlich rauhen Abhänge
der letzteren betrachten, so missen wir wohl zugeben,
dass diese letzteren sich bedeutend den noch steileren und
zuckigen Formen im Monde nähern. Kurz, mit einer At-
mosphäre, die so dünn ist, dass das Quecksilber im Barc-
meter nur 22 Zoll hoch steht, und so trocken, dass die
Gesteine nicht verwittern, die Vegetation nicht aufkommt
und eine geringe Veränderung der Farbe Alles ist, was
den Verlauf der Jahrhunderte andeutet, ist die kleine, hoch
über die Wolken erhabene, vulkanische Welt des grossen
*) In ähnlichem Sinne spricht sich der Frunsäsische Astronem urd
Akndemiker Faye in einem Vortrag über die von Bulard hergwsteilten
Modelle und Photogrephien der Mondoberfläche aus (Comptes rendus
de l’Academio des Sciences, 4. Januar 1858). Dort heisst es n. A.
„C'est surtout aux geolagues que s'adressent les dessins de M. Bulard.
La surface de la June est tout neure, pour ainsi dire; celle de In terre,
beanconp plus recente pourtant, ä Ütä frottie, nee dans fotn les sens
par l'action continuelle de l'onu et de l’atmosphire. Ü’est dene sur
ia lune qu’ils pourront etudier les actions plutonienner dans toute leur
purets."”
312
Kraters von Teneriffa eine Gegend, die es im höchsten
Grade verdient, mit Bezug auf Monduntersuchungen studirt
und aufgenommen zu werden. Diese Gegend genau auf
einer Karte niederzulegen, würde das Werk von Jahren
sein, und Alles, was ich gethnn habe, wur, den Charakter
der Erscheinungen zu zeigen, der von zwei Punkten, den
auf Gusjara und Alta Vista errichteten Stationen, aus sicht-
bar sind. Der terrestrische Theil des Problems ist sonach
erst begonnen, der grössere Theil bleibt noch zu thun
übrig, während der astronomische oder teleskopische Theil
mehr und mehr zu thun bekommen wird, so oft die Theorie
oder die Analogie mit der Erde irgend eine charakteri-
stische Eigenthümlichkeit der Form als nothwendig mit
der vulkanischen Thätigkeit verbunden nachweist. Unter
ihnen mögen schon jetzt die oben erwähnten Wellen und
Falten der Lavaströme genannt werden; obwohl sie noch
kein Teleskop gesehen hat und vielleicht auch keine Hoff-
nung hierzu vorhanden ist, ausser wenn es auf einem
solchen Gipfel wie der von Teneriffa, hoch über den Wol-
ken und dem Zittern der Atmosphäre, aufgestellt wird, so
möchte doch die Sicherheit, welche die ‘Entdeckung eines
solchen Faktums den Untersuchungen über die physika-
lische Geschichte des Mondes geben würde, den Versuch
der Aufmerksamkeit werth machen.”
Die drei erwähnten Zeichnungen (Tafel 13 bis 15)
wurden von Professor Piazzi Smyth auf Anregung der
„British Assoeistion for the Advancement of Science” aus-
geführt. Sie stellen das rechts oben im Monde und nahe
an dessen westlichem Rande gelegene Mare Crisium mit
seinen Umgebungen dar, das nach Jul. Sehmidt's Einthei-
lung zu den Alten Wallebenen gehört, „die gut geschlossen,
inwendig vergleichungsweise sehr eben, vielleicht unter
dus mittlere Niveau des Mondes vertieft, im Allgemeinen
kreisfürmig gestaltet sind und über 30 Meilen im Durch-
messer haben”. Es erstreckt sich durch 15 Breiten- und
18 Längengrade des Mondes und hat nach Mädler ein
Areal von ungeführ 3000 Quadratmeilen. Aus seiner matt-
grünlich gefärbten Ebene erhebt sich, ausser einigen kleine-
ren Ringgebirgen und einer Anzahl in Reihen geordneter
isolirter Hügel in der Nähe des Ost- und Westrandes, das
grössere Ringgebirge Picard, dessen Wall nach Schmidt
über der Ebene des Mare 2520, über dem tiefsten Punkte
des Kraters 5880 Par. Fuse emporragt, so dass also der
Krater 3360 Par. Fuss unter dem Niveau der Ebene liegt.
Von den umgebenden Ringgebirgen fallen besonders der
8194 Fuss hohe Cleomedes und der bis 14,400 Fuss an-
steigende Macrobius mit ihren Centralkegeln in die Augen;
an sie reihen sich dann der Proelus (7790 Fuss) mit den
Ein Blick auf den Mond: Vergleichungspunkte zwischen Mond- und Erdvulkanen.
von ihm nach dem Mars ausstrahlenden hellen Rillen und
einem südlich aufsteigenden mächtigen Berggipfel, der Eim-
mart (9683 Fuss) "), Orinni, Alhazen, Hansen und Condor-
cot an. Links, jenseit des Proclus, füllt noch ein Theil
des Palus Somnü in den Rahmen der Karte.
Um eine richtige Vorstellung von der Terraingestaltung
eines Theiles der Mondoberfläche zu erhalten, ist es un-
bedingt nothwendig, dass man bei verschiedener Beleuch-
tung beobachtet. Im Verlaufe von zwei Jahren hat dess-
halb Piaszi Smyth zehn Ansichten des Mare Crisium auf-
genommen und aus diesen die drei instruktivsten zur Pu-
blikation ausgewählt. Die erste (Tafel 13) stellt das
Mare Urisium bei Neumond dar, wobei der Westrand des
Mondes nur bis an den östlichen (linken) Saum des Mare
beleuchtet ist; die zweite (Tafel 14) bei Vollmond, die
dritte (Tafel 15) bei abnehmendem Monde, wobei die
Beleuchtung bis zum westlichen (rechten) Rande des Mare
reicht. Auf der ersten und dritten heben sieh durch die
Wirkung von Schatten und Licht bei einseitiger Beleuch-
tung die Formen des Terrain« hervor, und zwar sind beide
zur gegenseitigen Ergänzung nothwendig, indem erst durch
die Beleuchtung von mehreren Seiten die Eigenthümlich-
keiten der Formen deutlich werden. 80 z. B. fillt der
Berg südlich vom Ringgebirge Proclus auf Tafel 13 stark
in die Augen als ein hoher Gipfel, während er auf Tafel 15
viel weniger hervortritt; dagegen werden auf Tafel 15 die
kleinen isolirten Höhen in der Mitte des Westrandes des
Mare Urisium deutlich, die auf Tafel 13 nicht wahrgenom-
men werden u.s. w. Bei Beleuchtung von oben (Tafel 14)
fällt der Unterschied von Höhe und Tiefe ganz weg, dafür
lässt sie aber manche Charaktere hervortreten, die auf den
andern Tafeln verschwinden, wie die hellen, vom Proclus
ausgehenden Rillen, die dunkle Färbung des Mare und der
inneren Flächen der Ringgebirge, die man bei seitlicher
Beleuchtung für eine Wirkung des Schattens ansehen
könnte, das nuffallende Weiss der inneren Abhänge der
ringförmigen Wälle, überhaupt die Vertheilung von Hell
und Dunkel unabhängig von der Erhebung, was wahrschein-
lich die verschiedene Natur des Bodens anzeigt.
Die Zeichnungen sind auf die mittlere Libration redu-
eirt und im Maassstab von 98 Engl. Zoll auf den Durch-
messer des Mondkörpers (1:1,397,000) entworfen. Die an-
gewendete Vergrösserung war ungefähr 200; nach Piazzi
Smyth's Ansicht wäre aber eine Vergrösserung von 1000
nothwendig, um über Analogien mit den Erdgebirgen zu
entscheiden,
Notizen, 313
Geographische Notizen.
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Detsilanfnahmen. Üborstehtanufnahmen.
1 im Jahre 1853 IX im Jahre 186
et x „ ir
11 » 1883 x a 1.50)
DE --: Städse.
vı u 103 A. = Agram
Yu ,„ 1857 N. = Brlinn
vai „ InnH, ER. = Brack
Unserem geehrten Korrespondenten, dem ungemein thä-
tigen K. K. Bergrath Foetterle, verdanken wir gegenwärtige
graphische Übersicht der bekanntlich von der Geologi-
schen Reichsanstalt zu Wien ausgehenden geologischen
Aufnahmen im Österreichischen Kaiserstaate. Der Verlauf
und die Resultate dieser Aufnahmen sind zwar allen denen,
die sich für derartige Arbeiten interessiren, aus den vor-
trefflichen Jahrbüchern und Abhandlungen der Anstalt be-
kannt, aber auch diesen dürfte eine anschauliche Übersicht
des Fortschrittes der Aufnahmen nicht unwillkommen sein,
und Andere, die bisher den Gang derselben nicht speziel-
ler verfolgt haben, wird es überraschen, mit Einem Blicke
zu sehen, was in einem so kurzen Zeitraum von scht
Jahren geleistet worden ist. Es muss dieses Resultat um
so mehr erfreuen, als die geologischen Aufnahmen in
Österreich mit der grössten Genauigkeit und Sorgfalt aus-
geführt werden, wie denn die K. K. Geologische Reichs-
anstalt überhaupt nach allen Richtungen hin als Muster
dasteht. Wir haben den Inhalt der grüsseren, von Herrm
Foetterle in Farben ausgeführten Manuskriptkarte in dem
obigen Holzschnitt reprodueirt, in welchem die Reihen-
folge der Aufnahmen durch Abstufungen in der Schraf-
firung angedeutet und die Übersichtsaufnshmen durch
Geologische Aufnahmen des Österreichischen Kaiserstaates bis 1858.
eL
G. = Ürkıe ©. = Ofen
GM. = Gelind P. = Prng
1. = Inusbrack PE. = Pesth
K. = Klagenfurt 2 = Huafstadt
1. = Lemberg 3 = Stehtweissenkurg
LL = Line ST. = Kteyer
M = Mailand T. = Torris
MA, = Marienthal TR. = Triest
Yv.z= Vaonelig.
Punktirung von den Detailaufnahmen unterschieden sind.
Indem wir in Betreff der Thätigkeit der einzelnen Sektio-
nen in den verschiedenen Jahren nochmals auf die spe-
ziellen Berichte in dem Jahrbuch der K. K. Geologischen
Reichsanstalt verweisen, begnügen wir uns, hier mitzu-
theilen, was uns Herr Bergratli Foetterle bei Übersendung
der Karte schrieb. — „Sie erhalten hierbei eine Karte
der Österreichischen Monarchie mit einer Übersicht der
Arbeiten der K. K. Geologischen Reichsanstalt. Die ver-
schiedenen Farben bezeichnen die in den verschiedenen
Jahren durchgeführten Aufgaben. Wie Sie daraus entneh-
men werden, hat die Anstalt, nachdem im Jahre 1850
bloss Vorstudien gemacht worden, im Jahre 1851 in Nie-
der-Österreich begonnen und Ober-Österreich und Salzburg
zuerst vollendet. Erst dann wurden die Arbeiten in zwei
Richtungen nach Norden und Süden getheilt. Im Jahre
1856 kam noch eine dritte Abtheilung, die der Übersichts-
aufnahmen, hinzu. Es hätte nämlich zu lange gedauert,
um auf Grundlage der Detailaufnahmen eine Übersicht der
geologischen Verhältnisse der Monarchie nach dem gegen-
wärtigen Standpunkte der Wissenschaft zu erlangen. Um
diess in kürzerer Zeit zu ermöglichen, wurden im Jahre
1856 Übersichtsaufnahmen eingeleitet, und zwar in zwei
314
Scoktionen, die eine von Bergrath Franz Ritter von Hauer,
die andere von mir geleitet. So wurde im Jahre 1856
die Übersicht von Venedig und der Lombardei, im Jahre
1857 von Tirol gewonnen und in diesem Jahre wird der
nördliche Theil von Ungarn in Angriff genommen, indem
v. Hauer den östlichen, ich den westlichen Theil über-
nehme; die Hernad bildet unsere Grenze. Die ganze Ex-
pedition nach Ungarn wird aus acht Mann bestehen; Herrn
v. Hauer begleitet Freiherr v. Richthofen, mich Herr Dr.
Stur, Herr Wolf und Freiherr v. Audrian; ausserdem geht
mit Herrn v. Hauer noch Freiherr v. Hingenau und mit
mir wenigstens theilweise Professor Kornhuber von Press-
burg. In Böhmen wird Herr Jokäly Detailaufnahmen
machen und bei Trautenau Herr Porth, im südlichen Krain
Bergrath Lipold und Dr. Stache; im Bakonyer Wald Pro-
fessor Dr, Peters von Pesth.”
Diese Disposition ist jedoch nicht ganz in der Weise
durchgeführt worden, wie sie in dem obigen, vom il. April
d. 3. datirten, schon vor der Abreise Bergrath Foetterle's
nach dem Orient abgefassten Schreiben angegeben und in
dem Sitzungsbericht der Geologischen Reichsanstalt vom
27. April veröffentlicht worden ist. Herr Emil Porth, ein
junger, wissenschaftlich hochgebildeter und besonders um
die Geologie des nordöstlichen Theils von Böhmen, seinem
Väterlande, verdienter Geologe, begleitete Bergrath Foetterle
auf dessen Reise nach Klein- Asien und erlag auf dem
Rückweg in Triest am 11. Juni einem hitzigen Fieber;
Professor Dr. Peters aber hat nicht seine Erhebungen im
Bakonyer Waldgebirge fortgesetzt, sondern sich einer grös-
scren Unternehmung angeschlossen, welche auf Veranlas-
sung des Dr. A. A. Schmidl, Professors der Geographie in
Ofen, im gegenwärtigen Sommer der Untersuchung des
Ungarisch - Siebenbürgischen Grenzgebirges zwischen der
Maros und dem südlichen Quellgebiet der Theiss, unter
Theilnahme der Herren Professoren Dr. Anton Kerner für
Pilanzengeographie und Joseph Wastler für Geodäsie u. s. w.,
gewidmet ist, Über einen Theil der diessjährigen Arbeiten
liegen bereits kurze Berichte in dem Sitzungsbericht der
K. K. Geologischen Reichsanstalt vom 30. Juni 1858 vor.
Höhenbestimmungen im Fürstenthum Birkenfeld und der
nächsten Umgebung, in Poriser Fuss. (Auf Veranlassung
des Baues der Rhein-Nahe-Eisenbshn amtlich ermittelt ').)
Piüsse und Bäche. Fuss,
Die Nahe, die Naho-Quellon hei Selbach . - » 1275
” amı Einiluss des Neunkirchener Bachs 1205
Pi an der Amtsschultheissen-Mühle u.‘ 1194
nu bei Gonnesweiler . -» FE IE 1158
n am Einfluss des Söterbachs . er 1147
PR bei Nohfeldn . - Er ar 1180
= am Binfluss des Traunbachs Fa ar ae Ta 1134
„ bei Hoppstätten . . re. 1108
" am Einfluss des Heimbache 0.0100. 1088
Pr bei Noben . . Pe ||
n boi Kronweiler . . » 2 2 22 0 ea .. 98
a bei Frauenberg - - : 2 2 He 0... 973
pr bei Hammerstein can a une DEE
. bei Oberstein » - 2 2 2 2 m nennen 89
” bei Nohbollenbach . . . 1
1) Mitgetheilt von Dr. Em. Hecht in Hoppenstätten, Pürstentlum
Birkenfeld.
Notizen.
Die Kahe, bei der Hüstersmühle .
n hei Georg-Weierbach .
= an der Übausste unterhalb Fischbach
Pr an der Öreuze zwischen Meisenheim u. Preussen
» bei Standernheim an der Brücke . - .
a. bei Münster am Stein . A
bei Biugen Era
Der Traunbach, bei Tranenweiher ee a a Br
rn bei Boerfink . . ..:; .
u am ÜUstfusse des Deibergs
” bei Abentheusr
= bei Traunen . 2.»
Pr bei Ellweiler .
Mündung in die Nahe x . =
Der Hambsch, Quelle in der Hambacher Hecke .
“ am Fusse des Schwandelkopfs
. an der Brücke oberhalb ders Sauerbrunnens
n am Kinfinsse des a sog ee
” bei Harbach » sc cum
Pr bei Houpweier . 2. 2 2020.
« bei Böschweiler
= bei Burbach u Dr
„ bei Niederbrambach . - ..
= Mündung in die Nahe bei Kronweiler .
Der Steshseh, in Sieshach die oberste Brücke .
2 bei Rötsweiler , .
# . Mündung in die Nahe unterhalb Hammerstein
Der Idarbuch, amı Kutsenloch, Grenze mit Proussen
Pr bei Ober-Tiefenbach , r
„ bei Hettstein
» bei Idar .
bei Öberstein, Mündung” in die Nahe
Der Freisbach ‚in Freisen
” am Einfluss des Hahnweiler = Bachs j
Pr in Eizweiler . .
» in Asweiler . “
„ in Wolfersweiler . .
ni am Nordostfusse des Buchwalden. .
Fr in Nohfolden, Mäudlung in die Nabe
Landstrassen.
In Birkanfeld, Theilung der Saarlouis-Trieror Strasse .
Brücke am Westfusse der Birkenfelder Burg . .
Sattel zwischen der Steinsu und dem Traunbsch
Brücke bri der Neubrücker Mühle a
Thellung der Strasson in Nohfelden .
Brücke über den Mörsehhach
Brücke in Wolfersweiler j
Brücke über den Dommersbach .
Höchster Punkt zwischen diesem und Hirstein
Bei Hirstein \
Bei Pinsweiler an der Landesgrenze a
In Gonzesweiler, Brücke über den Boosbach .
Höchster Punkt vor Nemmkirchm . . 2...“
in Neunkirchen, Brücke über den Bach . . .
Höchster Punkt am Wald, südlich von Selbach .
An dor Landesgrenze . . Per
Höchster Punkt zwisehen Birkenfeld "und Brücken ..
In Brücken, Brlcke Bler den Traunbach =
Höchster Punkt zwischen Birkenfeld und Achtelsbach .
In Achtelsbach, Brücke über den Grundbach .
Höchster Punkt zwischen Achtelabnch und dem Winkelbruche £
Brücke über den Bach am Winkelbrucbe . . . s »
in Eisen. . . f or...
Brücke über den Söterbach j FRE ee
Höchster Punkt von da bis zur Grenze Ns Sarg
An der Preussischen Grenze bei Otsenhausn . .
Auf der Höhe »wischen Birkenfeld und Feckweiler
In Feekweller . . » 2 2 2 0 0 na
In Elienberg . . N
Auf der Höhe am Waldanfang .
Am Durchschnitt mit dem Rinzenberg- -Hombacher Were
Am Fusso des Hangelbergs am Sauerbrunmen
Brücke über den Hambach . . A
Am Abgung dor Strasse nach Hatigenstein
.
An der Preussischen Grenze ,
Obersteiner Strasse, am Ausgange- von Birkenfeld E
Theiluag mit der Strasse nach Baumholder
Kreusung mit dem Weges von Gollenberg nach
In Elichweiler, an der Brücke über den Molkenbach .
In Burbach, Brücke über den Hambach
in Nieder-Brombach bei der Brücke . nr
Bei Ober-Brombach . 20°
Bötsweiler Brücke über den Siesbach .
In Algmrodt . .
Höchster Punkt gwischen Algenrodt und Idar
In Idar, Brücke über den Idarbach
Am Eingang in Oberstein . .
Baumholder Strasse, in Rimsberg
In Nahen, Brücke über die Nabe
Auf der Höhe, an der Landesgrenze
Ortschaften und 1 Berghöhen.
Eiweiler, Oberdorf .
Eiweiler, Unterdorf
Hof Imsbach . .
Boosen, die Kirche . .
Eckelhansen, wostlicher Ausgang .
Sötern, südlicher Ausgang . r
Unter-Schwargenbach, Kreuzung der Dorfstrasse .
Öber-Schwarzenbach, Mitte des Dorfes , ..
Mockenbach, Bach. .
Abonthewer, Brücke über den Traunbach
Der Litzelkopf, westlich ven Birkenfeld
Dambach, unterer ARRIaN 2
Mackenrodt . „ »
Nockenthal . .
Leisel, Bach an der Mähle
Wilzenberg, unterer Ausgang .
Hussweiler, sildlichster Augeng
Winnenberg .
Hottenrodt
Vollmersbach
Kirchweiler, dis Kirche .
Veitsrodt, die Kirche
Ober-Wörresbach, westlicher Ausgang
Mörschied, die Kirche ..
Die Asbucher-Hütte, Brücke über "den Hammerbach
Weiden, die Kirche . . . .
Ober-Hosenbach, südlichster Ausgang ..“
Breitenthal, Thalsohle im Dorle . . » N
Wiekenrodt, Kreusung der Dorfstrasse .
Sennschied, die Kirche
Erste waldige Höhe am Wege von Sonnschied nach Nisderhosendach
Harrstein, die Kirche .
Freie Kuppe östlich von Nieder-Wörresbach .
Berschweiler, östlicher Ausgang . .
Wassenschter Kirche, östlich von Berschweiler
Bergen, die Kirche Par
Sulxbach, die Kirche . .
Geraeh, östlicher Ausgang .
Fischbach, die Kirche
Georg-Weierbach
Hintertiefenbach . .
Göttschied, Bstlieher Ausgang 8 .
Weldkuppe südöstlich davon, an der Grenze .
Deckenhardt, Tbalschie . . » » 2. „
Steinberg, Dorfes Mitte .
Walhausen, der Furth-Bach in "der M Mitte des "Dorfes :
Freie Kuppe zwischen Walbausen und Richweiler
Richweiler
Mosberg .
Gimbweiler, die "Kirche . .. Fe Ber
Wüstenfeld, närdlieher Ausgang oo. 00. %+
Der Petersberg bei Boosen . . » .
Der Bocksberg, südlich von Unter-Schwarzenbuch .
Der Priesberg, nördlich von Boosen . -
Der Rotbenberg, östlich von Eisen
Der Dankenberg, nordöstlich dabei
Petermann’s Geogr, Mittheilungen,
*
.
1858, Heft VILL,
Notizen. 315
Fuss. Fusn,
2144 Der Hellwald, östlich von zu. a wm ie cr ION
1253 Der Dreiberrenkopf . . » PO a a a er ER | |
1449 Der grosse Homerich . Pe |
1368 Der Homberg, östlich von Buhlenberg Fe | | |
18217 Buhlonberg, sidlicher —. Fe RE | * | 7
1173 Binzenberg . . - Fr a Gr | | |
1159 Gallenberg, südlicher Ausgang . |
1478 Die Burg bei Birkenfeld . . iR Be Gere er : |
1054 Der Brand, nordweslich von Hoppstätten nn a Sein a a AUER
1218 Der Krunsberg, nordwestlich von . ee 000. 1088
1333 Hattgenstein . . ee. 0. 1189
E73 Die Heiligenböscher Kirche a 200. 1683
82 Der Himmelskopf, nordöstlich von Nieder-Brombach „0.0. 1568
1334 Der Galgenberg, westlich von Idar . . . 0.0. 10
1023 Herbern, Mitte des Darts . . PP | © | )
1218 Der Ballenhübel, nordöstlich von Göttschied en 0 Hr 1098
Der Kahlenberg, nordöstlich von Nonnweiler . -. » » . . . 1657
s159 Der Ring “on “ee een» 1688
1130 Der Neuhof, südöstlich va "Zinserkütten ME er: |
1048 Der Gebück, nordwestlich von ERENEOE re | | | |
1346 Der Stübel, südlich von Boorfink . . 0. 1986
1275 Der Buchwald, höchste Kuppe nördlich von Walhausen .. . 1628
1298 Der Homerich, östlich von Nohfelden . . . + 1084
1390 Forsthaus Winterhauch . . - . . 1710
1449 Höchster Punkt des Wegs von "Abentheuer nach "Züsch 0. 2098
1334 Felsiger Waldkopf gleich nordöstlich db . . - „un BATS
1400 Der Dollberg, stidwestlich rom Boerfinık . . . + 3214
1460 Der Gefüllberg, auf demselben Rücken, östlich von Boerfink . 2220
1394 Der Schwundelukopf, nordöstlich von Kinzenberg en. 2OR6
1304 Der Gondelshrucher Steinkopf, nordwestlich von Leisel 0. . 2178
1089 Dor Butterheeker Steinkopf . - a2 0 0.2. MI
1449 Der Tannenfele, nordöstlich von Intsterem . Fee „0.0.00. 2040
1211 Der Ringskopf, nordöstlich von dem vorhergebenden vn. 0. 2088
1205 Der Sandkopf, der erste Kopf nördlich von Idar . » » . . 286
1420 Der Behaumberg bei Tholey . . -» . 20. . 1780
1384 Dor Erbeskopf im Hochmald . - - 2 2 2 2 nenn + BU
1218
1890
mr Noch Einiges über den Moorrauch !), von Konrektor K'.
1043 E. H. Krause in Stade. — Die geographische Verbreitung
1498 des Moorrauchs und seine Ursachen endlich festzustellen,
1333 scheint wichtig genug, um ein nochmaliges Zurückgehen
1 auf den Gegenstand zu rechtfertigen. Die Brennherde,
1342 welche die so viel besprochenen und gehassten Qualm-
1250 massen in die Luft senden, sind nämlich thatsächlich weit
1228 ira als die Ausführung des Dr. Prestel, der ich im
a rigen vollkommen beipflichten muss, annimmt. Aller-
1330 dings liegen die brennenden Flächen am koncentrirtesten
1304 in dem verzeichneten Halbkreis um Emden, sie erstrecken
1269 sich aber nicht nur bis in das Oldenburgische, sondern im
+ strikten Gegensatz gegen die Behauptung 8. 107, Anm. 1,
1101 Heft 3, Geogr. Mitth. 1858, ist in der That Egen’s An-
630 gabe richtig, dass bis zur Nieder-Elbe gebrannt wird. Das
811 ganze Bremische, d. h. das zur Hannover’schen Landdrostei
in Stade gehörende Herzogthum Bremen, brennt Moor; wer
1460 Mitte Mai 1858 von Bremerhaven nach Stade durch das
1334 Land gereist ist, der hat den ganzen Tag hindurch bren-
1304 nende Moorfelder nach allen Seiten des Horizontes in
u Sicht gehabt. Es sind namentlich drei grosse zusummen-
1278 hängende Moorflächen, die das Bremische durchziehen; auf
1263 allen dreien wird Brennkultur geübt und am stärksten
1338 vielleicht nach der Elbe zu. Da füst nur bei nördlichen
1 oder östlichen Winden gebrannt werden kann, so hat
1602
1704
1834 1} Als Nachtrag zu Dr, Prostel's Aufsatz in Heft 3, 19858, 8. 106 #,
1683 der „üeogr. Mitth.”
4
816 Notizen.
dann Stade ein ühnliches Schauspiel, wie es Dr. Prestel
schildert; der ganze westliche Horizont zeigt die bläulich-
weissen, ins Bräunliche übergehenden aufwirbelnden Dampt-
massen, wenn such nicht in der intensiven Stärke wie in
Ost-Friesland, da die angezündeten Stücke vereinzelter lie-
gen. Es brennt dann vor unseren Augen in dem ganzen
dicht hinter dem Kehdinger Marschsaume liegenden Moore,
etwa "4 — "4 Stunde von hier beginnend bis zur Mündung
der Oste, und jenseits derselben wird die Thätigkeit ähn-
lich fortgesetzt. Es brennen alle die Geest durchschnei-
denden Moortlächen gegen West und Südwest und nach
Süden hin in geringerem Maasse die kleineren Moore,
welehe die Marsch des Alten Landes bis Harburg hin von
der Geest trennen. Im Jahre 1857 wurde wegen der
günstigen Witterung ausnehmend früh und viel gebrannt;
damals wie in diesem Jahre (1858) legte man bei der
Trockniss schon im April Feuer an die Moorstrecken.
Aus meiner früheren Anwesenheit in Lüneburg weiss
ich, dass auch die dortigen geringeren Moore gebrannt
werden, wenn gleich weniger häufig, doch um dieselbe Zeit;
‚dicht bei der Stadt habe ich damale mittels Brennens ur-
bar mächen schen und Eisenbahnreisende werden es zwi-
schen Lehrte und Harburg noch an manchen Punkten be-
merken können; dazu komınt, dass man im Lüneburgischen
nicht nur Moor, sondern auch Heide (auf Sandboden) ab-
brennt, um aus der Asche junge Heidekräuter für die
Schnucken-Heerden aufwachsen zu lassen. Solche kahl
gobrannte Strecken salı ich von grosser Ausdehnung zwi-
schen Ulzen und Soltau. Dieses Heidebrennen geschieht
übrigen« nach der Heideblüthe im Herbst, füllt also mit
dem Moorbreunen zum Roggenbau (Juli bis September)
zusammen. Was im Lüneburgischen geschieht, gilt dann
auch als Regel für das anstossende Herzogthum Verden.
Das kleine Kärtchen der Moorrauch - Verbreitung von
1857 dürfte demnach, da hier gleichzeitig gebrannt ist,
dahin zu erweitern sein, dass die Schattirung der Aus-
dehnung bis an die Elb-Marschen reichte, deren Breite
durchschnittlich etwa '„—1, einzeln auch 2 Stunden vom
Flusse landeinwärts ist, und dass Hamburg, Harburg, Lauen-
burg eben ausserhalb der Grenzlinie sind, weiter südlich
wahrscheinlich Braunschweig. Die Bremischen Moore
müssten als Herde angesehen werden !),
Ob auf den grossen Mooren Holsteins Brennkultur ge-
übt wird, konnte ich nicht sicher erfahren, meine Gewährs-
leute widersprechen sich; wäre es der Fall, so würde na-
türlich die obige Grenzlinie noch nicht in allen Fällen
ausreichen. Allerdings führen östliche Winde uns bis-
weilen Moorrauch zu, doch, so viel ich beobachtet habe,
meistens nur nach vorher während des Brennens eingeire-
tenen westlichen Strömungen, so dass der Rauch ein zu-
rückgetriebener sein konnte.
Noch möchte ich mir eine Bemerkung erlauben in Be-
zug auf Höhenrauch- Erscheinungen anderer Lünder und
Welttbeile, die man noch geneigter ist kosmischen Ur-
sachen zuzuschreiben, als unseren Moorruuch, den schon
die Stadt Hannover, #0 nahe dem Brennen, Heer- und
% Zur Vervollständigung der Literatur sei noch angeführt: Benedikt
Eliner (in Bamberg): Dor Höhenrauch und dessen Gcburtsstätte. Frank-
furt a. M., 1857. (Zum Theil nach Prestel'schen Beobachtungen.)
Hagerrauch, ja hier Stade schon häufig Höhenrauch nennt,
obwohl Jeder weiss, wus es ist. Ich entsiune mich, von
gauchähnlichen Massen in der Luft aus Amerika und Au-
strelien gelesen zu haben; abgesehen von vereinzeltem
Vorkommen vulkanischen Staubes, über dessen Forttragen
über Hunderte von Meilen Alex. v. Humboldt Beispiele
gebracht hat, möchte ich diese Phänomene den ausgedehn-
ten Steppenbränden der Prairien, der Llanes und Pampas,
wie des „Busches” von Australien zuschreiben, die theils
unabsichtlich, meist aber absichtlich der Jagd oder der Er-
neuerung der Weide, einzelner noch des Urbarmachens
wegen veranlasst werden. Sollte nicht eben so der von
Dr. Vogel berichtete Höhenrauch des inneren Afrika im
den bergigen Distrikten der Bautschis zu erklären sein?
Oftgiels könnte auch Blüthenstaub den Auschein von Hö-
henrauch geben, wenn uuch der kennzeichnende Geruch
fehlt. Am 4. Juni diesos Jahres hatte hier bei Stade die
Atmosphäre ganz «das Ausschen des Hühenrauchs mit
schwach gelblicher Trübung; das Nachmittags eintretende,
aus westlicher Richtung kommende, Gewitter brachte dar-
auf sogenannten Schweielregen, d. h. alles zusmmenrin-
nende Wasser war mit einer stärken Decke des gelblichen
Blüthenstaubes von Koniferen, hier zunächst Kiefern, be-
deekt, welcher stark schwefelgelb gefürbte Streifen hinter-
liess.
Über den Steppenrauch des südlichen Russlands bis
nuch Sibirien binein hat der Major Wangenheim von Qua-
len Aufschluss gegeben. Er erzühlt, dass immer im Früh-
jahr, um das hohe Steppengras wegzuräumen, von den no-
madisirenden Stimmen Feuer angelegt werde; wührend
des Brennens „ist die ganze Umgegend oft auf 100 Werst
Entfernung wochenlang mit einem feinen Rauche und
Brandgeruch angefüllt”, so namentlich „in der Steppen-Ge-
gend zwischen dem Ural-Fluss und der Wolga” '). — Es
sei bemerkt, dass befrsundete Reisende mir versichert
haben, auch im Schwarzwald werde starke Brenukultur
geübt, die Helden nämlich in der heissesten Jahreszeit
abgebrannt. Das würde wieder mit dem Moorbrennen
Nord-Deutschlands zum Roggenbau zusammenfallen.
1) „Aus den Kritnerungsblättern des . Wangenheim von (Jun-
ton.” Hamburger Lit. ‚und Krit. Blätter, 1856, No. 89, 8. 695, 696.
Ebenfalls angeregt‘ durch den Aufsatz ron Dr, Prestel but Herr
Professor Dr. Merklein in Sehuffhausen eine Reihe älterer Beobachtun-
gen über den Höhonrauch in der Schweiz in einem Schreiben an Herrn
Apotheker Schliekun zu Winningen a. d. Mosel zusammengestellt, des-
sen Einsicht wir der Güte des !etstgenennten Herm vordanken, Diese
Beobachtungen beziehen sich alle auf das Jahr 1847 und sind grössten
Theils den „Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Ge-
sellschaft bei ihrer Versammlung zu Schaffhausen 1847” entnommen.
Darnach wurde Höhenruuch bemerkt: im Mai 1847 zu Basel, am 10,
und 11. Juli zu Laasanne und Genf, um 14. bis 16, Juli aber über
einen grossen Theil der Schweiz, wie Schaffhausen, Zürich, St. Gallen,
auf dem Uri-Bothstock, zu Box an der Rhöne, zu St. Moriz und an
mehreren anderen Orten. Auch im Jahre 1846 soll Höhenrauch in der
Schweiz bemerkt worden sein, aber seit 1847 hat er sich, wie os
scheint, nicht wieder so weit nuch Süden rerbreitet, — Das Kärtchen
‚zu Dr. Prostel’s Aufsats wird durch diese Angaben nieht weiter modificirt,
da es nur dio Verbreitung des Morrauchs im Mai 1857 Jarstellt. Doch
sind diese Angalıcn besonders desshalh interessant, weil sie sich auf
die wahrscheinlich südliehste Grenze der Ausdehnung des Nord-Deut-
schen Moorrauches bezichen. A. P.
Notizen.
Die Voga von Murcia und ihr Seidenbau, von Dr. Rein-
hold Bernhard Brehm, prakt. Arzt in Murcia. — Bekannt-
lich bildet in den fruchtbaren, an allen möglichen Pro-
dukten so reichen Vegas Spaniens der Seidenbau einen
wesentlichen Erwerbszweig der Bewohner. Die Landleute,
gewöhnlich nicht Grundeigenthümer,, sondern bloss hoch
besteuerte Pächter, behalten oft in weniger ergiebigen
Jahren kaum so viel von dem Ertrage ihrer Felder übrig,
dass sie damit das Leben fristen können; die Seidenzucht
ist dann ihr einziger Gewinn, ihr einziger Rückenhalt.
Rechnet man nun auf die Vega von Murcia, von der im
Nachstehenden besonders die Rede sein soll und die eine
Länge von ungeführ 7 und eine Breite von 3 Leguas
(1 Legua ungeführ zu 1} Stunde gerechnet) hat, den jühr-
lichen Betrag der gewonnenen Seide auf 25 bis 30 Mil-
lionen Realen, also auf 1,250,000 bis 1,500,000 Spanische
Thaler (ä 1 Thir. 12 Ngr.), so leuchtet ein, dass bei dem
verhältnissmässig unbedeutenden Kostenaufwande, den die
Seidenzucht erfordert, der Gewinn immer, wenn auch unter
Viele vertheilt, noch ziemlich bedeutend für den Einzel-
nen ist.
Um jedoch den verehrten Lesern ein anschaulicheres
Bild von der Vega Murcia’s zu geben, halte ich es nicht
für unpassend, etwas näher auf die Beschreibung derselben
einzugehen. Unter Vega oder Huerta versteht man in
Spanien eine von einem Flusse durch Kanäle bewässerte
Ebene. Fast alle Vegas sind noch von den Mauren an-
gelegt und werden heutiges Tages auch noch in derselben
Art und Weise, ja fast mit denselben Ackergeräthschaften
wie früher angebaut. Die Vega von Murcia beginnt 1&
Leguas oberhalb der Stadt und erstreckt sich nach Ori-
huela und weiter hinab bis ans Gestade des Meeres. Sie
wird nach Westen von dem Campo von Lorca und weiter
hin von der Sierra de Espuna begrenzt, im Norden und
Süden ebenfalls von steilen, kahlen, wilden Gebirgszügen
eingeschlossen und geht bloss nach Osten zu allmälig in
die Meeresküste über. Durch den Fluss Segura bewässert,
welcher schon weiter oben prachtvolle Thüler, z. B. das
von Ulea, zu den schönsten Orangengärten Spaniens um-
schafft, gehört sie entschieden zu den fruchtbarsten und
reichsten Landstrichen Süd-Europa’s, Der Reichthum ihrer
Produkte ist äusserst mannigfaltig, jeden Monat werden
Früchte verschiedener Art eingeerndtet; vom März bis Juni
gleicht sie einem grossen Blumengarten.
Wo die Bewässerung aufhört, beginnt das sogenannte
Campo, das sich bis an den Fuss der Gebirge erstreckt,
und auf welchem bloss ein Mal im Jahre Weizen oder Gerste
dtet wird. Ein Hauptreichthum des Campo sind die
lbiume, von denen man einen jeden eine Unze Goldes
werth hält und die oft dem Acker einen anschnlichen
Preis verleihen. Wo wegen der Trockenheit keine Öl-
bäume mehr fortkommen, gedeiht noch die Stachelfeige
(Opuntia), aus der man in neuester Zeit Zucker zu ge-
winnen begonnen hat. Der Preis des Landes in der Huerta
ist aber auch äusserst hoch; so kostet der Acker (Taulla
zu 40 VarasO — 1600 [JVaras, die Vara zu 36 Leip-
ziger Zoll gerechnet) 5- bis 6000 Realen, also 250 bis 300
Spanische Thaler, während man denselben von dem nicht
mit Ölbäumen bepflanzten Campo für 200 Realen (10 Spa-
nische Thaler) erhält.
317
Die Aussaat des Weizens findet im November und De-
zember, die Erndte im April und Mai Statt, worauf das
Feld in der Huerta sogleich wieder mit Wasser überrieselt
und bereits am dritten oder vierten Tage mit Mais be-
säet wird.
Oberhalb des Campo beginnen die kahlen, jetzt bloss
mit Rosmarin, Thymian, Lavendel und vielen anderen aro-
matischen Kräutern bewachsenen Gebirge, deren steile,
kegelartige Felszacken und mit prachtvollen Oleandern be-
kleidete, tief eingerissene Regenstrom-Betten einen höchst
malerischen Gegensatz zu der aufs Sorgfültigste angebauten
Vega bilden. Man muss Süd-Spanische Sierras geschen
haben, um sich von der Wildheit derselben eine Vorstel-
lung zu machen. In den Zeiten der Mauren waren auch
diese Gebirge mit Wald bedeckt und zahlreiche Quellen
sprudelten an ihrem Fusse hervor; als aber die Spanier
wiederum die Öberherrschaft erhielten, liessen sie die
Stämme niederschlagen, ohne darauf bedacht zu sein, wie-
der nachzupflanzen. Die etwa noch stehen gebliebenen
Biume verdorrten unter der sengenden Sonne Murcia’s,
die Quellen versiegten, die Regenwolken verschwanden,
und so erhielten die Berge ihr jetziges ödes Ansehen, und
schwer dürfte es halten, wiederum Holzwuchs zu erzielen,
da zuweilen in 26 Monaten kein Tropfen die schmachtende
Natur erfrischt; daher sagt auch der Murcianer: el serenis-
simo reyno de Murcia.
Die Bewohner unserer Huerta (Labradores genannt)
unterscheiden sich durch ihre Sitten wesentlich von den
Bewohnern Valencia's. Während letztere ala wahre Nach-
kommen der Mauren wohl alle Laster ihrer Vorfahren, als
Zorn, Heimtücke und grenzenlose Rachsucht, nicht aber
ihre Tugenden geerbt haben, findet man bei dem Mur-
eianer Treue, ausserordentliche Gastfreundschaft und zu-
vorkommende Gefülligkeit. Ich habe oft in einsamen Ge-
birgen allein in dem Hause eines mir gänzlich Unbekann-
ten geschlafen, ohne das Geringste befürchten zu müssen,
was um Valencia nicht der Fall sein dürfte. — Die Tracht
der Labradores ist noch fast ganz die Maurische; weite,
nicht bis zum Knie reichende, weisse Leinwand-Beinklei-
der, die hochrothe Leibbinde (Faja), in deren einem Ende
Stahl, Stein, Schwamm, Tabak und Papier zum Anfertigen
der Cigarilloe, in deren anderem das Geld verwahrt wird,
eine mit grossen silbernen Hängeknöpfen geschmückte
Weste, ein auf der Brust und am Kragen gesticktes Hemd,
das turbanartig um den Kopf gewundene Tuch und die
aus Esparto !) oder auch Hanf geflochtenen Sandalen bilden
die ganze Bekleidung des Murcianischen Bauern. Sonntags
zieht er wohl noch weisse, baumwollene Gamaschen an,
die vom Knöchel bis unters Knie reichen, setzt einen
breitkrämpigen, niedrigen Hut auf und trügt eine über
") Der Esparto, eine steife Grasart, wird in Spanien zu allen mög-
lichen Dingen verwendet. Man flicht daraus Fussteppiche,
Strieke, Sandalen u. s. w. Die Sandalen sind für den Jäger in der
Sierra die bequemste Fussbekleidung; man kann mit denselben unbe-
denklieh an den schroffen Pelswänden emporklimmen, ohne ein Aus
gleiten befürchten zu müssen, da sie förmlich an den Steinen ankleben ;
ausserdem sind sie luftig und leicht, drücken nie den Fuss und sind
selbst an Stellen zu gebrauchen, wo Alpenschuhe gans unzweckmässig
wären. Bloss in dem Di pp, welches die Rinnsale der Berge
auskleidet, kann man sich ihrer nicht gut bedienen.
4i*
318 N
den Arm gehangene Jacke. Die Frauen kleiden sich sehr
bunt, tragen rothe oder grüne Röcke, die mit Btreifen
schwarzen Sammtes besetzt und mit unzähligen Goldplätt-
chen geziert sind. Das niedliche Schürzchen und knapp
anliegende Mieder ist ebenfalls aufs Reichste mit unechtem
Gold- oder Silberdraht gestickt. Das Haupthaar ist in
einen kunstvollen Zopf geflochten, der, weit nach oben
hinaufgesteckt, den Kopf überragt. In den Ohren tragen
sie lang hängende, mit bunten Steinen besetzte Ohren-
glocken; den Kopf verhüllen sie mit der Mantilla, die sich
bloss dadurch von der der vornehmen Frauen unterschei-
det, dass an ihr die breiten, schönen Spitzen fehlen. Der
niedliche Fuss steckt in einer Hanf-Sandale und ist ent-
weder bloss oder mit einem zierlich gestickten Strumpfe
bekleidet.
Die Häuser der Labradores in der Vega sind wohl die
einfachsten, die man sich denken kann, und werden bloss
noch von den Höhlen der Zigeuner in Granada an Ein-
fachheit überboten. Sie bestehen eigentlich bloss aus Rohr
und Stroh. Im Sommer schlafen die männlichen Bewohner
der Huerta gewöhnlich im Freien unter einem Feigen-
Baume, neben ihren Maulthieren, Schweinen und Ochsen
(Kühe giebt es fast gar nicht), auf harter Erde, bloss in
ihre wollene Decke (Manta) gewickelt. Die Häuser der
Landieute stehen vereinzelt inmitten des ihnen anvertrau-
ten Feldes und sind von Feigen- und Örangenbiumen
umgeben.
Die um das Haus herumliegenden Felder sind mit
Maulbeerbäumen um- und durchpflanzt, so dass das Ge-
treide oder die anderen Früchte unter denselben wachsen,
Am Rande der Felder, an den Häusern, an den die Vega
durchkreuzenden Wegen stehen die Feigenbäume, während
die Orangen gewöhnlich in einer von einem Aloö- (Aguve
Americans) oder Opuntia-Zaun umschlossenen Einfriedigung
gesogen werden. Die Orangenbäume stehen dann so dicht
beisummen, dass sie sich mit ihren Zweigen berühren, was
jedoch ihrer Fruchtbarkeit durchaus keinen Eintrag thut,
denn gerade in einem ganz dicht bepflanzten Garten brach
ich einen sehr dünnen Zweig mit siebzehn Stück grossen
Orangen ab.
Anfangs März fangen an den Maulbserbäumen die jun-
gen Blättchen an, sich zu zeigen, und in Zeit von vier-
zehn Tagen sieht man unter der schon jetzt recht warm
scheinenden Sonne Murciu’'s das Laub sich rasch entfalten.
Jetzt, Anfang April, sucht der Labrador die Eier des Sei-
denspinners (Bombyx mori), die er simienti (Saamen )
nennt und die bisher an einem trockenen Orte aufbewahrt
oder angekruft wurden, hervor, feuchtet eine beliebige
Quantität von 1, 2, 3 oder mehr Unzen mit Wasser etwas
an und schüttet sie in ein Leinwandsäckehen, welches die
Frauen einen oder zwei Tage unter dem Halstuche am
Halse tragen. Natürlich werden bei diesem Akt die nöthi-
gen Sprüche nicht vergessen und unter denselben Ceremo-
nien am zweiten oder dritten Tage die Eier wieder her-
vorgeholt, dann auf frische Maulboerblätter in die Sonne
gelegt, und nach wenigen Stunden kriechen die Räupchen
aus, welche jetzt usanos heissen, und beginnen sogleich,
die jungen, zarten Blätter zu verzehren.
Vor der Hand befindet sich nun die kleine Kolonie
noch in einem mit einem weissen Tuche ausgekleideten
otizen.
Körbchen, allein schon nach einigen Tagen ist die Gesell-
schaft gewachsen und bedarf eines grösseren Raumes; sie
wird demshalb auf Rohrmatten übergesiedelt, bekommt täg-
lich viermal frische Blätter, während die vertrockneten ent-
fernt werden. Täglich, fast zusehends wachsen die Raupen ; ein
oder zwei Personen sind lediglich damit beschäftigt, frische
Blätter von den Bäumen zu streifen, zwei andere, die ver-
trockneten zu entfernen und die frischen an ihrer Stelle
unterzulegen. Die Raupen werden jetzt sorgfältig vor der
stechenden Sonne geschützt, befinden sich Nachts auf dem
Oberboden und werden bei Tage, wenn die Gesellschaft
nieht zu zahlreich ist, auf der Rohrmatte herab vor das
Haus ins Freie geschafft, woselbst sie, mit Reifbogen über-
stellt und mit Leinwandtüchern überdeckt, die Wärme des
Tages geniessen dürfen. Viermal streifen diese Thierchen
ihre Hülle ab, um die letzte weissgraue, mit drei Augen au
jeder Seite des Kopfes geschmückte zu behalten. Sie
haben jetzt die Dieke eines kleinen Fingers erreicht, hören
plötzlich zu fressen auf und beginnen sich einzuspinnen.
Bemerkt diess ihr Pfleger, so holt er Esparto oder Dor-
nenzweige, Flachsbüschel u. =. w. herbei und stellt sie
auf den Rohrmatten auf, Eifrig werden dieselben von
den Raupen aufgesucht und jetzt beginnt das Einspinnen,
was wirklich einen höchst interesanten Anblick gewährt.
Sorgfältig werden die feinen, weissen oder gelblichen Füd-
chen von einem Halm zum andern gezogen, das Gewebe
wird täglich dichter, nimmt die längliche Puppenform an,
bis es zuletzt die Raupe dem Auge des Zuschauers ent-
zieht. In 5 bis 6 Tagen ist gewöhnlich die Zeit des Ein-
spinnens vollendet; sorgfältig werden jetzt die Poppen
von den Grashbalmen oder kleinen Ästchen abgenommen,
und nachdem die zur nächsten Zucht erforderliche Anzahl
bei Seite gelegt ist, die übrigen einige Stunden in der
Mittagszeit der Gluth der Mai- oder Junisonne ausgesetzt,
wodurch die armen Thierchen in kürzester Zeit zu Grunde
gehen. j
Die Puppen (nimfas) werden entweder abgesponnen und
die Rohseide, welche jetzt eine dunkelgelbe Farbe hat,
wird zu Markte gebracht, oder pfundweise in die jetzt in
der Huerta errichtete privilegirte Fabrik verkauft, Das
Abspinnen der Seidenfäden geschieht mittelst heissen Was-
sers, in welches die Cocons geworfen werden; von 6 bis 8
Cocons werden die Fädchen zu einem Faden vereinigt,
indem man diessiben mittelst eines feinen Ruthenbesena,
woran sie hängen bleiben, aufnimmt, durch ein Öhr ge-
steckt und, nachdem sie dasselbe passirt, mit einem gleich
starken zweiten, durch ein zweites Öhr laufenden, Faden
zu Einem mittelst eines Rades zusammengesponnen, der
also jetzt- aus sechzehn und mehr Fäüdchen besteht und
als Rohseide in den Handel kommt.
Die am wenigsten brauchbare Seide liefern die Cocons,
aus denen der Schmetterling (paloma, Taube, genannt) aus-
kroch, doch auch diese wird noch abgesponnen und be-
nutzt. Die Schmetterlinge lässt man erst sich begatten
und die Weiboehen ihre Eier legen, worauf sie den Hüh-
nern als Futter hingeworfen werden. Tritt während der
Raupenzeit kühles, regnerisches Wetter ein oder entsteht
ein Gewitter, so ist nach der Aussage der Leute die Zucht
verloren, wie es z.B. in diesem letzten Frühjahre wirklich
der Fall war, wo die Raupen zwischen dem vierten und
Notizen. 319
fünften Häuten oder noch vor dem Einpuppen eine dunkle
Farbe annahmen, zusammenschrumpften und grössten Theils
zu Grunde gingen, so dass die Erndte eine sehr schlechte
genannt werden musste, was wohl am augenscheinlichsten
die hohen Seidenpreise beweisen werden.
Riukand- Fos in Norwegen, „der schönste Katarakt der
Welt”, und Förings- Fos, ein anderer Norwegischer Waser-
fall‘). — Bayard Taylor besuchte auf seinen vorjührigen
Wanderungen (Sommer 1857) zwei der grossartigsten Was-
serfälle Skandinaviens und beschreibt sie (in dem „New
York Tribune”) folgendermaassen: „— — Das Thal war jetzt
nur noch eine ansteigende Schlucht, an deren Wänden unser
Weg sich emporschlängelte. Rings um uns war Alles
nackter Fels, aus dem verkrüppelte Fichten hervorwuchsen.
Nur vor uns erweiterte sich die Schlucht noch einmal, zu
einer abschüssigen Fläche, die gerade Raum genug für
einige Hütten und Felder bot. Als wir diesen kleinen
Weiler erreichten, spielten die letzten Strahlen der Sonne
an den Gipfeln über uns. Wir waren vom Tind-See etwa
2000 .Fuss emporgestiegen und in gühnender Tiefe don-
nerte der Maan in einem Felsspalt, dessen Grund selbst
die Sonne nie erblickt hat. Über diese Stelle hinaus war
der Weg für Pferde nicht mehr gangbar; wir gingen da-
her zu Fuss oder kleiterten und krochen vielmehr an dem
schwindelnden Abhang entlang, wo an vielen Stellen ein
einziger Fehltritt uns in Abgründe gestürzt haben würde,
deren geheimnissvolle Tiefen wir gur nicht begierig waren
näher kennen zu lernen. Nachdem wir auf diese Art etwa
2 Meilen, immer schnell bergan steigend, zurückgelegt
hatten, verkündete der dumpfe, zitternde Wiederhall und
ein Bliek in noch grundlosere Schluchten die Nähe des
Riukand-Fos. Mit einem Male brach hie und da ein dü-
sterer Schein in das Birkendiekicht, durch welches wir uns
wanden, und plötzlich standen wir an dem Rande des Ab-
grundes, in den der Fluss sich stürzt. Der Riukand lag
vor uns — ein schäumend strahlendes Wunder, ein Bild
von grausiger Lieblichkeit, umrahmt von Finsterniss und
Schrecken, als öffneten sich hier die Pforten der Hölle!
Gerade vor uns, so hoch am Himmel, dass die farbigen
Strahlen der sinkenden Sonne verdeckt wurden, stieg der
das Thal schliessende Fels zur Hochebene des Hardanger
Tafellandes empor, auf welchem eine kurze Strecke weiter-
%) Im südlichen Norwegen, westlich ron Christiania, liegt an der
Südost-Ecke des Hardanger Fjeld der Mjös-Vand, zum Unterschied ron
dem grüsseren, nördlich von Christiania gelegenen, gleichnamigen Seo
auch der Kleine Mjöäs-Seos genannt. Sein Ausfluss bildet den Fluss
Masan, welcher in östlieher Riehtung das etwa vier Deutsche Meilen
langes Westlord- Thal durchströmt und sich in den Tind-See ergiesst.
Etwa im ersten Drittel seines Laufes bildet derselbe einen 450 Schwel.
oder 411 Par. Fuss hohen Wasserfall, Riukand-Fos, d.h, der rauchends
Fall, gemannt. Die Mesreshöhe der beiden durch den Mann verbun-
denen Sea’n ist: Mjüs-Soo 2666 Par. Fuss, Tind-See 537% Par. Fuss,
Der Unterschied wwischen beiden und dus Gefülle des Maan ist daher
beträchtlich, dech schätzt Taylor in obiger Sehllderung den Fall des
letzteren zu hoeh. Die Reisenden wuren vom Tind-Ses aus das sich
unch und nach zu einer Schlucht verengende Thal hinnufgestiegen.
Der Vöringe- Fos befindet sich im Söndre (südlichen) Bergenbuus-
Amt, wird bei einer Fallhöhe von 454 Par. Fuss in einer Meercshöähe
von circa 2000 Fuss von dem Flüsschen Björöya-Elv gebildet; letzteres
durchströmt Sywendal und mündet im Eid-Fjord, A. P.
hin der Mjös- Vand liegt, ein einsamer See, aus dessen
Schoosse der Maan-Elv geboren wird. Man erblickt den
Fluss zuerst als eine Masse siedenden Schaumes, wie er
um die Ecke einer zu seinem Durchgunge gespaltenen
Reihe schwarzer Felsen schiesst; dann krimmt er sich im
Beginn seines Falles nach rechts und stürzt mit einem
einzigen, 500 Fuss hohen, Sprung in einen hohlen Kessel
von nscktem, schwarzem Gestein. Das Wasser ist bereits
Schaum beim Sturz vom Gipfel und eine Welle nach der
anderen, wenn sie in die Luft geschleudert den Stoss des
ewig um den schrecklichen Abgrund wirbelnden Windes
fühlt, löst sich fallend in Perlenschnüre auf und strömt
flatternd wie eine Schärpe vom reichsten Spitzenstoff her-
nieder. Es ist kein Wasser mehr, @ ist der Geist des
Wassers! Der Boden ist dem Auge durch eine wogende,
schneeige Dunsthülle entzogen, aus deren Falten die Schaum-
strahlen wie Sterne hervorleuehten; unter ihr, wenn die
Wolke sich theilt, erglänzt es für Augenblicke wie der
reinste Smaragd. Man sollte in diesen hellen Blitzen von
Silber und Grün das schimmernde Feenschloss einer nor-
dischen Undine vermuthen! Diese dämmernde Tiefe, die
das menschliche Auge nur theilweis durchdringt und ein
menschlicher Fuss nie betreten wird — welch’ geheimniss-
volle Wunder mögen dort verborgen liegen! Und rings um
diese Erscheinung voll unbeschreiblicher Lieblichkeit stei-
gen die schauerlichen Felsenmauern empor, benetzt von
dem nie trocknenden Sprühwasser des Falles und über-
zogen mit Streifen üppig grünenden Rasens, von der
Schlucht, so tief unter unseren Füssen, bis sie noch weit
über unseren Häuptern ihre regellosen Zinnen gegen den
Himmel erheben. — Ich glaube nicht, dass ich mich einer
Übertreibung schuldig mache, wenn ich behaupte, dass der
Riukand-Fos der schönste Katarakt der Welt ist. Bei
seinem Anblick stockie unwillkürlich mein Athem und
meine Pulse schlugen schneller, — eine untrüglicheWirkung
des Anblicks wahrer Schönheit. Die gunze Scene mit
ihren messenhaften, grossartigen Formen und dem unüber-
trefflich schönen, düsteren Kolorit, in welches dieses ein-
zige strahlende Bild voll Anmuth, Glanz und Licblichkeit
gehüllt war, steht unauslöschlich vor meiner Seele. Nicht
nur während jener halben Stunde im Scheine der sinken-
den Sonne, sondern Tag für Tag und Nacht für Nacht
sah ich die künstlichen Blumengewinde des sprühenden
Riukand vor mir niederfallen.
„— — Wir befanden uns muf dem grossen Plateau
des Hardanger Fjelds, 2000 Fuss über dem Meere.
Eine wilde Gegend lag vor uns — müchtige Anschwel-
lungen des Bodens, bedeckt mit Heidekraut, dehnten
sich weithin aus in einsamem Schweigen. Einige iso-
lirte, vom Schnee gestreifte Gipfel stiegen aus der Hoch-
ebene empor und ein tiefer Spalt zu unserer Linken
liess uns den Anfung der Schlucht erblicken, durch
weiche der reissende Bergstrom sich seinen Weg bahnt.
Am Ende derselben, eine Meile oder mehr entfernt, stieg
eine leichte Dunstwoike empor, welche die dünne Bergluft
täuschend nahe erscheinen liess. Der dicke, schwammige
Boden hut nur eine Tiefe von zwei Fuss und ruht dann
auf einem undurchdringlichen Felsenhett — das ganze
Hardanger Fjeld ist in der That nur ein einziger Fels —,
wesshalb er auch fortwährend sumpfig ist. Heidelbeeren
820
wuchsen in grosser Menge, wie auch die Torf-Bromleere
(Rubus chamacmorus), die ich auch in Neu-Fundland fand,
und unser Führer Peter, auf der Jagd nuch diesen Früch-
ten hier- und dorthin rennend, führte uns mehr als einmal
irre. Endlich aber nahten wir jenen wirbelnden Schaum-
gewinden und hörten das hohle Gebrüll des Vörings-Fos.
Der mächtige Felsschlund gähnte vor uns — noch ein
Schritt und wir stauden am äussersten Rand. Ich ergriff
die Zweige einer jungen Fichte und bog mich darüber
hinaus. Ich empfand keinen Schwindel, die Höhe war zu
bedeutend dazu, der Eindruck zu grossartig und wunder-
voll. Die Felsenplatte, auf welcher ich stand, ragte weit
hinaus über den 1200 Fuss tiefen Abgrund, dessen gegen-
überstehende Seite wie ein mächtiger Wall vom Boden
ununterbrochen emporstieg, noch 800 Fuss über mein
Haupt. An dieser schwarzen, vom ewigen Sprühwasser
benetzten Wand zeigte sich wie hingemalt ein Regen-
bogen, zwei Drittheile eines Kreises bildend, buvor er in
der dunklen Tiefe verschwamm. Ein dünner Wasserstrahl
sprang in einem laugen Faden von Silber vom hüchsten
Gipfel, als ob eine Lothleine hinabgeworfen würde, die
2000 Fuss zu messen, Zu meiner Rechten kam der Strom
von der Fläche des Fjeld in einer zerrissenen, gewun-
denen, siedenden Masse herab und erreichte den Rand des
Abgrundes an einem Punkt, der etwa 400 Fuss unter mir
sich befand und von wo derselbe in einem einzigen Guss
zum Boden hinabfiel, eine Tiefe von etwa 8- bis 900 Fuss.
Könnte man diesen Fall von unten betrachten, so würde
derselbe eins der grossartigsten Schauspiele der Welt
bieten. Kein anderer kaun an Höhe, Wassermenge und
Erhabenheit der Umgebungen mit ihm wetteifern. Der
Beobachter blickt jedoch aus einer grüsseren Höhe, als der
Band des Falles hat, auf ihn herab, sieht ihn also nur in
bedeutender Verkürzung, so dass er die Majestät und
Schönheit nur ahnen kann. Streckt man sich auf den
Boden nieder und den Kopf über die Wurzeln der Fichten
hinaus, ®» kann man mit Sicherheit in den furchtbaren
Abgrund hinabschanen und durch den Strudel des wirbeln-
den Sprühwassers in dessen Innern die flimmernden
Sterne beobachten, die vom Grunde des Falls gleich un-
aufhörlich platzenden Wasserraketen emporstrahlen. Dieser
Anblick aber schärft nur das Verlangen, unten zu stehen
und zu sehen, wie der Strom, schaumgekrönt und hell
glänzend, mit einern einzigen Satz vom Himmel zur Hölle
springt. Es ist einigen Leuten geglückt, welche den Fel-
senschlund von seiner Mündung im Thale aus betraten,
weit genug vorzudringen, um einen Theil des Fulles zu
übersehen. Der andere wurde von einem hervormgenden
Felsen den Blicken entzogen; die Zeit aber wird olıne
Zweifel kommen, wo irgend Jemand kühn und aus-
dauernd genug sein wird, jenen Pfad ganz bis zum Fuss
des Falles zu führen. Ich beneidete dje Reisenden, die
dann den Vörings-Fos besuchen werden”,
Die wichtigsten geographischen und hydrographischen Ar-
beiten in Russland im Jahre 1857. — Herr A. von Buschen
hielt in der Jahresverzammlung der Kais, Russ. Geogr.
Gesellschaft vom 15. Januar 1858 einen Vortrag, der einen
interessanten Überblick der wichtigsten geographischen Ar-
Notizen.
beiten gewährt, die im Jahre 1857 in Russland ausgeführt
wurden !), Hauptsichlich berichtet er über die von dem
Generulstab, dem Hydrographischen Departement und der
Kuis, Akademie der Wissenschaften unternommenen Arbeiten.
Der Gencrelstab führte folgende geodätische Arbeiten
aus: 1) trigonometrische Messungen: a) eine Triangulation
des Königreichs Polen ward vollendet und die Beschrei-
bung derselben unternommen; b) die Triangulation des
Gourernements Kursk vollendet und mit der des Char'-
kow'scheu Gouvernements verbunden, wobei 185 trigono-
metrische Punkto bestimmt; c) die Triangulation Esthlands
ist nan beendet und 233 Punkte trigonometrisch fixirt;
d) die trigonometrische Vermessung an der Wolga ward
von Zarizyn die Wolgs hinauf bis Ssamtow und von Za-
rizyn längs des Ssarpa-Fiusses fortgesetzt, ausserdem die
Kisliar'sche Reihe von Astrachan bis zur Stadt Kisliar er-
neuert, in Allem hierbei 246 Punkte trigonometrisch be-
stimmt. 2) Astronomische Beobachtungen. Es ward eine
“ grosse Chrouometer-Expedition mit 30 Chronometern von
Pulkowa bis Archangel’sk, so wie von da über Wologda
nach Moskau vollführt, die geogmpbische Position bestimmt
von Archangel'sk, Lodeinoje Polie, Kargopol', Wel’sk, Wo-
logda und Neu-Ladoga. Mit 30 Chronometern wurden
zwei volle Reisen oder vier Fahrten zwischen Pulkowa,
Moskau und Archangel’sk gemacht. 3} Topographische Auf-
nalınen: a) beendet ward eine solche von Livland, wobei
im Maassstabe einer Werst auf den Engl. Zoll 12,2244
Quadr.-Werst aufgenommen wurden, was —- zusammen mit
den Aufnahmen von 1855 und 1856 — für die Fläche
von ganz Livland 40,838 Quadr.-Werst ergiebt; ausserdem
wurden drei Pläne von Städten nebst deren Umgebung herge-
stellt, nämlich von Arensburg, Riga, Pernau, im Maassstabe
von 250 Faden auf den Engl. Zoll; b) begonnen ward die
militär-topographische Aufnahme des Charkow’schen Gou-
vernements, wobei 19,661 Quadr,-Werst im Masssstabe
von 1 Werst auf den Engl. Zoll aufgenommen wurden,
so wie die vier Städtepline von Issum, Staro -Gliebsk,
Salawiansk und Bielowodsk, im Maassstabe von 250 Faden
auf den Engl. Zoll; c) begonnen ward die mititär-topo-
graphische Aufnahme des Poltawa’schen Gouvernements, zu
welcher in diesem Jahre 16,587 Qundr.-Werst im Maunss-
stabe von 1 W. auf den E. Zoll mappirt und sieben Städte-
pläne nebst. deren Umgebung gefertigt wurden, nämlich von
Poltaws, Chorol’, Ljuben, Piriatin, Perejasslow!', Priluk und
Solotonoseha, im Maassstabe von 250 Faden auf den Engl.
Zoll 4) Verbessert ward die Aufnahme der Umgegend
von St. Petersburg von 4000 Quadr.-Werst. — Ferner
wurde a) beim Stabe des abgetheilten Orenburg’schen Corps
eine ökonomische Vermessung in den Ländereien der Ura-
lischen Truppen ausgeführt, im Ganzen von 3211 Quadr.-
Werst, und eine Rekognoseirung über den Fluss Sayr-
Darja hinüber längs ‚der Sandwüste Kysyl-Kum gemacht,
in Allem 9600 Quadr.-Werst; b) bei der Kaukasischen
Armee wurden Aufnahmen des Landes in verschiedenen
Maassstäben, in Allem 11,024 Quadr. - Werst, ausgeführt;
ec) vom abgetheilten Ssibirischen Corps wurden 23,600
%) Der Vortrag ist abgedruckt im Wjästnik der Kais. Buss. Gesoll-
schaft, 1858, Heft I. Den obigen Aussug verdanken wir Herm
Nikolai von Beidlitz in St, Petersburg.
Notizen.
Quadr.-Werst im Landstriehe jenseits des Ili und in ÖOst-
Ssibirien mappirt. In Trans-Baikalien und am Amur-Flusse
nebst dessen Zuflüssen wurden 26,503 Quadr.-Werst auf-
genommen. Noch müssen wir die vom (feneralstab und
Moss-Departement gemeinsam zur Herstellung der Mess-
Atlanten des Juroslaw’schen, Niehnij-Nowgorod- und Ssim-
birskiachen Gouvernements untornommenen Arbeiten erwäh-
nen, namentlich a) vollendet ward die Aufnahme des Ja-
roslaw’schen Gouvernements, wobei 577% Ouadr.-Werst auf-
genommen wurden, b) im Gouvernement Nishnij- Nowgo-
rod 5425 ÜUundr.-Werst; ec) im Gouvernement Ssimbirsk
wurden Instrumental-Aufnahmen der Post- und Landwege
in der Ausdehnung von 7551 Werst gemacht, mit Hinzu-
fügung von 32 astronomischen Punkten und 1078 Stücken
einer General- und Spezialvermessung.
Die Arbeiten des Hydrogmphischen Departements wa-
ren im Jahre 1857 vorzüglich auf folgende drei Punkte
gerichtet: 1) die Ostsee, 2) das Kaspische Moer und 3) das
Meer vun Ochotsk, Insel Ssachalin und Mündung des Amur..
— 1) Im Baltiechen Meer bestanden die Arbeiten in Fol-
gendem: einer topographischen Aufnahme lüngs der Kur-
ländischen Küste, von dem Gute Sernaten nach 8. bis zum
Dorf Eirsgen, in Allem auf die Läuge von 60 Weorst,
wobei mit Schaluppen längs der Küste eine Sondirung
von dem Dorte Liepen nach 8. bis zum Flusse Ostbach,
zusammen von 263 (uedr.-Werst, gemacht ward. — Im
Meerbusen von Riga ward eine Vermessung auf Schaluppen
um die Insel Runo herum zur Südseite der Insel Küno
in der Entfernung von 2 bis 9 Werst vom Ufer aurge-
führt, eben so im Busen von Pernau und längs der Liv-
ländischen Küste nach 8. bis zum Gute Alt-Salis, in Summa
von 840 Quadr.- Werst, wobei eine topographische Ver-
messung der Insel Runo ausgeführt ward. Der Libau-
‚Fluss ward mit Schaluppen ganz sondirt, von dem See an
bis zu seiner Mündung, und die Flussbarre bis zur Tiefe
von 27 Fuss erforscht. Hierbei ergab sich die Tiefe über
der Barre bei gewöhnlichem Wassorstande zu 16 Fuss, im
Fluss aber von 13 bis 19 Fuss. — Im Bottnischen Mcer-
busen wurden auf der Südseite von Aland, in der Bucht
Swibe und den zu derselben führenden Fahrwassern, eben
so zwischen den Städten Uleaborg und Torneä Messungen
ausgeführt. Ferner wurden in Finnland die -Bce’'n Saima,
Kalawesi und Nessejärwi erforscht. — Im Ladoga-See
und der Newa wurd das Fahrwosser beim Eingangs in die
Newa aus dem Ladoga-See untersucht und eine Sondirung
den Fluss entlang bis zur Mündung der Ishora gemacht,
wobei mur die Stromschnellen wegen der im Rommer gar
zu grossen Strömung unberücksichtigt blieben. Die ge-
ringste Tiefe des Fahrwasserse aus dem Ladoga-See in die
Newa erwies sich zu 8 Fuss, längs des ganzen News-
Flusses aber (ausgenommen in den Stromschnellen, in de-
nen die Tiefe des Fahrwassers von 12 bis 18 Fuss ist,
und auf einigen Büänken) ergab sich die Tiefe von 5 bis
10 Faden. — 2) Im Kaspischen Meere war zu einer neuen
detaillirten Beschreibung desselben im Jahre 1856 eine
Expedition unter dem Kapitän-Lieutenant (nunmehr Kapi-
tän zweiten Ranges) Iwaschinzow ausgerüstet worden.
Im Jahre 1857 sollten die zu Ende des vorhergehenden
Jahres begonnenen astronomischen Bestimmungen von Punk-
ten am Uter, ferner Aufnahmen und Sondirungen im Sü-
321
den der Apscheronischen Halbinsel fortgesetzt werden.
Hierzu dienten das Dampfschiff „Kuba” zum Überführen der
Chronometer und eine Barke mit zwei Booten zu Sondi-
rungs- und Vermessungs- Arbeiten. Ausserdem wurden
zeitweilig von der Bakwschen Flotten-Station zwei Scha-
luppen kommandirt. Die astronomischen und Sondirungs-
Arbeiten wurden nach Möglichkeit auch im Winter fort-,
gesetzt. In der ersten Hälfte des Februar wurde vom
Danipfschiffe „Kuba” die chronometrische Verbindung zwi-
schen Baku und Astrabad hergestellt, dann in 14 Monaten
aus vielen Zenithdistanzen der Polar- und Circummeridian-
Gestirne die gezane Breite von Baku hergeleitet und über
40 Bestimmungen der Magnet-Elemente gemacht. Unter-
dessen wurden die Sondirungen der Eingünge zur Rhede
von Baku auf Schaluppen mit Hülfe des Dampfers „Kuba”
fortgesetzt und in der ersten Hälfte Aprils beendet. We-
gen einer andern Bestimmung des Dampfschiffes „Kuba” be-
gannen nun die astronomischen Arbeiten erst am 22. Juni
wieder und gingen ghne Unterlass bie Mitte August fort.
Während dieses Zeitraums ward eine zweifache chrono-
metrische Verbindung zwischen der Biriutschuja Kossa (an
der Wolga-Mündung) und Baku hergestellt und astrono-
misch der Breite nach, wie durch das Überführen von
Chronometern der Länge nach elf Punkte „uf dem Ost-
und Westufer bestimmt, nämlich das Vorgebirge Tiup-
Karagen, Mielowoi Ugol (Kreidebucht), der Eingang in die '
Alexander-Bai, das Vorgebirge Agys-Ada im Kenderlin’schen
Busen, der Eingang in den Karabugas-Busen, das Vorge-
birge Krassnowodsk, die Insel Ögurtschin, die Insel Gross-
Aschir, Insel Tschetschen, die Biriutschaja Kossa und die
Inse) Tiulenij (Seehunds-I.). Mitte August bedurfte die „Kuba”
wieder einer Ausbesserung der Kessel und musste nach
Astrachan gehen. Auf der Rückreise, am 14. September,
ging dieses Schiff in Folge eines plötzlichen Schwalls und
seiner schlechten Konstruktion beim Eingang in die Ap-
scheronische Durchfahrt unter. Bei diesem unglücklichen
Ereignisse verloren wir mit den Gehülfen des Vermes-
sungschefs, den Lieutenants Koschkul und Seimonow, alle
astronomischen Journale und anderes wichtiges astronomi-
sches Material, das 8000 Rubel Silber gekostet hatte. Der
Schiffbruch des Dampfschiffes „Kuba” vernichtete alle astro-
nomischen Arbeiten der Expedition, die so glücklich be-
gonnen hatten, Se. Kais. Hoheit der General-Admiral
ordnet wieder eine neue Expedition an. Die rein hydro-
graphischen Arbeiten aber wurden fortgesetzt auf der Süd-
seite der Apscheronischen Halbinsel, Hierzu wurden im
Mai und Juni vier in Astrachan neu erbante Schaluppen
verwandt und zu den Offizieren noch zwei hinzukomman-
dir. — 3) Im Grossen Ovean sollten die Arbeiten im
Taufe des ganzen Jahres 1857 fortgesetzt werden, die
Resultate sind aber wegen der grossen Entfernung noch
unbekannt. Gegenwärtig stellen die zu Wasser und mu
Lande von den Mündungen des Amur zurickgekehrten
Offiziere eine Beschreibung und Karten des Landstriches
am Ammr nach den im Laufe der letsten 5 Jahre gemach-
ten Aufnahmen zusammen und haben diese Arbeit theil-
weise schon vollendet, Vom Grafen Putiatin sind unter-
dessen Pläne der Häfen der Heil. Olga und Wladimir, die
am Ufer von Korea liegen, angekommen.
Die Kais. Akademie der Wissenschaften erhielt im
r
322 Notizen.
Jahre 1857 die Resultate von drei Expeditionen und rü-
stete eine aufs Neue aus. Die erste derselben ward vom
Akademiker K. E. von Baer auf Kosten der Akademie, des
Ministeriums der Reichsdomänen und der Kais. Russ,
Geogr. Gesellschaft ausgeführt. Viele ihrer Resultate sind
in verschiedenen Journalen veröffentlicht worden und be-
reicherten die Geographie des Kaspischen Meeres, wie der
westlich von demselben gelegenen Landstriche des Kau-
kasischen Isthmus. Weitere Aufklärungen über die Phy-
sikalische Geographie dieser Gegenden haben wir noch in
Kurzem von Herru von Baer zu hoffen. Die zweite Ex-
pedition ward vom Akademiker General Gregor von Hel-
mersen zur Entwerfung einer genauen Geologischen Karte
des Olonetz’schen Gouvernements in dessen nördlichem Theil
unternommen. Herr von Helmersen beganu diese Arbeit
schon im Jahre 1856 und widmete das Jahr 1857 fast
allein der genauen Erforschung des Saonieshje (der Halb-
insel, die sich von N. in den Onega-Sce hinein erstreckt),
besuchte dann aufs Neue die ‚Eisengruben des Kreises
Wytiegorsk und beschäftigte sich in Petrosawodsk mit Durch-
forschung der Archive, in denen er viele sehr interessante
Dokumente über den Zustand des Bergwesens im vorigen
Jahrhundert auffand. Die Reise des Herrn von Helmersen
ist um so interessanter, als sie uns in Kurzem eine genaue
und ausführliche Geologische Karte des Olonetz’schen Gou-
vernements in Aussicht stellt, die einen Anschluss an die
Geologische Karte des St. Petersburger Gouvernements vom
Prof. Kutorga und die schönen Arbeiten, die eben von
Herrn Friedrich Schmidt für Esthland ausgeführt wurden,
bietet, so dass wir für diesen grossen zusammenhängenden
Landstrich die detaillirteste Kunde erlangt haben. — Be-
endet ward in demselben Jahre die Reise des Herrn Leo-
pold Schrenk, der in St. Petersburg der Bearbeitung seiner
auf der Erdumsegelung und am Amur-Flusse gesammelten
reichen wissenschaftlichen Ausbeute obliegt.
Endlich rüstete im Juli 1857 die Akademie eine Bo-
tanisch -zoologische Expedition zum Aral-See und Ssyr-
Darja aus. Sie bestand aus den Herren Ssewerzow als
Zoolog und Herm Borschtschow als Botaniker.
Bei Betrachtung der Thütigkeit der Kais. Akndemie
der Wissenschaften müssen wir der umfassenden geogra-
phischen Arbeiten des Herrn Akndemikers Köppen ge-
denken. Auf seine Bitte versandte dieselbe 142,000 Blan-
kette in die Grischisch-Russischen und 29,000 in die Pa-
rochien anderer Religionen, um von den Geistlichen voll-
ständige Verzeichnisse aller Dorfschaften, der Gewässer, an
denen sie gelegen, ihrer Einwohnerzabl männlichen und
weiblichen Geschlechts, Bezeichnung von ihrem Stamme
zu erlangen. Vor der Hand beschloss die Akademie, das Orts-
verzeichniss des Tula’schen Gouvernements zu drucken,
welches fast ausschliesslich von Bussen bewohnt wird, um
dann zu andern Gouvernemonts mit gemischter Bewohner-
schaft überzugehen. Vollstündige Notizen besitzt Herr
Köppen schon von 33 Gouvernements. Herrn Köppen
beschäftigte auch die kreisweise Berechnung der Ausdeh-
nung Russlands, die in Moskau, im Auftrage der Akademie,
vom Direktor der Universitäts-Sternwarte, Herrn Schweitzer,
vorgenommen ward, In St. Petersburg wird auf die aus
Moskau erhaltenen Resultate hin der Grad der Bevölke-
rungsdichtigkeit der Gouvernements und Kreise bestimmt,
u A en nm 0 Lu
Von den Arbeiten des Topographischen TMpöts im
Jahre 1857 ist zu erwähnen die Beendigung der Topogra-
phischen Karte Polens in Poln. Sprache (57 Bl. im Mauss-
stabe von 3 Werst auf den E. Zoll) und der Krim-Halbinsel
(95 Bl. im Mst. von 1 Werst auf den E. Zoll). Die Mi-
litär-topographische Karte des westlichen Russland im
Maassstabe von 3 Werst auf den Engl. Zoll ist noch nicht
vollendet (bisher die Gonvernementa Grodno, Minsk, Wol-
hynien, Kiew, Podolien, Chersson, Kurland und Bessarabien,
in Allem 203 Bl). Ferner wurden von demselben ausser
vielen Plänen und Anderm einige Schul-Atlanten heraus-
gegeben (Übersetzungen von Stieler, Bruct).
Das Hydrographische Departement gab seinerseits im
Jahre 1857 heraus: ein Blatt zum Atlas der Ostsee, näm-
lich die Karte des Westtheils der Inseln Dago und.
Ösel; zwei Blätter zum Atlas des Grossen ÖOcenns: 1)
Karte der Ostküste der Halbinsel Korea mit Beschreibung
von den Offizieren der Fregatte Pallas und 2) die Karte
eines Theiles der Ssangarischon Meerenge mit einem Plane
des Hafens von Hakodade; eine Karte der Mündungen des
Dniepr-Limans von Kap. Akimow; Pläne der Häfen Hel-
term und Kuiwast zur Karte vom Moon-Sunde und einen
Plan des Schapchin-Ankergrundes zur Karte des Lapplän-
dischen Ufers. Ausserdem wurden verändert nach neuem
Material 93 Karten.
Endlich müssen wir noch einiger Privatunternehmungen
erwähnen: der Industriellen Karte des Jaroslaw’schen Gou-
vernemente, herausgegeben beim Statistischen Komit‘ des
Gouvernements von Puul Schtscherbakow, der General-
karte der Postwege und Eisenbahnen in Europa von Lan-
ger und der Historisch-geographischen Versuche des Herrn
Sujew.
Arbeiten des Kuiserl. Russischen Generalstabes und Topo-
graphischen Kriegaddpöts für das Jahr 1858. (Von einem
geehrten Korrespondenten in St, Petersburg) — „Im
Laufe dieses Sommers sollen durch.den Kaiserlich Russischen
Generalstab folgende geodätische Arbeiten im Europüschen
Russland ausgeführt werden:
1) Trigonometrische Netze in den Gouvernements von
Kostroma, von Woronesch und längs der Wolga von Sara-
tow hinauf bis Simbirsk, so wie auch in dem Saratow’schen
Gouvernement selbst, um die Triangulation an die von
den Gouvernements Woronesch, Tambow und Pensa an-
zuknüpfen.
2) Zwei Chronometrische und Astronomische Expedi-
tionen in den Gouvernements von Wologda und Wiütka;
in diesen beiden Gouvernements sollen an 100 Punkte
bestimmt werden.
3) Topographische Aufnahmen der Gouvernements Pol-
tawa, Charkoff und Esthland, im Maassstabe von 1:42,000
(1 Werst = 1 Engl. Zoll). Das trigonometrische Netz
dieser Gourernements wurde schon früher ausgeführt.
4) In Sibirien, im Kaukasus u. s. w. werden die to-
pographischen Arbeiten fortgesetzt. — Im Depöt, in den
Ateliers der Graveure, werden im Laufe dieses Jahres
die Gonvernements von Smolensk und Kaluga, vielleicht
auch das von Witepsk (im Maasastab von 1:126,000 oder
3 Werst auf den Engl. Zoll) beendigt; fünf andere Gou-
vernements sind noch im Stich.”
Notizen.
Die hauptsächlichsten Städte der Russ. Monarchie, von
10,000 Einwohnern und darüber,
alphabetisch geordnet.
(Nach dem St. Petersburger Kalender für 1858.)
Städte, Jahr des Conams.
Achalzych, Estg. . »
Achtırka . . x 2» +
Akkermon . .
Alexandropol (Gary), Pos.
Archangel'sk . .
Astrachan , . . »
Baktschissarsj .
Balta ee
Bendery, Fatg. Fre
Berditschew . . .
Bjalostok
Djelew
Bjelgorod
Bjelopolje or
Belk . 22220.
Bobrujak ..
bolebor
Barowitschi B
Brest-Litowskij . .
Brjaak . . . » .
Charkow . 2.22%
Ckuwiynsk
Chan ....
Chotin, Fate. . . ws
Derbent . ı 2 2.0.
Dorpat . . ..
Dubowka, Flecken
Dünaburg, Stadt u.
Eriwan’ . . » u...
Grodw , . 2: 2.2. +
Irkutsk 0
Jaromslawı! ,„ .
Jeksterinburg .
Jeknterinosslaw
deles . .
Jelissawetgrad, "Mil- Ansied,
Jelissawetpoi’
Jewpatorie .
Jugowskij Sawod, Kupfern.
Kaluga . . : n
Kanenes Podolskij .
Kamenskaja Staulea . .
Kamyschin . -. . x...
Karssachnsar . ı . . +
Kasın’ . Ka
Kertsch, Hafenfestung z
Kiew .„ .. B
Kisehinew .
Kisljar, Patg. .
Kolomına
Ämlow . . 2 4...
Kostroma . x 2 00.
Kowse .
Krementschug mit dem Fle-
cken Krjukow
Kronstadt, Foig.
Kurk . . .
Kumek. . ı 2 2.
Iabedin . . . 2 2%
Lipeik R un
Luganskaja Staniza
Michsilowskaja Stanize ,
Migulinskaja Stanisa
Minsk . .
Mitau .
Mitjakinskaja Staniza
T Genvornemeunt
oder Gnhler
i Kimw.-
\_Zabl.
. 1852 Kutuiss
55'Charkow
4P'Bessarab, Geb.
51 Eriwan'
55 Gourern. Arch.
55 Gour. Astr,
55 Taurien
55 Podolien
55 Bessarab. Geb,
55 Kijew
55 Grodso
55 Tuls
56 Kurk
55 Char'kow ‘
55 Grodns
51. Minsk
45 Orel
55 Nowgerod
Ss Groine
55 Orel
55 Gour. Ch.
55 Suaratow
56-Gour. Chorsson
55, Bessarab, Geb.
57.Gour. D.
55 Livrland
55 Searatow
55 Witobsk
54 Goor. BE.
55 Gour. Ur.
55 Gonv, Irk.
55'Gour. Jar.
56 Perm’
55. Gourern. Jck,
55 Orel
55 Chersson’
48 Tiflis
49 Tanrien
55 Perm’
55 Gour. Kal.
55 Gouv. Kam,
50 1,4. d. Donisch.
Kos,
55 Senrutow
55 Taurien
55 Gour, K.
51 Tuurien
55 Gour. Kij.
55 Bossarab. Geb,!
55 Stamropel'
55 Moskau
55 Tambor
55 Gowr. K.
55 Gour. Kom.
55 Poltawa
55 Petersburg
55 Gour. Ku.
55.5saratow
55, Char'kow
55 Tambow
50 Lal. d. Danisch.
: Kos.
50 Deagl.
50,Desgl.
51 Gour. M.
55 Kurland
50 La. d, Donisch.!
| Kos.
' 12,374 41’39°,00° 27
13,946 50 18 52 37
19,076 46 11 47 58
11,358 40 47 61 27
19,554 84 32 58 14
Bo,dat db 21 65 4a
12,79 1—
12,819 47 56 47 18
15,167 46 5147 16
56,6 — _
11,467 53 840 49
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10,682,53 14 52 2
32,296 50 0,53 53
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35,986 48 38 50 17
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11,511.55 53 jd4 10
18,567.40 10 62 16
15,10033 41 4 3
| 23,856 ‚> 17 122 1
32,352 |srT 37/57 38
i 16.497:56 5078 17
; 12,979.48 23'523 45
| 22,090 52 37,56 9
| 19,494.48 30 49 57
12,966. 40 42 64 6
13,540145 12 51 ®
10,167) — | —
31,735 54 30 53 55
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10,585:48 2057 55
11, Bas 50 503 4
15,287'45 352 17
57 ‚273,55 48 66 46
13,106. 45 21 34 9
55,598 50 27 48 10
57,002 47 1146 31
10,075 43 52 64 22
15,963 55 6 56 26
20,536/52 53 58 11
14,834 57 46 58 35
20,199 54 54 41 34
23,21949 4 51 4
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‚ 1355 Gour, Mol.
55 Tanbow
56 Kosidenz
55 Orel
55 Jokatorinosslaw:
56. Chersson’, «en.
50 lat. d. Doniach.
I Kos,
55 Gonv. N.-N.,
55 Tschernigow
: 16,584 51
55 Gour. N,
55 Jokaterinosslaw'
% Hptort im Landi
4. Don. Kos.
56 Schemachä
55 Ühersenn
55 Tohol'sk
55 Gour, Or.
55. Örenburg
55 (iouv, P,
55 Gour, Perm
55 Witebsk
55 Giouv. Palt.
55, Gonv. Pskow
55 Esthland
55 Livkand
55 Gouv. Bj.
55] ekaterinossiaw'
55 Twer'
56 Gour. Sch.
51 Mokilew
56 Schemachä
55 Kalugn
55. Wolynien
55 Rijusan
55 Kijew
50 Tomsk
55, Gouv. Beam.
55 Vensa
56 Gour, Ssom,
55 Moskau
55 Gour, Seimb.
55 Taurien
55 Gour, Bsom.
55 Char’kow
55 Ssimbirak
55 Gour, 8t.
52 Residenz
55 Jekaterinosalaw
55 Gour. T
54 Gour. Tiflis
49 Tohol’sk
55 Gour. Tob.
50 Gour. Tomsk
55 Twer*
55 Kijew
55 Kasan’
55 Gour, Tula
55 Gour. Twer’
55 Orenburg
55 Jurosslaw
55 Kijew
49 Oreuburg
55 Kijew
55 Witebak
56 Id. d. Donisch.
Kos,
65 Gouv. W,
55 Gour. Wit,
55 Sanmolensk
55 Gour. Wj.
55 Gonr. WI.
55 Gouv. Wol.
19,112 Ba’na 48° W
12,47353 24 59 29
354,027 55 45 55 14
12,327 58 17 53 14
14,079) _
45,000,48 58 49 > 38
18,036) u
25,384 56 20 61 59
3/49 35
16,84048 8118 56
10,580.48 30.58 0
l
| 17,875 47 25 57 46
ı 17,045 41 11 64 53
| 80,859 46 29'418 24
18,275 54 59 91 3
34,043 52 5853 44
13,47851 45 72 45
24,360 53 1162 42
11,91758 173 36
11,844 55 29 46 25
, 20,200 49 35 52 14
17,140 57 49 45 59
27,005 59 27 49 25
' 50,463 56 57 41 46
21,449 54 38 7 24
12,434 — Br
16,139 56 15 u 0
10,75 [|
11,555 — BE
15.104 39 46 64 36
10,986 53 45 32 44
30,521 50 15 46 19
11,217.53 29,57 12
10,870 49 44 47 21
14,004 51 98 100 0
21,607 53 11187 45
! 10,921.54 11,62 51
74,193 31 32163 44
| 18,629 54 56 55 4
2171454 19 06 4
29,812 44 57 51 46
16,635 54 47.49 48
1209 — | —
: 17,40933 9:66 8
' 16,03545 359 39
‚532,24159 57.47 58
19,47147 12,50 36
25,372 52 53 59 7
' 34,851 41 42.62 ©
' 14,337 57
15,995 58 12:85 da
13,349 56 30
14,21557 2 32 87
12,77549 27 49 44
10,405 55 2268 18
40,31254 12 55 17
19,615 56 58 53 38
ı 12,551 54 43 73 35
10,014 57 32 55 59
14,91148 45/47 59
10,822 51 12,69 2
11,406 50
10,11855 37.48 51
wo — | —
47,507 54 41/42 58
20,657 55 19 47 52
10,179 55 19 51 57
' 14,803 58 37 67 19
12,88156 BB 4
12,670. 59 1457 33
42
324
"Buite, Jahr des Cenan. | Yuwremsinnenen | Mm 14, zur, Dean ka
Wolsk . 1855. Ssaratow | 93,073 58” 2’ us
Waronesh Rs 55 Gmur. Wor. 36,117 51 39 56 88
Wyachnij- Wolotschok 55 Twer' 11,087:57 35 52 13
Königreich Polen.
Awgustowo . . 1856/G0ur,. Awgust., 10,584 53 50 40 38
Kalisch . 56. Warschau 12,066 51 46 35 46
Ljublio . . . 56.Gour. Ljnblin , 15,629/51 14 140 14
Lodai (Lods) . 56 Warschau : 24,856154 14 | —
Plotak . . 56 Plotzk 12,330.52 33 37 27
Ssuwalki 56 Awgustowo 10,584 54 5 40 35
Warschau » » 56 Hauptstadt 156,072 52 18 38 42
Grossfürstenthum Finnland.
Abo... . 1866 Abo-Björnebg. | 18,525160 27 |39 57
Helsingfors . 56 Nyland 14,160 60 10 42 87
Die Steppen des Europäischen Russland. — Die Steppen,
sagt Bode !}, werden gemeinhin für Flächen gehalten, auf
denen weder ein Baum noch ein bedeutender Strauch
wächst. Wollen wir diess als das bezeichnende Merkmal
festhalten, so müssen wir den Bezirk derselben um ein
sehr Bedeutendes beschränken. Bezeichnen wir dagegen
mit dem Worte „Steppe” Land, in welchem der Wald so
untergeordnet auftritt, dass er sich im Verhältnis zum
Acker oder zur ackerfühigen Fläche ganz verliert und
Nadelholz dort gar nicht mehr angetroffen wird, so gebührt
dem Worte Steppe die weitere Bedeutung, welche ihm jetzt
gewöhnlich beigelegt wird. Es scheint überhaupt, dass die
Steppenfläche Russlands, welche Brinken zu 21,445 Q.-M.
ungiebt und welche die 15 Gouvernements: Poltawa, Char-
kow, Podolien, Kiew, Woronesch, Tambow, Jekaterinoslaw,
Bessarabien, Cherson, Saratow, Taurien, Don, Kaukssien,
Astrachan und Orenburg, umfasst, viel zu gross angenom-
men ist, besonders auch dann noch, wenn man dieses un-
geheure Terrain in folgende drei Abtheilungen bringt,
nämlich: 1) Steppen, wo kein Nadelholz vorkommt, 2)
Steppen, wo die Erziehung von Laubholz auf- keine gros-
sen Schwierigkeiten stösst, und 3) Steppen, auf welchen
die Erziehung von Holz grossen Schwierigkeiten unterliegt.
Während bei einer solchen Eintheilung des ganzen Step-
penlandes den beiden ersten Abtheilungen mindestens die
Hälfte der jetzigen Steppen-Gesammtfläche zufallen würde,
blieben wahrscheinlich für die letztere, auf welcher der
Holzanbau mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat,
höchstens #- bis 10,000 Q.-M. Nach meiner Ansicht sind
es die Steppen der Gouvernements Jekaterinoslaw, Sura-
tow im Süden und jenseits der Wolgs, Don, Taurien,
Cherson, Kaukasus, Bessarabien und Astrachon, welche
durch Lage und Bodenverhältnisse dem Holzanban fiust
unübersteigliche Hindernisse in den Weg legen. In den
Gouvernements Poltawa, Charkow, Podolien, Kiew, Wo-
ronssch, Tambow liegt die Schuld ausschliegelich am Men-
schen, wenn dort Wald nicht in grösserer Menge ange-
troffen wird, als wir gegenwärtig begegnen. Daraus folgere
ich aber denn such, dass in diesen Gegenden das Hols-
bedürfniss sich noch gur micht so laut und fühlbar ausge-
!, „‚Notisen, gesammelt auf einer Forstreiso durch einen Theil des
‚Europäischen Russlands; in „Baer und Helmersen, Beiträge zur Kennt-
ntss des Russ. Reichs”, Dil. 19,
Notizen.
sprochen hat, als man im Allgemeinen anzunehmen scheint.
Gewiss aber ist es eine irrige Idee, wenn mnn glaubt,
dass jemals eine Bewaldung der Steppe möglich sein wird,
durch welche der klimatische Zustand der Steppen bedeu-
tend geindert würde. Man hat bei Erkennung der Noth-
wendigkeit einer Bewaldung der Steppen den Einfluss vor
Augen gehabt, welchen die Wälder auf weniger ausge-
dehnte Kontinente oder in mehr durch Gebirge getheilten
Ländern üben. Durch diesen Fehlgriff hat man den ge-
ringen Einfluss übersehen, welchen der Wald in einem
ebenen Flachlande haben kann. Wäre Russland von W.
nach OÖ, streifenweie mit nur mässigen Gebirgen, wie z. B.
von der Höhe des Riesengebirges, an Stelle der Steppen
durchzogen, so würde sich die fast tropische Vegetation
des südlichen Ufer« der Krim an allen Südabhängen die-
ser Gebirgszüge verhältnissmässig wiederholen, oder die
fruchtlaren Auen und Niederungen Ungerns würden sich
auch zwischen den Karpathen und dem Ursel finden, so
wie sich solche gegenwärtig unter gleichen Breitegraden
in Asien dort finden, wo die schützenden Gebirge nicht
fehlen. Zwar würden die erzogenen Wälder vielleicht auf
kleine Flächen einige Wirkung äussern, obwohl erfahrungs-
mässig die jetzt in einigen Steppengegenden vorhandenen
Wälder ihre nächste Umgebung weder gegen die Diirre
noch gegen den Frost, noch auch gegen die Stürme schü-
tzen; aber um die nachtheiligen Temperaturwechsel, die
gegenwärtig den Eingang der Kultur in die Steppen er-
schweren, aufzuheben, würde eine Bewaldung in einer Aus-
dehnung erforderlich, welche nicht allein die Kräfte der
Verwaltung übersteigt, sondern bei der steigenden Bevöl-
kerung und dadurch nothwendigen Ausdehnung des Acker-
baues gar nicht möglich ist. Um z.B. der Kraft oder der
Entwickelung der grossen anhaltenden Stürme, die zu den
Plagen der Steppe gehören, Schranken zu setzen, genügt
die Bewaldung der Europüschen Steppen gewiss keines-
wegs, vielmehr müssten zu diesem Zwecke auch die grossen
Flächen und Steppen zwischen dem Nordende des Kaspi-
schen Meeres und dem Aral-See mit Wald bedeckt werden.
Der Weinbau in Russland. — Der ‚„Westnik” der
Kaiserl. Russischen :Geographischen Gesellschaft enthält
eine Abhandlung über den Weinstock und den Wein von
A. Beketow, in welcher neben der Schilderung der Zube-
reitungs- und Aufbewahrungsweise des Weins im Kauka-
sus hauptsächlich die Frage erörtert wird, wesshalb der
Weinbau in Russland bisher keine grüssere Ausdehnung
erlangt hat und welches die mügliche Grenze desselben sei.
Mit Übergehung alles dessen, was sich auf den Weinbau
im westlichen Europe und die Zubereitungsart des Weins
bezieht, geben wir im Folgenden auszugsweise die inter-
essanten Bemerkungen des Verfassers über die wirkliche
und mögliche Verbreitung des Weinbaues in Russland ').
Die letzten Spuren von Weingärten im Norden finden
wir bei uns in Mohilew am Dniestr (485° N. Br.), Kiew —
wo der Weinstock nur in einigen Gärten gezogen, aber
kein Wein bereitet wird —, Krementschug (4%° N. Br.), Char’-
kow, wo im Botanischen Garten viele Weinsorten gezogen
N Wir verdanken diesen Aussug Herrn Nikolai v. Seidlite A. P.
Notizen.
werden, die gut reifen, aber nicht gekeltert werden; end-
lich wurden in Ssaratow Versuche mit Weinbau angestellt.
Folglich geht die Grenze des Weinstocke fast bis 51° N. Br.
und korrespondirt mit der in West-Europa. Zur Weinbe-
reitung aber wird der Weinstock nur,im südlichsten Russ-
land, 150 W. vom Meere an gerechnet, gepflanzt, bei
Odessa erst in 47° N, Br., d. h. um 3 Grude südlicher
als im westlichen Europa, in Besssrabien aber und am
Don unter 48°. Der Weinstock bedarf zur Reife und Er-
zeugung eines trinkbaren Weins nuch De Candolle's Be-
rechnungen einer Summe von 2900° C., vom Frühlingstage
mit einer Mitteltemperatur von 8" oder 10% au gerechnet
bis zum letzten Herbsttage derselben Mitteltemperatur.
Ausserdem dürfen die Regentage in den letzten Monaten
‚der Fruchtreife die Zahl von 12 nicht übersteigen. Dem
letzten Erforderniss genügt im Allgemeinen Süd-Kussland
wohl, auch die Wärmesumme anlangend, stossen wir auf
günstige Verhältnisse, da der Sommer im ganzen südlichen
Russland heisser ist als an den korrespondirenden Punkten
Europa's — und zwar ist ’diese Summe in Moskau Pig R
in Odessa 4015°, in Kursk 3077°, in Lugan’ 4116°,
Mitau 2905°, in Tambow 2525°. Hiernach müsste die
N.-Grenze des Weinbaues zum Keltern auf 56° N. Br. in
Mitau hinauf- und dann bis zu 51° in Kursk hinabsteigen.
Wenn wir aber in Betrncht ziehen, dass der Herbst in
Mitau sehr regnerisch, der Frühling feucht und die Tem-
peratursumme auf eine zu grosse Anzahl Monate vertheilt
ist, so finden wir, dass Mitau kein zum Weinbau tauglicher
Punkt sei. Scheinbar bietet auch Kursk die nöthigen Be-
. Da es im Mittelpunkte der Südhälfte der
kompakten Russischen Ländermasse liegt, besitzt es ein
Klima, das demjenigen der unter derselben Breite gele-
genen Orte schr ähnlich ist. Daher wären wir geneigt,
den 51° N. Br. für die mögliche Grenze der Weingärten
in Russland anzuschen. Jedoch sind diesem die hier schr
fühlbaren Temperatur-Extreme hinderlich. Die kalten
Winter, vor Allem aber die späten Frühlingsfröste und
früh eintretenden Herbstfrüste schliessen hier den Weinbau
im Grossen aus. Dagegen sind wir im Rechte, Charkow
und Kiew für die Nordgrenze der Verbreitung der Wein-
gärten in Russland anzusehen.
Der erste Platz als Weinbau gebührt in Russland
Trans-Kaukasien, daun dem Südufer der Krim und zuletzt
Neu-Russland mit den Gouvernements Stawropol und Astra-
chan. Hier vereinigt das Klima unstreitig die Hauptbedin-
gungen zum Weinbau. So ist der Sommer dermaassen heiss,
dass die Temperatursumme der Frühlings-, Sommer- und des
ersten Herbstmonats nicht nur die erforderliche Wärme-
menge von 290° erreicht, sondern in Odessa schon be-
deutend 4000° übersteigt. Wenn Jemand in der Winter-
kälte, die in einigen Gegenden Neu-Russlands herrscht (und
auch dort nicht so stark, dass sie den Weinstock tödten
könnte), einen Einwand finden sollte, so müssen wir er-
widern, dass die Pflanze leieht vor ihr durch Zudecken
mit Erde zu schützen sei, wie das in grossem Manssstab
in Ungarn und bei uns am Don geschieht. Daher können
die Winterfröste bei Bestimmung der klimatischen Erfor-
dernisse des Weinbaues nicht in Betracht kommen. Späte
Frühjahrs- und frühe Herbstiröste haben wohl einen grossen
Einfluss auf diesen Kulturzweig, sie allein sind schon im
325
Stande, den Weinstock vüllig aus einer Gegend auszu-
schliessen. Doch in den von uns betrachteten Gegenden
haben wir dieses Übel nicht zu fürchten; daher ist das
Klima dem Weinbau günstig. Dennoch ist er im Kaukasus
auf einer niedrigen Entwickelungsstufe, während doch nicht
nur das Klima, sondern auch alle andern physischen Be-
dingungen ihm günstig sind: die Verschiedenheit des Bo-
dens, der oft steinig und vulkanisch ist — was der Wein-
stock sehr liebt —, die zahlreichen Gehänge in allen Him-
melsrichtungen, Thäler, Schluchten — eine grosse Munnig-
faltigkeit zur Auswahl ist hier geboten. Was ist denn nun
der Grund, dass die Russen nur Französische und Spanische
Weine trinken, dass unser eigener Wein nur an Ort und
Stelle von nicht wählerischen Eingebornen oder -— wenn
ausgeführt — mehr zur Fülschung und Fabrikation fremd-
ländischer Weine benutzt wird’, Wesshalb haben denn
nur wenige Mügnaten einen guten Trans-Kaukasischen Wein
auf dem Tische? Die schlechte Zubereitung ist « —
werden Viele sagen. Werden denn die Spanischen und
Portugiesischen Weine, die Italienische Sorte Lacrimae Chri-
sti, der Syrakuser, selbst die Burgunder und der Tokaier nicht
auch roh genug bereitet? Ist denn thönernes, ja ledernes Ge-
schirr nur im Kaukasus gebräuchlich’? Kann man denn
nach allem diesem die Zubereitungsweise als Hauptgrund der
Unrollkommenheit unserer Trans-Kaukasischen, besonders
der Krim’'schen Weine ansehen, während doch die Weine
der Krim ohne Zweifel sorgfältiger als die Spanischen und
Italienischen bereitet werden? Der Kaukasus vereinigt in
grösstem Mussse alle Bedingungen eines Weinlandes in
sich, da er ausser den klimatischen, Boden- und topogra-
phischen Erfordernissen, von denen wir oben sprachen,
das Vaterland des Weins ist; er ist es aller Wahrschein-
lichkeit nach und er bevölkerte mit seinen Reben den
grössten Theil des westlichen Europa. Hier verwildert
der Weinstock, findet sich an Zäunen und oft selbst mitten
im Walde. Im Kaukasus, wo der Wein auf Bergen bis
zur Meereshöhe von 3000° gedeiht, finden sich ganze Wein-
dickichte; mächtige Stöcke steigen zu den Biumen empor,
gehen von Zweig zu Zweig, von einem Stamm zum an-
dern, und fallen, im Winde schwankend, von den Baum-
gipfeln in dichten grünen Festons wieder zur Erde herab.
Einen Beweis dafür, dass der, Weinstock im Kaukasus, sowohl
diesseits uls jenseits der Gebirgskette, wild und nicht ver-
wildert sei, haben wir nicht bloss in den Volksüberliefe-
rungen, sondern auch im Zeugnisse vieler Gelehrten, welche
wilden Wein in so entfernten und unzugünglichen Loka-
litäten, zudem in solcher Menge fünden, dass wir keine
Zweifel mehr hegen dürfen. Darnach wird es nicht mehr
befremden, wenn wir als Hauptgrund der erfolglosen
Weinkultur in Russland die fulache Auswahl der Reben
ansehen. Nach einer Betrachtung des mehr oder minder
erfolglosen Versuchs, fremde Reben in guten Weinländern
Europa’s heimisch zu machen, drängt sich uns bei jedem
Kulturversuche neuer Reben die Frage auf, ob diese oder
jene Weinsorte dort gedeihen könne, wohin wir sie
pflanzen wollen. Der gute Ruf einer Sorte genügt nicht,
wir müssen wissen, ob sie denselben nach Verpflanzung
der Rebe in eine neue Lokalität bewahren werde. Wir
müssen daher, statt am Südufer der Krim und in Trans-
Kaukasien einen Rheingau, ein neues Medoc oder Granada
43*
326
zu schaffen, vor Allem unsere Aufmerksamkeit unseren
eigenen Kräften schenken. Erinnern wir uns, dass der
Weinstock bei uns wild wächst, dass sich in einheimischen
Weingärten hundertjährige Reben finden, darunter solche,
die einen Wein liefern, der gar nicht schlechter als Bur-
gunder und Spanischer Wein iet, Will man aber fremde
Reben einführen, so nehme man solche, die in Gegenden
wachsen, welche dem Klima und Boden nach völlig mit
dem Orte übereinstimmen, wohin die Reben verptilanzt
werden sollen. In Trans-Kaukasien giebt es einige be-
rühmte Weine, die wirklich ausgezeichnet sind. Dahin ge-
hören unter anderen der Zinondaler unter den Kache-
tischen, der Ssodshowacher unter den Imeretisch-Gurischen
und der Adshalesber unter den Mingrelischen Weinen.
Ihre Eigenschaft hängt vorzugsweise von der getroffenen
Auswahl der Reben ah; bekannt ist, dass zur Bereitung des
besten Zinondaler nur gewisse Sorten benutzt werden, die
man sorgfältig abnimmt und niemals mit anderen vermischt.
Zur Bereitung des besten Ssodshowacher Weins werden
auch die reifsten und grössten Trauben eines Weins aus-
gelesen, der Dshani heisst. Alle diese Weine finden sich
gar nicht im Handel, sei es aus Mangel an Hünden zur
Auswahl der Weinbeeren, oder nur aus Nachlässigkeit.
Die übrigen gemeinen Kaukasischen Weine werden ans
verschiedenen Sorten bereitet; weisse und dunkele Trauben
mit runden, langen, feinen und grossen Beeren, dünn- und
dickschalige, alle werden hüufig in denselben Bottich ge-
worfen, Stengel und Kerne mit gepresst. Mit Einem Worte,
man macht keinen Unterschied, Alles zusammen zu pressen
und zu trinken, giebt dem Safte nicht einmal Zeit zum
Gähren und benutzt ihn, #0 wie er aus der Kelter kommt.
Das heisst in Grusien: madshior. Die Bezeichnung der
Weinsorten rührt vom Preise des aus ihnen bereiteten
Weins her; wenn eins Tunge (9 Flaschen) Weins 2 Aba-
sen (40 Kop. 8.) kostet, #0 heisst der Weinatock, von dem er
stammt, Zweiabaser, kostet die Tunga Weins 3 Abasen, Drei-
abaser u. 8. f. — Gerade der Umstand, dass Trans-Kauka-
sien seine eigenen Heben hat, die den Zinondaler, Adsha-
lesher und Dshani liefern, lüsst darauf schliessen, dass man
diese Sorten in den Gebieten, wo sie wachsen, vorzug*
weise vor anderen verbreiten müsee, sowohl vor ausländi-
schen als auch einheimischen Reben. Andererseits ist es
schr wahrscheinlich, dass auch die Krim näher und
besser die Kaukusischen Sorten als die Rheinländischen
und Französischen annehmen müsse, da die Krim in allen
physischen Bexichungen eine Fortsetzung des Kaukasus ist.
— Wenden wir ons nun zu den Gegenden, die nördlich
von der Region liegen, welche gegenwärtig von Russischen
Weingärten eingenommen wird. Im bekannten Werke von
Teugoborski (les Forces productives de la Russie) wird die
Nordgrenze des Weinstocks in Russland folgendermaassen
bestimmt: „Die Kultur des Weinstocks erstreckt sich in
Russland bis zum 49° N. Br., doch die Gegenden, welche
dem Weinbau günstig sind, reichen nicht über den 48°
hinaus. Nördlich über diesen Grad hinaus kann der Wein
nach Pallas' und Friebe's Meinung nur als Gartenfrucht
gebaut werden. Als Nordgrenze dieser Kultur gilt im
Europäischen Russland gewöhnlich die Ukrainische Linie,
die sich 268 Werst, vom Einiluss des Orel in den Dniepr
oberhalb Werchnednieprowsk, am Flüsschen Berestowa hin-
Notizen.
auf und am rechten Ufer entlang bis zur Vereinigung
des Flusses Bereka mit dem Donez, einige Werst westlich
von Isium, erstreckt. Die Erfahrung bewies, wie Palins
in seinen Schriften sagt, dass der Wein am Wolga-Ufer bis
Zarizyn wachsen könne, am Ufer des Don bis zur Mün-
dung der Medwediza, auf den Donez-Ufern bis zu Tschu-
gujew, etwa 40 Werst südöstlich von Charkow, am Dniepr
bis Kiew und am Bug bis Olwiopol. Doch zur Bereitung
eines guten Weins kann man diese Kultur nur südlich der
Breite von Zarizyn längs der Ufer des Don und Donez,
nicht weiter als bis zur Einmündang des Logan’ und auf
den Dniepr-Ufern bis zur gewesenen Ukrainischen Linie
verbreiten. Der ersten dieser Linien folgend und sie
weiter nach W. fortsetzend, müsste das mehr oder minder
zum Weinbau geeignete Termin ganz Bessambien und das.
Podolische Gouvernement umfassen, den grössten Theil des
Kiew’schen, das Cherson’sche, Jekaterinosslaw’sche, Tauri-
sche und Stawropol’sche, den grössten Theil des Astrachan’-
schen Gouvernements und füst drei Viertel des Landes des
Donischen Heers, — in Allem ein Gebiet von 13- bis 14,000
Geogr. (Imndr.-Meilen.”
Nehmen wir selbst an, der 48° N. Br. sei die Grenze
der Weingürten in Russland, so giebt es auch danu eine
Menge Landstriche, die keinen einzigen Weinstock tragen,
und zwar die weite Gegend zwischen Tagsnrog und Cher-
son’, nördlich vom Asow’schen und Schwarzen Meere.
Zu Pallas’ Zeiten waren die klimatischen Bedingungen der
Verbreitung des Weinstocke und Weinbaues lange nicht ®o
erforscht als gegenwärtig. Der berühmte Gelehrte ur-
theilte mehr nach kurz wiührenden und unvollständigen
Versuchen, die an verschiedenen Orten innerhalb der von
ihm bezeichneten Linie angestellt worden waren, als nach
den Resultaten vielfacher vergleichender Beobachtungen,
die in jüngster Zeit Alphonse De Candolle so ausführlich
beurtheilte ). Wir angten schon, dass die Bestimmung der
Nordgrenze des Weinbaues besonders von der Frühlings-
und Herbsttemperatur abhänge, daher wollen wir unser
Augenmerk auf den Verlauf der meteorologischen Linien
in Russland und besonders der lssochimenen richten, Die
Isochimenen gehen in Russland von den Ufern der Ostsee
plötzlich abwärts, so dass x. B, in St. Petersburg (60°
N. Br.) und Gurjew (47°), Libau (55° 30°) und Astrachan
(46°) der Winter dieselbe Temperatur zeigt; doch da bei
der Berechnung der Isochimenen die drei Wintermonate in
Betracht kamen, die gar keinen Einfluss auf den Weinbau
üben, so sprechen diese Linien, für sich betrachtet, gar
nichts aus; andererseits füllt es, daim Osten der Winter viel
kälter als im Westen ist, in die Augen, dass die grösste
Summe negativer Grade hier auf die drei Wintermonate
und das Ende des Herbstes füllt. Die ersten Herbstmonate
aber und letzten Frühlingsmonate sind im Osten ungleich
wärmer als im Westen. Hierauf fussend, halten wir die
Isochimene von — 6°, die über Gurjew geht, für die Nord-
grenze des Weinbaues im östlichen Russland. sie bezeich-
net für sich einen miüssigen Winter, und wenn wir den
Einfluss des kältesten Monats und des Winters überhanpt
in Anschlag hringen, #0 zeigen sich Herbst und Frühling
im östlichen Theile des durch diese Isochimene bezeich-
%) Geographie botanique raisonnte p. A. De Candolle. Paris 1855.
Notizen. e 327
neten Landstrichs vollkommen geeignet zum Herauftreiben
des Frühlingssaftes in der Weinrebe und zu ihrer Blüthe,
wie auch zur Reife der Trauben. Letzteren sind später
Fröste selbst dienlich, wie wir diess am Beispiele der To-
kaier Weinberge schen. Die von uns gewählte Isochimene
von — 6° beginnt im ÖOsten oberhalb Gurjew, geht
nördlich am Elton-See vorbei, schneidet die Wolga oberhalb
Zarizyn und steigt allmälig nach Kursk hinauf, die Med-
wediza und den Chopior 75 Werst von ihrer Mündung in
den Don schueidend, Rechts vom Don durchkreuzt sie
den 50° N. Br. und begegnet in 250 Werst vom Don der
Isothere von + 16°, die aus dem nördlichen Bessurnbien
gerade nach Ssarıtow geht. Den Punkt, wo die Isochimene
von — 6° der Isothere von + 16” begegnet, halten wir für
den Wendepunkt der Grenze des Weinbaues von NW.
nach SW., da hier die Temperatur der Herbstmonate schon
zur Weinreife ungenügend ist; er liegt unter 51° N. Br.,
unweit Birintsch im Woroneshschen Gouvernement. Von
hier an rechnen wir für die Nordgrenze der Weingärten
die Isothere von 16°, die etwas höher als Charkow und
Poltawa auf Kamenez-Podol’'ak geht. Die von uns gezogene
Linie braucht übrigens nicht ganz richtig zu sein. Wir
können voraussehen, dass bei genauerer Berechnung der
Frühlings- und Herbsttemperatur ein Fehler namentlich im
Westen sich zeigen wird, wo die Grenze nördlicher gehen
muss, dann bei 51° N. Br., wo sie niedriger gehen muss,
denn der Sommer in Podolien ist sehr heiss, der Frühling
und Herbst warm, während unter dem 51° die Fröste
spät enden und früh beginnen. Weun wir diesen Be-
trachtungen gemäss eine Korrektur anbringen, so erhalten
wir folgende Grenze der möglichen Ausbreitung der Wein-
kultur in Kussland. An der Österreichischen Grenze be-
ginnt sie unter 50° N, Br., senkt sich dann stetig gegen
die Wolga, die sie bei Zarizyu ‘schneidet, und geht dann
gerade auf Gurjew zu. Diess sind die Hauptpunkte auf
ihrem Wege. Von Brody in Galizien geht sie nach Kater-
burg, Berditschew {in Wolhynien), Poltawa, Starogliebsk
(Gouvernement Char'kow), über die Staniza Pistiiebinsk am
Don weiter nach Ssarepta und über die Steppe nach Gur-
jew. So stellt die Weinregion Russlands eine Flüche dar,
die wenigstens zweimal Frankreich an Grösse übertrifft,
während der Weinertrag in Russland nur Ya, des Fran-
zösischen erreicht. Wenn die Weinbereitung bei uns die
Stufe der Vollkommenheit erlangte, bis zu der sie in Me-
doc gebracht ist, so würde der Werth des jährlich erzielten
Weins 412 Millionen Franes oder 108 Millionen Silber-
rubel gleich sein, während er gegenwärtig, wenn wir den
grüsstmöglichen Preis annehmen, kaum 4 Millionen Sil-
berrubel übersteigt.
Zur physikalischen Geographie Astrachans und Umge-
gend. Fon Dr. H. Meyerson. — Dr. Meyerson, der wäh-
rend eines zehnjährigen Aufenthaltes als praktischer Arzt
zu Astrachan viele interessaute Beobachtungen über Ge-
gend und Menschen gemacht hat, hat dieselben aufge-
zeichnet und uns gütigst zur Verfügung gestellt, Wir
geben sie im Folgenden der Hauptsache nach in etwas ge-
drängterer Weise.
Der Boden Astrachaus. Der Astrachanische Boden er-
scheint in der Gestalt einer hügligen Oase, Indess ge-
nauere Betrachtung desselben zeigt, dass er nieht aus lauter
Sand besteht, sondern verschiedenartig beschaffen ist;
manche Stellen sind sandig und kalkhaltig, besonders am
Uter der Wolga, einige thonig, andere wiederum schlammig
und salzhaltig; die letztgenannten Eigenschaften sind na-
mentlich im sildlicben Theile der Stadt vorherrschend.
Die höchste Stelle des Bodens scheint jener Hügel zu sein,
auf dem die Kathedrale steht. Ob der Boden Astrachans
sein Dasein der Neptunischen Bildung zu verdanken hat,
oder einfach von Meereswogen angetrieben ist, darüber
mögen Geologen entscheiden; so viel ist jedoch gewiss,
dass er ehemals ganz vom Meere bedeckt war. Pallas
vermuthet sogar, dass das Kaspische Meer einst mit dem
Azow’schen Meere vereinigt war, eine Vermuthung, mit
der auch Murchison übereinstimmt; nur entleiht letzterer
seine Beweise von geognostischen Erscheinungen, die er
am Bogdo-Berge wahrgenommen hat, und nicht wie ersterer
von dem mit kalkigem Wesen gebundenen Sandkonkrete,
das am Vorgebirge Moo-chamur (schlechte Nase) bei der
Colonie Sarepta gesehen wird‘), Der Grund, wesshalb
Murchison die von Pallas angeführten Belege nicht gelten
lässt, ist, weil er derartige Sandkonkretionen auch in an-
deren Gegenden geschen hat, die von den Meeresküsten
weit entfernt sind®). Wie dem aber auch sei, mag das
Kaspische Meer mit dem Azow’schen Meere vereinigt ge-
wesen sein oder nicht, so viel ist gewiss, dass der Astın-
chaniche Boden ursprünglich vom Meere herrührt. Dafür
spricht das äussere Ansehen des Bodens, dessen wellenfür-
mige Hügel wie von Meereswogen durchschnitten erschei-
nen, — dafür die Verschiedenheit der Erdschiehten, die
an mehreren Stellen des Bodens zu sehen sind, und dafür
endlich das Vorkommen der chlor- und schwefelssuren
Salze, die keine andere Quelle haben als das Meerwasser.
Weinkultur. Derjenige Theil des Bodens, der eine hohe
Lage hat und nicht salzhaltig ist, eignet sich zum Wachs-
thume der Weintrauben. Wer aber war der Erste, der ein
solches Gedeihen hier vermuthete, und wann? Vor mehr
als zwei hundert Jahren war es ein Gecfangener aus den
katholischen Glaubensgenossen, ein Österreichischer Mönch,
der zuerst einen kleinen Garten anzulegen versuchte. Dem
Gelingen seines Versuches zu Folge kam 1613 ein Kaiser-
licher Befehl, dass er die Leitung übernehme, einen zum
Besten des Hofes bestimmten Garten anzupflanzen. Es ge-
schah. — 1640 wurde ein gewisser Jakob Botmann als
Kronsgärtner nach Astrachan geschickt, der, die Anpflan-
zung des Weines verbreitend, die Benutzung der Wind-
mühlen statt der Tatarischen Bewässerungs-A pparate (Teschi-
gir) lehrte. Peter der Grosse, stets um das Wohl und die
Kultur seines Kaiserreichs besorgt, liess auch diesen Punkt
nicht ausser Acht. Dieser Monarch geruhte, in Astrachan
ein Garten-Compteir zu gründen und es der Verwaltung
des Direktors Pariete aus Frankreich anzuvertrauen. Es ist
hier nicht an Ort und Stelle, in eine weitläufige Beschrei-
bung der Früchte einzugehen, mit welchen diese Einrich-
tung den Denker und Vollbringer so reichlich belohnte,
besonders seit 1752 unter der Verwaltung des Direktors
Parobitsch aus Ungaru. Den Spuren der Natur folgend,
1) Pallas’ Reisen, S, 560573,
?) Murchison's Geologie des Europäischen Russlands, 8. 386—339,
328
bewies dieser Kenner des Pilansenlebens, dass durch Mühe
und Sorgfalt auch hier manche edle Pflanzen gedeihen
können trotz der sonst dürftigen Vegetation’). Aus den
hiesigen Reben wird ein schlechter Wein erhalten. Dieser
Umstand beruht nieht nur auf ungenügender Kenntniss in
der Bereitungsweise des Weines, sondern hängt such von
den Eigenschaften der Trauben ab; sie werden nämlich
zu hoch gezogen, zu oft bewüssert, wesshalb sie zu was-
serhaltig und eben darum uls Früchte zwar wohlschmeckend,
aber zum Wein wenig tauglich sind.
Auf niedrig liegenden Stellen gedeihen sehr gut Me-
lonen, Wassermelonen und verschiedene Gemüsearten :
Mohr- und rothe Rüben, Pastinake, Kohl (Blumenkohl hat
man sehr wenig), Kürbisse, Erdrauch, Zwiebeln, Gurken,
Meerrettige, Erbsen, Bolnen, Kartoffeln u. s». w. Der
Ackerbau kaun aus Mangel an Regen nicht gedeihen.
Wälder giebt es bier nicht, ausser einigen Weiden- und
Pappelbäumen, die man hie und da findet. Diesem Mangel
an Buu- und Erennholz stellte vergütend die fürsorgende
Natur den Reichthum an Schilf entgegen, aus und mit wel-
chem der Arme seine Hütte baut und erwärmt.
Haustbiere. Das Vieh leidet Mangel an gutem und
hinreichendem Futter. Im Sommer sucht es die wohl-
schmeckenderun Gräser aus und lässt den bittern Wermuth
stehen, im Herbst aber begnügt es sich auch mit diesem,
ja selbst im Winter wird es nicht selten damit gefüttert.
Die Kühe geben wenig und schlechte Milch. Das Rind-
Hleisch ist ebenfalls schlecht, das Hammeltfleisch aber ausser-
ordentlich gut. Das Hausgeflügel, das Wildpret und die
Fische bieten sehr angenehme Nahrungsmittel.
Klima. Der Angabe alter Einwohner Astruchaus zu
Folge soll sich das hiesige Klima seit einem halben Jahr-
hundert sehr verändert haben. Noch vor etwa 40 Jahren,
behaupten sie, pflegte die Sommerhitze solche hohe Grade
zu erreichen, das man im Steppensande Eier backen
konnte; Winter wollen ste hier gar nicht geschen haben.
Aus alten Urkunden jedoch ist zu erschen, dass es selbst
im vorigen Jahrhundert wenig anders war, als es jetzt ist.
Als Peter der Grosse den 13. September 1722 eine kleine
Fiotte nach Persien sandte und selbst von Astrachan in
seiner grossen Moskauer Barke heimkehrte, überraschte ihn
115 Werst diesseits Zarizyn das beginnende Zufrieren der
Wolga. 1771 war der Winter so gelind, dass die fliehen-
den Kalmücken die Wolga überschwimmen konnten (f).
Dagegen 1788 gab es solche strenge Fröste, dass die Kal-
mücken einen Theil ihres Viehes eingebüsst haben. 1803
konnten die hiesigen Einwohner nicht einmal Eisvorräthe
für den Sommer besorgen *). Vergleicht man nun diese
Data aus früheren Urkunden mit neuern Beobachtungen,
so sieht man, dass das Astrachanische Klima sich wenig
oder gar nicht verändert hat.
Genau genommen bietet das hiesige Klimu nur zwei
verschiedene Jahreszeiten, von denen die eine durch Wärme
und die andere durch Feuchtigkeit charakterisirt wird:
April bis Oktober = Periode der Wärme; Oktober bis April
= Periode der Feuchtigkeit. Es könnte jedoch eine an-
Ökonnmische Beschreibung des Astrachan’schen und Kaukasischen
Gonvernemetits (Russisch), 1809, 3. 102.
Aa 0.861.
Notizen.
dere Eintheilung Statt finden: April und Mai = Periode
der Winde; Juni u. Juli = Periode der Hitze; August und
September = Periode der sanften und missigen Tempe-
ratur; Oktober bis Mürz = Periode der Feuchtigkeit und
Kälte. In paäthologischer Hinsicht liesse sich das Jahr
folgendermaassen eintheilen: April bis Oktober == Epoche
der endemo-epidemischen Krankheiten; Oktober bis April ==
Epoche der kousekutiven und interkurrenten Affektionen.
Der Frühling beginnt hier gewöhnlich schon im Märzmo-
nat; mit ihm erscheint das erste Grün der auflebenden
Pflanzenwelt und im April sind schon viele Bätme in
voller Blüthe. Fast bis Ende Mai ist die Temperatur
mässig warm, doch wird diese Juhreszeit durch die uächt-
liche Feuchtigkeit der Luft aller Annehmlichkeit des Früh-
lings beraubt. Im April ist das Medium des Thermorneter-
standes +6°R. Mitunter sah ich in diesem Monat das
Thermometer bis auf + 3° R. füllen, oft aber bis + 22° R.
steigen. Im Mai steigt das Thermometer nicht selten bis
+27°, füllt bisweilen bis auf + 7°; die Mittelzahl ist
+13°, Im Juni und Juli sieht man das Thermometer
bis +29° und zuweilen auch bis + 30° steigen. Der
unbewölkte Himmel scheint während mehrerer Wochen zu
glühen, ist tief blau, besonders in der Mittagsstunde; am
Abend und am Morgen werfen Wasserdünste viel unzer-
setztes Sonnenlicht zurück, wesshalb der Himmel weniger
blau erscheint. Doch fehlt es nicht an rothem Sonnen-
untergung, auch die Abendröthe ist oft wunderschön. Die
Dämmerung dauert ziemlich lange, es sind aber auch nur
die Dimmerstunden, die man angenehm im Freien zubringen
kann; denn um Tage ist es unerträglich heiss, und um
sich vor den brennenden Sonnenstrahlen zu schützen, sieht
man sich genöthigt, das Zimmer zu hüten und den Tag in
Nacht zu verwandeln: man macht die Fensterladen zu und
legt sich schlafen. — Die Strassen sind dann menschen-
leer, die Hunde, diese massenhaften Ruhestörer der Nacht,
suchen sich ein minder heisses Schlupfwinkelchen aus, wo
sie im Stillen nach Luft schnappen, und Morpheus kann
dann ruhig walten. Diese Todesstille mitten am Tage
wird nur durch solche Personen eini belebt,
deren dringende Pflicht jeder Zeit Trotz bieten muss. —
Die Luft ist am Tage ausserordentlich durchsichtig. Diese
Klarheit der Atmosphäre ist insofern wohlthätig, da die
durch nichts verhinderten Sonnenstrahlen die Luft kraft
Dekomposition von Kohlensäure reinigen, an welcher sie
nach dem Zurücktreten der Wasserfluth reichhaltig ist,
Wirden sich Wolken denselben entgegensetzen, s0 ent-
stände dadurch einerseits eine erstickende Luft und anderer-
seits würde dadurch die schon ohnehin sparsume Vegeta-
tion beträchtlich leiden. — Mitunter treten nach einer
tiefen Windesstille unbeständige Winde ein, und kühlen sie
auch die heisse Luft etwas ab, so treiben sie doch wieder-
um solche Staubwolken vor sich her, dass man nur mit Mühe
die Augen offen halten kann. Die nächtliche Luft ist oft
schr schwül und drückend, das Thermometer zeigt nicht
selten + 23° bis + 24°, woher auch der Mangel an Regen.
Dem Neuling in der Stadt erscheint der hiesige Sommer
als eine wahre Landplage: am Tage brennende Hitze und
dabei weder Busch noch Berg, wo man eine kühlere Luft
fände; — die Weingürten sind voller Mücken, dieser zu-
dringlichen Philanthropen, durch deren allzu leutseligen
Notizen.
Empfang man sicher verjagt wird; — des Abenda, wenn man
bei offenem Fenster Licht anzündet, versammelt sich eine
zahllose Gesellschaft zudringlicher Insekten, die Einem das
Leben sauer machen. Um sich vor den glühenden Sonnen-
strahlen zu schützen, bedient man sich auf der Strasse
heller Sonnenschirme und zu Hause macht man die Fen-
sterladen zu; um sich des Abends den Insekten zu ent-
ziehen, werden die Fenster mit Gase behangen; was soll
man aber gegen die schwüle und drückende Luft thun?
Während dieser beiden Monate ist die Mittelzahl des
Thermometerstandes + 18° bis + 20° R. Bald darauf aber
wird man reichlich ausgesöhnt durch die folgende Jahres-
zeit mit ihrem klaren, blauen Himmel am Tage, mit ihrer
milden und von gelinden Winden durchwehten Atmorphäre.
Es giebt keine schönere Jahreszeit, als von August bis
Mitte September. Das Thermometer steigt höchstens bis
+23°, dagegen ist der Abstand der nächtlichen Tempe-
ratur oft ziemlich bedeutend: + 6°, wesshalb die Luft
während der Nacht oft so nebeldicht ist, dass man einen
in geringer Entfernung sich befindenden Gegenstand kaum
sehen kann. Wehe dem, der leicht gekleidet sich dieser
von Thau und Nebel feuchten Luft aussetzt. Zu dieser
Jahreszeit ist das Medium des Thermometers + 18° bis
+14” R. Im Oktober, zuweilen aber auch erst im No-
vember erfüllen dichte Nebel die Luft. Der bewölkte
Himmel, der nicht seltene Regen, in Folge dessen die
Strassen s0 schmutzig sind, dass es Stellen giebt, wo der
Strassenkoth nicht viel weniger als zwei Fuss tief ist, —
alle diese Umstände. vervollkommnen das trübe Bild des
Herbstes. Der Winter ist nicht viel besser als der Herbst;
ja, wenn nicht der Kalender wäre, so würde man zuweilen
nicht wissen, ob man im Herbst oder im Winter ist. Es giebt
Jahre, wo die Wolgs abwechselnd zufriert und aufthant.
Während eines Aufenthaltes von neun Jahren in Astrachan
habe ich nur einmal den ganzen Winter hindurch gute
Schlittenbahn gesehen. Es war 1848, das erste Jahr nach
meiner Ankunft in Astrachan, wo ich ein mildes Klima
zu finden hoffte, Wie gross war daher mein Erstaunen,
den Winter schon im Dezember sich einstellen und erst
Ende März aufhören zu sehen, und noch dazu welch’ einen
Winter! 20°” bis 23° Kälte! 1849, 1850 und 1851 schneite
es schr wenig, 1852 konnte man nur einen Monat auf
Schlitten fahren; 1853 fing es erst im Februar an, ge-
hörig zu frieren, und zwar waren die Fröste meist trocken.
1854 kündigte schon Anfangs Februar beginnendes Auf-
thauen das Herannahen der Frühlingssonne, plötzlich aber
fiel in der Nacht vom liten auf den 12ten und den ganzen
Vormitteg des letztern so viel Schnee, dass es Stellen gab,
wo derselbe 3 bis 4 Fuss tief war. Eine solche Schnee-
masse anf einmal, mit Frost vereint und noch dazu im
Fehbruartmmonste, ist für die Bewohner Astrachans ein Er-
eigniss, das nicht so leicht vergessen wird. 1855 gab es
grössten Theils trockene Fröste. Schon im Dezember des
letztgenannten Jahres fing es an zu frieren, fror und
schneite den ganzen Winter hindurch bis Mitte März 1856;
allein weder Schnee noch Frost war von langer Dhxer,
es vergingen kaum zwei Tnge, » thaute es wieder auf,
fror abermals, #0 dass man ein Paar Tage Winter und
dann wierler schmutzigen Herbst hatte; kurz, 1856 dauerte
der Winter Innge, war feucht und unbeständig. Während
329
dieser Periode der feuchten Kälte ist die Mittelzahl des
Thermometers: im Oktober + 8°, im November +3, im
Dezember — 2°, im Januar — 5°, im Februar — 4” und
im März + 0,7° R.
Höchst merkwürdig sind die täglichen Schwankungen
des Barometers, In anderen warmen Zonen fallen fast
regelmässig die Minimn des Baromsters um 4 Uhr des
Morgens und des Nachmittags und die Maxima um 10 Uhr
des Morgens und des Abends, also im Verlauf von 24
Stunden findet regelmässig ein zweimaliges Steigen und
Fallen Statt: von + bis 10 Uhr Steigen und von 10 bis 4
Uhr Fallen; hier dagegen verhalten sich die Oscillationen
des Barometers ganz anders, sie sind unregelmässig; das
eine Mal findet man Zahlen, die beweisen, dass das Baro-
meter den ganzen Tag, von 7 Uhr de» Morgens bis 9 Uhr
des Abends, im Steigen begriffen war, und das andere
Mal viee versa im Fallen. So z. B. im Januar 1856 er-
folgten die Schwankungen des Barometers so:
am 1äten sın Fasten
um 7 Uhr des Morgens 30,18, 30,65,
» 2 u m Nachmittags 30,8, 30,50,
9 5 m Abends Han, 30,410
Also am 23sten fiel das Maximum am Abend und am
27sten das Minimum.
Vermuthlich hängt diese Unregelmässigkeit des Baro-
meterstandes von den Winden ab, die hier oft sehr unbe-
ständig sind. Geht man nämlich mehrere Beobachtungen
durch, so findet man, dass bei Ostwinden das Barometer
steigt und bei Westwinden fällt und daes das Maximum
desselben nit Nord-Ostwinden zusammenfällt. Fast die
nümlichen Verhältnisse wiederholen sich beim Thermometer,
dessen Schwankungen gleichfalls mehr oder weniger von
den Winden bestimmt werden; bei Westwinden findet
eine höhere Temperatur Statt als bei Ostwinden,. Am rein-
sten ist die Luft, wenn der Ostwind weht, mit dem be-
kamntlich alle ‘schädlichen Ausdünstungen in die Höhe
steigen. — In der hiesigen Volkssprache werden die Winde
folgendermanssen eingetheilt: der von Norden wird Über-
wärts-Wind genannt, der von Rüden Meer-Wind, der von
Westen Berg-Wind und der von Osten Seraitschik, d. h.
von Seraitschika, dem ehemaligen Tatarischen Schloss, dessen
Trimmer an den Miündungen der Achtuba sind. Das
Volk also, das weder Barometer noch Thermometer kennt,
macht nichtsdestoweniger nach seiner Art metcorologische
Beobachtungen und behauptet, dass Meer- und Berg-Winde
schlechter sind, als Oberwärts- und Seraitschik- Winde, und
zwar nennt das Volk die Berg-Winde faul. In der That
fallt der Süd-Westwind mit den Momenten des Tages zu-
sammen, wo die Temperatur am höchsten ist, gegen
2 Uhr des Nachmittags, und seine Freiuenz mit den Mo-
nsten, die nm heissesten sind, im Juni und Juli. Er
kommt, wie es die Benennung des Volkes richtige andeutet,
von den Bergen her, verdichtet die Luft und macht sie
schwül und drückend. Seine Daner ist von einigen
Stunden bis zu etwa drei Tagen; er ist im Sommer wenig
wasserhaltig. Wenn dieser Höllenwind weht, ist die Luft
drückend, schwächend, verzehrend, unerträglich. Im Juni
und Juli wird er am empfindlichsten gefühlt, weil er dann
trockner ist, als zu andern Jahreszeiten. Diess hängt wahr-
scheinlich vom Zustande das Bodens ab. Im Juni und
Juli ist die nächtliche Temperatur nieht niedrig genug
330
um die durch die starke Hitze der Tages gebildeten Aus-
dünstungen so zu verdichten, dass sie tropfbar Hüssig werden
und sich zu Regen bilden. Dagegen im August und Sep-
tember ist der Abstand der nächtlichen Temperatur ziem-
lich gross, wesshalb die Ausdünstungen sich in Thau und
Nebel verwandeln. Wie es im Herbst und im Winter,
wenn genannter Wind weht, zu Schnee oder Regen kommt,
bedarf nach dem Gesagten keiner weiteren Erklärung.
Gewöhnlich fangen die Regen im Oktober an, nehmen im
November und Dezember zu, lassen im Januar, Februar
und März nach und werden im April und Mai wieder
häufiger. Oft jedoch geschieht es, dass man von Mai bis
Oktober keinen Tropfen Regen fallen sieht. Wührend der
Regenzeit wehen gewöhnlich Süd-Westwinde, bei Nord-
Ostwinden giebt es in der Regel trockne Kälte.
Meine über das Ozon angestellten Beobachtungen lie-
ferten folgende Resultate: Bei grosser Feuchtigkeit der
Luft fürbt sich das amylo-jodurirte Papier sehr dunkel,
während es sich bei trockner Luft wenig oder gar nicht
färbt. Die Entwickelung der Elektrieität ist hier ziemlich
stark, du sie unter dem Einflusse der hohen und verschie-
denartigen Temperatur während des Sommers durch Modi-
üikationen in den atmosphärischen Ausdünstungen begün-
stigt wird. Mitunter findet eine plötzliche Ausgleichung
der Eiektrieität durch Wolkenbildung Statt und es ent-
steht ein um so stärkeres Gewitter, je seltener es vorkommt,
Der Donner ist selten, aber stark; Hagel hat man hier
schr selten. Das Erdbeben findet man nur einmal in äl-
tern Werken erwähnt: den 4. Januar 1669). Hiesige
Einwohner erzühlen auch von einem Erdbeben, das im
August 1831 Statt gefunden haben soll.
Kurz, es giebt in Astrachan hohe Hitz- und Frostgrade,
allein durchschnittlich ist die Temperatur warm. Heitere
Sonnentage und klare Mondnächte sind zwar nicht selten,
doch fehlt es auch nicht an nebligen Tagen und des Nachts
ist die Luft zum grossen Theil feucht. Nord- und Ostwinde
sind weniger häufig als Süd- und Westwinde. Die Winde
sind nicht periodisch, sondern unbeständig, so dass zu-
weilen im Verlauf eines Tages oder sogar von einigen
Stunden vier verschiedene Winde auf einander folgen.
Im Frühling regnet cs wenig, im Sommer höchst selten,
im Herbst am meisten und mitunter anch im Winter.
Gewitter giebt es sehr selten, Hagel noch weniger. An-
haltender Schnee und Frost gehört zu den merkwürdigen
Ereignissen, überhaupt ist der Winter höchst unbestündig,
Frieren und Thauen wechseln in Einem fort; heute führt
man auf Schlitten, morgen zu Wagen, mit Einem Worte
ein ewiges Wechseln.
Die Wolga. Die im Twerschen Gonvernement aus
Morast hervorstrümende Wolga ist bei Astrachan 773 Faden
breit und vier bis neun Faden tief. In den ersten Mai-
tagen beginnt das Hochwasser, das bei voller Fluth die
Höhe von fast 11 Fuss über dem gewöhnlichen Wasser-
stande erreicht?). Anfangs Juni füngt die Fluth an sich
zurückzuziehen und Ende Juli haben die Flüsse den früheren
nA. 0.8. 281.
?, 5. Baron E. v. Tiesenhausen’'s graphische Darstellung der Ni-
venn-Veräinderangen der Wolga bei Astrachan in den Jahren 1853 bis
1857, auf Tafel 5 (Heft Ill) dieses Jahrganges der „Geogr. Mitthei-
lungen”. A. P.
Notizen.
Stand. Die meisten kleinen und niedrigen Häuser der
Selenja und Soldatskaja genannten Stadttheile werden in
jedem Frühling überschwemmt, trotz dem Sande, der ein
Paar Wochen vorher an den gefährlichsten Stellen wellen-
förmig aufgeworfen wird. Im Jahre 1853 war die Über-
schwemmung so arg, dass nur das Centram der Stadt von
derselben verschont blieb. 1856 war selbst die Kossa
überschwemmt, was seit 30 Jahren nicht vorgekommen
war. Strassenrinnen und Wasserleitungen giebt es nicht,
daher verweilt das Wasser in den überschwemmten Strassen
so lange, bis es theils von der Erde absorbirt wird, theils
verdunstet ist. Der durchnisste Boden trocknet wihrend der
Sommerhitze aus, bedeckt sich hie und da mit einen weis-
lichen Salzüberzug, spaltet sich und dunstet schädliche Gas-
arten aus. In diesen Stadttheilen ist es, wo Krankheiten
nisten und wo Epidemien zuerst ausbrechen, von denen
dann auch das Centrum der Stadt nicht verschont bleibt.
Zur Zeit des Hochwassers treiben schlagende Wellen
viel Sand, Thon und Kalk vom Ufer heran, wesshalb das
Wasser ein trübes Aussehen hat, von genannten Körpern
voll ist und eben darum ohne Abklärung vermittelst Kohlen,
Sand oder Eis nicht gut benutzt werden kann, Im Som-
mer, nach Zurückziehung der Fluth, ist es zwar viel reiner,
hat aber gegen 21° Wärme und daher einen faden Ge-
schmack, Im Winter, wenn die Wolgas mit Eis bedeckt
ist, hängt die Beinlichkeit des Wassers von der Bestän-
digkeit des Winters ab; ist dieser unbeständig, so fliesst
während des öftern Aufthauens viel Schmutz aus den
Strassen in die Wolga und man hat dann auch den ganzen
Winter hindurch schmutziges Wasser. Am reinsten ist
das Wolga-Wasser im Mäürgmonate, nach dem Aufthauen der
Eisdecke. Wie sollen wir uns dieses Phänomen erklären ?
Es ist zwar bekatınt, dass man Wasser, welches über 4°
Wärme hat, mit Eis reinigen kann, und zwar geschicht
dieso Reinigung dadurch, dass das obere, speeifisch schwe-
rere, Eiswasser sich zu Boden senkt und somit alle Un-
reinlichkeiten niederschlägt. Allein diess kann wohl schwer-
lich beim Flusswasser Statt finden, weil das Wasser unter
der Eisdecke 4° Wärme hat und das obere Eiswasser unter
4” ist, folglich leichter als jenes. Wir müssen daher an-
nehmen, dass man im März, kurz nachdem die Eisdecke
geschmolzen ist, reines Eiswasser aus der Wolgs bekommt
und dass erst später vielleicht die obere, von der Sonne
über 4° erwärmte Wasscrachicht sich zu Boden senkt und
auf diese Weise das Wolga-Wasser reinigt.
Die Schlammbäder, Mineralwasser giebt es in Astre-
chan und seiner nächsten Umgebung nicht, dieser Mangel
wird aber durch die Astruchanischen Schlammbiäder eini-
germaassen ersetzt. Jenseits des rechten Wolga - Ufers,
12 Werst von Astrachan entfernt, sicht man mitten in
der Steppe, rings von Hügeln umgeben, drei hölzerne Ge-
bäude, neben diesen ein langes offenes Zelt und hinter
demselben eine ziemlich weite Ebene, die mitten im Som-
mer wie mit Schnee bedeckt erscheint. Dort ist es, wo
man Gold für Schlamm giebt, wo mannigfache Leiden den -
Menschen nöthigen, sich in denselben zu verkriechen, und
wo selbst die zarteste Dame oft das thun muss, was man
dem cekelhaftesten 'Thiere vorwirft. Auffallendes Zusam-
mentreffen! Diese Schlammbäder werden gerade gegen
die Krankheit mit vorzüglichem Nutzen. angewandt, die
Notizen.
nach jenem zweihufgen Thiere genannt wird, das sein
grösstes Wohlbehagen im Schlamme findet: gegen die
Serophulosis. “f
Wollen wir uns nun ein wenig in dieser Gegend um-
schauen. Wir gehen zwei Gebiude durch und zühlen in
jedem acht dürftig möblirte Zimmer, zu je vier in der
Reihe, die für Kurgäste bestimmt sind, gegen eine Zahlung
von 20 Rub. 8, für das Zimmer; im dritten Gebäude
schen wir nur vier Gemächer, wo Hospitalkranke auf eng
nebeu einander stehenden Betten die Erlösung von ihren
Leiden erwarten. Gewöhnlich wird das Bad in der Mit-
tagsstunde genommen, und zwar auf folgende Art: Es wird
im Schlamm eine Vertiefung von der Länge eines Men-
schen gemacht, in die sich der Patient hineinlegt und mit
Schlamm bis an den Hals bedeckt wird. Nach Verlauf
einer halben Stunde kriecht der Patient aus dem schlam-
migen Grabe hervor, wäscht sich mit Soole ab, — ohne
diese ist keine Möglichkeit, sich vom Schlamme zu be-
freien, — begiebt sich ins Zimmer und verbirgt sich unter
die Bettdecke, wo er gehörig schwitzt (sudation forete).
Armenier unterhalten den darauf folgenden Schweiss Stunden
lang, indem sie nicht nufhören, Thee zu trinken. Alles
diess geschieht zu einer Zeit, wenn das Thermometer + 40°
R. 4n der Sonne zeigt. Der günstige Erfolg von der Bo-
nutzung dieser Schlammbäder hingt vorzüglich von atmo-
sphärischen Einflüssen ab. Die Hauptbedingungen dazu
sind: hohe Hitzgrade und vällige Windstille. Es werden
daher zur Kurzeit solche Monate gewählt, von denen die
Erfüllung dieser Bedingungen am ehesten zu erwarten ist:
vom 15. Juli an bis zur Mitte August.
Frisch an Ort und Stelle sieht der Schlamm schwarz
aus, an der Luft verdunstet bedeckt er sich leicht mit
einem weissen, durchsichtigen, glänzenden, krystallfürmigen
Überzuge; er ist dick, zähe und klebrig; in Wasser gelegt
füllt er zu Boden; von der Sonnenhitze wird er bis zu
etwa 30° erwärmt; beim Umrühren verbreitet er einen Ge-
ruch nach faulen Eiern (Schwofelwasserstoffgus); er schmeckt
unangenehm bitter, scharf salzig und etwas herbe; in
Wasser ist er schwer, in Soole aber leicht löslich. Nach
der Wirkungsweise zu urtheilen, lässt es sich mit Wahr-
scheinlichkeit annehmen, dass der Schlamm ausser Chlor-
natrium und schwefelsauren Salzen auch noch Eisen, Brom
und Jod enthält.
Finden wir auch einen Flecken in der Umgebung
Astruchans, der, wenn auch schlammig und schmutzig,
doch zuweilen auch wohlthätig wird, indem er Man-
chen von seinen Leiden befreit, so ist doch die übrige
Umgebung Astrachans der Art, dass sie eher Leiden ver-
ursacht. Erinnere man sich nur an die gemachte Beob-
achtung, dass in waldigen Gegenden, wo das Wechselfieber
nie geherrscht hat, es wütbend ausbrach, sobald der Wald
ausgehauen wurde. Was und wie viel des Guten kann
man nun von einer Gegend erwarten, die nichts Anderes
bietet, als öle Steppen, die jährlichen Überschwemmungen
ausgesetzt sind? — Diese Überschwemmungen, könne man
vielleicht sagen, haben auch ihr Schönes: Astrachan zur
Zeit der Wasserfluth von einer Höhe betrachtet sieht
grossartig, malerisch aus, — die ganze Umgebung wie ein
weites, unabsehbares Meer, darin Astrachan und seine ein-
zelnen Hügelketten mit ihren weiten Weingärten wie
Potermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VIll.
331
Meeresinseln, — alles diess ist recht hübsch. Allein diese
Herrlichkeiten, die den Posten, den Maler, den Bewunderer
der Natur entzücken würden, verschwinden wie das Wasser
und es bleiben wiederum bloss waldlose, sandige Steppen,
Moräste und Sümpfe, deren Ausdünstungen zur Entstehung
mannigfacher ernster Übel viel beitragen.
Bensrkungen über die topographische Aufnahme des Orm-
burgischen Ländergebietes. Vom Goneral-Major von Blaram-
berg, Direktor des Kaiserl. Russ. Topograpkischen Kriegs
Depöts‘). — Unter allen Ländern, welche Theile des un-
geheueren Russischen Reiches sind, verdient das Orenbur-
gische Ländergebiet eine besondere Beachtung. Es liegt
zwischen dem 87° und 84° Ö. 1. und dem 44° und 56°
N. Br., nimmt einen Raum von 26,400 Deutschen Quadr.-
Meilen ein und enthält somit mehr als 24 mal die Grösse
Frankreichs. Die grosse Ausdehnung dieses Landes und
die Verschiedenheit der Gestalt des Bolens sind die Ur-
sache der auffsllenden Unterschiede des Klima's und der
Produkte. Hitze und Kälte herrschen dort in gleich hohen
Graden. Im Süden wird der Weinstock mit Erfolg ge-
baut (am unteren Ural-Flusse) und im Norden reift kaum
die Gurke. Die Mitte dieses Ländergebietes durchsehneidet
das Ural-Gebirge, welches grössten Theils mit dichten Wäl-
dern bedeckt ist und dessen Inneres reichhaltige Kupfer-
und Eisenminen enthält, sowie auch Gold und kostbare
Steine. — Der östliche und südliche Theil des Orenbur-
gischen Ländergebietes besteht im Gegentheile aus weit
sich ausbreitenden Steppen, wellenfürmig mit langen, meist
sanften Abhängen, theils aus Sandhügeln oder Salzboden,
welche sich bis zum Aral-See und dem Jaxartes ausbreiten.
Was das Örenburgische Gouvernement im engen Sinne
betrifft, so ist es durch seine Fruchtbarkeit berühmt; hier
kennt man kaum eine Missernte, noch weniger Hungers-
noth. Die westlichen Distrikte desselben haben besonders
Überfluss an Getreide, es fehlen nur gute und leichte
Wegeverbindungen, um es bis zur Wolga zu schaffen. Die
grösste Anzahl der Flüsse, welche diesen Theil Russlands
bewässern, nehmen ihren Ursprung im Uralischen Gebirge;
fast alle sind nur bei hohem Frühlingswasser für Barken
und Flösse schiffbar. Nur einer derselben, die Bielaia,
ein Zufluss der Kama, ist von seiner Vereinigung mit
der Ufa an das guuze Jahr durch schiffbar (die Wintermonate
ausgenommen, da alsdann alle Flüsse mit diekem Eise bo-
deckt sind). Da nun, wie gesagt, die Bielaia ein Zufluss
der Kama ist, welche letztere längs des nordwestlichen
Theiles des Gourernements hinfliesst und dann in die Wolgn
fällt, so werden alle Reichthümer der Uralischen Minen
und die Produkte der Eisen- und Kupferhütten jedes Früh-
jahr zu Wasser nach Nijny-Moakau und Petersburg abge-
sandt, und somit ist die Bielaia die einzige Wasserstrasse,
welche das Orenburgische Gouvernement besitzt.
Das Orenburgische Ländergebiet wird von zahlreichen
Stämmen bewohnt, welche sich durch Religion, Sitten,
Sprache und Ursprung von einander unterscheiden. Die
Einwohner des Gourernements selbst sind theils Russen,
‚theils Baschkyren, Teptisiren, Tataren, Meschtscheräken,
t) Mitteist Schreibens, datirt: St. Petersburg 31. Mai’12. Juni 1858,
43
332 Notizen.
Tscheremissen, Wotiäken, Mordwinen und Kalmücken. —
Die Kirgisen bewohnen das Steppenland zwischen der
Wolga und dem Ural und jenseits des Urals bis zum Sir-
Darja und den Sibirischen Grenzen.
Die regelmässige Aufnahme dieses grossen Länder-
striches nahm ihren Anfang im Jahre 1830. Bis zu dieser
Zeit besass man nur unvollkommene Feldmesser - Karten
von den Distrikten des ÖOrenburgischen Gouvernements
und von der Kirgisen-Steppe nur theilweise Wegcekarten
(itinfraires) längs der Flüsse oder der Brunnen auf der
Karawanenstrasse nach Khiwa und Bokhara.. Kaum waren
einige astronomische Punkte in diesem Theile Russlands
bestimmt. Man fing mit der Aufnahme länge der Oren-
burgischen Linie und auf beiden Seiten des Ural-Flusses
an, von der Stadt Orenburg herunter bis Gurieff und
hinauf bis zur Sibirischen Grenze. Sodann setzte man die
Aufnahme vom Gouvernement, nordwärts von der Linie, fort.
Alle Jahre wurden mehrere Abtheilungen Topographen un-
ter der Leitung tüchtiger Ofüixiere desselben Corps im
Frühling zu diesem Zweeke von Orenburg abgeschickt,
und wie man aus der gedruckten Beschreibung dieser Auf-
nahme ersieht, dauerte solche 16 Jahre, mit einer kurzen Un-
terbrechung von 2 Jahren, während welcher man das ganze
Gouvernement vorläufig besichtigte, um eine Übersichts-
Karte davon zu bekommen.
Die genaue und regelmässige Aufnahme der Kirgisen-
Steppe jenseits des Ural-Flusses fing 1843 an. Da jene
Steppen nur von nomadisirenden Kirgisen bewohnt werden
(die Forts und Festungen am Irghiz, Turghai und am
Sir-Darja wurden später erbaut), so war man genütbigt, alle
Verpflegungsmittel auf einige Monate mit sich zu führen.
Die Aufnahme der Steppe wurde an die astronomischen
Punkte, welche früher schon längs der Linie hin bestimmt
waren, angeknüpft. Alle Jahre wurden im Mürz und
April an den Sammelplätzen der Linie (Orsk, Orenburg,
Uralsk) Lebensmittel für eine Steppenreise von 44 Mo-
naten bereitet; dort versammelten sich auch die Kosacken-
Kommando’s, bestimmt, die Topographischen Abtheilungen
zu begleiten und zu beschützen. Diese Beschützung be-
stand aus 80 bis 150 Mann wohlbewaffneter und wohlbe-
rittener Orenburgischer oder Uralischer Kosacken, je nachdem
die Zahl der Topographen kleiner oder grüsser war und
die Aufnahme tiefer in die Steppe vorrückte. Die Lebens-
mittel bestanden aus Zwieback, Grütze, Salz, Branntwein
und Hafer für die Pferde.‘ Schaf- oder Rinderheerden,
welche die Abtheilungen mit sich führten, dienten zu
Fleischrationen während des Aufenthalts in der Steppe.
Anfangs Mai jedes Jahres rückten nun diese Topographen
in die Steppe, allo Vorräthe, so wie auch die nöthigen
Filzhütten, Tische zum Zeichnen und andere Utensilien
auf Kameelen oder leichten Wagen (Telegn’s) mit sich füh-
rend. Jede dieser Abtheilungen bildete somit eine militä-
rische Karawane, aus Topographen, Kosscken, Wagen (einspän-
nig), Kameelen, Kirgisischen Führern und Kameeltreibern
bestehend und von einer Schaf- oder Rinderheerde begleitet.
Der Anführer dieser Abtheilung, ein erfahrener Topogra-
phen-Offizier, leitete die Aufnahme und nahm eine be-
stimmte Richtung in die Steppe hinein, während von bei-
den Seiten Unterabtheilungen, von Topographen angeführt,
auf drei bis sieben Tage sich in der Steppe verloren,
solche aufzunehmen, und sodann zur Hauptabtheilung, welche
unterdessen langsam mit dem Gepücke weiter zog, zurück-
kehrte, um ihre Arbeiten dem Chef der Topographen vor-
zulegen, frischen Proviant zu empfangen und sodann wie-
der in der Steppe zu verschwinden. Einen Deutschen
Topographen hätte die Art und Weise einer Steppenauf-
nahıne in keine geringe Verwunderung gesetzt.
Die Kirgisen-Steppe besteht aus grossen Flächen oder
vielmehr aus wellenförmiger Torrain-Bildung, deren Ab-
hänge ({pentes) meistens ausserordentlich lang und sanft
sind; doch stösst man auch unverhofft auf tiefe und breite
Einschnitte, welche sich auf lange Strecken durch die Steppe
binziehen. — Kein Baum, kein Gebäude ist irgend zu
erblicken, auf welchen das Auge ausruhen könnte; die
ganze Steppe gleicht einem unabschbaren Meere, dessen
lang gestreckte Wellen auf einmal unbeweglich geworden
wären. Die einzigen Gegenstände, welche zu Intersektions-
Punkten bei der Triangulation der Steppe dienten, waren
die zahlreichen Kirgisen-Gräber, die nach der Sitte die-
ser Nomaden sich immer an offenen und erhöhten Punk-
ten befinden, Solche sind meistens von Erde oder Lehm
aufgeworfene abgestumpfte Kege! oder Pyramiden; manch-
mal begegnet man sogar Grabmählern mit gewölbtem Dach,
in Gestalt kleiner roher Tempel, — aus Lehm, getrockne-
ten oder gebrannten Ziegeln aufgeführt. — Nur die Mu-
godjarischen Berge, eine Verlängerung des Urule, welche
von Norden nach Süden die Steppe durchsehneiden, machen
eine Ausnahme; doch sind deren Höhen nicht bedeutend,
denn der Airuk, die hüchste Spitze derselben, erhebt
sich kaum 1000 Fuss über den Meeresspiegel.
Die Aufnahme dieser ausgedehnten Ebenen war mit
Schwierigkeiten und vielen Mühseligkeiten verknüpft. —
Die Topographen, durch die Steppe zerstreut, waren einer
grossen Hitze ausgesetzt und litten oft an Wassermangel,
so dass sie genöthigt waren, in wasserarmen Gegenden
oder da, wo man salziges und bitteree Wasser fand,
trinkbares Wasser in kleinen Fässern oder Schläuchen auf
Kameelen mitzuführen ; auf diese Weise brachten solche
oft fünf bis acht Tage in der Steppe zu, nur von einem
Dutzend Kosscken begleitet, deren Piken, mit Gras- oder
Schilf-Büscheln umwickelt und auf Kirgisen-Grüber gesteckt,
oft als Signale bei den Vermessungen dienen mussten. Sie
schliefen dann unter freiem Himmel, nährten sich von
Zwieback, Grütze und Thee; frisches Fleisch assen sie nur
dann, wenn sie zur Hauptabtheilung zurückkehrten oder
wenn es den sie begleitenden Kosacken — meistens treff-
liche Schützen — gelang, wilde Enten oder eine Antilope
(Saigak) zu schiessen. Besonders war die Aufnahme im
Süden der Steppe beschwerlich, in den wasserarmen Ge-
genden zwischen dem Uil, dem Sagyz, der Emba und
dem Oust-Ourt. Auf den letzten begaben. sich die Topo-
graphen auf Kameelen, da kein Futter für die Pferde dort
zu finden war. Überhaupt mussten die letztern in diesen
Gegenden, wo der Boden aus Sand- und Kreidehügeln und,
Salzkrusten besteht, mit Hafer gefüttert werden, um die
Strapazen auszuhalten, Da es sehr oft vorkam, dass die
zerstreuten Topographen bei ihrer Rückkehr zu der Haupt-
abtheilung nicht wussten, wo solche zu finden war, so
war diese mit einer grossen Anzahl von Raketen versehen,
welche der Anführer, wenn er seine Topographen zurück
Notizen.
erwartete, Abends und des Nachts aufsteigen liess; diese
Feuersignale, welche man in diesen weiten Ebenen in gros-
ser Ferne erblickte, zeigten den in der Steppe herumir-
renden Unterabtheilungen an, welche Richtung sie zu neh-
men hatten, um ihren Chef mit seinem Lager zu finden. —
Die jährliche Aufnahme in der Steppe dauerte gewöhnlich
4} Monate, vom 5. Mei bis zum 20. September; um diese
Zeit kehrten die Abtbeilungen nach der Linie und nach
Orenburg zurück und die Kosacken, nach ihren Stanitzen
entlassen, ruhten sich während des Winters von ihren
Mühseligkeiten aus.
Übrigens wurden diese Topographischen Vermessungs-
Abtheilungen alljährlich vortrefflich ausgerüstet und die Re-
gierung versah solche mit allem Nöthigen in Überfluss. —
Jeder Kosuck bekam ausser seinem Gehalt zum täglichen
Unterhalt 4 Pfund Fleisch, die Offiziere, und Topographen
1 Pfund Fleisch täglich, — sodann bekamen Alle ohne
Ausnahme täglich 1} Pfund Zwieback, $ Pfd. Grütze,
15 Loth Salz, — dreimal in der Woche eine Portion
Branntwein, besonders bei feuchtem und kaltem Wetter.
Der Eigenthümer jeder T£lega bekam für solche 5 Rubel
Silber Miethgeld für die Dauer der 4$-monatlichen Auf-
nahme. — Die Topographen bekamen überdies noch
25 Kopeken Silber Tischgeld täglich und die Ofüziere 60
Kop. Silber; einen Theil dieser Tischgelder wandten sie
an, um sich in Orenburg zur Steppenreise eine hinlüng-
liche Menge von Zucker, Thee, Tabak u. s. w. zu kaufen.
Die Kirgisen bekamen: die Führer oder Wegweiser (guides)
fünf Rubel Silber des Monats jeder und die Kameeltreiber
3 Rubel Silber des Monats jeder, und noch überdiess
täglich 2 Pfund Grütze, 1 Pfund Fleisch und 1$ Loth
Salz. Für jedes Kameel mit Sattel wurden 5 Silberrubel
monatlich Miethe bezahlt; waren solche nicht mehr nöthig,
so schickte man sie mit ihren Treibern in ihre respektiven
Auls zurück.
Alle Kosacken und Topographen waren mit leichter
Sommerkleidung, so wie auch mit Pelzen und warmen Kopf-
und Fussbekleidungen versehen. Ferner befand sich bei
jeder Hauptebtheilung ein Unterarzt mit den nöthigen Me-
dikamenten für 100 bis 150 Mann pro 44 Monate, über-
diess Tabak in Blättern, Essig, um das schlechte Wasser
zu verbessern, Pfeffer, Zwiebeln u. s. w., eine hinlängliche
Menge grosser und kleiner Filzhütten (Kibitkn’s und Jula-
meika’'s), Sensen zum Grasmähen, Sicheln zum Schilfmähen,
Beile, Theer, Stricke, hölzerne Tröge und blecheiserne
Eimer zum Tränken der Pferde, Kameele und Schafe aus
den Brunnen, Spaten zum Graben der letztern, wenn solche
verschüttet waren, überhaupt Alles, was zu einem langen
Steppenaufenthalt für eine gewisse Anzahl Menschen nöthig
ist. — Begegneten die Abtheilungen während des Marsches
oder der Aufnahme einem lagernden Kirgisen-Aol (Filz-
dorf}, so konnte man da immer gute Pferdemilch (Ku-
myes) und Schafe zu kaufen bekommen, oder im Nothfall
Kumeele wechseln. Die Steppe wimmelt auch von wilden
Enten und Gänsen und Antilopen (Saigak’s), die in grossen
Heerden umherstreifen '), Es fehlte also nicht an Gele-
?) Ferner findet man in den Steppen-Fidssen und Soe’n verschiedene
Gattungen sehmackhafter Fische, welche die Kosacken in Netzen, oft
in bedeutender Menge, ngen.
333
genheiten, um mit dem ewigen Schaffleisch (welches übri-
gens in der Kirgisen-Steppe ganz vorzüglich ist) etwas ab-
zuwechseln. —
Während auf diese Weise die Aufnahme der Steppe
jährlich nach Süden und Osten vorschritt, wurden sowohl
im Gouvernement als auch in der Steppe durch besonders
dahin geschickte Astronomen zahlreiche Punkte bestimmt,
um nach solchen die Aufnahme auf der Karte eintragen
zu können. Die Aufnahme im Gouvernement geschah im
Maassstab von 500 Faden (eine Werst auf den Englischen Zoll
oder 1:42.000). Die Distrikts-Städte wurden im doppelten
Maassstabe, 1,21.000, aufgenommen, die Steppe im Maass-
stabe von zwei Werst auf den Zoll oder 1:84.000, Von
dieser Aufnahme wurden alsdann folgende Karten des Oren-
burgischen Ländergebietes verfertigt:
1) Eine ins Manssstab 5 Wersta.d. Zll= 1:210.000 (Handzeichnung);
DD) u ” 10 " » » = 1:420.000 in 80 Blatt, wird
jetzt lithographirt;
d) u» ” U Hm ee 1:Bllln 186 56 in
Orenburg lith.;
[> Peer ” 50 ’ "on = 1:2.100.000 gestochen im Ver-
kauf;
De A en = 1:4.200,000 chromelithegr. in
4 Blättern.
Die Kosten der 13jührigen Aufnahme der Steppe be-
liefen sich, eingerechnet den Gehalt und den Proviant der
Kosacken, Topographen, Kirgisen, den Hafer für die Pferde,
den Miethlohn der Wagen und Kameele, Portiongelder,
Sommer- und Winterkleider der Topographen, Kibitka’s u. s. w.,
auf 6 Kopeken Silber die Quadrat-Werst.
Diese kurze Beschreibung mag eine Idee geben über
die Art und Weise, wie die Aufnahme der Kirgisen-Steppe
von 1843 bis 1855 inclusive ausgeführt wurde. Ich ent-
halte mich, Ihnen ein Bild der Steppe in Deutscher Sprache
auszumalen, da mein Freund Nöschel, ein gebildeter Natur-
forscher, ein solches Bild ganz der Natur getreu in seiner
Beschreibung der Kirgisen-Steppe (Beiträge zur Kenntniss
Russlands, Bd. 18, S, 123 ff.) gegeben hat,
Neue meteorologische Beobachtungen in Sibirien. — Der
Chef der Ost-Sibirischen Expedition, Astronom Schwarz,
hat im Sommer 1856 während seines Aufenthaltes in Trans-
Baikalien die zweijährigen, in der Stadt Selenginsk von
Herrn Kelberg schr sorgsam angestellten meteorologischen
Beobachtungen berechnet und die Hauptresultate an die
Kaiserl. Russ. Geogr. Gesellschaft überschickt (vergl. „West-
nik” 1858, Heft I. Aus allen berechneten Beobachtungen
für 1854 und 1855 ergiebt sich als mittlere Jahrestempe-
ratur der Stadt Selenginsk genau — 0,0°. Sie ist gleich
der mittlern Tagestemperatur am 24. März und 10. Oktober ').
N Prof. Dove zieht auf seiner Isotherm-Karte der nördlichen He-
misphäre die Isotherme von 0° etwas nördlich von Irkutzk und in
gerader Linie weiter nördlich von Werechne-Udinsk vorbei, indem er
sich dabei auf das Jahresmittel von Irkutzk (+ 0,97’ R.) stützt. Naclı
den Boobachtungen von Kelberg müsste sie also wnm Wostufer des
Baikal-See’s einen bedeutenden Bogen nach Sliden beschreiben. Die
Stadt Selenginsk liogt in 51” 5° N. Br., also mit Bresiau (51° 7) und
Dresden (51° 3% ziemlich in derselben Polhöhe, aber die Jahresmittel
der letztern beiden Städte sind resp. + 6,04° B, und + 7,6” R., wäh-
rend die Isotherme von 0° in Europa noch jenseit des Nordkaps ver-
läuft und das Festland erst im nordöstlichsten Theile des Europäischen
Russlands erreicht. A. P,
43*
334
Die grösste Kälte war — 20,5° R. !) am 30. Dezember,
die grösste Wärme + 15,6° R. am 9. Juli. Nach diesen
Zahlen zerfüllt das Jahr in Selenginsk in vier Theile:
vom 24. Mürz bis 9. Juli, 107 Tage, ist die Lufttempe-
ratur höher als Null und wächst allmälig; vom 9. Juli bis
10. Oktober, 93 Tage, füllt sie wieder bis auf 0°; vom
10. Oktober bis zum 30, Dezember, 81 Tage, steigt die
Kälte und vom 30, Dezember bis 24. März, 84 Tage, steigt
die Temperatur aufs Neue. In diesen Zahlen liegt, nach
Herrn Schwarz, das Unterscheidungsmerkmal des Klima’s
des eentralen Ost-Sibiriens vom Klima Europa's und West-
Sibiriens. Bekanntlich zerfällt das Jahr in Europa im Mit-
tel in zwei fast gleiche Hälften. In der einen ist die
Temperatur höher als die mittlere Jahreswärme, in der
andern niedriger. Dasselbe wiederholt sich, so viel man
nach den bisher angestellten Beobachtungen zu urtheilen
vermag, in West-Sibirien.
Ausserdem hat Herr Schwarz interessante Beobachtun-
gen über Auf- und Zugang der Selenga, über Regen- und
Schneefall, so wie über Windrichtung angestellt. So beweist
er x. B,, dass das östliche Trans-Baikalien sich unter völlig
andern klimatischen Bedingungen befindet, als die sidwest-
liche Steppenregion,,, und dass man bei alleiniger Berück-
sichtigung der Beobachtungen des Nertschinskischen Obser-
vatoriums sehr fulsche Schlüsse auf das Klima Trans-Baika-
liens ziehen musste. Nicht minder wichtig sind seine Un-
tersuchungen über Bildung des Bodeneises in den Sibiri-
schen Flüssen. Dieses für die Wissenschaft noch ziemlich
neue Phänomen bietet in der grossen Mannigfaltigkeit und
den gigantischen Formen, in denen es in der Angara auf-
tritt, vielleicht das wichtigste Mittel zur Erforschung. Die
von ihm gesammelte Fülle von Daten wird noch vermehrt
durch früher ebenfalls von ihm an der Olekma angestellte
Beobachtungen. Dennoch enthält er sich eines Endurtheils
in dieser, seiner Meinung nach komplicirten, Frage. Als
Hauptgrund stellt er das Ausstrahlungsvermögen der Kör-
per voran, doch könne dieses ohne Mitwirkung anderer
Kräfte allein nieht alle Modifikationen des Phänomens her-
vorbringen.
Fr. Aug. Luhdorf's Schilderung der Wichtigkeit des Rus-
sischen Besitzes vom dmur-Strom, und seine Reise von dessen
Mündung bis Moskau, 7. Oktober 1837 bis 17. Januar 1538. —
Fr. Aug. Lühdorf, ein intelligenter, erfahrener und energischer
Deutscher Kaufmann, hat gunz kürzlich ein interessantes und
besonders praktisch werthvolles Buch herausgegeben unter
dem Titel „Acht Monate in Japan”, welches sich bereits
der günstigen Aufnahme des Publikums im Allgemeinen
zu erfreuen gehabt hat, und dessen Besprechung dieser
Zeitschrift in einem ihrer nächsten Hefte noch vorbehalten
bleibt. Während sich dieses Buch auf Japan allein be-
') Er bemerkt nicht ausdrücklich, ob Röaumar- oder Celsins-Grade,
Da jedoch in Nussland gewöhnlich nach Riaumur-Graden gerechnet
wird und auf Dove’s Isotherm-Karte der nördlichen Hemisphäre die
Isotherme des Juli von ++ 16° BR. noch etwas nürdlieh von Selenginsk,
zwischen «diesem und Irkutzk, gezogen ist, das nnlıs gelegme Irkutzk
eine Juli-Temperatur von 14,6° RB. hat (Dere’'s Temperatartafeln), so
glauben wir nicht zu irren, wenn wir die obigen Zahlen als auf Rüau-
mumGrade bezilglich onnelımen. A. P.
Notizen.
sehränkt, schildert der nachfolgende, bisher unpublicirte,
Bericht, den wir einer gütigen brieflichen Mittheilung des
Verfassers verdanken, dessen Reise nach dem Russischen
Amur-Lande und von da nach Europa, Seine Beobachtun-
gen über jenes wichtige Emporium, über welches diese
Zeitschrift zu wiederholten Malen eingehende Berichte nach
Russischen Quellen gebracht hat, so wie über die Kommuni-
kationsmittel und Verhältnisse von ganz Sibirien, sind von
so mannigfachem Interesse, dass wir den Inhalt des Briefes
ungekürzt wiedergeben : — „Nicolaiefaky, an der nördlichen
Küste des Amur-Flusses, eirea 15 Deutsche Meilen von der
Mündung,. im östlichen Sibirien gelegen, wurde vor ungefähr
7 Jahren von den Russen gegründet und ist seitdem stark
befestigt worden. Welche überraschende Proportionen der
Handel dort angenommen hat, geht aus der einfachen That-
sache hervor, dass in diesem Jahre schon 29 Dampfschiffe
den Amur befahren werden, von denen 14 Russische Kriegs-
Seedampfer sind, die übrigen Flussdampfer, theils der Russ.
Kegieruug, theils Russischen und ausländischen Kompag-
nien gehörend. Der Handel am Amur besteht in der Im-
portation von Erzeugnissen aller Länder der Erde und der
Exportation Russischer Produkte, und es werden die Haupt-
geschäfte nur während der 3 Monate Juli, August und
September gemacht, da der Fiuss erst im Juni vom Eise
frei wird und die Russischen oder Sibirischen Kaufleute
erst im Juli mit ihren, mit Russischen Produkten beiadenen,
Barken bei Nicolaiefsky eintreffen können und bereits im
September mit den dort eingeksuften Wasren, die den
Fluss hinauf durch Dampfschiffe bugsirt werden, die Rück-
reise ins Innere antreten müssen. Der Amur ist auf einer
Strecke von beinshe 2000 Werst schiffbar, doch dürfen die
die letztere Hälfte befahrenden Dampfschiffe nur 14—2 Fuss
Wasser ziehen. Früher wurde ganz Sibirien von Peter»
burg aus mit Waaren versorgt, welche die weite Strecke
von dort aus ins Innere auf schlechten Wegen und mit
Überwindung vieler und mannigfacher Hindernisse zurück-
zulegen hatten. Hierdurch und noch mehr durch den
Umstand, dass die Waaren hoch verzollt werden mussten,
vertheuerten sich dieselben sehr und war der Verbrauch
von vielen Artikeln in Sibirien der hohen Preise wegen
sehr gering. Jetzt hingegen werden die Waaren direkt
zu Wasser ins Innere Sibiriens importirt, und da der
Transport verhältnissmässig wenig kostet und vorläufig Ni-
colniefsky zu einem Freihafen gemacht worden ist, so stellen
sich die Preise der von Nicolaiefsky nach Sibirien einge-
führten Waaren im Vergleich zu denen der von Petersburg
importirten bedeutend billiger.
Die Russische Regierung thut wirklich Alles, was in
ihren Krüften steht, um den Handel am Amur zu fürdern.
In der liberalsten Weise werden Kaufleuten Plätze unent-
geltlich angewiesen, um ihre Wohnhäuser und Magazine
darauf zu errichten, und ihnen Lente uus der Equipage zum
Ausladen der Schiffe, zum Bauen ihrer Gebäude und zum
Trausportiren ihrer Waaren gegeben. Sie sind von Ab-
gaben frei, werden in keiner Weise belästigt und leben
dort ungleich angenehmer als in manchen Staaten unseres
gesegneten Deutschland.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass sich in Nico-
Iniefsky der ganze Handel mit Sibirien koneentriren wird,
obgleich nicht zu leugnen ist, dass es für ausländische
Notizen, 385
Schiffe weit vortheilhafter sein würde, wenn dieselben
schon in de Cnstries ausladen könnten und dieser Hafen
durch eine Eisenbahn mit dem Amur-Flusse, der eine
grosse Biegung nach Süden beschreibt, verbunden würde.
Dadurch wäre den Schiffen, welche jetzt den beschwerlichen
und gefahrvollen Weg von de Castries den Tartarischen
Golf und Amur herauf zu machen haben, diese Aufgabe
erspart, da de Custries ein am genannten Golf, eirca 60
Meilen südlich von Nicolaiefsky, gelegener Hafen ist, der
8 Monate im Jahr der Schifffahrt offen steht. Indess, ob
dieser Plan ausführbar ist und das zwischen de Castries
und dem Amur liegende bergige Terrain kein Hinderniss
darbietet, ist mir unbekannt; wie ich jedoch gehört habe,
will die Russische Regierung diess noch in diesem Jahre
untersuchen lassen.
Ich verliess Nieolaiefsky im vorigen Jahre am 7. Okto-
ber, nach dem Schlusse der Saison, am Bord des der RKus-
sisch-Amerikanischen Kompagnie gehörigen Dampischiffes
„Konstantin”, dessen erster Bestimmungsort Ajan war.
Am Tage vor meiner Abreise fiel am Annır drei Fuss hoher
Schnee und die Kälte machte sich schon sehr fühlbar. Am
20. Oktober langten wir nach einer stürmischen Passage
endlich in Ajan an und mussten dort 16 Tage verweilen,
um den Winterweg und ersten Schneefall abzuwarten, Am
4. November fiel mehrere Fuss hoher Schnee und Tags
darauf traten wir unsere Reise an und legten die ersten
200 Werst, durch die unwirthbarsten Gegenden reisend und
von Tangusen geleitet, theils auf Rennthieren reitend, theils
anf kleinen, flachen, von Rennthieren gezogenen Schlitten
zurück. Wir brauchten dazu neun Tage, von denen wir
finf Nüchte, um grosse Feuer gelagert, im Schnee zu-
brachten. Am 14. November erreichten wir den Fluss
Maja, der erst seit wenigen Tagen zugefroren war; doch
da wir nicht viele Zeit zu verlieren hatten, so besannen
wir uns nicht lange und wieder auf Rennthierschlitten,
suf die man sich den Tag über setzt und während der
Nacht der Länge nach hinlegt, verfolgten wir den Lauf
der Maja 600 Werst weit. Die dann noch übrigen 200
Werst bis Jakutzk legten wir in grossen, von Pferden ge-
zogenen Schlitten zurück und trafen endlich am 28. No-
vember in Jakutzk, der zweitgrössten Stadt Ost-Sibiriens,
ein. Vom dortigen Gouverneur, Herrn v. Stubendorfi, aufs
Freundlichste aufgenommen, verbrachte ich in Jakutzk acht
Tage, die mich wieder bedeutend restaurirten; dann ging
es in grossen offenen Schlitten, von drei bis acht Pferden
gezogen (je nach der Beschaffenheit des Weges), eine Strecke
von 2800 Werst weiter, dem Laufe eines der grüssten Si-
birischen Flüsse, der Lena, folgend, der an einer Stelle
zwölf Werst breit ist und auf dessen rechtem Ufer sieh
die bedeutendsten Goldwäschen Sibiriens befinden. Am
23. Dezbr. kamen wir nach Irkutzk, der Hauptstadt Ost-
Sibiriens und Residenz des General-Gourerneure von Ost-
Sibirien, Mourawieff. Den General-Gouverneur nicht in
Irkutzk antreffend, der leider in Petersburg war, machte
ich dem Gouverneur, Herrn General Wenzel, meine Auf-
wartung und setzte demselben im Laufe der Unterhaltung
auseinander, wie viel für mich davon abhinge, dass ich
noch vor Abgang der Februar-Post von Southampton nach
Indien in Hamburg eintrüfe, und bat ihn, mich entweder
ala Kurier nach Petersburg zu schicken oder mir die Er-
laubniss, mit einem Kurier reisen zu dürfen, zu ertheilen.
Dazu kam noch, dass mir der Gouverneur von Jakutzk ein
Empfehlungsschreiben an den General Wenzel mitgegeben
hatte, in dem er ihn bat, meine Wünsche wo möglich zu
erfüllen, und da zwei Tage nach meiner Ankunft ein Ku-
rier, der Oberstlientenant O,, an den General-Gouverneur
nach Petersburg abgeschickt werden sollte, so erhielt ich
die Erlaubniss, denselben begleiten zu dürfen, und legte,
am 25. Dezbr. von Irkutzk abreisend, eine Strecke von
6000 Werst in 23 Tagen zurück. Am 17, Januar 1858
kamen wir in Moskau an, wo wir einen Tag verweilten
und per Eisenbahn am 19, Januar in Petersburg eintrafen.
Die Wege von Jakutzk oder vielmehr von der Maja
bis nach Moskau durch Sibirien, also eine Strecke von
eirca 9000 Werst, sind im Ganzen genommen ziemlich gat,
dagegen der von Ajan bis zur Maja beinahe unpassirbar.
Die ursprüngliche Strasse, die durch die dichtesten Tannen-
wälder führt, wurde vor ungeführ zwölf Jahren von der
Russisch-Amerikanischen Kompagnie angelegt, welche da-
mals vermittelst Pferde-Transporte Jakutzk mit Waaren ver-
sah und auch den Weg reparirte und in Ordnung hielt. Seit
fünf Jahren indess hat die Russische Regierung die Strasse
für ihre Rechnung übernommen und auch gar nichts ge-
than, um dieselbe in Stand zu halten, so dass sie jetzt,
wie gesagt, fast gänzlich zerfallen und unpessirbar ist.
Diess mag denn auch wohl hauptsächlich darin seinen
Grund haben, dass fortan Reisende nach Petersburg die
Route den Amur hinauf durch Trans-Baikalien einschlagen
werden, und sobald nur für den Winterweg den Fluss ent-
lang Stationen erbaut und Pferde-Relais etablirt sind, wird
Niemand mehr daran denken, über Ajan zu reisen, son-
dern ein Jeder wird den viel kürzeren und angenehmeren
Weg den Amur hinauf wählen. Übrigens sind auch von
Ajan bis Petersburg die ganze ungeheure Strecke entlang
Stationen erbaut, die durchschnittlich 20—25 Werst entiernt
sind und auf denen man sich meist ohne Aufenthalt mit
frischen Pferden versehen kann, wofür man für jedes Pferd
pr. Werst eine von der Regierung angesetzte Taxe von 14
Kopeken zu zahlen hat. Zur Reise durch Sibirien ist gerade
desshalb eine sogenannte Podaroschne oder Reisepass erfor-
derlich, ohne welchen man nur mit Mühe und nur gegen
Bezahlung der doppelten oder dreifuchen Taxe Pferde be-
kommen kann. Beamte der Regierung erhalten einen sol-
chen Pass umsonst, andere Reisende hingegen haben dafür
eine additionelle Summe von 14 Kopeken pr. Werst zu
zahlen.
Auf meiner Reise durch Sibirien habe ich mit man-
nigfachen Entbehrungen und grossen Schwierigkeiten zu
kämpfen gehabt. 53 Nächte war ich genöäthigt, unter freiem
Himmel zuzubringen, iu der bittersten Kälte, die selten
unter 20° Reaumur fiel und meisten Theils zwischen 20°
und 30° variirte, Bei meiner Ansfahrt aus Jakutzk hatien
wir eine Temperatur von 38° R. unter Null, so dass das
Quecksilber in den Thermomstern fror und die Kälte nur
noch mit Weingeist-Thermometern gemessen werden konnte.
Vor zwei Jahren stieg die Kälte sogar bis zu 45° R. un-
ter Null. Natürlich bleibt bei einem solchen Frost ein
Jeder so viel wie möglich zu Hause oder geht nur unter
sehr grossen Vorsichtemaasaregeln aus.
Das einzige Unglück, welches mir auf der Reise pas-
Zus,
336 Notizen.
sirte, ereignete sich zwei Tage nach meiner Abreise von
Irkutzk. Bei der Überfahrt über einen kleinen Fluss, die
Tlie, brach nümlich das Eis und unsere ganze Equipnge
mit Pferden und Gepäck versank. Wir retteten uns aufs
Eis, das, obgleich stark genug, um uns zu tragen, doch
den schweren Schlitten mit vier Pferden nicht tragen
konnte, Glücklicher Weise war das Wasser nicht sehr tief,
so dass die Pferde noch eben die Schnauze aus dem Wasser
halten konnten, und da die Station nur 2 Werst entfernt
war, so kam schleunige Hülfe und Equipage, Pferde und
Gepäck wurden gerettet. Doch da ein Kurier sich auf der
Reise unter keiner Bedingung aufhalten darf, so blieb mir
auf der Station nur eben so viel Zeit, um meine wichtig-
sten Papiere zu retten. Alles Andere liessen wir ein-
frieren und erst in Petersburg konnte ich meine Koffer
aufthauen lassen und retten, was noch zu retten war.
Dadurch nun, dass die nassen schweren Kofler einfroren,
verdreifachte sich deren Gewicht und es ist darin auch der
Grund zu suchen, wesshalb wir als Kuriere reisend eine ver-
hältnissmässig lange Reise von 23 Tagen hatten. Ohne
den erwähnten Übelstand würden wir die Strecke von Ir-
kutzk nach Petersburg in 18 Tagen zurückgelegt haben.
Dem Amur-Land und der dort aufblühenden Handels-
stadt Nieolaiefaky, wohin ich in wenigen Tagen über Suez,
Hongkong und Japan zurückzukehren gedenke, verspreche
ich eine grosse Zukunft. Alles deutet darauf hin, Lage,
Klima, günstige Ortsverhältnisse und eine zuvrorkommende
und liberale Politik der Russischen Regierung.”
Die von Deutschen bearbeiteten Kupferminen von Sing-
bhoom in Seidesest-Dengalen. — Herr Ü. Dürrschmidt, Kauf-
mann in Unlcutta, hat vor einiger Zeit die Güte gehabt,
durch Vermittelung seines Bruders, Herrn H. Dürrschmidt,
K. Bezirksraths in Donauwörth, uns den von ihm nufge-
stellten Bericht über die Kupferminen von Singbhoom an
der Südwestgrenze von Bengalen (den wir schon im 2. Heft
dieses Jahrgangs kurz besprochen, s. 8. 74) zuzusenden.
Wir wurden durch dieses interessante Schriftchen um so
mehr erfreut, als uns dasselbe einen neuen Beweis von
der nützlichen Thätigkeit und den glücklichen Erfolgen
unserer Landsleute in Britisch-Ost-Indien liefert, zu einer
Zeit, wo such hier in Deutschland sich eine lebhafte Theil-
nahme für die Schicksale jenes Landes an den Tag gelegt
hat. Es ist nämlich mehreren Deutschen Kaufleuten in
Verbindung mit einigen Britischen Kollegen und Deutschen
praktisch und wissenschaftlich gebildeten Technikern ge-
lungen, einen schon in früheren Jahrhunderten von den
Eingebornen bearbeiteten, nun Aber schon seit länger als
Menschengedenken unbebaut gelassenen Minenbezirk von
Neuem einer kunstgemässen Ausbeutung zu erschliessen.
Es liegt derselbe in der Singbhoom-Division der südwest-
lichen Grenz- Agentur (Frontier Agency), an dem rechten
Ufer des Flusses Soobumreeka. Etwas südlich von der
auf dem gegenüberliegenden Ufer gelegenen Stadt Nur-
singhur ') begiunt in unmittelbarer Nähe des Stroms eine
Hügelkette, welche mit wenigen Unterbrechungen sich
1) Vergl. Dr. H, Berghaus: Vorder-Indien, 2te Aufl., ötioler’s Hand-
Atlas, Blatt44b, oder die Karte von Indien in „Geogr. Mitth.” 1857. Heft 8,
nordöstlich in einem jenem parallel laufenden Bogen über
80 Engl. Meilen weit fortsetzt. Diese Hügel mit den
dazu gehörigen, mit Alluvium bedeekten, Thälern sind unter
anderen Metallen reich an Kupfererz und zeigen eine Menge
alter, verlassener Gruben und Schmelzstätten dieses Metalls.
Die Aufmerksamkeit Englischer Beamten wurde bereits in
neuerer Zeit auf diese Gegend hingelenkt "), die Eifersucht
der eingebornen Fürsten aber, in deren Gebieten dieselbe
liegt, hielt die Europäer von ihr ausgeschlossen und es
schlugen alle von Engländern angestellten Versuche, dieselbe
käuflich an sich zu bringen, fehl. Erst Herrn Dürrschmidt
gelang es nach mehrjährigen beharrlichen Bemühungen, in
den Besitz jener Distrikte zu kommen, so dass ihm und
seinen Theilnehmern nun das Recht zusteht auf alles
Kupfererz im ganzen Land, auf die Ausbeutung der uner-
schöpflichen Wälder zur Bereitung von Holzkohlen,, so wie
in einem grossen Strich des Landes auf Gold und Eisen
zu bauen. Seit 1855 ist Herr Dürrschmidt im Verein mit
Herrn Professor Emil Stöhr, früher im Bayerischen Staats-
dienst und Direktor der Kupferminen auf der Murtscheuer
Alp in der Schweiz, und mit Herrn Rud. Schenck, einem
wissenschaftlich und praktisch gebildeten Berg- und Hütten-
mann aus Baden, thätig gewesen, das Terrain geologisch
zu durchforschen und trigonometrisch zu vermessen. Ein
genauer geologischer Bericht des Herrn Stühr, so wie die
durch die bisher angestellten Schmelzversuche, des Herrn
Schenck gewonnenen Resultate sind in der erwähnten
Schrift mitgetheilt, und ohne näher auf dieselben eingehen
zu wollen, erwähnen wir nur, dass das Erz ein Fahlerz
oder graues Sulphuret von Kupfer und Eisen ist, und wo
es der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt
gewesen, in Malachit umgeändert worden ist. Dieser Erzgang
erstreckt sich über 80 Engl. Meilen weit, Die Hügelkette,
in welcher das Erz vorkommt, besteht aus einem Gestein,
welches zu den ältesten, geschichteten, nicht fossilienhal-
tigen Formationen gehört; es ist meistens metamorphosirt
und besteht aus einer grossen Mannigfaltigkeit von Glimmer-,
Chlorit- und besonders Thonschiefer, in einander übergehend,
die da, wo sie mit Kieselerde imprägnirt sind, in grosser
Ausdehnung vollkommene Quarzite bilden. Die Erhebungen,
welche dieses Gestein im Norden und Süden durchbrechen,
bestehen aus Grünstein und Diorit; sie bilden konische
Hügel von der malerischeten Form, kolossnlen Haufen von
Felsblöcken ühnlich. Neben dem Kupfer kommt noch Eisen
und Gold vor; letzteres wird in geringer Quantität in den
Flüssen gewaschen, ohne dass man das Bett, von welchem
es kommt, bisher uufgefunden hat; Eisen (meist Magnet-
eisen) ist in bedeutender Menge vorhanden und von vor-
züglicher Qualität, kann jedoch wegen der Kostspieligkeit
des Trunsportes vor der Hund noch nicht mit Vortheil ge-
baut werden; dagegen verspricht die Ausbeutung des Kupfers,
welches von vorzüglicher Qualität ist, einen schr reich-
lichen Gewinn. Das Schmelzen des Kupfererzes geschieht
an Ort und Stelle und es werden diese Operationen jetzt be-
reits in vollem Gange sein. Das Hüttenwesen steht unter
der Aufsicht des Herrn Schenck, das ganze Etablissement
") Vergl, u. A. im Journal of tho Asiatie Society, Vol. IL. 1854,
das „Memorandum on the geological structure and mineral rewurces
of the Singbhoom division, ete.” by Capt. F. C. Haughton.
Notizen.
aber unter der Leitung des Herrn Stöhr; ausserdem sind
nach fünf Sächsische Bergleute dabei angestellt zur Unter-
weisung und Beaufsichtigung der eingebormen Arbeiter.
Die beiden Hauptstationen sind Landoo und Hitkoo. Der
Zugang zu den Minen von Caleutta aus ist zwar keines-
wegs ohne Schwierigkeit, indessen hat die Regierung kürz-
lich einen in guter Jahreszeit für Fuhrwerk gangbaren
Weg von Midnapoor über Nursinghur nach Chybassa (west-
lich von den Minen) angelegt. Die Entfernung zwischen
den beiden ersten Städten beträgt 59 Engl. Meilen und
von Nursinghur nach Landoo 27 Engl. Meilen. — In Be-
zug auf die oben erwähnten trigonometrischen Vermessungen
fügen wir noch hinzu, dass die öfters erwähnte Hügelreihe
nach denselben sich bis zu 1480 Engl. F, über die zwischen
den Bergen und dem Fluss befindliche Ebene erhebt;
nördlich von Landoo, jenseits des Stroms, ist, etwa in einer
Entfernung von 13 Engl. Meilen, der Dulma-Berg von
3040 Fuss Höhe. — Die das Minenterrain derchschnei-
denden und in dessen Nähe in den Soobunreeka mündenden
Flüsse sind der Khurkye mit dem Sunjye, der Goorooroo
und der Sunk River, und die Fürsten, zu deren Gebiet
dasselbe gehört, sind die Rajahs von Dolbhooem und Serai-
kela, so wie der Thakoor von Kursowa.
Hydrographische, geologische und meteorologische Unter-
suchungen u. s, wo. in Niederländisch-Indien. — Wir stellen
im Folgenden eine Reihe von Notizen über verschiedene
Arbeiten und Unternehmungen nebst kurzen Berichten über
Handel und vulkanische Phänomene in Niederländisch-
Indien zusammen, die uns von Herrn van der Toorn in
Amsterdam gütigst mitgetheilt wurden und welche der-
selbe theils Indischen Zeitungen, theils seiner Privatkor-
respondenz und andern Quellen entnommen hat,
Nach dem „Bericht über die Wirksamkeit der Kom-
mission zur Verbesserung der Indischen Seekarten in Be-
zug auf die hydrographische Kenntniss von Niederländisch-
Indien während des Jahres 1857” ist im Personal der
Kommission eine Veränderung eingetreten durch die Rück-
kehr des Marine-Lieutenants P. H. Collard nach Europa,
an dessen Stelle der Marine-Lieutenant H. D. Slegt er-
nannt worden ist. Ein und vierzig Karten oder Skizzen,
neue oder verbesserte Aufnahmen betreffend, wurden im
Jahre 1857 bei der Kommission eingereicht. Dieselbe
liess in dem genannten Jahre erscheinen: eine Karte des
Fahrwassers Tjilatjap vom Lieutenant J. Groll; eine Karte
der Strasse von Makassar, eine andere von den Inseln in
der Nähe von Padang und des nördlichen und südlichen
Theiles der Wostküste von Sumatra, von demselben. Mit
der Ausgabe der Karte der Westkiste Sumatra's sind die
allgemeinen Karten des Indischen Archipels beendet und
es bleibt nur noch die Abfassung von Spezialkarten übrig,
wie einzelner Küstentheile w. s. w. Der Verkauf der
Karten und Wegweiser durch das Depöt der Seekarten be-
trug im abgelaufenen Jahre an Geldwerth 7958 fl. 22} cent»
oder 790 fl. 22% cents mehr als 1856. Die folgenden,
für vierjährige Zeiträume berechneten, Angaben zeigen,
dass der Verkauf dieser Karten stets zunimmt: Von 1840
—43 287 Stück, 1844 — 47869 Stück, 1848— 51 2746
Stück, 1852 —55 4085 Stück, 1856—57 2503 Stück.
|
387
In der letzten Zeit hat man der Indischen Küstenfahrt zu
Gefallen die Namen auf den Karten auch mit Ambischen
Buchstaben angegeben; die bedeutende Nachfrage nach
diesen Karten beweist, dass hierdurch einem dringenden
Bedürfniss abgeholfen worden ist.
Die geologischen und mineralogischen Untersuchungen
werden in Indien kräftig fortgesetzt. Einer der Ingenieure
ist beauftragt worden, Java auf Brauneisenstein zu unter-
suchen. In Batjan, Bandjermassing, Benkulen, Padang, an
der Westküste von Sumatra, in Banka und Palembang sind
die verschiedenen Ingenieure des Minenwesens mit Unter-
suchungen beschäftigt. Zu Buitenzorg bei Batavia werden
die einzelnen Berichte gesammelt und die Aufnahmen,
Skizzen u. #. w. weiter ausgearbeitet und gezeichnet. Da-
selbst wird jetzt ein eigenes Bureau für das Minenwesen
gebaut, dessen Kosten auf 80,000 fl. veranschlagt sind und
welches ausserdem das Archiv und verschiedene Zeichen-
kammern umfassen soll Auch soll noch ein geräumiges
Gebäude für ein Geologisches Kabinet und ein Chemisches
Laboratorium hinzugefügt werden.
In der Versammlung der Königl. Akademie der Wissen-
schaften za Amsterdam, Abtheilung für Naturkunde, vom
30. Januar d. J. wurde ein Schreiben des Kolonialministers
eingebracht, welches eine Aufforderung des Herrn Alex.
v. Humboldt zur Ausbreitung des meteorologischen Netzes
auch über die Niederländisch-Indischen Besitzungen mit-
theilte. Das Schreiben wurde den Herren Van Rees,
Stamkart und Buys Ballot übergeben.
Von der Westküste Borneo’s wird berichtet, dass an
dem Wege zwischen Sambas und Seminis regelmässig fort-
gearbeitet wird und bereits eine Strecke von 3858 Ellen
von dem ersteren Orte aus vollendet sind. Zu Seminis
hat man mit Vortheil Nachgrabungen nach Gold betrieben.
Die Untersuchung der Kohlenlager lüngs des Flusses Ka-
puss und dessen Zuflüsse, ober- und unterhalb Sintang,
haben herausgestellt, dass dieselben nicht bauwürdig sind,
sie haben aber den Zusammenhang zwischen diesen und
den Lagern von Bandjermassing deutlich erwiesen. In den
Chinesischen Distrikten zu Budok ist Kupfer gefunden
worden, doch in zu geringer Menge, um es ausbeuten zu
können. Zu Palo hat man zwei alte Öfen entdeckt, in
denen die Chinesen Eisenerze ausgeschmolzen haben; das
dort vorkommende Erz ist aber nichts Anderes als Thon-
eisenerz und die früher bekannt gewordenen Gerüchte über
die Reichhaltigkeit dieser Erze scheinen hiernach sehr
übertrieben gewesen zu sein. In der Hauptstadt Pontianak
nimmt die Wohlfahrt sichtbar zu; überall, sowohl in den
chinesischen ala einheimischen Kampongs, wird fortdauernd
gebaut. Auch der Handel und Vertrieb breiten sich aus.
Es wird minder schwierig, Arbeitsleute und Kulis zu miethen.
Bei Menado auf Gelebes hat man Versuche mit der
Anpflanzung von Java-Reis auf trocknem Boden gemacht,
sie fielen aber nicht günstig aus. Die Einfuhr von Ma-
kassar betrug im Jahre 1857: 4,497,511 fl., die Ausfuhr
4,629,527 fl. Es waren 1154 Fahrzenge mit 18,298 Lasten
Tragfühigkeit angekommen; darunter befanden sich 106
quer getakelte und 1048 inländische Fahrzeuge. Abge-
gangen sind 1345 Fahrzeuge mit 18,653 Lasten Tragfühig-
keit, hierunter 108 quer getakelte und 1237 inländische. -
Die vulkanische Thätigkeit hat sich während des ver-
335
gangenen Winters wieder an mehreren Punkten von Nie-
derländisch-Indien bemerkbar gemacht. Im südlichen Theil
von Minahassa (Nordostapitze von Celebes) wurde am Abend
des 6. Oktober 1857, ungefähr um 8 Uhr, ein leichtes
Erdbeben wahrgenommen. Am 14. November 1857 erfolgte
auf der Westküste von Sumatra eine leichte Erderschüt-
terung, welche in dem nach Padang Pandjang führenden
Hohlweg Einstürze zur Folge hatte. Aus Probolingo auf
Java wird vom 10. März d. J. geschrieben, dass der Vul-
kan Bromo nach einer l5jährigen Ruhe seit einigen Tagen
angefangen habe, in zunehmender Weise thätig zu sein,
und am 9. März unter grossem Geräusch und unterirdi-
schem Donner grosse Steine ausgeworfen habe.
Hypsometrie der Öst-Indischen Inseln. — Wir verdanken
die folgenden sehr umfangreichen Höhenangaben, entlehnt aus
dem in Bataria erschienenen „Almanak voor Nederlandsch-
Indie, voor het Jaar 1858”, der gütigen Mittheilung unseres
geehrten Korrespondenten Hrn. H. Zollinger auf Java, der
dieselben mit einigen Bemerkungen bereicherte. Sie legen
ein erfreuliches Zeugniss ab über den Holländischen Fleiss,
der auf die Bestimmung soleher Höhen verwandt worden
ist. Sie sind meistens barometrisch bestimmt, ausser den-
jenigen des Herrn Zollinger, die durch Koch-Thermometer
gefunden wurden; ferner denjenigen des Herrn Smits und
Melville van Curnbee, welche aus Nextanten - Messungen
shervorgingen, während die Höhenangaben der Herren Lange
die Resultate der begonnenen Triangulation Java’s sind,
die bis jetzt über die Hesidentschaften Batavis, Buitenzorg,
Preangan, Cheribon und Banjumaas sich ausbreitet. Die
Angaben von Osthofl umfassen eine Sammlung von Beob-
achtungen durch Hörner, Müller und Osthoff, so wie unter
denen der Lieutenants Melvill und Smits diejenigen ver-
schiedener Seeoffiziere sich befinden.
Zur Vergleichung der Maasse mag bemerkt werden, dass
1 Niederländische Elle = 3,1835 Rheinl, Fuss,
1 Pariser Fuss = 1,097 "
1 Englischer Yuss = Ü,0r0Rs AM ist.
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Tandjung, militärischer Posten . .
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Tjitrap, Landhaus . . . 2...
Tjumpen, „
G. Tjibodas oder Vogelberg.
Jussinga, Landhaus
Buitensorg,»Hauptort der Residentschaft |
Tjomas, Landhaus . .
Gadok, Posten . . . .«
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Tjisoron, Posten
G,. Megamendung, auf dem Urossen Weg |
G. Balak, höchste Spite . .» . .
G. Pangerango, hüchste Spitze
Kandang Badak, Garten, . . .
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Tjipannas, Posten .
Sukabumi, Posten. . ,
Tjiandjur, Hauptpl. dor Residontschaft .
G. Gombong
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G. Kondang. .» » +» .
Tjampakka, Kaffeeplantage .
G. Halimun . eo. r.
Kali Tjisokkan, Ufer am Grossen Weg .
” Finssbett . x.» »
Kali Tjitarum, Ufer am Grossen Wog .
Flussbott
Radjamandala, Posten
Bandong, Hauptort der PEETRE RN ]
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G. Tankuban Praauw, höchste SSO. Spin j
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N Erde Hasskarl ' 1505 G. Prahu, höchster Punkt . . . - -
Purwakerta, Residentschafts-Haus Krawang | Maier | 242 Djadjar, Dorf im Thal dieses Namens .
Wansjassa, Passangrahan (?) n n_ ' 2035 N Teiaga Tjebong, See . . ’
Dawnan, ” FR | 121 Sketang, Dorf bei dem Berg Felerrep
Tengeragon, Landhaus . = " ” 18128
G. Tjerimoi, höchster NW.-Kraterrand . | Cheribon de Lange 9695 6. Sindoro . . - ar 2 a
Argalinga, höchster Kampong darauf ” Junghuhn 3880 Djambret, Ursprung dos Flusses Fe.
Kunigan, Haus des Kontroleurs . . » ” de Lange 1694 Kletong auf dem age a dos
Dossa Tjiniru PR rer Pr Junghahn 807 Sindoro und Sumbing
G. Pugag, Pass .. ee. ” ” | 2726 5
Does Belogambe a a | e "1 108 G. Sumbing, höchster Punkt . . . .
Dose Subang . . pr | ” u 1004 Boden dos Krater . .
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Dessa Tjiwaru . » 2: 22 2 0“ | ” . rt 548 |
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G. Kromon » a ' 1863 i Weges von Sulatiga nach Magelang .
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Güituwich 200202 oe „1.2706 j 9 Merbabu, höchste N.-Spite . . .
GB 2 200. " Fi ' 8014 | Lodosebu, Thoepflanzung an dem N.-W,-
G, Gegerbobss . + 2» 2 re + par r i 8168 Abhang desselben Aue
G. Tjaremmapg «© » » 2.000. » " | 36968 Pantaran, Landhaus a.d. O.-Abh, desseiben
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G. Bamıl . . no: PR = 60610 | Selo, Landhaus auf dem Verbindunge-
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G. Blamat oder Topibeg a BE SeR\ Ping, ver -. | nn des Merbabu und Merapi .
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Pegoondangan, Thocgurten in demselben n„ pr 4204 n
Plateau Diäng, in den Passangralan. . ” # 6514 Rlattn, Fort , oo 0000.
Telaga lerie, warme Quellen im Diäng-Geb. : ” „ 5965 Rasi
G. Papgonang, Spitze in demselben , . ” er 7195 Solo, Hauptort der Residentschaft ,
Telaga Drino, See im Diing-Gebirge } ” » ı 8454 G. Lawu, höchste Spitse .
Batur, Dorf daselbst . . 1 » ” 5173 Karang Padang, am W.-Ablang "desselben
Purholingo, Hauptpl. der Assist. -Res, 1 n de Lange 145 Suku, Tompelruine obendaselbst
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G. Bidada (ungeführ) . . » » . »
G. Radja Bassa .
G. Talang, höchster Pkt. nach Telok Betong
Natar, in der Mitte des Sattels . . .
Tiegenmennong, am Flusse Sokampong .
Tarabangie, Kampong . . » =» + +»
Gunong Batin, Kampong .
Mangala, Kumpong am Fl "Tulang B Bawang
Sunda-Strasse,
Insel Krakatowa, Pk...» .
Biesi, Fik . ....%.
Sehuko, Pik .
Insel Banka,
G. Manumbing oder Monapijn .
G. Parmassang, höchste Spitze
G. Marnsa, höchste Spitze . . » . »
Berg im Süden von Koba . . 2...
G. Pajong oder St. Paulus-Berg .
Insel Bali.
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6. Rindjani, höchster Pik der Imsel
Insel Sumbara.
G. Ngengo . . 2 2 0 re ee.
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6. Tamboraod. Triding, O.-Rand d.Kraters
Ara "Hassa, 80.-Spitze des Sattelbergs .
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Podjo, höchstes Dorf am Sattelberg .
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Insel Flores.
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Aufruf zu einer grossen Vermessung Palastina’s. — Unser
geehrter Korrespondent, Herr Professor August Plarr zu
Heidelberg, bittet uns, das Folgende in unseren Spalten
abzudrucken: „Es wäre der Geographischen Anstalt zu
Gotha würdig, ein wissenschaftliches Unternehmen hervor-
zurufen, das für die ganze Christenheit von universellem
Interesse sein würde, Ihr Organ, die „Mittheilungen”,
könnte einen Aufruf an alle christlichen Regierungen zur
Bildung einer internationalen Kommission erlassen, welche
den Zweck hätte, mit allen wissenschaftlichen, artistischen
und pekuniären Hülfsmitteln nicht nur eine Erforschung,
sondern eine vollständige Triangulation und Detail-Aufnahme
des ganzen Gebietes von Palästina, oder vielmehr des
Landes zwischen dem Golf von Akaba im Süden, dem Nord-
rand ‚der Hochebene El Bekaa (Coelesyrien) im Norden,
dem Mittelländischen Meere im Westen und dem 55. Me-
ridian östlich von Ferro im Osten, durchzuführen. Ich
verkenne keineswegs die Schwierigkeiten, welche der Kon-
flikt zwischen Europäischen und Asiatischen Interessen und
zwischen den christlichen Mächten selbst, so wie die poli-
tische Bivalität überhaupt bisher jeder kräftigen und ern-
sten geodätischen Erforschung des in Rede stehenden Landes
entgegengesetzt haben, aber ich glaube, dass ein Einver-
stündniss von Russland, England, Frankreich, Preussen,
Österreich, ohne von den Mächten zweiten Ranges zu
sprechen, zur Verwirklichung meiner Idee nicht unmöglich
wäre, und wenn ein solches zu Stande kommt, würde ein
Widerstand von Seiten der Türkei ganz unwahrscheinlich
sein; schon die natürliche Opposition der Russischen und
Englischen Interessen würde der Türkei die sicherste und
wirksamste Garantie für ihre Integrität in Palästina ge-
währen.
„Die Ingenieur-Geographen Deutschlands, Russlands,
Englands u. s. w. sind alle der Französischen Sprache mäch-
tig; es ist schon ein wichtiger Punkt für ein gemeinsames
Handeln, ein gemeinschaftliches Medium zu haben. Die
Ausführung der Arbeit durch gemischte Sektionen würde
die Regelmässigkeit, Gleichförmigkeit, Genauigkeit und Zu-
verlässigkeit aller Operationen sichern. Sie werden ohne
Zweifel meine Überzeugung theilen, dass nur durch ver-
einte kräftige Anstrengungen die Christenheit dazu ge-
langen wird, das Land, welches die Lektüre der Heiligen
Schrift stets als bekannt voraussetzt, in Wirklichkeit ganz
zu kennen. Vielleicht werden Männer wie E. Robinson
nur in der genauen topegraphischen Karte des ganzen
Landes die Lösung der Zweifel finden, welche sie trotz
ihrer immensen Gelehrsamkeit, ihrer tiefen Forschungen,
nicht zu lösen vermochten. Die Vereinigten Stanten werden
es um so mehr für einen Ehrenpunkt halten, nicht zurück-
zustehen, als sie selbst erst mit gutem Beispiel vorange-
gangen sind. Dr. E. Robinson allein genügt, um ihre
Mitwirkung zu sichern.”
Wir entsprechen gern dem Wunsche des Herrn Prof.
Plarr, da wir eine Detail-Aufnahme von Palästina als eine
der erfreulichsten geographischen Unternehmungen begrüssen
würden. So Vortreffliches auch bisher für die Aufhellung
der alten und neuen Geographie des Heiligen Landes ge-
schehen ist, so ‚wird doch Jeder, der sich um die Kennt-
nies derselben bemüht hat, mit uns übereinstimmen, dass
sie auch nicht annähernd so weit gediehen ist, als die der
Notizen.
Mittel-Europäischen und selbst als die mancher Ausser-
Europäischer Staaten. Die einzelnen Forscher waren meist
auf ihre eigenen beschränkten Hülfsmittel angewiesen , sie
konnten nur ihre Routen genauer aufzeichnen und verein-
zelte Punkte bestimmen, eine wirkliche Triangulation aber
des ganzen Landes, die einzige genügende Grundlage jeder
Karte, ist nur mit bedeutenden Kräften und Mitteln aus-
fühbrbar, wie sie eben nur grüsseren Staaten zu Gebote
stehen. Freilich verkennen wir nicht das Missliche einer
sogenannten „internationalen” Operation; erst kürzlich
haben wir ein warnendes Beispiel an der verunglückten
Expedition des Grafen d’Escayrac de Lauture erlebt, aber
wir fürchten, dass es einer einzelnen Grossmacht nie ge-
lingen wird, mit Überwindung des Misstrauens der Türki-
schen Regierung eine Vermessung Palästina’s durchzuführen,
und hoffen, dass Angesichts einer für die gesammte Chri-
stenheit so wichtigen Unternehmung ein Einverständniss
und gemeinsnumes Vorgehen mehrerer Grossmächte nicht
ausserhalb der Grenzen der Möglichkeit liege.
Tod des Professors Dr. J. B. Roth in Palästina. — Nach-
dem wir erst vor wenigen Monaten den Tod eines Deut-
schen Reisenden, des Freiherrn von Neimans, zu melden
hatten, liegt uns schon wieder die traurige Pflicht ob, un-
seren Lesern mitzutheilen, dass ein anderer unserer Lands-
leute, der mit jenem die Heimath theilte und dessen Name
diese Blätter oft zierte, im Dienste der Wissenschaft erle-
gen ist, dem Dienst, von welchem Goethe singt:
„Die Götter brauchen münchen guten Mann
Zu ihrem Dienst auf dieser weiten Erde."
Dr. Roth's anderthalbjührige Arbeiten in Palästina ") ge-
hören bereits zu den werthvollsten und gediegensten, die
daselbst von sehr zahlreichen Keisenden und Forschern
angestellt worden sind, und das Gesammtresultat seiner
beabsichtigten Untersuchungen, wenn ihm deren Beendigung
vergöonnt gewesen wäre, würde ihn in einem noch hö-
bern Grade auf die höchste Stufe verdienstvoller nenerer
Reisenden gestellt haben. Es steht zu hoffen, dass die
Resultate seiner bisherigen Reisen in einer würdigen Weise
zur Publikation gelangen, als das geeignetste und dauerndste
Denkmal, welches dem Verstorbenen für seine verdienst-
lichen Bestrebungen, denen er sein Leben zum Opfer
brachte, errichtet werden könnte. — Folgende uns durch
") Wir haben darüber folgende Berichte und Nachrichten publicirt:
1. Prof. Dr. 5. B. Roth's Reise von Jerusalem und dem Todten Meere
durch die Arubah bis zum Rothen Meere, 1857 (&eogr. Mitth. 1867,
55. 260 ff.).
8. Prof. Dr. J. B, Roth's Reise nach Palästina, 2, Abschnitt: Meteoro-
logische Beobachtungen, 26. November 1R56 bis 6. Mai 1857. Mit
Bemerkungen von Prof. C. Kuhn (Geogr. Mittk. 1857, 88. 413 ff).
3. Neueste Nachrichten von Prof. Dr. Roth in Palästina (Geogr. Mitth.
1857, 5, 484.)
4. Prof, Dr. J. B. Roth’s Reise nach Palästina, 3. Abschnitt: Höhen-
Messungen im Wady el Arabah u. s.w. Berechnet ron Prof. C, Kuhn
(Geogr. Mitth. 1856, Heft 1, 88. ı M}.
5. Prof. Dr. J. B. Koth’s Untersuchungen über die Purpurtbiere und
Krokodile in Palästina (Geogr. Mitth. 1858, Heft 3, S. 112.}
6. Neuestes von Dr. J. B. Roth in Palästinn (Geogr. Mitth. 1858,
Heft 4, 58. 158 #.)
7. Prof. Dr. J. B. Roth's Reisen in Palästina, 4. Abschnitt: Erste Aus-
Häge in die Ost-Jordan-Länder, 17. Märe bis 4. April 1858 (Geogr.
Mitth, 1858, Heft 7, 88. 267 #f.).
Notizen.
die Güte des Professors Dr. Doilmann, Schwagers des Ver-
storbenen, zugegangene Abschrift eines Briefes des K.
Preuss. Konsuls zu Beirut, Herrn Th. Weber, an den K. Baye-
rischen Minister - Präsidenten, Freiberrn von der Pfordten,
enthält die nähern Umstände des beklagenswerthen Ereig-
nissen: —
„Ich habe die traurige Pflicht zu erfüllen, Ew. Excel-
lenz einen Unglücksfull anzuzeigen, von dem ich weiss,
dass er Se. Majestät den König aufs Schmerzlichste berüh-
ren wird. — Am 25. Juni um 9 Uhr Abends wurde ich
durch einen Boten benachrichtigt, dass Dr. J. B. Roth,
Professor der Naturwissenschaften zu München, sich zu
Hasbeia, drei Tagereisen von hier, im Antilibanon, schwer
erkrankt befinde. Der K. Hellenische Vicekonsul zu Jatla,
Herr Cuzzurelli, welcher Dr. Roth auf seiner Reise am
See Huleh, auf der östlichen Seite des Jordan, im Distrikte
von Adschlün, begleitet hatte, gab mir diese traurige Nach-
richt und forderte mich zugleich aufs Dringendste auf,
mich mit einem tüchtigen Arzte von hier an Ort und Stelle
zu begeben, um den Kranken wo möglich noch zu retten.
Ich machte daher schleunigst meine Anstalten zur Reise,
vermochte einen unserer besten Ärzte, Dr. Dobrowolski,
mich, mit den nöthigen Medikamenten versehen, zu be-
gleiten; wir reisten am 26. Abends ab und befanden uns
am 28. früh nach nur 36 Stunden bereits in der Nähe
von Hasbein, wo wir leider von Reisenden erfuhren, dass
Dr. Roth bereits am 26. Juni Abends 64 Uhr verstorben
und am 27. auf dem Friedhofe der Amerikanisch-protestan-
tischen Gemeinde zu Hasbeia beerdigt worden sei.
„Leider scheint es, als ob Dr. Roth ein Opfer der Selbst-
übersohätzung eines jungen Missionärs (der Amerikanischen
Mission) Arsbischer Abstammung, Hanna Wartabet, der
such als Arzt fungirt, geworden sei. H. Wartubet hatte
nämlich den Kranken als wahnsinnig angesehen, auch in
diesem Sinne, gleichzeitig mit Cuzzurelli, aber leider viel
zu spät, an mich geschrieben und seine ärztliche Behand-
lung danach eingerichtet. Nach dem Urtheile des Dr. Do-
browoiski indess ist es mehr als wahrscheinlich, dass Dr.
Roth am Sumpflieber litt, wie seine sümmtlichen Reisebe-
gleiter, nämlich pp. Cuzzurelli, dessen Kawass und auch
sein eigener Diener, und dass er, wie jene, mit Chinin zu
heilen gewesen wäre.
„Der Verstorbene war seit mehreren Wochen an den
Ufern der See’n von Tiberias und von Hulch, welcher letz-
tere wegen seiner sumpfigen Ufer im höchsten Grade un-
gesund ist, umhergereist, um Messungen und Beobachtun-
gen anzustellen. Erst als seine simmtlichen Begleiter, die
er, da er praktischer Arzt war, selbst behandelte, erkrankt
waren, begab er sich nach Hasbeia am westlichen Fusse
des Hermon. Hier erkrankte er am Morgen nach seiner
Ankunft selbst, verordnete sich noch selbst einen Aderlass,
der nach der Ansicht der hiesigen Europäischen Ärzte nur
höchst nachtheilig gewirkt haben kann. Nichtsdestowe-
niger lebte er nach diesem ersten Aderlasse, dem Wartabet
noch viele andere folgen liess, die den Kranken vollends
zu Grunde gerichtet haben müssen, noch 14 Tage, ein
Beweis, dass sein Fieber nicht zu der Art gehörte, welche
man hier pernieiös nennt und die binnen eirca 3 Tagen
mit dem Tode endigen. Dafür aber, dass Dr. Roth am
Fieber und nicht an Wahnsinn litt, wie Wartabet glaubte,
343
weil er während der fünf letzten Tage seines Lebens in
Raserei verfallen war, spricht ausser dem Umstande, dass
seine sämmtlichen Begleiter in den Sümpfen von Huleh
am Fieber erkrankt waren, auch besonders der, dass er
sich während seiner Krankheit des Morgens stets besser
und ruhiger befand. Ich bin daher mit Dr. Dobrowolski
durchaus der Meinung, dass ein Fieber wirklich vorhanden
war und dass der Kranke bei einer richtigen Behandlung
leicht herzustellen gewesen wäre. Leider kam wegen der
Krankheit des pp. Cuzzurelli, der im Hause des Griechi-
sehen Bischofs, weit von dem Kranken entfernt, schwer
darniederlag, und bei der unglücklichen Selbstüberschätzung
des H. Wartabet die Nachricht von der Erkrankung des
Dr. Roth erst hieher, als es bereits zu spät war !).
„Da der Verstorbene seinen gewöhnlichen Wohnsitz
während seiner Mission in Syrien in Jerusslem hatte, wo
sich auch seine Gelder, Sammlungen und sonstigen Effekten
befinden, so habe ich die Regelung seines Nachlasses mei-
nem Kollegen in Jerusalem, Dr. Rosen, überlassen und
ihm diejenigen Papiere und Effekten, welche ich in Has-
beis vorfand, inventarisirt und versiegelt nach Jerusalem
gesendet. Da die Reiscbegleiter des Dr. Roth so weit
hergestellt waren, um die Reise nach Beirnt vertragen zu
können, so habe ich sie mit mir hieher genommen und
sie zur See nach Jaffa, resp. Jerusalem zurückgeschickt.
Die amtliche Anzeige von dem Ableben des Dr. Roth wer-
den Ew. Excellenz daher durch den K. Konsul zu Jerusa-
lem erhalten, dem ich auch den von mir extrahirten Tod-
tenschein zu diesem Ende übermittelt habe.”
’) Berubigendere Nachrichten über die Behandlung von Dr. Both's
Krankheit enthält eine Korrespondenz der Augsb. Allgem. Zeitung (Bei-
lage zu Nr. 209) aus Jerusalem vom 8. Juli. „Am See Hulch”, heisst
es darin, „athmeote er das Sumpfüeber ein und auf dem Wege von Ba-
nias (Paneas) nach Hasbeis kem noch ein Bonnenstich hinzu. Mit hef-
tigem Kopfweh kam er an letzterem Orte an und machte den dortigen
Prediger der protestantischen Gemeinde, Herrn J. Wartabet, dor auch
Arzt ist und im dessen Haus er die lieberollste Pflege fand, sogleich
auf dieses Leiden, als den Vorläufer einer Gehirmentzündung, die wohl
mit dem Tode enden köunte, aufmerksam. Am fünften Tage stellte
sieh Dolirium ein, das bald einen bis an Haseroi grenzenden Ürnd er-
reiehte, worauf die grösste Abspannung und rasche Abnalıms aller Kräfte
und am zwälften Tage der Tod erfolgte. Der Leidends konnte fast nur
mit Gewalt dasu gebracht werden, und zwar erst, als es wohl bereits
zu spät war, etwas Nahrung zu sich zu uchmen. Die Mittel, welche
Herr Wartabet anwendete: Bluten, Eiszuflegen, wurden von hiesigen
Aerzten als dem Fall vollkommen angemessen befunden, und zum Trost
aller Verwandten und Freunde des Entschlafenen sei es gesagt, dass
die lieberalle Aufmerksamkeit seines Pilegers, Herm Wartsbet, der ihn
Tag und Nacht nicht verlies, und seines Reisegeführten, des Griechi-
schen Vicekonsuls von Jafa, Herrn Unzzurelli, der selbst fioberkrank
war, aber alle Borge nur dem geliebten Freunde zuwendote, Alles bei-
trug, was Liebe wünschen und gewähren konnte, Auch ein treuer Die-
ner, ein katholischer Arsber von hier, der seinem Hoerm überaus an-
künglich war, verdient alles Lob, — Dieser Todesfall hat uns hier Alle
tief betrübt, denn Dr. Koth hatte durch die Liebenswürdigkeit seines
Charakters, durch seine Deutsche Ehrenhaftigkeit, sein yründliches
Wissen, dem die ungekünsteltstoe Bescheidenheit zur Seite stand, seine
Pflichttrene und seinen ehristlichen Sinn und Wandel Aller Herzen gewon-
nen, war Allen der liobste Gast und Gesellschafter und, ohne Unterschied
der Nation, ein Freund geworden, in den Jeder unbedingtes Vertrauen
setzte, Die Todesnachrieht wirkte erschütternd auf Alle und neben der
Preussischen und Österreichischen Flache sah man am folgenden Tags
wuch die Französische zu halber Masthöhe als Zeichen der Trauer auf-
Bezogen."
344 Notizen.
Albrecht Roscher's Reise nach Inner- Afrika. — Wäh-
rend die traurige Nachricht von R. v. Neiman#' Tode !)
kaum verhallt ist und allgemeinste Trauer über das Schick-
sal Vogel’s empfunden wird, hat zu Anfang des vergange-
nen Juni abermals ein Sohn Hamburgs — welches schon
einen so bedeutenden Kontingent Afrikanischer Forscher
gestellt hat — Europa verlassen, um nach dem noch un-
bekannten inneren Theil Afrika’s vorzudringen. Selten ist
ein Afrikanischer Reisender so vortrefflich vorbereitet, aus-
gerüstet und befähigt ausgegangen als Albrecht Roscher;
Jahre lang hat derselbe die eifrigsten und umfangreichsten
Vorstudien aller Art gemacht, um die grosse, eohwierige,
sich gestellte Aufgabe mit grösstmöglichstem Erfolge lösen
zu können. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten über
Afrika hat er bereits im vorigen Jahre dem Publikum eine
viel versprechende Probe vorgelegt?). Indem wir uns bei
dieser Gelegenheit darauf beschränken, Plan und Zweck
seiner Reise mit seinen eigenen Worten wiederzugeben, er-
wähnen wir nur noch, dass auch hier wie bei zahlreichen
andern neuern Reise-Unternehmungen die Munificenz des
Königs von Bayern zum grossen Theil die pekuniären Mittel
zur Ausführung dieser Reise geboten hat: —
„Wenn es sich darum handelt, den Plan zu einer Ent-
deekungsreise in die centralen Theile von Afrika zu ent-
werfen, so ist es die Geschichte der Reisen in diesem
Erdtheile, welche wir vorzugsweise zu Rathe ziehen müs-
sen. Denn wie dieselbe uns einer Seits Aufschluss über
dasjenige giebt, was noch zu leisten ist, so belehrt uns‘
dieselbe anderer Seits über den Weg und die Mittel, welche
zu diesem Ziele führen. Freilich dürfen wir nicht darauf
rechnen, dass, wenn wir nur dem Beispiele unserer Vor-
gänger folgen, uns dieses den Weg in die bisher uner-
reichten Gegenden eröffnen wird; vielmehr wird es darauf
ankommen, durch Berücksichtigung der Erfahrungen frü-
herer Reisenden neue Wege aufzufinden, auf denen wir
sicher sind, jene unüberwindlichen Hindernisse nicht anzu-
treffen, welche sich anderswo entgegenstellten. Diese Hin-
dernisse sind aber überall so klar, dass man weniger Ur-
sache hat, erstaunt zu sein, wenn wir einen s0 grossen
Theil von Afrika noch gänzlich unerforscht sehen, als dass
man in Bezug auf manche der älteren und neueren Unter-
nehmungen sich voreiligen Hoffnungen hinzugeben wagte.
„Alle Itinerare, welche wir zum Entwurf der Karte
von Afrika besitzen, lassen den centralen und nördlichen
Theil des Binnenlandes von Süd-Afrika unberührt, und
doch enthalten diese Gegenden die Lösung der wichtigsten
geographischen Probleme, den Schlüssel zum Verständnis
der Gestaltung des ganzen Erdtheils.. Livingstone's über-
raschende Reise hat den Beweis geliefert, dass eine Expe-
dition in Süd-Afrika mit verhältnissmässig geringen Schwie-
rigkeiten zu kümpfen hat und dass, wenn man bisher hier
so wenig vorzudringen vermochte, der Grund weniger in
der feindseligen Gesinnung der Eingebornen oder der Un-
gunst des Klima’s, als vielmehr darin zu suchen ist, dass
man bei der Wahl des einzuschlagenden Weges wenig
1) 8, Geogr. Mitth. 1858, Heft IV, 88. 1661617.
?, Albreeht Roseher, Ptolemaeus und die Handelsstrassen in Cen-
tral-Afrika, Gotha, Juatus Perthes, 1857 (s. auch Geogr. Mitth. 1887,
B. 158).
glücklich war. Gerade der Plan aber, welchen man bis-
her am häufigsten befolgte, indem man von Norden ber in
Süd-Afriks einzudringen suchte, bietet am wenigsten Aus-
sicht des Gelingens dar. Der Reisende wird sich allemal
aufgehalten finden an der Grenze, wo die mohanmmedani-
schen und heidnischen Völker einauder berühren, wo Hab-
sucht und religiöser Fanatismus auf der einen, Furcht vor
Sklaverei auf der andern Seite den erbitterten Kampf
immer aufs Neue anfachen und wo Jeder, der aus dem
Lager des Gegners komrt, ala Spion betrachtet wird.
Diese unüberschreitbare Linie ist vorhanden, so lange als
mohammedanische Völker Nord-Afrika bewohnen, und die
phantssiereichen Arabischen Geographen dachten sich, im
Anschluss an die Geographie des Ptolemaeus, hier‘die schnee-
bedeckten Berge des Mondgebirges., — Die Nil-Expedi-
tionen haben desshalb nur so weit vorzudringen vermocht,
als die Breite des Stromes Schutz gegen die Angriffe der
Eingebornen gewährt; diess Verhältniss kann aber nicht
bis zu der gesuchten Quelle des Flusses fortdauern. Dr.
Barth hat sich gerade wie die Theilnehmer der Expedition
vom Jahre 1822 überzeugt, dass ein Eindringen in Süd-
Afrika vom Tsad-See aus unmöglich ist; er wandte sich
desshalb gegen alle Instruktionen nach Westen, und über
die Erfolge dieses Theiles seiner Reise scheint man nicht
beachtet zu haben, wesshalb der ursprüngliche Plan unaus-
geführt blieb. Man sandte zur Lösung dieser Aufgabe Dr.
Vogel ab, man wagte selbst öffentlich die Hoffnung aus-
zusprechen, dieser Reisende möge mit d’Escayras an der
Nilquelle zusammentreffen, und doch hätte man damals
wie jetzt nachweisen künnen, dass gerade dieser Punkt
von beiden Expeditionen am allerwenigsten zu erreichen
sei. Auch liefert die Reise Dr. Vogel's nach Waday den
besten Beweis, dass er sich gleich seinen Vorgängern über-
zeugt hatte, dass das sogenannte Mondgebirge der Araber,
wenn auch in Wirklichkeit kein Gebirge, dennoch eine
unüberschreitbare Grenze ist. — Es wäre wohl an der
Zeit, diese vergeblichen Unternehmungen hiermit zu be-
enden und, wenn man Siüd-Afrika bereisen will, den Aus-
gangspunkt des Unternehmens in Süd-Afrika zu wählen.
— An der Westküste fehlt es jedoch durchaus an einem
geeigneten Punkte, um eine Expedition vorzubereiten ; die
Verbindungen der dortigen Küstenstädte mit Europa wie
mit dem Innern sind gegenwärtig zu unbedeutend. Des-
halb ist von hier aus noch s0 wenig unternommen und
die hier obwaltenden Verhältnisse lassen sich am besten
aus dem Urtheile Galton’s ermessen, welcher annahm, ein
Entdeckungsreisender werde in Afrika überhaupt mur
Schritt für Schritt vordringen können, bald würden die
getroffenen Einrichtungen für den Charakter der zu durch-
reisenden Länder nicht mehr passend und somit der Rei-
sende zur Heimkehr und zu neuen Vorbereitungen genö-
thigt sein. Das Irrige dieser Ansicht ist durch die Expe-
ditionen von Cailli6, Bruce und Livingstone dargethan, die-
selbe findet jedoch Anwendung auf diejenigen Reisenden,
welche von der Westküste aus vorzudringen suchen und
wegen der mangelhaften Kommunikationsmittel alle Augen-
blicke auf Dinge treffen werden, von denen sie vorher
nichts erfahren konnten. — Ausserdem sind die Hafen-
städte der Westküste durchgehends ungesund, und da das
Fieber vorzugsweise den Nouangekommenen ergreift, so
Notizen.
wird der Reisende bei seiner Rückkehr nicht Erholung
von den Strapazen, sondern neue Gefahren bereitet finden.
— Livingstone's glückliches Unternehmen hat gegenwärtig
die Aufmerksamkeit Aller auf die Südspitze von Afrika
gerichtet. Der Ausgangspunkt seiner Expedition ist streng
genommen der Ngami-See, also ein Punkt in fast gleicher
Entfernung von der Ost- und Westküste Afrika’s. Er er-
freute sich somit des durchaus eigenthümlichen Vortheils,
dass er immer auf dem Wege zu Weissen, also immer
auf der Heimreise war, und diese ist ja die einzige frei-
willig unternommene Reise, welche jenen Völkern begreif-
lich scheint. Die Erfahrung hat gezeigt, wie schwer es
sonst hält, sie auf irgend eine Weise von der Zweckmäs-
sigkeit eines Unternehmens zu überzeugen, und sobald
diess nicht möglich ist, wird Misstrauen und das Verlan-
gen, den Fremden von den Grenzen fern zu halten, die
nüchste Folge sein. — Es ist desshalb schon dieses einen
Vortheils willen dieser Weg nicht genug zu empfehlen
für alle diejenigen, welche sich in gleicher Lage befinden
wie Livingstone oder die Kosten einer vorbereitenden
Reise vom Kap nach dem Ngami-Ses nicht scheuen, die
bereit sind, in jener freilich ungesunden Gegend längere
Zeit zu verweilen, um Land und Leute kennen zu lernen,
und dann noch einmal nach dem Kap zurückzukehren zur
schliesslichen Vorbereitung einer grössern Reise. Diese
Ausrüstung muss um so umfangreicher sein, al$ man nicht
erwarten kann, eine gebahnte Strasse und andere Reisende
nordwärts von Livingstone's Reiseroute zu treffen; man
wird sich desshalb genöthigt sehen, alle Beisebedürfnisse
mit sich zu führen, und auch dieser Umstand wird die
Kosten des Unternehmens nicht unbeträchtlich vermehren.
— Für andere Reisende wird jedoch eine Expedition vom
Ngami-See aus um so weniger wünschenswerth erscheinen,
wenn sich an der Ostküste ein Ort findet, der fast allen
Anforderungen, welche wir an den Ausgangspunkt für ein
Reiseunternehmen stellen dürfen, entspricht, ein Punkt
also, der sowohl mit Europa wie mit Inner-Afrika in viel-
facher Verbindung steht, wo der Reisende nicht mit der
Feindschaft zwischen Heiden und Mohammedanern zu
kämpfen hat und wo er sich an das Tropen-Klima gewöh-
nen kann, ohne durch den Aufenthalt in einer ungesunden
Gegend Leben und Gesundheit aufs Spiel zu setzen.
Alle diese Vorzüge bietet aber dem Reisenden die Insel
Zanzibar.
„Zanzibar ist seit langer Zeit von Europäischen Kauf-
leuten bewohnt, welche dort unter dem Schutze des Imam
von Maskat einen ausgedehnten und gewinnreichen Handel
treiben; viele der Kaufleute sind seit zehn und mehr Jah-
ren dort, ohne einen nachtheiligen Einfluss des Klima’s zu
verspüren. — Da die Herrschaft des Imam auf dem Fest-
lande selbst nur nominell ist und seine ganze Einnahme
in dem Zoll besteht, weichen er von den Wasren erhebt,
die durch die Eingebornen herbeigebracht werden, s0 ist
hier von irgend einer Feindseligkeit nicht die Rede, viel-
mehr kommen die Eingebornen aus den fernsten Gegenden
Afrike’s nach Zanzibar, so dass man leicht Gelegenheit hat,
sich mit Sprache und Sitten derselben bekannt zu machen
und passende Anordnungen für die Reise zu treffen, Das
Erlernen der Sprachen bietet um so weniger Schwierig-
keiten, als dieselben einfach in der Aussprache und Formen-
345
bildung und ausserdem sämmtlich nahe mit einander ver-
wandt sind. Dennoch aber würden die Vorbereitungen
eine längere Zeit in Anspruch nehmen und es würde in-
zwischen möglich sein, alles zur Reise etwa noch Erforder- :
liche aus Europa zu beschaffen, da direkte Verbindung mit
Hamburg, London und Marseille, so wie mit New-York
und Bombay Statt findet. — Die Zeit der Vorbereitungen
würde für die Wissenschaften keineswegs verloren sein.
Zanzibar besitzt eine ausgezeichnete Flora und Fauns, die
nach dem Wenigen, was bisher hierüber bekannt gewor-
den ist, sich an die viel bewunderten Formen von Mada-
gaskar anzuschliessen scheinen. — Durch sorgfältiges Sam-
meln und Zeichnen würde man im Stande sein, ein voll-
ständiges Bild der Flora zu geben, was um so wichtiger
wäre, als über die Vegetation der meisten tropischen Ge-
genden nur Bruchstücke bekannt sind. Das Reisen auf
Zanzibar selbst wird dadurch erleichtert, dass die Europier
sich allgemeiner Achtung erfreuen und von den ansässigen
Arabern mit der grössten Gastfreundschaft aufgenommen
werden. — Da, wie schon oben bemerkt, die Eingebornen
weit aus Inner-Afrika nach Zanzibar zusammenkommen, so
würde aus ihrem Munde über manche interessante geo-
graphische Frage Aufschluss zu erhalten sein; ich erinnere
nur daran, wie wichtige Dinge durch die den dortigen
Missionären gemachten Angaben angeregt, aber wegen einer
gänzlich unkritischen Bearbeitung des Materials keines-
wegs erledigt sind, — Weil der Handel auf Zanzibar,
wie an anderen Punkten der Küste von Afrika, zum Theil
in der Weise betrieben wird, dass die Europäer den ein-
gebornen Händlern Vorschuss geben und diese dafür auf
dem Festlande Waaren kaufen, so wird man mit verhält-
nissmässig geringer Gefahr sich diesen Leuten anschliessen
können, Solche kleinere Reisen würden sich jeden Falls
bis zu den von den Missionären besuchten Ürten, viel-
leicht auch bis zu den viel besprochenen schneebedeckten
Bergen und zur Quelle des Nil am Fusse derselben aus-
dehnen lassen. Es kommt hinzu, dass ich im Stande zu
sein glaube, nicht nur die Lage, sondern auch, was mehr
ist, die Bedeutung dieses Punktes festzustellen. Wenn
die Quelle eines der Ströme, welche sich zum Nil ver-
einigen, an der Stelle ist, wo Ptolemasus die Quelle des
Nil angiebt und wohin Jahrhunderte lang die Geographen
der Araber und Portugiesen, so wie viele der neueren
Forscher dieselbe verlegt haben, so wird hier, wie in so
vielen ühnlichen Fällen, der Gebrauch über eine Frage
entscheiden, welche anderweitig nicht zu erledigen ist,
und es wird Niemand in Abrede stellen, dass die Quelle
des Nil gefunden sei. — Anderer Seits aber kann man mit
einem Arabischen Schiffe die Küste aufwärts bis nach
Aden gehen, und da ich mit einem vollständigen magne-
tischen Apparate versehen bin, würde ich Gelegenheit ha-
ben, hier ein ganzes System magnetischer Kurven zu be-
stimmen und hierdureh einen Anhaltspunkt zu geben für
die weitere Verzeichnung dieser Linien auf der südlichen
Erdhälfte. — Wenn man sich vergegenwärtigt, eine wie
grosse Bedeutung der Handel von Rhapta Metropolis im
Alterthum hatte, so würde man nicht nur an historische
Forschungen in dieser Gegend denken können, sondern es
steht auch zu hoffen, dass durch die Eröffnung neuer Ver-
bindungen der Handel seinen früheren Umfang wieder er-
346
halten wird. England hat hierfür bisher nichts gethan,
da wegen der Ausdehnung des Dentschen Handels in die-
sen Gegenden Hamburg verhältnissmässig am meisten ge-
winnen würde. — Erst wenn ich durch kleine Reisen
mich genügend vorbereitet finden werde, ist es meine Ab-
sicht, eine grössere Expedition ins Innere zu unterneh-
men. Dieselbe würde grosse Aussicht auf Erfolg haben,
da das Reisen desto leichter wird, je weiter man sich von
der Küste entfernt; such scheint von Zanzibar aus über
den Nyassa und Lucenda eine viel benutzte Strasse bis
nach Benguela hin vorhanden zu sein.
„Die Wichtigkeit einer solchen Reise brauche ich hier
nicht erst hervorzuheben; auch wenn alle die alten Pro-
bleme gelöst sein würden, bietet das Innere von Büd-Afrika,
so weit dasselbe alljährlich vom tropischen Regen über-
schwemmt wird, namentlich in Bezug auf die Bildung
ausgedehnter See’'n und mächtiger Ströme des Interessan-
ten so viel dar, dass auch die kühnsten Erwartungen sicher
nicht ungerechtfertigt bleiben werden. Wir haben erst
kürzlich uns überzeugen können, dass auch mit geringen
Mitteln grossartige Unternehmungen in Inner-Afrika aus-
führbar sind; eine einzige Reise wie de Livingstone's, von
Zanzibar aus nach Westen gemacht, würde genügen, um
die ——— von Afrika der Hauptsache nach zu erle-
— Zur Ausführung des ganzen Planes halte ich
einen “ Zeitraum von mindestens drei Jahren, vom Juni
1858 an gerechnet, für erforderlich. Doch wird sich die
Dauer und Ausdehnung meines Vorhabens nach den mir
zu Gebote stehenden Mitteln richten müssen. Denn die
einzige Sicherheit auf allen derartigen Reisen liegt darin,
dass man den Begleitern für den Fall einer glücklichen
Rückkehr eine namhafte Belohnung zusichert. — Falls ich
keine fernere Unterstützung für mein Unternehmen fünde,
so würde ich mieh darauf beschränken müssen, auf Zanzi-
bar selbst Naturalien zu sammeln, und ich dürfte hoffen,
durch Verkauf derselben die Unkosten zu decken. — An
ein Eindringen ins Innere des Festlandes wäre jedoch
dann nicht zu denken, auch würden mir die Mittel zum
Ankauf eines Theiles der nöthigen Instrumente fehlen. —
Ich wage aber um so cher zu hoffen, dass man mir die
erforderliche Unterstützung zur vollständigen Durchführung
meiner Pläne gewähren wird, als ich diese Expedition
unter vorzugsweise günstigen Umständen antrete. — Zan-
zibar liegt hart an der Grenze ganz unerforschter, aber
schr interessanter Lünderstrecken und steht dennoch mit
den Gentralpunkten der. Civilisation in direkter Verbin-
dung. In wenigen Wochen wird mau von dort aus im
Stande sein, die wichtigsten geograplischen Probleme zu
lösen, und wird nach vollbrachter Reise unter Landsleuten
und Freunden einen sicheren und gesunden Ruhsort fin-
den. — Ohne sich irgend sanguinischen Hofinungen hin-
geben zu wollen, wird man niemals leugnen können, dass
bei einiger Thütigkeit des Reisenden sich wichtige For-
schungen auf Zanzibar selbst anstellen lassen und dass,
wenn das Glück dem Unternehmen nur einigermaassen
günstig ist, von dort aus der Weg zu dem ‚grössten Ent-
deckungen offen steht.”
Die Schwierigkeiten und Gefahren der Erforschung Inner-
Afrike’s. — Dass Zansibar, wie A. Roscher im Vorherge-
Notizen.
henden des Nüähern auseinandergesetzt hat, einen der günstig-
sten, wo nicht den allergünstigsten Punkt zur Erforschung
Inner-Afrika’s für einen einzelnen Reisenden bildet, das
ist auch unsere Ansicht, und diese Ansicht hatte sich uns
seit langer Zeit so überzeugend aufgedrängt, dass wir schon
vor 5 Jahren in öffentlichen Englischen Blättern ) die
Aufmerksamkeit des Publikums und besonders unterneh-
mender Afrikanischer Reisenden darauf hinzulenken zuchten.
Diess ist uns such in hohem Grade gelungen, da mehr ala
ein dahin gerichtetes Unternehmen zuerst dadurch an-
geregt wurde. Duss es dem Kapitän Burton, der im vorigen
Jahre (1857) in der von uns angedenteten Richtung ins
Innere vorzudringen suchte, nicht einmal gelungen ist,
in die Nühe der Schneeberge zu gelangen, welche die
Missionäre Krapf und Rebmann mehrere Mal olme beson-
dere Schwierigkeiten, nur mit „einem Regenschirm bewaff-
net”, innerhalb weniger Tage von der Küste aus er-
reicht haben, ist durchaus kein Beweis, dass so etwas un-
möglich sei, Wenn auch Burton keineswegs ein Neuling
ist, auch als langjühriger Bewohner und Forscher in Indien
und als ein Mann von anerkannter Herzhaftigkeit wohl
kaum die Gefahren des Klima’s, noch diejenigen überschätzen
würde, welche die gesetzlose Bevölkerung Öst-Afrika's dem
Reisenden bietet, so ist er selbst bisher mit seinen Ost-
Afrikanischen Reisen allerdings recht unglücklich ge-
wesen und hat verhältnissmässig wenig Erfolg gehabt.
Man würde indess Unrecht thun, von den individuellen
Erfahrungen eines einzelnen Reisenden wie Burton auf die
Praktikabilität oder Nicht-Praktikabilität der von ihm besneh-
ten Region zu schliessen; sein Begleiter Speke ist z. B,, wie
wir in früheren Heften dieser Zeitschrift berichtet haben,
schon viel erfolgreicher geweren als er selbst. Wie sind
aber Burton’s Erfahrungen mit denen der Missionäre in
Einklang zu bringen, welche die Boreisung derselben Ge-
genden so unendlich viel leichter fanden? Diese Frage ist
in Burton’s Berichten nicht hinlänglich gelöst. Trotzdem
sind aber Burton’s Angaben nicht bloss so interessant, son-
dern auch eo lehrreich, dass wir, sollte auch unsere eigene
Ansicht dadurch erschüttert werden, aus einem kürzlich er-
schienenen umfangreichen Berichte?) Burton’s alle diejenigen
Paragraphen hier zusammenstellen, die sich auf obigen
Punkt speziell beziehen. Sie geben zum wenigsten ein
höchst anschauliches Bild über die Schwierigkeiten, mit
denen Reisende von Zanzibar aus im Besondern und Rei-
sende im Innern Afrika’s überhaupt zu kämpfen haben,
und wie voreilig und ungerecht oft die Urtheile Unbern-
fener über die erlangten Resultate von diesem oder jenem
Reisenden sind.
„—— — Der Reisende in Afrika ist, wenigstens in diesem
Theil des 19. Jahrhunderts, ein schr überarbeitetes Thhier.
Ehedem war das lesende Publikum zufrieden mit der trocke-
nen Beschreibung dessen, was er gerade Neues entdeckte,
und fügte er noch ein paar Bestimmungen über Länge und
Breite hinzu — so war man entrückt. In neuerer Zeit
aber sind, wie in jedem andern Geschäft, so auch hier die
Anforderungen gestiegen. Während der Reisende so» und
so viel Meilen per diem marschirt und eine gewisse An-
N The Athenseum, Na. 1348, 27. August 1853, p. 1014 u. 10135, etc
?) Blackwood's Magasine, Februar. März, Mai 1830.
Notizen.
zahl von Stunden per noctem wacht, erwartet man von
ihm — der in der That sein eigener General, Adjutant,
Quartiermeister und Exekutirbeamte sein muss —, dass
er Aufnahmen macht und beobachtet, Meteorologie, Hygro-
metrie und Hypsometrie registrirt, Vögel und Thiere schiesst
und ausstopft, geologische Stufen sammelt, politischen und
kommerziellen Neuigkeiten nachjagt, das uoch in den Kinder-
schuhen stehende Studium der Ethnologie befördert, Buch
und Rechnung führt, skizzirt, ein dickes lesbares Journal
abfasst, Grammatiken und Vokabularien sammelt und
recht oft lange Berichte nach Hause schickt, um zu ver-
hindern, dass die „Königl. Geographische Gesellschaft von
London” bei ihren Abendsitzungen einschlafe! Ich gebe
zu, 6 ist ganz in der Ordnung, hohe Anforderungen zu
stellen, damit man sicher sei, dass auch etwas gethan
werde; allein man sollte stets bedenken, dass Erforschungs-
Reisen keine Eisenbahnführten sind, und eine billige Grenze
zwischen dem Mögliehen und Unmöglichen ziehen. Ohne
zu bedenken, was er verlangt, glaubt jeder Stubengelehrte
das Recht zu haben, sich zu beklagen, dass der reisende
Forscher seinen Theodoliten nicht im Tempel von Mekka
aufstellte und seinen Sympiesometer nicht bis in die Mauern
von Harar hineintrug. Ein eifriger Herr bat mich einst,
Mistkäfer zu sammeln, und ein Anderer sendete mir aus-
gezeichnete Recepte, um Holzböcke aufzubewahren! Diese
Afrikauischen Reisen sind Feldzüge im Kleinen und der
Reisende ist, ohne auf die Hülfe der Mannszucht rechnen
zu können, von allen Schwierigkeiten, Mühsalen und Ge-
fahren eines barbarischen Kriegs umlagert. Statt Infuso-
rien und Barometer zu studiren, muss er sich damit ab-
geben, seine Leute zu füttern, zu drillen und zu unter-
weisen, wie sie ihre Waffen gebrauchen und wie sie eine
Karawane führen sollen. Beim Anblick eines Instruments
ist der Wilde überzeugt, dass der Fremdling die Sonne
vom Himmel reisst, den Regen vertreibt, Krankheit und
Tod erzeugt und das Land für viele Jahre hin behext.
Unter ganz Wilden sind dergleichen Operationen bisweilen
noch möglich, unter halb Civilisirten nehmen sie ein schlim-
mes Ende. Das Klimas raubt dem Reisenden Energie und
Gesundheit. Die folgenden Seiten werden zeigen, dass es
sogar nicht einmal rathsam ist, die einfuchsten geodätischen
Arbeiten zu unternehmen; mein Geführte erkrankte zwei
Mal bloss davon, dass er die Sonnenhöhe nahm, Warum
schickt man nicht einmal eine Partie jener Gelchrten
aus, um sclbet die Dosis zu verschlucken, die sie ihrer
Armee von Märtyrern verschreiben?” — — „Es lag in
unserem Plan, yon Mombas aus einen kurzen Ausflug in
das Innere zu unternehmen; alle Umstünde aber waren
gegen die Ausführung desselben. Das Land wur ausge-
trocknet, Provisionen nicht zu beschaffen und weder Führer
noch Träger wollten sich unter die in der Nähe der Stadt
plündernden Banden wagen. Ja, es ist sogar zu befürch-
ten, dass der Weg nach Tachhaga, dem Kilimandjaro und
dem Hügelland fir Reisende auf viele, Jahre hin ver-
schlossen sein wird. Es gehört nümlich zu den normalen
Zuständen in Ost- Afrika, dass der Forscher niemals mit
Sicherheit darauf rechnen kann, einen bestimmten Weg
gangbar und frei zu finden; ein panr Mörder können diesen
auf ein Menachenalter hin abschliessen und jenem schon
an der Schwelle seines Fintritte in jene Länder Halt ge-
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft VIEL
= 8347
bieten. Dem Kaufmann dagegen steht stets ein Weg zur
Einfuhr seiner Waaren zu Gebote; ist der eine gesperrt,
öffnet sich sofort ein anderer. Erst im vergangenen Jahr
begann die nordwestliche Provinz von Ukumbany, Kikuyu,
mit Mombas in Handelsverkehr zu treten; dieselbe war
von dem unternehmenden Missionär Dr. Krapf unter augen-
scheinlicher Lebensgefahr zum ersten Mal besucht worden;
man gelangt in sechzehn langen Reisestationen dahin und
die Route verspricht, ein Hauptverkehrsweg in das inter-
tropische Afrika zu werden. Aber mögen desshalb die
Freunde der Erdkunde sich nicht goldenen Visionen für
die Zukunft hingeben! Eines Tags werden die Araber von
Mombas eine Karawane ergreifen und Alles verkaufen,
oder der ungestüme Galla wird sich in den Weg werfen —
kurz, es bedarf keiner Sehergabe, um vorherzusagen, dass
auch die Strasse von Kikuyu das Schicksal so mancher
andern theilen werde.” — —
An einer andern Stelle, bei der Schilderung der Schwie-
rigkeiten, von Pangany aus in das Innere vorzudringen,
sagt Burton: „— — Ein noch ernstlicheres Bedenken aber
waren die Kosten der Reise. In diesen Ländern ist der
Dollar allmächtig; wenn der fehlt — muss man allein reisen
oder wenigstens ohne eine andere Begleitung als von Schwar-
zen, ohne andere Instrumente als ein Notizbuch und nur mit
nothdürftiger Bewaffnung; man muss sich jeder ekelhaften
Gewohnheit unterwerfen und es sich gefallen lassen, an
den interessantesten Punkten fortwährend angehalten zu
werden. Beschwerden helfen so gut wie nichts und man
kann sich in Millionen Füllen gegen Einen darauf gefasst
machen, dass Mangel und Mühsal endlich Krankheit und
Tod bringen. Diess ist das eine Extrem; zwischen diesem
und dem andern giebt es keine goldene Mittelstrasse. Da-
gegen kann eine Reise-Gesellschaft mit hinlänglichen Mit-
teln — wozu jedoch mindestens 5000 Pfd. Sterling per
annum gehören — Jeden, der ihr entgegentritt, mit Geld
abfinden und ihren eigenen Weg ziehen, kann untersuchen,
was ihr gefällt, mit Sextanten vor den Augen von Negern
handthieren, die sich ausserdem nicht besinnen würden,
irgend eines Mannes Hala für ein Zollbreit Metall abzu-
schneiden; sie kann mit Comfort reisen und hat es in
ihrer Macht, für eine glückliche Heimkehr zu sorgen. Mit
einer Eskorte von 100 Mann, mit Luntentlinten bewaffnet,
hätten wir entweder von Mombas oder Pangany mitten
durch die räuberischen Masssi nach Tschhaga und dem
Kilimandjaro ziehen können. Aber der Sold, die Trans-
portmittel und die Provisionen für einen solchen Zug
hätten sich wöchentlich mindestens auf 100 Pfd. Sterl. be-
laufen, so dass in 13 Monaten unsere Kasse leer gewesen
wäre. So kam es, lieber Loser, dass wir zufrieden sein
mussten mit einem Besuch in Fugn.” — — Hier ange-
langt, waren es ungünstige Witterungs-Verhältnisse, welche
der näheren Untersuchung des Landes hindernd in den
Weg traten. „— — Der BRegen-Monsun hatte in Fuga
bereits begonnen. Schwere Wolken zogen von Südwesten
auf und während der beiden Tage und Nächte, die wir in
dem Gebirge zubrachten, war das Wetter eine Reihenfolge
von Regenschauern, vom schwachen Rieseln bis zum atärk-
sten Gnss. Vergebens sahen wir uns nach einem Stem
um; selbst am Tage konnte die Sonne die dicken, rauhen
Dünste nicht zertheilen, die von der dampfenden Erde
45
345 Notizen,
aufstiogen. Wir wagten es nicht, lünger auf den Bergen
zu verweilen; die Bekleidung unserer Beludschen war nicht
geeignet, der Temperatur ‘zu widersteben, die hier 12°
niedriger war als an der Küste; der Regen würde die
Niederungen zu einem Treibhaus für Krankheiten gemacht
haben und täglich erwarteten wir schon das unvermeid-
liche „Klimafieber”. Diese Strasse könnte für die Zeit
des trocknen Monsuns bis nach Tschhags und dem Kili-
mandjaro gangbar gemacht werden; mit einer Begleitung
von 100 Musketenträgern und einem Aufwand von 600 Pfd.
Sterl. könnte dana der Kranke, der von diesem „Sanatarium”,
wie es jetzt die Indischen Zeitungen nennen, Gebrauch zu
machen wünschte, — vorausgesetzt, dass er gesund an
Lunge, Gliedern und Magen wäre — die schneeigen Ge-
&lde erreichen, wenn sie überhaupt existiren; es würden
hierzu zchn Tagemärsche in den Bergen erforderlich sein,
die nicht mehr als einen Monat Zeit kosten würden.” — —
Das unvermeidliche Fieber erreichte Burton und dessen
Reisegeführten nach ihrer Rückkehr an die Küste; ersterer
erzühlt darüber am Schluss des Reiseberichte: „— —— Nach
unserer Rückkehr an die Küste enthielten wir uns zwei
Tage lang aller Austrengung, am dritten machten wir einen
Weg von mehreren Meilen in der heissesten aller Sonnen,
um eine Höhle näher zu untersuchen, welche die Einge-
bornen beim Aufriumen eines Brunnens entdeckt und nun
die extravagantesten Erzählungen darüber in Umlauf gesetzt
hatten. Kap. Sipeke) klagte bereits über seine Arbeit am
vergangenen Abend — eine Stunde mit dem Sextanten
auf feuchtem Sand im kühlen Thau. Dieser Gang gab
den Ausschlag. Beim Eintritt in unsere Wohnung fanden
wir den Portugiesischen Jungen, der uns mach Fuga be-
gleitet hatte, in heftigem Fieber; 8. legte sich einige
Stunden nachher und ich — folgte am andern Tag ihrem
Beispiel.
Jeder Reisende sollte sich zum Gesetze machen, so viel er
nur immer kunn es zu vermeiden, sich in diesen Ländern
über einen gewissen Punkt hinaus den Witterungs-Verhält-
nissen und körperlichen Anstrengungen auszusetzen. Eben so
gut kann man sich über ein Kohlenfeuer setzen als den Ver-
such machen, sich mit Gewalt an das Klima gewöhnen
zu wollen (wie „Grünhorn’s” es schon gethan haben). Dr.
B (ialloblotsky), ein Polnischer Gottesgelehrter, der um Ende
eines meist sitzend hingebrachten Lebens sich noch auf
Reisen begab, wollte lernen, barhaupt in der Sonne von
Zanzibar zu wandeln; das Resultat war — Sonnenstich.
Andere sind barfuss auf einer sonnigen Terrasse einher-
geschritten, ohne etwas Anderes zu profitiren, als wunde
Füsse und das Vergnügen, eine Zeit lang lahm zu sein,
Derjenige widersteht dem Klima am besten, der sich dem-
selben am wenigsten aussetzt, und die beste Vorbereitung
für einen langen hurigrigen Marsch ist Ruhe und gute
Nahrung. Man erhält dadurch einen gewissen Vorrath
an Kraft, den man ellmälig verbrauchen kann, und man
kann wie das Kameel von seinem eigenen Fette zchren.
Diejenigen, die sich durch Anstrengung und Enthaltsamkeit
vor dem Marsch herunterbriugen, begehen den Irrthum,
da zu beginnen, wo sie enden sollten. — Unsere Anfälle
begannen mit allgemeiner Mattigkeit und Trägheit, Schlaff-
heit in den Gliedern, Schwere des Kopfes, Übelkeit, einem
Gefühl von Kälte, das durch alle Glieder kroch, und
dumpfen Schmerzen in den Schultern. Dann kam ein ge-
linder Frostschauer und Kopfschmerz, als ob der Kopf zer-
springen sollte, das Gesicht ward geröthet, die Adern traten
hervor, Erbrechen stellte sich ein nebst der Unfähigkeit,
sich aufrecht zu erhalten. Wie „General Tazo” von Ma-
dagaskur, »0 ist auch dieses Fieber ein büsartiges, remit-
tirendes, biliöses Fieber. Die Augen werden heiss, schwer
und schmerzen, wenn man sie nach oben kehrt; die Haut
ist trocken und brennend, der Puls voll und häufig, die
Zunge belegt, der Appetit fehlt ganz (ich habe eine gauze
Woche lang gar nichts genossen); dagegen plagt den Kranken
fortwährend ein quälender Durst, ohne dass der Magen im
Stande ist, einen Tropfen des Getränkes bei sich zu be-
halten. Am Tage bewirkt die ausserordentliche Schwäche
das Gefühl von Angst und Niedergeschlagenheit; noch
schlimmer sind die Nächte, da durch die Schlaflosigkeit
die Unruhe vermehrt wird. Delirium ist gewöhnlich bei
Personen mit nervösem und biliösem Temperament, und wenn
die Lanzette gebraucht wird, erfolgt sicherer Tod; die Thä-
tigkeit des Herzens kann dann nicht wieder vollkommen
hergestellt werden. Die Exseerbationen sind gering, treten
aber deutlich hervor (in meinem eigenen Fall stellten sie
sich regelmässig zwischen zwei und drei Uhr, Vormittags und
Nachmittags, ein) unddie fioberfreien Intervallen werden ge-
nau beachtet, um nach gehöriger Vorbereitung Chinin anzu-
wenden, Indessen hat diess Mittel auch Manchen den Tod
gebracht, namentlich Franzosen, die zur unrechten Zeit zu
viel nahmen und an Apoplexie sterben. Während die
Perser in Zanzibar waren, belagerten sie Oberst Hamer-
ton's Thür und bestürmten ihn mit Bitten, ihnen Warburg’s
Tropfen zu verabreichen, die eine wunderbare Wirkung
in bösartigen chronischen Füllen haben sollen. Wenn die
Krankheit einen tödtlichen Verlauf anniumt, verschlimmera
sich die Symptome, der Kranke wird irr, der Körper ver-
liert alle Kraft und es erfolgt, vielleicht nach einer an-
scheinenden Besserung, Stupor, Unempfindlichkeit und Tod.
Anderer Seits, wenn das Fieber der Behandlung weicht, tritt
etwa am siebenten Tag eine deutliche Verringerung des-
selben ein, die Zunge wird reiner, die Schmerzen verlassen
Kopf und Augen, das Gesicht ist nicht länger gerüthet,
die Übelkeit hört auf und ein schwacher Appetit kehrt
zurück. Die Genesung ist indessen stets langsam und
zweifelhaft; Rückfülle werden gefürchtet, namentlich zur
Zeit des Vollmondes und des Mondwechsels; dieselben
nehmen oft den mildern intermittirenden Typus an und
bei manchen Indiern kehren sie regelmässig das ganze
Jahr hindurch wieder. In keinem Falle aber scheint die
Heftigkeit des Fiebers die Niedergeschlagenheit und Schwäü-
che während der Rekonvalescenz zu rechtfertigen; vor Ab-
lauf von sechs Wochen erholt man sich nur unvollständig;
die Leber arbeitet mit ungewähnlicher Energie, der Magen
ist zu heftiger Indigestion geneigt, der Körper mager und
die Kräfte liegen fast gänzlich darnieder. In dieser Zeit
ist Luftwechsel das beste Restaurntionsmittel; öfter zeigte
sich schon der Aufenthalt auf einem Schiff im Hafen oder
‘ in einem benachbarten Haus woehlthätiger als alle Tonika
und Präventivmittel der Pharmakopöe. Bei Männern mit
starkem Nervensystem hinterlässt das Fieber geringe Folgen,
etwa nur graue Haare, Blutschwären, böse Zahnschmerzen;
Andere leiden in höherem Grade an den sekundären Er-
Notizen.
scheinungen, die entweder im Unterleib oder im Gehirn
ihrgp Sitz haben. Die Einen verlieren das Gediächtniss,
Andere werden impotent, noch Andere büssen den Ge-
brauch eines Gliedes ein; Manche werden taub oder be-
kommen schwache Augen; nicht Wenige endlich werden
ven Leber-Entzündung, Dysenterie, Verstopfung und ähn-
lichen Krankheiten geplagt und erlangen niemals ihre
frühere Gesundheit wieder. Die auf der Insel Zanzibar
gebornen Araber erkranken während des Fiebers selten
in hohem Grade, viele aber leiden an den nachfolgenden
„nazieh” oder Schleimflüssen. Einige Indische Moslems
sind aus dem Lande geflohen, weil sie behext zu sein
glaubten. Viele in Zanzibar wohnende Europäer sind von
dem Fieber verschont geblieben, allein die Erfahrungen
des Kapitän Owen während seiner Küsten-Vermessung, der
Missionäre in Mombas und unserer zahlreichen Kreuzer
liefern den Beweis, dass an der Küste kein Europäer sich
im Freien aufhalten oder Anstrengungen aussetzen kann,
wodurch reichliche Absonderung der Galle hervorgerufen
wird, ohne diesen „Umänderungs-Prozess” durchzumachen.
Die Krankheit hat jedoch Einen Vortheil — diejenigen,
welche diese Probe bestehen, werden akklimatisirt, so dass
sie sogar ein Jahr in Europa sein können und bei ihrer
Rückkehr in die Tropen wenig Gefahr laufen, abermals
zu erkranken. Reisende werden stets wohlthun, an der
Küste sich zu akklimatieiren, che sie sich in das Innere
begeben; nach ihrer Wiederherstellung aber dürfen sie einen
zweiten Aufall nicht abwarten; sie würden sonst auf diese
Vorbereitung zur Reise das Maass von Kraft und Stärke
verwenden, das zur wirklichen Ausführung derselben er-
forderlich ist. Von unserer Reise-Gosellschaft kam der
eine der Portugiesischen Jungen, der in Pangany frei aus-
gegangen war, in Zanzibar an die Reihe, der andere hat
seitdem immer leichte Rückfülle gehabt, und zum Beweis,
dass auch ein Neger in dieser Hinsicht kein Vorrecht ge-
niesst, mag dienen, dass Seedy Bombay in diesem Augen-
blick heftig erkrankt ist. — —"
Die Hoererö in Süd- Afrika und ihre Nachbarvölker. — Der
Missionär €. Hugo Halın theilt in seinem vor Kurzem er-
schienenen Werk : „Urundzüge einer Grammatik des Hererö”,
folgende Notizen über die geogr, Grenzen einiger Völker-
schaften mit, welche zu jenem grossen, bis jetzt noch na-
menlosen!) Süd-Afrikanischen Sprachstamme gehören, wel-
cher im Süden des Äquators auf der West- und Ostküste,
wie im Innern des grossen Atriksnischen Kontinentes von
") Der Name „Nilotische Sprache”, dem Dr. Krapf vorsechlägt, be-
ralıt nur anf einer Hrpothese und wird schwerlich angenommen wer-
den können. Die Vortugiesischen Misionäre nennen die Sprache,
welche die Eingebornen in Congo, Loango u. s, w. reden, lingua Bunda,
Worauf sich diesor Name gründet, wird nicht gesagt. Es ist sicher,
dess im Innern eins Nation lebt, welche die Bunda genannt wird,
Darauf hin hat man neuerdings begonnen, alle die westlichen Völker-
stämme unter dem Namen Bunda-Stämme zu begreifen. Für die went-
liehen Sprachen wäre daher der Kollektiv-Name Bunda-Sprachen nicht
unpassend. Es ist sehr wahrscheinlich, dass genauere Forsehungen
herausstellen werden, dass der grosse Süd-Afrikanische Sprachstamm
sich in drei Zweige tbeilt und dass der eine an der Ostküste unter
den Kaffr-Stämmen bis Zanzibar hinnuf, dor andere an der Westküste
unter den Bunda-Völkern und der dritte im Innern, von dem Betsuanen-
Lande nördlich hinauf bis zur Hochebene der A'-Ini, ja wohl bis zum
Äquator und noch darüber hinaus, gesprochen werde.
349
unzähligen Völkerschaften auf einem Flüchenraum von
vielen tausend Quadratmeilen geredet wird ). Wir eitiren
die folgenden Bemerkungen mit Beibehaltung der Schreib-
art von H., Hahn. — „Die südwestliche Grenze dieses
Sprachgebiets ist das Idiom der Hererö (Ova-hererö) und
Mbangerü (Ova-mbangeri). Die Grenzen dieses Sprach-
zweiges Iassen sich mit ziemlicher Bestimmtheit angeben,
von 22° 58’ bis ungeführ 19° 30’ 8, Br. und von 14°
20° Ö. L. v. Gr. bis ein paar Grad westlich vom Ngami.
Das eigentliche Vaterland aber der Hererö ist nicht das
Gebiet, welches sie gegenwärtig bewohnen. Sie sind vor
etwa 100 Jahren von Nordosten, von dem Hochlande Cen-
tral-Süd-Afriku's, nach dem Westen vorgedrungen, indem
sie die Berg-Damaras, die eigentlichen Ureinwohner, ent-
weder in die unzugänglichen Bergfesten hineindrüngten
oder nach dem Süden zurückwarfen. Im Norden ist ihre
Heimath nicht zu suchen. Sie sind Nomaden wie viele
Stämme nordöstlich und östlich im Innern. Ackerbau war
ihnen gänzlich unbekaunt; alle nördlichen ‚Völker dagegen,
selbst schon die nächsten nördlichen Nachbarn, sind Acker-
bau treibende Stümme. Wie viele Tausende das Hererö
reden mögen, lüsst sich schwer bestimmen; viele sind es
jedenfalls nicht. Die Mbangerü wie die südlichen Herers
sind durch die fortwährenden Raub- und Mordzüge der
südlichen Nachbarn, der Nama-Hottentotten, zu wenigen
Tausenden zusammengeschmolzen.” Zwischen den beiden
ersteren einer Seits und den letzteren sammt den Berg-
Damara anderer Seits ist nach Herrn Halın, welcher mit
seiner Familie 8 Jahre unter den Hererö lebte, weder
Sprach- noch National-Verwandtschaft aufzufinden. — Die
nun folgenden Notizen hat Herr Hahn nach den Aussagen
der Eingebornen, hesonders freigelassener Sklaven der Ost-
und Westküste in der Kapstadt, zusammengestellt.
„Die Röndu (Ba-röndu) leben auf der Westküste, nörd-
lich oder nordöstlich von den Mbö (Ova-mbö) am Runga-
Flusse, der entweder ein Arm des Ku-n“ne oder des Ku-
anza sein muss. Die Hererö reden von einer nördlich
von Ku-nene {d. h. wörtlich „am Grossen” oder „am Gross-
Ausse”) wohnenden Nation, von ihnen Va-rondumiti, d. h.
Baumkletterer, genannt, welche höchst wahrscheinlich mit
den Röndu identisch sind. Ihre mit der der Näno (Va-
nano) schr nahe verwandte Sprache lässt schliessen, dass
sie in deren Nachbarschaft zu suchen sind. Vergleiche
Cooley's Karte von dem mittleren Süd-Afrika von 1853.
Nach dieser Karte ist das Näno-Land ein Gebirgsland zwi-
schen Ka-könda und Be-ngudla. Das Nationalzeichen der
Röndu ünd Näno ist dasselbe; die oberen Zähne aind
ausgefeilt in der Form einer umgekehrten Römischen Fünf
(A) — Die Einwohner von Vända (Oki-vinda) müssen
nächste Nachbarn der Rondu sein, etwa wic Hererö und
Mbangerü, wie ihre Sprachähnlichkeit beweist.” — Die
Nachriehten über dieses Volk hatte Missionär Hahn von
dem Missionär Kolbe; dieser setzt jedoch nach seiner
Meinung die geographische Lage zu weit südlich, weil er
geglaubt, dass die südlichen Nachbarn der Nation Vända,
die Mboö, identisch mit denen gleichen Namens südlich
#) Dr. Krapf in seinen „Outlines of the elements of the Kiswaheli
Language’ nennt diese Süd-Afrikanischen Sprachen „„Hamitische”, doch
fehlt eine Begründung dieser Annahme,
350
von Ku-n“ne seien. „Es findet sich übrigens im Norden
der Näno ein Volk, Mbo (A’-mbo) genannt, und diese mö-
gen die nordöstlichen Nachbarn derer von Vända sein.
Die Plural- und Nominal-Prüfixe der Nomina substantiva
personalia der Süd-Afrikanischen Sprachen, Ova, Va, Ba,
Be, A, Ama, sind identisch, so dass Ova-mbö und A’-mbo
derselbe Name ist. Ein anderes Nachbarvolk sind die
von Piyo (Oki-p“yo). Aus den vielen Feuerwaffen, die
sic haben sollen, muss man auf die Nachbarschaft der
Portugiesen, somit auch des Oceans, schliessen. — Die
Rui {A’-rwi) oder Ini (A’-Iui), deren Tand Kö-rui oder
Kä-rui oder Kä-lui heisst, kennen ein Volk, welches sie
Ngöla (Ma-ngöla) nennen, das tief im Innern, und zwar
westlich von ihnen, wohnen soll, aber nach der Aussage
der Rui nicht mit den Ngola der Westküste verwechselt
werden darf. Durch das Rui-Land fliesst der Li-ämbe
und zwar östlich. Nach Osten von ihnen liegen die
Mbönda {A-mbönda). — Die Reiseroute beschreiben die
nach der Westküste Geführten also: Zuerst kommen sie
zu den Ngöla, dann in das Ruyäri- (Ka-ruräri-} Land und
von du in das Rukäsi- (Ma-rukäsi-) Land. Eine lange
Zeit {1 Monat?) reisen sie westlich von den Rukäsi durch
unbekannte Gegenden, worauf sie durch die Mbünda ({Ki-
mbünda) gehen. Wiederum müssen sie längere Zeit durch
unbewohntes Buschland ziehen, bis sie nach einer im
Ganzen dreimonatlichen, wie es scheint, sehr langsamen
Reise zu den Portugiesen bei Mbäxa (Mo-mbäxa) kommen.
Mbixa scheint bei vielen Afrikanischen Völkerschaften die
Bezeichnung der Portugiesischen Niederlassungen an dem
Ocean oder der Ocean sclbst zu sein. — Das Lui-Land
soll eine Ebene sein (wohl Hochebene), auf der sich nur
angepflanzte Büume finden; sie ist stark bevölkert und
das Volk, reich an Heerden, baut auch das Land und lebt
in Bambushäusern. Das Nationalzeichen sind kleine Schnitte
auf den Händen, Armen und der Brust. Nach Cooley’s
Karte liegen die Lui {Luy) auf einer Hochebene, welche
die Wasserscheide zwischen dem Tsafre und Ln-viri ist,
welcher letztere entweder in den Nassi-Sse oder den Zam-
bese fliessen muss. Von derselben Hochebene läuft von
Südosten der Ri-lömba, welcher sich in den Li-Ambe er-
giesst, den Cooley in den Se-scke münden lässt. Der
Name des Volkes oder Landes wäre ganz bezeichnend,
denn nach der Hererö-Sprache hiesse das Land „Quellenland”
und die Einwohner „QAuellenbewohner”, oder nach einer
andern Süd-Afrikanischen Sprache hiesse es „Flussland”
und „Flussbewohner”. Quelle ist jedoch die ursprüng-
lichste Bedeutung des Wortes. — In jenem Lande finden
wir die Quellen der bedeutendsten Flüsse Süd-Afrika's.
Ob nicht von diesen Hochebenen herab, den Flüssen fol-
gond, Wesi-Afrika und vielleicht auch Ost-Afrika berölkert
ward? Die Mbönda mögen die Panda, die Ka-Ruriri die
Ki-Buri (Portugiesisch Quiburi} sein und die Ki-Mbünda
sind wohl sicher die Bunda auf Cooley’s Karte. Die geo-
graphische Lage des Mittelpunktes dieses Landes wäre
hiernach 10° 8. Br. und 25° Ö. L. v. Gr. Doch scheint
diese Lage viel’ zu südlich. Über die Ngöla (Ma-ngöla)
der Westküste und Köa (Ma-köa) ist nichts weiter zu be-
merken, da ihre geographische Lage bekannt ist.”
Notizen.
Die Bevölkerung der Insel Trinidad. — De Verteuil in
seinem Werk: Trinidad, its Geography, ete. London 1858,
giebt die Bevölkerung dieser Insel folgendermeassen an:
„Die ganze Einwohnerzahl wurde nach dem am 1. Juli
1851 erhobenen Census auf 69,600 geschätzt, von denen
36,631 männlichen und 32,969 weiblichen Geschlechts
waren. Sie wurde folgendermaassen klassifieirt: unter
10 Jahren 16,724; von 10 bis 20 Jahren 10,667; von
20 bis 30 16,608; ven 30 bis 40 12,820; von 40 bis 50
6,575; von 50 bis 60 3,373; von 80 bis 70 1,797; von
70 bis 80 704; von BO bis 90 237; über 90 94, WMitt-
lere Zahl der Geburten 2,441, der Todesfälle 2,669. Den
Nationalitäten nach vertheilten sie sich wie folgt: Auf
Trinidad Geborne 40,584; Afrikaner 8150; Europäer 1508;
Asiaten 4200; von anderen Ländern eingewandert (West-
Indische Insela u. s. w.) 15,158,
L. Pückler's Forschungen in den Andes von Süd- Amerika:
— Durch die Güte des Herrn Dr. Sturz, Kais. Brasiliani-
schen General-Konsuls in Berlin, erhielten wir kürzlich
Nachrichten von einem Herrn L. Pückler, der sich in der
Argentinischen Provinz Catamarca niedergelassen hat, um
sich daselbst vorzugsweise geognostischen und bergmänni-
schen Arbeiten zu widmen. Er ging Ende Juli 1857 von
Buenos Aires mit dem Dampfschiff nach Rosario und be-
nutzte von da zur Weiterreise über Cordova nach Chts-
marea die gewöhnliche Diligence. Er beurtheilt diese Post
viel günstiger, als die meisten andern Reisenden, indem
er schreibt: „Ich muss gestehen, ich hatte nicht erwartet,
so gutes Fortkommen zu finden; der Postwagen ist recht
gut und bequem, Alles geht in Galopp, und kommt man
Abends auf die Station, wo die Nacht verbracht wird, so
findet man ein gutes und ganz schmackhaftes Essen für
schr wenig Geld. Nach vier Tagen, und nachdem
wir Frayle Muerto passirt hatten, ohne von den Indianern
überfallen zu werden, kamen wir Nachmittags in Cordova
an.” Von Villa Prima in der Nähe von Catamarca sendete
er seine Effekten auf dem gewöhnlichen Wege nach Santa
Maria, er selbst schlug aber einen anderen Weg über die
Gebirge ein, passirte die Travesia, schlief ruhig und zu-
frieden in einer Gegend, wo Tiger in Menge hausten, be-
suchte in den Gebirgen zwei Kupferhütten, Amanao und
Yis vis, passirte dann einige Vulkane und kam nach einer
Reise von 13 Wochen im November zu Santa Maria an.
Er hat versprochen, sobald er einigermaassen zur Ruhe
gekommen sei, eine Abhandlung über seine Reise in geo-
gnostischer und anderer Hinsicht, nebst Zeichnungen und
Mineralien, nach Deutschland zu schieken, und wir hoffen,
seiner Zeit Näheres über seine Forschungen berichten zu
können. Da die von Pückler bereisten und noch zu be-
reisenden Gegenden zu jenem Theile der Andes-Region
gehören, welcher einen eben so interessanten als unbekann-
ten Strich des Neuen Kontinentes bildet), so dürften
weitere und detaillirtere Nachrichten von diesem Reisen-
den ein bedeutendes Interesse bioten.
1) 8. Geogr. Mitih. 1856, 5. 52 und Tafel 3, 4, 5.
(Geschlossen am 19, Auktns 1KA)
“
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857,
seine Aufnahme des Alpensee's Issyk Kul und anderer Theile der nordwestlichen Russisch-Chinesischen Grenzländer
bis zu den Gletschern des Thianschan-Gebirges ").
(Mit Karten und Proälen, #. Tafel 16.)
GEOGRATHISCHE ÜBERSICHT DER BEREISTEX
LÄXDER.
I, ALLGEMEINE
1. Einleitung. — Südlich von der Russisch-Sibirischen
Zollgrenze und Militärpostenlinie, die von der Mündung
der Buchtaema bis nach Omsk genau dem Laufe des Irtysch
folgt, erstreckt sich das Land, welches unter dem wullge-
meinen Namen der Kirghisen-Steppe bekannt ist, Es ist
durchaus keine völlig flache Ebene, wie die Baraba und
die ganze West-Sibirische Niederung zwischen dem Ural
und dem Altai, wo ein festes anstehendes Gestein nirgends
zu Tage kömmt und kein Hügel sich am Horizont erhebt.
Im Gegentheil kommen in der Kirghisen-Steppe Teste, vor-
walten! krystallinische, theilweise sedimentäre Gesteine
fast überall zum Vorschein, Hügel, sogar kleine niedrige
Gebirgsgruppen bildend, Dürre, Baumlosigkeit, Armuth
an fliessenden Gewässern, geringe relative Höhe der vor-
handenen Hügelgruppen, welche fast nirgends zu einer
wirklichen bedeutenden Gebirgskette zusammenfliessen, all-
gemein verbreiteter Typus der Flora der Aralo-Kaspischen
Niederung, häufig Salzboden (Solonzi) mit Halophyten ge-
hören zu den charakteristischen Zügen der sogenannten
Kirghisen-Steppe.
Yon Semipalatinsk aus direkt nach Süden zur Bal-
kasch-Niederung und weiter zu unseren Central-Asiatischen
Ansiedelungen Kopal und Viernsie (Almaty) führt ein
Piquetweg über die Steppen-Kreisstadt Ajngus. Dieser
Weg überschreitet den Irtysch in Semipalatinsk selbst bei
einer absoluten Höhe von circa 800 P. F. und steigt all-
mälig bis zur Wasserscheide zwischen den Irtysch- und
Balkasch-Flussgebieten. Zuerst Grünstein, dann aber haupt-
sächlich und vorwaltend rother Porphyr ist das krystal-
linische Gestein der Steppenhügel und Hebungen. Die
sedimentären Gesteine, ausschliesslich paläozoisch, durch
die Hebung plutonischer Gesteine mannigfaltig "gebrochen
und umgewandelt, bilden auf diesem Wege nirgends mäch-
®
% Nach Original-Mittheilungen des Reisenden, datirt: St. Poters-
burg, 13/25. Juni I558.
Petermann's Geogr, Mittheilungen.
1858, Heft IX,
tige Lager. Kleine isolirte Granitgruppen, wie z. B. die
Semi-Tau-, Kokon- und Orkatberge, sind nicht zahlreich.
Mit der Wasserscheide zwischen dem wenig bedeutenden
Balkasch-Zufluss Ajagus und dem ganz unbedeutenden und
im Sommer fast verschwindenden Atschi-ssu (Irtysch-Zu-
fluss) ist der Kulminationspunkt des ganzen Weges er-
reicht. Er beträgt nicht mehr als 1700 P, F. absolute
Höhe. Unweit der Stadt Ajagus stösst der Beobachter
zum ersten Mal auf eine Granit-Axe,
eine unmittelbare Fortsetzung der Granit-Hebungsaxe des
Tarbagatai zu sein scheint und andererseits in die Granit-
Axe des Tschingistan verläuft. Ein flacher Wasserscheide-
Rücken zwischen dem Irtysch und Balkasch-Gewässer und
ein Granitstrich setzen also den Tarbagatai mit dem
Tschingistsu in Verbindung, welcher letztere mit jenem
ganz in derselben Richtung (OSO. — WNW.) streicht und
auf derselben Spalte gehoben zu sein scheint. Auf seinem
Westende breitet sich der Tachingistau, von Porphyrgrup-
pen umgeben, in das sich so reich an silberhaltigen Blei-
erzen erwicsene Gebirgsland Karkarsly, wahrscheinlich das
höchste in der ganzen echten Kirghisen-Steppe, aus, Die
absolute Höhe dieser Karkaraly-Berge scheint doch nicht
sehr bedeutend zu sein, da sie schon am, Ende Juni keine,
selbst nieht sporadische, Schneeflecken tragen und wahr-
scheinlich bei weitem nicht einmal die Höhe von 5000
P. F. erreichen. .
Der südliche Abhang der Ajagus’schen Wasserscheide
sinkt allmälig zur Balkasch-Niederung. Jenseits des Klein-
Ajagus-Piquets (80 Werst südlich von Ajagus) verschwin-
den die anstehenden Gesteine. Eine flache niedrige Steppe
mit ihrem salzigen Lehmboden, hier und da von kleinen
stehendem Gewässer bedeckt, im N. und 8. von Sandhügel-
oder Dinenreihen und theilweise von Schilfwäldern be-
grenzt, bildet einen 40 Werst breiten, vom Ostende des Bal-
kasch zum Westende des Alakul verlaufenden Landstrich,
welcher offenbar den Charakter eines ausgetrockneten Seo-
bodens trügt und dem Beobachter keinen Zweifel über
den früheren Zusammenhang des Balkasch mit den beiden
46
welche einerseits
=
352
Alakul-See’n lässt. Erreicht man die niedrige Arge-
naty-Hügelgruppe, so ist die hier schmale Zone der
theilweise sausgetrockueten Balkasch - Alakul - Niederung,
deren ubsolute Höhe ich approximativ zwischen 500
und 800 P. F. schätze), überschritten. Der Reisende
sieht mit Erstaunen eine grossartige, prächtige Landschafts-
umwandlung, da ihm die imposante, augenscheinlich von
NO. nach SW. streichende Kette des Daungarischen Alatau,
mit ihren ewigen Schneeflichen glänzend, zum Vorschein
kömmt. Von einer Kirghisen-Steppe kann hier nieht mehr
die Rede sein; von hier aus befindet man sich offenbar
in dem ventralsten Asien.
Das schmale, von WSW,
Becken des Balkasch, mit seiner durch Vertrocknung ab-
geschiedenen Fortsetzung, dem Becken der beiden Alakal-
See'n, bildet also eine merkwürdige Scheidelinie, welche
die Gebirgssysteme und Naturverhältnisse des centralsten
Asiens von denen der benachbarten Länder trennt. Von
hier an stehen schon die grossartigen Alpenländer mit
dem Thianschan, dem cventralsten Gebirgszug Asiens, in
Verbindung und hier erreichen manche Inner-Asistischen
Thier- und Pfilanzenformen eine wirkliche Grenze ihrer
Verbreitungebezirke, So dehnt z. B. der Tiger seine festen
Wohnsitze nicht über die Schilfwälder der Bulkasch-Nie-
derung aus, wenn er auch zuweilen auf seinen kühnen
Streifzügen bis ins Innere des Altai vordringt; so er-
reichen hier die Stachelschweine, Schildkröten, Fasanen,
Skorpionen und Phalangien ihre Grenze, eben so wie
einige höchst interessante Central-Asiatische Bäume, wie
z. B. die Populus diversifolia Schr. und die Pyrus ber
versiana Pall. 2).
Der schöne Theil Inner-Asiens, welcher im N, NW,
und W. von der Balkasch-Alakul-See-Zone, im O. von dem
Schneekamme des Dzungarischeu Alstau und im 8. von
dem Schnee- und Gletscherkamme des Thian-schau begrenzt
ist und die gewaltigen Extreme von 600 und vielleicht
20,000 P, F. absoluter Hühe auf einem verhältnissmässig
wenig ausgedehnten Gebiete (zwischen 42° und 46$° N.
Br.) vereinigt, bietet wohl cin reiches Feld zu Untersu-
chungen im Gebiete der physikalischen Geographie, Geo-
gnosie und der Lehre von der Thier- und Pflanzenformen-
Verbreitung dar. Nicht weniger interessant ist das Land in
historisch -ethnographischer Bezichung, da das fruchtbare
und breite Ili-Thal von den ültesten Zeiten an eine der wich-
’) Da alle meine Höhen durch Siedepunkt des Wassers bestimmt
sind, so können diese Bestimmungen bei geringen Höhen nur einen
approximativen Werth Laben.
®) Diese letzte überschreitet übrigens an einem einzigen Punkte die
von uns bezeichnete Gronze, sie findet sich nämlich in einer Schlucht
am Südabbange des Tarlagatal.
nach UNO. laug gezogene
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
tigsten Stationen der Völkerwanderung war. Hier ver-
weilten die wandernden Horden zuweilen Jahrzehnte, um,
nuchdem sie sich ausgeruht und neue Kräfte gesammelt,
dann wieder ihren Weg südlich vom Balkasch fortzusetzen
und von da sich entweder nach NW, gegen Europa oder
nach SW. gegen Turan, Büd- uhd West-Asien zu wenden.
Diesen Weg nahmen bekanntlich die Yue-Tschi und Usun
vor Christi Geburt, die Mongolen im Mittelalter, die Ölöth
im 17. Jahrhundert und vielleicht noch viele andere Völ-
kerschaften der grossen Völkerwanderung.
Der Ili, einer der Hauptflüsse Inner-Asiens, scheidet in
seinem OW.-Laufe das von uns bezeichnete Gebiet in
zwei Theile, von denen der nördlichste durch den ersten
hier eingewanderten Russischen Ansiedler den Namen des
Landes der Sieben Flüsse (Semiretschinsky krai) und der
südlichete den des Landes jenseits des Ili nz.
Zailiisky krai) erhalten hat.
Drei hohe Alpenländer sind es, welche das ganze Ge-
biet beherrschen: 1) der Dzungarische Alatau in seiner in-
‘ timen Verbindung mit der Talki-Kette zwischen den Als
kul- und Ili-Niederungen, mit einer mittleren Kammhöhe
von 6000 und einer Gipfelhöhe von über 12,000 P. F
2) der Alatau jenseits des Ili (Alatau transilensis) zwi-
schen der Ili-Niederung und dem Issyk Kul-Plategu, mit
einer mittleren Kammhöhe von 8000 und einer Gipfelhähe
von ungefähr 14,000 oder 15,000 P. F., und 3) der Thimn-
schan zwischen dem Issyk Kul-Plateau und den Klein-Bu-
charischen Ebenen, mit einer mittleren Kammhöhe von crea
11,000 und einer Gipfelhöhe vielleicht von wungefihr
20,000 P. F. Es fallen der Dzungarische Alatau an si-
nem Westende und der Alatau transilensis an seinem
Nord-Abhange unmittelbar in die breite Steppen-Niederung,
welche sich bis zum Balkasch-Becken in einer absoluten
Höhe von 1500 bis 500 P. F. erstreckt nnd den ganzen
westlichen und nordwestlichen Theil unseres Gebietes ein-
nimmt. Je näher zum Balkasch, desto ebener, dürrer, un-
fruchtbarer, sandiger und salziger wird der Boden, sich
allmälig mit Ssaksaul (Haloxylon ammodendron Bg.) und
Halophyten bedeckend; die anfänglich schönen, klaren und
reissenden Gebirgsflüsse werden langsamer und trüber und
bleiben endlich zwischen den ausgedehnten Sanddünen und
Schilfwäldern. atil! stehen, so dass nur eigentlich drei da-
von, die Lepen, Karatal und Tli, wirklich den Balkasch-See
erreichen.
Dogegen ist die Übergangszone von dieser Steppen-Nie-
derung zum wahren Gebirge, in einer absoluten Höhe von
1500 bis 4000 P, F, eins der schönsten Kulturländer des
Kontinentes. Trefflicher Humusboden, üppige Vegetation,
Wasserreichthum zeichnen diese Zone aus. Die klaren,
reissenden Alpenbiche, meistentheils von der ewigen Schnee-
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857. 353
region hinabrollend, ‚ verbreiten überall den Segen einer
reichen Bewässerung, welche auffallend leicht in eine
künstliche Irrigation von den Kirghisen, Buruten und Rus-
sischen Kosacken verwandelt wird. Steiler und kühner
ragt das Gebirge von der Höhe von 4000 Fuss empor;
zwischen 4000 und 7600 P. F. erstreckt sich noch ein
guter Vorrath von Nadelholzwäldern (ausschliesslich die
Pinus Schrenkinna Fisch. u. Mey, eine der P. orientalis L.
sehr nahe stehende Form) und von 7600 bis über 9000
P. F. dehnen sich die schönen reichen Alpenwiesen. Jede
von diesen vier natürlichen Zonen hat eine besondere
Wichtigkeit für das hiesige Volksleben: 1) Die Steppen-
zone von 500 bis 1500, zuweilen 2000 P. F., enthält die '
besten Winterstationen der Nomaden ‚wegen ihres milden
Klima’s und fast völligen Mangels an Schnee; 2) die Kultur-
zone von 1500 bis 4000 P. F. die schönsten Ackerländer;
3) die Nadelhölzer-Zone von 4000 bis 7600 P. F. (nicht
überall vorhanden) reiche Vorräthe an Zimmerholz für
feste Ansiedelungen; und 4) die Alpenwiesen-Zone von 7600
bis 9000 P. F. die gesündesten und an Viehnahrung
reichsten Sommerstationen für die Nomaden. Die übrigen
zwei Zonen: 5) die hochalpine und Gletscherzone von 9000
bis 11,200 P. F., wenn auch noch mit schönen Hoch-
alpenkrüutern bewachsen, und 6) die Schneezone von der
Grenze des ewigen Schnee’s (11,200 F.) bis zur Gipfelhöhe
der Gebirge, bleiben für das Völkarleben ohne Wichtigkeit. -
Es ist leicht begreiflich, dass die Russische Kolonisation,
sich auf den Ackerbau stützend, sich ausschliesslich in der
zweiten Zone verbreitet, hauptsächlich da, wo auch die
dritte über ihr vorhanden und gut repräsentirt ist, und
dass dagegen die erste und vierte im ausschliesslichen
Eigenthum der Asiatischen Nomaden bleiben ').
") Die aufgezählten Zonen dieses Uentral-Asiatischen Gebietes lassen
sich auch leicht durch ihre Pflanzenformen unterscheiden. Die erste
vuries, Rheum etnentum u. =. w. Die dritte
hat
j
f
H
teristischen Pinus Schrenkiana in Hinsicht
Ähnlichkeit mit dem Altar und dessen subalpinen Pormen. Die Baum-
vegetation dieser Zone nn Populus WR Bez wuaveolens
Fisch., Betula mierophylla ‚ Sorbus aucuparia Salix-Arten.
Die vierte Zone enthält noch einige Sträucher, wie x. B, Juniperus
Proudosabina Fisch,, Spirsen Iaevigata L., Sp. alpina Pall,, Caragana
jubata Poir,, Potentilla Serbessof, Potentilla n. sp. uml eine Salix,
Die drei oben angeführten Alpenländer, welche das
ganze Gebiet beherrschen (Alatau Songarieus, Alatau trans-
verdienen in Hinsicht ihres
plastischen und geognostischen Baues eine besondere Be-
trachtung, die wir mit dem nördlichsten oder Dzungarischen
Alatau beginnen.
2. Der Daungarische Alatau. — Alatau, d. i. scheckige,
bunte Berge, heisst eigentlich däs nördlichere von den drei
angeführten Gebirgen; ich füge die Benennung des Dzunga-
rischen zur Unterscheidung von dem südlicheren und höheren
Alatau hinzu, weil jener nördliche ausschliesslich der ech-
ten alten Dzungarei angehört. Unweit des Piquets Kara-asu
stösst der Russische Postweg von Semipalatinsk und Aje-
gus nach Kopal und Viernoie zum ersten Mal auf das
Vorgebirge des Dzungarischen Alatau-Alpenlandes. Er
überschreitet hier eine Kette, welche genau von O. nach
W. streicht und welcher ich den Namen der Arassan-Kette
beilege, da man eine heisse Quelle und eine Russische
Ansiedelung dieses Namens gerade an ihrem Südfusse, auf
dem Plateau Djonke, findet. ‚Diese Arassan-Kette stellt
nun den hohen Rand des Granitplateau’s Djonk« dar und
‚ besteht aus einer Reihe von paläozoischen Sandstein- und "Z
Thonschieferschichten, welche, vom Granite des Plateau’s
senkrecht gehoben und auf ihre Köpfe gestellt, eine ge- - |
naue Streichung von O. nach W, besitzen. Es erreicht 1
dieser Hochrand (Arassan-Kette) am Keyssyk-alis-Pass eine |
absolute Höhe-von 3630 P. F."), während die Höhe der
i
eirca eben so lange, von den klaren Gebirgsflüssen Kyail- |
Agatsch, Bien, Aksu und Ssarkan durchschnittene Djonkd- |
r j
Dio Alpenkräuter bestehen nicht nur aus eigenthifmlichen, sondern auch j
Himalayischen For- |
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354
Plateau scheidet die Arassan-Kette von einem anderen, ihr
parallelen, nur viel höheren Zuge, welchem ich den Namen
der Kopalkette gebe, da an ihrem Nordfusse, auf demsel-
ben Djonk#-Plateau, das durch seinen Ackerbau und Handel
sehr gut aufblühende Städtchen Kopal liegt. Die Kopal-
Kette ist kein Plateaurand, sondern eine aufgesotzte Kette,
welche hoch über_ die Piateaufläche und selbst über die
Region der Nadelhölzer hinaufrugt. Es füllen folglich die
steil aufgehobenen Schichten am Nordabbange nach N. und
am entgegengesetzten nach $., indem ihre Streichung ge-
nau einer Richtung vom O. nach W. folgt. Der Grunit-
kamm, so lange er sich fortsetzt, ist so hoch, dass die
Poststrasse einen weiten Bogen beschreiben muss, um 30
oder 40 Werst weiter nach W. die Kette in einem Durch-
schniite, wo der Granit nicht mehr zu Tage köümmt und
wo der breite Rücken seine betrüchtliche Höhe verloren
hat, zu übersetzen. Ein direkter Reitpfad führt doch über
die hohe Kette im SW, von Kopal. Der Kulminations-
punkt dieses Pfades, der Pass Araldjel genannt, zählt 6700
P. F. absolute Höhe, Im U, des Kopal-Meridianes, wo
die Granitaxe der Kette noch höher und breiter wird, ist
sie von einer tiefen Längsspalte durchzogen. Ein schöner,
reissender Gebirgsfluss, ‘die Kora nämlich, rollt ihre schäu-
mende Fluthen und Kasksden bildenden Wellen von O.
nach W. diese Spalte entlang hinab und bricht sich endlich
einen Weg nach 8. durch vermittelst einer tiefen Quer-
schlucht, um sich in den noch bedeutenderen Karatal zu
ergieseen. Zwischen den Granitzacken des Hochgebirges
(über 8500 P. F. hoch) findet man nicht nur eine alpine
Vegetation, sondern auch sporadische Flecken eines nie
aufthauenden Schnee’s, welche mit der Erhöhung der Kette
weiter nach O. zu glänzenden ewigen Schneeflächen zu-
summenwachsen.
Am Südfusse der Kopal-Kette erstreckt sich von 0.
nach W, das schöne, fruchtbare Lüngsthal des Karatal-
Flusses, welcher am gleichnamigen Piquet eine ‘absolute
Höhe von etwas über 2000 P. F. besitzt und folglich tie-
fer eingeschnitten ist, als das mit ihm parallele Djonke-Pla-
teau. Im 8. ist das Thal von einem dritten Parallelrücken
begrenzt, welchen ich mit dem Namen der Djangys-Agatsch-
Kette, von dem auf diesem Rücken gelegenen Piquet glei-
cheu Namens '), bezeichne. Diese Djangys-Agatsch-Kette
ist vielmehr ein Flachrücken, aus einer Reihe antiklinal
gehobener, paläozoischer Schichten bestehend, welche nur
im O. des Piquets vom Granit durchbrochen zu sein an-
fangen. Der Flachricken, von der Poststrasse diagonal
') Djangys Agstsch heisst einziger Baum, In der waldlosen Loka-
tität, wo jetzt das Piquet sich befindet, stand früher ein vereinzelter
Baum, Die Djungrs-Agatsch ist auch jetzt waldlor, dagegen ist die
kopalkette auf ihrem Nord-Abhango gut bewaldet,
P. v. Semenow’s Erforschungereisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
übersetzt, streicht in einer normalen OW.-Richtung und
bildet die über 4500 P, F, hohe Wasserscheide zwischen
den paurellelen Karutal- und Koksn-Lüngsthälern. .
Den breiten, wilden, weiss schiäumenden Koksu-Fluss
"übersetzt die Poststrasse bei seinem Ausiluss aus einer
Engsehlucht, wo eine gute Brücke gebaut ist; die absolute
Höhe dieser Gegend (der kleinen Kokeu-Ansiedelung) bo-
trägt über 3000 P. F. Auf der Südseite ist das Kokau-
Thal von einer vierten Parallelkette begrenzt, die gerade
hier von den sich unter dem Numen des Koktal vereini-
genden linken Zuflüssen des Koksu durchbrochen wird, ®o
dass der Postweg diese Kette nicht zu überschreiten
braucht. Im 8. von dieser vierten Kette, von den Kir-
ghisen Labassy genannt (circa 4500 P. F. hoch), zieht
sich von O, nach W. wieder ein Lüngshochthal von 3500
F. mittlerer Höhe, in welchem einer Seits die Parallel-
flüsse Aganakatty und Kargaly von O. und anderer Beits
der Ters-Akkan gerade entgegengesetzt von W. zusammen-
fliessen. Alle drei, sich unter dem Namen Koktal voreini-
gend, wenden sich nach N. und brechen quer durch einen
tief eingeschnittenen Sattel, oder Unterbrechung der La-
bassy-Kette, um von der linken Seite zum Koksu-Fluss
zu gelingen. Das Thal des Kargaly, welcher höher ‚Kosken-
Terek heisst, steigt: direkt nach U. bis zum wichtigen,
eirca 6000 P. F. hohen, Gebirgspass Uigen Tasch N), wel-
cher hier die Eingangspförte des Chinesischen Reiches
bildet, da jenseits und am Südost-Fusse desselben der erste
Chinesische Posten, Burokhadjir, 120 Werst von Kuldja
entfernt steht.
Dagegen wendet sich die Russische Poststrusse vom
Koktal nach W., dem Ters-Akkan entlang, zwischen den
Parallel-Ketten Labassy im N. und Alaman im 8. Diese
Alaman-Kette ist die fünfte und zugleich nebst der Kopal-
Kette die höchste und ausgeprügteste von den sechs Pa-
rallel-Ketten, die vom Meridian der Stadt Kopal durch-
schnitten werden, da ich sie an zwei Punkten (gegenüber
der Koksu-Ansiedelung und gegenüber der Kesken-Terek-
Quelle) bei 7000 bis 7600 P. F. überschritten habe. Die
Alaman-Kette streicht von O. nach W. und besteht haupt-
sächlich aus Syenit.
Längs des südlichen .Abhanges der Aluman-Kette er-
streckt sich noch eine circa 15 Werst breite Terrasse oder
Plateau von über 2000 bis 3000 P, F. absoluter Höhe,
dessen Südrand die niedrige, aus Porphyr und Diabas be-
stehende Katu-Hügelkette bildet, welche schon unmittelbar
in das flache und hier 80 Werst breite Ili-Thal fällt. Anf
der Südseite der Katu-Kette, in der Nähe ihres Westendes,
befindet sich eine kleine, merkwürdige, nicht mehr rau-
%) Ligen Tanch heisst Stein, der einer Jurte ähnlich ist.
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857. 355
chende Solfatara '), an ihrem Ustende, am Berge Dolon-
Kara, eine andere und dabei heisse Quellen. Im 8W. des
Katu, dicht am Ufer des [li, erheben sich die beiden Por-
phyrberge Kolkan, welche unter den Kirghisen durch ihre
reichen Bleierze berühmt sind.
Im Westen des ganzen Gebirgselandes, wo die das Al-
penland konstituirenden Parallel-Ketten sich allmälig ver-
flachend mit der Steppe zusammenfliessen, begegnet man
noch, als dessen letzten Vorgebirgen zur Balkasch-Niederung,
einigen Porphyr-Hügelgruppen, welche mitunter auch silber-
haltige Bleierze enthalten. Im Osten dagegen, wenn man
den Parallel-Thülern der Flüsse Kesken-Terck, Aganakatty,
Koksu, Karutal und Kora aufwärts folgt, gelangt man zu
dem höchsten Schneegipfel des Alpenlandes. Es verschwin-
det hier das im westlichen 'Theil des Gebirgslandes so
vorherrschende OW.-Streichen der Schichten; die Thäler
verlieren den Charakter der Längsthäler und verwandeln
sich in enge Schluchten; Diorite und überhaupt horn-
blendeartige Gesteine gesellen sich zu den Graniten. Die
Kammlinie der hoher Schneegipfel, Uie zugleich die Was-
serscheide zwischen dem Flussgebiete der Sieben Flüsse
im NW. und den Chinesischen Zuflüssen des Borotala und
Di im 80. bildet, durchschneidet schiefwinklig in einer
NO.-SW.-Richtung die sechs Parullel-Ketten des Gebirgs-
landes. Es scheint also das Dzungaren-Alatau-Gebirgsland
aus einer schiefwinkligen Durchkreuzung zweier Hebungs-
axen entstanden zu sein, von denen die nordost-südwest-
liche eine höhere und zugleich eine jüngere ist. Nur we-
nige Gebirgspässe führen über diese Hauptkammlinie von
NW. nach BO. wie z. B. der schon genannte wichtige
Uigen Tasch und zwei sehr beschwerliche Pässe an den
Lepsa- und Tentek-Quellen, im freien Theile der Schnee-
gipfel-Axe, nordöstlich von ihrer Durchkreuzung mit der
ostwestlichen.
Diese letzte findot man in ihrer ursprünglichen Ein-
fachheit östlich vom Uigen-Tasch-Pass und der Durch-
kreuzung mit jener nordost-südwestlichen. Sie bildet die
von der Nordseite das Ili-Thel begrenzende und genau von
W. nach O. streichende Talki-Kette. Diese Talki-Kette
scheint an absoluter Höhe der Alaman-Kette etwas nach-
zustehen; auch schienen mir ihre Gebirgspässe und haupt-
sächlich der eigentliche Talki, welcher die Tarbagstai und
Ili-Provinzen verbindet und von jeher von der grüssten
Wichtigkeit für die politischen und kommerziellen Bewe-
N Unter dem Namen Solfatara verstehe ich hier eine Lokalität, wo
Dämpfe aus Spalten hervorbrachen un "eine Schwefel-Sublimation auf
den Wänden derselben bildeten, ohne dabei zu gedenken, dass es eine
wirkliche vulkanisehe Erscheinung war. Echte rulkanische Gesteine
(Trachyt. Büselt, Phonolith, Leucitophyr w. ». w.) sind in der Katu-
Kette nicht vorkanden.,
gungen war, viel ofer eingeschnitten zu sein, als die
ziemlich beschwerlichen Pässe des Alaman.
Östlich von dem Kuldja-Meridiane, wo ich die Talki-
Kette nicht weiter zu verfolgen vermochte, scheint diese
wieder allmälig an Höhe zu gewinnen und die Schnee-
grenze zu überschreiten, da wo sie im O. der Quellen der
Flüsse Kunguts und Khasch (östliche und zugleich rechte
Zuflüsse des Tiekes oder Ili) durch den mächtigen, kolos-
sulen Gebirgsknoten Bogdo Oola mit dem dem Talki-
Gebirge parallelen oder schwach konvergenten Thianschan
verbunden wird:
Das südwestlichste Ende des ganzen Dzungaren-Alatau-
Gebirgslandes bildet die wenig erhabene Altyn Ymel-Kette,
die sich dem Westende der Alaman-Kotte anschliesst und
in einer NO.-SW,-Richtung sich im Ili-Thal fortsetzt; wie
besteht vorwaltend aus Porphyr und Grünstein. Ihren
Namen hat sie von dem 4370 P. F. hohen, aber sehr be-
quemen Altyn Ymel-Passe ') erhalten. Es geht hier der
Winter-Karawanenweg von Kuldja nach Kopal durch; da-
gegen führt der viel kürzere Sommerweg über den Uigen-
Tasch. Als die westlichsten Ausläufer des ganzen Gebirges
können die Arkarly-Hügel. und die Porphyr-Felsen am
Tli-Piquet — der Russischen Überfahrt über den Di-Strom —
gelten. Hier breitet sich schon nach manchen Seiten eine
unermessliche Fläche aus; die Flussufer sind flach, wenn
auch felsig, allein der Di schneidet sich allmälig in dem
niedrigen Granitsteppen-Plateau ein tiefes Flussbett aus,
so dass der majestätische Fluss 20 Werst stromabwärts
in einer tiefen Schlucht, sich malerisch zwischen giganti-
schen Felsen windend, fliesst. Besteigt man aber die hohe
Felswand der Engschlucht, so sieht man wieder eine uner-
messliche Ebene ‘sich ausbreiten, die sich langsam nach
W. abdacht und im 8. von der kolossalen Mauer des
schneebodeekten Alatau tmusilensis scharf abgegrenzt ist.
30 Werst vom Ili-Piquet stromabwärts, da wo der Ili
seinen Durchbruch durch das 1200 P. F. hohe Porphyr-
plateau schon vollendet hat und den letzten malerischen
Felsen verlässt, heisst die Lokalität Tamgaly Tas, d. i.. ge-
druckter Stein oder Stein mit Inschriften. Ein grosses
und einige kleinere Bilder des auf der Lotosblume ruhen-
den Buddha, von schönen Tübetanischen Inschriften um-
geben, sind in diesen Felsen ausgehauen und können als
der letzte Grenzstein der früheren, jeizt schon lange
vernichteten Dzungarischen’ Macht, so wie auch als Beweis
der unzerstörbaren Nuturverhältnisse des Dzungaren-Ala-
tau-Gebirgslandes gelten.
3. Der Alatau transilensis. — In einer mittleren Ent-
fernung von 50 bis 60 Werst jenseits des Ili erhebt sich,
‘) Altyn Viel heisst im Drungarischen goldener Sattel.
356
einer Riesenwand ähnlieh, ein kolossaler Gebirgszug, der
von ONO. nach WSW. streicht und in seinem mittleren
Theile hoch über die Schneegrenze hinausragt. Diess Ge-
birge wird von den Kirghisen ebenfalls Alatau genannt; zur
Unterscheidung von dem niedrigeren nördlicheren Drungs-
rischen Alatau nenne ich dieses zweite Alpenland Alatau
jenseits des Ili (Alatau transilensis) ').
Innerhalb der Meridiane des Irsyk Kul-Ost- und West-
endes behält das Gebirge die imposante mittlere Kamm-
höhe von über 8500 P. F. und nur ausserhalb. dieser Me-
ridiane nimmt die Kammhöhe nach O. des östlichen und
nach W, des westlichen Meridianes rasch ab. Der ge-
nannte mittlere, 200 Werst lange Theil des Alatau trans-
ileneis trügt den Charakter einer unabhängigen, mit dem
Thianschan parallelen Hebung, deren östliche schwache
und spätere Fortsetzung mit dem eigentlichen Thianschan
und dem Iren Khabirgan-Ostende des Talki-Gebirges durch
den mächtigen Knoten von Bogdo Üola verbunden ist.
Die orographische und geognostische Struktur des über
200 Werst langen Alstau transilensis zeichnet sich
durch eine scharfe, fast symmetrische Rogelmässigkeit
aus, Es besteht nämlich das Gebirge aus zwei ungefähr
gleich hohen, parallelen, krystallinischen (Granit-und Syenit-)
Kämmen, welche ganz genau in ihrer Mitte von einem
mächtigen, über die Schneegrenze hinausragenden, eben-
falls granitischen Querjoche verbunden sind. Am Nord-
ende dieses Querjoches erhebt sich der majestätische Riese
des ganzen Hochgebirges — der dreigipflige Talgarnyn-
Tal-Tschoku — welcher keine Nebenbuhler im ganzen Ge-
birge findet; ich schätze seine absolute Höhe auf ungeführ
14- bis 15,000 P. F. Dieser Berg ist von einer breiten,
glänzenden, ewigen Schneedecke, welche fast ununterbro-
chen nicht nur auf dem (uerjoche, sondern auch auf bei-
den Parallel-Kimmen circa 50 Werst nach beiden. Seiten,
d. i. nach O. und W., sich fortsetzt, überdeckt. Die Region
des ewigen Schnee’s besteht hier also aus zwei 100 Werst
langen parallelen Schneekämmen, in ihrer Mitte darch eine
transversale Schneebrücke vereinigt; von Gletecherbildung
bin ich hier, eben so wie im Dzungarischen Alatau, keiner
Spur begegnet.
Der Zwischenraum zwischen beiden krystallinischen.
Hochkämmen des Alatau transilensis ist von sedimentüren,
hoch, aber einfach syuklinal gehobenen und genau von O.
nach W. streiehenden Gesteinsschichten ausgefüllt. Das
obere Glied dieser Schichtenreihe ist der Bergkalk mit
') Der von mir früher gebrauchte Name Kungy-Alstau scheint mir
unkritisch.. Das Wort Kungr heisst nach Süden, nach Mittag gewen-
dete Seite, und wenn es auch wahr ist, dass der Name Kungy-Alstau
von den Einheimischen sur Bezeichnung des Gebirges vom Issyk Kul-
See aus gebraucht wird, so bezieht slch dieser Name nur auf den aäd-
liehen Abfall den Gebirges.
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
seinen schönen, charakteristischen Versteinerungen, z. B.
dem Spirifer semireticulatus (Martini) u. s. w."). Die
untersten Glieder der Reihe sind hauptsächlich durch Kie-
sel- und Thonschiefer vertreten und mögen dem Übergangs-
Gebirge (Silurischen und Devonischen Formationen) ange-
hören, allein Versteinerungen konnte ich in diesen Schich-
ten nicht entdecken. In dem tiefen, von den synklinal
gelegenen Schichten gebildeten Längsthale, welches die
beiden krystallinischen Parallelkimme trennt, fliessen die
im Querjoche entspringenden: Kebin — ein Zufluss des
Tsehn — nach W,, und Techilik — Zufluss des Ii —
nach O. Von dem Meridian der Quelle des Kargaly-Flüss-
chens (System des Ili), d. i. 60 Werst westlich von der
Tschilik-Kebin-Wasserscheide an, schaltet sich zwischen den
beiden Granit-Hoelkämmen noch eine Zwischenkette ein,
welche von der nördlichen durch das Längsthal des Kleinen
Kebin getrennt ist und bei den Einheimischen Utsch-Konur
heisst. In der östlichen Hälfte des Alatau transilensis
beobachtet man genau dieselbe Erscheinung, da von dem
‚ Meridian der Quellen des Tschebdar und den üstlichsten
Quellen des Turgen (System des Ili), d. i. 50 Werst öst-
lich von.der Tschilik-Kebin-Wasserseheide, nach Osten sich
auch eine Zwischenkette einschiebt, die von der Nordkette
durch dus Längsthal des Djenischke getrennt ist und
Dalsschik heisst. Die erste von diesen Zwischenketten
(Utsch-Konur) ist von mir unbesucht geblidben und daher
kenne ich die geognostische Struktur derselben gar nicht,
es scheint aber dieselbe der Dalaschik-Kette analog zu
‚ sein. Diese letzte, trotz ihrer beträchtlichen Höhe (im
Maibulak-Pass über 7500 P. F., an einzelnen Punkten des
Kammes bis 9000 P. F.), welche übrigens bis zu der
Schneegrenze nicht reicht, ist kein eigentlich krystalli-
nischer Kamm, sondern nur eine antiklinale Falte gehobe-
ner sedimentärer Gesteine, an einzelnen wenigen Stellen
von Porphyrstöcken durchbrochen.
Es wäre folglich die Straktur der östlichen und west-
lichen Hälfte des Alatau transilensis völlig symmetrisch,
wenn nicht folgender Umstand dazu getreten wäre.
Auf dem Nord-Abhange des ganzen Gebirgssystems gegen
das Ili-Thal begegnet man fast gar keinen sedimentären
Gesteinen. Statt deren tritt ein ziemlich breiter Porphyr-
strich auf, welcher die nördliche Granitaxe von der Nordaeite
begleitet. Das Porphyr-Gebirge bildet also eine mit der
nördlichen Hauptaxe zusammengewachsene Vorkette. Die
sedimentären Gesteine des Nord-Abhanges, von der be-
nachbarten Porphyrhebung fast völlig metamorphosirt und
zerstört, existiren so gut wie gar nicht. Nun ist aber
diese Porphyrhebungsaxe mit der früher entstandenen
!) Diess Versteinerungen habe ich an mehreren Stollen des Tachilik-
Thale und der Dalaschik-Kette gefunden.
P. v. Semenow’s Erforschungareisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
Granithauptaxe nicht vollkommen parallel, sondern divergirt
mit ihr langsam und allmälig gegen Osten. An den Tur-
gen - Quellen sondert sich die Porphyrkeite schon von der
„Hauptkette ab und es bilden sich im Zwischenraume Längs-
thäler aus, in welchen einige Turgen-Stammflüsschen fliessen.
Im O. von der östlichsten Turgen - Quelle tritt diese Tren-
nung noch entschiedener hervor und von hier an bildet
sich ein fürmliches Längsthal aus, in welchem der Assy,
Zufluss des Tschilik, von W, nach O. fliesst,
Die Dalaschik-Kette verflacht sich etwas östlicher vom
Meridiane des Issyk-Kul-Ostendes und verliert‘sich im Dje-
lanatsch-Pleteau. Der Tschilik, aus seinem Längsthale da-
durch befreit und auf das gegen O0. steigende Plateau
stossend, wendet sich gerade nach 'N., nimmt den Dje-
nischke von W. auf und bricht die Hauptkette, welche sich
weiter nach O. unter dem Namen Turaigyr fortsetzt, quer
dureh. Die abgetrennte Porphyrkeite ist auch durehbro-
chen, und zwar an zwei benachbarten Stellen vom Tschilik
und Assy, welche sich unmittelbar darauf vereinigen, um
50 Werst weiter nach NNW. im Ili zu münden.
Die Fortsetzung der Porphyr-Vorkette im Osten vom
Tsehilik-Durchbruche heisst Boguty. Sie gleicht sich all-
mälig in der Tli-Niederung aus und verschwindet 30 Werst
vor der Tscharyn-Mündung. Von der Turaigyr-Kette ist
sie durch ein 15 Werst breites und 3450 P, F. hohes Pla-
teau getrennt. Der Turaigyr, in welchem sich den Gra-
niten reichlich Diorite zugesellen, verliert auch allmälig
an Höhe und erreicht sein Ende fast unmittelbar am Ufer
des Tscharyn, welcher, nachdem er unter dem Namen
Keghen von O. nach W.geflossen und sich rechtwinklig nach
N. gebogen hat, hier nach NO. fliesst, um sich über 60
Werst weiter mit dem Di zu vereinigen. Die Tscharyn-
Biegung ist als das Ostende des eigentlichen Alatau trans-
ilensis zu betrachten, zumal da die Büd-Hauptkette_ auch
in demselben Meridian verschwindet, sich mit dem circa
5500 P. F. hohen Pilatenu des Karkara (Zuflusses des
Tseharyn) verschmelzend.. Am S0,-Ende der Alatau-Süd-
kette dient eine zwischen dieser und den Vorbergen des
Thianschan aufsteigende und sich verengende Platenu-
fläche unter dem Namen Santasch zugleich als beuuemer
Pass und als Wasserscheide zwischen den Balkasch- (Kar-
kare) und den Issyk Kul- (Tub) Wassergebieten. "
Eigenthünlich ist die ziemlich ausgedehnte Plateau-
fläche zwischen dem Keghen und Techaryn, dem Südab-
hange des Turaigyr, der Tschilik-Biegung und dem Nord-
abhange der Alatau-Südkette gestaltet. In ihrem Osttheile
am Keghen und Karkara erreicht diese Fläche das Maxi-
mum ihrer absoluten Höhe, nämlich 5000 P, F., und dacht
sich allmälig zur Tschilik-Biegung, wo sie nicht mehr ala
3600 P. F. hoch ist, ab. Ea fliessen ruhig auf flachen,
357
sumpfigem Boden der Keghen und der Karkara bis zu ihrem
Zusammenflusse; dann schneiden sich aber der Keghen und
die in ihn fallenden Merke so ungeheuer tiefe Betten
in der Plateaufläche aus, dass ihr Wasserspiegel an der
Mündung der dritten Merke nicht weniger als 800 P, F.
unter der Plateaufläche liegen mag. Sonst ist das Platenu
so Hüch, dass man erst dann mit Erstaunen die tiefen
Schluchten entdeekt, wenn man schon unmittelbar an ihrem
Rande steht. Von dieser Höhe kann das Auge den sonst
bedeutenden Keghen in seinen von Kaskaden und Strom-
schnellen begleiteten Windungen zwischen den steilen
Felswänden kaum entdecken. Dieser Theil des Keghen
wird von den Einheimischen Ak-Togoi, d. i. weisse schäu-
mende Strömung, genannt, weiter nimmt der Fluss, sich
nach N. biegend, den Namen Tscharyn an. Mit der Ab-
dachung der Platesuflüche verliert das Flussthal an Tiefe
und im NO. des Turaigyr-Ende sind schon seine Ufer
ganz flach. Die tiefen Einschnitte des Keghen und der
Merke-Flüsse gestatfon dem Beobachter treffliche Entblös-
sungen für das Studium der Plateaubeschaffenheit. Die
Hauptmasse des Platwau's besteht aus Sand, Lehm und
Steingeröllen von allen möglichen Grössen, zu einem sohr
losen und schwachen Konglomerate kaum verkittet. Es
ist aleo ein von den zahlreichen Flüssen angeschwemm-
ter Boden ganz modernen Ursprungs, ungestört auf an-
stehenden festen Gesteinen angehäuft und »ufgelagert. Es
bildet dieses eigenthümliche Konglomerat häufig mehrere
Hundert Fuss mächtige Lager, welche die charskteristische
Schichtung der See-Ablagerungen nicht besitzen. Das dar-
unter liegende Gestein, wo es entblösst ist, besteht aus
Porphyr, Hornstein, Kieselschiefer und ’Kohlenkalk mit
Versteinerungen. Am Ak-Togoi sind diese sehr festen
Felsarten vom Flusse auch grossartig durchbrochen, da der
“ Keghen, nachdem er.sich in loses Konglomerst einge-
schnitten hat, auf einen Vorsprung des an seinem rechten
Ufer nach ONO, streichenden Gebirges Kullock stösst und,
theilweise ihn durchbrechend, theilweise umbiegend, sich
nach N. und dann nach NO. wendet.
Das auf der östlichen Seite der Tscharyn-Biegung sich
erhebende Gebirge streicht mit dem Alstau transilensis
fast gerade in einer und derselben Richtung (WSW.—ONO.),
Es heisst anfänglich Kullock, dann Temirlik, Tschenpanyan
und endlich im Kuldja-Meridiane Nan Schan oder Süd-
liches Gebirge. Diese Kette bildet die Wasserscheide zwi-
schen den parallelen Keghen und fli. Weiter schmilzt
sie mit dem bedeutenden Massiv zusammen, welcher den
Tekes-Lauf nach ONO. bestimmt, bis endlich dieser Fiuss
den Massiv durchbrechend sich nach N. und NW. wendet
und die Flüsse Kunghes und Khasch aufnehmend sich in
den Ili verwandelt. Jenseits der Tekes-Wendung setzt
358
sich der Massiv zwischen den Parallelflüssen Kunghes und
" Tschuldus fort, um sich im mächtigen Irenchabirgan-Kno-
-
ten mit der Taiki-Kette zu vorschmeizen. Der Nan Schan
erreicht nirgends die Schneegrenze, es mag nber seine Höhe
bis 8000 P. F. steigen.
Kehren wir zum cchten Alatau transilensis zurück, so
bleibt uns die Bestimmung seines Hauptreliefs durch die
Höhe seiner Pässe und deren Betrachtung übrig. Die
Gesammtanzahl der mir bekannten Gebirgspässe diesea
Alpenlandes beträgt 16; 14 davon waren von mir persön-
lich bestiegen und 12 an Höhe bestimmt. Es fallen da-
von 2 auf die abgesonderte Vorkette, 6 auf die Haupt-
Nordkette, 1 auf die östliche Zwisehenkette, 7 auf die
Haupt-Südkette.
Dem Kulminationspunkte des Alatau transileneis, Tal-
garnyn-Tal-Tschoku, entspringt das wilde Querthal des
Talgar-Flusses am, Nordabhange der Nordkette Es ist
eine schr schwer zugängliche, von Wald und Gebüschen
dicht bewachsene und voh Tigern bewohnte Engschlucht,
welche zu keinem Gebirgspasso führt. Es existirt auch
im ganzen mittleren Theile der Nordkette, vom Talgarnyn- . |
Tal-Tschoku 30 Werst Hach W, und circa 50 °Werst nach Q,,
kein einziger Gebirgspass, da dieser undurchbrochene Theil
des Gebirges wie eine kolosssle Wand hoch in die Schnee-
region hineinragt.
20 Werst westlich vom Talgarnyn bricht die kleinere
Almaty aus dem Gebirge nach N. hinaus; ihr Unterthal
ist durch unzählige wilde Apfel- und Aprikosenbäume in
einen schönen, grossartigen Garten verwandelt. Da wo
der Fluss das Gebirge verlassen hat, dicht am Fusse der
Vorberge, von ausgedehnten schönen und reich be-
wässerten Äckern umgeben, in einer absoluten Höhe von
ungeführ 2000 P. F., steht die blühende Russische Mili-
tür- und Ackerbau-Kolonie Viernoie, von den Einheimi-
schen auch Almaty genannt. Die grössere Almaty bricht
aus dem Gebirge 6 Werst weiter und durch ihre Quer-
schlucht führt einer der beschwerlichsten Pfunde zum Gipfel
des 10,220 P. F. hohen Almaty-Passes, welcher in gerader
Linie 30 Werst nach W. vom Talgarnyn-Tal-Tschoku lie-
gen mag. Auf der Südseite des Passes, in einer Höhe
von über 9000 P. F., bricht eine der Quellen des Kebin
aus einem schönen, grünen Alpensee hervor. Diesem schän-
menden Bach folgend führt der Pfad in das hier eirca 7000
P. F. hohe Kebin-Lüngsthal, das die nördliche und süd-
liche Alatau-Kette scheidet. 20 Werst westlicher fand ich
in der Nordkette den Keskelen-Pass nur 125 P, F. niedri-
ger als den Almaty (10,095 P. F.)N), Jenseits derselben
” Es giebt vigentlich wwei benachbarte Keskelen-Pässe; die Höhen-
bestimmung bezieht sich auf den höheren östlicheren.
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
verliert die Nordkette allmälig an Höhe und trügt keinen
ewigen Schnee mehr. Der viel bequemere Suok-Tübe-
Pass, 60 Werst weiter nach W., führt über die Nordkette
usch dem Tschu-Thal; bei seinem Übergange fand ich keine
Gelegenheit, seine Höhe zu messen, ich schätze sie aber
approximativ auf 7000 P. F.
Im Süden des 100 Werst langen Kebin-Thals, dessen
mittlere Höhe über 5000 P. F. sein mag, streicht die
siidliche Kette parallel mit der nördlichen. Hier- entspre-
chen dem Almaty-Passe der von mir unbesuchte Koy-
dem Keskelen der von mir durchgangene Düre-
nyn, der dem Keskelen an Höhe nur etwas nachzustehen
scheint. Dem Suok-Tübe-Passe entspricht in der Siidkette
kein eigentlicher Pass, sondern ein Durchbruch des Tschu-
Flusser, eine wilde Querschlucht, die man nur mit Mühe
und Noth passiren kann und ‘die von den Einheimischen
Buam genannt wird. -
Von dem Talgarıyn-Tal-Tschoku nach O. begegnet man
dem ersten Pass in der Nordketie in einer direkten Ent-
fernung von circa 50 Werst, Es ist der ÖOi-Djeilau-Pass
an der östlichen Quelle des Turgen, zu den Quellen des
Assy-Flusses über das Verbindungsjoch der Haupt- und
der sich nbeondernden Vorkette führend. Ich fand ihn
7750 P. F. hoch! Damit ist also die Nord-Haupikette
nicht überschritten; über dieselbe führen zwei Püsss; den
westlichsten, Tschin Bulak, den Quellen des Assy entspre-
chend, fand ich 8860 P. F. hoch; den über 10 Werst
weiter nach O. liegenden Djaman Bastan konnte ich beim
Durchgange nicht messen; er schien mir mehrere Hundert
Fuss niedriger zu sein. 50 Werst in gerader Richtung
von Oi-Djeilau nach W. hat man wegen der Unzugäng-
lichkeit des Tachilik-Durchbruches die beiden ganz frei ge-
wordenen Parallelketten Boguty, Fortsetzung der Vorkette,
und Turaigyr, Fortsetzung der Hauptkette, in für die Last-
thiere ziemlich bequemen Pässen zu überschreiten, Ich
fand den Seyrek-Tar-Pass der Boguty-Kette 4800 P, F.
hoch, den Turaigyr-Pass circa 6150 P. F. und die dürre,
sandige *Platenu-Steppe, welche die beiden Ketten trennt,
eirca 3500 P. F. Das Djelanasch-Platesu, das die beiden
Hauptketten des Alatau transilensis trennt, hat nach mei-
nen Messungen an der Tschilik- Wendung (Suok-Togor)
3800 P. F., am Dijelanasch-Bächlein 4400 und an der
Mündung der oberen Merko in den Keghen 5000 P. F,
Die Dalaschik-Zwischenkette, welche die Längsthäler
der Djenischke und Tachilik trennt, . bildet einen ununter-
brochenen, sehr wenig von seinen Pässen eingeschnittenen
und an mehreren Stellen passirbaren Rücken dar, den ich
am Mai-Bulak-Passe bei einer Höhe von eirca 7540 P. F.
überschritt. Der höchste Punkt der Dalaschik-Kette über-
steigt kaum 9000 P. F. Von der Haupt-Südkette ist sie
BBU,
P. v. Semenow's Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
durch das 100 Werst lange Tschilik-Thal getrennt, dessen
mittlere Höhe ich auf 5000 P. F. schätze.
In der östlichen Alatau-Südkette finden wir nur fünf
Pässe. Der Santasch, welcher das südöstlichste Ende der
Kette bildet und eigentlich eine Plateau-Verengung zwi-
schen dem Östende der Alatau-Südkette und dem Vorge-
birge des Thianschan ist, erreicht an der Wasserscheide
der Balkasch- und Issyk Kul-Gewüsser 5630 P. F. Der
20 Werst westlichere Tabulgaty ist schon circa 8460 P. F,,
der circa 30 Werst noch westlichere Schaty circa 9650
P. F. und der 12 Werst noch westlichere Kurmety 10,210
P. F. Der 10 Werst noch westlichere Kndurgu-Pass ist
yon mir unbesucht und ungemessen geblieben. Weiter
nach W. existirt, so viel ich weiss, bis zum Koy-ssu in
der Südkette kein Pass mehr und ihr Kamm ist mit
ewigem Schnee bedeckt. Es scheint doch kein Gipfel die-
ser Kette 12,500 P. F. zu überschreiten und am Büdab-
hange trägt die ganze Südkette nur wenig Schnee. Die
hohen, schneebedeckten und unpassirbaren mittleren Theile
des Alatau transilensis haben also in der südlichen Kette
zwischen den Kudurgu- und Koy-ssu-Pässen 70 Werst
und in der Nordkette zwischen den Almaty- und Tschin-
Bulak-Pässen 80 Werst. Es giebt keine Gletscher im
Alatau transilensis.
4. Der Thianschen und das Issyk Kul-Plateau. — Dos
Thianschen-Gebirge, das mächtigste der von uns zur Be-
trachtung gezogenen Alpenländer, ist vom Alatau trans-
ilensis durch ein circa 70 Werst breites und 230 Werst
(vom Suntasch bis zum Buam) langes Plateau getrennt, in
welchem sich das schöne, über 150 Werst lange und bis
eirca 50 Werst breite Becken des lssyk Kul majestätisch
ausbreitet. Der Issyk Kul-See liegt in einer absoluten
‘Höhe von: 4200 P. F.; seine Gewässer sind brakisch und
fast ungeniessbar. Das Klima des umgebenden Piateau’s
ist beträchtlich rauher als das der Ili-Niederung. Den
ersten Schneefall am Issyk Kul-Sce im Jahre 1856 beob-
achtete ich am 24. September; denselben Tag regnete es
nur in Viernoie und das Thermometer fiel nieht unter
9°C, Im der Di-Niederung liegt der Schnee gewöhnlich
vom Anfang Januar bis Ende Februar, am Issyk Kul-
Plateau vom Ende November bis zum Anfang März. An-
fangs Mai, wo in Viernoie die Aprikosen schon verblüht
sind und die Apfelbäume in voller Blüthe stehen, friert
es noch bei Sonnenaufgang am Issyk Kul und der Ge-
brauch der Pelze ist unentbehrlich, Aprikosenbäume
wachsen auf dem Platesu gar nicht; nach den Aussagen
der Buruten wuchsen in viel älteren Zeiten, wahrschein-
lieh künstlich angebaut, einige dieser Biume am Urükty,
einem nördlichen Zuflusse des See's, allein von diesen
Bäumen findet sich jetzt keine Spur mehr. Sind es nicht
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1558, Heft IX.
|
|
359
Erinnerungen an Kultur wversuchende Nestorianische
Christen, welche im 13. Jahrhundert nach dem Zeugnisse
der berühmten Cstalanischen Karte ein Kloster am Nord-
ufer des Issyk Kul besassen? Den Apfelbaum, auch nur
künstlich angebaut, fand ich an zwei Stellen des Plateau’s,
an der Aksu-Arassan, einer heissen Quelle in einer Höhe
von 5500 P, F., und an der Kysil-Ungur-Höhle in einer
Höhe von circa 5000 F.
Auffallend ist es, dass der Issyk Kul trotz seiner hohen
Lage nie zufriert, wenn auch seine einzelnen Buchten
zuweilen ziemlich stark beeist sind. Es ist eine ähn-
liche Erscheinung wie beim Goktscha- See, welcher bei
einer 1500 P. F. hüheren Lage nur 2° südlicher liegt,
und die Ursachen dieser Erscheinung 'sind wahrscheinlich
nicht im Klima, sondern in andern Umständen, z. B. der
Temperatur des tiefen Seebodens, zu suchen.
Nirgends füllt das Gebirge unmittelbar gegen die Seo-
fläche und es bleibt immer zwischen dem Sceufer und dem
Gebirge ein Uferthal von 7 bie 20 Werst Breite. Nur
Eine Stelle macht davon eine Ausnahme, der Kesse Ssengyr
auf der Nordseite des See’'s nämlich, wo ein Sporn des
Alatau so dicht sich dem Seeufer nähert, dass zwischen
dem Seespiegel und dem ziemlich steilen Absturz nur für
einen breiten Weg Baum genug bleibt. Die unmittelbaren
Ufer des See’s sind in der Regel flach und sandig; an
einigen Buchten des Ostendes findet man wenig erhabene,
aber steile Abstürze, welche übrigens nur aus losen allu-
vialen Schichten bestehen, die, vom Wellenschlag zerstört,
recht oft zusammenstürzen. Die wenig zahlreichen Vor-
sprünge der Seeufer sind nur ziemlich flache Landzungen,
wie der Köke-Kulussun zwischen den Tüb- und Dzirgalan-
Mündungen und der Kara-Bulun am Südufer. Der erste
ist die flache Spitze des niedrigen Tasma-Rückens, der
andere desOrgotschor-Hügels; beide — Rücken und Hügel —
bieten keine Entblössungen von festen Gesteinen dar. Das
nördliche Uferthal des Issyk Kul heisst Kungey (nach Mit-
tag gewendete), das südliche Terskey (nach Mitternacht
gewendete). Schöne Gebirgsflüsse, über 40 an der Zahl,
im Alatau transilensis und im Thian entspringend, ziehen
diese Uferthäler quer durch und verwandeln den sonst
dürren Steppenboden in schüne Ackerländer. Die Flüsse
des Terskey sind grösser und wasserreicher, der ganze
Lauf dieser Flüsse ist immer von schönen Baumreihen be-
zeichnet. An sehr vielen Stellen besteht der Boden aus
unzähligen Geröllen, Kies und Sand. Die Schilfwälder
haben keine grosse Ausdehnung und finden sich nur an
den Seebuchten, dagegen bildet ein hohes Gebüsch —
die Hippopha# rhamnoides — häufig ziemlich dichte Wäl-
der in der Nähe des Sceufers. Im ganzen See giebt cs,
so viel ich weiss, keine einzige Insel.
47
- 360
Alle Vorsprünge und Sporne des Gebirges an beiden
Uferthälern, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, be-
stehen aus krystallinischen Felsarten und zwar aus Granit
und Syenit. Diese krystallinischen Gesteine sind nur von
einem sedimentären überlagert. Diess ist nämlich ein
schr zerreibliches Konglomerat, in welchem Quarz, Feld-
spath, Granitkürner und auch grössere Gerölle zu einem
mehr oder weniger zerreiblichen Gesteine verkittet sind,
Am schönsten ist dieses Konglomerat am Kysil-Ungur im
Zauku-Thale zu beobachten, wo es ziemlich fest ist und
in mächtigen Schichten, welche von ONO, nach WSW.
streichen und unter 30° nach NNW. fallen, überlagert.
Ich kann dieses Konglomerat, offenbar modernen Ursprun-
ges, nicht anders denn als eine Seebildung des Issyk-Kul
erklären. Wie ist sie aber bis zu einem um mehrere Hun-
dert Fuss über den Scespiegel sich erhebenden Niveau zu
Tage gekommen? s
Der an Zuflüssen so reiche Issyk Kul besitzt gegen-
wärtig keinen Ausfluer. Die Meinung der Geographen,
welche den Tachu als solchen betrachteten, hat sich als irrig
erwiesen. Der Tschu entsteht aus zwei bedeutenden Stamm-
flüssen, dem im Alatau transilensis entspringenden Kebin
und dem in der Thianschan-Nordkette entspringenden
Koschkar. Als ich bei einem sehr beschwerlichen Ausfluge
den Lauf des Koschkar erforschte, ging ich stromaufwärts .
bis zu seinem grössten Annüherungspunkte zum Issyk Kul.
Der Koschkar, aus den Vorgebirgen des Thianschan sich
befreiend, erreicht wirklich das Issyk Kul-Plateau, wendet
sich aber, statt sich in den See zu ergiessen, nach NW.
und durchbricht in einer schrecklichen Engschlucht, Buam
genannt, die Fortsetzung der Alatau transilensis Südkette,
um sich dann mit dem Kebin zu vereinigen. Es bleibt
zwischen der Koschkar-Wendung und dem Issyk Kul-Ufer
ein fast flacher Raum von hüchstene 5 Werst und der
Spiegel des Koschkar ist ein wenig höher als die Fläche
des Issyk Kul-See’'s. Aus dem Sumpfe, welchen die Ge-
wässer des Koschkar an seiner Wendung bilden und
nähren, fliesst ein Büchlein — Kutemaldy genannt — zum
Issyk Kul-See. Weiter giebt es keine hydrographische
Verbindung zwischen dem Issyk Kul und dem T'schu-System,
Bei einem um ein Paar Hundert P. F, höheren Weasser-
stand des Soe's wäre der Tschu wirklich ein Ausfluss des
Issyk Kul. Wenn dagegen die Buam-Schlucht nicht vor-
handen wäre, so könnte der Wasserspiegel des Issyk Kul
ohne Hinderung um mehrere Hundert Fuss höher sein.
Betrachtet man diese Schlucht näher, so kömmt man in
Verlegenheit, wenn man erklären will, wie der jetzige
Koschkar-Fluss s0 einen grossartigen Durchbruch bewirken
konnte. Da findet man sich schr geneigt, diesen Durch-
bruch durch die Hypothese eines früher viel höheren
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
Seewasserstandes zu erklüren, wobei die Gewässer des
Issyk Kul, diesen Durchbruch bewirkend, sich theilweise
ausleerten und die erwähnten Konglomerat-Schichten ent-
blössten. Wie ist aber der Seespiegel unter das jetzige
Nivean des Koschkar gekommen? Es scheint dieser Um-
stand für die gegenwärtige Abnahme des Wasserstandes
im Issyk Kul zu sprechen. Spuren von alten Uferrändern,
übrigens nur in geringer Entfernung vom jetzigen Seecufer,
habe ich auch an einigen Stellen beobachtet. Es existirt
aber ein Umstand, welcher im Gegentheil am einfachsten
durch eine gegenwärtige Zunahme des Wasserstandes zu
erklären wäre. Am Östende des Issyk Kul nämlich, in
der Nähe der Tüb-Mündung, sollen nach Aussagen der
Buruten Trümmer einer alten Stadt unter dem Wasser-
spiegel liegen. Man sieht diese Trümmer, behaupten die
Boruten, nur bei niedrigem Wasserstande, und auch dann
muss man noch eine halbe Werst im seichten Wasser
reiten, um diese Ruinen zu erreichen. Vergebens habe
ich dieselben an der Tüb-Mündung gesucht; die Lokalität
war mir nicht näher bezeichnet worden und es war nicht
möglich, zu entscheiden, ob diese Ruinen wirklich durch eine
allmälige Erhöhung des Seespiegels ins Wasser gekommen
sind. In den Volkslegenden ist auch von einer Stadt am
Östende des Issyk Kul, welche aber in den See gestürzt
ist, die Rede. Es wäre recht gut möglich, dass eine Verin-
derung im Laufe des hier bedeutenden Tüb-Flusses einen
Theil des aus sehr losem Alluvium bestehenden steilen
Seeufers niedergerissen und eine sich dort befindende Stadt
unter den Wasserspiegel des Tüb-Liman gebracht hätte. ®o
wäre die Erscheinung ohne gegenwärtige Zunahme des
See's erklärbar. Merkwüpdig schien mir noch das Zeug-
niss eines Buruten-Sultans, welcher mir versicherte, dass
an einer Stelle des Tasma (flacher Rücken, der die paral-
lelen Tüb- und Dzirgalan-Flüsse trennt), unweit der Dzir-
galan-Mündung, heisse Dümpfe hervorbrüchen. Von dieser
Erscheinung habe ich keine Spur entdecken kömen; &
besteht der Tasma aus allurialem Lehm- und Sandboden,
feste Gesteine kommen hier nicht zu Tage; an Einer Stelle
des Tasma wird von den Buruten zuweilen Gyps gewon-
nen. Weder in den Geröllen der Issyk Kul-Zuflüsse noch
in anstehenden Gesteinen der benachbarten Theile des
Thianschan und des Alatau sind irgendwo vulkanische
Felsarten vorhanden.
Betrachtet man den geognostischen Bau des Tüb-Dzir-
galan-Plateau’s oder des Längsthales, welches das östliche Ende
des Issyk Kul-Plateau's bildet, so findet man, dass hier die
sedimentären paläozoischen Gesteine nicht unter den Issyk
Kul-Bildungen verborgen geblieben sind. An allen Spornen
und Vorsprüngen der beiden Gebirge (Thianschun und
Alatau transilensis) tritt nämlich der Kohlenkalk mit seinen
P. v. Semenow's Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
churakteristischen Versteinerungen und seiner Streichung von
ONO. nach WSW,, als oberes Glied der sedimentären paläo-
zoischen Formationen, zu Tage, Am Südabhange des Alatau
transilensis fält er mehr oder weniger steil nach 8. und
am Nordabhange des Thianschan nach N. Es ist also die-
selbe synklinale Lagerung wie im Tschilik-Längsthale zwi-
schen beiden Alatau-Hauptaxen, Schneidet man am Nord-
abhange des Thienschan die steil gehobenen peläozoischen
Schichten quer durch, wie z. B. am Aksu-Querthale, so
etösst man wieder auf dieselbe Granit-Syenitaxe, welche
wir im Zauku-Thale auf der Südseite des Issyk Kul un-
mittelbar von dem lssyk Kul-Konglomerate überlagert fan-
den. In der Nühe der Kontaktfläche der krystalfinischen
und paliozoischen Gesteine bricht im Aksu-Thale aus dem
Granit eine heisse Quelle (Arassan) von ungefähr 40° C.
hervor. Solche heisse Quellen gehören im ganzen Gebiete
zu nicht sehr seltenen Erscheinungen.
Was den orographisch-geognostischen Bau des Thian-
schan selbst anbetrifft, so ist mir derselbe nur aus vier - '
mehr oder weniger unvollständigen Querschnitten bekannt,
geworden, nümlich den Zauku-, Aksu-, Karkara- und Tekes-
Querthälern. So viel ich daraus schliessen kann, besteht
der von mir besuchte Theil des Thianschan aus zwei
parallelen krystallinischen Granit-Syenitaxen, von denen die
südlichste dem Hauptkamme des Gebirges, die nördliche
dem Kamme einer Art parallelen Vorkette entspricht.
Zwischen diesen krystallinischen Axen sind die sedimen-
tären, ausschliesslich paläozoischen Gesteine reichlich ver-
treten und zuweilen zu kolossalen Höhen gehoben, wie
z. B. der Versteinerung-führende Kohlenkalk am Tuz-kok-
djar bis zu 9500 P.F. Es bilden diese gehobenen sedimen-
türen Gesteinslager zwischen den beiden krystallinischen
Axen ein System von synklinalen Längsthälern, welche
sämmntlich über der Baumgrenze sich erheben und auf
8500 bis 9000 P. F. mittlerer absoluter Höhe geschätzt
werden können. Alpenwiesen, von schönen Hochalpenblumen
bewachsen, Alpensee’'n, welche den grössten Theil des
Jahres beeist bleiben, ruhig fliessende, oft milchweise
Gletscherbäche zieren diese son#t kalte, baumlose, men-
schenlecere, wüste, unheimische Gegend. Argali, Antilopen,
Bären und Murmelthiere sind die einzigen Thiere, welche
hier noch zu hausen wagen. Die Quer- und Diagonal-
joche und Gebirgsknoten, welche diese Längsthäler durch-
ziehen, verbinden mannigfaltig den hohen Hauptkamm mit
der um ein Paar Tausend Fuss sich über die Thäler erhe-
benden Vorkette, verwischen die Schärfe ihrer orographi-
schen Trennung und verhindern hier die Ausbildung eines
einfachen Flussthales, wie bei dem Alatau transilensis, a0
dass man zuweilen die beiden parallelen Axen nicht mehr
orographisch, sondern nur geognostisch unterscheiden kann.
361
Es ist leicht begreiflich, dass der in verschiedene Längs-
thäler ausgebildete Raum zwischen diesen Axen das reichste
Reservoir für die aus Gletschern und ewigem Schnee des
Hauptkammes hervorbrechenden Quellen bildet. Diese Ge-
wässer, zu mehr oder weniger bedeutenden Alpenbächen
zusammenfliessend, folgen zuerst der Richtung der par-
tiellen Längsthäler, stossen dann aber auf natürliche Hin-
dernisse und sich allmälig nach N. oder 8. wendend bre-
chen sie entweder durch die Vorkette zu den Balkasch-
und Issyk Kul- oder durch den Hauptkamm zu den Lop-
nor- und Aral-See- (Syr Daria) Wassergebieten. Natür-
licher Weise ist die viel niedrigere Vorkette von zahlrei-
cheren Flüssen durchbrochen als der Hauptkamm. So
kann ich x. B. die Flüsse Karagol, Kapkak, Kokdjar, Kar-
kara (System des Balkasch), Tüb, Dzirgalan, Turgen-Akau,
Aksu, Zaukutschak, Kaschkassu und Zauku unter den die
Vorkette durchbrechenden nennen; dagegen durchbrechen
den Hauptkamm, so viel ich weiss; nur der südliche Mus-
sart, der Sary-Djas und ein Paar Quellen des Naryn.
Der Hauptkamm des Thianschan ist wieder in sei-
nem ganzen Verlaufe nicht einfach, zwischen dem Sary-
Djas-Durchbruch und den östlichen Quellen des Naryn
scheint er sich zu gabeln und verläuft weiter nach W. in
zwei Parallelkimmen, durch das bedeutende Längsthal des
Naryn getrennt. Hier hat der Thianchan bedeutend
an Höhe verloren, und wenn auch’ seine Hauptkämme un-
unterbrochen ewigen Schnee tragen, so scheint mir die
Gipfelhühe bis zum Meridian des Issyk Kul-Westendes auf
dieser Strecke nirgends die absolute Höhe von 15,000 P. F.
zu überschreiten. Nach den Aussagen der Kaschgarier
scheint der Nordkamm den Südkamm etwas un Höhe zu
übertreffen. Daugegen östlich von den Quellen des Naryn,
jenseits des Sary-Djas-Durchbruches, da wo die beiden das
Naryn-Thal begrenzenden Kämme zu einem mächtigen
Knoten verschmolzen sind, erreicht das Gebirge eine wirk-
liche Riesenhöhe. Einer Riesen-Citadelle ähnlich thürmt
sich hier die schöne Tengri-Gruppe hoch über den Thian-
schan-Rücken. Ein ungeheurer, fast unbemakelter, kon-
tinuirlicher Schneemantel bedeckt die ganze Gruppe und
umhüllt die unzähligen Kolosse des Gebirges, unter wel-
chen der Tengri-Khan — der Geisterkönig — die erste,
würdigste Stelle einnimmt. Ich schätze seine Höhe auf
circa 20,000 P. F.; die Schneegrenze habe ich am Nord-
abhange des Tengri auf einer Höhe von 11,540 P. F.
gefunden. Ich habe früher immer die Existenz wirklicher
Alpengletscher im trocknen Klima Inner-Asiens bezweifelt,
allein dieser Zweifel ist hier am Nordabhange der Tengri-
Gruppe völlig verschwunden. Zahlreiche Gletscher speisen
die verschiedenen Quellen der Flüsse Sary-Djas, Kapkak,
Karagol und Mussort. Die nothwendigsten Bedingungen
u.
362
der Gletscherformation, eine ungeheure Anhäufung des
: ewigen Schnee’s und eine kesselformige Erweiterung in
den Hintergründen der Querthäler, sind hier reichlich vor-
handen. Es haben sich hier also wirkliche alpine Gletscher
erster Ordnung und sogar Gletsehermeere von grosser Aus-
dehnung ausgebildet. Ich war glücklich genug, drei solche
grosse Gletscher und ein Gletschermeer zu besichtigen.
Es scheinen diese Gletscher an Dimension denen der
Schweizer Alpen gar nicht nachzustehen. Die absolute
Höhe, bis zu welcher sie aber hinabsteigen, beträgt 9500
P. F., also nur 2000 P. F. unter der Grenze des ewigen
Schnee’s, während dagegen in den Schweizer Alpen der Un-
terschied zwischen der Schneegrenze und der niedrigsten
Grenze der Gletscher über 5500 P. F. beträgt. Die Thäler,
in welchen die Gletscher des Tengri münden, sind so flach
und breit, haben ein #0 unbeträchtliches Fallen, dass diese
sich hier leichter in Gletschermeeren nach allen Seiten hin
ausbreiten können, als vorwärts schreiten. Die Seitenmo-
ränen der Gletscher sind grossartig ausgebildet, die Spalten
eben so tief und von eben so grossen Dimensionen als in
den Alpengletschern. Nur fehlt ihnen das schöne Blau
der Alpengletscher gänzlich; das Eis ist blasig und von
einer hellgrünen Farbe. Kührt diess nicht vielleicht von
der geringen vertikalen Entfernung des Gletscherendes
von der Firnregion her?
Die Vorkette des Thianschan ist, wie wir schon oben
bemerkt haben, von zahlreichen Flüssen durchbrochen.
Folgt man diesen (uerthälern stromaufwärts, so gelangt
man zu dem Längsthäler-System, ohne wirkliche Pässe
überschreiten zu müssen. Da aber der Hauptkamm auch
von einigen Flüssen durchbrochen ist, s0 wäre derselbe
auch vermittelst seiner Querthäler zu passiren und dann
wäre die Wasserscheide dieser Gewässer auch zugleich
Passhöhe und Kulminationspunkt des ganzen Weges, So
ist es auch wirklich der Fall mit dem Zauku-Passe, wel-
eher zugleich Haupt- und Wasserscheidepass des Gebirges
ist und dessen absolute Höhe ich zu 10,430 P. F. fand. Öst-
licher aber, wo der Hauptkamm viel höher wird, fliessen
die wenigen Flüsse, welche, wie der Sary-Djas, den Haupt-
kamm nach 8. durchbrechen, in #0 tiefen Engschluchten,
dass es ganz unmöglich war, durch sie Beitpfade zu bah-
nen, &0 dass der Reisende hier genöthigt ist, den Haupt-
kamm in wirklichen hohen Gebirgspässen zu überschreiten.
Darum eben werden die Gebirgspässe östlich vom Zauku
auf einmal so hoch und liegen wahrscheinlich alle höher
als die Schneegrenze. Der Reisende, welcher den Quer-
thälern des Tekes oder des Karkara gefolgt ist, über-
schreitet die Wasserscheide zwischen diesen und dem Sary-
Djas im 10,800 P. F. hohen Kok-djar-Passe; statt aber
dem Sary-Djas zu folgen, wendet er sich nach WSW. und
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
überschreitet den Hauptkamm im Ischegurd-Passe, der auf
seinem Nordabhange ewigen Schnee trägt. Es scheint
aber, dass die Gabelung des Hauptkammes schon östlich
vom Ischegard Statt gefunden hat, da der Reisende den
südlichen Hauptkamm entweder im Kuulü oder im noch
westlicheren Kaitschi überschreiten muss. Auf beiden hat
man auch ein wenig ewigen Schnee zu überschreiten.
Diese beiden Wege, welche uach Usch-Turpan führen, sind
ausserordentlich beschwerlich. Weiter nach Ö. von diesen
Gebirgspässen liegt der berühmte Chinesische Mussart-Pass,
in welchem man auch den hier einfachen (nicht doppelten)
und gewaltigen Hauptkamm durch ewigen Schnee und
über einen Gletscher zu passiren hat; noch weiter nach
0. bis zur Bogdo-Oola-Gruppe giebt es im Thianschan
keine Gebirgspüsse mehr. Im Westen des Zauku-Passes
existiren zwei schr bekannte Wege über den Thisnschan.
Der erste führt den Koschkar stromaufwärts, überschreitet
den nördlichen Hauptkamm im Tlak-kol-Passe, übersetzt
den Naryn-Fluss und überschreitet den südlichen Haupt-
kamm im Rowatt-Passe. Diess ist der Weg vom West-
ende des Issyk Kul nach Kaschgar, Der zweite ist der
berühmte Karawanenweg von Kokan nach Kaschgar, der
aus dem Thale des Syr Daris ausgeht und folglich nur den
südlichen Hauptkamm des 'Thianschan überschreitet, in
dem Terek-Davan-Passe, der nach den Aussagen der Ko-
kanier und Kaschgarier über die Schneegrenze reicht. Es
lassen sich also die bis jetzt bekannten Pässe des Thian-
schan tabellarisch darstellen wie folgt:
Kok-djar. |
*Mussart. *lschegard. |Zauku.
*Kuulä. *Kaitschi,
Fünf davon erheben sich über die Schneegrenze. Aus-
ser den von mir besuchten Kok-djar und Zauku habe ich
noch die Höhe eines Passes im Thianschan gemessen.
Es ist nämlich ein Wasserscheide-Pass zwischen dem Kok-
djar (System des Karkara) und dem Tekes, also ein Sei-
tenpass hinsichtlich der Hauptaxe des Gebirges, der über
einen Ausläufer derselben führt. Dieser Tekes-Pass hat
doch noch 10,100 P. F. absolute Höhe.
Ulak-kol
Rowatt. |" Terek Davan.
IT. ERFORSCHUNG DES THIANSCHAN-GERIRGES BIS ZUM GIPFEL
DES ZAUKU-FASSES UND DEN TARAGHAI-QUELLEN DES NARYN
(sy DaRra).
(In der Ahtzung der Kals, Russ, Geogr. Gesellschaft vorgelsen.)
Als Mittelpunkt meiner Ausflüge im Thianschan im
Jahre 1857 wählte ich den Santasch, eine Lokalität am
Fusse der Thianschan-Vorberge, wo zu dieser Zeit ein
Russland ergebener Stamm der Buruten (schwarzen Kir-
ghisen) nomadisirte. Dieser Santasch ist ein 5600 P. F.
hohes Plateau, welches sich allmälig zwischen den Aus-
läufern des Alatau transilensis und des Thianschan ver-
P. v. Semenow's Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
engt, bis es endlich eine Art Wasserscheidepass zwischen
den Quellen der Kleinen Karkara und dem Tüb-Zuflusse
des Issyk Kul bildet. Am 6/18. Juni lagen auf der San-
tasch-Fläche hier und da an schattigen Stellen noch Haufen
unaufgethnuten Schnee’'s; die Flora trug einen subalpinen
Charakter, welcher sich ». B. in der Myosotis alpestris,
Viola biflora, Cerastium alpinum, Thermopsis alpina, Leon-
topodium alpinum, Primula nivalis und anderen Pflanzen
offenbarte. Bis zu Ende Juni waren die Nächte auf dem
Santaseh-Pleteau kalt und der Boden bei Sonnenaufgang
mit Reif bedeckt, was einen merkwlirdigen Gegensatz zum
heissen Klima der Viernoie-Festung bildete, wo die Apri-
kosen- und Apfelbäume schon lüngst verblüht waren.
Der Boden des Santasch-Plateau's ist sumpfig; am Fusse
der Auslüufer des Thianschan findet man einen kleinen
hellblauen See, füst immer von unzähligen Schaaren Was-
servögel, Enten und Kranichen, belebt. Dicht am west-
lichen Seeufer erhebt sich ein Haufen offenbar von Men-
schenhänden aufgeworfener Steine, welchem die Lokalität
ihren Namen verdankt, da San-Tas (od. Santasch) gezählte
Steine bedeuten soll. Hier, so meldet uns eine Legende der
schwarzen Kirghisen, kam einst der Weltbesieger Timur
mit seinen Truppen vorbei, und sich in der Nähe seiner
Feinde fühlend wollte er von der Anzahl dieser Truppen
eine Idee haben. Zu diessm Zwecke befahl er jedem von
seinen Soldaten, einen Stein aufzuheben und alle diese
Steine auf einen Haufen zusammenzuwerfen. So entstand
ein Riesenhnufen. Als später die siegreichen, aber durch
schwere Kämpfe stark deeimirten Truppen Timur’s wieder
über dieselbe Lokalität gingen, befahl der Khan jedem
seiner zurückkehrenden Soldaten, von dem Haufen einen
Stein wegzunehmen, und so nahm der Haufen seine jetzige
Dimension an und drückte die Anzahl der auf den Schlacht-
feldern gebliebenen Krieger aus, Auf diese Weise ent-
stand zugleich ein Denkmal der Tapferen. In der That
unternahm Tamerlan aus Samarkand in den ersten Jahren
des 15. Jahrhunderte ein Paar Feldzüge in das Ili-Thal;
er drang nicht, weiter als bis zum Borotale-See. Die Santasch-
Legende ist für die Geschichte nicht unwichtig, da sie für
einen Kenner dieses Theils von Asien Timur’s Marschroute
vollständig wieder herstellt. ö
Unmittelbar über dem Santasch im 8. erheben sich die
Vorberge des Thianschan, aber ihr Ansehen ist dennoch
nicht besonders grossartig, da die nicht sehr hohen Vorberge
den Hauptkamm und seinen ewigen Schnee verbergen, und
nur an einigen Stellen glänzen kleine Schneefelder auf
den entferntesten Gipfelhöhen. Die Vorberge des Thian-
schan fallen ziemlich steil zum Santasch, zeigen aber
keine Entblössunger und sind mit einem dichten Teppiche
grüner Kräuter und farbenreicher Blumen der subalpinen
x
363
Zone bewachsen. Die Nadelholzwälder bestehen aus-
schliesslich aus der Picea Schrenkiana und von Laubhöl-
zern fällt vorzüglich die schüne Vogelbeere (Borbus) ins
Auge, welche zu dieser Zeit in voller Blüthe stand. Sträu-
cher giebt es hier viele: die Berberis heteropoda mit
schwarzen Beeren, viele schöne Lonicera-Arten, die ge-
schmacklose Ribes alpina u. ®. w.
Auf den reichen subalpinen Wiesen des Thisnschan
weideten die schönen Heerden der Buruten des Bogu-
Stammes und am Fusse der Vorberge, um See und auf
dem ganzen Plateau waren ihre zahlreichen Aulen zer-
strent, aus weissen Filzjurten mit ziemlich flachen Kup-
peln bestehend. Der Haupt-Manap !) des Bogu-Stammes,
der 70jährige Burambai, welcher noch vom Kaiser Tao-
Kouang den Chinesischen Fürstentitel erhielt, begegnete
mir noch 20 Werst vor Santasch, um seine unterthünigste
Gesinnung gegen die Russische Regierung auszudrücken.
In den Augen der Bogu, welche schon zu Russischen Un-
terthanen geworden sind, war ich ein längst gewünschter, .
längst erwarteter Stellvertreter des Russischen Schutzes
gegen den feindseligen mächtigen Sara-Bagisch-Stamm, der
seit drei Jahren seine schwächeren Nachbarn, die Bogu,
verheerte und sie endlich im Frühlinge 1857 von ihren
erblichen Weiden und Äckern am Issyk Kul bis über den
Santasch zu den Chinesischen Grenzen und den Ländern der
Grossen Horde vertrieb. Wenn ich auch gleich beim ersten
Zusammentreffen dem Manap Burambai und den ihn be-
gleitenden Häuptlingen erklärte, dass ‚mein Ziel ein ganz
friedliches wäre und dass ich zum Beschen der Gebirge
gekommen sei, wollten sie doch immer in meiner Person
den Repräsentanten der Russischen Macht sehen, deren erster
Einfluss sich für sie schon gleich wohlthätig erwiesen hat,
Ihre gehassten und gefürchteten Feinde nämlich (die Sara-
Bagisch), die ihre Länder von der Mitte des Issyk Kul
bis zum Santasch auf eine Strecke von circa 150 Werst
besetzten und ihre Reiterschaar von einigen Tausend Mann
schon bereit hatten, um die Bogu gänzlich zu ver-
niehten, entfernten sich in grosser Eile auf die Südseite
des Thianschan, als sie nur von der Ankunft einer Rus-
sischen Kosackenpartie eine natürlich entstellte und ver-
grösserte Nachricht erhielten. Die Sara-Bagisch verliessen
ihre besäeten Äcker und räumten ein Land von 250 Werst
Länge nur in Folge eines Gerüchtes über die Ankunft der
Russen. Diess war die Ursache, warum die Bogu mich
und den mich begleitenden Sultan Tezek aus der Grossen
Horde, der an der Spitze von 800 Reitern wirklich zur
Hülfe Buramba''s, nach dessen eigenem Wunsche, und mit
der Erlaubniss des Russischen Pristaws der Grossen Horde,
1) 80 viel als Sultan bei den gewöhnlichen Kirgbisen oder Kassuken.
364
ankam, als ihre Retter begrüssten. Dieser Umstand er-
laubte mir auch, einen Hlüchtigen Blick auf’ die Südseite
des Issyk Kul und in das Innere des Thianschan zu werfen.
Ein Paar Tage gingen mit Vorbereitungen zum Aus-
fluge hin. Meine zahlreichen Kameele und das Gepäck
liess ich in Burambai’s Aulen, von einigen Kosseken be-
schützt, zurück und den 9/21. Juni brach ich in Beglei-
tung des Malers Koscharoff, an der Spitze von 16 Ko-
sscken, mit, schönen frischen Pferden verschen, auf. Von
dem Santasch-obo (Steinhzufen) kamen wir zum Tüb-Flusse,
welcher, hier aus dem Thianschan hervorbrechend, sich
rechtwinklig nach W. wendet und ein breites Längsthal
hinabkommend zum Issyk Kul-See eilt. Der Reitpfad
übersetzt den reissenden Tüb und steigt auf den Kyail-
Kia, einen relativ niedrigen Pass, die flache Wasser-
scheide zwischen den parallelen Flüssen Tüb und Deirge-
lan, weich’ letzterer ebenfalls aus dem Thianschan hervor-
bricht und sich nach W. wondet, dasselbe breite Lüngs-
thal hinab zum Issyk Kul eilend. Diese Wasgerscheide,
welche sich hier dem Himmels-Gebirge anschliesst, streicht
in Form eines sehr flachen Rückens unter dem Namen
Tasma zwischen dem Tüb und Deirgalan das Längsthal
entlang und bildet endlich zwischen den Mündungen bei-
der Flüsse einen Vorsprung und eine flache Landzunge,
Köke-Kulussun genannt. Kysil-Kia heisst rother Pfad;
dieser Name rührt von der rothen Farbe der hiesigen
'thonigen Entblössungen her; feste Felsarten habe ich hier
nicht entdeckt. Die Gipfel des Kysil-Kia und einige sei-
ner Abhänge sind mit Fichtenwäldchen bewachsen und
die Aussicht von hier auf einige Schneegipfel der Thian-
schan-Vorkette macht sich schon grossartig genug. Nach
W. verliert sich das Auge in dem breiten und langen
wüsten Thale des Dzirgalan, welches trotz seiner .gross-
artigen Dimension und der unzähligen, in den glühen-
den Sonnenstrahlen glänzenden Flusswindungen traurig
und öde ist. Die breite Fläche scheint dürr und sonnen-
verbrannt zu sein; die Baumvegetation ist sparsam und
nur zwei unendliche Baumreihen zeigen den Lauf des
Dzirgalan und seines Zuflusses, des Turgen-Aksu. Eine
vereinzelte Fichte habe ich auch im Thale bemerkt. Recht
oft begegneten wir Menschen in diesem Thale, allein
ihr Anblick war bei weitem nicht erfreuend; Männer,
Weiber und Kinder in zerlumpten Kleidern, barfuss, blass
und abgemagert, kamen uns entgegen, zu Fusse, ganz ent-
kräftet, mit der Anstrengung der Verzweiflung, die nur
noch künstlich die schwindenden Kräfte anzuregen ver-
mag. Es waren Leute aus dem Stamme Bogu, welche
seit dem Frühling in Gefangenschaft der Sara-Bagisch sich be-
funden hatten und jetzt theilweise durch Auslösung und theil-
weise durch die eilige Flucht ihrer Feinde befreit über den
‚heissen und heilsamen Quellen berühmt ist.
P. v. Semenow's Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
Thiosuschan heimkehrten. Sie gehörten zu dem fast
total von den Sarn-Bagisch im Frühlinge 1857 ausgerot-
teten Geschlechte Kydyk. Das Geschlecht Kydyk war,
wie man mir erzählte, reich und konnte allein 3000 waf-
fenfühige Reiter liefern; seine Heerden und Tabunen ')
waren unzählig. Der, Bij (Häuptling) der Kydyk, Namens
Samssala, besass allein nicht weniger als 3000 Pferde.
Stolz und hochmüthig entzweite er sich mit seinem Ma-
napen Burambai und war unvorsichtig genug, mit seinem
ganzen Geschlechte sieh von demselben zu entfernen und
am SÖ.-Ende des Issyk Kul ganz vereinzelt niederzulassen,
Die Sara-Bagisch, welche alle Bewegungen ihrer Feinde
sorgfältig beobachteten, gingen um die Nordseite des Issyk
Kul herum, schnitten den Kydyk ihren Rückweg ab und
griffen unerwartet ihre schlecht vertheidigten Aulen an.
Ein punischer Schrecken ergriff die Unglücklichen; sie
flohen mit ihren Familien, Heerden und Jurten, wohin sie
nur konnten, und erreichten endlich, nachdem sie 600
Mann an Todten und 1200 an Gefangenen verloren hatten,
den Hochpass Zauku, von wo sie, dem System der
Hochthäler folgend, sich nach O. entfernten und an dem
Karkara sich mit den übrigen Bogu vereinigten. Die
Heerden und Tabunen der Kydyk kamen natürlicher Weise
unterwegs um und der hochmüthige Samssala kam unter-
thänig zu seinem Manapen, nachdem er nicht nur sein
ganzes Vermögen, sondern auch den grössten Theil seiner
Familie verloren hatte.
Vom Santasch bis zum Turgen-Akau, einem Zufluss
des Dzirgalan, rechnet man eine Tagereise, d. i. 30 Werst.
Am 10/22. Juni folgten wir dem Dzirgalan-Thal nach W.
Im Verlaufe der Tugereise überschritten wir drei Flüsse
Namens Djerges, und nachdem wir über 30 Werst zurück-
gelegt hatten, kamen wir zum Aksu, auch einem Zufluss
des Dzirgnlan, welcher unter den Buruten wegen seiner
Um eine die-
ser Quellen zu besichtigen, wendete ich mich nach dem
engen Querthbal des Aksu, welcher hier aus dem Thian-
schan hervorbricht. Fünf Werst von dem Ausgangspunkte
des Flusses aus dem Gebirge gebelte sich das Thal in
zwei Zweige. Der eine führt gerade nach S. zum Altyn-
Arassan (goldenen Arassan), der entferntesten von den bei-
den Quellen; es geht von da ein beschwerlicher Pfad zu
dem System der Längsthäler des 'Thianschan und zum
Ischegard - Passe des Hauptkammes. Der andere Zweig
führt nach 880. zur nächsten Quelle oder Alma-Arassan
(Apfel-Arassan), welche 5 Werst von der Gabelung ge-
legen ist. Der Pfad stieg steil bergauf; wir sahen über
uns die ersten Entblössungen von festen Gesteinen und
ı) Heerde von Pferden.
P. v. Semenow's Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
weit nach Westen, in der heilblauen Ferne, erblickte ich
die unendliche Fläche des Issyk Kul-See’s mit seinen bei-
den charakteristischen Buchten und der sie scheidenden
Landzunge Die Landschaft wurde immer enger und
ernster. Der Reitpfad hing über einer sehr tiefen Schlucht,
wo ein schäumender und tobender Gebirgestrom zwischen
den engen Feleen sich wand. Die entblössten Felsen
bestanden aus Granit, welcher gerade hier von ziemlich
steil nach N. fallenden Kohlenkalk-Schichten überlagert
war. Die felsigen Abstürze waren hier und da mit dunk-
lem Fichtenwalde dieht bewachsen. Endlich erreichten
wir den Arassan, und fingen an uns zum Aksu-Flusse hin-
abzulassen. Der Pfad scheint sehr beschwerlich in den
Granitfelsen eingehauen zu sein und ist nur mit Lebens-
gefahr für Reiter passirbar, Wir mussten von unseren
Pferden absteigen und sie am Zügel führen; kaum konn-
ten sie sich auf den glatten Felsen und Granitstufen hal-
ten, uns jede Minute mit ihrem Falle bedrohend. Glück-
licher Weise war der Absturz nicht lang. Die Landschaft
bei dem Alma-Arassan ist ausserordentlich eng; zwischen
dem reissenden Strom und der steilen Felswand bleiben
nicht mehr als 100 Fuss. Die heisse Quelle briebt unter
einem grossen Granitfelsen hervor und breitet sich gleich
in ein elliptisches Becken aus, 25 Fuss lang, 10 Fuss
breit und 3 bis 4 Fuss tief. Aus diesem Becken fliesst
ein Büchlein in den kalten, schäumenden Aksu. Um 7 Uhr
Abends war die Temperatur der Quelle 40° C, die
der Luft 15° C. und die Temperatur des Aksu-Wassers 11°,
Die absolute Höhe der Lokalitüt fand ich zu 5500 P. F.
Der Alma-Arussan ist von schattigen Bäumen umgeben,
unter welchen man aeuh ein Paar künstlich angebaute
Apfelbiume findet, welche noch in Blüthe standen. Daher
auch der Name der Quelle. Die Äste einer Weide hän-
gen malerisch über die Wasserfläche des Beckens. Das
Wasser hat einen schwachen Schwefelwasserstofigas-Geruch,
es steigen aber nur wenig Blasen darin auf. Alle um-
gebenden Biume werden für heilig angesehen und es hängen
an ihnen unzählige farbige Läppchen, die Opfer, welche
die Buruten dem Geiste dieser Quelle bringen. Unter
den Granitmassen, welche das Becken umgeben, fand ich
einen Stein, in den halbkreisfürmig eine gewisse Anzahl
halbkugliger Vertiefungen eingehauen waren; im Mitielpunkte
des Halbkreisos findet man eine Vertiefung von viel grüs-
serem Durchmesser. Unzweifelhaft war dies ein Opfer-
stein der Dzungsren. In der Nühe des Arassan ist eine
künstliche Höhle gebaut. Innerlich ist sie sehr niedrig,
halb verfallen, und enthält einige niedrige Bänke. Die
hölzerne Thüre ist mit einer ziemlich erhaltenen Tübeta-
nischen Inschrift verschen. Der Alma-Arassan bricht mit
den Arassanen des Dzungarischen Alatau und des Tarba-
1
365
gatai in schr analogen Umständen hervor, nämlich aus
einer plutonischen Felsart (Granit im Thianschan und
Dzungaren-Alstau, Dierit im Tarbagatai), in der Nähe ihres
Kontaktes mit einer sedimentären (Kalkstein oder Schiefer).
Am 11/23. Juni verliessen wir den Alma - Arassan.
Beim gefährlichen Besteigen der Felswand stürzte eins von
unseren Pferden in die Schlucht und kam dabei um. Es
war interessant, die Verzweiflung unseres Führers, eines
Buruten, dem das Pferd gehörte, anzuschen. Er weinte
wie ein Kind, umarmte und küsste sein Lieblingspferd und
nahm von ihm Abschied, als ob von ihm sein bester
Freund schiede, und schnitt ihm endlich die Ohren ab, um
sie als Andenken mitzunehmen. Vergebens suchte ich ihn
zu beruhigen, indem ich versprach, ibm ein viel schöneres
Pferd zu schenken. Der Kirghise, der sein ganzes Leben
zu Pferde zubringt, liebt dieses als seinen untrennbaren
Gefährten und Freund, so dass selbst die Persönlichkeit
des Pferdes in seiner Anhänglichkeit eine Rolle spielt. Als
unsere Karawane in Folge der kleinen Katastrophe noch
still stand und die Kosacken das Gepäck des verlorenen
Pferdes verpackten, ritt ich in Begleitung eines Kosacken
immer vorwärts, unmittelbar am Ufer des Aksu hin, bis ich
endlich das Vorgebirge verliess.. Lange suben wir uns
in der Erwartung unserer Karawane um. Endlich bemerk-
ten wir viel weiter am Aksu-Flusse abwärts eine Beiter-
gruppe, die den Fluss langsam übersetzte, Wir ritten, um
sie einzuholen, indem wir glaubten, dass es unsere Ko-
sacken wären. Als wir aber näher kamen, bemerkten wir
ihre langen Piken, welche in den Sonnenstrahlen glänz-
ten. Es war eine Buruten-Räuberbande, 25 Mann stark.
Ihnen zu entfliehen, war unmöglich; das Pferd meines
Begleiters hatte einige Minuten vorher das Rückgrat ge-
brochen und konnte keinen Schritt vorwärts gehen; ich
ritt also den Räubern entgegen. Nach einigen Worten
mit den Buruten konnten wir uns beruhigen; die kleine
Räuberbande bestand aus Bagu und gehörte zu einer 1200
Reiter starken Horde, die sich am Issyk Kul sammelte, um
die Sara-Bagisch, welche sich in die wildesten Schluchten
des Thisnschan im SW. des Issyk Kul und an den Naryn
zurückgezogen hatten, unzugreifen. Meine Ankunft schien
den Bogu schr viel Muth eingeflösst zu haben, da sie so
schnell zum Angriff übergingen. Die ganze Bande, welche,
ohne dass ich os gewusst hatte, sich am Issyk Kul sam-
melte, heimkehren zu Inssen, war schon zu spät und un-
möglich, wenn ich es auch recht herzlich wünschte, weil
ich voraus wusste, dass die listigen und kriegerischen
Sara-Bagisch die Bogu wieder schlagen würden. Der erste
Akt einer Kirghisischen Feindseligkeit besteht immer in
der Entführung der Pferde-Tabunen ihrer Feinde, dann
aber fingt won der Scito der letzteren eine verzweifelte
366
Verfolgung an, welche sich oft in eine blutige Schlacht
umwandelt. Da das Ziel meines Ausfluges die Ersteigung
des Zauku-Passes war, so konnte es recht leicht geschehen,
dass ich auf meiner Rückreise zum Iasyk Kul gerade in
dem kritischen Moment einer solchen Schlacht herunter-
käme, und da wäre meine schwache Eskorte von den zahl-
reichen Tabunen und den fliehenden Bogu in diese allge-
meine Flucht verwickelt worden. Um das zu vermeiden,
musste ich meine Zeit genau berechnen um zurückkehren
und an das Nordufer des Issyk Kul gelangen zu können,
ehe dio erwartete Begebenheit am Südufer geschehen konnte.
Am Nordufer war ich viel sieherer, da ich mich im Noth-
falle über die beschwerlichen Püsse des Alstau transilensis
auf die Nordseite desselben zurückzichen konnte. Als
meine Karawane ankam, beschleunigte ich unseren Marsch,
und nachdem wir an diesem Tage 40 Werst zurückgelegt,
wihlten wir ein Nachtlager am Djity-Ugus, einem Zuflusse
des Issyk Kul. Der Djity-Ugus bricht aus einem schönen
Querthale des Thianschan hervor, welches eine schöne
grossartige Aussicht auf die kolossalen Schneealpen des
Himmelagebirges eröffnet. In der Mitte erhebt sich der
Ugus-Basch (Ochsenkopf), von oben nach unten, wie die
Jungfrau von Interlaken aus gesehen, mit einer weissen
Schneedecke umhüllt und durch seine originelle Form aus-
gezeichnet. MBoechts vom Ugus-Basch erhob sich eine
Reihe felsiger, wegen ihrer steilen Abstürze nur theil-
weise. schneebedeckter Berge. Der schäymende, reissende,
ziemlich breite Strom, mit grossen Felsblöcken übersäet,
umarmt oft schöne, smaragdgrüne, dieht mit Sträuchern be-
wachsene Inseln und bildet einen der schönen, grossarti-
gen Landschaft entsprechenden Vordergrund des Bildes.
Das dichte Gesträuch der Djity-Ugus-Ufer und Inseln be-
steht aus Hippopha# rhamnoides, Cotoneaster multiflora, Ber-
beris heteropoda, Lonicera-Arten, einer Urntaogus-Art und
einer weissen Rose, von der hiesigen Liane -— (Clematis
orientalis — umrankt. Rund herum breitet sich eine
fruchtbare Ebene, die den Buruten als Ackerland dient,
aus,
Am 12/24. Juni überschritten wir den Djity-Ugus und
gingen weiter nıch W. Der Pfad steigt schr langsam
eine geneigte Fläche bergauf, sich dem Fusse des Thian-
schan nähernd, zwischen diesem und dem flachen Hügel
Orgotschor, welcher in den Issyk Kul-See etwas hervorragt,
sich in die flache Landzunge Karaburun verwandelnd.
In NW. und SW. erweitert sich die Aussicht mehr und
mehr und wird allmälig grossartiger und malerischer. In
NW. kann das Auge die ungeheure Fläche des Issyk Kul,
durch seine tiefblaue Farbe an den Genfer-See, vom Col
du Jaman gesehen, erinnernd, kaum übersehen; jenseits
derselben erhob sich wie eine steile Wand die Südkette
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
des Alatau transilensis mit ihren schwachen Einschnitten
und kleinen Schneefeldern, welche in den Sonnenstrahlen
glänzten. Im SW. dagegen erschien in einer unendlichen
Perspektive der ganz mit Schnee bedeekte Hauptkamm
des Himmelsgebirges. Die Basis des entferntesten Theils
der Kette war für das Auge des Beobachters durch den
Horizont weggesechnitten, so dass ihr weisser Schneekamm
unmittelbar aus den blauen Wellen des Issyk Kul empor-
zusteigen schien. 15 Werst vom Djity-Ugus füngt der
flache Sattel zwischen dem ÖOrgotschor und den Thian-
schan-Vorbergen an, gegen den Kysil-Fluss zu sinken !).
Noch 12 Werst weiter erreichten wir endlich den Zauku-
Fluss und wendeten uns in das Querthal desselben. Ge
rade da, wo der reissende Strom aus den Vorbergen heraus-
tritt, befinden sich zwei kleine, von Lehmmauern umgebene
Gürtchen des Manapen Burambai. Das eine hiess „Garten
der grossen Jurte” und gehörte seinen beiden älteren
Frauen, das andere „Garten der kleinen Jurte” und ge-
hörte den beiden jüngeren. Dieser einzige Versuch eines
Gartenbaues am Issyk Kul, von einem Nomadenrolke un-
ternommen, wäre höchst interessant, wenn er zu einem
Resultate geführt hätte, allein die Familienfeinde Burım-
boi’s — Manapen des Sara-Bagisch-Stammes —- zerstörten
sein Lieblingsnest im Zauku-Thale, ohne selbst die Obst-
gärtchen zu schonen. Nur jetzt, in der Abwesenheit ihrer
Feinde, leiteten die Bogu einen Irrigationskanal in die
Gärtchen und bald fingen die niedergehauenen Apfel-,
Aprikosen-, Pfirsichbiume und die Reben frisch. an zu
sprossen.
Sieben Werst höher gabelt sich das Thal und fängt
an, romantisch zu werden. Wir mussten der westlichen
Verästelung folgen, den Zauku stromaufwärts; der östliche
Zufluss heisst Zaukutschak. Gigantische Felsen, durch ihre
ziegelrothe Farbe und regelmässige, schwach geneigte
Schichtung ausgezeichnet, überhängen malerisch den Zu-
sammenfluss beider Gewässer. Sie bestehen aus Konglo-
merat. Die Lokalität heisst Kysil Ungur, d.i. rothe Höh-
len. In der That giebt es hier am rechten Ufer des
Zauku-Flusses zwei sehr geräumige natürliche Höhlen.
Eine von denselben ist theilweise künstlich als Menschen-
wohnung eingerichtet und am Eingange mit einer künst-
lichen Terrasse verziert. Die härtesten Konglomerat-Schichten
theilen sie innerlich in zwei und sogar drei Etagen. Eine
von diesen Etagen oder Balcons ist durch eine künstliche
Lehmwand in ein gerüumiges Zimmer verwandelt. Die
Höhle diente dem Manspen Burambai als Vorrathsmagazin
N Wahrscheinlich ist dieser Sattel in den von Al. r. Humboldt ge-
eumnmelten Marschrouten mit dem Namen Dungoroma bezeichnet, denn
es existirt weder Pass noch Berg dieses Namens im eigentlichen Thian-
schan.
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
und Winterwohnung. Die vom Rauch schwarz gewor-
denen Wände, eine vergessene hölzerne Schaufel und einige
Hausmäuse waren jetzt die einzigen zurückgelassenen
Spuren. In den innersten Theil der Höhle, wohin ein
enger Korridor führte, wagte Keiner von uns vorzudringen,
um nicht etwa einem geführlichen temporären Gast dieser
Höhle, Tiger oder Bär, zu begegnen. Kpysil-Ungur gegen-
über, an dem Zauku-Flusse, besass Burambai eine Mühle
und eine kleine Befestigung und weiter stromabwärts
schöne Äcker, von künstlichen Kanälen bewässert, aber
schon seit 1855 ist seine Lieblingsresidenz völlig ver-
wüstet.
Nicht ohne Mühe überschritten wir den reissenden
Strom und gingen das eigentliche Zauku-Thal nach SW,
entlang. Der Pfad kömmt dieht an der schroffen Kongle-
merntwand vorbei und steigt ziemlich steil auf die linke
Seite des Flusses. Um die nackten, steilen Felsen zu um-
gehen, welche sich hoch über den Flussspiegel erheben,
windet sich der Pfad in der Mitte des ziemlich steilen
Gehünges zwischen Felsen und Baumpartien hindurch.
Die Picea Schrenkiana ist hier nur mittelmässig verbreitet,
such gesellen sich Laubbäiume wie z. B. die Vogelbeere,
ein Paar Weidenarten und die Zitterpappel, dem Dunkelgrün
der Nadelhölzer zu. Die S8W.-Richtung des Thales ver-
wandelt sich allmälig in eine NNO.-Richtung. Der, Syenit,
welcher hier schon das Konglomerat vertritt, deutet dem
Reisenden an, dass er bereits die krystallinische Axe der
Thianschan - Vorkette durchkreust. Gigantische Syenit-
blöeke, welche von höheren Entblössungen heruntergestürzt
sind, beschwerten ausserordentlich unser Vorschreiten;
nachdem wir 6 oder 7 Werst vom Kysil-Ungur zurück-
gelegt hatten, fanden wir uns genötigt, die Höhe herunter-
zusteigen und den mit Wuth über die Felsen springenden
Strom zu überschreiten; dann folgten wir der Thalsohle
immer stromaufwürts. Die Landschaft ist noch wilder und
romantischer geworden. Das Querthal steigt gerade und
steil auf das Himmelagebirge und bildet eine grossartige
öchappde de vue auf die Schneealpen seines Kammes. Der
bei einem steilen Fall sich im Thale schlängelnde Ge-
birgsstrom glänzt in den glühenden Sonnenstrahlen in allen
seinen Windungen; schattige Fichtenwälder kommen von
beiden Seiten in das Thal herab und bilden von Zeit zu
Zeit schöne dunkelgrüne Barrikaden, die sich quer durch
dasselbe ziehen. Über die Nadelholzzone ragen, den Zacken
und Thürmen alter Festungen ähnlich, nackte Syenit-Fels-
kämme empor. An zwei Stellen zwischen diesen Zacken
stürzen Wasserfülle, welche wie der Staubbach sich in
Wasserstaub verwandeln, hinab, Der Pfad, der Thalsohle
immer bergauf folgend, geht ein paar Mal durch den schwer
passirbaren dunklen Nadelholzwald. Ein Reiter kömmt
Petormann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft IX.
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367
*
nur mit Mühe durch dieses Walddickicht, auf jedem Schritte
stösst er an die ihm den Weg versperrenden Fichtenäste.
Die Steine und Felsen sind mit einem weichen, feuch-
ten Moostoppich bekleidet; der dichte und junge Baum:
wuchs beweist dem Reisenden, dass auch hier, im Herzen
von Asien, die natürliche Entstehung und Entwickelung
der Wälder noch möglich ist. Die Flora des Nadelwaldes
trägt eiffen subalpinen Charakter. Die Hauptpflanzen sind:
die Anemone albana, Thermopsis alpins, Doronicum altai-
cum, eine schöne Wahlenbergia, einige Pedienlaris-Arten,
Primula longiscapa u. #». w. Da wo die kleinen, aber kla-
ren und frischen Büche langsam durch den dichten Moos-
teppich durchsickern, füllt dem Auge des Beobachters be-
sonders die schöne, grosse, purpurrothe Blume einer 'herr-
lichen Primuls auf, der ich zum ersten Mal im Thianschan-
Gebirge begegnete,
Das Thal behält denselben Charakter auf 15 Werst
Länge von Kysil-Ungur aufwärts, bis es sich wieder in
zwei Äste gabelt. Der eine, weniger bedeutende, kömmt
von den Alpen, welche man am Kopfe des Querthales
sieht, herab, der andere bedeutendere kömmt ron WSW,
aus einem Seitenthale, welches hinsichtlich der Gebirgsaxe
ein Längsthel ist und wirklich den Charakter eines Längs-
thales trägt. Indem wir üns nach demselben wendeten,
suchten wir uns hier cin Nachtlager in einer absoluten
Höhe von circa 7300 P. F. aus.
Am 13/25. Juni, 5 Uhr Morgens, war der Thermo-
meterstand nur 3,5° C. Ich verliess mein Zelt und den
grössten Theil meiner kleinen Karawane, welche wegen der
ermüdeten Pferde nicht gut vorwärts gehen konnte, und
brach selbst, in Begleitung des Malers Koscharoff, mit
fünf Kosacken, beiden Burutenführern und den besten
Pferden früh auf, um zum Gipfel des Zauku-Passes zu ge-
langen. Zehn Werst folgten wir dem Längsthal, welches
hier breit ist und nur wenig Gefälle hat; der Zauku fliesst
dasselbe ziemlich ruhig entlang. Die krystallinische Felsart
wird bald durch metamorphische, hauptsächlich Grünschiefer,
ersetzt; bald verschwindet die Eaumvegetation, ihre höchste
Grenze mit 7600 P. F. erreichend, gänzlich. Als wir
10 oder 12 Werst zurückgelegt, erblickten wir eine neue
Veränderung der Landschaft. Es fliessen hier wieder zwei
Alpenbäche zusammen. Der Zauku kommt von WSW, aus
der Fortsetzung des Längathales und der Kaschka-Ssu von
SSO,, aus einer wilden Querschlucht hervorbrechend. Wir
mussten diesem letztern Bache stromaufwärts folgen. Unser
Pfad ist viel gefährlicher geworden. Der Kaschka-Ssu
rollt bei ungemein starkem Fall seine schäumenden Wellen
über Felsen und Vorsprünge hinab. Nachdem wir fünf
Werst mit viel Schwierigkeiten emporgestiegen waren,
erreichten wir endlich das Ufer eines schönen, smaragd-
j «8
368 P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
grünen, kleinen Alpensee’'s. Rund herum drängten sich
die jühen Abstürze gigantischer Berge, welche ganz oben,
mehr als tausend Fuss über dem Secspiegel, von kühnen
Zacken der auf die Köpfe gestellten Schichten Grün-
schiefers gekrönt und hier und da von Alpenbächen dureh-
brochen waren, die in silbernen, sich in Wasserstaub ver-
wandelnden Kaskaden die Felsonmauer herunterstürzten.
Hinter uns im N. blieb schon die krystallinische Vorkette
des Thianschan mit ihren nur sporadisch aufgelagerten
Schneefeldern. Jenseits des SBeu’'s erklomm der Pfad
stufenweise einen gigantischen Haufen in chaotischer Un-
ordnung wild auf einander geworfener Felsenmassen und
Trümmer, welche eine Art Riesendamm quer über das
ganze Thal bildeten. Jenseits dieses Riesendammes kam
ein zweiter, viel höher gelegener, Alpensee. Der Kaschka-
Ssu, aus diesem Sec hervrorbrechend und in dem Riceen-
damm einem unüberwindlichen Hinderniss begegnend,
verschwindet in den Klüften dieser Felsen, um 15 oder
2 Werst weiter unten wieder aus den Steinen und der
Dammerde in der Nähe des niedern See’s herrorzubrechen.
Die Flora ist hier schon eine völlig alpine und die zwei
letzten Alpensträucher erreichen hier ihre Grenze. Es ist
nämlich die dunkelgrüne Juniperus pseudosabina und die
seltsame Caragana jubata, deren massive stachlige Stämme
mit schönen blassrosenfarbenen Schmetterlingsblumen, dich-
tem graugrünen Laube und langen soliden Stacheln aus
den Felsenklüften hervorbrechen. Die Färbung des höhe-
ren Alpensee’s ist blasser und trüber, aber die umgebende
Landschaft noch grossartiger und malerischer ala am un-
tern See. Von allen Seiten drängen sich die felsigen
jüähen Abstürze der gigantischen Berge und nur auf der
80.-Seite, wo diese Felsen aus wild über einander gewor-
fenen Granitblöcken bestehen, sahen wir zwischen den
Zacken der steilen Felswand ganz oben über. unseren
Häuptern einen leichten Einschnitt in Form einer Ambrakne.
Zu diesem Einschnitte steigt mühsam, sich in Zickzack
zwischen Granitfelsen windend, der enge Pfad hinauf.
Einer der Kolosee des Thianschan, sich von der Südseite
über diesen Pfad hinausschiebend, bildet eine schroffe
Felswand und droht den Reisenden mit seinen Schnee-
lawinen zu überschütten. Der ewige Schnee ist hier so
deutlich geschichtet, dass man seine Jahresschichten wie
die Jahresringe eines gefällten Baumes zühlen könnte,
wären sie nicht zu zahlreich. Zu den Schreeken unseres
Weges kamen noch Leichen von allen möglichen Haus-
thieren, wie Kameelen, Pferden, Hornvieh, Schafen, Böcken,
Hunden u. 8. w., die in ungeheurer Anzahl überall auf
der Strecke vom unteren Alpensee bis zum Gipfel des
Zauku-Passes durcheinander geworfen waren, in allen mög-
lichen Stellungen, welche nur ein plötzlicher. Tod einem
lebendigen Geschöpfe geben kann. Das schreckliche Bild
des Todes stand in voller Harmonie mit dem schauerlichen
Charakter der Landschaft und der eiskalten Atmosphäre,
die uns umgab.
Bis zum Gipfel des Zauku-Passes blieb uns nur eine
Stunde sehr beschwerlichen Weges, aber hier gerade er-
warteten uns alle Hindernisse. Eine Schneewolke um-
hüllte uns wie ein kaslter, nebliger, halbdurchsichtiger
Schleier von allen Seiten. Unsere Pferde, vor Angst zit-
ternd, zogen langsam, Schritt für Schritt, über die schar-
fen Steine und blieben jeden Augenblick ängstlich beim
Anblick einer neuen Leiche stehen. Wir waren genöthigt,
abzusteigen und sie um Zügel zu führen. Koscharoil's
Pferd rollte mit seinem Reiter von einem Felsen hinab,
wurde aber glücklicher Weise von einem Kosacken zurück-
gehalten und mein Reisegeführte war nur leicht am .Fusse
verwundet; mein Pferd stürzte auch von -einem Felsen
herunter und konnte stark blutend nicht mehr vorwärts
gehen; zwei Kosackenpferde blieben auch ganz matt und
müde bald stehen und wir erreichten nur die Hälfte der
Höbe über dem letzten Alpensee. Endlich fand ich mich
genöthigt, drei von meinen Kosscken mit einem Führer
hier zurückzulassen, und setzte meinen Weg nur in Be-
gleitung von Koscharoff und zwei Kosacken fort. Unser
Führer versicherte uns, dass es auf dem Gipfel des Zauku-
Passes so schwer zu athmen sei, dass man dort kaum eine
halbe Stunde leben könne, Endlich erreichten wir das
Ende des schrecklichen Pfades und erstiegen den Kulmi-
nationspunkt des Passes, wo eine unerwartete Landschaft
sich vor unseren Augen aufthat. Eine ausgedehnto Fläche
erweiterte sich nach allen Seiten, eine Art Hochlängsthal
zwischen dem Hauptrücken und der Vorkette des Thian-
schan bildend. Unmittelbar vor uns lagen zwei beeiste
See’'n, welche nur an ihrem Rande aufgethaut waren. Aus
einem Sce in den anderen floss ruhig und langsam die
Kaschka-Ssu und setzte eben so ruhig auch ihren Weg
fort, bis sie endlich, den Rand des Plateauw’s oder Hoch-
thales erreichend, mit einem Sprung in die Schlucht
stürzte und kaskadenmässig in den oberen Alpenace her-
“unterfie. Noch weiter, nur durch kleine Hügel von die-
sen beiden beeisten See’'n getrennt, lagen auf demselben
Plateau wieder andere See'n. Jenseits dieser See'n erhob
sich eine Reihe von Schneebergen, welche bei dieser gros-
sen absoluten Höhe nur als mittelmässige Hügel erschie-
nen. Ewige Schneefelder bedeckten sie dieht bis zur
Hälfte ihrer relativen Höhe. Wir setzten unseren Weg
noch 7 Werst fort bis zum 3., 4. und 5. See. Aus dem
3. und 5. kommen Bäche hervor, welche nach 8. zwischen
die Berge der Hauptkette fliessen, ziemlich flache Thäler
zwischen den Schneebergen bildend. Diese Flüsse sind
P. v. Semenow’s Erforschungsreisen in Inner-Asien im Jahre 1857.
nach der Versicherung meiner Führer, welche später auch
von Kaschgarischen Handelsleuten bestätigt wurde, zwei
von den zahlreichen Quellen des Naryn. Die eine wurde
mir Balta-Karanyn-Basch genannt, beide werden auch unter
dem Namen Taraghni bezeichnet.
Der Syr-Daria entsteht aus dem Zusammenflusse des
Naryn und Gulischan, von welchen -der erste auch der be-
deutendste ist. Einige von seinen Zuflüssen entspringen
also auf der Nordseite des Hauptkammes, eben so wie die
Quellen einiger Issyk Kul-Zuflüsse, von welchen sie nur
durch eine schwache Wasserscheide geschieden sind. In
derselben Weise entspringen weiter nach O. einige Zu-
flisse des Tarim, welcher sich in den Lob-nor ergiesst,
am Nordabhange des Thianschen, in der unmittelbaren
Nachbarschaft einiger Ili-Zuflüsse. So bildet der Raum
zwischen dem Haupirücken und der Vorkette des Thian-
schan eine Art Wasserreservoir, das die Gewässer von
vier verschiedenen Uentral-Asiatischen Becken speiset,
nämlich dem Balkasch und Issyk Kul im N. und dem Lob-
nor und dem Aral-See im 8. ’
So.ist der Zauku zugleich Haupt- und Wasserscheide-
pass im Thianschan-Gebirge. Eine hypsometrische‘ Be-
stimmung gab mir hier 10,430 P, F. absolute Höhe, die
Schneegrenze hält sich hier circa 1000 P. F. höher. Die
Flamme knisterte und brannte ungleichmässig beim Sieden
des Wassers, ich habe aber keine besondere Mühe beim
Athmen gespürt. In der Nähe der See’'n blühten einige
schöne Hochalpenpflanzen, wie 2. B. der Ranunculus fra-
ternus, Oxygraphis glaeialis, Hegemone lilasina, Chrysosple-
pium glaciale n. sp., einige Pedicularis- und Draba-Arten,
Dracocephalum Altaicum u. s. w. Wir blieben 24 Stunden
an den beeisten See’n. Zuerst hatte der Wind alle Wol-
ken weggeweht, dann sammelten sie sich aber wieder.
Ich hatte den grössten Wunsch, auf die Südseite dos Thian-
schan hinabzusteigen, musste ihn aber aufgeben, denn die
Sicherheit meiner kleinen Eskorte lag zu sehr auf meinem
Gewissen. Gegen meine Prineipien hatten wir uns ohne-
diess in drei Theile geschieden, deren jeder beim Zusam-
869
mentreffen mit einer Buruten-Räuberbande in grosse Ver-
legenheit gekommen wäre. Man musste auch an naseren
Rückweg und Nahrungsmittel, deren wir schr wenig be-
sassen, denken. In Folge dieser Ursachen kehrte ich um,
den müden Schritt meines Pferdes beschleunigend. Nach
zwei Stunden erreichten wir wieder den Plateaurand und
kamen unseren schrecklichen Pfad zum Kaschka-Ssu-Sce
herab, wo wir mit Freude unsere vier Kosacken erblick-
ten, welche ruhig ihren Thee tranken. Fast hatten wir
das Lager erreicht, als ein fürchterliches Getöse und ein
dem Donner ähnliches Krachen über uns ertünte. Unsere
Buruten setzten sich in eine komische Flucht in der Rich-
tung des Soe’s. Eine ungeheure Schneelawine rutschte
schwer von der Hochslp heruuter und in einer geringen
Entfernung vor uns vorbei. Trotz aller Eile erreichten
wir erst apit nach Sonnenuntergang glücklich unser
Hauptlager.
Den nächsten Tag, am Abend des 14/26. Juni, stand
ich schon dicht am Issyk Kul-Ufer, an der Kysil-Ssu-Bucht.
Drei Tage später erreichte ich den Kungey, d. i. das Nord-
gestade des Issyk Kul, und erforschte die hohen Pässe der
Südketto des Alatau transilensis. Hier erfuhr ich die
unglücklichen Resultate der Bogu-Expedition. Alles ge-
schah, wie ich es vorhergesehen hatte. Die Sara-Bagisch
konnten zuerst die Entführung ihrer Tabunen nicht ver-
hindern, holten aber die Bogu bald ein, schlugen sie aus-
einander und zerstreuten sie nach allen Seiten. Noch drei
Tage später, als ich in die Aulen Burambai's zurückgekehrt
war, ritten jeden Augenblick neben meiner Jurte die be-
staubten Reiter vorbei; viele waren verwundet, andere
weinten bitterlich über den Tod ihrer Brüder oder Söhne,
Ein Batyr (Krieger) kam zu mir, um sich über die Sara-.
Bagisch zu beklagen, welche ihm Nase und Oberlippe be-
schnitten hatten. In ein Paar Tagen kamen auch die Ge-
sandten der Sara-Bagisch und es wurden Unterhandlungen
über einen Friedensvertrmg angeknüpft, wobei ich die
Rolle eines Vermittlers zu spielen genöthigt war.
48*
870
Die Habab-Länder am Rothen Meere.
Die Habab-Länder am Rothen Meere.
Bericht des K. K. Österreichischen Generalkonsuls für Central-Afrika, Th. v. Henglin ').
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Fern HAMASEN
SER AU:
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Skizze der Habab-Länder % (nach einer Originnlkarte Th. v. Heuglin's), — Maasssteb 1:5.000,000,
A, — Adon. & — Gos Raidjeh Md. — Maldare.
A.B. — Ade Bars. Ka. — Kassaln, EB — Batıaklın.
B. A, — Badür Aula. K. — Keren, Sa, — Bulle,
F. — Falkar, M. — Monan, z — Zug.
Aa. — Mussams,
Im Norden der Abessinischen Provinzen Hamesen und
Seraui), nach Osten vom Rothen Meere, nach Nord durch
die Türkische Provinz Sauakin und nach W. durch die
zum Ägyptischen Sudäin gehörige Mudirie Taka begrenzt,
also etwa zwischen dem 16° und 19° 8. Br. und 36°
30° bis 38° 80° Ö. L. von Greenwich, liegen die heu-
tigen Wohnsitze der Habab-Stämme und anderer aus Abes-
sinien und vielleicht noch weiter aus Süden her ausge-
wanderter Völker, eine von Europäischen Forschern bis
') Datirt: Massuns, im August 1857; erhalten in Gotha 11. April 1868.
%) Über diese Gegenden liegen uns verschiedene andere ganz neue
und wichtige Angnben vor, die wir in einer grössern Karte zusammen-
stellen werden. A. P.
9 Jene Provinsen Nord-Tigreh's gehörten früher zur Herrschaft: des
Bahernsgaseh, d. h. „König des Moeres”, unter welcher Bezeichnung
sie auf ältern Karten figuriren,
jetzt kaum beachtete Landschaft von nicht geringer Flä-
chenausdehnung und dichter Bevölkerung. — Nach der
Seeseite ist sie umgeben von einem meist flachen und
kahlen, mit Flugsand bedeekten schmalen Wüstengürtel, der
sich nach W. zu an ein steil abfallendes Hochplatesu von
5- bis 6000 F. Erhebung anlehnt, welch letzteres mit den
Gebirgen von Nord-Abessinien zusammenhängt und nach
W. und NW. sich nach und nach in die Steppen des alten
Staates Mercö und der Bedja’s verläuft. Es scheint dieses
Plateau ganz der Urgebirgs - Formation ahzugehören, die
wahrscheinlich analog den Erscheinungen in den südliche-
ren Hochländern von trachytischen Laven und Basalten
durchbrochen ist. Zahlreiche Wildbäche entrinnen nach
N. und W, diesem Gebirgsstock und aus ihrer progres-
siven Vereinigung werden drei grössere Flüsse, die aber
Die Habab-Länder am Rothen Meere. a 571
trotz ihres müchtigen Wussergehalts und starken Gefilles
— vielleicht die Zeit des höchsten Wasserstandes ausge-
nommen — weder das Moer noch einen Zutluss des Nil er-
reichen, sondern in den Ebenen versanden. Alle drei ent-
springen eigentlich noch auf Abessinischem Boden, in
der Provinz Hamesen, und heissen Mareb, der Fluss von
Barka (wahrscheinlich die Lidda der Geographen) und
“Ain Sabd \. ’
Der Mareb entspringt bei “Ade-Bäro im Hochland von
Hames“n, am Ambs- ({d. h, Berg) Döro, hat zuerst südwest-
liehe Richtung bis durch die Provinz Seraui,‘ dann west-
liche und nach seinem Austritt in die Provinz Taka nord-
westliche, bis er in den Sümpfen von Filik, 12 Stunden
nördlich ven der Stadt Kassala, sich verliert. In Taka
nimmt er den Namen Bahr- oder Chor-el Güäsch an und
scheint durch Infiltration mit den wasserreichen Regen-
betten südlich von Sauskin-zu korrespondiren. Unmittel-
bar vor der Regenzeit ist das Bett des Chor el Gäsch, so
weit es diesen Namen trügt, fast ganz trocken und es
bleiben nur an tiefern Stellen noch einzelne Tümpel und
Flecken stagnironden Wassers, die dann von Nilpferden
und Krokodilen wimmeln und an die allnächtlich Hoerden
von Elephanten, Büffeln und Antilopen zur Tränke kommen.
Der Fluss von Barka hat keinen allgemeinen Namen,
sondern wechselt denselben mit jedem kleinen Stamme,
dessen Gebiet er durchfliesst. Seine vielen Quellen be-
finden sich wenig nördlich vom A’mba-Döro; er hat bis
zum Volke der Barka, das weitläufige Ebenen gegen Taka
hin bewohnt, nordwestlichen und nördlichen Lauf, soll
sich dann noch weiter nordnordöstlich wendey, einen aus
West herkommenden Chor Lunseh aufnehmen, etwa unter
17° N. Br. sich mit dem 'Ain Sabd vereinigen und un-
fern “Agig am Rothen Meer versanden.
Der ‘Ain Saba KR d. h. die sieben Quellen)
hat seine Quellen bei Zagsaga, dem Hauptorte von Ha-
mesen, hat nordnordwestlichen Lauf und vereinigt sich,
wie schon gesagt, mit dem Fluss von Barka, und zwar
etwa 90 Meilen von seinem Quellenland.
Natürlich wird unter obgenannten physischen Verkält-
nissen des Landes dieses an Naturprodukten aller Art dem
benachbarten Abessinien nicht nuchstehen, und die mir
gemachten Beschreibungen der grünen Hochebenen, gras-
reichen Triften, herrlichen Kaskaden und Piks, deren Gi-
pfel von ewigem Wolkenschleier umhüllt sind, der unge-
" Bezüglich der Orthographie der Semitischen Eigennamen bemerke
ich, dass ich die Lettern ‘Ain (Hehbr.: # u. Arab. © kier immer mit
4, & oder d, djim (Arab. 7) mit dj, ghain (®) mit gh, und he
(8 od. &) am Schluss des Wortes mit eh oder alı bezeichnet habe.
meine Überfluss von Heerden und edlem Wild (Elephant,
Hippopotamus, Nashorn, Büffel, Warzenschwein, Antilope
bubalis, A. strepsiceros, A. defasss, A. Sömmeringü, A.
dorcas, A. Hemprichii, Wilder Esel, Giraffe, Löwe, Leo-
pard, Gepard u. 5. w.) lassen kaum zweifeln, dass es Abes-
sinien an Naturschönheiten, Kulturfähigkeit und Reich-
thum noch übertrifft. Was die zahlreiche Bevölkerung
anbelangt, so besteht dieselbe in der Mehrzahl aus einer
Äthiopischen Urrace, eingewanderten Agow-Galla’s und
den sogenannten Takässch-Schängalla's. Die ersteren dürf-
ten noch direkte Nachkommen der alten Troglodyten sein
und cs finden sieh wirklich an verschiedenen Stellen in
steilen Thalwänden und einzelnen kolossalen erratischen
Blöcken Höhlen und künstlich angelegte, Speos-ühnliche
Wohnungen von grosser Ausdehnung und Anzahl, welche
noch heut zu Tage während gewisser Jahreszeiten wie vor
Jahrtausenden der nomndisirenden Bevölkerung als Obdach
dienen. Diese scheint bis zu einer neuern Epoche unter
Abessinischer Herrschaft gestanden zu haben; viele der
Bewohner der südlicheren Theile, wie die Bogos und Mensa,
bekennen sich zur Abessinischen Kirehe und die jetzt
theils in Ruinen liegenden Felsenklöster Dewra Sina, Zada-
Amba und Dewra-Säla sind heut zu Tage noch sehr besuchte
und berühmte Wnallfahrtsorte der Abessinier, in welchen
sich noch manches wichtige historische Dokument finden
dürfte. Die Bogos selbst sollen eingewanderte Agau’s oder
Agows sein (s. Heuglin’s Reise nach Abessinien, 8. 81).
Die christlichen Bewohner der Habab-Länder heissen bei
den umwohnenden Mohammedanern „Uostän”.
Weiter nach N., NO, und NW, von den Bogos sind
die Wohnplütze der eigentlichen Habab und Beni Amer,
die wieder in eine Menge von Kabylen zerfallen. Diese
haben den mohammedanischen Glauben angenommen, stehen
unter einem „Kandeba” ), welcher Titel dem Arab. „Me-
lek” oder Schech el “Arab zu entsprechen scheint, und sind
der Türkischen Regierung von Ost-Sudan tributpflichtig.
Zwischen dem Mareb und Taküsseh, welch letzterer
unter dem Namen Setit unfern Sufie in den Atbara fällt,
wohnen noch eine Menge kleinerer, sehr kriegerischer Völ-
kerschaften, ‚die von ihren Abessinischen Grenznachbarn
Takässch-Schängalla’s benannt werden, und wieder etwas
nördlich und westlich von ihnen die Stämme der Basa
oder Bazen und Barka, welch letztere wenigstens Beni
Amer sind. Die Takässch-Schängallu’s sind, wie es scheint,
wirkliche Neger, entweder ein schon vor längerer Zeit
hierher versprengter Stamm oder Takarir (Plur. von Takruri,
s. Burkhard, Reisen), ein untersotzter, schr kräftiger
") Dieser Titel „Kandeba" ist vielleicht verwandt mit dem der al-
ten Mereitischen-Königinnen „Kandahebe”.
372
Menschenschlag unter der Herrschaft eines Sultän, der in
Mai-Däro am Takässeh residirt. Die Takässch-Schängalla
treiben Viehzucht und viel: Ackerbau, machen zierliche
Strohgeflechte, weben Zeuge aus Schafwolle, tragen eine
Menge Ziersathen aus Eisen in den Ohren; ihre Waffen
bestehen aus 4 bis 6 Lanzen mit Widerhaken, einem ge-
raden zweischneidigen Schwerdt und einem Schild aus
Elephanten-Ohren. Sie sollen gar keine Religion haben.
An den nördlichen Grenzen der Habab-Länder wird
das sogenannte „Bedjaufeh” oder „Bedauie” gesprochen,
welche Benennung nicht vom Arabischen 3,4. i
Wüstenbewohner, Nomade, sondern eher von Bedja Au?
herzuleiten sein dürfte; was ihren Typus im Allgemeinen
anbelangt, so gleichen sich die Habab, Beni Amer, Barka
und Hadendoa u. s. w. vollkommen. Die Sprüche der
Habab und ihrer Verzweigungen ist ein Idiom des Goes
oder Alt-Abessinischen; ob besagtes Bedjauieh, das von den
Hadendos wahrscheinlich bis zu den Barka herüber ge-
sprochen wird, eine Afrikanische Ursprache ist, wage ich
nicht direkt zu behaupten, beide unter sich sind aber ganz
verschieden, und ich gebe am Schluss dieses ein kleines
Vokebular des Bedjaufeh. Einige kleinere Stämme um
den “Ain Sabä sollen die Agow-Sprache reden und vor
wenigen Jahrzohnten aus dem Takässch-Quellenland hier-
her ausgewandert sein.
Über die nähere Eintheilung der Stämme unter sich
bin ich nicht im Stande Zuverlässiges anzugeben. Sie ha-
ben keine festen Wohnsitze mit Ausnahme einiger ÖOrt-
schaften der Mensa und Bogos (deren Hauptstadt Keren
heisst) und der Takässch-Schängalla’s, leben vorzüglich von
Viehzucht, Ackerbau und Jagd und viele derselben treiben
Sklavenraub, Sie führen Getreide, Butter, Schlachtrieh,
Hiute, Kameele, Pferde, Maulihier, Honig und Wachs
und etwas Moschus, Elfenbein und Straussenfedern nach den
Die Habab-Länder am Rothen Meere.
Märkten von Massaua, Süfie, Küsenla, Badür “Agig und
Sauakin aus und namentlich die Provinz Barka soll einen
fabelhaften Reichthum an Schafen, Ziegen, Rindvich, Ka-
meelen und Pferden haben.
Mein verehrter Freund, der Apostol. Missionär P. Stella
zu Keren, der die Habab-Länder und vorzüglich die Di-
strikte der Bogos seit mehreren Jahren bewohnt und
durchreist, hat mir eine ausführlichere Relation über die-
selben zugesagt, als ich nach einem ohnediess nur schr
kurzen Aufenthalt an den Grenzen zu geben vermocht
hätte, die Ihnen, sobald es die Umstände erlauben, über- .
macht werden wird und die eben im jetzigen Zeitpunkte
um so interessanter und willkommener sein dürfte, nach-
dem es den rastlosen Bemühungen und dem Einfluss
Herrn Stella’s gelungen ist, das Land dem Europäischen
Handel und Wandel zu eröffnen.
Vokabular der Bedjauich,
lg Haus, Ogau
2 malo Stein, Wuau
s m’keieh Wasser, Ejom oder Jom
% terdik Hund, Ojas
5 ei Esel, Omek
6 saguer Pferd, Haddan
T sarama Kameel, Okam
B semhei Ziege, Tontim
9 schärdig Berg, Orba
10 däme Stock, Kolei
11 damensgur Schiff, Wudr
12 damenamalo Fisch, Wasch
13 damanom'heie Wild, Or
20 dagug
Strauss (Vogel), Oquir
30 m'bei dämu
Lanze, Dülen
Ei Terdik dämm Schild, Ogub
100 scheb Kopf, Qirm
1000 Alf (wie im Arnbischen) Fuss, Bagat
10000 damen dlf Mund, Ojef
Vater, Babük Zunge, Mida
Mutter, Tondi Zahn, Equer
Sohn, Woro Hand, We
Mädchen, Töor Ohr, Jungui
Die neuesten Entdeckungen in Australien.
373
Die neuesten Entdeckungen in Australien').
' SWINDENS LAND
MöünPfum
ar
Skiese des Lake Unirdner, dos nen entdeckten See’s in Australien,
B. — Baster-Beree, M
RB. H, — Bottle Hill 37°
F. — Fresiing-Herge. ”*
Unter den Expeditionen zur Erforschung unbekannter
Landstriche in Süd-Australien, welche wöhrend der letzten
Jahre so rasch auf einander gefolgt sind, scheint nur die
von Hack zwischen der Streaky-Bai und dem Nordende
dos Spencers Golf ausgeführte von einiger wissenschaft-
lichen wie praktischen Bedeutung zu sein. Zwar hat die
Entdeckung einiger kleiner Teiche und Wasserläufe zwi-
schen Eyre’s Mount Serle und dem Torrens-See dureh
Babbage und Bonner im Jahre 1856 und noch mehr der
enthusiastische Bericht Goyder’s über den nordöstlichen
Theil des Torrens-See’s (1857) grosses Aufsehen in Ade-
Iaide gemacht. Die kühnen Erwartungen, die man hieran
knüpfte, wurden aber gar bald durch Kapitän Freeling’s
Expedition herabgestimmt, der wenige Monate später an
derselben Stelle, wo Goyder einen herrlichen, tiefen, mit
reicher Vegetation bekleideten und mit steil aufsteigenden
Felseninseln besetzten Süsswassersee zu sehen geglaubt
hatte, einen seichten Sumpf auffand, der selbst sein klei-
nes, flach gebautes Boot nicht zu tragen im Stande war,
dessen Inseln nur einen Fuss hoch über den Wasserspie-
gel emporragten und dessen Umgebungen vollkommen eben
und im höchsten Grade öde waren. Es wurde hierdurch
1) Diese Entdeckungen liegen uns in verschiedenen Quellen und
Berichten vor, am ausführlichsten in Australischun Zeitungen. Die
Kartenskizze ist nach den Proc. RB. G. 8. vol. Il, No. 3 entworfen. A.P,
Muruen, P, — Parka, St
=. ©. — Mount Contre, P, C, — Pagma-Creek, W,
YA, — Yarden.
B, — Streaky-Bal, |
Vi — Yarlbiuda.
— Warroöne,
vollkommen bestätigt, was Sturt über denselben Theil des
See’s berichtet, den er auf dem entgegengesetzten Ufer
erreichte, und was Eyre von seiner westlichen Fortsetzung
nach dem Spencer's Golf hin erzählt. Zum Theil mag
Goyder durch die Luftspiegelungen getäuscht worden sein,
die in jenen Gegenden dem Auge des Reisenden die wun-
derbarsten Bilder vorführen, wahrscheinlich hat aber auch
der See je nach der Jahreszeit einen schr verschiedenar-
tigen Charakter. Goyder sah ihn kurz nach der Regen-
zeit, in welcher ihm ungeheure Massen Wassers zugeführt
werden, vielleicht hauptsächlich längs jener 30 E. Meilen
breiten Wasserrinne, die Sturt im Norden des Sec's kreuzte,
während Freeling sein Ufer zu einer Zeit erreichte, als
sein Wasser durch die Hitze des Sommers fast ganz ver-
dunstet und eingesickert war. Wie die Ebenen um Ade-
laide nach der Regenzeit ein schönes Grasland, im Som-
mer aber eine öde Wüste sind, so mag es sich auch mit
den Umgebungen des Torrens-See’s verhalten; wenn man
in ihnen auch einzelne begünstigtere Punkte auffinden
wird, so ist es doch kaum wahrscheinlich, dass grössere
Landstriche in der Nühe des Sce’s für die Koelonisation
geeignet sind, und besonders zur Erweiterung der geogra-
phischen Kenntniss Australiens haben diese Expeditionen
kaum etwas Bemerkenswerthes beigetragen.
Anders verhält es sich mit den neuesten Forschungen
374
im Westen das Torrens-See’s. Zwar sind auch diese nur
bis zu einer verhältnissmässig geringen Entfernung von
der Küste ausgedehnt worden, aber schon Hack’s Ent-
deckung eines neuen grossen See's ist ein wichtiges Fak-
tum für die Geographie Australiens und ausserdem ist
die Hoffnung aufs Neue erregt worden, dass man west-
lich vom Torrens-See einst einen Weg in das Innere des
Kontinentes auffinden wird, welches in dieser Richtung,
nach den von dorther kommenden feuchten Winden zu
urtheilen, eine günstigere Beschaffenheit haben muss, als
da, wo es Sturt, Gregory und Andere betreten haben.
Im Mai 1857 wurde eine Expedition unter Hack aus-
geschickt, um von der Stresky-Bai aus in nördlicher Rich-
tung die nordwestlichen Theile von Büd-Australien zu er-
forschen. Die Vorräthe wurden zu Schiffe nach der Streaky-
Bai gebracht und die Pferde zu Port Lincoln gelandet,
von wo eine Reihe Wasserplätze, etwa einer auf je zehn
Engl. Meilen Entfernung, längs der Küste bis nach der
Streaky-Bai angetroffen wird. Zu derselben Zeit bereiste
Major Warburton auf eigne Hand die Gegend zwischen
der Bai und Spencer's Golf, und während diese beiden
Expeditionen vor sich gingen, machte eine dritte Gesell-
schaft, bestehend aus den Herren Thompson, Campbell
und Swinden, eine rasche Tour von etwa 200 E. Meilen
von Saltia aus in westlicher Richtung vom Torrens-See.
Ihre Route lässt sich nicht mit einiger Genauigkeit nieder-
legen, aber offenbar war das Land, welches sie durchreisten,
durchaus keine Wüste; auch fanden sie einen Istlımus von
4 E. Meile Breite zwischen dem Südende ‚des Torrens-
See’'s und dem Nordende von Speneer's Golf, wie auch
Sir George Grey einen solchen Isthmus angetroffen hat.
Ob dieser Isthmus beständig oder nur in der trocknen
Jahreszeit vorhanden ist, bleibt eine noch zu erledigende
Frage. Für das Erstere spricht allerdings Sturt's Angabe,
dass der Torrens-See tiefer als das Meer liege. Sturt er-
wähnt nämlieh (O0, 299, wo von Cannedy’s Route am
Vietoria-Fluss : erzählt wird), dass das Wasser im Lager
bei 64° F. Lufttemperatur unter 25° 56’ 37" 8. Br. und
140° 24’ L. bei 214° F. gekocht habe, und eine Berech-
nung dieser Angabe durch Prof. Koristka in Prag ergab,
dass jener Punkt 306 Meter unter dem Seespiegel liegen
müsse, vorausgesetzt, dass die Angabe richtig sei'). Hack
ging von der Streaky-Bai in nordüstlicher Richtung nach
den Gawler-Bergen und kampirte zuerst zu Parla, auf dem
‚Gipfel eines niedrigen Höhenzugs, von dem aus die Berg-
kette deutlich sichtbar war. Hinter diesem Orte traf er
die frischen Spuren von Major Warburton’s Route. Er
kam zunächst durch einen 12 E. Meilen breiten Gürtel
t) Palacky: Einsenkungen von Üentral-Australion (Poggend. Annalen,
1857, 0, 659).
|
|
Die neuesten Entdeckungen in Australien.
diehten Skrabs, sodaun durch eine Kette von Salzsee'n,
die schwierig zu passiren war und die man von Mount
Centre aus unabschbar weit nach Nordwesten sich erstre-
cken sah, während im Norden eine Menge hoher Berg-
ketten, eine hinter der anderen, sichtbar wurden, bis sie
sich in der Ferne dem Auge entzogen. Gute, beständig
fliessende (Laellen in Kalkstein wurden auf dieser Strecke
gefunden und daneben ausgedehnte Striche guten Gras-
landes zwischen steilen, kahlen Dünen und unterbrochen
durch verschiedene grosse Gürtel und Stellen von Skruh,
Zu Warroona traf Hack in einem Bach beständig fliessen-
des Wasser und von den Hügeln schweifte der Blick nach
allen Richtungen über gutes Grasland und Salzgebüsch
(salt bush), nur im Süden war die Aussicht durch den
Skrub beschränkt. Die Salzsee’n entfernten sich hier wei-
ter von der Bergkette. Etwa 25 E. Meilon weiter nörd-
lich war eine grosse Bergkette mit einer ähnlichen Reihe
von Salzsee’'n an ihrem Fusse, so dass es eine Eigenthüm-
lichkeit dieses Landes zu sein scheint, dass die Gewässer
seiner Hügel in solchen Salzsee’'n aufgenommen werden.
Das Grasland mit einigen Quellen setzt sich längs der
Berge nach Nordwesten bis 10 E. Meilen jenseits Yarl-
binda fort, bei. Yarlbinda aber endet die Bergkette; so-
wohl nach Norden als nach Nordwesten ist von hier aus
keine Erhebung sichtbar und Wasser soll in diesen Rich-
tungen auf weite Entfernungen hin nicht anzutreffen sein.
Nach den Aussagen der Eingebornen befindet sich dort
ein Land Namens Naralla, aber es ist sehr weit entfernt
und man kann wegen des Wassermangels auf dieser Route
nicht mit Pferden dahin gelangen. Von den Hügeln von
Yarlbinda aus erschien das Land in der Ferne als ein
vollkommen ebenes Meer von Skrub, ohne einen Hügel
oder eine sonstige Erhebung, welche die Existenz von
Wasser für einen Punkt mehr als für einen anderen wahr-
scheinlich gemacht hätte. Die Expedition gab desshalb
die nördliehe Richtung auf und wandte sich nach Osten,
da die eingebornen Führer angaben, sie würden ostwärts
in zehn Tagen an einen grossen Salzsce kommen, von dem
aus sich wahrscheinlich ein Weg nach Norden auffinden
lassen würde. Man hörte von mehreren beständigen Ge-
wässern und gutem Lande im Süden, überliess aber diese
einer künftigen Reise und ging gerade nach dem See hin.
Kurz hinter Yarlbinda kam Hack durch Salzbusch-Land
und darauf durch abwechseinde grosse Striche von Skrub,
Gras und wieder Skrub, bis nach Murnea, wo er den
schönen Anblick des grossen Salzsee's genoss und aber-
mals auf die Route des Major Warburton stiess. Von den
höchsten Hügeln in der Nühe sah man nach Nörden hin
nichts als einen vollkommenen Salz-Horizont. Weiter
nach Yardea hin ist das Land von wechselnder Güte,
Notizen.
vieles ist schlecht, aber bei Yardea selbst ist es ausge-
zeichnet. Ähnlich waren die Gegenden, dureh welche der
übrige Theil der Reise führte; bald traf man gutes Gras-
land, bald Skrub, aber mit häufigen Wasserplätzen, von
denen viele bestündig zu sein ‚schienen. Das Gras trat
bis dicht an den Rand des Sulzsee’s heran. Die Freeling-
Berge schienen inmitten eines guten Graslandes von etwa
1300 E. F. Meereshöhe zu liegen und die Eingebornen
beriehteten von einer sehr starken Quelle in ihrer Nach-
barschaft. In der Nähe von Pagun-Creek, einem beständig
fliessenden Bach, löst sich die Bergkette in einzelne nie-
drige Higel auf, die sich bis gegen die Baxter-Berge fort-
setzen. Zwischen diesen beiden Punkten giebt es kein
beständiges Wasser. Aus den Aussagen der Eingebornen
hat sich Herr Hack von der Existenz eines schr anuage-
dehnten Striches gut bewässerten Landes im Norden, in
Die wahrscheinliche Versandung des projeklirten Kanals
von Sues. — Wir waren unter den Ersten, die den Les-
seps’schen Plan der Durchstechung des Isthmus von Sues
eingehend erörterten und gleich im ersten Bande dieser
Zeitschrift ') eihen Aufsatz brachten, in welchem wir uns
für die Ausführung des Planes aussprachen, dieselbe als
für recht gut müglich betrachteten und ihre Wichtigkeit
in warmer und enthusinstischer Sprache erörterten. Wir
sind heute gunz der nämlichen Ansicht wie damals, An-
gesichts der zahllosen Schriften, Aufsitze, Reden u. ». w,,
die seitdem darüber laut geworden sind und entweder da-
für oder dagegen sprechen, meistens aber das Erstere.
Trotzdem scheint zur Renlisirung des Planes zur Zeit noch
wenig Hoffnung zu sein, und die Schuld davon pflegt
man gewöhnlich England beizumessen. Es scheint uns
dieses aber Seitens derjenigen, die eine solche Ansicht
aussprechen, theils ein Verkennen Englands, theils ein
Zeichen eigener Schwachheit, Macht- und Energielosigkeit.
Dass die Englische Regierung oder Englische Diplomaten
politische Gründe gegen die Ausführung des Unternehmens
haben mögen, ist nicht bloss möglich, sondern höchst
wahrscheinlich; anderer Seits sind wir aber eben so sehr
überzeugt, dass, wenn die Praktikabilität und besonders
die Rentabilität des Kanals wirklich eine solche wäre, oder
bewiesen werden könnte, wie die Urheber und Fürsprecher
des Planes angeben, keine Englische Regierung oder Diplo-
maten würden verhindern können, dass sich unterneh-
mende Engländer an der Sache lebhaft betheiligten. Alles
aber, was bisher über den Kostenpunkt des Kanalbaues,
so wie über seine eventuelle Rentabilität gesagt worden
ist, oder überhaupt gesagt werden kann, ist so unsicher
und vag, dass das Unternehmen in dieser Beziehung kaum
für mehr als eine gewagte Spekulation, eine Art Lotterie, an-
gesehen zu werden verdient. Es existirt kein Unterneh-
N) Gengr. Mitth. 1855, 88. 364 ff. nebst Karte, Tafel 28.
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft IX.
!
375
welchem es Heerden wilden Rindviehs geben soll, über-
zeugt, aber er glaubt, dass die Auffindung eines guten
Weges dahin ohne den Beistand schwarzer Führer mit
bedeutenden Schwierigkeiten verbunden sein müchte.
Die Regierung von Süd-Australien hat Schritte gethan,
um diese Entdeckungen weiter zu verfolgen, indem sie
ne Expedition unter der Leitung des Herrn Babbage zur
Erforschung und Aufnahme des ganzen Landes zwischen
dem Gairdner- und Torrens-See abschickte. Sie ist auf
18 Monate verproviantirt worden und besteht aus Herrn
Babbage, dem Landmesser Harris, 7 Dienern, 4 Karren,
16 Pferden und 180 Schafen. Bis zum Nordende von
Spencer’s Golf wurde sie auf einem Dampfer befördert und
von da wollte sie ins Innere aufbrechen, sobald es die
Jahreszeit erlaubte.
Geographische Notizen.
men, welches als Parallele für den Sues-Kanal gelten
könnte, und diejenigen, die einigermaassen in derselben Kate-
gorie stehen, geben durchaus kein günstiges Kriterium in
Bezug auf Herstellungskosten und Rentabilität ab. Z. B.
der Cnledonische Kanal in Schottland; derselbe ist auch
ein Schiffs-Kanal, der zwei Meerestheile mit einander ver-
bindet, wurde im Jahre 1803 im Bau begonnen und die
Herstellungskosten auf 474,000 Pfd. St. veranschlagt, —
dio zum Bau nöthige Zeit auf 7 Jahre. Derselbe konnte
aber erst im Jahre 1822 eröffnet werden; brauchte zur günz-
lichen Vollendung sogar bis zum Jahre 1848, also 6 mal
mehr Zeit, und kostete 1,311,270 Pfd. St, also 3 mal
so viel als veranschlagt ), Viel schlimmer als dieses ist,
dass die bisherigen Einnahmen des Kanals s0 gering ge-
wesen sind, dass davon noch nicht «einmal die Kosten
seiner Erhaltung bestritten werden konnten. Ein anderes
weltbekauntes und berühmtes Englisches Kommunikations-
Werk ist der Thoemse-Tunnel, der statt 160,000 Pfd. St,
455,000 Pfd. St. kostete und als rentables Unternehmen
gleichfalls als ein durchaus verunglücktes dasteht®), In
8. Eneyelopardia Britannien, ?th edition, val. 16, p. 10, und
Fullarton’s Guzetteer of the World, vol. 11, p. 183.
” 8. Max Schlesinger’s geistreiches Buch „Wanderungen durch
London", 2, Band, 38. 20 f.: „— — Mit dem Graben dieses gegen
80 Fuss tiefen Schachtes, dessen Bandmanerwerk wie hei der Kon-
struktion unserer gewöhnlichen Ziehbrunnen allmälig hinabgesenkt wurde,
haben die Ingenieure am 16, Febr. 1825 den merkwürdigen Bau begon-
nen, der neun Jahre später, am 25. März 1834, dem Publikum eröffnet
wurde und seitdem als das merkwlrdigste Bauwerk dieser Art die on-
getheilte Bewunderung aller Sachverständigen geniesst. Dem Laien
freilich, der die breite, bequeme, kuppelgedeckte Wendeltreppe hinnb-
steigt und det trockenen, schmucklosen, gaserleuchteten unterirdischen
Gang durchwandert, mag der Ian nicht so ungohenerlich grossartig er-
scheinen. Unsere Eisenbahnen haben ja gegenwärtig längere Maul-
wurfsyänge aufsuweisen; was denkt auch der Laie au den Abstund der
Schwierigkeiten, die gerade diesen Thomse-Tunneibau begleiteten? Rs
ist hier auch nicht der Ort, dieselben hervorzuheben, um die Hinder-
nisse, welche der technischen Ausführumg im Woge standen, und durch
49
376
der Thät hat keine Nation der Welt in dieser Beziehung
mehr gethan, mehr riskirt, mehr geopfert und auch mehr
vermocht, als gerado die Engländer; was sie anfangen, füh-
ren sie durch; sie haben desshalb aber such mehr Erfah-
rung und mehr praktischen Sinn in solchen aussergewöhn-
behen Unternehmungen als viele andere Leute. 80 lange
sich die Englünder nicht wesentlich, nicht hervrorthuend
am projektirten Sues-Kanal betheiligen, geben sie zu
kennen, dass sie denselben nicht für vortheilhaft oder
rentabel für ihren eigenen Welthandel und ihre Schiffahrt
halten. Warum aber sollten desshalb nicht diejenigen, für
die der Kanel von grüsserem Nutzen sein würde, die
Mittelmeer-Stanten, und unter ihnen besonders Frankreich
und Österreich, zur Realisirung des Lesseps'schen Planes
schreiten?
diese das Verdienst des Architekten zu beleuchten. Genug an dem, der
Fiuss ist an dieder Stelle 2000 Fuss breit, sein Wasser steigt um die
Fluthzeit beinahe um die doppelte Höhe, vermehrt somit den auf der
Mauerwölbung lastenden Druck ums Doppelte — unter den Schichten,
die zu durchbrechen waren, befand sich eine der allergefährlichsten,
eine Schieht losen Triebsandes — trotz aller Vorsicht brach das Was- .
ser fünfmal durch die Decke — mehrere Menschenioben gingen ver-
loren und einmal konnte sich Mr. Brunnel, der Baumeister, nur mit
genauer Noth und schweren Verletzungen retten — durch eine kinifende
Spalte von mehreren tausend Kubikfuss stürzte das Wasser in den bis
über die Hälfte vorgerückten Tunnel hinab, zeratörte theilweise die Ar-
beiten und kostbaren Maschinen, musste mit unsüglicher Mühe wieder
susgepumpt werden, nachdem der unselige Riss mit Sandsäcken u. dgl,
wieder ausgefüllt worden war — die Arbeiter wollten nur mehr durch
höhere Löhne verlockt in den fiustorn Tenfelsrachen, hinab — Tag und
Nacht musste oft gegraben, gemauert, gestützt werden, während es zu
gleicher Zeit unerlässlich wer, den Stand der Themse, ihre Fluthwellen
und ihre Launen oben auf dem Spiegel sorgfältig zu überwachen —
jede Fusslinge des Baues forderte 6000 Stück der allerbesten Ziegeln,
um die nöthige Stärke zu bekommen — splter versagte der alte Schild,
die nothwendigste und sinnreichste Maschine des Ganzen, Ihren Dienst
und mmsste durch eine neue von ziemlich gleicher Bauart ersetzt wer-
den — und als ondlich such die Ungläubigsten überzeugt waren, dass
ein Tunnel unter der Themse wirklich auf die begonnene Weise zu
Stande kommen könnte, waren die durch Aktien aufgebrachten ursprüng-
lichen Kapitalien vollkommen versusgabt. Aber das Parlament schoss
die nöthigen Summen vor — gans England hatte angefangen, an der
Ausführung der grossen Ideo Theil zu nehmen — es wurden neue
Maschinen gemacht — neue Werkloute gedungen — der zweite Schacht
auf der Wapping-Seite gegraben — os wurde der Grund und der
Strom bemeintert — und dem Engländer bleibt der Stolz, zu sagen:
Wir führen durch, was wir angefangen; keit grosses Werk bleibt in-
mitten der Britischen Nation aus Mangel an Hülfe unvollendet; einen
Kralın, der seit Jahrzehnten auf einer unausgebauten Mauer steht, wie
auf dem Dom zu Käln am Rhein im Deutschen Lande — — keit,
Gottlob, solche Kruhne dulden wir nicht; wir sind vielleicht ein stei-
fes, eekiges, ungeniessbares Volk, aber wir sind ein Volk, und das kann
nicht jede Nation von sich saugen. — Wer mit solchen Gedanken in
den Themse-Tunnel hinabateigt, wer sich namentlich mit der Genesis
desselben früber vertraut gemacht hat!), wird den wunderbaren Weg
mit Ehrfurcht botreten. Wer sieh in der Tiefe wandelnd daran erin-
nert, dass über seinem Kopfe einer der gewaltigsten Ströme Europa’s
dahinfliesst, dass die grössten Schife über ibm hinwegsegeln, dass obon
Pluth und Ebbe ihr unerforschten Wechselspiel spielen, während es
unten trocken, leicht und wohnlich ist, der wird den Geist ehren, der
ein solehes Werk erdacht, und die Behartlichkeit anstaunen, die vs zu
Ende geführt hat. Wer aber etwas Überrsschenderes zu sehen hofft, se
ein ungewähnlich Ding, boi dem man Ach! und O! ausmmft und dessen
Massenhaftigkeit in die Augen springt, der wird sich getluscht finden.
Die grössten Wunder der Schöpfung sind ja auch zumeist die, über
die sich zu wundern, es den Wenigsten einfällt.” — —
N) Eine sehr gute Abhandlung darüber: „A Mmemolr of te Thames Tunna}”,
Ondıt man in Wenle's Quaterly Papers on Engeneerini.
Notizen.
Wir sind zu einer abermaligen Betrachtung dieses
Gegenstandes, des Sueskanal-Projektes, hingeführt durch
‚ eine höchst interessante und lehrreiehe Schrift des schr
verdienten und erführenen Österreichischen Botanikers
Theodor Kotschy: „Die Vegetation und der Kanal auf dem
Isthmus von Suez”. Es ist ordentlich erfrischend, in kon-
tinentalen Schriften einmal etwas Anderes zu lesen, als das
von den Planmachern schon s6 unzählige Mal Angeführte
und gar oft von Vielen mechanisch Nachgesprochene, zu-
mal da der Verfasser zu einer der -Nationen gekürt, die
bekanntlich sich am meisten für die Ausführung des Ka-
nals interessiren, und sich selbst sogar höchst enthusia-
stisch für das Unternehmen ausspricht. Kotschy bespricht
in dieser Schrift, welche einen Separat- Abdruck aus der
Österreichischen Botanischen Monatsschrift bildet, ein phy-
sikalisch - geographisches Phänomen jener Wüstengegend,
welches sachkundigen Leuten nichts Neues ist, uber von
Herrn Lesseps so wenig beachtet oder berührt worden zu
sein scheint, nämlich den Wüstensund und seinen beweg-
lichen Charakter in seiner Stellung zu dem beabsichtigten
Kanal. Dass der frühere, von den Plharaonen begonnene,
Sues-Kanal bis ins achte Jahrhundert n. Chr. benutzt und
seitdem, d. h. seit etwa 1000 Jahren, allmülig versandet
und so unbrauchbar, geworden ist, scheint so ziemlich
ausser allem Zweifel. Doch wir wollten bei dieser Ge-
legenheit nur auf das hinweisen, worauf Herr Kotschy die
Aufmerksamkeit zu lenken sucht, und desshalb im Folgen-
den nur über seine vortreflliche Schrift referiren.
Herr Kotschy hatte im Jahre 1855 Gelegenheit, das
Terrain des projektirten Sues-Kanals zu durchziehen und
die Bodenverhältnisse dort aus eigner Anschauung kennen
zu lernen, und er spricht hier seine Überzeugung aus,
dass die Gefahr der Versandung für jenen Kanal haupt-
sächlich von Osten komme, wo die bei weitem grössere
Hälfte der Wüste liegt, und dieselbe nur durch Anbau
und Vervielfältigung der schon vorhandenen Vegetation
abgewendet werden könne. Nachdem Herr Kotschy den
von ihm zurückgelegten Weg skizzirt und ein Bild der
Vogetation der Wüste und ihres Saumes gegeben, wo Nil-
Schlamm und Wüstensand sich scheiden und vermengen,
sagt derselbe; „—— — Ich muss bemerken, dass während
unserer Reise der NO,-Wind wiederholt die oberste Schicht
des Sandes langsam, etwa einen Fuss über die Oberfläche
des Bodens erhebend, nach SW, zu bewegte, was den An-
fang der später im Sommer während der Nil-Übersehwem-
mung vorherrschenden Sturmwinde aus jener Himmels-
gegend angedeutet haben dürfte. Schr nothwendig wäre
es daher, vor allen anderen Arbeiten den Isthmus in me-
teorologischer Beziehung studiren zu lassen, um zu schen,
wie stark die Winde sind, welche Sandwolken bilden, in
welchen Massen und wie hoch dieselben gehoben, dann,
in was für eine Entfernung sie fortgetragen werden.
Während der heissen Chamasin-Winde, so wie während
der Nil-Überschwernmung, wo Nordwinde so anhaltend und
heftig sind, müssten Beobachtungen angestellt “werden.
Bei einem Bau von dieser riesigen Grösse, wie der Kanal,
darf man sich nieht damit begnügen, die Sanddünen der
Westseite des Kanals allein zu beimuen, eben so noth-
wendig, ja weit gewichtiger muss une der Anbau von
Vegetation auf dessen Ostseite erscheinen, denu dort liegt
1» mw ww
Notizen. 877
die eigentliche Sandwiste, dorther droht früher oder spä-
ter die Vereitelung des ganzen Werkes, gegen die der
Mensch nur allmälig und höchst unvollständig wird an-
kämpfen können. Der Begelmässigkeit der Winde jener
Gegend können wir kein zu grosses Vertrauen schenken,
denn wie veründerlich ihre Richtung ist, zeigen hinläng-
lich verschieden dastehende abgerundete Sandkegel.- Das
einzige Mittel, wodurch Verwechungen abgehalten werden
können und welches dem Menschen hier zu Gebote steht,
giebt ihm die Natur selbst, er muss ihr aber durch die
Kunst hülfreich an die Hand gehen und dufch Vermeh-
rung der Vegetation auf erweiterte Strecken es dahin zu
bringen suchen, dass keine Sandwolken entstehen, und
wenn sie aus weiter Ferne anstürmen, sie doch, bevor sie
den Kanal erreichen, unschädlich werden, d. h. nieder-
fallen, indem sie sich an den Hindernissen auflösen.” — —
Zu dieser günzlichen „Umwandlung der Physiognomie der
Landenge von Sues” hält Kotschy allerdings die Westseite
für günstiger -als die Ostseite des künftigen Kanals; na-
mentlich dürfe man bei dem rein sandigen, kieseligen
Boden, dem Mangel an Regen während der heissen Jahreszeit
und der bedeutenden Temperatur dieses Sandes nicht an den
Anbau von Nutzpflanzen denken, sondern zuvörderst müsse
man auf die Vermehrung der bereits dort vorkommenden
Pflanzen und dann auf Einführung solcher denken, welche
ähnliche Boden- und Klimabedingungen ertragen können.
„— — Die hierzu tauglichen Gewächse müssen in reinem
Sand- oder in Kiesboden ihre hinlüngliche Nahrung finden,
dann nicht mehr Feuchtigkeit den heissen Sommer über
bedürfen, als die atmosphärischen Niederschläge in Form
des Thaues die Nacht hindurch erzeugen, also nieht dürr
werden, indem sie in solche Tiefen des Sandes ihre Wur-
zeln einsenken, dass sie auch selbst derther einige Nah-
rung durch die Gefässe in die der Tageshitze ausgesetzten
Theile emporheben” — — Doch glaubt Herr Kotschy,
man müsse die zarten Pflänzehen während der ersten vier
Jahre durch „Bauten von Rohrdecken” vor dem Verwehen
schützen. Weiter giebt derselbe ein reichhaltiges Ver-
zeichniss derjenigen Pflanzen, die zum Anbau in der
Wüste sich eignoten. Er theilt dieselben in drei Klassen;
die erste enthält Sträucher und baumartige Gewüchse,
die den Boden fest machen und die Sandwolken in der
Luft brechen und aufhalten (hierher gehört die Seeführe,
mit der Mehemed Ali sehr befriedigende Versuche bei
Heliopolis zu Stande gebracht habe, wo freilich der Boden
geeigneter sei). Im zweiten Range stehen Pflanzen, die
zwar nicht hoch sind, aber am Boden liegen und mit
ihren Blättern das Aufrühren des Sandes durch den Wind
verhindern; den dritten Rang füllen die übrigen auf dem
Istlımus wachsenden, meist nur einjährigen Pflanzen aus.
Ferner empfiehlt Herr Kotschy als den leichtesten Anfang
zum Anpflanzen der Biume und Sträucher die nüchste
Umgebung der Brunnen, yon denen sich eine bedeutende
Anzahl in den Vertiefungen zwischen den Sandhügeln an
allen jenen Stellen öffnen lasse, wo der Thonboden zu
Tage ansteht oder wo er nur mit einer sehr leichten
Sanddecke iberweht ist; diese Brunnen mit Anpflanzungen
müssten ein erst weites, dann immer enger werdendes
Netz bilden, das dann bald die atmosphärischen Nieder-
schlage und die Feuchtigkeit der Wüstenluft vermehren
würde u. & w. Ein vollständiger Erfolg sei freilich
erst zu erwarten, wenn in der angedeuteten Weise durch
mehrere Menschenalter hindurch die Vegetation ausge-
breitet worden sei; nur dann erst sei an eine wirkliche
Bewaldung des Isthmus zu denken.
Die Gebirge der Insel Trinidad. — Die Insel Trinidad
wird (nach Verteuil’'s Trinidad, S. 74) in zwei Becken oder
Abzugs-Thäler getheilt, die von O. nach W. laufen, und zwar
durch drei Ketten von Bergeu oder hohen Hügeln, die sich
von 600 bis 3100 Engl. Fuss über das Meer erheben.
Die nördlichste Kette ist die höchste und erstreckt sich
lüngs’der Nordküste von Point Galera nach Point Mono,
von Ost nach West. Der Tocuche, zwischen Maraccas
und Las Cuevas, ist 3100 F. hoch; westlich von diesem höch-
sten Gipfel ist das Gebirge etwa 2200 F., östlich von
2500 bis 3000 F, hoch. Die südliche Kette erscheint
niedriger als die beiden andern, namentlich gegen Westen
hin, wo dieselbe zuletzt in die niedrige Sandspitze von
Icacos ausläuft; am höchsten ist dieselbe zwischen Guays-
guayare und Moruga; die bedeutendste Spitze, ungefähr
1200 F., liegt NNW. von Gran Cayo. Die Nord- und
Südkette laufen parallel, die mittlere oder centrale WSW,
von Point Manzanilla nach Pointe-A-Pierres; sie hat drei
kulminirende Punkte: Labranche, 1200 F,, im Osten, Mont
Serrat, 1190 F., im Westen und Tamana, 1150 F,, fast im
Mittelpunkt der Insel. Die mittlere Kette bildet an ihrem
östlichen so wie am westlichen Ende eine Bifurkation; beide
schliessen zwei kleine Thäler ein, das Thul von Labranche
im Osten und das von Gusracara im Westen. Die beiden
grösseren Thäler oder Becken, das nördliche und südliche,
werden je durch ein Plateau abermals in zwei Hälften
geschieden.
‘
Das Gefälle des untern Nils. Fon Dr. med. J. P, Uhle
in Leipzig. — In meinem Schriftchen „Der Winter in
Ober-Ägypten als klimatisches Heilmittel, Leipzig 1858
bei B. G. Teubner” habe ich des Barometerstander, wie
ich ihn im Winter 1856 bis 57 auf einer Nil-Reise beob-
achtete, nur beiläufig Erwähnung gethan. Die Genauigkeit
des Instrumentes, eines Aneroiden, ist nach den dort (p. 28
bis 30) gemachten Angaben über die Vergleichung desselben
mit’ einem Quecksilber-Barometer von Kappeller zu beur-
theilen. Ich habe dort gelegentlich die Tagesmittel für
die verschiedenen Breiten (p. 38 bis 40) und Regionen
(p- 42) und den täglichen Gang des Barometerstandes in
verschiedenen Regionen ({p. 45) mitgetheilt. Die Beobach-
tungen beziehen sich jeder Zeit auf den Nil und sind immer
auf der Barke etwa 6 Fuss über dem Spiegel des Flusses
angestellt worden.: Allerdings habe ich mich bei den Ab-
lesungen nieht an die Maximal- und Minimalstunden der
täglichen Barometerschwankungen gehalten, weil ich von
vorn herein den Luftdruck nur zur Korrektion bei der Be-
rechnung der Luftfeuchtigkeit benutzen wollte. Indessen
halte ich doch bei der Seltenheit von regelmässig fortge-
setzten Barometer-Beobachtungen in Ober- Ägypten Foi-
gendes für mittheilenswerth.
Nach Russegger (dessen Reison, Bd. I. II} fallen die
40.
378
täglichen Maxima des Luftdruckes in Ägypten auf 10 Uhr
Morgens und 10 Uhr Abends, die Minima treten Morgens
kurz vor Sonnen-Aufgang und Abends zwischen 4 und 5
Uhr ein. Meine Aufzeichnungen bei der Bergfahrt in Re-
gion I (30° —26* N, Br.) und Region II (26° —24° N,
Br.) — vergl. p. 45 meines Schriftchens — entsprechen
so ziemlich diesen Stunden und es liessen sich aus’ ihnen
leicht die wahren täglichen Mittel berechnen, wenn man
die Mittags-Beobachtung wegliesse. Im Allgemeinen darf
man aus meinen barometrischen Daten so viel entnehmen,
dass der mittlere tägliche Barometerstand (von mir ana
Beobachtungen um Sonnen-Aufgang früh ® Uhr, Nachmittags
2 Uhr und Abends 10 Uhr berechnet) bei einer Bergfahrt
durch 8 Geogr. Breitengrade nur um 5, 8” Par. sich än-
dert und dass die höchste der Einzel-Beobachtungen bei
Kairo Ende November 330,, das Minimum bei Wadi-
Halfa Eude Januar 331,” beträgt.
Nehme ich aus zwei- oder dreitägigen Beobachtungen
um 9 Uhr früh, 2 Uhr Nuchmittags, 10 Uhr Abends das
Mittel, so ergeben sich für folgende Hauptorte am Nil, an
welchen wir ruhig am Ufer lagen, bei der Bergfahrt folgende
Verhältnisse:
Nördt, \Ömt. L- ar Tapas
Or. Breite. |r.Perru. Zeit. nn. | Wind.
Lun. vraden
Kain ann is0e s" 'in° 58’ Nor. 29.30. 33854 145 ! Tage wmllasiger
Ex .Y Dex. 1. ‚a Nord, i Ta B
Tv, j 1 Ta Os, dans
Des. 19. 20, No, und MW. Dal
48 50° 19° Pre 15,5 schwach bedecktem
Luxor(Theben) 25° 42 5 1 24. D,28 Bern horgrunn
..... ‚blirkumer Non
Asanun
. 20° Sy 30° 3 Jan. 3, 4. 333,06 188 Starker Nord.
TEN * » — jan, ®» Uses. 2 Tags pe schwacher
Philse . . 34° 60°36 12. 3330, 18,9 Korg u. 3 7. Bud.
Korunko . . 22° 35° vr ‚ Jan. 16.17, 833,08 19 ns RW-bei
Wadi-Hulfa . a ua 3" |Jan. 2.20.0826 1 174 Stärkerer, Nord
Auf Grund dieser, Daten war Herr Dr. Dippe aus
Schwerin, welcher zufüllig vorigen Sommer in Leipzig an-
wesend war, freundlichst bereit, folgende Höhen zu be-
rechnen, wofür ich ihm nochmala hier verbindlichst danke.
Hlbe tiber Ben
A.
Asanan 346 Par. Fuss so Par. Puss,
Philsus . . » . 318 en 424 ”
Wadi-Halfn . 460 x 464 »
Bei der Berechnung A ist die Temperatur von Kairo =
14, gesetzt, bei der Berechnung B dagegen gleich der
Temperatur der oberen Station.
Die Höhe des Nil-Niveau's bei Kairo über dem Mittel-
meere beträgt nach den Messungen der Französischen Ex-
pedition (Deseription de l’Egypte, T. XX.)
40,77 Par. Fuss bei höchstem,
16,4 » „ bei niedrigstem Wasserstande,
Nun sinkt der Nil in den vier Monaten, welche hier
in Frage kommen, bei Kairo in Summa 2, Meter oder
ungefähr 8 Fuss und diess im Einzelnen ziemlich gleich-
müssig, so dass er, die Breite des Flusses gleich gesetzt,
Anfang Januar in Assuan 2 Fuss niedriger gewesen sein
mag, als in Kairo Ende November, und in Wadi-Haifa
Ende Januar wieder 2 Fuss niedriger als in Assuan. Der
Notizen.
Nil-Spiegel bei Kairo liegt aber am 1. Dezember nach Gi-
rard’s graphischer Darstellung der Mittel aus den Jahren
1799 und 1800 3,; Meter = 9% Fuss tiefer als beim
höchsten Stande. Wir würden demnach am wenigsten
irren, wenn wir die Höhe des Nilspiegels bei Kairo Ende
Nov. zu 31 F., Anfang Januar zu 29 und Ende Januar
zu 27 F. ansetzten, wir berechnen aber, da die ganze Be-
stimmung ihrer Natur nach nur eine' ungefähre sein kann,
die Höhe von Kairo {Nil-Niveau) zu 30 Fuss.
Russegger giebt nun (Bd. II, 1, p. 271) die Höhe von
Assuan über’ Kairo zu 282 Par. F. an, und nimmt später
die mittlere Höhe der Stadt = 60 F. in Rechnung. Welche
Beobachtung für Kairo Russegger bei jener Berechnung für
Assuan benutzte, weiss ich nicht, da ich die Stelle des
Buches, wo er von dem Detail der Berechnung spricht,
nicht habe auffinden können, P. 232 spricht er von Beob-
achtungen, welche er in der Locanda 119 F. über dem
mittleren Stande des Nils machte, Die Beobachtungen in
Assuan sind auf der Barke angestellt. Ich nehme mir
daher die Freiheit, unten bei der Zusammenstellung der
Höhen über dem Meere für Kairo das mittlere Nil-Niveru
anzusetzen, um s0 eher, als Russegger nach seinen Be-
stimmungen auch den Fall des Nils berechnet.
Eine zweite Berechnung der Höhe von Assuan habe
ich im Journ. of the Royal Geogr. Society of London 1848,
Bd. 18, Th. 1, p. 69, gefunden. Ayrton berechnet dort die
Höhe von Assuan über Kairo mach Beobachtungen von
Caillaud vom 23. und 24. Nov. 1520 für Assuan und aus
einer Beobachtung vom Morgen des 9. Nov. 1799 oder
1800 aus Kairo (Stadt oder Nil?) von Contelle, Mitglied
der Napoleon’schen Expedition, zu 95,705 Meter — 295,94
Par. F. Setzen wir die Höhe des Nil-Spiegels auch für
diesen Fall (Anfang und Ende November) —= 30 F., so
ergeben sich folgende Höhen über dem Mittelmeere in
Pariser Fussen:
Dre | musegger. ES’ Ayrton. T& | 2
Kain. . - : | 0 | 0 ı 350 ET u" uu
Assuan 242 312 825 a76 | 37
Phile . . . je 422 392 449 454
Wadi-Halfa . 430 40 | 4
geschützt, |
Darnach berechnet sich für den Fall des Nils auf die
Geogr. Meile in Pariser Fuss:
\Niusslänge Höbendkf. in |
in Geogr.: Par. Fuss, Nu-FalL
___ Meilen | A| BR | A| BB
Wadi-Halfa — Philue . . “6 u \ 40 | O2 0,0
Philse — Assuan (erste Katarakte) s| 78 | 75 108 50
Assunn — Kal . . Pr 2. | su. 249 | 2,8) 2,8
Im untersten Theile von Nubien, zwischen Wadi-Halfa
und Philae, muss ich hinzufügen, erscheint der Fall für
das schützende Auge eher grösser als in Ägypten. Rus-
segger giebt für Nubien überhaupt 4,82 Fuss Fall an, wo-
bei aber eine Reihe oberer Katarakten mit inbegriffen sind,
für Ägypten, d. h. von Assunn bis Rosette, zu 2,3 Fuss.
Das Stromgefülle zwischen Assuan und Korusko bestimmte
Russegger zu 3,6 F. für die Meile, wobei aber wieder die
erste Katarakte inbegriffen ist.
Die auf der Rückreise von mir gemachten Barometer-
Beobachtungen differiren sehr von den auf der Hinaufreise
Notizen.
notirten Zahlen, weil im Februar im oberen Theile Ober-
Ägyptens Nordstürme vorherrschten, welche an Orten wie
Philae, wo bei relativ ruhigem Wetter der mittlere Stand
333,0” war, das Barometer bis auf 336,1” hinaufrückte,
während im unteren Theile von Ober-Ägypten Ende Mürz
und in Kairo Anfangs April Südwinde auftraten, welche
das, Barometer, das im Herbst 338,3“ im Mittel zeigte,
bis auf 334,5” herabdrückten. Es wäre wohl ganz inter-
essant, diese Einflüsse genauer zu betrachten, namentlich
in ihrer zeitlichen Beziehung zum Sturme, wenn ich das
Instrument auch für die niederen Temperaturen im Fe-
bruar hätte vergleichen und diese Resultate korrekturfühig
machen können.
Ich schliesse hieran eine Zusammenstellung meiner an
einzelnen Orten, wo wir uns einige Tage aufhielten, beim
Ruhen des Schiffs gemachten thermo- und psychrometri-
schen Beobachtangen, wobei immer wieder zu beachten
ist, dass Stärke und Richtung des Windes bei der Hinauf-
reise (mässiger Nordwind) viel gleichmässiger sich verhielten,
als bei der Thalfahrt. Die folgenden Zahlen sind Tages-
mittel, welche aus vier täglichen Beobächtungen, um Son-
nen-Aufgang, früh 9 Uhr, Nachmittags 2 Uhr, Abends 10 Uhr
gewonnen sind. Luft-Temperatur und psychrometrische Dif-
ferenz in Reaumursschen Graden; Barometerstand und Dunst-
druck in Pariser Linien; relative Feuchtigkeit in Procenten.
KüraL ©.L. 7. Luft- "Dunst: ek
Bram bare | Mi] vage, jPR DIE) Baron | Urne: pouche
Luxor (Theben).
25° 42150° 19 Des. 19 — 2.| 13 | Br 335,0 | Ba | Bin
März 3 — 18. 13 Aa | | na ’ u
Mittel | ar 44 | 335,1 3, | bie
Mittel nach Caillaud Mai 1820: 334,1
Assuan.
24° 5',50° 36°, Jan. 3. 4. 11,5 4,8 ‚ 333, 4,0 | 5l,r
| Febr. 24.95. | 147 | 48 | 385,8 , 3,0: | 45,0
Mittel | 16,1 | 4,5 | 334,6 | dns dd
Caillaud, Nor. 1820, 2 Tage | 17,9 v 334,4 |
Russegger, Jau. 1837, 7 Tage, | i
unbestimmte Stunden 16,2 20 Be ii Tr
Philae.
20° '60°86'Jan. 8 — 12. | 170 | Aa | BBSa | dm | She
‚Febr. 15 —22| 120 | do | 385,8 2,33 | 40,7
Mittel | 14,5 4,a | Bid, | 3,25, dd,o
Korusko,
22° 30160° Jan. 16 — 18, 180 | 4,5 | 8380 | don | BT
‚Fehr. 6 — 1. ‚tto b5 | 332,4 S,11 | an
Mittel 17,5 4,0 | 338,7 4,3# | 50,7
POUR Febr. 8—10.: 183 | 2,3 | 384,5 | 6,04 | 75,7
Wadi-Halfa.
21° 5449° 3'Jan. 23— 27. | 1b : da | 3385 | 3,00 | 4d,5
Die wenigen Beobachtungen aus früheren Jahren be-
weisen in’ Verbindung mit den meinigen die von den Rei-
senden aller Jahrhunderte schon behauptete grosse Kon-
stanz der Witterungsverhältnisse in jenen Gegenden.
Zur Charakteristik des Territoriums der Iudsonsbar-
lompagnie; umherzichende Forts; wo üt Fort Nascopie?
— Im Februar des vergangenen Jahres wurde bekanntlich
vom Hause der Gemeinen eine Kommission niedergesetzt
zur Untersuchung der Zustände derjenigen Britischen Be-
379
sitzungen in Nord-Amerika, welche unter der Verwaltung
der Hudsonsbai-Kompagnie stehen, Unter den von dieser
Kommission vernommenen Sachverständigen befand sich
auch Sir George Simpson, damals seit 37 Jahren Gouver-
neur der Kompagnie, aus dessen Vernehmung wir folgende
interessante Stelle ausziehen, die zugleich als ein Beispiel
für die von einer solehen Kommission gestellten Kreuz-
und Querfragen gelten kann. Wir schicken noch die Be-
merkung voraus, dass es sich um eine gegen die Verwal-
tung der Kompagnie gerichtete Angabe handelte, nach
welcher in Fort Nascopie die Indianer in grosser Menge
verhungert sein sollten,
' Frage: In welchem Theil des Landes liegt Fort Nas-
copie? — Antw.: Auf der Küste von Labrador. — F. Sie
schenken also der Angabe keinen Glauben? — A. Ich
glaube es nicht. — F. Wo ist Fort Nascopie? — A. Es
ist auf der Küste von Labrador. — F. Das ist in Canada,
nicht wahr! — A. Es ist in Neufundland. — F. Erstreckt
sich das Territorium der Hudsonabai-Kompagnie nicht über
Labrador? — A. Nein, dasselbe ist ein Theil von Neu-
fundland. — F. Jene nördliche Halbinsel gehört also nicht
der Hudsonsbai-Kompagnie? — A, Nein, nicht die ganze
Halbinsel, — F. Aber liegt das Fort, nach welchem Herr
R. Sie fragt, in Labrador oder in Ruperts-Land? — A. Es
liegt in Labrador. — F, Es wurde auf der Karte als noch
innerhalb des Grünen ") liegend bezeichnet, also gehört es
zu dem Territorium der Hudsonsbai-Kompagnie? — A. Ich
glaube nicht. — F. Haben Sie die Karte geprüft? — A.
Nicht genau; ich habe sie nicht eher gesehen, als bis ich
eben eintrat. — F. Wissen Sie, ob das Fort der Hudsons-
bui-Kompagnie gehört? — A. Es gehört derselben, es ist
ein Posten, eine Niederlassung, genannt der Posten von
Naseopie. Mit diesen Posten ziehen wir je nach den
Umständen bisweilen von einem Ort zum andem. — F.
Können Sie mit einem Fort ausziehen? — A. Ein Fort
besteht aus einem halben Dutzend Blockhütten und kann
von einem halben Dutzend Männer in ungefähr einer
Woche errichtet werden; das ist es, was wir ein Fort
nennen. — F. Trügt es auf diesen Querzügen immer den-
selben Namen? — A. Wir nennen es entweder einen
Posten oder ein Fort. — F. Wollen Sie damit sagen, dass
man mit einem Fort umherzieht? — A. Wir nennen es
einen Aussenposten, einen Handelsposten; ich nenne das
nicht ein Fort. — F. Wird es hier ein Fort genannt? —
A. Es mag sein, aber es ist eine fulsche Benennung. —
F. Wollen Sie damit sagen, dass die Kompagnie kein Fort
Naseopie besitzt? — A. Wir haben einen Aussenposten,
welcher Nascopie genannt wird. — F. Sie besitzen kein
Fort, welches Nascopie heisst? — A. Nein. — F. Ist
eine Station? — A, Es ist eine Station. — F. Und das
Bestehen dieser Stationen hüngt von der Dauer ihrer Be-
sotzung ab? — A. Genau so. — F. Ist diese Station je-
mals verlassen worden? — A. Ich kann diess wirklich
nicht sagen, ich halte es aßer für sehr wahrscheinlich. —
F. Aber ist sie verlassen worden? — A. Ich kann es
wirklich nicht sagen; wir ziehen mit einer Niederlassung
weg je nach den Umständen. Wenn Fische und andere
') Auf der der Kommission vorliegenden Karte war das Territorium
der Hudsonsbai-Kompagnio grün kolorirt.
3830 Notizen.
Existenzmittel nicht in hinreichender Menge vorhanden
sind, ziehen wir damit nach einem andern Punkt, 10, 20
oder 30 Meilen weit. — F. Herr R. stellte eine Frage an
Sie über den Toil einer grossen Anzahl Eingeborner in
der Nähe eines Forts,» von dem Sie Anfangs glaubten, cs
wäre in Labrador? — A. Ja wohl! — F. Jetzt aber er-
giebt es sich, dass es im Territorium der Hudsonsbai-Kom-
pagnie liegt? — A. Ich bin nicht ganz sicher, dass dieses
der Fall ist; ich möchte fast behaupten, es sei nicht so.
— F, Sie erklärten bestimmt, dass Nascopie eine Station
sei, welche der Hudsonsbai-Kompagnie gehöre? — A. Ja
wohl! — F. In diesem Bericht ist von Nascopßie die Rede?
— A. Ja wohl! — F. Also gehürt es der Hudsonsbai-Kom-
pagnie? — A. Es gehörte der Hudsonsbai-Kompagnie. —
F. Ist es jemals verlassen worden? — A, Ich weiss nicht
einmal, ob es gegenwärtig besetzt ist oder nicht. — F.
Es ist noch immer besetzt? — A. Ja wohl! — F. So dass
es noch immer der Hudsonsbai-Kompagnie gehört? — A.
Es hat immer der Hoadsonsbai-Kompagnie gehört, wenn es
besetzt war. — F. Es gehört jetst eben zu Labrador? —
A. Auf der Küste von Labrador; wir haben Niederlassun-
gen auf der Küste von Labrador. — F, Befinden sich diese
Posten bald in Läbrador und bald im Hudsonsbai-Terri-
torium? — A. Sie werden verlegt, wie es den Umständen
nech räthlich ist. — F. Aber sie stehen immer unter dem
Befehl der Hudsonsbai-Kompagnie? — A. Ja! — F. So dass,
wo immer sie hingebracht werden, sie der Hudsonsbai-
Kompagnie gehören? — A. Hudsonsbai - Niederlassungen
stehen unter der Kontrole der Hudsonsbai-Kompagnie, aber
es giebt noch andere Niederlassungen in der unmittelbaren
Nachbarschaft. — F. des Vorsitzenden: Besteht eine Über-
einkunft mit dem Gouvernement von Labrador, zu Folge
deren Sie dieses Territorium zu Ihren Zwecken benutzen
können? — A. Das stelıt offen für Jedermann. — F. So
hat es also in Wirklichkeit keinen Herrn? — A. Nein!
Nachrichten von G. [Irich über die geognostischen Auf-
nahmen u. ». w. in „Australien. — Herr Bergrath Roemer
in Clausthal war so gütig, uns verschiedene sehr lchr-
reiche und interessaute Briefe und Mittheilungen eines
jungen trefflichen Geognosten, G. Ulrich, seines Schülers,
‚mitzutheilen, der seit einiger Zeit als Assistant Geologienl
Surveyor bei den amtlichen Aufnahmen in Australien an-
gestellt ist. Indem wir uns ausführlichere Berichte vor-
behalten, geben wir folgende vorläußge Auszüge. aus Ul-
rich’s Brieten an Bergrath Roemer: — „Da ich glaube,
dass es Sie interessirt, so will ich Ihnen einen kurzen
Abriss des Systems geben, in welchem die geologische
Aufnahme hier betrieben wird. Das Personal besteht aus
Herra A. Selwyn, Government Geologist, und vier Assi-
stant-Geologists. Herr Selwyn hat eine schöne Office in
Melbourne, wo er zwei Zeichner, einen Kolorirer und
einen Kupferstecher beschäftigt. Die Zeichner haben die
Aufgabe, die topsgraphische Aufnahme der Kolonie, =0
weit sie vorgesehritten, und sie ist leider nur auf Acker-
bauland beschränkt (Berge und dicht bewaldete Distrikte
sind ausgelassen), auf den Maassstab von zwei Zoll per
Exgl. Meile zu reduciren und die Flächen, den nicht auf-
genommenen Grund eingeschlossen, in Sektionen zu ver-
theilen, von denen jede 18 Zoll lang und 12 Zoll breit
ist, also 54 Engl. Quadr.-Meilen in sich fasst, Diese Ta-
feln werden direkt in Kupfer gravirt, Kopien davon ins
Feld geschickt und kommen sie darauf ausgearbeitet von
‚dort zurück, so werden die geologischen Linien und Be-
merkungen nachtriglich gestochen und der Kolorirer macht
die gedruckten Exemplare zum Verkauf fertig, Die Arbeit
im Felde wird ausgeführt, indem man das Lager so viel
wie möglich in die Mitte einer Sektion verlegt und die
Bestimmung der Gosteinsgrenzen und Untersuchung des
Reviers entweder von den äussersten Enden nach dem
Lager zu oder von diesem ab nach jenen hin betreibt,
Yon den, dem Vermesser beigegebenen vier oder sechs
Arbeitern macht einer gewöhnlich den Koch und Zelt-
hüter, ein anderer fungirt als Groom und besorgt die
Provisions - Beschaffung und die übrigen sinken kleine
Schächte zur Untersuchung des Gesteins, suchen nach Ver-
steinerungen und Mineralien und hauen gute Handstücke
für das Museum. Nachdem die mühseligen und einfürmi-
gen Arbeiten des Verfolgens der Gesteinsgrenzen beendet
sind, werden alle Plätze, wo Gestein zu Tage steht, genau
nach ihrem Charakter untersucht, Streichen und Einfallen
abgenommen und die Dicke und Ausdehnung der ver-
schiedenen Golddriftse in den Hügeln und Thälern be-
stimmt. Es nimmt meinem Kollegen und mir zwischen
6 bis 8 Wochen, um eine solche Sektion fertig zu ma-
chen, und Sie können leicht ermessen, zu welchem Preis
dieselbe zu stehen kommt, wenn die Kosten, was die Sa-
isirs und Taglöhne Betriflt, sich schon auf 270 Pid. St.
belaufen, wobei die Arbeit in der Oflicee noch nicht ge-
rechnet ist. Mir thut es dabei leid, (dass eine #0 unge-
meine Einförmigkeit hier in den Gesteinen herrscht; Ba-
salt, Granit und silurische Grauwacke mit schmalen La-
gern seidenglänzender Schiefer sind beinahe die einzigen
Komponenten der bie jetzt vollendeten Karten. Dieses
bezieht sich hauptsächlich auf die Westseite von Melbourne, -
nach Osten zu bieten die jüngeren Silurien viel Interes-
santes durch ihre grossen 'Trilobiten, Spiriferen, Rhyncho-
nelle u. 8. w., jedoch ist auch dort noch kein anderes
plutonisches Gestein oder eine jüngere, als die silurische
Formation erschlossen. Unser lager ist gegenwärtig in
den erst neu eröffneten Kangaroo-Diggings, der wildeste
Platz, den ich bis jetzt gesehen. Die zwar nicht hohen,
aber schr steilen Sandsteinhügel sind mit dem dichtesten
Skrub überwachsen und machen. dadurch eine Untersu-
chung fast unmöglich. Farren, Akazien, junge Eucalypten,
Schlingpflauzen der verschiedensten Art und dann der an-
genehme priekly serub, wie er hier genannt (Bersaria
spinosa), bilden ein solches Gewirr, dass man schon nach
kurzer Durchwanderung desselben ala halber Sansculotte
erscheint. Wir leben seit einiger Zeit in steter Gefahr,
die Buschfeuer unser Lager vernichten zu schen, Sie
können sich kaum einen Begriif von der Wuth und Schnel-
ligkeit der Flammen in einem hiesigen Walde machen,
vorzüglich wenn der erstickend heisse Nordwind darein
bläst. Von Baum zu Baum springt die Flamme mit unge-
heurer Schnelligkeit und schüttelt die nralten Eucalypten
wie Rohrstengel. Ausschlagen und Löschen mit Wasser
ist nur in sehr seltenen Fällen möglich und es kann ein-
zig nur helfen, wenn man einen kleinen Kreis um die
Notizen.
Zelte freibrennt und die dicken in der Nühe stehenden
Bäume vor dem Angestecktwerden sichert. — Vor einigen
Wochen hatten wir einen sehr auffallenden Temperatur-
wechsel im Verlauf von fünf Stunden. Am Morgen 10
Uhr stand das Thermometer auf 103° F. (315° R.) im
Schatten, Nachmittags gegen 3 Uhr war es so kalt (47° F.
= 64” R.), dass die Zühne klapperten, und diese Kälte
hielt 3 Tage an, bis plötzlich ein neuer heisser Wind auf-
sprang und die Temperatur im Verlaufe einiger Stunden
wieder auf 80° bis 90° F. (21° bis 26° R.) erhöhte.
So überraschend und ungleich diese Witterungswechsel
er so hört man jedoch von Krankheiten, wie Erkültun-
gen, Fiebern u. s. w., sehr wenig. Das Leben ist hier
sehr gesund und das durchschnittlich troekne, heisse Klima
von keinem nachtheiligen Einfluss.”
Geographisch - statistische Übersicht der Staaten Nord-,
Central- und Süd-Amerika's (nach dem „American Almanae
for 1858”).
Areal in | Bevälke- |
Er ee Engl Q-M.| rung | Mumie
1. Nord-Amerika. |
Dünisch-Amerika (Grönland) . 380,000 9,400 Lichtenfels.
Französische Besitzungen, St.
Pierre und Miquelon . 118 20088. Pierre,
Russisch-Amerika . » » + 394,000) 66,000 Neu-Archangel.
Neu-Britannin . - » \ | 1,800,000| 180,000, York’ Factory.
West-Canada . .» » + | 147,832 999,847, Ottawa.
Ost-Canada . . . F ' 201,989) 890,261,
Neu-Braunschweig . . | 27,700| 200,000 Frederickton.
Neu-Schottland ete. . E 18,746| 300,000 Halifax.
Prinz Edunrds Inseln . 2,114 62,348 Charlotte Town.
Neufundland . . - » 57,000) 120,000 St. Johns.
Vancouver-l, u. 213,500 7,500 Fort Langley.
Vereinigte Staaten von NA.
Ver. Staaten von Mexiko . .
3,306,834|23,191,876 Washington.
x ‚038, 5865| 7,200,000/Mexiko.
San Salvador . Pe 2,5001 450,000 Cojutepeque.
Nicaragua . . 2.» N) 44,000 400,000, Granada.
Honduras , . x 2»... n53,000| 380,000 Comayagua.
Guatemala . . 59,000 1,100,000 Neu-Guntemala,
Costa Riea . . 25,000) 200,000|San Jost.
Mosquitia » » + » | 6,000 Blewüelds.
Honduras (Britische Kolonie) | | _11,066/B: Belize,
Total | 7. Kir] ‚218 35,774,4 498
2. West-Indien.
Hayti „Domin \Kaiserth, 11,000) 800,000 Kap Hayti.
Dominica‘ "89 Republik 18,000, 200,000 San Domingo.
Cuba Ig f sch) ..e.]| 42,883 1,007,624 Havana,
Porto Rieo\ Punch, . .) 3,805 500,000 San Juan,
dmlm . : ..%» 5,468: 379,600, Kingston.
Trinidad . 2 2... | 2,000. 60,319 Spanish Town.
Inseln über dem Wind. | Bridgetown.
Barbadoes . . | 166 135,939 Desgl.
Granada ete. . 2. 2. | 155 28 ‚923
St. Vincent 00° | 131, 27,248 Kingston.
Tobago. >» 22... | 187 13,208 Searboro',
St. Luisa . . . e-} 225 24, 500, Castries,
Inseln unter dem Wind. = | 'St. Johns,
Antigua. . .ÄfE 168; 36,178 Desgl.
Montserrat. . ” | 4 1,365
8. DRRIIRN. Angina | 108 24,508 Basseterre.
Nevis 30 10,200 Charlestown.
Virgin-Inseln | 1377 4,087]
Dominion . 291 22,469 Rosseau.
Bahamas . . 5,422 ° 27,519 Nassau.
Turk’s Inseln . .. | 400 3,400
Bermuda-Inseln . . . 47 14,000 Hamilton.
1) In beiden Zahlen ist das Arcal von Mosquitia mit inbegriffen.
881
un ug Feng" Aemaae
Gua dalupe ete. . . . IF 534 134,544 Basseterre.
Martinique. . - rl | 8322| 121,145 Port Royal.
St. Martin Nordseite. . \# 21 2.200
St. MartinSüdseite / H nt. P 11 3,500,
Curagao ete. \ 580. 26,311 Wilhelmsstadt,
Santa Cruz etc... . . 8 35,000 Christiansstadt.
St. Toms . 2... ıE 87 8,000
St, Johns , . . Te 3,000
St. Bartholomew, Schwedisch 25| 9,000 La Carenage,
Total | 31,910 3 ‚569,817,
3. Süd- Amerika. N |
Venezuela, Republik . . 416,600) 1,856,000 Caracas.
Neugranada, .. 380,000 2,363,000 Sta F# de Bogota.
Ecuador, » P 325,000 665,000 Quito.
Bolivia, a . 374,480 1,650,000 Chuquisuen,
Peru, : . 580,000. 2,400,000 Lima,
Chili, RR oe 170,000; 1,439,000 Santiago.
Argentinische Conföderation . 927,000. 800,000 Parana.
Buenos Ayres, Republik . 80,000. 350,000 Buenos Ayres.
Uruguay, Republik . .. 120,000 250,000 Monterideo.
Paraguay, u nr 74,000) 260,000 Asunelon.
, Kaiserthum Fo 2,300,000' 7,677,800 Rio de Janeiro,
Guiana (Britisch-) Pr 76,000) 127,695 Georgetown.
Guiana (Holländisch-) . » 38,500 64,270 Paramaribo.
Guiana (Französisch-) . . . 21,500| 30,000 Cayenne,
Patagonia . .. 380,000, 120,000
Falklands-Inseln, Bı Britisch 16,000 500 Port Louis.
Total | 6, | 6, 259, ‚080 19 ) 19,553,265
Ganz Amerika 1a, 150,208 58,907,580
Handel und Industrie der Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika in ihren Beziehungen zu der übrigen Welt. — Wir
erwähnten vor einiger Zeit!) eines von dem Finanzsekretär
der Vereinigten Staaten herausgegebenen statistischen
Werkes (Commerce and Navigation of the United States
in the year ending June 30, 1856), in welchem die offi-
ziellen Zahlenangaben für den Handel und die Schifffahrt '
der Vereinigten Staaten und ihrer einzelnen Theile ge-
sammelt und in tabellarischer Förm niedergelegt sind. Es
ist eine schwierige Arbeit, die in den vielen hundert Ta- '
bellen enthaltenen Daten zu summiren und in grüssere
Abtheilungen zu bringen, sie ist aber in hohem Grade
lohnend, denn die so gewonnene Übersicht giebt reichlichen
Stoff zu den verschiedensten Raisonnements über den
Reichthum jenes grossen Staaten-Komplexes, über seine
Handelsverhältnisse zu den übrigen Ländern der Erde und
besonders über seine Industrie im Vergleich zu seiner
Produktion. Wenn auch alle diese Verhältnisse im gros-
sen Ganzen bekannt sind, so überraschen doch die mit
unzweifelhafter Bestimmtheit aus den Zahlenangaben her-
vorgehenden Belege.
Ausser der enormen Höhe, welche. der Handel der
Vereinigten Staaten bereits erreicht hat, füllt zunächst die
überwiegende Rolle auf, die England bei demselben spielt.
Weit über die Hälfte der aus den Vereinigten Staaten aus-
geführten Waaren geht nach England und "dessen Kolo-
nien und fast die Hälfte der dort eingeführten Waaren
kommt wiederum von England und dessen Kolonien. Ihm
zunächst stehen Frankreich, Spanien, namentlich Cuba,
Brasilien und Bremen. Dass die Ausfuhr nach Bremen
1) 8, Geogr. Mitth. 1857, 8. 541.
382 Notizen.
über dreimal so gross, die Einfuhr von dort etwa fünfmal
so bedeutend ist, als nach und von Hamburg, muss jeden
Falls überraschen, da doch Hamburg bei der letzten Han-
delskrisis so viel mehr zu leiden hatte. Auffällig ist auch
das Missverhältniss zwischen Ein- und Ausfuhr bei ein-
zelnen Ländern. So exportiren die Vereinigten Staaten
für 42 Millionen Dollars mehr nach England, als sie von
diesem erhalten, Spanien und seine Kolonien führten da-
gegen über noch einmal so viel nach den Vereinigten
Staaten aus, als diese nach jenen, von Brasilien werden
für 19 Millionen importirt, nach diesem Lande aber für
nieht ganz 5 Millionen exportirt, von China erhalten die
Vereinigten Staaten für 10% Millionen Waaren, schicken
dahin aber nur für 2 Millionen.
In den Ausfuhr-Artikeln zeigt sich wieder ein ent-
schiedenes Überwiegen einer einzigen Waare, der Baum-
wolle, auf die etwa $ des ganzen Werthes der Ausfuhr
kommt. Überhaupt sind es die Bodenprodukte, edle Me-
talle, Nahrungsmittel, Vieh, Holz, Tabak, welche den er-
sten Rang in der Ausfuhr einnehmen, während die impor-
tirten Waaren zum grossen Theil in Luxusgegenständen,
wie Seide, Zucker, Kaffee, Thee, Spirituosen, Uhren u. dgl,
bestehen. Auf wie niedriger Stufe noch die Industrie in
den Vereinigten Stasten steht, wird sofort klar, wenn man
die enormen Summen, die jährlich für fremde Fabrikate
bezahlt werden, mit dem geringen Werth der ausgeführten
Fabrikate vergleicht. Es werden z. B. jährlich für 32
Millionen Dollars Wollenstoffe, für 26 Millionen Baum-
wollenstoffe, für 7% Millionen Eisenfabrikate, für fast 4
Millionen fabricirter Tabak eingeführt, wogegen die Ver-
einigten Staaten nur für 7 Millionen Baumwollenstoffe,
für 4 Millionen Eisenfabrikate, für nicht ganz 2 Millionen
fabrieirten Tabak exportiren und die übrigen ausgeführten
Fabrikate im Vergleich zu den Rohstoffen höchst unbedeu-
tend sind.
- Diesen nur einige Hauptpunkte berührenden Andeu-
tungen lassen wir die Zahlenwerthe selbst folgen. Wir
übergehen dabei diejenigen Länder und Waaren, die nur
von geringem Belang in dem Handelsverkehr der Vereinig-
ten Staaten sind. Der Gesammtwerth der Ausfuhr in dem
mit dem 30. Juni 1856 endenden Jahre betrug 310,586,330
Dollars, der der Einfuhr 314,639,942 Dollars. Exportirt
wurden nach: .
| für Dollars, für Dollars.
England u. Bit. Be O0 — Meiko . . 2. r 2,464,942
sitzungen 196, 791,886 Österreich | 2,298,783
Frankreich und Obi ..:.+% 2,048,244
olonien . 48, 594, 968 Skandinsrion und
Spanien und span. schwed. Kolonien . , 1,932,347
Kolonien . „4 15,000,572 Haiti. . . ‘ 1,862,823
Bremen . 2,889,657 Afrika 1,731,011
Belgien 5,345,386 Venernela . . 1,643,621
Brasilien ‚ 4,958,125 Neu-Granada . . . 1,444,843
Holland u. hol. Ko- Türkei . . 2... 1,404,768
lonien. » +» +1! 4,258,869 Pau . . 1,159,233
Hamburg 3,268,473 Dünemark und din.
Italien‘). - 2». 2,904,990 Kolanien . ' 1,013,250
1,015,112
Chle . 2... .| 2,591,854-Argentin. Republik .
") Sardinien, Toskana, Kirebenstaat, Königr. Beider Sicilien.
An dem Import waren hauptsächlich betheiligt:
mit Dollars. | |mit Dollars.
England u. Brit. Be- — |Venezuela . . .„ „' 4,202,698
sitzungen . . . |153,956,749 Meile arte
3,568,681
Frankreich und frans. fallen . . .. | 3,441,570
Kolonien. . . . | 49,249,803 Bein er Ger er 3,106,511
Spanien und span. Hamburg . . . .- | 2,611,932
Kolonien . - » . | 88,488,700 Chile. . » 2 2. 2,467,819
Brasilien . » . .| 19,262,657 Neu-Grannda . . - | 2,325,019
Bremen ., .» -» +.» 11,846,580 Argentin. —. .: 2,922,161
China 10,454,436 Bu 2220.) 1,994,239
ed u. boll. Ko- \ 1,165,857
|
Par ur ur FEN az
Die bedeutendsten Ausfuhr-Artikel, ihr Werth in Dol-
lars und die Länder, nach denen sie hauptsächlich gingen,
sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
|Werthin Dei. Davon gingen, an Dollars-Werth:
Baumwolle 128,382,351 85,179,143 nach Grossbritannien,
i | 21,195,546 n. Frankr., 5,850,617
I n. Spanien 5,713,020 n. Bremen,
| | Hamburg ni a. e
| 2,198,060 n. Belgien, 1,652,049
| ın. Skandinavien, 1,252,2432 n.
Holland.
Deutschen Häfen,
Baumwollenfabrikate ‚ 6,967,309 Ber n. Brit.-Nord-Amerika,
| 1,110,784 n. Chile,
Ackerbauprodukte 59,390,906 24,818,965 nach Grossbritannien,
8,306,025 n. Frankr., 8,344, cs
n. Brit. -Nord-Amerika, 3,581,127
| n. Brasilien, 2,163,374 n. Brit.-
| West-Indien, 1,7939,694 n. Austra-
lien und Neu-Seeland.
Produkte der Viehrucht 17,655,922 7,111,958 nach Grossbritannien,
2,376,136 n. Brit.-Nord- „Ameriks,
| 1,743,832 n. Ouba,
UngemünztesGold u.Sil! 28,689,946 unjas.n00 England, 4,251,279
ran
Gemlinztes Gold u 15,468,8333 10,416,854 n. England, 2,750,197
| n. Frankreich.
Tabak in Blättern 12,221,843 2,681, 357 nach Grossbritannien,
| 2,252,799 n. Bremen, 1,258,498
| n. Holland.
Fabrieirter Tabak | 1,829,207 587,860 n. Australien u. Neu-See-
land, 554,419 n. Brit. -Nord-
| Amerika,
10,694,184 2,559,756 n. Cuba, 2,292,814 n.
l Grossbritannien.
_4,161,008 1,733,270 n. Brit.-Nord-Amerika,
665,757 n. Cuba.
3,556,797.1,256,925 nach Grossbritannien,
| 285,213 n. Cuba, 264,990 n. Brit,-
Nord-Amerika.
1,970,666 054, 350 n. d, Türkei, 312,932 n.
Brit.-Nord-Amerika.
1,003,558 Pr 272 n. Hamburg, 248,987 n.
Grossbritannien.
1,066,294 350,077 n. Hamburg und Bremen,
233,723 n. Brit.-Nord-Amerika.
1,060,967 524,863 n. Brit.-Nord- Amerika,
359,020 n, Australien u. Neu-
Soeland.
Waldprodukte
Eisen u. Eisenfabrikate
Produkte der Fischerei
Spirituosen
Gummiwnaren
Droguen und Arzneien
Schuhwerk
Zur Übersicht der wichtigsten Einfuhr-Artikel dient
folgende Tabelle.
') Sardinien, Toskana, Kirchenstaat, Königr. Beider Sieilien.
Notizen.
Wasren. | Werthin Dail. Baron kamen an Dollars-Werth:
Seide und Seidenwaaren | 32,558,013 17,383,675 aus Frankr.,11,234,166
a. Grossbritannien, 2,350,065 a.
Bremen, 1,304,562 a. China.
25,917,999.21,412,367 aus Grossbritannien,
Baumwollenfabrikate
2,086,718 a. Prankr., 1,803,369
a. Bremen.
Baumwolle | 71,335 51, er „Brit.-West-Indien,14,260
ti.
Wollenfabrikate | | sı,061, 793 20, 192,140 aus Grossbritannien,
6,297,678 a, Frankr., 4,060,119
a. Bremen.
Wolle 1,665,064 588,408 a. d. Argentin, Republik,
328,071 aus der Asint, Türkei,
209,145 a. Chile,
Flachs- u. Hanffabrikate , 11,443,193 10,995,184 aus Grossbritannien.
Flachs und Hanf 2,135,181 1,783,039 von den Philippinen,
151,003 aus Grossbritannien,
62,175 a. Preussen, 58,949 a.
| Russland. ,
Leinsamen 1,741,260 1,734,897 a. Brit.-Ost-Indien.
Kaffee 21,514,196'16,091,714 a. Brasilien, 1,681,108
| &. Venezuela, 1,526,982 a. Haiti,
Thee 6,893,891 6,838,635 a. China.
Zucker 22,538,653 16,404,282 a. Cuba, 3,239,152 a,
Portorico, 780,921 r. d. Philipp.
Molasse ı 4,334,668 3,510,609 a. Cuba, 535,687 a.
| Portorico.
Bilber 3,113,376 2,613,075 a. Mexiko.
Eisen und Stahl 17,064,544 15,391,269 aus Grossbritannien,
870,759 aus Skandinavien,
Eisen- u. Stahlfabrikate 7,515,718 6,846,520 aus G
ı 476,372 a. Belgien.
Kupferu. Kupferfabrikate 1,629,208 1,094,171 a. Chile, 96,134 n. Gross-
| ‚ britannien, 85,845 a. Brit.-West-
' Indien.
5,683,528 4,729,991 aus Grossbritannien,
404,199 aus Brit. -Ost-Indien,
' 331,571 a. Holland.
2,554,234 1,042,616 a. Frankreich, 988,003
a. Grossbrit., 305,447 a. Spanien.
7,676,912 5,080,892 a. Frankreich, 972,601
a. Grossbritannien, 716,000 a.
Holland, 408,870, a. Spanien.
8,083,292 2,182,591 a. Venezuela, 1,460,787
\ #. d. Argent. Republik, 1,430,223
a. Brasilien, 568,219 a. Drit.-Ost-
| Indien,
331,574 a. Mexiko.
4,635,122 2,957, 970 a. Frankr., 1,218,384
a. Grossbritannien, 188,495 a.
Bremen.
3,800,754 2,187,012 aus Grossbritannien,
1,418,013 a. Frankreich.
3,347,884 2,592,925 aus Grossbritannien,
528,737 n Frankreich, 128,128
a. Brem
2 ‚620,435 28 iR Ary .. Frankreich, 970,079
britannien, 257,590 a.
Zinn und Zinnfabrikate
Blei und Bleifabrikate
Wein u, a. Spirituosen
Rohe Häute und Felle
‚ Leder und Lederfabrikate
Uhren und Theile davon
Porcellain u. ird. Waaren
Pelswerk |
Bre remen.
4 ERS 2,538,765 a. Cuba, 489,808 a, Neu-
Granada, 505,671 aus Belgien,
j
Tabak in Bl. u. fabrieirt
| 223,723 a. Bremen u. Hamburg.
Salz | 1,991,068 1,564,051 aus Grossbritannien,
"142,926 aus Brit. - West-Indien.
Salpeter 1,226,742 862,977 a.Brit.-O.-Indion, 281,635
a. England. .
Färberröthe ' 1,671,805 1,287,975 a. Frankreich, 381,807
‚=. Holland.
Indigo 1,063,743 416,122 a.Brit.-O.-Indien, 368,273
| a. England, 123,421 v.d. Philip-
| pinen, 115,198 a. Venezuela.
Lumpen aller Art. 1,239,168 710,413 aus Italien, 136,936 aus
ich, 130,677 a. Grossbrit.
Potermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft IX.
f
383
J. J. von Tschudi’s Reisen in Brasilien. — Der be-
rühmte Reisende und Naturforscher J. J. v. Tschudi hat
gegen das Ende des vorigen Jahres abermals eine grüssere
Reise angetreten, die ihn nach Rio de Janeiro und von
hier aus zunächst durch einen Theil der Provinz Minas
Geraes führte. Da seine in der „Augsb. Allgem. Zeitung”,
Beilagen zu Nr. 146—153, veröffentlichten Berichte über
die Reise durch die Provinz Minas Geraes manches Inter-
essante und für die Geographie Werthvolle enthalten, so
machen wir unsere Leser auf dieselben aufmerksam, in-
dem wir einige wichtigere Punkte hervorheben. v. Tschudi
verliess Rio de Janeiro am 28. Dezember 1857 und wandte
sich zuerst nach Petropolis, der im Jahre 1845 gegründe-
ten kaiserlichen Kolonie am Südabhang des Cerro do Mar.
Hinsichtlich der Lage der Kolonisten, gegenwärtig etwa
9000 und darunter 2808 Deutsche, bestütigt der Reisende
die ungünstigen Urtheile, welche schon früher mehrfach
laut geworden sind. Von hier folgte er der Fahrstrasse,
welche eine Gesellschaft unter dem Namen Uniäp e In-
dustria angelegt und von Sumidouro bis Ouro Preto vollendet
hat; sie führt über die Villa de Parahyba, Juiz de Fora,
Barbacena und Ouro Braneo. Sowohl in Juiz de Fora als
such in Barbacena beabsichtigt die genannte Gesellschaft
Deutsche Kolonien anzulegen. „Die Bedingungen, so weit
sie mir mitgetheilt wurden, sind günstig. Das Klima von
Barbacena (3600 Fuss über dem Meere) ist ausgezeichnet,
für Europäische Cerealien und Leguminosen durchaus ge-
eignet. Der Boden ist viel weniger steril, als bei Petro-
polis. Der Kolonist darf aber auch hier keine fusstiefe
Ackerkrume erwarten; jeden Falls werden ihm jedoch die
klimatischen Verhältnisse in der Campos-Region weit mehr
behagen als die drückende Schwüle und das entnerrende
Klima der Wälder-Region.” Ouro Branco liegt am Fuss
der migen Serra, die auf manchen Karten Serra
de Deus te livre benannt ist, eine Bezeichnung, die man
an Ort und Stelle durchaus nicht kennt. Überhaupt sind
nach v. Tschudi alle Karten der Provinz Minas Geraes,
die bis jetzt veröffentlicht wurden, schlecht, zu den bes-
seren gehören die von v. Eschwege. Das Kärtchen in
Burmeister's Reise soll von Marianna bis Ouro Preto gänz-
lich unbrauchbar sein; vortreflich wäre dagegen das kleine
geognostische Kärtchen ‚von Clausen). Von Ouro Preto
und Marianna ging der Reisende nördlich über Santa Bar-
bara, Itabira, Itambe, Conceigäo und Cidade do Cerro, der
früheren Villa do Principe, einem Städtchen von etwa
3000 Einwohnern, nach Diamantina (früher Tejuco ge-
nannt). Die Reise von Rio de Janeiro bis hierher (124
Legoas, 18 Legoas —= 1 Breitengrad) hatte 30 Tage in
Anspruch genommen und jeden Tag waren heftige tro-
pische Regengüsse gefallen, welche die an sich schon
schlechten Wege über alle Beschreibung elend und gefähr-
lich machten. Diamantina ist eine der wichtigsten und
reichsten Binnenstädte Brasiliens mit 8- bis 10,000 Ein-
wohnern, deren Wohlstand hauptsächlich auf dem Handel
mit Diamanten beruht. Nach ziemlich übereinstimmenden
") Castelnau’s Karten scheint v. Tsehudi nieht zu kennen; wenn
sie auch gewiss nicht frei von vielfachen Irrthümern und Mängeln sind,
so dürften sie brauchbarer sein, als die meisten anderen, wenigstens
konnten wir v. Tschudi’s Reise auf ihnen fast Schritt für Schritt
verfolgen.
50
384 Notizen.
Angaben werden gegenwärtig in ganz Brasilien 12- bis
13,000 Oitavas (185—190 Pfd.) Diamanten jährlich ge-
wonnen. Zu dieser Quantität lieferte die Lavras von
Santa Isabel in der Provinz Bahia etwa 6000 Oitavas.
Die Steine sind im Handel unter dem Namen „Diamanten
von Cincora” bekannt, weil das 1844 entdeckte Lager im
Kirchensprengel des 20 Legoas entfernten Dorfes Cincora
lag und erst später der sich bildende Ort unter dem Na-
men Santa Isabel zur Stadt erhoben wurde. Die ehema-
lige Demareagäo Diamantina, die vorzüglich den Rio de
8. Antonio, Rio de Peixe, Riberäo do Inferno, Rio de
Jequitinhonha, Rio de Itambe, Rio Manso und die beiden
östlichen Zuflüsse des Rio das Velhas, Rio de Parauna und
Rio Sipo, in sich schliesst, liefert etwa 4000 Oitavas.
Die ausgezeichnetsten und reinsten Diamanten werden im
Rio de Jequitinhonha, dem Riberäo do Inferno und dem
Rio Sipo gefunden, in letzterem aber nur sehr spärlich.
Der Rio 8. Antonio, der Rio de Peixe und der Rio de
Itambe geben zwar vorzüglich reine, aber nur schr kleine
und wenige Diamanten. Die übrigen 2- bis 3000 Oitavas
vertheilen sich auf das Flussgebiet des Rio de Bagage und
die Diamantenlager der Provinzen Goyaz, Cuyaba und Matto
so.
Von Diamantinva wandte sich v. Tschudi östlich nach
dem Rio Mucuri. Er ging über San Joäio de Minas novas,
das Dörfchen Capella de Nossa Senhora da Graga, gewöhn-
lich Capellinha genannt, gelangte jenseit des Rio Fanado
wieder in die Region des Urwaldes, kam an mehreren
Botocuden-Lagern vom Stamme der Pot‘ vorbei und er-
reichte am 20. Februar d. J. Philadelphia am Rio de to-
dos os Santos, dem grössten Nebenflusse des Mueuri. Diese
im Jahre 1853 gegründete Kolonie, 43 Legoas (35$ Deutsche
Meilen) vom Meere entfernt, zählt jetzt 145 Häuser und
besteht zwar zum Theil aus Deutschen, es befinden sich
aber darunter eben so viel Kolonisten anderer Nationali-
täten, namentlich Portugiesen, so dass die Benennung
„Colonia saxonia” in den Agentur-Cireulairen von Leipzig
keine Berechtigung hat und an Ort und Stelle selbst un-
bekannt ist. Bei dem gesunden Klima, dem fruchtbaren
Boden und der Sorgsamkeit der Direktion stellt v. Tschudi
dieser wie den übrigen Ansiedlungen am Mucuri ein sehr
günstiges Prognosticum. Die Botocuden, bei denen bei-
läufig bemerkt die Verunzierung der Lippen und Ohrläpp-
chen durch grosse Holzscheiben immer seltner wird, stehen
in freundlichen Beziehungen zu den Kolonisten,
Von Philadelphia führt eine, im Jahre 1857 vollendete
gute Fahrstrasse nach Santa Clara, einem kleinen Ort mit
einem Waarenmagazin der Kolonisations-Gesellschaft, von
dem an der Mucuri schiffbar wird; auch gehen bereits
kleine Flussdampfer zwischen Santa Clara und San Jose
de Porto Alegre an der Mündung des Muecuri, eine Strecke
von 85 Nautischen Meilen. Die Aldea do Thome, welche
die meisten Karten zwischen Minas novas und Porto Alegra
angeben, existirt seit fast einem halben Jahrhundert nicht
mehr. Ihre Bewohner wurden von einem andern Boto-
eudenstamme fast gänzlich vernichtet. und die Aldea ver-
brannt.« Ehe der Reisende nach Rio de Janeiro zurück-
kehrte, besuchte er noch Vicoza und Caravellas (Südgrenze
der Kokospalme an der Ostküste Süd-Amerika’s) nördlich
von Porto Alegre. Beide %egen, wie dieses letztere, an
der Küste der Provinz Bahia, deren südlichster Punkt
Santa Clara am Mucuri ist. Früher gehörten diese Orte
zu der Provinz Porto Seguro, die nach kurzem Bestehen
aus Mangel an Lebensfühigkeit wieder aufgehoben wurde.
Später besuchte v. Tschudi noch die Küsten der süd-
lichsten Provinzen Brasiliens und reiste im Mai d. J. nach
Montevideo, von wo aus er nach Buenos Aires, Parand und
auf dem möglichst südlichen Wege quer über den Konti-
nent nach der Westküste zu gehen beabsichtigte,
Neue geographische Arbeiten über die Türkei. — Wie
uns Herr V. A. Malte-Brun aus Paris schreibt, hat Herr
G. Lejean') der Geogr. Gesellschaft daselbst am 16. Juli d. J.
angekündigt, dass er in den ersten Tagen des August eine
neue Forschungsexpedition in die nördlichen Theile der
Europäischen Türkei antreten werde. Diessmal wolle er
Bosnien und einen Theil des nördlichen Albanien besuchen
und wo möglich bis Montenegro vordringen. — Ein Mit-
glied der Gesellschaft, Herr Hecquard, französ. Konsul zu
Skutari in Albanien, hat dem Ministerium des Äussern eine
Manuskriptkarte des Paschaliks von Skutari eingesandt,
welche gestochen und mit einem Werke ausgegeben. werden
soll, dessen Druck im Juli d. J. begonnen hat.
1) 8. Geogr. Mitth. 1858, Heft IV, 8. 158.
Bibliographische Übersicht
der im II. Quartal 1858 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze und Karten.
Geographische und statistische Zeitschriften.
Zusammengestellt von H. Ziegenbalg. .
+ für wissenschaftliche Kunde. von Russland,
XVI. Bd. 2. Heft Berlin, G. 8 pro Jı "ri. 10 Ner.
Ausland Eine Wochenschrift für Kunde und
Lebens der Völker, Hed.: 0. F, Peschel. 81. Jahrg.
Nouvelles —— de !a Marine et des colonien,
Ren Ausubet. rt as an he Br re, DR) 6 eine Dr
n Mile
de annde. Avril — Juin,
Par, A Jahre. (Mfr.) 10 Thir,
mnali universali di Statistion, eeonomda ehe , Evo Rn Y viaggl
1 gemmerdo, compilat 4 Gius. Saccki, da 37 ara 4 Mean
Mayggio.
Bijdragen tot de taal-, lanı- en rolkenkunde van N
door u voor de taal-, land- vaÄnN
über. &, Nienwe volgreeke. 1 edel. N.3 en 4 p.XXV—
KEVIN 308-450. (bein) MINEr — 2 dad, X. 1. AXu, 1-4.
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Bolkettino di motizie sisitelicbe Daflone . seien ®
o deli md jata da
Gina. Sacchi. vn en Milano, & at. @c) 2 .6Ngr
Bremer Han latt im erbindung mi" O, Hübner’s Nachrichten aus dem
Gebiete - Btaats- und Volkswirtschaft. 7. Jahre. Nr, 14-Mi Bremen,
nemann, pro Jahrg. 4 Thir.
Bulletin de ia Socldtd de ie wiegrapbie, rödie A u Buy et T. A. Malte
Brun. 4e Sdrie Paris, A. Be Sehne u) 4 Thilr,
The Journal of the I Gm Groep Badety. va xxV Edited
by Norton Shaw, London, Murray, 8. CACVIN, 308 pp. With Maps The.
5 Thir.
eure) of the Statistical Society of London. Kart Penn London, Parker
& Bon. & 'odes Heft (2a. 8 1 Tr,
SlcheDungen der k 1, Gengraphtschen Geisha Redig. von Fr. le,
a 1. Hof. Wien, Braumlilier. & 2 Thir.
des statistischen Burcan's im Berlin. ee ee Une
Mi um
1.4 Nr. T-12. u Tür,
aus Justas Perthes’ Geographischer Anstalt ete, -
Gotha, J. 2 Mit Karten, Jedes Heft 10
Morkli Sworuik, In. ER ngeein, Hrsg. von rer
März
Peterab‘ % [Husaisch.) SR.) 9 Thir.
The Kautı al Marzine 2 and Naral Chroniche. VoL xavıl Aurdeejune
Simpkin, Marshall & Co, een He (1..) 12 Ner.
enssdieches Handels - RE Wochenschrift für Handel Grm De-
mstalven. Hreg. von #. Viebais und Sainte Pierre, 20, Tebu, „II. Nr. m
Berlin, Decker, 4. Mit
t Bellingen, Jeder Band
Proceeili of the Royal Geographical Bociety of London. Vol II wn&
London, Sta: Jeden Heft (18) 12
&
zn de "Orient, de !’Algörie ot des Oslonies, Nonv, Serie. Avril— Juin.
Rouvier. ar an (20 fr.) 6 Thir. 20 Ngr.
ft voor Nederlandsch Indiß ungeg. be W. R. eun Hodeet. Sue Jnarg.
ns t-Bommel, Noman de Zoon. # wer HE
=. voor staathaishonikande en statintiek, Dir Mr. B. E. Sioet
tot min. 166 desi. 3.4 en Zwolle, Tjoenk Winink, #,
ro Jahrg. von # (4.5, 50.) 8 Thir. 20 Ner.
ochenschrift für Areal, "eteorsiogie und Red. von Hein.
Kone ya 1. nd 1858, a! Schmidt, Nr. 1i—2R pro Jahrg. 3 Thir.
Keitschritt für allgemeine Erdkumle, Mit Unterstützung der re Er
Erdkunde zu Berlin ». « w. hrag. von X. GRmETIB. AR Fol
2.—5. Heft. Berlin, D. Reimer. & Mit Karten. 3 Thir 9 Song
Zeitschrift des statistischen Barenw's des Künlgl. Pre Minfisterlums
Innern. Red. von Ernst Emgel. 4. Inlirg. 1EÖ& Nr 1— [Led
Hübner.} 4. pro Jahre. 1
Geographische Lehr- und Handbücher.
Anderson, Rb, Gesgraphy for Junior Classes. London, Nelson. 14. 110
z ad u 2 i (1 4) 11 Ngr.
Ankjerr, 8. Geograj » statistink Iinan — 20de Hefte.
pen. Jedes Heft von (ach) TE Ken.
ratamıate site sintin dulln yergrafin dirien In das satık. Miller € Gnoochi. #,
(a.1.2. 50.) 268
zum o
227
Ce Br. Leitfaden für den Unterricht in der
jen und höhere Bärgerschulen. Nach der der Neuern bearb,
au
1.H 3. von neuem durchgesehene Ansiabe, Paderborn, 1867, Schönin
Ti Ner.
ui "zero, aim. ‚Element della Cosmograda. Firenze, 1657, Bascionl & ”
Mit 7 Holzschmitt-Tixi
Boream, V, Odenraphie. Cours sormplet @4 mitborlique, oompren avee les
nouvelles medsuren, plusieurs tableaux synoptiques des Den, des Bere, 2
des v an, des Inc, arec Jeurs singularitis ete. Be dit,
Paris, Hivert. 12. 276 pp. (er. 28) 17 un
de Bruin, D, €, Berste beginselen der ee berattende eene
King van den Oost-Indischen Arte, u daarin I, de Ne
; tem dienste der jen in Neitertandsch Oost-I Te drek.
behezärtii
Bamarang, 1857, Ollphant & Co. & 40 40 eta.) 9 Nar.
Cassian, H. Lährbach der aligemelzen Geographie in 4 Aa." a
bänten zur Wiederbolung fir Gymnasien und bühere Lehranstalten
2. verb. A 1. Hälfte, Chur, Hitze. #8. 102 pp. 20 Ner.
Cheraltier, H. Notions gindrales d’histolre er de göographie anciennes, a
eg A a d’aprös jean programmes Etat,
nn WS
Mit 1 Atlas vom 20 u
(32 me.) er ge.
Corneil, 8. 8. First Steps BERGE New-York, Appleton de 00,
(eben,
Crostl.— an muy universelle de Urozat, refaite sur un LER. P DEE
dos wowvelbes di s territorialen, et bee A la hantenr des vonnalssances
sulvie d'un tablenu «les monurs ot eontumen de tons Is peuples eto., par L. Lohlenc,
Libreirie jaire. 12. 248
a bo, nn & A inoderna generale con ispeciale riguardo
iii Ha, Trade 10 2a odie., oorregids y numentada.
©
all’ Euro) a Ipero arAusii Be sc ee | —
24 lezion tip. Monauni. #. 58 p
Ms es (de wiographän, Meralte des Jecoms de gdographie de Pal
Gaultier. Ouvrape emtibrement refondn et conabdiirahlement par de
Bügniöres, Demugemesurs, Ducros (de Sixt) et Zeeierc alnd, os os. do sdit.
ur #, Renonarı. Y (tbe.) 1} Ner.
tier, BANN Giograpihe entibrement refondue et oonshberahlesment .ug-
mentie de Btigwieren, Demowencowrt, Dicros (de »ixt) et Lecierc aind,
deren. sit, Eihandas, 18, XII, 348 pp. Mit Karten, ti fr. 9.) 1 Ner.
storiea moderna univornale, eorograßien, politiea, stntistien, ommmereinie
Gesgorafia
© industrinle, eompilata eolle norme e wufla zn dei pih Mustri guografi o Btn-
gu di tutte le nazloni e sperialmente di A ed Eug. Balbl, Marmocehl, Ritter,
Male-Tirım yo Muntz, Ghäberti, Lavallde, eec., per cum di una
Sedch & Leterud Im 1 quali 7, B. Carta, @. Sacchi, (. & T. de Castro & A.
Strambdio. Pant, 13-24. Milano, an pn won Mit Abbikden.
edes Heft (40 Gent.) 4Ngr.
FEÜEIREEUNODNBRERE
A. W. Gegmpliuke Cie arakterbilider in ahgeruneteng(iemälten aus
der Länder. And Vo unde. Nach ee ge Der Gestein und une:
Minlischen Literatur u. ». w. 7. Aufl, Fr 4 Lie (IL ) Leipzig, Brandstetter. %,
v2, 06 pp Mi i Taf 1 Thir. 5 Ner. ee a a4 Ner.)
Dieseihen. 3. Thl. A. u. d.T.: (bentschen Landes
Lebens für Schule nnd Hans beurh. und gruppirt. 1. Lig. Ebendas, A ar
er.
der, Lärobok nit use Alainnn "Gesgraäen, Jemte Samımandrag
ytterligare omarbetad af H. A. Wire,
Di und vermehrt rom A. Lewschner. = u %
"an Ner.
de un. Zem Lereiones Lnperwein ia ED“
postzuma. em eontinunda historia de Krpafin Ani — IM.
de 4. Reformada en ia parte geo; con una geografia m 1% escrita,
pri nie ya ms Espaüa. Mälnıca, Tan Menge m. En
PP rn.
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und verm, Aufl. Moskau, 1807, 12. Se pm rassisch] 1 Thir. 10 Ner.
Lachmann, Alez. Neueste illustr, M Maas- amd ae eherkunde de und kurze
Aber Länder mit Amdeng und Beschreibe der jetzt eour-
sirenden Gold- und Silber - Minzen ete Liefg. Leipzig. Schäfer. pn 1—i
Mit 12 Taf, SNgr,
Tädo (hographie. yayısı paysigue, his
ern minisare de la wuerre ur Freche np. du Bedor. 68 Pe
Pnuteur. Metz, Roussel * XVi, 576
1, kalten. der Geographie. jede, Ns as Leipzig, Violet. ” um
Elan Für Toctecheien. &, vor, und vorm Auf, Eisadin-
S u 108 pp, Allgemeine Erdkunde oder neuestes Handhuch x: BR. —
. we
und Belebung des Binnes und Wissens flir Schube mi u
und oounparativ bearb. & 7. Liefe.
burg, Manz. & p Jede ee er.
Mixorıs, A. Zrogela venripas rolırmds yeuypupias &x
kayopar veurdıor yeuypagızdr z0mndtar“ srseparıofirra. 'Er
Tepyiorn, 1857, Re eis ruroyp. „lowd, Avoreranod. 8, MR pp
neuen tischen Üoographie, Triest, Buchd An [|
Paeı. — ar = dedneido de los elpios de 2 + 2
Repertorio de geografia, to:
mdalan Üiten 5 polen GE FI Voräuje For, per U mienS ahtan oulalads
de Gun. per ol comaejur de Instrmorkum plilicn las menelns de primers onse-
aumentada y corregidn. ıl, de “Pr &
rm gr.
Owodotwski, A. Kurze allgemeine Gengraphie. & ER = Auf. Petersburg,
1857, 16, 186 pp. } okop.) I Thir, 8 Ner.
de Paincios 4 rigwer, Joaguin, Tratado elemental do a arm j
Slben 7 palfies antigee 7 Boderen, 0 para texto por el gobierno do 8.
3a edie, Geofrin. & pp. Mit 8 Taf. (44 rs.) 2 Thir. 28 Ngr.
Pu; Fi kemmepis vwsecheeny vedecky srurmärnel Üdst ohzriästni.
L 8vet : Drubei odıdeleni. Svnzek treti: Australio
‚„% Heft: Australien
Neumeland),
Ind 3 und Gesehlehte der alten, miättlern und
herer Lehranstalten. 1.Bd. Das ale.
delle
“u pp. Mie3 Teb.
in, uumpheia Werk kanias 4 Thin, 20
Serı
Rewschte, K. 0. "anthach der u oder neueste Erdbeschreibung mit
besonderer Rücksicht auf Statistik und opographie, ö, Liefie. ven part wal-
zerbart. & p Gib 778, Jede Liety. ie
Ar, D €. Die Erdkunde im Verhältuiss zuf Natur und zur Geschichte
Menschen oder allgemeine vergleichende 7 18 ThL 3% Bach: West-Asten.
und "Aufl, Au ti di, Die Erdkunde von Asien. Bad. IX.
nn Erdkunde des Halbinsellanden Klein- Asien. Thl, I. Berlin, &.
.„ & XXIV, 1094 pp. Mit 3 u i
, feln Papier 5 Thir.
(m_xvm: ran Mein a Thlr, 12) Ner.)
Slater, A New Dmpindnen od Ancient History , ph,
logy ete. Tan Longinan, 8. 470 Dr
Staedter, @st. Loop, Lohr- und Hamähuch der aBgemelnen Bocapsı 2 Liefg.
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Ungewitter, #. H. Neueste Enibeschrefiung und Stastenkimile er zeogra-
phisch-statistisch-historisches Handbach. 4. verm. umd verb. Aufl. ıT Day! Dres-
den, Adler & Dietze, & IL Dd. p. 217—2hn, Jode Liefe. 5 Ner.
Universo pittoresoo © storia © deserinione di tus 5 popoli, Toro reilgioni, co-
.. usanze, indnstrin, sommerein eer. Üpera compilata da una societa di dottl
franoesi. Tratuzione adorna di eiren miile Incislont eve. Pnse. 50-867. Buropa:
Italia antica (p. 304-512]. Allemagna (p. 27—392). Gireria (p. 2>—10). Venezia,
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Argüelles y Herrai:, Felipe. Exposicion demomstrativa del sistema fisioo dei
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estulo de la rafin, eserita Jdespucs de eumsultadon Is mas odlehren Autores
que han tr ia ciem: adoptando «) mötodo de 1. B. Zramtosus, ad en
u uamngrehn, #en, Madrid, 1857, Sauchex Rublo. 4. VI, 204 Mir 2 Tar
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E71} *
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teen Years at Swaffham Bulbeck, in Cambridgeshire, and _. „ a Guide
10 the Climate of that Part of England. London, Van Voorst. &
Ban. 64) 1 Pr, 6Ner.
Lexioni di sum Tg “res serlunteri 1a geograßn finien oe In
schulen, sowie zum ernten Selbstunterrichte. Mit 10 Holzschn. Im
Wiostap, (0 L Peinstgien of Physieal Geogruphy: being an I ar as
icolay, ©. @. an Ing
Natura] Piknomene, and their Causes. I for the Course of Eton College,
Witb Maps and Diagrams. London, Stan . #4, 20 pp. (9 =.) 3 Thir. 9 Fer.
Witwer, W. €. Die yalkaliache Geographie fasslich dargestellt für Studi-
rende und Preunde der Naturwissenschaften, Mit #7 In den Text gedruckten
Abbildem. 2. Ausg. Leipzig, O, Wigand. & X, 568 pp. 2 Thlr. 10 Ngr,
Allgemeines Geographisches, Ethnographisches und Statistisches,
Al gen u re He = Ohren, des De Gen Ligm -.
ei imbıres , dem ver
et des amcdiens Celtos. Introdnetion, ire Gisele Avse deu
tableaux windramx de 1a langue guuloise. rn 6 (6 fr.) 2 Thir.
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“ ker m u.
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Thermus and Sparta. 3. On than Military semaisen of Breunus and ihe (ianls
against Thermopylas and Aetolla. 3. Om the Battle of Marathon ete 4. Om the
Battle a en ie Morements of the Generals of Autiquity between
Caryao amd Maps and Plans. (Jourmal of the R. Geogr.
Boc. of London, Vol. rg ” ‘
ber die Handelsstrasse der Alten nach Central - Asien , besonders
Monatsber. der K. a Akad, der Wimsunsch. zu Berkin, März.)
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The cal List eritıraces all tbe names worthy of mote In tbe known world,
wenmpanjed with such deseriptive amd statistical facts as are usmal in Gnzetteers,
tut more brieily expressed, ete, ete. New eilt. Cincinnati, Lo Brotbers. 12.
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u rei. Mieck Br ur)
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er 4 a Erna) umd der Völker » Industrie i in der
Februar,
2 Nautik
Bremiker, ©, Annuaire nau
Iatanı of RZ (Nautien) Mag, April.
=. nn #4. Bien ma „Alıage des umseln Du ommerce et
candidata nux es e eapitalne an cours et tro au cabotage,
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[4 fr. 50.) 15 Ngr.
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Geograpbie physique de ia mer, I. La Möditerrande. (Hevue bri Mars.
ALafebere. Nolkce sur leg csurants de l'ocdan Atlantique a Fiese: et 4
106 degre de latitade N. Paris, Ledoyen. #. Mit 1 Karte. Se) 7, Ngr.
en Inpöt des nariae os plane de Da mia.
Manuel de ia navigation dans le detroit de Gibraltar, u ee eg
de l'amira) Hamelin par C, 4. Vincemduon- Diemowlin et ©. P. de Kerkaltet, Eihendas.
& Mit 3 Karten 18 Taf. (4 dr.) 1 Thlr, 10 Ner,
Pallirstion du a, ee Dog el
The Narigation of the Danube. (Nantical Mag
m Osborn, Frank 0 -- = y an Bee an rn Kader - am
adjacent coasts a Map. oarnal © R. Gosgr, Son, A
The Red Sen. (Nantical Mag, May, June.)
KSjömans - Kalender eller Almanach och Efemerider til Stoekholms meridian
für Äret 1858, Stockholm, Norstedt & Süner. i2. (#ak.) 5 Ner.
Tape, L. Guide u du navignteur contenant les modbles de tous Tas
calcals astrunomiguen k ia wer ete, Havre, Cochard. &. Mit Taf. für die
Himmelskarte und Tab, Bun. 1 Thir. 16 Ner.
Die eng! ey Tiefen-Messungen anf dem rg legraphen-Pinteau"
Im d., Bir Holzschn. (Petermann’s Mittheil, Nr. IV.)
ei wetenschap en ervaring nangaande winden en zoestromningen
in en gedeeiten van den Ocenan. Ultgeg. dor Bar Kenieh. Nederl Metourol
Institunt. Utrecht, Kemink & Zoom. 4 XVII, 123 pp. Mit 10 Karten. (Nicht im
we ah. von 8 bls 4 Heften (f. 7. 20.) 5 Thir.
Reisen durch mehrere Welttbeile und Länder,
Ier, Jos. Benjamin’s Reisen in Asien und Afrika. (Zeitschr. ‚für allg. Erdk.,
u
, E. Reiser I selire og nyere Iid. Pan Dansk ved HM. Södring.
16 ide die Hefte. Kjöbenhavn, Elbe. & 'odes Heft von M pp. Rn „se:
Conrad, F.W. Reizen unar de landengte van Anez, E
yo jrch rel e 's Graven! ea ak.
"Jede defg. (f.1, Asse
hin
an Ds Naher Din m. Sei vn. Se} 8 Tüle a
erh aTı 2 Thir. 15 Ner.
Falle 45 fr.) 1 Thir, 30 Nor.
BR GB. Viagrio tar, In Asia ed in Africa. u IT dei viaggi
moderni seoumlo E a . F. Gmelin von, neoom da care
gt eo da nimerone ineisionl in mama socondo I diaegmi --
mn tradız, ital, di Site, Bamdarind, Pont, 110— 12% Venexia, 1867/58
neitL 4. Sp. 481-704. Mit 3% Kupfertaf. Ye auu Moe 11 af ale
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pressions ; ire partie: Italie; 2e partie: Orient. 2 vol Anvers. & tr;
Jonkanneawud, P. Album de Iow wiajen amtigum y maolder: edieson Unstrads
con 48 urnjen de diferentes pueblos de 1a terra. Barla, 1807, sa y Bouret. &
Werke, 4 H. Alcı. von Humboldt's reizen in Amerika en Azit. Uit het Hong-
dultsch. Be—1d afl. Aunsterdam, Gebr, v. Es. #, pn 120-820. Jede Liefje. (39 cin.) 7 Nor.
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Ba. Göttingen, Wigund. # II, ze 1 ’Thir. 15 Ner.
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EN Patrieio de Ia Escosura, Truchy. in 20 m
Kaint-Mare Girardin. Les voyageurs en erient et In ale depuls io
de Parin. IL (Rerne des deux Mondes, 15 Avril.)
Springer, Rb. Der enthällte Erdkreis, Ilmtrirte Geschichte älterer und
‚enerer wissenschaftlicher Emdockungs- und Welt- Reisen in allen Erdibeilem.
J t und bear, 2, Bil. 9, Heft. p. 287— 284. Mit Hoirseln, Jedes He 5Ner.
a un una sorieth di letterat! itallanı
Kr ee oa Yellanc, Banvin dp. Ei SIE MR 35 Abbibiae.
Jeden | Heft (Wei) 8Ner-
EUROPA.
Baedeker, K. Die Rheinlande von der Schweizer bis zur Holländischen (renze,
Selwarzw Vogesen, ur Odenwald ete, Handbuch flir Reisende, Mit 16 An-
sichten, 1 ehts- und 12 Specialkarten und 11 Plänen. AA va: An |
Baedeker. & XXI, Bin 32% The. GOIRE.
ı uren ae. Lam France, Holland, Belgium and ap (he
PP- (is. 64)3
storieo, militare
con ordine lemsioo © ee sulle ei
Arromsmith, Busching, Balbi, CUnnmabich ee. ee, Vol, II, Disp, 43— 56
Pugnonl. & p. M3--8s& Jedes Heft (#0 cent.) & Ngr.; Volkaaung, (3 cent.) 3 Ngr.
Eupen, Fr. Tive Mininture Gmide to the Rhäne, through Belgium ad Holland,
Northern amıl Bontbern Germany: with a full Deseription of A the Fashjonable
German Watering Places etc New edit. Londen, Coghlan. 22. 290
PD-
(2#. 6 2. 1 Thir,
Forester, Tb. ankleäten and Pressst Ceaiien Landen Lats wir
of their History, An and Present Condition. an. &. Kyan,
450 pp. Mit 1 Karte, 3 Adbilden. und Holzschn. 1 Thie. &Ne-
tribet, Leitfaden zur phio von Enrops zus use
gung van Deutschland. 4 Auf m # 3 Ngr.
Guide Ihr‘ da voyageur dans 1 ie sur les yrux et
Unprös yi dermmenis ten plum Guihautiguen. Se ler vol. Allemagme septentrionabe et
contrale, ( Im, Lamidres, Varsovie et Saint-Pätersbourg. Ouvrage
de viguuties a4 anne 2 Sn men des souien at des elvemins de fer de
urope nn ei de 5 Carter. Te di revae et el Berlin,
Grieben. 16. VII, 354
Mit Ilustr., Post- iind
T. umgearb, am! verm. Auf, Ehendas. 16, 16 Vi vi, ‚ao 0 Pp- 1 Thir, 15 Ner.
Dasselbe, 3, Theil: Sid - Deutschland, Mesterreich,
Turin. Mit Ilhustr., Post- und Fisentahnkärte von Mittel - K 14 Plänen und
Karto vom Salska, und Tirol. 7. umgearb, und verm Aufl. Ebendas, 16
VII, #40 pp. Thilr. 16 Ner.
Grieben’s Heim-Ibl. Kr. In.
Baar, Ep. U In Fee von Bir ug Yet aller
bis Jetzt im eten zu ngabe 1A 1 12
derten Preise. Nebst einem Anl leuten: Benchmen
Nord-Amertika'e. Nr. 1. April iH66, Wien, Mechitaristen-Congreg.-Buchh. er
jur.
Bibliographie, April, Mai, Juni 1858, 887
Measom, Geo. zen SE asontes nstratel Guide to the Sosth Kastern Railway
orth Kent and Greenwieh Lines: also Cute to
reden Days in Paris. London, W. HM Smith, &
(2# 64.) 1 Thir.
Meineke, L. W. Mititairbsch hische Übersicht von
DT a ne Pergea. aarl w "EEE u. Meplshurg, Gebr. Basasık
fi Pi x Ner.
Mohr, A. M. 22°2 °7720 (Schwile Olnm.) Erd» und Völkerkunde ven von
Bauropa, mit besonderer Berücksichtigung der jüdischen Geschichte in
Insbesondere, Hrsg. von Mich. W. uk
Lemborg, Drock von Schrenzel. #, i68 n. 100 pp.
AL Book for Travellers on tbo Cmtinent, being # Gulde to Holland,
Northern Germany, and the Rbine, from Holland 16 Switwerland;
Mae am Kplunfpauipuadl. 20"
0 Ner
a Hand-Book fer in Tyroln im
Wiürem
(10%) 3 Thir. 10 Near.
E vn und des wikdwestlichen
mis. Nach ihren elmmeinen edern eingetheilt und verglichen. Mit
gengmostiachen Karte. en. nn Ebuer & Senbert. & IV, #58 pp.
(Alan der Württemberg. naturv. renberte.), . 4 Tr, une
Perrin, Ch. Roöseau u ou chemiı frangais di" e par
Feuubokenl I Doms © G Bulanı, je Desphlel, ia Provence ot jes Etats
sardes. Lyon, BHrun. & 4
A Practical Ehine Guide. With the on Routes through France, Beigium,
rn a ee German Spas, Praetical a an a na ER u ae
to be secon in the shortest Period and at ibe lonst expense, By an Englistman
abroad. London, Lonpman. (Leipzig, Brockhaus.) & XAXVIL, 60 pp. Mit zum.
Praetical t| Routes from London to (Germany, Tyrol, Switzerland,
Mediterranean, Italy, By an Englishıman abroad. Loudon
Prise, 4. Winkler. Natimrtaferesien wit den Harz, u
en eg Met platen, Sncok, v. Druten & Bl
Weickard. Le Vo
Allemagne
Rhin, ia Hollande Bee Genen Ayce 1 carte den chemins
Die Rheinlande tnd Holland, Illsstr, Handhuch für Reisende. Nach eigener
Anschnsung und den besten Hilßquellen bearb. 7. verb. Aufl. Mit Illustr.,
and Eisenhahukarte von Mittel - Europa, Karte des Khuinhaufs und € Filmen.
Berlin, Grieben, 16, Möge. Bun . EL nn am nu BR oe
Var Crog voyagen. 17) je, borıla die
Rn, Sehne, F Pidmoat, nord de Vltude. Cal divers. Parls, impr. Thunnt & Co,
18. 240 pp.
Deutschland.
Alimers Marschenbuch, Land- und Volkshllder aus den Marschen der
Weser und ka Gotha, Scheube. & VI, 356 pp. Mit eingedr. Hoizschn. 2 Thir.
Deukwlinliger und nützlicher rheinischer u en nn die wichtigsten
Merkwürdigkeiten
Abth. 5. Bi. 4 5. Liofg,
Coblenz, Hergt. # Jede Liefg. 20 Ner.
Cofta, Bid, Deutschlands Boden, sein a
kung auf ılas Leben der Menschen. 2, vorm. A 1. 'Thl. Geologische Ibosel
bunge von vary Mit in den Text eingedr. "Holzschn, and 3 Taf, Lat
Brockhams. ® V,
Deutschland.” or
r
®
Ansichten des deutschen Vaterlandes und
Beschreibung demselben. — 3%, Liefg. Leipzig, Haondel. & IL Bd. p. 7 — 120
w Il. Bd. p. 41—72. Mit 16 Stahlet. Jede 6 Ngr.
Heinzetmann, F. Das deutsche Vaterland im Reisehildern und Sikixzen
das Jänglingenlter und die (sehllösteren aller Stände dargemtolt. a 4 Biden.)
1. Bd.: Das Tiefland des Ontsee-Randen. Leipzig, F. Fleischer. & Ze u
“
Bilder den 1. Augen zu: „Die Weltkunde in einer plan
geordneten Rundschan der wichtigsten neweren Land- und Seereisen, auf
des Reisewerkes vom W, Harnisch dargest. und kreg. . F. Heinietmann”,
(XV, mit Suppl. I. Ib. 28] Taır.
Miry. Ems et les bordn du bin. Paris, Hacheite & Ca. 16, 275 pp.
(# fr.) 20 Ner,
desierreich.
Kinschiienalich der semerdesterhen Besitzungen |
Mulerisch-historisches Alm vom Königreich Böhmen. Hr. von Kd. Hötzet.
% m % Liefg. Olmlüz, Hölzel. Fol, 6 Taf u. p. 109-233 in 4. Jede Liofe, I Thir,
Piertwii 1 En rg ol it ie ce ein
Apotioni wi. pero d'. auol pun
statkatlel, Li roposti alla stuljoss gioventü, Cremona, IKT, Fezzi,
27 Mit ı u (u L2 75.) 97) Ngr.
der Handels- und Gewerbekammer für das Erzherzogthum
unter der Enns über den Handel, die Industrie und die Verkehraverhähnisse des
Kasimerbesirken in den J. 1854, 1856 wm IA, Nebst einer Dessen des
enwärtigen Standpunktes der "Industrie in Nieder- Ossterreich, Wien, Dr. von
Br & XXX, 578 pp, 1 Thir. 20 Ner.
Bericht über den Zustand des Handels und der Gewerbe im Bezirke der Han-
dels- und Leoben in den Jahren 1854 — 1857. Gratz, De. von
Leykam's Erben. © p in 5 Ner.
v. Csoernig, * Ethn: hie Oesterreichs, Wien, Gerell 5 33
kad. der Wissensch.) Ner.
(Ans den Sitzungsher, "or 4. K
Fiedler, Dim.
Der Markt ey in Onsterreieh ob der Enns und demen
Umgebung.
nächte Historisch u geschildert, sowie
Gejeuchtet. 5 Thie in 1 Ba Mit 26 Tineor Wien, Mechitar. - Buchdr. 8. 1
188 pp. Mit 1 Portr.
Gettinger, Their. Der tische Bezirk Hainburg in Feng vu,
topographisch-statistischer
der wenesten Daten und vieler Privat - Mitibeklungen, Ph. ac ns
Dust trtrtee Fiandbuch
fir Reisende in Oesterreich Nach a Aubesue
und m besten Hilfsquellen bearb, Mit Illustr., Post- und Eisenbahnkarte v
Europa und Tirol, 7. nungrart.
und verm. Aufl Berlin, (rleben., 16. VIIL 289 pp.
ren
Industrie-Statistik der österreich. Monarchie A das Jahr 1866. Hrag. von gr
K. K. Direktion der administrativen Statistik. f. Heft: Stein, Thon - und Glas-
wsaren, Wien, 1857, Branimilller. & VII, 136 pp, Mit 2 Industrie-Karten.
1 Thir, 5 Ner.
Zursgedeiehl, Eweryst Andrzej hr. Geografla albo daktadne osplamie Kro-
lewstw Galieri | Lodomeryl. Wydanie portsrme, We Lwowie, Manlecki. & 108
(Geographie oder genaue SM der Königreiche Galizien und 2
domerien. 2, Aufl, Lemberz.)
La Lombardia satistienmente illustrata “alle eamere di eommerelo, La pro-
vinein di Brescia. (Annall undr. di Statistien, Een)
KR. Vergleichende oro; hische Untersuchung
der Versumpfungen in den oberen Fi a Sal der Enns und =
Mar, oder im Don Fass und Lungau. Wien, 1857, Gerold. &@p
3 Karten, (Aus de tzungsber. der K. All der "Wissensch. Sn
PR ’ Auen, wer es ‘ Fri an Terkttnlıse des Hakonitser Tiockems
Böhmen Gerohl, pP: 0} ungsher, 1868 der K.K. Akald.
der Wissensch.) 7 Ner.
Schanddi, nn. We in die Adelsberger Grotte und 'die Demekbndın
Höhlen des Win Ge Gerold, 2 Aufl. 16 XVI, 9pp. Mit 8 Plänen. IE N
u Wien und seine nlchsten Umgebungen, mit besonderer Berü
winsenschaftlicher Anstalten und Sammbıngen. Ebendas, T. — at
1 Plane der Stadt und der Vorstädte. 12 m 38% pn 128
Skizzen sans T
hisches Handbuch der
Diüzme zum für Secarger, Schullohrer, k. k. Behörden, Auahaten ese,
ar ey 1 Thir, 18 ue-
A Burg, Ischl und Gasteln nebst deren Umgebungen. Hand-
ng Kurgäste. Unter Mitwirkung der Hadehrzte Pollak und
Pröll und nach u, -3— Berlin, Allg. Deutsche Verlagsanstabt.
he ne SE: 00 Ds 20 Ner.
. nen te Bade - umd ee Hoilanstalt in Könipm-
ee arlenad Medici dargestellt und beleuchtet
a en Dr, Anteil) 0 & “pP 18 Ner.
De Wegweiser in Prag und \ a Nah ei genen
Anschauungen und den besten Flifeahellen a Ilustr. Ausg. Mit 1 nn von
Prag und 1 Thester-Tableau, Berlin, Orie Grisben. „1“ 264 pp. 20 Nerr.
r. 3,
Weidmann, F. ©. Handbuch für Reisende‘ dürch Tyrol und Vorarlberg.
Haendel. 8. IV, 368 pp. Mit 1 Titulstallst, rk.
Preussen,
Die Insel Rügen. Reise-Erinnerungen. Schwerin. (Stettin, Mn
KV Ay Pr- zur 1 Karte,
F. A, Lat und Handbuch der Geographie von Preamen. Bert,
bock & IY, jer F F & 0 Ner.
uisner, J. eiser durch das Riesen - und Eulengebirge.
, ie. 16 pp. Mit 1 Karte, 158
Prockhssw,. Muskau, seine Kur-Anstalten amd Umgebungen. Muskail (dien ers-
weni Erbe.) ig u, in. IE ® Ansichten m 1 Wegukarte des Parkos. 20 Nor,
Rosenheyn, Mar. Marienburg, das mr a deutschen Ondensritter,
Zur Damen Harssiben a hg «ber. & VIL 192 pp. kn
den Text a a Deihien- und dem Plane der Burg, “N
17
sehurg. ee zur deutschen Vaterlandskunde. 7, Liefg. (Schlum.) Halle,
Berner. & VI, p. 29
Statistik des Bütower Kreise, Bütow, (Stettin, Saunier,) 4. IV, 122 mit
Aulı. D& pp. und 6 Tab, 3 Ner.
Die a Wohnsitze, Schlösser und Residenzen (ber ritterschaftlichen
Grundbesitzer in der —— Monareble u,» w, Hrmg von Air. Dimckher,.
6.7. Liefg. Berlin, A. er. Fol.
Jede Liefg. mit 3 Taf. und 3 Bi. Text 1 'Thir. 7} Ner.
Zuverlänsier Wegweiser in Potsdam und dessen Umgebungen. Nach ner
Ansehau und den besten aan bearb. 10, veorb. Aufl, Berlin, ih,
16, VIII, 48 pp, Mit Illumer. DR Plan am von | Potsdam und Sansanacd. sNgr.
Die ferseren er Stasten.
Albom der Bullsanen, Schlösser und Rittergiiter Thäringens, insbesondere
der en de Ernestinischer Linie In Verbindung mit Mehreren mit
Fo begleitet und hrag. von J, Geretorf, &. Beckstein, A. M, ‚ Behallır, Ww. Be
Fr. Hofmann. 2%, Heft. Leipeig, Expedition (Werl). Fol.
27 Ngr.
u Dameibe, Pracktsungebe 1 Hal. 4 Tut at don Tan
u Texte, u von L. Osser, 14.— 16, Licfg. Neusalza,
a rt 128, RS
Ser el eenahiuch siniteischen IE erzogthui
von Jos. Bader. Jahrg. 168. 1. Heft. Heidelberg, Groos’ Univ-Buchh. Mit bild-
lichen Beigsben. Jodes Heft 15 Ngr.
Balting, F. A. Kissi ss enux mindrales et so balna, 2e «dit, revue et
augmanbie, Frankfurt a. ügel. & VI, 87 pp. Mit 1 Stahlse. und 1 Karte,
1 Thir. 5 Ner.
Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Greuharoogthume Baden.
z. von dem Ministerium des Innern. & Heß. Carkrube, Auen, 4 ZN,
Rn Inhalt: Der Viebstand im (roschngih. Baden nach der Zählung im Dar Dadır. 1885..
388
Feekt, ©. #. Der südwestliche Schwarzwald und das anstosende
Zustände vum Land und Volk ass älterer und newerer Zeit. 2. Abth.: Statistik,
rg un Gewerbe, Specialgeschichte. 1. Liefg, Lörrach, Gutsch. #, p Tinen.
[3 £
Gistel, Jobs. Münchshöfen in Niederbayern als Mineraibndekurert in erd-
kundlich - naturwissenschaftlicher, historisch - statistischer and medizinisch - phharma-
r Beziehung gesehlidert. Landshut, Krüüll & VIE, Is6pp. 16 Ner.
Dr? Boden am Taunus Seine m und warmen Quellen, seine
Molkenanstalt r . klimstischen Verhältuime, Nach eigenen Beobachtungen
für Aerzte dargenstell. Miı 2 Ansichten von Soden. Mainz, v. Zabern. 8. X, Iso B-
Er.
Le vrai Gubde et eomdueteur de Dresde ot de ia Kulme Baxa - Behdmiennn.
Tradult par Martin. Kalle. INustrde, paenh des yet de Dresde, de in Bulsse
Baxonne, du Zwinger, de In galerid des tableaux, et du theätre royal Berlin,
Grieben. 16 II, 220 pp EEE un 20 Ner.
Urieten.
». Gutbier, A. Geognostischs Bkiazen am der sächsischen Schweiz und Ihrer
Umgebung. Mit 185 in den Text gedr. Abtikdgn. Leipzig, Weber, & X, 'om
b Charukterbikler aus den H Sehl Holstein
‚ den Hansestädten Hamburg wie dem
betr. Land und seine Gestaltungen, das Volk'und sein Werden, sein
‚„ entworfen für das Valk,
Hamburg, Würger. % XV, 08 pp. 1 Thir. 6 Ner.
Hein, F. der Behlüsser und Rittergüter im Königreich Suchen.
von @. A. Poenicke, G,—12, Hof. Leipzig, Expedition (Poenicke, = A
ael. Der Kurort Baden flir Gesunde und Kranke. Neuester und
nischer umd historisch - topographischer Beziehung. Wien,
Mit 1 Holsschnitenf.
Hetmbrecht, Fi. Jul, Ed. Der Führer in und um Uarsburg: Mt 1 Karte Mit
die Intermaantesten ergänge In der Umgebung von Harsburg. ar 1
J. H, Meyer. 16 IV, Ya pe. “Ner.
eralquellen des Grossherzogth. Te
md der Ge Tabea a Hessen - Homberg. Erlangen, Enke, vi, 1 ey Mt
1 Taf. und i Ner.
Justus, Atr, im = Fldager Wald. Ein neuer, kundiger und zu-
verlässi ger Führer für nungearb. verm. Auf. Mit einer
neuentworfenen Reisekarte uns AT, ıR und nehst
lane der Stadt. Dresden
Mit eingedr, Moizschn.
15 Ner.
- - Vollständigster illuntrirter Führer durch ganz Dresden, seine Um-
gebum; und die sächsisch - bühmische Schweiz. Ein u rt „topographisch-
bes Handbuch für Fremde uni Einheimische er durch alle
Baie Sammlungen und Ben evE ng m, © volständ u die neueste
Plane der Stadt und Karte de
Zeit berichtigtem Schweiz.
Ebendas, 16, 3, 219 pp.
allstäneier iBustirter Fremdenführer durch die sichsisch-hühmlsche
Schweiz. Eine lphabetisch geoninete topegrnphisch - historische Übersicht aller
qm sehenswerthen und interenannten Parthieen, Ortschaften und Gegenständ
grössere Parthien von ', bis zu 4 Tagen. Mit 1 Spezialkarte des sächsisch - böüh-
een Berklendes von Dresden bie Aussig und Meplitz mit Hohen » ee,
Ebendas, 16. VI, 49 pp Mit Holsschn. Ner.
Das K ‚ Thürlapen und Anhalt,
u Nach ‚ler Natur aufgenummen von L Kobtoet u und ©, Koehier,
in hi gest, von den ausgezelehnetsten Klinstlern unserer Zeit. Mt ee
topograph. Text. 1. Abth.: Das Königreich Sachsen, Nr. #7. Darmstadt, CElNr
Jede Liefg. # Ner.; chines, 16 Ner.; chinen. Tan m in “ Ne:
NR “st. Das Thüringerland am der Thitringerwakd. Ein Rei
In Skizzen und Biltern. Mit 20 Stahlst, und dem Bas, dr Em
ahn v ven abs die bis Eisenach, Lei Haendel. 4 VII, 198
u 15 Ner.; Aug. ohne hne Ätahistiche N Neger.
Sandberger, Auido, Übersicht dir naturhletueisshen haffenheit des H
Nassau. Wiesbaden, 1857, Kreidel. 8, 145 pp. Mit mehreren lith. Taf. u. 1 Hol
,
Statistische Übersicht von Hart Handels- und Schlänhrteverkar Ne:
J. 1867. Von H. Cart und A, Schläter. en 4 IV, 36pp. 15 Ner,
Die malerischen Ufer der Elster, von der te bis zum A gg. Hrag. von
0, Henning. 6. Lie 8 Girelz, Henning. F 2 a Mit 'T
ede Liefx. 6 Ner.; feine Ausg. 12) Ner.ı oolor. 1 Thir. 1b Ner.
medieinischer
Yogter, H. Ems, weine Heilquelen und Umgebungen in
graphilnch Kihnntischer und soeinler Beziehung geschildert. Mit Kupfer und 1 nen
angefertigten Situntionsplan von Ems Ems, Kirchbenger, #& VII, Ita pp. 221 Ner.
Schweiz.
Heowmann, A. on nur Ion om mindeales de Schinznach et de Wildegg
en Suisse, Zürich, Ithess, 15. IV, 50 pp. ION
Studien über Bad Schlnzuach und Wiliegg im Aargau, Bel
Ebendas. 16. IV, su tus 10 Ner.
Bafätter, J. Die jer und Heibqwellen un Bde, nebst den bekanntesten
Molken-, Kräuter: umd Kaltwasser-Kuranstalten, oder: Kurzisefnnstes ee
Heillexikon. Nach den besten Quellen bearb. Bern, 1867. (Zürich, Schabelitz.) &
IV, 92 pp. 15 Fe.
d'Iatrie, Gräfin Dora, Die deutsche Schweis umd die des
Verbesserte und vermehrte dentsche ( or mit einer -Iterari-
schen Notiz über die Verl. Mit dem Biidniss der Verf. 3 Bie. Zürich, re
& Zeiler. #, Rau, ER,
Mewer, J. Geo! eg rg Mit steser Rlicksicht
auf die all nen ee idee Air Erde. Zum bessern Verständnis des
Landes für alle Besucher desselben. 2. Ausg, Leipzig, O. Wigand.
1
Murray's Hand- Book for Beeren in Switzerland and tlıe Alps of Savoy
anı Pjedmont, Tih edit., corrected and enlarged, with Trarvelling Maps.
Murray, 12. 470 pp. [\
Bibliographie, April, Mai, Juni 1858.
A Practioal Awiss Guide: 0 Gumbete Binnsury ei Bulinndend, Savoy, Pieämon!
North-Italy ; the Introdusterp Routes fram Lendon hy Franos, Belgium, Holland
ae a a En DS ERS
dand at least expenoe. Ur um Engidlanen ehnsel.
a ach London, Lougman. 12. 20 pp.
schudi, F. Los Alpen. Description pitteremg
alpestres. Tradult par Vouga, Live. 8—5. Berm, Dalp.
Das in #
Weber, E. (im y Bin) ı
Schweizerise
Behabetinn 5 ET D:
anderings among the High Alpı 24 edit. revii with addition,
Lim. n Bee. 12. 40 pp. (##. 64) 3’Thtr. 12 Nor.
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or nur ben Alam imdsalliftren de !'üle
“ AR] won et Ch. J. sire-Derille.
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Hydrography of the Valley of tie Arve. (Jourmal of the RB. Geogr.
Deusibwo union en Italio, Veleia, Rome. I. Table
Sicurion 3 Yelea., IL Vole applenne, estacombes, nquae apollinares.
t 2 Karten.
gear dell’ Italia sistematieamente rg wreoade
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DE Dar
. Country Life in Pledmont. London, ©
all. &
Italian Tours and Tourist. (Quarterly Revi = ae
u v 22
Itnllen nach seinen historischen Bestanditheilen. d: Das römische Italien
nach seiner natürlichen Besehaffen! Tempsky.
re beitres sur I'ltalie. VW a un tn REN Paris, Du
pont m
Lombross, (Giac, ee universale deile ee deli’ u hr medis
Italia, nn con quelle dell’ Albemagmn, della e alle
Svizzera,
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A zum Monte-Rosm, (Westermann te ass Dausacht
4 Baur bes em
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161 — 1a; "hl
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„ #. 8. La Toscane et le midi de Pitalle. Notes de voyage, dudes
ei rdan 2 vol. Paris, A, Bertrand. & IV, 476 u. 16 (15 fr.) 5 Thir.
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Dunigan & Irother. 12, 42 pp. (D. 1.) 2 Thir,
®. Tetta W..£ 2, Benmerungen ci Balken. Aus clan Erfurt,
Villaret. =. vr a
und Transalı ar yr\ Neun Vorträge. Mit i able
von Ban RL Herlin, Horte, IM V
Wytie, Jam. 4. Wanderings amd er in the Valleys of tie Wohlen
Trarelı &e. London, Nisbet 12. 400 pp. (52. 3 Thie,
Spanien und Portugal.
Le chemin de fer da nord en Espagne, Paris,
pr.
Wuniane de frad Altura de Ios pooa de Hours aituadeg em el eonfin
de ins Finde de cn, Oriode 3 Santander, sobre ai aivel dal mar. 8.6 id
Darren. as. Pia, 1&
( 4 14 BE, (ern) BNgr.
nn fer espagnols. (Bevue britannigue, Avril.)
Bstado weneral de ia armnada para el afio de 1868. Madırt, Hamm 6 u
12 ru.) 1 Thir.
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tier. 1a 370 pp. fr. 50) 1 r. 5 Nar.
del y r
vieeversa. Indispensable ä todes. Madrid, Halliy-Baillibre. & 102 pp. (0m) 24 Ngr.
Aus Dr. Lamonts Reisehriefen über Spanien und Portugsl, Von Terragums
nsch Saragısma, (Ausland, Nr. 1.)
Zu. mn 0 Eu wur ia Sierra Morena et sur le nord d’Andalousie.
Avoc une planehe. es des mines, T, XII, de lien.)
inser,, Fr. aus Spanien, Schilderungen und Eindrlcke von
Land und Leuten 4 = & Th A. = d. T.: Nene Helseskizzen ans
2 Thie, Rogemturg, Manz. & T40 pp. 2 Thtr, öNgr.
Mamde. Noten sur ben richensen mindrales du roynume Se
pr. Gonmmoulihon #4 4
Wreitade Fr.deP, ( del win] on Bspualia üs Mellsds,
a ra Mel 8 Karte von Spenden und Fertngel. a) 2) 2 The. 16 Ner,
nia Madraso, Francisco. Impresiones de un viaje & Barcelona,
Onesta yr Duran. & il0 pp (6 70.) 24 Nar.
Prankreieh.
Bowis, Dipsrtement des Pyröndes-Orlentsles. Vallde de ia Tet, Perg [2
Itindrairen, Impr, Alzine. & 76 Mit 1 Karte, {Aus d . 13. Bull,
de ia Soc, agriente, sclontif. et Hitr. des Pyrendes-Orientaben.)
Carnandet, J. Geöographbe historigwe, industrielle et statistique de la Hante
Marue, ä usage des deoles primaires, pröokdie de notions de geogrnphie gindrale
we monsmentale a Calv
ouvelle description 2 Seruakhun euntenant bes detaila sur tons sem Alifioes
publies ot ses curloaltie. Chuvrage ide d'un apergn historlque sur cette ville,
es sulvi d'une ehronologle des «poques bes plus Interessantes de son histoire, d'un
eu; 6. ie; d'um plan de In En. de no. beiden © igmettes
indes par 4 gravdes sur acler wargu, omv. di
I rg pi e fr. 28 238 > 6 u
je sur la na on esinmerce et Pindastrie de Marseille rg en
Pertode guinquennale Fi 850 A 1854, par Cusimir Bowsgurt et Tony Sapet.
Dutertre. 8 375 pp. (7 fr. Mu)
Thir, isn.
u Mimolre zur Fanstalsskmant de Je populstion en France, sulvi d’ob-
servations par Vällermi, de Savergne, Ch. Zuan. 6 & 51 pp. (Extreit du Compte
rondu de a des schenens, rdd. par Ch Verg
* eurlositds environnantes. Guide des malades et des voyageurs qui
Bibliographie, April, Mai, Juni 1858.
Oalignani’s New Paris Guide (1856), Bevimd and veriied by In-
sperdion, and arranged on an en y new plan ete, London, Simpkin. 12.
it Karte und Taf. (10. 64.) 4 Thir. 6 Ngr.: ohne Taf. (T«. 6) 3 Thir.
PL... ch. Statistime rn sommaire du deöpartement de PAlsne, Saint-
Quentin, umge. 3 Mouream. 12, 9
Dome, F. euux sindeniis de Cunterein. u
a Brest, Roger. 12. 148 pp. a
Gowin, A. Essal sur la narigation du golfe de Lyon. Marseille, 1687,
mand & Ca & Si pp 1er.) 1öNe.
Kouvean juhle aux musden, chitenax et Jjardins de Versailles et Yun Frame
Versailles, Klefor. 18 WII, 171 pp. er)®oN
Gwithon, Ad, Tablenux hietariqaes et deseriptifs des Eaux-Bonnes et
visitemt cette
vontröe des Pyränden-“ Unhors et Eaux-Bonner 8 186 pp, (2 fr.) Ner.
Joanne, Ad, De Borteanz ä Tonlouse, & Cette a A Itindralre
Bumerue descripelf, oo: contenant une enrte des chemins de fer du midi, ja
de T. et 32 vues dessindes d’apr&s nature par Therond. Paris, Hachette Un
16 XVL “0 pp (Sfr) 1 Thir,
Laitier, Justin. Bains des Pyrönden Lescar, Maorlaus, Mosnique du Let
401y. Larrum. Eanx - Donnes, Enax- bruder. Bayonne. Ihlarrite. €
kistoriques et nrchdolopiquen avco dessins. Paris,
pP (1 fr.) 10 Ner.
4. Du monvement de la population en 1854. (Jourmal 5 deone-
agwer. Le nouvenn Paris et ses enrirons ete, sulrl du gulde-dietionnaire
des rues, boulevards etc. Ge dit, Paris, Lebigre-Duquesne fr. 18. 212 pp.
ee u Een
u iykabBibene des avenmes, barriıres, boulevards, earre:
galeri . de ia ville de Paris et des ommmunen rd a0 bar Kann DE
servir 2% da nouvena plan de Paris, ag I M. Vaitiemin et zrav
ader par E rges. Paris, Hachette & Co, 16, Mit dem er ee:
.) M@ Ner,
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(Aura al. de ben sdolog. de Fran sörie, T. A aa
Meusom, @, Ihe ofßrial Instrated Gulde to hu Northern Railway of France
with six Days in Paris, Londoe, W, H. Smich 8 (1=.) 19 Nor,
inere, Rilunlon h „otre-Införieure) de quatorze vilisgen des Lucs et
de douze villnges de Grand: (Vendie), et ä Tonvols Bes Infirienre) de
wept v Grand » Landes (Vendde). © FR rdsilent des oommis-
t
sions syndicalen. Iumis Guirand & On & 34 pp
de Moreilte, TA unse pittorengue ot histarkuo de "Alsnce. Dessins et
ilustrations par J. Rotämmiler. Ire partie: Le Haut-Hhin Live. 1-4. Colmar,
Rothmuller & Decker. 4 p. 1-24. Taf. 1-15
Murray’s Hand- Bock for Travellers in Franoe, being a Guide to Normandy,
Brittasıy, the Rivers Seine, Loire, Rbine and Garonne, the French A Das;
Provence, and the Pyrenoes, their Rallways anıl eh >
vosi 8 and eorrocted, wich an Account of the Island of London
12. 60 pp. (10 0.) 3 Thlr. huge
de ia Roche: Ponch. Bar la narligition de In Gironde au
gt transatlantiqnes de la lime da Bresil, Paris, Impr. aN =.
Rowsset, 4. Dietlonmaire plographique, historique et statistigne des communes
de ia Franche- Comtd et des hamenux A
Aver In oollaheration de F, More. VI. et dernier, Departement du Jura
, Robert. #, 109 pp.
Plots de | Ydtranger dans le Harre et »es environms,
wien! de 15 jolles gravures tmmt bes
ze points de In ve de port et types varlia d’ardhitecture marale,
steire, Kigendes, deseriptinns, ee) du Havre. Havre, Uocharl Paris,
Dentuw. 18 244 m NT Tier, 5 Ngr.; der Plan apart 1 fr. 60.
Simon, Jul. Vichy - PERL, "album: Hirre pittoresqne: dessins de J. Simon
«t Hubert Überget. M Desrosi er fils, (Paris, Hacheite,) 4. 44
Rontras, F, mn Friede Dustrden. et Degnerron-de Bigerre,
Tarbes, Dufonr. 4. IV, 58 pp. ale 16 Tichogr,
Belgien und die Niederlande.
Bariet, C,H. Bdorerbie industrielle et eommerciale
les produetlons mindrabes, agrieotes et industrielles de ed Iocal w} v —
de tramsports; les produits qui font NE cotmmeroe aven Nitranger; len Heux
de produetion ou de a Br ES des denröes oolonlales; une
unmenelature de cas os denrden, Malines, Impr. van Velsen. &
224 pr. (@ fr.) MNegr.
Couss oempäet d’etmdes pamımereindes et indenrielden T. IV.
Cordes, J. H. Korte der entworpen er van Holland
ts.) 12] Ner.
u Amsterdam, Meyer. & 50 pp.
Dietionnaire des commmnes, hameanıx, chätenux eng 1 fourmenux,
ete,, dis Sa Be ET led zu redet dprie to rdoensenend
gindral da 31 Meinbee 1n6, die et
naux et aux buresux de Paste. Bruxellen, 3 Ar “r) 2 Thir. 15 Ner.
Grtbde en Hollande, eontenant ia deseription em villes nn de
fer nderlamdals ornd d’un plan des villes d’Amsterdam otterdam et [03
plusieurs Indieations atlles. La Hayı
Stntistisch Jaarboek voor ve
&oor het departement van Binnenlandsche Zak: ch Hera v. Woelten
em. & 568 (8. ) 2 Thir. 2) Ner.
MR} Mellend cp smalst m de v van het Noord-
Henanasche Kanaal, onderling v en. Naar aanlelding der beoonleeling
der | 1 orgraving, von Holland op zijn amt, doar J.
Bemple. ä PP- (40 cta.) 9 Ner.
u asteeien in Nederland. Door Mr, J. ran en W. 4.
Hofdijk, 3e en Inatste serie, 1e af. Amsterdam, Tieikemijer, #, — 1 Mit
Taf. und Karten. & etz.) ar
Spoorwegen In Nederland, door 4 D. L. Amhem, Thieme. & 43 pp.
1 Karte, aa Ner.
Benat der Nederlandsche zeem nn A Koopvaandijrloot op 1 Jan. 1854, Am-
ar van tı & Kroysm sole. (40 28.) 9 Ner.
rn} ande vioot en ie r Alphab,
Pa. Baraidllk, 6 96 pp. A.1. 2.) 36 Ner.
|
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389
Terwen, ZL. Het een der Met, mn in sene recks
an schilderachtige gezigten to planssen, merkwaardigste
Each, kasterlen en andere use u ken van vroamen en Peru |
tjd, naar de natuur greckened en in staal veoerd door onderscheidene kun-
stonaars, 24. 20, all. Sage $ —1i2. Mit 6 Stahlst.
Jede Liei u m ; Prachtaung. in 4. (fl. 1, 20) 35 Ngr.
Verlag van den Her Insel em i a der verijsselsche Kanalisatie-Jt
over de Kanalisatie in
erlag en kaart. zn Tr 8 ni
Kesuink & Zom
(Kaya Tr. M Ner. — 18öt, XIE, 304 pp. 4, 50.) 8 Thtr. 5
Grossbrilaunien und Irland.
hy of die South-East of England. (Eiinburgh
Lu XI, 240 pp.
On tbe Ancient Physlenl
New Philosophical Journal, A
Ballytıl ; or, a Sootch
Biack's Pieturosque Gufde .. the English Lakes, ar aed Aue hr
7. 6d.) 8 Thir.
A. & Ch. Black. #. 2% pp.
, MW. Wiikie, Ramtles beyond Railwaysı or, Notes on Uormwall, taken
Fon. Bew sit Lo Bauil Bentley, 8. 308 pp. (t0s 64.) 4 Thlr.’ 6 Ner.
on: omg Ihe and Progress of
ii real re = Time; wich numeroas Engravings of Public Buiklings,
Indsor Castle, Hampton Court, Kew Gartens, (irsenwich,
gg En 22d edit. London, Uruchley. 18. 340 pp.
(2#. 64.) 1 Thär.; mit ool. Karte (4 =.) 2 Su: 18 Nor.
Dendy, Walter (oo; und illastrated
. Theo Inless of the Channel, Described
from Sketeles on the LER
(4# 4 18; U Neger.
by the Author. London, Longman. #
Eiqwiros, Alpk. L’Angleterre et la vie anglaise IH. Les et ia vie
rante. en des deux monde, 15 Juin.)
0. Berichte des statistischen Uentral-Archlvs zu Berlin. Nr. 1. Amt-
Hehe Mitcheitungen über Grossbritannien und Irland, Leipeir, Hübner. Fol. E.,
ie
Ta. Ow the Caunos of the rg une jperature of tlıe Beil
he an Ce the R. Geogr. Val, 27.) =
How to ser the English Lakes. London
, 1a 64) dr
BRTEL GR zn
o go, and what tp see: a Haud-Ilon Gelle
G. Ülarke. 12.
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2 Taf. a. 1 Karte, 1 Thlr. 10 Ngr.
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Andra Ba are aa Ner.
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4 pr ö
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meet beschri] a Yensrene bepaltngen cn erdarı Tan dd
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nn ne BE a En
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unsisch.] " ln) 15 Ner.
Reise von Omsk nach Wjernoje gumen £. allg. En
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Auubonienn ‚ Beschreibung
bung des uvernements Moskau. des Gens ernemeni #
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schen übersetzt von Kargor. Nibendas. & Hort,
Ulustrirter Wegweiser in 81. Petersburg. 1
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Ge) ty RES
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Eräx., Aprll
nen 4.5. DieV men en
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desuren 9 Sehwe, E Prodmels, Roselin histörion del Gran Imperio de Chine,
Oben Interesante, curiosa y entretendda pet In mednes zellen 7 inlnerieun S0-
talles que vontiene nobre esta untlgu | imperio, y “tl euantos gusten anber
leo de Kl con alına veordal y preeision. Dies on una blen bastante olara
y exacta de In antigliedad y aelom ‚de (dla, Gandaten, u
de sus naturales, ete, Madrid, I8E, Vinnn, & 384
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Chinese ‚and Part Central - with p and wumerous Ilustr,
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6 Ben, 18, „nz Ab! (15 eta,
aaa hernakden, Eweitio, Zunds r 2. guerrn ei Sur alt a en
r armmaa u an eumtra los as (le are je
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a Gar) 2 Thir, Pie Ner.
heilige Land, Für Volkanchnlen und Bibelleser zum
Palkstina
% LIX, 1 Thir,
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Cairo to Beorslebn, Mi edit. London, Nisbet. 8 420 pp. as Ten 18 Ner.
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to Aldon. New York, m & Bro, 12. Don Pa
Buwtakoff, Aleris, den untern Theil Jes Brr Deriah, „eterees) zwischen
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(ir. . 2 Ner.
Canmont. — Voral iss doullremer" en Jherusalem par le selgnour de at,
Van Pre XVII, yublis pomr ia premibre fols, d’aprös le arYr du Muse
britannique par le marquis I a Paste tacaed, Ya: m
50.) # Tlitr. 18 Ner.
China : Past and Present. (Westminster Reriew, ap
a z— annteckeningen omtrent Nederlandsch 3 u:
pr kr.
Cucherat - Olari; La Siherie ot len progris de In puissanco masse en Asie,
(Revuo des deux menden,
. Crsernig, 4. Frhr. die Durchstechung von Anoz.
Vortrag. Wien, Gerolil. 5 s0pp. (Ans d. Sitzungsber. Kr Ana wW Wissensch.}
6Ngr.
reise
GR.) PTık
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von Doren, /. 3. J. Merinweringen en Scheisen van Nederlands Oost-Indiä.
Vervolg op de u de malen In die Seuuktem. le deel, de af. Amster-
Bieandi. U? (BY 44) 1 Mir4 10 deei eplı (A.&) 8 Thir
+ 10
de Estrada, L. Cnnidro N nel 7, politien de ia
India em 1858 Madrid, » 4 314’ pp Mir 4 Taf. u
ru) #
Pr. ee
Ta ne ne Te en Col Fase. 1,
Trieste, tip Lloyd amstr. & VII p 1
Dean Cyrit Explorations in the of che the aneient
Land of Bas Procoed. of the H. Gesgr. „ Vol, I, Nr. 3.)
ür Jam. J + ie nV etc, under
Gobat. U “0 (ix) 18 Ner.
firatı,, Lor. alte und neue
ze I Diet München, V
im # Listen.
Hwe, Abbe. Christianity in China, Tartary, ma Tui. Bu Sir a
Establiahmeni Dymas! Commencement of
reys, Jul. ll, Army im India; Its Preservation
ana
Gun g1 Housing; Locating, ete.; wiih an A, CHmate of its
o Devebspement of its Hessureen ; ustry and Arts; the A
of Justieo; the Art; the Progress of Christianity; the Traffie in Oplum;
the Value of India, ete. eto London, Longman, #. 400 pp. (124) 4 Thir. 24 Ner.
Jörumiem, au burpe ds notre Belgneur Jea ; we et
jisteriene du In sarte de Jerusalem, par Adrichomine, et Beux san par
les souffrances de ‚ avec ia carte d’Adriehomins et deux du
de Jürasatem selon be’ desins de D. Culibet, par Tabl d "Dar.
Glan Lr Briday. & 1V, 320 pp.
- (n (nee Colburn's New Monthly Mag., April.)
aart et betrekking tot Jara. Rotterdam,
u Re (85 et. ex
India and East India Company : 5 Ielel Ausmunt 0E Hündensten Se
Invasiın by Alexander the Great: together wich the History of &he Kant India
en Brahanalem, dealings wish the Princes and Natives of India Wish obserrat
= um and on Englanı and’ Duty in the feture Government of Indie
n;
17
in. IR u. 14 Ngr.
Imzwila, M. B. Ocenn Bketches of Durmahı New York, Amer.
ig Kara v» Or aan = ek) re 5 Neger.
urn: in vo en Orient sale et C. Domergue. Avlgmun,
Säguln aind. 12 X 1 er
Keijier, 8. wingen over het Iandhezit op Java, ter overw
gesteld ann Dr. Wr R Y, Hoövell. 'sGrnvenhage, Susan. & Mpp. eg
Kie, 1 Die Mittelmeer-Euphras-Eisenbahm. Mit i Kartunsk
f. allg. Febraar.)
Ko GF. de Brupmn Mate vun dm hand en de shaopraae up Jara
sedert 1425 Uit ofßeleele brennen bijeenverzumeld. IL In
Batavia. I Lange & Un & R, Au 478
de Lacowr, Pierre, De Shu-Sarı A Pukin, eurer de
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eotlde. Reise | China, tliligemed Berkrivelse af Michel Novarros F
i “ih Indre af China, Kjöbenhavn, Bteen. & 176 Mr (iR) i Thir,
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m diber die von demselben eingesendeten Baumes Sträucher,
und
Archiv £. wissensch. Kunde “ Russland, XVI, 2)
, H. Dotwner, The A Intinn Werd-Book ; bwin Exp
of gg Terms ; to which is added, a Companton to all of India, Lomden,
Shaw. 1%.) 12 Ngr.
Yilssion .n In Cocbinchine et du Tonkin, Avee gravure aan SUR
A. a Be e de Jdam,
ide pa dus pircs de ia — ur servir de Iememt aux
ee Kakssien. 1. eg near & Er I Thlr, 2
em)ı h
517.)
Le möme onvrage. Ebendas, EL 419 B
Mittheilungen aus China Hi vom Pommerschen Hauptverein für Evan-
rung Chinas, Red. v. #. mann. 1. Jahrg. 1 2 se IS
h r. er.
Monteitk, W. Notes on the Routes from Busbire to Shirdz. With a Map.
(Jommal of the R- Geogr. Ser., Val. #7.)
wer
8,0, Det beilige Land. En nphisk Sklldrin 2 ı
ved den istoriske Undervilsning. Kjtberharn, & Angsand,
Er un ‚btlbdjen. 16sk) 5 Ngr.
betanischen Nachrichten über das Amurland. II. Abt: Bäume
und Sträucher, Beobachtet von Rech, Merd bestiumt von Pr. 4. Ruprecht,
(Acchiv 1. wissensch,. Kunde v. Russland 2,
Notes statintiques sur la popularion, 2 resources et jo enmmeren du royaume
de Binm. (Nouv. Annales de ia =r4
Die Ostjaken Sibäri r1
laandstreek. Gand.
Pieters, — Adı oc, 2. Pi nn ienlen dF Fügfninhte Has NE
4, — Adventures of, jetern t
of the Imdlan Andigeiuge. Vol, II, Nr, un
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Vieinity, (Journal of the R. Geogr. Soe., Vol. 27,
; igitized I as
»
a Bibliographie, April, Mai, Juni 1858. 391
Krosk Jeografi Palsstyny ezyli wi ’ kidrd) opriez
An wwagi geduych an ee a a We,
ikizze von Palästina oder gr a des BR
Enger weicher unter anderen Merkwürdigkeiten auch das Josaphatihal
de Saint- Martin, Virien. Le röle de l’Allemagneo dans ie modernes explo-
rations du gliobe, der artiele : La Syrie ot les Teerres hihliques, (Rerue germanique,
Juin.
„Jos, Zweite Pilgerreise nach Jerumiem und Bean in den 3. 1088
und i unternommen und beschrieben. Ic Liefg. Augsburg, Kollmann. 13. Lid,
p 1-14 Mit 1 Hol aan. 7} Ner.
SiMlephernet: H. und R. Menschen
(Monataber. d, K. Preuss, Akad, d. "Wissenach. zu
Sinotlent, Patrick B. Madras; its Civil - Adnsiniatreiton: Rough Notes
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a 100 (3. e The 12 Ngr.
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Oder. & 228 pp. (Te) 2'Thlr, 24 Ner.
Bezie! Russland,
Be. ae . versagen, Br a a.)
des hautes montagnes de
Yasie-Minenre = [ y: VArmenie Perle * 22 pp (Extrait du Bulletin de In Bon.
Asperte
Hntchard, 12. Miı Karte.
er von den Mitgliedern der ostalbirischen
bis - ausgeführten Reisen. (Zeitschr. ante Erdk, Mai.
tschen
u Reize van Maarten (ierritaz. "Vries In 1649 naar het
en
dis naar Jezo,
bren der Aino-landen, door P. F, von Siebold. Amsterdam, P. Muller.
wu (ad Der a Ta. Ike
er En Theil der „Werken van bet Kosinklijk Institsut voor taal-,
olkenkunde van Nederlandsch Indik Ile afleeling: Afsonderlljke
verken")
einen SE. Ontke Arrallenda, Proceod. oftheR. en
» Ward, I. @. Account of a recent Visit to the Ancient
ee the Ellahnra Canal. (Jourmnl he dose.
Soe., VoL
eg JAndren Zei, non Mounts Ben and Doodange. With m;
[Wetjarminoe - Sernow.] en das Chanat Kokan. (Archiv für
wimensch. Kunde v, Ramland, XVII, 2.
Wilter, 7. J. Het eiland exploltatie en Mullsanahe instellingen.
un net bijdragen en tollichtingen im Torben, 08 5 che kolımisatie im
Nederlandsch Indie, door J. P. Oueln de Cirost vı burg. Mot sone
schets van [7 het neel tıy het Ministerie van Kolonlön.
dam, Fr. Muller. IX, 418 1 Karte, if. a 75.) 4 Thir. 10 Nr.
Yuie, H. On od Burma and Is . illustration
Wih » Map. (Jourma) of the R. (hoogr. Bow,
a Inside Canton, London, Vizetelly. 18, (in. 64.) 18 Ner.
ze FRIKA
'Abbol, Keith E- Notes taken om a Joumer
and D: thenee westwards tıy Jchräm to Kazerüm in 180, (Jourmsl of the
Ausone de Chancel. D’une immigration do neirs ihres em Algdrie. ae
(1 fr. 50.) 15
ih, des röaultats et des ohiservations obtenus par ei Barıh
dant le cours de ses voy: dans Jinterieur de !’Afriqwe Ionale, depuis
L2u7 Jusqu'en u. ler vol. ouv, Annales des voyages,
voyages du Dr. Bartıı en Afrique et le — dofr, par Alfr.
Jacobs, (Rerue +% deux mondes, 15 Juin,
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Av IA es d’Afriquo &u Cap Lopez au Cap Negro,
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grand ine d'Ukfreövd. (Nomr, annales voyages,
en and Two Months in East Afrien. |Conehusion.] (Black-
wood“ Edinh,
Busch, Mr. for Travellers in and »djacent Countries subjoet
to the Pascha. Translated from tbe (erınan by WC, Wrankmore. With 14 u
a travelling Map and Plan of Calro. Triest, Dir, ‘4. Usterr. Läoyd. & XL, i1#2 Mn
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Gegenden der Provinz Constantine. Die Stadt Batna; die Strafeolnle
_ östliche Sahara der Regentschaft Algerien. Mit einer Karte von
H. Mahimann. (Zeitschr, f, allg, Erdk, Februar, März,)
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Ile und Hochasian.
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ae, R7 Geographiea Posi a se u
my, the Climate, katiı
official Statl em Taten all Document And other
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kaarten.
Crowtker, Sm. Baikie's Niger - Eıpedi
Mitgetheilt von ©, Ritter, (Zeitschr. f. allg. Erdk., März.)
Weitere Mittbeilungen aus dem Tagebuche Mr. Crowihor« liber die
letzte Niger-Expedition. Von ©. Ritter, (Ebendns, Mai.)
Cuny, Ch Obserrations genärnles wur le Mümsire sur ie Sondan, de M. ie
de Lauture, Mars.
Khartoum,
Canal maritime de Suez. de France.
nit Slate pen mar pin, nu nom d'une 1207
MM. Cordier, Eile de Bestmont, Dupetit . ch.
des Indiens, des Chinois et des Nögres en Alpörie.
(Jourmal des eg te
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May. (Prooesi. a the R. Gesgr. Soe, Vol IE, Nr. &
tion. (Ausland, Nr. 18. 19.)
m Baplaratone into the Interfor of Afrion With a Map.
Krugus e's Reise I Syd- Afrika. Oremat efter den Nr mal ved
Wöldike, 1—Sdie Hene a usgerugge Wöldike & p1-®i Mit Abbi "
jedes Heft von 38 . Beer) ir
Lieingstone's Trurvels and Roscarches in Soatlı Afrten, etc. Ive Personal
Narrative of David Livingstone. To wtich is added a histerteal Sketch oA Die-
eoveries in Africa. Philsdelphis, Bradley. 12. 446 pp. (1.1. 35) 2 Thir. 15 Ner.
ee r Gdegrentis physique, doonemique et politigue „ds Falgirle
Mae Bron, n Fr u de Pirim et ie canal.de Suez. (Nouv. annales des
‚ Mai.)
ever, Ad. ulm we möditerrandens. Perenment de Pisthme de Suer. Mar-
u 5 pr. Barlatier-Feisant & Demonehy. #, I
ofat, Rb. Journey from Little N along the Orange
rt u Frontier of the Colony, etc. (Proceed. of tbe R. Geogr. Soe,,
o r
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(Nour. annales des voynges, Avril
Murray's Handbook for Travellers in Eirypt, ne Deseriptions of the
Course of tbe Nile 10 the Second Cntaract, Alexandria, Cairo, the kds, and
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densed ‚Modern Theben” Bir wi
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Narrative of Ag Rev. J. Crowtbers gi
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Parthey. nach dem Geserephen ron Ravennas. (M
zu rs
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Reoent eg nm Afrien. (North Amerienn eng AN on
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Dr. Bartb und Dr. Vogel, 3 Liefg. Lahr, Sehauenburg & Co, ist p- 145-208,
Mit I Karte. Jede Liofe. Ti Near.
a SF. De Teen Tun Dass SE der Aasung dr Euaiiiien vun
: 4 TBerpie. Paz Parin. & vor mi re {0 fr.) rn ON
a A I Es PD ik 10 Ner.
Ef) Oberigrpten als klimatisches Heikm! Lei
Teadner. HALT Mit 2 Tr 12 Nor,
Land of Ham. By n Daughter of Japhet.
& Pu
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from authentio Beurens and Personal Observation. — Deseription d'un v stelnt du Mexique restd inconna Jusqu'%k
Marz
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and Personal oserratin. dh ci wilh Maps, ci: Eoendan & 10 PP. ‚muy,
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eonmeetion with the ition to survey route» In Cxlifornia, to connect with the
surveys of Routes fur a Railroad from the pi River to the Pacific
nnder the command SER.S Wülemen, with an Appendix, eoıtaining Deseri
of En 3 of the «olleetion by Prof. Agnasiz, Gould, u ? Conrad, Tarrey,
and Easter. Profuseiy ilustrated, New Yark, ee & HiB7
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under che Author's Superintendenor. Londen, Longman. . u } RR ı But
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San Franelsco. gzeitschr. £ ag, Erdk., April.)
., Callfornien. IL estermann's Ilkıstr. D. Monats, Juni.)
Life in California. (Colbarn's New Mowthly Jine April.)
N merlen ; ch two Reports on the Prairien
of Arkanıns and Texas, the Rocky Mountains Pr New Mexico, nnd the Sierra
Nevada of Callfornia, made for the United States Government, Zürich,
Paris, Klincksieck. & V ‚Mi pp. Mit 7 Steintaf. und 3 Karten
(30 fr.) 8 Thir. 10 Ner.
A Missionary in Texas. (Colburn's New Monthir Mag. May,
Mondet, Arm. Les Tribus iIndienunes des Etnts-Uni« Engndte ameriealne
y- vun Won les mostrs et l'dtat artwel des Indiens. (Revue deux mondes,
r
Zuilen €. 4. Der Wog über den Isttımus von Panama. (Westermann
Mustr. D. Monatshefte, Jul)
Paitiser, 4. Progress of the British North America Explorine Expedition,
ns ihr West . » en the Lower Baskatchewan River. (Prooeed. of the R.
Geser. Bote, © r
a "ron United States and Cuba. New Yark, Sheldon, Ria-
(b. 1. 50) I’Thir.
Review of the © Operations amd Results a. be Uniead Stande Coast Survey.
(Conehusion.] (Billiman's „Aue. Jotrmal of Science and Arts, March.)
Sartoriws, ©. Mexiko. Landschaftshllder und Skizzen ana dem Volkaleben.
Mit Stalüstichen vorzüglicher Meister nach Orkginalaafnahmen von Mr, Lu n
3. u. 6, Liefg, und Suppiementheft. Lange. & 6 Stahlet, ul ae
Text. 1 Thir. © ker.; chines. Papier 3 Thhr. 0
Dias dhermiit eompbane Werk Imker 3 Tihir.; anf Velkupapder 4 Thin,
States.
Published hy arıler of Congrem, under, the Direetion of tie of the
Interior — Indian Bureau. Vol VI. Washington. Mit Abbildyn., Holzschn. u,
vr
Smucher, Sm. A. The Life of Elisha Kent Kane and other A Ex
Pruiladel D.1. 28. 2
Te Ta EEE are run, LTE Be
BACH
Di, ,O. Geschichte der Polarreisen. [Fortsetz.] (Die Natur, Nr. 23,2,
de Varnkagen, F. 4. Vespace et son premier v nn a
eourerte et exploration primitive du in ie du Muxiqne ©t den edten dos Etats-U
en Be ie un notes Importantes de ia main de Colomb,
Parts, Iupr. Marti net 8 in Ela ae 1 teimtaf. re ern haft 54.) 18 Ner,
de Vertewit, L..d. Trinländ Natural Kasu
Teostns Contälın, und Prapeie. Besgranig, Natur Koeun 4 - Tan
ie) Frhr. 12 Ngr,
SÜD-AMERIKA. ’
ren 2 Die Insetn des Chilenischen Freistaates. (Wostermann
Deutsche Mon April.) mi er
et. ix) Mit 1 Karte
grenze der en ı Zeitschr, Cal
A Btudes wur ie Brdsil Pa m erBrik, Apr
da oommerce Garnier fr. #. VI, 175 pp.
de Castelnau, Francis. pedition er‘ les eng geres eentraies de l’Amd-
ordre
43 pp.
Doee, H. W. Über das Klima von Cayenne. (Zeitschr. 1. allg. Erik, A
Die Expedition der Herren Dr. Bisir, Holmes und Me a Aa
wäschen von Unratal in Venezuela im Spätsommer 10T, Ey IT von
Holmes um Campbell. Mit 1 Karte vom Mindungsland des Orinocs und Esse-
quibo, Von H. Kiepert. (Ebendas,, Mai.
Gulana. (Emeänzungs- Conversatio exikon, XII, 44.)
Larelaine de Maute u de Faviso A rapeur la Teinare sur ia odte
ee u Sud), deeembre 156 A Janvier 1457, (Nouv.
en den
Maite-Bri ie f A, eds scographique sur la rdpublique de San - Balrader.
Neumann, X, Zur Geographie und Bintistik des Staates Buenos-Alres. L Be-
völkerungs-Stadistik. Mit 1 Karte und 1 Tab. (Zeitschr. f. al Erik, Fehruar.)
Öcksenius, X. Aus einer Reise in = IE m Bd Mitgetheilt von
Fr. Buchenau. r. 21.)
Pereira da Pe Le Bresil {ade Temperenr Dom
ira en suns Pedro
des deux gm 15 Avril) nahe
Report of an Ex hehe ee Get at sn De uavaen Welal, Berams,
oe to the of and thence 47 10 te Orinooeo,
ynE ohmes and W. E. Cumpbail. (Proceed. of the R. Googr, Sor., Vol. I,
von-emaneipstio en slaven-arbeid in Suriname, door een gromdelgenaar
die kolonie, Dar. d, Heurvell, & 22 Fan) HR Sie
Tötsner, Ü. 4. Die Oslonie Leopoklind In Brasilien, Anbaus
und der Gewinnung der wiebtigsten dort erzeugten Cal tete, ch
des einiger anderen
Ruprecht. [u
" de Varnhapen, F, 4. Examen de qulghne points de Plistolre geographigue
du Hirdsil, den sciaircisements menvonmx m le second voyage de
v ‚sur den cbtes autaeimalee de Brosil Hojeda et
explorations
sur Voarrage de Nararrete ou ale eritigu rt de
DD’ Fvenas sur iardennie kistelre toire dus . barie, Impr Martinet. & Mit 1 Karte,
(1 fr. 50.) 15 Ngr.
Kxiralt du Buälstis de In Sor. de piographie, IM, Mars, Arril,
Kartographische Arbeiten.
e. Swdow, E, Der erage hisebe Standpunkt Europas am Schlume des
Jahres 1857 mit besonderer bt auf den Fortschritt Mer topograpkischen
Special-Arbeiten. ae Mittbeil, Left IV.)
Atlanten und Karten über mehrere Erdtheile.
Nener Atlas der ganzen Erde, flir Mer Rtände us für Schulen.
9 Karten, von welchen 6 der ar
Rede
f,
statist. Werke Rn c.GD. fh, entw. und ger, von
H. + 4 M. Ziegier und A un) Malen, und. wtatist.
und neu verb vum A. 7%. Wapner und 7. E. Fun re
Leipeig, Hinrichs, Fol. 4 Thir. 10 Ner.; cart. 4 Tbir. 20 Ner.; geb. 5 Thir. Use:
b Erpänzungsblätter hierzu. Nor.
ge Atlas du premier Age, & I'wange des institutions et des donles de
sur un plan nowvean ot vraiment destind A fachliter ehe de ia
bahn par Air. Asrier ot Kame Brdeot. Troyes, Bowenut. d. ae. Fr, Fu
er.
Atlas aniversel de gdographie anclenne et moderne dressd par Ambr, Tardıın
rovn et oorrigd par A. Palain pour Vinfelligenoe de ia pda; univemelle
Malte-Hrum-Lavalse. Paris, Ferne & Co. Fol. 3 Karten. lerne y Mer:
ws. Byte ner in XXI platon met re} door r Pie‘
tseburg eu JM. Amsterdam, Stemier. 4. di Karten re pre
Bibliographie, April, Mai, Juni 1858.
8. Atlas der gegenw Welt. 2. Ausg.
1867. 4 (Rumisch] 1 R. 0.) 3 Thir. 20 Ner.
Atlas; for Schools and Familien with an cal Index of
Latitudes and tuden of 12000 Places. London, Collina, #, (5 a. 64.) 2 Thir, 6 Ngr.
Collins Ju for Schools: with an Index‘
Latitudes kin. 8
Ewald, L. Handatlas der allgemeinen Erdkunde, der Länder- und Stanten-
'ol. Jedes Heft von 2 Karten 12} Ner.
Goser's Practienl Atlas. Containing 12 coloured Maps, and 230 Drawings of
de da RT ? GE) 1 Mir
“ 2
ins der Erde und des Himmels A
6 Lite Mit Text. Weimar, Geogr, Institut. Fol,
Handtke, F. Schul-Atlas der einer Iribesdurdtbung iu 03 Bihau 16. Aufl.
F 4 18 Nr.
K ft. Historiskt » Ans wer gumla Werklen, für Elementar
u med upptysande anmärkningar fürsedd HK
Efter eift Originai-Upplagun, pi pü Swenaka af N. P. Nitason. duni 1857,
Fol, 19 Karten [13 A Km (4
MT Kaart der oderlandsche overzessche bezitein,
Ku „JS. Atlas der werell met tekst. 38e of Inatste
Ste»
ler. F 2 Karten und 4 pp. Text. (50 eta.) 11 Nr,
Kamen uplet 39 Karten und ne 11 Thir, 23} Ner.; geb. >
12 , 19 Ner.; die Karten besonders
8 Thir. 12 Nier.; geb. (M. 3
* Hrhlr, Mer.
hischer Atlas, zasammengestellt nach Dufour
und den ae von Arsenew Schulgin
a Petersburg, 1867. Fol. 30 Karten. (4 gie 7 Thir. 6 Ner.
ide, Thdoph, Allan de ask ro een Fe le ministre de
ia guerre rEsote imperiale de de talılası ne slrtaee
wihelee. Para, Farne & Ca. Pol Fol. 22 PR. Text. 208) 6 Mr 10 Ner.
erkias, Vaclae. Maly zeme; je neuere] ® “ pomueek
V Praze, Andre. 8. #9 Bl. v.
x geogra| sphischer Atlas, zusamanenpest. nach dem neuesten Hilfsquellen.)
R en Atlas, oomsisting of tem Mi executed in the beat
Style, on by Weller, and enloured: designed by C., @. Nicofay, With expla-
} FM hr a a en ner Willtems.
”— Segansan, E. Planisphöre indiquant les palı
ferdos Y nes et bateaux & vapeır. Grave par Avril. Paris, Yauteur,
rue Montmartre 15, Fol.
Schul-Atlas der ganzon Erde in 20 Blättern. Weimar, a Fol,
Sowlice, TA. Adam de wiegrsghie BR Pansge den deslen, den sdrminaires „ den
Wehncation de tnblenaz de göographle. Paris, Langicis &
an whrei |. fr.) 9 Th.
Karten von nz
» und Reisckarte von Deutschland und den Nachbarstanten
Dramys
bearb. ao Ausg.) Stuttgart, Ga. Ei.
on #-Carton 18 Ner.: auf Leinw, 1 Thir. 6 Ner.
Deikeskamp, F. W. Relief der Behweizer 1 Alpen 2. ee
Desbuissons. Carte ilhuätrde des vums umes et armoiries des
Etats de PEtirope, aveo Indication des ey rien grande voles de
reg Dt terre et pur mer. Gravde par Isid.gDalmeont et Chavanne.
t.
Tops, afgobeeld In zijne merkwaardigheden. Atlas van 30 Maalplaten, nit
beschrijving. le al Arnlıem, v. d. wiel & 20 20 ep» und 3 Taf. (Boca) 17 "Ser.
Friedrich, L. Post- und Eisenbahn-Karte vu von —L den de ern
Belgien und der Schweiz. Bearb. nach desseiben Post-, und Rei
von Mittel-Europa. Neue Ausg. Manssst.: 1: 1.800.000, Code. Portben. „Zot
ER nd Par kr e. . - gesinas um Da zz. ur Staaten
o| er, yon, Turin, Ferrara, n etc. Newe Anung. -
Flemming. Thir. 15 Ner.; auf Leimw, In 4.-Carton 2 Thir. 5
Roedet- Karte, der Eisonbahnen Mittel - Europa's mit Angabe aller
Eisenbahn-Stationen, Sue ipnsatretsen, | sehiffharen Fillsse m Kankle, Dampf-
schiff-Rooten und Stationen, Speditionsorte, Zoil- und Baner.d, meter, Bäder ,
Grenzen des Zollvereins und der Zullgebiete, Dresden, Kuntze.
Fol. 4 HM, # Tbir.
Hendschet, U, Neueste Eisenbahn-Karte von Centrnl - un; mit genauer
Angabe aller an ad der Influtrenden Post-Verbind
Leitung ges. u
Jügel. Fol, 6 BL Auf Leinw, 3 Thir.
Kliewer , F, Deutschland und Theilen der angren-
zenden Länder. 6, Auf. Bertin, D. Reimer, Fol. In 16.-Carton. ©Ngr.
I
|
|
Nach F. Handike's Post- und Reise - Karte redneirt. ie ae Folk
In &.Carton 15 Ner.; auf Leinw. und in a-Carton 1 Thir. 2} Ngr.
Karte von Europa. Mit A ser Poststrassen und
# Post-,
barstaaten bis London, Paris, Nee Neapel amd Königsberg mt gene Angabe
aller gsplätze von. Dampfschiffen, Extraposten und Telegraphenlinten, zum
gest. von üllkaw Stadt-Plänen begleitet, eue A a
zig, Hinrichs. Fol. a Lehv. - DNe-
p Gros 4
Pol. sul. _ Auf Leinw. und in in Etei 1 Thlr. $0
ve ei von Deutschland nebst den Fi
usjpedhehmt bis Paris, ee ae renden: Posth,
7 besonderer Ruckeicht = auf Post-
'erbindungen mit statistischen Distanz - Tabellen um era aan
brauchs-Angaben "nach dm nenesten ee bearb. Massverhältn. 1:2.000
Mayr, @. Spaniel Reise. und Gebr . Karte vam Lande Tyrol mit dem
angrenzenden Theilen von Stidbayern, Salzburg, der Schweiz und Ober - Itallen.
Massstab: 1: , Nene vielfach verb. Ausg. Miineben, Palm. Fel. 4 HL
2 Thir, 10 Nor. : auf Leinw, und in 8.Cartoa 2 Tbir. rt
Mickactis, Jul. Eisenbahn-Karte van Central- -Burops. Mit Anflihrung der im
Bau begrifenen und projeetirten Eisenbahnen ete. 2. Auf. Dresden, BIN Fe
8 Ngr.
Mälter, H. Karte der in age mit gr elaunicher
Bahnstationen, Hauptpost- um Demag ungen. Nene Aus; on
ia Fol, Bude In ® En 1 Th. 15 Ser.
Dr & jet, 20, bier] er.
Fl, n, Grab Manustah: I lim, ri
Rechanowe, J. Neus Eisenbahn-Karte von onen Eiedanm 1887, Fol
(Russisch. ) 1 Thtr. 24 Ngr.
Wagner, Jan Ed, Evropa. V Praze, 1567, Pospisile. Fi
Zndieuf Bere hilun, Entw. und ger. von H. Lange, Tram Lets. Bad
zig, Brockhans. 4 Jede Lie! ONE
mul gen Reise- und Gebirgs - Karte vom bayerischen
Nordtyrol, Salzburg und u Maassstab; 1.500.000. Neue vielfach
verb. Aufl. Mlinchen, Palm. Fol.
1 Thir. 4 Ner.; auf Leinw. und in &-Carton 1 Thir. 15 Ner.
nordöstlichen ebst
Schäfer, 4, Eisenbahn - Cours» Karte des Deutschlands. N
Angabe der Tı - und Dampfschlfffahrts-Verbindungen. Nach officiellen
Materialien bearbeitet. Nr. 1. Juni 1854, Berlin, Bartlıol, Fol. 5%
Sebikoh, 4. H. der Eibe von der Mündung (der Lihe bis Gllick-
stadt. IL Bl. : 1:20.000 der natürlichen Cirösse. Hamburg, Nolte &
Köhler, Fol. - 1 Thir, 10 Ngr.
Becker, M. 4. Administrativ-Karte des üsterreichischen Kaiserstaates, Nach
Anaben, Jen Hersmsgebers gezeichnet und lithogr. von Fr. Simie. Wien, Har-
aa ee Eintbeitung. Ehbendas,
Carta ti od idrografira del progrett» d'un «annle per e od
wat dosmustiel din onmessuni Zei alte Miluness e per narignzione fra Mi no el
Ingo mager. 1 2Ba00 Milano, Baktini, Fol.
ien, Artaris & Ca. Fol.
Fr. zen der k. k., Haupt- und Residenzstadt Wien mit ihren
". Ecker,
4 Vorseädten und a ud Anpebe per a Wien, 1857, H. F, Müller. Fol.
Finanz- els- Karte des Österreichischen Keira nd
k. k. va
7, Ana a Ca By Mit 4 pp. Erläuterungen.
u ern va mit sämtlichen V orstädten,
Br e Ba Halkkinelen bearb. im k. k. Ministerium des Innern. ten.
Maeiimann, H. er ge Karte, von österreichischen Staate. ng
wind : 1: 2.000.000. 7, D, Reimer. Ar
18.000,
Berlin, 1
Pianta della regia ah a di Milano ke $ nell' anno 1857, Munas,
"Ronch! e Generresi Tommase. Fol.
Varoni, J. Panmırama der Karstbahn von Laibach bis Triest, Nach der Natur
gezeichnet. Geschildert von F. ©, Weidimann. Läthogr, und in Tondr. of" An
and 214" lang. Wien, Tendier & Co. = Text. In 16-Carteon, 2 Thir, IHN
RL " Atudzesi terkd völgydnek eroletdiöl a’ Di
ien, Druck. von & Fol 15
mit nächster Umgebung. ng und
matürlichen Länge von topographischen A
Berlin; 1857, D. Reimer. Fol, aan
Greth, Fe De materischen U: - a N En de Fur "Aatar
gezeichnet. 1. Lief. Danzig, Bertling. m Mlboer. “ e er
Handthe, #. Karte der Provinz Pommern. Gliognu, Flemming. Fol. 10N
Karte der Umpgegend von Stettin 1867. Bearb, von der tupogr. Abtbig.
en Maassstab: 1:50,000. Revid. Ausg. Berlin, 4
Neuester Plan von Berlin. Bearbeitet im „lithograph. Institut von A.
Meyer. Massstab; 1:14000, Berlin, Meyer's Kunstverlag, Fol In ler
. gr.
394 Bibliographie, April, Mai, Juni 1858.
Neuester Plan von Stettin mit der Berlin-Stettinsre Eisenbahn und der Fahrt
von Stettin nach Swinemlnde Deis Grieben. Fol In 16-Carton. 10 Ner.
Plan, Albr. 8 Karte des Rogierungshezirks Mersehurg, entw. und gem.
nach den im J. 184— 1855 vorgenomanenen smtliehen Berichtigungen der vorhan-
1 1:20,00, rn, Kangelmann, Fol. 1Thir. 18 Ngr.
d. Wandkarte ıer Kün) #1 Preinsjechen Prorinz Sachsen. 2. verb,
Auß., gefertigt von Ju. Franke. Leipzig, Kummer. Fol. 4 BL 1 Tiir. 10Ngr.
Topsgraphischer Atlas dos Königreichs Sachsen. 4. Liefe,, enthaltend die
Bectionen Planen mit Surptun, Schönberg, Kisterberg, Lovhnltz, Oschatz, Gröasen-
hayı end Imutzen, b hei der Köulgl. Militalr - Plankammer von dem Dir,
Oberreit, gest. von 'Krille, Iofınann, Beyber, near Unse und KeyL 1. Abs,
"Leipais, 'F. Fleischer. ki
Karte der «ächwischen Selrweiz nehmt Pe 1 Böhmen. Dresden,
Klemm, Ih 16.-Carton. 6Ngr.
Karten und Mittheilungen des mittelrheinischen geologischen
4 T.: Geologische Spezialkarte dien Gronsherzogthums Hessen und der *
zonign Landesgebiote im Mnassstab von 1:60,000, 4. Soet.: Offenbach der
des Grosslierzoglich Homsischen General- user [Seetion: Hanau der
topograpk. Karte es Kurfürstenth. Hessen] geslogisch
R. Ludwig. Mit Proflikarte und Hähenrerzelchniss Darmstadt, Jonghaus. &,
var, i8 DRr Mit Karte in FoL In Mappe. 2 Thir, 20 Ner,
Plan der Königl. Resilenzatadı Drosden. Dresden, Klemm, Fol. In ur
gr.
Gross, Ralf, Karte und Panoruma vom Rigi. Straube, Fol In 1&-Cart.
zu Ner.; auf Leinw. 1 Thir.
— — Karte des Zliriehor Bor’ mit seinen Umgebungen, Mach den iope-
hischen Karten der Kantone Zürich und 8t, Gallen. Verjängung 1:80.000
natlirlichen IA zu Schabelltz. Fol. U Ngr.
Hafensberg, J. Kort over Schweiz. IEpEpeABaEN, Uägerver. Fol. (#sk.) 3 Ngr.
Kiepert, H. Reisekarts der Schweiz. H. kie, ioperte Neuem -Attan.)
Manssstab: 1: BON, Berlin, D, Reimer. >= m 16, 16 Ner.
uni
Nuora carta dell’ Italia Mi Vallarli, Fol.
Defour, A. H. lItnlie. Grave par Ch. Dyonnet Paris, Paulin & Le Cheva-
ber, Fol. 4 pn Text, (dfr. 50.) 20 Ner. ; eulor, (# fr.) 1 Thir,
Coeilo, Fr. Plano de In eindad de Toledo en escala de 1:5000. Madrid, Uuesta.
Fol (tö rs.) 1 Thir. 10 Ner.
Panorama del ferro-earril de Madrid dä Aranjnex, 6 sen vista de Im puchlon,
. estachones, onslllus ee: puenten, vinductos y cmanto ofrece notable el camino
” de hierro desde Madril hasta Arınjusz Wömgnie 1a DIL vor A Ze y Die
Pie de 1 Madrid, P = Taf. my San
erafiado por Pic eogol. zu. . RR (6 Ne
Schuite, (wiltermes, Kaps zealden 6a
orden de 8. M., gratinlo en nur Dei Pe
A
‚tins ennte euntonal de 1a Hante-üadne, Arnd nons In diretton de M.Diew, prfst,
par bes ments — de departement, Arrondissement de Gray.
eantons de Grey, de a. d’Autrey, de Dampierre nen sa lee de
Pain, yel ei Saint - -Mainos, de Vesonl, Cormbenu- Fontaine, Paris,
tlas communal du ddpartement de In Seine: Commune de Passy, eanton de
Neully, une arrondissement de Saint-Denis; dressd par Leftvre, Paris, impr. Lemer-
ee Ft. Nowvesn plan ur et iNustrd do 1a ville de Lyon et des
eommunes de In banliene. Lyon, Gadola, Val.
" almtinistrative
Dufour, 4. H. Usrte er
Ch. Dyomnet, Paris, Paulin & Le Chevalier. Fol 4 Bl. a) arlır e
H. Carte des ebemims de for de la Franee.
FR For Mit & m Text h28p in 4. (2fr. BEFAND
(BI. 16. des Atlas universe, physigue, historiq
Lemiere. Plan de Paris et de som eneeinte. Paris,
Plan de Paris, Adress d’aprds es meilleurs doeumente. }
Plan aenuetrnl de Paris et de ses agrandissements, A Pöchelle d'un zalllimbtre
rw, dix mötres (yadaa). Ürard par Piat et Ronunset, Paris, Andrivena.Coi Fol
Kuittenin, A. Nouvelle enrte ilustr‘e de ia Frunoe presentant les diviskons
phrsiguen, In distribution gdogrmphiqne des plantes eultivden, la ıdlirision territertale
eomparative des anclennes provinoes et des te aetueln, los zminen Im-
‚ten, les prineipales ınines exploitden, les camaux, les chemins de fer ete.
vee un tableau de ia statistique commereiale et industrielle dies FF SY
(3 fr.) 1 Thir.
Paris, Fatont. Fol. u
fern & M in Ref —. .. 4) sr ==
ee emaing. Won er.
Kaart van het mienw op te rigten wat
Schutter, Fol,
hfr, 20 Nor,
u TI. Nr
de Hninant, & lüchelle de 1: 1.000.000,
rec leurs kongmeiie, bes chemins de grande eommunlention,
les canaux, den rividron et vours d’emu et un grand momtıre ..
ment. Bruxelles, Vander Machen, Fol. (8 1.) 1 Thir. 5 Near.
Wogwijzer in de omstrukken der stad Arnhem. Arnhem, Nijhoff & Zoom,
FoL ı Mi, (4, 1.) 21 Ngr.
vn
- Fol. in casa
uzeten, d. £ Te 2 Geaaaal, enmtaining 7459
Places ; nooompanied by an alphaberienl List. Edinburgh, W. ls Ta
* Thir.
N tagen i Marken. Kjöbenhs
Seinek. Fol. In {W ak.) TNen
—— Kort over Kjöbenhayns Omepn. Ebendas Fol
Kort orer Borö Omegn. Ebendas., PoL 16a&k.) 5 Ngr.
Los omkri Ebendas.
Ing Öresund,
(20 #k.) en
Eisenbahnkarte von Russland, hrag. von der Hodaetion des „Ökomomls
, Fal. usslech. r.! een
pälschen Russland (mit Anahe der Rasa
Birebehutn). Petersburg, 1887. Fol. I Bi, 1) d BL NEN
der Hauptstadt St. Petersturg. Pete
(Russisch. (1 R. wir Pe 20 Ngr.
afensberg, J. uk w _ * Rusland
cher benera are vun
von ven Livlan Nach den v
d den Landesvermes-
tienmungen un
een gem. und ökumom. Socletät aus der von
Karte bearl, und hrag 2. vervolist. Aufl. Da
Sk) S NER
nton astro-
Beier, 5 M. Türkei und Griechenland HRedustion 3 3.000.000.
i4 Near.
Karten von Asien.
Die neuesten Englischen, Französischen und Runsischen Aufnahmen in Hinter-
Asien bis zum Jahre 1858. (Petermann's Heft IV.)
Both, 2. Kort over det a Iversen & Bolems.
an Krigsskuepisdsen { Indien. Grareret af F. Larsen. Kööbenhet aan
— av ’
Fol. (32 0%k.) 1 Kar
Carte da la Chine dressde pour anivre Pambassade de lord Macartney, et
par te Journal IL des Voyagen, gravco par Minnster. Puris, Dondey-L
ae =, Dane) tjner
PR A er un ur
liyenoe
rt, — da anglalen avan una carte garicuire du (hödne
rer, u ie Carte physique de ’Hindoustan et de Ylndo - Chine, Paris,
7 Gomera Karte da msaischen Rushandn oder Omäzten nd &ie
amerikanischen Länder, Petersburg, 1897, Fol, 1 AL rl:
a a zum ch
und nach den besten Quellen entworfen und
18 Ner.; auf a Benno 15 , 6 Ngr.
Lange, H. Wost-Asien. Masssstab: 1:3700.00% Leipzig, # u
van de Ws €. W, M. Carte du pays d'larasl, Orarde Deiamare.
Pe nd en
russisch - nurd-
R)i Thlr, 3 Ner.
Karten von Afrika.
our, 4. H. Cartes de !'Abysainie, de ’Egypte et de Is Nubie. Paris, Darba.
Fol. 3
Liboy, L. Reisehijder aus dem Orient nach der Natur gezeichnet
heraung. 1. Wien, 1867, Lechner. Fol. M Bl. In Mappe 44 Thir.
Mieni, FI Ni earte du bassin du xu, ern} la commune
dedide & la enlonie wu-
de co Fleuvo avoo les ririhreon du Sengneben, dreasde et
WOrlent. Paris, A. Bertrand. Vol. (10 fr.) 3 Thir, 10 Ner.
ropsenne
Karte von Australien.
Dufowr, 4. HA. Oodanie. Ciravd par Ch. Dyonnet. Paris, Paulin & Le Che-
valler, Fol 4 in Text. (2 fr. 50.) 85 Ner.: color. (3 fr.
» Karten von Amerika.
My City of Kew York and its Neighbourbood: a Series of a
Eh Eee, —y- Nelson, 18 (1x) 12 Ner.
Codass pro
Cuoca. Hädgke par. Kiper. Eöhlelles an 1: 800.000. a Reimer.
4. B. Amerigun da nord, Gravs par CA. Dyonnet. Paris
“ie LFER Fol. „zit nöpn Ten. „es 10.) 23 Ner.s eolor. (Bf. .) 1 The.
Ebendas. Pol Mit
a 6 fr.) 1 Thir.
- und Kanal-Karte für Reisende in den Vereinigten Stanten
Lotzbeek, Pot. 2 Ngr,
4 in Text
Peisenbahn
Mexico, New-ranada and Venes sompoasd wi the Hi of all carto-
ge ie and Baraey Materials hithorto I Berlin-
mer, Fol. 6 Bl. 4 Thir,
Neue Karte von Mittel- Amerika. ‚A 1? ner Materials Mar,
dran wich übe IE
un
(Geschlossen am 10. Soptbe, 1858.)
Die Gebiete am untern Senegal.
Nach
neuen ofüziellen Quellen von 6. Zejran.
(Nebst Karte, s. Tafel 17.)
Seit der Veröffentlichung von Ritters „Afrika” ist die
politische und physische Geographie des Senegal durch
eine eben s0 grosse Anzahl von Arbeiten bereichert wor-
den, als die aller andern Französischen Kolonien zusam-
mengenommen, Das Publikum ist hinreichend bekennt mit
der ersten Reise des Herrn Anne Raffenel, mit der vor-
züglichen Karte des Herrn Bouet-Willaumez (1844), der
dem Lauf des Flusses zuerst bis nach Felou wissenschaft-
lich verfolgte, mit dem Buche desselben -Antors (1848)
und endlich mit der Reisc des Herrn Raffenel bis jenseits
Kaarta. Seit der Zeit, zu welcher diese verschiedenen
Publikationen erschienen, Verhältnisse die
Summe der geographischen Kenntnisse, welche wir über
haben neue
den Unterlauf des Flusses und die benachbarten Uferland- :
schaften besitzen, mehr als vervierfücht.
Das Königreich Oualo, nahe dn der Mündung des Sene-
° gal und bis dahin der Souverainetät von Frankreich unter-
worfen, wurde wührend der letzten Jahre durch die Kö-
nigin Ghimbotte beherrscht, welche Mahumed-el-Habib, den
König der Trarzas, geheirathet und diesen so in den Be-
sitz der beiden Flussufer gesetzt hatte. Diese Annexation
und verschiedene Feindseligkeiten der Trarzas führten zwi-
schen Mahumed-el-Habib und der Kolonialregierung zu
einem Krieg, welcher noch fortdauert ')., Die Trarzas,
welche bis nach Leybar vorgerückt waren, wurden ge-
schlagen, aus Oualo vertrieben und dieses für Französi-
sches Gebiet erklärt und in vier Kreise oder Viertel ein-
getlieilt. Die Franzosen drangen selbst bis in das Herz
von Trarze vor und schlugen die Mauren an verschiede-
nen Punkten in der Umgegend des See's Cayar. Der
!) Neueren Nachriebten zu Folge ist der Krieg der Franzosen mit
den Trarzas durch einen Friedensschluss vom 2%. Mai d. J. beendigt
worden. Wis Joumalo vom Senegnl melden (s. Köln, Ztg, vom 10,
Jutf), sind die Haupt-Friedensbedingungen folgende: Der König der
Trarzas erkennt an, (lass Ualo, Gas, Bokol, Tube und die Umgegend
von Saipt-Louis auf beiden Ufern bis zur Mündung zu Frankreich ge-
hören. Er erkennt die Franzosen ferner an als Schutzberren über
Dimar, Djolof, Ndiambur und Cayor und darf gegen diese Gebiete
nichts ohne Französische Dazwischenkunft unternehmen, Das Gummi
der Trarzas wird au Dagana verkauft werlen und der König der Trar-
ans erhebt eine Guinse von je tausend Pfund Gummi, 4.P.
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft X.
Gouverneur, Herr Faidherbe, welcher diesen Krieg leitete,
agirte auch zu gleicher Zeit gegen die Toucouleurs oder
Peuhls von Fouta, die vorzüglich durch die Erscheinung
eines muselmännischen Marabuts, des berüchtigten Al-
Hadji, aufgewiegelt worden waren. Das hervorstechendste
Ereigniss dieses letzten Feldzugs war der Entsatz von
Mödine, welches von den fanatisirten Truppen Al-Hadji's
belagert wurde. — Diese verschiedenen Expeditionen ha-
ben das Gebiet der geographisch bekannten Theile dieser
Küste beträchtlich erweitert, wovon man sich bald über-
zeugen kann, wenn man die hierdurch erlangten Croquis
mit der Karte von Bou#t-Willaumez vergleicht, die heute
noch allein am Senegal im Gebrauch ist und es auch ver-
dient. Seit ungefähr drei Jahren sind der Dimar, das
Land der Braknas, das der Trarzas, das Contrum von Oualo
hinlänglich bekannt, um im Detail auf den Kerten zu er-
scheinen. Das Ministerium der Marine hat viele vortreff-
liehe topographische Aufnahmen erhalten und einige der-
selben sind auch veröffentlicht worden, so namentlich die-
jenige des Herrn Protet über den Fouta und die des
Herrn Fulerand über den Cayar!). — Was die Arbeiten
des Herrn Faidherbe betrifft, so sind dieselben hauptsäch-
lich ethnographischen Inhalts und das Bulletin de la 8o-
eiöte de Geographie hat von diesem gelehrten Beamten
verschiedene wichtige Mittheilungen erhalten.
Drei Racen wohnen in der Nachbarschaft unserer Be-
sitzungen am Senegal: Weisse (Mauren), Schwarze (Ouo-
lofs, Ser&res, Mandingues) und Rothe (Peulils, Foulahs oder
Fulbes). — Die Mauren sind ein Gemisch der Arabischen
Stämme, welche das Land eroberten, und der besiegten
Afrikanischen Berber-Stämme; das weisse Blut dieser Völker-
schaften ist ferner sehr gemischt worden durch die Ver-
biudung mit den Negerinnen der Stämme der Unterjochten
(ahratin). Dem Meere zunächst wohnen die Trarzas- (Te-
N) Die im Jahre 1857 von Lieutenant Gaillard lüngs des Senegal
ausgeführten Positionsbestimmungen (s. unter den Miscellen d. Heftes)
waren Herrn Lejean bei Abfassung seines Aufsatzes und seiner Karte
noch nicht bekannt. Die betreffenden Punkte erleiden daher auf letz-
terer eine geringe Abweichung in Ihrer Lage. A. P.
62
396 Die Gebiete am untern Senegal.
ghazas). Die beigefügte Karte zeigt aunähernd die rela-
tiren Sitze der verschiedenen Stämme, die sich zur Zeit
des niedern Wasserstundes dem Fiusse nähern. Dieses
Volk hat die Schwarzen von den Ufern des Bee's Cayar
vertrieben, an welchen diese letzteren noch vor weniger
als zwei Jahrhunderten wohnten, und zwar nach der
Gründung der Französischen Kolonie; sie haben Cayar und
Dimar verloren, die davon hergeleiteten Namen aber bei-
behalten; denn heute noch führt das Oberhaupt von Ga&
den Titel: el-Iman-Cayar, und dasjenige von Dialmath oder
Fanaye nennt sich el-Iman-Dimar. Der Sultana-Stamm der
Trarzas ist der der Ouled-Dahman.
Die Braknas erstrecken sich weiter in das Innere, denn
unsere Karte giebt nur einen unbedeutenden Theil ihrer
Stämme an, die simmtlich um einige Brunnen in der Sa-
hara gruppirt sind. Man rechnet zu ihnen: die Takhanites
an der Brunnen-Oase Taischit, drei Tagereisen von Esenle
du Cog; die Lakalen an dem Brunnen Tounouakadiara,
eine halbe Tagereise von Baranguf; die Deidjiouba in der
Nähe von Mbarob£; die Toubouidj, die Abd-el-Lassen u. =. w.
Was Senegambien selbst betrifft, so verspricht die
Geographie des Innern in nicht gar langer Zeit hinläng-
lich bekannt zu werden. Die Kolonialregierung beschäf-
tigt sich anf das Thätigste mit dem Sammeln aller Mate-
rialien zu einer Karte der Länder, in welche die Franzö-
sischen Waffen vorgedrungen sind. “Die Französischen
Kommandanten von Dagana, Bakel, Galam, Senoudebou,
Sedhiou, Mörinsghen haben Pläne, Karten und Monogra-
phien ihrer Bezirke liefern müssen. Eine Expedition gegen
den Ghiambour wird vorbereitet und wird die Geographie
mit neuen Thatsachen bereichern. Dakar, gegenüber Gorde,
ist vor noch nicht langer Zeit besetzt worden und wird
"für die Erforschung der Staaten der Seröres, Ouolofs und
Nouns zum Stützpunkt dienen.
Keine Karte von Afrika, auch nicht die detäillirteste,
hat bis jetzt die politischen Begrenzungen dieser letztge-
nannten Staaten mit Genauigkeit angegeben, welche von
verschiedenen Königreichen und Republiken zusammen-
gesetzt werden; ich möchte daher den Deutschen Karto-
graphen angelegentlich empfehlen, über diese Punkte die
geo - ethnographische Karte sorgfültig zu vergleichen,
welche den Esquisses Sentgalaises des Abbe Boilat, Mis-
sionär in St. Louis, beigegeben ist. Herr Professor
Berghaus scheint diese Karte bei der nenen Ausgabe
seines Physikalischen Atlas (Afrika) benutzt zu haben.
Die Völker Öst-Afrika's.
Zur Erklärung der ethnographischen Typen auf Tafel 18.
Nach Guillain, Krapf u. A.
Wenn zur Belebung und Förderung geögraphischer
Studien neben dem lebendigen und geschriebenen Worte
die Karte das hauptsächlichste Hülfsmittel bildet, so stehen
ihre doch noch manche andere Mittel zur Seite, die nicht
weniger geeignet sind, ein Interesse an fremden Ländern
zu erregen. Unter ihnen stehen bildliche Darstellungen
oben an. Ohne Zweifel übt die unmittelbare Anschauung
der Produkte und Bewohner der verschiedenen Theile der
Erde, wie man sie in Museen und grossen Handelsstädten
findet, eine weit mächtigere Wirkung aus, aber einer Seits
ist es nur Wenigen vergönnt, sich einer solchen Anschau-
ung zu erfreuen, anderer Seits wird auch ihr Verständniss
dadurch erschwert, dass sie aus dem Zusammenhang mit
den heimathlichen Umgebungen herausgerissen und in ganz
neue»Verhältnisse versetzt wurden. Ein treues Bild, wie
wenig ausreichend es auch für spezielle Zwecke sein mag,
giebt "aber einen richtigen Totaleindruck, und ein solcher
ist vor Allem nöthig, wenn wir die Eigenthümlichkeiten
der verschiedenen Zonen unter einander vergleichen und
uns zu allgemeinen Anschauungen erheben wollen. Alex.
v. Humboldt hat im zweiten Theile seines „Kosmos” die
Bedeutung der Landschaftsmalerei für Naturkunde und
Geogrmphie in beredter Weise erörtert, aber nicht nur
landschaftliche Darstellungen, auch die Abbildungen der
verschiedensten Gegenstände aus allen Reichen der Natur,
wie-sie in ihrer Gesammtheit den Charakter eines Landes
bestimmen, geben ein vortreflliehes Mittel an die Hand,
sich richtige Vorstellungen. von fremden Gegenden und
ihrem Leben zu bilden. Vor Allem kommt es aber darauf
an, dass die Abbildungen treu sind, denn Phantasiegebilde,
wie sie sich noch in so vielen geographischen und Reise-
werken zur bloss sinnlichen Ausschmückung finden, können
nur Schaden bringen. Aus diesem Grunde verspricht die
Daguerreotypie und Photographie auch unserer Wissenschaft
von bedeutendem Nutzen zu werden. Mit ihrer Hülfe
wird es dem Reisenden möglich, nach verhältnissmässig
kurzer Übung gute Bilder aufsunehmen, auf deren Wahr-
heit sich Jedermann verlassen darf; er kann mit gleicher
Treue die allgemeinen Formen der Landschaft, wie die
Details, die unbelebte, wie die belebte Natur wiedergeben,
Die Völker Ost-Afrika’s. 897
was sogar bei geübten Zeichnern nur selten der Fall sein
wird. Diese Vortheile hat man denn auch in neuerer Zeit
zu benutzen gesucht. Zahlreiche Reisende haben schon
photographische Apparate in ferne Welttheile getragen,
selten wird wohl jetzt eine grössere wissenschaftliche Ex-
pedition ausgerüstet, ohne dass man für diese Apparate
Sorge trüge, und wir brauchen nur den ausgedehnten Ge-
brauch zu erwähnen, den die Gebrüder Schlagintweit auf
ihren Kreuz- und Querzügen in Indien und auf dem Hi-
malaya davon gemacht haben, um ihre praktische Anwen-
dung für geographische Zwecke zu konstatiren. Bereits
mehrere Jahre früher (1846 bis 1848) hat Kapitain Guil-
lain auf seiner Expedition nach der Ostküste von Afrika
zahlreiche Aufnahmen mittelst des Daguerreotyps durch die
Herren Caragmel und Bridet ausführen lassen, nach denen
die meisten Abbildungen in dem Atlas zu seinem Werke!)
lithographirt wurden. Der grossen Mehrzahl nach sind es
‚Portraits von Eingebornen, die uns hier vorgeführt wer-
den, und nicht nur von Bewohnern der Küsten, die Ka-
pitän Guillain allein besuchen konnte, sondern auch von
Solchen, die weit aus dem Innern nach Sansibar, Mombas
und anderen Küstenorten gekommen waren, da hier durch
den lebhaften Sklavenhandel der Sawähili die Vertreter
einer grossen Menge verschiedener Völkerschaften Ost-
Afrika's zusammenkommen.
Aus diesem Atlas haben wir auf Tafel 18 die charak-
teristischsten und merkwürdigsten Portraits zusammenge-
stellt, so dass sich auf ihr die Typen der mohammeda-
nischen Somali, Sawähili und Araber mit denen der heid-
nischen Vülker, welche das Land zwischen der Sawähili-
Küste und dem grossen Ost-Afrikanischen Binnensee, die
Ufer dieses noch immer geheimnissvollen See’'s selbst, die
Umgebungen der berühmten Schneeberge Kilimandjaro und
Kignea und das wahrscheinliche Quellgebiet des Weissen
Nils bewohnen, vereinigt finden. In ihrer Mitte haben
wir ein Kärtchen angebracht, das ihre Wohnsitze angiebt,
verweisen aber zugleich auf die ausführlichere Karte eines
Theils von Ost- und Central-Afrika von Erhardt und Reb-
mann im Jahrgang 1856 der Geogr. Mittheil., Tafel 1.
Was man bisher über diese Völkerschaften in Erfah-
rung gebracht hat, wird im Folgenden kurz angeführt wer-
den, sowohl nach Guillain’s Werk, als nach anderen zu-
verlässigen Quellen, namentlich den Schriften der Missio-
näre Kropf und Rebmann. Wir befolgen dabei eine geo-
graphische Ordnung, indem wir von Nord nach Süd fort-
schreiten,
') Documents sur l’histoire, ia göographie ot le commerce de l’Afri-
quo Orientale rocwillis ut rödigös par M. Guillsin, Copitaine do vais-
senu. 3 Thle. Paris, 1856—1858, Eine ausführliche Besprechung und
Inhaltsangabe des 1.u. 2. Theils s. in Geogr. Mitth. 1857, 88. 222, 223.
Die Somali-Medjertin. — Der Stamm der Somali zer-
fällt nach Guillain in drei grosse Familien, die Somal-
Adschi, zu denen die Medjertin gehören, die Somal-Hauija
und die Somal-Rahhan'uin. Sie bewohnen das Dreieck
zwischen dem Kap Guardafui, Zeyla und der Mündung des
Djub, und zwar haben hiervon die Medjertin den nord-
östlichsten Theil inne. Ihren Ursprung leiten die Medjer-
tin von einem gewissen Adschi ab, dem Haupt einer ed-
len Arabischen Familie, welcher genöthigt, sein Vaterland
zu verlassen, nach der Küste von Adel kam und daselbst
den Islam verbreitete. Seine Nachfolger setzten sein
Werk fort und warden Häuptlinge neuer Stimme, von
denen einer aus den Vorfahren der heutigen Medjertin
bestand. Dieses Volk ist daher schr stolz auf seinen Ara-
bischen Ursprung und weist mit Verachtung die Ansicht
zurück, dass es von einem Galla-Volke abstammen möchte,
obwohl es kaum zweifelhaft sein kann, dass sie ursprüng-
lieh diesem letzteren angehörten. Die verschiedenen Unter-
abtheilungen, in welche die Medjertin zerfallen, sind nur
politisch getrennt, denn alle haben einen gemeinschaft-
lichen Ursprung, bedienen sich desselben Dislektes und
bekennen sich zu derselben Religion. Ihr allgemeiner
Typus gehört zu einer der Zwischenvarietäten, welche
gleichsam Übergangsstufen von dem Semitischen Zweige
der Kaukasischen Race zu der Negerrace bilden. Der Kör-
perbau ist proportionirt, doch entspricht die geringe Breite
und Dicke nicht ganz der Länge, die bei Männern im
Durchschnitt 1,69 bis 1,70, bei Frauen 1,60 Meter beträgt.
Die Hautfarbe ist schwarzroth, bald matt oder trübe, bald
glänzend. Die Stirn ist hoch, aber seitlich eingezogen
durch eine sehr markirte Abplattang der Schläfenbeine.
Der Schädel hat einen verhältnissmäsig sehr grossen ver-
tikalen Durchmesser und die Sutura longitudinalis springt
bisweilen so bedeutend vor, dass sie eine hohe Kante bil-
det. Der Gesichtswinkel beträgt SO bis 84°, Die schwar-
zen Haare sind hart und kraus, bei Manchen sogar gelockt,
die Augen dunkel, tief liegend und ziemlich klein; die
Nase, im Verhältniss zu’ kurz, hat immer sehr weite Na-
senlöcher. Der Mund ist gross, die Lippen gewöhnlich
etwas dick, die Zähne weiss, das Kinn klein, die Wangen
hohl, die Ohren von mittlerer Grüsse. Im Ganzen hat
das Gesicht nichts Angenchmes und es fehlt ihm beson-
ders ein lebhafter Ausdruck. Arme und Beine sind hager,
die letzteren fast ohne Spur von nn auch ist die
Muskelkraft gering.
Die Kleidung der Somali besteht bei den Männern aus
zwei Stücken Baumwollenzeug von je 6 bis 7 Ellen Länge
und 3 Ellen Breite. Aus dem einen machen sie eine Art
Weiberrock, der über den Hüften mittelst eines der Zipfel
festgehalten wird, der zu einem Gürtel zusammengedreht
52*
398
ist; mit dem andern, Meuro genannten, hüllen sie den
Oberkörper und bisweilen den Kopf ein und drapiren es
je nach ihrem Geschmack. Die Sandalen fabrieiren sie
selbst aus Rindsleder. Um Hals und Arno tragen sie an
Riemen einige Talismane, kleine Ledersückehen mit Papier-
schnittseln, auf die Verse aus dem Koran geschrieben sind.
Alle Somali gehen bewaffnet; ihre Waffen sind der Speer,
der bisweilen durch Bogen und Pfeil ersetzt wird, und
ein langes Dolehmesser mit schwarzem Hormgriff. Ein
kleiner runder Schild aus Khimoceroshaut begleitet fast
immer den Speer und wird am Halse befestigt. Die Frauen
tragen Kleider aus Schaf- und Antilopenfellen nebst eini-
gen Stücken Baumwollenzeug. Alle haben als erstes Klei-
dungsstück eine Art Schurzfell, das unter der rechten
Achsel hinweggebt und auf der linken Schulter geknüpft
ist; es verhüllt die Brust -und fällt als Schürze bis etwas
oberhalb der Kniee herab. Ein Weiberroek aus Baum-
wolle hält das Schurzfell in der Taille zusammen. Bei
unverheiratheten Frauen sieht man oft an der Stelle des
Schurzfelle ein Stück weissen Stoffes, das ebenfalls zur
Verhüllung der Brust dient. Der Meuro, der nöthigen
Falls den Körper von Kopf bis zu Fuss umgeben könnte,
vollendet den Anzug und wird je nach Laune oder Be-
dürfniss bald wie ein Mantel, bald wie ein Shawl umge-
nommen. Auf ihre Frisur verwenden sie keine #orgfalt,
sie ist immer schmutzig, unordentlich und unter einem
meist blauen Tuche eingepackt, das ähnlich einem schlecht
zusammengerollten Turban arrangirt wird. Eine Fussbe-
kleidung scheint bei den Frauen nicht vorzukommen. Als
Schmuck tragen Einige Öhrenringe und die Meisten ein
langes Halsband aus Glasperlen, das auf die Brust herab-
fällt und an welches nach Art eines Medaillons ein un-
förmliches Stück Muschel oder Fischknochen gehängt wird,
dessen weisse Farbe sich grell von der schwarzen Haut
abhebt:
Die Medjertin bekennen sich, wie alle Somali, zum
Islam, aber die Ausübung dieser Religion beschränkt sich
bei ihnen auf einige äussere Formen, wie Abwaschungen
und Gebete zu bestimmten Stunden, Enthaltung von ge-
wissen Fleischarten und von starken Spirituosen, Beschnei-
dung, Polygamie u. s. w. Daneben haben sie alle die
"alten Sitten ihrer Vorfahren beibehalten, die nicht zu
sehr gegen die neuen Prinzipien verstiessen, namentlich
im Innern des Landes, wo die Bevölkerung nur von Vieh-
zucht lebt und ein nomadisches Leben führt, während die
Küstenbewohner wegen ihres "Verkehrs mit Arabischen
Kaufleuten strenger und fanatischer sind. Trotzdem sind
gerade an der Küste die Sitten lockerer, wovon Guillain
eklntante Beispiele erzählt. Alle Arbeit lastet bei den
Somali auf der Frau: die Beaufsichtigung und Erzichung
Die Völker Ost-Afrika's.
der Kinder, die Führung der Wirthschaft, die Zubereitung
der Nahrungsmittel, das Füllen des Holzes, das Herbei-
schaffen des Wassers, selbst der Bau der Hütte. Die Män-
nor roserviren für sich nur den Krieg, die Jagd, das Ein-
sammeln von Gummi, dem Haupt-Augfuhrartikel des Landes,
die Herstellung der Viehhöfe und die Aufsicht über die
Kameele. j
Dis Ehe kann schon im 15. Jahre, bei den Mädchen
sogar vom 13. Jahre an geschlossen werden. Die beiden
Interessenten haben dabei vollkommene Freiheit der Wahl,
nur dürfen sie nicht derselben Familie, wo möglich auch
nicht demselben Stamme angehören. Es giebt jedoch eine
Ausnahme von dem Gesetze, welches die Ehe zwischen
Verwandten verbietet; bei dem Tode eines Ehemannes
nämlich wird die Wittwe, wenn sie einen Schwager hat,
von diesem geheirsthet und dieser Gebrauch wird so sehr
als gebieterische Pflicht betrachtet, dass Manche, um ihr
zu genügen, im Nothfall eine ihrer legitimen Frauen ver-
stossen, da sie nach mohammedanischen Gesetzen nicht
über vier haben dürfen. Wenn um ein janges Mädchen
bei ihrem Vater angehalten wird, was bald durch den
Prätendenten selbst, bald durch einen zu diesem Zweck
abgeschickten Freund geschieht, so kommen die beiden
Parteien zunächst über die Geldsumme überein, die der
Vater erhalten soll, dann über die Mitgabe, welche der
Frau von dem Zukünftigen zugestanden werden soll. Die
Summe für den Vater beläuft sich oft auf 150 Piaster
und kann bis 1000 Piaster steigen, wenn der Bräutigam
der Sultan oder ein Mitglied seiner Familie ist. Die Mit-
gabe für die Frau ist immer geringer und muss zurück-
gezahlt werden, wenn auf ihren Willen oder wegen ihres
schlechten Betragens Scheidung eintritt. Die persönliche
Ausstattung der Braut besteht in den Matten für die Hütte,
- dem Bett und einigen häuslichen Geräthschaften; den
Hochzeitsschmuck, einige Glasperlen, erhält sie von ihren
Freundinnen zum Geschenk. Die Ehe wird wo möglich
durch den Kadi eingesegnet, doch kann ihn in seiner Ab-
wosenheit jede Person vertreten, welche den Koran zu
lesen versteht. Bisweilen lässt sich die ‘schüchterne Braut
bei der Ceremonie durch einen Bruder oder andern nahen
Verwandten vertreten. Die Erziehung der Kinder wird im
höchsten Grade vernachlässigt, die meisten lernen gar nichts,
andere nur einige Verse aus dem Koran und die gewühn-
liehsten Arabischen Wörter, das Schreiben erlernen fast
nur die Kinder der Familie des Sultan und der reichen
Kaufleute.
Die Somali-Uarsangeli. — Was hier von den Medjertin
gesagt worden ist, gilt im Wesentlichen auch von den
Uarsangeli, einer anderen Abtheilung der Somali-Adschi,
die ein kleines Gebiet westlich von den Medjertin inne
Die Völker Ost-Afrika's.
hat. Sie sind nach Cruttenden ein kriegerisches Volk und
zerfallen in folgende Hauptstimme: 1) die Geräd-Abdallah,
der herrschende Stamm, in welchem der Titel des Geräd
oder Häuptlings") erblich ist, am Südabhang des grossen
Plateau’s von Eyransid; 2) die Noh-Ahmar zu Bender-
Djedid; 3) die Ogeis-Lebbah, welche zwei der Dörfer von
BRas-Geri bewohnen; 4) die Eddin-Siyed, aus denen die
Bevölkerung von Gaam und der umgebenden Berge besteht;
5) die Mayeds zu Derderi; 6) der zuhlreiche Stamm der
Debeiss, der das Dorf Edaio bewohnt und sich bis Bender-
Zyada nach dem Lande der Medjertin erstreckt.
Was Guillain von seinen Daguerreotyp- Aufnahmen
unter den Somali erzählt, giebt einen Begriff von den
Schwierigkeiten, welche sich solchen Aufnahmen bei un-
eivilisirten Völkern entgegenstellen. Immer hatte er die
grösste Mühe, eine hinlängliche Ruhe des Körpers und be-
sonders der Gesichtszüge, wenn auch nur anf Augenblicke,
zu erzielen; oft weigerten sich gerade solche Personen, um
deren Portrait es ihm am meisten zu thun war, entschie-
den, sich daguerreotypiren zu lassen, indem sie keinen
Augenblick zweifelten, dass übernatürliche Kräfte dabei
im Spiele seien. Nur das Versprechen von Geschenken
und Geldbelohnungen überwand bei Einigen die Fureht
vor Zauberei, und selbst nachdem ein Paar Männer und
drei Frauen, neugieriger oder habsüchtiger als die Übrigen,
das Abenteuer glücklich bestanden hatten und mit Schmuck,
Spiegeln und bunten -Tüchern reich beschenkt entlassen
waren, liess sich kein Somali weiter überreden, zum Zweck
des Daguerreotypirens an Bord des Schiffes zu kommen.
„Eine von diesen Frauen”, erzählt Guillain, „gehörte zu
dem Stamme der Uarsungeli. Sie hatte eine kleine Figur,
aber ziemlich feine Züge und eine lebhafte und geistreiche
Physiognomie; sie war gern bereit, sich portraitiren zu
lassen, und schien sehr erfreut, dass sie in die Reise ge-
willigt hatte. Alles, was sich ihren Blicken darbot, war
für sie so nen und luxuriös, dass sie ganz in Staunen
und Bewunderung versunken war. Ihre Begleiterin, ein
robustes Medjertin-Mädchen von 16 oder 17 Jahren, war
hoch gewachsen und verrieth sehr schöne Formen, aber
ihr wilder und mürrischer Blick, ihre steifen und verle-
genen Bewegungen sagten deutlich, dass nur die Aussicht
auf Gewinn sie bewogen hatte, meiner Aufforderung nach-
zukommen, und dass sie es nicht für nöthig hielt, sich
graziös zu zeigen, um Anspruch auf die versprochene Re-
muneration zu haben. Als die Reihe an sie kam, sich
auf den Stuhl niederzulassen, und sie eine etwas künst-
lerischere Stellung annehmen sollte, so kostete diess einen
') Den Titel Sultan führt unter allen Somali-Büuptlingen nur der
der Meiljertin.
399
wahren Kampf. Vermummt mit ihrem Meuro, in den sie
sich von Kopf bis zu den Füssen eingehüllt hatte, wei-
gerte sie sich, auch nur eine einzige Falte loszulassen ;
ich strengte mich dagegen an, ihn in eleganter Weise auf
ihren Schultern zu drapiren, um diese so weit hervor-
treten zu lassen, als es unsere Damen gewöhnlich bei der
Balltoilette thun, aber halbe Manssregeln waren, wie es
schien, nicht nach ihrem Geschmack. Nach einem langen
Kampf zwischen meinen künstlerischen Bestrebungen und
ihrem unbeugsamen Rigorismus wurde sie meiner Hart-
näckigkeit, das züchtige Gewand in die angegebene Lage
zu bringen, müde, und indem sie dieselbe ohne Grund
einem ganz anderen Reiz als dem der Kunst zuschrieb,
verfiel sie aus einem Extrem ins andere. In dem Augen-
blick, als ich sie ergeben glaubte und das Objektivglas
des Apparats enthüllte, liess sie ärgerlich ihren Meure bis
auf die Hüften herabfallen, einige Worte aussprechend,
deren Sinn ohne Zweifel war: „So, da scht her und nım
macht schnell!’ Meine Täuschung war bitter, aber was
sollte ich thun? Das Instrument zeichnete schnell wie der
Blitz den ihm dargebotenen Gegenstand auf die Platte;
statt des Portraits eines hübschen jungen Mädchens, mit
dem ich meine Sammlung bereichern wollte, musste: ich
mich mit dem Bilde einer Bakehantin begnügen, die ihre
üppigen Reize in aller Nacktheit blossstellte.”
Die Bewohner von Gur gie. — Die Bewohner von Gu-
ragie oder Gurague, südlich vom Königreich Schos, ge
hören ihrer Sprache nach zu der Äthiopischen Gruppe Dr.
Latham's'), welche das Tigre, Arkiko,. Amhara, Argobba,
Harrargie oder Adhari, Gursgie und Gafat umfasst. Im
nördlichen Theil des Landes, am Hawasch und in dem
Gebiet von Kortschassi, ist das Abessinische Christenthum
noeh heimisch, .im Süden scheint aber Guragie hauptsäch-
lieh von Mohammedanern bewohnt zu sein und überdiess
haben sich die Gallas über alle jene Länder verbreitet.
Man kann nach Krapf annehmen, dass jährlich gegen 3000
Sklaven, meistens Christen, aus Gursgie ausgeführt werden,
und auf diese Weise mag «uch die von Guillain abgebil-
dete Frau nach Sansibar gekommen sein, die er im Hause
des dortigen Gouverneurs fand. Er giebt nicht an, wel-
cher Religion oder Nationalität sie angehört habe.
Die Sawdhili, — Auf der Insel Sansibar und dem
ganzen unter der Herrschaft des Imam von Maskat ste-
henden Ost-Afrikanischen Küstenstrich bilden die Sawä-
N On tho present state and recent progres of Ethnogrsphical Phi-
lology (Report of the 17th meeting of the British Assoriation for the
Adruncement-of Science; held at Oxford 1847). 8. auch Dr. Ch, Beke:
Über lie geographische Verbreitung der Sprachen von Abessinien und
der Nachbarländer. Mit Karte (Dr. MH. Berghaus’ Geographisches
Jahrbuch, 1850, I.) v
400
hili’) den Hauptstamm der Bevölkerung. Über ihren Ur-
sprung ist man verschiedener Meinung. Krapf ist aus
sprachlichen Gründen der Ansicht, dass sie ursprünglich
hier heimisch waren, da ihre Sprache zwar mit fremden
Wörtern gemischt, ihrem Grunde nach aber mit anderen
tiefer im Innern gesprochenen stammverwandt sei?). Guil-
lain glaubt dagegen, dass die Sawähili (seine Souahheli)
von Arabischen Kolonisten herstammen, die sich zu ver-
schiedenen Zeiten an dieser Küste angesiedelt haben. „Sie
waren es, welche die Portugiesen als Herren des Landes
fanden und mit dem Namen Mauren bezeichneten. Durch
Vermischung mit der Afrikanischen Race hat sich ihr
Typus allmälig verwischt und man findet unter ihnen eino
grosse Verschiedenheit der physischen Charaktere; Einige
gleichen noch den Arabern, doch sind diese selten, die
Andern nähern sich mehr den eingebörnen Afrikanern ;
such ihre Gesichtsfarbe varirt vom Olivenfarbenen bis
zum Schwarzen. Ihre Gestalt ist ziemlich hoch, selten
unter mittlerer Grösse, und verrüth eine anschnliche Mus-
kelkraft, obgleich die auf Sansibar lebenden Sawähili in
Wirklichkeit schwach sind, da sie alle Arbeit scheuen und
so ihre Kräfte nicht üben.”
* In dieser gemischten Bevölkerung, die sich einer Seits
dem wilden Zustande, anderer Seits der orientalischen
Civilisation nähert und die ausserdem aus verschiedenen
Kasten ‘und heterogenen Racen zusammengesetzt ist, findet
man eine eben so grosse Mannigfaltigkeit der Trachten,
als der Sitten und Lebensweise. Das gewöhnliche Klei-
dungsstück in allen Klassen der Gesellschaft ist ein weis-
ses baumwollenes Hemd mit weiten Ärmeln, das bis gegen
die Kniee herabfällt und um die Taille durch einen Gür-
tel zusammengehalten wird. In der kälteren Jahreszeit
und ausser dem Hause tragen sie ausserdem eine Weste
und enge, kurze Beinkleider unter dem Hemd und bei
feierlichen Gelegenheiten einen Kaftan. Den Kopf schützt
ein niedriger Turbaun und im Hause eine einfache Mütze.
Die Füsse sind nackt, nur mit schweren, schleppenden
Sandalen aus Holz oder Kupfer versehen. Die Frauen
tragen ausser dem Hemd und weiten Beinkleidern ein
men
N Krapf schreibt Suahdli und Suabili, Sinn und Ableitung des
Wortes Sawähili sind aber nach Cooley nicht zweifelhaft. „Das Ara-
bische Wort sabil”, sagt er (Inner Afrien leid open, p. #5), „heisst
Ufer oder Socküste und hut im Plural sawähil, woron das Adjektivum
sawähili, von den Kisten oder zu ihnen gehörig, gebildet wird. lie
mohammedsnischen Eingebornen an der Ostküste von Afrika aber,
welche unter dem Namen Sawöhili zusummengefnsst werden, sprechen
nicht das harte h der Araber aus; die Vokale, zwischen denen #s in
ihrem Namen steht, vereinigen sich desshalb zu einem Diphthongen,
gleich dem Italienischen ai oder Englischen i in wile (Deutsch ei),
und Sawähbili wird Sawrli (Deutsch Baweili) ausgesprochen.”
7. H. v. Ewald: Über die Völker und Sprachen südlich ron Äthio-
pien (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. I,
8-45).
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Die Völker Ost-Afrika’s.
grosses Tuch, in welches der ganze Körper von den Ach-
seln bis zu den Füssen eingehüllt wird, und ein kleineres
von dunkler Farbe um den Kopf. Das Gesicht bedecken
sie mit zwei Binden aus schwarzem Seidenstoff. Eine die-
ser Binden verhillt die Stirn und geht bis auf die Augen-
brauen herab, die andere bedeekt das Gesicht zwischen
der Mitte der Nase und der Öberlippe. Beide werden
vorn durch einen schmalen und platten Fischbeinstab ge-
halten, der dem Rücken der Nase folgt und so der Maske
die Form eines Schiflskiels giebt. Beim Essen werden
sie auf den Kopf zurückgeschoben, wie das Visir an den
Helmen unserer alten Ritter), Auch die Frauen gehen
barfuss, nur legen sie um die Knöchel grosse silberne oder
kupferne Ringe. Ihr sonstiger Schmuck besteht in Hals-
bändern, Ringen, Knöpfen in den Läppchen und Rändern
der Ohren und Armbändern.
Alle Sawshili sind Mohammedaner, doch tritt bei ihnen
der Islam nicht in der strengen und fanatischen Gestalt
auf wie in Arabien, Persien und anderen mohammedani-
schen Ländern; die grosse Mehrzahl kommt überdies den
Vorschriften ihrer Religion nur in Äusserlichkeiten nach
und sogar der Missbrauch geistiger Getränke ist bei ihnen
sehr allgemein.
Die Araber auf Sansıbar. — Die Araber im Sansibir
sind nur Fremdlinge auf Afrikanischem Boden und unter-
scheiden sich nicht von ihren Stammesgenossen in Arabien
und dem übrigen Orient. Einer von denen, die uns Guil-
lain im Bilde vorführt, der Scheich Mohammed ben Nas-
sur, erregt aber zugleich mit dem auf Sansibar lebenden
Sawähili Khamis ben Othman unser spezielles Interesse
durch die Beziehung, in welcher beide zu der Geographie
Ost-Afrika’s stehen, denn sie sind bekanntlich die haupf-
sächlichsten Gewährsmänner W. Desborough Cooley's.
Mohammed ben Nassur ist ein bejahrter Kaufmann auf
Sansibur, der eine ausgedehnte Kenntniss des Inneren zu
haben vorgiebt und für Cooley eine Karte des Landes
zwischen Kilos und dem Nyassa-See anfertigte. Der Mis-
sionär Erhardt lernte ihn persönlich kennen und erzählt
von ihm: „Er hatte in der Kartographie solche Fortschritte
gemacht, dass er mir für 50 Thaler eine Karte, auf der er
viele monströse Figuren vun Bergen und See’'n in Inner-
Afrika verzeichnet hatte, zum Verkauf anbot. Als ich ihm
bemerkte, dass diese Angaben mit Niemandes Bericbten
harmonirten und dass er nichts wisse, gestand er lachend,
dass er einsche, er könne mich nicht anführen.” Khamis
ben Othman steht in Diensten des Sultans von Sansibar,
ist ein schr befühigter und gewandter Mensch und hat
Y) Ein solches zurückgeschlagenes Visir sieht man an dem Portrait
. der Frau aus Gursgie,
Die Völker Ost-Afrika's.
nieht unbedeutende Sprachkenntnisse. Er begleitete Ka-
pitain Owen während dessen Aufnahmen an der Ostküste
von Afrika als Dolmetscher und folgte ihm nach England,
wo er von ÜCooley benutzt wurde. Er soll nach Erhardt
eben so wie Mohammed ben Nassur in Sansibar als aus-
gemachter Schwindler bekannt sein und in der That scheint
- diess sein Gesicht auch deutlich auszudrücken. Guillain
nennt ihn eine Art unentbehrliches Faktotum, einen Unter-
händler, der allen Fremden, die in das Land kommen,
zur Disposition steht.
Vou den heidnischen Stämmen im Westen der Sawä-
hili-Küste, von denen uns Guillain einige Vertreter im
Bilde vorführt, ist: unsere Kenntniss zwar noch sehr
unvollständig und lückenhaft, mit mehreren unter ihnen
haben uns aber die Deutschen Missionüre Krapf und
Rebmann bekannt gemacht, welche nicht nur an der
Küste Gelegenheit hatten, eins Menge verschiedener
Stämme zu sehen, sondern auf ihren Reisen in das
Innere auch mehrere in ihrer Heimath kennen lern-
ten. Dr. Krapf, dem die Wissenschaft schon so viele
werthvolle Bereicherungen verdankt, hat auch ganz neuer-
lich wieder in einem umfangreichen Werke, welchus die
Gesammtresultate seiner 18jährigen Forschungen und Ar-
beiten in Ost-Afrika zusammenfasst '), eine Menge inter-
essanter Beobachtungen und Nachrichten über die ver-
schiedenen Völkerstämme daselbst niedergelegt, aus denen
wir im Folgenden zur Erläuterung unserer Tafel das,Haupt-
sächlichste in Kürze anführen wollen.
Die Wakamba. — Die Wakamba?) sollen aus der Nach-
barschaft von Chags, wahrscheinlich von den Wakuafi
und Masai nach Norden und Osten gedrängt, in ihre jetzi-
ten Wohnsitze, südöstlich und östlich vom Schneeberg
Kignea, gekommen sein. Aus ihren grasreichen Ebenen
in ein bergiges Terrain versetzt, konnten sie nicht länger
von der Viehzucht allein leben, sie mussten ihr Wander-
leben aufgeben und das Land bebauen. Zuletzt fünden
einige Abtheilungen Zugang zu der Küste von Mombas,
wo sie sich in dem Gebiet der Wanika niederliessen und
neben Ackerbau und Viehzucht hauptsächlich Handel trie-
ben. Sie vermitteln vorzugsweise den Verkehr zwischen
der Küste von Mombas und dem Innern. Die Sawähili
verkaufen an sie Baumwollenzeug, blauen. Kaliko, Glas-
") Dr. J. L. Krapf: Heisen in Ost-Afrika, ausgeführt in den Jahren
1837—855. Zur Beförderung der Ost-Afrikanischen Erd- und Missions-
kunde. 2 Theile, Koruthal, im Belbstrerlsg des Verfassers; Stutt-
gart, in Kommission bei W. Btroh. 1858. b
N,Die Vorsilbe „wa” bezeichnet die Mehrzahl eines Volkestammes,
im koskreten Sinne genommen, während die Silbe „m’ oder mu”
die Einzahl andeutet und dis Silbe „w” den Volksstamm im abstrak-
ten Sinne anzeigt, Also „Wakamba” heisst die Wakamba, „Akamba'
ein Mkamba, „Ukamba’ oder „Ukambani” das Land der Wakamba.
401
perlen, Kupfer- und Messingdraht, schwarzen Pieffer, Salz,
Zink u. s. w. und erhalten dagegen Vieh und Elfenbein.
Die Wakamba haben schöne, kräftige Gestalten ') und
gerade keine hässlichen Gesichtszüge, in keinem Falle ge-
hören sie zu dem Negergeschlecht. Die Lippen sind et-
was aufgeworfen, die Augen ziemlich gross, das Kinn et-
was apitz, der Bart schwach oder ganz fehlend, die Zähne
weiss und künstlich gespitzt, die Haut glatt und schwärz-
lich, das Haar rasirt oder drahtartig in Locken frisirt. Sie
gehen völlig nackt oder nur mit einem Lumpen um die
Schsmtheile bekleidet. Die Weiber binden kleine Felle
um die Lenden, welche mit Glasperlen sehr verziert sind,
während die Brust, überhaupt der Oberleib und die Füsse
ganz bloss gelassen werden. Fast immer beschmieren die
Wakamba ihren Leib mit Butter und Röthel, wodurch
ihre natürliche Farbe entstellt wird. In den Haaren,
welche sie wie kleine Schnüre zwirnen, haben sie oft eine
Masse weisser Glasperlen hängen. Am Nacken, an den
"Lenden und den Fussknöcheln tragen sie kupferne Kett-
chen oder Schnüre von Glasperlen von verschiedener Farbe;
überhaupt hängen sie Alles, was ihnen gefällt, an ihren
Körper. Die Wakamba heirathen so viele, Frauen, als sie
zu ernähren vermögen. Der Bräutigam muss den Eltern
der Braut eine Anzahl Kühe geben und dann erst noch
die Braut mit Gewalt oder List rauben, indem die Eltern
oder Verwandten sie ihm nicht ohne Kampf überlassen.
Oft muss er der Braut auf dem Feld- oder am Brunnen
auflauern. Die Frauen haben alle häuslichen Geschäfte zu
besorgen und das Land zu bebauen.
Auf der Jagd und auf Reisen sind die Wakamba mu-
tbig und unternehmend und können grosse Beschwerden
ertragen; dabei sind sie aber sehr geschwätzig, lüärmend,
unzuverlüssig, grosse Bettlor und Lügner. Bei ihrer Leb-
haftigkeit lassen sie sich leicht reizen und zu Mord und
Todtschlag hinreissen. Krapf schildert sie als höchst li-
stige, Gesellen. „Bei Tage, ja schon vor Tagesanbruch
liessen mich die Wakamba nicht einen Augenblick allein,
überall folgten sie mir nach, selbst wenn ich des Noth-
wendigen wegen ins Freie gehen musste. Wenn ich lesen
wollte, so fragten sie, ob ich ihnen ins Herz sehen oder
") Colonel Eykes macht in seinem Aufsatz über die Besitzungen
des Imam von Maskat (Jourmal of the R. @. S. Vol. XXIII darauf
aufmerksam, dass die bedeutende physische Eutwirkelung des Men-
schen, welche Krapf, Rebmann und Werne in den Äquatorial-Gegenden
Ost-Afrika’s beobachteten, gegen die gewöhnliche Ansicht streite und
kein Gegenstück in Indien oder auf dem Indischen Archipel zu haleu
scheine. {Die in dieser werthvollen Arbeit des Colonel Sykes ver-
öffentlichten moteorologischen Beobachtungen, welche unter der Feitung
von Fergusson, Direktor der Sternwarte zu Bombay, Im Jahre 1850
auf Sansibar angestellt und durch 11 Monate fortgeführt wurden, sind
in dem Aufsatz über Südl-Afriks im 5, Hefte der „Üeogr, Mittheil.'
@& J. aus Versehen unerwähnt geblieben, E. Behm.)
402
ob ich nach Regen schauen und Krankheiten erforschen
wolle. Wenn ich schrieb, wollten sie wissen, was ich ge-
schrieben hätte und ob das Geschriebene Zauberei ent-
halte.- Jede meiner Bewegungen wurde genau beobachtet.
Viele kamen, um diess und jenes zu betteln, oder um
neue Dinge zu schen, oder um Gegenstände zu kaufen,
weil sie mich für einen Kaufmann hielten. Andere brach-
ten ein Paar Eier oder etwas Mehl und verlangten dann
zwei- und dreimal mehr, als die Suchen werth waren.
Wieder Andere wollten bloss Unterhaltung. Am lästigsten
‚ waren mir die Trunkenbolde, welche sich in meine Hütte
hinein setzten, lachten und lärmten und sich nicht schüm-
ten, wie Thiere sich zu betragen und meine Hütte zu
verunreinigen.”
Die Zahl der Wakamba mag sich auf 70,000 Seelen
belaufen. Jedes Familien- und Dorf-Oberhaupt regiert in
Verbindung mit den Ältesten des Ortes die ihm angehö-
rigen Leute nach den‘ alten Sitten und Gebräuchen des
Landes; einen gemeinschaftlichen König oder Häuptling
haben sie nicht. Reichthum, Macht der Rede, eine impo-
nirende Persönlichkeit und vorzüglich der Ruf der
Zauberei und Regenmacherei bilden die Bedingungen,
unter welchen ein Mkamba zu Macht ‘und Ansehen
gelangen und sich den Gehorsam seiner Landsleute erwer-
ben kann. .
Der grosse Aberglaube der Wakamba offenbart sich
hauptsichlich in der Zauberei, wodurch Einer dem Andern
zu schaden, d. h. sein Vieh und anderes Eigenthum oder
seine Gesundheit verderben zu können und zu wollen, vor-
giebt; in der Regenmacheren wodurch der Regenkünstler
Macht über Wind und Wolken sich anmasst; in dem Tra-
gen von Bockshörnern (Kilito), worin seltene und geheime
Arzneien verborgen sein sollen, welche gegen Feinde auf
der Reise schützen; in der Vogelschau, womit Unterneh-
mungen begonnen oder unterlassen werden; endlich in der
. Fureht vor bösen Geistern, denen sie Opfer bringen. Wie
die übrigen Ost-Afrikanischen Stämme, so haben auch die
Wakamba eine schwache Idee von einem höchsten Wesen,
das sie Mulungu nennen. Man findet bei ihnen, wie auch
bei den anderen Stimmen, keine Idole, sie sind also noch
nieht bis zum Fetischismus gekommen. Da die Wakamba
keine religiösen Bedürfnisse haben, sondern ganz in den
Materialismus versunken sind, s0 haben sie auch wenig
religiöse Vorstellungen. Die West-Afrikanischen Völker
sind hierin, wie in so vielen anderen Rücksichten, den
Ost-Afrikanischen weit überlegen. Dass die Ost-Afrikani-
schen Heiden nieht vollends ihren schwachen Begriff von
einem höchsten Wesen verloren haben, verdanken sie viel-
leicht dem Mohammedanismus, mit dem sie durch den
Handelsrerkehr seit Jahrhunderten in Berührung gekom-
Die Völker Ost-Afrika’s,
men sind. Die Wakamba sind, wie die meisten Ost-Afri-
kanischen Völker, beschnitten.
Die Wakuafi und Masai. — Während die Sprache der
Wakamba zu dem grossen Süd-Afrikanischen Sprachstamm
gehört, welchen Krapf den orphno-hamitischen (schwarz-
braun-hamitischen) genannt hat, und welcher sich vom
Äquator bis zu den Kaffern in Süd-Afrika hinab erstreckt,
ist die Sprache der Wakuafi und Massai!) von diesem
Sprachstamme ganz verschieden, sie hat vielmehr in lexi-
kographischer Beziehung einige Verwandtschaft mit einem
schr alten Arabisch. Beide Stämme sind sehr nahe
verwandt und bewohnen einen grossen Landstrich
westlich von Chaga, indem sie sich etwa 2 Grad nörd-
lieh und 4 Grad südlich vom Äquator erstrecken und so-
mit höchst wahrscheinlich das Quellgebiet des Weisen
Nil inne haben. Ihre Lebensweise ist nomadisch. Wo
sie Wasser und Gras finden, da lagern sie sich oft meh-
rere Monate und bauen grosse Städte, in denen sie Hütten
errichten, welche mit Ochsenhäuten oder Gras bedeckt und
mit einem Gehege von Dornen und Gruben umgeben wer-
den, um einen plötzlichen Überfall der Feinde abzuwehren.
Sie leben bloss von Milch, Butter, Honig und Fleisch,
gegen Ackerbau haben sie grosse Abneigung, da sie mei-
nen, der Genuss von Getreide mache die Leute schwäch-
lich und passe nur für die verachteten Volksstimme auf
den Bergen. Wenn es ihnen an Vich fehlt, so unterneh-
men sie Raubzüge gegen die Wakamba, Gall, Wachaga
und Waniks, wobei sie Alles vertilgen, was ihnen in die
Hände fällt. Die Waffen dieser schrecklichen Barbaren
sind Spiesse, grosse lange Schilde und Knüttel mit einem
dicken runden Ende, mit denen sie 50 bis 70 Schritte
weit, mit grüsster Sicherheit werfend, dem Feind die Hirn-
schale einschlagen können.
Was die physische Beschaffenheit der Masai”und Wa-
kuafl betrifft, so sind sie grosse und schlanke Gestalten
mit schönen Gesichtszügen von schwarzbrauner Farbe.
Wegen ihrer Schönheit sind Sklaven aus ihrem Stamme,
besonders die Mädchen, von den Sawähili und Arabern an
der Küste achr gesucht. Sie haben die meiste Ähnlich-
keit mit den Somali. Die Frauen bedecken den ganzen
Körper mit einem ledernen Rock, der über die Kniee hin-
abreicht. Auch diese beiden Stämme haben die Sitte der
Beschneidung. ‚Die Söhne werden im dritten Jahre be-
schnitten, die Töchter kurz vor ihrer Verheirathung, die
gewöhnlich erst im 20. Jahre erfolgt, nicht im 10. oder 12.,
') Die Wakuafki und Massi nennen sich selbst Üsigeb, Singular or-
iöigob, nur an der Küste kennt man die ersteren Namen. Ilöignb be-
deutet „Besitzer des Landes, Eingeborne, Ureinwohner". Von den
Masai werden die Wakuafi „imbarawuio” genannt (Erhardt, Vocabu-
lary of the Enguduk Deigeb).
Die Völker Ost-Afrika’s,
wie es bei anderen Ost-Afrikanischen Völkern der Fall
ist. Eine unbeschnittene Person kann nicht in die Ge-
sellschaft eintreten, ein Sohn kann das Eigenthum seines
Vaters nicht erben, eine Tochter keine Speise bereiten,
noeh wird ihr Kind, wenn sie eines haben sollte, am Le-
ben gelassen. Um bequemer ausspucken zu künnen, bre-
ehen sie sich einen unteren Schneidezahn aus.
Wie alle Ost-Afrikaner lieben die Wakunfi und Masai
den Tabak leidenschaftlich, gebrauchen ihn aber mehr
zum Schnupfen als zum Rauchen. Als Getränk dient
das Olmarua oder Honigwasser. Gegen Bettler, Blinde
und Fremde von ihrer Nation sollen die Wakuafi schr
freigebig und gütig sein, aber Leuten von anderen Stim-
men treten sie feindlich entgegen und die Sawähili-Händ-
ler können ihnen nur mit grosser Vorsicht und in überlege-
ner Zahl nahen; nicht selten werden ganze Karawanen von
600 bis 1000 Mann, die grüssten Theils mit Flinten be-
waffnet sind, von den Wakuafi umgebracht. Dje Idee von
einem höchsten Wesen findet sich auch bei diesem Volke,
Sie nennen es Engai, was zunächst „Regen, Himmel” be-
deutet. Es wohnt auf dem Kignen, von welchem das
Wasser und der Regen kommt, der für ihre Wiesen und
Kuhheerden «0 unentbehrlich ist. Der Engai wird aber
nach der Vorstellung der Wakuafi vermittelt durch den
Neiterkob, eine Art Halbgott und mythischen Stammvater,
an den sie sich daher zuerst wenden, um Regen, Gesund-
heit, Sieg und Vich zu erbitten. Der Aberglaube zeigt
sich auch bei ihnen in mannigfultigen Gestalten. So wer-
den z. B. die Namen der Verstorbenen von den Hinter-
bliebenen sogleich verändert, weil sie erscheinen und die
Lebenden beunruhigen könnten, wenn auf Erden ihr Name
noch genannt würde. Der Name wird daher verändert,
damit der Verstorbene die neue Benennung nicht wisse
und also ruhig sein könne. Es ist eine sehr grosse Be-
leidigung, die ein Mkuafi nie ungerächt lässt, wenn Je-
mand in seiner Gegenwart den Namen seines verstorbenen
Freundes ausspricht..
Die Bewohner von Chaga. — Auch über die Bewohner
von Chaga oder Dschagga ') hat man ziemlich ausführliche
Nachrichten durch den Missionär Kehmann, der während
der Jahre 1848 und 1849 dreimal eine Reise in ihr Land
unternahm. Sie nennen sich selbst Wakirima, d. h, Hü-
% Krapf schreibt immer Dschapgs, Bebmann auf seiner ersten Karte
vom J. 1850 Jagga, auf seiner aweilen vom J. 1855 (Geogr. Mittheil.
1856, Tafel 1) Jaga; da aber beide Karten in Englischer Sprache ab-
gefasst waren, so lässt sich vermuthen, dass auch Rebmann Dschayga
oder Dschaga spricht. Cooley schreibt dagegen Chnga, was Tyaga
(Deutsch Tjagn) ausgesprochen wenden solle, wie er es oft von einem
wohlunterrichteten Sawähili gehört habe. Burton („Zanzibar and two
months in East Afrien” in Blackwood’s Edinburgli Magazine, 1858)
schreibt Chhaga, schaltet also ein h ein zum Zeichen, dass das Ch
nieht wie Tsch ausgesprochen werden soll.
Petermann’s Googr. Mitthoilungen. 1858, Heft X.
403
gelbewohner, da sie in den bergigen Distrikten südlich
und östlich vom Kilimandscharo ihre Sitze haben. Was
sie am meisten von den Wakamba und anderen benach-
barten Völkern unterscheidet, ist ihre Rogierungsform.
Die auffallendsten Gegensätze, die in der Landschaft zwi-
schen den ausgedehntesten und einföürmigsten Ebenen und
den massenhaftesten und höchsten Bergformen Statt finden,
lassen sich eben so wiederum in den gesellschaftlichen
und politischen Verhältnissen der Bewohner jener unter
sieh so sehr getrennten Regionen erkennen; während die
lockersten Formen von Republiken bei den Bewohnern
der Ebenen sich finden, so dass z. B, bei den Wakamba
kaum irgend ein Individuum mit einigem Grad von Auto-
rität und Herrschaft bekleidet iet, gehen die Wakirima zum
andern Extrem über, indem sie Ein Individuum in eine
solche politische Höhe über sich hinaufstellen, dass alle
Andern nichts sind als Sklaven. Ein solcher Häuptling
heisst Mangi, was unserem „Herzog” entepricht. Jeder
Mangi hat nur ein kleines Gebiet, etwa wie ein grosses
Württembergisches Oberamt '), aber er ist darin unum-
schränkter He,r, indem kein gemeinschaftliches Oberhaupt
existirt. Alle männlichen Kinder werden, sobald sie die
Pflege der Mutter entbehren können, genöthigt, beisammen
zu wohnen, um frühe schon für den Dienst des Mangi
und des Landes erzogen zu werden. Auch über die Wei-
ber hat der Mangi die unumschrünkteste Gewalt, so dass
keine Hochzeit ohne seinen Willen und seine Sanktion
Statt finden kann. Der junge Mann ist, wenn er sich
mit einem Mädchen verlobt, gehalten, die Sache dem Mangi
anzuzeigen. Wenn dieser die Heirath genehmigt, so giebt
er, nicht der Bräutigam, der Braut einen Ring an den
Finger und erklärt sie öffentlich als das Weib des in
Frage stehenden Mannes, Nachdem diess geschehen, be-
reitet wiederum der Mangi das Hochzeitsmahl.
Der grösste Theil der häuslichen Geschäfte und des
Ackerbau’s fällt auf das weibliche Geschlecht, dessen Ar-
beit noch durch die Sitte der Stallfütterung bedeutend
vermehrt ist. Die Männer arbeiten nur wenig, ihr Ge-
schäft ist, den Mangi und das Land zu bewachen, wes-
halb sie fast bestündig Spiess und Schild, aus Elephanten-
und Büffelhäuten schön gearbeitet, bei sich tragen. Trotz
des Reichthums des Bodens Zind die Bewohner doch äus-
serst arm, weil sie denselben nicht zu benutzen wissen.
Sie theilen ihre Wohnungen mit dem Vieh und gebrau-
chen ihre blossen Hände, um den Mist zu entfernen. Doch
dürfen sie desswegen nicht der Unreinlichkeit beschuldigt
werden, da sie sich fleissig waschen und baden. Sie sind
”, Krapfs „Mittheilungen von der Ost-Afrikanischen Küste” in
Ztschr. der D. Morgenl. Ges. Bd. II.
53
4i)4
ein gesunder und kräftiger Volksstamm, was einer Seits
dem gesunden Klima, anderer Seits dem Umstand zuzu-
schreiben ist, dass bei ihnen keine Heirath Statt findet,
che die physische Reife dazu vollkommen vorhanden ist.
Einen nicht geringen Grad von Kunst- und Gewerbesinn
beweisen die Wakirima in der Verfertigung der nöthigsten
Werkzeuge für den Krieg und die häuslichen Geschüfte.
Die Weiber wissen sogar etwas von Stickerei, indem sie
ihre ledernen Gewünder sehr niedlich mit kleinen Glas-
perlen besetzen.
Die Hautfarbe der Wakirima ist tief sehwarz, im Übri-
gen unterscheiden sie sich wenig von den Nachbarvölkern.
Sie beten zu den Seelen der Verstorbenen, die sie Wa-
rumu nennen, und setzen Milch auf die Gräber, eine in
Ost-Afrika weit verbreitete Sitte, die eine starke Ahnung
der Unsterblichkeit bezeugt.
Dem Lande Chaga gehört wahrscheinlich auch das
M’rima-Mädchen an, das Guillain abgebildet hat. Rebmann
gab zwar auf seiner früheren Karte eine Landschaft Mrima
am Ostufer des grossen Binnensee's, in 2° bis 4° 8, Br,
an, lässt aber auf seiner zweiten Karte diesen Namen weg
und es liegt nahe, dass hier eine Verwechselung mit
M’kirima Statt gefunden hat. Nach Cooley bedeutet Mrima
in den Zingischen Sprachen „Berg”, nach Burton wird ca
auf Sansibar auch gebraucht, um den Kontinent im Allge-
meinen ale Gegensatz zu der Insel zu bezeichnen, und
speziell auf das Hochland zwischen Tanga (an der Küste
unter 5° 8. Br. gelegen) und dem Pungani angewendet.
Nach dieser letzteren Angabe könnte Guillain’s Mrima
mit Rebmann’s Usinsini oder Bondei identisch sein.
Die Woabongu, Wamakua, Wanyassıa und
Wanamoisi, — Über die übrigen Völkerstimme, welche
auf unserer Tafel reprüsentirt sind, fehlen ausreichende
Nachrichten gühzlich. Man kennt ungefähr ihre Wohn-
sitze, ist auch mit einzelnen Leuten von ihnen an der
Küste in Berührung gekommen und hat hie und da Eini-
ges über ihre Gebräuche in Erfahrung gebracht, aber diess
reicht nicht hin, um eine genügende Einsicht in ihre
Eigenthümlichkeiten und ihr Verhältniss zu anderen Stäm-
men zu gewähren.
Die Wabongu oder Wabongo setzt Guillain auf seiner
Generalkarte an das südliche Ufer des Pangani, wir ver-
mathen aber, dass es die Bewohner von Ngu sind, eincs
Berglandes, "das nach Rebmann und Erhardt weiter süd-
lich liegt und durch den Distrikt der Wasegua vom Pan-
gani getrennt wird. Die Karawunenstrasse von Bagamoyo
nach dem grossen Binnensee führt südlich an diesem
Lande vorbei: Wo die Mukamango oder Wakamanga zu
suchen sind, ob zwischen Kilos und dem Nyasse-See, wie
Rebmanı auf seiner ersten Karte angiebt, oder im Süd-
Mukamangs,
Die Völker Ost-Afrika’s.
westen des Sees, wohin er sie später versetzt hat, ist
eine noch zu entscheidende Frage. Vielleicht bezeichnet
dieser Name auch nicht einen einzelnen Stamm, sondern
einen ganzen Kompiex von Völken'), Die Wamunkus
haben dagegen nach übereinstimmenden Angeben ein Ge-
biet zwischen der Kiste von Mosambique und dem süd-
lichen Theile des Nyassa-See’s inne. Die Leute an den
Ufern dieses See’'s selbst werden mit dem gemeinschaft-
lichen Namen Wunyassa bezeichnet, obwohl sie in einzelne
Stämme mit verschiedenen Namen zerfullen. Sie liefern
die meisten Sklaven, welche nach Kiloa gebracht werden.
„Wie fürchterlich”, sagt Krapf, „die heidnischen Stünme am
Nyassa-See, wo das Hauptquartier der Ost-Afrikanischen
Sklaverei sich befindet, gegen einander wüthen und ein-
ander vertilgen, hat das Jahr 1847 gezeigt. Es sollen
nach zuverlässigen Berichten in jenem Jahre 7000 Leute
des Wahiau-Stammes von den Mowisa, die auf der Süd-
westseite des See’'s wohnen und die auf Booten über den
See herüberkommen, theils getödtet, theils verkauft wor-
Die kleinen Kinder, welche noch nicht laufen
konnten, wurden in Bündeln packweise zusammengebunden,
an Bäumen aufgehängt und im Rauch des Feuers, das
unter den Bäumen angezündet wurde, erstickt. Die Kin-
der, welche gehen konnten, wurden nach Kiloa an die
Küste verkauft. Die Sklaren waren damals so wohlfeil,
dass selbst in Mombas Hunderte gesehen werden konn-
ten, die keinen Kiüufer fanden. 10- bis 12,000 Sklaven
sollen jährlich durelı Kilon passiren nach den verschiede-
nen Häfen der Sawähili-Küste und nach Arabien. Ich
sah Partien von 6 bis 10 Sklaven, welche an einander
gekettet hinter einander herliefen und noch Lasten auf
dem Kopf tragen mussten. In diesem Lande ist ein Men-
schenleben eine geringe Sache, Obwohl der Sultan von
Sansibar den Sklavenhandel nech Arabien verboten hat,
so gehen doch jährlich viele Sklavenschiffe dahin, indem
sie von Kiloa aus Sansibar östlich umsegeln, um der Po-
lizei des Sultans zu entgehen. Manche Wahiau und Wa-
nyassa, welche von Kiloa in ihr Land zurückkehren, wer-
den von den Wamnuera-Stämmen unterwegs bei Nacht mit
Stricken gefangen, welche die Wamuera auf den Weg le-
gen, um die Nachtwanderer darin zu verwickeln. Den
Gefangenen wird ein gabelartiges Holz um den Hals ge-
legt, die Hände gebunden und die armen Leute so nach
Kiloa gebracht. Die Wanyassea werden mit gebundenen
Händen auf die Schiffe gebracht, wo sie nicht aufgelöst
werden, bis das Schiff auf der hohen See und weit vom
Ufer entfernt ist, weil sie durch Schwimmen, das sie in
den sein.
") Vergl. Cooley, Inner Africa laid open, p. 60, #1.
ihrer Heimath in dem See gelernt haben, aus der Sklaverei
zu entrinnen suchen.”
Die Bewohner von Mo@nemodsi oder, wie es die Deut-
schen Missionäre schreiben, Unmiamesi ", eines weiten Ge-
%) 8, über die Rechtschreibung und Bedeutung des Wortes Krapf's
Reisen in Ost-Afrika, I, 8. 453, Anm,, und Cooley 3.2. 0.8.64, Anm.
.
Notizen, Br ');)
- bietes im Osten des grossen Binnensce’s, werden von den
Sawihili Wanamodsi genannt, sie selbst sollen sich aber
nach Krapf Wakonongo oder Wakodongo nennen. Rie
zerfallen ebenfalls in eine grosse Anzahl einzelner Stämme,
die sich häufig unter einander befehden und alle Jahre
in Karawanen von 3- bis 4000 Mann Elfenbein und
Sklaven an die Sawähili-Küste bringen.
Geographische Notizen.
j Der tönende Sand auf der Insel Eigg, ein Gegenstück
"zum Gebel Nekus und Reg-Rawan. — Der berühmte Schot-
tische Geologe Hugh Miller erzühlt in seinem nachgelas-
senen, kürzlich im Druck erschienenen Werke „The Cruise
of the Betsey; or, A Summer Ramble among the fossilife-
rous Deposits of the Hebrides. With Rambles of a Geo-
logist” seine merkwürdige Entdeckung eines tönenden
Sandes auf der kleinen Insel Eigg an der Westküste von
Schottland. Nachdem er die seltsamen Formen des ooli-
thischen Sandsteins an der kleinen Bat von Laig im Nord-
westen der Insel beschrieben, fährt er fort: „Abör bei
weitem das Sonderbarste bleibt noch zu berichten. Die
Senkungen und Spalten des Sandsteinlagers finden wir mit
einem feinen Quarzsand angefüllt, welcher mit seiner rein
weissen Farbe und der Helligkeit, mit der die kleinen
Partikeln das Licht reilektiren, an Stärkmehl erinnert, das
in der Sonne trocknet. Er besteht fast ganz aus zerfal-
lenen Theilehen des weichen Sandsteines, und da wir ihn
Anfangs nur in geringer Menge finden, welche durch die
letzten Paar Fluthen losgelöst zu sein scheint, so wundern
wir uns, wohin das Material von den vielen hundert Ku-
bik-Yards Felsen gekommen sei, die während der letzten
Jahrhunderte längs der Küste aus diesem Sandsteinlager
ausgewaschen worden sind. Wenden wir uns aber nach
Norden, s0 sehen wir den weissen Sand in viel grösseren
Massen, bald zu kleinen, mit Gras bedeckten Hügeln bis über
die Fluthlinie uufgehäuft, bald sich in ebenen, gerillten,
öden Flächen in das Meer erstreckend und in flachen,
schmalen Dünen sich aus dem seichten Grunde erbebend.
Endlich erreichen wir eine kleine, unregelmässig gestaltete
Bai, wenige hundert Fuss breit, die von einer Seite zur
andern mit dem Sande ausgekleidet ist, und sehen diesen
hier tief in die See hinabsteigen, die über seiner Weisse
eine bellere Schattirung ihres Grüns zeigt, dort auf das
Land übergreifen in Form ungeschwemmter Uferbänke, be-
deckt mit Pflunzen, die auf unseren Sanddünen gewöhn-
lich vorkommen. Mit der Betrachtung einiger Muscheln
beschäftigt nahm ich einen eigenthümlichen Laut wahr,
welchen der Sand bei dem Tritte meiner Geführten von
sich gab. Ich trat ihn mit dem Fusse in schiefer Rich-
tung, wo die Oberfläche trocken und lose in der Sonne
lag, und der hervorgelockte Laut war ein gellender, so-
norer Ton, einigermaassen dem ähnlich, welchen ein ge-
wichster Faden erzeugt, wenn er, zwischen den Zähnen
und der Hand angespannt, mit dem Nagel des Zeigefiugers
geschnippt wird, Ich ging über den Sand hin, ihn bei
jedem Schritt in schiefer Richtung stossend, und bei jedem
Stoss wiederholte sich der gellende Ton. Meine Begleiter
kamen zu mir horan und wir führten ‘ein Koneert auf,
in welchem wir uns zwar einer nur geringen Mannigfal-
tigkeit der producirten Töne rühmen, aber wenigstens für
ein Instrument, welches dieselben hervorgebracht hätte,
ganz Europas herausfordern konnten. Es schien weniger
wunderbar, dass in dem Granit des Memnon Musik zu
finden ist, als in dem lockeren oolithischen Sande der Bai
von Laig. Als wir über die trockneren Strecken gingen,
stieg ein beständiges wu, wu, wu von dem Boden auf,
das man in der ruhigen Luft 20 bis 30 Yards weit hören
konnte, und wir fanden, dass da, wo ein feuchtes, halb
zusammenhängendes Lager unter dem trockenen und losen
Sand vorkam, die Töne am lautesten, schärfsten und
leichtesten durch den Fuss hervorzubringen waren.
Unsere Entdeckung — denn ich glaube, ich kann sie als
solche betrachten — fügt eine dritte Lokalität zu den bei-
den früher bekannten hinzu, an denen man das gefunden
hat, was man den musikalischen Sand — kein untaug-
liches Gegenstück zu dem „singenden Wasser” der Fabel
— nennen kann. Da die Insel Eigg bedeutend zugäng-
licher ist, als Gebel Nakus in Arabia Petraca oder Reg-
Rawan bei Kabul, so bietet unsere Eutdeckung eine grosse
Erleichterung für die genaue akustische Untersuchung des
Phänomens, die um so nothwendiger wäre, als einige un-
serer grössten Physiker ihre Unfähigkeit, dasselbe zu er-
klären, eingestanden haben.”
Der Verfasser stellt nun die Berichte über den Gebel
Nakus und den Beg-Rawan zusammen; er spricht von der
Sage der Araber, dass in dem ersteren Berge ein Kloster
begraben sei, in welchem die Mönche durch die Glocke
zum Gebete gerufen würden, reproducirt dann einige Nach-
riehten über den Berg aus Sir David Brewster's „Letters
on Natural Magie” und geht näher auf Lieut. J. Welsted's
Beschreibung ein. Der erste Europäer, der hiernach den
Gebel Nakus besucht hat, war Seetzen. Er fand ihn aus
einem weissen, zerbrechlichen Sandstein bestehend, mit
Streifen lockeren Sandes an zwei Seiten. Zuerst vernahm
er einen leisen, fibrirenden Laut, ühnlich dem eings Brumm-
kreisels, der bald stieg, bald fiel, jetzt aufhörte und
jetzt wieder begann. Als er auf einem der Sandstreifen
emporklomm, wurde der Ton lauter und anhaltender, er
schien unter seinen Knieen hervorzukommen, unter denen
der Sund längs der Oberfläche des Gesteins hinabglitt.
Seetzen erstieg den Gipfel des Abhangs und glitt von da
53
406
auf dem Sandstreifen herab, indem er den Sand mit Hän-
den und Füssen in Bewegung setzte. Die Wirkung über-
traf weit seine Erwartungen: der lockere Sand rollte unter
und um ihn in grossen Massen hinab und der Lärm war
so stark, dass „die Erde zu zittern schien und er sicher
in Schrecken gerathen wäre, hätte er nicht die Ursache
gekannt”. Nach Seetzen besuchte Gray vom University
College in Oxford den Gebel Nakus. Er beschreibt den
Tou als beginnend mit einem leisen, anhaltenden, mur-
melnden Laut, der unter den Füssen zu entstehen schien,
aber allmälig lauter wurde und in Pulsationen überging,
so dass er dem Anschlagen einer Glocke ähnlich wurde.
Nach Lieut. Welsted bildet der Berg einen Theil einer
niedrigen Hügelkette, 34 Engl. Meilen von dem Strande,
wit welchem er durch eine sanft abfallende Sandebene in
Verbindung steht. Seine Höhe betrügt etwa 400 Fuss
und sein Gestein ist ein hellfarbiger, zerbrechlicher Sand-
stein, während auf einer Seite eine bis 40° geneigte
Fläche lockeren Sandes an ihm emporsteigt. Wird der
Sand in Bewegung gesetzt, so soll der erzeugte Laut An-
fangs den schwachen Tönen einer Äolsharfe gleichen ; wird
er aber bei raschem Hinabsteigen stärker bewegt, so soll
der Ton fust dem gleich kommen, den ein. Glas mit einem
angefeuchteten Finger gestrichen von sich giebt. „Als der
herabrollende "Sand den Fuss des Berges erreichte, waren
die Schwingungen so laut wie ferner Donner, der Felsen,
auf dem wir sassen, gerieth in zitternde Bewegung und
unsere Kameele —- nicht leicht zu erschreckende Thiere —
wurden so scheu, dass ihre Führer sie nur mit Mühe hal-
ten konnten”), Von dem Hügel Reg-Rawan oder „Sich
bewegender Sand” hat Sir Alexander Burnes, der ihn im
Herbst 1837 besuchte, im „Journal of the Asiatie Society”
für 1838 eine Beschreibung gegeben. Er befindet sich
etwa 40 Engl. Meilen nördlich von Kabul, nach dem
Hindu-kusch hin und nahe am Fuss des Gebirges, ist etwa
400 Fuss hoch und eine Sandschicht, weiss wie die der
Meeresküste, steigt mit 40° Neigung an ihm bis zum
Gipfel hinauf, Wie am Gebel Nakus wird diese Sand-
schicht zu beiden Seiten von noch steileren Felsenbinken
eingefasst, die aus Kalk- und Sandstein bestehen. Die
übrigen Berge in der Nähe sind alle aus Granit oder Glim-
mersghiefer gebildet. „Wenn eine Anzahl Leute auf dem
Sande hinabgleiten, #0 entsteht ein Inuter, hohler Ton,
ähnlich dem einer grossen Trommel” Der Kaiser Baber,
ein mohammedanischer Eroberer des 15. Jahrhunderts,
beschreibt den Berg als „einen kleinen Hügel mit einem
Streifen Sand vom Gipfel bis zum Fuss, von dem im Som-
mer die Töne von Trommeln und Nagarets hervorgehen”.
Nach den Andeutungen über die geognostische Be-
schaffenheit der beiden Berge und den Versteinerungen,
welche daselbst gefunden werden, Hält es Hugh Miller für
wahrscheinlich, dass der Sand am Gebel Nakus und Reg-
Rawan gleich dem auf der Insel Eigg verwitterter ooli-
thischer Sandstein ist, und es scheint demnach, als wenn
dieser Sand der einzige bisher entdeckte sei, welcher Töne
zu erzeugen im Stande ist. Woher dieser sonderbare Un-
1) Den neueren Bericht von Ward über den Gebel Nakus ». in
Geogr. Mitth. 1858, Heft I, 5, 38.
Notizen.
terschied zwischen dem musikalischen oolithischen Sand
und dem gewöhnlichen stimmen Sand unserer Seeküsten
kömmt und wie es überhaupt möglich jsf, dass eine zur
Erzeugung von Tönen anscheinend gänzlich unfäbige An-
häufung von (uarzpartikelchen tönend wird, ist Hugh
Miller so wenig wie Sir John Herschel und Sir David
Brewster zu erklären- im Stande, Dass die Art der Klänge
auf so verschiedene Weise beschrieben wird, möchte wohl
eher von der Individualität der Berichterstatter, als von
der verschiedenen Natur der Töne selbst herrühren. „Die
Analogie”, sagt Miller, „scheint dem einen Öhre nach der
einen Richtung stärker, einem anders gebildeten Ohre nach
einer andern Richtung, aber der Laut stimmt mit keinem
sonst in der Natur erzeugten genau überein. Betrmehten
wir uns z. B. die verschiedenen Berichte über die selt-
same Musik des Gebel Nakus. Fremdartige Laute hört
man von einem Hügel in Arabien ausgehen und die Rei-
senden setzen sich hin, sie zu beschreiben. Die Töne
sind die des Klosters Nakus, sagt der wilde Arsber; da
muss ein Kloster im Berge begraben sein. Eher wie die
Laute eines Brummkreisels, bemerkt ein phlegmatischer
Deutscher Reisender. Nieht ganz_so, sagt ein Englischer
in einem Öxforder Gewande, sie gleichen vielmehr den
Schlügen einer Glocke. Nein, hören Sie nur etwas länger
und aufmerksamer, erwidert ein zweiter Engländer mit
Epauletten auf den Schultern: „Zu Anfıng kann man die
Töne mit den schwachen Akkorden einer Äolsharfe ver-
gleichen, wenn ihre Saiten zuerst den Luftzug auffassen,
aber weiterhin, wenn die Bewegung des Sandes stärker
wird, gleichen sie fast den Lauten des Glases, über das
ein nasser Finger hinstreicht.” Ganz und gar nicht, ruft
der kriegerische Zahor Ed-Din Muhammad Bader aus, sei-
nen Schnurrbart drehend, ich kenne einen ähnliehen Hügel
in dem Lande nach dem Hindu-kusch zu, es ist der Ton
von Trommeln und Nagarets, der von dem Sande ausgeht.”
Die Bevölkerung des Inssischen Reiches nach Peter v.
Köppen’s neuesten Arbeiten. — Das neueste Werk des
ausgezeichneten Russischen Statistikers Peter v. Köppen,
auf das wir usere Leser im Voraus aufmerksam gemacht
hatten, liegt jetzt vollendet vor. Es führt den Titel:
„Die neunte Revision. Eine Untersuchung über die Zahl
der Bewohner Russlands im Jahre 1851.” Die sogenann-
ten Revisionen werden in HRussland aussehliesslich zu
finanziellen Zwecken unternommen und umfassen desshalb
nur den steuerpflichtigen Theil des Volkes, Kaufleute, Bür-
ger und Bauern. Eine vollständige Volkszählung, wie in
anderen Staaten, ist in Russland noch nicht abgehalten
worden. Um daher zu möglichst genauen Resultaten in
Bezug auf die Einwohnerzahl des Russischen Reiches zu
gelangen, hat sich Herr Peter v. Köppen nicht auf die
offiziellen Angaben der Revision von 1851, deren Resul-
tate unseren Lesern aus dem Jahrgang 1855, 88. 14 bis
22 der „Geogr. Mittheilungen” bekannt sind, beschränkt,
sondern gine grosse Reihe fremder und eigner Unter-
suchungen und Abhandlungen benutzt, deren Verzeichniss
allein 18 Quartseiten seines Werkes füllt. Der Zählung
von 1851 gab der Verfasser desshalb den Vorzug vor der
gegenwärtig vor sich gehenden zehnten Revision, weil sie
Notizen.
unter normalen Verhältnissen Statt fand, während die
letztere, nach einem kaum beendigten schweren Kriege
und zur Erleichterung der Abgabenpflichtigen angestellt,
weniger normale Ergebnisse liefern wird. Die Einwohner-
zahl im Jahre 1851 war nun nach P. vr. Köppen’s Un-
tersuchungen folgende:
Im Europäischen Russland (ohne die Asiatischen Theile
der Gouvernements Perm und Orenburg) 52,412,3865
In Klein-Russland (Gouv. Tschernigow und Poltawa) . 8,043,440
In New-Russisnd (Gouvs. Taurien, Jekaterinosslaw und
Chersson nebst Bessurabien) 3,274,140
In den drei Ostser-Gourernements . 1,650,527
In den Asiatischen Theilen der Gouvs. Perm u. Orenburg 1,198,494
In Sibirien . . 2,940,836
Im Asiatischen Russland "(mit " Ausnahme "von "Trans
Kaukasien) 4,139,330
In sümmtlichen Gouvernements des Reichs, den uropäi
schen, Sibirisehen umd Kaukasischen 58,776,675
Im Königreich Polen . . 5 u 4,852,055
Im Grossfürstenthum Finnland eo... 1,636,915
Kirghisen “ 869,000
Unterworfene und ununterworfene Bergröiker des Kaukasus 1,500,000
Daher sämtliche Einwohner des Russischen Reichs 67,434,645
Nimmt man hierzu noch das reguläre Heer, so kann
man die Einwohnerzahl auf über 68 Millionen sanschlagen.
In den Besitzungen der Amerikanischen Kompagnie sollen
54,000, im Fürstenthum Mingrelien 61,000 Einw. leben.
‚Von den 58 Mill. in den Gouvernements sind 28,808,980
männlichen und 29,393,9882 weiblichen Geschlechtes, die
weibliche Bevölkerung übersteigt also die männliche um
2 Prozent, wobei jedoch das Heer ausser Acht gelassen
ist. Von den 28 Mill. Münnern sind 24,753,563 stener-
pflichtig, steuerfrei dagegen sind (einschliesslich die da-
mals noch existirenden, jetzt aufgehobenen Militär-Ansie-
delungen) 2,819,888.
Sehen wir das Verhältniss der Geschlechter in der Be-
völkerungszahl Russlands an, so finden wir, dass im Nor-
den das weibliche Geschlecht an Zahl das männliche über-
steigt, jedoch wiederum nicht gerade am stärksten in den
allernördlichsten Gourernements, sondern in Jarosslaw, Wla-
dimir, Kostroma, Olonez und Estland. Nach dem Süden,
nach Sibirien und nach Westen nimmt das Verhäliniss im-
mer mehr ab, so dass in Tobolek und Tomsk, Ssimbirsk,
Char'kow, Chersson und Wjatka beide Geschlechter sich die
Wage halten und im Süden das männliche überwiegt..
Aus dem Verzeichniss der Kreise, in die sämmtliche
Gouvernements getheilt werden und deren es 576 giebt,
ersehen wir, dass 3 Gouvernements {Kursk, Poltawa und
Tschernigow) deren 15 haben; 2 (Wladimir und Moskau) 13;
14 Gouvernements deren 12, noch 14 weitere Gouverne-
ments zwischen ® und 11; 14 Gonvernements zwischen
7 und 8; 1% Gonvernemente zwischen 4 und 8; 4 Gou-
vernements 3: das Trans-Baikalische Gebiet 2 und das Land
der Urnlischen Kasaken 1. Von diesen Kreisen haben
14 über 200,000 Bewohner; sie gehören den Gowverne-
ments Moskau, Wjatka, Orenburg, Perm, Senmara, Ssaratow,
Tambow, Irkutsk und Livland an. 43 Kreise haben
150,000-— 200,000 Einw.; 212 Kreise 100,000—150,000
Einw.; 221 Kreise 50,000—100,000 Einw.; 27 Kreise
30,000—50,000 Einw.; 12 Kreise 10,000—30,000 Einw.;
12 Kreise haben unter 10,000 Bewohner; über 35 Kreise '
endlich giebt es keine genauen Nachrichten in Betreff der
Bewohnerzahl.
1
|
|
407
Im ganzen Russischen Reiche mit Ausschluss von Po-
len und Finnland giebt es nach einer freilich nur unvoll-
kommenen Schätzung 286,252 Edelleute, nämlich 181,453
erbliche, 81,012 persönliche und 23,787 sogenannte Ras-
notschinzen (zu keinem bestimmten Stande gehörende),
und 7184 erbliche und persönliche Ehrenbürger. Die Zahl
der Kaufleute betrug 1851: 180,359. Von ihnen gehörten
zur 1. Gilde 2303; zur 2. Gilde 6491; zur 3. Gilde
170,704; ausländische Gäste 287. Von der ganzen Zahl
gehörten zum Adel 303, zu den Ehrenbürgern 1083, und
zwar Christen 1005, Juden 70, Mohammedaner 8, Von
den übrigen 178,112 Kaufleuten waren, Christen 143,643,
Juden 30,167, Mohammedaner 4302, Unter den 1,554,698
Bürgern (Handwerker u, s. w.) gnb es 1,030,731 Christen,
504,385 Juden und 19,577 Mohammedaner. Ackerbauer :
und zwar freie Reichebauern, Kolonisten u. s. w. zählte
man 18,524,895. Seit der letzten Revision hat in den
vorhergegangenen 16 Jahren die freie Landbevölkerung
jährlich nur um 8 auf 1000 zugenommen. Von den
29,024,563 männlichen Seelen, welche die gesammte Land-
berölkerung zur Zeit der neunten Revision ausmachten,
gehörten 10,708,900, d. i. 36% Prozent, dem Stande der
Leibeigenen an. In den 16 Jahren seit der #8. Revision
hatten sich die letzteren um 163,329, d. i. um 14 Proz,
verringert. Dem geistlichen Stande griechisch-russischer
Konfession gehörten 264,734 an, anderen Konfessionen
12,335. Beide Zahlen scheinen jedoch dem Verfasser viel
zu gering.
Ausser den Einwohnerzahlen der grüsseren Abtheilun-
gen, Gouvernements und Kreise des ganzen Russischen
Reiches, bei denen die Angaben für die verschiedenen Ge-
schlechter und Stände auseinander gehalten sind, finden
wir viele andere höchst werthivolle Materialien, wie ein
Verzeichniss der Städte, die keine Kreisstädte sind; Ta-
bellen über die Anzahl der irregulären Truppen: Kasaken,
Baschkiren, Sibirische Kasaken; Nachrichten über die zu
Russland gehörenden Kirghisen in geographischer, ethnogra-
phischer und statistischer Hinsicht; die jetzige neue Ein-
theilung des Baschkiren-Heeres; die Kaukasischen Kasaken;
die Bewohner Finnlands, und überdiess reiche literarische
und historische Nachweise, Das gegen 300 Quartseiten
starke Werk ist daher für die Statistik und Geograpbie
Russlands von der grössten Bedentung und einzig in sei-
ner Art, e
Der Fluss Ili als künftige Wasserstrasse nach dem west-
lichen China. — In dem „Wjestnik” der Russ. Geogr. Ge-
sellschaft berichtet W. Kusnezow in Omsk über die
bisherigen Versuche, den Balkasch-See und Ii-Fluss zu
befahren Y). Er führt an, dass im Jahre 1852 auf Befehl
des General-Gouverneurs von West-Sibirien am Flusse
Lepsa zwei Karbasen mit den dazu gehörigen Büten ge-
baut und damit’ein kleiner Theil des See’s noch im Som-
") Im März 1854 wurde dem Hofrstk Poklewski-Cosello und dem
Kolgwaner Kaufmann erster Gilde Kusmesow auf 15 Jahre das aus-
schliessliche Recht verliehen, auf dem See Balkasch und dem Finusse
IH eine Dampfschifffahrt für den Handelsrerkehr zu gründen und zu
unterhalten,
4us
mer desselben Jahres befahren wurde. Es stellte sich da-
bei heraus, dass die in das nordöstliche Ende des See's
fallenden Flüsse zur Schifffahrt nicht geeignet seien. Im
folgenden Jahre wurde die Expedition von Neuem abge-
schickt, um vorzugsweise den Fluss Ili zu untersuchen.
Man fand die Länge des Balkasch-See’s zu 600 Werst,
seine Breite zwischen 8 und 80 Werst wechselnd und
seine grösste Tiefe zu 10 Sashen. Der Hi mündet in
drei Armen, deren Zwischenraum » in einer Ausdehnung
von etwa 8 Werst als eine niedrige, mit Schilf bedeckte
Ebene erscheint. Man fuhr den mittleren Arm hinauf und
verfolgte den Fluss bis zum Posten Tlijek, dem letzten
auf dem Wege von der Festung Kopalek nach Wjernoje
{Almaty). Genauer wurde der Ili aber erst im Jahre 1854
durch eine 'von dem Kaufmann Grabinskji aus Tara gelei-
tete Expedition untersucht N).
Danach hat der Ili eine Breite von 40 bis 150 Sashen,
die Tiefe des Fahrwassers beträgt 14 bis 7 Arschin. An
der Mündung befinden sich jedoch vier Sandbänke oder
kleine Barren, jede von nicht mehr als 2 Sashen Breite,
wo die Tiefe höchstens 20 bis 24 Werschok beträgt. Die
Breite des Haupt-Fahrwassers ist 10 bis 15 Sashen, die
Strömung in der Nähe des Postens Ilijek etwa 44 Werst
die Stunde. Die Schifffahrt kann vom April bis zum No-
vember betriehen werden, da sich der lli um den 8. De-
zember mit Eis bedeckt und um den 10. März aufgeht.
Gegen die Mitte Juni beginnt das Wasser zu steigen und
die grösste Erhöhung ist bei Ilijjsk etwa 4, an der Mün-
dung 2 Arschin; mit dem 1. August fängt das Wasser
wieder an zu fallen. Ungefähr 15 und 40 Werst unter-
halb des Postens befinden sich Felsen-Katarakte, auf wel-
chen die Tiefe nicht über 1} Arschin beträgt. Die Ent-
fernung zwischen dem Sce und Ilijsk schätzt man auf
520 Werst zu Wasser und Grabinskji brauchte zur Thal-
fahrt auf dieser Strecke 21 Tage. Von der Mündung des
Flusses fuhr die Expedition nsch einer der Inseln Utsch-
Aral um nordwestlichen Ufer des See's, die eine äusserst
bequeme Ithede für Schiffe abgiebt. Am nordöstlichen
Ufer fand sie drei zum Anlegen von Fahrzeugen geeignete
Buchten, von denen die eine, Bertys, mit einem See in
Verbindung steht, der $ bis 3} Arschin Tiefe hat und zu
einem, Hafen benutzt werden, soll. Der Balkasch-See friert
in den letzten Tagen des November über und wird im
April vom Eis befreit. Das Steigen des Wassers betrügt
1 bis 2 Arschin, Er ist mit Unrecht für einen Salzsee
gehalten worden: sein Wasser ist meistens frisch und
trinkbar. Nur die Ränder der Buchten und die auf Salz-
grund befindlichen Untiefen haben ein bitter -salziges
Wasser, j
Diese Versuche haben erwiesen, dass eine Wasser-
Kommunikation durch den Balkasch-$ee und den Fluss
Li bis zum Posten Ilijsk, 40 Werst von Wjernoje, mög-
lich ist. Die Eröffnung einer soleheu Verbindung würde
für den Russischen Handel und die Wohlführt des ganzen
Trans-Ili-Landes von unberechenbarem Nutzen sein, indem
die grossen Handelsstüdte Taschkent, Kaschgar und Kuldscha
nur 300 Werst von Wjernoje entfernt und nicht dureh
eine unfruchtbare Steppe davon getrennt sind, der Trans-
1, Übersetzt in Erman's Archiv, Bd. XVI, Heft 4.
Notizen.
port zu Lande aber mit zu bedeutenden Beschwerden und
Kosten verbunden ist, ala dass der Handel auf diesem
Wege zu grosser Blüthe gelangen könnte. Ausserdem
wäre es möglich, dass der Ili sogar bis Kuldscha, der
Hauptstadt des westlichen China, schiffbar ist.
In einem späteren Schreiben” des Herrn Kusnezow,
datirt Omsk, den 1. September 1856, heisst es: „Unser
erstes, im Balkosch-Hafen (wahrscheinlich der Bucht Ber-
tys) gebautes Fahrzeug, welches am 15. Mai nach dem
Ili abging, ist am 11. August glücklich am Posten Ilijsk
angelangt und wird am 5. September den Rückweg an-
treten. Ich bedauere ungemein, dass wir dieses Jahr nicht
schon versuchen können, die Schifffahrt bis nach Kuldschn
auszudehnen, da die Erlaubniss hierzu von Seiten der Re-
gierung noch nicht erfolgt ist. Durch diesen Umstand
wird die Einführung von Dampfschiffen gegen unseren
Willen um ein Jahr hinausgeschoben.. Die Entfernung
von Wjernoje bis Kuldscha wird zu 400 Werst ange-
schlagen. Ohne jedoch diese Strecke genau untersucht zu
haben, kann man über die Bauart des Dampfschiffes nichts
bestimmen, um s0 mehr, da jenseits der Chinesischen
Grenze, unweit Kuldscha und in der Nähe des Ili, von
der einen Seite die Ausläufer des Alatau enden und von‘
der underen die Erhöhungen der schneebedeckten Berg-
kette, welche den Sce Issyk-Kul einschliesst, beginnen.
Es ist schr möglich, dass sich an diesem Punkte das Be-
dürfniss herausstellen wird, die Kraft der Schaufelräder
durch den Kabestan zu ersetzen. Indess ist wenigstens
die Frage über die Schiffbarkeit des Balkasch und des Ili
praktisch entschieden. Die Eröffnung einer Route über
diese beiden Gewässer ist für die Regierung und noch
mehr für den Russischen Handel wichtig, da sie den be-
quemsten Weg nach dem westlichen China und den an-
deren Staaten Central-Asiens darbietet. — Das Sorghum
saccharatum ist auf meine Veranlassung an verschiedenen
Punkten des Sieben-Strom-Landes gesäet worden und ge-
deiht vortrefllich. Man schreibt mir vom 23. August, dass
60 Werst von Kopal die Samen bereits reifen und der
Saft in den Halmen äusserst zuckerreich ist. Ausser dem
Sorghum hat man in diesem Jahre versuchsweise Ameri-
kanischen und Türkischen Tabak, Waid, Safllor, Saffrau
und die Kardendistel gesäet. Wie mir gemeldet wird,
verspricht man sich von allen diesen Versuchen ein gün-
stiges Resultat.”
Der Manila-Hanf. — Es ist bekannt, dass die feste-
sten Schiffstaue nicht aus unserem gewöhnlichen Hanfe,
sondern aus dem sogenannten Manila-Hanf der Philippinen
gefertigt werden und dass man in neuerer Zeit, besonders
in der Schweiz und in Frankreich, angefangen hat, dieses
werthvolle Produkt auch zu anderen Zwecken, namentlich
zu Damast und anderen Luxusartikeln, zu benutzen. Die
folgenden Bemerkungen, die wir aus einem Aufsatze des
Herrn J. C. Lüäbhart in Manila (Vierteljahrssehrift der
Zürcherischen Naturforschenden Gesellschaft, 1857) repro-
duciren, dürften daher nicht ohne Interesse sein.
Mancher, sagt Labhart, erinnert sich mit Freude der
verschiedenen Gegenstände, die bereits England, Frank-
reich, Deutschland und die Schweix von Manila-Hanf er-
Notizen.
‚
zeugt und anf verschiedenen Ausstellungen dem Publikum
vor die Augen geführt haben. Es sind Resultate zu Tage
gefördert, die den Nutzen und-die Wichtigkeit dieses Ar-
tikels nicht mehr widerstreiten lassen. Niehtsdestoweniger
scheint man doch ih Europa noch nicht überall klar zu
wissen, von welcher Pflanze dieser Hanf eigentlich stammt,
denn ich habe während meines langjährigen Aufenthaltes
in Manila schon Aufsätze gelesen, die z. B. den Anbau in
Deutschland in der Gegend von Bamberg anrathen und
empfehlen, was aber nicht geschehen kann, wenn man
einmal weiss, dass die Manila-Hanfpflanze, in jeder Hin-
sicht so sehr von der Europäischen verschieden, eine
Pflanze ist, die ganz den Tropen angehört und nur mit
Sorgfalt im südlichen Italien und Spanien im Freien kul-
tivirt werden kann; sie will, um üppig zu gedeihen, eine
Wärme haben, die selten unter 20° R. im Schatten
fallt.
Die Manila-Hanfpflanze ist die Musa troglodytarıum tex-
toria, eine Abart der Musa paradisiaca oder Tlatann, wie '
sie die Spanier, oder Banana, wie sie die Portugiesen
nennen, und sie würde in der Schweiz, Deutschland, Eng-
land u. s. w. sicher nie im Freien fortkommen. In Ma-
nila heisst die Pflanze sowohl wie der von ihr gewonnene
Hanf „Abaca”. Sie wüchst auf den Philippinen, fast über-
all wild, wird aber in einigen Provinzen, wo die Pflanze
hauptsächlich vorkommt, das Erdreich also besonders für
sie passen muss, und wo sich die Bevölkerung nur mit
der Gewinnung des Hanfes beschäftigt, noch besonders
kultivirt. Man darf sich daher nicht wundern, wenn die-
ser noch ziemlich neue Artikel schon seit einigen Jahren
in den Exportlisten die erste Rolle spielte. Der Stamm
dieser Musa wird 9 bis 12 Fuss hoch und etwa 6 Zell
dick, treibt gegen 8 Fuss lange und bis 14 Fuss breite,
gewöhnlich sehr dunkelgrüne Blätter; die Frucht ist klei-
ner als eine gewöhnliche Banane, wird nie so schön gelb
und ist nie so schmackhaft. Um den Hanf zu gewinnen,
wird der Stamm umgeschnitten, sobald der Fruchtkolben
zum Vorschein kommt; dann werden die mächtigen Blät-
ter, die den Büffeln als Futter dienen, entfernt und der
Stamm bleibt etwa drei Tage im Freien der Fermentation
überlassen. Darauf wird derselbe in Stücke abgeschült
und diese werden zwischen zwei nicht zu scharfen Eisen
bei einem gehörigen Drucke durchgezogen, um den durch
die Fermentation ziemlich mürbe gewordenen Bast von
den nun zum Vorschein kommenden Hanffasern zu ent-
fernen; erscheinen solche nicht rein genug, so werden sie
noch ein- oder zweimal durchgezogen, an die Sonne gelegt
und getrocknet. Eine geübte Hand liefert 8 bis 10 Fuss
langen Hanf. Den meisten Hanf erzeugt Albay, der süd-
lichste Theil der Insel Luzon, dann die Inseln Zebu und
Negros, und es kommen jührlich wohl an 450,000 Zentner
zu Markt, die ein Kapital von etwa 13 Millionen Frances
repräsentiren. Von diesen 450,000 Zentnern werden eirca
- 280,000 nach den Vereinigten Staaten, hauptsächlich New
York, eirca 120,000 nach England, hauptsächlich London,
versandt und circa 50,000 Zentner werden in Manila
selbst zu Schiffstauen verarbeitet, die theils nach China,
Singapore, Australien und Kalifornien ausgeführt, theils
auf den hiesigen Schiffen verbraucht werden.
”
409
Werner Munzinger's Forschungen in den Ländern am
Rothen Meere. — Kaum sind wir durch die Erkundigun-
gen Th. v. Heuglin's mit den Hauptgrundzügen der soge-
nannten Habab-Länder, des nordöstlichen Abfalles
Abessinischen Hochebene, bekannt geworden; von denen
man noch vor Kurzem so gut wie nichts wusste, so er-
öffnet sich bereits die erfreuliche Aussicht, bald eine
gründlichere Kenntniss jenes interessanten Landstriches zu
erhalten. Werner Munzinger, ein junger Orientalist aus
der Schweiz, der sich seit 1852 in Ägypten und an ver-
schiedenen Küstenpunkten des Rothen Meeres, namentlich
längere Zeit zu Massatıa aufgehalten hat, reiste im Sommer
1855 nach Keren und lebte daselbst während der folgen-
den Jahre, mit linguistischen und ethnographischen For-
schungen beschäftigt, unter den Eingeborenen. Ob er von
hier aus weitere Ausflüge gemacht hat, ist uns nicht be-
kannt, aber durch seine Anwesenheit im Mittelpunkt der
Habab-Länder und durch seinen intimen Verkehr mit dem
Missionär Stella ist es ihm gelungen, ein reiches Material
über die Geographie dieser Länder zu sammeln und eine
ziemlich detaillirte Karte derselben zu ‘entwerfen. Wie
uns sein Landsmann, Herr J, M. Ziegler, gefälligst mit-
theilt, hat er diese Materialien in einem Werke zusam-
mengestellt, dessen baldige Publikation zu erwarten steht
und das in folgende Abschnitte zerfällt: 1} das Land der
Bogos, 2) das Land der Barca, 3) des Land der Schan-
gullas, 4) Sammlung von Volks-Gesängen der Stimme zwi-
schen dem Rothen Meere und dem Atbaraı und allgemeine
Beschreibung der, dort wohnenden Stimme, Jeder der
drei ersten Abschnitte zerfällt wieder in: 1) Einleitung,
2) Geschichte der betreffenden Volker, 3) Sitten und Ge-
bräuche, 4) Sprache. Von dem Belem, der Sprache ‚der
Bogos, hat Herr Munzinger ein Vokabular von mehr als
3000 Wörtern zusammengebracht und ähnliche über die
Sprachen der anderen Völkerschaften werden das Werk
bereichern. Die Karte, welche zugleich mit dem Werke
publieirt werden soll, ist bereite in dem Topographischen
Etablissement von J. Wurster in Winterthur gestochen
worden und der Güte des genannten Korrespondenten ver-
danken wir ihre Einsicht, Sie führt den Titel: „Esquisse
de Carte geographigue des Pays au Nord de l’Abyssinie
entre 35°—37° E. de Paris et 15°—17° N. leyee sur
les lieux dans l’annde 1857 par Mr. Werner Munzinger”,
ist aber in Wirklichkeit von 33°—38° Östl. L. v. Paris
ausgedehnt, so dass im Westen noch ein Theil des Atbara
mit Gos Regeb darauf angegeben ist. Der Manssstab ist
1:1.356,.000 der natürlichen Grüsse. Auf einem besonde-
ren Blatte sind eine Reihe von Itinerarien, hauptsächlich
zwischen Massaua und Gos Regeb, abgedruckt. Verglei-
chen wir diese Karte mit der von Th. v. Heuglin uns
eingeschickten, von welcher dns vorige Heft dieser Zeit-
schrift eine vorläufige Skizze enthielt, so fallt zunächst
in die Augen, dass beide in der Hauptsache, das heisst in
Bezug auf das bisher gänzlich unbekannte Flusssystem des
Barcn und Ainsaba, übereinstimmen. Auf allen früheren
Karten, z. B. noch auf H. Kiepert’s Karte der Länder am
Oberen Nil (Kiepert's Neuer Handatlas), hat der Barca
einen nordwestlichen Verlauf, indem er als Nebenfluss des
Gasch dargestellt wird, und fehlt der Ainsaba gänzlich,
während Munzinger wie Th. v. Heuglin den Barca sich
dee -
410
nach Nordosten umbiegen und nach Vereinigung mit dem
Ainsaba dem Rothen Meere zufliessen lassen. Gegen diese
Übereinstimmung der Hauptgrundzüge fallen die vielfachen
kleineren Abweiehungen auf den Karten von Munzinger
und v. Heuglin wenig ins Gewicht. So schneidet der
Barca bei Ersterem den 16. Breitengrad in 37° 17’, bei
Letzterem in 37° 30° Östl. L. v. Gr. Munzinger giebt
dem Barca sowohl wie dem Ainsaba einen viel gestreck-
teren Verlauf und seizt die Vereinigung beider in 16° 53’
N. Br, wührend sie sich auf Heuglin’s Karte in 17° 6’
N. Br. befindet. Die Stadt Keren liegt auf der letzteren
in 16° 2’ N. Br. und 38° 26” Östl. L. v. Gr, bei Mun-
zinger in 16° 5" N. Br. und 38° 23° Östl, L. vr. Gr.
Den von Westen her sich mit dem Barca vereinigenden
Lunseh hat Munzinger nicht, dagegen einen anderen, von
Südwest kommenden und unter 16° N. Br. in den Barca
miündenden Fluss Namens Chor el Bascha und noch meh-
rere von Süden her mit dem ostwestlichen Theil des
Flusses sich voreinigende kleinere Ströme. Bedentender
sind die Unterschiede in Bezug auf den Lauf des Gasch.
Kassala, die grosse, in der Nähe der Biegunk desselben
gelegene Stadt, setzt v. Heuglin in 15° 23° N. Br. und
35° 50° Östl. L. v. Gr, Munziuger in 15° 30° N. Br.
und 36° 10° Östl. L. v. Gr, also um volle 20’ weiter
nach Osten. Den Strom selbst Aüsst v. Heuglin nördlich
von Kassala’ sich in Sümpfen verlieren, Munzinger da-
gegen führt ihn mit einer starken Biegung weiter nach
Nordosten, indem er der Ansicht ist, der Gasch münde
südlich von Sauakim ins Rothe Meer. Auf früheren Kar-
ten liess man den Gusch oder Mareb bekanntlich, in den
Atbara fallen.
Der Abfull des Abessinischen Hochlandes tritt auf
Munzinger's Karte noch deutlicher und stärker hervor, als
auf der von Henglin; terrassenartig senkt sich das Plateau
von Hamasen (Hamesen), dessen üstlieher Rand sich bis
7000 Fuss erhebt, nach dem 16. Parallel zu und wird
hier durch ein Quertlial von der kleineren Hochebene von
Mensa (ein Name, den Munzinger nur dem Landstrich,
nicht einer bestimmten Ortschaft, wie Henglin, beilegt)
getrennt, welcher wiederum andere Plateaux, wie das von
Maria und Debre Sule zwischen dem Ainsaba und Barca
und dgs von &Agere Nogeran, vorlagern. Zwischen ihnen
befindet sich die Hochebene der Bogos mit dem Hauptort
Keren und westlich davon die Wiiste Barca bis zu dem
gleichnamigen Flusse hin. In 16$° N. Br. sollen diese
Plateaux zur Ebene abfallen und Munzinger behanptet,
dass es von da ab keine zusammenhängende Gebirgskette
westlich vom Rofhen Meere gebe !).
Englische Besitznahme der Insel Muscha unweit des Ro-
then Meeres, u. a. mw, — Ein aus sachkundiger Feder ge-
Hlossener Aufsatz in der Beilage zu Nr. 199 der Augsb.
Allgemeinen Zeitung (18. Juli d. J.) verbreitet sich über
das Umeichgreifen der Englischen Macht im Rothen Meer
'; Eine historische und politische Abhandlung Munzinger's über
diese Länder, mit sehr werthrollen Bemerkungen ber den Handel von
Masaaun, beiindet aich in den „Nourelles Aunales des Voragen”,
1858, April.
Notizen.
und hebt dabei nicht nur manche interessante politische
und kommerzielle Gesichtspunkte hervor, sondern erwähnt
auch einzelner geographischer Fakten, die kaum in wei-
teren Kreisen bekannt sein dürften. Die Besetzung der
Insel Perim durch die Engländer, sagt der Verfasser, könne
unmöglich als eine Verletzung der Integrität der Türkei
angeschen werden, da der gunze Küstenstrich von Dubab
(im Norden Bab el Mandeb’s) bis in die Nühe von Birr
Achmet (im Westen von Aden) dem unabhängigen Araber-
stamme der Sobaechi gehöre, folglich dem Völker- und
Naturreeht nach auch Perim, das jener Küste so nahe
liegt, diesen Arabern zustehe. Die Sobuschi erkennen so
wenig die Oberhoheit des Türkischen Sultans an, als die
in Frankreich, Österreich oder Russland lebenden Suuni-
tischen Mohammedaner. Sogar die Assir haben ihre Un-
abhängigkeit von den Türken ertrotzt und auf der gauzen
Küstenstrecke zwischen Locheia und Gunfoda ihre eigenen
Zölle eingeführt. : Als Hauptzweck der Besitzuahme von
Perim von Seiten Englands betrachtet der Verfasser die
Unterdrückung des Sklavenhandels, der trotz der Verträge
in den Türkischen Garnisonsplätzen am Rothen Meere ge-
duldet wird und namentlich in den Besitzungen des Imam
von Mascat wieder einen-lebhaften Aufschwung genommen
hat, seitdem der neue Imam vor zwei Jahren die gross-
herrliche Oberhoheit anerkannt hat. Die Ausfuhr von Ne-
gerkindern von der Suaheli-Küste soll bereits wieder auf
3- bis 4000 Köpfe jährlich gestiegen sein.
Politisch und kommerziell von grösserer Bedeutung,
meint der Verfasser, sei die in diesem Jahre verwirklichte
Besitznahme der Insel Muscha am Eingang zur Tudschurra-
Bai, auf welcher England schon vor 11 Jahren seine Flagge
aufgesteckt hat. „Die Tudschurre-Bai liegt südwestlich von
Bab el Mandeb und zieht sich zwanzig Seemeilen in der-
selben Richtung landeinwärte, Sie wird durch die Schwe-
ster-Inselehen H'Mbuli und Dorali in zwei ungleiche Theile
geschieden. Der kleinere innere Theil, den Englische
Kriegsschiffe 1840 zum ersten Mal besucht, ist bis nahe an
das Ufer unergründlich und in dessen Mitte liegt ein
Inselehen, Druda genannt, das tödtliche Dämpfe ausstösst,
Desshalb heisst auch dieser Theil die Schlechte Bucht oder
Gobat «cl "haralı und der äussere oder grüssere Theil Go-
bat Embada, Dass die Tudschurra-Bai ein viel tieferes
Bett als der Golf von Aden haben muss, sicht man schon
am Eingang in die Bucht an der plötzlich eintretenden
dunkleren Färbung der See. Zwei Stunden von Gobat el
‘harab in südwestlicher Richtung befindet sich ein Sulz-
wassersee, von den Arabern ironisch Birket el 'assal, d. i.
Honigsee, genannt, der nach Kapitin Harris 200 Fuss un-
ter dem Meeresspiegel liegen soll, und drei Stunden west-
lich davon liegt der grosse Frischwassersee Birket el Gu-
bard, mit noch zwei kleinen, Killa und Hittu genannt, in
seiner Nähe, welche drei See'n zusammen sich in die
Wasser des Hawasch, des zweitgrössten Stroms Abessi-
niens, theilen. Lange glaubte man nach Bruce und des-
sen Kopisten, dass dieser Strom sich im Schlamm "und
Morast verliere; ganz im Gegentheil sehen wir nun, dass
das von den Verzweigungen des Hawasch und den drei
See'n umgürtete Land seine Ackerbau-treibenden Anwoh-
ner reichlich ernährt. Dieses kleine Mesopotamien, von
dessen Fruchtbarkeit schon in Portugiesischen Reisebe-
Notizen.
richten Erwähnung geschieht, heisst Aussa, ein Name, aus
dem Bruce auf seiner Karte und- Andere nach ihm eine
Stadt machten.” Die Tudschurra-Bai, sagt der Verfasser,
sei der natürliche Hafen für Abessinien und werde sicher
dereinst dessen grosses Emporium werden. Tudschurra
sei bestimmt, die Hälfte des Handels von Berbera und
Zeyla und das Drittheil des Handels von Massauah zu nb-
sorbiren, die Insel Muscha sei demnach der Schlüssel zum
zukünftigen Sechandel Abessiniens.
Neuerlich hat England auch auf die Insel Kamoran an
der Arabischen Küste, zwischen Loheia und Hodeida, seine
Augen gerichtet. Diese Insel hat einen leichten Zugang,
prüchtigen Hafen, gutes Trinkwasser in Fülle, fruchtbaren '
Boden, und liegt noch dazu in der Mitte der reichsten
Perlenfischereien im ganzen Rothen Meere, „Hodeida und
Loheia sind die grössten Kaffeemärkte in Arabien und «&
unterliegt keinem Zweifel, dass es den Englündern gelin-
gen werde, mit einem Etablissement auf Kamoran und den
nöthigen Dampfern sich des Kaffeehandels im Rothen
Meere zu bemächtigen. Die Station auf Perim wird kein
Arabisches Fahrzeug unbelästigt passiren können, da mit
wenigen Ausnahmen alle Sklaven unter der Bemannung
haben. So wie der Sklavenhandel vollkommen unterdrückt
ist, nimmt der bis jetzt mit ihm Hand in Hand gehende
Elfenbeinhandel wieder den nächsten Weg zur Küste, d.i,
nach der Tudschurm-Bai in die Hände der auf Muscha
sitzönden Englischen Unterthanen.”
Neus astronomische Positionsbestimmungen am Senegal.
— In einer früheren Notiz über den Senegal und die
Französischen Posten daselbst (s. Geogr. Mittheil 1858,
Heft VI, 8. 255) wurde erwähnt, dass Lieutenant Gail-
lard eine Reihe astronomischer Beobachtungen längs des
Flusses ausgeführt habe. Ausführlicher berichtet darüber
Lieut. Brossard de Corbigny in der „Revue coloniale”
(1858, Februar), unter dessen Befehl im Jahre 1857 jene
Aufnahme des Senegal und seines Nebenflusses Fal&m&
ausgeführt wurde, während welcher Gaillard die Positions-
bestimmüngen machte. Die Resultate dieser letzteren, so
wie die der gleichzejtigen magnetischen Beobachtungen,
sind nun folgende:
12 " Magnet.
N. Br. 'W.L.v. Paris., Deklination.
l.12.22.:2...6. Westlinhe
Saint Louis . ie? wsor] 18% 51° 10%, 18° 48° 29"
Dagamı . » 2 2.2.0168 15 17 50 28 -_
Podor 2» 2 2200. 016 39 11T 18 1618 ld
Gl 2220. ib 0 ji =
Bakel 2 2. 222. U BB Bel ı 0
Midi . . 20... lu mm om 3 4 9 _
Mündung der Falime . 14 45 55 |14 35 = _
Taadn 2... 14 43 51) 18 33 5 _
Bimondibon . ... 14 2 MW |14 BI 9, —
Semamlig . . 2... BB ua a w/ır 8 m
Flora und Fauna von St. Helena. — Wie in der nörd-
lichen Hälfte des Atlantischen Oceans die Insel Madeira
die interessante Erscheinung einer deutlich ausgeprägten
Grenze der tropischen Vegetation bietet, indem man dort
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft X.
411
neben Bananen, Kaffeobaum, Zuckerrohr, Brodfruchtbaum,
Kakaopalme viele Repräsentanten der Flora, der gemässig-
ten Zone antrifft und einen auffallenden Unterschied zwi-
schen dem Charakter der Vegetation im Norden und Rii-
den der Insel beobachtet, so wiederholt sich dieses Phä-
nomen im Süden des Äquators auf St. Helena, nur dass
hier die tropische Vegetation gegen die der gemässigten
Zone weit mehr zurücktritt. Nach den Entfernungen bei-
der Inseln vom Äquator zu urtheilen, sollte man gerade
ein umgekehrtes Verhältniss erwarten, denn Madeira (32°
38’ N. Br.) liegt um 16} Ereitengrade weiter von ihm
ab als St. Helena (15° 55’ 8. Br.); trotzdem aber
hat letztere eine um fast 3° R. geringere Jahrestem-
peratur” und ziemlich in demselben Verhältniss gerin-
gere Monatstemperaturen als Madeira. Hierdurch finden
die folgenden Angaben über die Flora und Fauna der
ersteren Insel, die wir einer interessanten Schilderung
im „Cape Monthly Magazine” entnehmen, ihre genügende
Erklärung.
Alle Gemüse Englands, heisst es dort, werden hier in
grosser Vollkommenheit gezogen, ohne viel Mühe oder
Aufwand; der Boden ist fast durchweg ein dankler, fetter
Lehm und bedarf wenig Düngung. Auf einigen Gütern
erhält man ununterbrochen gute Kartoffelernten ohne alle
Düngung. Eine grosse Menge Regen fällt das Jahr hin-
durch, besonders in den höchsten Theilen der Insel, wo
es an manchen Punkten acht Monate regnet und auch
häufig Nebel eintritt. Bäume aller Art wachsen im In-
nern vortrefflich und man sieht dort an manchen Stellen
neben der Eiche, Kastanie, Pärsiche, Birne, dem Apfel- -»
baum und anderen Europäischen Bäumen den Bambus, die
Camellia Japonica, die bis 40 Fuss Höhe erreicht, die
schöne Fuchsia in vollkommen wildem Zustand und die
Brombeere, die ihre Zweige oft über 30 Fuss weit aus-
sendet. Thee und Kaffee, von der Ost-Indischen Kompag-
nie eingeführt, letzterer dem von Mokka gleich, Bananen
und tropische Feigen zeigen ein üppiges Wachsthum, Ta-
hak trifft man an vielen Stellen wild an. Gerste und
Hafer werden vom Kap der Guten Hoffnung eingeführt,
obgleich die Insel recht gut ihren ganzen Bedarf erzeugen
könnte, wenn man gehörigen Fleiss darauf verwendete.
Weizen ist in letzterer Zeit an manchen Stellen angebaut
worden und gedeiht gut; zu Longwood, Napoleon’s Resi-
denz, sind fünfzig Acres mit Weizen bepflanzt, der eben
so grosse Ähren trügt wie am Kap. Aber wegen des un-
beständigen Wetters und der grossen Feuchtigkeit zur
Erntezeit scheint der Weizen keine sichere Ernte zu ge-
ben. Das Land ernährt nicht eine so grosse Anzahl
Schafe, als diess der Fall sein könnte, wenn man es von
dem Pfriemenkraut und den Brombeersträuchern süubern
wollte, die sich über einen sehr grossen Theil des besten
Weidelandes ausgebreitet haben. Desshalb wird ein be-
trächtlieher Theil des hier konsumirten und von den
Schiffen an Bord genommenen Fleisches vom Kap impor-
tirt. Für Ziegen ist die Insel ausserordentlich geeignet,
die ersten Entdecker wollen sie hier sogar wild gefunden
haben. Durch Einführung der Angora-Ziege würde die
Insel sofort einen Exportartikel gewinnen. Die Jferde
sind ziemlich klein und meist nicht schön, aber munter
und kräftig. Noch geeigneter für den Transport von La-
54
412
sten, namentlich von Holz, auf den steilen Bergpfaden
sind die Esel, die auf der ganzen Insel in Menge gehal-
ten werden. Das einzige Wild sind Fusanen, Rebhühner
und Kaninchen. Die ersteren, wahrscheinlich durch die
Ost-Indische Kompagnie von China eingeführt, gleichen
den Europüischen, haben aber ein reicheres Gefieder und
das Männchen hat einen weissen Ring um den Hals, Ku-
ninchen sind selten und dürfen nur während dreier Mo-
nate im Jahr gejagt werden. St. Helena eigenthümlich ist
ein kleiner Vogel, den man hier Draht-Vogel {wire bird)
nennt und der in Farbe und Gestalt einer Sandlerche
gleicht, Er ist einer von den wenigen Thieren, die man
bei der Entdeckung der Insel vorfand. Die anderen hüufig
vorkommenden Vögel sind die Taube, der Kanarienvogel,
Averdevat, Java-Sperling, Kardinal und Minor. Die ein-
zigen schädlichen Thiere sind der Skorpion und der Tau-
sendfuss, doch sieht man sie fast nur in alten Gebäuden.
Ratten, Mäuse und Kelleraseln (Kakerlake) giebt es in
grosser Menge.
Bericht des Fernando da Costa Leal über seine Erfor-
schung des unteren Laufes des Uunene. — Die Nachrichten,
welche verschiedene Berichterstatter, wie Pimentel, Chap-
men, Owen und Andere, über die Mündung des Flusses
Nourse oder Cunene gaben, waren so widersprechend, dass
man über ihre Beschaffenheit günzlich im Unklaren blieb.
Bald glaubte man einen mächtigen Strom gefunden zu ha-
ben, der den bequemsten Zugang zu dem Innern .des süd-
westlichen Afrika, selbst für grössere Schiffe, biete, bald
wieder vermuthete man, der Fluss erreiche überhaupt das
Meer nicht. Befriedigendere und entscheidende Aufschlüsse
gab erst die Portugiesische Expedition, welche im Jahre
1854 von Mossamedes aus den unteren Lauf des Flusses
besuchte und ihn eine Strecke weit verfolgte. Der Bericht
über diese Expedition, der uns in einer handschriftlichen
Kopie zugeht, ist von Fernando da Costa Leal abgefasst
und von Mossamedes, den 20. November 1854, datirt, und
wir roproduciren aus ihm Alles, was uns irgend wesent-
lich scheint.
„Seit langer Zeit sprach man vom Flusse Cunene, von
der Fruchtbarkeit seiner Ufer, von dem Reichthum seiner
Mineralien, aber diese Notizen, die nur von Leuten ge-
sammelt waren, welche in der Wüste Handel treiben, ent-
hielten nichts über seine Mündung und us blieb desshalb
unbestimmt, ob er in seiner ganzen Ausdehnung schiffbar
wäre. Der Fluss mündet an der Westküste von Afrika,
nicht an der Ostküste, wie man irrthümlich auf der Karte
zu den Versuchen des Lopes de Lima über die Statistik
unserer übereeeischen Besitzungen gezeichnet sicht. Nach
der Beschreibung, welche die Hindler des Buschlandes von
seinem Laufe machen, und nach den Erzühlungen der
Muimbas und Musimbas, Völker, die an seinem linken
Uler wohnen und einige Verbindung mit dem Stamme der
Croyue, einem kleinen Volke 14 Tagereisen südlich von
Mossamedes, unterhalten, entspringt der Cunene im Lande
Nano, (ein einheimischer Name, welcher Hochländer be-
2eiehnet), theilt dann Molombo und Kamba, geht rechts
an Canhama vorbei und beschreibt dann eine Krümmung
Notizen.
bis zu dem Küstenlande von Mossamedes unter 17° 51’
Südl, Br.)
„Mit der Absicht, meinem Vaterlande einen Dienst zu
erweisen, beschloss ich, persönlich an die Mündung jenes
Flusses zu gehen, um mich zu überzeugen, welchen Grad
von Wichtigkeit derselbe für den Verkehr in Afrika haben
würde®). Ich schiffte mich am 3. November auf dem
Schooner „Conselho” ein, zugleich mit den Herren Bernar-
dino de Abreu Castro, Direktor der Kolonie, Antonio Aoc-
cacio de Öliveiro Carvalho, Kapitän und Eigenthümer der
Brigg „Aurora”, Jos® Duarte Franco, Steuermann desselben
Schiffes, und Antonio Romano Franco, Kolonist, die den
lebhaften Wunsch zeigten, mich auf diesem Ausfluge zu
begleiten. Um 11 Uhr Nachts verliessen wir die Bai von
Mossamodes, indem wir unsern Lauf nach Süden nahmen.
Am zweiten Tage erhob sich ein heftiger Südostwind, der
uns einige Stunden zu kreuzen zwang; am dritten Tage
wurde das Wetter wieder still und wir verfolgten unsere
Richtung, bis wir am 8. November die Breite des Nord-
punktes der Grossen Fischbai erreichten. Diese grosse
Bai, 6% Meilen breit, im Osten durch grosse Sanddünen,
im Westen durch eine eben so sandige Halbinsel begrenzt,
deren höchste Erhebung über die Meeresfläche etwa 8 bis
9 Palmen beträgt, bietet für Fahrzeuge jeder Grösse einen
guten Zufluchtsort. Die Bai ist sehr fidchreich, und wenn
sich dort Fischereien etablirten, so würden sie sicherlich
grossen Gewinn erzielen. Das umliegende Land hat zwar
ausser einer kleinen Pflanze aus der Familie der Cacteen
keine Spur einer Vegetation, aber es befindet sich sissos
Wasser in grosser Nähe und auf der nach Süden hin fol-
genden Küstenstrecke liegen in einer Ausdehnung von 30
„Meilen viele Baumstämme, welche von den Ufern des
Cunene während der grossen Überschwemmungen nach dem
Meere geführt und später durch die Wellen der See nörd-
lich von der Mündung ans Ufer geworfen werden. Als
wir uns dem Grunde der Bai näherten, schien es, als ob
wir ein Gehölz und einen grossen See vor uns hätten,
die dem Lande einen lschenden Anblick verliehen. Aber
diese Erscheinung dauerte nur wenige Augenblicke, es
-war die Luftspiegelung, welche die kleinsten Büsche in
grosse Bäume verwandelte und uns für See’n, in denen
sich die vermeintlichen Bäume und andere hohe Gegen-
stünde spiegelten, nehmen liess, was nur Sandflüchen wa-
ren. Den 8. 9. und 10. November brachten wir im In-
nern der Bucht zu. Es war unsere Absicht gewesen, zur
See nach der Mündung des Flusses zu gehen, da aber
jener Punkt noch wenig bekannt ist und das Gerücht geht,
dass der Eingang sehr schwierig ist und dass wir in der
Nähe keinen sicheren Zufluchtsort für den Schooner fin-
den würden, so entschioden wir uns, den Rest der Reise
am Ufer entlang zu Lande zu machen.
„Nachdem die nöthigen Vorbereitungen getroffen waren,
N Vorgl. Ladislaus Magyar's Bemerkungen über den Lauf des Cu-
nene in „Geogr, Mitth.” 1857, 5. 108,
2%) Ladislaus Magyar schreibt in seinem Tagebuch ({s. a. a. O0):
„Im Jahre 1853 hat mich der Portugiesische (ourormeur in Mossa-
modes amtlich aufgefordert, diesen Strom zu erforschen, was mir auch
gelang, so dass dio betreffende Iegierung nächstens eine Expedition
aussenden wird, um den Strom aufwärts zu boschiffen.” Vielleicht
küngt die Expedition des Fernando da Costa Leal hiermit susemmon.
Notizen,
schifften wir uns, 10 Weisse und 11 Neger, um 8 Uhr
"Morgens des 11. November aus und machten uns zu Fuss
auf den Weg. Du derseibe durch beweglichen Sand unter
einer glühenden Sonne schr beschwerlich war, so ruhten
wir zweimal aus und echlugen um 5 Uhr Abends an der
Küste das Esponjas (der Schwämme) das Zelt für die
Nacht auf. Am Morgen des 12. zogen wir weiter in der
Richtung nach Süden, indem wir über grosse Granitbänke
gingen, welche in die Länge und Quere von Basaltadern
durchschnitten waren, während uns im Westen hohe Sand-
dünen blieben. Der Marsch war weniger beschwerlich, da
das Gehen auf dem festen Boden leichter war und wir
wegen der Ermüdung der Träger eine grössere Anzabi
Rasten hielten. Nachdem wir 12 Meilen zurückgelegt
hatten, übernachteten wir nahe an der Küste, ohne dass
such nur ein kleines Zeichen uns die Nähe des Flusses
angedeutet hätte. Am andern Morgen hatten wir nur
noch eine sehr kleine Quantität Trinkwasser, ohne Hoff-
nung, dass wir in der Nähe einiges finden würden. Es
wurden desshalb zwei Personen 'etwas weiter ins Innere
geschickt, mit dem Auftrag, tiefe Gruben in den Boden
zu graben und dadurch Wasser zu verschaffen, doch es
wor vergebliche Mühe. Aber keineswegs entmuthigt und
mit der festen Absicht, alle Schwierigkeiten auf unserer
Marsche zu überwinden, gingen einige andere Parsonen zu
demselben Zwecke aus, Um 9% Uhr Nachts kehrten sie
glücklich von ihrer Expedition surück, in zwei Karaffen
klares und frisches Wasser tragend, das sie aus dem
Fluss selbst, der nur 4% Meilen entfernt war, geschöpft
hatten. Fröhlich und voll Verlangen nach dem Anbruch
des Morgens brachten wir die Nacht zu, um 4 Uhr wurde
das Zelt abgebroehen und um 5% Uhr befanden wir uns
am rechten Ufer des Flusses, ungefähr 14 Legoas von sei-
ner Mündung. Gleich hier bemerkten wir Sandkegel, die
aber nach der Mündung zu, wo sich eine Insel mit einiger
Vegetation befindet, noch häufiger werden. Da man von
diesem Punkt aus nicht erkennen konnte, ob der Fluss
einen weiten und freien Eingang hätte, gingen wir längs
‚des rechten Ufers bis zur Küste. Hier sahen wir nun,
dass vor der Mündung eine Sandbank liegt, die sich völlig
mit der Küste verbindet und bei hohen Fluthen von dem
Wasser des Flusses durchbrochen oder verdrängt wird;
wenn dieser aber nur wenig Wasser führt, so versiegt
dasselbe im Sande. Hier ist zu bemerken, dass Pimentel
in seiner Reiseboschreibung sagt, der Lauf dieses Flusses
lasse sich einige Meilen weit im Meere verfolgen, und
dass er den Kurs angiebt, den ein Boot bei der Einfahrt
in den Fluss zu nehmen habe. Ich bin aber überzeugt,
dass dieser Seefahrer gerade bei hoher Fluth vorbeikam,
die er für den gewöhnlichen Wasserstand des Flusses ansah,
und desshalb diesen Umstand nicht aumerkte, Wenn wir
nun den Rest unserer Reise zur See anstatt zu Lande
gemacht hätten, so würden wir, da die Bank ziemlich
hoch ist und.sich ganz mit dem übrigen Ufer vereinigt,
nichts Sicheres über den Fluss erfahren haben, es wäre
denn, dass dessen Geogr. Breite genau vermerkt gewesen
wäre, Und selbst wenn wir die Mündung hätten schen
können, #0 ist das Meer an der Küste so unruhig, dass
sich ein Boot nar unter grosser Gefahr nähern kann. Nahe
an der Küste und auf dem rechten Ufer des Flusses
418
ist ziemlich viel Vegetation und wir fanden dort eine
grosse Menge Rehe, Antilopen und Ziegen.. Die Küste
läuft an diesem Punkte nach Südsüdost und bietet durch-
aus keinen Schutz. Der Fluss ist bei der Bank sehr
flach und würde selbst ein Fahrzeug mit flach gebaufem
Boden nicht tragen können; seine Ufer sind wenig er-
höht, aus Sand und runden Kieseln gebildet und mit eini-
ger Vegetation bekleidet.
„Kaum waren wir von diesem Ausflug nach unserem
Lagerplatz zurückgekehrt, als sich am anderen Ufer des
Flusses ein Elephant zeigte. Die Erscheinung dieses
friedliehen Bewohners des Uunene-Flusses erregte einen
grossen Tumult in unserem kleinen Bivouak und sogleich
passirten sechs Personen von unserer Gesellschaft den Fluss
mittelst einer Furth, um Jagd auf ihn zu machen. Der
Übergang war nicht ohne Lebensgefahr wegen der Kroko-
dile, die in Menge in dem Fiusse vorkommen. Einige
dreistere Jäger schossen ihre Flinten ziemlich nahe bei
dem Eleplanten ab, aber dieser verfolgte seinen Weg,
ohne die geringste Notiz von seinen Verfolgern zu neh-
men, durchschritt den Fluss und entfernte sich am roch-
ten Ufer nach «dem Inneren, indem er von Zeit zu Zeit
seine ungeheueren Ohren schüttelte, ala ein Zeichen, dass
die Musik der Kugeln ihm fremdartig und unangenehm sei.
„Am 14. November um 4 Uhr Morgens gingen wir
längs des rechten Ufers stromaufwärts, indem wir bei je-
dem Schritt an der einen oder andern Seite des Flusses
grosse Haufen Holz und dicke Baumstämme fanden, ähn-
lich denen, die wir an der Meeresküste gesehen hatten.
Die Ufer erhoben sich allmälig mehr und mehr und der
Fluss verengte sich, ohne.dass jedoch sein Lauf unterbro-
chen wurde; aber nach zwei Stunden Weges trafen wir
grosse Wasserfälle au. Das linke Ufer wird hier von
hohen Sanddünen, das rechte von senkrecht abgeschnitte-
nen Granitfelsen gebildet, wesshalb wir genöthigt waren,
uns ein wenig vom Ufer zu entfernen und 4% Stunden
weit zu marsehiren, che wir zum Fluss zurückkehrten.
Dieser zweitägige Marsch war beschwerlicher als alle frü-
heren, besonders für die Träger, weil das Erdreich durch
tiefe, bald quer verlaufende, bald gewundene Schluchten
zerschnitten war, Dn es an- diesem Tage nicht möglich
war, noch weiter vorzudringen, s0 gingen wir an den
Fluss, um an seinem Ufer einen Ort zum Nachtlager aus-
zuwählen. Wirklich fanden wir einen angenehmen und
pittoresken Punkt, ziemlich reich an Vegetation, die grüss-
ten Theils aus Cedern, jedoch von viel geringerer Grüsse
als die Europäischen, bestand. Die Ufer sind hier ein
wenig flacher und bilden besonders an der rechten Seite
einen leichten Übergang, während jedoch der Fluss auch
hier mit grossen Felsen besetzt ist und an dem linken
Ufer die Sanddünen ohne Unterbreehung sich fortsetzen,
An diesem Orte trafen wir eine grosse Menge Elephanten-
mist, vermischt mit dem von Zebra's, Rehen, Fichsen,
Affen und Löwen. Die Richtung des Flusses ist NO.4 W.,
„Am 15. November setzten wir bei grossem Mangel an
Lebensmitteln und ohne Hoffnung, Jagdbeute irgend einer,
Art zu erlangen, den Marsch fort. Da uns die brennende
Hitze drückte, machten wir schon um 9% Uhr Halt, um
suszuruhen und den Rest unseres Wildprets zu frühstü-
cken, mit dem festen Entschluss, zurückzugehen und die
51*
414 Notizen.
Bai in kürzester Zeit zu gewinnen, um nicht in einem
Lande, wo sich keine Spur von Menschen finden liess, in
Hungersnoth zu gerathen. Glücklicher Weise zeigte sich
während unseres Ausruhens ein Elephant mit seinem Jun-
gen in weniger als Schussweite. Einer der Soldaten, die
uns begleiteten, schoss das Junge in die Schultergegend;
sogleich wurde es von sechs Personen herbeigebracht, ge-
öffnet, ausgeweidet und in Rationen getheilt. Es wog
7 Arroben (& 32 Pfd.), obgleich es erst neugeboren wer,
was sich daraus erkennen liees, dass es nichts als Milch
in seinem Magen hutte. Ich liess sogleich einen Theil
des Fleisches kochen und braten, und ich kann ver-
sichern, dass es vortrefflich war. Kurz darauf verfolgten
wir ziemlich befriedigt unseren Weg. Der Anblick des
Landes, welches wir durchzogen, blieb immer derselbe,
mit dem Unterschiede jedoch, dass sich die Vegetation
ınehr entwickelt zeigte und dass die Spuren von verschie-
denen 'Thieren, besonders von Elephanten, in grüsserer
Menge vorkamen, was uns glauben machte, dass tiefer im
Innern au den Ufern des Flusses grosse Elephantenheer-
den sich finden, die zu gewissen Zeiten des Jahres längs
des Ufers hinabziehen. Von der Mündung des Flusses
bis zu dem Punkte, den wir erreichen konnten, eine Ent-
fernung, die wir auf 21 Meilen berechneten, trafen wir
acht Elephanten, die alle nach dem Innern des Landes
zogen.
„Bis zu diesem Punkte hat der Fluss gar keine Wich-
tigkeit, er ist schr schmal, gewunden und voll Wasser-
fälle, daher unschiffbar; denn selbst wenn die Fälle besei-
tigt würden, was nicht unmöglich wäre, so würde doch
der Fluss an seiner Mündung nicht frei zu machen sein,
weil das linke Ufer von grossen Sandhügeln gebildet ist,
welche leicht durch die Gewalt des Flusses fortgeführt
und bei starken Strömungen nahe an der Mündung, wo
der Fluss seichter und sein Lauf langsamer ist, abgelagert
werden. Ob er an irgend einem Punkte schiffbar ist, wis-
sen wir nicht, eben so wenig, wie weit entfernt uns die
Volkestimme blieben, die an seinen Ufern wohnen. Was
wir entdeckten, war eine ziemlich hohe Gebirgskette in
der Richtung von Norden nach Süden, die wir nicht hät-
ten übersteigen können, da wir mit wenig oder keinen
Mitteln für eine solche Reise ausgerüstet waren. Aber
weil unsere Mission eine andere und bereite vollendete
war, 50 zogen wir am 16. November nach der Gros-
sen Fischbai zurück, in der Richtung NW.4N., wo wir
am anderen Tag um 10 Uhr Morgens ankamen, nachdem
unsere Landreise zu Fuss einige 30 Meilen betragen hatte.
Bald darauf schifften wir uns ein und um 1 Uhr Nach-
mittags am 18, November warfen wir Auker in der schö-
nen Bucht von Mossamedes.,
„Schon lässt sich das Resultat dieser Expedition wahr-
nehmen. Mehrere Einwohner von Mossumedes, die ge-
wohnt sind, in der Wüste Handel zu treiben, machen sich
fertig, um einen Ausflug zu Lande nach den Ufern des
Cunene zu machen, wo man sicherlich eine neue Quelle
des Reichthums für den Handel der Niederlassung finden
wird, wenn man in freundschaftliche Handelsverbindung
mit dem Volke jener Gegend tritt. Diess würde dann
die Folge haben, dass jenes Volk künftig persönlich zum
Handel nach Mossamedes käme, nach dem Beispiel der
“
'ülkerstämme von Gamba, Huilla, Jau, Humputa, Quillen-
gues, Humbe, Kamba, Mulonde u. # w.”
Aus den Briefen des Süd-Afrikanischen Reisenden Prof.
Wahlberg. — Als die Nachrieht von dem Tode des vor-
trefflichen Schwedischen Naturforschers und Reisenden
Prof. Wehlberg bekannt wurde, dessen nähere Umstände
von uns ausführlich mitgetheilt worden sind), hofften wir
zuversichtlich, sein, wie man sagt, mit grosser Sorgfalt
geführtes Tagebuch, seine auf astronomische Beobachtungen
basirten Karten nebst landschaftlichen Ansichten, Grund-
rissen von Kraalen, Portraits u. »,. w., die er ulle auf
seinen letzten Reisen am Ngami-See mit sich führte, wür-
den nach Europa gebracht und daselbst veröffentlicht wer-
den. Von seinen ausgedehnten Forschungen im südöst-
lichen und südwestlichen Afrika ist nur äusserst wenig
bekannt geworden und selbst seine reichen zoologischen
Sanımlangen sind noch keiner wissenschaftlichen Bearbei-
tung unterzogen worden. Aber jene Hoffnung schwindet
mehr und mehr, es scheint fast, als seien die sämmtlichen
von Wahlberg hinterlasseriren Papiere verloren gegangen,
und wir sind hinsichtlich seiner Reisen und Forschungen
fast ausschliesslich auf die kleine, in Schwedischer Sprache
abgelasst® Arbeit von Prof. Dr. Gustav v. Düben: „Johann
Angust Wahlberg, ein Gedächtnissblatt von G. v. D.”, an-
gewiesen, der mit grosser Sorgfult das Interessanteste und
Werthvollste aus den Briefen Wahlberg’s und persönlich
von diesem erhaltenen Nachrichten zusammengestellt hat.
Eine Deutsche Übersetzung eines Theiles dieser Arbeit
brachte, wie wir früher erwähnten, die „Zeitschrift für
Allgemeine Erdkunde” (1857, April), sie umfasst aber
nicht den füst eben so umfungreichen Anhang, der alles
briefliche Material enthält, das nicht schon in die Bio-
graphie aufgenommen worden war. Da wir nun kaum
auf eine vollständige Herausgabe der Wahlbergischen
Schriften zu hoffen wagen, seine Forschungen aber- in
mehrfacher Hinsicht von der grüssten Wichtigkeit sind,
30 wird es, wie wir glauben, unseren Lesern nicht uner-
wünscht sein, wenn wir aus jenen, in Deutscher Sprache
noch nicht veröffentlichten, Briefen die interessantesten
Stellen hervorheben. Wir benutzen dabei eine von Dr.
©. F. Frisch in Stockholm uns gütigst eingeschickte Über-
setzung der v. Düben’schen Arbeit.
Jagd auf Flusspferde; Büffel, Elephanten u. s. w. in
Natal,. — (Port Natal, den 21. Dezember 1839.) — Neu-
lich erhielt ich meine erste Warnung, bei der Jagd auf
die grösseren Thiere besonders vorsichtig zu sein. Ich
war nämlich in der Gesellschaft eines der Bauern (Hol-
ländischen Ansiedler) auf einer Jagdfahrt an dem gewal-
tigen Tugela-Flusse, drei Tagereisen nördlich von Port
Natal, der Grenzscheide zwischen den Gebieten der Emi-
granten und des Dingsan (des früheren Häuptlings der
Sulu-Kaffern). Der Fluss wimmelte von Flusspferden, 20
bis 30 zeigten sich,auf einmal; doch waren sie so scheu,
dass sie nur die äusserste Nasenspitze in die Höhe streek-
ten, um Luft zu holen. Wir bombardirten sie vergeblich
1) 8. Geogr, Mittb. 1857, 83. 207—209.
N
aus einem kleinen flachen Boote. Hierauf erlegten wir
zwei Büffel, von dönen ich mit vieler Mühe dem einen
die Haut abzog. Wührend ich mit der Büffelhaut be-
schäftigt war, wurde der Bauer, welcher der Blutspur
eines verwundeten Büffels folgte, von diesem angegriffen
und hoch.-in die Luft geschleudert, wobei er eine tiefe
Wunde im Rücken erhielt. Ich verband ihn, so gut ich
konnte, und transportirte ihn sogleich nach Hause, doch
starb er nach zehn Tagen trotz der herbeigerufenen ärzt-
lichen Hülfe. Auf einer Exkursion an den Umkama-Fluss,
im Süden von Port Natal, hatte ich das Glück, zwei Büf-
fel und einen Hippopotamus zu Gesicht zu bekommen
und zu verwunden, aber leider entkamen sie alle. Damals
sah ich auch einen Trupp von zehn Elephanten, ein höchst
respektables Thier, welches hier für das geführlichste von
allen gilt). Ein alter männlicher Elephant mit langen
Zähnen, erhobenem Rüssel und klappenden Ohren stand
an der Spitze. Gewiss erhalte ich Gelegenheit, die Prä-
paration der Häute von diesen drei Riesen der Thierwelt
zu versuchen, ob sie aber gelingen wird, das ist sehr
problematisch und hängt hauptsächlich von dem günstigen
Wetter ab. In dem Umsinto-Flusse, etwas weiter südlich
als der Umkama, schoss ich ein kleineres Krokodil, doch
konnte ich es nicht erhalten, weil viele andere hie und
da ihre Häupter erhoben und so gefürchtet waren, dass
Niemand es wagen wollte, in den Fluss hinaus zu schwim-
men. Als ich an dem Ufer des Flusses eine kleine Art
des Ichneumön verfolgte, der mir entkam, hätte ich bei-
nahe auf einen ansehnlichen Python getreten, welcher
ganz still lag und sich sonnte. Ich trat leise ein Paar
Schritte zurück und gab ihm einen ansehnlichen Hagel-
schwarm. Jetzt suchte er in den Fluss zu entkommen
und war schon halb im Wasser. Da gab es denn kein
anderes Mittel, als ihn beim Schwanze zu ergreifen und
auf diese Art ans Land zu ziehen. Nur einmal suchte er
sich zu vertheidigen, übrigens nur zu entkommen. Er
war 15 Fuss lang. Auch habe ich in der Gesellschaft des
Dr. Kraus und eines dritten Mannes fünf Stück von der-
selben Schlangenart in der Nähe von Port Nutal aufge-
graben. Wir hatten ein schweres Tagewerk, aber auch
Lohn für unsere Mühe. +» Sie hielten sich in einem alten
Oryeteropus-Neste auf, und als wir auf den Boden dessel-
ben hinab kamen, fanden wir sie anf einander liegend.
Sie wurden mittelst eines Tuuendes herausgezogen, vier
derselbeu erschlagen und eine lebendig in einem Sack
nach Hause gebracht. Zwei, von 12 und 9 Fuss Länge,
kamen auf meinen Antheil. Die Art ist von schr un-
schuldiger Natur. — Von Fischen hoffe ich eine kleine
Sammlung aus dieser Bai zusammenbringen zu künnen.
Der Flussfische sind sehr wenige, weil die Flüsse in der
troeknen Jahreszeit fast ganz austrocknen. Krabben giebt
es hier in anschnlicher Menge und ich habe schon bei-
nahe 30 Arten gesammelt, Meerschnecken 45 bis 50 Ar-
ten. Die Insekten sind ziemlich zahlreich; von Pilanzen
giebt es hier eine unendliche Variation, aber ich finde
keine Zeit, mich damit zu beschäftigen.
N) Auch Dr. Livingstone hält den Blephanten für den König der
Afrikanischen Thiere; seine Jagd schildert er als bei weiten gefähr-
lieber als die des Läwen.
otizen. _ 415
Eine neue Affenart. — (Port Natal, den 31. Mai 1841.)
— Seit meinem letzten Briefe habe ich das Glück gehabt,
eine ganze Familie (6 Stück) von der von mir supponirten
neuen Affenart zu erlegen, für welche ich in dem Falle,
dass meine Supposition gegründet sein sollte, den Namen
des Amazulu-Stammes Samängo vorschlage. Diese Affenart
(Cercopitheeus) kommt gewöhnlich familienweise in den
tiefsten Wäldern vor, und gelingt es, den Bäumen, in wel-
- chen sie sich befinden, nahe zu kommen, so kann man
eine ganze Menge, einen nach dem andern, erlegen, denn
da sitzen sie unbeweglich still in dem dichtesten Lanbe
und es glückt ihnen hierdurch auch gewöhnlich zu ent-
kommen. Meistens wird man jedoch schon in der Ferne
entdeckt und da flieht denn der ganze Haufe und ver-
schwindet bald aus dem Gesichte. Ich schlich leise auf
einer frischen Elephantenspur dahin und überraschte so
die erwähnte Affenfamilie. Der Balg ist einer dor ge-
schätztesten bei dem Amazulu-Stamme und bildet den vor-
nehmsten Schmuck der Häuptlinge.
Eine neue Fledermaus-Art.— (Port Natal, den 5. Okt.
1841.) — Vor einiger Zeit erlegte ich zwei Arten Ptoro-
pus, von denen meiner Vermuthung nach die eine neu ist
(vielleicht ein neues Genus); sie hat vier Backenzähne
oben und fünf unten. Ich will erzählen, wie dietes zu-
ging. Man hatte mir mehrmals Flügelstücke und Beine
von diesen Thieren gegeben, die eine Katze gefangen hatte,
und ich beschloss nun zu erforschen, wo sie diese ihre
Beute ertappen könnte. Ich begab mich daher an einem
Abend hinaus in ein Waldthal, wo ich die Katze oft be-
merkt hatte. Nach langem Warten hörte und salı ich die
Thiere im Mondschein unter ihrem schnellen, flatternden
Fluge und bemerkte bald, dass sie nur hierher kamen, um
aus einer Quelle in der Nachbarschaft zu trinken. Sie
schlugen dabei herab und fuhren so dicht an der Wasser-
Hüche vorbei, dass das Wasser rund um sie her spritzte,
ungefähr so, wie wenn die Schwalben sich baden. An-
füangs schoss ich mehrmals fehl, nach und nach aber glückte
es mir, mehrere zu erlegen, besunders nachdem ich auf
den Einfall gekommen war, zwei brennende Lichter in
den Schlamm dicht über, das Wasser zu stellen, #0 dass
die Flammen selbst von Baumstämmen verborgen wur-
den. Die Thiere kamen ohne Furcht vor dem Feuer her-
bei und ich, der ich etwa 20 Schritte davon entfernt
stand, konnte sie mun mit grösserer Leichtigkeit schiessen,
jedoch stets im Fluge. Diese Jagd setzte ich oft bis spät
in die Nacht hinein fort.
Reise über die Drakens-Berge. — (Port Natal, den 15.
August 1842.) — Am 7. Oktober vorigen Jahres brach
ich von Port Natal auf. Wir reisten bis an die Drakens-
Berge durch ein stark eoupirtes Land und der Weg war
in Folge dessen höchst beschwerlich, besonders da cs
meistentheils bergauf ging. Überall herrscht hier sonst
der üppigste Graswuchs, aber so früh im Frühlinge war
das Gras noch selır kurz nach dem Brande, der alljährlich
in den Monaten Juni, Juli oder August angestiftet wird,
da man das an vielen Orten manushohe Gras verbrennt,
Ganze Tagereisen fährt man, ohne einen Baum zu sehen,
und schon hier war ich gezwungen, meine Speise bei ge-
trocknetem Mist zu kochen, der jenseit der Drakens-Berge
416 Notizen.
in weiten Gegenden das einzige Brennmaterial bildet.
Eine Menge Ruinen von Kraalen und Hütten, gemauert
von Steinen, kommen an der östlichen Seite vor; die che-
muligen Bewohner sollen von Amazulu-Stümmen ausgeplün-
dert: und gemordet oder verjagt worden sein. Von der
östlichen Seite bieten die Drakens-Berge (Kuhlamba der
Kaffern) einen wild-schönen Anblick mit ihren hohen,
senkrechten Felsenwänden, über und hinter welchen an
vielen Stellen thurm- und burgähnliche, noch mit Schnee
bedeckte Spitzen sich zeigen. Das Hinaufklettern mit mei-
nem schwer beladenen Wagen kostete mir, nebst Kutscher
und Ochsen, unglaubliche Mühe, um so mehr, als wir auf
der Mitte des Weges und da, wo derselbe sehr schmal
war, an dem Rand eines Abgrandes, einem andern Wagen
begegneten. Hier war kein anderer Rath, als meinen
Wagen zurück und dann etwas auf die Seite zu schieben,
worauf denn unsere beiden Partien ohne Kollision glücklich
an einander vorüber passirten. Nach einer dreistündigen
Anstrengung erreichten wir endlich die Höhe und hatten
von hier aus eine weite Aussicht nach der Seite hin, von
welcher wir kamen, aber nach der anderen begegneten
wilde Berggruppen dem Auge. Hier liess ich einen klei-
nen Vorrath von Holz auf meinen Wagen packen, beste-
hend aus einigen Arten Proteau, dem letzten baumartigen
Gewächse, das wir nun auf lange trafen, denn wenn man
sich von den Drakens-Borgen entfernt, wird das Land im
Westen mehr und mehr flach. Am Rhinoceros-Flusse trifft
man wieder die ersten Akazien in kleineren zerstreuten
Wäldern. Darauf folgt der Vaal Rivier oder Gelbe Fluss,
einer der vornehmsten Zweige des Orange-Flusses. Er ist
ansehnlich breit, doch bei meiner Passage war er nicht
mehr als 2 bis 3 Fuss tief; in der Regenzeit ist er oft
mehrere Monate unfahrbar. Hierauf kommt der Schöne
Fluss, Moiie Rivier der Emigranten; dieser hat seinen
Namen davon erhalten, dass sein Wasser fast in derselben
Hühe mit seinen Rändern fliesst, wodurch dasselbe leicht
zur Bewässerung der Felder abgeleitet werden kann. Er
entspringt aus zwei starken Quelladern und wirft sich nach
einem kurzen Laufe in den Vaal Revier. Die Emigranten
gedenken hier am Moiie Revier eine Stadt anzulegen und
einige wenige Häuser sind schon fertig).
Der Stamm der Basuto. — Jenseit des Krokodil-Flusses
besuchte ich den Basuto-Häuptling Mammakali in seinem
* Kraal. Der Basuto-Stamm ist offenbar eine Kaffernart, denn
Gesichtszüge und Körperbildung sind gleich. Er bewohnt
einen anschnlichen Landstrich im Westen der Drukens-Berge,
beinihe von der Kap-Kolonie an. Im Westen wird der-
selbe begrenzt von den Koranas und Betschuanas, wie weit
er sich aber gegen Norden erstreckt, ist mir noch nicht
bekannt. Er steht unter einer Menge kleinerer, von einan-
der unabhängiger Häuptlinge, ist im Ganzen, von friedlicher
Gesinnung und diese ihre Gemüthastimmung kann man
sogleich vorhersagen, wenn man ihren Tanz gesehen und
ihren Gesang gehört hat, welche sich von denen des krie-
gerischen Amazulu - Stammes unterscheiden wie der Tag
von der Nacht. Der Tanz besteht nümlich in einer graziö-
N) Jetzt die Stadt Potschefstrom, Hauptort dor Trans-Vaal’schen
Republik.
sen Bewegung der Arme, wobei sie sich rund umdrehen
und Jeder für sich zu agiren scheint. Der Gesaug hat
einen langsamen Takt, wird oft verändert zu einem ge-
schickten Pfeifen und meistens akkompagnirt von einem
taktmässigen Sehnippen mit den Fingern. Die Männer
tragen einen schmalen ledernen Gürtel, der dicht an die
Lenden anschliesst und hinten mit einem abgerundeten
Schosse verschen ist; über die Schultern werfen sie eine
grössere Thierhaut als Mantel, welche bis auf die Knie-
beuge hersbhängt, die Haarseite nach Innen und der
Schwanz zwischen den Schultern hangend. Einige haben
Mützen oder Hüte auf den Köpfen; letztere sind kegel-
fürmig, gewühnlich von der Haut der Antilope taurina.
Einige lassen das Haar lang wachsen und streichen es
daun von der Stirn gerade in die Höhe, oder sie rasiren
auch ein Paar Zoll rund um die Haargrenze ab. Unter
die Fisse binden sie Sandalen; der Riemen, welcher diese
festhält, geht zwischen der grossen Zehe und der darauf
folgenden hindurch, wodurch diese weit von einander ge-
trennt werden, Ihre Waffen sind die gewöhnlichen Asse-
gaien, Kiris oder Wurfkeulen und Äxte von verschiedener
Form. Um den Hals tragen sie verschiedene Zierrathen,
welche oft aus den fetten und stinkenden Gedärmen des
Wildprets bestehen; dergleichen benutzen sie auch als Arm-
bänder, Einst sah ich einen meiner Basutos seine Toilette
auf folgende Weise machen: Wir trafen das Skelet eines
von einem Löwen gefüllten Elands und er zerschmetterte
mit einem Steine die Beinknochen, nahm das fürchterlich
stinkende Mark heraus und beschmierte damit seinen gan-
zen Leib, besonders aber die Haare, so dass es von den
Fetttropfen glänzte und der Gestank beinahe unausstehlich
war; bald darauf fanden wir ein Bienennest, und nachdem
wir uns an dem Honig satt gegessen hatten, schmierte er
den Rest ebenfalls in die Haare und sagte nun, so sei er
recht in Ordnung, um mit Glück die Gunst bei den Schö-
nen seines Stammes suchen zu können. Die Sprache der
Basuto stimmt in vielen Wörtern mit der des Amazulu-
Stammes überein, unterscheidet sich jedoch von derselben
durch die Menge der R, welche darin vorkommt, welcher
Buchstabe in der Zulu-Sprache selten ist. So sagt z. B,
ein Zulu Mafuta (Fett) und ein Basuto Mafura, ein Zulu
Pisi (Hyäne) und ein Basuto Piri; der grösste Theil ist
aber dennoch verschieden, obgleich man sich ihnen ver-
ständlich machen kann mit der Zulu-Sprache, welche Viele
kennen ).
") In einem Vortrag des Prof, A, Retzius, publieirt in den Ver-
handlungen der Akademie der Wissenschaften zu Stockholm 1845, Nr.
10, 88. 245— 253, Anden sich noch weitere, von Wahlberg an Betzius
mitgetheilt« Angaben über die Basuto, aus denen wir Folgendes entuch-
met; „Die Basutos bewohnen das Innere des Hochlandes an der west-
liehen Seite der Drakens-Borge, nämlich die oberen Flunsgebiete des
Gariep und Limpopo. Sie bestehen aus einer Menge kleiner, schwacher
Horden oder Staaten mit verschielenen Namen. Die südlichsten Stämme
sind bekannt unter dem Namen Betschwanen, die närdlichen werden von
den Holländischen Kolonisten Makkatees, wahrscheinlich einerlei Name
mit Mantatees, gennmnt. Sie selbst benennen sich nur nach den ver-
sehledenen Horden. Basuto oder Abasuto worden sie von den Küsten-
kaffern genannt. Dieses bedgutet in der Amazuiu-Sprache „diekbäuchig”*
und auch „Magengürtel”, denn die Basutos tragen zum Unterschiede
von den Küstenkaffern Gürtel und sind bekannt wegen ihrer grossen
Gefrässigkeit. An Körperwuchs, Gesichtsrügen und Hautfarbe gleichen
sie den Küstenkafere. Da sie indess grössten Theils Gegenden bewoh-
Notizen.
Merkwürdige Salzlache nördlich vom Krokodil-Flusse,
Doch ich komme auf meine Reisetour zurück. Noch ein
Paar Tagereisen hatten wir einen gebahnten Weg, nämlich
zu der hier belegenen Salzpfınne, von welcher ein Theil
der Emigranten Salz holt. Ein ziemlich hoher, isolirter,
bewäldeter, abgestumpfter Berghügel erhebt sich aus der
waldigen Ebene, und ist man bis an den Rand desselben
nen, in denen sie der Kälte, dem Misswachs und dem Mangel jeder Art
ausgesetzt sind, so fohlen ihnen im Allgemeinen die Züge von Wohl-
befinden, Kraft und Muth, welche ihre von Natur bewer bedachten
Stammrerwundien auszeichnen. Dasu kommt noch, dass ihre Haut oft
von grossen Narben beileckt ist, welche sie sich dureh eine allzu kühne
Annäherung an das Feuer gebolt haben. Sie entstellen ihr Gesicht mit-
telst einer groben Tättowirung über der Nasenwurzel und an der Stirn,
so wie auch um die Wangen, wo sie einen herrorstehenden Hautknor-
pol über den beiden Jochbeinen bilden. Der Haarputz ist verschieden
von dem der Küstenkaffern, er ist auch unter den Basutoa verschieden
bei den einzelnen Horden, Ein Theil trägt das Haar 6 Zoll lang,
nach hinten zuräckgestrichen,, mit Fett eingeschmiert und roll behängt
mit Zierrathen. Die Meisten rasiren den grüssten Theil des Haares
und lassen nur ein kleineres Fuld auf der Scheitelläche mit kürzeren
Haaren bewachsen. — Hinsichtlich des Charakters sind die Basutos,
ungleich den Küstenkaffern, feig und friedlich und zeigen etwas mehr
Achtung gegen die Weiber, mit denen sie die Arbeit theilen! Übrigens
können Fremde sich auf ein erhaltenes Versprechen nicht eben verlas-
sen, im Gegmmtheil die Buasutos sind unzuverlässig und lügenhaft. Sie
treiben gleich den Küstenkaffern Ackerbau, Viehzucht und Jagd, bauen
aber mehr Kafferkorn an und weniger Mais, so wie übrigens Kürbisse,
Wassermelonen, Bohnen, Zuckerrohr, Tabak und Hanf; den letzteren
raucht man wie Tabak, Ihr Vich beatoht vorzugsweise aus Schafen
und Ziegen, »o wio aus einer geringen Anzahl grösseren Hornviehs. Die
Basutos verstehen, wie die Küstönkuffern, aus Ergen Metalle zu bereiten
und schmieden ziemlich allgemein Eisen und Kupfer. Die Beschneidung
ist bei ihnen allgemein gebräuchlich. — Die Basutos bestehen aus vie-
len kleinen Horden, von denen Herr Wahlborg die Namen folgender
kennt: Damaras, Briguas oder Matlupins, Barolong (Preisnams Matlou,
Elephanten), Maknatlıla (Preisname Makabo, Meerkstze), Makoäns (Kro-
kodil}, Mahapoanari (Nari, Büffel), Mataghalu (Örycteropus), Mahbu-
ratzi (Majeni, Pavian}, Mapooti (Antilope mergens), Amosoätla (Mabi-
nakula, Flusspfard), Tamahas gung Mapulana, Makoali, Mabi-
nanvongo (Stachelschwein), Über jeden dieser Stämme regiert ein
unumschränkter Fürst, Enkosi (König) gennont, versehen mit einem
Hofstaate, mit Dienern und höheren und niederen Beamten. — Die
Basuto-Sprache ist nahe verwandt mit der Sprache der Küstenkattern,
obgleich sie im Redensarten und Wortformen so sehr ron einander ab-
weichen, dass der Küstenkaffer os gewöhnlich erst nach mehreren Mo-
naten lernt, sich dem Basuto verstäindlich zu machen, und umgekehrt.’”’
Wir haben hierbei zu bemerken, dnss die Basuto, im Gegensatz
zu Wallborg’s Ansicht, allgemein zu den Betschuanen gerählt werden,
wie auch neuerdings wieder von Dr, Liringstone und dem Franzäsischen
Missionär Früdoux zu Motita (Bulletin de la Soeiöt# de Göogruphie
1857, November). Dr. Livingstone sagt (Missionarr Travels and Kerear-
ches, ete. p. 202): „Die Bakoni- und Besuto-Abtheilung enthält im
Süden alle jeno Stämme, welche Moscheseh als ihren obersten Häupt-
ling anerkennen; unter ihnen finden wir die Betan, Haputi, Makoläkue
ws. w. und einige Bergbewohner auf der Maluti-Kette, die einst Kan-
nibalen gewesen sein sollen. Die Bakoni, nördlicher ala die Basute,
eind die Batlou, Baperi, Bapö und rin anderer Stamm der Dakuena,
Bamosetla, Bamapela oder Balakz, Babiriri, Bapiri, Bahukeng, Bat-
lckun, Baakhahela u. #. w., die alle reichlich mit Regen rarsorgt sind
und grosse Mengen Gutreide bauen. Von ihrem Fleissse leben die ent-
fernteren Borren.”
In Berug auf die Beinamen der Stämme, Wahblherg’s Preisnamen,
sagt Liringstone (a. a. O. Kap. I}: „Die verschiedenen Betschnann-
Stümme werden nach gewissen Thieren genannt, was auf eine frühere
Anbetung der Thiere, wie im alten Ägypten, hindeutet. Bukatla heisst
„die des Affen”, Bakuenas „die den Alligator’, Batlapi „die des Fi-
sches”. Jeder Stamm hat eino aberglüubische Furcht vor dem Thiere,
nach dem er benannt ist, er isst niemals dessen Fleisch.” Andere
Beispiele solcher Beinamen siche „Googr. Mittheilungen” 1858, Hoft II,
8, 53, A. P.
5
417
hinaufgokommen, so zeigt sich in einer ansehnlichen Tiefe
ein ungeheures rundes Wasserreservoir, an allen Seiten
von hohen, bewaldeten Rändern umgeben. Das Salzlager
liegt an den Ufern, ein Pasr Fuss tief, bedeckt von Schlamm
und Wasser, wird aber nach Aussen tiefer und tiefer be-
deckt, so dass nach der Versicherung der Eingebornen vor
einigen Jahren ein von ihnen gejagter Elephant, der seine
Zuflucht dorthin nahm, in dem Schlamme verschwund. Ich
hatte einen Himantopus melanopterus im Flügel verwundet
und verfolgte denselben und wäre bei dieser Gelegenheit
beinahe selbst dort stecken geblieben; doch gelang es mir,
mich herauszuarbeiten und zwar ganz mit Schlamm bedeckt
und unerkennbar.
Rhinoceros und anderes grösseres Wild heider Salzlache. —
Sowohl Rhinoceros Africanus ale Rhinoceros simus sind hier
sehr allgemein. Einst schoss ich einem ungeheuern Rhi-
noceros simus das Rückenbein ab. Er stürzte augenblick-
lich und jetzt begann er einen der fürchterlichsten Todes-
kämpfe, unter welchem ein wässeriger, blutgefärbter Schweiss
in grossen Tropfen von der Haut des Leidenden, die bren-
nend heiss war, herunterllos. Zwei Kugeln beendigten
seine Schmerzen. Sobald ein grüsseres Wild erlegt ist
und man sich entfernt, sieht man, wie sich aus allen Him-
melsgegenden und von einer ungeheuern Hühe die Aas-
vögel versammeln, obgleich man zuvor vielleicht keinen
einzigen entdecken konnte. Zuerst setzen sie sich auf
die nahe stehenden Bäume, darauf kommen sie allmilig auf
die Erde herab und nahen in schnellem Laufe, Alle Arten
halten sich bei einander auf. Wenn sie aus den Wolken
herabschiessen, so strecken sie die Beine aus und sinken
mit etwas zusommengelegten, stille stehenden Flügeln
wiegend in sausender Fahrt herab, wofür hier der tref-
fende Ausdruck angewendet wird: „Der Aasvogel fällt”.
Eine Quaggs oder ein Wildebeest ist innerhalb einer
Stunde so verzehrt, dass nur das Skelet und einige Stücke
von der Haut übrig sind. Die Haut des Nashorns ist ihnen
zu stark; haben jedoch die Hyänen nur erst eine geringe
Öffnung bearbeitet, so geht das Skeletiren rasch vorwärts.
Giraffen erschienen öfters in Trupps von 10 bis 15 Stück
und weideten die Gipfel der Bäume ab. Ihren überaus
schwerfülligen Lauf hört man in bedeutender Ferne. Die
wehrlosen Thiere in dem bewaldeten Theile des Landes
halten sich gewöhnlich in grösseren Heerden bei cinnnder,
wodurch sie unter den Bäumen und Gebüschen um so
leichter durch ihre verschiedene Grösse einen aunähernden
Feind entdecken, und scohald das Eine die Gefahr zu er-
kennen giebt, ist augenblicklich die Flucht allgemein. Eine
Vorsicht, die man sorgfältig beobachten muss, ist die, dass
man sich unter dem Winde nähert, denn sie besitzen
sümmtlich einen ungemein feinen Geruch. Unter den Vö-
geln -giebt.es ebenfalls viele, die den Anblick des schlei-
chenden Schützen durch ein eigenthümliches, den Süuge-
thieren ebenfalls verständliches Geschrei zu erkennen geben;
die ürgerlichsten derselben waren in dieser Gegend: Chara-
drius coronatus, Ploupaner Mahali, Chizzohi concolor u. ». w.
Die rankende Secbohne. — {Port Natal, den 28. Mai
1843.) — Am 20. August 1842 brach ich von Port Natal
auf, um in das Amazulu-Land einzudringen. Jenseit des
Tugela, am Umlalaas-Flusse, hatte ich das Glück, die in
der Kap-Kolonie allgemein bekannte Secbohne zu finden,
418
welche man oft genug am Meeresufer ungeschvemmt findet
und von welcher der gemeine Mann glaubt, dass sie in der
Tiefe des Meeres wachse. Sie kommt hier vor in den dun-
keln und schlammigen, hauptsächlich von Rhizophoren und
Feigenbäumen gebildeten Hainen, welche den Fluss umge-
ben, und schieest aus einem im Durchmesser oft 2 Fuss
dicken Stamm, ihre ungeheuren spiralföürmigen Ranken von
über 250 Fuss Länge nach allen Richtungen divergirend
sehräge nach oben, bis sie die Kronen der höchsten Bäume
und das Tageslicht erreichen, woselbst sie ihre im Ver-
hältniss zu der riesenhaften Frucht kleinen und feinen,
gelblich-grünen Blüthen ansetzen. Jene besteht nämlich
oft in einer 44 Fuss langen Erbsenscheide, welche bisweilen
17 Samenkörner enthält. Oft zwischen den Baumwurzeln
bis an die Kniee in den Sumpf herabsinkend, mit Mühe
auf die äussersten Gipfelzweige der hohen Büume kletternd
und hier hin- und herschaukelnd gelang es mir, Blüthen und
Früchte zu erhalten. Sollte wohl nicht dieses Gewüchs,
das ganz gewiss auch in anderen Gegenden von Afrika
bekannt ist, eins der am weitesten von seiner Wurzel
entfernt existirenden sein? Wenn nämlich der Durchmesser
des Umfangs, den es einnimmt, oft 500 Fuss beträgt und
man sich seine spiralfürmig gewundenen Ranken in gerader
Linie ausgestreckt denken will, so wird man wohl fast
eine Länge von 1000 Fuss erhalten, welche von wenigen
- Vegetabilien erreicht werden dürfte.
Dr. W, Bleeks Untersuchungen über die Beziehungen
zıcischen Hottentotten und Kafır. — Durch nenere Forschun-
gen der Missionäre in Süd-Afrika hat sich bekanntlich
herausgestellt, dass die Sprache der Hottentotten zu dem gros-
sen Indogermanischen, Semitischen und Ägyptischen Sprach-
stamme gehört, dass mithin eine Verwandtschaft der Vöül-
ker im Südwesten und Nordosten von Afrika besteht. Ob
das Räüthsel, wie die Hottentotten in ihre jetzigen Wohn-
sitze gelangten, jemals vollständig gelöst werden wird, ist
zweifelhaft, man hat aber wenigstens angefangen, sich
ernstlich damit zu beschäftigen. Ein Versuch, Spuren
diesee Stammes in nordöstlicher Richtung bis nach Abes-
sinien zu verfolgen, ist in dem Aufsatz über die Hotten-
totten-Stämme und ihre geographische Verbreitung im zwei-
ten Hefte dieses Jahrganges der „Geogr. Mittheilungen”
gemacht worden; weitere Belege für die Annshme einer
Wanderung der Hottentotten von Nordost nach Südwest
enthält eine höchst interessante Abhandlung des Dr. W,
Bleek, des bekannten Afrikanischen Forschers, in „The Cape
Monthly Magazine” vom April und Mai 1857. Wührend
seines Aufenthaltes unter den Kafr in Natal und dem
Sulu-Lande hatte Dr. Bleek die Beobachtung gemacht, dass
sich manche Hottentottische Wörter und besonders einige
ihrer eigenthümlichen Schnalzlaute in die Kafir-Sprache
Eingang verschafft haben. Dieser Umstand, zugleich mit
vielfachen Analogien in den Sitten und Gebräuchen, den
religiösen Anschauungen, der Konstruktion der Hütten, der
Bekleidung, dem Verhältuiss der Frau zu dem Manne
u. s. w. zwischen beiden Völkern, brachte ihn zu der An-
nahme, dass die Kafir, deren sprachlicher Zusammenhang
mit den Negervölkern Central-Afrika’'s ausser Zweifel steht,
in langlauernden Kriegen die Hottentotten aus ihren frü-
Notizen.
heren Wohnsitzen nach Südwesten verdrängt haben, wobei
sie allmälig Manches von den unterworfenen Stämmen an-
nehmen mussten, Nachdem Dr. Bleek eine Menge interes-
santer Einzelheiten über Analogien und Unterschiede der
beiden Nationen beigebracht und in Beziehung auf das
Verhältniss zwischen Hottentotten und Buschmännern wahr-
scheinlich gemacht hat, dass beide zwar ursprünglich zu
Einem Volke gehörten, aber, Jahrhunderte lang von einander
getrennt, manche Verschiedenheiten- annahmen, fasst er das
Resultat seiner Untersuchungen in folgender Weise zu-
sammen.
1. Durch die meisten Eigenthümlichkeiten, in denen
die Kafir mit den Hottentotten übereinstimmen, unterschei-
den sie sich von ihren nächsten Verwandten, während
diese Eigenthümlichkeiten im Allgemeinen den meisten
oder allen Hottentotten-Stämmen gemein sind. Dass hier
ein fremder Einfluss auf die Kafir-Stümme sichtbar ist,
unterliegt daher keinem Zweifel.
2. Die besondern Charaktere, welche ‚die Hottentotten
und Buschmänner von den übrigen Süd-Afrikanischen Na-
tionen unterscheiden, sind der Art, dass sie die ersteren
an die Völker von Nord-Afrika und West-Asien, wie die
Ägypter, die Semitischen Stämme und ihre weit verbreite-
ten -Nord-Afrikonischen Verwandten {z. B, die Tuaregs,
Gallas u. s. w.), und wahrscheinlich auch an die Indo-Eu-
ropäschen oder Arischen Nationen anreihen.
3. Daraus folgt, dass die Hottentotten von ihren nörd-
lichen Stammverwandten durch das Eindringen von Stäm-
men der Kafir-Fawmilie abgeschnitten wurden, welche wahr-
scheinlich von Westen kamen und die Hottentotien längs
der Ostseite Afrike’s südwärts vor sich hertrieben.
4. Da die Hottentotten und Buschmänner im Allgemei-
nen in Sitten, Gebräuchen, Sprache u. s. w. treu an dem
ursprünglichen Zustand ihrer Race festgehalten haben, so
ist ein Studium ihrer Eigenthümlichkeiten ausserordentlich
wichtig, ja unumgänglich nothwendig, um die vorhistori-
schen Zustände und die nicht aufgezeichnete Geschichte
der mit ihnen verwandten Nationen kennen zu lernen,
und da diese in vielen Fällen einige der ersten und civi-
lisirtesten Nationen umfassen, sollten wir da nicht zu der
Annahme berechtigt sein, dass eich solche Untersuchungen,
in geeigneter Weise angestellt, als von grossem Interesse
für die Geschichte der Menschheit im Allgemeinen erweisen
werden?
Dr. W, Bleek’s Arbeiten in Süd- Afrika; Dr. Liringeione
am Kap. — Aus einem Schreiben des eifrigen Afrikani-
schen Forschers Dr. W. Bleek vom 21. Mai d. T. theilt
uns sein Vater, Prof. Bleck in Bonn, einige interessante
Nachrichten über seine neuesten Arbeiten mit. Er befindet
sich noch in der Kapstadt in der Stellung als Dollmetscher
der Regierung für die einheimischen Sprachen und ist d-
frig mit der Ausarbeitung und dem Drucke eines erläutern-
den Katalogs über die Afrikanische u. #, w. Bibliothek des
Gouverneurs Sir George Grey beschäftigt. Der erste Theil,
die Literatur der Süd-Afrikanischen Sprachen aus dem Ge-
biete der Englischen Oberherrschaft (190 Seiten), war so
eben im Druck vollendet, eben so der nur wenige Seiten
starke Katalog der Papua-Sprachen. Ein Supplement zu
Notizen. 419
dem Australischen Katalog war zum Druck bereit und von
dem Neu-Serländischen Katalog 4 halbe Bogen gedruckt.
Zunächst sollte dann der der andern Süd-Afrikanischen
Sprachen vollendet werden, von dem aber erst ein Anfang
im Manuskript vorhanden wer. Dann sollten die übrigen
Afrikanischen Sprachen folgen, so wie die übrigen Poly-
nesischen und darauf, wenn Zeit und Kräfte es erlaubten,
die Amerikanischen Sprachen. Die Sammlungen Sir George
‚Grey's sind bekanntlich die reichhaltigsten und ausgezeich-
"netsten in ihrer Art und Dr. Bleek konnte daher für seine
speziellen Studien kaum auf ein günstigeres Terrain ge-
stellt werden.
Über Livingstone’'s Anwesenheit am Kap erfahren wir
aus demselben Schreiben: „Die Kapstadt war sehr in Be-
wegung gewesen und Livingstone dort schr geehrt worden.
Mitte Mai war er wieder von der Simon’s-Bai abgefahren,
auf dem Englischen Kriegsdampfer „Pearl”, mit dem er bis
Tete zu kommen dachte. Dort soll das mitgenommene
kleine Flussdampfboot („Ma Robert”, Name von Dr. Li-
vingstone's Frau bei den Betschuanen) zusammengesetzt
und mit demselben der Zambesi so weit aufwärts wie
möglich verfolgt werden. Die Frau Livingstone, Tochter
des berühmten Missionärs Moflat, war auf der Fahrt von
Sierra Leone so krank geworden, dass es für rathsam ge-
halten wurde, sie in der Kapstadt zurückzulassen. Sie
denkt später mit ihrem dort ebenfalls noch anwesenden
Vater durch das Land des Moselekatse nach dem Zambesi
zu reisen, um mit Dr. Livingstone zusammenzutreffen.
„Livingstone”, schreibt Dr. Bleek, „(und ebenso Moflat) hat
weniger das Aussehen eines Missionürs als das eines Flot-
ten-Öffiziers, er trägt Schnurrbart und Mütze mit Gold-
streifen.”
Positionsbestimmungen und FMTöhenmessungen in Texas. —
J. De Cordova stellt in seinem Werke über Texas (Phila-
delphia, 1858) eine Reihe von Positionsbestimmungen und
Höhenmessungen zusammen, von welchen die ersteren von
dem Astronomen Tipton Walker in Galveston, „der be-
kanntlich die’ schönste und vollständigste Reihe astrono-
mischer Instrumente in den Vereinigten Staaten besitzt
und dessen Genauigkeit und Sorgfalt bei Arbeiten dieser
Art von Allen geschätzt sind, die ihn kennen”, eigens für
De Cordova’s Karte von Texas geprüft und arrangirt wur-
den; die letzteren hat Stephen Crosby, Commissioner of
the General Land Offce, sorgfältig compilirt. Es sind fol-
gende:
N, Br. Weatl. I. v. Gr.
Sabine-Pass. . . u. Ba 9 3
Nordöstliches Ende von Galveston ..: m 21 8 v4 m»
Kathedrale von Galveston . . - . +» 29 18 11 4» #8 0
Sarı Luis-Pass . Por | TE TE sn 0
Velanen (Braxoe River) . „0.0. .: 2B8 67 »>» 53 5
Mündung des San Bernard ev N 1 ss 4 83
Paso Caralo . . . 0... 2 19 m 26 23 96
Eapiritu Santo-Inlet . ee, 1: HB 6 3 ss 5ı ©
Aransan-Pas . . ee. 7 BB 5 3 4
Corpus Chriati- Pu . ee acer 97 16 0
Brazos-Santinge . rs 8 0 97 13 15
Mündung des Rio Grande . ner. 25 585 58 9 11 28
San Antonio . . 23 25 18 0 0
Galveston City (uach der Küsten- Ver-
messung) .- « 20 18 17 sa 46 80
Potermann’s RR Mitthellungen. 1858, Heft X.
Hiühe in
Engl. Fras.
Trespulacios, Ecke des steinernen gie mans
Galvestn . . u er 10
Laraca . . ee 24
Guadalupe, an der Mündung d des "Sandies . we ne 50
Houston, . . SE co
Odambus -» >» 2 2 2 eh ea te er.
Gem. : 2 2 2 2 02 m na nr ar 5 a 5 SR
le +5: ae ee ae re en at BO
I ee ee
Sarı Antonio . . aaa ar nn GB
Mündung des Kleinen Wichita ae Kabine cn SDR
Castroville . - » et
Fort Inge . - vn rer Bi
Rio San Pedro, erste Furth . BEE TREE TER NE HF | |
Big Wichita . . ana ner BR
Berg Leona heim Fort Inge » Ei
Vereinigung des südlichen und nördlichen Queliunen (Fork) den
Red River, . . TER A NER 1100
Rio San Pedro, lotste Furth . ER ae BE VE EEE - : |
Howard's Spring - © 2 2 En Rare a DT
Plateau von Texus -» : 2 2 2 2 nn nn BOB
Live-Osk-Üreek . = 00.2 + 381
Quelle des südlichen Quelitunsee des Wed River ara 2450
Liano Estacado B F . 2300-2500
Rio Pecos-Thal . . PETE a rer - 2330-— 2658
Rio Escondido, erste Fürth ea ta a ae, we e
Hohes Platsan jenseits desselben . x 2 2 2 2202020. 3008
Erster Punkt am Rio zu Ce eneenn ER
El Paso. . . . en ee re
Limpio, erste Furth . Era anne
Leon Spring -» > 2 2 2 Hr 0 ernennen 40
Eagle Epring - © > 2 2 0 nm nn nenne HB
FPainted Camp. » + » 2 en en en nennen 6080
Providence-Creek . ve...» 54
Höchster Punkt auf dem Wege usch El Paso een. 5898
Baron J. W. von Müllers Besteigung des Pils ron
Orisaba. — Herr Baron von Müller hat die Güte gehabt,
uns einen ausführlichen Bericht über seine Besteigung des
Orizaba, über welche er bereits im Oktoberhefte 1857 der
Westermann’schen Illustrirten Deutschen Monatshefte eine
kurze Notiz veröffentlichte, zu überschicken, als Antwort
auf die Bemerkungen, welche Prof. K. B. Heller über seine
Höhenbestimmung des Orizaba und Popocatepetl im Jahrg.
1857 der „Geogr. Mittheilungen” 8. 487 gemacht hat.
Obwohl dieser Bericht von grossem Interesse und sehr
lebendig und anschaulich geschrieben ist und auch zahlrei-
che Beobachtungen über Temperatur, Barometerstand, mag-
netische Deklination und Inklination enthält, so konnten
wir ihn doch leider nicht in seiner ganzen Länge aufnch-
men, da er durch die ausführlichen Schilderungen der
persönlichen Erlebnisse eine zu grosse Ausdehnung erlangt
hat. Wir geben desshalb nach eingeholter Erlaubniss des
Herrn Baron v. Müller folgenden Auszug mit besonderer
Berücksichtigung der angestellten Höhenmessungen, da sich
die Bemerkungen des Herrn Prof. Heller lediglich auf diese
Höhenmessungen bezogen und Herr Baron v. Müller über-
diess einen detaillirten Bericht über seine Reisen in Me-
xiko selbstständig herauszugeben beabsichtigt, auf welchen
wir schon bei dieser Gelegenheit die Aufmerksamkeit des
Publikums hinzuweisen nicht versäumen. Auch wird erst
dieser Bericht die vollständigen Elemente der Höhenmes-
sungen enthalten.
Den ersten, missglückten, Versuch, den Pik von Ori-
zaba zu ersteigen, machte Baron von Müller von der Stadt
55
420
Orizaba aus in Begleitung seines Sekretärs Herrn Sonntag,
eines Herrn Dr. St; aus Berlin und des Herrn Malmsjü
aus Schweden, der in Orizaba wohnte. Am 30. August
1856 traten die Reisenden ihren Weg nach dem Berge an,
gingen über die Hacienda de Toquila am Metlatie (Met-
inaue), das Dorf San Juan Coscomatepec, Alpatlahus, Jacale
und den Rancho von Jamape nach dem nordöstlichen Fuss
des Piks und erbauten daselbst eine Hütte, um von da aus
den Gipfel zu erreichen ". Von den bis dahin angestellten
Höhenmessungen werden nur zwei angeführt, die der Stadt
Orizaba nach acht Ablesungen des Green’schen Heberbarome-
ters, verglichen mit korrespondirenden Barometerständen in
Vers-Cruz, zu 1232,5 Meter oder 4360,5 Mexikan. Fuss
und die des Indianer-Dorfes Alpatlahua, ebenfalls mit dem
Green’schen Heberbarometer, zu 1689 Meter oder 5975
Mexikan. Fuss, Am Fuss des Gipfele, wo die Hütte auf-
geschlagen worden, bemerkte Baron v. Müller, „dass seine
beiden Aneroid-Barometer der grossen Höhe wegen auf-
gehört hatten, die Einwirkung des geringeren Luftdruckes
zu zeigen, da sie nicht tiefer als 21 Zoll heruntergehen.
Das Aneroid-Barometer beruht auf dem Prinzipe, dass ein
luftdicht verschlossener, mit Luft von einer bestimmten
Dichtigkeit gefüllter Körper sich ausdehnt, wenn die äus-
sere Luft dünner als die eingeschlossene wird, und sich
zusammenzieht, wenn die äussere Luft diehter ist. Nach
diesem Prinzip hat man ein kleines, luftdicht verschlosse-
nes kupfernes Gefüss mit einem Hebel in Verbindung ge-
setzt, welcher auf eine sehr empfindliche Stahlfeder wirkt,
an der ein Zeiger befestigt ist. Wenn sich das Gefüss
zusammenzieht oder ausdehnt, wird der Zeiger bewegt und
deutet die Grüsse der Bewegung auf einem Zifferblatt an.
Die eingeschlossene Luft korrespondirt mit einem Luft-
drucke von ungeführ 21 Englischen Zollen oder einer Höhe
von circa 10,000 Fuss. Meine Beobachtungen des Instru-
mentes ergeben, daas der Hebel vollständig wirkt, so lange
der Luftdruck 21 Zoll übersteigt, auf Höhen über 10,000
Fuss aber, wo die äussere Luft eine geringere Dichtigkeit
hat, als die im Gefäss enthaltene, scheint der Hebel nicht
mehr durch die Ausdehnung des Gefüsses aflieirt zu wer-
den. Abgesehen davon, dass das Instrument auf grösseren
Hühen als 10,000 Fuss nicht mehr zu gebrauchen ist, fand
ich auch, dass dasselbe nach einem längeren Aufenthalt
in dünnerer Luft in tiefere Gegenden zurückgebracht nicht
mehr funktionirt, sondern dass der ganze Mechanismus ge-
schwächt worden ist. Obgleich nun diese Erfahrung für
die Praxis von erheblichem Nutzen ist, so war mir doch
der Umstand um so unangenehmer, als auch mein Green’-
sches Heberbarometer nur bis auf 23 Zoli getheilt war
und ich mich desshalb uuf trigonometrische Messungen be-
‚schränken musste. Nach den Barometerständen, die ich
zuletzt beobachtet hatte, und einer sorgfältigen Schätzung
dos von da ab erstiegenen Theiles des Berges befanden
wir uns auf einer absoluten Höhe von cirea 16,500 Mexik.
Fuss. Die bei unserer Hütte mit einer Grundlinie von
59,55 Meter angestellte trigonometrische Messung des Piks
mit dem Theodoliten ergab eine Höhe desselben von
") Zur Orientirung ». Tafel 16 des Jahrgangs 1867 dor „Geographi-
schen Mittheilungen””.
- Zoll dicke Schnee- und Eisdecke getrennt waren.
Notizen.
3009 Mexikan. Fuss über dem Niveau des Bodens uuserer
Hütte” )).
- Am Morgen des 4. September wurde die Ersteigung
versucht. Nach langem, mühseligem Klettern auf den
steilen, schneebedeokten Abhängen geriethen die Reisenden
über einen Abgrund, von dem sie nur durch eine wenige
Diese
Gefahr wurde erst erkannt, als Herr Malmsjö bis an die
Arme durchgebrochen war und nur mit Mühe sich wieder
herausgenrbeitet hatte. „Der Blick durch das Loch in die
Tiefe machte uns das Blut erstarren. Vergebens suchte ich
den Boden zu erspähen. Eissiulen und Krystalle erfüllten
die Tiefe; dabei war der Abgrund nicht dunkel, sondern
schien von einer unterirdischen Lichtquelle matt erleuchtet.
Bei späterem Nachdenken schien es mir erst wahrschein-
lich, dass diese Beleuchtung von dem durch die dünne
Schneedecke fallenden Sonnenlichte herrühren mochte. Die
Nothwendigkeit, schnell einen Entschluss zu fassen, entriss
uns unserer Unthätigkeit, die so unheilvoll werden konnte,
und bestimmte uns, unsern Rückzug anzutreten, den wir mit
ausgebreiteten Armen auf dem Schnee liegend sofort durch
Hinabgleiten bewerkstelligten.” Ein eingetretener Schner-
sturm machte einen nochmaligen Versuch unmöglich, und
da sich bei den Herren Sonntag und Malmsjö eine länger
anhaltende heftige Augenentzündung einstellte, so waren
die Reisenden genöthigt, sich nach San Andres zu begeben.
Von San Andres aus unternahm nun Baron von Müller
am 8. September in Begleitung der Herren Campbell, In-
spektor der, Mexikanischen Telegraphenlinien, und G. de
la Huerta aus Puebla die zweite, mit Erfolg gekrönte, Be-
steigung von der Südseite aus, Nach unsäglichen Anstren-
gungen, wobei namentlich die Athmungsbeschwerden aufs
Höchste stiegen, erreichte Baron v. Müller mit einem In-
dianer den Gipfel. „Es war 5 Uhr 40 Minuten Abends,
als ich am Rande des Kraters stand und einen Blick hin-
einwarf. Ich hatte mein Ziel erreicht und konnte von der
Freude darüber belebt einen Augenblick der Leiden ver-
gessen, dann aber stürzte ich bewusstlos nieder und ein
Strom von Blut ergoss sich aus meinem Munde. Als ich
wieder zu mir gekommen war, raffte ich alle meine Kräfte
zusammen, um zu schen und zu beobachten, was möglich
war. Mit dem Azimuth-Kompass bestimmte ich die Form
des Kraters, den genauen Umfang desselben aus der Mes-
sung der Horizontalwinkel mit dem Sextanten zu berech-
nen, konnte ich aber meiner maasslosen Schwäche wegen
eben so wenig zu Stande bringen, als an eine topographi-
sche Aufnahme der unten liegenden Gegenden unter diesen
Y Grundlinie 50,53 Meter.
Station A. Kreis West, Kreis Ost, Kreis Ost. Kreis West.
24° 34° 334° ı2' 24° 33° 834° 13°
38 11 32 5 ı2
Höhe = 25° 11,0’ 25° 10,1"
Marke 352 40 352 28 Pik 248 6 248 10
36 27 47 56 #0
24 13 b6 47 59
Station DB, Kreis Wost
24 28 334 20 Höhe 25° 4'
28 20
Marke 269 52 269 49 Pik 343 30 343 30
37 33 18 18
40 39 30 50
Berechnete Höhe des Piks über der Schnergrenze 3009 Mexikan. Fuss.
Notizen.
Umständen zu denken war. Die Form des Kratersist unregel-
müssig elliptisch, seine grösste Achse liegt von WNW. nach
OSO,, biegt aber etwas mehr nach Süden ab; ihre Länge be-
trägt ungeführ 2500° Meter. Von zwei kleineren Achsen hat
die grössere östliche circa 500 Meter, die kleinere westliche
nur circa 150 Meter. Den ganzen Umfang des Kraters
schätze ich auf 6000 Meter. Dieser grosse Umfang ist un-
erklärlich, wenn man den Berg von unten aus Norden,
Westen oder Südwesten betrachtet, da die Spitze viel zu
klein scheint, um solchem Krater Raum geben zn können;
hier oben aber sieht man, dass sie eine bedeutende Neigung
nach SO, hat, und diess erklärt vollständig die Erschei-
nung. Was man vom Meere, von Vera-Cruz, von Cordoba
und Orizaba für eine ausserhalb des Kraters befindliche
senkrechte Felswand ansieht, ist nichts Anderes als eine
innere Wand des Kraters selbst. Wie furchtbar muss die
Gewalt gewesen sein, welche im Stande war, diese unge-
heuern Massen empor zu heben und zu zersplittern, zu
schmelzen und aufgethürmt zu halten, bis sie erstarrt wa-
ren! Ein gelber Überzug von Schwefel bedeckt viele
Stellen der inneren Wandungen und auf dem Grunde er-
heben sich viele kleinere Kraterkegel. Der Boden des Kra-
ters, so weit ich denselben schen konnte, war mit Schnee
bedeckt und folglich nicht heiss, obwohl nach der Aussage
der Indianer an verschiedenen Stellen aus den Spalten
des Gesteins warme Luft dringt, was ich zwar hier nicht
selbst sah, aber auf dem Popocatepetl häufig bemerkte.
Die senkrecht abfallenden oder überhängenden Winde
des Kraters machten das Nidersteigen in denselben un-
möglich.”
Nach San Andres zurückgekehrt erstatteten die Herren
Campbell und de In Huerta bei dem Präfekten Bericht
über das Gelingen der Expedition ab. „Die Erklärung
hierüber wurde von dem Priüfekten offiziell aufgenommen
und das betreffende Dokument ausgestellt, welches ich
später in meinem ausführlichen Reiseberichte veröffentlichen
werde.” Die Höhe von San Andres bestimmte Baron von
Müller mittelst des Aneroid-Barometers zu 2438 Meter oder
8625 Mexik. Fuss und Herr Sonntag führte hier eine
zweite trigonometrische Messung des Piks von Orizaba aus.
„ln der Ebene westlich von 8. Andres wurde eine Grund-
linie von 247 Meter ausgesteckt und an beiden Enden
dieser Grundlinie Höhen- und Horizontalwinkel mit dem
Theodoliten gemessen. Zwei unabhängige Messungen er-
gaben: Höhe des Piks über der Ebene 1) 10,890’; 2)
10,950’; Mittel hieraus 10,924 Mexikan. Fuss = 3089
Meter. Die Entfernung des Piks (auf den Horizont pro-
jektirt) von der Grundlinie beträgt 10,851 Meter oder 5,43
Seemeilen (60 auf 1°).
dem Boden und die Korrektion für Krümmung der Erde
beträgt 19 Fuss. Diese Korrektionen rind schon bei der
obigen Höhe angebracht.
Höhe der Fläche über dem Mecre 2438 Meter = 8,825 Mexik. Fuss.
Höhe des Piks über der Ebene 3069 „ = 1034 „ =
Folglich absolute Höhe des Piks 5527 Meter — 19,549 Mexik. Fuss.
Gestützt auf diese Messungsangaben und den von mir vor-
gelegten Bericht halte ich mich den von Prof. Heller aus-
gesprochenen Bedenklichkeiten gegenüber für berechtigt,
meine frühere Behauptung, dass der Orizaba der höchste
Das Instrument war 4 Fuss über‘
421
Berg des mittleren und nördlichen Amerika sei, zu wie-
derholen” N).
Neue Höhenmsssung des Poposatepetl. — Herr J. Laber-
riere, Chef der wissenschaftlichen Kommission des Thales
von Mexiko, berichtet in „Westermann’s Illustrirten Deut-
schen Monstsheften”, 1858, Nr, 17, kurz über seinen Be-
steigung des Popocatepetl, die er am 20. Januar 1857 in
Begleitung der Herren Sonntag und Saturnius Perez aus-
führte, und giebt dabei die Resultate der von Herrn Sonn-
tag angestellten Höhenmessungen an. Diese ergaben für
den
Pico mayor .
Espinazo de Diablo
5425,4 Meter = 278,6 Toisea = 16,70% Par. Fuss,
(ästl, Punkt) 5204. = WB „» = 5
Pieo del Fraile
(FelseninNO) 50904 „ = Bilı „ = 15,547 „ .
Grund d.Kraters 51191 „ = Wii „0 = 1508 „ .
Ausser der Bemerkung, dass Herr Sonntag mit der Trian-
gulirung und den barometrischen Beobachtungen beauftragt
war, wird keine Andeutung gegeben, wie diese Zahlen
gefunden wurden. Die Angabe für den höchsten Gipfel
liegt in der Mitte zwischen der von Al. v. Humboldt (2771
Toisen) und Glennie (2796,8 Toisen) und Prof. Heller's
Durchschnittszahl (s. Geogr. Mitthoil. 1857, 8. 372) wird
dadurch nicht wesentlich modificirt, denn ziehen wir die
Sonntag’sche Angabe mit in Berechnung, und zwar mit
dem Gewichte 1, so erhalten wir als Mittel 2776,ı Toisen
oder 16,657 Par. Fuss, während Prof. Heller 16,650 Par.
Fuss erhielt. Baron v. Müller, welcher berichtet, den Po-
pocatepetl am 18. Januar 1857 erstiegen zu haben, und
zwar nicht in Begleitung des Herrn Sonntag (s. Wester-
mann’s Illustr. Deutsche Monatshofte, 1857, Nr. 15), gab
bekanntlich uls Resultat seiner Messung der höchsten Spitze
5240,ı Meter und der des Kraterbodens 5119,ı Meter an,
Zahlen, die genau mit den von Herrn Sonntag gefundenen
stimmen, nur dass die erstere sich bei Herrn Sonntag
nicht auf die höchste Spitze, sondern auf den Espinazo de
Diablo bezieht.
Beobachtungen über die Regenmenge zu Rio de Janeiro
in den Jahren 1851— 1854, — Wir erwähnten vor einiger
Zeit {s. Geogr. Mittheilungen, 1857, 8. 148), dass Herr
Dr. Manoel da Cunha Galvos uns eine vollständige Reihe
Beobachtungen über die Regenmenge, angestellt auf dem
Observatorium zu Rio de Janeiro während der Jahre 1851
bis 1854, überschickt habe. Indem wir diese Beobachtun-
N Für die sichere Begründung dieser Behauptung wird die de-
taillirte Mittheilung der Messungen endgliltig sein, die in dem ausführ-
lichen Bericht versprochen wird. Die Höhe der gemessenen Basen über
dem Meere, von denen aus die trigonometrische Hähenbestimmung des
Gipfels vorgenommen wurde, war in dem ersten Falle nur durch Schä-
tzung annähernd bekannt, in dem zweiten darch das Aneroid bestimmt.
Wie diese Anerofd-Messung gewonnen ist, ob auf mohreren oder nur
einer Ablesung beruhend, ob mit korrespondirendenBeobachtungen rer-
glichen oder nicht, 6b mittelst eines Aueroides gemessen, welches be
reits in einer Hithe von 10,000 Puss gewesen, daher unsicher gewonlen
war, — von Allem diesem wird nichts gesagt, so dass wir, um den
streitigen Punkt mit Sicherheit erledigen zu können, den vollständigen
Bericht abwarten müssen. - P.
55 *
422
gen in den folgenden Tabellen zusammenstellen, fügen wir
zugleich die von uns berechneten Monats- und Jahresmittel
aus allen vier Jahren hinzu.
we | as | ae we | un | ame
' | | |
IrEErEiEIETR SIE ES
BiP|5|rR A|? IB |R|EIR P
_— 1. 1 Sieh
Januar | 7 03 310, 6 17 Juni DUB
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9,1 7 1610 8 Juli 18/415 935,2
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1, 1198| 9115: 8 I SE Zu ze 0 73
13 1 .10| 8 16 | L) wii 4
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1 1616 3'982) - 3 A —i—
15 1 18. 2,11) 2 |Septbr 3/)913:!4|%
19 319 /15 j13 |3% 2511| 5,15 18
23 40 |22 13 | 7 1/18 | 82:23:99
'24| 3125 |30 |23 | 05) 16 |20 114 24 | 9
ss — | 15,211 1 8715
I Eee ET ee En 2 7 Es En
81 | I) | i-
März 1 35, 5,26 | 6:18 jOktbr | 1,18, 3 05,4 0 1
|s 10|9|51 9 :| ı2/19:4| 755,10
| 4 0p:18 114 j10 | 2 Bars
m 6 19 | 3 11) 2;| sni8:8 lu
22|8|25 jı8 jı2 | 6 10155 810 18 | 1
‚30130 | | — 14 |81 11/49 j12 | 317 9
-|-|-/— 15! 7) 12 ;16 22 | 1 18 [12
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Notizen.
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| 103 1269,99 996,5 95 1424,8 79 960,0 [03,5 1162,7 42, 45,16
Wir bemerkten bereits an dem angeführten Orte, dass
diese Beobachtungen eine grosse Unregelmässigkeit in den
Niederschlägen zu Rio de Janeiro erweisen, und sie unter-
scheiden sich durch dieses Resultat wesentlich von einer
6} Jahre umfassenden Beobachtungsreihe, welche Professor
Dove in seiner Abhandlung über die Vertheilung des Re-
gens auf der Oberfläche der Erde (Zeitschrift für Allge-
meine Erdkunde, Januar 1857, 8. 18) veröffentlicht hat.
In dieser letzteren lässt sich ein regelmässiger Übergang
von der trockenen Jahreszeit im Juni, Juli und August zu
den regenreichsten Monaten Dezember und Januar verfol-
gen, in der obigen Beobachtungsreihe dagegen treten zwar
die Monate Juni und Juli auch entschieden als die trocken-
sten Monate hervor, in den übrigen Monaten sind aber die
Regenmengen äusserst wechselnd, so dass sich ein so re-
gelmässiger Gang durchaus nicht nachweisen lässt. Nur
die Zahl der Regentage zeigt eine stetige Zunahme vom
Juli bis Januar und eine ähnliche Abnahme vom Jannar
bis Juli.
Vorkommen des Paraquay-Thees (Ilex Paraguayensis,
von den Spaniern Süd-Amerika’s Yerba Paraguayensis
genannt) in Nord-Carolina. — Bekanntlich bildet der von
diesem strauchartigen Gewächs (nach v. Martius zur Fami-
lie der Rhamneen gehörig und Cassine Gongonha genannt)
in einem Theil Brasiliens und den La Plata-Staaten berei-
tete Thee (mat) einen bedeutenden Handelsartikel, beson-
ders zum einheimischen Verbrauch. Man nahm an, dass
die Pflanze dem mittleren Theil Süd-Amerika’'s eigenthüm-
lieh sei; nach J, C. Fleteher jedoch („Brazil and the Rra-
ziliens, by Rev. D. P, Kidder and J. C. Fletcher”) hatte
ein Amerikanischer, später in Brasilien ansässiger Arzt die
selbe schon in Nord-Carolina gekannt, wo sie ebenfalls vor-
kommt und zur Bereitung von [These verwendet wird. Der-
selbe fand seine Beobachtung auch von anderen früheren
Bewohnern Nord-Carolina’s bestätigt, welche die dort gese-
hene und verwendete Pflanze auf das Bestimmteste wieder-
erkannten. Eine Eigenthümlichkeit des Strauches ist die,
dass er nur im wild wachsenden Zustande gedeiht und bis-
her allen Versuchen einer künstlichen Pflege widerstand.
Dis Kultur des Chinesischen Thee's in Brasilien. — Die
ersten Theepflanzen wurden bereits im Jahre 1810 nach
Notizen.
Rio eingeführt, indessen misslang der von der Regierung
ausgehende Versuch grösserer Anptlanzungen durch Chi-
nesische Kolonisten. Erst in den letzten Decennien hat
die Kultur des Thee’'s in den Provinzen San Paulo und
Minas Geraes bedeutende Fortschritte gemacht und so be-
friedigende Resultate geliefert, dass nach den Angaben
von Rerv. J. €. Fletcher gegenwärtig dort jährlich mehrere °
Millionen Pfund einer vorzüglichen Sorte bereitet werden.
Die Pflanze gedeiht überall in Brasilien, am besten in den
kälteren südlichen Theilen. Innerhalb der tropischen
Gegenden schiesst sie sich selbst überlassen schnell zu
einem Baum in die Höhe. Nach der angeführten Autori-
tät soll sie in Brasilien auch den Charakter einer decidua,
den sie in China trägt, verloren haben.
Zur Kartographie von Chile, — Ein geehrter Korre-
spondent in Chile schreibt ans: — — „Die Herren Black
in Edinburgh haben eine topographische und geognostische
Karte der Provinz Santiago, aufgenommen von Herrn Ama-
deus Pissis, herausgegeben. Gedachter Herr Pissis steht
an der Spitze des Topographischen Burcau’s in Santiago
und ist mit der trigonometrischen Aufnahme der Republik
beauftragt. Er hat die Messungen der Provinzen Santiago,
Aconcagua, Valparaiso und Colchagua vollendet und es sollen
die Karten der drei letzteren Provinzen, ebenfalls auf
Kosten der Chilenischen Regierung, nächstens gleichfalls
im Druck erscheinen. Wer hätte sich nicht gefreut, eine
auf wirkliche Messungen gegründete Karte dieser Provin-
zen zu erhalten? Leider ist aber die Karte der Provinz
Santiago schr unzuverlässig. Der grosse Mangel, dass eine
Menge Detail fehlt, welches, ohne der Klarheit im Min-
desten Eintrag zu than, hätte gezeichnet sein können,
dass Hüuser, grosse Bäche, See’'n, grosse Thäler der Kor-
dillere ohne Namen sind, füllt Jedem auf den ersten Blick
423
die Orte Buin und Codegua auf dem Wege von Santiago
nach Rancagus. Auf diesem Hauptwege sind die Entfer-
nungen der einzelnen Orte von einander oft ganz fülsch
angegeben. Der Bach von Angostura wird von zwei Bä-
chen gebildet, dem von Troneoso und dem von Peuco oder
Codegua, die, beide aus langen, tiefen Thälern der Kor-
dillere entspringen; Herr Pissis giebt nur Einen Arm an
und bei dem Mangel an Detail und den fülschen Entfer-
nungen kann man nicht wissen, welcher der beiden genannten
Arme gemeint ist. Herr Pissis giebt etwas nördlich von Ban-
cagua einen namenlosen Bach an, der sich bei Miranda in
den Cachapoal ergiesst; die grosse Heerstrasse überschreitet
aber zwei Bäche, den von 8. Benito und den von la Ca-
dena, die sich erst später vereinigen. Die Thäler der Kor-
dillere im Flussgebiet des Mapocho sind nur in ihrem
Ausgang richtig, in ihrem Ursprung aber falsch; Herr
Pissis scheint sie nie in ihrem obern Theil gesehen zu
haben. So mögen noch eine Menge Fehler sein; denn wenn
die grosse Heerstrasse so falsch ist, was kann man von
entlegeneren Theilen erwarten? Über die Unrichtigkeit der
Karte hat sich eine Polemik in einer hiesigen Zeitung,
dem „Ferro-Carril”, entsponnen, indem erst Herr Pissis die
Verantwortlichkeit für die Karte von sich weisen wollte,
sie ist aber leider auf ihm aitzen geblieben. Es ist
Schade, dass die Chilenische Regierung so viel Geld auf-
wendet und zuletzt dafür so schlechte Arbeit erhält.”
Die Regenmenge auf der Insel Trinidad. — Herr de
Verteuil giebt in seinem kürzlich erschienenen geogra-
phisch-statistischen Werk über diese Insel ') folgende ta-
bellarische Übersicht über die Menge des dort wührend
der angegebenen Jahre gefallenen Regens. Die Beobach-
tungen wurden an zwei Orten in Port of Spain, dem Haupt-
ort der Insel, mit einem Begenmesser angestellt, an der
auf, der auch nie Chile betreten hat, aber es sind ausser- St. James-Kaserne und dem Regierungs-Gefüngniss (Royal
dem grosse Dörfer und Hacienden ganz weggelassen, z. B. Goal). -
St James. Kaserne. Royal Goal. Allgem.
FE ne Tr ee He | a 7 Miete | inde | amha | ame Tase | dee T Mitten, | Mittel,
Tr - waeı 2a 5 at a AT. Bl 8,7 2,00 2,8; 0, 2,0
Februar ver e0i| 0 0 e 0 0e 1, 2 1a 1, 0 u a, 2 2,87 1,88
Mir A, OO | ee el 1,7, 0,70 1 Bus 0,0: 1, 1,85
April a dr 5,91, 05 m 2 | 3 Or | te 25 we | 2,
Mai 6,95 | #8 Ge 1m Bio 2,00 6,5| 53 407 Bi | 5, 5, re 3 5,26
m 222er Tee Br | Bam mtl 6 A| 12, do m | 7,0
WM 2 BER 76 10,50, 14,50 7,0 9,54 | 10,56 47, Don | Bm. Ba 4,5, Ba 1 819 8,08
Angut . a 7,85 Pe 4,70 | 11,62 | 10,16] 10,86 | 16,24 | 18,81, 5,90 10,59 |16,42| B,a| 12,0 | 10,85, 14,77: 12,25] 12,16
Baptember Te. Z85, 6,0 1290| A| Bm| To 15, 3,8, TO | 5,15 1155. dm Ger Tun, wel 7,5
Oktober one | 9m 06 5m 10,16) Tar/1oen; 5,00 7,06 | 7,08) 9,0. 4,15 10,098 68 Tel 7,51
November 383 | am! 5 Bwl105| Baiıome B u e e a e o| 6,
Dezember 5, * 5,10: 3,0| 7m) An) 28 6 9 bh | 505 du ho 7 6x
62,09 | 61,54 | 57,91 , 69,48 | TAyen| 79,08 | 73,02 | 9l,1a , 58,12 | Ti,ıs | Tler, Thas, 60,07 69,04 58,50, 6] TO,
Die Auswanderung nach den La Plata-Ländern. — Der
Güte des Herrn Scheuten in Koblenz verdanken wir eine
Korrespondenz über Buenos Ayres, die bei der zuuchmen-
den Auswanderung nach den La Plats-Ländern nicht ganz
ohne Interesse sein möchte. Trotz der häufigen politischen
Unruhen wird darin die Auswanderung nach dem La Plata
empfohlen, indem die Fremden, namentlich der Ackerbau
treibende Theil derselben, sehr wenig davon berührt wür-
den, und diess bei ihrer zunehmenden Menge zukünftig
noch weniger der Fall sein müsse, Die Empfehlung er-
streckt sich jedoch nur auf die Provinz Buenos Ayres,
weil nur hier sich schon ein namhafter Kern Europäischer
Einwanderer vorfünde, an welchen sich die neuen Ankömm-
linge anschliessen könnten. Vor vereinzelter Ansiedelung
in weiterer Entfernung von der Hauptstadt wird gewarnt.
Nur von ihr als einem centralen Kerne aus sei die Be-
siedelung des Landes vortheilhaft und möglich. Ausser
) L. A. A. de Vertewil, M.D. P.: Trinidad, its geographıy, natural
resources, alministration, present condition und prosperts. Londen 1658.
424 Notizen.
dem Ackerbau betrieben die dortigen Deutschen zugleich
mit den Engländern die Handwerke der Schuster, Sattler,
Schmiede, Schreiner und Bäcker. In ihrer Hand sei auch
der Milch- und Butterverkauf. Trotz des Viechreichthums
konnte man ehedem Milch kaum haben und die Butter
wurde von Holland eingeführt; die Kühe waren wild und
Niemand gab eich die Mühe, sio zu zühmen. Da kamen
vor 20 Jahren zwei Schiffe voll armer Schwaben; sie be-
schäftigten sich mit der Beschaffung dieser lündlichen
Produkte und wurden in kurzer Zeit alle wohlhabend,
viele reich. Doch sollen gerade diese Schwaben auch den
Keuchhusten ın das Land gebracht haben, den man früher
dort nicht gekunnt haben will. Unter den dortigen An-
siedlern nennt unser Korrespondent als besonders biedere,
kräftige Menschen die Spanischen und Französischen Bas-
ken, die in bedeutender Anzahl dort einwanders. Ausser
ihnen findet man noch haupteichlich Italiener und Irlän-
der. Nicht unwichtig ist ferner, dass man in jüngster
Zeit angefangen hat, eine vorzügliche Sorte Weizen aus-
zuführen.
Temperatur der Insel Trinidad’). — Zwei Reihen von
Thermometer-Beobachtungen, welche in verschiedenen Zeit-
räumen und Lokalitäten angestellt wurden, geben das Mit-
tel der Jahrestemperatur von Trinidad zu 81,30° an; jede
umfasst eine Periode von fünf Jahren. Die eine wurde
aus Kapit. Tulloch’s „Statistical Report” u. s. w. genom-
men und der Beobachtungsort für dieselbe war die St.
James - Kaserne; fir die andere war es das Regierungs-
Gefingniss (Royal Gonl) in Port of Spain. Wie aus fol-
gender Tabelle hervorgeht, sind die Resultate nicht ganz
übereinstimmend,
€
FünGähr. Durchschaitt, | Fönfjähr, Durchschnitt.
Monnte. {Kapit, Tullseh) (Rosa Goat)
= 0... Mac. | Med; Min ; Max, Mod. | Min.
Jdmwär ..-.. 35, Ten Fl B6 Bl, ı Ta,
Febr . »- 2... B6 79 ’ı Bm A 78
Mir 22222. 017 9 70 89 83 77,0
April .» 2222.18 En) 11,0 9 Bm 79,00
Mei . 2.2.2.0. 587,50 180 a, Dam | Rd, | 79,20
Jmi . 22... ter Is 2 90 94,079
ui . 2 200. ss !» 71,0 Bd Ba | BO
Augmt 2.2... 31,50 Tamm 74 s1,m Bi,w Bü
Beptember . . . - 85 sw 73 92 85 40
Oktober . x 2.0. 8, 79 ss 3, wm 85 ‘79,00
November . . .. 84 TB TE | RO 8 9
Doxember . +» » 82 77 72,8, B7,m 8a 78,40
Herr Charles Deyille giebt als einen Durchschnitt für
4 Tage im Januar: 76,82; für 22 Tage im Februar: 76,95;
für 17 Tage im Mai: 78,71; für 12 Tage im Juni: 78,74;
Durchschnitt: 77,80. — Die mittlere Jahrestemperatur ist
nach der ersten Beobachtungsreihe 79° und nach der
zweiten #4°; hieraus ergiebt sich als Durchechnitt für die
10 Jahre: 81,50°. Die Maxima sind 88° und 93°, die
Minima 70° und 73°, die grössten Varietionen 17° und
14° und zwar in den Monaten März und Mei. Im Fe-
bruar 1853 kam eine Variation von 19° vor. Die mitt-
lere Jahrestemperatur für die benachbarten Theile von
Venezuela variiren nach Codazzi von 77,30° bie 81,14%. —
In der ersten Reihe sind Juni, Mai und April die heisse-
') Aus der oben angeführten Monographie der Insel von Hrn. de Verteufl.
sten Monate, in der zweiten Mai, September und Oktober,
in beiden zusammengsnommen September, Juni, Mai. Die
kühlsten Monate sind in jener Dezember, November, Ja-
nuar, in dieser Januar, Februar, März, Dezember, in bei-
den zusammen Dezember, Januar, Februar. Diejenigen
Monate, welche das Maximum der Temperatur zeigen, sind
Mai, April, Juni, September, das Minimum Februar, Ja-
nuar, März. Die Variationen waren am bedeutendsten im
Februar, Mai, März, am geringsten Juli, Juni, Dezember;
im ersten Falle betrugen sie 14,35”, im letzten nur 10°.
Die mehr gleichförmige Temperatur des Juli und Juni ist
die Folge der starken Regen, welche während dieser Mo-
nste füllen und die Atmosphäre erfrischen, während die
strahlende Sonne und die austrocknenden Winde des Mürz,
April und auch des Mai eine Zunahme der Temperatur
während des Tags verursachen. — Es giebt aber auch ein
Maximum und Minimum für die tägliche Temperatur und
die folgende Tabelle giebt eine Übersicht über diese täg-
lichen Variationen am Royal Goal für einen Zeitraum von
5 Jahren.
Temperatur- Fariatiouen =u verschiedenen Tageseiten.
Monnte, j Stunden. en
Sam Yan Wan ip m Sp Mn,
Iamun 2 000 TE
Eebraar- 2 2 2 = 22.0, 78 54 BB 8 80,00
März . 2.1790 188 Ben
April | 1 18 87 | 87,0 | 82
Nai . 82,86 BB 87,50 | BR,
Juni . Im ıs | ie
Jah. , een | BR a7 32,00
Aut . 2» 2 2 2.0, BR | BB 86 | B6,W | 82,20
September . . 2 2 202% B2 85 ı 8730 | 88 82,75
Oktober 2 22.0 ii 85,0 | 87 87 #2
November : 2 2 22.2.0, 8 85 36 B4 u
Desember . . - #0 Rs 85 s5 En
Im Durchschnitt ° 80,05 Base | B6,ız , Sb, Shan
Bei einer Vergleichung der Zahlen dieser Tabelle wird
man finden, dass die Stunde, welche das Minimum der
Varistion zeigt, 6 p. m, welche das Maximum derselben
angiebt, 3 p. m. ist. Obgleich aber nun die Temperatur
um 9 a. m. zwei Grad niedriger ist als um Mittag und
um 3 p. m., kann doch die Versicherung gegeben werden,
dass die Hitze von dieser Stunde bis 4 p. m. exoesiv
ist. Die Tabelle zeigt ferner, dass die Zunahme der Tem-
peratur allmäliger vor sich geht ale die Abnahme, indem
jene innerhalb 6 Stunden, von 6 a. m. bis 12 a. m,
5,87° beträgt und diese in drei Stunden, von 3 p. m.
bis 6 p. m, 4,51°. — Die mittlere Temperatur in der
Sonne kann auf 124° geschützt werden.
Das Südlicht in Australien, beobachtel von G. Neumayer.
— Dr. G. Neumayer, über dessen Reise nach Australien
wir im ersten Hefte des gegenwärtigen Jahrgangs dieser
Zeitschrift. (SS. 17 ff.) berichteten, ist gegenwärtig daselbst
angestellt als „Superintendent of the Observatory for Ter-
restrial Magnetism and Navigation; Flagstaff Hill, Mel-
bourne”, — und hat n. a. Beobachtungen über das Süd-
licht angestellt und beschrieben, welche wir im Folgenden
mittheilen "}:
„Bis gegen 2 Uhr 30 Minuten am Morgen des 10.
t) Der Kosmopolit, 24. April 1858,
Notizen.
April, war der ganze Himmel mit diehten Wolken über-
zogen und die Temperatur der Luft gemässigt. Ungefähr
um diese Zeit klärte es von Nordost und Ost auf und die
Temperatur begann rasch zu sinken. Um 6 Uhr zeigte
das Barometer 338,49 Pariser Linien (1,71 Par. L. über
dem fünftägigen Mittel), das Thermometer zeigte 6,0 ° R.,
der Druck der Dünste belief sich auf 3,503 Par. L, wüh-
rend in den letzten 3 Stunden beständig Thau gefallen
war. Bis zur Zeit unserer 3-Uhr-Beobachtung war nichts
Auffallendes am südlichen Theile des Horizontes wahrzu-
nehmen. Nun erst zeigten sich die ersten Strahlen eines
Südlichtes am Süd-West-Horizonte und in wenigen Augen-
blicken war der ganze südliche Himmel von 880.) bis
WSW,. von dem grossartigen Spiele eingenommen. Die
merkwürdigsten Gegenden waren die in WSW. und im
magnetischen Süden. In der ersteren war der ganze Him-
mel mit einem Schmelz des zartesten Roth übergossen,
beinahe zu Algorab in einer Hühe von etwa 35° hinan-
reichend und sich so erhaltend beinahe für die ganze
Dauer der Erscheinung. In der letzteren erhob sich eine
Lichteäule vom Horizont aus, unter einem Winkel von
75°, welche das Sternbild des Schiffes „Argo” zwischen
d und b durchdrang, in einer ungefüähren Höhe von 20°.
Diese Säule hatte die Form eines Parallellogramma von be-
trächtlicher Breite, an der oberen Grenze durch eine mit
dem Horizonte parallele Linie scharf begrenzt, Für un-
gefähr 15 Minuten behielt es seine ursprüngliche Form,
während die brillantesten Seintillationen aufwärts zu strah-
len fortfuhren, Die Streifen erreichten jedoch selten eine
Höhe von 30° und breiteten ihr Spiel nur von 8. 22° O.
und 8. 86° W. aus. Die rothe Farbe der Strahlen war
lediglich auf den westlichen Theil der Erscheinung be-
schränkt. So oft sich eine Pause ereignete, begann darauf
die Lichterscheinung im Westen wieder aufzulodern, um
sich allmälig nach Osten hinüber zu ziehen.
„Während des Verlaufs der Erscheinung wurden be-
ständig Beobachtungen an den magnetischen Instrumenten
gemacht, woraus sich in den drei magnetischen Konstanten
grosse Störungen ergaben. Die Deklinationsnadel war in
beständiger zitternder Bewegung, indem sich das Nordende
langsam nach Westen bewegte und zwischen 4 U. 25 M.
und 4 U. 36 M. eine Abweichung von 27 Min. zeigte.
Die Erscheinung war um diese Zeit schon im Abnehmen.
Die vollständige Reihe der Beobachtungen zeigt als das
Maximum der Bewegung 28,8 Minuten. Ähnliche Stö-
rungen wurden an dem Inklinations- und Intensitäts-In-
strumente wahrgenommen. Ausserordentlich auffallend war
die rasche Abnahme der magnetischen Kraft während der
Erscheinung und es kehrte die Intensitätsnadel nicht frü-
ber zu ihrem Normalstande zurück, als 10 Uhr des Mor-
gens. Der letzte Strahl von beträchtlicher Höhe erhob
sich um 5 U. 30 Min. in Form einer spitzen Pyramide.
Nach dieser Zeit war nichts mehr zu sehen, als ein wei-
ter Lichtbogen, der sich nur wenige Grade über dem Ho-
rizonte zwischen den oben bezeichneten Grenzen ausbrei-
tete und an seinem äusseren Umfange von einem dunkeln
?) Die Orientirungen, welche im vorstehenden Aufsatze gegeben,
sind als die wahren zu nehmen, — im Gegensutse zu den maghe-
tischen.
"#5
Gürtel begleitet war. Die Schwingungen dieses Bogens
erloschen mit dem hereinbrechenden Tage und verschwan-
den endlich gänzlich, als sich die Sonne über dem klaren
Öst-Horizonte erhob.
„In Beziehung auf die Erscheinung des Südlichtes am
17. Dezember v. J. müchte ich Folgendes anführen: Das-
selbe übertraf das gegenwärtige sowohl an Höhe als auch
an Ausbreitung am Horizente, allein in dem Glanze ein-
zelner seiner Theile wurde die letzte Erscheinung weder
von jenem noch überhaupt von irgend einem übertroffen,
das ich zu beobachten Gelegenheit hatte, selbst jene nicht
ausgenommen, die ich auf 64° 8. Br. gesehen habe.
„Was das neuliche Südlicht besonders interessant machte,
war das Eintreten bestimmter, in inniger Beziehung zu
dem Polarlichte stehender meteorologischer Prozesse. .Wüh-
rend des ganzen Schauspiels wurde die elektrische Span-
nung zu verschiedenen Malen beobachtet und nichts Aus-
serordentliches gefunden. Es ergab sich diese Spannung
zu 3,00 positiv nach dem Elektrometer des Herrn Quetelet.
Gegen das Ende der Erscheinung verbreitete sich eine
grosse Anzahl von Cirren über den Himmel und eine sehr
lose Dunstwolke zog vom Zenith aus, an Umfang zuneh-
mend, langsam gegen Süden. Es bildet dieses einen neuen
Beleg für die Wahrheit des Satzes, den Al. v. Humboldt
im Kosmos anführt, indem er sagt: „Der tellurische Mag-
netismus offenbart sich hier in seiner Wirkung auf den
Dunstkreis, auf die Kondensation der Wasserdämpfe.”
„Eine andere Erscheinung stellte sich im Verlaufe des-
selben Tages ein, welche wo möglich noch beredter für
den innigen Zusammenhang des magnetischen Gewitters
und unserer Atmosphäre spricht. Am Nachmittage von
3 U. 24 M. bis 5 Uhr war ein herrlicher Hof um die
Sonne zu sehen, dessen Durchmesser zu 48° gemessen
wurde und an welchem die komplimentären Farben, Grün
und Eoth, deutlich zu erkennen waren. Es ist diess eine
Erscheinung, welche sich nur dann einstellt, wenn der
Himmel mit einem dünnen Schleier bedeckt ist, und ge-
naue Beobachtung hat gezeigt, dass derselbe beinahe immer
im Gefolge eines Polarlichtes zu finden ist, wenn er auch
selbst durch unsere Sinne nicht unmittelbar walırgenom-
men werden sollte. Ein Beispiel aus meiner eignen Er-
fahrung möge dazu dienen, diesen interessanten Umstand
weiter zu beleuchten. Als ich eines Abends mit zwei
andern Beobachtern auf 52° 8. Br, damit beschäftigt war,
durch Höhen der Venus und I und 2 des Centauren die
Schiffsposition zu bestimmen, fiel es uns auf, dass trotz
der Klarheit des Horizonts und der scheinbaren Reinheit
des Himmels keiner von uns dreien eine gute Beobachtung
erhalten konnte. Wir konnten uns diese Störung erst dann
erklären, als nach eingetretener Nacht das Spiel des pracht-
vollsten Südlichts zu erkennen war. Erst: bei der durch
den Sextanten erfahrenen doppelten Reflexion hatte sich
die durch den Schleier verursachte Schwächung des Lich-
tes der Gestirne bemerkbar gemacht.
„Zum Schlusse möge noch folgende Bemerkung hier
stehen. Die Erscheinung war unter den günstigsten Ver-
hältnissen zu sehen sowohl für Forscher wie für Bewun-
derer von Naturschönheiten. Die schmale Sichel des ab-
nehmenden Mondes, dessen dunkler Theil herrlich von
dem rückgestrahlten Lichte unserer Erde beleuchtet war,
4236
das häufige Fallen glänzender Sternsehnuppen, die blasse
Erscheinung des Zodiakal-Lichtes, das sich in mildern Glanze
über dem stlichen Horizonte erhob, im Gegensatze zu
dem zarten Roth des westlichen Himmels, war ganz dazu
geeignet, einen ausserordentlichen Eindruck hervorzurufen.
50 sehen wir auch hier wieder deutlich, wie uns die Be-
obachtung gelehrt hat, Verhältnisse, scheinbar der verschie-
densten Natur, zu verbinden und dem allgemeinen Gesetze
unterzuordnen. Wir erkennen hier die innige Verbindung
zwischen der magnetischen Kraftäusserung unserer Erde
und der die letztere umgebenden Lufthülle; wir erkennen,
dass nur das Beobachten beider Elemente zur Klarheit
über den Zusammenhang der Erscheinungen führen kann.
Erst durch gewissenhafte allseitige Forschung wird unser
Motto sich bewahrheiten and der Geist der Natur spricht
zu uns aus den Erscheinungen.”
Zur Geographie con Peru. — Dem „Calendario y Quia
de Forasteros de la Bepüblica Peruana para el aüo bisiesto
de 1856 por el Contra-Almirante de la armada nacional
Don Eduardo Carraseo” entnehmen wir folgende Angaben
über diesen in Europa so wenig gekannten Theil Süd-
Amerikn's,
Politische Eintheilung von Peru.
Das ganze Gebiet der Republik ist in 12 Departements
und vier Litoral-Provinzen eingetheilt. Die Departements
zerfallen in 64 Provinzen, diese in Distrikte, die Distrikte
wieder in Parochien.
Departementa, Hanptesadt. | Provinsen.
I. Amazonas Chachspoyns ‚Chachapoyas und Moyobamba. Eu
II. Cajumarea ') Cajamaren Usjamaren, Chota, Jan u. ‚ Cajabamba ?),
U. Libertad Trujilo Trajillo, Huamachuco, Pataz, Lambaye-
| que und Cbielayo.
IV. Ancachs ‚Huaylas Huaylas, Huari oder Conchucos a alto,
Conchucos bajo, Cajatambn und Banta,
Y. Janin Passen /Paseo, Hunmulies, Janja u. Huanuco.
VT. Lima Lima Lims, Chancay, Canta, Huarochiri, Yau-
yos und Onhete, Ye
VII, Huancarelica Hinnrarelica Huaneavelies, Angaracs, Tayacaja und
) 1) Gssteo-Vürreinn.
Husmanga
VII. Ayscacho Huamangs, Andahuailas, Cnngallo, Hu-
anta, Lucanas und Tarinacochas.
IX, Cum Cuseo —"Tuzco, Abancay, Anta, Aymaraes, Calca,
Canas, Canchia, Uhumbirileas, Cota-
bambas, Paruro, Paugartambo, Quis-
aG N. s pieanehi amd Urnbamba. _
X. Puno Chucuito Chucuito, Asangaro, Carahaya, Huan-
eant und Lampa. Be
XI. Arayuipa Areguipa ‚Arequipa, Camani, Caylloma, er
| | Lal Union und Castillo,
Xll. Moquegua ‚Taena Taena, Tarupaca, Moguegua und Aria ®),
Die Litorul-Provinzen sind: Loreto, Pitra, Callao und
Ica ®).
'} Das Departement Cajamarea ist 1855 von Liberiad getrennt
worden.
?) Cajabamba und Castilla werden ron Ledesma (ÜUutlines of the
Geographr of Peru. Journal of the G. 8, of London, 1856) wicht mit
aufgeführt, wahrscheinlich sind sie, wie Ariea, erst 1855 zur Provinz
erhoben.
3) Arica den 25. Juni 1855 zur Prorinx erhoben.
*) Die Litorul-Provinz les wurde mittelst Dekrots vom 25. Juni
"855 für unabhängig vom Departement Lima erklärt.
Notizen.
Geograpkische Position der Departements-Hauptstädie.
Nach dem Kalondar. Nurh Letesina,
8 Br. W.lv fr. #Ur. W,iv6r
Chaehapoyas. © 2... 6° 15° 76° a8 ae U SZ FU
Cam .-. -»- - .. 709 78 85 _ —_
Trjillo . 2. 2... B 6 78 52 s 15 79 -4
Hua . x 2... 9827 77 18 2 17 8
Pasco 02 2 0 0. 10 3 75 19 ı0 36 75 48
Lima . 2... .:12 2 re 54 12 3 16
Hoancarelin . -» .. 12 Bd 7 58 2 4 75 0
Ayscucho „u... 38 3 78 538 13 ı An 0
Co. - - :-+,+.:.-Bı 1 92 390 2 5
Pin . » 2:2: BB 70 °% 15 50 70 23
Areguipa © © - 2.2.16 18 71 80 16 18 76 18
Tacha .- a una» AT 18 m 17 10 70 10
CGlaoo ...2:..:..:..23 = 1 _ _
Por. .». x v.:.-:- 5 ae 7 _ _
Ica .. 0.20. .,. 10 BB 758 _ _—
Endresultat der Positionsbestimmung von St. Paul durch
die „Novera”. — In einem Briefe von Dr. Karl Scherzer;
datirt „Am Bord I. M. Frogatte Novara auf der Fahrt
von Singapore nsch Batavia, 27. April 1858”, werden die
endgültigen Resultate der Breiten- und Längenbestimmun-
gen der Insel St. Paul durch die Offiziere der „Norara”
in folgender Weise mitgetheilt. Wie sehr freut es mich,
schreibt Dr. Scherzer, Ihnen schon mit nächstem Courier
einige, und wie ich glaube, befriedigende Aufklärungen
geben zu können über die Differenz, welche zwischen
unserer Längenbestimmung auf der Insel St. Paul und den
früheren Besuchern und Beobachtern herrscht. Ich theile
Ihnen zu diesem Zwecke die folgenden Bemerkungen des
Schiffsfühnrichs Herrn Robert Müller mit, welcher mit den
astronomischen Beobachtungen betraut ist und gerade auf
der Insel St. Paul die schönsten Beweise seines unermüd-
lichen Eifers und seiner Thätigkeit gegeben hat. „Wie
aus meinem, dem Expeditions-Kommando unterlegten, Be-
richt hervorgeht, habe ich aus zweimaliger sehr gut stim- -
mender Beobachtung mit dem Theodoliten für die Breite
von St. Paul ein Resultat von 38” 42° 48” 8. gefunden.
Die Länge wurde durch sechs Chronometer (sowohl auf
das Observatorium der Kapstadt als auf jenes von Madras
bezogen) nach viermal wiederholten Standbestimmungen
auf St. Paul gefunden, und zwar 1) mit Bezug auf die
Kapstadt und gegründet auf die im Nautical Almanach an-
gegebene Länge 77° 30° 25” Östl. v. Gr.; 2) auf Madras
gegründet 77° 30° 36” Östl. v. Gr.) Hierbei wurde
jedoch nicht die nach der Aussage des dermaligen Direk-
tors der Sternwarte in Madras, Major Jakob,- fehlerhafte
Länge des Nautienl Almanach, sondern 80° 14’ 15" nach
seinen Bestimmungen angenommen. Selbst diese Angabe
dürfte nach unseren Chronometern vielleicht noch etwas
zu gross sein. Da die Bestimmung am Kap viel verläss-
licher erscheint, schon wegen des bedeutend kürzeren Zeit-
raums, welcher zwischen unserem Besuch in der Kapstadt
und auf der Insel St. Paul verstrich, so wurde als end-
gültig diese Bestimmung zweimal und die auf Madras
gegründete einmal ins Mittel gezogen, ro dass das End-
resultat der Länge von St: Paul 77° 30’ 36” Östl: v. Gr.
ist. Da nach der Connaissance des Temps vom Jahre
717° 0
A.Pp
Wie aus dem Folgenden hervorgeht, muss es heissen:
58* Östl. *. Gr. Wahrscheinlich ist es nur ein Schreibfehler.
Notizen.
1857 mittelst 1700 telegraphischer Siguale, also gewiss
so scharf, als es überhaupt je möglich sein wird, die Län-
gendifferenz zwischen Greenwich und Paris zu 2° 20°
9,15” gefunden wurde, so ist die Länge St. Paul's: 75°
10° 27” Östl. v. Paris, Kapitän Blackwood giebt seine
Bestimmungen für den sogenannten Nine Pin Rock; die-
ser liegt aber in Breite 3,5* nördlicher und in Länge 8,6*
östlicher ala der von uns gewählte Beobaehtungspunkt ').
Unsere Bestimmungen würden daher, auf den Nine Pin
Bock als den erkennbarsten Punkt der Insel bezogen,
lauten: 38° 42’ 44,5” 8. Br., 77° 30’ 45” Östl. L. v.
Gr. und 75° 10° 36” Östl. L. von Paris. Beim Verglei-
chen dieser Bestimmungen mit den Resultaten anderer
Beobachter, wenn nämlich die Resultate für Länge mittelst
Chronometer gefunden wurden, darf nicht ausser Acht ge-
lassen werden, auf was für Stationen und deren Längen-
annahme die letzte Chronometer-Regulirung bezogen war ?),
da z. B. zu Horseburgh's Zeiten für Madras 80° 20’ als
verlässliche Läuge angenommen wurde und danach viele
Punkte, wie z. B, die sonst recht genau bestimmten Niko-
barischen Inseln um volle 6° zu weit nach Osten ver-
zeichnet sind.”
Christmas Island /Weiknachts-Insel] u. u. wc. im Grossen
Ocean). — Das „Nautical Magazine” vom Dezember 1857
theilt einen Bericht des Kap. Hooper von der Brigg „John
Dunlap" mit, aus welchem wir das Folgende über diese
‚noch wenig bekannte Insel entnohmen. Das genannie
Schiff! und der Schooner „Dolphin” waren von den Sand-
wieh-Inseln nach der Weilnschts-Insel geschickt worden,
um das Wrack eines dort gescheiterten Barkschiffes aufzu-
suchen, was erst eine Durchforschung der ganzen Insel,
besonders ihrer Küsten, und dann einen längeren Auf-
enthalt zur Bergung der Ladung des Wracks erforderte,
so lass Kap. Hooper wohl im Stande war, sich eine ge-
naue Kenntniss der Insel zu verschaffen. Die Gestalt der-
selben ist nach ihm die eines Hufeisens mit einer Land-
spitze, die von der südöstlichen Seite ausläuft. Den Mit-
telpunkt der Insel bildet eine geräumige Bai oder, wie
man sie auch uneigentlich genannt hat, eine Lagune, die
sich an der westlichen oder Leeseite der Insel nach dem
Meere zu öffne. An der Mündung dieser Bai liegt eine
kleinere Insel, Sandy Island genannt, an deren beiden Sei-
" Dieser Punkt lag auf einem Hägel närdlich ron den Ansiedler-
Hütten. Siehe „Geogr. Mittheil.'' IBSR, Heft I, 85. 260 und Ta-
fol 1; Heft IV, 8, 170. A. P.
*”) Kapitäs Denham, von dessen Aufnahme der Insel St. Paul die
Ofliziere der „.Narara’ keine Kunde gehabt zu haben scheinen, bestimmte
die Länge seines Ankerplatzes, gegenüber der Einfahrt zum Krater-
becken (} Neutische Meile westlich davon und 4 Nautische Meile süd-
Astlich vom Nine Pin Hock) mittelst neun Chronometer, gegründet auf
die Länge des Ksp-Übservatoriums, und fand: Abstand vom Kap-Übser-
vatorium 53° 6° 59", Östl, Länge von Greenwich 77° 34° 9”, Er
nimmt also die Lünge des Kap-Übserratoriums zu 18° 27’ 10” Östl,
vr, Greenwich an, wührend sie nach den neuesten Bestimmungen
18° 2#' 45,1 " beträgt (s, Gengr. Mittheil, 1858, Heft I, 8. 46). Auf
diese Länge redueirt würde seine Beobachtung für St, Paul 77° 3%
44° ergeben, seine Porition ist demnach 4’ 59° östlicher als die des
Herrn Müller für den Nine Pin Rock, ein Unterschied, der sich nieht
durch die geringe Entfernung zwischen den beiden Beobachtungsärtern
ausgleicht,. denn diese betrug höchstens 30”. A. P.
9 Zur Örientirung s. „Gesgr. Mitth,” 1857, Tafel 1.
Fetermann’s Geogr, Mittheilungen. 1858, Heft X.
427
ten eine Passage in die Bai führt, durch weiche Schiffe
einlaufen können, was jedoch selten geschieht, da schon
die Nordpassage einen sichern Ankerplatz bietet, mit dem
Wind vom Lande herwehend. Durch die ganze Länge der
Bai läuft eine 4} Meile breite Sandbarre. Der nördliche
Theil der Insel, der zuerst untersucht wurde, war mit
zahlreichen kleinen Salzwasser-Legunen bedeckt, deren
Salzgehalt durch die starke Verdunstung des stehenden
Wassers ein ungemein intensiver war; an den Ufern konnte
man eine Menge des besten Salzes sammeln. Sieben Meilen
von-der grossen Bucht an der Süd-Ostseite, welche durch
den erwühnten schmalen Auslänfer des Landes hier gebil-
det wird, befindet sich ein See vum 5 Meilen Länge, dessen
Salzgehalt ebenfalls so bedeutend war, dass sämmtliche
Fische in demselben gestorben, jedoch gut erhalten waren.
Nirgends ragt die Insel mehr als 10 Fuss aus dem Wasser
hervor; an der Nordseite befindet sich eine Reihe von
Buchten, die drei bis vier Meilen in das Land einschneiden;
ihre grösste Länge ist etwa 50 Meilen. Es wächst auf
derselben viel Gras; auch fand man mehrere kleine Wälder
von Kokosnuss-Bäumen, Vögel und Schildkröten sind auf
der Insel und Fische in ihren Baien in Überfluss vorhan-
den, Der Hafen befindet sich unter der Ieeseite an der
Westspitze der Insel, in 1° 58° N. Br. und 157° 30° W.L.
v. Gr. Die ganze Östseite bietet keinen Ankergrund, in-
dem das Land hier aus dem tiefsten Wasser emporsteigt. —
Nach Kap. Hooper’s weitern Angaben existirt das auf den
Karten in der Nähe von Fanning Island verzeichnete Ame-
rican Island nicht; dagegen findet sich eine nirgends an-.
gegebene Bank mit nur sechs Fuss Wasser unter 8° 40°
N. Br. und 157° 20° W. L., die vom Kap. English ent-
deckt und deren Position von diesem genau bestimmt
worden ist, .
Zieut. Maury's neueste Arbeit über die physikalische Geo-
graphie des Allantischen Oceans. — Unserm verehrten Gönner
und Korrespondenten Lieut. Maury verdanken wir eine neue
wertlivolle Arbeit, die in der Schrift „Gules in the Atlan-
tie” niedergelegt ist und eine Serie von Sturmkarten ent-
hält, welche für jeden Monat im Jahr die relative Häufig-
keit der Stürme in verschiedenen Theilen des Nord- und
Süd-Atlantischen Oceans darstellen. Da diese Beobachtun-
gen nur nach den an das Observatorium in Washington
eingelieferten Schiffsjournalen zusammengestellt sind, so
erstrecken sich dieselben wmatürlich nur auf die häufiger
befahrenen Gegenden jenes Ocenns und eind am vollstän-
digsten für die Route zwischen dem Englischen Kanal und
den Küsten der Vereinigten Staaten eingetragen, fehlen
dagegen oder sind nur mangelhaft eingetragen für die den
Polen sich nüähernden, ausserhalb der Handelsstrassen lie-
genden Meerestheile.. Am weitesten nach Norden reichen
sie an der Westküste Gross-Britanniens, am weitesten nach
Süden am Kap Horn, hier wie dort etwa bis zum 60. Pa-
rallel; an der Ostküste Nord-Amerika's und am Kap der
Guten Hoffnung erreichen die Beobachtungen nur etwa den
50. Breitengrad. — Fassen wir einige der Resultate zu-
sammen, die bei einem Überblick, dieser Sturmkarten am
meisten in die Augen füllen, so ist wohl eine der merk-
‚ würdigsten Erscheinungen die ungleich grössere Häufigkeit
6
428 Notizen.
der Stürme in der nördlichen als in der südlichen Hälfte
des Atlantischen Oceans. Maury hat auf seinen Karten
drei verschiedene Grade der Häufigkeit der Stürme dar-
gestellt, nämlich: durchschnittlich einen Sturm in wenig-
stens 6 Tagen, in 6--10 Tagen und in 10—14 Tagen;
nehmen wir den ersten Grad zur Vergleichung, so geht
aus den vorhandenen Beobachtungen, wenn dieselben im
Süden auch nicht so zahlreich sind als im Norden, dennoch
hervor, dass diese bedeutendste Sturmfrequenz im südlichen
Theil nie über so ausgedehnte Meeresflächen sieh erstreckt,
als diess im nördlichen Theil des Atlantischen Occans der
Fall ist, und dass das verrufene Kap Horn in dieser Hin-
sicht immer noch weit hinter der Moeresstrecke zwischen
Neu-Fundland und Irland, wenigstens während der Winter-
monate, zurückbleibt. In den stürmischsten Monaten
nämlich, Januar und Dezember im Norden, Juni und Juli,
Januar und Februar im Süden, verhält sich jene Frequenz
in den beiden Meereshülften mindestens etwa wie 4:1;
doch ist hierbei nicht ausser Acht zu lassen, dass hier nur
von der Häufigkeit, nicht von der Heftigkeit der Stürme
die Rede ist. Die Nordhälfte des Atlantischen Oceans
zeichnet sich ferner durch bei weitem grössere Extreme
aus. Der erste Grad der Sturmfreqnenz fehlt hier in den
Monaten Juni und August gänzlich und kommt im Juli
nur ein einziges Mal zwischen dem 50. und 55. Parallel
vor, während derselbe im Januar auf der ganzen Strecke
zwischen den Vereinigten Staaten und Europa, vom 35.
bis zum 60, Parallel, ausschliesslich oder vorwiegend herrscht.
Dieselbe Frequenz fehlt zwar im Süden zu keiner Zeit
des Jahres, beherrscht aber auch das Meer in keinem Mo-
nat so vollständig wie dort; ihre Extreme verhalten sich
hier etwa nur wie 1:2. Betrachten wir dieselbe Sturm-
frequenz in ihrer Annäherung nach dem Äquator hin, so
finden wir im Allgemeinen weiteres Vordringen und aber-
mals grüssere Schwankungen im Norden, dagegen geringere
Ausdehnung und grössere Gleichmässigkeit im Süden. Sie
nähert aich zwar dem Äquator auf beiden Seiten gleich
weit, nämlich bis zum 20. Parallel, erreicht diesen aber
sechsmal im Jahr von Norden her und nur ein Mal vom
Süden aus, und während sie hier in acht anderen Monaten
viermal bis zum 40, und viermal bis zum 35. Parallel
vordringt, zeigt sie im Norden in jedem einzelnen der
sechs übrigen Monate eine verschiedene Ausdehnung oder
fehlt günzlichh — Als die von Stürmen am seltensten,
d. h. nicht alle 14 Tage, heimgesuchten Theile des Atlan-
tischen Oceans ergeben sich nach den vorliogenden Karten
dio Breiten zwischen dem 20. nördlichen und dem 30.
südlichen Parallel, indem die bedeutehdste Sturmfrequenz
diese Grenze im Norden keinmal, im Süden nur für einen
Monst im Jahre überschreitet und auch die beiden anderen
Grade der Häufigkeit der Stürme sich vergleichungsweise
nur selten dem Äquator mehr nähern. Für den Nord-At-
lantischen Ocenn mag ferner noch bemerkt werden, dass
der breite Gürtel, innerhalb dessen Grenzen jene drei Grade
der Sturmfrequenz fast ausschliesslich vorkommen, sich
von der Nord-Amerikenischen Küste, nördlich von Florida,
in der Art in ost-nord-östlicher Richtung nach Europa hin-
zieht, dass die den Küsten Nordwest-Afrika’s und Portu-
gals zunächst gelegenen Meerestheile „ausserhalb, die Azo-
rischen Inseln aber für eine Reihe von Monaten noch in-
nerhalb desselben zu liegen kommen. — Am Schlusse der
kurzen Bemerkungen, mit welchen Maury seine Sturmkar-
ten begleitet, sugt derselbe: „Ich habe diese Untersuchun-
gen angestellt, um die ruhigste und günstigste Zeit in
Bezug auf Stürme, Nebel und Eis zur Legung des Sub-
Atlantisohen Teiegraphen zu ermitteln. Die Jahreszeit,
welche in Hinsicht auf diese drei Störungen der Schifflahrt
die günstigste Kombination zeigt, ist ebenfalls die günstigste
für die Passagierfahrt; es ist diess aber die letzte Hälfte
des Juli und die erste des August. Im Durchschnitt findet
men in diesem Theil des Oceans im Juni weniger Stürme,
aber mehr Nobel und Eis als im Juli und August; im
letzteren Monate kommen am wenigsten Nebel und Eis
vor. Es wird also der letzte Theil des Juli und der erste
des August der gevignetste Zeitpunkt zum Legen des
Sub-Atlantischen Telegraphen sein, ein Ergebniss, das nicht
nur für die hierbei- Betheiligten nützlich sein wird, son-
dern auch für schwächliche Personen und Andere, welche
eine Reise über den Atlantischen Ocean zu machen haben”.
Das Sargasso-Meer ım Atlantischen Ocean. — Die „Aı-
nales hydrographiques” (1857, IV) enthalten eine Abhand-
lung des Fregatten-Kapitüins Leps, betreffend die Beobach-
tungen und Nachforschungen, die derselbe über die Fucus-
Bünke, das Sargasso-Meer der Portugiesen, im Atlantischen
Ocsan angestellt hat. Er ist der Meinung, dass der Fucus
sich an der Oberfläche des Meeres fortpflanzt, bringt aber
dafür nur solche Gründe bei, die von dem äusseren Anse-
hen der Pflanzen, nicht von physiologischen Untersuchun-
gen hergeleitet sind. Dass das Sargasso-Meer der Sammel-
punkt der Algen sei, welche der Golf-Strom bei seinem
Austritt aus dem Mexikanischen Meerbusen mit sich führt,
wie Rennell annahm, bestreitet er, vielmehr sei es die Quelle,
von welcher jene zerstreuten und gewöhnlich abgestorbenen
Fucus-Massen herkümen, denen man im Antillen-Meer,
südlich von St. Domingo und Porto-Rieo, im Mexikanischen
Meerbusen und im Golf-Strom selbst begegnet; die Strömun-
gen und Winde seien die einzige Ursache, dass die so
massenhaft angesammelten Wasserpflanzen einen gewissen
umschriebenen Raum nicht verlassen könnten. Dieser Raum
sei bisher im Allgemeinen zu eng begrenzt worden, wenn
man ibn zwischen die Parallelen von 20° und 36° N, Br.
und die Meridiane von 30° und 50° W. I. von Paris
verlegt habe; seine üussersten Grenzen seien vielmehr im
Osten der 30° W. L., im Westen der 81° W. L., im
Süden der 16. oder 17., im Norden der 38. Breitengrad.
Dabei bemerkt Kapitän Leps, dass zwischen 41° und 47°
W. L. von Paris meistens sehr wenig Fucus beobachtet
worden sei, die Ansammlungen also in zwei grosse Bänke
geschieden wären. Diese ungeheuren Algenmassen auf ofle-
ner See sind eine so interessante Erscheinung, dass &
sich wohl der Mühe verlohnte, sie bald einmal zum Gegen-
stand einer gründlichen und umfassenden Untersuchung zu
machen.
Ein Seebehben in der Nähe der Azoren. — Dem ‚Nauti-
cal Magazine” (Februar 1858) zu Folge beobachtete der
Befehlshaber des Britischen Schooners „Estremadura”, Wil-
liam Cook, am 25. Nov. 1857 auf dem Wege nach der
Notizen.
Insel Fayal in 39° 57’ N. Br. und 25° 50° W. I. von
Gr. das Aufsteigen von warmen Dämpfen aus dem Meere,
welches sich dabei in kochender Bewegung befand. Der
Wind zeigte keine Veränderung an Stärke oder Richtung.
Die ganze Erscheinung hielt eine halbe Stunde an. Es ist
bekannt, dass in der Nühe der Azoren schon öfters ähn-
liche Zeichen von submariner vulkanischer Thätigkeit beob-
achtet wurden, und zwar bisweilen sehr heftige, wie am
20. November 1720 zwischen den Inseln Santo Miguel
und Terceiro, wo eine ungeheure Menge von Rauch, Asche
und Bimsstein - Fragmenten ausgeworfen wurde, oder am
13. Juni 1811 am Westende der Insel Santo Miguel, wo
die kleine vulkanische Insel Sabrina dem Meere entstieg,
die im Februar der folgenden Jahres wieder verschwunden
war.
Columbus und Martin Behaim. Von Alexander Ziegler, —
Es bezweifelt jetzt Niemand mehr die Entdeckungsreisen
der Isländischen Normänner und es weiss Jedermann, dass
die sogenannten ersten Entdeckungen von Nord-Amerika
durch Johann und Sebastian Cabot, von Süd-Amerika dürch
Christoph Columbus doch nur ein Wiederauffnden des
Neuen Kontinents genannt werden müssen. Die nordischen,
an der Seeküste wohnenden Völker haben gewiss auch eine
so ausgebildete Schifffahrt als die Römer und Plünizier
gehabt und die Normänner ins Besondere mögen wohl einen
ausgebreiteten Handel gehabt und im Allgemeinen auf einer
böheren Stufe der Bildung gestanden haben, als wir an-
nehmen. Wir wollen hier die früheren Hypothesen bei
Seite Inasen, dass Amerika und Europa durch weite Land-
strecken mit einander in Zusammenhang gestanden hätten,
dass Amerika als das einzige irdische Paradies der Ursitz
der Menschen gewesen, dass die Amerikanischen Indianer
verloren gegangene Judenstüämme seien — wie noch heute -
Männer in allem Ernste den Patriarchen Abraham zum
Stammvater der rothen Menschen machen —, wollen auch
auf die Troditionen der Ägypter, Griechen und Römer von
einer Atlantis keine Rücksicht nehmen und auch nicht
einmal das Werk des Französischen Abb Brasseur de
Bourbourg citiren, dem zu Folge schon zur Zeit Alexander’s
des Grossen ein Macedonier in Amerika gewesen und Vo-
tan, der Moses, Lykurg oder Solon von ganz Amerika und
der eigentliche Gründer von Palenque, schon um das Jahr
1000 vor Christo gelebt haben soll. Wir wollen von allen
diesen und anderen Hypothesen absehen, sprechen uns aber
dahin aus, dass jeden Falls so vieles nicht bloss zufällig
Verwandtes bei den Urbewohnern Amerika’s mit den Zu-
ständen, Bauten und Mythen der Alten Welt auf eine bis
weit in die vorchristlichen Zeiten hinreichende Verbindung
hindeutet. — Und sollten diese Sags’s und Weinlandsfahr-
ten der Skandinavischen Seefahrer dem berühmten Genusser
Columbus unbekannt gewesen sein, der im J. 1477 in Bristol
mit einem Stockfischhändler sich nach dem Norden ein-
schiffte? „In dem Jahre 1477” — sagt sein Sohn Fernando
an einer Stelle, welche aus einem der Briefe seines Vaters
gezogen ist — „im Februar schiffte ich 100 Stunden jen-
seit Thule (Thyle, Island), dessen südliche Gegenden (sagt
Columbus irrthümlich) 73 Grade vom Äquator entfernt sind,
und nicht 63, wie Einige behaupten, noch auch ist es in
der Linie gelegen, welche den Westen des Ptolemäus ein-
429
schliesst, sondern es liegt westlicher. Die als Thule be-
zeichnete Insel wird allgemein für Island gehalten, welches
weit nach Westen von der Ultima Thule der Alten liegt,
wie es in der Karte des Ptolemäus gezeichnet ist, welcher
ein anderes Thule unter dem 63. Breitengrade gekannt
hat, das jetzt Friesland genannt wird (ce questa dei moderni .»
& chiamata Frieslanda).” — Über die Nordfahrt des Colum-
bus giebt es verschiedene Auslegungen. Manche halten
die Insel’ „grösser als England”, welche er passirt haben
will, für Island, Andere wieder für Grönland, wodurch er
schon damals die Neue Welt gesehen, noch Andere wieder
für Spitzbergen. Das Richtigste scheint Island und dann
aber auch wieder das Wahrscheinlichste zu sein, dass Üo-
lumbus auf Island durch Lateinisch redende Geistliche Nach-
richten von der Nord-Amerikanischen Küste Vinlands er-
halten hat, wenn er sie auch nieht für seine späteren
Fahrten, die einen Seeweg nach Ost-Indien (Cipango) zu
finden bezweckten, hat benutzen können. Man wird be-
rechtigt sein, diess um so leichter anzunehmen, als xwi-
schen Grönland und Bergen in Norwegen bis sieben Jahre
nach dem Zeitpunkte, wo Columbus Island besucht
hat, Verbindungen bestanden haben. — Im Monat Fe-
bruar 1477, wo Columbus Island besuchte, war überdiess
das’Meer mit Eis bedeekt und es hatten sich dort viele
Handelsleute aus Bristol versammelt. Bedenkt man, dass
Nord-Amerika den Seefahrern des Nordens schon in früher
Zeit bekannt gewesen, dass John und Sebastian Cabot, die
Wiederentdecker Nord-Amerika’s, im J. 1497 und 1498
beide aus Italien nach Bristol gekommen waren, um dort
Handel zu treiben, so liegt der Gedanke nahe, dass ob-
erwähnte Reisen nach Island mit der Entdeckung des Nord-
Amerikanischen Kontinents verknüpft gewesen sind. Diese
Annahme ist eben so gewiss zu rechtfertigen, als die, dass
Columbus in seinem Plan, nach Westen zu segeln, von
Martin Behaim aus Nürnberg angeregt und bestärkt wor-
den ist. Dieser für den Deutschen Namen, die Ehre Dent-
scher Nation höchst wichtige Moment, lange noch nicht
nach Verdienst gewürdigt, wird folgende Episode entschul-
digen,
Martin Behaim, ein Nürnberger aus ritterlichem Ge-
schlecht und geboren daselbst um 1459, kam im J. 1479
oder 1480 nach Lissabon, wo sich Columbus damals schon
befand, der erst am Ende des Jahres 1484 Lissahon .ver-
* liess. Behsim trat in Portugiesische Dienste, machte meh-
rere Entdeckungsreisen zwischen den Wendekreisen, ent-
deckte (ala Befehlshaber?) mit Diego Cano die Küsten von
Congo (1484, 1485 u. 1486) und gründete Niederlassungen
auf den Azoren, von denen er auf einer Legende seiner
Weltkugel vom Jahre 1492 sagt, dass sie aufs Land tre-
tend nichts denn eitel Wildniss und Vögel fanden; diese
waren zo zahm, dass sie vor Niemonden flohen und mit
den Händen gefangen werden konnten. Martin Behaim
heirathete (1486) Johanna, die Tochter des erblichen Statt-
halters Jobst Hurter von Moecrkirchen auf der Insel Fayal
und Pico, und hat auf der ersigenannten Insel einige Jahre
gelebt, um die Ansiedelungen derselben zu befördern. Im
Jahre 1491 reiste er nach seiner Vaterstadt Nürnberg,
verfertigte daselbst seine berühmte Weltkugel und kehrte
im Jahre 1493 nach Portugal und Faysl zurück. Später
machte er, wie er in einem Briefe aus Brabant vom
B6*
450 Notizen.
11. März 1494 an seinen Vetter, den Senator Michael Be-
haim in Nürnberg, berichtet, in vertrauten Sendungen des
Königs Johann Il. von Portugal noch einige Reisen, auf
welchen er ein Mal das Unglück hatte, von den Engländern
und ein ander Mal von den Seeräubern gefangen zu werden,
besuchte noch einmal sein geliebtes Faynl und starb 1506
in Lissabon. Nach Ghillany ') bleiben aber die wichtigen
Jahre von 1493 bis zu seinem Tode freilich in völliger
Dunkelheit und geben mancherlei Vermuthungen liber eine
Theilnahme an den Entdeckungsreisen jener Periode Raum.
Es ist hier der Ort und die Pflicht eines Deutschen
pstriotischen Reiseschriftstellers, daran zu erinnern, dass
der Spanische Schriftsteller Herrera, dee. 1, lib. I, cap. 2,
eagt, „Columbus sei in Gründen, die ihn bestimmten, den
Seeweg nach Ost-Indien gegen Westen aufzusuchen, durch
seinen Freund, den Portugiesen Martin de Bohemia (na-
türlich Niemand anders als Martin Behaim aus Nürn-
berg, dessen Familie aus Böhmen stammt) aus der Insel
Fayal, einen grossen Kosmographen, bostürkt worden”
(„Y esta opinione le confirmo Martino de Bohemia, Portu-
gues, su amigo, natur] de ix Isla de Fayal, gran coamo-
grafo”). „Die Portugiesischen Schriftsteller”, sagt Franz
Löher in seiner Geschichte der Deutschen in Amerika, „er-
klären ferner aufs Bestimmteste, dass Columbus eret, näch-
dem Behaim schon da gewesen, und auf dessen Angaben
hin Amerika aufgesucht habe. „Martin Behaim sah Per-
nambuco und entdeckte Brasilien früher als Columbus und
Vespucei” (Jose Bernardo ‘Game, Meomorias historieas de
Provinein de Pernambuco, I, 19). „Columbus hätte niemals
seine Reise hach Amerika unternommen, wenn Behaim ihm
nieht den Weg gezeigt hätte” (Riceioli, Geografia reetifie.,
lib, III, 80). Die Spanischen Geschichtschreiber (Herrera,
Gomara, Histor. gener. de Ins Indias, c. 19, in Baroia’s His-
toriadores primitivos de las Indias Oceidentales. Madrid
1749) aber enthalten nirgends eine Stelle, welche diese
Angaben ausdrücklich widerlegte, im Gegentheil bestätigen
sie sämmtlich ohne Vorbehalt, dass sowohl Columbus als
Magellan Freunde von Behaim gewesen, von demselben
Karten und Nachrichten über das westliche Indien erhalten
und auf Grund derselben ihre Reise dorthin unternommen
hätten. Auch Französische Gelehrte {Archives lit£raires de
l’Europe, VI, 265 u. = w.) haben nicht gezügert, Bchaim
als den wahren Mann anzuerkennen, der den Weg nach
Amerika bereitete und befuhr” ?).. Ahbgeschen von diesen
!) Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behnim von Dr. P, W.
Ghillany. Eingeleitet durch eine Abhandlung über die Zltesten Karten
dos Neuen Kontinents und den Namen Amerika von Alexander von
Humboldt, Nürnberg, 1853, Mit einer genauen Abbildung des Bohaim’-
schen Globus vom J. 1402.
7 Auf Grumd der Wichtigkeit dieser Citate erlache ich mir Fol-
gendes au bemerken, Ich habe von den angeführten Werken Fruncisco
Loper Gomara's Historin general de las Indias in der Madrider Ausgabe
son MDLXÄAX a. Biccioli vor mir gehabt. im letzteren Werk von Riceioli
(geb. 1508 zu Ferrara, gest. 1671) steht lib. LIL, eap. 22, pag. 94 die viel-
besprochene Stelle und heisst wörtlich: „Christopheres Columbus ...-
sive suopte ingenio . - . . siro indicio habito a Martins Bohema ....
ant, ut Hispani dietieant, ab Alphonso Sanches de Helun nanelero ....
eogitasset de nevigatione in ladiam oceidentalem." Diese Stelle, wie
oben angegeben, übersetzen zu wollen: „Columbus hütte niemals seine
else nach Amerika unternommen, weno Behsim ihm nieht den Weg
gezeigt hätte”, dürlte nicht statthaft sein, weil Riceioli selbet in Zweifel
und Ungewissheit ist, war das aire — sive — aut besagt und weil indieio
Nachrichten giebt es noch zwei sehr wichtige Urkunden,
auf Grund welcher mau versucht hat, dem Martin Behaim
die Ehre der Entdeekung von Amerika zuzuschreiben. In
der im Jahre 1495 im Druck erschienenen Nürnberger
Weltehronik von Hartmann Schedel, welche die nächste
Jahreszahl nach der Entdeckung Amerikas durch Columbus
trägt, heisst es in der nach ihr eingeschobenen Stelle
bei Aenens Sylvias, dass Diego Co und Behnim, nachdem
sie den Äquator überschritten, in eine andere Welt (in
einen anderen unbekannten Erdtheil) gekommen seien, wo
ihr Schatten gegen Mitteg und zur Rochten gefullen sei,
wenn sie sich gegen Morgen stellten. Auf dem im Jahre
1492 von Martin Behaim angefertigten Globus — der ül-
teste, welcher überhaupt existirt und welcher gegenwärtig,
wie ich mich selbet überzeugt, im Behnim'schen Hause am
Ägidienplatze in Nürnberg aufgestellt ist — findet sich
mitten im Ocean zwischen Europa und Asien eine insula
Antilia, genannt Septem ritade, verzeichnet. Diese Insel
ist »o ziemlich unter denselben Breitengraden wie die An-
tillischen Inseln gelegen, südlich von den Bahamss, von
denen bekanntlich Columbus am 11. Oktober 1492 die
Insel Gusnahani oder die heutige Watling-Insel entdeckte.
Martin Behaim schreibt bei der Insel Antilia Folgendes:
„Als man zühlt nach Christi Geburt 734 Jahre, als ganz
Hiapania von den Heiden aus Afrika (Mauren) genommen
war, da wurde bewohnt die oben beschriebene insula Anti-
ba, genannt Septem ritade von einem Erzbischof von Porto
Portigal, mit sechs anderen Bischöfen, die zu Schiffe von
Hispania dahin getlohen kamen mit ihrem Vieh, Hab und
Gut. Anno 1414 ist ein Schiff aus Hispania ungefähr am
nächsten dabei gewesen.” Diese Angabe der Insel Antilis
ist ein Beweis, dass allerdings Martin Behaim, gesetzten
Falles, dass er such nicht selbst auf dieser Insel gewesen
oder in eine andere Welt gekommen sei, doch Nachrichten,
Kenntnisse, Anzeichen (indicin) von einem im Westen lie-
genden Lande gehabt haben muss. Diese können ihm durch
Schiffer (und die Angabe unter anno 1414 weist darauf
hin), durch Schiffbrüchige oder durch an die Ufer der
Azoren angeschwommene Gegenstüinde und Stämme hoher
Fichten, Leichname {an der Insel Flores), Stücke künstlich,
aber ohne eiserme Werkzeuge geschnitzten Holzes an der
Insel Porto Santo n. s. w., die anch von Columbus als
doeh wohl nur mit „Wink”, „Fingerseig” oder mit „Andeutung” übersetzt
werden kann. Diese Andeutungen können nun freilich x. B. an den Azoren
angeschwowsmnte Hölzer, Leichname u. s. w. gewesen sein, die auf ein
westwärls gelegenes unbekanntes Land hkindeuteten. Im Gomura habe
ich den Namen Martin Behaim nicht unflinden können, der wohl auch
in keinem einzigen alten Portugienischen Schriftsteller vorkommt, ausser
in Manuel Telles de Syira, nuch in keinem Spanischen ausser im An-
ton de lerrera in zwei Stellen und im Gareilasse de ia Veja, Der
Spanier Clulera bestreht sich in seinem Werke: „Inrestigstiones histo-
ricas sobre las prinripales deseubrimientos de Ins Espnfoles en el mar
ÖObseano en el siglo XV v prineipios del XVL. Madrid 1704", die Ba
hauptung des Deutsch-Amerikaners Otto, dass Behaim Amerika entdeckt
habe, zu widerlegen. Der Portugiesische Schriftsteller Pater Cordeiro
bestätigt, gestützt auf das Manuskript des Dokter Guspar Fructunss
{Historia insulana}, die Heiruth Behaim’s mit Johanna van Maceda,
Tochter Jobst Hurter’s, und bestätigt such die Angsbe, dass Behaim
einen Sohm hatte, der seinen Namen führte. Die Abhandlungen der
Portugiesen Trigoso und Gargao-Stockler über Martin Behaim sind von
1812 und 1819 und gehören der Neuzeit an. In den Archiven der
Pyrenäischen Halbinsel dürfte übrigens noch manches indieium über
Martin Behaim zu finden sein. Suchet, so werdet ihr nden!
- reicht zu haben.
Notizen. ;
Zeichen von Land im Westen betrachtet wurden, geworden
sein. Auch ist es bei den grossen astronomischen Kennt-
nissen Behrim’s wahrscheinlich, dass derselbe -überzengt
gewesen sein muss, dass Länder oder Inseln auf jenem
Theile der Erdkugel vorhanden seien, denn sonst hätte er
wohl nicht den König von Portugal veranlasst (vergl. Her-
rera, cap. VII, und Gaspar Fructuoss in seiner Historia
insulana!, che noch Columbus seine Absichten erreicht,
Expeditionen auszuschicken, um die Antillen (!) zu ent-
decken, die freilich zurückkehrten, ohne ihren Zweck er-
Und dann, sollten nicht die Westwinde
und insbesondere der aus dem Golf von Mexiko kommende,
an der Ostküste von Nord-Amerika sich hinziehende und
in der Richtung nach den Azoren laufende südöstliche
Auslauf des Goli-Stromes dem auf der über ein Drittheil
des Weges nach Amerika in den Atlantischen Ocean hin-
eingesehobenen Insel Fayal lebenden grossen Seefahrer und
Kosmographen die Lage des. westlich gelegenen Landes
verrathen haben? Die Azoren, von den Portugiesen seit
1432—1449 nach und nach entdeckt und in Portugiesischen
Urkunden schon 1447 erwähnt, waren überdies von’ thä-
tigen, unternehmenden Seeleuten bewohnt, die mit Island
u. ». w. in Verbindung standen und von denen schon im
Allgemeinen zu erwarten war, dass sie befühigt und durch
die natürlichen Verhältnisse angeregt waren, die Fahrten
gegen Westen fortzusetzen. Auch liegt die Vermuthung
nahe {wenn auch nicht zu beweisen), dass ein solcher
Seefahrer wie Martin Behaim in den besten Jahren, dem
eben so wie Columbus nicht nur die von den Skendinsviern
gemachten Weinlandefahrten nach Nord- Amerika, sondern
auch die von Seneca, Plato, Aristoteles, Diodor von Siei-
lien u. » w. gegebenen dunkeln Andentungen über einen
unbekannten im Atlantischen Osean liegenden Kontinent
bekennt gewesen sein müssen, entweder selbst von Fayal,
seinem auf dem Wege nach Amerikx felegenen Wohnorte,
nach dem Westland gesegelt ist oder dass er auf seinen an
der Süd-Afrikauischen Küste gemachten Reisen, anf welchen
er sclbst bis zum 22° Südl. Breite den Weg um Afrika
angebahnt und auch auf seinem Globus bereits vollständig
angezeigt hat, obgleich ihn erat 1498 Vasco de (iama völ-
lig zurückgelegt hat, wie früher die kompasslosen Skandi-
navier von Island nach Grönland und Vinland oder wie
Cabral nach Brasilien (woher der Name insula de Brazil
auf dem Behaim’schen Globus?) getrieben wurde). Die
Annahme einer westlichen Reise des Behaim, die von den
Azoren nach der Zwischenstation der Bermudas und Ba-
hamas und von hier nach den Antillen leicht und in kur-
zer Zeit (Columbus sogelte auf seiner zweiten Reise von
Cadix nach den Antillischen Inseln kuum sechs Worhen)
auszuführen war, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit,
dass Martin Behaim durch Regiomontan’s verbessertes Astro-
labium die Schiffer bekanntlich in den Stand gesetzt hat,
") Cabral liefam ®, Mür« 1500 von Lissabon aus, um nach dem Kap
der (inten Hoffnung zu segeln, wurde aber durch Stürme und Seo-
‚ströme nach Sül-Amerika verschlagen und entdeckte schon am 24. April
die Brasilianische Küste. Columbus entderkte bekanntlich auf seiner
ersten Reise am 11. Oktober 1482 die Insel Guanabani (St. Salvador),
dann Uuba und Haiti. Am 4. Januar 1493 tritt er dio Rückreise an
und landet wahrscheinlich „uch in Folge des Golf- Stromes „elıon am
13. Februar 1493 auf der Azorischen Insel’S. Maria.
‚Indien zu finden, dureh reinen Zufall Amerika.
431.
mittelst dieses Instrumentes nach der Sonnenhöhe die Ent-
fernungen zu bestimmen und sich auf oflener Sce zurecht
zu finden. Und stand Behaim auf der über ein Drittheil
des Weges nach Amerika weit im Ocean liegenden Insel
Fayal — dem Thule der gebildeten Welt — nicht schon
fast mit Einem Fusse in der Neuen Welt?
Martin Behaim, ein Zeitgenosse und Bekannter von
Columbus, theilte mit diesem manche Verwandtschaft des
Schicksals und — natürlich auch mit diesem die falsche Vor-
stellung von der Öst-Asiatischen Küste. Was die in mehr-
facher Beziehung Statt findende Verwandtschaft zwischen
diesen beiden Münnern betrifft, so sei hier nar erwähnt,
dass beide nach Portugal kamen, um ihre Dienste anzu-
bieten und dass beide sich mit Mädchen gleicher Stellung
verheiratheten. Columbus, 1477 nach Portugal gekommen,
verheirathete sich mit Felipa, der Tochter des Italienischen
Seemannes Bartolomeo Monnis de Palestrello, der zum
Statthalter der Kanarischen ‘Insel Porto Santo ernannt
worden war, und zog sielı auch von Portugal aus für ei-
nige Zeit nach dieser weit im westlichen Meere unter dem
2° Östl. L. gelegenen Insel zuriick, Martin Behaim du-
gegen lebte, anch, wie bemerkt, mit der Tochter eines
Statthaltere von den Axzorischen Inseln verheiratiwt, auf
der noch um 13 Lüngengrnde weiter als Porto Santo gegen
Amerika hin unter dem 12° Westl. L. liegenden Insel
Fayal. Hatte das Geschick nicht absichtlich die beiden
grossen Seefahrer auf diese beiden üussersten Vorposten
der damaligen Kultur gestellt, um die „Piloten” der Ent-
deokungen im 15. Jahrhundert zu werden? Columbus ent-
deckte bekanntlich in der Absicht, den Seeweg nach Ost-
Der be-
rühmte Genuese entdeckte erst auf seiner dritten Heise
(am 1. Aug. 1498) an der Nordostküste der Provinz Cu-
mana” bei Punt« Redonda (Columbia) das feste Land von
Amerikas, ohne «s zu ahnen. Den Gedanken, einen neuen
Welttheil entdeckt zu haben, hat aber weder Columbus
noch Amerigo Vespucci (dem zu Ehren, aber ohne Theil-
nahme und Wissen, nach einem auf einem blossen Irrthume
berulenden Vorschlag eines Deutschen Namens Waldsee-
müller, Lehrers der Geographie am Gymnasium zu Saint
Di@ und aus Freiburg im Breisgau gebürtig, der neue Welt-
theil Amerika genannt wurde) gehabt und beide sind in
dem festen Glauben gestorben, Theile von Asien entdeckt
zu haben. Columbus hielt die anf seiner ersten Reise
entdeckte Insel Cuba für Cipango (Japan), lässt auf seiner
zweiten Reise am 12. Januar 1494 die Mannschaft seiner
Flotte schwören '), dass, wie er selbst glaube, die Küste '
von (Cuba das Festland von Asien, am Ende Indiens, ein
Theil der Provinz Mango, des südlichen Theiles von Ua-
thai (China) sei, schreibt im Juli 1504 auf seiner vierten
und letzten Reise: „Ich kam am 13. Mai in die Provinz
Mango, welche an die von Üatago angrenzt”, und meldet
noch vier Jahre vor seinem Tode dem Papste Alexan-
der VI.: ... „ich habe Besitz genommen von 1400 Inseln und
habe entdeckt 333 leguas von dem Festlande von Asien.”
Man sicht daraus klar, dass Columbus nicht die leiseste
Ahnung hatte, einen neuen Welttheil entdeckt zu haben.
Auch bei Betrachtung des Behnim’schen Globus ist es dem
") Examen eritique de la Geographie par Al, de Humboldt.
432 Notizen.
bosten Willen nicht möglich, „die Flachlande von Brasilien,
die Prajas von Pernambueo” zu entdecken, wohin doch
nach manchen Schriftstellern Behaim im J. 1483, zehn
Jahre früher, ehe Columbus sich zur Reise anschickte, von
den Azoren nus gekommen sein soll. Es findet sich —
die insula de Brazil muss hier ausser Acht bleiben
von allen diesen geogmphischen Umrissen keine Spur auf
dem Behaim’schen Globus, womit jedoch nicht gesagt sein
soll, dass eine kühne Phantasie, abgeschen von der deut-
lich verzeichneten insula Antilia, durch die Lage der über
dem circulus aequinoctialis (Äquator) angedeuteten Insel St.
Brandan, der im Norden des tropicus waneri verzeichneten
Insel (Cathay, oceanus orientalis indie.), so wie der südli-
cher gelegenen Insel Cipange, nicht im Stande wäre, an
die West-Indischen Inseln oder an Süd-Amerika zu den-
ken — wenn man sich dieselben theils noch als Inseln,
theils als mit Ost-Indien zusammendenkt . Die anf dem
Behaim’schen Globus gezeichnete und benannte insula de
Brazil liegt unterhalb des eirenlus aretieus, etwa auf halbem
Wege zwischen Island und insula de Azores Uatharides.
Fassen wir all das in Bezug auf Martin Behaim Ge-
sagte zusammen, so lässt sich nicht beweisen, dass Martin
Behaim, der Vater der westlichen Entdeckungen, der wirk-
liche Entdecker Amerikn’s gewesen sei. Das uber lässt
sich mit Gewissheit annehmen, und die neuern Untersuchun-
gen haben diess auch unwidersprechlich gelehrt, dass der
weit im westlichen Ocean lebende berühmte Kosmograph
Martin Behsim aus Nürnberg jedenfalls Columbus in sei-
nem Plan, nach Westen zu segeln, bestärkt und wesent-
lich zur Ausführung des Planes von Columbus beigetragen
habe). Somit ist Behaim für die Entdeekung Amerika’s ,
von wesentlichem Nutzen gewesen und der Deutschen
Wissenschaft kommt die Ehre zu, jenen berühmten See-
7) Ausser diesem Behalm’schen Globus besitzt Nürnberg (unf der
Stadtbibliothek) noch die merkwürdigen Erdkugeln von Schüner und
von Johann Prütorius (geb. 1557, + 1%16). Der Schöner'sche, zu Bam-
berg angefertigte Globus vom Jahre 1520 um 27, Septbr, alten Stils
globt merkwürdiger Weise schon die nach Magellan später genannte
Strasse an. Nach Humboldt hat Schäner die Karte des Petrus Anianus
auch aus dem Jahre 1520 benutzt, auf welcher zum ersten Male acht
Jahre mach dem Tode von Amerigo (nichts Anderes als der Deutsche
Vorname Almerich) Vespueei der Name Amerika gesehen worden und
weiche die erste gestochene Karte mit dem Namen Amerika ist. Die
älteste Karte des Neuen Welttheiles mit weit über den Aquator sihllich
sich erstreckendem Amerikanischen Kontinent, die bisher, unter den ge-
zeichneten Karten aufgefunden worden, ist die des grossen Serfahrers
Juan de las Cuaas, Columbus’ Beisegefährte auf seiner zweiten Expedition
(25. Septbr. 1493 bis 11. Juni 1496), die Alexander von Humboldt im
3. 1832 erkannt und theilweine edirt hat. Bis dahin wurden für die
ältesten Karten von Ameriks ewri in der vortrefflichon Militärbibliothek
zu Weimar aufbemwahrte Welttafeln von 1527 und 1529 gehalten. Auf
dem messingenen, «ehr schön gearbeiteten Erdglobus von Johann Prä-
torius trägt Süd-Amerika, #0 ziemlich richtig dargestellt, such zer den
Namen Amerika mit dem Beisatze inventa 1497. Die Karte des las
Cnsas (s. Humb. Kosm, IT) vom Jahre 1477 ist auch in Columbus’
Händen geweson. In der neuesten Zeit hat der bekannte Keissschrift-
steller J. G. Kohl, der sich jetzt in Washington aufhält und dort die
Idee in Anregung gebracht hat, oine Sammlung aller für die (teschichte
Amerikn's wichtigen alten Karten in Kopien oder Facaimile’s zu vere-
nigen, die älteste Karte von Bartholomäus Columbus, einem Bruder des
Entdeckers von Amerika, beschrieben. Diese Karte erschien im J.
1483 und wird im dritten Bande von Hakluyt's im J, 1800 zu London
erschienenen Roisen erwähnt,
®) Ygl. die gelehrten und umfassenden Untersuchungen über diese Fra-
gen in Dr. Peschel’s „Zeitalter der Entdeckungen. Stuttgart, 1858.” A.P.
— Literatur,
1
|
fahrern, Columbus, Vespucci, Vasco de Gama u. A., die
Möglichkeit an die Hand gegeben zu haben, sich weiter
in den Oeean hinaus zu wagen. In dieser Beziehung haben
neben den Italienern, Spaniern, Portugiesen, Engländern
und Franzosen auch die Deutschen — die armen Asche-
brödel, wenn auch nicht der seefahrenden, doch der see-
mächtigen Nationen — durch die natürliche hohe Begabung
des Germanischen Geistes Theil an der Ehre, auf die Ent-
deckung und Entwickelung Amerika’s eben so bedeutend als
wohlthätig eingewirkt zu haben.
Es muss späteren historischen Forschungen überlassen
bleiben, neues Licht über die Behaim’sche Frage zu ver-
breiten, die noch lange nicht als abgeschlossen zu betrach-
ten sein dürfte. Vielleicht ist es noch dem eifrigen und
ernsten Geschichtsforscher in den staubigen Archiven Spa-
niens und Portugals vorbehalten, die Welt mit der sichern
Beweisführung zu überraschen, dass erst aus Nürnberg der
Munn kommen musste, der. das Columbus-Ei zu der Ge-
schichte der Entdeckungen zu stellen verstand. Und wel-
cher Stadt wäre dieser Ruhm mehr zu günnen, als dem
altdeutschen Nürnberg, dem die Welt die Erfindungen der
Taschenuhren (Nürnberger Eier) im J. 1500, des Feuer-
schlosses an Schiessgewehren im J. 1517, des Messings im
J. 1553, der Windbüchse im J. 1560, der Klarinette im
3. 1690 u. s. w. zu verdanken hat? Weit entfernt, allen
Nationen den gerechten Stolz missgönnen zu wollen, den
sie darein setzen, dass an die grosse Thatsache der Ent-
deekung einer neuen Welt auf einige Zeiten Namen ge-
knüpft sind, die sie unter die Ihrigen zählen, freuen wir
uns Deutsche auch, mit gerechtem Stolze auf zwei Deutsche
Männer blicken zu können, die auf die Eotwickelung Ame-
rika’s einen wohlthätigen und bedeutenden Einfluss geibt
haben — auf Martin Behaim und auf Alexander von Hum-
boldt, den Erforscher der Natur dieses Landes.
Neueste Geographische Literatur.
EUROPA.
Bücher.
1. Industrie-Stotistik der Österreichischen Monarchie für das
Jahr 1856. Herausgegeben ron der K. K. Direktion der Adminirra-
tiven Statistik, 1. Heft. Steiniraaren, Thonmwaaren, Glascaaren.
Mit 2 Industrie-Karten, In den Mittheilungen ars dem Gebiete der
Statistik, 6. Jahrgang, II. Heft.
2. Fedor Possort: Anhaltische Vaterlandskunde, 1. Abthedung:
Geographie und Statistik des Herzogthums Anhalt-Berndurg. Bern-
burg, F W, Gröning, 18658.
3 Prof. H. R. Güppert: Der Kimigl. Botanische Garten der
Universitüt Breslau. Nebst einem Plan und einer Lithographie.
Görlit:, 1867.
4. Prospestus wnd Statuten der Bergbau- und Hütten- Aktien-Ge-
sellschaft Thuringia bei Saalfeld im Derzogehum Sachsen- Meiningen,
Mit 1 Karte, Erfurt, 1868.
b. Dr. W, ©, H. Staring: Foormals en Thansı. Opstellen over
Neörlands Girondsgesteldheid. Mit einer Karte. Haarlem, A. C.
Krusenon. 1858,
6. Annual Statement of the Trade and Navigation of the United
7 age with foreign countries anıd British posstesions in the year
1856. Presented to both Houses of Parliament. London, 1857.
7. Peter v. Köppen: Die neunte Revision. Eine Untersuchung
"über die Zahl der Bewohner Russlands im Jahre 1851. 86 Peters-
burg, 1857. In Russischer Sprache,
H. Tabell-Kommisrionens Underdänige Berättelse für ären 1861
med 1855, Första Afdelningen. Stockholm, 1867. Norstedt d Söner.
Literatur.
% Dr. 4A. 8: Streifzüge im Orient während des Jahres 186.
Zürich, 1858.
10. J. B. Höbert: Systöme gendral d' Immatrieulation des person-
nes, des imımewbles’et des titres, Nonmveau Plan de ia Ville de Pa-
ri. Paris, 1852.
11. J. 8. Hebert: Explication de la methode d'Immatriculation
Wende. Paris, 1856.
12. Les tables matrieudes de J. B, Hebert, appliqudes & [Europe
et pays enwironnantes. Paris, 1806.
Aufsätze.
18. mac se Wärmenittel in den ‚WNonaten Oktober, November
und Dezember 1867, beobachtet auf den ischen Stationen
a rag Staates, (Mittheil. des Statiet. Bureau's in Berlin,
r. 8.)
14. Hamburgs Handel im Jahre 1867. (Preuss. Handels- Arche,
Nr. 8, 11 und 12.)
15. Prof. Dr. Göppert: Über den versteinten Wall von Rado-
wenz bei Adersbach, ao wie über den Versteinungsprocess. (Boten.
Zeitung, Nr. 6.)
16. 4. v. Sirombeck: Gliederung des Plüners im nordwestlichen
Deutschland nüchst dem Harz. (Neues Jahrbuch für Mineralogie
u. 5. u, 1867, Heft 7.)
17. 7. C. Deicke: Übersicht der Molasse- Formation zurischen den
Alpen der Öst-Schweiz und dem Ost-Kande des Schwarswaldes.
arg.
18. Die Marinen Englands und Frankreichs. (Unsere Zeit,
Hefe 13.)
19. P. ds Ioumilie: Prösenee du mereure dana le sons-sol (de
Montpellier. — Marcel de Berres: Notes sur la prösenee du mer-
eure nafif dans de sol sur dequel da ville de Montpellier est bätie.
(Comptes rendus de TAcadimme des Science. 4. Januar und 1.
Februar 1868.)
0, Der auswärtige Handel Bussianda im Jahre 1556. { Preuss,
Handels- Arckir, Nr, 6.)
21. Die Herskievtische Halbinsel, hinsichtlich ihres Einflusses auf
den Gesundheitsrustand. (Ztschr. für Allgem. Erdkunde, November
und Derember 1557.)
22, Statistische Notizen über das Gowrernement Oloner. (Ebenda,
Januar 1858.)
23, Die materielle Entwiekslung Griechenlands. (Magazin für die
Literatur des Auslandes, Nr. 21: Ausland, Ar. 6.)
24. H. Abich: Über Dimont's neue g ische Karte won Eu-
ropa, s0 weit sie den Kaukasus betrüft. (Neues Jahrbuch für Mine-
ie m» mw, 1857, Heft 7.)
2b. MH. W. Dose: die Temperatur der Ostsee, verglichen
mit der des Atlantischen Oceane. {Ztschr. für Allgem. Erndimnde,
Januer.)
Karlen.
26, Karte der Thumwanren Industrie der Österr. Monarchie. 1857,
— Karte der Glaseaaren- Industrie der Österr. Monarchie. 1857.
Manssstab beider Karten: 1:3.000.000. (Zu Nr. 1.)
27. Plan des Aimigl, Botanischen Gartens zu Breslau. (Zu Nr. 3.)
28, Bergmeister W, Leo: Karte der nächsten Umgebung von
SBaalfeht mit Angabe der grösseren Fisener«-Gruben. (Zu Nr. 4.)
2%, Dr. Staring: Kaartje der Vernen van Nederland. Met.
1:2.080.000. (Zu Nr. 5.)
30. Carte immatrieule de la Ville de Paris. (Zu Nr. 10.)
81. Herisson: Carte matrieule de T’Europe et de ses principaur
dints, dirisce selon la methode Plmmarrienlation glographigque de
J. RB, Häbert. Paris, 1856. Met. 1:93.850.000.
32. M. vr. Wittenberg: Plan der Stadt Görlitz.
Görlitz, 1857.
33. Morine-Lieutenant Rarn: Berölkerungskarten über die Dä-
nische Monarchie, 2 DH. im Met. von 1: 1.930.000. Kopenhagen.
34, Atlas dconomique et statistigue de la Hussie d’Europe publid
par le Departement de P’Economie rurale du Ministöre des Dumai-
nes de T’ Etat. Be ddinen, St.-Petersiourg, 1567.
{1, 26. Die Boarbeitung der Industrie - Statistik eines grösseren
Landes gehört unstreitig zu den schwierigsten Aufgaben, die einem
Statistischen Barean gestellt werden kännen, und wir dürfen uns dems-
halb nicht wundern, dass nur über wenige Länder bis jetzt etwas Voll-
ständiges und annähernd Genaues in diesem Fache vorliegt. In Öster-
reich, wo dio statistische Wissenschaft überhaupt eine hohe Blüthe
Ast, 1:8000,
433
«rreicht hat, wurde bereits im Jahre 1841, als Ereiherr von Uzoernig
zur Leitung der Direktion der Administrativen Statistik berufen war,
zu einer solehen Darstellung der rolkswirthsehaftlichen Thütigkeit im
Kaiserreich guschritten und die bieraus hervorgegungene, auf das Jahr
1845 bezügliche Arbeit war die erste amtliche dieser Art, welche be-
kannt geworden ist, Die damals angewendete. Methode hat sich nach
den seither gemachten Erfahrungen im Wesentlichen als eine richtige
erwiesen; da jener erste Versuch aber ohne Vorürbeiten gemacht wurde,
seitdem auch beträchtliche Veränderungen in den industriellen Verhält-
nissen Österreichs eingetreten sind und uamentlich dureh die seither
errichteten Handelskammern eine Beihbe gediegener Monographien ver-
üffentlicht wurde, so hat die Direktion der Administrativen Statistik
von Neuem die Bearbeitung winer Industrie-Statistik des ÖOsterreichi-
schen Staates, nuf das Jahr 1856 bezüglich, unternommen, vop der be-
reits das erste Heft vollendet vorliegt. Es umfasst die mit der Ver
arbeitung nicht-metallischer Mineralien beschäftigten Industrie-Zweige,
d. h. diejenigen, welehe Stein-, Thon- und Glaswaaren liefern, giebt
die Zahl der betreffenden Ktablissemonts in den einzelnen Theilen des
Reiches, den Betrag der Produktion nach den verschiedenen Rohstoffen
und Waaren, die Zahl der Arbeiter a. ». w. an und enthält ausserdem
zwei Karten, auf denen die Orte des Kaiserstaates, an weichen Thon-
oder Glaswaaren gefertigt werden, durch Kolorit hervorgehoben sind,
wobei durch besondere Zeichen dis Gattung der Waaren angedentet
wird. Solche Karten geben eine rasche und bequeme Übersicht der
örtlichen Vertheilung des betreffenden Industrierweiger, sie würden
aber noch werthroller sein, wenn man versucht hätte, auf ihnen zu-
gleich die Quantität der Produktion anschaulich au machen, was durch
Anwendung verschiedener Farbennunneen leicht erreicht werden
könnte, —
%. Von dem als Statistiker bekasnten Herrn Pedar Powsart erschien
als orste Abtheilung einer Anhaltischen Yaterlandskunde eine Beschrei-
bung des Herzogthums Anhalt-Bernuburg mit vorzüglicher Berücksich-
tigung der Statistik in Bezug auf die Bewegung innerhalb der Beväl-
kerung, die Vertheilung und Benutzung der Bodenfläche, die physi-
sche, technische und geistige Kultur und andere den Stant, die
Kommunen u, #, w. betreffende Verhältnisse, Eine ausführliche topo-
graphische Beschreihung mit besonderer Beachtung des historischen
Moments schliesst sich dem statistischen Theile an. —
3, 25. Der Direktor des Botanischen Gartens in Breslau, Prof. Dr.
H, B. Güppert, het bereits mehrere auf demselben sich beziehende
Sehriften erscheinen lassen. Die vorliegende Beschreibung und Ge-
schichte diesen (inrtens wird vorsäglich interessant durch die beige-
fügte und durch eine Littiographie erklärte Beschreibung des von Güp-
pert in demselben errichteten künstlichen Profils zur Erläuterung der
Steinkohlen-Formation und der ihr eigenthümlichen fossilen Flora, ein
höchst nachahmungswertber Versuch, diese in Verbindung mit der Flors
der Gegenwart darsustollen. —
4, 28. In dem Prospeetus einer neu au errichtenden Gesellschaft
zur grossartigeren Ausbeute der Eisenerzluger in der tiegend von Saal-
feld wird eine kurze Übersicht der Lagerstätten gegeben, die sich in
der »ilurischen Grauwacke um Fusse des nordöstlichen Theile des
Thüringer Waldes hinzieben, und der Erfelge des bisherigen, immer
schon bedeutenden Bergbaues daselbst. Auf einer Spezisikarte des
Bergbaudistrikts zwischen Saalfeld, Gräfentbal, Wallenderf und Könitz
and die hauptsächlichsten Eisengruben und nebenbei der Verlauf der
projoktirten Snal-Orla-Bahn eingotragen. — ,
5, 29. Die Schrift des Herrn Dr. W. C. H. Staring, „Ehemals
und Jetzt", deren erste Lieferung uns vorliegt, besteht in einer Reihe
von Aufsützen, welche Belehrungen tiber die Bodenbesehaffenheit Nie-
deriands in populärer Weise enthalten. Der erste derselben besprieht
die vorweltliche Entstehung des Landes, der zweite dio Torfmoore,
sowohl die hohen als miedern, ihre Lage, Zusammensetzung, Ent-
stehung nu. #. w.; der Jritte, mehr stantswirthschaftlichen Inhalten, bo-
spricht die befürchtete Erschöpfung jener Torflager und der vierte
endlich, welcher jedoch nur theilwelise im vorliegenden Hefte enthalten
ist, das Dilurium Niederlands. Auch in diesen Aufsätzen zeigt Herr
Dr. Staring die gründliche Bekanntschaft mit den Bodenrerhältnissen
seiner Höimath, welche wir schon früher bei Besprechung seines grös-
seren Werks „De Bodem van Nederland” rlhmend zu erwähnen (iele-
genheit hatten. Ein breigefügtes Kärtehen zeigt die Verbreitung der
Torfmoore, des Allurialbodens und der ältern Formation. —
6. In den vom Board of Trade alljährlich dem Parlament vorgeleg-
ten statistischen Tabellen findet man die voliständigsten und_ speziell-
sten Nachweise über Handel und Schiffahrt Gross-Britanniens. Nächst
den allgemeinen " Werthen der Aus-, Ein- und Durchfübr wird der
434 Literatur,
Handel mit jeder Englisches Kolonie” und jedem fremden Tanmde nach
Quantität und Worth jedes winzeinen Artikels dargelegt, wobei immer
die Produkte des Landes Iwsonders unterschieden sind, Eben oo de
taillirt ist die Zuhl und der Tonnengehslt der bei diesem Handel
verwendeten Englischen und fremden Schiffe angegeben; auch, wird zur
Vergleichung auf eine Heihe früherer Jahre zurilckgegangen, in dem
lötzten, auf 1856 beeüglichen Berichte s. B. bis auf 185%. Diss diese
müherollen und umfangreichen Arbeiten für Handels- und Produktions
Statistik ron uusehätzbarem Werthe sind, bedarf keiner besonderen
Begründung. — j
T. 5. oben 5. 406.
8. Die Ergebnisse des letzten Census von Schweden, dessen Haupt»
resultate wir im Jahrgang 1857 (85. 425 und 424) der „Gsogr. Mit-
theilungen” angeführt-haben, sind vollständig und mit allen Details in
einem von der Tahellen-Kommission am 15. August 1857 dem König
eingereichten Berichte niedergelegt, von welchem bis jetzt der ernte
Theil, dan Wachbstbum der Bawülkerung seit 1751, die Heirathen, Üe-
burtan, Todesfälle, Auswanderungen und Nuturalisatlonen umfanserd,
veröffentlicht worden ist. —
9. Die „Streifzüge im Orient” enthalten die Bemerkungen eines
. Sebweiserischen Arztes in Türkischen Diensten, die derselbe während
seines Aufenthaltes un den Küsten des Schwarzen Meeres (Tmpezunt,
Batum, Bedutksleh) und auf einem Marsch von Varna «durch Bulgarien
und über Bofin nach dem Hanptwnffenplatz Iumeliens, Monastir, und
von hier nach Janina über Land und Leute Blchtie aufgezeichnet hat.
Da indessen namentlich die letzte Hälfte der hier beschriebenen Marsch»
route zu den sm seltensten bmsuchten und am wenigsten gekannten Thei-
len des südlichen Kuropa gehört, #0 verdienen diese kurzen Aufzeich-
nungen Beachtung. —
10, 11, 12, 30, 31. Höbert’s System der Immatrikulation besteht
in der Bestimmung dar Loge eines Punktes durch Zahlen, Er wundte
os zuerst auf einen Plan der’Stadt Paris an, indem er denselben in
Rechtecke, entsprechend Theilen rines Meridiangrades, »intheilte und
jedes Rechteck dureh die an den Ründern des Planes aufgeschrichenen
Zahlen eharakterisirte, Die Strassen, Gebäude u. s, w, der Stadt sind
mit den betreffenden Zahlen alphabetisch aufgeführt, su Jass hierdurch
ein Mittel geboten ist, sie leicht und sehnell unf dem Plan aufsnfnden
und zugleich ihre geographische Position zu erfuhren. So zweckmässig
dieses System für einen Plan „der selbst für eine Speziulkarte in
grossem Moassstabe sein mag, so können wir doch sinn Nutzen bei .
der Karte von Europa, die Hörisson nach demselben System eingetheilt
bat, nicht sinsehen. Brüssel =. B. hat auf dieser Karte die
Zahlen 50 0%, Kassel 50 17, Königeberg 51 48, Moskau 53 55,
d. i. in Grade umgewandelt: Brüssel 50°” N. Br, 2° Östl. L. v. Paris,
Kussel 51° N. Br., 7°” Östl, L., Königsberg 54° N. Br., 18° Östl. L.,
Moskau 55° N, Br, 35°” Ostl. L. Diese letsteren Zahlen scheinen
uns trotz der gegentheiligen Versicherung liöbert’s eben so leicht zu
merken, als die ersteren, und sind ausserdem von jeder Karte sofort
abrulesen, wogegen Höbert für die Anwendung seines Systems auf die
Karte von Europa erst in einer besanderen Schrift (Nr. 12) eine dach
nur nurellständige Anzahl Orte mit den bexüglichen Zahlen zusammen-
stellen musste, — -
14. Der Aufsatz über dem Handel Hamburgs im Jahre 1957 im
„Preuss, Handels»-Archir” ist nach amtlichen Mittheilungen verfasst,
Ike dortige Handelsflotte betrug am Ende des Jahres 441 Fahrzeuge
(20 Seedampfer) unter Humburger Flagge mit 57,638 Commerzlasten,.
Es kumen im Lauf des Jahres DT Serschiffe an mit 416,532 Com-
mersiusten ler 625,248 Roggenlasten, nach denen in Bremen gerech-
net wird. Eine zweite Exposition über den Handel Hamburgs von
dem Vrenss. (snerul-Konsulnt daselbst Ändet «ich in Nr. 11 und-1%
desselben Blattes. —
15, Die „Botanische Zeitung” entnimmmt der „Schlesischen Zeitung”
einen Vortrag des Prof, Ihr. Göppert (gehalten in der Schlus. Gesell»
schaft den 27. November 1=57} über eine grosse Menge nen aufgefun-
dener versteinerter Bäume auf dem aus Kohlensandstein bestehenden
Höhenzug hei Radowenz in der Nühe von Adersbach in Böhmen. An
manchen Pankten übersicht man dort mit Einem Blicke 20- bis 30,000
Centner versteinerten Holzes, fast immer entrindete Stänme von 1 bis
4 Fuss Dicke und 2 bis 6 Fuss Länge, Sie gehären zämmtlich den
Nadelhölzern an, und zwar bestimmte Prof, Göppert zwei Arten, den
neuen Arauearites Schrollisnns und den in der Steinkohlen-Formation
Englande, Sanrbrückens, Böhmens und Schlesiens rorkommenden Arunea-
rites Brandlingii. Das Lager ist ein.so grossartigen, wie es wenig-
sten» im Gebiete der Steinkohlen-Formation bis jetzt weder in Eu-
ropas noch is irgend einem andern Theile der Erde beobachtet worden
ist, und alle Mussen der Erde könnten sieh von dorther mit #0 horr-
lichen Exomplaren verschen, wie sie «dergleichen bis jotst kaum be»
sitzen. —
16, A. v. Strumbeck theiit den Pläner am Harz’ in- acht Schichten,
für die er nach den gleichzeitig aufgeführten charakteristischen Mol-
lusken neue Namen zufstellt (Tourtia, Yarians-Schichten, Khotomagensis-
Schichten, Arme Rhotomagemsir-Schichten, Rothe Brungniarti-Schichten,
Weisse Brongniarti- und GUsleriten-Schichten, Besphiten-Schichten, Ca-
vieri-Schichten). Je vier bilden den unteren und oberen Pläner, die
scharl von einander abgesondert sind, während bei den Unterabthei-
lungen keine scharfen Grenzen Statt finden. —
17. 3. C, Deicke in St. Gallen erürtert die Molassc-Pormation in
der #stlichen Schweiz, am Übsorlinger Ses, bei Stockach und um Öst-
rande des Schwuarswaldes. —
18. Auf die interessante, von vorschiedanen Gesichtspunkten auf-
gestellte Vergleichung der Seemneht Englands und Frankreichs machen
wir nis auf rine schr zeitgemüsse aufınerksam. Der Yerfaner kommt
zu dem Schlusse, dass bei ungeführ gleichem Material die Franzüsische
Kriegsmarine der Englischen in Besug auf Disponibilität und Ausbil-
„dung des Personals überlegen ist. —
19. P, de Rourille und Marcel de Serres berichten über das, zwar
schon seit 1760 bekannte, neuerdiugs aber von ersterem wieder aufge
lundene Vorkommen von natürlichem Quecksilber unter der Stadt Mout-
pellier. Es befindet sich in der Gestalt zahlloser kleiner Kügaeleben
in einem Konglomerat von Kalk- und ÜQusrzkieseln unter mehreren
Strassen und Plätzen der Stadt, —
20, Der Handel Itusslands hat sich seit dem Jahre 1853, dem letz-
ten vor dem ÜOrientalischen Kriege, bedeutend gehoben. Nuch dem
offiziellen Berieht des Departements für auswärtigen Handel betrug die
Waaren-Ausfuhr im Jahre 1856: 160,249,872 Rubel gegen 147,662,815
R. im Jahre 1854, also mehr: 12,587,057 RB. Die Waaren-Einfuhr
belief sich 1956 auf 122,662,442 BR. gegen 102,256,768 R. im Jahre
1853, war also um 20,275,074 R, gestiegen. —
21, Einige Notizen über das Klima von Sebastopel und intoreasente
Nachweise iiber die Krankheiten und die enorme Sterblichkeit im Eng-
lisechen kieere vor Bebnsiopol nach der kleinen Sehrift „Medical Hi-
story of the late war with Russis, by William Aitken’, —
22, Nach dem „Gedenkbüchlein (Pamjatunja Knishka) des Gouver-
nements Ölones für das Juhr 1557” beträgt der Flüchenraum dieses
Gourtruements zu Folge der von dem Feldmesser-Korps aufgenomme-
nen Pline 133,022 (Jusdratwerst oder 2542 Geogr. Qundrautmeilen, wäh-
rend er von Strure zu 2732, von Engelhardt zu 2792 Quadratmeilen
angegeben wird. Die Zahl der Bewolmer belief sich im Jahre 1856
auf 265,D45 gegen 263,409 im Jahre 1850. Folgen nuch altige an-
dere Notizen über die Bewegung der Berölkerung, die Bildungsanstal-
ten und den Mineralreichtbum des Gouvernements, —
23. Aus einem vom Finanzminister A. Kumunduros unter dem 4.
Dezember 1857 an den Künig Otto erststteten Bericht geht hervor,
dass die materiellen Fortschritte, welche Griecbeuland unter der Regie
rung König Ötto’s gemacht hat, sehr erfreulich «ind. Die Anzahl der
Einwohner z. B., welche im Jahre 1834 nur 612,008 betrug, hat sich
bis 13857 auf 1,045,232 erhöht, die der Wohnhäuser von 94,927 im
Juhre 1833 auf 204,605 im Jahre 1857. Die hauptsüchlichsten Lan-
desprodukte sind Karinthen, Wein, Seide, Feigen und Ol, Von erste
ren werden jetzt jährlich 80% Millionen Pfund gewonnen; mit Wein
sind 700,00 Stremmen bepflanzt; der Ertrag der Kokons ist bis
5,523,000 Drachmen gestiegen, die von 14 Millionen Maulbeerbifumen
gewonnen werden: Feipenbäume zählt man 260,060 und die Ausfuhr
von Feigen betrügt 92,000 Centner; Ölbäume jiobt es 7,400,000 gegen
2,900,000 im Jahre 1634. Die Einnahme aus den Staatswaldungen
betrug im Jahre 1833 nicht mehr als 17,000 Drachmen, 1856 dagegen
237,639 Drachmen. —
24, In v. Leonhard und Bronn’s Neuem Jahrbuch für Mineralogie
u. s, w. wird der von Prof. Abich in der letzten Nuturforscher-Ver-
sammlung zu Bonn gehaltene Vortrag im Auszug mitgetheilt, worin
derselbe die Müngel von Dumont's geologischer Karte von Europa in
Bezug auf den Kaukasus darlegte. Prof. Abich ist gegenwärtig selbst
mit der Bearheitung eiver geologischen Karte des Kuuknsus und einer
geologischen Spexialkarte des Meskischen Gebirgen beschäftigt. —
25. Prof. Dore vergleicht eine Reihe von Beobachtungen der Tem-
peratur und der Luft zu Doberan, Kopenhagen und an der Küste von
Irianıd, wobei sich zeigt, dass au allen Stationen das Jahresmittel der
Meereswärme höber ist als das der Luftwärme, der Überschuss der
Wärme des Meeres über die Temperatur der Luft am grössten im No-
veısber ist und die grösste rejutivre Abkühlung des Meeres in Doberan
Literatur. 435
und Irland in den Mai, in Kopenhagen in den April und Msi fällt,
dass aber ein wesentlicher Unterschied zwischen der Ostsee und dem
Atlantischen Meere bei Irland darin besteht, dass in Irland das gunae
Jahr hindurch die Würme des Meeres höher als die der Luft ist,
während un der Üstsee das Meer vom März bia Anfang Juli kälter als
die Luft ist, was unmittelbar auf den Einfluss des Golf-Stromss
hinweist, —
32. M. v. Wittenburg lieferte einen sauber ausgeführten, aber un-
nöthig matt gehaltenen Plan der Stadt Görlitz; derselbe ist ohne Ter-
rain-Zeichnung, die Erhebung desselben wird jedoch durch riele Zah-
lemangaben bezeichnet, welche die Höhe der betreffenden Punkte über
dem Nullpunkt des Pegels an der Neis»-Brücke (570,55 F. über dem
Niveau der Ostsee) in Fussen ausdräcken. —
33, Bei seinen Bevölkerungskarten des Känigreichs Dänemark hat
Lieutenant Ravn eine neue Methode der graphischen Darstellung ange
wendet. „Das ganze Land’, sagt er in den Begleitworten, „ist in
kleinere Theile eingetheilt worden, deren Grenzen und Mittelpunkte
(Schwerpunkte) auf der Karte abgesetzt sind und deren spezifische
Bevölkerung überall für jeden Theil besonders bereehnet worden ist.
Wenn man sich nun im Mittelpunkt jeder dieser Theile eine senkrechte
Linie aufgerichtet denkt, deren Höho proportional ist mit der spezi-
fischen Berülkerung {d. i. Diehtigkeit der Bevölkerung) des betreffenden
Theiles, so werden die Endpunkte dieser Linien eine kontinuirliche
krunme Flüche bestimmen, welebe auf der Karte nach der bi neu
ren topographischen Arbeiten gebräuchlichen Methode, nämlich durch
horizontale üquidistante Kurven, dargestellt wird. Von diesen Kurven
bezeichnet die niedrigste eine spezifische Berälkerung von 500, die
nächatfolgende von 1000, die dritte von 1500 u, s. w. mit Zwischen-
räumen von 500. Alle Kursen werden folglich Greuzlinien zwischen
den Landstrecken, deren spezifische Bevölkerung geringer ist, und den-
jenigen, wo selbige grösser ist als die, welche durch die betreffende
Kurve angedeutet wird.” Ausserdem sind dureh Farben die Länder-
striche unterschieden, in denen weniger als 1000, zwischen 1000 und
2500, über 2500 und diber 4000 Bewohner auf 1 Geogr. Guadratmeile
kommen. Diese Darstellung bezieht sich jedoch mur auf die ländliche
Berölkerung, während für die Städte das Prinzip befolgt ist, welches
wir u. A. auf Tüfel 14 des Jahrgangs 1855, in dem Holzschnitte auf
Seite 393 des Jahrganges 1856 und auf Tafel 25 des Jahrganges 1857
der „Geogr. Mittheilungen’ angewendet haben, wobei nümlich die
Orte durch schwarze Punkte angegeben werden, deren Arcal-Grösse im
Verhältnies zur Einwohmerzehl steht, Lieut. Ravn hat es aber unter-
insuen, einen Schlüssel zur Bestimmung der Einwohnerzuhl aus der
Grösse der Punkte beizufligen. Die Darstellungsweise des Lieut. Ravn
ist im Ganzen schr anschaulich und übersichtlich und hat allen An-
schein einer naturgemässen und korrekten Entwicklung. Die beiden,
sehr klar, sauber und geschmackvoll ausgeführten, Karten stellen den
Zustand der Berölkerungsdiehtigkeit in den Jahren 1845 und 1855
dar und umfassen ausser der Dänischen Monarchie die Gebiete von
Lübeck und Hamburg. Für die Herzogthümer lagen nur unzureichende
Arealberechnungen vor, wosshalb die Kurven in diesen viel weniger
genau und richtig sind, als im eigentlichen Dänemark. —
34. Die zehn Blätter des Ükonomisch-statistischen Atlas vom Euro-
päischen Russland, von dem uns die dritte Auflage vorliegt, enthalten
deutliche, übersichtliche und sauber in Farbendruck ausgeführte Dar-
stellungen der wichtigsten statistischen Daten über die Volkswirthsehaft
Russlands. Das erste Blatt seigt die Beschaffenheit der Ackarkrume,
die Ausdehnung der Salzsteppen, Sümpfe und Tundren, dio Nordgrenze
des Anbaues von Gerste, Roggen, Sommergetreide, Melonen, Wein und
Mais und die Isothermen, Isotheren und Isochimenen. Das zweite
Blatt zeigt die Vertheiluug der verschiedenen Arten der Ackerwirth-
schaft, so wie die Ausdehnung der Kultur des Flachses, Hanfes und
der Runkeleübe, Auf dem dritten ist die Vertbeilung der Wälder
dargestellt und die Nordgrenso von 14 Baumarten angegeben, in
Übereinstimmung mit ron Bner's Darstellungen iu den „Beiträgen zur
Kenntniss ıles Russischen Reiches, Bd. 18”. Blatt 4 giebt eine Über-
sicht der Distrikte, welche mehr Getreide produeiren, als sie konsu-
miren, und zwar sind durch verschiedene Farben diejenigen unter-
schieden, weiche ihren Überfluss nach Petersburg, Moskau, Rigs, Arch-
angel oder dem Schwarzen Meere ausführen, wie denn auch diese
Ausfuhrstrassen angegeben wurden; ausserdem sind diejenigen Land-
striche noch besonders bezeichnet, welehe ihren Überfluss an Getreide
sur Destillation von Branntwein verwenden. Auf dem fünften Blatt
ist die Höhe der «urehschnittlichen Getreide-Ernte in den verschie
denen Theilen Russlands unter Anwendung heilerer und dunklerer
Farbentöns dargestellt. In ähnlicher Weiss finden wir auf dem sechs-
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft X,
ten Blatte die Vertheilung der mittleren Getreldepreise veranschau-
lieht. Blatt 7 zeigt die Ausbreitung der Zucht feinwolliger Schafe
und ihre Anzahl in jedem Gouyernement. Auf Blatt 8 und D ist die
Vertheilung der Pferde und des Rindrichs nach Procenten der Ein-
wolner der Gourernements durch Farbentäne "und Zahlen angegeben.
Auf dem zehnten Blatt endlich sind diejenigen Länderstrecken kalorirt,
in denen Schlachtvieh zur Ausfuhr gezogen wird, wobei die Sammel-
punkte, van denen die Ausfuhr ausgeht, und die Strassen, auf denen
sio erfolgt, angegeben sind. Finnland und Polen sind auf den stati-
stisehen Blättern leer gelassen. Die spesielleren Nachweise für die auf
den Karten dargestellten Verhältnisse finden sich in einem beigegebenen
besonderen Sehriftehen („Erläuterungen zu dem Ökonomisch-statistischen
Atlas des Europäischen Russlands” u. =. w.) in Russischer Sprache.
Das ganze Werk gereicht Russland in jeder Beziehung zu hoher Ehre,
da kaum ein anderes Land ein ühnliches Werk aufzuweisen hat.]
ASIEN.
Bücher.
1. Nikolai von Seidlits: Botanische Ergebnisse einer Reise durch
das östliche Trans-Kaukasien und den Aderbeidschen, ausgeführt
in den Jahren 1855 und 1866. Dorpar, 1857.
2. Karl Friedrich Neumann: Geschichte des Englischen Reiches
in Asien. Leipeig, F, A. Brockhaus, 1857.
8. Karl Friedrich Neumann: Das Reich Japan und seine Stel-
lung in der westöstlichen Weltberegung. 1857.
4. Aardrijkskundig en statistisch Woordenboek betreikelijk Netr-
landsch-Indie, naar de jongste berigten. Probelieferung. Amster-
dam, P. N. ran Kampen.
5. Thomas Willem Atkinson: Oriental and western Siberia: a
narrative of seven years‘ ions and adventures in Siberia,
Mongolie, the Kirghis Steppes, Chinese Tartary, and part of Central
Asia. Wirk a map and numerous illustrations. London, Hurst
and Blackett, 1808.
Aufsätze,
6. Baron d’Eekstein: Memoires aur les conirdes oceidentales, tra-
duits du Sanacrit en Chinois en lan 648 par Hiowen- Thsang, et
du Chinois en Framgais par Stanislaus Julien. Tome I, contenant
ies livres I a VIIT et une carte de FAsie centrale. (Journal Asia-
tique, Dezember 1857.)
T. Fr. Steger: Ost-Indien. (Westermann's Iluste. Deutsche Mo-
natshefte, Februar.
8. Robert Sehlagintseit: "Über Erusionsformen der Indischen
Flüsse. (Zeitschrift für Allgem. Erdkunde, Nor. und Des. 1857.)
9. Les Frangais en Cochinchine, (Monit. unie, 6, Februar.)
10. Zuatltse und Berichtigungen zu der „Übersicht der Gebirgs-
teme des östlichen Jara von H. Zollinger”. ( Fierteljahrsschrift der
Barkerinahen Naturforschenden Gesellschaft, 18517.)
11. J. &. Labhart: Einiges über Manila-Hanf. (Ebenda,
12. Die südliche Gru der Kokus- oder. Keelings-Inseln, Mit
Karte. (Zeitschr. für A Erdkunde, Nov. und Des. 187.)
13. Oskar von Kessel: Über die Volksstämme Borneo's. (Ebenda.)
14. Dr. Biernatski: Zur Kunde der Insel Formosa. (Ebenda,)
15. Dr. K. Neumann: Reise ton Shanghai über Hangtschau
nach Ningpo. Nach eınem Englischen Bericht, (Ebenda, Jan. 188.)
16. Missionar Krone: Aus China, (Berichte der Rheinischen
Missions-Gesellschaft, 1868, Nr. 1.
17. Die Juden in China, (Ausland, Nr. 8.)
18. Vertrag zwischen den Niederlanden und Japan. {Neder-
lamdsche Staats-Courant, 0. Februar.)
19. Die Ainos, (Zeitschr. für Allgem, Erdkunde, Norember und
Dezember 1857.)
20. Collins’ Schilderung des Amtr-Gebietes, (Ausland, Nr, 7.)
21. Navigation du fleuere Amour par les Russee, (Nowvelles An-
nalea des Voyager, Janmar,)
22. U, Schirren: Reise des Hauptastronomen der Ost-Bibirischen
Erpedition, L. Schwars, auf dem Witim. (Zeitschr, für Allgem,
Erdiasmde, November und Dezember 1867.)
23. P. Semenow’s Forschungen im Alatarı und Thian-Schan. Aus
enem Schreiben Semenaws an Karl Ritter. (Ebenda.)
24. Bemerkungen Al, v. Humboldf's zu Semens's Schreiben über
den T’hian-Schen. Mitgetheilt von K. Ritter, (Ebenda,)
Karien.
25. Map to accompany Ar. Atkinson’s Travels in Siberia, Mon-
57
436
er Chinese Tartary and part of Central Asia, Maassıtab
: 10.800.000, (Zu Nr. 5.)
26. Die Keeling- Inseln wach der Aufnahme des Beagle 1886.
Met. 1:150.000. (Zu Nr. 12.)
27. Karte Indü, berichtigt bis zum Jahre 1857. (Bussisch.) ‚Wat.
15.000.000,
28, The City of Lucknae, (Presented with Nr. 28 af the Home-
ward Mail from India, China and the East.)
20. Plan of the City of Delhi, alwwing a portion of its enniroma
amıl the position of the British foroe during the Siege and Capture
of the pince, Major General A. Wilson com ung. (Presented
with Nr. BO of The Homeward Mail ete.}
30. Ofu-Aiang or Canton River from Macao to Canton. And
the western branches t0 Bam-Shuil, By Captms Sir Edward Beicher,
H, Keller, and W. T. Bute. Publ, at the Hydrograpiue Office of
the Admiralty, 23rd January, 1858. Met. 1: 14.000.
31. Plan of the City and Suburbs of Canton compiled by the
Quarter- Master Generals Department, Chinese ecpeditionary forer,
October 1857. Ast. 1:14.000.
[1. Eins in den Jahren 1865556 unternommene Bereisung der öst-
Wehen Gourvernements Trans-Kaukssiens und der angrenzenden Persi-
schen Provinz Aderbeidschan, welche rorzugswrise der Erforschung der
nur erst dürftig bekannten Pflanzenwelt dieser Landstriche galt, wird
dem verdienten Russ. (Gelehrten Herm Nik. vr. Seidlitz Gelegenheit zu
eiber grösseren pflanzengeographischen Arbeit bieten, uls deren Aufung
das hier aufgeführte erste Heft zu betrachten ist. Dasselbe enthält
eine Aufzählung eines Theils der in den Florem-Gobieten des Kura-
Deekens und des Aderbeidschan, so wie des mit diesem in Hinsicht
der Boden- und Naturverhältnisse nehe verwandten Russ, Gonrerne-
ments Eriwan erbenteten Pflanzen, nebst einer kurzen Beschreibung
der eingeschlagenen Reiseroute, in welcher Herr rv. Seidlitsz es ver-
standen hat, uns ein anschauliches, wenn auch gedrängten, geogrsphi-
sches Bild der genannten Bussischen und Persischen Gebletstheile zu
geben. Der Verfasser durchkreuste während seiner 17mnnatlichen
Reise die Gourernements Schemagha, Tillis und Eriwan in rerschiede-
nen Richtungen, verweilte wiederkolt an den Ufern des interessanten
Üoktseha-Ser’s und besuchte von Eriwan aus die Abhänge des Ararat
(das dureh die Katastrophe von 1840 vorwüstete Arghuri-Thal) und
des Alagis, begab sich dann über Nachitschewan in die Nähe von
Tabris, ron wo aus er die beiden höchsten Gebirgsgipfel der Prorinz
Aderbeidschan, dem 11,492 F, hohen Ssähänd und den über 15,000 P,
sich erhebenden Saawellan, erstisg. Die hierauf erfolgte Bereisung
der Ufer des Urmin-Soo's hat Herr v. Seidlits in dem vorliegenden
Heft nicht beschrieben, sondern uns zur Bekanntmachung in den
„Geogr. Mitth.” überwiesen (s. Heft VD). —
2, 3, Die beiden oben aufgeführten Werke von Dr. K. Fr. Neumann
gehören zwar streng genommen ihres vorwiegend historischen Inhaltes
wegen wohl kaum in eine Besprechung der geographischen Literatur;
dennoch glauben wir dieselben hier erwähnen zu müssen, einmal weil
sio die Aufmerksamkeit unserer Leser wogen dos hohen Interesses ver-
„dienen, welchos sich gtrade jetzt an die betreffenden Länder knüpft
und eine Darstellung ihrer Verhältnisse aus der Feder eines so lleis-
sigen und gediegenen Schriftstellers wie Dr. K. Fr. Noumann ganz be-
sonders anziehend erscheinen lässt; dann aber auch, weil die Pliase
der geschichtlichen Eutwickelung, in welcher jene Theile Asiens gegen-
wärtig begriffen sind, die Beachtung des Geographen nicht weniger
verdienen dürfte, als diejenige des Historikers und Stantemannes. Lns
erstore der beiden Werke giebt uns in zwei starken Oktarbänden, jeder
von 6- bis 700 Seiten, eine »usführliche und aus einem umfassenden
Quollenstulium bervorgegangene Entwickelungsgeschiehte des Engli-
schen Reichs in Asien; es werden in demselben nicht nur die kühnen
Begebenheiten im Krieg, die einsichtslosen und einsichtsrollen Maass-
regeln im Frieden uns vor die Augen geführt, sondern namentlich auch
die sich hieran knüpfenden Veränderungen in Weltverkehr, im bürger- -
lichen Gemeinwesen und in den Staatswissenschaften ; ferner das Getriebe
einzelner Eurppüischer Völker — Pranzosen, Russen — auf jenem
Schauplatz, dessen Kenntnis so unumgänglich nothwendig ist zur Be-
urtheilung der Ereignisse und Maasenahmen Gross-Britanniens, endlich
die gegenseitigen mannigfschen Eintlässe des Ostens auf den Westen
und umgekehrt während des langen, bereits in geschichtlicher Dämme-
rumg beginnenden Kampfes zwischen Europa und Asien u. s. w. Das
vorliegende Buch möchte sich vor andern neuerdings über danselbe '
Thoma erschienenen aueh dadurch vortheilhaft auszeichnen, dass os in
besonders eingehender Weine die innere Entwickelung Hindostans und
der nordwestlich daran grenzenden Lünder behandelt, wozu der Ver-
Literatur,
fasser durch seine reiche Kenntniss orientalischer Sprachen und dis
ihm dadurch eröffneten Quellen wohl ganz vorzüglich geeignet sein
dürfte, Die Überzeugung aber von der täglich mehr und mehr hervor-
tretenden Wichtigkeit der „westöstlichen” Beziehungen, die in neuerer
Zeit ganz vorzugsweise an den Gestadelandschuften des Stillen Oseans
zusammenfliessen, scheint den Verfasser veranlasst zu haben, das zweite,
kleinere, Werk: „Das Reich Japan und seine Stellung in der westüst-
lichen Welthewegung"” (206 88, klein Oktav), zu schreiben. Offenbar
wird der Stille Ocean künftig ine nene (Girundinge der menschheit-
lieben Entwickelung bilden, in dieser aber Japan nach der Meinung
des Verfassers vermöge seiner Lage als Inselstant in der Mitte dreier
Welttheile — Asien, Australien, Amerika — eine bedeutende Rolle
spielen, ähnlich cinem andern westlichen Inselstant. Es ist diess der
Grundgedanke des Buchs, welches in rier Abschnitte zerfüllt. Der
erste schildert die Versuche der seemächtigen Nationen Buropa’s und
Ameriks’s, sieh im Stillen Ocesn und speziell in Japan festzusetzen ;
der zweite „Land und Leute” Japans oder die historische Eutwicke-
lung des Stunts Japan, seine Bevälkerang und seine hervorstechendsten
physisch-gesgraphischen Eigenthümlichkeiten ; der dritte die Eröffnung
Japans durch die Expedition Perry’s, und endlich der vierte die ersten
Spuren des Kinflusses der Europäisch-Amerikanischen Thatkraft anf
diese fernen, bisher von derselben unberührten Länder. Auch bei Ab
fassung dieses Buchs konnte der Verfasser ausser den Europüischen
und Amerikanischen Quellen noch weniger aligemein zugängliche Chi-
nesische und Japanische benutzen. —
4. Die Buchhandlung von P. N. Van Kumpen in Amsterdam besorgt
die Herausgabe eines Gengraphisch-statistischen Würterbuchs von Nie
derläudisch-Indien. Es soll in demselben nicht nur eine kurz gefasste
Beschreibung der Lage, Beschaffenheit, Derülkerung und Hälfsmittel
der versehiedenen Theile des Archipels gegeben worden, sondern der
Benmte und Stuntsökonom, der Kaufmann und Gewerbtreibende soll
darin auch die nöthigen Angaben über Kulturgewenstände und Pabri«
kation, Gelämittel und die vörsehiedenen Regierungszweige finden, So
viel wir aus den uns überschiekten Probeblättern ersehen können, be-
müht sich die Redaktion nicht ohne Erfolg, das Versprochens au ld-
sten; das Gnnze soll otwn 100 Druckbogen sturk werden. —
5, 25. Der Schauplatz der siebenjährigen Exploratianen und Aben-
teuer dos Englischen Maler» Th. W. Atkinson war zunächst ein Theil
des Ural, indem er von Jekaterinburg nördlich die Ufer der Tachuse-
wuisa und die bedeutendsten Höhen (Blagedut, Katschkanar) bis zum
Pardinska Kamen besuchte und südlich bie Mainas (Mjasky gelungte. Ven
Jekatorinburg begab er sich über Omsk nach Kainsk und, den Tschany-
See berührend, nach Barnaul, dem Mittelpunkt des Bergbauss im Altai.
In vielfachen Kreus- und Üuerzägen Jdurehstreifte er dann diesos Oe
birge und die südlich davon gelegmen Steppenlinder bis zu dem Thisn-
Schan- oder, wie er in Übereinstimmung mit dem einheimischen Na-
men e9 genannt haben will, Syan-Schan-Gebirge. Berücksichtigen wir
die auf dor beigegebenen Karte verzeichneten Routen (die nicht alle
. Im Buche selbst beschrieben werden), so erreichte er im Narden den
Fiuss Pit, nördlich von der obern Tunguska, im Osten das nordäst-
liche Ende des Baikal-Sco’s und Kiachts, im Süden die Chinesische
Stadt Tschinsi-fu oder Barkul, die er jedoeh nicht wirklich betrat,
sondern nur in geringer Entfernung passirte, und endlich im Südwesten
die Ufer des Ili, da wo dieser Fluss dem Alatau sich nühert. Dieses
Puukte begrenzen mit den Städten Semipolstinsk und Tomsk, im We
sten und Nordwesten, das grosse, äusserst interessante Reisegebiet des
Herrn Atkinson, dessen südliche Theile namentlich wohl nach niemals
vor Ihm von einem Kuropäer besucht worden sind. Der Geograph wird
daber mit Verlangen nach dem vorliegenden Werke greifen, «usselbs
aber ziemlich unbofriedigt ans der Hand legen, da der Verfasser keine
wissenschaftlichen Zwecke mit seinen leisen und deren Beschreibung
verknüpft hat; es scheint demselben nur ıdarım zu thun gewesen zu
sein, malerische Skizzen zu sammeln, deren er denn auch über ein
halbes Tausend zurückgebracht hat. Meist richtet er in seinem Be-
rieht seine ganse Aufmerksamkeit auf die Schilderung dessen, was ihm
zunächst vor den Füssen lag, der Schwierigkeiteh, welche der gerade
eingeschlagene Weg- in Bezug auf Terrain und atmosphkärische Phäno-
mene bat, ohne es zu vorsuchen, ein Bild der Bodengestaltung im
Grossen und Allgemeinen zu geben; Anklänge an letztere Art der Dar-
stellung finden sich jedoch am häufigsten in der Beschreibung seiner
Tour durch die Tangnu-Berge, das Land der Kalkas nach Tschinni-fu
und zurück nach dem Alatau-Gebirge. Im Ural und Aitai beschäftigt
er sich noch vorzugsweise mit dem Zustsud der dortigen Minen und
Hüttenwerke. Als geographische Irrthümer bezeichnet er die auf vie-
ien Karten gezeichnete sogenannte „Grosse Altal-Kette”, ästlich vom
Literatur, 437
Finss Narym und den Kurt-tschun-Bergen, die nach ihm mur eine
Reihe niedriger südlicher Ausläufer des Altai ist. Auf welchen Grund-
lagen die dem Werke beigegebene Karte antstanden ist, giebt der Ver-
fssser nicht an; dieselbe erscheint beim Vergleich mit dem Text als
böchst ungenau und unbrauchbar. Auffallend ist, dass der Verfasser
im ganzen Buche nicht eine einzige Jahreszahl nennt und wir dosshalb
über die Zeit der Reise ganz im Unklaren bleiben; sie scheint jedech
in die letzten Jahre der Regierung Nikolaus [L. su fallen, Das über
600 Seiten starke Werk, gross Oktar, ist mit zahlreichen Holzschnitten
und ganz vorzüglich ausgeführten furbigen Thondrucken, in welchen
letztern der Hauptwertti des Buches zu bestechen scheint, ausgestattet. —
6. Hiouen-Thenng, ein Chinssischer Mönch, der im 7, Jahrhundert
die Toranischen Länder, don Himalaya und Indien bereiste, hat eine
Beihe von Sanskrit-Schriften gesammelt und ins Chinesische übersetzt,
die Stanislaus Julien in Französischer Sprache herausgegeben hat, Sie
sind von grosser Bedeutung für die Geschichte, da sie in die Zeit fal-
len, wo der Buddhistuns voch in Indien berrschte, aber bereits seinem
Erlöschen ontgegen ging, und werfen ein helles Licht auf die religiö-
sen und socialen Zustände der Turanischen und Indischen Länder, zu
jener Zeit. In seiner ausführlichen Besprechung (77 Seiten) hebt Ba-
ron von Eckstein die wichtigsten Punkte hervor und geht namentlich
auf die religiösen Zustände nüher ein. —,
7. Stoger's Aufsatz über Ost-Indien beruht nicht auf Quellenstudien,
ist aber klar und populär geschrieben und mit zahlreichen lUustra-
tionen ausgestattet. Er handois ron der Geschichte des Landes, der
Bevölkerung, der Regierung und Politik der Engländer in Indien, der
Armee, der Prodaktion und dem Handel, den Ursachen und der Ge-
schiehte des letsten Aufstandes bis zum Fall von Delhi —
®. Robert Schlagintweit macht einige allgemeinere Bemerkumgen
über die Erosion der Flilsse Indiens und die Anhaltspunkte bei ihrer
Messung. In dem Ebenesf sind die Flussbeiten wur 80 bis 120 Fuss
ausgewaschen, im Himalnra und in Tibet aber beträgt die mittlere
Grösse der Erosion 1200 bis 1500 Engl. Fuss, häufig übersteigt sie
2000 Fuss und in einigen Füllen, in dem oberen Laufe des Ganges,
Satledsh und Indus, erreicht sie sogar die enorme Grösse von 3000
Fuss. —
Nr. ® ist eine kurzes Goschichte der Beziehungen zwischen Prank-
reich und Cochinehina, die Manches enthält, was nicht allgemein be-
kannt ist. —
10. Die Notisen des Herrn H. Zolliuger in der Vierteljahrsschrift
der Zürcherischen Naturforschenden Gesellschaft beziehen sich auf
die von demselben Gelehrten in dem Mittheilungen dieser Gesellschaft
1948, Nr. 25 und 26, gegebene „Übersicht der Gebirge des östlichen
Java” und entlalten zahlreiche Berlchtigungen, betreffen! die Ortho-
graphie der Ortsnamen, Höhbenangaben u. #. w. Ausserdem giebt Herr
Zollinger einige Nachträge über die Gebirge von Bali, Lombok, Sum-
bawa, Bima und Flores. — "
11. In derselben Zeitschrift theilt J. C. Labhart in Manila eine
kurse Beschreibung der Manila-Hanfjflanze (Musa Troglodytarum tex-
toria) und ilirer Vernrbeitung mit, former einige Angaben über die er-
»eugten Quantitäten, die Anwendbarkeit dieser Hanfart u. ». w. (Vgl
vorliegendes Heft der Geogr, Mitth., 8. 408.) —
12. In der „Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde” wird eine ge
drängte Beschreibung der südlichen Kokos oder Keelings-Inseln im
südöstlichen Indischen Ocean gegeben, mit Anführung eines Theils der
einsehläglichen Englischen und Holländischen Literatur, einer kurzen
Geschichte ihrer Bewohner, der beiden Engländer Hare und Ross, und
einigen Andeutungen über die vortheilhafte Lage der Inselgrappe, auf
welcher dio Engländer bekanntlich im April 1857 ihre Flagge aufge-
zogen haben. —
13, Der durch seine Heisen auf den Ost-Indischen Inseln bekannte
Ö, v. Kessel schildert sohr ausführlich und interessunt die Malaien
und Daijaks auf Borneo, Ihre Lebensweise, Ieligion, Sitten und Ge-
bräucho, Wohnungen, Beschäftigungen, Waffen u. s. w. Besonders
merkwürdig sind die Angaben über das eigenthümliche Abhängigkeits-
verhältniss, in weichem die Daijaks zu dem Malaien stehen, und die
Erwähnung eines im Nordosten der Insel lebenden Überrestes einer
schwarsen (rbevölkerung. Die Daijuks, die in fünf Hauptstämme zer-
fallen, sollen etwa 1,800,000 Seelen, die Malnien 300,000 und ılie
eingewandertan Chinesen 150,000 Seelen zählen. — E
14. Nach einigen Notizen über Namen, Ausdehnung und Bevälke-
rung von Formosn theilt Dr. Biernateki Auszüge aus den Beriehten
des Kapitän Richards über oinige Häfen au der Westküste der Insel,
zu deren Untersuchung er im Jahre 1856 auf dem Britischen Schooner
„Baracen” abgeschickt wurde, und des Herrn Swinhoe, Hauptberall-
mächtigten auf dom Britischen Konsulste zu Amoy, der ebaufalls im
Jahre 1856 die Westküste von Formosa besuchte und in der Chine-
sischen Zweiggesullschaft der Royal Asiatic Society auf Hongkong dar-
über berichtete, mit, Am Schluss atellt Dr. Biernatzki die bis jetzt
bekannt gewordenen astronomischen Örtsbestimmungen an den Kisten
der Insel zusammen. —
15. Im August 1857 reisten der Missionär Edkins und ein Kor-
respondent der „‚Timee” von Shanghai um die Bucht von Tische-kiang
kerum, über Hangtschau nach Ningpo. Aus dem ausführlichen, in der
„Times“ veröffentlichten, Bericht über diese Exkursion, die auf ziem-
lich unbekunnten Wegen ausgeführt wurde, giebt Dr. Newman einen
Auszug mit besonderer Rücksicht anf Geographie und Landeskultur. —
16, Missionär Krone in Hongkong giebt oinige interessante Notizen
ber die politische Lage Chins’s, die Schwäche der jeteigen Regierung,
die Fortschritte und Siege der Taiphings, welche die Provinz Kiangsi
fast ganz bosetzt, die Kaiserlichen bei Nanking abermab geschlagen
und die Grensstadt der Provinz Canton, Ny-chau-fu, eingenommen ha-
ben, und über die Zustände in Canton und dessen Umgegend vor der
Eroberung der Stadt durch die Engländer, —
17. Durch die im Jahre 1850 von der London Missionary Society
angestellten Nachforschungen hat man genauere Nachrichten über eine
Judengemeinds erhalten, die sich bis auf die (Gegenwart in Kai-fung-fu
in der Provinz Ho-nan erhalten hat und seit dem Jahre 1166 daselbst
eine Syungoge besitzt. Sie ist jetzt nur etwa 200 Individuen stark
und der Überrest der Juden, die im dritten Jahrhundert nach Christo,
wahrscheinlich ron Indien aus, nach China kamen, sich zuerst in Ning-
his, Hantscheu und Peking aufhielten und später in Kai-fung-fu nie
derliesson. Ausser ihrer Beschneidung und Religion sind sie in Sprache,
Tracht, Sitten und Gebräschen ganz zu Ühinesen geworden, Die Be-
„ultate jener Nachforschungen sind ausführlich niedergelegt in dem 1851
zu Shanghai herausgegebenen Berichte: ,‚The Narratire of a Mission
of Ingairy to the Jowish Synagague at Kaifung.' —
18. Der „Nederlandsche Staats-Courant” bringt den Wortlaut des
zwischen dem Niederländischen Kommissär Donker Curtius und den
Japanischen Behörden am 16. Oktober 1857 zu Nagnsaki abgeschloss«-
nun Handelsvertrags, mit Erläuterungen und Bemerkungen des Kom-
missärs und des Kolonialministers. —
19. Aus Habersbam’s Werk über die Amerikanische Expedition
unter Commodore Bodgers theilt die „Zeitschr. für Allgem. Erdkunde"
einige Bemerkungen über die Ainos auf dem nördlichen Theil der Imsel
Jesso mit, Es geht daraus namentlich hervor, dass die Ainos keines-
wegs durch einen so starken Haarwuchs susgezeiehnet sind, wie La
Perouse, Broughton und Andere versichern. —
20, Collins, dor für das Amur-Üobiet neu ernannte Amerikanische
Konsul, welcher mit Erlaubniss des Kaisers von Russland durch Sibi-
rien nach dem Amur reiste (s, Geogr, Mitth. 1858, Heft IV, 5, 162),
veröffentlicht im „San Francisco Herald’ einige Notizen über diesen
Strom, der besonders auch für den Amerikanischen Handel von Be
deutung zu werden verspricht, Juteressant ist »eine Schätzung der
Bewohnerzahl längs der Ufer des Amur. Im Giijaken-Lande, bis 250
Worst oberhalb der Mündung, zählte er 18 Dörfer am linken und
26 Dörfer am rechten Ufer mit einer Gesammtbevälkerung von etwa
1680 Seelen; im Lande der Manguntsen (300 Werst längs des Flusser) fand
er 36 Dörfer am rechten und vier am linken Ufer mit etwa 1320 Ein-
wohnern; auf der Strecke von 800 Werst, welche die -Golde bewoh-
nen, lagen 97 Dörfer am linken und 77 Dörfer am rechten Ufer mit
3200 Bewohnern. Die Mandschuren-Stndt Aigun soll 15,000 Einwoh-
ner haben und die Zahl der Mandschuren am Amur überhaupt, ein-
schliesslich derer nn dem Seja, 40- bis 60,000 betragen. —
21. Zu Anfang Juni 1857 fuhr das Russische Unmpfschiff „Lena
von Nikolajuwsk bis Ust-Strelotschnoi an der Vereinigung des Argun
und Sehilka. Diess war das erste Mal, dass ein Dempfer bei nledri-
gem Wasserstande den Amtr seiner ganzen Länge nach befahren hat.
Die „Lena” hatte 3) Fuss Tiefgang und legte die Reiss in 50 Tagen |
xuröck, wobei jeloch häufig angebalten werden ınusste, um Holz ein-
zunehmen, Seitdem unterhalten die „Lena und „Amur’” eine regel-
mässigo Kommunikation zwischen den beiden Endpunkten des Stromes
und in diesem Jahre sind noch mehrere andere Dampfer hinzuge-
kommen, —
22. C. Schirren giebt eine „vorläußge Notiz über die im August
1857 von dem Astronomen Schwarz nusgeführte Aufnahme des Witim.
Er verfolgte den Strom 41 Werst von der Mündung aufwärts bis zu
dor ersten grossen Stromschnelle, erreichte also den 4 Werst weiter-
kin gelegenen Oron-Bee nieht. Zehn Punkte wurden estronamisch be-
stimmt, regelmüssige thermametrische und arometrische Beobschtungen
bi ®
433
und Untersuchungen über die vieler Quellen ange-
stellt. —
33, 24. In einem Schreiben au Karl Ritter theilt Semenow einige
der wichtigsten Resultste seiner Forschungen im Alatau und Himmels-
gebirge mit, namentlich über die Höhe der Püsse, Schnee- und Vege-
tationsgrenze, über die Gletscher, die Abwesenheit wulksnischer Er-
scheinungen, die klimatischen Verhältnisse und landschaftliche Beenerie,
Al, von Humboldt bemerkt dass, dis Anwesenheit erloschener
Vulkane im Thian-Schan trotz der negativen Resultate Bemenow’s mög-
lich und wahrscheinlich sei und dass die von Semenow für den Thian-
Schan in 424° N. Dr. zu 10,000 Fuss ungegebene Schnergrenze wohl
zu hoch sei, da dieselbe naclı seinen Messungen im Altai inter 494°
bis 51° N. Br, schon in 6600 Fuss angetroffen werde. —
27. Die oben angeführte Russische Karte von Indien ist eine von
den früher vom Kais, Militär-topographischen Döpöt nusgeführten
und neuerlich in den Verkauf übergegangenen Karten, welche wir
8. 476 des vorigen Jahrganges der „Geogr. Mittheilaugen” namhaft
gemacht haben, Sie steht in der Ausführung neueren Karten jenes
Dipöt« bedeutend nach und ist für ein nicht-Russisches Pnblikam one
Interesse, —
28,29, Die mit der „Homeward Mail” ausgegebenen lithographir-
ten Pläne von Lueknow und Delhi zeigen in ziemlich grossen Maunss-
stabe die Operutionen der Engländer unter Havelock und Wilson gegen
diese Städte und sind desshalb für das Verständniss dor Genchiehte
dos Indischen Aufstandes von Werth. —
30, 31. Im Vergleich mit unserer Karte des Canton-Flusses auf
Tafel 2 dieses Jahrganges der „Geogr. Mittheilungen” emthält die vom
der Euglischen Admiralität herausgegebene Übersichtskarte einigen
Neue. Die Westköste der Inseln zwischen der Bocca Tigris und der
zweiten Barre, Elliot-Insel, Stransham-Insel u. a. w., ist etwas bestimm-
ter angegeben, der Nemesis-Creck etwas südlicher verlegt, sUdlich vom
Fatsham ist ein neues System von Verbindungsarmen und Kanälen hin-
zugekommen, in der Gogend der Abaweigung des Nemesis-Cresk von
dem Broadway-River sind einige Veränderungen bemerkbar, der neben
dem letzteren ausmlndende, von Nordwesten herabkommende Fluss ist
weiter hinauf verzeichnet und ein Verbindungsarn zwischen ibm und
dem Broadway angegeben. Bemerkenswerth ist auch die mehr nord-
östliche Richtung dos Perlstrames bei Canton und der südlichen Mauer
der Stadt, Deutlicher tritt diese Richtung noch auf dem grossen
Plane von Canton hervor, auf dem besonders die Darstellung der Um-
gebung der Stadt in Ost und Nord, mit Angabe der daselbst hefind-
lieben Hügel und Forts, neu ist, Ein Paar Ansichten von Befesti-
gungswerken der Stadt und einige beschreibende Notizen sind auf dem
Rande des Planes angebracht.)
Temperstur
AFRIKA
Bücher.
1. Dr. Ed, Sehauenburg: Die Reisen in Central- Afrika von
Mungo Park bia auf Dr. Barth und Dr. Vogel. Mit Stahlstich-
portraits, Illustrationen in Farbendruck, komp. von Julius Schnorr,
und zwei Karten. Lahr, M. Schauenburg & Co, 1898. 1. und 2.
Lieferung.
2, Theodor Kotschy: Die Vegetation und der Kanal auf dem
Isthmma von Suer, (A meht aus der Österreichischen Botanı-
schen Monatsschrift.) Wien, 1858.
Aufsätze,
3. H. Duveyrier: Notizen über vier Berberische Völkerschaften,
während einer Beise in Algerien nach dem Hallulo-See und nach
Laguat im Februar, Mürz und April 1857 gesammeli (Zeitschrift
der Deutschen Morgenlündischen Gesellschaft, Bd. 12, Heft 1.)
4. Dr. Barth: On the Tribes of Northern Afren; their rela-
tion with the Phoenieians, and the peeuliar Alphabet in use among
them. (Jiterary Gazette, W. Jannar.)
b. H. Barth's Reisen in Nord- und Centrol-Afrika in den Jah-
ren 1849-55, 2. Artikel, (Unsere Zeit, Heft 13.)
6. Tidings from the Niger. (Church Missionary Intelligencer,
Februar.)
T. Niger Expedition. — Loss of the „Dayspring". (Ebda, Mürz.)
8, Capt. Burton: Zanzibar, and tro months in East Africa.
( Blackwood’s Edinburgh Magazine, Februar, März und Mai.)
9%, Fr. de Casteinau: Über das Erdbeben am Kap der Guten
Hoffnung vom 14. August 1857. (Comptes rendus, 1. Flsruar.)
Literatur.
10. Dr. W. H. IL. Bieek: Besarches into the relations befoeen
(Ae Hottentot and Kafır Races, (Tha Cape Monthly Magasine, April
und Mai 1867.)
[1, Das auf zwei Bände (12 Lieferungen & 74 Ser.) berechnete
Werk Dr. Schausaburg’s über die Reisen der Europäer im Sudan hält
den Gesichtspunkt fest, „durch eine susummenhängends Reihenfolge
fesseinder Einzelheiten im Verlauf der Lektüre ein klares und wissen-
schaftlich richtiges Gesammtbild” von dem nördlichen Central- Afrika
gu erzeugen, und trägt, so weit wir aus dem ersten beiden Lieferungen
schliessen dürfen, einen populären Charakter. Das erste Buch enthält
nach einem allgemeinen, von kühnen Hrpotlusen und Irthümern nicht
überall freien Überbliek der physischen Beschaffenheit von Afrikas einen
kurzen Abriss dessen, was Herodot, Plinius, Ptolemäus, Edrisi, Leo
Africanus und 1bo-Batuta über Afrika berichten, nebst Andeutungen
über die Entdeckungen der Portugiesen und die Expeditionen der Eng-
kinder und Frunsosen nach Senegambien im 17. Jahrhundert, Mit dem
zweiten Buche beginnt die Erzählung der Reisen, weiche dis Erfor-
schung des Sudan zum Zweck hatten, und zwar zunächst die der un-
glücklichen Expedition Major Houghton’s und die der glerreichen Rai-
sen Mungo Park’. Die Darstellung ist gefällig und verständlich,
doeh lässt sich auf ihren Werth erst müber eingehen, wenn weitere
Lieferungen vorliegen. Der erste Band soll die Geschichte der Central-
Alrikanischen Reisen bis zum Tode Orerweg's enthalten, der zweite
die Reison Barth's und Vogel's umfassen. —
2. Theodor Kotsehy, der im Frühjahr 1865 auf dem Wege von
Kuiro nach Jerusalem den Isthmms von Suez durchreiste, giebt zunächst
ein übersichtliehes Bild ron dem Charakter der Vegetation daselbst,
von den verschiedenen Formen, wie sie sich auf dem Nilschlamm, an
der Grense des Nil-Delta und der Wüste, im Wüstensande selbst und
un den Brunnen und See'n des Isthamts entwickelt Inben. Sein Hanpt-
zweck ist aber, die Schwierigkeiten hervorzuheben, welche die Sand-
verwehungen dem projektirten Kanalbau entgegenstellon, und die Mittel
ansudeuton, die man dagegen anwenden könnte. Wir haben hierüber
im vorigen Heft dieser Zeitschrift (s. 89. 375-377) näher berichtet, —
3, Ein junger treiflicher Frunzdaischer Reisender, H. Duveyrier,
hat auf einer Beise durch Algerien ein Wörterverzeichniss aus den
Dintekten der Beni Mennsser, der Zaunun, Beni Masb und Tunreg Azgär
{Asgur) nebst einigen Notizen über ihre Sprache und Wohnsitz ge
sammelt. Die Beni Menasser bewohnen den westlichen Theil der Mtiga
und dus Gebirge, weiches diese Ebene «udwestlich begrenzt. In ihrem
Gebiete, zwischen dem Hallula-Soe und dem Meere, liegt das Kobr-er-
runde, das Grabmal der künigl, Familie van Numidien, ausser einem
ähnlichen, Medgussen genunuten Denkmal in der Provinz Comstantine,
der einzige Überrest Numidischer Baukunst in Algerien. IHe Zauans
leben in dem kürzlich unterworfenen Kubylien, die Beni Mznb in den
Ossen sitdöstlich und südlich von El-Artust, ihre Hauptstadt ist Ger-
rurs, Die Tuareg Aspar, bei Ehat und wentlich dsron, sollen in fol-
gende 17 Abtheilungen zerfallen: Tinalkum (Tinilkum Barth’s), Deg-
gurab, Sekkans, Deggabakar, Uragen, Killxaban, Illalen, Tukanan, Imo-
rasaten, Kaltehubaie, Koltuni, Kalganet, Ilemzen, Ifogas, Imrad, Isak-
kamaren und Kelsli (vergi. Bartlı's Reisen, Bd. 1, und Geogr. Mitth.
1367, 88, 230-260), —
4, Dr. Barth hielt in der Asiatischen Gesellschaft zu London am
16. Januar d, J. einen Vortrag über die Tuareg, ihre Verbreitung,
Gebräuche und namentlich ihre Sprache und deren Verhältnis zu den
übrigen Zweigen des hamitischen Sprachstammes. Einige Andeutungen
aus diesom Vortrage finden sich in der „Literary Gazette”. —
5. Der zweite Abschnitt der Bearbeitung von Ir. Bartlı's Beoisen
in „Unsere Zeit’’ (über den ersten s. Geogr. Mitth. 1857, 8. 540)
betrifft den Aufenthalt in Kukaun und die Reisen nach Adamana, Ka-
nem, Mussgu und Bagirmi, —
6, 7. Der „Church Missionary Intelligeneer” bringt sehr interes-
sante Abschnitte aus Missionär Crowther's Tugebuch über den Verlauf
der Nigrr-Expedition vom Tage der Abfahrt vom Fernando Po an
(29, Juni 1857) bis zum 28, Uktober, wo die Mitglieder der Expe-
dition zu Jebn, 8 Engl. Meilen von Rabba, kampirten. Hanptekehlich
beziehen sich die Auszüge auf die Angelegenhriten der beabsichtigten
Mission. Ausführlich wird such das Scheitern des „Dayspring”
ersäblt und eino an Ort und Stelle angefertigte Abbildung davon ge-
geben. —
8. Die Berichte des Kapitän Burton über seine Reise nach Zan-
zibar und der gegenüberliegenden Küste des Festiandes in Dlackwood's
Magasine beginnen mit seiner Abreie in Bombay am 2. Dez. 1856.
Am 20, desselben Monsts landete er in Zanzibar und schiffte sich im
Anfang des Januar 1857 mit seinem Begleiter, Kapitän Speke, wieder
Literatur.
nach Mombas ein, wo er am 16. Januar eintraf, Er machte ron hier
mehrere Ausflüge nnch dem in der Nähe gelegenen Missionsstation des
Deutschen Missionärs Rebmanu, Kisoludiny; weitere projektirte Land-
reisen warden durch verschiedene ungünstige Umstände verhindert.
Am 24, Januar verliess Burton Mombas, um an der Küste hinaufeu-
segeln; er beriührte auf dieser Fahrt, meist nur wenige Stunden am
Land verweilend, folgende Punkte: Gasy, Wasin — Insel und Dorf —,
Tanga — sochstägiger Aufenthalt mit kurzen Ausflügen in die Um-
gegend —, Tungata — von wo er die merkwürdigen Ruinen einer
zerstörten (Porsischen?) Stadt bei Tungony besichtigte — und, als
Endpunkt der Küstenfahrt, Pangany, am Ausfluss des gleichnamigen
Stromes, wo er am 3. Fobrunr lundete. Nach einem Aufenthalt von
nur wenigen Tagen begab er sich nach Teehague, einer Aussenstation
der Beludschen, der stehenden Söldner der Beherrucher von Zanzibar,
und dann nach einem Ahnlichen Militärposten auf dem Berge Tongue,
nördlich vom Fluss Pangany gelegen. Von hier aus setzte Kapitän
Burton seinen Plan ins Werk, die Hauptstadt des Sultans Kimwere
von Usambarn, Foga, zu besuchen, Er verliess Tongue am 10. Februar;
sein Marsch ging am linken Ufer des Pangany hinsuf nach der Besi-
denz des Sultans Momba, eines Msegurs-Häuptlings, Namens Kohoday,
zu welcher er nach dem rechten Ufer übersetzen musste, Der Fluss
führt hier den Namen Rufs oder Lufu, Au das andere Ufer zurück-
gekehrt und an diesem wiederum aufwärts xiehend gelangte er zu dem
Punkt, am welchem der Fluss, der hier abermals seinen Namen geän-
dert bat und Kirma genannt wird, durch Vereinigung mehrerer Arme
schiffbar zu werden anfüngt. , Ven hier wandte sich Burton nordwürts
und erreichte am andern Tag, den 15. Februsr, Fuge, Die bereits
bier eingetretene und bei der hohen Lage des Ortes kalte Regenzeit
erlaubte keinen längeren Aufenthalt, so dass Burton schon am 16. Fe
brunr den Rückweg antrat. Nach einem fünftägigen Marsch, auf wel-
chem auch die Fülle des Pungany besucht wurden, gelangte er wohl-
behalten nach Tongue zuriick und segelte am 6. März, nachdem er »0-
wohl wie sein Begleiter. am Küstenlicher heftig erkrankt waren, ron
Panguny nach Zaneibar ab. — Der Berieht Burton’s über «diese Roise
enthält namentlich ausführliche Loksl- und ethnograpkische Schilde-
rungen, bei welchen letzteren er besonders auch durch die Mitthei-
lungen des Missionürs Hebmantı unterstützt wurde. Andere wissen-
schaftliche Untersuchungen, die, wie es acheint, nieht vernachlässigt
wurden, werden wir nach Beendigung der ganzen Reise erwarten mils-
sen. Burton schildert die dortigen Verbältnisse als sehr ungünstig für
Europäische Reisende (wie wir bereits in Heft VIIE, 88. 346349,
näher berichtet haben), wenn dieselben nicht im Stande sind, durch
ganz bedeutende Geldmittel die Hindernisse zu besiegen. —
8. Graf Custeluau theilt der Pariser Akademie einige Bemerkungen
über das am 14. August 1857, 11 Uhr 30 Minuten Abends, am Kap
der (uten Hoffnung wahrgenommene Erdbeben mit. Die beiden Stösse
von je 10 Sekunden Dauer wurden am stärksten in der Nähe des
Tafelberges verspürt, machten sich aber bie 200 Engl. Meilen nach
Norden und 400 Engl. Meilen nach Osten hin bemerklich, so wie sie
auch 100 Engl, Meilen stidlich vom Kap ron der Bark „Solertia” auf
dem Meere wahrgenommen wurden. In diesem Jahrhundert ist (liess
das vierte Erdbeben am Kap; die drei früheren traten am 4. bis 24.
Dezember 1809, am 2. Juni 1811 und im Jahre 1843 ein. —
10, In dem, seit Anfang vorigen Jahres bestehonden, bei William
Brittain in der Kapstadt herauskommenden „Cape Monthiy Magazine”
hat Dr. Bleck, der sich nach seinen Reisen in Natal und dem Sulu-
Lande an dem Kap niedergelassen bat, eine sehr werthrolle Abhand-
lung über die Annlogien zwischm Hottentotten und Kafır veröffentlicht,
über die wir eine besonders Notiz geben, s. 5. 418.]
AUSTRALIEN UND POLYNESIEN.
Aufsätze.
1. Henry Freeling: Australian Erploration. ( Athenaeum, 13 März.)
2. Freeling’s Bericht über Goyder's Entdeckungen am Lake Tor-
rens. (Zeitschr, für Allgem. Erdlunde, Nor. ul Dez. 1861.)
3. Baumds: Nowvelle-Calödonie. (Moniteur de la Flotte, Nr. 14.)
4. Juuan: Archipel des Marguisen. (Beene eoloniale, 1867 Dex,
1868 Januar, Februar, April und Juni.) Mit Karten.
b, De Fromentiöre: Souvenir des Marguises, (Moniteur de la
Flotte, Nr, 11.}
6. De Fromentiöre: Voyage dans TOcdan Paeifigue. Les Iles
Poumote ou Tuamoru. (Moniteur de la Flotte, Nr. 15.)
Karlen.
7. Skizzen der Inseln Da-pow, Ua-tıka, Nukahiva, Hieaoa, Tau-
ata und Fatuhiva. Met. 1:270.000 bis 1:370.000. (Zu Nr. 4.)
439
[1, 2. Die rg mi Nuchrichten über den Torrens-See und seine
Umgebungen durch Üoyder (». Geogr. Mitth. 1858, Heft II, 8. 78)
heben sich nicht bestätigt. Kapitün Proeling, welcher im September
vorigen Jahres, mur einige Monate nach Goyder, den Seo besuchte,
giebt einen von dem Goyder'schen günzlich abweichenden Bericht dar-
über (s. Geogr. Mitth. Heft IX, 8. 379). —
3. Banmds theilt die bauptsächlichsten Resultate einer im letzten
Herbst ausgeführten Hekognoseirungsreise des Gouverneurs von Neu-
Kaledonien längs der Westküste der Insel mit und giebt dabei einige
Notizen über die daselbst befindlichen Häfen, Baien und Flüsse, so
wie über die Beschaffenheit der von der Insel und dem äusseren Ko-
rullenriff eingeschlossenen Meerestkeile, —
4, 7. Marine-Lientenant Jonan, früher Kommandent auf Nukahiva,
giebt eine vollständige, mit grossem Fleiss ausgearbeitete und höchst
wertbvoile Beschreibung der Margtesas-Insoln, sowohl des ganzen
Archipels im Allgemeinen mit Rücksicht auf Entdeckungsgeschiehte,
Literatur, Topographie, Naturgeschichte, Berölkerung, Handel, Vermwüul-
tung u. s. w., als jeder einzeinen Insel. Diese Arbeit, der einzelne
Kartenskizsen beigegeben sind, ist eine sehr wichtige Bereicherung der
Geographie der Sildses-Inseln. —
5. Ds Fromentiöre veröffentlicht einige Notizen über die Insel Nu-
kahiva und namentlich über die Bui von Toi-o-hae, an der sich die
Französische Strafkolonie befindet, so wie über die Bitten der Einge-
bornen und die Lebensweise der eingewanderten Chilenen, Perusner,
Nord-Amerikaner, Engländer und Franzosen — meist entlaufene Mutrosen
und dergleichen, die fast ganz die Gewohnheiten der Eingebornen au-
genommen, haben. —
6. Derselbe giebt eine kurze Beschreibung der Korallonbildungen
der Paumotu- oder Niedrigen Inseln und sperieller von der kleinen
Insel Anan, auf welcher ein Französischer Gendarmerie-Posten errich-
tet ist; auch bespricht er die Entstehung und Bedeutung der ver-
schiedenen Namen dieser Inselgruppen. Paumotu, der bei den Tabi-
tioern gebräuchliche Name, bedeutet nsch ihm „eroberte Insel”, weil
sie den Waffen der Pomare erlagen; Pomotu, was „Inseln der Nacht”
bedeuten würde, ist wahrscheinlich nur eine Verstümmelung des vori-
gen und auf den Inseln selbst wie auf Tahiti unbekannt; Tuamotn,
d. i. „Inseln des hoben Meeres”, wurde der Archipel erst von der
Zeit an genannt, als er Doputirte zur Gesetzgobenden Versammlung
von Tabiti schickte, und zwar wur desshalb, um dem beleidigenden
Namen Paumotu einen anderen zu substituiren.]
AMERIKA.
Bücher.
1. L’Abbl Brasseur de Bourbourg; Histowe des nations civili-
sdes du Merigque ei de PAmerigue centrale, durant les sieeles anid-
rieurs & Christophe Colomb, derite sur des deeuments originaur et
entierement indesrs, puisds aux anciennes archives des indigönes.
Paris, Arthur Bertrand, 1857—1858,
Aufsätze,
2, Der Walfischfang der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika
im Jahre 1867. (Preusa, Handels-Archir, Nr. T.)
8. A. Böhme: Notizen über die Aderinistration der Vereinigten
Staaten. (Magazin für die Literatur des Auslandes, Nr. 16, 19 «. 20.)
4. Dr. K. Neumann: Die Gold- und Silber Region im östlichen
Honduras, Mit Karte (Zeitschrift für Allgem, Erdkunde, Norember
und Derember 1857.)
5. Martinique, Ndsumd comparatif et raisonnd du commerce de
ia eolonie en 1865 er 1866. /Bewue coloniale, Februar.)
6. Dr, Karl Rohrbach: Die Farbigen und Weissen auf Trinidad,
(Ausland, Nr. 7, 8, 9 und 10.)
7. A. Pissia: Recherches str les aystemes de souleremen! de DA-
mörique du Sud. (Comptes rendus, 1. Februar.)
B, H. Kiepert: Neue Eintheilung der Ropublik New-Granada.
Ait Karte. (Beitschrift für Allgem. Erdkunde, Januar.)
9. Ernest Desjardins: Le Peru avant la comqulte Erpagnole,
8., 4. und 5. Artikel, (Nonwelles Annales des Voyages, Januar, Fe-
druar amd Mär.)
10. Paul de Carmoy: Seines et paysages dans les Andes. Les
Ruines S’Ollantaytampr. /Rerue contemporaine, 31. Januar.)
11. Bilder ass Brasilien. 1. Fon Maranhaom nach Para. 2,
Fon Rio nach Paranaqua. (Ausland, Nr. 6 und 8.)
12. G. A. w. Klöden: Über die Niederländischen und Französi-
schen Besitzungen in Guyana. (Zeitschrift für Allgem. Erdkunde,
Januar 1858.)
440 Literatur.
18. Prof. I. Burmeister: Über das Alina ron Mendoza. Ebenda.)
14. Prof, Wolfers: Bemerkungen über dee Stermearte von San-
tage, die geographische Länge wind Breite dieses Ortes, a0 mie die
Länge von Valparaiso, Callao und Lima. (Ebenda, November und
Dezember 1557.)
Karten,
16. Die Goldregion im östlichen Honduras, nach der Karte von
Wells redueirt. Maassstab 1:2.000.000. (Zu Nr. 4.)
16. H. Kiepert: Die Republik Neu- Granada nach der neuen
gi in acht Staaten vom Juni 1857. Massstab 1:3,868.000,
Zu Nr. 5.)
, 17. Plans referrel to in the Report from ıhe Select Committee
on the Hudson's Bay Company. Ordered by the Ilouse af Commons,
10 be printed, 31. July and 11. August 1897.
[1. Der Verf. der „Geschiehte der civilisirten Nationen Mexiko’s”
%.8.w, — ein Frunsösischer, iu Kom gehildeter Geistlicher, dann Pro-
fessor der Kirchengeschichte am Seminar zu Quebee und später wioder-
um in Bom — beschäftigte sich schon früh mit der Goschichte Me-
ziko's und der Central-Amerikanischen Länder, wosu ihm die Schätze
der Archive der letztgenannten Stadt (Bibliothek des Vatikan, der Pro-
paganda u. s. w.) zu Gebote standen. Im Jahre 1848 begab sich der-
selbe abermala nach Nord-Amerika und von hier mit der Frauxäsischen
Gesandtschaft als deren Almosenier nach Mexiko. Hier so wie an an-
deren Orten des Landes ward ihm bei seiner ofliziellen Stellung Grle-
genheit, die ulten Sprachen und die Geschichte des Landes, letztere
unmittelbar nach alten Spanischen und Indianischen (Quellen, zu studi-
ren; auch war derselbe so glücklich, in der Bibliothek des Kollegiums
von San Gregorio werthrolla noch unbenutzte Manuskripte zu entdecken.
Im Jahr 1851 gab der Verfasser bereits vier Briefe zur Einleitung in
die Geschichte der alten Nationen Mexiko’s in Mexiko selbst heraus,
in Folge deren er mit den namhuftesten Kennern jener Länder in
Amerika und Europa in Verbindung trat, unter orstoren namentlich mit
G. E. Squier, unter den letzteren mit Aubin in Paris, desson ausgweich-
nete hierker bezügliche Sammlungen der Verf. nach seiner in demselben
Jahre erfolgten Rückkehr nach Paris, so wie auch spüter bei Heraus-
gube des Werks, bemutzte, Nachdem derselbe hier und nochmals in
Rom bis sum Jahre 1854 für seinen Zweck thätig gewesen wer, begab
er sich über Washington, wu er noch ungedruckte Manuskripte von
Lass Casas, de Duran u. A. in der Bibliothek des Obersten Force ein-
soh, nach Central-Amerika und durchreiste Niearagus, San Salvador
und Guntemala. Der Erzbischof von Guatemala übertrug ihm dann die
Administration der Pfarrei Rabinal im Distrikt von Vera Paz, so dass
er im Verkehr mit den eingebornen Indianern hier und an andern Or-
ten einen reichen Schatz ron Traditionen und sprachlichen Kenntnissen
sammeln konnte, bis er endlich im Frühjahr 1857 nach Frankreich
zurückkehrte und die Abfassung der vorliegenden zwei Bände unternalım,
Wir habon die Art und Weise, in wolcher der Verfasser sich Jahre lang
zur Herstellung «dieser Arbeit befühägte, hier hersorgehoben, da uns in
derselben ganz besonders eine Bürgschaft für den Werth eines derarti-
gen Werkes xu liegen scheint. Die hervorragende Ralle, welche Mexiko
bei der Eroberung Neu-Spaniens spiolte, hat bewirkt, dass die übrigen
Indianischen Staaten in den Hintergrund traten, und eine parteiische
Geschichtschreibung machte Europa und selbst Amerika glauben, dass
jene hobe Civilisationsstufe dem Reiche des Montezuma allein eigen-
thämlich gewesen wäre, was keineswegs der Fall war, Die darelı die
Unwissenheit oder den bösen Willen der Spanier verdrehten Thatsachen
der Wahrheit gemäss darzustellen,’ allen Nationen Neu-Spaniens den
Rang anzuweisen, welcher ihnen gebührt, ihren Ursprung möglichst zu
ergründen u, s. w. — das ungeführ sind die Hauptzwecke, welche der Verf.
in seiner Darstellung verfolgt. Der erste Band (440 88.) umfasst die so-
genannte heroische Zeit und die Geschichte des Reichs der Toltoken;
der zweite Band {über 600 53.) enthält die Gesebichte von Yucatan und
Gustemala, so wie die von Anahune, während des Aztekischen Mittel-
alters bis zur Gründung des Königthums in Mexiko. —
%. Der Walfschfang der Vereinigten Stanten ergab im Jahre 1857
folgende Resultate: 78,440 Fass Spermöl, 230,941 Fass Thran und
2,058,850 Pfund Barten, Beschäftigt damit waren 587 Schiffe und
Barken, 13 Briggs, 49 Schooner, zusammen von 203,148 Tonnen Trag-
fühigkeit; davon ioı nördlichen Stillen Ocean 150 Fahrzeuge. —
3. A. Böhme in New York giebt einige die Finanzen, die Flotte
und Armee der Vereinigten Staaten betreffende Auszüge aus den stati-
stischen Jahresberiehten der Staatssckretäre, welche der letzten, im
Desember 1857 ausgegebenen, Botschaft des Präsidenten beigegeben sind,
und knüpft daran eigene Bemerkungen. —
4, 15. Dr. Neumann stellt das Hauptsächlichste von dem zusam-
men, was Walls in seinem Werk über Honduras (s. Geogr. Mittheil,
1857, 8, 444) über die Departements Tegueignlps und Olancho, na-
mentlich mit Beuug auf den Gold- und Silberreichtlium derselben, be-
riehtet. Dr. Kiepert giebt eine nach Wolls’ Karte redueirte Karte des.
östlichen Honduras bei. —
&. Der Direktor der Dousne zu Saint-Pierre auf Martinique, Mayan,
veröffentlicht eine vergleichende statistische Übersicht des Handels
und der Schifffahrt der Insel in den Jahren 1855 und 1856, wonach
der Werth der Ein- und Ausfuhr in dem leteteren Jahre um 8,969,874
Fruk. gegen das Vorjahr gestiegen ist. Die Kinfuhr betrug 23,833,540
Franken, worunter für 17,120,919 Franken Französische Waaren, die
Ausfuhr 20,186,613 Fr, worunter für 17,312,647 Fr. Produkte der
Insei. Die bedeutende Vormehrung der letzteron gegen 1855 (12,638,781
Fr.) ist hauptsächlich dem Ertrag der Zuckererndte zuzuschreiben, die
im J, 1858 die beste seit der Neger-Emaneipation war. —
6. Eingekleidet in die Erzählung einer Tour vom Hafen San Fer-
mando nach den beiden einzigen Indianer-Dörfern Trinidads, Arima und
Savana-Grunde, entwirft Dr. Bohrbach ein lebendiges Bild von dem
Leben der verschiedenen Nationalitäten suf der Insel, wo sich Englän-
der, Spanier, Franzosen, Portugiesen, Deutsche, Neger, Mulatten, Ost-
Indische und Chinesische Kulis in buntem Gemisch zusammengefunden
haben, —
7. Pissis unterscheidet nach Jen Schieltgesteinen Süd-Amerika’s
neun Erbebungssystemo (das Cambrische ; das Silurische; Itskolumit ;
Bother Sandstein; Gypsthon, Ammoniten-Mergel und Kalkstein, ont-
spreekend der Trios-, Lisa» und Jurs-Formstion Europn's; grünlicher
Bandstein, Mergel und Kalkstein mit charakteristischen Fossllien, ent-
sprechend der Kreideformation Europa’s; Laebradorit und Hypersthen ;
Tertiürgebilde ; der Sand der Wilste Atacama). Er fasst die Resultate
seiner Untersuchungen über die Folge und lokale Umgronzung dieser
Systoms zusammen und giebt eine vergleichende Tabelle der Kuropii-
schen und Süd-Amerikanischen Formationen. —
8, 16. Die Republik Neu-Granada war nach Mosquers’s Angabe
(1832) in 7 Departements und 36 Provinsen, nach Holton (1852— 1854)
in 23 Provinzen und 130 Kantone cingetheilt. Nach einem Gesste
vom 15. und 27, Jumi 1857 zerfällt sie aber gegenwärtig in acht Staa-
ten (Estados): Panama (Hauptstadt Panamä), Bolirar (Hauptst. Carta-
jena), Magdalens (Hauptst. Santsmarta), Santander (Hauptst. Pampiona),
Antioquia (Hauptst, Antioquia), Boyaci (Hanptst. Tunja), Cundinamarca
(Hauptst. Bogotä) und Canca (Hauptst. Popayun). Dr. Kiepert, welcher
diese nene Eintheilung nach der zu Unrtajens erscheinenden Zeitung
„El Ero del Bolivar'' nebst deu Berölkerungszahlen nach dem Uensus
1851 bekannt macht, hat zugleich eine Sektion seiner inzwischen er-
schienenen grossen Karte von West-Indien und Central-Amerika bei-
gegeben, auf welcher die Grenzen der genannten Stanten annähernd
niedergelegt sind.
9. Nachdem E. Desjardins in den früheren Abschnitten seines Auf-
satzes über das alte Peru (s. Geogr. Mittheil. 1867, 8.546, und 1858,
Heft 11, 8. 79) die Geschichte des Landes bis zur Eroberung durch
die Spanier dargelegt hat, bespricht er in den drei letzten Artikeln die
religiösen Institutionen und Urbräuche, die Regierung und Administra-
tion, die soeislen Verhältnisse und den Kultus der Wissenschaften bei
den alten Peruanern, giebt einige Notizen über die alten Strassen des
Landes und «ine ausführlichere Beschreibung der Grabmäler und son-
stigen alten Banwerke zu Cuzeo, Conescha, Villn-Huaman, Choceoguirso,
Nantsitambo und Tyahuanıco. —
10, In Huot’s neuer Ausgabe der Göographie universelle de Malte-
Brun wird angeführt, dass der Franziisische Reisende Gay in der Nihe
von Cuzeo die Ruinen einer alten Stadt, Hollay-Tay-Tambo, entüerkt
habe, die noch weit liberrnschendere Monumente aufweise, als die Rui-
nen vom Cuzco, Aus der sehr weitschwoifigen Beschreibung eines Aus
fluges von Cuzeo über Urubamlba nach dem Dorfe Ollantay von Paul
do Carmoy erfahren wir aber, dass jene angeblichen Ruinen nichts als
ein ehemaliger Steinbruch sind, —
11, Unter dem Titel „Bilder aus Brasilien” bringt „Das Ausland‘
einzelne Schilderungen aus dem Werke von Kidder und Fleteker „Bra-
si and the Brasiliens” (s, Googr. Mittheil. 1358, Heft IL, 8. 78), —
1%. v. Klöden hat das statistische, geographische und etlınographi-
sche Material über Hollündisch- und Fransösisch- Guyana ans der zu
Harlam erscheinenden Zeitschrift „West-Indie, Bijdragen tot de beror-
dering van de kennis der Nederlanısch West-Indische Kolonitn”, 1855
und 1856, und dem „Almanack” für dieselben Kolonien vom Jahre 1856
ausgezogen und Bbersichtlich zusummengostellt, —
13. In einer sehr interesaanten Abhandlung über das Klima von
Literatur.
Mendoza verarbeitet Prof, Burmeister seine rom April bis September
19857 daselbst angestellten meteorologischen Beobachtungen zugleich mit
denen eines Herm W. Tross, die 14 Jahre umfassen. Als Mitteltem-
perstur des Jahres findet er 12,957, des Januars als wärnmsten 19° 181,
des Juni als kältesten Monats 5°,.56. —
14, Moesta, Direktor der Sternwarte zu Santiago, dessen Längen-
bestimmung von Yalparaiso wir vor einiger Zeit orwähnten (s, Geogr.
Mittheil. 1857, 8. 281) hat, wie Prof. Wolfers mittheilt, folgende
Positionsbestimmungen von Punkten an der Wostküiste Büd-Amerika’s
veröffentlicht: Santiago 33° 26° 25,"4 8. Br., 307° 1’ 31,"5 Östl. L,
von Ferro; Valpuraiso 306° 2’ 23,5, ÜCullao 300° 80° 17,'s, Lima
300° 37’ 28” Östl. L. von Ferm. —
17. Bei der Besprechung des Blue Book über die Hudson's Bay
Company in Heft VII der „Geogr. Mittheil.” 1858, 8. 302, wurde
aus Verschen nur eine von den drei zugehörigen Karten erwähnt, und
zwar die am wenigsten interessante, auf welcher nur die politische
Abgrenzung der Territorien angegeben ist. Weit wichtiger sind die
beiden anderen Karten: eine ethnographische von dem ganzen Gebiet
der Vereinigten Stauten und dos Britischen Amerika mit Angabe der
einzelnen Indianer-Stämme und ihrer Seelenzahl, und eine geologische
von den Ländern zwischen der Hudsons-Bul, dem Grossen Ocean, dem
Eisneer und dem 45. Parallel; von Joseph Cauchen in Toronto, Beide
enthalten manches None und sind als sohr werthrolle Bereicherungen der
physikalischen Geographie Nord-Amerika’s zu betrachten. Die erstere
ist im Maassstab von 1:11.500,000, die letztere im Manssstab von
1:8,300.000.]
*
ALLGEMEINES.
Bücher.
1.@. 4. vr. Klöden: Handbuch der Erdkunde, 2, bis 7, Lieferung.
Berlin, Weidmann’sche Buchhandlung, 1808,
2.0.8, Schweitzer: Precise de Glogrophie dldmentairess Pusags
du College Rowal Frangeis de Berlin. 28 edition, entitresment refon-
due. Perlin, 138.
8. Jahn Timbs: The Yeor-Book: af Facts in Seience and Art:
erchihiting the most important «discveeries and improremientse of the
past year in mechanies aml werful arte, natural philssophy, «lectri-
city, chemistry, zoology and botany, genlogy and nuneralogy, meteoro-
loyy and astronomy. Londen, W, Kent de Co, 1868,
4 2C. Posgendorjf: Biographisch-literarisches Handwörterbuch
zur Geschichte der exakten Wissenschaften, enthalsend Nachweisungen
über Lebensverhälmisse md Leistungen von Mathematikern, Asiro-
nomen, Physikern, Chemikern, Jiineralogen, Geologen u. a, ww. aller
Fölker und Zeiten. 1. uf Leipeig, J. A. Barth, 1858.
5. Prof. Dr. H. W, Dove: Alimatologische Beiträge. 1. Theil,
Mit zuees Karten. Berlin, Dietrich Beamer, 1557.
6. Statistical Tables relating to the eolonial and other possessions
of the United Kingdom. Part II (1855). Presented to both Houses
of Parliament. London, 1857.
1. Gorrespondenee with the British Commissioners at Sierra
Leone, Havana, the Cape ef Gowl Hope, and Loanda; and reports
from British Naval Ofpeers relating to the Slave Trade frow April,
1856, to March 31, 1857. Presented to both Houses of Parliament,
Lowdon, 1867.
8. Correspondense sich British Ministers and Agents in foreign
countries, and with foreign ministere in England, relafing to the Nlare
Trade, From Apr 1, 1556, to March 31, 1897. Presented to both
Hosses of Parliament. London, 1857,
Aufsätze,
9, Alfred Maury: Rappeort fait & la Soeidtd de Geographie de
Paris, sur les prugrös des aciences gograpkigues pendant Danında
1557. (Bulletin de ia Soe, de Geugr. 1857, Desbr.)
10. Dr, Helwing: Übersicht über die kameralistische, insbesondere
die statistische Literatur des Jahres 1857, ( Mittheitungen des Stati-
stischen Burcau's in Berlin, Nr. 1—8.)
11. W. Amer: Übersicht der vom Juli bis Desember 1857 auf
dem Gebiete der Geograplie erschienenen Werke, Aufsüte, Karten
und Pläne. (Zeitschr, + Allgem. Erdkunde, Norbr. u. Desbr. 1867.)
12. Karl Ritter: Die Arabische Geographie des Ahmed Moqad-
dasy. (Ebenda.)
13. H. C, Sorby: Zur le mode de consolidation du granite et de
plusieure autres roches, (Cumptes rendus, 18. Januar.)
441
[1. Von dem „Handbuch der Erdkunde” von G. A. v. Klöden sind
nunmehr sieben Lieferungen (35 Bogen) erachlenen, und obgleich die-
selben mar erst die Hälfte der für den ersten Theil bestimmten Ab-
schnitte enthalten, genügt das bereits Erschienene doch schon, um uns
über die Art und Weise, in welcher der Verf. seine Aufgabe zu lisen
gedenkt, zu unterrichten, Der Anlage nach unterscheidet sich das Klö-
den'sehe Handbuch von andern neuerdings erschienenen schen durch
seinen Umfang und seine Ausführlichkeit, indem dasselbe drei Bände
(25 Lieferungen, jede zu 5—# Bogen) nmfussen wird. Der erste Band
wird sich ausschliesslich mit der astronomischen und der physischen
Geographie beschäftigen; er beginnt mit einer Darstellung der ersteren
(Absehnitt I, 67 Seiten), an welebe sich ein kurzer Abriss der astrono-
mischen und physischen Verhältnisse des Mondes anschliesst, Absehnitt
LUI—X enthalten die physische Geographie; der Gang, welchen der
Verf. boi der Behandlung derselben beobmehtet, ist etwa folgender:
Abschnitt 1], 68 Seiten: die Erdoberfläche; Vertheilung von Land und
Wasser, Ausdehnung und Gliederung der Kontinente und Meere, Gestalt
Bildung des Bodens der letsteren; hieran schliesst sich die Be-
sehreibung aller Oberflächenformen des Festlandes in ihrer mannigfal-
tigsten Gestaltung, such die Ursachen umd die Entwickelung einiger
der letzteren finden hier eingehende Erklärung, insoweit dieselbe nicht
in den folgenden Abschnitten zu suchen ist. Abschnitt III, Yulkanis-
mus und Erdbeben, 72 Seiten: Lehre des feuerBüssigen Isnern der Erde
und der damit in Zusammenhang stehenden Erscheinungen un der
Oberfläche derselben. Abschnitt IV, die Erdrinde, 128 Seiten: Über-
sicht der festen Massen, ans welchen die Erdrinde besteht, und der
hauptsüchlichsten Vorgänge, durch welche sie ihre Beschaffenheit und
Lagerung erhalten haben, endlich die Art ihres Ineinandergreifens in
dem eigentlichen Han der Erdrinde; zu diesem letzteren Zweck giebt
der Verf, eine allgemeine Übersicht der geologischen Formationen und
nimmt überhaupt so viel aus der Geologie in seine Darstellung auf,
als seiner Meinung nach auch die Geographie als ihr Angehörigen be-
anspruchen kant, z.B. so weit es für die Bildungsgeschichte der Erde
von Wichtigkeit ist, wesentliche Bentundtheile der Erdrinde und die
Dimensionen derselben betrifft oder die geographische Verbreitung ge-
wisser goognostischer Verhältnisse, ihre Einwirkung auf das land-
schaftliche Bild u. s. w, Hieran reiht sich eine Skizze der Entwi-
ekeiungsgeschiehte der Erde in serhs Schüpfangsperiaden , korrespon-
dirend mit den sechs biblischen Schüpfungstagen, rin Versuch, welchem
übrigens der Vorf. keinen objektiven Werth beilegt, durch welchen
derselbe nur zu weiterm Demken anregen will. Endlich schliesst dieser
Abschnitt mit einer Übersicht über dus Vorkommen tmd die Verbrei-
tung einiger Minerallen, hauptsächlich insofern dieselben das Vorkom-
men der 64 chemisch einfachen Stoffe nachweisen oder auch für das
Leben und die Industrie mehr oder weniger Bedeutung haben. Ab-
schnitt V, das Wasser, 155 Seiten: dasselbe kommt nach seiner Ver-
theilung als Quollon, Flüsse, See’n, Meere und in der Gesummtheit
soiner mannigfaltigen physischen Erscheinungen in dieser vierfachen
Vertheilung zur Betrachtung. Abschnitt YI, mit der sichenten Lieferung
noch unvollendet, handelt von der Luft: Darstellung der gersammteh
Erscheinungen und Vorgänge in der Atmosphäre. Der Abschnitt VII
wird die Verbreitung der Wärme, den Erdmagnetismus und die Klima-
tologte bringen, Absrkmitt VIII—X die Verbreitung der Pflanzen,
Thiere, Menschen und der erste Band dann mit einem Anklang und
Sachregister schliessen. Band Il soll die Beschreibung der Europ&ischen,
Band 11I die der ausser-Eurnpäisehen Stenten enthalten, — Dem um-
fassenden Pfan, nach welchen das Handbuch angelogt ist, entspricht in
der Ausführung der einzelnen Abschnitte das unrerkennbare ' Streben
nach möglichster Vollständigkeit, Gründlichkeit und Klarheit, ein Stre-
ben, das den Verf. jedoch in einzelnen Fällen verleitet haben mag, die
Grenzen der eigentlichen Erdbeschreibung zu überschreiten; auch liesse
aich wohl eine Ungleichmässigkeit in der Behandlung der einzelnen Ab-
sehnitte nachweisen. Der erste Abschnitt =. B, ist nicht in gloichem
Maasse ansgeführt als andere, während in den Abachnitt IV und zum
Tbeil aueh in dem fünften (bei der Darstellung der Mineralquelien)
manches Fremdartige in den Kreis der Besprechung hereingesögen wor-
den ist, Die erwühnten Mängel dürften jedoch gegen die Vorzlige des
Buchs weit zurlickstehen, und wenn, wie es voraussichtlich der Fall
sein wird, auf den noch fehlenden grösseren Theil des Werks dieselbe
Borgfult verwendet werden wird, welche in den vorliegenden Lieferun-
gen ersichtlich ist, so wird das Handbuch alle neuerdings erschienenen
an Gediegenheit, Reichhaitigkeit und Brauchbarkeit sicher übortreffen.
Ganz besonders anerkennen müssen wir noch die Beigabe sehr zahlrei-
cher Holzsehnitte, die nicht.etwa einen sinn- oder nutzlosen Zierath
bilden, sondern zit Fleiss und Sorgfalt gewählt sind und als lehrreiehe
442 Literatur.
Zugaben den Werth des Buches wesentlich erhöhen. Sie sind im Gan-
zen recht sweckmiüssig und gut geseichnet und ausgeführt und geben
an und für sich dem Werke gegen ähnliche einen nicht geringen
Voraug. — .
#. Der kurse Abriss (40383. klein 8%) der elementaren Geographie
in Französischer Sprache von Dr. Schweitser, Direktar der Handels-
schule und früher Lehrer am Collöge Royal Frangais in Berlin, soll die
Diktate wührend des Unterrichts vertreten und zur häuslichen Repeti-
tion der Schüler dienen. Das Buch zerfällt in vier Kurse für die untern
und mittleren Klassen der Anstalt: 1} die nöthigsten Begriffe der ma-
thematischen, physischen und politischen Geographie, allgemeine Topo-
graphie der fünf Welttheile; 2) phrsische und politische Beschreibung
von Asien, Afrika, Amerika und Oceanien; 3) Geographie der Europäi-
schen Staaten; 4) die Elemente der Koemographie und astronomischen
Geographie, ausgewählte Theile der physischen Geographie (Üceano-
graphie, Meteorologie), Der letste Kurs ist eine Vermehrung der vor-
liegenden zweiten Ausgabe, —
3. Das bereits durch eine Reihe von Jahrgängen fortgeführte „Jahr-
buch von Thatsachen” von Johm Timbs hat demselben Zwerk wie David
A. Wells’ „Annual of Selentiie Diseorers” (a. Geogr. Mittheil. 1857,
8. 228). Wie dieses besteht es aus einer Sammlang kurzer Notizen,
Zeitungsartikel, Auszlige aus Vorträgen in wissenschaftlichen Vereinen
u. s w. über neue Entdeckungen und Forschungen im Gebiete der
Mechstik, Physik und Chemie, nebst ainigen dürftigen Notizen aus der
Botanik, Zoologie, Ücologie, Astronomie und Meteorolögie. Bei weitem
das meiste Material ist von den Versammlungen Englischer Vereine,
wie der British Association, der Royal Society, der Geologischen, Zoo-
logischen, Botanischen Vereine, hergenommen und wie in dem Jahrbuch
von Welis ist auch hier fast ansschliesslich das Praktische berficksich-
tigt. Es dürfte sich kaum eine vinzige „Thatsuche” darin Aufgezeich-
net finden, die nicht sehon auf anderen Wegen allgemein bekannt ge-
worden wäre —
4. Wir erwähnen das „Biographisch-literarische Handwörterbuch”
von J. C. Poggenderif nleht nur als ein Werk von grossem, allgemein
wissenschaftlichem Interesse, welches Jeilem eine erwünschte Gelegenheit
bietet, sich über die Lebensvorhältnisse und wissenschaftlichen Werke
derjenigen Männer zu unterrichten, deren Leistungen in die Grenzen
seiner Studien fallen, sondern auch in der Absicht, um möglichst Viele
unserer Leser zur Unterstützung des Herausgebers durch Original-
Beiträge zu veranlassen. Es sollen in dem Werke nicht nur bekannte
Korsphäen, sondern such alle Männer aufgeführt werden, welche ge
räuschlos an der Fortbildung der Wissenschaft arbeiteten und sie mit
werthvollen Einzelheiten bereicherten. Das Handwörterbuch giebt den
Famillen- und Vornamen, die amtliche oder bürgerliche Stellung, jetzige
sowohl als frühere, Jahr, Tag, Ort der Geburt und sine Zusammenstel-
lung der vorztiglichsten Leistungen, besonders eigne Werke mit Angabe
dor Jahrsxahl und des Verlagsorten, so wie bei Abhandlungen die Denk-
oder Zeitschriften, in denen Jiesslben enthalten sind, —
&. Prof. Dore hat seine kleineren, in den Schriften der Berliner
Akademio, in Poggenderff’s Annalen, Dieterici’s Mittheilungen des Sta-
tistischen Bureau's in Berlin, in dem Archiv für Landoskunde der
Preoussischen Monarchie und in der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde
serstreuten metoorologischen und klimatologischen Abhandlungen in
einem zmweibändigen Werke rereinigt, das Vielen willkommen sein wird,
denen nicht alle geflannten Schriften zur Hand sind. Zudem sind bei
den älteren Arbeiten die numerischen Bestimmungen berichtigt und
zum Theil vollständig umgearheitet worden. Der erste Band euthält
folgends Abhandlungen: Über das Klima von Nord-Amerika mit Dovo’s
Tempersturkarte der nördlichen Hemisphäre innerhalb des 40. Parıl-
lels; Einige Bemerkungen über die Temperatur der Polargegenden; Über
das Klima des Proussischen Staates; Über die Vertheilung des Rogena
auf der Oberfläche der Erde; Über das Gesetz der Stürme, mit sechs
Sturmkarten, —
6. Die Statistischen Tafeln tiber die Kolonial- und andern Besitzun-
gen ron Gross-Britannien enthalten Angaben über Areal, Bevölkerung,
Einkommen und öffentliche Ausgaben, Schiffebewegung und Handel,
Preise der Lebensmittel und anderer Artikel, so wie des Arbeitslohnes
in den verschiedenen Kolonien u. s. w. in sehr abweichender Vollstän-
digkeit, Auffallend ist dis Mangolkaftigkeit der Angaben über die Be-
völkerung ; bestimmte Zahlen fehlen zum grossen Theil, an doren Stelle
häufig die Anzahl der Schulen and Schüler, der Geburten, Todesfälle
un. w. treten. Die Angaben besichen sich meistens auf die Jahre
1853— 1855, gehen jedoch auch welter zurück. Ihe höchste Ziffer für
den Werth der Kin- und Ausfuhr weist natürlich Ost-Indien auf, für
die erstere (1855) 14,770,927 Pfd. Sterl., für leistere 20,194,255
Pfd. St.; dann falgt die Kolonie Vietoria mit 12,007,939 und 13,408,338
Pfd. St., Cunada mit 8,119,388 und 6,342,404 Pfd. St., Neu-Süd-Wales,
Ceyion, Mauritius, Tasmania u. sw. —
7, 8. Eine sehr voluminöse Sammlung offizieller Dokumente ist die
Korrespondenz des Ministeriums des Auswärtigen mit Britischen Kon-
sulu, Agenten, Ofüzieren u. s. w, und verschiedenen fremdländischen
Behörden, betreffend den Sklavenhandel an der West- und Nordküste
Afrika's, in den Brasilischen, West-Indischen Gewässern u. «. w. für das
Jubr endend mit dem 31. März 1857. Das meiste allgemeine Interesse
knüpft sieh an diejenigen Berichte, welche aich über die Zustände der
Afrikahischen Küste von Sierrs Leone bis zur Bucht von Benin ver-
breiten. Es geht aus demseihen unwiderleglich der segensreiche Einfluss
hervor, welchen die Unterdrückung des Sklarenhandels auf die Ent-
wiekelung jener Länder ausäbt. Durch das Aufhören der früher nö-
thigen Sklavenkriege hebt sich die Nutabarmackung der natürlichen
Boderprodakte und der legitime Handel ausnehmend rasch, so dass die
statistischon Angaben über den Werth dos Exports schon sehr bedeu-
tende Summen nennen. Hauptstapel-Artikel ist bekanntlich das Palmöl,
doch hebt sich auch schon die Produktion anderer; so wurden z, B.
1856 über zwei Millionen Pfd. Baumwolle usch Brasilien ausgeführt,
Wir finden in dieser Korrespondenz - Sammlung such einen Üriginal-
Bericht Livingston®’s, datirt Near Tete, River Zambesi, 15. Febr, 1858.—
9. Der Bericht des Generalsekretärs der Geogr. Gesellschaft zu
Paris über die Fortschritte der geographischen Wissenschaft während
des Jahres 1857 ist ungleich reichhaltiger und vellständiger, als der
für das Jabr 1856 (s. Geogr. Mittheil. 1857, 8. 116). Weit entfernt,
die eignen Arbeiten der Gesellschaft in den Vordergrund zu stellen,
giebt A. Maury diessmai neben einer Übersicht der wichtigsten Reisen
in allen Theilen der Erde eine sehr Beissig ansgearbeitete Zusammen-
stellung der hervorragenderen literarischen Erscheinungen des Jahres
1857 auf dem gengruphischen Gebiete und besonders der kartographi-
schen Leistungen. —
10, Der Jahrgang 1858 der von Direktor Dieterici herausgegebenen
„Mittheilungen des Statistischen Bureau’s in Berlin” beginnt mit einem
Jahresbericht für das Jahr 1857, der eine recht vollständige Aufzählung
der in dem genannten Jahre erschienenen Zeitschriften und Werke aus
den Fächern der Politik, Staatsökanomie, Statistik, Topographie, Land-
wirthschaft, so wie von Reiscehandbüchern, Schriften über Kolonisation
und Auswanderungswesen, über Zollwesen, Handel, Maass- und Gewichts-
verhältnisse, Geld- und Münswesen, Eisenbahnen, Posten, Telegraphen,
Genealogie u, s. w. enthält, nicht selten aueh begleitet von Bemerkungen
über Inhalt und Werth der Schriften. —
12. Der berühmte Orientalist Dr. Alays Sprenger hat anf seinen
Reisen in Ägypten, Syrien und Mesopotamien und während eines 13jäh-
rigen Aufenthaltes in Ost-Indien, wo er nach einander die Stellen eines
Bibliothekars der Caleutin-Societät, eines Direktors dor National-Indi-
schen Universität zu Delhi und eines Bibliothekars zu Lucknow be»
kleidete, einen grossen Schatz von orientalischen Manuskripten, 1972
an der Zabl, gesammelt und von dert glücklich nach Europa gebracht.
Eine der Hauptzierden dieser Samımlung ist eine Arabische Geographie
aus dem vierten Jahrhundert der Hedachrn, ‚die beste Eittheilung der
Länder” betitelt und ron Abu "Abdallah Muhamei Ban Ahmed Mogad-
dasy verfasst. Dieses Werk, das Dr, Sprenger demnächst im Original-
Text mit Übersetzung herauszugeben gedenkt, zeichnet sich vor allen
anderen Arnbischen Geograpbien durch die scharfe Beobuchtungsgshe
des Verfassers und seine Originalität aus, da Moqaddass mit Ausnalıme
von Sind und Spanien alle Länder und Städte, die er beschreibt, selbst
besucht hat. —
13, Durch spezielle Studien über Krystallisstion ist Sorby zu dem
Schlusse gekommen, dass der Granit nieht einfach aus einem feurig-
Büssigen Zustand sur Krystallisation übergegangen sei, wie eine vulka-
nische Lava, sondern dass vielmehr bei jonem Prozess auch Wasser
mitgewirkt habe unter ähnlichen phrsikalischen Bedingungen, wie sie
in den jetzigen Vuiksnen in grosser Tiefe unter dor Erdoberfläche exi-
stiron. Es wäre dies« also eine neue Stütze der von Serope, Scheerer,
Elie de Benumont und Anderen aufgestellten Ansicht, dass die Anwe-
senheit von Wasser während der Ärystallisation des Granit den Unter-
sehied zwischen diesem und den trachitischen Eruptirgosteinen bedingt
habe]
iGesclisasen am 2, November 18%.)
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
Eine politisch-geographische Übersicht nach Dr. Barth’s Reisewerk.
(Nebst Karte, Tafel 19.)
Auf die überaus reiche Ausbeute, welche Dr. Bartlı's
sechsjährige Reisen und Forschungen im Innern von Nord-
Afrika der Geographie bieten, ist schon so oft hihgewiesen
worden, dass es jetzt, wo sein Bericht vollständig vorliegt,
kaum nöthig sein dürfte, noch etwas über dessen Werth
und Bedeutung hinzuzufügen. Welcher Zweig der Geo-
graphie uns auch vorzugsweise interessiren mag, sei es die
Bodengestaltung, der Lauf der Gewässer, die gegenseitige
Lage der Ortschaften, das Klima, die Verbreitung wich-
tiger Pflanzen und Thiere, die Ethnographie oder poli-
tische Geographie, für jeden finden wir Materialien in
Fülle. Jetzt, wo man die Gesammtmasse der Barth’schen
Forschungen überblicken kann, unterliegt es keinem Zwei-
fel, dass sie als die ausgedehntesten, wissenschaftlichsten
und somit wichtigsten zu betrachten sind, welche jemals
im Innern Nord-Afrika’s angestellt wurden. Um diess in
allen einzelnen Stücken nachzuweisen, würde es kein
besseres und zugleich nützlicheres Mittel geben, als die An-
gaben Barth’s mit Berücksichtigung aller früheren Forschun-
gen etwa in ähnlicher Weise zu verarbeiten, wie diess
mit Livingstone’s Werk in dem fünften diessjährigen Hefte
dieser Zeitschrift geschehen ist. Dabei würden sich über-
raschende Resultate von hohem Interesse und Werth her-
ausstellen. Da wir aber für jetzt von einer derartigen
Bearbeitung absehen müssen, begnügen wir uns damit,
einen Gegenstand herauszugreifen, der die Ausdehnung und
Vielseitigkeit von Barth's Arbeiten vorzugsweise erkennen
lässt, nämlich die politische Geographie des Sudan.
Dass‘ man gegenwärtig im Stande ist, die Stanten des
Sudan nach ihren politischen Verhältnissen im Zusammen-
hange zu betrachten und ihre Geschichte bis weit zurück
zu verfolgen, ist vielleicht der glänzendste Beweis für die
Grossartigkeit von Barth’s Forschungen; denn es gehört
eine ausserordentliche Energie und Selbstverleugnung da-
zu, der bestündigen Beschwerden und Gefahren wihrend
der Reise ungeachtet und trotz allen Hindernissen, x. B.
den häufig wechselnden. Sprachen, unermüdlich Erkundi-
gungen über die nicht selbst betretenen Länder einzuzie-
hen, sie sorgfültig und vorsichtig zu vergleichen, bis eine
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI.
klare Vorstellung ihrer Hauptzüge gewonnen ist, und sich
hierbei nicht mit den gegenwärtigen Verhältnissen zu be-
gnügen, sondern auch noch ihrer historischen Entwickelung
nachzugehen. In der That bedingen gerade diese viel um-
fassenden Frkundigungen, neben der fast beispiellosen
Sorgfalt, welche Dr. Bartıı auf die Feststellung seiner
Reiserouten verwandte, zum grossen Theil den Vorzug,
den sein Werk vor früheren und gleichzeitigen hat.
So weit sich die Erkundigungen auf die Topographie
beziehen, wurden sie, den Hauptergebnissen nach, auf der
grossen, zweiblätterigen Übersichtskarte niedergelegt, die
mit dem letzten Bande des Reisewerkes ausgegeben wor-
den ist. Da zu ihrer Konstruktion ausserdem Dr. Barth’s
wirkliche Aufnahmen, so wie die Arbeiten Dr. Vogel’s und
Dr. Overweg’s benutzt wurden !), so giebt sie bei Ver-
gleichung mit den früheren Karten von Nord-Afrika das
beste Mittel zur Erkenntniss dessen an die Hand, was
die Geographie durch jene grosse Expedition gewonnen
hat. Wir glauben es desshalb denjenigen unserer Leser,
welche das Werk selbst nicht besitzen, schuldig zu sein,
sie wenigstens mit dem wichtigsten Theile dieser Karte
bekannt zu machen. Als solcher ist aber gerade der
mittlere Theil des Sudan, zwischen Wadai und Tim-
büktu, dem Rande der Wüste und der Bucht von Benin,
anzusehen, da er bei weitem am längsten der Schauplatz
von Dr. Barth's und seiner Begleiter Thätigkeit war.
Das so umgrenzte Gebiet umfasst in seinen nördlichen
Theilen weite Länderstriche, in denen heut’ zu Tage kein
geordneter Staut existirt; sie werden im Osten von den
Horden der Tebu oder Teda, im Westen von den noms-
disirenden Tuäreg-Stämmen bewohnt, welche das Gebiet
des einstmals müchtigen Sonrhay-Reiches durchziehen und
sich bis südlich vom mittleren Laufe des Niger ausgebrei-
tet haben}, Dort lebt neben ihnen noch der Rest der
") Über die Grundingen und die Konstruktion der Karte hat Dr.
A. Potermann im Anlang zum fünften Bande des Barth’schen Werkes
das Nöüthige gesagt.
”) 8. unseren Aufsatz über die Tuäreg in „Geogr. Mitth.” 1857,
53. 239-—260,
58
a ? »_
Ein vaniernies Toäreg-Lager am Niger ')
I
* Ein Zeit in einem Lager der Tudreg nlldlich vom Niger’).
Sonrhay-Nution, der bis jetzt seine Selbstständigkeit gegen
die erobernden Fülbe belmuptet hat, und weiter üstlich
haben sich zwischen den Tuäreg im Norden und den Filbe
#) Da in diesem Aufsstze von allem Detail in Bezug auf landschaft-
lichen Charakter der Länder, Lebensweise und Industrie der Eingebor-
nen u. #, w. abgesehen werden muss, so fügen wir eine Anzahl Holz-
schnitte aus Dr. Barth’s Werk ein, um durch die Anschauung die
Beschreibung theilweis zu ersetzen und daran gelegentlich einige Be-
merkungen zu knüpfen. — Die auf das Tuäreg-Land bezüglichen Holz-
schnitte sind zum gronsen Theil im vorigen Jahrgang der „Geogr.
Mittheilungen”, 88. 243—257, gegeben worden; hier bleiben nur noch
einige übrig, welche sich auf die Tuäreg am mittleren Niger beziehen.
Dort leben die Tuäreg fast nur in Lagern, die häufig ihren Platz wech-
seln. Die Zelte, welche ein solches Lager bilden, bestehen aus einem
grossen’ runden Stück Leder, aus einer Menge kleiner, in viereckige
Stücke gesehnittener Schaffelle zunammengenäht, während die Ränder
des Ganzen absichtlich im rohen, unboschnittenen Zustande gelassen
sind, um die Stangen oder Änte, welche den äusseren Kreis des Zeltes
beschreiben, durch die vortretenden Ecken durchgehen zu lusen.
Diese Felle sind über drei Paar Stangen gespannt, das mittlere Paar
von anschnlicher Höhe, die heiden andern nicht so hoch und das eine
derselben von Gabelform. In dem Zeite befinden sich gewöhnlich zwei
Ruhestätten, Diwane, aus einer feinen Art Rohr gemacht und etwa
t Fuss vom Boden erhaben. Diese Leute wählen nämlich gemeiniglich
die sumpfigsten Plätze für ihre Lagerstätten und werden nach einem
Unwetter zuweilen mitten in einer grossen Seelache angetroffen. Sie
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's.
im Süden die heidnischen Stämme von Marädi, Göber und
A’dar erhalten, die den letzteren in tödtlicher Feindschaft
gegenüberstehen und sie häufig mit Erfolg bekämpfen.
Die eigentlichen Staaten des Sudan aber beginnen wenig-
stens im mittleren Theile erst mit dem 14° N. Br., in-
dem sie nur am obern Niger bis gegen den 18° N. Br.
sich ausdehnen. Der älteste und bekannteste unter ihnen,
der zugleich das Centrum des Sudan einnimmt, ist Börnu').
4. DIE LÄNDER UM DEN T8AD-sEE.
1. Das Königreich Bornu. — Börnu bildete ehemals
einen Theil des Reiches Känem. Dort hatte im 9. Jahr-
hundert Ssaef, ein Mann aus dem Libyschen Stamme der
Berdöa, eine Dynastie über mehrere Stämme, die Berber,
Tebu, Känembü und andere, gegründet, und nachdem seine
Nachfolger am Ende des 11. Jahrhunderts zum Islam über-
getreten waren, breitete sich das Reich unter Dibbalämi-
Dünama-Ss“lmani (1221—59) vom Nil bis zum Kuäfra,
über ganz Fesän und südlich bis weit jenseit des Tsad
aus. Bald jedoch entstanden innere Kriege, die T&bu einer
Seits und die Sseu oder Ss6 im Südwesten des Tsad an-
derer Seits lehnten sich gegen die Dynastie der Ssaefua
auf, die Buläla, Nachkommen eines Prinzen des Känem-
1 Hauses, welcher in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
nach der Landschaft Fittri geflohen war und dort und in
dem Thale El Bat-hä des späteren Wadai eine Herrschaft
über den Stamm der Küka gegründet hatte, drangen von
Süden gegen Känem vor und nach langen Kämpfen sahen
sich die Ssaefua genöthigt, ihren Stammsitz ganz aufzu-
geben und die Residenz von Ndjimie, der bisherigen
Hauptstadt des Reichs, nach Kaghä, einem Distrikt zwi-
schen Udj€ und Güdjeba in Börnu, zu verlegen (1396).
Längere Zeit war die Dynastie ihrem Untergange nahe,
aber dem kräftigen König “Ali-Dunamämi (1472—1505)
gelang es, den Bürgerkrieg zu unterdrücken und das eigent-
liche Reich Börnu fest zu begründen; sein Sohn Edriss
Katakarmäbi (1504— 1526) eroberte sogar Känem wieder,
das nun bis zum Anfang unseres Jahrhunderts eine Pro-
vinz von Börnu blieb. Die höchste Blüthe erreichte das
haben auch ihren eigenen kleinen Comfort, demm auf jeder Ruhestätte
liegt ein rundes Loderkissen, wie es auch allerdings höchst nothwundig
erscheint, da es überaus unbequem sein würde, den Ellbogen auf die
unbequeme und harte Oberfläche dieser Rohrlagerstätten zu stützen.
Fast der gunze Hausrath dieser einfachen Leute besteht, ausser eini-
gen wenigen hölzernen Schüsseln und Schalen zum Essen und Trinken,
aus Lederschläuchen von ausgezeichneter Arbeit und zuweilen sehr
geschmackvoll verziert. In diese Lederbehältnisse stopfen sie sämmt-
liche Kleidung und Mundvorräthe, und während der Nacht umgeben
sie das ganze Zelt mit schr niedlich geflochtenem Mattenwerk aus einer
feinen Rohrart, so dass ein Zeit dioser Art eine ganz behngliche Woh-
nung bildet,
") Im Folgenden kann begreiflicher Weise nur das Hauptsächlichste
skizzenhaft angeführt werden.
“ Bauweise nachzuahmen. Die Dimensionen
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
Land unter Edriss-Alaöma (1571—1603), welcher die festen
Plätze der heidnischen Sseu zerstörte, Gam-erghü unter-
warf, die aufständischen Bewohner der Provinz Kanö de-
müthigte, die Tuäreg im Nordwesten zum Gehorsam zwang,
durch Unterwerfung der Tbu um Bilma die Verbindung
mit der Küste wieder herstellte und die heidnischen Grenz-
völker der Büdduma, Margh{ und Mändara im Süden be-
zwang. Unter den nachfolgenden friedlichen und luxu-
riösen Königen sank jedoch die Macht Börnu’s rasch, so
dass es den 1808 begonnenen Angriffen der Fülbe oder
Felläta nicht widerstehen konnte. Die Hauptstadt Ghasr-
Eggomo, gemeinhin Birni genannt, welche von “Ali-Duna-
Ausicht von Birnl, der alien Hanptstadt von Birau ’L
mimi am Komädugu Waube, drei Tagereisen westlich vom
heutigen Kükaua, gebaut worden war, fiel in die Hände
der Feinde und der schwache Ahmed-ben-Ali (1793—1810)
verlegte, des halben Reiches beraubt, seine Residenz nach
Kurnaus. ee fehlte, so hätten die thatkräftigen, fana-
") Birmi lag etwa 19 Deutsche Meilen westlich von Kükaua, nahe
am rechten Ufer des Komddugu Waube. Die Stadt hatte eine fast
regelmässig ovale Gestalt, aber gegenüber den grossen Übertreibungen
früherer Arabischer Berichterstatter, die behauptet haben, dass diese
Stadt Kairo an Grösse übertreffe, hatte sie doch nur wenig mehr als
6 Engl. Meilen im Umfang; sie war von einem starken Wall mit
sechs oder sieben Thoren umgeben. Der Wall, ursprünglich wohl
sicherlich eine regelmässige, ähnlich wie die Befestigung von Kükana
in Tertassen sich erhebende Mauer, bildet in seinem gegenwärtigen
zerfallenen Zustand eine kleine Erhebungskette und scheint dentlich
anzuzeigen, dass, als die Stadt von den Fülbe erobert ward, der An-
griff von zwei verschiedenen Seiten gemacht wurde, von der südwest-
lichen und nordwestlichen, wo der untere Theil des Walles unterminirt
ist. Das Innere der Stadt bietet sehr wenig Bemerkenswerthes dar,
abgesehen von der interessanten Erscheinung, dass die hanptsächlicheten
Gebäude aus gebrannten Backsteinen erbaut sind, während in der jetzi-
gen Hauptstadt nicht der kleinste Versuch gemacht ist, diese solidere
es Talastes scheinen sehr
gross gewesen zu sein, aber nichts als der Grundriss weiter lverer
Räume lässt sich gegenwärtig erkennen.
|
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445
tischen Fülbe sich des ganzen Landes bemächtigt, aber ein
in Börnu ansüssiger Araber aus Fesän, der fromme Fäki
Mohammed-el-Amin-el-Känemi, sammelte am Westufer des
Tsad eine kleine Schaar treuer Kanembü und schlug die
ganze Heeresmacht der Fülbe in einer Schlacht bei Ngörnu,
südöstlich von Kükaus, Das Reich war gerettet, aber die
Dynastie der Ssaefua ging bald darauf zu Grunde. Mo-
hammed-el-Känemi liess ihr zwar noch die äusseren Zei-
chen der königlichen Würde, hatte aber alle Macht in
Händen, und sein Sohn ‘Omar (seit 1835), der jetzige Herr-
» scher von Börnu, machte ihr vollends ein Ende, indem er
den König Ibrahim im Jahre 1846 ermordete und dessen
Sohn “Ali auf dem Schlachtfeld tödtete.
“Omar residirt in dem von ihm neu erbauten Kükaua.
Das Englische Hans in Kükaua ').
” Dieser Brain eines kleinen Lehmhauses in dem westlichen
Theile von Kükaun giebt eine gute Vorstellung von der Einrichtung
der Wohnungen in den Städten Börnu’s im Allgemeinen und hat aus
serdem noch das spezielle Interesse, dass hier Barth, Overweg und Vo-
gel zu, wiederholten Malen und auf längere Zeit ihr Standquartier auf-
schlugen. Der Scheich von Börnu hatte das Haus der Expedition über-
lassen, so lange als Jemand da sein würde, es in Obhut zu nehmen. —
1, Vorhalle mit dem Haupteingangsthor. In der Ecke ist eine geräu-
mige, 3 Fuss über dem Boden eorlabene Lehmbank. 2. Kleiner offe-
ner Hofraum mit einem sehr schönen Gummi elasticum-Baum (3). 4. Ein
zweiter kleiner Hofraum mit einem Hühnerhause (5). 6. Innere Vor-
halle, wo sich im Anfang die Diener aufzuhalten pflegten, die aber
später in einen allerdings sehr einfachen Speisesaal verwandelt wurde.
Hier wurden die Wasserurnen im kühlen Schatten aufbewahrt. 7. Klei-
ner offener Hoflraum mit Wasserurne. 8. Inneres Gemach, wo Dr.
Barth und später Dr. Vogel zu wohnen pflegte. 9. Ürösserer innerer
Hof, in dessen Winkel später die Küche eingerichtet wurde, 10, Gemach
mit einer breiten Lehmbank, wo Dr. Overweg zur heissen Tageszeit ruhte,
11. Schlafgemach Dr. Overweg’s und später der beiden Sappeure Kor-
58*
446
Da er nicht den kriegerischen und energischen Geist sei-
nes Vaters geerbt hat, befindet sich sein Land keineswogs
in ruhigem und blühendem Zustande. Ohne Unterlass
verwüsten raubgierige Horden der Tuäreg die nördlichen
Provinzen, die bedeutende Stadt Bärroa, eine Tagereise
nördlich vom Komädugu Waube, an der Strasse nach Kä-
nem, und andere Orte mitten in Börnu müssen sogar eine
Art Tribut an sie zahlen, um eine armselige Existenz in
leidlicher Ruhe zu fristen. Ganz Kiänem ist zum wüsten
Wohnsitz weniger unglücklicher Gemeinden und zum wil-
den Jagdgebiete fortwährender abenteuerlicher Raubzüge
aus allen Gegenden geworden, ein grosser Theil steht so-
gar zeitweise, je nach dem Kriegsglück, unter der Herr-
schaft Wadai’s, Selbst der Kern des Reichs wird durch
innere Unruhen erschüttert, denn erst 1853 musste "Omar
auf einige Zeit seinem Bruder “Abd-e'-Rahmän weichen,
Pe 7 ur
rm
Gurt, Hauptstadt der Provinz Münin '),
poral Church und Macguire. 12. Kleiner hinterer Hofraum. 13. Pro-
viantzimmer. 14. Ältere Kussero Umfassungsmauer des grossen Hofes,
die »pliter weggerissen wurde, als die Reisenden den gerlumigen Hof
des Nuchbars für ihr Vieh und ihre Pferde hinzubekumen. 15, Eine
sehr geräumige konische Hütte mit Lehmmauern und Rohrdach. Im
Innern zwei broite erhöhte Lehmbänke, eine mit flacher Oborfläche,
die andere mit geräumigen Vertiefungen, um werthrolle Gegenstünde
wegzulogen, und im Hintergrande ein erhöhter Raum für Gepäck oder
Korn, durch eine zwei Fuss hohe Mauer abgesondert. Diese Hütte
nahm Dr, Barth nach seiner Rückkehr von Timbüktu in Beschlag, in-
dom er vor ihrem Eingange eine geräumige Schattenhalle aus groben
Matten errichtete, 16, Hütte, in welcher Mädi wohnte, ein befreiter
Skinve, zuerst im Dienst Richardson’s, dann Dr. Overwog’s und zuletzt
Dr. Vogel's Hauptiliener, Er ist im Dienste der Expedition verwundet
worden und eine kleine Pension ist ihm gesichert. 17. Hütte «ines
anderen Dieners, von einem kleinen Kornelkirschbaum beschattet. 18,
Vichraum. 19. Ein Brunnen, dessen Platz wegen des sandigen, leicht
zusammenfallenden Bodens oft veründert werden musste. 20. Ein
viereckiges Lehmhaus mit zwei Gemlchern, das später in Ruinen fiel.
N) Gure, die Residenz des Munidına oder Statthalters von Münio,
liegt am südlichen Abhange einer felsigen Anhöhe und wird durch
Aufsprünge des Bodens in mehrere einzelne Gruppen getheilt, die zu-
I
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
der sich in offenem Aufstande des Thrones bemächtigt
hatte, aber im Dezember 1854 überwunden und getödtet
wurde,
Das eigentliche Börnu umfasst nur die Landschaften
zwischen dem Tsad und dem Komädugu Waube, doch er-
streckt sich die Herrschaft des Scheichs auch jetzt noch
weit über diese Grenzen hinaus. So sind ihm im Norden
des Komädugu die Distrikte Djetko und Mobber, im Nord-
westen die bedeutenden Provinzen Sinder, Münio, Gümmel,
Mäschena und Manga unterworfen, obwohl deren Statthalter
h . ee u
Die Stadtmauer von Gesmn In Manga").
seit der Erhebung der Fülbe, welche gernde diese Pro-
vinzen niemals in ihre Gewalt bekamen, sich einen grös-
seren Grad von Unabhängigkeit angemasst haben, als die
in Börnu selbst. Nach Südwesten dehnt sich seine Herr-
schaft über die Provinzen Ngüssum, . Kerrkerr@ und Ngä-
sir aus, in denen jedoch noch unabhängige Heidenstämme
angetroffen werden; im Süden über Gam-erghü und einen
Theil des Marghi-Landes; im Südosten über das chemals
selbstständige Königreich Kotokö und die von den Schiia-
Arabern bewohnten Landstriche zwischen Gam-erghü und
Mändara. Auch sind ihm die nach dieser Richtung an-
sammen eine Bevölkerung von 9- bis 10,000 Einwohnern haben. Der
Ort ist mit einer einfachen Umzäunung eingefasst, nur der südwest-
liehe Winkel, der am meisten einem Angriff ausgesetzt ist, wird in
eigenthümlicher Weise von einem Labyrinthe von Hecken beschützt,
die mehrere Baumwollenpflanzungen und Küchengürten einschliessen.
1) Gössma ist eine kleine Stadt einige Meilen südöstlich von Surrl-
kulo in der Provinz Mangs. Sie wird auf der Sid- und Ostseite durch
eine Versumpfung vertheidigt, während sich die Mauer durch die Un-
rtegolmässigkeit ihrer Zinnen auszeichnet, wenn man hier überhaupt
von Zinnen reden kann. Die obige Abbildung giebt davon eine Vor-
stellung, wo man auch die Eingebornen sieht, wie sie, nur mit einem
Lederschurz bekleidet, Klösse feuchten Thones aus der benachbarten
Lache auf dem Kopfe herbeischleppen, um die Mauer auszubessern.
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's. 447
grenzenden kleinen Länder
Lögone und Mändara oder
Wändala tributpflichtig.
Hüttendächer in der Provinz Gam-erghü', 2. Die Reiche Lögone
und Mändara. — Die politische Existenz von Lögone ist
neueren Ursprungs. Früher bestand das Land aus einer
Anzahl kleiner Fürstenthümer, bis Brua, der Häuptling
von Honkel, dem mächtigsten unter ihnen, vor etwa 150
Jahren die Stadt Lögon-birni oder Karnak-Lögone (15,000
rg gründete und den Sitz seiner Herrschaft dahin ver-
legte. Dieser Fürst und seine nächsten Nachfolger waren
[Fer
DENDAL
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D
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Wolmungen des Sultans und des Koghimma in Ligone ")
') Die obigen Hütten, die Dr. Barth in Munghonö in Gam-erghü,
zur Zeit Edriss Alaöma's zeitweiliger Residenz des Königs von Börnu,
fand, geben eine Andentung von der Mannigfaltigkeit der Formen,
welche die scheinbar so einförmige Architektur der Afrikanischen
Wohnungen darbietet.
®) Die Paliste des Sultans von Lögone und seines Premierministers
oder Keghämma sind ausgedehnte und grossartige Gebäude, wie man
sie selten im Sudan findet. Beide bilden die Hauptstrasse — dendal —
der Stadt, A. Wohnung des Sultans. Der Eingang befindet sich an
der Ostseite, an einem offenen, von einigen Bäumen beschatteten Platze.
Das ganze ausgedehnte Gebäude ist von einer 14 Fuss hohen Mauer
umgeben, a. Ürosser Hofraum mit einer Schattenhalle für die Eu-
muchen und zwei eisernen Kanonen. b. Zweiter Hofraum, gegen 100
Fuss lang und 30 Fuss breit, ec. Dritter Hofraum (zwischen den Hö-
fen Vorzimmer). d. Öffentlicher Audienzhof, wo auf einem erhöhten
Gerüst der königliche Thron stand, ein roh gearbeiteter und roth an-
gestrichenor Sitz, mit einem aus Dielen gezimmerten Baldachin über-
deckt. e. Gemach des Sultans. f. Stallung. B. Wohnung des Ke-
1. Grosser Hofraum. 2. Treppe, welche nach den oberen
emächern führt, In diesem oberen Stockwerke befand sich die Dr.
Barth angewiesene Wohnung; sein Zimmer hatte nieht weniger als 35
Fuss Länge, 15 Fuss Breite und eben so viel Höhe und erhielt sein
Licht durch zwei halbkreisförmige Fensteröffnungen, die natürlich keine
Glasseheiben hatten, aber vermittelst eines Ladens ron Rohr geschlos-
sen werden konnten, Die Decke war giebelförmig und mit einer Stroh-
Heiden, den Islam nahm erst Miara-Ssale, der alte Fürst,
welchen Denham besuchte, an und so ist die mohamme-
danische Religion in diesem Lande jeden Falls nicht über
60 Jahre alt. Auf dem Lande hängen auch noch gegen-
wärtig die meisten Leute dem Heidenthum an. Bei sei-
ner höchst vortheilhaften Lage an den beiden grossen
Strömen Schäri und Serb@wel könnte sich das kleine Kö-
nigreich der blühendsten Verhältnisse erfreuen, würde es
nicht von mächtigen, von allen Seiten eindringenden Nach-
barn überwältigt und unterdrückt. An Börnu muss es
einen bedeutenden Tribut zahlen, der in keinem Verhält-
niss zu der geringen Ausdehnung des Landes steht, Ba-
ghirmi behandelt es mit der grössten Ungerechtigkeit und
unterwirft es nach Willkür allerlei Leistungen, die Fülbe
endlich dringen von A’damaua her immer schwerer auf
Lögone ein. Günstiger ist in dieser Beziehung Mändara
gestellt; sein in Möra residirender Häuptling zahlt zwar
ebenfalls Tribut an Börnu, aber die schwer zugänglichen
Gebirge seines Landes sichern ihm eine gewisse Unabhän-
gigkeit, die er auch zu wiederholten Malen geltend ge-
macht hat.
3. Heidnische Grenzländer im Süden von Börnu. —
Mittelst Mändara und Lögone grenzt Börnu im Süden an
den nordöstlichsten Theil von A’damaua, an den übrigen
Punkten seiner Südgrenze findet man aber noch grosse
Landstriche, die von unabhängigen Heidenvölkern bewohnt
werden. So im Südosten die Müssgu und Tüburi, die nur
Pu
rer der Müssgu.
r
Grundriss einer Müssgu-Wohmung ').
lage ausgefüllt. 3. Hofraum. 4. Zweiter Hofraum. 5. Zimmer des
Keghämma mit zwei Ruhbebänken. 6. Schattendach vor dem TPalaste,
aus Matten und Pfühlen errichtet. 7. Kautschukbaum. 8. Moschee,
von einigen Fücherpalmen beschattet.
') Der obige Grundriss stellt einen Theil des Gehöftes eines Müssgu-
Häuptlings dar. Der grosse mittlere Hofraum fehlt hier; an vier Sei-
ten desselben stossen höchst eigenthümliche und reich verzierte Räume
(8) an, die von einem Kunst- und Ordnungssinu zeugen, den man bei
den heidnischen, durch beständige Kaubzüge ihrer Nachbarn in Furcht
erhaltenen Müssgu nicht erwarten sollte. Es waren kleine runde Ge-
mächer von etwa 8 Fuss Durchmesser und wenigstens 12 Fuss Höhe,
eingeschlossen von dicken, äusserst sauber geglätteten Thonwänden und
mit einem ganz engen, etwa 14 Zoll breiten und durch ein vorsprin-
ndes Portal verlängerten Eingang von 6 Fuss Höhe verschen. Das
ussere war auf regelmässige Weise höchst eigenthümlich geschmückt,
indem Reihen aufspringender Rippen oder Wulste um das Ganze her-
umliefen, wie der nebenstehende Holsschnitt zeigt. Diese eigenthüm-
liehen Kammern waren nichts als wohlgeschützte Kornmagazine, dien-
ten aber vielleicht auch als Schlafzimmer in der kalten Jahreszeit.
Sie fanden sich an allen vier Seiten des grossen Hofes ganz genau von
448 Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s,
ıl
Knochen in der Unter-
lippe eines Mönsgn-
Weibes '),
Kornhehllter der Mlünsm ').
Dreizack der Müsgn !)
durch häufige Raubzüge der Bornauer, zur Erbeutung von
Sklaven angestellt, belästigt werden; im Süden die Marghf,
Bäbur, Sina und andere. Von dem Lande der Marghi ist
jedoch nur der kleine Theil zwischen Molgheu und Uba
noch unabhängig, während die stammverwandten Bäbur
oder Bäbir noch freie Herren eines ausgedehnten Bezirkes
sind. Sie leben wie die Marghi in kleinen Weilern über
eine gebirgige Landschaft zerstreut. Dr. Overweg giebt
in dem Tagebuche seiner Reise nach Fika, dem südwest-
lichen Grenzorte von Börnu, vier Hauptortschaften der
Bäbir an, nämlich Kögo oder Köger, Fadem, Multa und
Gim, aber nur ihr Hauptsitz Bit (wahrscheinlich identisch
mit Fadem) scheint von grüsserer Ausdehnung zu sein.
Südlich von ihnen bis nach dem Benu@ hin trifft man die
Heidenstimme der Sina, Tschöngom, Demb£, Fända, Tän-
gal® und U’rgeni, welche A’damaua von den übrigen Pro-
vinzen des Reiches Sökoto fast vollständig trennen.
derselben Bauart, aber im Nordosten war mit diesem Magazin eine an-
dere Räumlichkeit verbunden, die eine schöne Idee eines gemüthlichen
häuslichen Lebens giebt. Es war ein rundes, unbedeektes Gemach von
etwa 24 Fuss Durchmesser, umgeben von einer 7 Fuss hohen und
1 Fuss dicken Thonmauer, welche oben und an den Ecken sorgfältig
abgeputzt war. Sobald man durch den 4 Fuss hohen und etwa 2 Fuss
breiten Eingang (1) getreten war, hatte man gleich zur Linken eine
mit der Wand parallel laufende und mit ihr einen 23 Fuss breiten
Raum abschliessende Thonbank (4), die sich um mehr als die Hälfte
des Umfanges des Gemaches herumzog, aber in der Mitte unterbrochen
war. Der so abgeschlossene schmale Raum (2) war zur Stallung für
drei Kühe bestimmt, deren jede an einen besonderen Pfahl angebunden
war. In der Mitte stand eine Schattenhalle (3), durch ein auf vier
Pfählen ruhendes Dach aus Rohr und Kräutern gebildet, rechts von
ihr die Kochstelle (5), höchst sauber und nett eingerichtet, und zwi-
schen dieser und dem Eingange befand sich ein abgeschlossener Raum
für die Wasserume (6).
4) Eine andere Art Kornmagazin der Müssgu, 12 bis 15 Fuss hoch.
Das gewölbte, aus Thon bestehende Dach hat eine aufspringende Mün-
dung, die wiederum von einem kleinen Strohdach geschützt wird,
Bi Diese dreispitzige Lanze oder Harpune fand Dr. Barth in einer
verlassenen Müssgu-Hütte. Sie war einer gewöhnlichen Heugabel schr ähn-
lich, nur mit dem Unterschied, dass die mittlere Spitze ungleich län-
ger war; auch der Stiel war sehr lang, ungeführ 8 Fuss. Sie diente
wahrscheinlich mehr zum Fischstechen, als zur Waffe; übrigens wurde
ja auch der Römische tridens zu beiden Zwecken benutzt.
”) Die in die Unterlippe eingesetzten Knochen, bisweilen ron an- ,
schnlicher Grösse, sind das Nationnlzeichen der Mussguerinnen; aus-
serdem besteht ihre Tracht in nichts als einer schmalen, runden, seil-
ähnlichen Binde, aus Bast gedreht, die zwischen den Beinen durchge-
zogen und um die Hüften befestigt wird.
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Anıbezsa, ein March, mim Dyrrem, cin Hanash-Kanbe ',
!) Die Marghi zeichnen sich durch die Schönheit und Regelmässig-
keit ihrer Gestalt aus, die sie dem Beschauer offen darbieten, demn
Alle sind unbekleidet, wenn man von einem schmalen Lederstreifen
absieht, den sie zwischen den Lenden durchziehen und um die Hüften
befestigen, Ihr Gesicht wird nicht durch Einschnitte entstellt und hat
bei Manchen durchaus nichts ron dem sogenannten Negertypus, obgleich
die Lippen bei Allen, jedoch keineswegs übertrieben, aufgeworfen sind
und das Haar kraus, nicht wollig, ist. Auffallend ist ihre hohe Stirn.
Die Hautfarbe ist bei Einigen ein glänzendes Schwarz, bei Anderen
eine helle Kupfer- oder vielmehr Rhabarberfarbe und vergebens sieht
man sich nach dazwischenliegenden Schattirungen um; die Kupferfarbe
scheint die ursprüngliche des Stammes zu sein, die schwarze Sehatti-
rung ist dagegen einer Vermischung mit anderen Nationen zuzuschrei-
ben. Die Frauen, welche eine Bekleidung noch für weniger nothwen-
dig halten, als die Männer, tragen in der Unterlippe als Nationalzeichen
eine dünne, dreieckige Metallplatte. Der oben abgebildete Marghi”war
nebst dem Hanssa-Knaben Dyrregu in Dr. Barth's Diensten. Beide
waren von Dr. Overweg in Freiheit gesetzt worden und begleiteten Dr.
Barth von Kükaun nach Timbüktu und später nach Europa, wo sie be-
sonders in Gotha recht bekannt geworden sind. Zum Christenthum
bekehrt, ist A’bbega am 25. November 1857 mit dem Afrikanischen
Postdampfer nach Yöruba abgegangen, während der intelligentere Dyr-
regu noch einige Zeit unter der Leitung des Herrn Missionärs Schön
bfeiben wird, den er sehr tüchtig bei der Übersetzung der heiligen
Schrift in die Haussa-Spruche und hei der Erweiterung seines Wörter-
buchs derselben Sprache unterstützt.
von denen das Handeisen ein
| } N Beispiel giebt, werden von den
Ein Handeisen der Marghi. benachbarten Mändara oder Wän-
; dala sehr kunstreich verfertigt,
Ein Schi dt M
2 r \. da es im Marghi-Lande kein
Eisen zu geben seheint; ihre Schilde aber verfertigen die Marghi
selbst aus Elephantenhaut. Der hier abgebildete war mit breiten dun-
Die eisernen Gerüthschaften
und Schmucksachen der Marghi,
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
4. Das Reich Künem. — Känem ist kaum noch eine
Provinz von Börnu zu nennen. Sämmtliche nordöstlich
und östlich vom Tsad liegenden Gaue sind gegenwärtig
mehr oder weniger von Wadai abhängig; der Scheich von
Börnu hat nun zwar zur Wiedereroberung derselben die
Überbleibsel des kriegerischen und heimathlosen Araber-
stammes der Ueläd Slimän in Sold genommen, weit ent-
fernt aber, einen regelmässigen Krieg mit Wadai zu be-
ginnen, begnügen sich diese Leute, welehe ohne Frage zu
den zügellosesten Räubern in der Welt gehören, damit,
die unglücklichen Bewohner des Landes auszuplündern,
ja sie gehen so weit, dass sie nicht einmal die wirklichen
Unterthanen Börnu's am nördlichen und nordwestlichen
Ufer des Tsad verschonen. Der jetzige Hauptort (wenn
dieses Wort sich noch auf ein solches Land, wie, Känem
gegenwärtig ist, anwenden lässt) ist Maö oder vielmehr
Mäö, ein schon zu Edriss Alaöma’s Zeit sehr wichtiger
Ort. Seine Einwohnerzahl übersteigt wohl nicht 3000
bis 4000, doch soll er- noch immer einen betrüchtlichen
Umfang haben. Er ist der Sitz eines Chalifa, dessen
Macht höchst unsicherer Art ist, da sie gänzlich von der
zeitweiligen Oberherrlichkeit von Wadai oder Börnu ab-
hängt, wesshalb es gemeiniglich zwei Chalifen giebt, einen,
welcher wirkliche-Gewalt hat, und einen anderen in der
Anwartschaft, jenen bei der ersten Gelegenheit mit Hülfe
der ihn begünstigenden Macht zu vertreiben. Der be
rühmte König von Wadai, "Abd el Kerim Ssabün, war es,
dem zuerst die Ansprüche zufielen, welche die Buläla, die
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Gehöfte von Kaienmbik ivhzliehtern.
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kelrothen Linien gesiert, was sich auf dem schwarzen Grunde sehr
gut ausnahm. Gewähnlich sind diese Art Schilde jedoch nicht, sie
dienen vielleicht nur bei. besonderen Feierlichkeiten, #. B. Opfern,
als Schmuck.
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449
Fürsten der damals von Wadai eingenommenen Länder
Fittri und Küka, durch Eroberung auf das Königreich Kä-
nem erworben hatten. Schon in den nördlich von Mäö
gelegenen Distrikten besteht die Bevölkerung aus einem
bunten Gemisch verschiedener Nationalitäten, Tebu, vielen
Abtheilungen der Kanembü, Schiri, Worhda, Schitäti, Me-
del, el Mällemin u. a, aber weiter im Süden trifft man
fast in jedem Orte ein anderes Volk. Geht man z. B.
von Mäö nach Täghghel in genau südlicher Richtung, so
findet man in Röyendü eine Abtheilung der T&bu Namens
Wguegim, in Belängara die die Kanöri-Sprache redenden
Dibberi, in Ghalä die ebenfalls Kanöri sprechenden Kübberi,
in Dj@ker€ einen Stamm der Kanembü Namens Känku,
in Mailo die heidnischen Haddäda oder Büngu, in Tägh-
ghel endlich Kadjidi.
ö. Die heidnischen Bewohner des Tsad-See’s. — Die Inseln
des Tsad werden von den heidnischen Yedina oder Büd-
duma bewohnt, berüchtigten Piraten, die aber mit den am
See angesiedelten Kanembü in ununterbrochenem Verkehre
stehen. Ob wir uns unter den Yedina die Nachkommen
der Sseu vorzustellen haben, von denen sich ein Theil
unter der Regierung des Edriss Alaöma auf diese Inseln
zurückzog, oder ob die Sseu nur eine bestimmte Abthei-
lung der heutigen Insulaner bilden, kann nicht mit Ge-
wissheit entschieden werden; nur ist nicht wahrscheinlich,
dass die Inseln vor jener Zeit ganz unbewohnt waren.
Die Reiche zwischen dem Tsad-See und Kordofan. —
Der östliche Theil des Sudan zwischen dem Tsad-See und
Kordofan war vor Einführung des Islam in den Hünden
des heidnischen Volkes der Tündjur, welche aus Düngola
gekommen sein sollen, wo sie sich von dem wohlbekann-
ten, ursprünglich in Benes® sesshaften Ägyptischen Stamme
der Batälessa abgetrennt hatten. Von Döngola aus vor-
dringend besiegten die Tündjur zuerst die Dädjö, welche
damals Dar-För beherrschten, und verbreiteten sich im
Laufe der Zeit über ganz Wadai und einen Theil von
Baghirmi. Kädama, ungefähr drei Tagereisen südwestlich
von Wära und auf halbem Wege zwischen Maläm und
Kasch@mer gelegen, war die Hauptstadt ihres ausgedehn-
ten Reiches. In Wadai behaupteten sie ihre Herrschaft,
zu Folge der einheimischen Tradition, 99 Mondjahre, wäh-
rend der östliche Theil dieser lockeren Reichsverknüpfung
verschiedenartiger Völkerschaften, wie er zuerst erobert
worden war, so auch ihnen zuerst entrissen wurde, indem
Küro die Tündjur besiegte und kurze Zeit vor der allge-
meinen Einführung des Islam (Anfang des 17. Jahrhun-
derts) das heidnische Königreich Dar-För gründete. Dieser
Küro war der dritte Vorfahr Slimän’s, des ersten Moslim-
Fürsten von Dar-För. Der mittlere Theil des Tündjur-
Reiches wurde dagegen von "Abd el Kerim, dem Begrün-
450
der des mohammedanischen Reiches Wadai, gestürzt (im
Jahre 1020 der Hedjra), während Baghirmi einige Zeit
früher durch den heidnischen Häuptling Dökkenge aus
Kengu (östlich von Masena) zu politischer Selbatständigkeit
gelangte, aber erst etwa 10 Jahre später den Islam annahm.
6. Das Königreich Wadai. — "Abd el Kerim nannte
sein neues Reich zu Ehren seines Grossvaterr Wöda Wa-
dai. Sein Nachfolger Charüt erbaute Wäre, das bis in
die neueste Zeit Residenz geblieben ist. Ein späterer Kö-
nig, Djöda mit dem Beinamen Mohammed Ssuläi („der Be-
freier”, besiegte die Forauer, die unter dem Befehl An ’l
Kä-ssem’s, des sechsten mohammedanischen Königs jenes
Landes, Wadai mit einem gewaltigen Heere überzogen hat-
ten, um es sich tributpflichtig zu machen, gab seinem
Lande den Namen Dar-Ssuläi und entriss den Händen des
Sultans von Börnu einen Theil von Känem durch die Er-
oberung sowohl von Maudö oder Mondö, der Stadt der
Tündjur, als auch von Mäö, der Residenz eines vom Sul-
tar von Börnu eingesetzten Chalifa. Diess war der An-
fang der Feindseligkeiten, die noch heutigen Tages zwi-
schen Börnu und Wadal bestehen. Sein Enkel "Abd el
Kerim, welcher seinen Vater Ssäleh 1805 vom Throne
gestossen hatte, erweiterte die Macht des Reiches durch
einen Sieg über Baghirmi, der dieses Land zu einer
tributären Provinz von Wade machte, und durch die Er-
öffnung einer direkten Verbindung mit der Küste des
Mittelmeeres. Er starb 1815 und hinterliess sechs Bühne,
die sich gegenseitig die Regierung streitig machten, wo-
durch es Mohammed Ssäleh, dem Bruder ‘Abd el Kerim’s,
gelang, sich 'mit Hülfe des Königs von För des Thrones
zu bemächtigen (Juli 1834). Dieser kräftige Fürst führte
glückliche Feldzüge gegen Karki oder Karghä, den aus
Inseln ‘und halb versunkenen Wiesengründen bestehenden
Sumpfgau im südöstlichen Winkel des Taad, gegen den
rüuberischen Stamm der Täma, der seine Wohnsitze in
einer bergigen Landschaft vier Tagereisen nordöstlich von
Wära hat, und gegen Börnu (1846), aber in den letzten
Jahren ‚seiner Regierung entstanden neue Zerwürfnisse und
offene Aufstände, wie es scheint, hauptsächlich durch die
eingetretene Blindheit des Königs veranlasst. Er sah sich
genöthigt, um seinen öffentlichen und geheimen Feinden
zu entgehen, im Jahre 1850 die alte Residenz aller frü-
heren Könige von Wadai, Wärs, zu verlassen und sich
nach Ab£schr, einem unbedeutenden Dorfe etwa 20 Meilen
südlich von Wära, im Gebiete der Kälingen, zurückzu-
ziehen.: Im Jahre 1853 wurde er von seinem Sohne Mo-
hammed völlig entthront, jedoch auch dieser soll von einem
seiner Brüder gestürzt worden sein. So befindet sich auch
dieses junge und vor nicht langer Zeit noch so kräftige
Reich durch innere Kriege in sehr geschwächtemn Zustande.
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
Wadai hat seine grösste Lüngenausdehnung in der
Richtung von WNW, nach OSO, und erstreckt sich unge-
fähr vom 15° Östl. L. von Gr. bis zum 23° und vom 15°
bis 10° N. Br. Die Bewohner zerfallen in zwei grosse
Gruppen, die einheimischen oder eingewanderten Neger-
stimme und die Arabischen Stümme Von den ersteren
sind die bedeutendsten die Mäba in dem eigentlichen
Wadai oder Dar-Mäba mit den Unterabtheilungen der K£-
lingen, Malängn, Madabä, Madalä und Kodof; ferner die
A’bn Schärib, oder Abif, östlich von den Mäba, mit den
Täma, Menagön, Mararit, Gnörgse, Därna, Kübu, Ssungöri
u. A.; die östlich an sie angrenzenden Massalit und ‘AU °
mit einigen kleineren verwandten Stämmen; die Köka am
unteren Laufe des Bat-hi und in der Landschaft Fittri, die
Dädjö und im Süden die noch nieht vollständig unterwor-
fenen Seilla, Bandalä, Rünga, die ebensowohl an För wie
an Wadai Abgaben zahlen, Däggel, Gülla, Fäüa, Birrim-
birri, Ssdli und Kutingära. Fast eben so gross ist die
Zahl der verschiedenen Araberstümme, welche seit unge-
fähr 500 Jahren in Wadai angesessen sind, meist aber
keine bestimmten Wohnplätze haben, sondern ihrer noma-
disirenden Lebensweise treu geblieben sind.
Hinsichtlich der Verwaltung zerfällt Wade in vier
grosse Provinzen, denen je ein Kamkoläk vorgesetzt ist.
Die Einwohnerschaft der westlichen Gemarkungen — die
„Lalül-end”” — steht unter dem Kamkolük Nehed in Gos-
beda bei Mäschek, westsüdwestlich von Wära; die der süd-
lichen Gemarkungen — die „Motäy-endi” — unter Moham-
med in Kürkuti am Boet“hä, zwei Tagereisen südlich von
Wära; die der östlichen — die „Talünt-endf’ — unter
Abäkr Uöläd Möram an der Grenze von Dar-För; die der
nördlichen Gemarkungen — die „Türtalü” — unter Scheich-
el-Arab in M&geren, 20 Meilen nördlich von Wära. Die
einzelnen Ortschaften und Bezirke werden von Agfiden ver-
waltet. Die Abgaben bestehen in Korn, Rindern, Pfer-
den, Kameelen, Sklaven, Elephantenzähnen und Honig.
Das Heer zählt etwa 7000 Mann Reiterei.
7. Das Reich Baghirmi, — In Betreff der äusseren
Provinzen wurde schon erwähnt, dass Känem wenigstens
zum Theil Wadai unterworfen ist, aber wegen seines zer-
rütteten Zustandes keine grosse Bedeutung hat. Wichtiger
und geordoeter ist Baghirmi, - Nachdem Dökkenge, wie
erwähnt, vor etwa 300 Jahren dieses Königreich gegrün-
det und der vierte Herrscher nach ihm, “Abd-Allah, den
Islam angenommen und im Lande eingeführt hatte, erhob
sich Baghirmi namentlich unter der Regierung von Mo-
hammed el Amin zu bedeutender Macht, welcher die An-
gelegenheiten des Landes mit grüsserer Gerechtigkeit als
seine Vorfahren verwaltete, das vormals zu Känem gehö-
rige, damals aber unabhängige Reich Babaliä unterwarf
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
und in entgegengesetzter Richtung seine Eroberungen bis
nach Gögomi, einer starken und unzugänglichen Nieder-
lassung 7 oder 8 Tagereisen südöstlich von Mäsena, aus-
dehnte, Er genoss jedoch keine vollständige Unabhängig-
keit, vielmehr übte Börnu eine Art Oberherrlichkeit über
Baghirmi aus, die unter einem früheren Herrscher begon-
nen hatte, Krst der Nachfolger Mohammed el Amin’s,
“Abd e Rahmin, versuchte diese Oberherrachaft abzuwer-
fen, er wurde jedoch von dem König von Wadai, den der
Scheich von Börnu zu Hilfe gerufen hatte, besiegt (1815)
und sein Sohn 'Othmän, der erst nach langen Kämpfen
den Thron bestieg, musste sich zur Abgabe eines Tributs
an Wadai verstehen. Dieser alle drei Jahre zu entrich-
tende Tribut besteht in 100 gewöhnlichen Sklaven, 30
schönen Sklavinnen, 100 Pferden und 1000 Hemden, aus-
serdem in 10 Sklavinnen, 4 Pferden und 40 Hemden für
den Serma oder Djerma, den Oberaufseher dieser Provinz.
“Othmän hatte fast ununterbrochen heftige Kämpfe mit
Wadai, Börnn und den Fülbe in A’damaua zu bestehen,
erhielt sich aber bis zu seinem Tode (1544) auf dem
Thron. Sein Sohn “Abd el Käder ist der gegenwärtige
Herrscher von Baghirmi. Er zahlt ausser dem obigen
Tribut an Wadai auch 100 Sklaven jährlich an Börnu.
Von beiden Staaten bedrängt lisst er es sich angelegen
sein, sein Gebiet nach jener Seite, die ihm allein offen
blieb, nämlich nach der Südseite oder den Heidenländern
hin, auszudehnen, und er hat diess auch, jedes Jahr meh-
rere Monate im Felde zubringend, mit Erfolg gethan. Er
hat eine grosse Anzalıl heidnischer Häuptlinge unterjocht,
von denen er einen bestimmten jährlichen Tribut an Skla-
ven erhebt. In Sklaven besteht daher fast ausschliesslich
der Reichthum des Sultans und nur durch diese unver-
siegbare Hülfsquelle kann sich das kleine, in seiner gröss-
ten Länge etwa 240, in der grüssten Breite gegen 150
Engl. Meilen messende Königreich gegen seine beiden
mächtigen Nachbarn behaupten.
Die Gesammtbevölkerung des Landes scheint kaum die
Zahl von 1% Millionen zu übersteigen und die Heeres-
macht begreift bei dem gegenwärtigen herabgekommenen
Zustande des Königreichs nur etwa 10,000 Mann Fussvolk
und 3000 Mann Reiterei, und zwar mit Einschluss der
Araberstämme, welche die schwarze Bevölkerung in der
Pferdezucht übertreffen.
ist Baghirmi ganz von Heidenstämmen eingeschlossen,
die theils unabhängig sind, theils in einem lockeren tri-
butären Verhältnis zu demselben stehen, so im Östen
von dem Gebiete des mächtigen Sultans von K£nga Ma-
täia, der Särua und Büa, im Süden von dem der Gäbberi
und Sard, im Südwesten von den Bay und Müssgu; eine
genaue Grenzbestimmung ist wegen der Unsicherheit der
Petermann’s (eogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI,
Im Osten, Süden und Südwesten.
451
Herrschaft und der wechselnden Verhältnisse nieht mög-
lich. Jenseits dieser Grenzgebiete nach Süd und Südost
ist alles Land im Besitz der gänzlich unabhängigen Hei-
denstämme, deren Gebiete einen ununterbrochenen Gürtel
im Süden der mohammedanischen Staaten des Sudan
bilden.
B. DIE FRLLA'TA-REICHE.
Die Fülbe (Singular „Pullo”} oder Fila, wie sie von
den Mandingo, Ffllani (Sing. „Bä-f@llantschi”), wie sie von
den Haussa-Leuten, Felläta, wie sie von den Kanöri, und
Fullön, wie sie von den Arabern genannt werden, sind
der intelligenteste aller Afrikanischen Stämme. Ihr Ur-
sprung ist wahrscheinlich in der Richtung nach Osten zu
suchen, das bezieht sich jedooh auf eine Zeit, die für uns
in undurchdringliches Dunkel gehüllt ist, während ihr Er-
oberungszug sich entschieden von Westen nach Osten be-
wegte und wahrscheinlich vom Senegal ausging, wie das
Verschmelzen der westlichen Stämme, namentlich der Djo-
lof und Wäkor‘ oder Mandmgo, mit der Pullo-Nation zu -
beweisen scheint. Nach Dr. Barth’s Ansicht waren die
Fülbe die Pyrrhi Aethiopes des Ptolemäus und die helle
herrschende Bevölkerung von Ghänata. Schon im 16,
Jahrhundert waren sie in den Landschaften östlich vom
Kuära stark genug, um in den Kämpfen, die sich zwischen
den Nachfolgern des ersten Kanta, des Gründers der gleich-
namigen Dynastie in Kebbi, entspannen, einen grossen Ein-
fluss zu üben, und bereits im Anfang des 17. Jahrhunderts
finden wir Ansiedlungen der Fülbe in verschiedenen Ort-
schaften Baghirmi’'s. Jedoch eben die Verbreitung über
ein so weit ausgedehntes Gebiet war der Grund, dass die-
sor Stamm, während- jede Abtheilung ausschliesslich ihr
eigenes lokales Interesse verfolgte, selbst in den locker
verbundenen und fast aus eigener Schwäche zusammen-
stürzenden Königreichen, in denen er eine neue Heimath
gefunden hatte, machtlos war. Eine neue Epoche eröffnete
sich für ihn erst mit dem Anfang dieses Jahrhunderts (im
Jahre 1802), als Bäua, der Herrscher von Göber, den
Scheich "Othmän nebst anderen Häuptlingen der Fülbe vor
sich lud und sie wegen der Ansprüche, welche sie zu
machen anfingen, mit Strenge zurechtwies. "Othmän war
zu jener Zeit im Dorfe Däghel, unweit des heutigen Wurnö,
angesiedelt, wo er bei seinen Landsleuten das Amt eines
Imäm verwaltete, und hatte schon früher angefangen, ihnen
einen neuen religiösen Impuls zu geben, der sie über ihre
kleinlichen Privatinteressen erhob. Damals aber mit Un-
willen erfüllt über die Art, wie er, der grosse Gläubige,
sich von jenen Heiden, den Göberäus, behandelt sah, ward
er angespornt, den Versuch zu machen, sich und seinen
Stammesgenossen von der Gewalt des eingebornen Landes-
herrschers Unabhängigkeit zu erwerben. Nachdem er daher
59
452 Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's.
seine Landsleute versammelt hatte, die ihm unter diesen
Umständen das Amt und die Würde eines Scheichs über-
trugen, erhob er die Fahne religiöser und politischer Ge-
nossenschaft. Sein Unternehmen, wenigstens so weit es
auf Göber und dessen Hauptstadt Alkaläua Bezug hatte,
war im Anfang keineswegs erfolgreich, indem er fust in
jedem Zusammentreffen besiegt wurde, aber der Fanatismus
und die daraus entspringende Kampflust seiner Anhänger,
die er fortwährend durch seine religiösen Gesänge zu fri-
scher Energie begeisterte, war so gross, dass er allmälig
alle Hindernisse überwand und zuletzt glücklich genug
war, den Grund zu einem ausgedehnten Reiche zu legen.
Er residirte zuerst in Gändö, später in Ssifäua und theilte
bei seinem Tode das Reich zwischen seinem Sohne Mo:
hammed Bello, dem die östliche Hälfte, das heutige Reich
Sökoto, zufiel, und seinem Bruder “Abd-Allähi, der die
westlichen Provinzen mit der Hauptstadt Gändö erhielt.
I. Das Reich Sokoto. — Sultan Bello, einer der be-
kanntesten und ausgezeichnetsten Herrscher des Sudan,
bestand mit Glück die zahlreichen Gefuhren, die ihm von
den unterdrückten einheimischen Stämmen sowohl wie
von seinem grossen Nebenbuhler Mohammed el Känemi,
dem Herrscher von Börnu, und den Arabern, die für ihren
Handel mit dem Sudan besorgt waren, drohten, und war
bemüht, mehr Ordnung in das so befestigte Reich zu
bringen. Auch die Regierung seines Bruders und Nach-
folgers ‘Atiku (1832—1837) war eine glückliche, aber
unter seinem Neffen “Alfu, einem Sohne Mohammed Bello's,
dem jetzigen Sultan von Sökoto, ist das Reich durch innere
Unruhen bei der grossen Schwüche der Regierung in eine
gänzlich zerrüttete, trostlose Lage gekommen. Es umfusst
zwar noch dieselben Provinzen wie in seiner blühendsten
Periode, mit Ausnahme von Chadddja, dessen Statthalter
sich im Jahre 1853 unabhängig gemacht hat, aber sowohl
die militärische Stärke der Provinzen, als auch die Zahl-
fähigkeit hinsichtlich des Betrages der Einkünfte sind in,
bedeutendem Maasse gesunken und sie stehen in so locke-
rem Verbande, dass eine Centralisation der Macht unmög-
lich ist und das ganze Reich bei den Unabhängigkeits-
gelüsten der einzelnen Statthalter seinem Verfalle ent-
gegensieht.
Als amtliche Hauptstadt gilt noch Sökoto, das 20- bis”
22,000 Einwohner zählt, aber "Aliu hat seine Residenz nach
dem benachbarten Wurnö (12- bis 13,000 Einw.) verlegt.
Die Gesammtsumme der Einkünfte beträgt etwa 100 Mil-
lionen Muscheln (65,000 Preuss. Thaler) ausser einem
ungefähr gleichen Werthe in Sklaven und selbstgezogener
Baumwolle oder eingehandelten Artikeln fremder, beson-
ders Europäischer und Arabischer, Manufaktur. Die ge-
sarmmte militärische Stärke des Reiches Sökoto würde
sicher noch immer eine imponirende Macht bilden, wenn es
der zerrüttete Zustand jeder Provinz erlaubte, ihre Mann-
schaft von den bezüglichen Mittelpunkten wegzuziehen,
denn die Reiterei, die im Sudan fast stets den Ausschlag
giebt, zählt noch etwa 22- bis 24,000 Mann.
Die Ausdehnung des Reiches ist eine sehr bedeutende,
denn es umfasst ausser den ehemaligen Haussa - Staaten
Biram, Däura, Kanö, Rand, Kätsena, Segseg, Sänfara und
Kebbi noch die Landschaften Kasäure, Katagüm, Schera,
Mössau, Bäutschi, Boberü und A’damaua. Die gegenseitige
Abgrenzung dieser Provinzen wie die äusseren Grenzen
des Reichs sind auf der Karte hauptsächlich nach den
Aussagen der Eingebornen, respektive nach den Angaben
über die Strassen, welche Dr. Barth in so reichem Maasse
gesammelt hat, niedergelegt und nur an solchen Punkten
genau bekannt, wo sie von Europäern überschritten wur-
den, wie bei Gerki, Kätsena, Schifäua, Gömbe, Hamärruä
und einigen andern. Wegen der beständigen politischen
Yeründerungen sind ausserdem die Grenzen des Reiches
nach einzelnen Seiten hin ganz unbestimmt und wechselnd,
wie namentlich im Süden und Osten von A’damaua und
im Süden von Segseg.
Die Provinz, welche die Hauptstädte Sökoto und Wurnö
einschliesst, besteht aus einem Theile von Sänfara und
dem östlichen Theile von K£bbi.
Die Provinz Sänfera war in frü-
heren Zeiten bei weitem um-
fangreicher als gegenwärtig; vor
etwa 100 Jahren, ehe der mäch-
tige Häuptling Babäri, der Grün-
der von Alkaläua, der früheren
Hauptstadt von Göber, ihre alte
Hauptstadt zerstörte, welche $
Tagereise östlich von Ssan-ssänne-
“Alssa lag, bildete sie ein mächtiges
Königreich und fast das blühend-
ste Land im ganzen Sudan. Seit
der Erhebung der Fülbe aber ist sie durch die Kämpfe
zwischen diesen und den Göberäua gänzlich zerstückelt,
denn die eine Hälfte der dazu gehörenden Orte, darunter
Syrmi mit 12,000 Einw. und drei Statthaltern, das nahe
gelegene Bünka mit 5000 Einw., Käuri-n-Namöda, Ssan-
ssänne-Aissa, Dütschi, Badaräua mit 8- bis 10,000 Einw.,
Schlafzelt der Sanfaräna ').
') Das Schlafzelt oder Rudu der Bewohner ron Sänfara ist eine
Art leichter Hütte, nur aus einem Strohdach bestehend, das auf vier
8 bis 10 Fuss hohen Pfosten ruht und den Einwohnern während ihrer
nächtlichen Ruhe gegen die Schwärme von Mücken, welche diese ganze
Landschaft an den sumpfigen Armen und Hinterwassern des Niger
heimsuchen, einen sicheren Zufluchtsort gewährt. Die Leute betreten
diese erhnbenen kleinen Schlafgemächer von unten vermittelst einer
Leiter und schliessen hinter sich den Eingang mit einer dicken Matte.
Die hauptsüchlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s. 453
Kiäua, steht noch unter der Herrschaft der Fülbe, die an-
dere dagegen ist nach einer erfolgreichen Empörung eng
mit den Göberäua verbündet, wie A’nka, Mäffara, Söma,
Bäkura u. a. Auch ist der gegenwärtige Machthaber von
Syrmi nicht mehr Herr von ganz Sänfara, wie das zur
Zeit Kapitän Clapperton’s der Fall war; denn die Fülbe
haben es für ihre Politik zuträglicher gefunden, jeden
Statthalter einer ummauerten Stadt in dieser Provinz unter
“ die direkte Oberhoheit von Sökoto zu stellen, um den
etwa in Folge des Aufstandes eines einzigen Mannes mög-
lichen Verlust der ganzen Provinz zu verhüten.
K£bbi ist zwischen dem Herrscher von Sökoto und
dem von Gandö getheilt, ein Verhältniss, das beständig
Anlass zu Reibungen zwischen diesen beiden Hauptmäch-
ten der Fülbe giebt. Zu Sökoto gehören ausser vielen
andern die Städte Töso, Gandi, Aügi, Dangädi, Gummi,
Schifäua, Bodinga und Sökoto selbst, während Wurnöo zur
Provinz Sänfara gerechnet wird. Beide Provinzen, so
weit sie zu Sökoto gehören, stellen etwa 5000 Mann
Reiterei.
Auch die Provinz Kütsena war ehedem weit ausge-
dehnter, ihr Umfang ist aber in neuerer Zeit sehr be-
schränkt worden, um dem Statthalter nicht allzu viel Ver-
lockung zu geben, sich unabhängig zu machen. Ausser-
dem haben viele Bezirke dieser Landschaft durch die fort-
gesetzten Einfälle der unabhängigen Haussäua ungemein
gelitten, so dass die Bevölkerung der ganzen Provinz
gegenwärtig wohl kaum die Zahl von 300,000 Köpfen
übersteigen dürfte. Etwa nur die Hälfte hiervon scheint
Abgaben zu zahlen, denn jedes Familienhaupt hier hat
2500 Kurdi (1 Span. oder Österr. Thaler) Grundsteuer zu
zahlen, und die gesammte Einnahme der Provinz wird auf
20 bis 30 Millionen geschätzt. Ausserdem wird von je-
dem Sklaven eine Steuer von 500 Kurdi erhoben. Die
Kriegsmacht besteht aus etwa 2000 Mann zu Pferde und
8000 Mann zu Fuss; die letzteren sind meist Bogen-
schützen. Diese Provinz ist eine der schönsten im gan-
zen Sudan, und da sie gerade auf der Wasserscheide zwi-
schen dem Niger und dem Bassin des Tsad liegt, auf einer
durchschnittlichen Erhebung von 1200—1500 Fuss, mit
einer leicht gehügelten und in einigen Gegenden sogar
sanft gebirgigen Oberfläche, so bietet sie den Wassern
einen leichten Abfluss nach verschiedenen Seiten hin, in
zahllosen kleinen Rinnen, so dass die Luft hier gesünder
ist, -als in den meisten anderen Gegenden des tropischen
Afrika. Die Hauptstadt Kätsena hat nur etwa 7- bis 8000
Einwohner.
Die Provinz Kanö umfasst einen Distrikt sehr frucht-
baren Landes von ansehnlicher Ausdehnung und hat sicher
über 200,000 freie Einwohner und wenigstens eben so
viel Sklaven. Der Statthalter, der hier durch einen Mi-
nisterrath in seiner Macht beschrünkt ist, kann 7000 Mann
Reiterei und über 20,000 Mann Fussvolk stellen. Der
Tribut, welchen er erhebt, ist in Hinsicht auf die ganzen
Verhältnisse dieser Länder sehr betrüchtlich, denn er soll
sich auf 90 bis 100 Millionen Kurdi belaufen. Bei der
blühenden Industrie, dem bis Tripoli und dem Atlantischen
Ocean ausgebreiteten
‚ Handel der 30,000 Ew.
# zühlenden Hauptstadt,
| bei der Fruchtbarkeit
| des Bodens könnte die
| Provinz Kand eins der
glücklichsten Länder der
Welt sein, wenn die
schwache Regierung im
Stande wäre, sie gegen
die Einfille und Ver-
wüstungen des Statt-
halters von Chadedja zu
schützen.
Die nördlich an Kand
angrenzende und gros-
sen Theile unbewohnte
Provinz Kasäure stand
früher in unmittelbarer
Abhängigkeit von Sökoto,
Industrie-Erzougnisse von Kand ').
jetzt aber in gewisser Unterthänigkeit von Kanö, wogegen
der Statthalter von Däura noch vom Emir el Mümenin
abhängig ist. Die Stadt Däura ist eine der ältesten, wenn
nicht die älteste städtische Ansiedlung des Haussa-Volkes
und auch der Islam scheint hier schon seit alter Zeit ein-
geführt worden zu sein. Däura ist eine grosse, jedoch
gegenwärtig nur schwach bevölkerte Stadt und ihr Markt
ohne alle Wichtigkeit. Sie ist Hauptstadt einer einst
reichen und stark bevölkerten, jetzt aber sehr verwilderten
und zurückgekommenen Provinz, die etwa 400 Mann Rei-
terei stellt, während Kasäure nur 200 Mann zählt.
') Die Industrie ron Kanö besteht hauptsächlich in der Fabrikation
von Baumwollenzeugen, die aus einheimischer Baumwolle gewebt und
mit selbstgesogenem Indigo gefürbt werden. Die jährliche Ausfuhr
von gefärbten Baumwollenwaaren aus Kand nach Timbüktu beträgt we
nigstens 300 Kameelladungen zum Werth von 60 Millionen Kurdi
(24,000 Spanische Thaler); aber der Handel von Kand erstreckt sich
im Norden bis Mursuk und Hhät, ja selbst bis Tripoli, im Westen bis
an die Küsten des Atlantischen Oceans, im Osten über Börm, so
dass man die Gesammtausfuhr jener Manufakturen auf 300 Millionen
Kurdi veranschlagen kann. Neben den Baumwollenwaaren finden haupt-
sichlich Schuhe und Sandalen, die in Kand mit grosser Nettigkeit an-
gefertigt werden, einen ausgebreiteten Markt; ferner die wohlbekannten
„Ajebatr” (Singular „djebira’”) aus Leder, die mit ihren vielen Taschen
und ihrer reichen Stickerei ein eben so nützliches wie hübsches Gerüth
für einen Beisenden bilden. Auch die in Kand verfertigten Waffen,
wie Dolche u. a. zeichnen sich durch gute Arbeit und grosse
Schärfe aus. .
59* »
Eur
Im Osten von Kunö liegen ausser der ziemlich beden-
tenden Provinz Katigum, welche 7200 Mann zu Pferde
ins Feld stellen kann, die kleinen, vor Dr. Barth's Reise
ganz unbekannten Provinzen Schira und Messau. Die
erstere hat zwar von ihrer alten Grüsse viel verloren, da
früher der ganze um Fägam gelegene Distrikt dazu ge-
hörte, sie umfusst aber immer noch eine grosse Anzahl
von Ortschaften und stellt 500 Mann Reiterei. Die Lage
der Stadt, deren meiste Bewohner den Fülbe anzugehören
scheinen, wesshalb auch weder Industrie noch Handel hier
herrscht, ist von Natur fest, indem die ringsum aufstei-
genden Felsen nur auf der Nordwest- und Südseite enge
Zugänge lassen. Auch die Bewohner der Stadt Messau
sollen ganz dem herrschenden Stamme angehören und ihr
Statthalter Yerima ist wie der von Schöra unmittelbar von
Sökoto abhängig. Er gebietet über 1000 Mann Reiterei.
An Messau und Bäutschi sich anlehnend drängt sich die
Provinz Boberu in die Landschaften der Heidenstämme
vor, welche, zwischen Börnu und Sökoto eingeschlossen,
ihre Unabhängigkeit bis jetzt zu behaupten wussten. Sie
soll ihren Namen von dem früheren Statthalter erhalten
haben, der die Herrschaft gründete; denn die Fülbe sind
eifrig bedacht, nieht nur Länder zu erobern, sondern sie
auch durch neue Namen umzugestalten. Die Hauptstadt
Gömbe, ein grosser ummauerter Ort, wurde von Dr. Vogel
besucht und ihre Lage astronomisch festgestellt. Die Stärke
der Reiterei in der Provinz betrügt etwa 600 Mann.
Südlich von den bisher aufgeführten Abtheilungen des
Sökuto-Reiches dehnen sich die beiden grossen Provinzen
Segseg und Bäutschi aus. Die Haüptstadt der ersteren,
welche auch 86sö genannt wird, ist Säria oder Sösö und
wurde sowohl von Clapperton auf dessen zweiter Reise, als
von Dr. Vogel besucht. Ausser ihr hat die Provinz eine
grosse Anzahl wichtiger Orte, wie Gimba, Mätari, Kogäro,
Bagädji, Keffi-n-Abdesänga, das namentlich als Hauptstation
auf dem Wege nach dem Benu& von Bedeutung ist, Katab,
Darröro, von Lander besucht, Toni, Liköro, Gand und an-
dere mehr. Auch die Stärke ihrer Reiterei, etwa 3000
Mann, lüsst auf eine ansehnliche Bevölkerung achliessen.
Die Abgaben bestehen hier nicht wie in Kütsena und
Kanö in einer Grundsteuer von 2500 Kurdi auf jedes Fa-
milienhaupt, sondern in 500 Kurdi auf jede Hacke. Es
wird angenommen, dass man mit Einer Hacke ein Stück
Land bebaut, welches 100 bis 200 Garben Korn hervor-
bringen kann. Eino solche Garbe enthält zwei K&l, deren
50 als genügend für den jährlichen Bedarf eines Menschen
angesehen werden. Der zweimonatliche Tribut, welchen
Segseg zur Zeit von Dr. Barth’s zweitem Aufenthalt in
Wurnö (1854) an den Emir el Mümenin, den Herrscher
von Sökoto, ablieferte, bestand in 300,000 Muscheln,
*
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's.
85 Sklaven und 100 Toben. Die Ausdehnung der Provinz
Segseg nach Süden ist ganz unbestimmt. Noch im Jahre
1851 bildete Dögeri (zwischen Köffi-n-Abdesönga und Töto)
die Grenze gegen .das unabhängige Königreich Fända, die-
sem letzteren haben aber die Fülbe im Jahre 1853 auf
verrätherische Weise ein Ende gemacht und dadurch ihre
Macht bis an den Benuö erweitert, Der Fürst von Töto
scheint dagegen seine Unabhängigkeit behauptet zu haben,
obwohl er, rings von Feinden umgeben, kaum im Stande
sein wird, sich lange in dieser Stellung zu halten. Die
Stadt Tüto ist betrichtlich gross, angeblich von demselben
enormen Umfang wie Kanö, d. h, etwa 15 Engl. Meilen,
aber dichter bewohnt und in zwei besondere (Quartiere ge-
trennt. Das westliche wird von den Eingebornen, den
Y'gbira, bewohnt, die eine eigene Sprache (wahrscheinlich
mit der Bässa- und Nüpe-Sprache verwandt) reden und
dem Heidenthum treu geblieben sind. Dus östliche Quar-
tier ist dagegen der Wohnort der Möslemin, nämlich be-
sonders von Leuten aus Kätsena, Kand und Börnu, welche
auch einen eigenen Häuptling haben. Der eigentliche
Fürst von Töto bezieht von den Bewohnern von Tägara
oder Kotü-n-Kärf, wie jene Landschaft von dem am Zu-
sammenfluss des Benu@ und Kuira wohnenden Haussa-Volk
gewöhnlich genannt wird, eine leidliche Menge Europäi-
scher Waaren, namentlich Flinten, und war dadurch in den
Stand gesetzt, den Fülbe Widerstand zu leisten. Weniger
glücklich war der Gebieter von Döma, dessen gleichnamige
Hauptstadt nur 1 Tagemarsch südlich von Läfia Berfber£,
dem bedeutenden Grenzort der Provinz Bäutschi, entfernt
ist. Er salı sich seit 1851 genöthigt, einen kleinen Tri-
but an den Herrn von Säria zu zahlen. Ein südlich von
seinem Gebiete liegender ansehnlicher Marktplatz, Keäna,
ist sowohl dem Fellani-Statthalter von Bäutschi, als dem
einheimischen König von Korörofa tributpflichtig.
Bäutschi oder Bolö-bolö ist von geringerer Grösse und
Macht als Sögseg, da es nur 1500—2000 Reiter ins Feld
stellen kann. Da es zum grossen Theil von bergigen Hoch-
ebenen durchzogen wird, hat es ausgedehnte Strecken, auf
denen der Landbau ganz fehlt, obwohl andere Bezirke
wieder mit Städten und Weilern dicht besäet sind. Die
Hauptstadt Yükoba, von Yaküb, dem Vater des gegenwär-
tigen Gouverneurs Ibrahfm, gegründet, ist gross und hat
12 Thore. Sie liegt nach Dr. Vogel auf einer steinigen
Hochebene, 2500 Fuss über dem Meeresspiegel. In Folge
der langen Abwesenheit des Sserki Ibrahim, der geschwo-
ren hatte, nicht eher nach seiner Hauptstadt zurückzu-
kehren, als bis er einen kriegerischen Heidenstamm über-
wältigt habe, und der schon 7 Jahre in einem befestigten,
zu einer ansehnlichen Stadt angewachsenen Lager lebte,
fand Dr. Vogel Yäkoba ziemlich dünn bevölkert. Bedeu-
tendere Orte der Provinz sind u. a. Därassö, die letzte
Stadt nach Me“ssatı hin, die von Heiden bewohnten Orte
Kirfi und Tjrrem, Gändjua, ausgezeichnet durch eine grosse
Menge von Deleb-Palmen, Sarända, an dessen Ostseite sich
der höchste Berg der Provinz. erheben soll, Läfia Ber@bert,
die Grenzstadt gegen Döma. Im Süden von Bäutschi ha-
ben sich die Fülbe ebenfalls bis zum Benu@ und sogar
über ihn hinaus ausgebreitet. So ist der Häuptling Himma
ben “Abdu, welcher in der grossen Stadt Wäse residirt,
wahrscheinlich ein Pullo; von den beiden Orten Gändiko
und Djibu (Zhiba Dr. Baikie's, Tschubbum Dr. Vogel’s) am
linken Ufer des Benuö berichtet Dr. Baikie, dass sie zwar
im Gebiete des Königreichs Korörofa lägen, aber von Fel-
läta gegründet und unabhängige Niederlassungen derselben
geblieben seien, und das ganze Reich Hamärrua an beiden
Ufern des Flusses ist von den Fülbe unterworfen und
sein Statthalter steht unter dem Sultan von Sökoto. Die
gleichnamige Hauptstadt, 14 bis 2 Engl. Meilen lang und
1 Engl. Meile breit, wird fast ganz von Fülbe bewohnt.
2. Die Proeinz A’damaua. — Nominell gehört auch
A’damaua noch zum Reiche Sökoto, obwohl sein Statthalter
eine füst ganz unabhängige Stellung einnimmt und sich
selbst »bisweilen Sultan nennt. A’damaua ist ein ganz
neuer Name, der dem Lande nur zu Ehren des M’allem
‘Adama, des Vaters des gegenwärtigen Statthalters Moham-
med Loöl, gegeben ist. Dieser unternehmende Heerführer
der Fülbe gründete zur Zeit des Sultans
Bello mit Erfolg ein neues mohamme-
danisches Reich auf den Ruinen meh-
rerer kleiner heidnischer Königreiche,
A Lean a deren bedeutendstes das von Kökomi
war. Diese Reiche führten den gemeinschaftlichen Namen
Fümbinä. Sicherlich ist A'’damaua eins der schönsten Län-
der Central-Afrika’s, befruchtet von einer Anzahl bedeu-
tender Gewässer, unter denen der Benu@ und Färo die
ansehnlichsten sind, und von einer mannigfaltigen Gestal-
tung von Hügel und Thal belebt. Das ganze Land, so
weit es unter die Botmässigkeit der Fülbe gehört, bildet
ein schiefes, unregelmässiges Parallelogramm, das wie ein
Keil zwischen die umliegenden Länder geschoben ist, mit
der rastlosen Tendenz, sich stets weiter auszudehnen. So
eingeschoben erstreckt es sich zwischen Hamärrua, Bäutschi,
Börnu, Löggon, Baghirmi und einer Menge kleiner Heiden-
N) Die Halle bildet einen Theil des Palastes in Yöla, ist aus Lehm
gebaut und für dieses Land eine recht anständige Wohnung. Von
Aussen hat sie ein kustellartiges Ansehen, während der Eindruck im
Innern durch viereckige, 2 Fuss dicke Pfeiler, die das etwa 16 Fuss
hote Dach tragen, bedeutend beeinträchtigt wird. Wegen der heftigen
Regenglisse in A’damaua muss das flache Dach dieser leichten Lehm-
bauten eine sehr atarke Unterlage haben, um Widerstand leisten zu
können.
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's. 455
staaten im Süden bis nach dem zerfullenden Königreich
Korörofa im Westen. In seiner grössten Länge, d. h. von
SW. nach NO,, zwischen Tibäti und Fötte, dehnt es sich
mehr als 200 Engl. Meilen aus, wogegen seine Breite in
der Richtung von NW, nach SO. wohl nie über 70 bis
80 und gewöhnlich kaum 60 Engl. Meilen beträgt. Das
so eingeschlossene Gebiet aber ist noch weit entfernt, von
den mohammedanischen Eindringlingen ganz und gar er-
obert zu sein, vielmehr sind letztere im Allgemeinen
nur im Besitz vereinzelter Niederlassungen, während das
zwischenliegende Land, besonders aber die gebirgigeren
Landschaften noch in den Händen der Heiden sind. Wenn
aber das angedeutete Gebiet noch nicht ganz unterjocht
ist, so haben dagegen die Eroberer an vielen Stellen ihre
Waffen bis in viel grössere Ferne getragen und viel wei-
ter hinausgeschobene Landschaften in ein gewisses Ab-
hängigkeitsverhältniss gezogen. Während das Land zwi-
schen Yöla und Hamärrua gänzlich unabhängig und von
einer heidnischen Nation mit sehr kriegerischer Gesinnung
bevölkert ist, scheint der am vollständigeten unterworfene
Landestheil das Gebiet zwischen Wändala oder Mändara
und dem Müissgu-Lande zu sein, wo die neuen Ansiede- "
lungen der Eroberer, trotz dem gebirgigen Charakter des
.
wu.
Den
Berggruppe sIdlich von Um.
> z
Die Berge von Korülle im nördlieben A'daman
-
er. > DS
TER ® N Kr ar N
Das Doppelbarn des Berges Mendif.
Landes, allem Anschein nach schr dicht liegen und gut
bevölkert sind. Die mächtigsten Fülbe-Häuptlinge, welche
unter dem Statthalter von A’damaua stehen, sind die von
Tschämba und Köntscha. Der gegenwärtige Herr von
456 Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
Tschämba, A’mba Ssämbo, der jetzt ein sehr alter Mann
ist, hat sich durch seine kühnen Heereszüge, besonders
durch den letzten und grössten, im Jahre 1850 und 1851
nach dem Ibo- oder Igbo-Lande und Mbäfu unternommen,
höchst berühmt gemacht. Durch diesen Heereszug ist es
ihm gelungen, nicht allein den Einfluss, sondern selbst
die Herrschaft der Eroberer in gewissem Grade bis an die
Bai von Benin auszudehnen. Wahrscheinlich mächtiger
- als die Häuptlinge von Köntscha und Tschämba, aber nur
in sehr unbestimmter Weise vom Oberherrn, der in Yöla
(12,000 Einw.) residirt, abhängig und gegenwärtig viel-
mehr in offener Feindseligkeit ihm gegenüberstehend ist
Büba, der Herr von Büba-n-djidda, einer ausgedehnten Pro-
vinz, welche die Distrikte am oberen Lauf des Benuö um-
fasst und Rei-Büba zur Hauptstadt hat. Welchen Heer-
bann diese und die zahlreichen kleineren Herren zusam-
menbringen könnten, ist schwer zu sagen; ihre gesammte
Reiterei lässt sich auf 3- bis 4000 anschlagen, aber die
Fussmannschaft beläuft sich gewiss auf das Zehnfache.
Der zahlreichste unter den eingebornen Stämmen A’da-
maun’s. ist derjenige der Bätta. Der vornehmste Häupt-
ling derselben, Kökomi, der wahrscheinlich der gleichna-
migen Ortschaft ihren Namen gegeben hat, war vor der
') Die Berge in dem nördlichen Theil von A'damaus, von denen die
obigen Holzschnitte einige der charakteristischsten Formen darstellen,
haben das Eigenthämliche, dass sie keine eigentlichen, allmälig in das
Flachland auslaufenden Gebirgsstücke bilden, sondern steil und oft iso-
lirt aus einer vollkommenen Ebene emporsteigen. Ihre Höhe ist dabei
lange nicht so beträchtlich, nl» man früher glaubte, Die höchste Er-
hebung der Bergkette zwischen Mändara und dem Marghi-Lande, weiche
den Namen Magär führt, schätzt Dr. Barth auf etwa 3000 Fuss, wih-
rend sich die Kette im Allgemeinen nicht mehr als 2500 über das
Meer oder 1500 Fuss über die Ebene erheben mag. Der Berg Mön-
dif im Süden dieser Kette, der, seitdem er von Major Denham auf
dessen abenteuerlicher Unternehmung gegen einige der Felldta-Ansiede-
lungen im Süden von Möra zuerst erblickt worden, in Europa so be-
rühmt geworden ist und Veranlassung zu allerlei Vermuthungen und
Theorien gegeben hat, ist nichts als ein vereinzelter Kegel, der plätz-
lich von einer ebenen Fläche aufsteigt, ganz so wie der Alantika süd-
lich von Yoöla. Sein Umfang betrügt am Fusse höchstens 10 bis 12
Engl. Meilen, seine Hähe übersteigt schwerlich 5000 Fuss über der
Oberfläche des Meeres. Er hat eine weissliche oder vielmehr grauliche
Färbung, die nach der Aussage der Eingebornen ron zahllosen Vögeln
Die Feisketten nd das Thal von U’ba, einer nördlichen Grenzatwit von A'damaıa ').
Erhebung der Fülbe der miüchtigste Herrscher im Lande
und der einheimische Gesammtname Fümbinä scheint von
diesem Stamme ausgegangen zu sein. Die Bätta bewoh-
Hamsgeräthe in denselhen?),
herrühren soll, welche die Berghöhe zu besuchen pflegen, während das
Gestein selbst durch und durch schwarz sein soll, »Das Weiss scheint
sonuch eine grosse Ablagerung von Gmano zu sein. Dr. Bartlı ver-
muthet, dass sich der Berg schliesslich als einen Basaltkegel ergeben
wird, einen alten Vulkan, worauf das Doppelhorn seiner Spitze hin-
%uweisen scheint. Bei weitem niedriger sind die Felsenketten und iso-
lirten Berggruppen bei U'ba, an denen enorme Granitblöcke in wilder
Verwirrung aufgethürmt sind und die «em Landeseingeborenen als na-
türliche Festen dienen, wohin sie sich bei Verfolgung zurückziehen
können. Auch die Berghähe von Korüllu besteht aus niederen Granit-
massen, die aus offenem Wiesenlande aufspringen.
?) Die erste der obigen Wohnungen war das Logis Dr. Barth’s in
Ssarad. Sie bestand in einer Gruppe von drei Hütten mit Lehmwän-
den und vortreflich getlochtenem Rohrdach, die durch eine Lehmmauer
mit einander verbunden waren, so dass das Ganze ein abgerundetes
Dreieck bildete. Die grüsste der drei Hütten (n), etwa 12 Fuss im
Durchmesser, diente als Eintrittshalle oder Vorzimmer, da nur sie eins
Öffnung nach Aussen hatte, Sie war zugleich das tägliche Geschäfts-
zimmer des Mannes, während die beiden andern Hütten für die Frauen
bestimmt waren, In ihr befand sich ein Ruhebett aus einem Gerüst
starker Zweige, dus dick mit Thon überzogen war; neben ihm stand
eine Feuerstelle, durch drei Thonklumpen erzeugt. Die Wände der
Hütte waren mit hellblauer Parbe bemalt und mehrere Gegenstände
auf weissem Grunde dargestellt, die allerdings Pomprjanischen Wand-
gemälden an Kunst nachstanden und nieht immer mit Gewissheit zu
enträthseln waren, mit Ausmahme von ein Paar hölzernen Schreibtafeln,
wie sie die Schulknaben hier zu Lande zu gebrauchen pflegen. Die
457
#
Tr i
Die Bergeruppe Könkel bei Sarnd.
nee ee
Febskuppe beim Dorfe Saulbiri am Benni’).
nen nicht allein alles Land am mittleren Lauf des Benu#
und am Färo entlang bis weit hinaus südlich . vom Berg
Alantika, sondern auch die ganze Gegend nördlich von
Hütte der Hausfrau (b) war im Hintergrunde mit einer aus Thon ge-
bildeten erhöhten Stufe, als Küchenbret für das Kochgeschirr dienend,
verschen. In dieser wie in der dritten ähnlichen Hütte {c) befunden
sich je zwei Ruhebetten, eins für den Mann und eins für die Frau,
in beiden war die Lagerstätte der Frau besser als die des Mannes und
durch eine besondere Wand vor neugierigen Blicken geschützt. Auf-
fallend sind die engen Öffnungen solcher Hütten, die bei eifärmiger
Gestalt nur 2 bis 3 Fuss Höhe und 10 bis 16 Zoll Breite haben. Man
möchte glauben, dass diese Einrichtung getroffen ist, um ohne weiteren
Verschluss die junge Ehefrau zu Hause zu halten, nachdem sie einmal
als Jungfrau so glücklich gewesen, sich hindurchzuzwängen. Fenster
haben die Hütten nicht. Der innere Hofraum hatte eine kleine Hinter-
thür (N; auf ihm befanden sich eine Kornurme (e), eine Wasserurne
(d) und eine Kochstelle (g). — Die zweite Hütte bewohnte Dr, Bartlı
in Mäbi, südlich von U’ba. Bie maass 12 Fuss im Durchmesser und
bestand aus Thonmauern mit einem gut geflochtenen Rohrlache. a.
Die Thiröffnung, 3 Fuss hoch und 15 Zoll weit. Von ihrer rechten
Seite läuft eine 6 Fuss lange Querwand, „die Schutzmauer der Hius-
lichkeit” genannt, in schräger Linie durch die Hütte, ce. Das Bett
aus jungen Baumstimmen. d. Kornurne, 6 Fuss hoch und #2 Fuss
diek. e, Kleinere Kornurne, g. Zwei thönerne Postamente, um Töpfe
oder sonst etwas aus der Hand zu stellen. h. Kochheerd. i. Ein
kleiner, aus sehr hartem Kichenholz gefertigter und mit regelmässigen
löcherartigen Vertiefungen nett gezierter Schemel! f. Grosse Wasser-
urme, (Unter dem Grundriss ist das erwähnte Hausgeräth, mit den-
selben Buchstaben bezeichnet, abgebildet.)
") Einen ganz ühnlichen Charakter wie die Berge bei U’ba zeigen
die südlicheren Felsonketten und Höhengruppen im Lande der Bätta,
wie man an den Abbildungen der Berge bei dem Städtchen Ssarad
sieht; die merkwürdigsten Beispiele jener isolirten steilen Granit-
massen sind aber vielleicht die bei Saullöri, wo in geringen Zwischen-
räumen eine grosse Anzahl derselben aus dem flachen Uferlande des
Benuö emporsteigen.
url
Dergzug und Pass bei Sauralı im Bätta-Lande,
diesen Flüssen bis zu den südlichen Grenzen Börnu’s,
wenn wir die stammverwandten Marghi mit einschliessen.
Zunächst stehen ihnen an Zahl und Wichtigkeit die Fali
zwischen dem oberen Laufe des Benu® und den südlichen
Provinzen Baghirmi’s. Dann folgen die Mbüm mit den
Butd, südöstlich von diesen die Yänger« und Bäia und
Andere mehr. Um A’damaua umher, theils innerhalb seiner
Grenzen, theils ausserhalb, aber noch in einem gewissen
Grade von Unterwerfung, sind die Kötofo, die durch die
Tschämba aus ihren Sitzen am Alantika vertrieben wur-
den, die Tikär, Yetem, Dökaka, Bati, Däke, Montsch£ran,
We£re, Dingding, dann die Mbäfu, in geringer Entfernung
von der Küste, und endlich die Wäga, Yängur und Röba,
3. Die Länder im Süden des unteren Benwi. — Zwi-
schen diesen Völkerschaften im Süden, über welche die
Fülbe ihre Eroberungszüge bereits ausgedehnt haben, und
dem Benu& im Norden bleiben nur noch die unabhängigen
Gebiete der Köana, das seinem Verfall entgegensehende
Königreich Korörofa mit der bedeutenden Hauptstadt Wu-
käri und die Länder der wenig bekannten Mitschi, Ak-
poto und einiger anderer unbedeutenderer Heidenstämme.
4. Das Reich Gindi. — Die zweite grosse Abthei-
lung des Felläta-Gebietes ist das Reich Gändö, das aus
nicht weniger locker verbundenen Elementen zusammen-
gesetzt ist, als Sökoto, da sein Beherrscher, Chalilu, der
Sohn “Abd-Allähi’s, in mönchischer Zurückgezogenheit lebt
und durchaus nicht Energie genug besitzt, um den viel-
fachen inneren und äusseren Unruhen mit kräftiger Hand
entgegenzutreten. Das Reich begreift den Besitztiteln
nach eine Anzahl wohlhabender Provinzen, die alle an
jenem grossen West-Afrikanischen Fluss oder seinen Armen
gelegen sind, der einen so leichten Zutritt in diesen Erd-
theil eröffnet. Es sind folgende: die westliche Hälfte
K£bbi’s; Mäuri oder A’rewä; Sab@rma; Dendina (mit Inbe-
griff von Könga-koi und Sigha); ein grosser Theil Gür-
ma’s (die Provinzen Galaidjo, Toröde oder Toröbe, Yägha
und Libtako umfassend) mit einem kleinen Theil von
Börgu oder Bärba, einem grossen Theil von Yöruba (mit
der Hauptstadt Alöri oder Ilörin) und die auf der Ostseite
des Flusses gelegenen Provinzen Yadri und Nüpe oder
Nyffi.. Aber die meisten dieser Provinzen sind in einen
Abgrund von Anarchie versunken. Von ihnen gehörten
458 Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
Kebbi, Nüpe, Yadri und Yöruba zu den ehemaligen Haussa- wohner sind ausser den herrschenden Fülbe hauptsächlich
Staaten. Haussäua und Sonrhay; die Grenze zwischen beiden Na-
Dass von der Provinz Kbbi, in welcher die Haupt- |‘ tionen bildet das Salzthal Fögha.
stadt Gändö gelegen ist, der östliche Theil zum Reiche Im Norden und Süden ist Köbbi von Provinzen ein-
Sökoto gehört, wurde schon erwähnt. Unter den bedeu- | geschlossen, die während Barth’s Anwesenheit im Sudan
tendsten Orten, welche zu Gändö gerechnet werden, steht in offenem Aufstande gegen Chalilu begriffen waren, nüm-
die ehemalige Hauptstadt der Provinz, Birni-n-Köbbi, oben lich Dendina, Saberma oder Sörma und A’rewä oder Mäuri.
an. Die alte Stadt, deren einstige Grösse nur noch durch | - Die Grenze der ersteren bildet im Westen der Kuära, im
die Reste der Mauer angedeutet wird, lag auf einer brei- Süden Besseküttu,, im Norden die Städte Bunss, Y«&lu,
ten Hochterrasse, die das tiefe, breite, fruchtbare, aber Hauptort und Residenz eines Rebellen -Häuptlings, und
höchst ungesunde Thal des Gulbi von Ke&bbi (auch Gulbi- Kirotäschi am Kuära, wührend der östliche Theil der Pro-
n-Sökoto genannt) beherrscht. Sie wurde von der Dyna- vinz jetzt in politischer Hinsicht in der Provinz Kfbbi
stie der Kanta gegründet, und zwar zu einer Zeit, als mit inbegriffen ist. Der wichtige Marktplatz Gäya und
das Sonrhay-Reich, mit dem sie gleich in dem ersten Keim Kömba, als Übergangsort über den Kuära von Bedeutung,
ihrer Erhebung in blutigen Konflikt kam, in Trümmer liegen in ihrem Gebiete.
zerschmettert und die Beute fremder Eroberer und einer Saberma wird gegen Südwest vom Niger, gegen Süden
Anzahl kleiner Stimme wurde, die es einst in einem Zu- von Dendina und dem Distrikt Tämkala und gegen Süd-
stande von Unbedeutendheit und Unterwürfigkeit nieder- osten von Mäuri begrenzt. Die nördliche oder vielmehr
gehalten hatte. Unter solchen Umständen wurde Birni-n- nordwestliche Grenze kann bei der ungenügenden Kennt-
K£bbi der Sitz eines mächtigen Königreichs, das zur Zeit niss, welche wir von diesen Gegenden besitzen, nicht ge-
seiner Blüthe seine Herrschaft über alle benachbarten Län- nau bestimmt werden; so viel ist jedoch sicher, dass der
der am Niger ausbreitete und selbst mit dem mächtigen Distrikt IU'mmanän und die Provinz der Debbäkal oder der
Börnu-Reiche einen nicht erfolglosen Kampf unternehmen Benü-Ssekki in dieser Nachbarschaft gesucht werden müs-
konnte. Aber Köbbi wurde so auch der Mittelpunkt eines sen. Saberma wird von einem Zweige der Sonrhay und
sogar in Gold bedeutenden Handels, indem es den ganzen Tuäreg bewohnt, die jedoch, wie es scheint, hier entartet
Goldverkehr vom Wängara-Lande über Ssan-ssinne Mango und mit anderen Volkselementen gemischt sind und dem
an sich zog, und blühte in diesen beiden Beziehungen Lande oder wenigstens dem östlichen Theile der Provinz
bis zum Jahre 1806 unserer Zeitrechnung, wo es von den den Namen Teschiggasar geben; derselbe scheint jedoch
Fülbe erobert wurde. Von den übrigen grösseren Orten auch einer besonderen Lokalität vorzugsweise anzugehören.
sind besonders zu nennen: Argüngu, Residenz eines heid- Die Bevölkerung soll einen eigenen Häuptling Namens
nischen Rebellen -Häuptlings, Tämbäuel, Djega, Sogirma Hatta haben, das Land aber, mit Ausnahme von ein oder
(9000 Ew.), Tilli (6000 Ew.), Kalliul, Hauptort in dem zwei offenen Orten, darunter die Hauptstadt Dösso, keine
Salzthal Fögha, Timkala (5000 Ew.), Gülumbe. Die Be- | Städte besitzen, in denen sich die ansässige Bevölkerung
. - koncentrirte. Das Interessanteste, welches die Provinz
darbietet, scheint das breite, an Natron reiche Thal
Böso zu sein, welches sie von Süd nach Nord durchzieht.
Mäuri oder A’rewä, dessen Charakter sich : dem der
Wüste nähern soll, hat folgende Orte: Sormäkoye, Resi-
denz eines besonderen Statthalters, Lökoye, in früherer
Z Zeit die Hauptstadt der Provinz, Giwaye, Dämana oder
75 Dammäna, Tiwellidje, Gömbora, Birni-n-Mäuri, B£be, Gä-
? lewa, Degedji, Ssükari, Bäki-n-dütsi und Löga.
Am linken Ufer des Niger hat Gändö ausserdem noch
„= die Provinzen Yaüri und Nüpe. Mohammed, der ältere
Bruder und Vorgünger Chalilu's, verlieh Yaüri an Dan
Ay, einen Nyffäui von Geburt, welcher 30 Jahre lang re-
gierte; sein Nachfolger Maföri ist der gegenwärtige Statt-
halter der Provinz. Der jährliche Tribut, welchen er an
“ . Gänds entrichtet, besteht in 500 Hemden und 30 bis 50
ende in Köbbt Sklaven, während der von Nüpe in’ 1000 Hemden und
ka
Ein Theil der Stadt Gü
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s. 459
300 Sklaven besteht. } Tagereise östlich von der Haupt-
stadt Yauri liegt Wärs, ein Einschiffungsort am Niger,
sonst hat die Provinz keine besonders bemerkenswerthen
Ortschaften. Die Inseln im Flusse werden von den Käm-
bari bewohnt. j
Die nördliche Grenze von Nüpe oder Nyffi ist Fäschi,
die östliche Liffe, die südliche Köro, nach Yügutschi und
Bünu hin. Die grosse Stadt Tscharägi wird zur Hälfte
von Yorubäua, zur Hälfte von Nyffüus bewohnt und ist
zwei Tagereisen von Räba entfernt. Die Yorubäua nen-
nen das Volk von Nüpe „Täpn”, Die Nyffüua selbst nen-
nen die Haussaua „Kentschi” und die Fulbe „Goy”. Die
Haussaua nennen die Nyffäua und einige andere verwandte
Stämme „Baibay”. Das Kontagöra genannte Flüsschen
scheidet das Territorium der Ab“wa oder Ebbäua von Nüpe,
während es an der anderen Seite an Yaüri grenzt. An
ihm liegt die grosse, den Kümbari gehörige Stadt Küra.
Die Ab&wa wohnen hauptsächlich am Mandjära, sollen ein
eigenes Idiom haben und sind ausschliesslich mit Pfeilen
bewaffnet. Das Volk des eigentlichen Nüpe ist ausschliess-
lich ein Reitervolk. Die Baumwollen-Industrie von Nüpe
steht in grosser Blüthe und ihre Erzeugnisse werden im
Sudan weithin verhandelt.
Mom.
Perlhuhn-Tobe, ua Nrffi !).
N) Toben worden die von den Männern getragenen schwarzen Hem-
den genannt. Die von Nyffi ausgeführten, welche im ganzen westlichen
Sudan schr geschätzt werden und z. B. in Kand einen bedeutenden
Handelsartikel bilden, sind entweder schwarz gefärbte baumwollene
von besonderer Grösse oder aus Seide und Baumwolle gemischte, Die
ersteren werden „Elephantenhemden’” genannt; von der letzteren ge-
mischten Art giebt es mehrere Sorten: die „riga ssüki” mit kleinen
Vierecken in Weiss und Blau, als wäre sie gesprenkelt, und desshalb
von den Arabern „Pfeffer-”, von den Tuireg „Perlhuhn-Tobe' genannt.
Diese Kleidung, wie das im obigen Hofsschnitt dargestellte Bruststück
wohl erkennen lässt, sieht sehr gut aus, obgleich hier der gesprenkelte
Charakter nicht einmal sichtbar ist. Dann die „tob harir”, aus Strei-
fen von gesprenkelter Färbung; die „djelläba', roth und weiss mit
Stickerei von grüner Seide. Eine gute Tobe aus Nyffi kostet in Kand
18- bis 20,000 Kurdi (7 bis 8 Spanische Thaler).
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI.
5. Die Länder im Westen und Süden des Niger. —
Das ganze Dreieck, welches zwischen den Niger nach
Norden und das Land der östlichen Mandingo oder Wän-
garäua nach Süden hineingeschoben ist, scheint von einer
einzigen Völkerrace bewohnt zu sein, derem Sprache, ob-
schon sie in mehrere verschiedene Staaten und Nationen
getheilt sind, wahrscheinlich dennoch ursprünglich ein und
“ demselben Stamme angehört. Man hat guten Grund zu
vermuthen, dass diese Race in früheren Zeiten den gan-
zen oberen Lauf des Niger inne hatte und dass ihr die-
ser Landstrich erst später von den Sonrhay und den Man-
dingo abgerungen wurde, besonders derjenigen Abtheilung
der Letzteren, welche gewöhnlich Bämbara genannt ‚wer-
den. Hierzu gehören im Nordosten die Gürma, im Nord-
westen die Tömbo und zwischen diesen beiden die Mössi
oder, wie sie sich selbst zu nennen scheinen, die Möre.
Gürma hat seinen Namen wahrscheinlich nicht von
den Eingebornen erhalten, sondern er ward ihm von den
Sonrhay gegeben, welche, als sie noch ausschliesslich auf
der Nord- und Nordostseite des Flusses angesessen waren,
diesen Ausdruck auf die Eandschaft auf der gegenüber-
liegenden oder südwestlichen Seite anwandten, in ganz
gleicher Bedeutung wie den Namen A’ribinda; den Gegen-
satz dazu bildet der Name Aussa. Gürma, wenigstens der
nördliche Theil der so benannten Landschaft, wurde all-
mälig von den Sonrhay erobert und kolonisirt und die
Efoberer haben einen Theil ihrer nationalen Macht und
Unabhängigkeit bewahrt. Dagegen sind bei der neuen
Erhebung der Fiülbe die wichtigsten Ortschaften an der
Hauptstrasse zwischen Mässina und Haussa entlang von
ihnen zwar besetzt worden, aber nachdem der erste Im-
puls der religiösen Bewegung vorüber war, geriethen die
Ansiedelungen dieses erobernden Stammes mehr und mehr
in Verfall, so dass die eingebornen Gürma wieder zu einem
gewissen Grade von Stärke gelangten. Was das Innere
des Landes anbetrifft, so hatten die Eroberer die Unab-
hängigkeit der dortigen Häuptlinge ganz unangetastet ge-
lassen, indem es ihnen von Anfang an nur gelungen war,
sich auf der Hauptverbindungsstrasse festzusetzen. Die
mächtigsten dieser einheimischen Häuptlinge Gürma’s sind
die von Belänge, Bötu, Bissügu, Bödjo, Matschakuäli, Nän-
dau und Maiänge. Gegenwärtig scheint der von Belänga,
der müchtigste zu sein, während ihm zunächst an Rang
der Herr von Bödjo steht. In früheren Zeiten jedoch
scheint Bötu oder Nüngu der Hauptort des Landes gewe-
sen zu sein und das ist wohl der Grund, wesshalb es
noch heut’ zu Tage von den Haussa-Leuten „füda-n-Gürma”,
„Palast oder königliche Residenz von Gürma”, genannt
wird. Auch die Sonrhay haben an mehreren Orten des
Landes noch unabhängige Gemeinden, die einen erbitterten
co
460
Kampf mit den Fülbe fortführen, so namentlich in Lärba
oder Läraba am Ssirba. So beschränkt sich die Herrschaft
der Fülbe in Gürma auf die Uferlandschaft des Niger und
einige kleinere Bezirke längs der Strasse nach Mässina:
Tschampagöre (4000 Ew.) mit dem Häuptling Galaidjo,
=
Galaidjo“ Wohnung in Techampasire,
Korumagmzin in Tachampajire ').
') Die Stadt Tschampagöre Ist im Süden von einer kleinen Hügel-
kette eingeschlossen, an deren Fusse sich die Brummen befindm. Ein
Erdwall sollte das Ganze umschliessen, aber im Jahre 1853 waren nur
die vier Thore vorläufig wit Thon aufgebaut worden, während der
übrige Theil der Stadt noch mit einer Verpallisadirung umschlossen
war. Die Wohnung des Statthalters bat von Aussen ein ganz statt-
liches Aussehen sind liefert ein deutliches Beispiel eines Versuchs von
baukünstlerischer Verzierung, aber der geräumige Hof im Innern, der
‚von einer niedrigen Thonmauer eingeschlossen und voll von Unrath und
armselig aussehenden Hütten war, entsprach keineswegs dem Äussern.
Das Innere dor Stadt erhält dureh die in eigenthümlichem Baustyl er-
richteten Kornmagazine einen von anderen Städten ganz verschiedenen
Charakter. Diese Kornmagazine bestehen nämlich aus viereckigen,
thurmartigen Gebäuden von 10 bis 15 Fuss Hlähe und etwa 5 Fuss
Durchmesser, mit Wänden, die sich nach dem Gipfel zu allmälig ver-
üngen. Sie sind I oder 2 Fuss über dem Boden erhaben, um das
orn vor den Erdameison zu sichern, und haben unten keinen Ein-
gang, sondern nur eine fensterähnliche Öffnung nahe am Dach, durch
die das Korn hineingethan und wieder herausgenommen wird. Im
Ganzen genommen sind diese Gebäude den Ägyptischen Taubenhäusern
nicht wnähnlich. In jedem Hofe waren ein oder mehrere solcher Ma-
|
Die hanptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's.
dem vertriebenen Erben der Krone von Mässina, Toröde
oder Törobe mit der gänzlich verfullenen Stadt Tschampa-
lauel, Yägha mit der kleinen Stadt Ssebba (200 Hütten)
Das Innere einer Hütte in Ssebha.
Grundriss derselben ')
gazine. Dieselben Übertrafen in ihrem ganzen Aussehen die Wohnun-
gen selbst, die mit wenigen Ausnahmen aus niedrigen Hütten bestanden.
») Diese Hötte diente Dr. Bartıı während seines Aufenthaltes in
Ssobba zur Wohnung. Sie hatte etwa 20 Fuss im Durchmesser und
ihre Wände waren bis zum Aufsatze des Dachgerüstes 10 Fuss hoch,
bestanden aber ganz allein aus Mattenwerk, das mit Thon bekleidet
war; das Dach ward in der Mitte von einem Pfosten getragen. Die
Hütte war mit grösseren und kleineren Thongefüssen angefüllt und bot
alle Behnglichkeit und Bequemlichkeit, die ein Afrikanischer Haushalt
in diesen Gegenden zu bieten fähig ist, Ausser den unbeweglichen
Artikeln war übrigens von der guten Hausfrau nur wenig Geräth in
der Hütte zurückgelassen worden. Vom Dache hing nur der „pilgure”,
d. i. ein Korb zum Aufbewahren kleinerer Gegenstünde, noch herab,
ein Webachiffehen und eine kleine lederne Schreibtanche enthaltend,
Das Rohrlager war fortgetrugen. 1. Eine auf den Seiten abgerundete,
etwa 1 Fuss hohe Thionbank an beiden Seiten des Einganges. 2, Zwei
runde, etwas vertiefte Löcher in der Flur, von etwa 8 Zoll Durch-
messer, um die Schlisseln (runde, tiefe, leicht umfallende hölzerne
Kummen) während der Mahlzeit feststellen zu können. 3. Ein von
einer leichten und etwa 2} Fuss hohen Thonwand umgebener, halb-
eiförmiger Raum, der zur Aufbewahrung von Gepäck oder anderem
Geräth, auch mitunter Korn, benutzt wird. 4. Eine etwa 4 Fuss
lange, 1 Fuss hohe, aber schmale Thonbank. 5. Drei grosse Thon-
urnen zur Aufbewahrung des Korns, 6. Sechs kleinere solcher Urnen.
7. Der Kachplatz, von vier Steinen oder runden Thonklumpen gebil-
det und anf der nach der Thür zu befindlichen Seite durch eine leichte
Mauer gegen etwaige Windstösse geschützt. Die grossen Thonurnen
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's.
und einer geringen Anzahl Dörfer und Libtäko mit dem
Hauptort Döre (4000 Ew.), der nicht weniger wie die übri-
gen Fülbe-Niederlassungen in Gürma die deutlichsten Be-
weise von Verfall und Elend zeigt. F
Über die Provinzen Börgu oder Bärba und Yöruba
führt Dr. Barth nichts Nüheres an, ausser dass sich auch
hier die Herrschaft der Fülbe auf die längs des Niger ge-
legenen Distrikte beschränkt. In der ersteren liegt die
wichtige Stadt Bussa, in der letzteren Egga und die noch
zu Gändö gehörige Hauptstadt- Alöri oder Ilörin.
6. Das Reich Mässina. — Erst später als Sökoto und
Gändö haben die Felläta das Reich Mässina am oberen
Niger sich unterworfen. Dieser Haupttheil des ehemali-
gen grossen Reiches Melle, das, auf den Trümmern von
Ghänata errichtet, den ganzen westlichen Theil des Sudan
umfasste, bis es wiederum von den Sonrhay-Königen ab-
hängig wurde und in Verfall gerieth, war seit dem Sturze
des Sonrhay-Reiches durch Mülai Hämed el Dh£hebi, den
Herrscher von Marokko, (1591) so ziemlich sich selbst
überlassen geblieben und desshalb in viele kleine König-
reiche gespalten. Einer der mächtigsten dieser Könige
war zu Anfang unseres Jahrhunderts Hambodddjo, wahr-
scheinlich derselbe, welcher Mungo Park während seines
Aufenthaltes in Mässina so gastfreundlich aufnahm. Ihm
folgte sein Sohn Galaidjo (1815/16), aber gerade zur Zeit 5
seiner Thronbesteigung ereignete sich die grosse religiös-
politische Bewegung der Fülbe Göbers unter dem Refor- 7
mator “Othmän, und angeregt von ihrem Beispiel und von
religiösem Eifer entflammt ging ein Anführer von ihnen
aus, um auch unter derjenigen Abtheilung der Fülbe, welche
am oberen Laufe des Niger angesessen war, den Islam in
der neuen gereinigten Form auszubreiten. Dieser Anführer
war Mohammed oder Hämed Lebbo. Bei seiner Ankunft
im Lande Mässina (1818) an der Spitze einer kleinen be-
geisterten Heerschaar schloss Lebbo zuerst ein Bündniss
mit Galaidjo, der selbst den Islam annahm, wührend sein
Vater noch dem Aberglauben der Vorfahren zugethan war,
und eng verbunden dehnten beide gemeinsam ihre Erobe-
rung über das benachbarte Land aus. Nachdem sich je-
doch Lebbo selbst eine starke Macht begründet hatte, ver-
langte er von seinem Verbündeten Galaidjo Unterwerfung
und Anerkennung seiner Oberherrschaft. Galaidjo kämpfte
drei Jahre lang für seine Unabhängigkeit, sah sich aber
genöthigt, nach Osten zu flichen, und erhielt dort von dem
Herrscher von Gändö die Prorinz Tschampagöre. “Abd-
Allähi war nämlich mit dem unabhängigen Treiben Lebbo's
und seines Sohnes A’hmedu, der ihm nachfolgte, keines-
allein verleihen diesem Raum schon ein gewisses heimisches Wesen.
8. Zwei bewegliche Sitze von Hols, 9. Der Stützpfosten, der das
Dach trägt.
s
461
wegs zufrieden; jene Reformatoren gingen in ihrem puri-
tanischen Eifer und ihrer Siegesüberhebung so weit, dass
sie ihren Landsleuten in Sökoto und Gändö eine Botschaft
des Inhaltes zuschickten, wenn sie sich nicht bequemen
wollten, die Zahl ihrer Weiber auf zwei zu beschränken
und ihrer weiten weiblichen Kleidung zu entsagen, so
würden sie (die Fülbe von Mässina) ihnen einen feind-
lichen Besuch machen. Diese Überhebung des Hauses
Lebbo’s ist der Grund, wesshalb selbst noch jetzt kein
freundschaftliches Verhältniss zwischen den Höfen von
Sökoto und Gänds auf der einen Seite und dem von
Hamd-Allähi auf der anderen Seite obwaltet.
Die Ausdehnung des Reiches Mässina, dessen jetziger
Emir, der jugendliche und fanatische A’hmedu ben A’hmedu,
in Hamd-Allähi residirt, iet immer noch beträchtlich, denn
es wird von Libtäko nur durch einen kleinen, von unab-
hängigen Sonrhay bewohnten Landstrich, die Distrikte
A’ribinda und Kss“ne, getrennt, zieht sich am oberen Lauf
des Niger bis fast zum 12° N. Br. hinauf, reicht im Nor-
den bis Timbüktu und streckt seine Arme im Westen des
Flusses noch über einen Theil von Bäghena, dem alten
Kernlande von Mille, und von El Hödh, wo sich Mau-
rische Stimme und Fülbe mit den eingebornen schwarzen
Aser oder Asuänek vermischt haben; aber durch innere
N Tinge ist eine kleine Sonrhuy-Stadt, die, in Gestalt eines „kasr’
gebaut, wie die Araber diese aus Thon errichteten und eng zusammen-
gebauten Orte nennen, auf dem Gipfel eines kleinen Hügels liegt, Die
einzelnen Wohnungen haben kein oberes Stockwerk, ihre Dicher sind
flach, die Mauern bestehen aus in der Sonne getrocknetem Thon, der
in regelmässige runde Klumpen geformt ist, die in regelrechten Schieh-
ten mit losem Thon dazwischen aufgebaut werden. In Folge dieser
Bauweise haben die Wohnungen von Aussen ein etwas elendes Aus-
sehen, Eine Gruppe von Mattenhütten auf einem Hügel, einige Hun-
dert Schritt von dem Städtchen gelegen (rechts auf dem Holzschnitt),
bildet eine kleine Weberei und am Fusse des Hügels, auf dem das mit
seinen äusseren Hausmauern eng sich an einander schliessende Tinge
liegt, befindet sich ein tiefer Teich, mit Pistia Stratiotes bedeckt.
. co*
462 Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika's.
Kriege ist es eben so zerrüttet wie Sökoto und Gändö.
So waren in den Jahren 1853 und 1854 die Statthalter
der östlichsten Provinzen Dalla und Gilgödji mit einander
in Krieg verwickelt und ein Amtmann von Mundöro in
Dalla, welcher bei seinem Oberlehnsherrn in Ungnade ge-
“ Ar” NN
Das Dorf Düna bei Mundöro, in Dälla *).
fallen war, hatte bei den Einwohnern des benachbarten
Mössi Zuflucht gesucht und führte von dort eine ununter-
brochene Reihe verheerender Raubzüge gegen seine Stam-
mesgenossen aus. Im ganzen Lande, wie z. B. in den
Hömbori-Bergen, finden sich ausserdem zerstreute Gemein-
den von Sonrhay, die ihre vollständige Unabhängigkeit
bewahrt haben. Die hauptsächlichsten Provinzen des Rei-
ches sind: Gilgödji oder Djilgödi mit der Hauptstadt Djfbo,
Hömbori, Dälla, Du‘ntsa, A’usss, Dirma mit Tindirma,
!) Mundöro ist aus zwei ganz gesonderten Theilen gebildet, einem
kleinen, aus Thonwohnungen mit sehr spitzigen Rohrdächern bestehen-
den „kasr’' und einer offenen, aus geräumigen Rohrhätten von höchst
eigenthümlicher Bauart bestehenden Vorstadt. Durch die Flucht des
Amtmanns war der Ort fast zunz verlassen.
') Das östlich von Mundöro gelegene Düna ist ein armes Dorf und
besteht aus drei gesonderten Hüttengruppen, von denen die eine. mit
ihren hohen, thurmartigen Kornschobern und spitzigen Strohdächern
einen höchst eigenthümlichen Anblick darbietet. Ea ist diess der von
Mässina aus zugleich mit dem Islam über diesen ganzen Theil des
Sudan eingeführte Baustyl, von dem der obige Holzschnitt eine gute
Vorstellung giebt.
Felsen bei Bine In Hämberl.
") Diese clehden Gebäude waren bei Dünn auf der Stätte eines
früheren Wohnplatzes von nomadisirenden Fülbe-Viehzüchtern errichtet
worden. .
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
Die Stadt Bimhara am See Di in Massina !)
Djimbälla, Sankara mit A’rkodja und Sankara, Ssäkkere
» mit Köma, Fermägha mit Yöaru, Bergu Sägha, Kometen
und Djenni. Timbüktu selbst mit seinen 13,000 Einwoh-
nern, diese berühmte, für den Verkehr zwischen dem Nor-"
den und den Ländern am Niger so wichtige Handelsstadt,
ist zwar 1826 von den Fülbe erobert worden, aber die
N) Das Dorf I’ssö, höchst malerisch am Puss der Hömbori-Berge ge-
legen, besteht, wie das bei den Dörfers dieser Gegend allgemein der
Fall ist, aus einem Kern von Thonwohnungen, deren einzige Besonder-
heit in ihren thurmartigen Kornschobern beruht, und einem Vorort
mit Stroh- oder Rohrhütten der mannigfachsten Gestalt, wie der obige
Holzschnitt mehrere derselben darstellt. Sie haben dem grossen Fehler,
mit einem so dünnen und schwachen Rohrdach gedeckt zu sein, dass
ein heftiger Regenguss unfehlbar eindringt und das Wasser durch eine
Rinne, die rund um den inneren 'Theil der Mattenwand geführt wird,
abgeleitet werden muss.
?) Der See Do ist dan äusserste östliche Ende des merkwürdigen
Netzes von Flussarmen und Hinterwassern, welche den Niger oberhalb
Timbüktu begleiten. Dadurch, dass or wenigstens zu gewissen Jahres-
zeiten in direkter Verbindung mit dem Fluss steht, besitzt Bämbara
den Vortheil einer leichten Kommunikation mit Timbüktu, wesshalb
es auch einen lebhaften Getreidehandel nach dieser letzteren Stadt
treibt. Die Einwohner sind fast insgesammt Fälbe und als „dhäle-
mfn’ (d. i. Übelthäter) berlchtigt, obgleich der „dhälem’” in diesen
politisch zerrütteten Landschaften keine weniger geehrte Rolle spielt,
als der Raubritter im Deutschen Mittelalter.
Der Zug der Hömbarl-DBerge.
Tuäreg und Araber machen eben so viel Ansprüche auf
ihren Besitz, als der Emir von Hamd-Allähi, so dass sie
mehrere Herren zugleich hat oder vielmehr in Wirklich-
keit herrenlos und bestündigen inneren Streitigkeiten aus-
gesetzt ist. e
») Als Beispiel der besseren, aus Thon erbauten Häuser in Tim-
büktu, neben denen es auch viele Rohrhlitten daselbst giebt, kann Dr.
Barth’s Wohnung dienen, die in einem angesehenen Viertel ziemlich in
der Mitte der Stadt lag. 1. Erstes Vorzimmer („ssegila'). 2. Zweite
„ssegifa” mit einer Treppe (3), welche zur Terrasse, d. h. dem flachen
Dach, und dem an der Vorderseite aufgebauten Dachximmer hinauf-
führt; das letztere nimmt die ganze Länge der Facade ein und verleiht
der Terrasse im Verein mit dem 5 Fuss hohen Brustwall, welcher diese
umgiebt, einen wohnlichen Charakter. 4. Innerer Hofraum. 5, Eine
mit zwei offenen Eingüngen versehene Halle, in welcher Dr. Barth sich
Tag und Nacht aufhielt; rechts“ vom zweiten Eingange ein Rohrbett.
6. Verschliessbares Gepäckzimmer. 7. Bedeckter Gang oder Korridor,
8. Zweiter Hofraum (' zur Wohnung für die Frauen be-
stimmt), in welchem Dr. Barth sein Pferd untergebracht hatte, Die
aeg Gemücher, so wie die Hintermauer des Hauses waren in
€
Lederkissen, in Timbüktu verfertigt.
Flinten-Futtern! ans Timbüktu
") Timbüktu unterscheidet sich von Kand sehr wesentlich dadurch,
dass es durchaus keine industrielle Stadt ist; mur der Handel mit frem-
den Waaren verleiht ihr Bedeutung und Leben, Die einzigen Manu-
fakturen der Stadt sind Schmiedearbeiten und aus Leder verfertigte
Artikel. Einige dieser letzteren, wie Vorrathssücke, Kissen, kleine
Taschen zum Aufbewahren von Tabak und Flintenfutterale, besonders
aber die Säcke sin sehr nett gemacht, aber selbst diese werden meist
Die hauptsächlichsten Staatengruppen Central-Afrika’s.
7. Die Königreiche Mossi und Tombo. — Zwischen
Gürma im Osten und den Fülbe-Gebieten im Norden und
Westen finden wir zwei heidnische Königreiche eingescho-
ben, das der Mössi oder Möre und das der Tömbo. Das
stärkste dieser beiden war vor fünf Jahrhunderten und ist
auch noch jetzt das Königreich der Mössi, obgleich ihr
Land in zahlreiche kleine Fürstenthümer zersplittert ist,
die fast ganz unabhängig von einander sind und nur ein
geringes Lehngeld an den Herrscher des Fürstenthums
Wöghodogö entrichten. Auch die Tömbo scheinen in frü-
heren Zeiten sehr mächtig gewesen zu sein, indem sie
sich wahrscheinlich bis an die Ufer des Niger bei Tim-
büktu ausdehnten; die Portugiesen wurden am Ende des
16. Jahrhunderts mit ihnen bekannt. Obgleich sie auch
in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts noch eine
wichtige politische Macht darstellten, so scheinen sie doch
seitdem durch die fortgesetzten Angriffe der Fülbe sehr
gelitten zu haben, welche von zwei verschiedenen Seiten
zu gleicher Zeit in ihr Territorium einfielen, nämlich im
Nordwesten von Müssina her und im Nordosten von Gil-
gödji aus; diese letztere Provinz wurde den Tömbo auch
gänzlich entrissen, so dass dieselben alle nationale Unab-
hüngigkeit verloren, obgleich sie immer noch ein ausge-
dehntes Gebiet von 150 Meilen nach jeder Richtung hin
behalten haben. Es efstreckt sich von der Provinz Gil-
göodji im Nordosten, deren Einwohner grössten Theils zu
derselben Race gehören, von Dudntsa im Norden und von
der nächsten Umgebung von Konna, einer Stadt in Mässina
am Niger, in der Richtung nach Nordwesten bis zu dem
Territorium von Benendügu oder dem Lande der Beni im
Süden und dem von Yädega im Südosten. Von dem letz-
teren scheinen die Tömbo durch das Gebiet der Urbä und
"Tinögel getrennt zu werden, die indessen augenscheinlich
zu demselben Grundstamme gehören. Der östliche und
westliche Theil des so begrenzten Lündergebietes ist ge-
birgig, der mittlere aber mehr eben und mit einer reichen
Vegetation von Tamarinden und anderen Bäumen beklei-
det. Der Hauptort des ganzen Gebietes soll A’rre sein,
ausserdem giebt es aber dort noch viele andere bedeutende
Ortschaften, die unter eigenen Häuptlingen stehen.
Südlich von diesen heidnischen Königreichen ziehen
sich die Wohnsitze der Mandingo oder Wängariua hin,
die sich von der Westküste in der Gegend des zehnten
Breitengrades bis Gürma und nordöstlich bis Kebbi ausge-
von Tuäreg und hauptsächlich von Frauen angefertigt, so dass die
Industrie der Stadt kaum von irgend einem Belang ist. Man vermu-
thete früher, dass sich Timbuktu in der Weberei auszeichne und dass
der Export gefürbter Hemden von da beträchtlich sei; diess war aber
ein Missverständniss, fast sämmtliche Kleidung der Einwohner, beson-
ders die der wohlhabenden Klassen, wird von Kanö oder Ssan-ssän:
eingeführt, abgesehen von dem aus Englahd importirten Kaliko,
Neue Berechnung der ‚Dimensionen des Erdsphäroids.
breitet haben. So finden wir hier die bedeutenden Nie-
derlassungen Ssan-dsänne Mangho (3000 Ew.) mit dem
Statthalter Käntscho, Yendi (5000 Ew.) unter Kirgängu,
Wa, Göfe, Kong und viele andere, an die sich dann wei-
ter südlich das Königreich Assanti mit der Hauptstadt
Kumässi und die tributären Provinzen Gondja und Bitigu
anschliessen.
Nicht ohne Interesse möchte zum Schluss eine von uns
angestellte Berechnung des Flächeninhalts der hauptsächlich-
sten Staaten und Gebiete im mittleren Sudan und Verglei-
chung mit Europäischen Ländern sein. Natürlich sind die ge-
fundenen Zahlen zum Theil nur approximative, da sich in
manchen Fällen keine bestimmte Grenze der betreffenden Ge-
biete feststellen lässt. | ,uu tn
Deutsch. QM.
Reich Sökoto mit A'damana 7960 — Preussen, Bayern, Württemberg, Ba-
den, Hannover, Oldenburg (7940),
Bayern, Hannover, Baden (2366).
(A’damana ullein . . 2380) =
465
N Ares] im
Destwh. Q.M,
Reich Gänds . 3860 = Dänischer Staat, Mockloaburg-Schwe-
rin, Hannover (#98).
Reich Mässinn . . 3030 — Dentsch-Üsterr. Staaten ohne Tirol
BEER er und Vorariberg (3023).
Feiläta-Beiche . . . .14370 = Üsterr. Kaiserstaat, Bayern, Würt-
temberg, Baden, Schweiz (14915).
Provinz FOUEER . 40 = Berzogthum Limburg (40).
Börmu. . - . » + 2420 = Sardinien, Österr, Italien, Parma,
Modena (2419).
Baghirmi . » 2660 = Sardinien, Lombardei, Parma, Kir
ehenstaat (2656).
Wadai + 4730 = Ungarn, Siebenbirgen, Kroatien,
. BSlevonien (4701).
Die mohamm. Gebiete zus. 2720 = Österr. Kaiserstaat, Frankreich, Dä-
nischer Staat (24696).
Tömlo » 2040 = Königr. Beider Sieilien (2040).
Mössi . . - . 1550 = Bayern, Grosshagth. Hessen (1540).
Der wuabhäng. Theilv. Gürma 8850 = Kirchenstast und Modena (878).
Gebietd. unabbäng. Sonrhay.
u. Tuäreg südl, vom Niger 2170 = Schweiz, Sardinien (2130).
Gebiet d. unabhäng. Heiden-
stämme zwischen Börsu
und A’damaun . . . „ 510 = Belgien (537).
Gebiet d. Müssgn u. Täburl 220 — Ober-Österreich (218).
Neue Berechnung der Dimensionen des Erdsphäroids.
Fon Anton Steinhauser, K. KH. Rath. (Wien, 26. August 1858.) k
Mehrfache Aufgaben der mathematischen Geographie
liessen mich schon längere Zeit eine Tafel vermissen, die
nicht auf die Kugel, sondern auf das Erdsphäroid berech-
net war und miehr Genauigkeit gewährte, als die von
Klügel u. A. herrührenden Tabellen über Gradgrüsse und
Zoneninhalt. Wohl fand sieh in v. Littrow’s Chorographie
eine Tafel für das Erdsphäroid, aber auf der Basis der
älteren Berechnungen Bessel’s ausgeführt, die bekanntlich
von ihm selbst nach Entdeckung eines Fehlers in den
Dreiecken der Franz, Gradmessung durch neuere Bestim-
mungen ersetzt wurden. Allein Bessel giebt nur die Grüs-
sen von 5 zu 5 Graden und die Interpolation ist sehr
zeitraubend und mühsam. Sonach reifte der Entschluss,
zu allgemeinem Gebrauche eine erweiterte Tafel herzu-
stellen und sie s0 weit auszudehnen, als die Sorge für
Sicherheit der Resultate erheischte. Die Zahlen der wich-
tigsten Kolumnen (die vierte, sechste und letzte) wurden
für jeden halben Grad aus den Formeln berechnet, die
übrigen aus diesen Resultaten durch Division oder Addi-
tion abgeleitet oder durch Interpolation erhalten, Tetzte-
res war der Fall bei den Winkelgrössen und dem Hulb-
messer, ersteres bei den Werthausdrücken der Grulgrösse
in Geographischen Meilen, der Halbgrad-Trapeze und Ca-
lotte-Streifen in Quadratmeilen. Um die unvermeidlichen
Fehler in den Endziffern möglichst klein zu machen, wurde
in der Regel die sechste Ziffer beibehalten und ihre Er-
höhung durch einen Punkt angezeigt, bei Grössen, die mul-
tiplieirt werden müssen (z. B. die Calotte-Streifen, wenn
man den Betrag der ganzen Calotte ermitteln will), auch
die achte Ziffer nicht gescheut.
Die gebrauchten Formeln sind folgende:
1) für den Meridiangrnd ({nnch Bomel) m = 57013',r06
29 + Os dp — On sh Q.
2) für den Parallelgrad (nach Bessel) p — 57150, cp — 47,5
c..3p + O,omm cos b m.
Die erhaltenen Werthe durch 3807235 diridirt gaben die Längen in
Geographischen Meilen.
3) für den FPläücheninhalt der Zonen (von Hrm. Minister.-Rath Koller)
f = 02508884, ip. rg
F °
. sin 3@— F) . c08 39’ — ?)
® E 3
sin 5(e’—@). con 5(p'— pP)
® E 5
Die weiteren Glieder konnten vernachlüssigt werden, weil der Einfluss
schen des vierten Üliodes (— Oma . sin T{p’—g) . em
®
7 (p" — p) höchst unbedeutend gefunden wurde.
z
Da die Tafel von 30° zu 80’ fortschreitet, so ergab
sich auch der zweite Theil jedes Gliedes als konstant.
Durch die Division der Resultate durch 720 ging die Arca
der Trapeze hervor, diese aber dienen als Differenzen zwi-
schen den Flächeninhalten der Calotte-Streifen, die von
0° bis 90%, 0° 30° bis 90°, 1° bis 90° un. =. w. eine
Kolumne bilden.
Bei der Interpolation für gegebene Minuten hat man
nur bei den Parallelgraden und Zonenflächen zweite’ Dif-
ferenzen zu berücksichtigen und darf dieselben nur daun
vernachlässigen, wenn man sich mit weniger Ziffern be-
gnügt, Rechnet man mit allen Stellen der Tafel und
kürzt das Endresultast um eine Stelle ab, so kann man der
Schärfe der Endeziffer gewiss sein, auch dürfte die Praxis
nur in seltenen Fällen noch mehr fordern.
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Neue Berechnung der Dimensionen des Erdsphäroids, 467
r Sphäreld- ri: Fifcheniahalt in geogr. D Meilen - 1
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31 30/31 19 45,5 39.40 14,5 | 14,9408. 56888,8. | 12,801, 48737,5. , 0.999094 ı R58,658. | DOBLMEE nen, zuggeyo 31 30
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34 30° 34 19 16,0 55 40 44,0 14,47%. 5nnto,o || 12,3759. . ATtıd,1 1 0,908984 | 858,520 | 2700,6600
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37 30 \ 37 18 59,4, 52 41 6,6 | 14,9558. 56938,5. | 1,9150 45363,4. | 0,998768 | 858,377 | BB272248 ’unıs | yunasıyg 197 30
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Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI. 61
468 Neue Berechnung der Dimensionen des Erdsphäroids.
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80 30 | 89 29 47,8 030 18,2 | 15,0603. |, 87300,0 ı 0,1814. 500,0 | 0,906657 _ 856,854. 02073 id 680,80
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bis +30 12°2 bis —30'12"2 en bis ©, Bin +1 bie —1314 bis son, bie —U bie —O) | bis DT bi te
j & l 1 i
Notizen. 469
Geographische Notizen.
Die wmeteorologischen Beobachtungen in den Niederländi-
schen überseeischen Besitzungen. — Herr Buys-Ballot, Direk-
tor des Königlich Niederländischen Meteorologischen Insti-
tutes in Utrecht '), schreibt uns unter dem 30. September
1858: — „Sie hatten die Güte, in Ihrer geschätzten Zeit-
schrift 1858, Heft VII, 8. 337, einen Bericht aufzuneh-
men über ein Schreiben des Nestor der Naturwissenschaf-
“ten „zur Aufforderung, um das metcorologische Netz auch
über die Niederländisch-Indischen Besitzungen auszubrei-
ten”. Es wird Ihnen gewiss angenehm sein, zu erfahren,
dass das Netz schon seit zehn Jahren darüber ausgebreitet
ist, der Aufforderung des Prof. Wenckebach zu Folge. Herr
v. Humboldt hatte aber, als er diesen Brief schrieb, noch
nicht die Werke des Königlich Niederländischen Meteoro-
logischen Instituts bekommen, worin diese Beobachtungen
in sehr ausführlicher Weise aufgenommen sind von vielen
Orten, als Paramaribo, weiter Buitenzorg auf der Insel
Java, Padang und Palembang auf Sumatra, Amboina und
auf Deeima nahe an Nangasaki. Die Resultate von den
übrigen Stationen auf Java, Celebes u. s. w. werden näch-
stens erscheinen. Vergangenes Jahr habe ich den Vorschlag
Wenckebach's erneuert und ins Besondere auf die Anordnung
einer magnetischen Station, gleich der, welche General-
Major Sabine mit s0 grossem Erfolge in Toronto, St. He-
lens, am Kap, in Hobarton errichtet hat, gedrungen.
Auch Hr. v. Humboldt setzt in seinem Briefe diese mag-
netischen Beobachtungen in den Vordergrund. Und was der
Kön. Akademie vorgelegt ist in der Sitzung vom 80, Ja-
nuar, ist eigentlich mein Rapport über diesen Brief an Se.
Exec. den Kolonial-Minister und mein Vorschlag, in wel-
cher Weise man eine solche Einrichtung nach meiner Mei-
nung zu Stande bringen müsste.”
Allmälige Erhebung eines Theils der Küste von Sieilien. —
Nach einer Mittheilung von Sir Charles Lyell an die Geo-
logische Gesellschaft zu London *) hat Signor Gaetano Geor-
gio Gemmelaro an der Ostküste von Sieilien, zwischen den
Mündungen des Simetto und Onobola, eine Reihe von Er-
scheinungen beobachtet, welche unzweifelhaft eine allmälige
Erhebung dieser beträchtlichen Küstenstrecke erweisen. Er
fand nämlich 1) dass in der ganzen Ausdehnung zwischen
beiden Flüssen deutliche Zeichen der früheren Uferlinien
aus der modernen Periode von Ort zu Ort verfolgt werden
können; 2) dass grosse Lavablöcke mit abgestumpften
Eeken und an der Oberfläche gerollt und korrodirt, ferner
ein kalkig-kieseliges Muschellager und eine Seebreecie, die
man in verschiedenen Höhen über dem heutigen Meeres-
spiegel findet, die Wirkungen der täglichen, unausgesetzten
Thätigkeit der Meereswellen bei dem suceessiv veränderten
Niveau sind; 3) dass die Existenz und Beschaffenheit der
Löcher der Modiola lithophaga (Lamarck) in dem kalkig-
kieseligen Muschellager und die lokale Gegenwart von
Muscheln, sowohl Gasteropoden als Lamellibranchiaten, in
1) 8. dem Bericht über dieses wichtige Institut in Geogr. Mitth.
1857, 5. 266.
?) Vgl. Literary Gazettu, 13. Mürz 1858.
ihrer normalen die Ansicht einer langsamen und all-
mäligen Küstenerhebung unterstützen; 4) dass die stein-
schaligen Mollusken und das kalkig-kieselige Lager auf
den Cyklopeden- (Faraglioni-) Inseln bis zur Höhe von
fast 13 Meter und gerollte Lavablöcke dort ebenfalls bis
zur Höhe von 14 Meter über dem Niveau des Meeres
sich vorfinden, so dass sich eine mittlere Höhe von 134
Meter als grüsstes Maass der unleugbar während der jetzi-
gen Periode an diesem Theil der Sieilischen Küste Statt
findenden Erhebung herausstellt.
Neue Berechnung des Flächeninhaltes der Österreichischen
Monarchie. — Das K. K. Armee-Oberkommando hatte die
Güte, uns unter dem 31. Juli 1858 folgende neue, auf
den gegenwärtigen Stand der Landesvermessungen basirende
Berechnung des Flächeninhaltes der Österreichischen Monar-
chie einzusenden.
Kante Kr
Quadr-Meilon,
Österreich unter der Emns. . 2 2 2 20 nen Bid,
Österreich ob der Emus. . - =» 2 0 0. 208,3
BelsbunE. = 00 0 0 a 124,5
Blue 5 2 u. a ee na a 390,1
Kästen = 2 000600 2 were ar 180,3
En. + x 2 2002 te Ener 173,5
Görz, Gradiska, Istrien und Triest. . =» =» » +. + | 138,4
Tl» +» 2 0 00 0 EEE Te ne 500,
Böhmen . © 2 2 0 0 0 2 0002er. .“ 902,8
Mähren » 2 2 2 0 0 0 rn 0 Een. 386,3
Schleim. « - 0 2 2 0 0 en nn 0 0 0. 89,5
. \Krakauer eo...
Galizien Tampere er, Verwaltungsgebiet } ' DR | 10006
Bukow - ı 0 000 0 0 1 tt 1 00... 181,4
Deimlin » 2 2 0 0 a a 0 ee te... 222,3
Lomberös . © = 0 0 02 0 ee 20. 0 0 20 .% 360,9
Vmälg - » 2 0 0 2 0 0 0 0 ne eu 415,0
Pestli-Ofner 606,9
Ödenburger .. 6löh
Ungarn « burger »Verwaltungsgebiet.‘ . . 602,9 3128,1
[Kaschaner 68
Grosswardeiner . Bil }
WOWRÄBR 68:0 0 er re ta 521,1
Kroatien und Siavonien - » =» = 2 2 m re 0. 318,3
Siebenbürgen x . 5 » u ® Pa ar Bar er er 1054,3
rostisch-Slaronische . . . » «+ % 339,4
Militärgrenze ige disch-Banater . > > = 2 2 2000 - 2441
Bumme | 11,578,9
Im Jahre 1851 wurde der Flächeninhalt der Österrei-
chischen Monarchie zu 11,593,02 Österr. Quadrat-Meilen
angegeben (s. Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik,
herausgegeben von der Direktion der administrativen Sta-
tistik im K. K. Handels-Ministerium, 1852, Heft I) und
diese Zahl war bis jetzt die allgemein angenommene (vgl.
z. B. Engelhardt: „der Flächenraum der einzelnen Staaten
in Europa u. s. w. Berlin, 1853”; Frhr v. Reden: „Deutsch-
land und das übrige Europa. Wiesbaden, 1854”; Hain:
„Handbuch der Statistik des Österräichischen Kaiserstaates,
Wien, 1852” und Andere). Am bedeutendsten weicht die
neue Berechnung in Bezug auf die Lombardie ab, welche
nach der Angabe vom Jahre 1851 375,09 Österr. Quadrat-
Meilen umfassen sollte. "
6*
470
Neueste Nachrichten aus Niederländisch- Indien. — Herrn
van der Toorn ') verdanken wir folgende Notizen:
Die Aufnahmen in Niederländisch-Indien betreffend. —
Dr. J. A. C. Oudemans, Professor der Astronomie an
der Hochschule zu Utrecht, ist zum Haupt-Ingenieur für
den geographischen Dienst in Niederländisch-Indien ernannt
worden.
Man sieht einer Mittheilung der von dem Lieut. zur
Sce Ir Klasse J. van Maurik gemachten Aufnahme der unter
dem Namen „Rodon” bekannten Inselgruppe entgegen.
Die Triangulation der Residentschaften Bagelen und
Kadoe, in welches Netz zugleich Samarang »ufgenommen
werden wird, wird von dem Ingenieur G. A. de Lange
vorgenommen.
Näheres über den Porrong Rivier, seinen Ursprung, Lauf
u. s. w.— Der Fluss Kediri theilt sich bei seiner oberen
Mündung in zwei Hauptarme, den Porrong und den Sura-
baya. Früher hatte der Porrong vier Mündungen in die
See und überströmte das Delta, welches er mit dem Sura-
baya bildet; jetzt ist nur noch ein Arm; der südlichste,
vorhanden und durch gehörige Kanslisirung und andere
Kunstbauten im Fluss die Vertheilung und der Abiluss des
Wassors in Ordnung gebracht.
Westliche Abtheilung von Borneo. — Der Versuch einer
Baumwollen-Pflanzung in Seminis verspricht einen guten
Erfolg.
Die Goldgewianung hat einen günstigen Fortgang. Zu
Sungei Aman (Seminis) haben drei Personen, die in einer
Grube sechs Monate arbeiteten, Gold im Betrag von sechs
thail (420 fl.) gewonnen.
In Tebas wird viel Eisenholz gefunden und die Chine-
sischen Holzsäger finden dort eine reichliche Existenz.
Man findet Bäume von 1 Meter Durchmesser. Die Brücken
auf dem Weg von Singkaweng nach Montrado sind aus
diesem Holz erbaut.
Der vollendete Theil des Wegs von Sambas nach Se-
minis beträgt von ersterem Orte an 4514 und vom letz-
teren 4793 Meter. Die Schwierigkeiten des Terrains las-
sen diese Arbeiten nur langsam fortschreiten. Ebenso wer-
den die Arbeiten an dem Wege zwischen Mampaua und
Sungei Durie durch einen Morast aufgehalten, der halbwegs
von letzterem Orte sich befindet. Der Weg zwischen Sun-
gei Durie und Montrado ist gegenwärtig fertig.
Pekalongan. -——- Durch starke Überschwemmungen sind
am ®. Juli einige Verwüstungen angerichtet worden; die
Distrikte Sragi und Wirudassa wurden durch den Lajangan-
Fluss überströmt.
Samarang. — 2039 Acker mit Zuckerrohr wurden durch
schweren Regen vom 10.—15. Juli vernichtet. Ebenso
haben starke Regengüsse vom 13.—15. August in der Re-
gentschaft Kendal 3625 Acker unter Wasser gesetzt.
Billiton. — Die starken Regen während des Monats
Juli waren für die Minen-Arbeiten sehr günstig, so dass in
allen Minen Thätigkeit herrschte.
Südliche und Östliche Abtheilung von Borneo, — Neue
Steinkohlengruben zu Pengaron. In den ersten sechs Mo-
naten von 1858 wurden 116364 Tonnen gewonnen, 660
Tounen mehr als in den ersten sechs Monaten von 1857. —
") Die letzten Berichte s. Geogr. Mitth. 1858, Heft VILi, 8. 337.
Notizen.
Die Einnahmen der ersten sechs Monate betrugen 54,872 A,
16,784 fl. mehr als in derselben Zeit 1857.
Celebes und Dependenzen. — Die Wasserleitung in
den südlichen Distrikten ist im vergangenen Monat um
214 Meter gefördert worden und beträgt gegenwärtig
4127 Meter.
Menado. — Leichte Erdstösse am 20. April.
Gorontalo. — Am 25. März Nachts um 1 Uhr ver-
spürte man eine starke Erderschütterung; ebenso am 28.
um 4 Uhr. Am 30. April Morgens 24 Uhr kurze, aber
starke Bewegung der Erde. .
Kemas. — Leichte Erdstösse am 22. Mai,
Insel Onrust. — Der artesische Brunnen auf dieser
Insel, wo die Schiflszimmerwerfte der Regierung sich be-
finden und wo es bisher kein Trinkwasser gnb, ist seit
längerer Zeit vollendet und erweist sich als vollständig er-
giebig. Unter Leitung des Ingenieurs van Krippendorff
wurde das Werk in sechs Monaten ausgeführt. Tiefe 100
Meter; Wassermenge 40,000 Litres in 24 Stunden; Tem-
peratur des Wassers 33° Celsius (auf der Insel 27° C.).
Der Brunnen ist mit verzinnten eisernen Röhren, 1 Meter
lang und 2} Millim. dick, ausgekleidet.
Telegraph von Batavia nach Singapore. — In der Ver-
sammlung des Königl. Instituts der Ingenieure, gehalten
zu Amsterdam den 14. Sept. d. J,, hat der Ingenieur E.
Wenckebach ein Projekt in Bezug auf die Legung eines
Telegraphendrahtes zwischen Batavia und Singapore mit-
getheilt. .
Erpedition nach New-Guinee. — Zu Folge expresser
Berichte ist die wissenschaftliche Expedition, welche im
März d. J. mit dem Kriegsdampfer Etna von Amboina nach
Neu-Guines sich begab, nach einer Abwesenheit von bei-
nahe vier Monaten glücklich dahin zurückgekehrt. Die Un-
tersuchungen haben sich vornümlich auf die Südwest- und
Nordküste erstreckt, und es sind viele Orte besucht wor-
den, an denen noch niemals ein Europäer seinen Fuss an’s
Land setzte. Vom Kap Van den Brocke im Süden der
Speelmans-Bai bis nach Tandjong Boeroe (Buru) ist fast
die ganze Küstenstrecke untersucht worden, mit der Bucht
von Lahskie, und von hier die Reise lüngs der West- und
Nordküste weiter fortgesetzt, wo man in dem Hafen von
Dorei an der Geelvinks-Bai eine geraume Zeit liegen bleiben
musste, ehe man die Weiterfahrt nach .der Humboldt’s-Bai
und so bis an die äusserste Grenze der Niederländischen
Besitzungen fortsetzen konnte,
Der grosse innerafrikanische See erreicht von Burton
und Speke. — Wir erhalten aus Zanzibar einen Brief vom
9. Mai, nach welchem am 7. desselben Monats die wich-
tige Nachricht aus dem Innern angelangt war, dass Burton
und Speke den Grossen See glücklich erreicht hätten, mit
der Erforschung und Aufnahme seiner Ufer beschäftigt
seien, und im Laufe des Monates September nach Zanzibar
zurückgekehrt zu sein hofften. Beide Reisende befanden
sich wohl. Alle Details über diese äusserst wichtige geo-
graphische Errungenschaft fehlen noch in diesem Augen-
blick, doch hoflen wir bald im Stande zu sein, unsern Le-
sern Nüheres zu berichten.
Notizen.
Die Astrachan’schen Salzseen. — Einem Briefe von Dr.
Bergsträsser, Direktor der Kaiserl. Russ. Salzworke in Astra-
ehan, de dato 2%. Juli 1858, entnchmen wir Folgendes
über den Gewinn von schwefelsaurem Natron aus den
Astrachan’schen Salzsee'n : . „Vor Kurzem kam der
Obrist der Bergingenieure, Herr Peretz, im Auftrag des
schr reichen Benardaky und mit Empfehlungsbriefen vom
Ministergehülfen und dem Direktor unseres Berg- und Salz-
departements hierher. Herr Benardaky hat nämlich eine
Alierhöchste Erlaubniss sich erwirkt, 200 Pud schwefel-
saures Natron unentgeltlich und alljährlich aus den hiesi-
gen Salzsee'n zu gewinnen, um daraus Soda zu bereiten.
Viele der hiesigen Salzsee'n enthalten nämlich gegen 40
und mehr Procente schwefelsauren Natrons, von der Natur
selbat bereitet, während man in England und anderen Län-
dern erst vermittelst der theuern Schwefelsäure schwefel-
saures Natron herstellt. Dieses Produkt ging bisher immer
verloren und erst seitdem ich auf diesen Umstand hinwies,
hat man dieses Produkt besonderer Aufmerksamkeit ge-
würdigt. Herr Obrist Peretz, der meinen Artikel im drit-
ten Hefte der „Geographischen Mittheilungen” gelesen hatte,
machte Herrn Benardaky darauf aufmerksam und kam in
dieser Angelegenheit Anfangs Juli hierher. In diesen Tagen
reist er, vollkommen befriedigt von seinen Untersuchungen
und Erfolgen, nach Petersburg zurück und alebald mache
ich mich auch auf den Weg. Es wird Sie gewiss sehr
interessiren, dass in Folge Ihrer „Geographischen Mitthei-
lungen” solche Erfolge wahrzunehmen. sind.”
Der Häringsfang in der unteren Wolga. — Herr von
Boer hat während seines Aufenthaltes am Kaspischen Meere
unter Anderem auch dem Fange des sogenannten Astra-
ehan’schen Härings (Clupes Pontica et Caspica, Eichw.)
seine Aufmerksamkeit zugewandt und besonders das Ein-
salzen desselben allgemein eingeführt. Zur Zeit seiner
Ankunft wurden diese Fische von Zarizyn bis an die Mün-
dung der Wolga, d. i. in dem fischreichsten Theile des
Flusses, nur zu Thran versotten. Oberhalb Zarizyn wur-
den sie allerdings schon damals eingesalzen, aber in kleinen
Quantitäten und auf eine Weise, die nur einen sehr har-
ten, fast trocknen Fisch geben konnte. Schen im Jahre
1855 gelang es seinen Bemühungen, zehn Millionen Hä-
ringe zum Einsalzen zu bringen, wodurch ein Umsatz von
153,000 Kubel Silber erzielt wurde; diess war jedoch nur
ein kleiner Anfang, denn ungeheure Schaaren des Fisches
gehen alljährlich vom Kaspischen Meere aus die Wolga
hinauf, „Obgleich”, erzählt Hr. v. Baer '), „in den Jahren
1853, 1854 und 1855 der Fang schon sehr reichlich aus-
gefallen war, so war er doch 1856 noch so reich, dass die
Fischer einstimmig versicherten, eines so gesegneten Jahres
sich nicht zu erinnern. Ich taxirte den Gesammtertrag
nach den erhaltenen Nachrichten zuvörderst zu 60 Millio-
nen, musste diese Summe aber, so wie mehr spezielle An-
gaben einliefen, zu 80 und zuletzt zu 100 Millionen be-
rechnen. Im Jahre 1857 hat man aber ausser den 50 Mil-
lionen, die man einsalzte, aus einer noch grüsseren Menge
Thran gesotten. Es sind 6140 Fässer Thran zum Verkauf
!) Bulletin de la Classe physioo-mathömatigque de l’Acndömie Imps-
riale des Seieners de St.-Pötersbourg, Nr. 381 (4. April 1858),
471
gebracht, jedes durchschnittlich 28 Pud (& 40 Pfund}
"und alle zusammen ulso 171,920 Pud (6,876,800 Pfund)
Thran enthaltend. Da nach Versuchen, die der Fischerei-
Pächter Nedoresow angestellt hat, in diesem Jahre (1857)
1000 Fische dieser Art durchschnittlich 24 Pud Thran
gaben, so lüsst sich berechnen, dass zur Erzeugung der
oben genannten Quantität Thran über 76,400,000 Häringe
verbraucht ‚sind. Es sind also in diesem Jahre überhaupt
mehr als 126 Millionen derselben in der unteren Wolga
gefangen. Man staunt über die grosse Menge von Härin-
gen, die jährlich in der Nordsee erbeutet werden, ohne
dass eine Abnahme zu bemerken wäre. Man berechnet
ihre Zahl auf 1000 Millionen jährlich — sicherlich zu-
wenig. Allein wie gross ist das Becken vom Nordkap und
den Schetlands-Inseln bis hinab in den Kanal und weiter
und wie klein dagegen der schmale Streifen der Wolga
vom Meere bis nach Zarizyn oder dem benachbarten Du-
bowka! Man kann sich leicht denken, dass der Fluss zur
Zeit des Durchzuges dieses Fisches so zu sagen mit ihm
angefüllt ist. So ist es in der That. Als ich zuerst dem
Fange desselben beiwohnte, wurde dus Netz nur veräuchs-
weise ausgeworfen, denn man wusste noch nicht, ob der
Fisch schon da war, aber das Netz liess sich nur langsam
fortbewegen, denn es war voll, und als es dem Ufer ge-
nähert wurde, taxirte ein erfahrener Fischer seinen Inhalt
zu 80,000 Häringen. Es war keine Zeit, dasselbe auszu-
‚leeren, da alle disponiblen Hände verwendet werden muss-
ten, ein zweites Netz zu ziehen. Dieses brachte 115,000
und das dritte wurde zu 150- bis 200,000 taxirt. Immer
noch blieben die Netze im Wasser, bis man eine merkliche
Abnahme verspürte. Diese zeigte sich schon am dritten
Tage und am fünften war der Fang bereits unbedeutend.”
Herr v. Baer berechnet, dass, wenn 50 Millionen Häringe
jedes Jahr an der Wolga eingesalzen werden, der ganze
Umsatz nicht unter 2 Millionen Rubel betragen kann.
Cirkulation des Wassers des Goktscha- Sees in Trans-
Kaukasien. — A. Owerin, der als Lieutenant im Corps der
Topographen im J. 1856 mit einer Spezialvermessung des
Goktscha-See’s betraut war, giebt unter dem obigen Titel
im Kaukasischen Kalender für 1858 die Berechnung des
diesem 6370 Engl. Fuss über dem Meere gelegenen See
zufliessenden Wassers, #0 wie seines Abilusses und der
Verdunstungsmasse. Nach seiner approximativen Schätzung
nimmt der See täglich 97084,6 Kubik-Faden Wasser auf,
während 12594,7 Kubik-Faden durch die Sanga abfliessen.
Der Überschuss ist also 84489,9 Kubik-Faden. Die Ober-
Bäche des See’s hat A. Owerin zu 301,055,875 Quadrat-
Faden gefunden. Die Verdunstung auf dieser Fläche stellt
das Gleichgewicht des Wassers wieder her, da sie täglich
some = 0,02357 Zoll beträgt. Alljührlich, gegen Ende
des Sommers, sinkt der Seespiegel bedeutend, und zwar
betrug im J. 1856 dieses Sinken 4 Werschok oder 7 Zoll.
Wenn wir annehmen, dass diese 7 Zoll in den vier Som-
mermonaten oder 120 Tagen verdunsten, so wird das täg-
liche Sinken des Wassers durch die Grösse "4.6 oder
0,058333 Zoll ausgedrückt, was mit der früher gefundenen
Zahl 0,09357 die Summe von 0,08190 Zoll darstellt. Diese
Zahlen geben für die Wassermasse einen jährlichen Zu-
472 Notizen.
wschs von 0,62 Provent und 0,08 Procent Abfluss, wäh-
rend gleichzeitig 0,54 Procent durch Verdunstung verloren
gehen.
Der Handel von Trans-Kaukasien in den Jahren 1554—
1556. — Nach dem zu Tiflis in Russischer Sprache er-
schienenen Kaukasischen Kalender auf das Jahr 1858 sind
sehr bedeutende Fortschritte des Trans-Kaukasischen Handels
während der letzten Jahre aus folgenden Werthangaben in
Rubel und Kopeken ersichtlich.
Export,
‚ 154. l 1830, In
Gesummtausf. 502,225 R.30K. 505,700 R. TOK. 1,307,282 BR, 65K.
Davon kom- |
men auf: N
Rohseide .„ 113,962 „ 50 „: 207,463 „ ' 570,777 „
Metnllarbeiten 79,078 „ 73,663 „ #0 „ 97,226 „55 „
Naphtba , LJIR 5 2 a 45,637 „50 „ 5,
Die Ausfuhr von Häuten erreichte im J., 1856 die be-
deutende Höhe von 114,320 R. 10 K. In diesem Was-
renregister sind sowohl Trans-Kuukasische Produkte (wie
die Rohseide), als auch Russische Transitwaaren begriffen,
wozu Referent die Metallwaaren, die aus Tula stammen
und in Asien gesucht sind, rechnen zu müssen glaubt.
Import.
inch. ! 1881. IR
Gesammteinf, 3,473,365R. TK. 3,042,580 B. 6PK. 4,360,061 RB. 6EK,
Aus Europa | 383,065 „13. 448,939 „ 80 „ B74,460 „32 „
Davon kom-
men auf: 1
Hutzucker . | 226,652 „40 „ 100,399 „50 „ 390,372 „85 „
Baummwollenw.. 50,707 „ 48 „ 192,370 „40 „| 208,400 „87.
Aus Asion . 3,09,299 „94 „, 3,403,649 „, 89 „3,475,595 „3 „
Dayen kom- :
men auf:
Baumwollen-
wuaren Y . |1,063,94% „, 70 „-1,347,370 „ 66 „ 1,185,160 „58 „
Seidenwsaren | 384,274 „89 „,ı 484,706 „ 96 „; 475,832 „ 88
Prische und
trockne | |
Früchte . | 374,470 „ 8 „; 405,905 „60 „| 485,182 „85 „
Der Transithandel über Redut-Kale, Tiflis und Nachi-
tschewan nach Persien repräsentirte im J. 1856 den gerin-
gen Werth von 8369 Rubel,
Die Ein- und Ausfuhr von Gold- und Silbermünzen
durch die Zollorte Trans-Kaukasiens betrug
IT a U DR.
Einfahr . „, »3618R. 432. 433 R. 90 K.
Ausf. an Gold 2,960,379 „ 3,052,323 „ 15 K.4,188,284 „
Ausf. an Silber 2,062,140 „, 50 K.'3,055,514 „ 65 „ 4,191,511 „ 60 „
Die Zolleinnahme der Zollorte Trans-Kaukasiens belief
sich 1854 auf 326,824 R. 27} K., 1855 auf 315,262 R.
664 K., 1856 auf 448,330 R. 38} K.
”
Ansiedlung der Kisliar'schen, Greben'schen und Mosdol’schen
Kasaken am Terek, s0 wie der Wolga'schen und Ckopior’schen
im Innern des Stawropoler Gourernements, an der jetzt be
stehenden Poststrasse. — Über diese Ansiedlung, die mit der
Begründung der Russischen Herrschaft im Kaukasus aufs
1) Referent glaubt hier die Bemerkung machen zu müssen, dass
diese zur Kleidung der niedern Volksklassen dienende Menge von Baum-
wollenmanufakturen hauptsächlich aus England stammt, von wo sie we
gen der Zollgesetze den Umweg über Persien nimmt, um als Asintische
Wauro einen billigeren Einlsss zu erlangen.
”
Engste zusammenhängt, theilt uns Hr. N. v. Seidlitz,
K. Kuss. Ratlı und Direktor des Seidenbau’s in Trans-Kau-
kasien, aus dem Kaukasischen Kalender auf das Jahr 1858
folgende interessante Daten mit: Der Zar Joan Wassilie-
witsch Grosnyi legte im J. 1569 nahe der Terek-Mündung
eine Festung, „Ter'sche Stadt” genannt, an, um seinen
Schwager, den Tscherkessischen Fürsten Temrink, zu achü-
tzen und seine Herrschaft in diesem Lendstriche zu befe-
stigen. Obgleich diese Festung nach vier Jahren, auf Bitten
des Sultans Selim, zerstört ward, diente dieser Platz den-
noch als Zufluchtsort der Wolga-Kasıken und geächteter
Flüchtlinge, die hier ohne Wissen des Zaren wohnten und
ihr Raubhandwerk trieben, so dass der Sultan Amurst
klagte, „die Ter’schen Kasaken hinderten die Verbindung
zwischen Konstantinopel und Derbent, wo er, der Sultan,
jetzt herrsche.” — Der Zar Feodor Joannowitsch befiehlt
im J. 1586, die Ter'ache Stadt zu erneuern, und beginnt
eine Reihe von Kriegen in dieser Gegend zum Schutze
des von Türken und Persern bedrüngten Iberien (das jeo-
tzige Grusien, Georgien). Der von den Russischen Heeren
arg bedrüngte Schumchal von Tarku wendet sich an den
Sultan Mahomet IH. um Hülfe, dessen Pascha's, mit den
Kumyken, Lesghiern und Awaren verbunden, im Früh-
linge 1605 die Russischen Heere angreifen. Der Fürst
Wladimir Dolgoruki, der mit schwacher Heeresschaar am
Koissu stand, ward gezwungen, sich einzuschiffen und sich
nach der Ter’schen Stadt zu begeben. Der Wojwode Bu-
turlin wird in Tarku eingeschlossen und muss, nachdem
er mehrere Stürme abgeschlagen und seine besten Truppen
verloren, die Festung verlassen, wobei er auf dem Wege
in biutiger Schlacht mit seinem ganzen Heere umkommt.
— Nach dieser Schlacht verwischen sich für 118 Jahre die
Spuren der Russischen Herrschaft im Daghestan, wührend
nun die Terek-Festung den üussersten Kommunikations-
punkt zwischen Russland und Grusien bildet. Daher wird
sie im J. 1646 nach neuer Methode vom Holländischen In-
genieur Clausen befestigt und während der Regierung des
Zaren Alexei Michailowitsch neu nach dem Projekte des
Schottischen Ingenieur Bailli verstärkt. — Im J. 1722
landet der Kaiser Peter 1. mit grower Heeresmacht auf
der Agrachanischen Landzunge und legt hier das gleich-
numige Retrauchement an, das nach seiner Rückkehr aus
Derbent noch in demselben Jahre gegen einen festen Ope-
rationspunkt am linken Ufer des Ssulak vertauscht wird,
wo er die Festung des Heil. Kreuzes erbaut. Im J. 1724
führt er hierher 1000 Familien aus dem Lande der Doni-
schen Kasıken über, die in festen Dörfern (Stanizen) am
Ssulak und lings der Agrachanischen Landzunge, von der
Festung des Heil. Kreuzes an, sich niederlassen und die
„Agrachanischen Kasaken” genannt werden. Während der
Regierung der Kaiserin Katharina I. wird der General Ma-
tiuschkin mit neuen Truppen verstärkt und sein Nachfolger
im Kommando des „untern Armeecorps”, Fürst Wassilij
Dolgorukow, erlangt von der Türkei die Abtretung des Lan-
des Schirwan und von Persien die Ratifikation des in
Petersburg im Jahre 1723 geschlossenen Traktates, dem zu
Folge an Russland ausser Derbent und Baku die Provin-
zen Ghilan, Masanderan, so wie Astrabad abgetreten wer-
den. So bleiben die Angelegenheiten im Landstriche am
Kaspischen Meere bis zum J. 1734, wo nach einem mit
Notizen.
Schah Nadir geschlossenen Traktate alle eroberten und in
den Friedensschlüssen von 1723 und 1727 abgetretenen
Städte und Länder an Persien wieder zurückgegeben wer-
den. Ausserdem werden nach demselben Traktate alle auf
dem rechten Terek-Ufer liegenden Festungen geschleift und
die Ansiedelungen aufgehoben. Zur Sicherung der nun-
mehrigen Russischen Terek-Grenze wird die Festung Kis-
liar im Jahre 1736 erbaut und in dieselbe die ganze Gar-
nison und die Mehrzahl der Einwohner aus der Festung
des Heil. Kreuzes übergeführt; die Agrachanischen Kasaken
lassen sich in drei befestigten Städten, Kargalinsk, Dubowsk
und Borosdinsk, nieder. Diess ist der Ursprung des jetzi-
gen Kisliarschen Regimentes.
Die Greben’schen Kasaken sind häufig in’ Befehlen des
Kaisers Peter I. erwähnt, ‚aus denen wir ersehen, dass sie
schon damals in der Nähe des Dorfes Andrejewo wohnten.
Bekannt ist, dass 500 Greben’sche Kasaken sich im Heere
befanden, das unter dem Bekowitech Tscherkasskij nach
Chiwa entsandt ward und in den Mauern Chiwa’s unter-
ging. Über die Entstehung des Greben’schen Heeres, die
Zeit, wo es sich an der Südwest-Grenze der Kumyk’schen
Besitzungen niederliess und an den Terek übergesiedelt
ward, fehlt es an schriftlichen Nachrichten und wir sind
hierüber — wie über die Entstehung des Namens -— auf
die Überlieferungen seiner vormaligen Nachbarn, der Kumy-
ken und Tachetschenzen, und der Greben’schen Kasaken
selbst angewiesen. Aus diesen Quellen entnehmen wir,
dass die Greben’schen Kasaken vor Peter des Grossen Zeit
entweder auf dem Katschkalyk’schen Gebirge, zwischen den
Forts Gersel-Aul und Umachan-Jurt — oder lüngs der
Berge zwischen der Mintlischen Überfahrt und dem Fort
Gersel-Aul lebten. Ihr Name stammt von ihren Wohn-
orten anf den Höhen oder Kimmen (Grebni, Russisch) des
Gebirges. Ihre Ansiedelung hierselbst muss auf-das Ende
des 16. oder den Anfang des 17. Jahrhunderts, vielleicht
auch früher, zurückgeführt ‘werden. Die ältesten Ansiedler
dieser Gegend waren vielleicht eben die Wolga-Kassken
und Geächteten; die in der Ter'schen Stadt nach deren
Vernichtung im J. 1573 gewohnt hatten, über welche Sul-
tan Amurat dem Zaren Feodor Joannowitsch wegen Raubs
und Mord» geklagt hatte, und dann nach Erneuerung der Fe-
stung im J. 1586 aus Furcht vor Strafe des Zaren davon
zogen. Die Greben'schen Kaseken näherten sich dem Terck
und nahmen das linke Ufer der Ssunshsa — wenn nicht
früher — schon im J. 1708 ein, wo sie zum ersten Male
in den Russischen Akten erwähnt werden. Auf ihren
jetzigen Wohnort wurden sie nach 1724 übergeführt, da
der Kaiser Peter der Grosse sie zur Strafe für die Auf-
nahme Astrachanischer Läuflinge auf das linke Ufer des
Terek überzusiedeln befahl. Erwiesen ist es, dass im
Jahre 1737 sich folgende Russische Ansiedlungen am Terek
befanden: fünf Greben’sche Städtehen: Tscherwlensk, Sch-
tschedrinsk, Starogladkowsk, Nowogladkowsk und Kurdin-
kow’s; drei Städtchen des Terk'schen Familien-Heeres, wel-
ches spüter die Kisliar'schen Kasaken bildete: Kargalinsk,
Borosdinsk und Dubowsk, — endlich die Festung Kisliar,
die, ausser den aus der aufgegebenen Festung des Heil.
Kreuzes dahin übergeführten Dienstleuten, von Armeniern,
Grusinern, Imeretinern, Kachetinern und Tesiken (Persi-
schen Auswanderern) bevölkert worden war.
473
Die Mosdok’schen Kasaken werden am Terek 1771 an-
gesiedelt, um die Festung Mosdok (deren Gründungsjahr
unbekannt, die aber schon vor 1770 bestanden haben muss)
mit den Städtehen der Greben’schen Kasaken zu verbin-
den, die 100 Werst weit von ihr abstanden. Sie gründen
fünf noch jetzt bestehende Dörfer: Galiugajewsk, Ischtschorsk,
Naursk, Mekensk und Kalinowsk. Das Mosdok’sche Ka-
sakenregiment wurde 1771 gebildet aus 517 Familien Do-
uischer Kasaken, die 1733 auf der Zarizyn’schen Linie
längs der Wolgan, dem Balaklei und der Kamyschenka an-
gesiedelt worden waren, und aus 250 Familien, die direkt
vom Don übergeführt wurden.
Nach Gründung der Festang Mosdok und Ansiedlung
des Mosdok’schen Kasakenregimentes sind die Russischen
Ansiedlungen am Terek bedeutend verstärkt. Da sie aber
vom Don durch eine mächtige Steppenregion geschieden
sind, so können sie von den jenseits des Kuban lebenden
Techerkessen nicht bloss von der Flanke, sondern auch: im
Rücken angegriffen werden. Um diesem Übelstande abzuhel-
fen, schlägt der Astrachanische Generalgouverneur, Fürst
Potemkin, im J. 1777 die Gründung von Festungen und
Ansiedlungen in diesem Landstriche vor, Hierzu werden
540 Familien der im J. 1733 auf der Zarizyn’schen Linie
angesiedelten Wolga-Kasaken, 520 Familien, die in Städt-
chen am Chopior (Land der Donischen Kasaken) wohnten
und den Dienst in der von Peter I. 1733 gegründeten
"estung Nowo-Chopiorsk versahen — Chopior’sche Kasaken
genannt, bestimmt, endlich noch verabschiedete Soldaten,
Einhöfler (freie, Grund besitzende Bauern) und Kronsbauern
aus den inneren Gouvernements Russlands übergeführt.
So entstanden im J. 1784, längs der jetzigen Postetrusse,
auf der Landstrecke zwischen den Flüssen Malka und Sred-
nij-Jegorlyk folgende Ansiedlungen: die Festung Jekateri-
nograd, das Fort Pawlowsk an der Kura, Marjinsk an der
Solks, die Festung des Heil. Georg, das Fort Alexandrowsk
am Tomuslow, das Fort Ssewernoje am Kala-uss; an der
Taschla die Festung Stawropol, die Forts Moskowek und
Donsk. Ein Jahr später kommen noch die Dörfer Sser-
giewsk am Beschpagir, Ssablia am Karamyk und Mulka
hinzu, da die Entfernungen zwischen den angelegten Fe-
stungen zu gross waren, — Solcher Weise bleiben die
Wolga- und Chopior-Kasaken bis zum Jahre 1825 wohnen,
wo der General Jermolow ausser andern Veränderungen
auf der Kaukasischen Linie solche auch im Bestande dieser
Kasaken ausführt. Um den obern Lauf des Kuban, so wie
die Gegend zwischen diesem Flusse und Jekaterinograd zu
besiedeln, gründet General Jermolow folgende neue Sta-
nizen (Kasaken-Dörfer): Newinnomyssk, Bielometschetsk,
Batalpaschinsk, Bekeschewsk, Karautinnaja (Ssuworowsk),
Jessentuksk und Borgustansk.
Viele Stanizen des Mosdok’schen, Greben’schen und Kis-
liar'schen Kasakenregiments vergrössern sich in den letzten
Jahren durch Zuzug von Einwohnern verschiedener Gou-
vernements Russlands; dagegen werden gleichzeitig aus dem
Mosdok’schen Regimente bedeutende Übersiedlungen in die
Kasaken-Stanizen an der Ssunsha-Linie bewerkstelligt.
Peter von Tehihatcheff’s Reisen in Klein- Arion, Armenien
und Kurdistan im Sommer 1858. — Der verdienstvolle Na-
turforscher P. de Tehihatcheff, welcher schon seit zehn Jahren
474 Notizen.
Klein-Asien und die anstossenden Länder nach allen Rich-
tungen durchreist und ein sehr reiches, erst zum Theil in
seinem „Asie mineure”. veröffentlichtes Material für die
Geographie und Naturgeschichte derselben gesammelt hat,
berichtete über seine diessjüährigen Explorationen in zwei
an Herrn Direktor Haidinger eingesandten, Erzerum den
23. Juli und Samsun den 13. Septbr. datirten Schreiben,
deren Einsicht wir der Güte des genannten Herrn 'verdan-
ken. Er durchstreifte zunächst von Samsun aus die noch
sehr wenig bekannte Gegend zwischen dem Flusse Jeschil
Irmak (Iris der Alten) und der Strasse von Samsun über
Amasia nach Tokat und erforschte sodann das Land zwi-
schen dem Germeli Irmak (Lycus der Alten) und der Mee-
resküste, die bisher eine fast vollständige terra incognita
war. Während man nach den jetzigen Karten vermuthen
könnte, dass die ganze Strecke von Chabehana Karahissar
bis zur Küste bei Karasun eine weite Ebene sei, die fast
in der Mitte von der Kette des Paryadres der Alten quer
durchschnitten wird, fand Tehihatcheff, dass sie ein unge-
heures, oft über 9000 Fuss hohes, trachytisthes Alpenland
bildet, dessen Kulminationspunkt nicht weit nördlich von
der Stadt Chabchana Karahissar sich befindet. Er durch-
reiste diesen ganzen Gebirgsstock bis zur Küste und be-
stimmte sodann seine östliche Ausdehnung, indem er von
der Stadt Tereboli über Gümiüschchane in gerader Linie
bis Ersingan vordrang und auf diese Weise einen höchst
wichtigen Durchschnitt von der Küste bis zum Euphrat
von etwa 400 Kilometer Länge erhielt. Von Ersingan
verfolgte er den Euphrat bis Erzerum und kehrte auf ei-
nem bedeutenden Umwege nach Süden dahin zurück, auf
welchem er die bis jetzt von keinem Naturforscher besuch-
ten Bergketten des Bingöl-Dagh (wörtlich „Berg der tau-
send See'n”) und Dudachik-Dagh durchzog. Dieser Theil
der Reise war mit den grössten Schwierigkeiten und Ge-
fahren verbunden, da die raubsüchtigen Kurdenstämme die-
ses ganze Gebirgsland mit seinen romantischen Alpentriften
und fruchtbaren Thälern in Besitz genommen haben und
von da aus die in den nachbarlichen Gegenden wohnende
Bevölkerung brandschatzen und plündern. Nur mit unsäg-
licher Mühe konnte sich Herr von Tchihatcheff durch die
zahlreichen wohlberittenen und mit langen Lanzen bewaff-
neten Räuberbanden durchschlagen. Von Ersingen wandte
er sich nach Chabehana Karahissar, wobei er einen voll-
ständigen Durchschnitt des zwischenliegenden Gebirgslan-
des erhielt, besuchte darauf in westlicher Richtung die
noch unerforschten Quellen des Jeschil Irmak, eine ge-
birgige, mit ‚Quercus saegilops belaubte und von einer
grossen Anzahl Dörfer besetzte Gegend, die aber ebenfalls
von den Kurden heimgesucht wird, berührte die Ruinen
der Comana Pontica und ging über Tokat und Amasin
nach Samsun, wo er am 11. September eintraf, Auf dem
Rückwege nach Konstantinopel wollte er der Küste des
Schwarzen Meeres mit allen ihren Biegungen folgen.
Neusste Nachrichten über die Amur- Länder ; weitere Er-
rungenschaften der Russen. — Beit unseren letzten Berichten
über den Amur ') ist die dortige Grenze zwischen dem
%) Die bisber in den Geogr. Mittheilungen enthaltenen Aufsätze,
Notisen und Karten über den Amur sind folgende:
Russischen und Chinesischen Gebiete durch den Vertrag
von Sachalian Ula Choten oder Aigun, den- 28. Mai d. J.,
bekanntlich definitiv festgestellt worden, und zwar auf eine
für Russland höchst günstige Weise. Es wurde bestimmt,
der Amur selbst solle von seinem Ursprung (Vereinigung
der Schilka mit dem Argun) bis zur Einmündung des Us-
suri die Grenze bilden, unterhalb der letzteren sollten beide
Ufer des Amur Eigenthum Russlands sein. Russland hat
demnach alles Land am Amur, von welchem es schon fak-
tisch Besitz ergriffen hatte, jetzt rechtlich in Händen.
Ausserdem aber wurde den Russen freie Schifffahrt auf
dem Sungari und dem Ussuri zuerkannt, wogegen die Chi-
nosen das Recht der Schifffahrt auf dem unteren Amar
erhielten. Dieser Zusatz ist von der grüssten Bedeutung;
durch die Beherrschung des Sungari, der die ganze west-
liche und südwestliche Mandschurei bewässert ynd von
Manchen als der Hauptarm des Amur angeschen wird, und
des Ussori, welcher den südöstlichen Theil der Mandschurei
fast von den Koreanischen Grenzen an durchläuft, werden
die Russen nicht nur den Handel mit der fruchtbaren und
gesogneten Südhälfte der Mandschurei an sich ziehen, son-
dern ohne Zweifel auch sehr schnell faktisch Oberherren
des ganzen Landes werden. In Voraussicht des günstigen
Ausganges der Unterhandlungen hatte man schon früher
eine Anzahl Militärposten an den Mündungen der Flüsse
Ussuri, Sungari, Burija, Seja und Kamara und im vorigen
Jahre längs der ganzen Ausdehnung des Amur alle 60 bis
70 Werst kleine Kosaken-Stanitzen errichtet; auch wurde
eine ganze Infanterie-Brigade des Trans-Baikalischen Ko-
sakenheeres, etwa 12,000 Seelen beiderlei Geschlechts,
und ein Reiterregiment, 1000 Seelen beiderlei Geschlechts,
zur Übersiedelung nach dem Amur bereit gehalten.
Diese Übersiedelung ist gegenwärtig bereits geschehen und
ihr wird ein Strom freiwilliger Einwanderer folgen, ®
1. Die neuesten Russischen Erwerbungen im Chinesischen Reiche
(L. Schrenk’s Erforschung des untern Amur-Landes und der Insel Sacha-
lin; die Russische Amur-Flottille; die Englischen Kreusfahrten in der
Nähe der Amur-Mändung). 1856, SS. 175—186,
2. Das neue Armeekorps der Baikal-Kosaken und das Seo-Departe-
ment der Nussen am Stillen Ocean. 1856, 8, 387.
3. Peschtschuroff’s Aufnahme «des Amnur-Stromes im J. 1855 und
die Hussisch-Chinesische Grenze im Amur-Lande von 1689 bis 1856. —
1856, 85, 472—47%.
4. Der Amur-Strom. Nach den neuesten Russ, Forschungen zusanımen-
gestellt von A. Petermann (Peschtschuroff’s Beschreibung des Amur-
Stromes; Permikin’s Beschreibung desselben; Sehenurin über die Amur-
Mündung; Maximowitsch und Ruprecht über die Vegetation des Amur-
Landes). 1857. 88, 296 —315.
5. Leopold Schrenk's letzte Forschungen im Ammr- Lande. 1857,
88, b18—520.
6. Maximowitsch’s Forschungen am Amor. 1858, Heft LI, 88. 70— 12.
7. Otto Esche’s Expedition nach dem Amur. 1858. Heft IV, 83.
161—162.
8. Fr. Aug. Lühdorf's Schilderung der Wichtigkeit des Russischen
Besitzes vom Amur-Strom und seine Reise von dessen Mündung bis
Moskau, 7. Oktbr, 1857 bis 17. Januar 1358. 1858. Heft VIIL, 58.
334— 336.
®. Skizze vom unteren Amur-Lands nebst Umgebungen. Von A.
Petermann. 1856. Tafel 10.
10. Skizze des Amur-Stromes nach Peschischurof’s Aufnahme im
7. 1855 und die Hussisch-Chinesische Grenze von 1689 bis 1856. Von
‚A. Petermann. 1856. Tafel 36.
.„. I. Physikalische Karte desd Amur-Stromos, nach den neuesten Bus-
sischen Berichten gez, von A, Petermann. 1857, Tafel 13.
Notizen.
dass bald die nöthigen Kräfte versammelt sein werden, um
die neuen Privilegien der freien Schifffahrt in der ganzen,
für Getreidebau und Viehzucht so überaus günstigen Man-
dschurei auszubeuten und die festen Kolonien in dem wirk-
lich Russischen Gebiete schnell zu erweitern. Ferner er-
greift die neu organisirte Amur-Gesellschaft bereits ener-
gische Maassregeln, um die Schifffahrt und den Handel auf
dem Amur in grossem Maassstabe einzurichten, und einer
der Vorsteher derselben, Herr Belogolovyi, ist von Irkutak
selbst nach dem Amur gereist, um an Ort und Stelle die
nöthigen Dispositionen zu machen. Auch wird der Sitz
der Regierung wahrscheinlich in kurzer Zeit verlegt wer-
den. Bisher war bekanntlich Nikolnjewsk der Hauptort
des neu errichteten See-Departements; da aber diese Stadt
keinen guten Anukerplatz hat und die Fahrt auf dem Liman
des Amur trotz bedeutender Verbesserungen !) immer noch
mit Schwierigkeiten verknüpft ist, hat man, wie wir aus
zuverlässigster Quelle erfahren, das Projekt, oberhalb Ma-
riinsk eine neue Stsdt zu gründen,. sie zum Hauptort zu
machen und mit der nahe gelegenen Castries-Bai zu ver-
binden. Auch ist bereits der Befehl ergangen, an der Stelle
der Stanitza Ust-Seisk, an der Mündung der Seja und
gegenüber Aigun, eine Stadt Namens Blagoweschtschensk zu
errichten, welche wahrscheinlich den Mittelpunkt der Ver-
waltung am mittleren und oberen Amur bilden wird. Nicht
weniger Aufmerksamkeit richten die Russen auf die Insel
Sachalin und die Küsten des Tartarischen Meeres. Auf
ersterer sind söhon mehrere Russische Posten errichtet, das
Kohlenlager bei Kap Dui (Jonquitre-Bai) wird regelmässig
ausgebeutet, so dass Graf Putjatin den ganzen Bodarf sei-
nes Dampfers „Amerika” für die Reise nach China hier
einnehmen und von hier aus ein Kohlendepöt auf Port
Hamilton (südlich von Kores) errichten konnte, und wie
Nachrichten aus Irkutsk melden, hat sich der General-
gouverneur Murawieff, Graf von Amur, nach dem Abschluss
des Vertrags von Aigun nach der Mündung des Amur be-
geben, um die Mandschurische Küste und die Insel Sacha-
lin zu bereisen. Eine Besitznahme dieser an vortrefflichen
Häfen so reichen Küste und Insel wird für Russland um
so leichter sein, als es bereits einzelne Punkte in Händen
hat und die Bevölkerung herrenlos ist. Graf Putjatin fand
sogar auf seiner vorjährigen Reise, dass die wenigen Be-
wohner zweier von ihm aufgenommenen Buchten der süd-
lichen Mandschurischen Küste, des neu entdeckten Hafens
des Heiligen Wladimir (43° 55° 14,"7 N. Br., 135° 28’
13° Östl. L. v. Gr.) und der Bucht der Heiligen Olga
oder des Port Michael Seymour der Englünder?) (43° 44’
16,"5 N. Br. und 135° 4’ 30” Östl. L. v. Gr.), die Ober-
herrschaft Chins’s nicht anerkennen. Dieses Küstengebiet
ist aber nicht nur wegen seiner guten Häfen und als Aus-
gangspunkt für künftige Handelsunternehmungen nach allen
Theilen des Grossen Oceans von der höchsten Bedeutung,
"; Als Admirsl Graf Putjatin am 13. Juli 1857 seine Fahrt von
Nikolajowsk nach dem Golf ron Petschili antrat, um dort in Gemein-
schaft mit den Engländern, Franzosen und Amerikanern die Unterhand-
lungen mit Chinese zu beginnen, legte sein Dampfer „Amorika” die
Strecke bis Kap Lasarew in 12 Stunden zurück, da die au den Haupt-
windungen dieser Passage aufgestellten Bojen sie jetzt vollkommen
sicher machen.
*) 8. Geogr. Mittheil. 1858, Heft IV, Tafel 6.
Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1853, Heft XL.
475
sondern es ist schon an und für sich eine beträchtliche
Landstrocke, die für die Kolonisation die günstigsten Bedin-
gungen bietet. Das Gebiet zwischen der Küste, dem un-
teren Amur und dem Ussuri hat ein Areal von etwa
4980 Deutschen Quadrat-Meilen, ist also fast so gross als
das ganze Königreich Preussen. Zusammen mit den Län-
derstrecken zwischen dem Sungari und obern Amur (etwa
5870 Deutsche Quadrat-Meilen) kommt es seinem Flächen-
inhalt nach dem Kussischen Gebiete zwischen dem Amur
und der Grenze vom J. 1689 (etwa 11,000 Deutsche Qua-
drat-Meilen) nahe, «so dass den Russen am Amur und seinen
Nebenflüssen ein Land offen steht, welches grösser ist als
sümmtliche Deutsche Stasten mit ihren Nebenländern
(21,726 Deutsche Quadrat-Meilen) zusammengenommen.
Geographische Wörter in Siam. — Anschliessend an
frühere Mittheilungen ähnlicher Verzeichnisse (Jahrg. 1857,
8. 521; 1858, 8. 112) lassen wir hier, nach Angabe der
Britischen Admiralität, die Übersetzung einer Anzahl von
Wörtern folgen, welche in der Zusammensetzung Siamesi-
scher Ortsbezeichnungen oft vorkommen und deren Ver-
ständniss desshalb wünschenswerth erscheinen dürfte, um
so mehr, als die an den Kisten Asiens gegenwärtig Statt
findenden und sich vorbereitenden Ereignisse geeignet sind,
die allgemeine Aufmerksamkeit in höherem Grade als bis-
her auf die Geographie derselben hinzulenken. Wir wie-
derholen zugleich die schon früher ausgesprochene Versi-
cherung, dass jede Mittheilung zur Vervollständigung der
in diesen Blättern oder in dem Bericht zum Stieler'schen
Atlas gegebenen geographischen Wörter-Verzeichnisse aus
wenig gekannten Sprachen von uns stets dankbar ange-
nommen werden wird. e
Stamesisch. Deutsch.
Bang — Dorf.
Bon — Oberhalb.
Buri — Stadt (grosse).
Dam — Schwarz.
Deng — Both,
Din-niiu — Thon.
Din-so-phong — Kreide.
Siameaisch Deutsch.
Nam — Wasser oder Fluth,
Nam-Rhun — Steigende Fluth
Nam-long — Ebbefluth, Ebbe.
Nam-a — Hochwasser,
Nei — Inner,
Noei — Geringer.
Nok — Ausserhalb,
Fai — Feuer, Licht. Pi — Wald.
Hatssi — Bundbank. ‚ Pak — Mund.
Hin — Fels, Stein. - : Pak-nanm— Mündung eines Flusses.
Khao — Berg, Hügel. Pom — Fort.
Khao — Weiss,
Ahlen — Schlamm.
Klong — Kanal, kleines Gewässer, |
Kob — Insel.
Kok — Oliven,
Läng-tso — Barre (eines Flusses).
Lang — Unterhalb (weiter unten),
Lat — Durchstich, näherer, kür-
Bong-pa-si — Zollhaus.
Sai — Sand, Kies.
Sas-thäng — Flaggenstock.
Tha-lch — Soe, Landaees,
Thai — Siamesisch.
Thit nua — Nord.
Thit tai — Süd.
Thit tawan-ök — Ost.
zerer Weg. Thit tawan-tok — West.
Lim — Spitee, Vorgebirge. * Thi-thot-sams — Ankerplate.
Mai — Neu. Wat — Tempel,
Mö-nam — Fluss. Yet — Pik.
Musng — Stadt (kleinere), ı Yai — Grösser.
Hypsometrie der Ost-Indischen Inseln. — Herr J. K.
Hasskarl schreibt uns de dato Königswinter, 5. Okt. 1858:
„Mit Vergnügen sah ich im achten Hefte Ihrer Mittheilungen
die hypsometrische Liste des Niederländischen Almanachs
mitgetheilt, wie solche pro 1858 veröffentlicht ist. Ea
sind in derselben verschiedene Höhenangaben anders ala
2
476
in den früheren Jahrgüngen aufgeführt und zwar meist da,
wo die neueren Mossungen des Geographen-Ingenieurs Hrn.
de Lange vorlagen, der — irre ich nicht — in den letzten
Jahren mit der Aufstellung dieser Liste beauftragt war.
Allerdings muss er zu seinen eignen Angaben das meiste
Vertrauen haben; da es aber einmal Gebrauch in dieser
Liste ist, auch frühere Höhonangaben vergleichungsweise
mit aufzuführen, so mögen Sie mir gestatten, nach dem
Almanach pro 1856 einige Höhen aufzuführen, welche da-
selbst nach mehreren Beobachtern angegeben sind.
Aus unten stehender Zusammenstellung ergiebt sich in
den meisten Fällen für die de Lange’schen Beobachtungen
ein höheres Resultat.
Javs.
di. Pangerango, höchste Spitze . 3072 Smits.
« 9630 do Lange.
. 9336 Jungh. ”.
6115 Buwdt.
’ 6249 Jungh.
! 6438 de Lange,
7199 Ruwdt,
7677 Jungh.
f 7746 de Lange.
4 92731 Jungh.
! 9695 de Lange.
v1744 Jungh.
t 1694 de Lange.
N " na...
„ (sub nomine G, Mandelawanjt)
G. Tankuban Praauw
"6. Pataha .
G. Tjerimei
Kunigan . ar ıcta
Celebes.
\ 0133 Ruwdt.
! 8436 Forstch.
6377 de Lange.
\ 5052 Ruwdt,
«4847 Forsten.
{ 5096 de Lange.
1 5570 Rowdt.
5606 Forsten.
f 5791 de Lange.
( 2098 Rawät.
; 2158 Forsten.
{ 2204 de Lange.
Bei der Residentschaft Surabaya (8. 340, Z. 6—8)
gehören folgende Orte und Beobachter zusammen:
Wonosalem — Jukes statt Zollinger,
Tratas — Zollinger,
so wie beim Berge Semiru die Höhen
11,878 von Junghuhn statt Zollinger,
11,911 von Zollinger statt Smits,
11,610 von Smits statt ?
Noch ist zu bemerken, dass die Abkürzung V. d, W.
den Namen des Ingenieur-Obersten, spüter Generals, van
der Wijck (spr. Weik) bezeichnen soll.”
G. Klabat .
G. Lokon
G. Saputan.
See Tondıms .
Neue bevorstehende Expedition nach dem Weissm Nil, —
Ein geehrter Korrespondent in Ägypten schreibt uns unter
dem 17. September d. J.: „Zwei junge Engländer, Frith
(der Herausgeber der eben jetzt erscheinenden herrlichen
Photographien von Ägypten und Palistinn) und Wendham,
von denen ich den Ersteren dieses Frühjahr in Kairo per-
sönlich kennen lernte, Juden mich zum Anschluss an eine
von ihnen ausgerüstete Expedition in die oberen Nil-Lün-
der ein. Obgleich meine angegriffene Gesundheit mir nicht
erlaubte, direkt zuzusagen, mich der Gesellschaft als Mit-
) Junghuhn, Java, II, 8, 15 der Deutschen Ausgube.
Notizen.
glied für die ganze Reise anzuschliessen, 30 erbof ich mich,
wenn die Umstände es erlaubten, wenigstens zur Mitwir-
kung und Beförderung des Unternehmens, Bearbeitung eines
Theils des gesammelten Materials u. #» w. Der Plan der
Herren war, den Nil mit einem eigens dazu konstruirten
Damptboot aus Gussstahlplatten von kaum ein Fans Tief-
gang zu befuhren, das bis Juli d. J. in England von Sta-
pel laufen sollte. Das Schiff hat 36 Fuss Länge, macht
gut acht Engl. Meilen per Stunde gegen die mittelmässige
Strömung und kann im Nothfall durch künstlich bereitetes
Feuerungsmaterial, das schr wenig Raum einnimmt, geheizt
werden. Die nöthige Ausrüstung und Approvisionirung
soll ganz in England geschehen. Die wichtigste Angele-
genheit war nun vor der Hand, die Erlaubniss des Viee-
königs von Ägypten für Passage des Schiffes auf dem Mah-
mudie-Kanal und südwärts bis über die Grenzen des Tür-
kischen Sudan zu erhalten, der verschiedene Schwierigkeiten
ernster Art im Wege lagen; doch ertheilte sie Said Pascha
grossmüthigst. Die schriftliche Ertheilung des Firmans er-
folgte aber erst vor etwa einem Monat und zu spät, um
für das laufende Jahr noch mit Erfolg auf eine Reise mit
Benutzung des hohen Nil-Standes zählen zu dürfen; auch
waren in England einige Zwischenfälle eingetreten und die
Expedition ist auf nächsten Mai verschoben, das Dampf-
schiff übrigens bereits ganz fertig. und ausgerüstet.”
Neuestes aus den Nil-Ländern, Abesinin u. a w. —
Demselben Schreiben entnehmen wir folgende interessante
Nachrichten: „Der Gesundheitszustand in Ägypten ist der
beste und das viele von der Alexandriner Sanitäts-Intendanz
erhobene Pestgeschrei läuft auf einen blinden Lärm hinaus,
der bloss den allgemeinen Vortheil haben dürfte, dass die
Quacksalber der Intendanz durch gebildete Mediziner ersetzt
werden müssen. Es stellt sich auch mehr und mehr her-
aus, dass die Epidemie in Benghasi nicht Pest, sondern
Hungertyphus ist, hervorgerufen durch jahrelanges verzwei-
feltes Elend, in welchem sich die Bewohner befinden.
„Aus dem Sudan habe ich eben keine zuverlässigen Nach-
richten von Bedeutung. In Abessinien hatte bis Juni der
Bürgerkrieg fortgewüthet. Kaiser Theodor ist bloss Meister
in Amhara und über einige Galla-Stämme und hat sieh
noch nicht entschliessen künnen, dem Gegenkaiser Agow
Negussi die Spitze in offener Feldschlacht zu bieten. Auch
Schoa, das sich Theodor vor zwei Jahren unterwarf, soll
in grosser Gährung sein. Der Englische Konsul Plowden,
der Englische Ingenieur Bell und ein Deutscher Namens
E. Zander befinden sich immer noch in Amhara und um
die Person des Kaisers, während der Französische Konsul
in Massaua dem Agow Negussi huldigt. .
„Von Chartum aus waren Ende letzten Herbstes einige
60 Handelsschiffe auf dem Weissen Nil abgegangen, mehr
aber um den Sobat und Bahr el ghasal zu befahren, ala
den sogenannten eigentlichen Bahr el abind, auf dem theils
wegen der ewigen Händel zwischen den Schwarzen und
den Elfenbeinjägern, theils vielleicht wegen wirklicher Ab-
nahme der Elephanten jetzt schr wenig Geschäfte gemacht
werden. Auch fällt der Werth der Conterien (Glasperlen-
Schnüre), mit denen bis jetzt vorzüglich die Tauschgeschäfte
betrieben wurden, gewaltig und die Schiffe führen mehr
Notizen. 477
und mehr Getreide (Durrah), Eisen (Lanzenspitzen u. 8. w.),
Kupfer zu Armbändern und dergleichen ein.”
Bevölkerung des Niederländischen Reiches (nach dem
„Staatkundig en Staatshuishoudkundig Jaarbookje voor 1858”).
Total-Bevölk.
Niederlande (Europa) 1. Januar 1857 . 6,549,635
Ost-Indien (1. Januar 1856).
“ —"Arnber und
| Europser. Chinesen. and, fremde Indier. Im Ganzen.
Orientalom,
Java und Madura
! 18,858. 1133,655 | 26,099
Gouvernement Su- | |
10,737,536 10,916,158
| |
matra’s Westküste 1,097 | 1,967 | 1,606 | 91,176 995,775
Benkulen . . . 132) 4566| 92 | 110,046, 110,776
Lampong . . «| 15 | Bi Be | 820 82,975
Palembang . -» », 108 | 2,584 | 1,747 | 446,220 450,058
Banka . 2. Br aaa | an | 006 45,465
Blitong . . . . al 0a| 798 | 10448 11,948
Bim. . . 79 | 15,360 | 161 | 8,021 - 21,221
Borneo, westl. Abth. 24 | 26,702 — 218,925 245,651
südl. u.östl.Abth. 178 | 1,576 | 48 452,983 454,735
Colebes u. s, w.. | 1,051 |. 1,980 | 76 268,314 271,361
Amboin . . .! 960 252 | 435 185,065 186,692
Banda .» 2 2 .| MI 168 258 | 110,608 111,584
Ternte . . . » 6383| 330 25 | 899,532) 90,525
Mensdo . ., B76 | 776 Mi 119,325 120,679
Timr »...) 0 18 70 | 6 | 1,845,978| 1,846,885
Summe | 24,462 201,573 | 31,925 15,705,059 15,968,019
Unter den vorstehend aufgeführten Europäern waren
20,946 in Niederländisch-Indien, 2526 in den Niederlanden
geboren und 966 aus verschiedenen Europäischen Ländern.
Heer und Marine sind in diesen Angaben nicht mit-
gezählt.
West-Indien und Surinam.
Surinam (31. Dez. 1855): 13,941 Freie; 38,592 Nicht-
freie; im Ganzen 52,533 Seelen oder nach genauerer An-
gabe 52,713.
NB. Besatzung der Forts, Seemacht u. s. w. mitgerechnet.
Die (unbekehrten) umherschweifenden Indianer, unge-
führ 1000, so wie die Buschneger, eirca 8000, sind nicht
mitgerechnet.
Curagao und Dependenzen 6. Januar 1857).
eie, Kichtfreie. Im Ganzen.
Gum :.: 2 20 re. 14.538 6,085 21,315
Beni. -: ;: 1 0 ar a are 1,828 819 2,647
Oruba a a a | | | 502 2,900
St. Eustatlus - - oo 2 2 00. 816 1,085 1,031
Er er | 666 1,771
m Ve rer er 1,387 1,741 3,078
21,842 11,798 33,640
Gesammtbevölkerung des Niederländischen Reichs; 22,599,007 8.
Die Hebung des Australischen Kontinents. —Der „Ham-
burgische Correspondent” vom 13. Aug. d. J. enthält ein
kurzes Referat über den Vortrag, welchen ein wissenschaft-
lich gebildeter Deutscher, Dr. Ludwig Becker, in einer Si-
tzung der Philosophischen Gesellschaft zu Melbourne über
einige Erscheinungen hielt, die auf eine rasche Hebung
wenigstens eines Theils von Australien schliessen lassen.
Durch mehrere an Ort und Stelle gewonnene Erfahrungen
konstatirte er die Thatsache, dass während der letzten
zwölf Monate der Meeresgrund von Hobson’s-Bai sich um
vier Zoll gehoben habe, Ferner wies er nach, wie das
Fussgestell der Flaggenstange am Hafen noch vor fünf
Jahren unmittelbar am Strande sich befunden und zur
Fluthzeit von dem Meere häufig bespült wurde, während
jetzt zwischen. der .Flaggenstange und dem Wasser eine
breite Strecke trockenen Landes liege, welches mit üppiger
Vegetation bedeckt ist und auf welchem zahlreiche Häuser
und Zelte stehen, während sich noch vor wenigen Jahren
das Meer daselbst behauptete. In der benachbarten Kolo-
nie Süd-Australien sei es durch die genauen Messungen
der technischen Beamten unzweifelhaft dargethan, dass die
ganze Eisenbahn seit der Eröffnung derselben im vorigen
Jahre sich um vier Zoll gehoben habe. Im Jahre 1802
wurde die ganze Südküste von dem berühmten Entdecker
und Weltumsegler Kapitän Flinders von der Engl. Marine
mit grosser Sorgfalt hydrographisch untersucht und die
Tiefe des Meeres vermessen. Seine von der Admiralität
herausgegebenen Karten galten bisher als nautische Auto-
rität, doch sind seine Tiefenmessungen in Folge der He-
bung des Meeresgrundes jetzt nicht mehr zuverlässig. So
z. B. sind an einer Stelle in Lacepede-Bai, wo Flinders
zehn Faden Wasser fand, jetzt nicht mehr als sieben Faden
vorhanden. Der Boden muss sich demnach in 56 Jahren
um 18 Fuss gehoben haben, was mit der oben bemerkten
jährlichen Hebung um vier Zoll genau übereinstimmt. Die
Kolonialregierung sei von dieser Sachlage vollkommen un-
terrichtet und von der Thatsache so überzeugt, dass sie
eine neue hydrographische Aufnahme der Küste angeord-
net habe '). Als weiteren Grund für die Richtigkeit dieser
Theorie führt der Vortragende an, dass die verheerenden
Sberschwemmungen, denen Melbourne früher ausgesetzt
war, seit vielen Jahren allmälig aufgehört haben, und fer-
ner, dass die Vorsetzen und Quai-Mauern von Melbourne
gegenwärtig sechs Fuss höher gegen das Niveau des Mee-
res stehen, als vor 20 Jahren. Anderweitige Beobachtun-
gen hätten zu dem Schlusse geführt, dass diese Hebung
sich auf den ganzen Australischen Kontinent erstrecke.
Der Referent hält es für wahrscheinlich, dass dieser Kon-
tinent sich erst in verhältnissmässig neuer Zeit aus dem
Meeresgrunde erhoben habe. Gewisse geologische Erschei-
nungen, z. B. der Mangel an vielen in der Alten Welt
vorkommenden Sedimentschichten, führten zu der Ansicht,
dass Australien eine lange Zeit hindurch Meeresboden bil-
dete, als andere Länder, namentlich in der nördlichen He-
misphäre, mit der üppigsten Vegetation bedeckt waren und
zum Theil als Tummelplatz für vollkommen entwickelte
Thiere dienten. Andere Anzeichen finde man in den vie-
len Salzsee'n des Innern, die nicht, durch grosse Flüsse
gespeist, das Gleichgewicht zwischen Zufuhr und Verdun-
stung erhalten, sondern durch die Hebung des Landes
von dem Ocean abgeschnitten sind und einer allmäligen,
aber sicheren Eintrocknung entgegen gehen. Nach Europa
erst kürzlich zurückgekehrte Kolonisten hätten ihn versi-
chert, dass sie im Innern Süd-Australiens, Hunderte von
Meilen von der Küste und vom Meere durch hohe Berg-
ketten günzlich abgeschnitten, unabschbar grosse Strecken
Landes gefunden ohne eine Spur von Vegetation, die auch
durch die schöpferische Kraft des herrlichsten Klima’s sich
N) Diess dürfte sich jedoch nur auf die Punkte beziehen, wo man
Anzeichen einer Hebung gefunden hat. Das Seichterwerden von Buch-
ten und Baien an einzelnen Stellen wird übrigens, wie bekannt, sehr
häufig durch rein lokale Ursachen und Vorgänge bedingt. A, P,
62*
478 Notizen.
in diesem Augenblicke kaum entwickeln könne, denn der
Boden bestehe aus trockenem Seesand, vermischt mit Grand
und Gerölle, und den Schalen der im südlichen Ocean noch
lebenden Muscheln, Krebse und anderer Schalthiere, die
theilweise so vollkommen erhalten seien, als wenn das
Meer erst gestern abgelaufen wäre.
Neu- Seeland, em günstiges Auswanderungs- Gebiet. —
Die Berichte über die rasch aufblühenden Kolonien Neu-
Seelands sprechen sich fast einstimmig dahin aus, dass
diese Inseln die günstigsten Bedingungen für Europäische
Auswanderer vereinigen und in nicht ferner Zeit eine der
wichtigsten Europäischen Besitzungen auf der südlichen
Halbkugel sein werden. In diesem Sinne schreibt uns
such ein Deutscher, Herr Julius Hanf in Auckland auf
Neu-Seeland, unter dem 28, Mai d. J.: .... „Es sind
leider, ich sage leider, nur wenige Deutsche Kolonisten
hier, aber diese wenigen erfreuen sich des besten Fortgan-
‚ges ihrer Unternebmungen und man kann dasselbe, wie
ich von zuverlässiger Seite höre, von unseren Landsleuten
in Canterbury und Nelson sagen. Wohl giebt es kein
Land, wo das Klima und das Leben dem Deutschen Cha-
rakter und Gemüthe so zusagt, als in Neu-Seeland, und ich
würde mich glücklich schätzen, wenn durch meine Mitthei-
lungen die Auswanderungslustigen, anstatt nach dem un-
sicheren Australien oder Amerike zu gehen, hierher gezo-
gen würden. Hier ist für den Mann, welcher arbeiten
will, wirklich das Gelobte Land und es wird Neu-Seeland
einstens seiner natürlichen Vorzüge und seiner herrlichen
Lage wegen eine grosse Rolle in der Weltgeschichte spielen.
„Wenn man bedenkt, dass die Urbevölkerung noch immer
so stark als die eingewanderte ist, dass der Maori-Stamm,
was Körperbildung und Intelligenz anbelangt, zu den er-
sten des Stillen Oceans gezählt werden kann, so dürfte es
nicht auffallen, dass sich hier die merkwürdigsten Kon-
traste vereinigt finden. Noch vor zwanzig Jahren war
Kannibalismus im Innern des Landes an der Tagesordnung
und es wurden viele Fehden, nur um Menschenfleisch zu
erobern, zwischen den einzelnen Stämmen begonnen und
mit Erbitterung durchgeführt. Diess hat inzwischen auf-
gehört. Die Söhne der Wilden sind gute Christen gewor-
den, sie haben sich dem Ackerbau und der Viehzucht
gewidmet und bringen gleich den Kolonisten ihre Produkte
zu Markte. Sie betheiligen sich an Wettrennen und Re-
gatten, wobei es nichts Seltenes ist, dass die schwarzäugige
Maori-Schöne, welche gewöhnlich in den Pa, eine Decke
oder ein Stück Kattun, eingewickelt zu schen ist, zu Pferde
erscheint und dabei das lange Englische Reitkleid und den
Amazonerhut mit wallender Feder und Schleier trägt.
„Was das Klima und die Naturschönheiten anbelangt,
so giebt es wohl wenige Länder der Erde, welche sich in
dieser Beziehung mit Neu-Seeland messen können, und da
ich im nächsten Dezember als Sommers-Anfang eine län-
gere Reise durch das ganze Land machen und dabei auch
die interessanten Goldfelder in der Provinz Nelson besu-
chen werde, so dürfte os nicht an Gelegenheit fchlen, in-
teressante Mittheilungen zu machen.”
F. Tachwdi's Erforschungereisen in den Ande von Süd-
Amerika. — Über die Hauptergebnisse der jüngsten For-
schungen des trefflichen Reisenden Herrn v. Techudi in
Brasilien haben wir im neunten Hefte ($. 383) berichtet.
Seitdem hat derselbe von Buenos Ayres aus den Süd-Amerika-
nischen Kontinent in nordwestlicher Richtung zu unserer
grossen Freude auf einer Route durchschnitten, welche ihn
durch jene grossartige und ausgedehnte Andes-Region zwi-
schen Catamarca und Atacams führte, die noch so wenig .
bekannt ist und in deren westlichem Theile Dr. RB. A.
Philippi bisher die wichtigsten -Aufnabmen und Eutdeckun-
gen gemacht hat), Herr v. Tschudi schreibt uns, an der
Küste des Grossen Oceans angelangt, Folgendes von Co-
bija, de dato 17. Aug. 1858 (erhalten 6. Okt.): .... „Ich
habe eben eine lange und sehr beschwerliche Reise zu-
rückgelegt, nämlich von Buenos Ayres über Rossrio, Cor-
dova, Catamarca, Santa Marin, San Carlos, los Molinos, die
Cordilleras nsch Atacama und über Calama hierher nach _
Cobija. Der letzte Theil meiner Reise kann als Kompli-
ment zu Philippi’s Erforschung der Wüste von Atscama
dienen. Sie werden kaum glauben, wie grundfalsch alle,
auch die besten Karten die topograpbischen Verhältnisse
der Provinz Catamarca darstellen. Ich habe mich bemüht,
die möglichst genaue Kenntniss jener Gegenden zu erlan-
gen, und hoffe, dass Sie mit Hülfe meiner Data ein Kärt-
chen zeichnen werden, das der Wahrheit so nahe als nur
möglich stehen wird, Es thut in der That 'Noth, denn
die Mondkarten sind genauer als die der Provinz Cata-
marca. Ich erlaube mir, Sie vor der Hand nur auf einen
meiner Reisebriefe in der „Allgem, Zeitung” aufmerksam
zu machen, der vielleicht Ende Oktober oder Anfang No-
vember gedruckt werden dürfte und in dem ich einige der
cklatantesten Irrthümer und Fehler angedeutet habe.
Ich habe auch den ganz genauen Weg von Atacama über
Antofogasta nach Üopiapo verzeichnet, eo dass auch nach
dieser Seite hin Philippi’s Karte genau ergänzt werden
kann. Die Reise von Molinos nach Cobija ist ungemein
beschwerlich. Ich habe in Pern 27 Mal die Cordilleras
überschritten, es war aber ein Kinderspiel gegen die Cor-
dilleras von Atacama. Ich litt namenlos von Kälte, Sturm
und dem qualvollsten Durst. Sieben Nächte musste ich bei
— 8 bis 10° BR. unter freiem Himmel kampiren, einmal sogar
mitten in der Cordillera ohne Feuer, da nicht das geringste
Brennmaterial zu finden war, nicht einmal so viel, um Schnee,
neben dem wir lagerten, zu schmelzen und den brennenden
Durst zu löschen. Obgleich ich ausgezeichnete Thiere hatte,
zwei überzählige zum Wechseln mitnahm, täglich 12 bie
14 Stunden, den 3. August sogar 19 Stunden lang keinen
Fuss aus dem Bügel setzte, so brauchte ich doch acht volle
Tage von Molinos nach Atscama. Es sind 127 wohlgemes-
sene Leguas. In den ersten Monaten des künftigen Jahres
hoffe ich in Europa zurück zu sein. Ich werde noch einen
Theil von Chile, Bolivia und Peru besuchen und dann
wieder an den Atlantischen Ocean zurückkehren” ?).
') 8. Geogr. Mittb. 1856, 88. 52—71 und Tafeln 3, 4 und 5.
”) Der Augsb, Allgemeinen Zeitung vom 13. Oktaber (Beilage) ent-
nelmen wir noch Folgendes über diese Reise: Aus dem St. Galler Ta-
geblatt ersehen wir, dass unser geehrter Mitarbeiter, vr. Tachudi, nach
= .
Die Österreichische Novara - Erpelition, vom Ceylm bis
Schanghai, 8. Januar bis 4. August 185%. — In unseren
früheren Berichten über die Österreichische Expedition auf
der „Novara” verfolgten wir dieselbe bis zu den Inseln St.
Paul und Neu-Amsterdam,“ bei denen sie sich, wie erwähnt,
vom 19. November bis 7. Dezbr. 1857 aufhielt '. Von
dort ging die Fregatte nach Point de Galle auf Ceylon und
nach kurzem Aufenthalt weiter nach Madras, wo sie Ende
Januar 1858 ankam. Die Herren Dr, Hochstetter und
Frauenfeld hatten sich jedoch in Point de Galle auf kurze
Zeit von der Expedition getrennt, um Jen Adam’s-Pik zu
besteigen, und fuhren dann auf dem vortrefllichen Post-
dampfer „Nubia” in 47 Stunden nach Madras, während die
„Novara” hierzü trotz einer für die Nordost-Monsunperiode
sehr glücklichen Fahrt 14 Tage brauchte. Am 10. Februar
wurde die Reise nach den Nikobaren fortgesetzt und am
23. Februar in der nordwestlichen Bucht von Car Niko-
bar, der nördlichsten Insel des Archipels, geankert. Hier
hielten sich die Mitglieder der Expedition etwa eine Woche
auf, untersuchten darauf die unbewohnte, dicht bewaldete
ausserordentlichen Mühen und Gefahren glücklich in Cobija an der
Amerikanischen Westküste angekommen ist. Wir haben seit dem letzten
Brief aus Monterides noch keine Nachricht erhalten. (Beitdem «ind
r. Tsehudi’s Briefe über seine Reise „vom Atlantischen an dem Stillen
Ocean" in den Beilagen su Nr. 308, 315 nnd 314 der Allg. Ztg. verüf-
fenıtlieht worden und wir werden darauf in Kurzem zurückkommen. A.P.)
Am 8, Juni soll der berühmte Reisende seine Wanderung durch die Plata-
Staaten angetreten haben, Es scheinen sich dabei seine Bosorgnisse
über das Passiren der Cordilleren im Winter leider nur zu sehr erfüllt
zu haben. Es heisst in dem Schweizer Blatt: „Nuch einem beschwerlichen
und müheyollen Ritt durch die unermesslichen Pampas über Rosario
und Cordora nuch Catamarea fand v. Tachadi alle Cordillerenpässe nuch
Chile bis tief hinunter verschneit und musste mit einem Umweg von
ein paar hundert Stunden einen Übergang uch Bolivia nördlich suchen.
In Molinos, 131 Leguns von Catamarca, bereitete er sich zum Übergang
vor, trat denselben nm 29. Juni an und langte nach namenlosen Be-
schwerden und Leiden am 5, August in Atacama an. Sieben Nüchte
lang kampirte er bei acht bis zelm Grad Kälte unter freiem Himmel,
mehrmals ohne Feuer, da von Brennmaterial keine Spur zu finden, ohne
nur das Eis oder den Schnee, auf dem er mit den beiden ihn beglei-
tenden Indianern lagerte, schmelzen zu können, um den qualvollen
brennenden Durst, der ihre Leiden fast zum Wahnsinn steigerte,
zu stillen. Ein furchtbarer Sturm schnitt beinahe die Respiration ab
auf einer Höhe, wo wegen des verminderten Luftdruckes das Atmen
ohnehin sehr beschwerlieh ist, Dabei mussten täglich 12 bis 14 Stun-
den auf den Thieren zugebracht werden, Am 3. August Hess unser
Reisender, da es vor Kälte nicht mehr auszuhalten war, Nachts 11 Uhr
aufsatteln, ritt gegen Mitternacht ab und setzte bis den künftigen Tag
Nachts 7 Uhr, also 19 Stunden lang, keinen Fuss nus dem Bügel.
Die Kälte war dabei so grimmig, dass er und seine Begleiter glaubten,
dns Fleisch falle ihnen fetzenweise vom Kärper, Diesem Tug folgte
wieder eine schleflose Nacht unter freiem Himmel, neben einem Stein,
vom Wind gepeitscht, olıno Feuer und Wusser. Fast bis zum Tod er-
schöpft machte man in Atacamıs einige Rasttage und setzte dann die
Reise durch die Wüste fort; es waren nach fünf besehwerliche Tage:
die Nächte eisig kalt, die Tage durch die sengende Tropensonne er-
stickend heiss, dabei ringsum nur Sand und Kies und Gerippe von
Tausenden von gefallenen Lastthleren. Mit wuendlicher Freude be
grüsste unser Reisonder endlich den Stillen Ocean. Von Buenos Arres
nach Bolivia hatte er 488 Ihuterhe Meilen zurlickgelegt. Um diese
Heise zu machen, brauchte er 664 Tage, die unumgänglich nothwendigen
Basttage, um sich frische Thiere zu verschaffen, eingerechnet; diese ab-
gezogen, legte er Läglich 214 Wegstunden »urlck. Am 19. August wird
Dr. v. Techudi mit dem Dampfer nach Valparaiso abgereist sein, om
nach kurzem Aufenthalt in Chile nach Bolivis zurückzukehren und von
da die Reise nach Peru fortzusetzen.”
') 8, Geogr. Mittheil. 1858, Heft IL, 8. 121, Heft IV, 8. 170,
Notizen.
479
Insel Tillangschong, nahmen den schönen, vielbuchtigen
Hufen von Nangkaury auf, besuchten die kleinen Wald-
inseln Treis und Track bei Klein-Nikobar, nachdem sie
zuvor zwischen Kamorta und Katschal hindurch und bei
Teressa und Bompoka vorbeigesegelt waren, brachten einen
Tag auf der Insel Milu, nördlich von Klein-Nikobar, einen
zweiten auf Kondul im Georg's-Kanal zu und landeten an
mehreren Punkten von Gross-Nikobar. Obgleich die Un-
tersuchungen in dem noch so wenig bekannten Archipel
der Nikobaren nur 32 Tage währten und sich fast aus-
schliesslich auf den Saum der Küsten beschränkten, so
wurde doch eine reiche naturwissenschaftliche, ethnographi-
sche und linguistische Ausbeute gewonnen und in nauti-
scher Beziehung manche Frgünzung zu den Arbeiten der
Düänischen Korvette „Galathea” geliefert, welche unter Steen
Bille den Archipel im J, 1846 mit dem Plan einer Besitz-
ergreifung und Kolonisirung besuchte. Für die Position
der Inseln ergab sich in den Längen eine Differenz mit
den Beobachtungen der „Galathen”, die für die nördlichen
Inseln weniger, sber gegen Süden zunehmend für Gross-
Nikobar einen halben Grad betrügt; dagegen stimmten die
Resultate, aus den Angaben von sieben Chronometern er-
halten, mit den Mittelzahlen der in Horsburgh'a berühmten
Werk angeführten zuverlässigsten Englischen Beobachtun-
gen aufs Vollkommenste, Die „Novara” bereitet desshalb
nach ihren Aufnahmen und Beobachtungen eine neue Re-
daktion der Dävuischen Karte der Nikobaren vor, der voll-
ständigsten, die man bis jetzt besass. Von den früheren
Dänischen Ansiedelungen waren kaum mehr Spuren zu
entdecken, die Häuser waren zerfallen, die Brandung spielte
mit den Ziegeln, über Gürten und Wege war hohes Gras
und dichter Wald gewachsen. Die Eingebornen zeigten
sich äusserst scheu und misstrauisch, Weiber und Kinder
kamen nie zum Vorschein, ganze Dörfer wurden bei dem
Herannahen der Fregatte verlassen. Hatten die Reisenden
Zeit, sich länger an einem Orte aufzuhalten, so duss die
Eingebornen ihre friedlichen Beschäftigungen beobachten
konnten, so erschienen gewöhnlich einige der muthigsten
und brachten Schweine, Hühner, Eier, Bananen, Ananns,
Kokosnüsse zum Geschenk. „Das werthrollste Gegen-
geschenk”, schreibt Dr. Hochstetter, „das man einem Niko-
barenser für seine Gaben machen kann, ist ein schwarzer
Cylinderhut; ja die europamüden Exemplare dieser Gat-
tung Kopfbedeekung stehen bei ihnen förmlich im Preise, im
Preis von 1500 Kokosnüssen! So kenne ich wenigstens Ein
Volk, das diese hehre Erfindung unserer Kultur in vollem
Maasse zu schätzen weiss; sonderbar genug, dass es Wilde
sind, die das Salonstück als einziges Toilettstiick auf nuck-
tem Körper tragen.” Gegen die Einflüsse des verrufenen
Klima’s der Nikobaren suchten sich die Mitglieder der Ex-
pedition dadurch zu schützen, dass sie die Nächte ohne
Ausnahme am Bord des Schiffes zubrachten. ° Es stellten
sich zwar eine Anzahl Fieberanfülle ein, aber sie waren
schwach und verschwanden schnell wieder), Am 26. März
verliess die „Novara” Gross-Nikobar und segelte direkt nach
Singapore. Hier blieb sie nur sieben Tage (15.bis 21. April),
8, über den Aufenthalt der „Novara" bei den Nikobaren die in-
teressanten Briefe Dr. Hochstetter's im Abendblatt der Wiener Zeitung,
Nr, 121—130,
480
du die Cholera am Lande und auf mehreren Schiffen im
Hafen ausgebrochen war, und verfolgte ihren Weg nach
Batavie. In der Gaspar-Strusse feierte sie am 30. April
den Jahrestag ihrer Abreise von Triest; ein Seoweg von
20,773 Nautischen Meilen lag hinter ihr, den sie in 238
Tagen zurückgelegt hatte, während 127 Tage für den
Aufenthalt am Lande an neun verschiedenen Stationen
geblieben waren.
Das zweite Jahr der Expedition begann in sehr erfreuli-
cher Weise mit dem Aufenthalt zu Batavia (5. bis 29. Mai).
Was in dem Bereich der Möglichkeit einer reichen, miüch-
tigen Regierung liegt, wie es die Holländische Regierung
auf Java ist, war sufgeboten worden, um den Mitgliedern
der Expedition die kurze Zeit ihres Aufenthaltes #0 ange-
nehm als möglich zu machen. Glünzende Diners, Bälle,
grossartige Jagdpartien und Festlichkeiten aller Art ent-
schüdigten reichlich für die vorhergegangene einfürmige
Seeführt, aber es fehlte auch nicht an wissenschaftlichen
Genüssen. Von allen Seiten strömten Schätze an ethno-
graphischen, anthropologischen und naturhistorischen Samm-
lungen herbei und einige Ausflüge nach dem Gipfel des
9326 Par. Fuss hohen Gunong Pangerango, der zuerst im
Jahre 1839 von Junghuhn bestiegen wurde, und nach dem
benachbarten thätigen Krater des 9230 Fuss hohen Gedeh,
nach Lembang, dem Wohnorte Junghuhn’s, und dem sich
darüber erhebenden Vulkan Tankuban Praauw mit seinen
beiden Kratern gaben Gelegenheit, selbst einen Einblick in
die reiche Natur Jara's zu gewinnen. Von Bataria er-
reichte die „Novara” in 17 Tagen (am 15. Juni) Manila,
Nachdem’ man die östlich von der Stadt gelegene, mit ihr
durch den Pasig-Fluss verbundene Laguna de Bay, ein
grosses, kreisrundes, von einem kraterähnlichen Wall von
Lavablöcken eingefasstes und von der üppigsten tropischen
Flora und Fauna umgebenes Süsswasserbecken, besucht und
sich mit einem bedeutenden Vorrath von Manila-Cigarren
verschen hatte, wurde die Reise am 26. Juni nach Hong-
kong fortgesetzt. Wegen der grossen Hitze, welche in
den Sommermonaten zu Hongkong herrscht, und der un-
günstigen politischen Verhältnisse konnte der dortige Auf-
enthalt (5. bis 18. Juli) nicht so nutzbriugend sein, als
man gehofft hatte, doch wurden von den Naturforschern
mehrere Exkursionen in das Innere der gebirgigen Insel
bis nach Little-Hongkong an der Südküste und nach Ma-
eno ausgeführt, während der Commodore von Wüllerstorf-
Urbair mit einigen Offizieren Canton besuchte. Auf Hong-
kong wie in Schanghai, wo die „Novara” bis zum 8.
oder 9. August verweilte, wurden auch die Sammlungen
durch das bercitwillige Entgegenkommen der Regierung
und Privaten ansehnlich vermehrt, namentlich erhielt man
werthvolle Chinesische Werke, Karten, interessante Plakate
der Rebellen, Vokabularien der Chinesischen und Koreani-
schen Dislekte, naturhistorische und ethnographische Ge-
genstände aller Art. Von Schanghai aus sollte die Reise
über die Marianen, Karolinen und Salomon’s-Inseln nach
Sydney fortgesetzt werden, wohin man frühestens in drei
Monaten zu kommen hoffte. Wie uns Dr. Scherzer aus
Schanghai unter dem 31. Juli schreibt, kann man schon in
nächster Zeit der Publikation eines Theiles der von den
Mitgliedern der Expedition ausgeführten Arbeiten entgegen-
schen, „namentlich wird diess mit den geotätischen, meteo-
formation in der Bhön.
Notizen. — Literatur,
rologischen, astronomischen, magnetischen und naturwissen-
schaftlichen Arbeiten auf der Insel St. Paul und auf den
Nikobaren, so wie mit einer umfüssenden Arbeit Commo-
dore Wüllerstorf's über Cyklonen oder Drehwinde der Fall
sein Y). In allen Zweigen der Wissenschaft sind grossartige
Materialien gesummelt worden.”
Neueste Geographische Literatur.
EUROPA
Bücher.
1. MW. Fix: Übersichten zur äusseren Geschichte des Preussischen
Staats. Ein Hülfshuch für Lehrer und Freunde der voterländischen
Geschichte, zugleich Kriäuterungsschrift zu der „Wandkarte zur Ge-
schichte des Preuss. Staats", Berlin, 1858. Mit Karte.
2. Leup. Kastner: Der Dampfer. Vollständiges Lexikon der Ei-
senbakn- und Dampfschiffahrten in Europas. Wien, 1868. Mit einer
Eisendahnkarte.
3. Leop. Kastner: Führer für Reisende auf Eisenbahnen und
Dampfschifen in Österreich , nebst den Verbindungen mit dem Aus-
land u. ». w. Wien, 1858,
4. E, Hassenkamp: Geognostische Beschreibung der Brawmnkohlen-
Würzburg. (Ohne Jahrsahl.) Mit einer
5. E. F Glocker: G ische Beschreibung der Preuss. Ober-
Lausitz; theilweise wit Berücksichtigung des Süchsischen Antheils
1 4. iv. Mit 50 Figuren in Holsschnitt, einer lithographirten Tafel,
einer geognostischen Karte und einer Karts der land- und foratsirth-
schaftlichen Bodenklassen. Görlit, 1857.
‚ Das Vaterlandsbuch. Ilustrirte Haus- und Schulbibliochek zur
Erweiterung der Heimachskunde und Erweckung vaterländischen
Binnes, Herausgegeben unter Mitwirkung von Direktor Dr. E. Vogel
ın Leipzig, Schudrath J. Wenzig in Prag und Öberiehrer F', Koerrwer
in Halle. Leipzig, 196—1863, 1) Vaterlindische Bilder aus Uster-
reich, Bd. 1-3; 2) Geographische Bilder aus Preussen, Bd. 5-6.
%. 4. 4. N. Perier: Fragments eihnologiques. Etudes sur les ves-
tiges des peuples Gaslique et Uymriqus dans quelques contrdes de
£ Europe vecidentale etc. Paris, 837.
BF. Chr. Schübeler: Über die eographische Verbreitung der
Obsthäume u. beerentragenden Gesträuche in Norioegen. Hamburg, 1557.
9. Katalog von Karten, Plänen, Atlanten, Medaillen, Aupfersti-
chen, Büchern und geodätischen Instrumenten, die im Kriegetopogra-
plüschen Dipit des Generalstabs Sr. Kaiserl. Majestät bearbeitet und
gracirt und im ‚Magazin dieses Depöts verkäuflich sind, St. Peters-
burg, 1858, Mit 27 Übersichtskürtchen. (In Russischer Sprache.)
„10. Catalogur des Chartes et Plans grards au depöt militaire de
TEtat-Major Imperial et qui 4e vendent au magazın de depüt etc,
St.-Pltersbourg, 1858,
11. Cataloyus von nagenoeg alle werken en kleine stwkken over
Neerlands Waterstaat etc. Anısterdam, 1855.
Aufsätze,
12. Die Waaren-Ein- und Ausfuhr im Königreich Dänemark,
den Herzugthümern Schlesenig-Holstein und den wit diesen in Zoll-
verband stehenden Fürstl. Lübsckischen und Hansentischen Einklaren
im Jahr 1856. (Press. Handels»-Archiv, Nr. 10, 1558)
13. Prof. Dr. Kriege: Über die Tihessalische Ebene. (Programm
des Gymnariums zu Frankfurt a, M., Ostern 18568.)
14. Delitech: Zur Geschichte der Sächsischen Landkarten. (Pro-
gramm der Realschule zu Leipzig, Ostern 1858.) _
15. Dr. A. Ficker: Statistische Übersicht der Österreichischen
Gymnasien und Realschulen amı Schlunse des Schuljahres 1856 1.
(Zeitschrift für die Österreichischen Gymnasien 1857, Hot XII)
Steindrucktafel.
2) Es ist uns bereits ein „Beittag zur Theorie der Luftströmungen
und der Vertheilung der Winde auf der Oberfläche der Erde, ron Com-
nodore B. vr. Wüllerstorf-Urbuir' als Separat-Ahdruck aus den Mitthei-
lungen der K. K. Googr. Gesellschaft, 2, Jahrgang, Heft Il, zugekom-
men, In welchem speziell die Theorie der Cyklonen behandelt und die
Karte eines van der „Novara” bei St. Paul om 28. bis 30. Norbr.
1857 beobachteten Dreiiwindes veröffentlicht wird. A. P.,
Literatur.
16, Guissardi: Briefiche Mirtheibungen über den Zustand des
Vesuv- Kegels (Zeitschrift der Deutschen Gesisgischen Gesellschaft,
Ba. IX, Heft 9 wnd über die Thätigkeit des Vulkans im Winter
von 1397—1868. (Kbenda Heft 4.)
17. H. Abich: Über Lichterseheinungen auf dem Kruter- Plateau
des Versus im Juli 1867. (Zeitschrift der Deutschen Geologischen
Gesellschaft, Bd. IX, H. 8.)
18. H. Abich: Besuch 'des Kraterbodens von Stromboli am 25.
Juli 1836, Mit Karte. (Zeitschrift der Deutschen Geologischen Ge-
sellschaft, Bd. IX, H. 3}
1%, Th. Liebe: Das Zeohsteinrif von Köstrit,, Mit Karte.
(Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. IX, H. 3.)
20. V, Bennigsen-Foerder:; Beitrag zur Nireaubestimmung der
drei norrlischen Dilseial-Meere. (Zeitschrift der Deutschen Geologi-
schen Gesellschaft, Bd. IX, H. 3.)
21. Bornemann: Bericht über eine Reise in Italien, (Zeitschrift
der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. IX, Heft 3.}
2. Pr; dem Borne: Zur Geognosie der Prorinz Pommern,
(Zeitschrift der Deutschen Geolog, Gesellschnft, Bd, IX, Heft 3.)
23. Dr. Ferd. Rümer: Die Jurassische Weser- Kette. Eine geo-
guostische Monographie, Mit einer Karte und einer Tafel, enthaltend
Schichtenprofl am Jakubsherge hei Hausberge unweit Minden. (Zeit.
schrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. IX, Heft 4.)
24. Mission de M. G. I[sjean dans les Prowinces Danubirnmer.
(Bullet. de la Bor. de Geogr. de Paris, Januar und Februar.)
26. Otto Strure: Besultate der im Sommer 1854 zwischen den
Sternwerten Pullowa und t ausgeführten Chronometer- Erps-
dition. (Bullet, physico-mathem. de Acad. de St.- Pötersbourg, T, X VI,
Nr. 2 und 3)
25. @. e. Helmersen: Über die Bohrerbeiten auf Steinkohle bei
Moskau tl Sserpuchor. Sy ae de !’Acad. de St.-
Pitersbourg, T. AVT, Nr, 2 und 3.)
27. H. Abich: Über die Erscheinung brennenden Gases im Kra-
ter des Vesmns im Juli 1867 und die periodischen Veründerungen,
weiche derselbe erleider. (Bullet. physico-mathem, de Acad, de St.
Petersberg, T. XVI, Nr. 16 und 7)
28. (. Venstlousky: Compte rende gindral sur le wingt-einguidme
concanrs des Prix Demidaf. f Bullet. physico-mathlin. de ! Acad. de
St, Peterebourg, T. XVI, Supplement I.)
Karten.
29. Finanz- und Handelskarte des Österreichischen Kaiserstaats
und des zollvereinten Fürstenthums Jäechtenstein. Mit Genehmigung
der K. X, Ministerien der Finanzen und des Handels nach den nene-
sten amtlichen Quellen entworfen und gezeichnet con J. Gabriely,
Bechnungsrath, und A. Dolezal, Berident in der Dienstleistung bei
der K. K. Direktion der administrativen Statistik im A. X. Handels-
miristerium,. In 4 Blättern. Wien, 1857. Artaria & Comp. Mat.
1:1.250.000.
80. K. Kummerer : Bitter v, Kummersberg: Administratickarte der
Königreicht Galizien u. Lodomerien u. #, ww. im Met, von 1:115.200,
Bi. 43: Umgebungen von Koriowa, Wotorianka und Dolina ; nebst
Blatt mit Plan ron Krakau, Manssstab: 1: 10.800, ‚
81. IM. Fix: Wandkarte zur Geschichte des Preussischen Staa-
tes, insbesondere seit 1415. 6 Sektionen und drei Nebenkarten. Met.
1:473.0%0. Berlin, Simon Schropp. 1858. (Zu Nr. 1.)
32. W. Fin: Übersichtskarte des Preussischen Staats, Maassstab:
1:2.400,000. Mit sırei Nebenkarten (Zu Nr, 1.)
33. Berlin und Charlottenburg mit nächster Umgebung. Anfgen.
und herausgegeben im Mansastab con 1:12.00 der natürlichen Länge
con der topogrophischen Abtheilung des Küönigl. Preussischen Grossen
Generalstabs 1847.
34, Schulatias des Prewss. Staats, 9 Blätter, Met. 1:1.860.000,
Gotha, Justus Perthes., 1858. Auch unter dem Titel: Kleiner Atlas
des Preussischen Staats,
3%. AB. vr. Cornall: Geognostische Karte von Ober - Schlesien.
Met.: 1:200.000. 2. Auflage. Berlin, Simon Sehropp. 1857.
5. G. Theobald u. RB. Ludwig: Sektion Offenbach- Hanau-Frank-
Furt der geologischen Spesialkarte des Grossherzogthums Hessen und
der angrenzenden Landesgebiete im Maaststab von 1:50.000. Darm-
u ® Fa .
‚RFG : Geogmostische Karte der Kimigl, Preussischen
Ober-Lansitz. Mat.: 1:200.000. (Zu Nr. 5.) e
88. Karte von den land- und forstwirthschaftlichen Bordenklassen
der König. Preuss, Ober-Lausitz. Most. 1:200.00. (Zu Ar. 5.)
481
39. Dr. Ferd. Römer: Geogmostische Übersichtskarte der Juras-
sischen Weserkette und des augrensenden Gebiets. Met. 1: 80.000.
(Zu Nr. 28.} .
40. Leop. Kastner u. Aut. Hacker: Vollständigste und neueste
Yisenbahn- u. Telegraphenkarte ron Europa. Wien, 1857. (Zu Nr. 2.)
41. Leop, Kastner: Risenbahnkarte von Kuropa. (Zu Nr. 2.)
42, H. Abich: Physikalische Karte der Inseln Fulcano uw. Strom-
boli. Mar. 1:84.000,. (Zu Nr. 18.)
43. Th, Liebe: Geognustische Karte des Fleonorentkals bei Kö-
siritz. {Zu Nr. 19)
[1, 31, 32, Die Wandkarte zur Geschichte des Preussischen Staats
von W. Fix, Seminarlehrer in Soost, ist mit viel Fleiss bearbeitet, deut-
lieh und sauber lithographirt, aber , wie der Verf. selbst gefühlt hat,
enthält sie zu viel und hüsst dadureh die Übersichtlichkeit und Anschau-
lichkeit ein, welche doch gerade die Haupterforderniese einer Wandkarto
sind. Niekt weniger als 18 Farben wurden angewendet, um die Länder-
erwerbungen der vorschiedenen Regenten aus dem Hause Hohenzollern
darzustellen. Schon diess giebt ein hunter und keineswegs schönes
Durcheinsnder, aus dem man sich schwer herausfinden kann. Dazu
kommen noch eine grosse Anzahl ebenfalls farbiger Signaturen, welche
Gefechte, Belagerangen, denkwärdige Übergänge, Priedensschlässe u, u. w.
andeuten, sehr viele verschiedens Schriftarten, durchstrichene und un-
terstrichene Numen, so dass dus Verstündsiss dieser Wandkarte ein
längeres Studium erfordert. Dennoch konnte Vieles, wie z. B. die
grossen territorialen Veränderungen zu Napoleon's Zeiten, nicht ange-
geben, sondern musste auf Nebeukarten verwiesen worden. Diens ist
wiederum ein Beweis, dass es bei einer historischen Karte fast schlim-
mer ist, zu riel als zu wenig zu geben, und dass os nicht möglich ist,
die Gebietsveränderungen eines Staates wie Preussen durch mehr als
vier Jahrhunderte auf Ein Blatt zusammen zu drängen. Der begleitende
Text ist ein ziomlich umfangreicher Quartband, im welchem des reiche
Material der Preussischen Geschichte in übersichtlicher, grössten Theils
tabellarischer Form behamlelt wird. Zur Erlüuterung der Kurte dient
namentlich der zweite Abschnitt: Die chronologische Übersicht der Er-
werbungen und der äusseren Entwiekelung des Brandenburg-Preussischen
Stantes unter den Regenten aus dem Hause Hohenzollem. Um den
selbstständigen Gebrauch des Buchs zu erleichtern, ist ihm eine nach
der Wundkarte vereinfachte Übersichtskarte beigegeben worden, die als
Handkarte bei weitem nicht so durch Überfülle des Stoffes leidet win
die zu Schulswecken bestimmte Wandkarte, —
2, 3, 40, 41. Die von Lenp. Kastner verfassten Broschüren gehören
zu der grossen Zahl der tabellarischen Hälfsbücher zur Orientirung auf
Dampfschif- und KEisenbahn-Fahrten; der Verf, verspricht dieselben
durch mehrere im Laufe eines Jahres erscheinende Ausgaben stets anf
dem Laufenden zu erhalten. Die ron eben demselben und A. Hacker
herausgegebene Eisenbahn- und Telegraphenkarte kann jedoch eben so
wenig als die dem „Dumpfer’' angehängte ähnlicbe Karte auf Vollstän-
digkeit und Genauigkeit Anspruch machen. —
4. In dem Schriftehen von Hassenkamp, einem besonderen Abdruck
aus dem VII. Band der Würsburger Physikalisch- medizinischen Ge-
sellschaft, werden die Lagerungsverbältnise im Allgemeinen und die
Verbreitung der Braunkoblen Aber das ganze Hhön-Gebirge dargestellt,
so wie der Versmeh gemacht, die speziellen Lagerangsrerbälteisse der
einzelnen Ablagerungen näher darzulegen. Der Verf. theilt ferner ein
Verxeichniss der vorkommenden Petrefakten mit, so welt seine Samm-
lungen einer genauen Bestimmung unterworfen worden waren. Die Kob-
leniager der Rhön verdienen durch ihre geographische Lage «in beson-
deres Interesse, da sie das Verbindungsglied zwischen den tertiüren
Ablagerungen Süd-Deutschlands mit den norddeutschen Tertiärgebilden
herstellen. Die angebängte Steindrucktafel enthält drei geologlsche -
Profile, —
5,87, 38. In einem über 400 Selten gross Oktar enthaltenden
Bande hat Herr Prof. Glorker in Breslau die Resultate niedergelegt,
welche derselbe bei der im Auftrag der Naturforschenden Gesellschaft
su Görlitz im Sommer 1856 unterkommenen geogneostischen Durchfor-
schung und Aufsahms der Preussischen Ober-Lausitz und einiger Distrikte
dos Sächsischen Antheils gewonnen hat. Für diejenigen Landestbeile,
für weiche die Zeit dioser ersten Bereisung nicht erlaubte, die Unter-
suchung anf alle einzelnen Lokalitäten aussudehnen, wird der Verf. zur
weitern Vervollständigung seiner Arbeiten Supplemente liefern. Die tech-
nische und ükonomische Benutzung der vorkommenden Gesteine und
Mineralien ist überall, wo sich Gelegenheit dufür bot, in Betracht ge-
zogen worden. Funfzig erläuternde Holzschnitte sind in den Text ein-
gedruckt und aumer einem geognostischen Profil, welches «einen verti-
kalen Durchschnitt des Hauptstellenguerschlags am Weinberge bei Muskau
482 j
(Braunkoblen, Alaunerde) darstellt, zwei Karten, beide im Massstab von
1:200,000, beigegebon;, die eine derselben, die geognostische Karte, ist
vom Verf. selbst entworfen, die andere, eine land- und forstwirthschaft-
liche Karte, welche die verschledenen Bodenklassen darstellt, wurde von
der Skonomischen Sektion der Naturforschenden Gesellschaft in Gärlitz
angefertigt und mit Erläuterungen versehen. Die zu Grunde liegende
Terrain- und Sitnations-Zeichnung ist für beide Karten dieselbe und die
Ausführung lebenswerth, so dass beide ein klares und rerständliches
Bid dessen geben, was sie darstellen wollen. Für die gesgnostische
Karte sind, ausser Weiss, awanzig Farben oder farbige Breeichnungen
benutzt; «las zweite Blatt unterscheidet fünf Bodenklassın. —
6. Die Hornusgehber des Vaterlandsbuchs bezwecken die Abfassung
einer popnlären, zunächst für die Jugend bestimmten Beschreibung der-
jonigen Länder und Välker, welche das grosse Enroplische Mittelreich
bilden, also: Deutscher Bund und dis ausser demselben liegenden Üster-
reichischen und Preussischen Länder. Die Abfassung selbst ist der Art,
dass im Gegensatz zu der alt hergebrachten Systematik und Sucht,
möglichst viel Namen und Zablen zu geben, ein, wenn auch geordneten,
doch zwangloses, lebendiges und anschauliches Bild jener Länder ent-
worfen werden und, mit der Natur und der Geschichte derselben als
Hintergrund, such die darin wohnenden Völkerstämme nach dem cha-
rukteristischen Eigenthämlichkeiten ihres soelalen Lebens und ihrer in-
dustriellen und künstlerischen Thätigkeit gezeichnet worden sollen. Das
Bush will also ein unterhaltendes und belobremdes Lesebuch, kein sy-
stemätisches Handbuch sein, kann aber desshalb auch keinen Anspruch
auf die Vollständigkeit eines solchen machen, da Gattungsbilder an die
Stelle der lokalen Einzolbesehreibungen treten mussten und nicht jeder
Ort, Berg, Fluss u. #. w. genannt und beschrieben werden konnte,
Der eigentliche Zweck des Buches ist der, ein Gegengewicht gegen die
Menge jener populären Schriften zu bilden, welche ihren Stoff aus
fremden Welttheilen, fabelhaften Reisenbenteuern zu Wasser und zu
Land, nehmen; es soll statt dessen das Vaterland in seiner Eigenthim-
lichkeit und besonders in seinen Vorzügen dargestellt und Heimaths-
liebe und Nationalgefühl geweckt werden. Hierdurch bedingt ist auch
das starke Hervortreten des geschichtlichen Moments. Die bisher er-
sehlenenen Theile des umfangreichen Werks sind die „Geographischen
Bilder aus Österreich”, Bd. 1-3 (Bd. 4, Bilder aus Böhmen, Mähren,
Schlesien u. s. w., fehlt noch}, und die „Gengraphischen Bilder aus
Preussen”, von denen uns der erste und zweite Theil (Bd. 5 und 6 des
Ganzen), die östliehen Provinzen des Königreichs enthaltend, vorliegen,
Das Buch ist mit zahlreichen guten und lehrreichen Holzschnitton aus-
gestattet und wird sicher die weite Verbreitung finden, die es seiner Ten-
denz und seiner Abfassung nach verdient, wenn auch bei dem Reichthum
des zu bewältigenden Stoffes der und jener Manches darin vermissen sollte. —
7. Ein als selbstständige Schrift herausgegebener Abdruck der von
dem Verf. boreits im vergangenen Jahre im Bulletin der Goographischen
Gesellschaft in Paris veröffentlichten und von uns zur Zeit erwälnten
{rgl. „Geogr. Mitth.", Jahrg. 1867, 8, 324) ethnologischen Untersuchungen
über die Reste der Celten und Oymbrer im westlichen Europa. —
8. Die kleine Broschüre des Herrn Schübeler, Konservator am lio-
tanischen Garten in Christienise, ist ein besonderer Abdruck aus der
Hamburger Garten- und Biumenzeitung und verdient als originale und
renlienstliche Erörterung eines höchst interessanten physikalisch-gen-
graphischen Gegenstandes trotz ihres geringen Umfangs (40 88.) alle
Beachtung; Obstbäume und berrentragende Gosträuche erreichen , wie
bekanntlich das Pfinnzenleben überhaupt, in Norwegen ihre grösste Pol-
häho. Die erste Hälfte der Schrift enthält einleitende Bemerkungen
über Beschaffenheit und Gestaltung des Bodens von Norwegen, über
Klimatologie u. a. w., mit zahlreichen tabelinrischen Zusummenstellungen.
Diese physikalische Skisze Norwegens wird um so interussanter, weil
auch die angrenzenden Meerostheile, deren Verhalten gerade hier von
so grossem Einfluss ist, gebührende Beachtung finden und namentlich
auch genaus Angaben über den Lauf des su dieser Kiste gelangenden
Arms des Golf-Stroms mitgethoilt werden. Die zweite Hälfte enthält
eine Aufzählung und Charakterisirung der anf dem Titel genannten
Bäume und Sträucher, —
9, 10. Über die Arbeiten des Käiserl. Russischen Topographischen
Kriegs-Dipöts, deren Veröffentlichung in neuerer Zeit beschlossen wor-
den ist, ist ein ausführlicher Katalog ausgegeben warden, der ausserdem
27 Übersichtskärtcehen mit Angebe der Suktionseintheilung enthält, Die
vier ersten Abschnitte des Katalogs, die Karten und Pläne umfassend,
sind auch in Franzäsischer Sprache publieirt worden, aber olıne die er-
wähnten Übersichtstablenux. Die meisten und wichtigsten der nufge-
führten Kartenwerke sind von uns frliker zusammengestellt (vgl. „Geogr.
Mitt. 1857, 8, 475—476; 1858, 8. 136). —
Literatur.
11. Wir haben schon mehrere Male in diesen Berichten Gelegenheit
gehnbt, auf den Reichthum der Niederlande an Karten und andern Wer-
ken aufmerksam zu machen, weiche die Darstellung des einheimischen
Bodens bexwecken. Wir tragen hier die Erwähnung eines umfargrei-
chen Katalogs nach, welcher in 1072 Nummern fast alle diejenigen
Bücher und Karten aufführt, welche sich mit dem Waterstaat der Nie-
derlande, also mit den Flüssen, den Arbeiten zur Trockenlogung, den
Polders {eingedeichten Küstenstrocken), Deichen, Schleusen u. s. w.,
befussen. Es sind unter der gegebenen Zahl 359 Karten, theils ge
druckt, theils nur gezeichnet. Bümmtliche Werke «ind bei Frederik
Muller in Amsterdam gegen buare Zahlung zu haben. —
12. Aus der Übersicht dor Ein- und Ausfuhr des Königreichs Dä-
nemark ersehen wir, dass die erstere im Jahre 1856 2129,257,262 Pfd.
an Gewicht im Werth von 68,325,291 Thaler betrug, die Ausfuhr du-
gegen 1045,139,555 Pfd. im Werth von 34,535,059 Thir. Nur im
Hersogthum Holstein und den Läbeckischen Enklaren überstieg der
Werth der ausgeführten den der eingeführten Waaren. Seit dem Jahre
1847 hatte sich der Handel des ganzen Dänischen Ländorkomplexes
um 50 Proeent vermehrt. —
13. Herr Prof. Ür. Kriegk in Frankfurt a. M. tbeilt in einer als
Schulprogramm erschienenen Abhandlung seine Forschungen und Studien
über die physikalische Gengraphie der Thessnlischen Ebene mit, um
hierdurch einen Beitrag zur besseren Kenntniss dieses sowohl historisch
als auch dureh seine eigenthümliche, von dem Charakter der übrigen
Theile des alten Griechenlands abweichende Bodengastaltung geographisch
interessanten Landes zu liefern. Wir müssen dem Verf. für seine
fleissige Arbeit, in welcher natürlich auch die antike Geographie eine
besondere Beschtung erfährt, um so Jdankbarer sein, als trotz der zahl-
reichen Beisewerke, in welchen Thessalien mehr oder weniger einge-
hend beschrieben worden ist, dennoch viele irrthämliche Ansichten über
das Ganze oder einzelne Lokalitäten herrschen, ja sogar zum Theil
dureh manehe eben dieser Schriften verbreitet worden sind. —
14. Herr Delitsch, Lehrer an der städtischen Realschule in Leipzig,
giebt oine umfassende, mit kurzen Charakteristiken begleitete Aufzäh-
lung sämmtlicher Karten nu. #. w., welche seit dem Jahre 1549 über
die das frühere Kurfürstenthum und das jetzige Königreich Sachsen
bildenden Lundestbeile bis auf die neueste Zeit erschienen sind; nicht
nur die allgemeinen politischen, sondern anch die zu besonderen Zwr
cken dienenden Karten (Kultur-, llühen-, geognostische u. s, w, Karten)
sind mit eingeschlossen; endlich finden div verschiedenen Landssrer-
messungen, sowohl militärische ala auch die zu Verwaltungszwecken
unternommenen, Erwähnung. —
15. Wie in den vorhergehenden, so ersehlenen uuch in diesem
Jahre in unveränderter Kinrichtung statistische Tabellen über die Öster-
reichischen Gymnasien und Realschulen, welehe die verschiedonsten, in
Boxug auf Lehrer und Schüler in Betrucht kommenden Verhältnisse
berücksichtigen. Dieselben umfassen 40 Quartseiten und sind mit ein-
leitenden und ergänzenden Bemerkungen begleitet. Die Zahl der Gym-
nasien beirug 255 mit 50,195 Schülern, die Zahl der selbstständigen,
mit keinem andern Lehrinstitut verbundenen Realschulen 46 mit 10,478
Schülern. —
16, 17, 18, 48. Im einem Schreiben von Neapel, de dato 27. Sept.
1857, an Dr. Röth in Berlin berichtet Herr Guiseardi über die wäh-
rend der letzten Jahre durch Lava-Ströme Statt gefundenen Veränderun-
gen des Vosur-Kogols ; dem Bericht ist ein Holzsehnitt, den Vesuv-Krater
am 25. Sept. 1857 darsteilend, beigegeben. Verschiedene Erscheinungen
während des Ausbruchs im Winter von 1857— 1858 und Umgestaltungen
des Vosar-Kegels berühren die im vierten Heft enthaltenen drei Briefe
desselben Gelchrten, dutirt Nenpel den 23. November, den 19. Dezem-
ber 1857 und den 20. Jan. 1858. — In ähnlicher Weiss schildert in der-
selben Zeitschrift Herr Abich die Thätigkeit dieses Vulkans und na-
mentlich eine bis dahin nicht wahrgenommene Estweichung schwach
leuchtenden Gases während mehrerer Besteigungen des Berg» im Som-
mer 1857 (vgl. Nr. 26). Derselbe Gelehrte theilt an diesem Ort ferner
einen höchst interessanten und mit vielem Muth ausgeführten Besuch
auf dom Kraterboden des Stromboli mit. Am 25. Juli des vorgange-
nen Jahres bestieg Abich den Berg bis zur Höhe des innern Ernptions-
Kraters (2178°), 600’ niedriger als der höchste Punkt der äusseren Um-
wallung, welcher zugleich die hichste Spitze des Berges bildet (2778).
Nachdem er von hier aus die Beschaffenheit des Kraterbodenz und den
Mechanismus dor eruptiven Bewegung beobachtet hatte, welche beson-
ders in einem alle 67 Minuten sich wiederholenden Herrorbrechbu
einer starken Dampfwolke mit emporgerissenen glühenden Schincken bo-
stand, machte ea ihm ein hinlänglieh starkor Luftzug, der, in südweat-
lieber Richtung in den Krater eindringend, Dampf und emporsprifzende
Literatur.
Lava auf die entgegengesetzte Seite trieb, möglich, auf den 600° tiefer
liegenden Kraterloden hinabzusteigen. Unter dem Schutze jenes Luft-
stroms gelang es, diesen letzteren genau zu untersuchen, und wenn die
Schwierigkeiten der Situation es auch nicht gestattete, über die Natur
der aufsteigenden Dämpfe positive Gewissheit zu erlangen, so erkannte
er doch, dass sieh dieselben ron denen des Vesur wesentlich verschie-
den erwiesen, dagegen grössers Analogien mit denen der Insel VYulcano
und des Atna zeigten. "Nachdem Abich möglichst viele feste Stoffe ge-
sammelt und es solbst zwoimnl gewagt hatte, von dem Gipfel des 20’
hohen, Jen mittleren Hauptschlund umgebenden Eruptionskegels, aus
welchen die erwähnten Explosionen erfolgten, Proben der hier abgela-
gerten Sublimationen zu erbeuten, nthigten ihn die halb verbrannten Klei-
der und Schuhe sur Rückkehr. Nebst der Beschreibung des Berges und
seiner Besteigung werden noch einige Bemerkungen über die chemische
Natur einiger der gesummelten Substanzen mitgetheilt. Eine beigege-
bene Tafel enthält die physischen Karten der Inseln Yulcano und Strom-
bali nebst mehreren Profilen derselben, vom Verf. selbst auf Grundlage
Nenapolitanischer Köstenkarten und nach eigenen Aufnahmen entworfen und
gezeichnet, im Maassstab von 1:84.000, Ein in den Text eingedruckter
Holzschnitt stelit Stromboli vom Norden gesehen dar. —
Nr. 19 ist ein Nachtrag zu einer früheren, in denseiben Blättern
veröffentlichten, Arbeit des Verfassers mit einem in sieben Farben aus-
geführten topogrephisch-geognostischen Kärtchen des Eleonoren-Thalos
bei Kästritz, —
20. Untersuchungen über die verschiedenen nbenluten Höhen, bis zu
welchen die drei wesentlich verschiedenen Sedimente der Diluvial-
Epoche, Sand, Mergel und Lehm, in Nord-Dentschland hinaufreichen,
Der Verf. batte diese Untersuchungen früher nur im eigentlichen Flach-
land angestellt, dieselben jetst aber auch auf hüher gelegene Landes-
theile (bis 1300) ausgedehnt. —
21. Ein Brief des Herrn Bornemanun au Alex. von Humboldt, de
dato Neapel 29. August 1856, in welchem der Schreiber einen sum-
marischen Bericht über mehrere Besteigungen des Vesuy und eine
Bereisung Sieilions und der Liparischen Inseln giebt, bei welcher letz-
teren hauptsächlich geognostische Beobachtungen angestellt wurden. —
23. Eine eingehende Darstolleng der geognostischen Verhältnisse
der Provins Pommern, is welcher namentlich auch deu Veränderungen
des Ostsee-Strandes Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Abhandlung
sind Bemerkungen über die technische Gewinnung und Benutzung der
in der Provinz Pommern vorkommenden Mineralstoffe beigefügt. —
23, 39. Der zuerst von Friedr. Hofmarı mit dem Namen „Weser
Kette‘ zusammengefasste Höbenzug, weleher von Hameln bis zur Haase
in westnordwestlicher Richtung etwa 13 Deutsche Meilen weit sich
hinzieht und ven dem als Porta Westphalica allgemein bekannten
Durchbruch der Weser in zwei Abaehmitte getrennt wird, ist der Ge-
genstand dieser geognostischen Monographie, die, fast den Umfang eines
Aufsatzes überschreitend, 149 Seiten der Zeitschrift der Deutschen Geo-
Ingischeg Gosellschaft füllt, Der genannte Höhonzug gehört zu den
Jura-Bildungen des nördlichen Deutschlands, die bisher zur in einzel-
non Gruppen besehrieben worden sind; es fehlte dagegen für die Jurs-
Bildungen der Weser-Gegenden, oder genauer gesagt des Gebiets zwi-
schen Weser und Ems, sowohl an jeder zusammenhängenden Beschrei-
bung als auch au einer über die geognostische Karte Friedr. Hoffmann’s
hinausgehenden graphischen Darstellung. Durch die vorliegende Arbeit
ist diese empfindliche Lücke endlich ausgefüllt, wesshalb wir dem Verf.
für diesen werthrollen Beitrag zu dor gengnostischen Beschreibung
Deutschlands besanders verpflichtet sein müssen. Die zu Grunde lie-
genden Benbaehtungen wurden vorzugsweise in den Jahren 1850—1#51
angestellt und bilden sinen Theil der geognostischen Untersuchungen
und Aufnahmen, welche zum Zweck der Herstellung einer gengnosti-
schen Karte von Rheinland und Westphalen im Auftrag der obersten
Preussischen Bergbehördse während einer lüngeren Reihe von Jahren
von dem Verf. ausgeführs. wurden. Zur Aufhellung einzelner Punkte
wurden indessen die betreffenden Gegenden auch während der zuletzt
vergangenen Jahre zu wiederholten Malen bosuebt, Der Darstellung
der geognostischen Zusammensetzung selbst geht eine Schilderung des
orographischen und stratographischen Verhaltens der Woser-Kette voraus;
es folgt dann anbangsweise «eine übersichtliche Beschreibung der Thal-
fliche zwisehen der Weser-Kotte und dem Teutoburger Wald, so wie
der Ebene im Norden der ersteren, um es so zu ermöglichen, bestimm-
tere Vorstellungen über diejenigen Vorgänge zu gewinnen, denen die
Weser-Kotte in der gegenwärtigen Gestalt ihren Ursprung verdankt.
Eine in tabellariseher Form entworfene vergleichende Übersicht der
Jura-Billangen der Weser-Kette mit denjenigen in andern Theilen Nord-
Deutschlands bildet den Schluss der Abhandlung. — Die beigefügts Karte
Potermann’s Geogr, Mittheilungen. 1858, Heft XI.
483 .
ist ein Auszug der während jener oben erwähnten Untersuchungen geo-
gnostisch kolorirten Preussischen Generalstabskarte und der Papen’schen
Karte des Königreichs Hannover und stellt ebenfalls die im Norden
und Säden die Weser-Kotte zumächst begrenzenden Landestkeile dar,
„Sie ist ohne Terrainzeichuung in Furbendruck mit 17 Farben ansge-
führt. Eine zweite Tafel stellt die Schiehten am Jakobsberge unweit
Minden im Profil sammt ihren organischen Binschlüssen dar, —
24. Mittheilungen des Herrn Lojean über seine Reisen und Samm-
lungen in der Europäischen Türkei und den Donau-Provinzen in Briofen
„un Desjardins und Jomard; kurse Boschreilung eines Ausflugs von
ur nach Troora u. s. w. (Vgl. Geogr. Mittk. 1858, Heft IV,
. 158.) —
25. Als Ergünsungsarbeit zu der grossen Russischen Breitengrad-
messung wurden bekanntlich im Sommer 1854 zwischen Pulkowa und
Dorpat 31 Chronomoter zehn Mal hin und her geführt, um die ganze
*Läbge des Dorpater Meridians genau xu fixiren. Nach Otto Steure,
unter dessen Leitung diese Operation ausgeführt wurde, hut sich als
Resultat ein Zeitunterschied von I4= 25,115% zwischen beiden Stern
warten herausgestellt; Dorpat liegt demnach von Ursenwich ih 46m
53,356% östlich. Dieso Bestimmung ist um 1,5% geringer als die frü-
here nur auf Mondsbeobachtungen basirte, was genau mit der Korrek-
tion der Dorputer Beobachtungen übereinstimmt, weiche Hansen bei
Bearbeitung seiner Mondstheorie fand, die er vorzugsweise auf Green-
wicher und Dorpater Beobachtungen begründet hat, —
26. Hei der Stadt Ssorpuchow, 90 Warst südlich von Moskan, sind
nach G. vr. Helmarsen’ mit einem 325 Fuss tiefen Bobrloch durch Herrn
Romanowsky zwei Kohlenflätze aufgeschlossen worden, welche bewei-
son, dass die der Kahlenformation ungehärigen Schichten (Borgkalk),
welche in den Gowrernements Nowgorod, Twer, Smolensk, Moskau,
Tula und Kaluga in einem grossen Becken abgelagert sind, wirklich
Kohlen führen. Bei Moskau hatte man zwar Ende 1856 in 490 Fus-
Tiefe noch keine Kohlen angetroffen, doch waren dort erst die Kreide
umd der Jura zu durchbohren gewesen. Von Helmersen giebt oin skir-
sirtes Profil der Schichtenfolge und erläutert dasselbe durch einige Bo-
merkungen. —
27, H. Abich behandelt in diesem Aufsatz denselben Gegenstand,
über welchen er in der Zeitsehrift der Deutschen Genlogischen Gesell-
schaft beriehtet hat, und giebt eine vergleichende Übersicht der seit
dem Jahre 1838 angesteliten Höhenmessungen der einzelnen Spitzen des
Vesur-Gipfels, —
28. In dem Bericht über die Vertheilang der Demidof’schen Preise
von Seiten der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg im J.
1356 interessiron uns vor Allem die eingehenden Analysen der zu den
gekrönten Arbeiten gehörenden Werke von Nebolsine über den Verkehr
Russlands mit Central-Asien and von Solorieff über die Statistik des
Gourernements Smolensk. —
29. Diese nett ausgeführte und mit entsprechender Sorgfalt auf Um-
risse und die Orthographie der Eigennamen gearbeitete Karte enthält
ausser den richtig eingetragenen Örenzen der politischen Eintheilung
(mit Ausschluss des letzten Ranges) und allen Hauptorten der Bezirke
die Eisenbahnen, so weit deren Tracen festgestellt sind, die Reichs-
strassen, Kommerzinlstrassen, einige Hauptrerbindungswege und die
* Schifffahrtsangaben, dann die durch Kolorit herrorgahobenen Grenzen
der Finanz-Landes- und Besirks-Direktionen, 'die Ares der vom Zoll ans-
geschlossenen Freihsfen und Handolsgebiete, ferner alle Orte mit Steuer-,
Zoll- , Controle-, Stempel-, Sale- und Nerisionsümtern, die Tabak-Ara-
rialfabriks- und Hauptrerschleissorte, die Finanzwach-Kommanden , die
Sitze der Handelskammern, kurs, alle auf Besteuerung, Waurenrerkehr
und Stastamonopol bexäglichen Daten, dio für den Stastshbeamten,
den Kaufmann, den Statistiker von Wichtigkeit sind. Eine eigene Ta-
beile macht die Gliederung der gesummten Finaszleitung ersichtlich
und ein Beiblatt geht noch genauer in die Gliederung der Ministerien
der Finanzen und des Handels ein. Was nicht gegeben wurde, be
schränkt sich auf den Postverkehr, das Telegraphennstz und auf die
untergeordnoten Berg-, Salinen-, Forst-, Staatsgüter-Verwaltungen, die
montanistischen Fabriken, Lottoämter u. =. w., welche wegen Über-
füllung der Karte mit Zeichen und Namen nicht aufgenommen werden
konnten. Durch graus Farbe ist der Grenzbezirksstreifen hervorgoho-
ben, in welchem für den Verkehr gewisse Beschränkungen bestehen,
Leicht verständliche Zeichen (Afixe an die Ortsnallen und Anfangs-
Buchstaben) sind nebst den Farben die Mittel, die ärtliehe Vertheilung
der Ämter, Magazine, Ansageposten u. s w. ersichtlich zu machen;
ein Totalüberblick jeder einzelnen Kategorie kann auf diese Weise wohl
nicht orsiolt werden, allein bei der Schwierigkeit einer zu häufigen
Anwendung des Farbendrucks umd folgerichtig einer zu unverhältuiss-
53
Aas4
mässigen Verthenerung der Karte war eine andere Feststellung der An-
ordnung nicht wohl möglich. Innerhalb der gestellten Grenzen haben
Verfesser und Zeichner das Müglichste geleistet und ohne Zweifel wird
ihr harmonisches Zusammenwirken und ihre gewissenhafte Genauigkeit
‚die verdiente Anerkennung finden. Sollten etwa weiter gehende Wünsche ,
ausgesprochen werden, so könnte höchstens nach erwähnt werden, dass
vielleieht die Tabelle in den Text hätte verwiesen und der Raum mit
ein puar kleinen Nebenkärtchon nusgefällt werden können, suf welchen
neue oder zur Erleichterung der Hauptkarte und zur besseren Übersicht
dieser abgenommene Daten graphisch zusammengestellt Platz gefunden
haben würden. Ferner vermisst der Gebraucher einen Maussstab ,, der
in manchen Fällen sehr nöthig wird, jedoch leicht nachgotragen werden
konn. Die Karte ist «in erfreulicher Deweis der regen Thätigkeit, die
im Kreise des Statistischen Bureau's herrscht, dessen Individuen in dem
rastlosen Bemühungen ihres bochverehrten Chefs ein würdiges Beispiel
zur Nocheifernng finden. —
80. Über den Charskter dieser in 60 Blättern erscheinenden Karte
vorgleiche man Geogr. Mitik. 1857, 8. 61 und 62; 1858, 5. 142, —
33. Die von dem Königl. Preuss, Grossen Generalsteb entworfene
und herausgegehene topographische Karte von Berlin und Charlotten-
burg mit der nächsten Umgehung der beiden Städte umfasst vier in
Farlendruck ausgeführte Blätter, die zu einem Ganzen xusammen-
gesetzt ein höchst effekt- und geschmackvolles Kartenbild geben. Ausser
der vortrefllieken Haltung der Zeichnung und der Sauberkeit der Aus-
führung ist es besonders die glückliche Wahl und Zusammenstellung
der Farben im Allgemeinen, was diese Wirkung hervarbringt; es
tragen hierzu namentlich auch die verschiedenen Nüaneirungen des
Grün, welche zur Anwendung gekommen sind, bei. Ferner ist die
* Darstellung der öffentlichen Porka. ala besonders gelungen zu erwähnen:
Dagegen hat das Centrum, der eigentliche Plan der Residenzstadt,
dadurch etwas gelitten, dass die Farben sehr dick, zu wenig transpa-
renf erscheinen und die Schrift theilweis verdecken und undeutlich
machen. Der Farbendruck ist mit aller Sorgfalt hergestellt und verdient
rolle Anerkennung. —
#4. Der Schulatlas des Preussischen Staates hat dieselbe Tendenz
wio der bereits in dritter Auflage vorliegende Schulatlas der Österrei-
ehischen Monarchie, er soll eine Ergünzung des bekannten Stieler’schen
Schnistlas über alle Theile der Erde bilden, da in diesem letzteren die
einzelnen Theile Österreichs und Preussens nieht in so spezieller Weise
dargestellt werden konnten, wie es für die Schulen der beziiglichen
Staaten erforderlich sein dürfte; denm man fühlt mehr und mehr das
Bedürfniss, bei dem geographischen Unterricht von dem eignen Vater-
lande auszugehen und eine genauere Konntniss desselben zu erzielen.
Der Atlas enthält eine Übersichtskarte des Preussischen Staates im
Masssstoh von 1:5,500,000 und acht Provinzkarten im Manssstab von
1:1.850.000 mit 13 Nebenkärtehen, welche die wichtigsten Städte mit
Ihren Umgebungen, das Riesengebirge, den Begierungs-Bezirk Sigma-
ringen und den Jnde-Busen darstellen. Die Karten zeichnen sieh dureh
vollständige politische Eintheilung, gründliche Bearbeitung, schr sau-
bern Stich und hübsches Kolorit aus. —
5, V, Carnall’s Geognostische Karte von Oher-Schlesien beschränkt
sich zwar auf ein verkältnisemäesig kleines Gebiet und hat daher mehr
ein Spexinlinteresse, nie wird sber durch eine ungemein detaillirte Un-
terscheidung der Formationen — ts werden n. A. drei Formationen
der Tertlür-Periode, drei der Jura- und, fünf der Muschelkalk-Formation
unterschieden — nnd durch den Kinschlues dos interessanten Kohlen-
Eisenfelds Öber-Sehlesiens, in welchem sogar das Streichen der ein-
zelnen Steinkohlenflätze angegeben ist, zu einem der werthrolisten Bei-
träge zur genensntischen Karte von Deutschland. Leider fehlt die Ter-
rainzeichnung gänzlich, mur der Verlauf der Wasserseheiden ist ange-
deutet warden. Dagegen sind eine sehr dankenswerthe Beigsbe die
zwölf sehr sorgfültig ausgeführten Profile mit Höhenlinien von 100 zu
100 Fuss, Die Ausführung in lithographischem Buntdruck ist snuber
und geschmackvoll, —
36, Die Sektion Offenbaeh der vom Mittelrheinischen Geologischeh
Verein herausgegebenen Geologischen Spexialkarto des Grossherzagthums
Hessen bleibt in keiner Weise hinter den drei früheren Sektionen (Fried-
berg, Giessen und Büdingen; ». Geogr. Mitth. 18657, $. 432} zurück.
Sie enthält einer Beita einen Theil des Mainzer Tertiärbeekens und
schreitet anderer Seite, indem sie die Main-Ebrne zwischen Meinflingen
oberlisih Seligenstadt und Frankfurt umfasst, an den stiälichen Rand
der Malde des Todtliegenden heran, woleher sich mm die metnmorplo-
sirten Schiefergssteine des Odenwaldes anlegt. Gleichzeitig bildet die
im Osten der Kartti herrortretende Oneiss-Paren eine bedeutungsrolla
Hinweisung auf die Gebirge des Odenwaldes und Spessarts, als deren
Literatur.
#
Verbindangsglied sie sich charakterisirt. Ausser dem betreffenden
Grossberzogl. Hessischen Gebiete dehnt sich die Sektion über einen
Theil des Frankfurter Stadtgebietes und einen bedeutenden Theil Kor-
hessens aus, indem sis mit der Sektion Hanau der topographischen
Karte 'des Kurfürstenthums zuesmmenfällt. Ein 60 Seiten starker Text
giebt die eingehenden Erläuterungen und enthält u. A. ein reichbaltiges
Hühenverzsichniss.)
ASIEN,
, Bücher,
1. Rer. A. A. Isaaes, M. A.: The Dead Sea, or Notes and
Öbservotions made during @ journey to Palestine etc. London, 1857,
Mit Illustrationen,
2. Werken von het koninklijk institwutroor Teal-Land en Vol-
kenkunde van Nederlandsch Indif. Qde afdeel. Het Bock Adji-Säks
ete, Tit de poözie in Jaraansch prosa orergebragt door C, F. Win-
ter, 8r, Met een witwoerig bijesegeel tot het Jaraansche woordenboe}
ron Geriche en Roorda. Amsterdam, 1867.
Anfsälse,
8. Fr. Junghuhn: Der Zustand der angepflanzten China-Bäume
auf Java zur Zeit des Besuchs Sr, Exre. des General-Gourerneurs
von Niederländisch-Indien Chr. F. Pahud, Ende Juni und Anfangs
. KASPER, 15. März.)
.„ Dr. Pr: Religionssekten in Ost-Indien. (Magasin für di
Literatur des Auslandes, Nr. 24 w. 26.) ae
5. E. Lamansky: Eeguwisse geograpkigue du Bassin de la Mer
d’Aral et quelques traiis des mocurs des habitants de Boukhara,
Khira et Kokan. (Bullet, de la Soe. de @dogr. de Paris, Januar ir
Februar.)
6. -Peichili, der Chinesische Hofkreis. (Ausland, Nr. 12.)
T. Schwarts: Bericht über den Fortgang der Sibirischen Exrpedi-
tion. Mit Karte. (Bote [Wjestnik] der Kaiserl, Russ. Geogr. Gesell.
schaft in 8t. Petersburg, Heft V, 1868.)
P. w, Semenmw; Erste Besteigung des Tian-schan (Himmels-
gebirge) bie zur Quelle des Syr Daria. Mit Karte. Ebenda.)
9. Beschreibung der grossen Nebenflüsse des Amur, Zweiter Auf-
satz. Lauf der Flüsse Mön und Chulcha, (Ebenda.)
. Karten.
10. Chart of the Ray of Bengal, eompiled chiefly from survey
of the de af the Eombit East India Company 4 John Walker,
Geographer to the Company. Londen, 1857. Mst. 1: 2.080.000.
11. Military Map of India. Lihographed at the Topographical
Depot, War artment, 1857, under the direction of Capt, Eiphin-
stone, R, E, Mst, 1:4.066 000,
12. Dr. H. Kiepert: Karte von Armenien, Kurdistan und Azer-
beidschen, in 4 Flatt, im Anschluss an die rier westlichen und nt
lern Blätter der Karte von Klein-Asien. Berlin, Simon Schropp,
1868, Mat. 1:1,000.000. j
13. F. Handike: Wandtarte von Palästina, zum Vebranch für
Schulen "eingerichtet, 4. Auflage, Glogeu fohme Jahrzahl), Met.
1:376.000. j
14. Karte des Flunsgebiete des Witim und einiger benachbarter
Flüsse, Entworfen von dem Hauptastronomen der Sibirischen Expe-
ditim Schwarts. (Zu Nr, 7.)
15, P. r. Semenoe; Karte eines Theis von Taner- Arien mit dem
Deungarischen und Transilischen Alatau, dem Tian-schen u. Isayk-
kul, Mat, 1:4.190.000. {Zu Nr. 8)
fi. Der Verf. der kleinen Sehrift The Dead Sen n. s. w,, wolcher
sich für die angebliche Entdeckung der Ruinen der sogenannten „fünf
Stälte der Ebene” an den Ufern des Todten Meeres durch Herrn de
Sauley lebhaft interessirt hutte, benutzte eine in den letxten und ersten
Monaten von 1850— 1857 unternommene Reise nach Palästins, jene An-
gaben einer genuuen Prüfung an Ort und Stelle zu wnterwerfen. Mit
Herren de Suuler's Beschreibung in der Hand besuchte er im Stid-
westen und Nordwesten des Todten Meeres diejenigen Örtlichkeiten, an
welchen jener die Überbleibeel ron Bodom, Zonr und Gomorrha gefunden
haben wollte. Das Resultat dieser Nachforschungen war die zänzliche
Cirundloeigkeit der Behauptungen de Sanley’s. Die heziiglichen Loka-
Jitäten wurden photographisch aufgenommen und in trefflichen Holz-
sehnitten dem Buche beigegeben. Am Schluss des letzteren schildert
der Verfasser die Konfigurstion des Landes in der Nachbarschaft des
Todten Meeres in Bexug auf die Angaben der biblischen Gengraphie,
Literatur.
welche er damit in Übereinstimmung su bringen sucht, und bemübt
sich, nach Beriehten des Alten Testsmentes nachzuweisen, dass der Jor-
dan vor der Entstehung jenes Meeres einen Ausfluss in das Kothe
Meer gehabt habe, — 2
2. Durch die Güte eines Herru Korrespondenten zu Amsterdam ist
uns ein Band der Werke des Kgl. Instituts für Sprach-, Land- u. Välker-
kunde zugeschickt worden, welcher in Javanischer Sprache die Mythen
erzählt, welche sich unter den Jaranen Gber die Geschichte ihrer Insel
bis zur zweiten Hälfte dea 14, Jahrhunderts n. Chr, erhalten haben.
Das Werk, nach dem mythischen Pürsten (Adji-) Säk&A genannt, ist ur
sprünglich ein Javanisches Gedicht und wurde Behufs des Unterrichts
in dem vormaligen Institut zu Surakarta (Java) thells ron einem ge-
lehrten Jaranen, theils von Herrn Winter in Prosa übertrugen; das
zugehörige Wörterbuch wurde von Herrn Gerieke und Roorda bedeutend
vermehrt und das Önnze in seiner jetzigen Gestalt von Letzterem und
Herrn J, J. B. Gnal im Namen des eingehend genannten Iustituts her-
ausgogeben. —
3. Frans Junghuhn, welchem die Oblrut über die durch J. K, Hass-
karl von Porn nach Jura übergesiedelten China-Biumse anvertraut ist,
beschreibt sehr ausführlich einen Ausflug, den der Goneral-Gourerneur
Pahod is seiner Begleitung im Sommer vorigen Jahres zur Besichtigung
der Anpfanzungen unternommen hat, und giebt dabei einen vollständigen
Bericht über den Stand dieser Anpflanzungen, Sie befinden sich an neun
Punktan der Preanger Regentschaft, in Höhen von d000— 000 Par. F.
über dem Meere, und bestehen aus etwas über 300, meist noch annz
jungen Pflanzen der Cinchona Callsaya, lancenlats, lancifolia und ovata.
Die Abhandlung enthält aussordem systematische Untersuehungen über
die Unterabtheilungen der Cinchona, zahlreiche physikalische Bemor-
kungen über Temperatur, Bodembeschaffenheit, Vogetation der auf dieser
Inspektionsreise besuchten Gegenden und eine schr interessante Paral-
lele zwischen vertikalen Pflanzen-Zonen in Peru und auf Jar. —
Ne. 4 ist eine Übersicht der mannigfaltigen Religionen und Sekten
in Ost-Indien mit Bemerkaugen über ihre Entstehung und Geschichte. —
5. Here E. Lamansky, der gelehrte vormalige Sekretär der Kaiserl.
Russischen Gengmphischen Gesellschaft, hat für die Zeitschrift der
Pariser Goographischen Gesellschaft eine Abhandlung über den Aral-
Ser und die in seinem Stromgebiet gelegenen Länder nusgearbeitet.
Er verfolgt die Entwickelung unserer Kenntnis vom Aral-Seo, dessen
Existenz noch zu Anfang des 18, Jahrhunderts ausserhalb Russland in
Europa unbekannt war und dessen Erforschung man fast ausschliesslich
den Russen, namentlich Murarin (1741), Berg (1825—1#26), Jemtschnj-
nikoff (1840), Blaramberg (1841), Danilewsky (1842), Schulz und Lemm
(1946) und Butakoff, verdankt. Sodann »kiszirt er die historischen
Vorgänge, welche zu «der Gründung der Chonste im Sitden und Osten
des Arsi-Ree’s geführt haben, giebt eine kurze geographische Beschrei-
bung dos Soe’s, des Syr-Darjz, Amu-Darja und der Gobieten von Kokan,
Buchara und Ohlwa, und geht zuletat ausführlicher auf die soeialen
Zustände dieser drei Stanten ein. —
6. Der ungenannte Verf. dieses Aufsatzes giebt in demselben eine
übersichtliche Beschreibung der natürlichen und palitischen Eintheilung
des ChinesischenBeichs und ins Besondere eins physikalische Skizze des
Kreises Petsehili, in welchem die Kuiserl. Residenz Peking liegt. Die
neueste, unter der Mandschu-Dynastie vorgenommene Eintheilung theilt
das Reich in 19 Abtheilungen, welche Kreise, nicht Provinzen, genannt
werden. —
7,8, 9, 14, 15. Aus dem Inhalt des 23, Theils (1853, Heft V) des
Wjestnik oder Boten der Kaiserl, Russischen Gengraphischen Gesell-
schaft sind die folgender drei Aufsätze von allgemeinem Interesse;
3) Brief des Hanpt-Astronomen der Sibirischen Expeilition, H. Schwartz,
mit einer Karta des Flussgebiets des Witim. Derselbe enthlllt einen
kurzen Reisebericht dienes Gelehrten, in welchem er süerst die Gründe
suseinandersetzt, die ihn verhinderten, den Fluss aufwirts von der
Mündung weiter als eln Drittheil seines ganzen Laufes zu verfolgen.
Als Hauptrosultot seiner Reise ist die gongraphische Ortsbestimmung
von sechs Punkten und die heigelegte Karte, oder vielmehr nur Karten-
skizge, zu betrachten. Eine Vergleichung derselben mit der Karte Sa-
borinsky’a von Ost-Sibirien zeigt, dass, obgleich die letztere die Haupt-
windungen des Flusses richtig angiebt, doch die Entfernungen zwischen
den «inzelnen Punkten fast um das Zweilsche ausgedehnt sind und
dadurch der ganzen Gegend des untern Witim ein durchaus anderer
Charakter verliehen wird, als ihr in der Wirklichkeit zukommt. Ferner
sind die Ergebnisse der Heier des Herr Ussoltzow ron der Festung
Gorbitsen durch die Flussbette der Olckma und Mokla bis zur Quelle
des Flusses Tscharı und der Reise den Herm Kryschie zur Quelle der
Lens und Kirenga kurz besprochen, Endlich ist dem Briofe ein B»-
|
)
]
}
I
485
rieht über die Arbeiten des Herrm Raschkom hinzugefügt, aus welchem
hervorgeht, dass von ihm mehrere Ortsbestimmungen gemacht sind, von
denen aber zwei am Amur gelsgene, die Mündungen der Flüsse Bureja
und Strelka bezeichnende Punkte von besonderer Wichtigkeit sind, da
sie mit vier früher bekannten sechs feste Punkte geben, an welche sich
die von Herrn Peschtschurow und Roschkow ausgeführten chronometri-
schen Längenbestimmungen anknüpfen. — %) Erste Besteigung des Tien-
schan u. «, w, durch Herrn P. v, SBemenow. Dieser Bericht ist in dem
zweiten Theil von Herrn v. Semenow’s Aufsatz in den „Üeogr. Mitth.”,
1858, Heft IX, enthalten. Die im Wjestnik publicirte zugohärige Karte
wurde für unsere Tafel 1% bemutzt, aber durch Manuskriptzeichnungen
vr. Bemenom’s und andere Quellen bedeutend erweitert und vervollstäin-
digt, so wie such die Profile, schematischen Skirsen u, #. w. auf der
Karte im Wjestaik fehlen. — 3) Beschreibung der grossen Nebenilässs
des Amur. Zweiter Aufsatz (orster Aufsatz Th. XIX, Abth. IE,
8. 109— 125). Lauf der Flüsse Non und Chulels. Entbält eignmtlich
nur die einfache Aufzählung einor grossen Anzahl von Flüssen, die das
System der genannten beiden Nebenflüsse des Amur bilden, Der Lauf
derselben ist nur nach den Himmelsgegenden und einigen Ortschaften
beeeichnet und die Entfernungen von einer Mündung zur audern mei-
stens in runden Hunderten von Meilen angegeben. —
10. Die grosse, schöne Karte der Bai von Bengalen von John Wal-
ker reicht von Caleutta Im Norden bis zur Nonlspitze von Sumatra im
Süden und vom Kap Comorin im Westen bis Pulo Penang im Osten
und ist eine Verarbeitung der bis in die neueste Zeit ausgeführten Auf«
nahmen durch die Ofliziere der Ost-Indischen Kompagnie, Als Seekarte
beschränkt sie sich auf die Darstellung der Küsten und Inseln, deren
Umrisse sehr detaillirt gezeichnet sind, enthält zahlreiche Tiefenangaben,
die Positionen der Leuchtthürme und amı Bande eine Anzahl Nebenkar-
ten elnzelner Klistenpunkte, Buien und Häfen in grüsserem Maassstabe, —
11. Auf der nützlichen Militärkarte vom Indien sind die Haupt-
strassen nebst den Jaran gelegenen wichtigsten Orten mit Bezeich-
nung der Entfernungen, die Eisenbahnen und Telegraphenlinien mit
Unterscheidung der vollendeten und im Bau begriffenen und die Ein-
theilung der drei Präsidentschuften in Militärdirisionen angegöben. Fe-
stungen und Militärstationen sind nicht besonders bezeichnet. —
12. H, Kiepert’s Karte von Armenien, Kurdistan u. s. w. umfasst
den bedeutenden, in vielen Theilen wenig bekannten Landstrich zwischen
354° —41” N. Br. und 38° nnd 50° Östl, Länge von Örcenwich
(35° — 47° Östl L. von Paris), ist sehr fleissig bearbeitet , zut ii-
thographirt, und obwohl dor Verfasser die neueren Russischen Arbeiten
in Trans-Kaukasien und Azerbeidschan nicht dabei benutzt hat, ist sie
doch eine der werthrollsten Karten, die wir über jene Länder besitzen. —
13. Die in Farbendruck ausgeführte Wandkarte von Palistina von
F. Handtko erscheint uns etwas klein für Schulzwecke; ihre Ausführung
ist klar und nicht durch zu viel Detail überladen, doch ist die Dar-
stellung des Terrains mangelhaft und lässt gerade das Hervortreten der
Haupt-Grundstige des Landes, wie jenes tief eingeschnittense Depres-
siousgebiet, vermissen.)
AFRIKA
Bücher. -
1. Thomas J, Hutchinum, H. B. Ms Umsil for the Bight of
Biafra ete,: Impressions of Western Africa. Wirk ermarke om the
diseases of the elimate a a report «m the preuharities af trade up
the Rivers in the Bight of Biafra. Londen, 1858.
2. Baron Henri Aucapitaine: Les emfine militaires de la Grande
Kabylie sous la domination Turque. Paris, 1851.
3 TA, Kutsehy, Kustos- Adjunkt am K. K. Botanischen Hofkabi-
net: Die Vegetation und der Kanal auf dem Isthmus von Suer,
Wien, 1858,
Anfsliize,
4. Jomard: Remargues aur POasie de Syonahk on de Jupiter
Ammon, miries d’me relation de M. James Hamilton, (Buller. de
la Soe. de Göogr., de Paris, Januar und Febrnar.)
db, Reinaud: Extrait d'un memoire sur les populations de ! Afri-
que septentrionale, leur dangage, leurs eroyances et leur dat swwial
aux differentes dpoques de Dhistoire, (Nowrelles Annales des Foya-
ges, Februar.)
6. J. Champmorel: Les source du Nil,
Nr. 21.)
7. The Niger Expedition — Laoas of the Dayspring. Mit einer
Illustration. (Church Mission. Intelligenoer, Mirs.) .
3”
{Moniteur de lo Finste,
A86 Literatur.
Karten,
8. Africa, Sheet VI. From the Julia Islands to Muscat, with Ihe
eutrance to the Ned Sen, by order of the Hiyht Hondie the Lords
Commissioners of the Admiralüy under the direefion of Capt. W. F\,
W, Owen from 1822—1826. Corrected 1866. Mst. 1:3,600.000,
li. Herr Hutchinson, Britischer Konsul für die Bei von Bisfra und
die Insel Pervando Po und dem Puhlikum bereits als Theilnehmer und
Besehreiber der im Jahr 1854 zur Erforschung des Niger u. s, w.
glücklich ausgeführten Expedition auf der „Plejade” bekannt, bat in
diesem interessanten Buch „Eindrücke aus West-Afrika' ein Panorama
der Küste vom Senegal bis zu dem Cameruns nebst den Inseln Fer-
nando Po und Principe entworfen, in welchem er, sn die Hauptnieder-
lassungen anknfipfend, Land und Leute Alichtig charakterisirt. Er
richtet dabei sein Augenmerk besoniers auf die Eigenthürlichkeit des
Handels, hauptsächlich auf den Filissen der Bai, auf die Fühigkeit der
verschiedenen eingebormen Stümme für Civilisation, vorzüglich aber anf
die dem verrufenen Klima jener Küste angehärenden Krankheiten, die
denselben zunı Grunde liegende Malaria und die von ihm selbst wäh-
rend eines achtjährigen Aufenthalts vielfach erprobten Mittel, sich vor
der Wirkung derselben mit sicherm Erfolg zu schützen. Der Anhang
enthält noch einen Bericht des bekannten eingebornen Missinnärs Rer.
Crowther über die Länder im Innern ven Lagos, so wie einen Aug
aus einer Abhandlung von James Lees über den sechsmonatlichen Ver-
Inuf dor Jahreszeiten in den Tropen, die astronomischen Ursachen des-
selben und die Einwirkung auf Pflanzen und Thiere, nebst einigen
Rathschlägen sur Kultur der Baumwolle in West-Afrika. —
2. Die kleine Broschüre des Barons Aucapitaine ist eine topogra-
phisch -hListorische Skizee des jetzt unter dem Namen Gross-Kabylien
bekannten Landstrichs der Provinzen Algier und Constantine und des
Widerstandes der alten Bewohner gegen die erobernden Türken. —
3. Die Abhandiung des Herrn Th. Kotschy, des gründlichen Ken-
ners der morgenländischen Flora, erschien zuerst als Aufsatz in der
Österreichischen Botanischen Monatsschrift und wurde durch die Ven-
tilation des Sues - Kanal - Projekts hervorgerufen. Näheres über dieson
wichtigen Beitrag zur Lösung dieser Frage siehe in den „Üeogr.
Mitth.’”” 1858, Heft IX, 8. 376 f.
4. James Hamilton, der sieh im Februar und März 1853 während
sichen Wochen in der Oase Siwah auflielt und durch_die Gunst eines
Beheichs einige Nachforschungen daselbst anstellen konnte, berichtet in
eitiens Brief au Jomard über die Sprache und Sitten der Bewohner,
deren Zahl er auf 4000 anschlägt, und die Entdeckung ulter Bauwerke,
die er für einen Best des Königshauses und der Mauern hält, durch
weiche das erstere von dom berühmten Tempel des Jupiter Ammon
getrennt war. Jomard leitet den Brief mit Bemerkungen über die Ge-
schichte der Onse und einer Zusammenstellung der Europäischen Rei-
senden ein, welche sie vor Hamilton besucht haben (Brown, Hornemann,
Boutin, Ceilliaud, Droretti und Linant, Minutoll, Bayle Saint-Jahn). —
5. Herr Reinaud theilt eine Analsse eines grösseren Mömoires mit,
zu dessen Abfassung ihn die reichen Arabischen Quelien veranlasst
haben, welche durel die Franzosen in Algerien zugänglich gemacht
wurden. Er weist in demnelben — von dem Zustand des nördlichen
Afrika’s zur Zeit der Kartheginienser und der Ägyptischen Könige der
letzten Pharsonischen Dynastie ausgehend — die Modifikationen nach,
weiche nach einander Griechen, Römer und die zahlreichen Immigratio-
nen Arabischer Stämme dort ausgelbt haben, deutet dann die Bowe-
gungen der eingebornen Stämme selbst, so wie den Einfluss an, welchen
ihre Vermischung mit den Arsbern auf die Physiognomie des Lundes
ausgelbt hat; endlich die Spuren, welche von alien diesen Wechselfällen
heute noch ersichtlich sind. —
6, Der Verfasser dieses Artikels verbreitet sich über die Hypo-
these des Venetianers Miani über die Nil-Quellen (rel. Geogr. Mittheil.
1857, 8. 486) und die ron demselben herausgegebene Karte des Fiuss-
gebietes des Nils. Die Gründe für Miani’s Annahme der Nil-Quelien
werden sinzeln aufgeführt, für logisch und wahrscheinlich erklärt und
der jüngst erschlenenen Karte selbst In lohemder Weise Erwähnung ge-
than. Wir können jedoch die Miani’schen Nil-Quellen wie alle ihre
Vorgänger für nichts anders uls Phantasie und Hypothear ansehen. —
Nr. 7 ist ein würtlicher Abdruck desjenigen Theil» eines von Ber.
Crowther während der im vergangenen Jahre unternommenen Niger-
Expedition geführten Tagebuchs,; welcher den Verlust des zu dieser
Expedition eigens erbauten Dampfboots „Dayspring’' beschreibt. Dasselbe
scheiterte bekanntlich am 7. Oktober 1857 im Niger in der Nühe von
Habbu. Dem Bruchstück des erwähnten Tagebuchs ist eine kurze Er-
position über den politischen Zustand der Länder vorausgeschickt, in
deren Mitte das Unglück Statt fend, und in welchen in Folge dessen
die Theilnehmer der Expedition zu einem längeren Aufenthalt genöthigt
waren, Unter den „neuesten Nachrichten” desselben Hefts des Church
Mission. Intelligeneer wird noch ein kurzer Auszug eines Briefs von
Ber. Urowtber, datirt 11. Dez. 1857, mitgetbeilt, aus welchem Lage
und Aussichten der in der Nühe vop Djeba, 12 Meilen von Babba, ge-
Ingerten Expedition ersichtlich sind. —
8, Die neue Ausgabe des Theiles der Owen’schen Küstenkarte von
Afrika, weicher den unteren Theil des Rothen Meeres, die genze Siüidost-
küste von Arabien und die Küsten desSomali- und Sawnhili-Landes bis
4° 8. Br. umfasst, ist im ihrer nördlichen Hälfte durch die neueren
Aufnnhmen von Seiten der Ost-Indischen Kompagnie berichtigt und
vervollständigt worden.)
AMERIKA
Bücher.
1.8. F. v. Tempeky: Mita, a narrative of ineidents and peremal
adeentures on a journey in Mezieo, Guatemala, and Salvador in the
years 1863-1806. With obserrations on the modes af hife in those
emıntries. Edited by J. 8. Beil. Londen, 1858. Mit Karte.
2. A, Klumzinger: Antheil der Deutschen an der Entdeckung
SüdAmerika's u. ». w. Nach den Hauptgquellen dargestellt. Stutt-
gart, 1867. Mit Äarte.
we J. Hörmeyer, Kapit.: Süd-Brasilien; ein Handbuch zur Be-
sed r Jedermann, insbesondere für Aumcanderer. Mit einer
Ta
nburg,
ug Dr. ©. ee Martins: Über die Pflanzennamen in der
Tupi-Sprache. München, 1858,
Aufsätze.
b. Die Indigomesse in St. Miguel in 8. Salvador, (Preuss. Han-
dels-Archie, Nr. 11.)
6. Der Zustand Kaliforniens im Jahre 1867. (Preuss. Handels-
Archiv, Nr. 18)
7. Julius Fröbel: Fahrten und Ansichten an den Küsten des
Golfs ron Honduras. { Westermann's Monatshefte, März.)
8. F. A. de Varıh : Vespuce et son premier woyage. Decon-
verte et exploration primitire de golfe du Sn et les cotes des
Eiats-Unis (1491—1498). (Bude, de la Soc. de Geogr. de Paris,
Er und Februar.)
9. 5. @. Kohl: Notes on the Hydrogra; hy and Maritime og
% the Bay of San Franeiseo, betwem 3U° 21T N. LI. — 38°
A. L. (Noiiownl Intelligencer, Washingten, 22. und 24. Sept. 1857.)
10. 5. 6. Kohl: Notes on the Physical Features of the West
Coast of the United States, with respect to the wants of the nariga-
tor, explorer, aurweyor, Audrograpker and historian. (National In-
telligencer, Washington, 8., 15. und 0. Oktober 1857.)
11. The Hudson's Bay Territories. (Church Mission. Intelligencer,
Mürz.)
12. Way Watling Island war the Landfall of Columbus on his
First Voyage to America in 1492. (Nawrical Magazine, März.)
18. Burkart: Über einen neuen Fenerausbruch in dem Gebirge
vom Deal del Monte in Mexiko. (Zeitschrift der Deutschen Geol. Ge
sellschaft, Bd. IX, H. 4.)
Karten.
14. 6, Fe. Tempsky: Route ihrougli Mexico, Guatemala and
San Salvador. Met. 1: 10.000.000, (Zu Nr. 1.)
15. Feneruela nach Platt. Mar. 1 :8.000.000. (Zu Nr. 2.)
16. Dr. W, Hühn: Süd-Brasilien. Mst. 1:2.842.000. (Zu Ar. 8)
[1, 14. Wie schon der Titel sagt, ist das Werk von G. F. von Tempakr
mehr Unterhaltungslektüre als von geographischem Werthe, Es ist
lebendig geschrieben, die sorialen Zustände der durchreisten Länder
namentlich sind anschaulich geschildert, wenn men such ron einem
rasch Durchreisenden keine Gründlichkeit und durehweg richtige Auf-
fassung erwarten darf. Auch die Beschreibung der Seenerien ist meist
recht ansprechend , nur berlihrte der Reisende pur wenige nicht öfters
besuchte Punkte, dern seine Route ging von Masatlan über Durango,
Zucatecns, Guanaxuato, Querrtaro, Mexiko, Puebla, Onxaca, Tehuante-
pre, Quesaltenangs, Guatemala, Sonsonäte, San Salrador nach La Union
in der Fonseca-Bai. Das Buch ist nach dem Dorfe Mitla, südöstlich
von Oaxsea, benannt, wo einige ansehnliche Überreste alt-Mexiksnischer
Bauwerke stohea; man Insso sich aber nicht durch diesen Titel rerlei-
ten, ausführliche Besehreibungen oder gründlicher» archäologische Un-
tersuchungen jener Ruinen in dem Werke zu vermuthen. Die Karte
Literatur.
dient nur zur Verfoigung der Koute und macht sonst keinen Anspruch
auf Beachtung, die zahlreichen Holsschnitte und Ansichten ia litbo-
grapbischem Buntdruck dagegen sind fast durchweg zu loben. —
2, 15. Bekanntlich schloss das reiche Handelalaus der Welser zu Augs-
burg mit Kaiser Karl V, einen Vertrag ab, dem gemäss ihnen das Becht
zustand, die Küste und das Innere des jetzigen Venesuela zu erobern
und zu kolenisiren. Die zu diesem Zweck von ihren dorthin gesandten
Deutschen Statthaltern ausgehenden Unternehmungen und abenteuerlichen
Züge hat Dr. Klunzinger in einom Bündchen zusammengestellt, um den,
Beweis zu liefern, dass auch unsere Landsleute des 16. Jahrhunderts
an dem Ruhm dor Erforschung Sül-Amerika’s Theil nahmen und in
unersehrockenen, riesenmässigen Anstrengungen, freilich aber auch —
doeh wicht ohne rühmliche Ausnahmen, — an Habsucht und Grausam-
keit den Spanischen Konquistadaren cs gleich thaten. Es kommen hier
vorsllglieh in Betracht: die Züge des Ambrosius Dalfinger aus Ulm in
die Länder westlich und südwestlich vom See ron Marneaibo in den
Jahren 1529 — 1532; er drang zuerst in Neu-Granada ein, gründete die
Städte Venezuela () oder Coro und Maracaibo; diejenigen des Ni-
koluns Federmann, ebenfalls aus Ulm, welcher in den Jahren 1530— 1531
und 1536— 1538 die Ebenen nördlich vom Orinoeo durchzog, dann sich
nach Südwesten wandte und bis südlich von Santa Fö de Bogota ge-
langte; endlich der Zug des Georg Holiemut von Speier, welcher von
Coro, der damaligen Hauptstadt des Landes, in südsäd westlicher Rieh-
tung lüngs der Anden bis in die Nähe des Äquators, oder der jetzigen
Grenze von Ecuador, vorgedrungen zu sein scheint, Ein anderer Zug,
der im Jahr 1541 von dem Statthalter Philipp v. Hatten und dessen
Lieutenant Barth, Welser unternommen wurde, dessen Richtung sich
jedoch nicht genau bestimmen lässt, missglückte und die beiden An-
führer, die sich namentlich dureh Biederkeit und Milde ausgezeichnet
haben sollen, wurden auf dem Rückweg von dem inzwischen nen er-
nannten Span, Statthalter durch Verruth gefangen genommen und ermordet.
Die Herrschaft der Welser über Venezuela erlosch 15655. Der Verf.
giebt die zu seiner Darstellung benutzten Quellen ausführlich an, =o
wie die in neuerer Zeit über denselben Gegenstand erschienenen Schrif-
ten und Aufsätze; auch hat derselbe anf einer beigegebenen saubern
Kartenskieze die oben genannten Züge zu fixiren versucht. —
3, 16. In Kapitän Hörmeyer hat die Einwanderung nuch Brasilien in
jeder Gestalt einen unbedingten Pürsprecher gewonnen; derjenige jo-
doch, welcher in der Schrift desselben eine grändliche Besprechung
und Widerlegung der gegen dieselbe und ganz besonders gegen das so-
genannte Halbpachtsystem in jüngster Zeit vorgebrachten gewichtigen
Einwände suebt, sucht vergebens. Der Kapitän lüsst den „Feinden Bru-
sillens' gegenüber sich nicht auf Spezialitäten ein, sondern tritt den-
selben nur mit Allgemeinheiten und Verdichtigungen entgegen, fasst die
schwierigsten Punkte höchst vorsichtig mit spitzen Fingern und Glack-
bandschuhen an und lässt sich bei Besprechung derselben schwer zu
vereinigende Widersprüche zu Schulden kommen. Natirlich lassen dieses
Umstände nicht den günstigsten Schluss auf die Beweggründe zu, welche
den Kapitün zu der Abfassung des Buchs vorleiteten., Was das in dem-
selben vorhandene geographische Material betrifft, #0 dürfte das in den
ersten Kapiteln über die Gcograpbio Süd-Drasilions, d. h. der Provin-
zen Paruna, St» Catharina und Rio Grande do Sul, über die dert
herrschenden Witterungsverhältnisse, Naturprodukte u. s. w. Gesagte
im Allgemeinen für die Zwecke des Buchs hinreichend sein; dagegen
ist die spezielle Beschreibung der einzelnen Kolonien sine durchaus
mangelhafte und eos hätte doch gerade in diesem Puukte Here Hör-
sneyer sich um die Einwanderer und die Europäischen Geogruphen Ver-
dienste erwerben können. Ausser einer kurzen Geschichte der einzelnen
Niederlassungen, Angabe der Einwohnerzahl zu verschiedenen Zeiten
(sämmtliche Ibeutsche in Süd-Brasilien werden auf 42,000, sämmtliche
Einwohner zu 470,000 auf 12,500 Geogr. Quadrat-Meilen angegeben)
und einigen sehr allgemeinen Bemerkungen über die Beschaffenheit des
Bodens sind alle weiteren die Ortsboschreibung betrefienden Bemer-
kungen so dürftig, dass es unmöglich wird, sieh ein genügendes Bild
zu etitwerfen oder vollends als Einwanderer eine Wahl zu treffen. Kurz,
das Ganze mucht den Eindruck des Charakterlosen und Obortlächlichen.
Die zu dem Duch gehörige, später nachgelieferte, Karte von Süd-Brasilien
ist von Dr. W. Häln „mit Benutzung der surerlässigsten Karten und
Quellen” bearbeitet. Sie ist klar und deutlich, in der Terrain-Darstel-
lung unschän und scheint nur anf allgemein zugüngliches Material basirt
zu sein. —
4. In der Absicht, dem Geschichtsforscher und Etlınographeun einen
Beitrag zur Aufbellung der noch in tiefer Finsterniss ruhenden -Ge-
schichte, Sitten- und Naturgeschiehte der Btid-Amerikanischen Urberöl-
kerung zu liefern, hat Herr v. Martius sich der höchst müberellen
497
Arbeit unterzogen, seit vielen Jahren an der Geschichte der Amerika-
nischen Nutzpflanzen und Hausthiere zu snmmeln. Als Vorläufer dieser
schwierigen Untersuchungen hat der berühmte Gelehrte der Königl.
Akademie in München ein Verzeichniss aller ihm bisher bekannt ge-
wordenen Pilanzennamen der Tupi-®prache vorgelegt, welches such uls
besondere Broschüre gedruckt worden ist. Diese enthält nun nach ei-
nigen einleitenden Bemerkungen über die Verbreitung der Tupi-Sprache
— dieselbe herrscht über die grössere Hüfte Süd-Anferika's — , ihre
KEigonthömlichkeiten n, s. w., auf zwölf mit deppelton Kolumnen be-
druckten Quartsciten jenes Verzeichniss mit Naohweisung der botani-
.— Bestimmung und, wo es thunlich war, mit der Erklärung der
orte. — n
5. Sarı Miguel de la Frontera mit 10,000 Einwohnern liegt zwälf
Leguas vom Stillen Meere und 37 von der Hauptstadt San Balrador.
Alljährlich zweimal wird daselbst ein grosser Produktenmurkt abgehal-
ten, während dessen eine flottirende Berölkerung von 3—4fachem Betrag
der sesshuften sich ansammelt. Die zweite, in den Monat Norember
fallende, Messe dient speziell für den Vertrieb des in den vorhergehen-
den Monaten erzeugten Indigo’s, welcher letztere den einzigen Stapel-
artikel des Landes bildet und dessen Ausfuhr durchschnittlich den Werth
von 4 Million Dollars jährlich erreicht. Au edelen Metallen kam im
vergangenen Jahr etwa für 70,000 Dollars gollhaltiges Silber (plata
bonta) und für 30,000 D. reines Gold auf den Markt. —
6. Nr. 13 des Preuss. Handels-Archiva bringt den ersten Thell
eines Aufsatzes über die Entwickelung Kaliforniens im Juhre 1857,
worin auch eine Darstellung der jetzt gebräuchlichen Methoden der
Minenbearbeitung gegeben wird. Die Ausbeute an Gold wurde auf
mehr als 70 Mill. Dollars geschätzt. Die Zunahme der Berülkerung
ging immer noch langsam vor sich und betrug etwa 18,000 Seelen, die
Gesammtbevölkerung (ein genauer Census ist erst 1860 zu erwarten)
ungefähr 590,000, darunter 10,000 Deutsche. —
7. Julius Fröbel beschreibt eine Fahrt von Belize nach Omon an
der Nordküste von Honduras und von hier längs derselben, theils zu
Wasser, theils zu Land, nach dem Atlantischen Ausgangspunkt der der-
einstigen Honduras-Eisenbabn Puerto Caballes. Ausser der Schilderung
der Ürtlichkeit um Omen und den letztgenannten Pint« theilt Prübel
einige intoressante Notizen über die Karsiben (1796 von der West-
Indischen Insel St. Vincent nach der Insel Ruatan an der Honduresi-
schen Küste versetzt) mit, so wie über die Menge der Arbeitskräfte,
über welche unter diesen und andern Indianer-Stämmen zur Herstellung
jower Babn verfügt werden kann. Diese Statistik weist 2990 dispo-
nibele männliche Arbeiter un der Küste des Golfs von Honduras nach. —
8. In dem Aufsstz: Vespuce et son premier vorage un. 8. w. bemüht
sich F. A. de Varnhagen, für Amerigo Vespucri, welchen er ala „gebor-
ner Amerikaner mit kindlicher Pietät achtet”, die Ehre der Entdeckung
des Mesikanischen Golfs und der Kfisten der Vereinigten Stuten zu
vindieiren, indem er den Beweis zu führen sucht, dass die erste der
dem Vespueei zugeschriebenen „vier Schifffahrten”, die bekanntlich von
den besten neurren Autoritäten für problematisch gehalten (Humboldt)
oder als erfunden (Washington, Irving, Peschel} hingestellt wird, wirk-
lich in den Jahren 1497—1498 Statt gefunden hnbe und während der-
selben die genannten Entdeckungen gemacht worden wären. Zu diesem
Zweck stellt der Verf. eine Keihe (sieben) positiver Beweise auf, wi-
derlegt die entgegenstehenden Angaben und stützt sich schliesslich vor
allen Dingen auf einen von Ranke in Wien aufgefundenen und 1839
durch Humboldt in seinem Examen ceritique veröffentlichten Brief des
Hieron. Vinnello an die Seigneurie von Venedig vom 23. Dez. 1506.—
9, 10, In dem ersten Aufsatz giebt Herr J. G. Kobl nach einer
ziemlich ausführlichen und sehr gelehrten Übersicht der Entdeckung
und Erforschungsgeschiehte der Hai von St. Franciseo eine speeielle
hydrographische und topographisehe Beschreibung der einzelnen Theile
der Bai, der Flüsse Bar Saeramento und San Joagein und ihrer Um-
gebungen, wobei er stets besondere Rücksicht auf die Entdeekungs-
geschichte und Entstehung der Namen nimmt. Eben so fleissig ausge-
arbeitet, wenn auch nicht in demselben Maasso ins Einzelne gehend, ist
Kobl’s Abriss der physikalischen Geographie der gunsen Westküste der
Vereinigten Staaten, worin die Küstenströmung, ılie Küstengebirge, das
Klima, die Winde, Strömungen, Fiuthen, Nebel, Felsen, Inseln, Halb-
inseln, Kups, Buchten, Lagunen, Häfen, Flüsse, die Meerestiefe längs
der Kliste, die Veränderungen der letzteren durch rulkanische Thätig-
keit, Gssteinszersotzung und die Gewalt der Gewässer, die Vegetation
des Festlandes wie des Meeres, die Fauns und die eingeborne Berölke-
rung abgehandelt werden. —
11. Mit Hülle jener Due Books, welche die offiziellen Aufzeich-
nungen der in neuerer Zeit öfter genannten, vom Englischen Parlament
485
angeordneten, Ermittelungen über die Hudaon’a-Bai-Länder enthalten, ist
hier eins Skizze der Physiognomie dieser Länder bis zu der Mündung
des Mackenzio und des Grossen Fisch-Flusses entworfen, mit besonderer
Berücksichtigung des Godeihens der Ansiodelungen am Red-River, der
Kolonisationsfähigkeit dieses und anderer Landstriehe, der Möglichkeit,
Kommunikationswege zu Wasser oder zu Land nsch dem Lake Superior
herzustollen, u, ». w. im die Zahl and dem Zustand der Indianer, nı-
mentlich im nördlichen Theil der Territorien, zu erforschen, war eine
Bereisung derselben dureh den Misslonär Hanter für den Sommer d. J.
im Plan, welcher bier ebonfalls nährr specihieirt wird. —
12. Der Redaetenr des „Nautical Magazine”, Kapit, Becher, verüf-
fontlichte bekanntlich ver einiger Zeit ein Buch, in welchem er die
nach ihm wohl allgemein angenommon« Ansieht aufstellt und zu be-
weisen sucht, dass Columbus auf seiner Fahrt 1492 zuerst an der Wat-
ling's-Insel gelandet sein müsste, Herr Georg Gibbs hatte diese Aus-
seichnung schen früher in einer der Literarg Sorietr au New Yark
vorgelegten Sehrift für seine, Heimathainsel, Grand Turk Island, in
Anspruch genommen und theilte nach dem Erscheinen jenes Buchs seine
Gründe au den Kapitän Becher brieflich mit. Der Letztere reräffentlicht
hier diesen Brief sammt seiner eingehenden Entgegnung, welche er be-
sonders auf den Wortlaut von Columbus‘ Schiffsjowrmal gründet. —
13, Herr Burkart, der erst kürzlich über eine neue rulkanische Erup-
tion im Staste Gundalaxsra (Mexiko) berichtete (vgl. Gengr. Mitih. 1858,
Heft 111}, erhielt abermals Kenntniss einer merkwürdigen Freuererschoi-
nung, die in nicht grosser Entfernung von der Stadt Mexiko am 13.
Okt, v. J. beobachtet wurde. Er tleilt die Übersetzung des Berichts
eines Angenzeugen mit, der er einige Bemerkungen über die Örtlich-
keit, die er aus oigner Anschauung kennt, und die geologischm Ver-
hältıisse derselben vorausschiekt.]
POLAR-LÄNDER.
Bücher.
1. Chr. Fr. Lütken: Overzigt oner Groenlands Echinodermata
samt oner denne Dyreklasses geagraphiske o4 batkıymetriske Udbred-
“ ningeforhuld ı de nundiske Have etc. Äjöbenhacen, 1857. Mit einer
Kartenskizze,
2. Dr. Er. Kieseiwetter: E. A, Kuane’s Nordpolar- Fahrten. Nach
dem Englischen Original bearbeitet. Leipzig, 1868. (Bilder einen Theil
von: Molerische Feierstumden. Ilustrirte Volks u. Famiken- Biblio-
thek w. », w. Leipzig, Or Spamer.)
3. Dr. !\ Müller: Die Polarweit ; ihre Erscheinungen und Win-
der, Bumedl.rahausen, 1858, (I. Abtheilung von: Neueste naturıwissen-
schaftliche Biblisthek.)
Kartem.
4. Karte zur Erläuterung der geographischen Verbreitung der
Echinodermen. (Zu Nr. 1.)
5. Karte der Nord- Amerikanischen Polar - Lünder. Monssstab
1:13.000.000, Leipeig, Otto Spamer. (Zu Nr. 2.)
[1, 4. Die kleine Sehrift ven Liltken ist eine zur Erlangung des
philosophischen Doktorgraden geschriebene Abbandlung über die Echino-
dermen Urimlands und die Verbreitung dieser Thierklasse über die
Oberfläche und in die Tiefe der nördlichen Merre, sowohl des Stillen
als des Atlantischen Dccaus, Der Verfasser, Assistent am Zoologischen
Museum der Universität zu Kopenbagen, theilt im ersten Abschnitt bei
der systematischen Beschreibung der EKebinodermen verschiedene ron
ihm neu bestimmte Arten mit; bei seiner Darstellung der geographi-
schen Verbreitung, die er durch eine Interessante Kartemakizre mit den
Isokrymallinien Dana's erläutert, scheint er mit geringer Modifikation
derjenigen des eben genannten Gelehrten au folgen, —
2, 5. Die Fahrten und Entdeekungen der zweiten Orinmell-Exrpetition
zur Aufsuchung Sir Johr Franklin’s isn den Jahren 1853—1955, unter
der Anführung Kane’s, bilden den ersten Theil einer projektirten Bi- »
bliothek der Länder und Völkerkunde, in weicher die ausser-Buropäi-
schen Erdtbeile ‚nn Bildern und Schilderungen” dargestellt werden
sollen. Die vorliegende Schrift ist eine auszugsweise Überseteung des
bekannten ÖOriginalwerke von Dr, Kane, welches auf ungefähr 200 85,
klein Oktar mit den eingedruckten Lolzsehnitten zuaummengedrüngt
worden ist. Voaratsgeschickt wird eine Übersicht der Arktischen Ent-
deckungsreisen und speziell der zur Aufsuehung einer vordwestlichen
Durchfahrt unternommenen Fahrten, eine Skiexe der belebten und un-
belebten Natar innerkulb des Nordpolarkreises, so wie der eingelwrten
Völkerstämme; endlich eine kurze biographische Notiz über Dr. Kane,
Das Werkchen ist mit nicht weniger ala 120 im Ganzen recht guten
Literatur.
Holzschnitten und einer Reduktion des betreffenden Abschnitts der
Kiepert'schen Weltkarte versehen und gehört su der unter dem allge-
meinen Titei „Malerische Feierstunder” bei Otto Spamer erscheinenden
illustrirten Familien- und Volks-Bibliothek zur Verbreitung gemeinni-
teiger Kenntnisse», Der vorliegende erste Bund kann nicht verfehlen,
einen weiten Leserkreis zu finden. —
8, Der Verl, beabsichtigt, in diesem Bändchen (188 Seiten) dem
grösseren Loserkreis gebildeter Stände anschaullebe Gemälde der Arkti-
schen Zone za liefern, Denselben liegen die Reisebeschreibungen von
Parry, Richardson, Hao, Ross, Kane n. A. zu Grunde, namentlich aber
die klaren Schilderungen von Scoresbsr; auch scheint der Verf. die
neueren Ergänzungen geogruphischer Zeitschriften wohl beachtet zu
haben. In der Einleitung giebt derselbe die Gründe an für die Konti-
nuitüt des Stillen und des Atlantischon Meeres vermittelst des Arkti-
schen Ocvans, so wie eine Übersicht der Arktischen Eotdeckungsfahrten
bis etwa zum Jahre 1820, Als Hauptinhalt dos Buches folgt dann eine mit
Fleiss und Sorgfalt ausgeführte Schilderung der Eigenthämlichkeiten der
Polar-Zons (Land, Meer, klimatische und atmosphärische Verhältnisse,
Thier- und Pflanzen-Leben, Sommer und Winter), Den Schluss bildet
wiederum eine übersichtliche Beschreibung der neueren Nordpolar-
Fahrten (seit 1819) und namentlich der durch die Aufsuchmmg Sir John
Franklin’s hervorgerufenen Expelitionen, deren wichtigste detaillirtere
Erwähnung finden. Diener letzte Theil rerrüth jeloch an manchen Stel-
len Spuren von Flichtigkeit, so dass einzeine nicht ganz unwichtige
Auslassungen und Ungenauigkeiten sich eiugeschlichen haben]
ALLGEMEINES.
Rücher.
1. Uskar Peschel: Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen.
Stuttgart und Augsburg, 1858.
2. Das Buch der Erfindungen, Gererbe und Inulusirien. Drüte
Auflage. 1. Ba. 1857. 3. Bd. und Ankang: Das Meer wit seinen
Schätzen und deren Hebung. Leipzig, 1868,
3. Dr. C. Müller: Das Buch der Panzenelt,
kosmischen Botanik. Leipzig, 1867.
(Nr. 2 und 3 gehören zu dem bei Otto Spamer in Leipzig er
scheinenden Werk: Mnlerische Feierstunden. Pkustrirte Fanıiken- u
Vollsbikliothek u. u, w.)
4. Ad. W, Grube: Taschenbuch der Reisen für Freunde der Geo
graphie, insbesondere für die Jugend und ihre Lehrer. Mit erlin-
ternilen Karten und Illustrationen. Leipzig, 1858.
D. Prof. B. M. Keilhau's Biographie, Christiania, 1857.
6, Mary Somerrille, Physical Geography. 4A erlition. Thorougkly
rerised. Losuhm, 1558. Mit dem Portrait der Verfasserin.
T. FE. A. Zuchoul: Bibliotheca historieo-naturalis, physico-chemiea
et mathemaica u. #. uw. Siebenter Jahrgang, zweiter Heft, Jub —
Desember 1857. Göttingen.
8. Lowis Figwier: Dannde scientifigue et industrielle u. & m
Ime annde. Paris, 1858,
9. William Eller: Biography of Flisha Kent Kane. Philadel-
phia & Londen, 1858,
10, Joseph Dayman, Lieut.: Drep Sea Soundings in the North
Atlantic Ocean beiiceen Ireland and Nerfonundland made in IH.
Versuch einer
«Ship Cyelopa in June and Juli 1857. London, 1858. Ma Aurte und
drei Tafein Abbildungen.
Aufsätze,
11, Hauptmann Er. Weiss: Zur nüheren Erläuterung des Btruk-
tur-Gesetzes der Erde, (Neues Jahrbuch für Mineralogie u. & 1.
1857, Heft T.}
12. Prof. Dowe: Über die Wärme der Flüsse, (Zeitschrift für
Allgemeine Erdkunde, Norbr, und Desbr. 1857.) i
13. Zur Statiarik der Französischen Kolonien. (Ebenda.)
14. Immigration Anglasse, (Berue colomiale, Februar.)
15, Die grossem Entdeckungen in den Jahren 1849 1300.
(Deutsche Vierteljahrsschrift, Januar März 1858.)
16. Alb. Berg: Die Stadt Rhodus, fWestermann's Tllustrirte Mo-
natshefte, März.) ;
17. Dr. ©. Scherser: Die Novara- Expedition. {Westermann's
Ilnstrirte Hmnatshefte, Mürz.)
18. 2. F. Brandt: Bemerkungen über die Verwandtschaft der
Biolgischen Hanpttypen der Kerffresser Mammalia insectivorn) W
ihre Verbreitung, ın besonderer Beziehung auf die Fauna des Aus
sischen Reichs. (Bullet, de la Olasse phyeico-matkdın. de T Acad/nus
Imper. des sciencer de St.-Piterabmurg. Th. XIV, Hefı 2 und 3.)
Literatur.
19. Kepartition giographigue de Tunieersalitd des metöores etc.
(Nourelles Annales des Voyages, Februar.)
Karten.
20. Lieut, J. Dayman: Deep Sea Soundings in the North At-
lantic Ocean ere. 1857. Mat. 1:4.710.000. (Zu Nr. 10.)
21. T. H. Lund: Skolekort til Brug ved Underrüringen i den
mathemasiake 09 physiske Geographi, Kjöbenharen, 1857.
{1. In seiner Geschichte des Zuitalters der Entdeckungen hat Herr
Oskar Poschel sich die Aufgabe gestellt, eine auf einer kritischen Be-
nutzung aller zugängliehon Quellen fussende fund von den Entstellungen
herkömmlicher Erzühlung gereinigte Darstellung jenes merkwürdigen
Zeitabschnittes zu geben, in welchem der allgemeine Drang nach Er-
weiterung der damaligen engen Ürenzen geographischen Wissens und
nach.der Lösung eines verlockenden Problems, der Auffindung eines
westlichen Seewegs nach Chinas und Indien, zu jenen wunderbaren Ent-
deckungen führte, welche in verbältnissmässig kurzer Zeit die Vertkei-
lang des Flüssigen und Festen über unsere Erde im Ganzen und Gros-
son kennen Ichrien und hierdurch die neuere Zeit vom dem störenden
Glauben an die Unfehlbarkeit der Meistersprüche des Alterthums und
Alesandrinischer Weisheit befreiten. Herr Peschel hat diese Aufgabe mit
grossem Fleiss in anerkennensworther Weise gelöst, wobei er durch die
Benutzung bisher wenig oder gar nicht bekanuter Quellen unterstützt
worden zu sein scheint. Der Verf. theilt seinen umfassenden Stoff in
vier Bücher; im ersten schildert er das ullmülige Reifen der grossen
Entdeckungen, indem er zuerst eine Übersicht der üteren Verbindungen
mit dem Morgenland und die ersten Versuche eines Vordringens in die At-
lautischen Räume schildert, bis er zu den immer kühner werdenden Ent-
deekungsfahrten der Portugiesen unter Heinrich dem Schiffer kommt,
die er un diesem Ort bis zur Umsegelung der Südspitze Afrika’s durch
Barthol. Diaz verfolgt. Die übrigen Kapitel des ersten Buchs sind der
Einführung des Helden des Zeitalters, Colon, gewidmet; sein Auftau-
chen in Portugal, Besuch lsiands, die Normännischen Entdeckungen
Amerika’s und ihr Einfluss auf Colon's Projekte, das Eutstehen und
dio Entwickelusg eben dieser; Colon's Schieksale in Portugal und Spa-
nien bis zum Antritt seiner ersten Reise, Das zweite Buch erzählt die
vier Reisen ÜColon’s und die ersten Schicksale der Neuen Welt, Cabot’s
Fahrten nach Nord-Amerika und die Entdeckungen der Portugiesen In
Süd-Amerika während ılioser Zeit; Colon’s Tod. Drittes Duch: Vor-
dringen zum Stillen Meero; sllmäliges Erforschen der grossen Einbuch-
tungen des Karalbischen Meeres; Übersteigen der Landenge und Entde-
ekung der Südsee durch Balbos, Nicaragua’s, des Golfs von Mexiko;
gesellschaftliche Erscheinungen in den neuen Amerikanischen Kolonien.
Viertes Buch: die beiden Serwege nach dem Morgenland ; die Portugie-
sen gehen um die Siüdspitze Afrıka's nach der grossen Indischen Halb-
insel, Malska und den Molukken, wo sie mit den Spanien auf der
ersten Erdumsegelung durch die Strusse Magelhaen’s ausammentreffen:
Streit um die Molukken; Verkauf derselben an Portugal; Eindruck der
Entdeckungen auf Europa. Hier endet der Kreis von Peschel’s anzie-
bendeif Darstellangen, welcher mithin den Zeitraum von 1415 bis etwa
1520 fir Amerika und 1528 fir Indien umfasst, und jeder Leser wird
das Buch ungern aus der Hand legen, wenn ihm dnsselbe auch mauche
lieb gewordene unhlstorisebe Zuthat geraubt hat; gern würde er dem Verf.
in das nun beginnende Zeitalter der Eroberung der Neuen Welt folgen.—
3, Bei Otto Spamer in Leipsig erscheinen eine Reihe populärer
Schriften aus dem Gebiet des technischen und gewerblichen Lebens, der
Naturwissenschaften, der Lünder- und Völkerkunde und Geschichte —
Schriften, die also» ihren Inhalt entweder ausschliesslich oder theilweise
aus den verschiedenen Fächern der Erdkunde entlehnen und die wir
daher an dieser Stelle erwähnen wollen, wenn gleich einzelne Theile
derselben nicht mehr zu den neuesten Erscheinuugen der Literatur
zählen. Das ganse Unternelimen wird mehrero Serien umfinssen ; die
‚erste enthält zumichst das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Indu-
strien, von welchem bereits die dritte Auflage erschienen ist, die durch
einen Anhang; das Meor, seino Schätze, Schifffahrt und Welthandel,
bereichert wurde, Von verschieienen Verfassern, unter denen sich am
erkannte Namen befinden, bearbeitet, giebt das Buch ansführliche Be-
Ichrung über die Fortschritte der Industrie und der ihr zunächst die-
venden Naturwissenschaften; zuhlreiche gute Holzschnitte dienen dabei
zum leichteren Verständniss. Wenn der Hauptinhalt des Werks uns
nun auch ferner liegt, © greift os dennoch häufig auf das Gebiet der
srılkunde über, imdlem wir mehr oder minder ausführliche Bemorkungen
über die geographische Verbruitung der zur technischen Verarbeitung
nötigen Mineralien und Rohstoffe, elnselae Kapitel aus der Physik des
Meeres u. s. w. linden. Das letztere ist namentlich in dem Anbaug :
‘
489
das Meer und seine Schätze =. s. w., der Fail, welcher oin Kapitel der
Entwickelung der Gesetze der Winde und Stürme widmet. Ein ande-
res, das Schlusskapitel dieses Bandes, giebt eine kurze lestnswerthe
Übersicht der Geschichte des Welthandels und der Schifffahrt, Es ist
uns bei dieser Reihe von reich illustrirten Büchern mit Vergnügen auf-
gefallen, weiche grosse Fortschritte die Xylographie in ihrer allgemei-
nera Benutzung für populäre Bücher seit wenigen Jahren in Deutschland
gemacht hat. Wenn auch diese Kunst in Deutschland in früheren Zeiten
auf einer Höbe stand, bei der sie nie einen Vergleich mit ausländischen
Produkten zu fürchten brauchte, s0 beschränkte sie sieh doch in ihren
bessern Hesultaten . auf verkältnissmässig wenige Publikationen und
mänche sonst gute Bücher enthielten ganz gräuliche Holzschnitte. Wir
könnten in unserem Bereich noch ziemlich nene geographische Werke
nennen, deren Text von grossem Wertli ist, die aber durch Holzschnitte
verunsirt sind, deren man sich heut’ zu Tage schümen würde. Die un-
tersehmenden Verleger Leipzigs ins Besondere haben viel gethan, diesen
Zweig der Kunst zu heben, und unter ihnen verdient Herr Spamer in
nicht geringem Grade den Dank einer grossen Leserwelt. —
3. Dr. Karl Müller’s. „Buch der Pllanzenweit‘' ist eine gedrängte,
aber fleissige und sehr anzichende Verarbeitung des pllanxengeograpki-
schen Materials, das in neuerer Zeit zu sp bedeutender Grösse heran-
gewachsen ist. Er schildert in dem ersten Bunde die Planzengemeinden
(Wälder, Grasdecke, Haide, Moosdecke, Meertlora, Krautflur), die Bo-
den-, Formen- und klimatischen Verhältnisse und die Wanderungen der
Pflanzen, giebt eine Übersicht der Geschichte der Pflanzenwelt, be-
schreibt diejenigen Formen, welche die Physiognonik der Landschaft
vorzugsweise bestimmen, und bospricht die Bedingungen und Gesetze,
an welche die Verbreitung der Pflanzen über die Erde geknüpft ist.
Nachdem #0 das Interesse geweckt und die wissenschbaftliche Grundlage
gewonnen ist, wird der Leser im zweiten Bande auf einer fingirten
Reise um die Welt mit dem Vegetationscharakter der verschiedenen
Erdtheile und Zonen bekannt gemacht. Das Werk zeichnet sich durch
Reichbaltigkeit, taktrolle Unterscheidung des Wichtigen von dem Un-
tergoorineten, wissenschaftlichen Geist un fesselnde Darstellung unter
den zahlreichen popnlärnaturwissenschaftlichen Schriften der Neuzeit
vortheilhaft ans, seine Lektüre verschafft dem Jünger der Wissenschaft
auf die angruehmste Weise eine grosse Menge positiver Kenkinisse,
obne den Überblick zu schwächen, und die gut gewählten, äusserst
zahlreichen Abbildungen (Holzschnitt und Tondruck) gewähren eine gute
Anschauung der am meisten charakteristischen Pflanzenformen und Pflan-
zengrappirungen. Bei soleben Vorzligen, zu denen noch der sehr nie-
drige. Preis (2 Thilr.) zu rechnen ist, kommen die wenigen Ungensuig-
keiten, die sich namentlich in dem zweiten Theile bie und da einge
schlichen haben, kaum in Betracht. —
4. In dem Taschenbuch der Reisen hat der Verf. desselben, der
als Autor verschiedener ähnlicher geographischer Werko nicht unbekannt
ist, den Versuch gemacht, eine jührlich zu wiederholende Ausgabe eines
geographischen Lesebuchs für die Jugend zu reranstalten, das theils
in orientirenden Übersichten, theils in anschaulichen Einzelbildern den
Leser mit den nenesten Ergebnissen der geographischen Forschungen
beksmnt machen soll, Das rorliegende Bändchen beschränkt sich jedoch
nicht bloss auf den Zeitraum eines Jahres, sondern greift weiter zurlick;
die Schilderungen berieben sich auf verschiedene Gegenstände ans allen
fünf Welttheilen und bieten durch den Wechsel des Stoffes und eino
einfache, lesbare Darstellung wohl ein dem Zweck ganz entspreehondes
Unterhaltungsbuch. Während der Verf. nicht verfehlt hat, die Quellen,
denen er aeins Stoffe entnommen, anzugeben, hat der Verleger bei den
angehängten Karten ein gleiches Verfahren für überiliissig gehalten; die
Originale dersclhen beänden sich in den „Geogr. Mitth.”, Jahrg. 1857,
Taf. 3, und 1856, Taf. 2. —
5. Die kleine,‘ mur wenige Seiten enthaltende Broschitre mit den bio-
graphischen Notisen über Praf. Keilhau in Christianis ist von diesem
selbst verfüsst, Sie gewährt einen interessanten Einblick in das ver-
dionstvolle Wirken dieses nordischen Geslogen, der namentlich auch
durch seine Oppssition gegen die Theorie des Plutonisuus (Entstehung
des Granits auf diesem Wege) bekannt ist, Unter seinen Werken,
welche in einer Beilage näher aufgeführt sind, machen wir besonders
auf die vorzliglichen geognostisch-kartographischen Werke über Norwe-
gen, #0 wie auf die Beschreibung einer Reise nnch West-Finnland, die
Bären-Insel und Spitzbergen aufmerksam, welche Keilhau im’ Jahre
1827—1828 unternahm und von welcher er ausser der geologischen auch
eins sehr reiche botanische Aunbente aurückbrachte. —
6. Von der namentlich unter dem Englischen Publikum bekannten
und gepriesenen physischen Geographie von Mary Somerrille Ist eine
nene, die rierte, Auflage erschienen. Werm das Buch überhaupt die
.-
4%
ihm bisher in so vollem Maasss gespendeten Lobsprüche wohl vorzugs-
weise einor Art bel angebrachter Galanterie gegen die Verfasserin und
dem Umstand verdankt, dass es sich glatt liest, so müssen wir doeh
über die Flüchtigkeit dieser neuen Bearbeitung den strengsten Tadel
aussprechen, da man sich nieht die mindeste Mühe gegeben zu haben
scheint, dieselbe mit dem gegenwärtigen Stande unserer Konntnisse in
Übereinstimmung zu bringen, 8o sind x, B. bei dem, was über Afrika
gesagt wird, nicht einmal die Entdeckungen Livingstone’s und Barth's
beschtot; man hielt dies wohl für überflüssig, eben weil sie in aller
Leute Munde aind. Sehon die Darstellung der Konfigurstion, namentlich
der südlichen Hälfte jenes Kontinents, dürfte nur eine Reihe von Un-
gonauigkeiten und Redensarten genannt werden können, die nicht von
der Wirklichkeit, sondern nur von einer vagen Phantasie eingegeben
sind; auch könnte os noch entschuldigt worden, wenn die Verfasserin
8. 275 an dem Glauben festhält, dass der Suga mit dem Limpope
und der Fluss Tschadda mit dem Tead-See In Verbindung stünde —
was aber soll man sagen, wenn die gute Frau 5. 91 dem Mayo, i. e.
Niger, in dem eben genannten See fliessen list! Schwerlieh dürften
wohl die in der Vorrede als Revisoren dieser neuen Bearbeitung 2e-
nannten Gelehrten geneigt sein, solchem Unsinn ihre Namen länger
vorgesotet zu schen. —
7. Mit dem zweiten Heft der Bibliotheca histerieo-naturalis u. a. w,
ist der siebente Jahrgang dieser nütslichen Bibliographie geschlossen, die
sieh eben so sehr dureh ihre Vollstündigkeit als die innere Anorduung
empfiehlt, indem ein alpbabetisches Register das Aufünden der nach
den einzelnen Disciplinen geordneten Bücher erleichtert. —
%, Inu dem Buche von Louis Fignier sucht derselbe eine Zusam-
menstellung der wissenschaftlichen Arbeiten, der Erfindungen, der Re-
sultate, hervorgegangen aus der Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien
auf Industrie und Kunst, zu geben, die im Jahre 1857 die Aufmerk-
satnkeit Frankreichs und anderer Länder vorzugsweise auf sich gesogen
haben. Auf eine vollständige Angnbe dos Neussten, was im vergange-
nen Jahre au das Licht getreten, scheint, der Lückenhaftigkeit des Ge
gebenen nach zu urtbeilen, der Verf, keinen Anspruch zu machen; hat
er eine blosse Auswahl des Interessantesten beabsichtigt, so dürfto auch
diose sehr mangelhaft zu nennen sein.e Wir verweisen u. A. nur auf
das Kapitel „Wissenschaftliche Reisen”, in welchem nur die Fahrt
des Prinzen Napoleon unch Island u. s. mw. und die verunglückte Expe-
dition des Grafen d'Escayrac de Lauture abgehandelt wird. —
9, Wir können wohl mit Recht voraussetzen, dass die Umrisse und
Hauptperioden aus dem leben Dr. Kune's unseren Lesern aus den
«ahlreichen Notisch bekannt sein werden, «ie nach seinem Tode über
ibn in allen Zeitschriften veröffentlicht worden sind; wir unterlassen es
daher auch, aus der Biographie von William Elder schon Bokanntes
mitzutheilen, und erwähnen nur, wie aus einer Menge in derselben er-
zählten Einzelheiten hervorgeht, «duss Dr. Kune gewiss eins der glän-
zendsten Beispiele bietet, wie eis fester Wille über einen sischen Kör-
per, die Begeisterung für ein vorgestocktes Ziel über die unsäglichsten
Beschwerden und scheinbar unübersteiglichen Hindernisse triumphiren
kaun. Je hüher wir daher diese Eigenschaften un dem Verstorbenen
schätzen, um so mehr müssen wir beilnnern, dass sein Biograph einen
so märktschreierischen Ton angeschlagen hat. Lächerlich und falsch
ist es ferner, wenn Herr Elder angt, Kane sei der Prophet, welcher
das seit Anbeginn der Welt auf der Region des Nordpols lastende
Mysterium dieser endlich offenbart und Jedermann zugänglich gemacht
habe! Welch’ gewichtige Eimwinde gegen die Stiehhaltigkeit dieser
Offenbarung bereits yon einem Begleiter Kano’s, Jem Dolmetscher Pe»
tersen, und von Dänischen Gelehrten, langjährigen Bewohnern Grönlands,
gemacht worden sind, scheint der bescheidene Biograph nicht zu wis-
sen, auch nieht, dass lange vor Kane die Gründe für die wahrschein-
lieho Existenz eines eisfreim Polarmeeres entwickelt wurden und dass
dessen ungeachtet und trotadem dass Parry schon vor Jahren in grüsserer
Nähe am Pol ein vom Eise freies Meer entdeckt hat, dennoch die all-
zeitige Exirtenz eines solchen ein noch ungelöstes Problem ist. —
Nr. 10 ist der ausführliche ofüzielle Bericht über die von Lieut,
Dayman im Sommer den vergangenen Jahres ausgeführte Expedition
zur Sondirung des Atlantischen Telegraphen-Plateau's, über deren vor-
treffliche Resultate bereits a. a. Ö. der Üeogr. Mitth. (Jahrg. 1857,
8. 507, 1858, Heft IV, 8, 151) ausführlicher berichtet worden int. —
11. Nach einigen Bemerkungen über Prof. Pfaif's Einwendungen
gegen seine Theorie des Urthodrumismus der Gebirgeerhebungen giebt
Hauptmann Weiss einige speziellere Erläuterungen über seine Ansichten
von ıler Entstehung der linearen Parallel-Struktur und der Urfalten-
Literatur.
bildungen in den „proto-kryptogenen, paläo- und meso-endogenen Rinden-
Theilen” der Erde und in den primären Sediment-Bildungen, —
12, Prof. Dore theilt die Ergebnisse der Beobachtungen mit, die
über die Temperatur der Rböne hei Genf, der Rhöne und Saöne bei
Lyon, des Loir bei Vendöme und der Themse bei Londen im Vergleich
zilt der Temperatur der Luft angestellt wurden. Das Jahresmittel der
Temperatur aller dieser Flüsse ist grösser als das der umgebenden Luft,
bei der Themse um 0,°35 R., bei der Ihöne bei Genf um 1,°53 R.,
bei dem Loir um 1,°76 R., bei der Khöne und Sasne bei Lyon um
0,°6 B., aber ein merkwürdiger Unterschied zwischen der Themse und
den übrigen genannten Flüssen zeigt sich darin, dass bei jener das Wasser
im Winter, bei allen anderen im Sommer kälter ist, als die Luft, Der Mis-
sisslppi in seinem Delta sell die nämliche Bigenthümlichkeit haben , wie
die Themse, Schliesslich macht Prof. Dove noch auf den Einfluss des
Genfer Soe'a auf die Temperatur der umgebenden Laft aufmerksam. —
13. Aus dem neuen, auf das Jahr 1854 besüglichen, statistischen
Berichte des Marine-Ministeriums über die Französischen Kolonien führt
die „Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde” die wosentlichsten Daten an,
wie früher aus dom Berichte für 1853 {s. Guogr. Mitth. 1857, 8, 286), —
14. Der von der Englischen Regierung publieirte Jahresbericht der
Kommission für Auswanderung und Kolonien für 1855 enthält intere-
saute, von der „Revue eoleniale” reprodueirte, statistische Angaben über
die Anzahl der Indischen und Chinesischen Kulis, die nach Mauritius
und den Wost-Indischen Besitzungen Englands einschliesslich Guyana
gebracht worden sind. Auf Mauritius wurden von 1843 bis 1855 im
Ganzen 158,430 Kulis eingeführt, worunter 157,587 Indier und 34,118
Frauen und Kinder, Davon «ind seit 1849 28,819 in ihr Vaterland
zurückgebracht worden. Die Anzuhl”der in den West-Indischen Koln-
nien und Euglisch-Guyanı tn 1845 bis 1855 eimpeführten Kulis he
trägt 44,076, worunter 17,962 Ost-Indier und 2107 Chinesen. Daron
sind wit 1853 nur 4845 wieder, zurückgekehrt, Naeh Harana wurden
von 1847 bis 1855 von Spanischen, Englischen, Portugiesischen und
Amerikanischen Schiffen 7731 Chinesische Kulis importirt, —
. 45. Ein Aufsatz in der Dentschen Vierteljahrsschrift erzählt in
kurzer, populärer Weise den Verlauf und die Hauptergebnisse der nene-
sten Arktischen Expeditionen son Mr Clare, Collinson, Sir Edward
Belcher und Dr. Kane, former die der beiden grossen Afrikanischen
Reisenden Dr. Barth und Livingstone. —
16, Alb. Berg gicht eine lesenswerthe Beschreibung der Stadt Rho-
dus in ihrem gegenwärtigen Zustand, mit besonderer Berücksichtigung
der Geschichte dieses in historischer Hinsicht #0 merkwürdigen Orts. —
17. Ein Drief Dr. U, Scharzer's, dstirt: Kap der Guten Hoffnung,
den 25. Oktober 1857, in welchem der bekannte Reisende über den
Aufenthalt der Novara-Expedition am Kap und über die dort erzielten
wissenschaftlichen Hesultate berichtet. —
18, Der berühmte Zoolog Akndomiker Brandt stellt eine neue Ein-
theilung der Insekten-fressenden Säugethiere auf, imlem er, überein-
stimmend mit den biologischen Entwiekelungsstufen der Ordnungen der
Nager und Beutelthiere, fünf verschiedene Klassen unterscheidet. Er
liefert ferner eine Übersicht ihrer geographischen Verbreitung auf der
ganzen Erde und spmeziellere Nachweise der Verbreitung der einzelnen
Arten im Russischen Reiche. —
19. Herr Andrös Pooy, Direktor des Meteoroiogischen Übserrato-
riums In Havana, entwickelt in dieser Abhandlung die Nothwendigkeit
der geographischen Vertheilung der meteorologischen Erscheinungen in
gewisse Zonen, oder der Herstellung einer eigenen metenrologischen
Geographie, so wie die Gesichtspunkte, von denen bei der Systemati-
sirung dieser Erscheinungen ausgegungen werden mtsste. —
21. Die Dänischen Schulkarten zum Gebrauch bei dem Unterricht
in der mathematischen und physischen Geographie bestellen in drei Ta-
‘feln, auf denen das Planetensystem, schematische Darstellungen der
Sonnen- und Mondlnsternisse, die mathematische Binthoilung der Erde,
ferner ein idealer Durchschnitt der Erde, schematische Darstellungen
der Korallenbildungen, der Artesischen Brummen, der Vulkane, endlich
eine idenle Landschaft mit vergleichender Ansicht der bedeutendsten
Gebirge, jeloch olıne Höhenskale, Gletscher, Vulkane, Flüsse, Inseln,
Klippen u. s. w. zwanmengestellt sind. Die Tafeln sind bunt kalorirt
und mögen für Schulzwecke ganz brauchbar sein; wenn aber in den
wenigen Begleitworten gesagt wird, dass ähnliche Darstellungen bisher
gefehlt hätten, so kann man nur erwiedern, dnss der Verfasser mit den
vorhandenen physikalischen Atlanten, Wand- und Schulkarten wenig
vertraut sein muss, denn es findet sich auf seinen Tafeln keine Figur,
die nicht schon oft in ähnlicher Weise dargestellt worden wäre]
(Geschlossen am 20, November 154)
Die neuesten Englischen Aufnahmen im mittlern Himalaya, in Kaschmir
und im Karakorum.
»
Nach den Berichten des Col. A. $. Waugh und Lieut. 7. G. Montgomerie.
x ÜÖreenwiel CE #
a. Pebrrmann Öir. Skizze dor höchsten IHimslaya-Hpfel von Nipal und Alkkim.
Orte Du. — Dumdanzgi Mi. — Mirzapnr. D. — Did Kosi.
DB. — Balni, H. — Harpar, 8, — Sinereah, L. — Likbı Kos.
Bas — Banderjula, I, — Ihanjpndl T, — Tiakergum). aM. — Milnimchi.
Hat, — Batwya JS. — Hrol Flüsse, R. — Rungit.
Bu — Bulakipur. K. — Kuasmandı, A. — Arım. 8 — Bun Kost ,
D, — Darjilin; L. — Lainia RB, — Bhutla Kos. T. — Tambeır.
De. — Depsi. M. — Menai, Ba, — Bastei, ' TK— Tınbn Kos
Bald nachdem Colonel Wangh's Messung des höchsten
Gipfelpunktes im Himalaya-Gebirge, von ihm Mount Eve-
rest genannt, veröffentlicht worden war!), suchte bekannt-
lich B. H. Hodgson, Resident zu Darjiling, die Identität
1) 8, Geogr. Mitth. 1856, S3. 379—381,
Potermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XIL.
dieses Borges mit dem Deodanga der Nipalesen, der auch
Bhairavathan, Bhairava Langur oder Gnalthamthangla ge-
nannt werde, zu beweisen"). Zur Entscheidung dieser Frage
forderte Colonel Waugh im April 1857 mehrere bei der
') 8. Geogr. Mitth, 1857, $. 438,
64
492
frigonometrischen Vermessung von Indien beschäftigte Of-
fiziere auf, ihr Urtheil darüber abzugeben. Diese Herren,
W. H. Seott, J. Hennessey, J. W. Armstrong und J. F.
Tennant, von denen die letzteren drei den Mount Everest
selbst geschen und gemessen haben, gaben einstimmig ihre
Erklärung dahin ab, dass Hodgson’s Ansicht als eine blosse
Konjectur zu betrachten sei, die sich auf keine sicheren
Thatsachen stütze. Sie heben in ihren Schreiben"); haupt-
sächlich hervor, dass zur Identifieirung der beiden Berge
vor Allem die geunue Position des Deodangs und seine
Höhe "bekannt sein müsse, dass es aber hierzu an allen
zuverlässigen Messungen fehle und dass Hodgson im Irr-
thom sei, wenn er behaupte, der Mount Everest könne
vom Thal von Katmandu und von der Nordwestgrenze
von Sikkim aus geschen werden, Nach dem Thal von
Katmandu zu werde er vom Gipfel XVII, nach der Nord-
wesigrenze von Sikkim zu vom Gipfel XIII verdeckt *).
Das Resultat dieser Untersuchungen fusst Colonel Waugh
in folgenden Worten zusammen: „Herr Hodgson beweist
nichts weiter, als dass nach den Aussagen von Eingebor-
nen ein Berg Namens Deodangs irgendwo zwischen unse-
ren Gipfeln XI und XXI existirt. Jener Berg mag sich
unter den von uns lixirten befinden oder unter denen, die
wir nicht zu fixiren im Stande waren, oder er mag für
uns überhaupt nicht sichtbar gewesen sein. Wenn man
den Deodanga als den höchsten Gipfel annimmt, so beruht
diese Behauptung einzig auf dem mündlichen Zeugniss von
Eingebornen, die nicht fühig sind, die wirkliche Höhe eines
Berges zu bestimmen; und wenn sie auch das Richtige
errathen haben sollten, #0 stellt diess noch keineswegs die
Identität des Deodange mit Mount Everest ausser Zweifel,
weil wir nicht sicher wissen, ob Mount Everest der höchste
Kulminationspunkt ist; Alles, was wir wissen, ist, dass er
%) Veröffentlicht im Journal of the Asintic Society of
No. IV, 1887.
”ı W. H. Scott zagt in Bezug hierauf: „Schon eine oberfächliche
Berechnung zeigt, dass Mount Ererest von dem Thal von Katmandu
sus unsichtbar ist, da er nahezu 1’ 36” unter XVIL hermbgedrückt
ist. Die auffälligste Bergmasse, die man von dort aus erblickt, wür-
den unsere Gipfel KIX und AÄX sein. Eben so wenig ist Mount
Everest ron den Ürenzen von Sikkim aus sichtbar, da itm Major
Sherwill (vgl. Geogr. Mitth. 1857, 8. 458) auf seinem Wege von
Singalelah unch Kanglanamo nirgends sah. Die Höhe des letzteren
Punktes schätzt Major Sherwill auf 13,000 Engl. Fuss, Er sagt: „Ein
Berg in der Nipal-Kette füllt besonders in die Augen, sowohl wegen
seiner merkwürdigen Gestalt, ols wegen sciner immensen Höhe; seinen
Namen kannte keiner von meinen Begleitern, noch ist os mir sonst ge-
lungen, ihn zu erfahren. Er ist ein nusgehöhlter, kraterähnlicher Berg,
wahrscheinlich 27,000 Engl. Fuss hoch, und mit ihm verbunden ist ein
langer, tafelförmiger Berg; beide sind mit Qlstschern bederkt. West-
lich von diesem grossen Borgo erlioben. sich schmale, getrennte Gipfel,
die den grossen Berg von einem ausgehählten, muschelähnlichen und
perpendikulären Berg von etwa 26,000 Engl. Fuss Höhe scheiden.”
{Notes upon a Tour in the Sikkim Himslays Mountains, J.A.5, No, 8,
1853.) Der hier nugedeutete Borg ist unser XIE, dessen Höhe 27,779
Engl. Fuss beträgt. Die Spitze von Mount Everest liegt nahesu um
34 Minuten unter der von Xlil.”
Bengal,
Die neuesten Englischen Aufnahmen im mittlern Himalaya, in Kaschmir und im Karakorum.
der höchste von uns gemessene Punkt ist. Die Hauptsache
bei der Frage ist nicht, ob der Berg Mount Everest oder
bei scilem wahren einheimischen Namen genaunt werden
soll (ein Prinzip, über welches Niemand streitet), sondern
ob man ihn Deodangaı nennen kann ohne Gefahr, einen
Irrthum zu begehen, bei dem Mangel an hinlünglichen Be-
weisen, dass ıiess in Wahrheit sein einheimischer Name ist.”
So viel
bietet, so wird sie doch an Bedeutung weit von einer
Kartenskizze übertroffen, welche die erwähnten Abhand-
lungen begleitet '), denn auf ihr ist zum orsten Mal Po-
sitien und Höhe der sämmtlichen Gipfelpunkte in Sikkim
und dem westlichen Nipal angegeben,
Fortschreiten der Triangulirung längs der Grenzen dieser
Länder?) gemessen und bestimmt wurden. Zugleich ist
das Dreieckanetz selbst verzeichnet, so wie die Gesichts-
linien von den verschiedenen Punkten desselben nach den
gemessenen Gipfeln, so dass man daraus erführt, in welcher
Entfernung und von wie vielen verschiedenen Punkten aus
dieselben bestimmt wurden. In unserem Holzschnitt haben
wir uns damit begnügt, die Position der Berge und die
Orte anzugeben, von denen aus sie geschen wurden, da-
gegen die Berge selbst je nach ihrer Höhe verschieden
dargestellt, um die Rangfolge sofort aunähernd deutlich
zu machen. Die Höhenangaben für diese Berge sind nun,
wenn wir noch die früher bekannt gewordenen für den
Chumalari oder 1, den Powhunri oder III und den Dhau-
lagiri oder XLIIT hinzunehmen, folgende:
EF. PF
XV. Mount Ererest 29,002 27,218
IX. Kouchinjinga . 28,156 25,419
XuIL 00.0. 27,708 26,088
XL. Dhaulagiri . 26,826 25,171
XXIll. 26,305 24,682
AI, Junnu . 25,804 218,743
XXVL . 24,313 22,813
ZW... , .„ 24,020 22,558
X. Kabru . ‚24,015 22,533
1. Chunmulari . 28,946 22,468 XXI. D. . 19,580 18,353
XXV.L.o.laynbung 23,762 22,296 . VL Nareing . . 19,146 17,965
AIX., 2.20. .83,570 22,116 P.=PikB.(Phulchok‘)9,730 9,10
Wie man sicht, kennt man ner von wenigen dieser
Gipfel den einheimischen Namen nnd die Indische Landes-
Interesse die hier kurz skizeirte Diskussion
welche bei dem
er: Pr
. 23,447 22,000
. 23,313 21,874
. 23,186 21,755
. 22,891 21,479
. 22,826 21,418
. 22,215 20,844
. 22,017 20,858
. 21,987 20,630
. 21,853 20,505
XX.C .
XXVYU. .
ll. Powhunri ,
XXW. .
XV. A,
ZNE ..0
Yıl. Pandim
AVıiL B,
XXll. F.
1) Dieselbe Karte mit einem Abdruck der Schriften ist in den Pro»
eeedings of the R. G. 5. of London, March 1858, enthalten, jedoch
mit einigen Zusätzen und Verinderungen, welche erkennen lassen, dass
sie auf einer herichtigten Zeichnung beruht. 80 fehlt =. B. auf
der im Journal of the Asiat. Soc. veröffentlichten der Gipfel XVI gänz-
lich. Wir haben desshalb die zweite, in den Proceedings enthaltene,
Karte unserer Skizze zu Grunde gelegt. — Die Längen besichen sich
auf den früheren Werth für das Öbservatorium zu Mailrms, 80° 17’ 21",
bei welchem eine Korrektion ron 3° 25,5" angebracht werden muss,
um ibn auf den von der Admiralität und der Königl. Antronamischen
Gesellschaft angenommenen, oder eine Korrektion ven 3° 1,4°, um ihn
anf das Resultat von Taylor’s Beobachtungen von 1835 an zu relaciren.
2, 8. über die Indische Landesyermessung Geogr. Mittheil. 1857,
88, 128, 329.
Die neuesten Englischen Aufnahmen im mittleren Himalaya, in Kaschmir und im Karakorum. 493
vermessung hat desshalb die Methode der Bezifferung an-
gewendet, die von Ost nach West vorschreitet. Die Be-
zeichnung mit Buchstaben, A, B, C u. =. w., rührt von Co-,
lonel Crawford her,
So grosse Wichtigkeit die Positionsbestimmung und
Höhenmessung dieser Berge für die Kenntnies des Hima-
laya gewiss haben, so darf man dech nicht vergessen, dass
sio aus bedeutender Entfernung angestellt wurden und
desshalb nicht mit einem «soichen Grad von Genanigkeit
behaftet sind, wie unter günstigeren Umständen sorgfültige
trigonometrische Operationen ergeben. Bekanntlich wird
es nur sclten Europäern gestattet, Nipal zu betreten, und
obgleich die Britische Regierung einen Residenten in Kat-
mandu hat, so musste sich doch auch die Indische Landes-
vermessung damit begnügen, von ihrer Dreieckslinie lüngs
der Grenze die hervorragendsten Gipfel der Riesenkette
des Nipalesischen Himalaya durch Winkelmessungen zu
bestimmen. Die Entfernung betrug dabei in den günstig-
sten Fällen immer noch 20, bisweilen aber fast 30 Deutsche
Meilen oder etwa so viel als die von Lübeck nach dem
Brocken im Harz oder von München nach dem Bernina.
Diesen Übelstand hat man aber in seinem nachtheiligen
Einfluss dadurch zu schwächen gesucht, dass man jeden
Gipfel von möglichst vielen Punkten der Dreieckslinie aus
Gipfel XVII sogar von zehn verschiedenen Punkten aus
beobachtet. Die Unsicherheit, sowohl in den Positions-
als Höhenbestimmungen, kann daher nur eine sehr geringe
sein. Die Höhe der Beobachtungspunkte wurde durch
trigonometrisches Nivellement von der Mündung des
Hoogly in den Bengalischen Golf bis zur Grenze von
Nipal gewonnen und durch die Ausdehnung desselben nach
der Küste bei Bombay und Kurrachi verificirt. Sie ist
durchweg eine sehr niedrige:
BF PF Er P.P.
Dumdangi . . » 319 299 JIhanipti . . . 265 247
Thakurgunj . - -. 273 256 Mirapur . 0. 254 238
Banderjula . . . 3251 236 Jirel . 2... 881 217
Memi. » » -» » 287 222 Bulskipur . » . 268 252
Baii . 2 2 2.242 227 Sineraah. . . 0.0 BER 265
Harpar , » » » 226 2182 Demi. . » ... 274 257
Ladnia . . » » 242 227 Batwyıa . . .. 82598 243
In demselben Hefte des Journals der Asiatischen Ge-
sellschaft von Bengal veröffentlicht Ingenieur-Lieutenant
T. G. Montgomerie, erster Assistent bei der Indischen
Landesvermessung, der in den letzten Jahren die Trian-
gulstion von Kaschmir leitete, die Resultate seiner Höhen-
messung der bedeutendsten Berge in Kaschmir und den
nördlich und östlich anstossenden Landschaften. Wir er-
halten dadurch auch für den nordwestlichen Theil des
Himalaya eine ausserordentlich wichtige orographische
bestimmte. Mount Everest z. B. wurde von sieben, der Grundlage. Die gemessenen Berge sind folgende:
Name rim Bezejebnung der Berge. N. Br. "Oestl. 1. *. Gr. u "eng Fun u
Nöugs Parbat oder Dayarmur, Schneegipfol . 35° 14’ 21,°%5 ar ar a9, | 26,029 | 24,986
Ser, Schnergipfel # der N Kha 33 58 56,1 ”. 3 5 23,807 ı 21,963
Mer, Schneegipfe) | CF Nana, Ahana u. 8. W. 40 a ala 24 | 21,888
Baltal oder Gwashbrari, Schnecgipfel 8, MD SA 25 22 10,3 17,839 16,738
Haramook, Schneegipfel j . 4 24 5,8 7a 57 31 | 16,008 , 15,860
Kaschmir-Reibe, Schnergipfel Nr. f ss 1 184 ı 1a 6 253 | 18,082 | 15,638
» ar Nr. 2 ss 19 181 | 76 20 22,57 | 19,006 18,673
Fr . Nr. 3 (ein "schnechedsckier Kugel) s3 27 185 | 76 11 502 21,289 , 19,975
” » NMr.A4 . ...:. 8 97 25 | 76 a 288 |, 20,05 18,817
" m Nr. 5 (ein "schöner Schneekogel) .00 3 u 154 |, 76 5 30,8 21,059 | 19,780
u u Nr 6 Pe he a „3 36 266 | 76 10 26,5 1,85 | 20,953
Fri „ 121 0 er 33 84 53,1 ıi 16 1.380 ;i 18,75% 17,583
Pr} ” Nr.8 . v2 2 200% 33 44 1,# 76 9 28,8 20,988 13,503
. 4 Nr. i0. 34 0 22.4 75 52 58,3 19,841 18,617
.. Rn Nr. 11. . were rl 34 6 14,9 5 45 42,1 19,597 18,388
» =: Nr. 12 Poormandal- ko-Sir (östlich von tinem Pass
zwischen Kaschmir und Wardwan) ‘ . ss 3 878 75 33 491 17,052 16,000
. e Nr. 16. NOTE SER AF Nr: 4 56 TA 7 21 45,1 17,015 15,965
" 2 Nr, IT. sa 53 2,6 7a 18 59,8 _ _
” „ Nr. 19. . 35 7 55,7 sa 28 423 20,740 10,460
. Fr Nr. 21 (oberhalb Khagan) 34 48 al, 71 5 549 14,875 : 13,958
» Fr Nr, 22 (chenda) 34 40 494 73 55 51, — h En
” » Nr. 23 Poor-ke-dheri (e benda) 34 48 230,9 73 46 08 18,187 15,470
2. u Nr. 24 Bijti-ke-Sir (ebenda) er a 5 Ta at _ | _
” ” Nr. 25 Noelä REN: ne 34 35 51 3 a1 Ada 15,535 14,576
„ ” Nr. 26. . 55 0 45,7 74 13 223,8 10,223 | 15,227
” ” Nr. 27. 34 56 26,8 a 33 68 —_ =
"” N >. ee ee a a 34 22 154 | 75 239 29,7 18,052 16,938
„ : %. (Über den Ambernath-Höhlen) 34 13 34,4 ri e ? ur 9) 17,321 16,952
Pn Pr f. (Über dem Matchahoy-Gletscher) 33 13 439 75 87 40,8 17,904 16,793
En i. (In der Hembaps-Kette) 24 30 50,8 75 38 30,4 17,643 18,554
” Fri j. (Ehbenda) . 34 21 Ba , TS 4 9178 17,369 16,297
n n x. (Etmn 8 E.M. südwestl. von Fort Dras) ss 17 38 ı 7 4 398 19,377 18,181
”) Die Länge int auch hier auf den früheren Werth für das Observatorium zu Madras (80° 17" 21) bezogen.
0”
494 Die neuesten Englischen Aufnahmen im mittleren Himalaya, in Kaschmir und im Karakorum.
Name und Bereichtwng der Bere. | N. Br. Er RE. 12
Pir Pir Panjal, , Schneggipfel, Bürd Sangah ( (in der Kette zwischen Kaschmir u. Wade) I 83° 577 54,4 TE” 20° 18," _ j—
iR = a. (Kbends) . 33 48 54,8 75 29 51,9 14,581 | 18,681
u er £'. (Ebenda) 3 36 31,5 75 34 38,8 — —
r S f°. (Ebenda) 33 26 5% 75 31 31,6 14,546 13,648
ai = B*. (Ebenda) | 38 sı 89,7 75 32 16,4 14,187 13,312
» " Ahertätopd (V ermmessungsstation) 53 23 56,5 75 22 21,5 13,043 12,238
u - Kol Närwä (Vermessungsstation) . . ss 30 21,8 8 245 12,746 11,959
" » Didyum (Vermessungsstation) . 33 24 493 ss 3 158 14,952 14,029
» m Bärmä Sükul (drei Piks über dem Kosa "Nug, auch Koserin
Kutor genannt und von Siälkote aus geschen) , 33 38 55,7 74 82 448 15,488 14,523
» sr Tikbiär (von Siälkote aus Esel .. 3329 52,0 74 39 428 15,305 14,361
= nr z küti i 3 44 54% 74 30 30,6 15,624 14,566
3» 4 26 7 238 19,1 15,133 14,199
Nördlicher Panjal' Hänt ER RLER RR über dem Woge r. - Bundipoor n. Gum) a 36 48,0 7a 80 16% 13,498 12,660
r Marinäg (Vermessungsstation) ni sı 38 ATe 714 14 462 11,828 11,098
u Ismail de dori rn 34 29 445 73 857 448 12,643 11,868
u Pik Nr. 82 . sı 21 20,3 3 59 170 14,338 13,453
Pi Batkolä (V ermossungsstation) 34 290 41,5 ’4 oo 239 14,039 13,173
. Käj Näg, No, 1 (höchster Pik) 4 13 48,7 74 4 12,8 14,438 138,547
Insel Chindrs im City Lake von Kaschmir 480 74 53 40,0 5,209 4,888
Lankä-Insel im Grossen Walardee . . + 34 22 9ı 74 39 48,0 5,187 4,867
Takht-i-Sulaimän . . MH o04 463 a 5 80 6,266 5,879
Islamabad-Hügel (Vermmssungsstalion auf dem Gipfel) 33, 43 46,3 3 12 6» 3,806 5,638
Shapiyon-Hügel (Vermessungsstation auf dem NEN: 33 42 43,0 71 53 485 7,049 6,614
Fort Sopsor, östliche Bastion 34 17 14 | 7 30 47,6 _ -
Ferner ergaben die Messungen zweier Gipfel des Ka-
rakorum, vom Kunüri När aus durch Lieut. Brownlow und
vom Haramook aus durch Lieut. Montgomerie, folgende
Resultate:
\vom Harumook nus ar nr 26.308 7 az
Karakorum Nr. 1 Irom Kandri Näraus ' 25.438,5
Mittel 25,416,1 23,848
Karakorum Nr. 2\rom Haramook aus 136,5 27,914,4
uxhext in 35° X, Br,/vom Kanüri När aus 27,942,8
Mittel 27 ‚923,3 26,205
Dieser letztere Gipfel des Karakorum ist also, so viel
man bis jetzt weiss, der dritthöchste Berg der Erde, er
steht dem Kanchinjinga nur um 214 Par. F. an Höhe
nach, dem Mount Everest um 1007 Fuss, während er den
Dhaulagiri, der so lange als der höchste Berg galt und
nun den fünften Rang einnimmt, um 1034 Par. F. über-
ragt. Mit-ihm kennt man im Himalaya bis jetzt etwa
18 Berge, welche höher sind als der Aconcagua, der für
den Kulminationspunkt von Amerika gilt.
Wie die obigen Resultate erhalten worden, erfahren
wir aus den interessanten Bemerkungen, mit denen Lieut.
Monigomerie seine Tabelle begleitet. „Die mittlere Höhe
von 26,629 Engl. Fuss für den Nanga Parbat”, heisst es
dort, „ist approximativ, aber wahrscheinlich wird sie keine
wesentliche Änderung erfahren, wenn auch alle Verfeine-
rungen der Berechnung angewendet werden. Die Höhe der
trigonometrischen Stationen in Kaschmir beruht auf der Trian-
gulationsreihe des nordwestlichen Himalaya und die Höhen
in dieser wieder auf der vom Banog-Öbservatorium (7454
E. F.), welche Oberst Waugh durch trigonometrisches Ni-
vellement von Meer zu Meer (von Caleutta bis Bombay
und Kurrachi) über eine Strecke von 2127 Engl. Meilen
über Berg und Ebene geprüft hat, — eine Kontrole, die
nie zuvor in einem so gigantischen Maassstabe angewen-
det oder doch mit Erfolg ‚ausgeführt wurde. Die Drei-
ecksreihe des nordwestlichen Himalaya, welche demnach
von einer festgestellten Höhe ausgeht, ist bis jetzt noch
nicht durch einen ähnlichen Vorgang geprüft worden; in
Kurzem aber wird Oberst Waugh's grosses geodätisches
Viereck, welches den Punjab und Sind einschliesst, die
gewünschte Verifikation liefern, indem es den Kreis von
dem Meeresniveau bei Kurrachi um den Punjab herum
und zurück nach demselben Punkt vollendet. Obgleich
die innere Kontrole bei Berechnung der Höhen in jeder
Vermessungsreihe in sich vollkommen ist, so können sich
doch kleine Irrthümer einschleichen, welche nur bei Voll-
endung des Nivellements von Meer zu Meer zum Vor-
schein kommen. Daher muss vielleicht später eine kleine
Korrektion bei den Höhen in Kaschmir angebracht wer-
den, obwohl sie, wie gessgt, die obigen Werthe nicht we-
sentlich verändern wird.
„Bis jetzt wurde der Nanga Parbat oder Dayarmur zu
19,000 Engl. Fuss Meereshöhe angegeben, oder etwa 14,
Engl. Meilen zu niedrig, — ein ziemlich unglücklicher
Schuss für Konjektural-Geographie. Obwohl dem Mount
Everest keineswegs gleich, ist doch der Nanga Parbut
eben so der König des nördlichen Himalaya, wie Mount
Everest der des südlichen. Meine Vermessungs-Sektion
hat bereits alle Gipfel südlich vom Indus in den Kreis
unserer Aufnahmen gezogen und jetzt kann man sagen,
dass die Indische Landesvermessung alle Gipfel im Hims-
laya mit Ausnahme einiger wenigen an den Quellen des
Indus bestimmt hat.
Die neuesten Englischen Aufnahmen im mittleren Himalaya, in Kaschmir und im Karakorum.
„Während meines dreitägigen Aufenthalts auf dem
Schneeberg Hargmook, mehr als 16,000 Engl. F, über dem
Meere, hatte ich mehrmals eine schöne Ansicht der Karu-
korum-Kette und der Bergzüge nördlich vom Indus. Unter
anderen waren zwei schr schöne Piks jenseits des allge-
meinen Umrisses der Mustagh- und Karakorum - Ketten.
Diese beiden Piks scheinen hoch zu sein; sie waren gut,
aber schwach gegen den Himmel abgezeichnet und wahr-
scheinlich 150 Engl. Meilen von mir entfernt. Ich hoffe
ihre Höhe später angeben zu können. Unter den obigen
Höhen sind mehrere wohlbekannte Berge, wie „Ser” und
„Mer”, Haramook, Baltal u. s. w., aber die von mir er-
mittelten Höhen stimmen nicht mit denen, die nach frü-
heren Forschern angenommen wurden, und ich glaube,
dass sich meine Positions- und Höhenbestimmungen als
ein nützlicher und interessanter Beitrag zur exakten Geo-
graphie erweisen werden.
„Die Triangulation von Kaschmir wurde im Jahre 1855
auf Befchl des Oberst Waugh begonnen. Sie geht von
einer Seite der nordwestlichen longitudinalen Dreiecks-
reihe in den niedrigen Höhenzügen nördlich von Sealkote
aus und wurde quer über den Schneekamm des Chattard-
har, über den Pir Panjal und die grosse Bergkette im
Norden von Kaschmir mittelst symmetrischer Vierecke und
Polygone fortgesetzt. Durchweg wurden Lichtsignale, He-
liotropen und Lampen, benutzt und nirgends wurde von
dem strengen System der Indischen Landesvermessung ab-
gewichen, trotz der physischen Schwierigkeiten, welche
die Schneeketten und die grosse Kälte auf ihren Gipfeln,
eo empfindlich für die bei den Lampen und Heliotropen
angestellten Eingebornen, darboten.
„Der Nanga Parbat oder Dayarmur ist ein Schneeberg
im Norden von Kaschmir, halbwegs zwischen dem Thal
und dem Indus. Die glünzende Schneemasse des Piks
und seiner untergeordneten Zacken sieht man am vortheil-
haftesten von der Westseite von Kaschmir aus über den
Grossen Walar-See hinüber. Der obere Theil des Berges
füllt etwa 5000 Engl. Fuss hoch steil ab und die benach-
barten Ketten erreichen nie mehr ala 17,000 Engl. Fuss
Höhe; folglich bietet dieser prächtige Gipfel, der bis
26,629 Engl. Fuss aufsteigt, einen herrlichen Anblick, von
welcher Seite man ihn auch betrachtet ). Auch unter den
t) Eine schöne und charakteristische Skizze dieses Berges siehe auf
Seite 44 in Major (jetzt Lieut.-Colonel) Cunningham’s Werk über Ladak.
495
übrigen Bergen befinden sich schüne Piks; die bemerkens-
werthesten sind der „Ser” und „Mer”, Zwillingsriesen, von
denen der erstere eine weisse, der letztere eine dunkle
Farbe hat, weil er zu steil ist, um auf der Seite nach
Kaschmir zu viel Schnee tragen zu können. Ser und Mer
heissen auch Nana Klıana, Dum Huy oder Pajah Huy und
sind auch noch unter anderen Namen bekannt. Sie wie
die sümmtlichen Piks von Nr. 1 bis Nr. 12 kennen die
Jäger recht gut, welche den Steinbock im Wardwan-Thal
jagen. Der Baltal, Haramook, die höchsten Punkte des
Pir Panjal und die Nummern 16 bis 27 sind von ver-
schiedenen Theilen von Kaschmir aus sichtbar.
„Die Position und Höhe dieser Berge sind durch Beob-
achtungen bestimmt worden, welche an den Hauptstationen
der Dreiecksreihe von Kaschmir angestellt wurden. Der
Nanga Parbat z. B. ist durch Beobachtungen mit einem
14zölligen Theodolit von Troughton und Simms von elf
Hauptstationen aus, in Entfernungen von 43 bis 133 Engl.
Meilen und von Höhen zwischen 7700 und 16,000 Engl.
Fuss, bestimmt worden. Vier oder mehr unabhängige Be-
rechnungen wurden für jeden Gipfel ausgeführt; bei dem
Nanga Parbat sind Breite und Länge sogar von sieben
selbstständigen Deduktionen abgeleitet, die Höhe von elf und
die Entfernung von eben so viel Dreiecken. Die äus-
serste Differenz von dem Mittelwerth betrug für ihn nur
Y/,. Sekunde in Breite und Länge und nur 25 E. Fuss in
der Höhe, die Übereinstimmung war also so gut, wie man
sie nur erwarten konnte, wenn man bedenkt, dass auf
dem Nanga Parbat kein Signal errichtet werden konnte,
dass die Anziehung (attraotion) des Berges sehr gross ist
und dass ohne Zweifel zwischen den Beobachtungen Dif-
ferenzen vorkamen, die durch den Schneefall zu einer
Zeit und das Schmelzen des Schnee’'s zur anderen verur-
sacht wurden.
„Die Refrektion, welche zur Ermittelung der Höhe des
Nanga Parbat sowohl als der anderen Gipfel angewendet
wurde, ist durchweg praktisch aus meinen eignen wechsels-
weisen Beobachtungen zwischen Hauptstationen bestimmt
worden, d. h. aus den Beobachtungen nach und von jenen
hohen Punkten der Himalaya-Kette, welche zum Zweck
der Beobachtung wirklich bestiegen wurden, während die
Reihe der grossen Dreiecke über den Pir Panjsl und die
mächtige Schneebarritre nördlich von dem Kaschmir-Thal
sich ausdehnte.”
4% Die dem Russischen Reiche unterworfenen Kirgisen.
Die dem Russischen Reiche unterworfenen Kirgisen.
Sechste Beilage zu dem statistischen Werke über die neunte Volkszählung von dem Akademiker P, v. Köppen.
Aus dem Russischen übersetzt con F\ v. Stein.
Kirgisen sollte man eigentlich nur diejenigen Horden-
glieder nennen, welche sich selbst den Namen Kirgis bei-
legen und bei uns unter der Benennung Diko-Kämennyje-
Kirgisy ') (wilde Berg-Kirgisen) bekannt sind. Alle übrigen
sogenannten Kirgis-Kaissaken, welche die Grosse, Mittlere,
Kleine und Bukejew’sche Horde bilden, sind Kasaken, wie
sie sich selbst und wie sie auch Perser, Chiwinzen, Bu-
charen und Chinesen benennen *). Nach dem Zeugnisse
Karamsin’s hiess bei uns in der Nogaischen Angelegenheit
die Kirgis-Kaissaken-Horde gewühnlich die Kasaken-Horde®);
ja auch in der alten Russischen Hydrographie finden wir
hinter dem Jaik (hinter dem Flusse Ural) die (nomadi-
sirende) Kasaken-Horde.
]. Die Dikokamennyje (Sakamennye — hinter den Bergen
wohnende — oder Dikije — wilde —)- Airgisen.
Sie allein heissen auch Buruten #); ihre Nachbarn, die
Chokander, Kaselikarden und die Chinesen, nennen sie
Kara-Kirgisen, d. h. Schwarze Kirgisen®), und in Sibirien
giebt man ihnen auch den Namen Schwarze Tataren ®).
1) In Betreff der Orthographie der Namen Ist zu bemerken, dass
der Accent den Russischen Silbenaccent bezeichnet und die Buchataben
sche, se, esa und jerni durch sh, #, ss und y wiedergegeben sind.
* Die Letzten verändern diesen Namen in Chassaken., — Siehe A.
7. Lewschin’s Beschreibung der Horden und Steppen der Kirgis-Ka-
saken oder Kirgis-Kaissaken (St. Petersburg 1832, 8), Theil I, 8. 1
und 2, — Der Historiker Müller bemerkte im Jahre 1762, dass schon
im Jahre 1734 die Kirgisen und Kirgis-Kasaken irrthiimlich für iden-
tisch gekalten worden. Vergl. G. Fr. Müller, Sammlung Hussischer
Geschichte, VL, 528.
9) Geschichte des Russischen Reiches, Th. IX, Bemerkung Nr. 646,
— Die Akten über die Nognische Angelegenheit müssen sich zu Mas-
kau im Hauptarchiv (des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten)
beünden. \
* Müller sagt (ebenduselbst, 8. 529), dass die Kirgisen bei den
Kalmlcken unter dom Namgn Burutoen bekannt seien. — Üeorgi war
(in seiner Boschreibung der Völker des Kussischen Reiches) im Irr-
thum, wenn er sagle, dass die Kirgisen der Grossen Horde, welche
sich selbst Brut-Erdenä nennen, Burutten (richtiger Buruten) hinssen
und «lass die Kirgisen der Mittlern und Kleinen Horde jenen den Nü-
men Körger beilegten. Siehe Joh. Oottl. Georgi’s Beschreibung aller
Nationen dos Russischen Reichus (Leipzig, 1785. 4.), 88. 141 u. 108,
— Timkowskij schreibt, dass die Kirgisen im, Chinesischen Buruten
heissen. Siche Reise nach Chins durch die Mongolei in den Jahren
1820 nnd 1821, von Jegor Timkowskij, Th. I, 8. 257. — Es ist auch
noch eine Meinung vorhanden, nach welcher der Name Buruten auf die
Dikokamennyje-Kirgisen von einem Volke übergegangen ist, welches
früher ‘die ron ihnen bewohnten Striche inne hatte, — Ritter apricht
in seiner Erdkunde von ihnen unter dem Namen Berg-Kirghisen,
3) Mömoiren der Kais. Kuss, Goographischen Gesellschaft, V, 140.
©) Phil. Nasarow, der im den Jahren 1813 und 1814 Dolmetscher
bei dem abgesonderten Sibirischen Korps in Uhokand war, nennt die
Buruten in seinen 1821 in St. Petersburg erschienenen Mittheilungen
über einige Völker und Länder des mittlern Asiens (88. 29 u. 44)
Gegenwärtig leben die Dikokamennyje-Kirgisen, nach-
dem sie ihre früheren Weideplätze um den Jenissei ver-
Inssen, in der Gegend um den See Issyk-kul '), im Süden
von den Kirgisen der grossen Horde. Auf den Karten
werden die Grenzen ihres Gebietes im Norden längs des
Gebirgsräckens des Kungi-Ala-Tau, im Süden durch den
Zug des Kirgisnyn-Ala-Tan angegeben. In der That rei-
chen auch ihre ununterbrochenen Nomadenzüge — wie
aus den Berichten des Generalgouverneurs von West-Si-
birien hervorgeht?) — im Osten bis an den Chinesischen
Grenzpostenweg von Kuldschi nach Axüı ®), im Süden bis
an die kleinen unabhängigen Herrschaften Badachschän
und Karatig!n*) und im Westen bis an das Chanat von
Chokand. Im Norden nomadisiren sie (nach denselben
Nachrichten) auch am obern Laufe des Fliüsschens
Tscharyn (2). 5
Das Russland unterworfene Geschlecht Bogı?), welches,
so -viel mir bekannt, im Norden des Issyk-kul nomadi-
sirt, besteht nach gewühnlicher Annahme aus 10,000 Jur-
ten mit 100,000 Pferden. Da man auf cine Jurte oder
Kibitke im Durchschnitt fünf Seelen beider Geschlechter
Tsehöruyje-Sakämennyje Kirglsy (schwarze, binter den Bergen woh-
nende Kirgisen). Eine Französische Übersetzung seiner Heise befindet
sich im Mugusin Asiatique (Parls, 1825. 8 T.1, p. 1-30). Siehe
Kitter's Erdkunde, Asien, WIL, 761,
') Der See Insyk-kul heisst Kalmiückisch Temurtu-Noor (eisenhal-
tiger See}, Chinenisch She-Hai (auf dem Atlas Kiepert’s zu Hitter’s
Erdkunde}; Klaproth nennt den Sue auch Tus-kul, d. h. Salzsee. Siche
Magas. Asint. (Par. 1825. 8), T. I, No, 1, p. 24.
”) Ebendaselbst, 8. 141.
9; Naeh Chinenischen Autoren reichen die Wohusitze der Buruten
bis an die zu Axü gehörigen Distrikte. Magas, Asist. T.1, No. 1,5. 112,
u) Über das Chanat von Budlschschün siche Ritter'« Erdkunde, VIL,
88. 758 ff. — Die Herrschaft Karatign, welche ihren eigenen Schreh
hat, liegt nördlich von Badachschän, im südlichen Theile des Chanats
von Chokänd, In dem von Dr. Kiepert za K. Ritter's Erdkunde zu-
sammengertellten Atlas (dritte Lieferung, auf dem Blatte, welches Tu-
ran oder Turkestan darstellt, 1852} ist Karatigen innerhalb des No-
muden-Terrains der Kirgisen, welches «ich zumı Katawar-licbirge, einer
östlichen Fortsetzung des Hinduh-kusch umd Mustüg, wurstreckt, ange
geben. In dem Lande dieser (Schwarzen?) Kirgisen liegen die Soe’'n
Kara-kul und Ssarj-kul (aus welchem letztern der Ami-Darja ent-
strämt!, — Übrigens erstrecken sich die Weideplütze dieser Kirgisen
im Südosten bis an dus Gebirge Karakoram, wie diess aus dem Worke
von Al. Burnes (Trarela into Hokhars. London, 1832. Th, II, Kap. 2,
55. 234 ff.) ersichtlich ist. Ritter nennt‘ dieso Kirgisen Wander-
Kirgbisen (Erdkunde, VII, 8. 474) und anf der in München im Jahre
1839 erschienenen Karte von Iran und Turan finden wir auf der Stelle,
wo Karutigen angegeben ist, die Aufschrift: „Wohnplätse der Usbek-
Kirgisen, Wanderstämme”, Siehe «die Karte des westlichen Hochlandes
von Mittel-Asien oder die Staaten von Iran und Turan u. s. w. von
J. B. Roost.
%) Das Geschlecht Bogh wänschte schon im Jahre 1851 in den
Russischen Untertlianen-Verband zu treten; seit 1654 hält man es für
definitiv zu Russland gebörig.
Die dem Russischen Reiche unterworfenen Kirgisen.
rechnen kann, so würde das Geschlecht Bogüi ungefähr 50,000
Köpfe zählen. Die übrigen Dikokamennyje-Kirgisen, deren
Mahapen !) nach dem Zeugnisse des Generalgouverneurs
von West-Sibirien im Jahre 1847 den Wunsch ausspra-
chen, Russische Unterthanen zu werden, zühlen 40,000
Jurten °).
Der Raum, welcher nach den Karten den Dikokamen-
nyje-Kirgisen gehört, umfasst ®) mit Einschluss des Issyk-
kul 651,6 Qundrat-Meilen oder 31,528 Quadrat-Woerst,
und da dieser Ses 235,ı Qundrat-Meilen oder 11,376 Qua-
drat-Werst *) gross ist, so kommen auf die Weideplätze zwi-
schen dem Kungi-Als-Tau (im Norden) und dem Kirgis-
nyu-Ala-Tau (im Süden) 'nur 416,5 Quadrat-Meilen oder
20,152 (luadrat-Werat.
2. Die Kirgisen der Grossen IIorde?)
nomadisiren in der Richtung von Nordwest nuch Südost
zwischen dem Balchäsch-See und der Chinesischen Grenze
‚und nehmen den grüssten Theil des sogenannten Sejumir-
jetschinskischen Landes ein, dessen nordöstlicher Theil
den Militär-Bezirk Kopäl bildet. Unterhalb des Balchäsch-
See's reichen ihre Weideplätze bis zum Gebiete der Si-
birischen Kirgisen (der Mittlern Horde) und zwar bis zur
Hungersteppe Bed-Pak-Dal und längs des Flusses Tschui,
welcher sie von Chokänd trennt. Ihre südlichen Nach-
barn endlich sind die Dikokamennyje-Kirgisen, von wel-
chen sie durch das Gebirge Kungi-Ala-Tau geschieden
werden. Dieser ganze Raum ohne den Militürbezirk Ko-
päl®) umfasst 2712,83 Quadr.-Meilen oder 131,257 Quadr.-
!; Die Manapen der Berg-Kirgisen sind dassolbe, was dio Sultane
bei den Kirgis-Kaissaken sind, Diejenigen, von welchen hier gespro-
ehen wird, heissen Urman, Dshantsi und Dahankamtach.
?, Bote der Kuiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft,
Heft VW, 8. 141,
9) Auf der Generulkarte von Wenrt-Sibirien mit der Kirgisen-Steppe,
welche bei dem Stahe des abgesonderten Sihirischen Korps entworfen
und 1848 in dem Topographischen Depöt gentochen worden int, ver-
bessert 1833 (50 Werst auf den Zoll)
*) Auf der Karte des Örenburg’schen Landes und der benachbarten
Linder des mittlern Asiens, in vier Blättern, welche im Jnhre 1856 im
Maasastabe von 1:4.200.000 der wirklichen Grösse {100 .Werst auf
den Zoll) bei dem Generalstabo des abgesonderten Sibirischen Korps
zusammengestellt worden, hat der Issyk-kul 234,02 Q,-M. oder 11,352
Q»Werst.
®, dieorgl sagt in seiner Beschreibung der Völker des Russischen
Reiches (58, 121 u, 198), dass die Kirgisen der Grossen Horde von
den tibrigen Kirgisen Kürger, d. i, Louts der Wüste, genannt würden,
Personen, weiche wohl Vertrauen verdienen, versichern aber, dass ein
solches Wort in der Kirgisen-Sprache nicht vorhanden sei; nach ihrer
Meinung ist es dus korrumpirte Kirgis, welches in der Übersetzung
allenfalls Leuts der Wäste bedeuten kann, wenn mın & won kir,
Wüste, und gis (gyn?), durchsiehend (gisnek — durchziehen}, ableitet,
In Klaproti's Magas. Asiat, (Th. I, No, 1, 8, 109) wird von der Gros-
sen Horde unter dem Namen Khassak de In droite gesprochen, welche
die Chinesen durch Uluk rous (von den Wörtern uluk [gross] und
sous oder djeus |Horde]) bezeichnen.
* Nach der angeführten Karte von West-Sibirien. '
497
Werst. Aus dem allerhöchsten Befehl, dem Senat am
16. November 1856 ') mitgetheilt, ergiebt sich, dass der
ehemalige Pristaw bei den Kirgisen der Grossen Horde,
welcher vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten
ressortirte, zum Ühef des Bezirkes Ala-Tau umbenannt
worden ist. Ihm sind auch die Dikokamennyje-Kirgisen
des Geschlechtes Bogli untergeben. Ehemals hatte der
Pristaw seinen Sitz in Kopäl, gegenwärtig in dem 1854
erbauten Fort Wjtrnoje, das auch Alınat heisst (almat, Kir-
gisisch für Apfel, welches Wort im Tatarischen Al-
maly lautet), obgleich eigentlich das zwölfte Fort (Alma-
tschinskij) von Kopal auf dem Wege nach Wjeruoje 30
benannt wird®). Die Übersiedelung des Pristaws von Ko-
pil nach der Festung Wjernoje war auch schon desshalb
nothwendig, weil Kopäl sich im Lande der Kirgisen der
Mittiern Horde befindet und diese seit Jahren mit der
Grossen Horde Streitigkeiten über die Grenzen hatten,
welche zur Beseitigung der Zwistigkeiten im Jahre 1849
durch die Wasserscheide längs des Gebirges Dshon, eines
Zweiges des Ala-Tau, fertgesetst wurden. Eine besondere
Verwaltung für die Eingebornen und Steppengerichte
sind bei den Kirgisen der Grossen Horde noch nicht vor-
handen. Die numerische Stärke der Seelen beider Ge-
schlechter in. dem Russland unterworfenen Theile erstreckt
sich nach ungefihrer Zählung auf 100,0009%. Die Übrigen
nomadisiren auf Chinesischem Gebiete.
Obgleich die Grosse Horde in Russlands Unterthanen-
schaft getreten ist, zahlt sie doch keinen Jussak. Sie
wird von ihren eigenen Sultanen und Bijern verwaltet
und steht unter der Oberhoheit des Generalgouverneurs
von West-Sibirien.
Ein Theil der Kirgisen der Grossen Horde nomadisirt
innerhalb der Grenzen des Chinesischen Reiches.
}. Die Mittlere Horde, ,
ehemals die Kirgisen unter Sibirischer Gerichtsbarkeit oder
einfach Sibirische Kirgisen!;) — nimmt gegenwärtig die
') Siehe die Senatszoitung vom Jahre 1856, Nr. 100, 8. 1134.
?) Die Gegend erhielt olıno Zweifel ihren Namen von dem Flusse
Almata, Anch das zweite Piquet von der Stadt Kopal auf demselben
Wege heisst Almalinskij.
3) Siehe das Jourmal dos Minist. des Innern von 1854 (Th. VII,
August, 11. Abtheil,. 8. 21, wo diese Zahl auf Grund offizieller An-
gaben In der von Herm Idarow verfassten Abhandlung: „Die Kirgisen-
Steppe der Sibirischen Gerichtsbarkeit und das daselbst neu ringerich-
tete Gebiet von Seemipalatinsk”, angegeben worden.
% Siche das am 2%. Juli 1922 allefhöchst bestätigte Statut filr die
Sibirischen Kirgisen, — in der vollstündigen Gesetssamml. Th. XXXVITI
Nr. 29,127 (5. 417). — Auf Grund des 4, 134, wind jährlich ein Jas-
sak an Vich erhoben, Einer von hundert Köpfen {mit Ausschluss der
Kameele). Bei Abtrogung dieses Jassaks in banrem Gelde wird der
Werth eines Pferdes 13, einen Ochsen oder einer Kuh ®, eines Schafes
1 Rubel Silber gerechnet. Diese Taxe beruht auf der am 29, Oktoher
1851 ullerhöüchst bestitigten Begutachtung des Heichsratls. Siche
zweite vollständige Grsetzsumml. Th. XXVL, zweite Abtheil. 8, 69.
498
am 19. Mai 1854 eingerichteten Gebiete von Ssemipala-
tinsk und der Sibirischen Kirgisen ein. Zu dem ersteren
gehören auch die sogenannten Innern oder unterthünigen
(wjeropöddannyje) Kirgisen, aus welchen der Bezirk Ssemi-
palatinsk gebildet worden.
In Betreff dieser unterthäuigen Kirgisen finden sich
bei mir folgende Angaben:
Serlonzabl, Hestand an Wich !},
A
Namen (der Weloste, z 3 E 3 Pi E $ = z
u ; B E 3 Z 4 &
iR dB, Em ;$
Jergenekty-Uwäk . . . 111,632 2,425 3,556 20,309 8,072 45,785 304
Koibagys-tschoga-Uwäk . : 6 965 1,853 1,504: 5,743 3,085 18,084. Bi
Ssamtk-Bassentein 111,136 2,701 2,235.11,647 4,374 24,247 118
Kiptschäk 4 415 BER Bar 8,573 1,222 6,245 53
KussarpKire; . . » . 1 129 811 310 822 A497 2,048 13
Bosgosu-Buransimin . - 1 61 121 108 © 70
Saiwan-Kiej . 2...) 186 404 336 DEI 208 2,86: 41
Kundshigalin . .. .14 22 54 48 106 793 0 Bh
Im Ganzen '36 4,546 9,751 9,234,52,283'17692.953291617
Betr
Der Flächeninhalt dieser beiden Gebiete (von Ssemi-
palatinsk und der Sibirischen Kirgisen) betrügt 19,303,7
Qusdr.-Meilen oder 934,008 Quadr,-Werst 2). "
Die Stärke dieser Horde wird mit Ausschluss der In-
nern (unterthänigen) Kirgisen auf 350,000 Seelen beiderlei
Geschlechts angegeben ).
Beinahe die ganze Mittlere Horde wurde in die Gebiete
von Ssemipalatinsk und der Sibirischen Kirgisen hinein-
gezogen. Nur von den Stimmen Baidshigit und Kysäi
nomadisirt ein Theil auf Chinesischem Gebiete, am Obern
oder Schwarzen Irtysch, der in den Saissin-Bee fällt, und
an den Ausläufern des Gebirges Barlyk, während der an-
dere Theil derselben in dem Gebiete Ssemipalatinsk in
der Gegend um den Alakül-See und an den südlichen Ab-
hängen des Tarbogatäi-Gebirges zusammen mit den Kir-
gisen der Kreise Ajaglıs und Kokbekty nomadisirt.
4, Die Kirgisen der Kleinen Horde,
welche auch Örenburgische Kirgisen oder Kirgisen unter
Orenburgischer Gerichtsbarkeit heissen.
Der Kleinen Horde steht das Örenburgische Grenz-
Komit€ vor, welches von dem Ministerium des Auswärti-
gen abhängt.
Die volksthümliche Verwaltung besteht zus den Sul-
tanen, deren es gegenwärtig drei giebt, den Distancen-
Vorstehern, deren man ungefähr 75 zählt, und den Häup-
') Der Jassak für allos dieses Vieh (Einer von je 60 Köpfen, nach
den im’ Jahre 1R52 festgesetzten Preisen) betrug 15,263 Rubel Silber,
von welchen 6370 zur Unterhaltung des Bezirksgerichts und des Dienst-
personals verwendet wurden.
%) Nach der Generalkarte von West-Sibirien von 1848,
>) Journ. des Minist. d. Innern, 1854 (Th. VID), August, Abtheil.
U, 8. 19.
Die dem Russischen Reiche unterworfenen Kirgisen.
tern der Aule, 400 an der Zahl und mehr . Diese wer-
den sämmtlich aus den Kirgisen erwählt. Ausserdem sind
zum Schutz der Kirgisen, welche sich bei der Linie be-
finden, sechs Kuratoren aus den Russischen Beamten, vor-
zugsweise aus verabschiedeten Militärs ernannt.
Das Nomaden-Terrain dieser Kaissaken-Horde %) — die
Trans-Jaikische, gegenwärtig die Trans-Uralische Steppe —
erstreckt sich vom Flusss Ural bis zum Gebirge Ulutau
und den Flüssen Ssaryasu und Ssyr-darja. Da die Kleine
Horde im Norden an das Orenburgische Gouvernement und
im Osten an das Gebiet der Sibirischen Kirgisen grenzt,
so nomadisirt sie. vom untern Seyr-darjk und vom Aral-Soe
bis zum Kaspischen Mcere und nimmt im Winter auch
die Inseln des Aral-See's ein?®).
Das Areal dieser Steppe kann noch nicht mit Genauig-
keit angegeben werden. So viel mir bekannt, wird der
Fluss Turachtä, welcher im Süden der Bucht von Ken-
derlinsk in das Kaspische Meer fällt*), als die Grenze
zwischen den Weideplätzen dieser Kirgisen und der Turk-
menen angegeben. Da dieser Fluss aber auf den mir be-
kannten Karten nicht angegeben ist und wir noch nicht
- wissen, bis wohin sich das Gebiet der Kleinen Horde
längs des westlichen Ufers des Aral-See’s erstreckt, so
habe ich es Behufs annähernder Schätzung des Areals der
Kirgisen-Steppe °) für nöthig gehalten, zwei Linien zwi-
schen dem Kaspi- und Arul-See zu ziehen, die eine von
der Südspitze der Bucht von Kenderlinsk zum Kap Ulkum-
Y) Siehe das Reglement fir die Verwaltung der Orenburg’schen
Kirgisen, allerhöchst bestätigt am 14. Juni 1844, in der zweiten voll-
ständigen Gesetssamml. Th. XIX, Abth, 1, Nr, 17,998,
?, In der alten Hydrograpbis Wusslands (herausgegeben von N.
Nowikow, St. Potersburg 1773. 8. 8, 75) ist gesagt, dass sich auf je-
nen Striechen (vom Jaik bis zum Ssarssu, welcher noch vor dem Sayr
ins Meer fiel) die Weideplütze der Kaissaken-Horde 600 Werst weit
ausdehnen. Jene alten su Werst — zu 700 Faden — bilden jetzt
840 Werst, in der Wirklichkeit hetrügt der augeileutete Raum jedoch
mehr nls 1000 Weerst.
?) Genauere Angaben über die Grenzen des Nomaden-Terrains der
Kleinen Horde giebt N. W. Chanskow im Journ. d. Min. d. Innern,
1848, Th. VIII, Okt, 88. 7-9,
+) Ihe Kirgisen-Abtheilung des Geschlechtes Bajulin, welche auf
dieser Gronze der Kleinen Horde lüngs des Nardnst-Ufers des Kaspi-
Sce’s nomadisirt, heisst die Adhıjische, Vergl. die Karte des Landes
der Innern und Kleinen Kirzisen-Horde, welche N. W. Chanykow im
Maassstahe ron 60 Werst entworfen hat, und seine Abhandlung „Über
die Berülkerung der Kirgisen-Steppen, welche von der Innern und Klei-
nen Horde bewohnt werden, im Journ. d, Min, des Innern, 1#44, Th.
YIll, Oktober, 88. 3—60, — Die Turkmenen des Üeschlechtes Issen
und zwar die Abtheilungen-Abdäl, Baruntshük, Dslaudür, Igbör und
Buss-Aıdlshi wurden im J. 1802 auf ihre besondere Bitte in den Rus-
sischen Unterthanenverkand aufgenommen, wie aus der Urkunde vom
9. Mai desselben Jahres, welche in dor vollständigen Gesetssammlung
(Th. XXVIL, Nr. 20, 260, 8. 137) abgedruckt worden, zu orsohen ist.
*) Nach der Karte des Orenburg’schen Landes und dor bennchbar-
ten Länder des mittleren Asiens nuf vier Blättern, welche im Jahres
1856 im Maassstabe von 1:4.200.000 der wirklichen Grösse (100
Werst anf den Zoll) bei dem Generulstabe des abgesonderten Sibiri-
schen Korps entworfen worden ist.
Die dem Russischen Reiche unterworfenen Kirgisen.
Tussiık am Arul-See, die zweite von demselben Punkte der
Kenderlinskischen Bucht bis zum Nordwest-Ende der Bucht
Ak-Tacheganäk ').
Das Dreieck zwischen diesen beiden Linien und dem
Ufer des Aral-See’s umfasst nach der Schätzung des Horrn
Schweizer 237,55 Quadr.-Meilen oder 11,194 Quadr.-Werst
und mit Hinzufügung desselben zur Kirgisen-Steppe beträgt
der ganze Raum, welcher von der Kleinen Horde bewohnt
wird, 17,255,34 Quadr.-Meilen oder 834,894 Quadr.-Werst
(in runder Zahl über 17,250 Quadr.-Meilen oder 835,000
Quadr.-Werst).
Dieser ganze Raum, welcher von drei regierenden Sul-
tanen beherrscht wird, zerfüllt in drei Theile. Die Gren-
zen derselben können noch nicht mit Genauigkeit auf den
Karten angegeben werden; es ist nur bekannt, dass die
sie abgrenzenden Linien — im Allgemeinen, ohne Berück-
sichtigung der Krümmungen betrachtet — von Nordwest
nach Südost streichen, So geht die Grenzlinie zwischen
dem westlichen und mittleren Theile von dem Ural-Flusse
oberhalb des Städtchens ITlezk zum Westufer des Aral-
Sees, die Grenzlinie zwischen dem mittlern und östlichen
Theile vom Ural-Flusse bis zur Mündungsgegend des Sayr-
Darja. Die Kaissaken, welche den östlichen Theil bewoh-
nen, bilden, obgleich sie offiziell zu den Kirgisen der
Kleinen Horde gezählt werden, eigentlich schon einen
Theil der Mittlern?2). Auch A. J. Lewschin erwähnt be-
reits des Umstandes°), dass einige Abtheilungen der Mitt-
lern Horde mit der Kleinen nomadisiren.
Über die Zahl der Kirgisen der Kleinen Horde sind
keine Nachrichten vorhanden; dieselbe kann nur annühernd
angegeben werden. Wenn man erwägt, dass die Kibitken-
steuer, welche auf Grund des $. 79 des Reglements für
die Verwaltung der Örenburgischen Kirgisen 1 Rubel 50
Kopeken Silber für die Jurte oder Kibitke ausmacht, ge-
N Werm der Fluss Turachts wirklich unter dem 42, Breitengrade
ins Kaspische Meer füllt, muss (diese Linie noch etwas südlicher ge-
zogen werden.
#%, Diese Nachriehten verdanke ich Herm W. W, Weljaminow-Ser-
now, welcher, nachdem er in St. Petersburg die orientalischen Spra-
chen »tudirt, fünf Jahre im Dienste im Orenburgischen Lande zuge-
bracht und selbst das kirgisen-Lamd bereist hat. Als Schriftsteller hat
sich Herr Weljaminow-Sernow durch die historischen Nachriebten über
die Kirgis-Kaissaken und über die Beziehungen Russlands zum mittlern
Asien seit dem Tode Abul-Chair-Chans, seit dem Jahre 1748 bis zum
Jahre 1765, weiche in der Örenburg’schen Gourernementszeitung im
Jahre 1853 abgedruckt worden, bekannt gemacht. Auch hat er im
Jahre 1856 in dem zweiten Theil der Memoiren der Orientalischen
Abtheilung der Archäologischen Gesellschaft historische Nachrichten
über das Chanst von Chiokand von 1840 bis 1853 veröffentlicht, welche
dio traurige Lage der Bewohner des mittlern Asiens und die sehreiende
Dringlichkeit für Einführung der Üesstze der Menschliehkeit bei dem-
selben scharf hervorheben.
3) In der Anmerkung auf 8. 8 der „Beschreibung der Kirgis-Kais-
saken-Hörden’ u, », w., wo gesagt wird, dass ein Theil der Kleinen
‚Horde #ich mit der Mittlern #ermischt hat.
Petermann’s Googr. Mittheilungen. 1858, Heft XII,
499
genwärtig 180,000 Rubel beträgt und dass dieselbe wahr-
scheinlich auf 200,000 Rubel steigen würde, wenn auch
die Kibitken der im öffentlichen Dienste stehenden Personen
damit belegt wären und keine Unterschleife Statt finden),
so kann man die Zahl der Kibitken auf 130,000 veran-
schlagen, und wenn wir fünf Menschen beider Geschlechter
für die Kibitke annehmen, so erhalten wir 650,000 Be-
wohner. Mir scheint kein Grund vorhanden, diese Zahl
für zu gross zu halten, wesshalb ich dieselbe auch
annehine.
Aus den Nachrichten, welehe mir Herr Weljaminow-
Sernow über die Wohnorte der regierenden Sultane er-
theilt hat, ergiebt sich, dass sie während des ganzen Jah-
res keine sogenannten Stawken (feste Wohnsitze) haben.
Im Sommer zieht jeder Sultan in seinem Antheile mit
einer Kusaken-Abtheilung von 200 Mann zur Untersu-
chung der Rechtshändel der ihm untergebenen Kirgisen
und zur Ausführung aller Arten von Geschäften von Ort
zu Ort. Im Winter wohnen die Sultane in Häusern bei
der Linie, und zwar der des westlichen Theils bei der
Stanitza Satonnaja, der des mittlern Theils bei dem Ko-
sakenflecken Ilsobilny und der des östlichen Theils 60
Werst von der Stanitza Ust-Uisk, von Orenburg den Tobol
aufwärts 940 Werst entfernt.
3. Die Bukejew'sche?) oder Innere Horde,
oder auch, wie sie in dem Ukas vom 17. Juli 1808 ge-
nannt worden, die kleinere Kirgis-Kaissaken-Horde des
Sultans Bukej®), stammt von der Kleinen Horde her*), von
welcher sie sich innerer Zwistigkeiten halber ablöste. In
Folge des Ukas vom 11. März 1$01, durch weichen
Chan Bukej und die ihn begleitenden Kirgisen die Er-
laubniss erhielten, zwischen der Wolga und dem Ural zu
nomadisiren?‘, kam Bukej in demselben Jahre mit 1000
Familien in das Astrachan’sche Gonvernement und nahm
das Land ein, welches nach der im Jahre 1771 erfolgten
* Kalmücken-Flucht frei geworden wer und in dem Distrikte
der Sandsteppe Ryn liegt.
Die Stawken der früheren Chane, Bukejs und Ihshan-
ger’s befanden sich im Sommer am Flusse Torgun und
1) Die Zählung der Kibitken und die Erhebung der Stener wird
von den Kirgisischen Distancen-Uhefs ausgeführt und der Unterschleif
ist eine unbesweifelte Thatsache,
#) Richtiger hiesse es Bukejische Horde, da der Name des Chans,
nach welchem sie benannt worden, Bukej und nicht Bukejew war.
Bukej starb 1815 und als sein Nachfolger in der Chanswürde wurde
sein ältester Sohn Datanper am 22. Juni 1823 bestätigt. Siche die
Mötmoiren der Kais, Russ. Geogr. Gesellschaft, Heft 2, 3, 47.
3) Vollständige Gesetzsammlung, Th. XXX, Nr. 23,164 (8. 435).
4) Vorzugsweise von dem eschlechte Bajull, zum Theil auch vom
Geschlecht Alimuli.
5) Vollständige Gesetzsammlung, Th. XXVI, Nr. 19,773 (5. srl).
65
500
im Winter in dem Ryn-Sande im Kreise Krassnojar !).
Obgleich es gegenwärtig keine Chane mehr giebt, befindet
sich doch an dem zuletzt genannten Orte eine Niederlas-
sung, welche die Benennung Stawka bewahrt hat.
Eine Schilderung des Zustandes der Innern Kirgisen-
Horde von Jak. Wlad. Chanykow ist in dem zweiten Heft
der M&moiren der Kais. Russ. Geographischen Gesellschaft
(SS. 27—60) abgedruckt, wo auch eine Karte der Weide-
plätze dieser Horde, welche 1842 im Maassstabe von 20
Werst zusammengestellt worden, beigefügt ist.
Die Zahl der Kirgisen beider Geschlechter beläuft
sich auf 82,000. Die Eintheilung derselben in Geschlech-
ter, Abtheilungen und Unterabtheilungen wird später an-
gegeben werden.
Den von der Rukejew’schen Horde eingenommenen
Raum bat Herr B. J. Schweizer nach der Kurte des Oren-
burger Landes, welche 1851 angefertigt und 1854 ver-
bessert worden, auf 1082,45 Quadr.-Meilen oder 52,374
Quadr.-Werst berechnet 9. —
Es ist allerdings zu beklagen, dass wir nicht genaue
Nachrichten über die Kopfzahl der genannten Russland
unterworfenen Kirgisen-Horden haben, aber es steht zu
hoffen, dass die nächsten Volkszühlungen uns mit der nu-
merischen Stärke jeder Horde näher bekannt machen wer-
den. Hierfür scheint auch der Inhalt des &. 262 des am
22. Juli 1822 allerhöüchst bestätigten „Reglements für die
Verwaltung der Eingebornen” bürgen zu können, wo es
heisst, dass die „volksthümlichen Regierungen, welche von
dem Wachsen und der Abnahme der Menschenzahl in ihren
Familien stets unterrichtet sind, die Verpflichtung haben,
hierüber bei der allgemeinen Revision der nächsten Be-
hörde vollständige Nachrichten zukommen zu lassen” ?), —
Jetzt kann man nur eben folgende Resultate aus dem
Vorangegungenen ziehen.
Zahl der |
Kirkisen Arant in
Namen der Kirgisen-Horden.
FREE Brom b. Geschl, 1% ‚Meilen, Q.Worst,
Dikokamsınaja (Geschlecht Bogu, zum
Kreise Alo-Tau gehörig] 50, 00 | sid 20,158
Grosse (Kreis Ala-Tan) 100,000 | 2,7125 | 181,257
Mittlere (Üebiete : Ssemipalatinsk und
der Sibirischen Kirgisen) . 250, ‚000,
19,808 934,008
Unterthänige Kirgisen (im Kreise Bse- | '
mipulatinsk} . . 19,600) |
Kleine (vom Fiusse Ural bis zu den | |
Flüssen Ssary-asu u, Ssyr-Darjä) 650,000 17 BELlFN 834,894
Bukojew’sche (im Gouv. Astrachan) . | 82,000 1,08%.) 52,374,
1,251 ,000, 40,769 99 1,972,685,
) 120 Werst von Tschornojar, 300 von Astrachan und 800 von
Orenburg entlernt.
2) In der Abhandlung „Über die Bevölkerung der Kirgisen-Steppen,
welche von der Innern und Kleinen Horde bewohnt werden”, schützt
Herr Wind. Chanykow diesen Raum annüherangsweise auf 80,960
Quadr.-Meilen, wus ullerdings nieht viel von der hier angegebenen Be-
rechnung abweicht. Siehe Journ. des Min. d. Innern, Jahrg. 1844,
Ti. VLLL, Oktober, 8. 7.
9) Vollständige Gesetasummlung, Th. XXXVILL,-Nr. 29,126 (8,409).
Die dem Russischen Reiche unterworfenen Kirgisen.
Hiernach ist der ungeheuere Raum, den die Russland
unterworfenen Kirgisen’ einnehmen, beinahe vier Mal so
gross als die ganze Pyrenäische Halbinsel und übertrifft
noch um Einiges den vierfachen Inhalt der Europäischen
Türkei. Es ergiebt sich auch, dass auf die Quadratmeile
30,68 und auf die Quadratwerst 0,63 Menschen kommen.
Trotz dieses ungünstigen Verhältnisses ist die Bevölkerung
der Kirgisen-Steppen doch zwei Mal stärker als die des
an Tundren #0 reichen Gourernements Archangel.
In den eben mitgetheilten Nachrichten ist nichts von
der Eintheilung der Horden in Stämme, Geschlechter, Fa-
milien und andere Unterabtheilungen gessgt worden. Ge-
nau iet uns diess nur von der Bukejew’schen Horde be-
kannt, woher ich mich entschliesse, später die von Jak.
Wiad. Chanykow herausgegebene „Übersicht über die Ein-
theilung und Kibitkenzuhl der Bukejow’schen Horde hin-
zuzufügen,
Von den Dikokumennyje-Kirgisen oder Buruten \sagt
man (auf die Autorität Chinesischer Schriftsteller), dass sie
in fünf Stämme (tribus) zerfallen,
hauptsüchlichsten Seajık otok,
Talak otok heissen N,
Über die Eintheilung der anderen Horden finden sich
einige Nachrichten in dem Werke A. J, Lewschin’s, wel-
ches zueret Licht über das Dasein der Kirgis-Kaissaken
verbreitete®). Um hier nicht Alles zu wiederholen, was
dort gesagt ist, schreibe ich für meine Leser hier nur die
Namen der Stämme auf,
„Die Grosse Horde bestand Anfıngs aus den Stämmen
Uissjün oder Ussjin, Tulatsi und Ssargam; später kam aus
der Mittlern Horde noch der Stamm der Konkrät oder
Kunrät zu ihr.” -
Die Mittlere Horde zerfüllt in vier Stämme: Argyn,
Naimän, Kyptschäk und Uwäk-Girej ®).
Die Kleine Horde zerfüllt in drei Hauptstämme:
von denen die drei
Sara buchaschi otok und
Ali-
Bei den Eitkebormen, bei denen Steppengerichte eingesetzt sind, sol-
len “liese nach 4. 267 denselben Reylements die Volkszählung nach
dem Schema der Revisionstabellen vornehmen und in aller Form für
etwaige Auslassungen verantwortlich sein.
!) Siehe Magaa. Asist, T. 1, No. 1, pp. 112 & 113.
2) Beschreibung der Horden und Steppen der Kirgis-Kaissaken,
St. Peternburg. 8. 85. 7 bis 13,
?) Diese Benennungen wiederholen sich nicht selten in den Namen
der Ansiedelangen der Steppen-Tataren im Gour, Taurien und man
trifft dort öfters die Namen Konrnt, Altschin und Kyptschäk an. Bei
der Durchsicht ‚ler Rerisionstabellen der Kromsdemsinen liess ich 1837
eine Liste der Woloste und Ortschaften des Gour. Taurien mit An-
gabe der Zahl der Einwohner männl. Geschlechts in jedem Orte dru-
cken, aus weicher ersichtlich, dass unter den dortigen Ortsnamen Kon-
rat 18, Kypischak 17, Naiman 11, Kyrays 9, Kirej 6, Altschin 4,
Alschin 2 und Argyn 3 Mai vorkommen. Die Stämme Alimuly und
Buiuly verschmelzen zuweilen zu Einem Stamm unter dem gemeinschaft-
lichen Namen Altschin.
Die dem Russischen Reiche unterworfenen Kirgisen.
muly, Baiuly und Dsheti-ugur oder Ssemirod, welch letzterer
aus sieben Familien besteht !).
In Hinsicht der Kirgis-Kaissaken endlich, welche im
Gouvernement Astrachan nomadisiren, sind die von mir
gemachten Mittheilungen in den Memoiren der Geogra-
phischen Gesellschaft abgedruckt.
Eintheilung und Kibitkenzahl der im Gourernement Astrachan noma-
disirenden Bukojew'schen Horde.
Stamm. | Familie, Absbeilung Weideplätze,
Stamm Bauly.
1. Bersch, 1. Dahaik. 1. Tiiauka. Ein Tbeil überwintert am Kas-
2600 Kibitk. 2. Dullak-Dohnik. pi-Sen, oin anderer in den Ryn-
% Tay« Sanden u. nur einige Kihätken
4. Tiuschasch. bei di. ysch-Saamara-See'n.
& Scharmy-gnms, Im Sommer nomsilisiren sie
6. Kam-Balassy. ‚zwischen Ityn-Sanden u. Kaspt,
2, Isseuzml. t. Assanısallak, f
# Baigunn. t
& Utar-karatschl,
4. Kıschitvr.
) & Bisch-ssary
#. Karstukal. 1. Akully.
| 2. Aktubat.
) & Bunlan
’ . 4 Techidina,
' 3. Amio-schuscha.
& Berdina.
4. Kulkatsch. 1. Karkara. I
| 2 Sonbongul,
3 Shanribal.
Sandy. |
5. 1t-Imuhemesn,
'5. Dikiass. 1. Talgrikul ;
| 2. Shan |
| 3. Shaltyr.
4. Nawrım. |
| 5. Buljak. |
6 am. 1. Rasal.
N = 2. Benmnl. | >
| 8 Nitusar.
| ‘4 Blikint.
T, Sslbek. 4, Aldamıl. |
2. Barkasa.
p - 8. Ssarr,
& Jangurtscha, 1. Alssiaidik.
| 2. Siumun-Dcharan,
j Malal.
'®, Bischkaschka. 1, Kitschubal.
| Barnybai.
| 3 Baik .
h 4. Anti.
v ‘6. Karatscha.
2. Seerketsch 1. Kujum. : ‚Überwintern in den Sebi
2000 Kibitk. 2. Tschumak, genden den Kaspi-Seo's u. im
‚3. Bliawatschty. | Djsssja-kam; im Sommer 1n0-
'4. Kussum. * ! sie zwischen
'& Kirtsch-Kistel |Byn-Banden und Kaspi.
6. Kula-Kaska, |
7. Bhatad,
3. Alstschl |1, Suary. Üervintern bei den Kırıyach-
1700 Kiblik. ‚2. Algbass. ' Saamara-Soe'n um Barga-
ir Baramıyk. km; im Sommer nomndisiren
K 2 sie bei dem Usen und im N.
5. Kublej, |von den Ryn-
& 1 ı
1) Nach den mir zugekommenen Nachrichten werden gegenwärtig
so vollständige Nachrichten ala nur möglich über die Eintheilung der
Kleinen Horde gesammelt und man kann hoffen, dass dieselben bald
erscheinen werden.
!
Btamım, Familie | Abtheikung.
. Bafbakty. T, Batarı '1. Altyınbet,
Kara
’ 3 al
4. Kutschnak.
Tukasaba,
6 Tacha
7. Kultschuk,
% Seal.
» jpatschu.
10, Chudaikasar,
5. Tan 1. Kalkaschak. | ’
80 Kiblik. 2. Assan. |
8 Sbammambet.
4 Akyınbet. |
5. Karnschak.
%. Karagınak. |
DE TTER |
Bw Kl 2. Karnkna. |
Pr Del!
nu '
‚5. Karagul. n
6 Bikem, '
7. l. |
# al,
7. Adal. 3. Mugnl. i
780 Kibitk. 2. Tuhytsch. "
3. Sbaman-Adal
4 Kupak-urmss,
5, Balsrktschä, ,
6, Aktak. N
IK bar. |
& Tasina. j
k Utal.
3. Kabeln
& Yerk. 1. Kadvrgul
000 Kibitk. 2. Kouturass, |
IE ri
Suary-yasyk.
BKysymkurt 1. Sanba. I
650 Kibitk. 2. Imury.
. Ulsbstschk |
10 N f Kıjas.
20 Kibick, 2. Kasnk-kulnk.
= - nn,
11, Taslar. 1. Abdal.
200 Kibiik, 2. Tscharga.
Dahastaban. ,
. 1. Kuttuka.
220(7)Kib. 2. Dam,
ı
13 Issentemir 1. Tayratschi.
30 Kibitk. 2, Kun,
3. Kara-tamyr.
4 Saulygus,
Stamm Alimuly.
1. Ki
Ko Kiniex. | |
Stamm Semirod.
1. Tabyk,
zw Kfhlik,
2. Taschn. |
00 Kibicke |
3, Kenlarl. |
> Kibäitk. |
Sultane und
Chodshi. |
200 Kibitk.
501
t Webdeplläitze,
Überwi Iintuen vum die K ch
Seamara-Seo’n ns ei
steppe Tuluhal;
nomsdisiren sie an Jen Usen
amd im N. der Ryn-Sande.
'Überwintern im sildl. Theile
der Hyn-Sande; im
nomadisiren sie an den Usen.
‚Überwintern im Djussjakum;
im Sommer m sie
zwischen den Ryn-Sanden und
dem Moore.
Überwintern am Kaspi; im Sam-
‚ner nomadisiren sie zwischen
den Ryw-Sanden u. dem Meere,
|
Überw. theils am Kaspi, theils
bei d. Kamynch-Nasııma
Im Benumer nomadis, ale
em Berge Tschaptschatscht.
intern am
thoiks Im Jamsm-kam; lm Som-
mer nomadisiren «ie an den
wen.
Ryn-Sande und
Sommer dem Territorium
des Gomv.
‚der Ryn-Bande und lberwim.
am n. nahe and, Grenze
dem Meer u. den Ryn-Sanden.
nem (ieschlachte gehörige Ab-
6h*
®
Britisch-Columbia und Vancouver-Insel.
Britisch-Columbia und Vancouver-Insel.
Gegenwärtige Zustände und Entwickelungsfühigkeit der neuen Englischen Kolonie am Grossen Ocean.
(Nebat Karte, s. Tufel 20.)
Errichtung der Kolonie Britisch-Columbia und Grenzen
derselben. — Das ganze Gebiet der Hudsonsbai-Kompagnie
zerfällt je nach der Natur des Rechtes, welches die Kom-
pagnie über dasselbe hat, in drei gesonderte Theile: Ru-
pert’s Land, welches ihr von König Karl II. von England
im Jahre 1670 durch eine Eigenthums-Urkunde (charter)
auf ewige Zeiten verliehen wurde und welches das ganze
Stromgebiet der Hudsonsbai umfasst; das Nordwest- oder
Indianer-Gebiet, zwischen Rupert's Land, dem Arktischen
Ocean, der Russischen Grenze, dem Grossen Ocean und
den Vereinigten Staaten, auf welchem ihr durch Bewilli-
gung (licence) vom Jahre 1821, auf 21 Jahre erneuert im
Mai 1838, das ausschlieseliche Recht des Handels zusteht;
und Vancourer-Insel, die ihr mittelst Schenkung (grant)
vom 13, Januar 1849 auf zehn Jahre verliehen wurde.
Da hiernach die Kraft der beiden letzteren Urkunden im
Jahre 1859 erlöscht und weil zugleich zahlreiche Petitio-
nen aus Canada, dem Red River-Distrikt und Vancouver-
Insel an die Englische Regierung das Bedürfnies einer
Beschränkung der ausschliesslichen Rechte der Hudsonsbai-
Kompagnie wenigstens in den begünstigteren südlichen
Theilen ihres Gebietes erkennen liessen, so wurde ein
Spezial-Komit€ aus 19 JParluments-Mitgliedern ernannt,
welches im Jahre 1857 unter dem Vorsitz des damaligen
Kolonial-Ministers Labouchere den Zustand des Gebietes
der Hudsonsbai-Kompagnie untersuchte und dem Parlament
darüber Bericht erstattete. Das Komit“ gelangte nach
einer gründlichen Prüfung aller einschläglichen Dokumente
und Schriften und nach mündlicher Vernehmung von zahl-
reichen Benmten und Privatpersonen, welche durch ihre
Stellung, Reisen oder Studien eine tiefere Kenntniss der
betreffenden Länder und Verhältnisse hatten, zu der An-
sicht, dass in allen jenen ausgedehnten Regionen, welche
für jetzt wenigstens keine Aussicht auf bleibende, auf-
blühende Ansiedelung zulassen, die jetzigen Verhältnisse
fortbestehen sollen, dass aber Canada ermächtigt werden
solle, die ihm benachbarten, zu Niederlassungen geeigneten
Landestheile, wie namentlich deu Red River- und Sas-
katchewan-Distrikt, sich einzuverleiben und für ihre Ver-
waltung zu sorgen, und dass Vancouver-Insel so bald als
möglich aus der Verbindung mit der Hudsonsbai-Kom-
pagnie gelöst werden solle, als bestes Mittel, die grossen
natürlichen Vortheile, welche diese wichtige Kolonie be-
sitzt, zu entwickeln, wobei zugleich auf die Ausdehnung
der Kolonie auf solche Theile des gegenüberliegenden Kon-
tineutes westlich von den Felsengebirgen Bedacht zu nch-
men sei, welche sich für bleibende Ansiedelungen als ge-
eignet erweisen würden N).
Über Boden und Klima des Küstenlandes, welches
Vancouver-Insel gegenüberliegt und seit Cook’s Zeiten
Nen-Caledonien genannt wird, während es Vancouver Neu-
Georgia (zwischen 45° und 50° N. Br.) und Neu-Hanno-
ver (zwischen 50° und 54° N. Br.) nannte, sprachen sich
mehrere Zeugen vor dem Komit sehr günstig aus und
Alles, was man darüber in Erfahrung brachte, schien zu
beweisen, dass dieser Distrikt unter guter Verwaltung einer
sehr bedeutenden Entwickelung fühig sei. Da nun vol-
lends die Entdeckung von Goldlagern am Fraser und
Thompson River eine vorher nicht geahnte rasche Umge-
staltung aller dortigen Verhältnisse erwarten liess, so wurde
eine Bill im Parlament eingebracht, dass «zunüchst dieser
Distrikt als eelbstständige, von der Hudsonsbai-Kompagnie
unabhängige Kolonie konstituirt werden solle. Die Folge
war eine Parlamentsakte vom 2. August 1858, welche der
Hauptsache nach bestimmt: Der gewöhnlich unter dem
Namen Neu-Üsledonien bekannte Theil des Britischen Ge-
bietes an der Nordwest-Küste Nord-Amerike’s soll hinfort
Britisch-Columbia heissen 2); diese neue Kolonie soll alles »
Land innerhalb des Britischen Gebietes umfassen, welches
im Süden durch die Grenze der Vereinigten Staaten, im
Osten durch die Hauptkette der Felsengebirge, im Norden
durch den Simpson River und den Finlay-Arm des Peace
River und im Westen durch den Grossen Ocean begrenzt
wird, und Queen Charlotte's Island, so wie alle anderen
benachbarten Inseln einschliessen, mit Ausnahme von Van-
eouver-Insel; der Königin soll im Verein mit dem Par-
lament das Recht zustehen, einen Gouverneur von Britisch-
Columbia zu ernennen, die Verwaltung und Justispilege
darin zu ordnen und alle solche Einriehtungen und Ge-
setze zu erlassen, welche für den Frieden, die Ordnung
und gute Regierung des Landes für nothwendig erachtet
werden; kein Theil der Kolonie von Vancouver -Insel
soll durch diese Akte in Britisch- Columbia einverleibt
werden, aber wenn innerhalb der Zeit, anf welche die
" % Report from the Seleet Committee on the Hudson's Bay Com-
pany; together with tbe proceslings of the committee, minutes of erir
denee, appendix and index, Ordered, hy the Honse of Commons, be
be printed, 31 July and 11 August 1857,
2) Cölumbin wurde schon früher der westlich son den Folseng®
birgen grlogene Theil der Hudsonsbai-Länder genannt, van ihm billete
Kou-Caledonien aber nur den stidlichen Theil.
Britisch-Columbia und VanoourerInse. 508
Akte Gültigkeit hat, eine vereinigte Adresse von beiden
gesotzgebenden Häusern von Vancouver-Insel eingereicht
wird, welche um die Inkorporation dieser Insel in Britisch-
Columbia bittet, so soll die Regierung das Recht haben,
diese Annexation auszuführen; die Akte bleibt vorläufig
in Kruft bis zum 31. Dezember 1862 und von da an bis
zum Schluss der nächsten Purlamentssitzung.
Kurze Zeit nach Annahme der Bill wurde ein Korps
freiwilliger Ingenieure unter dem Befehl des Kapitän Par-
sons nach Britisch- Columbia geschickt, um dort Aufnah-
men zu machen und der Kolonisation Vorschub zu leisten,
und am 30. Oktober ging der für die neue Kolonie er-
nannte Regierungs-Kommissär, Oberst Moody, mit Kapitän
Gossett, dem Schatzmeister der Kolonie, und anderen Ver-
waltungsbeamten nach New York ab, um von da über Pa-
nama den Ort seiner neuen Wirksamkeit zu erreichen.
Folgen der Loslösung des Gebietes von der Hudsonsbar-
Kompagnie, — Die Aufinerksamkeit, welche die Englische
Regierung diesem entlegenen Gebiete jetzt zuwendet, und
die Maassregeln, welohe sie zu seiner Organisation ergreift,
können nicht ohne wohlthätige Folgen bleiben. Bisher
bezog sie keine Revenüen von dort, verwendete aber auch
nichts auf die Kolonie; es war der Hudsonsbai-Kompagnie
ganz und gar anheim gegeben, was sie aus dem Lande
machen wollte. Nun hat sich aber im Laufe der Zeit ge-
nugsam herausgestellt, dass die Kompagnie die Besiedelung
und Kultivirung von Britisch-Columbie und Vancouver-
Insel in keiner Weise befördert hat; ausser den eingebor-
nen Indianern fand man dort bis vor Kurzem nur die
Diener und Beamten der Kompagnie selbst, die, in einigen
Forts zerstreut, den Handel mit den Indianern betrieben.
Eine grössere Anzahl Weisser war nur in und bei Vie-
toria anzutreffen, doch überstieg ihre Zahl nicht 3- bis
400 und darunter waren nur ein Paar Ansiedler, welehe
in keiner Beziehung zur Kompagnie standen. Es musste
im Interesse der Kompagnie liegen, die Pelzthiere und
Indianer möglichst zu schonen, da sie von diesen fast
allein ihre Einkünfte bezog, eine beträchtliche Einwande-
rung aber wird wahrscheinlich hier wie anderwärts beide
verdrängen; es geschah desshalb nichts, um Kolonisten bei-
zuziehen, im Gegentheil legte man ihnen allerhand Hin-
dernisse in den Weg. So wurde Land nur zu dem hohen
Preise von 1 Pid. Sterling per acre abgelassen, während
es in Kalifornien, Oregon u. 5. w. etwa 14 Dollars kostet;
in der unmittelbaren Nähe von Victoria wurde überhaupt
kein Land abgegeben, sondern dieses für die Kompagnie -
und ihre Diener reservirt, die Umgehung von Victoria aber
war bisher der’ einzige Punkt, wo sich Ansiedler anbauen
konnten, da sie sonst nirgends Schutz vor den Indianern,
die notwendigen Bedürfnisse für die erste Zeit ihrer An-
wesenheit im Lande und einen Markt für ihre Produkte
fanden. Ein grosses Hinderniss war ferner die Bestim-
mung, dass Jeder, der 100 Acres kaufen wollte, fünf Ar-
beiter von Europa mitbringen musste, was natürlich für
Jeden, der sich erst an Ort und Stelle zur Niederlassung
entschloss, unmöglich war. Handelsleute wurden aber da-
durch abgehalten, auf Vancouver-Insel und Britisch-Co-
lumbia sich niederzulassen, dass sie nicht mit der privi-
legirten Kompagnie konkurriren konnten und dass auf alle
nach den Vereinigten Staaten, dem nächsten und natür-
lichsten Markte für ihre Wasren, importirten Artikel ein
Zoll von 20 Procent entrichtet werden muss; denn wäh-
rend dieser Zoll durch Konvention mit den Vereinigten
Staaten für Canada abgeschafft ist, besteht er noch für das
ganze Gebiet der Hudsonsbai-Kompagnie. Für Strassenbau
und sonstige Erleichterung des Verkehrs, für die Erfor-
schung des Landes und die Ausbeute seiner übrigen Pro-
dukte ausser Pelzwerk, Fischen und Holz geschah so gut
wie nichts, selbst die Bearbeitung des 1850 "zu Nanaimo
auf Vancouver-Insel entdeckten bedeutenden Kohlenlagers,
das sich in unmittelbarer Nühe der Küste und in nur 40 F.
Tiefe befindet, wurde höchst lässig von wenigen Leuten
betrieben. Dass unter solchen Umständen die Kolonie
keine Fortschritte machte, ist begreiflich, und vielleicht
wäre dieser Zustand noch viele Jahre hindurch stationär
geblieben, wenn nicht die Entdeckung des Goldes plötz-
lich viele tausend Einwanderer herbeigeführt !) und da-
durch eine Umwälzung in allen Verhältnissen hervorge-
bracht hätte.
Das Festland von Britisch-Columbia. — Wie es oft zu
geschehen pflegt, wenn wenig bekannte Landstriche durch
unvorhergeschene Ereignisse in den Vordergrund treten,
dass ihre natürlichen Vorzüge mit allzu glänzenden Far-
ben geschildert werden, so hörte man auch jüngst fabel-
hafte Dinge von den Keichthümern Britisch - Columbia’s.
Obwohl diese Gerüchte durch genauere Untersuchungen
später wahrscheinlich auf ein bescheideneres Maass zurück-
geführt werden möchten, so kann man doch kaum bezwei-
feln, dass die Kolonie wirklich einer bedeutenden Ent-
wickelung fähig ist. Alle Berichte stimmen darin überein,
dass das Klima wenigstens an den südlicheren Küsten der
Kolonie milder und schöner sei, als in Gross-Britannien
und in den unter gleichen Breiten gelegenen östlichen
Staaten von Nord-Amerika, wie sich ja überlisupt die Ame-
!; Naelı einer Korrespondenz der „Times” (27. August d,J.) waren
bis zum 20, Juli 22,753 Personen zur Ses von San Franeiseo nach
dem nemen Goldlande abgegangen und ausserdem seien etwa 10,00
Personen von Oregon und Washington über Land dahin gelangt. Nach
dem „Moniteur unirersel” (21. Oktober) waren vom 20, April bis 26.
Juli 77 Fahrzeuge mit 23,107 Passagieren yon San Fruneineo nach
Vaneourer und Puget Sound gegangen.
504 Britisch-Columbia und Vaneourer-Insel.
rikanische Westküste durch ein mildes, gleichmässiges
Klima auszeichnet. Der Winter dauert vom November
bis Mürz, Schnee bleibt selten eins Woche liegen und
Regen ist zwar hiünfig, aber nicht übermüssig. Leichte
Fröste beginnen im September. Die Luft ist rein und
gesund. Der Küstenstrich ist ein hügeliges Land, bedeckt
mit schönen Nadelwäldern, vorwiegend Pinus Douglasii;
zwischen diesen liegen aber auch weite offene Stellen mit
einer nahrhaften Grasdecke, gut geeignet für Viehzucht
und für den Anbau von Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln,
Enropiischen Gemüsen, Obstbäumen un. #. w., die hier eben
so gut gedeihen, als in der Umgegend von Vietoria. Jen-
seits der Casende-Berge, die reich. bewaldet parallel der
Küste nach Nordwosten ziehen und unweit der Grenze
von Washiogton in dem Mount Baker genannten thätigen
Vulkane bis zu 10,459 Engl. Fuss !) ansteigen, ist das
Land allerdings beträchtlich rauher und unwirthlicher. Es
liegt hier etwa 1000 bis 1500 Fuss über der ‚Meeres-
fläche und wird vielfach von Bergzügen, Schluchten, Strö-
men, Seen upd Sümpfen dirchschnitten. Das Wetter
scheint hier grossem und plötzlichem Wechsel unterworfen
zu sein, so dass man bisweilen in Einem Tage alle Ab-
stufungen des Sommers, Herbstes und Winters durchmacht.
Me Lean erzählt: „Ich habe am Stuart'e Lake im Juli
allen möglichen Wechsel des Wetters innerhalb 12 Stun-
den erfahren — Frost am Morgen, brennende Hitze am
Mittag und däranf Regen, Hagel und Schnee, Im Winter
ist das Wetter denselben Veränderungen unterworfen, ob-
wohl nicht in so extremen Grade; manche Jahre- bleibt
es sogar den ganzen Winter hindurch mild.” . Nach Cox
beginnt der Frühling im April, wo die wilden Blumen zu
knospen anfangen, und von da bis Ende Mai ist das Wet-
ter sehr angenehm. Im Juni regnet es beständig bei star-
ken Süd- und Ostwinden. Im Juli und August herrscht
unerträgliche Hitze und aus dem Boden, der vorher mit
Feuchtigkeit gesättigt war, kommen zahllose lüstige Flie-
gen und Insekten. Im September: füllt so dichter Nebel,
dass man vor 10 Uhr Morgens keinen Gegenstand auf
weiter als 100 Yards erkennen kann. Wiührend dieser
Zeit sind Erkältungen und Rheumatismen häufg unter den
Eingebornen sowohl wie unter den Weissen, Im Oktober
kündigt der Fall der Blätter und gelegentlicher Frost den
Anfang des’ Winters an; die Seen und theilweise die
Flüsse frieren im November zu. Der Schnee liegt selten
höher als 24 Zoll. Das Thermometer sinkt im Januar
bisweilen auf — 15° F. (— 21’ R.), aber diess hält nur
wenige Tage an und die Kälte ist im Allgemeinen nicht
?") Nach Daridson’s Messung vom Jahre 1856 (U. S. Const Surver
Report for 1866, p. BB).
so gross, als man nach der Lage des Landes vermuthen
sollte ").
Hinsichtlich des Klima’s kann sich daher das nene
El Dorado nicht mit Kalifornien messen, denn wihrend
hier der Goldgräber fast elf Monate im Jahre ununterbro-
chen arbeiten kann, wird er sich am Fraser und Thomp-
son River mit 130 bis 140 Arbeitstageri begnügen miissen.
Diess ist jedoch kein Hinderniss für Ackerbau und Vieh-
zucht, für welche im Gegentheil die Region am Thomp-
son River ausserordentlich günstige Bedingungen bieten
soll. Blanshard, der erste Gonverneur von Vancouver-
Insel, sagte vor dem Komit“ aus, er habe von Allen ge-
hört, die dort gowesen wären, dass der Boden in hohem
Grade fruchtbar und von derselben Beschaffenheit wie auf
Vaneouver-Insel sei; und Sir Lytton Bulwer sagte in
seiner Rede bei Einbringung der Bill über Britisch-Co-
lumbis im Parlament: „Der Thompson River-Distrikt wird
ala eins der schünsten Länder der Britischen Besitzungen
beschrieben, mit einem viel besseren Klima, als die Gegen-
den in derselben Breite östlich von den Felsengebirgen
besitzen. Herr Cooper, der dem Komit“ werthvolle Auf-
schlüsse über diesen Distrikt gab, schrieb mir. kürzlich,
dass seine Fischereien von der grössten Bedeutung, sein
Nutzholz* das schönste in der Welt zum Schiffsbau sei.
Er sei reich an bituminöser Kohle, wohl geeignet zur Er-
zeugung von Dumpf. Es existire kein schöneres Land
als das vom Thompson- und Colville-Distrikt bis zu den
Felsengebirgen und von dem +40. Parallel bis einige 350
Engl. Meilen nach Norden. Es sei in jeder Weise günstig
für die Kolonisation. Daher verspricht dieses Land, abge-
schen von den Goldfeldern, eine blübende und wichtige
Kolonie zu werden.” Alle Berichterstatter loben den Reich-
thum des Landes an schönem Nutzholz, aber auch an gu-
tem, offenem Grasland ist kein Mangel. So trifft man
nördlich von Fort Colville am Columbia, ferner an den
Ufern des Thompson River bis zum Okanagan-See hin, bei
Fort Langley, an der Mündung des Fraser River, bei Point
Roberts dicht‘an (der Grenze der Vereinigten Staaten, am
Jarvis Inlet am Golf von Georgia und an vielen anderen
Stellen vortreflliches ebenes Preirieland. Bei Fort St. Ja-
mes und Fort Fraser werden Weizen, Gerste, Kartoffeln
' Naeh Dove's Karte der Wirmeverbreitung anf der närdlichen
Hemisphäre liegt Britisch-Columbis zwischen den Jahres-Isotherinen
von 8° und 4° R., die im mittleren Europa resp, Wion ‘und Stock-
holt schneiden. Die Isotherme des Jannars von 0° R., welche aid-
lich von München vorbeigeht, verläuft ie nondwestlicher Richtung durch
den Golf von Georgia und über Queen Uharlotte's Inzel, die von — 4”
R., welehe Stockholm berührt, rom Lower Arrow-Seu über Fort Alexan-
der und Fort Freser nach dem Simpson River, Die Isotherme des
Juli von 12° R., welche durch Edinburgh und Christienin geht, trifft
von Norden her Port Simpson und verläuft westlich von Vaneourer-
insel, während die von 16° R., welche Wien und München berührt,
über Fort Colvrille und Fort Alexander verläuft.
Britisch-Columbia und Vancouver-Insel.
und Gemüse mit Erfolg gebaut und bei Fort Alexander
erzielt man mehrere gute Getreideernten nach einander
ohne Düngung )).
Pelzthiere, wie Bären, Luchse, Bisamratten, besonders
aber Biber und Marder, sind immer noch zuhlreich vor-
handen, da sie in den Felsengebirgen siehere Zufluchts-
stätten finden, wo sie sich ungestört vermehren. Auch an
anderem Wild, Büffeln, Hirschen, Bergschafen, Geflügel,
ist kein Mangel. Von grüsserer Bedeutung aber sind die
Fische, die alle Sce’'n und Flüsse, so wie die Küsten in
ungeheuren Schaaren beleben und das hauptsächliche
Nahrungsmittel der Indianer ausmachen.
sten sind die Forelle, der Karpfen, der Weissfisch, der
Stör, der im Fraser-Sce bie 12 Fuss lang gefunden wird,
der wichtigste Fisch aber ist der Lachs, der alljährlich
von Mitte Juli bis Oktober in unabschbaren Bänken die
Flüsse hoch hinaufgeht. Die Lachsfischerei im Fraser-
Fluss und seinen Nebenflüssen liefert den grössten Theil
des Lebensunterhaltes für sämmtliche Bewohner von Bri-
tisch-Columbia und ausserdem werden jährlich viele tau-
send Fässer mit gesalzenem Lachs nach dem Depöt der
Hudsonsbai-Kompagnie auf den Sandwich-Inseln verschickt,
obwohl der Fang ausschliesslich in den Händen der In-
dianer ist und bei geregelterem Betricbe einen noch weit
grösseren Ertrag liefern würde. Wie zahlreich auch die
Heringe an den Küsten sind, beweist schon die Art ihres
Fanges. In der Regel nümlich fahren zwei Indianer mit
einem Kalhne aus, wovon der eine rudert, wührend der
andere im Vordertheil des Kahnes mit einer 8 bis © Fuss
langen Holzlatte, in welche Nügel eingeschlagen sind, im
Wasser gleichsam schaufelt und die Fische au den Nägeln
aufspiosst. In 2 bie 3 Stunden haben sie gewöhnlich
eine hübsche Ladung im Kahn,
Die geognostische Beschaffenheit von Britisch-Columbia
ist noch fast gunz unbekannt, man kann aber mit Gewiss-
heit annehmen, dass die Rocky Mountains und Unscade--
Berge hier eben so wie weiter im Süden und Norden
wertbyvolle Mineralien einschliessen. „Die Kompagnie”, sagt
Sir John Riehardson, „sollte ohne Verzug bergmännische
Untersuchungen anstellen lassen; ich zweifle nicht, dass
man metallische Reiehthümer von viel grüsserem Werthe
auffinden wird, als der Pelzhandel jemals haben kaun.”
Nach Roche
Gebietes Jaspis, Porzellanerde, Helbopal, Reissblei, Gyps,
Öcher, Schwefel, Steinöl, Bleiglanz, Marmor und Eisenerz
Die Kohlen-Formation nimmt einen betrücht-
hat man auch schon an vielen Stellen des
gefunden.
" Map of Part of the British Possessions to the West of the
Kockr Mountains. Col. James Soperintendent, — Auf dieser ganz neuen,
offiziellen, bei dieser Arbeit und Tafel 20 benutsten Karte fanden sich
zahlrviche interessante Angaben über die Beschaffenheit des Landes und
seine Produkte.
Am gewöhnlich--
505
lichen Theil der Küste cin; sie zieht sich westlich von
den Cascude-Bergen vom Puget Sound bis zum Desolation
Sound herauf und kommt weiter nördlich bei Kap Caution
und zwischen den Mündungen des Salmon- und Simpson-
Flusses wieder zum Vorschein, wie sie auch an dem grüss-
ten Theil der Ostküste von Vancouver-Insel heobachtet
wurde"). An der Bellingham-Bai in der Nühe der Grenze
bearbeitet die Puget Sound Coal Mining Company seit
einigen Jahren ein Kohlenlager, dessen Produkt zwar zum
Gebrauch in Dampfmsschinen nicht besonders geeignet
sein soll, da es zu viel Asche absetst, aber in San Fran-
eisco in Menge zu häuslichen Zwecken verbraucht wird 2).
Die Kohlenmine zu Nanaimo auf Vancouver-Insel soll
dagegen ein gunz vorzügliches Produkt liefern und liegt
so günstig, dass die Kohlen unmittelbar aus dem Schacht
in die Schiffe gebracht werden können, Seit Jahren versah
sich hier der in ‚der Fuca-Strasse gehende Handels-Dampfer
der Hudsonsbai-Kompagnie mit seinem Bedarf on Kohlen.
Auch bei Fort Rupert im Norden von Vaneouver - Iusel
hatte man ein Kohlenlager in Angriff genommen, aber
nach der Entdeckung der Kohlen bei Nanaino wieder auf-
gegeben.
Das Goll am Fraser und Thompson River; offizielle
Korrespondens zwischen Gowrerneur Douglas und dem Engli-
schen Ministerium. — Was den Goldbefund und die Zu-
stünde in dem neuen Goldlande anlangt, so sind die in
den Zeitungen enthaltenen Nachrichten so widersprechen-
der und oft augenscheinlich so übertriebener Art, dass es
voreilig sein würde, sich aus ihnen allein oder hauptsäch-
lich ein Urtheil bilden zu wollen. Dagegen giebt uns die
offizielle Korrespondenz zwischen dem (iouverneur James
Douglas in Vietoria und der Britischen Regierung einen
festen Anhaltepankt nicht nur in Beziehung auf die Gold-
‚ausbeute, sondern auch auf die Manssregeln des Gouver-
nements, die Aussichten und Befürchtungen des Landes,
das Verhalten der Eingebornen u. «, w. Es müchte dess-
halb von Interesse und Nutzen sein, das Wesentliche aus
diesen nüchternen Berichten den oft ganz unzuverlüssigen
Nachrichten in den Zeitungen gegenüber zu stellen.
Die erwähnte Korrespondenz wurde am 2. Juli 1858
dem Englischen Parlamente vorgelegt?) und umfasst den
Zeitraum vom 16. April 1856 bis 1. Juli 1858. Unter
dem ersteren Datum meldet Gouverneur Douglas: „Ich be-
8. I. Arromsmitk's Map of the Nortb West Purt of Canada,
Hudson's Bay and Indien Territories, 1857, in dem Beport frop the
Saleet Uommitter ete.
”) Commander Jamen Alden, U. S.N., im Beport of the Superin-
tend of the U. 8, Coast Survey for 1865, p. 189.
” Copies or Extraets of Correspondence relutive tu Ihe Discovery
of Gold in the Fraser's River Distriet, in British North America Lon-
don, 1858,
506 Britisch-Columbia und Vancouver-Insel.
eile mich, der Regierung eine Entdeekung von grosser
Wichtigkeit mitzutheilen, die mir durch Herrn Angus
Mc Donald, Beamten im Fort Colville, einem Handelsposten
der Hudsonsbai-Kompagnie im oberen Columbis-Distrikt,
zukam. Dieser Herr berichtet in einem Schreiben vom
1. März d. J,, dass in dem Britischen Gebiet am oberen
Colambin Gold in beträchtlicher Menge gefunden worden
und er überdiess der Überzeugung ist, dass werthrvolle
Goldlager in vielen anderen Theilen jenes Landes gefun-
den werden möchten; auch giebt er an, dass der tägliche
Gewinn der mit Goldgraben beschäftigten Personen damals
zwischen 2 und 8 Pfund Sterling betrug. Ich weiss nicht,
ob es die Regierung für thunlich erachten wird, eine Ab-
gube durch Besteuerung aller Goldgräber in jener Gegend
zu erheben, möchte aber bemerken, dass das Erheben einer
solchen Taxe ohne Militärgewalt nicht möglich sein wird,
und die Ausgaben würden in diesem Falle wahrscheinlich
die Einnahme aus den Minen übersteigen. Verschiedene
interessante Experimente mit Goldwaschen sind kürzlich
in dieser Kolonie angestellt worden mit einem Erfolge,
der ohne Zweifel zu weiteren Versuchen zur Entdeckung
des kostbaren Metalles führen wird. Die gefundene Menge
Goldes ist hinreichend, um die Existenz des Metalles zu
beweisen, und die bei dem Unternehmen betheiligten Ge-
sellschaften haben «anguinische Hoffnungen auf die Ent-
deekung reicher und ergiebiger Lager” Der Kolonial-
Sekretär H. Labouchere erwiderte darauf d. d. 4. August
1856, dass auch die Regierung den Versuch, von den Gold-
grübereien in jener Gegend Abgaben zu erheben, bei dem
Mangel an wirksamen Mitteln für ganz vergeblich halte,
sie erwarte für jetzt von jenem entfernten Theil der Bri-
tischen Besitzungen keine Einkünfte, wolle sich aber auch
keinen Ausgaben dafür unterziehen. f
In den ferneren Berichten des Gouvernenr Douglas
vom 29. Oktober 1856 und 15. Juli 1857 heisst es u. A.:
„Aus verlässlichen Quellen habe ich erfahren, dass die
Zahl der mit Goldgraben beschäftigten Personen noch aus-
serordentlich gering ist in Folge der drohenden Haltung
der Eingebornen, welche sich dem Eintritt Amerikanischer
Bürger in ihr Land einmüthig widersetzen. Die Leute
aus dem Amerikanischen Oregon sind daher von dem
Golddistrikt ausgeschlossen, mit Ausnahme Solcher, die zu
dem Kunstgriff ihre Zufincht nehmen, ihr Land zu ver-
leugnen, und für Britische Unterthanen gelten. Die gegen-
wärtig beim Goldsuchen Betheiligten sind hauptsächlich
Britischer Abkunft und in Ruhe gesetzte Diener der Hud-
sonsbai-Kompagnie, die, genau bekannt mit den Eingebor-
nen und durch alte Bande der Freundschaft unter einan-
der verknüpft, eher geneigt sind, einander in ihren ge-
meinschaftlichen Unternehmungen zu helfen, als sich gegen
Personen oder Eigenthum zu vergehen. Sie scheinen ihrer
mühsamen Beschäftigung in Frieden nachzugehen und olme
Belästigung von Seiten der Eingebornen; man hat keinen
Grund zu der Annahme, dass in letzterer Zeit ein Kri-
minalverbrechen in jenem Theil des Landes begangen
wurde. Es heisst, dass Gould in grosser Menge gefunden
wurde und dass manche Personen bedeutende Summen
dureh ihre Arbeit und durch Handel erworben haben, aber
ich kann nicht für die Genauigkeit dieser Berichte bürgen.
; Auf der anderen Seite sehe ich jedoch keinen Grund,
ihnen zu misstruuen, da etwa 220 Unzen Goldstaub direkt
vom oberen Columbia nach Vaneouver-Insel gebracht
worden sind, ein Beweis, dass das Land wenigstens gold-
haltig ist, Nuch den erfolgreichen Versuchen, aus dem
Sande der Nebenflüsse des Fraser River Gold zu waschen,
hat man Grund zu vermuthen, dass die Goldregion sich
weit ausdehnt, und ich hoffe, dass künftige Nachforschun-
gen Reichthümer enthüllen werden, die vielleicht den Gold-
feldern von Kalifornien gleich kommen. Da die in der
Sierra Nevada von Kalifornien beobachteten geologischen
Formationen in ihrem Charukter der Struktur der ent-
sprechenden Bergkette in dieser Breite ühnlich sind, so ist
die Vermuthung nicht grundlos, dass sich die Ähnlichkeit
auch- auf den Gehalt an goldführenden Schichten erstrecken
wird. — Neuere Nachrichten bestätigen die früheren An-
gaben bezüglich des goldführenden Charakters gewisser
Distrikte am rechten Ufer des Columbia und des ausge-
dehnten Plateau's, welches diesen vom Fraser River schei-
det. Über die Produktivität dieser Goldfelder herrscht
jedoch einige Unsicherheit, Manche stellen die Lager als
susserordentlich reich dar, während Andere der Meinung
sind, dass sie die Arbeit und Auslagen nicht lohnen. Ge-
wiss ist, dass an vielen Stellen beim Auswaschen des Bo-
dens von Flussbetten und auch an den Abhängen der Berge
Gold gefunden wurde, aber die. bis jetzt gesummelten
Quantitäten sind unbedeutend und geben der Ansicht von
der Reichhaltigkeit der Lager keine grosse Stütze. Eine
neue Schwierigkeit für die Untersuchung des Goldlandes
ist in dem Entgegentreten der eingebornen Indianerstimme
am Thompson River erstanden, welche kürzlich die hoch-
fahrende, aber wahrscheinlich nicht unkluge Masssregel
ergriffen haben, alle Gesellschaften von Goldgräbern zu
verjagen. Diese bestanden hauptsächlich aus Leuten von
Amerikanischem Gebiet und waren mit Gewalt in das
Jand eingedrungen. Sie haben auch offen ihren Entschluss
ausgesprochen, sich allen Versuchen zum Goldgraben in
einem der Nebenilüsse des Thompson River zu widersetzen,
sowohl aus dem Wunsche, das kostbare Metall zu ihrem
eigenen Vortheil zu monopolisiren, als aus der wohlbe-
gründeten Befürchtung, dass die Lachsbünke, welche all-
“
Britisch-Columbia und Vancouver-Inael.
jährlich jene Flüsse hinaufkommen und das Hauptnahrungs-
mittel der Bewohner bilden, vertrieben und an ihren jühr-
lichen Wanderungen von dem Meere verhindert werden
würden. Die Kommandanten der dortigen Posten der
Hudsonsbai-Kompagnie haben Befchl erhalten, die Gefühle
der Eingebornen in dieser Angelegenheit sorgfültig zu re-
spektiren und keinen Unterthan der Kompagnie bei den
Goldwäschen anzustellen ohne ihre vollständige Beistim-
mung. Von Seite der Untergebenen der Hudaonsbai-
Kompagnie ist daher nichts zu fürchten, aber man hat
Grund zur Besorgniss, dass ernstliche Konflikte Zwischen
den Eingebornen und den bunten Abenteurern eintreten
möchten, die, aus den Vereinigten Staaten durch die Ge-
richte von dem Reichthum des Landes herbeigelockt, wahr-
scheinlich den Widerstand der Eingebornen mit Waffen-
gewalt zu überwültigen suchen werden und so den Frie-
den des Landes stören. Ich erlaube mir desshalb zu be-
merken, dass in einem solchen Fall es wohl nicht zweifel-
haft sein wird, ob die Eingebornen ein Recht auf den
Schutz der Regierung haben, und ob nicht ein Beamter
ohne Verzug zu diesem Zweck mit der nöthigen Autorität
zu bekleiden sein sollte,”
Mit Bezug auf diesen letzteren Punkt und in Erwar-
tung, dass ein Beamter angestellt werden möchte, um die
Eingebornen vor Gewaltthätigkeiten zu schützen und so
viel als möglich den Frieden im Lande aufrecht zu erhal-
ten, erliess Gouverneur Douglas vorläufig am 28. Dezem-
ber 1857 eine Proklamation, worin er an die Rechte der
Krone erinnerte und eine bestimmte Taxe für die Erlaub-
niss zum Goldgraben festsetzte. „Alle Goldminen”, heisst
es darin, „und alles Gold an seinem natürlichen Lagerplatz,
innerhalb der Distrikte am Fraser und Thompson River,
gemeinhin als Quäätlan-, Couteau- und Shuswap-Länder
bekannt, sowohl auf dem Gebiete der Königin als auf dem
von irgend einem Unterthan Ihrer Majestät, gehören der
Krone. Alle Personen, welche in den genannten Distrik-
ten von irgend einem Lande Gold, gediegen oder als Gold- .
erz, wegnehmen oder im Boden darnach graben, ohne hier-
zu von der Kolonial-Regierung autorisirt zu sein, werden
durch die Gesetze verfolgt werden” Diese Bestimmung
‚sollte am 1. Februar 1858 in Kraft treten und die Taxe
für die Erlaubviss zum Goldgraben wurde vorläufig auf
10 Schilling (3 Thlr. 10 Ser.) per Monat, pränumerando
zu bezahlen, festgesetzt mit dem Vorbehalt, sie zu erhöhen,
wenn die Ausbeute eine sehr ergiebige sein sollte. Bei
Übersendung einer Kopie dieser Proklumation »schrieb
Douglas d. d. 29. Dezember 1857: „Nach den neueren
Nachrichten über die „Couteau-Minen” (so genannt nach
dem Indianer-Stamm, welcher das Land bewohnt) scheint
sich der Goldreichtham des Landes täglich in ausgedehn-
Petermann’s Geogr. Mitteilungen. 1858, Heft XII.
' 507
terer Weise zu enthüllen durch die Anstrengungen der
Indianer, welche die Siüssigkeit des Goldfindens gekostet
haben und jetzt viel Zeit und Fleiss darauf verwenden.
Sie ermangeln jedoch noch fast aller Werkzeuge und müs-
sen desshalb das Gold mit Messern ausgraben oder ihre
Finger zu diesem Zweck benutzen, ein Umstand, der bis
zu einem gewissen Grade die bisher geringe Produktion
erklürt; seit dem 6. Oktober d. J. sind nümlich nur etwa
300 Unzen exportirt worden. Dadurch lässt sich auch die
allgemein gehegte Ansicht erfahrener Goldgrüber von dem
Reichthum der Goldlager mit der jetzigen Unbedeutendheit
des Ertrags in Einklang bringen.”
Weiter erfahren wir aus einem Schreiben vom 6. April
1858: „Das Goldsuchen ist bis zu den letzten Nachrich-
ten aus dem Innern fast ausschliesslich von der eingebor-
nen Indianer-Bevülkerung fortgesetzt worden, welche die
Lager entdeckt und fast alles Gold, etwa 800 Unzen, das
bis jetzt exportirt wurde, "ausgegraben hat und welche
überdiess äusserst eifersüchtig auf die Weissen ist und
sich dem Nachgraben dieser nach Gold kräftig widersetzt.
Die wenigen weissen. Münner, welche den Winter bei den
Minen zugebracht haben, hauptsächlich frühere Diener der
Hudsonsbai-Kompagnie, wurden trotz ihrer genauen Be-
kanntschaft mit dem Charakter der Indianer durch diese
an allen Versuchen zum Goldgraben verhindert. Überall
wurden sie ängstlich bewacht und jedes Mal, wenn cs
ihnen gelangen war, die oberflächliche Erdschicht zu ent-
fernen und bis auf das Gold-führende Lager auszugraben,
wurden sie von den Eingebornen ruhig hinweggedrängt, die
sich auf solche Weise in den Besitz der Stelle setzten und
die Früchte der Arbeit jener Männer zu ernten begannen.
Ein solches Benehmen war unverantwortlich und im höch-
sten Grade hersusfordernd, aber die Wilden waren bei
weitem zu zahlreich, als dass die Weissen hätten wagen
können, sich ihrem Willen "zu widersetzen. Es ist jedoch
bemerkenswerth und ein für den Charakter jener Wilden
höchst ehrenvolier Umstand, dass sie bei jeder Gelegenheit
Person und Eigenthum ihrer weissen Besucher gewissen-
haft respektirt haben, während sie zu gleicher Zeit ihren
Entschluss aussprachen, das Geld zu ihrem eignen Vortheil
zu reserviren. — Die Ausdehnung der Goldregion ist nur
erst unvollkommen bekannt und ich bin daher zu keiner
bestimmten Ansicht über ihren wirklichen Werth als Gold-
producirendes Land gekommen. Die Grenzen des Gold-
distrikts haben sich jedoch seit meinem letzten Berichte
bedeutend erweitert. Ausser den vorher bekannten Minen
am Thompson River und seinen Zuflüssen wurde neuer-
dings von den Eingebornen ein werthvolles Lager an einem
Ufer des Fraser River, etwa 5 Engl. Meilen oberhalb der
Mündung des Thompson, entdeckt und in kleinen Mengen
vs
508 Britisch-Columbia und Vancouver-Insel.
hat man auch Gold im Besitz der Eingebornen bis hinauf
zu den Grossen Füllen des Fraser River, etwa 80 Engl.
Meilen oberhalb der Forks (Zusammenfluss des Thompson
und Fraser River), vorgefunden. Die kleine Menge des
bis jetzt produeirten Goldes, etwa 800 Unzen, ist jedoch
unerklärlich in einem reichen Goldlande, wenn wir nicht
annehmen, dass der Mangel an Geschick, Fleiss und den
geeigneten Werkzeugen bei den Indianern die Schuld
trägt. Die geologischen Eigenthümlichkeiten, wie sie ein
erfahrener Goldgräber beschrieb, ermuthigen allerdings zu
dem Glauben, dass das Land in hohem Grade goldhaltig
ist; denn dieser Mann beschrieb deutlich die älteren Schie-
fer-Formationen, die von Quarzlagern, Granit, Porphyr
und andern -plutonischen Gesteinen gehoben und durch-
brochen sind, die mächtigen Anhäufungen von Sand, Kies
und Gerölle, die sich von dem Fuss der Berge nach den
Ufern des Fraser River und seiner Zuflüsse erstrecken und
welche den eigenthümlichen Charakter der Golddistrikte
in Kalifornien und anderen Ländern ausmachen. Wir
hoffen daher und bereiten uns vor auf eine reiche Han-
delsernte, welche dieser Kolonie zum grossen Vortheil ge-
reichen wird, Trotzdem dass die von mir erlassene Pro-
klamation in den Zeitungen von Oregon und Washington
bekannt gemacht wurde, sind einige 70 oder 80 Aben-
teurer von der Amerikanischen Seite nach den Coutemu-
Minen gegangen, ohne Erlaubniss einzuholen.”
Um dieselbe Zeit schrieb Douglas an den Gouverneur
der Hudsonsbui-Kompagnie, John Shepherd, dass er im
März selbst in Fort Langley gewesen sei, um eine Anzahl
Leute zum Bau des Forts Dallas und eine andere Anzahl
mit weiteren Wasrenvorräthen nach dem, Thompson River
abzuschicken. „Fast die ganze bewegliche Bevölkerung
der Kolonie ist nach den Goldminen am Thompson River
gezogen. Dort wird grosses Elend aus Mangel an Lebens-
mitteln entstehen, da das Land ohne Hülfsquellen und der
Transport von der Seeküste aus schwierig und kostspielig
ist. Herrn Simpson’s Transport-Gesellschaft hatte einige
Schwierigkeiten oberhalb der Fälle zu überwinden und
verlor zwei Kühne, die auf den Felsen zerschellten, jedoch
wurden die Waaren gerettet und kein Menschenleben ist
zu beklagen. Ein erführener Bergmann, den ich zu Fort
Langley traf, versicherte mich, dass das Land weit reicher
an Gold sei, als der Colvile-Distrikt. _Die hauptsächlich-
sten Minen befinden sich an den Ufern des Fraser River,
etwa 5 Engl. Meilen oberhalb der Forks.”
In einer lüngeren Depesche an die Englische Regie-
rung, vom 8. Mai 1858, lesen wir ferner: „Seit ich die
Ehre hatte, am 6. April d. J. über die Couteau-Minen zu
berichten, sind diese mehr als je eine Quelle der Anzie-
hung für die Bewohner von Waslungton und Oregon ge-
worden und aus den Nachrichten, die in den letzten Zei-
tungen von San Francisco veröffentlicht wurden, geht her-
vor, dass eine ungeheure Aufregung unter den Bewohnern
dieser bewegten Stadt über denselben Gegenstand herrscht.
Das Couteau-Land wird dort in Bezug auf Mineralreich-
thum als ein zweites Kalifornien oder Australien darge-
stellt und betrachtet und jene Eindrücke werden unter-
halten durch die falschen und übertriebenen Angiben von
Dampfboot-Besitzern und anderen interessirten Gesellschaf-
ten, welche durch den Auswanderungsstrom profitiren, der
sich jetzt kräftig nach dieser Gegend in Bewegung setzt.
Boote, Kähne und alle Arten kleiner Fahrzeuge sind ohne
Unterlass beschäftigt, ihre Fracht von mehschlichen Wesen
am Fraser River auszuladen, und man vermuthet, dass
nicht weniger als 1000 Weisse sich schon bei der Arbeit
und auf dem Wege nach den Goldminen befinden. Viele
Unglücksfülle haben sich in den gefährlichen Stromschnellen
dieses Flusses ereignet; eine grosse Anzahl Kühne sind
zerschellt und ihre Ladungen durch den mächtigen Strom
fortgespült, während won den unglücklichen Abenteurern
viele in die Ewigkeit getragen wurden. Die Übrigen,
keineswegs abgeschreckt durch den Anblick des Unter-
ganges und ermuthigt durch die Hoffnung, Reichthümer
zusammenraffen zu können, drängen immer noch vorwärts
nach dem ersehnten Ziel ihrer heissesten Wünsche. Am
25. April kam der Amerikänische Dampfer „Commodore”
von San Franeiseo mit 450 Passegieren in Vietoria an,
ron denen die Meisten Goldgrüäber für das Couteau-Land
sind. Fast 400 dieser Leute wurden hier ans Land ge-
setzt und sind seitdem in Booten und Kähnen nach dem
Fraser River abgegangen. Durch Erkundigungen über-
zeugte ich mich, dass diese Leute alle gut mit Mimen-
Werkzeugen verschen sind und dass unter ihnen kein
Mangel an Kapital oder Intelligenz ist, Etwa 60 Britische
Unterthanen, eben «0 viel eingeborne Amerikaner, im Übri-
gen meistens Deutsche mit einer kleinen Anzahl Fran-
zosen und Italiener bildeten diese Gesellschaft Abenteurer.
Sie werden mit einigen Ausnahmen als eine Probe des
schlechtesten Theils der Bevölkerung von San Francisco
bezeichnet, als die Hefe der Gesellachaft. Ihr Benehmen
bei ihrem Aufenthalt in Vietoria würde mich jedoch zu:
einer ganz anderen Meinung geführt haben; denn obwohl
unsere kleine Stadt durch diesen plötzlichen Andrang von
Menschen über die Mauassen angefüllt, ein zeitweiliger
Mangel an Lebensmitteln und Behausungen fühlbar, die
Polizei schwach und die Versuchung zu Exoessen im
Trinken häufig geboten war, so herrschte doch Ruhe und
Ordnung und es kam nicht eine einzige Verhaftung wegen
Ausschweifungen, Trunkenheit oder anderer Vergehen wäh-
rend ihres Aufenthaltes hier vor. Die Kaufleute und
Britisch-Columbia und Vancouver-Insel. 509
anderen Geschäftsklassen von Vietoria freuen sich über die
Ankunft einer so grossen Anzahl Leute in der Kolonie
und sind sehr geneigt, diesen Hafen zu einem Haltepunkt
zwischen. San Franciseo und den Goldminen zu machen
und die letzteren so zu sagen in einen Ernährer und eine
Dependenz dieser Kolonie umzugestalten. Vietoria würde
auf solche Weise ein Dfpöt und Handelscentrum für die
Golddistrikte werden und die natürliche Folge würde ein
sofortiger Zuwachs an Reichthum und Bevölkerung der
Kolonie sein. Um dieses Ziel zu erreichen, wird es er-
forderlich sein, durch alle möglichen Mittel den Transport
von Passagieren und Gütern nach dem fernsten schiffbaren
Punkt des Fraser River zu erleichtern, und offenbar das
beste Mittel hierzu ist die Anwendung leichter Dampf-
boote zum Dienst zwischen diesem Hafen (Vietoria) und
den Füllen des Fraser River, die sich 130 Engl. Meilen
von der Mündung des Flusses in den Golf von Georgia
befinden. An jenen Fällen beginnen nach der allgemeinen
Annahme die lohnenden Goldminen und von da würden
die Gräber leicht ihren Weg zu Fuss oder nach den Som-
mer-Hochwassern auf dem Fluss ins Innere des Landes
fortsetzen. Hierdurch würde auch der ganze Handel der
Goldregionen den Weg auf dem Fraser River nehmen und
dem Britischen Gebiet verbleiben, wobei sich eine werth-
volle Absatzquelle für Britische Manufakturen eröffnen
und sofort ein gewinnreicher Handel zwischen dem Mut-
terlande und Vaneouver- Insel aufspringen würde. Sieht
man die Sache einfach in Rücksicht auf Handel und Ver-
kehr an und lässt die nationale Politik ausser Betracht,
so würde diess wohl der beste Weg sein, um die Inter-
essen der Kolonie zu fürdern; aber wird das Land jeder
Einwanderung ohne Unterschied aufgeschlossen, so können
auf der anderen Seite die Interessen des Reiches durch
die Einführung einer fremden Bevölkerung leiden, deren
Sympathien vielleicht entschieden antibritisch sind. Sieht
man die Sache so an, so hat sie ein beunruhigendes Aus-
sehen und erregt Zweifel, ob es klug sei, den freien Ein-
tritt Fremder in das Britische Gebiet zum Aufenthalt da-
selbst zu erlauben, ohne vorher von ihnen zu verlangen,
dass sie den Unterthaneneid schwören und solche Garautie
ihres Verhaltens geben, wie sie die Regierung des Landes
für geeignet und nothwendig erachten mag. Meine An-
sicht ist jedoch, dass, im Falle sich die Minen als lohnend
erweisen, es unmöglich sein wird, den Strom der Einwan-
derung zu hemmen, selbst wenn man den Fraser River
verschliessen wollte, da sich dann die Goldgrüber auf dem
Wege des Columbia-Flusses Eingang in den Golddistrikt
erzwingen würden; und in diesem Falle würde der werth-
volle Handel des Landes, von seinem natürlichen Laufe in
einen fremden Kanal abgelenkt, dieser Kolonie ganz ver-
loren gehen. Sollten dagegen die Goldlager als nieht loh-
nend befunden werden, eine bis jetzt noch unentschiedene
Frage, so stirbt aller Wahrscheinlichkeit "nach die gegen-
wärtige Aufregung von selbst dahin und die Goldgräber,
welche keine . Aussicht mehr auf grossen Gewinn haben,
werden natürlich ein Land verlassen, das ihnen nichts
bietet, was sie zum Bleiben verloeken könnte. Bis der
Werth des Landes in Bezug auf die Goldproduktion durch
dentlichere Beweise festgestellt ist, als sieh jetzt zu sei-
nen Gunsten vorbringen lassen — und dieser Punkt wird
ohne Zweifel vor dem Schlusse des gegenwärtigen Jahres
entschieden sein —, möchte ich einfach empfehlen, dass
eine kleine Marine- oder Militärmacht der Kolonial-Regie-
rung zur Verfügung gestellt werde, um uns in den Stand
zu setzen, den Frieden aufrecht zu erhalten und Gehor-
sam gegen die Gesetze zu erzwingen. Die Maassregel,
Erlaubnissscheine zum Goldgraben auszugeben, ist noch
nieht zur Anwendung gekommen. Eine einfachere Me-
tlıode, eine Steuer zu erheben, bestände vielleicht darin,
dass man einen Zoll auf alle Einfuhrartikel legte, die auf
dem Fraser oder Columbia River ins Lund gebracht wer-
den. Diess liesse sich mit geringen Kosten ins Werk
setzen mittelst einer Zoll-Station am Fraser River und
einer anderen an dem Punkte, wo der Weg von dem Co-
lumbia-Fluss die Furth des Okanagan trifft, da diese die
beiden einzigen Zugünge zum Conteau-Lande für den Han-
del bilden. Die Gold-Ausfuhr ist immer noch unbedeu-
tend, seit meinem letzten Schreiben überstieg sie nicht
600 Unzen '). Die hauptsächlichsten Minen sollen gegen-
wärtig überschwenmt sein und werden es wahrscheinlich
noch für einige Monate bleiben, so dass die Geldproduk-
tion, wenn man nicht andere Lager fern von den Flus-
betten entdeckt, nicht zunehmen wird, bis das Sommer-
") In einem Briefe dos Gouverneur Douglas an W. G. Smith, Se-
kretär der Hudsensbai-Kompagnie, d. d. 18. Februar 1558, heisst es:
„Man sagt, dass das Land eben so reich sei, als irgend ein Theil ron
Kalifornien, obwohl wir bis jetzt noch keinen genlgenden Beweis dafür
haben und manche Umstände eher zu Gunsten siner grgentheiligen
Meinung sprechen. Es ist =. B, bekannt, das der Export ven Gold-
staub aus dem Stante Kalifornien während der orsten 8 Monate nach
der Entdeckung des Goldes in jenem Lande 150,000 Unsen lberstieg
und dass sich der Strom des Goldes in jener Zeit seinen Weg in alle
Nachbarländer gebuhnt hatte, Auch wir nahmen zu Fort Vanennrer
Theil daren, wo wir in den Läden der Kompagmie etwa 8000 Unzen
im Laufe von wenigen Monsten kauften, und das bildete nur einen
kleinen Theil von dor Goldmenge, die in das Land gebracht war. Der
sicher ermittelte Export vom Thompson Rirer aber beträgt bis jetzt
nicht viel über 500 Uuxen, und giebt man zum Behnf der Vergleiehung
zu, dass sich eine gleiche Quantität noch in den Händen der Gräber
und in unserem Etablissement am Thompson River befindet, so ergiebt
sieh als Totslertrag seit der Entdeckung etwa 10006 Unzen, und wenn
wir auch das Missverbältniss in der Zahl und Geschicklichkeit der
grabenden Bevölkerung in beiden Ländern berücksichtigen, so ist diese
doch ein verhältnissmässig kleiner Ertrag im Vergleich zu dem der
ersten 3 Monnte in Kalifornien. Der Schluss ist einleuchtend, aber
doch kann sich der Thomjson Bivor vielleicht noch als ein sehr er-
giebiger Golddistrikt erweisen."
°c*
"510
Hochwasser vorüber ist, was vermuthlich um die Mitte
des August der Fall sein wird. In der Zwischenzeit wer-
den die schlecht mit Lebensmitteln versehenen Abenteurer,
die dahin gegangen sind, ihre Vorräthe verzehren und
wahrscheinlich das Land bis zu einer günstigeren Jahres-
zeit wieder verlassen müssen.”
Das Antwortschreiben von Sir E. Bulwer Lytton, d.d.
1. Juli 1858, billigt die bisherigen Maassregeln des Gou-
verneur Douglas und stellt das fernere Verhalten im Al-
gemeinen seinem Gutdünken anheim '). Eine bestimmtere
Instraktion liegt nur in folgenden Worten; „Ganz beson-
ders legt Ihnen Ihrer Majestät Regierung ans Herz, dass,
während sie entschlossen ist, die diesem Lande zustehen-
den Rechte der Regierung und des Handels festzuhalten,
und damit umgeht, Sie mit einer solchen Militärmacht zu
versehen, wie sie zu Ihrem Beistand und Ihrer Unter-
stützung hei Aufrechthaltung von Gesetz und Ordnung
wird absehieken können, es nicht in ihrer Politik liegt,
Amerikaner oder andere Fremde von den Goldfeldern aus-
zuschliessen. Im Gegentheil werden Sie ausdrücklich an-
gewiesen, ihrer Einwanderung zum Zweck des Goldgrabens
kein Hinderniss irgend welcher Art in den Weg zu legen,
so lunge sie eben so wie Ihrer Majestät Unterthanen die
“Autorität derselben anerkennen und sich den Maassregeln
unterwerfen, die Sie zu treffen für geeignet befunden ha-
ben mögen. Das nationale Recht der Schifffahrt auf dem
Fraser River ist natürlich eine Frage für sich und die
Regierung muss sich dasselbe reserviren.”
Andere Angaben über die Goldlager. — Wie aus dieser
Korrespondenz hervorgeht, ist über die Ausdehnung der
Galdlager noch nichts Sicheres bekaunt. Auf einer Karte
eines Theiles des Fraser River von J. Arrowsmith, welche
zugleich mit der Korrespondenz publicirt wurde, finden
wir an fünf Stellen das Vorkommen von Gold angedeutet:
Fort Yale gegenüber am linken Ufer; oberhalb Kiekaluse;
bei dem Indianer-Dorf Tucumjane am Zusammenfluss des
Thompson mit dem Fraser River; wenige Meilen oberhalb
der Forks am linken Ufer des Fraser, und an dem Niko-
wemin, einem Nebenfluss des Thompson River. Nach J.
1) Ein Korrespondent der „Times’” (27. August 1858) lobt das
Verhalten des Gouverneur in seiner schwierigen Lage ausserordentlich.
Er habe es verstanden, die Rechte der Regierung und der Kompagnie
kräftig zu wahren und doch zugleich den neuen Verhältnissen Hech-
nung zu tragen. Trotz des Influxes von vielen tausend Abenteorern
wusste er überall Friede und Ordnung zu erhulten, ging selbst mehr-
muls nach den Fraser River, um für die Bedürfnisse der Goldigräber
zu sorgen, die an Jen nothwendigsten Lebensmitteln Mangel litten,
sorgte für die Beschaffung von zwei Dampfern, die regelmässig zwi-
schen Victoria und Fort Hope bin und her fuhren, und verhinderte
den Wucher dadurch, dass er selbst grosse Vorräthe anfkaufte und zu
möässigen Preisen abliess, wobei Niemand mehr Provisionen erhielt,
als er für sich brauchte. Alle Gutgesinnten lobten diese Maussregeln,
wenn much einige Spekulanten sich in ihren Hoffnungen getäuscht
sahen.
Britisch-Columbia und Vancourver-Insel.
Wyld’s Karte vom 9. August 1858 erstrecken sich dagegen
die Goldlager ununterbrochen an beiden Ufern des Fraser
von Fort Hope bis zu den grossen Fällen an der Ein-
mündung des Bridge und von Attuas bis Fort Alexander;
ferner soll hiernach am Lac de Mort, an den von Nor-
den kommenden Zuflüssen des Kenloop-See’s, an den süd-
lichen Zuflüssen des Schuschwap-See's, am Columbia zwi-
schen den Arrow-Seo'n und in Washingten südlich von
Fort Colville, am Pisquouse, einem Nebenfluss des Colum-
bis, am Chihalis westlich von Olympia, um Cedar, Sno-
qualmoo und Skagit, die alle drei in den Admiralty Inlet
münden, Gold gefunden worden sein. Auf seiner Karte
vom 16. Juli 1858 giebt J. Wyld ausserdem das. Vorkom-
men von Gold längs beider Ufer des Okanagan-Seoe’'s, am
oberen Laufe des Fraser lüngs der Felsengebirge und am
Stuart River oberhalb Fort George an. Die meisten die-
ser Angaben beruhen jedoch nur auf den Aussagen der
Indianer, die namentlich an den Nebentlüssen des Thomp-
son, River auch wirklich Gold gegraben haben. Die Minen
der Weissen beschränkten sich bis Mitte dieses Jahres auf
die Ufer des Fraser River von Fort Hope bis zu den
Forks. Auch bei Whateom an der Bellingham-Bai, von
wo die Amerikanischen Einwanderer in wenigen Wochen
eine Strasse nach Fort Hope durch den Wald geschlagen
haben, soll die Erde goldhaltig sein’) und eben so bei
Vietoria auf Vanconver-Insel®); selbst von Queen Char-
lotte-Insel wurden Proben von Goldquarz nach London
gebracht, die Professor James Tennant am King's College
untersuchte und von ähnlicher Beschaffenheit fand, wie
den von Australien und anderen Lündern. Dass also Gold
an vielen Stellen wirklich existirt, kann keinem Zweifel
unterliegen, dass aber die Lager ergiebig und lohnend sind,
scheint nach den neuesten Nachrichten kaum annehmbar.
Die bis jetzt nach Engländ geschickten Proben erwiesen sich
übrigens als weniger werthvoll als die von Australien und
Kalifornien, denn nach Professor Tennant?) ist die Unze
Goldes aus Australien 4 Pfd. Sterling, aus Kalifornien
3 Pfd. 15 Schill, vom Fraser River 3 Pfd. 11 Schill,
werth ?).
" Brief alnes Norwegers aus Whateom vom 12. Juli 1858 im Femil-
letan von Nr. 240 der „Hamburger Nachrichten”.
N Timos, 27, August 1858,
2) Athenseum, 2. Üktober 1868, 8. 431.
% Die Hudsonsbni-Kompsgnie bexahlt “in Fart Hope für die Unze
Goldes 154 Dollars oder 20 Thir. 214 Sgr. oder 3 Pid. Sterl, 2 Schill,
(Brief eines Miners in der „„Berzens-Post”, abgedruckt im „Abendblatt
der Wien. Ztg.” vom 13. Novesiber.) Dem „Portland Standard” vom
19, Mai 195% wird geschrieben: Am Pen d’Oreille kommt das Gold
in Blättchen und feinem Staub vor, Das am Schuschwap ist gröber
und 1# Dollars bis 18 Denllars 50 Ceuts per Unze wertb. — Einige
Miner sagen aus, dass gute Goldlager an den Ufern des Okanngan-Ser’s
und seines Ausflusses, so wie an den Zuflissen «das Ser'n gefunden wer-
den. (New York Semi-Weckly Tribune, 11. Juni 1858.) Auch am
Britisch-Columbia und Vancouver-Insel. bI1
Die Wege nach den Goldminen; der Fraser River. —
Den Hauptzugang zu den Goldminen bildet der Fraser
River selbst. Emilius Simpson, der ihn 1827 im Schoner
Cadboro von der Mündung bis Fort Langley aufnahm, fand
den Eingang zwischen der Sturgeon- und Robert-Bank
eine halbe Englische Meile breit und 5 bis 6 Faden tief
und die Tiefe des Fahrwassers bis Fort Langley betrug
nur an manchen Stellen 4 Faden, meist aber 5, 6 bis 10
Faden. Bis dahin können also auch grosse Schiffe gehen,
aber diess ist freilich nur eine Strecke von etwa 25 Engl.
Meilen. Im Jahre 1858 sind zwei Flussdampfor wieder-
holt bis Fort Hope hinaufgegangen, einer davon lief je-
doch spüter unterhalb dos Forts auf den Grund und war
dadurch auf lingere Zeit unbrauchbar geworden. Da diess
zur Zeit des Hochwassers geschab, so lässt sich annehmen,
dass der Fluss nur im günstigsten Falle bis Fort Hope
(105 Engl. Meilen von der Mündung) mit Dampfern be-
fahren werden kann. Gegen Mitte August, als das Was-
ser bei Fort Hope um 24, bei Fort Yale um 44 Fuss ge-
fallen war, musste auch der zweite Dampfer seine Fahrten
nuch Fort Hope einstellen), Bei Fort Yule beginnen
dann Stromschnellen und Katarakten, die sich zwischen
Kiekaluse und Quayome wiederholen und auch für Kähne
nicht zu passiren sind. Weiter aufwürts finden sich zwar
lange schiffbare Strecken, aber sie' werden von Katarakten
und Stromschnellen unterbrochen, s6 dass Sir George
Simpson, der 1828 von Stuart Lake mit drei Kähnen den
Fluss hinabfuhr, zu der Überzeugung kam, er sei kaum
für irgend ein Fahrzeug zu benutzen). Der Fraser River
wird daher als Kommunikationsmittel mit dem Inneren
nur von untergeordneter Bedeutung sein und bis jetzt ging
auch der Handel von: Neu-Kaledonien über Land nach
Okanogen und von da den Columbia hinab. Das merk-
würdige Netz von Kanälen und Einfahrien, das sich an
der ganzen Küste hin erstreckt und oft weit in das Land
hineingreift, wird einst dem Verkehr an diesen Küsten um
so mehr zu Statten kommen, als es ganz besonders gün-
stige Bedingungen für die Dampfschiflfahrt bietet ®). Von
Osten her kennt man bis jetzt drei Zugünge zu Pritisch-
Columbia, einen Pass in der Nähe der Grenze mit Wa-
shington, den Sir George Simpson überschritten und unge-
führ 8000 Engl. Fuss hoch gefunden hat; einen zweiten
Pass zwischen Mount Hooker und Mount Brown, der nach
John Miles’ Aussagen vor dem Komit© an der Westseite
Harrison River soll Gold gefunden warden sein. (Canadian News und
British Columbia Intelligencer, 1. September 1858.)
1) Vancnurer Inland Gazette, 14. August 1858.
” Sir George Simpson, Journey round tlıe World, in 1R41—42,
78, die auslübrliche Beschreibung der ganzen Küsjo in A. 6.
Findiay’s Direstory for the Navigstion of ihe Paeife Ocean. Part I,
pp: 3839—436.
so steil ist, dass man genöthigt ist, vom Pferde zu stei-
gen, und der einen ganzen Tag zur Ersteigung erfordert;
und das Thal des Peace River an der Nordgrenze der.
Kolonie.
Die Indioner-Berölkerung des Pestlandes. — Die haupt-
sächlichsten Indianer-Stämme, welche Britisch-Columbia be-
wohnen, sind nach Hale die Tahkali oder Carrier im Nor-
den, die Schuschwap oder Atnah im Centrum, die Selisch
oder Fiathends im Süden, die (outanies am ‘oberen Üo-
lumbia, und längs der Küste die Chimsain und Hailtan.
Sie unterscheiden sich von ihren östlichen Nachbarn sehr
wesentlich dadurch, dass sie fast ausschliesslich vom Fisch-
fang leben und desshalb mehr feste Wohnsitze haben.
Über ihre physischen Eigenthümlichkeiten, ihre Sitten und
Gebriuche ist verhältnissmässig mehr geschrieben worden,
als über ihr Heimathland selbst, für jetzt würde es uns
aber zu weit führen, hierauf näher einzugehen '). Ihre
Anzahl hat man annähernd dadurch zu bestimmen gesucht,
dass man diejenigen zählte, welche zu den verschiedenen
Forts der Kompagnie kamen. : So erhielt” man für 1856
im Ganzen die Zahl 64,300, nämlich ®:
Fort Colrille „. . 800 Fort St. James
„» Kutanie . . 50 „ Me Leoil
„ Kangley . „ 4000 „ Fraser
„» Simpeon .
RE va 5 BE
„ Conally /
Viele der nach Fort Simpson kommenden Indianer und
ebenso viele unter denen, welche die Forts Colville und
Kutanie frequentiren, leben jedoch nicht innerhalb der
Kolonie. Hale giebt folgende Zahlen: Tahkali 2000, Cou-
tanies 400, Schuschwap 1200 und Selisch 3000; jeden
Falls viel zu niedrige Annahmen, wenn er unter diesen
Stämmen haupteichlich die Bevölkerung von Britisch-Co-
lumbin begreift, denn es ist bekannt, dass das Britische
Nord-Amerika westlich von den Felsengebirgen weit besser
bevölkert ist, als östlich davon ®).
. 45000 „ Alexandria \ 12,000
N) Spezielle Ausknaft Über diese Indianer ündet man u. A. InJohn
Soonler's Obwervations on the Indigenous Tribes of the N. W. Cast
of America (Journal of the R. G. S. of London, XL, 1841, pp. 2183
250); ferner in Hale’s Indians of North-West America (Transactions
of the American Ethnnlogienl Society. Vol. IL, 1848, pp. XXVI bis
CLXXXVL und pp. 1 bie 130); im Findlar's Directory, «te, wo
alle älteren Angaben bis 1851 sorgfältig benutzt und vorarbeitet «ind;
vieles Einzelne auch in dem Bericht des Kumitd über die Hudsonsbai-
Kompagnie und in den Briefen des Missionüre Duncan, des ursten
protestantischen Missionärs in Britisch-Columbia, der im Jahre 1857
seine Thätigkeit zu Fort Simpson begonnen hat (The Church Missio-
nary Intelligeucer, November und Dezember 1858). Ältere und neuere
Angsben, sowohl über die Indinner nl» über dio sonstigen Verhält-
nisse der Kolanie, findet man gut zusammengestellt in der fleisaigen
Kompitation ron William Carew Nazlitt: „Britisb Colambia and Van-
enuver Island, ete, London, G. Kontledige & Ca. 1858.”
N) Report fram the Select Committee, ete. p. 365 bis 36T.
2) 8. Geogr. Mittl. 1858, Heft II, 8. 72.
512
Queen Charlotte- Insel. — Die grosse Inselgruppe, welche
man unter dem Namen Queen Charlotte-Insel zusammen-
fasst und welche nach der Parlamentsacte vom 2. August
1858 in die Kolonie Britisch-Columbia mit eingeschlossen
ist, scheint nach den Berichten der Seefahrer und Anderer,
welche sie besuchten, von ihnlicher Beschaffenheit zu sein
wie Vancouver-Insel, dieht bewaldet und ziemlich gebirgig,
aber der Boden nicht so fruchtbar und das Klima wech-
selnder. Man kennt aber bis jetzt nur die Küsten und
selbst diese noch sehr unvollkommen. Erst die partiellen
Aufnahmen der Engländer in den Jahren 1852 und 1853
haben erwiesen, dass sie aus mehreren, durch Kanäle von
einander getrennten, Inselgruppen besteht. Europäer ha-
ben sich noch nie dauernd auf ihr niedergelassen und die
Entscheidung, welchen Grad von Wichtigkeit sie bean-
eprucht, muss desshalb zukünftigen Untersuchungen über-
lassen bleiben. Doch weiss man schon so viel bestimmt,
dass sie viele brauchbare Häfen, gutes Nutzholz in Menge,
reiche Fischereien, wahrscheinlich auch zahlreiche Pelz-
thiere und Spuren von Gold besitzt. Bei dem neuen Um-
schwung der Dinge wird sie daher nicht mehr lange so
unbenutzt liegen bleiben wie bisher.
4real von Britisch-Columbia und TFuncouver-Insel. —
Mit Einschluss von “Queen Charlotte-Insel hat Britisch-
Columbia nach einer approximativen, auf Grundlage unse;
rer Karte von uns angestellten, Berechnung ein Arcal von
etwa 10,540 Deutschen Quadrat-Meilen, wovon 270 auf
Qusen Charlotte-Insel kommen. Die Kolonie ist danach
noch etwas grösser als die Türkei nebst Griechenland und
den lonischen Inseln (10,418 Deutsche Q.-M.) und nicht
viel kleiner als Spanien mit Portugal (10,664 D. Q.-M.).
Mit Vancouver-Insel (600 D. Q.-M.) ist sie fast noch ein
Mal so gross als das Mutterland Gros-Britannien (5732
D. Q.-M.) und mit den Britischen Besitzungen in Indien
verglichen steht Britisch-Columbia dem eigentlichen Ben-
galen mit den Staaten der Südwestgrenze von Bengalen
und den Nordwest-Provinzen (10,592 D. Q.-M.) an Aus-
dehnung nahe !).
Vancowver- Insel. — Vancouver-Insel bleibt zwar fürs
Erste noch unter Verwaltung der Hudsonsbai-Kompagnie,
aber es bildet seiner Lage nach ein notlwendiges, unzer-
trennliches Glied der neuen Kolonie und wird ihr sicher
auf die eine oder andere Weise bald einverleibt werden.
Je weniger die Insel eines ausgedehnten Anbaues fähig er-
scheint, desto günstiger ist sie für den Handel gelegen;
im Esquimalt-Hafen an ihrer Südspitze wird sich ohne
N Arrowsmith berechnete das Areal von Britisch-Columbia auf et-
was mehr als 200,000 Englische oder 9316 Deutsche Q-M., dabei hat
er aber, wie es scheint, den 55. Parnllelgrad als Nordgrenze ange-
nommen, da dieser früher als Grenze von Nou-Kaledonien gult.
Britisch-Columbia und Vancourer-Insel.
Zweifel im Laufe der Zeit der gesammte Handel. von Bri-
tisch-Columbia koncentriren.
„Nirgends”, sugt W. C. Grant, dem wir die neueste
und ausführlichste Beschreibung von Vanconuver-Insel ver-
danken '), „bietet sie von der See aus einen einladenden
Anblick. Dunkle drohende Klippen werfen ernst die
sehäumende See zurfick, wie sie müchtig gegen sie antobt,
und fast unmittelbar jenseits derselben erheben sich rund-
liche, dieht mit Nadelholz bewachsene Hügel, einer über
den andern in unerfreulicher Monotonie aufsteigend. Über
diesen wiederam kommen kahle Trapberge zum Vorschein
mit sügeförmig ausgezackten Gipfeln, ein wahrhafter Mon-
serrat; sie bilden eine Kette in der Mitte der Insel von
dem nördlichen bis zum südlichen Ende. Das ganze Cen-
trım, so weit es bis jetzt erforscht wurde, kann als eine
Masse von Felsen und Bergen angesehen werden und von
dem wenigen nutzbaren Lande, das stellenweise lüngs der
Seeküste angetroffen wird, ist bei weitem der grösste Theil
dicht mit Nutzholz bewachsen, dessen Entfernung so müh-
samı sein würde, dass das Urbarmachen dieses Landes kaum
ein eintrügliches Unternehmen sein könnte, Das wenige
offene Land ist dagegen im Allgemeinen fruchtbar, und
hätte die Britische Regierung die Insel Privat-Unterneh-
mern erschlossen, so würde der grössere Theil des offenen
Landes ohne Zweifel schon besiedelt sein. Nicht immer
ist jedoch das bewaldete Land längs der Secküste -kultur-
fähig, das Gegentheil ist sogar Regel, da der grüssene
Theil des Landes an der Südküste und fast alles an der
Westküste, 80 weit man es jetzt kennt, aus kahlem Ge-
stein besteht, das kaum genug Erde bietet, um die ver-
krüppelten Bäume zu tragen, welche es bedecken. — Das
vorherrschende Gestein in den höheren Theilen der Insel
ist Gneiss und Glimmerschiefer, in den niedrigeren Gran-
wacke und Thonschiefer; "das Ganze durchschneiden Adern
von Grünstein und Hornblende-Trap nach allen Richtungen
und die Hebung derselben hat die Schichtgesteine der-
maassen verworfen und disloeirt, dass es wie eine unge-
heure kochende Masse aussicht, welche plötzlich abgekühlt.
und in ihrer aufwalleuden Loge erstarrt ist. Die Hügel
sind steil und rauh, die Thäler eng und nicht lang; dns
Gestein ist bisweilen kahl, bisweilen mit spürlichem Holz
bedeckt, aber nirgends lässt sich der Boden im Innern
der Insel, so weit ich sie sah, nach Natur oder Lage zu
einem nützlicheren Zwecke verwenden, als dass sie ein
Geologe zum Gegenstand seiner Forschungen macht. Aus
diesen Regionen, die wild, aber nicht romantisch sind und
aus Mangel an kühnen Umrissen niemals dem Erhabenen
>
n W. Colquhonn Grant: Deseription of Vancourer Island. ( ournal
of the RB. G. 8. of London, Vol. XXYIl, 1857.)
Britisch-Columbia und Vaneourer-Insel. 513
oder Schönen sich nähern, steigt der Reisende gern zu
den lachenden Ebenen berab, die hie und da ander Küste
vorkommen. In einer von diesen liegt Vietoria und nach
einem Besuch dieser Ansiedlung und ihrer Umgebung ha-
ben sich Touristen ihre günstige Vorstellung voh dem all-
gemeinen Charakter der Insel gebildet.”
Von 19,807 Acres Land, die im Jahre 1853 in Besitz
genommen waren, befanden sich nur 480 bis 500 Acres
unter Kultur, und zwar etwa 30 Acres zu Soke, 10 Acres
zu Matchousin und alles übrige in der von der Kompagnie
reservirten Umgebung von Vietoria. Weizen, Gerste, Ha-
fer, Erbsen, Bohnen, Rüben und Kartoffeln geben gute
Ernten. Das Klima scheint regelmässiger zu sein, als auf
dem Festland, indem sich eine trockne und eine nasse
Jahreszeit streng unterscheiden lassen. Gewöhnlich regnet
und schneit es von Oktober bis März, während in den
übrigen Monaten selten ein Tropfen Regen füllt und dafür
eine brennende Hitze herrscht, die alle kleinen Wasser-
läufe austrocknet. Zu Anfang des Herbstes treten auch
hier dichte Nebel ein. Im Allgemeinen. ist das Klima an-
genehm und gesund und während Grant's sechsjährigem
Aufenthalt auf der Insel kam nicht ein einziger natür-
licher Todesfall unter den daselbst angesiedelten Weis-
sen vor.
Die Flora der Insel ist arm, neue Species sind noch
nicht entdeckt worden. Unter den Biumen sind die Na-
delhölzer bei weitem vorherrschend, wie Abies Douglasii,
Canadensis, mitis, alba, nobilis, die bisweilen die
Höhe von 250 und den Umfang von 42 Engl. Fuss er-
reicht, und Cupressus thyoides. Ausserdem findet man
den Weissen Ahorn, zwei Eichenarten, eine grosse Arbu-
tus-Art und mehrere andere. Der einheimische Hanf soll
dem Russischen an Güte gleich kommen. Erdbeeren, schwarze
Johannisbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren wachsen
wild und tragen reichlich. Auch Holzäpfel, eine kleine
schwarze Kirsche und mehrere essbare Wurzeln werden
gefunden. Grüsseres Wild und namentlich Pelzthiere sind
sehr selten, dagegen giebt es eine grosse Menge Geflügel,
namentlich Wasserrögel.
Die. Indianer-Bevölkerung"; wird auf ungefähr 17,000
Seelen geschätzt. Hale fasst sie unter dem Namen Wa-
kasch-Indianer zusammen, nach Grant zerfallen sie aber
in folgende Stämme:
N) Nähere Auskunft über dieselbe geben uusser den allgemeineren
Werken von Gallatin, Priohard, Schooleraft, Maelean und ‚den oben be-
zeichneten neueren Schriften besonders noch James Douglas in seinem
Report of a canoe expadition along the enst const of Vancouver Island
1852 (Journal of the R.6.8. 18541 und Buschmann „Über den athapaski-
schen Sprachstamm" (Abhandl. der Berliner Akademie 1856, s. auch dessen
Aufsatz „über die Völker u, Sprachen im Inzern des Britischen Nord-Ame-
rika” in den Monatsberiehten d. Berliner Akademie, Sept. u. Okt. 1858, wo
sich auch über die ältere hierher gehörige Literatur viele Nachweise ünden).
Nord- und Ostküste, Westküste,
Von Nord nach Bild. Von Bl nach Nord.
Quacekollae ... 2... 1500 Nittemmts . . » 2. . 1000
Newitiees „02 00. + 5 Chadukutl . . . 500
Comuses © 2 22 ee BO: Le
Yukletss - - - . 2.2 zo Oistach „ » . . .„ 100%
Suansimuc® . . 2 2. 00) Toqutux . .. . 100
CUpwitchins . » 2 2. . 3000 Schissatuch . . R
— .. n ven. 800 Upatsesatuchh . . . 2 700 7)
Andere kleinere Blämme . . . Cojuklesatuch . . . 150
‘
Südkliste, Ugluxlstuch .„ . . 125
Von Ost nach West. Clayoquots „820... 800
zn. Er ” \Nootkas , . 2» 2... 2000
selallums . x. » 0.0. 7
Bock , » 2 2 2 22» © Kopeds . -» . . +. 100
Patcheena/ 108 Koskeemos . . 2... 800
Seonatuch \ Andere kleinere Stämme .„ 465
985 | 8565
In dem Bericht des Spezial-Komit@s ist eine geringere
Zahl angegeben. Es frequentirten nämlich hiernach im Jahre
1856 Fort Vietoria 5000, Fort Rupert 4000 und Nanaimo
3000 Indianer, im Ganzen also 12,000. Diese Indianer
sind ausschliesslich auf die Küsten beschränkt, wo sie von
Fischfang und Kartoffelbau leben, das ganze Innere der
Insel ist unbewohnt,
Die Zahl der Weissen auf Vanconver-Insel betrug zu
Ende 1553 etwa 450 Seelen, 300 zu Victoria und in den
benachbarten Ansiedlungen, 125 zu Nanaimo und die übri-
gen zu Fort Rupert. Bis 1858 ist sich diese Zahl wahr-
scheinlich ziemlich gleich geblieben, aber schon im Juli
d. J. war die Bevölkerung von Victoria auf 8000 gestie-
gen?; und wird sich vielleicht in nächster Zeit noch
bedeutend vermehren.
Die Inseln der Fuca-Strasse; Grenze zwischen dem Bri-
tischen Gebiet und dem der Vereinigten Staaten. — Eben
so unbenutzt und unbewohnt wie der grösste Theil von
Vancouver-Insel und Britisch-Columbia sind die waldbe-
wachsenen, steil und felsig aus dem Meere sich erheben-
den Inselgruppen zwischen der Juan de Fuca-Strasse und
demi Golfe von Georgia; e» ist nicht einmal festgestellt,
ob sie zur dem Britischen Gebiet oder dem der Vereinig-
ten Staaten gehören. In dem sogenannten Oregon-Vertrag
vom Jahre 1846 war nur bestimmt worden, dass die
Grenze westlich vom Felsengebirge längs des 49. Parallels
bis zur Küste und durch die Meerenge von Fuca bis zum
Ocean verlaufen solle, so dass die Insel Vancouver an
Gross-Britannien komme. Die Ver. Stauten füssen nun
diesen Vertrag so auf, dass die Grenze vom 49. Parallel
an mitten durch den südlichen Theil des Golfs von Leor-
gia, östlich um die -Saturna-Insel herum und durch den
Kanal de Haro verlüuft, während alle östlich vom Kanal
de Haro liegenden Inseln zu Washington gehören. In
7; Bewohner von Upatseea oder Barclay Sound,
% The Oamadian News and British Columbia Intelligencer, 18.
September 1858,
514 Britisch-Columbia und Vancourer-Insel.
dieser Weise sehen wir z. B. die Grenze auf der ofüxiel-
len Karte des Surveyor-general von Washington vom Jahre
1857 und in Übereinstimmung damit haben die Vereinig-
ten Staaten diese Inseln in den Bereich ihrer letztjährigen
Nach
würde dagegen die Grenze durch die Rosario-Strasse ver-
laufen, wie wir das z. B. auf den Wyld’schen Karten fin-
den.
Küstenvermersungen gezogen. inglischer Auffassung
Es wurden daher im Sommer dieses Jahres Verhaud-
lungen angeknüpft, die aber unseres Wissens noch nicht
zum Ähschluss gekommen sind.
Entwickelungsfähtgkeit der Kolonie: günstige geogr. Lage.
— Haben wir im Obigen versucht, zur Erläuterung unse-
rer Karte (Tafel 20) das Hauptsächlichste über die gegen-
wärtigen Verhältnisse und Zustände von Britisch-Columbia
und Vanconver-Insel kurz zusammenzufassen "), 36 bleiben
1) Für sprziellere Nachweise über die geographischen und ander-
weitigen Verhältnisse dieser thebiete, auf die wir übrigens ron nun an
öfters zurfickzukommen Gelegerheit haben werden, verwelseo wir unter
der Intrüchtlichen einschlügigen Literatur besonders auf folgende
neuere Schriften: Alten, was die Hydrographie, die Entleekongage-
schichte und die Berichte älterer Seefahrer enlangs, ist am vollstän-
digsten und Üübersichtlichsten in Findlay's Directors for the Parilie
Ocean, London 1851, zusammengestellt; über das Klima giebt Lorin
Blodget’a Ülimasology of the United States and of the temperate luti-
tudes af the North American Continent, Philadelphis 1857, den hesten
Aufsehluns; die vollständigste Beschreibung von YVancouver-Insel ver-
danken wir W. Ü. Grant im Journal der Londoner Geogr. Gesellschaft,
1857; über das Festland der Kolonie sind besonders Muckenzie’s und
Bir Genrge Simpson’s Heisen nachzulesen; Hazlitt's Kompilation, viel-
leicht das Beste für ein grünseres Püblikum, #»o wie die hanptsüch-
lichsten Schriften über die Indianer des Gebietes wurden schon oben
erwühnt; über die benachbarten Küsten von Washington hat neuerdings
Lieut. Alden eine werthrolle Abhandlung im Roport of the Superin-
tendent of the U. 8. Coast Surrer for 1855 veräffentlicht; won der
grössten Beileutung fär die richtige Auffassung der gesanımten Verhält-
nisse der neuen Kolonie und von Vaneouver-Insel ist der üfters ge-
nsente Report from the Seleet Committee ele. und darin namentlich
die Aussagen von Conper, Fitswilliam, Bianshnrd und Miles, während
in denen des Gourerneur Simpson die Tatsachen absichtlich verdreht
zu sein scheinen; werthroll ist auch ein wusführlieker Brief eines
Angenzeugen der nenesten Vorgänge in der „Times vom 27, Aust
1558, der wenigstens theilweis in unzählige andere Blätter übergegan-
gen ist und den Hauptstof zu ihren Darstellungen gegeben hat; von
anderen Zeitungen, welche die neuesten Nachrichten regelmässig ent-
halten, nennen wir ferner die zu Vietoria erscheinenden „Vieteriu (a-
zette”” und „Vancouver Island Gazette”, den „Northern Light”, der in
Whateom an der Bellingham-Bai herausgegeben wird, die bekannten
San Fruntisro-Zeitungen und die zu Landen erscheinenden „Canadian
News and British Columbia Intelligencer”. |
Die wichtigsten Kürten, welehe auch unserer Tafel 20 zu Grunde
hingen, sind: Die neursten Englischen Admirnlitäts-Karten der butref-
fonden Küsten und Inseln, #0 wie des wırteren Lanfs des Fruser River,
nach den Aufnahmen von Vancouver 1794, E. Simpson 1#27, Beicher
1839, Kellett 1847, Dillon 1850, Mansell 1851, Inskip. Gordon, Knor,
Prevost 1852—18543 w. A,; die Karten und Skizzen der U, 8, Const
Surresy von den Küsten des Washdngton-Territoriums und den nahe
gelegenen Inseln; Arromspitb’s Map of Vanenurer Island im Jourmal
of tbe R. G. 8, of London, 1857; James Wrld’s Map of tbe Gold Re-
gions of the Prazer River and the Washington Territors, 1858; James
Wyld’s Map of the Colany of New Caledonia and the British and Ame-
rienn Territory, Wert of the Hocky Mountains, ineluding Vanenuver's
Island anıl the Gotd-PFielüs, London 1848; Map of part of the British
Ponsessions to the West of the Rocky Mountsins, lithogr, at the
Topagr. Dipöt, War Departinent, under tho direetion of Capt. Elphin-
stene, H, James col. Suprriutendent, 1858; Reconnaisasnee of Fraser's
uns noch einige Worte über die Entwickelungsfühigkeit
und wahrscheinliche künftige Wichtigkeit dieser entfern-
ten Theile (des Britischen Reiches zu sagen.
Wir haben gesehen, dass das Land in klimatischer
Bexriehung' der Ansiedlung von Europäern durchaus günstig
und wenigstens zum Theil des Aubaues Europäischer Feld-
früchte fühig ist; es kann ferner keinem Zweifel unter-
liegen, dass es eigne betrichtliche Hülfsquellen besitzt,
unter denen die ausserordentlich ergiebigen Fischereien,
die weit ausgedehnten Wälder, die Kohlenlager und un-
dere Mineralien obenan stehen. Das Vorkommen von Gold
ist gewiss, dach legen wir hierauf nicht das Hauptgewicht,
wenn es auch ohne Zweifel für jetzt dem Lande durch
das Herbeiziehen von Einwahderern zum Vortheil gereicht.
In der oben eitirten Korrespondenz der „Times” heisst es
mit Bezug hierauf: „Wenn es sich herausstellt, dass ein
ausgelehntes und reiches Goldfeld auf dem Festland des
Britischen Gebietes existirt, und zu dieser Annahme ist
aller Grund vorhanden, so wird Vancouver-Insel ein vor-
theilhafter Platz für alle Arten des Handels, der Iadustrie
und der Arbeit werden. Die Bevölkerung wird rasch
wachsen von Canada, Australien, Süd-Amerika, den Atlan-
tischen Staaten und sicher auch von Europa her. Ge
schieht dieses, &6 wird der Kaufmann und Arbeiter. Beschif-
tigung, der- Landbauer einen vortheilhaften Markt für seine
Produkte finden. Sollte das Gold plötzlich verschwinden,
so wird doch die Insel aus dem der Einwanderung jetzt
gegebenen Impuls Vortheil ziehen, denn sicher werden
Viele, welche zum Goldgraben hierher kamen, bleiben, um
den Boden zu kultiviren und anderweitige Geschäfte zu
treiben. Geht so das gegenwärtige Fieber zu Ende, dann
bietet die Insel dem Landmann, der sich mit einem an-
ständigen Auskommen, mit vollen Speichern und einer
wohlversehenen Speisekammer begnügt, der Zurückgezogen-
River from Fart Hope to ihe Forks, in Copies nr Extracts of Corre-
spondenee relative to the diseovery of Gold in the Fraser’s River Di-
striet; Thomas Devine's Map of tlie West Part of Canada, Hudson's
Kay and Indien Territory, drawn by order of the Honbie Joseph Lab-
chon, Toronto 1957; Arrowsmith's British Nortb America, Loslen
1837; Arrowsmith's Aboriginal Map of North America, denoting the
Bounderier of the Locations of various Indien triben, 1851; Map of
that part of Washington Territory Iying West of the Unsende Moun-
tains, to accampuny the Heport of Surveyor General, 1957, In Message
from the President of the U. 8, 34th Congress rd Seion, Part V-;
Liout. Warren’s Map of tho Territory of the United States from Ihe
Mississippi to the Paeille Ocean, to accompany tlıe Heperts of the Ei-
ploratiuns for a Railrond Route, 1557. Die in diesen Reports, Val. I,
pp. 458,475 ete., enthaltenen Höhenangaben wurden bei Zeiehnung des
Terrains im Washington Terr, berücksichtigt, — Für die Nomenklatur
in Britisch-Columbia wurde Arrowsmith's Karte von Britisch-Nard-
Amerika als maassgebend angenommen; für die Nomenklatur und die
orographischen Verhälteisse ron Vancourer-Insel wurde das Kärtchen
im Journal der Londaner Gesellschaft benutzt, das von den Engli-
schen Admiralitäts-Karten sehr abweicht, für die ganze Übrige Küste
aber die Schreiburt diesor letzteren mit möglichst wenig Übersetzung
beibehalten.
Notizen,
heit liebt, nicht nach Reichthümern trachtet, uber sich
hauptsächliei nach einem milden, angenehmen und gesun-
den Klima und nach einem anmuthigen Lande umsieht,
Alles, was er wünscht.” Dasselbe, was hier von Vancourer-
Insel "gesagt ist, lässt sich auch auf das Festland anwen-
den, sogar mit noch mehr Recht, da dieses dem Ackerbau
ein weit grüsseres Feld bietet, als die Insel. Von viel
grüsserer Bedeutung scheint uns aber die geographische
Lage der Kolonie zu sein. Sie ist die einzige Britische
Besitzung an der Ostküste des Grossen Oceaus, auf dem
sich gerade in unseren Tagen an allen Ecken umd Enden
ein neues reges Leben entwickelt. Sie schliesst sich dicht
an die unglaublich schnell aufblühenden westlichen Staaten
der Union an und ist der natürliche Weg des Englischen
Handels vom Grossen Ocean dahin; sie liegt den dicht be-
völkerten Hinter- Asiatischen Reichen China und Japan
gegenüber, die eben jetzt ihre Thore dem Europäischen
Handel erschliessen, und in gleicher Breite mit dem Rus-
sischen Gebiet um Amur, das sich mit Macht in den Vor-
dergrund des Verkehrs am Grossen Ocean drängt. Ist
Britisch-Columbia auch nicht so ausgedehnt wie diese Rus-
sische Besitzung und hat es auch nicht den Vortheil, sich
515
unwittelbur un das Mutterland anzulehnen, so steht es jener
doch in klimatischer Beziehung weit voran, da seine Hä-
fen das ganze Jahr hindurch eisfrei sind, und überdiess
bildet es einen Theil des Reiches, welches die Herrschaft
auf den Meeren in der Hand hat. Es muss von dem
höchsten Interesse sein, den Wettlauf zu beobachten, den
diese beiden jungen Kolonien während der nächsten De-
eennien auf der weiten Arena des Grossen Oceans voll- '
bringen werden.
Vancouver-Insel ins Besondere hat die Natur auf den
übersceischen Handel angewiesen, denn beschränkt in sei-
nem Areal und nicht fähig, selbstständig eine dichte Be-
völkerung zu ernähren, besitzt sie eine Reihe vortrefflicher
Häfen, darunter den Esquimalt-Hafen an der Südspitze,
dem an der Westküste von Nord-Amerika nur die Häfen
von Acapulco und San Franeisco gleich kommen, nebst
einem reichen Vorrath von Kohlen und Schiffszimmerhole.
Es gehört keine besondere Schergabe dazu, um vorauszu-
segen, dass solche Vortheile unter den Hünden der see-
fahrenden Nation par ‚excellence nicht lange unbenutzt
bleiben werden.
Geographische Notizen.
Ertrag der Bergwerke in Gröss- Britannien während des
Jahres 1857. — Nach Robert Hunt’s offiziellen „Mineral
Statisties of the United Kingdom for 1857” beläuft sich
der Ertrag der Britischen Bergwerke für das Jahr 1857
auf etwa 173 Millionen Thaler, wie folgt: —
Pill. Sterl,
Zinnore re a eh 743,508
Kupforerz, der Ertrag aller Verküufe, ausgenommen fremde
Erze, aber incl, der Ankäufe durch Privatkontrakte 1,560,922
Bleierz (wie es zum Verkauf kam, Silber enthaltend) . 1,428,095
Zinkerx n. 30,98%
KBisen-Pyrite 63,804
Arsenik . .» .. 919
Nickel und Kobalt 219
Einener . 2...“ 5,265,304
Kohlen 16,348,676
Be nern we ae 506,720
Barrte und andere Mineralien 12,500
25,961,649
Die Eisenbahn von Smyrna nach Aidin. — Nuch den
Angaben Englischer Zeitungen wird dieselbe, wenn sie
fertig ist, 70 Englische (also etwa 15 Deutsche) Meilen
lang sein und in drei Theile zerfallen. Der erste lüuft
von Smyrna bis au die Berge, welche die klassischen
Thäler des „Kranich- und Schwäne-reichen” Kaystros und
des vielgewundenen Mäander scheiden; dann kommt der
Tunnel durch diese Gebirgsmasse; die übrige Strecke steigt
das Mäander-Thal bis Aidin hinauf. Zwischen den beiden
Endpunkten der Bahn wird ein starker Verkehr, besonders
in Früchten und Tabak, betrieben und in den geschifts-
reichen Monaten langen täglich nicht weniger als 5000
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI.
Kameele aus dem Innern in Smyrna an. Diese Art Transit
ist gegenwärtig schr kostspielig, so zwar, dass der Trans-
port einer Tonne (20 Ctr.} Tabak von Aidin her auf un-
gefähr 4 Schilling (2 fl. 24 kr.) zu stehen kommt, wäh-
rend er auf der Eisenbahn nur 4 Pence (?) kosten wird.
Die Bahn wird 10- bis 12,000 Pfd. Sterl. per Meile zu
bauen kosten; die orientalischen Bahnarbeiter schaffen
willig, gehören allen Volksstämmen und Sprachen Vorder-
Asiens an und es sind deren etwa 2400 fortwährend be-
schäftigt.
Dr. Albrecht Koscher’s Reise nach Inner- Afrika. — Von
diesem Reisenden, über dessen Unternehmen wir früher
ausführlich berichteten (Geogr. Mitth. 1858, Heft VIII,
8. 344), haben wir die Nachricht seiner glücklichen Ankunft
in Zanzibar erhalten und hoffen bald Nüheres über seine
Arbeiten und den Fortgang seines Unternehmens zu geben.
Mac Carthy's Reise nach Timbuktu. — Wie wir aus
verlässlicher (Quelle erfahren, hat nunmehr Herr Mae
Carthy, von dessen Unternehmen wir schon früher spra-
chen (Geogr. Mitth. 1858, Heft III, 8. 114), vom Prinzen
Napoleon eine Mission bekommen. Er soll von Algier nach
Timbuktu und von dort nach St. Louis reisen und dann ge-
radewegs nach Algier zurückkommen. Dazu giebt ihm das
Ministerium von Algerien und den Kolonien eine Summe
von 13,000 Fres.; augenscheinlich ist das nur vorläufig. Er
hofft um Weihnachten in Algier zu sein, und man hegt
grosse Erwartungen von seinem Unternehmen.
67
516 ! Literatur.
Neueste Geographische Literatur.
EUROPA
Bücher.
1. Programm für die dritte Versammlung des internationalen hun-
gqreases we Statistik. Wien, 1867.
dolf Ficker: Die drüte Versammlung des internationalen
Kimgrer ür ar Bas zu Wien im ember 1867. Wien, 1867.
Toeppen , Direktor des Öymnasiums zu Hohenstein:
Historisch-komparatire Geographie von Preussen, Mit einem Atlas in
Blättern. Gotha, Justus Perthes, 1868.
4. Prof. Karl Koristka: Studien über die Methoden und die Be-
nützung her Arbeiten, nachgewiesen an den Nireaurer-
hältnissen der U: von Prag. r ü
und zur Örographie. Mit zwei Niveaukarten und mehreren Hols-
schnitten. Gotha, Justus Perthes, 1868.
b. Dr. 6. H. Otto Volger : Untersuchungen über das Phänomen
der Erdbeben in der Schtweis, seine Geschichte, seine Äusserungnreise,
seinen Zus ng mit anderen Phänomenen und wit den petro-
rg und geotektonischen Verhältnissen des Bodens, und seine
ug für die Physiologie des Erdorganismus. Drei Theile mit
7 Üithographirten Tafeln u. einer Karte. Gotha, Justus Perthes, 1858.
6. Dr. James Stark: Address to the Mereorol. Society of Scot-
land ete, Edinburgh, 1868.
7. Beskrivelse til kartet orer den Norske re ge
IB for Norges Geographiske Opmaaling. Christiania, ai.
8. Prof. Karl Witte: Alpinisches u. Trans- Alpinisches, Neun Vor-
Mit einer A von San Marino. B W, ‚Hertz, 1868,
9, Mitcheilm der Naturforschenden G ıft in Bern ans
dem Jahre 1861. Nr. 336-407. Bern, 1867.
des Naturalistes
10. Dr. Renard: Bulletin de la Socidte Zul
de ‚Moscow. 1867. Nr. IIT und IV, Moscou, 1857.
11. Kaukasischer Kalender auf das Jahr 1858. Tiflis, 1857. (In
Russischer Sprache.)
re
FE er at Br ıphie Österreichs. er
Ouarsig: ber u Miineeregh der phb
Ip hitorteen Kate der Karl. A ie der Wissen
ce
Ta The Mans The Navigation of the Danube, (Nautical Magazine, gs
14. Variation of the Compass, 1868, in the North and Wr
Seas. (‚Ebenda.)
15. Hauptbericht des Preussischen General-Konsulats zu London
== die Handels- und Schifffahrtsverhältnisse von Gross- Britannien
und speziell von J,ondon im Jahre 1867. (Preuss. Handels- Archie,
1858, Nr. 15 md 16.)
er des cartes
'e da carte
16. F. 4A. Malte-Brun: Es Bean
de la France, e an euer de
an rdduite au quart de Grande Dane de? tat- Major.
(Bulletin de la Soc. de Geogr, März)
17. Leymerie: Note sur le terrain de transition de la wallie de
la e, Pyrdudes de la Haute-Garonne. (Comptes rendus, 29. März.)
18. Zamont: Carte wagndtique de [’Europe: determination des
constantes magndtigues dans de midi de da France et de T.Espayne.
(Ebenda.)
Karten.
19. Fe zur Historisch-komparativen Geographie von Preussen,
von Dr, Toeppen. 5 Bl. im Iifar ron 1:1.450.000. (Zu Nr. 3.)
a. Karl Koristka: Niveau-Karte der Stadt Prag nach neuen
Pisesengpsum a. 1:14. en ER en regnen der Umge-
ungen won ag, nach neuen ae en Messun Mn.
1: = Ba um Pr 4 ee
r, Otto Vi : Karte der hauptsächlichsten eier Erd-
Erschütterungen , welche im "Tubi 1505, vom Visp- Thale ausgehend,
das mittlere Europa betroffen haben. Mat. 1: :8.700.000. (Zu Nr. 5.)
22, F. Handike: Spezialkarte der Eisenbahnen Mittel- Bu
mit Angabe aller Eisenbahn-Stationen, Haupt-Kunststrassen, sc hy.
baren Flüsse und Kanüle, Dampfschiff-Routen und Stationen, Spe-
ditionsorte, Zoil- und Steuer-Amter, ‚der Grenzen des Zoll-
vereins und der en Zollgebiete, Dresden, Rudolf Kuntze,
1858. 4 Bl. Ast. 1:1.300,000,
23. R. Hacherlin: Sprialkarte der Fisenbahnen Deutschlands
und der angrenzenden Lünder, Braunschweig, ©. W. Ranulohr, 1858,
u 4. Stubba's Wandkarte der Königl. zum Tg Sr
sen. Zweite verbesserte Au fertigt von Julius F' e. Leipzig,
Ed. ag ua - Mat. Bein nd ui a
owack: Karte vom ü romberg. Berlin,
C a” 1897. ‚Met. 1: : 300.000. “
hm: Spezialkarte vom yes ah, ee Gumbinnen
nach den neuesten und besten AM, jerlin, ©, Heymann,
1868. Mar. 1:300.000.
2. A. vom Wittich: Plan der Umgegend von Mainz. Mainz, P.
v. Zabern, 1868, Mat. 1:26.000,
28. Neue Bearbeitungen zu Stieler's Hand-Atlas aus dem Jahre
1867. Drei kolorirte Karten in Kupferstich. Gotha, Justus Perthes,
re irte Karten in Kupferstich.
a ). Zureite Gotha, Justus
„99 Kan ı ‘ 1:120.000 en heengete over Sles er 4
A ter krigsministerens Bef recognosceret i Arte: 1 h
1864 af Ge af Armeen Grundlage af Videnakabernes
Selskabs Bearbehiet og udgiret ved Generalstaben.
1867. Bi. yA IV, V und u.
31. J.M. Zi : Korte des Kantons Zürich. Met. 1:125.000.
Winterthur, J. Wurster, 1858,
32. Karte des Kantons Zürich für den Schtl- und Handgebrauch.
u 1: Zn Teer J. Wurster.
a a ne Karte des Züricher Sees mit seinen Umge-
den ipraplichen Karten der Kantone Zürich und
Dei Gallen. Mst. 1 Zürich, Schabelitz.
34. 0. @. Rücker : Generai-Karte ron Lirland. Nach den voll-
ständigsten astrnomisch-trigenometrischen Ortsbestimmungen er den
I: Landesrermessungen. Zireite Auflage, Dorpat, E. J. Ka-
rom, 1857. Mer. 1:616.000.
= zu. Vibe: N e Küstenkarten. 21 Bl. 18951868.
n 8. Ü, Gjessing: Kart over Bratsbergs- Amt. Südlicher
1 34 Mast. 1:200.000.
37. RB glische Admiralitäts- Karten:
a) Pr nean Sea. 1862. Correcied to 1867. Variation Cur-
vos in Bor. Mst, 1:3.976,000, ‚Mit Spezialkarten von Gibraltar, dem
EN England, Enst’Com prncien Re Basl wa 2
b) vast, to H. ‚sure.
Bullock and Lieut. Burstal 1 Corrections to 1866. Mat. 1: A
co) Eı South Coast. Tor Bay, sure. by Capt. Sheringham
jr Dat bir ie Denia „ Sereq, and Hi ich
„4A f6G erm, wi
the_surrounding s, by Capt. Martin White 182%. Corrected
to 1867. Mst. 1:87.
‚ 0) Seotland, West Coast. Northern Part of the Sound Fa
and Inner Sound, sure. under the direetion of Capt. C. Ötter
1850, Publ, March 1867. Met. 1: 24.300,
D) Scotland, West Coast. Inner Channel, Sound of Seil to the
Sound of Mudl ‚ suru. by Cayıt, Robinson and Comr. Bedford 1856
Corrections to 1867. Mst. 1:24.00.
2) Scotland, West Coast, Sound of Mull, sure. by Oa
and Comr. Bedford 1851—56. Corrected to 1867. Mat. = 0
bh) Ireland, South Coast. Kenmare Rirer, surv, omr. Church
1854. Publ. July 1867. Met. 1: 56.000. Mit vier einzelner
Häfen im Ast. von 1:28.000
i) The Banks of Boundings to the Westward of the British Is-
lands, surr. by Capt. Vidal 1830 and 1831. Correcteit to 1867. Met.
1 :2.647.000.
{1. Die Vortrefflichkeit des Programms, weiches für den Statisti-
schen Kongress zu Wien von der Vorbereitungs-Kommission ausgesrbei-
tet wurde, ist so allgemein anerkannt und von kompetenten Beurthei-
lern so eingehend besprochen worden '), dass es überflüssig sein würde,
noch Weiteres hinzuzufügen. Jede der sechs Sektionen (Mortalitäts-
und Kranken - Statistik; Justiz- und Administratir -Statistik; Finanz-
Statistik; Industrie-Statistik; Statistik des öffentlichen Unterrichts;
Verhältniss der Statistik zu den Nuturwissenschaften, Anwendung der
Kartographie und der Graphik überhaupt auf die Zwecke der Statistik
und Ethnographische Statistik) hat ausser den speziellen Formularien
mehr oder minder ausführliche Berichte über Zweck und Behandlung
des betreffenden Zweiges der Stutistik geliefert, die eine höchst inter-
essante Übersicht des ganzen weiten Gebietes der Statistik gewähren.
') 8, n. A. Deutsche Vierteliahrsschrift, Bd, 80.
4
Literatur,
Ganz besonders möebten wir auf die Berichte des Freilerrn r. Cxsernig
über die Statistik der Vortheilnng des Grundeigenthums, über Indu-
strie- und Ethnographische Statistik und auf Foldmarschall-Lieutenants
von Hauslab Bericht über Anwendung der Kartographie und Graphik
auf die Zwecke der Statistik aufınorksam machen. —
2. Eine sehr gute Einsicht in die gesammts Thätigkeit des Stati-
stisechen Koi es zu Wien giebt die Arbeit von Dr. A. Ficker, der
als Sekretär der Versammlung fungirte. Nuch einer kurzen Einleitung
über Entstehung und Aufgabe der Kongresse, worin besonders der of-
fisiello Charakter derselben hervorgehoben wird, finden wir einen Abriss
der Thätigkeit der Vorbereitungs-Kompaission, eine Besprechung der
Voriagen der Behörden an die Versammlung, ein Verssichniss der De-
legirten der fremden Regierungen und der sonstigen Mitglieder, die
Eräffnungsreide des K. K. Handels-Ministers, Auszüge aus den Berichten
der fremden Delegirten über die Kinrichtungen und Leistungen der of-
fisiellen Statistik in den ran ihnen repräsentirten Staaten, eins kurze
Darstellung der Verhandlungen der einzelnen Sektionen, eine Reihe von
Anträgen, welehe im Kongresse gestellt wurden, und die Verhandlungen
darüber, endlich einige Worte über die Fostliehkeiten und Ehren-
bereigungen, welche während des Kongresses vorkamen. —
3,19. Direktor Toeppen’s Work, das grössten Theil» auf zahlreichen,
noeh nie veröffentlichten, archivalischen Urkunden berulit, ist eine aum
serordentlich fleissig ausgearbeitete, höchst detaillirte historische Geo-
graphie der Provinz Preussen und giebt möglichst vollständige Nach-
weise über die jelesmaligen Landesgrenzen, die kirchlichen, adminiaten-
tiven ‚und sonstigen Eintheilungen, die Lage, Geschiehte und Bedeutung
der Ortschaften, die Umwandlungen der Bodengestalt u. #, w. in allen
einzelnen Perioden der Geschichte des Landes von der heidnischen Zeit
an bis zur Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderte. Was im Texte
(398 95.) mit allen speziellen Nachweisen begründet ist, wird auf den
fünf Karten des zugehörigen Atlas anf leichte, übersichtliche Weise zur
Anschauung gebracht. Diese Karten stellen Preussen vor den Zeiten der
Ordensherrschaft (vor 1330); zur Zeit derselben (1230-1525); in der Pe-
riode vom Untergang derselben bis zur ersten Tlieilung Polens (1525— 1773);
von dieser bis zum Tilsiter Frieden (1772—1807}, und in seinen jetzi-
gen politisch-geograpkischen Verhältnissen dar. Durch den angewandten
grossen Maansstab, das einfache, zwockmüssige Kolorit und dadurch,
dass die Territorialveränderungen auf fünf verschiedene Blätter vertheilt
wurden, ist eine Klarheit und Übersichtlichkeit erzielt worden, die man
bei so reichem Detail auf historischen Karten nur zu häuflg vermisst, —
4,20, Prof, Kofistka, der seit 1850 eine grosse Reihe hypsometrischer
Arbeiten *in den nordöstlichen Alpen, derma Bühmisch-Mährischen Hoch-
pintesu, den Sudeten und westlichen Ausläufern der Karpatken aus-
geführt hat und im Jahre 1856 auf die Einladung der naturwissen-
schaftlichen Sektion des Böähmischen Landes-Mussums solche Höhen-
messungen auch in Prag und dessen Umgebung, auf einem Flächedraum
ron 31 Quadrat-Meilen, anstellte, giebt in dem obigen Werke «ie voll-
ständigen Resultate dieser letzteren Arbeit und benutzt diese Gelegenheit,
um seino bisherigen Erfahrungen über Höhenmessungen überhaupt der
Öffentlichkeit zu übergeben. Der erste Abschnitt ist eine gründliche
kritische und hiehst wissenschaftliche Beschreibang der geodätischen
Operationen, Instrumente und Berechnungsmethoden, die besonders den
Zweck hat, „jenen Geodäten und Naturforschera, welche derartige Mes-
sungen in einem grösseren Gebiete in möglichst grosser Zahl ahne viele
Kosten und doch mit hinlänglieher Genauigkeit ausführen wollen, manche
unnöthige Zeit raubende und kostspielige Arbeit zu ersparen”, Der Ver-
fasser weist dabei die Benutzung seiner Methoden und Instrumente
speziell an seinem bypsometrischen Arbeiten in und um Prag nach. Inı
zweiten Abschritt bespricht er die Darstellungsmethoden der Höben-
* verhältnisse und den Entwurf von Nireaukarten und versucht, die Be-
zichungen nachzuweisen, in welchen derartige Messungen mit wichtigen
Fragen der Örogrnphie, der Geologie, der Pilanzengeographie und der
genammten Landeskultur stehen, Als Beispiel für eine gute Darstellung
der Niveau-Verhältnisse giebt er zwei Karten bei, vinen Plan von Prag
und eine Karte der Umgegend dieser Stadt bis Schlan, Beraun, Zwn-
nowie und Alt-Lyes. Auf der orsteren sind die Horizontalen von 6 zu
6 Fusa, auf der letzteren von 60 zu 60 Fuss ansgezogen und die grüs-
seren Abstände dureh verschiedene Nüaneen derselben Farbe hervarge-
hoben, wodurch eins höchst anschauliche und doch ungemein detsillirte
Darstellung erzielt wurde, Die zu Grunde liegenden Höhenbestimmun-
gen betragen 1214 an der Zahl, woron 540 trigonomotrische, 574 Ni-
vellements- und 100 barometrische Bestimmungen. Unter diesen Mes-
sungen sind bios 172 solche, welche von anderen und früheren Geo-
meterb gemacht und ron dem Verfusser nul die Seehöhe redueirt wur-
den, alle amdoren Bestimmungen sind neu. „Rochnet man die Tage, an
517
denen Messungen vorgenommen wurden, so betragen dieselben nicht
viel mehr als 30 oder einen Monat, woraus zu ersehen ist, das man
mit Hülle dieser Methoden in rerhältuissmüssig sehr kurser Zeit eine
ziemlich grosse Anzahl von Messungen in einem bedeutenden zusam-
menrbängenden Gebiete ausführen und so die Hühen- oder Nivcsurerhält-
nisse desselben durchforschen kann. Die Kosten einer solchen Opera-
tion sind unbedeutend im Verhältnis zu anderen geodätischen Opera-
tionen, da man weder kostspielige Sigmalisirungen, noch eine grosse
Zahl von Gehülfen nötbig hat. Dabei ist Jie Genauigkeit derselben
für ihren Zweck noch vollkommen hinreichend.” —
5,21. Da Dr, Volger seine Ansichten über die Ursachen der Erdbeben
und ihren Zusammenhang mit meteorologischen Vorgängen und geegno-
stischen Verhältnissen früher in den „Leogr. Mittheilungen’ (Jahrgang
1886, 88, 85—10%2, Tafel 6 and 7) entwickelt hat, so können wir uns
damit begufigen, jetzt einfach den Inhalt des Werkes anzugeben, in
welchem er diese Ansichten in grösserem Umfange begründet und weiter
ausführt. Der ersto Band ist eine ungemein reichhaltige Sammlung
aller aufgezeichneten Beobachtungen über Erschütterungen des Bodens,
welche in irgend einem Theile der Schweiz von 562 bis 1854 wahrge-
nommen worden, mit genauer Angabe aller (nellen, ans welchen die-
selben geschöpft sind, In der Einleitung weist (ler Verfasser aus diesem
Material nach, dass es gewisse habituelle sismische Btossgebiete in der
Schweiz giebt, d, h. gewisse Gegenden, welche gleichsam habituell in
ihrem Schonsse Erdbeben erzougen, und dass diese Phänomene eine
deutlich ausgesprochene Periodieität zeigen, indem sie unter dem re-
gelnden Einfluss der nämlichen kosmischen Verhältnisse stehen, welche
Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte, Rogen und Schnee, Reichtkum
und Armuth der Quellen gesstamässig auf der Erloberfläche abwechsoln
Jassen. Diess Periodicität in ihrem jährlichen, vierteljährigen, täglichen
und stündlichen Verlauf für die ganze Schweiz sowohl wie für einzelne
Lokalititen wird in einer Reihe von Kursen auf sieben lithogra-
phirten Tafeln veranschaulicht. Der zweite Dand enthält eine aus-
führliche Darstellung der potrographischen und geotektonischen Verhält-
nisse des Kantons Wallis, eines der hanptsächlichsten sismischen Stoss-
nebiste der Schweiz, nebst zwei kleinen Kartenskizzen es Kantons. In
der ersten Hälfte des dritten Bandes werden sehr sposiell die Krdbsben
des Jahres 1855 in Wallis dargestellt und durch eine Karte erläutert,
welche ihre Ausdehnung, Richtung uml Stärke sur Anschauung bringt.
In der zweiten Hälfte dieses Bandes endlich werden die Folgerungen
aus dem gewonnenen Material in Bezug auf die Entstehungsursacken
und den Zusammenhang der Erdbeben mit anderen Phänomenen gemäss
der Theorie des Verfassers gezogen, so wie die Erscheinungen selbst
einer eingehenden Behandlung unterworfen. —
6, In der Versammlung der Meteorologischen Gesellschaft von Schott-
land am 13. Janmar 1858 berichtete Dr. Stark tiber die allgermsineren
Resultate, die sich aus dem meteorologischun Beobachtungen, die in den
Jahren 1856 und 1857 an 48 Stationen Schottlands regelmässig ange
stellt wurden, sishen lassen, Er zeigte, dass die Stürme wahrscheinlich
dureh den Vorübergang eines grossen atmosphärischen Weollenthalos,
ausgelrückt durch dem niedrigen Barometerstand, bestimmt sind, dass
sich dieses Wellenthal in Schottland meist in einer Linie von NO,
nach SW, erstreckt umd mit grosser Schnelligkeit von NW. nach 80,
vorrückt, dass sich hieraus auch die Drehung des Windes auf eine ein-
fachere Weise erklüiren inse, als es Dore gatlıan hat, und dass die
Sttirme in Schottland zu bestimmten Perioden wiederkehren, So wies
or nach, dass seit 1842 fast in jedem Jahre ein heftiger Sturm um
den 7. Februar und zwischen dem 19. und 23. November Statt gefun-
den hat, wobei er auch hervorlob, dass «das atmosphärische Wellenthal
bei Stürmen einen scharfen Winkel nach unten bildet, während der
Wellenberg mehr abgerundet ist, also umgekehrt wie bei den Wasser
wellen. Aus der heigegebenen graphischen Darstellung des Barometer-
standes während der Stürme vom 7. Fobruar 1856 und 23. Nov. 1887
ist diess deutlich zu erschen. In Bezug auf die Temperater-Beobach-
tungen ergab sich aus »immtlichen Ablesungen im Jahre 1856 als mitt-
lere Jahreswärme für ganz Schottland 46,4" F., der kälteste Monat war
Januar (35° P.), der wlrmste August (57,4% P.). Auffallende Unter-
schiode zeigten sich in der Abnahme der Temporatur nach Norden zu
in den versehledenen Theilen Schottlands. Die Temperatur-Beobach-
tungen an der Westküste in tiefem Wasser ergaben das unerwartete
Resultat, dass die Wärme des Meereswassers fast ganz gleichen Schritt
hält mit der der Atmosphlire, selbst in ihrem täglichen Wechsel, und
dass sie durch keinen Influx von warmen Wasser mittelst des Golf-
Strams beeinftusst wird. Dr. Stark ist der Meinung, dass sich der Golf»
Strom nur bis 43° N. Br, verfolgen lasse und dass er von da an süd-
östlich um die Azoren herum sich ansbreite, wogegen eine von ihm
67*
518
gaoz unabhängige sildwostliche Driftströmung bei Irland, Schottinnd,
den Orkzey- und Shetland-Iuseln vorbeigehe und bisweilen solche Lie-
genstände dahin führe, die in den Goli-Strom geworfen wurden '). Die
mittlere Regenmenge in Schottland im J. 1856 betrug 37 Engl. Zoll. —
7, 35. Es wurde bereits in dieser Zeitschrift (Jahrgang 1857, #. 6)
erwähnt, dass das unter der Direktion von Prof. Hansteen stehende
Norwogische Vermensungs- Burenu seit 1833 eine neue Aufnahme der
Norwegischen Küsten begonnen und bis auf die neueste Zeit fortgeführt
hat; auch wurden einige Karten erwähnt, welche aus diesen Aufnahmen
hervorgegangen und unter Leitung des Major Vie herausgegeben sind.
Durch die Güte des letztgenannten Herm liegen uns jetzt sämmtliche
bis jetzt vollendete Karten mit den dazu gehörigen Beschreibungen vor.
Es sind Im Ganzen 21 Blatt, von denen die ersten 10 im Maassstab
von 1:200.000 die Küste von Haltenöde (d4° 8° N. Br.) bis zur Iussi-
schen Grounze, also von Finumarken, Nordland und einem Theil von
Trondbjem, umfassen (1835 bis 1847). Aus ihnen hat Majer Vibe eine
Übersichtskarte der Küste von Trondhjem bis zur Kussischen Ürenze
iu zwei Blatt und im Manasstab von 1:750,000 zusammengestellt (1846
und 1849). Die drei folgendon Nummern (Nr 11 A., 11 B., 11 C)
aus den Jahren 1852 und 1853 stellon den Christionia-Pjorden östlich
bis zur Schwedischen Grenze, westlich bis Jomfruland im Massstab
von 1:100.000 dar und sind nuf Nr. 11 A.B,Ü, in ein einziges Blatt
in dem Maassstab von 1:200.000 zusammengefasst (1854), Nr. 12 A.
und Nr. 12 B. betröffen die Küste von Jomfruland bis Christiansauıd
(Maassstab 1:100,000, 1855 anıl 1856) und sind ebenfalls auf die Hälfte
redueirt auf Nr, 18 A. B. (1857). Die beiden lotsten Blätter endlich
stellen die Küste zwischen Christiansaud und Ekersund wiederum im
Maassstab von 1:100,000 dar (1856 und 18658), Es ist also bereits
die ganze Narwogische Küste mit Ausnahme des östlichen Theils zwi-
schen Kkersund und Trondhjem niedergelegt. Die Aufnahmen, welche
diesen Kartenblättern zu Grunde liegen, wurden im Norden von Hage-
rup, Vibe, Paludan, Broeh, Due, Rynning, Klouman und Naeser, im
Süden von Johansen, Diriks und Wille ausgeführt. Die Herstellung
der Karten geschah bis 1856 unter der Leitung des Major Vibe, seit-
dem unter der des Ingenienr-Lieutenant Schie, mit dessen Namen die
lstzten drei Blätter bezeichnet sind. Jede Sektion wind von einer aus-
fährlichen hydrographisehen und topographischen Beschreibung der be-
treffenden Küstenstrocke begleitet, Jemen häufig Tnfeln mit Küsten-
ansichten beigegeben sind. Als eine Art Sailing Directions sind die
Beschreibungen zwar hauptsächlich für den Seemann bestimmt, doch
bilden sie sugieich die wichtigste und reichhaltigste Grundlage für die
Topographie jener Küsten, Beschreibungen und Karten zusammen bil-
den eine vortrefliche und in jeder Beziehung ausreichende Arbejt über
einen der interossuntosten Litoralstriche von ganz Europa. — '
8. Unter dem Titel ‚„Alpinisches und Trans- Alpinisches” hat Herr .
Prof, K. Witte in Halle eine Reihe ron neun Vorträgen veröffentlicht,
die, ohne ein zusammenhängendes Ganzes zu bilden, einzelne Lokalitäten
Italiens, der Graubünduer und Tiroler Alpen, so wie Episoden aus
seinen Wanderungen in den erwähnten Landestheilen jenseits und dies-
seits der Alpım schildern, Nur der Inhalt der beiden ersten Kapitel
ist allgemeinerer Natur, indem er in dem einen eine susammengedrängte
Darstellung der eigentbümlichsten Erscheinungen der Öletscherwelt, in
dem zweiten eine sehr interessante Übersicht über die Alpenpässe und
deren Hospize giebt, über die Zeit ihrer ersten Benutzung, ihre Wich-
tigkeit in der Geschichte des ilandels und der Kriege u. =. w. Ga-
graphisch am wichtigsten ist der eingehende Vortrag über das Engain,
namentlich das obere Eugadin und dessen Bewohner, #0 wie die Be
steigung des Piz Languard. Aus den Tiroler Alpen schildert der Ver-
fasser das Grödner Thal und das von diesem, dem Thal der Eisack
und der Fussa eingeschlossene Hochplateau der Seisser Alp-— der „Ro-
sengarten Laurin’s” der Alt-Deutschen Sage. Ausserdem sind San Ma-
rino, Ravenna, ein Theil des Litorals des Prineipato eitertore (Palinure
und Sapri), Palermo und das von Franziskus von Assisi gestiftete Klo-
ster Alvernia im Toskanischen Theil der Apenninen Gegenstände dieser
anzichenden Vorträge, in denen der Verf, die Beschreibung der Örtlich-
keiten und deren Bewohner mit interessanten Phasen der politischen
und Literatur-Geschichte auf geistreiche Weise verbunden hat. —
9. Von den in den Nummern 3R5—407 der Mittheilungen aus der
Naturforschenden Gesellschaft in Bern abgehandelten Gegenständen be-
rühren nur die Tabellen von Koch: „Meteorologische Beobachtungen in
Bern, Burgdorf und Saanen im Sommer und Herbst 1856, so wie im
Winter und Frühjahr 1857", unser spezielleres Interesse. Dieselbon
reihen sich unter die Rubriken: Thermometer- und Barometerstand,
') Vergl, Geogr. Mitt. 1854, Heft VII, 3. za1
Literatur.
Wind, mittlere Bewälkung, Usonresktion, Bemerkungen. Der Nieder-
schlag ist nur bei den Boobachtungen in Bern berücksichtigt. —
10, Aus dem dritten und vierten Heft vom Jahrgang 1857 der Re-
nard'schen Zeitschrift haben wir ausser der Fortsotzung von Uhr.
v, Steven's Verseichniss der nnf der Taurischen Halbinsel wild wach-
sonden Pflanzen and dem Schluss von Dr. Eichwald’s Beitrag zur geo-
graphischen Verbreitung der fossilın Thiere Russlands zu erwähnen:
die Übersicht periodischer Erscheinungen aus dem Thierreiche der Um-
gegend Kischinews von A. Doongink und die zwälfljährigen Beobach-
tungen über den Anfang der Blüthezeit einiger in der Umgegend Kischi-
news vorkommenden Pflanzen, webst Angaben der wahren mittleren
Temperatur, von demselben, die in ähnlicher Weise zusammengestellt
sind wie die vou uns mehrfsch erwähnten Phänsiogischen Übersichten
von Österreich, nur dass sie sieh auf eine einzige Lokalität bexiehen.
Welch bedeutende Rosultate würden sich ergeben, wenn ähnliche Beob-
acltungen an einer grösseren Anzahl von Stationen in dem weiten Kus-
sischen Beiche angestellt und gleichmässig fortgeführt würden! Die
Moskauer Gesellschaft könnte sieh durch die Einrichtung eines solchen
Netzes von Stationen ein grosses Verdienst erwerben. Ferner einige
weitere Nochriehten über die am Westsbhang des Ural im Jahre 1854
aufgefundene Steinkohle; eine Berechnung der von Spassky zu Moskau
vom September bis Desember 1856 angestellten meteoroiogischen Beob-
schtungen und ein Bisum+ aller seiner Beobachtungen aus dem Jahre
1856 5 amdlich eino Beschreibung der Reptilien des Gouvernements Wo-
logda von Alexander Mejakoff mit vergleichenden Bemerkungen über die
Reptilien-Fauns an der Persisch-Russischen Grenze, bei Kiew und bei
Wologda, —
11. Wir haben schen früher (s. eogr. Mätth. 1857, 5. 335) darauf
hingewiesen, welche Fülle von geographischen und statistischem Mate-
rial der Kaukasisehe Kalender, der seit einer Reite von Jahren in
starken Ükterbünden in Tiflis von der Kanzlei des Kankasischen Statt-
halters in Russischer Sprache hernusgegeben wird, enthält. Auch der
Jahrgang 1858 »teht darin den vorigen nicht nach. In der zweiten,
„Gemeinnlitzige Naehrichten” betitelten, Abtheilung finden wir u. A.
«ine „Aufzählung der Städte und bemerkenswerthon Orte des Kaukasi-
schen Landstrichs”, Es ist diess eine 18 Seiten innge Tabelle, die
uns in der ersten Kolumne die Einwohnerzahl nach den von den Orts-
obrigkeiten im J. 1856 und 1857 eingesandten Nachriehten bietet. In
der zweiten und dritten Kolumne ist die Angabe der Eutfernung der
uufgesählten Stüdte, Dörfer, Forts, Kolonien, Schlösser, Zollstätten,
Landungsplätxe, Überfahrten, Brücken, Mineralbäder, Fischereien von
Titlis, von der Gourernementsstadt oder von Moskau enthalten. Die
fünfte und sechste Kolumne bieten die vom Chef der Trans-Kankasi-
schen Triangulntion, General-Major Chodzko, mitgetheilten geographi-
schen Positionsbestimmungen, die auch für bemerkenswerthe Bergspitzen
gegoben sind. In der siohbenten und achten Kolumne finden wir den
Zeitunterschied der angegebenen Punkte mit Tiflis und einem der
nächstgelegenen Haupterte, wie Kortsch, Derbent, Kutuis, Stawropol,
Jekaterinodar, Schamaeha, Eriwan. Hierauf folgt der „Kaukasische
Wegweiser”, der die Hauptsiresson in Cis- und Trans-Kaukasien und
die Entfernung zwischen den einzelnen Stationen, dann auch die Bouten
vou Tiflis bis Moskau, St. Petersburg, Warschau, Odessa und Astrachan
angiebt (24 Seiten); ferner ein kurzer Bericht über die Kaukasische
Soktian der Russischen Gvographischen Gesellschaft, welchem wir die
Nachricht entnehmen, dass die Arbeiten des Herm Ad. Berger an ei-
nem vergleichenden Wörterbuch der Kaukasischen Sprechen und Mund-
arten Hoffnung auf erfolgreiche Beendigung dieses komplieirten und in
linguistischer Beziehung sehr wichtigen Werkes bieten. — Die dritte
Abtheilung mit dem Titel „Sammlung von Materialien zur Abfassung
einer historischen, geographischen und statistischen Beschreibung Truns-
Kaukasiens” enthält folgende einzulne Aufsätze: 1. Chronologische An-
gabe der bemerkenswerthesten Begebenheiten in Cis- nnd Tranı-Kau-
kasion und der wichtigsten Rogierungsverordnungen, die sich auf die-
sen Landstrieh beziehen. Eine 49 Seiten lange Geschichte dieser Län-
derstrecken, die, von dem ältesten Zeiten beginnend, bis zum Jahre 1857
fortgeführt ist, wohei die letzten zohm Jahre unvergleichlich genauer
behandelt sind. 2. Eins höchst wertlivolle Übersicht der Bergrölker auf
dem Kaukasus von Ad. Berger, die wir in extensn mittheilen werden.
#, Eine historische Abhandiung über die Ansiedlung der Kisliar’schen,
Groben’schen und Mosdok’schen Kasaken am Terek u. #. w. (s, Gengr.
Mitth. 1858, Heft XI, 8. 472), 4. Kine Notiz von A. Owerin über die
Cirkulation des Wassers im Goktscha-See (s. Gengr. Mitth. 1858, Heft XI,
3. 471). 5. Beiträge und Erklärungen zu dem im Jahrgenge 1857 ab-
gelruckten Aufsutze: „Das Land am Kaspıschen Meere”. 6. Einige
Warte über den Fang und das Trocknen der Fische am Goktschn-See,
Literatur.
von A. Üwerin. 7. Bericht über die aus Trans-Kaukssien nach Astra-
ehan uusgeführte Flschwaare vom 1, Juli 1847 bis ı. Janunr 1854.
8. Berichte über die Dowegung der Buvölkerung in Kaukasien und in
Titlis im Jahre 1856. 9. Berieht über die Lehranstaltenr in Kaukasin
im J. 1857, 10, Tabellen #ber «den Handel Trans-Kaukasiens von 1854
bis 1856 (s. Geugr, Mitib. 1858, Haft XI, 8. 472). 11. Tabelle der
Mesrsshöhe ron 1324 Punkten Cis- und Trans-Kaukusiens, der Türkei
und Persiens, die barometrisch und guodätisch bestimmt wurden. Eine
für die Geographie dieser Landstriche höchst wiehtige Quelle, die jühr-
lich vom Geoneral-Major Chodzko verbessert und vermehrt wird. Eine
eigne Kolunins giebt uns für jede Hökenbestinmung die Art und Weise,
wie solche geschehen, von wem und häufig in welchem Jahre. Die
Punkte sind tleils nach orographischen Abtheilungen geordnet, theils
geben sie uns ein Nirellement längs der Hanptstrassen und Hauptfüsse.
Dann fulgt eins kleine Reihe Höhenbentimmungen von Bergsen'n, eine
interessante Aufzählung der Hähen der Süsswasserquellen in Ossetien
mit deren Tomperatur, der BMineralyuellen daselbst mit ihrer Tempera-
tur, eine grosse Anzahl von Bergpässen im Kaukasischen Gebirgskamnm,
über welche Pfade hinberführen. ‚Diesen schliesst sieh eine lange
Reihe bemerkenswerther bewolnter Orte des Kaukasus an; dann Hi-
benangubeu für die Grenze des Krautwuchses, des Weizen- und Gersten-
bau's, des Waldwuchses, der Weingärten. Den Schluss dieser interen-
santen Arbeit bildet eine Aufzählung von Punkten, die in der Asiati-
schen Türkei wie in Porsien vom Russischen Generalstab bestimmt
wurden. In allen diesen einzelnen Abtheilungen sind die Punkte nuch
ihrer Meereshöhe geordnet. Ein angehängtes alphabetisches Register
erleichtert das Aufünden der mit Nummern begeichneten 1324 Punkte, —
Die vierte Abtheilung des Kankasischen Kalenders, „Literaturbeilagen””
betitelt, bringt in diesem Jahre eine Abhandlung „über die Quellen der
rusinischen Geschichte” von Des. Bukradse. — Die fünfte Abtheilung
ist ein Adresskalender, mit welchem der voluminöse Band schliesst. —
12. In diessm Aufsatze spricht sich Freiherr v. Czoernig über Ent-
stehung und Inhalt seines grossen Werkes aus und giebt eine recht in-
torsssunte, kurze Übersicht der verschiedenen ethuogrephischen Elemente
das Kuiserstaates. —
13, Im „Nautieai Magasine'' wird aus dem „Moniteur de in Flotte”,
der „Shipping Gazette” und anderen Quellen eine kurze Beschreibung
der unteren Donau von dem Eisernen Thore bis zu den Mimndungen
und besonders der einzelmen Mündungsarme in Bezug auf die Schifffahrt
zusammengestellt. —
14, Die Britische Admiralität macht in demsolbun Journal den neuer-
sten Stand der magnetischen Doklination an einer grossen Anzahl ron
Kistenpunkten in der Nord- und Ostsee bekannt. Von der Englischen Küste
bis zum Kattegut gehen ie Linien gleicher Abweichung von N. bei 0.
nach 8. bei W. und die Abweichung betrügt zwischen 25° und 16° W.;
zwischen dem Kattegat und dem Finnischen Moerbusen haben die Li-
nien eine fast nordsüdliche Richtung und die Abweichung beträgt 16°
bis 5° W, Die Abnalume der Deklination in der Nordese ist jetzt
jährlich 7 Minuten, in der Ostsee etwa 5 Minuten. —
15. Der Hauptbericht des Preuss, Genornlkonsulats zu London giebt
den Export Üiross-Britanniens im J, 1857 auf 122,155,237 Pfd. St. an.
Die Zahl der angekommenen Schiffe betrug 32,603 von 8,732,180 Ton-
nen, die der ausgegangenen 44,401 von 10,340,399 Tonnen. —
16. V. A. Malte-Brun bespricht die Geschichte, die Grundlagen und
Art der Ausführung der Cassini’schen Karte von Frankreich im Maass-
stab von 1:36,400, ıer grossen Karte das Depöt de la Guerro im Mat.
son 1:80,000 und der 1852 begenuenen Reduktion derselben auf
1:320,000, Die letstere wir aus 32 Sektionen bestehen, von denen
16 xu Ende des Jahres 1857 bereits publicirt waren. Am Schluss der
Abhandlung werden die grossen topographischen Karten der einzelnen
Länder Europa’s chronologisch wufgeführt. —
17. Leymerie's Notiz bandelt von dem Vorkommen und den Lage-
rungsrerhältnissen der Übergangsformationen (Devonische, Silurische,
Azoische Schlefergesteine) in dem Vallde de la Pique bei Luchon, wo
der niedrige Granitberg Seint-Mamet das eigentliche Centrum der Er-
hebung bildet, wie überhaupt nach Ramond die geologische Achse der
Pyrenäen nicht mit der orogruphischen zusammenfült. —
18, Lamont, Direktor Jder Sternwarte zu München, berichtet dor
Pariser Akademie über die Arbeiten, welche er in den Jahren 1856 und
1857 zur Vollemlung seiner magnetischen Karte von Europa ausgeführt
bat, Er bereiste Frankreich, Spanien und Portugal und beobachtete
an 80 verschiedenen Orten die magnetischen Konstanten, verglich seine
Besultate mit den sul dem Puriser Obserratorium erhaltenen und z0g
danach auf einer Karte die Isoklinen, Isodynemen und Isogenen, in-
dem er fir die Deklisation und Inklinatien Intervallen von i Grad,
- und einem Theil von Albanien’
519.
für die horizontale Intensität solche von O,05 Grad annahm, Es stellte
sich dabei merkwärdiger Weise ein fast vollständiger Parallelismns der
Linien heraus, Zum Schluss giebt Lamont die von ihm beobachtete
Deklination in 24 Scehäfen an. —
*2, Die grosse Eisenbahnkarte von Mittel-Kuropa von F, Handtke,
welche von Kopenhagen bis Corsiea und von Bordesux bis Orsova
reicht, also Deutschland, die Schweis, Ungarn, Polen, Nord- und Mittel-
italien, fast ganz Frankreich, den grössten Theil ron England und die
südliche Hälfte von Dänemark umfasst, zeichnet sich dureh Reichhal-
tigkeit, Vollständigkeit der bis Anfang des Jahres 1858 eröffneten Bi-
senbahnen und korrekte Zeiehnung der Tracen aus und dürfte sich somit
zu einem ausgedehnten Gebrauche empfehlen. Die Karte scheint be
sonders als Wandkarto für Comptoirs und TVassagierstuben bestimmt
zu sein, wozu sio sich auch schr gut eignet, Die Zeichnung und
technische Ausführung ist zweekmässig und deutlich, Die im Bau be-
griffenen Bahnen sind nicht vollständig genug angegeben und hei Auf-
sählung der Punkte, nach denen von einem Hafenplatz aus regelmässig
Dampfschiffe gehen, hätte füglieh die Fabrzeit und wie oft die Verbin-
dung Statt findet, bemerkt werden können. —
23, Weuiger Beachtung verdient Hacberlin’s Bisenbahnkarte von
Deutschland, denn wenn auch die bis Anfang 1858 erölfusten Bahnen
vollständig eingetragen sind, so steht doch die Karte in Bearbeitung
und Ausführung weit hinter vielen ähnlichen, zum Burean- und Hand-
gebrauch bostimmten, Karten zurück. Die Zeiehmung der Tracem na-
mentlich ist etwas ungenau und grob und die lithograpbiache Ausflb-
rang sehr mitteilmiseig. —
24. Auf Stubba’s Wandkarte der Provinz Sachsen treten die poli-
tischen Grenzen dureh das saubere Kolerit, die Flussläufe und «die Orts-
ssichen gut hervor, im Übrigen aber lüsst sich nicht viel, Lobenswerthes
von der Karte sagen und die Terrain-Darstellung ins Besondere ver-
räth eine Auffassung, die mit dem heutigen Standpunkt der Karto-
graphie nicht korrespondirt. —
25, 26. Zwei nützliche, mit Fleiss bearbeitete Karten, beide im
Manssstab von 1:300,000, die sich durch Vollständigkeit der admini-
strativen Einthoilung, der Eisenbahnen und Strassen, durch Mannigfal-
tigkeit der Signaturen, überhaupt durch Reichtum an Detail, so wie
durch korrekte Ausführung empfehlen und sum Handgebrauch vorzüg-
lich geeignet sind. Jedes der beiden Blätter schmickt ein Plan der
Hauptstadt des betreffenden Regierungsbexirkes. Unter sich sind je-
doch die beiden Blätter in Bezug auf die technische Ausfilhrung und
auch stellenweise im Styi der Zeichnung wesentlich verschieden. Ob-
wohl beide keine Musterblätter im dieser Beziehung, ist doch das von
Böhm gezeichnete und von H. Mahlmann lithographirte Blatt von Gumbin-
nen im Allgemeinen recht gut, des von Bromberg aber ist flau und
schlecht geilruckt, hat ein unschünes und zu kmalliges Kolorit (Eisen-
bahnlinien) und die Ausführung überhaupt ist nieht zu loben, Nur
ungers werden auf beiden Blättern Höhenanguben vermisst. —
27. Der Plon dor Umgogend von Mainz, nach eignen Aufnahmen
von Lieut. v. Wittich geseichnet, umfasst das rechte Kiheinufer ron
der Einmündung des Msin bis oberhalb Eltville und das linke südlich
bis Laubenbeim, westlich bis Heidenheim. Zeiehmung und Stich sind
"sorgfältig und gut. —
28. Das Supplement-Heft zu Stieler’s Hand-Atlan vom J. 1857 ent-
hält folgende neu bearbeitete Karten: Nr. 35° Ungarn, Siebenbürgen,
Woiwodins und Slavonien, Mast. 1:1.850.000 ; Nr. 38* Europäische
Türkei, Griechenland und die lonischen Inseln, Mat. 1:3,700,000 7;
Nr. 38° Griechenland und dio lJonischen Inseln, Mst. 1:1,387,500.
Von der ersteren, dio nach den Aufnahmen des K.K. Goneral-Quartier-
melster-Stabs bearbeitet ist uud sich durelı karrekte und schöne Zeich-
zung, gans besonders durch eine charakteristische und detaillirto Ter-
rain-Darstellung "ausselchnet, haben wir unseren Lesern im vorigen
Jahrgeng der „Geogr. Mitth.” Tafel 25 eine Probe vorgelegt. Die
zweite hat hauptsächlich zur Grundlage Lapie's Karten von „Serbien
und „AMocedonien nebst einem Theil
von Epirus und Tliessalien”, beide zu M, A. Viquesnel's Jommal J’un
voyage dans la Turquie d’Europe (Paris, 1842 und 1843) gehärig, des
Letzteren später erschienene Carte de la Thrace et d’une partie de la
Maetdonie (Paris, 1854), für Griechenland die neue Französische Ge-
neralstabskarte im 1:200.000 und für die Küsten die Britischen Admi-
ralitätakarten. Zwei am Hande von Nord nach Bid sich eratreckonde
Gebirgsprofile sind meist nach den in Lapie's Karten angegebenen und
den in Bout's Turqguie d’Europe entlaltenen Höhenbestimmungen kon-
struirt. Die nouo Zeichnung der Karte von Griechenland beruht vor-
zugsweise auf der Franzüsischen Gemeralstabakarte in 20 Bl. In dem
Begleitworten findet man nuser den Quellen - Vermerken sine reich-
520
haltige Höhentafel, eine Reihe gengraphischer Bezeichnungen der Ma-
gyarischen Sprache und ein alphabetisches Verzeichniss von Orten mit
doppelten und mehrfachen Namen zur ersten Karte, so wie die spe»
siellse Eintheilung des Königreichs Griechenland nach dem Gesstz vom
6. Dozember 1845-zur dritten Karte. —
29. Der Atlas des Proussischen Stants, der sich in Format und
üusserer Einrichtung an Stieler's Hand-Atlas und namentlich an die be-
reits früher erschienenen Karten der Deutsch-Österreichischen Kronländer
anschliosst, enthält neben einer Übersichtskarte in 1:3.375.000 die
Spezialkarten der Provinzen Brandenburg, Pommern , Sachsen, Schle-
sien, Ost-Prenssen, West-Preussen und Posen in 1:2900.000, der Pro-
vinz Westphalen in 1:750.000 und der Rhein-Prerins in zwei Bl. in
1:600.000. Zum grössten Theil sind diese Blätter von Dr. H. Iierg-
haus entworfen und gezeichnet, einige von Th. Schilliog, F. v. Stülp-
nagel, Herm, Berghaus und C, Vogel. Sie sind das Ergebniss einer
sorgfältigen Reduktion der Preussischen (eneralstabskarten; nur wo
solche noch fehlen, wie für die Prorinzen Preussen, Schlesien und
Sachsen, so wie für die angrenzenden ansser-Preussischen Gebletstheile,
wurden andere Materialien, namentlich Engelhardt's Karte vom Preus-
sischen Stsste üetlich von Berlin und die zum Theil von der Hand des
Dr. H. Bergbaus horrührenden Sektionon der Reimann’scheu Spgrial-
karte von Deutschland, benutzt. Die Hohenzollern’schen Lande sind in
einem Karton auf der Karte der Rlein-Provinz dargestellt. Topogra-
phische Pläne der Provinzialbauptstädte mit ihren Umgebnngen oder
anderer interessanter Örtlichkeiten, wie des in rsschem Aufblähen be-
griffenen Badeortes Oeynhausen mit seiner merkwürdigen Soolquelle,
bilden eine zwockmässige Ausfüllung der für die Karten unwesentlichen
Räume. Das Übersichtsblatt enthält eine gedrängte Zusammenstellung
des Areals und der Berälkerung der Bogierungsberzirke nach den zu-
verlässigstien Angaben. -—
30. Die vier boreits« 5. 138 des laufenden Jahrgangs dieser Zeit-
schrift angedeuteten Kartenblätter umfassen das südliche nnd Astliche
Schleswig und bilden in Ermangelung der jene Gegenden betreffenden
noch nicht erschienenen Blätter der neuen grossen Topographischen
Karte von Dänomark eine schätzbare Bereicherung unserer kartogra-
phisehen Hülfsmittel von Schleswig. Diese Blätter sind gut in Kupfer
gestochen, nach den Ämtern kolorirt und enthalten Tiefen-, leider aber
keine Höbenanguben. —
31, 32, 33. Ziegler’s Karte des Kantons Zürich ist eine oben so
schöne als wertlvolle Fortsetzung der von uns oft erwähnten Arbeiten
des um die Kartographie der Schweiz hoch verdienten Verfassers.
Trotz ihrer grossen Reichhaltigkeit, einer Menge verschiedener Signa-
taren für die Arten der Strassen, Wahnorte, Fabriken, Mählen, die
Ausdehnung der Wälder, des Weinbau's, der Kohlenlager, für geschicht-
lich merkwlirdige und solche Punkte, von denen man vorzugsweise eine
schöne Aussicht geniesst, u. s. w., giebt sie ein vortroffliches plasti-
sches Gesummtbild und zeigt nirgends Überladung. Bis ist die erste
Handkarte des Kantons, welche ganz auf der Vermessung dosselben,
auf der Topographischen Karte dos Kantons Zürich is 32 BL und
den betroffenden Sektionen der grossen Topographischen Karte der
Schweiz im Maassstab ron 1:100,000 berulit, — Von dieser Karte
liegt eine einfach und übersichtlich gehaltene, für den Schulgebrauch
bestimmte Reduktion in einem kleinen Blatt or. — Eben so wird die
Spesialkarte dos Züricher Soe's vom R. Gross bei ihrer sauberen, ge-
schmackvollen Ausführung, ibrem reichen Detail, den zahlreichen Höhen-
und] Tiefenangaben, der besonderen Unterscheidung ssleber Punkte, die
schöne Formsichten bieten, Allen, die sich für die Topographie der
Schweiz interessiren oder dem Züricher Soe besuchen, willkommen sein,
Das Terrain dieses Blattes ist in Kreidemanier und nieht mit der
selben Sachkenntniss ausgeführt, als das der grössern Ziegler'sehen
34. RHfieker’s Karte von Lirland ist seiner „Genersikarte der Bus-
alschen Ostsor-Provinzen Liv-, Esth- und Kurland; RHeral 1854” ont-
nommen und stimmt in Maassatab, Signaturen u. s. w. vollständig da- °
mit tiberein; nur die Strasse von Riga nach Oppekaln ist nachgetragen.
Ungern vermisst man alle und jede Darstellung des Terrains, das durch
die Erhebung nieht unbodeutender Berge in der Nähe der Flachküste
Interesse bietet. —
36. Das südliche Blatt der Kurte vom Bratsbergs-Amt in Norwegen
ist in derselben vortrefflichen Weise ausgeführt, als das vor zwei Jah-
ren erschienene närdliche. Wie auf dem letzteren finden wir aueh hier
eine reichbaltige Höhentafel und ausserdem Spezialkarten von Skien,
Porsgrund, Brerik und Kragerö. Seit die Herstellung der Nerwegi-
sehen Amtakarten von der Regierung selbst in die Hand genommen und
dem Kapitän Gjessing Übertragen wurde, Hegen nun zieben Blatt vollen-
Literatur.
det vor, welche Christians-Amt, Bunkeruda-Amt und Bratsbergs-Amt um-
fassen (s. Geogr, Mitth, 1857, 8. 6), —
37. Auf der neuen Ausgabe der 1852 von der Britischen Admir-
tät publieirten werthvallen Karte vom Mittellindischen Meere sind die
neu errichteten Leuchtthürme nachgetragem, die Linien gleicher mag-
netischer Deklination in ihre Lage für das Jahr 1857 gebracht und die
neuen Sondirungslinien zwischen Malta, Candia und den Dardanelien
und zwischen Alexandria, Hhodus und Mitrlene hinzugefügt. — Dir Karte
von der Umgegend von Harwich umfasst die Ostkliste der Grafschaften
Essex und Suffoik von Walton le Soken bis Aldberough, den Deben
bis hinauf nach Woodhbridge, die untersten Theile des Orwell und
Stour und einen beträchtlichen Theil des angrenzenden Meeres mit den
hier so zahlreichen Sandbünken. Die Karte ist liberdeckt mit Tiefen-
angaben und anderen nautischen Nachweisen. — Die Spezialkarte der
schönen, halbmondfärnigen Tor-Bai an der Std-Ost-Küste von Deram-
shire bernht auf den Aufnahmen des Kapitän Sheringham , des Liout.
Cox und Master Taylor ven Jahre 1852. — Kapitän White’s Aufnahme
der Kanal-Inssin Guerssey, Herm und Seren vom J. 1822 ist bis 1857
berichtigt. — INe neuen schönen Scktionen der Weat-Sehottischen Küsten
karten nach dem Aufnahmen von Kapitän Otter, Robinson und Umm-
mander Bedford stellen den närdlichen Theil dos Sundes von Baasıy
»wischen der Insel Skye und Claeban, den nördlichen Theil des Inner
Channel zwischen der Insel Mull und Lern und den ganzen Mull-Sund
dar. — Die grosse schöne Karte vom Kenmare River im Südwesten ron
Irland ist ebenfalls das Resultat einer neuen Vermessung, welche Cam-
mander Church im J. 1854 leitete, — Auf Kapitän Vidal's Karte «ind
die Linien der magnetischen Deklinntion für Januar 1857 und einige
none Tiefonmessungen nachgetrngen, aueh die Leuchtthlürme kelerirt.
Diese und die zuerst aufgeführte Karte rom Mittelmeer haben unter
allem vorliegenden Seekarten das meiste Interesse in allgemeiner geo-
graphischer Besiehung.]
ASIEN.
Rücher.
1. Pr. Theocd, Kotschy, K. K, Uustos-Adjurkt amı Botanischen
Hofkabinet in Wien: Reise in den Oilieischen Taurus über Term.
Mit Vorwort von Prof. Dr. Kart Ritter. Mit einer Ansicht, einer
Karte und einem Höhentablean. Gotha, Justus Perthes, 1858.
2. Dr. Theodor Kotschy: Vertheilung der Pflanzen auf dem
a Dagh. Mit einem Höhentablean.
. Memoir t0 accompany the Map of the Holy Land conatrwcted
by ©. W. M. van de Velde, inte Lieut. Dutch R. N. Gotha, Justus
Perthes, 1858,
4. J. T. Barelay, Missionary to Jerusalem: The eity of the Great
King, or Jerunalem as it was, as it ie, and as it is to be. Phüladel-
phia, James Challen Sons. London, Trübner d: Co. (Ohne Jah-
reszahl,! Mit zahlreichen Illustrationen. R
5. John Capper: Geschichte les Britischen Indien von seinen
Jrühesten Urkunden bis zur Gegenwart. Beschreibung seiner Natır,
Regierung, Beligion, Sitten uw. ». w. Ins Deutsche übertragen von
J. S. Lane. Hamburg, 1858.
6. Fr. Aug. Lühdorf, Supercargo der Brigg „Greta: Acht Mo-
nate in Japan nach Abschluss <les Vertrages ron Kanngema. Hit
11 verschiedenen Tlustrationen. Bremen, H. Strack, 1858. 5
T. Marine- Kapitän P. A, Leupe: Reise von Marten rn
Vries in 1648 naar Japan, volgens het Jonrnaal gehouden door €
J Coon, op het schip Unstrioum, Naar het handschrift ee
en mat belangrijke bijlagen wermeered. Met de daarbe) behooren
kaart en eenige fac-similda, en geographische en ethuagraphische won
teekeningen, terens dienende tot sen zeemansgide nanr Ja0, K ah
de Kurden, en atukken over de taal en roortb der 1
Landen, van Jonkheer P. P. ron Siebold. Amsteriinin, Fr. Muller, 15%.
Aufsätze, .
8. Dr. H. Kiepert: Die Mittelmeer - Euphrat- Kisenbahn. Mit
Karte. (Zeitschrift für Allgem. Erdkunde, Februar 1868.
9. George Windsor Bari: Comiributions 10 the. hy gesgreriy
of South-Enstern Asin and Australia. (Logan's Journal of the In
jan Archipelago, N. Series Vol, II, Nr. III.) Mit Kortenskit
und Profil, che
10. Captain B. Macphersn: Narratire of a trip fo Dok: in &
Muar Territory. ( Ebenda.) A
11. T. Braddell: The ancient trade of the Indian Archipelape:
Ebenla.)
Literatur.
12. J. Patullo: Acoount of a Journey to the Lake of Kuno in
the Interior of Kroce. (Ebenda.}
13. Auprecht und Regel: Die ersten botanischen Nachrichten über
das Amur-Land (Sehluss), (Erman's Archiv für wissenschaftliche
Kunde von Russland, 17. Band, 2. Heft.)
14. Nachrichten über das Chanat Aokan, nach dem Russischen
von Wehaminos-Sernow. /Fbenda.
Karten.
15. Dr. Theod. Kotschy: Skizze des Bulghar Dash ia Cilieischen
Taurus zwischen des Uydens-(uellen und dem Sarıa bei Bozanti.
Mst. 1:125.000. (Zu Ar. 1)
16. C. W, M. van de Velde: Map of the Holy Land. Ast.
1:315 000. Gotha, Justus Perthes, 1858.
17. c. W. iM, van de Felde: Plan of the Toren and Enviruns
of Jerusalem, constructed from the English Ordnance-Survey and
measuremenis of Dr. T. Tobler. With memair by Dr. Titus Tobler.
Gotha, Justus Perthes, 1858.
18, Gerlaene Coursen door den Schipper Commander Marten
Gerritsen Vrier met het fluytschip Cnstricnm Av. 1643, (Zu Nr. 7.)
19, Die projektirte Mittelmeer- Eupkrat- Eisenbahn nach der Auf-
nahme von Mac Neil, Met, 1:500,000, Mit Pronil. (Zu Ar. 8.)
W. Sectum of the Indian Archipelogo. (Zu Ar. 9.)
21. Vorder-Indien oder das Indo-Britische Reich zur Übersicht
der (ebiersverhältnisse um die Mitte des Jahres 1857, so wie der
Fölker, Sprachen und Dialekte. Aus Dr, H. Berghaus‘ Atlas von
Asien. Zueite Auflage, auf Grundlage offzieller statistischer (Quellen
end mut Rücksicht auf die neuesten geugrapkischen Forscht
umgenrbeitet wid wervollatiindigt. Nebst justorischen und statistie
Tabellen. Mst, 1:40 0.000. Gotha, Juntues Perthes, 1558,
22. Englische Admiralitäts- Karien :
a) Jara Island from the surreys of Barım Melvilie de Varnbee
1848. Correetions to 1867. Mat. 1:1.837.000. Cartons: Kalang Bay-
ang Harbour; Lagvendy Strait; Bataria Bay; Sourabaye Strait;
Spoedie Strait: Samarang Bay; Zand Bay; Tytando niet; Chan-
nel inside %, eg. on J/aland from Tiytando tv Tylatiap: T'yla-
nap Inlet ; ay: Segoro Wedie.
b} The Fe pr Sursiela From the surceys of Lieus Rietveid and
Boom. 1848. Additions v 1. Nor. 1857. At. .1: 300,000,
c) China Sen. Carinata Strait. 162. Correetions to 1867.
1:550.000.
{1, 15. Nachdem Herr Kotschy bereits im J, 1836 als Begleiter von
Kussegger’s Syrien und den Taurus, namentlich auch einen Theil des
Bulgkar Dagh, besucht hatte, wünschte er sur Vervollständigung der
damals angestellten unvollständigen botanischen Untersuchungen und
besonders auch zur Berichtigung der nach blosser Schäteung gemachten
Höhenbestimmungen auf einer zweiten Heise das Versiumte nachholen
zu können. Durch höhere Unterstätzung dazu in den Stand gesetzt
führte er dieselbe in den Sommer- und Herbstmonaten des Jahres 1853
aus. Am 22. Juni gelangte er über Tarsus nach Güllek um Fusse des
Bulgbar Dagh und unternahm es von hier aus, diesen Theil des Ciliei-
schen Taurus auf zahlreichen Ausflügen auf «las gunaueste zu durchfor-
schen ; dieselben erstreckten sich Im Osten bis zum Fiusse Sarıs, im
Westen bis »u den (Jueilen des Cydnus und im Norden über den häch-
sten Rücken des Gebirges hinaus nach Bulghar Manden. Herr Kotschr
erzählt diese interessanten Wanderungen durch die engen Thäler, Alpen
und sehneebedeckten Spitzen dieses eigenthämlichen, wilden Gebirgs mit
der Ausführlichkeit, aber auch mit der Frische und Lohwmdigkeit eines
passionirten Natorforschers und Reisenden in der vor uns liegendes
Bearbeitung seines Tugebuchs (312 Seiten), welcher er in einem Anm
hange (151 Seiten) ein georineteres Rösumed der wissenschaftlichen Re-
sultate beigefügt hat. Wenn auch Kerr Kotschy seinem Fuchstudium,
der Botanik, «ie meiste Aufmerksamkeit gewidmet hat, so int doch
auch der Geograph, der Genlog und Zoolog für die hier niedergolegten
Beobachtungen dem Verfasser nicht weniger dankbar. Eine ausführliche
Topographie des Bulgbar Dagh, welchen er bis zur hächsten Spitze,
dem 11,000' hohen Metidesis, erklommen hat, eine detaillirte Darstel-
lung der Verbreitung der Pflanzen und Thiere an demselben und zuhl-
reiche barometrische Höhenbestimmungen sind speziell die geographische
Ausbeute dieser Reise, weiche somit unsere mangelhafte Keuntniss die-
«os Theils Klein-Asiens erheblich befürdert hat. Ausser einer sauber
radirten Ansicht dos Bulghar Dagh vom Mecre aus ist dem Buche
eins Kartenskizue denselben im Mazsastab von 1:125,000, so wie ein
Hölentableau (Mst. Länge: 1:64.006, Höhe: 1:16.000) zur Übersicht
über die Vertheilung der Pflanzen und Thiere beigefügt. —
Mit,
521
2. Die Resultate, welche Herr Kotschy über die Vertheilung der
Pflanzen am Bulghar Dagh, hauptsächlich am Südabhange desselben,
während einer dreimonstlichen Durchforsehung dieses Theils des Cili-
eischen Taurus gesammelt und auch seinem Beisewerke einverleibt hat,
sind in unveränderter Form in einer besonderen Broschtire (77 Seiten
Oktur) abgelruekt, um als Erlüuterung mit dem Höhentsbleau besonders
ausgegeben zu werden. Lotzteres umfasst die Ullieische Ebene vom
Meeresspiegel an und das Gebirge selbst bis zur höchsten Spitze
(0’— 11,000) und ist in Regionen von je 1000 Fuss eingetheilt, «wischen
deren Grenzen der Staudort einer jeden P’lanze durch vine Zahl ange
geben ist. Mit Boiziehung der Landkarte und Orientirung oach Jdersel-
ben auf dem Tableau dürfte es deber nieht schwer werden, sich Kenntniss
über einen jeden beliebigen Standert einer Pilanze zu verschaffen. —
4. Die im jüngster Zeit so sehr auschwellende Literatur über Pa-
BHistina und Jerusalem ist neuorlich durch den Amerikanischen Arzt und
Missionär J. T. Barelay um einen starken, über 600 Seiten haltenden
Oktarband vermehrt worden. In seinem zwirfschen Beruf batte er
während eines Aufenthalts von drei Jahren reichliche Gelegenheit, mit
allon Theilen der heiligen Stadt und allon Klessen ihrer Bevölkerung
genau bekannt zu werden. Er heilte einen Türkischen Eifendi, welcher
als Architekt zur Bestauration der heiligen Orte nach Jerusalem ge-
sandt war, von einer langjührigen Krankheit und hatte durch Vermit-
telung des dankbaren Patienten das Glück, der erste Christ seit den
Zeiten der Fränkischen Herrschaft zu sein, welcher freien Zutritt in
die bisher vorschlossenen Rinne des Tempels und zu andern heiligen
Orten erhielt, Es gelang ihm bier, so wie in der Umgebung der Stailt,
werthralle Entdeckungen zu machen, x. B, die Feststellung des wahren
Orts der Kreusigung u. A. Die Aufhellung zweifelhafter, die Tope-
graphie betreffender Stellen der’ heiligen Sehrift, das rechte Verständ-
niss der Werke des Josephus und Berücksichtigung der mittelalterlichen
tiesehiehte Jerusalems woron ausserdem leitende Momente für seine
Untersuehungen. Bei der grossen Ausführlichkelt des Werks, den vie
len beigegehenen Lilustretionen einzelner Lokalitäten, Grund- und Auf-
rissen scheint der Verf. wenigstens ein brauchbares Guide Book für
Touristen geliefert zu haben, und wenn die beigedruckten „kompetenten””
Stimmen der Amerikanischen Presse nur zur Hälfte wahr «ind, so hat
derselbe jeden Falls das grosse Verdienst, jedes weitere Schreiben über
Jerusalem usnöthig gemacht zu baben. Als Beitrag zur physischen Geo-
graphie Palästinu's ist das XV, Kapitel nicht ohne Interesse, in wel-
chem Klisia und Produkte der Umgegend von Jerusalem abgehandelt
werden und eine Art Wirthschaftskalender für die üblichen Feldarbeiten,
Zustand der Vegetotion u. s. w. in jedem Maenat des Jahres gegeben
wird, ferner eine Tabelle der moı atlichen Darchsehnitts-Temperstur für
die Jahre 1851 —55 und eine andere für den Hegenfall von 1846-1854
(dieseibe haben wir schon früher gogeben; «. Heft 7, 5. 296). — Al
ein Kurivsum dürfte der letzte Theil des Buchs noch besondere Er-
wähnung verdienen, in welchem Herr Barclay genau beschreibt (und
dureh Skissen illustrirt), wie Jerusalem und Palästina aussehen werden
— xur Zeit des tausendjährisen Reichs. Debei kann aber dur prakti-
sche Amerikaner nicht unterlassen, für jene zweifulhafte Periode des
wiederkehrenden goldenen Zeitulters bereits einige nützliche, höchst welt-
liche Winke zu geben, x. B. in Betreff der besten Linie „for the
oonstruetion of a rallrond to the seabnard"”, oder „how to make the
rivers servicenble for internal boat navigation”, Am komisehsten aber
ist er jeilen Falle, wenn er bei dem Gedanken an den starken Fall des
grossen Flusses, der zu jemer Zeit laut Prophezeiung vom jetzigen
Tempel nach dem Todten Meere abliessen wird, zu allererst ausruft:
„What incomceivable power for the propulsion of machinery!” — Vor
läußg wäre es jeden Falls höchst wichtig, etwas zur wirklich wissen-
schaftlichen Erforschung der noch wenig bekannten Theile jenes Lan-
des zu thun, wie der Gegenden östlich vom Jordan. —
5. Des nütsliche und sschkundige Werk von J, Capper, Mitglied
der Königl. Asistischen Gesellschaft und vormals Bedacteur des „Ceylon
Examiner”, ist in seinem ersten Theile hauptsächliel: historischen In-
halte, Nur die ersten 60 Seiten dieses Theils enthalten eine gelmängte
Übersicht der Konfiguration dos Landes und der hierwuf sich gründenden
natürlichen Eintheilung desselben, seiner geologischen und ethnogra-
phischen Verhältnisse, der Klimatologie und der natürlichen Produkte
aus dem Pilanzen- und Thierreich. Der zweite Theil behandelt die
Lokalregierungen und fiskalischen Systeme Indiens, die Hindeische Kunst
und Wissenschaft, Industrie umdl Ackerbau, die Handelsgoschichte und
die Bevölkerung nach Sprache, Religion, Gebräuchen, Moralität u. w.—
6, Einen interessanten Beitreg zur Literatur über Japan hat Herr
Friedr. Aug. Lühderf geliefert. Derselbe langte im Mai 1855 als Super-
cargo der (Bremer) Brigg Greta in Hakodade an, die won ler Ameri-
522
kanischen Regierung gechartert war, wu einen Transport Kohlen für
dass Amerikanische Geschwader in den Japanesischen Gewässern eben
dahin zu bringen, und, zeitweise die Amerikanische Flagge führend,
diese Gelegenheit benutzte, um unter dem Schutse des zu Gunsten der-
selben von Commodere Porry im vorhergegangenen Jahre abgesehlosse-
non Vertrags von Kanagswa mit den Japanesen einen Handel zu eröff-
nen. Trotz der beschränkenden und hinderuden Auslegung, welehe von
den Japsnesen diesem Vertrag bekanntlich gegeben wird, gelang «= Ilrn.
Lühdorf sowohl in Hakednde als auch später in Simoda, seine Absicht
auszufiihren, wenn auch unter grossen, nur durch unermüdete Ausdauer
und kiuges Benatsen der Umstände zu besiogenden Schwierigkeiten.
Von Simods aus unternahm «s ılie Brigg, den Kest der dort weilenden
Bussen , welches die Bemannung der in dem Erdbeben vom Jahre 1854
gescheiterten Hussischen Fregatte Diana gebildet hatten, nach einom Rus-
sischen Hafenplatz im Öchotskischen Meere zu bringen, während der
Verfuser zum weitern Betrieb seines Handels in Simoda zuräckblieb.
Unglücklicher Weise wurde die Brigg kurs vor ihrem Reiseziel von der
vor Port Alan stationirten Englischen Flottenabiheilung aufgebracht
und nach Hongkang gebracht, so dans Herr Liühdorf geswungen war,
seinen Aufenthalt in Simoda in höchst unfreiwilliger Weise bis Anfang
Januar 1856 zu verlängern, zu welcher Zeit or endlick durch die An-
kunft eines andern Fahrseugs erlöst wurde. Die mit den Japanssen
geführten Verhandlungen, und was sonst während eines Zeitraums von
acht Monaten in den Kreis seiner Beobachtungen kam, theilt Äferr Lüh-
dorf durch dem Abdruck seines Tagebuchs in der vorliegenden Schrift
mit, die zwar vorzugswrise Jen Interesson des Kaufmanns gewidmet
ist, jedoch zu gleicher Zeit als eine Ergänzung zu der Geschichte der
Perry'schan Espedition betrachtet werden kann, da mührend den Ver
fassers Anwesenheit auch von Amerikanischer Seite die ersten Versuche
gemacht wurden, den Vertrag von Kanagawa praktisch ausznbeuten, so
wie ebenfalls zu derselben Zeit die hierdarch herrorgerafenen Yerhand-
lungen des Amerikanischen Commilore Rodgers mit der Japanesischen
Regierung, zum Theil unter dos Verfassers Beihälfe als Dolmetscher,
Statt fanden, welche dieser such in einem Anhange in extenso mittheilt.
Eigentlich Nenes in Bezug auf die Geographie Japans dürfte in dem
Lühdorf’schen Werke nicht zu suchen sein; weniger allgemein hekannt
sind dagegen (die Details, welche über den Aufenthalt des Englischen
Admirnls Stirling vor Nagasıkl und über die von diesem wit der Re
gierung gepfingenen Verhandlungen in dem einleitenden historischen
Überbliek erzählt werden. Noch erwähnen wir ein merkwürdiges Ak-
tenstück, von welchem der Verfasser so glücklich war, eine Abschrift
zchmen zu könsen, nämlich den Originaltext des 1613 von den Eng-
ländern mit Japan abgeschlossenen Handelstraktats, welcher diesen weit
grössese Vortheile verlieh, als der jüngst oingegungene Vertrag. Facsi-
mile und Ühersetzung dieses Traktats, von dessen Existenz die Eng-
länder nieht unterrichtet gewosen zu sein scheinun, werden ebenfalls
mitgetheilt, —
7. 18. Im Jahre 1635 richtete ein längere Zeit in Japan thätig
gowerener Beamter der Hollündisch-Ost-Indischen Kompagnie eine Denk-
schrift an den damaligen General-Gouverneur in Bataria, um diesen
zur Aufsuchung einer angeblich unter 37)° N. Br. im Osten von Jepan
gelogenen gold- und silberreichen Insel zu bewogen. In Folge derselben
wurden unter dem nachfolgenden General-Gourerneur, dem hekannten
Antonio van Diemen, 1639 zwei Schiffe unter Matthys Quast ausge-
sundt, die jedoch unverrichteter Sache zurückkehrten, obgleich sie
übrigens die jetzigen Bonin-Inseln entdeckt zu haben scheinen (vgl.
8. 261). Eine «weite Expedition wurde 1643 unter M. G. Vries eben-
falls von vr. Diemen ansgeschickt, und wenn es auch dieses Mul eben so
wenig gelang, die gesuchte Insel anfzufinden, #0 hatte diese Reise dach
die Kutdeckung und Aufnahme der ganzen Ostküste Japana, von 34°
58 bis 41” 25° N. Br., so wie verschiedener kleinerer Inseln, Durch-
fahrten u. s. w. zur Folge. Man- besass über dieses wichtige Reise
bisher nur wenige Notizen und das während derselben geführte Journal
galt für verloren, bis es vor Kurzem in dem Besitxe einos Privatmannos
zum Vorschein kam. Ks ist ron Ü. J. Uoen, Übersteuermann auf dem
von Vries befehligten Schiffe Castrierum, in musterhafter Weise ubgefasst
und auf Vorunlassung des Instituts für Sprachen-, Land- und Välker-
kunde in Niederländisch - Indien von P. A. Leupe herausgegeben,
zugleich mit der schon früher aufgefundenen, von v, Diemen und an-
dern Mitgliedern des Ruths von Indien nbgefassten, weitläufigen In-
struktion für die betreffende Reise. Demselben ist eine Kopie der
durch Vries entworfenen Original-Kurskarte beigegeben und ebenfalls auf
Veranlassung dos genannten Instituts ein von v. Biebold verfasster An-
hang hinzugefügt, in welchem dieser Gelehrte einen ausführlichen Kom-
mentar zu dom von Vries befolgten Kurs in den Japanischen Gowässorn
Literatur.
längs der Ostküste von Nipen und dem von Letzterem entdeckten Jezo
liefert; ferner eine vergleichende Beurtheilusg und nähere Bestimmung
der Beobuchtungen und Kutdeckungen dieses Sorfahrers aus dem Ge
sichtspunkt des gegenwärtigen Standes unserer Kenntnisse jenes Ses-
gebiets und endlich eine Übersicht der durch jene Roise erlangten '
Resultate für liydrographie, Natur- und Völkerkunde. Der erste Theil
dieser Erläuterungen ist zugleich in eimer solchen Weise shgefusst, dass
dersello als ein Wegweiser für Seeleute bei einer Fahrt längs der Ost-
kiste Japans nach Jezo, Ärafto (Sachalin) und den Kurlien dienen
kann, —
8, 19, Im Februarheft der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde
theilt H. Kiopert einige Notisen über das von der Englischen Regie-
rung begünstigte Projekt” einer Eisenbahn vom Mittelmeer nach dem
Euphrat mit, nebst einer gedrängten Übersicht der durch die bis jetzt
vorgenommenen Vormossungen erhaltenen Besultate. In einer beigefüg-
ten Kartenskizze (Mat. 1:00.) nebst Profil der Bahnlinie giebt
Kiepert die Details der vor nicht langer Zeit von M* Neill ausgefähr-
ten trigonometrischen Vermessung von dem als Ausgunpspunkt bestimm-
ten alten Hafen von Seleueia bis zu dem 20 Deutsche Meilen entfernten
Aleppo., Während der Bahnhof der letzteren Stadt 1147 Engl. Fuss
hoch liegen würde, würde die bedeutendste Steigung dieser Strocke
zur 1:60 betragen und nich den Angaben des Englischen Konsuls
Barker achon dieser Anfangstheil der ganzen Bahn sich durch Über
nahme des Aleppinischen Waarentransports, der jetzt wöchentlich 10,00
Lastthiere in Anspruch nimmt, bezahlt machen. — :
4, %, Die interessanten Mittheilungen des Herru George W. Earl
im dritten Hefte dos zweiten Bandes (Neuo Folge) des Logan’schen
Journals des Indischen Archipels sind eine Fortsetzung von Bd. VI,
8. 277 derselben Zeitschrift und enthalten eine Beschreibung der sub-
marinen Plateaux des Indischen und Australischen Ocsanı. Das eine
int das sogenannte „Asiatische Plateau" (Bank of Boundings der Boe-
fahrer) und erstreckt sich von dem sildästlichen Ende des Asintischen
Kontinents naherın 1200 Meilen in der Richtung nach dem Nordwesten
von Australien; es endet mit der sül-wüd-westlich von Crlehes geloge-
nen kleinen Insel Kalston. Die Durchschnittstiefe der Seo auf diesem
Plateau ist 28—30 Faden und übersteigt selten 45 Fnden. Der Boden
ist ziemlich gleichmässig ein thoniger Schlamm, vermischt mit Sand
und Muscheln. Die äusserste Länge des Platean’s vom Grund des Gaolfs
von Siam boträgt 1700 Meilen und die grüsste Breite 800 Meilen,
Las zweite Plateau ist das Australische ; es nimmt mindestens dieselbe
Grundlläche ein wie Jas erstere, reicht aber nur auf Einem Punkt
450 Moilen vom Ufer; es begiunt im Nordwesten und Norden Austra-
lens und endet im Osten mit dem Örossen Barrier Riff. Boden-
beschaffenheit und durchschnittliche Tiefe sind ungefähr dieselben wie
bei jenem, Zwischen beiden Plateaux von der Insel Timor, der nord-
westlichen Begrenanng des Australischen, bis zur Insel Kalatoa, befindet
sich oin tiefar Meorestheil, zu dessen Messung dio gewähnliche Lath-
leine eines Schiffes nicht ausreicht und aus welchem mehrere rulkani-
sche Inseln herrorragen. Der Verf. vermuther, dass die Tiefe des
Meeres hier tausend Funden nicht überschreite. Dorselbe hat diesem
Aufsatz eine Kuartenskiase hinzugeflgt, welehe zum Theil die Grenzen
jener Plateanx zeigt und ein Profil enthält, das die Bodenerhebungen
und Meersstiofen auf einer geraden Linie darstellt, welche vom Berg
Opbir auf der Halbinsel ron Malaka bis in die Bucht von Unrpen-
taria gezogen ist; fermer eine Tabelle, weiche die Tiefe des Meeres
son zelm zu zehn Meilen auf einer Linie angiebt, welche von dem
Pedra Branca-Leuchtthurm in der Strasse von Singapore bis zum Kap
Bongainvilloe an der Nordwestküste von Australien sich erstreckt. —
10, Muar ist ein kleiner Malaion -Staat dstlich von der Englischen
Kolonie Malaka und von dieser durch den Fluss Kassang getrennt (s,
Geogr. Mitth. 1857, Tafel 21). Um Streitigkeiten zwischen dem Radja
von Muar und seinem Lehnsherrn, dem Sultan ron Johor, beietulegen,
reiste Kapitän Maecpherson im Seopteniber 1857 von Malaka über
Ajer Panas, Jassing und Rhein nach Techabow und einem dem letzteren
Orte gegenüber gelegenen kleinon Fort des Radja von Muar, Namens
Dok. Von da ging er nach Techingtsching, schiffte sich hier anf dem
Kassang ein und fuhr den Fluss bis zur Mündung hinab, Er war er-
staunt über die Fruchtbarkeit des Landes und die Wollhabenheit der
Bewohner in diesen östlichen, selten besuchten Theilen der Kolonie;
den Kassang hält er aber nicht für eine günstige Handolsstrasse , dem
obwohl er bis fast an Tachingtsching eine bedantende Wassermasse
führt und durchweg tief ist, so bildet er doch so viele Krämmungen,
sich dabei oft zu Soe’n und Lagunen aushreitend,, dass seine Befah-
rung eine unverhältnissmässig lange Zeit in Anspruch nimmt. Grössten
theils geht sein Lauf dureh dichten Urwald, Alligutoren enthält er in
Literatur.
Menge. Seine Mündung ist berühmt wogen ihrer 'Austernbänke und
ausgezeichneten Fische. — ;
it. T. Braddell erörtert die Haupt- Wendepunkte in der Geschichte
des Handels mit dem Indischen Archipel bis zur Mitte des 17. Jahr-
bunderts, indem er sie in fünf Perioden theilt: die Phänieische und
Sabäisehe, die Alexandrinische und Sablische, die Alexsndrinische, die
Mohammedanische und die spätere Europäische. —
12, Logan reproducirt aus dem „Beneonlon Miscallanies” vom Jahre
1820 den interessanten Bericht eines Herrn Patullo über seine Weise
nach dem See Hanau, der nordöstlich von Kra im sillichen Theile - |
von Sumatra gelegen ist und den Fiuss Ajer Wallah speist, welcher
mit dem Si Labung zusammen den Kumring, einen der Haupt-Ünell-
füsse des Palembaug, bildet. Patullo beschreibt ausführlich den Ser,
der ich in Gestalt eines Halbmondes 16 Engl. Meilon in der Länge
und 8 Engl. Meilen in der Breite von NW, nach SO, ausdehnt, seine
gebirgigen Umgebungen und seine Bewohner, über deren Anzahl und
Wohnplätze or eine detsillirte Tabelle giebt. —
13. Eine systematische Aufzählung und Beschreibung der von Maack
sm Amur gesammelten und von Ruprecht bestimmten Bäume und
Sträucher mit Angabe der Standorte, —
14. Erman’s Archiv entoimmt einem Aufsatz des lirn. Weljawinow-
Sernow im „Wjestaik’’ der Kuss. Geogr. Gesellschaft für 1856 (Heft V)
einige spezielle Nachrichten über Jie beiden Hauptstädte von Kokan,
Taschkend und Kokan, über die Steassen, welche beide Städte verbin-
den, und tiber den Handelsverkehr des Chanats bis zum Jahre 1854, —
16, Die grosse Karte des Heiligen Landes von Van de Velde, in
acht Bl. und im Maassstab von 1:315.000, beruht anf den eigenen
Aufnahmen des Verfassers im den Jahren 1851 und 1852, auf den Ver-
messungen des Major Habe und Hochfort Seott, des Lieut. Symonds
und anderer Englischer Ingenieur-Öfüziere im Jahre 1841 und auf
den Untersuchungen von Lyneh, Rohieson, Wilson, Burckhardt, Sertzen
ws. w. Sie efstreckt sich von der Bai von Tarabalus bis 31° NS, Br.
und vom Mittelländischen Meere bis 37? Östl. L. v. Gr. Wie sie
ihren Inhalt nach den neuesten Standpunkt der geographischen Kennt-
niss vom Heiligen Lande in der rollatändigsten Weise repräsentirt ,
wurde such auf den Stich mmd die sonstige Äussere Ausstattung die
grösste Sorgfalt verwandt. Ausser "eine Reihe von Prafilen sind in
grösserem Manssstahe als Kartons beigegeben ein Plan von Jerusalem,
konstruirt nach der Aufnahme des Lieut. Symonds im März 1841 und
nach den Messungen yon Dr. T. Tobler in den Jahren 1845 und 1846,
und eine Karte von den Umgebungen von Jorusslem nach Symonda, Dr.
E. Smith, Robinson, Dr. T, Tobler und van de Velde’s eimen Auf-
nahmen. Die Erläuterung der Karte findet sich in einem umfangreichen
Mömoire {356 Seiten), welches gleich der Karte in Englischer Sprache
abgefasst ist. Ka enthäit u. a. Tabellen der nstronamlschen Bestim-
mungen, der Höhenmessungen und der Entfernungen und ein Verzeich-
niss der alten biblischen Orte mit Nachweis ihrer Lage und der Stel-
len in der Bibel sowohl wie in neueren Werken, welche ron ihnen
handeln. — i
17. Ebenfalls nach den Euglischen Aufnahmen und den Mesnungen
von Dr. T. Tobler hat Yan de Velde einen grossen Plan von Jerusalem
konstruiet im Maassstab von 1:4843, den Dr. Tobler mit einem Me&-
meire in Englischer und Deutscher Sprache begleitete. Beide mit der
Topographie Jerusalems innig vertraute Münner gingen miteinander das
Terrain kritisch durch, prüften Ünsse für Unsse, dehnten ihre Unter-
snehungen und Messungen such auf die nächsten Umgebungen der Stadt
ans und »tellten sa einen Plun ber, der eine weit sicherere Garantie
der Verlässlichkeit biotet als alle früheren und die wesentlichsten Be-
riehtigungen zeigt. Da der (rmudriss nicht eine Ablage von Hypo-
thesen sein sollte, so wurde anf die Namen aus dem hohen Alterthume,
weil doch kaum ein einziger unbestritten war, wie aus dem Mittelalter
so gut als Verzieht geleistet; die Verfasser begnügten sich, von dem
plastisch und sprachlich Verhandenen ein ungetrübtes, möglichst wahres
Bild zu geben, womit wohl der nüchterne Alterthumsforscher am mei-
aten ausrichten kann. Dabei waren sie beflissen, auch das in neuester
Zeit Gebaute oder Aufgefundene von grüsserem Interesse einzutragen,
so dass man x. B. den anglikanischen Begrübnissplat« ‘auf Zion und
das noch im Bau begriffene Österreichische Pilgerhaus auf dem Plan
findet. Das Mömoire enthält eine ausführliche kritische Geschichte
der Pläne von Jerusalem vom siebenten Jahrhundert bis auf die neueste
Zeit, Ihm sind drei alte Pläne, der älteste von Arculf, ein zweiter
aus dem 12. Jahrhundert und ein dritter von Marino Sanudeo, in litho-
graphischem Buntilruck, so wie ein Plan der Känigsgräber in Hols-
schnitt heigegeben, —
21. Die zweite Auflage ron Dr. Berghaus’ Genoralkarte von Vorder-
Potermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XII.
523
Indien ist eine vollständige Umarbeitung nach den neuesten und zurer-
lässigsten Materialien von Herm. Berghaus jun. Da sie die Mitte hält
zwischen dem grossen Indian Atlas, Walker's Karte und anderen viel- :
blättrigen Kartenwerken über Indien einer Seits und den zahlreichen
kleineren Karten anderer Soits, welche meist zu wenig Detail enthalten,
um die Kriogsereignisse, die politischen Veräuderungen, die Routen der
Reisenden u. &, w, gehörig vurfolgen zu können, und da auf ihr die
verwickelten Gebietsverhältnisse mit Hülfo von Flüchenkolorit höchst
anschaulich und übersichtlich gemacht sind, so empfehlt sie sich ganz
vorzugsweise zum Handgebrauch. Die leeren Räume am Rande wurden
benutzt, um eine Karte der Völker, Sprachen und Dialekte Indiens, ein
Quellen-Verzeichniss, Notizen Über die Aussprache der Namen, über die
Höhenverhältuisse und Militär-Divisionen, so wie einige metcorologische
und hydrometrische Angaben anzubringen. Auf dem Umschlag findet
sich eine ausführliche Tabelle über Flächeninhalt und Bevälkerung des
Indo-Britischen. Reichs im Jahre 1857, eins chrenoiogische Übersicht
der Britischen Gebietserwerbungen in Indion und eine Liste der Städte
daselbst ron über 5000 Einwohnern mit Angabe der Barölkerung, —
22, Die unter a, b und © aufgeführten Seokarten sind neue berich-
tigte oder verrollständigte Ausgaben von früher, meist vor fünf oder
sechs Jahren, erschienenen Blättern und beruhen wrapringlich zum
grössten Theil auf Holländischen Aufnahmen.]
AFRIKA
Bächer, .
x
1. Dr. Theodor Kotschy: Umrissaaus den Uferländern des Weisen
Nil, Meist nack Herren Hansol's Briefen mitgetheilt. (Aus den Mit-
theibungen der K. K. Geogr. Ges aft, zweiter Jahrgang, erstes
Heft, wiers ubgedrucht. Mit Karte.)
2. Dr. Theod, Kotschy: Aedemone mirabilis. Ein neues Sehwimm-
holz vom Weissen Nil, gesammelt durch Herrn Hansal, (Separat-
abdruck aus Nr. 4 der „Österr. Botan. Monutsschrift”.) Mit einer
Lithographie. Wien, 1858.
Aufsätze.
3. Notes from the Mission to Central- Africa. (Proceedings of the
BR. #3. A. of Lamden, Vol. II, Ne. 1)
4. Notes from the Jowrnal of the East African Eispedition ın-
der the command of Capt. Richard F. Burton, (Ebenda.)
6. Narrative of the Niger Expedition —- Bew. S. Crotether's Jour-
nal, (Ohureh Missionary Intelligeucer, Jpril.)
6. Dr. Cuny: Obsercations gendrules sur le Memoire sur le Sou-
dan de M. le Comta D’Escuyrae de Lauture. (Nourelles Annales
des Voyage, März.)
7. Abbe Dinomd: Sur quelgues renseignements relatifs au Dhiolli-
Ba et h Segon, fournis par deur Afrieains 4 M. le Cnpitaine Fig-
non, (Ebende.)
8. Dr. L. Buwry: Mittheilungen aus Algerim. Aufbruch und
Abreise nach den südlichen Gegenden der Provinz Oomstantine. Die
Stadt Batna; die Strafkolonie Lambise. (Zeitschrift für Allgemeine
Erdkunde, Februar.) ’
Karten,
9. Der obere Nil (nach e. Kloeden’s Karte) wit Hansal's An-
gaben entworfen und wit botanischen Namen versehen von Theoder
Kotschy. Mast. 1:4.076.000. (Zu Nr. 1.)
10. Euglische Admiralitätskarten:
a) Africa, North Coast. The Port of Alerandrie , sure. under the
direetion of Comm. Massell 1857. Ast. 1:18.200.
b) Mediterranean Sen, Egypt. Damietts to El Arish, sure. by
Comm” Manscll 1856. Met, 1:237.000.
ec) Red Sea. Sue Bay, sure, by Commr Mansell 1856 — 1857.
‚Met. 1:45.500,
d) Africa. Shent II, jrom the Rirer Gambia to Cape Lopez und
Annobon ineludang the Bight of Biafra. By De Marne, Capts
Owen, Vidal and Penhkam 1812, 1826 and 1839—46. Addition to
1857. Met, 1:3.192.000,
e) West Coast of Africa. Sheet XVII. Jaboo to River Forcados,
sure, by Oapt. Denham 1846. Addinons to 1857. Kst. 1:300,000.
n Afrien, 8. W. Coast. Table Bay from the surveys of Capt.
OÖrren in 1825 and Cape. Sir E. Beicher in 1846. Publ, 1% Aug,
1857. Mat. 1:26.000,
2) Africa, South Const, Cape Hangklip to Dyer Island, surr.
by Lieuts Dayman and Simpson 1853. Mer, 1:72.70.
63
524
Africa, South Cusst, Dyer Island to Struys Day, sure. by
Lieue rayman and Sconpson 1869. Mat. 1:72.70,
i) Africa, 8. E. Coast. Algen by Lieut, Joseph Dayman
1355. Met. 1:73.00. (Karton: Bird Islands surr, by Master Skead
1556. Mer, 1:24.00)
K Africa, Souch Conat. Sheet N, Cape kieeife to ihe Rirer Keis-
kamma inelwling Algoa Bay. Usrreetions tv 1866, Met. 1:325.000.
[1, 9. Der Missionär Hansal, dessen Briefe aus Uhartum schon
früher die ihnen geblihrende Anerkennung gefunden haben, beschreibt
in zwei neueren durch Th. Kotschy reräffentlichten Briefen seine Reise
von Chartum nach Gondokoro und zurück, die er auf ılem Missions-
schiff „Stelle matutinn” in Begleitung des Prorikars Knoblecher in dem
Jahren 1857 und 1858 ausführte, Sie sind besonders is ethnographi-
scher und botanischer Hinsicht von Werth, enthalten aber nuch sonst
viel Beschtenswerthes. Th. Kotschy fügt eine kurse Übersicht der
bisherigen Forschungen am obern Nil bei und rine ansfibrliche Schli-
derung dos Theiles des Weissen Nil, der zwischen Chartum und El
Ais gelegen ist und den er selbst als Mitglied der Russegger'schen Ex-
pedition im Jahre 1837 befuhr, Seine Beschreibungen bexielen sich
ebonfalls vorzugsweise auf die Vegetation und die Völkerstämme, Er
unterscheidet fünf vorschiedene Resionen lüngs des Weissen Nil: die
Savannenregion swischen 16 und 14’ N. Br., die Waldregion, haupt-
sächlich mit Mimosa Nitotica, zwischen 14 und 12" N. Br., die Imwel«
region bis zur Mündung des Sabat (9]° N. Br.), die Sumpfregion, von
da bis T’ N. Bir., und die Bergregion, die sich wahrscheinlich bis nach
den Quellen des Flusses orstreckt. Auf der heigegelenen karte hat er
die Namen der charakteristischsten Pflanzen nach seinen eignen und
andern Beobachtungen eingetragen; auch enthält dieselbe auf einem be-
souderen Kurton eine sperichlere Skiaze der Umgegend ron Gondokora. —
2. Eine Beschreibung des interessanten Ambatsch- oder Ambak-
Baumes, einer Leguminose, die sich durch ihr überaus schwammiges
Hola auszeichnet und am Weissen Nil zwischen 9 und 6’ N. Br.
bliulie vorkemmt. Schon Werne hat über sie mehrfach Nachrichten
gegeben, aber Martin Hansel hat die Pflanze zuerst nach Europa ge-
bracht. —
5. Der kurse Bericht Dr. Vogel’s au Lord Clarendon vom 4. De»
sember 1855, worin er den Verlauf und die Hauptergebuisse seiner
überaus wiehtigen Reise von Kukaua nach Gombe, Jukoba, Rogseg,
Behedschi, Hamarrın und Tachnbbum am Benue erzählt. —
4. Ein Schreiben Kapitän Burtan’s an die Geogr. Gesellschaft zu
London, datirt Sansibar den 22. April 1857, worin sein erster Ausilug
nach Fuga und seine Vorbereitungen zu dor Heise ins Innere berührt
und einige andere projektirte Expeditionen in den östlichen und stid-
lichen Theilen Afrika’s erwähnt werden, —
5. Der „Uhureh Missionary Intelligeneer”, welcher schon früher
interessante Mittheilungen des Missionär 8. Urowtber über die Niger-
Eıpedition gebracht hatte, giebt einige Auszlige aus dem ausführlichen
(86 Folioseiten geschrieben) Tagebuch, welches Urowther während der
Heise bis Igbegbe geführt und nach Eugland geschickt hat. Im Önit-
scha, einer Stadt von 6500 Binwohnern, wurde die erste Missions-
station unter Aufsicht des Missionär J. U. Tuylor gugründet, —
j 6. Dr. Cuny, Oberarst der Provinz Siut, mncht eine Beile von
Ausätzen und Berichtigungen zu dem „Miömoire sur le Sondan’' des
Grafen Escayrac de Lauture. Sie besichen sich auf die neueste Ge-
schichts von Dar For und Wadai, die Sitten und Gebräuche jener Län-
der, die Karawanen-Stramen von dort nach Agypten um! einige andere
unbedeutendere Gegenstände, Im Ganzen enthalten sie wenig Neues und
einzelne Krzählunyen, wie z, B. die von einem jährlich wiederkeh-
reden Feste in Dar For, bei welchem nogur von Mohammedanern Men-
schenlleisch gegessen werden soll, scheinen kaum glaubhaft, Dr, Cuny
orhielt seine Nachrichten von den Karuwanen aus Dar For, welche Siut
passiren. —
7. Abbe Dinom« weist darauf hin, dass der Berg Kongeloma, an
dessen Fuss nach der Ausunge des Sergennten Dhiamalouba (#, Geogr.
Mitth. 1868, Heft IV, 8, 176) die Quelle des Niger sich beiinden soll,
identisch mit dem Loms den Major Laing wei, und lenkt die Aufmerk-
samkeit auf die merkwürdige Angabe, dass der Niger bei dem oe
Dibo oder Dhitbon zu gewissen Zeiten rückläufig werden soll. —
8. Dr. L. Buyry schildert in diesem Aufsatz seine nur zwei Tage-
märsche betragende Rrise vam Fusse deqg Djebel Nifensser nach Batnn,
wo er sich einer militärischen Expedition anschliessen wollte, welche
in der Mitte des Okthr. 1855 nach den Onsen des Wid Seuf und des
Ved Rir unternommen wurde. Neben der Beschreibung der beiden
Balzser’n, des Tinzilt und des üatlich von diesem gelegenen grösseren
Mexuri, des Pilanzen- und Thierlebens an ihren Ufern, sind && besonders
N
Literatur.
die Mittheilungen über die Stadt Batna und über die in der Nähe be-
findliche, in newerer Zeite» oft genapnte, Strafkolonie, Lasmıböse, welche
diesen Blättern Interesse verleihen. Hatas ist der Hauptort der dritten
militärischen Subdivision der Proriuz Constentine und des gleichnami-
gen Kreises und entwickelte sich aus einem 1844 Aier begründeten
militärischen Lager. Sie enthielt 1853 ausser einer Anzahl anderer
Gebäude 179 Häuser mit 1798 Einwohnern, unter denen 1379 Eu-
ropäer sich befanden; ihre Luge ist ungefähr 3000 Puss über dem
Meere mit einer Durchschnittstemperstur ron 13°, BR. , «während diese
an der Küste 18—20” betrügt; es ündet daher eine Abnahme von 1”
auf je 792 Fuss Statt, Zehn Kilometer davon entfernt, in aildöstlicher
Richtung, liegt Lamb#se, auf den Trümmern der altes Hauptstadt der
Numidischen Köünige Lambaesis. Erbetindet sieh dert ein von Iingmauern
umgebenes Zeilengefängniss für 400 Gefangene; innerlalb der Biug-
mäauern waren die Wohnungen für die Beamten, das Militäe und die
politischen Gefangenen erbast. Zur Verwirkliebung des ursprlnglichen
Plans der Regierung, eine Kolonie mit der Strafanstalt zu verbinden,
wesshalb derselben ungeführ 184 Hektaren Land augemessen waren,
war damals noch sehr wenig gönchehen. Die Umgebung schildert Buvry
als höchst anziehend, holereich und fruchtbar, das Klima gesünder als
das zu Batea. Der Verf. giebt eine eingehende Beschreibung der
Überreste des alten l,ambassis, so wie mancher der dort gesammelten
archäologischen Kunstschätzee. —
14, Die oben aufgeführten Englischen Karten von verschiedenen
Theilen der Afrikanischen Küste sind zum grossen Theil die Ergebnisse
ganz neuer Arbeiten und sehr wiebtige Beriehtigungen ‚der ülteren Kar-
ten. 80 beruhen die drei ersten anf den sorgfältigen Aufnahmen Man-
sell’s in den Jahren 1856 und 1857 und baben besonders in Bezug
auf den projektirten Sues-Kanal cin hohen Interesse, Schr wichtig
zur Notizushmie ist die von früheren Angaben sehr verschledene Position
von Sups (Telegraplen-Station) zu 29° 55° 40” N, Dr. und 32° 31’
29” Östl. L, von Greeswich. Die vierte zeigt uw. A. zum ersten Mal
die neuerdings von Denham vermessrnen Buchten Denbam Water und
Aron Waters iu der Bai von Benin, wie sie hiermach auch auf der
Tafel 19 im vorigen Heft der „Geagrapkischen Mittheilungen”. In
beileutend srüsserem Manssstabe und mit allen Details zeigt Nr. ©)
den in der vorigen Kurtse eingenchlossenen Küstenstrich zwischen der
Jaboo- und Forendos-Mündung des Niger mit dem unteren Theil des
Benin-Flusses und dem Kanal zwischen diesem und dem Escardos. Die
sechste ist ebenfalls eine schr schöne, grome Karte der Tuafelbai mit
dem Tafelberg und der Robben-Insel. Nicht minder werthvoil sind die
neuen Vermersungen Dayman’s und Bimpson’s lings der Südküste zwi-
schon Kop Hangklip (Ostspitze der False Bay) und der Strurs Bay
(nordöstlich vom Kap Lagullas), ao wie Dayman’s neue Aufnahme der
Algoa-Bsi, durch weiche auch die neuer Ausgabe von Nr. k) berichtigt
wurde. Diese Berichtigungen und neuen Aufnahmen sind auf unserer
Karte ron Süd-Afrika (Geogr. Mitth. 1858, Heft V, Tafel 7) benutest
worden.)
AUSTRALIEN van POLYNESIEN.
Bücher.
Die Insel Pitcairn.
Aufsätze.
2 Thomas Haines: Addissional Notes on Ihe North Australian
Erperition u Mr. A. Ü. Gregory. (Procentingse of aha R.G. 8.
of London, Val, II, Nr. 1.}
1. Fir. Karl E. Memiche:
Prenzlau, 1868.
3.6. W. Goyder: Beport on tha Country between ot Serle
amd Lake Torrens, Sonth Australia, Ebenda,)
Karten.
4. Englische Adwiralitätslarten:
a) Chart of Terra Australis by M. Flinders, Comm of IL M.
Stopp Imrestigator. 130P—3. North Uvast, Sheet II. Corrections to
1867. Mast. 1:1.0%3.000. Kartons: Gulpk of Carpentaria, cupied
‚from the chart published by Theyenor, 1663. — Sir Kalward Pelleu's
San — South Kuhn Islanda,
b) Chart of 7 Australis by M. Flinders, South Coast, Sheet
III. 1808. N Bereich to 1857. Met. 1:26.00. Kartons: Head of
Spencer's (hilf, — Auyts’ Archipelage by M. Flündlere, — Port
Lincoln.
cd) Australia, Kauh Üoast, Gulfe af St Vincent and ‚Spencer
surv. in 1802 by Capt. Flinders, Correetions to 187. Met, 1: 551.000.
d) Nem Zecland, North Island. Sheet I. The Northern (Coast
[rom Hokianga on the West to Tutukaka on the Hast, urn, by Capt,
Literatur.
Stokes, Comm’ Drury etc. 14955. Most. 1:308.000. Kartons: Pa-
renga-Renga Harbour. — Ohora Rirer and Bay.
0} Nem Zealand, North Ieland, Ranyaotnon or Awanın Aiver,
sure, by Commr Drury 1862, Met, 1:24.,300.
N) New Zealand, North Island — East Coast. Sheet III, Mayor
Island to Poverty Bay, surr. by Commr Drury 1853. Mat. 1:292.000.
e) New Zealand, North Island — East Coast. Sheet IV, Po-
verty Day to Castle Point and Continnation to Cape Palliser, sur.
by Capt. Stokes and Commr Drury 1849-54 Mat. 1:22.00,
h) Ner Zealand, North Island. Sheet FT, Mawukau Harbour
to Cape sont, surv, by Comm Drury 1849-4. Mast. 1:292.000.
Kartons: Waikato River, 1:36.50. — Aotea Harbour, 1:36.600.
— Ne Plymmuih or Taranaki Boad, 1:24.00.
i) New Zealand, South Island. Paterson Inlet aml Port William,
aure. by Capt. Stoker 1849. Met, 1:37.500. Aartons: Port William,
1:12.100. — Glory Core, 1:8.800.
{1. Herr Dir. Meinicks liefert in dieser Broschüre eine kritische
Geschichte der Howohner der Insel Pitcairn, die bekemntlich von neun
meuterischen Seeleuten des Engl. Schiffes „Bountr"' und zwölf Tabiti-
schen Frauen abstammte und sich bis 1856 so vermehrt hatto, dass
eine Übersiedelung nach der Insel Norfolk näthig wurde (s. „Gesgr.
Mitth.” 1856, 8. 386). —
2, Thomas Baines, welcher Gregory’s Expedition in Nord-Austra-
lien als Maler und Proriuntmeister begleitete, beschreibt uusführlich
die Reise des „Tom Tough” vom Yictoria-Fluss nach Timsr und Su-
rabaya und zurück nach dem Carpentaria-Golf, wo er im Albert-Fluss
mit der Landexpolition zusammentreffen sollte. Die Beschreibung ent-
hält wenig Bemerkenswerthes, ist aber zur Vervollstündligung der Be-
riehte über die Expedition wesentlich. —
3. Der vollständige Bericht Goyder’s an den Burveror-General von
Säd-Australien über seine Erforschung des Landes zwischen Mount Serle
und dem Torrens-Iese im Jahre 1857, nebst einigen interessanten Be-
merkungen darüber von Oberst Gawler, welcher die Herstellung einer
Verbindung zu Lande zwischen Süd- und Nord-Australien für ausführbar
hält. —
4. Auf den berichtigten Sektionen von Flinders’ Karte von Austra-
lien sind u. A. die Messungen und Sondirungen des „Torch” unter Lieut.
Chimmo In der Bai von Unrpentaria eingetragen, weleber bekanntlich
1855 nach dem Albert-Fluss ging, um dort die Expelition unter Üre-
gorr zu unterstützen. Das Blatt „der Meerbusen St. Vincent und Spen-
cer’ ist eine ganz nene Bearbeitung der Aufnalmen von Flinders, Lip-
son, Stokes und anderer ofüzieller Nachrichten, die bis 1857 im Hy-
drographischen Amt zu London eingelaufen wuren.— Die nenen Blätter
der nunmehr vollendeten grossartigen Küstenaufnahme ron Nou-Seeland
unter Stokas und Drury unmfussen einen grossen Theil der nördlichen
Insel, nämlich die nordwestliche Halbinsel südlich bis 35° 40" 8, Br.,
die Westküste von dem Auckland gegenüber liegenden Port Manukan
bis zum Kap Egmont und die Ostküste von der Mayor- oder Tulhus-
Insel in der Plenty-Bai bis Kap Palliser. Ausserdem enthalten «io Spe-
zinlkarten des Awanui-Flussea im der Rangaounou- oder Sandr-Bai der
nordwestlichen Halbinsel und von Port William und Paterson Inlet an
der Stewart-Insel.]
AMERIKA
Bürker,
1. 2.4. A. de Fertewidl: Trinidad, its geoyraphy, natural re
sources, administration, present condlition and prospects, London, 1858,
Aufsätze.
2. Capt, John Pailiser; Progress of tha British North American
Erpelition. (Proceedings of the R.G.8.0f Londen, Vol. II, Na. 1.)
3. Berieıw of the Operations and Results of the United States
Coast Suruey, (The American Journal af Science and Arts, Januar
und März.)
4. A. D. Rache: On the Heights of the Tides of the Atlantie
Coast of the U. &., from obserrations in the Coast Surrey. Mit
Karte. (Khenda, Januar.)
5. Ad. D. Buche: On the Winde of the Western Const of the
1. 8, from obserratione in connection with the U. 8, Const Survey,
(Ebenda, Janner.)
6. Die Zustände Kaliforniens im Jahre 1857. Schluss, (Preuss,
Handels- Archiv, Nr. 14.)
7. Pr. X. Neumann: Zur Geographie und Statistik des Stoates
Buenos Aires. I. Berölkerungsstahstik, Mit Karte. (Zeitschrift für
Allgemeine Erdkunde, Fehruar,!
5
525
8. Erdbeben und Vrlkan-Ausbrüche in Salrador und Nicarayua,
(Ebenda.)
9. Prof. Wolfers: Über die Länge rom Callao, (Ebenda.)
10. F. A. de Varuhagen: Examen de quelpmes points de Phistoire
geographique du Bresil. (Bulletin de la Soc. de Geogr., Mürz, April.)
Karten.
11. 4. D. Bache: Appraximate Cotidal Lines, sailing lines and
lines af equal height of tides of the Atlantic Coast af the U. 8,
Mst, 1:10.000.000. 1857. Zu Nr, 4.)
12. H. Kispert: Der Staat Buenos Ayres und der südliche Theil
der Argentinischen Republik, nuch den besten itinerarischen Hülfs-
mitteln entworfen. Met. 1:4000,000. (Zu Nr. 1.)
13. H, Kieyert: Carte de PIsthme de Panama et de Darien et
de la Prowiuce du Choco redwire d’apres le dessin original de Mr.
Augustin Ortaszi, Colonel an Corps des Ingenieure de la Bepubligue
de ia Nourele Grenade. 2 Bl. Mst. 1:800.,000. Berlin, Dietrich
Reimer, 1857,
14. H. Kiepert: A nei ‚Map af Central America, dran ıith the
help of all recent surveys aud other itinerary materials hitherto jmıb-
lished. Berlin, Dietrich Keimer, 1868. 4 BL Mat. 1:2.000.000,
15. #7, Kiepert: 4 weır Map of Tropical America North of the
Eyuntor eomprisiug the Weat-Indies, Central America, Mexico, New
Granada and Venezuela, composed with the help or all cartographie
and literary wmuterials kitherto published amd dedicated by permission
to His Excellency Barm Alexander von Humboldt. Berlin, Dietrich
Reimer, 1858, 6 BL st. 1: 3.760.000.
16. Englische Admiralitiitskarten :
”) Nortk America, Nora Seotia, South Kast Cvast, Pubnico to
Yarmonth, nr, by Oommr P. FE. Shortland 138W—53. Mat. 1: 63.400,
b) North America, Nora Scotia, Whisehuwen surr. by Capt. H,
W. Boyfield 1866. Met. 1:18.20.
e) North America, New Brunswick, Quoddy Head to C, Lepreau,
sure, by Cape. W. FW. Owen 1848. Mst. 1:112.000.
d) Souih American, Brazil, Bahia de Todes os Santos, from the
sureeys of Captns Fitz Roy 1832, Sir E. Beicher 1886, Adam
Zaren Roussin 1519, and Capt, Barral 1831. ‚Mar. 1: 36.000.
0) South America, East Coust, Eastern Entranee to Magellan
Strait by Capt. Bohbert Fitz Roy 1834. Adılitions Nowr let 1867.
* Mat. 1:507.000.
[t. Über die wenig genannte Insel Trinidad ist eine umfangreiche
(über 500 Oktavseiten) um eingehende Monographie erschienen, die,
wie es scheint, von einem Eingebornen, Herrn De Vertenil, verfasst ist.
Wir finden in derselben die allgemeine und physische Geographie (zum
Theil in kompiintorischer Weise}, die Topographie, Berülkerung , Ad-
ministration u. #. w, in umständlicher Darstellung abgehandelt, De-
sondere Alsehnitte sind in einem Appendix den Säugethieren, Vögeln,
Reptilien, Fischen und der Botanik gewidmet, die nicht alle aus der
Feder (des Verfassers geflossen sind; so ist das Kapitel „Vögel von
einem Herrn Antoine Leotand, die Botanik ron Hermann Crüger, au-
genschrinlich einem auf «ler Insel lebenden Deutschen, bearbeitet. Das
ganze Buch verdient wohl schon insofern einige Beachtung, als die Zeit
nicht mehr fern sein dürfte, wo mit der Vermobrung und Erieichte-
rung der Handelswege über die verschiedenen hierzu geeigneten Punkte
des Central-Amerikanischen Istimus der Handel Europa’s nach dem
Stillen Ocean in bei weiten grösserem Maasse, als es bereits jetet schon
geschieht, über West-Indien führen und dieses dann wieder zu erneuter
Wichtigkeit sich erheben wird. Nicht ohne Interesse in dieser Hinsicht
ist die Einleitung des vorliegenden Buchs, in welcher Herr De Ver
teuil aicb über die Umuchen der Vernachlässigung des Englischen West-
Indiens durch das Mutterland und die Ursachen seines Verfalls (Emanci-
pation ohne die nöthigen vorbauenden legislativen Manssregeln und Em-
porblüben des Ost-Indischen Archipels auf Kosten des West-Indischen)
verbreitet und cine snechkundige Schilderung der politischen, kommer-
ziellen und soelalen Zustände der West-Indischen Inseln gieht, der er
Vorschlige zur Begeneration der letzteren hinzufägt,. —
2. Die ersten offiziellen Berichte Kapitän Palliser’s an den Kolonial-
Minister Labouchere über dem Verlauf seiner Expedition zur Erfor-
schung der südwestlichen Theile von Britisch Nord-Amerika. Die Exr-
pedition verliess Liverpool am 16. Mai 1857, reiste über New York
(28. Mai), Eimira, Niagara, Detroit und Sault St" Marie (6. Juni) nach
Fort William am Oberen See (12. Juni), verfolgte den White Fish
Rirer eine Strecke aufwärts, einen Nebenfluss des Kaministoqueiah,
dessen Existenz öfters gelengnet worden ist, ging ron da zu den
Kakebeka-Fällen (s. „Geogr. Mitt.” 1858, H. IIL, $. 117), erreichte
65*
526
am 1. Juli Fort Praneis am Reiny Lake, kampirte am 5, Jali am
Sturgoon Lake und kam am 14. Juli in Fort Gerry am Bed River an,
von wo sie diesen Fluss aufwärts bis Pembina verfolgte (23. Juli).
Dem Berichte sind die swischen Fort William und Pembina ange-
stollten watronomischen uod meteorologischen Beobachtungen beige-
geben. —
3. Ein mit Saelıkenntniss geschriebener Aufsatz, der in populärer
Weise einen Überblick über die verschieılenen Operntionen, «ie Basis-
messungen, erste und zweite Triangulation, hrdrographische Aufnah-
men, magnurtische Beobachtungen, Flutlimessangen, Positionsbestimmun-
gen, Mappirung u. s. w., giebt, weiche bei der Küstenrermessung im
Betracht kommen, die angewendeten Methoden und Verbesserungen,
&. B. die Längenbestimmung mittelst des elektrischen Telegraphen, be-
spricht, anf die allgemein wissenschaftlichen Ergebnisse in Bezug auf
Erdmagnetismus, Pluthlinien, Goll-Strom n. s. w. eingeht und zum
Schluss fiber den Geschäftsgung und die Verwaltung das Wesentlichste
beibringt. —
4, 11. A. Ib. Bache stellt die Flutlihöhe an 42 Punkten der Atlan-
tischen Küste der Vereinigten Staaten, wie sie unter der Leitung von
L. F. Pourtalas in Verbindung mit der Küstenvermessung beobachtet
wurde, und die an 23 Punkten der Küsten ron Cape Breton, Neu-
Schottland und New-Bruunschweig nach den Beobachtungen von Admiral
Bazlield und Kapitän Shortiand tabellarisch zusammen, kafpft daran
einige vergleichende Bemerkungen und fügt eine Karte bei, wornuf die
Fluthlinien und Fluthihöhen graphisch dargestellt sind, —
5. Die Abhandlung Bache’s über die Winde an der Westküste der
Vereinigten Staaten wurde in der vorjährigeu Versammlung der Amerl-
can Assonliation for the Adrancement of Beienee zu Montreal vorlesen
und wir haben darsus das Hanptsächlichete schon mitgetheilt (s. „Deogr.
Mitth.” 1857, 8, 381). —
%. Bildet dem Schluss des schon im vorigen Literaturberieht er-
wähnten Artikels und enthält die Angaben über die Schiffe- und Han-
delsbewegung des Jahres 1857 im Hafen von Sun Francisco, Von der
Westküste Nord- und Büd-Amerika’s waren 1564 Schlife mit 421,519
Toupen angelangt, von auderen Häfen 205 Sehiffe mit 173,687 Tonnen;
auaklariet wurden im Gunsen 1544 Schiffe von 414,778 T., darunter
nur 12 Schilfe nach den Häfen der Vereinigten Staaten sm Atlantisehen
Ocean. Ausser den Gold- und Speciererschiffungen wurden Waaren im
Werth von 4,329,768 Doll, exportirt. — -
7, 12. Die bier mitgetheilten statistischen Erhebungen betreffen die
Bewegung in der Berölkerung des Staats Buenos Ayrıs und stützen
sich auf die Ermittelungen Justa Maeso’s, des Übersotzers des bakann-
ten Werks von Woodbine Parish über die Tänder am La Plata und
eifrigen Beförderers der Statistik des genannten Staates, Derselbe war
vom Jabr 1855—57 der Leiter des Statistinchen Bureau’s, als welcher
er in jedem Semester ein Begistro entadistico del ostado de Buenos
Ayres herausgab, Das auf diese Weise gesammelte Material findet sich
in der vorliegenden Arbeit zusammengestellt und verarbeitet, welche
nneh den Angaben für die Jahre 1855 und 1856 die Bevölkerung der
Stadt Buenos Ayres nuf 91,595 Serlen und diejenige der Campafia anf
202,355 Serlen, unter denen 6000 Indianer, fentetellt. —
8, Die aus einem Briefe des Königl. Vire-Konsuls zu San Miguel
an der Bucht von Fonseea mitgethellten kurzen Notizen beziehen «ich
auf vulkanische Krscheinangen, welcbe in eg Nähe ‚es Sce’s Klopango,
am Vulkan von San Miguel (k0ser F. hoch) und dem bekannten Vulkan
von Masaya Anfang November 1857 beobnchtet worden sind. —
9. Alex. v. Humboldt hatte den Prof, Wolfers veranlasst, aus dem
vorhandenen Materinl genaue Untersuchungen über die geographische
Lünge von Callao anzustellen, In dem hier veröffentlichten Briefe
(Berlin, 31. Febr. 1858) thmilt man Letaterer die Resultate seiner Be-
rochnnngen und das dabei verfolgte Verfübren mit, Der wahrschein-
liehste Meridian-Unterschied zwischen Calino und Paris ist nach Wol-
fers 5b 18" 7,9”, aus welckem dann für Lima 5h 17' 30,2”, für Val
parsiso 4b 55° 59,5% und für Santiago 4h 52" 3,4” folgen würde. —
10, F. A. de Varnlagen vertheidigt einige Angaben in seiner (e-
schichte von Brasilien gegen die Kritik des Hrm, D’Avenac (s. „Geogr.
Mitth.’’ 185%, Heftil, 5. 79). Die Hauptpunkte beziehen sich auf die
Entdeckungsgeschichte (Hojeda, Veapuoe, Pinzon) und die Demarkstions-
Linie, —
13, Die nördliche Hälfte der von Dr. H, Kiepert ausgeführten Co-
dazsi’schen Karte wurde bereits ror lüngerer Zeit in der Zeitschrift für
Allgeineine Erdkunde (1857, Mai u, Juni) publicirt (s. „Geogr, Mitth.”
1857, 58, 444 und 449); die südliche Hälfte stellt die Provinz Choco
Literatur.
von Neu-Gremula dar und reicht östliel bis etwa 78)’ Westl. L. von
Paris und südlich bis 4° Nördl. Br. Die Origiesikarte des Oberst
Codaszi, der sich sehon früher durch awinen Atlas von Venezuela in
der kartographischen Welt bekannt gemacht und seit einer Reihe von
Jahren topographische Aufnahmen in der Republik Neu-Gransda aus-
geführt hat, wurde von der ‚dortigen Hogierung an Alex. von Humboldt
gesandt, um sie in Europa bekannt zu machen. Dr. Kiepert wurde
der Auftrag, sie zur Veräffentlichung vorzubereiten, und diess geschah
in der Weise, dass fast alles Detmil trots der Reduktion auf 5 der
Grösse wiedergegeben und die Zeichnung gewissenhaft beibehalten wurde,
auch da, wo sie mit glaubwürdigen andern Materlalien, #. B. Kellett's
Karte, nicht yanz übereinstimmte; mur die Terrainzeichnung ist rerein-
facht und nach den Höbenanguben der Originalkarte berichtigt worden.
Da für einzelne Theile genauere Aufnahmen existiren, #0 hat Dr. Kie-
pert die letzteren in besonderen Kartons beigefügt, so die Aufnahme
des Amerikanischen Iugenieurs Kennish vom Kio Traande und die von
Garella, Hughes und der Pansma-Eisenbahn-Kompagnie vom lstbmus
von Panama. Über die Provinz Choco werden neben der Karte einige
statistische und geographische Daten gegeben. So werthroll diese Karte
such sein mag, so kann doch nicht nachdrücklich genug erwähnt werden,
dass sie mit grosser Vorsicht zu gebrauchen ist, indem man über die
- Art und Weise der Grundlagen und die Geschichte ihrer Entstehung
gunz im Dunkei gelassen wird. —
14. Dr. Kiepert’s neue Karte von Urptral- Amerika beruht zum
Theil auf Baily’s Karte, daneben wurden aber ausser den Englischen
Adniralitätskarten ron Owen und Kellett für Neu-Gransda die Karte
von Codassi, für dem centralen Theil von Costa-Bien eine Manuskript-
kurte von Alexander v. Bülow, für den grässten Theil der Staaten Sarı
Salvador, Honduras und Nicarzgua die Aufnahmen von Squier, Jeffers
und Hitcheoek, für den nördlichen Theil von Yucsten und den südii-
ehen won Tabaseo die Beobacktungen ran Prof, Heller benutzt. Eben so
wurden die neueren Vermessungen auf den Isthmen von Tehnante-
per, Comayagua, Nicaragıa und Panama vertendet, Mehrere von die-
son gemnuereh Aufnahmen sind auch In grüsserem Maassstabe beanuders
dargestellt, so der San Juan de Nienragen nach Al. v. Bülow in
1:500.000, der Staat San Salradlor und die projektirte Hondurzs-Eisen-
bahn much Squier und Jeffers in 1:1,000,000, der Isthmus von Te-
huantepec nach Darnard in 1: 1.000.000, Auch finden wir hier wieder
die beiden Kartons, weiche Dr, Kiepert der Codaasi’schen Karte heige-
geben hatte. Es ist die beste allgemeine Karte von Central-Amerika,
die in diesem Augenblick existirt, und auch ihre technische Ausführung
und Ausstattung ist lobenswertl — \
15. Die Karte des Tropischen Amerika nürdlich vom Aquator in
6 Blatt won Dr, Kiepert ist in Mercator's Projektion geeeichnet und
umfasst die West-Indischen Inseln, Britisch-Guyana, Venezuela, Neu-
Grannda, Central-Amerika, Mexiko mit Ausnahme ron Nonora und die
stiälichen Kästengegenden der Vereinigten Staaten bis 31° 40* Nördl. Br.
Die Grundlagen sind folgende: Die oben erwähnte Karte von Central-
Amerika des Verfassers; für den nördlichen Theil von Büd-Amerika
Humboldt und Bonpland's Atlas, Acosta’s Mapa de la republica de la
Nuera Granada, 1837, Codaszi’s Atlas von Venezuela, R. Schomburgk's
Karte von Britisch-Guyans; für die Wost-Indischen Inseln Englische
und Französische Admirulitätskarten, Coello's Atlas de Espaha yaus
posesiones de ultramar, Boauprön' Carte genörale de l'ile de Harti,
Paris, 1840; flir die Vereinigten Stanten Bache’s Reports of the Const
Survey, Colton's Nener Atlas (New York, 1856) und Emory's Auf-
nahme der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten: für
Mexiko Wislizenun’ Karte, Öserolt und Berglinus’ Carta gengnostica de
los prineipales distritos mineralos del Estado de Mexico, 1827, Al. v.
Humboldt’s Karte des Ceutralthales ron Mexiko, die Aufnahmen dieses
Thaler durch Smith und Hardeastie während der Besetzung durch die
Vereinigte Stasten-Armee 1847, Burkart's Wegekarte der Reisen im
Mexiko, 1836, einige Skiseen im Boletin de Geografia y Estadistica,
das seit 1839 in Mexiko erscheint, Heller’'s Karten von Tabaseo umd
Verserus. Nach dienen ietzteren Quellen ist ein grosser Karton des
Centraltheiles der Mexikanischen Republik in 1:1.000,000 beigegeben.
Diese, wie «die rorhergehende, ist in jeder Beziehung eine trefflliche
Karte, —
16. a) und b) stellen kleine Theile der Neu-Sehottländischen Küste
nach den neuen Vermossurgen ron Shortland und Baylielhl dar; c) die
Passamsynoddy-Bai zwischen Neu- Braunschweig und Maine mit den
nächsten daran stossenden Küstenstreeken ; dj den Eingang zur Bahis
de Todos os Santos mit einem Plan von Sun Salvador und einer Über-
sichtsskieze der gunzen Bai; e) enthält die neueren Berichtigungen zur
Fitzroy’schen Karte vom östlichen Eingung zur Magellans-Strasse.]
Literatur. 527
FOLAR-LÄNDER.
Aufsälze,
R. W. Haskins: The Open Polar Sea. (The American Journal
of Seience and Arts, Januar 1868.)
(Nebst einigen ans glaubwärdigen Beobachtungen gewisser Phänomene,
hergeleiteten Gründen für ein offenes Polar-Meer stellt Haskins auf
diesen wenigen Seiten alle ihm erreichbaren Nachrichten über diejenigen
Fülle zusammen, im denen Schiffe hohe nördliche Breiten erreicht oder
das Polar-Meer selbst befahren haben wollen. Diese gesammelten No-
tizen reichen ron 1585 bis 1774 und sind grössten Tbeils aus dem
höchst interessanten Werke von D. Burrington „The Possibilitr of ap-
proaching the North Pole” (eine neue, mit vielen Zusätzen vermehrte,
Ansgabe von Unlonel Beanfor kam 1818 zu London heraus) chranolo-
gisch zusammengestellt. Eine Ü bersotzung bringt Nr. 16 des „Ausland'',}
ALLGEMEINES
Bücher.
1. B. Korenn: Grundzüge der Geographie. Pest uud Wien, U. A,
Hartieben, 188,
2. Anton Thot: Lehrbuch der allgemeinen Erdbeschreibung, mit
besonderer Rücksicht auf Österreich und Deutschland. Für Gyuna-
ur Fand und Handelscchulen. Arad, 1858.
von der Decken: Die Naturkunde als Einkeitswissen-
ia Da V, Wichnra, 1868.
The British Alsenac of the Society for the diffusion of use
fi aeg > for the year 1858. Mit einem „Companion to the dl.
ear-book of general informarion”,
&. FH ve. Kitlitz: Denkwürdigkeiten einer Heise nach dem
Bussischen Amerika, wach Mikronesien und durch Komsschatke.
2 Bde. Gotha, Justus Perthes, 1808.
6. Acht und zıwanzigster Jahresbericht der Rheinischen Missions-
Gsellschaft vom Jahre 1857. Barmen, 1858.
T. Dr. @. Schmidt: Bibliotheca histerieo-geographiea. Juli bis De-
sember 1857. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht,
Aufsätze.
8. Zucdiig H. Zeitteles: Über die Entstehungsursache der Erd-
beben. (Wiener Zeitung, 25. April 1868.)
Karten.
9 Dr. JH. Lorenz: Parallelo-chromatische Tafeln zum Stu-
dium der Geologie, Gotha, Justus Perthes, 1858.
10, E. v. Sydam: Wand-Atlas über alle Theile der Erde. I. Bi.
Erdkarte. 4, Aufl, Gotha, Justus Perthes, 1858.
Dieselbe in Russischer Sprache.
11. £. v. Sydomw: Hydrographischer Atlas. 2. Aufl. Gotha, Justus
Perthes,
12, Carolus Millerus: Strabonis rerum geographicarım tabulae
AT, Parisiis, aditore Firmin Didat. 1868,
13. Otto Delitsch: Neuer Netzatlos auf Wachspapier zum Kar-
tenzeichnen. Zehn Blatt. Leipzig, J. ©. Hinrichs, 1858.
[t. Bei der Ablassung seiner Grundelige der Geographie ist Herr
Kozenn von der gewiss richtigen Idte ausgegangen, dass der geographi-
sche Unterricht mehr auf Anschauung und darauf beruhen soll, dass
die Schüler im Nachbilden der äusseren Konturen und der Gestalt der
einzelnen Länder und Welttheile geübt werden, und nur so wenig wie
möglich dem Gedichtniss anvertraut werden sollte, Derselbe giebt
daher koine Beschreibung der horisontalen Ausdehnung der Erdober-
fläche und ihrer Theile, sondern nur Zeichnungen, die er durch öfteres
Nachzeichnen singeprägt wissen will, und nimmt die Beschreibung da
erst wieder auf, wo er an die Zusnmmenstellung der in der plıysi-
schen Geographie gebräuchlichen generellen und Eigennamen, die Dar-
stellung der vertiksien Ausdelmung der Erdoberfäche u. #. w. gelangt,
Die Richtigkeit der hier ausgesprochenen und befoigten Ansicht wird
Niemand in Zweifel sichen, die Art der Darstellung und Ausführung
ist für den Zweck der vorliegrnden kleinen Broschüre zweckmässig und
ausreichend. Die ganze Schrift, welche sowohl die mathematische als
auch die physische und politische Gvographie umfasst, enthält einschliess-
lieh der zahlreichen Zeichnungen nur 86 Oktavseiten, bei welchem Um-
fange es dem Verf, nicht immer gelungen ist, die versehiedenen Staaten
Europa’s mit wenigen Worten hinreichend zu kennzeichnen; derselbe
eharakterisirt x. B. Preussen mit der Bemerkung: „Es erzeugt den
meisten Rübenzuckeor, gewinnt an der Ostsen viel Bernstein und hat in
Schlesien feinwollige Merino-Schafe”” — und Hantover: — „baut viel
Bachweizeon und bringt die Westphälischen Schinken in den Handal.” —
2. Das Lehrbuch der allgemeinen Erdbeschreibung von A, Thot ist
einer jener vielen kurzen und dürren Leitfäden, im denen der Lehrer
oder Lernende nicht viel mehr nls eine schematische Zusammenstellung
einer Menge von Namen aus der Kosmographie und Geographie finden
dürfte. Den bis jetzt erschienenen zwölf Bogen werden sich noch acht
bis sohn weitere Bogen anschliessen. Sehr annchmbar ist die notirte
Aussprache der Namen in Ungarn, Galizien u. s. w., die allen in den
'Sprachen dieser Länder nicht Bewanderten nicht geläufig «ein dürfte. —
3. Leopold von der Decken versucht in seiner Schrift, sämmtliche
Erscheinungen und Prozesse in der Körperweit auf die Bewegung als
gemeinsam zu Grunde Kegendes Moment zurückzuführen. In rascher
Folge sucht er durch sie, bisweilen in höchst origineller Weise, den
Lauf der Gestirne, Lieht, Elektrisität, Magnetismus, Erdbeben u. s, w.
zu erkliren. Ein nmüheres Eingehen auf seine Hypothesen überlassen
wir zntürlich den Männern von Fach und bemerken nur, dass Manches
nicht obne Interesse und anregende Wirkung ist. Wie man ans der |
Einleitung ersieht, sollen dieser Totalübersieht noch mehrere Abtheilum-
gen folgen, deren Aufgabe eine allos Einzelne umfassende Aus- und
Durchführung dor leitenden Hauptgesicbtspunkte sein wird. (ernde
diese Einleitung macht im Übrigen keinen günstigen Eindruck, da sie
ziemlich prütentiüs geschrieben ist und man leicht durch sie au der
Vermuthung geführt werden könnte, der Verfasser habe hauptsächlich zur
den Zweek, den Kaltwasserheilanstalten das Wort zu reden. —
4. ber „Companion” zu dem Britischen Almanach zur Verbreitung
nützlicher Kenntnisse für des Jahr 1858 enthält einige die Geographie
und Statistik berührende Abschnitte. Einer derselben handelt von dem
über Europs ausgespannten Telegraphen-Netz mit besonderer Berück-
sichtigung der submarinen Leitungen und geht dann zu einer ausführ-
lichern populären Darstellung des Atlantischen Tolegrapben über, der
desu nöthigen wissenschaftlichen Vorarbeiten, Sondirungen, Anfertigung
und Legumg des Kabels. Wir finden ferner einen Zusammenstellung
wichtiger Momente aus der Geschichte der Verbindung Englands mit
Indien seit dem Jahr 1579 bis zum Okt. 1858 und unter Jan statisti- .
schen Mitthellungen manches Nutzbaro über Englands Handel, Sechiff-
fahrt, Populationsverkältnisse, Auswanderung und Einwanderung in die
grösseren Britischen Kolonien n. s. w, —
5. F. H. v. Kittlit« begleitete als Naturforscher und speziell als
Ornitkologe die Expedition des Admiral Lütke, deren hauptsächlichster
Schauplatz bekanntlich die Küsten und Inseln des Russischen Amerika,
die Halbinsel Kamtschatka und der Karolinen-Archipel waren. Da dies®
Expedition bereits vor etwa 30 Jahren ausgeführt wurde, »0 könnte
man meinen, die Aufzeichnungen des Herrn v.- Kittlits kämen zu spät,
ihnen malisse der Heis der Neuheit fehlen, Einer Seits ist aber ausser
dem historischen Bericht des Admiral Liltke und einzeinen, in den
Schriften der Petersburger Akademie enthaltenen, streng wissenschaftli-
ehen Abhandlungen wenig über die Expedition verüffentlicht worden,
anderer Beits bewegte sie sich auf Gebieten, die seitdem bei weitem
nicht so häufig von Reisenden besucht wurden und sich wegen den ge-
ringeren Verkehrs mit der übrigen Welt weit weniger in ihrer Physio-
gnomie voründert haben, ala viele andere Theile des Grossen Occans.
So kommt es, dass das, Werk des Herr v. Kittlitz selbst im grossen
Ganzen das Gepräge der Neuheit trägt, umd rechnet man dasa, dass
es zum ersten Mal das reiche Material der eignen xoologischen und
physikalisch-geographischen Untersuchungen des Verfassers, von denen
unr ein sehr geringer Theil in den Mimeiren der Petersburger Akude-
mie verüffentlicht wurde, dem Publikum bietet und ausserlem Manches
von den Forschungen des früh verstorbenen Mertens, des Zoologen der
Expelition, dem es nicht vergiunt war, einen eigenen Bericht ausan-
arbeiten, ans Licht zieht, 50 muss man Jdas Werk als eine schr werth-
volle Bereicherung der geographischen und naturwisssnschaftlichen Li-
teratur begrüssen. Die seltene Kunst des einfachen, anmuthigen Er-
zählens, weiche dem Verlasser zu Gebote steht, macht oe zugleich au
einer höchst anziehunden Lektüre und die schönen Radirungen und
Holzschoitte von des Verfassers rigner Hand rerleiben ihm auch nach
dieser Seite einen besonderen Werth. —
%, Die Thätigkeit dieser auch für die Erweiterung gengraphischer
Kenntwiss in rühmlichster Weise wirksamen Missiousgesollschaft er-
streckt sieh auf das slidliche Afrika (18 Stationen mit 3 Nebenstationen
und 28 Missionären), Bormeo (7 ältere und eine im vergangenen Jahre
begründete Station mit schen Lehrern) und Uhina (2 Stationen mit
3 Missionären). Unter den im verguugenen Jahre Statt gebubten Var-
änderungen in der Orsellschaft erwähnen wir besonders den Abgang dos
verdienstvollen langjährigen Inspektors derselben, Herm Wallmann,
528
welcher einum Rufe un die Berliner Missionsgesellschaft folgte, An
seine Stelle frat Dr. Fabri, bis dabin Plarrer in Bonnlanden bei Würs-
burg.
B E H. Zeittoles spricht sich zu Guusten der Voiger'schen Ent-
bebentlienrie aus, welcher die Erderschütterungen durch Zusammenbruch
von Felsmassen erklärt. (8. „tieogr. Mitth.” 1356, 38. 85— 102.) —
9. Die Eigenthümlichkeit der zehn in lithographischem Buntilmek
ausgeführten und für das Elementarstulium der tieologie bestimmten
Tufela ron Dr. Lorens, Professor am Grmnasiem su Fiame, besteht
hauptsächlich in folgenden Punkten: 1. Während bisher bei geologi-
schen Profilen die Farben uni farbigen Zeichen einfach nur zur Unter-
scheidung der Formationen und ihrer Glieder dienten, wurden dieselben
hier zur Bexeichnung der petrograpbischen Ioschaffenheit der Schiehten
angewondet, so dass man nach dem auf der ersten Tafel gegebenen
einfachen Schlüssel aus dur einer Schicht gegnbenen Grundfarbe und
allenfalls einigen noch daräher weführton farbigen Stricken und Punkten
a. das Material der Schicht, b. die Petrefaktenführung, e. die Struktur,
d. die eingelagerten (remden (iesteinssrten, e. die Einmengung oder
Durchdriugung verschiedener verunreinigender oder färbender Subatan-
zen, alıne viel Nachdenken und ganz ohne auf einen Text beiseite zu
blicken, entnehmen kann. Wegen dieser Methode, wobei durch alle
Formationen hindurch die sieh petrographisch entsprechenden Schichten
auch überall gleich kolorirt sind, wurden die Tafeln parslleio-chromn-
tische genannt. Vierzehn leicht zu unterscheidende Farben zeigen die
hsuptsächlichsten einfachen Gesteine an; die gemischten Farben sind
gesetzmässig gebildet, #. B. das Grün des Morgela aus dem Blau des
Kalkes und dem Geibbraun’ dos Thones, dus Violette der Maguesia-
Silikate aus dem Dunkelblau der im Delomit vorhandenen Maymnesia
mit dem Karmin des iJuarzes u. #, w, Zur Angabe der Struktur, des
Vorkommens vou Petrefakten u. s. w, kamen einfache Zeichen wur
Anwendung, die bei den Einlagerangen und Beimengungen mit der ent-
sprechenden Farbe des eingelagerten und beigemengten Materials he-
seichnet sind, 2%, Um die irrigen Vorstellungen zu rermeiden, zu wel-
chen idenle Profile so leicht verleiten, wurde auf den sechs die Haupt-
formationen reyfrüsentirenden Tafeln im Hauptlelde jedes Mal die Schich-
tenfolge einer Formation aus einer solchen Grgenl von Europa dar-
gestellt, wo das Vorkommen vermöge der reiehlichen Entwickelung und
zugleich wegen der Statt gefnnlenen genauen Untersuchung als klassisch,
sis vorzüglich tauglich zu Vergleichungen mit dem anderortigen Auf-
troten derneiben Pormatinn betrachtet wird, Es sind also nicht allge-
meine Schemwon, sondern bestimmte Fällo als Anhaltspunkte zu Verglei-
chungen. Jedem Hauptprofil sind noch mehrere Profile aus dem wirk-
lichen Vorkonmmen einer gana bestimmten Lokalität beigegeben, haupt-
sächlich Ergebnisse der Forschungen der K. K. Geologischen Reichs-
anstalt und bnsonders aus den nordöstlichen Alpen, Bei allen diesen
Profllen ist nicht bloss die Schichtenfalge durch über einander gestellte
Felder, sondern es sind auch die übrigen Lagerungsverhältnisw und
nsmentlich die Schichtenstörungen in einer dem wirklichen Vorkommen
möglichst nahe kommenden und zugleich in oragraphischer Bexichung
instruktiren Weise dargestellt, so dass nebst jenen Verhältnissen, durch
welche sich die Schichten als zur gleichen Formation gehörig charak-
terisiren, immer auch die bloss lokalen Medlitikationen verbildliecht
werden. — Die Proßiie sind auf den Tafeln ‚selbst kurs erklirt und
ihnen sind die wichtigsten, der jeleamaligen Formation sugehärigen
Potrelokten in gelungenen Abbildungen (im Ganzen 207) beigesetzt.
Auf der siebenten Tafel befindet sich rin allgemeines idenles Profil, um
die Begiehungen zwischen Massen-, Kruptiv- und Sedimentärgesteinen
#bersichtlich zu zeigen. Auf den beiden letsten, den „geologischen
Äyuiralenten-Tafeln’ ist jede Formation nach ihrem Auftreten in fünf
verschiedenen (lejrenden yon Mittel-Europa — England, Frankreich,
Deutschland, Schweiz, vordästliche Alpen -— nach der parallelmehro-
matischen Methode dargestellt, woraus sowohl die in Wirklichkeit be-
stehenden Übrreinstimmungen und darauf gegründeten Parallelisirungen
der Formationen und zum Theil ihrer Glieder, als such die mit der
horigontalen Entfernung sunchmenden Abweichungen und Auslassungen
der geologischen Äquiralente ersichtlich werden. In einem gedrängten
Begleitworte spricht sich der Verfasser über den Zweck und die Kin-
richtungen der Tafeln aus, die bereits in Österreich von dem Ministe-
rim zur Anschaffung für Gymnasien umd andere Schulen empfohlen
wurden. —
10. Von dem Wandatlas des Herra v, Sydow, (essen erste Blätter
vor zehn Jahren erschienen und der sich schon damals der günstigsten
Beurtheilung der Sachkenner erfreute, wurde das emte Blatt, die Erd-
|
Literatur.
karte, in vierter Auflage ausgegeben — ein Beweis, dass jenes Urtheil
währen der praktischen Benutzung in der Schule sich vollkommen
bestätigt hat. Das Blatt enthält ‚die östliche und westliche Halbkugel,
jede zu drei Fuss Durchmesser un von einem Höhenprofil begleitet,
zwei kleinere Planiglohen, die südliche und nördliche Erdhälfte dar-
stellend, und eine Erdansicht in Mereator's« Projektion, Die beiden
grossen Planigloben bilden den Haupttheil der Karte; der Verf. hat
sich bemüht, auf denselben die Vertbeilung von Land und Wasser, die
Bodengestaltung, ‘die Hydrographie und Klimatologie in ihren ckarakte-
ristischen Grundzlügen zur Anschauung zu bringen. Durch pessende
Zeichnung und geschickte Anwendung einiger weniger Furbentüne ist
ihm denn auch gelungen, ein auf den ersten Blick höchst faseliches
Bild zu untwerfen. Bei der Darstellung der allgemeinen Bodengestal-
tung wird das Tiefland durch eine grüne, das Hochland durch braune
Färbung unterschieden; der Begriff des ersteren ist natürlich viel weiter
wefasst, als es bei speziellern Karten in grünserem Masssatabe zu gesche-
hen post, und letzteres ist durch geeignete schwarze Schrafürung und
Nüanncirung des bwaunen Tons nüher charakterisirt. Die Hauptflüsse
und grösseren Ser'n sind in »tark markirter Weise "eingezeichnet und
die Klimatologie einfach und verständlich durch sucht Zonenglirtel dar-
gestellt, welche die Folgen der Temperatur-Verhältnisse in zwei we
sentlichen Momenten andeuten, ein Mal nämlich in den Formen des
atmosphärischen Niederschlags (Zonen des Regens, des veränderlichen
Niederschlags und des ewigen Schnee's) und zweitens in der eharukte-
ristischen Vegetation ; letätere ist vom Agqnator nusgohend in fünf Grup-
pen getheilt, Was hier nuf den Planiglaben in horizontaler Ausdeh-
hung als Zonen, int dan noch ein Maul auf den erwähnten Profilen in
vertikaler Ausilelnung nis Brgionen dargestellt. Die Plunigloben der
nördlichen und südlichen EKrdhälfte zeigen nur die Vertheilung des
Festen und Flüssigen, die Erdkurts in Mercator’s Projektion susser-
dem noch die Mreresstrümungen. Sr haben wir denn in dem gunzsen
Blatt eino sehr vereinfachte, aber dennoch für den nilgemeinen Schul»
unterricht vollkommen genligende Darstellung «der physischen Geographie
und es dürften als Hauptvorxlige dieser Wandkarte vor vielen ähnlichen
die Zweckmässigkeit ihrer ganzen Anordnung, die einfache, markirte
Haltung ihrer Hauptiheile, die Abwesenheit störender Namon und
Schrift, endlich die pnssonde und gefällige farbige Darstellung hervor-
gehoben werden. Die Auwendung verschiedener Projektionen bietet
sasserlem noch den Vartheil, den Schüler an ein richtiges Auffussen
verschiedener Erdabbildungen zu gewöhnen. Was endlich speziell die
vierte Auflage anbetrifft, so finden wir, ss weit thunlich, die neuesten
Entderkungen sorgsam benutzt, Punfzig Seiten begleitunder Text die-
nen rom [heil als Erläuterung, zum Theil als Leitfaden, wie der geo-
graphische Anschauungsunterricht mit Ikenutzung der Karte zu betrel-
ben sei. —
11. Die 27 Flusmmetse diber alle Theile der Erde, welche nebst
einen Musterbintt nnd einer Anweisung zum Gebrauch den hydrogru-
phischen Atlas von E, v. Sydow uusmachen und welche vielfach mit
sichtlichem Nutzen beim geographischen Unterricht benutzt wurden,
sind in der gweiten Auflage zwar in Rücksicht auf Methode und Cha-
rakter dieselben geblieben, aber in allen Theilen semäss dem Fort-
gang der Aufsuhmen un Entdeckungen vervollständigt und berichtirt
worden, —
12. ©. Müller’s Atlas zu Straho’s Geographie ist eins verdienstliche
und dankeuswerths Arbeit. Die 15 Tafeln zeichnen sich durch Deut-
lichkeit und zweckmüssige Einriehtung aus. Die Konturen sind nach
unsern heutigen Kenntnissen dargestellt, häufig Ist aber Straho’s Vor-
stellung von der Form der einzeinen Länder in kleinerem Masssstabe
wiedergegeben. Die Begleitworte enthalten schätsenswerthe Bemerkun-
gen über einzelne zweifellafte Punkte, welehe bei der Konstruktion der
Karten in Frage kamen. —
18. Dass die Kartennetse auf Wachspapier, welche zuerst Direktor
Vogel in Leipzig herstellen liess, nls zweckmässig befunden wurden,
beweist der rasche Absatz, den die erste Sammlung ılieser Art gefunden
hat, von der schon die fünfte Auflage ausgegeben worden ist, Herr
Otto Delitsch, rlihmlichst bekannt durch die schönen Wandkarten auf
Wachstuch, welche er anf Veranlassung Dir, Vogel’s gezeichnet hat,
bietet num den Schulen einen neuen ähnlichen Nets-Atlas in gröserem
Maassstabe, Der Hauptroreug der Benutzung von Wuchspapier beraubt
darin, dass «das Zeichnen der Karten mit gewälmlicher geschlemmter
Kreide geschehen kann, die sich mittels eines Schwammes sofort besei-
tigen lässt, #0 dass man die Netze zu den verschiedensten Darstellungen
immer wieder gebrauchen kann.)
Bibliographie, Juli, August, September 1858,
Bibliographische Übersicht
der i im III. Quartal 1858 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze und Karten.
Zusammengestellt von H. en
Geographische und statistische Zeitschriften.
- —_ Normvelles Anmales «le ba Marine ot des colnion. Xennnde. Julllet—Beptemtre,
Dupont. #. (20 fr.) 6 Thir. 20 Ngr.
onvelles Anunles des voynges, ıle ia geograp a de Vare
logie. um m V,. A. Mette»Brun. Vie Serie de annde. Inület- Septembre.
A, Bertramd. #&, Jahrg. (90 fr.) 10 Thir.
nnall universall di Statintien, oromeimäs zes „e vinggl
A er a di Gins, Sacchi, 3a Serie, VoL f
‚gonto, M ro Jahrg.
Archiv für Füsenschaftlehe Kunde von Russian. Ling von 4. rn
xviıL um 3 lief. Nerlin, @ rat
Ausland. Eine Wochenschrift fir Kunde des geistigen und
EN. der Vüiker. Red: 0, F, Prockel. 31. Jahre. 3 Stuttgart,
Jahrg. 9 Thir, ” Nr.
Bollettian «di motizie statistiche Itallane e PREDFTEL > e delie r importanti
Invenzionl & seo “ dei’ Industria e delle en eumpilate da
ins. Sacchl. Ü rast. Jahre. (1. “0 ec.) 2 Thir. 6 Ner.
Bremer Enmdelsbintt in Verbindung mit O, Hübmer's Nachrichten ams dem
Gebiete ui Stasts- tl Vulkswirthschaft. 7. Jahre, Nr. 27— 30. Bremen, Schf-
nemanı., pro Jahrg. 4 Thlr,
Bulletin de ia Soeliti de erograpbie, nällee 2: Alfr. Mawrg et V, 4. Malte
Brum. de Serie, T. XV. Mai, Juin. T. NVL Juillet, Aoüt. Paris, jertrund.
pro Jahre. {12 #r.) 4 Uhlr.
Juarmal - the Statistical Soehete fl Lomlom. Zey-Ahptenhen. onden, Par-
ker & Son. # ‚Jeden Heft (2=. 6d. I Thlr.
Mittbeilungen des statistischen Burenws in Berlin. Hrsg. von W., Dneterici,
11. Jahre, Nr. 14-1, Mit Beilagen. Berlin, Mittler & ®. pro Jahrg. 2 Thir.
Mitthefl m au Justus Pertlies’ zeographäscher Anstalt etc. 1808, I
J. “4. Mit Karten. Jedes Heft 10 Nr.
kil Swornik, See-Magazin. Hrag. von der Adaniralltät. Juni — A
Petersburg. & [Russisch] » Jahrg. (b R.) 9
The Nautien) Magazine und! Naval Chronice, Vol. X vi July en
London, Mein, Marshnil & & Jeden Heft (1".) 12 Ner.
Y Ilnmideis » Archiv. Wochenschrift flir Handel, Gewerbe ; und Ver-
kehrs-Anstalten. Hr. v. rom lieb umd Saiet- Pierre, 18. Jahr. Nr. 27-38.
Bertin, Decker. 4. Mit Beilagen. Jeder Band 2 Thir.
Proeeedings of ge Royal (ieograpbical Sortetr of London. Vol. IE, Nr. 4. &
Laimdon, Stanford. ® Jedes ai (1s.) 18 Ner.
Nr, 5. ent: Address at tle Universarr Meeting of ihe R. (ieogr. Soc,
24th May 1xös. By Sir Rorerick I. Murchison,
Revue de l‘Orient, de an ug & des Collien. Nouv. Sirle. Arril— Juin,
Jaillet— Septembre, TVaris, Ronvier. = Jahrg. (20 fr.) 6 Thir. 0 Nor,
dschrift voor Neilerlamlseh nd, Litgeg. door W, K. ran Horret. 208 janrk.
78, Is-Iomamel, Numan & Zoom. pro Jahrg. (ft. 18) 9 Thkr,
ee © voor staathulshendkamle en statistiek. Die Mr. B.W,A, E. Sinet
tot Ge deel, d. & stukken. Zwolle, Tjeemk Willink, &
pro Jahrg. von # N Su) 3 Thir. #5 Nar.
Wochensehrift für Auen Meteorologie und phie, Red. von His.
x Nene Folge. 1. ep is, Nr. 27%, Halle, Schmidt, gro Jahre. ER
Zeitschrift fir allgemeine Erikumde, Mit Unterstlitzung der Gesellschaft für
Erdkunde zu Berlin u. x. w. Hrsg, von A. Neumaun. Nene Folge, ". Bd, 6 Heft, and
V. Bit, 1. 2, Meft. Berlin, PD, Reimer. % Mit Karten. Jeder Band 2 Thlr, 30 Ner.
F Geographische Lebr- und Handbücher.
Atrdgö de glogruphie onmmerciale et histerique Bragnumer la division de In
Franee par basis, tm tablesıı aymuptigne pour eg ER des notlons
historiques sur les Etats du globe; sulv) des mnenrs @t Lug nei
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Weir dan proeis de eusinographle . ..ı por #. P. B, 280 edie T
x 2 220 pp. Mit 6 Karten.
u und genealogischen Geschichte shmmtlicher
1. Ein Hülßsbuch beim Gehrauche historischer a
1 Tllr.
ua Haandier. 21— hie Hefte. Durp— Ku
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(ven, & Ahrenn.) Beral, Klinge, 4, IX,
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IKjaienkan een Jeden He von 33 pp. (265k.) TA Ner.
or, Buy, ven oasia ba terra doseritta secomlo Io norme
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Österreich. er v 10 Ngr.
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de TAnbe, de In Mans 60 de is Hante-Marne et de !’Yonne, Owvrage exstrait de In
gogenphle innemonkque, Te delt. Troyes, impr, Anner-Andrd. IX 72 pp
The Frasklin Ölube Mannal: an Abd to the Study of Geographr and Astro-
noany, wich the Use of Artitielal (oben, Moore & Nims. 18. af .2
Frese - Be ph, rn de Venfance, avec quentionnalres. Paris,
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pp. In d& & 2 cool. et 28 enrtes, aveo questionnalres. (8 fr.) nn a
Geöngeruphie dlömentaire des deoles sur len carten ‚par
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Grube, A. W. Geographische Charakterhilder In nr
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Landes und Lebens für Schule md Haus bearb, und gruppirt. 3, Aufl, ei Laie
zig, Brandstetter. & XVIn. p. 220-398, Mit 1 Ansicht des Domen v ak 3ue
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Ankt-statistiskt Lexikon üfe
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1 Härsder, Socknar, Pastorater, Annexer, u
Pasdorter , Bergwerk , Kungsgärdar och amıra historiskt
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Tilaingsilisare, Resande, Kent-, Iudustri- och Hamdelsskolor id In
Ainkt-statistiska werk, i den nf ra Hofmann, ©. Windertich och €. Cramer tillökade
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och Finland, Tre Band. ia Häfter, Stockbalm, er a 3 1—öh
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Päts Damen Su Az u ki
‚ Bellmamm, #. VI, 151 pp. 1 Thir,
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ae Shimde omarbetade Uppingen. Med em tidntafts.
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KRigotat, U. F. = Is cinq vr de mond
graphie göndrale, 2e dılit, rorne et
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Dial in se
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inde. Paris, 46
und eb 1#00, Gebr. Baensch. x VL 130 10 Near.
Stahlbero, W. Le tfaden für den Pa enan Unterricht. In 3 Kursen
bear, # Bichen. 4. verb. Aufl. Leipzig, Holtze. IV, #8 u IV, 6 pp. 124 Ner.
ae 1. u. 2 Kursus enth. 5 Nor; 2, Bdchn. (den ik
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%, Basis of (iesgraphy. Ach edit. London, Welh & er 12.
6 Ner.
ıBedifond's Eiemreniarı Nrbmal Serien.
Den Fimt Book of (eographıy for Ohikirem, Designed for the use of Fa-
mıilles and Selnols, enntalning Lessons on the Elements of Autronomy,
and Statisties, mlaptenl for the Vonng of both wexen. London, Tegg. In eye
( er.
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Viniiarnunenen, = en ilustrermi Handbek für Alla Samkällıklasor. Efte,
Blane'« „Handbuch des Wissenswlrdiesten” üfwersat och heart, uf der, Tramir.
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Stockbotm, Exped, af Konvers-Lexikom. 4 p- 201 F78 Jedes Iieft (I16ak.) je Neger.
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530
Mathematische und physikalische Geographie.
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@iitise, SM. The U, Bt. Naval Antronoamäral m to = en
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he Solar Parallax. Wach ahlnzton, INöE. d v1, SOLRK Kult, 492 pp. (D.7.) 14 Tl,
Heimen, Jos. Das Weiter umd die W. "Ein Oyklus moteore-
Ioglacher für (iebiklete. Hannover, Hab. & x ‚ze m 1 Thilr. 5 Ner.
Henness On tbe Iistribution of Hent over Intands, and especially over
the British "Pr. 1. With a Map of Isnthermals af the’ British Isles. (The
he Nr. IL, Judy.)
mann, der matbemstischen (ieographle. Zum Gohrauche an
bübern l.ehranstalten zunammengestellt, Bayreuth, Crsu. % 6 pp. Mit 7 Mtein-
e. Humsotdt, At." Comnos; or, Sketeh of a Physical Deseri ei
u Transinted under the Superintendenee. of Majar-Cenerst Eile, Kabine,
Val. EU ge 2. 1 Lomdon, Lomgman. 8 ad n (78) 2 Thin. 30 N
The Same. Translate by #, U, Orid and W. 8. Datlas. Vol.
London, Bohn. Er (0) 3 Thir.
Kasınoa Ontw eenbr natwurkundige wereldbeschrijving, Naar
het Hosidnitsch door E. M. mai. de deel, ie afl. et vd. Heurell, &
»1-M 4) a WA,
Kosmos, Udkast til en phyeisk Yerdenshetrieie, Dan
€ L. Priersen. tie Binds Inte Hofte. Kjübenharn, Eihe. Sp. 1 ir yo;
NEr.
—— Utkast ti em k Werlbsbeskrifning.
Ost, Thomde, ni Häfter, av. ts Iosta Häfte,) aa + Kar) Sr.
A gr.
areas Lanka. =» pp. (1 Radr,
AudT.: ae für Naturkunuigiset och dermed beslägtade Kan-
FREE. Första Serl:
Jahrblicher > kk entral- Anstalt fir Meteorologie und Erimagmetlımar
Von X, Areit, V, Bd. Jahre. 1800, (Mit 4 ren in Holzschnätt.) re durch
de kaiserliche Akademie der Winsenschaften. en, Braumüller, 4. VI, 49 und
$ Thir.
dit = ig; ihöorle nourelle sur les oonrants atmosphöriques. (Berue
u he: Studien Über die Methoden nd die Benägsung hypeametrischer
Arbeiten, nachgewiesen an den Nivenaverkältuissen der I ungen von Fra
Ein neuer zur Geodäsie und zur Orsgraphie. Mit 2 Nivenukapten nnd
mehreren Holzs ot J. Pertbes. 4. X, 107 pp. 2 Thlr. 10 Ner.
Lart a, Essal sur les oursgunms et les bankalten. (Nom. annales de ia
mumnS
es faltes a Lille pendant Kannde
Te
rl,
Prestel, M. A. F.
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wir Iogische W on een 0 bezittingen, on afwij-
Metsoro|
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versary Meeting on the 24th May IRöh, by Sir Aouderick Impey Murchison , Pre
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Ienr det soce]_ meral BR cs pn a wre er
1 E e . I ne
historlque. Halle, Schmidt. & XVI, 76 Es
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em Heft 20 Near.
Inhalt: 1. Die (irossmächte und Mystorion im Menschenleben. 102 pp, —
2. Der wilde umd der eivilisirte Mensch oder Natur und Geist, Ethnograpbi-
sehe Sikieze, 130 pe — & Zur Uharakteristik der Türken, Eusen, Polen und
v»
er ler Erde. 8 verh, umd sing" Zul
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Gaule, A
Nicolweci, @inst. Delle «tnolgico, Vol, I,
"li » Fa “, Di 1-10, Mit =
Vol. It, diep, In. Napoli, erg H
du Jeile Alch. (1 Disc. 2b gr.) 2 Thlr. 15 Ner.
Puimnr, Leon. Discos suecinet sur les de V'bomme dans In con-
naissanse «dm "globe, on Binumd des grandes deenurertes gdographijnen, Cnen,
LegostHirkse. 8 47 pp
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en hie, (Bmllerin de In de geogr. Mai et Juin.)
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de edit. T. U Ledoyen. & XV, 476 u. XV, 383
E prnda dns im 3 PAdn. complete Werk (20 ") 6 Thlr. 30 Ner.
Le true, A, Instrwetbons sur te deeneit des Darlanelle, Ja mer de Marmara
et io Bosphore, miirios (lo ennahlirntions wendraies sur larchipei gres: publides
u. be minlenhee de = S. Exr. Tamlral Hamelln 2e Alt, Puria, a ups XXIV,
hy of ibe Sen: or, the Eronemy of the Son
wiere, itn 4 linsnten, Üin Inhabltants, and what-
ver — may "| of Koneral Interest In its manmerchel Uses or "Indastrious
Parsulte An ef new amıl enlarged edit, New York. & With illastratise
Charta amd 3Thir. 10 Ner.
Memolr of the Dangers and Ice in the North Atlantic Ocean. Ah edit New
Yun, E46 GW. Hm. 4, VI, Si pp Wi Uhart exkibltine the Ice as obserw-
oA in the Nartb Atlansie by IN, €. Aa, Adılitinee to IH
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Ay öNgr.
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Reisen durch mehrere Welttheile =: Länder.
aub Same Togabet geführt auf einer Reise von Bremen nacdı Hono-
the yet = the Compass.
. eiläge land.
"hans an pertreiiun. de en de il würsrsshagn, 3 jhofE, Ir
ren ve)
Kae Entdeckungen Im Sildmeere. (Ergänzungs- un u. Bd.XIV, 6)
Fournier , Hippot, Mistolre pittoresgue Dry villes es
VAllemagıe, ia Suisse, Italie, a - L. Tarıynde, 1’Asie, armen) e Ipr
%, R rue Zarıer. a he Serien
wteig, @. Der .... den e Natar- umd Mensch,
& Niedner. % p. 1-"128 Mit 1 Karte
1. Liefg. Wileshnden, Krei & Nicds
. Kittlitz, FH. Denkwürdi elten einer anch dem russischen Amerika,
auch“ "Mikronesien und durch tselmtkm 2 Die. Kiotha, J. Perthes. & XIX,
» Mit elugedr, Holzschn, u. 4 Stahlst. 4 Thir.
n,stelen, volken en menschen. Ben panoraıma in mejrontien groepen.
naar (het Haogd, van) A, W. Grube ou vele anderen, Diver J. J. A. (urrernenr,
t sope ttel-nitgave.) 2 deeien. Gröningen, Wolters. & XVI, 424 u. 420 pp.
(0.3, 90.) 2 Thir. 2: Near.
en Mazarirgos, dergonio, Vinjes por y Auserien, de
por Putririe de ia Earosure, Paris, in 2
Schi cher dem J. 1858
I Jos. Zweite Pilgerreise nach Jerusnlem "und Rom
und 1857 unternommen vr beschrieben. 1.— 5. Liefg. Ausserg, Kollmann. 12,
L Bd. XX, 724 pp. Mit 5 Holzschnitttaf. Ti Ner.
Sermarın, Brik, Reise um die Welt und drei eye ee
Frogatte Hernid nach dem nördlichen Polarmeere zur
Yn’s in dem I, IMS — Intl, 2 Bde. (im 1 Bd.) Mit later 1 is
Hannover, R ler. ®. KV, 626 pp.
wenshr, F. Abriss der hai sten eisen wm meepreohechen
in nt. Petersburg I “x XIV, Dia pp
R. 24) 2 Thir. 15 N
3. Is 2.
(Russisch, h
U, Geschichte der PSlurreiaen: [Fortset«.] (Die Natur, Nr. 30, 31, 22, 34).
Ude Cossunk A tat li dell! unlveren owveoreo storin del goverso delle
kegzi della milizin, detia Tel
nostri giorni.
Vol, I, parte 2,
” Voyage autor "4u monde sur ia Frognte Sudloise Fire exdeu
les annden 1861 — 1859, sous le enmmandement de (. A, Viren.
sclentitiues er r ordre de Sa Maj. be Koi Oscar I, par l’Acadimie royale
des seienoes Een. Phiysägue, L Stockholm, Norstmdt & Fin 4. #0 pp.
Die Ausser Etropäische Welt, oder Jahrbuch des Wisenswürligsten aus der
Kunde fremder Länder und Völker, Nach den besten a Quellen Swen
von einem Vereins (ielehrter, 1. Bd., 1. 2 Liefer. Karlerube, Kunstv
r —- Mit „das Neueste ans der Länder - und Völkerkunde”, P1i—ih Mit
Stahlst. iNer.: Ausg. in & 10 Ner.
EUROPA
Aities, 7. W. Journal d'un voyage on France et re rg A'ltalie.
Traduit de Yanglais par M. J. Paris et Tournal, (usterman. 8. 302 En
Les Bords du Rlıln et ia Mollamde, Gulde Hlustrd du voragenr. - a BNe sur
len Iieux ot Wapris Js documents los plus mufbentijnes par Tiwoh Grieben,
Ouvrage Ilhistrd de vignetien et necm ui de arts dem roten er elmmink die
den Isar Bhin er de 7 plans. Te «Alit., revue ot
Berlin, (iricben. 8 IV. 108 Pr ü 15 Ner.
Bibhistheune ir, Ir.
Buucher de Perthes, ® Oynge en Danemark en Subde, en Norwöge, par ia
Belgique et Is Hollande. Betour par les villes anseatiques, les Mecklenhsurg, in
Saxe, la Baribre, Je Wurteinberg et Je grand-Druchr de Bade „Hour 4 Bade
1854. Paris, Trouttel & Wurte iR, RS pp (34. 50} 1 Thlr. 5 Nar. -
Sauvitn. 5 pETa-i32 A?
iR aaaı het (ie. Abe k) Ser.
pendant
vs
Google
Bibliographie, Juli, August, September 1858,
Brunet, Jean. Les Alpes. Expioltation mindrale Paris, toms
18, len
wkhlan's Bam And Gulde for Uontinental Travellers. 8
En Fr Fig mer (2%. 64) 1 Thin.
Gulde Ilnstrd "ia voyageur dans l’Europe centrule, Ridied sur les lieux et
tes documents les plus authentigues par Throb. riesen. Ve vol. Merle
onale, Autriche, Hongrie, Ilaute-Italle, Göues ot Turie. Ouvrage ill de
Zigaaiian et aseaipaget d'une carte des routes et chemins de fer de !'Europe
des plans, alnsi quo (des cartes des environs de Vienne, dıa Balıkammugnt ı ei y-
Tyrol. Te dit, rerus et co L „Berlin, Orieben. 3 16, ni 1, 450 pp. 1 Thir. 20 Ner.
ir, Wr. Bis,
Nlustrirtes Handbuch für Reisende in ler gt Ober - Italien, Turin amd
Genua. Nach Anschanung ad Cm Samen! Hülfsquolie: u heard. von Täeob.
Grieben. Mit 75 Illustr., 1 Panorama vom I Reise- und (scbirgskarte der
los Libruires,
(75 ©.) 31, Ner.
Schweiz, 4 Specialkarten und 7 Plänen. 2. v . (Titel- JAuf. un Imih), Grie
ben. 16, VII, #30 pp. 28 Ner.
Gries Kelse-Tibil, Kr. S4.
Je Ad, ice & Nitinermine et hi we de In Bulme, da
teseriptif
Jura franı de o-Baden A Paris, Hac)
Htindraire descriptif et historique; eoontenant un ranıa de la chaine du mon
nal se 5 sberesas kung VIEL, 886 pp. ($ fr.) I Thir.
Kindes sur ls geograplie botanigqae de I'Europe et on ler sur
in BL, tu platean central de la Prance. T, VII—IX (än). Paris, J. B. Baillibre. &,
can Lier, 5.0. Beistogt van Zine Koninklijke Hoogbold den Prins van
Oranje, met Mnjesteits schroefstoomboot yo naar Spanje, Portugal
“sale de = ro eumplt 1.8) 5) 3 Til 158 N Ladens (4.6) 4 Thin, 6;
ni Baspn ı N r “er.
Vornge n diranger en Nee sur be bonds du Rhin.
Moriaie, iahal «
Reichard's ent der Reise ete. 18. Aufl, nach eigenen Anschauungen
und a besten Quellen neu heart. von Ad, Herbig. 1. Thk: Die Rlein-
lanıe,
Ober-Itallen und Ossterreich. Reise mach Krakaiı,
1 Eisenbalnkarte, 7 Specialkarten und 13 Plänen.
1 Thlr. 16 Ngr. Berlin, Herbig. & Preis für 3 Bde, zusammen 3 Thir. 15 Ner.
Roeiant, Ei, do de u Voyage denen age on Beigiuw
0%,
1fr.
Vade Mecum for Tourists in Dante u Rn De il. Ka 5
(i=) 12 Ner.
Vockes, er Reise - Taschenbuch für junge ey umd Kunadler, Ein
allgemeiner" W eiser durch ganz Deutschland und die angrenzenden der,
mit 0 Reiseplänen, Beschreitung der en > von 220 der Imioutend-
sten Städte Deutschlands und der Schweiz, neh: bersicht der Eisenbahnen
»c. umd 1 Reisekarte 4. stark verm, und verb. Aufl, Eisleben, Kult. 16 VI,
20 yo. 7, Neger.
Deutschland.
mariın, welcher die wichtigsten
itlschen Ba Tergien
Oesterreich, Si nnd,
enedig its- md 1} Special-Karten und 92 Plänen.
XVL som 2 — 2. Th: Mittel- und Nord - Deutschland. Nebst 1 Eisen-
bahınkarte, 17 Plänen "und 4 Speeisikarten. IV, 258 pp. 1 Thir. Co
Beide Bde. 3 Thir. 20 Fir, ini web. 3 Thir.
Büntsch, Atx, Über die Metapluyre den » südlichen und östliehen Harzen. Mit
1 Karte und Prodlen. Halle, Schmidt 4. re ans dem 4. Bıle. der
Abhandlungen der natarforsebenden ehorschenden Gestik] in 1 Thir. 10 Ner.
de Chaumont, Promensdes sur les boris da Kinn "emeiren d'öcoliers em
varanoıs. Aventıros, Iigendes, deseriptions ete, Barbon Fr, 4 154 pp.
En een
d. Galerie pittoresker Auslchten des deutschen Vaterlandes und
Beschreibung derselben. . Liefg. Leipzig, Hacndel. 4 Il. Id. p. 13-190,
und IV, Bd. p. 1—1@ Mit 32 Stahlst, Jede 6 Ngr.
BR W. Das Fichteleobirge und die Fränkische Schweiz nebst Ausfiligen
nach Nürnberg und Bamberg, Handluch für Reisende, Mit 1 Doppel-Reisekarte (des
Fichtelgebirgens und der F chen hen Schweiz. P Berlin, Grioben. 16, IV, 110 pp, 15 Ner.
Guide Hlustrd du vayageur en Allemagne. Hidigi sur os Meax et d’aprbs
jes dotuments les plus a nes par Tidob, frieben. Ouvrage illus de
vigmettes et aomompagnd d'une carte des routes et chemins de fer de l’Europe
hs des plans alısi que des cartes, Te «dit, revne et eorrigde. Ban Erben
16 X, 799 2 20 Ner.
“u vorsgeur, Br.
erben für Reisende in in Deutschland, Nach eigener ge
ee Mit Illustr.,
Eisenhahnkarte von Mittel - Europa und 28 Plänen und Karten. 7. stmymearb. und
verm. Aufl, Berlin, Cirieben. & Xi, 719 2 Thir. 15 Ner.
| Nr. u.
Heinzeimann, F. Das destsche Vaterland in En und Skizzen für
das Jünglingsalter und die Gebildeteren aller Stände dargestellt. (In 4 Ikden.)
2. Dd.: Ins Tiettand des Nordsee - Kandes, der Härz und sächsische Schweiz.
Leipzig, Fr. Fleischer. & XIV, 449 pp. 1 Thir. 10 Ngr.
Bidet den IL Supplementband zu „Ale Wehkunde 2 einer planmässig
ten Rundschau der wichtigsten neweren Land- und Seereisen”, auf
rumd Bene sea von ne Harnisch dargest. und brag. v. F. Heinsrimann,
Mosch, A. F. Das Ri e, seine Thäler and V eo und das Iser-
ee Hee-Führen Mit ar ab bien. und 1 Karte, Leipzig, Weber. au
gm
Mesch, Wanderungen durch das Riesen- und Inter - uaue und darch L-,
benschbarten Täler, Eis Leitfaden fir Reisende durch diese Gegenden, 2, v
und mit einem Nachtrag v Ausgabe, Mit Profil - Umries und 1 Kur
Warning. Leipeig, Leipzig, Hinrichs. 8 118 A 1b Ner.
Ansichten aus den deutschen Alpen. Ein Lehrbuch flir Alpen-
reisende , ein Naturgomsälde für alle Freunde der Natur. Mit Holzschaitten und
1 Karte, Halle, Schwotchke's Verl. & XVI, 402 pp. 2 Tbir. 0 Ner.
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XII.
531
Münnich, X, H, W, Das Fichteleehinge und das Exerthal, in der Gegenwart
und Vergangenheit, vom Urpru der Eier bis zu ihrer Mündung. Mit 1 Kärt-
chen des Egerlsufes. Dresden, 1 Ernst. 16. IV, 156 pp 10 Ner.
Osieckt, J. i stosunck tychze do kolei w Pole i
Koleje zeigene w jejl,
opograßcena kobei europujsklech.
len, Typogr. - Hter. N
Salzburg, Salrkammergut, Tirol, Obör-Itallen. Neues
Handbuch für Keisende. ı de Europa, 1 Plan von München nnd
% Touren-Karten. Berlin, Janke. X, 344 1 Thir. 30 Ner.
Der Rein und die Riveinlande. Dargestellt in malerischen -Ansiehten
von L. Lange. In Stahl gest. von J, Peppel, Histnrisch-topograp seschildert
von Ali Diner, 2, Abth.: Von Mainz bis Köln. 2. jo Nr. 10 — 22.
Lange. & p. 145-176 Jede Nr. von 3 Stahlst, und $ Text 7} Ner.
Der Rhein und die Rbeinlande. Dargestellt in malerischen Orlginat Kanleue
von Z. Rokbock und W. J. Cwuke. Mit
torisch- en ext von dluys
Heuninger, 3, Alt.: (Niederrhein) von Köln bis Nr. 2644, Ebendas. 8.
Jede Nr, von 3 Stahlet, und 8 pp. Text Her.
dor annerrdentorben
erisch-historisches Allmım Album vom Königreich Dökmen- y
von Ed. a
10. Lie Olmiitz, Hälzel, Fol. 3 Taf, u. une Bu Be Thir, 15 N,
eolor. 2 6 Ner.: Thir. 153
. Oesterreich. Handbuch r Reisende. 5 Karten mad
15 Plänen. & verb. Aufl. Cobtenz, Baedieker, & VIIE, 24 1 Thir. ver.
Corte, Pre H. Die Adelsberger ‚187, v. Kleinmayer &
gg! de Alle 1 Sltmations-Plane De Mi. ae“
„habızomn, opisana pod wzgl
walicyjekich
FE, Uepveradernym ig arg Ad Fe i are
kim, Z auto; — ‚Michat Fe omak.
er k, k. Finanz-Landendirek
1857, Verlag
Kryuiea In dem
1 Karte der Umgebungen und Ansichten von Wien. 8. bedeutend verm. und verb.
Aufl, Wien, Wenedikt. 16, 152 pp. Mit Holsscht, 20 Nor.
Hrdina, E. Gmunden und seine U: ten. Hin W ya für Fremde
e dieser berrlichen u Ge. KV Bi 10 Ner.
Jahrbuch der k. k. Br je. Rh IN. a änner—
März. Wien, Braumliller. 184 und 78 pp. Mit Holzschn. und 1 Tel
pro 4 Hefte 3 Thir. 10 Ner.
Untversal- Lexikon dos Ssterreichischen Kai-
ben Monarchie.
Ordnung nach den bestem neuesten umd verläwlichsten Quellen bearb,
3—5, Heft, Olmiitz, eh | 8 p. 189-390, Jeden Heft a
w A, ennu. Führer für I oder 2 Tage.
einem Zuen Or A in Parbendruck and b INustr, Wien, Wale
er.
Kein, ne 'I Hereulesbäder nächst Mehadia Monographischer Versuch.
ie el. & VII, 10 pp. 27 Ner.
ge K. Bericht der einige im üstlichen und nordöstlichen Mähren und
Höhenmessungen. (Jahrbuch der k, k. geslog.
e. Erddly angy fe ud dr katonal hatkrärr
und der Mnllärgrense,
el Be distretto Notizie storiche stätistiche ed industriall. Venezia,
tip. dei Commereio. & ®2 pp. Mit # Karten und 1 Tab.
Kuala 5 Volkssagen und Schiklerum; u prachtvoller Gebirgeausfligo aus
dem k. k. Salskammergute. Mit 7 IHuste. Wien, 1864, Lechner. & IV, 57
1
Macher, Mtki. Übersicht der Heilwässer und Naturmerkwärdigkeiten Rn
Steiermark. Gras, Tendier, 4 17 & 2 Ser, u
- Carlsbad in Rohemia and its oral rin. A
tbe most repubed Span of Germany, Carlıbad, Franleck, =. nr w
in Ischl und Umgebung. Mit 1 Karte, Wein ı
2. Ser d Arena re ses, Taerata dep nenn Di
hie Siebenblirigen« aus dem Dentseben lihersetzt. Blasendorf,
ER narienzione 0 csnmerelo in Trieste nell’ anno seolare 1857,
Trieste, Tip. Weiss. 4. 104 une Te
de Pr. in v pulaire en Hongrie d’aprbs Poutrmge de
"je Prowe Zar mr Aroc une Introduetlon de Nav, Marmier,
Gabr, de Pruney p par
Ouvrage lustrd de 5 he dessinde Furls nature r
Weber et lthogr. en eomleurs. Post, 1804, Geil „Sei ze
Reinhard. — Une excursion au sommet du Semmering en r
par M. le oomte Reinhard, prösdilent honoraire de Institut bistarique, dans En
pabligue de ootte le 21 mars 168, Parin. & I mes (Aus dem get
Reisepartien von er durch das apEae Eruineiin] Div .
1 Ciobirgsansicht v. jermairborge num. Hana, f Bo
Schmidt, J #. u ‚ber die en
(Jahrbuch der k. k. geolog, Relchsanstalt. XI, zn Nr. i
Schubert, Fi, Kurzgefnsto Darstellung des öste chen Kaiserstaaten,
Zum CGohrsuche für Volks- und Unver-Renischulen. T. verb, Aufl, mit Zugrunde-
legun der neuesten politischen Eintheilung. Wien, Sallmayer & Co, fern
154 pp- gr.
alinton Jan. aaa en Macocha # del okoll, Obrazy oestoplsnd pro u
a ’2 pp-
Umgebung. Rebseskizzen für „Mähren”, Mit 16
co”
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ZuaMEhr ung Im fen aradan
habten im
in Wien. Wien, Wentuim. #, 159 pp. Mit Holeschn. umd 1 Tab. 1 Thir.
Von Wien nach Triest. Beischanibe ch für alle Stationen der k. k. Büldhahn.
Nobat den Fahrten von Bodenbach , ee
Venedig. H vn Germain Dierd ia 1 Triest. Mit 18 Stahlst., 22 Holssehn. und
Saltahn. Tri re 08 #, ZVu,siepp. 2 Thir.
And T.: Ilustr, Reisehihliotsek,
Weis, H. x u. Kraır und Kärnthen. (Jahrbuch der k. k.
LI r
Zar, KV, Kratieky Zemepis Cnch, Moravya Blezaka, Sedmd voliek, ni
K von Böhmen, Mähren und Schlesien. 7. Aufl.
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Bolt, E, Die Insel Rügen. Reise- Erinnerungen. Schwerin, Bärensp:
IV, 200 pp. Mit 1 Karte.
Fidicin, E. Die Territorien der Mark
demselben beingenen
Nieder-Haruim ete, XLU, 1,
Potsdam. —
Berkiu, 1867, IN ten. & Jeder 4 Thir. 10 Ner.
Geogr: Provinz Brandenburg. Ein Leitfaden flir den Unterricht in
der Ilei une. Karen, Dei, 6: 5 u. a Ner.
Hagendorf, Ho. Pre ir durel Preassische Rheinprorine, Westp 11
und das Herzogtkum u geographischen, statistisches und Nyrmeg
Handluch. Mit 1 hister.
sicht»-Karte, Berlin, ie. 8 Fr ze S D.
Tabellen und amtliche Nachrichten über den Prenssischen Staat
186, Hrsg. von dem statistischen Bureau zu Berlin. Berlin, Hayn. roh vı,
208
PP Inhalt: Die Tabelle, d. I. He Nachrichten vom den Gebäuden,
der Velkanekl dem Viehstande, — Die ht der verschledenen Wohn-
Die erhlichen Verlhltnisse der
Lore t der F PANNE und
wien. — Die Bevölk ten, d. i die Nachrichten über die im Laufe
der Jahre 1800, 1804 n, (etranten und Gestorben
Sanitäts- Tabelle. — Ike Gewerbe-Tahelle, enthaltend ae mechanischen Klinstier
und Handwerker, bei demem der Meister mit Gehäilfen arbeitet este, — Die Gie-
werbe- Tabelle der Fabrikations-Anstalten nd Fabrik-U nternehmungen aller a
Torppen, M. 1llstorisch - eomparntive Geograplle von Preussen Nach (den
Quellen, namentlich auch soris alischen, dargestellt. Mit einem Atlas von 5
Blättern. Gotta, J. Pertben. 8 XIV, 308 pp. 3 Thir, 15 Ner.
Ungewitier, #, H. Die preussische Monarchie isch, statistisch, topo-
h und ausführlich dargestellt. Ein Handbuch ete. 4. Lieig.
n, Nieolal, #& p. Mi—iH0, Jeie Liefg. 8 Ner.
gen. Nach
eigen
verb. Aufl. Bun Een, SER SS EUER, Potsdam und Sanssond , Karten des
es und der U end‘ yon Be Berlin." Berlin, € Cirieben, 16 268 pp- 15 Ngr.
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» Bählier
Die ländlichen Wohnaitee, v Hehlöuser und Residenzen der ritterschaftlichen
Grundbesitzer in der preusslschen Monarehle etc. Hrsg. von Air. Duncker. 8—11l.
Liefg. Ben A. e Dasenlvanı Fol. Jede Liefg. mit sTalı w3 BL Text 4 Thir. 7) Ner.
arsus ei
Provinz Brandenburg. 2. 3. Liefer. Ebendas. 3 Taf. und 3 BL Text, I Thir.
19) Ner. Prov. Bacıwen. 3. Liefg. Ebendas. 3 Taf, n.3 Bl. Text I Thir. 12] Ner.
De ferneren Deutschrm Staaten.
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sächsischen Lande Linbe, In Verbin init Mehreren wilt
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Ba — en. Leipeig, Kaed Wer rei. KL
mann, ud r Ex tion ( 2 I it
21 Ner.: eolor. 1 Thir. 10
- Dasselbe. Prachtausgabe. &—4 Heft. 18 Tat. mit #7 pp. Test.
5 Thir. 1b Ner.
Bad Kreuznach Bei seine Umgebungen. Handbneh und Führer für die De
sacher des Nalwthales. 4 Aufl. Kreuznach, Voigtländer. &, 36 p 10 Ner.
Bali zur Statistik Mecklentuurgs, V rrossherzogl. suachtischen Bureau
zu Schwerin. 1. 18d., 1. Heft. Tabellarische rsiebten vom Handel des Gross-
herzogth. Mecklenburg - -Schwerin im J. 1860, Schwerin, Eärensprung. 4 VI,
10
a hinger W, 200 Lustpartien und Relsetouren in und durch die scheinch.
o Schweiz von Dresden und Schandan aus zur Erleichterung der Auswahl
—— Zleipunkte und zur Erweiterung des Reiseverkelrs zum Königsplasze
und Fürst Ferdinandsteine im höheren Felsenbereiche der hinteren Schweiz.
Dresden, Ernst. & XIV, 109 pp, 1b Ner.
Coignet, Jul, Bade öt sen environs, desinds d' untare; avec den natices
par Amedee AR, Paris, Hachotte & Co. Fol h
Mottschaick Die- Sch Ein Plrchenbuch für u
1. Ana. Mic? karte der Schweiz. Dresden, Gottschnick. 16. 08 pp. Ner.
Ullustrirtes Handbuch für Reisende in den Thlri Wald, Nach un
Anschauung und dem besten Iilfsynellen bearb. vom Thbid. Griebru, 2, verb.
Aufl Neue Bearbeitung von W. Gröning. Mit Ulustr, umd 1 Reisckarte. Berlin,
Ürfeben. 16, IV, 158 pp, 15 Ner.
ws Rein ibl. Br. 2
Heise, F. Altıum der Schlänser und Rittergäter Köntgreich Sachsen.
er von @. A. Poeniche. 104.-1W& Heft. Leipzig, Expodiuon JPoenicke KE
nser, u Rad, Eins und seine Umgebungen. Mit 18 Stahlst. Iramm-
wi, Tanga h
odenderg, e ie Diöcose Bremen und deren Gane in
Frieden, nebst 1 Diöoesan- und 1 Gnnkarte, Celle, Unpsun-Karlown, 4. XXXIX,
2 4 Thlr. w Nar.
Sehrbticher für die Landeskunde der Herzogthlimer Schleswig, Holstein und
Lanan ‚ hrag. von der 8, H. I. Gmellschaft flir vnterländ, Geschlehte, reig.
von TA. mans ud Handeimann. I. Bd, 1. Heft. Mit einem Anhang: Mittheitgn,
des Vereins flir Verbreitg, naturwissenschaftl, Kenntnisse. Kiel, akadem. Muchhandig.
# 148 w. 12 pp. Mit I Steintaf, Preis dies Bandes in 4 Heften 3 Thir,
Das Königreich Sachsen, Thüringen und Anhalt, durwestellt in wmalerischess
Lange. & Jode Liefe. # Ner.ı ohinen. 16 Ner.: ohines, , In & Bi Ner.
Körber, H. Dlastrirter Fremden: e üich weis und
Fichtelevbirge, Bamberg, Bayrenth, Erlangen und Cob zn Stah)
21 Ansichten in Holascha. Bamberg, Buchner, 16 v. Fragt Fr wit Karte
4n fränklechen Mh Schweiz 1 Thir.
Hlersus einzeln:
Ihwtrirter Fremienführer dureh mubah mit Ausflägen nach
Pommersfelden, Bauz, a ersehnhetiigen und Cobn t 1 Senblst. und 6 An-
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sichten. Ebendas. 16, ni 5 Neger.
Iltustrirter Prensdenflihrer durch Bayreuth und das birg.
Mit 1 Stahlst. und #8 Ansichten in Stahlst. Ebendas. ta 00 Ner.
INustrirter führer darch die fränkische eiz. Mit 7 Au-
sichten, Ebendas. 16 70 Ner.
PP ein Piührer dureh die Stadt uni Due Ungekungyem.
jane. Leipzig, Weber. 8 8 P 2 „70 m- 20 Ner.
Maneche, U. P. €. historische, "Denchreitum der Städte,
Ämter und adelichen du Kopograghusc Mi Liineburg. 2 Bde Vene Cnpaun-
Grin. 1 ee.
Karlowa. & SAN, ..
Die. & Vaterlandskunde. Ein Lewe- Bun Lern -
für en ie Jugend überhaupt. Pforzheim, Flammer & X, 176 pp. u
1 Karte und_t Tabelle. 10 Ner.
Schinde, Ant, Das Donan - Thal von Tuttlingen bis Sigmaringen mit seinen
Btädten, Ipil Ritterburjren etc, historisch-topegrapbiisch geschildert. Mit ! Karte.
Tuttlingen, Kling. 12, 119 p 12 Ner.
Der Schwarzwald, der
für Reisende. Mit 4 2 SiE 4 Heienhärschan, 8 Ansiahen und 2 Punoramas in Parbendruck,
Heidelberg, Emmmerli ne er dr 1 Thir.
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Tasche, Mn r A erblick 5 Yan und ar im
Grossherze arnstailt, us, er.
Tabellarische " reicht des Mremlar Handels im J. 1887, gusammengwsteilt
durch die Behörde für die Handelsstatistik. Bremen, Strack. & br us u.
er.
Titelurche Öbnichten de Hanburgschen Hand im 2.1. a ri
It von dem handels-statistischen Bureau. Hamburg, Nolte & Köhler. 4. an
Ner.
Ihbeftarische Übersichten des L.äiheekischen Handels Im J. 1857. Zusamunen-
gestellt vom Bureau der Ilandelskammer. Lüberk, v. Robden. 4. IV, 100pp. 15 Ner.
Vocke, &. Neuer Führer durch Thüringen Mit 1 ilumim Karte und 18 An-
sichten. 2. verm. und verb. Aufl, Eisleben, Kuhnt. 16, 180 pp 12} Ner.
Weigelt, @, Die neonliriesischen Inseln vormals und
Landos und seiner Bewohner, Zunliehst bestimmt für
Föhr, Mit I Karte der Insel Föhr und der nordfriesischen Inseln sonst und
Hamburg, O. Melssner. # IV, 180 pp 1
Schweiz. -
Schweizerische Fremden - Pührer. Hrag. von HM. 4. Bertepsch. Nr. 1=-&
Leipeie, Weber. Jedes Hichn, 10
Der Boden - Bes und das A Land, Ein res
Fre nn 4, Beriepsch. Mit 16 Alt umi 2 Karten. V
2, Granblinden, Mjt 21 Abbildgn. und 4 Karten, VI, 120 pp. — 4 =
Oberland Mit 21 Abblkdgm, und 1 Karte. VI, 126 — 4. Dür Genfer-Sor
- und das Chamauny + Thal Mit 27 Abbil und 2 Be =. 124
5, Der Rigi, der Vierwaklstätter - fee und die Urkamtoi AnbBamn.
und 1 Karte, V, 0% pp — &. Trer Hiwinfall, der Zürich-Nee er der Wallen-
See. Mit 20 Abbiilden. umd 1 Karte. VL, 8 pp.
Lechner, E, Pie I.anmard und die Beraina Gruppe bei I Pongpundan, Uber-
engulin. Skizzen aus Natur und Bev Zugieich als 'egwolser für
Wanderungen entworfen. ar ir. Gtren un 1 Kar den ber
ulnn, Leipzig, Engelmann. & X, 21 Ner.
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das Jahr Indh, Zum Schutze für deutsche Reisende Ieranspegeben. Mit einem
Anbange: Tour dareb Ober-Itallen, 1 Karte der Behwelz and Ober-Italien, 4 Tou-
run-Karten und dem nenesten Schweizer Eisenbahn Fahrplan nebst Eisenhahskarte
1 Thir.
von Mittel- var Bertin, Janke ® 251 Fr
Ulustrirter Wegweiser flir Reisende in die Hehweis. Nach eigener Aı
nad den besten Hilfsguellen besuch, won Thiel, trieben, 7. uingearb. Aufl.
Ilkistr., Karte der Selhmeiz und 4 4 Plänon, ‚Berlin, Kiriaben. 16. VI, Iätpp. 15 Neger,
riet. Beim Hi
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Brander, B. £. Aust nach Rom Im Sommer 1867. Mu 1 Üvareichte Karte
von Rom. Lemgo, Meyer, & 130 pp. EN
Du Pays, 4. J. ltinersire dastälptif, historigue et artliene en lltalle et
I Miele ver 25 nrten et plans, 3 cnren routikres gendraien ? arten apteiaben,
ars de villes, RT da Forum de Rome, 1 de Dempdl, 7 yupchennd
Unle a de a Fiorenen, 1 du Vasriean, I plan u ehe 4 ” vr sm a ren Eyrs
ddrablement angmenide, Hachette
ei (11 fr. 5a.) 3 Bo N
Fabi, Maxime. Nouvenn guide du voyngeur em Italio ou deseriptiom
de toutes les villes, betırgm, village et endroits ae de ia gend
Onyra ei - An & Mameille, Lyon, Paris, Londres et V ee.
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“np Mit ie Plänen.
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AMurray's Han» Book of Rome amd its Environs: forming Part 2 of
Hand-Rook for 'Travellers in Central-Italy, Inh edit, enrefally rerised om tbo spot,
am conaiderahly em , with a larıre Pan of Rome, and a map of tlıe Envirems.
London, Murray, 12 70 Ip (9%) 3 Thir. [
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die Kutakumben vom Nan Cnlistn, Vorlesung, Kiberfebd, Iiideker,. & Söpp. BNgr.
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A Month in the South af Spain. (Bemtler's Miscellany, September
de Plaza, Raf. Tamarit. Diecdosarto kistärico - peogrätflen » de todos
los pmuoblos de Eapafla y an Islas adyacenten. 24 edic., oorrerida, aumentada 6
iHustrada con los mapas de todas las provinelas, inehysos los de a iela de Cube
y Puerto-Rieo, el de nuestras nn. ‚nen de Africa, y ol do Inn inlas Unrofinas y Ma-
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Fran kreich.
Saxtom. 12. 315 py
Basche de Lagräse tat. Les Pilerinaes Uae Prrändes, Mohr rahlane
Pyrönden. — Sarranco-Pictat, en Böarn. — Bötharam. — Poeylahmn. — Frans, 0 en
v Garaison. Tarbes, Telmson,
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Beaoit, Em. Esqulsse de la carte rn ot arunmnlque de is Eiresse et
de ia Inmbes, Paris. 8. 90 pp. Mit 1 Aus dem „Bulletin de ia Soc. geolog.
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Fayet, Mlmoire sur Vaceroiserment de ia population en France, sulrt d’rob-
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Edm. Abont, P. Lock, O. de Watterile, Eug, Cariasan, I. Ennalt, A. Guilbert,
L. Laoour, ete. Livr. 1-18. Nantes. Fo Fol. 1 Mi 80 Taf. "Jede Liefg. (3 fr.) 1 Thir,
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Clsasson. i2 200 pp, Mit Karten, Pläpen etc. (2 fr. 50.) 25 Ngr.
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nölin in Oost- en West-Indie en ter kust van Gulnen Over 2 ee
den Minister van Koloniön. Utrecht, Kemink & Zoom. & XV.
De niouwe wegwijzer in en om de stad Utrecht Handleiding voor hen
in korten tijd al ver rule der stad wenselven te ziem. Utrecht, Mulder.
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RE Tuname Guide Yorkshire; with Map 1 a and Mi
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Bradsbaw's Hand-Book uf Great Britain and Ireland. Illustrated with
Majs and Plans of Towns, ni fonr
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Dein Frank Foster. The Channel Inland; a Guide u per
Bark, end Jeibon, Aklerney, ete.; with Notes om their History, Geol
‚ Gardening, Indigenous een: a
Vito and Baukdanie, With a Map. London, Stanford. 12, 272 pp.
(35. 64) 1 Thir. 12 N
Edinburgh : 0 aametetn Vin o£ the Chir und Hurirein, an an in a Wi
round the Calton Hi. Londen, Houlstoen & Wright. 16,
(ie. 64) 1 12 Ner.; coloured (ba.) 2 Thir.
Exearsions in North Wales: » complete Gulde to the Tourist that
romamtic CUvantry; containing Descriptions of its ae Benuties
Antiauiten, and modern Wonders. br 4. Thousand. Londen,
Whltiaker. (2. 64.) 1 Thir.
Hicktin, J. The Ulustrated Hand-Booxk of North Wales: a Gulde for tim
Tourist , the Antiquarian , und the Angler, Fra Ayers Torch
Panorama, w with Revisions anıl Additions Chester. London, Whittaker.) 13. une
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— Hand-Book to Landudno and Its Vieinity. W Tlustratiuns from
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INustrated Hand-Book for Harropate; with Exeursions in (ho Neighbour-
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12.
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Martineau, Harriet. The Englis|
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graphically J. Ruthven.” To which is added an appendis wntalning the De. me-
teorology Lake Distriet, au Account of its Flowering Plants, Ferns and
Moses etc. London, Whittaker.) 4. 10 pp. (#1=) 8 Titr, 12 Nor.
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Rooke, Octarius. The Ubannel Islands,
Jerser, Gwernser, amd Hark: th =
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Waicatt, erg A Guide to t
(in) 12 Ner.
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Londen, Stanford. 12, 151 pp. ®= ... Yo
Wille, Walter. A Month in Y 2 edit. Londen, €
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Brudin & Co, 16 64 pp.
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tatistiakı En öfwer Swerige af @at. H
Ex af Kon-
MR, KL 184 pp, 10 Ngr.
Murray Hand-Bock Dee Im ei Di Swoden, and loeland.
Sd edit, revised and correeted, with Maps and Plans. Lowdon, inte: 10. 08 IE
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Newiand Forest Life in Norway and Sweden; being Extraets from the
Journal of a Fisherman. New edit. Londoe, Routlatgn & Ua. 12. "app, (9 u.)24 Ner.
Reise von Drontheim Su Duvre und File -
nach dem
ach P. A.Biljeström von Dr. Febalıd,
Tin wägbeining für resande
Km „u m 16. 40 pp.
Br 9 Akikiringar och Uckant af MH,
(0 üre) 12 Net.
Pioet Storkbolm,
(32 sk.) 19 Nr.
mh Bayerd, Nonlische Reise. Sommer- nd "Winterbitder mus Schweden,
orwegen. Autorisirte Ausg. Leipzig,
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Volgt & Were & van
1 Thir. 10 Ngr.
— Eine Winterreise darch Lappland. Deutsch bearb. von F. Cossmann.
Lorck. # VIE, 168 pı o
(A. u. d T.: Lorch“
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10 Ner.
29, TIL)
Trap, J. P. Statiatiak - Beskrivelse nf Dennurk:
A a hr eu Kongeriget
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Russland.
J. Zur Statistik des Grossflirsienthums Finnland. (Zeitschr. flir
a über eine Reise auf dem Djmsen-Bee und durch
die U: ungen der Btndt n-Iussa. Nach dem Humischen des Herrn Eich-
En Über die
Ko; P. Neunte Berision. Untersuelr
Russ im Jahre 1861, Petersburir, 1867. & X
Ortow, Die
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den Russischen von A. Neumann, (Zeitschr. füı 2 u Fri
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Daun ee. & 48 pp.
gayCinfin. Statistik und neueste
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Amyot, & VIIL 154
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Über Ursprum;
einer Heise In Reunion.
Pr
Das altanesische Element
Altertham der Albanesen. Mine! irn
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De en EN
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en Le
Orkginaleung, ML 16 en unch der Natur en Kalb Portraits,
h t 16 vom er go
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. ir Tııe
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una iaühkort, W On ie that bare Intely taken in the Hod of the Yelow
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a ae I a Mitgeiheilt vom
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er ce re U fr eg mg
bet En,
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en T’Afriq A
erg je ons de sen wo; uw oo
a an ‚indie IN Nonr, Annales des voy Juin, Aodt)
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Trailers Indiglte du De re ee
io avoo Io ooneonre d'une milice ni 4. Fa
Lebigro-Duquesne fr. 19, döpe. ( 1 12) Kar
\ederlandsehen kolon
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sion Mai ot Juin.)
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von Fer 2. 5, nürdl. Breite 16" 3%. Sechähe 134
mannatliche:
1. und Gondokard, JÄuge von Ferro 49° 30’, nirdl. Breite Borhöhe
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Lieingetone , De. Missi in Süd - Afrika während
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ben von Hua. Later. Nebst 23 Ansichten
in Tondr. und ehren eingedr. Holzschn., 2 Karten und 1 Portrait. 2 Bde,
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MM. TA. Woldüke, 4—Ihie Hefte. Kjöhenhayn, Wüslike & p. M-2sK
Jedes Heft er gu ern Ne
Matte-Brum, 7. 4. Ttindenire histarique et urshdetogiene ee Pa
Constantine. Arte une carte, (Nour. Annales des v J
1 ra in der Wiinte, siehe Ulkıstr,
ber.
e Reisen In Central - Afrika von Mungo - Park bis auf
Dr, Bartlı und Dr. Vogel, 4 5. Liefg. Lahr, Schamenbarg & Co. & I. Bd. p 200
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jorts und des Aus der Israeliten aus Ä, Nach dem und neueren
Quellen dangestent. t 6 Taf. und 1 Karte des nordöstlichen on Leipeig,
Engelmann. 4. XVI, er 1 ra Ne-
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Teyarot. L'lsthme de Suer, nouvenn somparstif des dirers eomgus
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"the Eilitor of the Tıyr
amd en Gazette”, Thid. 8 4.) 6 Ngr.
A Hand -Bonk to the Province pr elson : New re By A Editor of
the „Australlan and New-Zealand Gazette”. Ibid, &, (64) 6Ngr.
A Hand-Book to the Provinee of W. : New-Zealand. By the
of the „Australian and New-Zealand Gazette”, Ibid. & 16 ll, 6 Ngr.
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Die Hawaii- oder Sandwich-Inseln. (Ausland, Nr. 3a
Hodyki “AD
nn on Irperlens obtained during a Reskdenes of three yoars
nuns
| a a 5 pr-
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Ps; ee ee Detail m of the Moreton Hay Distriet from New
Bouth- of Presented to
y
ttiswonle, Fol VI, 05 pp. Mit
8 the Physical Fred of Nartl-West-Australia,
(Prossed of ihe R- R. Geogr. Bor., Vol Il, Nr. 4
a NORD- AMERIKA.
ame ee un dr eotmmeree et de industrie chez
nat aztımen, avant converte Amsriugne Christophe osmb, ae
IHistolre des natlons divilisdes da Mexigue et de fe VAmerique oentrale. Arec uns
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Die ee im K wird ink
de co voyage. Manınte, 8 58 pi
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under-the Direetion ef Han. Joel T, Hendley by Franktin B. Houpk. Albany,
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Gays ar Exrtraeis of om denen mt tu zumaer of Geld in the
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a yithe Author! London, Newbr. & "490 pp. (10#. 6d.) 4 Thir, 6 Nr.
Dowercch, Emm. Les Indiens de ’Amiriq tröomal IV. Leurs
mossins, leute ooutumes et leur
Emorg, W. H, rt om the United States amd Boundary
made under the I n of the Secretary of the Interior. Contents: Part
Chap. 1. Personal Auant. 2. Personal Acvount , vontinwed. #. Gemeraf Deseri
tion af Ihe Country. 4. Lower Rio Bravo. 5 Frots Mouth of Deren Bayer River to
El Paso dei Norte. ih Sketch of Territory aoquired by Treaty of December
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Lieut, Michler. 8. Astronoical and Gondetie Work. 9, Metooral 22
vings ou Steel, 3 on Copper, 13 on Stone, 30 Woodeuts, 1 Map 2 Di) Vo
4
Wasbingten. 14 Tun
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Road, und its Vicinity.
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Sulzsee
New Unleidonia. nn United De ae
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Bu nu er! 5
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Honduras Inter-Oceanic Railway.” With numeroms oririnal Mape and Tiustratie
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Vancouver - Insel und das nenentieckte (ioldiand am .
Nencaledunlen. en ee XV, 1.)
Vaneoaver's Islanıl and British Columbia: n complete a
with the Intent Information concerning the newly discorered Gold- Fiekde. Ih
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sm ai (@.1. =.) 1 . 10. Ner.
6 P. 4 Vo & Surinam , 121773
deseription des poasess
dans ja G , Brux lant-Christo re Mit 50 Taf.
ER — _— ah) hr. 10 Nor.
Deere 4 rulöleiiees kistoriques
et ia cd da Paraguay. (öulkein da 3 Han Te aaa ee Damen Audt)
Erpiiy. Ch. De on “ de |— en (Rerue eon-
tempar., # u
Karsten, H.
Karıen end 6 rad.
Verndlen der Vale jeutscher Naturforscher in
de Saint-Quantin, Becherches sur in fixation ER
avec lo Bedail, et sur qm uentioms qui #’y rattachent. Arcce une carte
littoral de ia partie sh dume frangalse, (Bovue ooloniale, Aodıt.)
Kartographische Arbeiten.
Atlanten und Karten über mehrere Erdtheile.
Abriof. Geograplie popnlaire sans dinde et sans maltre. Ma de, trpe,
eg zum auquel se rapportent toutes les parties du Pnris, impr.
ust. Fol.
dewntern, &. Petit Atlas universel Paris, ’Autenr. 4 8 BL Mit Spp. Text,
Arendts, ©. Vollständiger Hand-Atlas der neweren Erdkunde an die gebildeten
Btände und für höbere Unterrichts - a Ta ilkım. Karten In Stahlst. und
28 Texttaf. 2.—9, Liefg. Regensburg,
2 Thir. 6} Ngr.: eomplet 9 Thir. 14} Ner.
An Atlıs of Ciassienl hy; oomtalning twenty-foar Maps. Cowstru en
by W. Hughes, and edited by & Lomy. eh wish ei
and an Index of Place Lomdon, Whittaker, u2. 64)8 ST
Brumme, Try. Iustrirter Hand-Atias der Besapehie und & tik. ete,
gart, Krais & Hoffmann Fol. 64 pp. Mit eingedr. Holzschn., = ae Karten.
Brud, 4. Atlas wniversel de miographle physigue, BE rn ancenne, du
muyen äge er moderne (le tontes bes parties du monde pour servir & Vintenkgence
de FuRmeEne > de ia prograpbie et Sn Un Nouv. ‚ revns Tr u
ch wei et compiätde par range:. Paris,
er L (100 fr.) 3 Tr. 10 Ner.
Dower,, J Minor School- Atlas: sontaining er a
the best Anthoritien New edit. London, Ward & 1
Dufour, 4. = Atlas Snuigne et universei de
et moderne.
et sugmente par
Er 0 Karten. a Text (40 r.) 18 Thir. 10 Ner.; ohne Text ion.) 10.Whhr,
Fr K.6. 4 Nenester Hi hai nterrichte
Finilay, Alı. @. A Ulassieni A
in Maps, showing the various Divisions of the World ss known "to be
ta, Composed from the most nutlventio ng wish an Imdex of Ancient
amd Modern Namen, New edit, London, Terz
A com eo Atlas of Andent Fe Modern
in Akty- four OR showing tbe varlous Divisions of tlıe Warkl as known to the
Ancents, and their orres Slten and Bonmdarlen in Modern Usumtrios,
derived from the most authentie Sourees; with an Introdwetlan to Ancient Ceo-
ernphy anıd an Index : In two Parts, New edit. Ihid. & jene) # Thir.
A modern Atlas, forming » «omplete com im ©
exhäläting in thirtyr-two Maps the Extent, Divisions, amd Politionl Arrangements
of every Commtry In the known World, and enmtaining the latest Discoveries In
the Fo Regions, Africa, Polsmesia ede.; with Introduction, Index se, th eilit,
Inid, # @ ") 3 Thir. 18 Ngr.
(9 s.) 3 Thir, 18 Negr.
Ar Air. 6.- A Junbor Atlas of Modern
Te ar mely eolonred; wich a ooplowm Index ,
Kae ai at a Ay day 3 thirteen
Index. New edit, Id ® er >!
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Joknaton, Atz. Keith. ef Behnol - Atlas. of General
. käinburgh, Binckwood,
——— A Behmul Atlas 57 insstnd
A froan the
af the most resemt Inrestigations. With au Index of Places in w the pro
Quantities are marked, by T. Herrep. New edit. Ihkd. & ee
N illustrating in a
Original Designs, 7 Kisinentary Facts of Geslogy, Hydrology, Meteorology, and
Natural jew edit. Ihld. 124. 6d.) 5 Thir.
& "Neuer Hand-Aulas über alle Theile der Erde. . Liefg. (1. Eird-
karte In Merentor's Pro, 16 Schwein is und Purta, 36. Nord-
Aneika) Berlin, D. Reimer, Fol, 1 Thin 1 + einzelne 15 Ner.
voor Utgog. ee . Geweneiipte Vereeniging
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W. Hughes. New edit, Ibäd, Fol, BP «d.) 12 Thir, 18 Ner.
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4 H. Johnston. New ediı, ET
Track Chart. (Werl) em. era Offioe. Fol 3=)1 . 6 Ngr.
Karten von Europa.
Flassuetz von Central» Europs im Maassstab 1:3,000,000. Berlin, A. au
ol. gr.
Filussnetz von Europa, Ehendas. FoL 2) Ser.
Granye:, E. ER Aa Dem nr Rp Bahn Bd Am =
des Etats riveralus du Rlıln, et d'une partie des Etats Ilnsdtrop! Nour, dd
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zur Helabare weiz,
burg , „ Steyermark , en, Ober-Italien etc.
a re re . Maassstah: 1:40,00, 1. Liiefig.
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Weitand , € „ F. Karte von Europa In 4 Blättern Südlicher und &
Theil, umpearb. von H, Kiepert. (Neue Ausg.) Maasstab: 1: UaraeR. Women
Geogr. Inssiaut. Fol Thir. 15 Ner.
eg er Reise - Atlas, Eutworfen und ger. von H. Samen 11. 12. Liefe.
Brockhaus, 4. 6 Karten und Pläne. jede Liefg. 10 Nar.
Dorsolbe. In elozejnen Bilitera mit Test in® zu Iı Sauren,
Jedes Bintt ie:
Leipzig. Plan der Stat nebst einem Führer für Fremde. Es
dungen. 3 Aufl. im Text, — Magdeburg, Plan der Stadt wehss
Führer für ee HL: Text.
Lawtenswch. er umd der Rhein - Nahe- Eisenhalm. Ent-
werten und wie Bene amtlicher Materialien gez Massstab: 1: 13.000.
Kreuznach, Vi Fol. 2BL 35 Ner.; auf Leinw. u. in &,-Cart. 1 Thir. 10 Ner.
AMever, d. "Yan der Hhalı-Prorian, Westphalen und kersogih. Nassau,
nach dm henesten und besten lülfsmitteln bearb, Manssstab; 1: 50.000.
A. Meyer. Fol. 2 Bi Jedes Blatt 10 Ner.
Nord- und West-Dentschland, der preussische Stant und die übrigen Zoilver-
einsstaaten, von H. Älepert ul 4. Graf. Munssstab: 1:1.00.000 Weimar,
Landes- „Ind-Cotapt, Fol. 10 Ner.
carın eorografien Kineraria © statistiea del rewno Lombarde - Veneto.
Mitane, Se andatl Frl 4% BL Mansetah: 1:1T2200 Jedes Elatt (I.n-1.) 10 Mer.
Carta topngernßen dei sotte comunl © comrade annense sino all’ anno 1550.
Manssstnb: 1:11 Rain, Padova, 157. Por
Unflensberg, J. Kort over re Kjöbenhavn, Udgever, Fol, (Sak.) 3 Ngr,
Bücher, f£ Karte der Kreise Aitburg. Daun, Onweiler, Prüm, Saarburg,
Sıdarbouis, Trier. 1. Blatt: Friedensgerichtsbezirke Trier und Sehwelch. 2. Blatt:
Friedensgerichtsberirk Hormeakall, St, Wendel, Wittlich 10 Bistt. Massstab :
1:00. Trier, Gall Fol. Jedes Blatt 10 Ngr.; cart. 12] Ngr.
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Fr |
. Bibliographie, Juli, August, September 1858.
Berlin, eser. Fol.
fretk, Jul. Die elek ge von Danzig. Nach der Na
1.2. Liefg. Danzig, Bertling. Fol. 4 Jede Lie 5 sfr.
Karte der Ti, mi Einbahn-Cuure I Bent der Ober Tun Düren Du
EAeEn. ee 1808
ver
Special -
ME. Orte eines jeden Regieru
Fol. 3 Bi
Der u Staat. 11 — Karton in Kupferstich.
Pertbes. zu Stieler's A
Studi lası gg
In noner RR, Breslau, kom or 12 Ner,
lUannaver, Braunschweig, 1 emburg und die Hansestädte, Von H. unpert
und ©. Okmann, Massstab: eimar, Landes-Industrie-Compt. Fo)
10 Nor.
Holsteen og gg master i Milleder. Samling af af maer-
kellge Byer og Eyme, üte Hefte: Bendsberg, Borıenbolmn. Warverort. .
havn, Baorentzen & (n. Pol. Mit 6 pp. Test ıRd)
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th correetions by A. van Rlıym, 1850, Tbid, Fol. (4« 6d.) nr
Plan von Hamburg mund Altona. Massstab: 1:5000 der natürlichen u
Hamburg, G. W, Niemeyer. Fol. In 16..Cartom15 N;
Neue Reisn-Karten vom Fichtelgebirge und von der Fränkischen em
Bertin, Örtehen. 4. und Fol 5 Ser.
e. Süssmitch » Hörnig. Speeialkarte vom Königreich Sachsen. Maassstah
Projeetion 1:250,000 der matBrlichen Urbase. Dr me Burdach, Pol. 4 Mi.
Thir.; auf Leinw. 1 Thir. 15 Ner.
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Leipsig, Werl. Fal. 10 Ngr.
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Kjöbenlavn, Steon,. Fol.
Geomeral Uhart of the Ilydre,
aninatiene 1 W. H. Smyth, ins:
el
Gjennemseet og revideret af P. €. Friedemreich.
{#0 sk.) 12} Ner,
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. Additions to 1857. London, RE: Ofiee.
(3 «) 1 Thlr. 6Ngr.
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eantons de Jnsser, W’Annance, de Riox, de Part-aur-Sadne, Noroy- le-Bourg. Arrom-
dissensewt de Lure, wmrte den cantoms die Vanvllliers, et de Paula Par Erbard
Schieble, Paris, Inpr. Lamercier. Fol, 7 M.
Boudin, D. Carte wiologhme des departements du Cnntal et da Puy-de-Dxöme,
ir impr. ae de
. 1. distrihakien den enux de Paria 4 fenilies. Paris, Impr.
ench an
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struits ou em ons ’extention. Paris, lithogr. Goyer. Fol.
ee Extradt ee Su
lerde par ios “rs t grarde an ie een guerre, repoi
sur nieree, puhlid aver nn ministre de In gnerre. Paris, Ledoyen.
m,
I”. Departement de Is Vienn la carte topngrm; „> nn
nen e
tevde par les effiriers Asse a a et a au Dept Biere) de guirre, opus
sur re (8 fenille«). Publl# avec Vantorisation du ministre de y = Toi.
France dirinde um bassins, avec len departements qui y onrrespondent, gravde
par tem) Wapris Prioux et "Ch. Leroy. “, Bülin. Fol,
France, North Const,, Sheet IV. Basen in Cope @Antifer from the Pilote
francais Inde. Landen Hraropr. Office, (2x) 24 Ner.
Ze North € Coast, Sboor VIL ni ta Dunkerque from tbe Pilste
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Fol. (3%. 64.) 1 Thir. EN
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environa de Cherbourg dnsa Par, Paris, ispr, Lemerder. Fol,
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uropkieee de Be de ia uerre et Debe les travaux de M, Grares, publide
par ne um. Paria, impr. K
Nouveau plan du port et de in ville vr Havre. Havre, Cochard, Fol.
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Impr. Kaeppeltn. "Fol
Verrne, Carte de In tommmme de Kaint- Sauvant, divisde en «etlona d'ivan-
getisaron. Strasbourg, impr, Vve Berger-Levrault 4 App Mit IKarte a. I Taf
de @ewn, ©.K, Atlas A Tunage des voyageırs, enntenants Jos plans des villes
Jekong des chemins de fer Nderlandais, aver ia deseription Ioeale, Indiesrion des
637
euriositöe, statistique, etc, etc, “Gravenhage, G. de Geus. 4. 10 Bi. mit Text.
#.3) 2 Teiler. 3 Ner.
einzein: # Plan van rar u (Sb eta,) 11 Ngr. — Plan van
Leyden, 'sGravenhage, Utrecht, Amlnm, de yo
van Ilsartem, van 'sGrar em van Een Jedes BI. (30 eis.) GEN
The of the Maas by elle, Helleroetsiuls and Goeree, Peion
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(3 =.) 1 Thir. 6 Neger.
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Yan der Maelen, Ph. e hydrograpklque, routiire et ee
province de Lidge. heller 1 & 100.000. Bruxelles, van der Maelen. Fol.
(8 fr.) 1 Thir. 3 Ngr.
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BE
Coltins’s Railway
Darton & Co, Fol. In 12,.Carten. 4.) 1 Thir.
—- Hallway and Podestrian Atlas of Eoglandı containing 43 Maps, with
all Rallways and Ronds acourately bald down, u (bs. sa! iTur.
England. Coast Guard. London,
on, Hrdrvar. Otlm. “mM 5
Englasıd, East Coust. Tees Bay surve, by ig Thes, an WE nt
a ınsa, Ibid, Fol (3=.) I Thir. 6 Ner.
a a De ca a
an er X or,
a eibs. 1848 to 1857. e Sclliy Islands are taken from none
Survey 17. Ibid. Fol. (3=.) 1 Thir. 6 Ner.
PR. Ta The Downs surreyed by F'. Bullock, Ba
. Fol. 2a.) 3 Ner.
Sheet XT. Fleetwood to the Firth of Solwar survered
West
br. eahah. and G.W 1846, Correetions to 1508, Ibid. Fol (2) 24 Nor.
Ireland. Coast Guard. Ihid, Fol. 15. 64.) 18 Nor.
Ireland, Somth West Coast. Dunmanns River surveyed by C hi, ed
br HG. Veh & George, 1850. Thid. Fol. {#s. 64.) 1 Thir. 12 Ner.
Iris Channel surveyed by F. W.Baechey, 147. Correoted 10 KON 1HT,
mia. Fi Fol (2#.) #4 Ngr.
Lavar’s Map of the Country round Bristol, Bath and Wells. Bristol, Lavars,
ol. (1s.) 18 Ner.; aufger. (2a.) 24 Ngr.
Nices, Jam. A (eologieal Map of Seotland, from the must recent Auth,
Personal Observationa London, Hluckwood, Fol. Incase. (21) 8 Thir, 12 N
Pritip's Atlas re re of Beotland. London, Philip. 18 (2.641
The Orkneys. The Appronches to Kirkwall surveyod by Gieor
J. Wells, 1MO—48, London, Hydrogr. joe. Fol, Gef Mir 6Ngr.
The Deeneen Deer ur Sound un Inganens Bay surrerel by Tomas,
assiated by F. L. Thomas, 183%. Ibid, Fol
The Orkness. Lo Hope and Widewall Harbor nervered by org
Thomas, assisted br W. W. Lord & FW W.L. Thomas. 16 Iuid, Fol,
(“) m 6Ngr.
The Orkners. Bu Ronaldaha Firth surveyed by A. B. Becher
L. Tloomas, ansistei by J. Wells, Thöd, Fol, (in, 04) 16er.
The Orkners. Piervwall Hend survered dry (&. Thomas and 7. W. L.
asalsted by J. Wells, 147 Ihld. Fol (is. 64) 18 Ner.
Sootland. Unast Guard. Ibid. Fol. 1#. 64.) 14 Nar.
Bontland, N, E, Unast. Kae EEE of Onsmuety, surveyed by Slater and Otter,
1844 Correetiows to 1867. Fbid. F' 2». 6d.) 1 Thir.
Iseudand. leer Zug surreyeR hp Minten; BISSL Oervantad se Ins #67, Tuid. Fol.
(3#.) 1 Thir. 6 Ner.
Stanforda Map of Channel Islanıa, and, Stanford. Fol. f a = en
Map of the Isle of Wighe, Ibid, Nr.
——-—— Bond and Railway Map of m Bi an Kit FRE
—— + Bond and Railway Map of EPR 1 Thir, 12 Ngr.
_—— Rost Rallway Map of Scotland. Il. 1 nei ln wur
A Survey of the Island of Jersey anıl its
White. Correetions 1» 1649 and 1864, London, H; gr. Ofen. Fa. ‘ol. ‚ae! Tlar, Sn
Tourist» Map of North and South Water d) 6Ngr
Views of the City of Nelson, — ne „) 18 Near.
Edinburgh.
ER Holshend Bay, surveyel by P. W. Beschey, 180, And Hydrvgr.
ı Thir, E Nur 3
Walen a and Caldy Zen urene by Geo. =. rl Er;
by Dan. Hall and W. Qui, 1806, Ibie, (e) 1 Tr. 6Ngr.
Botk, L. Kaart over Vesterbro med nit heile omliegende Terrnin. Optapet i
Marken og tegnet I autbographi. Kjöbenharn, Stinck. (40 a%.) 124 Ner.
Chart of the Faeroe Islands; survöyed hy order of the Danish Adımiralty by
H. Born, 1506, Corrertions to 1858 Londen, Hydrogr. Offies, (2#) MNer.
Graf, ©, Dänemark, Island, die Fär-Öer und die Herzogthämer Schleswig, Hol-
stein u. Lauenburg. Mansastah: :M0.000. Weimar, Landes-Ind-Compt Fat. 16 Ner.
Kaart over eg 18,
Rettet ti] 1858 af Senne. 1. Bind. Kjöbenhavn, Bielefel Perf mm 2, Ner.
Kort over Siesries Fastland og Als I 1:1
Bind. Kjöbenhavn, ol, (RL) RE
Mauss, J. H. Kort over Laalanıl og Falster, Anden omark, og forbedrede
Udgave. Kjöbenhavn, Gad. Fol, IRA.) 1 Thlr,
Monie- og Tedesngio- Bert dt Post - Coursbogen for det danske Monarch.
Kjibenharn, ck. Fol. (21 ak.) TE Nr.
Butt, A. Kort over en og Kongeriget Grockenlamd.
Gjennemaeet og ravideret “ Pt. fedenreich. En in
40 ak. er.
Cartes un embonchures du Danube. dm ur ee Fol.
Lejson, Carte d'une ie du Liv » (Bulletin de
la Bor. de in Mai et Jim.
Narımand, Ck. Carte des Provinces dannbiennes Paris, impr. Genis-(iroa, Fol
Part of Candia or ÜUrere Kırle-Auasal Terkiabı) sur
"kinson and #. W. Hros-
(3=) 1 Thir, 6 Ngr,
Mediterranean. Eastern
vered hr T. Dura, 8 L. Mansell, J, Stokes, G, BR.
ker, 182, London, Hydeogr, Öfßer. Fol.
Yigitized |
Ä „( )K ale
Da
538
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Asia F, Naymiller die, Gins, Pezzs ine. Milano, Gnoechi. Fol.
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Ofteers of H. M. Sioop Barruconta, 1826 Correetiois to 1864, Londen, Hydrogr.
Office. Fol. (4) M Ner.
Nuora carta delt India vs segulre le operazioni militari nei possedimensi
ingelesi. Mllann, 1807, Val
China * u R urveyed by ” Heywood, 1804. Uorreetions to 186% Londen,
(2) MNgr.
China. er BERERHTRER the Surv of Rotinson, Horsbargh and
Rosa, oorreeted by the Dutch Uharts to 1855 and Unpt. Hate to 1857. Thid. Fl,
(3«) 1 Thlr. 6 Neger.
China Sen. Banen and G Seralts ontmpäled from Kobi
and Base, meureiet I the Dutch Ularts 10 zn Ihid, Fol.
ulna Sen. Gulf of Siam, survoyed
and d. W. Reed. Corrections to 1858, Ihi vor
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Officers of tlie Dutch Royal Navy, 1848. Uorrestions to 1H5T, ir ur) f
Lu Thir,
Indian Ocenn. Ceylon, East Coast from River Bingane 10 Polnt Pedro inelad-
ing Trincomnlee from varlons Authorities, Ibid. Fol (=) a be
Indian Ocean. Ceylon South Const, surveyed by T. IL
edles by Jam, Stewart. Ibid. Fol.
Sen, Jiddahı by An Eiwon and H. N. Pinching. Ihid, Fol. gr HN I Thir. *
Bad Ben. Sketch of Perim Inland by H, Lamb, August 1857. Ibid. Fol
daarhi) be onafguwerkt register , dor
ad. pr di. Met Verbeterkaart 1 fe 14, 15, 16 (Armenilt, "Meso-
&. Babylaniä Medit, Anayriö en Porait. -— jentina onder Perzid. — Pa-
Makkabein. Pulestina under de Herodessen.) Amsterdam,
{f.. 80.) 1 Thir, 2} Ner.
AR, Ne Ner.
given frum Ge eva
Den
Strai An Maren af u
123 as
Burvers of ee
rially eorreeted by J. T. ade Birk Ny, Dil Corrertions to 1867. London
Office. Fol (4«.) Mi Neger.
Btrait of Singapore, Siheat IL Surveyod by J. T, Thomson, 1
rectioms to 1867, Thld, Fol, ».) 2 Nor.
Sulu amıl Urlebes Seas. Bala Archl prineipaliy from and Mr.
Dalrymple's Charts, Currected from eys by Edw. Inid. Fol.
(da 1 Thir. 6 Ner.
von de Velile, ©. W. M, Plan of the Town and Envirena of Jerusalem , eon-
— frosn measurements of T. Tohler.
ith memoir by
vi 24 pp. Text ind
Ali von Afrika.
Alrien, Extrance of the River &t. John or Umzimv
ee Bess ala EB Anset BSR, Londen, Hydrogr. Office. Fi
te) 12 Ngr
West Coast, Coriseo Bay survered by AT. Vila Kr
Deikeri or, TE non Additionn wo 1884. Ibid. F oh 4) HM
our, A. H. Carte erale du word Y we, comprenant Alger,
Tunis et Tip. "Alan sent, Aklene wörldisnehe = Al .
Carte den fies d' comprennnt Madagascar , Bourbon et Maurice. —
du delta et de !isthme de Bnez. Paris, Barba. Fol 6 BL
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(is. 64.) une
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u 7 Rosfs, 1843-48 Addlitions to 1857,
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. Binckwood, CB. Yule, P. J. Evans
win K ken Reets E an nu wF.P.
Corroetioma to 1887. Thkd. BR! BE . 6 Nor.
str] at ol the N. Comst of Australia ‚110, 20
n. With Additions by Wiekham and Stoken, Ile pr a en |
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3.) 1 Thir. 6 Ngr.
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Running Surver bri.L Stokes,
Acheron. 1851. Ihid. Fol
1. Richards, and
|
|
a
° surveyed hy P..F, Shortland.
urth
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from a Running Survey byd. , Stokes, (. H,
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E Vire Hesland, Norih Infand. Kalpara Harben
ew ir surveyed by B. Drury and the
Officers of H. M. 8, Pandora. 1%. Thin. vol ie
Paco Ocean. New Zealand from Fr HEN m H. M. Acherem
Pandora, Cnpt. I. 1, Sünken Com. D. Drury and G. IL Richards @te, Ina%
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Abmt Head to gr Foddwind,
bi
Et
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Amerien, The Coast of Texas Mae aaeh Sum DH EEaitaiiie ee 05 ER
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(3 0.) 1 Thir. 6 Noer.
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Admiriy Tale and Page Bound hy die U St Expl Exp 1841, ne.
ol [N 4
er West Cape Mendoeino to Vancouver Fe
er Senn „from the U. St. Coast Survey, 1805, Juan die Finca Serait iv
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A 1 of 'ommissioners of Urown Lands. Part IL Map «f
Report of the (
Lower Unnada, 2 U Canada 8 and Bonarentere
Gaspt
The Ottawa Coantry. 7. The Nortb Shore
and Hodsm's Bay. Toronts, 187,
Dertsistiire & Desbaratı. (36 #.) 14 Thir. 12 Nr.
rthölomew, J. Autkentie Map of British Columbia and Vaneosver's Island,
with the Frazer River Di » ns Ben, Fol. (de)
Rio de Janeim from a Übart by JR. de Lamare, h
© by BE. O, Stanloy, G. IL Richards amd Tallock,
Fol “) 1 Thir. #Ner.
1887. ;Kendon, Hydro, ‘
Central-America, West Uoast. Gulf of Callfornla, Sheet II. San
to Gunymas, surveyed by IH. Kellett, 1549. Correetions to 1867, Ihid Fol.
(1,64) 18
Deiamare, Plan dies terres appartenant Ah In
“ Fol,
Karte für
Biaaten von Nard-Amerika, Us Texas und Californien. Nach J. Calvin Smith,
ten benrb, Neue Aus Banı Buchner.
H. 8, Tanner und andern menesten ber,
Fol. ia K-Caruom 16 Nar-
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ar 1867. London, Hydrogr, Offiee, Fol ls.) 18 Nar.
uf of Mexies, Tampieo Harbour, «omımunicated by Peter Masters , -
(1a) ENe.
Gulf of Bt. Lawrenee, New, Brunswick. rreesieid Bay, surveyed br IL W.
Baytell, 1H7. With di Correetions of Horseshoe Bar, Ir
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North Apariın, East Delaware Mrar from the U, St. Coast Surrey
1848, Ihld, Pol (du. 64) 1 Ti
yo Nova En Want Cent, Yarmouth to
West a Gulf HB Fraser
N o River from
tions to 185& Ihld. Fol.
' Bacid ap Complled from
Aus > ia ibn Internal Im BERN: ame between Towns,
Port Offices: the outtines of „ Marshes and the
ae 5 We Due by the Gen. (or, arten, Wendland of Interna +
_ By JM. Pech, Johm Messinger und 4. J. Mathewsom. New York, Ulm
rn Sketch of the River Paragua: Ge
3 E) from 30°
%o 21° 40° Kouth. 7 From a Track Survey checked | and
ehronometric olwervationa by T. J. Pre, 1856. Often Fol
‚ Hydrogr.
sm. Fu 64) 1 Thlr.
Jedes Ikatt (?* yod
. Correeted {rom Surrers and
J
West-Indim. ‚Santa Cruz surveyed by J. Parsons, 18%
Harbour. Til. Fol (94. 6.) 1 Thir. 12 Sgr.
West-Indies, Sheet IV. St, Domingn tu Dotminien frum farvers Ir Lawruset
and Parsons 1857. Ihld. Fob (8.) 1 Tiir. 6 Ngr
ne
(Geschlossen am 17. Dezember 1868.)
Daccx ven EsoeLnann- Reranz'schen Horsucabsuckenki 18 Boris.
nn
Neueste Geographische Literatur.
EUROPA
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Nach der Natur
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Wi Dank ad Hama sHeyer: Palneontographica. Bei-
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7.D Ad 27% Di g- phische V
‚ Dr. ih r: Die geogra; e Ve
breitung der ‚metterlinge Deutschlan ne nd und der Schweiz, Nebst
Untersuchungen über die geographischen Verhältnisse der Lepido-
auna dieser Länder Eberhau Erster Theil,
8 zn N ig Mosch: Das rn re ee rer
ser-Gebirge. Mit Abbil und einer Karte,
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eher Da Kor ra-Kalk bei a en
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Eine Skizze Landes und. seiner Bewohner u. #. w, Mit einer
Karte der Insel Föhr und der Nord-Friesischen. Inseln vormals und
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een on für Rein Nat Übersichtukrten ; Ole &
n. Achte A ”
Bädeker, 1858.
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ländischen Grenze u. a. ie. Handbuch für Reisende. Mit 16 Ansich-
r 1 Übersichts- u. 12 Spezialkarten, 11 Plänen. Zehnte verbesserte
Ba7 ae Coblenz, 1868.
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Mit 3 Karten und 14 Plänen. Sechste umgearbeitete Au
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fe. ner
Strasbourg, 1858,
24. Rer, Leonhard Jenyns, M. A., F. L. 8: Observations in
M. etc, Linden, 1868.
25. Walter White: A month in Yorkshire. London, 1858.
26. Hugh Miller: The erwise of the „or: A summer ramlble
among the fossiliferous deposits of the Hebrides. With Bambles of
vn Te
, 1816 KH. Setander 1555,
sous la direction de Ü, . Tenner, Gar Gen Hansteen, }
@
32. T. F. de Schubert, de Finfanterie: Exposs des tra-
pers ring en i exdeutds en Bussie dans un but
jusqu'u Tannde 1856. Avcc un atlas et um suppld-
-. 8. Päershaurg, 1608.
: Memoiren des Kaiserl, Russ.
Kreprtopgrphchen Dit XIX, St. Petersburg, 1867, (In
EL Dee Bade und Dörfer des Gourernements Tula im Jahre
1857. Hera „von der Kaiserl. Akademie ‚der Wi
Aufsätze,
86. Dr. C. Bruhns: Das Resultat der telegraphischen Lüngen-
gr gg ge Me
sel, u ar ame Di 1 Sur Al. — ke 1008)
En. (2 m. tr All,
31. Prof. Ru Bncke Über die Jahre veranstaltete L,än-
PR Pan. die eg ae enge „Era (‚Monatsbericht der
x Preuss, Das der Wissenschaften, April 1558.)
38. Dr. M. A. F. Prestel: Die gugraph ische Verbreitung der
senschaftliche Klasse, XXIX, Nr. 12, 1808)
= ee KK merehgue od. M. z en
tu an - ür ww ag-
nalen su Wien Neobr, 1068 die Jul 1867, (Bbende, XAIL, 2
bis XXVII, 1.)
co
%
540
40. Übersicht der Beobachtungen des Grosshersogl. Hessischen
Katasteramtes im Jahre 1857. (Notizblatt des Vereins für Erdkunde
su Darmstadt, Mai 1868.)
41. Franz Foetterle: Bericht über die in den Jahren 1856 und
1857 im westlichen Mähren ausgeführte geologische Aufnahme, (Jahr-
buch der K. K. Geologischen Reichsanstalt. 1858, 1. Fiarteljahr.)
42. Franz r. Mauer: Ein geologischer Durchschnia der Alpen
von Passau bis Dino, Mit 4 Tafeln. (Siteungsberichte der Kuaiserl.
Akademie der Wissenschaften u Wien, mathematisch-naturwissen-
schaftliche Klasse, YAV, 1, 1867.) u.
43. Dr. Adolf’ Schwüdt: Die Höhlen des Ötscher, Mit zei Plä-
nen mund einer Karte vom Dr. Friedr. Iakas, Assistent der KK.
Central: Anstalt für Metsorologie u, s. w., und Prof. Dr. J. Schabus,
(Bbenda, XAIT, 2. 1857.)
4. Prof. Friedr. Sandberger und W, Gümbel: Das Alter der
Tertiärgebilde in der oberen Dimau-Hochebene, am Nordrands der
Ostalpen. (Ebenda, XXX, Nr. 15. 1868.)
4. KA. vr. Sonklar, K. K. Major: Der nemerliche Ausbruch des
Suldner Gletschers in Tirol. Afit 1 Karte, (Ebenda, XXIII, 2.
1557.)
46. Prof. Dr. J. R. Lorenz: Vergleichende orogruphisch - hydro-
graphische Untersuchung der Versumpfungen in den oberen Fluss-
ern der Sulsach, Enns und Her, oder im Pinzgau, Pongau und
Iamıgau. Mit 3 Karten. (Ebenda, XATT. 1857.)
41. I. FE. Julins Schmidt: Über die erloschenen Vulkane Mäh-
rena. ‚Mit 1 Karte. (Jahrbuch der K. K, Geoisgischen Neichsanstalt,
1858, 1. Vierteljahr.)
48, J. L. Gustav Tehermal: Das Trashptgebirge bei Banow in
Mähren. (Ebenda.)
49. Hauptmann J. M. Guggenberger: Das Wassergebiet des Wien-
flusses, (Mittheilungen der K. K. Gewgr. Gesellschaft, II, 1.)
50, Die Tolmeiner Gegend im Küstenland, | Triester Zig. 1858,
Ar. 245—249.)
51. Bergrath Dr. G. Jenzsch: Die Verbreitung des Melaphyrs
und Sanidin-Quarsporphyrs in dem im J. 188 in Abbau stehenden
Theile des Steinkohlenhassins von Zwickau im Königreich Sachsen,
nebst Andestungen über die sogenannte Zwickauer Haupteerwerfung.
Mit Karten. (Zeitschrift der Deutschen Geolog. Gesellschaft, X, 1.}
52. Prof. John Tyndal: On the Mer de Glace. (Notices of the
Procnedings at the Meetings of the Members of the Boyal Institution
of Great Britain. Juni 1258)
53.4 F, Julius Schmidt: Untersuchungen über das Erdbeben am
15. Jänner 1868. (Mittheilmgen der K. K. Geogr. Gesellschaft, II, 2)
&4. Prof, Dr, M, Sadebeck: Reisebericht über Silein ın Ungarn
und das Erdbeben vom 15. Januar 1858. (Zeitechrift für Allgemeine
Erdkunde, August 1868.) — Derselbe: Das Erdbeben vom 15. Januar
1858, mit beumderer Berücksichtigung seiner Ausbreitung in der
Provinz Prenssisch-Schlesien. Mit zwei Karten. { Ferhandlungen der
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultıer, 1868;)
65. Dr. Alois w. Ält: Ein Ausflug in die Marmaroscher Kar-
pathen, im Sommer 1865. (‚Mittheilengen der K. K, Geographischen
"Gesellschaft II, 1.)
56. Reise von Drontheim über Dowre- und File-Fjeld nach dem
Sog Fjord und dem Jwstedal-Gletscher. Nach P. A, Siljestrüm
von Dr. Sebald, (Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde, Juni 1868.)
57. Twenty eighth meating of ihe British Association for the ad-
vancement of Seiener. (Athenarum 1858, Nr. 1514— 1618; Taterary
Gazette 1858. Neu Ber. Nr. 13-16.)
‚58. Col. Henry James: On the Geodetie Operations of the Örd.
nance Survey. (Proceedings at the mestings of the Royal Institution,
April 1868.)
59, Annual report af the Direcior-General of the Geologisal Sur-
vey uf the United Kingdom, the Museum of practical geclegy, amd
the government school of’ Mine» and of Seienee applied to the arts.
(Literory Onsette, 26. Juni 1858.)
60. FH. 0. Sorby: On the Ancient Physical Geography of the
South-Enat of England, (Edinburgh Neue Philos, Journal, April 1858.)
61. @. B. Airy: Report af the Astronomer-Hoyal to the Board
of eisitors of the Royal Übservatory, Greenwich. (Literary Gazette,
Nr. 2160, 12. Juni 1858.)
62. Dr. James Stark: On the Fall of Rain in Scotland during
the year 1867; with remarks on the best form of rain-gauge, and
the porition in which it ought to be placed; and on the cawaes wluich
appear io influence the deposit of rain in different localities. (Edin-
burgh New Philosophical Journal, April 1858.)
Literatur.
63. Dr. Charles Wilson: Notes on tha Prior Eristence of is
Castor Fiber in Seotland, with its ansent amd ent distrıbus
in Europe, and on the use of Castoreum, {(Kbenda, Juli 1868.)
64. 4. L. Sardou: Mimoire sur es points de geographie
ancienne. (Ddletin de la Soc. de Bin, Juli ei Au Tod)
6. Dr. A, E. Brehm: Die Sänger Spaniens. ( Cabanis’
Journal für Ornitkologie, Januar 1858.) hi
66. Dr. A. E. Brehm: Ein Beitrag zur zowlogischen Geographie
Äpaniens, (Zeitschr, für Allgem, Erdkunde, A Septbr. ra
67. Joseph Wood: Notes of a butanical ramble in the North
. (Journal of the Proceedings af the Linnsan Society, Vol. I},
v7.)
68. Die Ausbrüche des Vene im Mai und Juni 1858. (Ale
naeum 188, Ar. 15981601.)
69, James Philip Locaita: On the late earthquakes in Southern
ai (Proceedings at the mertings of the Royal Institution, Mai 1858)
0. @. Lejean: Le Balkan central, (Bulletin de la Sue. de
Glogr. de Paris, Mai wid Juni 1858.)
1. Prof. @. L. Äriegk: Die Metsoren von Stagns in Tihessalien.
a 5 für Allgemeine Erdkunde, April 1858.)
12. W, Amer: Nachtrag zu Herm Prof. Äriegk's Abkandkmg
über die Meteoren. (Ebenda, Juli 1858.)
73. Die Meteoren und das Thal Tempe. (Ausland, Nr.27, 1868)
74. Friede, Schmidt: Untersuchungen über die Silurische Forms
tion von Estland, Nord-Livland und Ösel, ar r die Natur-
Lie-, Eher und Kurlanda 1. Serie. Bd. II, Lief. 1. Dorpei,
1808.)
70, Bemerkungen über eine Reise an dem Iljmen-See und derch
die U: gen der Stadt Sieraja-Russa, Nach dem Hussischen de
Herem Eichwald, (Erman's Archiv für wissenschaftliche Kunde von
Russland. XVIT, 3 vnd 4.)
76. Dr. Ernst Hofmann, Kais. Russ. Geueral-Major im Corps
der Berg Ingenieure: Über die hypsometrischen Verhältnisse de
ge (Zeitschrift für Allgemeine Erdkrmde, Juni 1858)
Ti. Dr. &. Hofmann: Ein Profil des Ural-Gebirges. (Ebenda,
Juli 1868)
78. Fi A. Kolenati: Meistemata entomologien. Fasc. VIII. Our
culionina Unwecasi et vieinarum. (Bulleäin de la Soe. impfr. de
Naturalistes de Moscow, 1868, Ar. 1}
Karten,
7% Sitwationsplan ron Prag. (Zu Nr. 3.)
80, Th. vw. Bomsdorf': Das Riesengebirge. Met. 1:400.000, (Zu
Ar. 8)
81. 0, Kohler: Haupt- und Seemdär-Dreiecksners für das Kö
nigreich Würtemberg. Lithographirt von C. Sommer, Met. 1:00.00.
— Darstellung einer Deteilaufnahme. Öber- Amt Heidenheim. Mi.
1:2.500, aufgenommen vom Gemeter Eberhard. (Zu Nr. 10.)
. D Mehkeiern oder die baierische Hheinpfals. Mat. 1:1071.000.
(Zu Ar. 12.) .
83. Zu Karl Mäller's Ansichten aus den Deutschen Alpen. Nark
den Österreichischen und Buierischen Generalstahskarten bearbeitet
von den König. Baierischen Topographischen Kupferstechern Otto
Fer Gustav Glas und Emil Martini, Met. 1:60800 (Zu
Ar. 18.) F
84. Karte der Insel Föhr. — Kurte der Nord-Frienschen Ulh
lande sonst und jetzt, Mer. 1:400.000. (Zu Nr. 16.)
& JS M. Ziegler: Geographische Karte der Schwriserischen Ge
werbsthätigkeit. Zweite Auflage. Mer, 1:300,000, dit & Neben
kärtehen im Mat. von 1:3.000.000, 1:1.900,000. und 1:1200000.
(Zu Nr. 19 und 20.) =
86. Kuartje voor de Tüjdperken der wmerwereld en weor Int Ne
derlandsch Dilwrium. Met, 1:20.00. — 2 Kaartjes ter Ophelde-
ring van het Verlies en de Aameinst ven Land. Mat. 1:20.
(Zu Nr. 22.)
87. Puggaard: Description geologigue de Ia Pfrinsule de Borrenio
ete. Met. 1:160.000. (Zu Nr. 28.)
88. Atlas zu Strune's Arc du Meridien ete, (Nr. 3). MR
89, Carte des triangulations exdeutdes en Busse; aere Tindire
tion des endroits, dont da position « did diterminde astronemapse“
ment. Ast. 1:2.100.000. Grarde au Dipöt topograpkigue de 1Riak
Major. (Zu Nr. 82.) z
%. Die Krstreckung der Gewitter im April 1866, (Zu Nr. 3%)
91. Der Ötscher. Nach der Original- Aufnahme des K. £. Ge.
neralstabs vom Jahre 1817. Mit Angabe der Wege, der Lage, der
Literatur.
Höhlen und Wetterlöcher, von Dr. J. Lukas, J. Pohl, J. Schabus
und Ad. Schmid. Met. 1:23,800. (Zu Nr. 43.),
w. A. ev. Sonklar: Karte des oberen Sulden - Thales in Tiral,
(Zu Nr. 45.)
93. Lorenz: Spesialkarten des Ober-Pinzgau, Pongau und Lungau,
Mat. 1:146,000,. (Zu Nr. 46.)
». Schmidt: Kartenskisse des Vulkan von Orgiof, (Zu Nr, 47.)
9%. Dr. Jenssch: Geologische Übersichtskarte won dem im Jahre
1855 in Abbau stehenden Theile des Steinköhlenbassins won Zwickau
um Königreich Sachsen. — Derselbe: Die Verbreitung der Kruptiv-
gestsine in dem im Jahre 188 in Abbau stehenden Theile das
Steinkohlenbassins com Zwickau, in Profilen geseichnet. (Zu Nr. 51.)
; WIE, Sul Schmidt: Charte der centralen Region des Ertl.
bebens am 15. Jänner 1853, hat. 1:300.000. — Charts der Ver-
breitung und Intensität des Erdbebens am 15. Jänner 1968. Mat.
1:1.82.000. — Dr. Moritz Sadebeck: Karte rom Erschütterungs-
Gebiet des Erdbebens vom 15. Januar 1858. Mat. 1:2.000.000. —
Das Thal von Sillen. Met. 1:100.000; mit Grundriss der Stadt
Billein in 1:7000. (Zu Nr. 53 und 54.)
97. Carte d'une partie du Departemenz du Var. (Zu Ar, 64.)
98. Carte d'une partie da JLica de Truoee /Bulgarie) relerde
par M. GG. Lajewn en octobre 1867. Most. 1:200.000. (Zu Nr. 70.)
BF. Schmidt Charte der Nilurischen Formation von Ehstland,
Nord-Livland und Ösel, Mast. 1:1.226.000, (Zu Nr. 74.)
100. Dr. E. Hofmann: Profil des Ural-Gebirges vom hl. bis
sum 69. Grade Nürdl Breite. (Zu Nr. 77.)
101. Z. Ewald: Wandkarte der Europäischen Staaten im Maass-
stabe won 1:3,600.000, Mit Bezeichnung der Eisenbahnen und Tiele-
graphenlinien, Hauptatrassen und Kanäle. Darmstadt, Jonghaus und
Venator, 1858.
102. G. A. St. Dewald, Cantor und erster Lehrer zu Gros“
habersidorf: Wandkarte von Europa für den Schulgebrauch. Erlan-
gen, Palm.
108. 4. Mahlmann: Politisch-statistische Karte vom Österreichi-
schen Staate. Mat. 1:2.000.000. Berlin, D. Reimer, 1857.
104. ©. L Ohmann: Das Alpen-Gebiet, Mst. 1:2.000,000. Ber-
lin, D, Heimer, 1808.
105. Heinrich Bach, K, Württenb. Hauptmann und Ingenieur-
aph: Fluss- und Gebirgskarte von Württemberg, Baden und
ohenzollern nit Angabe der unchtigaten Höhenpunkte, Met. 1:450.000.
—; re B. Metsler, 1858.
5. Topographische Karte des Herzogthums Oldenburg, im
Maassstab von 1:50,000, in 14 Zlättern. Gegründet auf die in den
Jahren 1835 die 1800 unter der Direktion des Vermessungs- Direk-
tors von Schrenck ausgeführte allgemeine Landesvermessung. Bi, X
107. T. Raub: Flötskarte der Steinkohlen- Formation in Waat-
reg 1856. Aevidirt und vereollstündigt 1868, Iserlohn, J. Bü-
deker.
108. Dr. Frans Buchenau: Atlas sum Gebrauche beim ersten
geographischen Unterrichte, #0 wie zur Ergänzung der gewöhnlichen
Sehulatlanten für die Schulen Bremen's und der Umgegend. Zureits
Beetion,. Bremen, 6, Hunckel, 1868,
109. Topographische Karte des Kantong Zürich in 82 Blättern.
Met. 1:25.000.
110. &. Aees: Historische Atlas van Noörd-Nederland van de
AVI eeuie tot op heden. Neyends Kaart, Ts Rotterdam, bij Van der
Meer en Verbruggen, 1868.
111. Dr. W. €. H. Staring: Geologische Kaart van Nederland,
witgeooord door het Topograplusch Bureau van het Departement van
‚ wilgegeron op last van Zins Majesteit den Koning. Schaal
van 1:200,000. Haarlem, bij A. Ü. Aruseman, 1558. Bi. 14.
112. MH. Kiepert: Öperationskarte für den Feldsug in Italien
von 176 zu des Generale Karl von usernits hinterlassenen WWer-
ken. Berlin, Ferd. Dimmler, 1868. Afat. 1: 1.500.000,
113. Piano del Real Sitio del Pardo y del Campo de instruceion
establerido en el monte del mirmo,. Levantado por el Comandante
Capitanes de Estado Major del ejereito, D, Benigno de la Fega, D.
Hipalito de Öbregm, D. Jose Coello y D. Jacobe Fehrer, grabade
e- el zen de dieho euerpo D, Angel Beraud, 1866. Most.
: 10.000.
114. C. A. Agardk och C, E. Dahlman: Ankologisk och Fysisk
Karta öfver Sverige. 3 BE Mt. 1:1.250.000. Stockholm, J. F
Meyer & Co,
115. €. W. Gylden: Pläne von 81 Finnischen Städten. 1837—1843.
541
116. Russische Generalstabs- Karten:
a. Äriege- Wege- Karte von Russland und den angrenzenden Län-
dern von General- Lieutenant Schubert, 1829. Met. 1:1.680.000.
Verbessert bia 1. Januar 1857 und 1858. 8 Bi.
b, Generalkarte des Orendurgischen Landes und eines Theils der
Gebiete von Chüra und Buehara, zusammengestellt im Maassstab von
1:2.100.000 durch den Generalstab des Orenburgischen Corps und
grarirt im Äriegs-topographischen Depot. 1856. 2 Bl.
e. Karte des Örenburgischen Landes mit den anstossenden Theilen
des mittleren Asien, zusammengestellt im Maassstab von 1: 4.200.000
durch den Generalstab des Örenburgischen Corps. 1866. 4 Bi,
d. Äarts des Gener vernements Kutais, bestehen aus dem
Gouvernement Kutais und den Gebieten ron Mingrelien, Abehasien,
Sreanetien, Samursachan und Zebeida. 1857. Met. 1:877.000.
e. Karte der Hühen der von der Kaukasischen trigonometrischen
Vermessung bestimmten Punkte, Unter Leitung des General- Major
er im Äriegs-topographischen Dipit ausgeführt. 1867. Mat.
f. Karte der Höhen, welche bei der trigonometriachen Vermessung :
linge des Parallels von 47’ 30' (sirischen der Donau und Astra-
chan) bestimmt wurden, und der Berge der Halbinsel Ärim.
Unter General-Major Blaramberg im Kriegs-topographischen Dipöt
ausgeführt, 1857. Met. 1:1.680.000. 2 Bi
g. Höhenkarte des nördlichen Ural und des Küstengebirges Pai-
ehoi. Unter General-Major Blaramberg im Kriegs-topographischen
Depöt ausgeführt. Mst. 1:1.680.000.
117. Englische Admiraliniis- Karten:
& Nr. 1875. North Sea. Entrance to the Eibe River, from tha
Danish Chart of 1846. 1:211.700. Correetions to 1858.
b. Ar. 1406. The North Sea, Sheet I, from Docer and Calais
to Örfordness and Scheveningen, surceyed by Capt. William Hewett
1831— 1840. Correstions to 1858. Met. 1:394.000.
e Ar. 285, Englanıl, Coast GQuard, 1:879600, PusL 144
May 1868.
m nt 2386. Scotland, Coast Guard, 1:879,600. Publ, 14
“ hu
s Nr.2%587. Ireland, Coast Gward.1:879,600. Publ. 144 May 1868,
f. Nr. 1824. The Irish Channel, au by Capt. F, W. Beo-
chey 1847, Corrested 10 1856—1857, ‚Mat. 1:844.400,
g. France. Port de Üherbourg, area shelteral 1:12.,000, Publ
ahed 24h July 1868.
h. Nr. 2602. France, Port de Cherbourg from the French sur-
veys of 1834 and 1850. 1:12.162. Publ 26% July 1858.
[1. In diesem Bandd erscheint zum ersten Male ein vollständiger Jahr-
geng der an der K. K. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmag-
netismus ausgeführten Beobachtungen, ıduher die Anprduung «ine von
der der früheren Bände verschiedene ist. Er beginnt mit den magne-
tischen Beobachtungen von Wien im Jahre 1853, an welche sich dieje-
nigen von Kremsmünster aus den Jahren 1851 —53 anschliessen (mit-
getheilt von Yom Direktor dieser Sternwarte, Herm P. Augustin Besi-
huber, und eine Portsetz der Beobachtungsreihe bildend, die schon
früher in dessen Werk „Über das Magnetische Öbserratorium zu
Kremsmünster, Wien, 1854 erschienen ist). Es folgen dann die me
teorologischen Beobachtungen zu Wien im Jahre 1853, stündlich nach
den Aufseichwungen der Autographen, wo diese angewendet werden
können, und von rier zu vier Stunden, wo dieses nicht der Fall iet.
An diese schliessen sich die Beobachtungen der übrigen Stationen.an
(im Gsnzen 67, von denen sich relativ die meisten in Kärnthen, 15,
befinden), die ganz so geordnet sind wie in den früheren Jahrgängen,
vämlich unter den einzelnen Rubriken: Luftdruck, Temporatur, Dunst-
druck, Feuchtigkeit, Bewölkung, Niederschlag, Windrichtung und
-Btärke, Osonometer- Beobachtungen, aussergewähnliche Erscheinungen.
Die Zusammenstellung der Störungen des Luftdrucks und «in Bericht
über die Leistungen des in Kremsmünster ausgeführten Metaildraht-
Autographen nebst Beschreibung und Zeichnung desselben schliessen das
Hanptwerk, 400 Seiten gross (wart. Der Anhang, 93 Seiten, enthält
wie in den vorigen Jahrgängen die werthvolle Sammlung der Beobach-
tungen über periodische Erscheinungen im Pflanzen- und Thierreich
vom Herrn Adjunkten Karl Fritsch, theils von ihm söibst im Wiener
Botanischen Garten, theils ron mehreren Beobachtern in verschiedenen
Tbeilen der Monarchie Dax ganze Werk zeichnet sich durch die
Reichhaltigkeit dos Inhalts, die Abersichtliehe Anordnung desselben und
durch die Aussere Ausstattung in so hohem Grades aus, dass die Kaiserl.
Akademie nur mit Stolz auf dieses ihr angehörige Werk binschen kann. —
j co ®
542 Literatur.
2. Die Darstellung der Neugestaltung Österreichs bildete urspräng-
lich einen Theil des grossen ethnographischen Werks des Herm von
Caoomig, welches wir 8. 298 dieses Jahrgungs ausführlich besprochen
haben. Bei dem grossen Interesse des dargestellten Gegenstandes ist
der besondere Abdruck dioses Theils rin hächst dankenswerthos Un-
ternehmen, zumal es dem Herrn Verf. Gelegenheit gub, das früher Ge-
schriebene zu verrollständigen und sein Thema bis anf die neueste
Zeit zu erschöpfen. So liegt uns dem eine vollkommen abgerundets
Darstellung jener langen Beihe von Reformen „in den verschiedensten
Zweigen der Gesetzgebung und Verwaltung Üsterreichs vor, welche wäh-
rend der letzten neun Jahre ausgeführt wurden, so wie der dadurch
bedingten Einrichtungen und der bisher erzielten Erfolge, und zwar
nicht in einer trockenen schematischen Aufzählung, sondern in einer
lebensrollon Schilderung, die es nicht verkennen lässt, dass sie uus
der genaussten Kenntniss der einzelnen Verwaltungszweige, so wie der
gesammten volkswirtkschaftlichen Thätigkeit des Staates geflossen Ist.
Gerade diese zuletzt genannte Eigenschaft, die zur Durchführung des
umfaugreieben und schwierigen Unternehmens unumgänglich nöthig war,
dürfte so leicht kein anderer Gelchrter Österreichs in dem Grade be-
sessen haben wie Herr vr. Cnvernlg. Das Werk urlasst 728 Seiten
gross Oktar. —
5, 79, Das Büchlein von Merklas: Gemälde von Prag u. s. w., ist ein
zum Gebrauch für Fremde bestimmter kurser Abries des Schenswürdi-
gen in der Stadt und Umgegend. Dasselbo bildet die siobente Auflage von
Gerie's Prag und ist mit einem Titelkupfer und einem mit Terrain-
zeichnung versehenen Situntionsplan der Stadt ausgestattet. —
4. Indem wir bei Erwähnung dieser zweiten Auflage von B, Cotta’s
Deutschlands Boden auf das verweisen, was im Allgemeinen über dieses
sehr verdienstliche Werk in den „Geogr. Mitth.”, Jahrg. 1855, 5. 235
gesägt worden ist, bemerken wir nur, dass in dieser nenesten Bearbei-
tung die genlogische Beschreibung von Deutschland und die Lehre rom
Eintluss dos Bodonbau's auf das Leben der Menschen schärfer von
einander gehalten worden ist, als es in der ersten Auflage der Fall
war; jene wird allein in dem ersten Theil behandelt, der daher bei
dem vierten Abschnitt der ersten Auflage abbricht und dann wur noch
die vervollständigtön und in Eins zusamımengestellten schr werthrollen
Literaturbeilagen enthält, übrigens aber nur geringe Umgestaltung or-
fabren hat. Der Inhalt des zweiten Theils dagegen, welcher den Ein-
fiuss des Bodenbau's auf das Leben der Menschen erörtert, scheint in
bedeutenderem Massse umgearbeitet und vermehrt worden zu sein. Je-
den Falls aber hätte der sonst so sorgsame Herr Verf. einige Ungenanig-
keiten in den topographischen Anguben verbessern kösnen, auf welche
frühere Besprechungen seines Werks aufmerksam gemacht haben. —
6, 6. Die obigen Lieferungen der geschätzten, von W, Dunker und
Harm. v. Meyer herausgegebenen Palaeontographica enthalten den zswei-
ten Theil der Beiträge zur Kenntnis der rorweitlichen Flora des
Kreidegebirges im Harse von August Wilhelm Stiehler, welcher die
Flora des Langebergs bei Quedlinburg behandelt und mit rier litho-
graphirten Tafeln ausgestattet ist, und oine Abhandlung von R. Ludwig
über die foasilen Pflanzen aus der jüngsten Wetternuer Braunkohle mit
sieben lithographirten Tafeln, — Aus dem sechsten Badde derselben
Zeitschrift liegt uns ein luxuriis unsgentatteter besonderer Alulruck
von H. v, Meyer’s „Reptilien aus der Steinkohlen-Fermation in Deutsch-
tand” in Folio-Format vor. Don Hauptinhalt dieses Werkes hildet
eine detalilirte Beschreibung des merkwürdigen Archegoshurus, von
welehom der Verfasser die Druchstücke von 271 Indiriduen untersuchen
konnte, „‚ein Material, wie es sich kaum je wieder in Einer Hand zu-
summen finden wird”, Hierdurch war der Verf. in den Stand genetst,
neben der fant valiständigrn Ergrünmlang seines Banes die Entwickelung
von der Zeit an, die gleich nach Beendigung des Fruchtiebens eintrat,
dureh alle Stufen hindurch bis zum ausgewachsenen Thier zu verfolgen,
was man bei einem Reptil ans der ältesten erdgeschichtlichen Periode
kaum‘ für möglich halten sollte. Kirser sind der Seleroeephalus Hät-
seri und Apateon pedestris beschrieben. Sochzehu zugehörige lithogra-
phirte Tafeln enthalten etwa 125 schr schön und deutlich ausgeführte
Abbildungen dieser Reptilien, wohei nur zwei die beiden letztgenannten,
sllo übrigen den Archegosaurun betreffen. Wir künnen nur wünschen,
dass aich solche gediegene und treffliche wissonschaftlichen Arbeiten
such lohnen wmägen. —
7. Das Werk der Herren Speyer (373 88. gross Oktar) ist augen-
scheinlich mit grossem Fleisse ausgearbeitet. Das geographische Areal,
dessen Schmetterlings- Fauna hier zur Betrachtung kommt, sind die
Deutschen Bundesstanten mit Einschluss der Preussischen Provinzen
Preussen und Posen, der Schweiz und des Elsass. Die Herren Verf.
behandeln ihren Gegenstand nach einer zweifachen Richtung, indem sie
ein Mai den eben bessichneten Raum in allen seinen lepidopterolegischen
Verhältnissen schildern, eine möglichst vollständige Aufselihlung der
Arten, Gattungen vw. s. w., die ihn bewohmen, und der Art und Weise
geben, wie sie über ihn vertheilt sind, dann aber auch insofern
die Grenzen dieses Haumes überschreiten, als sie die Verbreitung der
Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz über diese Länder hinaus
und möglichst über die ganze Erie verfolgen, Ferner bemühen sie
sich, die Beziehungen, welche zwischen den Verschiedenheiten des
Klima’s, Bodens und der Vegetation und dem Vorkommen der Schmet-
terlinge in jenem Gebiete existiren, so wie den ursichlichen Zusam-
menhang zwisehen beiden zu erürtern, Es konnte jedoch vor der Hand
"zur die Bearbeitung der Khopaioceren, Schwürmer und Spinner unter
nommen werden, weil nur diese Familien mit einer für jenm Plan ei-
nigermasssen hinreichenden Vollständigkeit erforscht worden «ind. Ims
Werk, wenn vollständig, wird ein schätzenswerther Beitrag zur physi-
kulischen Geographie sein. —
8, 80, Das Werkehen ven C, F, Mosch enthält auf 371 88, klein Okter
eine ansprechende Schilderung jemes viel besuchten Gebirges, ohne etwas
Anderes als eis Beiseführer für Touristen sein zu wollen, welchem
Zweck dasselbe anch vollkommen entsprechen dürfte. Einer kurzen
Einleitung, welche die Grenzen des zu beschreibenden Bezirks und in
allgemeinsten Umrissen die geologische Zusammensetzung des Gebirges
angiebt, folgt im ersten Alschnitt die Schilderung des Hochgebirges im
Ganzen , seines äusseren Anblicks, seiner meteorologisehen u. a. Eigen-
tbümliebkeiten, seiner Pflanzendecke, der Bewoliner u. ». w. Die spe
zielle Boschreibung gesehicht usch den einzelnen Thälern. Die Vorberge
im Norden und Nordosten und das als eine Fortsetzung des Riesen-
gebirgs an seinem Nordwestende erscheinende Iser-Ücbirgs füllen die
beiden andern Abschnitte. Der Anhang endlich bildet einen Wegweiser
für einige dreissig Gebirgstouren. Das Buch ist gut illustrirt und mit
einem Kärtchen im Mst. von 1:400.000 ausgestattet, das sich weniger
durch chnrakteristische Zeichnung als dadurch auszeichnet, dass seine
Ausführung auf chmmitypischera Wege Anerkennung verdient. —
Nr. 9 ist ein besonderer Abdruck des gleichinutenden Aufsatzes in der
Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Jahrgang 1857,
Bd. XI, Heft 4, und in den „Geogr. Mittb.’ 8, 483 d, J, ausführlich
besprochon. —
10, #1. Ein Werk, welches die Beachtung aller wissenschaftlichen
Rachmänner in hohem Grade verdient, ist die Beschreibung der Würt-
tembergischen Landesrermessung dnreh Prof. Kohler. Diese letztere
zeichnet sich durch zweckmässige Anlage und Ausführung nus, sn duss
sie die Vergleichung mit anderen derartigen Vermessungen nicht zur
nuszuhelten vermag, sondern auch manche derselben an Genauigkeit
übertreffen dürfte, Die historische Einleitung entwickelt die Verania-
sung zu dem Unternehmen, die gepfogenen Ierathungen über dnsseibe,
die Vorarbeiten, Hülfsmittel, so wie den bei der ganzen Arbeit ein-
gehaltenen Gesehäftsgang, und In den darauf folgenden 15 Absehait-
ten wird die Beschreibung der Arbeit selbst in ihren verschiedenm
Phasen dargestellt. Ausser den Vorarbeiten des 1981 verstorbenen
Prof, v. Bohnenberger blieb die Ausführung der Hauptaufgabe dem
Verf. tiberlassen. Die dem Werke beigegebenen Karten und Tafeln
bestehen in einem rom Verf, gezeichneten Haupt- und Sekundär-
Dreoiecksnetz des Königreichs im Mast. van 1:800.000, der Darstellung
der Iretailaufnehme des Oberamts Heidenheim im Mat, von 172,500,
einem Lüngenprofil der Basis zwischen Solitude und Ludwigsburg und
drei geologischen Landesdarchschnitten, in denen neun versehiedrus
Formationen graphisch unterschieden werden. —
11. In dem Anfsate van Dr. J. G. Egger, jraktiechem Arste in
Ortemburg, handelt es sich um das Vorkommen des Jurs-Kalkes in
jenem Dreieck zwischen Ien und Donau, dessen Schenkel die eben
genannten Plürne, dessen Spitee die Vereinigung derselben und dewen
Basis eine Linie ist, die von Vilshofen atı der Donau nach Neuhaus,
oder Schärding, um Inn gezogen werden kann. Jüngs dieser Basis
liegt jener Kalk in einer, in ihrer grüssten Breite zwei Meilen weiten,
Bucht, die von Südwest nach Nordost in die sildlichen Ausläufer des *
Bayerischen Waldgebirgos sich rindrängt. Die geognostischen (palisn-
tologischen) Verhältnisse der bier auftrotenden, in Rede stehenden For-
mation sstzte Dr. Egger ursprünglich im ersten Jahresbericht des
Naturhistorischen Vereins in Passau für 1867 auseinander; die vorlie-
gende Broschüre ist ein Soparatabdruck dieses Berichtes, —
1%, 82,-Unter den Schriften, welche wir in neuerer Zeit dem mit
Kifer und Goschick betriebenen Studium der Volks- und Landeskunde
Deutschlands verdanken, nimmt das Werk von Aug. Becker, die Pfalz
und die Pfülser, eine hervorragende Stelle ein. Wenn ein anderer pam-
bafter Schriftsteller diesen schönen und historisch so merkwürdigen
-
m
Literatur,
Theil unseres Vaterlandes zum Gegenstand seiner kulturbistorischen
Forschungen nischte, um an diesen seine volkswirthschaftlichen Ideen
zu entwickeln, 60 besbsichtigte Ir. Becker, nur das Thatsächliche im Augn,
die Plals und die Pfülzer einfach darzustellen, olıne sis zu Objekten
einer systematisirten kulturgeschichtlichen Doktrin zu machen; er will
dem Einheimischen eine Pfälzer Landeskunde, dem Touristen einen
Wegweiser durch und für die Schänheiten der vormaligen stolzen
Pfalsgrafschaft am Hhein umdl Winke über die Eigenthümlichkeiten
ihrer Bewohner geben. Der eine Theil, die allgemeine Kunde vom
Lahd und seinen Bewohnern, ist gegen den andern, die spexielle De-
schreibung der einzelnen Örtlichkeiten, freilich sehr kurz gehalten und
nur in die Einleitung verwiesen, findet aber später durch manche Ein-
schaltungen immer noch ergänzende Nachträge und ist auch wohl an
und für sich schen ausreichend, um wenigstens eiven Totaleindruck
von Land und Leuten zu geben. Der Verf. beginnt denselben mit der
Darstellung der Gliederung in den Terrainverhältnisson, welche durch
die von Süden eintretenden Vogesen herbeigeführt wird. Diese, indem
sio das Land nach Norden durchziehen, theilen dasselbe in zwei Theile
voll landschaftlicher, topographischer und othnegraphischer Gegensätze —
die sanftere, in hoch wellenföürmiges Land übergehende westliche Haupt-
«abdachung, das Westrieh, und die östliche, jüh in die Rheinobone ab-
fallende Abdachung, die Vorderpfale, bis sie etwa in der Mitte des
Landes mit dem 2100 Bayerische Fuss hohen Esehkopf einen Knsten-
punkt bilden, in weichem simmtliche dis natürliche Gliederung des
Landes bestimmenden Gebirgsäste zusummenlaufen, van wo die Hanpt-
thäler und fast alle grösseren Bäche ihren Ausgangspunkt finden und
strahlenfärmig nach alten Richtungen hin abiliensen. Nach Charakteri-
sirung der einzelnen Glieder der ganzen Landschaft giebt der Verfasser
eins kurse Notiz ber die geologischen Verhältnisse und geht dann
zur Volksdiehtigkeit, die im Durchschnitt 10,000 5. und im Weinland
der Hanrdt zwischen 12- bis 16,00 8, auf die Quadr.-Meile beträgt, auf
die Vertheilung der Bodenilüche in Bezug auf landwirthschaftliche Be-
mutzung, Art und Menge der Produkte u. », w. über. Hieran reiht
sich eine Charakteristik der Bewohner, bei denen die Gegensätze in
Wesen und Sprache sich im Ganzen ziemlich streng nach der angeden-
teten natärlichen Bintheilung des Bodens gruppiren, wenn auch in die-
sen Abtheilumgen der Volkscharukter sich verschiedenartig nlaneirt,
Den Schinss dieser Charakteristik bilden einige Bemerkungen über die
Sprache; nuch hier bildet die First der Wasserscheide eine strenge
Greuzlinio für die östlichen und westlichen Dialekte, deren Ürundchs-
rakter jedoch des Iheinfränkische Idiom bleibt, mit Beimischung Ale-
mannischer Elemente im Süden und Südwesten. Eine Übersicht der
Landesgesehichte schlienst diesen Theil des Buchs ab, Eur würde uns
bier zu weit führen, wollten wir Herrn Becker such in die Einzeln-
heiten der zweiten und Hauptebtheilung seines Buches folgen, die mit
der Schilderung der Rheinebene beginnt, an die sich diejenige der
Haardt, des Wasgau’s -— das Land zwischen (weich und Lauter —, dos
Westrichse — Westablang der Vogesen — und des Nalıgau’s nebst dem
Donnersberg, der Nordwestecke der Pfols, anschliesst, Werm auch, wie
schon oben angedeutet, hier noch manche filr die allgemeine Landen-
kunde wichtige Angabe eingeschaltet ist, #»o ist das Gnnze doch mehr
mit Berücksichtigung der Bedürfnisse des Touristen abgefasst, Der
Verf, wünscht, duss seine Hoimath eins der hesuchtesten Länder Deutsch-
lands werde, was sie gewiss auch verdient, und führt desshalb dem
Fremden von Ort zu Ort, ikm die Schänheiten der Landschaft, die
historischen und volksthümlichen Merkwürdigkeiten oft mit poetischem
Sehwunge, immer aber mit der Liebe schildernd, wie «le nur eine echt
Leutsche, treue Anhänglichkeit an seine Heimath ihm geben kann. —
Neben den zahlreichen Ilustrationen wäre dem emplohlenswerthen Buche
wohl die Beigabe einer nusführlicheren, auch das Relief des Bodens
vor Augen führenden Karte statt der unbedeutenden, librigens ausser-
ordentlie: gelungen in Holz geschnittenen, Skizze zu wünschen ge-
wesen. —
13, 83. Herr K. Möller (wenn wir nicht irren, der Verf. de» auf
8. 489 dieses Jahrgungs rühınend erwähnten „Buchs der Pflanzenwelt’)
scheint seine Reischeschreibung durch die Alpen Salzburgs, Kärntbens,
Tirols und durch Vorarlberg an dem Bodenser + desshalb ein Lehrbuch
für Alpenreisonde zu nennen, weil er der Laienwelt zeigen will, wel-
chen Genuss der natorwissenschaftlich Gebildete ans einer solchen Reise
ziehen kann, der die nöthige „Einsicht in Kompesition, Styl und Tech-
nik hat, um die Tausenle von Gemälden sm verstehen und zu genies-
sen, welche er in dem Alpen zur Entzifferung vorfndst”, Ferner hält
er, um die auf diese Weise angerrgto „arowse geistige Reaktion zu
sollenden, die Geschichte des Landes und seiner Bewohner für dns
nächste Mittel; daraus gehen Bilder hervor, deren grösster Vorzug
543
darin besteht, in einem Lichte zu erglänzen, welches einen Blick in
das ewige Wechselleben zwischen Menschheit und Natur erlaubt ——",
Dieses sind etwa die hauptsächlichsten Sitze — es folgt noch eine
Beihe anderer etwas schwülstiger Redensarten —, in welchen dor Verf.
in der Vorrede die Gesichtspunkte bezeichnet, aus denen er seine Al-
penroise roprodueirt — eine Arbeit, die er als einen Anfang zu einer
„ethbisch-naturwissenschaftlichen Reiseliteratur” botracehtet wissen will,
Domgemüss soll das Ziel seiner Naturbetrachtung nicht das Wissen al-
lein sein, sondern dieselbe soll „durch das Wissen zum Wahren und
Schönen, zum Erkennen und Empfinden führen”. An und für sich ist
gegen ein solches Strehen beim Abfassen eines Reiseberichts — und
gaus besonders über eine Alpanreiss — gewiss nichts einzuwenden, nur
müssen wir im vorliegenden speziellen Fall und im Hinblick auf andere
treffliche Eigenschaften des Buchs bedauern, dass dor Verfasser in der
Wahl der Mittel zur Erreichung dieses Ziels uns häufig geirrt su haben
scheint. Ea ist, als wolle er den Losor par force dabin bringen. Mit
oft überschwenglicher Empfindsamkeit schildert er alle seine Gedanken
und Gefühle (Verf. hört sögar „sofort: den gunsen Unterschied beider
Hälften unseres Vaterlandes” aus dem Blasen eines Nord- oder Sid-
Doutschen Postillons), was ihn leicht wieder zu einer breiten, fust ge-
schwätzigen Art zu erzählen verleitet; an anderen Stellen ist der ru-
bige Leser wicht im Stande, seinen nis enden wollenden „Jubel” zu
theilen, der bei jedem nen entdeckten Pilänschen, bei jedem weiteren
Schritt die Alpen aufwärts oder hinab ins Thal sich erneut. Abgesshen
von dieser foreirten Empfindsamkeit ist die Darstellungsweise anspre-
chend und oft voll Laune und ganz gewiss wird durch das Hessinzie-
hen naturwissensehaftlicher Betrachtungen das Interesse erhöht. Die
eingebenden Mittheilungen über das Pilanzenloben der Deutschen Alpen,
das der Verf,, Schritt vor Schritt botanisirend, nach den vorzüglichsten
Repräsentanten und der topographischen Verbreitung schildert, sind bei
wissensehaftlieher Haltung allgemein verständlich und anziehend und
bildon gewiss den Hauptvorzug des Buchs, Auch noch zuhlreiche an-
dere naturgeschichtliche und physikalische Verhältnisse der Alpen wer-
den — wenn auch nieht nach eigenen Beobachtungen — erwähnt, Gute
Holzscehnitte,, meist Abbildungen ron Alpenpfinnzen, dienen nubst einer
Karte zur Illustration. Letstere ist sehr detaillirt und reichhaltig als
Beigabe zu einem solchen Work, aber das farbig eingerlruckte Terrain
zu matt und monoton, um plastisch su sein oder irgend einen bostimm-
ten Zweck zu erfüllen, ausser vielleicht, dass es die auderm Züge der
Karto um so deutlicher lässt. —
14, Der gelehrte Verl, der kleinen Schrift über die Thürtngischen
Ortsnamen, Ilorr Prof. Paulus Cassel, vormaliger Sekretär der Akn-
demie der Wissenschaften au Erfurt, übergiebt in derselben dem Pu-
blikum den zweiten Absehmitt seiner Untersuchungen über Deutsche und
ins Besondere über Thüringischo Ortsnamen. Nach einigen allgemeineren
Brürterungen geht derselbe zur Erklärung der Ortsnamen auf war über
und weist nach, dass die Bedeutsug der Endrilbe mar (möre, maer,
worats mersch, marsch) dio sei, dass damit feuchte, sumpfartige Ge-
genden, nasse Niederuwngen und Gründe, Wiesen an überstrümenden
Bächen und Flüssen, die urbar gemacht zur Weide und nuch zum
Anbau dienlieh werden, bezeichnet worden wären. Prühere Erklärungen
von mar als mürkt, mark u. s. w. verwirft der Verfasser, —
15, 84. Die kleine interessante Schrift von G, Weigelt ist zunächst
auf dar Belürfniss gebildeter Badogäste in dem «ich jährlich bebenden
Secbad Wyk auf Föhr bereehnet. Der Verf. will sich jedoch nicht al-
lein auf dus vor Augen Lingemde beschränken — was ja nur die dürf-
tigen Kuinen einer längst versunkenen grossen Land- und Inselmasse
sind, die von einem ebenfalls bis auf geringe Heste untergegangenen
zahlreichen, kräftigen und reichen Volksstamım bewohnt wurde —, son-
dern er will dem fremden Besucher den gunzen alten Ban in seiner
früheren Ausdehnung und Herrlichkeit vorführen. Nachdem er daber
den BKeisenden von Husum nach der Insel Föhr geführt, im den zwi-
schenliegenden Inseln und Hallingen orientirt, Föhr und die Eigen-
tbümlichkeiten seines Seebades, Amrum und Sylt beschrieben hat, ver-
sucht er eine Rekonstruktion der alten Friesischen Ausseniande (Uthlande),
von ‚er Schilderung der noch übrigen Fundamente des alten Landes,
der Watten, bis zur historischen Foststellung der früheren Küstenlinio.
Dieses führt ibm zunächst auf eino erklärende Darstellung der Ebbe
und Finth, als der nächsten Ursache der zerstärenden Einwirkung des
Meeres auf jeno Länder, und anf eine Beschreibung derjenigen Sturm-
Butben, durch welehe die wirkliche Zerstörung herbeigeführt wurde.
Das letzte Kapite! endlich giebt einen Abriss dar Üienebiehte der Frie-
sischen Inselbewohner und eine Charakteristik dererlben, Das Werk-
chen, 180 Oktarseiten stark, ist mit zwei guten Kartenbeilagen ver-
schen, deren eine dis Insel Führ, die andere den früheren und jetzigen
544
Umfang der Friesischen Aussoniunde darstellt; letstere ist auf das alte
besehreibende Kartenwerk von Joh. Meger und Kasp. Dankwerth aus
dem Jahr 1652 basirt. —
16, 17, 18. Wonn wir hier die neuesten Auflagen einiger der ull-
bekannten Handbücher Reisende von Büdeker aufführen, »o thum
wir diess in der vollen Überseugung, dass dem usermädlichen Verf.
in diesem Zweige der geographischen Literatur unbedingt der erste
Preis zuerkannt werden mus und dass schon die reiche Ausstattung
der einzelnen Bände mit meist saubern, dabei sohr praktischen und
nütslichen Karten und Plänen eine besonders rühmends Erwähnung ver-
dient. Äir. Büdeker hat os namentlich in den Abtheilungen, welche
beschränkter Bezirke behandoln, ».B. die Rheinlande, meisterhaft ver-
standen — abgesshen von allen nütslichen Winken für Reisende —, in
der gedrüngtesten Form eine so anziebende und vielseitige Schilderung
der betreffenden Landschaften zu geben, dass diese Bändchen nicht min»
der zur brielirenden Lektüre überhaupt als sur Benutzung auf Keinen
dienen können. —
19, 85. Die mit erläuterndem Text und Tabellen versehenen Kar-
ten, eine Hauptkarte im Mast, von 1:90,000 und drei Nebenkärtchen,
Mat. 1:3.000,000, auf weichen der durch Pleiss und geschickte Darstel-
lung in glelcher Weise sich horrortimende Schweizer Geograph Herr
I. M. Ziegler die Gewerbthätigkelt seines Vaterlandes , dessen Volks-
diehtigkeit, Vichstand und die Zahl der Kinleger in Sparkassen (zur
Bezeichnung des sittlichen Momentes) zur Anschauung bringt, sind in der
zweiten Aufnge erschienen. Die Veränderung, welche die Hauptkarte
(geammte Gewerbthätigkeit) erfahren hat, besteht in einer Abgrenzung
und Numerlrung der Verbreitungs-Kreise der verschledenen Schweiszeri-
sehen Rindriehsehläge. (Gewiss eine willkommene Zugabe, So übersicht-
lieh trotz ton mannigfachen Kolorits und der zahlreichen Signaturen
die Hauptkarte immer noch ist, so können wir doch im Interesse grüsse-
rer Dsutlichkeit für oinwelne Theile den Wunsch picht unterdrücken, Hr,
Ziegler möchte bei «einer abermals erneuten Auflage das Eine oder Au-
dere ans derselben ebenfalls auf Nebenkärtchen besonders darstellen. —
Nr. 20 ist eins woitere Ausdehnung der „Geographischen Karte mit
Text" desselben Verfasser... Der Zusatz zu dem Text besteht in einer
allseitigen Erärterang des Schweizerischen Eisenbalnsystems, ein Mal
in handelsgeograplischer Bexiehung auf den Anschlu an die Bahnen
der Nachbarländer und zweitens in Hinsicht auf die aus dieser Betrach-
tung zu ziehenden Schlüsse in Eücksicht auf den Ausbau des Schwei-
zerischen Netzes, beziehungsweise auf die püssendste Vereinigung (Fu-
sion) einzelner Gesellschaften. Es bilden alas diese Zusätzs einen Bei-
trag zur Schlichtung einer während der letxten Jahre in der Schweiz
lebhaft ventilirten Frage, im welcher sich kantonale, bundosstastliche
und allgemein kommerzielle Interessen in sehr störender Weise kreusten.
Die Vermehrung der Karten besteht in dom Hinzukommen der Karten
4 und 5. — Um die Bahnnetze ausserhalb der Schweizer-Grenzen näher
ins Auge zu faden, hat Hr.Z. in Nr.4 diejenigen Stanten in Deutsch-
land, weiche Stastseisenbahnbau eingeführt haben, nach ihren (Grenzen
kolorirt und die Sehienenrichtungen dureh sehwarss Linien eingetragen,
Im Gebiete Frankreichs hingegen, wo Gesellachaftsbau Statt gefunden,
ist jede Gruppe durch eine besondere Parbe von den Nachbaru unter
schieden, um die Bewegungskreise dorliger Ümsellschaftsthätigkeit zu
veransehaulichen und mittelst Vergleichang das Verstündniss der Schwei-
ztrischen Fusions - Versuche zu erlsichtern. In gleicher Weise ist auf
Karto 5 dus Schweizerische Eisenbahnuete dargestellt, auf der man
ausserdem die berälkertsten Ortschaften in ihrer gegenseitigen Lage
und ihrer Stellung zum Schionenweg überschauen kann, Es sind des
halb alle Orte mit 1000 Seelen und darliber, auch einige unter dieser
Zahl, so eingetragen, dass «oren Grbsse nach einer gleichmässigen Bkala
mittelst erweiterten Kreises ihrer Positionen und durch verschiedene
Farben auf Kinen Blick zu unterscheiden ist, wodurch das Bild der
Strömungen des Verkehrs und die Lokulisirung der Mittelpunkte dessel-
ben unch ihrer stufenweisen Bedeutung sich rasch vergegenwärtigt. Die
Einwohnerzahl ist jedoch mit Hinzurählung derjenigen bnnachbarten
Ortschaften bestimmt, die ihre Bevölkerung zum täglichen Verdienst nach
dor betreffenden Stalt senden. Ausserdem zeigt Karte 5 die Verbrei-
tung der Banken und ihrer Filiale, Karte 4 ist im Mast, von 1: 12.000,000,
Karte 5 von 1:1.900,000 entworfen. Die übrigen Karten, 1, 2, 3und
6, sind dieselben wie in Nr, 19. —
21. Eine zwar gedrängte, abor fleissige und für den im Titel ange-
gebenen Zweck vollständige historisch-geographisch-statistische Schilde-
rung des Kantons Lusern hat Dr. K. Pfyifer geliefert, von welcher der
erste Band bisher erschienen ist. Nach einer ‚geschichtlichen Übersicht
folgt im ersten Abschnitt die Beschreibung des Landes, im zweiten die
des Volks. Jener enthält eine ziemlich eingehende Darstellung der plıy-
Literatur.
sischen Verhältnisse des Kantons, dieser den gegenwärtigen Stand und
Gang der Berälkerung, s» wie die hierher gekörigen Zahlenangaben seit
Anfang dieses Jahrbunderts, die matürliche, bürgerliche, kirchliche Ver-
schledenhoit der Bewohner, die körperlichen Eigenschaften {in welcher
linsicht ie diesen Jahrhundert eine wesentliche Verbesserung gegen frü-
her sichtbar sein soll), so wie eine allseitige Darstellung der gewerblichen
und sozialen Verhältnisse und de» Standes der geistigen (intellektuellen,
ästhetischen) Kultur, Dem Buche voransgeschiekt ist ein Verzeirhnies
der über den Kanten erschienenen Literatur, Landkarten a. ».w. Der
zweit« Band winl die Deschreibung des Staats, der Kirche und einzel-
ner Ortschaften enthalten und das Ganze einen Theil des von Haber
& Comp. in St. Gallen und Bern begründeten Bildersanls der Schweizer-
Kantone ausmachen. —
22, 88. Die zweite und dritte Lieferung ran Dr. Staring’s „Ehe
mals and Jetzt” is. 8. 435 d. Jahrg.) schliessen das gunze Werk ab.
IHe einzelnen Aufslitze dieser beiden Lieferungen sind: Das Einsinken
des Bodens; Verlust und Anwachs won Land in den Niederlanden mit
einer ausführlichen Liste der durch Eindeichung gewonnenen Land-
strecken (impolderingen} ; die Gewässer Niederlands, und die Verinde-
rungen des Bndens durch den Menschen. Diesen Aufsätzen sind drei
sauber in Farbendruck wurgeführte Kärtchen beigegeben; Nr. II dient
zur Erläuterung der vorweltlichen und dilurinlen Bildungsperioden,
Nr. III und IV sur Veranachaulichung des Landzuwachses. —
23, Das unter den Auspieien dos Präfekten Migneret erscheinende
Werk übor das Depargement Nisderrkein scheint eine sehr allsritige
Monographie «liesos Theiles der alten Elsass werden zu sollen, Der ver
Hegende erste Band, 720 Seiten gross Oktar, enthält zunächst eine ki-
storische Kinleitung, welehe in eine ziemlich zusführliche Geschichte
des Landes und seiner Institutionen, 88.1415, ein reichhaltiges Ver-
welehnins aller im jetzigen Departement des Niederrheins gedruckten
wichtigern Werke und der über dasselbe erschienenen Karten, 88. 418
516, und in einen Auszug aus einem Mimsire zerfällt, welches der Mar»
quis de la Grange, von 1074 bis 1698 Präfekt der Provinz Elsass, über
den damaligen Zustand des Landes verfasst hat. Die Verfasser der
beiden erstgenannten Abschnitte «ind der Archivar Louis Spach und der
Buchhändler F. G. Heitz, Mit 8. 559 beginnt die Deschreibung des
Bodens, den die „Iere Partie” des ganzen Werkes schildern wird, Der
gegenwärtige Band schliesst mit dem „Natürlichen Zustand” des Bodens
(Topographie, Geologie, Statistique minsralogigue, Notiees gänerales de
Mitöorelogie) ab, so dass die künstlichen Veränderungen der Boden-
oberfläche (Routes et voies ferrdes, Cunaux, Ousrages hydrauliques ete.,
Dossöchementa, Difrichements, Travaux militeires) in dem folgenden
Band zur Darstellung kommen werden. Die 24 Partie wird die Be
schreibang der „Berölkerung”, die dritte endlich die „Produkte und
die Verwendung der physischen und intellektuellen Kräfte” enthalten. —
24. Ber. Jensus hst in seinen Beobachtungen über Meteorologie
die Resultate zusammengestellt, welche er seit 1823, vorzüglich aber
während der letzten 19 Jahre in seinem Wohnort Bwaflham Bulbeek in
der Grafschaft Cambridgeshire, England, erhalten hat. Diese Unter-
suchungen berieben sich auf Temperatur, Wind, Luftdruck und ver-
schiedene wässerige Phänomene der Atmosphäre, wie Verdunstung, Thau,
Wolken, Nobel, Regen, Hagrl, Selmer u.» w., mit besonderer Berück-
sichtigung der erklärbaren Ursachen des Witterungswechsels und der
Veränderungen der Richtungen des Windes, Ein besonderes Kapitel
widmet er der möglichen Vorausbestimmung des Wetters und schliesst
mit einer Darstellung der klimatischen Verhältnisse der Grafschaft Cam-
bridgeshire, wobei or besonders die verschiedenen jährlichen Entwicke-
lungsperioden der einheimischen Vegetation ins Auge fasst. Nurwenig
Aufmerksamkeit kat der Verf. den optischen und magnetischen Phäne-
mwenen und denjenigen geschenkt, welche aus der ntmorpbürischen Elek»
trizität herrorgehen. Das Buch enthält über dus Oktayseiten und dürfte
einen beachtenswerthen Beitrag für die Meteorolugie Englands bilden. —
26. Hr. W, White, dom Englischen Publikum durch mehrere andere
Schriften ähnlicher Art, «. B. Om font through Trrel, ala Tourist be-
kannt, führt den Leser auf einer Fusstour in verschiedenen Richtungen
durch die grösste der 40 Englischen Grafschaften, YorksHire, die sich
besonders auch dureh die grosse Mannigfultigkeit der Bodengestaltung
auszeichnet. Von Hull ausgehend wanderte derselbe der Kiste entlung
bia sum Ausfluss des Tees; ron hier wendete er sich in die hlügeligen
Landschaften im Nordwesten und Werten der Grafschaft, durchstreifte
dio obern Gewässer der Flüsse Teer, Swale, Ure, Wharfe, Airn und
ihre zu den anmuthigsten Raglamds gehörenden Thäler, gelangte an aber-
mals in den Osten der Grafschaft und beendigte seine Wanderungen über
die grösseren Städte, York, Leeds, Shoffield, im Stdwesten derselben.
Seine Schilderungen sind gefüllig und anzichend und gewähren ein au-
i Literatur, j 545
schauliches Bild der ländlichen Verhältnisse in diesem Theile Englands,
Er kommt unter Anderm zu dem Schluss, dass cs dem Tagelöhner die-
ses Landes bei weitem besser ergehe, als dem Grund-beritzenden Bauer
in Deutschlaud —
26. Unter dem Titel: The eruise of the Betsey etc. sind die hin-
kerlassenen Manuskripte des jedem Naturforscher bekannten Schottischen
Gelehrten ilugh Miller von Hrn. W. 8, Symonds herausgegeben worden.
Wie schon der Titel sagt, beschäftigte sieh Miller auf den hier beschrie-
beuen geologischen Wanderungen vorzugsweise mit den Potrofakten-füh-
renden Depsaita Schottlands und der Hebriden; indessen ist das Buch
nicht in rein wissenschaftlicher Form geschrieben, sondern die Hesul-
tate jener Forschungen aind in eins höchst anziehende Reiseschilderung
eingeilochten, so dus das Werk ebensowohl als eine hervorragende
Erscheinung der goologischen als der Reiseliteratur den vergleichungs-
weise immer uoch das Interesse der Nenheit beanspruchenden nördlich-
sten und nordwestlichsten Theils der Britischen Inseln zu betrachten sein
dürfte, Das Ganze ist genau in der Form wiedergegeben , wie es von
dem Verstorbenen für die von ihm redigirte Zeitschrift „The Witness"
vorbereitet worden war, in welcher derselbe sich bei den Streitigkeiten
der Free und der Established Church of Scotland betbieiligt ‚zu haben
scheint, wie denn der ernste religiöse Sinn des Verf. manchen Theilen
soines Buchs eine entsprechende Pürbung gegeben hat, «0 besonders bei
der Schilderung historisch merkwürdiger Lokalitäten oder der Zustände
der Bewohner der besuchten Inseln und’Theile des Britischen Kontinents, —
27. Forester's Beschreibung seiner Wanderungen in Korsiks und Sar-
dinien ist ganz im Tourlsten-Styl gehalten. Den grüssten Theil des
Buchs simmt die Schilderung des Aufenthalts in Korsika in Anspruch,
mit dessen klimatischen Verhältnissen «ich der Verf.in Kapitel X näher
beschäftigt, au welcher Stelle er auch die Erhebung der versehiedenen
Zonen in Besug auf deu Vegotations-Uharakter der Insel festzustellen
sueht. Bei Sardinien beschäftigen ibn die Abstammung der Bevölkerung,
welcher er sinen orientalischen Ursprung zu vindieiren sucht, » wis
die hierauf hindeutenden Alterthömer am meisten. Das Buch ist mit
sortreiflichen Tondrucken, einer grossen Anzahl sauber ausgeführter
Holsschnitta nebst einer Karte der beiden Inseln ausgestattet, —
28,57, Die geologische Beschreibung der Halbinsel von Sarrento
ist ein besonderer Abdruck aus dem Builet. de la Sor, Genlog. de France,
zweite Serie, Bd.14, 8,294. Der Gegenstand dieser eingehenden geo-
logischen Abhandlung (42 Oktavseiten}, In welcher der Verf. besonderes
Gewicht auf seine newen Beohschtungen Über die vorkommenden Dolo-
mite legt, ist die Borgkette, deren Mittelpunkt der 4371 Par. Fuss hohe
Monte Son Angelo ist, der dieselbe in zwei in orographischer und geologi-
scher Hinsicht munnigfach verschiedene Theile theilt. Die Streichungs-
Linie dieser Krtta weicht von der allgemeinen des Reliefs ron Italien
ab, indem dieselbe WSW. und ONO, ist. Bei Ponte deila Cumpanella
endet «dis Kette im Meere, um mit der Ins! Capri noch einmal wus
demselben emporzusteigen, währen! sie an der Lanidlseite durch ein
Quertbal, welchen die Ebene von Campasnien zwischen la Cara und
Vietri mit dem Galf von Salerno verbindet, von den Gebirgen des
Hauptlandes abgeschnitten wird. Nach dem eben grnaunten Golf ist
der Abhang steil, nacı dem von Neapel allmäliger. Die Hauptmasse
des Gebirges besteht aus Kreidekalk, nur der südliche Theil ist mit
einer dünnen Decko Macigno (eocemer Schichten) überlagert, welche je-
doch überall in den Kinschnitten des Gebirge» den Kalk hindurchtreten
lässt. In den Ebenen uni den zwischen eben diesen Kreidebergen ein-
gesunkten Thälern finden sich vulkanische Tuife, die jedoch in dem üst-
liehen Theile der Halbinsel weit “woniger entwickelt «ind. Dagegen
zeichnet sich dieser durch bedeutendere Ausdehnung der Kalkbreeeien
und vulkaniseher Modifikationen ars. Das sauber ausgeführte Kärtchen
zeigt im Farbondruck sechs versehiedene Formationen nebst einem eben-
falls geologisch kolorirten Längen-Profil, —
29. Dias Buch des Hrm. Grafen d’Escayrao de Lauture über die Tür-
kei und die muselmännischen Staaten im Allgemeinen hestoht uns 184
grossgslruckten Oktarseiten voll leerer Dekinmationen, aus denen die
Welt nichts Neues erfährt. Es ist eine Art Kritik des jetzigen Zu-
standes des Türkischen Reichs, an deren Ende der Verf. sum Schluss
gelangt: La Turgnie, c'est une arbre qui doit tomber; dann kommt noch
die Vertheilung der Erbschaft. Kurs, das Buch ist nutz- und zwecklos;
die Geschichte wird unbekümmert sm dasselbe ihren Gang gehen und
der Hr. Graf wärdo besser gethan haben, anderes lloiz zu spalten, als
jenen Baum, —
30. In dem Jahresberichte der K. Geogr, Gesellschaft in St, Peters-
burg wird der Stand derselben und die wisseuschaftliche Thätigkeit für
das Jahr 1857 in gewohnter Weise zusammengestellt (vergl. Geogr,
Mitth. 1857, 8.539), Obgleich die Zahl der Mitglieder im Ganzen sich
»
auf 824 vermehrt hatte, hatte doch diejenige der wirklichen Mitglieder
sich bis auf 4654 vermindert. Die Zahl der spswärtigen korrespondi-
renden und Ehrenmitglieder betrug 46. Was die Veränderungen des
Vorstandes anbetrifft, »o trat seit Mürz Ir. BE. Korslersky an dio Stelle
des Hrn. A. Leoschine als Adjunkt des Präsidenten und Hr. K. v. Bäer
als Ausschunsmitglied an die Stelle des Hrn. H. r. Helmersen, welcher
statt des Hrm. A. Osersky Präsident der Sektion für physische Geo-
gropbie wurde, Für diese letzstero Abtheilung, so wie für die statisti-
sche Sektinn übernahmen die Herren vr. Buchen (neben Hrn. P. vr. Seme-
now) und V. Vesehniakoff die Funktionen eines Sekretär. Lie Ein-
nahmen betrugen 29,647 Rubel, die Ausgaben 27,711, das gesammts
Vermögen am 1. Dezember 1857: 26,445 Rubel. Die Biblisthek hatte
sich um 207 Druckwerke vermehrt, — Was die wissenschaftliche Thü-
tigkeit der Gesellschaft anbetrifft, so war dieselbe auch noch im Jahr
1857 hauptsächlich auf die Erforschung des östlichen Sibirien gerichtet,
Über die Arbeiten der hiermit betrauten Expedition unter der Leitung
des Hrn. Schwartz lag ein ausführlichen Expost desselben ror, weiches
im Detail mitgethoilt wird. Es wird hier unter Anderem auch eine
Reihe von Positionsbestimmungen aufgeführt, welche Lieut, Rochkoff
an den Uforn des Amtur, am Liman dieses Flusses und un der Küste
der Insel Buchalin ausgeführt hatte. Es wurde ferner in Bexiehung
anf diese Expedition — die eigentlich mit dem Jahr 1857, dom drit-
ten ihres Bestehens, zu Ends gehen sollte — beschlossen, dass dis
mathematische Sektion derselben auch noch den Sommer dos Jahra 1858
zur Ausfüllung mancher Lücken vorwenden sollte. Über die weiteren Exr-
poditionen des Jahres 1857 ist kurs Folgendus zu erwühnen: Die For-
achungen des Hrn. P. v. Semenow wurden zu Ende gebracht (die Re-
sultate dorselbon wurden unsern Lesern a. a, O. mitgetheilt); die Expe-
dition unter Hrn, v. Bier eur Untersuchung der Fischereion am Kaspischen
Mesor ist beendet und mit reichem Material zurückgekehrt; ein Theil
daron wenigstens wird durch die Gesellschaft veröffentiicht werden.
Von dem Finnischen Ethnographen Europäus, der eine Reise nach den
Ufern des Tersk (Lappland) unternommen, waren noeh keine zusammen-
hängenden Berichte eingegangen, eben so wenig von der nach den Minen-
bezirken des Altai abgrgangenen Expedition zur Herstellung einer topo-
graphischen Karte dersolben, Endlich tbeilt der Jahresbericht noch
Näheres über Plan, innere Einriehtung u. s. w. der Expedition nach
Khorassan mit, #0 wie über die Entwickelung der Beziehungen der (ie
sellschaft zu ähnliehen Instituten und Gelehrten des Auslands, und ie
Bezug auf die kurtographischen Unternehmungen die Deteils über die
projektirte General- Karte von Buastand im Mast. von 1:1.680.000, —
Was die laufenden Publikationen der Gosellsehaft ambetrifft, so waren in
dem Erseheinen der Mömoiren der Bibirischen Sektion durch die Ab-
reiso les BHedaktours, Sekretär Lamanaky, zum Statistischen Kongress
nach Wien ted ia dem Fortschreiten der Russischen Bearbeitung von
Bitter's Asien dureh die Reise des Hm. P. v. Scmenow zach Ucntral-Asien
Stürungen eingetreten. Als besondere Arbeiten wurden das Werk des
rm, V, Besobrasof!: Ktudes sur le Commerce intörieur de In Russia
und das des Hrn. P. Koeppen: Tableau des Colonies trangires en Rus-
sis aufgeführt. An Kartenwerken wurdls die Herausgabe des Gendäti-
schen Atlas ic» Gouvernements Twer vollendet und diejenige einer rier-
werstigen Karte des Gnuvernements von Iasan rarbereitet. -— An
langend die zu vertheilenden und wirklich vertheilten Preise, so fand
sich kein wissenschaftliches Werk, das würdig gewesen würe, mit der
Konstantinischen Medaille geschmückt zu werden. Der Schukaff- Preis
wurde einem von dem Senator und Gcheimrath J. Funduckler ver-
öffontlichten Werk: Description statistique du gouvernemont de Kiew,
zuerkannt. Ins Werk wurde bereits 1852 in den Druck grrehen und
soll ursprünglich von dem 1856 verstorbenen Gelehrten D. Schuravsky
herrühren. —
31,88, Dei Erwähnung des grossen Strume’schen Werkes Aber die
Russisch-Skandinnvieche Breitengrad-Messung kann hier von einem Ein-
gehen auf die Suche selbst, die es bohandelt, abzeschen werden, da die
„Weogr. Mittheilungen’ hierüber schon einen längeren Aufsutz gebruacht
haben (1857, 88. 315—321 u. Tafel 14). Die beiden bis jetzt voll-
ondeten Bände enthalten die spezielle Darlegung der astronomischen und
geodätischen Operationen in allen Einzelbeiten, die Boschreibung der
Instrumente un Methoden, die Vergleichung der Längenmassse, die Basis
messungen,, die einzelnen Triangulationen, Kompensatiopsrechnungen,
Asimuthbeobuchtungen n. =. w, und ihr Worth besteht daher hauptsächlich
in der Förderung dor Geodäsie. Das Endresultat, welches die Gosgruphie
am meisten interessirt, wird erst in dem dritten Bande publicirt werden,
aber Einselnos findet sich auch in den beiden ersten Bänden, war sie
spesieller angeht, wie namentlich die kurzen, aber trefllichen Schilde
rungen des Terrains und der physischen Beschaffenheit überhaupt der
546
einzelnen Abibeilungen des ganzen Bogens (I, S3.3—10, u. IL, 85.4—9),
so wio die Bestimmungen der Hähe und astronomischen Position von
einer grossen Anzahl Punkte. Der zugehörige Atlas besteht aus einer
„ÜUnrte gindrale des triangles de l’aro du meridien mesurs entre je Da-
wubo et Is Mer Glseiale depuis 1816 jusgu’en 1855” in drei Bistt und
ira Mat. vom 1:1,440.000, in 18 Spesial-Karten der einzelnen Abthei-
langen der Triangulation auf fünf Blatt im Met, von 1:720.000, und in
zwei Tafeln mit Abbildungen der Instrumente, Auch die vom Kriegs
Dipöt herausgegebene Höhenkarte der während der Meridiaumessung
bestimmten Punkte mit Profil im Mast, ven 1:1.753,000, ron welcher
die beiden ersten Blätter im Jahr 1851 vom General-Lieutenast Tutach-
kow, das dritte, nördlichste, im Jahr 1857 vom General-Major Blaram-
berg zusammengestellt wurde, gehört oigentlich hierher. —
32, 89. Als wir vor otwa einem Jahre über den hohen Werth der
Materialien uns aussprachen, welche in den Mömsiren des Kuiser!. Kuss,
Kriegs-topographischen Döpat niedergelegt sind {s. Geogr, Mitth. 1858,
Heft 1, 8. 48), erwähnten wir der freudigen Aussicht, ball ein Werk
zu besitzen, das ihre Benutzung durch Übertragen aus der Russischen
in die Französische Sprache und durch übersichtliche Bearbeitung er-
Weichtern würde, Unsere grosse Erwartung, die schon dureh den Na-
men des Verfuwers, des um die Geographie des Russischen Reiches
so übersus verdienten Generals von Schubert, gerechtfertigt war, ist
man weit übertroffen worden, denn General ron Schubert giebt nicht
zur eine Verarbritung des in jenen Mäimsiren Publieirten, sondern er
fasst sämmtliche astronomische und geodätische Arbeiten Russlands, die
in einer grossen Anzahl von Schriften zerstreut und zum grossen Theil
in den für das Publikum unzugänglichon Archiven der Topographischen
und Hydrographischen INpöts begraben waren, In einen für den Gehrauch
sehr bequem ringeriehteten Quartbend zusammen. Die Tabolle simmt-
licher im ganzen Russischen Reiche, so wie der in den angrenzenden
Ländern (Persien, Klein-Asien, Tünkei, China u. ». w.) durch Russen
astronomisch und gendätisch bestimmtm Punkte, welche den Haupt-
theil des Werken bildet (59. 190 — #77), umfasst nicht weniger als
14,531 Nummern, die, nach der geographischen Breite geordnet, mit dom
Dorfe Aradan in Persien (35° 14° 35” N. Br.) beginnen und mit dem
Vorgebirge Nassau auf Nowaja Bemlia (76° 83° N. Br.) enden. Aumer
Länge und Breite, sirmmtlieh nach den nnnesten Bestimmungen der Stera-
warten korrigirt, auf die sie sich beziehen, und belegt mit Angsbe des
Beobachters, des Jahre der Beobachtung, der angewenieten Instrumente
und Methoden, und der Quelle, ans welcher sie geschüpft wurden, wird,
wenn möglich, der Beobachtungspunkt an jedem Orte und das Land,
das Gourernement oder der Distrikt aufgeführt, zu welehem er gehört,
Um eine Kontrole zu ermöglichen und eine wenigstens historisch inter-
essaunte Vollständigkeit zu orzinlen, sind die rerschiedenen Kesultate
der Bestimmungen , wo deren mehrere von verschledenen Personen ge «
mucht wurden, und die ursprünglichen, nicht karrigirten Angaben eben-
falls beigesetet, Damit kein Irrthum in Bexng auf die Namen vorkom-
men und die Tabelle in Husaland selbst leichter benutzt werden kann,
wurden alle Namen derselben, mit den betreffenden Nummern bezeich-
net, in Russischer Schreibart als besonderes Supplement zusammengestellt
(188 Beiten in Qnart). Ihese grosse Anzahl von Ortsbestimimungen,
welche mit wenigen Ausnahmen aua dem jetsigen Jahrhundert stammen,
da die im vorigen Jahrhundert durch die Akademie der Wiesnnschuften
zu St. Petersburg ausgeführten oder veranlassten wegen der Unrollkom-
menhoit der in Anwendung gebrachten Instrumente oder Methoden keine
bleibende Geltung hatten, giebt dus, glänzendste Zougniss für die unge
meins Thätigkeit Russlands auf dem geographischen Gebiete und nament-
lieh kann man nicht genug bewundern, was in dieser Beziehung von
dem Topographischen Dipöt geleistet worden ist, von wolchem die gep-
dätischen und sstronomischen Arbeiten hauptsächlich ausgingen und wel-
ehem General vr. Schubert so lange Jahre vorstand. Mehr ron hintori-
schom und a»llgeineinerem Interesso ist der übrige Theil des Werkes,
welcher lehrt, wie die in der Tabelle ntedergelegten Resultate erhalten
wurden. Zuerst linden wir hier sine gedrängte Geschichte der nstro-
nomisch » gemilätischen Arbeiten in Russland (38. 3 — 29), die mit den
Arbeiten der Akademie im 18. Jahrhundert beginnt, die wichtigsten
Einrichtungen , Verbesserungen der Methoden, Bogenmessungen, Trian-
gulationen, Expeditionen u. ». w. und die Verdienste der vorzugsweise
dabei betheiligten Männer erörtert und mit einer Übersicht dessen
schliesst, was für die nächste Zeit noch xu thun übrig bleibt, Hieranf
folgt (58. 33 — 90) eine deteillirte Darlegung , wie die Positionen der
als Ausgangspunkte zu betrachtenden Ohseryatorien und sonstigen sicher
bestimmten Punkte (34 an der Zahl} gowonnen wurden, Daran schliesst
eich die Ruschreibung der grossen geodätischen Arbeiten, der Triangu-
lationen und chrenometrischen Expeditionen in Russland von 1816
(Genorul Tenner’a Aufnahmen) bis 1955, nebst Angabe der später ang
“
Literatur.
brachten Korrektionen, und des Beschluss dieser Abtheilung macht die
Beschreibung der ausserhalb dieser grossen zusammenhüngenden Opers-
tionen fallenden Expeditionen, Reisen, Nirellements und einzelnen Be-
stimmungen, namentlich unter Iwanolf und Bereruych am Bismeer
(1821—1928), Lätke an den Küsten von Nownja Semlia (1621 — 1824),
Lütke und Beinecke am Eismeer (1821— 1832), Dittmar in den Türki-
schen ‘Ländern {1828— 1832), Fuss in China (1830—1832), Fedoroff
in Sibirien (1832-1837), Wronczenke in Klein-Asien (1834 — 1533),
Fuss, Sawicz und Sabler zwischen Schwerzem und Kuspischem Meer
(1836—1837), Wasilieff im Orenburgischen Lande (1838— 1840), Lomm
in Persien, der Kirghisen - Steppe und dem Europäischen Russland
(1838—18554), O. Strure im Europäischen Russland (1842), Krusenstern
an der Petschora (1845), Wroncsenko in Rinsaa, Tumbow, Wladimir
und Orel (1847), Szidlofski in Charkof, Wornnes, Poltawa und Kursk
(1847—1848), Kowalski im nördlichen Ural (1847—1849), Draszusoff °
im Gourernemont Windimir (1848), Schwartz in Trans-Baikalin (1849—
1852), Szwareff im Gourernement Nishnij-Nowgorod (1853), Döllen und
Hübner im südlichen Ural (1855 — 1856). Diese Beschreibungen (88.
147—180) sind zwar sehr gedrängt gehalten und beschränken sich fust
nur auf die Mittheilung der wichtigsten Hesultate, sie haben aber trots-
dem in dieser Zusammenstellung einen hohen Werth und bieten «in nicht
gewöühnliehes Interesses. Zu dem Abschnitt über die grossen geodäti-
achen Arbeiten gehört eine sehr klar und übersichtlich ausgeführte Karte
des Eurspäischen Russland und Kaukasiens in & Blättern, auf welcher
sich alle Dreiecksnetze der ersten Ordnung, so wie alle astronmisch
bestimmten Punkte angegeben finden. Da die Arbeitsgebiete der rer-
schiedenen Chefs anf ihr durch Plächenkolorit unterschieden simi , so
gewinnt man mit Kinem Blick eine Übersicht der Ausdohrung der unter
der Leitung #ines joden ausgeführten Arbeiten und der Verbindungen,
in wolehen sie unter einander stehen. — .
33. Der 19. Band der Mimoirem (Sapiski) des Kaiserl. Hussischen
Kriegs-topographischen Depöts, der erste, welcher unter der Redaktion
des jetzigen Direktors, General- Major Blaramberg, erscheint, onthält
1) eine Übersicht der während der Jahre 1555 und 1856 in Russland
ausgeführten astronomischen, trigonomestrisehen, topographischen und
kartographischen Arbeiten; 2) eine Übersicht der Aufsshmen im Oren-
burgiseben Llätdergebiete, incl. der Kirghisen-Steppe his zu den Ürenzen
ron Kokan, von 13301856, nebst einer Berechnung der Kosten disser
Aufnahme; 3) eine Übersicht der astronomischen Arbeiten, welche durch
den bekannten Astronomen Schwartz während der Jahre 1840—1853 in
den Transbaikal- Ländern ausgefiihrt wurden; 4) die genaue Beschrei-
bung und die Resultate der grossen trigonometrischen Vermessung Neu-
Russlands und des Gourernemonts Überkoff in den Jahren 1849— 1854,
mit einer Karte, auf welcher die gemessenen Dreiecksnotze aufgeneichnet
sind, und einem Plan der Umgegend von Nowo-Üserkask mit Angabe
der daselbst vermossonen Basis, Endlich enthält der Band auch etwas
Kriegsgeschichte, nämlich die Beschreibung der Schlecht bei Pultara,
27. Juni 1709, mit dem Pacsimilo des damals dazu gentochenen Planes,
so wie such die Beschreibung des Feldsugs Peter's des Grossen zum
Pruth im Jahre 1711. Die Materialien hieran, in den Jahren 1709 und
1711 niedergeschrieben, befanden sich uls Manuskript in dem Archir
des Kais, Russ. Generalstabe, Der folgende Band soll, wie uns gütigst
mitgetheilt wird, u. A, die Beschreibung und die Resultate der Trans-
Kaukasischen trigenometrischen Vormeassung enthalten. —
34. Die neueste Arbeit Koeppen’s ist eine sehr spezielle Berülkerungs-
Statistik des (onrernoments Tula, welche die Zahl der Bewohner jedes
einzelnen Ortes, nach Klassen georinet, für das Jahr 1957 angiebt.
Das ganze Werk (213 Seiten} ist tabellarisch eingerichtet und die Zeblen-
angaben berabm auf den Listen, die in jedem Kirchspiel geführt werden.
Die Hauptsummen sind folgende:
Zahl der Zabl der Einwohner-
Krolua IKlrchepiele, Wohnort, Zahl
Tu 2 05 | 108,965
Alenin - 2 2 2 2 mn 2 na 76 | 358 | 66,612
Bogorolitak > 2 2 02 0. 31 | 320 | 184,076
Diele. 2 22 en 60 223 56,953
ee ET
Jefremo# -. ». 2 2 2 2 2 0. ’2 | 393 „ 126,902
Kashitn » » 2 2 0 00 eu 83 408 | 67,501
Krapium . . 2 2 2 2 2 0% 60 337 | 76,457
Nowsll . ». » + ae... 57 252 103,162
Ode .» 2 220 080. . | 13 313 70,484
TebeB -» ı 2 arena. | 67 370 83,030
>95 —— Bumma ae | 8,979 ; 1,058,687
Literatur, 547
35. Schödo - Ferrati’s Schrift über die Kisenbahnen in Russland be
steht aus sechs im „Nord veröffentlichten und spüter in einer Br
schüre versinigten Briefen, denen in zweiter Auflage die Entgegnung des
„Nord” und die Antwort des Verfassers beigedruckt sind. Es handelt
sich hauptsächlich um die Babn von Diünaburg nach Kiga, welche im
Sommer 1559 in Augrif genommen wurde, und der Verf, weist nach,
duss diese nicht in das Netz der grossen Kompagnie uingeschlossene
Balın neben der von Dünaburg nach Libau nicht rentiren wird, er schlägt
vielmehr vor, eine Bahn von Libau über Jurburg nach Kowne und Kiew
zu bauen. Diese Ansicht ist in sachkundiger Weise vertreten und mit
vielen auch allgemein interessanten Daton über den Handel Russ-
lands belegt. —
36, 37, Nach einer kurzen historischen Übersicht der verschiedenen
Methoden zur Bestimmung geögraphischer Längen-Differenzen beschreibt
Dr. Brubins das Verfahren bei den telegrapbischen Lüngen-Bestimmungen
zwischen Küuigsberg und Berlin (1856 und 1857) und Brüssel und Ber-
lin (1457), welche für den ersteren Ort einen Zeitanterschied von 28 Mi-
nuten 24,1 Sekunden östlich, für Brüssel von 36 Minuten 6,5 Sekunden
westlich von Berlin ergaben. Die wuhrscheinlichen Fehler dieser Ro-
sultate sind nach der Theorie nur einige Hundertstel Sekunden. „Der
Gedanke der Benutzung der elektrischen Telegrapben zu Lüngen-Bostim-
mungen ging im Jahr 1850 von Gauss aus, alor erst 1844 wurden rohe
Versuche von Kupilän Wilkes und bald darauf genauere ron der Kom-
mission der Nord-Amerikanischen Küstenvermessungen gemacht, In .den
Jahren 1845 — 1849 wurden die Längen - Bestimmungen zwischen den
Sternwarten von Philadelphia, Washington, Jerney City, Hudson u.s. w.
gemacht, 1857 ist Quebsck mit Ubieago verbunden. In Europa sind
mir die telegruphischen Läugen-Bestimmungen zwischen Greenwich und
Paris, Cireenwich und Brüssel, Berlin und Frankfurt a. M., Stockholm
und Upssla, Berlin und Königsberg, Berlin und Brüssel und Greenwich
und Cambridge bekannt, welche von 1853 au gemacht sind.” — Noeh
sperieller berichtet über die obige Längen - Bestimmung zwischen Ber-
lin und Brüssel Prof, Encke an die Akademie der Wissenschaften zu
Berlin und fügt eine Übersicht der Längen - Bestimmungen von Berlin
gegen andere Örter bei, die überhaupt daselbst von ihm ausgeführt wor-
den sind.
38, . Dr. Prestel bespricht in einem lehrreichen und interessan-
ten Aufsatz die physikalischen Gründe, welche zur Entstehung der Ge-
witter im Allgemeinen und in Mittel- Europa ins Besondere zusammen-
wirken, und beschreibt dann die Gewitterperioden der Monate Mai his
Oktober des Jahres 1856, welche er nebst dem Barometerstand und der
Windriehtung zu Emden anf einer Kurrentafel graphisch darstellt.
Eine zweite älınliche Darstellung veranschaulicht den Gang der Gewitter-
Vertheilung und einiger anderer wichtiger meteorologischer Momente
für den Monat Juli, wie dieselben nuch Doobachtungen in Prug und
Kremsmlnster von K. Fritsch zusammengestellt sind. Endlich illustrirt
eine Kartenskizze «die Erstreckung ron vier Gewittern im Monat April
15856. — Über ein ähnliches Werkchen des Verf, betreffend die Gewit-
ter des Jahres 1855, #, Geogr. Mitth, Jahrg. 1857, 8, 431, —
3% In den angegebenen Bänden und Heften der Sitzungsberichte
der Kais. Akademie der Wissonschaften mathem »naturwissenschaftlicher
Klasse beänden sich die tabellarischen Übersichten der Witterung in
Österreich (vergl. Geogr. Mittheil. Jahrg. 1858, $. 299) über die Mo-
ante Norember und Desember 1856 und Januar bis Juli 1887. —
40. Eine kurze Zusammenstellung der metoorologischen Beobachtun-
gen des Grossherzögl. Katasteramter zu Darmstalt wihrend des Jahres
1857 mit Angabe des höchsten, tiefsten und mittleren Barometer- und
Thermometerstaudes, der Windrichtung und der Regenmenge für jeden
Monat, wührend auf einer beigegebenen Tafel diese Bonbachtungen, so
wie der Charakter der Witterung für jeden Tay graphisch dargestellt
sind. Der Niederschlag betrug 212 Par. Linien, wovon auf dom Mai
allein 102 Par. Linien kamen. —
41. Das im Jahr 1856 von Hrn. Bergrath F. Fortterie mit Unter-
stützung des Hrn, Dr. F. Hochstetter im westlichen Mähren geologisch
aufgenommene Gebiet beschränkte sich auf den zwischen der Oder und
der Beoswa, dann swischen Weisskirchen,‘ Neu-Titschein und Meseritsch
gelegenen Landestlieil. Da jedoch die grologischen Verhältnisse dieses Go-
biets kein nur halbweg ubgeschlossenes Ganze bildeten, vielmehr letzteres
im innigsten Zusammenhang mit dem im nächsten Jahre zu bearbeitenden,
im Sölwesten lalgenden Terrain stand, 50 beschloss Bargratb Foetterle,
über die Aufnahmen von 1856 keinen abgeschlossenen Bericht zu geben,
sondern denselben mit dem über die Aufnahmen von 1847 zu roreini-
gen. Diese erstreckten sich mit Hülfe des Hrm. H. Wolf über das Ge-
biet zwischen der Berawa, der March, der Dreewnica und der Ungari-
schen (irenze und konnten später durch die bereitwillige Unterstützung
Potermann’s Geogr. Mittleilangen. 1858, Heft XIII.
des Hrn. D. Stur noch weiter nach Süden ausgedehnt und mit den
schon im Jahr 1852 im südlichen Mähren ausgeführten Arbeiten ver-
bunden werden, so dass die Aufnahmen der beiden Jahre zusammen ein
Areal van mehr als 65 (nadrutmeilen umfassen. —
42. Hr. Fr. v. Hauer erbielt im Jahre 1855 von der K. K. Geolo-
gischen Beichsanstalt den Auftrag, einen geologischen Durchschnitt an-
zufortigen, welcher «die ganze Alpenkette von N. nach $, durchschnei-
dend ein auf wirkliche Beobachtungen basirtes Bild ihrer geologischen
Zusammensetzung bieten sollte, Hr. v. Hauer wählte die Linie derge-
stalt, dass sie einer Seits die am sichersten untersuchten Gegenden be-
rührte, anderer Seits möglichst viele verschiodenartige Gebilde traf, und
opferte diesen beiden Rücksichten die streng gerade Richtung auf; die
selbe führt demgemüss zuerst von Passau über Riedau, Vöklabruck,
die Gegend von Ischl, Halstatt über den Dachstein nach Schladming im
Enns-Thal, Von hier macht die Linie einen Sprung nach W. in die Ge-
gend vom St. Johann im Salsach-Thal, geht dann wieder südlich über den
Ankogel nach St, Daniel im Gail-Thal, spriogt nach Osten in die Gegend
von Feistritz in demselben Thal auf den alten Meridian zurück und
endet, über den Predielpass gehend, bei Duino am Golf von Triest,
Der speziellen geologischen Beschreibung dieser Durchschaittslinte schickt
der Verf, einen Blick uuf die früheren Arbeiten dieser Art und eine
ausführliche tabellarische Zusammenstellung der in die Linie fallenden
Hühen voraus. Der Durchschnitt selbst ist auf vier Tafeln im Met,
von 1:144,000 graphisch dargestellt. — k
45, 91. Der bekannte Kenner und Erforscher der Österreichischen
Höhlen, Hr. Dr. Ad. Schmidl, besuchte in den ersten Tagen des Sep-
termber 1855 in Begleitung der oben genannten Herren die Höhlen des
Ütscher im Erzherxogtliuum Österreich unter der Enns, aildöstlich von
Gaming. „Ausser einigen kleinern bestechen dieselben aus zwei grossen,
mannigfach versweigten Höhlen, dom Taubenloch, ron den darin nisten-
den Vögeln so genannt, und dem Geldloch oder Seeloch, welches durch,
einen kleinen, fast immer gefroruen Soe und andere müchtige Eisbildungen
sich auszeichnet. Ausser seinen eigenen Untersuchungen führt Hr.
Schmid! such noch die unter Rudolf IL, 1591 und Frans I. 1747 au«
geführten an. Von den Herren Lukas und Schabus wurde eine Helhe
metsorologiecher Beobachtungen und Höhonmessungen ausgeführt (wo-
nach der Gipfel des Ütscher 5981 W. F. Seehöhe hat) und die Höhlen
marktscheiderisch aufgenommen. Eine genaue topographische Karte nach
der Aufnahme des K. K. Generalstabss ist ebenfalls beigefügt. —
44. Die Tertiürschichten am Nordrande der Alpen erfreuen sieh seit
langer Zeit in der Schweiz sowohl als in Österreich einer fortgosetzten
eifrigen Erforschung. Man war hier und dort sorgsam bestrebt, eine
bestimmte Reihenfolge in der Aufeinanderlagerung der verschisdenen
unterscheidbaren und ungleichalterigen Etagen festzusetzen, ohne dass
os jedoch gelungen würe, die in West und Ost aufgestellten Glieder
bestimmter auf einander zu bezieben und zu parallelisiren, wein man
die älteren Vertiärschichten, das Nummnlitengebilde, hiervon ausmimmt.
An dieses aber lehnen sich offenbar jüngere Tertiärgebilde, nämlich
jenes ausgedehnte, bisher weniger genau gekanute Tertiärlund an dor
oberen Donau, welches mitten zwischen jene beiden Glieder in West
und Ost eingoklemmmt und vom Rhein, der Iller, Donse, dem Inn und
der Salzach nach drei Richtungen und dem Alpennordrand nach der
vierten begrenzt wird. Dass dieses Tertiürgebilde jene beiden durch
dasselbe getrennten Ablagerungen auch geologisch in uaturgemässer Weise
verbinde, wie es diess geographisch thut, suchen lie beiden Herren Ver-
fasser in ihrer Abhandlung nachzuweisen. —
45, 92. Der rühmlichst bekannte Erforseher der filetscher von Tirol,
Major v. Sonklar, hatte im September des Jahres 1806 Gelegenheit,
das Vorrücken (in der Alpenwelt „Ausbruch” oder „Stossen’' genannt)
des Suldner-Gletschers zu beobachten, welches seit dem Juni desselben
Jahres in ungewöhnlichem Grade Statt fand. Der gennnnte Gletscher
fällt den Hintergrund des Sulduer-Thales auf der Ostseite des Ortlers ans
und reicht im gewöhnlichen Zustand bis «u einem steilen, im Mittel
etwa 500 W. F. hohen Felsabsturs, der Legerwand, hatte sich aber
damals seit drei Monaten um etwa 600 W. F, (190 Meter), vorwürts
bewegt. Es argiebt sich für die tägliche Bewegung des Gletscherendes
hieraus im Mittel eine Strecko von 6,5 W. F. (2,05 Meter), eine Ge-
schwindigkeit, «lie unter gewöhnlichen Umständen selbst bei den grössten
Gletschern noch niemals beobarktet worden ist, In Folge dessen hing
an der Legerwand nicht nur eine etwa 400 W, F. (130 M.} breite Eis-
masse, "sondern os hatte sich nuch bereits am Fusse der Wand ein neuer
Gletscher gebildet, der etwa 600 W, F, lang und 200 — 250 W. F
(TO—8U M,) breit war: Eisbildungen, die bereits einige jener Krachei-
nungen darboten, die bei jedem ursprünglichen Gletscher wahrgenommen
werden, Später im Jahr, unter der Wirkung der eingetretenen Kälte,
zı
548
nahm die Bewegung noch bedeutend zu. Der Verf. schildert nicht nur
die beobachteten nähern Details dieses Phänomens, sondern nach einer
kursen Beschreibung des noch bedeutenderen Ausbrachs desselben Glet-
schers (4200 W, £, = 1328 M. von der Legerwand) in den Jahren
1815—181# theilt er einige seiner Beobachtungen über die Fragen mit:
Woher kommen die Stoffe zu einer #0 ungekenern Vermehrung des
Eises und wo liegen die bewegenden Kräfte? — Im Eingang seiner
Darstellung giebt der Verf. eine eingehende Beschreibung der Bildung
des Suldger Thals von seiner Mündung in das Stilfser Thel und des -
ganzen dasselbe begrenzenden Gletschergebiets, wobei er Gelegenheit
nimmt, die Behauptung der Gebrüder Schlagintweit su widerlegen, dass
nämlich Kalkgebirge der Porosität wegen der Gletscherbildung hin-
derlich wären. Als Gegenbeweis führt er 62 ihm bekannte Glötscher
auf, welche auf Kalk lagern. Dem Aufsatz ist eine topographische Karte
des obern Suldner Thals beigogeben. —
46, 93. Prof. Dr. Lorens bat die Untersuchung der Hauptthäler
der drei bekannten Gebirgsgane des Salaburger Landes, Pinzgau, Pon-
gan und Lungau, unternommen, um endgültig festzustellen, ob die all-
mälige Versumpfung derselben durch Kunsthülfe abzuwenden wäre, oder
ob die orogrsphischen (geologischen) und hydrographischen Verhältnisse
der Art seien, dass jede weitere kostbare Kunsthälfe eine nutzlose Ver-
schwendung sein würde, Für die beiden zuletzt genannten Gaue lautet
das Urtheil günstig, für den Ober- Pinzgau dagegen sehr ungünstig,
wenigstens für dis Thalschle desselben im engern Sinne. Diese sei
daher von den Bewohnern aufzugeben, namentlich auch, weil diess dns
einzige Mittel sei, nm die Ufer des durch Schifffahrt und Ackerbau
unstreitig wiehtigern Mittellanufs der Salzach vor der Unmöglichkeit der
Regulirung zu bewahren. Die sanftern (iebänge und Thalntufen der
Tauern-Thäler würden nach wie vor durch Alpenwirthschaft u. dergl. ihre
Wohlhabenheit erhalten können. Die drei der Abbandlung heigegebenen
Karten enthalten für jeden Gan eine geologisch kolorirte orographisch-
hydrographische Skizze im Mat. von 1:146.000, —
47, 94. Das rein topographische Btudiuin der Vulkane, bis jetet
wenig kultirirt, kann, wenb es sich um die grösste Gemauigkeit der
Dimensignen und der Höhen handelt, als fast unabhängig von der petro-
graphischen Betrachtung and als unabhängig von jeglicher genlagischen
Sprkulstion angesehen werden. Von dieser Ansicht ausgehend hat Hr.
Jul. Schmidt, vormaliger Astronom an der Sternwarte des Prälsten Hrn.
E. Ritter von Unkrechtaberg in Olmiüts (jetzt in Athen), sich bereits
früher mit derartigen topographischen Arbeiten beschäftigt und mit dem
Vesur und andern Vulkanen Italiens den Anfang gemacht (s. über diese
Arbeiten Jeogr. Mittheil. 1857, 8. 55). Weitere Beiträge zu diesen
Untersuchungen bilden die genauen hypsomotrischen und topographischen
Aufnahmen der erioschenen Vulkane (für solche hält sie wenigstens Schmidt)
von Urgiof, unweit Banow im sild-östlichen Theil von Mähren, von Rau-
tonberg, Mesuendorf und Freudonthal (der Köhlerberg) im Sudeten-Gebirge.
Der erstere, welcher sich dureh seine ungewöhnliche Kleinheit auszeich-
net, ist auf zwei in dem Text eingedruckten Holsschnitten and einem
nach Lohmann’scher Methode gezeichneten Kärtchen dargestellt. —
48, Das den Untersuchungen und der Abhandlung des Hrn. Tacher-
müuk zum Objekt dienende Trachrtgebirge bei Banow stellt einen mehr
als eine Meile langen Höhenzug dar, der von Beikowitz bis Suchalosa
in nordast-««üdwestlicher Richtung sich erstrockt und von einem knoten-
punkte südwestlich von Starr Swietlau Zweige nach Norden und Sü-
den aussendet, #9 dass nur wenige Trachsthägel sich getrennt ron dem-
selbon erheben, Dem Verf. standen (io gleichzeitigen tepographischen
Arbeiten des Astronomen Hrn. J. Schmidt und die geologischen des
Hrn, D. Star nebst den früber ausgeführten des Hrn, vr. Hauer zu Os
bote, so dans es demselben möglich war, in eine systematische Behand-
lung des Ganzen einzugehen. Als Endrosullatse seiner Untersuehungen
fahrt der Verf. folgende vier Punkte auf: 1) Das Hervortreten des
Truchrts in der Gegend von Basow fällt nach der Bildung des Wiener
Sandsteins; 2) das Empordringen desselben geschah nicht überall zu
derselben Zeit und eu lassen sich bier wenigstens zwei Perioden annehmen ;
3) die Ausbrüche bei Ordgeof fallen in die zweite Periode und hatten
mit Schluss derselben Ihr Ende erreicht: 4) alr letates Work der vul-
konisehen Tätigkeit kann die Basnltbildung bei Hrosenkau betrachtet
werden. Eine in den Text eingedruckte Skizze in Holaschnitt bezeich-
net die Situation der Untersuchungen und diejenigen Punkte, an denen
der Trachyt durch den Wiener Sandstein am die Oberfläche tritt. —
4%. In seiner gedrängten Monographie des Wienflusses bespricht Hr.
Hauptmann Önggenherger in streng wissenschaftlicher Weise das merk-
wärdiger Weise noch nicht ganz nufgeklärte Quellgebiet, die Wusser-
scheide, die nach verschiedenen Prinzipien getrennten Abschnitte des
Fiussiaufes, die Grüsse des Niederschings in seinem Gebiete, den Wasser-
Literatur.
stand, das Flusabett, die Wasserschäden, die Wassernutzung und die
selbstständige Führung des Wasserlaufs für Regulirungszwerke. —
50. Die Triester Zeitung bringt in einer Reihe ihrer Nummern ei-
nen längern Artikel über die Gegend um Tolmein im Gürser Kreis, etwa
sieben Meilen nördlich ron dieser Stadt. Der Verf. schildert die phy-
sische Beschaffenheit dieses Gebirgulandesn, seine Produktionsfühigkent
u.s.w, und den, wie es scheint, etwas vernschlässigten Zustand (dieses
etwas seitab liegenden Distriktes der Österreichischen Staaten und sei-
ner Bewohner. Der Artikel ist als ein Beitrug zur Landeskunde dieser
Theile Österreichs nicht olıne Interesse und augenscheinlich in der Ab-
sicht geschrieben, die Aufmerksamkeit der Stastsrerwaltung auf die
Entwickelungsfähigkeit derselben binzulenken, —
51, 95. Im Verlaufe mehrere Monate lang fortgesetster rein litho-
logischer Untersuchungen in der Umgegend von Zwickau gelangte Dr.
Jenzsch zu den vorliegenden geologischen Resultaten, welche sowohl
in wissenschaftlicher als such in staatsäkenomisch - bergmännischer Be-
ziehung Interesse darbieten. Die Resultate dieser Untersuchungen, zu
welchen der Verf, nur durch strenges Festhalten an Beobachtungen und
Thatsachen gelangte, zeigen, wie ungemein einfach die anscheinend so
komplieirten Verhältnisse des Sanidinguarz-Porphyrs (Pochatein) und des
Meiaphyrs (Mandelstein) sind. Ihe ersten beiden Kapitel des Aufsntzes
handeln über das geologische Auftreten der beiden genasmmten Gesteins-
varietäten, welches an den einzelnen Schschten und Bohrlöchern darge-
legt wird; das dritte Kapitel enthält die Zusammenstellung einer Reihe
von Thatsachen, welche sich auf einige für das Zwickuner Steinkohlen-
Bassin wichtige geologische Morente (Verwerfungen u. s. w.) beziehen.
Die dem Aufsatz beigegebene erste Tafel enthält eine sauber in Furben-
druck ausgeführte geologische Übersichtskarte im Mst. van 1:20.000
mit zehn verschiedenen Farben, die «weite eine Anzahl von Proßlen im
Mat. von 1:10,0h0, in denen sechs Formationen durch Farben oder be-
sondere Zeichnung unterschieden werden. —
52. Prof. W. Tyndall besprieht in seiner Mittkeilung über das Mer
de Glare des Mont Blane einige neuere Beobachtungen, welche an die-
sem Gletscher -angestellt worden sind. Dieselben beziehen sich zum
Theil auf den Modus der Fortbewegung desselben, zum Theil auf einige
Eigenschaften des Gletschereisns im Allgemeinen. — Das Mer de Glace
wird bekanntlich durch die Vereinigung dreier Gletscher gebildet, des
Glarier du Talöfre, de Löchaud wand du Geant"), die sich auch nach
ihrer Vereinigung mittelst der Morägen deutlich unterscheiden und ver-
folgen lassen. Der Umstand, dass das Mer de Glace an seiner Ost-
seite besonders viele Spalten (erevamses) zeigt, veranlasste Hru. Prof.
Forbes zu der Annahme, der (ron Westen) hinzutretende Glacier du
Geant bewege sich sehneller als seine beiden (östlichen) Geführten und
bringe #0 in dem Eise derselben jene Spalten kerror, Um die Rich-
tigkeit dieser Annahme zu erproben, wurden in der Nähe von Monten-
vert Pfähle in fünf versehiedenen Linien über die ganze Breite des
Mer de Glach eingeschlagen und deren Fortricken beobachtet; ex stellte
sich durch dieses Experiment heraus, dass der Punkt der grüsten Ge-
schwindigkeit hier gar nicht im Glacier du Gdant liege, sondern ver-
hältnissemässig weit nach Osten von der Mittellinie des ganzen Mer de
Ginee abweiche. Dieses Resultat widerlegte nicht nur die Erklärung
des Prof. Forbes hinsichtlich der Entstehung jener Spalten, sondern
es widersprach anch einem andern von diesem scharfsinnigen Forscher
aufgestellten Gesetz, dem nämlich, dass die grösste Geschwindigkeit
eines sich fortbewegenden Gletschers stets in dessen Mittellinie oder
Achse liege. Am Mautenvort, wo der Versuch angestellt wurde, bildet
der ületscher eine Krlimmung mit der konrexen Seite nach Osten; das
Experiment wurde an anderen Stellen wiederholt, an denen der Glet-
scher nach verschielenen Seiten hin Krümmmungen bildet {les Ponte,
Vorgebirge Trelaporte), und on stellte sich die konstante Erscheinung
heraus, «ass die Linie der grössten Geschwindigkeit bei ciner Krlüm-
mung stets von der Mittellinie auch der konrexen Seite des Gletschers
abweicht, ganz so, wie es bei oinem Filasse unter gleichen Umständen
der Fall ist. Auf ähnliche Art wurde ferner die grössere Geschwindig-
keit des Gletschers an seiner Oberfläche und die geringere an dem Bo-
den dargetlan, woru ein vertikaler Absturz des Eises von 140 Fuss
Höhe Gelegenheit gab. Ein Pilock, an der oberen Kante eingeschlagen,
bewegto sich täglich 6,00 Zoll, ein anderer 40 Puss über dem Boden
4,56 Zoll und ein dritter zunächst am Baden nur 2,54 Zall; das Expe-
riment bestätigte also, was Forbes früher a priori geschlossen hatte.
Die damn folgenden Untersuchungen betrafen die Frage, woher die Ge-
walt entspringe, welche das Mer de Glnee {und Gletscher im Allgemei-
nen) fortbewoge, und ganz besonders an jener engen Stelle am Vorge-
‘lee Googer, Mitihweil. Jahre. 1855, Tafel 17,
Literatur.
birge Tröisporte, wo die drei vereinigten Gletscherarme von ursprüng-
lich 2597 Yards Breite auf 893 Yarıs zusammengepresst und dennneh
mit einer eentralen Geschwindigkeit ron 20 Zoll in einem Tage fort-
getrieben werden. Die Vermuthung Tyndall's, dass diess durch den
Druck von hinten oder oben her bewirkt werde, sah derselbe darin
bestätigt, dass drei Pfähle, in einer gewissen Entfernung von einander
lings der Mittellinie des Glacier du (idant eingeschingen, in der Art
fortgeschoben wurden, dass der oberste täglich 20,55 Zoll, der zweite
Zoll und der dritte nor 12,75 Zoll sich fortbewegte , woraus fol-
gen würde, dass die höher gelegenen Theile stetig gegen die unters
vorrückten und ein Ausschnitt quer dureh den ganzen Gletscher von
1000 Yards Länge in 24 Stunden um #8 Zoll verkürst werden würde.
— Im weiteren Verfolge der Abbandiung verbreitet sieh der Verf. über
die Erklärung gewisser Eisbildungen, ins Besondere über die Entstehung
einer Art hervortretender Nähte weissen Eises u. s. w., und unterwirft
noch die von Forbes dem letachereise zugenprochene Viskosität einer
eingehenden Erörterung, in welcher er diese Eigenschaft dem Eise ab-
spricht, Nur beim Druck sei dieselbe scheinbar vorkanden, indem die
leichte Zerbrechliebkeit, verbunden mit der Fähigkeit des Wiedergefrie-
rens, das Eis in den Stand setze, seine Form zu verändern; sobald
jedoch das Eis eine Dehnung erleide, zeige sich das Gegentheil der
Viskosität, die grösste Sprödigkeit. — Mehrere erklärende Figuren sind
in den Text des Aufsatzes eingedruckt }). —
53, 54, 96. Das Erdbeben, welches am 15. Januar 1858 einen be
trächtlichen Theil ron Ungarn, Mühren, Schlesien und Galizien erachikt-
terte, hat eine ausführliche wissensehaftliche Bearbeitung von Beiten
des bekannten Astronomen J. F, Julius Schmidt erfahren, der nicht nur
alle Nachrichten über dasselbe sorgfültig sammelte und spezielle Nach-
forschungen dureh die K. K, Geologische Reichsanstalt, die Telegraphen-
Ämter und vielo einzelne Personen veranlasste, sondern sich auch an
Ort und Stelle begab, um über alle einschläglichen Fragen die bestimm-
teste Auskunft zu erhalten. Seine umfangreiche Abhandlung beginnt er
mit dem Reisebericht, in welchem hauptsächlich eins Liste der zuhl-
reichen Höhenmessungen, welche mittelst des Bourdon’schen Metall-
Barometers ausgeführt wurden, und tie Untersuchungen über die Tempe-
ratur der heissen (Quellen von Rajecz Teplitz grösseren Werth haben,
Hierauf umgrenzt er das Centrum der Erschütterung, das in don Un-
gurischen Komitaten Trentschin und Thuroes und zwar bei Sillein in
dem nordwestlichen Theil des Neutra-Gebirges lag und, wie er glaubt,
seinen Mittelpunkt in der mächtigen Granitmasse des Mincow oder Min-
&owka Hora (49° 7'& N. Br. und 36° 31° Östl. L. von Ferro) hatte.
Nachdem er ferner alle einzelnen Erscheinungen im Gebiete dieses Cen-
truns, namentlich auch in Bezug auf den Zustand der Atmosphäre um
die Zeit des Erdbebens, besprochen, giobt ar eine Berscehnung der Ge-
schwindigkeit der Erschütterung, deren mittleren Werth er za 1,087
Geogr, Meilen in einer Minute oder 735,4 Par. Fuss in einer Sekunde
findet; zugleich fügt er eine neue Berechnung der Geschwindigkeit
des Rheinischen Erdbebens rom 29. Juli 1846 bei, deren mittleren
Werth er früher zu 1376 Par. Fuss in einer Sekunde bestimmt hatte,
jetzt aber zu 1357,7 Par. Fuss in einer Sekunde ungiebt, vergleicht die
Geschwindigkeit von noch mehreren anderen Erdbeben hiermit, wo-
bei sich herauszustellen scheint, dass die Fortpflanzung des Stosses um
so rascher geschieht, je grösser der Erschlitterungskreis ist, und kommt
such auf Dr. Clement’s Theorie der kreisförmigen Erdbebenbahn zu
sprechen, Endiich giebt er ein roiehbaltiges Verzelchniss der haupt-
sächlichsten Beobachtungen über das Erdbeben am 15. Junuar 1868,
wodurch zugleich die Ausdehnung der Erschütterung angegeben wird.
In den Zusätzen finden wir u. A. eine Fortsetzung des Erdbeben-Kata-
logs für 1858, eine Aufzählung der älteren Erdbeben in Ungarn, Müh-
zen und Schlosien, ein Verzeichniss der zu Josephsthal (Bezirk Litachau
in Unter - Österreich) von 1854 bis 1857 beobachteten Erdbeben und
eine Liste der Ortschaften in Preussisch - Schlesien, die von dem Erd-
beben des 15. Januar 1858 betroffen wurden, gesammelt von Professor
Sadeheck, welcher im Auftreg der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Kultur zum Behuf einer Bearbeitung der über das Erdbeben
eingegungenen Berichte sich ebenfalls nach Sillein begab. Auf der er-
sten der beigegebenen Karten ist die Richtung der Stässe in der Um-
gebung des Minöow-Berges angeduutet, #6 wie durch zwei koncentrische
Ellipsen der Raum, in welchem das Erdbeben die grössten Zerstärun-
gen hewirkie und sich am häufigsten wiederholte, und der weitere Raum,
") Ats einem Prief dieses emsigen Ületseher.Erfnrschers as Hrm. Farsday vom
2 August d, 4, welchen die Literary Gazette vom 4 Heptember milthet, gebt
bervor, duaa Prof. Tymilall im vergutugenen Sommer den Monte Hosa zwei Mal,
Asa eine Mai nur von Einem Führer beybelter, das andere Mal ganz allein, erstis-
gen It,
549
in welchem dasselbe überhaupt noch Schaden that. Auf der zweiten
Karte werden durch schattirtes Flächeukolorit die äusserste Grenze der
Erschütterung (Breslau, Hirschborg, Böhm.-Trübau, Lundenburg, Gran,
Hohe Tatra, Sandeo, Tarnow) und die Abstufungen der Stärke veran-
schaulicht und durch drei koncentrische Kreise (Isochronen) die Var-
breitung der Erschütterung nach der Zeit angedeutet. — Prof. Sadeboek
hat nusser einem kurzen, vorläufigen Bericht in der „Zeitschr. für All-
gemeine Erdkunde” ebenfülls eine ausführliche Abhandlung über dieses
Erdbeben veröffentlicht, die uns als Separat-Aburuck aus den Ver
handlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterlindische Kultur zu-
gekommen ist, Er hstte den Vortheil, die Arbeit Dr. Jul. Schmidt’s und
eine ähnliche von Dr. G. A. Korshuber: „Das Eribeben vom 15. Jan.
1858, besonders rücksichtlich seiner Verbreitung in Ungarn. Mitgetheilt
in der Vorsammlung des Vereins für Naturkunde zu Pressburg am 1%,
April 1858”, benutzen zu können, und so war er im Stande, in man-
ehen Stücken eine grössere Vollständigkeit zu erzielen; besonders hat
er über die Ausbreitung und die Erscheinungen dos Erdbebens in Schle-
sien genauer verfolgt. Das Centrum der Erschütterung lung nach ihm
nieht im Mindow, sonders bei dem Orte Rosina zwischen diesem Berge
und Sillein (49° 11° N. Br., 36° 27’ Östl, L.). Die Geschwindigkeit
der Fortpflanzung findet er fast noch win Mal so gering als Schmidt,
nämlich zu 375 Rheinl. Fuss in der Sekunde oder vine Geographische
Meile in ! Minute 3 Sekunden, Auch er bat eine kleine Anzahl Hö-
ben gemessen, namentlich die des Mindow, die er zu 693,69 Toisen
bestimmte (barometrisch und trigonomstrisch). Auf seiner ersten Karte
sind sämmtliche Orte eingetragen, an denen das Erdbeben verspürt wurde,
die zweite stellt die Umgegend von Sillein in grüsserem Manssstabe dur
und enthält einen Plan dieser Stadt mit Bezeichnung der Häuser, welche
Schaden gelitten haben. —
55. Dr. ALv. Alt beschreibt eine Reise, die er im Jahre 1855 von
Csernowits aus durch die Bukomwina nach den Hodoser Alpen und dem
Viso-Thal unternahm, indem er von da über den Kamm der Karpathen
und längs des Uzeremosz nach Ozernowitz zurückkehrte. Die anzichen-
den Schilderungen sind hauptsächlich für Orographie und Geologie von
Werth. —
56. Dr. Bebald giebt die Übersetzung vines Abschnittes aus dem in
Deutschland wenig bekannt gewordenen Werke ron P. A. Siljeström:
„Anterkninger och observationer rörande Norrige”, worin dessen Reise
von Drontheim südlich nach dem Suöhättan, längs des Laugen-Elf unch
dera Mjüsen-See, von da westlich im Thale des Etua- und Beina- Elf
such Leirdalsören, dem Justedal -Gietscher und Leganger am Sogn-Fjerd
beschrieben wird. Die Schilderungen sind recht anschaulich und lehr-
reich, auch enthalten sie einzelne Höhenangaben und Beobnebtungen über
die Baumgrenzse. —
57. Die Mitglieder der British Association for tho udvancement of
Selenee kamen am 30. Sept. 1658 zu Leeds zusammen, an welchem Tage
die Vorträge in dem einzelnen Sektionen erüffnet wurden. Eine Auf-
zählung und ein kurzer Abriss derseiben finden sich in den oben ange-
gebenen Nummern des Athenseum und der Literury Gusette, Letztere
giebt in Nr. 13 einen sieben Spalten umfassenden Abriss der von Prof.
Owen gehaltenen Eröffnungsrede, Die geographischen Ergebnisse der
drei wichtigsten Wandervereine, deren Arbeiten im vorhergehenden Jahre
wir in einem längern Aufsätze schilderten '), wuren das ietste Mal we-
niger beideutend und umfangreich. —
58. Die geodätischen Operationen des Englischen Generalstabs um-
fassen die Triangulation und Nivellirung des ganzen Vereinigten König-
reichs, die Messung von Meridianbögen und hierdurch das Beschaffen
von Daten zur Bestimmung der wahren Gestalt, der Dimensionen und
mittleren specifischen Schwere der Erde. Der spezielle Zweck dieser
Operationen und die dabei angewendeten Methoden wurden von Oberst
Jumes in der Sitzung der Royal Institution of rent Britain am 23.
April v. J, erläutert. Die während der Vermessung nufgenommenen |
Karten bestehen 1) in Städteplänen, Mst. 1:500 oder 42 Puss auf
1 Zoll; 2) in topographischen Karten der einzelnen Gemeinden (pari-
shes), Mat. 1:2.500 oder 25 Zoll für die Meile; 3) Karten der ein-
zelnen Grafschaften, Mast. 1:10.560 oder 6 Zoll fr die Meile, und
4) einer Karte dos ganzen Königreichs, Mast, 1:63,.360 oder 1 Zoll für
die Meile”), —
59. Es erhellt aus dem von Sir Roderich 1. Murchison unterzeich-
neten Bericht, dass die geologische Aufnahme unter der Leitung von
Prof. Bamsay in England sich über die Urnfschaften Hants, Sussex,
Kent, Survey, Berka, Bucks, Oxford, Hertford, Bedford, Cambridge,
1er; Althbeil 1AGT, BR, STR—UM,
fver diese Arbeiten und die Anwendtmi der Photsgraphie zur Reduktion
der Aufnahmen bei Herstellung dieser Karten vgl. Geogr. Mitth Jahrg. 1867, 8.478,
71*
650 Literatur.
Hustingdon, Nottingham, Stafford, Chester und Laneaster, in Schottland
über Berwiek, Haddingten, Kıinburgh, Linlithguw und Pife, im Ganzen
über 2609 Engl. (Qundrat-Meilen ausgedehnt hat; von dem früher be-
reits vollendeten Aroal wurden 996 Guadrat-Meilen reräffentlicht. Die
ursprünglichen Karten werden im Masssstab von 6" die Engl. Meile
entworfen, eben so die neuen, zur Erklärung dienenden, Proßle, die
susserdem von gedruckten Bemerkungen begleitet werden; von Herrm
Hull wurden zwei dergleichen Proflle des Nord-Staffordskire-Kohlen-
felds und der angrenzenden Formationen, von Herr Ramsay drei Pro-
file der Insel Anglesea entworfen und mit dem nöthigen Bemerkungen
vorsehen, Die Schottischen Aufnahmen dehnen sich hauptsächlich über
Kohlendistrikte ans, deren Struktur bei weitem komplieirter ist als die
irgend eines Einglischen Kohlenfeldw. In Irlund wurden unter der
Leitung von J, Boete Jukes 1731 Qusdret-Meilem in den Ürnfschaften
Kerry, Limerick, Cork, Tipperary und Clare aufgenommen. Der Bericht
verbreitet sich ausserdem über die Anzshl der gesammelten Stufen, die
Fortschritte der Museen und Saramlungen, der Minen-Btatistik, der
Schule für Bergleute u. #. w. Aus dem über die letstere Gesagten
geht hervor, dass die Betheiligung an derselben eine für das Vereinigte
Königreich zchr geringe ist. —
60. Die Frage über die Vertheilung von Wasser und Land im
südöstlichen England und über die Strömungen, Fiutlen u. ». w. an
den dortigen Küsten während der Permischen, Ösvlitischen, Wealden-
und untern Kreido-Periode, welche schon mehrfsch berührt und oruer-
dings durch Gedwin Austin und Prestwich wieder angeregt wurde, er-
bält einen Beitrag zu ilırer lösung durch die geologischen Untersu-
chungen Sorby's, der schon 1856 der British Assoeistion zu Glasgow
eine Karte des südlichen England zur Zeit der Permischen Periode
vorlegio. —
61. In der „Literury Gazette" vom 12. Juni ist der wörtliche In-
halt des Berichtes mitgetheilt, welchen dee Direkter der Sternwarto
zu Ürsenwich der Visitstions-Kommission am &. Juni d. J. ablegte.
Ausser dem Zustande der Gebäude, Instrumente u. #. w. ist eine kurze
Übersicht über die swit dem Mai 1857 bis dahin 1858 angestellten astro-
nomischen, magnetischen und meteorolngischen Beobachtungen gegeben. —
62, Über die Thätigkeit der Meteorologischen Gensllschaft ron
Schottland und ihre Resultate erfuhren wir kürslich durch Dr. Stark's
Adresse einiges Allgemeinere (s. Geogr. Mitth. 1858, 8. 517); In einem
Vortrag, den er vor der, Royal Scottish. Society of Arts am 22. März
1858 hielt, spricht er sun speziell über die Regenbeohachtungen in
Schottland während des Jalıros 1857 und führt die Ergebnisse derselben
von 55 Stationen auf, während im J. 1856 nur an 37 Stetionen solche
Beshachtungen angestellt wurden. Zugleich verbreitet er sich über den
Einfluss der Konfiguration des Bodenz auf die Hegenmengr mit Rlick-
sicht auf die Drainir-Arbeiten und theilt seine Erfahrungen über die
besten Methoden zur Bestimmung der Regenmenge mit, Den Grund
der Erscheinung, dans Regenmesser unmittelbar am Boden mehr Regen
auffangen als in einiger Entfernung von der Erdoberfläche, findet er
nur in der Wirkung des Windes, —
63. Eine Heissige Zusammenstellung und Verarbeitung der Nachrich-
ten, welche über die Verbreitung des Biber in Schottland wie im
übrigen Buropa in früheren Zeiten und über sein Vorkommen in der
Gogeuwart Aufschluss geben, —
64, 97. Die historischrgongrapkischen Untersuchungen Sardou’s be-
ziehen sich suf den südlichen Theil des Arronlissements ron Grass im
Departement Vor und stellen, wis es scheint, folgende Punkte fest:
Das Dorf Auribenu, südlich von Grass, bezeichnet den Ort, der auf der
Peutinger’schen Tufe] durch die Worte „ad Horrea” angedentet ist:
die Strasse zwischen Antipelis (Antibes) und Forum Juli (Fröjus) bog
daher ron der Küste ab in die Gegend des heutigen Auribeau und
kam erst bei Fröjus wieder an dieselbe zurück, Cannes ist das Aegitnn
den Polybius und der portus oxrbius des Btraho. Der Fluss Apro „ler
Apron des Polybius ist die jetzige Singne, Die Doppelschlacht zwi-
schen den Othonianern und Vitellionern, welche Taeitus Inschreibt, wurde
zwischen Antibes uml Nicea, auf den Hügeln in der Nähe des Ihrfos
Cugues und auf dem beschrünkten Terrain zwischen diesen und dem
Meere guliefert, Auf der beigegebenen Kartenskirse sind noch einige
andere Punkte mit alten Namen identifieirt, wie Vence = Yintinm, Ci-
miez — Üemenellum, Mongine oder Mongins« — Mons Argitnne, Rade
W’Agay — Athenopolis (?F}, und sum Vergleich int der betreifende
Theil der Pentinger'achen Tafel beigesetzt. —
65, Dr. A. E. Brehm, einer der durch ihre Reisen und Reiso-
sehilderungen ans Spanien bekannten Brüder dieses Namens, schildert
in einem Jüngeren, durch mehrere Heftes des Journals für Ornithologie
hindurebgchonden Aufsatz die lokale Ausbreitung der Singvögel Epa-
niens. Er theilt zu diesem Zwoeko dio Halbinsel in drei Zonen, die
er in der Einleitung des Aufsateen nach ihrer Eigenthümlichkrit cha-
rakterisirt. Es sind 1) Nord-Spanien, von den Pyrenlien bis nach
Hoch-Katalonien, Süd-Arragonien und den beiden Üsastilien hin (die
Europäische Zone}; 2) Mittel-Spanies bis zu den Gebirgezligen, welche
dieson Theil nach Biden und Osten nbschliessen (die Europälsch-Afrika-
nische, wlste, Zone); 8) der Süden — südlich von der Sierra Morena —
und Südasten Spaniens (Afrikanische Zone}, Die Schilderungen sind in
einem fast postischen Styl geschrieben, der des Verfassers Liebe für
sein Thems dokumentirt, es fehlen jedach keineswegs streng wissen-
schaftliehe Besehreibungen und Gruppirusgen der aufgeführten Sing-
vögel, —
65. Die ziemlich umfangreiche Arbeit Dr. A. E. Brehm's über die
zoologische Gesgraphie Spaniens verdient die Beschtung der Geographen
wie der Zoologen in gleichem Masse, da sie eine sehr eingehende
Schilderung der Thierwelt in den verschiedenen Zonen des Landes
(„Europülsche, Eurspäisch-Afrikanisehe und Afrikanische”) mit Hinweis
auf die physikalischen Bedingungen des Bodens, des Klima’s, der Voge-
tation m. ». w. enthält. —
67. Joseph Wood theilt die botanischen Ergebnisse seiner Exkur-
sion nach Bilbao, Santander und von hier sul der Strasse nach Vallo-
dolid bis Alar mit und fügt «inige Winke für später reisende Botaniker
in Bezug auf das nördliche Spanien und die Pyrenäen bei. --
68. Ein Korrespondent des Atbenarem schildert in den oben ange-
gebenen Nummern die Thätigkeit des Vesurs in den ersten Sommer-
mimaten vorigen Jahres, Während seine eigenen Bemerkungen nur die-
jenigen eines einfachen Beschauers sind, erhalten seine Mittheilungen
doch dadurch einen höheren Werth, dass er nicht nur die Berichte be-
währter Führer und langjähriger Beobachter des Berges wirdergiebt,
somlern auch zwei andere aus der Feder den Signor Palmieri, des Di-
rektors des Obserratoriums. Dieselben sind am 31. Mai und in der
ersten Hälfte des Juni abgefasst und nehmen auch das Interesse der-
jenigen in Anspruch, welehe jene Erscheinungen wissenschaftlich ver-
folgen. —
69. In einem Vortrag, den J. Ph. Laeaits in der Sitxung der Royal
Institution of Grest Britain rom 7. Mai 1858 gehalten hat, gab er einen
kurzen liericht über die letzten sechs beileutenden Erdbeben (seit dem
5. Febr. 1783), welche das südliche Italien verwüstet haben. Ausser
dem schon genannten besprieht er die Erschütterung am 25. Juli 1804,
29, April 1325, 12. Okt, 1836, 14, August 1851 ‚und 16. Der. 1857.—
70, 98, Die von einem kurzen Reisebericht begleitete Karte Le-
jean's von dem Theil der Bulgarei, welcher zwischen Truora, Gabrors,
dem oberen Laufe der Tundscha und Elena (Diana) gelegen ist, mtellt
zwar nur die tbeils von ihm selbst, theilsa von dem Russischen Gene
ralstab aufgenommenen Streifen dar, am weitesten ausgreifend in der
Nähe von Truova und Blens und längs des Perdsehisch-Passes über den
Balkan, ist aber eine sehr werthrolle Bereicherung der Geographie der
Türkei, wie überhaupt Lejean’s Arbeiten (s. ÜGeogr. Mitth, 1858,
Heft IV, 8. 158, und Haft X1, 8. 489) xu den wichtigsten gehären,
welche in den letsten Jahren in der Türkei ausgeführt wurden. —
175. Prof. Kriegk kombinirt aus den Berichten ron Bjärnstähl,
Cockerell (in Bughes’ Trnvels in Sieily, Greece anıl Albania), Hadschi
Chalfa, Holland, Jones (ebenfalls in Hughes’ Travels), Leake, Pougte-
ville und Vaudonsourt eine recht anziehende Beschreibung der unter
dem Namen Metsoren bekannten Klöster auf den isolirten kegelfärmi-
gen Felsen, welche das Kunde des Macedonisch-Thessulischen Scheide-
gebirges bei Kalnbak (Stagur) in Thessnlien bezeichnen, und macht be-
sonders künftige Reisende unf die handschriftlichen Schätee aufmerksam,
die eriner Ansicht nach vielleicht noch ie jenen alten Klöstern begraben
liegen, Die Bemerkungen des Professor Ussing in Kopenhagen, der im
Jahre 1846 Thensmlien bereiste und auch die Metooren besuchte und
wslcher darüber in seinen „Üriechischen Reisen und Stadien” {Kopen-
hagen 1857) berichtet, waren dem Verfüsser noch nicht bekannt. Aus
züge aus Ussing's Werk bringt das „Ausland”. Auch W, Koner liefert
noch einige Nachtrüge zu Kriegk'« Arbeit, besonders aus Cnrzon’s „Visit
to Monasterics in the Levant, London 1849 und dem Bericht des Fran-
zäsischen Archäologen Didron in den „Annalesarcheologigues, T.1, 1844”,
so wie er noch einige andere Reisende (Dupre, vr. Stackelherg, Wol-
worth) auffährt, welche Beschreibungen oder Abbildungen von den Me-
teoren veröffentlicht haben. —
%4, 99. Die Beobachtungen des Herrn Schmidt auf dem silurischen
Boden Elıst- und Livlands haben ergeben, dass dieser aus mehreren
von Norden nach Stiden und von NO, nach SW, auf einander folgenden
Sehichtenzonen besteht. Der Norden Ehbstlands besteht aus untersils-
rischen Schichten in mehreren Abtheilungen; auf diese kammen im
Literatur.
Süden Ehstlsnds und in Nard-Lirland Schichten mit glatten Pentame-
ren und auf diese endlich im satidwestlichen Theil des silurischen
Fostlandes, auf Moon und Ösel, höhere obersilurische Schichten, den
Wenlock- und Ludlow-Gevilden Englands entsprechend. Die Insel
Dago hietet in ihrem nördlichen Theil rein untersilurische Gebilde dar,
ihr mittlerer und südlicher Theil besteht aus Korallenkalken, den Ver-
tretern der bier fehlenden Pentameren-Schichten, Die Abhandlung, in
welcher die hier angedeutete allgemeinste Gliederung auf Grundlage
vielfocher Untersuchungen nüber spoeialisirt wird, jst von einer sauber
geologisch kolorirten Karte begleitet, welche jene (9) Schichtenzonen
darstellt, — “
75. Eichwuld’s „Bemerkungen”, mit vielen Zusätzen des Übersetzers
verschen, sind gleichsam eine kurze Monographie des Iimen-See’s und
der Umgegend van Staraja-Russa, in welcher der Verfasser die Ge-
schichte dieser Wiege des Hussischen Roiches, die Entstehung der Orts-
und Flussnamen, die ethnographischen Verhältnisse, die physikalische
Geographie, die Produkte, Fischereien, Handel, Industrie und die
Salzquellen bespricht. —
76, 77, 100. Der durch sein grossen Werk; „Der nördliche Ural
und das Küstengebirge Par-Choi” (s. Geogr. Mitth, 1857, 8. 269 f.)
bekannte General-Major Dr. E. Hofmann giebt ie der „Zeitschrift für
Allgemeine Erdkunde" ein höchst werthvolles Verzeichniss sämmtlicher
bisher reräffentlichten Hähenmessungen im Ural in Verbindung mit
sninen eignen sehr auhlreichen barometrischen Bestimmungen, unter An-
gabe der Beobachter und Eintheilung des ganzen Gebirges in sechs Ab-
theilungen (Baschkirischer Ural, 514° bis 544° N. Br.; Russischer oder
Metallreicher Ural, 544° bis 604° N. Br.; Wogulischer Ural, 604° bis
63’ N. Br. ; Ostjakischer Ural, 63° bis 57° N. Br; Samajndischer
Ural, 67° bin 6%” N, Br; Klistengebirge Pac-Choi). Dem Verzeichniss
schickt er eine allgemeinere oregraphische Übersicht des Ural vormus.
In dem folgenden Hefte derselben Zeitschrift wird ein auf diese Höben-
messungen basirtes Profil der ganzen Hauptkette des Ural, theilweis
auch der westlichen Kette, wo diene höher ist ala die Hauptkette,
publieirt, begleitet von einer Liste der angegebenen Punkte, die ei-
nige Beriehtigungen des Hauptverzeichnisses enthält, —
78. Dem achten Abschnitt seiner Meletemata entomologiea schickt
Kolenati einen gedrängten Bericht über seine in den Jahren 1843 und
1844 ausgefübrten naturhistorischen Reisen Im Kaukasus, Trans-Kau-
kasien, Armenien und Persien roraus nebst einer Liste seiner diese Reisen
betreifenden Schriften. — Aus der ersten Nummer des Jahrgangs 1858
der Renard’schen Zeitschrift ist an diesem Orte ausserdem nur ein
Verseichnisa der um Sarepta wild wachsenden Pflanzen von A. Bocker
mit Angabe des Standortes und der Dintbezeit und einigen allgemeineren
Bemerkungen anzuführen. —
101. Ewald’s Wandkorte von Europa, obwohl im Ganzen nicht
schlecht, scheint ums doeh vor vielen ähnlichen nichts vorsus zu haben
und die Ausführung ist die jetzt ganz gewöhnliche mit Braun für das
Terrain und Blau für daa Wasser. Ihren Zweck möchte sie am besten
bei Benutzung in Hurcaux u, ». w, erfüllen, für Schul- und Hand-
gebrauch ist sie kaum geeignet. Doch hätten zu ersterem Zwecke die
politischen Grenzen und die kauptsächliehsten Kommunikationsmittel
weit mehr hervorgehoben werden müssen. Als physikalische Karte von
einiger wissenschaftlicher Bedeutung kann sie nicht gelten, wie schon
die hie und da etwas fahelhufte Zeichnung und das unf manchen Sek-
tionen (z. B. Klein-Asien, Armenien u. s. w.) schr misslungene Torrajn-
bild bezeugen, —
102. Die Wandkarte von Dewald kunn nicht als eine Derrichorung
der Kartographie angesehen werden. Der Verfasser hätte den Gebrauch
der Zeichnung auf seine eigene Schule beschränken sollen, zur Ver-
öffentlichung fehlte defselben bei der Menge besserer und hilligerer Karten
jede Berechtigung. Dieselbe bietet allenfalls eine Übersicht der Staaten
Europa's, der grüsseren Ströme u. m. w., ist aber ausserdem in vieler
Hinsicht, namentlich was die Zeichnung der Berge hetrift, höchst
mangelhaft, — \
- 10%, Mahlmenn's Karte des Österreichischen Stastes emthält «in
ziemlich vollständiges Strassen- an Flusenetz, die wichtigeren Ortsehaf-
ten, die politischen Grenzen der Kronländer, Kreise, Regierungsbezirke
und der früheren Beeirkshanptmannschaften, ferner auf zwei Kartons
eine statistisch-gergruphische Übersicht der Religionen und Konfessionen
und der Nationalitäten und Sprachen im Kaiserstaut, endlich eine kleines
Tabelle der wichtigsten geographischen Fremdwäirter in Deutscher, Ma-
grarischer, Säd-Slarischer, Polnischer und Italienischer Sprache, Das Ter-
min ist nicht eingessiehnet. Die Benutzung der Karte, die übrigens keine
weitere Bedeutung hat, wird durch den blassen Druck etwas emchwert. —
104. So sehr auch an der Ohmsnn’schen Karte vom Alpengebiet
551
die vortreffliche lithogruphische Ausführung und das gefällige Äussere
im Allgemeinen zu loben sind, so geht ibr doch wegen oberflächlicher
Bearbeitung und Charskteriosigkeit in der Gebirgszeichnung ein innerer
Werth fast ganz ab. Um nur Einiges zu erwähnen, fohlt =. B, die Ei-
senbahn von Rorschach nach Chur; während Salaburg, Novarı und an-
dere Städte als Festungen bezeichnet sind, fehlt diese Bezeichnung bei
Linz, Strassburg, Mantoa und vielen anderen. Dass der Bearbeiter mit
dem Charakter der Alpen nicht sehr vertraut ist, sieht man schon mus
den Profilen, weiche die Ränder der Karte einnehmen, noch mehr aber
an der etwas abgerissenen und verworrenen Durstellung auf der Karte
selbst, Davon wird sich Jeder leicht überzeugen, wenn er =. B. Zieg-
ler’s meisterhafte Kartenbilder damit vergleicht. —
105. Hanptmann Hach’s Fluss- und Gebirgskarte von Württemberg,
Baden und Hohenzollern liegt dieselbe Zeichnung zu Grunde, wie seiner
im Jahre 1856 ersehienenen Karte dieser Länder (», Geogr. Mitib. 1856,
8, 49%), aber sin hat ein sehr veründertes, ihrem neuen Zweck ent-
sprechenderes Aussehen erhalten, Alle Strassen und inmeren Ürensen,
fast alle Ortsnamen mit Ausnahme weniger abgekürster, und die Be-
zeichnung der Wälder sind weggeblieben; dafür tritt das blan gedruckte
Flusspetz um so deutlicher hervor, als die Flussgebiet« des Khein,
des Neckar, des Main und der Donsan durch verschiedenfarbiges Flä-
chenkolorit unterschieden sin, was gerade hier, bei dem merkwürdigen
Ineinandergreifen dieser Filussgebiete, von besonderem Interesse ist,
Weniger gelungen ist die Ausführung des Torrains in Kreidemanier,
da bei der monotenen Fürbung die Mannigfaltigkeit der Gehirgserhebung
nicht sur Anschauung kommt, Bei dieser Manier hängt so viel von
der Lithographie und dem Druck ab, dass es fast immer gewugt er-
scheinen muss, sie bei solchen Karten anzuwenden, wo es wie hier auf
die Darstellung der Terraiuformen hauptsächlich mit ankommt. An die
Stello des geognostischen Trofils der früheren Karte ist ein reichhaltiges
Höhenrerzeichniss in Verbindung mit der Erklärung der Abkürzungen
getroten, Lie ganze Karto giebt ein recht anschauliches und dabei
angenchmeres, ruhigeres Bild als die frühere. —
106. Das vorliegende Blatt ist die erste Sektion, die uns von der
grossen Aufnahme Oldenburgs vorliegt. Sie zeigt eine ausserordentlich
detsillirte Aufnahme, so wie eine sehr fleissige und saubere Ausführung
auf Stein. —
Nr. 107 ist eine speziell technisch-bergmännische Karte des Theiles
von Westphalen, der zwischen dem Khein bei Düsseldorf und Homberg
im Westen, Unna und Kameh im Osten, Elberfeld und Schwerte im
Süden, Horst und Recklinghausen im Norden liegt, Sie ist in grossem
Manassstabo auf 4 Blatt entworfen und in der Lithographischen Anstalt
von Mahlmann in Berlin klar und sauber in Buntdruck ausgeführt. —
108, Die zweite Hälfte des kleinen Atlas von Dr, Buchenau (s.
Geogr, Mitth. 1858, Heft IY, 8. 175) enthält einen Plan der Stadt
Bremen im Masssstab von 1:20,000 mit Zeichenerklärung auf einem be-
sonderen Blatte, eine physikalische Karte vom leutschland im Mst. von
1:8.000,000 und eine cbensolche Karte von Europa im Mansatab von
1:24.000,000, beide mit Unterscheidung des Hach- und Tieflandes
dorch Farbendruck recht deutlich ausgeführt. Obwohl uns diese Lie
ferung nicht ganz so befriedigt uls die erste, =o glauben wir doch,
den gansen Atlas als zweckmässig für den ersten Unterricht in der
Geographie empfehlen zu können. —
109. Von diesem grossartigen und in der Ausführung nungexeichne-
ten Kartenwerk «ind bis jetet 15 Sektionen und ein Übersichtsblatt
vollendet, die in jeder Hinsicht als etwas Vorzligliches genannt za wer
den verdienen, Dieselben sind in höchst sauberem Farbendruck aus-
geführt und das Terrain ist in äquidistasten Kurven dargestellt, welche
bei der schönen Zeichnung und dem geringen, nur 1% Meter betragen-
den Abstand schon ein anschanliches Kurtenbild geben. Die Schönheit
des letzteren wird besonders noch durch die Wahl und beschränkte
Zahl der Farben erhöht, indem ausser dem schwarzen Drack und den
weiss gehaltenen Stellen mur eino biasszriüne zur Beerichuung der
Wälder, Biau für die Hydrographie und Braun für die Kurven und die
zugehlirigen Ziffern angewendet worden ist, Die Grösse des Munssstabs
hat es erlaubt, almmtliche Orte, »o wie die meisten einzelnen Wohn-
gebäude in der Form ihres Grundrisses darzustellen und bei den Kir-
chen sogar die Stelle der trigonometrisch bestimmten Thiirmie unznge-
ben; wir finden ferner bei dem Landstrassen und Fahrweg private
und ülfentliche unterschieden, mit genauer Angabe aller Wald- und
Fusswege, neben den Kuntonsgrenzen diejenigen der Bezirke und Kir-
ehingemeinden, dann noch die Waldgrenzen, Weinberge und Girten in
der schwarzen Zeichnung angedeutet. Neben den Kurven wird die
Höhe einzelner Punkte noch durch nebenstehende schwarze Ziffern be-
zeichnet; hundertmetrige liöhenabstände vom Meoro sind obenfalls noch
552
besonders durch gebrochene braune Linien dargestellt, so wie fein
punktirte braune Linien zwischen den zehmmetrigen Kurven kleinore
Terrainunebenheiten andeuten. Trotz dieser viellachen Bezeichnungen
ist durch eine »arte und geschickte Ausführung eine Überhäufung der-
selben sorgfültig vermieden. — ‘
110. Was über den Werth der früheren Lieferungen des Histori-
schen Atlas der Niederlande von Meos gesagt wurde (s. Gesgr. Mitth,
1858, Heft Vi, 5. 300), behält auch für dio neunte seine Geltung,
weiche die Niederlande im Jahre 1811 darstellt, als sie dem FPranzäsi-
schen Kaiserreich vinverleibt waron. Auch dies Mal ist-ein ausfübrli-
cher Text (31 Polio-Seiten) beigegeben, 6 wie am Rande der Haupt-
karte eine Übersicht des Französischem Kaiserreichs im Jahre 1812 und
drei interessante vergleichende Skizzen des Rlein- und Waalbettes zwi-
schen Schenkenschans, Arnhem wnd Nijmegen in den Jahren 1672, 1707
und 1774. Die ersten vier vom tıns früher nicht erwähnten Lieferungen
enthielten drei Karten, welche die letzten Zeiten der gräflichen Rogie-
rung (1530), die kirchliche Bintheilung nach der Errichtung der neuen
Bisthämer (1560) und die Batar’sche Repnblik im J. 1798 darstellen,
und die noch zu erwartenden sechs Lieferungen (5 und 10 — 14)
sollen mit je einer Karte ein Bild der Niederlande nach Wioderher-
stellung der Unabhängigkeit im J. 1840 und nach der Trennung von
Belgien im J. 1839 geben, ferner eine Übersicht der Bevölkerung im
Jahre 1849, die kirchliche Eintheilung im J. 1850 und die Ausdeh-
sung und Eintheilung der überseeischen Besitzungen grgen das Ende
des 17. Jahrhunderts und im Jahre 1839, Da jährlich nicht mehr als
zwei bis drei Lieferungen ausgegeben werden sollen, #0 wird man immer
noch zwei bis drei Jahre bis zur Vollendung ılleses verdienstrollen
Workes zu warten haben. —
111. Die erste Sektion, welehe uns van Dr. Staring’s geologischer
Karte der Niederlande im Maassstab von 1:200,000 und in 25 Bl,
ausgeführt durch das Topographische Bureau des Kriegs-Departements,
zu Gesichte kommt und wahrscheinlich die erste, wolche überhaupt
ausgegeben worden ist, trägt die Nummer 14 und die Überschrift
„Rijnland”. Sie ist eins in jeder Besiohung vortreffliche Karte, die
Zeichnung detaillirt, korrekt und sauber, der Farbendruck geschmark-
voll und durchsichtig, die Schrift, obwohl mit Recht in den Hinter
grund tretend, gut ausgeprägt, und dass die Bearbeitung in keine bas-
aerın Hände fallen konnte, beweisen die bekunnten Schriften und Karten
des Verfassers über die Geologie seines Vaterlandes. Die Sektion um-
fasst die Umgegend von Amsterdam und dem Ei, von Haarlem und
dem ansgetrockneten Haarlaemer Meer, von Leyden, s’Grarenhage, Utrecht
und Nanrden. In dem anstassenden Meeresthoile win in der Zuider-
Ser ist die Konfiguration des Bodens durch Linien und Zahlen ange-
deutet. Auf dem Umschlag ist zweckmüssig eine Übersichtskarte der
Niederlande, sowohl mit Angabe der Eintheilung in die 28 Sektionen
der geologischen Karte, als mit einer gestogischen Übersicht dos ganzen Lan-
des, durch 15 Farben und Bignaturen, angebracht. Wir wünschen diesem
schönen Unternehmen einen recht erfreulichen und raschen Fortgung. —
112. Die Operationskarte für den Peldaug in Itallen von 1796 um-
fasat Ober-Italien, südlich bis Livorno und Ancona, nebst den angren-
senden Schweizerischen und Deutsch-Usterreiehischen Gebieten im Mat.
von 1:1.500,000. Ausser der Huuptkarte umfasst das Bistt noch
mehrere Kartons, nämlich zur Illustration der Ocfechte von Monte Le-
gino bis Mondovi, des Übergangs der Fransosen über den Po, der Ge
fechte zum Entantz von Mantun (sämmtlich im Met. von 1: 800.000);
ferner das Schlachtfeld von Riveli und das von Arcole, die beiden
letzten Kartons im Mst. von 1:150.000. Die Operationslinien sind in
die Hauptkarte und Kartons roth eingetragen, Die Terrain-Darstellung
ist etwas Nlächtig für eine milkärische Operationakarte, —
113. Der Plan des Königl, Landsitzes del Pardo und des daselbat
etahlirten Instruktionslagers, ron drei im Titel genannten Spanischen
Generalstabs-Offizieren aufgenommen und von »inem vierten gravirt,
bietet zwar in Bexug nuf das dargestellte Objekt wenig Interesse, da
die Erzeugnisse Spanischer Kartographen uns jedoch mur tropfenweise
zukommen, so glanhen wir den vorliegenden Plan als einen Beweis für
den Fortschritt derselben erwähnen zu müssen. Die Zeichnung ist mit
äquidistanten Kurren von W zu 20 Fuss versehen und verdient in der
Ausführung unsere volle Anerkennung. —
114. Die „Ankologisk och Fysisk Karta üfrer Sverige” und die bei-
gegebene „Inledning till Sreriges Fysiska Gengrafi”, beides herausgegeben
von C, A. Agardh und C. E. Dahlmann, sind für die Aufklärung der
physischen Geographie des, Königreichs Schweden sehr anzuerkennende
Arbeiten, Das letztere, Einleitung zur physischen Geographie Schwe-
dens, enthält auf 149 Seiten in Oktar einen Hinweis auf die in die
Kurte aufgenommenen Elemente, eine kurse Andeutung der Hauptresul-
——— EIER SERIEN REN CN EEREREG
Literatur,
tate nowerer Forschungen nebst Aufklärungen über das, was im Interesse
der Doutlichkeit der Karte in dieser nicht genügend gegeben werd
konnte. Die Karte ist recht sauber lithogenphirt und im Farbendrack
ausgeführt, die Meeresthoile und Binnensee’'n durch einen blauen Tor
hervorgehoben und es tritt dadurch Schwedens zusserordentlicher Reich-
thum an Soe’'n trefflich herans, wie überhaupt der Hydrographie des
Landes eine vorwiegends Aufmerksamkeit zugewendet ist. Die in die
Karts aufgenommenen Elomente der Geographie lassen sich am bester
an der Haud des vorerwähnten beigegebenen Textes aufführen, welehe
darnach in verschiedens Abschnitte zerfällt: 1. Schwedens Landrücken.
Es ist hiermit die in nordsüidlieher Richtung verlaufmde Erhebung des
Landes oder richtiger imaginäre fortinufende Wasserscheide beseichzet,
welche die nach entgegeugesstzter Richtung abfliessenden (bewässer, #ir
ner Seits zum Bothnischen Busen und uur Ostase, anderer Seits zum Ska-
gerrack, Kattegat, Bund und zur Ostsee, von einander tremst. Wenn
nun solche Wasserschoiden such Aufmerksamkeit verdienen und dem m
Foigs auch die Verfasser der Karte Behufs Abgrenzung der Fiussgebiets
dieselben durch die Signatur eines Landrüiekens gegeben haben, so ist
doch die Skandinarische Halbinsel in orograpbischer Beziehung so ei
genthümlich gestaltet, die Gebirge derselben so wesentlich verschieden
von den Hochgebirgen in den Abrigen Ländern Europa’s, wa die Was-
serscheiden in Wirklichkeit durch mahr oder minder acharfe Kückes
gebildet werden, dass die benutzte Signatur in Verbindung mit der im
Texte angewandten Bezeichnung „Gebirgsräcken” und „„Skandinarischer
Gebirgsrücken” leicht zu einer irrthümlichen Auffassung von der Über
Aächengestaltung Bkandiunviens Anlass geben kann. Man vergleiche
hierüber die Ansichten des llerm Professor P, A. Munch iu Christiasis,
weleher sich um die Kemmtniss der Geographis Norwegens «0 gro
Verdienst erworben und in seiner „Übersicht der Orographie Narwe
gens’‘, enthalten in der dritten Lieforung der Gaes Norregies 1734, »
sehr vor der früher gebräuchlichen, nus andern Hochgebirgsgegendn
eutlebnten Abirrung warnt, die Gobirgemassen Skandinaviens in der
Zeichnung nicht als Gebirgsrücken, sondern vielmehr als Gebirgsllichn
darzustellen. Indem wir dosshnib andenten, duss die Orographie Schw*-
dens auf der vorliegenden Karte in der Zeichnung keine Berücksicti-
gung erfahren hat, dass also die auf derselben verzeichneten Höhen
rücken eben nur als Signatur für die Grenzen zwischen den Flow
gebieten und Abdachungen Schwedens dastehen, welche letztere, Bi
Farbendruck unterschieden, im Texte (58, 838—147) eine weitere Be
handlung erfahren, benutzen wir gern die Gelogenheit, anf die im Jahr
1854 erschienene Physisch-geographische Karte von Skundinarien, ohst
Nomenklatur, in gleiehom Maassstabe wie die vorliegende sufmerkss
zu müchen, weiche zum Gebrauch für Schulen von T. vr. Mentaner
benrbeitet ist und durch Zeichnung wie auch dureh eingetragene I
benguoten und farbigen Druck der tiefer als 1000 F, über dem Meer
bolegenen Regionen ein ansprechendes und richtiges Bild der Oberfis
ehengestalt Skandinariens giebt. Haben aber die Verfasser durch die
vorliegende Karte der Durlegung der orographischen Verhältnisse des
Landes weniger Bechnung getragen, so finden sich doch im Texte riel-
fsche darauf Bozug habende Angaben und wir können nicht uner-
währt lassen, dass einer der Herren Verfasser, Herr Bischof ©, 4
Agardh in Carletad bereits in dem von ihm im Jahre 1852 begon-
nenen „Forsök till en statsekonomisk statistik äfrer Sverige”, in dessen
ersten Theil, Hoft 11, 88. 1—210, eine Übersicht der aregraphischen
Verhältnisse Schwedens nebst Meissig gesammelten Hähennerzrichnisser
geliefert hat, wie wir solcho bisher in keinem anderen gengraphlschen
Werke über Schweden gefunden habon. — Der eben genannte Verfasser
scheint überhaupt auf das Sarameln von Höhenangaben sein besonderes,
in hohem Grade unzuerkennendes Augenmerk gerichtet zu haben, dens
ausser den in oben genannter Statistik zusammengestellten, weicht zei
grössten Theil auf die Karte niedergelegt sind, Smder sieh in diest
oder jener Höhenpartie des Landes, z. B. in dem westlich vom agree
von Norden nach Süden streichenden Höhenzuge, Hökenäs genannt, dure
hypsometrische Angaben rin interessanter Aufschluss, wie wir denselben
schhst auf den vom Königl. Schwedischen Topographischen Kor bis
jetzt herausgegebenen Läns-Karten und in den diesen beigegebent&
„Topografiska och Statistiske uppgifter” mit grossen Bodauern vormis®“
ten. — Im zweiten Abschnitt des Textes werden der Manastab und die
in der Karte in Anwendung gebrachten Muassverhältnisse breprochen,
welche ihre Eigenthümliehkeit darin haben, dass das Pendelmanss be
nutzt wurde, Die Verfasser theilen dem Grad des Äquators in #
Theile, Pendelmeilen, deren eine = 18,079 Schwedische Ellen, a0
79 Schwedische Ellen grösser ist als eine Schwedische Meile. Eben #0
baben sie die hypsometrischen Angaben in Pendeltuss gegeben; @#
Drittel der Länge des Pendeis an der Meerestläche nuter dem Aquatot
Literatur.
ist Pendelfuss gdnannt, und es ist diesen Maass desshalb jedem anderen
vorgesngen worden, weil es nach Ansicht der Verfusser ein Weltenaass
sei oder ala solches benntst werden könne. So lange aber die Figur
der Erde nicht endgültig fortgestellt ist, wird ein solches, aus torre-
strischen Verhältnissen hergeleitetes, Weltmaass wohl kaum zur allgemei-
nen Anwendung kommen. Der dritte und vierte Abschnitt beschäftigen
sich kurz mit der Andentung der orographischen Verhältnisse Schwe-
dens, dem Hinweis auf das durch ein* fortlaufende Kurve in der Karte
begrenzte Nord- und Süd-Schwedische Hochland, welches dadurch von
den tiefer belegenen Regionen geschieden ist, dass die hrdrogruphischer
Punkte, Fluss- und Seespiegel, welche unter 300 Pendelfuss huch über
dem Meere liegen, durch jene Kurre verbunden wurden; diese hätte
aber eine richtigere Abgrenzung zwischen Hoeh- and Tiefland gegeben,
wenn #suf den zwischen den Flussthälern und See'n sclbstrerständlich
böher belegenen Land- oder Höhenflächen genügende Anhaltspunkte ge-
wonntn wiren, um dieselben mit don hrdrographischen Punkten in
Verbindung au bringen. Dass es in manchem Theile des mittleren und
südlichen Schweden der Anhaltspunkte viele gab, um eine genuuore
Begrenzung des Tieflandes zu geben, als es in der vorliegenden Karte
geschehen, ergiebt sehon die nübere Bekanntschaft mit den verschiede-
nen vorher erwähnten Materialien, ferner ein Blick auf A, Hahr’s
„Karta öfrer medlersta och sodra Sverige I # blad, 1852", und die
gewiss richtige Polgerung, dass dio bogennenen und projektirten Eisen-
bahm- und Kanalbauten die Nivesuverhältnisse Schwedens in vielen
Stücken aufgeklärt haben müssen. Die bekannten Data zu kombiniren
und dem orographischen Bilde Schwedens nachzuhelfen, hat unserer
Meinung nach vr. Mentaner sich mehr ungelegen sein lassen, und se sehen
wir denn auch auf seiner Karte den so sehr interessanten Tieflands-
streifen mitten dureh Mittel-Schweden — in welchem die grossen Seo’n
liegen und der, in geologischer Beziehung so merkwürdig, dieselbe
Streichungslinie hat wie einer Seits das Skagerrack, anderer Seits der
Finnischo Busen und dass bis zum Weinsen Meere reichende Tiefland,
in welchem der Ladoga- und Onegs-Ses liegen — in seiner Begrenzung
nieht unwesentlich abweichen von der auf Agardh’s und Daklmann's
Karte bezeichneten. — Es mögen aber hier, um auf die vorstehend er-
wähnten geographischen Erzeugnisse hinzuweisen , der Das über ihren
Inhalt zur Genüge sein. Wir werden, da sie des Neuen und Werth-
rollen so Manches enthalten, wieder darauf zurückkommen, müssen uns
aber für jetzt beguiigen, nur noch zu erwähnen, dass Agardh’s und
Dahlmann’s Karte ausser dem schon Hervorgeliobenen auch die politi-
schen Gremsen der Landestheile, die Kunäle, Eisenbahnen, Telegraphen-
linien, Isothermlinien {nämlich Horizontal - Issthermen von Urnd zu
Grad), Baumgrensen, wesentliche Aufklärungen über dio Geologie des
Landes enthält, dass letztere sich aber auf eine Auzahl goologischer
Punkte beschränken, deren Formation dureh einen oder mehrere daneben
gestellte Buchstaben bezeichnet ist, welche ihre Deutung in der Zeichen-
erklärung finden. Es freut uns, noch binzufdgen zu können, dass die
Einsicht gedachter Werke uns zu der Hoffnung berechtigt, dass die
geographische Wissenschaft durch das fleissige Streben ihrer Männer
in Skandinavien, welche von jeher derselben so grosse Vorliebe schenk-
ten und deren jetziger erhabener Hegent selbige so sehr begünstigt,
stetig und wesentlich bereichert werden wird. —
t15. Von meist lokalem Interesse — da auch die klinstlerische
Ausführung nichts Bemerkenswerthes bietet — sind die von C. W.
Gyldin in den Jahren 1837—43 herausgegebenen Pläne der wichtigsten
Küstenstädte Finnlands, längs des Finnischen und Botknischen Meer-
busens, summt einiger Städte den Inlanıds, meistens Hauptorte der rer-
schiedenen Bezirke. Einem jeden Plan ist in einem Karton die weitere
Umgebung der Stadt beigefügt. Es sind die Pläne folgender, Orte:
Wiborg, Frederikshamn, Lowiss, Borgs, Heisingfors, Eknäs, Abo, Nä-
dendal, Nystad, Raumo, Björneborg, Christinaestad, Kaskö, Wasa, Ny-
enrlehr, Incobstad, Gamlacarleby, Brahestad, Uleähborg, Tornes. — Kex-
holm, Sordarala, Willmanstrand, Tawsstehus , Tammerfors, Heinola,
St. Mickel, Nyslatt, Jrräskylä, Kuopio, Kajann.) —
116, Die bekannte Wegekarte des westlichen Russland von General-
Lieutenant v. Schubert in 8 Bl., der Hauptsache nach eine Redaktion
seiner grossen Spexinlkarte des westlichen Theils des Russischen Reichs
in 59 Bl, und in rierfach grösserem Maasestabe, welche se vielfach
ausgebeutet worden ist, hat «durch die bis zum Begirı «es Jahres 1858
fortgesetaten Berichtigungen und Nachträge wosentlich an Brauchbarkeit
gewonnen. Eine sehr willkommene Ergänzung dazı bildet die zwei-
blättrige Karte des Orenburgischen Ländergebioter, die vorzugsweise
auf den von Blaramberg geleiteten Vermessungen basirt und noeh be-
deutende ‘Theile von Chiwn, Buchara und Kokan umfesst, Die in halb
so grossem Maassstab ausgeführte vierblättrige Karte des Orenburger
558
Landes und einen Theils von Central-Asien erstrockt sich von Kasan
und Barnanl im Norden bis Horst und Kabul im Süden und vom
Westufer des Kuspischen Meeres bis Kuldscha und Akau jenseit den .
Issik-kul. Sie enthält ungleich weniger Dotail als die grosse Karte
des Orenburger Landes und ist in einzelnen Theilen, #. B, was die
Gegend am Balkasch und Issik-kul betrifft, veraltet, doch gewährt sie
immerhin eine gute Übersicht und ihre Ausführung verdient als erster
Versuch einer Chromolithographie in Orunburg selbst alle Anerkennung.
Auch diese Karte verdankt ihre Entstehung nnd Herstellung dem Ge-
neral-Major Blaramberg. — Nr, d. gebärt zu der vom Kais. Russischen
Generalstabe herausgegebenen statistischen Beschreibung des Gourerne-
ments Kutais (s. Geogr, Mitth. 1858, Heft VIL, 5. 295) und ist für
die Kenntniss des Landes zwischen dem Hauptzuge des Kaukasus, dem
Schwarzen Meere, Türkisch- Armenien und dem Gouvernement Tiflis
von Werth, wenn sie auch bei ihrer mangelhaften und sonderbaren
Terraindarstellung wenig unspricht. Von grüsserem Interesse aber und
zugleich von höherem Werthe für die physikalische Geographie sind
die drei oben genannten Höhonkarten, auf donen die Vermossungslinien
und Positionen der gemessenen Punkte in Verbindung mit Profilen in
ähnlicher Weise eingetragen sind wie auf der Höhenkarte des Meri-
dians zwischen der Donan und dem Eismeer. Die erste (e.) zeigt einen
Durchschnitt des Kaukasischen Gebiotes von Stawrepel über den El-
brus, den Kasbek, Tiflis, Elisabethpol und den Ararat bis zur südlichen
Krümmung des Araxes mit Seitenlinien von Astrachan nach Kislier,
vom Danatscha-baschi im Kaukasus zur Mündung des Araxes und von
der Linie zwischen Tilis und dem Ararat bis Poti am Schwarzen
Meere. Die Nireau-Unterschiede zwischen den Ufern des Kaspischen
Mocres, die bis 90 Engl. Fuss unter den Spiegel des Schwarzen Meeres
berabsinken, und dem Grhbirgslande des Kaukasus, der im Elbrus his
18,604% Engl. Fuss assteigt, treten hier sprechend entgegen. Wie diese
Karte auf den Nivollirungen bei der Kaukasischen Landesvermessung
beruht, s0 zeigt uns die folgende (f.) die Kesultate der Paralielgrad-
messung zwischen der Donau und Astrachan (s. Geogr. Mittl. 1858,
Heft VI, Tafel 9), die son General Wronezenko 1R42— 1855 bis
Nowo-Üzerkask und von da bis Astrachan dureh den Kapitän Wasilieff
(1853 —1856) weiter geführt wurde. Zwischen Dniostr und Don hält
sie sich länge des Tarullels von 47° 30, steigt von hier nordbstlich bis
in die Nähe von Zarisin empor und folgt dam dem rechten Ufer der
Wolgs bis Astrachan. Da sie somit meist nur ebunies Land durch-
schneidet, so sind die im Profil dargestellten Niveau-Unterschiede unbe-
deutend, die Kammlinie hält sich zwischen Diiestr und Wolga mit
sanften Biegungen zwischen 300 und 600 F., nur nördlich vom Asow’-
schen Meere erhebt sie sich bis 825 Fuss und an der Wolya ange
langt fällt sie plötzlich von 326 auf 63 Fuss ab, um sich damn all-
mälig längs des unteren Laufes dieses Flusses zum Spiegel des Kaspi-
schen Meeres herabzusenken. Zugleich ist ein Profil des südlichen
Theils der Krim beigegeben, wo sich das Küstengobirge im Cxatyr-
dag bis 4975 und im Kimsl-Agerok bis 5001,4 Engl. Fuss erhebt. Von
nicht geringerem Interesse ist die Höhenkarte des nördlichen Ural und
des Pai-choi zwischen 60° 30 und 68” 30' N. Br., sie rmpräsentirt
dieselbe Höhenlinie wie das Profil des General-Major Dr. E. Hofmann
(s, oben Nr. 76.) und beide ergänzen sich einander, da diess sildlich
bis 51° N. Br. reicht, jene aber auf der nördlichen Abtheilung zahl-
reichere Punkte enthält. —
117. Von den oben genannten Englischen Admirulitätskarten sind
die unter a. und b, aufgeführten von grossem und allgemeinem Inter-
esse, denn wie die erstere die merkwürdige Gestaltung des Meermbodens
und der Küsten un der Mündung der Elbe, der Holstein’schen und
Schleswig'schen Westküste nördlich bis Nordstrand und in dem anlie-
genden südöstlichen Theil der Nordsoe bis Helgoland und Wangerooge
in ihrer jetzigen Beschaffenheit uns vorführt, »o zeigt die zweite den
südwestlichsten Theil der Nordsee mit dem in ähnlicher Weise zerris-
senen Mündungsdelta ron Rhein, Maas und Schelde aufwärts bis Ant-
werpen und Rotterdam, mit dem Kanal zwischen Dover und Calais und
der Theinse-Mündung nebst des angrenzenden Küsten Englands. Beide
Karten sind bis zum Jahre 1858 berichtigt und bekunden beim Ver-
gleich mit den früheren die ununterbrochene eifrign Thätigkeit, welche
auf «die gennun Aufnahme dieser schwierigen Pahrwasser verwandt
wird. Auf Nr. c., d. und ®, «ind die Abtheilungen und Stationen der
Coast Guard mit sämmtlichen Wachtthürmen, Forts, Batterien, Nlanpt-
quartieren und den Stationen dur Kriegsschiffe an den Küsten Üross-
Britanniens angegeben, auf die bei der Zeichnung von Kärten dieses
Inselgebietes billig eine gleiche Rücksicht genommen werden sollte, wie
auf die Festungen der kontinentalen Länder. Die Englische Küste zor-
fällt hiernach in sichen Distrikte: Hull, Harwich, Newharen, Wey-
554 Literatur,
mouth, Falmouthb, Milford und Liverpool mit je einer Station für
Kriegsschiffe (an den gleichnamigen Orten, nur im Distrikt New-
havon ist Southampton die Station) und einer grossen Anzahl Unter-
abtheilsngen, deren jede ein Hauptquartier hat, Schottland hat nur
zwei Distrikte, Loith und .Clyde, in denen Kriegsschiffe zu Sonth
Queensferery bei Edinburgh und au Greenock stationirt sind. Die
Küste von Irland zählt ebenfulis nur zwei Distrikte, Kingstown und
Queenstown mit den gleichnamigen Hauptstatiosen. Auch in diesen beiden
Theilen Gross-Dritanniens zerfällt jeder Distrikt wieder iu mehrere Un-
terabtheilungen mit je einem Hauptquartier. Bei weitem die meisten
einzelnen Stationen, Wachtthürms u. s. w. liogen am Kanal, dem Kon-
tinente gegenliber; nach Norden und Westen werden sie seltener und
an der Westküste von Schottland verschwinden sie ganz, wührend sie
an der Kiste Irlands ziemlich gleichmässig tiber den ganzen Umfang
vertheilt sind. Ausserdem findet sich auf diesen drei Biüttern das Ki-
senbahnnets vollständig eingetragen. Nr. f. giebt eine gute Übermieht
des Irischen Kanals mit seinen Küstenumrissen, Tiefen, Louchtthürmen
und Flothströmungen nach den neuesten Aufnahmen, Die beiden Blätter
von Überbourg, von deven das erstere (g.) in Farbendruck ausgeführt,
das letztere (h.) aber umlangreicher und weit detaillirter gezeichnet ist,
führen uns diesen Hafen mit seinen gromartigen,, erst kürzlich voll-
endeten Hufenbauten, Bassins und Festungnwerken in allen Kinzelnheiten,
zugleich mit dem Plan der Stadt und ihrer nächsten Umgebung vor Augen.]
ASIEN.
Bücher.
1. Prof. F, A. Kolenati:; Die Bereisung Hoch- Armeniens und
Elisabethopols, der Schekin'schen Provwins und (des Aasbei: im (en-
tral-Kaukasıa Mit zehn Holsschnitten, Dresden, Rund. Kunte, 1358.
8 Dr. Ötto Blau: Kommerzielle Zustände Persiens. Aus den Er-
fahrungen reiner Reise im Sommer 1857 dargestellt, Berlin, BR.
Decker, 1808.
3. Hajor- General Sir W. H. Sleeman: A journey through the
Kingdom of Oude. With a Map af the Kingdom of Oude. Londen,
1858. 2 Bde,
4. Robert B. Minturn: From New York to Delhi, by woy of
Rio de Janairo, Australis amd China. New York, D. Appieton
Co., 1868. Afit einer Karte.
db. Christopher T. Winter: Sir months in British Burmalı and
India beyond the Ganger in 1867, Londen, 1858.
6. Nofier de quelgqnes lvres relatifa 4 Dhistoire et & da eograpiie
de U Inde qui se trourent & la Jabrairie de Benjamin Duprat, b-
braire de D’Institut etc. Rue du Oloitre St. Benoit Nr. T. Paris, 1858.
T. Mission de ia Cochinchine et du Tonkin, aree gravure et carte
gloyrapkique. Paris, Charles Dowmnisl, 1858.
8. Almanak roor Nederlandsch-Indi#, voor het jaar 1358. Datavia.
9. Bejdragen tot de Taal-, L.and- en Folkeukunde ran Neörlandsch
Indie. I—IV. Deet, 18631856. Niene volgresks I— II. Deel,
1565-1858, Amsterdam, F. Muller, Batavia, Van Haren, Noman
en Kal.
10. T. J. Willer: Het Eiland Boeroe, zijue erplitetie en Hal-
‚foersche Instellingen. Dirgegeren met Dijdragen en Toelichtingen in
verband tot Europesche Kalmmisatie in Nederlandsch Indi# door Jr
J. P. Cornets de Groot vÄn Kraaijmburg, met cent Scheits van
Boeroe, Austerdam, Fred. Muller, 1858.
11. Cap. Collinson, R, N: The China Pilnt. The Conats af
China and Tartary, from Canton Rirer to the Sea of Olkhotsk;
with the acjacent island. M edition. Londen, J. D. Potter, 1808,
12. Zea Jaren wit het leven von Wenmer ran Berchem, geralsd
door: Jets over omze wroegste betrekkingen met Japan, door Mr L.
©. D. can Dijk, Amsterdam, 1558.
13. Wilhelm Heine: Dia Eirpedition in die Soen von China,
Japan und ÜUchotsk unter Commando rom Commödore C. Ringgold
und Commodore J. Redgers im Auftrag der Hegierung der Verei-
nigten Staaten unternoumen in den Jahren 1853 — 1856. Zugleich
ala Fortsetzung der „Brise um die Erde nach Japan”. 1. u. 2, Bd,
Leipaig, Herm. Costenoble, 1868, Mit Karten und Illustrationen.
Aufsätze,
14. Dr. G. Rosm: Über das Thal und die nächste Umgegend
Hebrona. (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft,
XIT, Heft 3.) Mit 1 Korte,
15. &. C. Graham: tm the Ethnolooy of Syria and Palestine,
(Literarg Gazette, Nr. 2154, 1, Mai 1868.)
lö. Karl Ritter: Zei Kutdeckungsereisen in die Ost-Jordanische
Stüdtewäste dureh Komeml Wetzetein (1858) vd Cyril Graham
(1867). (‚Monatsberichte der K. Preuss, Akademie der Wissenschaften,
Sept. und Oktober 1858.)
1. Cyril C, Graham: Erplorations in the Desert Fast of the
Haurda, the ansent Land uf Bashan, (Proceedings of the BR. Geugr,
Sur. of London, Juni 1808.)
18. Dr. G. Blau: Die Stämme des nordüslichen Kurdistan.
(Zischr, der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, XII, Heft 4.)
1%. H. Abich: Tremblement de terre obwerod a Tehriz em “p
tembre 1556, motiona phyeuzuer et geographiues de M. Khanykaf.
(Bulletin de la Classe phymie-mathem, de FAcndinie imper. des
scieneen de St Pliersburg, AVI, Nr. 22) Mit Karten. j
W. Prof. Fr. Spiegel: Susiana. (Anstand, 1858, Nr. 19 on. W)
21. Dr. Hermanı Schlagianeeit: Über Menschenracen in Indien
und Jloch- Asien. (Monatbericht der A, Prenss. Akademie der
Wissenschaften, März 1368.)
22, Liens.-Colonel A, Scott Waugh: On Mountse Ererest and
Deudanga. (Pronrerdinge of the BR, Geagr. Sue, of London, Mär
1308.) Mit Aurte,
25, The TProriner af Pegu, (Ohwrch Missionary Intelligeneer,
September 1558.)
4. M.-D. Chaiyneau, fils alnd de M. Chaimenu, mendarın:
Boyaume de Üochinehine. (Monitenr de ia Flotte, 9. 1. 12, Dex. 188]
2. Erinnerungen aus Niederländisch - Indien. (Ausland, 1568,
Nr. 21-3, 30.)
23. Dr. Friedmann: Die Niederländischen Kalorien in Indien
im Jahre 1806. (slond, 1868, Nr. 31, 32, 36, 87, 41.)
21.J. E Teysmann: Botawische Reise durch das westliche Su
matra. (Bonplandia, 1808, Nr. 10, 11, 18, 14.)
28. Alfred. Wallace: On the Arru Islands, { Proceedings
the R. Geogr. Sue, af London, Juni 1858.)
2%, Pros. Aleris Perrey: Sur de Bibiluto, elean de Ole de Ti
mor. (Norvellea Anmules des Voyager, August 1858.)
30. William Me Donald, Commander of the „Samarang”: d*-
sit to Lason and Alabat, Pialippine Islands. (Nawtical Maya,
Norember 1358.)
3. Commander @, 4. ©, Brooker: Observations on Tai-war
Formaza, /Kbendu.)
32. Die südlichen Inselgruppren des Chinesischen Beich« (Aus
land, 1858, Nr. 26.)
33. William Lockhart: On the ümportance of opening the Nan-
gation af the Yang-tse-Kiang, und the Changes that hare Inichy
taken place im the Bed of the Vellow River. (Proceedings g/ ie
RB. Geogr, Soc. of London, Juli 1868.)
3. Ine materiellen Halfsraistel Japans. (Ausland, 1858, Ar. 3
36. Dericht über die Fahrt des Dampfers „Amerika” im Östliches
Ocean, com 13. Juli bis 14. Norember 1867. Mit zwei Karten.
(Erman’s Archie für wissenschaftliche Kunde von Bussdand, ATI,
Heft 4.)
36. Peschtschuraff: Deseription ofthe Amur Birer, with particular
considerations Aydrographieal and eihnographieel. {Nawtiral ‚kaga-
zine, November und Desemöer 1858.)
37. Gerstfeld: Über die Beiöhmer des Amur- Landen, I. O,Ermans
Archie für wissenschaftliche Kunde von Russland, NTII, Heft 4.)
3. Eixtrait d’une lettre de M. Raulde a M. [Acadimiien Mid
dendorfi. (Bulletin de la Olasse phys-machem. de Tdemiimir de St
Pitersbeurg, AVIL, Nr, 10. «. 11.) Sag:
39, Rewe von Omsk wach Wjernoje. {Zeitschrift für Jügemene
Erdkunde, Mürs 158.) _ R
40. Alezis Bowtakof: Über den wnteren Theil des Syr Doriah
(Jazaries) zwischen dem Fort Perofsky und armer Mündung.
(Ebenda.)
Karten.
41. Carte de P’Empire d’Annam, Tonkin et Cochinchie FR
serrir ü Dhintinre des Miemons de da om page de Jiaus.
Mst. 1:5.325.000. (Zu Nr. 7) B
42, Figurutive Schets van het Eiland Borroe. Mi. 1:64.
(Zu Nr. 10.)
43. Das Thal und die nichste Umgegend Aebrans. Masasteb
ungefähr 1:30.000. (Zu Nr. 14.)
44. N. Ahanybof: Cime du Alt, Saralan et sa premilre terrasis
& PÖrient. Mt, 1:21.00. — Lac de ia eime du Mt. Saralan. ke,
1:3100. — Esqwisre hypsometrime du terrain secoud par le trem
Literatur.
blement de terre du YPiyy 1856 resenti a Tehrie & Th 40 p. m, Mit,
1:3.000.000. — Carte des üles du Lane d’Ourmiah, 186. Mat.
1:84.000. (Zu Nr. 19.)
45. Map to illustrate Col. A. S. Wausk's Paper on Mt. Everest
and Desdanga, Mat. 1:2.000.000, (Zu Nr. 22)
46. Plan der Bucht des Heil Wladimir an der Ostküste der
Tartarei. — Plan der Olga-Bucht und des Hafens Tichaja Pristan
an der Ostküste der Tertarei. (Zu Nr. 3.)
47. Englische Admiralitüts- Karten :
a) Nr, ZW, Red Sea, Jiddah, by Capt. T. Elm and Lieut, H.
N. Pinching. Publ, 10% July 1858. ‚Mer. 1: 26.000.
b) Nr, 2502. Red Sea. Sketch of Perim Island by Lieut. H.
Lamb, August 1857. ‚Mr. 1: 18.000.
o$ Nr. 201. Indian Ovenn. Ceylon , East Coast from Kiver
Singane to Point Pedro ineluding Trincomalee. Publ, 181% Febry
1858. Met. 1:3900.000.
d) Ar. B18 Indien Ocean. Ceylou, South Cowst, sure. by T,
H. Twynam 1833, with adedirions by J. Stewart. Publ. 25% Janr 1868.
Ast. 1:300.000,
eo) Nr, 2404. Streit of Singapore, Sheet 3, sure. by J. T.
Thomson 1845— 54, Correetions to 1857. Met. 1:47.000,
f) Straits of Singapore, Durian and Rhio, suru. by Capt. D.
Ross 1827, Lieuts Collinson and Moresby 1822, Lieut. Dittlof T'jas-
sens 1843, oorrected by J. T. Thomson to the ha Oetr 1857. ‚Mat.
1:272.000.
g) Nr. 1290. China, Macno, surv. by Capt. Peter Heywood 1804.
Correetions to 1858. JAfat. 1:24.00.
b) Nr 2149. China Seo, Banca and Gaspar Straits, compiled
From Horsburgk, Robinson and Ross, Correetions to 1858. Mat. 1:528.000.
i) Nr. 2597. China. Banca Strast, compiled from the surseys of
Robinson, Horsburgh amd Ross, correered by the Dutch charts to
1855 and Capt. Bate to 1867. Met, 1.290.000.
k) Nr. 276. Suba and Celebes Sense. Sılu Archipelago, prince
pally fron Spanish and Mr Dairymple's Charts, correcied from
partial surveys by Sir Edward Belcher. Publ, 2%% ‚Harch 1858,
Mat. 1: 730.000, »
{1. Der Schauplatz der kteisen des Herrn Prof. Kolmati ist der
mittlere Theil der Russischen Besitzungen in Trans-Kaukasies, nament-
lich das sogenannte Russische Hoch-Armenien, ein schönes Gebirgsland
von vulkanischem Charakter, welches unmittelbar südlich von Tiflis
liogt. Die Ergebnisse dieser Reise sind in einzelnen Kapiteln, die
selten einen anderen Zusammenhang ala den der Zeitfolge haben, zu-
"sammengestellt und besiehen sich auf die verschiedensten Gegenstände,
als Naturwissenschaften, Ethnographie, Sprachkunde, Statistik, Kultur-
zustände u. #s. w. Die Reisen scheinen in den Jahren 18443 —44
ausgeführt zu sein und berührten namentlich die Deutschen Kolonien
Trans-Kaukasiens, Elisshbeththal, Helenendorf, Annenfeld, Kutbarinenfeld,
Von bemerkenswerthen Höhen des Kaukasus wurden der Salwat bei
Nuche und der Knsbek erstiegen. Das Buch bildet einen schätzbaren
Beitrug zu unserer Kunde interessanter und wichtiger Regionen Trans-
Kaukasiens. —
%, Durch die stets inmiger sich gestaltenden Beziehungen, in welche
der Orient und Europa zu einander treten, werden auch die Mittel-
Asiatischen Staaten in den Bereich der Aufmerksamkeit der Europäi-
schen Geschäftswelt gerückt. In ihrer Reihe ist Persien vermöge sei-
ner geographischen Lage der nächste Hintermann der Türkei und die
Handelswissenschuft hat ‚daher gegenwürtig den besonderen Beruf, zu
prüfen, welches schon-jetst der (ang des Verkehrs ist, den diess Land
mit Europa unterhält, und welches in der Zukunft das Geleis sein wird,
in welebem dieser Verkehr fortsuluufen hat, Dieses ist die Aufgabe,
welche Herr Dr. Blau, durch mehrjährige amtliche Thätigkeit bei der
Vertretung der Proussischen Hegierung in Konstantinopel genz beson-
ders hieran befühlgt, sich stellte und mit Hülfe der genannten Regie-
rung in anerkannt gelungener Weise gelöst hat. (Über die Reise des
Verf. nach, Persien vergl, unsere Notis, Geogr. Mitth. 1857, 5. 322.)
Das vorliegende Buch enthält die Resultate dieser Untersuchungen. Da
die kommerziellen Verhältnisse eines Landes nicht ohne Bezugnahme
auf allgemeine Statistik, auf die Kultursustände von Land und Volk,
auf die Produkte des Thier- und Pflanzenreichs, des Bergbaues, die
Kommunikationsmittel, die Topographie der Verkehrswege u. s. W.
gründlich erörtert werden können, so sehen wir alle diese Gegenstände
vom Verf. theils in eigenen Kapiteln abgehandelt, theile sonst am pas»
senden Orte eingeschaltet, als eben so viele beachtenswerthe Beiträge
sur näheren Kenntnies der Landoskunde Persiens. —
3. Sir W, H. Sieeman war in den Jahren 1849—56 Britischer Re-
Potermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XIIE
565
sident in Lucknow und mächte als solcher eine dreimonstliche Rund-
reise (1849 —b0), um den Zustand des Landes und die Lage des Volkos
genauer kennen zu lernen. Das dem vorliegenden Werk zu Grunde
gelogte Tagebuch wurde 1851 ausgearbeitet, jedoch als offizielles Do-
kument nicht veröffentlicht, bis Im rorgüngenen Dezember hierzu die
Erlaubniss gegeben wurde. Oude scheint namentlich in Folge der Sloo-
man’schen Berichte aunexirt worden zu sein, obgleich derselbe in dem
diesem Reisejournal angehängten Briefwechsel die Annexation nicht nur
nieht empfiehlt, sondern vielmehr abräth, Gengrapkisches Muterial ist
in dem Buche sehr wenig zu finden; die Schilderungen beschäftigen
sich vorzugsweise mit den entarteten Zuständen des Königreichs. Die
beigegebene Kartenskizee ist wenig mehr als eine Aufzählung der be-
rährten Ortschaften auf der verzeichneten Reiseroute. —
4, Das Buch von R. B, Mintaru besteht dor Hauptsache nach aus
der Beschreibung seiner Reise dureh Indien, die ihn im Jahre 1856
von Unleutta über Benares, Cawnpoor und Lucksow, Mirut und Dehra
auf die äussere Kette des Himalaya und von da südlich über Delhi,
Agra, Ajımere, Inder, Aurungabad und Punah mach Bombar führte,
Die Schilderungen sind frisch, bisweilen sehr detaillirt und verbreiten
sich über die verschiedenartigsten Gegenstände, auch geben sie Zeugniss,
dass der Verfasser die Reise gut vorbereitet angetreten und bei Abfas-
sung des Buches ernstere Stadien nicht gescheut hat. Da er sher auf
gründliche und ausführliche Behandlung einzelner Fragen im Allgemeinen
nicht eingeht und seine Bout« fast nur sehr bekannte Orte und Gegen-
den berührte, so bleibt sein Werk obne grüssere Bedeutung für die
Literatur. In Bezug auf die Zustände, weiche zum Ausbruch des In-
dischen Aufstandes beigetragen haben, theilt er manche Kinzelnheiten
von Interesse mit und seine unperteiische, nach allen Seiten hin ge
rechte Darstellung, namentlich «uch in Betreff des Regierungssysteras
der Ost-Indisehen Kompagnie, macht gegenüber vielen anderen, beson-
ders Englischen Schriften über diesen Gegenstand einen schr günstigen
Eindruck, leider vermisst man aber eine originelle Auffassung, sein
Werk ist vielmehr in den Abschnitten, wo von der Geschichte, der Re
gierung, der Armee, dem Handel und dem Aufstand Indiens gesprochen
wird, eine Kompilstion Englischer Schriften. Mehr aphoristisch, aber
recht anschaulich und lehrreich werden einzelne Punkte beschrieben,
die der Verfasser auf seiner Reise nach Indien und von dort nach Kairo
besuchte, wie Rio de Janeiro, Sydney, Melbourne, die Gohlminen von
Balarıt, Shanghai und die lenachbarten Distrikte bis Sutschen und
Hutschen, Canton, Makao, Singupnre, Aden und Kairo, Die beigegebene
Karte ist eine schr dürflige Kopie des Hanpttheiles und der beiden
Kartons Nr. % und 3 von Tafel 15 der „„Geogr. Mitth.’”, Jahrg. 1857.
Der Herausgeber hat es jedoch nieht für nötbig gehalten, diess zu be-
merken. — ‚ R
5. Der Aufenthalt des Horrn Chr. T. Winter in Burmah und In-
dien jenseits des Ganges beschränkte sich lediglich auf einige Küsten-
punkte, die derselbe zum Theil nur Nüchtig besuchte; es sind die
Hafenorte Akyab, Rangoon, Maulmein, Amherst und Tavoy. Die Auf-
zeichnungen sind desshalb auch wenig gerignet, uns ein einigermaassen
vollständiges Bild der Physiognemie jener im Vergleich zu den andern
Englischen Besitzungen in Indien so wenig besuchten und beschriebenen
Länder zu geben, zumal auch die Topographie der angegebenen Loka-
lititen nur sehr flüchtig skizzirt ist. Merr Winter scheint sich jedoch
über vielo Verhältnisse jener Länder, ihre Bewohner, natärlichen Pro-
dukte on. s, w., fleissig informirt zu haben ; so enthalten namentlich die
Kapitel über die Fauna und Flora eine reichhaltige Zusammenstellung
der dort vorkommenden Thier- und Pflanzenspecies, die sich noch ganz
besonders vor andern Angaben in ühnlichen Werken dudurch vortheil-
haft auszeichnet, dass den einheimischen Namen stets auch der wissen-
schaftliche beigefügt ist. Dem letzten Theil des (288 85. klein Oktar
enthaltenden) Buchs füllt eine Ersählung der bisher von den Engländern
geführten sogenannten Burmanischen Kriege. —
6. Der Katalog des Herm Benjamin Duprat über Indien betreffende
Bücher umfasst 279 Nummern, die sich auf alte und neme Geschichte
Indiens, Indische Hechts- und Gottesgelahrtleit und auf Beisen nach
Indien beziehen. Die bei weiten meisten derselben sind in Englischer
und Französischer Sprache geschrieben. —
Sr. 7 Ist ein fast rein geschichtliches Werk, indem es von den
Schickaalen der Jesniten-Mission in Anam (Cochinchine und Tongking)
von 1630 — 1857 handelt. Die neuere Zeit von 1774 — 1357 ist auf
wenigen Seiten „bgethan und der geographische Theil des Buchs, be-
schränkt sich auf einige Bemerkungen über die allgemrins Geographie
des Landes, gelegentliche Kapitel über Klima und Proiukte in den Be-
richten der älteren Missionäre, so wie nuf die Heisen derselben nach
ihren Stationen. Die beigegobeno Karte (Nr. 41) zoigt, dass unsere
’2
556
Kenntniss dieses Landes bauptshchlich auf den Küstensaum beschränkt
ist und dass wir vom Innern desselben maheru gür nichts wissen, —
8. Der Almanach für Niederlündisch-Indien, welcher von dem Geo-
graphischen Ingenieur G. A. de Lunge zusammengestellt wird, verdient
seines zweckmlässigen,, wissenschuftlichen Inhalts wegen eine lobende
Erwähnung. Namentlich wird Jeder, der sich mit der Geographie und
mit den physischen Verhältnissen von Niederländisch-Indien beschäftigt,
manche willkommene Angübe derin finden. Eine Zusammenstellung
sahlreicher hypsometrischer Bestimmungen haben wir in diesem Jahrg.
der „Geogr. Mitth.” 8,338 unseren Lesern bereits mitgetheilt; ausser
dem enthält der Almanach noch eine Tabelle zur Übersicht der geo-
graphischen Lage verschlelener Orte in sämmtlichen Niederlindisch-
Indischen Besitzungen, ein Verzeichniss der Seekarten, welche aus dem
Dipöt von Butavia bezogen werden können, meteorologische Angaben,
eise erläuternde Tafel der dort üblichen Münzen, Mansse und Gewichte,
erklärende Bemerkungen über die gebräuchlichen einheimischen Zeit-
rechnungen (die alte, neue, gewöhnliche Juvanische oder Juranisch-
Mubammedanische, Chinesische u. s, w.) und Anderes mehr. In der
Almanach für 1858 gegen deu des vorigen Jahres eine nicht unbe-
deutende Vermehrung des Inhalts zeigt, so dürfen wir hoffen, den
künftigen Jahrgüngen noch manche interessante Angabe entnehmen zu
können. —
®. Indem wir bier die seit dem Jahre 1853 erschienenen höchst
werthvolien Bände der Zeitschrift des Künigl. Niederländischen Instituts
für Sprach-, Land- und Völkerkunde des Niederländischen Indiens
nachträglich erwähnen, gereicht es zum Vergnügen, die Aufmerksamkeit
unserer Leser auf das Bestehen und die Wirksamkeit dieses in wissen-
schaftlicher Hinsicht so boch stehenden Instituts hinzelonken. Dasselbe
besteht weit dem Jahre 1851 und hält regelmüssig im Monat Mai eine
Jahresveraammlung; sein Bitz ist de, wo die Königl. Akademie zur
Heranbildung von Beumten für die Indischen Besitzungen besteht, ge-
genwärtig also in Delft. Zweck ist, durch Zusammenwirken Vieler
möglichst vollständiges Material zur genanern Konntniss Indiens zu sam-
mein, namentlich an Ort und Stelle selbst, dieses in einem gemein-
schaftlichen Mittelpunkt zu vereinigen und von hier aus in passender
Form zu veröffentlichen. Zu diesem Zweck stellt die Direktion von
Zeit zu Zeit eine Reihe von Fragen zur Beantwortung auf und ermu-
thigt und belohnt auf jede andere Weise alle solche Unternchmungen,
die in den Wirkungskreis dos Instituts überhaupt fallen. Das reogel-
mässige Organ sind die oben erwähnten „Bijdregun” u. ®. w., die, in
nicht genau bestimmten Zeiträumen erscheinend, früher in Jahresbänden,
in veuerer Zeit in kleineren Abthoilungen von dem Sokretär des Insti-
tuts herausgegeben werden. Sie enthalten ausser den Sitzungs- und
Jahresberichten solches Mittheilungen über ältere und neuere Forschun-
gen, wie sie unter den Einsendungen von dem Institut ausgewählt und
sur Veröffentlichung bestimmt werden. Grössere Mittheilungen werden
nls besondere Werke berausgegeben, alle Publikationen aber sind durch
den Buchhandel zu beziohen. Noch machen wir darauf nufmerksum, dass
die Bijdragen nicht zu verwechseln aind mit der von Dr. Bleeker u. A,
redigirten, in Batavis erscheinenden „Tijdschrift voor Indische Land-,
Tasl- en Volkenkunde”, die durch die Butavinasch Genootschnp van
Kunsten en Wetenschappen herausgegeben wird. (Über früher bespro-
chene Publikationen des Instituts vergl. „Geogr. Mitth.” 1857, 8. 438,
Nr. 7; 1858, 8. 486, Nr, 2; 522, Nr. 7, 18) —
10, 42. Im Jahre 1847 arbeitete Herr T. 3. Willer, gewesener Re-
sident der westlichen Abtbeilung von Bornes und der Insel Rinu, eine
offizielle Denkschrift über das Wesen und dio gesellschaftliche Entwi-
ckelung der Alforas (Holländisch Halfoeren) auf den «u dem Nieder-
lündischen Molukken gehörenden Inseln Buru, Coram und Halmahere
aus, nebst einer ausführlichen Beschreibung des Hauptplatzes der Insel
Buru, Kajelie, des Litorals der gleichnamigen Bai und der vier Küsten
desselben, — Hesultate einer im Januar und Februar 1847 ausgeführten
Roise. Hierzu fügte er im Jahre 1849 eine weitere Denkschrift, in
welcher er die Vortheile entwickelte, welche Buru für Europäische Ko-
lonisation bietet, nachwies, in welcher Weise die Insel am besten wei-
ter erforscht würde und an welchen Orten, ob an der Küste oder auf
don hohen Bergtlüchen, die Kolonien am besten angelegt werden könn-
ten, Eine Art Fortsetzung dieser letzteren Abhandlung lieferte Herr
T. J. Willer im Jahre 1857, bestehend in näheren Erklärungen und
Beiträgen zur Kenntoiss ron Burn und Betruchtungen über die Koloni-
sation des Indischen Archipels im Allgemginen und der mehr genannten
Insel ins Besondere, Dieses zusammengenommen bildet den Hauptinhalt
des vorliegenden Buchs (8. 1—252). Die früheren Arbeiten des Herrn
T. J,Willer waren zwar, wenigstens zum Theil, bereits 1849 in der in
Batavia erscheinenden Zeitschrift „Indisch Archief” veröffentlicht wor-
Literatur.
den, hatten jedoch in Europa wenig oder gür keine Verbreitung gefun-
den. Dasshalb und wegen ihrer Wichtigkeit hat Herr Uormets de Groot
dieselben mit dem Nuchtrag vom Jahr 1857 zusummengestellt und mit
einer weiteren Abtheilung (8. 253—418) vermehrt, in welcher er die
Kolonisstionsfrage in ihrem ganzen Umfaug besprieht, und zwar nicht
allein ihrem jetzigen Standpunkt nach, sondern snch indem er eine
historische Übersicht aller darauf zielenden Regierungsmaassregeln seit
der Errichtung der Ost-Indischen Kompagnie giebt. Dem Buche ist eine
detaillirte und werthveile Karte der Insel Buru beigegeben ,; die nach
offixiellen Originalien und den Land- und Küstenaufnalhmen aus dem
Jahren 1840 und 1847 im Manssstab von 1:364.000 entworfen worden
Ast, —
tl. Der China-Pilot, welcher auf Befehl der Englischen Admiralität
veröffentlicht worden ist, enthält Segeldiraktionen für die Küsten von
China und der Turtarel, von der westlichen Einfahrt in den Unnton-
Fluss bis zur See von Uchotsk und für ıie benachbarten Inseln zwi-
schen der Nordküste von Luron bis nneh Kamtschutka. Die Angaben
sind nach den neuesten Untersuchungen sorgfültig revidirt und nach-
getragen, Ein einleitender allgemeiner Theil enthält Belehrungen
über die Monsune, Typhune, Stürme, Moersssträmungen während
der Monsune, über Ebbe und Fluth an der Chinesischen Küste
u. 8. w.
12, Herr van Dijk lieferte in den „Sechs Jahre aus dem Leben von
Wemmer van Berchem’” und in dem Aufsatz „Einiges über unsere frühe-
sten Beziehungen zu Japan” zwei Beiträge zur Geschichte des Hollän-
dischen Handels und der Ausbreitung der Holländischen Macht in Ost-
Indien im Anfang des 17. Jahrhunderts. Der nachherige Vice-Admiral
W. van Berchem war in den Jahren 1610—16 zuerst in Bantam (Java)
und am andern Punkten des Archipels thätlg, später an der Küste ron
Coromandel, wo er 1612 einen Zug zum König von Golesnda unter-
nahm, dann 1613 wieder nach Bantam umd 1616 nach Holland zurück-
kehrte. In der zweiten Arbeit bemüht sich van Dijk, die Geschichte
der ersten Versuche aufzuklären, einen Handelsverkehr mit Japan an-
zubalnen. Der hier in Betracht kommende Zeitraum reicht von der
mit fünf Behiffen 1598 untornommenen ersten Expelition, welche dureh
die Magellnens-Strasse nach den Molukken und Japan segeln sollten
und von denen nur eivs 1600 kiusin erreichte, bis etwa aum J. 1812. —
13, Herr Wilhelm Heine, der bekanntlich die Perry'seho Expedition
zur Eröffnung Jnpans als Zeichner begleitete und dem Deutschen Pu-
blikum in seinem Buche „Reise um die Erde nach Japan” eine mit
Recht günstig aufgenommene Beschreibung Jieses denkwürdigen Zuges
lieferte, giebt in seinem hier aufgeführten jüngsten Werke die Schil-
derung der gleichzeitig mit jener von der Nord-Ameriksnischen Regie-
rung ansgesandten Vermessungs-Expodition unter den Commodoren Ü.
Ringgeld und J. Rodgers, hauptsäehlich in die nördlichen Thoile des
Btlllen Oceans. Zugleich aber füllen einen betrüchtlichen Theil der
beiden vorliegenden Bände Nachträge zu seinem früheren, oben erwähnten,
Werk. Es würde überflüssig sein, den Kurs des Ringgold-Rodgers’schen
Geschwaders hier im Detail zu verfolgen, da derselbe bereits an andoren
Orten angedeutet ist (vgl. Geogr. Mittbeil. 1857, 8. 454) und die er
lnngten Resultate nach Vollendung der jetzt in der Ausarbeitung bogrif-
fenen ofüziellen Berichte den Gegenstand künftiger Mittheilungen bilden
werden; es genüge daher zu bemerken, dass Herr Heine die vielfschen
Abenteuer und Erlobnisse der mehrjährigen Fahrt in aciner bekannten
ansprechenden Weise nach den Aufzeichnungen einzelner Offiziere erzählt
und am Ende des zweiten Bandes, dem noch ein dritter folgen wird,
das Geschwader bis in die Bali von Tumusk im Öchotskischen Meere
bogleitet bat, Da die Amerikanischen Schiffe in den Häfen und Ge-
wässern von Japan mit den während des Russischen Kriegs dort kreu-
sonden Schiffen, namentlich der Engländer, häufig in Berührung kamen,
so hat der Verf. im zweiten Band auch einen Bericht über die Bewe-
‚gungen der letzteren mach den Aufzeichnungen des Englischen Genie-
Kapitlins Bernard Wittingham eingeschaltet, so wie denn auch die
Behicksale der Russischen Fregatte „Diana” und ihrer schiffbräüchigen
Mannschaft nähere Erwähnung finden. Die zweite Hälfte des ersten
Bandes bildet einon Anhang zur Geschichte der Perry’schen Expedition,
weleber die Berichte verschiedener Offiziere derselben über solche Oe-
genstände enthält, die demselben sur Spezisluntersuchung zugewiesen
waren (u. A. Landwirthschaftliches über Madeira, Kap der Guten Haff-
zung, Mauritius, Ceylon, Singapore, China, Japan; Berichte über die
Untersuchungen der Bonin- und Baily-Inseln n. =. w.). Einen gleichen,
nur weniger umfänglichen Anbang hat auch der wweite Dand, aus wel-
chem die Berichte über die Untersuchungen auf der Inael Formasa
(Kohlenfelder) besonders erwähnt zu werden verdienen. Die beipegebenen
Illustrationen beziehen sich ebenfalls auf die Perry’sche Expedition,
Literatur. 557
eben s0 wie die Karten; der erste Band enthält eine Routenkarte der-
selben und der zweite eine Skizze, welche die Lage der Kohlenminen
östlich von Kelung auf Formesa zeigt, eine Redfield’scho Sturmkarte
und eine andere zur Vergleichung des Gollstroms mit dem Kuro Biwe
oder dem Japanischen Strom. Keine dieser Karten kann auf Originali-
tüt Anspruch machen, aber wir freuen uns, dieselben in einer Deutschen
Ausgabe dem Deutschen Publikum wäher gebracht zu sehen, wie denn
das ganze Werk zu den besten und interessantesten der neueren in
Deutschland erschienenen Reisewerke zu rechnen sein wird. —
14, 43. Dr. Rosen giebt eine ausführliche topographische Beachrei-
bung der Umgegend von Hebron und der Stadt selbst mit einer Spe-
zialkarte, die vom Gebel Göhar im Südosten bis sum Haus Abraham’s
im Norden, dem Wudli Ebaäs im Nordwesten und dem Ain Nunkur im
Westen von Hebron reicht und die speziellsten Anhaltepunkte für die
Beschreibung liefort. Sowohl in topographischer als historischer Hin-
sicht enthält die Arbeit zahlreichs Berichtigungen und Erweiterungen
früherer Angaben. Als das „Thal Hebrons” betrachtet er nicht das
Wadi Chair-ed Din und Wadi Aion Süri im Norden der Stadt, dureh
welches die Strasse nach Jerusalem führt, sondern das nordwestlich sieh
erstreckende Wadi Tuffäh bis zu dem berühmten Sindian-Baum und der
westlich davon gelegenen Wasserscheide bin, das bei der Stadt nach
Süden umbiegt und den Namen Sehl »s-Sibich annimmt. —
15. Die Vorlesung des Herrn C. U. Graham, welche derselbe vor
der Asistischen Gesellschaft in London am 17. April d. J, hielt, be-
schäftigte sich hauptsächlich mit der ursprünglichen Ethnologie derje-
nigen Zweige der Semitischen und Hamitischen Racen, welche das Land
zwischen Hamoh (dem alten Hamoth) im Norden und den Grenzen
Agyptens im Süden, mit dem Jordan ala nomineller Ostgrenze, beröi-
kerten. — ‚
16, 17. Cyril Graham’s Entdeckungen östlich vom Haursa, über die
wir anf 5. 159 dieses Jahrgangs der „Geograuphischen Mittheilungen”
berichteten, wurden bald darauf durch den Preussischen Konsul in Da-
maskus, Herrm Wetastein, bestätigt und erweitert, der ebenfalls die
dortige Städtewüste im Lande Baschan der Hebräsr durehxog und eine
ausführliche Schrift darüber mit Karte vorbereitet. Die wesentlichsten
Besttltate beider Reisen stellt Prof. C. Ritter kurz zusammen, und indem
er auf ihre hohe Wichtigkeit aufmerksam macht, geht er spezieller auf
das von beiden besuchte „Weisse Schloss” auf der Grenze der weide-
reichen er-Rubbe und der vulkanischen es-Safah ein. — Der Artikel
über Graham’s Reise in den Verhandlungen der Geographischen Gesell-
schaft zu London ist nur ein sehr kurzer Auszug aus seinem daselbst
gehaltenen Vortrag, aber die mit abgedruckten Diskussionen über den-
selben enthalten manches Interensante,. —
18. Die in der Nähe des Ararat und in den Gegenden zwischen
diesem und dem Urmia- und Wan-$es nomadisirenden Kurden-Stämme
sinken seit der Lostrennung von ihren Stammverwandten mehr und
mehr zur Stufe einer unterjochten, ibrer Nationalität entkleideten, ihrer
Selbstständigkeit beraubten Mischbevölkerung herab. Die vielfachen
Berührungen unter einander, so wie die geswungene Ansiedelung und
Verschmelzung mit anderen Nationalitäten missen nothwendig bald die
Kigenthiümlichkeiten eines jeden Stammes verwischen. Es ist daher
von Wichtigkeit, dieselben nieht der Vergessenheit anheim fallen zu
lassen, und aus diesem Gesichtspunkt hauptsächlich verdient die kurze,
ober sehr fleissige und sachkundige Arbeit Dr. Blau’s alle Beachtung,
der auf einer Reise nach Azerbeidschan im Sommer 1857 jene Kurden
selbst kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Vier Hanptstäimme bewoh-
nen nach ihm den bezeichneten Landstrich: 1) Die Dschelali um den
kleinen, üschreichen Bergses Ak Göl, nordöstlich von Maku, wo sie im
Winter 20 Dörfer bewohnen, während ihr Wanderkreis im Sommer den
Theil des Persisch-Türkischen Grensgebirges umfasst, der südlich und
östlich von der Ebene von Kara-Ainah, westlich ron Diadin und dem
Balyk-göl, nord- und nardwestlich vom Ararat und Araxes begrenzt
wird. 2) Die Melanly (auch Melsa, Milanly oder Milan genannt) im
Gebirge von Kotur, das neuerdings wieder an die Türkei abgetreten
jet, und in den Bergen zwischen Kara-Ainab und Choi. „Auf dem
Karten wird der Knoten dieses Gebirgsstockes gewöhnlich Jilan Dagh
oder Schlangenberg genannt, die beiden höchsten Gipfel führen die Spe-
zialnamen Tschibukli und Siwandagh. Die vulkanische Bergkeite, welche
die Verbindung jenes Knotens mit dem Ararat-System herstellt, heiast
mit einem gemeinsamem Namen Mamisch Uhan.” Ihre fünf Dörfer (Kür-
dikend, Kara-Ayatsch, Krzyldscha-Kalaa, Karakusch und Karput) liegen
im Stromgebiete des Ak-Tschai, in den Bergen auf dessen rechtem
Ufer. 8) Die Schakaki (Shegoig der Amerikanischen Missionsberichte,
much Schakaik, Schekecht oder Schikeft genannt) wohnen südlich von
den Melanly, nach dem See von Urmia zu, an dessen ganzer Westseite
entlang und bis in die Nähe des Wan-Ser’s. 4) Die Haideranly närd-
lich vom Wan-See und in der ganzen Landschaft, die vom östlichen
Euphrat im Wosten und Norden und ron der Türkisch-Persischen Grenze
im Osten umschlossen wird. — .
19, 44. Zugleich mit den Beobachfungen über das Erdbeben
Tabris am 4. Oktober (23. September a. St.) 1856 schickte Hr. Chany-
kow, Kaiserl. Russischer General- Konsul in Tahris, an die St. Peters-
burger Akademie eins Reihe von Bemerkungen und Karten ein, die für
die Geographie des Azerbeidschun von der yrössten Bedeutung sind,
Da wir diese Arheiten später ausführlicher berühren werden, sei hier
nur bemerkt, dass sie die Hauptergebnisse der ausgebreiteten und viel-
seitigen Forschungen Chanykow's enthalten, namentlich seine Messung
des Saraları (15,000 Engl. Fuss), den er mit N. v. Seidlitz und Dirck
Cornick am 28, August 1856 erstiog, seine Aufnahme der Inseln im
Urmia-Ses, über die N.v. Seidlitz in den „Geogr. Mittheilungen' 1858®,
Heft VI, 5. 233, Nachricht gab, seine geologischen Untersuchungen
und seine zahlreichen Höhenmessungen im Azerbeidschan, die er zur
Konstruktion einer hypsometrischen Skizze benutzt hat, Professor Abich,
weicher diese Notizen der Akademie vortrug, hat sie durch werthrolle
Zusätze bereichert und erläutert. —
20, Prof. Spiegel's Aufsatz liber Susiana ist eine vergleichende Dar-
stellung der alten und neuen Geographie des Landes mit besonderer
Berlicksichtigung der ethnographischen Verhältnisse, —
21. Bei Vorzeigung der von ihm und seinen Brüdern an etwa 250
lebenden Bewohnern yon Indien und Haclı-Asien angefertigten und später
auf gelvanischem Wege vervielfältigten Gesichtsımasken machte Dr. Hor-
mann Schingintweit in der Sitzung der K. Preuss, Akademie der Wis-
senschaften vom 25. März 1858 einige Bemerkangen über die haupt-
sächlichsten Stämme Indiens. Er theilte dieselben in folgende Haupt-
klassen und Unter-Abtheilungen: 1) Die Aboriginer mit den a. God,
b. Bhila, e. Kols, d. Santals und e. Tudas. 2) Die Brahmans mit den
#. Brahmans, b. Tshatryas, ce. Voisius, d. Sudras, 3} Die mohammeda-
nischen Mongolen mit den a. Moguls, b. Pathans, c. Sayyads und
d. Shaikh. 4) Die buddhistischen Mongolen in Bhutan, Sikkim, Tibet
und dem wostlichen Himalaya. —
22, 45. Über diess wichtige Arbeit s. „Geogr. Mitth.” 1858, Heft
XII, 88. 491—493, mit Karte. —
23. Der „Church Missionary Intelligeneer” entnimmt dem Bericht
des Major P. Phayre über die Verwaltung der Provinz Pegu im Jahre
1855 — 1856 einige kurze, allgemein gehaltene Bemerkungen über die
physikalische Geograpbie des Landes und seine Bewahner (Burmesen,
Talaing und Karenen, daneben Khyens in den Arracan-Bergen, Zabaings
in den hügeligen Distrikten und Schans, in kleine Partien zerstreut),
über die öffentlichen Arbeiten und sonstigen Verbesserungen seit der
Britischen‘ Okkupation und hauptsächlich über die Wirksamkeit der
Missionäre, Die Zahl der zum Protestantismus bekehrien Karenen in
Pegu wird auf 10,323 angegeben, während etwa 1000 zum Katholicis-
mus und die im Delts des Irrawaddy zwischen Burmesen und Talaing
lebenden Karenen meist zum Buddbismus übergetreten sind. Schliess-
lich bekämpft der Artikel die Anschuldigungen in einigen ofüziellen
Dokumenten, dass die Missionäre und namentlich die Missionsschulen
in Pegu wie in Indien überhaupt die politische Stellung der Engländer
in Gefahr brächten. —
24. Der Sohn eines Cochinchinosischen Mandarinen, Chaignenu, der
wahrscheinlich in Frankreich seine Studien macht, bat im „Constitu-
tionnel' eine gedrängte Beschreibung seines Vaterlandes veröffentlicht,
worin er dessen Ausdehnung und physische Beschaffenheit, Bintheilung,
Regierung, Streitmacht, Verwaltung, Religion, Ackerbau, Industrie,
Handel und die Sitten der Bewohner berührt. Diese im „Moniteur de
la Flotte’ "wieder abgedruckts Arbeit ist nicht ohne Werth und hat
augenblicklich ein grösseres Intaresse wogen der in Coehinehins vor
sich gehenden Ereignisse, doch ist sie weder originell noch gründlich
eingehend. —
25, Die Erinnerungen aus Niederländisch-Indien rühren von einem
früher dort dienenden Militär und schildern das dortige Leben der Eu-
ropäer, die charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Malaien, enthal-
ten Notizen über die Haupt- Frucht- und Zier- Büume Java’, ihre
Zucht, Veredelung, über die zur Landesplage werdenden Insekten und
eine im Jahr 1846 ausgeführte Reise naclı Bali, welche Veranlassung
zu einigen nicht uninteressanten Bemerkungen über die Bewohner der
Insel, die Stärke der Meeresströmung »wischen letzterer und Lombok
giebt. Die Erinnerungen schliessen mit der Beschreibung des Garebek-
besaar in Solo, eines dor drei grossen, hier jährlich gefeierten Juva-
nischen Feste. — F
26. Nach einem Artikel der Niederländischen Verfassungsurkunde
12*
558
wird den Generalstanten alljährlich eine detaillirte Übersicht über dem
Zustand der übersseischen Besitzungen und über die vorzüiglichsten
dort Statt gefundenen Veränderungen im Vergleich mit vorausgegangenen
Jahren vorgelegt, Diese Übersicht bezieht sich auf die Bewogung der
Berülkerung, ılie Fortschritte in der Kultur (materiell und intellaktuell),
die legislativeg Einrichtungen u. s.w, Der 1867 im Dezember erstat-
tete Bericht des Kolenialministers für das Jahr 1855 liegt den Mit--
tbeilungen des Dr. Friedmann zu Grunde. —
27, Hr. J. E. Teysmann, Gärtser des Botanischen Gartens zu Bui-
tenzorg (Java), der jährlich Reisen zur Erforschung der Flora des In-
dischen Archipels zu unternehmen pflegt, bereiste in dieser Absieht in
den Monaten November 1855 bis Februar 1856 den westlichen Theil
Sumatra's und zwar die Rosidentschaften Tapannli (Ajer- Bangies) und
Padang oder die zwischen dem 1, Grad Süderbreite bis zum 2. Grad
Norderbreite liegenden Gehirgslandschaften des Gouvernements der West-
küste jener Insel, Er begann seine Untersuchungen auf der kleinen,
vor der Rhede von Padang gelegenen, Pisang- Insel, wo er Baumfarım,
welche in Jara nie unter 100" Meereshöhe vorkommen, bart om Strand
wachsend fand. Von Padang begab er sich durch die berühmte Schlueht
von Singalung am Fusse des gleichnamigen 9000’ hohen Berges, nach
dem Oberlande von Padang, beobachteto hier die Vegetation an den
Abhängen des letzteren, so wie dos Bergen Merapi, wandte sich dann
südlich nach Singkarak (1046° &b. d. M.) und dem nach diesem Ort
gensnnten grossen Ser, dossen Abfluss, Ambilieng, nuch seiner Vereini-
gung mit mehreren anderen (Quelldlüsen den an der Ostküste inlinden-
den Kwanten, spüter Indragiri geneont, bilden hilft, und gelangte, die
westlichen Abblinge des Berges Talang (7650) in weitem Bogen um-
gehend, nach Alahan-Pandjang (in der Nähe des 40" hoch gelegenen
Bergseo's Danau-di-atas), von wo er bis zum Pik Indrapurs das gebirgige
Quellgebiet aller jener Zuflüsse durchstreifte, welche den Kwanten bil-
den helfen. Auf dem Rückweg nach den Ufern des Ser's Singkarak
bestieg der Reisende den Talang, um die Vegetation auch dieses ral- -
kanischen Bergs zu studires. Von Sidjungdjung (östlich von jenem Ser
gelegen) überschritt er den Kwanten und ging nerdnordwestlich nach
Halaban, dem alten Fort Raafl (2000) und nach Paja-kombo (1594),
einem bedeutenden Marktplatz, der „von Tausenden, sowohl Männern
als Frauen, besucht war”. Dann folgte über die schöne und gut bebaute
Hochebene von Agam, die eine herrliche Aussicht auf die Abbinge der
nahen Berge Merspi {stets rauchend) und Singslang darbot, während
weiter im Osten der Berg Sugo und in noch weiterer Ferne im Norden
der Ophir oder Gunung-Passaman sichtbar waren, das 2950’ hoch gele-
gene Fort De Kock, ferner Matuwa (3279) und Munindjoh mit dem
gleichnamigen reizenden Ses (14- bis 1500%, Von hier wendete sich der
Reisende wieder nach NNO., besuchte Bandjol, durch dessen Eroberung
1836 ein langjähriger Krieg mit den Pudries beendet wurde, dann Lubu-
sikepping (1818°) und gelangte über Rau (918°), Kotta-kopan (13568
und andere Orte nach den Abhängen des Berges Lubu-radja, von wo
bei Djaga-djaga an der Bai von Tapanuli seine Landreise endete, Der
entfernteste Punkt, den er ron hier auf einer Küstenfahrt erreichte,
war Baros. Ebenfalls der Küste entlang kehrte er zur Soe nach Pa-
dang zurück. Die botanische Ausbeute dieser Reise bestand in Pflan-
zen und Samen von mehr als 700 Arten, die Hr. T. auf Jan noch
nicht gesehep hatte, obgleich er dort bereits 26 Jahre lebte, Die fust
für jeden berührten Punkt angegebenen Höhen sind nicht immer zu-
lässig, (Vergl. Geogr. Mittheit,. 1858, Heft VIII, 8. 340.) —
28, Hr. A. R. Wallace hat die Arru-Inseln, die üstlichste Gruppe
des Holländisch - Indischen Afehiprwls, während der Monate Januar bis
Jani 1857 einer genauern Untersuchung. unterworfen, deren Resultat
das hier gegebene physikalische Bild derselben ist, Hr, W, rerweilt
hauptsächlich bei einer auffallenden Eigenthümlichkeit des Üentral-
Eilandes der Gruppe, Tanna busar gensunt, wrlches durch drei voll-
kommen flussähnliehe, schmale Meeresarme in vier Theile getheilt wird,
in einer Weise, wie diess seiner Kennteiss nach bei keiner anderen
Insel wieder gefunden wird. Dieso eigenthämliehen Sträme können
nach ihm weder durch Erhebung noeh durch Senkung der, aus Koral-
len bestehenden, Insel entstanden sein; er hält es daher für wahrsehein-
lich und führt seins Gründe hierfür eingehender aus, dass die Arru-
Gruppe früber mit dem Hauptland von Nen-Guines zusammenking und
dureh Einsinken des verbindenden Theils davon getrennt wurde, in der
Art, dass die Contral-Insel hiervon unberührt blicb und nun jene quer
dureh dieselbe laufenden Strüme die Endstticke wirklicher Flüsse bilden,
die früher, von der Centralkette Guinea’s berabkommend, hier mindeten. —
29. Nach einer Zusammenstellung der von früheren Schriftstellern
und Reisenden (Ittig, de montium incendiis, 1671; von Hof, Verände-
rungen der Erdoberfßüche, 1824 und 1834; de Freycinst und Dr. Quoy,
‚Literatur.
Voyage de l’Uranie, 1818; Landgrehe, Naturgeschichte der Vulkane, 1855}
gausserten Ansichten, ob sich auf der Insel Timor eiu noch thätiger
Vulkan befinde oder nicht, giebt Prof A. Perres die Übersetzung eims
Berichtes des Gaurermeurs von Timor, datirt „Dille, den 16, Juni 1847”,
der im „Diario do Goberne"” von 12. November 1857 abgedruckt is
und weicher die Existenz eines solchen Vulkana ausser Zweifel «tell.
Am 13, Mai 1857 wurde eine feurige Eruption eines Berges im Besirk
Bibiluto beobachtet, die den Untergung eines Dorfes und Beschädigum
gen in vielen andern Orten zur Folge hatte. Prof. Perrey zählt sm
Schlusse noch eine Keihe anderer vulkanischer Erscheinungen und Eri-
beben auf, welche Timer und demen nächste Umgebung betrofin
haben, — :
30, Hr, W, McDonald, Kauffshrtei - Kapitän und Befehlshaber des
Schilfe „Samarang”, machte im Sommer 1856 eine Reise von Whoampos
nach Manbon an der Ostküste der Imaei Luseon. Er erreichte das
Nordende derselben am 4, Juni und fend, dass in Horsburgh's Kartır
alles Land fünf Meilen zu weit nach Norden gerliekt war, während die
Angaben des Lireetory richtig waren. Er ging durch die Strame mi
schen der Insel Pallilo und dem Kap Ildefonso und dann »o nahe a0
Land als möglich nach Süden weiter. Überall war die Küstenlieie ie
Spanischen und Horsburgh’s Karten mangelhaft eingetragen 4m i%.
kam Kapitän MeDonnld in Manbon an, Sein Schiff war das erste Bir
tische und überhaupt das erste grössere Fahrzeug, de« hierher gekon-
wen war; die Schilderung des Orts mit etwa bikm Einwohnern ist schr
vortheilbaft, namentlich in Hinsicht der gesunden Lage; Durchschnitt»
Thermometerstand im Juli 80° F,, Baronıeter und Aneroid 29,32. Hoch
wasser bei Voll- und wechselndem Mond um 7 Uhr; Höhe der Fleth
® Fuss. Dreisehn Meilen davon entfernt, Ost '/, Süd, die kleine Ins
Alabat mit einem sichern Hafen, dem schönsten Schiffsbauhols, reichen
Proviant und billiger Arbeit, ganz wie gemacht zu einem Zuflucht
hafen für in Typhuns entmastete Schiffe. Die „Sumareng” verliess Max
bon am 2, August mit einer Ladung Schiffszimmerholse. —
Bt. Anfang Juni 1858 verlis Communder G, A, Ü. Brooker in
Ihrer Majestät Schiff „‚Inflexible” den Hafen van Amoy, steuerte ann
nach den Pescadores und von da nach der Westkliste der Insel Pır
mosa, um eine Rundfahrt um die ganze Insel zum Behufe nautischr
Beobnchtungen und um Nachforschungen nach geröchts weise ılort zural-
gehaltenen schiffbrüchigen Europäern anzustellen. Man lamdete mer
in Tai-wan, dem Bits der dort befehligenden Chinesischen Mandarıma,
das als eine schönere und reinlichere Stadt, als es die Chinesischer
gewöhnlich sind, geschildert wird. Laudungspunkte weiter nach Sbin
waren: Vong-li, die ausgedehnte Besitzung eines Chinesen, der ach ur
mittelst soiner 5000 Chinesischen Arbeiter fnst unabhängig gemät
hatte, und die Bai von Linug-Kiow (22° 4° N, Br., 120? 42’ ÖnLL)
die als ein bis dahin unbekannter, namentlich gegen NÜ,-Stürme sieb-
rer Aukerplate erkanot wurde. Das Schiff doublirte dann die Shäspitm
der Insel und ging an der Ostküste aufwärts, die his zur Soo-au-Bai ei
ununterbrochene Bergkette, bis zu 8000 und scheinbar aus dem Wir
ser emporsteigend, darstellt. Am 17. Juni gelangte man an rinen (rt
Chock-o-day (24° 6’ N. Br, 121° 48° Östl, L.), wo man die erıtas
Wohnungen und Menschen fand; letztere waren Chinesen und King
borene yon der Race der wilden Teho-whan (raw sarages), Das unge
berdige und drohende Beuchmen der letzteren hinderte eine Lanlunz.
doch gelang es, mit den Chinesen zu kommunieiren, Driese gaben die Zabl
der in den benachbarten Bergen wohnenden Wilden auf etwa JUW 2m
Von Schiffbrüchigen konnte man nichts erfahren, Vierzig Meilen wel
ter nordwärts, bei der Soo-an-Boi (44° 33° N. Br., 121° 33 Ö8l.l-h
endet das Gebiet der Wilden und beginnen wieder Übineieche Asie
delungen. Ausser einer Landung hier bewerksteiligte man tine sche
sehn bis zwölf Meilen weiter nördlich, wo der Finss Äsleewan 9-12
tief eine Strecke von der Mündung, auf der Barre mur 3) aus eintm
fruchtbaren Flachland (bedeutende (uantitäten Weizen, Bar und Zucker]
ins Meer füllt. Von hier lief das Schiff nach dem Hafen von Kirlang,
von welchem eine Aufnahme gemacht wurde, (Notisen über die darti-
gen Kohlenminen und deren Bearbeitang.) Eine dreitägige Lasten
dition nach dem benachbarten Schwefelminen, wo Europäer glart
zurückgehalten werden sollten , war in dieser Beziehung erfolglos, gb
aber Gelegenheit, die Schönheit des Landes zu bewundern. Yan hier
kehrte das Schiff, bei Tam-sui und Makumg, einer der Pessedaren,
anlegend, nach. Amoy zurück, — B
32. Das „Ausliand” theilt einige, hanptsächlich histerischt, auf die
Besitzergreifung der Ruropäer oder Chinsstn beatigliche, Notizen über
die östlich und sddlich van den Chinesischen Küsten liegenden Insel
gruppen mit, mit besanderer Berücksichtigung Formosa’s, der paliti-
schen Eintheilung des ran den Chinesen besetzten Theils der Insel,
Literatur.
ihrer natürlichen Produkte, der Ausdehnung des Japanischen Reiches
uw
33. Hr. W. Lockhart machte in seinem Vortrag in «der Sitzung vom
26. April der Geogr, Gesellschaft zu London aul die grosse kommer-
zielle Wichtigkeit des mitten durch das ganze Chinesische Reich stri-
. menden Yang - tse- Kinng aufmerksam, dessen Ufer ron 100 Millionen
Menschen bewohnt werden, und wie wichtig es sei, die Schifffahrt auf
diesem Strome und hiermit den Zugang zu dem Innern China’s für
England zu sichern. Er verglich ferner mit diesem nutzburen Strom
den Gelben Fluss oder Hoangho, der, reissend und vielfach gewunden,
für den Handel fast nutzlos und für das durecliströmte Land üusserst
gefährlich ist, indem er Jurch reichliehes Absetzen ron Schlamm sein
Bett so erhöht hat, dass die Erhebung desselben bedeutender ist als
die des umliegenden Landes und in Folge dessen Üferbrüche hüufig
verwüstende Überschwemmungen anrichten. Erst in neuerer Zeit bahnte
er sich nach einer solehen von ungewöhnlicher Ausdehnung einen neuen
Ausfiuss sneh dem Golf von Petschili, Nachdem Hr. Leckhart seinen
Bericht geendet, gaben die Kapitäne der Königl. Marine Callinson und
Vansittart ihre bestätigende Meinung über die ansgedelinte Schiffbarkeit
und Wichtigkeit des Yang-tse-Kiany ab, Ausserdem sprachen in glei-
chen Sinne noch eine Reihe anderer namhafter Mitglieder der Gesell-
schaft und Kenner China’s (Konsul Alcock, Mr. John Crawfurd, Dr. M.
Truman, Rev. W, ©, Milne, Mr. B. Williums, der Amerikaner Mr. Pliny
Miles u. A.), zwischen denen sich jedoch über einige andere Punkte,
wie China’s Handel, Sprache, die Chinesische‘ Rebellion, die Mög-
lichkeit und Zweckmissigkeit einer daneruden Englischen Gesandtschaft
in Peking, manche Meinungsverschiedenheiten und eine nicht uninteres-
sante Diskussion entwickelte, —
34. Über die produktiveu materiellen Hülfsmittel Japans hat Sie-
bold jüngst interessante Datz mitgetheilt, welche durch den Verf. des
bier angezogenen Artikels viellach ergänzt werden. Es werden in dem-
selben jedoch nur diejenigen Produkte abgehandelt, die dem Pflauzen-
und Thierreich, durch die Natur oder durch Anbau und Zucht erzeugt,
entnommen werden. Die Grösse Japans wird in diesem Artikel auf
5305 Qusdrat-Meilen mit 25,000,000 Einwohnern {nach dem Hofastro-
nomen zu Yedo) angegeben, woraus 4742 Einwohner für je 1 Quadrat-
Meilo sich ergeben würden. —
35, 46. In Erman’s Archiv wird nach dem Russischen „Morskei
Sbornik” ein Bericht über die Reise des Grafen Putistin vom Amur
nach dem Golf von Petschili, Shanghai und Nagasaki im Jahre 1857
mitgetheilt, die bekanntlich zum Behuf von Unterhandlungen mit dem
Hof von Peking unternommen wurde. Mit Umgehung aller politischen
Andeutungen wird einfach die Fahrt selbst beschrieben. Der wichtigste
Abschnitt ist der, welcher von zwei an der Mandschurischen Küste be-
suchten Häfen handelt, von denen der eine, der Hafen des Heiligen
Windimir, in 43° 55° 14”, Nördl. Br. und 135° 28° 13” Östl. L. von
Groenw. neu entdeckt wurde, während der andere, die etwas südlicher
gelegene Olga-Bucht, schon auf Englischen Seekarten verzeichnet ist
ials Port Michael Sermour). Von beiden Häfen sind Pläne beigegeben.
\on Interesse sind ausserdem einige Notizen in Bezug auf die Bofah-
rung des Giolfs von Petschili, auf die gänstigere Gestaltung der Besie-
hungen zu. Japan und die Schilderung eines Volksfentes zu Nagasaki,
so wio einige boiläufige Bemerkungen, die wir schon früher angeführt
haben (s. „Geogr. Mittleil.” 1356, Heft XI, 8,475). —
" Nr. 36 ist eine wörtliche Übersetzung des im „Morskoi Sbornik”,
April 1857, publieirten und in den „Üeogr. Mittheilungen” (1857,
85. 298—306) ins Deutsche übertragenen Aufsatzs, Dieser wie der
im Januar-Heft 1859 des „Nautical Magazine” beginnende Auszug aus
Permikin’s Beschreibung des Amur sind übrigens nicht aus den Hussi-
schen Quellen, sondern aus den „Ueogr. Mitth.” ins Englische übersetzt. —
37. Der erste Abechnitt der Arbeit von Gerstfeld über die Bewohner
des Amur- Landes bosieht sich ausschliesslich auf die Orotschen und
Manegren, von denen die ersteren zerstroent an der unteren Schilka und
am Amur abwärts bis Albasin, die letzteren am Amur zwischen Albasin
und der Mündung der Kamara (Kumar bei Gerstfeld) wohnen, Beide
Völker, zum Tungusen-Stamme gehörig, werden nach Körperbeschaffen-
heit, Lebensweise, Sitten und Gebräuchen ausführlich beschrieben. Gerst-
fold bereiste den Amur zwei Mal, in den Jahren 1854 und 1855. —
38, Das Schreiben des durch seine Forschungen um Amur schon
länger bekunnten Naturforschers Badde an Hrn. ron Middendorf, da-
tirt „27. November 1857", verbreitet sieh über die Fauna des Chingan-
Gebirges, auf dem sich der Verfasser damals nufhielt, und ist in dieser
Beziehung von grossem Werth. Auch über die Vegetation flicht er
einige Bemerkungen ein und sprieht sich über die interessante Erschei-
nung ans, dass das Chingan-Gebirge sieh dureh die Vereinigung solcher
559
‚Formen auszeichnet, die weit entlegenen Gebieten eigen «ind. Der Ti-
ger kommt daselbst in grosser Menge vor. Beiläufig bemerkt er, dass
die von Collins erwähnten Solonsie oder Solonen nicht das Chingnn-
Gebirge bewohnen, sondern nur bisweilen dahin kommen, um mit den
wenigen dort lebenden Tuugusen Handel zu treiben. —
39. Die kurze Beschreibung einer Heise von Omsk nach Wjernoje
im Sommer 1856, ursprünglich in der „Sjewernaja Ptschela” veräffent-
licht, ist als Ergänzung der anderweitigen Berichte über das sogenannte
Sieben-Stromland zwischen Balchasch-Sre nnd lsayk-kul und besonders
wegen der ausführlichers Schilderung von Wjernoje, dem nm weitesten
nach dem Issyk-kul vorgeschobenen Russischen Posten, und seiner näch-
sten Umgebung beachtenswerth. —
40. Kapitän A. loutakoff, dessen früherer Befahrung des Syr Darja
im Dampfer „Perovsky’' man die erste genuuere Karte des unteren
Theiles dieses Flusses verdankt (s. Gengr, Mittheil. 1856, 85. 277-286
und Taf. 15), hat denselben im Jahre 1855 abermals von Aralsk bis BO
Werst oberhalb Fort Perovsky befahren und dabei mit Hülfe der Fähn-
driche Christopkorof! und Yakorlef und der Topograpben Tseberni-
tscheif und Chitrine genaue Vermessungen und Positionsbestimmangen
ausgeführt, welche, von dem Akademiker Sawitsch berochnet, einige nicht
unbeträchtliche Abweichungen von denen des Kapitän-Lieutenantlrasch-
tschinzoff (s. ». a. 0.) zeigen. Fort Perovaky liegt danach z. B. nicht
in 63° 17° 29”, sondern in 63° 7’ 10* Östl. L, von Paris, Kumysch-
Kurgen in 62° 29° 34°, Haim in 59° 22’ 20" Ö.L. von Paris und 46°
4 19° N. Br.u.s. w. Eine spezielle Karto des Stromes war nach
den Mitthoilungen Boutakoff’s an Alex, von Humboldt vom Mär« 1848
der Vollendung nahe umd bald wird man auch von weiteren Forschun-
gen am Syr Darja hören, da ein ausgezeichneter Naturforscher, Hr.
Bevertaoff, Magister der Universitüt zu Moskau, auf Befehl des Kaisers .
auf zwei Jahre zu wissenschaftlichen Untersuchungen der Steppe und
der Ufer des Syr nusgesandt ist. Von den Bemerkungen Bontakotl’s
selbst sind besonders diejenigen von Interesse, welche sich auf den
Fluss oberbalb Fort Perovsky, auf den Kara -Usjak, auf die Veründe-
rungen an der Mündung, deren Arms sieh von Süd nach Nord fort-
bewegen, auf den Wasserstand des Stromes, an dessen Ufern Bautakoff
vier Winter und acht Sommer zugebracht hat, und auf das Klima da-
selbst beziehen. —
47. Die Spexialaufnahme der Arabischen Kiste bei dem in jüngster
Zeit so viel genannten Dsehidda giebt eine recht lebhafte Vorstellung
son dem Gewirre von Sandbänken, Korsllenriffen und Untiefen, welche
die Schifffahrt in der Nähe der Küsten des Hothon Moeres so sehr
erschweren. Die Korallenriffe haben bei Deschidda wurmfärmige, von
Nord nach Büd lang gestreckte Umrisse und lassen zwischen sich nur
schr enge, gewundene Durchfahrten nach dem beschränkten Ankerplatz,
der etwa eine hulbe Scemeile von der Stadt abliegt. — Die Insel Perim
hat nach den Aufnahmen des Lieutenant Lamb vom August 1857 eine
etwas andere Gestalt als auf den früheren Seekarten (s. Geogr. Mitth.
1858, Heft IV, 8. 163), namentlich springt im Osten, dem Kup Bab-
el-Mandeb gegenüber, ein schmales felsiges Vorgebirge beträchtlich her-
vor, dem Eingang zum Hafen gegenüber greift eine Bucht desselben
mit 4 bis 5 Faden Wassertiefe weit in die Insel ein, so dass zwischen
dem Hafen und der Nardostküste der Insel nur ein Isthmus von '%
Naut, Meile bleibt, und südistlich von dem grösseren Hafın öffnet sich
eine kleinere Bucht, die nur durch einen fast isolirten, PU Fuss bolen
Berg von dem Hafen getrennt wird. Nordöstlich ron dieser Bucht liegt
der Kulminationspunkt der Insel in 248 Engl, Fuss Meereshöähe. —
Die beiden Blätter son Ceylon stellen die ganze Küste der Insel mit
Ausnahme des nordwestlichen Theiles zwischen Negombu und der Nord-
spitze dar nach neuen und mit Berichtigung früherer Aufnahmen, doch
sind die Strecken von der Nordspitse bis Trincomalee und. im Südosten
»wischen Elephant Point und Leray Point (beim Äntteragamme- Pik)
nur partiell vermessen und zum Theilnech ganz unsicher, Die Kartons
enthalten Pläne von der Vendeloos-Bai, der Hhede von Batieolo, dem
Hafen und der Stadt Colombo, von der Dodandowe- und Belligam-Bai
und der Khede ron Kirinde. — Nr. e) mit dem östlichen Ausgang der
Singapore-Strasse und Nr. f) mit der ganzen Singapore-Strasse und der
grösseren Hälfte des zu der Residentschaft Rhio gehörigen Insel-Archi-
pels sind bis 1857 berichtigt und aechr detaillirt. Eben so ist die Spewial-
Karte von Macao uhd seiner nächsten Umgebung nur eine neue, in ein-
zelnen Theilen berichtigte Auflage. — Nr. h) und i) so wie die schöne
grosse Karte vom Sulu-Archipel sind sorgfältige Kompilationen älterer
und neurrer Karton verschiedener Nationen und jedenfalls die besten,
die über jene Gewässer existiren, wenn auch ausdrücklich gusagt ist,
dass die Seefahrer nicht zu riel Vertrauen auf sie sotzen solle, da sie
nicht auf vollständigen, zusammenhängenden Aufnahmen basiren.]
560 Literatur.
AFRIKA
Bücher,
1. Schranım, Ökonomie- Kommissionarath: Neue Briefe aus Al-
und die Frühlingsflora aus Algier und Umgegend im Jahre
1558. Brandenburg, 7 Wiesike, 1858.
2. F. W. Conrad: Reizen naar de Landengte van Sue, Egypte,
het Heilige Land. Met platen, kaart en portrettien. s’Grauenhage
1868. Lief. 1—4.
8. Dr. M. J. Schleiden: Die Landenge von Sue. Zur Beur-
theilung des Kanalproujekta und des Ausrugs der Israsliten aus E
ten. Nach den älteren und neueren (nellen dargestellt, Mi 6 Ta
Jen und einer Karte. Leipzig, W. Engelmann, 1858.
4. Dr. J. P. Uhle: Der Winter in Öber-Agypten als klimatisches
Heilmittel, Mit 2 lithograph. Tafeln. Leipzig, B.G. Teubner, 188.
5. W. €. Wrankmore: Hand- Book for Trareliere in Egypt and
adjacent countries subjeet to the Pascha. Trans. from the German
of Dr. Moritz Busch. a illustrationa, a tracelling map
and plan of Cairo. Triest 186
6. Lettera di Don Giovanni Beltrame, «ncerdote Veronese dell
Instituto di Dem Nicola Mazza, soritta dall’ Africa centrale oe’ & mis-
sumario apostolico, con anmmotamoni dell’ ab, profemore Francesco
Nardi. Padova 1868,
. 7. Dr. Heinrich Brugsch; Die G ie der Nachbarländer
Ägyptens nach den altägyptischen Denk zum ersten Male zu-
sammengestellt und werglichen mit den geographischen Angaben der
Heiligen Schrift und der griechischen, römischen, koptischen und ara-
bischen Schriftsteller. Nebst 23 Tafeln und 2 Karten. Leipzig,
J. ©. Hinrichs, 1868.
8. Missionsreisen und Forschungen in Süd- Afrika, Autorisirte,
vollständige Ausgabe für Deutschland von Dr. David Livingstone.
Aus dem Englischen von Dr. Herm. Lotze, Mit 23 Ansichten in
Tondruck, zahlreichen eingedruckten Holsschnitien, 2 Karten und
einem Portrait. Leipzig, H. Costenobie, 1858.
9. Südafrika und Madagaskar geschildert durch” die neuesten
Entdeckungsreisenden. Herausgegeben von Karl Andres. 1. Halfte,
Leipzig, ©. B. Lorck, 1859.
10. Dr. Fr. Kiesewetter: Erforschungsreisen im Innern Afrika's.
In Schilderungen der bekanntesten ülteren und neueren Reisen, ins-
besondere der grossen Entdeckungen im südlichen Afrıka während
der Jahre 1840—1556 durch Dr. Dawid, Lieingstone. Mit 92 Holz-
schnitten, 7 Tondrucktafein und einer Übersichtskarte des südlichen
Afrika. (Malerische Feieratimden, 1. Serie, 2. Abtheilung.) Leipzig,
10 Spumer, 1859.
11. M.C. E. Cortambert: Erquisse de la erephi de Tethnogra-
U Afrique
phie et de Thistoire naturella Zune partie Australa mid-
rieure. Paris 1
12. W. Irons, Secretary of the Cape Toren Mechamie Institution:
The Battler's Guide to the Cape of Good Hope and Colany of’ Natal.
Compiled from original and ie material, London 1858,
Mit Karte, ? .
13. A Compendium af Kafır laws and cwatoma, compiled by dires-
tion of Colonel Maclean. Mornt Cowe 1868.
14. I. B. Schlegel: Schlüssel zur Kıre - Sprache, eboten in
den grammatischen Grundzügen des Anlo - Dialekte ders „mut
Wörtersammilungen nebst einer Sammlung von Sprüchtwörtern tus
einigen Faheln der Eingebornen. Bremen, W. Valett d: Co.
‚ Aufsätze,
15. Dr. L. Burry: Mitthedungen aus Algerien. Die östliche Ba-
hafa der Regentschaft Algerien. Mit Karte. (Zeitschrift für Allgem,
Erdkunde, Mürz 1858.) ;
16. Karl Zi: Einiges aus Algeriens neuester Zeit. (Ausland
1858, Ar. 23—35.)
17. F.-4. Malte-Brun: Itindreire historique et archlologique de
Philipperille & Constantine. Mit Karte. (Nowvelles Annales des
Voyage, Jul 1868.) j
18. Jtineruire de Ouarghla h R’at et de Bat & Idelös, (Ebenda,
Mai 1858.
19, PA. Malte-Brun: Resumd historique de Terploration faite
dans P’Afrique Centrale de 1853 & 1856, par de Docteur Edusard
Vogel, Mit Karte. (Kbenda, Öktober 1868.)
20. Dr. H. Barth; General historical view of the State of Human
Society in Northern Central Africa. (Proceedings of the B. Geogr.
oe. uf London, July 1858.)
21. F.W,Omrad:; Over de doorgraring der Landengte van Suer.
(Verslagen en M. ingen der koninkljke Akademie can Weten-
scha VIT, deei, 2. stuk, 1868.) Mit Aarten und Plünen.
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Küstenländer im Jahre 1867 in handelspolitischer Beziehung, beleuch-
fat nach eigener Auschamung und Forschung während der Monate
Juni bis November 1857 an der Küste von Hedjaz, (Zeitschr. der
Deutschen M. löschen Gesellschaft, Bd. XII, Heft3, 1558.)
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Sea, 185758. (Nautical Magazine, Juli 1858.)
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25. Charles Beke: The true position of the city Ptolomais Theron,
and the bifwreation of the Mareb. { Athenaeum 1858, Nr, 1604, 1607.)
26. Werner Munzinger: Les cowirdes lmitrophes de ÜHabesch,
du ent de nord-est. (Nouvelle Annales des Voyage, April 1858.)
27. Werner Munzinger: Note geographigue sur da Carte des
Lieus situis au Nord de PAbyssinie, Mit Äarte. (Etenda, Sep-
tember 1868.)
28. Dir. K. Kreil: Über zwei Reihen meteorologischer Beobach-
tungen in den Afrikanischen Missionsstationen Uhartum und Gondo-
koro. (Sitsungsberichte der K. K. Akademie der Wissenschaften,
mathern.-naturw. Klasse, Bd, XXV, Heft 2, 1857.)
&, Charles Didier: Khartoum. (Noneelles Annales des Voyages,
April 1868.)
. 80. Die frühere Geschichte der Stadt Morbas, 4° südlich vom
Aquator, in Ost- Afrika. (Ausland 1558, Nr. 36.)
31. F,-4. Barbie du Bocage: Notice geographique sur (Ile de
Madagascar. (Bulletin de la Soc. de Geograph. de Paris, Juli und
August 1868.)
32. M. Danlid: L'Isie de Mayotte. ( Anuales dd’ Afrigque, 1858,
Nr. 5 u. 6.)
38. La Böunion,. Benseismementa statistiques sur la population et
sur les ions du aol. {Berwe coloniale, Juns 1858.)
34. Tie de la Rdunion. Adıuml comparatif et raisonnd du com-
merce de cette eolonie en 1866 et 1866, par Vernet, Direetenr des
Dousmes. (Ebenda.)
35. Robert Mofat: Journey from Little Namayualand Bastward
along the Orange River, the Northern Frontier of the Oolony etc.
(Proceedings of the R. Geogr. Soc. of Londen, Juni 1858.)
36. Forschungen im tropischen West- Afrika. Zicei Briefe an
W. W. Saunders von Dr. Fr. Weheitsch. (Bonplandia, 1. Juli 1858.)
37. Dr. G. Hartlaub: Über drei neue Vögel Weat-Afrika's. (Dr.
J. Cabanis Journal für Orwithologie. Januar 1858.)
38. Dr. Wim. B. Baikie and Mr. D. T. May: Beports from the
Niger E tion. (Proceedings of the R. Geogr. Soc. of Londen,
Märs 1 }
39, Narrative of the Niger Eirpedition. Ber. 5, Oronther's Jour-
nal, (Church Aliasimary Intelligencer, Mai 1858.) ;
40. The Niger Mission. (Ebende, Juli 1868.)
41. Leiter Des Dr. W. Balfour Baikie 0 Dr.Christison. (Edin-
burgh New Philos. Journal, Juli 1868.)
42, Sendgal. Recensement an ler Jannier 18558. (Kerue coloniale,
Mür« 1858.)
43. Senegal, Affaires politigques du FPleuve. (Ebenda, Aug. 1858.)
44. Achille Berg: Etudes sur la composition geologigue ner
du Sindgal depuis son embouchure jusgu'auz caturactes du Felom,
(Ebenda, September 1858.)
46. ©. Ph. de Kerhallet: Notice des Iles de Cap Vert. (‚Bulletin
de ia Soe. de Geugr. de Paris, Mai und Juni 1858)
Karten.
46. Das östliche Nildelta nach Herodot. — Das östliche Delta
nach Strabo. — Das üstliche Delta nach Ptolemarwa, dem Iter An-
tminum und der Tabula Peutingeriana. — Der Ausıng der Israe-
biten aus Agypten. — Das Delta des Ptolemaerus, — Dr. Henry
Lange: Karte vom nordöstlichen Agypten. Met. 1:832.000. (Zu Nr.3.)
47. H. Lange: Map of Egypt and Northern Nubia, Met.
1:5.500.000. (Zu Nr. 5.)
48. Dr, H, Drugsch: Die Alte Welt nach den altägyptischen In-
schriften. — Palästina nach den altügyptischen Inschriften. (Zu Nr. 7.)
49, South Africa, compiled from the M. 8. Mape in the Colonial
Office, (apt. Owen's Survey etc, Ast. 1:4.783.000, (Zu Nr. 12.)
50. Il. Mahlmann: Die östliche Sahara der Regentschaft Alge-
rien, mit Rücksicht auf die Angaben des Dr. Buery entieorfen. Met.
1:650.000, (Zu Nr. 15.)
Literatur.
bl. P.-.4. Malte-Brun: Carte pour swiere Fitindraire de Philippe-
rille re dapres le Depöt de la Guerre, Mst. 1:400.000,
(Zu Nr. 11.)
b2. F-4. Malte-Brun: Carte d'une partie de FAfrique septie et
center pour euiere les ions due Dr. Kdouard Vogel de 1 ü
1866. Met. 1:10.000.000. (Zu Nr. 19.) 2
63. Karten und Pläne von der Landenge ron Sue zu F, W,
Conrad’s Aufsatz Nr. 21.
64. Werner Munzinger: Erquisse de Carte geographigque des Pays
au Nord de T Abyssinie entre 85°-_97° E.de Paris et 15°—17°’ N.
erde sur les lieur dans Dannde 1857. Msi.1:1.356.000. (Zu Nr. 27.)
Db. JeJ. Iiani: Nourelle Carte du Bassin de Nil indiquant ia
commiune origine de ce fleuve avec les Birieres du Zanguebar. Mit,
1: 444.444.
56. Englische Admiralitäte- Karten :
Nr. 622. The Bonny and Nee Calebar Rivers, sure. by (apt,
Fidal etc. 1826. Correchons to 18658. Mst. 1:92.000,
Nr. 16, Africa West Coast, Corisco Bay, sure, by Capt. Fi-
- and Lieutenant Bedford ete. 1336—1838. Additions 1868. Afar.
: 112.000.
Nr. 2566. Africa Sonth East Const. Entrance 24 the River St.
John or Urmzimeubu, sure. by Mr. F. Skead, assisted by Mr. M. P.
„Auret 1867. Publ May dh 1868. Met. 1:13.000,
[1. Die Schramm’schen Briefe schildern uns die Btadt Algier und
einen Theil der Provinz Constantine, wie sie dem Verfasser im Monat
März und April 1858 erschienen, so dass dieselben allerdings wohl auf
die Bezeichnung „neue Briefe” Anspruch machen künnen, Hr. Schramm
reiste, nachdem er Algier und dessen Umgebung bis Blidah und Mo-
deah ketinen gelernt hatte, zu Wasser mach Philipperille, Constantine,
Batna und bis zur Onse Biskara (Biskea), von wo er noch einen Ritt
nich dem Saum der Wilste unternahm. Wenn seine Schilderungen im
Ganzen aueh nur die eines aufmerksam beobachtenden Touristen sind,
s0 giebt doch seine fortwährend auf die landwirthschaftliche Produktion und
die Landestiora im Allgemeinen gerichtete Aufmerksamkeit der kleinen
Schrift (52 Oktav-Seiten) einen ernsteren, wissenschaftlichen Anstrich ;
auch wird das angekängte Verzeichniss der von ihm beobachteten Früh-
lingsptlanzen, 153 Nummern, vielen seiner Leser eine gewiss interes-
sante Zugabe sein. Der Verf. giebt die Zahl der Europäer in ganz
Algerien (nach dem „Akhbar” vom 5. März d.J.) auf 167,000 an, von
denen 100,000 in den Städten, die übrigen auf dem Lande wohnen.
In Bezug auf die Einwanderung bemerkt er, dass nur ein Kolonist mit
bedeutenden Hülfsmisteln, der ausser seinem Betriebskapital im Stande
ist, zwei bis vier Jahre aus seiner Tasche zu leben, an Ansiedelung
dort denken könne, Die beste Zeit, das Land zum Vergnügen zu be
reisen, sind die Monate März bis Mai. —
2. Hr. F. W, Conrad, Inspektor des Niederländischen Wuterstaat,
beschreibt seine beiden Beisen nach Ägypten, so wie seinen Aufenthalt
daselbst in dem Winter 1855 bis 1856 und 1856 bis 1857 in seiner
Eigenschaft als Präsident der Internntionalen Kommission zur Durch-
grabung der Landenge von Suex, wohbel er Gelegenheit hatte, den Nil
bis an die Grenze Nubiens binaufzugehen, so wie einen Abstecher nach
Jerusalem zu müchen, Die vier vorliegenden Lieferungen (das Werk ist
anf sehn berechnet) enthalten die erste und den Anfang der zweiten
Reise bis zur Ankunft in Suez, Neben den Reiseskizzen, den Schilde-
rungen Ägyptischer Zustände und Agyptischen Lebens, die Hr. Conrad
seinen Lesern in gefülliger und anziehender Erzählung vorführt, macht
er uns anch mit dem Resultaten bekannt, welche jene Kommission aus
ihren interessanten Untersuchungen der Terrainverkältnisse des lsthmus
und Ägyptens im Allgemeinen gewann. Wir kännen die Kommission
nicht nur auf ihrem Zuge von Suez nach Pelusium bagleiten, sondern
erhalten auch den Wartisut des gleich nach ihrer Rückkehr nactı Ale-
zandrien dem Vieekönig vorgelegten vorläufigen Rapports, so wie des-
jenigen witgetheilt, der später in ausführlicherer Weiso demselben abge»
stattet wurde. Nicht olıno Interesse ist ferner die Beschreibung der
Nil-Fahrt, welche die Kommission vor dem Beginn ihrer eigentlichen Ar-
beiten auf Veraninssung des Vicakönigs bis zum ersten Katarakt anter-
nahm, um ihre Stimme über eine dort am Gebel Sisileh auszuführende
Anfstauung des Nil Behufs der Bewässerung von Ober- und Mittel-
Ägypten abzugeben, während zu gleicher Zeit ein anderer Plan, um zu
demselbän Zweck zu gelangen, nämlich die Aufstellung einer Beihe von
Dampfmaschinen zur Hebung des Wassers aus dem Fluss, berücksich-
tigt werden sollte. Hr. Conrad giebt bei dieser Gelegenheit eine über-
sichtliche Schilderung der Terrainverhältoisse des Nil-Thals und der jetzt
gebräuchlichen Art der Bewässerung dessolben. Dus ganze Werk ist
mit litıographischen Ansichten und charakteristischen Skizzen illustrirt,
561
der vierten Lieferung aber sieben Tafeln beigegeben, welche die durch
die Bohrungen längs der projektirten 'Kanal-Linie gefundenen gengno-
stischen Verhältnisue des Bodens verauschaulichen. Die versprochene
Karte des Isthimus wird mit den spüteren Lieferungen ausgegeben werden. —
3, 46. Kein Fieck unserer Erde ist wohl in der neuesten Zeit so
sehr der Gegenstand wiederbolter Untersuchungen gewesen, als die Land-
engs von Suez. Mit wenigen Ausnahmen bexiehen sich alle über die-
selben veröffentlichten Schriften sul däs Für und Wider der Durch-
stechung dieser Landenge und der Titel des Schleiden’schen Buchs lässt
vermutben, dass diese Arbeit ebenfalls hauptsichlich mit Berücksichtir
gung des viel besprochenen Kanalprojckts unterbommen worden sei. Dem
ist jedoch nicht so und hierin unterscheidet sich die vorliegende Schrift
von der grossen Zahl derjenigen, die den isthmus in Bezug auf dieses
Projekt abbandeln. Der gelehrte Verfasser hatte es sich vielmehr zur
Aufgube gemacht, sich ein selbstständiges Urtheil darüber zu bilden, ob
die neuerdings »o häufig erhobene Behauptung, dass die biblischen
Überlieferungen mit den gegenwärtig erworbenen Resultaten der Natur-
wissenschaften in offenbaren Widerstreit stünden, wirklich begründet
wäre, und sich die Fruge zu beantworten, was die physikalische Welt-
anschauung des Alten Testamentes sei. Diess führte ihn anf die Geschichte
der Israeliten und auf den, von diesen selbst oft als den eigentlichen
Anfangspunkt ihrer Existenz bezeichneten, Auszug ans Agypten. Die
geographische Grundlage dieses Auszugs ist dunkel und die Kommen-
tare der Exegeten gaben dem Verfasser keine befriedigende Aufklärung ;
er suchte und fund dieselbe durch eigeme Arbeit, durch ein genaues
vergieichendes Studium der Quellen, durch kritische Beleuchtung ihres
Textes und allseitige Feststellung der (historischen) Geographie der
Laudenge. Nach ihm zogen die Israeliten von Ramses, bei dem heuti-
gen Abu Kesöb im Wadi Tumilät, in nordästlicher Richtung aus, also
nieht nach dem Rollen, sondern nach der Küste des Mittelmeers, um
bier auf dem schmalen Landstrich, welcher dieses von dem Sirbonis-See
trennt und über welchen auch die alto Syrische Strasse lief, Ägypten
zu verlassen. Hier war &, wo Pharao sie ereilte und die bekannte
Katastrophe ihn und sein Heer rernichtete, Auf die Originalität dieser
Ansicht macht der Verfasser keinen Anspruch, de G. H. Richter und
Thierbach dieselbe vor ihm ausgesprochen haben, eben so wonig wie dar-
auf, in anderen Punkten otwas durchaus Neues gesagt zu haben; dagegen
vindieirt er als sein Verdienst die allseitigere und sicherere Begründung
alles Einzelnen. Ehe er zu der eben angedenteten Schlussfolgerung g0-
langt, ist der bei weiten grösste Theil seiner Arbeit der geographi-
schen Orlentirung gewidmet. Es werden in demselben die Bodenver-
hältnisse der Landenge, der natürliche Wasserlauf im östlichen Delta,
die Bewässorungs-Kunäle und die ältere und neuere Kanalisirung der
Landenge Behufs der Schifffahrt besprochen und Worbei auch, jedoch
immer nur vorübergehend, das neueste Projekt erwähnt; dann folgt
die Darstellung der politischen Eintheilung und der Landstrassen des
Isthmus-Gebietes und endlich die Feststellung der Lage der historischen
Orte; erst im Schlusskapitel gelangt er zur eigentlichen Beschreibung
des Auszugs dor lsraeliten, welche er nach ihrer Errettang ron dem
Hoere des Pharao noch auf dem Zuge von Baalzephon (Kasios), dem
heutigen Räs-el-Basrün, südlich dureh die Wüste Sur bis zum Eintritt
in die Halbinsel des Sinsi begleitet. Das Buch ist dureh sechs Tafeln
und eine Karte illustrirt; Tafel 1 —5 sind Kartenskixzen, vom Verf.
gezeichnet, welche das östliche Nildelta nach Herodot, nach Strabo,
nach Ptolemneus, dem [ter Antoninum und der Tabula Pentingerians,
den Auszug der Israellten und das Delts des Ptolemaeus darstellen.
Tafel 6 ist der „Geographie des alten Ägypten” u. s. w. von Dr. H.
Brugsch entiehnt und enthält eine Abbildung, welche den Tempelwänden
von Karsak entnommen ist, eine Darstellung der siegreichen Rückkehr
des Königs Sethj I. von seinen Feldrügen in Syrien, Die beigefügte
grössero Karte endlich zeigt das heutige nordüstliche Agypten in einer
saubern Zeichnung von Henry Lange im Met. von 1:832.000, —
4. Dr. Uhle reiste im Wänter 18°%%,, mit einer Deutschen Familie,
welche er ala Arzt begleitete, Anfangs Dezember von Kairo aus den Nil
hinauf bis zum xweiten Katarakt in Unter-Nubien (22° N. Br.) und
kehrte Ende Januar von da langsum nach Kairo zurück, welches er im
Anfang April erreichte. Er benutzte diese vier Monate, um die klima-
tischen Verhältnisse des Nil-Thals wissenschaftlich zu prüfen und so
einen Beitrag nicht nur zur Feststellung ebenderselben zu liefern, son-
dern auch einen Vergleich zwischen dem Ober-Ägyptischen Klins und
den andern zugänglichen Afrikanischen, Algier und Madeira, zu ermäg-
liehon. Die Beobachtungen erstrecken sich romehmlich auf die Tem-
peratur und Feuchtigkeit der Luft auf dem Nil überhaupt, besonders
aber in dem Theile Ober-Ägyptens, welcher zwischen dem 24. und 26.
Breitengrade liegt, einer Strecke, welehe den Reisenden und Invaliden
562 " Literator.
nicht nur wegen des angenehmen Klima’s elnen passenden Aufenthalt,
sondern such durch die zahlreichen Alterthümer eino wünschenswerthe
Zerstrewung bietet, Sie zeichnen sich durch Vollständigkeit und Ge-
nauigkeit ans, können jedoch nach des Verfsssors eigenem Geständniss,
da sie nur einen Winter umfassen, nicht als erschöpfend, sondern nur
als erste Unterlage für das Stwlium der Nil- Luft angesehen werden.
Ausser dem metsorologischen Haupttheil der kleinen, 82 Seiten klein 8°
enthaltenden, Schrift giebt der Verf. eine kurze physiknlische Skizue des
Landes, eine Beschreibung den Lebens anf dem Nil, der dazu söthigen
Ausrüstung u. « w. und schliesst damit, dass er die Erfahrungen sei-
nes einmaligen Winteraufenthaltes über den therapeutischen Werth des
Ägyptischen Klima’s kurs zusommenstellt, Einige Bemerkungen über
die endemtschen Krankheiten sind in dem zweiten Abschnitt eingeschal-
tet. Von den beiden angehängten Tafoln enthält die erste eine graphi-
sche Darstellung des täglichen Verlaufs der Luftwärme in Ober-Ägypten
und in Madeira, die zwoite eine snlehe des täglichen Verlaufs der Winter-
teuchtigkeit in Madeira und auf dem Nil. — z
5, 47. Die Englische Übersetzung des Heischandbuchs fir Agypten
ron M. Busch zeichnet sich dureh ihre elegante Aumtaltung eben so
vortheilhaft aus als das Buch selbst durch die passende Auswahl und
gelrüngte Zusammenstellung des Inhalts, Ausser einer Schilderung von
Alexondrien und Kairo unı der nüberen Ausflüge von beiden Städten
führt das Buch den Beisenden zu den Pyramiden von Gizeh und Sak-
karıh u, ». w, und den Nil aufwärts nach Theben, Assmann und dem
Wadi Halfa. Es int vorzäglich illustrirt, mit einer suubern Karte von
H. Lange und einem Grundplan von Kairo versehen, —
#. Der Missionär Beltrame aus Verona, von dessen Abreise nach
den kuthalischen Missioumtationen am oberen Nil wir unsere Leser
henachriehtigten (s. Ü(lcogr. Mitt. 1857, 8. 427, wo es statt Olisoni
Oliboni, „tuts Conbonl Comboni, statt Unntoguaro CUastagnaro und statt
Marrs Mazea heissen muss), kam am 8. Janunr 1858 in Chartum an
und rriste von da im Januar und Februar auf der „Stella Matutina’”
den Weissen Nil aufwärts bis zur Station zum Heiligen Kreus, „Mi
sione di Santa Uroee”, unter 7° N. Br., io Begleitung des Misionärs
Kirchner, dem seit Knobloeher’s Tod die Leitung der Mission über-
tragen ist, des Professor Franeeseo Oliboni, der leider schon am
26. März dem Klima erlag, und der Missionärs Angelo Melstto und
Daniele Combeoni. Den letzten Theil der Reise, von Chartum an, be-
schreibt er in einem Briefe an Professor Nardi in Padua, weicher den-
selben mit zahlreichen Anmerkungen versehen als besonderes Schriftchen
zum Besten der Mission veröffentlicht hat. Die Schilderungen des
Siromes, der überaus reichen Vegetstion, dos Thierlebens und der Völ-
kerstämme sind recht lebendig und anschaulich, aber sie sind schr
kurs und allgemein gehalten, und da Kneblecher, Hansal u. A. dieselbe
Heise schon ausführlicher beschrieben hahen, »o findet sich in Beltrs-
me’s Aufzeichnungen fast nichts Neues. Erwähnenswerth möchte sein,
dass er die Berge der Dinka in 12” 30 N. Dr. Gebei-niemati nennt,
so wie dass er statt Gondokoro Kundäcru oder Kondükru und statt
Dinka {-Neger) Denka schreibt. Auch führt er eine interessante Über-
lieferung au, nach welcher ein Araber, Abu-Zet, vor 500 Jahren von
Osten kommend den Weissen Nil überschritten haben und dureh Dar-
for und die Wäste nach Tunis gelangt sein soll, Prof. Nardi erläutert
die Angaben Beltrume's durch viele und ausführliche Noten, hauptsich-
lich” mit Rücksicht auf Hansal’s Briefe, —
‚48. Dinses neue Werk dos Dr, U, Brugsch, das den zweiten
Mr seiner „Geograpbischen Inschriften altägyptischer Denkmäler"
bildet, enthält anf 12 Tafeln eine grosse Reihe von hierselrphischen,
auf die Länder und Völker der Nachbarländer Ägyptens und ihre Ge-
schichte bexügliehen Inschriften, die der Verfasser auf seiner ersten
Reise mit #0 grossem Fleiss und Erfolg gesammelt hat, und auf 11 Ta-
feln «ine Anzahl Trpen jener verschiedenen Völkerschaften, die ebenfalls
son Ägyptischen Denkmälern kopirt „ind. In dem 95 Qunrt-Seiten
starken Text wird auf Grundlage dieses Materlals and mit Benutzung
der ältesten ausser-Ägyptischen Nachrichten, wie namentlich des Alten
VPestamenten, und der einschläglichen neueren Literatur der Versuch ge
macht, die alte Geographie und besonders Ethnograpkie der Ägypten in
Süd, Ost (Prmt oder Arabien), Nord (hauptsächlich Palästins) und
West umgebenden Länder festzustellen. im dieser Hinsicht int das
Werk von der grössten Bedeutung und dessbalb mag der Wunsch ge
rechtfertigt erscheinen, dass der Verf. nachträglich die Resultate seiner
mähsumen und gelehrten Forschungen auf einer allgemein verständlichen
Karte pirderlege, denn obwohl er eine Kartenskizge der Alten Welt und
eine »pexiellere von Pulästinn brigegeben hat, so finden sich doch anf
diesen die geographischen Daten mit MHieroglrpbenschrift aufgetragen,
die nur wenige Geographen zu lesen im Stande sein werden. —
8—11. Die Deutsche Ausgabe des Liringstone'schen Werkes, von
H. Castenoble in Leipzig besorgt, ist würdig ausgestattet und mit allen
Abbildungen und Karten versehen, welche die Englische Ausgabe ent-
hält, Die Übersetzung, von Dr, Hermann Lotze, hätten wir zwar hie
und da mehr wortgetreu gewünscht, in Allgemeinen ist sie jedoch recht
grlungen und zuverlässig und wir erkennen zur wohl die Schwierig-
keiten au, die der eigenthümliche Styl Livingstsne's der Übersetzung
bieten musste, nur hätte die bisweilen vorgenommene Zusammenziehang
und Kärzung unterbleiben können, Immerhin ist diess die einzige voll-
ständige Deutsche Bearbeitung, sie allein darf nächst der Englischen
Originalausgabe als Quelle benutzt werde. — In dem von K. Andrea
horausgegebenen Buche über Süd-Afriks ist ebenfulle Vieles wärtlich
aus Livingstone’s Werk übersetzt, im Ganzen ist es aber nur ein Aus
zug aus demselben und zwar geht die bis jetat vorliegende erste
Hälfte bis zur Ankunft des Reisenden in Lonnda. Es bilder einen Band
von Lorck's Hausbibliothek und soll, wie aus dem Prospektus bermr-
geht, such noch andere neuere Reisen in Süd-Afrika so wie in Mada-
gaskır behandeln; drei weitere Bänd+ werden andaon Auszüge aus Rei-
sewerken über die Guinea-Küste, die Niger-Länder und Senrgambien, die
Nü-Länder und das nördliche Ost-Afrika und iiber Nord-Afrika mit der
Sahara enthalten. In der Vorredo nimmt der Ilernusgeber lobhaft
Partei für die Boers und gegen die Englische Regierung und wälst auf
die Missionäre die Hauptschuld an dem Missgriffen der letzteren. Steht
schon diese Frage ausser aller Beziehung zu dem Inhalt des Bandes,
der, wie gesagt, nichts als ein Auszug aus Livingstone's Beisewerk ist,
so dürften auch die Urtheile des Verfassers, so allgemein hingestellt,
wenig Anhänger unter denen finden, die mit den Verbältnissen genauer
bokannt sind, und namentlich macht der Versuch, den Missionär Mof-
fat in ein lächerliches Licht xu stellen, einen unangenehmen Eindruck
in einem geograpbischen Werke über Stid-Afrika, für dessen Erforschung
und Oirilisirung gerade Molfat a0 Stounenswerthos geleistet hat, —
Weit mehr selbstständige Arbeit liegt Dr. Kiesewetter's Buch über die
Erforschungsreisen im Innern Afrika’s sm Ürunde. Er giebt einen
kursen Abriss der Entdeckungsgeschichts des Landes, reiht daran
Schilderungen der Natur und des Menschen in den verschiedenen Thei-
lo des Kontinentes und beschreibt dann ausführlicher das sidliehe
Afrika, wobei er neben Liringstone's Werk auch die Nachrichten ver-
arbeitet, welche man durch Cumming, Wahlberg, Galten, Andersson
und Andere erhalten hat, während die persinlichen Erlebnisse der Rei»
senden nur gelegentlich erwähnt werden. Das Ganze besteht, wo zu
sagen, aus einzelnen Bildern, «ie, dem Zwerke des Buches entsprechend,
vinem grösseren Publikum Unterhaltung und Belehrung zugleich gewäh-
ren., Zu diesem Zweck sind auch eine fast lübergrosse Menge ron I1l-
lustrationen beigegeben, alte Bekannte aus neueren Reisebeschreibungen
und sonstigen Werken, — Auch Cortambert’s Skieze des Innern von
Süd-Afrika, oin separat ausgegebener Abschnitt der neumn Ausgabe von
Malt»-Brun’s Geographie universelle, berubt fast ausschliesslich auf
Livingstone’s Angaben und giebt nur mittelst einer Reihe kurzer Notizen
einen allgemainen Überbliek. —
12, 49, Der Führer für Auswanderer nach dem Kap der Guten
Hoffnung u. s. w. unterscheidet sich in lahalt und Anordnung desselben
wenig oder gur nicht von anderen Büchern dieser Art. Derselbe ver
dient jedoch insofern «inige Aufmerksamkeit, als dergleichen Sehriften
mit Bezug auf das südliche Afrika noch ziemlich selten sind und das
in der vorliegenden zusammengetragene statistische Material häufig auf
Angaben ziemlich neuen Datums gegründet ist. Was den Charakter
des Buchs in Betreff der Zuverläwigkeit anbeiungt, so dürfte demialbe
höher stehen, als os bei vielen andern äbnlichen der Fall ist, Die Em-
pfehlung des Landes zur Einwanderung ist nicht unbedingt und es liest
sich leicht heraus — und wird auch geradezu ausgesprochen —, dass
zur Einwanderer mit Kapital gewünscht werden und auf schnelles und
sicheres Fortkommen rechnen können, was ih neuerer Zeit denn auch
zahlreiche unbemittelte Deutsche zu ihrem Nachtheil erfahren haben.
Die Karte ist ein etwas reridirter Abdruck des betreffenden Blattes
ans dem vor langen Jahren herausgegebenen Atlas der Useful Knowlelge
Boriety. In grüsserem Maassstabe sind am Rande die Umgebung des
Kap, der Distrikt George, die Umgegend von Grabam-Town und die
Kapstadt selbst dargestellt. Für uns Deutsche ist die Angube der Mili- "
tärstationen der Deutschen Legion in Britisch-Kaffruria interessant. —
13. Der Herausgeber ist zur Zeit Chief Commissioner in Britiseh-
Kaffraria und hat das Buch im Regierungsinteresse drucken lassen,
wodurch dasselbe einen ofüziellen Charakter bekommen hat. Es ist
eine Kompilation mehrerer Aufsätze von Verlussern, welche viele Jahre
hindurch unter den westlichen Kaffer-Stämmen gelebt haben und für
Land und Leute vollständig au fait sind. Der umfangreichste dieser
Literatur.
Aufsätze rührt von dem überaus erfahrenen Metkodisten - Missionär
Dugmore her und verbreitet sich über geographische, national-politi-
sche, jaridische, religiöse und «thische Verhältnisse der Kaffern. Ihm
folgt eine eben #0 bedeutende Abhandlung von Mr. Warner, dem jetzigen
Euglischer Tambaki - Agenten, welche sich sehr eingehend über die
Gesetze und Geroehtsame der Kaffern sowohl in juridischer als religid-
ser Beziehung auslässt. An diese schliesst sich ein ganz ühnlicher
Aufsatz des Mr. Brownlee, Engl. Urika-Commissionors, an, der den
vorigen in mehrfacher Besichung ergänzt. Diese drei Abhandlungen
bilden den eigentlichen Fond des Buches und enthalten ohne Frage
das reichhaltigste und zuverlässigste Material, das bis jetst über diesen
Gegenstand vorliegt, Daran reihen sich noch einige Abhandlungen von
geringerer Bedeutung; wir nennen nur ein Verzeichniss und kurze Cha-
rakteristik, so wie eine geneslogische Tafel sänmtlieher bekannter Katfer-
Häuptlinge, auelı Populationslisten über Britisch - Kaffraria, Ausser der
Bedeutung, welche das Work für Süd-Afriknuische Ethnographie hat,
liefert os einen interessanten Beweis dafür, dass die Englische Kolonial-
Politik ernstliche Anstalten macht, sich auf die nationalen Eigenthüm-
lichkeiten der Eingebornen in den Kolonien zu besinnen, —
14. Das geographische Gebiet der Ewe-Sprache, wozu die von J. B.
Schlegel, Missionär der Nord-Deutschen Missionsgesellschaft, in dem
vorliegenden Werk (3#0 88. Oktar) gegebene Darstellung der Elementar-
grundzlüge des Anlo-Dinlektes den Schlüssel bietet, ist derjenige Theil
von West-Afriks, welcher mit seiner südlichen Grenze als Sklarenküste
das Meer berührt, im Westen von dem schönen, bedeutenden Flusses
Amu, auf den bisherigen Karten Volta genannt, begrenzt wird und
nach Usten bis an die Landschaften hinüberreicht, welche sich den
westlichen Ufern (des Niger entlang ausbreiten, Die nördliche Grenze
dieses Sprachgebietes, von den BEwe-Redenden „Eweme" genannt, muss
erst durch genauere Untersuchungen bestimmt werden.
füllt in fünf Dialekte; der Anlo-Dialckt, aus welchem an dem Küsten-
ort Keta und dem nächsten Innern die vorliegenden Materialien gesam-
melt sind, nimmt den südwestlichen Theil des oben angedentsten Gebiets
ein und wird vom Meer, vom Amu und im Norden und Osten vom
Anfui- und Weta-Dialekt begrenzt, Wenn man bedenkt, dass der Ver-
fasser das Üchiet der Sprache, ron welcher er hier die (irundzüge der
Grammatik u. s, w. darstellt, erst seit wenig länger als zwei Jahren
betreten, kann man demselben (die vollkommenste Anorkennung nicht
versagen. —
15, 50, Die Mittheilungen des Hirn. Hurry aus Algerien besichen
sich auf die östliche Sahara, so weit dieselbe dieser Regentschaft ange-
kört, oder mit andern Worten auf den Theil der Prorinz Constontine,
welcher südlich som Aures-Gebirge liegt. Hier drang die Europäische
Cirilisntion und industrielle Thätigkeit am weitesten vor, so dass, wenn
die Falrstrasse ,„ welche bereits über Batoa hinausreicht, bis Biskra
beendet »ein wird, man von Philippeville diese reisende Oase am Hande
der Wüste in 36 Stunden in einem bequemen Postwagen erreichen katın.
Der südlichere Theil dieser Landschaft ist es auch, wo die Frunzosen
seit 1854 sechs Artosinche Brunnen mit reichliehem Wasser (von 35 bis
4500 Liter is der Minute) erbohrten. Dr. B., welcher dieses Gebiet
schon bereiste, echo diese Fortschritte es erreichten (1855), entwirft ein
der gegenwärtigen Kenntniss entspreehendes Bild der natürlichen Be-
schaffenheit der Oberfläche desselben, indem er zuerst eins «ingchende
Beschreibung der Terrain- Verhältuisse und dann des Wassers und der
Gewässer dieses Gebietes liefert. Das Terrain charakterisirt sich durch
ein steiles Abfallen von den höchsten Punkten des Auren-Gebirgs, denn
während es x. B. rom Djobel Sehelish, 2312 Meter hoch, bis Fort St
Germain bei Biskra auf =%'/, Myriameter Entfernung bin zu 111 M.
abfällt, senkt es sich nach Norden auf die Entfernung von acht Myria-
meter nur bis auf 1727 M. Die Vorberge des Auro=-Gebirgs nach Sil-
den bildet ein Gürtel von öden, nückten, höchstens im Winter von
sgirlicher Vegetation Uberzogenen tafellürmigen Erhebungen, selten über
2 bis 300 Fuss hoch, ron den Arabern „ei meida” (Tisch) genannt; riele
derselben fallen in einem Winkel von 73° — 45? nach Süden ab. Hat
man diese micht sehr breite Region verlassen, «0 gelangt man überall
in eine weite, mit Grüsern und Pilanzen bedeekte Ebene, von der die
Ossen mit ihrer reichen Palmen-Vegetation in Hehtgrünen Umrissen vom
Harisont sich abzeichnen. Von den nach Südwesten und Südosten sich
ausdehnenden Oasen der Ziban ist Biskra die nördlichste, Jenseits
dieses Gürtels hreitet das Tiefland der östlichen Sahara sich aus, im
Allgemeinen nach Süden zu sich senkend. Der westliche Theil dersel-
ben, mehr steinig, mit Dänken von Kivselgerölle und gypsartigen Hilgeln
durchzogen, zeigt bald, am Bir Schesga, die tiefste Depression, 55 Me-
ter unter dem Meer; dann steigt der Boden wieder allmälig und die
hier am weitesten nach Stiden fortgesetzten Barometer-Messungen erg
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1853, Heft XII,
Dasselbe zer-_
‚men gestalten.
563
ben für die Oase Tomaein (etwas nördlich vom 83° N. Br.) die abso-
late Höhe ron 54 Meter. Der östliche Tiieil dos hier in Rede stehen-
den Wüstengebietes ist eine weite, unsabsehbare Ebene bis el Faid, wel-
chos sehon 44 Meter u. d. M. liegt, der+tiefste Punkt aber befindet
sieh in der nordästlichen Ecke des grossen Schoft Melrkir, dem Schott
e#-Selum, 85 Meter a. d.M. Südästlich vom Schott Melrhir beginnt
das Gebiet des Uüd Suf; die bisher rereinzelt und fadenartig in der
Ebene „aufsteigenden dünenähnlichen, beweglichen Sandmassen treten
en je dicht zusammen und bilden ein kompaktes Gunze (Schebka),
dessen Hussete Umrisss sich in den verschiedenen Jahreaseiten und nach
den herrschenden Winden zu den maunigfaltigsten und seltsamsten For-
Leider hören hier auch die absoluten Höhenbestim-
mungen auf, doch ist auch hier eine allmälige Hebung des Bodena nach
der grossen Wilste zu anzunchmen. Dr. B. fügt weiter noch einige
Notisen über das nur nach Berichten der Araber gekannte Land südlich
von der Össe Temacin und dem 33” N. Br. hinzu und geht dann zu
der Betrachtung des Wassers der östlichen Sahara über, und swar in
Bezug auf seine chemischen Eigenschaften und Zusammensetzung und
anf seine verschiedenen Formen als Bergbach, Fluss, Quelle, Brunnen
und Salzsee oder Schott. Das Wasser, wenn #3 quillt, ist rein und
ohne Beigeschmack, bald aber enthalten Biche und Flüsse gelöste Mi-
neralien, namentlich Koch- und Bittersalz, in nicht unbedeutender Menge.
Eigentiiche Mineral- und Thormalquellen sind nicht selten ; letztere wer-
den vom Verfasser einzeln aufgeführt; höchste Temperatur 44° U; in
allen beobachtete man animalisches Leben. Nachdem die allgemeinen
charakteristischon Bigenthümlichkeiten der an dem Aures-Gebirge ent-
springenden Bergbächs (— keiner derselben erreicht den Schott Mel-
rhir —) und der Flüsse, die sich meistens nur durch breiteres Butt
(bis zu 200—400 Meter) und böhere Ufer (?—5 M.) von ersteren unter-
scheiden, dargelegt worden sind, verfolgt Dr. B. jeden der Flüsse und
Rinnsale der östlichen Sahara der Reihe nach von Osten nach Westen
nach den neuesten Französischen Aufnshmen und Karten, Die für
Thier- und Pfilanzenleben nieht minder wichtigen Quellen und Brunnen
(Artesische Brunnen) werden in ähnlicher Weise ausführlich behandelt
und hier zu gleicher Zeit die physikalischen Verhültaisse dargelsgt,
welche die ausgedehnte unterirdische Verbreitung des Wassers in die-
sem Gebiete bedingen. Der interessante und lehrreiche Aufsatz schliesst
endlich mit der Besehreibung dos auf den meisten Karten immer noch
unriehtig dargestellten Schott Melrhir. Nach seiner Ausdehnung und
Richtung lassen sich die Grenzen desselben innerhall 83° und 34° 30°
N. Br. und 3° 20° und 7” Östl. L. von Paris feststellen; sein Arcal
würde also etwa 170— 180 Qundrat-Meilen betragen, Jas ist mehr als
der Flächen- Inhalt der Ins! Korsika. Es wfirde eine irrige Ansicht
sein, wollte man den Schott Melrhir auch nur annähernd mit einem
Binnensce oder mit den im nördlichen Algerien auftretenden Sebgaha
oder Salzseo'n vergleichen; derselbe hat eine andere eigenthümliche
Physiognomie. Die Ufer sind trocken, mit beweglichem Sand und eini-
gen spärlichen Pflanzen bedeckt, der Grund bald vollkommen trocken
und sandig, bald ein mit einer Salnkruste übersogener Sumpf, bald eine
Wnsserfliche, je nach den verschiedenen Lokalitäten. Beim Eintritt der
Regenzeit füllt sich das Becken theilweis mit Wasser, das sich nach
den verschiedensten Richtungen hin verbreitet. Aus der Vogelparspek-
tire gesehen würde also der Schott Melrkir nicht eine woite Wasser-
fläche darbioten, sondern das Berken desselben aus einer Menge klei-
nerer unml grösserer, durch niedrige Sandhügelketten getrennter Land-
see'h zusammengesstzt sein. Die einzelnen Abtheilungen und Verzwei-
gungen werden wiederum Schott genannt u.s.w, u.s.w. Die Beschrei-
bung dieses Salssee-Beckens dehnt sich auch auf die Üferlandschaften
aus, Zur Illustration des Aufsatzos dient eins vom Verfasser entwor-
fene und von M. Mahlmann gezeichnete Karte des besprochenen Terrains
im Mast. von 1:60.00, —
16. Hr. K. Zill, Maire in Filfla (Philipperille), verbreitet sich zu-
nächst liber die Fortschritte ih der Entwickelung Algeriens, die jedoch
nur allein durch die Europäer beiingt sei, iudem trotz aller banalen
Phrasen der Französischen amtlichen Berichte un ein Kooperiren und
Sympathisiren der eingebornen Bevölkerung nicht zu denken sei; nur
gerwungen schliesse sich diese/be der Cirilisation an. Unter den neue-
ren hierher gehörenden Manssregeln der Administration werden die soge-
nannten „Cantennements” aufgeführt, d. h, im Allgemeinen, den ein-
zelnen Araberstämmen, die bisher weit grössore Territorien inne hatten
und durchzogen, als ihre wirklichen Beiürfniste erheischten, werden
bestimmte, zu diesem Zweck vermessene Bezirke angewiesen, mit der
nöthigen Rücksicht auf ihren unvollkonımenen Ackerbau oder ihre 0-
madisirende Lebensart. Als Beispiele für die Entwickelung von Ka-
lonien, welche mit Unterstützung der Regierung (Bureau Arabe) gegrün-
i3
564 Literatur.
det wurden, wird die Geschichte der landwirtbschaftlichen Kolonie
Jamappes im Bezirk Philipperilie und der Deutschen Dörfer in der
Subdirision von Bona mitgetheilt, dann sher der Gang Jder freien,
selbstständigen Kolonisation. an der Geschichte der Kolonie Suk-Hurras
vachgewiesen, die, früher ein einfacher Militärposten und arst seit 1856
von einzelnen Kolonisten besiedelt, nun bereits auf 171 Häuser mit
1228 Bewohnern angewachsen ist, Es folgt hierauf eine ausführliche
und interessante Geschichte der in der östlichen Sahara in deg letaten
Jahren gegrabonen Artesischen Brunnen mit Angabe von Lage, Namen,
Tiefe und Wassermenge eines jeden derselben, Die letzten Mittheilun-
gen gehören der Sebilderung der erwachenden Industrie, es werden die
Marmorbrüche von Yiläta, die einträglichen Jagden und Fischereien auf
dem See Fotzarn (12,700 Hektaren gross) und deren projektirte Vor
paehtung und endlich der Betrieb der Korkeichenwälder im oheren San-
hadschn-Gebiet besprochen. —
17, 5t. Y. A, Maito- Brun giebt mach Jules Dural's Tableau de
l’Algerie 1854, Mac Carthy's Göographis physique, öconomique et poli-
tique de l’Algerie 1858 und mehreren von Prof, Cberbonneau ihm mit-
getheilten Notizen eine ausführliche Beschreibung der jetsigen Fahr-
strasse, der alten Rümerstrasse und der projektirten Eisenbahnroute
zwischen Philippeville und Gonstantine, indem er auf alle in geogru-
pbisceher, historischer und areluologlscher Hinsicht interessanten
Punkte längs dieser drei Routen aufmerksum macht. Er schickt einen
Abriss der pbrnischen Geogrupbie jener Gegend und eine mit histori-
schen und archünlogischen Natizen reichlich ausgestattete Beschreibung
von Constantine, Philipperille und Stora voraus und giebt den betref-
fenden Theil der Karte des Dipät de la Guerre bei, auf weichem er
die Eisonbahntrace nachgetragen und einen kleinen Plan von Constan-
tine angebracht hat. —
Nr. 18 ist die Beschreibung einer Route von Uargla im sädöstlich-
sten Theil des Algerischen Gebietes nach Hhat, die bisher nicht aufge-
zeichnet wurde und die man den Tusreg verdankt, Man geht von
Uargla vier Tagereisen nach Süden, wendet sich am fünften Tage nach
Südosten umd hetritt am sochsten, nachdem man eine Eotlernung von
etwa 235 Lieuos zurlickgelegt hat, eine Udj genamte Zone beweglicher
Sanddünen,, die sich 300 Lieues weit zwischen Gurara in Taunt und
Nefta im Süden von Tunis binsiehen und fünf bis zehn Tagbreisen hreit
sein soll. Bie wird von Süd nach Nord ron einer Aunzalıl grosser Wadi’s
durchsehnitten, die in das Tiefland südlich von Tuggurt ausmlnden.
Das bedeutendste dieser Thäler ist das Wadi Ighergher, das «tidlich
von Idel&s im Djebel Hoggar beginnt und sich einige Lieues vor To-
masin, der ȟdlichsten Oase des Wadi Rhir, rerliert. Am 13. Tage
verlässt man das Udj und gelangt am 14. nach Timassinin, einer Sta-
tion der Strusse zwischen Ghulames und Tauat. Hier findet man eine
Kuba und zwei Häuser von Palmen umgeben. Nachdem man am fol-
genden Tage ein mit eisenhaltigen Kieseln bedacktes Plateau erreicht
hat, steigt man am 17. Tag in das Wadi lssaui hinab. Jess ist eine
von vieleu Flüssen durchsogene Einsenkung, die bis Rlst sich aus
dehnt. Die Flüsse kommen vom Dijebel lasauf im Süden und der be-
dentendste, Namens Takhemalet, führt beständig Wasser, wenn much zu
Zeiten nur “in einzelnen Tümpfeln, In ihm sollen Krokodile vorkom-
men und überhaupt soll sich an den Flüssen des Insauf ein reiches ”
Thierleben (Antilopen, Strausse, Gnzellen, wilde Esel, grosse Schlangen)
neben einer ippigen Vegetation entfalten. Am 32. Tage erreicht man
Kbat. Eine von Scheich Otkman angegebene Route von Khat über den
Diebel Hoggar nach Idelös auf der Strasse nach Timbuktu wird hur
erwähnt. —
19, 52, V.A. Malte-Erun, der schon früher durch ähnliche Zusam-
menstallungen in Französischen Zeitschriften zur Verbreitung der Kennt-
niss von dem Verlauf und den Hesultaten der grossen Afrikanischen
Expedition unter Richardson, Dr. Barth u. s, w. beigetragen hat, renu-
mirt neuerdings kurs die Reisen Dr. Vogel’s, knüpft daran die ver-
schiedenen Nachrichten und Vermuthungen über sein Schicksal und
stellt um Schluss seine Längen-, Breiten- und Höhenbestimmungen zu-
sammen. Auf der heigegebenen Karte, die nach Blatt 16 im fünften
Bande von Dr. Barth’a Werke reducirt ist, hat er die Routen Dr. Vo-
gel's eingetengen und die von ihm astronamisch bestimmten Orte unter-
strichen; auch hat er einige wenige Positionen Vogel’s, die sich auf
Dr. Petermann’e Karte nicht finden, hinzugefügt und Udje Maiduguri
gemäss der Bestimmung dieses Reisenden beträchtlich weiter nach We-
sten verlegt, Dr. Poiormann hat aber schon in den Bemerkungen zu
den Karten in Dr. Barth’s Work (Anhang zu dem fünften Bande) seine
Gründe »useinandergesetzt, wesshalb ein Thoil der Vogel'schen Positio-
nen nicht ala massgebend angeschen werden könne. —
20. Die Proceedings der Geograpbischen Gesellschaft zu London
berichten kurz über einen Vortrag Dr. Bartlı's, welchen derselbe in der
Versammlung vom 10. Mai 1858 gehalten but. Mit einer physikalischen
Skisxe der Sahara und der Iistrikte südlich derselben beginnend nunnte
er als Quellen der Bevölkerung des nördlichen Central - Afrika drei
Volksströme; dor orste kam von Syrien und drang weit westlich bie
zum Atlantischen Meer; darüber hin ergoss sich ein anderer, der der
Berber- und Tuareg-Rare, ebenfalls von Osten kommend und dann süd-
lich in die Wüste ablenkend. Der dritte endlich aus Arabien ging durch
Sennaar, stiess auf die vorigen und verschmolz mit ihnen zwischen dem
5° und 15° N. Br. Besonders hervorgehoben wurde, duss fast alle
Stämme zwei von (rund aus verschiedene Bacon enthalten, eine
schwarze und eine rotbe., Dr. BD. gab dann eine kurse Beschreibung
der intellektuellen und natienslen Eigenthümlichkeiten der grossen Nord-
Afrikanischen Vlikerstämme, Die wichtigsten in Bezug anf den Euro-
päischen Handel sind die Berber, die ein Verbindungsglied zwischen
zahlreichen entferuten Stämmen bilden; die Fulbe sind von Bedeutung
längs des Niger, die Haussa wegeä ihrer Vertheilung durch ganz Nord»
Central-Afrikn, wegen ihrer Lebhaftigkeit und Intelligenz, die Yoruba
Nufe wegen der Lage ihres Landes in den ungesunden Distrikten der
Niger-Mündungen u. «. w. Von den Heidenvölkern südlich weiss man
wenig und das nur vom Härensagen, Die Prüfung der kommerziellen
Wichtigkeit verschiedener Distrikte, die grossen Handelscentren aus
alter und newer Zeit, die Relirionen Nord - Afrika's nnd die Ausbrei-
tung des Inlam waren weiterhin Themata der Betrachtung. Eine vor
gezeigte Karte diente zur Veranschaulichung des Vortrags, sie zeigte
die Diehtigkelt der Bevölkerung u.» w. Nach dem Schluss erhob sich
eine kurse Debatte über den Einfluss des Klima’s und der Bodenerhe-
bung nuf die Veränderung der ursprünglichen Raren- Hautfarbe, —
21, 53, In der Sitzung der Künigl. Akademie der Wissenschaften
in Amsterdam vom 2%. November 1867 hielt Herr F. W, Conrad, der
Präsident der Internationalen Sues-Koimmission, einen Vortrag über dis
Durebhgrabung der Landenge, in welchem er eine gedrängte, dennoch
aber ersehöpfende Zusammenstellung aller Kesultate giebt, welche jene
Kommission aus ihren Untersuchungen gezogen hat. Nach einer kurzen
Geschichte den Kannlprojokts bringt er seinen Stoff unter folgende Ab-
theilungen: Agypten (Terruin-Übersicht des Nil-Thals von dem ersten
Katarakt bis zum Mittelländischen Meer); der Nil (Breite, Fall — von
den Katarakten bis nach Kairo 1 Niederl, Elle auf 1 Niederl. Meile,
von Kairo bis in Bee 0,5 Niederl. Elle auf i Meile —, periodisches
Steigen und Fallen u. ». w.)j; die Landenge; Richtung des Kanals;
die Untersuehungen über den Wasserstand der beiden Meere; Boschaf-
fenheit des Bodens längs der Kanallinie,;, sind Schlensen nöthig oder
nicht? (die Kommission entschied sich für letzteres); die Mausse des
Kanals; die Häfen von Sues und von Said; das Meor von Timsah und
der Süsswasser-Kasal; Kosten des grossen Kanals (Summa: 95 Millio-
ten Frances); die Erleuchtung der Kästen; die Folgen des Unternehmens.
Dis Abhandlung ist begleitet - 1) von einer Karte des Nil -Delta's und
der Landenge mit den prejektirten Kanallinien u. s, w. im Mst. von
1:500.000; 2) einer Karte in Mercator's Projektion sur Vergleichung
der jetzt gebräuchliehen und der dureh den Suez - Kanal ermöglichten
Schiffsrouten zwischen der vormelmsten Indischen, Europäischen und
Amerikanischen Häfen mit Angabe der KEutlersung in Zahlen; 3) Plan des
kiinftigen Hafens von Suer, Mst. 1:20,000, nebst 4) einem Profil der
zu erbauenden Hafendämme im Mat. von 1:200; 5} Plan des Hafens
von Said, Mst. 1:50,000: 6) Profil der xu errichtenden Hafendämme
daselbst, Met. 1:200; 7) Tafel der Wasserstände im Rothen und Mittel-
lindischen Meere, an rier verschiedenen Nullpuekten verglichen. —
22, Die hier aufgeflibrte Abhandlung des verstorbenen Freiherrn
v. Neimans wur im Hinblick auf die Vortheile geschrieben, die eine
Annäherung des Deutschen, in Sonderheit des Säddentschen, Handels
au Indien gewähren köänme. Bei der projektirten Durchstechung der
Landonge von Suexr, die nach der Meinung des Schreibers indessen,
selbst bei sofortigem Beginne der Arbeiten, erst nach 15 bis 20 Jahren
einen Einfluss auf repulirte Handels-Verhältnisse zeigen würde, hält er
os namentlich für wichtig, dass schon jetet ein Deutscher Handelsstand
am Rothon Mecre begründet werde, um in der Gegenwart den Grund
zur klinftigen Ausbeutung jenes Unternehmens zu legen. Er unternahm
es daher, das zu erforschen und zu sebildern,, was heute dem Handel
-in jenen Gewüssern sich bietet, womit er eine Darlegung der politi=
schen Verhältnisse der Küstenstriche des Bothen Meeres verbindet,
Nachdem er in diesem Sinne die Handels-Statistik der einzelnen Hafen-
orte von Buez bis Aden auf der einen Seite und bis Massaua auf der
andern durcehgenommen het, bospricht er noch die Komnmnikations-
mittel des Rothen Moers, Besteuerung und Mauthen in den Hafenorten,
Transportkosten und Frachtpreise, den Einfluss dor Türkischen Behör-
Literatur. 565
den suf den Handel, den Anglo-Indischen Handel und Einfluss in jenem
Meere, Jie Mittel, denselben au beschränken, den Franzäsischen Bintluss
und endlich die Mäglielikeit Deutschen Handels und Einflusses, Eine
vergleichende Tabelle der am Rothen Meer und in den Küstenländern
üblichen Münzsorten, Gewichte um] Mansse schliesst den Aufsatz, wel-
chem ein Brief dos Naturforschers W. Schimper beigefügt ist, da-
tirt „Djedda, den 6. Septbr, 1857”, in welchem die damaligen politi-
schen Verhältnisse in Abessinien besprochen werden. —
23. Kapitän Pullen ging mit dem Raddamıpfor „Uyklops’” gegen Ende
des Jahres 1857 von Eaglanl nach dem Rothon Meer, tum dart die
nöthigen Sondirungen zur Legung eines Telegraphen-Kabels vorzunehmen.
In dem angezogenen Aufsatz des „Naut. Magazine" berichtet er über die
während der Reise im Atlantischen sowohl als im indischen Ocean
angestellten Sondirungen, die hierbei für dergleichen Messungen in tie-
fer Seo erlangten Erfahrungen und Resultate, Unter einer Reihe ge
lungener Tiefenmessungen zeichnet sich besonders eine in 26° 46° 8.
Br., 23° 52’ W. L. von Greenwich angestellte Sondirung aus, bei wel-
cher mit 2700 Faden der Boden erreicht wurde; (lieselbe zühlt xu den
besten hierher gehörenden Beobachtungen und wird ausführlich mit der
Zeitdifferenz von 100 zu 100 Faden mitgetheilt. Das benutzte Ther-
manneter zeigte 75° F. an der Oberfläche, 35° P. als Minimum in der
Tiefe. Dassoeibe Minimum zeigte sich bei bedeutenden Tiefen an andern
Orten, &. B, im Indischen Oesun, so dass Kapitän Pullen geneigt ist,
diese Zahl in der That ala das Minimum der Temperatur für grosse
Moorestiefen anzunehmen. Ausserdem scheint Kapitän Pullen den Auf-
trag gehabt zu haben , gewisse als geführlich (untief) bezeichnete Stel-
len des Atlantischon und Indischen Oceans zu untersuchen; er fand,
dass dieselben sämmtlich auf falseben Angaben beruhten. Z. Ban zwei als
Position für den gefürchteten Devil Rock in der Bai ron Biscaya angeführ-
ten Punkten (46° 42’ N. Br. u. 13" 5’ W, L. oder 46? 12’ N. Br. u. 13° 3’W.
L.) fand man bei 1500— 1800 F. Wasser keinen Grund; eben s» auf Han-
nab Shoal (10° 0°N. Br: und 27. 30'W.L.) bei 2000 F. Brunswick- und
Atalanta-Bank im Indischen Ocean erwiesen sich ebenfalls als imaginär;
über die für die zweifelhafte Georg-Insel bezeichnete Stelle segelte er,
ohne ein Hinderniss zu finden w. s. w. Dagegen fand man im Nord-
osten des Archipels der Sorchellen, nahe am Ess, bei einer Tiefe
von 2550 F. Grund, was den ersten Beitrag zur Bestimmung der Ab-
schüssigkeit jenes submarinen Gebirges liefert, welches jene Inseln
bildet. Auch die übrigen Sondirangen im Indischen Ocean sind bei
der noch sehr ungenau bekannten Tiefe desselben von Werth, —
24. Dieser Aufsatz soll zur Widerlegung mancher Bedenken dienen,
welche von den Freunden der Euphrat-Route gegen das Legen eines
Telegraphen-Kabels für Indien durch das Rothe Meer vorgebracht wor-
den sind, und besteht fast ausschliesslich aus Briefen und Berichten
des Kapitän Pullen, welche zu diesem Zwock wiedergegeben werden.
in denselben werden die für das Legen des Kabels geflirchteten Korallen-
riffe, ungeheuern Tiefen und furchtbaren Windstösse ins Reich der
Mythen verwiesen. Ausserhalb und »wischen den Riffen sei so riel
Sand und Schlamm im Bothen Meere als in irgend einem andern, und
wenn man das Tau bei dem Ausgang des Busens von Suez sofort nach
der östlichen Seite hinüberführe, wiirde man im Stande sein, dasselbe
bis nach Aden in «durehsehnittlich 400 Faden Tiefe auf ein weiches
Bett zu versenken. Die grössten Tiefen des Rothen Meeres würden
überhaupt 1200 Faden wahrscheinlich nicht überschreiten. Ausserdem
wird mitgetheilt, was Pullen über die Zugänglichkeit verschiedener
Orte (Hodeida, Dsehidda, Kosseir u. ».), die als telegraphische Zwi-
sehenstationen dienen sollen, in Bestehung anf die Landung des Kabels
sagt. Auch in dieser Hinsicht Inuten die Berichte im Ganzen günstig. —
25. Herr Charlos Beke in Mauritins, bekannt durch seine Reisen in
Nordost-Afrika, identißeirt in einer Mittheilung an das Athenneum, da-
tirt vom 7. und 24. Juni d,J., die Lage der unter der Regierung des
Piolemäus Philadelphus am den Ufern des Rotben Meeres gegründeten
und jetzt nur noch in geringen Überbleibseln erkennbaren Stadt Ptole-
mais Thorön. Durch die Vergleichung einer Stelle bei Artemidorus von
Ephesus, welche Strabo aufbewahrt hat, und einer andern in den „Sai-
ling Direetions of the Red Sea’, verfasst von den Kapitänen der Indi-
schen Marine Moresby und Elwon — in beiden Stellen wird die frag-
liehe Lokalität beschrieben — kommt der Verfasser zu dem Schluss,
dass die genannte Stadt unter 18° 15’ gelegen haben müsse, wührend
die beiden eben erwähnten Kapitäne die Insel Eree, 18° 9', und Andere
Ras Aussaso, 18° 24’, ala die Stätte derselben angeben. Diese Untersuchun-
gen haben Herrn Beke darauf geleitet, die Richtigkeit einer andern
Angabe des Artemidorus nachzuweisen , die rielfach bezweifelt und ala
unriehtig (so nemerlich von Cooley) bezeichnet worden ist. In einer
der oben erwähnten unmittelbar folgenden Stelle sagt Artemidorus, dass
*
„nördlich von Piolemais ein Zweig des Astaberns (des heutigen Atbara)
sich in das Rothe Meer ergiesse”. Die Untersuchungen von Moresby
und Elwon setzen es ausser Zweifel, dass an der bezeichneten Stelle
die Mündung eines Flusses gewesen sei, und Herr Beke sucht nun nach
den besten neueren Autoritäten eine Bifurkation des Mareb bei Fillik ') unch-
zuweisen, in der Art, dass der eine Arm nordwestlich in den Atbara
oder Astaboras, der andere nordüstlich nach- Tokar und in das Rothe
Meer swischen (südlich von) Snakin und den Ruinen ron Ptolemnis
flösse, mithin, übereinstimmend mit der Angabe dos Artemidorus, eine
Verzwoigung oder Kommunikation des Astaboras nach dem Rothen Meere
hin Statt finde, welche früher ständig, jetzt nur zur Zeit des höchsten
Wasserstands existire. —
26, 27, 54, Von der werthvollen Karta Munzinger’s ist früher aus-
führlicher die Rede gewesen {s, „Geogr,. Mitth.’”" 1858, Heft X, 88. 409
bis 410), sie wurde seitdem in den „Nourelles Annales des Voyages”
publieirt und der Vorfusser hat dasu einige Erläuterungen gegeben, die
bis zum Erscheinen seines in Aussicht gestellten grösseren Werkos neben
Jen Bemerkungen Th. v. Heuglin’s (a. „Geogr. Mitth.” 1958, Heft IX,
85. 370 — 372) die Hauptquelle für die Geographie der nördlich an
Abossinien angrenzenden Landstriche abgeben werden, Wir erfahren
daraus auch otwas Nühores über Munzinger's Reisen in jenen Lindern.
Er ging zuerst im Mai 1854 von Massun aus über das Plateau von
Mensa nach Mogarech im-Lande der freien, ehristliehen Bogos zwischen
dem Barca und "Ain Saba und kehrte nach kurzem Aufenthalt daselbst
über Botschuk, Lebka und Ain nach Massua zurück. Im Märs des
folgenden Jahres reiste er su Lande von Kairo nach Berber, von da an
don Gasch (Mareb) und über Bischa nach Keren im Bagos-Lande, wo
er sich über zwei Jahre aufhielt, indem er von Zeit zu Zeit Ausflüge
nach den umliegenden Landschaften, un den Barca, in das Land der
Mensa u. s. w,, unternahm. Im Mai 1857 ging er über Waira nach
Massua, kehrte aber schen im Juni nach Keren zurück, machte bald
darauf eine grösseye Heise bis GomBepeb (Gos-Radjeb) am Atbara und
bielt sich seit August 1857 wieder in Keren auf. Es war ihm a0 Ge-
legenheit gegeben, einen grossen Theil der auf seiner Karte niedergeleg-
ten Gegenden aus eigener Anschauung kennen zu lernen. — Der Auf-
satz im April- Hefte (1858) der „Annales des Voyages” ist eine wärt-
liche Übersetzung des in der „Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde”,
Neue Folge III, 38. 177 f., veröffentlichten (s. „Geogr. ‚Mitth.” 1858,
Heft 1, 8. 77). —
28. In Beziehung auf die lehrreiche Abhandlung des Direktors der
Kaisorl. Meteorologischen Central» Anstalt in Wien, Herm K. Kreil,
über die meteorologischen Beobachtungen in Chartum u.a. w. verweisen
wir auf eino ausführlichere Mittheilung in einem der orsten Hefte die-
ser Zeitschrift für das Jahr 1859. —
29. Die „Nourelles Annalos des Voyages” publiciren einen Abschnitt
aus einem neuen Werke Didier's, das den Titel „ing wents livues sur
io Nil” führen nnd die Fortsetzung zu seinon beiden Büchern: „Sejour
ches je grand eherif de la Mekke” und „Cinquante jours au dösert'’
(s, „Geogr. Mitth”. 1857, 8. 357) bilden wird. Alle drei zusammen
sind der Bericht tiber eine BKeise, die er im Jahre 1854 von Kairo aus
nach Djedda, Sunkin, Kassala, Chartum und wieder zurück nach Kairo
machte. Dieser Abschnitt ist eine Beschreibung von Übartem und des
eigenthänlichen Lebens und Treibens in dieser Hauptstadt des Ägypti-
schen Sudan mit ausführlichen Sehilderungen der verschiedenen Beröl-
kerungsklassen , des Barars , einzelner Persönlichkeiten und namentlich
der beliebten nächtlichen „fantasias". Der Styl ist lebhaft und unter-
haltend, geographisch Bemerkenswerthes bietet dieser Abschnitt nicht. —
20. Als Nachtrag zu seinem Werke über Ost-Afrika giebt Dr. L.
Krapf im „Auslund’” die Übersetzung eines im Jahr 1239 der Hedschra
abgeschlossenen Arabischen Manuskriptes, ‚ welches die Geschichte von
Mombas an der Ost-Afrikanischen Küste und namentlich die Kämpfe
zwischen den Portugiesen und dem Imam von Oman um die Stadt be-
handelt. —
31. Barbier de Bocage ätellt in seinem Aufsatz Über die Insel Ma-
dagaskar das, was man überhaupt über diese Insel weiss, zu einer physisch-
geographischen Skizze zusammen, die trotz ihres geringen räumlichen
Umfangs (einige 50 Oktay-Seiten) den jetzigen Stand unserer Kenntnisse
über dieselbe ziemlich genau bezeichnen dürfte, Nach einigen Notizen,
das allmälige Bekanntwerden der Insel betreffend, giebt er Lage und
Grösse an; erstere setst er zwischen 12° 12 und 25° 45° 8, Br. und
41° 20’ und 43° 50° Ö. L., letztere bestimmt er auf ungefähr 25,000
lieues earröos (Frankreich 27,000 Le.) und die Zahl der Bewohner,
‘) Auch Fillk, Filieg. Vergl. Gener. Mitth. 1858, 86.870 0,408 und Karte von
Ost-Sonnasr, Taks und Wert-Abewsinlen von Ti von Henglin zu aeinem Werk:
„Reisen in Kordnst-Atrikn®. Gotta, Justus Pertbes, 1867.
73*
566 Literatur,
als Mittel verschiedener Angaben, auf 3Mill., während das Land 30 Mill.
leicht ernähren könnte. Bei der Schilderung der Bodenbeschaffenheit
werden 2400 Meter als Maximum der Erhebung angegeben, Am aus-
führliehsten verweilt der Verf. im weiteren Verlauf seiner Arbeit bei
den natürlichen Produkten der reichen Insel, wie denn überhaupt eine
günstige Darstellung derselben Behufs der Kolonisation der Zweck des
Aufsatses sein dürfte. Für den Hauptstapelartikel, Reis, giebt er die
Ausfuhr nach Mauritius auf 30,000 Säcke an; ein Sack von 7080 Pfd.
kostet im Innern der Insel nur 1 Fr. 25 Cts. Als ein Beispiel, was
für die Kultur anderer Erzeugnisse des Bodens, z. B. Zucker, zu er-
warten wäre, führt er an, dass das kleine Französische Etahlissement
Sainte-Marie, das kaum den Namen einer Kolonie verdiene, bereits
299,849 Kilos dieses Produktes liefere. —
32, Herr Dauliö entwirft eine kurze Schilderung der Gestalt und
Beschaffenheit der Oberfläche von Mayotte und Nossi-Bö, jenen am
nördlichen Ausgang des Kanals von Mozambique in den Jahren 1841—43
ron den Franzosen zum Ersatz von Isle de France besetzten Inseln.
Die genaue Position für Mayotte ist hiernach : 12° 34’ und 13” 2’ 8. Br.,
42° 49' und 43° 3° Östl. L. von Paris; Längenausdebnung von NNW.
nach 880. 21 Seemeilen; Breite wechselnd zwischen 2—8# Meilen. Die
Insel bietet im Allgemeinen den physischen Charakter kleiner vulkani-
scher Inseln; mehr oder weniger centrale Erhebung mit tief eingeschnit-
tenen Thälern, Die günstigste Lokalität zu Handelszwecken bietet die
Chos-Spitze, die durch einen Isthmus mit der eigentlichen Insel ver-
bunden ist. Auf einer der kleinen zu Mayotte gehörenden Inseln,
Daoudzi (die übrigen heissen Pamanzi, Bauzi und Zambourou) liegt
das Regierungs-Etablissement mit den Fostungswerken. Weniger glinstig
lautet die Schilderung des morastigen Nossi-B& (13° 10' 44” und 13°
24' 46” 8. Br., 46° 04’ 32" und 45° 58’ 47" Östl. L. von Paris). —
38, 34. Nach dem Census vom 28. März 1868 hat Reunion eine
Berölkerung von 143,600 Seelen. Darunter befinden sich 93,000 Ar-
beiter verschiedener Nationalität und zwar wurden seit 1852, also in
fünf Jahren, 36,710 solchgr Arbeiter eingeführt, nämlich 19,855 Indier,
16,757 Kaffern und Malgaschen,, 98 Chinesen und Polynesier,, also
durehsehnittlich im Jahr 7342. Davon sind in den letzten fünf Jahren
6128 in ihr Vaterland zurückgebracht, 123 von der Kolonie versetzt‘
worden und 4354 gestorben, im Ganzen also 10,605 abgegangen , wns
durchschnittlich auf das Jahr 2121 ausmacht, so dass der jährliche
Zuwachs an Arbeitern 5221 betrug. Der Werth der Ackerbau-Produkte
belief sich im Jahre 1857 auf 24,869,169 Franken, die Hauptprodukte
waren Zucker (54 Millionen Kilogramm), Reis (31 Millionen Kilogr.),
Cerealien (5 Millionen Kilogr.), Kaifee (700,000 Kilogr,), Gewürznelken
(300,000 Kilogr.). — Einen genaueren Einblick in die Produktion der
Kolonie, zugleich mit speziellen Nachweisen über Import, Export und
Schifffahrtsbewegung, gewährt Vernet’s Bericht, aus welchem nur die
Hauptziffer erwähnt werden mag. Die Einf. betrug 1856: 28,309,904 Fr.,
die Ausfuhr 29,677,084 Fr. und der Gesammtwerth von 57,606,238 Fr.
überstieg den vom Jahre 1855 um 380,750 Fr. Der Export an Pro-
dukten der Insel selbst war um 3,284,182 Fr. höher als im Jahre 1855
und belief sich auf 28,224,912 Fr. —
35. Über die wichtige Reise des jüngeren Moffat des unteren
Orange-Flusses, die im nächsten Bande des Journals der Londoner Geo-
graphischen Gesellschaft nebst der zugehörigen Karte publieirt werden
soll, werden in den Verhandlungen dieser Gesellschaft nur einige An-
deutungen ben, die sieh auf die Art seiner Aufnahmen und die geo-
logische Struktur des Landes beziehen. —
36. Der Inhalt dieser beiden Briefe, datirt „8. Paulo de Loanda
am 12. Sept. 1857 und 10, Februar 1858", sagt die Bonplandia, ist
für die Pflanzengeographie von der allerhöchsten Wichtigkeit. Schon
früher waren Sammlungen ven Angola-Pilanzen in Europa angekommen,
welche Amerikanische Formen enthielten und die man daher als mit
Brasilischen Herbarien vermischt ansah. Welwitch's Entdeckungen er-
heben es über allen Zweifel, dass in Angela mehr als eine streng
Amerikanische Gattung vertreten ist. Im ersten Jahre seines Aufent-
halts suchte Welwitch das Klstengebiet vom Guizembo-Fiusse, närd-
lieh von Ambriz, bis zur Mlindung des Connza augzubeuten, was ihm
auch ziemlich gelang; im Oktober 1854 stieg er dann allmälig in die
dunkelschattige Region der Hochwälder von Cazengo und Golungo, wo
er fast zwei Jahre verweilte. Er drang im Ganzen in gerader Linie
ungeführ 250 Geographische M. (womit jeden Falls Englische geogra-
phical miles, 60 auf 1 Grad, gemeint sind) in das Innere vor und
theilte das ganze durchforschte Gebiet in drei Regionen: 1) Litoral-
und Vorberge-Region, 2) Begion der primitiven geschlossenen Hoch-
wälder (Regio montoso-sylratiea) und 3) Region der flachen lichten
Wälder (Regio plano-srlvaticn). Die erste erhebt sich circa 1000’, die
zweite 2500' und die dritte bis auf etwa 3300’; die genauern Resul-
tate seiner Höhenmessungen hatte Welwiteh noch nicht berechnet, Die
Litoral-Region ist von Sierra Leone bis zum Ausfluss des Coanza
fast dieselbe und im Wesentlichen durch Hooker's Niger-Flora bekannt.
Über die zweite, welche die Distrikte Golungo alto und Cazenge nebst
Dembos und theilweise auch Amlaca in sich begreift, berichtet der
erste Brief; sie zeichnet sich dureh einen wahrhaft riesigen Charakter
ihrer Urwälder aus und es war namentlich hier, wo Welwitch Ameri-
kanische Pflanzenformen, z. B. Caeteen, fand. Jede dieser Regionen nimmt
etwa einen Gürtel von 80 M. von West nach Ost ein, die dritte von
etwa 90 M. und als Mittelpunkt derselben wird Pungo Andongo bezeich-
net. Bie bildet ein eigenes Afrikanisches Vegetationsreich, das Wel-
witch das Reich des äquinoktialen Afrikanischen Hochlandes nennen
möchte. Die majestätischen, von «dem mächtigsten Schlingpflansen durch-
wachsonen .Urwälder weichen Wäldern, die lichter, überhaupt seltener
werden, aus niedrigen Bäumen bestehen und auf dem minder beschatte-
ten Hoden eine grössere Menge kleinerer Pilanzenspeeies aufkommen
lassen. Auch hier kommen Cacteen vor, so wie mannigfache Andeu-
tungen an die Kap-Flora. Im zweiten Brief führt Welwitch eine Reihe
höchst bemerkenswerther Spezialitäten an. —
37. Die drei neuen von Dr. Hartlaub beschriebenen Vögel West-
Afrika’s kommen am Casamanze -Fluss in Senegambien vor. Die um-
tersuchten Exemplare befinden sich im Museum zu Bremen und sind
Stenostira plumbea J, Verrenux, Hirundo lueida J. V, und Arden
Payesii J. V. — .
386—41, Die Berichte Dr. Baikie’s und D. T. May’s an den Earl
of Clarendon, welche in den Verhandlungen der Londoner Geographi- '
schen Gesellschaft abgedruckt sind, reichen bis zum 12. Dezbr. 1857
und betreffen den Verlauf.der Niger-Expedition von ihrem Eintritt in
den Nun bis zu Lieutenant Glover’s Ankunft in Wawa, einer unweit
Bussa gelegenen Stadt. Es wird demnach darin die ganze Fahrt auf
dem Niger, der Besuch in dem Lager des Statthalters von Nupe, der
Verlust der „Dayspring”, die Einrichtung des Lagers der Expedition
bei Jeba, 16 Engl. Meilen oberhalb Rabba am linken Ufer, May’s Reise
von Jeba über llorin, Ogbomoscho,, Awyaw, Ijaye, Atade und Abbeo-
kuta nach Lagos und Lieut. Glover's Bootfahrt von Jeba aufwürts bis
Wuru kurs beschrieben. Am interessantesten ist May's Reise, der zu
Folge unsere Karten von Joruba wesentliche Abänderangen erleiden
werden. — Der „Church Missionary Intelligencer” führt fort, Auszüge
aus Missionär Crowther’s Tagebuch zu veröffentlichen, welche sich auf
die Reise von Igbegbe (nach Dr. Baikie auch Ghebe genannt) bis Rabba
beziehen, und theilt auch einen neueren Brief Crowther's, datirt „Rabba
den 30. März 1858”, mit, in welchem er sich hauptsächlich über die in
den Nigerlanden zu errichtenden Missionen ausspricht, — In seinem
Brief an Dr. Christison, datirt „Encampment near Jeba, 1. Januar
1858”, beschreibt Dr. Baikie das tägliche Leben in dem Lager der Ex-
pedition, das sie seit dem Schiffbruch der „Dayspring” um 7. Okt. 1857
bezogen hatte, und giebt einige Notizen über die Vegetation der Umge-
gend. Nach neueren Nachrichten ist die Expedition wieder nach Fer-
nando Po zurückgekehrt, ohne im Stande gewesen zu sein, weiter ins
Innere vorzudringen. , Leider sind auch die von Lieut, Glover ange-
fertigten Karten mit der „Dayspring” zu Grunde gegangen. —
42—44. In der „Berue eoloniale” werden die Ergebnisse der
Volkszählang in der Französischen Kolonie am Senegal rom 1. Januar
1858 nach den einzelnen Bexirken mitgetheilt, Als Hauptresultat
stellte sich heraus, dass die Bevölkerung im Jahre 1857 um 4468 See-
len gewachsen war, denn am 1, Januar 1857 betrug sie 30,266, am
1. Januar 1858 aber 34,734 Seelen, von welcher letzteren Zahl auf
das’ Arrondissement von Saint-Louis 28,554, auf das von Bakel 3738
kommen. Dabei ist jedoeh die Einwohnerzahl von Saint-Louis (12,081)
und Guet-Ndar (1336) nach der Zählung von 1857 angenommen, da
hier 1858 kein neuer Census Statt fund. Am meisten hob sich die Be-
völkerung in der Stadt Bakel (2495), nämlich um 635 Seelen. Die
Fulbe (Poul) nahmen um 1032, der Mauren-Stamm der Velad-Bu-Ali
um 272 Personen zu. — Dieselbe Zeitschrift enthält in einem „Affnires
politiques du Senegal” überschriebenen Artikel den Wortiaut des Frie-
densvertruges, der am 20. Mai 1858. zwischen dem Gouverneur des
Senegal und dem König der Trarzas, Mohammed-el Habib, abgeschlossen
wurde. Unserer Aufzählung der Hauptpunkte dieses wichtigen Vertra-
ges (s, „Geogr. Mitth.” 1858”, HeftX, 8. 395, Anmerkung) fügen wir
noch bei, dass die als Französisches Gebiet anerkannten Bexirke in der
Umgegend von Saint-Louis folgende sind: Dialakar, Gandiole, Thionq,
Tjiaos und Ndinge. In dem nämlichen Artikel wird auch eine inter-
essante Beleuchtung des Vertrages aus dem „Monitenr du Senegal”
vom 15, Juni reproducirt, worin die jetzige Lage der Kolonie vor Au-
Literatur.
gen geführt und ein rasches Vordringen der Franzosen in den Sudan
in Aussielit gestellt wird, — Für die phyaikalische Geographie des
Senegal und seiner Uferlandschaften ist der Aufsatz vom Mariucarst
A. Berg von Werth, der seine Boobachtungen allerdings nur auf einer
einzigen Expedition von Saint-Louis nach den Katarakten von Fölon
anstellen konnte, aber doch genug error pad erkumdet hat, um einen
sehr lehrreiehen und interessanten Überblick über die geologische Struk-
tur des Landes in Besiehung zur Bodengestaltung, wur Vogetation und,
Fauna und zu dem Einflus auf die Gesundheit der Europäischen
Ansiedler zu geben. Aus seinen Notizen über das Rögime des Flusses
müg hervorgehoben werden, dass das Hochwasser von Anfang Juli bis
Ende November währt und dass zu dieser Zeit das Niveau bei Mödine
um 13, au der Mündung um 1 Meter steigt, so dılss die mittlere Er-
hebung über das gewöhnliche Niveau 6 bis #8 Meter hetrögt.. Wührend
der übrigen Monate ist der Senegal nur bis 60 Lienes aufwärts schif-
bar und sein Nebeniluss Falöm‘ trocknet günzlich aus, —
45. Die kurse Beschreibung der Cap-Verdischen Inseln von C. Ph.
de Kerhallet gewährt eine rasche” Übersicht über die Kigenthtimlich-
keiten, Klims, Produkte, Bewohner, Häfen und Rheden, Ortschaften
W 8. w. des ganzen Archipels wie jeder einzelnen Insel. Im Allgemei-
nen fand er dort grosser Elend und eine schlechte Lokalregierung ;
durch künstliche Bewässerung könnte die Produktion bedeutend rer-
mehrt werden, aber auch für die Zukunft sei wenig Aussicht auf Ver
besserung der Zustände, —
65. Bei Betrachtusg der grossen Nilkarte von Miani fällt sofort die
Darstellung des Quellgebietes des Bahr-el-Abisıl in die Augen. Zri-
schen dem Äquator und 1° 9. Br. und zwischen 292° und 33° Östl. L
von Paris seben wir da einen grossen Ser in einem elliptisch geformten,
vor Ost nach West gestreckten Kosal sich ausbreiten, Zahlreiche In-
seln füllen ihn fast ganz aus, seine Gewässer, die ron einer Art nord-
südlicber Wasserscheide in der Mitto aus nach Ost und West strömen,
wie uns die eingezeichneten Pfeile belehren, sind von Krokodilen und
Flusspferden , seine Inseln und weidereichen Ufer von Elephanten und
Khinoceros bewohnt, Den Rand des Kessels bilden zusammenhängende
hohe Gebirge, im Norden der Gebel BRegief, im Westen die Kambirat-
Berge, im Stiden und Osten eine Kette, welche den Amboloila und
Konia als Gipfelpunkte einschliesst. Seine Ausdehnung von Nord nach
Süd beträgt etwa 40, ron Ost nach West 80 Deutsche Meilen. An
dem Westende bricht der aus einer Verläugerung des See's hervorströ-
mende Weisse Fluss durch die Kambirat-Berge in’ enger Schlucht, dureli-
fliesst das Königreich Robanga und erreicht mit einem östlich gekrümm-
ten Bogen die Kutarakten oberhalb Gondokoro, Gleichzeitig giebt aber
der See im Südosten vier Flüsse ab, die Quellillisse des Osi und Sa-
baki, die sich in den Indischen Ocsan ergiessen. Es ist kaum nöthig
zu erwähnen, dass diese Darstellung nicht auf eignen Beobachtungen
des Herrn Miani berubt, dafür giebt er sie auch nicht aus, vielmehr
sagt er In einer Note, dass einige Berry-Neger vom Weissen Nil nach
dem Ocean gelangt seien und auf ihrem Wege den grossen See gefun-
den hätten; auch sind auf der Karte zwei Routen verzeichnet, die eine
von Makedo oberhalb Gondokoro längs des linken Ufers nach den Kambirat-
Bergen, die audere von Berry in 55° N. Br. und 313° Östl. L. von
Paris längs eines Nebenflusses des Sobst nach dem Königreich Robenga,
die von den Berry benutzt wurden, und am südwestlichen Ufer des
Seo’'s sehen wir „„Honte des Berry vers l’Oetan’ geschrieben. Der Ke-
nia und Amboloila, so wie der zwischen beiden gelegene Vulkan in „
dem Sitdrande des Kessels haben die von Erhardt und Bebmaun ihnen
gegebene Position, so wie überhaupt der ganze übrige Theil der Karte
südlich vom Äquator eine Kopie der Erharidt-Rebmann’schen Karte ist.
Wir wollen nicht in Zweifel ziehen, dass die Berry wirklich ähnliche
Ausssgen gemacht haben, künnen aber nicht verschweigen, dass die
ganze Darstellung den Eindruck eines leeren Plıantasiegebildes mucht,
das an einige Gerüchte sich haltend ohne Kritik aufgebaut wurde.
Diess wird schon durch die Reproduktion der Erhardt-Bebmann’schen
Vorstellungen bedingt, die wir bereits vor drei Jahren auf ihr wahr-
seheinliches Masss zurückgeführt haben, die- phantastische Zeichnung
des Sobat-Bassins, die Andeutung von sechs Fillasen, welche dem Nord-
ranıde des Uniamesi entströmen und zum Theil dem Weissen Nil, zum
Theil sogar dem Tuad-Sse zufliessen acllen, obwohl die Karte selbst
den See im Norden mit einem hohen Plateaulande wumgiebt, welches
steil nach Ihm abfüllt. Noch abenteuerlicher ist die Versetzung (des
Golllandes Ophir zwischen den See von Uniamesi und den Quellsee des
Weissen Nil, den Miani den See des Gebel Regief nennt, wis er denn
auch suverilseig erwartet, dass eine Expedition, welche diese Gegenden
erreicht, edie Metalle und kostbare Steine finden würde, Im Übrigen
ist die Karte nicht obne Werth, sie ist fleissig zusammengestellt, ent-
567
hält manche physikalische Andeutungen, ist recht hübsch ausgeführt
und manche Abweichungen von früheren Karten mögen such durch
Nachrichten begründet sein, die Herr Miani während seinos Aufenthaltes
in Chartum gesammelt hat. Dass er in südlichere Breiten gekommen
wäre oder sonst grössere Reisen in den Nilländern ausgeführt babe, ist
nicht bekannt. In der erwähnten Noto entwickelt er ein Projekt zu
einer abermaligen grossen Expedition zur Erforschung der Nilquellen,
die ans 10 Gelehrten und 50 Mann Begleitung bestehen soll. Während sie
den Fluss von Melinde oder Sabaki entlang bis zu dem See des Gebel
Rogief vordringt, sollen dinige Barken mit zuverlässigen Berry den
Weissen Nil hinaufgehen und die Expedition an Bord nehmen. Um
sich aber nicht mit der Entdeckung dieser einen Nilquelle zu begnii-
gen, soll sie dann such noch den Sohnt, den See No und den Pitri
erforsehen, Diess klingt wieder etwas abenteuerlich, aber der Vorschlag,
von der Somali-Kilste aus nach dem Welssen Nil rorzndringen, hat
viel für sich und ist such schon Äfter ausgesprochen worden. —
56. Die Karten von der Mündung des New Calebar und Bonny und
von der Corisco-Bai in 1° .N. Br. un der Afrikanischen Westküste rüh-
ren beide noch von Vidal her, sind aber jetzt rorvollständigt und be-
riehtigt worden, die erstere wahrscheinlich dureh Aufnahmen der Laird’-
schen Schiffe, die letztere durch Webb und Rieards im „Bloodhonnd’
1858. Die noch speziellere Karte von der Mündung dos Umzimvubu
oder St. John in Kaffraria, 31° 36’ 50" 8,Br. und 29° 33’ 20” Östl. L.
von Greenw., ist dagegen das Ergebniss einer ganz neuen Aufnahme,
weiche Skend und Auret im Jahre 1857 ausführten. Der Fluss hat
sich hbiernach in seinem untersten Theil seinen Weg durch eine schlucht-
ähnliche Spalte gebahnt, zu deren Seiten ein ziemlich hohes Plateau
steil ansteigt; mehrere Gipfel in unmittelbarer Nähe dos Ufer» erheben
sieh zu 990, 1220 und 1263 Engl. Fuss. Die Tiefe beträgt von der
Mündung bis eine Englische Meile aufwärts 15 bis 20, an einigen Stel-
len sogar 30 bis 35 Engl. Fuss.]
AUSTRALIEN UND POLYNESIEN.
Bücher.
1. Samuel Hannaford: Jottings in Australia, or Notes on the
ec and Fauna of Vietoriao. With a catalogue of the more com-
nta, their habitats and dates of Anwering. Melbourne, James
7 dell d Co., 1856.
2 = » Australian Almanas for ths year 1858. Sydney,
James Fans, 1858,
3. en Adam: Emigration to New Zealand. Description af
the Province of Otago, New Zeuland, 24 ed. Edinburgh, Beil and
Bradfute, 1858.
4. Thomas 3. Forsaith: New Zealand! A Hand-book for emi-
grants to New Zealand; being a digest of the most recent! and au-
thentie en respecting Auckland, the capital of the colony. 6+4
ed. London «de Street, 1857.
5. Dr. 5% odgkinsen : A description of the prorinde ef Canter-
bury, New Zenland, or Zealandia ; fow en experience obtained
during a residenee of three years aa a aheepfarmer in the colony.
2 od To ıwhich is appended an account of the Gold-Fields of New
Zealand by the Editor of the „Australien and New Zealand Gazette”.
Ton a ih Welli New Zealahd.
6A of the eo ingten, New Zealaiı
of the prowince 24 Nelson, New Zealand.
of the oolony of Tasmania.
of the colony of New South Wales, Australia.
of the coleny of Victoria, Australia,
" ’ of the eolony of Sonth Australia.
By the Editor of the „Australian and New Zealand Gazette”,
6 Hefte. Imdon, Alger and Street, 1858,
Aufsätze,
T. Latest Communications on Australian Eirploration. By Unptain
A. H. Freeling, Surveyor-General N Mr. Stephen Hack, anıd others.
re ef the R. Geogr. Soe. of Iomden, Juni 1868.) Mit
orte, e
8. Dr. K. Neumann: Die letzten Eutdeckungsreisen in Süd-Au-
stralien. KabenN für Allgem. Erdkunde, August 1858.) Afit Karte,
6 diesjährige ae durch den Australischen
Ends, Ener
Contiment,
10. Th Wilon: Notes on r Physical Geography af North-
West Australia. (Proceedings of the B. Geogr. Bor. of London,
Juli 1868.)
568
11. £. A. Zuchold: Systematische Übersicht der vum Dr. Ludır,
Leiehhardt und seinem Begleiter ‚ir. Sohn Gilbert während einer
Reise in Nordost Australien beobachteten Vögel, (Dr. J. Cabanis'
Journal für Ornithologie, Januar 1858 )
12. Dr. Salomon Müller: Cowtribunons (0 the knowledge uf New
Guinea. | Procendings of the BR. Geogr, Soe. of Funden, Juni 1868.)
13. Über die Bewohner der Ineel Rook, östlich ron Net-Gieinen,
nebst einigen Notizen über Neu-tininen und benachbarte Inseln. Nach
möndlichen Mirhrilungen und schriftlichen Notizen des Italienischen
Missionär« Herrn Pad Reina. (Ztechr. für Allg. Erdkunde, Mai 1858.)
14. Cap. 8 @. Moore: Beport af the First Voyage of the Mis-
sionary Packet „Morning Star" to the Varoline, Ange Mille, and
Ralick Chain of Idanıls. (Nantieal Magasine, Beptbr, Oktbr. 1858.)
16. /. Hi Gnliek: The Climate and Produchone df Ponape or
Ascensium Island, one of the Carolines, in the Pacifie Ocean. ( Ame-
rienn Journal of Science and Arte, Juli 1808.)
16. Dr. Pierson: Notizen über einige zu der Gilbert- Kingemill)
und Radack-Oruppe gehörende Inseln. (‚Miseiom. Herald, Boston,
März 1858)
17. Puncher et Vierlard: Nonvelle Calddonie. Aspeot general et
histoire naturelle, (Berwe coloniale, Juni 1858.)
18. Official Statistics af New Zenland, condeneed from a Blue
Bock puhliched for the loveal government. (literary dinzette, New
Series, Nr. 8)
1% The MHaraüion or Sandwich Islands (Nautiral
Magazine, August 1859.)
1358,
im
Karten.
©. J. Arrowsmith: Steteh, to ülustrate Erteaets of Explorations
made by Surrr Gent Freeling, Mr. St. Hack, and others, in South
Australia, 1857, Mer. 1:8.000.000, (Zu Nr. To
2. H. Aiepert: Neue Erforschungen in Süd- Australien, reducirt
nach den zu Adelaide reröfentlichten Originalaufnahmen. ( Westliche
Route des Major Wardurten und der Expedition unter Stephen
Hack 1867 aufgenommen ron W, &%, Harris in 1:00.000; östliche
Ronte aufgenommen von Cape. Freeling und Hr. Goyder in 1: 1.000.000,
Ast. 1:3.000.000. (Zu Nr. 8.)
(1. Die „Aufseichnungen in Australien” von Samuel Hsunsford sind
kurze , Iebendige, leicht hingeworfene Skiesen der Flora nnd Fauua in
der Umgegend ron Melbourne und an den Ufern des Yarrı-Yarrs, olıne
tiefer eingehende Beobachtungen und nur bestimmt, die Lust zur Be-
schäftigung mit der Natur zu wecken. Der beigegebene systematische
Pflanzeukstalog enthält simmtliche bei Melbourne hüuffger rorkommende
Arten mit Angabe der Standärter und- der Blüthezeit und mit Unter-
scheidung der eingeführten Arten von den einheimischen. Er mag für
den Gebrauch an Ort und Stelle nicht ganz ohne Nutzen sein, obwohl
keine unterscheldenden Merkmale der Gattungen und Speeies angegeben
sind. Mit den Arbeiten über die Austrnlische Flora von Robert Brown,
Sir Josepli Hooker, Harrey, Dr. F. Müller u. s. w. ist er natürlich
nicht in Vergleich zu stellen.
2. Der Australische Almanach will ein allgemeines Handbuch zur
Orientirung im ölfentlichen Leben der- Australischen Kolsnien und ape-
ziell ron Neu-Süd-Wales sein, er enthält also, mit Berlcksiehtigung
der dabei verwendeten Personen, eine Aufsählung der Behörden, der
mit der Rechtspflege betrnuten Körperschaften, der kirchlichen und
Schnleinrtehtungen, rellgiäuen und milden Stiftungen, der Bauken und
anderer kommerzieller Etablissoments, der Konsoln, der Landbesirke
und ihrer Magistrate u. ». w. Ausserdem wären aus seinem Inhalt noch
anzuführen ein „Ünzsttoer of the Colony of N. S. Wales”, enthaltend
die Namen der Haupteaunties, Distrikte, Städte, Berge, Flünse, Baien
». ». w., eine Abhandlung über die Kiegeboruen mit einigen Abbildun-
gen von Gvorge French Angas und eine andere über die Sprache der-
selben von Rev, L. E. Threlkeld, der 16 Jahre als Missionär unter
jenem aubrachte, — .
3—#4,. Die unter diesen Nummern aufgeführten Broschüren tragen
im Allgemeinen ein und denselben Charakter, nämlich den der Ri
elame. Es sind Anpreisungen der auf den Titeln genannten Kolatien,
entweder um überhaupt die Lust zur Auswanderung dahin rege zu ma-
een, oder speziell in der Absicht geschrieben, um gerissen Emigrn-
tionsgeschäften Passugiere fir ihre nach bestimmten Häfen segelnden
Schiffe zuzuführen. Die innere Einrichtung dieser Schriften ist sich
ziemlich gleich und die einzelnen Abschnitte tragen gewöhnlich folgende
Rubriken: Geschiehtlicher Überblick, kurze Beschreibung des Landes im
Allermeinen, Klimas, natürlicher Bodenreichtbam (Goldfelder‘), Berälke-
zung (Eingeborne, Europäer, Statistik der letrteren), gesellschaftliche
Literatur.
Zustände, öffentliche Einrichtungen, Unterrichtswesen, Ackerbau, Vieh-
zueht, Haudelsbewegung,, gesetzlichu Bestimmungen über den Landrer-
kauf, Winke für Auswanderer u. dgl. : Trota des oben brariehneten all-
gemeinen Charakters karn man diesen Publikstionen nicht allen Werth
absprechen, denn weun ıie betreffenden Länder io denseiben auch im
möglichst besten Licht geschildert werden, so «ind die Schilderungen
doch gerade nicht auf Täuschung berechnet und der Verbreitung dieser
billigen oder auch grutis vertbeilten Schriften mag die allgemein rerbrei-
tete Kotntniss der Kolonien im Mutterland grossen Theils zuzuschrei-
ben sein. Da ferner das in einigen nicht gens unbedeutende statisti-
sche Muterial von Juhr-2u Jahr auf dem Laufenden gehalten wird und
meist wohl nach dem leicht zugünglichen ofliziellen Unellen angegeben
ist, so ernetzen sie eben diese nlien denjenigen, welehe denselben ferner
stohem. 4Ne Schrift ron Adam ist mit einem Kärtchen des Otage-*
Distriktes versehen und jedem der unter Nr,6 genannten Hefte ist eine
elenıde Karte von Australien, Tasmanien und New-Serland angrheftet. —
i, 8, 20, 21. Über die neueren Entdeckungs-Reisen in Süd-Austre-
lien, von Babhage (1856), Goyder und Freeling (1857) nach dem nord-
östlichen Theil des Lake Torrens, von Swinden, Thompson und Camp-
heil (1857) nach den westlich an den Torrens-See-stossunden Ücgenden
und von Major Warburten md Hack (1857) nach dem Gairdner-Ser,
deren Hauptresultate in den „Geogr, Mitth.” 1858, H. IX, 38, 373-875,
zusammengestellt sind, fludet sich ein kurzes Herumd in den Verband-
lungen der Londoner Geographischen Gesellschaft und einige Auszüge
sus den Originalberichten in der „Zeitschrift für Allgem. Erdkunde”,
wo auch die Instruktionen für Babbage's Expedition im J. 1858 hin-
zugefigt sind, Die beide Artikel illustrirenden Karten sind nicht ganz
identisch, obwohl sie natürlich in den Hauptsachen Bbereinstimmen,
Sio stellen die Umgrgend des Gnirdner-See’s (s. „Üeogr. Mitth.” a...0.)
und das vom Lake Torrens umschlossens Land dar, und während die in
den „Proceedinga” enthaltene Karte die Routen vollständiger zeigt (Frome,
Eyre, Goyder, Freeling, Huck, Warburton und Miller, letzterer bereiste
einen kleinen Landstrich nordwestlich von der Sireaky-Bai}, giebt die
in der „Zeitschrift für Allgem. Erdkunde” verüffentlichte das Vorkom-
men von Ücbüsch in er Gegend des Gairdner-Ser’s genauer an. —
®% Die Septemher-Nummer der „Zeitschrift für Allgem, Erdkunde‘
enthält auch ein Schreiben aus Adelaide vom August 1858 mit einem
kursen Bericht über Gregory's letztjährige grosse Expedition zur Auf-
suchung ron Leichkardt's Spuren. Er ging Ende März 1558 in Be-
gleitung seines Bruders, C. Grogerg und der Herren 3. Burgeine, G.
Phipps, W. Selby, T. Dunk, D. Worrel und W, v. Wedell von def
Morrton-Bai nordwestlich über Mounte Serle nach dem Victoria River.
Hier in 146° 0° Östl, L. son Greenw., ein wenig närdlich von Mount
Inniskillen, fand er die letzte Spur von Leichhardt, ein grosses L,
18 Zell lang und 4 Zoll hreit, tief in einen Gummibaum eingeschnit-
ten, Die Stelle ist 8% Engl. Meilen westlicher als der Plate, wo man
nach Ersählungen der Eingebornen bisher annahm, dass Leichhardt ge-
tödter worden sei. Uregory verfolgte det Victoria River bis zu dessen
Vereinigung mit dem Thompson, der von NNO, herabkommt, ging längs
dieses letzteren bis etwa 10 Engl. Meilen vom südlichen Wendekreis,
sah sich dann aber durch Wasnermangel zur Umkehr geawungen und
entschloss sich, dem Laufe des Vietoria weiter au folgen. Das Bett
desselben wurde bis 35 Engl. Meilen breit, enthielt aber kein fliessendes
Wasser, sondern nur hie und da Lachen und Wasserlöeher. Weiterbin
zeizte sich, dass der Victoria mit Cooper's Crock, Strelitzky's Urock
und Salt Creek , die Sturt 1845 entdeckt hat, ein susammenhängendes
Bett bildet, das in den Torrens-Ser mündet, Das Land ringsum ist
eine steinige, unfrechtbare und unbewohnbare Wüste. Indem Gregory
seinen Marsch den Rand des Lake Torrens entlang fortsetzte, fand er
eine Stelle, wo er denselben überschreiten konute, er schlug die Rich-
tung nnch Mount Hopeless ein und erreichte bald die Äussersten Sta-
tionen von Siid-Australien. Am 21. Juli kam er in Adelaide an, —
10. Der kurse Auszug aus einem Vortrag Wilson’s, des Geolagen
der Gregory’schen Eıpelition in Nord-Anstralien, giebt mur einige An-
deutungen über die Produkte, die geologische Struktur und das Klimm
des Landes. Ein zusammenhüngendes Plateau, heisst es darin, läufe
parallel der gunzen Küste von Nordwest- und West-Australien von Kap
Arnhem bis Kap Leuwin, es ist durchschnittlich 300 Engl. Meilen von
dem Meere entfernt und erhebt sieh 1640 Engl. Fuss tiber dasselbe,
Es gehört der Steinkohlenformation an und besteht aus vier Schichten:
1) einem rothen eisenhaltigen Sandstein, 300 Fuss diek; 2) einem kom-
pakten kisseligen Sandstein; 3) Thonsehiefer, der sich in einen röthhi-
chen Thon und sehr fruchtbare Erde xersetat; 4) Kalkstein. Das Me-
teorölogische Register, das im Lager am Victoria River, 15° 30 8,Br.,
geführt wurde, giebt folgende Resultate:
Literatur.
Mittlore Temperarur It Royen-
Fahrenheit Grnien. Mixln,, Mllnfon. tage.
Oktober Rd. 2» 2 00. a] Hr En — 1
November 2 + - Hr 0. 1Ho , 3,0 106,0 a 12
Dezember „n 2 2 22204 ' “,: Mn: 10 | Ta wu
Janwar Eh u. 2 2 0 94,3 Ki,s Ii,o 71,0 15
Februar me an ann“ | ma Ws Do Tao 19
März " u ns “u, 108,0 m s
ABÜ nee re Ya | Kan Da Es 6
Mai IE TEE ur ER Sa en »1,. Hr so v,e “
Juni Per Er rerr ı 1a | No di,a 3
Juli Peer RT,o Rus Dr,o wa | —
Nutzsbarkeit ron Nord-Australien, die John Urawfurd besweifelt und
Wilsen vertbeidigt, und ein Vorschlag des Calonel George Everest, eine
Strafkolanie für Indier daselbst zu errichten, —
11, Herr E. A. Zuchold, der nieht nur boreits ılas Tugebuch usse-
res verdienten unglücklichen Landsmannes Leichhardt über seine Land-
reise in Australien vom Moreton-Bai bis Port Essington übersetzt und
herausgegeben (Halle 1881), sondern auch dessen Biographie veräffent-
licht het (Leipxig 1856), versucht hier die Resultate zusummenzustel-
len, welche aus den Beobachtungen Leichbardt's und seines obenfalls
von den Eingebornen ermordeten Gefährten Gilbert herrorgegangen sind.
Dieselben bilden einen wichtigen Beitrag für die geographische Verbrei-
tung der Vögel in Australien. In demselben Aufsatz giebt Herr Zu-
chold die Übersetzung eines Briefs von John Roper, ebenfalls einem
Reisegefährten jeger beiden, in welchem der Überfall des Lagers der
Reisenden dureh die Eingebornen geschildert wird, bei welchem Gilbert,
‚ein am Australien sehr verdienter Ormithalog, seinen Pod fand. —
12. Die Arbeit von Dr, Sal. Müller, welehe John Yents in der
Londoner Geogr. Gesellschaft vortrug, ist eine Beschreibung der Siüd-
wost- und Südküste von Neu-Guinea und der Princess Marianne-Strusse.
Die a. a. ©. gegebenen Auszüge enthalten nur einige Andeutungen
über das Relief des Landes, namentlich die hohen Gebirge unter
44° 8. Br., die geologische Struktur und die Beschaffenheit der Prin-
coss Marianne-Strasse, die durchscheittlich 4 bis 10 Faden, aber am
südlichen Ausgang kaum 2 Faden tief ist. Es wird erwähnt, dass die
Arbeit von einer grossen Karte nach den neuesten Aufnahmen und
Beobachtungen begleitet war. —
13. Die frühere Frunzösische Mission auf St. Christoph, Selomon-
Inseln, ging, nachdem sämmtliche Missionäre urmordet waren‘, an das
Mailändische Semihar für fremde Missionen über und wurde nach der
Insel Woodlärk, östlich von Neu-Guines und nördlich vom Louisinde-
Archipel, vorlegt, später aber wegen des ungesunden Klima’s nach der
Insel Rock zwisehen Neu-luinen und Birara, wo die Missionäre Beina
und Raimondi 4} Jahre hindurch mit Krankheiten und Mähssligkeiten
aller Art klinpften, bis sie im Jahre 1857 von einem Französischen
Schiffe erlöst und nach Singapore gebracht wurden. Während der acht
Jahre des Bestehens der Mission fielen zehn Brüder durch Mord oder
Krunkhbeit und es war ihnen nicht gelungen, auch nur einen einzigen
Wilden zum Christenthum zu bekehren. Reina schildert in seinen
.Mittheilungen hauptsächlich die Eingebornen von Kook, ihre religiösen
Anschauungen, Bitten und Gebrüuche. Ausserdem giebt er einige No-
tizon über die sehr häufigen, im Durchschnitt zwei Mal monatlich sich
wiederholenden, Erdbeben daselbst, die wahrscheinlich mit dem norl-
östlich Äsolirt aus dem Meere aufsteigenden Vulkan zusammenhlingen,
ferner über die Bewohner und den Verkehr der Inseln Amakata (swi-
schen Birara und Neu-Irland), Buka, Treasurs, Nea-Georgien, YVaabel,
Cristoval (Salomon -Gruppe), Woodlark und Trobriand. Die Bewohner
von Woodlark sollen sehr wild sein und gestehen selbst, die Mannschuft
dreier Schiffe ermordet zu haben (1840, 1854, 1856), die auf ihr Riff
geriethen. Trobriand, Buka und Amakata werden äfters ron Walflsch-
füngern besucht, Treasury uml Yenboi treiben einen ziemlich bedeuten-
den Handel mit Schildpatt nach Sräner und Neu-Georgien win jähr-
lich von 7 bis 8 Australischen Schiffen bosucht, Im Eingang spricht
Reina von den Besitzrerbältuissen an der Nordkliste ron Neu- Guinea.
Von der Westspitze bis sum Ilafen von Doerij gilt die Kilste für Hol-
ländisch, von da ustwärts beansprucht der Sultan von Ternate und
Tidor die Herrschaft über die Küste und die Inseln der Ücelvinks-
Bai, auch fordert er jährlich in Doerij Tribut ein, bestehend in Skla-
ven, Wachs, Sago, Schildpatt, Trepang, Haifischflossen und Parsdies-
vögeln. — -
14. Über zwei Expeditionen, weiche die Hawniische Missionsgesell-
schaft im Jahre 1855 nach den Karolinen, dem Marsball- und Gil-
bert -Archipel aussandte, liegen jetzt mehrere interessante Berichte vor,
Von einer Anzahl Missionäre begleitet, wie Gulick, Bingham, Dr. Pier-
son, Snow, besuchten sie viele joner Inseln und auf mehreren wurden
569
Missionsstationen erriehtet. 8. G. Moore, Kapitän des „Morning Star”,
erzühlt in Tagebuchform die llauptereignisse der Fahrt und berichtet
über munebe für die physikalische Geographie der dortigen Gewässer
werthrollo Beobschtungen. Unter Anuderm hat er eine ziemlich rollstän-
dige Aufnahme von dem nördlichen Theile des zwischen der Kadack-
und Balick-Grappoe des Marshall -Archipels belegenen Meeres, seiner
„Radack-See", ausgefiihrt und daselbst keine gefährlichen Kornllenriffe
gefunden, die men dort vermutliete, wohl aber eine Menge unregelmäs-
siger Strömungen, die Vorsicht erheischen. —
15. Die Insel der Karolinen- Gruppe, auf welcher L. H. Gulick
seine Station als Missionär hat und welche den Gegenstand seiner
phrssikalisch - geographischen Skizze bilder, ist eine der ron Admiral
Liütke 1828 wieder entdeekten und von ihm nach seinem Schiffe Sena-
vine genannten Inseln, zugleich die höchste (2858) und griisste der Ka-
rolinen, Gulick nennt sie Ponspe, Lätke Ponynip#te. oder Painipete '),
Sie besteht nach ersterem aus einem 70—#0 Meilen im Umfange tal-
tenden Korallenrifl, dessen Lagune von einer grüsseren Insel, dem ei-
gentlichen Ponape, fast ganz ausgefüllt wird, nebenbei aber noch zwölf
oder mehr basaltische Inselchen enthält, Die Skizze des Herm, Gu-
liek bezicht sich auf die Topographie und Geologie dieses Inselhaufens,
spezieller aber auf die Klimatologie, die Püanzen- und Thierwelt. Der-
selbe theilt uns ein von seiner Gattin geführtes genaues Metsorolagi-
sches Hegister für die Jahre 18505 —55 mit, aus welchem eine auffal-
lende Gleichmässigkeit der Temperatur hervorgeht, indem die Differenz
im Durchsehnitt nur 12,78° F. beträgt, Auch die Tage mit Hegen,
Wind und elektrischen Erscheinungen sind registrirt. Es werden die
rorzüglichsten Pilunzenfamilien und die Zahl der Varietäten aufgeführt
{unter den nutzbaren sind namentlich die Yamswurzel — Diescorea—, Ko-
kospalme mit 8— 10 Varietäten, Banane mit 15— 20 Varietäten, die Broi-
(rucht, Hauptoahrungsmittel der Eingeborwen, und Zuckerrohr zu nennen);
dasselbe geschieht in Bezug auf die Fuuna, die reich an Vögeln, Rep-
tilien, Fischen u, #. w., sehr arm aber an Säugethieren ist, von denen
nur eino Hundespecies, «ine grosse Art Fledermäuse und eine Art Rat-
ten, vom Verf. als „peruliarly disgusting” bezeichnet, einhelinisch sind. —
16, Dr. Pierson begleitete nicht, wis Gulick, die Moore'sche Expe-
dition, sondern eine gleichzeitig unter dem Befchl Corert’s ausgesandte,
dio jedoch ihre Reise zum Theil in Gemeinschaft mit der vorigen aus-
führte. Unter den Notizen, die or über die selten besuchten Gilbert-
umd Rodack-Inseln und ihre Bewohner mittheilt, möchten die Angaben
über die Zahl der letzteren das meiste Interesse verdienen. Er giebt
an, dass die Insel Peru (Gilbert-Gr.) 2500 —3000, Drummerd-1, 3- bis 400%,
Srdenham-l, 3000, Apia 200—1000, Knox-I. (Za-ra-wi) 3000 Soelen
enthalte, Die Bewohner der besuchten Inseln zeigten sich simmtlich
geneigt, Missionäre aufsunehmen. —
17. Im Anschluss at frühere Berichte über diese neue Französische
Kolonie (vergl, Märsheft 1858 der „Revue Coloniale”, 5, 246, und
Tome XVILI, 2me serie, p. 150) fährt die Revue Coloniale in diesem
Artikol fort, die jüngsten Erforsehungen aus Neu-Kaledopien mitzuthei-
len. Der eine der hier verüffentlichten Berichte betrifft eine Exkur-
sion, welche der Botanische Gärtner der Kolonie, Herr Pancher, zur
Beobachtung der Bodenkultur unternohm. Von der am Südostende be-
legenen Fichten-Insel ausgehend scheint er das südwestliche Gestade-
land bis in die Gogend von Port Saint-Vincent durchzogen zu haben
und dann quer durch die Insel nach dem an der Nordostküste gelegenen
Port Kanala gegangen zu sein. Der Kamm des die Insel der Läuge
nuch durchziehenden Gebirges erhob sich am Übergangspunkt auf etwa
12- bis 1500 Meter. Die Aufzeichnungen dos Herrn Pancher beziehen
sich auf die Gestaltung und Beschaffenheit des Bodens und die Vege-
tation im Allgemeinen, die Geschicktheit beider zur Viehzucht t. =. w.
Der zweite Bericht ist von Herrn Vieillard, Chirargien auxilinire, datirt
‘„Balnde 5. Aug. 1857”, Derseibe erwähnt die günstige Beschaflenheit
des Klima’s, die am meisten vorkommenden Krankheiten, giebt einige
Notizen über Geologie und Mineralogie und verbreitet sich dann aus-
führlicher über die Flora der Insel. Ausser den dem Kaledopischen
Boden eigenthümlichen Pflanzen gehört die zrüsste Zahl derselhen der
Asistischen Flora an, in einzelnen Punkten fand mun Übereinstimmung
mit derjenigen Australiens, der Inseln Tahiti, Tonga und Yiti. Die
Gramiseen sind am vorherrschendsten und nehmen drei Fünftel der
Flora in Anspruch, Im Allgemeinen blühen simmtliche Pianzen nur
ein Mal, wenn man anch das ganze Jahr hindurch die eine oder andere
Art mit Blüthen oder Früchten sicht. Herr Vieillard theilt ein Ver
zeichniss der gesammelten und bestimmten Species mit, die sich unter
) 8, Gemgr. Mitth,”, Jabırg. 1657, Tafel 1,
570 Literatur.
122 Familien vertheilen, und schliesst mit der Aufzählung derjenigen
importirten Pflanzen, deren Kultur bereits versucht worden ist, —
18. Die von der „Literary Gazette” mitgetheilten statistischen An-
gabon über Nen-Sertand beziehen sich auf das Klima, die Regenmenge
(die' hierauf bexügliche Angabe Ist ziemlich vag), die Häufigkeit und
Heftigkeit der Winde (der stärkste registrirte Wind hatte eins Schnel-
tigkeit von 84} Engl.'M., also „s yonng hurricane’”’), Hänfigkeit der _ |
Gewitter, die Ausdehnung der Erdbebenregion (350 M., "von 37° 80°
bis 43° 46° 8. Br.), den Gosundheitszustand, die Bewegung der Bo-
völkerung (1856 als das Jahr der letzten Zählung: 48,195 Soelen, ein-
schliesslich 2653 zur Besatzung gehörender Seelen, gegen 37,192 8.
im vorhergehenden Jahre), Handel und Einkommen. —
19, Nach einigen allgemeinen Bemerkungen über Lage, Ausdehnung,
Temperatur u, #, w. dor ganzen Gruppe und der Bevölkerungszahl für
jede einzelne Insel folgt ein» kurze Beschreibung derselben. Es werden
im Ganzen zwölf Inseln namentlich aufgeführt mit einer Gesammtheril-
kerung von 73,134 Soelen, wobri jedoch zu bemerken, dass nur acht
Inseln bewohnt, die andern vier aber nicht viel mehr als öde Felsen
sind. Lage zwischen 18%. 50' und 22° 20° N. Br, 154° 58’ und
160° 15° W, L. von Üir.; Ausdehnung von WNW, nach 050. etwa
350 Engl. Meilen mit 6000 Engl. Quadrat-Meilen Flächeninkalt ; Durch-
schnitts-Temperatur in niederen südlich und westlich gelegenen Lokali-
täten 75° F,, in nördlich und ästlich gelegenen 72” F., höchste Tem-
peratur im Schatten 88°, nielrigste 59°; in den Monaten Januar
und Februar fällt das Thermometer wührend der Nacht bisweilen auf
54 und 53° P, Der NO.-Passst herrscht drei Viertel des Jahres;
Begen an 40 Tagen.)
AMERIKA.
Bücher.
1. The Canada Directory for 185T—58. Corrected to Norember
1857. Montreal, John Lorel. Alit Karte,
8, Heinr. Meidinger: Canada's rasches Aufblühen, besonders ala
ackerbantreibender Staat, und seine Wichtigkeit für Auswanderer, in
Berug auf Arbeit, Landerwerb, : s» Klima und bürgerliche
Freiheit. Mit einem Übersichtskärtchen von Canada. Frankfurt a. M.,
J. D. Sauerlinder, 1868. i ö
3. Canada. Eihe Darstellung der natürlichen, socialen und Ver-
Eehrs- Verhältnisse dieses Landes, Mit besonderer Rücksicht auf die
Ansiedelung. Nebst einer Karte von Canada. Berlin, Nicolai, 1858.
4. Alexander Morris: Nova Britannia; or Britisch North Ame-
rien, its ertent ad future, A Leoture. Montreal, 1856.
5. Return to an Address of the Honorable Legislative Assembly,
dated 16% March 1857, requiring Copies of any Charters, Leases,
or other Documents, under which the Honorabie Hudson's Bay Com-
pany clatın Title to the Hudson's Bay Territory, or any Maps_re-
lafing thereto in the ponsession of the Goxernment. Toronto, 1857.
6. Pronz Föher: Land und Leute in der Alten und Neuen Welt.
Reiseskizzen. 3. Rand, Leipzig, 1868,
T. Prof. Jules Marcmu: Geology af North America; with teo re-
ports on tke prairies of Arkansas and Teras, the Rocky Monmntains
of New Mexico, and the Sierra Nevada of California, originally
made for the United States Government. Zürich, 1858 Mi Karten
und Ablaldun
8. Forty-eighth Report of the American Board of Commissiomers
for foreign Missim. Boston, 1857. Mit 7 Kartenskiszen.
4, Message of the Premdent of the United States, to the Two
Houses of Öpngres at the commencenent of the first session of the
thirty-fifth eomgrese. Washington, 1858.
10. Report af the Superintendent of the Const Survey, showing
the progress of the aurcey during the year 18%. Washington. Mi
67 Karten und Tafeln.
11. Heports of Erplorations and Surveys, to ascertain the monat
practieable and economical route for a railrond from the Mississippi
Ricer to the Pacifie Ocean, Made under the direetion of the Seere-
taru of War, in 18653--56. Fol. II VIII Waskington, 1855-57.
Mit Tüustratiomen und Karten,
12. Zmithsonian "Miscellanemıs Collections. Praf. Dr. Arnold
Unyot: Tables meteorolocal und physical, prepared for the Smith-
sorian Institution, 24 edition. Washington, ish
13. Message from the President of the Umited States, commimani-
eating, in compliance with a resolution of the Senate af July 24 1854,
the Fourth Meteorologieat Report af Prof, James P. Espy. Washing-
ton, 1857. Mit Karten md Tafeln,
14. Firat Annual Repart of the Evansrille Board of Trade, t0-
gether with historical, a and geologieal Sheiches uf Erams-
rille and its surroundiıngs. January 1868. Keanstille.
15. J. de Cordova: Texas, her resources and her public men.
A cesmpanion for JS, de Cordora's ner and correet map af the State
of Texas, Philadelphia, 1858.
16. Abbl Dommech: Missionary adrentures in Texas and Me-
xzico, a personal marratire of sir years sojoum in those reine,
Aus dem Französischen in das Englische übersetzt. London, 1%8.
17. George R. Fairbanke: The history and antigwitiee of the eity
of Saint Argustine, Florida, eomprising some of the mas interesting
Portions of ihe early history af Florida, New York, 1808,
19. &. @. Sywier: The States of Central America; their ge0-
graphy, topegraphy, elimate, population, resources, produchons, coni-
merce, pohtieal organisation, aborigines ele. ee, somprising chapters
on Honduras, San Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Gustemala,
Belize, the Bay Islands, the Mosgwmto Khore and the Honduras
Inter-Oceanic Bailway. Wick numerous original Maps and Tllustra-
tions, New York, 1858.
19. Voyages et Trurane des Missionnaires de la Compagnie de
Jlsus publids par des pires de la mÖme compagnie pour serrir de
enmplement aux Leitres dlifionten, I. Mission de Cayenne et de la
Guyane Frangaise. Arec une enrie geingrapäigue. Paris, Julien, La-
nier, Cosmard et (% 1867.
20, H. Kleike: Reise Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen
Adalbert von Prenssen nach Brasilien. Nach dem Tagebuche Sr. X.
Hoheit auszüglk bearbeitet. Berlin, Hasselberz, 1887.
21. Dia Deutsche Kolonie Blumenau in der Prorin: Sta Catlha-
rina in Süd- Brasilien. Bericht über das Jahr 1857 ron Dr. H.
Blumenau. Mit einer Karte, Rudolstadt, @, Frochel, 1808,
22. Joh. Aug. Prestin: Das Ansiedlerleben in der Kolonie Biu-
menat. Eine Skirze, Leipeig, Fr. Wagner, 1859,
Aufsätze.
23. Prof, Andrew ©. Ramsay: On the geulorienl canses that
hare influenced the Sconery of Canada and the North- Eastern Pro-
ernces of the United States. (Procesdings af the Royal Institntion
of Great Britain. April 1858.)
24. Coptain John Palliser: Progress of’ the British North Ame-
rica *Eirploring Expedition, as far West as long. 109° on the Lower
Saskatchean Diver. (Proceedings of the R. Geogr, Soe. af London,
Juni 1858.)
20. Letter from Dr, Hector to Frame Balfour. Fort Edmon-
tom, Saskatchewan, 55 January 1858. (Edinburgh Neo Philosoph.
Journal, Juli 188.) ,
26. Buschmann: Über die Völker und Sprachen im Innern des
Britischen Nord-Amerika's. ( Monatsbericht der K, Preuss. Akademie
der Wissenschaften, September und Oktober 1858.)
27. Karl Friesach: Geographische und magnetische Beobachtun-
gen in Nord- und Süd- Amerika, angestellt in den Jahren 1856 mid
18067, (Sitzungsberichte der A. Akademie der Wissenschaften su
Wien, mashematisch-natwrswissenschaftl Klasse, NAIX, Nr.9, 1858)
28. Mar Prinz von Wied, Verzeichnies der Figel, weiche auf
einer Reise in Nord- Amerika beobachtet wurden. (Dr. J. Cahanıis'
Journal für Ornithologie, Januar 1858.)
29, %. ©. Seallon: Grape Culture in Mismuri, (Transachons
of the Academy of Seience of Sr. Lowis. Vol. I, No. 2. 1868.)
3. Aleronder von Humboldt: Von den Zweifeln, welche über
den Flicheninhalt des jetzigen Merikanischen Gebiets erhoben worden
sind. (Zeitachrift für Allgemeine Erdkunde, Mrs 1858.)
31. W, R. Holmes and W. H. Campbell: Report of an Expedi-
tion undertaken fo axplore a route by the Rivera Waini, Barama
and Cuytuni, fo the Gold-Pielda of Caratal, and thence by Upata to
the River Orinoeo. (Edinburgh New Plalos. Journal, April 1868.)
32. Die Expedition der. Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell
nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela, im Spätsommer
1557. Nach einem Bericht von Holmes ımd Campbell. (Zeitschrift
für Allgemeine Kirdkunde, Mai 1853.) Mit Karte.
3. Sir W, R, Holmes and W H. Campbell: Report af an Ex-
predition to erplore a route by the rivers Waini, Barama and Cuyuni,
to the Goldfielda of Caratal,- and thence by Upata to the Örimoco,
(Proceedings of the R. Geogr. Soc. of London, Juni 1858.)
34. Les voyages d’Amdrie Verpuce au compte de TEspayne, et
les mesures itinrairee emjloydes par les marins Kıpaqnals et Portu-
gais des AVe et AVJe oibeles, Pour faire swite ann oonsicdratione
Literatur.
geographiques eur U’ HTisteire dus Bresil. (Bulletin de la Soc. de Geoyr.
de Paris, September und Oktober 1858.)
35. 5.8. da Siloa : POyapoe. (Kbenda, April, Hai. Juni 1858.)
36. Alf. de Saint-Quantin: Recherches sur la fration des limites
de la Guyane Frangaise avec le Brösil, et sur quelquer questions
qui s'y rattachent. (Beens coloniale, Aust, Beptember 1868.) Mit
Karten,
37. Bemerkungen A. Bonpland’s über die Verbreitungssphäre des
Paraquay- There's. (Zeitschrift für Allgem. Erdkunde, Juli 1858.)
33. Prof. H. Burmeister: Geognostische Skizze des Erzgebirges
von Uspallata, Mit Karte. (Ebenda, April 1868.)
39. Schreiben des Herrn Prof. Burmeister an Herren Alex,
von Humboldt, d. d. Parana, 30. Mai 1858. (EZbende, Juli 1858.)
40, Dr. R. A. Philippi: Botanische Reise nach der Provinz Val-
diria, (Botan. Zeitung, 1858, Nr. 36-37.)
Karten.
41. Th. C. Kerfers Map of the Prorines of Canada from Laks
Superior io the Gulf of St. Laterenee, vorrested from information
obtained by the yanloqical survey under the direction of Sir E. W.
Logan. ab 1:1.584000. (Zu Nr. 1)
42, Karte ron Canada net besonderer Rücksicht au
siedelten und der Ansiedlung erachlassenen Theile nach
Material. Mst. 1:4.000.000. (Zu Nr. 8.)
43. Jules Marcos: Carte glolnrique des Etats- Unis et des provin-
ces Anglaiser de FAmdrique da Nord, 1:11.000.000. — Genlogiead
Map of New Mexico. 1: 00.000, — Carte des Kiatd-Unis de PAmf-
rigque-Nord, pour sereir aux obserrations geologiques par W, ‘Ha-
elure. 1:11.000.000. {Zu Nr. 7.)
44. Wiliam P, Hiake: Geologienl Map af the rorte erplored by
Capt. Pope 1854 from the Red River ta the Hio Grande, 1:3.000,000.
— Derseibe: Geologieal Map of the route explored by Lieut. Wähip,
From the Aeseieigen River to the Pacife Ocean, 1853554. 1:3.000,000.
— Derselbe: Geologieal Map of the VWicinity of San Francisco,
1:150.000, — Derselbe: Geologieal Map af the Tejon Pas and
Canada de las Ucas and the vieinity inchwling the Pass of Sarı
Franeisquito and Williamson’s Pass. 1:600.000. — Derselbe: Gen.
logieal Map of the coumnery between San Diego and the Colorado
River, California. 1:608,228. — Derselbe: Geoloyienl Map of a part
of ıhe state of California erplored in 1853 by Liens Williamson,
:2.400000, — Thomas Ansisell: Geolorical Map of the Coast
Range of California from San Francisco Bay to Los Angeles alımy
the route explored by: Lieut, John G, Parke 1855-56, 1: 1.520.040,
— Derselbe: Geolgienl Plan and Seetion from the Bio Grande to
the Pimas Villages along the route explored by Lieus. G. Porke
1856. 1:1.200.000. (Zu Nr. 11.)
45. Port Cortez, proposed Northern Terminus of the Honduras
Interoetanic Railway, Surreyed dy J. 0. Trautiine 1867, Mat.
1:20.000. — Bay of Founsea, proposed Southern or Pacifie Termi-
nus of the Honduras Interoreanie Railway, By Lieut. W. N. Jeifers,
7,8. N. 1857. Mat. 1:221.000. — #60, Squier: Map of Han-
duras and San Salvador, Central- America, showing the line of the
proposed Honduras Interocranie Railwoy. Drawn by D.C. Hitchcock
1858. Met. 1:1.124.000, (Zu Nr. 18)
46. Corte de la Guyane Frangaise pour sereir & Chistoire des
Missions de la ‚Compagnie de JSdsus 1857. Met 1:3.358.000. (Zu
Nr. 19.)
47. Karte der bewohnten Grundstücke der Kolonie Blumenau,
(Zu Nr. 21.)
48. Das Mündungelanddes Orinsco und Essegqwibo, Met. 1:3,889.000.
(Zu Nr.-32.)
49, A. de St-Quantin: Carte du Ettoral de la Partie meridio-
nale de la Guyane Frangaise 1850. Mat. 1:700.000. — Derseibe:
Esguisse on Uroyuis d'une carte d’ensemble des Quyanes et de la
partie septentrionale du Bassin de ia Biciöre des Amazones, Mat,
1:8.000.000.— Guiana sire Amazonım Regie. Amstelodami Guiljelmnus
Blase excudit (1663 & 1667).— Corte de Guyane autroment France
&quinoctiale en la Terre ferme JS Amilrigue wien der dermieres
relstions, par P, Du Val, geographe du Ro. 1664. — Partie de
Terre ferms ol sont Gwiane et Caribane, ougmenide et corrigde
suiront des dernieres relationa par N. Samson. 1679. — Carte de
la Terre ferme dw Perrou dw Brösil ei du pawa des Amazones,
dressce sur les deseriptions de Herrera de Lart et des PP.
A'dAcuına et M. Rodriques, par Guillaume de P Isle, 17093. — Cours
de Fleure Maragaon autrement dit des Amazones par le P, Samuel
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XII.
che ange-
neuesten
571
Fritz, 1117, — Corte de la Quiane Franewise ou du Gourernement
de Caienne par le Sr D’ Anrille, 1729. (Zu Nr. 36.)
50. Prof. H. Burmeister: Geoqnostische Skizze des Erzgebirges
em Uspallata, Mat, 1:555555. (Zu Nr. 38.)
51. Appendix to Beport of the Commissioner of Crown Lands.
Part II. Maps of Canada, Toronto, 1857. a) Map of Lower Ca-
nada shewing the proposed land ayencies and the twienships distinet
Srom the acıqniories. Met. 1:500.000, 4) Map of U Canada
sheming the propused land agency dieisions. Met. T:900.000. e)
of the Counties of Gaspe and Bonaventure erkibiting the lands a
Judicated, unsurreyed, COlergy Beserres etc. Mat. 1:263.000. d) Plan
of the River Saguenay, Canada Fast. Met, 1:286.000. ©) Plan of
the St. Maurice Territory. Mst. 1:253.000. 1) Map of the Öttaıa
and Huren Territory. A 1:253.000. 9) Rdduetion of Mr. Salter's
Pian of Exploration of the North Shore of Lake Hurm. Mit.
1:350.000. h) 7%. Deeine: Map of the North West Part uf Canada,
Indian Territories al Hudson's Bay. 4 BL Mst. 1:2.630.000,
52. ‚Mesange from President of the United States to the Treo
Houses of Üougress at the commencement of the third session af the
344 Congress. Part III. Iihwstrations belonging to Heports acoım-
panying the Message. Washington, 1856. 12 Karten.
, Englische Admiralitäta- Karten:
#) Nr. 2601. Gulf of Mexico. Tampico Harbour, comminicated
by Mr. Peter ‚Masters 1833, Publ, 30% June 1858, Met. 1:90,800.
b) Ar. 2579. West Tudies. Cuba, the western portion, from a
chart published at the Hydrograpkical Office Madrid 1837. Corree-
ted from surceys and observations by Captns RB, Owen and E. Bar-
nett, R. N., and from the Spanish Maps of Pichardo and Coello.
1808, Mat. 1:600.000.
ec) Nr. 80, West Indies, Cuba, the eustern portion etc. 1858.
Mat. 1:600.000.
d) Nr. 480. West Indie. Santa Cruz, sure, by Mr. John Par-
sons, Master RB. N. 18056, Mst. 1:58.000.
2) Nr. 2600. West Indien, Sheet IV. St, Domingo to Dominica
from surveys by Ineut, Lmerance and Ar, Parsons, Master R. N.
1857. fat. 1:875.500.
N) Ar. 541. Brasil. Rio de Janeiro Harbour, from a chart by
J. BR. de Lamare, Capt» Brazilian Navy, 1347. Wirk additions and
correctione by Captm E, OÖ. Stanley, @, HA. Richards and Lieut.
Bullock, R, N, 1867, Mst..1:48.400.
8 Nr. 2594 — 250%, Soush America, Paraguay. Sketch. of the
River Paraguay from 236° 5' South to 21? 40' South. From a track
survey cherked by meridional and chronometric obserwations
Comm T. JS. Page in 7.8.8. Water Witeh. 1855. Publ, 1858.
3 Hi. Met. 1:100,000.
D4. Track Survey of the River Paraguay. Surreyed by Comman-
der The J. Page, U. 8, 8. Water Witch. 1865. Ast. 1: 100.000. 5 Bi
[1, 41. Das „Canada Direetory” ist der Hauptsache nach ein
Adresskalender, in welchem die Beamten, Kaufleute und sonstigen Ein-
wohner von einiger Bodentung in jeder Stadt und jedem Dorf der
beiden Canndu’s alphabetisch aufgezüblt werden. Daneben findet man
aber auch kurzes Beschreibungen der Ortschaften mit Angabo der Lage,
Einwolnerzahl, der Gosellschaften, Banken, öffentlichen Gebüude us. w.
nach Art geograplischer Lexika, so wie allgemeinere Abschniite über
die Produkte des Landes, den Handel, das Ersiehungswesen, das Bud-
get, die Posten, Strassen, Kanäle, Eisenbahnen, Dampfschiffrouten und
vieles Andere, was sich auf Verwaltung, Regierung und Verkehr der
Provinzen bezieht, Es ist daher mit Fleiss viel werthrolles Material
zusammengetragen, nur muss man ev» für geographische Zwecke aus den
1544 Seiten gross Oktay (von denen übrigens 378 Seiten mit Anzeigen
ausgefüllt sind) ziemlich mühsum horaussuchen, eine Arbeit, der sich
Herr Meidinger in seinem Werkchen über Canada unterzogen hat, Die
Karte erfüllt, wie es scheint, hinsichtlich der Vollständigkeit an Namen
und Verkehrswegen ibren Zweck, sur Orientirtag beim Gebrauche des
Buches zu dienen, aber es giebt weit bessere Karten von Unnada, na-
mentlich ist ilıre Ausführung nur mittelmässig. —
2. Das kleine Buch von H. Meidinger (72 88. klein Oktar) soll
nach des Verfassers eigner Angabe hanptsüchlich dazu dienen, in kurzen
Umrissen eiue Übersicht von einem Lande su geben, das in den letzten
scht bis zehn Jahren die ausserordentlichsten Fortschritte gemacht hat,
dessen Aufschwung aber noch ron schr Wenigen gekannt und in den
neuesten geographischen Werken entweder noch gar nieht oder doch
nur höchst mangelhaft geschildert und angedeutet ist, Es darf duher
als Nachtrag und Ergünsung für loteters angesehen werden, wobei auf
dis Wichtigkeit Canadu’s für Auswanderer in Bezug auf Arbeit, Land-
74
572
erwerb, gesundes Klima und bürgerliche Freiheit Bedacht genommen
worden ist. Der Inhalt ist vorzüglich sus Kohl’s Reisewerk und dem
Canada Dirocetory für 1857 5R entnommen und ann denen empfohlen
werden, welchen diese genannten Werke unzugänglich sind. Dus bei-
gegebene Kärtehen ist unbedeutend. —
3, 42, Es handelt sieh hier nicht um eine ausführliche Darstellung
der natürlichen, staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse Cunnda’'s,
die auf 108 88. klein Oktav zu geben räumlich unmöglich ist; der un-
genannte Verl. hat vielmehr nur den Zweck gehabt, in den Haupt-
umrissen das Bild eines Landes zu geben, das, während es van seinem
mächtigen Nachbar, der Nord-Amerikanischen Union, in den Schatten
gestellt ist, doeh »0 manche Lichtseiten vor eben diesem bietet, Anf
diese die Blicke namentlich deror zu ziehen, welche im Begriff stehen,
ihre alte Heimath mit einer neuen jenseits des Oceans zu vertauschen,
ist die ausgesprochene Tendenz der Broschüre; wir finden in derselben
jedoeh keine direkte Anpreisung, sondern nur eine walrheitsgetreno
übersichtliche Schilderung der natürlichen Beschaffenheit, der Bevälke-
rung, der Landesverfassung und Verwaltung, der geistigen und materiel-
len Kultur und ihrer Hülfsmittel in einem solchen Umfange, duss der
Leser in den Stand gesetzt wird, einen Vergleich Canada’s mit andern
Ländern zu ziehen. Für die Einwanderung, die übrigens nur für den
selbst arbeitenden Landbauer empfohlen wird, werden der Ackerbau und
die Ansiedelungsrerhältnisse eingehender besprochen und Winke Tür
den Ansiedier über Wahl des Landes, die ersten Arbeiten, die Reise
u.» w. hinzugefligt. Die für lotsteren so wichtigen natürlichen und
künstlichen Kommunikntionsmittel bringt die beigegebene karte zur
Anschauung. — i
4. Der Vortrug von Al. Morris über Britisch Nord-Amerika, gehalten
in der Mercantile Library Association zu Montreal am 18. März 1858,
giebt einen kurzen Überblick der Geschichte, Geographie und Statistik
von Neu-Schottland, Neu-Fundland, Labrador, Prinz Edward - Insel,
Nen-Brausschweig, Anticosti-Insel, Canada, HKupert-Land und Van-
eouver- Insel und ist mit Benutzung zurerlüssiger Quellen gut und
anziehend geschrieben, entilt aber wenig positive Daten, die nicht
schon anderweitig bekannt geworden wären, und hat hauptsächlich den
Zweek, auf die günstigen Verhältnisse jener Länder, ihre reichen na-
türlichen Hülfsquellen, «die rasche Vermehrung ihrer Bevölkerung und
ihrer Kommunikationsmittel hinzuweisen. —
Nr. 5 ist eine ausführliche Diskussion der Rechte der Hudsonbai-
Gesellschaft auf die ihr überlassenen Gebiete, wobei die Haupturkunden
mit abgedruckt sind, welche sich auf die Frage bezichen. Die Un-
torsuchung fallt unglinstig für die Gesellschaft aus, dech darf man
nicht vergessen, dass sie von Canadischem Standpunkte aus geführt
wird. Die hier erürterten Grenastreitigkeiten sind auch in geographi-
scher Hinsicht nicht ohne Bedeutung und gerade jetzt wichtig, da ein
ee der Koncessionen der Hndsonbai-Gesellschaft im Jahre 1859 er
lischt. —
6. Der (dritte Band von Frans Läher's „Land und Leute” u. s. w.
enthält zunächst unter der Überschrift „Handelsvälker der Gegenwart”
eine kurze Charekteristik aller bedeutenderen Kulturrölker, in wie weit
und in weleher Art sich dieselben am Getriebe des Welthandels be+
theiligt haben und noch betheiligen, und welches Geschick dieselben
für diese Thätigkeit zeigen, hmm folgen Schilderungen aus Nord-
Amerika; New York, Boston und Philadelphin, das Leben auf und an
dem oberen Mississippi und an den Grenzen der Ansiedelungen, Natur
und Schiekaale der Indianer, die Kulturpionniere (Squatter, Holzfäller,
Jäger, wandernden Händler w. s. w.) und die jungen Städte im fernen
Westen, eine Pahrt über den Michigan, Huroe- und Brio-See werden
der Reihe nach vorgeführt, Alles in einer recht ansprechenden, runden
Form, aber auch in leichter, oberflächlicher Skiezirung. Wer des Verf.
frühere Schriften (Geschichte der Deutschen in Amerika) kennt und
Ahnliches hier gesucht hat, wird das Buch unbefriedigt aus der Hand
legen; es ist nur gmügend für den, der, noeh unbekannt mit dem
Amerikanischen Leben, «ich nur ein flüchtiges unterhaltender Bild des-
selben verschaffen will. Das letzte Kapitel, „ein Tag wieder in Eu-
ropa”, ist originell und enthält viel Trefendes und Wahres. —
7, 43. Das Werk von Prof. Jules Mareon über die Geologie von
Nord-Amerika besteht aus einet Reihe von Abhandlungen, die zum
Theil schon früher in verschiedenen Journalen und Werken publicirt
waren, Die beiden ersten sind seine offiziellen Berichte iiber die geo-
logischen Ergebuisae der Expedition unter Lieut,, jetzt Captain A. W,
Wbipple vom Mississippi längs des 35. Parallels nach Los Angeles in
Kalifornien, die er nelbst bekanntlich als Geologe begleitete, und der
Expedition dos Kapitän John Pope von Preston am Keil River nach
El Paso am Itio Grande del Norte, von der ihm die Sammlungen zur
Literatur.
Bearbeitung tibergeben wurden. Beide waren 1855 in der vorläufigen
Oktar-Ausgsbe der „Reports of Explorations of router for the Pacific
Railroad" gedruckt worden, aber nur das erstere Rösumd ist auch in
die Quart-Ausgabe (Vol, III, Part IV, pp. 165 — 171) übergegangen.
Prof. Marcou reiste bald nach der Rückkehr von der Expedition seiner
geschwächten Gesundheit wegen nach Europa, um hier die Tagebücher
und Sammlungen auszuarbeiten, „ber gleich nach seiner Ankunft in
Salins offiziell aufgefordert, dieselben herausaugeben, war er ausser
Stande, sine rollstündigere Bearbeitung vorzunehmen, und seine Notizen
und Gesteinsproben gingen in die Hände von W. P. Blake und J. Hall
über. Diese benutzten sie auch für das grosse Werk über die Eisen-
balsronten vuuch dem Grossen Ocean und namentlich wurde Professor
Marcou’s Tagebuch „ltinsraire Göologique de Fort Smith et Napolion
(Arkansas) au Rio Colorado de Californie” im Original umd wit Engli-
scher Übersetzung abgedruckt (Vol. IH, Part IV, pp. 121—164), aber
er orklärt in dem vorliegenden Werke zu wiederholten Malen, dass er
alle Veruntwortlichkeit in Betreff destiebrnuches, der von W. P. Blake,
J. Hall und A, A. Humphroys ron seinen Notixbüchern und Sammlun-
gen gemächt worden ist, die für ihn Jurehaus nicht existirten,, von
sich ablehne und dass er keinen Satz und kein Wort anerkenne, das
von Bluke und Hall in ihren Berichten als sein eignes eitirt sei. Beide
Abbandlungen sind in Marcou's eigenem Werke durch Noten und ein
paläontolagisches Kapitel sehr vervollständigt. Hieran schliesst sich eine
kurze Erklärung seiner geologischen Karte von Nen-Mexiko, die zwar
nor als Versuch hingestellt wird, aber doch «lie ersten sicheren Auhalt«-
punkte giobt. Sie weicht schr bedentend von der kleineren Biake'schen
Karte in den „Explorations and Surveys for a Railroad Route te the
Pacific’ (Vol. III) ab, Der folgende Aufsatz ist eine -Übersetzung der
in den „Geogr. Mittheil.” 1855, SS, 149—159, veröffentlichten Über-
sicht der Geologie von Nord-Amerika. Die Skisze einer geologischen
Klassifikation der Berge eines Theils von Nord-Amerika wurde in den
„Annales des Mines”, 5. serie, tome VII, Paris 1855, und der Ab
schnitt über das Gold von Kalifornien in der „Bibliothtque Universelle
de Genöre”, Februar 1855, peblieirt. Die übrigen Kapitel enthalten
Erläuterungen über die Konstruktion seiner geologischen Karte von
Nord-Amerika (s. „Göogr. Mitth.” 1855, Tafel 15), die in ihrer neuen
Oestalt anders kolorirt, aber nar sehr wenig reründert wurde: eine in-
terossante Übersicht über die Geschichte der geologischen Entdeckungen
in Nord-Amorika, zu welcher die kleine ältere Karte von Maclure ge-
bärt, und eins verdienstvolle Liste von Karten und Schriften über «ie
Geologie Nard-Amerika's. Die Hauptkarte ist um ein Profil von Fort
Sanith bis Los Angeles vermehrt worden; der Farbendruck dien wie
der andern beiden Karten ist gut, aber besonders ist die Ausführung
der Abbildungen von Fossilien auf sieben Tafeln zu loben, —
& Die Tbätigkeit der Missionsrereine hut grgenwärtig einen solchen
Umfang erreicht und wir verdanken den von ihnen ausgesendeten Boten
so viele und so werthralle Bereicherungen unserer geographischen Kennt-
nisse, dass ihre Jahresberichte es immerhin verdienen, unter der gto-
graphischen Literatur, ımmentlich als (Juellenschriften, aufgeführt zu
werden, obgleich in denselben selten oder gar nicht grössere Absehnitte
2u finden sind, welche ausschliesslich ein gengrapbisches Theme behnn-
deln, Dagegen enthalten die Berichte über den Zustand der einzelnen
Stationen immer mehr-oder weniger brauchbaren neues Material. Das
selbe lüsst sich von dem vorliegenden Jahresbericht der Amerikanischen
auswärtigen Mission sagen, welche ihre Thätigkeit über einen sehr
weiten Kreis ausdehnt. Sie hat ihre Stationen in Europa an verschie-
denen Urten der Türkei und Griechenlands, in Asien hauptsächlich in
Klein-Asien (Syrische, Assyrische -— in Mesopotamien -—, Nord- und
Büd-Armenische, Nestorianiseche — am See Urumin — Mission), ferner
sn rielen Orten der Indischen Halbinsel, in Canton, Amoy, Fu-tshen-fü
und Shanghai, auf den Inseln Ceylon wnd Madura, den Bandwich-
Inseln, einigen Gruppen Poiynesiens. Für Afrika finden sich Stationen
am Gabun-Fluss und im Suln-Lande aufgeführt und für Amerika unter
den Nord- Amerikanischen Indianern. Der Bericht ist mit sieben in
Holzschnitt ausgeführten Kartenskizzen illustrirt. —
4 Am 8 Desember 1857 überlieferts Präsident Buchanan den
beiden Häusern des Kongresses die übliche Botschaft über das abgelau-
fene Regierungsjahr, die mit dom Berichten der verschiedenen Ministe-
rien und den dazu gehörenden Dokumenten zwei starke Uktarbände
von 775 und 1120 Seiten füllt, Aus dem Bericht des Sekretärs oder
Ministers des Innern berühren unser Interesse «die fortschreitende Ver-
messung der ffentlichen ländereien und der Zustand, in welchem die
Indianer sich befinden. Jene Ländereien umfassten im Beginn des Ver-
waltungsjahres 1#56—57 noch 1850 Mill. Acres; davon wurden ver-
messen und zum Verkauf vorbereitet, mit Ausschluss derjenigen Lände-
Literatur. 573
reien, die zu Sehul- und andern Zwecken reserrirt wurden, 401,604,988
Arres, an Prirate abgetreten durch Kauf oder Schenkung (grant)
363,362,464; bleiben an öffentlichem Eigenthum noch übrig 1086 Mill.
Acres. Sehr geringe Fortschritte hatten die Vermessungen in Neu-
Mexiko und Utah gemacht, wegen der Feindseligkeiten mit den India-
nern und Mormonen. Dis Dokumente über die Indianer, ihre gegen-
wärtigen Sitze und jüngste Geschichte, sind besonders umfangreich, ale
umfasson 407 Seiten. Die Zahl aller Indianer innerhalb der Grenzen
der Vereinigten Staaten wird nach der genaussten Schätzung auf 325,000
angegeben; besenders von den Üherokees, Choctaws, Uhikasaws und
Crorks in dem Territorium westlich von Arkansas werden die schaellen
Fortschritte in der Civilisation und dem Seli-goverament gerühmt; in
geringerem Grad kaun Ähnliches von den Indianern am westlichen Ufar
des Missouri und in Kansas gesagt werden. Feste Niederlassungen
wurden versucht mit den Stämmen in Kalifornien, Utah, Texas und Neu-
Mexiko, nahezu drei Viertheile aber der oben angegebenen Zahl be-
harren im Innern des fernen Westens und in den Territarien von Oregon
und Washington bei ihrem alten unsteten Jagd- und Kriegsteben. Ausser
in den Staaten Wisconsin und Michigan wolinen noch östlich vom Mis-
sissippi, besonders in ‚den Staaten New York und Florida, einzelne
Stämme, indem os noch nicht gelungen ist, die Seminolen des letzteren
zum Abzug zu bewegen. Noch heben wir aus den Angaben des Sekre-
tärs des Innern hervor, dass sämmtliche vom vorhergehenden Kongress
beschlossene Hcerstrassen westlich vom Mississippi kräftig in Angriff
genommen waren, nämlich 1} von Fort Keamey, Nebraska, über den
South Pass nach der Ostgrenze von Kalifornien in die Nähe von Honey
Lake; 2) von El Paso am Rio tirande nach Fort Yanın an der Mün-
dung des Gila; 3} vom Platte-Fluss über die Reserrs der Omalıa und
Dacotah Citr nach dem Running. Water River; endlich 4) eine schon
früher bewilligte Strasse von Fort Ridgelr, Minnssots, nach dem South
Pass. — Der Bericht des Kriegssekretärs erwähnt von hierher gehö-
renden Gegenständen zuerst dor Eisenbahn nach dem Stillen Oesan.
Die Kosultate sümmtlicher bisher von dem Kriegs-Ministerium angeord-
neten Untersuchungs- Expeditionen wurden in scht grossen Bänden
zusammengestellt {s. Nr, 11. dieses Literaturberichts); über die zu
wählende Route herrscht keine Melnungsverschiedenheit mehr, indem
die von Ei Paso nach dem Colerado fir die gesignetste angesehen wird.
Die Steigungen sind hier om geringsten, das Klima um mildesten , die
zurückrulegende Strecke durch die Wästenregion am kürzesten, Wasser
in hinreichender Menge vorhanden vw. s. w, Von neuen Erforschungs-
und Vermessungsexpeditionen werden zwei erwähnt: die eins wurde
nach dem Nordwesten jenseits der Gewässer des obern Missouri nuch
den Biack Hills, die andere zur Friorschung des Colorado of the Wost
ausgesendet. Die erstere unter dem Kommando des Lient. G. K.
Warren, vom Topographischen Ingenieur-Korps, sollte die beste militä-
rieehe Kommnnikationsroute feststellen vom Missouri nach Fort Laramie
ud dem Südpuss, als Fortsetzung der Strasse von Fort Snelling am
Zusammenfluss des Minnesota und Mississippi nach der Mündung des
Grossen Sioux, ferner die Black Hills is der Gegend der Quellen des
Shyenne und Little Missouri erforschen und den Niobrara oder Rapid
Rirer prüfen und ob sich Kings desselben eine Strasse zwischen Fort
Randall und Fort Laramie anlegen liesse. Diese Aufgaben waren er-
folgreich gelöst worden und die Expedition war am 16. Nov. 1857
nach Sionx City zurückgekehrt, Die Kıpedition nach dem Colorado
stand unter dem Befehl von Lieut, I, C. Ivres, rom Topagruphischen
- Ingenieur - Korps, und hatte die Erforschung der Schiffbarkeit dieses
Flusses für Dampfer sum Zweck, indem man hoffte, auf diesor Wasser-
strasse sich dem Urossen Sals-See auf 300 Engl. Meilen nähern sum
können. — Kapitän J. Pepe von demselben Korps fuhr mit den Bohr-
erbeiten zur Anlegung Artssischer Brunnen in Texas und Neu-Mexiko
fort (s. „Gergr. Mitth.” 1857, 5. 226) und es war Hoffnung vorhan- ,
den, die nothwendige (Anantität Wasser zu erhalten. Von besonderem
Gewicht und Interesse ist der Bericht über die Thätigkeit des ge-
sammten Topographischen Ingenieur-Korps ron dem Oberst desselben,
J. 3, Abert, nebst den zahlreichen beigelegten Spezialberichten (88.
2843—534 der Botschaft), Der beschränkte Raum hindert uns leider,
in die Einzelnheiten einzugehen, und wir führen desshalb im Allgemeinen
nur an, dass die Arbeiten ausser den schon oben erwähnten Expeditionen
sich erstreekten auf die Aufnahme der nördlichen und nordwestlichen
Seo'n, die Korrektionen der westlichen Ströme, wohin auch die Vertie-
fung der Wanserstrassen zwischen jenen Seo'n, die sngenannten St. Mary
und St. Ülsir Rivers, zu rechnen wären, so wie eine genane Untersu-
chung der Mississippi-Mündungen und die Triangulation seines Delta;
ferner auf die Errichtung von Leuchtthärmen an der Küste des Stillen
Meeres, dem Golf von Mexiko, den Florida Beefs u. a. O., die Unter-
suchung der Landenge von Darien wegen Anlogung eines Schiffskanals
und eidlich auf die Herstellung von 15 verschiedenen Militärstraussen
in den nordwestlichen Territorien und die hiermit verbundenen Explo-
rationen des Landes. Unter den hierher gehörenden Spezialberichten
zeichnet sich der des Lieut. Bryan und seiner Assistenten aus durch
die ausführliche Darstellung der topozraphischen und geologischen
{paläontologischen) Resultate, die auf einer Expedition von Port
Riley (Kansas) nach Bridger’s Pass (Utah) gewonnen wurden. — Aus
dem Bericht des Marins-Sekretärs geht hervor, dass das betreffende
Jahr vergleichungsweise arn an wissenschaftlichen Unternehmungen war,
die von dem unter demselben stehenden Dienstzweig ausgingen, Es ist
in dieser Hinsicht nur die Expedition zur Aufnahme der Flüsse Atrato
und Truando (lsthmus von Darien) zu nennen, die am 16, Okt. 1857
dabin abging. Ein eigens zur Exploration des Parana und der Zuflüsse
des Paraguay koustruirter Dampfer war seiner Vollendung nahe. Com-
mander Page zeigte die Beendigung des Drucks von vier Kartenblättern
an, welche sich auf seine früheren Untersuchungen im La Plata- Gebiet
bosogen: auch die Verüffentlichungen der von Commander Rodgers im
nördlichen Stillen Ocean und der ikchring-Strassse vorgenommenen Un-
tersuchungen gingen vorwärts, so dass ein Theil der Karten im Stich
begriffen war. Unter den Beilagen verdient nur die des Direktors des
Nautieal Almanec and American Ephemeris, J. Winlock (Cambridge,
Mass.), Erwähnung, über das Fortschreiten dieses Workes und andere
unter seiner Aufsicht ausgeführten astronomischen Arbeiten. — Der
Bericht des General-Postmeisters schliesst die Prüsidentenbatschaft mit
vielen interessunten statistischen Angaben. Die Postämter wurden um
1021 vermehrt und betragen im Juni 1857 zusammen 26,586, Es
waren 7388 verschiedene Postrouten im Gang mit einer Gesammiläinge
von 242,601 Engl, Meilen, darunter die Länge der benutzten Eisen-
bahnen 22,530 M., der Dampferrouten 15,245 M., von Postkutschen
befahren 40,329 M. ve w. —
10, In unseren Besprechungen früherer Jahrgänge der Berichte über
die Nord- Amerikanische Klistenrermessung ist über den Umfang der
Arbeiten und die Einrichtung der Berichte selbst ansführlicher gespro-
chen worden (s. „Geogr. Mittk.' 1857, 88. 278 und 542). Mit Hin-
weis auf die dort gemachten Angaben über den Stand der Vermessung
im Jahre 1855 möge daher hier nor bemerkt werden, das am 1. No-
vernber 1858 die Triangulation 36,592 und die topographischen Auf-
nahmen 12,396 Engl. Quadrat-Meilen umfaasten, dass die Länge der to-
pograpbisch vermessenen Küsten 18,871 Engl. Meilen betrug, die Ro-
kogssseirungen sich aber über 45,886 Engl. Quadrat-Meilen erstreckten.
Basislinien waren 44 gemessen mit einer Gesammtlänge von 134] Engl,
Meilon; magnetische Stationen waren au 154 Punkten, Stationen zur
Messung der Fluth an 613 Punkten eingerichtet; die Zahl der Sondi-
rungen hatto sich auf 3,943,237 erhäbt, von denen 1852 anf solche
kommen, welche im Golfstrom zur Ermittelung der Temperaturen in
verschiedenen Tiefen angestellt wurden. Karten waren im Ganzen 2358
angefertigt worden. An der Ost- und Südktiste ist die Vermessung
bereits über die Hälfte vollondet und Prof. Bache stellt die Beendigung
der simmtlichen Aufnshmen , mit Ausschluss der Westkfiste, in zehn
bis zwälf Jahren in Aussicht. — Unter den Dokumenten, welche dem
Bericht als Appendices beigegeben sind, finden sich neben vielen meist
auf lokale Beobachtungen beräglichen kurzen Briefen und Berichten
auch mehrere von allgemeinerem Interesse, wie namentlich: Finthtabellen
für die Haupthäfen der Vureinigten Stauten von A. D. Barhe; eine Ta-
belle der Wussortiefen in den Eingängen zu einer Anzahl Häfen,
Flüssen und Ankerplätsen; eine Liste der publieirten und in Ausfüh-
rung bogriffenen Karten; Berichte ron Dr. B. A. Gould und G. W,
Dean über die bei der Küstenvermessung angewendeten Längenbestim-
nungen mittelst elektrischer Telegraphen; G. P. Bond’s Bericht über
dia Bosultate der Chronoteter-Erpedition im Jahre 1855 zur Bestim-
mung des Längenuntersehiedes zwischen Cumbridge in Massachusetts
und Liverpool in England; eine längere Abhandlung ron A. D. Backs
und J. E. Hilgard über die magnetischen Beobachtungen in den Verei-
nigten Stauten mit Angabe der Resultate in Tabellenform; ein Versuch
von Chr. A, Schott, die sckuläre Veränderung der magnetischen Dekli-
nstion an der Westkiste zu bestimmen, mit Aufführung dor DBesbach-
tungen von 1819 bis auf die neueste Zeit; eins Diskussion der seku-
lären Variation der magnetischen Inklination in dem nordwestlichen
Staaten und an der Westküste von demsulben; mehrere Abhandlungen
von Bache über die Fluthlinien und über die Winde an der Küste des
Mexikanischen Golfs; ein kurzer, aber werthveller Artikel von H. A.
Goldsborongh über das Washington - Territorium und seine Produkte;
die Anzeige zweier Werke von Dr. J. G. Kohl, die, äbnlich seinem
früheren über die Westküste, die Entdeckungs- und Vermesungs-
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geschichte der Atlantischen und der Südkiiste der Vereinigten Btanten
behandeln. — Ausser den Übersichtskarten der eif Sektionen, in welche
die Küsten der Vereinigten Staaten zum Behuf der Vermessung getheilt
werden, sind die den Bericht begleitenden Kartenblätter hauptsächlich
folgende: Die Küste von Massachusetts mit den Nantucket Shosls und
der Buzzard-Bai (1:200.000); Speziaikarte der Monomoy Shonls an
der Küste von Massachusetts (1:40.0001; der Hudson zwischen Albany
und New Baltimore mit den Veränderungen des Fiussbettes seit 1852
(1:20,000); der Patapseo Riror bei Baltimore mit den angrenzenden
Theilen der Chesupeake-Bat (1 :60.000); der Rappahannock Rirer in
Virginien von Frederieksburg bis Oceupation Creek, in4 Bl. (1:20,000);
der untere Theil des Cape Fear River in Nord-Carolins von Federal
Point bis Wilmington (1: 20.000); der Hafen von Charleston (1: 30,000);
die Mündung des North Edisto Rirer in Süd-Uarolien (1:50.000);
Skizze der Küste von Säd-Carolina (1:200.000); St. Simeon's Sund und
Hafen von Brunswick ie Georgia (1:40.000); St. Mary's Bar und
Fernandinw-Hafen in Florida (1:20,000); St, John's River in Florida
von der Mlndung bis Jucksonville, in 2 BL (1:25.000); die Wacen-
snssa-Bai in Florida (1:80.000); die Mündung des St, Mark’s River in
Florida (1:30,000); die Küste von Alabama und Mississippi von der
Möbile-Ba} bis Cat Island (1 :200.000); Skizze des Golfs von Mexiko mit
den Linien, auf denen Sondirungen ausgeführt wurden, und mit Profilen
des Meeresbodens (1:2.400,000); die Galvestom-Bai und die zunächst
anstossenden Küstenstrecken von Toxas (1:200,000); Galveston mit
dom Eingang zur Bat (1:40.000); die Corter-Bank an der Kaliforni-
schen Küste, San Diego gegenüber (1:80.000); die Bucht am Südost-
ende der San Ulemente-Insel an der Küste von Kalifornien (1:20.000) ;
die Insel Anncapa und das Ostende der Santa Urus-Insel, Kalifornien
(1:80,000); der Eingang zur San Franeisen-Bai (1;50.000); die San
Pablo-Bai in Kalifornien (1:50.000); die Shoalwater-Bai, Washington
(1:80.000); False Dungeness- und New Dungeness-Hafen an der Nord-
küste von Washington (1:30.000 umd 1:40,000); Port Ludlow in
Washington (1: 20.000); Port Gamble ebenda (1:20.000); der Hafen
ron Olympia am Puget Sound (1:20,000); der Hafen von Steilacoom
daselbst (1:30,000) ; die Bellingham-Bai (1 : 40.000); Blakely Harbor
in Admiralty-Inlet (1:10.000); «zwei kleine Karten der Vereinigten
Staaten {1 : 20.000.000) mit den Linien gleicher magnetischer Dekli-
antion, Inklination und horizontaler Intensität. Alle diese Blätter sind
indess nur Skixzen oder vorläufige Karten, auf lithographischem Woge
hergestellt, während die eigentlichen endgültigen Küstenkarten in Kupfer
gestochen und in den Handel gegehen werden. Die letzteren sind
ausserhalb Amerika wenig verbreitet; dürfen wiraber nach den wenigen
Proben urtheilen, die uns zu Gesicht gekommen sind, so stehen sie
hinsichtlich der geschmackvollen, trefflichen Ausführung keinen anderen
Seekarten nach. Sie serfallen in drei Klassen: spezielle Klüstenkarten
in 1:80.000, welche den Strand und das Innere bis sur nächsten
Hauptstrasse und die Boschaffenheit des Meores bis etwa 14 Engl
Meilen von der Küste darstellen; allgemeine Küstenkarten in 1:400,000
mit der nicht so detaillirt gehaltenen Küstenlinie und den Sondirungen
bis zur Tiefe von wenigstens 120 Faden; Karten von Häfen, Eheden
und dergleichen in verschiedenen Masssstähen von 1:5000 bis 1:80,000,
mit allom topogrsphischen und hydrographischen Dotsil. —
11, 44. Von dem Werke, welches uns die Ergebnisse jener gross
artigen, Über die gunze Westhälfte der Vereinigten Staaten sich aus-
dehnenden Forschungen und Aufnahmen verführt, die auf Kosten der
Regierung zur Ermittellung einer praktikablen Eisenbahnroute von
dem Mississippi nach dem Grossen Ocean angestellt wurden, sind jetat
acht starke Quartbände vollendet. Dieses Werk, aus dem Zusammen-
wirken 0 vieler ausgezeichneter Offiziere und Gelehrten unter der Ober-
leitung des Kapitin A. A. Humphreya hervorgegangen, gehört zu den
bedeutendsten, welche die geographische Literatur unserer Zeit aufzu-
weisen hat, und wird auf lauge Jahre hinaus als Hauptgrundlage für
alle geographischen Arbeiten über den Westen der Vereinigten Staaten
gelten. Die fünf Routen mit ihren zahlreichen Nobenzweigen haben
die Natur jener weiten Landesstrecken aufgedeckt und wenn auch
zwischen ihnen noch grosse Lücken auszufüllen bleiben, so werden
doch kaum mehr Entdeckungen von ullgemeinerer Bedeutung zu erwar-
ten sein. Es gereicht den Vereinigten Staaten zum grössten Ruhme,
diese Riesenarbeit in so wenigen Jahren durchgeführt zu haben, und
nicht weniger ist ihnen die wissenschaftliche Weit dafür verpflichtet,
dass sie keine Kosten gescheut haben, um die Ergebnisse in so roll-
ständiger und würdiger Weise zu publieiren; auch möge hier abermals
auf die Liberalität der Regierung zu Washington lobend hingewiesen
werden, durch welche fast einem Jeden Gelegenheit gegeben ist, die
Berichte zu Rathe zu ziehen. Das Work ist in jeder Hinsicht ein
- Literatur.
Praehtwerk: Drucker, Zeichner, Lithographen und Kupferstecher haben
gewetteifert, Olinzendes su leisten. Eine grosse Menge sehr schöner
Chromslithographien, meist landschaftliche Ansichten, schmücken die
allgemeineren Berichte über die einzelnen Routen, noch zahlreichere
paläontologische, botanisehe und zoologische Abbildungen, geologische
Profile und Karten illustriren die Bearbeitungen dieser einzelnen wis
senschaftlichen Zweige und die Routsnkarten, von denen uns indess
nur einige vorläufige Abzüge zugekommen sind, gehören in Rücksicht
auf den Stich zu den schönsten, welche je in Amerika hergestellt wur-
den. Der bereits 1855 ausgegebene erste Baud enthielt bekanntlich
ausser dem allgemeinen Rösum« nur den Bericht des Gouverneur Sie-
vens liber seine Erforschung der nördlichsten Route; Jer Inhalt der
folgenden Bände ist kurz folgender :
Vol. 11. 1) Lieut. E. G. Beckwith’s Boricht über die Haute, die
unter Kapitän Gunnison von der Mündung des Kansas River längs des
38, und 39. Parallels nach dem Sevier Lake in Utah aufgenommen
wurde (13 Chromalithographien), mit Berechnung der Barometerbeob-
schtungen von Dr. Engelmann und der Entfernungen und Positionen
von Shepparl Homans. 2) Lieut. E. G. Beckwith’s Bericht über die
Erforschung der Route in der Nühe des 41, Parallels, zwischen der
Grossen Salasee-Stadt und dem Saeramento-Thal in Kalifornien, eben-
falls mit Tabellen tiber die meteorologischun Beobachtungen, Distancen,
Höhen und Positionen von Dr, Engelmann und Sheppard Homans ;
ausserlem mit einem geologischen Berieht über die Routen längs des
38. und 41. Parallels von Dr. James Schiel {4 Tafeln Abbildungen
von Fossilien) und einer systematischen, von 30 Tafeln Abbildungen
begleiteten Aufzählung der Pflanzen, welehe auf diesen beiden Routen
von F. Creutzfeldt und J. A, Snyder gesammelt wurden. 3) Fred. W.
Lander’s Bericht über seine Rekognoseirung einer Eisenbahnroute vom
Puget Sound tiber den Südpass nach dem Mississippi. 4) Kupitän John
Pope’s Bericht über seine Erforschung der Route nächst dem 32. Parsllel
vom Red River zum Rio Grande, mit den Analysen der Bodenarten und
Mineralwässer von Ins. Ü, Booth, einer metoorologischen Tabelle, der
Berechnung der astronomischen Positionen, Hähen und Entfernungen,
der Bearbeitung der botanischen Sammlungen durch John Torrer und
Asa Gray (10 Tafeln Abbildungen) und einep Abhandlung über die Oro-
graphis und Geologie der Route von William P. Blake (eins geologische
Karte in 1:3.000.000 und eine Tafel mit geologischen Proälen). 5) Lieut.
John G. Purke’s Bericht über die Erforschung des Theils einer Eisen-
bakhronte längs des 32. Parallels, der zwischen Dons Ana am Ris
Grands und den Pimas-Dörfern am Gila gelogen ist. 6) Ein Auszug
aus Lient,-Colonel W. H. Emory's Bericht über seine militärische Be-
kognoseirung (iB46 und 1847) zwischen den Pimas-Dörfern und Fort
Yuma.
Vol. IL, Lieust, (jetet Kapitän) A, W. Whippie's und Lient. J. C.
Ives' Berieht über die Route längs des 55, Parallels (12 Abbildungen
in Chromolithograpbie, viele Holzschnitte, 8 Tafeln graphischer Dar-
stellungen der beobachteten Barometerschwankungen), mit einer Abhand-
lung über die Indianer-Stämme von Whipple, Thomas Ewbank und
Prof. Wm. W. Turner (eingedruckte Kartenskizsen, zahlreiche Holz-
schnitte, 8 Chromolithographien, Vokabularien; und geologischen Be-
riehten von W. P. Blake und Jules Marcou (Holzschnitte, 1 Chromo-
lithographie, 8 Tafeln mit Abbildungen von Fossilien, cin geologisches
Profil der ganzen Route, eine geologische Karte derselben und eine
Tafel mit einer Reihe spesiellerer Profile).
Vol. IV. Fortsetzung von Lieut. -Whipple’s Bericht, Bearbeitung
der botanischen Sammlungen von Dr. I. M, Bigelow, Dr. G. Engelmann,
John Torreg und W. 8. Sullivant (botanisches Profil zwischen Fort
Smith und San Pedro mit Angabe der angetroffenen Waldbäume, 24 Ta-
feln Abbildungen von Uaeteen, 25 Tafeln Abbildungen anderer Phane-
' , rogamen, 10 Tafeln Abbildungen von Krrptogamen) und Tabellen über
die astronomischen Beobmehtungen, Entfernungen, Höhen, magnetischen,
barometrisches und klimatologischen Beolmehtungen.
Vol, VW. Lieut, R. S. Williamson’s Bericht über seine Aufnahmen
in Kalifornien zur Verbindung der Routen lüngs des 35. und 32. Pa-
rallels (12 Chromolithographien und Holsschnitte), mit einem geölogischen
Bericht von W. P. Blake (zahlreiche Holsschnitte, 14 Chromolitbogra-
pbien, eine geologische Karte der Umgegend von San Franeiseo in
1:150.000, eine Tafel geologischer Durchsehnitte, eine geolagische
Karto des Tejon-Passes und der Canada de las Uras nebst Umgegend
einschliesslich des Ban Franeisquito- und Williamson-Passes in 1: 600,000,
eine geologische Karte des Landes zwischen San Diego und dem Colo-
rado in Kalifornien in 1:608.228, ein geologisches Profil der Küsten-
gebirge und Sierra nerada ron San Francisco bis zum Walker’s River
im Üirossen Bassin, ein geologisches Profil der Sierra nerada beim
Literatur.
Tejon-Pass, cin geologlsches Profil längs des Tejon Ravine von dem
Tulare-Thal zur Taheeehaypah - Prairie, ein geologisches Profil der
Sierrn novada bei der Cainda de las Uvas, ein geologisches Profil der
Bernardino-Siorra von dem Grossen Bassin bis San Pedro, ein geologi-
sches Profil vom Colorado River zum Grossen Ocean, geologische Profile
des Bernardino-Passos und der Colorado-Wüste, eine geologische Karte
von Kalifornien zwischen San Franeisch und dem Golf von Kalifornien
in 1:2.400,000) und mehreren Appendiees, nämlich: n) Prof. Louis
Agussiz über lie fossilen Fische ınit I Tafel Abbildungen, b) T. A.
Conrad über die fossilen Muscheln mit 8 Tafeln Abbildungen, e) Dr.
A, A. Gould, Lists der lebenden Muscheln und Beschreibung der neuen
Species mit ı Tafel Abbildungen, d) Prof. C. Schuelfer über die Struk-
tur des fossilen Holzes aus der Uslorndo-Wüste mit 1 Tafel, ©) Dr,
3. D. Easter’s chemische Untersuchung der Bodenarten, f) John Tor-
rey's Beschreibung der von Blake gesammelten Pllanzen mit 10 Tafeln,
g) E. Dursand und Dr. T. C, Hilgerd, Bearbeitung der botanischen
Samımlangen der Wiliiamson'schen: Expedition mit 18 Tafeln, b) Tabel-
lem der Entfernungen und Höhen.
Vol, VL, Lient, Henry L. Abbot’s Bericht über die Route vom
Sacramento-Thal nach dem Columbia River unter der Leitung des Lieut,
B. 5. Williamson (12 Chromolithographien) mit einem geologischen
Bericht von Dr. J. 5. Newberry (viele Holzschmitte, 1 Chromolitho-
graphie); einer Beschreibung der tertiären Fossilien von T, A. Conrad
mit 4 Tafeln Abbildungen; Prof. E. N. Horsford’s Analysen der Was-
sor und Mineralien von den heissen Quellen im Des Chuts-Thal; einem
botanischen Bericht, bearbeitet von Dr. J. S. Newberry, Asa Gray,
John Torres, W. 8. Sullirent und Kiward Tuckerman (10 Uhromo-
lithographien, 6 Tafeln Abbildungen und zahlreiche Holzschnitte); einem
zoologischen Bericht, bearbeitet von Dr. Charles Girard, Dr. J. 8.
Newberry, W. G. Binüey und 8. F, Baird (15 Tufeln Abbildungen) und
einem Anhang, weleher die astronomischen und meteorologischen Beob-
achtungen und Höhenmessungen enthält,
Vol, Vtl, 1) Lient. John (Gi, Parke’s Bericht über seine Aufnahmen
und Untersuchungen von San Franeiseo bis Los Angeles, westlich von
dem Küstengebirge, und von den Pimas-Dörfern am Gils zum Rio
Grande längs des 32. Parallels (8 Chromalitliographien), mit einem geo-
logischen Bericht von Dr. Thomas Antisell (10 Tafeln Abbildungen
von Fossilien, 14 Tufeln gounlogischer Profile, eine geologische Karte des
Küstengebirges von Kaliforplen zwischen San Franciseo und Los Ange
les im 1:1.526.640 und eine geologische Karte und Profil vom Kio
Grande nach den Pimas-Dörfern in 1:1.200.000), einem botanischen
Bericht ron Dr. John Torrey (3 Tafeln Abbildangen) und mehreren
Anhängen: a) A. H. Campball’s Bemerkungen über die meteorologischen
und barometrischen Beobachtungen mit ji Tafeln graphischer Darstel-
lungen, b) Charles H. Pool’s Bericht über seine Route von San Diego
nach Fort Yuma über den San Diego River, Warner's Pass und San
Felipe Cafon, c) Tabellen der astronomischen und meteorologischen
Beobachtungen, 2) Nachträgliche Dokumente zu dem allgemeinen B&-
sumö des ersten Bandes mit einer berichtigten und vervollständigten
Tabelle zur Übersicht der einzelnen Routen (s, „Geogr. Mitth.' 1856,
8. 77) von Kapitän A. A. Humphreys.
Vol. Vill. Allgemeiuer zoologischer Bericht über die verschiedenen
Routen. Erste Abtkeilung: Die Säugethiere, bearbeitet von Sponcer
F. Baird ($0 Tafein Abbildungen und einige Halzschnitte). Die noch
fehlenden Bände werden die übrigen Abtheilungen dieses sonlogischen
Borichtes enthalten. —
12. Der Zweck, welchen Prof. Guyot bei der im Jahre 1851 erschie-
nenen ersten Ausgabe der müherallen Zusammenstellung seiner meteoro-
logischen und physischen Tafeln verfolgte, war der, dem Motoorelogen
und physischen Geographen die grosse Masse mechanischer Arbeit zu
erleichtern, die durch die Reduktion der Beobachtungen und die aus-
gedchnten Vergleichungen veranlasst wird, die für die Meteorologie
eben so unerlässlich uls Zeit-raubend sind. Diese Schwierigkeiten werden
ferner rermehrt durch die Verschiedenheit der thermometrischen und
barometrischen Skalen, welche immer uoch sum grossen Nachtheil der
Wissenschaft im Gebrauch sind, In den zusammengestellten Tafeln
sollte nun dam Beobachter ein Hülfsmittel geboten sein, vermittelst
dessen die Kalkulationen und Interpolationen unnäthig und Zeit und
Arbeitskraft gespart würden. Diese Anfangs auf das Nothwendigste
beschränkten Hüldstafeln liegen jetzt in «weiter, um «das Dreifache des
früheren Inhalts vermehrter, Auflage vor, so duss nicht mehr bloss das
tägliehe Bedürfniss zur Ausarbeitung der Beobachtungsresultate berück-
sichtigt wofden ist, sondern Jeder aus dem mannigfaltigen, nach Yer-
schiedenen Elementen und verschiedenen Methoden berechneten und den
verschivdensten Maassen angepassten, Tafeln diejenigen herauswählen
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kann, die seinen Zwecken am besten entsprechen. Den einzelnen Ab-
theilungen sind allgemein fassliche Erläuterungen hinzugefügt, #0 dass
Jedermann, nicht bloss der Fachgelehrte, die Tabellen verstehen und
gebrauchen kann. Sie sind nach folgenden Abtheilungen geordnet:
Thermometrische, hygrometrische, barometrische und hypsomstrische Ta-
feln, Meteorologische Korrektionen und endlich Tafeln versehiedenen Inhalts,
Das verdienstvolle und nützliche Werk füllt einen starken Oktavband, —
13. Der vierte Muteorologische Report von Prof. James P. Espr,
der wie die vorhergehenden nach einem Senatshrschluss auf Begierungs-
kosten gedruckt worden ist, umfasst 234 Quartseiten Text und TU Kar-
ten und Tafeln, Der orsters enthält ausser einer Anzahl Noten in
220 Nummern kürzere oder längere Besprechungen oben #0 vieler The-
muats nus der Muteorologie und ihre Anwendung auf die Schifffahrte-
kunde. Die Karten enthalten zunächst auf 55 Skeletkarten der Verei-
nigten Stanten eine graphische Darstellung des Wetters (Wind, Regen,
Minimum und Maximum des Barometerstands) an eben so riel Tagen,
nämlich in 1851 für 2 im Januar, 6 im lebruar, 8 im März, 7 im
April, 5 im Juni, 2 im Juli, 3 im September und in 1552 für 4 im
Januar, & im Februar, 6 im März, 6 im April, 1 im Mai und 2 im
Juni. Die Tafeln sind 12 Kurrentafeln, um vergleichungswrise die
Schwankungen des Barometers an verschiedenen Orten der Versinigten
Staaten für das dritte und vierte Quartal 184%, für 1850 und 1851
und das erste und zweite Quartal des Jahres 1852 zu zeigen, Das
Verzeichniss derjenigen Personen und militärischen Stationen, aus deren
Beiträgen Herr Espy sein Material zusammengestellt hat, füllt beinahe
sechs (Quartseiten, ziemlich eng in zwei Spalten gedruckt. —
14. Der erste Juhresberieht der Handelskammer zu Evansville, einer
der ersten Handelsstädte ron Indiana, entbält ausser statistischen Nach-
weisen über den dortigen Handel, die Manufakturen, Banken, Versiche-
rungsgesellschaften u. ». w. eins kurze Geschichte und Beschreibung
der Stadt, so dass der Bericht gleichsum zu «einer Monographie ron
Eransrille wird. Vor Allem lenkt der Bericht die Aufmerksamkeit auf
die günstige geographische Lage der Stadt, die ohne Zweifel ein er
freuliches Wachsthum derselben bedingen muss. Ste liegt am Ohio, un-
gefähr in der Mitte zwischen dessen Mändung und den Fällen, 200 Engl.
Meilen von beiden entfernt, und zwar an der Ausmündung des grossen
Kanal-Systems , welches den Erie-Sce mit dem Obio und Wahash ver-
bindet, Der Boden ist ausserordentlich frychtbar, Kohlen und Eisen
finden sich in Überfluss in der ganzen Umgegend; der White River,
welcher ® Engl. Meilen oberhalb der Stadt in den Obio mändet, ver-
bindet diese mit einer der schönsten Gegenden von Kentucky, die
Evansville-Crawfordsville-Eisenbahn sichert ihr eine rasche Kommuni-
kstiom mit allen Gegenden und der Kanal selbst bringt der Stadt einen
nicht unbedeutenden Handel; er eröffnet den Produkten des Südens
den Weg nach den See'n im Norden: der Zucker Louisiana’s, die
Baumwolle von Mississippi, Tennessee und Alabama, der Tabak von
Kentucky können mit Vortheil auf diesem Kana] nach den Sergegrnden
geschafft werden. 50 ist denn auch die Bevölkerung in den letzten
zehn Jahren von 5OU0 auf 13,000 Seelen gewachsen und man kann
Eransville eine grosse Zukunft nicht absprechen. Die Höhe des Ohio-
Fiusses bei Eranswille beträgt 320 Engl. Fuss über dem Meere. -
15. Das Buch von J. de Cordora über Texas ist ein olıne alle
Ordnung susammengewärfeltes Allerlei und im Ganzen wohl eigentlich
tiehts als eine beinahe 400 Oktavseiten umfassende Geschäft«-Reclame
des Verfassers, der in der Stadt Austin öffentlicher Notar, Lanidagent,
Kommissionär für Alles, Verfasser „der neuesten und besten Karte”
von Texas u. #, w. u. s. w. ist, Die zweite Hälfte dos Buchs füllen
vorzugsweise biographische Notizen über die hersorragendsten Männer,
die Toxas bis jetzt hervorgebracht hat, und eine kurze Beschreibung
der einzelnen Connties. Von dem bunten Inhalt der ersten Hälfte ist
os jedoch unmöglich mit wenigen Warten eine Übersicht zu geben,
dennoch lassen sich manche für die Geographie von Texas nicht un-
wiehtige Angaben heranslesen, x. B. ein Verzeichnias der astronomi-
schen Positionen der wichtigsten Punkte des Stasts, ein anderes über
die Höhe verschiedener Lokalitäten, eine reichhaltige Zusammenstellung
der Namen der Gewässer des Landes und wohis sie münden, meteorm-
logische Tabellen, die Positionen der verschiedenen Forts, ein kurzer
Abriss der Vermessungstour Behufs Anlage einer durch Toxas zu füh-
renden Eisenbahn nach dem Stillen Ocean, welche von A, B. (rar im
Jahre 1854 unternommen wurde, u. s. w.' Im Übrigen gleicht dieser
Theil-des Buchs dem allgemein nützlichen Auhang, den mun einem für
Landleute berechneten Kalender zu geben pflegt. —
16. Emmanuel Domenech begab sich 1846 nach St. Louis, um sich
dort zum katholischen Missionär rorgubereiten; 1848 wurde er in den
westlichen Theil von Texas gesandt, um die geistliche Obhut der dar-
576
tigen Katholiken zu übernehmen, Sein Wohnsitz wurde Üastrorille,
doch führten ihn seine Bernfsgeschäfte vielfach in die benachbarten
Counties (San Antonio, Fredericksburg, Linno, Dhanis, Fart Inge).
1850 naclıı Europa zurückgekehrt ging er im folgenden Jahre wiederum
nsch Amerika und wurds in gleicher Bigenachaft wie das erste Mal
nach dem südlichen Texas geschickt, wo er in Beauwnsrille am Rio
Grande wohnte and die Texanischen und Merikanischen Ulerlandschaften
vielfach darchreiste, bis seine Gesundheit ihn zwang, 1852 nach Frank»
reich zurückzukehren. Eigentlich geographisches Material ist in dem
Buche wenig oder gar nicht zu finden, doch sind seine Mittheilungen,
wenn auch hanpteächlich rom Standpunkt des katholischen Geistlichen
und Misstonlrs aufgefasst, als Beitrag zur Sitten- und Kulturgeschichte
von Amerika im Allgemeinen und Texns im Besondern nicht ohne In-
teresße. Im ersten Theil bestrebt sich der Verfassor noch, vorzugsweise
das I,chen, die physischen und moralischen Leiden des geistlichen Mis-
sionärs zu schildern. Eine Skizze von Texas zur Erlüutorung der Reise-
routen ist dem Buche beigegeben, —
17. St. Augustine, die Hauptstadt von St. John's County, Florida,
ist bekanntlich die ülteste Stadt innerhalb der Ürensen der Vereinigten
Staaten (gegründet 1565), wesshalb sich an diesen sonst unbedeutenden
Ort ein besonderes Interesse knüpft. Die Stadt hat auch seit der An-
pexation Florida’s an die Verein, St. ihren slterthümlichen Charakter in
hohem Grade bewahrt, dagegen ein neues Interesse dadurch gewonnen,
dass sie für «len gesundrsten Ort der Union gilt and alu Aufenthaltsort
für Kranke wichtig au werden beginnt. In der vorliegenden histeri-
schen Skiszo der Stadt und des sie zunächst umgebenden Gebieta wer-
den unter Anderm in Bezug auf das Klima auch die niedrigsten Baro-
meterstände, so weit die Geschichte dieselben aufbewahrt bat, erwälnt,
Der Vorfanser bemüht sich ferner, die frühere Geographie dieses Theilos
von Florida — zwischen dem 31° u. 28° N. Br. — festzustellen, zu wel-
chem Zweck den Illustrationen auch kartographische Skizzen Florida's
im Jahre 1565 und des Eingangs in den St. Jahn's Birer beigefügt
sind. —
18, 45. Als der um die Aufklärung der Geographie Üentral-Ameri-
ka’s rastlos bemühte und hochrerdiente E. 6. Squier als diplomatischer
Vortreter der Vereinigten Staaten im Jahre 1950 sich dart aufhielt,
sah er sich veranlasst, auch die Bai von Fonsera zu besuchen, Er
machte hier die Bemerkung, dass Theile dieser Bai in der Ausdehnung
von 10 Engl. Meilen von heftigen Nordwinden getroffen wurden zu
eben der Zeit, wo dies» an der Atlantischen Küste Ucntral-Ameriku's
herrschen. Er schloss deraus mit Itecht, dass die Kette der Kordille-
ren in londursas eine Unterbrechung erleiden müsste und dass hier
sich ein Terrain finden möchte günstig zur Anlegung einer interoceani-
schen Kisenbahn. Herr Sqnier orgunisirte daher im Jahre 19363 ein
Explorstiens-Korps, welches besonilers“ barometrische Hühenmessungen
in verschiedenen Linien durch Honduras und dessen nächste Nachbar-
schaft zog und das Land sonst wissenschaftlich untersuchte. Die hier-
durch gewonnenen Resultate sammelte und veröffentlichte Squier im
Jahre 1855 in seinen „Notes on Central America”. Die seit dieser
Zeit namentlich in Nicaragua Statt gefundenen allgemein bekinnten
Ereignisse leukten die öffentliche Aufmerksamkeit in grüsserer Ausdeh-
nung auf die Uentral- Amerikanischen Länder, von denen in jenen
„Notes” eigentlich nur San Salvador und Honduras näher berlicksich-
tigt waren. Um dieser gesteigerten Anforderung des Publikums zu
entspreehen,, unternahm Synier eine sorgfältige Revision jenes Werkes
und fügte die nüthigen Kapitel über Niearagun, Costa Rica, Guatemala,
Belize, die Bai-Insein und die Moskito - Küste hinzu, So entstand
unter obigem Titel das vorliegende Werk als eine nene Ausgabe der
„Notes” u. 3. w., die von nicht ganz 400 auf über 7UO Seiten ver-
mehrt wurden. Eben so wurde die Zahl der Illustrationen (Hols-
sehnitte und Lithographien) heileutend vermehrt, nämlich von 16 auf6s,
wodurch es in bedeutenderem Ürade ermöglicht worden ist, sich eine
klare Ideo der Scenerie und Architektar der betreffenden Länder zu
verschaffen. Die Zuhl der Karten ist in der nowen Bearbeitung nur
um Eine vermehrt, eins allgemeine Übersichtskarte ron Nord- und
Central-Amerika mit den verschiedenen für den interaceanischen Verkehr
zwischen New York und San Franeiseo vorgeschlagenen Routen, Die
übrigen sind dieselben geblieben, keine jedoch in ihrer früheren Ge
stait, mit Ausnahme der Profile von Hondurus und San Salrador. Die
Hauptkarte (Map of Honduras and San Salvador) hat eine eingehende
* Umarbeitung in den östlichen Theilen ron Honduras und Abünderungen
an anderen Stellen (See Yojns) erfahren. Die Buai von Fonsern war
in dem „Notes’” nnch der Aufnahme des Britischen Kapitän Sir Edw.
Belcher vom Jahre 1838 dargestellt, während in dem vorliegenden
Werk, wenigstens für den nördlichen Theil derselben, diejenigen zu
Literatur.
Grunde gelegt sind, die Lieut. W. N. Jeffers von der Amerikanischen
Marine im Jahre 1557 vorgenommen hat, Die Differenzen finden sich
hanptsächlich in der Zeichnung der nördlichen Ausläufer der Bai, der
Inien von San Lorenzo und Chiemuya, mebst den vorliegenden Inseln
Sacute grande, Tigre, Punta Sacate u. a, so wie in dem Tiefenangaben
des Wassers in der Nachbarschaft dererlben. Gunz neu ist die topogra-
phische Karte ron Port Caballos, dem nördlichen Terminns der propa-
nirten Eisenbahn, der auch seinen Namen in Port Cortez geändert hat.
Die neue, von der älteren gunx abweichende, Zeichnung ist nach den
Aufnahmen von J. C. Trautwine (1857); die frühere wer nach den Ver
messungen von Lieut. W. N. Jeflers (1853). —
19, 46, Unter dem Titel „Mission de Cayenne” m, ». w. ersehien
der erste Band eines grösseren Werkes, welcher die Missionsarboiten
der Jesuiten im Allgemeinen schildern wird („Voyages ot Tiraranx des
Missionaires de la Compagnie de Jesus publiös par des Püres de la
möime Compsgnie pour seryir de oomplöment aux Lettres edifiantes’’).
Die Einleitung, von einem Herrn F. de Mont’zon, schildert in kurzem
Ahriss die frühesten Kolonisation"- und Missionsrersuche der Fraueosen
in Guiena:; letztere wurden zuerst von den Kapusinern unternommen,
später aber ausschliesslich von den Jesuiten fortgesetzt, die pameutlich
seit der 1664 von Ludwig XIV. nach Goiana gesandten Expedition
dort festen Fuss fussten und bis zu ihrer Vertreibung aus Fraukreich,
etwa 100 Jahre »püter, mit grossem Eifer, aber geringem Erfolg das
Missionswerk betrieben, Erst seit im Anfeng dieses Jahrzehnts die
Tod-bringrmden Küsten und Flussufer der Kolonie mit den Gefangenen
der Franzäsischen Bagnos und zuhlreichen politischen Exilirten berül-
kert wurden, übernahmen die Patres Jesuiten wiederum nach eigenem
Erbieten die Seelsorge «daselbst und die zahlreichen Todesfälle in dem
Reihen ihrer Sendlinge geben ein rühmliches Zeugniss fir die aus-
dauernde Aufopferung, mit welcher sie der schweren, freiwillig Gber-
nommenen, Pflicht obliegen. Der vorliegende Band besteht aus folgenden
einzelnen Abtheilungen: 2) Relation des Missions des Pöres de la Uom-
pagnie de Jiaus dans les Iles et dans Is Turre ferme de l’Amdrique
meridionale, pur le P. Pelteprat de la Comp. de Jesus, Paris, 1655,
P. Pelleprat war der erste Jesuit, welcher im Jahre 1653 von dem
Antillen nach Guiana kam; seine Mittheilungen von einigem geogra-
phischen Interesse beziehen sich auf das Volk der Galibis and deren
Sprache, fiber welche er später (1655) eine Grammutik und ein Wür-
terbuch herausgab. 2) Ein bisher nngedruckter Brief des P. Jean
Girillet vom 14, Juni 1668, in welchem derselbe seine Schicksale wüh-
rend der Wegnalhme Cayenne’s durch die Engländer 1667 schildert.
Bedeutender, leider aher nur im Auszug mitgetheilt, ist 3) Voyage que
les PP. Jean Grillet et Francois Böchamel, de la Comp. de Jesus,
ont fait dans la Guyane en 1674. Die beiden Missiogäre drangen nur
in Begleitung eines Negers und einiger Indianer ron Cayenne aus in
södsüdwestlicher Richtung otwa 120 Lienes bis in das (Juellgebiet des
Camopi und Oyapock, die Wohnsitze der Acoquas, vor, Der von
J. Grillet verfasste, in otlinographischer Hinsicht interessante, Bericht
wurde 1682 in Paris gedruckt, Beachtenswerth ist ferner 4) Lettre du
P. Lumbard sur la Mission de Kourou, pröcöd6e et suivie de quelques
ditails sur les travaux des nutres Missionaires Jäsuites de la Guyane
jusqu’ü la rörolution frangeise, Der Brief Lombard's ist rom 13. Des.
1723 und enthlllt manche Beiträge zur Sittenschilderung der Indianer,
besomders der Galibis; er findet sich schon gedruckt in „Nourenu
voyage en Guinde et & Cayenne” von Uherslier des Marschais. Den
Schluss bilden 5) Lettres eerites de la Guyane frangaise par des mis-
sionaires de la Compde Jdans 4 des Pöres do in meme Compagnie en
Frunee, de 1852-1857. Wir erhalten durch diese Briefe nöhere Konnt-
nis von der Beschaffenheit der Deportationsorte und dem Schicksal
der dort gebaltenen Verbannten; noch denselben lassen sich die unglin-
stigen Beriekte über Cayenne nicht lünger bezweifein. Kine unter den
angehängten Piöces justilientives befindliche Tabelle der Strafanstalten
giebt die Zahl derselben anf 18 und der dort befindlichen Transper-
tirten fir den Januar 1857 auf 3358 an; 560 andere wurden in Kürze
erwartet. Diese Briefe haben Veranlassung zu zwei interensunten Auf-
sätzen in der Berliner „Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde” grgahen,
auf die wir zer näheren Auskunft verweisen. In dem ersten (Mürs-
heft 1858) stellt Dr. K. Neumann die in jenen Briefen zerstreuten
Bemerkungen zu einem Üanzen zusammen, das leider ein höchst tranri-
ger Gesammtbild jener Strafanstalten Hiefert. In dem zweiten Aufentz
(Aprilbeft 1859) sucht H. W. Dove die Frage zu beantworten, welche
verderbliche Ursachen zusammenwirken, um die ungrhenre Sterblielikeit
in Gulana zu erklüren. Die dem „Mission de Cayenne” beigegehene
Kartenskizgse dient vorzugsweise nur zur Übersicht der Missionssts-
tionen. — .
Literatur. 577
20. Wie die Ergebaisse der Heise des Prinzen Waldemar von
Proussen nach Indien vor nicht langer Zeit durch die Bearbeitung von
J. G. Kutsner dem grösseren Publikum zugänglich geworden sind
(s. „Üeogr. Mitth."” 1857, 8. 537), so ist auch seines Bruders, des
Prinzen Adalbert von Preussen, Beisebericht, der im Jahre 1847 als
Manuskript unter dem Titel: „Aus meinem Tagebuche 1942— 1843.
Von Adalbert Prinz von Preussen” gedruckt wurde, nunmehr in einem
von H. Kletke besorgten Aussuge veröffentlicht worden. Wenn dieser
Bericht seinem ganzen Üharakter nach und schon aus dem Grunde,
weil der hohe Reisende mit wenigen Ausnahmen keine seltener besuch-
ten Punkte betrat, aueh nicht gerade von grosser Bedeutung für die
Wissenschaft ist, »0 zeichnet er sieh doch vor der gewöhnlichen Reise»
literatur durch eine schr unziehende Darstellung, ein inniges Nutur-
gefühl und einen unverkennbaren Sion für wissenschaftliche Auflassung
ans, Als wichtigste Abschnitte sind zu nennen: die Besteigung des
Ätna in Begleitang des Herrn Sartorius v. Waltershansen, der Besuch
der Desertas und die Besteigung des Pik von Teneriffa, die Exkursion
von Bio de Jansiro über die Schweizer Kolonie Neu-Freiburg, Unnts-
gallo, St» Rita nach Alden da Preda am Rio de Parahyba und nach
einigen Dürfern der Puris am linken Ufer dieses Stromes mit dem
Rückweg über Campos, San Joäo da Praya, Macahi, San Joüo und
Maricd nach Rio, vor Allem aber die Beschreibung der längeren Expe-
dition von Para den Anıasonen-Strom und Xingu aufwärts bis Pirun-
haqnara, 37 Deutsche Meilen oberhalb Souzel, die den Leser in unbe-
kanntere Regionen führt und viel Interessantes enthält. Anelı die phy-
siknlisch-geographische Skizze ron Süd-Amerika, so wie die hydregra-
. phisehere Beschreibung unml der Abriss der Entdeckungsgeschichte des
Amazonen-Stromes, welche diesem letzteren Abschnitt vorausgeschickt
worden, verdienen alle Anerkennung. —
21,47. Dr. H. Blumenau, der Gründer und Taufpathe der gleich-
namıigen Deutschen Kolonie in der Provinz St“ Catharina, Sid-Brusi-
lien, stattet einen Bericht über das sechste Jahr ihres Bestehens ab.
Die Soelensahl betrug‘ in demselben 609 in 152 Fanerstätten, eine
Vormehrung von 141 und 58 seit dam Vorjahre 1856. Die Kolonie
kann nach der Darstellang des Verf. jetzt als fest begründet und gänz-
lich auf eigenen Füssen stehend angesehen werden, so dass weitere Ein-
wanderung zwar als wünschenswerth zu ihrem Fortschreiten, jedoch nicht
mehr als nothwendige Bedingung hierzu angesehen werden kann. Der
weitere Inhalt der Schrift, deren Ton sich gegen andere derartige vor-
theilhaft unszeichnet, setzt die Erfordernisse eines wünschenswerthen
Kolonisten auseinander u. 8, w. Es gebt aus dem Gesagten hervor,
dass im Allgemeinen nur einem fleissigen, von Jugend auf an Arbeit
gewöhnten und mit dem Landbau vertrauten Maune, der zugleich nicht
ganz mittellos dort unkommt, die Einwanderung anzurathen ist, Auf
einem beigegebenen Kärtchen sind die bewohnten Grundstücke der Ko-
lonie #ingezeichnet, deren Nummern mit einem Verzeichnis der Be-
sitser korrespondiren. —
22. Die Skizze des seit 34 Jahren in der Kolonie Blumenan ange-
siedelten Job. Aug. Prestien besteht in einer Beschreibung dessen, was
ein Kolonist dort zu thun hat, um eine Landwirthschaft herzustellen
und — in wenigen Jahren ein reicher Mann zu werden. Aus dem
Vorwort gaht hervor, dass der Verf. Deutschland im Zorn erlebter
Täuschungen verlassen hat, und in derselben Gemüthsstimmung gegen
die alte Heimatlı scheint denn auch die Schrift abgefasst zu sein,
Wenn derselbe aber versichert, nieht in der Absicht geschrieben zu
haben, um Proselyten zu machen, so ist diess nicht wahr, denn diess
Absicht geht aus jeder Seite hervor. In Blumensu ist alles Sonken-
schein, Schuttenseiten giebt es dort nicht, Selbst die harmlosen Fliegen
und Mücken in Deutschland sind hier „eine weit grüssere Plage” als
die Moskiten und Sandllöhe dort; wenn es nicht aus vielen andern
Stellen hervorgiuge, so erhellt en wenigstens aus dieser, das — der
Verf. ein dickes Feil hat, —
25, Was die „Proceedings des Kön, Instituts von Gros-Britannien
über den am 30, April in einer Sitzung desselben vom Prof. Ramsay
gehaltenen Vortrag mittheilen, dor ohne die vorgezeigten bildlichen Dar-
stellungen «ich schwer verständlich wiedergeben lässt, beschränkt sich auf
einen trockenen Abriss der geologischen Struktur jener Gebiete. In Bezug
darauf, in wie weit die äussere Form der sichtbaren Landschaft durch
geologische Ursachen bedingt worden ist, werden nur rinige Winke über
den Einfloss der Bisdrift, mit der gauz Amerika bis zum 40° N. Br.
bedeckt war, mitgetheilt. —
24, 25. Der zweite offizielle Bericht Kapitän Palliser's über seine
Expedition In Britisch Nord-Amerika (über den ersten s, „Geogr, Mitth.''
1858, Heft XE, 3. 525) beginnt mit seinem Aufenthalt in der Ameri-
kanischen Stadt San Josef am Pembinn-Fluss, etwa 7 Engl. Meilen
südlich von der Grenze, wohin er am 28, Juli 1857 von Pembins aus
gekommen war. Van hier ging die Expedition über den Turtle Moun-
tain, eine die Prairie um 300 Fuss überragende, 30 Engl. Meilen lange
Hügelreihe, welche von Südost nach Nordwest atreichend die Grenzlinie
durchschneidet und den Souris- oder Mäuseflus nach dem Britischen
Gebiete sendet, nach Port Ellice am Beaver Ureek ‚des Assiniboine Hi-
ver (15. August), machto von da eine Exkursion nach dem Souris, wo
Dr. Hector sehr gute Kohle entdeckte, und dem aus Sand- und Thon-
lagern in sonderbaren Formen gebildeten Roche Perede und brach am
7, September von Fort Ellicoe nach den 135 Engl. Meilen westlicher
gelegenen Qui Appelle-See'n auf. Hier hat die Hudsonbai-Kompagnie
noch einen kleinen Handelsposten, aber weiter nach Westen hin iet das
Land s6 gut als unbekannt. Am 21. September un der südlichen
Biegung, The Elbow, des Baskaichewan angelangt, wo die weite Prairie
noch mit grossen Büffelheerden übersüet war, fand man einen bedeu-
tenden, von Osten kommenden, Nebenfluss. Dr. Hector wurde abge-
schickt, ihn aufwärts zu verfolgen, und entdeckte, dass er uns der west-
lieben Iteihe der Qui Appelle-See’'n entsprings und bis dahin flir grosse
Boote schiffbar sei. „So bin ich im Stande gewesen zu ermitteln, dass
ein werthvoller Wasserweg zwischen dem südlichen Arm des Suskat-
cehewan und dom Bed Hiver existirt und dass ein Boot, selbst ein
kleiner Dampfer, vom südlichen Suskatchewan zu dem westlichen Qui
Appelle-Fluss gelangen, die Qui Appelle-See’n kreusen und den Qui
Appelle bis sum Ked River hinabfahren könnte.” Die Expedition ging
lings des Sasksichewan aufwärts bis sum 10%. Meridian W. L. v. Gr.,
wo der Strom immer noch für grüssere Fahrzeuge schiffbar war, wandte
sieh sodann nordöstlich und kam am 8, Oktober in Carlton House,
ihrem Winterquartier, an. Palliser selbst verliess drei Tage später
Carlton House und begab sich über Chicago nach Mantreal, die übrigen
Mitglieder der Expedition blieben aber zurück, um im Frühjahr 1858
mit Palliser vereint die Forschungen as oberen Saskatchewan fortzu-
setzen. Dr. Hector machte jedoch schon im Winter eine Expedition zu
Sehlitten nach Fort Edmonton am nördlichen Arm des Saskatchewan
und theilt darüber in einen Schreiben un Prof, Balfour einige Bemer-
kungen mit, unter Anderem in Betreff der Stidgrense des Waldlanden,
die im Meridisn von Edmonton in 54° N. Br. liegt, in 106° w. L.
v.Gr. aber nach Südost abbiegt, den Bed River in 50° und den Oberen
See in 48° N. Br. erreicht. Für die Plystogeographie ist auch die
Angabe Palliser's bemerkenswerth, dass der Mais zu Fort Ellice zur
Reife gelangt. (Vgl. „Goagr, Mitth.” 1856, 88. 412, 413 u. Tafel 20.) —
26. Der durch seine ethnographischen Arbeiten über Amerika rütm-
lichst bekannte Akademiker Buschmann giebt eine‘ sehr werthirolle
Übersicht det Volksntämme und Sprachen des östlich vom den Rackr
Mountains gelegenen Theiles der Britischen Besitzungen in Nord-Ame-
rika mit gelegentlichen Bemerkungen über die Välker von Britisch-
Columbia und Vancouver-lasel und einer grossen Menge literarischer
Nachweise, —
27, Herr K. Friesach voröffentlicht eino Reihe magnetischer und
astronomischer Beobachtungen, von denen die ersteren auf Deklination,
Inklination und Intensität sich beziehen, die letzteren in korresponidi-
renden Sonnenhöhen- und Azimuth-Beobuchtungen, so wie in Bestin-
mungen des Zenithpunkter und in Breiten-Berechnungen bestehen, Die
Beobachtungen wurden an folgenden 24 Stationen Nord- und Büd-
Amerika’s ausgeführt ; Cambridge in Massachusetts, Wolfloro und Glen-
hause in New Hampshire, Ottawa in Canada, Albany und Ningara in
Now York, Sauit St. Mary in Michigan, Dunleith und Cairo in Illinois,
St. Lowis in Missouri und New Orleuns, ferner in Habana, Kingston
(Jamaica), St. Thomas (Stadt auf der gleichnamigen Insel), Santa
Marta, Barapgillu, Honda, Bogota, Cartago, Palmwira, Papayan und
Pasto in Neu-Granada, Tulean und Quito in Beuadoer. —
23, Die’ Notiven des Prinzen von Wied, welche das Journal für Or
nithologie von Dr. Cabanis mittheilt, bilden den einzigen Überrost der '
ornithologischen Bonbachtungen des Reisenden auf einer mehrjübrigen
Tour dureh die Vervinigten Staaten bis in die Nähe üer Fälle des
Missouri und der Rocky Mountains, nachdem der interessanteste Theil
der Sammlangen nelst vielen schriftlichen Notizen durch den Brand
eines Dampfers auf dem Missouri verunglückt war. Wenn die vorlie-
genden Notizen auch wenig Nenes für den Omithologen liefern mögen,
ao können sie dach als nieht unwichtige Beiträge für die Verbreitung
der Vögel in Nord- und Nordwest-Amerika angeschen werden.
29. Auf Grundinge seiner eigenen Untersuchungen des Bodens und
der auf seine Veranlassung an fünf Stationen des Staates Missouri an-
gestellten metenrologischen Beobachtungen belehrt una G, ©. Swallow
über die nutürlichen Bedivgungen, welche Missouri für den Weinbau
bietet, Schon jetzt geben dio Weinberge im Missouri- und Mississippi-
5783 Literatur.
Thal sehr glinstige Resultate, Swallow ist aber der Ansicht, dass das
Bergland im südlichen Theile des Staates, das sieh durchschnittlich
1000 bir 1500 Fuss über den Spiegel des Meeros erhebt, am vortheil-
haftesten zur Traubenkultur verwendet werden künnte und dass sich
dort 5 Millionen Acres dazu vigneten. Die einheimischen Vitis-Arten
sind Im ganzen Staate so häufig und #0 üppig entwickelt, dass sie in
jedem Dickicht, in jedem Gebisch den Charakter der Sernerie wesent-
lich mit bedingen. Sie erreichen nicht selten «inen Durchmesser von
10 Zall und steigen zu den höchsten Buumwipfeln empor. Die Species
sind: Vitis labrurea L., die Fuchstraube der närdlichen Staaten, ron
welcher die geschätsten Isahella-, Cntawba, Behuyikill und Bland»-Reben
stammen; Vitis aestiralis Michx, oder Sammertraube, Yitis cordifolia
Michx., Winter oder Frosttraube, und ihre Varletät riparia Michz,,
Flusstruche ; Vitis vulpina L., die Musendine des Westens und Fuchs-
traube der sildöntlichen Staaten, von welcher die kultivirte Scupper-
nong- Traube stammt; Vitis bipinnata Michx., und Yitis indivise Willd,
Missouri besitzt daher alle einheimischen Rebensorten der Vereinigten
Staaten mit Ausnahme der Kelifornisehen Vitis Caribara D, Ü. —
30, Don Lucas Alaman batte in dem letzten Baude seiner „Historia
de Möjico dende Jos primeros morimiertos en el an de 1308", die erst
185% erschienen ist, das Areal von Mexiko vor der Abtretung der
grässeren Nordhälfte an die Vereinigten Staaten durch den Vertrag ron
Guadalnpe Hidalgo, 2. Februar 1948, auf 216,012 Qundrat-Leguas
(264 —= 1 Orad) oder 192,250 Qundrat-Lieues (25 = 1 Gmd) unge
geben, Professor Oltmanns aber fanıl durch sorgfültige Berechnung
such Al. v, MHumtmwidt’« Karte ron Mexiko (1R09) 133,122 Qundrut-
Leguus oder 118,478 (undrat-Lieues, also 52,800 (nadrat-Leguss we-
niger. Um diese Differenz definitiv aufzuklären, veranlamts Al. von
Humboldt den Dr. Bruhn», Adjunkten der K. Sternwarte zu Berlin,
eine neug Berechuung nach seiner Karte vorzunehmen, Das Resultat
stimmte fast genau mit dem von Ültomanns und der grosse Unter-
schied erklärt sich lediglich aus den ehemals s+ unbestimmten Greusen
von Ober-Kalitornien, Neu-Mexiko und Texas, die Al, r. Hamhotdt zu
21,104, Alzman aber zu 104,847 (Quadrat-Leguas angab. Für das nach
dem Traktat von Guadalupe verblichene Mexikanische Gebiet redncirt
sich die Differenz auf 853 Qusdrat-Leguas, d. i. auf weniger als Yu
dern ganzen Areals, Den Flücheninhalt der jetzigen Republik Mexiko
kann man zu 106,068 Guadrmt-Leguns — 94,400 (Aundrat-Lieues =
33,9%4 Geugr. Quailmt-Meilen (15 = 1 Grad) annehmen; er ist dem-
nach immer uoch 3} Mal grösser als der Frankreichs. —
sı, 32, 38, 48. W, RE. Holmes und Dr. W, H. Campbell besuchten
im Herbst 1857 in Gesellschaft des bald darauf verstorbenen Dr. Binir
die Goldgruben ron Uaratal in Venezuela, welche am Yurusri, einem
Nebontluss des Cuyuni, in der Nähe des Dorfes Tupuquen (etwa „
182° N, Br. und 01° a3’ W. L. von Ürcenwich) gelogen sind. Sie
fuhren in die Mündung des Waini ein, verfolgten diesen Fluss und den
Barama in Kähnen aufwärts bis oberhalb der 30 Fuss hohen Dowal-
eama-Fälle, gingen dunn über Land nach dem Cuyuni oder Cuyuwini '
und führen diesen und den Yurauri aufwärts bis Tupuquen, Die
Goldgruben von Unratal befinden sich einige Stunden von diesem Orte
* mitten ins Urwald und werden von 120 bis 200 Menschen bearbeitet.
Sie sollen nach Bratt und James Sharks, welche ebenfalls von George-
town aus und kurze Zeit nach den oben Gevannten much Caratal reis-
ten, wöchentlich 80 bis 100 Unzsen Gold liefern, der Erfolg ist aber
äusserst unsicher, die Arbeit schr mühselig, da der Wald gelichtet
und 15 Fuss zum Theil festes Gestein nusgehoben werden muss, ehe
man nuf die geldhaltige, gewöhnlich 1 Fuss mächtige, Schicht aus Erde,
Thon, Quarz und Fisenstein kommt, und ds auch Krankheiten häufig
sind und hinreichende genonde Nahrungsmittel mangeln , #0 warnen die
Reisenden ernstlich vor der Auswanderung dahin, Sonst scheine das
Land fruchtbar und zur Viehzucht trefflich gevignet, auch im Vergleich
su den Küntenstrichen gesund zu sein, Wie Schomburgk stannten
auch diese Reisenden über den ausserordentlichen Reichthum un riesi-
gen Waldbiumen im Thale des Barimn. Den Rückweg von (aratal
nulmen »ie über Upnata onch Las Tablas, einem Dorfe am Orinoco,
auf welchem letzteren sie nnoh ihrem an der Mündung des Barima
wartenden Schiffe gelangten. Kine Übersetzung den Berichtes.mit einer
orientirenden Karte findet sich in der „Zeitschrift für Allgemeine Erd-
kunde” und dem kursen Auszug, welchen die Verhandlungen der Lon-
‚doner Gesgraphischen Gesellschaft daren bringen, sind Notizen über
Eratt's und Shanks' Expedition nach Caratal beigefügt. —
34. In dem Bulletin der Geogr. Gesellschaft in Paris, Jahrg. 1857,
findet sich der Abdruck eines kritischen Berichtes, weichen der Vie=-
Präsident der Gesellschaft. Herr d’Arezac, über das Werk des Herrn
” &, de Varnhagen: „Allgemeine Geschichte Brasiliens”, derselben
abgestattet hatte (s. „Geogr. Mitth.” 1858, 8, 70), Der Berichterstat-
ter glaubte den Verfasser dieses Werkes, der auf einem sehr spexläsch
Portugiesisch-Brasiliantschen Standpunkt zu stehen scheint, im einigen
die Geographie betreffenden Punkten berichtigen zu missen, Herr de ,
Vaernhagen antwortete darauf In einer lüngeren Abhandlung: Examen
de quelques points de l’histoire giographigue du Brösil (Bulletin de In
Soe, de Gengr. Nr. 87, 88, 1856); auf diese und besonders auch auf
einen andern Aufsstz desselben Verfassers: Verpuce et son prender
vorage ete, (Bulletin, Nr. 85 und #6, 1858), in welchem derselbe (im
Widerspruch mit Humboldt, Washington Irring u. A.) darzuthun sich
bemüht, dass die erste der sogenannten vier Schifffahrten des Vespu-
cius wirklich Statt gefunden und dieser demnach in der That die
Küsten des Mexikanischen Golfes entdeckt habe ({s, „ÜGengr. Mitth,”
1868, 8, 487), bezieht wich die umfangreiche Arbeit (114 Druck-
bogen) des Herrn d’Avexao im Septenber- und Oktoberheft des Bulle
tin, die abermals eine Widerlegung des Herrn de Varnhagen bezweckt.
Es würde uns zu weit führen, alle die einzelnen Punkte au berühren,
um die es sich in diesen Streitschriften handelt; wir begnögen uns
daber, nur auf die Resultate hinzuweisen, zu welchen Herr d’Avezac
am Schlusse der hier angezogenen Abhandlung gelangt ist, Die erste
Ahtkeilung derselben gilt einer eyrstemntischen Untersuehung der Reisen
des Vespucias; der Verf, ist überzeugt, dass die erste derselben mit
Hojeda im Jahre 14%9 und nicht, wie Varnhagen will, 1497—98 ge-
macht wurde, dass die Eihre der Entdeckung den Neuen Kontinents
ungeschmälert Columbus bleiben muss; die weiteren Expeditionen, an
lenen Wespurius Theil nahm, werden näher ‚bentimmt und aufgezählt,
Vicente Pingon entdeckte vor ihm Kap St, Augustin; der Name dieses
tetzteren wurde von den Spaniern niemals dem Fluss Orupoo beigelegt,
der von ihnen Rio de Canons genennt wurde, Die zweite Abtbeilung
der Abhandlung untersucht das bei den Schiffern der fraglichen Zeit
gebräuchliche Mauss zur Bestimmung der Entfernungen und der Grüsse
der Grade; die Nantische Meile (tiene) derselben hatte vier Römische
Meilen (milden), ein Grad 70 der lotzteren oder 174 Lieues. In diesen
Meilen bestimmte der Vertrag von Tordesilles im J. 1494 die Entfer-
nung, in welcher westlich von den Kap Verdischen Inseln die Demar-
kationslinie zwischen den Ocennischen - Besitzungen der Spanier und
Portugiosen gezogen werden sollte. Diese Linie muss demnach 50 Lieues
östlich von der Stadt Para gezogen werden. —
35, 36, 49. Seit etwa 180 Jahren, oder dem Ende des 16. Jahr-
hunderts, liegen Frankreich und Portugal-Brasilien in Streit über die
Grenze ihrer Bositzungen in Gwiana, der in newerer Zeit, wenigstens
in den geographischen Zeitschriften Frankreichs, wieder heftig ent-
brammt ist. Frankreich bennsprecht das Land südlich rom Fluss Oya-
por, und zwar längs der Kliste bis zur Mündung des Arnouari {des
Flusses des Vincent Pingon nach Französischer Auslegung), etwas alldlich
vom Cap Nord, und im Iunern bis sum Rio Negro und Rio Braneo.
Brasilien dagegen, nnd früher Portugal, will, dass der Oyapoe, nach
seiner Auslegung der Fluss des Vincent Pingon, die Nordgrenze seines
Reiches bilde. Die beiden oben aufgeführten Abhandlungen rerfechten
beide Ansichten. Da Silva aber, Mitgliod der Pariser Gusellschaft, wie
es scheint, ron Geburt kein Franzose, obgleich „marit en France & une
digue enfant de la France”, bringt unter vielen Entschuldigungen und
Bethenerungen seiner Unparteilichkeit eine trockene chronologische
Zusammenstellung einer grossen Anzulil historischer Daten bis zu einem
im Jahre 1700 von Lonis XIV, mit Portugal geschlossenen Vertrag
und folgert nach diesen Thatsachen das Unrecht Frankreichs, Nur am
Eingang seiner Mittheilungen henchtet er in wenigen Worten die phy-
sisch-gengrapllschken Verhältnisse des bestrittenen Territoriums, weiches
nach ihm anm Allurial-Doltn der Aminzonen-Stroms gehört, dessen Bus-
sin vom Öyapoc nördlich begrenst werde. Weit umfassender und sy-
etematischer ist die Abhandlung Saint-(usntin’s, Bataillonschef im Genie-
Korps, die in Cayenne seibst berelis im Jahre 1851 für das Marine-
Departement verfasst wurde und hier nur reprodueirt wird. Eingehend
schildert er die historiach-politischen, ‚historisch - geographischen und
physisch-geographischen Verhältnisse. Letztere scheinen hier #ine dop-
pelte Wichtigkeit zu haben, indem sie nicht nur den Werth des he
strittenen Terrains bestimmen, sondern dessen Kenntniss nuch unum-
gänglich nöthig ist, um ältere Grenzbestimmungen richtig auszulegen,
da ». B. die Flüsse in demselben aniner natürlichen Beschaffenheit nach
leicht ihren frükeren Lauf ändern. Die Arbeit St.-Onnntin’s hat acht
Kartenbeilugen; Nr. 3—8 sind Kopien, resp. Reduktionen älterer Karten
von 1683—1729, alle natürlich die Mündung des Amazonen-Rtroms mit
grüsserer wler geringerer Klistepausdehnung wich Nord und Stid dar-
stellend. Nr. 1 ist eine vom Verf, gezeichnete Skizze, eine General»
karte des gerammten Guiana und des nördlichen Theils des Amazonen-
Literatur. - 579
Beckens. Nr. 2 ist eine ebenfalls vom Verf. in grossem Manssstabe
entworfene Karte des Litorals von der Mündung des Cayenne-Flusses
bis zu der des nördlichsten Arms des Amazonen-Stroms (Kap Nord).
Letztere Karte ist nach einer Handzeichnung des Hrn. Siredey, der meh-
rore Jahre Konserrator des Dipöt zu Cayenne war, und anderen dort auf-
bewahrten Arbeiten verschiedener Ingenieure und sum Theil nach eige-
nen Aufnahmen entworfen. Den Schluss der Abhandlung bilden ein
Verzeicehniss der benutzten Quellen und einige Notizen zur Erläuterung
einer jeden der acht Kartenbeilagen. —
37, Aus einigen Abhandlungen A. Bonpland’s in der kleinen Schrift
„La Provincis de Corrientes por Vicente G. Quesada. Buenos Ayres,
1857” und einer Nummer der Corrientinischon Zeitung „El Commer-
cio” stellt die „Zeitschrift für Allgemeine Erdkunds” die inter-
ossanten Bomorkungen dieses berühmten Botanikers über die Verbrei-
tung les Mate-Baumes zusammen, welcher bekanntlieh den Yerba- oder
Paraguay-Thee liefert. Als der Landstrich, auf welchem sich die mel-
sten natürlichen Yerbales oder Mate-Wälder finden, wird ein Streifen
von der Barra do Rio Grande do Sul nach Yilla Rica in Paraguay
bezeichnet. Altes Land, das im Nordosten dieses Striches liegt, besitzt
Mate-Wälder, die mehr oder minder weit von einander entfernt sind,
während sich auf dem Gebiete im Südwesten dieser Linie nur verein-
zelte Stämme finden, bald am Rande der Wälder, bald in ihrem Inne
ren. Selbst auf der Insel Martin Gareia an der Mündung des Uruguay
giobt os noch einzelne Mate-Bäume und A. Bonpland war der Überzen-
gung, dass sie in der ganzen Prorins Corrientes, an den Ufern des
Parana und Uruguas, wie auf den zahlreichen Inseln dieser beiden
Flüsse angepflanzt werden könnten. — .
38, 39, 50. Während seines Aufenthaltes zu Mendosa hat Prof,
Burmeister das Studium der kleinen östlichen Parallelketts der Kor-
«illeren zwischen Mendogs und Uspallsta, die Darwin „Tho Uspnllate
IMange” nannte, zum hauptsächlichsten Gegenstand seiner geognnstischen
Beschäftigungen gemacht und die Ergebnisse auf einem sauber in Far-
bendruck ausgeführten geognostischen Kärtchen nisdergelegt, das er mit
einer kurzen Beschreibung begleitet. Diese Sierra ist ein Grauwncken-
gebirge mit Porphyrdarchbrüchen und einer einzigen sehr grossartigen
vulkanischen Eruption ziemlich in der Mitte, deren Abfluss nach We-
sten erfolgt ist, Granit ist dem Reisonden im ganzen Gebirge nicht
vorgekommen {rgl. Fr. Foetterle’s Karte, Geogr. Mitth. 1856, Tafel 11).
Am südöstlichen Fuss, unweit Mendoes, tritt Steinkohle zu Tage, doch
hatte Prof, Burmeister keine Gelogenheit, sie an Ort und Stelle zu un-
terauchen. — In einem Schreiben an Alex. vr. Humboldt, datirt Parana,
den 3. Mai 1858, berichtet derselbe Boisende über seine Ankunft in
der Hauptstadt der Argentinischen Konföderation, Er hatte Mendoza
in der Mitte des April verlassen und war zu Anfang Mai in Rosario
und am 18. Mai in Pafana eingetroffen. Hier wollte er bis Ends Au-
gust bleiben, um dann eine Heise nach Tueuman und dem Norden un-
zutreten. Der Brief mthält einige Bemerkungen über das Herbstklima
in Rosario und das Hochwasser des Parana. —
40. Prof, Dr. Philippi untersuchte in den ersten Monaten des Jah-
res 1858 im Auftrag der Chilenischen Regierung die Deutschen An-
siedlungen in der Provinz Valdivria und veröffentlicht in der „‚Botani-
schen Zeitung” einen hüchst interessanten Bericht über die botanischen
Ergebnisse dieser Reise, untermischt mit topographischen, guognosti-
schen, zoologischen und die Ansiedlungen selbst betreffenden Bemer-
kungen. Er besuchte die Umgegend von Aneud oder San Carlos auf
Chilo&, Puort» Montt und mehrere audere Ansirdiungen am Meorbusen
von Reloncarl, das Ost-, Süd- und Westufsr des Llanquihue-Ses’s, die
nördlicheren Gegenden bei Osorno, La Union, längs des Pilmaygen bis
nahe an den Puygue-Sce und als närdlichsten Punkt Ban Jose an der
Grenze von Aräueania. Auf der Hinreise hatte er bei dem Ürtehen
Liico an dor Mündung der Lagune Vichuguen Schiffbruch gelitten und
war von da über San Fernando nach Santiago zurückgekehrt, ehe er sich
von Neuem in Valparaiso nach Ancud einschiffte. Dadurch war ihm
Gelegenheit geworden, auch die Küste und die Ebonen son Colcharun
konnen zu lernen. Einen ausführlicheren Bericht mit besonderer Be-
rücksichtigung des Zustandes der Deutschen Ansiedlungen und mit einer
geus neuen, alle früheren bedeutend berichtigenden und rervollständi-
genden Karte hat Prof. Philippi den „Geogr. Mittheilungen” zur Pu-
blikation übersandt. —
51, Die oben aufgeführten Karten von Cannda sind in grossem
Masssstabs gezeichnet und in Beziehung auf die administrative Ein-
theilung sehr speziell, dagegen fehlt bei den meisten das Terrain
and das Gradnetz, auch ist die Ausführung ziemlich roh. Salter’s
Karte der Nordküste des Huron-Sce's erhält durch die physikalisch-
geographischen Notisen, die auf ihr eingetragen sind, einen »pezielleren
Petermann’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Hoft XIH.
Werth, eine allgemeinere Beschtung verdient aber nur die grosse, geo-
logisch kelorirte Karte der Hudson-Bai-Lünder und Indianer-Gebiete,
obwohl auch sie durch die ungenaue Zeichnung leidet, —
52, Die nachträglich ausgegebenen Karten zu der Botschaft des
Präsidenten der Vereinigten Staaten für 1856—57 sind zum Theil nur
einfache Skizzen zur Übersicht des Standes der Vermessungen in Mi-
ehigan, Wiseonsin, Jowa, Louisiana, Arkansıs, Kansas und Nebraska,
mit Angube der den Indianer-Stämmen angewiesenen Roserren. Von
grösserer Bedeutung sind die manches Neus enthaltenden Karten von
Florida (1: 760.000); von Neu-Mexiko mit dem Beginn der dortigen
Vermessungen um oberen Rio Grande (1:1.500.000) ; von den östlichen
Ufern des Grossen Sals-Ses’s in Utah einschliesslich des Jordan-Thales
und Utab Lake, worauf namentlich die einzelnen Ansiedlungen speriell
verzeichnet sind; eine Skizze von Kuliformien, so weit die Aufnahmen
bis zum Jahre 1856 reichten (1: 1.140.000) und eine Karte von dem
westlichen Theile does Washington-Territoriums bis zu den Cascade-
Bergen (1:1.140.000), die bereits für Tafel 20 dieses Jahrgunges der
„Geogr. Mittheilungen” benutzt wurde. —
58, Die Spezinlkarie ron der Umgegend von Tampieo an der Moxi-
kanischen Küste zeigt in der Gestalt der Lagunen und des Laufes des
Tampieo- Flusses schr bedeutende Abweichungen von den bisherigen
Karten, doch scheinen ausser dem Flusse selbst nur dessen nächste
Ufer wirklich aufgenommen zu sein. — Die schöne zweiblättrige Karte
von Cuba hat eine Spanische Karte von 1837 zur Hauptgrundluge, ist
aber bis 1858 durch alle neneren Aufnahmen und Beohschtungen, na-
mentlich von Kapitän R. Owen, E. Barnett, Piehardo und Coello, bo-
riehtigt. Eine regelmässige und vollständige Aufnahme der Küsten,
namentlich dor Südküste, fehlt jedoch bis jetzt noch. Die Beschaffen-
heit des Innern ist nur im üstliehsten Theile skiszenhaft angedeutet,
sonst sind bloss die Eisenbahnen und einige Hauptstrassen eingetragen.
Dagegen giebt die Karte von Santa Uruz nach der Aufnahme von John
Parsons im Jahre 1856 ein vollständiges Bild der ganzen Insel mit
dem Flussnetz, den Ortschaften, Strassen, dem Terrain und zahlreichen
Hühenangaben. ° Der Kulminationspunkt der Insel, Mount Eagle in der
Nühe der Nordwestküste, misst hbiernach 1164 Engl. Fuss, Die anlie-
genden Meeresiheile sind bis zur Linie von 100 Faden vermessen und
von dem Hafen von Christianstael ist ein Spezialkarton im Mst. von
1:14.500 beigegeben. — Die vierto Sektion der Karte von West-Indien
umfasst die Inseln ewischen San Domingo und Dominicse, aber nur die
Virginischen Inseln, Santa Cruz und die Kleinen Antillen ron Sombrero
bis Antigua sind nach den im Jahre 1857 beendeten Britischen Mes-
sungen unter Lient. Lawrance und John Parsons niedergelegt, während
Portorico, Gundoloupe un. s, w. nur im Umriss nach Spanischen, Fran-
zösischen und Dänischen Karten angegeben wurden. — Ins schöne Blatt
von dem Hafen von Rio de Janeiro beruht auf der Brasilianischen Auf-
name von 1847 unter Kapitän de Lamure, beriehtigt und verrollatän-
digt dureb Englische Vermessungen aus dem Jahre 1857. —
54. Dem vorläufigen Berichte des Lieut. Page über seine hydrogra-
pbisehen Aufnahmen im Gebiete des La Plata, der, 1856 zu Washington
gedruckt, die Grundiage unsered betreffenden Aufsatack im Jahrgang
1857 dieser Zeitschrift, SS. 404—406, und der Skizze zur Übersicht
dieser Aufnabmen auf Tafel 18 bildete, ist nun ein Theil seiner Karten
gefolgt, und wie wir hören, soll auch ein grässeres Werk bereits voll-
endet sein, doch haben wir dasselbe noch nicht einsehen können. Die
vorliegenden Karten stellen den Paraguay von seiner Mündung bis Co-
rumba {19° 8. Br.) in dem grossen Maassstabe von 1: 100,000 der na-
türlichen Grüsse dar und geben ausser dem Flussbett selbst die unmittel-
bar am Ufor liegenden Ortschaften und Andeutungen über die Beschaf-
fenheit, Bewaldung u. s. w. des Uferrandes. Der untere Theil zwi-
schen der Mündung und Asunecien wurde bekanntlich sehon 1853 von
dem Lient. G. F. Day von der Britischen Marine aufgenommen (s, „Geogr.
Mitth.” a. 0. D, 8. 401 und Tafel 18) und 1856 in dem mehr als
doppelt so grossen Maassstubo von 1:48.500 peblieirt. Bei Verglei-
ehung beider Aufnahmen stellen sich [beträchtliche Differenzen heraus
und es dürfte schwer zu entscheiden sein, welcher man das meiste Ver-
trauen schenken soll, ıla beide nur sogenannte „running survers’’ waren.
Von Asuncion aufwärts, etwa } der ganzen Strecke bis Corambo, waren
bis auf Page im Jahre 1855 keine Vermessungen angestellt worden, von
da an ist also die Karte des letzteren die einzige xuverlässigere Quelle
für die kartographische Darstellung des Flusses und aus diesem Grunde
von grosser Worthe, Von kaum geringerer Bedeutung für die (ieo-
graphie und noch mehr für die Schifffahrt werden seine Karten van den
Nebenilüssen des Parans und Paraguny sein, dem Bio Salado, Vermejo,
Corfuso, Jejui und Buhie Negra, die er ebenfalls mit der „Water-
witch” befahren und untersucht hat. Seine sämmtlichen Aufnahmen
75
580 Literatur,
im Gebiete dos La Plata sollen anf 16 Blüttern dargestellt werden,
Die Englische Admiralität, welche stets mit überrsschender Schnellig-
keit diu hydrographischen Arbeiten aller Nationen ausbeutet, hat bereits
einen Theil dieser Karten, den Paraguay »wischen Uliva und 21°
40' 8. Br. betreffend, auf drei Blättern des grüssten Kartenformutes
{#. Nr. 53, g) in einer hinsichtlich der Ausführung weit "schöneren Ko-
pie veröffentlicht; auch findet sich eine kleine Reduktion der Prge'-
schen Karte des Purnguay auf den Maassstab von 1:1,.000,000 in der
„Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde”, September 1868, begleitet von
einigen erläuternden Notisen.] &
POLAR-LÄN
Rücher.
1. John Brom: The Norıh-West Passage, and the Plans for
the search for Sir John Freuklin. A Berime. London, E£. Stau-
ford, 1888,
DER,
Aufsätze.
2. Letter from Col. Peter Force om the aumgpested discorery of a
Northwest Passage by Sir Jahn Franklin. (The New-York Times,
12, Juli 1858.)
8. Dr. Hensy Bink: On the aupposed Ihscovery of the North
Coast of Greenland and an Open Polar Sea; the great „Anmbollt
Glacier", and other matters relating to the formation of Ice in Green-
dand, aa described in „Arctic Erplorations in the years 188-4),
by Klisha Kent Kane, U. 8. N., Philadelphia 1856°, (Procsedings af
the A. Geogr. Soc. of London, Juli 1858. )
Karten,
4. Chart of Part of the Arctic Regions as Imwen in 1845, being
a copy of the Chart supplied to the Franklin Expedition. — J.
Arrowsmith: Discoveries in the Arctic Sea between Baffın Bay and
Cape Bathurst., — JS, Arrowsmith: The Arctic Shores of America
amd Part of Asia, Alle drei im Maassstab won 1:8.000,000. (Zu
Ar. 1.).
[1, 4. Sehon seit dem Beginn der langen Reite von Arktischen
Expeditionen, welche die Aufsuchung Sir John Frasklin's zum Zwecke
hatten, sprach sich John Brown, ein eifriges Mitglied der Gesgrapki-
schen Gosellschaft zu London, bri wiederhalten Gelwgenheiten dabin
aus, dass Franklin seinen Instruktionen gemüss von der Boechey-Insel
in südwestlicher Richtung vorgedrungen sei und dass daher alles Suchen
in nördlicheren Breiten, wie namentlich im Wellington-Kanal, fruchtlos
bleiben müsste. In seinem warmen Interesse für die Suche unterstützte
er mit unermüdlicher Freigebigkeit viele dieser Expeditionen, aber
trotzdem blieb er bei seiner Ansicht, dass sie ihren Zweck nicht er-
füllen würden, weil Franklin gewiss «4 weit wie irgend möglich seinen
Instruktionen gemäss gehnndelt bätte; und nach den traurigen Erfah-
rungen, die seither geinacht wurden, und den unsweideutigen Spuren,
die Dr. Race an der Mündung des Grossen Fischilusses aufgefunden hat,
kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass in der That ein glün-
stigerer Erfolg zu erwarten gewesen wäre, wenn man Brown's Ansicht
in maassgehenden Kreisen getheilt hätte, In diesem Sinne lüsst Herr
Brown in seinem Buche die sümmtlichen Meinungen und Pläne, die
mit Rücksicht auf Franklin’s Kurs an die Öffentlichkeit gelangt sind,
die Revue passiren und weist nach, dass man gerade da nicht gesucht
hut, wo man mit einiger Aussicht auf Erfolg hätte suchen können,
Das Buch ist so zu gleicher Zeit eine Geschichte der Arktischen For-
schungen, die der Verfasser noch vervallständigt hat durch einen Abriss
der vor Franklin ausgeführten Expeditionen, und urhält einen grisseren
Werth durch eine Meuge interessanter Notizen, Auszüge, Dokumente
u... w., die er mit erstaunlichem Fleiss und Ausdauer gesammelt hat.
Im Appendix giebt er ein« Liste der nordischen Reisen von Cnbot bis
M'Clintock und eine Aufähblung von Schriften über Arktische Gegen-
stände, Zum Verständniss des wahrseheinlichen Reiseplans Sir John
Franklin’s ist eine Kopie der Karte beigegeben, welche er selbst im
Jahre 1845 mitnshm, und auf den beider andern zusammenstossenden
Blättern sind die Arktischen Gegenden zwischen Grönland und der Mün-
dung der Kolima nach unserer jetsisen Kenntaiss dargestellt mit An-
gabe der Routen, welche die verschiedenen Expeditionen verfolgt haben.
Auf dem östlichen Blatt ist auch Pranklin’s Route nach der Ansicht
lirown’s eingetragen, und zwar verläuft sie von der Beechey-Insel süd-
westlich bis zu einem Punkt im Norden von Prince Albert-Land, etwa
Geographie. Leipzig,
in 110° W, L. e. Gr. und 734° N. Br., und von hier südöstlich zwi-
schen Vieteria- und Prince ol Wales-Land hindurch nach der Mündung
des Grossen Vischilunses, also fust genau so, wie auf der Karte zu
Findlay’s Abhandlung über den wahrscheinlichen Kurs Sir John Frunk-
lin’s im Journal der Londoner Geogr. (iesellschaft, Vol. 26. Herr
Brown glaubt immer noch an die Möglichkeit, dass ein Theil der ver-
missien Mannschaft am Leben swi, und fordert zu ernetierten Versuchen
zu ihrer Kettung auf, doch wird man jedenfalls das Kesultat ron M*Clin-
tock’s Expedition abwarten miissen, der durch Peel-Sund oder Prince
Kegent's Inlet und die Bellot-Strasse nach King Willioms-Land gehen
will. —
2. Die „New York Times’ vom 12. Juli tbeilt einen langen, über
drei Spalten des grossen Blattes füllenden, Brief mit, in welchem Colo-
nel Peter Force in sehr absprechender und einseitiger Weise nachau-
weisen sich bemüht, das Sir John Franklin weder die „Nordwest-
Passage” noch eine andere Passage, die den Atlantischen mit dem
Stillen Ocean rerbände, entdecken konnte und dass er nnmentlich nicht
eine Verbindung dieser beides Meers dadurelı habe darthun käsnen,
wie von anderer Seite behauptet worden ist, dass er von der Burrow-
Strasse dureh den Pesl-Sund zur Vieteris-Strasse „passirt” sei; wohl
aber mögo er durch Prince Kegent’s Inlet in eben der Weise gekommen
sein, wie M’Clure durch die Banke-Strass, also auf Schlitten, Dem
letztgenannten Seefahrer spricht er ebenfalls das Verdienst ab, die lange
gesuchte nordwestliche Durchfahrt durch Aufiindung der Banks-Strasae
wirklich entdeckt zu haben, denn «her noch als diese, „durch immer _
wachsende Felsen’ verschlossene, seien der Iatlımus von Suex und von
Panama „passages” su nennen, die Menschenhände wenigstens dazu
machen könnten, —
3. Dr. Rink’s Kritik der Angaben Kane’s über das offene Polar-
Meer, die Nordküste Grönlands, den Humboldt-Gletscher und die von
Morton und Hans erreichte Breite ist schon aus seiner Abhandlung in
der „Dansk Moonedsskrift”, Juni 1857 (es. „Geogr. Mitth.” 1857,
5. 451) bekannt; aber au die Verlesung seines Artikels in der Londoner
Geogr. Gesellschaft knüpfte sich eine lehrreiche Diskussion, an der
sich die bekannten Nordpolfahrer Sir George Back, Capt. R. Collinson
und Dr. A. Armstrong botbeiligten, Collinson erwähnte u, A. in Bezug
auf Morton’a Sehlittenexkursion: „Von Kup Maddison bis Kap Jefferson
sind es gute 34} Engl. Meilen, von Kap Jefferson bis Kap Constitu-
tion, seinem nördlichsten Punkt, weitere 27 Engl. Meilen, diess macht
zusammen #614 Eugl.- Meilen direkter Entfernung; den Rückweg kinzu-
gerechnet giebt 123 Engl. Meilen, und nimmt man ein Drittel fir die
Abweichungen von der geraden Linie an, so hat man im Ganzen eine
. Strecke von 167 Engl. Meilen, die er in 36 Stunden zurücklegte. Kap
Constitution muss daher, meiner Ansicht nach, 35 bis 45 Engl. Meilen
weiter südlich verlegt, werden.” Darmach wiirde also Morton nicht
81° 15‘, sondern nur etwa 80° 40° N, Dr. urreicht lınben.]
ALLGEMEINES
Bücher.
1. Dr. K. G. Beuschle: Handbuch der Geographie ler neneste
Erdbeschreibung wit besonderer Röcksicht anf Statistik und Topo-
grapkie. Lief. 4-1. Stuttgart, 1858
2. Anton Thot: Lehrbuch der allgemeinen Eribrschreibung mit
besonderer Rücksicht auf Üsterreich und Deutschland. Arad, 1858.
Dritte Abtheilung (als Schluss).
3. Dr. H. Metger: Nautische Geographie. Zweiter Theil, Physi-
kalische Geographie, Hansorer, Helena, 1854,
4. Dr, H. Metger: Der systematisch-metholische Unterricht in
der Geographie auf dem gemischten Gymnasium. (Abdruck aus dem
Jahresbericht über das Oymmasıum zu Kuuden, 1868.) Emden, 18068,
d. Dr. G. I, Staedier: Lehr- und Handbuch der allgemeinen
F. A. Brockhaus, 1868— 1859,
6. Friedrich Hofmann: Grundriss der mathematischen Geogra-
pie, Zum Gebrauch der höheren Lehranstalten. Mit T Steindruck-
tafeln.” Bayreuth, 1858.
7. C, Nieberding, Direktor des Gymnasiums zu Gleteits: Leit-
Jaden bei dem Unterricht in der Erdkunde für Gymnasien. Sechste
Auflage. ge 1958,
5, Ber, Nicolas, F. RO. &.: The principles of Physieal
Gele’ being an ingwry into natural phasnumena and their
causes etc, Wirk maps and diagrams. Lamdon, 188.
9. Elias Longley: Prononmeing Vorabulary of Geographigal and
Personal Names, Cincinnati, Longley ‚Brothers, 1858.
Literatur.
10. Staatkundig en Staathuishomdkundig Jaorbuckje voor 1868,
Amsterdam...
11. #. Äletke: Alerander von umbald('s Reisen in Amerika und
Asien. 4 Bde. 3. Aufl. Berlin, Hasselberg, 1868,
12, Essays on History, Biography, Geography etc, eontrebutedl to
the „Quaterly Beview”, by the lase Earl of Kllesmere. London, 1859.
13, Dr, F. Schaub: Magnetische Beobachtungen im üstlichen
Theil des Mittelmeers, auf Befehl Sr. K. K. Hoheit des Durchl
Herrn Eirsherzogs Ferdinand Max, Oberkonmamlanten der K, K,
Marine, ausgeführt im Jahr 1857, Triest, 1858.
14. Zudeg Aug. PFrankl: Nach Jerusalem! 2 Theile. Leipzig,
Baumgärtner, 1858,
1, Annumire de In Sociitl Metdorologique de France. Tome P,
2er partie. Octobre 1867 — Juillet 1858, Paris, Mallet-Bachelier et
Vietor Dalmont.,
16. The Journal of the Royal Gesgraphical Society,
1857. London, John Murray.
17. Sir Boderiet Impey Murchison: Address to the Royal Geo-
graphical Soriety af London; delivered at the anniversary meeting
on the 24% May.1958. London, 1858.
18. James Yes: What is the best unit of length? An ingqwiry,
adılressed fo the international assmciation for obtarning a umform
deeimal system uf measures, weights ayul eoins; wilh answers [rom
the British brauch of the association, ahmwing that the best um of
length is the Meire. London, Bell and Daldy, 1858, \
1%, Heinrich Graf, Kol. Narigationslehrer in Grabow: Die
Leuchtthürme, Leuchtbasken und Feuerschife der ganzen Erde,
Mit Benutzung der neuesten Preussischen, Englischen, Schwedischen,
Dünischen, Französischen und Amerikanischen amtlichen Materia-
lien, Stettin, TA. ron der Nahmer, 1854
20. Julius Fröbel: Die Deutsche Ausinanderung und ihre kultr-
historische Bedeutung. Fünfsehn Briefe au den Herausgeber der
Allgemeinen Auswanderungs-Zeitung, Leipeig, Fr. Wagner, 1868,
Aufsätze.
21. A. Kupfer: Sur una nourelle methode pour determiner la
figure de la terre. (Bulletin de la Ölasse phye-mathim. de T Academie
de 8t-Petersbourg, XVII, Nr, 15.)
22.6. F, W. Bachr; Over de draaijende Beweging von een lige
chaaın om een rast put en de Baweging der aarde om haar sıeaar-
tepunt. (Verhandelingen der K. Akademie van Wetenschappen.
Y, deei, 1857.) x
23. Prof. Dove: Über die Scheidelinie der nördächen und südli-
ehen Erdhälfte. (Ztichr, für Allgerıeine Erdkunde, April 1558.)
24. Dr. Stun: Über den Einfluss des Bodens auf die Vertheilung
der Pflanzen. (Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften
zu Wien, mathem.-neturwiss. Alasse, XXF. Heft 1. 1857.)
20. Karl Müller; Über das relatire Alter der Alpenflor. (Bota-
nische Zeitung 1858, Ar. 43.)
26, The Indian Ocean comaidered with Reference to the Wants
of Seamen. (Nautical Magesinz, Mai, Juni, August, Oktober, No-
wember 1858.) . -
27. Prof. Ehrenbergi Über einen Nirderfall von schwarzem, po-
lirten und hohlen Vogelschrot- Körnern ähnlichen atmosphärischen Bi-
senstandb im Aohen Nüd-Ocean. (‚Monatsbericht der K. Preuss. Aka-
demiz der Wissenschaften, Januar 1858.)
28, R. Russell , Kilehiss: On the Gulf-stream, (Edinburgh News
Philos. Journal, Juli 1858.)
29, Thomas Dobem: On the Hurricanes of the South Pacifie
Ocean. (Nausieal Magazine, November 1868.)
30. The Gold fiehls of California and Australia, (Church Mis-
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' 31. Stanstigue commerciale des eolmiea Frangnises. 1867. (Beeue
eoloniale, März, Mai, August, September 1%58,)
32, E, Roy, Seerdtaire dis Dhirecteuor des colomies: Notice sur les
colonies Francaises, 18658, (Berue eoloniale, Juli 1858.)
33. Bulletin de Timmigration dans les culonies Frangaises. (Berus
coloninde, August 1858.)
9. Dr. A. Boud: Über das Erdbeben im December 1857, dann
im Jünner wnd Februar 1859. (Sitsungsberichte der K, Akademie
der Wissenschaften zu Wien, mathen.-nasurır, Klasse, XXVIIT,
Nr. 4, 1558)
35, Anton Steinhauer, K. K. Rath: Beiträge zur Geschichte der
Entstehung und Ausbildung der Niveaukarten, sourohl See- als Land-
karten. (Afith. der K. K. Geograph. Gesellsch. zu Wien. 1858, Heft 1)
Val, 37.
581
3%. Franeis Galton: The Exploration of Arid Conmtries, (Procee-
dings of the RB. Geogr, Soe. of London, März 1858)
37. Compte rende de TAcadi'mie des Sciences pour land 1857.
Zu en seance publigque le 29 desembre 1867 par Ü. Vessdloraki, s0-
erötaire perpitinl en fonctions. (Bulletin de da (lasse phys.-mathem.
de FAcademie de St.- Pitersbourg, XVIT, Nr, 1, 2, 8.)
3. 0. Baer: Nachrichten über die ethnolgisch- eraniologische
Sartmlung der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu St. Patere-
burg. (bibenda, XVII, Nr. 12-14).
Karen,
x ” Karten im Journal of the R. Geugr. Society, Fol. 27 (zu
Nr. 16):
T Pläne zu General- Lieut. Jochmus' Commentaries. (Taking of
Thermus, Deple of Mendlaim, Bremus against Thersopylae
ele„ Battle of Marathon, Plan of Sellasia, Antiquiiies in Laco-
mia etc, Sketch of Laconia and Uynuria etc.)
Capt®e Houry Yule: Map of Burma and its tributary states, Met,
1:3... 000,
op to ülustrate Notes on Rentes from Bushire to Shirdz, by Li
Gent Monseith, and from Shirdz to Derdb and thence to Anse-
rän, by Consul Keith -E, Abbott, Mat. 1:1.880,000.
Map of the Sea of Amwo, the Putrid Sea and the adjasent coasta
to ilustrate a Paper by Capt» Sherard Osborn. Mst 1.2 2.000.000,
Lionel tisborne: Map showing the ronte of Commander Prevost,
from Bancho No, 1, on the Savana Hiver, to Bancho No. 2,
beyond Prevost River; tochich are added the Surveys and See-
tions af the Istkmus. Mat. 1: 00.000.
I. D. Macdonald: Map of the Kirer Rewa and its tributaries, in
the Island of Na Fit Lewn. Mat. 1:360,000.
L# Cal, W. ©, Grant: Map of Vancouver Island, with the adja-
cent cost. Hat. 1:3.000.000,
J. Arrnesmith: Map 10 ilustrate Dr. Livingstone's Route across
Africa. Mat. 1: 7.000.000,
40, South Pacifie Hurricanes. February and March 1840. (Zu
Nr, 29.)
4. I. Erald: Hand-Atlas der allgemeinen Erdkunde, der Län-
der- nd Stastenkunde Zum Gebrauch beim methodischen Unter-
richt und swissenschaftlichen Studium, nit besonderer Bücksicht auf
Anschaulichkeit der Darstellung, in BO Karten. Darmstadt, Jonghaus
und Veuator, 1858 Hafı 32-31.
42. Perd. *, Dürrich, K, Wärtbg. Ingenieur-MMeuptmann a. D.:
Atlas der Schlachten, Treffen und Belagerungen aus der Geschichte
der Kriege von 1792 bis 1815 von Professor Dr. J E Woerl.
140 Blätter, verbissert und mit kurzen Erläuterungen begleitet. Frei-
burg im Breisgau, Herder, 185758.
43. Kartenbeilagen zur Allgemeinen Ausianderungs- Zeitung,
44. Signaturen behufs Auszeichnung von Plan- Zeichnungen mit
einem Anhange von Profil» Zeichnungen in 14 Tafeln. Schleswig,
Linmiech.
[t. Indem wir auf das verweisen, mas wir über das Handbuch von
Dr. Reuschle im Allgemeinen $. 548 des Jahrgangs 1857 der „Geogr.
Mittheilungen” gusagt haben, bemerken wir nur, dass die dort gerügte
Unterlassung einer gebörigen Benutzung der Originalquellen auch in
den hier aufzufübrenden Lieferungen auffüllt, Inhalt und Eintheitung '
derselben sind folgende: Kap. 21. Süd-Afrika, d. h. Afrika im Süden
des Äquators nebst Madagaskar. Kap. 22, Mittei-Afrika im Norden des
Äquators von «dem Kap-Veriischen Insel bis Socotra. Kap. 23. Nord-
Afrika, Kap, 24. Vorder-Asien oder der „Orient, Iran oder das Mit-
tol-Asintische Hochland, und Turan, worunter der Verf, das Land des
Amu-Darja und Syr-Darja begreift. Kap. 25. Central- Hoch - Asien.
Kap. 26. Ost-Indien oder Sikd-Asien, Hinter-Indien oder Indo-Uhina,
der Ost-Indische Archipel oder Austral-Asien. Kap. 27, Hinter-Asien
oder China und Japan. Kap. 25, Nord-Asien oder Sibirien. Mit der
hier endenden fünften Lieforung isk der ersto Theil dos Werkes (die
Erdolwerdäche, Zonen und Welttheile, Ausser-Europäische Länder} ab-
geschlossen. Die sechste Lieferung umfasst Russland, die drei Skandi-
nävischen Reiche und den Anfung der Darstellung Mittel-Europa’s. Die
siebente beendet den allgemeinen Theil über die Balkan-Halbinsel und
enthält ausserdem die Türkei, Griochenland, die Apennioen-Halbinsel .
und die einzelnen Italienischen Stasten mit Ausnahme der Österreichi-
schen Besitzungen und schliesst mit dem Anfang des allgemeinen Theils
von Frankreich. — .
%, Die dritte und letste Abtheilung des Thot’schen Lohrbuchs
(vergl. „‚Geogr. Mitth.” 1858, 8. 527) enthält die speziellere Beschrei-
75* .
682
bung Europa’s (mit Ausnahme Deutschlands und Spaniens), Asiens,
Afrika’s, Amerika’s, Australiens nebst den gewöhnlich unter dem Namen
Polynesien zusammengefassten Inseln, die der Verf. in eine „innere
und äussere Australische Inselreibe” eistheilt. Viele Ungenauigkeiten
fallen sehon bei füchtiger Durchsicht auf. —
3. Der zweite Theil von Dr. Metgor’s Nautischer Geographie (über
den ersten #, „Geogr. Mitth.” 1857, 8. 549) ist ein für Sehnlen und
praktische Seefahrer zugleich bestimmter Abriss der physischen Geo-
graplife des Meeres, in welchem nach einer kürseren Behandlung der
Arenlverhältnisse und Qliederung hauptsächlich die Tiefe der Moero, die
Beschaffenheit des Bodens, die Eigenschaften des Meerwassers, seine
Temperatur, Eisbildung, seine Nirenurerhältnisse, die Wellenbewegung,
Gezeiten und Strömungen, letztere verhältnissmässig schr susführlich,
besprochen worden. Die folgenden kürzeren Abschnitte behandeln die
Atmosphäre, namentlich die Winde, den Erdmagnetismus, die Refraktion
und Reflexion des Lichtes, und den Schluss bilden kurze Beschreibun-
gen der wichtigsten Ocennischen Strassen für den Weltbandel, vorzugs-
weise nach Maury und Horsburgh, wie überhaupt in dem ganzen Werk-
chen die Arbeiten dieser Männer, namentlich aber Maury’s, vielfach be-
nutzt sind. Die Tendenz des Buches ist eins mehr populäre, wonig-
stens in den meisten Abschnitten, während manches Detail aufgenom-
men wurde, 2. B. die zahlreichen Längen- und Breitenangaben, die
Tabellen über die Abweichung der Magnotaadel, die speziellen Darstel-
langen der eitizeinen Meeresströmungen u. s. w., das zwar im Allge-
meinen recht dankenswertb und für den Seemann unentbehrlich ist,
abor für Schulzwecke nach des Verfassers elgenen Ansichten nicht recht
passen dürfte. Die Sammlung und Verarbeitung des Stoffs zeugt von
Fleiss und Sachkenntniss, manchmal wäre es aber vielleicht besser ge-
wesen, eine weniger entschledene Sprache zu führen, z. B. in den Ab-
schnitten über die Eisbedeckung des Polar-Meeres im Winter, über den
Golfstrom, über die Cirkulation der Luftströmungen u. #. w. —
4. Die Andeutungen, welche Dr. Metger in dem Schulprogramm des
Emdoner Gyranasiums für 1858 über den Gang des-geogruplischen Un-
terriehts auf gemischten Gymnasien giebt, bekunden eine dureh die
Praxis erlangte genaue Bekanntschaft mit den Bedürfnissen und der
Fassungskraft der Schüler und enthalten viel Beherzigenswerthes. Na-
mentlich legt er ein grosses Gewicht auf die Erzielung einer allgemei-
nen physikalischen Anachauang im Gegensatz zu dem in rielen Leit-
faden und Lehrbüchern unmässig angebäuften und, weil schnell vorges-
sen, gewiss unzweckmässigen Vorruth an Namen und Zahlen; ferner
giebt or in vielen Fällen, hauptsächlich im Anfang, den Karten als
Hülfsmittel den Vorzug vor den Büchern, warnt aber mit Recht vor
den verkehrten Begriffen, zu denen auch gute Karten bei ungeschickter
Benutzung vorleiten können, und bestrebt sich überhaupt, ein richtiges
Maass hierin wie auch in der Ausdehnung des für die einzelnen Alter
stufen erspriesslichen Materisles aufzustellen.
beliebte Methode, von der engeren Heimatlı auszugehen und an ihr
die geographischen Grundbegriffe zu entwickeln, so wie die Versuche,
den geographischen Unterricht mit dem geschichtlichen zu verschmel-
zen, verwirft er gänzlich. —
5. Das Lehr- und Handbuch der nlilgemeinen Geographie von Dr,
Staedler, Oberlebrer an der städtischen höheren Tüchterschule in Ber-
lin, zerfüllt in die gewöhnlichen drei Hauptabtheilungen geographischer
Lehr- und Handbücher, indem zunächst die mathematische oder astro-
nomische, dann die physische und »uletast die politische Geographie
abgehandelt wird. Der erste Theil umfasst mit den in den Text ein-
gedruckten Holaschnitten 147 Oktar-Seiten und zeichnet sich durch eine
höchst klare uni fassliche Darftellungswoise aus, die in dem Verf. den
praktisch geühten Lehrer und zwur einen solchen von nicht unbeden-
tender Lohrfühigkeit erkennen lässt. Obne die wissenschaftliche Be-
gründung des Vorgetragenen zu vernachlässigen, hat er ds verstanden,
auch demjenigen sich vollkommen deutlich za machen, dessen matho-
matisches Wissen nicht über das Niveau des Alltäglichen hinaus-
geht oder der wenig daran gewöhnt ist, sich diejenigen Vorstellungen
geläufig zu machen, die zu einer klaren Übersicht der kosmischen Ver-
hältuisse erforderlich sind. Der Gang, welchen der Verf. im Allgemei-
pen einhält, ist der, dass er den Leser zuerst am Fixsternhimmel
oriontirt, dann das Sonnensystem darstellt, wie as vom helioeentrischen
Gesichtspunkt betrachtet an und für sich ist, und im folgenden dritten
Kapitel dasselbe noch ein Mal vom georentrischen Standpunkt aus zur
Anschauung bringt. Dasselbe dritte Kapitel betrachtet im Eingang den
Mond und beschäftigt «ich weitertin mit der Erde als kosmischem Kör-
por, führt uns also «as Planetensystem der Erde vor und bespricht
deren Gestalt, Grösse, Bewegung, Erleuchtung und Erwärmung, mathe-
matische Eintheilung u. ». w. Ein viertes und fünftes Kapitel entkalten
Die eine Zeit lang sehr,
Literatur.
noch die Lehre vom Horizont und unserer Zeitmessung nach der Be-
wegung der Himmelskörper, insbesondere der Erde und. des Mondes,
mit einem Blick auf den ehristlichen Kalender, Die physikalische Gen-
graphie wird auf den Seiten 151367 abgehandelt. Im ersten Kapitel,
„der Dunstkreis”, charakterisirt der Verf. die Lufthülle der Erde flüchtig,
und nachdem er in wenigen Sätsen die Kurve des ewigen Schnee’s,
das physische Klimas und die Isothermen abgefertigt hat, kommt ur zu
den wahrnelimbaren Erscheinungen jener Hülle, den Meteoren. Die
Darstellung derselben zerfüllt 2) in die Lieht- und Feuer-Meteore, wie
dieselben durch Strahlenbreehung oder Elektricität bedingt werden;
2) im die Luft- und Danst-Meteore (Wind — Nebel und Wolkn —
Höhenrnuch) und 3} in die wässerigen Meteore (Thau und Reif —
Bogen und Hagel — Schnee — Wasserhosen). Dus zweite Kapitel
handelt über die Erdoberfläche im Allgemeinen und die beiden Elemente
derselben, Wasser und Land. Ersteres kommt zur Betrachtung in Be-
zug auf sein Verhältnis zur Atmosphäre — als ruhendes und flies-
sendes —, in Bezug auf Geschmack — Farbe — Erregung (Weilen-
bewegung, Strömungen, Strudel und Brandung, Ebbe und Fluth); letz-
teren wird in seiner geologischen Entwiekelung und den Hauptgruppen
der verschiedenen Krdarten geschildert. Das dritte Kapitel enthält die
Allgemnine Gestaltung der Gewässer und Länder, und zwar 1) die
Küste, als die gemeinschaftliche, Gestalt und Gliederung beider bestim-
mende Grenze (Festländer, Ocegne, Inseln, Halbinseln, Meerbusen u. #. w.);
2) die Gestalt der Länder, Badenbildung (Tiefländer — Hochländer —
Gebirgsländer, Gliederung der Gebirge); 2) die Flüsse, deren Theile
und Beschaffenheit — Fluss- und Meergebiete —, See'n und Seegebiete.
Hier endet der allgemeine Theil der physischen Erdbeschreibung, den
der Verf. in den oben angegebenen einzelnen Theilen und Unterabthei-
lungen auf 63 Seiten zusammengelrängt hat, Es geht einfach schen
aus diesem räumlichen Verhältniss hervor, dass an eine ausführliche
Darstellung, an eine allseitige und ersehöpfende Beleuchtung dieses in-
teressanten und wichtigen Theils der Erdkunde nicht gedacht werden
kann. Dieselbe Bemerkung bebält auch noch Gültigkeit für den Anfang
des ulebsten, vierten, Kapitels, für die ‚Beschreibung der Oceane. Der
Leser erführt z. B. nirgends etwas über die Gestalt des Meerasbedens,
auf dessen Erforschung gerade in neuerer Zeit se viel Mühe verwendet
wird. Jeden Falls kann in diesem ganzen Theile das Staedler’sche Buch
keinen Anspruch auf den Namen eines Handinıchs machen, wenn wir
an ein solches die Forderung einer sich selbst genügenden Ausführlich-
keit stellen; da jedoch das Gerippe des Darzustellenden vollständig an-
gedeutet ist, so mag das Gegebene immerhin für ein Lehrbuch, dem
die mütdlichen Mittheilungen des Lehrers zur Ergänzung dienen, aus
reichend sein. Das rierte Kapitel des sweiten Theils beginnt, wis er-
wähnt, mit der Beschreibung der Oveane und umfasst noch die der
Festlünder und Inseln, d, h. ihre Lago und ihr gegensoitiges Verhältniss,
und die spezielle Beschreibung ihrer Ränder oder die an demselben
wahrnehmbare Gliederung des Landes und des begrenzenden Oceans.
Im fünften Kapitel richtet «der Verf. seinon Blick auf die Länder selbst
und deren Inneres, Es kommt die Lage, die horizontale Ausbreitung
und die Gestaltung ıler einzelnen Erdtbeile, so wie deren ‚cigenthäm-
liche Bodenbildung ‘und vertikale Gliederung samemt den dadurch be-
dingten Stromsystemen zur Betrachtung. Dieses Kapitel schliesst mit
sechs Übersichtstafeln [Die Kardinal- (iussersten Grenz-) Punkte der
Festlinder — rössen der Fest- und Inselländer — Alsolute Höhen
der bedeutendsten Berggipfel — Die Hauptströme der Erde — Die
bedeutendsten See'n — Die grössten Inseln der Erde]. Das sechste
Kapitel schliesst die physische Geographie mit der Schilderung des
Pflanzen- und Tiilerlebens der Erde, das in der allgemeinen geogrepli-
sehen Verbreitung und letzteres noch spexiell für die einzelnen Erd-
theile betrachtet wird. — In der Darstellung des dritten Haupttheils —
Politische oder Staaten- Geographie — weicht Dr, Staedler von dem
hergebrachten Gang derselben vollständig ab; der von ihm gewählte ist
folgender: Er beginnt im ersten Kapitel mit der Schilderung des Ver
bältuisses des Menschen zur Erde; dieses stellt sich dar in der Ver-
breitung des Menschengeschlechts, in dem Unterschied desselben je
-nach den verschiedenen Erdtheilen (Menschenracen), in dem wechsel-
seitigen Kulturrerhältniss swischen der Erde und dem Menschen —
dem Naturzustand und- dem Kulturzustand des letzteren. Aus dem
Kulturzustand entwickelt sieh der Staat (vgl. $. 198) Bei der Be-
schreibung der so entstandenen Stunten schliesst der Verf. zunächst
Alles aus, was sich auf die Verfassung und Verwaltung — die Politik —,
ferner was sich auf die besondere Gestaltung und eigenthilmliche Einrich-
tung der verschiedenen Stusten, «0 wie dieselbe gegenwärtig beschaffen
ist’oder zu irgend einer Zeit beschaffen war — auf die Statistik —
besicht; er betrachtet die Staaten nur nach ihrer „geographischen’’
=
“
Seite. Da aber die geographische Beschaffenheit eines Landes überall
die erste, die Grundbestimmung zu seiner und seiner Bewohrer staat-
lichen Eutwickelung enthält, während diese, der Zeit angehörende, Ent-
wickelung selbst in die Geschichte füllt und aus dieser herbeizuschaffen
ist, giebt der Verf. in seiner Stanten-Geographie „ein Bild der ge-
schichtlichen Entstehung und Umwandelung der Staaten auf Grundlage
ihrer geographischen Bestimmtheit", Die Staaten erscheinen also auf
diese Weise nicht im Raume neben einander, sondern in der Zeit nach
einander, Bei der Gruppirung und Zusammenstellung der Staaten ver-
folgt nun Dr. Staedler den von Kapp in seiner „Philosophischen oder
vergleichenden allgemeinen Erdkunde” aufgestellten Grundsatz, dass
„die gestaltende Grundlage für die Architektonik der Erdräume zu lo-
kalisirter Vielseitigkeit das Wasser in seiner Erscheinungsform als
Fluss, Mittelmeer und als Ocean sei und demnach die politische Geo-
graphie sich entfalte als Darstellung der potamisch-orientalischen, der
thalassisch-klassischen, der ocennisch-germanischen Welt”, Dempemäss
beginnt der Verf. im zweiten Kapitel die Aufzählung und Beschreibung
der einzelnen Staaten mit der ersten dieser drei Gruppen, den Fluss-
oder Stromstaaten Asiens mit Einschluss Agyptens, vorzüglich durch
die grossen Strüme bedingt, von denen sie durchzogen werden. Hierher
gehört: 1) das Chinesische Reich, das Doppelstromland des Hoang-ho
und Yan-tse-kiang, mit den davon abhängigen Ländern und Inseln;
2) Indien, das Doppelsttomland des Ganges und Brahmaputra, bis zur
Eroberung durch die Europäer (Briten); 3) das Persische Reich oder
das Reich des Cyrus, das Doppelstromland des Euphrat und Tigris
(350—330 vw, Chr), das, schon im Verfall begriffen, in dem Reich
Alexander’s des Grossen aufgeht (330—301 v. Chr.). Dieses zerfällt in:
Syrien oder das Reich der Seleueiden (301 —64 vr. Chr.), Agypten
oder das Reich der Ptolemäer (301—30 v. Chr.) und die Klein-Asia-
tischen Staaten bis zur Römerherrschaft. Das dritte Kapitel schildert
„die Länder und Staaten des Alterthums und zum Theil des Mittel-
alters, die ihr Einheitsgesetz in dem grossen Mittelmeer (#dlaosa)
haben, um welches sie auf den Süd-Europäischen Halbinseln, der Afri-
kanischen Nordküste und den West-Asiatischen Uferstrecken rings herum
liegen”, Hierher gehören 1) die Griechischen Reiche; 2) das Römische
Reich (bis ungefähr 476 n. Chr.); 3) das Ost-Rämische oder Griechische
Kaiserthum (395 — 1453); 4) das Arabische Kalifat (622 — 755), das
sich wiederum spaltet in das Kalifat der Abassiden zu Bagdad (T54— 1258)
und das Kalifat der Ommajaden zu Cordora (bis 1038 und 1492), —
Das vierte Kapitel endlieh, die oceaniseh-christliche Welt, umfasst die
Staaten der neueren Zeit, deren „Interesse seit der Entdeckung Ame-
rika’s und Australiens wesentlich mit auf diese Erdtheile überging und
in dem Streben umfassender Allgemeinheit auf das gemeinsame Welt-
meer oder den Ocean sich bezog”. Es wiederholt sich hier nochmals
die dreifache, dem Gnnzen zu Grunde liegende, Eintheilung: 1) das
Russische Reich mit kontinental-potamischem Charakter ; 2) die Mittel-
moerstasaten: das Türkische Reich (als Zusatz zu der Asiatischen Tür-
kei die mohammedanischen Staaten in Iran und Turan, und als Zusatz
zu den Türkisch-Afrikanischen Besitzungen die mohammedanischen
Stanten Afrika’s), Griechenland, die lonischen Inseln, die Italienischen
Staaten; 3) die Ocennischen Staaten (mit ihren Ausser-Europäischen
Besitzungen): Staaten der Pyrenäischen Halbinsel, Frankreich, Deutsch-
land (mit den ausserhalb des Bundes liegenden Preussischen, Üsterrei-
chischen und den „„Deutschen” Staaten: Schweiz, Belgien, Niederlande),
Skandinavien, das Britische Reich, die Amerikanischen Staaten. —
Diese ganze dritte Hauptabtheilung umfassen die Seiten 371 bis zum
Schluss, 8. #31, Über die Vortheile und Mängel der hier beobachte-
ten eigenthümlichen Auffassung zu reden, dürfte hier schwerlich der
ete Ort sein; wir müssen uns begnügen, ein möglichst übersicht-
liches Bild des Staedler’schen Buchs gegeben zu haben, und bemerken
nur noch, dass auch in dem letsten Theile die Art und Weise der
Darstellung klar und einfach ist. Ferner scheint der Verf, bei der
* Abfassung desselben ebenfalls mehr die Herstellung eines Lehrbuchs
der Geographie zum Anschluss an den Geschichtsunterricht in Schulen
beabsichtigt zu haben, als diejenige eines Handbuchs zum allgemeinen
Gebrauch ; es findet diess eine Bestätigung auch foch darin, dass bei
der Angabe der älteren und neueren Städte und Wohnörter nicht bloss
ihre geographische und staatliche, sondern auch ihre historische Wich-
"tigkeit für die Auswahl bestimmend gewesen zu sein scheint. Jeden
Falls aber rordient das Buch des Dr. Staedler unter den vielen in der
jüngsten Zeit erschienenen geographischen Leitfäden und Lehrbüchern
Beachtung. —
6. Über den Werth oder Unwertli solcher auf das Minimum des
Raums reducirten Grundrisse, Leitfäden u. s. w. der Erdkunde oder
einzelner Theile derselben zu urtheilen, muss füglich dem Lehrer über-
Literatur.
x
583
lassen bleiben, welcher dergleichen Werke, wie das von Friedrich Hof-
mann, Professor der Mathematik am Gymnasium zu Bayreuth, seinem
Unterricht zu Grunde legt, indem dieselben nur in Hinsicht auf ihre
didaktische Brauchbarkeit einige Wichtigkeit besitzen können, Der
vorliegende Grundriss enthält 56 Seiten Oktar. —
7. Bei der neuen, sechsten, Auflage des Leitfadens von Dir. C. Nie-
berding sind, wie der Verf. uns sagt, ausser der Korrektion der Ein-
wohnerzahlen keine Veränderungen der früheren Auflagen eingetreten.
Die nöthig gewordene öftere Erneuerung der letzteren scheint die prak-
tische Brauchbarkeit des 94 Oktar-Seiten haltenden Buchs zu beweisen. —
8. Der Verf. der „Principles of Physical Geography” hat in dem
327 mässige Oktav- Seiten umfassenden Bändeben ein kurz gefusstes
Lehrbuch der physischen Geographie, zunächst für den Gebrauch des
Eton College, zusammenstellen wollen. Auf Originalität will und kann
das Werk keinen Anspruch machen, insofern dieselbe nicht in der
Auswahl und dem Arrangement des Stoffs zu suchen ist; die Bemü-
hungen des Verf. gehen nieht auf ein Anhäufen von Thatsachen, son-
dern darauf hinaus, durch stetes Vorausschicken derjenigen Erläute-
Fungen, welche als Vorkenntnisse zum Verständniss des Folgenden er-
forderlich sind, seine Darstellung verständlich und durch Angabe der
Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung zugleich interessant zu
müchen. Zu untersuchen, inwieweit dieser Zweck bei dem beschränkten
Raume des Buchs erreicht worden ist, dürfte mehr Sache des Lehrers
als des Geographen sein; wir beschränken uns daher nur darauf, noch
zu erwähnen, dass von den beigegebenen acht Tafeln 1 und 2 die nö-
thigsten Figuren zur Erlüuterung der mathematischen Geographie, Nr. 3
eine schematische Zusammenstellung der höchsten Berggipfel der vier
ältern Welttheile enthalten, die ganze übrige physische Geographie auf
die fünf folgenden zusammengedrängt ist, woraus der unvermeidliche
Nachtheil entstanden ist, dass keine einzige dieser graphischen Darstel-
lungen ein anschauliches Bild giebt, zumal nur schwarze Schraffirung
angewendet ist und keine Farben dem Auge zu Hülfe kommen. Neues
ist auch hier nicht dargestellt worden, wenn wir nicht auf Tafel 3
eine Anzahl von Kurven rechnen wollen, welche Theile der grössten
Cirkel zwischen den bedeutendsten Handelsplätzen der Erde angeben. —
9. Longley hatte bei Abfassung seines Pronouneing Vocabulary die
Absicht, ein für die bescheideneren Bedürfnisse der Schüler, Zeitungs-
leser u. s. w. passendes geographisches und Personen-Lexikon herzu-
stellen, das den Vorzug der Handliehkeit und Wohlfeilheit vor solchen
Werken wie Lippincott’s Gazetteer, Appleton's Biographienl Eneyelo-
paedia u. s. w. voraus hätte, und zugleich die richtige Aussprache der
Namen mittelst eines besseren Systems zu verdeutlichen, als bishor an-
gewendet ist. Die grossen Schwierigkeiten, welche ein solches Unter-
nehmen in beiderlei Richtung bieten muss, verkennen wir keineswegs,
aber das hier Gebotene scheint uns doch für die beabsichtigten Zwecke
nicht ausreichend, Das geographische Namonsverzeichniss ist in Bezug
auf alle Theile der Erde ausserhalb der Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika sehr dürftig und das Personen-Lexikon dürfte auch den bil-
ligsten Ansprüchen nicht genügen; das angewendete neue System für
die Aussprache der Namen aber leidet an dem Übelstand, dass eine
Menge neu erfundener Schriftzeichen benutzt sind, die ein Jeder erst
erlernen muss, und dass dennoch manche Laute nur sehr unvollkom-
men, jageradezu falsch wiedergegeben sind, wie x. B. das Deutsche ü
durch e mit einem Punkt darunter, welches denselben Laut haben soll
wie das Englische ea in earth. Wir geben gern zu, dass die früheren
Methoden ebenfalls mangelbaft sind, aber sie haben den grossen Vor-
theil, dass man wegen ihrer häufigen Anwendung in geographischen
und anderen Lexieis schon vertraut mit ihnen ist, und wir vermögen
uns nicht zu überzeugen, dass man x. B. aus Lippincott's Gaxetteer
die Aussprache weniger leicht oder weniger richtig ersche, als aus
Longley's Vorabulary, — n:
10, ‚Das auch für das Jahr 1858 von dem Vercin für die Statistik
der Niederlande herausgegebene Statistische Jahrbuch enthält in ähnli-
cher Weise wie die früheren Jahrglinge ein mit vielem Fleiss gesam-
meltes und reichhaltiges Material über das Königreich der Niederlande
und seine überseeischen Besitzungen. Die zweite Abtheilung des fast
400 Seiten klein Oktav fassenden Buchs enthält eine Anzahl einschla-
gender Aufsätze verschiedenen Inhalts, die zum Theil auch auf Ver-
hältnisse des Auslandes sich beziehen. — u
11. Die von Kletke in populärer Weise bearbeiteten Reisen Alex.
v. Humboldt’s nach den Äquinoktialgegenden Amerika’s und dem Europdäi-
schen und Asiatischen Russland sind in dritter Auflage erschienen (die
erste datirte von 1855), ein Beweis, welches Interesse auch noch die
heutige Generation an den grossartigen, für alle wissrnschaftlichen
Reisen als Muster anerkannten Expeditionen Al. v. Humboldt’s nimmt
584 Literatur.
und dass die Bearbeitang Kletke's den Anforderungen und Bedürfnissen
des grösseren Publikums entspricht, welches den streng wissenschaftli-
chen Forschungen ferner steht, aber sich mit den In leicht fasliche
Form gebrachten ‚wesentlichsten Besultaten vertraut machen will und
zugleich eine anziehende Durstellung der persänlichen Erlebnisse des
berühmten Reisenden erwartet, —
12. Die gesammelten Aufsätze des im vergangenen Jahre kestorbenen
Earl of Eileemere, 1854—55 Prüsident der Gedgraghischen Gmellschaft
in London, bilden einen ziemlich stattlichen Oktarband von beinahe
500 Seiten; diejenigen, welche über geographische Üiegenstände han-
dein, sind sechs an der Zahl und besteken in ersählenden und kriti-
sirenden Referaten zur Zeit neu erschienewer Werke, in der Art, duss
der Verf. meistens mehrere denselben Gegenstand behandelnde Schriften
zusammenfaast. Nr. 1, Manuers amd usages of Japan, uml Nr, #, Re-
eolleetions of Japan, wind Darstellungen nach Holländischen Quellen und
erschlenen zuerst 1634 und 1846, Nr. 4, Borneo and Ürlebes (184#),
schildert hauptsächlich die Thätigkeit von James Brooke in den ge
vanuten Ländern. Nr, 6, erschienen 1643, und Nr. 10 — 1547 —
besichen sich auf die Entdeckungen der Offiziere der Hndsonbni-
Kompagvie un der Nordküste von Amerika in den Jahren 1836 —14
und die Autarktische Entderkungsreise des Kapitän Hoss IH39-—44,
Der sechste Aufsatz endlich, Nr. 15, veröffentlicht 1858, int eine Be
sprechutig der nordischen Beisen von M. A. Uaströn in den Jahren
1888, 1839, 18114. — :
13. , Nachdem die magmetische Abweichung für den Adriatischen
Golf im Jahre 1854 durch ‚Herrn Prof. K. Kreii genan bestimmt wor-
den war, blich es nur übrig, die Arbeit auch auf die angrenzenden
Gewässer des Mittelmeers auszudehnen. Es geschah dieses durch den
Direktor der Marine-Sternwarte in Triest, Herm Dr. F. Schaub, wäh-
rend der Monate August und September 1857 auf dem K. K. Kriegs-
dampfer „Curtatone”, Die Arbeiten erstroeckten sich diess Mai äber den
södöstlichen Theil des Mittelmseres swischen dem 20. und 36, Grad
Östl. L. v. Gr. und werden in den nächsten Jahren bis Tunis und
Konstantinopel ausgedehnt werden, Die Beohachtungspunkte wären:
Korfu, Zante, Cerigo, Uanılia, Rlmdus, Adalia, Limmasol, Latakia, Bei-
rat, Jafa, Alexandria, Bombabı, Die Details des Verfehrens und der
einzelnen Untersuchmyen hat Ir. Schaub in der vorliegenden Bro-
schüre (3# Seiten 4°} beschrieben um die Resultate aım Ende in einer
Tabelle zusammengestellt (s. „Geogr. Mitth.” 1858, H. III, 8, 111. —
14. Im Jahre 1855 hatte Frau Elise Herz geb. Edele von Lämel,
ein anselhnliches Legat gestiftet, mit welchem der Vorstand der larae-
litischen Kultusgemeindse in Wien eins Kinderbewahranstalt in Jernsa-
iem gränden sollte, in welcher zunächst israelitische, daneben aber
auch mohammedanische und christliche Kinder Aufnahme und Beleh-
rung änden könnten. Herr Dr. Med. L. A. Fraukl wurde von der
Stifterin zu ihrem Berollmächtigten erwühlt, um an Ort und Stelle die
nöthigen Kinleitungen zu treffen, und in dieser Kigenschaft trat der-
selbe im Mirz 1856 seine Reise von Triest aus an. Dr, Frankl hielt
sich suerst in Athen, dann nur flüchtig in Smyrea und wieder längere
Zeit in Konstantinopel auf; von hier begab er sich abermals nuch
Smyroa, ferner Rhodos und Larueea unf Cypern berührend nuch Beirut,
überstieg In einer dreilägigen Reise den Libanon, um nach Damaskus
zu gelangen, und kehrte von da über Baalöck, dem alten Heliopolis,
nach Tripolis und zur See nach Beirut zurück, Hier endet der erste
Band seines Reiseberichte, Der zweite beginnt wit der Landung in
Jatfa, von wo Dr. Frank! am 28. Mai in dem ersehnten Jernsulem an-
langte. Der Aufenthalt daselbst währte bis zum 6. Juli, ala der Itei-
sende nach glücklich gelöster Aufgabe aufbrach, um noch einige Btädte
Palästina’ und das Land der P’hönieier zu bereisen, Die zu diesem
Zweck eingeschlagene Route führte über Jalfa nach Kaipha am Fusse
des Berges Karel, in dessen berühmten Kloster der Pilger von Jeru-
sale auch ala Nichtehrist die zuvorkommendate Aufnahme fand, dann
weiter fings des Ufers des Moeres nach St. Jean d’Acre, von hier über
Rame und Safel nach dem Galiläischen Meer und Jder Stadt Tiberia
Dr. Fraukl richtete seinen Weg dann wieder nach Süden und berührte
folgende Orte: Nasareth, den Berg Tahor, die Ebene Jenreel, Schaste
(Sebustieh) und Nablus (Sichem) in Samaria, die Berge Elal und Gs-
risim, dann, nach dem Thal des Jordan sich wendend, Jericho, das
Tode Meer, ondlich Bethlehem, Hehron und wiederum Jalfa. Hier
endet der interessante Bericht des Reisenden, der auf seiner Rückfahrt
noch Ägypten und die Pyramiden besuchte. Mit den Empfehlungen der
Kaiser]. Österreichischen Begierung und denen rieler anderer herror-
ragender Persönlichkeiten ausgerüstet, schon durch die Natur seiner
Mission überall Interesse und Theilnshme erregend, musste Dr. Frankl
schon auf der Hinreise nach Valistina auf allen seinen Haltepunkten mit
Münnern in Berührung konmen, deren Kreise minder beginstigten Reisen-
den verschlossen bleiben, Von allem längst Bekannten und oft Krzühlten
eich ferm haltend sind es namentlich die Schilderungen dieses beror-
zupgton Verkehrs und der persünlichen Erlebnisse und Beobachtungen,
die den Reisebericht des Dr. Frank] vor den Erzählungen anderer orien-
talischer Touristen auszeichnen. Die kulturbistorischen Zustände des
Orients und ganz besonders der lsraeliten, der Glanbensgenossen des
Verfansers, fesselten vorzugsweise die Aufmerksamkeit desselben, dessen
Verbindungen ihn in den Stand setzten, zuverlässige Nachrichten ilber
den Zustand der israelitinchen Gemeinden , deren Kopf- und Familien-
zuhl, sittliche und sociale Verhältnisse, auch von solchen Orten mit-
zutheilen, die er selbst nicht berübrte. Am ausführlichsten verweilt
der Verf, natürlich bei dem Zuständen Jerusalems, und wenn wir ge
wohnt sind, die Schilderungen der Heiligen Stadt und des Heiligen
Landes, dessen biblisch-historisch merkwürdige Lokalitäten or füst alle
besuchte, aus dem Munde christlicher Glaubensgenassen zu verach-
"mer, ao hat es einen besonderen Reis, hier einen gebildeten, von den
heiligen Krinnerungen seines Volkes erfüllten Hebräer reden zu hören.
Als charakteristische Eigenthümlichkeit dus Buchs ist dessbalb ferner
die-gehöbene, phantasiereiche Weise der Auffassung und des Ausdruckes
zu erwälnen, dareh welche Dr. Frank] — bekamnt als Verf. zahlreicher
Diehturgen — sich zugleich «ls Dichter und als Abkömmling des gla-
thon- und billerreichen Orients zu erkennen giebt. —
15. In dam heftweisoe erscheinenden „Annnaire” der Metoorologi-
schen Gesellschaft von Frankreich werden nebat kurzen Sitanngsproto-
kollen, kleinen Notisen und Verzeichnissen eingegaugener Schriften auch
grössere Abliandlangen verölfentlichf, welche in den Sitenngen der Ge-
solischaft vorgetragen wurden. Die fünf vom Oktober 1857 bis Juli
1858 ausgegebegen Hefte enthalten van solchen Abhandlungen zunächst
mehrere, die sieh auf Untersuchungen über das Ozon beziehen, nämlich ;
A. Houseau, Obserrations sur la raleur du papier dit ozonometrique,
et expositions d'une nourelle möthode analytique -ponr reeonnnitre et
doser l’oxrgine maissant ou ozone; — Dr. Eugine Grellois, Notice sur
les nbservations osonomitriques faites pendant neuf mois, em 1K55 et
1856, & la peinte du Serail, ü Constantinople, mit Bemerkungen über
den Einduss der Temperatur, des Barometerstandes, des Feuchtigkeit“
gehaltes der Luft, des Niederschlages, der Winde, der Hinmelsbe-
dockung, der Stürme und Erdbeben auf den Oxongehalt der Atmo-
sphäre: — Derselbe, Ozonomötrie; risultats de qirelques expiriences
faites hi Thionrille; — Dr. Bürigny, Recherches et obserrations prati-
que sur le papier oxonomötrique. Ferner lieferte Bertrand de Deus
eine Quatriime Mömoire sur la Irkquence, et fa enpacit? plurieusn des
vents supericurs et införieurs sur la station du Pur (Haute Loire),
welche auf Beobachtungen aus dem Jahren 1849 bis 1855 berulit;
Dr. Grellois eine interessante Notiz über die Temperatur zu Kanstan-
tinopel; F. Renou sine Note sur l’scelimation, worin die Unterschiede
des maritimen, intermediiren und kontinentalen Klimn’s in Bezug auf
die Nutzpflanzen aufgesteilt und die Hauptgesichtspunkte zur Beurthei-
lung der Kiimate in Rücksicht auf Akklimatisation erärtert werden;
Beigrand einen Aufsatz über den Plateregen vom 21. Mai 1857 zu
Paris; J. Fournet eine Note sur certaines tempütes hibernales de
l’Algirie, eine ausführliche und umfangreiche Abhandlung, welche auch
suf die Erscheinungen der Gowitter und ihre Verbreitung im Allgemei-
nen nüher eingeht; Paul Mares seine Observations metiorologiques re-
eneillis pendant les mois d’ortobre, norembre, döcembre 1856 et jan-
vier 1857, dans je Sahara, au sud de la province d’Orsn ot dans lo
sud-est de Maroc. Diese meteorologischen Beobachtungen, welche bei
einigen militärischen Hekognoscirungen von Gerrrille in der Prorinz
Oran ans über Saida, Schott el Schergüi, Magrun, Tatssera nach dem
Westen von Maroeco angestellt wurden, erhalten dureh das. barsmetri-
sche Nirellement der Routen nuch für die Topographie speziellen Werth ;
etwa fünfzig neus Höhenmessungen werden aufgeführt. An Umfang wie
an Bedeutung aber steht A. Pooy’s Arbeit oben an: Catalogue chrono-
logigqte des tremblements de terre ressentis dans ler Indes-Üochlentales,
do 1530 & 1857; accompagns d'une Rerue biblisgraphique contenant
tous les travaux relntifs aux tremblements de terre dos Antilles, welche,
mit grossem Fleisse behandelt, eine der werthrollsten Arbeiten über
Eribeben ist, die im Laufe der letaten Jahre zu Tage gefördert wurden. —
16, 39, Ausser den üblichen Nachweisen über den Stand der Ge-
sellschaft, ihre finanziellen Verhültuisse, die nen acquirirten Schriften
und Karten, die Vertbeilung der Medaillen und dein Jahresbericht des
Präsidenten, Sir R. I. Murchison, über die Thätigkeit der Gesellschaft
und die Fortschritte der Üengraphie tiberhaupt während des Jahres
1856 —57 (s, „Gengr. Mittheil.” 1857, 85. 32743) enthält der
27. Band (1857) des Journals der Londoner Geogr. Gesellschaft 17
Literatur.
zum Theil von Karten begleitete Aufsätze. Seitdem die Verhandlungen
der Gesellschaft darch die „Proccedings” bekaunt gemacht werden,
erfahren wir schon durch dies: den Hauptinbali der meisten Abhand-
lungen, welche später im Jourual vollständig abgedruckt werden, und
da die „Geogr, Mittheilungen” in ihrem literarischen Theile auf die
„Procerdings” Rücksicht genommen haben, »o können wir uns bei der
folgenden Anfrühlung kurs fassen, Der erste Aufsatz bestoht aus einer
Reibo von Untersuchungen den General-Lieutennnt A, Jochmus über die
Topogruphie solcher Punkte des alten Griechenland, welche durch mi»
. Ktärische Operationen eine historische Bedeutung haben. Er sucht die
alten Namen mit den heutigen Situationen, die Berichte der Historiker
mit der lieographie der betreffenden Gegenden in Einklang zu briu-
gen, indem er sich auf seine eignen Forschungen an Ort und Stelle
stützt, um giebt dadurch eins Menge von Aufklirungen, die dem Ges-
graphen nicht weniger wie dem Historiker und Altertiumsforscher will
kommen sein müssen, um so mehr, als er die Resultate seiner Arbeit
auf 7 Spexialkarten von Schluchtieldern, Detilös u. s. w, äixirt, Auf
diese Weise kommentirt er die Expedition Philipp's von Macelonien
gegen Thermus und Sparta, die militärischen Operationen des Brennus
und der tallier gegen Thermopylao und Atelien, die Schlacht bei Ma-
rathon, die Schlacht bei Bellasia und die strategischen Bewegungen
zwischen Tegen, Unryue und Sparta, Die Abhandlung ist in dem Jahren
1850 bis 1434 geschrieben, Der zweite Aufsatz ist Kapitän H. Yule’s
geogrupbische Beschreibung von Burma und den Burma unterworfenen
Schan-Staaten (a. „Geogr. Mitih.” 1857, 8. 221), die Inzwinchen in
seinem grussen Werke über Burma, in Kapitel X und KAll, veröf-
fentlicht wurde. Die beigegebene Karte ist eine Heduktion der eben-
(slis zu ıliesem Werke gehörigen grossen und werthrollen Karte Go
neral-Liontenant W. Monteith berichtet, kurz über seine im Juhre 1810
mit Sir John M’Donald Kinneir unternommene Reise vau Buschir
am Peorsischen Golf nach Schuster und Schirau. Kennett Loftus sucht
die Identität des Flusses Eulnens, der bei Susa vorbeilloss und in dem
Persischen Golf mündet, ınit dem heutigen Kerchah nachzuweisen, und
zwar theilte sich nach Ihm in früheren Zeiten der Fluss in zwei Arme, van
denon der westliche Chonspes, der üstl. Kularus biess, während der Fluss
oberhalb der Theilusg bald mit dem einen, bald mit dem anderen Na-
men bezeichnet wurde. Der fünfte Aufsatz ist Kapitün Sherard Os»
born’s Beschreibung des Asow’schen und Faulen Meeres (s „Gesgr.
Mitth.” 1857, 8. 326); in dem sechsten schildert der Konsul Keith B.
Abbott seine im Jahre 1850 ausgeführte Reise von Schirmns östlich über
Fessa nach Darab umd von da wöstlich über Dsehehrum nach Kasorun
(zwischen Schiraz und Buschir); den siebenten bilden Sir Henry Raw-
linson's Bemerkungen über die alte Geographie von Mohamrah und
seine Umgegend (s. „Geogr. Mitth.” 1867, 8. 438); den achten ein
Auszug aus Lionel Gisbarne’s Bericht über seine i851 in Begleitung
von Forde unternommene Exploration des Iathımas von Darien zwi-
schen dem Golf von St. Migusl und dem Culedonia- Hafen. Thomas
Hopkins, Vice» Prüsident der «Literary and Philosophical Sorietr zu
Manchester, besprieht die Ursachen der milden Wintertemperatur der
Britischen Inseln. Wie Russell (s. unten Nr. 28) bestreitet er die Aus-
dekoung des Golfstroms bis zu den Europäischen Küsten und weist
auf die kalten Winter der Amerikanischen Süd- und Ostküste hin als
auf einen Beweis, dass der Golfstrom auch dort keinen wahrnehmbaren
Einfluss uuf die Temperatur des Lundes hat, er leitet aber das wär-
mere Klima Gross-Dritanniens nieht von den vorherrschenden Sidwest-
winden ber, sondern glaubt os durch die Condensation von Wusser-
dämpfen bedingt, die hier ähnlich wie auf Island oder an der Süd-
spitze Amerika’s verhältnissmässig bedeutend ist, Nach Kapitän Spratt's
Abhandlung über die Schlangeninsel (s. „Geogr. Mitth." 1857, 8. 326)
folgt als eifter Aufsatz eine hydrogrephische Beschreibung des Arve-
Thales von Prof. Paul Chaix in Genf mit zahlreichen Angaben über
Höhen, Gefülle, Temperatur des Wassers, Geschwindiskeit der Stri-
mung und Wassermasso in den einzelnen Monaten: ferner eine Notiz
von John Cloghorn, worin er die Anhüufung von Sand und Gerölle an
der Südseite dor Mündung des Wick, ÖGrsfschaft Caithnoss in Schott-
land, wo der neue Pulteneytown-Hafen erbaut worden ist, zu erklären
sucht, John Denise Mocdonald, Assistenzarzt auf dem von Kapitän
Denkam befehligten „Heruld’” erstattet einen ausführlichen und schr -
interessanten Bericht über die Expedition, die er mit dem Missionär
Waterhouse und dem Botaniker Milne 1856 in das Innere der Insel
Nariti Lewu, Fidschi-Inseln, unterbsmmen hat (#. „Gengr. Mitt. 1857,
8. 225), und giebt dazu eine Spesialkarte dus Bewa-Thales. Der vier
zehnte Aufsatz ist Grant’s Beschreibung der Vancouver-Insel (s. „Geogr.
Mitth.” 1858, 88. 11% und 512); auf diesen folgen Aumüge mus
James Andersson’s Tagebuch über seine Arktische Reise nach der Mün-
685
F
dung des Grossen Fischilusses (s, „Geogr. Mitth.” 1855, 88.308 u. 377,
auch 1867, 8. 283); ferner ein aflizieller Bericht Sir Henry George
Ward’s, Gnurernears vonlerlon, über die alten Wasserbehülter daselbst
und den Ellaharu-Kanal, über die wir kürzlich auch aus Sir George
Barrow's „Ceylon past and present” {s. „Gengr. Mitit." 1857, 8. 118)
Einiges erfahren haben; und zum Schluss der von Dr. Livingstone im
Mai 1856 von Tete aus am Sir R. Murehison geschriebene Brief über
seine Reise von Cabango nach Linyanti. —
17. Die Adresse des derzeitigen Prüsidenten der Londoner Geogra-
phischen Gesellschaft, Sir B. 1, Murchinon, die in der Jahresversumm-
lang vom 24. Mai 1858 verlesen wurde, steht in keiner Weise der letzt-
jübrigen nuch, die unseren Lesern aus dem vorigen Jahrgenge der
„Geogr. Mitth.” (38. 327—343) bekannt ist, Wir finden hier dieselbe
Beherrschung der gesammten geographischen Wissenschaft aller Läp-
der, dieselbe kritische Auswahl, dieselbe übersichtliche und unziehende
Darstellung. In der That werden diese Jahresberichte, wenn sie in
gleicher umfassender Weise eine längere Reihe von Jahren hindurch
ausgearbeitet werden sollten, als ein gutes Bild von dem Fortschritt
der Geographie in unserer Zeit eine wichtige Quelle für die Bearbei-
tung einer Geschichte dieser Wissenschaft abgeben. Die Adresse von
1855 zühle 96 Oktar-Seiten und auf 6 weiteren Seiten ist ihr das Pro-
tokoll über die Eriheilung der goldenen Medaillen an Prof, Buche,
deo Direktor der Küstenverniossung der Vereinigten Staaten, und Ka-
pitän Collinson, den bekaunten Polarfahrer, vorgelruckt. Sie beginnt
wie gewähnlich mit biographischen Natizen tiber die während des ver-
Hossenen Jahres verstorbenen Mitglieder der Gesellschuft, von deben
diess Mal besonders Admiral Sir Frameis Beaufort, Diakonus William
Conrheare, -Admiral Sir John Ross, Lient, 3. Baptiste Holman, „der
blinde Reisende’, Gregory's Begleiter R. J. Elsoy, Dr. Seorssby und
Freiherr v. Beien zu nennen sind; auch Dr. Vogel wird in der Todten-
liste aufgeführt, obwohl sein Schicksal immer noch in Dunkel gehüllt
ist, Die eigentliche gengruphische Revne wird sodann mit den Briti-
schen Arbeiten eröilnet, den Admiralitäts-Aufnahmen, der Gensralstabs-
vermessung von Gross-Britannien und den wichtigsten Publikationen,
woran sich die übrigen Zänder und Erdtheile mit ihren Aufnahmen,
Expeditionen und ihrer Literatur anreihon. Da die meisten dieser Go-
genstände theils früher , theils seit der Ablassung der Adresse auch in
den „Geogr. Mittheilungen” erwähnt wurden, so ist es überflüssig, sio
hier einzein aufzuführen. Aus den Behlusshemerkungen erlahren wir,
dass die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft im Jahre 1857 —55 um
166 gewachsen ist und jetzt last 1106 beiträgt, nahe doppelt os viel
als in früheren Jahren. —
18, Hr. Jnmes Yates, Viee-Prisid. der International Assorintion for
obtaining a Uniform Deeimal Syntem of Meusures, Weights and Coins,
hat in dieser Abhandlung zwölf Fragen brantwortet, welche sich darauf
beziehen, festzustellen, was die beste Einheit für das Längenmaass nei.
Nachdem er untersucht hat, ob o# besser sei, eine gunz neue Kinheit
zu erfinden oder eine zu wählen, die bereits in Gebrauch sei, und fer-
ner, ob man sich für eine willkürlich überbruchte oder in der Natur
begründete entscheiden solle, bespricht er diejenigen natürlichen Maase-
einheiten, die ausser dem Meter jener Association zur Annahme ror-
geschlagen waren; hierher gehörten solche, welche von Dimensionen des
menschlichen Kürpers hergeleitet waren, und dasjenige Pendel, welches
unter gewissen Breitegruden Sckunden angiebt. Nachdem er die Um-
sweckmössizkeit diener Vorschläge nachgrwiesen , geht er zum Meter
über, in welchem er, namentlich nuch Widerlegung der demselben ge
machten Vorwürfe der Ungenauigkeit, eins allen Anforderungen ent-
sprechende Maasseinheit findet. Die Fruge X untersucht ins Besondere,
wie weit das Metermiaass bereits in die Maasse anderer Europäischer
und nieht Europlischer Stanten übergegangen ist, und weist das Ver
hältniss derselben zum Meter nach. Die beiden letzten Fragen bezie-
ben sich lediglich auf den legalen Gebrauch und die Verbreitung des-
selben im Vereinigten Köpigreick von Gross-Britunsien, - Die von Herrn
Yates gewonnenen Besultute wurden von der eingehend» genannten As-
socistion geprüft und ungenommen, Der betreilende Report ist der Ab»
handlung vorgedrackt, —
1%, Die tabellarische Zusammenstellung der Leuchtthürme, Leucht-
banken u. #. w. der ganzen Erde von H. Grif hat eine ganz ühnliche
Einrichtung wie die von der Britischen Admiralität alljährlich in neuen
Auflagen publicirten und weicht von diesen nur selten in «inzelnen
Zahlen (Positionen und Höhen) ab. Sie ist im Qanzen korrekt md, so
viel uns bekannt, die erste, welche in Deutscher Sprache ersrbienen
ist. Aufflallen muss os, dass der Verf. in der Vorrede nur die seit 1848
von Coulier in Paris veröffentlichten derartigen Zusummenstellungen
erwähnt, das Vorhandensein der Britischen, #0 allgemein bekannten und
586
benutzten, aber gänzlich ignorirt, da er doch selbst den Grsenwicher
Meridian als Ausgangspunkt für die Längen beibehält. —
20, In den finfzehn Briefen, welche Julius Pröbel im März und
April 1858 wihrend seines letzten Aufenthalts in Deutachland von
Frankfart «, M. aus über die Deutsche Auswanderung und deren kul-
turbistorische Bedeutung geschrieben hat, sucht derselbe vom Stand-
punkt der allgemeinen Interessen der sittlichen Entwickelung unseres
Geschlechts oder, mit einem andern Ausdruck, vom Standpunkt der
Cirilisation ans die Frage zu beantworten: Wis soll das Deutsche Volk,
. welches gegenwärtig an andere Welttheile den am meisten die Zukunft
bestimmenden Theil der Europäischen Auswanderung liefert, sich zu
der hierin ausgesprochenen historischen Aufgabe mit Bewusstsein ver-
halten? Der Verfasser unterscheidet bei der Zerlegung der Gcsammt-
heit derjenigen Interessen, welche bei der Auswanderungsfrage ins Spiel
kommen, 1) die Interessen der Auswanderer selbst; 2) die des Landes,
welches sie verlassen; 3) die des Landes, nach welchem sie ziehen ;
4) die der Civilisation oder der menschlichen Kulturgeschichte im All-
gemeinen, Ad 1) handeln die ersten fünf Briefe von den Grunderfor-
dernissen im Charakter der Aunwanderer, von der (harakterisirung der
spoziellen Art des Glückes, auf welche der Auswanderer in der neuem
Heimath rechnen darf, über die aktiven und pnasiven Eigenschaften,
also Über das Manss der Leistung und Eutsagung, nach welchen die-
solben sich in bestimmte Klassen theilen lassen, u. #. w., überhaupt
tiber die subjektiven Interessen Deutscher Auswanderer, bis der sechste
Brief zu der objektiren Seite dieser Interessen gelangt, zu den Bedin-
gungen des Gedeihens in der Beschaffenheit des Auswanderungszieles.
Auch diese Ziele werden vorerst nur in Bezug auf das eigene persän-
liche Interesse des Answanderers betrachtet und auch nur solche Ver-
hältnisse der Auswanderung berücksichtigt, welche bereits historische
Bedeutung gewonnen haben oder eine solche zu gewinnen versprechen.
Im Allgemeinen muss das zu wählende Land neben nur zum geringeren
Theil benutzten natürlichen Reichthum die Bedingungen der geographi-
schen Lage (Kommunikation, Weltrerkehr), der bürgerlichen und politi-
schen Freiheit besitzen und zwei grosse ökonomische Erscheinungen
zeigen, nämlich „wohlfeiles Land und tlenere Arbeit”. Nach der
Nord-Amerikanischen Union, die noch lunge „das Parudlies des armen
Mannes” bleiben wird, scheint dem Verf, zunächst Brasilien diese Bo-
dingungen zu erfüllen (er setat jedoch hinzu, dass er das Land nicht
nach eigener Anschauung kenne, und nach einem Ausspruch im 14. Brief,
„es sei ein gänzlich missverstandenes Interesse, wenn Säd-Amerikani-
sche Länder damit umgehen, durch einwandernde Deutsche Bauern und
Proletarier sich eine Berölkerung von Taglöhnern oder gar Poonen
— zur Arbeit verpflichteten. Sehulduern — zu verschaffen”, dürfte
nach Allen, was man jetst über Drasilien weiss, Fröbel's Urtbeil we-
nigstens für einen, grossen Theil dieses Landes sich schr modificiren),
dann aber die Plata-Staaten und Byitisch-Honduras; auch die übrigen
Stnaten Std- und Mittel-Amerika’s, der Westkiste Nord-Amerika’s,
Canada und Australien werden in dieser Hinsicht besprochen. Der
neunte Brief handelt von dem Klima und der tropischen Arbeit im Ver-
hältnies zur Auswanderungsfrage; Frübel will, dass dor Deutsche Aus-
wanderer weniger Scheu davor zeigen soll als bisher; die Tropenländer
sollen dureh Kultur für die nordische Race zuträglich gemacht werden.
In den Briefen 10-13 spricht Frübel von den Interessen Deutschlands
wu der Dnutschen Auswanderung, deren national-5konomischer und pe-
litischer Seite in verschiedener Hinsicht; in welchem Sinne, unter
welchen Umständen, in welchen Regionen, In weichem Geiste und mit
welchem Material Deutsche Kolonien möglich sind. Noch hält er deren
Gründung für ausfährbar, etwa in den Plata-Stasten, in Britisch-Hon-
duras unter Englisch - Preussischem Schutz oder im Osten Europa’s
(Donau) unter Österreichischem Kinfluss; hier wäre. mit dem Lebrns-
prinzip des Ostens (Eraberung, Herrschuft), dort mit dem des Westens
(Gründung freier Staaten, Selbstregierung) zu operiren. Die Untersu-
ehung der Interessen, weiche die sur Ansiedelnng geeigneten Länder an
der Deutschen Auswanderung haben, die Betrachtung der letzteren in
Verbindung mit dem ganzen Entwickelungsprosess unseres Geschleehts,
also das allgemeine Kulturinteresse an der Angelegenheit (ein Thema,
welches Frübel in seiner Schrift „Amerika, Europa und die politische
Zukunft’ weiter ausgefübrt hat), sind Gegenstände der letzten beiden
Briefe, — Der Verf. knüpft in den vorstehend skizzirten Briefen häufig
an «die Bemerkungen Roscher’s in seiner Werke über Kolonien, Kolo-
nialpolitik und Auswanderung an, und wenn die Verhältnisse der Ver-
einigten Stusten gune vorzugsweise hervorgehoben werden, so geschieht
es nicht, um dieselben an und für sich zu schildern, sondern weil sich
an denselben die Interessen des Auswunderers um eindringlichsten und
Ichrreiehsten darstellen Inssen. Wahrscheinlich aus demselben Grund
Literatur.
stellt der Vorf, bei dem Vorgleich der Alten und Neuen Welt nicht
Febler gegen Fehler und Vorsilge gegen Vorzüge zusammen, sondern
vielmehr die Schwächen jener gegen die starken Seiten “dieser, und
zwar geschieht diess in einer leidenschaftlich erregten Weise, die ihn
nicht immer dem Standpunkt kühler Unbefangenheit einnehmen lässt-
und ihn blind macht gegen dus, was auch jenseits des Atlantischen
Deeans schon „Saul ist im Staate”; und doch sollte der Auswanderer
auch die faulen Flockett kennen. Auf der andern Seite sieht »der denkt
sich der Verf. Manches, was in Wirklichkeit nicht existirt. So ver
wirft er Canada als Auswanderungsziol für Deutsche, weil er glaubt,
dass „din blosse Kolonialexistens mit einer eigenen Iuferlorität des
Bewusstseins verbunden wire, die der Auswanderer sich ersparen sallte”.
Wor eine der Britischen Besitzungen Nord- Amerikn's aus eigener An-
schauung kennt (was bei Fröbel leider nicht der Fall ist), wird wissen,
dass von diesem niederdräckenden Bewusstsein nicht die leiseste Spur
vorhanden ist oder vorhanden sein kann; dor Deutsche Ansiedler würde
dort nicht nur die gleichen natärlichen Vorzüge des Landes wie in
dem nördlichen Theil der Vereinigten Staaten, sondern auch dieselbe,
ja noch mehr individuelle Freibeit finden, als in der von fanatischem
Parteiwesen in Banden gehaltenen Union, jeden Falls aber mehr Sitt-
lichkeit im öffentlichen und soeinlen, im politischen und bürgerlichen
Leben als bier, von den darch und durch korrupten Zuständen Brasi-
liens guns zu schweigen. Noch müssen wir in Beseg uf eine Ausse-
rung des Verfassers (8, 58), dass es in Deutschland „abenteuerlich’”
erschienen sein möchte, wenn ein Kaufmann in San Fronciseo seine
Projekte bis an den Amur ausgedehnt hat, bemerken, dass dies kei-
noswegs der Fall gewesen ist; vielmehr können wir dem Verf. wersi-
chern, dass es dergleichen abenteuerliche Leute auch schen längst in
Deutschland und zwar nicht pur am Hhein, sondern sogar in abseits
gelegenen Provinzen der Deutsch-Üsterreichischen Bundesländer giebt,
die doch nicht bloss ihren Blick von einem Ufer eines Oceans zu dem
sodern zu richten haben. —
21. Der berühmte Physiker Kupffer fordert die Akademie der Wis
senschaften zu St. Petersberg zur Anstellung von gleichzeitigen Pendel-
beobachtungen in St. Petersburg und Nieolajeff auf, welche in Äbnlicher
Weise unter Anwendung des elektrischen Telegraphen auszuführen sein
wie die des Prof. Airy im Harton Collierr und die Bestimmung der
Abplattung der Erde zum Zweck haben. Er giebt dieser Methode den
Vorzug vor den Breitenbestimmungen an den Endpunkten eines Me-
"ridianbogens. —
22. Herr Bachr unternimmt es in dieser Abbandlung, die drei Glei-
chungen, welche die Stellung eines um einen festen Punkt sich dreben-
den Körpers im Baum bestimmen, auf syothetischem Wege abzuloiten,
im Gegensatz zu dem bisher üblicheren Wege der Analyse, Aus dem
so erhaltenen Formeln, welche mit den von Poisson gefundenen über-
einstimmen, sucht or dann andere abzuleiten, welche, wenn auch mit
weniger Genauigkeit, dennoch sehr annähernd die Bewegung der Erde
um ihren Schwerpunkt darstellen. —
23. „Da die Sonne”, sagt Dore, „über der nördlichen Erdhälfte
länger verweilt als über der südlichen, so fällt die Linie, über welcher
die beiden Durchgünge der Sonne Jureh den Zenith wm genau gleiche
Zeiten ubstehen, nicht auf den Aquator, sondern auf einen Parallel der .
Nordhälfte der Erde. Für alle klimstischen Verhältnisse gehört der
Aqustoer ausserdem #0 entschieden aur südlichen Erdhülfte, dass man
vom physisch-geographischen Standpunkte ihn nar als eine mathemati-
sche Linie anorkennon kann. Der physische Aquator als Scheidegrense
beider Hemisphären füllt unbedingt auf die nördliche Hälfte, Um ibn
auf einer Karte daranstellen, hälteros für das Zweckmässigste, dazu die
Mitte der inneren Grenzen der einander begegnenden Passate zu wih-
len. Für den Atlantischen Ocean liefern daxu die älteren Bestimmun-
gen von Horsburgh in dem „India Directory” die Anhaltspunkte, für
den Stillen Ocean die von 92 Schiffen ermittelte Grenze beider Passate
in Kerkallet’s „Considerations ginörnles sur l'oesan parifque, 1856”.
Im Jahresmittel sind danach die Grenzen der Passate im Atlantischen
Ocean 8° 12" und 2° 20’ N. Br., im Stillen Ocean 9° 4’ und 3°
44' N, Br. Für den Indischen Orenn lässt sich die Grenze der Pas-
sate wegen der eigenthümlichen Verhältnisse der Monsune nicht zur
Bestimmung des pliysischen Aquators benutzen, hier giebt vielmehr der
Barometer den sichersten Anhaltspunkt. „In dem ganzen Gebiete der
Mousune und auf der nördlichen Erdhälfte noch weit über die Grenzen
derselben hinaus ist die barometrische Jahreskurve so gekrümmt, dass
das Barometer sehr regelmässig ron den kälteren Monaten nach den
wärmeren hin fällt, Diess gilt sowohl für die nördliche als «südliche
Erdhälfte; die konkave Imrometrische Kurre der nördlichen Erdhälfte
verwandelt sich daher in eine konvexe bei ihrem Übergange in die süd-
Literatur.
liche Erdhälfte.” Prüher hat Dove gezeigt (Poggendorff’s Annalen,
Bi. 77, 8. 360), dass diese Übergangsstelle im Indischen Ocean auf
Java fällt, woraus sich ergiebt, dass hier die Scheidelinis eine noch
höhere nürdliche Breite erreicht als im Atlantischen und (Grossen Ocean.
Die neuerdings in Gondukoro am Weissen Nil (4? 44' N, Br.) ange-
stellten meteorologischen, Boobachtungen weisen nach, dass sich die baro-
motrische Kurre dort ganz entschieden an die südliche Erdkälfte an-
schliesst; der physische Aquator erhebt sich also vom Atlantischen
Ocean aus durch das Innere von Afrika und durch den Indischen Decan
allmälig nach Norden und er füllt demnach lübernil auf die nördliche
Erdhälfte, sein Verlauf lässt sich aber aus dem bisherigen Daten nur
snnübernd undeuten. — .
24. Der Aufsata von D. Stur (72 Oktar-Seiten), den derselbe als
einen Beitrag zur Kenntniss der Flora von Österreich, der Geographie
und Geschichte der Pflanzenwelt bezeichnet, wurde, wie #s scheint,
durch das im Jahre 1855 erschienene Werk De Candolle’s hervorgern-
fen, in welchem dieser gefrierte Botaniker die Behauptung nusspricht,
der Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Pilanzen sei als Null
zu betrachten, so dass dieso Sache nach dem Ausspruch einer solchen
Autorität Vielen als eine abgemachte erscheinen durfte. Dieses zu vor
hindern und diese wichtige Frage der Forschung nuch ferner offen zu
erhalten „ ist der rüchsto Zweck der Abhandlung, in weleher der Verf.
die Gründe mancher Missrerständnisse aufzudecken sucht und die Beob-
achtungen über die Besichudgen der Pflanzen zu ihrem Baden mittheilt,
die dorselbe auf einer im Auftrag der K. K. Geologisehen Reichsanstalt
im Sommer 1856 ausgeführten Heise gemacht hafte; ein reichhaltiges
Verzeichniss dieser Pflanzen, die in Krain, im Küstenland und am Lido
von Venedig gesammelt wurden, nebst Angabe der geologischen Unter-
lage derseiben schliesst die Abhandlung. —
25. K. Müller zieht gegen die hauptsächlich von Lyell vertretene
Meinung zu Felde, dass die alpine Flora älter sei als die Gebirge und
nach der Hebung der letzteren erst aus der Ebene auf aie hinaufge-
wandert sei, so wie dass jede Pflanzonspecies nnr eine einzige Urhei-
math habe, von welcher aus sie sich ausbreitete. K. Müller bringt
zur Begründung seiner untgegenstehenden Ansicht u. A. vielo interes-
sante Beispiele ron Kryptogamen bei, welche sich an weit auseinander
gelegenen Punkten der Erde finden und bei denen an eine Wanderung
schworlich zu denken sti, —
26, Die treffliche Arbeit über die Schifffahrt auf dem Indischen
Ocean in Verbindung mit den physischen Verhältnissen dieses Meeres,
die wir mehrfach in dieser Zeitschrift erwähnt haben, schliesst mit der
Beschreibung der Routen zwischen China, Indien, dem Indischen Ar-
chipel und Australien. Sümmtliche Artikel sind inzwischen in einen
kleinen Band gesammelt und als selbstständigen Werkchen unter dem
Titel „Directions for narigating the Indian Ocean, Chins und Austra-
lian Sens. London, Potter" herausgegeben und mit Karten versehen
worden. —
27. Prof, Ehrenberg berichtet über seine Untersuchung elnes ans
kleinen haklen Eisenkügelchen bestehenden Staubes, der am 14. Nor.
1356 auf das Schilf „Joshua Bates” in 10° 28'8, Br. u. 117° 49 Östl. L.
v. Gr. zwischen den Keelings-Inseln und Australien niedergefallen war, Er
leitet ihren Ursprung von den heissen Schlammvulkanen Java’s her, ver-
gleieht sie mit den hohlen Aschenkügelchen, welebs Eichwald nach einem
Feuerausbruch bei Baku im J. 1839 beobachtete (Leonhard’s Archiv für
Mineralogie und Geologie, 1840, S. 93), und beleuchtet die Art ihrer Ent-
stekung durch das Beispiel der Stahlkügelehen, welche sich bei Ver-
brennung einer Stahlfeder in Sauerstoffgas bilden. Auf einer Kupfer-
tafel sind eine Anzahl ehnrakteristischer Bestandtheile jenes «tmosphä-
rischen Eisenstaubes abgebildet. —
28, R. Russell sucht den Golfstrom durch das Vorherrschen der
Stdwestwinde im nordöstlichen Theil des Atlantischen Oesaus un er
klären. Diese Winde verarsachen nach ihm die oberflächlichen Strö-
mungen an den Küsten der Britischen Inseln, an der Westküste von
Norwegen und in dem Meere zwischen Norwegen und Spitzbergen , die
man gewöhnlich als einen Arm oder eine Fortsetzung des Gollstroms
ansicht, und durch den Golfstrom werden diese naclı dem Arktischen
Moere hingetriebenen Wassermassen ersetzt. Er lässt die Mitwirkung
der Passatwinde und der während des Sommers im Mexikanischen Golf
und längs der Atlantischen Küste von Nord-Ameriks rorherrschenden
Südwinde gelten , ist aber der Meinung, «ass der Golfstrom auch ohne
diese Winde bestehen würde, einzig durch den Kffekt der südwestlichen
Winde im Osten des nördlichen Atlautischen Ocrans. In diesen Winden
findet er auch die Ursache des wärmeren Winterklima’s der Europdi-
schen Westküsten und der Eislosigkeit des Meeres zwischen Norwegen
und Spitzbergen; denn weng auch die warmen Meeresströmungen richt
Petermantn’s Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft XI.
-Bänden veröffentlicht wurden.
587
ohne Einfluss bleiben, so sind sie doch erst durch jene Winde beiingt
und die Ostküste der Vereinigten Staaten hat trotz des nahen Golf-
stroms sehr strenge Winter wegen der dert vorherrschenden kalten
Westwinde. —
29, 41, Im Novemberkeft des „Nautieal Magazine” beginnt eine
Reihe von Artikein über die Stürme des südlichen Grossen Occans, in
denen Herr Dobson, Lehrer an dor Königl. Seeschule zu Greenwich,
ein reiches Material von Beobachtungen, besonders auch der auf den
Polynesischen Inseln zerstreuten Missionäre und der Missionsschiffe
„Camden”, „John Wesley” und „John Williams’, zur Bestimmung der
Bahn, Stärke, Schnelligkeit a, s. w, der Uyklonea oder Typhune jones
Meeres verwendet. Der erste Abschnitt handelt von den im Februar
und März 1840 im Osten von Austmlien beobachteten Stürmen und
wird durch eine Skizze erläutert, auf welcher der Verlauf dieser Stärme,
ikre Ausdehnung und Art der Dreolung angedeutet sind. —
30, Der Aufsatz über die Goldfelder in Kalifornien und Australien
schildert in lebendiger und anziehender Weise die grossartigen Ummälsun-
gen, weiche durch die Entdeckung des Goldes in diesen Ländern herrvorge-
bracht worden sind, und ilren Einfinss auf die rasche Entwickelung der-
selben, indem charakteristische Skissen der Zustände vor, während und
einige Jahre nach jener Entdeckung an einander gereilit werden, Dabei
wird auf die Bodeutung des Umstandes hingewiesen, dass die Gold-
reichthlimer erst zu einer Zeit ans Licht kumen, wo Kalifornien und An-
stralien in den Händen von Protestanten wuren, —
31. Jedes Vierteljahr giebt die „Revue ooloniale” ein statistisches
Rösumd über Handels- und Schifffahrtsbuwegung in den Franzüsischen
Kolonien Martinique, Guadeloupe, Guyana, Reunion, Senegal und Gorte,
worin die Hauptzahlen aus den Bulletins, welche von den Kalonial-
regierungen ausgegeben werden, übersichtlich zusammengestellt sind. —
3%, Die einzige oflzielle Beschreibung sänmtlicher Französischer
Kolonien aus neuerer Zeit ist in den „Notices statistiques'” enthalten,
welche von 1837 bis 1840 durch das Departement der Marine in rier
Seitdem hat man aber viele dieser Ko-
lonien durch genauere Untersuchungen grüudlicher kennen gelemt, die
statistischen Verhältnisse sin ganz andere geworden und es sind sogar
fünf nene Kolonien hinzugekommen, Taiti, «lie Marquesas-Inseln, Mayotte,
Nossibt und Neu-Kaledonien. Herr Roy hat sich desahalb der Aufgabe
unterzogen, sine neue Beschreibung auszuarbeiten, die sich zwar in
vielen Punkten auf die „Noblees statistiques” stützt, aber durch neuere
Daten berichtigt und vervollständigt wurde, namentlich sind die fünf
genanuten Kolonien darin in gleichem Sinne und verhältnissmässig aus-
führlicher behandelt als die schon länger bekunnten ülteren. Der Ver
fasser hat auf diese Weise ein recht dankenswerthes Werkchen (192 88.)
geliefert, aus dem man für jede einselue Französische Kolonie die
hauptsächlichsten Daten über ihre Geschichte, Topographie, physika-
lische Geographie, Klimatologie, Produktion, Bevölkerungs- und Han-
deisstatistik ersehen kann, und zwar gehen die statistischen Angaben
bis auf die neuesten Vorlagen. Der Beschreibung jeder Kolonie sind
eine Anzahl Abbildangen in Holsschnitt, darunter auch einige Karten-
skizzen, beigegeben, welche der „Illustrution’ entlehnt wurden. —
33. Pür die in letzter Zeit so viel besprochene Angelegenheit der
Einführung sogenannter freiwilliger Arbeiter in die Franzikisthen Ko-
lonien ist ein Aufsatz in der „Herue coloniale” ron Interesse, in wel-
chem die Erfahrungen mitgetheilt werden, die mun auf Röunion, in
Guyana, auf Martinique und Gundeloupe mit den eingeführten Afrika-
nern, Indiern, Chinesen und Pölrnesiern (von den Gilbort-Inseln) ge-
macht hat. Aus oflixiellen Dokumenten wird nachgewieson,, weichen
relstiren Werth diese rorschieldenen Nationalitäten für die Kolanien
haben, unter welchen Bedingungen sie daselbst leben und auf welche
Weise sie herbeigeschafft werden. —
34. Nach versuchter Feststellung der Grenzen der erschütterten Re-
gion und Aufzählung der einzelnen Erschütterungen in ihrer Zeitfolge
glaubt Dr. Bout aus der Gosammtheit derselben folgende Schlüsse zie-
hen zu dürfen: 1) Vollkommene Bestätigung der Ansicht, dass Enl-
orschütterungen besonders an gewissen Punkten riel leichter und darum
viel öfter als anderswo empfunden werden: diese Gegenden sind rorzüg-
lich die am meisten von früher her gespalteuen oder die in ihrer ro-
gelmüssigen Schithtung am meisten gestörten FPeisenpartien, 2) Die
normale Richtung der Stösse ist immer von Süden nach Norden, und
umgekehrt, oder mehr osler weniger nach Osten oder Westen gerlickt,
aber in von Osten mach Westen sich erstreckenden Gebirgen verlingdrn
sich die lateralen Oscillationon in dieser Richtung, 3) Gerüusche und
Dotopntionen scheinen ganz besonders in den Gegenden rorsukommen,
wo tiefe Thäler oder Schluchten nur den obersten Theil ron Spalten
bilden, welche weit in das Innere dur Erde dringen oder spaltchreiche,
76
588
serrüttete Felsmassen charakterisiren. 4) Die Detonationen scheinen
mehr Unseontwickelungen als elektrischen Eutladungen zugeschrieben
werden su können, —
35. Herrn Steinhausor’s Aufsntz giebt eine interessante und lehr-
reiche Übersicht der bisher unter Anwendung s0 verschiedener Meo-
thoden ausgeführten Höhensebichtenkarten in historischer Folge, mit
kritischen Bemerkungen über die allmälige Entwiekelung der Methoden
und ihre relatiren Vorthelle. Die älteste Seckarte, welche entschiedens
Niveaulinien in gleicher. Meorestiefs enthält, ist nach ihm die Karte
von Frankreich von Philipp Buache, Paris 1770. Danach waren es
zuerst die Nord-Amerikaner, die seit 1829 auf ihren Küstenkarten Ni-
veaulinien anguben. Die Anwendeng dieses Brstems auf Karten des
Festlandes geschah zuerst durch Dupain-Triel auf zwei Karten von
Frankreich aus den Jahren 1791 wnd 1802, die nach der Idee des
Genfer Ingenieurs Ju Carla (Expressions des nivellements etc, Paris
1782) angefertigt wurden. In Usterreich war der Feldmarschall-Liente-
nant Ritter von Hauslab der Erste, welcher schon seit 1820 für die
Herstellung und Versollkommnung ron Höhensebiehtenkarten thätig war. —
86. Der berühmte Afrika- Reisende Galton giebt ein detaillirtes
Schema für die Ausrüstung, Organisation und die Methode des Vor-
deingens von Expoditionen, wissenschaftlichen sowohl wie anderen,
welche ein ganz unbekanntes Wästenlanı durchziehen und erforschen
wollen. Seine Erfahrongen und Winke, so wio die Bemerkungen, welche
Dr. Barth, Atkinson, Count Strzelecki und Pliny Miles an Galton’s
Vorschlüge knüpften, werden manchem Heisenden von wesentlichem
Nutzen sein. —
37. Horr Wesselowski, seit v. Middendorf's Rücktritt im Jahre 1857
beständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften zu St. Paters-
burg, erstattete in der “jfentlichen Sitzung vom 29. Desomber 1857
den üblichen Jahresbericht über die Thätigkeit der Akademie während
des verlossenen Jahres. Nachdem er die Verluste, welche die Akade-
mie durch den Tod ron Cauchy, Thönard, Prinz Karl Bonaparte, Lich-
tenstein und Tilesius von Tilenan erlitten, und die Erwählung des
Finnischen Sprachforschers Wiedemann an Sjögren’s Stelle erwähnt,
gab er zuerst eine Übersicht der von Mitgliedern der Akademie aus-
geführten wissenschaftlichen Reisen, nämlich v. Baer’s Beendigung sei-
ner Kaspischen Forschungen, r. Helmorsen’s geologische Exrplorationen
am Onegu-Seo, Dr. 1. Schrenk's Reisen in den Ämur-Ländern, die Aus-
sendung des Zoologen Sewertsow umd des Botanikers Elie Borstachow
nach dem Arnl-Seo und Syr-Darja, Prof. Abich's Aufenthalt im westl.
Europa zur Förderung seiner Arbeiten über den Kaukasus und Stasts-
rath v. Struro’s erfolgreiche Bemühungen in Preussen, Belgien und
Frankteich für die Verbindung der geodütischen Arbeiten in diesen
Ländern mit denen in Russland, um dadurch die Messung eines grossen
Parullelgradbogens vom Atlantischen bis zum Kaspischen Meere zu er-
zielen. Hierauf resumirte er kurz den Hauptinhalt der Vorträge, welche
in allen Abtheilungen der Akademie gehalten wurden, u. A. von Ütto
Strure über die Chrononmeterexpelitionen zwischen Pulkowa, Archangel
und Moskau, von Kupffer über den Anschluss der Russischen aneteoro-
logischen Stationen an das Le Verrier'sche telegraphische System der
täplieben Meldung der Beobachtungen, von Wosselowski ber die kli-
matischen Zonen Russlands, von Abich über die Geologie des Kauka-
sus, von Ruprecht über die Vegetation des Amur, von v, Baer über
den Häring des Kaspisehen Meeres, von P. vr. Koeppen liber die neunte
Volkszählung in Russland. Am Schluss sprach er über die Vertheilung
der ausgesctzten Preise, welche einen Gesammtwerth von 5712 Rubel
hatten, und über die Gründung eines neuen Preises von 3000 Rubel
jährlich durch den Grafen Alexis Uwarow. — j
38. Der interessante Vortrag v. Baer's über die Schädelsammlung
der Petersburger Akademie belehrt uns zunächst über die Entstehung
dersolben. Ihr erster Grund wurde gelegt mit einer kleinen Anzahl von
Aleuten-, Koloschen- und Eskimo-Schädeln, auf der Lütke'schen Expe-
dition von Mertens gesammelt, und ihre wichtigste Bereicherung ver-
dankte sie dem Oberst Peitsch, der in Niederländisch-Indien diesem
Zweig der Ethnographie besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte,
Die Aufstellung der gegenwärtig 281 National-Schädel umfassenden
Sammlung ist in geographischer Ordnung geschehen und eine Auswahl
der Schädel soll ausführlich beschrieben und bildlich dargestellt werden,
zu welchen Zweek die Zeichnungen zum Theil schen ausgeführt sind.
Nachdem Herr v. Baer ferner die empflindliehsten Lücken in der Samm-
luug namhaft gemacht, theilt er zum Schluss seine Ansichten über die
Literatur.
nächsten Aufgaben der Kraniologie mit nebst Bemerkungen Über die
Eintheilung der Schädelformen und die Art ihrer Messung. —
41. Durch die Ausgabe der oben bezeichneten Lieferungen ist der
Ewald’sche Hand-Atlus s4 weit vorgesehritten, dass nur noch sechs
Korten rückständig sind, um dio Zahl 80 vollständig zu machen. Diese
Lieferungen enthalten aus der mathematisch - geographischen Sektion
Nr. 4, Darstellungen der sichtbaren Seite des Mondes, einzelner Mond-
landschaften und schematische Ansichten der Mond- und Sommenlinster-
nisse, bearbeitet von Ewald, ein Blatt, das in jeder Besiehung einen
engenehmen Eindruck macht; ferner aus der physikalischen Sektion
Nr. 9, Veränderungen der Erdoberfläche in historischer Zeit (Vulkanis-
mus, Koralleubau, Sedimentbildung,, An- und Absehwemmung, Strand-
und Dünenbildung, Erosion, sekulire Hebung und Senkung, Gletscher),
und aus der topisch-geograpliischen Sektion Nr, 14, Höhen und Tiefen
(rargleichende Protile der Berghähen und Moerestiefen, Tiefe der Bohr-
löeher und Bergworke, Almahme der Lufttemperatur, Luftdichtigkeit
und des Luftdruckes nach der Höhe, Darstellung der Unebenheiten im
wahren Vorbültuiss zum Erdhaibmesser), beide Blätter von Ewald bear-
beitet und recht sinnreich zusammengestellt. Aus der ethnographischen
Sektion Nr. 1, die Haupt-Sprachenstämme, die Menschenracen und
Haupt-Völkerstämme in ihrer Vertheilung über die Erde; Nr. 2, die
Sprachen der östlichen Krühälite; Nr. 3, die Völker der östlichen Erd-
hälfte; Nr. 4, die Völker und Sprachen der westlichen Erdhälfte; Nr. 5,
die Verbreitung der Haupt- Religionen aul der Erde, sämmtlich von
Hofbibliothekar Dr. Ph. A. F. Walther in Darmstadt bearbeitet und
nur auf allgemeine Übersichten berechnet. Aus der stutistisch-topo-
graphischen Sektion endlich finden wir die Blätter Nr. 26, Griechenland
und die lonischen Inseln; Nr. 27, Klein-Asien, Arınenien und Syrien;
Nr, 28, Ost-Indien und die Ost-Indischen Inseln; Nr. 69, China und
Japan, alle bearbeitet von F. Christmagn, Diese letzten Blätter erheben
sich nicht überall auf den neuesten Standpunkt unserer Kenntnisse, und
obwohl mit viel Sorgfalt gestochen, zeigen sie doch abermals, wie miss“
lieh die Anwendung brauner und blauer Töne für Terrain und Wasser
ist, wenn man sich nicht eines vorzüglichen, äusserst gennuen Druckes
vergewissern kann. —
42. Der unerkannt vortreffliche Schlachten-Atlas des Professor Dr.
Woerl ist in einer neuen Ausgabs erschienen, die sich bei ihrer zweck-
mänsigen Einrichtung und grossen Billigkeit (5 Thaler) gewiss in den
weitesten Kreisen Eingang verschaffen wird. Hauptmann v. Dürrich,
Jarch seine militärgeographischen Arbeiten rühmlichst bekannt (s. u. A.
„Geogr. Mitth.” 1857, 8. 289), hat die 140 Übersichtskarten und
Schlachtenpläne, aus denen der Atlus besteht, meu reridirt und mit
kurzen Erläuterungen aus Prof. Woerl’s „Geschichte der Kriege ron
1792 bis 1815” begleitet. Die detaillirten, übersichtlich und praktisch
angelegten Schinchtenplüne leisten dem Verstündniss der Kriegsgeschichte
der genannten Jahre den wesentlichsten Vorschub, —
43. Mit der „Allgemeinen Auswanderungs-Zeitung”, welche: bei Prü-
bel in Rudolstadt erscheint, werden seit einer Reihe von Jahren Kar-
tenblütter ausgegeben, auf die wir hiermit wur kurz die Aufmerksam-
keit der Geographen und Kartenzeichner lenken - wollen. ihr Werth
liegt weniger in einer sorgfältigen Bearbeitung oder geschmuckrollen
Ausführung uls darin, dass sie oft Spezialkarten und Pläne einzelner
Ansiedelungen und ihrer nächsten Umgrgend enthalten, die man sich
schwer oder gar nicht auf anderem Wege verschaffen kann. Es ver
steht sich von selbst, dass sie auch fir alls diejenigen von Interesse
sind, welche in irgend welcher Beziehung zu den Deutschen Kolonien
im Auslande stehen ader sich mit der Auswanderungsfrage beschäfti-
gen. Aus der jüngsten Zeit erwähnen wir von diesen Blättern eine
Karte der Provinz lio Grande in Süd-Brasilien mit einem Plan der
Kolonie St Urux am Bio Parlo; einen Plan des Gutes Superaguhy in
der Nähe ron Paranagua, Provinz St. Paulo in Brasilien; einen Plan
der Stadt Joinville, früher Schrödersort, und des für ihre Vergrüsse-
rung reseryirten Terreins am Rio Cachoeira in Süd-Brasilien; und eine
Karte vom Stromgebiete des Grossen und Kleinen Itajahy mit beson-
derer Berücksichtigung der Kolonie Blumenau und der Provinz Its Ca-
tharina. —
44. Die Signaturen behufs Auszeichnung von Plan-Zeichnungen, de- _
nen sich noch die Elemente der Berg- und Profilzseichnung, so wie
verschiedene Maussstäbe hinzugefügt finden, Luben nichts vor andern
ähnlichen Werken voraus und entsprechen in ihrer Ausführung kaum
den heutigen Anforderungen.)
Bibliographie, Oktober, November, Dezember 1858.
589
- Bibliographische Übersicht
der im IV. Quartal 1853 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, "Aufsätze und Karten.
x Zusammengestellt von H. Ziegenbalg.
Geographische und statistische Zeitschriften.
Nouvelles Annales de In Marine et des — Br annde. a Decembre.
Dupont. & ro Jahrg.
Nouvelles Aunalıs des voyaes, de la görgsmphle, del
logie. Ridigdes ur N, 4. MalteBrun. Vie Scrie denn bre—
A. Bertranid. ee Ze (8 fr.) 10 Thir.
Annall u | di Statistien, gonm ee, storta, viagei
i commerdo, enmpilatt di Glas, Fach, 3: yo ie Voh „a, di Settembre,
Novembre. lan. n. g
pro Jahrg. Sri. 10 Ner.
uslanı. Eine ochenschrift für Kunde des geistigen umd sittlichen
Lebens der Völker. Red.: ©. #. Peschel. 31. Inhırg, Nr.40—52, Stnttemrt, Cotta. 4
pro Jahre. #’Thir. 10 Neer.
Bollettino di notizie atatistiche Ifallane o atraniere e delle pik Importanti
invenzioni e sonperte o progresso dell’ Industria 0 delle engnixi cupapilatn das
@ius, Secchi, Bettembre — Novenmtre. ul" Jahre ( (1.0.8, Ge) 2 Thlr. 6 Ner,
Bremer Hnndelshlatt in Verbimtun O, Hübmer's Nachrichten aus dem
Gebiete der Staats: und Volkswirt! 7. Jahrg. Nr. 40 — 2. Bremen,
nemann. 4. pro Jahrg. 4 Thir.
„Belbetin de ia Sochitd de göographle, ge Alfr, Maurg et V. 4. Malte
Brun, de Serie T. XVL Septembre—Norvem Paris, A. Bertrand. Dias
12 fr.) 4 Thir.
The Journal of the Indian Archipelage and Ze. Asla IR.
u. New Series. Voll], No.4 Sinzapare, 1867. & 2 Thir.
Journal of the Statistical Soelety of London. ae »ecember. London,
Parker & Son. 8, Jedes lleft (2x. 64.) 1 Thir.
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sin. lrsg. vonder Adnirahtät. 1A66, + ıyy
November. Petersinirg. » [Russisch] n-; Jahrg: | ) u Thir.
'Tho Nautical Magazine and Naval Chronicle. Vol. XXVIL. 2 Decem:
ber, London, Simpkin, Marshall & Co, 8, Jeies mn 1=.) 12 Ner.
Preusisches Handels - Archiv. Wochenschrift für Handel, und Ver-
kehrs-Anstalton, Hrag. von ». Fiebadn und Saint» Pierre. 12, Jahrg. Nr. 40-58,
Berlin, Irocker, 4, Mit Beilaen. Jeder Banıl 2 Thir.
Proceedings En the Royal Geographical Soelety of Londeh. Val. IL, Nr. &
Landen, Stanford, Jeden |. 14 Ngr.
Revue (de Törient, do VAlgerie et des Colonien. Nomr, Serie, Di6«
oembre,. Puris, Rouvier, &, m Je mn 6 Thir. © Ner.
Tijdschrift voor Noleriandsch Indit, Ultgen. vr W. Hoieet. Be
10—12. Zalt- Zoom.
Noman &
rift voor Tusisuliheedirande on siatistick, Rn Mr. HB.
huls 166 deei. 7. #, stukken. Zwolle, Tjoonk
pro Jahrg. von 3 Lo
Wochenschrift flir Artrongane, Meteoroingle und ip
Neue Folge. 1. Jahrg. 1868, Nr. 40-2. Halle,
Zeitschrift flir allgemeine Erdkunde.
Erdkunde zu Berlin w. ». w. Hrsg. von X, Neumann. Neue Folge, IV.
V. Bi, & 4. Neft. Berlin, D, Reimer, 8, Mit Karten. Jeder Banıl 2
* Zeitschrift des Statistischen Büresus des König. Bächsischen Ministeriums
Innern. Red. von E. Engel. 4. Jahrg. 1868, Nr. 4.5. Dresden. [Leipzig, Hübner.] 4.
pro Jahrg. 1 Thlr.
von Heis,
Geographische Lehr- und Handbücher,
tion publique; par A. Napin et Ch. Barkaret. Ouvrage autorisö par le oonseil de
Yinstruetion publique Nouv. edit, augmentde ıl'un de in geograpble de la
Terre > Paris, Dezobry, Magıieleine & Co. 18. XVI, 174 pm;
ee pe Ei giograpte moderne y; Vunage des Keoles pi ee 'aris,
Hachotte & Ga 18 21 v. e) 7} Ner.
Balbi, A. ten, histeriea « politien, re-
digideo an er um novo jlano, ® Tree,
gerüen de
Imentos 60)
et Erd, portugu
atlas har nr aac de des mn) onloridos. Nora eigdo, revista # Interamente refun-
dida, pelo Gaer. Lopes da Zours. 2vol Paris, Ve Aillaud, sth 8. 10 pp.
25 fr.) 8 Thlr. 10 Ner.
Berghaus, H. Wat wen van de nardo weet, A
von is gekomen. Door den schrijver voor Nederland nader bewerkt en vermeer-
en alt het ep vertaalt door P. ran Os. Bdeen, Sneek, r. Drüten &
Bieeker. & &, 588 pp. aa) a ii. = ‚SF.
Si
Ka
Bi
4
F#
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3
Bi
alt
E
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E
Paris, Hachette & Ca. & IV, 141 pp. 42 Sp. en er
Brukn, 4. Kleine Geogrupbie, mit besonderer Berücksichtigung
Staates. 16. verb. Auf. Kopenhagen, Reitzel. ®&. 108 pp. war »k.) 14 a.
Catzada, A. Geografis elemental universal, fisica, politica y astrondmi
„sipmnatırs em Ins escuwelas "superiores de primern
Gerona, Doren. #, 170 pp. Ati Karte von Spanien u. Portagal u. 3 Tat
Obere elömentaire des EL nn +
Clansoltes, P, iphie temps ronfermant
un ordre trös-methodigue toutes des nonvelles decourertes Aucıhs setenon, Ge ddit.
Paris et Lyon, Prise ir. 18, 1% pp.
8.8, Orammar School Gesgraphr: forming a of a Systematie
Serien of beat‘ Gongrapbios,. Hmbraecing am extem im and te to
na N the High Ulasses in Public am Private Schools. Pc re Appieton &
PP- 20 N
Cortambert, E. Description partleullüre de ’Asie, de l’Afrigne, de seTämeriqne
et de 1'Oedanle, vonformement aux dermiers programmes offieiel r In
elasse ılo re Nomr. edit. ‚Hachetto & Co, 12, 260 pp. am, .) DU Ner.
Petit Cours de glogra göographle umnlerne. Onrrage autorie‘
conseil de De Nouv. dit. Inkd. 14. 2u0 pr (lt fe. 3.) ehe
- gindrule. ee 18 S6p Ya Das “)
Cours FE de gi erg andenne et noderue melssnn
W'ödacation: par tm waperieur de petit sÖminaire. Toulouse, emo Far Pils-
gaud & Co, 12, 322 Im
Driows, Tabbi, Nouveau oonrs d’histeire et de hie, ndtlzd eonforımd-
went aux programmes de ’Universitd arrnötds em 186° ne ee de. EG ga
a de l’Amdrique et de N’Ocdanie, 84 IR — Clasie de 3e, Glogra
libre de I’Europe, 110 pp. — Ulsse de 2de, Geo) hie ıliöre NAsie,
de "Amerique er de ’Oofanie. 109 pp. Paris, Belin. ws Abth. (T5«.) 7} Ngr.
Epitome de geografla 6 historin para uso de los a. Madrid, Gonzalez. #,
u ER H. Nieuw hanilboek do sardrijkakumde met meschi
teekeningen z00 naar de voornsamste weschiedeehrj
und gebiklete Leser.
Faik, Mit vielen Ilkıstr, 4 astronem. Taf. ı. Fe neuen Tu in R9
zuzuin LR [y G%s Ad Ritter v, Skrzeszewski. 1. Lig. Wien, 1868, Hartieben”
x pp. ia. 1-0, Mit eingedr. Holzschn. u. 4 &hromolith. Karten. 24 Ner.
Erscheint in em. Di Lirferumgem.
Geographie diämentaire des rg! ou In Geo; hie apprise sur les carten et
sans Irre, par 7%, Zebrum or A, Le Benlte, Nouv, dit, Livret da maitre, Paris,
Deolalsin. 14 T2 pp. (0 ©) 6 Ner,
@reee, J. Leitfaden beim Unterrichte in der Erkunde für Burker u, Lamd-
schulen. 4, vos Autt, init ©, Anh. v. Palästina, Kiel, v. Maack, #, 12 pp. 2 Nr .
drabe, A.
ioningens häg
t allmänbet Eifter Originalers femte Upplaga pa Swenska utglfne och bearbetade
af Gst. Thomde. Fürra Delon. Stneklsalm, 1807, Ha eröim, 12. XI, 549 pp.
(2 sdr. 8 ak.) 1 dr. 24 Negr.
Handbuch der Geo; bie und Statistik fiir dle geullleten Stände von Chr.
Ser. Dan. Stein u. Fi. Hörscheimans. Neu bearl. unter Mitwirkung mehrerer
Gelehrten v. Prof. J. E. Wappäus. 7. Auf. 3. Id, Europa. 2. (Das oamanl-
sche Reich nebst den drei Donaufürstenthämern, das Flirstench. Montenegro, das
Königr. Griechenland u. die Be; nd der gprier Inseln, Von Hugo Ur e-
heil. 201— 311.) Mm
Er w. ädie Pe Ent-, "Wlan: 1. Sisslsilinhäs ol ”. 1
Leipzig, Arm . 4 ad; 116L 1800, Jede Lig. 4 Nar.
2. Kronen, a phie für Elementarschulen. Mit mehreren den Text erläu-
ternden Höischn. ud en. Miünchen-Glsdbneb, Hifferth. 4, 6 5 F, Ner.
Kieinstäuser, Chrm. Leitfaden zu dem Unterrletite in der f. Istei-
Be Schuten beart. 6 verb. Aufl. Nach den Bestimmungen der revid. Schulord-
mg umgearh. und mit kurzen histor. Bemerkungen verseben. Ingember 1008,
Manz & x, 3a Ner.
Klöd "Handbuch der Erdkunde, &—11. Lig. Berlin, wei
#, L Da. p. Fin. Mit eingedr. Holzschn. Jede Lfg. 10 Ser
Kutoner, J. 6. Bilder, enthaltend dns Interessanteste u. W
sens te nms der jer- und Völkerkunde und der Physik der Erde. Nach
neuen uml guten Quellen für Lebrende und Lernende, sowie flir Freunde der Geo-
grapbile bearb, u. gesammelt. 2. il Asien umd are Amerika und Polynesien,
nebst Aufsätzen aus a der Physik der Erde. Glogmu, Flenming, 8 000 Fi Mit
1 Litlsogr. 1 Thlr. 15 Ner. (complet 2 Thir. Ner.)
Lansing, Fr. Wilder aus der Länder. und Vilkerkunde, wie auch ans der
Physik der Erde Ein isches Lesebuch für die oberen Ulaasen höherer
Bildungsanstalten und für Freunde der Erdkunde überhaupt Osmabrlick, Rack-
borst. & VIO, rar t Thir. 6 Nur,
4 » statistänkt_ Lexikon üfwer Werldsdelar, Länder, Haf, Wikar, Hain-
= ren. 8 ph Jedes Heft (1 Rıdr.) 34 Nar.
„Fr. Alkgemelue Enikunde, oder neuestes Handbuch + Befürderung
und Belebung nn Da (ud ar Ya er 7 chem}
mu historine) ch und com v Ku ums,
Regensburg, Manz. # Kun [Dr Eee 7% et 6 Ner.
Zäben, 4. Leitfaden zu "elnerm methodischen Unterricht in der Geoempbie
für Bürgersebulen, mit vielen Au und ragen zu mlndlicher re schrift-
licher Li 6. verb. Aufl. Leip inö0, E. Fleischer. & VIH, I#Tpp. # Ner.
Manuel de gieauphie, par Ach, Meissas et Mickeiof, cantenant les tablenux
de göographie mömes auteurs. Ouvrage auterisd par le Comseil supdrieur de
we, augmente de Notions complömentaires sur la ie de
Hefin yab t. Paris, Hachette & Co, 18 1,102 pp. Mi Karte z
3 er.
Manuel d'histoire et de wiograpkie anciennes & Tanage des at
Ouvrage adoptd par le comseil de perfectionnement Je lenseignement me en
2e edit. Lidge, Desoer. 12. 316 m (2 fr. 50.) 1
76 *
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590 "Bibliographie, Oktober, November, Dezember 1858.
Modern DI Geographr. Johnson. 12. (6 4.) 13 Ne
Paes, Fr. AR ri ion (le gengrafin amtrondaien, fisien y polltiea, nn-
tigmn, de 1a ediad eg bed arrogiada al ostadı actual del mande y der
Boca, arregiedos al meridiano de Madrid. 19: elie,, notallemente ammentada y
eorregida por zu autor sobre Tas au ocho edixiones anteriores. Madrid, San-
ebex y Hernmando. #. 448 pp. Mit 5 Karten. [E77
Palscky, Jan, Zemejis veenbeeny vedeeky srovnävaci. Cist obzviästni. 1.
vet nevadelany: Aniks. Austraille. ih a ne a {a Sundwiebsko, Taaıma-
nie, Novsserlumdako]. ‚„ Bellmaun, & 14 Ner.
_ 4 Hin . 1. Puika. Bahn rin Mys dobrd Nadeje,
Ebendas,. 8
» ER LIE 10 Near,
[Allgemeine vergleichende Erdbeschreibung I, mm. ıv, 1.)
Prquelel geografia metodka para mo de Ins sermelas elementales de amlos
SseXos, Ackitie Meissas y Michelot, Obrito aprobmda jor ia universidad de -
raduehda y adielonada por Mariano Forcada, %u edie, Tiareokına, 1867,
Flotte. & M (2 ra.) Ner.
Püt, W. nach der vergleichenien Erdhoschreflung für die oberen Kias-
sen höherer Lehranstalten und zum Sellwtunserricht, 3. verh. a, verm. Auf. 1. Lfg.
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Rein, Unsgs, The first Book of Gil; D wehatty adapted ns n Text-Honk
fur Berinnenn. net home or at School, aml an a ch to the young Teacher. 3
edit, revisot, Tondon, Grifith de Farran. 18 106 p 1 =) 18 Nor.
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Rosiny, €, Geographi für Almmeskolar. Andet Oplag. Kjöbenharn, 2. i
Horsens, 12. 56 In (16 ak.) 5 Ner.
Sanis, J, L. Cours normal de göngraphie, lirre-aflas renfermant um de
slographle göndrale, une Deseription de In France eı de ses onlonies, un atlan «le
14 cartes eulorides arse Iögendes em regurd, & usage de Venseignensent primaine
et professorsl 2e "ek zen et augmentöe de 3 nouv, cartes, Paris, Larowse &
Boyer. 3 » aa
I a}. I. Werte wis RER pendrale, h Uiange des elassen dlömentnires.
in,
Soriamo, Ant. u Blementos Je a universal, general de Kuropa
y particnlar de Espafla. && die. Madrid, 1667, Hernande, & 40 pp, (?ra.) = Nar.
Ungewitter, E,H. Nenuste Erteschreibung und Stastenku oder ln h.-
stetistisch-historisches Hamdhwch. 4. vorm. a, verb, Aufl. 2. u, hi realen,
Adler & Dietze, 4, I. Bd, p MT—T20, u Ner.
Warkanek, W. #, Lehrliuch der Geograße, Gesehlehte und x erthumskunde
für die obern Klassen ‚der Keal-, Handels- uni Gewerbachulen. 1. Thl.: Die vor-
christliche Welt, 1, Abk: Die Urwelt und der Orient Wien, Seidel. ne
26 m-
Erscheint in 3 Teflon.
*» Werldstiy, ygenaden, en ilustrerad Handbok für Alles Samhällsklasser, Efter
Nlune's „Handtuch des Wissenswürdigsten” Öfwersatt och beartı. af Get. Thomse,
IM, Europelska Stateruns Statistik uch lHäfter
914. Stoeklolm, Exped. af Komvers Lexikon.
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Mathematische und physikalische Geographie.
a Tine. ea Entwerfen Kg u vn Charten- Netze in Verbindung mit
en yeınaslum, Brlsn, Nlisch & Grosse. 4.
», I Fee EA eingfr. Molchn, 8 Ner.
A r einige Messungen zur Bestimmung der Horizon ente
den ee Te Pech die Ilerr Kowalskji angestellt rt berechnet bat. (Archiv
für wissenschaftl. Kunde von Russland. Id. XVIL, Nr.
Dittmaun, 4. #. Die grossen Veränderungen der En . I, Bisherige
Mutbmmassungen, Ansichten sml Theorien liber die Entstehung des Erdkürpern,
die Beschuffenbeit seinen Innern, die dan ua seiner Oberfläche u, die darauf vor-
gunugenen Veränderungen. I. Thatsachen, durch welebe die grunsen Yerände-
n der Erdoberfläche bestätigt werden. a. v5 Umache deraeien ,
entdeckt und erläutert, Schleswig, Heibere. # 2
Henry, Jos. Metsorolgr in its Conneetion with y RER From the Agri-
eulturml Report ofthe Unitod States Patent Ofen, IH, Washington. 9. I. ne
Mit 1 Karte, 3 Thir.
se Lawrens P, Rational Coamoloey ; or, the Eternal age and tbe
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{D, 1.75.) 3 Thir. 18 N
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y Naar bet Hogtultsche door &. M. Beima, de doel. Leyı 73 Te 4, Heuvell.
7. 20.) 5 Tıtr.
Udkast til en physisk Verdenstieskrivelse, Er Dansk vod
€. L. Petersen. 4de Binds $det Hefte. Kjöbenhavn, Elbe. #, p. 40.
(&2 sk.) 0”
Lorenz, 4. R. Paralleiwchromatische Tafeln zum Stadium der
J. Pertbes. Fol. 10 Chromolitbogr. u. 19 pp, Text in & 4 Thir, 5 N
Makmowd-Ffradi. Meömolre sur l’ötat aetuel des Henes ey et y.
nardques dans ee ia Holtande, ia Lagen et in (ME.
muklres (les savant» etrangers ee. 'T. NXIX. Bruxelles.
Message from the President of the United States, communica: in eompli-
ance witlı & Resolution of the Sennte of July 24, 1854, the fnurtlı Meteorological
of Pruf, Jumen P. Espy. Washington, 1857. 4 240 (D.2.) 4 Tr.
Sudebeck, Mor, Das Erdbeben vom 15. Jaunar 1868, mit besonderer Berück-
siehtigung seiner Ausbreitung in der Provinz Preussisch-Schlesien. Mit 2 Karten.
Breslau, (ioschurky. 4. Spp ww Ner.
Allgemeines Geographisches, Ethnographisches und Statistisches.
Bessett, W, Über Pythens von Mussilfen und dessen Einfluss auf die Kennt-
niss der Alten vum Nurden - Kuropas, Insbesondere Deutschlands 1.10 Nr
Vandenlmerk & Ruprecht, & XVE, 20 pp. 1 Thir, 10
Mithellungen aus dem Gebiete der Statistik. Hreg. von Direetion
administrativen Statistik im k. k. Hamdeis-Ministerlum. 8, J . 3 Heft. Die
3 Versnnmhing des Internationalen Umgresses für Statistik ten Im A
1867. Wien, 1867, Hraumäller. =. Vi, i64 pp. 1 h
Paris,
(0 e,) # Ner. '
Powckst, @. De In
uralitı! des races humalnen, ewmal = bunzehgun
#. B. Hailtiöre & Fils. x x, 212 pp. x Ks be 0 Km
u Per. by Her Majestz Keeretaries of Eihassy on tie Mann-
erce of the Countries in which they reslde. Presentel to both
ee t br Command «f IL M. 1,658. London, Printed by Harrison &
Sonn, Fol en im 7 2. a ä u (m
ardo ua sur PN nes points de eugraphie enne. (Bulletin
de la Soc, de nn Juillet, Aofit.
Nautik
Annuaire pour am Ina, publid par le Burenn des longitwies, Paris, Mallet-
Unebelier. 18 306 gıp. a a 10 Ner.
Böttger, €. Das Mittelmeer, Fine ur seiner eg en
nebst andern gergraphischen, historischen und nautische: end mit
Benutzung von Bear» Aumiral Sanyth's Mediterranean. 4.5. Liefe. Laie ©
Mayer. # zu, Slim, Mit einer. Hoizschn. u. 1 Karte, Jede Liofg. 12 2, 2 e-
Buechie . Tramtnto elementare di Naulioa teorien-pration,
Genovs, 107. 4 108, LXXXV pp. Mit 1 Karte, (# fr.) 2 Thir. 20 Ner.
aaa On the Hurriranet of the Somth Pacifie Gen. 11. (Nautieal
May. I
vom, P, Cours d'ohservatious unutiques, contenant les — methoden
or toten Dos Glen Bmere aux differents eniouls de ia navigation, Be dditiom,
revue 0 mes Bordenux. 8. XIV, 218 pp. et tables ontswtantex fulsant suite
u. our, X \ 215 ae Mit 4 Taf. (16 fr.) & Thlr. 10 Nar.
vom Üulen, en untuurkunlige zeovnartkunde,. 2e druk, A
Suhıke, #. Hr ı” Pr (2, 40.) 1 Thlr. SON
traf, H. Wie Leuchtthlirme, Teuchtbanken und Feuerschiffe der wm
Mit Benutzung der neuesten preussischen schw
m östsehen nnd amerikanischen M Mauterintien beransg. Stettin, 1840 60, Mir, = =
o
yopkins, Th. Om the fine Rexions of Trade Winde, (Prestige the R.
Geogr. Bor, Vol II, No %)
Iuliense, Felix. D’ane thdorie nonvelle sur les runde courants de la mer.
(kKevue vontemporsine, 1b Novembre.)
The Nuutienl Almanne und Astronemical Eplvemeris for the year 1402, Publich-
ed by Order of the Lords Commissioners of the Admiraley. London, Murray, 8.
XVL 54 pp und Supplement E0 m. er #4.) 1 Thlr. 6 Ner.
de Niemens, Rick, The Red in 1867, (Nantion) December.)
Pratt, #.T%. A Troatise on tie Law a Eh and the Rule of
m Rosi u Bea; wih an Appendix containing the New A Ta 1a kan.
(= 3 er.
Teheile zur Übersicht der Entfernungen auf dem Seowege, (Zeitschrift für
en GE Tai er rigen mit mann (oh,
unten, OR De A 9 ii er Nav tx
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(6 Kar, Kar. sah) 6 Thir. 16 Near.
Reisen durch mehrere Welttheile und Länder.
Charton, E, Reiser i aeldre og nyere 'Tid, Paa Dansk ved MH, Södri
ai r2de liche. Kjöbenbavn, Eite, #,
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A > Oraveı ri ot 120, Mit
1.257
ef. (8.1, 90) 25er.
Cook, Jam. Drei Reisen um die Weit. Now heraus. von #, ” 2 Die.
(in 1 Bd.) Leipzig, Lorck. DRAN, IE Ir. 10 Ngr.
Eugenies Rosa. Häft 3, Krogin Bweuske alien un nn Rosa omkring
Jorten under befül af U. A. Virgin ären 1861-1804, Wetenskapliga Ja
pa H. Majt eng ser den Fürstes befallning utgifua af K. m. eten-
ng Abaderien. suik. Stockholm, Norstedt & Söner, 4.
Finger, A. Die Nord des Ninfzehnten und uuehnsknten Jahrhun-
derts und Ihr Einfluss anf der Einikunde, Mit 3 Karten. (Wester-
mann“ Illustr, Deutsche een, ovember,)
Fowinrt, Grmee Souvenirs ıe Narnan Salase, en E en Ecosse,
Gröce , em en Uhine, en Perse „aux A dans ınıde y
dans PAmerique. Ne denn da apitalne ken destinds a Mn Paris,
.) 1 The.
Didier & Co. 1=. 360 pp. Mit Viewetten. [6
The Geld Flokds of Untifornia and Australia (Church Missionary Intelligen-
er, (ktober,)
"iruse, A.W. Taschenbuch der Reisen für Freunde der Gengraphie, Insbesondere
für een und Ihre Lehrer beart. und hrsg. 2 Jalrg. erläuterndon Kar
ten u
Leipzig, 1850, Mramdstetter. & V, 278 1 Thlr. 15 Ner.
tue, Fi Der hohe Norden Im er und enschenleben dargestulli
Ar k. [Schluss] Wiesbaden, Kreidel
18 Ner.
Kietke, H, Alex. von Humboldt“ reizen in Amerika en Azlä Uit bet Hong-
duitsch. 1ie en ide afl. Amsterdam, Gebr. v. En 8% p 32-38. Jede
25 etz.) BNer.
Mintwrm, Rt, B. jr. From New York to Delbi, br way of Rio de Jan
Australia, and China. New York, Appletom di Co #488 pp. mia ai) Lan-
r.
Hamburg, IH, Ferne Beaser & Mauke, & x, Das pp. 2 Th. um
Reichenbach, A, B. Die Völker der Erde nach ihrer Kigenthämlichkeit in Re-
jerungsform, Sitten und Nationaltracht durch Wort und Bild geschiklert nach den
"orken einen Barrow, H, Barth, CutBin, Davy, Gerstäcker, A. v. Humboldt etc,
ı, Liefs. Leipzig. 188, E. Schäfer. & 2 erw B_. 2 color, Taf. 6Ngr.
Schiferie, Jos. Zweite Bene eg en um Rom in den J. 186
und 18% unternommen und beschrieben, 6. u. 7. [oder 1. Bd, 1.0.2] Liefe. Aups-
burg, Kollmann. 12 Il. Bd. p. 1-28 Mit 3 Holzsehnitttaf. Jod Linfg. 7} Npr.
Travel during the Imst estminster Review, October.)
Tremanr, Pr. Voynges au Sondan. ‚ dans PAlrique schauts a
dans YAsie Mineure, oxteutds de 1817 a 154, Smprenant une exploration dans
PAlgerie, ies nögenees de Tunis et de Tripoli, ’Asie Mineure, 1’Egypte, la Nubie,
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a rang Oktober, November, Dezember 1858, 591
lea diiserts, be de Mirof, be Bennaar, ko Fa-Zoglo * dans les oomtröm Inenunnes
Je 1a Nigritie, avec atlas de vuen pittoresgums, sebnen de moeurs, tips de vits-
Em remargnablen, reragr d'ohjets thnologiques er nclentifignes, panıramas, enf-
mes; le des deifices antinues et mudernes du euntinent
Ras et uns Fan a A en Asio venre, ÖOurrage piublid avoc
enwsursgement de Institut et du Goarernement Live. 5 A 24,
Borrani. Fol. 4 pp. Mit 29 Taf, u, I Titelbt, Jede inet fr.) 3 Thir. 10 Ner.
Orte, 0. Geschichte der Polarreisen, 12, [Die Natur, Nr. 49
Vimercati, Cesar. Constantinuple et Eger Zerpe 6. Ge et, revue et eorrigte
Ch. Hertz, Pürke Impe. Mens & Noblot & LTE
EUROPA
rg ru W, ey t on voyage em Franer et Iettres derites d'italle;
Tradult de Panginis, par M, J, Paris et Tourmai, Cssterman + “ }
u amd ap amd down the Rbina Metrien) Memerlala. London, Nhbet.
12. op (2 6% 4) 1 Thir.
Yale, 4a. C ndlo Al statistien militare (di tutti gil statl europei e di tutte
le eirtä principali e « luoghil fortificati, degil stablimenti # degii Istituti di eduenzione
miltnre, voc. Val 1. Napall, & ChL, 1020 pp. (Dur. & #0.) 7 Thlr. 75 Nr.
erg . A Trip to age mu Out and llome, by way of Vienns, tlıe
vi Constantin Athens ; together with some Acosunt of
Rue and tbe Rusalans, their iners and Custom, etc. 2d edit. er
188 18. ur
Fra. Herbert. The Road to Paris from Londen viä Folkestone, Ulustrated
Guide, wish # full Description of Bonlogne, London, Lay. 18. (1a 6d.) 18 Ner.
Pulling, J. A Tour in Southern Europe amd the Urimes. Lumdon, Nisbet,
12. 140 pp. (#5.) I Thir. 6Ngr.
Robert, Üypr, 1 mondo alavo, uno pasanto, ano ntato presumte ad avvenire.
Voltata dal france in idinema per cura di dleas. Varelii, 2 vol. Marsellie,
impr,. Armnul de Co, & VIE TB p
Schiern, Fr, Ved Wein Deacn Noglo Bemasrkinger fra en Reine E Efternaret
1887. yasni Maanedluskrife, se)
Les Slaven occidentanz. Paris, Franck, #. 108 pp. {4 fr.) 1 Thir.
Deutschland.
Br Denkwürdiger und nftzlicher N AnBee
angenehmsten gumpngklseben. rem Kara ar
des ganzen Rbelustroms bar Von einem N ee
Jede
Bershons, H. Deutschland und seine Bewohner. Ein Lehrbuch zur Selbst-
belehrung fiir die Gebilleten aller Stände, 1. Liefg. (1. Thl: Deutschland im AU-
gemeinen.) Berlin, Hawelberg. 3 p. 1b.
in It Lieferungen.
Berokaus e. Groessen, H, Deutschland seit hundert Jahren, Oeschichte der
Geblete-Eintbeilung und der politischen Verfassung des Vaterlamden, ({? Abthlen.
in 4 Bin} 1. Abt. A,u.d. T.: Deutschland vor hundert Jahren. 1. Bl. Leipzig,
1858, Voigt de Glinther, & XXIL 448 pp. 2 Tbir, 20 Nar,
Bifert, M. Destschland, seln Volk und seine zn In geographisch-etlne-
en Mit vielen Abbildungen. 1. Liefg. 3 Dueenk.
tuttgart, I Nitzschke, #8, p. 1-50, Be gr.
Cotta, Bernk. Deutschlands Be, sein geoinglscher Das um demen Ein-
wirkung auf das Leben Jer Menschen. 2 verm. Aufl 2 Tbell Eintiums des
1 Thlr,
’ pittorusker Ansichten ‚des deutschen Vaterlandes und
gehe derselben, 4%. — 51. Liefie, Leipsig, Haondel. & ar Bil, p. Ta
Mit 16 Stahlst. ed Lielg. 6 Ner.
Deutsche Bisepbabn-Statistik,, für das Betriebs-Jahr IAh4, ı J Zusam-
mengestellt von der geschäftsfiihremien Direstion des Vereins deut Bison-
bahn- Verwaltungen, der Direction der Berlin-Anhaltischen Eisenbahnm-Gesellschaft.
Berlin, 18%4, Nauck. Fol. 108 pp, Mit 1 Steintaf, 4 Thir,
dieselbe. Fir das Betriebe-Jahr 1564. 5. Jahre. Ebendan, 156,
Fol. 122 pp. Mit 3 Steintaf, "hir,
dieselbe, Für das Betriebs-Jahr 18% 6 Jahrg, Erendae- aan,
Fol, 0 pp. Mit 2 Steintaf, 4 Thir.
dieselbe, Flir das BetrlobsJahr 186, 7. Jahre, eg 1808,
Fol 9 pp. 4 Thir,
Marmier , Xarier, Ya plttoresque en rg partie merldlonale,
Illastrations de Kownrgue fi Paris, 1809, Morlzot. 5 dos P- RA,
Ä h , Near,
Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissense n zu Darm-
stadt tind des Mirtelrheinfseben Geslogischen Vereins, Ergänzungsblätter, 1. Hft.
Beiträge zur (onbaie des Grossherzugtl, Hessen und der angrenzenden Gngmann.
Darımatwlt, Jonghaus, & IV, ns ne 0 Ner.
Der Rein und die Rh Dargestellt in malerischen Orleiunl- FR...
von Z, Lunge, In Siahl gest. ron J. Poppel, Misterischtopographisch geschildert
von Als range 2. Abt: Von Mainz bis Käln. 2. Auf. Nr. B3—-M,
Darum Das p. 177-108, a. Nr. von 3 >tahlst. und 8 pp. Text 7} Ngr.
2 Jahr ne Han n 0, Sehiry BE = Kup pferberg. ı Eon
rg. 1 r vom chirgen. m = IV,
eingedruekten Holzschnitten und 1 Steintal, Tor.
a ee des zulivereinten und nönllichen Deutschlands. In Verbindung mit
den Hrn. v. Deeben, Dove, Klotzsch und Ratzeburg unter Bemutzung amtlicher
Aufualitmen berausg. von (ea. r. Viebahn. 1. ThL: Landeskunde, +. Reimer.
8. XXVI, 1120 pp. 4
Kescheint In 3 Thellen. +10 Ngr.
Hinsehliemsuch en Ikeiteusgre.
Maleriseh-historisches Altum vom Königreich Bülmen. Hrsg, von Kl, Hölzel,
11. Liefg, Olmütz, Hölzel. Fol, 3 Taf, u. p. 289312. in 4. Jede Liefg. 1 Thir. 15 Ner.;
eolor, 2 Thlr. 15 Nar.; Prachtausg, 3 Thir. 15 Nr.
Malertsch-historlaches Album von Mähren und Schlesien. Hrag. v, Zil, Hölsel,
IL Serie, 1.Lieig. Ebendas, Fol 3 Taf, u. Text. p. 1-16 in 4, 1 Thlr, 6 Ner.
Die üsterreichische Kaiserstadt. Illustrirter Führer durch Wien um seine
Umgebungen, Mit #7 Abbiklen. und 1 Plane, Leipeig, Weber, 8 VII, 207 ME:
Weber illantn, Ieisnbibähuthuk , Nr, 18,
Köstier, Lor. Ein Unpdbuch fir alle Hesscher des Uurortes Eger-Franzensbad
und dessen Unmgpebangen. Mit 12 Ansichten des Uurortes und der em 3 Mi!
nebst 1 Sitiustlonsplane % Aut. Eger. [Berlin, u ut, I"
Ir 2e
Precht, #. Ein Winter in Venedig. Leipsig, 1868
Sechs Monate in Ron, Ebendas. 8. VI, 200 pp- ae 20 Auen.
Mit 97 Abbllden.
2 Ner.
Weher's Iiinrin Keibiblieuieh, Bir. Mi. 0. IR.
Pfokt, ). Das Inachkengekirge. Eine geognustische Skizze. (Siebenter Jah-
resbericht der Ober-Kealschule in Reichenberg. Full 1RGH) -
Sadebeck, M. Reinebericht über Silein in Ungarm und das Erdlehen vom
16. Januar 1806, (Zeitschrift fir allem. Erdkunde, Aust.)
Tafeln zur Statistik der imterreich, Monarchie. Zusummengestslt von der
der dstrativen Btntistik im k. k. Ministerium für Handel (ewerbe
und ötfentliebe Bauten, Newme Folge: 1, Ba. Das Jalır 151 mir Gberalchtl. Hin
Thir. 6 Ngr.
Triest. Mlirtorieeh- ‚topographlsches Relsebonätuch zen far die SL dieser Stadt
des Krschendes 1
Dir. des Österr. Lloyd. & N „12 pp. Mit ein
Übersicht der Waaren - “Ein. a Ausfuhr den allgemeinen österreichischen
Zollverbandes im Sommen-Jahre 1857. Hrsg. von der Iiroction der alministrativen
Statistik fm k.k, Hamdels-Ministerium. Wien, Branmtllier. 4. VII, 76 Mn.
Venedig, Historisch-topeyrophisel-artistisches Reischandbuch Nir sucher
der Lagunenstadt, Herwasg, vom Österr, Ldoyd in Triest. Mit 12 Ansichten ud
1 Plane der Stade In Stahlst, 2, wesentlich verb. und verm. Aufl, Trivst, 1867,
Dir. les Österr, Lioyd, VIH 1,208 pp. 1 Thir, 10 Ner.
junir, Iiefsetstbäintheh, &.
BR 1 Greg. Kirchliche Ta hie von Mähren, meist nach Urkunden und
indschriften. 3. Abt.: Brünner Didrese, 2. Id. Brünn, Nitsch & rumse. &
Tr 436 pp. 2 Tltr. 12 Ngr.
Preussen.
Dieterici, ©. F. W. Handbuch der Statistik des preussischen Staats 1. Hef.
Berlin, Mittler & Sohn. & p. 1-16. 15 Nier.
Erseleint Im cm. # Heften.
Geographie und Geschichte simmtlicher Prorinzen des Preussischen Staata,
Von Ei. Bock und Gtob, Schurig. Breslau, Hirt. # vı ir]
Hierays einzeln & 1) 3
Lande (16 pp). Posnmern
pp-). Sachsen (32
nz
Handbuch der Prost
Mosch, &.F. Das Ri
ebirge. Heiseführer, Leipeie Weber
Webers Hinstr, Kelmiihlisthei, Nr, Ik
Konenhrym, Mar. ein Riem aus Ost + ul West-Preusen. 2 Bio, Danzig,
Kafemann. 8, A pr. 24 Ner.
Eueruiter, H, Die preussische Monarchie, geographisch, statistisch, tpo-
zer und histe risch ausflihrlich dargestellt. Ein Handbuch etr. 9. m. 10. Liefe.
Nleolal. = p. Hin, Jede Liefg # Nar.
Inwserister Wegweiser is Pe Ft u. deren Umgebungen. Nach eig
ner Anschauung und den besten 1 ellen ben. v. Theo, trieben, 17, vor.
Zei Mit Illustr., Plänen von Berlin, Potsdam und Sannsouci, Karten des Thier-
gurtens wnd (der Umgegend g Berlin, In. Gertin, (urieben. 16, 7 pn 14 Ngr.
Die läntdlichen Wohndtze, | Achlisser und Rosidenzen der riterschaflichen
Grunidbesitzer in der preussiscehen Momarehle etc, Ilrse, van Alr. Demwcier, 12.—16
Liefg. Berlin, A. Duncker. Fol. Jede Liefg. mit 3 Taf. u. I BL Text I Thir. 7) Ner.
Die ferneren Deutschen Staaten. .
Beiträge zur Sentistik der freien Stadt Frankfurt, bee. v. d. statistischen Ab»
beilnng des Frankfurter ey für Geograplile u, Statistik. 1. Pd. 1. Hit. Vrank-
fürt »..M., Sawerbänier, 28 Nor.
Beiträge zur Kadkstik” der in Verwaltung des Cmmsberzogthums Pieden.
a vd. Ministeriam des Innerm,. 7. Heft. Geolngische Beschreibung der Um-
grnese vom Badenweller. Mit 1 geoiog. Karte u. 2 V’relitaf. Carisruhe, ne
2 pp, H Ner
Frckt, ©, @, Der südwestliche Schwarzwohl umd das unstossende Rheingebiet.
Zustände von Land u. Volk aus älterer u. nenerer Zeit. 2. Abth.: Statistik, Ilam-
dei u, (ieworle, Specialgeschichte, 2.—5, Liefg. Lörrach, Gutsch, *, Ki
Mit & Chromnlitie Jede I 7, Ner.
Freindenführer durch Cassel und seine Umgehung. Ein unenthehrlicher Ibe-
gleiter dureh die Natur- und Kunktschätze Unssrls, Mit e, reichen Anlı. prakti-
scher dem Fremden wissenwlndiger Notizen. Unawel, ae 3. IV, 100 pp. > Ner.
Flihrer durch die Stat Braunschweig. Braunschweig, Ramdoh 12 IR
Mit Hth. Pinne u. 1 Stahlat. # Ner.
Heise, F. Album der Rchlüsser und Kittergüter im Königreich Sarlısen.
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Friesland. 2. Thl. Die Bremer Gaue in Sachsen u. ‚Friestamd nebst 1 Karte, Celle,
Capasn-Karlown. en = 1m pm 2 ’Thlr. 30 Ner.
Jasche, Uhrat. upDermniien in der (irafschaft Wernigerode amı Harz,
pehat Bemerkungen eher die Korlukehlem, Fr tion in der Grafschaft Hohrmstein.
Wersigereie, (Quedlinburg, Unch) 4 VIE, 119 pp. Mit 5 ih. Taf. I Thitr,
Das Königreich Sachsen, Tbliringen und Anhalt, dargestellt in innlerischen
Urt funt-Auenten, Naclı der Natur sufgenoanmen von L, Rohbock und €, Kuchter,
gestochen von den ausgezeichnetsten Klinstierm unserer Zeit, Mit histe-
risch-topugrapliisch. Text. 1. Abth.: Das Königreich Sachsen. Nr. 31. ae Her
Lange. & Jede Lie Eier. china. Pop. 16 Ngr. china. Fap. In 4 3 Kar
ae des Herrn
‚ seine Thäler umd Vorberge und dus Iser-
& VI, 371 pp Jul ER ABBIRNER: und
Digitized
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“
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592
des unteren Rroisgaus von Hoch-
Platz, Phit,
Carlsruhe, Miller, & ".,)
Geognostische Beschrei
BEE m Sam: Mit 1 jpenmost. Karte u. I
reitet, A . 4 Handbuch der Vaterlandskunde, Were sein un ne
Volk und sein Fürstenhan. - Für Schule umı Famile beartı, 8 Uzstger-
1 ir. 6 Ner.
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188 pp. Mit eingedr. Vigmetten, Plänen der Stadt, "des kön, Luntschloases ne
pbenburg u. des kön” Hofilwatern, 2» Ner.
Thitewiws, Otkon. Esıx mintrales de Soden, Guide pour eonıx hm gr
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vo Er in D D»
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uw o
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he Segewahl, EL Strasbourg ot Paris, Berger-Lerrault er Fi 8. XX
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,„ H. Manuel wentaire et pratique de In nnrigntion intörieure, on
raid r relsoand des I oriounanens, arts et onatumen qui nögissent In navi-
u een 26 <e, eontenant tons les tarifs des drolts
riviöres et cananz, en vortu des lois ou onlonnanos, ete.
descriptive et « e de tons los cannız et con ('eaı de la Franee ot
ls Belgique. Paris, v, 40 pp. (8 fr. 50.) 2 Thir. 25 Nor,
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de for, promennde dans TAin: he Danplinel Da yon, mes Da-
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e peographig ne, statistique et
Peiywd, A, Dietioni
France, deli au commerce, a Yindıntrie & “| A toutes les im
4e ak, enriehle d'une beile carte de Fran G. V. Moni. Kaltlom s
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Bouild. © 58 pp. a2 col. d GEH, N
de ag ' Th, Stutistigue ginärale des Basses-Pyröntes. 2 a Se:
nanourn 8 Menp. m). Ta
PitreCkerulier. La Bretagne anchenne ge Bun Bin j “ sn nöunion
ä in France, Ilistolre, tions, ut. Aveo um
instructions, en er
des faits depais Is rduniun ot le tableauı la en actuelle, Nonv, edition,
refondue par Pauteur, Paris, INdier & Co, A „AU, Di pp. Mit Iinstr ı Karten.
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11) 90
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ecne algemvene grachled- em aardrijkskundine wing der prorinde Zuid-
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(4 fr. I. { Zu Ib Ner.
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spoorwegen, stoombosten, diligences on andere vervoermidselen. Ten dienste ur
reixigers eu handelaren, le jJaarg. Maart, 1568 Winterdienst,
Amsterdam, v
Staden. 8 7 pi eis. BNer.
BE Kasteeien Door Mr. J. ran ee ı W.
+. Du u bem 1 ee emijer.
y! . Be en laatste en
Mit Taf. und Karten. Zei Lig. ee Ner.
Bratiatick van den el en de scheepvaart van het Bau
landen, over Ivet jaar 1 en door het
Gravenhage, Geb. an #'Albanl. er, 2 u. 478 Bu (6, m) 4 Thir. 18 Ngr.
Ternest, KL. Arrirykakundige ae voor Van In & Co.
Terwen, 4 L. let Koningrijk der Nederlanden, ne m eene rocks
van schillerachtige gezigten zijner beisngrijkste plantsen, merkwaardigste steden,
kerken, kasterlen en andere aanzienlijke gebouwen van vrougeren en lateren
gewraveerd door onderscheidene
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voormnamate Stasen in de 2e beit van de 190 oem, L Beigt aarlem, Kruse-
man, & VII, 176 pp (. Io) Toon Th Der.
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Binck‘s Gulde through Beet wich Pleasure Excursions in tho Environs.
iustrated ty » Plan of tbe City, and nunrerons Views of the Pablle Bulldings
and neighbouriug Scenery. 10h edit. Edinburgh, A, & Ch. Black. © 150
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“ er.
ıley, past and present; am Iistorl topograplical and sıntistien] Skotch
of = own, Parish, and Enviroms of op 1 Th ia Hall 18,
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Sellty-Inseln a, Jersey, Mit Bewil g des Verfussers übersetzt von Ju.
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Digitiz
d by Google
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Murray's Handbook for Travellers in ne Hampshire, am te Inle of
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# 100 p (2#. 6d.) 1 Thir.
Post-Öftlee Direetory of Westmoreland, Cumberland, pre and Dan:
He: wich Maps engraved expressly for this work, nmil oorrected to tlıe time of
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Statistical Tables relating to Foreign. Csantries. Compiled from te Official
Roturns of the respective Countries Part V, (Continulng the Statements, für the
respeetive Countries, from tlıe Supplemental Volume [Section A.) to Part XVII
of Tables of Revenur, Population, Commeree, eto, of the United Kingdom.) Pre
sented :0 both Honses of Parliament by Command of IE M.
Eyre & Spottiswonde Foul. XV, 208 y vr {
Tours through Sutherlandsbire; with a Map hf the Connty anıl Universitien,
London, Lengman. I& (18) 18 Ner.
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Beschreibung zur Uharte über den Kunnleeg von Stockholm nach Gothenburg,
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e. Heimersen Geologische Bemerkungen auf einer Reise in Schweden umd
Meran, Mir b Tafele. (Aus den de !’Aecndemle Imperinie des Scien-
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4 döpp = Ner,
Home Life in Norway. u gr New Monthly November.)
Ajeligren, W. Lärchook i grußen och Swenska Historien für Folkskolor
och Ny Istorien.
börjare FPürra Deien: ergrnen Sednare Deien: Swenska Hi
Andra tillokade upplagen. Btockhoi 1H87, Unldberg. 16 108 r: s. m
Ba
Historiakt - ZeonraBikt och statkatiakt Lexikon üfwer Sue
och Get. Tiomee, Häfter 4-6 Stockholm, Expedition af Konvers, - ng E®
p-121—i182, Subscriptionspr, für Jedes Hei dSore) 13 Ner, Ladenpr.(@üre) 1b N;
PR ni W. Beskrifninz Ufwer & Stockholm Kanalwhgen m
ober: Med gravernd karta ee tzigber. Te upplagnn. Stock»
Frag ‚Krlander, % #7 pp. Text.
(86 ok.) & Nor.: mit Karte (3 Ralr, 10 ak.) 2 Thir. 20 Nager.
»Meltin, 5. H, Stockholm och des Omgifningare. En framställning af dar
Stockholm, 1857, Inldberg.
Stednavne | Sonlerjylland eller Slesvig.
Blesrign Fastinni or Als, Kjibenhavn, Gandrup # 82 pp (&2 #k.) 10 Kar
Stockhalms Sta $ juridiskt, sdminisrativi, statistinkt och bongnrligt Hänsee
1d:de och 20.le Häftet. Stockholin, Bere. & XX u. p, 1729-1919.
(2 Rde. 0 üre) 2 Thir,
Statistisches Tabellenwerk, enthaltend Tabellen tiber die Wanren-Einfuhr und
Ausfuhr, Schifffahrt und Branntweinsproduetion, eis des K|
Dänemark,
dos Herzogthums Schleswig und des Herzogtihums Holstein das Jahr IK0T,
beramsj. von dem atntislischen Bureau. Domntsche Ausgabe des 16, ray neuer
Reilıe, Papsnkegun, Gyldemdal. 4. ZU pi "Pr 4. )ı Thlr,
Statistik 'Inbelvnerk, Ny-Rackke. Femtende Rind, Indelel lende 7 'abeiter
over Selrmord I Kongeriget Ianmark fra Aarene 115-156. Udgivet nf det
Statistiske Hurenn, Ibid. 4 165 pp. (1 Rdr.) 1 Thir,
Statistik Tabelvuerk, Y Raekke. Sextende Bind, indeholdende Tabeller
ET Danmarks, Hertupmdümmet Bloevion o£ Hertupdlömmet Holsteons
Vare-Indfürsel Vafirsel, Skihsfart og Hraender ns 2. am. for Aarot
1867, Udgivet af det Statistiske Bureau. Ihid. or PP- I Rar.) 1 Thir.
ap, J P. Statistisch + 10; hische Ieschreib: m chs Däne-
mark. Aus - Däniseben von Chrn. Saraur. & H Schröder & U.
& Bahr pi Heft 30 Ner.
Unpretesnd Females in Murunz: or, (he plensantent W. e Travelling there,
a Tom through Denmark and 8 With Senmlinavian Skesches from Nature.
Kor it. ni ns & Y. 12. Mit Abbilden. LS 6d. 3'Thlr.
Geografisk Beskrifning üfwer Kon er 7
für Ben atker nf alla Aldrar, samt für Skoler. Beate, 1 Huldberg,
16 16. 14 u. MM pm (10 sk.) #Ngr.
Russisches Reich,
Winsehilamiich der aumsreurspainnhen Irsitzungen.)
Bericht über die Fahrt aDmzpn Amerika im östlichen Ocean, vom 13, Juli
bis 14. November 15057, Nach dem Morskoi Sbormik. Mit 2 Karten, (Archiv für
ra ce u u Pr
Dose, Aler. Im; oma ‚le vo en 03 .1.2% Halle,
der Bihliothägue anne ie nn Jeder Hand 10 Ner.
ars & 2 Auwaksn. Nouvalles Impressions de Voyage. ler vol.
Bruxelles, Schnee rY Fo 16. 191 pp (1 fr. 25) 15 Neer.
Bemerk rch
Eichwald. — m llber eine Reise auf dem Iljlmen-Sor und du
die U nen der Stadt ‚Russa. Nach dem Zumiaiae des Herrn Eich-
wald. (Archiv wissenschaft). Kunde von Bad, XVII, Nr. 3. 4)
Gerstfeld. Über die Bewo den Amsm-Landes, men Int 4)
Kingston, W. H. ne R Frederik ham i Russland Reisende i
Crarens Land, Efter det Engelske vol P.V, Grere, Med 4 Mustr. K har,
wöllike 5 208 (1 Rıdr. sk.) 1 „12 Near.
Kostrow, » Die in Sibirien, (Archi‘ x für wissenschaft). Kunde
L PAkai, d’aprös Jon travaıx de Cmströn. (Rerue
d. Relation d'un voynge eu Moscorie. 2 vol Paris, Franck,
1“ ee (6 mya ner.
Radde. Über die Krym’schen Tartaren. Nach dem Russischen. [i
u ER A Journey due North: being Noten © [3
e. Sieners, Jegir, rg ee wart, Ein
zur Geschichte Livlanıda. Als A 6 te Urkunden. 18
Kymmel, (Leipzig ‚P Fischer) 6 Sm a Wen N
593
Europäische Türkei.
Hornby, Mrs. Edi. In and around Stamboul, Be Challen & Sons,
rt Uyae ion de In Ha BB vu tere,
on e fe use e om
A Beriraml. & ri 516 pp 1 Karte,
Griechenland,
Wordawurtk, Corpk. Üreece, gun desoripeive, und historienl. New edit,
carefully revised, with numerous Engraringe, ilsstrativre of the Seenery, Archi-
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Abieh, H. Mn gr! geologische Grundzüge der kaukasischen, anneni-
schen und n ordpernls ischen € Prodromss einer er der kaukasinchen
Gebirge. 1i6 up. (Aus Jen
EEE e V’Aoad, des sciences de St.-Prtorshourg, ‘vie une nr 8 & Neger.
n Jnmbi,
I Thir. 7 er Ser
is in the Indian Arena y. the 16th and 1Fth
ndian Archipelage, Vol. Il, No.
Neörlomds Oost-Indie Reizen gedaaı sidaan eitorene het tijdvak
van 1652— 1507, Diet jiaten. ie en 2e all. Rotterdam, Yr+ Zonen. #, p. 1-M,
Jede L,fg. (TI eis.) 16 Ner.
Chanykow. Nachrichten vom der wissenschaftlichen Expedition nach Khoras-
san. (Zeitschr. f. allg. Erdkunde, Ortsher, )
China und die Chinesen. Land und Volk, Gemehildert nach den besten —
Arbeiten, 2. umgearb. Aut. mit Stablst, 6—18, Lfe. [Schluss.) Per
Scheitlin, 8, zu. 118-205. Mit 19 Stahlst. 10 Nor.
Cochin China, (Nautienl Mayr, December.)
de Kesaesı C, 4.0, Notes on Bormeo, (Procselings of the R. Geogr. Bor,
VoL U, N
_ Reisen Im nördlichen ed = Insel Bormeo, Mitgotheilt von
©. Ritter. (Zeitschr. f. allg. zig: Senn
A Uruise in Japanese Waters. mn RER Ze
J. Herinweringen om scheisen van Nederlands Indi,
b ümementen ul de rezen In die gewesten. Be deel, je ad, Amster-
dam, Sybrandi. 8 1-212. (@. 2.45) 1 'Thir.
o Vears in Syria: Travel London, Saunders & Ütley. 8
(12 «) 4 Thlr. 21 Ner.
Trausiated from the Original unpm-
blished Manuseript, by Captain Jesse, don, Murray. & 40 17 Mu en
in.) 8 Thir. Kr.
Gratz, Lor. Clem. Behauplatz der heiligen Schrift dor alte u. neue Mar-
mit Rücksicht auf die biblischen und kirchlichen Zustände. Handbuch zu
“rw eg ir 2. verm. Aufl. der Bibllschen Erd- u. Län-
derkunde, München, V s XVL680 pp Mic Een 2 Thlr. 10 Ner.
Heine, W. Die eisen in die Seen von China, Japan and Ochbotsk unter
Commando von Commodore Calw, Rindgold u. Coman 'e John „im Auf-
trage der Regierung der Vereinigten Staaten unternommen in dem J. 1Kha—1
unter Zuziehung der offlelelien Autork'sten und Gusllon, Datsche Or)
2. Bd, Zugleich Fortsetzung der Reise um die Erde nach Lehpuig, 1800,
Costenoble. 8. VII, 391 pg, Mit Holzschntaf, In Tondr. en nn h Karten 1 Thir,
Huc. Christlanianse en Chine, en Tartario et an 'Thibet.
Derrier, 4 P, History of ihe A
Ganme früren. 8, 476 fr.) 2 Thlr.
or Irnwadi. Mit einer der Britischen Provinz und des südlichen
Th von Barına sach der nesep Karte von H, Yale redu (Zeitschr. f. allg.
de, October.)
matt n E. Rud. Geschlebte von Ont-Aslen. Für Freunde der Geschichte
der Menschheit dargestellt 1. ThL Leipzig, Broekhaun. & KALV, des Bi
ir. er.
Erscheint in 3 Theiliem,
©, Ärasel, Osc. Kelsenkizzon aus Borneo, L (Ausland, Nr. #0, 2
Kitto, J. Pulestine: an Account of Ha Coography and Natural tury, and
the Costums and Institutions of the Hobrewe. New edit. Bünbersh, & do vr
1. hl. Au.d T.: Die Ba Hoch-
inschen Provinz n.d. Kasbek im Central-
Bmslen “ IV, 260 pp. 1 Thir. 20 Nar,
Kolenati, F. A,
armeniens Er) Elisalı
Labbe, A: ts Dötzensts EB, Zinn, In il
pe du I guerre. Papiide par Ins seine da de ja guerre, Prris, Impe.
Impenee. 8. Ei Mit 4 Karten.
Landen en vo a a de Dash, met betrekking tot het christemdem. Vrij
naar het Engelsch door E, J, Pı Jorissen. 1e deel, Zwolle, % X, pp
{f.2, 20.) ı Thir. 174 Ner.
Vroemde landen en volken. Hun toestand en ontwikkeling, gedsilenst en
staatswezen, Imhoeften en on rg gewoonten en zeden, eg der zer ”
nleuwste bronnen. 1. Britsch-Indi& le en 2eaf. Amsterdam, Gebr.
p 1. Mit 4 Stahlat. Jede Life. Bang.
Logan, J. R. De Pinsgnegtis Position of the Karen, (J
Indian ee Vol. No, 4)
Laeiat, Fanny. y
Tranalsted from the
12. 140
tions of Jerusalem, Petra, and Pinos 2 v
Murray. 12. 60 (24 s.) ® Thir. 18 Ner,
0 =. Journal of a Tonr to Karen - Nee for the purpose of opening
= ing, je Yan BAR "Tradsne Seven Mekpur And. She € acont Shan States
ihnt Territory direet to Toungoo, (Joumal of tie
No. 4)
Ks 8 ce
594
e. Ortich, Leop. Relse in Osiindien in Briefen an Alex, v, Humbohlt u. Carl
Ritter. 3, durehgesehene Aut. Mit 40 Holzschn. Leipzie, G, Mayen ae
h gr.
eolortcal m on Western Indin, Indwling Cuteh, Binde, nnd the Sonth-
East Const of a: to wliich is appended a Summary of the Geologr of India
Edite for the Gnverument by 4. J. Carter. With an Atlas of Majs
Bombay, 1857. I vol in 4. amd I vol. in fol
Pescktschuref, Deseription of the Amor River, with partienlar Gonsiders-
tions hirdrographical and ethnographienl, ee Mng., Norember, December.
eon Rees, W. 4. Montradlo, Teschled- en krijeskundige bijüruge betroffen
de emderwerping der Chinesen op Barnes, Naar het dagboek van vom Indlach
ofßcker over Irö4— nö Met sone voorrede van PL Verk, Mat oeme Kanrt,
*s Hertogenbusch, Gebr. Muller. & Xl, 226 Dr. (.3, 40.) 2 Thir. 12 Ner.
r ©. % 0, Reinwamd!s reis naar het oostelijk gedenlte van den Indischen Ar-
chipel, in het jaar Il.
tevensberigt en bijlagen vermeeridend, door W, H, de Vriear. Met 10
steriam, Fr. Muller. 8 XVI, u r (1.9, Sa) 6 Thir. 20 Ner.
(Bikes oinen "Theil der: erken van bet Konluklljk Institwut roor taal-,
Intnd- en volkenkunde van Nederlandsch Imdiä, Ife afd. afranderlijke werken.)
Ritter, ©. Zwei Entdeckungsrelsen In die Ostjerdanische Ntädtewäste dureh
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The River Jordan, plesorial and deseriptire, wich ooloured platen, Londen,
Nelson, 12, 22 pp. 2% 64) 1 Thir.
krf, Ateris. Voyames ans l'Inde Se “dit, ilustrde de lithographles h
deux teintas de Rudder, Marchals, Lehnert, F.Cupper, ese., W’aprös les des ins
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Vol II, No, 4
Tomen, Röt. Japan and the Japanese: a Narrative of the United Statos Go-
vernment Expedition to Japan under Commodare . Bi edit. New edit, New
York, u m «Co, 8% 42
’
Lit eijee napelaten aanterkeningen opgesteld, met een
Isten. Armı-
“ 32m.#&pp. Mit2 Taf. u 1 Karte. (75 öre.) 18 Near.
Virien de Saint: Martin, P. Etude sur 1a de
VInde, ot en partieulier sur YInde de Proldmde dans sen rapports avec la grlogrn-
phie sanserite. Paris, Impr. imperiale, 4, 200 pp, Mit 2 Karten. (10 fr.) 3 Thtr, 10 Nr.
de Wurren, E. Les Francais em Cochinehine, Ire partie. Avec une carte de
Pempire d’Annam, "Tonkin et Uochinehine (Hevrus eontempor, 30 Novembre.) ,
NET
wornättn| en_Karta iMwer Inilien. “ u rm
-. > eher 40#%.) 2 Thir. 7} Ner.
. (liblinthek af Denkrifiinger üfwer fekmmande Känder, dd, Haftenn.)
AFRIKA,
de Agwirre, Ruperto, Expedicion al Riff, Su importanda, necenldad y onm-
venlonc Con una aarta guogrääen del Imperie de Marrusses. Weir Daran.
. 0 re) gr.
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menen Reise. 5. Bd, Mit 4 Karten, Holzechn. und 10 Bildern. 'ha, J. Pertles,
x XI, 84 pp. 6 Thir.; Prachtausg. 12 Thir.
Beaton, Petrick, Ureoles and Coslies; or, fire Years In Mauritios London,
Nishet. 12, 2m (ds. 64.) 1 Thir. 24 se
Biabestey, a w. Four Montls in Algerin: with » Visit to Carthage, W
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Pi»
(14) 5 Thir, 16 Nor.
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English, Lendee, Jun lishwoman’s Jaurmmi Ofen, 12, (4s.) HNgr.
Coleerwood, I. Csfiren amıl Cxifre eg 3 with Preliminary Ubapters on
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de Barka. Avec une carte, (Halletin de la Soc de geogr., Novembre.)
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Paris, Iinchette & Co. 18 VII, 244 pp. Mit 2 Karten. {1 fr.) # Ner.
ran Dijk, Jaw,. Lotgevalien van eon Nederlandschen kalonist in de binmen-
landen van Zuidl-Afrika. Met vijf groste platen en ralm honderd in den tekst
rukte afheeklingen, betrckking hebhenile tot de natunrlijke bistorie vun dit
De en to4 de zeien en levenswijs (der bewoners in de omstreken van de Kanp
de Goode Hoop. Bewerkt met gebruikmaking van de werken van Unmming, An-
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» ir. #4 Nor,
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Mit Karte u, Ahbäldjm. (16) 6’Thtr. 12 Ner,
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ViDiers & Co, (Rotterdam, v. d. Meer & Verbruggen.) & h
pro Jahrg. von 4 Nrm. (f.4.80.) 8 Thir. 10 Ner,
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tal; Neil from Original and Autbentle ale. With some ndbditional No-
tiees ST thoae Conntries and RB un the Advantages ther offer to a
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*
de Kerkaltet, CA. P&, Description maatique des Acıres. Pe dlit. Ledoyen.
s alpm . (1 fr.) 10 Ngr.
- Description nautiqgue des il da Cap Vert. Bis Aug
gr.
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förderung der ost-afrikanlsehen Erd- nm Missbonnkunde. 2 Thie int Bd Korm-
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me.
a travers le eontinent de Suinte Paul de Konndo A Pembonchure din
1840 A 1856, Ouvrage tradult de Vangiais, avor lantorisation de "autenr, par
H. Loream. ette & (a. & VI, 60 pp. Mit Portrait u. Abbildern.
{30 fr.) 6 Thtr. 20 Ner.
Liringstone, der Missionär. Erforschungsreisen im Innern Afrika’. In ja
derungen der bekanntesten älteren und neaeren Reisen, Instesondere der
Entdeckungen im silllichen Afrika während der J. 1840 — 186 durch Dir. bieine
Mit 9 in den Text gedr. Abbilden., 7 Tondrtaf, u 1 Uebersichtskarte des
slidl, Afrika, Zespeig. 1659, Spammer, VI, 206 r 1 Thlr. 10 Nor.
4 T.: Das Huch der Reisen und Entdeckungen. 7.—18. Heft,
Liringstones Reion I Syd- Afrika. Orermt efler den engelske Original ved
M. TA. Wöldike, I0to— 1Tte Hefte, Kjübenhavn, Wältike » Mit Abbihlumgen.
Jedes Heft (24 »k.) 7} Nor.
Mar-Cartiy, Notes ot motion algiriennen. Constantine, Bastide de Amavar
3. XX, 2 ID, (1 fr.) 10 Ner.
M'Leod, J. Lyons, Noto om the Zambesi, from (Quillimane to Teis From
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ben von Ravenna. Berlin, Plimmler’s
Partkey, 6. Aegypten heim
Verlag 4 SS pp (Aus den „Abi d. k. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1857.")
Schacht, Hm. Madeira und Tenerife mit ihrer Vegetation.
das Könet. Preusische Ministerinn für die land
nett einem Anhang:
haltas auf den Inseln, Mit @ Hitbmer. Taf, u. 10 Holzsehn, Berlin, 166, G. W. F.
Müller, #. VII, 176 pp. t Thlr. 20 Nor.
Schauenburg, Ed. Die Reisen in Central - Afrika vom Mungo : Park his auf
Dr, Bartlı und Dr, Vogel, 6,7, Life. Labr, Schanenburg &0o, #, 1. Bd. pn. IHM.
Mit 1 Porter. n. 1 Karte, Jede 1 7, Ner
22 rg Fr. ber Suexkanal Mit 2 Karten, Ieipeig, 100, Bi Be [3%
1 A
. Fe — Resume historique de Fexplorntion falte dans Afrigue contrale
1859 & 1866 par je Doeteur KEdomard Vogel. Par V, 4. Matte Brun. Paris, A, Ber
trand. 8, G2 pp. Mit ! Karte, (Aus den „Nour. ey 3 ey
a r. 5 Ner.
Watmstey, Hush Multeneur, Sketches of Algerin during tho Kabıyle War.
London, Chapman & Hall, 8. 410 pp. (10%. 64.) 4 Thir. 6 Ngr.
AUSTRALIEN.
Fiji and the Fifians, Vol. L. The Islands anıl their Inhabitants. By 7A. Wil-
liams, Vol, IL. Mission History, By Jam. Cateert. Editel by @. nk, Rome,
Londen, Heylin, #. 700 pp. 120) 4 . M Ner.
Flood, Jam. Assent of the Albert River in scarch of the Letters of Mr. A.
ry, in command of the. Nortl: Australlan Expedition. {Proceodings of the
R. , Bor, Vol, U, No, 6)
Meiniche, C. £, Die Insel Pitenirn. Prenzlau, Vincent. 4. 1% pp 13} Ne
Neumasn, K. Die letzten Entdeckungsreisen in Siklanstralten. (
für allgemeine Erdkunde, August.)
Papers reimting to an Expelltion recently undertaken for the purpose of ex-
loring the Noribern Portion of Australia. Presented to both Howses of Parliament
ß Command of HM. London, 1857, printed by Eyre & Spottiswoode, Fol. #
t 1 Karten (1 n. 6d.) 18 Ner-
Thomson, J. Turnbuil, Jourmal kept during the performanre of a BRecon-
nolsance Survey gf the South Distriet of the Province of Otago, New Zealand
(Procenilings of the RB, Gesgr. Soc. Vol I, Na, 6,)
A Tour among tie Tuahitt Islands, — in H. M. 8, „Vixen,” — with the King
and Queen. (Nautical Mag, December.) j
z NORD- AMERIKA.
Almanak voor de Nederlandsche West » Indische bezittingen, mn de Kust van
en, voor het jJaar 18%. Ultgegeven met toostemming van h Exe. den Mini-
inister van Kolonien. s'Gravenhage, Gebrs v. Cleef, & NUN,
pP (4.3) 2 Thir. 3 Ner.
Armand, Amerikanische Jagd» und Reisenbentener aus meinem Leben in den
westlichen Intisnergehieten. Mit 24 vom Verfasser nach der Natur entworfenen
Skizzen. Stuttgart, Cotta. & VI, 400 pp. 2 Thir. 2 Ner
Beity, Felix, Peroement de Nistlumne de Panama par le canal do Nienrmgun.
Expos“ de Is question. Paris, Librairie Nouvelle, #, Mit 2 Karten. (2 fr.) @Ngr.
Brasseur de Bowrboierg, Vabbe, Histoire des nations eivilisces du Mexique ot
de V’Anmirigue - comtrale durant lon sibeles ambirienrs A Christophe Colsanb, derite
sur des documents originaux et ontibremant indılits, pain aux anriennes archives
des Indigbnen. T, IV, et dernier, Paris, A. Bertrand, *, X, At vr.
10 fr.) 3 Thir. 10
{ Nar.
. Der Prois des completen Werks ist jetzt erbäht worden auf (45 fr.) 15 Thir.
Britbn Columbia. (Uburch Misstonary Intelllgeucer, November,
Coltow’s Traveller's and Tourist's Gulde-Boak through the Westerm States and
Territories: containing brief Desertptions of each, with the Hostes and Distancs
on the great Lines of Travel, Compiled by Aich. 8. Finker, Accompanted by &
Map, exhibiting tbe Township Lines of the U. 8. Survey, the Houndaries of
Counties, Position of Ultlen, Villages ete. New York, Coiton, 18 10 In
de Cordora, J. Texas: her Resources amd ber Poblie Men. A Companion
for J. de Cordova's New and oorreet Map of the Stnte of Texas Philadolphis,
Crozet, Thirteenih & Market. & 172 BR - 50 cta.) #
Dumenech, E. Voyage dans bes solltwien smdrienines. Voyage au Minnesots.
Paris, Ponjet-Coulon. 18. 224 pp. (1 fr.) 10 Ngr-
Diblienkiqur eathol, de 'voyuges ut de romanı.
Digitized by Google
en Oktober, November, Dezember 1858,
Dufein rest Letters from hich
y Londe . 8 pp. Mi Karte. (9. 3 Thir, Yekır
Hastitt, W. Carce Driäch Columbia and Vancouver’ 1alandı a
Sketch of the British om tho North-West Coast of A
am! a Survey of the Pliysical Charastor, ne: Climate, T Na-
tura! History, u # and u en f that Region Compiled from and
Authentic Sourens. ndon, Rowtledge & Co, 12. 250 pp. Mit 2 Re ee
= gr.
Hesse. — Amtlicher Bericht des Königl. rs, (ie
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d’Hormeis, 2 Une visite chez Soulonque.
d’Haiki, Fe.
Zonlogy „ a Botany of that Grou
robngieal Observations, Ansisted by J. W, Wedderburn. Lo
ee vorage dans File
u fr.) 10 Ner.
the
Kane, der Nordpol-Fahrer. Arktische Fahrten und Eutdeckungen
Grinnell. ‚Expedition zur Aufsuchung Sir John Franklins in den J. 1858, 1854 und
1855 unter
10 Tondracktafeln und 1 Karte der Nordpolarländer, Leipzig, 185%, Spamer, #
XII, 285 pp. 1 Thir, 0 Ngr.
A. 1. d, T.: Das Buch der 7 und Entdeckungen, | Heft.
Kletke, I. Amerika. Schetsen wit de er en bet menschelljk
Hoogduitsch, Met platen. Deventer, v. d. Sirtenhorst. & “r. s uaaı
he _ ar u (Natural History Review, ehren)
ger L es Aufblühe A; Hang als acke
Staat und seine ea für Ausranderer auf Arbeit, Lander
M. P-
Möltkausen, Baldwin. Diary of a ET from the
‚of the Paeifle with » United States Gorernment Expedition. Wis
tion by Ater. m. Humboldt, and INustrations in chrome-lithography, Tramslared by
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— Reis van den Mississippi naar de kusten van den grooten Ocennn.
voorberigt van Alex, von Humboldt. Vertanbi nit het Hoogdultsch door
Fr c. MC. Micha ie deel, Zutphen, v. Someren. & XIX, Karte
200 pp. Mit
(na; %.) 2 Thir. 21 Ner.
on. Bar Bemnrs respecting the supposel Discovery Iıy Dr. Kane of
the North Coast of Greenland and an Open Sea. (Proocselings of tbe R.
Gosgr. Soc, Vol. II, Na. nn
Snow, W, P. olumbia End on and our Colemies ounsidered practi-
ar, verir, and politieally, Londen, Pipe & (ia) wa
eologlent Survey of Canada ; Figures and Deserlptlons of Canadian
Remalns, Decsde 3, Sir W, E. Logan, Director. Montrenl. &. .. Tat
“ h
Vespwce. Les Voyrnges d’Amerio Vespuce au oompte de I eo, et len
mesuren itindraires ydes par les marins es; ols et po Ave et
XVle slödes Pour . aux Consbderations phsuen sur U’bisteire du
BrösiL Bulletin de is Boa de geogr., Septembre et gerad
Live, Trarels, and Adventures af Ferdinand
iR Lloyd. 8, 550 pp. (D.2.50,) 5 ’Thir.
i oris oder Reisen und Abenteuer der Astorerpe-
ditionen, 1. 3. 4,—10. Lig. Leipzig, Payne, & p MW, Jede Lig. 5 Ner.
SUÜD-AMERIKA.
Dabadie, F. A travers l!’Amärigue du Sud, Paris, Berne re AR,»
Ner.
Demersos dur. Considirstions kistori wiogranliguen sur los limites
rennserIption du Paraguay, (Bulletin ns Bor, de ir, Juiller, Andt.)
r. Gälich, im Thal des Uruguay und aufdem Gebilet der Bands Oriental
(Zeitschrift für allgem. Erdkunde, Oetober.)
Handeimann, H, (ieschichte von Brasilien. 1. Lfg. Berlin, 1800, u er.
&L Bd. p 1-1l8, URRESSER Ner.
Kietie, H.
Alexander v. Humboldt Refsen in die a yrag: ya Gegenden
Aunerika'n" 2 Bde, ” Aufl. Berlin, 18%87,5%, Hasselberg. 8, AVi, 735 pp. 2 Thir.
Maite-Brun, TV, A. Note sur ia phle pliysique de in Guyane. Les Bolirs
or beurs nonvelles | Röpebhenm. (Nour, Annales des voyages, Septembre.)
Manunl de Is naregadeon del rlo “n in Finn trndueldo dei fruncds y ooplosa-
mente wiliclonado con notielas de sumo Int tanto para In mayor seguridad em
su navezncion como en in de sus prinel ao aluentes, y con obserrariones sobre
las Jerrotas que se practican desde pa ü su embocadum y Y por
Miguel Lobo y Pedro Rindarets. Madrid, Bailly-Bailliöre. & XVI, 20
(12 rs.) 1 Er EN
Der Paraguay. Mit einer Karte des Stromlanfs des Paraguny oberhalb je
Eintiusses in den Purana nach Jer Aufnnhme des Lieut, Pruch, (Zuitschr, f. allg.
Erdkunde, Sepsember.)
Piassard, L. IMcouverte de mines d'or dans la Gayano vendzudlienne, (Bulle-
tin de In Bot. de neo. Aofıt.)
Leh Pre Hd Pi Ansiedlerleben In der Kolonie Blumenau. Eine Ahnen.
eig, Warner. En 2 Er
An tnnedt Oh La Celonlektien au Brdeil, Documents oliiciel. Paris, Gallien
min & Co, (4 fr) Tllr 10 Ner.
de Suint-Quantin, 4. Guyane frangalse; ses limites vers l'Amnzone.
Dupont. 8. 112 pp. Atit Karten,
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karte. Frankfurt = M., Auffartb. & 70 pp. 12) Ner.
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. SU, gr.
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*
595
Kartographische Arbeiten.
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fen ach R. Geogr. Soe,, Vol. rt No, 6, Im Wien,
tär - geographischen rg zu ”
Österreich. Kalserstantes, Nr. I
Atlanten und Karten über mehrere Erdtheile,
Atlas zur Geschichte des Consulats und des Kalserreichs von 4. Thiers.
16—19, Le Bikaabekh, Bensbeimer. Fol. 11 Karten. Jede L£r. 7) Nar.
Biach, — Der emsnt 10 Black's General Atlas of the World: a Series of «ix
new Maps, suitable für Ar: ee with recent edition“. By J. Bartkote-
new, Jun. Edinburgh, & "I. Black. Fol, Lo 6d.) 3 Thir.
Buchenes, Fr, Atlas zum Gohrmuche beim ersten se) Umnersanie
sowie zur nzung der gewöhnlichen Schulatianten für «die Schulen Bremens
und der Umgegend. Bremen, Kühbtmann & Co. 4 5 Karten. Su Nr.
C. A. Petit Atlas de geographie et de eosmographie, eompost de
10 cartes coloriden A deux telmtes ... avec in texte en eartes,
Ouvrage spprourd WEN ia Sociöti des Instituteurs et Institutrioms de Paris, 2e eilt,
gr" Hu« u E
Ian,
wulting Index. Lomlon, Ward & Lock. (15 #.) 6 Thir.
Farnid, 4, Hand-Atlıs der allgemeinen Erdkunde, Länder « und Staaten-
kunde ete, in 80 Karten nebst einem Abrisse der allgemeinen Erdkunde und der
phys. Beschreibung d. Erdobertläche, 35.—87. Hft. Jonghaus. Fol. 6 Bl,
Jedes Heft 123 Ner.
r, €. Schul- Atlas der neuesten Erdbeschreibung. In 30 Karten. ‚Sach
Gase:
den besten Quellen bearb. #. Aufl. Stuttgart, Krals 6 Hi in. 4. 1 Thir,
Hnnd-Atlas der Erde und des Himmels in 70 Liefgn. Neu redigirte Auen:
29, ı. 30. Liefje. Mit Text. Weimar, Geogr. Institut Fol Jede Liefg, 10
Illmstrirter Hand- Atlas fir Freunde der Erdkunde und zum Gebrauch beim
terricht. Im Verein mit Zärenfr. Lender und Heinr. Leutemann hrag. von Thdr,
Schade. 2 BL in Stahlst. init erlänt. Texte. 1. Lig. Leipzig, ine re
15 Ner.
4 Bl. Text 13 pp.
Besiheint in 4 Liefgeungen.
Hand-Atlas für Schüler beim Unterrichte s B dp Oesgrupbie und Osschichte,
Von 4A. Bertbelt, 5, Siket und &, Petermann, Leipzig, 1588, Klinkharit.
8 0 Karten, 2 Nur.
The Harrow Atlas of Modern n Gmmmeiy, with Index, selecteil from the M
lished under the wu denee of the Soelsty fur the Difunion of
wiedge. New edition. London, Stanford. Fol. Jar 6d4,) 5 Thir.
Kiepert, I. Atlas antiquus, Eight Maps of the Anelent Work for Schools
and Col Zonden, w & No Fol. (68.) 2 The. 12 N;
8 Karten zur alten Gesch te entworfen und beart, Berlin, 1
D, Reimer. Fol. geh. 1} Thir.; geb. 1} Thir. ; einzelne BL "6 Ner.
Inhalt: 1. Imperia Penarıa et denum. 2. Asin eiterior. [Asia miner,
Era: Axsyria, Armenia) 3. um insulis et orls maris Aegnel.
4. (iraocia ampHore mwululo_ deseripea. 5. Italia. 6. Italine pm media enm
delinentione Urbis Romane, 7, Gallia, Britannia, Germanis, #, Imperium Ro-
manum,
m Fiusmetze dazu. Ebendas. Fol. 6 Hrh. Bl, } Thir.; einz. Bl. 3 Ser.
Inhalt: 1. Vorder-Asion [Persisches und Maoedonisches Reich]. 2. Went-
Syrien, Assyrien u. Armenien). 3, Griechen-
liches Vorter- Asien he
Ind. 4. Italien. &, Mittel - Europa [Gallia, Britannia, Germanis]. 6. Mittel-
und Süud-Europs [Rösnisches Rolch).
euer Hand» Atlas über alle Theile der Erde. & Liefg. (& Nord-
westl. Deutschland, #1. Pommern u. Preussen. 13, Galizien, Ungarn u. Neben-
länder, 40. Si-Amerika. Berlin, 1), Reimer. Fol. 1 Thir. 18 Ner.; einz. Karten 15 Ner,
Mitner, Th. A deseriptive Atlas of Astromomy, and of Pluyaieal and Politienl
(30 «) 12 Thlı.
ms kaarten voorgestehl als tee! no op de
lei. Groningen, Ovmkens. 4 ® Bi. (fi. Su) 1 Thlr 2Ngr. Jedes IN, cm
(20 eis.) D Ngr.
Pätz, W. Historisch-geogru
weaek Mit erläuterndem Texte, Mit 9 illum. Karten nuf 8 Taf.
burg, 185%, ol. 21 pp. Text. 2 Ngr.
Bcbonf-Atins van alle deelen der narde in 24 Kaarten, 2.
Exc. den heere Graaf J. van den Bosch. de druk. Rotterdam 2 Mi.
In. 3) Sr 3x Nr
1
Hierzu gratis: Haandbockje der a er door Ritter. Ihäd., 1867.
% sp elbe besonders (30 ein. 5 Nar.
The Weekly Düspatch Atlas Unmstructed un Edw. Wstier. ey pt "eekly
Dispatch Office, FoL Maps 1—#7. Jedes Blatt ) 6 Ngr.
Karten von Europa.
Bäbter ,„ J. 4. Reise» und Eisenbahnkarte von Deutschland und den
angränzenden Ländern a London, Mailand, Warschau md Könlgsberg; malt No-
tizen Über Fahrzeit und F e etc., auf den vorzäglielsten Eisenbahnen und
über Fluass-Dampfschifffahrten. 12. Aufl.” Nürnberg, Lotzbeck. In 8. 4'arton, uy
Dewatd, @. d. 8, Wandkarte von Europa. Entworfen und gezeichn für
den Schulgebrauch. Erlangen, Palm Fol 4 Bl 1 The.
Kueatd, Wandkarte der Europälschen Stanton im Maassstabe r. 1:2. 00000
mit Bezeichnung der Eisenbalınen und Telegrapbenlinien, Hauptstrassen u. Uanäle,
Darmstadt, Jonghans. Fol, 9 Bl 2 Thlr, 15 Nor,
Lauer, H. Eisenbahn-Karte von Mittel-Europs mit Angabe sÄtmmtlicher Rahın-
genen und Postrerbindungen. Nach den besten, neuesten Quellen entworfen,
& rerid, Aufl. Berlin, I Schotte & Un. Fol, [1 Ner,
Weiland, C., F, Gem -Karte von Deutschland nehst der Schweiz. Nach
(demen) Zeichnung vervollst u theilwelss beriebtiget von H. Kiepert. (Neue
Ausg.) Maassstühe im V. von 1:1,450000 er Natur Weimar, ‚gr,
2 Thir. 15 Ngr,
her Schul-Atins, 2. Abtb.: Die mittlere und ,
596 Bibliographie, Oktober, November, Dezember 1858,
Hoyf, K. Historisch-genealoglscher Atlas. Abt, I.: Deutschland. Ba, 1, Go
FA Fol. XVI, 449 pp, Mit eingedr. Holzschn. 14 Thir.: Fred: Fe
ren .
Übersichtskarte der Umgebungen von Prag. Maassstab: 1 Zoll — 40% Kiafter.
Prag, Beilmann. 4 In 1&-Carton 4 Ngr.
r. Dechen, H. Geognostische Karte der Rheinprovinz und der Provinz West-
PO esc., anch der a ng des K Generabstabes u
Bertion Höxter, Maassstah: 1:80000, Berlin, Schropp, Fol
er Paulin & Le Chevalier. Fe
x (& fr. 50} 25 Ner.; color, (3 fr.) 1 Thir.
Speeisl-Atlas don Proussischen Staates In 26 color. erungs-Bezirka-Karten.
Mit Randbemerkungen über Geognosle, Hodenenitur un dustrielle Erzeugnisse
versoben, nebst An e der Oree Bo ich der lite der reis-Kassen,
Kircheukreise, K
Su - Cor neuen je eg sowie auch Es Tiete, historisch - merk-
gmten je eines en umge Beakin, u Erfurt,
win. Fol. Jede Lig. au 3 ptionspreis 12 Ner.
Back, H. Fiuss- und Cbirgskarte von Württemberg, Baden und Hobenzol-
lern mit Angabe der wichtigsten Höhenpunkte boarb. im Maassstabe 1 :451,000 der
ne bene Fol, 1 Thir. 4 Ner.
General von den re! Mansfchischen xu a
1 A. Ner.
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Karte von 3 Hessen, OT von dem bees
Baresıı des Kurflirstl. Hessischen n 40
& w. Gi. 1887. Seet. & 20. 21. B—A0, ray ‚Bohne, Fol. Tr
Inhalt: & Camel ee —_ ıl Tr
In Ayla. a Fr Öldendurt
us: H. Werrm-Bahn von und Anschlüsse omg
u. Lichtenfels. Manssst. in 1:350000, Chang, emasın jun. Fol. 8 N
Plan Her Universitätnstadt Jena. Aufgenommen von Studirenden Jena’ 1
zur 3o0jähr. Jubelfeier, Gez. von H. Bots. Masssst. in 1:4000 der wahren Länge.
Mit Text. „Zu den Gedenktafel.” Weimar, Klikn, Fol. 25 pp. Text in &, A Ngr.
Deikeskamp, Frir. Wiik, Relief der Schweizer und angränzenden Al
2. Ausg. 2. —e Liefg, Frankfurt a, M., ZuanAnaD, Fol, 5 Thir. 2er.
Inhalt: 2, Beet. IV. Bean Splägen und Beminerdin Tune. Scet.
81. Gotthard u, östlleber Theil de en Trner Oberlands. 1 Thir. 2N 3, Beet.
XI. Montblane und Chamsuny. Lae W’Anneey ete 1 “2 Nor.
das Entlibach m. Be VL Westl. Theil des Berner Ober-
landen. 1 Thlr. 2 gr. I& Beet. IK. Östlicher Theil des Genfer See's. Seet. X.
Tirell des Genfer See's, I Thir. 2 Ner. & Sect. Vlla Ublavenn
Bellinzona. VII Südlicher Theil der Simplonstrasse. VIlla. Nördlicher Theil
der Simplonstrasse. M Nur.
Techwdi, Team Schweizer - Karte für Reisende, entworfen und wer. v. ©. P.
Baur, Verjlingung 1:#14,250 nat. Länge, 81. Gallen, Scheitlin de Zellen. Fol
Auf Leinwand und Im engl 16,-Oarton. 21 Ngr.
Atias de l’Alsne, Canton. de Sodssons (Alame) at A’npebs les documents
authentiguos par 4. Decamp. So Deocamp, Fat.
Atlas cantonal de ia Haute - Saöne, Seesen Pe Veoal, carten des
eantons de Montbozon, de Seey-sur-Saöne. Arrondissement de Lure, carte des can-
gu eg et de LuxeuilL Grawd par Schiehle. Purls, Impr, Lemercler.
o)
Atlas eoammanal du departement de ia Beine Arrondissement et ennton de
Soenux : ea rl | de Bagn: ey! — de Grenelle, — d’Issy, — de a Tat -
eV. wi 1 dressd par O, Lefeere, and. par Aerit. Paris, impr. Lemer-
des wo
Carte des ehemins de ee; a
pagnien Paris, Andrirenu-Goujen. Fol.
Carte de Franoe au 1: while au Deipöt de la Guerre: No, 177, Salnıt-
em 5. 1%, Villerdal ; No, Urdon ; No, 255, Perpignan; No. 238, Cöret.
Curie u pour ie servien du ginle milltnire. 4 feullios. Paris, impr,
Kaepp‘ un
ke eg de H, Csrte gdologique de In Charente; gravde par Aeril, Parts, Impr.
Fremin, A. R. Nouvelle carte we et rontiöre de ia Frauee, Indiquant
toutes bes rontes de poste, royales partementales ; avoc les distanees comptdes
en Kilomdtren d’un Heu A un nn les chemins de fer endentds et en enustruction
rg que les Cannax navigubles et les rivieres. Paris, Te
Jane, Ad, Atlas historigne et gen er chemins de fer frangas:
tenant hult cartes gravdes sur meer. Paris, 1850, Hachette & Co. 4 „du 06 mp.
Vreittemin, Nouvelle enrte den voies de oommunlcation de PR... indiquant
Fa 7 Tea u aa Ka hass used age Paris,
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Binkkorst van den Binkkorst, J. J. Carte geiologique des eouchen erdtandes du
Limburg en dessons des assises quaternalres et tertiairon Maastricht, v.
America & Co, Fol (a. 1. 50.) 1 Thlr. 2 Ngr.
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Hucenne Carte topogra;
yirons "ade’ hal de 1
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Maelen, Fi wg Sfr.) 1 &
aan den Achth, Rand
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"slırm Depart. v.
Ares, @. Historische Atlas van Noon- ederland, van
van de XVie veuw tot op
heden, 90 af, 9e kaart: Nederland In 16
v. d. Meer & Verhru;
(f.2) 1 Thir. je Ner.
Fol, 30 pp.
Stering, WC. H. Geologische Kaart van Nederland, uitgevoerd door het
aphlsch Bureau van bet Departement van Oorloit, uhren. t van zljne
den Koning,, Bchnal van 1:201000, BI. 14, Kijn lets, Kruse-
man. Fol, (8. 1.) 21 Ser.
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Both, L. Kaart over Frederiksborg Amt. Kjöbenhavn, Stinck. = R x
D gr.
Kaart over Kjövenhavns Amt. Ibid. Fol. 2 »k.) 10 Ner,
— Kaart over Sorö Amt, Ibid. Fal. a) ne
Kur, orange Marken, a,
Bull, 4. Kort over Sjaelland med Möen og
ser. Para Grm af Matriklens er .
eyıblstl. og nase Deei).
vn, Bien & Kr Fol.
Both | Anrene 1 Isk Plan 3
og Vi af Atlas over
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Genernlstabens topographiske Atlas over Danmark. 20) Maribe. Kjöbenha
an 2 Harı u 3 Ta yo
yaisk-gen; Diumination 2 k.) 2 er.
Kart 11 1/1200000nmd Si Galerien a over Slesvi vincland re Eiter kis
ministerens recognosceret 1 Aarene Isb1 til 1864 rer! An
paa Grundlag nf Videnskabernes Belskabs ee red
Let Generalstaben. Nordrestre Biad L Vestre Blad Ken General-
staben. Fol. rd SE
Kaart over er 7.
Rettet til 1868 af Senne, Am og tredie Bind. Kjövenharn, Keep Fol
Petersen, H, €. Jernbanekort over Mellem-Europa. Odense. ya al Ner.
Plan of Kjübenhavn, revideret I Marken i Juni 1868 Kjöbenhn
Fol. (32 sk) 10 Near,
Karten von Asien.
Algemeene Atlas van Nederlandsch Indie, Lit offe brennen zamengesteld
deor P, Baron Melwill van Carnber. Blad 25, 26, 37 en , d eg Büliten
ger Blitong), de residentie Cheribon, Banjoemne en Tapal ia, Noman &
Fol Jedes BL (9. 2 Fayi 1 "lan. 16 Ner.
Jung, F, Atlas zur Geschichte des alten Hundes v on J. H. Kurtz. IM
fen un "mit en Texte versehen. Berlin, 150, J. A. Wohlgemuth. 4
6 Karten mit Text 32 & 2
Leonhard, P. H, Ekoickort over Palsestina, ti B
rug i Borger- og
skober. Ny rerideret Eier. Odense, Milo. Fol. 4 Bi (4 Ps Fr "Nez
van de Vetde, ©, W. from his own Surveys in
MM. er of the Holy Land,
1861 and IKGE, from those m 141 by Tg Rochfort Seott, Lieut.
Symonda and eier Ofkears of H. ze yal Engineers, and from the re-
sults of the researches made by I,ynch, Ro) | Wilson, Burckhardt, Soetzen etc.
Benlos: Proportion of 1 : 31000. Goa, Fol, # Blatt.
In engl. Mappe 7 'Tbir.
-— — Memsir to aeoompany the Map of tie Holy Land, from his own
Burvers in 1851 amd 1862: from those made In 1841 by Majars Rohe amd Rochfort
Boott, Lieut. Symonds and a or of H. M's. Corps of Ro 4 Enge and
from tlıe results of the researches made by Lynch, Robinson, Burckhardt,
Seetzen etc. Ibid. & II, 356 pp. Den 10 Re
Karten von Australien.
Dufowr, A. H. Ocdanie, — Polynösie et Microndsle.
ou Australie. — Carte de in Malulsie. Paris,
— Nourelle Holande,
Bartın. Fol 4 I. Jedes DL (30 0) 3 Nam.
‘
Karten von Amerika.
de Cordora, J. New and correct Map.of the State of Texas. Philadelphia Fol.
Dufour, A. H. Ansirigne ommtrale. — Amdrique weridionale, — Amdriqgue
eoolembienne et Guyane, — Brdsil, — Pros, Bolivie gi — Mexique, — Etat"
SEE nr Des heger =. tes anläiten, sun
Barbe. Fol, 9 Jedes Bi. (30 «) 8 Ner.
Mexique, Antillen et Californie. Paris, Panlin de Chevalier.
(2 fr. 0.) 25 Ner.; olor, (3 fr.) I Teir.
Hükn, W. Karte von —— ne init Benutzung der zur
sten Karten und Quellen. lirger. Fol, .
Johnson’s New Üerated rg embellishei County Map of the Repablie of
North Amerion with tbe adjacent Islands and Usuntries; eompfled, drawn, and en-
graved from United States’ Land and Coast Survoya, British Admiraley, and other
reliable Sonreen By D, Grifäng Johnson. New York and Washington, Johnson
& Breuing, pi (D. 8.) 16 Thlr.
H.Y. Notes om » Map of the United States and to adjacent Dountries
(Progeedings of tie R- Geogr. Soe., Vol U, No. 6)
(Geschlossen am 26, Fehruas 1850,)
Dock pen Exoeziaen- Rerune'sches Horsucemneckenzt ı9 Goriia.
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